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Full text of "Centralblatt für die Medicinischen Wissenschaften"

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Centralblatt 


für  die 


Unter  Mitwirkung  von 


Prof.  Dr.  H.  Senator  und  Prof.  Dr.  E.  Salkowski 


redigirt  von 

Prof.  Dr.  M.  Bernhardt 

in  Berlin. 


Dreiundvienigster  Jahrgang.  1905. 


BERLIN. 


Verlag  von  August  Hirschwald. 

NW.  Unter  den  Linden  6g. 


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fQ) 

A PR  27  1906  r] 
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CATALOGUED 

Aph  27  1908 

E.  H.  B. 


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milch  Erscheinen 
cn;  am  8i*hltiMt 
Jahrgangs  Titel.  Na- 
und  Sacli-Uagibter. 


Centralblatt 


Pr*lt»  de«  Jahrgängen 
28  Mark ; *u  Iwaiolicn 
durch  alle  litichhand 
I ungen  u.  Postanstallan. 


für  die 


medicinischcn  Wissenschaften. 


Inhalt:  Toibt,  Ueber  den  Winkelfortsatz  des  Unterkiefers.  — Swirski, 
Einfluss  des  Coffeins  auf  das  Vaguscentrum.  — His,  Ucber  die  Lage  des  Magens. 

— V.  Lkkgyh,  Bestimmung  der  Schwefelsäure  als  Strontiumsulfat.  — Jakuschr- 
witsch.  Zur  Kenntnis  der  Eiweissverdauung.  — Pfkii.,  Soethkek,  Ueber  die 
Ausscheidung  der  Harnsäure  beim  Gesunden  und  Arthritiker.  — Marzinowsky 
und  Bogbow,  Zur  Aetiologie  der  Orientbcule.  — Pirtrzirowski.  Unfall  und 
Tuberkulose.  — Gokt-ibb,  Gerngross.  Die  Leukocyten  bei  Perityphlitis.  — 
Tai.«*,  Operative  Behandlung  der  Lebercirrhose.  — Nicoll,  Angeborene  Stenose 
des  Pylorus.  — Zack,  Tetanus  mit  Augenmuskelparesc.  — Lake,  Entfernung 
der  hälbcirkellbrmigcn  Kanäle  bei  Schwindel.  — Srebrny,  Soor  beim  Erwachsenen. 

— G a r e k v , Bekämpfung  der  Tuberkulose.  — Ohlmüllbr.  Reinigung  des  Trink- 
wassers  durch  Ozon.  — Kämmerer.  Verhalten  der  Typhusbacillen  bei  Ikterus.  — 
Carter,  Akuter  Diabetes  insipidus  mit  Corna.  — Stein,  Behandluug  des  Dia- 
betes iusipidus.  — Bittork,  Ueber  Aortensklerose.  — Schulz  und  Müller, 
Fall  von  Pfortadertlirombose.  — Thikmich,  Ueber  Hysterie  im  Kindesalter.  — 
Sievert,  Ueber  multiple  Carciuomatose  des  Ccntralnervensystems.  — v.  H.u.uan 
und  Isfeld,  Zur  Pathologie  der  Hirnschcnkelliaube.  — Borri.  Endofaradisatiou 
und  Endogalvanisation  des  Magens.  — Haupt,  Nephritis  syphilitica  im  Früh- 
stadium der  Syphilis.  — Görki.l,  Zur  funktionellen  Niereudiagnostik.  — Sutkii, 
Ueber  den  Haruscheider  von  Lues  und  die  Ausscheidung  von  Indigokarmin  durch 
die  Nieren.  — v.  Fbanqu*,  Operative  Therapie  des  Carcinoma  utcri. 


Toldt,  Der  Winkelfortsatz  des  Unterkiefers  beim  Menschen  und  bei 
den  Säugetieren  und  die  Beziehungen  der  Kaumuskeln  zu  demselben. 

Wiener  akad.  Sitzungsber.  1904,  Bd.  113  (I.) 

Heber  den  als  Eckfortsatz,  Sandifort’schen  Fortsatz.  Proc.  lemurinictis, 

Apophysis  lemurinica,  Proc.  (Apoph.)  angularis,  Proc.  rami  mandibularis, 

Proc.  angnli  mandibulae  bezeichneten  und  als  sehr  primitiver  affenartiger 
atavistischer  Charakter  aufgefassten  Fortsatz  bat  T.  ausführliche  Unter- 
suchungen angestellt.  Ihre  Hauptergebnisse  gipfeln  darin,  dass  die  Ent- 
stehung eines  nach  unten  anstretenden  Winkelfortsatzes  durch  Inaktivitäts- 
atrophie an  der  Basis  des  Unterkiefers  bedingt  sei;  so  beobachtet  man 
ihn  auf  der  erkrankten  Seite,  wenn  es  infolge  einer  höhergradigen,  dauern- 
den Funktionsstörung  des  Kiefergelenks  gekommen  ist,  die  aber  nicht  so 
weit  ging,  um  eine  beträchtliche  Atrophie  der  Mm.  masseter  und  ptery- 
goideus  internus  uud  eine  starke  Degeneration  des  Unterkiefers  zu  bewirken. 

XLLII.  Jahrgau g.  . - ■ — 1 

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PAUL  B HORBBR 

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230  E.  MH"  ST-  N.  V ] 


2 


■SwiKNKI 


No.  1. 


In  diesen  Fällen  findet  man  statt  des  Winkelfortsatzes  die  Schlittenknfen- 
forra  der  Mandibula.  Auch  der  Umstand,  dass  auf  der  nicht  erkrankten 
Seite  ähnliche  Formänderungen  Vorkommen,  wenugleicli  in  geringerem 
Maasse,  spricht  gegen  die  Entstehung  des  Fortsatzes  durch  Knochen- 
wucherung. Auch  bei  normalem  Kiefergelenk  kann  es  unter  den  ungemein 
variabeln  Verhältnissen  am  Unterkieferwinkel  zur  Bildung  eines  Vor- 
sprunges kommen,  wenn  nämlich  durch  frühzeitiges  Ausfallen  eines  oder 
mehrerer  .Mahlzähne  eine  Atrophie  des  Unterkiefers  im  ganzen  oder  nur 
in  dem  Molarbereiche  eingetreten  ist.  Die  unmittelbare  Ursache  ist  dann 
der  Schwund  des  Knochengewebes,  der  das  Ansatzgebiet  der  Kaumuskeln 
weniger  oder  in  anderer  Weise  betroffen  hat,  als  den  unmittelbar  nach 
vorn  von  ihm  gelegenen  Knochenbezirk.  Beide  Gruppen  stimmen  auch 
darin  überein,  dass  sie  büchst  augenfällige*  Beispiele  von  der  grossen 
Wandelbarkeit  der  Formen  des  menschlichen  Unterkiefers  und  dem  un 
gleichen  Verhalten  seiner  beiden  Hälften  aufweisen.  Abgesehen  von  diesen 
Formen  kommen  kleinere  nach  unten  gerichtete  Vorragungen  häufig  durch 
das  Hervortreten  stärker  ausgebildeler  MuskelhOckerchen  zu  stände,  ln 
einzelnen  Fällen  besteht  allerdings  ein  Winkelfortsatz  erheblicherer  Grösse, 
der  nicht  durch  Atrophie  der  Basis,  sondern  durch  aussergewöbnlichen 
Anwuchs  von  Knochensubstanz  entstanden  ist.  Eine  solche  Winkelfortsatz- 
bildung kann  von  dem  Zeitpunkte  an,  zu  welchem  sich  der  bleibende 
Kieferwinkel  bildet,  bis-  zum  Eintritt  des  Greiscualters  jederzeit  zu  Stande 
kommen. 

Die  Art  max.  ext.  hat  mit  der  Entstehung  des  Winkelfortsatzes  ge- 
wiss nichts  zu  tun;  (loch  bedingt  sie  diese  Einsenkung  des  unteren  Randes 
an  der  Stelle,  wo  sie  ihm  anlagert  und  hat  so  auf  die  Beschaffenheit  des 
vor  dem  Fortsatze  befindlichen  Teiles  des  unteren  Randes  einen  unver- 
kennbaren Einfluss.  — Die  Mm.  masseter  und  pterygoideus  int.  zeigten 
sich  in  zwei  Fällen,  bei  denen  es  durch  Atrophie  zu  einer  Winkelfortsatz- 
bildung gekommen  war,  ebenfalls  atrophisch:  aber  das  Ansatzfeld  büsst 
wohl  an  Breite,  nicht  aber  an  Höhe  ein  und  so  erleidet  auch  der  Knochen 
des  Muskelgebietes  keine  nennenswerte  Höhenabnahme.  Andererseits  ist 
die  Möglichkeit  nicht  von  der  Hand  zu  weisen,  dass  in  Fällen  besonders 
starker  Ausbildung  der  Kaumuskeln  auch  ein  aussergewöhnliches  Wachstum 
des  Ausatzfeldes  angenommen  werden  könnte.  — Die  Rolle  der  Fascia 
colli,  die  mit  ihrer  Pars  angularis  vom  Unterkieferwinkel  entspringt,  könute 
als  eine  Zugwirkung  in  der  Richtung  nach  unten  präcisirt  werden.  In 
den  beiden  Fällen  von  Winkelfortsatz  trat  in  der  Tat  eine  kräftige  Aus- 
bildung des  Fascienapparates  hervor;  doch  kann  sie  nicht  als  notwendige 
Voraussetzung  zur  Entstehung  des  Fortsatzes,  sondern  vielmehr  als  Hülfs- 
moment  für  die  Verhinderung  des  Knochenschwundes  atu  Winkel  ange- 
sprochen werden.  Poll. 


(i.  Swirski,  Ueber  die  Beeinflussung  des  Vaguscentrums  durch  das  Coffein. 
Arch.  f.  d.  ges  Physiol.  Bd.  104,  S.  200. 

Es  war  bekannt,  dass  die  Injektion  von  Coffein  l’ulsvcriangsamung 
bei  Tieren  hervorruft,  deuen  die  Vagi  erhalten  sind;  nach  Durchschneiduug 


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No.  1. 


Hu.  — v.  Lkkuth. 


3 


derselben  verschwindet  das  Phänomen.  Am  isolirten  Säugetierherzen  ist 
eine  Pul.sverlangsamnng  nicht  zu  constatiren ; sie  ist  also  wohl  durch  eine 
Erregung  des  Vaguscentrums  bedingt.  Verf.  hat  sich  nun  die  Frage  ge- 
stellt, ob  das  Vaguscentruin  direkt  durch  das  Coffein  selbst,  oder  sekundär 
durch  die  Erhöhung  des  Blutdrucks  oder  die  Erregung  des  Atemcentrums 
gereizt  wird.  Er  glaubt  auf  Grund  eines  zum  Schluss  seiner  Arbeit  mit- 
geteilten Versuches  am  Hunde  zu  der  Annahme  berechtigt  zu  sein,  dass 
das  Coffein  das  Vaguscentrum  direkt  erregt.  Die  wirksame  Dosis  für  den 
Hund  beträgt  0,1  g,  für  das  Kaninchen  0,0025 — 0,005  g,  intravenös  in- 
jicirt.  Das  Phänomen  der  centralen  Vagusreizung  ist  ziemlich  ineonstant, 
da  es  nur  in  4 pCt.  der  Fälle  bei  Kaninchen  zur  Beobachtung  kam;  eine 
Erklärung  für  dieses  wechselnde  Verhalten  kann  nicht  angegeben  werden. 
Die  anfänglich  nach  kleinen  Coffeindosen  beobachtete  Blutdrucksteigerung 
führt  Verf.  auf  eine  vorübergehende  Herabsetzung  des  Tonus  des  Vaso- 
motorencentrums  zurück,  einen  wahrscheinlich  reflektorischen  Vorgang, 
„wobei  die  depressorische  Wirkung  auch  ohne  Vermittelung  der  Depressoren 
zu  stände  kommt.“  Die  folgende  blutdrucksteigernde  Wirkung  des  Coffeins 
ist  bedingt  durch  eine  direkte  Erregung  des  Vasomotorencentrums;  die 
Riickenmarkscentren  spielen  dabei  nur  eine  untergeordnete  Rolle. 

Gust.  Km  an  u el. 

W.  His,  Studien  an  gehärteten  Leichen  über  Form  und  Lagerung  des 
menschlichen  Magens.  Arcli.  f.  Anat.  u.  Physiol.  (Anat.  Abteil.)  1904, 
H.  5 u.  6,  S.  345. 

An  der  Hand  einer  grossen  Reihe  von  Abgüssen  des  Magens,  die  so- 
wohl vor,  wie  nach  Herausnahme  dieses  Organs  aus  seiner  natürlichen  Lage 
an  formalin-gehärteten  Leichen  gewonnen  sind,  beschreibt  H.  eine  grosse 
Zahl  anatomischer  Eigentümlichkeiten,  wobei  er  eine  z.  Z.  neue  Nomen- 
klatur vorschlägt.  Weiter  weist  er  nach,  dass  die  klassische  Ansicht, 
wonach  mit  eintretender  Füllung  die  grosse  Curvatur  des  Magens  sicli 
nach  vorn  drehen  sollte,  durchaus  falsch  ist;  denn  gerade  das  Gegenteil 
findet  statt,  dabei  nimmt  die  Pars  pylorica  an  der  Ausdehnung  des  Ge- 
samintmagens  einen  verhältnismässig  nur  geringen  Anteil.  Ob  die  steilere 
Magenstellung  des  Weibes,  die  dem  fötalen  Zustande  entspricht,  eine  Ge- 
schiechtseigentümlichkeit  ist  oder  durch  den  Druck  der  Kleidungsstücke 
bedingt  ist,  lässt  er  dahingestellt. 

Endlich  beschreibt  er  mehrere  Fälle  von  ausgeprägten  Schnürinägen 
und  schildert  die  Verlagerung  des  Magens  durch  Gravidität. 

S.  F.  Nicolai. 

R.  v.  Lengyd,  lieber  die  Bestimmung  der  Schwefelsäure  im  Harn  mittels 
alkoholischer  Strontiumchloridlösiing.  Pflüger’s  Arcli.  f.  d.  ges.  Physiol. 
Bd.  104,  p.  514. 

v.  L.  empfiehlt  zo  einer  schnelleren  und  genaueren  Bestimmung  der 
Schwefelsäure  im  Harn  folgende  nach  einem  Verfahren  Silherbekuer’s 
modificirtc  Methode.  25  ccm  Harn  aufs  dreifache  verdünnt,  werden 
mit  5 cciu  verdünnter  Salzsäure  ungesäuert,  erhitzt,  mit  5 ccm  alkoholischer, 
gesättigter  Chlorstrontiumlösung  ausgefüllt;  man  fügt  150  ccm  95proc. 

1* 


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4 


■1  AKI'HCHKWITSC  H.  — 1’rKlL.  SoKI  IIKKH. 


No.  1. 


Alkohol  hinzu,  erhitzt  einige  Stunden  auf  dem  Wasserbade.  Nach  Auf- 
füllen zum  ursprünglichen  Volum  und  Erkalten  Aufspritzen  des  Niederschlages 
mit  Alkohol  im  Filter,  Waschen  mit  dünnem  Alkohol  bis  zum  Ver- 
schwinden der  Chlorreaction.  Einäschern  des  Filters,  sehwaches  Glühen. 
Nach  dem  Erkalten  Zusatz  einiger  Tropfen  verdünnter  Schwefelsäure,  noch- 
mals Glühen.  — Strontiumsulfat  geht  nicht  durch  das  Filter,  auch  sind  die 
Niederschläge  frei  von  fremden  Beimengungen.  A.  Loewy. 


S.  Jakuschewitsch,  Untersuchungen  über  die  Anwendung  der  biologischen 
Methode  zur  Ermittelung  der  Verdauung  der  Ei  weisskörper  im  Magen- 
darmkanal. Zeischr.  f.  Hygiene  und  Infectionskrankheiten,  Bd.  48,  p 828. 

J.  wollte  feststellen,  ob  im  Magendarmkanal  nnabsorbirt  gebliebenes, 
in  den  Fäces  erscheinendes  Nahrnngseiweiss  durch  die  Präcipitinreaction 
nachzuweisen  sei.  Er  liess  Serum  von  Kaninchen,  die  mit  Ritiderserum- 
injection  behandelt  waren,  auf  Fäcesauszüge  von  Menschen  wirken,  die 
120—150  g rohes  Rindfleisch  erhalten  hatten,  ln  30  Versuchen  erhielt 
er  nie  einen  Niederschlag.  Das  Nahrnngseiweiss  ist  also  im  Magcndarm- 
kanal  derart  verändert  worden,  dass  es  keine  Präcipitinreaction  mehr  gab. 
Besondere  Versuche  zeigten,  dass  die  Pepsinsalzsäure  des  Magens  und. 
wo  die  Salzsäure  fehlt,  wohl  die  vorhandene  Milchsäure  die  Eiweisse 
derart  ändern,  dass  sie  nicht  mehr  präcipitabel  werden. 

A.  Loewy. 

1)  P.  Pfeil,  Geber  den  Einfluss  der  Nahrungsaufnahme  auf  die  Aus- 
scheidung der  Harnsäure.  Ztschr.  f.  physiol.  Ch.,  Bd.  40,  S.  1. 

2)  Fr.  Soetbecr,  Geber  den  Einfluss  der  Nahrungsaufnahme  auf  die  Aus- 
scheidung der  Harnsäure  bei  Arthritis  urica.  Ebenda,  S.  211. 

3)  Fr.  Soetbeer,  Ein  Stoffwechselversuch  bei  Gicht.  Ebenda,  S.  55. 

1)  Der  Gesunde  stellt  sich  bei  fleischfreier  Nahrung  in  1—2  Tagen 
auf  das  Minimum  seiner  Harnsäureausscheidung  ein.  Die  Form  seiner  drei- 
stündigen Harnsäureausscheidung  stellt  eine  gerade  Linie  dar  mit  einer 
mehr  oder  weniger  starken  Steigerung  am  Morgen.  Nach  Fleischgenuss 
erreicht  die  Harnsäureausscheidung  in  der  Tagesmenge  sofort  einen  ziemlich 
hohen  Wert,  und  zwar  beträgt  die  Steigerung  0,4— 0,5  g Harnsäure  pro 
340  - 350  g Fleisch.  Diese  Steigerung  tritt  auch  nach  längerer  fleischfreier 
Periode  sogleich  am  ersten  Tage  ein.  Die  Form  der  Ausscheidungskurve 
ist  auch  bei  Fleischgenuss  individuell  unabhängig  und  charakteristisch. 

2)  Vf.  fand,  dasss  der  Einfluss  der  Nahrungsaufnahme  bei  Arthritis 
urica  auf  die  stündliche  und  tägliche  Ausscheidung  der  Harnsäure  von  der 
Norm  abweicht.  Bei  chronischer  Gicht  hat  fleischfreie  Kost  kleinere  Ab- 
weichungen von  der  normalen  Form  der  Ausscheidungskurve,  namentlich 
eine  plötzliche  Steigerung  der  Dreistundenwerte,  zur  Folge.  Nach  Genuss 
von  300  g Fleisch  nebeu  der  gemischten  Nahrung  wird  die  Regelmässigkeit 
der  Ausscheidung  gestört,  auch  letztere  quantitativ  erheblich  vermindert. 
Bei  akuter  Gicht  wird  während  des  Anfalls  bei  fleischfreier  Kost  nur  eine 
geringfügige  Abweichung  von  der  Norm  beobachtet;  nur  die  Morgen- 
sleigerung,  die  mau  beim  Gesunden  beobachtet,  fehlt  meistens  im  Giclit- 


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No.  1. 


Mabzisowbky  und  Boobuw.  — Pibtbzikowski. 


5 


anfall.  Dagegen  bleibt  nach  Genuss  von  300 — 360  g Fleisch  die  quanti- 
tative Zunahme  der  Harnsäure  im  Harn  völlig  aus,  auch  die  Ausscheidung«-  ‘ 
kurve  weist  völlige  Regellosigkeit  auf.  die  tiefgehende  Störungen  der  Harn- 
säureausscheidung anzeigt. 

3)  Gichtkranke  und  Gesunde  zeigeu  Differenzen  in  der  Harnsäureaus- 
scheidung  (s.  vorst  Ref.),  aber  auch  andere  Harnbestandteile  weisen  Unter- 
schiede auf.  Während  Kontrollpersoneu  3,5 — 4,5  pCt.  HNj-Stickstoff  vom 
Gesamt-N  ausscheiden,  ist  dieses  Verhältniss  beim  Gicbtiker  1—2,2  pCt. 
Besonders  auffallend  ist  eine  Minderausscheidung  von  3,5  g Kalium  inner- 
halb zweier  Tage  gegen  die  Norm.  Vf.  fand  auch  die  alte  Behauptung  be- 
stätigt, dass  Gichtbarn  saurer  als  normaler  ist.  Neuberg. 


Marzinowsky  und  Kogrow,  Zur  Aetiologie  der  Ürientbeule.  Virch.  Arch. 

Bd.  178,  H.  1,  Oct.  1004,  S.  112—123. 

9jähriger  Perser  mit  iiitiltrirten,  dunkelroten,  z.  T.  nlcerirten  Stellen 
an  Nasenspitze,  rechter  Wange  und  rechter  Ohrmuschel,  ln  Ausstrich- 
präparaten von  den  Granulationen  des  Geschwürsbodens  fand  sich  eine 
grosse  Anzahl  Körperchen  von  ovaler,  selten  rundlicher  Form,  1 — 3 p 
gross,  hauptsächlich  im  Protoplasma  von  epithelioiden  Zellen,  seltener  frei- 
liegend. Die  freiliegenden  zeigten  eine  schwach  fortschreitende  Bewegung. 
Bei  Färbung  nach  Giemsa  erschien  an  einem  Pole  eine  grössere,  in  der 
Mitte  des  Gebildes  eine  kleinere  Chromatinmasse.  Der  Teilung  des 
Körperchens  geht  eine  Teilung  der  Chromatinanhäufungen  (Makro-  und 
Mikronukleus)  voraus.  In  Uebereinstimmuug  mit  anderen  Autoren  halten 
Verf.  diese  Körperchen  für  die  Erreger  der  Orientbeule  und  zwar  für  Pro- 
tozoen, äusserst  nahe  Verwandte  der  Trypanosomen.  Kulturen  auf  allen 
möglichen  Nährböden  angelegt,  blieben  steril,  Tierversuche  (Meerschweinchen 
und  Kaninchen)  fielen  negativ  aus.  Beitzke. 


E.  l’ietrzikowski,  Ueber  die  Beziehungen  von  Unfall  und  Tuberkulose  mit 
besonderer  Berücksichtigung  der  Gelenk-  und  Knochentuberkulose.  Zeit- 
schr.  f.  Heilk.  Bd.  24,  H.  9,  S.  187. 

Auf  Grund  der  z.  Z.  vorliegenden,  auf  dem  Wege  experimenteller 
Untersuchungen  gewonnenen  Ergebnisse  ist  nach  P.  der  ursächliche  Zu- 
sammenhang zwischen  Trauma  und  nachfolgender  tuberkulöser  Lokaler- 
krankung  der  durch  das  Trauma  getroffenen  Knochen  und  Gelenke  keines- 
wegs einwandsfrei  erwiesen.  Eine  Reihe  der  erzielten  positiven  Resultate 
legt  nur  die  Vermutung  nahe,  dass  experimentell  erzeugte  posttraumatische 
Gelenk-  und  Knochentuberkulose  erst  dann  zur  Entwicklung  kommen,  wenn 
auch  schon  anderenorts  im  Organismus  eine  Localisation  eines  tuberkulösen 
Erkrankungsherdes  vorhanden  ist.  Durch  die  klinische  Erfahrung,  durch 
die  statistischen  Berichte  und  durch  eine  grössere  Reihe  gut  beobachteter 
Fälle  erscheint -es  zweifellos,  dass  das  Trauma  zuweilen  bei  gesunden 
oder  anscheinend  an  keiner  diagnosticirbaren  Tuberkulose  leidenden  Indi- 
viduen, relativ  häufiger  bei  schon  an  Tuberkulose  Erkrankten  als  vor- 
bereitend mitwirkendes  Moment  für  die  Localisation  des  posttraumatischcn 


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6 


fiuKTJK«.  (tKRSOHOSS. 


No.  1. 


tuberkulösen  Krankheitsprozcsses  an  Knochen  und  Gelenken  angesehen 
werden  muss.  In  der  Kegel  bilden  Traumen  leichteren  Grades,  Quetschungen, 
Zerrungen,  Erschütterungen  etc.  mit  ihren  geringeren  primären  Verletzungs- 
folgen die  Grundlage  für  die  posttraumatischen  Gelenk-  und  Knochen- 
tuberkulosen. Die  Entstehung  dieser  Leiden  im  Gefolge  von  schweren 
Gewaltseinwirkungen  und  den  dadurch  bedingten  Frakturen,  Luxationen, 
Zerreissungen  u.  dgl.  m.  gehört  zu  deu  grossen  Seltenheiten.  Um  einen 
posttraumatischen  neuen  tuberkulösen  Gelenk-  und  Knochenprozess  in  einen 
ursächlichen  Zusammenhang  mit  dem  Trauma  bringen  zu  dürfen,  muss  vom 
ärztlichen  Standpunkt  sowohl  in  Bezug  auf  die  räumliche  Kontinuität  als 
auch  auf  die  zeitliche  Entwicklung  der  Erkrankung  ein  unzweifelhafter 
Zusammenhang  mit  dem  erwiesenen  Betriebsunfall  erfordert  werde.  Der 
Zeitraum  zwischen  Unfall  und  den  ersten  zur  Diagnose  verwertbaren 
Symptomen  darf  weder  zu  kurz  (wenige  Wochen)  noch  zu  lange  (höchstens 
ein  Jahr)  angenommen  werden.  Entwickelt  sich  an  der  Verletzungsstelle 
in  relativ  kurzer  Zeit  — nach  Tagen  oder  wenigen  Wochen  — meist  unter 
Zeichen  heftiger  lokaler  Ausbreitung  ein  als  solches  diagnosticirbares  tuber- 
kulöses Gelenk-  oder  Knochenleiden,  so  wird  in  der  Regel  der  berechtigte 
S ehluss  erlaubt  sein,  ein  bereits  am  Orte  der  Verletzung  vorhandener, 
temporär  ruhender  oder  scheinbar  keine  schwere  Funktionsstörung  bedingen- 
der älterer  Krankheitsherd  sei  durch  den  Unfall  wieder  neu  angefacht  oder 
zu  rascherem  Zerfalle  und  zur  Verbreitung  angeregt,  beschleunigt  und  ver- 
schlimmert worden.  Joach  i rast  h a 1. 

1)  Goetjes,  Beiträge  zur  Frage  der  Leukocytose  bei  Perityphlitis.  Münch, 
med.  Wocli.  1303,  No.  17. 

2)  (ierngross,  Perityphlitis  und  Leukocytose.  Ebenda  No.  37. 

1)  An  dem  Materiale  KoTTER's  (Berlin,  kathol.  Krankenhaus)  hat  G. 
die  Curschmann’sche  Beobachtung  der  Leukocytose  bei  abdominellen 
Eiterungen  sehr  sorgfältig  nachgeprüft.  HO  pCt.  fielen  im  positiveu,  20  pCt 
im  negativen  Sinue  ans.  Gerade  aber  in  diesen  20  pCt.  wäre  eine  richtige 
Erkenntniss  von  grossem  Werte  gewesen;  d.  h.  wenn  man  sich  in  solchen 
Fällen,  d i.  in  diesen  20  pCt.  auf  die  Leukocytenzählung  verlassen  wollte, 
könnte  man  sich  schwer  täuscheu.  Im  übrigen  stimmen  G.‘s  Ergebnisse 
etwa  mit  denen  von  Kuethner  überein:  „Bei  einer  dauernden,  hohen 
Leukocytose  (20—3001X1)  ist  allemal  bei  der  Perityphlitis  auf  einen  eitrigen 
Prozess  zu  schliessen,  wenn  nicht  sonstige  Leukocytose  erregende  Kompli- 
kationen vorhanden  sind.“  (Gerade  der  letzte  Satz  erscheint  dem  Rcf. 
wichtig;  jede  Angina  z.  B.  kann  plötzlich  eine  hohe  Leukocytose  bewirken 
und  es  ist  absolut  nötig,  sich  bei  jedem  Fall  klar  zu  machen,  ob  die  hohen 
Lcnkocytenwerte  auch  wirklich  auf  die  Perityphlitis  zu  beziehen  sind.) 
Schwere  klinische  Erscheinungen  und  geringe  Leukocytose  gaben  ein 
Signum  rnalom.  Bei  diffuser  Peritonitis  ist  die  Leucocytenzähluug  nicht 
zu  verwerten. 

2)  Aus  den  Resultaten  dieser  Arbeit,  die  im  Grossen  und  Ganzen  mit  denen 
CurschmaNn’s  übereinstimmen,  sei  hervorgehoben,  dass  selbst  ein  mehr- 
tägiges Steigen  der  Leukocytenzahl  über  25O00  nicht  unbedingt  die  In- 
dication  zur  Operation  giebt.  Recht  instruktiv  dafür  ist  G.’s  Fall  No.  Io. 


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No.  1. 


Tai.ua.  — Nicoi.i..  — Zack.  — Lakk. 


7 


Ein  12jähr.  Pat.  erkrankt  am  3.  Tage  einer  Angina  mit  Erbrechen,  Leib- 
.schmerzen  und  Schüttelfrost  und  es  wird  am  3.  Tage  schon  ein  grosses 
Exsudat  koustatirt.  Am  3.  bis  10.  Tage  der  Perityphlitis  zählt  man 

25000  bis  36000  Lenkocyten.  Es  wird  nicht  operirt  und  Pat.  kann  nach 
5 Wochen  geheilt  entlassen  werden.  Auch  G.  weist  darauf  hin,  dass  in 
Fällen  von  plötzlicher  Perforationsperitonitis  die  Leukocytenzählung  ver- 
sagt. Ist  also  Leukocytose  vorhanden,  so  kann  das  Symptom  als  Stütze 
und  weiterer  Beweis  für  die  übrigen  Symptome  dienen,  sie  giebt  aber 
keinen  sichern  Indikator  für  den  Moment  der  Operation;  für  diese  bleibt 
die  Beobachtung  des  Kranken  das  Maassgebende.  Unger. 

S.  Talma,  Oh  irurgische  Oeffnung  neuer  Seitenbahnen  für  das  Blut  der 
Vena  portae.  Bert.  klin.  W'ochenschr.  1904,  No.  34. 

Während  das  häutige  Verschwinden  des  Ascites,  der  Hanptbescliwerde 
der  Lebercirrho.se,  sicher  der  Omentopexie  zu  Gute  zu  rechnen  ist,  ist  die 
Frage  der  Beeinflussung  der  Cirrhose  selbst  durch  diese  Operation  vor  der 
Hand  noch  zu  verneinen.  Was  die  Frage  anlangt,  ob  die  Talma’sche  Ope- 
ration die  Gefahr  der  Blutung  ans  den  überfüllten  Venen  der  Bauchein- 
geweide herabsetzt,  so  wird  eine  Heilung  von  Varicen  dieser  Teile  nicht 
erwartet  werden  können,  hingegen  wird  durch  Erweiterung  der  Gefässbahn 
und  dadurch  bedingte  Druckerniedrigung  die  Gefahr  der  Ruptur  herab- 
gesetzt und  der  Varicenbildnng  vorgebeugt.  — Auch  bei  Thrombose  der 
Pfortader  ist  der  Wert  der  Anheftung  des  Omentum  au  die  Baucliwand 
nicht  zu  verkennen,  wie  aus  einer  ausführlich  mitgeteilten  Krankheitsge- 
schichte  erhellt.  Peltesohn. 

H.  Nicoll,  Congenital  hypertrophic  Stenosis  of  the  pylorus.  Brit.  Med. 
.loutn.  1904,  29.  Oct. 

N.  hat  14  Fälle  gesehen;  von  9 operirten  Fälleu  starben  3.  Die 
Hauptsymptome  sind  dauerndes  Erbrecheu  und  meist  Verstopfung.  Die 
Magendilatatiou  ist  häutig  nicht  nachzuweisen.  Einen  fühlbaren  Tumor 
fand  N.  nur  in  20  pCt.  der  Fälle.  Die  Abmagerung  pflegt  sehr  erheblich 
zu  sein.  Die  Behandlung  bezweckt,  wenn  möglich  zunächst  eine  Kräftigung 
des  Kindes  durch  Diät  und  Rectaleruährung.  Die  Operation  besteht  in 
stumpfer  Dehnung  des  Pylorus  nach  Loreta  mit  oder  ohne  Gastro- 
enterostomie. Philipsthal. 


E.  Zack,  Tetanus  mit  Augenmuskelparese.  Zentralblatt  für  innere  Med. 
1904.  No.  44. 

Es  handelt  sich  um  einen  leicht  verlaufenden  Fall  von  Starrkrampf 
mit  langer  Inkubation,  anschliessend  an  eine  Verletzung  des  Fusses.  Im 
Verlauf  der  Erkrankung  entwickelte  sich  eine  Parese  des  rechten  Trochlearis, 
welche  das  Abklingen  der  Allgemeinerscbeinungen  noch  kurze  Zeit  über- 
dauerte. Horstmann. 

Lake,  Removal  of  the  Semicircular  Canals  in  a Case  of  Unilateral  Aural 
Vertigo.  Lancet  Juni  4.  -1904. 

Bei  einer  21  jährigen  Frau,  die  seit  5 Jahren  an  heftigem  Schwindel, 


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8 


Srebbsy. 


Gaffet. 


No.  1. 


subjectiven  Geräuschen  und  stetig  zunehmender  Schwerhörigkeit  litt,  ent- 
fernte L.,  nachdem  alle  anderen  Mittel  erfolglos  angewendet  worden  waren, 
die  halbzirkelförmigen  Kanäle  des  kranken  Ohrs  nach  Freilegung  derselben 
durch  die  Radikaloperation.  Bezüglich  der  Operationsmethode  muss  auf 
das  Original  verwiesen  werden.  In  den  ersten  14  Tagen  bestanden  noch 
einige  heftige  Schwindelerscheinungen  und  Nystagmus,  die  dann  allmählich 
nachliessen  und  nach  3 Monaten  ganz  verschwunden  waren.  Die  sub- 
jectiven Geräusche  blieben  unverändert  bestehen,  das  Gehör  hatte  sich 
etwas  gebessert.  Schwabach. 


Srebrny,  Soor  bei  gesunden  Erwachsenen.  Arch.  f.  Laryng.  u.  Pbysiol. 

Bd.  16,  H.  1. 

8oor  ist  hauptsächlich  eine  Krankheit  des  kindlichen  Alters;  bei  Er- 
wachsenen kommt  er  meist  bei  Leuten  vor,  die  infolge  chronischer 
Krankheit  stark  herunter  gekommen  oder  mit  einer  akuten  Krankheit  be- 
haftet sind.  Als  selbstständige  Krankheit  ist  Soor  sehr  selten,  durch 
welche  Momente  dieselbe  begünstigt  wird,  ist  schwer  zu  sagen.  Nur  in 
3 Fällen  der  Literatur  war  die  Genese  mit  grosser  Wahrscheinlichkeit  zu 
ermitteln,  in  einem  Fall  Frbcdenbbrg's  unmittelbare  Ansteckung  seitens 
eines  Kranken,  im  Falle  Gage  auf  den  Grund  eines  chronischen  Magen- 
katarrhs und  in  einem  Fall  des  Verf.  infolge  von  Dyspepsie  und  Erbrechen 
nach  übertriebenem  Alkoholgenuss.  W.  Lublinski. 


UafTky,  Nach  welcher  Richtung  bedürfen  unsere  derzeitigen  Massnahmen 
zur  Bekämpfung  der  Tuberkulose  der  Ergänzung.  Viertel] ahrschr.  f.  Öff. 
Gesundheitspfl.,  Bd.  36,  S.  11. 

In  dem  auf  der  28.  Versammlung  des  Deutschen  Vereins  für  öffent- 
liche Gesundheitspflege  zu  Dresden  gehaltenen  Vortrage  bringt  G.  die  auch 
von  anderer  Seite  mehrfach  vertreteue  Ansicht,  dass,  wenn  auch  ein  Rück- 
gang in  der  Tuberkulosemortalität  zu  verzeichnen  und  daraus  zu  erkennen 
sei,  dass  wir  in  der  Bekämpfung  dieser  Seuche  im  Grossen  und  Ganzen 
auf  dem  richtigen  Wege  sind,  noch  gewisse  ergänzende  Maassnahmen  ein- 
zuführen sind,  dass  wir  vor  Allem  nicht  von  der  Heilstätteubewegung  das 
Heil  erwarten  dürfen.  Erforderlich  ist  zunächst,  dass  die  frühzeitige  Er- 
kennung der  Tuberkulose  durch  Errichtung  geeigneter  Polikliniken  mit 
Dntcrsuchungss  teilen  gefördert  werde,  dann  aber  muss  für  die  fortge- 
schrittenen Fälle  erhöhte  Fürsorge  getroffen  werden,  dass  durch  sie  die 
Krankheit  nicht  weiter  verschleppt  werde.  Hierfür  dient  Einführung  einer 
wenigstens  beschränkten  Anzeigepflicht  und  einer  obligatorischen  Des- 
infektion beim  Wohnungswechsel  uud  beim  Todesfall.  Ferner  sollen  für 
die  vorgeschrittenen  Krankheitsfälle  geeignete  Stätten  geschaffen  werden, 
in  denen  sie  untergebracht  werden  können.  Stösst  die  Isolation  der 
Kranken  auf  Schwierigkeit,  so  solle  für  die  gesunden  Mitglieder,  besonders 
für  die  Kinder  in  entsprechender  Weise  gesorgt  werden.  Dass  der  Ver- 
besserung der  Wohnungsverhältnisse  hoher  Wert  beigeraessen  wird,  ist 
natürlich.  Schliesslich  sollen  Tuberkulöse  möglichst  von  Berufen,  iu  denen 


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No.  1. 


Oni.MÜLLBR.  — KAmmkrkr.  --  Oartrr.  — Stbin. 


9 


infolge  nahen  Verkehrs  mit  Kollegen,  so  in  den  engen  Schlafräumen  der 
Schiffsbesatzungen,  ansteckende  Krankheiten  leicht  übertragen  werden 
können,  ferngehalten  werden,  desgleichen  von  Berufen,  welche  erfahrungs- 
geinäss  der  Entwicklung  der  Tuberkulose  Vorschub  leisten. 

H.  Bischoff. 

Ohliniiller,  Reinigung  des  Trinkwassers  durch  Ozon.  Deutsche  Viertel- 
jahrschr.  f.  öffentl.  Gesundheitspfl.  1904,  Bd.  30,  S.  132. 

0.  giebt  die  Erfahrungen  wieder,  welche  in  der  Versuchsanlage  von 
Siemens  & Halske  gewonnen  worden  sind.  Er  fasst  sein  EDdurteil  dahin 
zusammen,  dass  die  Ozonisirung  des  Wassers  unter  geeigneten  Verhält- 
nissen ein  hygienisch  einwandfreies  Wasser  geben  kann  und  dass  auch 
tinanziel!  dieses  Reinigungsverfahren  günstig  stehe.  Gewisse  Schwierig- 
keiten bestehen  darin,  dass  bei  jeder  Anlage  erst  festgestellt  werden 
muss,  welche  Ozonmengen  erforderlich  sind  und  dass  bei  Veränderung  der 
Zusammensetzung  des  Wassers  nene  Prüfungen  vorgenommen  werden  müssen. 

H.  Bischoff. 

II.  Kämmerer,  Ueber  die  Agglutination  der  Typhusbazillen  bei  Ikterus 
und  Leberkrankheiten.  Berl.  klin.  Wochenschr.  1904,  No.  20. 

K.  hat  bei  50  Patienten  mit  Ikterus  die  Agglutinationskraft  des  Serums 
gegenüber  Typbusbazillen  festgestellt  und  fand  nur  bei  1 (ict  catarrhalis) 
eine  Agglutination  1 : 75,  bei  2 (Cbolelithiasis)  eine  Beeinflussung  der  Typhus- 
bazillen bei  Verdünnung  1 : 40.  K.  ist  der  Meinung,  dass  eine  durch 
Ikterus  bedingte  Agglutination  praktisch  für  die  Diagnosestellung  nicht  in 
Betracht  kämmt.  H.  Bischoff. 

H.  Carter,  A case  of  acute  Diabetes  insipidus  with  fatal  coma.  The 
Lancet  1904,  Vol.  II,  No.  9. 

Der  Kall  betraf  ein  8jähriges,  bis  dahin  gesundes  Mädchen,  dass  nach 
einer  mässigen  Aufregung  über  Uuwohlsciu  klagte,  ohne  dass  sich  be- 
stimmte Krankheitssymptome  finden  Messen.  Es  trat  heftiger  Durst  auf 
und  Pat.  entleerte  ca.  4 Liter  Urin  pro  Tag;  der  Urin  enthielt  leichte 
Spuren  von  Eiweiss,  aber  keinen  Zucker.  Das  Kind  verfiel  rasch,  wurde 
appetitlos,  sehr  blass,  die  Haut  war  auffallend  trocken.  Dann  stellte  sich 
Erbrechen  ein,  das  Kind  wurde  schläfrig,  die  Temperatur  wurde  subnormal, 
der  Puls  wurde  schwach,  die  Respiration  frequent  und  am  17.  Krankheits- 
tage starb  Pat.  in  tiefem  Coma.  Wiederholte  Urinuntersuchungen  er- 
gaben nie  eine  Spur  von  Zucker.  K.  Kronthal. 

Stein,  Beitrag  zur  Behandlung  des  Diabetes  insipidus.  Münch,  med. 
Wochenschr.  1904,  No.  36. 

Günstige  Beeinflussung  der  Krankheit  durch  systematische  Injektionen 
von  Strychnin  nitr.  Verf.  begann  mit  0,001  g und  spritzte  diese  Dosis 
5 Tage  nacheinander  ein;  Pause  von  3 Tagen;  in  der  2.  Woche  Steigerung 
auf  0,003  g,  nach  3 Tagen  Pause  auf  0,05  g und  in  der  4.  Woche  auf  0,01  g. 

Ob  der  Erfolg  dauernd  sein  wird,  ist  noch  unentschieden.  Schaefer. 


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10 


BiTToitr.  — Pcnm.*  und  Müi.lkr. 


No.  1. 


A.  Kittorf,  Zur  Symptomatologie  der  Aortensk  lerose.  Deutsches  Archiv 
f.  klin.  Med.  Bd.  81,  Heft  1 u.  2. 

Verf.  behandelt  in  dieser  Arbeit  nur  die  reinen  Sklerosen  der  Aorten- 
wand unter  Ausschluss  der  durch  dieselben  bedingten  Aortenklappenfehler, 
ausgeschlossen  wurden  ferner  die  Fälle,  wo  vorwiegend  oder  allein  Er- 
scheinung von  Erkrankung  der  Coronararterien  Vorlagen;  auch  jede  Com- 
plication  mit  arteriosklerotischer  Nephritis  wurde  auszuschliesaen  versucht. 
— Verf.  bemüht  sich,  die  anatomisch  bekannten  zwei  Arten  von  Arterien- 
sklerose. nämlich  die  diffuse  und  die  herdförmige,  klinisch  diagnnsticiren 
zu  lernen.  Die  Röntgenuntersuchung  bezeichnet  er  als  ausgezeichnetes  Be- 
stätigungsmittel für  die  auf  Grund  der  übrigen  Symptome  gestellte 
Diagnose.  Was  die  Auscultationsbefunde  anlangt,  so  ist  am  auffälligsten 
die  eigentümlich  klingende  Beschaffenheit  des  zweiten  Aortentones,  die  aber 
nur  bei  gleichmässiger  Elasticitätsänderung  grösserer  Strecken  der  Aorten- 
wand eintritt,  ebenfalls  auf  letzterer  beruht  der  dumpfe,  oft  sehr  leise 
erste  Ton.  Ein  systolisches  Geräusch  über  der  Aorta  entsteht  durch  die 
ungleich mässige  Elasticitätsveränderung  bei  herdförmiger  Sklerose.  Verf 
giebt  sodann  einen  tabellarischen  Ueberblick  über  54  Fälle  reiner  Aorten- 
sklerose; das  Verhältniss  der  Häufigkeit  der  diffusen  zu  der  herdförmigen 
ist  34:20.  Es  zeigte  sich,  dass  die  luetischen  Arteriensklerotiker  im  All- 
gemeinen 10  Jahre  jünger  sind  als  die  Uebrigen.  — Auffällig  oft  findet 
sich  blasse,  selbst  aschgraue  Gesichtsfarbe;  relativ  häufig  kommt  Fett- 
leibigkeit zur  Beobachtung,  ausserordentlich  oft  Pupillendifferenz  bei  er- 
haltener Reflextätigkeit  (Entstehungsursache  der  Sympathicusalteration  ist 
unklar).  Häufig  finden  sich  abnorme  Pulsationen  an  den  Subclavien,  Co- 
rotiden  und  Jugtilum,  ebenso  Phlebektasien  an  der  vorderen  Brustwand. 
Beachtenswert  sind  die  Zeichen  von  Lungenemphysem;  häufig  findet  sich 
Herzhypertrophie  Der  schwer  durchzuführende  Versuch,  eine  exakte 
funktionelle  Prüfung  der  Herzmuskulatur  vorzunehmen,  erwies  das  Herz 
des  mit  herdförmiger  Sklerose  Erkrankten  gegenüber  den  an  diffuser 
Sklerose  Leidenden  als  schwerer  geschädigt.  Blutdrucksteigerung  verteilte 
sich  auf  beide  Formen  annähernd  gleich  häutig.  L.  Perl. 


0,  Schulz  und  R.  .Müller,  Klinische,  physiologische  und  pathologisch-ana- 
tomische Untersuchungen  an  einem  Fall  von  hochgradigem  Ascites  bei 
Pfortaderthrombose.  Deute.h.  Arch.  f.  klin.  Med.  Bd.  70,  H.  0. 

Die  eingehenden  und  interessanten  Untersuchungen  wurden  an  einer 
43  Jahre  alten  Frau  vom  18.  Juni  1901  bis  zu  ihrem  am  17.  April  1902 
erfolgten  Tode  vorgenommen.  Wir  müssen  uns  damit  begnügen,  die  Er- 
gebnisse dieser  Untersuchungen  in  folgenden  Sätzen  wiederzugeben: 

1.  Die  Aetiologie  der  Pfortaderthrombose  bei  der  beobachteten  Kranken 
ist  ebenso  wie  bei  vielen  in  der  Literatur  beschriebenen  Fällen  völlig  un- 
bekannt. 

2.  Die  gallenbereitende  Thätigkeit  der  Leber  leidet  bei  Abschluss  des 
Pfortaderblutes  nicht. 

3.  Die  Pfortaderthrombose  führte  im  vorliegenden  Falle  wie  in  den 
meisten  anderen  zur  Verkleinerung  der  Leber,  ohne  aber  eine  erkennbare 


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No.  1.  Schulz  und  Müli-kii.  1 1 

krankhafte  Veränderung  der  Leberzellen  hervorzurufen;  dagegen  geriet  das 
Bindegewebe  in  Wucherung  und  zwar  in  der  Art,  dass  das  Lebergewebe 
durch  dickere  Septen  in  Läppchen  abgeteilt  wurde. 

4.  Stellt  sich  in  obtnrirender  Pfortaderthrombose  keine  ausreichende 
Verbindung  zwischen  den  Aesten  der  Pfortader  und  dem  System  der  Vena 
cava  durch  Entwicklung  von  Anastarnosen  her,  so  kommt  es  zu  hoch- 
gradigem Ascites. 

5.  Die  Ascitesflüssigkeit  ist  dann  in  solchen  Fällen  nichts  als  ein  für 
den  Körper  wertloses  Stauungstranssudat  aufzufassen.  Durch  die  gesteigerte 
resorbirende  Thätigkeit  des  parietalen  Bauchfelles  werden  aus  der  in  der 
Leibeshöhle  sich  aufspeichernden  Flüssigkeit  reichlich  Nährstoffe  in  den 
grossen  Kreislauf  aufgenommen  und  damit  für  die  Ernährung  des  Körpers 
wiedergewonnen. 

ß.  Die  Lebhaftigkeit  der  Resorption  von  Seiten  des  Peritoneums  und 
der  Stoffwanderungen  in  der  Leibeshöhle  kann  durch  klinische  und  physio- 
logische Beobachtungen  und  Versuche  nachgewiesen  werden. 

7.  In  mehreren  vom  Verf.  beobachteten  Fällen  von  Bauch  wasserver- 
suchten infolge  von  Pfortaderthrombose  oder  Lebercirrbose  zeigte  das 
parietale  Peritoneum  und  der  Peritonealfiberzug  der  Leber  hochgradige 
Veränderungen.  Das  subperitonealc  Bindegewebe  war  in  starker  Wucherung 
begriffen,  seine  Maschen  waren  von  Gapitlaren  und  Lymphzelleu  ausgefüllt. 
In  den  tieferen  Schichten  des  verdickten  subserösen  Gewebes  des  Peri- 
toneums fanden  sich  dann  ungewöhnlich  zahlreiche,  grosse,  dünnwandige 
Gefässe  (Venen),  die  vielfach  von  Lymphzellenhanfen  umgeben  waren. 

8.  In  Fällen  von  Bauchwassersucht,  bei  denen  die  krankhafte  Trans- 
sudation auf  Stauungen  im  gusammten  venösen  System  beruht,  finden  sich 
nicht  so  ausgeprägte  Veränderungen  des  parietalen  Peritoneums,  wie  bei 
dem  durch  Pfortaderthrombose  oder  durch  Lebercirrho.se  bedingten  Ascites. 

ß.  Der  Prozentgehalt  der  Ascitesflüssigkeit  an  Stickstoff  war  in 
unserem  Falle  von  Pfortaderthrombose  durch  die  Art  der  Ernährung  bis 
zu  einem  gewissen  Grade  zu  beeinflussen.  Stickstoffarme  Kost  setzte  ibu 
herab,  stickstoffreicbe  Kost  erhöhte  ihn. 

10.  Der  absolute  Gehalt  der  Ascitesfiüssigkeit  an  coagulirbarem  Ei- 
weiss  betrug  auf  25  1 berechnet  bei  eiweissreicher  Kost  (Milchdiät)  335  g. 
bei  sehr  eiweissarmer  Kost  nur  halb  so  viel,  177  g. 

11.  Neben  dem  coagulirbaren  Kiweiss  enthält  die  Ascitesflüssigkeit 
eine  nicht  unbeträchtliche  Menge  stickstoffhaltiger  Extractivstoffe,  deren 
Natur  vorläufig  unbekannt  ist.  Der  Extractivstickstoff  macht  etwa  ein 
Neuntel  bis  ein  Sechstel  des  Gesammtstickstoffs  aus. 

12.  Harnstoff,  Albuinosen  und  Peptone  waren  in  deu  vom  Verf.  unter- 
suchten Ascitesflüssigkeiten  entweder  nur  in  Spuren  oder  überhaupt  nicht 
vorhanden. 

13.  Der  Zuckergehalt  der  Ascitesflüssigkeiten  betrug  nie  mehr  als 
wenige  Zehntel  Prozent. 

14.  Die  physiologische  Verwertung  des  Zuckers  wurde  durch  die  Pfort- 
aderthrombose flicht  gestört. 

16.  Die  Menge  der  täglich  in  die  Bauchhöhle  ausgeschiedenen  Flüssig- 
keit (an  der  täglichen  Zunahme  des  Körpergewichts  gemessen)  wurde  im 


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12 


Thikmicr. 


No.  1. 


vorliegenden  Fall  durch  eiweissarme  Kost  herabgesetzt.  Vermindernd  auf 
die  Ausscheidung  wirkte  besonders  reine  Milchkost. 

IC.  Die  tägliche  Zunahme  der  Ascitesflüssigkeit  erwies  sich  unabhängig 
von  der  Spannung  und  Füllung  des  Leibes. 

17«  Durch  Herabsetzung  der  Flüssigkeitszufuhr  konnte  die  Stärke  des 
Transsudationsstromes  etwas  vermindert  und  dadurch  der  Zeitpunkt  der 
nächsten  wieder  notwendig  werdenden  Punction  um  einige  Tage  hinaus- 
geschoben werden.  Carl  Rosentbal. 


M.  Thiemieh,  Ueber  Hysterie  im  Kindesalter,  .lahrb.  f.  Kinderheilkunde, 
Bd.  58,  S.  881. 

Die  überwiegende  Zahl  der  Kinderhysterien  — um  so  gesetzmässiger  je 
jünger  die  Krkrankten  sind  — zeichnet  sich  durch  das  Fehlen  hysterischer 
Stigmata  aus,  erscheint  also  in  der  Form,  die  man  als  monosymptomatische 
bezeichnet.  Freilich  sind  manche  Stigmata,  wie  z.  B die  concentrische 
Gesichtsfeldeinengung  bei  Kindern  schwer  oder  garnicht  zu  prüfen,  andere 
aber,  wie  z.  B.  die  hysterogenen  Zonen  sind  auch  bei  2 — 3jährigen  Kindern 
festzustellen.  — Zu  den  zweifellos  hysterischen  Erscheinungen  bei  Kindern 
gehören  vielfach  solche,  die  sich  im  Anschluss  an  organische  Erkrankungen 
entwickeln  und  die  durch  „Autoimitation“  zu  Stande  kommen,  so  z.  B. 
wenn  ein  Kind  im  Anschluss  an  eine  Verstopfung  jahrelang  keine  spontane 
Stuhlentleerung  hat,  weil  es  durch  langdauernde  Gewöhnung  die  Stuhl- 
entleerung ohne  Kunsthilfe  verlernt  bat.  Unterlässt  man  bei  solchem  Kinde 
jede  Beeinflussung  des  Stuhls,  so  erfolgt  derselbe  gewöhnlich  spontan  nach  3 bis 
4 Tagen  ohne  jede  Unbequemlichkeit  für  das  Kind  und  in  1 — 2 Wochen  ist 
Alles  geregelt.  So  besteht  gerade  bei  recht  jungen  Kindern  nach  dem  Ab- 
heilen einer  Bronchitis  diffusa  oft  lange  Zeit  heftiger  Husten  bei  vollkommen 
normalem  Organbefund,  während  die  Kinder  oft  einen  halben  Tag  und 
länger  nicht  husten,  wenn  sie  beschäftigt  und  guter  Dinge  sind.  Das  allen 
diesen  Krankheitszuständen  Gemeinsame  ist  die  psychogen  bedingte  Wieder- 
holung des  vorangegangenen  organischen  Leidens.  — Auch  die  Kopf- 
schmerzen schulpflichtiger  Kinder  sind  oft  in  derselben  Weise  entstanden, 
im  Anschluss  an  wirklichen  Kopfschmerzen  aus  dieser  oder  jener  Veran- 
lassung. Sie  sind  bisweilen  in  wenigen  Tage  durch  suggestive  Wirkung 
dauernd  zu  heilen.  In  einer  anderen  Reibe  von  Fällen  spielt  bei  ihrer 
Entstehung  die  Imitation  eine  Rolle,  indem  in  der  Umgebung  des  Kindes 
Personen  sind,  die  oft  über  Kopfschmerz  klagen.  — Einen  wichtigen  Ein- 
fluss bei  der  Entstehung  der  kindlichen  Hysterie  übt  die  Erziehung,  inso- 
fern die  Kinder  einerseits  gewöhnt  werden,  mit  ängstlicher  Aufmerksamkeit 
die  Vorgänge  in  ihrem  eignen  Körper  zu  beachten,  andererseits  das  Krank- 
sein als  etwas  Interessantes  zu  empfiuden.  Ein  grosser  Teil  der  hysteri- 
schen Kinder  weist  neurastbenische  Symptome  auf,  z.  B.  RosENBACH'sches 
Phänomen,  Reflexsteigerungen  etc.,  in  anderen  Fällen  fehlen  alle  Zeichen 
von  Neurasthenie,  - Die  Verkennung  des  ncuropatbischen  Ursprungs  aller 
möglichen  Klagen  der  Kinder  und  die  dadurch  bedingte  Polypragmasie  der 
Aerzte  trägt  dazu  bei,  das  Kraukheitsbewusstsein  der  Kinder  wach  zu 
halten.  — Die  monosymptomatische  Form,  die  die  Hysterie  im  Kiudesalter 


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So.  1. 


SlKKKBT. 


v.  Hai. has  uud  Inkki.i*. 


in 


annimmt.  ist  ein  Beweis  dafür,  dass  noch  keine  tiefgreifende,  die  ganze 
Persönlichkeit  verändernde  Erkrankung  besteht,  also  ein  Beweis  ihrer 
Gutartigkeit.  Stadthagen. 


E.  Siefert,  Geber  die  multiple  Carcinomatose  des  Centralucrvcnsystems. 

Areh.  f.  Psych.  u.  Nervenkrankh.  36.  Kd.  (3.) 

S.  beschreibt  4 Fälle  von  multipler  Carcinomatose  des  Centralnerven- 
systems,  deren  klinisches  Bild  grosse  Differenzen  aufwies,  während  der 
anatomische  Befund  auffallend  gleichartig  war.  In  allen  Fällen  handelte 
es  sich  um  eine  Dissemination  von  Carcinomknoten  im  Gehirn,  Invasion 
der  Pia  auf  dem  Wege  der  Propagation  bis  zur  Peripherie  der  Kinde, 
rasche  Ausbreitung  innerhalb  der  pericerebralen  und  perispinalen  Räume, 
sekundäres  Uebergreifen  der  ineniugeaten  Infiltration  auf  Gehirn,  Rücken- 
mark und  extraspinale  Wurzelanteile.  Die  Symptomatologie  wird  dabei 
nicht  so  durch  die  Massenentwickelung  von  Carcinouizellen  und  Produkten 
beherrscht,  als  durch  die  in  der  Art  der  Lokalisation  begründete  Leichtig- 
keit der  Intoxikation  von  Hirn  und  Rückenmark  mit  Carcinomtoxinen.  In 
dem  ersten  Falle  bot  ein  toxischer  spinaler  Process  durch  Carcinomatose 
klinisch  und  anatomisch  das  Bild  einer  multiplen  Neuritis.  — Die  Menigeal- 
infiltrationen  nehmen  gewöhnlich  von  sekundären  Metastasen  ihren  Ursprung 
und  zwar  von  solchen  des  Gehirns,  die  peripher  sitzen  und  wo  das  Carcinom 
die  Pia  erreicht.  Im  Verlauf  der  Carcinose  kommen  degenerative  Ver- 
änderungen der  peripheren  Nerven  und  im  Rückenmark  vor,  welche  wohl 
als  Teilerscheinungen  der  Cachexie,  den  Veränderungen  bei  Tuberkulose, 
perniciöser  Anämie,  Addison’scher  Krankheit  entsprechen;  unter  Umständen 
entwickelt  sich  aber  auf  dem  Boden  des  Oarcinoms  ziemlich  rasch  ein 
schwerer  Sytnptotnencomplex  neuritischer  oder  spinaler  Erscheinungen,  die 
mit  Meninxaffektionen  im  Zusammenhang  stehen.  In  einigen  Fällen  sind 
trotz  meuingcaler  Carcinose  keine  klinischen  Erscheinungen  festzustellen. 
Ein  centraler  carcinomatöser  Process  mit  baldigem  tätlichem  Ausgang  ist 
dann  anzunehmen,  wenn  schwere  Erscheinungen  von  seiten  der  peripheren 
Nerven  und  des  Rückenmarkes  auftreten,  ohne  dass  ein  Wirbelcarcinom 
vorhanden  ist.  Das  Fehlen  spinaler  Erscheinungen  spricht  dabei  nicht 
unbedingt  gegen  das  Bestehen  einer  meningealen  Infiltration.  Von  15  Beob- 
achtungen carcinomatöser  Geistesstörungen  hatten  13  eine  sichere,  greif- 
bare anatomische  Hirnveränderung  zur  Basis;  meist  handelt  es  sich  bei 
centralen  Tutnorbildnngen  im  Gehirn  mit  Carcinomatose  um  Erscheinungen 
der  hallucinatorischen  Verwirrtheit  oder  um  schweren  intellektuellen  Vor- 
fall. Mitunter  verläuft  das  centrale  Carcinom  unter  dem  Bilde  der  pro- 
gressiven Paralyse  oder  der  schweren  meningealen  Reizung  (Kopfschmerzen, 
Nackensteifigkeit,  Krämpfe  etc.)  mit  gleichzeitigen  Rückenmarkssymptomen. 

S.  Kalischer. 

II.  v.  Hnlhnn  und  M.  In  fehl , Zur  Pathologie  der  Hirnschenkelhaube. 

Arb.  a.  d.  neuro).  Institut  (Obersteixrr).  1902,  IX.  II 

1.  Bei  einem  20jährigen  Mädchen,  dessen  Vater  tuberkulös  und  welches 
selbst  öfter  lungeukrank  und  der  Tuberkulose  verdächtig  war,  kamen  seit 


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14 


Borki. 


No.  1. 


dem  3.  Lebensjahre  ohne  äusseren  Anlass  plötzlich  unwillkürliche  Be- 
wegungen zur  Beobachtung,  das  Brstlingssymptoiu  einer  in  mehreren 
Wochen  sich  ausbildenden  Hemiparese  der  linken  Seite  mit  gekreuzter 
Oculomotoriusparese.  Bemerkenswert  war,  dass  auch  am  linken  Auge  die 
Hebung  und  Senkung  gelähmt  war,  dass  eine  vorübergehende  Ptosis  be- 
stand neben  Pupillenstarre  und  doppelseitiger  Trochlearisparese,  endlich, 
dass  die  Sehnenreflexe  fehlten. 

II.  Bei  einem  15jährigen  Mädchen  war  am  Ende  des  1.  Lebensjahres 
nach  einem  Schädeltrauma  eine  linksseitige  Ophthalmoplegie  mit  rechts- 
seitiger Hemiplegie  aufgetreten,  später  gesellten  sich  auf  der  gelähmten 
Seite  Spasmen  und  Heiuichorea  hinzu  und  ausserdem  epileptische  Anfälle. 
Später  war  beiderseits  Oculomotoriuslähmung  nachweisbar,  links  total  bis 
auf  Ptosis,  welche  fehlte,  und  lechts  fast  total  neben  Abducensparese. 
Der  Tod  erfolgte  unter  den  Erscheinungen  der  allgemeinen  Tuberkulose. 
Bei  der  Sektion  fand  sich  ein  Herd  (verkalkter  Tuberkel?)  in  der  linken 
Haube,  der  wesentlich  den  roten  Kern  zerstört  hatte.  Ausserdem  waren 
zerstört:  ein  Teil  des  Forel’scben  Haubenfeldes,  der  weisse  Kern,  der 
mediale  Teil  der  Hauptschleife,  ein  Teil  der  Subst.  nigra,  die  Forel’sche 
und  Meynert’sche  Commissur,  der  grösste  Teil  der  Oculomotoriusfasern, 
der  Fascicul.  retrufl.,  die  hintere  Commissur,  das  hintere  Längsbündel.  Die 
Kerne  der  Augennerveu  bis  auf  deu  lateralen  Oculomotoriuskern,  der  faser- 
ärmer  erschien,  waren  intakt.  M.  Brasch. 


A.  Borri,  Uebcr  die  Einwirkung  der  Endofaratisation  und  Endogalvani- 
sation  des  Magens  auf  Sekretion,  Motilität  und  Sensibilität.  Berl.  k I in. 
Wochenschr.  l‘.H)4,  No.  2li. 

Au  verschiedenen,  teils  gesunden  teils  kranken  Personen,  hat  Verf. 
die  Erfolge  einer  Kndoelektrisation  sowohl  mit  dem  faradischen  wie  mit 
dem  galvanischen  Strom  festzustelluu  versucht.  Was  zunächst  die  Ver- 
änderungen der  Sekretion  betrifft,  so  konnte  er  wohl  einige  Male  eine 
Zunahme  derselben  coustatiren,  schreibt  sie  aber  nicht  dem  elektrischen 
Strom  an  sich,  sondern  den  mannigfaltigen,  bei  der  Procedur  erforder- 
lichen Manipulationen  zu  Din  Pepsinsekretion  wurde  nicht  allein  nicht 
vermehrt,  sondern  einige  Male  nicht  unbedeutend  vermindert.  Was  die 
Beförderung  der  Motilität  des  Magens  durch  die  Elektrisation  betrifft,  so 
steht  fest,  dass  die  des  atonischen  Magens  durch  die  Faradisation  keine 
fördernde  Wirkung  erfährt.  Ebenso  war  der  Erfolg  beim  Gebrauch  des 
faradischen  Stroms  ein  negativer. 

Die  Beeinflussung  der  Sensibilität  des  Magens  wurde  nur  mit  dem 
galvanischen  Strom  untersucht.  Fis  ergab  sich,  dass  derselbe  (mit  dem 
negativen  Pol  im  Magen)  eine  anästhesirende  Wirkung  hervorruft  und 
Schmerzen  lindert.  Worauf  diese  wohltätige  Wirkung  beruht,  steht  noch 
nicht  sicher  fest:  die  die  Betrachtungen  des  Verf.’s  hierüber  s.  im  Original. 

Bern  hardt. 


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No.  1. 


Haupt.  — <iöbkll.  Sutkb. 


15 


W.  Haupt,  U ober  Nephritis  syphilitica  acuta  im  Frühstadium  der  Syphilis. 
(Aus  der  Klinik  f.  Haut-  u.  Geschlechtskrankh.  der  Gharitö  in  Berlin.) 
lnaug.-Dissert.  Berlin  1904. 

Drei  Fälle,  in  denen  sich  zu  Irischer  Syphilis  eiue  akute  Nephritis 
gesellte,  die  unter  yuecksilberbehandlung  rasch  rückgängig  wurde;  bei 
dem  einen  Pat.  trat  allerdings  nach  den  ersten  Inunctiouen  zunächst  eine 
Verschlimmerung  ein,  die  zu  einer  kurzen  Unterbrechung  der  Cur  nötigte. 
— Verf.  hält  die  akute  syphilitische  Nierenentzündung  der  Frühperiode 
für  häufiger,  als  gewöhnlich  angenommen  wird  und  betont,  dass  man, 
namentlich  bei  jungen  Leuten,  wenn  sich  eine  andere  Ursache  nicht  auf- 
finden lässt  immer  an  die  Möglichkeit  einer  solchen  Aetiologie  denken 
müsse,  um  so  mehr,  als  die  syphilitische  Nephritis  bei  geeigneter  speci- 
fischer  Behandlung  eine  günstigere  Prognose  biete,  als  jede  andere.  Am 
meisten  empfiehlt  sieb  die  Einleitung  einer  vorsichtigen  Schmiercur,  bei 
der  mau  mit  täglichen  Einreibungen  von  2,5  grauer  Salbe  beginnt  und 
erst  dann  auf  4,-  5,0  steigt,  wenn  Eiweiss  und  Nierenbestandteile  fast 
ganz  verschwunden  sind.  — H.  führt  auch  einen  Fall  an,  in  dem  eine 
chronische  Nephritis,  die  schon  vor  der  Infektion  bestanden  hatte,  sich 
mit  jeder  ueuen  Syphiliseruption  verschlechterte,  unter  der  mercuriellen 
Behandlung  aber  jedesmal  wieder  auf  den  früheren  Stand  zurückging. 

H.  Müller. 

1)  Göbell,  Ein  Beitrag  zur  funktionellen  Niereudiagnostik  Münch,  med. 
Wochenschr.  1903,  No.  46. 

2)  Suter,  Ueber  den  Harnscheider  von  Luys  und  die  Ausscheidung  von 
Indigokarmin  durch  die  Nieren.  Ein  Beitrag  zur  funktionellen  Nieren- 
diagnostik. Gorresp.-Bl.  f.  Schweizer  Aerzte  1903,  No.  46. 

1)  G.  hält  die  Casper-Richter’sche  Nierendiagnostik  für  eine  sehr 

wertvolle  Unterstützung  bei  der  richtigen  Beurteilung  und  Indikations- 
stellung der  Nierenkraukheiten.  Nach  seiner  Meinung  kann  diese  Methode 
nicht  feststelleu,  wieviel  funktionirendes  Parenchym  von  einer  Niere  vor- 
handen ist,  sie  kann  häufig,  aber  nicht  immer  angeben,  dass  eine  Nieren- 
insufficienz  besteht,  aber  nicht,  ob  eine  solche  nach  der  Nephrektomie 
auftreten  wird.  Wollen  wir  durch  diese  Methode  einen  Einblick  in  die 
Funktion  der  Niere  gewinnen,  so  müssen  wir  den  Nierenkranken  vor  der 
Untersuchung  mehrere  Tage  eine  allgemein  verabredete  Probediät  geben, 
zu  einer  bestimmten  Zeit  nach  der  Nahrungsaufnahme  den  Urin  von  beiden 
Nieren  mittelst  Ureterenkatheters  auffangen,  den  Katheter  längere  Zeit 
liegen  lassen,  um  den  Urin  von  verschiedenen  aufeinander  folgenden  Zeit- 
abschnitten zu  untersuchen  und  die  Urinmenge  in  den  verschiedenen 
Perioden  messen,  sowie  die  Molenzahl  bestimmen.  Die  Gründe  für  diese 
Cautelen  liegen  nach  G.  darin,  dass  chirurgisch  kranke  Nieren  das  ange- 
botene Material  nicht  gleichmässig  verarbeiten,  dass  das  Verhältnis  von 
J : J,  und  Mo  : Mo,  in  den  verschiedenen  Zeitabschnitten  kein  constantes 
ist,  dass  schliesslich  das  Verhältnis  von  J : Jj  keine  richtige  Vorstellung 
von  der  Funktion  geben  kann.  Karo. 

2)  Verf.  hat  an  sieben  Kranken  der  chirurgischen  Privatklinik  des 
Prof.  BuKCltHAKDT  in  Basel,  funktionelle  Niereuuntersuchungen  nach  der 


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16 


v.  l'RAs^uä- 


No.  1. 


Methode  von  VuKLKBIt  und  JosKI'H  und  unter  Zuhülfenalimc  des  Luys- 
schen  Harnsegregators  angestellt.  In  sechs  von  dieseu  Fällen  lag  eine 
einseitige  Nierenerkrankung  vor,  die  Harne  beider  Seiten  waren  erheblich 
von  einander  verschieden,  und  so  waren  diese  Fälle  geeignet,  einerseits 
den  Wert  des  Luys’schen  Instrumentes  darzutun,  andererseits  die  Frage 
des  Zusammenhanges  der  Farbstoffausscheidnng  durch  die  Nieren  mit  der 
Gesammtfunktion  derselben  zu  verfolgen.  In  drei  Fällen  wurde  die  Richtig- 
keit der  durch  diese  Methoden  gewonnenen  Diagnose  durch  die  Operation 
bestätigt,  ln  einem  siebenten,  beide  Seiten  betreffenden  Falle  wurde  die 
Operation  drei  Wochen,  bevor  es  zum  Exitus  letalis  kam,  abgelehnt,  in 
den  drei  übrigen  einseitigen  Fällen,  wo  sie  ungeraten  wurde,  konnten  sich 
die  Kranken  noch  nicht  dazu  entsch Hessen.  Es  ist  hier  nicht  der  Ort,  zu 
entscheiden,  inwieweit  diese  Methoden  geeignet  sind,  den  Ureterenkathe- 
terismus  zu  ersetzen.  Verf.  giebt  selbst  zu,  dass  das  von  ihm  sonst  als 
brauchbar  befundene  Luys’sche  Instrument  nicht  ebensoviel  wie  der 
Ureterkatheterismus  leisten  kann  und  wie  dieser  auch  technische  Grenzen 
in  der  Anwendung  hat.  Es  soll  aber  noch  brauchbar  sein  da,  wo  der 
Ureterenkatheterismus  durch  die  Schwere  der  Blasenaffektion  unmöglich 
ist.  Die  Methode  von  Voelkbr  und  Joseph  muss  nach  Meinung  des  Verf.'s 
noch  genau  mit  der  Phloridzinmethode  verglichen  werden.  Sie  erscheint 
für  die  Erkenntnis  einer  einseitigen  Nierenerkrankung  nicht  wertlos  zu  sein. 

B.  Marcuse. 

v.  Franque,  Zur  operativen  Therapie  des  Carcinoma  uteri.  Prager  med. 

Wocbenschr.  1904,  No.  23. 

v.  F.  hat  40  Uteruscarcinome  operirt,  29  abdominal  und  17  vaginal. 
Von  den  29  unter  Anwendung  des  abdominellen  Verfahrens  operirten 
Kranken  sind  5 gestorben,  von  den  17  vaginal,  meist  mit  Zuhülfenahme 
des  Scbuchardl’sehen  Schnittes  Operirten  eine.  Die  primären  Erfolge  der 
vaginalen  Totalexstirpation  sind  also  dreimal  so  günstig  wie  die  der  ab- 
dominalen. — Im  allgemeinen  operirt  v.  F.  ganz  beginnende  Fälle  vaginal, 
ebenso  nicht  zu  grosse  Corpuscarcinome,  weil  diese  erfahrungsgemäss  erst 
sehr  spät  den  Bereich  des  Uterus  überschreiten  und  Metastasen  machen. 
Die  gewöhnlichen  Fälle  mittlerer  und  starker  Ausbreitung  nimmt  er  vom 
Abdomen  aus  in  Angriff,  in  der  Hoffnung,  dass  die  hierbei  doch  meist 
viel  ausgiebigere  Entfernung  der  Parametrien  den  Kranken  eine  etwas 
grössere  Aussicht  auf  Dauerheilung  gewährt.  In  einzelnen  Fällen  macht 
v.  F.  die  vaginale  Tottalexstirpation  gewissermaassen  palliativ,  indem  er 
die  Möglichkeit  der  Radikaloperation  auch  von  der  Bauchhöhle  aus  für 
sehr  unwahrscheinlich  hält  und  daher  die  Patientin  diesem  schweren  Ein- 
griff nicht  aussetzen,  doch  aber  nicht  ohne  jeden  Versuch  einer  operativen 
Therapie  fortsehicken  will.  In  einer  letzten  Gruppe  von  Fällen  bevorzugt 
er  die  vaginale  Operation  wegen  bestehender  Complikationen. 

Br.  W o I f f. 


Klikft'MidiiiiKeii  werden  an  die  Adresse  de*  Herrn  fleh.  Mud. -ltal  Prof.  Dr.  M.  Bernhardt  (Berlin  W. 
braiiKösiftclio  Ntr&eae  21)  oder  au  die  VcrUtfidtaudlunK  (Berlin  MV.,  Unter  den  Linden  «8)  erbeten 


Verla*  rnn  Au«  net  II  i r «c  h w a I d in  Berlin.  — Druok  von  L.  Ne  hu  mach  er  in  Berlin  N.  24. 


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Irtieinen 
tfge» ; Schlüsse 
d >'Wajdp  Tiiel,  Na- 

i ii  n J^sch- Register. 


Centralblatt 


Prsis  de«  Jahrgang«^ 
28  Mark;  au  beaivhou 
durch  alle  Buchhaud 
luogen  u.  Poatamtaltao. 


für  die 


fdicinischeii  Wissenschaften. 

Unter  Mitwirkung  von 

' Prof.  Dr.  H.  Senator,  Prof.  Dr.  E.  Salkowski,  Prof. 

redigirt  von 

Prof.  Dr.  M.  Bernhardt 

io  Berlin. 


1905. 


14.  Januar. 


Iiilmlt:  Schaff rr,  Ueber  die  oberen  cardialen  Oesophagusdrüsen.  — 
Braeuxio,  Zum  Bau  der  Kammern  und  Vorkammern.  — Harries,  Zur  Kenntnis 
des  Plexus  bracbialis.  — Zaitschek  und  Szontaoh,  Ueber  die  Verdauung  des 
Caseins.  — Röhmahx,  Starkeverdauung  bei  Aplysien.  — Hofbades,  Aufnahme 
des  Eisens  durch  die  menschliche  Placenta.  — Abkheiu  und  Robexbauh,  Ueber 
Glykolyse.  — Lik,  Veränderungen  des  Nervensystems  bei  Tauchern.  — Turner. 
Behandlung  des  Genu  valgum.  — Czkbnv,  Ueber  Nekrose  der  Gallenblase.  — 
Kausch,  Der  Diabetes  in  der  Chirurgie.  — Mortox,  Zur  Casuistik  des  Dick- 
darmkrebscs.  — Bihch-Hirschfki.d,  Wirkung  der  Röntgcnstrahlen  auf  das 
Auge.  — Bi. au,  Wirkung  der  Salicylsäure  auf  das  Gehörorgan.  — Mort,  Ueber 
Ictus  laryngis.  — Urxrici,  Die  Amputation  der  Tonsillen.  — Schottmüllkb, 
Ueber  Cholera  uostras.  — Sachs,  Constitution  des  Tetanolysins.  — Beuk,  Zur 
Anwendung  des  Rheumasans.  — Moszkowicz,  Physostigmin  bei  Meteorismus.  — 
Hofmsikb,  Ueber  Todesursachen  bei  Neugeborenen.  — Mexzeh,  Streptokokken- 
*rum  bei  Gelenkrheumatismus.  — Müller  und  Ikaua,  Jodwirkung  bei  Arterio- 
sklerose. — Wahrer,  Gliomatösc  Hypertrophie  des  Pons.  — Kattwixkki., 
Ueber  combiuirte  Straugsklerose.  — Shkilu  und  Shaw,  Scheinbare  allgemeine 
Paralyse  mit  Heilung.  — Somkrvillk,  Koruyck,  Wirkung  hochgespannter  und 
sinusoidaler  Ströme.  — Buschkk,  Ueber  wandernde  Phlebitis.  — Grosz,  Zur 
Technik  der  intramuskulären  Injektionen.  — Gknkvoix,  Gonorrhoische  Urethritis 
bei  Kindern.  — Kavier,  Ueber  den  Kaiserschnitt. 


Schaffer,  J.,  Die  obereu  kardialen  Oesophagusdrüsen  und  ihre  Entstehung. 
Nebst  Bemerkungen  über  Epitbelmetaplasie.  Virchow’s  Archiv,  Bd.  177, 
H.  2,  S.  181. 

Im  ersten  Teile  seiner  Arbeit  fasst  Sch.  kritisch  die  Ergebnisse 
der  neueren  Cutersuchungen  über  die  oberen  kardialen  Drüsen  des 
Oesophagus,  die  in  ihrem  Bau  den  Cardiadrüseu  entsprechen,  zu- 
sammen und  bekämpft  insbesondere  die  Meinung  von  RCCKEKT,  dass  es 
sich  um  glanduläre  Erosionen,  also  pathologische  Gebilde  handele.  Im 
tweiten  Teile  stellt  Sch.  die  Entwicklung  dieser  Drüsen  dar,  die  innig  mit 
der  Metaplasie  des  ursprünglich  indifferenten  Oesophagusepithels  des  Embryo 
in  das  definitive  geschichtete  Pfiasterepithel  des  Erwachsenen  zusammen- 
hingt.  Es  fällt  das  Auftreten  der  oberen  cardialen  Drüsen  zusammen  mit 
der  Umwandlung  des  indifferenten  Epithels  in  das  flimmernde  cylindrische 
Epithel,  das  vorübergehend  (bei  etwa  16  Wochen  alten  Embryonen)  die 
XLI11.  Jahrgang  ~~  2 

FHOM  ^ ^ 

PAUL  B.  HOEBIR 

Medical  Booms 


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18 


Brakitnio. 


No.  2. 


Auskleidung  der  Speiseröhre  darstellt.  ln  den  Oesophagusbuchten  kann 
sich  das  indifferente  Epithel  in  embryonales  Magenepithel  umbilden  und 
so  zur  Anlage  von  heterotopischem  Magenepithel  bezw.  oberen  cardialen 
Oesophagendrüsen  Anlass  geben.  Beide  Epithelformen  sind  als  Abkömm- 
linge desselben  indifferenten  Epithels  zu  betrachten,  haben  aber  miteinander 
genetisch  nichts  zu  tun.  — Ueber  das  Schicksal  des  cylindrischen  Flimmer- 
epithels  im  embryonalen  Oesophagus  waren  zwei  Meinungen  aufgestellt 
worden;  die  einen  (Eberth)  glaubten  an  eine  Verdrängung,  die  anderen 
(Neumann)  an  eine  Metaplasie.  Während  nun  Schriddl  (1904)  meinte, 
nachweisen  zu  können,  dass  der  Ersatz  des  ursprünglich  vorhandenen 
Cylinderepithels  durch  Herabwandern  ectodermaleu  Plattenepithels  von  der 
Mundbucht  erfolge,  lässt  Sch.  die  definitive  Auskleidung  durch  Metaplasie 
aus  dem  vorher  vorhandenen  Zellenbelag  hervorgehen.  Diese  Metaplasie 
beginnt  etwa  bei  Embryonen  aus  der  zweiten  Hälfte  des  vierten  Monats 
ziemlich  gleichzeitig  in  der  ganzen  Ausdehnung  der  Speiseröhre,  indem  das 
zweischichtige  Cylinderepithel  vorwiegend  zum  mehrreihigen  Flimmerpithel, 
da  und  dort  aber  auch  schon  zum  geschichteten  Pflasterepithel  wird. 
Ersteres  wandelt  sich  nun  weiter  dadurch  zum  typischen  Pflasterepithel 
um,  dass  in  zahllosen  winzigen  Bezirken  flimmernde  Cylinderzellen  ausge- 
stossen  werden  und  blasige  Pflasterzellen  an  ihre  Stelle  treten.  Diese 
Metaplasie  ist  aber  auch  beim  Neugeborenen  noch  nicht  vollendet;  man 
kann  auch  noch  nach  der  Geburt  im  geschichteten  Pflasterepithel  einzelne 
Inseln  von  Flimmerepithel  nachweisen.  Ganz  ähnliche  Umbauerscheinungeu 
hat  Sch.  bei  der  Metaplasie  des  Ureterepithels  beim  Pferde  zu  beobachten 
Gelegenheit  gehabt.  Hier  tritt  das  Ueberwuchert-  oder  Ueberwalltwerden 
einzelner  Cylinderepithclinseln  durch  das  Pflasterepithel  in  sehr  auffallender 
Weise  zu  Tage.  Dabei  können  einzelne  Zellen  oder  auch  Gruppen  von 
Zellen  vollkommen  in  Pflasterepithel  eingeschlossen  werden;  in  der  Regel 
werden  sie  auch  hier  grösstenteils  abgestossen.  Poll. 


K.  Braeunig,  Ueber  muskulöse  Verbindungen  zwischen  Vorkammer  und 

Kammern  bei  verschiedenen  Wirbeltierherzen.  Arch.  f.  Anat.  u.  Physiol. 

Physiol.  Abteil.  1904.  Snppl.-Bd.  I.  Hälfte. 

Dass  Vorhofs-  und  Kammermuskulatur  vollständig  getrennt  seien,  wird 
von  den  Gegnern  der  „myogenen  Theorie  der  Herzbewegung“  trotz  der 
Arbeiten  von  Gaskell,  Stanley  Kent,  His  jun.  und  Hetzer  immer 
wieder  behauptet.  Wegen  der  physiologischen  Bedeutung,  welche  den 
muskulären  Verbindungen  zwischen  Kammer  und  Vorkammer  für  das  Ent- 
stehen der  coordinirten  Herztätigkeit  nach  der  myogenen  Theorie  zukommt, 
hat  Verf.  auf  Enqelmann’s  Anregung  diese  Verhältnisse  nochmals  einer 
genauen  Untersuchung  unterzogen.  Es  wurden  in  Serienschnitte  zerlegt: 
2 Herzen  vom  Wassermolch,  2 Herzen  vom  Frosch,  1 Ringelnatterberz, 
1 Herz  einer  jungen  Ratte,  1 Herz  eines  jungen  Löwen,  2 Pavian  herzen, 
1 Menschenherz.  Das  Gesammtergebnis  wird  folgendermaasseu  zusamraen- 
gefasst:  „Im  primitiven  Wirbeltierherzen  stellt  zunächst  ein  Abschnitt  des 
ursprünglichen  Herzschlaucbes  — der  Ohrkanal  — anfangs  ganz  unmittelbar, 
demnächst  auf  Grund  einer  Umbildung  in  etwas  complicirter  Weise  sekundär 


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No.  2. 


Harrikn.  — Zaitscrkk. 


19 


den  Zusammenhang  zwischen  Atrien  und  Ventrikel  her.  Aber  zu  der  Zeit, 
wo  dieser  Abschnitt  der  ersten  Anlage  durch  die  Umbildung  zu  dem  höher 
organisirten  Klappenapparat  des  Säugetierherzens  seiner  bisherigen  Be- 
stimmung entzogen  wird,  tritt  im  Septum  rordis,  das  bei  der  Ausbildung 
des  complicirten  Warmblüterherzens  weiterhin  eine  immer  wichtigere  Rolle 
spielt,  ein  neuer,  wohldifferenzirter,  selbstständig  ausgebildeter  Apparat 
zur  Verbindung  der  Vorhofs-  und  Ventrikelmuskulatur  in  die  Erscheinung, 
der  anscheinend  nur  diesem  einem  Zwecke  dient  und  sich  in  stets  gleicher 
Weise  bei  den  verschiedenen  Gattungen  der  höheren  Wirbeltiere  hat  nach- 
weisen  lassen.“  Somit  ist  die  alte  Anschauung,  dass  Vorhofs-  und  Ventrikel- 
muskulatur  vollständig  getrennt  sind,  nach  den  übereinstimmenden  Re- 
sultaten B ’s  und  der  citirtcn  Forscher  ernstlich  nicht  mehr  zu  halten. 

Gust.  Emanuel. 

\V.  Harries,  The  true  form  of  the  brachial  plexus  and  its  inotor  distri- 
bution.  Journ.  of  Anal,  and  Physiol.  XXXVIII.  Heft  4,  p.  399,  1904, 

H.  giebt  eine  ausführliche  anatomische  Beschreibung  des  Plexus 
brachialis  und  der  Verteilung  der  motorischen  Fasern  in  demselben. 

Er  stützt  sich  dabei  auf  30  doppelseitig  ausgeführte  Sektionen  so  wie 
vor  allem  auf  4 operative  Fälle,  bei  denen  er  Gelegenheit  hatte,  die  Cer- 
vicalnerven  beim  Menschen  direkt  zu  reizen.  In  Bezug  auf  die  tatsäch- 
lichen Befunde  müssen  wir  auf  das  Original  verweisen,  erwähnen  wollen 
wir  nur,  dass  er  Herringhara's  Gesetz  bestätigen  konnte,  wonach  die 
einzelnen  Nervenfasern  ihren  Ursprung  in  Bezug  auf  die  Wirbelsäule  ändern 
können,  dass  aber  die  relative  Lage  der  einzelnen  Fasern  untereinander 
immer  dieselbe  bleibt.  S.  F.  Nicolai. 


1)  A.  Zaitschek,  Vergleichende  Untersuchungen  über  den  Gehalt  an  eiweiss- 
und  stärkelösenden  Enzymen  verschiedener  Milcharten.  (Nach  gemein- 
sam mit  Dr.  F.  v.  SzoNTAGH  angesteilten  Versuchen.)  Pflüger’s  Arch.  f. 
d.  ges.  Physiol.  Bd.  104,  p.  639. 

2)  Derselbe,  Zur  Kenntniss  der  Pepsinsalzsäurelöslichkeit  der  Milch  und 
der  Caseine.  (Nach  gemeinsam  mit  I)r.  F.  v.  SzoNTAGH  ausgeführten 
Versuchen.)  Pflüger's  Arch.  f.  d.  ges.  Physiol.  ßd.  104,  p.  660. 

1)  Z.  benutzte  Milch  von  Frauen,  Eselinnen,  Stuten,  Ziegen,  Küheu 
und  Büffeln.  Peptone  konnte  er  in  den  frischen  Milchen  nicht  nachweisen. 
Bei  Zusatz  von  Verdauungssalzsäure  bezw.  Sodalösung  und  Verbleiben  für 
24  Stunden  im  Thermostaten  konnten  gleichfalls  keine  Peptone  nacb- 
gewiesen  werden,  so  dass  Pepsin  und  Trypsin  nicht  vorhanden  sein  dürften. 
Auch  glykolytisches  Ferment  wurde  nicht  gefunden-,  dagegen  war  in  allen 
Milcharten  ein  diastatisches  Ferment  enthalten,  allerdings  nur  in  der 
frischen  Milch,  io  Säuerung  übergegangene  liess  uur  schwache  oder  gar 
keine  Stärke  verzuckernde  Wirkung  erkennen. 

2)  Z.  und  S.  untersuchten  an  der  Milch  verschiedener  Tierarten,  wieviel 
von  dem  Casein  bei  72stündiger  Verdauung  bei  38°  C.  in  Lösung  ging, 
wieviel  „Pseudonuclein“  ungelöst  blieb;  auch  stellten  sie  das  Casein  aus 
der  Milch  dar  und  bestimmten  dessen  Verdaulichkeit,  ln  der  Frauen-, 

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20  Köhmaxn.  — Honauia.  — Aknukim  und  Rosenbaum.  No.  2. 

Esel-  und  Stutenmilch  wurde  das  Casein  nach  Schlossmann  quantitativ 
bestimmt  — Es  fand  sich,  dass  während  Frauen-,  Esel-  und  Stutenmilch 
ganz  verdaulich  ist,  in  der  Kuh-,  Büffel-  und  Ziegenmilch  ein  Rückstand 
von  8 pCt.  bezw.  15  pCt.  bezw.  16,4  pCt.  bleibt.  Auch  das  Casein  der 
ersten  drei  Milcharten  ist  vollständig  löslich,  das  der  letzteren  ergiebt 
2 — 8 pCt.  weniger  Rückstand  als  die  gleiche  Caseinmenge  enthaltende 
Milch.  Frauen-,  Esel-  und  Stutenmilch  enthalten  absolut  weniger  Casein 
als  die  anderen  drei  und  ein  geringer  Teil  des  Gesammtstickstoffes  entfällt 
auf  Casein.  — Thymol,  Toluol,  Chloroform  beschränken  die  caseinlösende 
Wirkung  der  Pepsinsalzsäure;  Trocknen  des  Caseins  bei  110°  macht  es 
weniger  verdaulich.  — Bei  geringerem  Gehalt  des  Verdauungsgemisches 
an  Casein  ist  der  Rückstand  procentisch  geringer  als  bei  höheren. 

A.  Loewy. 

F.  Röhmann,  Einige  Beobachtungen  über  die  Verdauung  der  Stärke  bei 
Aplysien  und  des  Rhamnosan  der  Ulva  lactuca.  Festschr.  f.  E.  Salkowski, 
p.  323. 

R.  fütterte  Meerschnecken  (Aplysien)  mit  einer  grauen,  stärkehaltigen 
Alge,  der  Ulva  lactuca  und  untersuchte  den  Verdauungsprozess.  Er  fand, 
dass  die  Aplysien  sich  im  allgemeinen  den  Landschnecken  (Limaciden) 
gleich  verhalten.  Sie  spalten  die  Stärke  durch  ein  diastatisches  Ferment, 
das  sich  im  Sekret  der  Mitteldarmdrüse  und  in  dieser  selbst  nachweisen 
lässt.  Dabei  enthält  die  Mitteldarmdrüse  ein  Pentosau,  das  sich  als  Rharn- 
nosan  erwies.  Es  entspricht  dem  Rhamnosan,  das  sich  aus  der  Ulva  lactuca 
durstellen  lässt. 

Die  Stärkeverdauung  ist  bei  den  Aplysien  so  vollkommen,  dass  sich 
in  den  Exkrementen  keine  Stärke  mehr  nachweisen  lässt.  Eine  Fettbildung 
aus  der  verfütterten  Stärke  war  nicht  nachzuweisen.  A.  Loewy. 


J.  Hofhauer,  Die  Aufnahme  des  Eisens  durch  die  menschliche  Placenta 
aus  dem  inaternen  Blute.  Zeitschr.  f.  physiol.  Chcm.  Bd.  40,  S.  240. 

Verf.  hat  früher  gezeigt,  dass  der  menschlichen  Placenta  die  Fähigkeit 
zukommt,  Fett  aufzunehmen,  und  hat  auch  die  Wege  dieser  Fettresorption 
kennzeichnen  können.  Den  einfach  aus  analytischen  Daten  zu  folgernden 
Uebergang  des  Eisens  auf  den  Fötus  hat  Verf.  mikrochemisch  durch  Ueber- 
führung  in  Berlinerblau  dartun  und  gleichzeitig  zeigen  können,  dass  die 
Wege,  die  Fe  und  Fett  nehmen,  die  gleichen  sind.  Neuberg. 


4.  Arnheim  und  A.  Hosenbaum,  Ein  Beitrag  zur  Frage  der  Zucker- 
zerstörung im  Tierkörper  durch  Fermentwirkung  (Glykolyse).  Zeitschr. 
f.  physiol.  Cliem.  Bd.  40,  S.  220. 

Die  Verff  haben  auf  Grund  des  bekannten  Versuches  von  Minkowski 
und  v.  Meukikg  über  die  Wirkung  des  Pankreas  auf  die  Zuckerausschei- 
dung  im  Organismus  Versuche  angcstellt,  ob  dieses  Organ  durch  innere 
Sekretion  ein  intracelluläres  Enzym  an  die  Gewebe  abgiebt,  das  einen 
Abbau  des  Zuckermoleküls  bewirkt.  Unabhängig  von  Cohnhelm’s  grund- 


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No.  2. 


Llli.  — Tuhnkk. 


21 


legender  Arbeit,  haben  die  Verff.  folgende  Resultate  erhalten.  Durch  Ver- 
suche in  dem  von  Stoklasa  beschriebenen  Apparat  und  dem  Buchner’schen 
Gährungskölbchen  wurde,  im  Gegensatz  zu  Cohnheim,  constatirt,  dass 
jedes  tierische  Gewebe  glykolytische  Kraft  hat,  die  durch  das  Pankreas 
in  noch  unbekannter  Weise  erheblich  verstärkt  wirkt.  Einen  besonderen 
technischen  Fortschritt  bei  der  Anstellung  gleicher  Versuche  bedingt  die 
Uebertragung  des  von  E.  Buchnek  inaugurirten  Verfahrens  der  Herstellung 
von  Hefedauerpräparaten  mittels  Aceton  auf  die  tierischen  Gewebe.  Mit 
diesen  Acetonpräparaten  kann  viel  leichter  Sterilität  erreicht  werden,  bei 
der  die  Verff.  übrigens  niemals  die  Bildung  von  Alkohol  beobachteten. 

Neuberg. 

Lie,  Veränderungen  in  dem  Nervensystem  bei  plötzlichem  Uebergang  vom 
hohen  zum  normalen  Baroraeterdruck.  Virchow’s  Arch.  1904,  Bd.  178, 
H.  1,  S.  142. 

Nach  Besprechung  der  bisherigen  Litteratur  berichtet  Verf.  über  einen 
eigenen  Fall:  49  Jahre  alter  Taucher;  Schwindel,  Lähmung  der  Extremi- 
täten und  Schmerzen  in  denselben  bald  nach  Abnahme  des  Taucherhelms, 
Tod  85  Stunden  nach  dem  Insult.  Bei  der  Sektion  finden  sich  im  Rücken- 
mark zahlreiche,  zum  Teil  nur  mikroskopische  Blutungen,  am  meisten  im 
unteren  Abschnitt  der  Halsanschwellung.  Daneben  finden  sich  helle  Stellen 
in  der  weissen  Substanz  „von  netzförmigem  Aussehen,  das  jedenfalls  teil- 
weise dadurch  entsteht,  dass  die  einzelnen  Nervenfasern  verbreitert  und 
zum  Teil  zersprengt  sind.“  Zahlreiche  nach  hinten  ziehende  Nervenfasern 
waren  atrophisch  und  zwar  meist  im  Brust-  und  Lendenteil;  „nebenan  gab 
es  eine  mässige  Vermehrung  des  Bindegewebes.“ 

ln  den  peripherischen  Nerven  fand  Verf.  dieselben  Veränderungen  wie 
in  den  hinteren  Wurzeln.  In  der  weissen  Hirnsubstanz,  fast  gar  nicht  in 
der  grauen,  fanden  sich  ähnliche  Blutungen  und  helle  Flecke  wie  im 
Rückenmark.  Diese  Veränderungen  entstehen  durch  plötzliches  Entweichen 
von  Gasen  aus  dem  Blut  und  der  Gewebsflüssigkeit  bei  rascher  Herab- 
setzung des  Barometerdrucks.  Verf.  bezeichnet  den  Vorgang  mit  den 
früheren  Autoren  als  traumatische  Myelitis.  Die  Gefahr  scheint  erst  beim 
Arbeiten  io  mehr  als  30  Meter  Tiefe  zu  entstehen.  Beitzke. 


H.  Turner,  Ueber  einen  Versuch  zur  Vereinfachung  der  Etappenbehand- 
lung des  Genu  valgum  adolescentium.  Zeitschr.  f.  orthopäd.  Chir. 
Bd.  13,  H.  1,  S.  7. 

Vor  Beginn  der  Correktur  wird  das  Becken  des  Patienten  mittelst 
eines  Apparates  fixirt,  dessen  conkave  Pelotten  die  Trochanteren  fest  um- 
schliessen.  Ferner  werden  beide  unteren  Extremitäten  gleichzeitig  einge- 
gypst;  in  demjenigen  Moment,  in  dem  der  Gyps  erstarrt,  wird  zwischen 
die  inneren  Oberflächen  der  beiden  Oondyli  femoris  ein  festes  cylindrisches 
Kissen  gesteckt,  das  mit  Haar  oder  Sand  gefüllt  ist;  die  unteren  Enden 
der  Unterschenkel  werden  durch  die  Hände  des  Operateurs  einander  ge- 
nähert. Joachirasthal. 


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22 


Czerny.  — Kai/sch. 


No.  2. 


Czerny,  Ueber  Nekrose  der  Gallenblase.  Münch,  med.  Wochenschr.  1903, 
No.  22. 

Steine  der  Gallenblase  können  die  Wanderung  in  die  freie  Bauchhöhle 
antreten,  ohne  dass  schützende  Verwachsungen  vorhanden  sind;  es  kommt 
dann  entweder  zum  Bilde  der  akuten  tötlichen  Peritonitis  oder  znr  Bildung 
grösserer  Eiterungen;  diese  Abscesse  sind  dem  Chirurgen  ebenso  bekannt 
wie  die  Pseudotumoren,  die  durch  abgekapselte  Steine,  die  in  Adhäsionen 
eingebettet  sind,  vorgetäuscht  werden.  Weniger  bekannt  als  diese  klini- 
schen Bilder  sind  die  uekrotisirenden  Formen  der  Entzündung  der  Gallen- 
blase: 1.  Ein  62 jähriger  Mann  erkrankt  unter  heftigen  Leibschmerzen, 
Stuhlverhaltung,  galligem  Erbrechen.  Nach  Entleerung  alter  Kotmassen 
durch  hohe  Klystiere  fühlt  man  unter  dem  Rippenbogen  einen  Tumor 
unterhalb  der  Leber,  der  als  Colontumor  gedeutet  wird.  Bei  der  Laparo- 
tomie wird  die  Gallenblase,  hämorrhagisch  infarirt,  freigelegt  und  incidirt. 
Aus  der  Incisionsüffnung  entleeren  sich  Steine  und  eine  Membran,  die  als 
die  nekrotische  Mucosa  und  Submucosa  erkannt  wurde.  Patient  stirbt  an 
Sepsis.  2.  Ein  54  jähriger  Mann  ist  schon  zweimal  unter  dem  Bilde  einer 
Darrastenose  erkrankt;  wegen  der  fühlbaren  Resistenz  in  der  Gallenblaseu- 
gegend  wird  incidirt  und,  nachdem  aus  der  Blase  mehrere  Steine  entleert 
sind,  wird  ein  Teil  der  inneren  nekrotischen  Wand  resecirt.  Die  Fistel 
sccernirt  nur  wenig.  P/j  Jahre  später  erkrankt  er  wieder  mit  heftigen 
Schmerzen,  Zeichen  von  Darmstenose:  die  Operation  entfernt  den  Rest  der 
Gallenblase,  die  in  der  Ampulle  und  in  der  Wand  noch  3 Steine  enthielt, 
und  beseitigt  Adhäsionen,  die  das  Colon  und  Duodenum  verengten.  Patient 
ist  geheilt. 

Adhäsionen,  die  das  Bild  des  Ileus  hervorrufen,  wird  man  durch  die 
von  Kehr  und  Riedel  empfohlene  Früboperatiou  jedenfalls  am  besten  ver- 
meiden. Im  allgemeinen  bevorzugt  C.  die  einfache  Cbolecystostomie  nach 
Aspiration  des  Inhaltes,  und  sucht,  wenn  Cysticus  und  Choledochus  eröffnet 
werden  mussten,  alles  durch  Naht  zu  schliessen.  Unger. 


VV.  Kausch,  Beiträge  zum  Diabetes  in  der  Chirurgie.  Arch.  f.  klin.  Chir. 

74.  Bd.,  S.  853. 

Im  ersten  Teil  der  Arbeit  wird  über  die  sog.  epbemäre,  traumatische 
Glykosurie  berichtet,  welche  K.  verhältnismässig  häufig,  nämlich  in 
11  Fällen,  beobachtete,  wovon  9 Frakturen  und  2 Contusioneu.  ln  allen 
Fällen  setzte  die  Glykosurie  sofort  nach  dem  Trauma  ein;  später  trat  die- 
selbe niemals  auf;  sie  dauerte  stets  nur  1 — 8 Tage.  Die  Zuckerausschei- 
dung betrug  bis  1 pCt.  Nachuntersuchungen  ergaben,  dass  nur  in  einem 
Falle  auch  später  (s/4  Jahre  nach  dem  Trauma)  noch  Glycosuria  e saccharo 
hervorzurufen  war,  sodass  die  Möglichkeit,  es  habe  schon  vorher  latenter 
Diabetes  bestanden,  auszuschliessen  ist.  K.  erklärt  die  Entstehung  der 
Glykosurie  durch  Rückwirkung  der  mechanischen  Körpererschütterung  auf 
das  Nervensystem  oder  durch  psychische  Wirkung  des  Trauma  auf  das- 
selbe. Bedeutungsvoll  wird  die  eigentliche  Glykosurie  dann,  wenn  ein 
operativer  Eingriff  beabsichtigt  wird  und  zwar  in  Narkose,  welche  für  den 


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No.  2. 


Mouton.  — Bircu-Hihschi'Klu. 


23 


Diabetiker  stets  gefahrvoll  ist.  — Im  zweiten  Teil  der  Arbeit  werden 
Grundsätze  für  die  Narkose  der  Diabetiker  aufgestellt  (vergl.  Original). 

Peltesohn. 

C.  A.  Morton,  A series  of  cases  of  resection  of  malignant  growths  of  the 
colon.  Brit.  med.  journ.  1904,  29.  Oct. 

M.  beschreibt  7 von  ihm  beobachtete  Fälle  von  Dickdarmkrebs.  Von 
diesen  ist  einer  seit  3 Jahren  recidivfrei,  einer  6 Jahre  ohne  Recidiv  ge- 
blieben. Zwei  Patienten  bekamen  nach  18  resp.  20  Monaten  Recidive;  die 
übrigen  sind  seit  der  Operation  (Juli — August  1903)  recidivfrei.  M.  em- 
pfiehlt die  Operation  in  zwei  Zeiten  zu  machen;  und  zwar  erst  Colotomie 
und  erst  nach  Beseitigung  der  Occlusionsbeschwerden  Resektion.  Ver- 
wachsung des  Tumors  mit  der  Bauchwand  oder  mit  anderen  Eingeweiden 
sind,  sobald  die  Möglichkeit  besteht,  letztere  mit  zu  entfernen,  keine  Contra- 
indikation.  Philipsthal. 

A.  Birch*Uirschfeld,  Die  Wirkung  der  Röntgen-  und  Radiumstrablen 
auf  das  Auge.  v.  Graefe’s  Arcb.  f.  Opbthalm.  L1X.,  S.  229. 

Nach  den  Versuchen  des  Verf.’s  lassen  sich  durch  Bestrahlung  mit 
Röutgen licht  in  einer  Intensität  und  Zeitdauer,  wie  sie  zu  therapeutischen 
Zwecken  verwendet  wird,  am  Auge  des  Kaninchens  ausgesprochene  Ver- 
änderungen am  vorderen  und  hinteren  Abschnitt  hervorrufen.  Die  Erschei- 
nungen am  vorderen  Augenabschnitt  treten  nach  einer  Latenz  von  ungefähr 
14  Tagen  auf  und  besteben  in  Blepharitis  mit  Haar-  und  Wimperverlust, 
Conjunktivitis,  Keratitis  vom  anatomischen  und  klinischen  Aussehen  der 
interstitiellen  Keratitis  und  Iritis.  Bei  der  anatomischen  Untersuchung 
Hessen  sich  neben  entzündlichen  Veränderungen  eigenartige  Störungen  am 
Epithel  der  Lidhaut,  der  Bindehaut  und  Hornhaut  nachweisen,  Quellung 
und  Zerfall  der  pigmentirten  Iriszellen,  sowie  Gefässveränderungen  an 
Bindehaut,  Lidern  und  Iris.  Die  Linse  blieb  bei  allen  Fällen  klar  durch- 
sichtig. Am  hinteren  Abschnitt  war  mehrere  W'ochen  nach  der  Bestrahlung 
Atrophie  der  Papille  ophthalmoskopisch  nachweisbar.  Die  anatomische 
Untersuchung  ergab  Degeneration  der  Ganglienzellen  der  Netzhaut  und 
Vacuolisation,  Zerfall  des  Protoplasmachromatins,  Kern-  und  Zellschrumpfung 
und  ausgesprochenen  Nervenfaserzerfall  im  Sehnerv  und  Markstrahlenbezirk. 

Auch  am  menschlichen  Auge  können  durch  Bestrahlung  mit  Röntgen- 
strahlen erhebliche  Schädigungen  hervorgerufen  werden.  Dieselben  bestehen 
in  Cilienausfall,  Conjunktivitis,  Kerato- Iritis,  Gefässveränderungen  in  Iris, 
Ciliarkörper  und  Netzhaut,  Degeneration  der  Netzbautganglienzellen  und 
— wie  die  anatomische  Untersuchung  eines  sehr  intensiv  bestrahlten  Auges 
ergab  — cystoider  Degeneration  der  Macula. 

Auch  das  Radium  vermag  das  Gewebe  des  Auges  zu  schädigen.  Man 
beobachtet  Epitheiveränderungen,  die  analog  sind  den  durch  Röntgenstrahlen 
an  Conjunktiva,  Cornea  und  Pigmentepithel  der  Iris  hervorgerufenen.  Auch 
die  Veränderungen  an  den  Gefässwänden  zeigen  eine  Analogie  mit  dem 
Effekt  der  Röntgenstrablen,  ebenso  die  degenerativen  Vorgänge  der  Netz- 
hautnervenzellen. Horstmann. 


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24 


Blau.  — Mort.  — Hp.nrki.  — Schottmüllbr. 


No.  2. 


Blau  (Görlitz),  Experimentelle  Studien  über  die  Veränderungen  im  Gehör- 
organ nach  Vergiftung  mit  salicylsaurem  Natrium.  Arch.  f.  Ohrenheiik. 
61.  Bd.,  S.  220. 

B. ’s  an  Kaninchen,  Mäusen  und  Meerschweinchen  ausgeführten  Ver- 
suche führten  zu  dem  Resultate,  dass  die  durch  Vergiftung  mit  salicyl- 
saurem  Natrium  auftretenden  Störungen  im  Gehörorgan  nicht,  wie 
Kirchner  behauptet  hatte,  durch  Blutungen  im  Labyrinth  bedingt  sind, 
sondern  dass  dieselben  ebenso  wie  Wittmaak  dies  für  das  Chinin  nach- 
gewiesen hat  (s.  Cbl.  1903,  S.  509),  in  einer  Schädigung  der  Ganglien- 
zellen im  Ganglion  spirale  und  speciell  im  Vestibularganglion  ihre  Ursache 
haben.  Scbwabach. 


Mort,  Ueber  Iclus  laryngis.  Arch.  f.  Laryngol.  u.  Rhinol.  Bd.  16,  H.  1. 

Verf.  teilt  zwei  Fälle  dieser  Erkrankung  mit,  welche  beide  Alkoholiker 
mit  zum  Teil  sehr  weit  gediehenen  degenerativen  Processen  am  centralen 
und  peripheren  Blutgefässsystem  betrafen.  Einen  Unterschied  zwischen 
Vertigo  und  Ictus  erkennt  Verf.  nur  insofern  an,  als  bei  der  ersteren  der 
Vagusreiz  sich  wahrscheinlich  auf  das  statische  Organ  des  Ohres  überträgt 
und  damit  Schwindelerscheinungen  auslöst,  während  beim  Ictus  die  Be- 
wusstlosigkeit wahrscheinlich  auf  eine  Hemmung  der  Herztätigkeit,  viel- 
leicht auf  Reizung  der  Hirnrinde,  zurückzuführen  ist.  Beide  Symptomen- 
complexe  beruhen  auf  einer  Vagusneurose.  W.  Lublinski. 


Henriei,  Die  Amputation  der  hypertrophischen  Gaumentonsillen  mit  der 
kalten  Schlinge.  Münch,  med.  Wochenschr.  1904,  No.  14. 

Verf.  wendet  in  der  Koerner’sclien  Klinik  auf  Mtgind’s  Anregung 
wieder  die  kalte  Schlinge  an,  welche  fast  gar  keine  Schmerzen  und  stets 
geringe  Blutung  veranlassen  soll.  Das  Durchschneiden  der  Mandel  bei 
Erwachsenen  erfordert  nicht,  wie  Verf.  angiebt,  einige,  sondern  recht  viel 
Kraft,  sodass  selbst  Verf.  einen  Schlüssel  oder  Drahtzange  zum  Hinein- 
ziehen des  Drahtes  in  das  Rohr,  das  natürlich  besonders  kräftig  sein  muss, 
gebraucht.  (Ref.  kann  der  kalten  Drahtschlinge  nur  bei  weichen  Tonsillen 
das  Wort  reden.)  W.  Lublinski. 

H.  Sehottmiiller,  Zur  Aetiologie  der  akuten  Gastroenteritis  (Cholera 
nostras).  Münch,  med.  Wochenschr.  1904,  No.  7/8. 

Bei  drei  sporadischen  Fällen  von  Cholera  nostras  hat  SCH.  den  Bac. 
enteritidis  Gärtner  als  Erreger  festgestellt.  Der  Bacillus  wurde  aus  dem 
Blute  gezüchtet  und  die  Agglutinationsprüfuug  mit  dem  Serum  von  zwei 
Patienten  — bei  dem  Dritten  wurde  des  zu  schnell  eintretenden  Todes  wegen 
die  Prüfung  nicht  vorgenommen  — wies  auf  den  ätiologischen  Zusammen- 
hang hin.  Das  Serum  der  Kranken  agglutinirte  aber  nicht  nur  den  Bac. 
enteritidis  Gärtner,  sondern  auch  den  Bac.  paratyphosus  alkalifaciens  (oder 
Typus  B.),  und  zwar  bei  dem  einen  Patienten  stärker  als  den  Bac.  Gärtner. 
Aber  auch  nach  anderer  Richtung  wurde  der  Identitätsnachweis  für  die 
beiden  Bakterien  gebracht.  Demnach  kann  der  Bac.  Gärtner  zwei  ganz 
verschiedene  Krankheitsbilder  hervorrufen,  das  der  Cholera  nostras  und 


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No.  2. 


Sach*.  — Bp.hr.  — Morzrowh:/. 


25 


das  des  Typhus.  Die  Erklärung  hierfür  findet  Sch.  darin,  dass  der  Ba- 
cillus. falls  er  Brechdurchfall  erzeugt,  besonders  toxische  Eigenschaften 
besitzt,  die  er  höchstwahrscheinlich  auf  einem  geeigneten  Nährboden 
(Fleisch)  erworben  hat,  und  dass  der  Bacillus  iu  grossen  Mengen  aufge- 
nommen wird.  Fehlen  dem  Bacillus  besondere  toxische  Eigenschaften,  oder 
wird  er  nur  in  geringerer  Menge  aufgenommen,  z.  B.  aus  Wasser,  so  bleibt 
die  Intoxikation  aus,  aber  es  kanu  wohl  zu  einer  Infektion  unter  dem  Bilde 
des  Typhus  kommen.  Daneben  wird  man  mit  einer  Disposition  der  Indi- 
viduen rechnen  müssen.  Aehnlich  ruft  auch  der  Typhusbacillus  zuweilen 
die  Symptome  einer  akuten  Gastroenteritis  hervor,  H.  Bischoff. 


Sachs,  lieber  die  Constitntion  des  Tetanolysins.  Berl.  klin.  Wochenschr. 
1904,  No.  16. 

S.  weist  nach,  dass,  falls  zu  Tetanusantitoxin  eine  bestimmte  Menge 
Tetanuslysin  in  einer  Gabe  zugesetzt  wird,  weniger  wirksames  Tetanolysin 
vorhanden  ist,  als  wenn  das  Tetanolysin  fraktionirt  zugesetzt  wird.  Dies 
spricht  dafür,  dass  das  Tetanolysin  kein  einheitlicher  Körper  ist,  sondern 
dass  neben  einem  mit  stärkerer  Avidität  begabten  Toxin  ein  mit  schwächerer 
Avidität  ausgestattetes  Toxon-Kpitoxoid  vorhanden  ist.  Es  ist  das  Fehlen 
der  Reversibilität  so  zu  erklären,  dass  bei  dem  fraktionirten  Zusatze  von 
Tetanolysin  Antitoxin  nicht  nur  vom  Toxin,  sondern  auch  vom  Toxon- 
Epitoxoid  gebunden  wird  und  dass,  wenn  diese  Bindung  einmal  perfekt 
ist,  das  neu  zngefügte  Tetanolysin  geringere  Mengen  Antitoxin  vorfindet. 
Diese  Befunde  sprechen  gegen  die  Annahme  von  Arrhenius  und  Mapsen, 
die  ein  einheitliches  Gift  annehmen.  H.  Bischoff. 

M.  Kehr,  Die  Behandlung  gewisser  innerer  Erkrankungen  durch  äusser- 
liche  Anwendung  des  Salicyls  in  Form  von  „Rheumasan“.  Therap. 
Monatsh.  1904,  Mai. 

B.  wandte  das  Rheumasan  in  30  Fällen  bei  Phthisikern  an  und  war 
mit  den  Erfolgen  recht  zufrieden.  Von  dem  Mittel  wurden  5 — 10  g auf 
die  schmerzhafte  Stelle  aufgetragen  und  mehr  oder  minder  kräftig  in  die 
Haut  einmassirt;  gerade  auf  diese  Massage  legt  Verf.  grossen  Wert.  Die 
Kur  konnte  wochenlang  fortgesetzt  werden,  ohne  dass  sich  Ekzem  oder  üble 
Nebenwirkungen  des  Salicyls  einstellten.  Mehr  als  einmaliges  Einreiben 
pro  die  ist  nicht  empfehlenswert-,  anfangs  wurde  das  Mittel  dreimal  täg- 
lich angewandt,  wobei  sich  unangenehme  Erscheinungen  zeigten.  Es  trat 
hierbei  auch  einmal  Albuminurie  auf  (wie  sie  ja  bei  Gebrauch  von  Natr. 
salicyl.  nicht  selten  ist)  während  bei  nur  einmaliger  Anwendung  pro  Tag 
nie  dergleichen  beobachtet  wurde.  Die  bekannte  schweisstreibende  Wir- 
kung des  Salicyls  kommt  auch  dem  Rheumasan  zu.  ist  aber  nicht  so  stark, 
wie  bei  innerlichem  Salicylgebrauch.  K.  Kronthal. 

1,.  Moszkowiez.  Physostigmin  gegen  gefahrdrohenden  Meteorismus  (nament- 
lich nach  Operationen).  Wiener  klin.  Wochenschr.  1903,  No.  22. 

Das  seiner  Zeit  von  v.  Noorden  empfohlene  Physostigmin  hat  sich 
Verf.  in  einer  Reihe  von  Fällen  gevtflsser  Lähmungszustände  des  Darmes, 


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26 


Hofmeirb. 


No.  2. 


wie  sie  insbesondere  nacb  Operationen  häufiger  Vorkommen,  sehr  wirksam 
erwiesen.  So  vertrug  ein  recht  elender,  69  Jahre  alter  Mann  mit  Rectum- 
carcinom,  bei  dem  an  der  Flexura  sigmoidea  ein  künstlicher  After  ange- 
legt worden  war,  und  der  nach  der  Operation  eine  Oarmläbmung  schwerster 
Art  davongetragen  hatte,  1 mg  Physostigmin  subkutan  nicht  nur  recht  gut, 
sondern  wurde  durch  das  Mittel  auch  wesentlich  gebessert,  ln  einem 
weiteren  Falle,  in  dem  es  sich  gleichfalls  um  ein  geschwächtes  Individuum 
im  Alter  von  68  Jahren  handelte,  das  eine  circumskripte  Peritonitis  hatte, 
in  deren  Gefolge  ein  akuter  Meteorismus  das  Allgemeinbefinden  auf  das 
Schwerste  schädigte,  bewirkte  die  subkutane  Injektion  von  1 mg  des  ge- 
nannten Mittels  sogleich  Abgang  von  Flatus  und  Stuhl,  wodurch  die  völlige 
Genesung  des  Patienten  eingeleitet  wurde.  Noch  eklatanter  war  der  günstige 
Einfluss  bei  einem  dritten  Patienten  im  Alter  von  53  Jahren,  der  an  einem 
sogenannten  postoperativen  Ileus  paralyticus  litt,  und  dessen  Befinden  in- 
folge eines  Collapses  so  bedrohlich  geworden  war,  dass  an  einen  letalen 
Ausgang  gedacht  werden  musste.  Nach  einer  Injektion  von  l/t  mg  Physo- 
stigmin gingen  sogleich  Flatus  ab  und  der  Ptient  fühlte  sich  erheblich 
gebessert.  Eine  zweite  gleiche  Injektion  hatte  denselben  Erfolg,  doch 
wurde  Stuhlgang  erst  durch  Rheum  erzielt. 

Die  Ergebnisse  seiner  Beobachtungen  an  den  genannten  Kranken  und 
aus  seinen  litterarischen  Erfahrungen  fasst  M.  in  folgenden  Sätzen  zu- 
sammen: 

1.  Dosen  von  0,001  Physostigminum  salicylicum  (Merck)  wurden  von 
3 hochgradig  geschwächten  Patienten  sehr  gut  vertragen.  Diese  und  in 
zwei  Fällen  halb  so  grosse  Dosen  zweimal  nach  einander  in  grösserem 
Intervall  haben  hochgradig  aufgetriebene  Därme  prompt  zur  Contraktion 
gebracht. 

2.  In  zwei  Fällen  schien  dieser  Effekt  lebensrettend  zu  wirken. 

3.  Au  den  übrigen  Organen  wurden  üble  Nebenwirkungen  nicht  beob- 
achtet. Der  Blutdruck  war  nacb  der  Injektion  deutlich  erhöht. 

4.  Die  Anwendung  des  Physostigmins  ist  namentlich  bei  postoperativen 
Darmiäbmungen  (Pseudoileus  der  Autoren)  zu  empfehlen. 

Carl  Rosenthal. 

M.  Hofmeier,  Ueber  Todesursachen  bei  Neugeborenen  während  und  gleich 
nach  der  Geburt  mit  Rücksicht  auf  ihre  forensische  Bedeutung.  Münch, 
med.  Wochenschr.  1903,  No.  36. 

Verf.  berichtet  über  3 Todesfälle,  die  bei  kräftig  entwickelten,  an- 
scheinend uormalen  Kindern  bei  normalem  leichtem  Geburtsverlauf  un- 
mittelbar vor  oder  nach  beendeter  Geburt  sich  ereigneten.  In  keinem 
Falle  fanden  sich  grobe  anatomische  Veränderungen  bei  der  Sektion.  Das 
erste  Kind  starb  ‘/2  Stunde  post  partum.  Bei  der  mikroskopischen  Unter- 
suchung der  Organe  fanden  sich  Degeneration  der  Herzmuskulatur,  Wuche- 
rung des  Bindegewebes  zwischen  den  Lungenalveolen,  trübe  Schwellung 
der  Leberzellen.  Syphilis  ist  ausgeschlossen.  Verf.  meint,  dass  Herz  und 
Lungen  den  Ansprüchen  des  extrauterinen  Lebens  nicht  genügen  konnten. 
Die  Ursache  der  Veränderung  bleibt  unaufgeklärt.  — Beim  zweiten  intra 
partum  verstorbenen  Kinde  fanden  sich  neben  fettiger  Degeneration  der 


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No.  2. 


Mknzkk.  — Mi'i.i.ik  uud  Inaua, 


27 


Herzmuskulatur  endoarteriitiscbe  und  periarteriitische  Processe  in  der 
Plaeenta.  Verf.  hat  schon  früher  darauf  hingewiesen,  dass  diese  Gefäss- 
veränderungen  Beschränkungen  in  der  kindlichen  Cirkulation  hervorrufen 
künnen,  welche  während  der  den  Gasaustausch  zwischen  Mutter  und  Kind 
erschwerenden  Geburt  zur  Todesursache  werden  können.  Im  dritten  Fall 
trat  ebenfalls  kurz  vor  der  beendeten  Geburt  der  Tod  des  Kindes  ein.  Es 
fand  sich  lediglich  fettige  Degeneration  der  Herzmuskulatur,  keine  Placentar- 
erkrankung.  Verf.  weist  darauf  hin,  wie  leicht  in  ähnlichen  Fällen,  zumal 
wenn  die  Kinder  geatmet  haben,  der  Verdacht  des  Kindesmordes  entstehen 
kann,  und  wie  die  Untersuchung  der  Plaeenta  bei  unklaren  gerichtsärzt- 
lichen Fällen  von  entscheidender  Wichtigkeit  sein  kann.  Stadthagen. 


Meitzer,  Ergebnisse  der  Serumbehandlung  des  akuten  und  chronischen 
Gelenkrheumatismus.  Münch,  med.  Wochenschr.  1904,  No.  33. 

Nach  den  der  Arbeit  beigegebenen  Tabellen  erscheint  die  Strepto- 
kokkenserumbebandlung  des  Gelenkrheumatismus  den  bisherigen  Behand- 
lungsmethoden überlegen  1.  dadurch,  dass  sie  auch  noch  chronisch  ge- 
wordene Erkrankungen  zu  heilen  bezw.  zu  bessern  vermag;  2.  dass  sie 
die  Heilungsbedinguugeu  des  akuten  Gelenkrheumatismus  im  allgemeinen 
günstiger  gestaltet  und  vor  allem  wesentlich  günstigere  Chancen  für 
die  Heilung  der  Endocarditis  herbeizuführen  scheint;  3.  dass  sie  besser 
als  die  bisherigen  Behandlungsmethoden  vor  Kückfällen  zu  bewahren 
scheint  und  selbst  bei  veralteten  Fällen  auf  längere  Zeit  hin  Heilung  resp. 
Besserung  herbeizuführen  vermocht  hat.  Absolut  contruindicirt  ist  indess 
diese  Behandlungsmethode  bei  chronischen  Endocarditiden  mit  stärkerer 
Stenosirung  von  Herzostien,  ferner  bei  Pericarditis  und  Pleuritis  mit 
stärkerer  Exsudatbildung  auf  der  Höhe  des  Reizzustandes.  Schliesslich 
widerrät  Verf.  selbst  die  Anwendung  dieser  Methode  dem  Anfänger  dringend. 
— Die  Einzeldosis  beträgt  5 ccm  Serum.  Schaefer. 


O.  Müller  und  K.  Inada,  Zur  Kenntnis  der  Jodwirkung  bei  Arteriosklerose. 

Mit  einem  Vorwort  von  Prof.  Rombbrg  in  Tübingen.  Deutsche  med. 

Wochenschr.  1904,  No.  4R 

Nach  Rohberg  erstreckt  sich  die  Wirkung  der  .lodsalze  nicht  auf  die 
Gefässe,  sondern  auf  das  Blut.  Die  Viscosität  des  Blutes  nimmt  durch 
.Jodgebrauch  allmählich  ab,  es  wird  leichter  flüssig.  Eine  Beeinflussung 
des  Serums  erscheint  nach  den  initgeteilten  Versuchen  ausgeschlossen,  man 
könnte  an  eine  Einwirkung  auf  die  Fibringeneratoren  oder  auf  die  körper- 
lichen Elemeute  denken.  Nach  der  Poiseuille’schen  Formel  steigt  nun  im 
gleichen  Verhältnis  zur  Abnahme  der  Viscosität  die  Stromgeschwindigkeit 
des  Blutes.  In  Uebereinstimmung  hiermit  sehen  wir  eine  ausgezeichnete 
Wirkung  der  Jodsalze  bei  den  beginnenden  Störungen,  die  überwiegend  auf 
unzureichender  Durchblutung  beruhen,  bei  denen  aber  tiefere  anatomische 
Läsionen  der  Organe  selbst  noch  fehlen,  so  z.  B.  bei  den  so  häufigen  An- 
fängen der  cerebralen  Arteriosklerose,  die  unter  dem  Bilde  der  Neurasthenie 
oder  abnormer  psychischer  Erscheinungen  auftreten  können,  ferner  bei 


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WinKKK.  - Kattwikkei.. 


No.  2. 


leichter  und  mittelscbwercr  Angina  pectoris,  bei  massiger  Herzschwäche 
mit  auffallender  Dyspnoe  nach  Bewegungen,  hin  und  wieder  auch  bei 
cardialem  Asthma  und  Claudicatio  intermittens.  Zur  Erzielung  der  ge- 
wünschten Wirkung  genügen  mässigc  Gaben,  etwa  dreimal  täglich  0,3  bis 
0,5  Jodkali  oder  Jodnatrium,  die  bei  dem  Vermeiden  saurer  Speisen  und 
Getränke  und  bei  der  gleichzeitigen  Zufuhr  von  Alkali  meist  gut  ver- 
tragen werden.  Die  Versuche  an  Gesunden  wie  auch  an  Kranken  ergaben 
unter  dieser  Art  der  Jodaufnahme  nach  durchschnittlich  10 — 14  Tagen 
eine  beträchtliche  Herabsetzung  der  inneren  Reibung  des  Blutes. 

Alkan. 

W.  Wagner,  Ein  Fall  von  sog.  gliomat&ser  Hypertrophie  des  Pons  und 
der  Medulla  oblongata.  Berichte  über  Arbeiten  aus  d.  Pathol.  Institut 
der  Universität  Würzburg.  1903. 

Der  Fall  schliesst  sich  einer  von  Chiari  mitgeteilten  Beobachtung 
von  gliomatöser  Hypertrophie  des  Tractus  und  Bulbus  olfactorius  an.  Die 
geschwnlstartige  Wucherung  lag  hier  im  Pons  und  enthüllte  sich  als  diffus 
infiltrirendes  Gliom;  die  Gliomzellen  schoben  sich  in  das  normale  Glia- 
gewebe  ein.  Die  normalen  Nervenfaserzüge  waren  gut  erhalten  und  nur 
durch  das  Gliomgewebe  auseinandergedrängt;  nur  an  einigen  Stellen  gingen 
Nervenfasern  und  Ganglienzellen  zu  Grunde.  Eine  Fragmentation  der 
Kerne,  vielkernige  Riesenzcllen  treten  ebenfalls  hervor.  — Ein  anderes 
umschriebenes  Knütchen  im  Pedunculus  cerebelli  ad  pontem  hatte  schon 
eher  einen  sarkomatüsen  Charakter.  S.  Kalischer. 


W.  Kattwinkel,  lieber  acquirirte  combinirte  Strangsklerosen.  Deutsches 
Arcli.  f.  klin.  Med.  75.  Bd.  (1.  u.  2.) 

K.  teilt  8 Fälle  acquirirter  combinirter  Strangsklerosen  des  Rücken- 
marks bei  Erwachsenen  mit  Sektionsbefund  mit.  Die  combinirten  Strang- 
erkrankungeu  lassen  sich  am  besten  einleilen  in  solche  mit  1.  vorwiegen- 
der Erkrankung  der  Hinterstränge  und  der  Kleinhirnseitenstrangbahnen, 
2.  vorwiegender  Erkrankung  der  Pyramidenbahnen  und  der  Kleinhirnseiten- 
strangbahnen, 3.  der  Hinterstränge  und  der  Pyramidenbahnen,  4.  der 
Hinterstränge,  der  Pyramidenbahnen  und  der  Kleinhirnscitenstrangbahnen. 
Bei  der  ersten  Form  entsteht  das  Symptomenbild  der  Tabes,  bei  der  zweiten 
mehr  das  der  spastischen  Spinalparalyse;  die  dritte  und  vierte  Gruppe 
würde  eine  Combination  beider  resp.  das  Vorwiegen  einer  Krankheitsform 
bedingen;  erstreckt  sich  die  Hinterstrangserkrankung  bis  in  den  Lenden- 
teil, so  treten  spastische  Contraktnren  und  Lähmungen  nicht  hervor;  und 
nur  eine  gewisse  motorische  Schwäche  und  Lähmung  neben  der  Ataxie 
weist  auf  ein  Mitbetroffensein  der  Pyraroidenstränge  hin.  — Auch  die  Fälle 
des  Verf.’s  zeigen  meist  neben  der  Ataxie  paralytische  Schwäche  bis  Para- 
plegie der  unteren  und  zum  Teil  auch  der  oberen  Extremitäten.  Die 
spastisch-ataktische  Paraplegie  finden  wir  in  den  Fällen  der  combinirten 
Systemerkrankung,  in  denen  die  Seitenstränge  stärker  betroffen  sind  als 
die  Hinterstränge  und  die  Sklerose  der  letzteren  nicht  bis  zum  Lendenteil 
reicht.  — In  den  von  K.  beschriebenen  Fällen  hielten  sich  die  Erkrankung 


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No.  2. 


Shkild  und  Shaw.  — Sohkryillk.  Fordych. 


29 


Die  oder  nur  eine  kurze  Strecke  an  bestimmte  Leitungsbahnen;  bald  bleibt 
sie  in  deren  Grenzen  zurück,  bald  gebt  sie  über  das  Gebiet  derselben 
hinaus  oder  sie  hat  einen  unregelmässigen  fleckigen  Charakter  (namentlich 
mit  Karmin-  und  Marchi- Färbung).  Diese  diffusen,  unregelmässigen  degene- 
rativen  Processe  sind  nicht  als  primäre  systematische  anzusehen,  sondern 
es  sind  nicht-systematische  oder  „pseudocombinirte“  Strangsklerosen.  Eine 
ausreichende  Erklärnng  für  das  Zustandekommen  derselben  ist  nach  K. 
nur  in  der  Erkrankung  des  Lymphgefässsystems  zu  suchen.  Die  Lymph- 
spalten wareu  meist  erweitert,  der  Centralkanal  vergrössert  und  verstopft; 
um  die  Gefässe  befanden  sich  Hohlräume,  Verdickung  der  Adventitia  u.  s.  w. 
— Die  Gefässerkrankung,  die  in  allen  Fällen  vorhanden  war,  veranlasste 
diese  Lymphstauung.  S.  Kalischer. 

R.  M.  Sheild  and  T.  C.  Shaw,  Notes  upon  a ea.se  wbere  Symptoms  of 
early  general  paralysis  of  the  insane  followed  a head  injury;  trephening; 
reinoval  of  depressed  bone;  disappearence  of  the  Symptoms.  Lancet 
1903,  Febr.  14. 

Im  Anschluss  an  eine  Kopfverletzung  in  der  linken  Stirngegend,  wobei 
eine  Beschädigung  des  Knochens  vorerst  nicht  erfolgt  zu  sein  schien,  ent- 
wickelte sich  bei  einem  30jährigen  Manne  ein  Zustand  von  Demenz  und 
Gemüts-Reizbarkeit  mit  Tremor,  Pupillendifferenz,  Sprach-  und  Scbrift- 
störungen,  sodass  die  Diagnose  auf  Paralyse  gestellt  werden  musste.  Ruhe 
und  Pflege  führten  zu  vorübergehender  Besserung,  aber  bei  Rückkehr  in 
den  Beruf  kehrte -der  alte  Zustand  mit  grösserer  Heftigkeit  wieder.  Es 
wurde  trepanirt  und  eine  Depression  der  inneren  Tafel,  welche  auf  das 
Hirn  drückte,  behoben.  Darauf  genas  der  Kranke  in  kurzer  Zeit. 

M.  Brasch. 

1)  F.  Soinerville,  High-frequency  currents  in  medical  practice.  Glasgow 
med.  journ.  1904,  Jan.  14. 

2)  A.  I).  Fordyce,  The  alternating  sinusoida!  current,  its  adininistration 
by  means  of  the  bath.  The  Scottish  med.  and  surg.  journ.  1904,  Dec. 

1)  Aus  den  Erfahrungen  von  S.  ergiebt  sieb,  dass  die  Hochfrequenz- 
ströme bei  organischen  Hemiplegien,  Paraplegien  und  bei  Tabes  von  keinem 
Nutzen  sind.  Bessere  Aussichten  geben  Fälle  von  peripherischer  Neuritis, 
noch  bessere  sogenannte  funktionelle  Krankheiten,  wie  Schlaflosigkeit, 
Kopfschmerzen  und  verschiedene  Formen  von  Neuralgie.  Sehr  befriedigend 
waren  auch  die  Erfolge  der  Behandlung  bei  Chorea,  Ischias,  Urinincontinenz, 
Asthma,  Schreibkrampf.  Auch  rheumatische  Muskel-  und  Gelenkscbmerzen 
wurden  im  Gegensatz  zur  rheumatischen  Arthritis  gebessert.  Besonders 
wertvoll  zeigte  sich  die  Behandlung  der  Hämorrhoiden  und  ebenso  anderer, 
von  Störungen  des  vasomotorischen  Systems  abhängiger  Leiden,  wie  Kälte 
der  Extremitäteu,  Frostbeulen  etc.  Auch  die  Colitis  mucosa  wurde  günstig 
beeinflusst.  Besonders  günstige  Resultate  lieferte  die  Behandlung  einiger 
Hautkrankheiten;  auch  in  zwei  Fällen  von  Lungenphthise  erwies  sich  die 
Behandlung  erfolgreich. 

2)  Durch  das  dipolare  sinusoidale  Bad  wird  bei  Gesunden  eiue  Herab- 
setzung des  Pulses  und  der  Atmnngsfrcquenz  erzielt.  Bei  Kranken  wurde 


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Bosckkk. 


No.  2. 


die  Pulsfrequenz  in  71  pCt.  vermehrt;  die  psychische  Disposition  hatte 
hierauf  grossen  Einfluss.  Bei  Kinderlähmungen  von  kürzerer  Dauer  und 
Abwesenheit  (?)  von  Entartungsreaktion  wurde  Besserung  erzielt;  keine 
dagegen  da,  wo  die  Lähmung  schon  längere  Zeit  bestand  und  wo  Ent- 
artungsreaktion erhalten  wurde.  Immerhin  wurde  auch  hier  das  Allge- 
meinbefinden gebessert.  Neurasthenische  wurden  im  Gegensatz  zu  Hyste- 
rischen gebessert;  bei  Ischias  waren  die  Erfolge  schwankend.  Im  Allge- 
meinen ergab  sieb,  dass  die  sinusoidalen  Bäder  einen  tonischen  Einfluss 
ausübten,  Schmerzen  linderten  und  dadurch  den  Schlaf  verbesserten.  Verf. 
betont  den  psychischen  Effekt  und  den  Einfluss  des  Unbekannten  bei  dieser 
Methode.  Er  schliesst:  Das  alternirende  sinusoidale  Bad  hat  seine  Vor- 
teile; es  ist  kaum  wahrscheinlich,  dass  sein  Gebrauch  ein  ausgedehnter 
werden  wird.  Bernhardt. 


A.  Iliischke,  Ueber  eine  eigenartige  Form  recidivirender,  wandernder 
Phlebitis  an  den  unteren  Extremitäten.  (Aus  der  Universitätspoliklinik 
f.  Haut-  u.  Geschlechtskrankh.  in  Berlin.)  Arch.  f.  Dermatol,  u.  Sypb. 
Bd.  72,  S.  39. 

Bei  dem  30jährigen,  sonst  gesunden  Patienten  bestanden  an  den  Ober- 
und Unterschenkeln  und  an  beiden  Fussrücken  kutane  und  subkutane 
schmerzhafte,  meist  längliche,  flach  erhabene,  rote  oder  livide  Knoten  uud 
als  offenbare  Reste  von  solchen  bräunliche  Pigraentirungen  Die  vielfach 
netzförmige  Anordnung  und  Gabelung  der  Gebilde,  sowie  ihre  sichtbare 
Beziehung  zum  Verlaufe  der  Venen  Hessen  deutlich  einen  Zusammenhang 
mit  diesen  erkennen.  Ebenso  schienen  auch  kleinere,  nur  palpable,  oft 
rechenförmig  angeordnete,  in  der  Haut  oder  tiefer  gelegene  Knoten  den 
Venen  anzugehören.  Besonders  auffällig  war  ferner  eine  diffuse,  ganz 
dunkle  Cyanose  der  Füsse,  die  auch  der  Sitz  äusserst  heftiger  Schmerzen 
waren.  Während  der  dreimonatlichen  Beobachtung  des  Pat.  bildete  sich 
ein  Teil  der  Knoten  zurück,  indem  sie  noch  für  längere  Zeit  ein  Infiltrat 
in  der  Venenwandung  hinterliessen;  dafür  treten  an  anderen  Stellen  ziem- 
lich akut  neue  auf.  Auch  die  Cyanose  der  Füsse  und  die  Schmerzen 
wechselten  in  ihrer  Intensität.  Allem  Anschein  nach  waren  die  Venen 
vorübergehend  verlegt,  erlangten  aber  immer  ihre  Durchgängigkeit  wieder, 
was  dafür  spricht,  dass  es  sich  um  eine  Entzündung  bandelte,  die  haupt- 
sächlich die  Adventitia  und  Media,  wenig  die  Intima  betraf.  — Nach  An- 
gabe des  Kranken  waren  die  Knoten  zuerst  vor  etwa  9 Jahren  aufgetreten, 
damals  nach  einigen  Wochen  wieder  vollständig  verschwunden,  dann  aber 
in  unregelmässigen  Zwischenräumen  immer  wiedergekehrt.  Allerlei  Um- 
schläge und  innerlich  Arsen,  Jodkalium,  Chinin  hatten  keinen  Erfolg.  — 
Der  Fall  hat  einige  Aehnlichkeit  mit  einem  von  E.  Neisser  als  „wandernde 
Phlebitis“  beschriebenen,  der  schliesslich  unter  Jod-Quecksilberbehaudiung 
heilte.  Ein  gewisser  Verdacht  auf  voraufgegangene  Syphilis  bestand  auch 
in  dem  hier  mitgeteilten  Falle.  H.  Müller. 


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No.  2. 


Grobe.  — Gksrvoix.  — Kaybkr. 


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8.  Grosz,  Zur  Technik  der  intramuskulären  Injektionen.  (Aus  dem 
I.  anatom.  Institut  der  Universität  Wien.)  Arch.  f.  Dermatol,  u.  Syph. 
Bd.  72,  S.  66. 

Nach  Versuchen  an  Leichen  bezeichnet  Verf.  als  diejenige  Zone  der 
Glutaealgegend,  in  der  man  dio  besten  Chancen  hat,  unangenehmen  Zu- 
fällen und  Gefahren  bei  intramuskulären  Injektionen  zu  entgehen,  ein 
Dreieck,  dessen  Reken  liegen:  1.  in  der  Verbindungslinie  der  beiden 
Trochanteren  und  zwar  in  der  Mitte  zwischen  Tuber  ossis  ischii  und  Tro- 
chanter, 2.  in  derselben  Sagittallinine  und  zwar  in  der  Mitte  zwischen 
Punkt  1 und  der  Verbindungslinie  beider  Spinae  anteriores  superiores, 
3.  in  der  Höhe  von  Punkt  2 in  der  Mitte  zwischen  Trochanter  und  Crena 
ani.  — Es  empfiehlt  sich  auch  in  diesem  Gebiete,  die  Nadel  nicht  senk- 
recht, sondern  von  aussen  unten  nach  innen  oben  in  den  Muskel  einzu- 
stossen,  damit  man  mit  Sicherheit  in  der  Substanz  des  M.  glutaeus  maximus 
bleibt  und  der  Flüssigkeit  die  Ausbreitung  entlang  der  schrägen  Faserung 
derselben  erleichtert.  H.  Müller. 

Genevois,  Les  urethrites  gonococciques  chez  les  petits  garcons.  Rev. 
mens,  de  mal.  de  l’enf.  1904,  Aoüt. 

Gonorrhoische  Urethritis  ist  namentlich  bei  Knaben  von  8—4  Jahren 
und  solchen  von  9 — 12  Jahren  mehrfach  beobachtet  worden.  Während 
bei  jenen  vielfach  ein  Missbrauch  von  Seiten  älterer  Frauen  vorliegt, 
handelt  es  sich  bei  diesen  häutiger  als  angenommen  wird  um  direkte  In- 
fektion durch  Cohabitationsversnche.  Daneben  kommt  indirekte  Ueber- 
tragung  durch  Schlafen  in  gemeinsamen  Betten  vor.  Von  Complikationen 
findet  sich  am  häufigsten  Balanitis  mit  Oedeni  des  Präputiums  und  Phimose; 
Lymphangitis  am  Penis,  Urethritis  posterior  und  Cystitis  sind  gleichfalls 
beobachtet  worden,  während  Epididymitis  bei  Knaben  — wohl  infolge  der 
geringeren  Entwickelung  und  Tätigkeit  der  Hoden  — seltener  vorzukommen 
scheint. 

Mehrfach  sind  Verengerungen  an  verschiedenen  Stellen  der  Harnröhre 
zur  Beobachtung  gekommen.  Bei  einem  von  Kannon  behandelten  2l[2  Jahre 
alten  Knaben  war  wegen  mehrerer  impermeabler  Strikturen  innere  und 
äussere  Urethrotoroie  nötig.  Bei  kleineren  Kindern  ist  endlich  auch  die 
gonorrhoische  Conjunktivitis  eine  häufige  Complikation. 

Die  Behandlung  ist  die  gleiche  wie  beim  Erwachsenen.  Anfangs  sind 
Baisamica,  nach  Ablauf  der  akuten  Eutzündungserscheinungen  bei  Kindern 
von  mehr  als  8 Jahren  Spülungen  mit  Kalium  hypermanganicum  (0,12  bis 
0,25  : 1000),  endlich  Injektionen  von  Sublimat  (1  : 25000)  und  der  inner- 
liche Gebrauch  von  Salol  empfehlenswert.  B.  Marcuse. 


Kayser,  Ueber  den  Kaiserschnitt,  nebst  Bemerkungen  zur  anatomischen  und 
technischen  Begründung  des  queren  Fundalschnittes.  Charite-Annalen. 
XXVIII.  Jahrg.  Berlin  1904. 

K.  teilt  drei  Fälle  von  Kaiserschnitt  mit,  welche  er  in  der  kurzen 
Spanne  weniger  Monate  anszuführen  Gelegenheit  hatte.  In  allen  Fällen 
wurde  mit  bewusster  Absicht  eine  verschiedene  Technik  sowohl  der  Nabt 


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32 


Kayukb. 


No.  2. 


wie  der  Schnittführuug  angewendet.  Im  Anschluss  an  die  Mitteilung  dieser 
Fälle  unterzieht  K.  die  wichtigsten  Fragen  der  Indikationsstellung  und 
Technik  des  Kaiserschnittes  einer  äusserst  lesenswerten  Besprechung.  Nur 
die  Hauptpunkte  der  interessanten  Ausführungen  können  hier  in  Kürze 
wiedergegeben  werden:  Die  Hauptfrage  der  Technik  des  Kaiserschnittes 
betrifft  die  Vermeidung  bezw.  die  Beherrschung  der  Blutung.  Auch  heut- 
zutage sind  erfahrene  Operateure  genötigt,  wegen  drohender  Verblutungs- 
gefahr den  Uterus  zu  entfernen.  Wenn  es  auch  gerechtfertigt  ist,  unter 
zwingenden  Umständen  während  der  Schwangerschaft  zu  operiren,  *o  ist 
es  doch  sicher  am  besten,  erst  nach  Beginn  der  Wehen  die  Operation 
auszuführeu  und  zwar  am  Ende  der  ersten  Geburtsperiode.  Es  ist  von 
Wichtigkeit,  beim  Einschneideu  des  Uterus  die  Placenta  zu  vermeiden. 
Trifft  man  die  Placenta,  so  rät  K.,  die  getroffene  Placenta,  nach  dem  Vor- 
schlag OLSHAUSEN’s,  nach  innen  abzusebälen  und  das  Kind  zu  extrahiren 
und  nicht,  wie  es  neuerdings  gesehen  ist,  die  Placenta  zu  durchschueiden. 
Kasche  Schnittführung  und  rasche  vollständige  Entleerung  des  Uterus  muss 
das  Hauptpriucip  bei  unserem  operativen  Vorgehen  bilden.  Dass  wir  bei 
eintreteuder  starker  Blutung  durch  manuelle  Compression  der  Ligg.  lata 
durch  die  Hände  des  Assistenten  die  Blutstillung  wirksam  unterstützen 
können,  unterliegt  keinem  Zweifel;  von  der  Compression  der  Aorta,  von 
welcher  wir  zur  Bekämpfung  der  Folgezustände  schwerer  Blutungen  guten 
Gebrauch  machen,  dürfen  wir  als  Blutstillungsmittel  bei  der  Uterusblutung 
nach  den  allgemeinen  Erfahrungen  kaum  eine  besondere  Wirkung  erwarten. 
Principiell  empfiehlt  K.  beim  Kaiserschnitt  die  Uterustamponade  aus- 
zuführen. — Das  Nahtmaterial  und  die  Nahtführuug  sind  wenig  bedeutungs- 
voll. Wichtig  scheint  nur,  dass  zwei  Serien  von  Sutnren  und  zwar  eine 
oberflächliche  und  eine  tiefe  Nabtreihe  gelegt  wird.  — Mit  grosser  Wärme 
tritt  K.  für  die  Anwendung  des  Fritsch'schen  Fundalschnittes  ein.  Seine 
Ausführungen  stützen  sich  hierbei  u.  a.  auf  die  Ergebnisse  eigener  Unter- 
suchungen über  die  Arterien  des  Uterus  an  injicirten  und  mit  Röntgen- 
strahleu  durchleuchteten  Präparaten.  Die  Begründung  des  queren  Fnndal- 
schnittes  ergiebt  sich:  1.  aus  der  Wahrscheinlichkeit  einer  Vermeidung 
der  Placentarhaftfläche,  2.  aus  der  Tatsache,  dass  der  Uterus  rasch  ent- 
leert, die  Blutung  leicht  beherrscht  werden  kann  und  die  Nahtapplikation 
eine  leichte  ist,  3.  aus  dem  jetzt  zweifelsfrei  nachgewiesenen  queren  Ver- 
lauf der  fundalen  Gefässe.  — Zum  Schluss  weist  K.  auf  die  Hypothese 
Olshaosen’s  hin,  dass  Frauen  mit  engem  Becken  unverhältnismässig  viel 
Knaben  gebären.  Er  selbst  beobachtete  bei  sämmtlichen  Formen  des 
engen  Beckens  einen  beträchtlichen  Ueberschuss  der  Knabengeburten.  Bei 
Zusammenrechnung  der  von  verschiedenen  Autoren  berichteten  Zahlen  ver- 
fügen wir  jetzt  über  ein  für  diese  Frage  statistisch  wohl  verwertbares 
Material,  aus  dem  sich  im  ganzen  ebenfalls  ein  beträchtlicher  Ueberschuss 
von  Knabengeburten  beim  engen  Becken  ausspricht.  Die  Olshausen’sche 
Hypothese  erfährt  also  in  den  tatsächlichen  Beobachtungen  eine  Stütze. 

Br.  Wolff. 

Einsendungen  werden  in  die  Adresse  de«  llorru  (weil.  Med. -Rat  Prof.  Dr.  M,  Bernhardt  (Berlin  W. 

Französische  Stresse  21)  oder  an  die  Verlagshmdiung  ( Berlin  .NW,,  Unter  den  Linden  68)  ei  boten 

Verleg  von  August  Hirschwild  in  Berlin.  — ■ Druck  von  L.  Schumacher  in  Berlin  N.  24. 


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VilAttitlleh  Altiintii 

am  Sc hl u»»* 
de#  Jahrgac^riteL  Ni* 

Register. 


Centralblatt 


Prell  de*  Jihrgitijt«* 
2ft  Mark ; xu  belieben 
durch  alle  Buchhand- 
lungen u.  Poitanitalten* 


für  die 


IdiciiMen  Wissenschaften. 


Unter  Mitwirkung  von 

Profjbr.  H.  Senator,  Prof.  Dr.  E.  Salkowski,  Pn 

redigirt  von  /o 


& 


J/r 


1905. 


Prof.  Dr.  M.  Bernhard 

In  Berlin. 

91.  Januar. 


"o' 

FEB  24  ]905  1 

* 


/ B rN  ^.  ß* 


Inhalt:  Erhei.y.  Bau  und  Funktion  des  lymphatischen  Apparates  des 
Darmes.  — Walkür,  Ueber  die  Steissdrüse.  — Tanol,  Stoffumsatz  beim  Säug- 
ling. — Arr amow , Aorteuveränderung  bei  Syphilis.  — Rörmöczi  und  Jabbniokr, 
Feber  die  Jousset'sehe  lnoskopie.  — Rred,  Regeneration  des  Kusses  bei  Sala- 
mandern. — Hildrhrandt.  Beitrag  zur  Leberchirurgie.  — v.  Beck,  Behandlung 
der  Colitis.  — Kbhhkdy,  Behandlung  der  Venenerweituugeu.  — Atkikb,  Ueber 
liastro-Jejunostomie.  — Elscunig,  Ueber  Glaskörperabhebung.  — Alexander, 
Zur  pathologischen  Anatomie  der  angeborenen  Taubhaut.  — Ebstein,  Ueber  die 
Tophi  den  Ohrmuschel  bei  Gicht.  — Sabatieb,  Ueber  Erysipel  des  Larvnx.  — 
Dorbndobp.  Ueber  Lepra  der  Luftwege.  — Rullmann,  Abtötung  der  Tuberkel- 
bacillen in  der  Milch.  — Werner,  Zur  Formaldchyddesinfektiou.  — Siegel, 
Hydrotborax  e vaeuo.  — Feinschmidt,  Ueber  glykolytisches  Ferment  der  Zellen. 

— Hirschbl,  Gesundheitsverhältnisse  an  1000  Neugeborenen.  — Sahli,  Ein 
Tascbenquecksilbermanometcr.  — Bbibsaud  und  Bauer,  Ueber  spinale  Meta- 
merie.  — Rydrl,  Behandlung  der  Basedow’schen  Krankheit.  — K£noh  und 
Loubtb.  Ueber  vaskuläre  Myopathie.  — Burr  und  McCarthy,  Ueber  postero- 
laterale  Sklerose.  — Dopt  er,  Facialislähmung  bei  basaler  toxischer  Meningitis. 

— Ha  asb,  Ueber  Lupus  vulgaris.  — Schindler,  Lip  schütz,  Ueber  Jothion. 

— Sourrtban,  Primärer  Harnriihrenkrebs.  — Akat,  Zerbrochener  Katheter  in 
der  Blase.  — Grlpkk,  Behandlung  der  Nephritis.  — Helnrold,  Behandlung 
der  Retroflexio  uteri. 


A.  Krdcly,  Ueber  die  Beziehungen  zwischen  Bau  und  Funktion  des  lym- 
phatischen Apparates  des  Darmes,  Zeitschr.  f.  Biol.  Neue  Folge. 

Bd.  XXVIII,  II.  Heft. 

Aus  Ashek's  crllularphysiologischcr  Theorie  der  Lymphbildung,  Dach 
welcher  OrgaDtätigkeit  und  Lymphbildung  in  engem  ursächlichem  Zusammen- 
hang stehen,  folgt  ohne  weiteres,  dass  ancb  die  Funktion  der  Lymph- 
drüsen  mit  der  Tätigkeit  der  Organe  verknüpft  sein  muss.  Verf.  bat  von 
diesem  Gesichtspunkte  aus  das  morphologische  Verhalten  von  ruhenden 
und  arbeitenden  Lymphdrüsen  am  lymphatischen  Apparat  des  Rattendarmes 
untersucht.  Bei  der  Untersuchung  der  arbeitenden  Lymphdrüse  wurde 
specieli  auch  der  Erfolg  einer  bestimmten  vorausgegangenen  Ernährungs- 
weise ins  Auge  gefasst. 

Es  kommen  nach  den  Angaben  des  VerL’s  in  der  Darmzotte  der  Ratte 
5 morphologisch  verschiedene  Lymphzellentypen  vor,  die  nach  jeder  Er- 
X LI  11.  Jahrgang  3 

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PAUL  8 HOiBRR 

MlDtCAL  BoO*6 

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34 


WaI.KKH. 


Tanol. 


No.  3. 


nährungsart  io  bezug  auf  Zahl  der  Zellen  und  relativen  Häufigkeit  der 
einzelnen  Arten  ein  ganz  bestimmtes  Verhalten  zeigen*  Bei  intensiver 
Zelltätigkeit  oder  bei  lebhaftem  Zellstoffwechsel  der  Darmschleimhaut, 
wie  sie  Nahrung  oder  Reize  hervorbringen,  häufen  sich  „rotkörnige“  Zellen 
und  kleine  Lymphocyten  an,  während  bei  geringer  Darmtätigkeit  Leuko- 
cyten  mit  bläschenförmigem  Kern  vorherrschen.  Die  Lymphocyten  spielen 
bei  der  Fettresorption  kaum  eine  Rolle.  Gust.  Emanuel. 


4.  W.  Th.  Walker,  Ueber  die  menschliche  Steissdrüse.  Arch.  f.  mikr. 

Anat.  LXIV,  1,  S.  121. 

Die  Glandula  coccygea,  die  Verf.  immer  (auch  beim  Fötus)  vorge- 
funden hat,  besteht  im  wesentlichen,  beim  Fötus  nur,  aus  specifischeii 
Zellen,  welche  von  gewundenen  Capillaren  durchzogen  werden.  Postfötal 
dringt  Bindegewebe  ein  und  es  kommt  zur  Bildung  einzelner  Zellhaufen. 
Im  Alter  verändert  sich  das  Bindegewebe  immer  mehr,  und  einzelne  Blut- 
räume veröden.  Die  Drüse  entspricht  in  ihrem  Zellcharakter,  in  den  nahen 
Beziehungen  zum  Gefässapparat  und  im  Fehlen  eines  Ausführungsganges 
durchaus  den  „Drüsen  ohne  Ausfübrungsgang.“  Es  ist  daher  auch  bei 
ihr  eine  innere  Sekretion  anzunehmen,  S.  F.  Nicolai. 


F.  Tangl,  Der  Stoff-  und  Energieumsatz  eines  künstlich  ernährten  Säug- 
lings. Pflüger’s  Arch.  f.  d.  ges.  Phvsiol.  Bd.  104,  S.  453. 

T.  hat  an  seinem  eigenen  Kinde  in  zwei  je  viertägigen  Stoffwechsel  - 
versuchen  den  organischen  und  anorganischen  Stoffumsatz  und  den  Energie- 
umsatz ermittelt.  Das  Kind  befand  sich  beim  ersten  Versuch  in  der  13., 
beim  zweiten  in  der  20.  Lebenswoche.  Es  wurde  mittels  des  Bendix- 
Finkelstein'schen  Apparates  Haru  und  Kot  quantitativ  gesammelt  und 
analysirt;  als  Nahrung  diente  Kuhmilch  (Szekely’sche  Kindermilch),  deren 
Zusammensetzung  und  Brennwert  gleichfalls  ermittelt  wurde.  Respirations- 
Versuche  wurden  nicht  gemacht. 

ln  beiden  Versuchen  nahm  das  Kind  an  Gewicht  zu;  im  ersten  pro  die 
um  50,2  g,  im  zweiten  um  40,7  g.  Die  Ausnutzung  der  Nahrung  war  bei 
dem  schwächlichen  Kinde  (es  wog  nur  4,3  kg  beim  ersten,  5,3  kg  beim 
zweiten  Versuche)  genau  so  gut,  wie  bei  kräftigen  Kindern,  indem  die 
organische  Substanz  der  Nahrung  im  Mittel  zu  95,5  pCt.  ausgenutzt  wurde, 
der  N zu  91,2  pCt.,  Gesammtfett  zu  90,0  pCt.,  die  chemische  Energie  zu 
92,9  pCt.;  der  Asche  nur  zu  62,1  pCt.,  entsprechend  der  auch  sonst  beob- 
achteten schlechten  Aschenausnutzung  bei  künstlich  ernährten  Säuglingen. 
Auch  der  N-Ansatz  war  so  gut  wie  bei  kräftigen  Säuglingen,  nämlich 
18  bezw.  25  g Fleisch  täglich.  — Der  relative  physiologische  Nutzeffekt 
der  Milch  stellte  sich  niedriger  als  in  Rubner-Heubner’s  Versuchen;  nach 
einer  Zusammenstellung  T.’s  braucht  er  nicht  höher  zu  sein  als  beim  Er- 
wachsenen, und  das  nicht  nur  bei  einem  schwächlichen,  sondern  auch 
beim  kräftigen  Säugling.  — Die  physiologisch  nutzbare  Energie  betrug 
119  Cal.  im  ersten,  100  Cal.  im  zweiten  Versuche  pro  Körperkilo,  das 


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No.  3. 


Abramow.  — KrtRMörzi  und  Jahbniger. 


35 


sind  1C33  bezw.  1473  Cal.  pro  Quadratmeter  Oberfläche.  — Mit  Aus- 
nahme des  Schwefels  kam  ein  Ansatz  aller  anderen  Mineralstoffe  zu  stände 
(K,  Na,  Ca,  Mg,  CI,  P),  allerdings  war  er  für  die  einzelnen  Elemente  ganz 
verschieden.  Entsprechend  früheren  Erfahrungen  wurde  Ca  und  P schlechter 
verwertet  als  beim  mit  Muttermilch  ernährten  Säugling.  Die  absolute 
Menge  des  angesetzten  Kalks  pro  Körperkilo  entsprach  der  beim  Brust- 
kind beobachteten. 

Im  allgemeinen  verhielt  sich  das  schwächliche  Kind,  was  Ausnutzung 
und  Verwertung  der  Nahrung  betrifft,  wie  ein  kräftiges  gleich  genährtes. 

A.  Loewy. 


Abramow,  Geber  die  Veränderungen  der  Aorta  bei  Syphilis.  Virchow’s 
Arch.  1904,  Bd.  178  (3),  S.  406. 

An  den  Aorten  von  sechs  syphilitischen  Personen  fand  Verf.  neben 
Verdickung  der  Intima  durch  spindelförmige  Elemente  in  Adventitia  und 
Media  zeitige  Infiltrationen,  welche  sich  meist  an  die  Vasa  vasorum  an- 
schlossen. In  allen  drei  Häuten  können  in  den  Zellwucherungen  sklero- 
sirende,  vernarbende  Processe  auftreten,  wobei  die  Muskelfasern  und  das 
elastische  Gewebe  der  Media  zu  Grunde  geht.  Ganz  dieselben  Verände- 
rungen, nur  mit  quantitativen,  nicht  qualitativen  Unterschieden,  fand  Verf. 
auch  häufig  an  atheromatösen  Aorten  bei  Individuen,  die  keine  Spur  von 
Syphilis  aufwiesen.  Verf.  hält  daher  die  Mesaortitis  productiva  nicht  für 
specifisch  syphilitisch.  Der  Syphilis  sind  von  Aortenerkrankungen  nur  die 
gummösen  mit  Sicherheit  zuzurecbnen.  Die  Syphilis  kann  daher  auch 
keine  so  grosse  Rolle  in  der  Aetiologie  des  Aortenaneurysmas  spielen,  wie 
viele  Kliniker  und  Pathologen  annehmen.  Beitzke. 


E.  Körmöczi  und  K.  Jassniger.  Der  praktische  Wert  der  Jousset’schen 
Inoskopie.  Orvosi  Hetilap  1904,  No.  2. 

Unter  Inoskopie  verstehen  wir  das  von  JOUSSKT  empfohlene  Verfahren, 
mit  dessen  Hülfe  das  in  pathologischen  Exsudaten  und  im  Blute  ent- 
standene Fibrin  auf  Bakterien,  besonders  auf  Tuberkelbacillen  untersucht 
wird.  Das  Verfahren  wird  nach  zwei  Methoden  ausgeführt.  Die  eine  Me- 
thode dient  für  leicht  gerinnende  Flüssigkeiten:  wie  Blut,  Brust-  und 
Bauchhöhle-Exsudaten,  die  andere  für  schwer  oder  überhaupt  nicht  ge- 
rinnende Flüssigkeiten:  wie  Cerebrospinalflüssigkeit,  Urin  etc.  Da  letztere 
Methode  ihrer  Umständlichkeit  halber  für  die  Praxis  ungeeignet  ist,  prüften 
Verff.  bloss  die  erstere  Methode.  Das  Wesen  des  Verfahrens  besteht  darin, 
die  Gerinnsel  (beim  Blut)  oder  die  Fibrinflocken  (bei  Exsudaten),  in  denen 
die  Bacillen  eingeschlossen  sind,  unter  Einwirkung  fibrinlösender  Flüssig- 
keit in  eine  homogene  Masse  umzugestalten  und  dann  zu  centrifugiren. 
Im  Niederschlag  finden  sich  die  Bacillen  vor.  Als  fibrinlösende  Flüssigkeit 
bewährt  sich  die  Lösung  von  Pepsinen,  Salzsäure,  Glycerin  und  Fluornatrium 
in  destillirtem  Wasser.  Das  ganze  Verfahren  kann  — die  mikroskopische 
Arbeitszeit  mit  inbegriffen  — in  24  Stunden  beendigt  werden.  Mit  diesem 
Verfahren  erreichte  JoüSSKT  vorzügliche,  in  vieler  Hinsicht  wahrlich 

3* 


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36 


Rkkd.  — Hii.dcbbandt. 


No.  3. 


frappante  Erfolge,  die  aber  Verff.  auf  Grund  ihrer  eigenen  Untersuchungen 
nicht  bestätigen  können.  Nur  in  einer  geringen  Zahl  der  Fälle  gelang 
der  Nachweis  der  Tuberkelbacillen  (von  8 Tbc. -Fällen  3mal,  bei  4 Fällen 
von  Tbc.-  miliaris  lmai  im  Blut,  bei  2 Ascites-Flüssigkeit  nicht  einmal), 
obzwar  eben  zur  Beurteilung  der  Vorteile  des  Verfahrens  die  günstigsten 
Tbc. -Fälle  ausgewählt  wurden.  Infolgedessen  kann  das  Verfahren  nicht 
in  jedem  Fall  als  zum  Ziele  führend  betrachtet  werden.  J.  Hönig. 


M.  A.  Reed,  The  regeneration  of  a whole  foot  from  the  cut  end  of  a leg 
containing  only  the  tibia.  Arch.  f.  Entwickelungsmechanik.  Bd.  17,  I, 
S.  ISO. 

Wenn  von  dem  Hinterbein  des  Salamanders  die  Fibula  entfernt  worden 
ist,  ohne  die  übrigen  Knochen  zu  verletzen,  und  der  untere  Teil  des  Beines 
später  in  der  Tibia  abgeschnitteu  ist,  bringt  der  regenerirte  Teil  einen 
ganzen  Fuss  mit  fünf  Zehen  sowie  das  distale  Ende  der  Fibula  hervor, 
das  allein  vom  Material  gebildet  wird,  welches  aus  dem  abgescbnittenen 
Ende  der  Tibia  hervorgesprosst  ist.  Joachimsthal. 


Hildebrandt,  Beitrag  zur  Leberchirurgie.  Deutsche  Zeitschr.  f.  Ohir. 

Bd.  67. 

H.  berichtet  über  3 Fälle  von  Leberabscess : 1.  Bei  einem  akuten 
Gallensteinanfall  wird  die  prallgefüllte  Gallenblase  eröffnet,  ohne  dass 
man  einen  Stein  findet.  Die  Fistel  secernirt  reichlich  und  zwei  Monate 
später  wird  eine  grosse  Zerfallshöhle  zwischen  der  ringsum  verwachsenen 
Pleura  und  rechtem  Zwerchfell  freigelegt,  mit  etwa  1 1 Inhalt.  Es  handelt 
sich  um  einen  Leberabscess.  der  in  die  bereits  abgekapselte  Pleura  durch- 
gebrochen war.  Der  Stein  wurde  einige  Tage  später  mit  dem  Stuhl  ent- 
leert. Pat,  ist  völlig  geheilt.  2.  Die  beiden  folgenden  Fälle  sind  in  ihrer 
Aetiologie  unklar  geblieben.  6 Jahre  vor  der  jetzigen  Erkrankung  lag 
eine  Blinddarmentzündung.  Die  jetzige  Krankheit  setzt  mit  heftigen  Leib- 
und Kreuzschmerzen  ein,  37 — 38°,  wenig  Ikterus,  Leber  handbreit  den 
Rippenraud  überragend,  ausserdem  eine  fluktuirende  Geschwulst  im  Epi- 
gastrium.  (Echinococcus  kommt  in  Basel  fast  garnicht  vor.)  Eis  werden 
zwei  Abscesshöblen  freigelegt;  die  eine  im  Leberparenchym,  die  andere 
extraperitoneal  vor  der  Gallenblase.  Die  Herkunft  der  Abscesse  ist  wohl 
der  Darm;  Gallensteine  waren  nicht  nachzuweisen.  3.  Die  Patientin  ist 
5 Monate  krank;  es  bestehen  heftige  Schmerzen,  Ikterus,  Leber  gross  und 
hart,  Ascites,  Oedem.  Im  Epigastrium  ist  deutliche  Fluktuation.  Bei  der 
Incision  zeigt  sich  die  Leber  blass,  mit  vielen  Knoten,  es  wird  1 1 braune 
Flüssigkeit  entleert;  wegen  ungenügenden  Abflusses  wird  eine  zweite  In- 
cision in  der  rechten  Axillarlinie,  9.  Intercostalraum,  gemacht;  beide 
Oeffuungen  communicireu  quer  durch  die  Leber.  Weiterhin  wird  wegen 
Annahme  eines  Hepaticussteines  laparotomirt,  ohne  den  Stein  zu  finden. 
Patientin  ist  noch  in  Behandlung.  Unger. 


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No.  3. 


v.  Bkck.  — Kbmxkdt.  — Atkiks.  — Et-sctnnr. 


37 


B.  v.  Beck,  Die  chronische  Colitis  und  ihre  Behandlung  auf  Grund 
chirurgischer  Erfahrungen.  Arcb.  f.  klin.  Chir.  74.  Bd.,  I.  H.,  S.  94. 

Die  chronische  Colitis  beruht  meistenteils  anf  Erkrankungen  der 
übrigen  Bauchorgane,  wie  chronischer  Appendicitis,  Cholecystitis,  Erkran- 
kungen der  weiblichen  Adnexe  etc.  Mit  der  operativen  Heilung  dieser 
Grundleiden  verschwindet  auch  die  Colitis.  In  äusserst  hartnäckigen 
Fällen  von  Colitis,  welche  den  symptomatisch-diätetischen  Maassnahmen 
trotzten,  muss  die  operative  Ausschaltung  des  ganzen  Colon  mittelst 
Enteroanastomosis  ileo-flexurae  sigmoideae  vorgenommen  werden.  Die  mit- 
geteilten Krankheitsgeschichten  sprechen  für  diese  Behandlungsmethode; 
eine  nachteilige  Wirkung  auf  die  Verdauung  besteht  nach  der  Operation 
in  keiner  Weise.  Peltesohn. 


R.  Kennedy,  On  the  remote  results  of  operations  for  varicose  veins  of 
the  lower  extremities.  Brit.  med.  journ.  1904,  29.  Oct. 

K.  behauptet,  dass  die  Varicenbildung  am  Unterschenkel  meistens  auf 
einer  angeborenen  lncontinenz  der  Venenklappen  d.  ven.  saph.  beruht.  Die 
beste  Operation  ist  die  Entfernung  nicht  nur  der  Varicen,  sondern  auch 
des  Stammes  der  Vene  am  Oberschenkel.  Philipsthal. 


T.  G.  Atkilts,  Remarks  on  the  value  of  gastro-jejuuostomy  and  jejuno- 
jejunostomy  in  cases  of  chronic  gastric  ulcer.  Brit.  med.  journ.  1904, 
29.  Oct. 

A.  empfiehlt  bei  Gastroenterostomien  wegen  chronischen  Magengeschwürs 
die  Anlegung  einer  Jejuno-Jejunostomie,  um  der  Entstehung  eines  Circulus 
vitiosus  vorzubeugen.  Er  hat  die  Methode  in  17  Fällen  mit  Erfolg  ange- 
wendet. Philipsthal. 

Elschnig,  Ueber  Giaskörperabhebung.  Klin.  Monatsbl.  f.  Augenheilk. 
XLII.,  II.,  S.  529. 

E.  hat  im  ganzen  17  Bulbi  mit  Myopie  von  2 bis  über  30  D.,  und 
5 Bulbi  mit  atypisch-myopischer  Refraktion  — Staphylombildung  nach 
innen,  oben  oder  unten,  oder  Colobom  am  Sehnerveneintritte  — untersucht. 
Nur  an  4 Augen  fand  sich  eine  scheinbare  Glaskörperablösung,  d.  h.  ein 
ballenförmiger  Glaskörper  an  Linse  und  Oragegend  haftend,  der  Bulbus- 
raum von  klarer,  klare  Flocken  suspendirt  enthaltender  Flüssigkeit  gefüllt. 
Bei  genauem  Zusehen  aber  konnte  man  bemerken,  dass  zarte,  glaskörper- 
ähnliche  Massen  an  der  Netzhaut  allenthalben  anhaften,  und  die  mikro- 
skopische Untersuchung  bestätigt  es,  dass  die  mehr  oder  weniger  deutlich 
ausgeprägte  Grenzhaut  des  Glaskörpers  mit  Glaskörperresten  an  der  Netz- 
haut anhaftet.  Dieser  Befund  stimmt  genau  überein  mit  dem,  was  v.  Arlt 
als  Glaskörperverflüssigung  geschildert  hatte.  Die  Annahme  von  Iwanoff, 
dass  in  Augen  mit  Staphyloma  posticum  intra  vitam  recht  häufig  Glas- 
körperablösung vorkomme,  ist  hierdurch  widerlegt.  Horstmann. 


r 

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38 


Ai.*x*xr>En.  — Ebsteik. 


No.  3. 


li.  Alexander,  Zur  Pathologie  und  pathologischen  Anatomie  der  con- 
genitalen Taubheit.  Arch.  f.  Ohrenheilk.  01.  Bd.,  S.  183. 

Als  das  Ergebnis  der  die  Felsenbeine  eines  35jährigen  Taubstummen 
betreffenden  Untersuchung  A.’s  ist  zu  verzeichnen:  Beiderseitige  Atrophie 
(Hypoplasie)  des  N.  octav.  in  Stamm  und  Aesten  sämmtlicher  Ganglien 
dieses  Nerven  und  zwar  in  der  Pars  infer.  labyr.  hochgradiger  als  in  der 
Pars  super.  Atrophie  der  statischen  Nervenzellen  (Macul.  utriculi  und 
sacculi,  Cristae  ampulläres),  des  Oorti’schen  Organes,  herdförmige  Atrophie 
und  Degeneration  des  Lig.  spir.,  der  Stria  vascul.,  der  Crista  spir.  und  der 
Corti’schen  Membran.  Beiderseitige  Missstaltung  des  oberen  Teiles  (Mittel- 
und Spitzenwindung)  des  häutigen  Schneckenkanals  und  abnorm  gestalt- 
liche  Entwickelung  der  Schneckenganglien  mit  partiellem  Ausbleiben  des 
spiralen  Verlaufes  und  beiderseitigen  Entwickelungsheromung  der  Schnecken- 
kapsel: Defekt  der  Lamina  spiral is  ossea,  der  knöchernen  Spindel  etc.  Die 
beschriebenen  Veränderungen  sind,  nach  Verf.,  unzweifelhaft  als  congeni- 
tale aufzufassen  und  zwar  müsse  man  annehmen,  dass  die  Momente,  durch 
welche  die  Schnecke  in  der  Entwickelung  gestört  wurde,  im  Laufe  des 
zweiten  oder  im  Anfang  des  dritten  Fötalmonats  zu  einer  Hemmung  in 
der  Weiterentwickelung  der  Schneckenkapsel  geführt  haben.  Entsprechend 
dieser  Entwickelungsheramung  der  Schneckenkapsel  sei  auch  die  Entwick- 
lung des  Ganglion  spirale  gehemmt  worden.  Auch  die  Papilla  basilar. 
(Corti’sches  Organ)  zeigte  sich  auf  einem  dem  2. — 3.  Monat  entsprechen- 
den embryonalen  Wacbstumsstandpunkt  zurückgeblieben.  Der  Umstand, 
dass  im  Gegensatz  zu  diesen  Veränderungen  im  akustischen  Teil  des 
Labyrinthes  der  vestibuläre  Teil  nur  feine  Veränderungen  an  den  Nerven- 
endstellen  der  Säckchen  und  an  der  Cristae  ampulläres  und  besonders  an 
den  regionären  Nervenästen  und  Ganglien  bei  vollkommener  Intaktheit  der 
knöchernen  Teile  aufwies,  deutet  auf  eine  Uebereinstimmung  des  Befundes 
im  vorliegenden  Falle  mit  dem  anatomischen  Verhalten  bei  Tanzmäusen 
und  Verf.  hält  es  deshalb  nicht  für  ausgeschlossen,  dass  es  sich  bei  diesen 
Taubstummen  wie  bei  den  Tanzmäusen  um  eine  ererbte  Erkrankung 
handelte.  Schwabach. 

Ebstein,  Ueber  die  differentielle  Diagnose  der  gichtischen  Tophi  der  Ohr- 
muschel. Deutsches  Arch.  f.  klin.  Med.  LXXX.,  S.  91. 

E.  berichtet  über  3 Beobachtungen,  welche  zeigen,  dass  bei  Rheuma- 
tikern, erblich  gichtisch  Belasteten  und  bei  Individuen,  welche  an  typi- 
scher uratischer  Gicht  leiden,  gelegentlich  Knötchenbildungen  an  den  Ohr- 
muscheln Vorkommen,  welche  den  sonst  an  denselben  bei  der  Gicht  häufig 
vorkommenden  gichtischen  Veränderungen  nicht  entsprechen;  denn  die- 
selben sind  nicht,  wie  die  gewöhnlichen  typischen  Tophi  der  Ohrmuscheln 
in  der  Haut  oder  in  dem  Unterhautbindegewebe  lokalisirt,  sondern  liegen 
im  Ohrknorpel  selbst  und  enthalten  auch  kein  uratisches  Material.  Verf. 
hielt  es  für  naheliegend,  diese  Veränderungen  am  Öhrknorpel  in  Parallele 
zu  stellen  mit  den  von  Rokitansky  beschriebenen  warzenartigen  Excres- 
cenzen  an  den  Gelelenkknorpeln,  den  Luftröhren-  und  Bronchialringen. 

Schwabach. 


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No.  3. 


Sabatier.  — Dorexdore.  — Rcli.mann.  — Werner. 


39 


Sabatier,  L’Erysipele  primitif  phlegmoneux  du  larynx.  Arch.  gener.  de 
med.  1904,  No.  25. 

Yerf.  teilt  eioeu  Fall  von  Erysipelas  des  Larynx  bei  einem  kräftigen 
i^andmann  mit.  Es  bandelt  sich  um  eine  reine  Streptococcusinfektion. 
Der  Tod  trat,  nachdem  die  Tracheotomie  eine  viertägige  Besserung  herbei- 
geführt hatte,  plötzlich  mit  heftiger  Temperatursteigerung  am  5.  Tage 
unter  heftigen  Delirien  und  sich  wiedereinstellender  Dyspnoe  ein.  Es 
bandelte  sieb  nicht  um  eine  Lungencomplikation,  sondern  um  eine  Gene- 
ralisirung  der  Streptokokkeninfektion;  das  Herz  erlahmte  und  unter  heftigen 
Diarrhoen  ging  der  Kranke  zu  Grunde.  W.  Lublinski. 


Dorendorf,  Ein  Beitrag  zur  Lepra  der  oberen  Luftwege.  Arch.  f.  Laryng. 
u.  Rhinol.  Bd.  16,  H.  1. 

Yerf.  kommt  auf  Grund  seiner  Untersuchungen  auf  den  kanarischen 
Inseln  zur  Bestätigung  der  allgemein  anerkannten  Häufigkeit  der  Nasen- 
erkrankung bei  Lepra,  insofern  als  von  35  Kranken  nur  2 Veränderungen 
der  Nase  vermissen  lassen.  Die  erst  seit  kurzem  Leprösen  boten  auch  die 
geringsten  Veränderungen?  der  Nase  dar.  Keiner  bei  dem  der  Mund,  der 
Rachen  und  der  Kehlkopf  erkrankt  waren,  batte  nicht  auch  Nasenlepra. 
Dass  diese  die  erstere  war,  liess  sich  bei  einigen  Kranken  aus  den  wenig 
entwickelten  Veränderungen  am  Rachen  und  Kehlkopf  gegenüber  dem  Spät- 
stadium in  der  Nase  erkennen,  ln  anderen  Fällen  mit  früher  Nasen- 
erkrankung waren  Mund,  Rachen,  Kehlkopf  normal  oder  nur  geringfügig 
erkrankt.  Dass  die  Weiterverschleppung  der  Lepraerreger  auf  den  Lymph- 
wegen  zu  stände  komme,  glaubt  Verf.  bejahen  zu  müssen;  ebenso  ist  er 
der  Hypothese  geneigt,  dass  bei  der  Lepra  die  Schleimhaut  der  oberen 
Luftwege  und  speciell  die  Nasenschleimhaut  als  ein  besonders  häufig  be- 
nutzter Infektionsweg  anzusehen  ist.  W.  Lublinski. 


W.  Kulimann,  Ueber  die  Abtötung  von  Tnberkelbacillen  in  erhitzter 
Milch.  Münch,  raed.  Wochenschr.  1904,  No.  12. 

Entgegen  Hesse,  welcher  die  Milch  durch  Aufschwemmung  von 
Tuberkelbacillenreincultur  inficirte  und  fand,  dass  ein  20  Minuten  währen- 
des Erhitzen  auf  60°  C.  hinreicht,  um  Tuberkelbacillen  in  der  Milch  abzu- 
töten, stellte  R.,  der  die  Milch  mit  Phthisikersputum  inficirte,  fest,  dass 
zn  einer  sicheren  Abtötung  der  Tuberkelbacillen  in  der  Milch  eine  ein- 
stündige  Erhitzung  auf  68°  C.  erforderlich  ist.  Die  hiernach  schnell  ab- 
gekühlte Milch  soll  sich  im  Geschmack  nicht  oder  nur  sehr  wenig  von 
roher  Milch  unterscheiden.  H.  Bise  hoff. 


G.  Werner,  Zur  Kritik  der  Formaldehyddesinfektion.  Arch.  f.  Hyg.  1904, 
Bd.  50,  H.  4. 

W.  hat  in  ausgedehnten  Versuchsreihen,  die  neuerdings  gegen  die 
Formaldehyddesinfektion  erhobenen  Einwände  von  Spengler,  welcher  fand, 
dass  Tuberkelbacillen  gegen  Formaldehyd  eine  geradezu  specifische  Re- 


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(ioogl 


40 


WzRttliK. 


No.  3. 


sistenz  besitzen,  und  von  Roemer,  der  in  vier  Pesinfektionsversuchen  fest- 
stellte.  dass  bei  nachträglicher  Abspülung  oder  längerem  Verweilen  der 
Testobjekte  in  Ammoniakwasser  völlig  andere  Resultate  erhalten  werden, 
nach  denen  die  bisher  erhobenen  günstigen  Befunde  als  Scheinerfolge  zu 
bezeichnen  sind,  experimentell  nachgeprüft.  Die  Befunde  von  Spengler, 
der  für  die  Züchtung  der  Tuberkelbacillen  den  von  Hesse  empfohlenen 
Heydenagar  wählte  und  dem  die  künstliche  Züchtung  sicherere  Resultate 
gab  als  der  Tierversuch,  konnte  W.  nicht  bestätigen,  vielmehr  machen  es 
seine  Angaben  wahrscheinlich,  dass  sich  Spengler  täuschen  Hess,  indem 
er  da,  wo  bei  Klatschpräparaten  eine  Häufung  von  Tuberkelbacillen  ge- 
funden wurde,  eine  Vermehrung  auf  dem  Nährboden  annahm;  derartige 
Häufungen  sind  aber,  wie  Con  troll  präpaparate  zeigten,  so  zu  erklären,  dass 
an  den  betreffenden  Stellen  bacillenreiche  Bröckelchen  zum  Ausstrich  ge- 
langt sind.  Es  kann  somit  zur  Zeit  für  die  erfolgte  oder  ausgebliebene 
Abtötung  der  Tuberkelbacillen  nur  der  Ausfall  der  Tierimpfuug  heran- 
gezogen werden.  Die  Forderung  von  Roemer  dagegen,  dass  eine  völlig 
sichere  Neutralisation  durch  Ammoniak  durchzuführen  ist,  hat  ihre  Be- 
rechtigung, wenn  auch,  da  es  bei  Infektionsversuchen  allgemein  üblich  ist, 
nach  Beendigung  des  Versuches  durch  EinleiteA  von  Ammoniak  völlige 
Desodorisation  zu  bewirken,  ein  so  ausschlaggebender  Einfluss  einer  nun 
nachfolgenden  Behandlung  mit  Ammoniakwasser  nicht  zugeschrieben  werden 
kann.  Dagegen  stellt  W.  mit  vollem  Rechte  die  Forderung,  dass  die  Test- 
objekte bedeutend  länger  beobachtet  werden,  als  das  vielfach  der  Fall  ist. 
Einige  begnügen  sich  mit  einer  Beobachtung  von  4 — 6 Tagen,  die  Mehrzahl 
hat  nicht  über  10  Tage  die  Froben  beobachtet.  W.  fordert,  dass  die  Test- 
objekte mindestens  30  Tage  lang  controllirt  werden,  da  er  vielfach  noch 
nach  12 — 16  Tagen,  aber  auch  nach  20  Tagen,  je  einmal  sogar  am  29. 
bezw.  32.  Tage  eine  Auskeimung  constatiren  konnte.  Trotz  dieser  ver- 
schärften Versuchsbedingungen  hatte  W.  recht  befriedigende  Resultate.  Bei 
hohen  Temperaturen,  20 — 25°  C.,  wurden  Staphylokokken,  Milzbrandsporen 
und  Tuberkelbacillen,  sobald  die  Keime  offen  zugängig  waren,  mit  Sicher- 
heit abgetötet.  Bei  Temperaturen  um  oder  unter  10°  war  der  Desinfektions- 
erfolg  vornehmlich  gegen  an  Seidenfäden  angetrocknete  Milzbrandsporen 
sehr  unsicher.  Im  Winter  ist  daher  eine  Heizung  des  Zimmers  erforder- 
lich, wobei  aber  gleichzeitig  berücksichtigt  werden  muss,  dass  gegen  die 
Umgebung  wesentlich  stärker  erwärmte  Flächen  nicht  desinficirt  werden 
wegen  der  relativen  Trockenheit  der  bestreichenden  Luft,  und  dass  Heizungs- 
anlagen, besonders  Oefen,  mit  Abzugsrohr  in  erwärmtem  Zustande  einen 
namhaften  Abdichtungsfehler  darstellen.  Die  für  eine  wirksame  Desinfektion 
erforderlichen  Formaldehydmengen  giebt  W.  wesentlich  höher  an,  als  das 
seiner  Zeit  von  Flügge  geschehen  ist,  er  fordert  6 g Formaldehyd  auf 
1 cbm  mit  siebenstündiger  Einwirkungsdauer.  Dass  tatsächlich  diese  Con- 
centration  erreicht  ist,  ist  durch  Prüfung  der  Stammlösung  zu  controlliren, 
da  die  gelieferten  Formaldehydlösungen  vielfach  den  Voraussetzungen, 
welche  für  Aufstellung  der  Tabellen  zu  Grunde  gelegt  worden  sind,  nicht 
entsprechen.  Werden  die  erforderlichen  Kautcleu,  gute  Abdichtung,  Tem- 
peratur, Formaldehydmenge  und  Einwirkungsdauer,  beobachtet,  so  ist  die 
Formaldehyddesinfektion  wohl  im  stände  das  zu  leisten,  was  für  die 


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No.  3. 


5 IK.fi  KL 


41 


Seuchenbekämpfung  von  einem  wirksamen  Desinfektionsverfahren  erwartet 
werden  muss.  Dass  nichts  Ungebürliches  erwartet  werden  darf,  dass 
nicht  zu  fordern  ist,  dass  das  Desintirienz  in  die  Tiefe  dringt  und  dicke 
Schmutzanhäufungen  desinficirt,  muss  berücksichtigt  werden.  Geschieht 
dies,  so  wird  die  Formaldehyddesinfektion  wegen  der  bequemen  Ausführ- 
barkeit und  Zuverlässigkeit  sich  voller  Anerkennung  erfreuen. 

H.  Bischof f. 

M.  Siegel,  Zur  Frage  des  Hydrothorax  e vaeuo.  Wiener  klin.  Wochen- 
schrift 1904,  No.  18. 

Die  Frage,  ob  es  einen  Hydrothorax  e vaeuo  giebt,  ist  von  ver- 
schiedenen Seiten  verneint  worden,  lässt  sich  aber,  wie  auch  der  nach- 
stehende Fall  zeigt,  nicht  ohne  Weiteres  leugnen.  Es  handelt  sich  um 
einen  50jährigen  Mann,  Potator,  der  unter  Erscheinungen  heftiger  Atemnot 
erkrankte.  Die  Untersuchung  ergab  kurz  folgendes:  Aorten-  und  Mitral- 
insufficienz,  Myocarditis;  links  hinten,  etwa  von  der  Mitte  der  Scapula  an, 
nach  unten  zunehmende  Dämpfung,  die  nach  vorn  unmittelbar  in  die  Herz- 
dämpfung übergeht,  über  dem  Dämpfungsbezirk  kein  Atemgeräusch  hörbar, 
Fremitus  abgeschwächt.  Leichte  Cyanose,  Gedern  der  unteren  Rumpf- 
partien und  Extremitäten;  linke  Pupille  weiter  als  die  rechte,  beide  auf 
Licht  reagirend.  Urin  frei  von  Eiweiss  und  Zucker.  Aus  dem  weiteren 
Krankheitsverlaufe  sei  hervorgehoben,  dass  der  Zustand  im  ganzen  der- 
selbe blieb,  dass  aber  über  der  Dämpfung  sich  deutlich  inspiratorische 
Einziehungen  der  Intercostalräume  zeigten.  Bei  einer  Probepunktion  wurde 
eine  trübe,  leicht  hämorrhagisch  gefärbte  Flüssigkeit  entleert,  die  zahl- 
reiche unveränderte  rote  Blutkörperchen  und  polynukleäre  Leukocyten  ent- 
hielt Die  Dämpfung  nahm  allmählich  zu,  und  unter  Erscheinungen  eines 
Lungeninfarkts  ging  Pat.  zu  Grunde.  Die  Obduktion  ergab  ausser  Aorten- 
und  Mitralinsufhcienz  ein  Aneurysma  im  absteigenden  Teil  der  Brustaorta 
mit  Stenose  des  linken  Hauptbronchus;  Hydrothorax,  links  ca.  3,  rechts 
'/*  Liter,  hämorrhagischer  Lungeninfarkt  des  rechten  Unterlappens. 

Was  zunächst  das  Aortenaneurysma  betrifft,  so  war  dasselbe  intra 
vitam  kaum  zu  diagnosticiren,  da  alle  bekannten  physikalischen  Zeichen 
fehlten;  der  einzige  Anhaltspunkt  war  die  Pupillendifferenz,  die  wohl  auf 
einer  Gompression  des  Sympathicus  beruhte.  Eine  Pleuritis  exsudativa 
war  angenommen  worden,  weil  die  Punktionsflüssigkeit  polynukleäre  Leuko- 
cyten enthielt,  die,  im  Gegensatz  zu  Transsudaten,  für  Exsudate  charak- 
teristisch sind;  die  Obduktion  ergab  in  der  Tat  neben  dem  Hydrothorax 
entzündliche  Veränderungen.  Was  nun  den  Hydrothorax  betrifft,  so  ist 
derselbe  nur  als  ein  Hydrothorax  e vaeuo  zu  erklären.  Die  Stenose  des 
linken  Hanptbronchus  hatte  eine  Atelektase  der  linken  Lunge  bedingt,  die 
Lunge  war  collabirt.  Der  zwischen  collabirter  Lunge  und  der  starren 
Thoraxwand  entstehende  freie  Raum  war  nicht,  wie  wohl  sonst,  durch  die 
hypertrophische  andere  Lunge  oder  durch  vikariirendes  Emphysem  oder 
durch  Hinaufdrängen  des  Zwerchfells  ausgefüllt  worden,  sondern  hatte  aus 
den  Gefässen  Flüssigkeit  angesaugt.  In  ähnlicher  Weise  erklärt  man  sich 
ja  das  Hydropericardium  e vaeuo,  das  in  der  Schädelhöhle  und  dem 
Wirbelkanal  vorkommende  Oedema  e vaeuo  u.  s.  w.  Sehr  auffallend  sind 


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42 


FüiMucinfrnT.  — Hikschbi,. 


No.  3. 


endlich  noch  die  inspiratorischen  Einziehungen.  Bei  starken  Ergüssen, 
wie  hier  einer  vorlag,  sieht  man  sonst  gerade  das  Entgegengesetzte,  näm- 
lich Verstrichensein  der  Intercostalräume.  Gerade  dieses  sehr  auffallende 
Verhalten  hätte  darauf  hinweisen  müssen,  dass  es  sich  hier  um  keinen 
gewöhnlichen  pleuritischen  Erguss  bandelte,  sondern  um  eine  Stenose  des 
Hauptbronchus.  Diese  Slenose  des  Bronchus  im  Verein  mit  der  erwähnten 
Pupillendifferenz  hätte  vielleicht  die  Vermutung  eines  Aortenaneurysmas 
nahelegen  können.  K.  Kronthul. 

J.  Feinschmidt,  Enthalten  die  tierischen  Zellen  ein  Zucker  zerstörendes 
Ferment?  Fortschr.  d.  Med.  1901,  No.  22. 

Bei  seinen  Untersuchungen  über  ein  zuckerzerstörendes  Ferment  in 
tierischen  Zellen,  welche  mit  Pankreas,  Leber  und  Muskeln  angestellt 
wurden,  kommt  Verf.  zu  folgenden  Resultaten: 

1.  Aus  Pankreas,  Leber  und  Muskeln  lässt  sich  mit  Hülfe  der  Buchner- 
schen  Presse  ein  Saft  gewinnen,  welcher  Zucker  in  intensiver  Weise  zu 
zerstören  vermag.  Dabei  ist  sorgfältig  darauf  geachtet,  dass  die  Versuche 
steril  verlaufen  sind. 

2.  Geringere  Zusätze  von  Chloroform  resp.  Toluol  lassen  die  Flüssig- 
keit steril,  ohne  die  Glykolyse  aufzubalten.  Grössere  Zusätze  von  Anti- 
septicis  hindern  die  Glykolyse. 

3.  Unter  Wasserstoffgas  geht  die  Glykolyse  stärker  vor  sich,  als  bei 
gewöhnlicher  Atmung. 

4.  Bei  der  Glykolyse  entsteht  Kohlensäure,  Alkohol  und  Säuren. 

5.  Die  Alkoholbildung  ist  in  einzelnen  Versuchen  ziemlich  gross,  in 
anderen  sehr  gering  gewesen. 

6.  Eine  sofort  beginnende  Gährung,  wie  sie  Stoklasa  beobachtet  hat, 
konnte  nur  selten  in  vorliegenden  Versuchen  constatirt  werden,  ln  der 
Regel  begann  die  Gährung  in  den  Gemischen  nach  3 — 3 Stunden,  wie  das 
Aufsteigen  von  Gasblasen  bewies. 

7.  Durch  Alkohol  und  Aether  gelang  es,  das  Ferment  aus  den  Press- 
säften zu  isoliren.  Beim  Vergleiche  der  Wirkung  von  einer  bestimmten 
Menge  Presssaftes  mit  der  von  einer  entsprechenden  Quantität  isolirten 
Fermentes  stellte  sich  heraus,  dass  im  Fermentzuckergemisch  die  Spaltung 
früher  beginnt,  früher  zu  Ende  kommt  und  intensiver  verläuft. 

Carl  Rosenthal. 

11,  Hirschei,  Bericht  über  die  Gesundheitsverhältnisse  bei  1000  Neuge- 
borenen in  den  den  ersten  Lebenstagen.  Arch.  f.  Gynäkol.  Bd.  69, 
S.  702. 

Verf.  berichtet  über  die  Gesundheitsverhältnisse  von  1000  in  der 
Prager  geburtshülflichen  Klinik  geborenen  Kiudern  bis  zum  Tage  ihrer  Ent- 
lassung, durchschnittlich  dem  8. — 10.  Lebenstage.  Die  Kinder  erhielten 
8 — 10  Stunden  nach  der  Geburt  zum  ersten  Male  die  Brust,  wurden  dann 
tagsüber  Sstündlich,  Nachts  4stündlich  angelegt.  Am  Tage  der  Entlassung 
hatten  520  Gewichtszunahme,  440  Gewichtsabnahme,  40  das  gleiche  Ge- 
wicht wie  bei  der  Geburt.  Unter  den  440  Miuuskindern  waren  30  er- 
krankt, 45,  deren  Mütter  unzureichende  Nahrung  hatten.  Nach  Abzug 


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No  3. 


Sahli. 


43 


dieser  75  Rinder  bleiben  also  365  = 1/s  aller  Verpflegten  mit  Gewichts- 
abnahme. Einen  deutlichen  Einfluss  auf  das  Gedeihen  der  Kinder  lässt 
der  Ernährungszustand  der  Mütter  erkennen;  diejenigen  Mütter,  welche 
wenigstens  10  Tage  vor  der  Entbindung  in  die  Anstalt  eintraten  und  die 
gute  Verpflegung  derselben  genossen,  gebaren  durchschnittlich  kräftigere 
Kinder  als  die  übrigen  und  2/s  dieser  Kinder  zeigten  bei  der  Entlassung 
Gewichtszunahme.  — Von  den  1000  Kindern  der  Zusammenstellung  ent- 
fallen 543  auf  Erst-,  457  auf  Mehrgebärende;  dagegen  hatten  281  Kinder 
von  Multiparen  und  nur  279  von  Primiparen  Gewichtszunahme.  — 
Von  bis  20  Jahre  alten  Müttern  stammten  110  Minus-  und  134  Plus- 
Kinder,  von  20  — 30jährigen  Müttern  275  Minus-  und  368  Plus-Kinder, 
von  30— 40jährigen  47  Minus-  und  54  Plus-Kinder.  Die  Frage,  ob  Knaben 
oder  Mädchen  in  den  ersten  Lebenstagen  besser  gedeihen,  liess  sich  aus 
den  Beobachtungen  nicht  entscheiden.  — 617,  also  über  die  Hälfte  der 
Kinder  hatten  ein  Anfangsgewicht  von  3000  — 4000  g.  Von  diesen  zeigten 
369  am  Ende  des  Anstaltsaufenthalts  Gewichtszunahme,  248  -Abnahme. 
Bei  den  Kindern  mit  2000 — 3000  g Anfangsgewicht  waren  ungefähr  gleich 
viele  Plus-  und  Minus  Kinder.  — Der  durchschnittliche  physiologische  Ge- 
wichtsverlust betrug  ca.  200  g,  über  250  g belief  er  sich  bei  35  Plus-  und 
32  Minus-Kindern,  über  300  g bei  20  Plus-  und  90  Minns-Kindern.  Wo 
ein  bedeutendes  Gewicht  bei  der  Entlassung  resultirte,  ging  fast  nie  ein 
beträchtlicher  Verlust  vorauf.  Kleiner  als  100  g war  die  physiologische 
Gewichtsabnahme  nur  in  4 Fällen;  3 dieser  Kinder  waren  in  Beckenendlage 
geboren  und  hatten  schon  unter  der  Geburt  reichlich  Meconium  entleert. 
— Durchschnittlich  war  der  4.  oder  5.  Lebenstag  derjenige,  an  welchem 
das  Gewicht  am  geringsten  war.  — lkterische  Färbung  fand  sich  in  200 
von  289  untersuchten  Fällen,  39 mal  war  der  Ikterus  dabei  stark  ausge- 
prägt, und  zwar  bei  4 Plus-,  35  Minus-Kindern,  von  diesen  letzteren  hatteu 
31  Enteritis  und  Dyspepsie.  Die  Plus-Kinder,  wenn  auch  nur  leicht 
ikterisch,  hatten  nie  hohe  Gewichtszunahme.  — Syphilitisch  waren 
25  Mütter,  19  Kinder  dieser  Inflcirten  hatten  Gewichtsabnahme,  nur 
6 -Zunahme.  — Die  Annahme,  dass  Zangenentbindungen,  Gesichtslagen 
sowie  Asphyxie  einen  schädlichen  Einfluss  auf  das  Gedeihen  des  Säuglings 
ausüben,  fand  sich  in  den  Beobachtungen  nicht  bestätigt.  Auch  dass  hoch 
und  andauernd  Fiebernde  schlechte  Ammen  sind,  lässt  sich  aus  der  Zu- 
sammenstellung nicht  entnehmen.  Stadthagen. 


Sahli,  Ueber  compendiüse,  leicht  transportable  Taschenquecksilbermano- 
meter zu  klinischen  Zwecken,  speciell  zur  Spbygmomanoractrie.  Nebst 
Bemerkungen  über  eine  Verbesserung  der  Riva-Rocci’schcn  Manschette. 
Deutsche  med.  Wochenschr.  1904,  No.  48. 

Die  exakten  Quecksilbermanometer  (Gärtner,  Riva-Rocci)  sind  für 
den  Gebrauch  des  praktisclien  Arztes  zu  schwer  transportabel,  bei  den 
allerdings  compendiösen,  daher  leicht  transportablen  Metall  kapselmano- 
nietern  (v.  Basch-Potain)  erhält  man  dagegen  schon  nach  kurzer  Zeit 
unbrauchbare  Werte.  Diesen  Uebelständen  abzuhelfen,  giebt  Verf.  ein 
Quecksilbermanometer  an,  das  sich  derart  (zerlegen  lässt,  dass  inan  es  ge- 


r 

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44 


Beiseadd  und  Baue».  — Rtoel.  — Rekon  und  Lodete. 


No.  3. 


füllt  bequem  bei  sich  tragen  kann.  Es  kann  in  gleicher  Weise  mit  der 
v.  Basch- Potain’schen  Pelotte,  wie  mit  der  Riva-Rocci’schen  Manschette 
oder  mit  dem  Ring  des  Gärtner’schen  Tonometers  verbunden  werden,  so 
dass  alle  diese  Instrumente  dadurch  zu  Tascbeniustrumenten  werden. 

Die  vorgexchlagene  Verbesserung  der  Riva-Rocci’schen  Manschette  be- 
steht darin,  dass  das  Schliessen  statt  durch  das  mühsame  und  langdauernde 
Anziehen  zweier  Schrauben  durch  einen  einfachen  Hebeldruck  geschieht. 

Alkan. 

E.  Brissaud  und  A.  Kauer,  lieber  die  spinale  Metamerie  in  Bezug  auf 
die  Lokalisationen  der  Amyotrophien.  Centralbl.  f.  inn.  Med.  1903, 
No.  10. 

Die  Verff.  wenden  sich  gegen  Ferranini,  der  durch  Amputationen 
und  Desarticulationen  von  Gliedraaassen  bei  Hunden  und  nachträgliche 
Untersuchungen  der  Rückenmarkszellen  nachzuweisen  suchte,  dass  die  an 
der  Peripherie  vorhandenen  klinischen  Erscheinungen  in  segmentärer  An- 
ordnung bestimmten  Segmenterkrankungen  des  Rückenmarks  entsprechen. 
Vor  allem  bezieht  sich  das  von  den  Verffn.  aufgestellte  Schema  der  Meta- 
merie nur  auf  die  Sensibilität  und  ist  nicht  ohne  weiteres  auf  die  Moti- 
litätsstörungen und  Muskeln  zu  übertragen.  Die  Entwickelung  der  Knochen 
geschieht  nach  Metameren;  aber  nicht  die  der  Muskeln,  welche  sich  zum 
grossen  Teil  nicht  den  Segmenten  des  Knochengerüstes  in  segmentären 
Schichten  anordnen.  Auch  konnten  die  Verff.  durch  Zerstörung  von  Glied- 
teilen nachweisen,  dass  selbst  dadurch  eine  gewisse  Regelmässigkeit  in  der 
Anordnung  der  atrophischen  Zellen  im  Rückenmark  und  ihrer  Höhe  zu 
erweisen  ist.  S.  Kalischer. 

A.  Rydel,  Zur  „Rodagen“-Bebaudlung  der  Basedow’schen  Krankheit. 
Charite-Annalen.  27.  Jahrg.  1903. 

R.  teilt  seine  Erfahrungen  über  die  Behandlung  der  Basedow’schen 
Krankheit  mit  Rodagen  mit,  die  sich  auf  der  thyreogenen  Theorie  der 
Krankheit  aufbaut.  Er  kommt  nach  Beobachtung  von  3 Fällen  zu  dem 
Resultate,  dass  die  theoretische  Basis  der  Hyperthyreoidisation  des  Orga- 
nismus als  Ursache  der  Krankheit  nicht  weniger  sicher  sei  als  die  Dys- 
thyreoidisation.  Die  Dosis  15 — 20  g pro  die,  welche  ca.  40  g Milch  ent- 
spricht, scheint  dem  Verf.  zu  gering.  Grössere  Dosen  des  sehr  leichten 
und  voluminösen,  unangenehm  riechenden  Pulvers  sind  kaum  zu  verordnen. 
Die  Wirkung  des  Mittels  war  sehr  fraglich.  S.  Kalischer. 


],.  Renon  et  Loiiste,  Sur  les  myopathies  vasculaires.  Atrophie  muscu- 
laire  consecotive  ii  une  art^rite  syphilitique.  Arch.  gener.  de  raed.  1903. 
No.  2. 

Bei  einem  Manne  von  55  .Jahren,  welcher  in  typischer  Weise  an  inter- 
mittirendem  Jucken  litt  und  am  linken  Bein  keinen  Arterieupuls  hatte, 
zeigten  die  Muskeln  dieser  Beines  die  Tendenz  zu  atrophiren,  es  war  bereits 
zu  Maassunterschieden  von  1 — 4 cm  zu  Ungunsten  der  kranken  Seite  ge- 
kommen. Reflexe,  Sensibilität  und  elektrische  Erregbarkeit  waren  normal. 


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No.  3. 


Burk  und  McCarthy.  — Doftkr.  — IIaask. 


45 


ebenso  zeigte  das  Gewebe  eines  excidirten  Mnskelstückchens,  abgesehen 
von  einer  geringen  Vermehrung  der  Sarcolerama-Kerne,  keine  pathologi- 
schen Veränderungen.  M.  Brasch. 


Ch.  W.  liurr  and  ü.  4.  McCarthy,  The  postero- lateral  scleroses.  Journ. 
of  nerv,  and  ment.  dis.  1903,  Jan. 

Die  Verff  haben  acht  einschlägige  Fälle  untersucht.  Unter  diesen 
war  in  5 Fällen  die  Sklerose  der  Hinter-  und  Seitenstränge  mit  starker 
Anämie  eiuhergegangen,  einmal  war  sie  perniciös,  einmal  seniler  Art,  ein- 
mal war  Nephritis  die  Ursache.  Die  anatomischen  Befunde  glichen  denen 
von  Minnich,  Nonne  etc.  In  zwei  Fällen  wurde  eine  deutliche  Gliose 
gefunden.  In  zwei  Fällen  war  die  anatomische  Affektion  deutlich  syphi- 
litisch (Meningo-myelitis  et  Sclerosis  postero-lateralis  in  dem  einen,  Sclerosis 
multiplex  in  dem  anderen).  M.  Brasch. 


H.  Dopter,  Paralysie  faciale  ourlienne.  Lymphocytose  du  liquide  cephalo- 
racbidien.  Gaz.  des  hup.  1904,  No.  87. 

Etwa  14  Tage  nach  einer  abgelaufenen  doppelseitigen  Parotitis  erkrankte 
ein  vorher  stets  gesund  gewesener  31  jähriger  Mann  an  einer  ebenfalls 
doppelseitigen  fieberhaften  Orchitis  und  einer  nur  die  unteren  und  mittleren 
Aeste  des  linken  Facialis  betreffenden,  die  orbiculo-frontalen  Aeste  ver- 
schonenden Lähmung.  Gehör,  Geschmack  unverändert;  keine  Trockenheit 
des  Mundes.  Die  Zunge  weicht  nach  links  hin  ab;  sie  ist  gekrümmt  und 
sieht  mit  ihrer  Conkavität  nach  rechts.  Die  rechte  Hälfte  des  Gaumen- 
segels war  paretisch.  Die  Pupille  des  linken  Auges  war  erweitert;  es 
bestand  ausserdem  Accommodationsparese.  Der  Urin  enthielt  weder  Eiweiss 
noch  Zucker.  Die  durch  Lumbalpunktion  entleerte  Spinalflüssigkeit  ent- 
hielt etwas  Albumin  und  eine  grosse  Menge  Leukocyten.  Nach  etwa  einem 
Monat  trat  Heilung  ein;  zurück  blieb  nur  eine  geringe  Mydriasis  und  eine 
geringe  Abweichung  der  Zunge.  Als  Ursache  der  beobachteten  Symptome 
nimmt  Verf.  eine  basale  toxische  Meningitis  an;  auch  bei  denjenigen 
Facialisparalysen,  die  im  Gefolge  der  Syphilis  oder  eines  Zoster  auftreten, 
wobei  ebenfalls  eine  erhebliche  Lymphocytose  der  Spinalflüssigkeit  nacli- 
gewiesen  werden  konnte,  sei  dieselbe,  auf  toxische  Neuritis  zurückzuführende, 
meningitische  Affektion  anzunehmen.  Verf.  bemüht  sich  endlich,  zu  be- 
weisen, dass  die  partielle  hier  beobachtete  Gesichtsnervenläbmung  gegen 
deren  peripheren  Ursprung  nichts  beweise,  was  ja  auch  von  anderen  Autoren 
schon,  so  z.  B.  auch  vom  Ref.,  nachgewiesen  worden  ist.  Bernhardt. 


F.  Haa.se . Casuistiscbe  Beiträge  zum  Lupus  vulgaris.  Bericht  über 
135  Fälle  aus  dem  Universitäts-Institut  für  Lichttherapie  zu  Berlin. 
Inaug.-Dissert.  Berlin  1904. 

Von  den  135  Pat.  gehörten  89  dem  weiblichen,  nur  46  dem  männ- 
lichen Geschlecht  an.  Der  Lupus,  der  beim  Eintritt  der  Kranken  1 bis 
55  Jahre  bestand,  hatte  sich  in  fast  der  Hälfte  der  Fälle  (65)  im  ersten 
Lebensdecennium  entwickelt.  Ausgegangen  war  er  in  der  grossen  Mehr- 


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46 


Schindler.  Lipöchütx. 


No.  3. 


zahl  (109)  vom  Gesicht,  insbesondere  von  den  Wangen  47,  der  Nase  37, 
der  Nasenschleimhaut  12 mal,  demnächst  vom  Halse  14,  der  oberen  Ex- 
tremität  9mal  (davon  7 mal  von  der  rechten).  Ueberhaupt  erkrankt  war 
die  Haut  ausserhalb  des  Gesichts  in  50  Fällen  und  zwar  die  Extremi- 
täten 37,  der  Hals  24,  der  Rumpf  9mal.  Die  Schleimhäute  zeigten  sich 
bei  54  Personen  ergriffen  (Nasenschleimhant  47,  Mund-  und  Rachenschleim- 
haut 14mal).  Hereditäre  tuberkulöse  Belastung  liess  sich  in  42  Fällen 
nachweisen.  Von  den  Pat.  selbst  hatten  vor  Ausbruch  des  Lupus  42  an 
skrophulösen  Erscheinungen,  10  an  Knochentuberkulose  gelitten.  Zur  Zeit 
der  Untersuchung  wurde  bei  12  Lungentuberkulose,  bei  10  weiteren  Ver- 
dacht auf  eine  Spitzenaffektion  festgestellt.  Bei  10  der  Kranken  hatte 
sich  der  Lupus  im  Anschluss  an  den  Durchbruch  oder  die  operative  Ent- 
leerung tuberkulöser  Massen  aus  tiefer  gelegenen  Organen,  8 mal  nach 
tuberkulösen  Drüsen-,  2 mal  nach  tuberkulösen  Knochenerkrankungen,  ent- 
wickelt. H.  Müller. 


1)  E.  Schindler,  Erfahrungen  mit  einem  neuen  Jodpräparat  „Jothion.“ 
(Aus  der  deutschen  dermatol.  Universitätsklinik  in  Prag.)  Prager  med. 
Wochenschr.  1904,  No.  39. 

2)  11.  Lipsrhiitz,  Ueber  perkutanc  Einverleibung  von  Jodpräparaten  bei 
Syphilis.  (Aus  der  Abteil,  f.  Haut-  u.  Geschlechtskrankb.  des  Wiedener 
Krankenhauses.)  Wiener  med.  Wochenschr.  1904,  No.  28. 

1)  Das  Jothion,  ein  Jodwasserstoffsäureester,  stellt  eine  Flüssigkeit 
von  öliger  Consistenz  und  nicht  unangenehmem  Geruch  dar,  die  in  Wasser 
unlöslich,  in  Alkohol  und  Gelen  löslich  ist  und  70  pCt.  Jod  enthält.  Das 
Mittel  wurde  zu  Einreibungen  in  die  Haut  nach  Art  der  allgemeinen 
Quecksilberinunktionen  verwandt;  am  zweckmässigsten  erwies  sich  hierzu 
nach  verschiedenen  Versuchen  eine  Salbe  ans  Jothion  und  Lanolin,  anhydr. 
zu  gleichen  Teilen,  oder  aus  Jothion  2,0,  Cerae  alb.  Lanolin,  anhydr. 
ana  0,5.  — Im  Speichel  liess  sich  Jod  durchschnittlich  1 Stunde,  im  Harn 
l1^— 2 Stunden  nach  der  Einreibung  nachweisen;  nach  Aussetzen  der  Be- 
handlung dauerte  die  Ausscheidung  noch  einige  Tage  bis  zu  einer  Woche 
und  darüber  fort.  — Die  therapeutischen  Erfahrungen  des  Verf.’s  beziehen 
sich  auf  Fälle  gummöser  (14).  maligner  (2)  und  hereditärer  Lues  (2);  sie 
waren  äusserst  günstige,  namentlich  bei  den  in  der  Mund-  und  Rachen- 
höhle lokalisirten  Krankheitserscheinungen  oft  überraschende.  Zeichen  von 
Jodismus  oder  Reizerscheinungeu  seitens  der  Haut  kamen  nicht  vor.  Es 
scheint  hiernach  das  Jothion  als  Ersatzmittel  des  Jodkalium,  besonders 
wo  dieses  nicht  vertragen  wird,  warnte  Empfehlung  zu  verdienen. 

2)  L.  hat  nur  das  reine  Jothion  verwendet  und  zwar  in  der  Weise, 

dass  er  täglich  genau  2 cm3  desselben  mittelst  Borstenpinsels  abwechselnd 
auf  verschiedene  Körperregionen  aufpinselte,  was  jedesmal  etwa  3 — 4 Min. 
in  Anspruch  nahm.  Bei  3 Kranken  mit  gummösen  Infiltraten  und  Ge- 
schwüren genügte  der  Verbrauch  von  40 — 60  cm3  ohne  jede  anderweitige 
Behandlung  zur  Heilung.  Erscheinungen  von  Jodismus  wurden  auch  bei 
ihnen  nicht  beobachtet.  H.  Müller. 


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NO.  3.  SoOBEYBA«.  AmAT.  (tELPKE.  47 

Soubeyran,  L’epitbelioma  primitif  de  l’urethre  che*  l’homme.  Gazette  des 
höp.  1903,  No.  120. 

S.  stellt  ans  der  Litteratur  24  Fälle  von  primärem  Carcinom  der 
Harnröhre  zusammen  und  giebt  auf  Grund  der  Litteratur  ein  präcise  Mono- 
graphie dieser  relativ  seltenen  Affektion;  als  einzige  rationelle  Behandlung 
empfiehlt  er  die  totale  Kmasculation,  die  bereits  von  Bart  und  Albarran 
erfolgreich  ausgeführt  worden  ist.  Karo. 

Amat,  Une  sonde  brisee  dans  l’urethre  et  la  vessie.  Expulsion  spontan£e 
des  fragments.  Bullet,  gendr.  de  therap.  1903,  p.  420. 

A.  berichtet  einen  Fall,  in  dem  beim  Znrückziehen  eines  Nelatons 
dieser  abbrach  und  in  die  Blase  rutschte;  die  Bruchstücke  wurden  nach 
wenigen  Tagen  vom  Patienten  ausurinirt.  A.  empfiehlt  zur  Vermeidung 

solcher  Vorfälle,  vor  jedem  Katheterismus  das  einzuführende  Instrumeut 

auf  seine  Haltbarkeit  zu  prüfen.  Karo. 

Gelpke,  Zur  Frage  der  chirurgischen  Behandlung  der  chronischen  Nephritis. 
Corresp.-Bl.  f.  Schweizer  Aerzte  1904,  No.  15. 

Verf.  kam,  wie  er  des  näheren  ausführt,  unabhängig  von  EDRBOHLS 
auf  die  Idee,  bei  chronischer  Nephritis  die  Nierenkapsel  zu  spalten  und 
abzuzieben,  um  einerseits  abnorme  Druckverbältnisse  in  dem  erkrankten 
Organ  anfzubeben,  andererseits  eine  Neubildung  von  Gefässen  in  dem  nach 
Entfernung  der  Kapsel  die  Nierenoberfläche  umgebenden  Gewebe  anzuregen 
und  so  einen  Einfluss  auf  die  Cirkuiation  in  der  Niere  selbst  auszuüben. 
Da  zu  diesem  zweiten  Zwecke  die  Fettkapsel  wegen  ihres  Gefässmangels 
ungeeignet  erscheint,  so  will  er  im  Gegensatz  zu  Edebohls,  der  die  ent- 
kapselte  Niere  einfach  versenkt,  das  Organ  entweder  an  die  Rücken- 
muskulatur anheften  oder  mit  Peritoneum  bekleiden.  Das  Peritoneum  soll 
der  entkapselten  Niere  die  Gefässe  zuführen,  ähnlich  wie  dies  bei  Ovarial- 
tumoren geschehen  kann,  wenn  die  direkte  Blutzufuhr  zu  ihnen  durch  eine 
Stieldrehung  gestört  wurde.  In  einem  solchen  Falle,  wo  anfangs  bedroh- 
liche Erscheinungen  auftreten,  „intervenirt  bald  von  allen  Seiten  das  Peri- 
toneum des  Netzes  und  der  Gedärme“  und  die  gefährdete  Blutzufuhr  des 
Tumors  wird  durch  rasch  entstehende  Adhäsionen  wiederhergestellt.  Die 
erste  Kapselspaltung  der  Niere  führte  Verf.  bei  einem  60jährigen  Manne 
aus,  bei  dem  die  klinischen  Erscheinungen  auf  ein  Nierencarcinom  hinge- 
wiesen hatten.  Es  fand  sich  aber  nur  eine  Nephritis  und  so  wurde  dann 
die  Niere  nach  Ausführung  der  Kapselspaltung  wieder  versenkt.  Die  Be- 
schwerden, die  zur  Annahme  eines  Nierencarcinoms  geführt  hatten, 
schwanden  nach  diesem  Eingriff,  doch  starb  der  Pat.  vier  Monate  später 
an  einem  erst  bei  der  Sektion  entdeckten  Pankreascarcinom.  In  einem 
zweiten  Falle  doppelseitiger  Nephritis  bedekte  Verf.  nach  Abtragung  der 
Nierenkapscl  die  Niere  mit  Peritoneum.  Seine  an  Hunden  zuvor  ange- 
stellten  Versuche  hatten  gezeigt,  dass,  wenn  die  entkapselte  Niere  mit 
Netz  überzogen  wird,  die  ca.  2 Monate  später  entfernte  Niere  deutliche 
Neubildung  von  Gefässeu  zeigt.  Das  aufgenähte  Netz  ist  mit  der  Nieren- 
oberfläche überall  locker  verklebt  und  gefässreich.  Der  so  operirte  Patient 
überstand  den  Eingriff  gut,  seine  Albuminurie  ging  von  5 pM.  auf  l/z  pM. 


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48 


IIüLMHOLl). 


No.  3. 


zurück,  doch  ist  der  Fall  für  ein  endgültiges  Urteil  noch  zu  frisch.  Im 
ganzen  warnt  Verf.  vor  allzu  sanguinischen  Hoffnungen  hinsichtlich  der 
chirurgischen  Behandlung  der  Nephritis.  Doch  glaubt  er,  dass  dieselbe 
wohl  geeignet  ist  für  gewisse  Fälle  von  Schrumpfniere  und  vor  allem  für 
Stauungsniere  mit  Oligurie  bei  Herzfehlern.  Dass  solche  Kranke  nicht 
mehr  in  extremis  operirt  werden  sollen,  lehren  zwei  Fälle,  die  Verf. 
operiren  wollte,  die  aber  noch  vorher,  der  eine  an  den  ersten  paar  Tropfen 
Chloroform,  der  andere  in  einem  plötzlich  eingetretenen  urämischen  Anfall 
zu  Grunde  gingen.  B.  Marcuse. 

Helmbold,  Die  operative  Behandlung  der  Retroflexio  uteri  in  den  drei 

letzten  Jahren  1901 — 1 003.  Charite-Annalen.  XXVIII.  Jahrg.  Berlin  1904. 

H.  hat  die  während  der  drei  letzten  Jahre  in  der  gynäkologischen 
Klinik  der  Charite  operativ  behandelten  Lageveränderungen  des  Uterus 
einer  Nachuntersuchung  unterzogen.  Von  den  144  operirten  Fällen  gelang 
es  ihm  69  = 47,9  pCt.  persönlich  auf  den  durch  die  Operation  erzielten 
Erfolg  hin  zu  utersuchen.  In  13  Fällen  war  er  auf  das  Untersuchung*- 
ergebuis  eines  Collegen  oder  auf  die  blosse  bliefliche  Mitteilung  der 
Operirten  angewiesen.  Die  ausgeführten  Eingriffe  betrafen  Ventrofixationen. 
Vaginalfixationen  und  Verkürzung  der  Ligamenta  rotunda  nach  Alexander- 
Adams.  Aus  den  Ergebnissen  ist  hervorzuheben,  dass  bei  sämmtlichen 
25  Fällen,  in  denen  die  Alexauder-Adams’sche  Operation  wegen  Retroflexio 
uteri  mobil is  vorgenommen  worden  war,  eine  völlige  Heilung  zu  ver- 
zeichnen war.  — H.  fasst  seine  Ansichten  über  die  Behandlung  der  Retro- 
flexio uteri  folgeudermaassen  zusammen: 

I.  Führt  bei  Retroversio  flexio  uteri  die  Pessarbehandlung  nicht  zum 
Ziele,  so  ist  bei  vorhandenen  Beschwerden  die  operative  Beseitigung  der 
Lageauomalie  vorzunehmeu.  2.  Ist  eine  Operation  indicirt,  so  richtet  sich 
die  zu  wählende  Operationsmethode  danach,  ob  a)  eine  Retroversio  uteri 
mobilis  oder  fixata  vorliegt  und  ob  b)  ausserdem  noch  andere  Erkrankungen 
im  Bereiche  des  Genitalapparates  gleichzeitig  vorhanden  sind.  3.  Die 
Alexander-Adams'sche  Operation  ist  stets  bei  uncomplicirter  Retroflexio 
uteri  mobilis  auszuführen.  4.  Besteht  neben  der  Retroflexio  uteri  mobilis 
ein  Descensus  oder  Prolapsus  vaginae,  welcher  operativ  beseitigt  werden 
muss,  so  ist  an  die  Kolpo-  und  Perineorhaphie,  wenn  die  Frau  im  con- 
ceptionsfähigen  Alter  steht,  die  Alexander-Adams’sche  Operation,  sonst 
die  Vaginalfixation  an zusch Hessen.  5.  Bei  conceptiousfähigem  Alter  der 
Frau  ist  die  Veutrofixatiou  auszuführen:  a)  bei  Retroflexio  uteri  fixata,  mit 
oder  ohne  Complikation  einer  anderen  Genitalerkrankung,  b)  bei  Retro- 
flexio uteri  mobilis  nur  dann,  wenn  gleichzeitig  eine  Erkrankung  vorliegt, 
zu  deren  Beseitigung  die  Laparotomie  vorgenommen  werden  muss.  6.  Hat 
die  Frau  das  conceptionsfähige  Alter  überschritten,  so  kommt  die  Vagiuo- 
fixation  mit  Entfernung  der  Plica  vesico-uterina  in  Betracht:  a)  bei  Retro- 
flexio uteri  fixata,  b)  bei  Retroflexio  uteri  mobilis  nur  dann,  wenn  gleich- 
zeitig eine  vaginale  Operation  ausgeführt  werden  muss.  Br.  Wolff. 

Kin»e nduiigiMi  werden  an  die  Adreaae  de»  Herrn  Geh.  Med.-Hat  Prof.  Dr.  M.  Bernhardt  (Berliu  W. 

Französische  Straus e 21)  oder  an  die  Verlagshandluug  (Berlin  MW.,  Unter  den  Linden  68)  erbeten. 

Verlag  von  August  Hirschwald  in  Berlin.  — • Druck  ron  L.  Schumacher  in  Berlin  N.  24. 


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W ßrlicrniWT*  onr  li  oh«  ci» 
1—2  Bogen ; am  Nrlilutnc J 
d«  Jahrgang»  Tiwl.  N«/ 
men-  and  Sach-Regiedr. 


Centralblatt 


Prall  doa  Jahrgang«-* 
28  Mark ; au  besidicn 
durch  alle  Ruchhand- 
lungrn  n.  Po*tan*talt*n. 


für  die 


mcfflcinischen  Wissenschaften. 

I Unter  Mitwirkung  von 

Prof.  9r.  H.  Senator,  Prof.  Dr.  E.  Salkowskl,  PpoffDr.P.  Schult^ 

/ redigirt  von  / • - ■ - C. 


Prof.  Dr.  M.  Bernhar 


<|t  ;\,Ai"v  6 


1905. 


91.  Januar.  V ;.  No.  dr: 


Iiilm.lt:  Voit,  Ueber  das  relative  Gewicht  der  Organe.  — Hiliikurani), 
ScnoLz  und  Wietiso,  Das  Artericiisystem  des  Menschen  im  Röntgenbilde.  — 
Lüthje  und  Beboer,  Ueber  die  Retention  von  Stickstoff.  — Fai.ta,  Der 
Eiweissstoffwechsel  bei  der  Alkaptonurie.  — Nürnbkro,  Zur  Kenntnis  der  Auto- 
lvse.  — Dirwitzki,  Fall  von  Chorionepitheliom  der  Harnblase.  — Paoen- 
stkchrb,  Die  Zerreissung  der  Kreuzbänder  des  Knies.  — Schulz,  Bell,  Ueber 
Perityphlitis  und  Appendicitis.  — v.  Burckhardt,  Mixofibrolipom  der  Milz.  — 
VciutBT,  Zufälliges  Hineingelangen  von  Datura  Strammonium  in  das  Auge.  — 
Bürkxkh,  Zerstörung  des  Trommelfells  durch  Blitzschlag.  — Passow,  Ent- 
stehung von  Gehörgangsfraktureu.  — Gokkkr,  Die  Involution  der  Rachenmandel. 
— Okodi  uud  Ehtz,  Ueber  Keratosis  des  Pharynx.  — Küster,  AVirkung  des 
Sauerstoffs  auf  Bakterien.  — Georgii,  Typhushandschuhe.  — Soberniibim  und 
Jacoritz,  Ueber  die  antibakteriellcn  Heilsera.  — Vörnkr,  Haltbarmachung  von 
essigsaurer  Thonerde.  — Stbztzowsri,  Arsengehalt  und  Arsenantidote.  — 
Voiot,  Adrenalin  gegen  Blutungen.  — v.  Ritter,  Ueber  Bandwurmkuren  im 
Kindesalter.  — Haikk.  Tuberkulöse  Meuiugitis  bei  Mittelohreiterung. — IIknne- 
HBii.,  Ueber  Ventrikel-  und  Ponstumoren.  — Süsswrin,  Spinocerebellare  Ataxie 
mit  Sektionsbefund.  — Schwab,  Veränderungen  des  Ganglion  Gasseri  bei  Trigeminus- 
neuralgie. — Cattle,  Stevens,  Ueber  Akromegalie.  — Stenose,  Zur  Aetio- 
logie  der  Facialisparalyse.  — Mibelli,  Behandlung  der  Epitheliome.  — Neisseb, 
Uebertragung  der  Syphilis  auf  Affen.  — Voklckkr,  Casper.  Behandlung  der 
Prostatahypertrophie.  — Deutsch,  Die  Radiotherapie  bei  Utcrustumoren. 


E.  Voit,  Welchen  Schwankungen  unterliegt  das  Verhältnis  der  Organ- 
gewichte zum  Gesammtgewichte  der  Tiere?  Zeitschr.  f.  Biol.  Neue 
Folge.  Bd  XXVIII,  II.  H 

Verf.  hat  bei  Untersuchungen  über  ElementarzusammeDsetzung  des 
tierischen  Organismus  das  Gewichtsverhältnis  der  einzelnen  Organe  zum 
Körpergewicht  ermittelt.  Er  findet,  dass  das  relative  Gewicht  eines  Organs 
bei  derselben  Tierart  sehr  verschieden  ist.  Ungleiche  Behaarung,  ungleiche 
Füllung  des  Verdauungstraktus,  verschiedener  Fettgehalt  und  ungleicher 
Eiweissbestand  bedingen  diese  Schwankungen.  Wenn  man  sich  die  Tiere 
ohne  Haare  und  ohne  Inhalt  des  Verdauungstraktus  vorstellt,  ferner  ohne 
Fett  und  im  normalen  Ernährungszustände,  so  ist  das  Verhältnis  bei  der- 
selben Tierart  nahezu  constant.  Gust.  Emanuel. 

XLI1I.  Jahrgang  i 


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50  HlLDKMRANIi,  Scil»I.Z  U.WlKTINO.  — IjCTtMK  U.  BrBIIKK.  — l'  Al.I  A.  NO.  4. 

Hildchraiid,  Scholz  und  Wieling,  Das  Arteriensystem  des  Menschen  im 
stereoskopischen  Küntgenbild.  Wiesbaden  1904.  Bei  Bergmann. 

Der  erste  Band  der  Sammlung  stereoskopischer  Röntgenbilder  ans 
dem  neuen  allgemeinen  Krankenhaus  zu  Hamburg- Eppendorf  liegt  in 
2.  Auflage  vor.  Die  10  stereoskopischen  Photographien  sind  in  der  Weise 
hergestellt,  dass  von  Leichenteilen,  deren  arterielles  Gefässsystem  mit 
Quecksilbermasse  injicirt  worden  ist,  zwei  Röntgogramme  aufgenoratnen 
siud,  wobei  die  Lichtquelle  um  eine  bestimmte  Distanz  verschoben  wurde. 
Die  so  gewonnenen  Aufnahmen  wurden  verkleinert  und  erscheinen  bei 
stereoskopischer  Verschmelzung  in  der  Tat  vollkommen  plastisch,  dabei 
ist  naturgemitss  die  Vollständigkeit  und  Genauigkeit  der  Lagerung  grösser 
als  sie  der  geschickteste  Präparator  erreichen  könnte.  Die  Bilder  geben 
auf  einen  Blick  in  anschaulicher  Weise  Aufschluss  über  viele  Verhältnisse, 
die  man  sich  bei  anderen  noch  so  guten  Tafeln  erst  aus  mehreren  Einzel- 
bildern gedanklich  zusammensetzeu  müsste.  Sie  siud  daher  nicht  nur  zum 
Unterricht  geeignet,  sondern  auch  für  jeden,  der  sich  schnell  wieder  die 
Gcfässverhältuisse  einer  Region  ins  Gedächtnis  rufen  will. 

G.  F.  Nicolai. 


II.  Lüthje  und  CI.  Ilerger,  In  welcher  Form  kommt  aus  der  Nahrung 
retinirter  Stickstoff  im  Organismus  zur  Verwendung?  Deutsches  Arch. 
f.  klin.  Med.  Bd.  81,  S.  278. 

L.  und  B.  haben,  um  die  Form  festzustellen,  in  der  im  Körper 
retinirter  Stickstoff  zurückgehalten  wird,  neben  dem  N zugleich  das  Ver- 
halten der  Phosphorsäure,  des  Kalkes,  zuweilen  auch  des  Natrons  und 
Kalis  im  Stoffwechsel  ermittelt.  Zwei  Versuche  sind  an  Reconvalescenten, 
drei  an  Gesunden  angestellt.  In  den  beiden  ersteren  wurde  Stickstoff, 
Phosphor  und  Kalk  in  dem  Verhältnisse  zurückgehalten,  wie  es  die  An- 
nahme von  Knochen- und  Fleischneubildung  verlangt;  im  dritten  wurde 
Stickstoff  ohne  den  entsprechenden  Phosphor  retinirt,  während  umgekehrt 
im  vierten  und  fünften  Versuche  ein  Ueberscbuss  von  Phosphor  im  Körper 
verblieb.  Im  dritten  Versuche  kann  es  sich  nicht  um  Fleischneubildung 
handeln,  in  den  beiden  letzten  ist  vielleicht  eine  Bildung  von  Nucleo- 
albumin  zu  stände  gekommen.  — ln  einer  einer  Eiweissmast  folgenden 
Nachperiode  mit  eiweissäriuerer  Kost  wird  ein  Teil  des  retinirten  N und 
der  P205  wieder  ausgeschieden,  ein  Teil  bleibt  jedoch  im  Körper  zurück. 
— Nach  vorstehenden  Ergebnissen  darf  man  bei  N-Retentionen  nicht  ohne 
weiteres  von  Fleischansatz,  höchstens  von  Eiweissansatz  sprechen. 

A.  Loewy. 

W.  Faltii,  Der  Eiweissstoffwechsel  bei  der  Alkaptonurie.  Deutsches  Arch. 
f.  klin.  Med.  Bd.  81,  S.  231. 

F.  untersuchte  zunächst  den  Einfluss  verschiedener  Eiweisskörper  auf 
die  Homogentisinsäureausscheidung.  Er  legte  einer  constanten  Nahrung 
bestimmte  Mengen  von  Casein  oder  Fibrin,  Hämoglobin,  Blutglobulin, 
Serumalbuinin,  Ovalbumin  oder  Leim  zu  und  bestimmte,  um  wieviel  danach 
die  Ausscheidung  des  Stickstoffs  und  der  Homogentisinsaure  zunahm.  Er 
fand,  dass  aus  einem  bestimmten . Eiweisskörper  immer  die  gleiche  Menge 


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No.  4. 


NYrnmkhu. 


51 


Homogentisinsäure  gebildet  wurde.  Sie  übertraf  etwas  diejenige  Menge, 
die  nach  unseren  jetzigen  Kenntnissen  aus  dem  in  den  betreffenden  Eiweiss- 
körpern  enthaltenen  Tyrosin  -f-  Phenylalanin  entstehen  könnte.  Es  scheint 
bei  dem  untersuchten  Alkaptonuriker  das  Tyrosin  und  Phenylalanin  quanti- 
tativ in  Homogentisinsäure  übergeführt  zu  werden.  — Führt  man  diese 
beiden  direkt  per  os  ein,  so  wird  fast  quantitativ  die  ihnen  entsprechende 
Menge  Homogentisinsäure  mit  dem  Harn  ausgeschieden. 

Am  meisten  Homogentisinsäure  entstand  aus  dem  Casein,  bei  dem 
100  Casein- N im  Harn  53  der  Säure  entsprachen;  100  Fibriu-N  entsprechen 
ca.  51,  100  Oxyhämoglobin-N  44,  100  Blutglobulin-N  ca.  36,  100  Ovalbumiu-N 
ca.  23  der  Säure.  — Wurde  bromirtes  Tyrosin  oder  bromirtes  oder  jodirtes 
Eiweiss  eingeführt,  so  kam  keine  Homogentisinsäurebildung  zu  stände. 
Danach  dürften  die  Halogene  dem  aromatischen  Complex  angelagert  sein. 
— Auch  aus  einsclimelzendeni  Körperei weiss  wird  Homogentisinsäure  ge- 
bildet, annähernd  im  selben  Verhältnis  wie  aus  dem  Nahrungseiweiss; 
wird  N im  Körper  zurückgehalteu,  so  tritt  auch  eine  Retention  aromati- 
scher Aminosäure  ein.  — Charakteristisch  für  die  Alkaptonurie  ist  das 
Unvermögen,  die  im  intermediären  Stoffwechsel  gebildete  Homogentisinsäure 
weiter  abzubauen,  der  Sitz  der  Störung  befindet  sich  also  auf  der  untersten 
Stufe  des  Eiweissabbaues,  sodass  der  Stickstoffwechsel  durch  die  Störung 
nicht  tangirt  werden  kann.  A.  Loewy. 

A.  Nürnberg,  Ceber  die  coagulirende  Wirkung  autolytischer  Organextrakte 
auf  Albumosenlüsungen  und  Milch.  Beitr.  z.  ehern  Physiol.  u.  Patliol. 
Bd.  4,  S.  543. 

Nachdem  durch  die  Arbeiten  von  DanilewsKI,  OküNEW  und  anderen 
russischen  Autoren  die  interessante  Tatsache  ermittelt  war,  dass  Pepsin, 
Trypsin  und  Papayotin  ausser  der  proteolytischen  auch  eine  labende  Wir- 
kung entfalten  und  insbesondere  die  Fähigkeit  besitzen,  in  Albumose- 
lösungen  Niederschläge  (Plasteine  oder  Coagulosen)  zu  erzeugen,  war 
es  von  Interesse,  auch  die  intracellulären  Fermente  nach  dieser  Richtung 
zu  prüfen.  In  der  Tat  zeigen  die  durch  Autolyse  gewonnenen  Säfte  folgen- 
der Organe  mit  abnehmender  Stärke  coagulirende  Wirkung  auf  Albumosen: 
Leber,  Magen,  Lunge,  Pankreas,  Dünndarm,  Dickdarm,  Nieren,  Gehirn, 
Eier,  Muskel.  Hinsichtlich  der  labenden  Wirkung  ist  die  Gruppirung  eine 
andere,  indem  die  Milchgerinnung  durch  Pankreassaft  kaum  au  Promptheit 
der  durch  Lablösung  nacbstcht.  Dann  folgt  der  Magenextrakt  und  dann 
die  übrigen  Organsäfte,  die  im  Gegensatz  zu  dem  in  wenigen  Minuten 
wirkenden  Pankreassaft  mehrere  Stunden  zur  Vollendung  der  Reaktion  be- 
nötigen. Die  Organextrakte  vom  Schwein  zeigen  im  Vergleich  zu  denen 
anderer  Tiere  (Hund,  Rind,  Kaninchen)  die  am  kräftigsten  coagulirende 
Fähigkeit;  das  Maximum  der  Wirksamkeit  liegt  im  Durchschnitt  bei  einer 
IGstündigen  Dauer  der  Autolyse  und  bei  schwach  saurer  Reaktion  der 
Albumoselösungen. 

Die  Frage  nach  der  Identität  der  aus  den  verschiedenen  Organen  ge- 
wonnenen Fermente  wie  die  nach  der  Gleichheit  des  coagulirenden  und 
labenden  Enzyms  lässt  Verf.  offen.  Neu  borg. 


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52 


Djkwitski.  — I'aoknhtkuhkk. 


No.  4. 


Djewitzki,  Ueber  einen  Fall  von  Chorionepitheliom  der  Harnblase.  Virchow's 
Arch.  Bd.  178  (3),  S.  451. 

Bei  der  Sektion  einer  75jährigen  Virgo  intacta,  die  unter  den  Zeichen 
zunehmender  Herzschwäche  gestorben  war,  fand  sich  an  der  Rückwand  der 
Blase  ein  rundlicher,  5 cm  im  Durchmesser  haltender  Tumor,  etwas  über 
die  Oberfläche  der  übrigen  Schleimhaut  hervortretend,  voii  dunkelroter 
Färbung,  mit  einen  unebenen,  ulcerösen.  von  Salzen  inkrustirten  Oberfläche. 
Metastasen  von  ähnlicher  Beschaffenheit  fanden  sich  in  Lungen.  Bronchial- 
drüsen, Milz  und  an  der  Flexura  siginoides.  Im  Uterus  waren  eine  Anzahl 
bis  hühnereigrosse  Fibromyome;  weder  hier  noch  in  der  Scheide  dem 
Blasentumor  ähnliche  Geschwulstknoten.  Histologisch  bestand  die  Neu- 
bildung durchweg  aus  zelligen  Elementen  zweier  Typen,  von  denen  die 
einen  durchaus  den  sog.  Langhaus'schen  Zellen,  die  anderen  dem  Syncitium 
entsprachen.  Vielfach  war  das  Einwachsen  in  Gefässe  zu  beobachten;  an 
mancheu  Stellen  der  Harnblasenschleimhaut  licss  sich  in  deu  Blutgefässen 
die  beginnende  Entwickelung  von  metastatischen  Knoten  nachweisen.  Nach 
alledem  trägt  Verf.  kein  Bedenken,  die  Diagnose  Chorionepitheliom  zu 
stellen.  Da  es  sich  im  vorliegenden  Fall  um  eine  Virgo  intacta  handelt, 
so  ist  es  hier  vollsändig  ausgeschlossen,  die  Geschwulst  von  fötalen 
Elementen  herzuleiten.  Vielleicht  ist  eine  Entstehung  aus  Resten  des 
WolfTschen  Ganges  anzunchmen,  der  im  zweiten  Monat  des  embryonalen 
Lebens  gerade  dem  Sitze  des  Tumors  entsprechend  mündet.  Nicht  ganz 
von  der  Hand  zu  weisen  ist  aber  auch  die  Annahme,  dass  die  Geschwulst 
aus  dem  Epithel  der  Harnblase  hervorgegangen  sei.  Beitzke. 


Pagensteeher,  Die  isolirte  Zerreissung  der  Kreuzbänder  des  Knies. 

Deutsche  med.  Wochenschr.  1903,  No.  47. 

Die  Verletzungen  der  Kreuzbänder  des  Kniegelenkes  kommen  nach  I’. 
nicht  allzu  selten  vor  (P.  hat  dieselben  in  einem  kurzen  Zeitraum  dreimal 
beobachtet  und  bei  der  notwendigen  Eröffnung  des  Gelenkes  fcststellen 
können).  Wegen  ihrer  versteckten  Lage  können  sie  vorläufig  mehr  geahnt 
als  diagnosticirt  werden.  Da  die  Kreuzbänder  bis  zu  einem  gewissen  Grade 
den  ganzen  übrigen  Bandapparat  ersetzen  können,  müssen  sie  den  Traumen 
auch  in  hervorragender  Weise  exponirt  sein.  Ihre  Zerreissung,  Einrisse, 
ihre  Ausrisse  aus  der  Insertion  mit  oder  ohne  Knochenknorpelstück,  rät 
P.  als  „innere  Distorsion“  des  Knies  zusammenzufassen  und  sie  so  in  einen 
Gegensatz  zu  dem  „Derangement  interne“,  der  Lossprengung  der  Menisci 
zu  bringen.  Rotationen,  Hyperflexion  und  Hvperextension  sind  im  stände, 
die  „Distorsio  interna“  zu  erzeugen;  man  wird  sich,  falls  der  Modus  der 
Verletzung  bekannt  ist,  einen  diagnostischen  Rückschluss  erlauben  können. 
Im  klinischen  Bilde  treten  Haemarthros  und  starke  Schmerzhaftigkeit 
hervor,  welche  zur  Ruhigstellung  des  Gelenkes  zwingen.  Nur  bei  Ein- 
wirkung einer  sehr  starken  Gewalt,  welche  Nebenverletzungen,  mindestens 
Zerrungen  anderer  Bänder,  bewirkte,  kommt  es  zur  abnormen  Beweglich- 
keit. Aus  P.’s  Beobachtungen  und  denjenigen  der  Litteratur  geht  hervor, 
dass  die  Heilungsbedingungen  für  ernstere  Verletzungen  der  Kreuzbänder 
nicht  ganz  günstig  liegen.  Hier  besteht  ein  Gegensatz  gegenüber  den  Zer- 


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No.  4. 


,'l'HUl./  RkI.L. 


53 


reissungen  der  äusseren  Bänder  des  Knies,  welche  wohl  inaner  durch  ein- 
fache Behandlung  einer  glatteu  Heilung  und  Vereinigung  entgegengeführt 
werden. 

Therapeutisch  empfiehlt  P.  ein  aktives  Vorgehen,  sowie  ein  grösserer 
Bluterguss  oder  stärkere  Beschwerden  nach  Ablauf  der  ersten  entzündlichen 
Periode  bestehen  bleiben.  Ein  passender  Schnitt,  welcher  event.  in  den 
früher  von  Kocher  gewählten  Bogenschnitt  übergehen  kann,  entleert  in 
zweckmässiger  Weise  Blut  und  entzündliche  Produkte.  Man  kann  auch 
zunächst  nach  dem  Vorgang  von  LauenstbtN  durch  eine  kleine  Kapsel- 
öffnnng  das  Gelenkinnere  mit  einer  Knopfsonde  abtasten  und  so  vielleicht 
zu  einer  genaueren  Diagnose  kommen.  Liegt  ein  Schlottergelenk  ohne 
Schädigung  des  äusseren  Bandapparates  vor,  so  soll  man  mit  der  Eröffnung 
des  Gelenks  nicht  zaudern  und  die  Naht  der  Kreuzbänder  ausführen,  deren 
vorzügliche  Wirkung  aus  P.’s  Fällen  hervorgeht.  Joach i msthal. 


1)  0.  Schulz,  Ueber  Perityphlitis.  Deutsche  med.  Wochenschr.  1903, 
No.  43. 

2)  W.  Kl.  Bell,  Chronic  appendicitis.  Brit.  med.  journ.  1904,  29.  Oct. 

1)  S.  berichtet  über  seine  Erfahrungen  an  einem  Materiale,  das  viel- 

fach der  Landpraxis  entnommen  ist  und  seine  Ratschläge  sollen  deswegen 
besonders  dem  Praktiker  auf  dem  Lande  einen  Anhaltspunkt  geben.  Nachdem 
Verf.  die  Kardinalsymptome  gewürdigt  hat.  weist  er  besonders  auf  die  Krank- 
heiten hin,  die  zu  Verwechslung  Anlass  geben  und  differentialdiagnostisch 
.wichtig  sind:  Das  ist  selten  die  Koprostase  (Puls  und  Temperatur  können 
hier  ausschlaggebend  sein),  häufiger  sind  es  geschwiirige  und  entzündliche 
Prozesse  am  Darm,  ferner  Gallensteine  und  auch  besonders  Erkrankungen 
des  Uterus  und  seiner  Adnexe.  Für  den  Praktiker  genügt  die  allerdings 
nicht  wissenschaftliche  Einteilung  in  gutartige  und  bösartige  Fälle.  Unter 
den  therapeutischen  Ratschlägen  ist  die  Warnung  vor  dem  Opium  in  den 
ersten  Tagen  hervorzuheben;  besser  ist  dafür  Code'fn  und  Morphium.  Im 
übrigen  bringen  die  Darlegungen  für  den  mit  dieser  Erkrankung  Vertrauten 
nichts  Neues.  Unger. 

2)  Die  hauptsächlichste  Ursache  der  chronischen  Appendicitis  ist  die 

chronische  Typhlitis.  Die  Ausdehnung  des  Coecum  durch  Gase  vergrössert 
die  Möglichkeit  des  Eintritts  von  Kot  in  den  Appendix,  der  dann  sich  zu 
Concretionen  verdichtet.  Andererseits  führt  die  Appendicitis  durch  Bildung 
von  Adhäsionen  wieder  zur  Dilatation  des  Coecum.  Der  Entzündungs- 
process  beginnt  in  der  Mucosa  und  deren  lymphoiden  Geweben  und  setzt 
sich  durch  die  Muscularis  bis  aufs  Peritoneum  fort.  Die  Diagnose  kann 
bereits  in  einem  sehr  frühen  Stadium  gestellt  werden,  und  zwar  ist  der 
Appendix  beteiligt,  wenn  bei  einem  Fall  von  Dickdarmkatarrh  ab  und  zu 
Koliken  in  der  Blinddarmgegend  auftreten,  wenn  der  Katarrh  trotz  jeder 
medikamentösen  Behandlung  bestehen  bleibt,  und  wenn  die  Schmerzen  um 
den  Nabel  und  in  der  Magengegend  durch  Druck  auf  die  Appendixgegend 
hervorgerufeu  werden  können.  Sobald  die  Diagnose  gestellt  ist,  sollte 
immer  die  Appendektomie  gemacht  werden.  Philipsthal. 


t 


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U4  V.  Bl  R(  KIIAItli  1 . — VlIl.l.KRT.  — BllKKNRK  N<>.  4. 

II.  v.  Burckliardt,  Exstirpation  eines  grossen  Myxoflbrolipoms  der  Milz- 
ligainente  mit  gleichzeitiger  Exstirpation  der  Milz.  Deutsche  Zeitschr. 
f.  Chir.  74.  Bd.,  S.  365. 

Bei  dem  in  der  Ueberschrift  gekennzeichneten  Falle,  bei  dem  die  Milz 
gesund  war,  indessen  wegen  inniger  Verwachsung  mit  dem  IOV2  kg  schweren 
gutartigen  Tumor  exstirpirt  wurde,  zeigte  sich,  dass  die  Entfernung  der 
Milz  ohne  schädliche  Folgen  blieb.  Während  der  Patient  in  den  ersten 
2 — 3 Wochen  nach  der  Operation  stark  an  Gewicht  verlor,  erfreute  er 
sich  l'/s  Jahr  später  bester  Gesundheit  und  war  dauernd  arbeitsfähig.  — 
Der  Hämoglobingehalt  des  Blutes  fiel  nach  der  Milzentfernung  von  90  pCt. 
auf  61  pCt.  (14  Tage  nach  dem  Eingriff)  und  kehrte  erst  nach  weiteren 
37z  Monaten  auf  90  pCt.  zurück.  Während  die  Zahl  der  Erythrocyten 
durch  die  Operation  nicht  wesentlich  beeinflusst  wurde,  stieg  die  Leuko- 
cytenzahl  entsprechend  dem  Fallen  des  Hämoglobingehaltes  von  8000  auf 
40000  in  1 cbmm,  um  erst  nach  mehreren  Monaten  zur  Norm  zurück- 
zukehren. Peltesohn. 

Yollert,  Ein  Fall  von  Mydriasis  und  leichter  Accommodationslähmung  in- 
folge des  Hereinfallens  eines  Fruchtkörnchens  von  Datura  Strammonii 
in  die  Bindehaut  des  Auges.  Klin.  Monatsbl.  f.  Angcnbeilk.  Jahrg.  XI, II, 
Bd.  II,  S.  468. 

Der  im  Titel  angegebene  Unfall  verdient  dadurch  allgemeines  Inter- 
esse, dass  er  ein  in  einer  Fabrik  künstlicher  Blumen  beschäftigtes  Mädchen 
betraf,  wo  die  Kapseln  von  Datura  Strammonii  als  distelartige  Kelche  an 
künstlichen  Blumen  befestigt  werden.  Beim  Eröffnen  der  Kapsel  war  dem 
Mädchen  ein  Fruchtkorn  mit  den  oben  angegebenen  Folgen  gegen  das  linke 
Auge  gesprungen.  Der  Unfall  lehrt,  dass  der  Umgang  mit  dieser  als 
Schmuckgegenstand  benutzten  Giftpflanze  der  polizeilichen  Regelung  bedarf. 

G.  Abelsdorff. 

Itiirkner,  Ein  Fall  von  Zerstörung  des  Trommelfelles  durch  Blitzschlag. 
Berl.  klin.  Wochenschr.  1904,  No.  25. 

Ein  ISjähriger  Schüler,  der  infolge  eines  Blitzschlages  Brandwunden 
auf  der  linken  Körperseite  von  der  Schulter  bis  zur  Brust  und  dem  Arm 
entlang  bis  zur  Hand  herab  acquirirt  hatte  (typische  Blitzfiguren),  bemerkte 
seit  dem  Unfall,  dass  er  auf  dem  linken  Ohre  schwerhörig  geworden  war. 
Dabei  klagte  er  über  beständiges  pulsirendes  Sausen  auf  demselben  Ohr. 
Die  Haare  in  der  Umgebung  des  Ohres  waren  verbranut.  Früher  nicht 
ohrenkrank.  Im  Trommelfelle  fand  sich  ein  erbsengrosses  Loch;  an  den 
Trommelfellfetzen  und  am  Hammergriff  Blutgerinnsel;  Paukenschleimhaut 
blass.  Später  trat  Eiterung  aus  der  Paukenhöhle  ein;  schliesslich  Heilung 
mit  Verschluss  der  Trommelfellperforationen.  Verf.  nimmt  an,  dass  das 
Trommelfell  durch  den  Blitzschlag  zerstört  worden  war.  ob  es  sich  aber 
um  eine  direkte  Wirkung  des  elektrischen  Funkens  auf  die  Membran  oder, 
bei  dem  Unverletztsein  des  Gehörganges,  um  eine  mit  der  elektrischen 
Entladung  verbundenen  heftigen  Erschütterung  (was  ihm  wahrscheinlicher 
vorkommt)  gehandelt  habe,  bleibt,  nach  Verf.,  ungewiss. 

Sch  wabach. 


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No.  4. 


I’asSOW.  tioKRKK- 


Oxora  und  Emtz. 


55 


Passow,  Anatomische  Untersuchungen  über  das  Zustandekommen  von  Ge- 
hörgangsfrakturen,  und  Krankenvorstellung.  (Vortrag,  geh.  in  d.  Berl. 
otol.  Ges.,  8.  März  1904.)  Deutsche  med.  Wochenschr.  1904,  No.  31. 

Auf  Grund  seiner  Beobachtungen  von  drei  einschlägigen  Fällen  spricht 
sich  P.  über  das  Zustandekommen  der  indirekten  Frakturen  der  unteren 
Wand  des  äusseren  Gehörgangs  dahin  aus,  dass  sie  meist  durch  Stoss, 
Schlag  oder  Sturz  auf  den  Unterkiefer  erfolgen  und  zwar  in  der  Weise, 
dass  der  Condylus  desselben  gegen  die  untere  Wand  des  äusseren  Gebör- 
gangs  prallt,  die  an  der  betreffenden  Stelle  ausserordentlich  dünn  ist.  Am 
leichtesten  wird,  nach  P.,  der  Gelenkkopf  aus  der  Gelenkgrube  lieraus- 
gestossen,  wenn  die  Zähne  nicht  ganz  aufeinandergepresst  sind,  sich  also 
in  vollkommener  Ruhelage  befinden,  und  wenn  die  Stossgewalt  nicht  direkt 
von  vorn  kommt,  sondern  seitwärts  einwirkt.  Fast  unvermeidlich  scheint 
das  Eintreten  einer  Fraktur  bei  einem  starken  Stoss  oder  Sturz,  wenn  der 
äussere  Gehörgang  vollkommen  schräg  steht,  die  Platte  dünn,  die  äussere 
Wand  des  Por.  ac.  extern,  sehr  schmal  und  die  Spitze  des  Condylus  so 
geneigt  ist,  dass  sie  direkt  in  die  dünnste  Stelle  des  äusseren  Gehörgangs 
bineinfahren  kann.  Schwabach. 


-M.  (»oerke,  Die  Involution  der  Rachenmandel.  Arcli.  f.  Laryngol.  u. 

Rhinol.  Bd.  10,  H.  1. 

Die  Involution  der  Rachenmandel  tritt  ein,  wenn  ihre  Funktion  über- 
flüssig geworden  ist.  Sie  ist  weder  ein  Immunisirungsprocess  noch  ist  sie 
in  ihrem  normalen  Ablauf  mit  Krankheitserscheinungen  verknüpft,  sondern 
sie  ist  lediglich  der  Ausdruck  einer  auf  anderem  Wege  erworbenen  Im- 
munität gegen  gewisse,  besonders  dem  Kindesalter  eigentümliche  Infektions- 
krankheiten. Die  histologischen  Veränderungen  bestehen  in  der  Haupt- 
sache im  Schwund  des  follikullären  Gewebes,  das  durch  ein  indifferentes 
ersetzt  wird.  Nach  der  Involution  hat  man  das  Bild  der  normalen  Rachen- 
schleimhaut. Durch  entzündliche  Vorgänge  kann  die  Involution  verhindert 
oder  verzögert  werden  und  alsdann  unterscheidet  sich  das  mikroskopische 
Bild  der  nicht  involvirten  von  der  normalen  Rachenmandel  durch  Ver- 
änderungen, die  mit  jenen  entzündlichen  Vorgängen  Zusammenhängen. 
Eine  Involution  der  Rachenmandel  herbeizuführen  ist  auf  anderem  als 
operativem  Wege  unmöglich.  Ob  der  Schwund  des  adenoiden  Gewebes  zu 
einer  Pharyngitis  sicca  führen  kann,  lässt  Verf.  in  Zweifel,  hält  es  aber 
für  denkbar.  W.  Lublinski. 


Onodi  und  Entz,  Ueber  Keratosis  pharyngis.  Arch.  f.  Laryngol.  u.  Rhinol. 
Bd.  lti.  H.  2. 

Das  Wesen  der  Erkrankung  ist  eine  von  mässiger  Bindegewebsentzün- 
dung  begleitete  Verdickung  und  Verhornung  des  Epithels,  also  eine  Meta- 
plasie desselben.  Ausserdem  ist  auffallend,  dass  das  verhornte  Epithel 
sich  in  grossen  Massen  anhäuft  entweder  weil  es  sich  in  grossen  Massen 
bildet  oder  aber  weil  diese  Epithellager  mit  einander  fester  Zusammen- 
halten. Das  Verhornen  wird  nicht  durch  Keratohyalin  oder  Eleidiukörner 
vermittelt.  Die  braune  Verfärbung  der  Epithelpröpfe  ist  teils  die  originelle 
gelblich  braune  der  Hornsubstanz,  teils  rührt  sie  von  Blutextravasat  her, 


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•M?  Küktkk.  No.  4. 

welches  zwischen  die  Epithellagen  geraten  ist.  Die  lyrophoiden  Zellen 
zwischen  Epithel  und  auf  der  Oberfläche  desselben  wandern  durch  die 
unverletzte  Schleimhaut  zwischen  den  Epithelzellen  auf  die  Oberfläche. 

Die  Erkrankung  entwickelt  sich  auf  chronisch-entzündlichem  Boden 
und  wahrscheinlich  ist  der  durch  die  wiederholten  Entzündungen  hervor- 
gebrachte Reiz  die  Ursache  der  raschen  Vermehrung  der  Epithelzelleu. 
Die  Leptotbrixfäden  haben  nur  accidentelle  Bedeutung;  der  Pilz  hat  keine 
ätiologische  Bedeutung.  Die  Verff.  stimmen  also  Siebenmal  bei.  (Ref. 
bat  in  seinem  Aufsatz  über  Leukoplakie  schon  bervorgehoben,  dass  sowohl 
diese  wie  die  nahe  verwandte  Verhornung  des  Kryptenepithels  der  Ton- 
sillen, die  Pacbydermie  etc.  die  Folge  des  wiederholten  lokalen  Reizes  der 
Schleimhaut  seien.)  W.  Lublinski. 


Kiistcr,  Untersuchungen  über  Bakterienvernicbtung  durch  den  Sauerstoff 
der  Luft  und  durch  Wasserstoffsuperoxyd.  Arch.  f.  Hyg.  Bd.  50,  S.  364. 

Bei  wiederholten  bakteriologischen  Untersuchungen  der  schnei Ifliessen- 
den  Schwarzwaldbäcbe  waren  auffallend  niedere  Keimzahlen  gefunden 
worden  und  auch  nach  Aufnahme  verunreinigender  Zuflüsse  eine  schnelle 
Abnahme  der  Bakterienzahl  festzustelleu.  K.  versuchte  durch  Labora- 
torininsversuche  zu  eruiren,  ob  hierfür  der  Luftsauerstoff,  dem  bei  den 
Bächen  besonders  günstige  Bedingungen,  seine  oxydirenden  Einwirkungen 
auszuüben,  gegeben  sind,  verantwortlich  zu  machen  sei.  Er  hat  in  ge- 
eigneten Röhrchen  bei  verschiedenen  Temperaturen  Luft  durch  mehr  oder 
weniger  keimhaltiges  Wasser  hindurchgeleitet  und  fand,  dass  mit  Hülfe 
von  Luftdurchspülnng  und  gleichzeitiger  Abkühlung  die  Keimzahl  eines 
Wassers  beträchtlich  herabgesetzt  und  dauernd  niedrig  gehalten  werden 
kann.  Dieser  Einfluss  der  Durchlüftung  ist  um  so  ausgeprägter,  je  mehr 
es  sich  um  verunreinigende  Bakterien,  nicht  typische  Wasserkeime  handelt. 
Hierfür  kann  die  durch  die  Luftdurchieitung  bedingte  Erschütterung  allein 
nicht  verantwortlich  gemacht,  es  muss  den  Luftgasen  ein  direkter  Einfluss 
zugeschrieben  werden.  Von  letzteren  kommt  aber  nur  der  Sauerstoff  in 
Betracht.  Ob  dieser  nun  bereits  in  seiner  inaktiven  Form  oder  als  aktive 
Modifikation  tätig  ist,  liess  sich  nicht  entscheiden,  jedenfalls  war  durch 
entsprechende  chemische  Reaktionen  die  aktive  Modifikation  nicht  nach- 
weisbar. 

Hat  nun  der  Sauerstoff  bereits  unter  natürlichen  Verhältnissen  eine 
erhebliche  keimtötende  Wirkung,  so  ist  eine  solche  für  die  aktive  Modi- 
fikation des  Sauerstoffs,  Ozon  oder  Wasserstoffsuperoxyd,  um  so  mehr  an- 
zunchmen.  K.  konnte  auch  in  der  Tat  nachweisen,  dass  Wasserstoffsuper- 
oxyd stark  keimhnltiges  Wasser  in  kurzer  Zeit  sehr  keimarm  macht.  Cholera- 
vibrionen wurden  durch  Zusatz  von  0,125  : 1000  innerhalb  '/2  Stunde 
abgetötet,  für  Typhusbacillen  wurde  ein  definitives  Urteil  nicht  gewonnen. 
K.  schlägt  daher  vor,  dem  Wasserstoffsuperoxyd  mehr  Aufmerksamkeit  als 
Trinkwasserdesinficiens  zuzuwenden,  da  es  auf  Expeditionen  leicht  mitzu- 
führen ist.  Wenn  es  auch  nicht  gelang,  das  Wasser  völlig  keimfrei  zu 
machen,  so  sei  doch  anzunebmen,  dass  die  pathogenen  Keime  weniger 
widerstandsfähig  seien  als  andere  Wasserbakterien,  es  genüge  vollkommen 


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No.  4.  GeuKOII.  — SoHtSHMIKIM  Ull'l  JaCOBITZ.  57 

den  Keimgebalt  erheblich  herabzusetzen,  ein  keimfreies  Trinkwasser  sei 
eine  übertriebene  Anforderung.  H.  Bisehoff. 


(ieorgii,  Typbushandschuhe.  Münch,  med.  Wocbenschr.  1904,  No.  IG. 

Zum  Schutze  der  Pfleger  von  Typhus-,  Ruhr-,  Cholerakranken  schlägt 
G.  vor,  sie  für  die  Hantirungen  am  Krankenbett  mit  Haudschuhcn  aus 
Paragummi,  die  mit  Stulpen  versehen  sind,  leicht  an-  und  ausgezogen 
werden  können  und  gleichzeitig  den  Unterarm  deckeu,  zu  versehen.  Ge- 
eignete Handschuhe  liefert  zum  Preise  von  3,GO  das  Paar  das  Sauitäts- 
gescbäft  von  Emilie  Bürk  in  Stuttgart,  Poststr.  6,  für  Aerzte  empfehlen 
sich  kurze  Handschuhe.  H.  Bischoff. 


Sobern heim  und  Jaoobitz,  Ueber  Wirkungsweise  und  Wirkungsgrenzen 
der  antibakteriellen  Heilsera.  Berl.  klin.  Wochenschr.  1904,  No.  26/27. 

Während  das  Diphtherie-  und  Tetanusantitoxin  nicht  nur  immuuisirend 
wirken,  sondern  auch  eine  erhebliche  Heilkraft  besitzen,  hat  das  Cholera- 
und  Typhusserum  bisher  Heilkraft  vermissen  lassen,  sodass  man  die  Be- 
hauptung aufstellte,  dass  nur  die  antitoxisch  wirkenden  Sera  therapeutisch 
wirksam  seien,  wärend  die  antibakteriellen  für  serumtherapeutische  Zwecke 
überhaupt  nicht  gut  zu  verwenden  seien.  Dass  das  Milzbrand-,  Rinder- 
pestserum u.  a.  gleichwohl  trotz  ihrer  antibakteriellen  Wirksamkeit  Heil- 
kraft besitzen,  liess  sich  so  erklären,  dass  es  sich  hier  um  Infektionsstoffe 
bandelt,  die  nachweisbar  Gifte  nicht  bilden,  sondern  durch  ihre  unbe- 
schränkte Vermehrung  dem  Organismus  verderblich  werden,  während 
Typhus-  uud  Oholerabacillen  au  den  Bakterien  haftende  Gifte  bilden.  Man 
erklärte  sich  also  das  Ausbleiben  der  Heilwirkung  so.  dass,  wenn  auch 
die  Typhus-  bezw.  Cholerabacillen  im  Körper  durch  das  antibaktericlle 
Serum  abegetötet  wurden,  immer  noch  die  an  den  Leibern  haftenden  Gifte 
blieben,  welche,  da  dem  Serum  antitoxische  Eigenschaften  fehlten,  in  ihrer 
Wirkung  nicht  behindert  wurden.  Wassermann  hat  aus  der  Seitenketten- 
theorie eine  andere  Erklärung  abgeleitet.  Die  injicirten  älteren  Sera  be- 
stehen lediglich  aus  Immunkörpern,  welche  im  Organismus  durch  Hinzu- 
treten von  Complementen  aktivirt  werden  müssen.  Die  im  Organismus 
vorhandenen  Complemente  sind  aber  beim  Kampf  gegen  die  Bacillen  ver- 
braucht. Somit  kann  das  zugeführte  Serum  nicht  aktivirt  werden  und 
bleibt  wirkungslos.  Er  schloss  dann  weiter,  dass  eine  Stärkung  der  Heil- 
kraft erzielt  werden  müsse . wenn  neben  dem  Immunkörper  haltenden 
Immunserum  frisches  normales  Serum,  welches  die  erforderlichen  Comple- 
mente birgt,  injiciit  wird.  Durch  Experimente  hat  er  diese  Erklärung 
gestützt.  S.  und  J.  haben  nun  die  Versuche  Wassermann’s  wiederholt 
und  fanden,  dass  bei  Verwendung  mässig  virulenter  Choleracultur,  wo  der 
Tierkörper  mit  grossen  Mengen  Bakterien  überschwemmt  wird,  kurze  Zeit 
nach  der  Infektion  allerdings  ein  erheblicherer  Heileffekt  nachweisbar  ist, 
sobald  Immunserum  und  Normalserum  injicirt,  als  wenn  lediglich  Immun 
sernm  eingespritzt  wird.  Bei  Infektion  mit  virulenter  Choleracultur  dagegen, 
wo  nur  geringe  Bakterienmengen  ähnlich  wie  bei  der  natürlichen  Infektion 


r 

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VliilNKII.  8tHXYZU1VSKI. 


VolOT. 


No.  4 


58 


in  den  Organismus  kommen,  war  es  gleich,  ob  Immunserum  allein  oder 
mit  Normalserum  injicirt  wurde.  Die  Tiere  konnten  bis  5 Stunden  nach 
der  Infektion  noch  gerettet  werden,  erfolgte  die  Seruminjektion  später, 
so  gingen  die  Tiere  in  der  gleichen  Zeit  ein  wie  solche,  welche  nicht  mit 
Serum  behandelt  wurden.  Dies  lässt  nur  die  Erklärung  zu,  dass  bei  der 
natürlichen  Infektion  bezw.  künstlichen  mit  geringen  Bakterienmeugen  ge- 
nügend Complemente  zur  Aktivirung  des  Serums  vorhanden  sind,  dass 
aber  von  einem  gewissen  Zeitpunkte  an,  obwohl  die  Bakterien  abgetötet 
werden,  eine  Kettung  unmöglich  ist,  weil  eben  die  Menge  der  in  den 
Bakterien  enthaltenen  Gifte  nicht  neutralisirt  wird.  Da  eine  Rettung  der 
Tiere  noch  durch  Seruminjektion  5 Stunden  nach  der  Infektion  möglich 
war,  die  nicht  injicirten  Tiere  aber  innerhalb  12 — 18  Stunden  nach  der 
Infektion  starben,  so  ist  der  Heilwert  des  antibakteriellen  Choleraserums 
verglichen  mit  der  Heilkraft  des  Diphtberietoxins  als  nicht  gering  zu  be- 
zeichnen. H.  Bisehoff. 


1)  H.  Yiirner,  lieber  Haltbarmachung  von  Liquor  aluminis  acetici.  Münch, 
med.  Wochenschr.  1904,  No.  23. 

2)  (I.  Strzyzowski,  Sind  unsere  Arsengegengifte  immer  arsenfrei ? Ebenda. 

1)  Der  officiuelle  Liquor  aluminii  acetici  und  dessen  Verdünnungen 
trüben  sich  bei  längerem  Stehen,  namentlich  in  der  Wärme,  sehr  leicht'; 
diese  trüben  Lösungen  sind  weniger  wirksam,  als  die  frische,  klare  Flüssig- 
keit. V.  hat  nun  gefunden,  dass  Borsäurezusatz  das  Entstehen  dieser 
Trübung  verhindert,  ohne  sonst  irgendwie  die  Wirksamkeit  der  essigsauren 
Thonerde  zu  verändern  oder  zu  beeinflussen.  Schon  ein  Zusatz  von  */4  pCt. 
Borsäure  zum  unverdünnten  Liquor  aluminii  acetici  genügt,  um  letzteren 
haltbar  zu  machen.  Zusatz  grösserer  Mengen  Borsäure  steigert  in  gewissen 
Fällen  in  sehr  erwünschter  Weise  den  therapeutischen  Erfolg. 

2)  Antidotum  arseniri  wird  bekanntlich  unter  Zusatz  von  Magnesia 

usta  bereitet;  die  letztere  kommt  aber  im  Handel,  wie  Verf.  durch 
41  Proben  festseilen  konnte,  selten  rein  vor:  26  Proben  enthielten  Arsen. 
Wenn  der  Arseugehalt  auch  ein  so  geringer  ist.  dass  er  für  den  mensch- 
lichen Organismus  als  indifferent  gelten  kann,  so  könnte  er  in  forensicher 
Beziehung  bei  Verdacht  von  Arsenvergiftung  doch  vou  Bedeutung  sein.  Der 
Arsengehalt  wird  wahrscheinlich  durch  verunreinigte  Schwefelsäure  der 
Magnesia  bei  deren  Darstellung  zugeführt.  K.  Kronthal. 


Br.  Voigt,  Ueber  Anwendung  und  Wirkung  des  Adrenalins  am  Kranken- 
bett. Münch,  med.  Wochenschr.  1904,  No.  15. 

V.  berichtet  über  zwei  Fälle  von  Haemoptoc,  die  er  mit  Adrenalin 
behandelte;  von  einer  Lösung  Viooo  wurden  1 — 2 ccm  subkutan  eingespritzt. 
Die  Wirkung  war  eine  prompte,  besonders  auffallend  im  zweiten  Falle, 
wo  in  dem  Augenblick,  in  dem  die  Blutung  begann,  l'/j  ccm  injicirt 
wurden,  und  nach  5 Minuten  die  Blutung  sistirte,  ohne  wiederzukebren. 
Immer  kam  es  nach  der  Injektion  zu  einer  Verstärkung  der  Herztätigkeit, 
Angstgefühl  u.  dergl.  (eine  Beobachtung,  die  schon  von  anderen  Autoren 


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No.  4. 


v.  Kjttkii.  — II.WKfc. 


50 


ausführlich  beschrieben  wurde.  Ref.)  Bei  Anwendung  per  os  sah  V.  keine 
Wirkung.  K.  Kronthal. 


(■.  v.  Kitter,  lieber  Bandwurmkuren  im  Kindesalter.  Prager  med.  Wochen- 
schrift 1904,  No.  5. 

Da  zweifellos  bei  der  Anwendung  des  Farrenkrautextraktes  zur  Ab- 
treibung von  Bandwürmern  bei  Kindern  Vergiftungen  Vorkommen  können, 
wurden  im  Kinderspitale  zu  Prag  längere  Zeit  die  Flores  Kusso,  ein  be- 
kanntlich unschädliches  Mittel,  zu  dem  genannten  Zwecke  verwandt.  Die 
Erfolge  waren  aber  durchaus  nicht  befriedigende,  sodass  unter  28  Fällen 
(27  Taenia  solium  und  1 Taenia  mediocanellata)  nur  Gmal  der  Scolex 
vorgefunden  wurde.  Man  griff  deshalb  zu  einem  besonders  für  Kinder 
empfohlenen  Mittel,  dem  von  JOSOOLAUSSES  in  Hamburg  hergestellten 
Kürbiskernextrakt.  Mit  diesem  wurden  sehr  gute  Erfolge  erzielt.  Unter 
17  Fällen  (15  Kinder,  2 Erwachsene;  10  Taenia  solium  und  1 Taenia 
mediocanellata)  waren  nur  3 Misserfolge.  Allerdings  musste  in  3 Fällen 
die  Kur  zweimal  vorgenomraen  werden.  5— 10  Stunden  nach  der  Ein- 
nahme des  Mittels  erfolgte  die  Expulsion  des  Parasiten.  Das  Mittel  wurde 
im  Allgemeinen,  besonders  aber  im  Vergleich  zu  anderen  Anthelminthicis 
sehr  gut  genommen  und  vertragen  und  wurden  auch  bei  zweimal  durch- 
geführter Kur  keinerlei  unangenehme  Nebenwirkungen  beobachtet.  In  den 
erfolgreichen  Fällen  ging  der  Parasit  als  ein  Ganzes  und  nicht  in  Stücken 
ab.  — Der  einzige  Nachteil  des  so  bewährten  Medikamentes,  welches  auch 
bei  der  pharmakologischen  Untersuchung  sich  als  absolut  unschädlich 
herausstellte,  ist  sein  verhältnismässig  hoher  Preis,  der  sich  im  Detail- 
verkauf auf  3,00  Kronen  pro  Büchse  stellt.  (Der  Gebrauch  von  Kürbis- 
kernen in  Natur  ist  in  verschiedenen  Gegenden  Deutschlands,  besonders 
bei  der  Landbevölkerung,  als  Abtreibungsmittel  bei  Darmparasiten  ebenso 
verbreitet,  wie  beliebt.  Ref.)  Carl  Rosenthal. 


Haike,  Ausbruch  tuberkulöser  Meningitis  im  Anschluss  an  akute  eiterige 
Mittelohrentzündung,  in  dem  einen  Falle  complicirt  mit  chronischem 
Hydrocephalus  internus.  .Jahrb.  f.  Kinderheilk.  Bd.  58,  S.  633. 

Verf.  teilt  die  Krankengeschichten  zweier  Kinder  — im  Alter  von 
5 Jahren  resp.  7 Monaten  — mit,  bei  welchen  in  unmittelbarem  Anschluss 
an  akute  eiterige  Otitis  media  eine  Meningitis  tuberculosa  ausbracb.  ltn 
ersten  Falle  hatte  weder  die  intra  vitam  vorgenommenene  bakteriologische 
Untersuchung  des  Ohrsekrets,  noch  die  genaue  makroskopische  und  mikro- 
skopische Durchforschung  der  Paukenhöhle  post  mortem  irgend  welche 
tuberkulöse  Infektion  aufdecken  können,  während  sich  eine  Leptomeningitis 
tuberculosa  purulenta  neben  einem  grossen  schon  lange  bestehenden  Hydro- 
cepbalus  internus  fand.  Im  zweiten  Fall,  welcher  nicht  secirt  wurde, 
fanden  sich  im  Ohreiler  nur  Kokken,  in  der  Lumbalpunktionsflüssigkeit 
dagegen  Tuberkelbacillen.  Auf  das  häufige  Zusammentreffen  von  Hirn- 
tuberkeln und  chronischer  Ohreiterung  bei  Kindern  hat  Verf.  schon  in  einer 
früheren  Arbeit  aufmerksam  gemacht;  es  ist  indes  nicht  ausgeschlossen, 


/ 

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HO  HkNSKHSKU.  — SÜSSWBIN.  Nfl.  4. 

dass  es  in  diesen  chronischen  Fällen  sich  um  tuberkulöse  Ohreiterung 
handelte.  In  den  zwei  oben  citirten  Fällen  ist  eine  direkte  tuberkulöse 
Infektion  der  Meningen  vom  Ohr  her  aber  sicher  auszuschliessen.  Der 
Zusammenhang  beider  Affektionen  ist  vielmehr  — wie  Verf.  annimmt  — 
folgender:  Nach  MERKBNS  und  Körner  erzeugen  die  toxischen  Produkte 
der  Ohreiterung  bei  intensiverer  Einwirkung  durch  Reizung  der  Meningen 
eine  seröse  Meningitis.  In  einem  Organismus,  der  irgendwo  das  tuber- 
kulöse Virus  beherbergt,  wird  dadurch  der  Ausbruch  der  tuberkulösen  Er- 
krankung in  den  Meningen  günstig  vorbereitet.  Stadthagen. 


R.  Hejineberg.  Ueber  Ventrikel-  und  Ponstumoren.  Charite-Annalen. 
27.  Jahrg.  1903. 

In  dem  ersten  der  drei  beschriebenen  Fälle  handelt  es  sich  um  ein 
Gliom  des  Pons  und  der  Med.  oblongata  mit  vorwiegender  Beteiligung  der 
linken  Pyramidenbahn  und  mit  gleichzeitigem  ependymärcro  Gliom  der 
Seitenventrikel.  Das  Leiden  stellte  sich  bei  dem  lßjährigen  Knaben  an- 
scheinend nach  einem  Trauma  ein,  und  zwar  l'/2  Monate  nach  demselben 
mit  Schielen  auf  dem  rechten  Auge,  und  1 Monat  später  mit  rechtsseitiger 
Hemiplegie.  Nach  dem  Trauma  bestand  vorübergehend  Kopfschmerz,  Be- 
wusstlosigkeit, Schwindelgefühl.  Es  folgten  Nystagmus,  cerebrale  rechts- 
seitige Hemiparese  mit  Reflexsteigerung,  linksseitige  Abducenslähmung, 
Blicklähmung  nach  links  und  rechts  bei  erhaltener  Convergenz,  Pupilleu- 
differenz,  Erbrechen,  Schluck-,  Sprachstörung  u.  s.  w.  Die  Blicklähmung 
wird  auf  Veränderungen  in  der  Umgebung  des  oberen  Teiles  der  Raphe, 
proximal  vom  Abducenskeru  zurückgeführt.  In  den  zwei  anderen  Fällen 
handelt  es  sich  um  Tumoren  im  3.  und  4.  Ventrikel.  Tumoren  des  3.  Ven- 
trikels pflegen  häufig  psychische  Störungen  zu  verursachen,  und  mitunter 
eine  Demenz,  die  fortschreitet.  Herdsymptome  treten  am  ehesten  dann 
auf,  weun  das  hintere  Ende  des  Tumors  die  Vierhügelgegend  in  Mitleiden- 
schaft zieht  (AugenmuskclstÖrungen).  — Tumoren  des  4.  Ventrikels  werden 
mitunter  mit  Hirntumoren  anderen  Sitzes  wegen  der  Neuritis  optica  ver- 
wechselt oder  auch  mit  Hysterie,  Epilepsie,  Dementia  paralytica. 

S.  Kalischer. 

■I.  SÜNsweiii.  Ein  Fall  subakuter,  spinocerebellarer  Ataxie  mit  anatomi- 
schem Befund.  Zeitschr.  f.  Ileilk.  24.  Bd..  H.  II. 

ln  dem  Falle,  den  Verf.  mitteilt,  erkraukte  eine  71jährige  Frau  mit 
Schwäche  in  den  Beinen,  Gangstörung,  Schwindel,  Erbrechen.  Dazu  ge- 
sellten sich  Ataxie  besonders  der  linken  Körperhälfte,  Schwindel,  Schwanket! 
des  Oberkörpers,  taumelnder  ataktischer  Gang,  Herabsetzung  der  motori- 
schen Kraft  der  Extremitäten,  Nystagmus,  Sprachstörung,  Oscillation  des 
Kopfes,  Muskclscbwäche  (Asthenie),  Fehlen  der  Patellarreflexe.  So  ver- 
einigten sich  spinale  mit  cerebralen  Erscheinungen.  Sektion  wie  mikro- 
skopische Untersuchung  ergaben  Degeneration  der  intramedullären  Auteile 
der  Wurzeln  in  den  Hintersträngen,  rechts  mehr  als  links;  das  Bild  glich 
im  grossen  ganzen  dem  der  initialen  Tabes;  Fettkörnchen  waren  reichlich 
vorhanden.  Die  Blutgefässe  waren  im  Lumen  verengt,  in  ihren  Wandungeu 


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No.  4. 


Schwab.  --  Catti.k  .‘■’tsvkn«. 


61 


verdickt.  Im  Kleiohirn  war  das  an  die  graue  Substanz  angrenzende  Mark- 
gebiet degenerirt  und  akut  zerfallen.  — Arteriosklerose.  Marasmus, 
Tuberkulose  scheinen  diesen  diffusen  degenerativen  Process  in  Kleinhirn 
und  Hintersträngen  veranlasst  zu  haben.  S.  Kalischer. 


S.  F.  Schwab,  The  microscopic  findings  in  four  Gasserian  ganglia  removed 
for  trigeminal  neuralgia.  Journ.  of  nerv,  and  ment.  dis.  Febr.  1903. 

Der  Werl  der  neuen  Untersuchungen  des  Verf.’s  an  exstirpirten  Gasser- 
schen  Ganglien  beruht  auf  der  Tatsache,  dass  er  an  zwei  Objekten  arbeiten 
konnte,  die  entfernt  wurden,  bevor  eine  periphere  Operation  vorgenommen 
worden  war.  Sowohl  die  letztere  als  auch  eine  Quetschung  des  Ganglions 
selbst  bei  der  Herausnahme  machen  es  ungeeignet  für  den  Zweck  der  hier 
in  Betracht  kommenden  Untersuchungen.  In  allen  Ganglien  wurden  eine 
Anzahl  abnormer  Zellen  gefunden,  diese  lagen  meist  an  der  Peripherie 
des  Ganglions.  Die  Veränderungen  bestanden  in  allen  Graden  von  Chro- 
matolysis  und  Kernwanderungen.  Veränderungen  an  den  peripheren  Zweigen 
zeigten  sich  nur  da,  wo  vorher  periphere  Operationen  ausgeführt  worden 
waren.  Der  Verf.  zweifelt  nicht  daran  dass  allen  Trigeminusneuralgien 
Läsionen  im  Ganglion  zu  Grunde  liegen.  Aber  er  meint,  dass  die  Zell- 
veränderungen  nicht  die  Ursache  für  die  Neuralgie  abgeben  im  Sinne  einer 
primären  Zellerkrankung,  sondern  dass  sie  der  Kffekt  einer  abnormen 
oder  gesteigerten  Zeiltätigkeit  sind  Die  Ursachen  dieser  letzteren  aufzu- 
decken sind  wir  noch  nicht  im  stände.  M.  Brasch. 


1)  C.  H.  (’attlo,  Oase  of  chronic  acromegaly.  Brit.  med.  journ.  1903, 
April  4. 

2)  >V.  S.  Stevens,  Oase  of  acute  acromegaly.  Ibidem. 

1)  Bei  einem  30jährigen  Mädchen  entwickelte  sich  langsam  im  Laufe 
einiger  Jahre  ein  Krankheitsbild  mit  Kopfschmerzen  (bisweilen  mit  Er- 
brechen), Gliederschmerzen,  allgemeine  Schwäche,  Amenorrhoe  und  Ver- 
grösserung  der  Akra.  Dazu  trat  starkes  Durstgefühl  und  heftige  Schweiss- 
sekretion.  Glykosurie  fehlte,  die  Schilddrüse  war  vergrössert,  der  Puls 
beschleunigt  (120).  Die  Augen  waren  etwas  vorstehend.  Hirnsymptome 
fehlten. 

2)  Die  20jährige  Patientin  erkrankte  im  Laufe  von  wenigen  Jahren 
an  Sehstörungen,  Kopfschmerzen  und  Vergrösserung  der  gipfelnden  Teile, 
es  wurde  bitemporale  Hemianopsie  und  Sehnervenschwund  festgestellt. 
Krampfanfälle  führten  zu  einem  chirurgischen  Eingriff  (Trepanation),  den 
die  Kranke  nur  wenige  Tage  überlebte.  Bei  der  Sektion  fand  sich  ein 
grosser  Tumor  zwischen  Pons  und  Stirnlappen  an  der  Hirnbasis,  welcher 
den  Türkensattel  ausfüllte,  die  Hypophysis  war  nicht  aufzufinden.  Der 
Tumor  war  ein  Kundzellensarkom.  Auch  dieser  Fall  bestätigte,  dass  die 
akute  Akromegalie  auf  malignen  Tumoren  zu  beruhen  pflegt. 

M.  Brasch. 


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f»2 


Stknokk.  — Mihki.i.i.  — Nkiskkii. 


No.  4. 


Die  rheumatische  Facialisparaly.se  und  ihre  ätiologischen  Be- 
ziehungen zum  Ohr.  Deutsches  Arch.  f klin.  Med.  Bd.  81,  S.  583. 

Als  Ausgangspunkt  der  sogenannten  rheumatischen  Facialislähmung 
wurde  bisher  die  Läsion  der  Austrittsstelle  des  Nerven  aus  dem  Forarn. 
stylomast,  angenommen;  es  ist  aber  nicht  zu  leugnen,  dass  diese  Annahme 
viele  Fragen  unbeantwortet  und  unerklärt  lässt.  Verf.  konnte  nun  in 
einigen  Fällen  von  refrigeratorischer  Gesichtsnervenlähmung  eine  auffallend 
weite  Oeffnung  des  pharyngealen  Tubenostiums  nacliwcisen  und  glaubt 
dass  hierdurch  sehr  günstige  Bedingungen  gegeben  seien,  dass  ein  kalter 
Luftzug  ungehindert  zur  Paukenhöhle  eindringen  könnte.  Kommt  dann 
noch  hinzu,  was  anatomisch  wiederholt  festgestellt  worden  ist,  dass  der 
Facialis  bei  seinem  Verlaufe  in  der  Paukenhöhle  ungeschützt  liegt,  so  sind 
die  Bedingungen  zu  ungehinderter  Einwirkung  der  Krkältungsnoxe  erfüllt. 
So  erklärt  es  sich  auch,  dass  in  den  meisten  Fällen  von  rheumatischer 
Facialisparalyse  die  Ohrsymptomc  die  primären  sind,  aber  bei  ihrer  Ge- 
ringfügigkeit weder  vom  Arzt  noch  von  dem  Patienten  genügend  beachtet 
werden,  zumal  da  sie  im  Gegensatz  zur  folgenden  Lähmung  oft  schon  nach 
wenigen  Tagen  verschwunden  und  nicht  mehr  nachweisbar  sind. 

Bernhardt. 

V.  Mibelli,  Die  Epitheliome  und  ihre  Behandlung.  (Bericht,  erstattet  auf 
dem  V.  intcmat.  Oongress  f.  Dermatol.)  Monatsh.  f.  prakt.  Dermatol. 
Bd.  39,  No.  6. 

Verf.  empfiehlt  die  Behandlung  der  Epitheliome  mit  arseniger  Säure 
nach  der  etwas  modificirton  Methode  von  Czerny  und  Truneceki;  er  hat 
so  von  20  Fällen  15  vollständig  und  definitiv  geheilt.  Besonders  zweck- 
mässig erwies  sich  eine  2 — ä'/zptoc.  Suspension  des  Acid.  arsenic.  in  einer 
Aether-Alkoholmischung,  am  besten  in  der  Weise  angewendet,  dass  ein 
mit  ihr  getränkte!  Wattebauch  durch  einen  festen  Verband  dauernd  mit 
der  zuvor  gereinigten  und  angefrischten  Geschwür. soberfläche  in  Contakt 
gehalten  wird.  Die  Heilung  erfolgte  mit  einer  flachen,  wenig  sichtbaren 
Narbe.  Das  Verfahren  ist  bei  allen  beginnenden  Hautepitheliomen  von 
nicht  ausgesprochener  Bösartigkeit  indicirt;  eine  mehr  oder  weniger  dauer- 
hafte Besserung  lässt  sich  mit  ihm  aber  auch  bei  schwereren  Formen  er- 
zielen. Ein  etwaiger  unvollständiger  Erfolg  verschlechtert  die  lokalen 
Bedingungen  für  eine  spätere  andere  Behandlungsmethode  in  keiner  Weise. 
Recidive  kommen  zwar  bisweilen  vor,  weichen  aber  meist  einer  Wieder- 
holung des  Verfahrens.  Die  therapeutische  Wirkung  der  arsenigen  Säure 
ist  auf  toxische  Veränderungen  besonderer  Art  zuriiekzufübren,  die  sie  im 
Protoplasma  der  Epithelzellen  der  epithelialen  Neubildungen  hervorruft. 

H.  Müller. 

A.  Neisser,  Meine  Versuche  zur  Uebertraguug  der  Syphilis  auf  Affen. 
Deutsche  med.  Wocbenschr.  1904,  No.  38,  39. 

Verf.  hat  Uebertragungsversuche  an  Macacus  rhesus  mit  ganz  nega- 
tivem Resultate  vorgenommen;  bei  Macacus  speciosus  entstanden  nach 
mehreren  Wochen  an  einigen  der  lnoculationsstellen  verdächtige  Infiltrate 
nebst  minimalen  Drüsenschwellungen,  deren  Deutung  N.  aber  vorläufig 


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No.  4.  VoKU'KKH.  OaKCKH.  BB 

noch  dahingestellt  sein  lässt.  Er  machte  ferner  einem  Schimpansen  viele 
Monate  laug  subkutane  Injektionen  von  menschlichem  Blutserum  (im  ganzen 
442  ccm),  das  von  Kranken  mit  frischen  sekundären  Exanthemen  stammte; 
sofort  nach  der  letzten  Einspritzung  wurde  das  Tier  mit  Material  von 
typischen  sekundären  Tonsillarplaques  geimpft,  mit  dem  Erfolge,  dass 
primäre  Veränderungen  an  den  Impfstellen  und  später  Hauteruptionen  von 
durchaus  syphilitischem  Charakter  auftraten.  Aus  diesem  Versuche  geht 
einmal  hervor,  dass  die  Einführung  selbst  beträchtlicher  Serummengen  von 
recent  syphilitischen  Menschen  für  den  Schimpanse  unschädlich  ist,  ins- 
besondere keine  Syphilis  hervorruft.,  ein  Ergebnis,  das  Verf.  um  so  nach- 
drücklicher betont,  als  er  selbst  vor  Jahren  wegen  seiner  Seruminjektionen 
bei  Menschen  (Cbl.  1809,  S.  846)  heftigen  Angriffen  ausgesetzt  war.  l'er 
Versuch  zeigt  aber  zweitens,  dass  die  Serumeinspritzungen  nicht  iramuni- 
sirend  wirken,  'was  denjenigen  recht  zu  geben  scheint,  die  das  Colles’sche 
Gesetz  nicht  durch  eine  auf  dem  Wege  des  chemischen  Stoffaustausches 
zwischen  Mutter  und  Kind  zu  stände  kommende  Immunisirung,  sondern 
durch  Infektion  der  Mutter  erklären.  Dagegen  beweist  die  Beobachtung 
noch  nicht,  dass  das  Serum  überhaupt  keine  immunisirenden  Antikörper 
enthält,  da  diese  ja  auch  nur  zu  spärlich  oder  zu  schwach  sein  könnten; 
man  wird  deshalb  prüfen  müssen,  ob  cs  nicht  vielleicht  dadurch,  dass 
man  einem  Tiere  möglichst  reichlich  und  oft  Syphilisgift  zuführt,  gelingt, 
ein  kräftigeres  Serum  zu  gewinnen.  Andere  Versuche  können  an  die  Mög- 
lichkeit anknüpfen,  dass  die  Syphilisparasiten  durch  ein  specifisches  Gegen- 
gift (Quecksilber)  zerstört  werden  und  die  aus  ihnen  gebildeteten  Immun- 
substanzen im  Blute  kreisen;  man  würde  also  das  Serum  recht  energisch 
mit  Hg  behandelten  Syphilitischen  zu  entnehmen  haben.  Serum  von 
Menschen  mit  lange  abgelaufener  Syphilis  hat  N.  selbst  früher  ohne  Erfolg 
verwandt.  Endlich  hat  Verf.  (abgesehen  von  einer  Reihe  weiterer  Experi- 
mente an  Schimpansen,  die  nicht  zu  sicher  verwertbaren  Resultaten  führten) 
auch  Uebetragungsversuche  an  Orang-Utans  und  an  einem  Gibbon  ange- 
stellt, aus  denen,  wenn  auch  nicht  mit  voller  Sicherheit,  so  doch  mit 
grosser  Wahrscheinlichkeit  hervorgeht,  dass  auch  sie  für  Syphilis  em- 
pfänglich sind.  Es  wäre  dies  schon  deshalb  von  Wichtigkeit,  weil  diese 
Tiere  leichter  in  grösserer  Zahl  zu  Versuchen  zu  beschaffen  sind,  als 
Schimpansen.  N.  weist  schliesslich  auf  die  hohe  Bedeutung  solcher  Tier- 
experimente hin  und  skizzirt  einen  Teil  der  Kragen,  die  zu  beantworten 
ihnen  obliegen  wird.  H.  Müller. 


1)  Voeleker,  Behandlung  der  Prostatahypertrophie  mit  perinealer  Prosta- 
tektomie. Arch.  f.  klin.  Chir.  1903,  Bd.  71,  S.  1001. 

2)  Casper,  Ueber  die  Behandlung  der  Prostatahypertrophie.  Berl.  klin. 
Wochenschr.  1904,  No.  24. 

1)  V.  berichtet  aus  der  Heidelberger  Klinik  11  Fälle  über  perineale 
Prostatektomie,  darunter  2 Todesfälle,  in  4 Fällen  wurden  gute  Resultate 
erzielt.  Geeignet  für  die  Operation  sind  grosse  weiche,  leicht  blutende 
Tumoren  ohne  schärferes  Hindernis  für  den  Katheter.  Indicirt  ist  die 
Operation  in  den  Fällen,  bei  denen  aus  irgend  einem  Grunde,  z.  B.  starke 


/ 

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64  Dkutbcii.  No.  4. 

Cystitis,  Blutungen,  Schüttelfröste,  Hodeiieomplikationen,  Steiubildung  Her 
Katheterismus  nicht  durchführbar  ist. 

2)  C.  bespricht  an  der  Hand  von  131  Bällen  die  Behandlung  der 
Prostatahypertropliie,  61  Fälle  worden  ohne  Operation  behandelt,  hiervon 
starben  7 pCt.,  00  Fälle  wurden  der  ßottinischen  Operation  unterworfen, 
drei  Patienten  wurden  geheilt,  4 pCt.  starben,  9 pCt.  wurden  gebessert, 
10  Fälle  wurden  vasektoiuirt.  Oie  Vasektomie  ist  nur  erfolgreich  in  Fällen 
von  Prostatismus,  d.  h.  Fälle  ohne  Residualharn,  und  bei  denjenigen  Kranken, 
die  immer  wieder  Epididymitis  im  Anschluss  au  den  Katheterismus  be- 
kommen. Absolut  nutzlos  sind  die  Castration,  Elektrolyse,  hoher  Blasen- 
stich und  Sectio  alta.  Ueber  die  perineale  Prostatektomie  hat  C.  noch 
keine  Erfahrungen,  die  suprapubische  ist  ein  schwerer  Eingriff,  dem  nur 
kräftigere  Prostatiker  unterworfen  werden  dürfen.  Die  besten  Erfolge  giebt 
die  systematische  Katheterbehandlung,  die  in  Fällen  mit  Residualharn  und 
Cystitis  indicirt  ist;  bei  schwierigem  Katheterismus  bewährt  sich  oft  die 
Permanenzkatheter  Behandlung,  d.  h.  die  Kranken  gehen  mit  einem  Pezzer- 
schen  Katheter  umher,  dieser  Katheter  wird  alle  4— 6 Wochen  gewechselt. 
Die  Prostatismusfälle  werden  ohne  Katheter  symptomatisch  behandelt.  Die 
Bottini’sche  Operation  muss  als  gefährlich  angesehen  werden  und  kann 
nur  in  Betracht  kommen  bei  chronischer  Retention,  sie  schützt  nicht  vor 
Recidiven;  die  Hauptgefahren  der  Operation  sind  Blutungen,  Sepsis  und 
die  Schwere  des  Eingriffs  an  und  für  sich.  Im  allgemeinen  .ist  die  Be- 
handlung der  Prostatiker  eine  dankbare  Aufgabe,  sofern  der  Arzt  über  das 
Wesen  der  Krankheit  aufgeklärt  ist  und  zu  individualisiren  versteht. 

Karo. 

Deutsch,  Die  Radiotherapie  bei  Gebärmuttergeschwülsten.  Münch,  med. 

Wochenschr.  1904,  No.  37. 

D.  berichtet  über  die  Resultate,  die  er  mit  der  Radiotherapie  bei  Ge- 
bärmuttergeschwülsten erhalten  hat.  Kr  konnte  bei  Myomen  Verkleinerung 
der  Geschwulst,  in  einem  Falle  von  inoperablem  literuscarcinom  Zurück- 
gehen der  Ausbreitungen  in  den  beiden  Parametrien  und  im  Douglas  und 
ein  Nachlassen  der  dadurch  bedingten  Beschwerden  feststellen.  Als  auf- 
fallende Erscheinungen  während  der  Röntgentherapie  zeigte  sich  bei  zwei 
Patientinnen  mit  Uterusmyom  unmittelbar  nach  der  Bestrahlung  des  Unter- 
leibes Scheidenausfluss  von  blutig  seröser  Beschaffenheit.  Bei  einem  Falle 
von  Uterusmyom  mit  starken  Blutungen  haben  letztere  ohne  jede  medika- 
mentöse Behandlung  nach  einer  Reihe  von  Bestrahlungen  bedeutend  nach- 
gelassen. D.  meint,  dass  es  bei  Uterusmyomen  dem  jeweiligen  Ermessen 
des  Arztes  überlassen  bleiben  dürfte,  ob  er  solche  Fälle  operativ  behandelt 
oder  ob  er  in  diesen  Fällen  das  conservative  Verfahren  mittelst  Röntgen- 
strahlen vorzieht.  Jedenfalls  glaubt  er,  dass  in  Fällen,  wo  Contraindika- 
tionen gegen  die  Operation  bestehen,  die  Röntgentherapie  am  Platze  sein 
dürfte.  Br.  Wolff. 


Kins-'inluijtfrti  werden  an  di«  Adr«»»«  de*  Herrn  lieh.  Med. -Rat  Prüf.  Dr.  M.  Bernhardt  (Berlin  W. 
Französische  iStra.*»«  21)  oder  au  die  Verlagshandluug  (Berlin  NW.,  Unter  den  Linden  68)  erbeten 

Verla«  »on  Au  ic  ii  »t  Hfruchttald  In  Berlin.  — Druck  von  L.  Sch  umir  her  in  Berlin  N.  *4. 


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rli-Re  glster. 


Centralblatt 


Preis  de«  Jalir^Aii^rs 
28  Mark ; xu  beziclieu 
durch  alle  Buchhand- 
lungen u.  PostanstalUn. 


für  die 


edicinischeii  Wissenschaften. 


Unter  Mitwirkung  von 

Fof.  Dr.  H.  Senator,  Prof.  Dr.  E.  Salkowski,  Pr 

redigirt  von 


)N  SchuT 


y 


Prof.  Dr.  M.  Bernhardt  MAR  17  1905  r 


1905. 


I.  Febriim*. 


Iiiliult:  Jan  kowski,  Zur  Entstehung  des  Corpus  luteum.  — Dixon, 
L'eber  die  durch  Nerven  bewirkten  Schiidelcindriicke.  — Hetzer.  Zum  Bau 
des  Herzens.  — Kita,  Fettbestimmung  mittels  des  Butyrometers.  — Pflüger, 
Ueber  quantitative  Glykogenbestimmung.  — Poly,  Molekulare  Coneentratiou  von 
Blut  und  Harn  bei  Nierenkrankheiten.  — Woiilgemutu,  Herkunft  der  schwefel- 
haltigen Stoffwechselprodukte.  — Batki.li.  Ueber  Glykolyse.  — Jorks,  Die 
Arteriosklerose  bei  Nephritis.  — Heoinokr,  Primäre  angeborene  Herzhypertrophie. 
— Rimbert,  Die  Traktionsdivertikel  des  Oesophagus.  — Bero,  Mageucarcinom 
und  Durchbruch  in  das  Colon.  — Haim,  Knochenveränderung  bei  akutem  Gelenk- 
rheumatismus. — Lennandkr,  Nachoperatiou  bei  Exstirpation  der  Scapula.  — 
v.  Brunn,  Osteotomie  des  Femur  bei  Genu  valgutn.  — Klapp,  Wirkung  der 
Nebennicrenpräparate.  — Stkinmann,  Beitrag  zur  Kropfversetzung.  — Mas- 
ninger.  — Bildung  brauchbarer  Amputationsstiimpfe.  — Kayskr,  Ollendorf, 
Schädigung  der  Augen  durch  Fliegenlarven.  — Greeff,  Fall  von  Anopbthalmus 
mit  anderen  Missbildungen.” — Stein,  Osteomyelitis  der  Gehörknöchelchen.  — 
Sachs,  Diagnose  der  Sinusthrombose.  — Breuer,  Studien  über  den  Vestibulai- 
apparat.  — Goldhann,  Nekrose  der  unteren  Nasenmuschel.  — Merklin  und 
Broc,  Gaumensegellähmung.  — Luke,  Anaesthesie  bei  Nasenoperationen.  — 
Kr o nac  11  er.  Sterilisationsapparat  für  Verbandstoffe.  — Hahn,  Groth.  Einfluss 
der  künstlichen  Ernährung  auf  die  Kindersterblichkeit.  — Kazarinow,  Infektiosität 
des  Dysentericbacillus.  — Rosen thal.  Neues  Dysenterieheilserum.  — Volland, 
Sobc.o.  Entstchungswcisc  der  Tuberkulose.  — Silhehschmidt,  Perlsucht-  und 
Tuberkelbacillen.  — Müllek,  Frühdiagnose  der  tuberkulösen  Meningitis.  — 
Heidknhkim,  Fall  von  Skorbut,  durch  Formaliu  geheilt.  — v.  Cbikgrkn,  Be- 
handlung von  Thoraxscbrmnpfung.  — Vas,  Diabetes  und  Albuminurie.  — 
Ppakhlkr,  Jacohy,  Erfahrungen  über  Cbologen.  — Doehrklin,  Fall  von 
Darmruptur  und  Lungenabscess.  — Borri,  Ueber  Magengeschwüre  im  Climak- 
tcrium.  — Kachel,  Purgatin  bei  Wöchnerinnen.  — Rotch,  Ueber  infantilen 
Skorbut.  — Moser,  Scrumbehandlung  bei  Scharlach.  — Griffith,  Ueber  den 
Typbus  im  Kindesalter.  — Fried,  Joachim  und  Kurpjuweit,  Schenk, 
Behandlung  der  Leukämie  mit  Röntgenstrahlen.  — Aldkich.  Ueber  die  Caisson- 
krankheit. — Dana,  Ueber  Arthritis  deformans.  — v.  Haseliiero,  Augeuunter- 
suchungen  bei  ßasisfraktureu.  — Brasch,  Ueber  neurotische  Muskolatropbie.  — 
Fuchs,  Zur  Frühdiagnose  der  Hypopbysistumorcn.  — Flatau,  CoIin,  Zur 
Kenntnis  der  Tabes.  — Haenkl,  Ueber  amyotrophische  Lateralsklerose.  — 
Taubebt,  Erythromclalgic  bei  Syringomyelie.  — Jacob,  Fall  von  Gehirn- 
echinococcus.  — Voi.iiard,  Ueber  Augensymptome  bei  Armlähmungen,  — 
Jansen,  Ueber  die  Hautsensibilität  nach  hydriatischen  Proceduren.  — Lew- 
Dorn,  Heilung  von  Cancroid  mit  Röntgenstrahlen.  — Brosius,  Syphilisendemie 
and  ihre  Folgen.  — Hutchinsoiin,  Erfahrungen  über  Syphilis  und  Hautkrauk- 

XLlil.  Jabrgaug.  •> 

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66 


Jankowski.  — DlXUN. 


No.  5. 


heilen.  S r rashm  a sm.  Wirkung  des  Radiumbromids.  GlAssmkr,  Zum 
ratheterismus  posterior.  — Thalu«»,  Das  Ulcus  gonorrhoicum  serpiginosum.  — 
Hkkhold.  Fall  von  subkutaner  Ureterverletzung.  — Küstkkr.  Uebcr  die  Anti- 
septik  bei  Laparotomie. 

J.  Jankowski,  Beitrag  zur  Entstehung  des  Corpus  iuteuui  der  Säugetiere. 
Arch.  mikr.  Anat.  Bd.  04,  H.  3,  S.  361. 

In  dem  alten  Streite  um  die  Genese  des  Corpus  luteum  stellt  sich  J. 
auf  die  Seite  derer,  die  die  Zellen  der  inneren  Schichten  der  Follikelhülle, 
der  Theca  interna,  als  Muttergewebe  des  Corpus  luteum  betrachten.  Er 
bekämpft  insbesondere  die  Meinung  Sobotta’s,  der  die  Luteinzellen  vom 
Follikelepithel  hatte  abstammen  lassen  und  führt  zu  Gunsten  dieser  An- 
sicht etwa  folgendes  aus:  Die  Tunica  interna  der  Theca  reifer  Follikel 
besteht  kurz  vor  dem  Bersten  aus  einer  mehr  oder  weniger  mächtigen 
Schicht  von  Luteinzellen;  im  Follikelepithel  nehmen  dagegen  gegen  Ende 
der  Entwickelung  die  Mitosen  an  Zahl  stark  ab,  und  während  die  peri- 
pherischen Lagen  in  ihrer  Entwickelung  still  stehen,  beginnt  centralwärts 
bereits  der  Zerfall.  Die  Theca  interna  bildet  gewissermaassen  ein  elasti- 
sches Polster,  das  mit  dazu  beiträgt,  die  Spannung  im  Follikel  zu  erhöhen 
und  damit  der  Herausbeförderung  des  Eies  zu  dienen.  Im  frisch  geplatzten 
Follikel  hat  die  innere  Thecaschicht  an  Dicke  bedeutend  zugenommen,  sie 
bildet  (beim  Schwein)  unregelmässige  Yorwölbungeu  gegen  die  Follikel- 
höhle, in  die  sie  die  Membrana  propria  hineintreibt.  Von  dieser  nach  der 
Höhle  zu,  stellenweise  ganz  abgehoben,  linden  sich  die  Epithelzellen,  be- 
sonders in  den  inneren  Schichten  ganz  gegeneinander  verschoben,  aufge- 
(ptollen;  die  äusseren  Schichten  zeigen  einige  Aehnlichkeit  mit  den  Luteln- 
zellen.  Das  ganze  Follikelepithel  kommt  nach  der  Meinung  von  J.  für 
die  Bildung  des  Corpus  luteum  nicht  in  Betracht:  es  wird  zum  Teil  aus 
der  Höhle  ausgestossen  und  was  zurückbleibt  geht  sehr  bald  zu  Grunde. 
Die  Zellen  der  Tunica  interna  verschliessen  sehr  bald  die  Rissöffuung, 
alsbald  tritt  Gcfässentwickelung  in  den  Vordergrund  und  damit  hat  das 
Gebilde  die  Höhe  seiner  Entwickelung  erreicht.  .1.  fügt  noch  seine  An- 
sicht über  die  Fuuktion  des  Corpus  luteum  hinzu,  die  dahin  geht,  dass  es 
gewissermaassen  ein  Reservoir  darstelle,  in  das  hauptsächlich  zu  Beginn 
der  Gravidität  die  Hauptmengc  des  dem  Ovarium  zuströmeuden  Blutes 
abgeleitet  wird  und  dadurch  deu  zeitweise!)  Stillstand  der  Follikelreifung 
mit  bedingt.  Er  wendet  sich  mit  einigen  Worten  gegen  die  Versuche,  in 
dem  Corpus  luteum  eine  Art  Drüse  mit  innerer  Sekretion  zu  erblicken. 

Poll. 

Fr.  Dixoii,  On  certain  roarkings  due  to  nerves  and  blood  vessels  upon 
the  cranial  vault;  their  significance  and  the  relative  frequeucy  of  their 
occurence  in  the  different  races  of  maukind.  Journ.  of  anat.  and  physiol. 
XXXVIII.,  H.  4,  S.  377. 

An  macerirten  Schädeln  findet  man  häutig  als  Spur  des  Nervus 
supraorbitalis  eine  mehr  oder  weniger  weit  verlaufende  Rille.  Da  der 
Verf.  sich  vorstellt,  dass  diese  Rille  dadurch  zu  stände  kommt,  dass  die 
langsam  wachsenden  Nerven  in  den  schneller  wachsenden  Schädel  ein- 
schneiden (etwa  wie  ein  Strick  in  das  umschnürte  I’aquet),  so  würde  diese 


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No,  5. 


Rkt/.kk.  — Kita. 


67 


Rille  der  Ausdruck  einer  verhältnismässig  gut  entwickelten  Stirn  sein. 
Cm  dieser  Frage  näher  zu  treten,  hat  er  2246  Schädel  verschiedener  Her- 
kunft untersucht  und  dabei  festgestellt,  dass  die  Tasmanier,  Australier, 
Eskimos,  Melanesier,  Papuas  die  Rille  am  seltensten  haben,  Asiaten  und 
Polynesier  bereits  häufiger,  die  Afrikaner  dagegen  haben  sie  fast  in  der 
Hälfte  der  Fälle.  Da  eine  hohe  Stirn  immer  noch  von  vielen  für  ein 
Zeichen  hoher  geistiger  Kräfte  gehalten  wird,  dürfte  es  sich  vielleicht 
empfehlen,  künftig  nicht  mehr  nach  dem  Schädelumfang,  sondern  nach 
dem  Vorhandensein  und  der  Ausbildung  der  Supraorbitalrinne  die  Intelli- 
genz zu  beurteilen.  G.  F.  Nicolai. 

R.  Rotzer,  Ueber  die  muskulöse  Verbindung  zwischen  Vorhof  und  Ven- 
trikel des  Säugetierherzens.  Arch.  f.  Anat.  u.  Physiol.  Anat.  Abteil. 
1.  5 , I.,  1904. 

R.  versucht  die  oft  diskutirte  Frage,  ob  sich  eine  Muskelverbindung 
zwischen  Atrium  und  Ventrikel  des  Säugetierherzens  findet,  mit  Hülfe  des 
Mikroskops  an  Serienschnitten  des  Katzen-,  Kaninchen-,  Ratten-  und  Hunde- 
lierzens  zu  lösen.  Bei  allen  diesen  Tieren  fand  er  am  oberen  Ende  des 
Kammerseptums  das  gesuchte  Atrioventrikularbündel.  Andere  gröbere 
Faserbündel  kommen  weiter  nicht  vor,  immerhin  mag  auch  noch  an  anderer 
Stelle  eine  Verbindung  durch  einzelne  Fasern  vorhanden  sein.  Einen  noch 
sichereren  Beweis  erbrachte  R.  durch  die  am  vorher  vorsichtig  macerirten 

— später,  als  er  die  Rage  kannte,  auch  am  frischen  — Menschenherzen 

ausgeführte  makroskopische  Präparation  des  Faserbündels.  Dasselbe  ver- 
läuft in  der  Herzscheidewand;  im  Herzen  des  Pferdes,  des  Schweines,  des 
Pferdes,  des  Kalbes,  des  Schafes  gelang  es,  trotz  vorangegangener  Mace- 
ratiou,  nicht,  diese  Muskelbrücken  zu  finden,  offenbar,  weil  diese  Herzen 
an  der  fraglichen  Stelle  ein  aussergewöhnlich  derbes  Bindegewebe  besitzen, 
das  gegen  die  Macerationsflüssigkeit  eben  weitaus  resistenter  ist  als  die 
dort  befindlichen  Muskelfasern.  G.  F.  Nicolai. 

T.  Kita,  Ueber  die  Fettbestimmung  im  Fleisch  und  Fleischwaaren  mittels 
des  Gerber’scheu  Acid- Butyrometers.  Arch.  f.  Hyg.  Bd.  51,  S.  165. 

K.  hat  das  zur  Fettbestimmung  in  der  Milch  viel  verwendete  Gerber'sche 
Verfahren  mittels  des  Acid- Butyrometers  so  modificirt,  dass  es  auch  für 
Fleisch  verwendbar  wird,  indem  es  unter  sich  und  mit  nach  Soxhlet’s 
Verfahren  gewonnenen  übereinstimmende  Werte  giebt.  Dazu  muss  das 
Fleisch  5— 7mal  in  der  Fleischschneidemaschine  durchgearbeitet  werden; 
dann  wird  es  mit  Schwefelsäure  versetzt,  deren  spec.  Gew.  1,82—1,825 
ist  und  die  zu  gleichen  Teilen  mit  Wasser  verdünnt  wurde.  Benutzt  man 
das  einseitig  offene  Butyrometer,  so  nimmt  man  2,5  g Fleisch  und  8 ccm  der 
Schwefelsäure,  für  das  beiderseits  offene  5 g Fleisch  und  17  ccm  Säure.  — 
Letzteres  empfiehlt  sich  besonders  bei  fettreichem  Fleische.  Die  Auf- 
lösung des  Fleisches  erfolgt  im  Wasserbade  von  60 — 70°  in  6 — 10  Minuten. 

— Wie  beim  Fleisch  gelingt  die  Fettbestimmung  auch  bei  Wurstwaaren. 

Unsicher  ist  sie  bei  Fischfleisch,  besonders  bei  geräucherten  und  gepökelten 
Fischwaaren.  A.  Loewy. 


5* 


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HR 


PfLI'OK*.  — Pul.V.  — WoHLOKMUTH. 


No.  5. 


E.  Pflüger,  Abgekürzte  quantitative  Analyse  des  Glykogens.  Pflügers 
Arcb.  f.  d.  ges.  Physiol.  Bd.  103,  S.  169. 

Der  folgende  Gang  der  Glykogenbestimniung  in  Organen  ermöglicht 
nach  P.  die  Ausführung  der  Bestimmung  in  wenigen  Stunden,  höchstens 
in  einem  Tage.  Es  werden  100  g frischer  Organbrei  mit  100  ccm  60proc. 
siedender  Kalilauge  2 Stunden  erhitzt.  Nach  Abkühlung  Zufügung  von 
100  ccm  sterilen  Wassers,  Fällung  mit  400  ccm  Alkohol  (96  pCt.  Tr.).  — 
Nach  Absitzen  des  Niederschlages  Filtration  durch  schwedisches  Filter, 
Waschung  einmal  mit  einer  Mischung  von  1 Yol.  15proc.  Kalilauge 
2 Vol.  Alkohol  (96  pCt.  Tr.),  dann  mit  Alkohol  von  66  pCt.  Tr.  -■ 
Lösung  des  Niederschlages  in  siedendem  Wasser,  Auskochen  des  Filters; 
Neutralisation  der  Lösung.  Nur  wenn  hierbei  bedeutende  Abscheidung  von 
Eiweiss  eintritt,  nochmalige  Filtration  und  Auskochung  des  Rückstandes. 

— Zusatz  von  Salzsäure,  sotjass  eine  2,2proc.  HCl-Concentration  entsteht, 
dreistündige  Inversion. 

Nack  Neutralisation  und  Filtration  polarimetrische  Zuckerbestimmung. 
Der  Zuckerwert  mit  0,927  multiplicirt  giebt  den  Glykogenwert. 

A.  Loewy. 

F.  Pol)’,  Bestimmungen  der  molekularen  Concentration  des  Blutes  und 
des  Urins  bei  doppelseitigen  Nierenerkrankungen.  Deutsche  med.  Wochen- 
schrift 1904,  No.  23. 

P.  nahm  bei  45  Nierenkranken,  diu  zum  Teil  im  urämischeu  Stadium 
sich  befanden,  112  Bestimmungen  des  Gefrierpunktes  des  Blutes,  meist 
auch  des  Harnes,  und  zwar  des  vor  24  Stunden  gesammelten  Harnes  vor. 
P.  fand  dem  Gefrierpunkt  des  Blutes  bei  allen  urämiefreien  Fällen  und 
bei  fast  allen  urämischen  während  der  anfallsfreien  Zeit  normal,  zwischen 

— 0,65°  und  — 0,57°.  Ebenso  war  er  normal,  wo  nur  leichte  urämische 
Symptome  (Brechreiz,  Schwindel,  Kopfschmerz)  vorhandeu  waren.  Bei 
ausgesprochener  Urämie  dagegen  war  er  meist  abnorm  niedrig,  zwischen 

— 0,58°  und  —0,646°,  bis  auf  drei  Fälle,  in  denen  er  trotz  urämischen 

Comas  normal  war.  Demgegenüber  war  er  in  zwei  Fällen  nach  einem 
schweren  urämischen  Anfall  noch  Tage  lang,  indem  einen  bis  zu  20  Tagen, 
abnorm  erniedrigt,  trotz  subjektiven  Wohlbefindens.  Eine  abnorm  hohe 
molekulare  Concentration  des  Blutes  kann  also  Urämie  nicht  erzeugen.  — 
Aus  dem  Wert  für  den  Gefrierpunkt  des  Harns  multiplicirt  mit  der 
24 ständigen  Menge,  der  sogen.  Valenzzahl,  lassen  sich  charakteristische 
Differenzen  für  interstitielle  und  parenchymatöse  Nephritiden  nicht  ab- 
leiten, wohl  aber  Beziehungen  zur  Funktionsuntüchtigkeit  der  Nieren,  da 
hierbei  die  Valenzzahl  abnorm  niedrig  ist.  - Nach  P.  lässt  ein  normaler 
Blutgefrierpunkt  gar  keinen  diagnostischen  Schluss  zu,  ein  abnorm  niedriger 
mit  geringem  Valenzwert  des  Harns  spricht  für  Funktionsuntüchtigkeit  der 
Nieren.  A.  Loewy. 

4.  Wohlgemutll,  Ueber  die  Herkunft  der  schwefelhaltigen  Stoffwechsel- 
produkte im  tierischen  Organismus.  Zeitschr.  f.  physiol.  Chem.  Bd.  40. 

S.  81. 

Verf.  stellte  fest,  dass  Cystin,  an  Kaninchen  verabreicht,  eine  Ver- 


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No.  5.  Batilu.  — Jorrü.  61* 

mehning  der  Sulfate  und  des  nicht  oxydirten  Schwefels  im  Harn  be- 
dingt. 

Die  Giltigkeit  der  durch  die  Arbeiten  von  Neuberg  und  Friedmann 
erkannten  Beziehung  des  Cystins  zur  Isiithionsäure  und  dem  Taurin  hat 
Verf.  auch  experimentell  für  den  Tierkörper  dartun  können,  indem  der 
Schwefelgehalt  des  alkoholischen  Gallenauszugs  und  des  wässerigen  Leber- 
extrakts nach  Cystinfütterung  erheblich  zuniromt.  Da  Cystin  bei  der 
Pankreasverdauung  des  Eiweisses  entsteht,  ist  hierdurch  die  Frage  nach 
der  Entstehung  des  Taurins  im  Organismus  gelöst;  unentschieden  bleibt 
zunächst,  ob  auch  durch  die  Verdauung  der  intracellulären  Fermente  Cystin 
ans  I’rotemstoffen  abgespalten  wird. 

Während  v.  Bergmann  bei  Beschäftigung  mit  demselben  Gegenstand 
fand, dass  der  Hund  durch  Cystinzufuhr  nicht  ohne  weiteres  zu  einer  vermehrten 
Taurocholsäurebildung  befähigt  ist,  sondern  hierzu  der  Mitwirkung  gleich- 
xeitig  zugeführter  Cholsäure  bedarf,  ist  aus  Verf.’s  Versuchen  ersichtlich, 
dass  sich  der  Pflanzenfresser  ganz  anders  verhält.  Möglicherweise  bildet 
aber  auch  der  Hund  Taurin,  das  unverändert  oder  als  Taurocarbaminsäure 
durch  den  Harn  ausgeschieden  wird.  Neuberg. 

F.  Hutelli,  Ueber  die  vermeintliche  alkoholische  Gährung  durch  tierische 
Gewebe.  Compt.  rend.  de  l’acad.  des  Sciences.  B.  137,  S.  1079. 

In  Uebereinstimmung  mit  0.  Cohnheim  gelangt  Verf.  zu  dem  Schluss, 
dass  die  von  Stoklasa  und  Simacek  beobachtete  Zerlegung  von  Glukose 
in  C02  und  Alkohol  durch  Bakterien  bedingt  war.  Letztere  erwiesen  sich 
unter  Mikroskop  als  sehr  bewegliche  Stäbchen  oder  kettenförmige  Kokken, 
die  oft  bereits  nach  4 Stunden  vor  Eintritt  der  C02-Entwickeluug  in  er- 
heblicher Menge  zugegen  sind.  In  allen  Fällen,  wo  durch  ausreichenden 
Zusatz  eines  Antisepticums  (CHCI3,  Toluol,  NaF,  Thymol,  Saiicylsäure)  die 
Bakterienentwickelnng  gehemmt  war,  fand  auch  keine  Glykolyse  statt. 

Neuberg. 


Jores,  Ueber  die  Arteriosklerose  der  kleinen  Organarterien  und  ihre  Be- 
ziehungen zur  Nephritis.  Virchow’s  Arch.  Bd.  178  (3),  S.  367. 

Verf.  stellte  sich  zunächst  die  Frage,  ob  die  bei  chronischer  Nephritis 
häufig  anzutreffenden  Veränderungen  der  kleinen  Arterien  mehr  in  das 
Gebiet  der  Arteriosklerose  oder  mehr  der  einfachen  fibrösen  Endarteriitis 
angehören.  An  der  Hand  von  19  genauer  beschriebenen  Fällen  entscheidet 
er  die  Frage  im  ersten  Sinne.  Diese  Gefässveränderungen  sind  aber  nicht 
in  allen  Fällen  von  Nephritis  vorhanden.  Nach  den  bisher  gewonnenen, 
wenn  auch  vielfach  noch  nicht  ausschlaggebenden  Erfahrungen  hat  es  den 
Anschein,  als  seien  sie  stets  bei  primärer,  nicht  aber  bei  sekundärer 
Schrumpfniere  zu  finden.  Bezüglich  des  causalen  Zusammenhangs  zwischen 
Gefässveränderungen  und  Nephritis  spricht  Verf.  sich  dahin  aus,  „dass  die 
Arteriosklerose  der  kleineu  Organarterien  höchstwahrscheinlich  keine  ein- 
fache Folgeerscheinung  der  Nephritis  ist,  sondern  in  frühzeitiger  Ver- 
knüpfung mit  derselben  den  Ablauf  der  Niereuerkrankung  und  ihren  Aus- 
gang wesentlich  beeinflusst.“  Bcitzke. 


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70 


HkIIINUKK.  ItlKI'KRT.  — RkHO. 


No.  5. 


Hedinger,  Primäre  angeborene  Herzhypertrophie.  Virchow’s  Arcb.  1004, 
Bd.  178,  H.  2,  S.  264. 

Bei  der  Sektion  eines  14  Monate  alten  Knaben,  der  ziendich  plötzlich 
gestorben  war,  fand  sich  ausser  Bronchitis  und  bronchopneumoniscben 
Herden  ein  enorm  vergrössertes  Herz  von  190  g Gewicht,  was  etwa  dem 
eines  14—  15jährigen  Individuums  entspricht.  In  gleichem  Maasse  waren 
die  einzelnen  Muskelzellenn  vergrössert;  hingegen  verhielten  sich  die 
grossen  Gefässstämme  dem  Alter  entsprechend  völlig  normal.  Das  Zu- 
standekommen dieser  congenitalen  Herzhypertrophie  ist  unklar;  die  Nieren 
waren  ohne  jede  Besonderheit.  Ein  im  linken  Ventrikel  Vorgefundener, 
1 1/2  cm  im  Durchmesser  haltender  Kugelthrombus  dürfte  wohl  ohne  Be- 
deutung sein.  Uebersicht  über  die  bisherige  Litteratur.  Beitzke. 


Itibbert,  Die  Traktionsdivertikel  des  Oesophagus.  Virchow’s  Arch.  Bd.  178, 

H.  3,  S.  351. 

R.  verteidigt  seine  Ansicht  von  der  Genese  der  Speiseröhrendivertikel 
gegen  die  Angriffe  mehrerer  Autoren,  welche  sieb  für  die  Zenker’sche  Auf- 
fassung (Zug  durch  schrumpfende  Bronchialdrüsen)  aussprechen.  R.  nimmt 
bekanntlich  an,  dass  infolge  einer  Entwickelungsstörung  bei  der  Trennung 
der  Trachea  vom  Oesophagus  zwischen  beiden  ein  — oft  nur  wenig  aus- 
geprägter — Bindegewebszug  erhalten  bleibt,  und  dass  da.  wo  dieser  Zug 
sich  an  die  Speiseröhre  anheftet,  deren  Wand  Defekte  in  den  Muskellagen 
aufweist.  Wenn  nun  bei  Verschiebungen  des  Oesophagus  jener  binde- 
gewebige Strang  die  abnorme  Wandstelle  fixirt,  so  erfährt  sie  infolge  ihrer 
geringeren  Widerstandskraft  sehr  leicht  eine  Ausbuchtung.  R.  beschreibt 
des  Genaueren  12  (zum  Teil  früher  schon  publicirte)  Fälle,  welche  diese 
seine  Auffassung  begründen.  Wenn  der  oben  genannte  Bindegewebszug 
nicht  oder  nicht  sehr  ausgeprägt  vorhanden  ist,  wohl  aber  eine  Unter- 
brechung in  der  Muskulatur,  so  entsteht  kein  Traktions-,  sondern . ein 
Pulsionsdivertikel.  Dies  belegt  Verf.  mit  0 weiteren  Fällen. 

Beitzke. 


II.  YV.  Berg.  Carcinoma  of  the  stomach  and  liver  in  male  twenty-eight 
years  old  — Perforation  into  the  transverse  colon.  Mt.  Sinai  hospital 
reports  1003,  Vol.  III,  S.  59. 

28jähriger  russischer  Schreiber.  Massiger  Alkoholiker,  bisher  immer 
gesund.  7 Wochen  ante  exitum  Beginn  der  Beschwerden  mit  Anorexie, 
epigastrischen  Schmerzen  und  rapider  Gewichtsabnahme.  Kein  Erbrechen, 
kein  Fieber.  Objektiv  grosse  Magerkeit  und  Anämie,  geringe  Druck- 
schmerzhaftigkeit des  Sternum,  grosse  in  der  Lebergegend,  Oedem  der 
Beine.  Im  Magen  keine  freie  Säure.  Leptothrix,  Kokken  und  Boas- 
Oppler’sche  Bacillen.  Unter  zunehmender  Verschlechterung  des  Befindens 
Exitus.  Bei  der  Sektion  findet  sich  von  der  Cardia  beginnend  auf  vordere 
und  hintere  Magenwand  übergreifend  ein  infiltrirender  Krebs.  In  der  Mitte 
der  grossen  Curvatur  eine  2,5  cm  weite  Perforation  ins  Qoercolon.  Die 
nicht  ergriffenen  Teile  der  Magenschleimhaut  sind  geschwollen  und  von 
Blutungen  durchsetzt.  Metastasen  in  der  Leber.  Beitzke. 


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No.  5.  IIaim.  — Ijknnanhkh.  — v.  Brunn.  71 

E.  llailll,  üeber  Knochenveränderung  beim  akuten  Gelenkrheumatismus 
im  Röntgenbilde.  Zeitschr.  f.  Heilk.  1903,  Bd.  24,  S.  260 

Beim  akuten  Gelenkrheumatismus  findet  man  nach  H.  schon  in  den 
ersten  Tagen  nach  Beginn  des  Processes  im  Röntgenbilde  diffuse  Auf- 
hellung der  Knochenschatten  sowie  Verwischung  der  Struktur-  und  Contour- 
teicbnung  der  spongiösen  Gelenkenden.  Diese  Veränderungen  kann  man 
als  Ausdruck  dafür  auffassen,  dass  schon  in  den  ersten  Tagen  der  ent- 
zündliche Process  auf  die  knöchernen  Gelenkenden  übergreift,  dass  eine 
akute  Erweichung,  Hyperämie  und  Schwellung  der  Gelenkenden  stattfindet, 
welche  man  als  Ostitis  der  Epiphysen  bezeichnen  kann.  Nach  Ausheilung 
des  Entzüudungsprocesses  gehen  auch  diese  Veränderungen  zurück.  Es 
bleibt  nur  eine  geringgradige  stabile  Atrophie  der  knöchernen  Gelenk- 
enden zurück,  welche  sich  im  Röntgenbilde  durch  eine  leichte  Aufhellung 
sowie  durch  eine  scharfe,  grobmaschige,  nur  spärliche  Strukturzeichnung 
kundgiebt.  Joachimsthal. 

K.  (».  Lennnnder,  Exstirpation  des  rechten  Schulterblattes  wegen  chroni- 
scher Myelitis;  Fixation  des  Oberarms  am  Schlüsselbein  durch  einen 
Metalldraht  und  durch  Muskelplastik.  Arcli.  f.  klin.  Chir.  Bd.  71, 
H.  2,  S.  461. 

Bei  einem  22jährigen  Patienten  mit  chronischer  purulenter  Osteo- 
myelitis der  rechten  Scapula,  die  zum  Teil  mit  einer  Erkrankung  im  Alter 
von  8 Jahren,  zum  Teil  mit  einer  kurze  Zeit  vorher  eingetretenen  Ver- 
stauchung beim  Turnen  in  Zusammenhang  gebracht  wurde,  waren  die  Ver- 
änderungen in  der  Scapula  und  ihrer  Umgebung  zu  einem  so  hohen  Grade 
gediehen,  dass  nur  die  Entfernung  der  Scapula  mitsammt  den  eigentlichen 
Scapulamuskeln  (M.  infraspinatos,  supraspinatus  und  subscapularis)  und 
der  Gelenkkapsel  zwischen  Scapula  und  Humerus  in  Frage  kam.  Die 
Folge  dieses  Eingriffes  war  vollständige  Heilung  aber  mit  einem  unbrauch- 
baren Oberarm.  Er  war  herabgesunken  und  hing  schlaff  am  Rumpf  herab. 
Die  wesentlichen  Momente  der  Operation,  die  L.  nun  zur  Ausführung 
brachte,  waren  1.  die  Fixation  des  Humerus  an  die  Clavicula  durch  einen 
starken  Metalldraht  in  der  Frontalebene,  2.  Bildung  einer  festen  Muskel- 
wand an  der  medialen  Vorderseite  und  einer  auderen  an  der  lateralen 
hinteren  Seite  des  „neuen  Gelenks“  und  3.  eine  genaue  Vernähung  des 
Deltoides  an  das  Schlüsselbein,  das  Acromion  uud  den  Trapezius.  Der 
Metalldraht,  der  aus  Aluminiumbronce  war,  ist  gesprungen,  wurde  indess 
liegen  gelassen,  weil  er  dem  Patienten  keine  Störuug  verursachte  und  weil 
er  infolge  von  zwei  Biegungen,  einer  im  Oberarm  und  einer  oberhalb  des 
Schlüsselbeins,  dauernd  dazu  beitragen  konnten,  die  Knochen  aneinander- 
halten. L glaubt,  dass  man  bei  derartigen  Operationen  starken  Platin- 
draht anwenden  muss.  Joachimsthal. 


M.  r.  Brunn,  Ueber  die  supracondyläre  Osteotomie  des  Femur  bei  Genu 
valgum,  mit  besonderer  Berücksichtigung  der  definitiven  Knochenform. 
Beitr.  z.  klin.  Chir.  Bd.  40,  H.  1,  S.  213. 

v.  B.  berichtet,  über  die  Ausführung  der  lineären  supracondylären 


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72 


Kl.  APP.  — Stbinmann. 


No.  5. 


Osteotomie  des  Femur  wegen  Genu  valgum  in  der  Tübinger  chirurgischen 
Klinik,  die  hier  seit  1878  an  108  Patienten  und  an  137  Beinen  vorge- 
nommen wurde.  Die  geübte  Operationsmethode  wich  nur  wenig  von  der 
Macewen’schen  Originalvorschrift  ab,  nämlich  nur  darin,  dass  die  Blutleere 
fortfiel,  die  ganze  Knochendurchtrennung  mit  ein  und  demselben  schmalen 
Meissei  ausgeführt  wurde,  und  in  der  Nachbehandlung  mittelst  Gebverband, 
der  dem  l’at.  schon  am  Tage  nach  der  Operation  das  Umhergehen  ge- 
stattete. Irgend  eine  Störung  des  Wundverlaufes  ist  iu  keinem  Falle  ein- 
getreten. Die  Operation  lieferte  funktionell  und  kosmetisch  sehr  gute 
Resultate. 

Die  zur  Ausgleichung  der  Deformität  erforderliche  Dislokation  der 
Fragmente  blieb  zwar  in  den  meisten  Fällen  dauernd  bestehen,  doch  fand 
in  der  Regel  eine  bald  geringere,  bald  stärkere  Streckung  des  Knickungs- 
winkels. also  eine  Annäherung  an  die  normale  Knochenform,  statt.  Der 
Grad  dieser  spontanen  Transformation  des  difform  geheilten  Femur  scheint 
von  der  Weichheit  und  Plasticität  des  Knochens  zur  Zeit  der  Operation 
abzuhängen.  Die  höheren  Grade  von  Geuu  valgum  erfuhren  durchschnitt- 
lich eine  vollständigere  Oorrektion  der  Knochenform  als  die  geringeren 
Deformitäten.  Joach  imsthal. 

Klapp,  Experimentelle  Beiträge  zur  Kenntnis  der  Wirkung  der  Neben- 
nierenpräparate. Deutsche  Zeitschr.  f.  Ohir.  Bd.  71,  3, 

Es  handelt  sich  um  eine  recht  interessante  Arbeit  aus  Friedrich’s 
Klinik  in  Greifswald.  Wenn  man  Lösungen  irgend  welcher  Substanzen 
zusammen  mit  Adrenalin  subkutan  injicirt,  so  wird  die  Resorption  dieser 
Stoffe  gehemmt;  sie  geht  langsam  vor  sich,  weil  der  Blutkreislauf  durch 
die  Nebennierenpräparate  verlangsamt  wird.  K.  hat  Zucker  zur  Injektion 
verwandt  und  zeigt  an  vergleichenden  Curven,  wie  die  Ausscheidung  niemals 
die  Höhe  en eicht,  als  wenn  Zucker  ohne  Adrenalin  injicirt  wurde.  Der 
Stoff  wird  am  Orte  der  Einspritzung  festgehalten  und  kann  hier,  wie 
Braun  dies  am  Cocain  nachgewiesen  hat,  grössere  lokale  Wirkungen  ent- 
falten; man  kann  also  ungefährdet  oft  grössere  Mengen  des  Cocains  z.  B. 
als  sonst  injiciren,  weil  die  Giftwirkung  herabgesetzt  wird.  Unger. 


F.  Steininann,  Beitrag  zur  Kropfverlagerung.  Arch  f.  klin.  Chir.  74.  Bd., 

H.  4,  S.  908. 

Dass  die  Annahme  Wölfler’s,  der  verlagerte  Kropf  verkleinere  sich 
spontan  besonders  bei  partieller  Gefässunterbindung,  nicht  zu  Recht  be- 
steht, beweist  der  Fall  eines  von  S.  operirten  jungen  Mädchens,  dem  früher 
die  beiden  Seitenlappen  der  Schilddrüse  entfernt  waren.  Der  zurück- 
gebliebene Isthmus  wurde  verlagert,  weil  er  Erscheinungen  von  Tracheal- 
stenose liervorrief;  dennoch  wuchs  der  Kropf  wieder,  sodass  auch  noch 
der  untere  Isthmuspol  geopfert  werden  musste.  Darnach  völlige  Heilung. 
Auch  Prkindlsberger's  Ansicht,  die  Verkleinerung  des  verlagerten  Kropfes 
beruhe  auf  der  Manipulation  während  der  Operation,  ist  nicht  stichhaltig; 
denn  dieses  Moment  war  in  S.’s  Fall  bei  der  schwierigen  Isolirung  ausge- 
sprochen vorhanden.  Peltesohn. 


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No.  5 


MaNNINOF.B.  — KaYSBH.  0lI,BNDOKK.  — ‘»KKEFK. 


73 


W.  Manninger,  Heber  die  für  direkte  Belastung  geeigneten  Amputations- 
stumpfe.  Budapesti  Orvosi  Ujsiig  1904,  No.  10. 

Die  Amputationsstümpfe  der  unteren  Extremität  sind  durch  dreierlei 
Verfahren  belastnngsfähig  zu  machen:  durch  osteoplastische  Bedeckung  des 
Knochenendes  (Bier,  Gleich,  Eiselsbero,  Bunge),  durch  zweckmässige 
Nachbehandlung  des  Stumpfes  (HiRSCH’sches  Verfahren)  und  durch  die 
BuNGE’sche  Methode.  Der  Verbreitung  der  ersten  Methode  steht  die 
Umständlichkeit  der  Operationstechnik  im  Wege,  der  zweiten  Langwierig- 
keit der  Nachbehandlung  sowie  die  dadurch  bedingte  Ermüdung  des  Arztes 
und  des  Patienten.  Infolgedessen  ist  der  Bunge  sehen  Methode  der  Vorzug 
zu  geben;  die  Technik  derselben  ist  folgende:  Für  die  Ausmessung  der 
Hautlappen  sind  die  altbekannten  Regeln  maassgebeud,  am  zweckmässigsten 
ist  es  einen  grösseren  Vorder-  und  kleineren  Hinterlappen  zu  bereiten,  da 
hierdurch  die  Hautnarbe  ausser  dem  Gebiete  der  Belastung  fällt.  Nach 
Durchschneiden  der  Muskeln  wird  das  Periost  an  der  Stelle,  wo  das  Bein 
durchgesägt  werden  soll,  Umschnitten  und  distal  heruntergeschoben.  In 
diesem  Punkt  weicht  die  Stumpfbildung  von  den  früheren  Verfahren  ab. 
Nach  Durchsägung  des  Beines  wird  das  Knochenmark  bis  auf  1 cm  ex- 
cochliirt,  dann  nach  Versehen  der  Gefässe  die  Haut  vereinigt.  Die  Vor- 
züge dieses  Verfahrens  sind:  einfache  Technik  und  bei  aseptischer  Heilung 
ist  der  Stumpf  direkt  belastungsfähig.  Dem  osteoplastischen  Stumpf  gegen- 
über besitzt  er  noch  den  Vorteil,  dass  er  um  4 — 5 cm  länger  ist,  da  das 
4—5  cm  grosse  Tibialstück,  welches  zur  osteoplastischen  Lappenbildung 
nötig  ist,  erhalten  werden  kann.  Die  Nachbehandlung  ist  eine  höchst  ein- 
fache, da  nur  sehr  zeitig  eine  vorläufige  Prothese  zu  verfertigen  ist.  Mit 
einer  einfachen  und  billiget)  endgiltigen  Prothese  ergiebt  dies  Verfahren 
einen  arbeitstüchtigen  Stumpf.  J.  Hönig. 


1)  B.  Kayser,  Ueber  Schädigung  und  Zerstörung  der  Augen  durch  Fliegen. 
Med.  Corresp.-Bl.  d.  Württemb.  ärztl.  Landesvereins  1904,  No.  49. 

2)  Ullendorf,  Insektenlarven  im  Auge.  Ebenda. 

1)  K.  berichtet  über  ein  Kind,  dem  ein  Insekt  in  das  Auge  geflogen 
war.  Die  Conjnnktiva  war  danach  stark  geschwellt  und  gewulstet,  an  der 
Uebergangsfalte  mit  kleinen  Follikeln  dicht  besät  und  die  Conjunctiva  tarsi 
mit  einer  leicht  abziehbaren,  zusammenhängenden  Membran  bedeckt. 
Zwischen  deu  Conjunktivalwülsten  fanden  sich  mehrere  kleine  weisse 
Würmer  von  1 mm  Länge  und  0,3  inm  Breite.  Nach  Entfernung  der- 
selben heilte  die  Affektion.  Es  handelte  sich  um  eine  Larve  der  Gattung 
Sarcophaga. 

2)  0.  beobachtete  zwei  Fälle,  wo  kleine  weissliche  Fliegenlarven  eine 

Bindehautentzündung  erregt  hatten.  Horstmaun. 


(ireefT,  Ueber  Anophtbalmus  mit  anderen  Missbildungen  am  Auge  und 
deren  Aetiologie.  Arch.  f.  Augenheiik.  Bd.  LI,  H.  1,  S.  7. 

G.  beobachtete  bei  einem  H/jjährigen  Mädchen,  das  aus  gesunder 
Familie  stammte,  folgende  Missbildung:  rechtsseitiger  Anophtbalmus,  vom 
XLHI.  Jahrgang.  t> 

r 

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74 


Stein.  — Sachs.  — Breuer. 


No.  5. 


äusseren  Augenwinkel  verlaufen  schräg  nach  oben  und  unten  zwei  tiefe 
Hauteinschnitte.  Geringes  rechtsseitiges  Makrostoma,  rudimentäre  Hasen- 
scharte und  Wolfsrachen  sowie  grosser  Knochendefekt  am  oberen  Rande 
des  Jochbogcns  auf  der  rechten  Seite.  Ferner  besteht  ein  Colobom  des 
linken  Ober-  und  Unterlides.  G.  nimmt  für  diese  Missbildungen  eine 
gleichartige  Ursache  an,  indem  er  sie  auf  Einschnürungen  und  entwicklungs- 
hemmenden Druck  von  Strängen  und  Verwachsungen  des  Amnions  zurück- 
führt. G.  Abelsdorff. 


Stein,  Osteomyelitis  der  äusseren  Gehörknöchelchen  bei  chronischem 
trockenem  Paukenhöhlenabscess  (Lues  hereditaria  tarda).  Arch.  f. 
Ohrenheilk.  61.  Bd.,  S.  109. 

Wegen  <|Uälender  subjektiver  Ohrgeräusche,  besonders  rechts,  excidirte 
Verf.  bei  der  25jährigen  Patientin  Trommelfell,  Hammer  und  Amboss 
rechterscits.  Die  mikroskopische  Untersuchung  der  beiden  Gehörknöchelchen 
ergab  das  Vorhandensein  einer  chronischen  Osteomyelitis  derselben  (Ab- 
bildung und  nähere  Beschreibung  s.  das  Original),  als  deren  Ursache,  da 
sonst  keine  Eiterung  in  der  Paukenhöhle  bestand,  Verf.  hereditäre  Lues 
annimmt  und  zwar  auf  Grund  der  anamnestischen  Angaben,  wonach  Pat. 
an  einer  Keratitis  parenchymatosa  gelitten  haben  sollte.  Schwabacb. 


W.  Sachs,  Zur  Diagnostik  der  Sinusthrombose.  Arch.  f.  Ohrenheilk. 

61.  Bd.,  S.  177. 

Die  Beobachtung,  dass  die  Schluckbewegung  sich  durch  die  Jugular- 
venc  in  den  Sinns  fortpilanzt  und  daselbst  in  Form  einer  undulirenden 
Bewegung  des  Sinusrohres  resp.  der  freiliegenden  Sinuswand  erscheint, 
führte  Verf.  auf  den  Gedauken,  dass  das  Fehlen  dieser  Erscheinung  event. 
als  Anhaltspunkt  für  die  Diagnose  einer  Sinusthrombose  benutzt  werden 
könnte.  Es  sei  Sache  der  klinischen  und  pathologisch-anatomischen  Unter- 
suchung, festzustellen:  1.  ob  das  Schluckpbänomen  am  gesunden  Sinus  so 
constant  ist.  dass  man  aus  seiner  Abwesenheit  auf  Thrombosirung  schliessen 
darf.  2.  ob  es  auch  bei  Vorhandensein  eines  zarten,  wenig  umfangreichen, 
obturirenden  Thrombus  positiv  ausfällt.  Wenn  sich  nur  No.  1 bestätige, 
werde  das  Schluckphänomen  als  wertvolles  diagnostisches  Mittel  der  Sinus- 
thrombose zu  verwerten  sein.  Schwabach. 


Breuer,  Studien  über  den  Vestibularapparat.  Sitzuugsber.  d.  Kaiserl. 

Akad.  d.  Wisseusch.  Mathem.-natnrw.  Klasse.  Jahrg.  1903,  Okt./Nov. 

S.  315. 

B.  versucht  in  vorliegender  Arbeit  Lücken  der  Theorie  betr.  die  Lehre 
vom  statischen  Sinn  auszufüllen,  anatomische  Befunde  und  ihre  Bedeutung 
für  die  Funktion  des  Labyrinthes  festzustellen.  Alsdann  werden  die  Er- 
scheinungen erörtert,  welche  die  Anwendung  des  Cocains  auf  das  Labyrinth 
beobachten  lässt  und  damit  die  Angaben  KöNIO’s  bestätigt,  dass  die 
Flourens’schen  Phänomene  des  Kopfsrliwindelns,  Kreisganges  etc.  Ausfalls- 
erscheinungen sind,  dass  der  galvanische  Schwindel,  die  galvanotropische 


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No.  5. 


tjoI.DMANK.  — MkIIKLIN  Ullli  BlSOC. 


Luke. 


75 


Reaktion  im  Labyrinth  ausgelöst  wird,  dass  die  der  Zerstörung  oder 
schweren  Schädigung  eines  oder  beider  Labyrinthe  nach  einigen  Tagen 
folgende  Kopfverdrehung  ebenfalls  Ausfallserscheinung  ist.  Weiter  berichtet 
Verf.  über  neue  Versuche,  die  einzelnen  Ampullen  galvanisch  zu  reizen 
und  ihre  specifischen  Reflexe  hervorzurufen.  Schliesslich  sucht  er  die  Be- 
hauptung Henskn’s  dass  die  Theorie  von  der  statischen  Funktion  der 
Bogengänge  und  des  Otoiithenapparates  „zoologisch,  physikalisch,  physio- 
logisch und  logisch  nicht  wohl  möglich“  sei,  zu  widerlegen.  Bezüglich 
aller  Einzelheiten  muss  auf  das  Original  verwiesen  werden. 

Sch  wabach. 

Goltliiiuun,  Ein  Fall  von  Nekrose  der  unteren  Nasensrauschel  und  des 
Stirnbeins.  Prager  med.  Wochenschr.  1904,  No.  26. 

Der  Fall  ist  deshalb  von  besonderem  Interesse,  weil  ein  nekrotisches 
Muschelbein  12  Jahre  lang  in  losem  Zusammenhang  mit  der  Umgebung 
getragen  wurde,  dass  diese  Nekrose  ebenso  wie  die  des  Stirnbeins  wahr- 
scheinlich die  Folge  einer  metastatischen  Entzündung  nach  einem  Puerpcral- 
process  war  und  dass  endlich  epileptiforme  Krämpfe  wahrscheinlich  durch 
die  Nekrose  des  Stirnbeins,  bei  dem  vielleicht  auch  die  Lamina  vitrea  in 
Mitleidenschaft  gezogen  war,  bewirkt  wurden.  W.  Lublinski. 


Merkliu  et  Hroc,  Paralysie  du  voile  du  palais  gcneralisee  non  diph- 
therique.  Arch.  gener.  de  med.  1904,  No.  32. 

Wenn  auch  in  der  vorbakteriologischen  Zeit  Lähmungen  nach  über- 
standener Angina  beschrieben  worden  sind,  so  haben  dieselben  doch  nicht 
die  Beweiskraft,  welche  heutzutage  verlangt  werden  muss.  Die  Beob- 
achtung der  Yerff.  bietet  das  Beispiel  einer  Lähmung  des  Gaumensegels, 
sicher  nicht  diphtherischer  Natur  mit  Störungen  der  Accommodatiou, 
Tachykardie  und  leichten  dyspuoetiscben  Anfällen.  lu  den  Membranen 
der  Beläge  fanden  sich  Strepto-  und  Staphylokokken.  W.  Lublinski. 


Luke,  The  production  of  anaesthesia  for  brief  operations  on  the  naso- 
pharynx.  The  Edinb.  med.  journ.  1904,  July. 

Verf.  hält  Aethylcblorid  für  das  beste  Anästheticum  bei  der  Operation 
der  adenoiden  Vegetationen;  am  besten  bedient  man  sich  der  Rose'scben 
Lage  mit  herabhängendem  Kopf;  ebenso  genügt  dieses  Mittel  bei  Adenoiden 
und  Mandeloperation.  Zur  Entfernung  von  Polypen,  Septumvorsprüngen, 
bei  der  Turbinektomie  wird  Aethylchlorid  zwar  oft  genügen,  aber  bei 
länger  anhaltenden  Operationen  wird  man  Aether  nachschicken.  Wird 
Chloroform  gebraucht,  so  sollte  zunächst  Aethylchlorid  und  Aether  ge- 
geben werden  und  von  Chloroform  nur  so  viel,  um  den  Patienten  zwischen 
dem  zweiten  und  dritten  Stadium  der  Anästhesie  zu  halten.  (Wenn  auch 
bei  Aethylchlorid  nur  1 Todesfall  auf  12000  Fälle  kommen  soll,  so  ist 
zur  Operation  der  Adenoiden  und  der  Mandel  ein  Anästheticum  nicht  von 
Nöten  Ref.).  W.  Lublinski. 


76 


KroNACHEK.  — tlAHJi.  Gbotii.  — Kaearinow.  Rubkrthal. 


No.  5. 


Kronaoher,  Transportabler  Sterilisationsapparat  für  Verbandstoffe  und  In- 
strumente. Münch,  med  Wochenschr.  1904,  Nr.  19. 

K.  bat  seinen  vor  ca.  10  Jahren  angegebenen  transportablen  Sterili- 
sationsapparat’  von  neuem  modificirt  und  verbessert.  Durch  Ersatz  des 
einfachen  durch  einen  doppelten,  innen  conkav  gestalteten  Deckel  und  Ab- 
leitung des  Dampfes  nach  unten  ist  der  dem  Apparat  bisher  anhaftende 
Missstaud  der  Condenswasserbildung  beseitigt  worden,  so  dass  die  Verband- 
stoffe, selbst  wenn  sie  erst  mehrere  Stunden  nach  beendeter  Sterilisation 
dem  Apparate  entnommen  werden,  nicht  mehr  durchfeuchtet  werden. 

H.  Bischoff. 

M.  Hahn,  Statistik  auf  öffentlichen  Impfterminen.  Münch,  med.  Wochen- 
schr. 1904,  No.  21. 

A.  Grotli.  Die  wahrscheinliche  Ausdehnung  der  natürlichen  und  künst- 
lichen Ernährung  in  München  und  ihr  Einfluss  auf  die  Säuglingssterb- 
lichkeit. Ebenda. 

Wenn  auch  nach  den  Erfahrungen  der  Praxis  allgemein  als  gültig  an- 
genommen wird,  dass  an  der  Mutterbrust  ernährte  Säuglinge  günstigere 
Lebensaussichten  haben  als  künstlich  genährte,  so  liegt  doch  bisher  hier- 
für wenig  statistisches  Material  vor.  H.  regt  an,  auf  öffentlichen  Impf- 
terminen Nachforschungen  über  die  Ernährung  der  Säuglinge  anzustellen. 
Dieser  Anregung  ist  G.  für  München  nacbgekommen,  er  hat  bei  2816  in 
der  Centralimpfaustalt  geimpften  Kindern,  d.  h.  bei  37  pCt.  der  öffent- 
lich und  27  pCt.  aller  1903  geimpften  Kinder,  festgestellt,  in  welcher 
Weise  sie  ernährt  waren  und  fand,  dass  67  pCt.  garnicht  oder  weuiger  als 
1 Monat,  14,6  pCt.  1 — 3 Monat,  11,1  pCt.  8—6  Monat  und  7,4  pCt.  länger 
als  6 Monat  gestillt  waren.  Aus  den  Totenscheinen  der  1902  verstorbenen 
Säuglinge  ging  hervor,  dass  92,9  pCt.  nicht  weniger  als  1 Monat,  4,8  pCt. 
bis  3 Monat,  2,5  pCt.  3 — 6 Mouat  und  0,54  pCt.  länger  als  6 Monat  gestillt 
waren.  Werden  die  beim  Impfgeschäfte  eruirten  Verhältniszahlen  auf  alle 
überlebenden  Kinder  übertragen  und  die  für  die  verstorbenen  mit  in  Rechnung 
gestellt,  so  wurden  von  16  982  lebendgeboreneu,  wobei  die  kurze  Zeit  nach 
der  Geburt  an  allgemeiner  Lebensschwäche  gestorbenen  nicht  initgerechnet 
sind,  72  pCt.  weniger  als  1 Monat  gestillt,  12,6  pCt.  1—3  Monat,  9,4  pCt. 
3 — 6 Mouat,  6 pCt.  mehr  als  6 Monat.  Von  denen,  welche  weniger  als 
1 Monat  gestillt  wareu,  starben  25,7  pCt.,  1 — 3 Monat  7,7  pCt.,  3 — 6 Monat 
5,4  pCt.  6 — 9 Monat  3,0  pCt.,  9—12  Monat  1,9  pCt.  H.  Bischoff. 


1)  Kaz.arinow,  Ueber  die  Rolle  des  Shigabacillus  als  Erreger  der  Dysenterie. 
Arch.  f.  Hyg.,  Bd.  50,  S.  66. 

2)  L.  Koscnthal,  Ein  neues  Dysenterieheilserum  und  seine  Anwendung  bei 
der  Dysenterie.  Dtsch.  med.  Wochenschr.  1904,  Nr.  19. 

1)  K.  hat  versucht,  bei  Kaninchen  mittels  Einverleibung  von  Dysenterie- 
bacillen in  den  Magen  die  pathologisch-anatomischen  Erscheinungen  der 
Ruhr  hervorzurufen.  Nur  wenn  den  Thieren  enorme  Culturmengen  io  den 
Magen  mittels  Sonde  hineingegosseu  wurden,  nachdem  durch  Sodalösung 
der  Magensaft  neutralisirt  war,  wurden,  besonders  wenn  die  Tiere  vorher 


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No.  3. 


VoLLAKD.  SuHOc. 


77 


gehungert  hatten  und  Opium  gegeben  wurde,  Veränderungen  gefunden, 
welche  an  die  erinnerten,  die  im  ersten  Stadium  der  Dysenterie  angetroffen 
»erden,  nämlich  Hyperämie  und  Schwellung  der  Dickdarmschleimhaut, 
stellenweise  fibrinöser  Belag,  zahlreiche  Blutergüsse  im  Stratum  mucosum 
und  submucosum,  oberflächliche  Exulceration  der  Epithelschicht  mit 
Nekrose,  Ansammlung  von  Schleim  nnd  Blut  im  unteren  Abschnitt  des 
Mastdarms. 

2)  R.  hat  nach  dem  Ausfall  der  Tierversuche  antitoxisch  und  bacte- 
ricid  wirkendes  Dysenterieheilserum  im  Alt-Katharinenspital  zu  Moskau  bei 
157  Dysenteriefällen  im  Sommer  1903  angewandt.  Das  Serum  enthielt  in 
1 ccm  100  Antitoxineinheiten.  Die  Wirkung  war  besonders  frappant,  wenn 
es  während  der  ersten  3 Tage  der  Erkrankung  injicirt  wurde.  Hier  wurde 
in  der  .Mehrzahl  der  Fälle  1 — 2 Tage  nach  der  Injektion  der  Krankbeits- 
process  coupirt,  Blut  und  Schleim  verschwanden,  Schmerzen  und  Tenesmen 
hörten  auf  und  die  Patienten  wurden  völlig  gesund.  Nicht  so  schnell  war 
die  Wirkung  des  Heilserums  bei  späterer  Anwendung  (am  Ende  der  ersten 
Woche),  wenn  die  Krankheit  im  vollen  Zuge  und  alle  Krankheitssymptome 
sehr  ausgeprägt  sind.  In  solchen  Fällen  war  nach  18 — 20  Stunden  eine 
Besserung  zu  constatiren,  die  Schmerzen  und  Tenesmen  liessen  nach,  der 
Stuhlgang  wurde  weniger  häufig.  Nach  weiteren  24  Stunden  tritt  eine 
weitere  objectiv  deutliche  Wendung  zum  Besseren  ein.  Auch  noch  in  sehr 
schweren  Fällen,  wo  schon  alle  Erscheinungen  grösster  Schwäche  einge- 
treten sind.  Puls  klein,  Extremitäten  kalt,  Sphincter  gelähmt  sind  und  eine 
blutigschleimige  Masse  aus  dem  Anus  tröpfelt,  kann  das  Serum  noch 
Heilung  bringen.  Von  150  an  uncomplicirter  Dysenterie  Erkrankten  starben 
7 oder  4l/2  pCt.,  die  durchschnittliche  Behandlungsdauer  betrug  9,9  Tage 
In  den  anderen  Krankenhäusern  Moskaus  starben  in  der  gleichen  Epidemie 
an  uncomplicirter  Dyserie  10  pCt.  der  Kranken,  die  durchschnittliche  Be- 
handlungsdauer betrug  15,8  Tage.  II.  Bischoff. 


1)  Yolland,  Zur  Entstehungsweise  der  Tuberkulose.  Münch,  med.  Wochen- 
schrift 1904,  No.  20. 

2)  J.  Sorgo,  Ueber  die  Sekundärinfektion  bei  Tuberkulose.  Wien.  klin. 
Wochenschr.  1904,  No.  20. 

1)  Angeregt  durch  die  Veröffentlichungen  v.Behring’s  überPhthisiogenese 
und  Tuberkulosebekämpfung  fasst  V.  seiue  teils  wenig  beachteten,  teils  als 
irrig  bezeichneten  Anschauungen  über  die  Entstehungsweise  der  Tuberkulose, 
die  er  in  den  letzten  15  Jahren  bereits  mehrfach  bekannt  gegeben  hat,  zu- 
sammen. Mit  V.  Behring  ist  er  der  Meinung,  dass  die  Inhalationstuber- 
kulose  so  gut  wie  keine  Rolle  spielt.  Auch  er  nimmt  an,  dxss  der  Grund 
der  Schwindsucht  in  der  Regel  im  frühen  Kindesalter  gelegt  wird,  dass 
eine  Ansteckung  im  späteren  Leben  zu  den  Seltenheiten  gehört,  dass  das 
Tuberkelvirus  nicht  zuerst  in  die  Lunge,  sondern  in  die  Lympbbahnen  und 
das  Blut  gelangt.  Allein  nicht  durch  den  Verdauungstraktus,  wie  V.  Behring 
will,  sondern  auf  dem  Wege  der  Skrofulöse  erfolgt  die  Ansteckung  mit  der 
Tuberkulose  am  häufigsten.  Die  Skrofulöse  ist  nun  aber  im  ersten  Lebens- 
jahre sehr  selten,  das  zweite  Lebensjahr  wird  sehr  häufig  befallen.  Bei 


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78 


SlI.HKRb»  IIMin  r. 


No.  ft. 


Untersuchung  von  7 — 1 2jährigen  Kindern  fand  er  03—94  pCt.  mit  ge- 
schwollenen Halsdrüsen  behaftet,  so  dass  für  fast  alle  Menschen  skrofulöse 
Erkrankung  angenommen  werden  muss.  Diese  erwerben  die  Kinder  durch 
Berührung  mit  detn  Boden  und  Schmutz.  Gerade  im  2.  Lebensjahre  ist 
das  Epithel  des  Mundes  wegen  des  in  Folge  der  Dentition  reichlich  ab- 
gesonderten Speichels  vielfach  erweicht,  so  dass  die  Erreger  leicht  ein- 
dringen  können,  ebenso  wird  aus  der  Nase  reichlich  Schleim  secernirt,  so 
dass  an  der  Uebcrgangsstelle  der  Schleimhaut  zur  Haut  Schrunden  ent- 
stehen. In  diese  juckenden  Partien  reiben  die  Kinder  Infektionserreger 
ein.  Da  diese  nach  V.’s  Ansicht  in  der  Natur  überall  verbreitet  sind,  so 
kann  ein  Kampf  gegen  die  Bakterien  mit  Desinfektionsmitteln  keinen 
Erfolg  haben,  es  bleibt  nichts  weiter  übrig,  als  die  Kinder  vor  dem  Ein- 
dringen des  Krankheitserregers  zu  schützen.  Dies  muss  so  geschehen,  dass 
die  Kinder,  bis  sie  laufen  können,  vom  Boden  ferngehalten  werden,  dass 
die  Hände  und  das  Spielzeug  peinlich  sauber  gehalten  werden  und  die 
Kinder  so  erzogen  werden,  dass  sie  selbst  den  Schmutz  an  den  Händen 
bald  verabscheuen  lernen. 

2)  Auf  Grund  von  klinischen  Erfahrungen  und  bakteriologischen  Unter- 
suchungen und  unter  eingehender  Berücksichtigung  der  einschlägigen  Lite- 
ratur kommt  S.  zu  dem  Schlüsse,  dass  das  Bestreben,  den  verschieden- 
artigen Verlauf  der  Tuberkulose  auf  Mischinfektionen  zurückzuführen,  zu 
weit  geht.  Das  hektische  Fieber  und  andere  fieberhafte  Stadien  sind  nicht 
ohne  Weiteres  auf  Sekundärinfektion  zuriiekzuführen,  sie  können  auch  bei 
einer  Tuberkelbacilletiinfektion  bestehen.  Besonders  ist  es  unstatthaft,  aas 
dem  Befunde  der  bakteriologischen  Sputumuntersuchung,  wie  sie  meist  ge- 
handhabt  wird,  oder  aus  dem  Befunde  von  Mikroorganismen  in  der  Ka- 
vernenwand anzunehmen,  dass  diesen  Keimen  auch  eine  pathogene  Wirkung 
zukommt.  Die  einzig  sichere  Möglichkeit,  zu  einem  bindenden  Schlüsse  zu 
kommen,  ist  bisher  die  exakte  pathologisch-anatomische  Untersuchung. 
Dass  auch  die  pathologischen  Anatomen  hinsichtlich  der  Abgrenzung  der 
Mischinfektion  nicht  einig  sind,  daran  ist  schuld,  dass  die  einzelnen  Be- 
funde nicht  generalisirt  werden  dürfen.  Für  die  klinische  Diagnose  scheint 
S.  aussichtsvoll  akute  Pleuritiden  bei  Phthisikern  einer  eingehenden 
bakteriologischen  Untersuchung  zu  unterziehen  und  das  biologische  Ver- 
halten der  von  verschiedenen  Phthisikern  in  verschiedenen  Stadien  ge- 
züchteten Tuberkelbacillenkulturen  zu  prüfen.  Das  Augenmerk  wäre  nament- 
lich zu  richten  auf  die  eventuelle  Fähigkeit  dieses  oder  jenes  Stammes, 
akut  entzündliche  Processe  zu  erzeugen,  da  es  von  vornherein  nicht  un- 
möglich erscheint,  dass  hinsichtlich  dieser  Fähigkeit  verschiedene  Stämme 
sich  sehr  verschieden  verhalten.  H.  Bischoff. 


W.  Silherselunidt,  Die  Identificirung  der  Tuberkelbacillen  bei  Mensch  und 
Tier.  Corresp.  Bl.  f.  Schweiz.  Acrzte  1904,  No.  14. 

Auf  Grund  der  in  der  Literatur  niedergelegten  Befunde  kommt  S.  im 
Einklang  mit  der  Mehrzahl  der  Forscher  zu  dem  Schluss,  dass  Perlsucht- 
bacillen und  Tuberkelbacillen  der  Menschen  nicht  völlig  verschiedene  Arten 
sind,  sondern  dass  nur  gewisse  cultureile  und  Virulenzunterschiede  be- 


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No.  5. 


Mi'li.kh. 


70 


stehen.  Eine  Infection  des  Darmtractus  kann  nicht  von  der  Hand  gewiesen 
werden,  wenn  auch  nicht  sicher  zu  entscheiden  ist,  welche  Bedeutung 
diesem  Infectionswege  zukommt.  Wenn  auch  das  bacillenhaltige  Sputum 
Tuberkulöser  die  Hauptgefahr  bildet,  so  sollen  doch  die  Maassnahmen 
gegen  l'erlsuchtbacillen  haltige  Nährmittel  nicht  eingeschränkt  werden. 
Den  Vorschlag  V.  Behring’s,  Kindern  durch  Formaldehydzusatz  conservirte 
Milch  zu  verabreichen,  weist  er  zurück.  H.  Bischoff. 


1)  W.  Müller,  Frühdiagnose  der  tuberculösen  Meningitis  durch  Impfung 
mit  Liquor  cerebrospinalis  (nach  der  neuen  Methode  von  Marmorek). 
Rcaction  precoce.  Budapesti  Orvosi  Ujsäg  1904,  5. 

2)  Derselbe,  Die  Bedeutung  der  Reaction  precoce  in  der  Diagnostik  und 
der  allgemeinen  Hygiene.  Budapesti  Orvosi  Ujsäg  19u4,  No.  9. 

Die  Frühdiagnose  der  meningealeu  Tuberkulose  bei  Kindern  stiess  bis- 
her auf  unüberwindliche  Schwierigkeiten.  Während  der  langen  Incubation 
der  meningeaien  Tuberkulose  bieten  die  Anfangssymptome  gar  keinen  Stütz- 
punkt zur  Annahme  der  richtigen  Diagnose.  Das  Kind  ist  schlecht  ge- 
launt, es  schläft  unruhig,  schreckt  oft  auf,  also  Alles  so  allgemeine 
Symptome,  deren  Localisation  gleich  ins  Gehirn  zu  stellen  und  auf  Grund 
derselben  eine  Meningitistuberkulose  anzunehmen,  kaum  gerechtfertigt  er- 
scheint. Das  neue  Verfahren  Marmorek's  kann  schon  in  diesem  Stadium 
der  Krankheit  ein  sicheres  Zeichen  zur  richtigen  Diagnose  geben.  Die 
Methode,  die  in  Folge  ihrer  Eigenschaft,  in  jeder  Flüssigkeit  das  Vor- 
handensein der  Tuberkulosebacillen  durch  Tuberculininoculation  schon 
innerhalb  2 — 3 Stunden  bestimmt  nachzuweisen,  von  Marnorek  den 
Namen  „Reaction  precoce“  erhielt,  wird  folgendermaassen  ausgeführt: 
V*  Tropfen  des  vom  ersten,  zweiten  Tag  der  Meningitis  erlangten  Liquor 
cerebrospinalis  wird  dem  Kaninchen  unter  die  Haut  injicirt  (der  Liquor 
giebt  mit  physiologischer  Kochsalzlösung  eine  vollkommen  reine  und  durch- 
sichtige Emulsion).  30  Minuten  nach  der  Injektion  führen  wir  durch  das 
mit  einem  feinen  Trepanbohrer  gewonnenen  Lumen  ^„tel  Tropfen  Tuber- 
culin  in  das  Gehirn  des  Kaninchens.  Die  Temperatur  stieg  danach  rapid 
und  erreicht  in  2 — 4 Stunden  das  Maximum,  welches  wenigstens  2 °,  aber 
grösstenteils  2,2—  2,7°  Steigerung  im  Vergleich  zur  Temperatur  vor  dem 
Versuche  beträgt.  Das  in  das  Gehirn  des  Controlltieres  injicirte  Tuberculin 
von  derselben  Menge  bewirkt  bloss  eine  0,8—1,^°  betragende  Temperatur- 
steigerung. Die  Temperaturdifferenz  der  geimpften  beiden  Tiere  schwankt 
demnach  zwischen  0.4  und  1 diese  Differenz  ist  das  bestimmteste  Zeichen 
der  Meningitistuberkulose,  da  es  die  tuberculöse  Natur  der  unter- 
suchten Flüssigkeit  bestimmt  feststellt;  mit  demselben  Verfahren  — durch 
Tuberculininjektion  — können  in  jeder  Flüssigkeit  die  Tuberkelbacillen 
nachgewiesen  werden,  wo  die  mikroskopische  Untersuchung  — in  Folge  der 
geringen  Menge  der  Bacillen  — im  Stich  lässt.  Der  praktische  Wert  dieser 
Frühdiagnose  liegt  darin,  dass  im  Anfangsstadium  die  Meningitistuberkulose 
mit  Marmorek's  Serum  zu  heilen  ist,  hingegen  bisher  eine  zielbewusste 
Behandlung  unmöglich  war,  da  weder  die  chirurgische  (Bergmann  sebe 
Trepanation,  Quinckes  Lumbalpnuktion)  noch  eine  medikämentöse  The- 


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so 


H K1I  »KNHKI V..  — V.  C'ttlKtiKRN. 


No.  5. 


rapie  *um  Ziel  führte,  eben  deshalb  war  auch  die  frühere  oder  spätere 
Diagnose  für  den  Patienten  irrelevant. 

Mit  vier  auf  Tuberkulose  verdächtigen  Flüssigkeiten  stellte  Verf.  Ver- 
suche an,  um  den  Wert  der  Heaction  zu  prüfen;  mikroskopisch  waren  in 
keiner  Flüssigkeit  die  Bacillen  nachweisbar.  Durch  Injektion  der  be- 
züglichen Flüssigkeit  (einmal  Fiter  aus  einem  tuberkulösen  Gelenk,  das 
andere  Mal  Urin,  das  dritte  Mai  Sputum,  das  vierte  Mal  Milch)  bei  Kaninchen, 
die  zugleich  auch  Tuberculininjection  (von  */80  Tropfen)  bekamen,  konnte 
dem  Controlltier  gegenüber,  das  bloss  mit  '/ho  Tropfen  Tuberculin  inoculirt 
wurde,  jedes  Mal  eine  Teruperaturdiffereuz  von  0,8 — 1,2°  nachgewiesen 
werden.  Diese  Untersuchungen  eignen  sich  auch  zur  Feststellung  der  In- 
fektion der  Kuhmilch.  J.  Hönig. 


lleidenheim,  Ein  Fall  von  Skorbut  und  Diabetes  mellitus.  Deutsche  med. 

Wochenscbr.  1904,  No.  22. 

Der  in  mehrfacher  Hinsicht  interessante  Fall  betrifft  einen  67jährigen 
Förster,  der  ohne  jede  nachweisbare  Ursache  an  schwerem  Skorbut  er- 
krankte; gleichzeitig  wurde  angeblich  0‘/z  pCt.  Zucker  gefunden.  Trotz 
Anwendung  der  üblichen  Mittel,  u.  A.  auch  Bierhefe,  nahm  der  Skorbut 
immer  mehr  zu,  dem  Kranken  tropfte  fortwährend  braunes,  faulendes  Blut 
aus  den  Mundwinkeln,  er  verbreitete  einen  ganz  entsetzlichen  Foetor,  war 
nicht  mehr  ira  Stande,  genügend  Nahrung  aufznnehmcn  und  schien  ver- 
loren. H.  machte  noch  einen  Versuch  mit  Formalin,  2—3  Theelöffel  auf 
eine  Flasche  Wasser,  womit  stündlich  die  Mundhöhle  energisch  ausgespült 
wurde.  Der  Erfolg  war  ein  überraschender:  Blutungen  und  Foetor  Hessen 
nach  und  hörten  sehr  bald  auf,  der  Pat.  konnte  wieder  Nahrung  zu  sich 
nehmen  nnd  erholte  sich  verbälnismässig  schnell.  Sehr  auffallend  war, 
dass  nach  dein  Formalingebrauch  der  Urin  zuckerfrei  wurde  und  ohne  Inne- 
halten einer  Diät  auch  zunächst  zuckerfrei  blieb.  Nach  mehreren  Monaten 
bekam  Pat.  wieder  leichten  Foetor  ex  ore,  Empfindlichkeit  und  Schwellung 
des  Zahnfleischs  und  gleichzeitig  wieder  1 3/4  pCt.  Zucker.  Nach  Formalin- 
spülungen  verschwand  die  Mundaffektion  und  der  Zucker  im  Urin.  Wahr- 
scheinlich war  der  Skorbut  das  primäre,  der  Diabetes  ein  secundärer;  da- 
her das  Verschwinden  des  letzteren  nach  Heilung  des  Skorbuts. 

K.  Kronthal. 

V.  l'riegern,  Zur  Behandlung  einseitiger  Thoraxschrumpfungen.  Berl. 

klin.  Wochenschr.  1904,  No.  29. 

Einseitige  Thoraxschrumpfungen,  wie  sie  nacii  Pleuritiden  u.  dergl. 
entstehen,  können  nur  dadurch  zum  Schwinden  gebracht  werden,  dass  die 
afficirte  Seite  zum  energischen  Tiefatmen  angehalten  wird.  Am  besten 
zwingt  man  die  Patienten  dazu,  indem  man  die  Athembewegungen  der  ge- 
sunden Seite  möglichst  einschränkt.  Verf.  hat  nun  einen  mit  geringen 
Hülfsmitteln  herzustellenden  Apparat  construirt,  durch  den  eine  Thorax- 
hälfte comprimirt  und  so  in  ihren  Atmungsexcursionen  beschränkt  wird. 
Im  wesentlichen  handelt  es  sich  um  einen  von  der  gesunden  Schulter  zur 
Hüfte  der  kranken  Seite  gehenden  starken  Gurt,  an  dem  Quergurte  be- 


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No.  5 


«1 


Va». 

festigt  sind.  Die  Kinzelheiten  des  einfachen  Apparats  sind  ans  den  dem 
Original  beigefügten  Abbildungen  leicht  zu  ersehen.  K.  Kranthal. 


B.  Vas,  Der  Diabetes  im  Verhältnis  zu  den  Albuminurieen  bezw.  Nieren- 
krankheiten.  Wien.  klin.  Wocbenschr.  1004,  No.  30. 

Die  Frage,  wie  oft  Albuminurie  bei  Diabetes  vorkommt,  ist  von  ver- 
schiedenen Autoren  sehr  verschieden  beantwortet  worden.  V.  fand  bei 
1821  Diabetesfällen,  die  er  innerhalb  sieben  Jahren  untersuchte,  nicht 
weniger  als  1407  Mal  Albuminurie,  entsprechend  77,3  pCt.,  also  mehr,  als 
in  3/4  aller  Fälle;  diese  Zahl  stimmt  ungefähr  mit  der  von  Kublz  ge- 
fundenen überein.  Von  den  zucker-  und  ciweisshaltigen  Harnen  zeigten 
nur  19,5  pCt.  Nierenelemente  im  Sediment.  Die  Menge  des  Zuckers  ent- 
spricht durchaus  nicht  immer  der  Menge  des  Eiweisses;  auch  zwischen  der 
Grösse  der  Zuckerausscheidung  und  der  Häufigkeit  der  Cylindrurie  liess 
sich  kein  einfacher  Zusammenhang  constatiren.  — Die  beim  Diabetes  auf- 
tretenden Albuminurieen  lassen  sich  im  Allgemeinen  in  zwei  Kategorien 
einteilen,  nämlich  in  solche,  die  mit  dem  Diabetes  als  Grundleiden  iu 
direktem  Zusammenhang  stehen  und  die  bloss  Symptome  einer  anderen 
organischen  Krankheit  sind.  Zu  der  letzteren  Gruppe  würden  zu  zählen 
sein  die  Albuminurieen,  wie  sie  bei  Entzündungen  der  Blase,  des  Nieren- 
beckens, bei  Pyelonephritis,  bei  Infektionskrankheiten,  bei  Gicht,  bei 
Arteriosklerose  u.  a.  m.  Vorkommen;  hierher  gehörtauch  die  agonale  Albu- 
minurie der  Diabetiker.  Von  den  mit  dem  Diabetes  im  Zusammenhang 
stehenden  Albuminurieen  kann  man  drei  Gruppen  unterscheiden:  1.  Albu- 
minurieen, die  weder  klinisch  noch  morphologisch  durch  den  Harnbefund 
auf  eine  strukturelle  Veränderung  der  Nieren  hindeuten.  Sie  treten  meistens 
bei  Patienten  mit  älterer  Glykosurie  und  zwar  gewöhnlich  in  nur  ganz  ge- 
ringem Grade  auf  und  verschwinden  oder  kehren  wieder,  je  nachdem  der 
Zuckergehalt  geringer  oder  grösser  wird.  2.  Albuminurieen  mit  grösserm 
Eiweissgehalt  und  mit  Niereneleraenten,  die  die  strukturelle  Veränderung 
der  Nieren  anzeigen,  jedoch  ohne  klinische  Nierensymptome.  Sie  gesellen 
sich  gewöhnlich  zu  solchen  Diabetesfälleu,  welche  schon  längere  Zeit 
stärkere  Glycosurie  aufweisen.  Im  Sediment  findet  man  hyaline  und  körnige 
Cylinder,  oft  in  grosser  Anzahl;  klinische  Symptome  sieht  man  weder  von 
Seiten  des  Herzens  noch  der  Nieren.  3.  Albuminurieen  mit  sowohl 
klinischen  als  auch  morphologischen  Anzeichen  einer  bestehenden  Nieren- 
entzündung. Hier  handelt  es  sich  um  eine  schwere  Gomplikation  des 
Diabetes;  das  Bild  des  letzteren  tritt  gegenüber  der  Nephritis  immer 
mehr  zurück.  Die  Frage,  weshalb  in  diesen  Fällen  die  Glykosurie 
häufig  geringer  wird  oder  sogar  aufbört,  bat  bisher  noch  keine  ein- 
wandsfreie Lösung  gefunden.  Es  scheint,  dass  der  Blutzuckergehalt 
nicht  entsprechend  der  verminderten  Zuckerausscheidung  sinkt,  dass  viel- 
mehr der  Zuckergehalt  des  Blutes  häufig  beträchtlicher  erhöht  ist. 

K.  Kronthal. 


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82 


Pfakiimsb.  Jacoby.  — DoBHHKLIB. 


No.  5. 


1)  1’.  I’faehler,  Kasuistischer  Beitrag  zur  Chologenbehandlung.  Corresp.- 
Bl.  f.  Scbw.  Aerzte  1904,  No.  3. 

2)  lt.  Jacoby,  Meine  Erfahrungen  mit  Chologen  (Glaser)  bei  Gallenstein- 
erkrankuugen.  Fortschr.  d.  Med.  1904,  No.  14. 

1)  P.  wandte  in  einem  ihm  geeignet  erscheinenden  Falle  die  von 
Glaser  eingeführtc  Methode  der  Gallensteinbehandlung  mit  Chnlogen  an, 
um  den  Wert  oder  Unwert  dieses  Mittels  festzustellen.  Es  handelte  sich 
um  eine  27jährige  Patientin  mit  krampfartigen  Schmerzen  in  der  Magen- 
Lebergegend,  die  meist  von  Erbrechen  begleitet  waren.  Die  Intensität 
dieser  Schmerzanfälle  war  meist  so  gross,  dass  sie  nur  durch  Morphium- 
injektionen gemässigt  werden  konnte.  Da  auch  eine  durch  2 Monate  ge- 
wissenhaft fortgesetzte  Ohologenkur  keiuerlei  Linderung  brachte,  vielmehr 
die  Anfälle  fast  jeden  3. — 4.  Tag  auftraten,  dräugte  die  Patientin  zur 
Operation.  Diese  ergab  eine  normal  grosse,  mässig  gefüllte  Gallenblase 
ohne  jedwede  Adhäsion.  In  ihr  fühlte  man  deutlich  einen  haselnussgrossen 
Stein.  Bei  der  Incision  der  Gallenblase  entleerte  sieb  klare,  normale 
Galle.  Der  Cysticus  und  Choledochus  erwiesen  sich  frei.  Es  wurde  in 
der  üblichen  Weise  eine  Gallenfistel  angelegt  und  die  Patientin  wurde  nach 
4 Wochen  mit  völlig  geschlossener  Wunde  gesund  entlassen.  Sie  blieb  seit 
jener  Zeit  vollkommen  frei  von  allen  Beschwerden. 

Man  hätte  annehmen  sollen,  dass  in  diesem  Falle,  wo  es  sich  um 
einen  Solitärstein  bei  Fehlen  jeder  entzündlichen  Adhäsion  und  bei  Durch- 
gängigkeit der  Gallenwege  handelte,  die  günstigsten  Bedingungen  für  den 
behaupteten  auflösenden  Einfluss  des  Chologen  gegeben  sein  müssten.  Da 
aber  auch  hier  das  Mittel  vollständig  versagte,  so  kann  von  einer 
heilenden  Wirkung  des  Chologens  wohl  kaum  mehr  die  Rede  sein. 

2)  J.  hat  mit  dem  Chologen  (Glaser)  bei  Gallensteinerkraukungen  gute 
Erfolge  gesehen.  Für  ihn  giebt  es  keine  Contraindikation  bei  der  An- 
wendung des  genannten  Mittels.  Allerdings  muss  man  wie  überall,  will 
man  anders  günstige  Resultate  erzielen,  streng  individualisiren  und  event. 
die  Dosis  vergrössern  oder  ihre  Anwenduugsweise  abändern.  J.  will  den 
Eindruck  gewonnen  haben,  dass  dem  Chologen  unter  den  bisherigen  Mitteln 
gegen  Gallensteinerkrankungen  eine  hervorragende  Rolle  zukomme. 

Carl  Rosentbal. 

Doebbelin,  Ein  Fall  von  Darmruptur  und  Lungenabscess.  Dtsch.  militär- 
ärztl.  Zeitschr.  1903,  H.  8. 

Bei  dem  Falle  von  Darmruptur,  der  einen  22jährigen  Husaren  betraf, 
der  gestürzt  war  und  einen  Huftritt  gegen  den  Bauch  erhalten  hatte,  ist 
von  besonderem  Interesse  das  Auftreten  eines  Lungenabscesses  während  der 
Heilungsperiode  nach  erfolgter  Darmresektion.  Die  Entstehung  der  Ca- 
tarrhalpneuroonie,  die  endlich  zur  Bildung  eines  Abscesses  in  der  Lunge 
führte,  war  auf  zwei  Ursachen  zurückzuführen,  erstens  auf  die  Aether- 
narkose,  unter  der  die  Laparotomie  vorgenommen  worden  war  und  zweitens 
auf  eine  Contusion  des  Brustkastens,  die  der  Mann  bei  seinem  Unfall  er- 
litten hatte.  Der  Lungenabscess  wurde  durch  Resektion  der  9.  und 
10.  Rippe  zugänglich  gemacht,  entleert  und  tamponirt.  Trotzdem  kam  cs 
zu  einer  jauchigen  Phlegmone  in  der  Umgebung  der  Wunde  und  rechts 


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No.  ft. 


Bonn.  — Kachki.. 


83 


neben  der  Lendenwirbelsäule.  An  letztgenannter  Stelle  musste  späterhin 
die  Phlegmone  breit  incidirt  und  drainirt  werden.  Nach  diesen  beiden 
Eingriffen  fing  der  Kranke  endlich  an,  sich  zu  erholen.  — Drei  Monate 
nach  dem  Unfall  waren  die  Wunden  vernarbt  und  der  Auswurf,  der  bis 
dahin  reichlich  und  missfarben  gewesen  war,  verschwunden.  Seit  dieser 
Zeit  verlief  die  Reconvalescenz  ohne  Störung.  Trotz  der  schweren  Ver- 
letzung und  der  gefährlichen  (Komplikationen  ist  der  Kranke  zur  Zeit  völlig 
gesund.  Die  Bauchschnittnurbc  ist  durchweg  fest,  trotz  des  während  der 
Heilungsdauer  bestehenden  schweren  Hustens.  Die  beiden  subperiostal  re- 
secirten  Rippen  sind  bereits  wieder  ergänzt.  Ueber  der  rechten  Lunge  hört 
man  überall  reines  Vesiculäratmen,  welches  nur  unterhalb  der  Rippen- 
resektionsnarbe etwas  schwächer  ist  als  linkerseits  an  der  entsprechenden 
Stelle.  Abgesehen  von  hin  und  wieder  auftretenden  ziehenden  Schmerzen 
im  Leibe  fühlt  der  Patient  sich  völlig  wohl.  Carl  Rosen thal. 


A.  Ilorri,  Ueber  Magengeschwüre  im  (Klimakterium.  Zentralbl.  f.  innere 
Med.  1904,  No.  27. 

B.  kommt  auf  Grund  einer  Reihe  von  Beobachtungen  zu  der  Ueber- 
zeugung.  dass  das  Auftreten  von  Ulcus  ventriculi  rotundum  im  Climakterium 
nicht  zu  den  Seltenheiten  gehört.  Es  ergiebt  sich  aus  dieser  Beobachtung, 
dass,  da  das  Auftreten  des  Magengeschwüres  in  der  Menopause  zweifellos 
im  Zusammenhänge  mit  den  eigentümlichen  climakterischen  Oirkulations- 
störungen  steht,  die  mangelhafte  oder  auch  gestörte  Blutcirculation  zwar 
nicht  das  einzige,  immerhin  aber  doch  ein  äusserst  wichtiges,  ätiologisches 
Moment  för  die  Entstehung  des  Magengeschwüres  darstellt,  wie  dies  ja 
auch  Rud.  Virchow  s.  Zt.  behauptet  hat.  Das  Gesagte  ist  um  so  erklär- 
licher, als  ja  bekanntlich  zwischen  Magen  und  Gebärmutter  ein  inniger  Zu- 
sammenhang besteht.  So  hat  beispielsweise  Kuttner  nachgcwiescn,  dass 
abhängig  von  Reizungen  der  Gebärmutter  Blutstauungen  in  der  Magen- 
schleimhaut entstehen  können.  Besonders  ist  dies  dann  der  Fall,  wenn 
die  Magenschleimhaut  pathologisch  verändert  ist,  mithin  einen  locus  minoris 
resistentiae  darstellt.  Auch  die  Tatsache,  dass  zur  Zeit  der  Menopause 
Haeraorrhodialbeschwerden  sich  zu  steigern  pflegen,  Leber  und  Milz  an- 
schwellen, lässt  sich  für  die  Richtigkeit  der  Behauptung  eines  Zusammen- 
hanges zwischen  Uterus  und  den  Verdauungsorganen  etc.  verwerten. 

Carl  Rosenthal. 


Kachel,  Ueber  die  Anwendung  des  „Purgatin“  als  Abführmittel  bei  Wöch- 
nerinnen. Therap.  Monatshefte  1903,  H.  8. 

Das  Purgatin,  von  vielen  Leuten  als  mildes  Abführmittes  anerkannt, 
wurde  an  80  fast  durchweg  gesunden  Wöchnerinnen  statt  des  sonst  ge- 
bräuchlichen Ricinusöles  angewendet.  Man  gab  es  am  dritten  Tage  nach 
der  Entbindung,  zuweilen  etwas  später,  Morgens  auf  nüchternem  Magen 
das  Mittel  in  Dosen  von  l'/2 — 2 g.  Da  es  vollkommen  geschmack-  und 
geruchlos  ist,  wurde  es  leicht  und  gern  genommen.  Nur  in  einem  Falle, 
der  eine  sehr  empfindsame,  an  Nephritis  gravidarum  leidende  Frau  betraf, 
wurde  über  Leibschmerzen  geklagt,  ln  zwei  weiteren  Fällen  beschwerten 


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84 


Rotch.  — Mobkb. 


No.  5 


sicli  Patientinnen  über  Schmerzen  bei  der  Defaecation.  Im  Uebrigen  war 
die  Wirkung  stets  eine  milde  und  beschwerdefreie  und  erfolgte  im  Durch- 
schnitt nach  7 bis  8 Stunden.  Mehrfach  trat  die  Wirkung  erst  nach  11  bis 
16  Stunden  ein.  ln  zwei  Fallen  endlich  versagte  das  Mittel  vollkommen. 
Die  Form  des  erfolgten  Stuhles  war  etwa  in  einem  Drittel  der  Fälle  weich 
und  breiig,  im  Uebrigen  teils  fest,  teils  von  ungleicher  Consistenz.  Der 
in  dem  Mittel  enthaltene  Farbstoff  färbte  Stuhl  und  Urin,  in  welch  letzterem 
jedoch  weitere  Abnormitäten  nicht  gefunden  wurden.  Die  Säuglinge  wurden 
in  keinem  Falle  von  dem  Mittel  irgendwie  beeinflusst.  Es  empfiehlt  sich 
daher  das  Purgatin  als  ein  mildes  Abführmittel  bei  Wöchnerinnen. 

Carl  Rosenthal. 

Th.  M.  Roteli,  Infantile  Scorbutus.  The  Med.  News  1903,  No.  11. 

Verf.  berichtet  über  2 Fälle  von  infantilem  Skorbut.  Im  ersten  Fall 
bestand  eine  beträchtliche  Schwellung  des  Unterschenkels;  die  Diagnose  war 
auf  Osteomyelitis  gestellt  und  mehrfache  chirurgische  Eingriffe  ausgeführt 
worden.  Im  zweiten  Fall  bestand  eine  Schwellung  beider  Oberschenkel 
ohne  sonstige  Zeichen  von  infantilem  Skorbut  und  die  Diagnose  war  auf 
Osteosarcom  gestellt.  Zur  Unterscheidung  dieser  Knochenkrankheiten,  also 
der  Osteomyelitis  und  des  Osteosarkoms  von  den  subperiostalen  Hämorrhagien 
des  infantilen  Skorbuts  empfiehlt  Yerf.,  in  allen  zweifelhaften  Fällen  die 
Röntgenstrahlen  anzu wenden.  Stadthagen. 


I*.  Moser,  Die  Serumbehandlung  bei  Scharlach.  Wien.  med.  Wocbenschr. 

1903,  No.  44. 

Verf.  hat  unter  Leitung  von  Paltauf  ein  Scharlachstreptokokken- 
sernm  hergestellt,  das  durch  Immunisirung  von  Pferden  mit  Streptokokken 
aus  dem  Blute  verschiedener  Scharlachfälle  ohne  Tierpassage  — also  ab- 
weichend von  der  Methode  Marmorek’s  und  Aronson’s  — gewonnen 
war.  Von  diesem  Serum  wurden  in  der  Regel  200  cms  injicirt;  und  zwar 
wurde  die  ganze  Menge  des  Serums  an  einer  Stelle,  meist  der  Bauchhaut, 
eingespritzt.  Die  Injektion  wird  nur  einmal  während  der  Erkrankung  vor- 
genommen. Verf.  benutzt  zur  Injektion  eine  100  cm3  haltige  Duritstempel- 
spritze  oder  nach  Escherich’s  Vorschlag  den  Apparat  von  Dieulafoy,  wo- 
bei die  Verbindung  zwischen  Apparat  und  Serumflasche  durch  ein  Gumnii- 
drain  hergestellt  wird.  Bisher  sind  nur  die  schwersten  Fälle  der  Serum- 
behandlung unterzogen  worden.  Der  Erfolg  ist,  dass  die  hochfieberhafte 
Temperatur  nicht  selten  4—30  Stunden  nach  der  Injektion  rasch  absinkt 
bis  zu  3 Grad  und  darüber  ohne  erhebliche  Gollapserscheinungen.  Oft 
findet  innerhalb  der  ersten  30  Stunden  noch  eine  durch  wenige  Stunden 
anhaltende  mässige  Temperatursteigernng  statt,  der  dann  die  Entfieberung 
folgt.  Puls-  uud  Respirationsfrequenz  nehmen  entsprechend  der  Temperatur 
ab.  Nicht  immer  ist  diese  starke  Beeinflussung  der  Temperatur  zu  beob- 
achten, insbesondere  dort  nicht,  wo  die  Krankheit  schon  einige  Tage  be- 
steht, wo  Complikationen  hinzugetreten  sind  oder  das  angewandte  Serum 
nicht  hochwertig  ist.  Das  Exanthem  blasst  oft  schnell  ab  nach  der  In- 
jektion. Das  Allgemeinbefinden  und  insbesondere  die  Cerebralsymptome 


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No.  5. 


Grippitr. 


85 


zeigen  eine  auffällige  Besserung.  Erbrechen  und  Diarrhoen  schwinden. 
Die  nekrotischen  Schieiinhauterkrankungen  lassen  eine  auffallende  Heilungs- 
tendenz erkennen.  Ebenso  geht  Nephritis  rasch  in  Heilung  über.  Die 
dem  Serum  zugeschriebenen  Nebenwirkungen  (Exantheme,  Gelenk-  und 
Drüsensc.hwellung,  Durchfälle)  sind  in  Folge  der  injicirten  grossen  Mengen 
relativ  häufig,  schwinden  aber  ohne  Störung.  Ueber  138  injicirte  Fälle 
ist  früher  berichtet.  Von  48  neu  injicirten  sind  35  genesen,  13  gestorben, 
davon  4 am  ersten  Tage  nach  der  Einspritzung,  9 in  Folge  schwerer 
Compiikationen  (Diphtherie,  Tuberkulose,  Erysipel  etc.).  Stadthagen. 


J.  P.  Crozer  Griffith.  Typhoid  fever  in  infancy  and  childhood.  Med. 

News  1903,  S.  683. 

Für  das  Säuglings-  und  Kindesalter  kommt  als  besonders  wichtige 
Art  der  Ansteckung  mit  Typhus  die  Uebertragung  durch  Milch  in  Be- 
tracht. Congenitale  Typhen.  d.  h.  solche,  in  welchen  der  Bacillus  auf  den 
Fötus  durch  den  Placentarkreislauf  übertragen  war,  fand  Verf.  23  in  der 
gesammten  Literatur.  Doch  ist  die  Infektion  des  Kindes  vor  der  Geburt 
nicht  in  allen  diesen  Fällen  sichergestellt.  — Ueber  die  Häufigkeit  des 
Typhus  im  Alter  bis  zu  2 ,/2  Jahren  ist  man  jetzt  durch  die  Serumreaktion 
sicherer  als  früher  unterrichtet;  es  ist  der  Typhus  in  diesem  Alter  keine 
grosse  Seltenheit,  aber  er  ist  weit  seltener  als  im  späteren  Lebensalter. 
Im  Ganzen  hat  Verf.  162  Fälle  bei  Kindern  im  1.  Jahre  in  der  Literatur 
aufgefunden,  einschliesslich  18  eigene  Beobachtungen.  Der  Grund  der 
relativen  Seltenheit  ist,  dass  Säuglinge,  die  nur  Brustnahrung  oder  gekochte 
Milch  erhalten,  weniger  Gelegenheit  zur  Infektion  haben  als  ältere  Personen. 
Die  beiden  wichtigsten  Eigentümlichkeiten  des  Kindertyphus  sind  sein  wenig 
typischer  Beginn  und  Verlauf  und  das  Ueberwiegen  der  nervösen  Symptome 
über  die  intestinalen.  Insbesondere  wenig  charakteristisch  sind  die  Er- 
scheinungen, welche  der  Typhus  in  den  2 ersten  Lebensjahren  macht, 
während  das  Krankheitsbild  vom  9.  Jahre  ab  sich  immer  mehr  dem  des 
Erwachsenen  nähert.  Durchfälle  sind  im  ersten  Lebensalter  häufig,  im 
Alter  über  2'/2  Jahre  aber  selten.  Doch  kommen  in  manchen  Epidemien 
Diarrhoen  bei  ältern  Kindern  häufig  vor.  Leibscbmerz  ist  ein  häufiges 
Symptom,  Meteorismus  dagegen  selten.  Roseola  ist  häufig,  wird  nur  sehr 
oft  übersehen.  Die  Milz  ist  wahrscheinlich  immer  vergrössert.  Oefter 
leitet  ein  wildes  Delirium  den  Beginn  der  Krankheit  ein,  so  dass  Meningitis 
diagnosticirt  wird.  Die  Temperatur  steigt  im  Beginn  meist  rasch  und  fällt 
schneller  als  beim  Erwachsenen,  so  dass  das  Stadium  der  intermittirenden 
Temperaturen  sehr  abgekürzt  ist  oder  selbst  fehlt.  In  den  ersten  Lebens- 
jahren ist  die  Unterscheidung  zwischen  Enterocolitis  und  Typhus  oft  nur 
durch  die  Widal’sche  Reaktion  möglich.  In  der  späteren  Kindheit  ist  die 
Reaktion  ebenfalls  zur  Unterscheidung  von  Influenza  wichtig.  Freilich  er- 
scheint die  Reaktion  öfter  erst  spät,  so  in  einem  Falle  des  Verf.’s  am 
27.  Tage.  — Gestorben  sind  von  432  Fällen  des  Verf.’s  23  = 5,32  pCt. 
Dagegen  ist  die  Sterblichkeit  der  Kinder  unter  2*/2  Jahren  eine  sehr  hohe; 
von  18  eigenen  Fällen  verlor  Verf.  5 = 27,7  pCt.  und  bei  278  Fällen, 
welche  er  aus  der  Literatur  zusammengestellt  hat,  betrug  die  Mortalität 


y 

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86 


Fkiko.  Joachim  und  Kchi'jlwkit.  Sciiknk.  — Ai.dhich. 


No.  5. 


sogar  51  pCt.  — Mit  allen  kalten,  selbst  kühlen  hydrotherapeutischen  Pro- 
ceduren  sei  man  bei  Kindern  vorsichtig.  Auch  tempetirte  Bäder  werden 
oft  schlecht  vertragen,  selbst  von  älteren  Kindern.  Verf.  verwendet  laue 
Tauchbäder  von  95 — 100°  F.  Bisweilen  tut  auch  eine  Eisblase  auf  das 
Abdomen  gute  Dienste.  Stadthagen. 

1)  Fried,  Vorläufiges  Ergebnis  der  Röntgenbehandlung  zweier  Leukäiuikcr. 
Mönch,  med.  Wocheuschr.  1904,  No.  40. 

2)  Joachim  und  Kurpjuweit,  Heber  die  Behandlung  der  Leukämie  mit 
Röntgenstrahlen.  Deutsche  med.  Wochcnschr.  1904,  No.  49. 

3)  Schenk,  Ueber  die  Behandlung  der  Leukämie  durch  Röntgenstrahlen. 
Münch,  med.  Wocheuschr.  1904,  No.  48. 

1)  Aus  den  mitgeteilten  Tatsachen  geht  hervor,  dass  die  Symptome 
der  I^ukämie  unter  Röntgenbehandlung  gebessert  worden  sind.  Der  Rück- 
gang der  Zahlen  der  weissen  Blutkörperchen  bis  zur  Norm  oder  fast  bis 
zur  Norm,  die  Zunahme  der  roten  Blutkörperchen  und  des  Hämoglobin- 
gehalts, die  Verkleinerung  der  Milz  sind  besonders  in  dem  ersten  Fall 
ausgesprochen  deutlich,  aber  auch  in  dem  zweiten  beachtenswert;  im  Zu- 
sammenhang damit  trat  sichtliche  Hebung  des  subjektiven  Befindens  und  im 
ersten  Fall  auch  Erhöhung  des  Körpergewichts  ein.  Ob  der  Erfolg  dauernd 
oder  ob  durch  die  Röntgenbehandlung  nur  eine  Anbahnung  eines  Erfolges 
gegeben  ist,  ist  gleichgültig  für  die  Frage  der  Berechtigung  dieser  ßehand- 
lungsweise  in  initialen  Fällen. 

2)  Auch  die  Verff.  der  zweiten  Arbeit  constatirten,  dass  unter  dem 
Einfluss  der  Röntgenbehandlung  die  leukämische  BlutbeschafTenheit,  die 
leukämischen  Milztumoren  und  die  leukämischen  Drüsenschwellungen  zur 
Rückbildung  gebracht  worden  sind.  Diese  höchst  überraschende  Tatsache 
ist  um  so  bemerkenswerter,  als  man  nach  den  bisherigen  Erfahrungen  an- 
nehmen musste,  dass  die  leukämischen  Veränderungen  unabänderlich  seien 
und  unaufhaltsam  fortschreitend  zum  Tode  führen.  Eine  Rückbildung  der 
leukämischen  Blutbeschaffenheit  ist  bisher  nur  unter  dem  Einfluss  schwerer 
akuter  Infektionen  beobachtet  worden,  aber  es  handelte  sich  dabei  nicht 
um  einen  eigentlichen  Heilungsvorgang  (wie  bei  der  Röntgenbehandlung), 
sondern  um  eine  sozusagen  künstlich  erzeugte  polynukleäre  Leukocytosc, 
wodurch  allerdings  das  Blut  seinen  leukämischen  Charakter  verlor. 

3)  Wesentlich  anders  lauten  die  Erfahrungen  des  dritten  Autors.  In 

dem  beschriebenen  Falle  von  einer  Lymphocytenleukämie  wurde  durch 
fortgesetzte  Bestrahlungen  eine  Verkleinerung  der  Milz,  eine  Verminderung 
der  farblosen  Blutkörperchen  im  Blute  erreicht;  dagegen  nahm  die  Zahl 
der  roten  Blutkörperchen  ständig  ab,  ohne  dass  aller  Wahrscheinlichkeit 
nach  die  Bestrahlung  eine  Schuld  trifft;  der  Gesamratverlauf  der  Krank- 
heit wurde  durch  die  Bestrahlung  und  die  dadurch  bewirkte  Besserung 
einiger  Symptome  nicht  wesentlich  beeinflusst;  er  führte  — wie  gewöhn- 
lich — zum  Tode.  Schaefer. 

Aldrich,  Gompressed-air  illness,  or  caisson  disease.  Med.  News  1904, 
Nov.  20. 

Verf.  berichtet  über  50  Fälle  von  Caissonkrankheit,  die  bei  dem  Bau 


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No.  5. 


Dana.  — v.  Habklbkro. 


87 


eines  5 engl.  Meilen  langen  Tunnels  unter  dem  Erie-See  zur  Beobachtung 
kamen.  Sie  variirten  in  ihrer  Stärke  von  vorübergehenden  Anfällen  von 
Kopfschmerz  oder  Schwindel  bis  zu  heftigen  Krämpfen,  rapid  verlaufendem 
Coma  und  Tod.  4 Fälle  boten  das  Bild  der  Hemiplegie,  bei  16  traten 
Paraplegien  auf,  bei  2 Monoplegien,  bei  9 .standen  heftige  Kopfschmerzen 
im  Vordergrund.  Schmerzen  in  den  grossen  Gelenken  und  im  Bauche 
waren  bei  dem  Ausschleusen  so  gewöhnlich,  dass  die  Arbeiter  nicht  mehr 
darauf  achteten.  Besonders  die  paralytischen  Fälle  waren  mit  paralyti- 
scher Orinretention  verbunden.  Diese  Symptome  treten  sofort  oder  wenige 
Stunden  nach  der  Rückkehr  zum  Atmosphärendruck  auf;  in  den  neuralgi- 
schen Fällen  tritt  nach  12  Stunden,  spätestens  6 Tagen  Heilung  ein,  von 
den  paralytischen  erholen  sich  einige  schnell,  andere  gehen  nach  langem 
Krankenlager  an  Erschöpfung  zu  Grunde. 

Prädisposition  für  den  Eintritt  der  Krankheit  schaffen  Fettleibigkeit 
und  Alkoholismus,  auch  das  Betreten  der  Caissons  mit  vollem  Magen. 
Direkt  hervorrufend  wirken:  1.  zu  schnelles  Ansteigen  des  Druckes,  2.  die 
zu  lange  Aufenthaltsdauer  unter  erhöhtem  Druck,  3.  zu  schnelles  Aus- 
schleusen, 4.  ungenügendes  Zeitintervall  zwischen  dem  Verlassen  der  com- 
primirten  Luft  und  dem  Wiederhineingehen,  6.  Mangel  genügender  Venti- 
lation der  unter  Druck  stehenden  Räume,  G.  Ausgesetztsein  einer  dumpfigen, 
kalten  Luft  nach  Verlassen  der  Schleuse,  7.  aktive  Muskelbewegung  nach 
dem  Ausschleusen. 

Ziemlich  ungefährdet  können  die  Leute  arbeiten:  8 Stunden  unter 
einem  Druck  von  16—20  Pfund,  unter  20—30  Pfund  Druck  ß Stunden  in 
zwei  Schichten  von  je  3 Stunden,  unter  30  Pfund  Druck  2 Stunden  in 
2 einstündigen  Schichten,  unter  40 — 49  Pfund  in  2 Schichten  von  je 
40  Minuten.  Alkan. 

Ch.  L.  Dana,  A case  of  so-called  spondylosis  rhizomelia  (rheumatoid 
arthritisj  with  autopsy.  The  transactions  of  the  association  of  americ. 
physic.  1902. 

Ein  35jähriger  Mann,  der  früher  an  einer  Paraplegie  gelitten  hatte, 
erkrankte  zunächst  an  einer  Arthritis  deforrnans  erst  des  linken  Knie- 
gelenks, dann  auch  des  rechten  und  beider  Hüftgelenke.  Dann  entwickelte 
sich  eine  Steifigkeit  und  Schmerzhaftigkeit  der  Wirbelsäule.  Die  Hüft- 
muskeln  waren  spastisch  gespannt,  die  Sehnenreflexe  sehr  gesteigert,  bis 
zur  Andeutung  von  Fussclonus.  Die  Sektion  erwies  eine  Arthritis  deforrnans 
der  betroffenen  Gelenke  und  eine  Unversehrtheit  des  Rückenmarks,  wie 
der  Häute  und  Wurzeln.  S.  Kalischer. 


v.  Haselberg,  Augenuntersuchungen  bei  Basisfrakturen.  Charitd-Anualen. 

27.  Jahrg. 

v.  H.  weist  auf  die  Notwendigkeit  der  AugenuDtersuchung  bei  Basis- 
frakturen hin.  Als  Späterscheiuungen  durch  Callusbildung  kann  gelegent- 
lich eine  Opticusatrophie  zu  stände  kommen,  auch  bei  kleineren  Fissuren 
der  Basis.  In  dem  von  v.  H.  beobachteten  Falle  traten  erst  einige  Wochen 
nach  der  Basisfraktur  mit  Kopfschmerz  und  Schwindelgefiibl  eine  Ver- 


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Hhas<  ii  — Fuchs.  No.  5 

schlecbterung  des  Sehens  rechts  eiu  mit  ceutralem  Fnrbetiscotom,  Ein- 
engung des  Gesichtsfeldes,  Hemeralopie  etc.  Simulation  war  ausgeschlossen. 
Ein  Bluterguss  in  die  Sehnervenscheiden  oder  spätere  Gallusbildung  mit 
peripherischer  Compression  des  Opticus  musste  als  Ursache  angesehen 
werden.  Unter  40  Fällen  von  Basisfraktur  wurde  viermal  Stauungspapille 
und  zweimal  mit  günstigem  Ausgang  beobachtet.  Mehrmals  konnten  Re- 
siduen von  Blutungen  in  die  Sehnervenscheiden  (Pigmentbildung)  etc.  beob- 
achtet werdet).  Vorübergehende  Augenmuskellähraungen  sind  nicht  selten 
auf  Blutergüsse  mit  Nervencompression  in  der  Orbita  oder  Schädelbasis 
zurückzuführen.  Mehrere  Male  ist  eine  isolirte  Trochlearislähmung  fest- 
gestellt (4  mal).  In  20  von  den  40  Fällen  von  Basisfraktur  war  der 
Augenbefund  in  jeder  Beziehung  negativ.  S.  Kalischer. 


M.  Brasch,  Ueber  eine  besondere  Form  der  familiären  neurotischen 

Muskelatrophie  (DfiJERiNE  Sotta's).  Deutsche  Zeitschr.  f.  Nervenheilk. 

26.  Bd.  (3). 

In  einer  Familie  war  im  Laufe  von  drei  Generationen  Klumpfuss  vor- 
gekommen und  zwar  in  der  ersten  isolirt,  in  der  zweiten  und  dritten  je 
einmal  mit  einem  complicirten  Krankheitsbild,  das  sich  bei  Vater  und 
Sohn  etwa  im  13.  Lebensjahre  entwickelte  mit  einer  Schwäche  der  Beine 
und  Klumpfussstellung;  um  das  40.  Lebensjahr  traten  hinzu  eine  Schwäche 
in  Armen  und  Händen  mit  schnell  fortschreitendem  Muskelschwund  nach 
dem  Typus  Aran-Duchbnne.  Es  bestanden  ferner  fibrilläre  Muskel- 
zuckungen, geringe  Sensibilitätsstörungen  an  den  Endteilen  der  Extremi- 
täten, Fehlen  der  Sehnenreflexe,  quantitative  Herabsetzung  der  elektrischen 
Erregbarkeit  auch  in  den  nicht  gelähmten  Muskeln.  — Schmerzen  und 
Sphinkterenstürungen  waren  nicht  vorhanden.  Während  dies  Bild  au  die 
progressive  neurotische  Muskelatrophie  HoffmaNN’s  erinnert,  deuteten  noch 
weitere  Symptome,  wie  Miosis,  Pupillenstarre,  Ataxie,  Romberg’sches  Phä- 
nomen auf  die  Uebereinstimmung  hin  mit  einem  Krankheitsbilde,  das 
D&jbrine  und  Sotta  1893  bei  zwei  Geschwistern  als  eine  Abart  der  pro- 
gressiven neurotischen  Muskelatrophie  beschrieben.  Nur  lagen  dort  noch 
Erscheinungen  vor,  die  hier  fehlten,  wie  objektive  Sensibilitätsstürungen, 
lancinirende  Schmerzen  und  Nystagmus.  Eine  Hypertrophie  der  peripheren 
Nerven,  die  in  jenen  Fällen  sehr  auffallend  war,  konnte  hier  nicht  sicher 
erwiesen  werden,  oder  war  nur  andeutungsweise  zu  palpiren.  — Der  Verf. 
geht  sodann  auf  die  Fälle  ein,  die  klinisch  dem  oben  beschriebenen  irgend 
wie  ähneln  und  einen  anatomischen  Befund  ergeben.  Doch  wie  das  klinische 
Bild  aller  dieser  Fälle  Abweichungen  zeigt,  so  ist  es  auch  mit  dem  ana- 
tomischen, das  nicht  einheitlich  ist.  S.  Kalischer. 


A.  Fuchs,  Zur  Frühdiagnose  der  Hypophysistumoren.  Wiener  klin.  Wochen- 
schrift 1903,  No.  C. 

Bei  einem  30jährigen  Manne  bestanden  seit  ca.  4 Jahren  Hinterkopf- 
schmerz und  zeitweiliges  Erbrechen,  ferner  auffällige  Gewichtszunahme 
(Adipositas),  Durstanfälle  und  seit  4 Monaten  Sehschwache.  Besonders 


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No.  5.  Flataij.  Cohn.  89 

im  Nacken.  Brust,  Unterbaucli  und  Hüfte  fanden  sieb  grosse  Fettansamm- 
lungen  Es  bestand  Pupillendifferenz  und  bitemporale  Hemianopsie;  es 
nahm  besonders  am  rechten  Auge  die  Sehschwäche  schnell  zu.  Zeichen 
von  Akromegalie  fehlten.  Das  Radiogramm  zeigte  eine  deutliche  Er- 
weiterung und  Vergrösserung  der  Sattelgrube  am  Schädel,  ein  Befund,  der 
auch  von  anderen  bei  Hypophysistumoren  erhoben  ist  (OPPENHEIM,  STERN- 
BERO)  Auch  die  auffallende  Fettsucht  konnte  durch  eine  Hypophysis- 
läsion eine  Erklärung  finden.  Die  Schilddrüse  war  vorhanden  und  palpabel. 
F.  weist  darauf  hin,  dass  das  Radiogramm  sehr  wohl  seinen  Beitrag  zur 
Frühdiagnose  der  Hypophysistnmoren  liefern  könne,  für  die  in  erster  Reibe 
die  bitemporale  Hemianopsie  charakteristisch  ist.  S.  Kalischer. 


1)  G.  Flatau,  (kasuistische  Beiträge  zur  Kenntnis  der  „Tabes  incipiens“. 
Berl.  klin.  Wochenschr,  1903,  No.  5. 

2)  P.  Polin,  Zur  Behauptung  der  Quecksilberätiologie  der  Tabes.  Ein 
statistischer  Beitrag.  Ebenda.  No.  10. 

1)  F.  betont  die  Schwierigkeiten  in  der  Erkennung  der  Tabes  incipiens. 
Der  Wert  eines  einzelnen,  wenn  auch  cardinalen  Symptoms,  ist  gering  zu 
veranschlagen,  viel  häufiger  leitet  die  Gruppirung  gewisser  Symptome  zur 
Erkennung  der  beginnenden  Erkrankung.  Zwei  objektive  Symptome  zu- 
sammen mit  charakteristischen  subjektiven  Zeichen  bieten  schon  einen  ge- 
wissen Anhalt  für  die  Diagnose.  Umschriebene  Analgesien,  wenn  sie  sich 
als  ronstant  erweisen,  sind  pathognomonisch  wichtig.  Den  Angaben  anderer 
Autoren,  dass  das  Achilles-Phänomen  bei  Tabes  früher  als  der  Kniereflex 
ni  schwinden  scheine,  pflichtet  der  Verf.  bei.  Indessen  weist  er  darauf 
hin.  dass  er  in  zwei  von  100  untersuchten  Fällen  den  Achillesreflex  doppel- 
seitig und  in  zwei  anderen  einseitig  nicht  hervorrufen  konnte,  ohne  dass 
eine  Ursache  dafür  auffindbar  war. 

2)  Die  Krankengeschichten  von  87  männlichen  und  31  weiblichen 
Tabischen  aus  der  Mendel'schen  Poliklinik  liegen  der  Arbeit  zu  Grunde. 
F,s  ergab  sich,  dass  unter  80  männlichen  Tabikern  01  (fast 2  3/4)  früher  ein 
venerisches  Ulcus  gehabt  hatten,  und  dass  unter  diesen  Ulcera  35  mit  Be 
stimmtheit  als  syphilitisch,  21  als  weiche  Schanker  bezeichnet  wurden. 
Bei  5 blieb  die  Qualität  unsicher. 

Von  86  Tabikern  haben  überhaupt  nur  23  jemals  Quecksilberkuren 
gemacht.  Für  die  übrigen  — 3/4  der  Gesanimtzah!  — ist  also  der  Zu- 
sammenhang zwischen  ihrer  Erkrankung  und  Quecksilber  ausgeschlossen. 
Von  jenen  23  bekamen  0 verschwindend  geringe  Mengen  Hg  — sie  scheiden 
aus.  Aber  auch  von  den  übrigen  17  war  keiner  mit  einer  sogen,  inter- 
mittirenden  Kur  Jahre  hindurch  behandelt  worden.  Unter  den  Frauen 
(31)  hatten  8 sicher,  2 wahrscheinlich  früher  Syphilis.  Nur  5 waren  mit 
Hg  behandelt  worden.  Aus  diesen  Zusammenstellungen  ergiebt  sich  nicht 
die  Wahrscheinlichkeit,  dass  das  Quecksilber  ätiologisch  etwas  mit  der 
Tabes  zu  tun  hat.  M.  Brasch. 


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‘•0 


Haknki.. 


Taübbrt.  — Jacob. 


VoLHARD. 


No.  5. 


H.  Haenel,  Zur  Pathogenese  der  amyotrophischen  Lateralsklerose.  Arch. 
f.  Psych.  87.  Bd.,  1.  H. 

Es  handelt  sicli  um  einen  typischen  Fall  von  amyotrophischer  I.ateral- 
sklerose  bei  einer  45  Jahre  alten  Frau  mit  bulbärem  Beginn  und  vor- 
wiegend halbseitiger  Entwickelung  des  Krankheitsbildes  und  psychischen 
Störungen  I/2  Jahr  vor  dem  Tode.  Anatomisch  war  der  Befund  auch  ein 
typischer,  die  klinische  Halbseitigkeit  blieb  bei  der  strengen  Symmetrie 
der  anatomischen  Befunde  unerklärt.  Die  Gefässe  des  Centralnerven- 
systems zeigten  entzändliche  Veränderungen,  woraus  der  Verf.  schliesst, 
dass  es  sich  bei  der  in  Hede  stehenden  Erkrankung,  pathogenetisch  be- 
trachtet, oft  um  eine  vasculär-toxämische  Affektion  handelt.  Wenn  diese 
Erklärung  auch  nicht  für  alle  Fälle  zutrifft,  so  verdient  sie  doch  Berück- 
sichtigung bei  denen,  die  ohnehin  nicht  dem  Schulbilde  entsprechen. 
Ueberhaupt  scheint  es  dem  Verf.,  dass,  wenn  man  aus  dem  Bilde  der 
Sei.  lat.  amyot.  alle  Fälle  ausscheidet,  bei  denen  andere  als  die  beiden 
motorischen  Bahnen  afficirt  sind,  es  sehr  fraglich  bleibt,  ob  man  die 
Affektion  noch  lange  als  eine  solche  sni  generis  wird  auffassen  können. 

M.  Brasch. 

Tnuberl,  Ueber  Erythromelalgie  bei  Syringomyelie  der  Cervicalmarks. 
Deutsche  med.  Woc.henschr.  15)03,  No.  3. 

Der  Kranke  war  10  Monate  lang  als  Zwicker  beschäftigt  und  sehr 
überanstrengt.  Sein  Leiden  begann  mit  Schwäche,  Zittern  und  Schmerzen 
im  rechten  Arm,  dann  entwickelte  sich  Blaufärbung  mit  objektivem  und 
subjektivem  Kältegefühl,  Blasenbildung,  eine  Dupuytren’sche  Contraktur, 
schliesslich  kamen  heftige  Schmerzanfälle  mit  Hitzegefühl  und  Rotwerden 
des  Armes  qnd  Muskelschwund  mit  analgischen  Erscheinungen  hinzu. 

Der  Fall  wird  als  Syringomyelie  mit  erythromelalgischcn  Symptomen 
anfgefasst.  M.  Brasch. 


P.  Jacob,  lieber  einen  Fall  von  Gehirnechinococcus.  (Sicherstellung  der 
Diagnose  durch  Lumbalpunktion.)  Fortschr.  d.  Med.  15)03,  No.  1 

Die  44  Jahre  alte  Frau  litt  seit  mehreren  Wochen  an  stetig  wechseln- 
den alarmirenden  Symptomen,  welche  ein  Hirnleiden  wahrscheinlich  machten, 
ohne  dass  es  wegen  der  Unbeständigkeit  der  Krankheitszeichen  gelang,  zu 
einer  sicheren  Diagnose  über  Sitz  und  Wresen  der  Erkrankung  zu  kommen. 
Paretischer  Gang,  Kopfschmerzen,  Schwindel.  Sprachstörungen,  rechtsseitige 
Hemiparese,  Erbrechen,  Muskelzuckungeu,  Sensibilitätsstörungen,  Augen- 
muskellährouugen  u.  s.  w.  kamen  und  schwanden  in  stetem  Wechsel.  Die 
Lumbalpunktion  schaffte  Aufklärung,  denn  es  wurden  mit  dem  Punktat 
Echinokokkenhäkchen  entleert  und  die  Flüssigkeit  enthielt  reichlich  Bern- 
steinsäure  und  Chlornatrium.  M.  Brasch. 


Fr.  Yolliard,  Ueber  Augensymptome  bei  Armlähmungen.  Deutsche  med. 
Wochenschr.  1904,  No.  37. 

Die  beiden  ersten  von  V.  mitgeteilten  Fälle  betreffen  vollständige 


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No.  5 Jakäkm.  91 

schlaffe  Lähmungen  eines  Arms  nach  Unfall.  Die  beiden  Männer  waren 
dem  Treibriemen  einer  Maschine  zu  nahe  gekommen,  am  Arme  erfasst  und 
herumgeschleudert  worden.  In  einem  dritten  Fall  handelte  es  sich  um 
eine  Brnwn-Sequard’sche  Halbseitenläsion  (Messerstich  in  den  Nacken 
zwischen  dem  dritten  und  vierten  Halswirbel).  Bei  dem  vierten  Kranken 
bestand  eine  Affektion  der  grauen  Substanz  vorwiegend  in  der  Gegend  des 
8.  Cervikal-  und  ersten  Dorsalsegmentes.  Indem  wir,  was  die  Einzelheiten 
der  vier  ausführlich  beschriebenen  interessanten  Krankheitsfälle  betrifft, 
auf  das  Original  verweisen,  betonen  wir  das  bei  allen  Fällen  vorhandene 
Symptom  einer  Lähmung  des  Halssympathicus,  bestehend  in  einer  Miose 
auf  der  Seite  der  Armlähmnng,  einer  Verkleinerung  der  Lidspalte  und  ge- 
ringe Prominenz  des  Bulbus,  bei  freien  Augenbewegungen  und  erhaltener 
Reaktion  der  verengten  Pupille  auf  Lichteinfall  und  Accommndation.  Verf. 
betont,  dass  gerade  durch  das  Vorhandensein  der  Augensymptome  in  den 
beiden  ersten  Fällen  erwiesen  sei,  dass  man  es  nicht  mit  einer  Plexus-, 
sondern  mit  einer  Wurzel lähmung  zu  tun  habe,  da  sonst  der  Ramus  com- 
municans  sympathici  der  ersten  Dorsalwurzel  nicht  mit  beschädigt  wäre. 
Es  zeigte  sich  bei  dem  einen  zur  Operation  gekommenen  Patienten  in  der 
Tat,  dass  die  Wurzeln  des  PI.  brachialis  an  den  Zwischenwirbellöchern 
aus-  oder  abgerissen  waren.  Verf.  betont  besonders  die  Wichtigkeit  der 
Augensymptome  behnfs  Unterscheidung  von  Plexus-  und  Wurzellähmungen 
und  hält  eine  chirurgische  Intervention  bei  Zerreissung  der  Wurzeln  am 
Foramen  intervertebrale  für  ausgeschlossen.  Auch  bei  den  Fällen  von 
Armlähmung  nach  Hyperextension  will  Verf.  statt  der  Quetschung  eine 
Ueberdehnung  mit  consecutiver  Zerrung  oder  Zerreissung  der  Wurzeln  an- 
nehmen  (wie  dies  ja  neuerdings  für  die  sogenannten  Geburtslähmungen  der 
Kinder  schon  von  verschiedenen  Seiten  betont  worden  ist.  Ref.). 

V.  schliesst:  Für  den  Chirurgen  ist  die  Bedeutung  der  Augensymptome 
bei  Armlähmungen  mehr  eine  negative.  In  diesen  Fällen  von  Hyper- 
extensionslähmung, welche  nach  der  bisherigen  Auffassung  von  Plexus- 
quetschung eigentlich  alle  zur  Neurolyse  aufgefordert  hätten,  wird  der 
Chirurgie  leider  keine  Gelegenheit  geboten,  ihre  segensreiche  Tätigkeit  auf 
das  Gebiet  der  inneren  Medicin  auszudehnen.  Bernhardt. 


Jansen,  Verhalten  der  faradokutanen  Sensibilität  nach  Anwendung  hydria- 
tischer  Proceduren.  Berl.  klin.  Wochenschr.  1004,  No.  21. 

Die  Prüfung  der  faradokutanen  Sensibilität  wurde  direkt  vor  der  An- 
wendung einer  hydriatischen  Procedur  und  einige  Minuten  nachher  mit  der 
negativen  Elektrode  des  sekundären  Stromes  vorgenommen.  Als  Prüfungs- 
stellen wurden  die  Hautinnervationsgebiete  des  N.  axillaris,  crnralis  und 
peroneus  communis  benutzt.  Nach  Anwendung  des  Dampfstrahls 
(10 — 15  Minuten)  mit  nachfolgendem  kurzem  kaltem  Strahl  oder  kalter 
Waschung  trat  eine  Herabsetzung  der  faradokutanen  Sensibilität  ein.  Je 
länger  die  Applikation  des  Dampfstrahles,  um  so  stärker  die  Herabsetzung. 
Abweichungen  bei  zwei  nervösen  resp.  hysterischen  Personen  kamen  vor. 
Ein  kurzer  kalter  Strahl  nach  dem  Dampfstrahl  lässt  die  farakutane  Sensi- 
bilität wieder  ansteigen.  In  den  meisten  Fällen,  wo  Lichtbäder  ange- 


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92 


Lbw-Dob*.  — Baosiii».  — Hittchihbon. 


No.  5. 


wendet  wurden  (Dauer  10 — 15  Minuten),  trat,  am  meisten  bei  rotem  Licht, 
eine  Herabsetzung  eiu;  nicht  so  bedeutend  und  nicht  so  constant  bei  An- 
wendung weissen  Lichtes.  In  einem  Kalle  fanden  sich  Steigerungen  der 
faradokutanen  Sensibilität.  Das  Heissluftbad  (Kastenbad)  ergab  fast 
dieselben  Resultate  wie  die  Behandlung  mit  Lichtbädern.  Nach  kalten) 
Tauchbad  trat  eine  Steigerung  ein;  Bestrahlung  mit  blauem  Licht  brachte 
eine  Herabsetzung  der  faradokutanen  Erregbarkeit.  Die  Ergebnisse  nach 
Anwendung  eines  kalten  oder  heissen  Herzscblauches  waren  nicht  ein- 
deutig. Neurasthenie  oder  Hysterie  liess  bei  den  betreffenden  Personen 
ein  von  der  Norm  abweichendes  Verhalten  feststellen.  Gleiche  Proceduren 
können  bei  verschiedenen  Patienten  mit  demselben  Leiden  eventuell  ganz 
entgegengesetzte  Wirkungen  hervorrufen.  Bernhardt. 


M.  Levy-Dorn,  Ein  Cancroid  auf  lepröser  Grundlage  bei  starkem  Diabetes, 
behandelt  mit  Röntgenstrahlen.  Berl.  klin.  W'ochenschr.  1904.  No.  3R. 

Der  59  Jahre  alte  Pat.  litt  seit  6 Jahren  an  Diabetes  und  seit  28  Jahren 
an  einem  Lupus  der  rechten  Hinterbacke,  auf  dem  sich  seit  längerer  Zeit 
ein  Cancroid  entwickelt  hatte.  Unter  anfangs  einen  Tag  um  den  anderen, 
später  wöchentlich  einmal  vorgenommenen  Röntgenbestrahlungen  heilte  das 
Geschwür  schnell  bis  auf  3 kleine  Stellen;  diese  erforderten  noch  eine 
mehrmonatliche  Fortsetzung  der  Behandlung,  die  ohne  Hcrvorrufung  einer 
wesentlichen  Reaktion  und  ohne  Belästigung  des  Kranken  durchgeführt 
wurde.  Gegenwärtig  ist  das  Geschwür  vollständig  vernarbt;  allerdings  er- 
scheint die  Haut  noch  verfärbt  und  uneben.  — Verf.  betont  namentlich, 
dass  nach  dieser  Beobachtung  der  Diabetes  keine  Contraindikation  gegen 
die  Anwendung  der  Röntgenstrahlen  bildet.  H.  Müller. 


W.  llrosius,  Eine  Syphilisendemie  vor  12  Jahren  und  ihre  heute  nach- 
weisbaren Folgen.  Arch.  f.  Dermatol,  u.  Syph.  Bd.  71,  S.  377. 

7 Glasbläser  im  Alter  von  18 — 30  Jahren,  darunter  zwei  Brüder, 
wurden  1891  von  einem  Arbeitscollegen  durch  Vermittelung  der  Glaspfeife 
syphilitisch  inheirt.  12  Jahre  später  litten  2 von  ihnen  an  Tabes,  2 an 
progressiver  Paralyse,  einer  war  noch  gesund,  die  beiden  letzten  konnten 
vom  Verf.  nicht  untersucht  werden,  doch  soll  der  eine  auch  verdächtige 
Krankheitserscheinungen  aufweisen.  Von  den  beiden  Brüdern  hatte  der 
eine  Tabes,  der  audere  Paralyse.  Bemerkenswert  ist  noch,  dass  die  In- 
fektion seiner  Zeit  von  der  Berufsgenossenschaft  nicht  als  Betriebsunfall 
anerkannt  wurde,  weil  „eine  allmählich  eingetretene  Krankheit  vorliege“ 
und  dass  neuerliche  Bemühungen,  die  damalige  Entscheidung  umzustossen, 
wegen  unterlassener  fristgemässer  Berufung  ohne  Erfolg  blieben. 

H.  Müller. 

J.  Hutchinson,  Sorne  of  my  Opinions.  Berl.  klin.  Wochenschr.  1904, 

No.  37. 

Von  den  Meinungsäusserungen  des  vielerfahrenen  Verf.’s  über  ver- 
schiedene dermatologische  nud  syphilidologische  Fragen  seien  hier  die  be- 


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No.  5. 


Sl RASHMANX. 


93 


merkenswerteste!)  wiedergegeben.  — Die  Behandlung  der  Syphilis  soll,  so- 
bald die  Diagnose  möglich  ist,  begonnen  werden  und  besteht  am  besten 
in  der  1 — 2 Jahre  ohne  Unterbrechung  fortgesetzten  Darreichung  von 
Quecksilberpillen  (Hydrar.  c.  Creta),  denen  zur  Verhütung  von  Durchfällen 
Opium  zuzusetzen  ist.  Die  Ehe  gestattet  Verf.  Syphilitischen  2 Jahre  nach 
dem  Schanker,  niemals  aber  früher.  An  eine  Vererbung  der  Syphilis  auf 
die  3.  Generation  glaubt  er  nicht,  jedenfalls  hat  er  sie  niemals  gesehen. 
Dagegen  ist  er  von  der  Möglichkeit  der  pateruen  Vererbung  ohne  direkte 
Infektion  der  Mutter  nicht  nur  überzeugt,  sondern  er  hält  diesen  Modus 
der  Vererbung  sogar  für  sehr  häufig.  Einer  Frau,  die  Syphilis  gehabt 
hat,  könne  man  auch  nach  noch  so  langer  Zeit  eine  gesunde  Nachkommen- 
schaft niemals  mit  Sicherheit  versprechen.  Syphilitische  Reinfektionen 
hat  H.  oft  gesehen,  bisweilen  schon  ganz  kurze  Zeit,  d.  h.  1 — 2 Jahre, 
nach  der  ersten  Syphilis.  — Die  vom  Verf.  als  ganz  zuverlässige  Zeichen 
hereditärer  Syphilis  betrachteten  Veränderungen  der  bleibenden  mittleren 
oberen  Schneidezäbne  stellen  wahre  Missbildungen  dar,  nicht  blosse 
Scbmelzdefekte;  diese  letzteren  beruhen  gewöhnlich  auf  einer  in  der  Kind- 
heit durchgemachten,  meist  mercuriellen  Stomatitis.  — Fast  alle  als  Prurigo 
urticans,  Lichen  urticatus,  Urticaria  perstans  u.  s.  w.,  sowie  ein  Teil  der  als 
Stropbulus  bezeichneten  Affektionen  sind  nach  H.  nichts  weiter,  als  durch 
Parasiten  (Läuse,  Flöhe,  Wanzen,  Mücken)  hervorgerufene  Krankheitser- 
scheinungen. Aucb  die  Urticaria  pigmentosa  soll  gewöhnlich  eine  Folge 
von  Wanzenangriffen  bei  Personen  mit  besonderer  Idiosinkrasie  sein.  - 
Für  die  einzige  Ursache  der  Lepra  hält  Verf.  nach  wie  vor  den  Genuss 
schlecht  conservirter  Fische;  durch  reichliche  gute  Ernährung  und  abso- 
lute Enthaltung  von  Fischen  seien  die  meisten  Leprösen  zu  heilen,  unter- 
stützend wirke  dabei  der  innerlich^  und  äusserliche  Gebrauch  von 
Cbaulmongraöl.  Lepra-  und  Tuberkelbacillen  stellen  wahrscheinlich  nur 
verschiedene  Formen  desselben  Mikroorganismus  dar.  Uebertragen  werden 
könne  die  Lepra  beim  Stillen  eines  Kindes  durch  eine  lepröse  Mutter, 
ferner  durch  Genuss  von  Nahrungsmitteln,  die  durch  die  Hände  eines  Le- 
prösen besudelt  worden  sind.  — Tripperrheumatismus  kommt  nach  des 
Verf.’s  Erfahrungen  fast  nur  bei  Personen  mit  ererbter  Gicht  vor.  — 
Alopecia  areata  sei  meist  eine  Folge  von  Herpes  tonsurans.  — Der  lange 
fortgesetzte  Gebrauch  von  Arsenik  (und  vielleicht  auch  von  manchen  andern 
mineralischen  Substanzen)  steigere  die  Disposition  für  maligne  Geschwülste. 
Der  Schornsteinfegerkrebs  sei  auf  arsenikhaltigen  Russ  zurückzuführen. 

H.  Müller. 

K.  Strassmaun,  Klinische,  bakteriologische  und  mikroskopischen  Befunde 
bei  der  Verwendung  des  Radinmbromids  in  der  Therapie  der  Hautkrank- 
heiten. (Aus  der  dermatol.  Klinik  in  Breslau.)  Arch.  f.  Dertnat.  u. 
Sypb.,  Bd.  71,  S.  419. 

Dem  Verf.  standen  Hartgummikapseln  mit  je  10  mg  reinem  Radium- 
bromid  zur  Verfügung,  die  zur  Abhaltung  von  Feuchtigkeit,  welche  die 
Wirkung  des  Präparats  beeinträchtigt,  bei  der  Applikation  noch  mit 
Gummicondoms  umhüllt  werden.  St.  stellte  zunächst  Versuche  anjuormaler 
Haut  an,  die  ergaben,  dass  die  Stärke  der  Reaktion  in  direktem  Verhältnis 


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94 


ttl.ASSNKR.  — TUAI.UANS. 


No.  5. 


zur  Expositionsdauer  steht,  wobei  noch  von  Bedeutung  ist.  ob  die  Ein- 
wirkung in  einer  Sitzung  erfolgt  oder  ob  die  gleiche  Expositionszeit  auf 
mehrere  kürzere  Sitzungen  verteilt  wird.  Für  die  praktische  Verwendung 
erwies  es  sich  zweckmässig,  lange  Pausen  zwischen  nicht  allzu  kurze  Ex- 
positionen einzuschalten.  — Therapeutisch  wurde  das  Radiumbromid  — 
meist  mit  sehr  günstigem  Erfolge  — bei  einer  ganzen  Reihe  verschiedener 
Hautkrankheiten  angewendet,  darunter  bei  19  Cancroiden  und  zahlreichen 
Lupusfällen.  Hier  insbesondere  zeigte  es  sich,  dass  die  guten  Resultate 
mit  einer  sehr  grosseu  Schonung  der  Gewebe  zu  erzielen  sind,  dass  es 
keineswegs  nütig  ist,  es  zu  tiefeu  Ulcerationen  kommen  zu  lassen.  Einige- 
male wurden  übrigens  auch  unaugenehme  Folgen  der  Behandlung  beob- 
achtet. So  traten  bei  einem  oberflächlichen  Hautcarcinom  Wucherungen 
auf,  die  erst  durch  Röntgenbestrahlungen  wieder  beseitigt  werden  konnten 
und  bei  einem  Lupus  entstand  ein  höchst  torpides  Geschwür,  das  nach 
der  Excision  recidivirte  und  ganz  einem  Röntgenulcus  glich.  — Bakterio- 
logische Experimente,  die  sich  ausser  auf  Prodigiosus,  Staphylokokken, 
Streptokokken  und  Tuberkelbacillen  auch  auf  die  Pilze  der  Trichophytie 
und  des  Favus  erstreckten,  ergaben,  dass  die  Abtödtung  der  Keime  erst 
nach  verhältuismässig  langer  Bestrahlung  erfolgt;  dementsprechend  hatten 
auch  therapeutische  Versuche  bei  Herpes  tonsurans,  Favus  und  Sycosis 
kein  befriedigendes  Ergebnis,  — Die  mikroskopische  Untersuchung  be- 
strahlter Haut  zeigte,  dass  die  ersten  nachweisbaren  Veränderungen  den 
Gefässapparat  betreffen  uud  dass  die  Reaktionen  am  Epithel  erst  in  zweiter 
Linie  in  Frage  kommen.  H.  Müller. 


Glässuer,  Zum  Catheterismus  posterior.  Müucli.  med.  Wochenschr.  1904. 
No.  2. 

Ein  junger  Arbeiter  acquirirte  infolge  einer  mangelhaft  behandelten 
Harnröhreuverletzung  — man  hatte  es  versäumt,  ihn  rechtzeitig  und  mit 
genügender  Ausdauer  zu  bougiren  — eine  impermeable  Striktur  der  Pars 
membranacea  und  prostatica  der  Harnröhre,  die  zur  Abscess-  und  Fistel- 
bildung führte.  Eine  allmähliche  Dilatation  konnte  nicht  ausgeführt 
werden,  weil  auch  die  dünnste  Sonde  die  Striktur  uicht  zu  passiren  ver- 
mochte. Es  wurde  Urethrotomia  externa  versucht.  Führte  zu  keinem  Ziel, 
weil  das  centrale  Ende  der  Harnröhre  nicht  zu  sehen  war.  Infolgedessen 
wurde  der  Urethrotomia  externa  noch  die  Sectio  alta  und  der  Catheterismus 
posterior  hinzugefügt.  Spülungen  mit  3proc.  Borsäurelösung.  Nach  acht 
Wochen  Herausnahme  des  Verweilcatheters.  Danach  Bougirungen  mittels 
Roser’scher  Sonden  bis  No.  23  Charriere.  Karo. 


Thälmann,  Das  Ulcus  gonorrhoicum  serpiginosum.  Arch.  f.  Dermatologie, 
Bd.  71,  H.  1.  S 85. 

Die  Beobachtungen  Tu. 's  sind  sowohl  vom  klinischen  und  thera- 
peutischen Standpunkt  wie  rein  wissenschaftlich  von  erheblichem  Interesse. 
Denn  einerseits  wurde  durch  sorgfältigste  bakteriologische  Untersuchung 
der  Nachweis  erbracht,  dass  die  in  Frage  stehenden  Gcscbwürsbilduugen 


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No.  5.  Hbhholu. 

wirklich  und  ausschliesslich  durch  dun  Gonokokkus  erzeugt  wurden,  anderer- 
seit  ermöglichte  erst  die  Erkenntnis  der  gonorrhoischen  Natur  dieser 
Ulcera  die  Heilung  der  Kranken  durch  bestimmte  therapeutische  Maass- 
nahmen. Diese  bestanden  in  dem  Abspülen  der  ausgedehnten  serpiginösen 
Geschwüre  mit  Lösungen  von  Albargin  (1  : 1000)  oder  Argentum  nitricum 
(3  bis  5:1000),  Verbinden  mit  ltrol  oder  Argent.  nitric.  (*/2  pCt.j. 
Aetzungen  mit  Argent.  nitric.  (10  pCt.  oder  Stift),  Einreiben  von  Argentum 
Collargoli.  Das  klinische  Bild  des  ausgebildeten  gonorrhoischen  Ulcus 
serpiginosum  erinnerte  ganz  an  das  eines  serpiginösen  Ulcus  rnolle.  Die 
während  der  Behandlung  neu  entstehenden  Geschwüre  glichen  anfangs 
Follicularscbankern.  Sie  schritten  durch  Unterminirung  der  Geschwürs- 
ränder fort.  Es  handelte  sieb  also  um  ein  Fortschreiten  des  Kranklieits- 
processes  in  der  Tiefe,  im  Untcrhautzellgewebe  und  sekundäre  Zerstörung 
der  Hautdecke.  Im  ersten  Falle  Th. ’s  bestand  anfangs  nur  ein  zebn- 
pfennigstückgrosses  Geschwür  an  der  hinteren  Commissur.  Dasselbe  dehnte 
sich  immer  weiter  aus  und  behielt  trotz  Anwendung  von  Jodoform,  Aq. 
Chlori,  Liq.  Alumin.  acetic.,  Jodtinktur,  'Jodoforni-Kampferwein  etc.  und 
trotz  ausgiebiger  Aetzungen  mit  dem  Paquelin  und  Chlorziuk  in  Narkose 
seinen  serpiginösen  Charakter.  Ausgedehnte  Abschnitte  der  Haut  der 
Genitalien  nnd  ihrer  Umgebung  wurden  zerstört,  die  Patientin  war  all- 
gemein erheblich  geschwächt  und  abgemaggrt,  die  Temperaturkurve  zeigte 
ununterbrochen  hektisches  Fieber.  Die  7 wöchentliche  antigonorrhoische 
Behandlung  brachte  die  Hautulcera  zur  Heilung,  das  Rectal -Ulcus  wurde 
nur  gebessert,  die  Gonorrhoe  des  Cervix  und  der  Urethra  bestanden  bei 
Entlassung  der  Patientin  noch  fort.  Im  2.  Falle  ging  das  gonorrhoische 
Ulcus  von  der  Incisionswundc  eines  Bubo  inguinalis  gonorrhoicus  aus. 

B.  Marcuse. 

Herhold,  E in  Fall  von  subkutaner  Ureterverletzung.  Heilung  durch  Nieren- 
exstirpation. Arch.  für  klin.  Chirurgie,  Bd.  74,  H.  2,  8.  454. 

In  dem  vom  Vcrf.  operirten  interessanten  Fall  wurde  vier  Tage,  nach- 
dem der  Pat.  einen  Hufschlag  gegen  die  Magengegend  erhalten  hatte,  eine 
Dämpfung  links  hinten  unterhalb  des  Schulterblattes  bis  zur  Spina  auterior 
superior  festgestellt,  die  sich  nach  weiteren  vier  Tagen  auf  die  linke 
Bauchhälfte  vom  Rippenbogen  bis  zur  Leistenbeuge  ausdehnte.  Mehrmalige 
Punktionen  ergaben  ll/2 — 2 I eines  braunroten  Exsudats,  das  nach  den 
Punktionen  sich  bald  wieder  sammelte.  Weiterhin  traten  in  Intervallen 
koliknrtige,  vom  Kreuz  nach  der  Blase  strahleudeSchmerzen  und  Schwankungen 
in  der  24stündigen  Harnmengen  von  500  — 2300  ccm  auf.  Erst  ca.  G1/,  Mo- 
nate nach  der  Verletzung  kam  der  Pat.  in  Behandlung  des  Verf.,  der  in 
der  durch  Punktion  entleerten  alkalischen  Flüssigkeit  aus  dem  die  ganze 
linke  Bauchhälfte  einnehmenden  Tumor  Harnstoff  nachwies  und  cysto- 
skopisch  nach  Injektion  von  Mcthylinblau  feststellte,  dass  der  rechte  Ureter 
normal  funktionirte,  der  liuke  aber  nur  einen  feinen  Strahl  entleerte.  Die 
hiernach  auf  ,, Hydronepbro.se  infolge  partieller  Strikturirung  des  linken 
Ureters“  gestellte  Diagnose  erwies  sich  bei  der  Operation,  nachdem  aus 
der  zunächst  freigelegten  grossen  Cyste  l 1 Flüssigkeit  durch  Punktion  ent- 
fernt worden  waren,  als  unrichtig.  Die  Niere  lag  normal  und  war  von 


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.Kübtxkk. 


No.  ö. 


S)(! 


normaler  Grösse.  Da  in  den  folgenden  Tagen  der  Verband  regelmassig  von 
grösseren  Harnmengen  durchfeuchtet  wurde,  so  wurde  die  Krankheit  als 
Ureterfistel  erkannt.  Bei  der  zweiten  auf  Grund  dieser  Diagnose  vorge- 
nommenen  Operation  gelang  es  infolge  der  zahlreichen  relroperitonealen 
Adhäsionen  nicht,  den  linken  Ureter  freizulegen.  Deshalb  entschloss  sich 
Verf.  zur  Nephrectomie  der  gesunden  Niere.  Die  Tatsache,  dass  im  vor- 
liegenden Falle  von  der  Ureterverletzung  nicht  schliesslich  das  gesammte 
retroperitoneale  Gewebe  aus  mit  Harn  inti Itrirt  wurde,  erklärt  sich  durch 
die  Annahme,  dass  der  zunächst  nach  der  Verletzung  entstandene  retro- 
peritoenale  Sack  bei  einem  gewissen  Füllungsgrade  den  Abfluss  des  Harns 
aus  der  Niere  durch  den  verletzten  Harnleiter  hindurch  in  die  Blase  zu- 
liess.  Vielleicht  war  aber  auch  die  Sekretion  der  linken  Niere  zeitweilig 
reflektorisch  vermindert  oder  aufgehoben.  B.  Marcuse. 


kiistuer.  Zur  Kritik  und  Methodik  aseptischer  Kauteleu  auf  dem  Gebiete 

der  gynäkologischen  Laparotomie.  Wien.  raed.  Presse  1904,  No.  39. 

Von  allen  Verfahren,  die  Wunden  vor  Keimen,  welche  den  Händen 
anhaften,  zu  schützen,  erklärt  K die  Bekleidung  mit  sterilen  Kautschuk- 
Bundschuhen  für  das  zuverlässigste.  Diese  Erkenntnis  hat  K.  sich  auf  ge- 
burtshilflichem Wege  schon  lange  zu  Nutze  gemacht,  auf  gynäkologischem 
erst  später,  seit  dem  Etatsjahr  1901/02.  Hinsichtlich  der  an  der  K. 'scheu 
Klinik  befolgten  Methode  sei  bemerkt:  Die  Handschuhe  werden  in  Dampf 
sterilisirt,  nachdem  die  Hände  mit  Seife,  Alkohol,  Jodtinktur,  Lysol  des- 
inticirt  sind.  Der  Uuterarm  von  Assistenten  und  Operateur  wird  mit  einer 
sterilisirten  Gummimanschette  bekleidet,  das  Anziehen  geschieht  trocken, 
während  der  Operation  häutiges  Anfeuchten  der  Handschuhe  mit  Lysol- 
lösung. Niemals  werden  mit  einer  und  derselben  Gnmmibekleidung  zwei 
Operationen  gemacht.  In  analoger  Weise  werden  die  Bauchdecken  der  zu 
Operirenden  mit  sterilisirten)  Biilroth-Battist,  in  welchem  ein  Schlitz  ge- 
schnitten und  welchen  man  an  die  Bauchwunde,  ehe  das  Peritoneum  er- 
öffnet wird,  annäht,  bekleidet.  Diese  Bekleidung  wird  erst  entfernt,  nach- 
dem die  Operation  beendet  und  das  Peritoneum  durch  fortlaufende  Naht  ge- 
schlossen ist.  Die  Funktion  des  Lautenschlägers  wird  durch  Sticher’sche 
Coutroleure  controlirt.  Auf  Grund  einer  Zusammenstellung  und  Kritik  der 
Resultate,  die  K.  vor  und  nach  Einführung  dieser  Methode  gehabt  hat, 
kommt  er  zu  folgendem  Schluss:  „Ein  grosser  Fortschritt  auf  dem  Gebiet 
der  autibakteriellen  Prophylaxe  in  der  gynäkologischen  Abdoroinalchirurgie 
ist  die  definitive  Ausschaltung  der  Hand-  und  Unterarmoberflächen  der 
Operateure  und  Assistenten,  sowie  der  Bauchdeckenoberftächen  der  Operirten 
und  deren  funester  Einwirkung  auf  die  zu  setzenden  Wunden  und  auf  die 
Oberfläche  des  geöffneten  Peritoneums  durch  Ueberkleiduug  mit  sterilisir- 
baren  und  sterilisirten  dichten,  nicht  durchlässigen  Gummiüberzügeu.  Dieser 
Fortschritt  ist  sicherlich  der  grösste,  welcher  seif  Einführung  der  Anti- 
sepsis gemacht  worden  ist.“  Br.  Wolff. 

Kiiisendungeii  werden  an  di«  Adresse  des  Herrn  Geh.  Med.-Itat  Prof.  Dr.  M.  Bernhardt  (Berlin 

Französische  Strasse  21)  oder  an  die  VerUgshandluftg  (Berlin  NW,,  Unter  den  Linden  68)  erbeten 

Verlag  von  August  II  i r sc  h a I d in  Berlin.  — Drurk  vun  L.  Schumacher  in  Berlin  N.  24. 


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Müsse 

itti,  N» 

Register. 


Centralblatt 


Preis  des  Jahrgänge« 
28  Mark  ; tu  bexiehep 
durch  alle  Buchhand* 
luogen  u.  Posianstaltsn. 


für  die 


edicinischen  Wissenschaften. 

Unter  Mitwirkung  von 

Prof.  Dr.  H.  Senator,  Prof.  Dr.  E.  Salkowski,  Prof. 

redigirt  von 

Prof.  Dr.  M.  Bernhardt 

ln  Berlin. 


1905. 


flfl.  Februar. 


Inliult:  v.  Bergen.  Zur  Struktur  des  Protoplasmas.  — Paulbhco, 
Einfluss  der  Alkalisalze  auf  Hefezellen.  — Halfern.  Verhalten  der  Chloride  im 
Körper.  — Bayer,  Ueber  plastci'nogenc  Substanz.  — Bernstein.  Epididymitis 
durch  Pneumonicbacillen  verursacht.  — Jordan,  Die  Massage  von  Knochbriichen. 

— Stewart,  Kall  von  Herznaht.  — Kabewsei,  Ueber  Appendicitis  und  Be- 
handlung derselben. — Brach.  Ueber  Stauungsblutungen  nach  Rumpfcorapression. 

— Lewinsohn,  Zur  Physiologie  des  Pupilleureflexes.  — Voss,  Behandlung  der 
otogenen  Septicopyämie.  — Voss,  Zum  Ohrenkatheterismus.  — Bakatodx. 
Paraffin  be:  atrophischer  Rhinitis.  — Gkauowkr,  Die  Innervation  der  Kehlkopf- 
muskeln. — Ghant,  Galvanokaustik  bei  Kehlkopfgcschwülsten.  — Moroan, 
Ueber  die  Anwesenheit  von  Bakterien  in  den  Geweben.  — Doptkr,  Ueber 
Agglutination  von  Scharlaehstreptokokkeu.  I.atham,  Friede  ann.  Ueber  Im- 
mnnisirung  bei  Tuberkulose.  — Heidlrr,  Aderlass  bei  Kohlenoxydvergiftung.  — 
Macranoe,  Ueber  Chloroformnarkose.  — Helles,  Ueber  Oxyuris  vermicularis. 

— Möller,  Ueber  Koplik’schc  Flecke,  Diazoreaktion  und  Fieber  bei  Masern.  — 
Hast,  Lungenerkrankungen  bei  Maseru.  — Croczon,  Ueber  combinirte  Rücken- 
markssklerose. — Bernhardt,  Neuropapathologische  Beobachtungen.  — Hen- 
ning, Progressive  Muskelatrophie  nach  Trauma.  — Hcisuans,  Trauma,  Myelitis 
und  Syringomyelie.  — Finger,  Thibikrge,  Ueber  Hautsyphilide.  — Bruns, 
Impftuberkulose  bei  Morphinismus.  — Ketdel,  Kafsammeh,  Ueber  Uretcren- 
katheterismus  und  Ersatz  desselben.  — v.  Notthafft,  Ueber  Prostatitis. 


Pr.  v.  Bergen,  Zur  Kenntnis  gewisser  Strukturbilder  (Netzapparate,  Saft- 
kanälchen, Trophospongien)  im  Protoplasma  verschiedener  Zellenarten. 

Arch.  mikr.  Anat.  1904,  Bd.  04,  H.  3,  S.  498. 

Unter  dem  Namen  von  Saftkanälchen,  Saftlücke,  Trophospongium  u.  s.w. 
der  Zelle  werden  zwei  sehr  verschiedene  Arten  von  Bildern  zusammen- 
geworfen: die  eine  Art  zeigt  sich  in  Form  gröberer  und  feinerer,  oft  fast 
spaltenähnlicher  Kanälchen,  die  sich  nicht  selten  an  der  Oberfläche  der 
Zellen  nach  aussen  öffnen,  und  sich  mit  Osmiumtetroxyd  (nach  Kopsch) 
nicht  färben  lassen.  Da  sich  zeigen  lässt,  dass  sie  sich  durch  bestimmte 
Fixationen  hervorrufen  lassen,  bei  anderen  ebenso  constant  ausbleibcn,  so 
sind  sie  als  Kunstprodukte  aufzufassen.  Sie  können  in  der  Form  von 
Plüssigkeitsvacuolen  im  Zellenprotoplasma  präformirt  sein,  können  sicher- 
lich aber  auch  ohne  Vermittelung  solcher  entstehen:  und  zwar  in  einer 
XLIII.  Jahrgang.  “1  7 

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av»1-  boo»» 


98 


Paulkbco. 


No.  6. 


anderen  und  späteren  Phase  der  Einwirkung  des  Fixationsmittels  auf  das 
Plasma,  als  die,  während  der  durch  Plasmolyse  flüssigkeitserfüllte  Hohl- 
räume auftreteD.  — Es  giebt  indessen  Bilder,  die  man  zu  Gunsten  der 
Auffassung  der  fraglichen  Spaltenbildung  als  Ausdruck  einer  präexistenten 
Protoplasmastruktur  verwerten  kann. 

Die  zweite  Art  zeigt  sich  nach  Anordnung  und  Durchmesser  etwa  den 
mit  Golgi’s  Chromsilbermetliode  hergestellten  „Apparato  reticulare  interno“ 
ähnlich.  Sie  überschreiten  nie  die  Oberfläche  der  Zellen,  und  zeigen  sich 
nicht  als  Röhrchen,  sondern  als  solide  Fäden.  Die  Bilder  leerer  Kanälchen 
sind  als  Artefakte  durch  unvollständige  Fixirung,  möglicherweise  Lösung 
der  Fadensubstanz,  zu  beurteilen.  Die  Untersuchung  der  lebenden  Zelle 
(Prostata)  liefert  den  Beweis  für  die  Präexistenz  dieser  Netzbildungen  im 
Leben,  ausserdem  unterstützt  ihr  regelmässiger  Bau  diese  Ansicht.  Sie 
lassen  sich  nicht  als  Saftkanälchen,  Einrichtungen  sekretorischer  Art,  oder 
als  Trophospongien,  d.  h zu  trophischen  Zwecken  eingewachsene  exogene 
Zellenausläufer  auffassen  und  Holmgren’s  Bilder  dieser  Art  sind  durch 
die  von  ihm  angewandte  Methodik  zu  erklären.  Da  auch  in  Knorpelzellen 
und  Leukocyten.  Netzbilder  nachgewiesen  werden  können,  verliert  die 
„Tropbospongien-Hvpothese“  mit  allen  ihren  Folgerungen  jeden  Halt 
B ALLO  WITZ’  Meinung,  dass  es  sich  um  Centrophormien  handeln  könne, 
verliert  durch  die  mangelnde  Lagebeziehung  zwischen  Mikrocentrum  und 
Netz  in  den  verschiedenen  Zellenarten  an  Wahrscheinlichkeit. 

Der  Verf.  entscheidet  sich  auf  Grund  der  Tatsache,  dass  auch  bei  der 
besten  Methodik  niemals  alle  Zellen  gleicher  Art,  das  Netz  zeigen,  dafür, 
dass  man  in  diesem  kein  permanentes  Zellengebilde  zu  erblicken  habe:  es 
sei  denn,  dass  man  in  jeder  Zellengattung  zwei  Typen,  einen  mit  und 
einen  ohne  Netz  zulassen  wolle.  Er  stützt  seine  Ansicht,  dass  es  sich  um 
vergängliche  Bildungen  handele,  entstanden  durch  eyklisebes  Auftreten 
und  Schwinden  einer  dickflüssigen,  mit  0s04  sich  schwärzenden  (in  den 
Nervenzellen  vielleicht  myelinartigen)  Substanz,  durch  den  Nachweis  von 
Zellenbildern,  die  er  als  Entstehungs-  und  Schwundbilder  deutet:  in  die 
erste  Reihe  gehören  die  diffus  zerstreuten  intraprotoplasmatischen  Körnchen, 
kürzere  Reihen  solcher  Körnchen,  längere,  netzförmig  angeordnete  Reihen, 
Netzbilder,  die  znm  Teil  aus  wirklichen  längeren  oder  kürzeren  Fäden, 
zum  Teil  aus  Körnchenreihen  bestehen.  In  die  zweite  Kategorie,  als  Aus- 
druck regressiver  Veränderungen  des  Netzapparates,  gehören  solche,  bei 
denen  die  Fäden  zum  Teil  durch  Kanälchen  ersetzt  sind,  leer  sind,  oder 
wenigstens  des  färbbaren  Inhaltes  entbehren.  Poll. 


N.  C.  Paulesco,  L’action  des  sels  metaux  aicalins  sur  la  substance  vivante. 

Journ.  de  physiol.  et  de  pathol.  gener.  T.  VI,  p.  629. 

P.  liess  unter  stets  gleichen  Bedingungen  verschiedene  alkalische  Salze 
auf  Hefeaufschwemmungen  wirken  und  bestimmte  die  Salzmenge,  die  not- 
wendig war,  um  die  Kohlensäurebildung  gerade  zu  unterdrücken.  Bei  den 
Chlor-  und  Bromverbindungen,  den  salpetersauren  und  sauren  phosphor- 
sauren Salzen  des  Kaliums,  Natriums,  Ammoniums,  Rubidiums  auch  beim 
chlorsauren  Natron  und  beim  schwefelsauren  Ammonium  ergab  sich  ein  ein- 


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No.  6. 


Halfkbn.  — Baykb. 


99  • 


facber  Zusammenhang,  insofern  als  annähernd  die  in  einem  Liter  Wasser 
gelöste  Salzmenge,  die  die  Kohlensäurebildung  verhinderte,  das  doppelte  des 
Molekulargewichtes  war.  (Genauer:  Molekulargewicht  dividirt  durch  0,55. 
Die  Grenze  liegt  etwas  niedriger  bei  den  Salzen  mit  niedrigem,  etwas  höher 
bei  den  mit  hohem  Molekulargewicht.)  Bei  einigen  anderen  Salzen,  wie 
Lithiumsalzen,  Calciumsalzen,  jodsauren  Alkalien,  zwei-  und  dreibasisch 
phosphorsaurem  Natron  trifft  diese  Regel  jedoch  nicht  zu.  Ueber  die 
Ursache  der  Abweichung  soll  später  berichtet  werden.  A.  Loewy. 


M.  Ualpern,  Beitrag  zur  Frage  des  Verhaltens  der  Chloride  im  Körper, 
ihrer  Beziehungen  zur  Oedembildung  und  ihrer  Bedeutung  für  die  Diätetik 
bei  Nephritis.  Festschr.  f.  E.  Salkowski.  Berlin.  S.  125. 

H.  hat  den  Kochsalzstoffwechsel  bei  10  Kranken  mit  akuten  und 
chronischen  Nierenaffektionen  untersucht  und  zum  Vergleich  den  bei  Ge- 
sunden nnter  gleichen  Versucbsbedingungen  festgestellt.  Bei  letzteren  passt 
sich  die  Kochsalzausfuhr  leicht  der  Kochsalzufubr  an  — bei  Uebergang 
zu  kochsalzarmer  Diät  in  2—3  Tagen  — , wobei  fast  die  gesammte  NaCl- 
Menge  im  Harn,  nur  wenig  im  Kot  erscheint.  Die  NaCl-Meuge  des  Harns 
verhält  sich  zur  Gesammtasche  wie  1 : 1,5,  bei  kocbsalzreicher  Nahrung, 
wie  1 : 2,6  bei  kochsalzarmer.  — Auch  bei  Nephritikern,  ohne  Unterschied 
der  Art  der  Nephritis,  wird  bei  NaCl-reicher  Nahrung  die  Kochsalz- 
ausfuhr grösser,  bei  NaCl-armer  geringer,  wobei  in  Fällen  starker  Oedeme 
auch  bei  letzterer  die  Kochsalzausfuhr  immer  noch  sehr  gross  sein  kann; 
aber  die  Anpassung  der  Ausfuhr  an  die  Nahrung  geschieht  sehr  langsam 
und  bei  kochsalzarmer  Diät  tritt  dabei  eine  Kochsalzabgabe  vom  Körper 
ein,  die  die  Gesunder  weit  übertrifft.  Auch  die  oben  erwähnten  Beziehungen 
zwischen  Kochsalz-  und  Gesammtasche  im  Harn  werden  nur  langsam  er- 
reicht. 

Bei  jeder  Form  der  Nephritis  kann  es  durch  kochsalzreiche  Diät 
zu  einer  Kochsalzretention  kommen,  aber  nicht  in  jedem  Falle  tritt  sie 
auf;  dabei  reichern  sich  die  Organe  mit  Kochsalz  an,  wobei  zunächst  keine 
Wasserretention  stattzufinden  braucht.  Später  wird  Wasser  retinirt,  das 
Körpergewicht  steigt,  ohne  dass  zunächst  Oedeme  erscheinen,  schliesslich 
treten  dann  auch  diese  auf.  Die  Kochsalzretention  ist  also  das  Primäre. 
Kochsalzarme  Diät  kann  allein  ein  Schwinden  der  Oedeme  berbeiführen. 
— Zuweilen  geht  mit  Kochsalzretention  eine  Blutdrucksteigerung,  mit 
Kochsalzabgabe  eine  Blutdrucksenkung  einher.  A.  Loewy. 


H.  Bayer,  Ueber  die  plasteinogene  Substanz.  Beitr.  z.  cbem.  Physiol.  u. 

Pathol.  Bd.  IV,  S.  554-62. 

Bei  der  mangelhaften  Uebereinstimraung  über  die  Eigenschaften  der 
Plasteine,  d.  b.  der  durch  Fermente  in  Albumoselösungen  erzeugten  Nieder- 
schläge, bat  Verf.  Witte-Pepton  im  wesentlichen  nach  den  Angaben  von 
E.  P.  Pick  fraktionirt  und  in  dem  so  gereinigten  »Material  nach  der  Mutter- 
substanz der  PlasteTne  gefahndet,  die  in  Analogie  mit  dem  Fibrinogen  als 
„plasteinogene  Substanz  bezeichnet  wird.  Diese  Substanz  giebt  keine  der 

7* 


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100 


BkKXSTKIN.  .loRUAK,  StEWART. 


No.  G. 


charakteristischen  Eiweissreaktionen,  gehört  also  weder  zu  den  Albumosen 
noch  Peptonen,  sondern  muss  ein  einfach  gebautes  Peptid  sein,  doch  ist 
mit  der  Möglichkeit  zu  rechnen,  dass  auch  vorhandene  Albumosen  bei 
Gegenwart  dieses  Peptids  sich  au  der  Plasteinbildung  beteiligen  können. 

Das  durch  Lab  aus  diesem  Material  gewonnene  Plastei'u  zeigt  eine 
schwache  Milion’sche  und  Hopkins’sche  Reaktion  und  im  Vakuum  zur 
Gewichtskonstanz  getrocknet  die  Zusammensetzung:  C = 38,43  pCt.; 
H = 7,01  pCt.;  N = 8,05  pCt.  Nach  diesen  analytischen  Daten  kann 
Danilewski’s  ursprüngliche  Auffassung  der  Plasteinbildung  als  „Eiweiss- 
bildung;‘  nicht  aufrecht  erhalten  werden,  doch  hat  diese  Reaktion  eiu 
weitergehenees  Interesse,  da  sie  die  Isolirung  sonst  kaum  fassbarer  Ei- 
weissabbauprodukte  ermöglicht.  Neuberg. 


E.  P.  Bernstein,  A case  of  infection  of  the  epididymis  and  tunica  vaginalis 
by  the  Friedlaender  Bacillus.  Mt.  Sinai  hösp.  reports  1903,  Vol.  III, 
S.  551. 

58jähriger  Patient.  Mit  22  Jahren  Gonorrhoe,  mit  51  Pneumonie. 
Seit  drei  Wochen  Schwellung,  Rötung  und  Schmerzhaftigkeit  erst  des 
rechten,  dann  des  linken  Hodens.  Samensträge  fingerdick.  Incisionen  in 
beide  Tunicae  vaginales  förderten  einen  dicken,  gelben,  sehr  schleimigen 
Eiter  zu  Tage.  Beide  Hoden  unverändert,  Nebenhoden  voll  kleiner  Ab- 
scesse.  Auf  der  linken  Seite  fand  sich  ferner  ein  beträchtlicher  Becken- 
abscess.  Incision  über  dem  Poupart’schen  Bande  und  Gegenincision  am 
Perineum;  Drainage,  prompte  Heilung.  Im  Eiter  fand  sich  mikroskopisch 
und  culturell  der  Friedländer’scbe  Kapselbacillus;  keine  Gonokokken. 

ßeitzk  e. 


Jordan,  Die  Massagebehandlung  frischer  Knocbcnbrüchc.  Münch,  med. 
Wochenschr.  1904,  No.  27. 

Für  die  Behandlung  mit  Massage  und  Mobilisirung  sind  nach  J.  alle 
Frakturen  der  oberen  Extremität  geeignet;  und  zwar  empfiehlt  sich  die 
regelmässige  Anwendung  der  Massage  mit  jedesmaliger  Fixirung  bei  den 
Gelenkfrakturen  und  bei  den  Schaftfrakturen  ohne  wesentliche  Dislokation. 
Bei  den  Schaftfrakturen  mit  starker  Dislokation  und  grosser  Neigung  zur 
Wiederkehr  derselben  ist  die  Combination  mit  dauernder  Fixirung  bis  zu 
ausreichender  Verlötung  zweckmässig.  Bei  den  Verletzungen  der  unteren 
Extremitäten  ist  die  Massagebehandlung  auf  die  Gelenkfrakuren  zu  be- 
schränken und  in  Combination  mit  Gehverbänden  anzu wenden,  bei  den 
Schaftfrakturen  kann  sie  nur  als  vorbereitendes  Verfahren  empfohlen  werden. 

Joachimsthal. 

Stewart,  A case  of  suture  of  the  heart,  with  recovery.  Americ.  journ. 
of  the  med.  Sciences.  Sept.  1904. 

St.  hat  in  einem  Falle  von  Verletzung  des  Herzens  durch  ein  Messer 
45  Minuten  nach  der  Verletzung  operirt.  Der  Schnitt  wurde  entlang  der 
2.  Rippe  4 Zoll  lang  bis  zum  Sternum  geführt,  dann  am  linken  Sternal- 
raud  abwärts  und  nach  aussen  entlang  der  4.  Rippe.  Der  Hautmuskel 


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No.  6. 


Kahwsxi.  — Brius. 


101 


lappen  wurde  abpräparirt,  3.  und  4.  Rippe  durchtrennt  und  nach  rechts 
zurückgeschlagen.  Es  zeigte  sich,  dass  das  Messer  durch  die  linke  Pleura, 
die  Lunge  und  das  Pericard  in  den  linken  Ventrikel  gedrungen  war.  Die 
Lunge  war  collabirt,  Pleura  und  Pericard  mit  Blut  gefüllt.  Es  wurde  die 
Herzwunde  durch  eine  fortlaufende  Seidennaht  vereinigt,  wobei  die  Coronar- 
arterie  angestochen  wurde  und  genäht  werden  musste.  Sodann  wurde  das 
Pericard  durch  fortlaufende  Seidennaht  bis  auf  eine  Oeffnung  zum  Ein- 
legen eines  Gazedrains  geschlossen,  die  Pleurahöhle  gleichfalls  drainirt 
und  die  Hautwunde  geschlossen.  Nach  einer  wenige  Tage  anhaltenden 
Eiterung  der  Hautwunde  Heilung  in  66  Tagen.  St.  giebt  im  Anschluss 
eine  Uebersicht  über  die  gesaramte  bisherige  Litteratur  der  Herzchirurgie. 

Philipsthal. 

Karewski,  Anatomische  Befunde  bei  der  Wurmfortsatzentzündung  und  die 
Indikation  zur  Appendektomie.  Berl.  klin.  Wochenschr.  1904,  No.  10. 

Dem  vom  Kliniker  als  akute  Entzündung  des  Wurmfortsatzes  con- 
statirten  Zustande  gehen  schleichende  Prodrome  voraus.  Das  Ideal  der 
Frühoperation  besteht  darin,  die  Appendix  so  zeitig  zu  entfernen,  dass 
man  die  Bauchhöhle  völlig  schliessen  kann. 

Wichtig  unter  den  schleichenden  Zuständen  ist  der  Katarrh  der 
Schleimhaut,  Appendic.  granulosa  haemorrhagica  (RlEDEL),  bei  der  es  erst 
zur  Bildung  von  Granulationsgewebe,  dann  zur  Erosion  mit  Ulceration  oder 
auch  zu  teilweiser  narbiger  Umwandlung  kommen  kann.  Diese  Narben 
führen  zu  Stenosen  uud  teilweisen  Einschnürungen.  Den  Ausgang  der 
meisten  Erkrankungen  bildet  diese  Appendicitis  granulosa,  die  sich  über 
viele  Jahre  hinziehen  kann. 

In  den  ersten  Stunden  nach  der  Perforation  ist  ein  mässiges,  seröses 
Exsudat  vorhanden;  dies  wandelt  sich  in  wenigen  Stunden  in  ein  puru- 
lentes um.  Wir  kennen  kein  klinisches  Merkmal,  das  den  Uebergang  von 
der  lokalen  Schleimhautaffektion  auf  den  Serosaüberzug  und  damit  die 
drohende  Perforation  anzeigt.  Ebensowenig  lassen  sich  klinisch  Kotsteine, 
abnorme  Lagerung  des  Wurmfortsatzes  mit  Knickung  und  endlich  die 
Virulenz  der  eingeschlossenen  Bakterien  nachweisen.  Demgemäss  ist  K. 
ein  Anhänger  der  Frühoperation  und  schliesst  sich  Gibson’s  Ausspruch 
an:  „womöglich  vor  dem  Anfall  zu  operiren!“  Unger. 


H.  Braun,  Weiterer  Beitrag  zur  Kenntnis  der  Stauungsblutungen  nach 
Rumpfcompression.  Deutsche  Zeitschr.  f.  Chir.  74.  Bd.,  S.  411. 

In  Ergänzung  seiner  früheren  Mitteilungen  über  Stauungsblutungen 
nach  Rumpfcompression  hebt  B.  anlässlich  eines  neuen  Falles  dieser  Art 
die  auffallend  starke  Protrusio  bulbi  hervor,  welche  dabei  beobachtet 
wurde  und  auf  Blutungen  in  das  retrobulbäre  Fettgewebe  beruhte. 
Blutungen  im  Inneren  des  Auges  bestanden  auch  in  diesem  Falle  sicher 
nicht;  ihr  Fehlen  beruht  wahrscheinlich  auf  dem  intraocnlärem  Druck  und 
dem  Widerstand,  den  die  Blutwelle  beim  Eintritt  in  die  Schädelkapsel 
findet.  Als  Ursache  für  das  Ausbleiben  von  Blutungen  in  die  Schädel- 
höble  sieht  B.  nach  wie  vor  den  intracraniellen  Blutdruck  an;  genügte 


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102 


Lewiksobb.  — Vobb. 


No.  6. 


doch  in  B.’s  neuem  Falle  der  Druck  des  Hemdenkragens,  um  Blutungen 
der  Hautgefässe  an  der  entsprechenden  Stelle  des  Halses  zu  verhindern. 
Albuminurie  bestand  nicht.  Peltesohn. 


G.  Lewinsohn,  Beiträge  zur  Physiologie  des  Pupillenreflexes.  II.  v.  Graefe's 
Arch.  f.  Opbthalm.  Bd.  LIX,  H.  3,  S.  436. 

Die  von  L.  zur  Bestimmung  des  cerebralen  Sphinktercentrums  ausge- 
führten Versuche  bilden  im  Wesentlichen  eine  Bestätigung  der  Bernheimkr- 
schen  Ausführungen,  dass  dasselbe  im  Edinger-Westphal’schen  Kerne 
(kleinzelligem  Mediankern)  zu  suchen  sei. 

L.  exstirpirte  das  Ganglion  ciliare  als  centrales  Neuron  der  Sphinkter- 
fasern  bei  der  Katze  und  konnte  auf  dem  der  operirten  Seite  entsprechen- 
den Mediankerne  Degenerationserscheinungen  der  Ganglienzellen  (Nissl- 
färbung)  nachweise.  Ferner  wurde  bei  Reizung  mit  schwachen  elektrischen 
Strümen  in  den  vordersten  und  medial  gelegenen  Teilen  des  vorderen 
Vierhügels  unterhalb  des  Aquaeductus  Sylvii  beim  Hunde  Pupillenbewegung 
erzielt,  wobei  also  die  Gegend  des  Edinger-Westphal’schen  Kernes  gereizt 
wurde. 

Exstirpationsversuche  des  Sphinkterencentrums  hatten  nicht  den  von 
Berkheimer  erzielten  eindeutigen  Erfolg,  da  eine  isolirte  Zerstörung  nicht 
erreicht  wurde. 

Weitere  Versuche  galten  der  Feststellung  des  Verhaltens  des  vorderen 
Vierhügels  zum  Pupillenreflex.  Beim  Kaninchen  blieb  die  Abtragung  des- 
selben und  der  obersten  Schichten  der  Haube  bis  unterhalb  des  Aquae- 
ductus Sylvii  auf  Pupillen-  und  Blinzelreflex  einflusslos.  Erst  eine  Zer- 
störung des  vorderen  Vierhügels  ventralwärts  vom  Aquaeductus  Sylvii 
führt  in  der  vorderen  Hälfte  zur  Aufhebung  des  Pupillen-  und  Blinzel- 
reflexes auf  der  gekreuzten  Seite,  in  der  distalen  Hälfte  nur  zur  Aufhebung 
des  Blinzelreflexes  auf  der  gleichen  Seite. 

Wenn  beim  Kaninchen  die  centrifugale  Reflexbahn  ebenfalls  im  klein- 
zeiligen Mediankern  beginnt,  muss  die  centripetale  Pupillenbahn  nach  der 
Kreuzung  im  Chiasma  noch  eine  zweite  Kreuzung  erfahren,  die  unterhalb 
des  Aquaeductus  Sylvii,  entsprechend  der  Mitte  des  vorderen  Vierhügels 
zu  suchen  ist.  G.  Abelsdorff. 

. Voss,  Neuer  Fortschritt  in  der  chirurgischen  Behandlung  der  otogenen 
Septicopyämie.  (Aus  der  Ohrenklinik  der  Kgl.  Cbarite  in  Berlin.)  Berl. 
klin.  Wochenschr.  1904,  No.  28. 

Bei  einer  31jährigen  Frau  wurde  wegen  otogener  Septicopyämie  zu- 
nächst der  Sinus  transversus  ausgeräumt  und  da  eine  Besserung  dadurch 
nicht  erzielt  wurde,  weiterhin  die  operative  Ausräumung  des  Bulb,  venae 
jugul.  nach  dem  von  Grunert  und  Piffl  zuerst  empfohlenen  Verfahren  vorge- 
nommen, d.  h.  nach  Abtragung  der  vorderen  und  unteren  Gebörgangswand  des 
Margo  tyinpanicus  und  Bodens  der  Paukenhöhlen,  bis  der  Bulbus  freilag. 
Spaltung  des  Bulbusdaches  und  Durchführung  eines  doppelten  Jodoform- 
gazestreifens von  unten  her,  Durchspülung  von  derselben  Stelle  aus.  Voll- 
ständige Heilung.  In  einem  anderen  Falle  gelang  es  dem  Verf.  den  Bulb. 


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No.  6. 


V 088.  — Baeatoux.  — Grabowkb.  — Grabt. 


103 


ven.  jugul.  von  der  Warzenfortsatzoperationsstelle  aus  freizulegen  (die 
nährere  Beschreibung  dieser  Operationsmethode  s.  im  Orig.).  Auch  dieser 
Fall  kam  zur  Heilung.  Verf.  empfiehlt  diese  von  ihm  beschriebene  Me- 
thode in  einschlägigen  Fällen  als  ersten  Versuch;  erst  wenn  derselbe  miss- 
lingen sollte,  sei  das  von  GRUNERT  und  Piefl  angegebene  Verfahren,  als 
das  technisch  schwierigere,  als  Ultimum  rcfugium  anzuwenden. 

Schwabach. 


Voss,  Ein  zweckmässiger  Apparat  zur  Anwendung  des  Katheterismus  bei 
Ohrenkranken.  (Aus  der  Ohrenklinik  der  Charite  in  Berlin.)  Deutsche 
med.  Wocbenschr.  1904,  No.  29. 

Bei  dem  von  V.  empfohlenen  Apparat  wird  an  Stelle  der  von  LüCAE 
verwendeten  mit  flüssiger  Kohlensäure  gefüllten  Bomben  ein  Handdruck- 
bierapparat zur  Herstellung  der  comprimirten  Luft  verwendet.  Beschreibung 
und  Abbildung  s.  im  Orig.)  Scbwabach. 


Baratoux,  Du  traitement  de  la  rhinite  atrophique  par  les  injections  inter- 
stitielles de  paraffine.  Le  progres  med.  1904,  No.  27. 

Verf.  ist  von  den  Erfolgen  der  Paraffininjektion  gleichfalls  zufrieden- 
gestellt; er  wendet  Paraffin  bei  etwa  55°  an  und  injicirt  etwa  1 g.  Sollte 
eine  Wiederholung  notwendig  sein,  so  macht  er  sie  erst  nach  3 oder 
4 Wochen.  W.  Lublinski. 

Grabower,  Die  Verteilung  und  Zahl  der  Nervenfasern  in  den  Kehlkopf- 
muskeln und  die  Hinfälligkeit  des  Erweiterers  der  Stimmritze.  Arcli. 
f.  Laryngol.  u.  Rhinol.  Bd.  16,  H.  2. 

Die  mikroskopischen  Untersuchungen  des  Verf.’s  ergaben,  dass  im 
M.  posticns  eine  spärlichere  intramuskuläre  Nervenverästelung  statthat 
als  in  den  Adduktoren,  dass  in  ihm  die  Verteilung  der  Nervenelemente 
eine  ungleicbmässigere  ist  und  endlich,  dass  dieser  Muskel  in  der  Zahl 
seiner  innervirenden  Elemente  weit  hinter  jedem  anderen  vom  N.  recurrens 
versorgten  Muskel  zurücksteht.  Daraus  ist  wohl  die  grössere  Hinfälligkeit 
desselben  bei  Läsionen  der  zugehörigen  Nervenstärame  zu  erklären  und 
somit  auch  das  Rosenbach- SEMON’sche  Gesetz  auf  seine  natürliche  Ursache 
zurückgeführt.  Auch  ist  es  gleich,  ob  die  Schädigung  der  Nerven  durch 
degenerative  Processe  entsteht,  welche  vom  'Centrum  zur  Peripherie  fort- 
scbreiten  oder  ob  es  periphere  Ursachen,  besonders  Druckwirkungen,  sind, 
welche  die  Nerven  treffeu.  W.  Lublinski. 


D.  Grant,  Intralaryngeal  growths  treated  by  means  of  the  galvanocautery. 
The  Lancet  1904,  April  9. 

Verf.  empfiehlt  mit  Recht  bei  der  Zerstörung  der  letzten  Reste  einer 
Geschwulst  im  Kehlkopf  die  Anwendung  der  Galvnnocaustik.  Allerdings 
lässt  sich  trotz  aller  Vorsicht  eine  Verletzung  der  Nachbarteile  nicht  immer 
vermeiden,  was  aber  für  den  Kranken  durchaus  ohne  Nachteil  ist. 

W.  Lublinski. 


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104 


Mohoan.  — Doptkb. 


No.  6. 


R.  Morgan,  The  presence  of  bacteria  in  the  Organs  of  healthj  aoimals. 

The  Lancet  1904,  Vol.  2,  p.  21. 

Während  Meissner,  HausKr,  Neisser,  Welch  und  Opitz  bei  ihren 
Arbeiten  zu  dem  Resultat  kamen,  dass  die  Organe  gesunder  Tiere  steril 
sind,  fand  Ford  in  66  pCt.  Reime.  Er  führt  seine  abweichenden  Befunde 
darauf  zurück,  dass  er  seine  Culturen  17  Tage  beobachtete,  die  anderen 
nur  3 Tage.  M.  hat  nun  bei  Kaninchen  und  Meerschweinchen  das  Peri- 
tonealexsudat und  die  Organe  nochmals  unter  Innehaltung  aller  Cautelen 
auf  Keimgehalt  untersucht  und  fand  in  80  Culturen  von  10  Tieren  in 
26  pCt.  der  Fälle  Keime.  Zweimal  wurden  bei  einem  Tiere  Bact.  coli 
nachgewiesen,  doch  war  hier  der  Darm  verletzt  worden,  im  übrigen  nur 
Saprophyten,  wie  sie  überall  in  der  Luft  Vorkommen.  Um  festzustellen, 
ob  etwa  der  Keiragehalt  auf  nachträgliche  Luftinfektion  zurückzuführen 
sei,  hat  daun  M.  die  Organe  eines  Tieres  20  Minuten  im  Autoklaven  bei 
128°  sterilisirt,  die  Organe  hierauf  5 bezw.  10  Minuten  der  Luft  des  Ob- 
duktionsraumes ausgasetzt  und  dann  in  die  Nährböden  gebracht.  Er  konnte 
hierbei  bei  einer  grösseren  Zahl  der  Organe  die  nämlichen  Bakterien  nach- 
weisen  wie  vordem  bei  den  Versuchen.  M.  ist  daher  der  Ansicht,  dass 
die  Organe  gesunder  Tiere  keimfrei  sind,  und  dass  die  abweichenden  Be- 
funde Folge  von  Luftverunreinigung  sind.  Damit  stimmt  auch  überein, 
dass  bei  allen  10  Tieren  die  Milz,  welche  stets  zuerst  entnommen  wurde, 
keimfrei  war,  während  die  Mesenterialdrüsen,  welche  zuletzt  dem  Körper 
entnommen  wurden,  7 mal  von  10  keimhaltig  gefunden  wurden. 

H.  Bischoff. 


Vopter,  Sur  l'agglutination  des  streptocoques  receuillis  cbez  les  scarlatineux. 

Soc.  de  Biol.  1904,  No.  17. 

Entgegen  den  Befunden  anderer  Forscher,  welche  eine  specifische 
Agglutination  von  Streptokokken  aus  Scharlachanginen  durch  Serum 
Scharlachkranker  annehmen  uud  daraus  auf  eine  ätiologische  Bedeutung 
einer  besonderen  Streptokokkenart  für  Scharlach  schliessen,  ist  D.  bei  der 
Prüfung  von  20  Streptokokkenstämmen,  welche  aus  Scharlacbfällen 
stammten,  und  6,  die  von  Eiterabscessen  oder  Erysipelas  herrührten,  zu 
anderen  Resultaten  gekommen.  Die  Streptokokken  werden  gemeinhin  von 
dem  Blutserum  der  Patienten,  aus  denen  sie  selbst  gezüchtet  sind,  hoch- 
gradig agglutinirt.  Es  besteht  kein  Unterschied  zwischen  den  aus  Schar- 
lachfällen oder  anderen  Erkrankungen  gezüchteten  Streptokokken,  indem 
ein  Teil  der  Scharlachstreptokokken  vom  Serum  Scbarlachkranker  nicht 
agglutinirt,  während  ein  Teil  anderer  Streptokokken  agglutinirt  wird. 
Ebenso  agglutinirt  das  Serum  von  Kranken  mit  irgendeiner  Streptokokken- 
infektion ein  Teil  der  Scharlachstreptokokken  und  ein  Teil  der  andereo 
Streptokokken.  Aus  den  Agglutiuationsbefunden  kann  somit  bisher  auf 
einen  specifischen  Scharlachstreptococcus  nicht  geschlossen  werden,  der 
Erreger  des  Scharlach  ist  noch  nicht  entdeckt.  H.  Bischoff. 


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No.  6. 


Latiiam.  Fbikdmanm. 


105 


1)  A.  Latham,  On  tbe  use  of  Dr.  Marmorek’s  antituberculous  serum. 

Tbe  Lancet  1904,  Vol.  I,  p 979. 

2)  F.  F.  Friedmann,  Ueber  Immunisirung  gegen  Tuberkulose.  Tberap. 

Monatsh.  1904,  No.  3,  S.  123. 

1)  L.  bat  das  Marmorek'scbe  Antituberkuloseserum  bei  einigen  drcissig 
schweren  Fällen  während  drei  Monaten  angewandt.  Er  fand,  dass  bei 
sorgsamer  Dosirung  und  Beobachtung  durch  das  Serum  Schaden  nicht  ge- 
stiftet wurde.  Inwieweit  es  als  ein  Specificum  gegen  Tuberkulose  zu  be- 
zeichnen ist,  lässt  L.  unentschieden,  da  die  Behandlungszeit  bisher  zu  kurz 
ist.  Bei  einigen  Fällen  hatte  er  den  Eindruck,  dass  tatsächlich  eine 
specifische  antitoxische  Wirkung  durch  das  Serum  ausgeübt  wird.  L.  teilt 
5 Krankengeschichten  mit,  bei  denen  allerdings  während  der  Behandlung 
eine  deutliche  Besserung  hinsichtlich  des  Allgemeinbefindens,  des  Fiebers 
und  des  Körpergewichts  aufgetreten  ist,  allein  die  Veränderungen  an  den 
Luogeo  waren  nach  den  klinischen  Untersuchungsbefunden  nicht  ausser- 
gewöhnlich  zurückgegangen,  sodass  nicht  entschieden  werden  kann,  ob  das 
Serum  hierbei  einen  specifischen  Einfluss  ausgeübt  hat,  oder  ob  der  Kranken- 
hansaufenthalt  allein  Ursache  der  Besserung  gewesen  ist. 

2)  F.  fand  bei  zwei  Schildkröten  ausgedehnte  Lungentuberkulose,  in 

dem  einen  Falle  bandelte  es  sich  um  eine  cavernöse  Lungenerkrankung, 
in  dem  anderen  um  eine  Miliartuberkulose  mit  verkäsenden  Herden,  so 
dass  der  Lungentuberkulose  des  Menschen  sehr  ähnliche  Veränderungen 
Vorlagen.  Der  aus  den  Fällen  rein  gezüchtete  Schildkrötentuberkelbacillus 
(Schdkr.  T.  B.)  wuchs  bei  22°,  hatte  aber  sein  Temperaturoptimum  bei  37°. 
Letztere  Culturen  waren  von  vornherein  den  von  Menschen  stammenden 
sehr  ähnlich,  in  der  zweiten  Generation  waren  sie  davon  nicht  mehr  zu 
unterscheiden.  Bei  allen  Kaltblütern  rief  der  Schdkr.  T.  B.  schnell  ver- 
laufende Miliartuberkulose  hervor,  dagegen  war  er  für  keine  einzige  Warm- 
blöterspecies  (geprüft  wurde  an  Hühnern,  Tauben,  Hunden,  Ratten,  weissen 
Mäusen,  Kaninchen,  Meerschweinchen,  Ziegen,  Schafen,  Schweiuen,  Affen, 
Eseln,  Pferden,  Rindern)  pathogen.  Wurde  er  Meerschweinchen  subkutan 
beigebracht,  so  trat  eine  speciflsch  tuberkulöser,  aber  regelmässig  lokalisirt 
bleibender  Herd  auf,  der  in  vollkommene  Heilung  überging.  Der  Schdkr. 
T.  B musste  sich  demnach,  da  er  in  seinen  Eigenschaften  den  mensch- 
lichen Tuberkelbacillen  sehr  nahe  stand,  nur  in  der  Pathogenität  von 
ihnen  unterschieden  war,  besonders  gut  zu  Immunisirungsversuchen  eignen. 
Diese  wurden  bei  Meerschweinchen  ausgeführt,  und  es  gelang,  diese  Tiere 
durch  Behandlung  mit  Schdkr.  T.  B.  gegenüber  einer  nach  einiger  Zeit 
nachfolgenden  Infektion  mit  virulenten  Tuberkelbacillen  vom  Menschen,  der 
die  Controlltiere  in  kürzester  Zeit  (3  Wochen)  erlagen,  zu  schützen.  War 
die  Dosis,  welche  von  dem  Schdkr.  T.  B.  injicirt  war,  genügend  gross, 
so  genügte  eine  einmalige  Infektion  zu  Erzielung  der  gewünschten  Im- 
munität. Da  der  Mensch  weniger  empfänglich  ist  als  das  Meerschweinchen, 
so  ist  F.  der  Meinung,  dass  auch  Menschen  durch  Behandlung  mit  dem 
Schdkr.  T.  B.  iinmunisirt  werden  können.  Da  alle  12  in  den  Versuch  ein- 
bezogenen Säugetierspecies  die  Injektion  mit  Schdkr.  T.  B.  ohne  Schä- 
digung ertrugen,  so  dürfte  die  Behandlung  auch  für  den  Menschen  unge- 
fährlich sein.  H.  Bischoff. 


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lOfi 


Hbipleb.  — Macbangk.  — Hkixeb. 


No.  6. 


H.  Heidlor,  Ueber  einen  Fall  von  lebensrettender  Wirkung  des  Aderlasses 
bei  akuter  Koblenoxydvergiftung.  Prager  nied.  Wochenscbr.  1904,  No.  29, 
Die  59jährige  Pat.  hatte  eine  sehr  schwere  Kohlenoxydvergiftung: 
tiefes  Coma,  Pupillen  reaktionslos,  starker  Trismus,  Puls  stark  gespannt, 
100,  Atmung  stertorös.  Es  werden  sofort  nach  der  Aufnahme,  am  Morgen, 
über  500  cm3  dunkelroten  Blutes  aus  der  linken  Vena  cephalica  entleert, 
und  250  cm3  physiologischer  Kochsalzlösung  in  die  Schenkel  infundirt. 
Nachmittag  zweite  Venaesektion,  wobei  100  cm3  dunklen  Blutes  entleert 
werden.  Während  des  ganzen  Tages  wird  reichlich  Sauerstoff  inhalirt. 
Etwa  1 — 2 Stunden  nach  der  zweiten  Venaesektion  zeigen  sich  Spuren  der 
Besserung,  indem  zunächst  Puls-  uud  Atemfrequenz  sinken.  ln  den 
nächsten  Stunden  nimmt  die  Besserung  zu  und  Pat.  wird  völlig  wieder- 
hergestelit.  Erwähnt  sei  noch,  dass  am  zweiten  Krankheitstage  durch 
Darreichung  von  100  g Traubenzucker  eine  beträchtliche  Glykosurie  hervor- 
gerufen werden  konnte.  K.  Kronthal. 


G.  Maurange,  A propos  des  accidents  de  la  chloroformisaticn;  d'une 
methode  d'anösthesie  mixte  destinee  ä les  prevenir.  Bullet,  gener.  de 
therap.  1904,  No.  2. 

M.  empfiehlt,  etwa  30—46  Minunten  vor  Beginn  der  Chloroforrn- 
narkose  eine  Mischung  von  5 cg  Sparte'in  und  1 cg  Morphin  zu  injiciren. 
Das  Excitationsstadium  fehlt  dann  entweder  ganz,  oder  tritt  nur  sehr 
schwach  auf,  Erbrechen  während  der  Narkose  kommt  nur  ganz  ausnahms- 
weise vor  und  ist  auch  nach  Beendigung  der  Operation  seltener,  als  sonst, 
der  Puls,  anfangs  beschleunigt,  erreicht  sehr  bald  die  normale  Frequenz 
und  ist  während  der  Narkose  und  auch  nach  Beendigung  derselben  auf- 
fallend kräftig  und  regelmässig,  die  Atmung  ist  verlangsamt,  tief  und 
gleichmässig.  Die  Narkotisirten  erlangen  schnell  das  Bewusstsein  wieder, 
pflegen  aber  mitunter  noch  ein  bis  zwei  Stunden  ruhig  zu  schlafen. 

K.  Kronthal. 


A.  Meller,  Ueber  Oxyuris  vermicularis.  Deutsches  Arch.  f.  klin.  Med. 

Bd.  77,  H.  1 u.  2. 

Trotz  des  häufigen  Vorkommens  der  Oxyuris  vermicularis  ist  die 
Kenntnis  dieses  Schmarotzers  bei  den  Aerzten  noch  häufig  eine  unge- 
nügende. Gelangt  ein  reifes  Oxyurenei  in  den  Magen  eines  Menschen,  so 
sprengt  das  Würmchen  die  Schale  an  einer  bestimmten  Stelle,  nahe  dem 
Kopfende  des  Eies  und  begiebt  sich  dann  vermutlich  sofort  in  den  Dünn- 
darm. Hier  machen  die  Oxyuren  ihre  Weiterentwickelung  bis  zur  Ge- 
schlechtsreife durch.  Ist  diese  eingetreten,  so  findet  die  Begattung  hier, 
aber  auch  im  Coecum  und  im  Processus  vermiformis  statt.  In  den  beiden 
letztgenannten  Darmabschnitten  sammeln  sich  die  befruchteten  WTcibchen, 
von  wo  sie  dann  später  allmählich  in  die  unteren  Darmabschnitte,  bis  in 
den  Mastdarm  _wandern.  Hier  endlich  setzen  die  WTeibchen  ihre  Eier  ab 
und  zwar  teils  auf  die  Kotballcn,  teils  in  den  Schleimüberzug  des  Dick- 
darms, ja,  sie  können  auch  aus  der  Aftermündung  kriechen  und  dort,  wie 
an  entfernteren  Stellen  des  Körpers  ihre  Eier  ablegen.  Die  Wege  der  An- 


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No.  6. 


Mille».  Habt. 


107 


steckung  sind  die,  dass  mit  den  Fingern,  die  mit  aus  dem  Darmkanal 
abgegangenen  Eiern  beschmutzt  sind,  letztere  direkt  in  den  Mund  gelangen, 
und  zwar  geschieht  dies  meist  bei  der  Zubereitung  von  Speisen.  Ferner 
übertragen  mit  Oxyuren  behaftete  Menschen  in  ähnlicher  Weise  die 
Schmarotzer  auf  ihre  Umgebung,  indem  sie  Nachts  durch  die  aus  dem 
After  kriechenden  Tiere  heftig  gereizt,  sich  kratzen  und  unter  den  Nägeln 
Eier,  ja  sogar  ganze  Würmer  oder  Teile  von  ihnen  beherbergen.  Was  die 
Behandlung  betrifft,  so  ist  bei  ihr  eine  dreifache  Aufgabe  zu  läsen.  Erstens 
muss  die  junge  Brut  aus  dem  Dünndarm  entfernt  werden,  zweitens  ist  der 
Dickdarm  von  allen  erwachsenen  Tieren  zu  reinigen  und  drittens  ist  der 
Patient  vor  neuer  Erwerbung  zu  schützen.  Die  erste  Aufgabe  erfüllt  man 
durch  das  Eingeben  von  Calomel,  dem  Santoniu  oder  ein  anderes  Wurm- 
mittel und  dann  wiederum  ein  Abführmittel  zu  folgen  hat.  Das  Calomel 
bewirkt  nämlich  durch  Wegschaffung  des  Dünndarmschleims,  dass  die 
Würmer  durch  diesen  nicht  vor  den  Wurmmittelu  geschützt  werden.  — 
Den  Dickdarm  befreit  man  von  den  Weibchen  am  besten  durch  eine  Aus- 
spülung in  Kuieellenbogenlage  mit  1—3  Litern  einer  0,25— 0,5  proc.  Lösung 
von  Sapo  medicatus.  Zweckmässig  ist  es,  diese  Procedur  nach  8 Tagen 
noch  einmal  zu  wiederholen,  um  etwa  in  den  Divertikeln  oder  im  Pro- 
cessus vermiformis  zurückgebliebene  Exemplare  zu  beseitigen.  Um  die 
Heilung  aber  dauernd  zu  gestalten,  müssen  auch  alle  Hausgenossen,  die 
mit  Oxynris  inficirt  sind,  die  gleiche  Kur  durchmachen. 

Carl  Rosenthal. 


1)  0.  Müller,  Beobachtungen  über  Koplik’sche  Flecke,  Diazoreaktion  und 
Fieber  bei  Masern.  Münch,  med  Wochenschr.  1004,  No.  3. 

2)  C.  Hart,  Anatomische  Untersuchungen  über  die  bei  Masern  vorkommen- 
den Lungenerkrankungen.  Deutsches  Arch.  f.  klin.  Med.  Bd.  79,  S.  108. 

1)  Verf.  hat  im  Winter  1902/03  in  der  Marburger  Universitätspoli- 
klinik 215  Masernfälle  beobachtet.  Er  stellt  folgende  Schlusssätze  als 
Ergebnis  seiner  Beobachtungen  auf:  Die  Koplik’schen  Flecke  sind  in  reich- 
lich Vs  der  Fälle  vorhanden;  sie  treten  häufig  schon  am  ersten  Krankheits- 
tage auf;  sie  sind  jedoch  für  sich  allein  für  Masern  nicht  pathognomonisch, 
da  sie  wiederholt  auch  bei  Röteln  beobachtet  wurden.  — Die  Diazoreaktion 
im  Harn  ist  auf  der  Höhe  der  Krankheit  fast  ausnahmlos  nachweisbar; 
sie  tritt  in  der  Regel  erst  mit  dem  Ausbruch  des  Exanthems  auf,  ist  also 
kein  Frühsymptora.  — Die  Fiebercurve  der  Masern  weist  in  den  meisten 
uncomplicirten  Fällen  im  Beginn  des  katarrhalischen  Stadiums  eine  kurze, 
starke  Steigerung  auf,  dieser  folgt  eine  1 — 2tägigc  Intermission  und  nun- 
mehr tritt  ein  rasch  ansteigendes,  ca.  4 Tage  dauerndes,  continuirlicbes 
Fieber  ein,  das  meist  kritisch  wieder  abfällt.  Seltener  steigt  das  Fieber 
allmählich  remittirend  oder  ohne  jeden  Vorboten  plötzlich  und  schroff  an. 

2)  Verf.  hat  im  Stadtkrankenbause  Friedrichstadt- Dresden  eine  Anzahl 
Masernleichen  secirt,  in  deren  Lungen  sich  Abweichungen  von  der  allge- 
mein bekannten  Darstellung  katarrhalischer  Pneumonie  fanden.  Bei  der 
mikroskopischen  Betrachtung  war  das  zerfressene  Aussehen  der  Schnitt- 
fläche aufgefallen,  welches  durch  zahlreiche  bronchiektatische  Erweiterungen 
der  mittleren  und  kleineren  Bronchien  bedingt  war.  Die  mikroskopische 


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108 


Cbouxon. 


No.  6. 


Untersuchung  hatte  dann  darQber  aufgeklärt,  dass  es  sich  um  eine  überaus 
schwere  Entzündung  der  ganzen  Bronchialwand  handelte,  welche  entweder 
durch  Eiterung  oder  aber  direkte  Nekrose  zur  vollständigen  Zerstörung 
führte.  Schon  frühzeitig  waren  die  muskulösen  und  vor  allem  auch 
elastische  Elemente  der  Bronchialwand  aufgelockert,  durch  das  Infiltrat 
auseinandergedrängt,  und  schliesslich  zu  Grunde  gegangen,  wobei  auch  im 
mikroskopischen  Bilde  die  Erweiterung  des  Lumens  zumeist  in  Form  un- 
regelmässiger Ausbuchtungen  auffiel.  Die  Entstehung  der  Bronchiektasien 
erklärt  Verf.  aus  der  Wirkung  des  Luftdrucks  auf  die  in  ihrer  Elasticität 
geschädigte  Bronchial  wand;  die  in  den  erweiterten  Bronchien  vorhandene 
Sekretstanung  hält  Verf.  für  sekundär.  — Besonderes  Interesse  misst  Verf. 
dem  Nachweis  ausgedehnter  Bindegewebswucherung  bei  sowohl  innerhalb 
der  kleinen  Bronchien  als  auch  der  Alveolen;  und  zwar  fand  Verf.  die  ob- 
literirende  Rindegewebswucherung  nicht  nur  in  Bronchien  oder  den  Alveolen, 
sondern  in  einem  Falle  in  beiden  zugleich  mit  allen  nur  möglichen  Ueber- 
gängen.  Während  die  Bilder,  welche  Verf.  von  der  Erkrankungsform  der 
Bronchien  entwirft,  völlig  übercinstimmen  mit  der  von  LaKOE  beschriebenen 
Bronchitis  obliterans,  stimmt  die  Erkrankungsform  der  Alveolen  mit  der 
Pneuraonia  desquamativa  obliterans  Galdi’s.  Die  Verwandtschaft  aber 
zwischen  diesen  beiden  Formen  hält  Verf.  durch  den  letzterwähnten  einen 
Fall  für  bewiesen.  Verf.  nimmt  an,  dass  das  „Sitzenbleiben“  der  Masern- 
pneumonien  nicht  allein  im  Zugrundegehen  von  Lymphbahnen  seinen  Grund 
hat  — wie  Kromayer  annimmt  — , sondern  auch  gleichzeitig  in  der 
Schädigung  der  elastischen  Bronchialwandelemente,  deren  Folge  Bronchi- 
ektasien und  Pfropfbildung  mit  ihren  sekundären  Erscheinungen  bilden. 
Wenn  auch  Bronchialveränderungen  in  der  Ausdehnung,  wie  Verf.  sie  be- 
schrieben hat,  selten  sind,  so  glaubt  er  doch,  dass  Bronchiektasien  bei 
Kindern  wahrscheinlich  häufig  auf  eine  Masernpneumonie  sich  werden 
zurückführen  lassen.  Stadtbagen. 


O.  (’rotizon,  Des  scleroses  combinees  de  la  moelle.  Travail  du  Service  de 
M.  le  Dr.  P.  Marie.  Paris  1004. 

C.  teilt  55  Fälle  combinirter  Sklerosen  des  Kückenmarks  mit  und  be- 
zeichnet als  solche  die  combinirte  Erkrankung  der  Hinter-  und  Seiten- 
strangbahn. Klinisch  lassen  sich  dieselben  einteilen  in  1.  congenitale  und 
familiäre  Formen  (Friedreich’sche  Krankheit,  die  cerebellare  Heredo-Ataxie 

P.  Maries  und  die  familiäre  spastische  Paraplegie  StrCmpell’s);  2.  er- 
worbene Formen.  Zu  letzteren  gehören  a)  die  combinirten  Sklerosen  der 
Tabes,  b)  die  der  progressiven  Paralyse,  c)  die  spasmodischen  combinirten 
Sklerosen,  d)  die  der  Greise  (arteriosklerotische  Form),  e)  die  subakute 
Form  bei  Anämie,  Intoxikationen,  Cachexie).  Nur  die  erworbenen  Formen 
werden  hier  näher  besprochen.  Topographisch  unterscheidet  der  Verf.  den 
Typus,  wo  die  gekreuzten  Pyramidenbahnen  und  die  Hinterstränge  erkrankt 
sind  (häufigste  Form),  ferner  den  Typus,  bei  welchem  die  Hinterstränge, 
gekreuzte  Pyramidenbahnen  und  besonders  die  direkten  Kleinhirnbahnen 
betroffen  sind;  endlich  den  Typus,  in  denen  neben  Hinter-  und  Pyramiden- 
seiteustrangbahnen  auch  die  Vorderstrangbahnen  erkrankt  sind.  Von  den 
echten  combinirten  Strangerkrankungen  sind  die  combinirten  pseudo- 


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No.  6. 


Bkbnuardt.  — Henning.  Huibkanb. 


109 


systematischen  Sklerosen  zu  scheiden;  diese  treten  sekundär  auf  nach  Er- 
krankung der  Gefässe,  Rückenmarksbaut  und  Lyraphwege;  zu  ihnen  zählt 
C.  die  senile,  arteriosklerotische  Form,  diejenige  nach  Blutungen,  peri- 
arteriitischen  Herden  bei  Ergotismus,  perniciöser  Anämie  etc.  Auch  bei 
den  combinirten  Formen  der  Tabes  und  Paralyse  will  der  Verf.  eine  lym- 
phatische Stase  als  Ursache  für  viele  Fälle  annehmen,  sodass  schliesslich 
die  grösste  Zahl  der  combinirten  Systemerkrankungeu  nach  ihm  nur  als 
pseudo-systematisch  anzusehen  sind.  S.  Kalischer. 


M.  Bernhardt,  Neuropathologische  Beobachtungen.  Salkowski- Fest- 
schrift 1904. 

Die  3 Beobachtungen  B.'s  betreffen  zuerst  einen  Fall  von  Läsion  des 
Epiconus  des  Rückenmarks  bei  einem  14jährigen  Knaben;  dieselbe  trat 
nach  einem  Schreck  erst  recht  zu  Tage  mit  Lähmung  der  Beine  und 
der  Sphinkteren.  Nach  6—8  Wochen  besserten  sich  diese  Erscheinungen 
ganz  allmählich;  nur  blieb  dauernd  links  eine  Parese  der  Peroneal- 
muskeln  zurück.  — Die  zweite  Beobachtung  betrifft  eine  Bleilähmung 
bei  einem  4jährigen  Mädchen,  das  in  einer  Stube  mit  seinen  Eltern 
wohnte  und  schlief  in  eitlem  Zimmer,  in  welchem  Kleiderbügel  mit 
Chromblei  gefärbt  wurden.  Auch  der  Vater  und  die  Mutter  dieses  Kindes 
zeigten  deutliche  Erscheinungen  der  Bleiintoxikation  infolge  des  Einatmens 
der  mit  Bleistaub  geschwängerten  Luft.  Die  Lähmung  der  vier  Extremi- 
täten (Strecker)  ging  bei  geeigneter  Behandlung  langsam  zurück.  B.  be- 
richtet sodann  über  Bleilähmungen  bei  Kindern  aus  der  sonstigen  Litteratur 
und  kommt  zu  dem  Resultate,  dass  Kinder  ebenso  wie  Erwachsene  au  Blei- 
lähmungen  erkranken  können;  auch  bei  ihnen  können  Koliken,  anämische 
Zustände,  Erbrechen  als  erste  Zeichen  der  Lähmung  vorausgehen.  Meist 
werden  die  Peronealmuskeln,  mitunter  aber  auch  die  vom  Tibialis  inner- 
virten  Muskeln  zuerst  und  am  intensivsten  betroffen.  Das  Angeborensein 
einer  Bleilähmung  erscheint  noch  nicht  völlig  sicher  erwiesen.  — Der 
dritte  Fall  betrifft  eine  Melkerlähmung  in  der  linken  Hand.  Die  Melker- 
lähmung kann  bald  links  bald  rechts  auftreten  und  betrifft  die  für 
die  kleinen  Hand-  und  Zwischenknochenmuskeln  bestimmten  Aeste  des 

N.  inedianus  und  ulnaris;  die  Neuritis  kann  bei  Melkern  auch  ohne  Krampf- 

erscheinungen auftreten.  Hier  waren  geringe  Atrophien  und  zum  Teil  auch 
träge  Zuckung  EaR  im  Medianusgebiet  vorhanden.  S.  Kalischer. 


1)  Henning,  Ueber  einen  Fall  von  myopathiscber  progressiver  Muskel- 
atrophie nach  Trauma.  Deutsche  militärärztl.  Zeitscbr.  1903,  Febr. 

2)  L.  Huismans,  Trauma,  Myelitis,  Syringomyelie.  Zeitschr.  f.  klin.  Med. 
48.  Bd.,  3.  u.  4.  H. 

1)  Bei  einem  26jährigen  Manne  entwickelte  sich  nach  einem  Huf- 
scblag,  welcher  den  Rücken  traf,  ein  Zustand  von  progressivem  Muskel- 
schwund, welcher  die  Rückenmuskeln  und  den  Schulter-  und  Beckengürtel 
betraf  (juvenile  Form  der  Dystrophie).  Der  Zusammenhang  zwischen  Trauma 
und  Entstehung  des  Leidens  gilt  dem  Verf.  nicht  als  strikte  erwiesen,  aber 
doch  als  wahrscheinlich. 


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110 


Fuiqeb.  Thibikrgb. 


No.  6. 


2)  H.  kommt  auf  einen  bereits  früher  publicirten  Fall  zurück,  bei 
dem  er  wegen  humerogcapularer  Muskelatropbie,  Skoliose,  dissociirter 
Empfindungsläbmung,  BlasenstSrungen,  Atrophie  der  Zunge,  Nystagmus, 
Fehlen  des  rechten  Kniereflexes  und  Arthropathie  des  rechten  Schulter- 
gelenkes  die  Diagnose  auf  Syringomyelie  gestellt  batte. 

Die  Erklärung,  warum  Arthropathien  bei  Syringomyelie  in  den  oberen, 
bei  der  Tabes  in  den  unteren  Gliedmaassen  Vorkommen,  ist  wohl  einfach 
aus  der  verschiedenartigen  Lokalisation  des  anatomischen  Processes  bei 
beiden  Affektionen  zu  entnehmen,  ohne  dass  es,  wie  H.  meint,  nötig  wäre, 
beide  Läsionen  als  eine  Myelitis  aufzufassen.  Was  nun  die  traumatische 
Entstehung  der  Syringomyelie  anlangt,  so  ist  H.  selbst  schwankend  ge- 
worden, ob  man  sie  sich  auf  dem  Wege  einer  Neuritis  ascendens  erklären 
soll.  Er  neigt  jetzt  mehr  dazu,  sich  die  Entstehung  der  Krankheit  ent- 
weder durch  Gliome  oder  durch  die  Sekundärinfektion  einer  Blutung  in 
das  Rückenmark  zu  denken.  Die  Entschädigungsfrage  sei,  so  lange  wir 
nicht  festen  Boden  unter  den  Füssen  hätten,  zu  Gunsten  der  Verletzten  zu 
entscheiden.  M.  Brasch. 


1)  E.  Finger,  Zur  Klinik  der  Hautsyphilide.  Berl.  klin.  Wocbenschr. 
1904,  No.  37. 

2)  (*.  Thibierge,  Les  conditions  du  developpement  de  la  „syphilide 
pigmentaire“  (Leucoderma  syphiliticum).  Ebenda. 

1)  Syphilitische  Recidivexantheme  pflegen  sich  durch  die  geringere 
Zahl  und  bedeutendere  Grösse  der  einzelnen  Efflorescenzen,  durch  die 
Neigung  zum  Auftreten  in  Ringform  oder  zur  Bildung  von  Gruppen,  Kreisen 
oder  Kreissegmenten  von  dem  ersten  Exanthem  zu  unterscheiden,  so  dass 
man  aus  diesen  Verhältnissen  Rückschlüsse  auf  das  Alter  der  Syphilis 
ziehen  kann.  Man  muss  aber  wissen,  dass  hiervon  auch  Ausnahmen  Vor- 
kommen, insofern  recidivirende  Syphilide  nach  Grösse,  Zahl  und  Verteilung 
der  Efflorescenzen  vollständig  den  Charakter  eines  ersten  Exanthems  tragen, 
andererseits  bei  der  ersten  Roseola,  wenn  sie  lange  besteht,  durch  Abheilen 
des  Centrums  Ringbildungen  entstehen  können.  — Verf.  bespricht  weiter 
einige  seltene  Formen  von  Syphiliden.  So  wandeln  sich  bisweilen  bei 
scrophulo-tuberculösen  Individuen  die  einzelnen  Reosolaflecke  in  Gruppen 
von  syphilitischen  Lichenpapeln  um.  Ferner  sah  F.  mehrmals  bei  herunter- 
gekommenen Individuen,  bei  denen  schon  der  Primäreffekt  einen  schweren 
Charakter  zeigte,  als  erstes  Exanthem  ein  lenticuläres  Syphilid,  bei  dem 
die  rosenroten,  frischen  Psoriasisefflorescenzen  ähnlichen  Papeln,  wenn  sie 
die  Grösse  eines  Hellers  erreicht  hatten,  sich  mit  einem  vollen  Hofe  um- 
gaben, auf  dem  oft  Gruppen  kleiner  Papeln  aufschossen.  Eine  anscheinend 
nicht  ganz  seltene  Form  des  papulösen  Exanthems  ist  die,  dass  um  die 
von  einer  ersten  Eruption  zurückgebliebenen  Pigmentflecke,  aber  von  diesen 
noch  durch  einen  breiten  Hof  normaler  Haut  getrennt,  ringförmige  Gruppen 
von  lichenoiden  und  lenticulären  Papeln  auftreten.  In  einer  grösseren  Zahl 
von  Fällen  endlich  hat  Verf.  Erythema  multiforme  und  nodosum  als  Be- 
gleiterscheinungen recent  syphilitischer  Exautheme  beobachtet. 

2)  Während  fast  alle  französischen  Autoren  das  ganz  vorzugsweise  bei 
Frauen  am  Nacken  vorkommende  Pigmentsyphilid  für  eine  primäre  Er- 


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No.  6. 


Beins.  — Keydel  Rapsemmes. 


111 


scheinung  halten,  bei  der  eben  die  Pigmenthypertrophie  das  eigentlich 
Pathologische  ist,  nehmen  die  Deutschen  an,  dass  die  hellen  Inseln  stets 
aus  anderen  Syphiliden  hervorgehen  und  dass  das  zwischen  ihnen  liegende 
Pigmentnetz  erst  sekundär  durch  Verdrängung  des  Pigments  entsteht.  Verf. 
hat  sich  nun  davon,  dass  in  der  Tat  die  weissen  Flecke  immer  an  der 
Stelle  vorausgegangener  Roseolaflccke  auftreten,  teils  durch  direkte  Beob- 
achtung überzeugt,  teils  dadurch,  dass  er  erst  die  Roseolen,  später  die 
weissen  Flecke  auf  transparentem  Papier  durchzeichnen  liess,  wobei  sich 
zeigte,  dass  beide  in  ihrer  Lokalisation  einander  genau  entsprachen.  Trotz- 
dem hält  er  an  der  Ansicht  fest,  dass  die  Pigmentvermehrung  das  Wesent- 
liche darstellt,  weil  die  weissen  Flecke  gegenüber  der  normalen  Haut 
höchstens  eine  ganz  geringe  und  nur  vorübergehende  Entfärbung  erkennen 
lassen.  Deshalb  sei  auch  die  Bezeichnung  Pigmentsyphilid  der  in  Deutsch- 
land üblichen  des  Leucoderma  syphiliticum  vorzuziehen.  Die  Ursachen  des 
Pigmentsypbilids  scheinen  sehr  complexer,  bisher  nicht  genügend  erforschter 
Natur  zu  sein;  dem  Verf.  ist  aufgefallen,  dass  bei  diesen  Kranken  fast  aus- 
nahmslos eine  mehr  oder  weniger  ausgesprochene  Lymphocitose  der  Cere- 
brospinalflüssigkeit zu  constatiren  ist,  was  mit  einer  gewissen  Vorsicht  auf 
einen  nervösen  Vorgang  scbliessen  lassen  könnte.  H.  Müller. 


0.  Bruns,  Impftuberkulose  bei  Morphinismus.  (Aus  der  raed.  Klinik  zu 
Leipzig ) Münch,  med.  Wochenschr.  1904,  No.  37. 

Bei  einem  28jährigen,  an  Lungentuberkulose  leidenden  Manne,  der 
sich  seit  längerer  Zeit  mehrmals  täglich  an  Brust,  Bauch  und  Vorderseite 
der  Oberschenkel  Morpiuminjektionen  gemacht  hatte,  vor  denen  er  die 
betreffenden  Stellen  mit  seinem  Speichel  zu  befeuchten  und  die  Canüle 
mit  dem  Mund  auszublasen  pflegte,  entstanden  an  den  genannten  Körper- 
gegenden Stecknadelkopf-  bis  linsengrosse  rote  Knötchen,  die  weiterhin  zu 
tiefen,  unregelmässigen  Geschwüren  mit  unterwühlten  Rändern  zerfielen. 
Ausserdem  traten,  hauptsächlich  auf  der  Brust,  subkutane  erbsen-  bis 
pflaumengrosse,  harte,  schmerzlose  Tumoren  auf,  die  allmählich  erweichten, 
durchbrachen  und  Eiter  entleerten.  Machten  diese  Geschwüre  und  Knoten 
schon  klinisch  den  Eindruck  von  tuberkulösen  Ulcerationen  und  Scrophulo- 
dernoen,  so  bestätigten  die  histologischen  Untersuchungen  und  Tierexperi- 
mente vollends,  dass  es  sich  um  tuberkulöse  Autointoxikationen  handelte. 
Ueberdies  konnte  im  Krankenhaus«  direkt  beobachtet  werden,  wie  sich  an 
der  Stelle  von  nach  des  Pat.  Methode  gemachten  Injektionen  die  oben 
beschriebenen  Veränderungen  ausbildeten,  während  unter  aseptischen 
Cautelen  vorgenommene  Einspritzungen  niemals  solche  Folgen  hatten. 

H.  Müller. 


1)  Keydel,  Die  intravesikale  Trennung  des  Urins  beider  Nieren.  Münch, 
med.  Wochenschr.  1903,  No.  35. 

2)  Kapsanuner,  Ueber  üreterenkatheterisraus  und  funktionelle  Nieren- 
diagnostik. Wien.  klin.  Wochenschr.  1904,  No.  51. 

1)  Es  kann  keinem  Zweifel  unterliegen,  dass  der  Ureterenkathete- 


n 

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112 


r.  Notthafft. 


No.  6. 


rismus  auch  in  der  Hand  eines  Geübten  oft  versagt.  Es  giebt  nur  drei 
Instrumente,  die  bezwecken,  den  Harn  beider  Nieren  aufzufangen;  zwei 
davon  teilen  die  Blase  durch  eine  in  ihrem  Innern  entrollte  Membran  ln 
zwei  Teile;  es  sind  die  Apparate  von  Luys  und  Cathelin;  der  dritte  heb^ 
den  Blasenboden  zwischen  den  Ureten  zu  einer  Falte,  so  zwei  Rinnen\ 
bildend  (Downe’s  Instrument).  Mit  diesen  hat  K.  Versuche  angestellt  and 
berichtet  über  seine  Ergebnisse,  dieselben  in  Vergleich  mit  denen  ihrer 
Erfinder  stellend.  Als  Resultat  sei  hervorgehobeu,  dass,  wenn  auch  oft 
der  Ureterenkatheterismus  noch  exaktere  Resultate  geben  mag,  oft  zum 
Vergleich  beider  Nierenfunktionen  diese  Instrumente,  deren  Technik  viel- 
leicht einfacher  ist  und  deren  Gebrauch  jedenfalls  nichts  schaden  kann, 
ausreicheu  können.  Unger. 

2)  K.  hält  den  Ureterenkatheterismus  bei  der  Nierendiagnostik  für 
absolut  unentbehrlich;  jeder  Versuch,  ihn  durch  Harnsegregatoren  zu  er- 
setzen, schlägt  fehl;  nach  jedem  Ureterenkatheterismus  soll  als  Prophy- 
lacticum  eine  1 — 2proc.  Argentumlösnng  in  den  Ureter  instillirt  werden. 
Was  die  funktionelle  Untersuchung  anlangt,  so  ergiebt  sich  aus  K.’s  Ver- 
suchen, dass  die  gesunden  Nieren  in  ungleicher  Weise  arbeiten,  dass 
normale  Nieren  in  derselben  Zeit  ungleiche  Mengen  eines  ungleichen 
Sekretes  ausscheiden,  dass  die  Filtrations-  und  die  Eliminationsfähigkeit 
nicht  Hand  in  Hand  gehen.  Dadurch  verschiebt  sich  zwar  die  Basis  für 
die  funktioneile  Nierendiagnostik,  doch  werden  die  CaSPER- RlCHTER’schen 
Methoden  deshalb  nicht  wertlos.  Karo. 


A.  v.  NotthafTt,  Ueber  scheinbar  mit  der  Prostata  nicht  zusammenhängende 
aber  dennoch  durch  Prostatitis  bedingte  Schmerzen,  nebst  einigen  Be- 
merkungen über  chronische  Prostatitis.  Arcli.  f.  Dermatol.  Bd.  70, 
H.  2,  S.  277. 

Verf.  fand  bei  einer  Reihe  der  verschiedensten  Beschwerden,  von  denen 
hier  Schmerzen  im  Bereiche  des  N.  ischiadicus,  in  der  Analgegend,  in 
den  Hoden,  in  den  Kuiegelenken  genannt  seien,  als  ätiologisches  Moment 
eine  chronische  Prostatitis,  deren  Behandlung  zur  Beseitigung  der  oft 
schon  lange  Zeit  vergeblich  unter  falscher  Diagnose  bekämpften  Leiden 
führte. 

Auf  Grund  von  909  Fällen  von  Prostatitis  kommt  Verf.  zur  Auf- 
stellung einer  recht  interessanten  Tabelle  über  die  Symptomatologie.  Ge- 
nauere Untersuchungen  auf  Gonokokken  waren  in  120  Fällen  möglich,  im 
ganzen  fand  sich,  dass  je  länger  die  gonorrhoische  Infektion  zurücklag, 
um  so  seltener  im  Prostatasekret  Gonokokken  nachweisbar  wurden,  und 
dass  es  sich  auch  da,  wo  noch  Gonokokken  da  waren,  häufiger  um  eine 
Mischinfektion  als  um  eine  rein  gonorrhoische  Prostatitis  handelte. 

B.  Marcuse. 


Kinacudungcu  «erden  an  die  Adrosae  den  Herrn  (»eh.  Med. -Hat  i'rof.  Dr.  M.  Bernhardt  (Berlin  W. 
Pranroaucho  Strasse  21)  oder  an  die  VerlaK>handlung  (Berlin  NW.,  Unter  den  Linden  68)  et  beten. 


Verlag  von  August  Hirsch«  »Id  in  Berlin.  — Druck  von  L.  Schumacher  ln  Berlin  N.  24. 


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lieh  erscheine» 
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I Sarh-Kegister. 


Preis  (IcB  Jalirgiiiitn 
2A  Mark  ; tu  besiehe» 
durch  alle  Buchhaud 
luiigcn  u.  PwitAtvM&lten. 


für  die 


niediciiikhen  Wissenschaften. 

Unter  Mitwirkung  von 

Prof.  Dr.  H.  Senator,  Prof.  Dr.  E.  Salkowski,  Prof. 

redigirt  von  ( Q 

Prof.  Dr.  M.  Bernhardt 

in  Berlin. 


1905. 


18.  Febril hc . 


lulxilt : Hibscufkli),  Der  Wusserstoffwecbsel  bei  Diabetes  iusipidus.  — 
Moll,  Ueber  Blutveriinderuogeti  nach  Eiwcissinjektioneu.  — Westkriioeffbu, 
Das  Reichs- Fleischbeschaugesetz  in  Bezug  auf  Tuberkulose.  — Fischer,  Fälle 
von  Pachymeningitis  interna  chronica.  — Luxer,  Die  Entstehung  entzündlicher 
Knocheuherde.  — Münch,  Ueber  den  Dilatator  pupillae.  — Wittmaace,  Zur 
pathologischen  Anatomie  des  Gehörorgans.  — Alexander,  Zur  Operationstechnik 
bei  otogener  Pyämie.  — Wrioht,  Aktinomykose  der  Tonsillen.  — Barth,  Zur 
Behandlung  der  spastischen  Aphonie.  — Cordes,  Zur  Aetiologie  und  Therapie 
der  Sängerkuötchcn.  — Falcu,  Die  Desinfektion  der  Haut.  — Schütze,  Anti- 
körper gegen  Steapsin.  — Thomson,  Exanthem  nach  Lysolspülung.  — Stevenson, 
Detot  und  Kaufmann,  Vergiftung  mit  Carbolsäure  und  Sublimat. — Douolas 
und  Handy,  Boycott,  Verhalten  der  Leukocytcu  bei  Eingeweidewürmern.  — 
Fsiedjuno  und  Hecht,  Ueber  die  Katalyse  der  Milch.  — Wohloehuth, 
Zur  Keuntnis  der  physiologischen  Radiumwirkung.  — Cutlbr,  Ueber  doppel- 
seitige Schwellung  der  Parotis  und  Thränendrüsen.  — Erbse.  Fall  von  Tetanus 
mit  RücUcnmarksbefund.  — Dodui,  Combination  von  Tabes  und  Paralysis  agitans. 
— Obkrsteiner,  Wirkung  des  Radiums  auf  das  Nervensystem.  — Hewetbon, 
Payne,  Fälle  von  Kropf.  — Uallopbau.  Hasnen,  Lie,  Zur  Kenntnis  der 
Lepra.  — Jadassohn,  Ueber  toxische  Dermatosen.  — Fucus,  Bikhhoff, 
Saalpeld,  Behandlung  der  Gonorrhoe.  — Klimek,  Ueber  Urethritis  mem- 
brauacea.  — Fhbyer,  Enukleation  der  Prostata.  — Scumidleciinku,  Ulcus 
rodeus  vulvae.  — Scitiades  und  Farkas,  Die  molekulare  Concentration  des 
Blutserums  bei  Schwangeren  und  Wöchnerinnen. 


F.  Hirsehfeld,  Beobachtungen  bei  einem  Fall  von  Diabetes  insipidus. 

Festschrift  für  R.  Salkowski.  Berlin.  S.  187. 

H.  hat  den  Wasserstoffwechsel  bei  einem  an  Diabetes  insipidus  (ohne 
erkennbare  Aetiologie)  leidenden  Manne  festgestellt  und  mit  dem  eines 
Gesunden  verglichen.  Aufgenommen  wurden  im  Durchschnitt  bei  gewöhn- 
licher Kost  0700  ccm  Flüssigkeit,  mit  dem  Harn  ausgeschieden  <5000  ccm, 
sodass  nur  11  pCt.  dem  Körper  für  Respiration  und  Schwoiss  zur  Verfügung 
blieben.  Der  Kot  enthielt  28  pCt.  Trockensubstanz  (gegen  18,9  pCt.  beim 
Gesunden);  es  wurde  nur  halb  so  viel  Wasser  wie  heim  Gesunden  mit  dem 
Kot  entleert.  Respiration  -(-  Schweiss  betrugen  beim  Gesunden  1(500  ccm 
gleich  ca.  50  pCt.  der  Rinfuhr.  Der  Wasserverlust  durch  ein  heisses  Bad 
mit  Schwitzen  ist  bei  dem  Kranken  auffallend  niedrig,  dagegen  sank  die 
Harnausscheidung  nur  .wenig.  — Steigerung  der  Riweissmenge  von  81g 


XLIH.  .lahrgang. 


8 


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114 


Moll.  — Webt  km  iiokfkbu. 


No.  7. 


auf  116  g lasst  die  Harnmenge  auf  7,7  1 ansteigen;  die  Mehraussclieidung 
beginnt,  bevor  durch  gesteigerten  Durst  mehr  Flüssigkeit  zugeführt  ist.  — 
Herabsetzung  der  Ei  weissmenge  unter  84  g schränkt  die  Polyurie  nicht 
weiter  ein.  Dagegen  bringen  2 — Imal  täglich  1 g Antipyrin  einige  Zeit 
genommen  diese  fast  zum  Verschwinden  (nur  noch  2— 2'/2  I Harn),  wobei 
Schweisse  eintreten  und  der  Wassergehalt  des  Kotes  steigt.  — Gesteigerter 
Stickstoffumsatz  war  nicht  festzustellen.  A.  Loewy. 


L.  Moll,  lieber  Blutveränderungen  nach  Eiweissinjektionen.  Beitr.  z ehern. 
Physiol.  u.  Pathol.  Bd.  4,  S.  578. 

Verf.  hat  eine  Reihe  mehr  zufällig  beobachteter  Veränderungen  der 
verschiedenen  Fraktionen  der  Bluteiweisskörper  bei  Immunisirung  (M.  JaCOBY, 
E.  P.  Pick,  Joachim)  planmässig  verfolgt  und  in  einer  Anzahl  interessanter 
Versuche,  bezüglich  deren  Details  auf  das  Original  verwiesen  werden  muss, 
festgestcllt,  dass  gesetzmässig  eine  Globulinvermehrung  bei  gleich- 
bleibendem Eiweissgehalt  der  Sera  statthat.  Es  erhebt  sich  nun 
die  Frage,  ob  das  vermehrte  Globulin  an  der  Niederschlagsbestimmnng  bei 
der  Präcipitinreaktion  teilnimmt.  Diese  Frage,  die  für  die  Erkenntnis  des 
Wesens  der  gesummten  Immuuisirungsvorgänge  von  grosser  Wichtigkeit  ist, 
beantwortet  Verf.  folgendermaassen:  Das  Immunserum,  das  passive  Reagens, 
das  Fällungssubstrat,  wird  durch  das  Immunisirungsmaterial,  das  aktive 
Reagons,  das  Fällungsmittel  ausgefällt.  Nennt  man  Präcipitin  den  im 
lmmunblut  gelösten,  durch  die  Vorbehandlung  gebildeten  mehr  oder 
minder  specifischen  Eiweisskörper,  so  bezeichnet  Präcipitat  die  in  un- 
löslicher Form  ausgefällte  Modifikation  desselbeu.  Die  Beziehung  zwischen 
Präcipitin  und  Präcipitat  entspricht  dem  Verhältnis  von  Fibrinogen  zu 
Fibrin.  Verf.  ist  der  Ansicht,  dass  die  Globulinbildung  von  mehr  oder 
minder  specifischem  Charakter  auf  vermehrtem  Auftreten  und  Zerfall  von 
I.eukocyten  beruht.  Neuberg. 

WestenhoefTer,  Das  Reichs-Fleischbeschaugesetz  in  Bezug  auf  die  Tuber- 
kulose nebst  einigen  Bemerkungen  über  die  Fleischbeschau.  Berl.  klin. 
Wochenscbr.  19D4,  No.  45  n.  No.  46. 

Im  ersten  Teile  seines  Vortrages  legt  Verf.  dar,  dass  die  Bestimmungen 
des  Reichs-Fleischbeschaugesetzes  bezüglich  der  Tuberkulose  zu  weit  gehen, 
wenn  sie  ganze  Fleischviertel,  in  denen  sich  nur  eine  tuberkulös  ver 
änderte  I.ymphdrüse  befindet,  für  untauglich  oder  bedingt  tauglich  erklären. 
Auf  Grund  eigener  und  fremder  Arbeiten  schliesst  er,  dass  nur  von  dem 
Fleisch  von  Rindern  mit  akuter  allgemeiner  Miliartuberkulose  Gefahr  droht; 
bei  allen  übrigen  Fällen  von  Tuberkulose  ist  der  Genuss  des  reinen  Fleisches 
an  sich  nach  sorgfältiger  Entfernung  aller  kranken  Teile  unschädlich. 

Im  zweiten  Teile  pnlemisirt  Verf.  gegen  deu  § 6 des  preussischen 
Ausführungsgesetzes,  welcher  eine  Nachbeschau  auswärts  untersuchten 
Fleisches  in  Gemeinden  mit  Schlachthauszwang  nur  zu  dem  Zwecke  ge- 
stattet, uui  festzustellen,  ob  das  Fleisch  inzwischen  verdorben  ist  oder  sonst 
eine  gesundheitsschädliche  Veränderung  seiner  Beschaffenheit  erlitten  hat. 
An  der  Hand  von  Statistiken  weist  Verf.  nach,  dass  bisher  1,85  pCt.  tier- 


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No.  7. 


Fischkk.  — Lkxkb. 


115 


ärztlich  voruntersuchter  Rinderviertel,  Kälber,  Schafe,  Ziegen  und  Schweine 
bei  der  Nachbeschau  beanstandet  worden  sind.  Ist  es  schon  bedenklich, 
wenn  nunmehr  unter  100  Rindervierteln  mindestens  ein  tuberkulöses  un- 
gehindert zum  Verkauf  gelangt,  so  wächst  die  Gefahr  für  die  Consumenten 
ins  Ungemessene,  wenn  ein  solches  Fleischviertel  zu  Wurst  verarbeitet 
wird.  Verf.  stellt  daher  folgende  Thesen  auf:  „Alles  in  Städte  mit  öffent- 
lichen Schlachthöfen  eingeführtc  Fleisch  muss  einer  Nacbbeschau  durch 
Sachverständige  unterliegen.  Kopf,  Brusteingeweide,  .Milz  und  Nieren  sind 
mit  vorzulegen  in  Verbindung  mit  dem  Körper  oder,  wenn  dies  nicht  geht, 
durch  ein  amtliches  Attest  als  zu  dem  betreffenden  Fleischteile  gehörig 
zu  bezeichnen.  Das  eingeführte  Fleisch  muss  sofort  nach  der  Ankunft 
einer  der  Untersuchungsstationen  zugeführt  werden.  Für  diese  Nach- 
beschau werden  Gebühren  nicht  erhoben.  Städte  mit  öffentlichen  Schlacht- 
höfen sind  verpflichtet,  Fleischvernichtungsanstalten  einzurichten  und  in 
eigenen  Betrieb  zu  nehmen.  In  Städten  mit  öffentlichen  Schlachthöfen 
dürfen  Hausschlachtungen  zu  privaten  Zwecken  nicht  vorgenommen  werden. 
Die  Fleischbeschautierärzte  auf  (fein  Uaude  und  in  den  Städten  sind  so 
zu  besolden,  dass  sie  auf  Praxis  verzichten  können.  Es  ist  dahin  zu 
streben,  dass  in  jedem  Beschaubezirk  ein  öffentlicher  Schlachthof  errichtet 
wird,  der  so  liegt,  dass  er  von  allen  zugehörigen  Ortschaften  bequem  er- 
reicht werden  kann.  Als  Leiter  solcher  Bezirksschlachthöfe  sind  vom 
Staate  zu  ernennende  und  zu  besoldende  Tierärtzte  anzustellen.“ 

Beitzke. 


0.  F isolier,  Zur  Frage  der  Pachymeningitis  interna  chronica  cervicalis 
hyperplastica.  Zeitschr.  f.  Hcilk.  1904,  Bd.  2ß,  H.  10. 

Bericht  über  zwei  Fälle,  junge  Mädchen  von  20  bezw.  IG  Jahren  be- 
treffend. Im  ersten  Falle  handelt  es  sich  um  eine  Epileptica,  die  während 
eines  Anfalls  in  die  Klinik  gebracht  wenige  Stunden  später  verschied; 
irgendwelche  Lähmungserscheinungen  waren  nie  hervorgetreten.  Im  zweiten 
Falle  waren  häufiger  Fieber  und  Nackensteifigkeit  aufgetreten;  plötzlicher 
Exitus  unter  Atemstillstaud.  Beide  Male  fanden  sich  sehr  wenig  vorge- 
schrittene chronisch  hyperplastische  Veränderungen  der  Leptomeningen  und 
der  Dura,  namentlich  der  Cervicalis.  Im  zweiten  Falle  kamen,  noch  frische 
Erweichungsherde  im  verlängerten  und  im  Ilalsmark  hinzu,  welche  den 
plötzlichen  Tod  verursachten  und  ihrerseits  veranlasst  waren  durch  eine 
syphilitische  Endarteriitis.  Beitzke. 


E.  Leser,  Die  Entstehung  entzündlicher  Knochenherde  und  ihre  Beziehung 
zu  den  Arterienverzweigungen  der  Knochen.  Arch.  f.  klin.  Chir.  Bd.  71, 
H.  1. 

Die  tuberkulösen  Knocbcnherde  sind  nach  L.  in  der  Mehrzahl 
durch  infi cirte  Emboli  oder  kleine  Bakterienhaufen  entstanden;  sie  sitzen 
an  den  langen  Röhrenknochen  mit  Vorliebe  in  der  Epi-  und  Metaphyse, 
doch  können  auch  Diaphysenhcrdc  durch  Emboli  (bezw.  Endarteriitis)  von 
Nutritiaästen  entstanden  sein.  Die  infiltrirende  Schafttuberkulose  kann 
sowohl  von  einem  enibolischen  Herde  ausgehen  als  durch  massenhafte  Ab- 

S* 


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Müncii. 


No.  7. 


1 lß 


lagerung  von  virulenten  Bakterien  (ähnlich  der  Miliartuberkulose  des 
Markes)  ins  beben  gerufen  sein.  Das  Befallenwerden  der  Diaphyse  an  dert 
kurzen  Röhrenknochen  erklärt  sich  aus  anatomischen  Gründen,  da  eine 
verhältnismässig  kräftige  Nutritia  in  den  Knochen  eintritt  und  sich  schnell 
in  feine  Zweige  auflöst.  Der  Zusammenhang  eines  Traumas  mit  nach- 
folgender Knochentuberkulose  ist  am  ehesten  durch  Zersprengung  alter 
Knochenherde  zu  deuten,  doch  ist  die  Möglichkeit  nicht  ausgeschlossen, 
dass  einmal  ein  tuberkulöser  Embolus  oder  Bacillenhaufcn  zufällig  an  der 
Stelle  der  Knochenverletzung  abgelagert  wird. 

Die  Eiterherde  durch  Staphylo-,  Strepto-,  Pneumokokken,  welche 
mit  den  tuberkulösen  Herden  den  Sitz  an  den  Gelenkenden  (Kpi-  und  Meta- 
pliysen),  in  den  Wirbeln  und  kurzen  Knochen  u.  a.  gemein  haben,  sind 
zum  Teil  ebenfalls  embolischen  Ursprungs.  Der  Gefässpfropf  stammt  als 
inficirter  Embolus  oder  Bakterienhaufen  aus  dem  primären  Eiterherde,  in 
welchem  ja  stets  Thrombophlebitis  herrscht.  Das  Vorwiegen  der  Staphylo- 
kokken als  Erreger  der  eiterigen  Osteomyelitis  ist  durch  ihre  Eigentüm- 
lichkeit, zu  Haufen  anzuwachsen,  bedingt,  wodurch  sich  ein  rein  bakterieller 
Embolus  am  Orte  der  Ablagerung  eines  Coccus  bilden  kann,  besonders  in 
den  feinen  Gefässschlingen  und  Capillaren  in  der  Umgebung  der  Wachstums- 
zone der  langen  Röhrenknochen.  Der  nämliche  Punkt  muss  zusammen  mit 
dem  grossen  Gefässreichtum  dieser  Knochen  für  die  häufige  Erkrankung 
ihrer  Gelenkeuden  im  Verhältnisse  zu  der  seltenen  Osteomyelitis  der  Wirbel, 
kurzen  Röhrenknochen  etc.  herangezogen  werden.  Die  Markphlegmone 
(bei  isolirter  und  multipler)  Osteomyelitis  verdankt  ihre  spontane,  d.  h. 
nicht  traumatische  Entstehung  einer  Ablagerung  von  sehr  virulenten  Eiter- 
erregern (Staphylo-,  Streptokokken)  im  Knochenmarke,  oder  ist  durch 
Emboli  von  Nutritiazweigen  oder  metaphysären  Gefässen  eingeleitet.  Das 
Verhältnis  des  Traumas  zur  Entwickelung  der  eiterigen  Osteomyelitis  kann 
auf  dreifache  Art  erklärt  werden:  a)  zufällig  in  die  Blutbahn  geratene 
Kokken  siedeln  sich  am  Orte  der  Verletzung,  am  Locus  tuinoris  resistentiae 
an;  b)  das  Trauma  trifft  einen  Knochen,  in  dessen  Mark  aus  der  Biutbahn 
aufgenommene  Eitererreger  durch  die  baktericiden  Kräfte  zurückgehalten 
werden;  c)  das  Trauma  sprengt  einen  alten  Knochenherd. 

Pür  beide  Erkrankungen  spielt  betreffs  der  Bevorzugung  des 
jugendlichen  Knochens  sein  grosser  Gefässreichtum  die  wichtigste  Rolle; 
daneben  ist  auch  die  histologische  Beschaffenheit  des  jugendlichen  Knochen- 
marks von  Bedeutung. 

Der  Unterschied  in  der  Häufigkeit  der  befallenen  Knochen  und  Knochen- 
abschnitte bei  tuberkulösen  und  bei  eiterigen  Herden  beruht  darauf,  dass 
die  Verschleppung  von  echten  oder  von  bakteriellen  Emboli  aus  dem 
Primärherde  bei  der  Tuberkulose  der  häufigere,  bei  der  eiterigen  Osteo- 
myelitis der  seltenere  Vorgang  ist.  Joachimsthal. 


K.  Miiiu'h,  Zur  Anatomie  des  Dilatator  pupillae.  Zeitschr.  f.  Augenheilk. 
Bd.  Xlli,  H.  1,  S.  1. 

M.  vindicirt  dem  Stromazellennetz  der  Iris  die  Eigenschaft  des  Dilatator 
pupillae.  Die  Stränge  dieses  Netzes  sind  überwiegend  radiär,  rein  cirkulär 


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NO.  7.  WlTTMAACK.  AlKXANDBB.  117 

gerichtete  sind  höchst  selten.  In  den  hinteren  Irisschichten  stehen  die 
Strangfortsätze  der  Iriszellen  in  direkter  Verbindung  mit  dem  vorderen 
1‘igmentepithelblatt  (dem  sog.  M.  dilatator).  Ohne  die  Beteiligung  des 
letzteren  an  der  Pupillenerweiterung  zu  bestreiten,  kommt  doch  nach  M. 
dem  Stromazellennetz,  das  er  als  tätiges  Muskelnetz  auffasst,  die  Rolle  des 
wahren  Dilatator  zu.  G.  Abelsdorff. 


Wittinanck,  Beiträge  zur  pathologischen  Anatomie  des  Gehörorgans.  (Aus 
der  Universitäts-Ohrenklinik  zu  Heidelberg.)  Zeitschr.  f.  Obrenheilk. 
47.  Bd.,  S.  143. 

W.  berichtet  über  einige  Beobachtungen,  die  dadurch  von  Interesse 
sind,  dass  sie  bisher  noch  nicht  beschriebene  Veränderungen  aufweisen.  Im 
ersten  Falle  handelte  es  sich  um  eine  Knochennekrose  am  Facialisporn. 
Obgleich  bereits  8 Jahre  seit  der  wegen  chronischer  Mittelohrciterung  vor- 
geuonmienen  Radikaloperation  vergangen  waren,  war  die  Ausstossung  der 
nekrotischen  Partie  als  Sequester  nicht  erfolgt.  Die  mikroskopische  Unter- 
suchung des  durch  einen  Meisseischlag  entfernten  Stückes  zeigte  nun,  dass 
die  Bildung  einer  Demarkationszone  nirgends  nachweisbar  war  und  eine 
Einschmelzung  der  Nekrose  ganz  nach  Art  der  physiologischen  Knochen- 
resorption  mit  gleichzeitiger  Bildung  frischen  Knochens  sich  eingeleitet 
hatte.  — Die  zweite  Mitteilung  bezieht  sich  auf  den  mikroskopischen  Be- 
fund bei  der  Otitis  chronica  desquamativa  eines  Kaninchens,  die  mit 
Labyrintheiterung  cqmplicirt  war.  Der  Uebergang  von  der  Paukenhöhle 
in  das  Labyrinth  war  auf  dem  Wege  des  runden  Fensters,  dessen  Meinbraua 
tympani  secundaria  vollständig  defekt  war,  erfolgt.  Die  dritte  Beobachtung, 
betreffend  einen  Fall  von  Bulbusthrombose  und  Meningitis  nach  Mittelohr- 
eiterung ist  dadurch  von  Interesse,  dass,  nach  Verf.’s  Ansicht,  die  In- 
fektionserreger am  Mittelohr  und  entlang  der  den  Paukenhöblenboden 
durchbohrenden  kleinen  Gefässchen  und  Nervenästchen  bis  in  die  Nerveu- 
scheiden der  Nervi  glossyph.,  vagus  und  accessor.  und  innerhalb  dieser 
wieder  centralwärts  bis  in  die  Meningen  vorgedrungen  war.  — Im  dritten 
Falle  handelte  es  sich  um  eine  polypoid-schleimige  Degeneration  der 
Paukenhöhlenschleimhaut  bei  chronischer  Schwerhörigkeit. 

Schwabach. 

G.  Alexander,  Ueber  die  Anlegung  einer  Jugularishauttistel  in  Fällen 
otogener  Pyämie.  (Aus  der  Universitätsohrcnkliuik  iu  Wien.)  Zeitschr. 
f.  Ohrenheilk.  47.  Bd.,  S.  167. 

Nach  A.  ist  zur  sichereu  Diagnose  des  peripheren  Jugularisendes  in 
allen  Fällen  von  Zaufal’scher  Jugularisoperation  bei  otogener  Pyämie  die 
Herstellung  einer  Jugularishautfistel  als  typische  Art  der  Versorgung  des 
peripheren  Jugularisendes  zu  erstreben.  Das  offene  Venenende  soll,  wenn 
bei  der  Operation  kein  strömeudes  Blut  in  der  Jugularis  getroffen  wird, 
cirkulär  durch  Nähte  im  oberen  Hautwundwinkel  fixirt  werden;  wenn 
dagegen  die  Jugularis  strömendes  Blut  enthält,  so  soll  zunächst  das  ligirte 
periphere  Venenende  in  den  oberen  Hautwinkel  eingenäht  und  2 — 4 Tage 
später  die  Fistel  durch  Abnahme  der  Ligatur  hergestellt  werden.  Die 


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118 


Wrioht.  — Maki  ii.  — Ciikiucs. 


No.  7. 


derartig  versorgte  Vene  wirke  als  natürliches  Drainrohr  und  besorge  den 
Sckrctabfluss  aus  der  Jugularis  und  event.  dem  Bulbus  durch  die  Fistel 
nach  aussen.  Durch  die  Anlegung  der  Fistel  werde  die  Sekretretention 
im  peripheren  Jugularisstück  principiell  vermieden.  Schwabach. 


J.  \V right,  Actinomycosis  of  the  tonsils.  The  americ.  jonrn.  of  the  med. 
scienc.  July  1904. 

Verf.  hebt  mit  Recht  hervor,  wie  selten  in  der  Litteratur  über  Aktino- 
mykose  der  Tonsillen  berichtet  wird.  Ausser  von  RUßE  und  Lesin  sind 
kaum  Fülle  berichtet  worden.  Verf.  selbst  hat  unter  mehr  als  75  genau 
mikroskopisch  untersuchten  Fällen  nur  einen  bei  einem  12jährigeu  Knaben 
gefunden,  dem  eine  vergrösserte  Tonsille  exstirpirt  wurde.  Ausser  dem 
mikroskopischen  Befund  von  Aktinomyces  in  der  Tonsille  war  bei  dem 
Knaben  nichts  zu  finden,  auch  stellte  sich  keine  Metastase  später  ein. 
Diese  Seltenheit  ist  um  so  merkwürdiger,  als  in  den  bisher  bekannten 
Fällen  von  Aktinomykose  der  Mund  und  Rachen  in  50  pCt.  die  Ringangs- 
pforte des  Pilzes  sind,  besonders  cariöse  Zahnhöhlen.  Wahrscheinlich  ist 
es  in  erster  Linie  die  Widerstandskraft  des  Kpithels,  welche  eine  weitere 
Verbreitung  von  der  Tonsille  verhindern.  W.  Lubliuski. 


K.  llarth,  R in  neuer  Gesichtspunkt  bei  der  Behandlung  der  Aphonia  spastica. 

Deutsche  med.  Wocbenschr.  1904,  No.  32. 

Verf.  versuchte  den  übermässigen  Glottisschluss,  welcher  die  Ton- 
gebung unmöglich  macht,  dadurch  zu  verhindern,  dass  er  zwischen  die 
Stimmlippen  einen  Keil  — Sondenknopf  — einfügt.  Die  Empfindlichkeit 
der  Schleimhaut  wurde  zunächst  durch  Cocain  aufgehoben  und  alsdann 
durch  Rinlegen  der  Sonde  zwischen  die  Stimmlippen  im  vorderen  Ab- 
schnitt tönende  Vokale  erreicht.  Durch  Hebungen  wurde  alsdann  tönende 
Sprache  erreicht  und  bei  der  Phonation  sah  man  den  normalen  linearen 
Spalt.  Der  Erfolg  war  in  zwei  Fällen  ein  dauernder,  iu  einem  nicht. 

W.  Lublinski. 


Cordes,  Beitrag  zur  Aetiologie  und  Therapie  der  Sängerknötchen.  Arch. 
f.  Laryngol.  u.  Rhinol.  Bd.  IG,  H.  2. 

Verf.  versuchte  die  Frage  zu  entscheiden,  ob  die  Sängerknötchen  iu  Be- 
ziehung ständen  zu  einer  an  der  Grenze  des  vorderen  und  mittleren  Drittels 
der  Glottis  dicht  unter  dem  Stimmlippenraud  gelegenen  Drüse  (B.  FräNKBL). 
Unter  18  Stimmbandknötchen  fand  Verf.  nur  4,  iu  denen  Drüsen  nachge- 
wiesen werden  konnten.  Er  glaubt  aber,  dass,  wenn  alle  Knötchen  operativ 
entfernt  worden  wären,  diese  Zahl  grösser  gewesen  wäre.  Laryngoskopisch 
kann  man  beide  Arten  von  Knötchen  unterscheiden,  da  man  bei  den  drüsen- 
haltigen  das  Austreten  des  zähen,  weissen  Schleims  aus  der  Spitze  des 
Knötchens  sehen  kann.  Eine  allgemeinere  ätiologische  Bedeutung  für  die 
Bildung  der  Knötchen  haben  die  Drüsen  wohl  nicht,  aber  sicher  bedingen 
sie  in  einzelnen  Fällen  eine  besondere  Schädigung  des  Organs.  Thera- 
peutisch empfiehlt  sich  bei  ihnen  Jod  innerlich  und  lokal,  was  von  Vorteil 


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No.  7.  Kam*.  119 

seiu  wird,  wenn  die  Veränderungen  an  den  Drüsen  noch  keine  so  tief- 
greifenden sind,  wie  sie  Vcrf.  gefunden  hat.  Die  drüsenfreien  Knötchen 
rechnet  C.  den  Fibromen  7,u.  W.  Lublinski. 


R.  Knick.  Darstellung  und  Anwendung  consistenter  Spiritusseifen  zur 
rationellen  Reinigung  und  Desinfektion  der  Haut,  besonders  von  an- 
klebenden Schimmelpilzen.  Arch.  f.  C’hir.  H)04,  Bd.  73,  S.  405. 

Verf.,  welcher  sich  mit  dem  Studium  der  höheren  Pilze  befasst,  hatte 
ein  Interesse,  eine  bequeme,  rationelle  Reinigung  und  Desinfektion  der 
Hände  von  Schimmelpilzen  zu  erzielen.  Da  jedoch  eine  Verbesserung  und 
Vereinfachung  der  üblichen  Händedesinfektionsmethoden  auch  für  den 
Mediciner,  besonders  den  Chirurgen,  von  hohem  Wert  ist,  so  hat  die  Arbeit 
auch  für  diese  viel  Interessantes.  Für  die  Desinfektion  der  Hände  kommen 
von  den  höheren  Pilzen  nicht  die  vegetativen  Formen  in  Betracht,  sondern 
lediglich  die  Sporen.  Diese  lassen  sich  in  zwei  Typen  scheiden.  Die  einen 
sind  für  die  Verstaubung  und  Verbreitung  der  Luft  besonders  geeignet  und 
durch  eine  Luftschicht  ausgezeichnet,  welche  der  Epidermis  so  adhärirt, 
dass  die  Sporen  durch  wässerige  Lösungen  nicht  oder  nur  schwer  benetzt 
werden.  Die  anderen,  die  anklebenden  Sporen,  sind  durch  eine  Gallert- 
oder Schleimschicht  geschützt.  Zu  den  ersteren  gehören  die  Sporen  von 
Penecillium,  zu  letzteren  die  der  Mucorineen.  Diese  beiden  Sporenarten 
verhalten  sich  gegenüber  Desinticicntien  sehr  verschieden;  erstere  werden 
durch  wässerige  Lösungen  nur  sehr  langsam  beeinträchtigt,  während  sie 
Alkohol  schnell  zum  Absterben  bringt,  die  mit  Schleimschicht  ver- 
sehenen Sporen  dagegen  werden  vom  Spiritus  nicht  geschädigt,  da  die 
Schleimhülle  von  diesem  nicht  durchdrungen  wird.  Eine  rationelle  Des- 
infektion muss  aber  beide  Sporenarten  vernichten.  Daneben  ist  zu  berück- 
sichtigen, dass  die  Sporen  nicht  nur  auf  der  Hautoberfläche  haften,  sondern 
auch  in  der  Tiefe  der  Epidermis.  Es  ist  also  erforderlich,  die  Sporen  von 
der  Haut  zu  lösen,  aus  der  Tiefe  herauszuheben  und  abzutöten.  Für  das 
Löseu  von  der  Haut  leistet  Seife  das  Beste,  dierfo  befördert  auch,  falls  sie 
ohne  Schaumbildung  in  die  tieferen  Schichten  der  Haut  gebracht  und  dann 
erst  durch  Wasser  zum  Schäumen  veranlasst  wird,  die  in  der  Tiefe  sitzen- 
den Keime  an  die  Oberfläche.  Lni  dies  zu  erreichen,  kann  man  Seife  in 
alkoholischer  Lösung  in  die  Haut  einreiben  und  darauf  durch  Benetzen 
der  Hände  zum  Schäumen  bringen.  Für  dieses  Einreiben  der  Seife  eignet 
sich  Seifenspiritus,  wenn  er  tropfenweise  auf  die  Hand  aufträufelt  und 
durch  Verdunsten  des  Spiritus  eine  Anreicherung  an  Seife  herbeigefübrt 
wird,  bequemer  ist  die  Verwendung  fester  Soifenspirituspräparate.  Diese 
müssen  so  beschaffen  sein,  dass  die  Haut  nicht  durch  den  Spiritus  ge- 
härtet und  dadurch  die  Poren  geschlossen  werden,  was  durch  geringen 
Wasserzusatz  vermieden  wird.  Seifenpräparate,  welche  hinsichtlich  ihrer 
Wirksamkeit  und  Transportfähigkeit  alles  Wünschenswerte  leisten,  werden 
unter  dem  Namen  Snpal  von  der  Spiritusraffinerie  und  Fabrik  chemischer 
Produkte  von  Arthur  Wolff  jun.  in  Breslau  bergestellt,  sie  werden  in 
Stückchen  von  50  ccm,  welche  für  eine  3 — 5 Minuten  währende  Einreibung 
in  die  Haut  und  somit  für  eine  vollständige  Desinfektion  reichen,  für 


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1-20 


SrutiTKB.  — Thomson.  — Stevenson.  Dktot  u.  Kaufmann. 


No.  7. 


10  Pfennig  in  den  Handel  gebracht.  Wird  die  Waschung  mit  der  Spiritus- 
scife  combinirt  mit  folgender  Waschung  mit  2proc.  Lysol-  oder  1 prom. 
Sublimatlösung,  so  ist,  soweit  Schimmelpilzsporen  in  Frage  kommen,  auf 
sichere  Sterilität  zu  rechnen.  Sublamin-  oder  Lysoformlösungeu  haben  sich 
als  bedeutend  weniger  keimtötend  erwiesen.  H.  Bischof f. 


A.  Schütze,  lieber  einen  Antikörper  gegen  Steapsinsolution.  Deutsche 
med.  Wochenschr.  1904,  No.  9 u.  10. 

Sch.  hat  mit  einer  aus  dem  physiologisch-chemischen  Laboratorium 
von  Dr.  G.  Grübler  (Dresden-Plauen)  bezogenen  Steapsinsolution,  welche 
ein  fettspaltendes  Ferment  enthält,  Kaninchen  in  steigenden  Dosen  itn- 
munisirt,  sodass  die  Tiere  je  65 — 63  ccm  Steapsinsolution  insgesammt 
injicirt  erhielten.  Er  kountc  hierdurch  in  dem  Serum  der  Kaninchen  Sub- 
stanzen erzeugen,  welche  je  nach  der  Menge  des  zugesetzten  Serums  und 
des  angewandten  Steapsins  eine  Hemmung  der  durch  dieses  stark  wirkende 
Ferment  hervorgerufenen  Spaltung  des  Kicinusöls  in  Fettsäuren  und  Glycerin 
bewirkten.  Um  eine  vollständige  Aufhebung  der  lipolytischen  Wirkung  zu 
erzielen,  war  die  Anwendung  einer  fünf-  bis  zehnmal  grösseren  Menge  von 
Antiserum  gegenübei  der  zur  Spaltung  benutzten  Steapsiulösung  erforderlich. 
Durch  Aufbewahren  bei  einer  Temperatur  von  66°  während  2 Stunden 
wurde  die  Wirkung  des  Antiserums  nicht  beeinträchtigt.  Das  Serum  nor- 
maler Kaninchen  hatte,  wie  zurControlle  festgestellt  wurde,  diese  hemmende 
Wirkung  nicht.  H.  Bisch  off. 

E.  Thomson,  Universelles  Exanthem  nach  Scheidenspülung  mit  Lysol- 
lösung. Therap.  Monatsh.  1904,  Aug. 

Der  Fall  betrifft  eine  28jährige  Wöchnerin,  bei  der  Scheideuspülungeu 
mit  einer  nach  Augenmaass  hergestellten  Lysollösung  gemacht  worden  waren. 
Pat.  bekam  zunächst  heftiges  Jucken,  das  sich  von  den  Oberschenkel  nach 
abwärts  verbreitete.  Am  nächsten  Tage  war  der  ganze  Körper  mit  einem 
intensiv  rot  gefärbten,  auf  Druck  erblassenden,  klein  makulösen  Exanthem 
bedeckt,  das  am  Hals  und  Gesicht  zu  grösseren  roten  Flächen  confluirtc; 
dabei  hatte  das  Gesicht  ein  gedunsenes,  glänzendes  Aussehen.  Temperatur 
normal,  Allgemeinbefinden  gut,  Urin  frei  von  Eiweiss.  Das  Exanthem  ver- 
schwindet ohne  Schilferung  der  Haut.  Andere  Ursachen,  wie  die  erwähnten 
Lysolspüluugen,  kommen  nicht  in  Betracht.  K.  Kroutbal. 


1)  L.  E.  Stevenson,  A casc  of  carbolic  poisouing  in  an  iufant.  Laucet 
1904,  Vol.  1,  No.  19. 

2)  Detot  et  Kaufmann,  Intoxication  par  une  dose  massive  de  sublime. 
Anurie  durant  six  jours;  gangreue  amygdalienne;  cacbexie  mercurielle; 
mort  le  seizieme  jour.  Arch.  gener.  de  med.  1904,  No.  25. 

1)  Einem  sechs  Wochen  alten  Kinde  war  die  Circumcisionswunde  mit 
Carbolöl  1 : 20  verbunden  worden.  Am  nächsten  Morgen  stellte  sich  Er- 
brechen ein,  der  Urin  war  duukel  gefärbt.  Trotzdem  das  Carbolöl  sofort 
fortgelasscn  wurde,  hielten  die  Vergiftungserscheinungen,  bestehend  in  Er- 


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No.  7. 


Docolas  und  Hakiiy.  Boycutt. 


121 


brechen,  Appetitlosigkeit,  Hautrötung,  Fieber,  Dunkelfärbung  von  Drin  und 
Stuhl  u.  $.  w.,  doch  etwa  eine  Woche  an.  St.  hat  in  zahlreichen  ähn- 
lichen Fällen  nie  eine  Carboivergiftung  beobachtet. 

2)  Ein  23jähriger  Mann  nahm  versehentlich  von  einer  sehr  starken, 
zu  photographischen  Zwecken  bestimmten  Sublimatlösung  ein  halbes  Glas, 
entsprechend  'jj—1  g Sublimat;  gleich  darauf  bekam  er  ein  Brechmittel 
und  Ei  weisswasser,  erbrach  mehrere  Male  und  hatte  heftigen  Durchfall. 
In  der  weiteren  Krankengeschichte  lassen  sich  zwei  scharf  abgegrenzte 
Abschnitte  unterscheiden:  in  dem  ersten,  der  die  ersten  sechs  Tage  um- 
fasst, waren  die  Hauptsymptome  sehr  zahlreiche,  blutiggefärbte  diarrhoische 
Stühle  und  absolute  Anurie;  trotzdem  objektive  Zeichen  eines  Zerfalls 
nicht  wahrnehmbar  waren,  klagte  Pat.  über  zunehmenden  Kräfteverfall. 
Die  zweite  Periode  setzt  ein  mit  dem  Wiederbeginn  den  Nierentätig- 
keit; die  Urinmenge  nimmt  von  Tag  zu  Tag  rapide  zu,  es  werden  bis 
4 Liter  pro  die  entleert.  Gleichzeitig  stellen  sich  profuse  Hämorrbagien 
ein,  die  zum  Teil  von  einer  Gangrän  der  rechten  Mandel  herrübren,  zum 
Teil  aus  anderen  uleerativen  Processen  des  Verdauungskanals,  blutige 
Stühle  treten  von  neuem  auf,  es  kommt  zu  dyspnoischen  Anfällen,  Irregu- 
larität des  Pulses,  rapider  Abmagerung,  hochgradiger  Anämie  und  zu  all- 
gemeiner Prostration;  unter  comatösen  Erscheinungen  geht  Pat.  am 
16.  Krankheitstage  zu  Grunde.  Eine  Autopsie  fand  nicht  statt.  Auch 
dieser  Fall  zeigt  wieder,  dass  die  bei  Sublimatvergiftung  häufig  beobachtete 
anfängliche  Besserung  durchaus  nicht  zu  einer  günstigen  Prognose  be- 
rechtigt. K.  Kronthal. 


1)  S.  R.  Douglas  and  F.  YV.  liardy,  Some  remarks  on  50  cases  of 
bilharzia  disease.  The  Lancet  1903,  No.  4180. 

2)  A.  E.  Boyeott,  A note  on  the  differential  leucocyte  count  in  worm 
infection.  The  Brit.  raed.  journ.  1903,  No.  2237. 

1)  Beobachtungen  an  50  Fällen  von  Bilharzia-Erkrankung  (Soldaten, 
die  am  Feldzug  in  Südafrika  teilgeuommen  hatten),  die  besonders  sich  auf 
den  Befund  von  weissen  Blutkörperchen  im  Blut  uud  im  Urin  der  Er- 
krankten bezogen,  führten  zu  folgenden  Schlüssen.  Was  zunächst  den 
histologischen  Befund  des  Blutes  betrifft,  so  übertraf  der  Procentsatz  an 
grobgekörnten  eosinophilen  Leukocyteu  mit  verschwindenden  Ausnahmen 
um  ein  ganz  erhebliches  den  im  normalen  Blute.  Dieses  Anwachsen  geht 
Hand  in  Hand  mit  einer  proportionalen  Verminderung  des  Procentsatzes 
an  polymorphonukleären  Leukocyten.  Geringer  ist  das  Anwachsen  der 
grossen  mononukleären  Leukocyten  und  wo  dieses  der  Fall  ist,  da  ist  es 
wiederum  mit  einer  Verringerung  der  Lympbocyten  verbunden.  Bezüglich 
des  histologischen  Charakters  der  weissen  Blutkörperchen  im  Harnsediment 
ist  zu  bemerken,  dass  ein  grosser  Teil  von  ihuen  grobgekörnte  Eosinophilen 
waren.  Der  Rest  besteht  zum  allergrössteu  Teile  aus  polymorphonukleären 
Lymphocyten,  während  grosse  mouonukleäre  Leukocyten  nur  selten  vor- 
kommeu.  Was  das  Auftreten  von  Eiern  im  Urin  anlangt,  so  wechselt 
deren  Zahl  von  Tag  zu  Tag;  oft  zeigten  sich  grosse  Quantitäten  von  Blut- 
und  anderen  Zellen,  während  nur  wenige  Eier  gefunden  werden  konnten. 


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122 


Fm ki uun<i  und  Hecht.  Wuulukmutii. 


No.  7. 


2)  Bekanntlich  findet  sich  bei  den  verschiedensten  Infektionen  mit 
parasitären  Würmern  ein  Anwachsen  der  Zahl  der  eosinophilen  Leukocyten 
i in  Blute.  B.  hat  nunmehr  diesbezügliche  Zählungen  bei  einer  Reibe  von 
mit  den  verschiedensten  Schmarotzern  befallenen  Patienten  vorgenommen 
und  vergleichsweise  auch  Gesunde  untersucht.  Bei  normalen,  nicht  mit 
Würmern  behafteten  Kindern  war  der  Procentsatz  an  Eosinophilen  nicht 
höher  als  5.  Bei  mit  Oxyuren  behafteten  Kindern  differirten  die  betreffen- 
den Zahlen  zwischen  0,4  und  13,7.  Bei  der  Taenia  saginata  zählte  B. 
13,0  pCt.;  bei  der  Taenia  mediocannellata  0,8-7,2pCt.;  bei  der  Taenia 
solium  2,6—  5,0  pCt.;  bei  Ascariden  1,8  -2,8  pCt.  und  bei  der  Bilharzia 
endlich  5,2 — 47,6  pCt.  Carl  Rosentbal. 


K.  Frictijinig  und  A.  F.  Hecht,  lieber  Katalyse  und  Fermentwirkungen 
der  Milch.  Arch.  f.  Kindcrheilk  Bd.  37,  S.  346. 

Verff.  haben  sich  die  Frage  gestellt,  wie  weit  die  Katalyseoinetrie  zur 
praktischen  Beurteilung  des  Wertes  einer  bestimmten  Frauenmilch  dienen 
könne,  und  zur  Beantwortung  derselben  eine  Anzahl  von  Frauenmilchen 
miTdeni  „klinischen  Katalyseometcru  untersucht.  Sic  fanden,  dass  jeder 
Brustmilch  die  katalytische  Funktion  eigen  ist.  Das  Maass  der  Katalyse 
kann  nicht  als  sicheres  Maass  der  Güte  einer  Milch  gelten.  Die  guten 
Milchen  siud  im  allgemeinen  die  schwachspaltenden.  Bei  der  ersten  Unter- 
suchung einer  Amme  ist  die  hohe  Spaltung  bei  prall  gefüllter  Brust  auch 
darum  verdächtig,  weil  sie  mit  einer  längeren,  zum  Zweck  der  Täuschung 
bewirkten  Milcbstauuug  Zusammenhängen  kann.  Wenn  am  Schlüsse  einer 
Brustmahlzeit  im  Gegensatz  zum  Beginn  eine  hohe  Katalyse  zur  Beob- 
achtung kommt,  oder  eine  am  Beginn  hohe  Katalyse  abgenommen  bat,  so 
spricht  dies  für  geringen  Milchreichtum  der  untersuchteil  Brust.  Nach  der 
Grösse  ihrer  katalytischen  Funktion  geordnet  folgen  die  Milchen  von 
Mensch,  Pferd,  Hund,  Kuh.  Stadthagen. 


Wohlgemutli,  Zur  Kenntnis  von  der  physiologischen  Wirkung  des  Radiums. 

Berl.  klin.  Wnchenschr.  1304,  No.  26. 

Es  wurde  untersucht  aus  der  Gruppe  der  Ei  weisskörper  und  deren 
Spaltprodukte  das  WiTTB-Pepton  und  Asparagin,  aus  der  Gruppe  der 
Kohlehydrate  das  a-Methylglycosid,  das  bekanntlich  durch  Hefemaltase 
schon  nach  ganz  kurzer  Zeit  in  Traubenzucker  und  Methylalkohol  zerlegt 
wird  und  aus  der  Gruppe  der  Fette  das  Olivenöl.  Sämmtliche  Versuche 
fielen  negativ  aus;  die  untersuchten  Substanzen  zeigten  in  ihrer  Zusammen- 
setzung absolut  keine  Veränderung.  Das  war  besonders  merkwürdig  in 
Bezog  auf  das  Fett,  weil  frühere  Versuche,  die  Schwarz  angestellt  hatte, 
zeigten,  dass  das  Radium  auf  das  Lecithin,  das  doch  mit  den  letten  nahe 
verwandt  ist,  eine  „elektive“  Wirkung  ausübt.  Nach  Verf.  ist  das  so  zu 
erklären,  dass  das  Radium  im  Ei  die  Autolyse  in  Gang  gebracht  hat  und 
durch  das  autolytische  Ferment  das  Lecithin  gespalten  wurde.  — Es  wurde 
weiterhin  die  Wirkung  des  Radiums  auf  die  Autolyse  pathologischer 
specicll  tuberkulöser  Lungenstückc  geprüft;  dabei  zeigte  sich,  dass  in  der 


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No.  7. 


Cuti.hu.  — Khusk.  — Dunm. 


1*23 


mit  Radium  bestrahlten  Portion  4 mal  so  viel  Stickstoff  in  Lösung  ge- 
gangen war  als  in  der  Controllprobc.  (Es  ist  das  derselbe  eklatante  Effekt, 
den  Xeuberg  bei  seinen  Radiumversuchen  an  carcinomatflser  Leber  er- 
rielt  hat.)  Schaefer. 

t’utler,  Symmetrical  enlargement  of  parotid  and  lacrimal  glands  — Nodular 
iritis.  Med.  News  1904,  Dec.  17. 

Es  handelt  sich  um  einen  Fall  von  symmetrischer  Schwellung  beider 
Parotiden,  beider  Thränendrüsen,  in  geringerem  (irade  auch  bei  der  Sub- 
maxillardrüsen.  Von  Lymphdrüsen  zeigten  sich  die  präauricularcn,  cervi- 
kalen  und  inguinalen  vergrüssert.  Auf  dem  rechten  Auge  fand  sich  peri- 
corneale  Injektion,  zahlreiche  Descemet’sche  Beschläge,  mehrere  feine 
hintere  Synechien,  im  Winkel  der  vorderen  Kammer  6—7  feine,  gelbliche 
Knötchen.  Auf  dem  linken  Auge  waren  nur  einige  Descemet’sche  Be- 
schläge festzustellen.  Die  Blutuutcrsuchung  ergab  nur  die  Zeichen  leichter 
Anämie.  Antisyphilitische  Behandlung,  Anwendung  von  Röntgenstrahlen 
blieben  erfolglos.  Dagegen  trat  unter  grossen  Arsendosen  fast  völlige 
Heilung  ein  Verf.  schliesst  Syphilis  und  die  Mikulicz’sche  Krankheit  aus 
und  neigt  dazu,  die  mannigfachen  Drüseuschwellungen,  wie  auch  die  Ge- 
schwülste auf  der  rechten  Iris  als  Ausdruck  einer  pseudoleukämischen 
Erkrankung  anfzufassen.  Alkan. 


F.  Erbse,  Ein  Fall  von  Tetanus  mit  interessantem  Rückenmarksbefunde 
nebst  Darstellung  der  neueren  Ergebnisse  der  Tetanusforschung.  Arbeiten 
aus  dem  pathol.  Institut  zu  Würzburg.  lOO.'l. 

In  einem  Falle  von  Tetanus  fand  E.  Veränderungen  die  mehr  chroni- 
scher Art  und  zufällig  waren,  wie  die  Obliteration  des  Centralkanals,  peri- 
centrale Gliose,  Verdickung  und  Pigmentirung  der  Ganglienzellen  und 
massenhaftes  Auftreten  der  Corpora  amylacca.  Der  akute  Erkrankung«- 
process  äusserte  sich  in  einer  Hyperämie  mit  Oedem  über  das  ganze 
Centralnervensystem.  Die  Hyperämie  sieht  E.  als  das  Primäre  an  und  als 
eine  Folge  der  Toxinwirkung  auf  die  Gefässwand.  Im  Rückenmark  waren 
die  Gliamasc.hen  erweitert,  das  Gliagewebe  gequollen  und  gelockert,  auch 
Markscheiden  und  Acbsencylinder  in  Quellung.  Die  Ganglienzellen  der 
Vorderhörner  zeigten  Tigrolyse,  Zerfall  in  Körnchen,  Kernveränderungen, 
Vacuolenbildung.  S.  Kalischer. 


G.  Itoddi,  Su  di  un  caso  di  morbo  di  Parkinson  combinato  a tabe  dorsale. 

Ri vista  critica  di  clinica  medica  1903,  No.  10. 

D.  berichtet  über  einen  tötlicheu  Krankheitsfall,  der  nebeu  den  Er- 
scheinungen der  typischen  Tabes  dorsalis  4l/2  Jahre  vor  dem  Tode  die 
Symptome  der  Paralysis  agitans  aufwies.  Die  Sektion  erwies,  dass  beide 
Krankheiten  ebenso  klinisch  wie  in  pathologisch  anatomischer  Beziehung 
ihre  Eigenheiten  gewahrt  hatten;  speciel!  die  Pyramidcubahnen  waren 
intakt;  die  für  die  Parkinson’schc  Krankheit  verantwortlich  zu  machenden 
Befunde  deckten  sich  mit  solchen  allgemein  seniler  Natur  (Anhäufung  von 


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1-24 


ÖllKHhTKINKR  - HkWKTDUH.  I’AYKK. 


Nu.  7. 


Corpora  arnylac.,  Vermehrung  des  Pigments  der  Ganglienzellen  u.  s.  w.). 
Aehnlicbe  Fälle  von  einer  Vereinigung  von  Tabes  mit  Paralysis  ugitans 
sind  mehrfach  beobachtet  und  ist  als  Bindeglied  in  einzelnen  Fällen  die 
Lues  angesehen  worden.  Der  Verf.  giebt  hier  nichts  über  diese  Aetio- 
logie  an.  S.  Kalischer. 


H.  Obersteiiier,  Die  Wirkung  der  Radiumbestrahluug  auf  das  Nerven- 
system. Wiener  klin.  Wochenschr.  1904,  No.  40. 

Von  36  weissen  Mäusen,  deren  Kopf  der  Bestrahlung  durch  Radium 
1 — 4 Tage  lang  ausgesetzt  worden  war,  ging  die  Mehrzahl  bei  starker  Rin- 
wirkung innerhalb  weniger  Tage,  bei  schwacher  Einwirkung  meist  nach 
3—6  Wochen  zu  Grunde.  Es  zeigten  sich  ausser  Hautentzündung  und 
Haarausfall  oft  sehr  stürmische  nervöse  Erscheinungen:  Krämpfe,  Läh- 
mungen, Ataxie,  Panophthalmie,  Nekrosen  an  den  Extremitäten,  Ohren  etc. 
Meist  fand  sich  post  mortem  Hyperämie  des  Gehirns  und  Rückenmarks, 
auch  Blutungen  besonders  in  der  Gegend  der  Bulbi  olfactorii,  ferner  Rund- 
zclleninfiltration  in  den  Meningen  und  zweimal  ein  ausgebreiteter  encephali- 
tischer  Herd  in  einer  Kleinhirnhemisphäre.  Die  Nervenzellen  waren  oft 
unverändert,  oft  aber  auch  verändert,  durchlöchert  und  zerrissen.  Die 
Nervenfasern  der  weissen  Substanz  waren  meist  intakt.  Einige  Male  er- 
schienen die  Epithelien  der  Spiualganglienzellenkapseln  und  die  Gefäss- 
eudothelien  verfettet.  Die  peripheren  Nerven  boten  keine  Veränderungen 
dar;  dagegen  fanden  sich  an  den  Bestrahlungsstellen  (Rücken)  intra- 
muskuläre Blutungen  und  einzelne  Muskelfasern  waren  deutlich  verfettet. 

Bernhard  t. 


1)  4.  T.  llewetson,  Congenital  goitre.  Brit.  med.  journ.  1903,  march  21. 

2)  Ed.  M.  Payne,  Six  cases  of  goitre,  one  associated  with  an  attack  of 
acute  myxoedema  and  five  successfully  treated  with  thyreoid  extract. 
Ibidem. 

1)  Eine  32  Jahre  alte,  nicht  syphilitische  Frau,  welche  schon  sechs 
Frühgeburten  Überstunden  hatte,  gebar  einen  siebenmouatlichen  Fötus;  das 
Kind  schrie  nach  der  Geburt,  starb  aber  nach  fünf  Minuten.  Es  hatte 
einen  hühnereigrossen  Kropf,  der  aus  zwei  Lappen  bestand  und  die  Speise- 
röhre stark  comprimirte.  Andere  Kröpfe  waren  in  der  Familie  nicht  nach- 
zuweisen.  Es  handelte  sich  um  einen  typischen  vaskulären  Kropf,  Cysten- 
bildung und  colloide  Substanz  fehlten  vollkommen. 

2)  P.  bringt  Abbildungen  und  kurze  Krankengeschichten  von  sechs 
Fällen  von  Kropf.  Einige  derselben  zeigten  Vergrösserungen  der  Schild- 
drüse von  ganz  beträchtlicher  Dimension.  Der  erste  Fall,  zugleich  der 
mit  dem  grössten  Kropf,  wurde  durch  Thyreoidbehandluug  nicht  beeinflusst, 
die  anderen  wurden  sehr  erheblich  gebessert,  ln  mehreren  Fällen  handelte 
cs  sich  um  Kropffamilien,  in  zwei  Fällen  waren  Herzsymptomc,  in  einem 
Falle  Myxödem  mit  vorhanden,  ein  Fall  war  ganz  akut  entstanden. 

M.  Brasch. 


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No.  7. 


Halloi’SAU.  Hansen.  Lik.  — Jaiiassoiin. 


125 


1)  H.  Hallopeau,  Sur  une  lepridc  scarlatiniforme  persistante  avec  atrophies 
consecutives  en  foyers  miliaires.  Variete  nouvellc.  Beil.  klin.  Wochen- 
schrift 1904,  No.  37. 

2)  (».  A.  Hansen,  Paraleprose.  Deutsche  med.  Wochenschr.  1904,  No.  38. 

3)  II.  I*.  Lie,  Die  Therapie  der  I.epra.  Ebenda. 

1)  Bei  einem  jetzt  19  Jahre  alten,  in  Indien  geborenen  Mädchen, 
entstand  vor  7 Jahren  eine  die  Haut  des  ganzen  Körpers  überziehende 
scharlachähuliche  Rötung,  die  ohne  weitere  Krankheitserscheinnngen  5 Jahre 
lang  unverändert  persistirte.  Dann  begann  sie  zu  verschwinden,  doch  be- 
stehen auch  jetzt  noch  im  Gesicht  und  an  den  Extremitäten  etwas  er- 
habene erythematöse  Flecke  mit  herabgesetzter  Sensibilität,  auf  denen  sich 
in  der  letzten  Zeit  ganz  unmerklich  miliare  Atrophien  ausgebildet  haben. 
Obgleich  eine  histologische  Untersuchung  und  der  Nachweis  der  Bacillen 
nicht  möglich  war,  hält  Verf.  die  Affektion  für  eine  noch  nicht  beschriebene 
Form  von  Lepra. 

2)  Glück  hatte  bei  einer  Anzahl  von  Kindern  aus  leprösen  Familien 
gewisse  Veränderungen  (Verdickung  des  N.  auricul.  inagn..  des  N.  uluaris 
oder  peroneus,  Parese  einer  Gesichtsbälfto,  Tic  convulsif,  Atrophie  der 
kleinen  Handmuskeln,  Krümmung  einzelner  Finger,  Dystrophie  der  Nägel) 
gefunden,  die  er  wegen  des  völligen  Fehlens  von  Anästhesien  zwar  nicht 
für  eigentlich  lepröse  hielt,  aber  doch  auf  die  Lepra  der  Eltern  oder  Gross- 
eltern zurückführte.  Verf.  hat  nun  147  Nachkommen  Lepröser  genau 
untersucht,  solche  „paralepröse“  Erscheinungen  aber  bei  ihnen  nicht  ge- 
funden. Man  müsse  bei  solchen  Feststellungen  überaus  vorsichtig  sein) 
der  N.  uluaris  z.  B.  erscheine  bei  manchen  Personen  nur  deshalb  verdickt, 
weil  er  sich  bei  ihnen  leichter  palpiren  lasse,  als  bei  anderen.  H.  be- 
streitet nach  seinen  Erfahrungen  überhaupt,  dass  die  Lepra  Degeneration 
der  Nachkommen  oder  erblich  übertragbare  Veränderungen  der  Organe 
hervorrufe. 

3)  Die  bekannte  Tatsache,  dass  die  Prognose  der  maculo-anästhetischen 

Lepra  eine  sehr  viel  bessere  ist,  als  die  der  tuberösen,  führt  L.  zum  Teil 
darauf  zurück,  dass  die  Reaktion  der  Gewebe  dem  Leprabacillus  gegen- 
über bei  jener  eine  ungleich  stärkere  ist,  als  bei  dieser.  Er  empfiehlt 
deshalb,  bei  der  Behandlung  der  Lepra  das  Tuberkulin  und  das  Jodkalium, 
welche  beide  eine  ausgesprochene  Fähigkeit  besitzen,  bei  dieser  Krankheit 
eine  starke  Reaktion  hervorzurufen,  einer  erneuten  und  eingehenden,  aber 
vorsichtigen  Prüfung  zu  unterziehen,  Aehnlich  scheinen  Airol  und  Thio- 
sinarain  zu  wirken;  auch  Sublimatinjektionen,  Hetol,  Köntgcustrahlcn  und 
Pinsenlicht  wären  weiter  zu  versuchen.  H.  Müller. 


J.  Jadassolm.  Ueber  infektiöse  und  toxische  hämatogene  Dermatosen. 

Berl.  klin.  Wochenschr.  1904, --No.  37,  38. 

Unter  hämatogenen  Dermatosen  versteht  Verf.  nur  diejenigen  Affek- 
tionen, bei  denen  das  krankmachende  Agens,  das  in  pathogenen  Lebewesen 
oder  in  nicht  organisirten  gelösten  Substanzen  bestehen  kann,  durch  das 
Blut  unmittelbar  in  die  Haut  gebracht  wird,  wo  es  seine  Wirkungen  ent- 
faltet. An  der  Hand  der  Litteratur  und  eigener  Beobachtungen  giebt  er 


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126 


Fuchs.  BnmHorr.  Saalcku). 


No.  7. 


einen  L’eberblick  über  unser  gegenwärtiges  Wissen  von  diesen  infektiösen 
und  toxischen  hämatogenen  Dermatosen.  Wir  kennen  jetzt  eine  ganze 
Anzahl  von  akuten  und  chronischen  Infektionkrankbeiten,  die  Metastasen 
in  die  Haut  machen,  welche  als  solche  entweder  durch  den  Nachweis  der 
Infektionsträger  in  den  Hautläsionen  oder  durch  ihre  Infektiosität  gekenn- 
zeichnet sind  (Syphilis,  Lepra,  Tuberkulose,  Variola,  Pyämie  u.  s.  w.). 
Diese  bald  mehr  akut,  bald  mehr  chronisch  verlaufenden  Exantheme  zeigen 
eine  ausgesprochene  Neigung  zur  Disseminiruug  und  symmetrischen  Ver- 
teilung und  sind  äusserst  vielgestaltig.  Wenn  bei  ihnen  auch  vielfach  die 
entzündlichen  Veränderungen  an  den  Venen  lokalisirt  siud  (Philippson), 
so  werden  doch  bei  der  grossen  Mehrzahl  die  Mikroben  in  den  kleinsten 
Gefässen  abgelagert,  die  sie  verstopfen  oder  von  denen  aus  sie  in  das  um- 
gebende Gewebe  gelangen.  Bemerkenswert  ist,  dass  die  auf  dem  Blutwege  die 
Haut  erreichenden  Entzündungserreger  im  allgemeinen  viel  mildere  Störungen 
hervorrufen,  als  die  von  aussen  eindringenden,  was  teils  auf  immunisirende 
Vorgänge  zurückzuführen,  teils  durch  eine  Abschwächung  der  Infektions- 
träger durch  das  Blut  oder  die  Endothelien,  oder  auch  durch  die  ver- 
schiedene Reaktion  der  perivasalen  und  der  epidermidalkutanen  Gewebs- 
bestandteile  zu  erklären  sein  mag.  — Zu  den  toxischen  hämatogenen 
Dermatosen  gehören  die  medikamentösen,  die  autotoxischen  und  die  durch 
Mikroben-Toxinc  (Serum-,  Tuberkulinexantheme)  hervorgerufenen.  Sie  sind 
lange  Zeit  als  Prototypen  von  Angioneurosen  betrachtet  worden;  der  für 
gewisse  Medikamenlo  geführte  Nachweis,  dass  ihre  äusserliche  und  inner- 
liche Applikation  im  Wesentlichen  die  gleichen  Veränderungen  erzeugt  und 
dass  diese  nicht  einfache  Erytheme,  sondern  wirkliche  Entzündungen  dar- 
stellen, lässt  aber  schliessen,  dass  auch  die  toxischen  hämatogenen  Derma- 
tosen durch  direkte  Einwirkung  der  krankmachenden  Stoffe  auf  das  Haut- 
organ entstehen.  — Schliesslich  bespricht  Verf.  noch  diejenigen  Exantheme, 
denen  eine  unbestritten  oder  wahrscheinlich  infektiöse  Allgemeinerkran- 
kung (manche  pyämisch-septikämische  Affektionen,  Diphtherie  und  andere 
akute  Infektionskrankheiten,  Tuberkulose  — Erythema  exsudativum  roulti- 
forme  und  uodosum,  Impetigo  herpetiformis  etc.)  zu  Grunde  liegt,  bei  denen 
aber  die  Infektionserreger  nicht  sicher  oder  nicht  regelmässig  in  der  Haut 
nachgewiesen  werden  konnten  und  bei  denen  es  also  fraglich  erscheint,  ob 
sie  durch  Toxine  oder  durch  (abgeschwächte)  Mikroben  hervorgerufen  sind. 
Für  die  Tuberkulide  wenigstens  hält  Verf.  den  letzteren  Entstehungsmodus 
für  den  wahrscheinlicheren.  (Die  zahlreichen  Einzelheiten  der  Arbeit,  die 
hier  nicht  einmal  angedeutet  werden  konnten,  müssen  im  Original  nach- 
gelesen werden.  Ref.).  H.  Müller. 


1)  Fuchs,  Zur  Abortivbehamllung  der  Gonorrhoe.  Therap.  Monatsh.  1903, 
H.  10. 

2)  Hierhoff,  On  the  abortive  treatment  of  gonorrhoea  in  the  male.  Med. 
News  1904,  No.  1020. 

8)  Saalfeld,  Zur  inneren  Behandlung  der  Urethroblennorrhoe.  Therap. 
Monatsh.  1903,  No.  12. 

1)  F.  hat  in  einigen  Fällen  die  Gonorrhoe  durch  Injektion  einer 


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No.  7. 


Ki.imbk.  — L'rkvkh. 


1-27 


2proc.  Albarginlösung  coupirt,  das  Verfahren  ist  fast  stets  schmerzlos,  in 
keinem  Kalle  trat  eine  Complikation  ein. 

2)  B.  berichtet  über  seine  Erfahrungen  mit  der  Frank  LKWJN’schen 
Abortivbehandlung  der  Gonorrhoe,  d.  h.  mit  Protargol-Spülungen;  unter 
30  Fällen  gelang  es  15 mal,  die  Gonorrhoe  in  4 Tagen  zu  heilen,  die 
übrigen  50  pCt.  nahmen  den  normalen  Verlauf;  durch  den  Misserfolg  der 
Abortivkur  wird  der  Gang  der  Gonorrhoe  nicht  schädlich  beeinflusst. 

3)  S.  empfiehlt  Gonosan  als  internes  Mittel  zur  Heilung  der  Gonorrhoe, 
S.  hat  angeblich  unter  63  Fällen  von  akuter  Gonorrhoe  28  Heilungen, 
unter  22  Fällen  chronischer  Gonorrhoe  10  Heilungen.  (?  ? Rof.). 

Karo. 


klimek,  Zwei  Fälle  von  Urethritis  membranacea.  Wiener  raed.  Presse 
1903,  No.  49. 

K.  berichtet  zwei  Fälle  von  Gonorrhoe,  in  denen  mehr  oder  minder 
grosse  Fetzen  der  Harnröhrenschleimhaut  atisgestossen  wurden;  in  dein 
einen  Falle  war  die  Urethritis  metiihrauacea  durch  den  Gebrauch  der 
Ricord’schen  Emulsion,  in  dem  anderen  Falle  durch  eine  concentrirte  Kal. 
perm. -Lösung  bedingt  worden.  Karo. 


Freyer,  110  cases  of  total  enucleation  of  the  prostate  for  radical  eure  of 
enlargement  of  that  organ.  Lancct  1904,  23.  Juli. 

Die  von  F.  zur  Beseitigung  der  Prostatahypertrophie  ausgeführte 
Operation  besteht  in  der  Ausspülung  dieses  ganzen  Organs  von  der  durch 
Sectio  alta  erüflheten  Blase  aus.  Dabei  arbeitet  Verf.  völlig  stumpf,  indem 
er  zunächst  mit  dem  Fingernagel  die  Schleimhaut  über  dem  vorspringendsten 
Teil  der  Prostata  einritzt  und  dann  mittels  des  Fingers  die  Drüse  von  der 
Urethra,  in  die  ein  Katheter  eingeführt  ist,  und  von  der  die  hintere  Fläche 
deckende  Beckenfascie  loslöst.  Mit  einem  ins  Rectum  eingeführten  Finger 
der  zweiten  Hand  drängt  er  sich  hierbei  das  Organ  entgegen.  Es  gelingt, 
die  in  die  Blase  vorgewälzte  Prostata  mittelst  einer  Zange  durch  eine  er- 
staunlich kleine  Sectio  alta-Oeffnung  hervorzuziehen  dank  der  Elasticität 
und  Compressionsfähigkeit  der  vergrösserten  Drüse. 

Verf.  hat  nach  dieser  Methode  in  110  Fällen  operirt.  In  dreien  von 
diesen  erwies  sich  nach  der  Operation  eine  carciuomatöse  Neubildung  als 
Ursache  der  Vergrösserung.  Einer  dieser  Fälle  starb  20  Tage  nach  der 
anfangs  günstig  verlaufenen  Operation. 

Im  übrigen  starben  von  den  107  anderen  Opcrirten,  Männer  zwischen 
dem  53.  und  84.  Lebensjahre,  deren  Mehrzahl  längere  Zeit  (bis  zu  24  Jahren) 
an  den  Gebrauch  des  Katheters  gebunden  war  und  bei  denen  die  ver- 
schiedensten Complikationen  bestanden,  im  Zusammenhang  mit  diesen 
Operationen  zehn.  Todesursache  war  hier  zweimal  Manie,  einmal  Coraa 
durch  Harnvergiftung,  Pneumonie,  Herzschwäche,  Schrumpfniere  und  nur 
zwei  Fällen  Septikämie.  Bei  dem  einen  dieser  letzten  zeigte  die  Sektion 
ebenfalls  ausgedehnte  interstitielle  Nephritis.  97  der  Operationen  waren 
erfolgreich,  Die  Patienten  bekamen  die  Fähigkeit,  ihren  Harn  zu  halten 
und  zu  entleeren  in  vollem  Maasse  wieder.  Von  einem  Recidiv  der  Be- 


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128 


Si  iiMii>i.K«  n.NKii.  — Schmauk»  und  Faickas. 


No.  7. 


sch  werden  war  niemals  diu  Rede.  Die  Mortalität  von  0 pCt.,  die  sitli 
dennocli  für  die  Prostatektomie  ergiebt,  ist  kleiner  als  die  Mortalität,  die 
Thompson  für  die  Lithotomie  für  alle  Lebensalter  zusammen  mit  121/»  pCt. 
berechnet  hat.  Würden  nur  ausgewählte  Fälle  operirt  werden,  so  würde 
die  Mortalität  noch  vermindert  werden  können.  Doch  ist  das  nicht  an- 
gängig. Denn  wollte  man  nur  sonst  gesunde  Prostatiker  operiren,  so 
müssten,  wie  Verf.  ausführt,  fünf  Sechstel  der  von  der  Operation  Heilung 
Suchenden  abgewiesen  werden.  B.  Marcuse. 

Sehmidleehner,  Ulcus  rodens  vulvae  Virchow.  Arcli.  f.  Gynäkol.  1904, 
Bd.  74,  H 1. 

Verf.  beschreibt  einen  der  seltenen  Fälle  von  Ulcus  vulvae  rodens 
Virchow.  Hierunter  muss  eiue  in  der  Vulva  sich  entwickelnde  chronische 
Ulceration  verstanden  werden,  welche  von  einer  diffusen  Hyperplasie  der 
benachbarten  Teile  begleitet  ist.  Die  Histologie  der  Erkrankung  ergiebt  ein 
von  anderen  ulceröscn  Processen  abweichendes  Bild.  Tendenz  zur  Heilung 
fehlt  vollständig.  Die  Erkrankung  ist  nicht  syphilitischen  Ursprunges, 
die  Lues  und  die  Zerstörung  der  Leistendrüsen  müssen  jedoch  als  prä- 
disponirende  Momente  angesehen  werden.  Br.  Wolff. 


E.  Scipiades  und  G.  Farkas,  Untersuchungen  über  die  molekularen  Con- 
centrationsverhältnisse  des  Blutserums  der  Schwangeren,  Gebärenden 
und  Wöchnerinnen  sowie  des  Fruchtwassers.  Gyuäkologia  s.  Orvosi 
Hetilap  1903,  No.  51. 

Während  der  Schwangerschaft  steigert  sich  der  Gefrierpunkt  des 
Serums,  die  molekulare  Conceutrntion  ist  also  vermindert,  um  nach 
der  Geburt  im  Wochenbette  auf  den  normalen  Durchschuitt  oder  noch 
darüber  zu  steigen.  Die  corrigirte  elektrische  Leitungsfähigkeit  des 
Blutserums  im  Wochenbette  weicht  trotz  der  gesteigerten  Goncentratiou 
nicht  bemerkbar  von  der  Leitungsfähigkeit  während  der  Schwangerschaft 
ab,  was  darauf  zu  deuten  scheint,  dass  während  der  Gravidität  die  elektro- 
lytische Molekular-Concentration  unverändert  ist  und  die  Zahl  der  nicht 
elektrolytischen  Moleküle,  die  im  grossen  und  ganzen  dem  organischen 
Moleküle  entsprechen,  geringer  ist,  als  im  Puerperium.  Der  Eiweiss-  und 
Chlorgehalt  zeigt  keine  charakteristischen  Veränderungen.  Die  elektro- 
motorische Kraft  und  die  hieraus  berechnete  Hvdroxylions  Concentration 
variirt  beim  menschlichen  Serum  ebenfalls  um  die  der  Neutralreaktion 
entsprechenden  Werte  (0,8  X 10~!).  Die  osmotische  Analyse  des  Menschen- 
Berums  zeigt  nach  der  Bugarszky-Taugl’schen  Methode  keinen  wesentlichen 
Uuterschied  dem  Serum  der  Säuglingstiere  gegenüber.  Das  Fruchtwasser 
ist  eine  Spuren  von  Eiweiss  enthaltende  hypotonische  Lösung  und  nicht 
ein  einfaches  Transsudat  des  Blutes.  .1.  Hönig. 


Ktuseiiduugen  worden  au  die  Adrc.wo  de«  Herrn  Geh.  Med. -Hat  Prof.  I>r.  M.  Bernhardt  (Berlin  W. 
Kranrösixche  fctraase  21)  oder  an  die  Verlagshandlung  (Borlin  NW.,  Unter  den  Linden  68)  erbeten 


Verlag  von  August  11ir«chw*ld  in  Berlin.  — Prurk  ton  L.  Schumacher  in  Berlin  N.  24. 


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WArboutMi  onoluiMcn 
1-i  M am  Scltiuas« 
de*  Ja^ptng«  Titel,  Na< 
I ttech-Kegiiter. 


Centralblatt 


Pr*l«  «len  JalirK*'i«t<»3 
2S  Mark ; au  bealoltou 
durch  nll«  Huchliand- 
lungrn  ti.  PoKtaiiAUlleo. 


für  die 


iiicdiciiiischeii  Wissenschaften. 


Unter  Mitwirkung  von 

Prof.  Dr.  H.  Senator,  Prof.  Dr.  E.  Salkowski,  Pi 

redigirt  von 

Prof.  Dr.  M.  Bernhard 


1905. 


95.  Februar. 


Iiiliult:  Weidenreich,  Uebcr  die  Blutlympfadriisen.  — Lierebmann, 
Die  Guajakreaktion  des  Blutes.  — Rosin,  Ucber  die  Entstehung  des  Frucht- 
zucker-Diabetes. — Oppenheimer,  Wirkung  der  Trypsinverdauung  auf  Präcipi- 
tine.  — v.  Grapp.  Primäre  Lungenaktinomykose.  — Schanz,  Behandlung  ver- 
alteter Pateüarfrakturcn.  — Bbvan,  Mangelnder Descensus  tcsticuli  und  Behandlung 
desselben.  — J e i k s , Operation  pcriproktitischer  Absccsse.  — Brodnitz,  Alkohol- 
injektionen bei  Hernien.  — Alapv,  Die  Appendicitis  im  Kindesalter-  — Oller, 
Panophthalmic  und  Tetanus.  — Quix,  Die  Stimmgabel  iu  der  Otologie  und 
Physiologie.  — Spaldino,  Ueber  Ohrgeräusehe.  — Friedrich,  Behandlung  des 
Empyems  der  Highmorshöhle.  — Glas,  Uebcr  Drüsen  in  der  Nascnschleimhaut. 

— Todrneau,  Drei  Fälle  von  Tetanus.  — Breton,  Rolle  der  Mikroben  im 
Darmkanal.  — Marmoren,  Zur  Wirkung  des  Tuberkulins.  — Hockauf,  Ver- 
wechslung von  Euzian-  mit  Bclladonnawurzel.  — I. anooa  ard,  Ueber  Eucainum 
lacticum.  — Sandheko,  Uebcr  die  milchsaure  Gährung  im  Magen.  — Einhorn, 
Die  Magenschleimhaut  in  pathologischen  Fällen.  — Breton,  Quecksilbeijodid  bei 
Syphilis.  — Lkw,  Nierenveränderung  bei  Hämoglobinurie.  — Tolot  und  Sar- 
vonat,  Ueber  Aortenruptur.  — Gkhrino,  Besonderer  Fall  von  progressiver 
Muskelatrophie.  — Stibr,  Ueber  die  Huntingtonsche  Chorea.  — Dekccm,  Ge- 
fässerkrarikung  des  Rückenmarks.  — Glitsch.  Zur  Pathogenese  der  Narkosen- 
lähmung. — Hutchinson,  Ueber  den  Krebs.  — Hallopkaü,  Rosknthal, 
Wklandkr,  Behandlung  der  Syphilis.  — Poboks,  Nicht  gonorrhoische  Urethritis. 

— Hirt,  Diagnose  der  Hämaturie.  — Heller,  Ueber  Phlebitis  gonorrhoica.  — 
P eh  am,  Serumbehandlung  bei  Puerperalfieber. 


Fr.  Weidenreich,  Studien  über  das  Blut  und  die  blutbildenden  und 
-zerstörenden  Organe.  II.  Bau  und  morphologische  Stellung  der  Blut- 
IymphdrÜ8en.  Arch.  mikr.  Anat.  1904,  Bd.  04,  H.  1,  S.  1. 

Aus  den  wichtigen  Untersuchungen  von  W.  sind  folgende  Punkte  von 
allgemeinem  Interesse.  Die  adenoiden  Organe  sind  im  Körper  in  zwei 
Abarten  vorhanden:  1.  als  Lymphdrüsen,  2.  als  Milz-  und  Blutlymphdrüsen. 
— In  der  Milz,  nahm  man  früher  an,  steht  entweder  das  arterielle  und 
venöse  Blutgefässsystem  in  ununterbrochener  Verbindung  oder  man  glaubte 
im  Gegensatz  zu  diesem  ,,gescblossenen“  au  ein  „offenes“  Gefässsystem 
und  betrachtete  dann  die  Parenchyniräume  als  nicht  gegen  den  Blutstrom 
abgeschlossen.  Dieser  Gegensatz  der  Fragestellung  schwindet,  wenn  man 
die  Verhältnisse  der  Lymphbahn  zum  Vergleich  heranzieht.  Hier  ist  ein 
Teil  des  Gefässrohres,  nämlich  der  in  der  Lymphdrüse  gelegene,  ersetzt 
XLIll.  Jahrgang.  9 


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130 


1.IKIIKRMANN. 


No.  8 


durch  ein  Maschenwerk,  in  dem  die  Lymphe  strömt,  ein  Maschenwerk,  das 
in  seinen  anderen  centralen  Teilen  von  Leukocvten  besetzt  ist,  nährend 
der  peripherische,  der  Lymphsinus,  von  ihnen  verhältnismässig  frei  bleibt. 
Aus  lauter  derartigen  Einheiten  bauen  sich  die  grossen  Lymphdrüsen  auf. 
Oie  Milz  lässt  sich  nach  dem  gleichen  Schema  in  ihre  einzelnen  Bau- 
elemente auflösen:  die  röhrenförmige  Blutbahn  — Milzarterie  - ei  weitert 
sich  an  einer  Stelle  kuglig,  das  Lumen  wird  von  einem  Maschenwerk 
durchzogen  — und  dieses  ist  von  der  Pulpa  lienis  besetzt.  Oie  Vene  ent- 
wickelt sich  ans  der  Peripherie,  die  Arterie  liegt  mehr  im  Centrum. 
Genau  wie  die  Milz  verhalten  sich  die  Blutlymphdrüsen:  auch  hier  löst 
sich  die  zuführende  röhrenförmige  Blutbahn  in  ein  Maschenwerk  auf, 
dessen  Räume  von  Leukocvten  eingenommen  sind  und  es  entwickelt  sich 
aus  dichtem  Maschenwerk  eine  Vene:  das  Ganze  aber  ist  noch  von  einer 
zweiten  maschigen,  reticulären  Schicht  umfasst,  die  statt  der  weissen, 
wesentlich  rote  Blutkörperchen  enthält  — einen  Blutsinus  statt  einen 
Lymphsinus  darstellt.  Auch  hier  gehen  die  grossen  Drüsen  aus  einer 
sekundären  Vereinigung  vieler  solcher  kleiner  Einheiten  hervor.  Die 
grösste  Complikation  im  Bau  weisen  endlich  die  Blutlymphdrüsen  auf,  die 
nicht  nur  ab  und  zuführende,  nach  dem  eben  dargelegten  Schema  ver- 
bundene ßlutbabnen  enthalten,  sondern  bei  denen  in  die  äussere  zweite 
Reticulumschicht  zu-  und  abführende  Lymphgefässe  eingeschaltet  sind. 
Den  Weg  des  Blutes  hat  man  sich  allgemein  so  vorzustellen,  dass  es 
aus  der  Arterie  durch  das  mit  Leukocyten  infiltrirte  Maschenwerk  hin- 
durchsickert, bis  cs  wieder  in  einen  kanalisirteu  Abschnitt  der  Bahn 
gelangt.  — Oie  Lymphdrüseu  dienen  als  Filter  für  die  Lymphe,  die 
Milz  und  die  Blutlymphdrüsen  filtriren  ebenso  das  Blut,  dabei  werden  die 
dem  Untergange  geweihten  Erythrocyten  in  deu  Maschenräuraen  zurück- 
gehalten  und  es  können  sich  auch  die  die  kanalisirte  ßlutbahn  auskleiden- 
den Elemente  (Endothelien)  wie  die  Leukocyten  an  der  Phagocytose  be- 
teiligen. In  den  Blutlymphdrüsen  dienen  die  ßluträume  zur  Aufspeicherung 
der  roten  Elemente,  diese  zerfallen  dort  und  die  Zerfallsprodukte  werden 
nach  und  nach  von  den  Leukocyten  des  angrenzenden  Gewebes  aufge- 
nommen: die  in  den  Blutsinus  geratenden  Körperchen  können  mangels 
einer  direkten  Verbindung  mit  der  Vene  nicht  ohne  weiteres  entweichen. 
Die  Leukocyten,  die  in  den  Drüsen  entstehen,  finden  ihre  sofortige  Ver- 
wendung in  der  Verarbeitung  der  roten  Elemente;  der  Ueberschuss  gelangt 
durch  die  Venen,  ebenso  wie  die  allenfalls  mit  den  Zerfalls-  und  Ura- 
setzungsprodukten  beladenen  Leukocyten,  in  den  Kreislauf.  Poll. 


Ij.  liiebermnnn,  L’eber  die  Guajakreaktionen  des  Blutes.  Pflüger's  Arch. 
f.  d.  ges.  Physiol.  Bd.  104,  S.  227. 

Blut  allein  färbt  Guajaktinktur  nicht  sofort  blau,  wohl  aber  bei  Zu- 
gabe aktiven  Terpentinöls.  L.  findet  nun,  dass,  wenn  man  Blut  mit 
Terpentinöl  schüttelt,  ein  inethämoglobinartiges  Produkt  entsteht,  das  für 
sich  allein  schon  Guajak  bläut.  Dasselbe  geschieht,  wenn  man  Methämo- 
globin  auf  andere  Weise,  etwa  durch  Essigsäurezusatz  zum  Blute,  er- 
zeugt — Fügt  man  Methämoglobin  zu  i n aktivirter  Guajaklösung,  so  erfolgt 


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^0.  8.  Kosin.  — Oim*knhkimkh.  — v.  Urakp.  131 

keine  ßläuung,  was  dafür  spricht,  dass  ersteres  nictit  direkt  oxydirende 
Wirkungen  ausübt,  vielmehr  nur  als  Sauerstoffüberträger  wirkt. 

A.  Loewy. 

H.  Rosin,  lieber  Fruchtzucker-Diabetes  und  über  die  Gewinnung  von 
Fruchtzucker  aus  anderen  Kohlehydraten.  Festschrift  f.  E.  Salkowski. 
S.  105. 

R.  bespricht  zunächst  noch  einmal  ausführlich  den  von  ihm  beob- 
achteten Fall  von  Fruchtzucker-Diabetes,  bei  dem  Fruchtzucker  im  Harn 
und  auch  im  Blute  nachgewiesen  wurde,  ferner  Fälle  von  schwerem  Dia- 
betes, in  denen  neben  Traubenzucker  zugleich  auch  Fruchtzucker  in  Harn 
und  Blut  sich  fand.  — Bezüglich  der  Entstehung  von  Fruchtzucker  fand 
R.,  dass  nicht  nur  Kochen  mit  Alkalien  aus  Traubenzucker  Fruchtzucker 
entstehen  lässt,  sondern  auch  Kochen  mit  Salzsäure.  Ebenso  bildet  er  sich 
aus  Dextrin,  Amylnm,  Glykogen  durch  Behandeln  mit  Salzsäure,  ja  schon 
beim  einfachen  Kochen  reiner  TranbenztickerlOsungcn  entsteht  Frucht- 
zucker. — Im  Tierkörper  könnte  Fruchtzucker  vielleicht  durch  eine  Störung 
der  die  Polysaccharide  abbauenden  Leberfunktion  sich  bilden  oder  sein 
Auftreten  sich  daraus  erklären,  dass  das  abgelagerte  Glykogen  nicht  das 
Polysaccharid  des  Trauben-,  sondern  das  des  Fruchtzuckers  ist. 

Jedenfalls  ergeben  die  Versuche  von  R.,  dass  die  Gegenwart  von 
Frucht-  neben  Traubenzucker  nur  anzunehmen  ist,  wenn  beim  Kochen  mit 
Resorcin  und  Salzsäure  sofort  Rotfärbung  eintritt.  A.  Loewy. 


K.  Oppenheimer,  Geber  die  Einwirkung  der  Trypsinverdauung  auf  die 
Präcipitinreaktion.  Beitr.  z.  ehern.  Physiol.  u.  Patliol.  Bd.  4,  S.  259. 

Während  E.  P.  Pick  sowie  Obermayer  und  Pick  die  Resistenz  des 
Eierklarpräcipitins  gegen  Trypsin  nachgewiesen  haben,  fanden  Michaelis 
und  Oppenheimer  die  bindende  Gruppe  des  Blutserums  wie  dessen  Prä- 
cipitin  sehr  empfindlich  gegen  tryptische  Verdauung.  Da  ein  principiell 
verschiedenes  Verhalten  von  Eierklar  und  Blutserum  durchaus  möglich  war, 
hat  Verf.  untersucht,  ob  1.  tryptisch  verdautes  Eiweiss  noch  Präcipitin  er- 
zeugt, 2.  ob  Antieierserum  noch  auf  tryptisch  verdautes  Eierklar  wirkt, 
und  3.  man  die  präcipitirende  Wirkung  dieses  Serums  durch  Trypsin- 
verdauung aufheben  kann.  Es  ergab  sich,  dass  Trypsin  das  Präcipitin  wie 
die  bindende  Gruppe  vernichtet.  Die  entgegenstehenden  Resultate  der  ge- 
nannten Wiener  Autoren  sind  nach  Verf.’s  Ansicht  dadurch  zu  erklären, 
dass  dieselben  nicht  bis  zum  Verschwinden  der  Coagulation  verdaut  haben. 

Neuberg. 


v.  Graff,  Ein  Fall  von  primärer  Lungenaktinomykose,  von  der  Spitze  der 
linken  Lunge  ausgehend.  Zeitschr.  f.  Heilk.  1904,  Bd.  25,  H.  10,  S.  352. 

31jährige  Näherin  mit  einer  Erkrankung,  die  klinisch  aufs  Haar  einer 
tuberkulösen  einseitigen  Lungenphthise  glich.  Husten  und  spärlicher  Aus- 
wurf  okne  Tuberkelbacillen  seit  dem  16.  Lebensjahr.  5—6  Wochen  vor 
dem  Tode  begannen  Fieber  und  stärkere  Beschwerden  in  der  linken  Brust- 
seite. Bei  der  Sektion  findet  sich  der  ganze  linke  Oberlappen  nmgcwandelt 

9* 


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132 


ScUANZ.  — BüVAN. 


No.  8. 


in  ein  derbes  schwieliges  Gewebe,  das  von  Eiterhöhten  durchsetzt  ist. 
Zwischen  hinterem  Lnngenrand  und  Wirbelsäule  ausserordentlich  dicke 
Schwarten,  ln  den  letzteren  sowie  zwischen  ihnen  und  der  Wirbelsäule 
viel  käsig  bröckliger  oder  dickflüssiger  Eiter,  teils  in  grösseren  und 
kleineren  Höhlen,  teils  in  Fistelgängen.  Die  Wirbelkörper  sind  rauh,  der 
siebente  Brustwirbel  oberflächlich  cariös.  Die  Erkrankung  hatte  augen- 
scheinlich in  der  Lungenspitze  begonnen,  wohin  die  Aktinomyceskeime, 
ebenso  wie  die  soviel  gewöhnlichere!)  Tuberkelbacillen  jedenfalls  mit  der 
Kespirationsluft  gelangt  waren.  Beitzke. 


A.  Schanz,  Eine  neue  Operation  zur  Behandlung  veralteter  Kniescheiben- 
brüche. Münch,  med.  Wochenscbr.  1904,  No.  30. 

Der  von  S.  besprochene  Patient  hat  vor  5 Jahren  einen  Querbruch 
der  rechten  Kniescheibe  erlitten.  Der  Bruch  kam  nicht  zur  knöchernen 
Verheilung.  Die  Diastase  betrug  12 — 13  cm,  der  Kniestreckapparat  war 
vollständig  ausgeschaltet.  Die  Wiederherstellung  der  verlorenen  Streck- 
fähigkeit gelang  vollständig  durch  eine  Verlagerung  des  Sartorius.  Der 
Hautschnitt  wurde  von  Ansatzpunkt  des  Sartorius  medial  am  Knie  vorbei 
bis  zur  Mitte  des  Oberschenkels  geführt.'  Der  Sartorius  wurde  freipräparirt, 
blieb  hber  an  seinem  Ansatzpunkte  haften.  Zwischen  beiden  Bruchstücken 
fand  sich  ein  fibröser  Gallus,  welcher  das  Gelenk  geschlossen  hielt.  Von 
den  Fragmenten  wurde  der  vordere  Teil  abgemeisselt,  wobei  flache  l-ängs- 
rinnen  gebildet  wurden,  in  welche  der  Sartorius  verlagert  und  mit  Draht- 
nähten fixirt  wurde.  Der  Erfolg  war  aktive  Beuge-  und  Streckfähigkeit 
des  Knies  in  normalen  Grenzen.  Joacbimsthal. 


Itevaii,  Ein  weiterer  Beitrag  zur  chirurgischen  Behandlung  des  nicht 
herabgestiegenen  Hodens.  Arch.  I klin.  Chir.  Bd.  72,  4. 

B.  giebt  eine  kurze  Uebersicht  über  die  Entwickelung  und  Ursache 
des  zurückbleibenden  Hodens  Aus  seiner  Methode  zur  Behandlung  dieses 
Leidens  seien  folgende  Punkte  hervorgehoben.  Der  Peritonealtrichter,  der 
den  Hoden  umgiebt,  wird  freipräparirt,  und  recht  hoch  nach  oben  unter- 
bunden; der  Hoden  wird  nun  mobiliairt;  eine  grosse  Anzahl  von  Fällen 
hat  B.  gezeigt,  dass  die  Spannung  der  Gefässe  das  Haupthindernis  bildet, 
um  den  Hoden  herabzuziehen;  deswegen  werden  die  Gefässe  weit  in  die 
Bauchhöhle  freipräparirt,  ebenso  das  Dcferens,  bis  der  Hoden  etwa  10  cm 
unterhalb  des  Lig.  Poup.  liegt;  er  wird  dann  in  das  Scrntum  eingelagert, 
der  Leistenkanal  durch  eine  Tabaksbeutelnaht  geschlossen;  diese  Naht 
wird  an  der  Scrotalwurzel  so  angelegt,  dass  der  Hoden  zurückgehalten 
wird.  Die  Schichten  der  Bauchwand  werden  über  dem  Samenstrang  ver- 
näht; wenn  es  nun  nicht  gelingt,  die  Gefässe  zu  lockern  und  zu  dehnen, 
so  hat  B.  mit  gutem  Erfolge  diese  durchschnitten,  ohne  üble  Folgen  und 
ohne  Atrophie  des  Hodens  zu  erleben.  Unger. 


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No.  8 


■Jki.kh.  — Bbodnitz.  — Alapv. 


133 


Jelks,  My  method  of  dealing  with  circumrectal  iufections;  case  reports 
and  illustrations.  New-York  med.  journ.  1904,  Dec.  10. 

Verf.  empfiehlt  bei  der  Operation  periproktitischer  Abscesse  die  ganze 
Abscesswand,  die  gewöhnlichen  aus  harten  callÖRen  Massen  besteht,  mit 
der  Curette  zu  entfernen.  Bei  der  Operation  und  in  der  Nachbehandlung 
wendet  er  Irrigationen  mit  Formalinlösung  an.  Etwa  zurückbleibende 
Höhlen  sowie  Incontinenz  des  Afters  werden  durch  sekundäre  Naht  geheilt. 

Philipsthal. 

Krotlnitz,  Die  Behandlung  der  Hernien  mit  Alkoholinjektionen.  Münch, 
med.  Wochenschr.  1904,  No.  41. 

Die  in  den  70 er  Jahren  empfohlene  und  in  neuester  Zeit  ausgegrabene 
und  gerühmte  systematische  Injektion  von  Alkohol  in  die  Umgebung  von 
Bruchpforten  zur  Heilung  von  Hernien  prüfte  B.  an  73  Fällen  nach.  Wenn 
er  auch  auf  diese  Weise  einen  Verschluss  der  Bruchpforte  erzielen  konnte, 
so  können  doch  die  Dauerresultate  dieses  Verfahrens  mit  den  bewährten 
Kadikaloperationen  nicht  concurriren.  Höchstens  wäre  die  Alkoholinjektion 
zu  empfehlen  bei  Kindern;  bei  Leuten  mit  Bruchanlage,  welche  das  Tragen 
eines  Bruchbandes  erfordert,  bei  Leuten  mit  durch  Bruchband  nicht  zurück- 
zuhaltendem Bruche  und  bei  denen  eine  Operation  contraindicirt  ist;  in 
letzteren  Fällen  erzielt  man  wenigstens  eine  Verkleinerung  der  Bruch- 
pforte, sodass  mit  einem  Bruchband  der  Bruch  zurückgehalten  werden  kann. 

Peltesdli  n. 

II.  Alapy,  Die  chirurgische  Behandlung  der  Appendicitis  im  Kindesalter. 

Orvosi  Hetilap  1904,  No.  18. 

Die  Appendicitis  ist  im  Kindesalter  von  viel  ernsterem  Verlauf,  als 
bei  Erwachsenen,  in  erster  Reihe  dadurch,  dass  sich  öfter  allgemeine 
Peritonitis  hinzugesellt,  dann  auch  Darmobstruktion  dabei  häufig  ist,  die 
Heilungsaussichten  nicht  günstig  sind  und  dass  die  Appendicitis  überhaupt 
an  und  für  sich  bei  Kindern  viel  öfter  als  schwerer  Anfall  auftritt.  Hieraus 
folgt,  dass  die  operative  Einwirkung  notwendig  ist  und  mit  derselben 
nicht  gezögert  werden  darf.  Deshalb  ist  Verf.  in  all  deu  schweren  Fällen, 
wo  kein  Collaps  zugegen  ist,  ein  Anhänger  des  raschen  Eingriffes.  Er 
operirt  auch  während  des  Anfalles,  beschränkt  sich  aber  hier  nur  auf  Er- 
öffnung des  Abscesses  und  schreitet  erst  in  3 — 4 Wochen  zur  Radikal- 
operation: zur  Exstirpation  des  Appendixes.  Bei  der  Operation  des  ersten 
Anfalls  entfernt  Verf.  nur  dann  den  Appendix,  wenn  er  leicht  auffindbar 
ist  oder  wenn  Ileussymptonie  vorhanden  sind  oder  wenn  er  vom  Eiter  um- 
geben ist,  aber  keinen  confluirenden  Abscess  bildet.  Sämmtliche  Auf- 
fassungen, die  bei  einem  Anfall  erst  am  3.,  4.  oder  5.  Tag  bei  Vorhanden- 
sein dieser  oder  jener  Symptome  die  Operation  zugeben,  sind  Verf.’s 
Ueberzeugung  gemäss  unrichtig,  denn  die  Indikation  der  Operation  ist 
durch  die  Abscessbilduug  gegeben.  Das  einzig  richtige  Verfahren 
ist  durch  eine  frühzeitige,  daher  noch  gefahrlose  Operation  der  Abscess- 
bildung  und  dadurch  sämmtlichen  gefährlichen  Begleiterscheinungen  der- 
selben vorzubeugen.  Nur  so  kann  die  jetzige  10 — 12  pOt.  betragende 
Mortalität  auf  1 — 2 pOt.  herabgesetzt  werden.  Bezüglich  der  chronischen 


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134 


Om.ee.  — Qoix. 


No.  8. 


Appendicitis  bezw.  der  Operationsindikation  im  freien  Intervall  steht  Yerf. 
auf  dem  Standpunkte,  dass,  wenn  das  Kind  auch  nur  einen  schweren  An- 
fall überstand  oder  wo  chrouiscbe  Unannehmlichkeiten  bestehen,  unbedingt 
zu  operiren  ist,  um  die  stete  Gefahr,  worin  das  Kind  schwebt,  abzuweudeu, 
um  so  eher,  da  doch  die  Operation  in  diesem  Stadium  bekanntlich  ganz 
gefahrlos  ist.  J.  Honig. 

(Hier,  Rin  Fall  von  Pauophtbalmie  mit  Tetanus  und  tötlichem  Ausgange. 

Arch.  f.  Augenheilk.  Bd.  UI,  H.  2,  S.  121. 

Einer  52jährigen  Frau  war  das  rechte  Auge  mit  einer  Heugabel  ver- 
letzt worden,  im  Anschluss  hieran  entwickelte  sich  eine  stürmisch  ein- 
setzende Panophthaimie,  die  bei  der  Abneigung  der  Pat.  gegen  Enukleation 
zuuiichst  exspektativ  behandelt  wurde.  Am  0.  Tage  nach  der  Verletzung 
war  eine  vorher  schon  angedeutete,  aber  wegen  der  Schwellung  des  Ge- 
sichtes zweifelhafte  rechtsseitige  Facialislähmung  sowie  Krämpfe  der 
Masseteren  ausgesprochen.  Die  Enukleation  vermochte  die  weitere  Ent- 
wickelung des  Tetanus  nicht  aufzubalteu,  sodass  nach  weiteren  3 Tagen 
der  Tod  eintrat.  Serum  (der  Fall  wurde  1890  beobachtet)  kam  nicht  zur 
Anwendung.  Die  Untersuchung  des  cnukleirten  Auges  wies  ausser  den 
durch  die  Panophthaimie  erzeugten  Veränderungen  drei  hinter  dem  Corpus 
ciliare  liegende  pflanzliche  Fremdkörper  (Grashalmenteile)  nach;  in  ihneu 
selbst  sowie  in  ihrer  Umgebung  lagen  zahlreiche  Kokken  und  Bacillen; 
es  wurden  aber  weder  hier  noch  in  Gulturen,  die  von  den  eitrig  infiltrirteu 
Wundrändern  der  Cornea  angelegt  waren,  typische  Tetanusbacillen  oder 
Sporen  gefunden.  G.  Abelsdorff. 

(Juix,  Die  Stimmgabel  als  Tonquelle  in  der  Otologie  und  Physiologie. 

Zeitschr.  f.  Ohrenheilk.  47.  Bd.,  S.  323. 

Q.  will  „in  einfacher  otologischer  Sprache  die  physikalicheu  Vorgänge 
bei  einer  Stimmgabel  auseinandersetzen“,  wie  er  sich  diese  aus  dem  Studium 
der  Littcratur  und  eigenen  Untersuchungen  vorstellt.  Demgemäss  bespricht 
er  eingehend  die  Schwingungsform  und  Tonhöhe,  die  Bewegung  der  Luft 
in  der  Umgebung  der  Stimmgabel,  die  Intensität  des  Schalles  einer  Stimm- 
gabel, die  Bewegung  des  Stiels  derselben.  Obgleich  nun  Verf.’s  Betrach- 
tungen zu  dem  Resultat  führen,  dass  die  Stimmgabel  ein  recht  complicirtes 
Instrument  ist,  so  glaubt  er  doch,  dass  es  nicht  richtig  sei,  auf  die  An- 
wendung desselben  in  der  Otologie  zu  verzichten,  da  es  keine  andere 
Tonquelle  gebe,  deren  physikalische  Eigentümlichkeiten  leichter  zu  über- 
sehen wären.  Fast  absolut  constante  Tonhöhe,  Unveränderlichkeit  durch 
äussere  Einwirkungen,  Bequemlichkeit  beim  Mitführen,  einfache  Anwendung 
und  nicht  am  wenigsten  ein  erstaunlich  grosser  Intensitätsumfang,  wodurch 
man  bei  nicht  zu  tiefen  oder  zu  hohen  Gabeln  minimale  Gehörschärfen- 
werte noch  ganz  genau  bestimmen  kann,  seien  nicht  zu  unterschätzende 
Vorteile  der  Stimmgabeln  gegenüber  anderen  Instrumenten.  Die  Möglich- 
keit ferner,  die  Gehörschärfe  durch  Knochenleitung  zu  bestimmen,  mache 
die  Stimmgabel  ganz  unentbehrlich.  Schwabacli. 


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No.  8. 


SpALIIIKU.  — FkIKI'RICH.  (il.AS. 


135 


Spnlding,  Ueber  Ohrgeräusche  mit  dem  Vorschlag  einer  sorgfältigeren 
musikalischen  Notirung  derselben.  Zeitschr.  f.  Ohrenheilk.  47.  Bd., 
S.  371. 

Verf.  meint,  es  sei  gar  nicht  schwierig,  die  Tonhöhe  der  subjektiven 
Ohrgeräusche  herauszutinden  und  sie  musikalisch  zu  notiren;  am  geeignetsten 
sei  dazu  die  Tastatur  eines  Klaviers.  Bezüglich  der  Lokalisation  der  sub- 
jektiven Geräusche  glaubt  er  die  Theorie  aufstellen  zu  sollen,  dass  wenn 
die  Wahrnehmung  des  Ohrgeräuschtones  beim  gleichzeitigen  Erklingen 
durch  musikalische  Instrumente  dem  Pat.  angenehm  ist,  das  Geräusch  vom 
Labyrinth  herrührt;  ist  sie  dagegen  unangenehm  und  ist  der  Ton  für  das 
Ohr  empfindlich,  so  sei  das  Geräusch  auf  Leitungshindernisse  zurück- 
zuführen. Schwabach. 


Friedrich,  Zur  Behandlung  des  chronischen  Empyems  der  Highmorshöhlc. 

Deutsche  med.  Wochenschr.  1904,  No.  37. 

Dem  Verf.  hat  sich  folgende  Operation  in  verschiedenen  hartnäckigen 
Fällen  bestens  bewährt,  die  an  das  LucCaldwell’sche  Verfahren  erinnert, 
aber  nicht  von  der  Mundhöhle  her,  sondern  von  aussen  in  folgender  Weise 
ausgeführt  wird.  Ein  den  Nasenflügel  umgreifender,  hart  an  dessen  Basis 
hin  geführter,  bis  auf  den  Knochen  gehender  Schnitt  von  2 cm  Länge  löst 
deu  Nasenflügel  ab;  auf  die  Mitte  des  bogenförmigen  Schnittes  wird  ein 
zweiter  1 — P/2  cm  langer  in  der  Richtung  nach  aussen  unten  gesetzt. 
Nach  Zurückhebelung  von  Weichteil  uud  Periost  lässt  sich  die  Crista  uasalis 
freilegen,  sodass  etwa  1 — 2 qcm  der  Facialflüche  der  Highmorshöble  zu 
Gesicht  kommen.  Mit  Meissei,  Hammer  oder  kräftiger  Luer'scher  Zange 
wird  die  Crista  und  1 (|cm  oder  etwas  mehr  von  der  vorderen  Wand  ab- 
getragen und  von  dieser  Oeffnung  aus,  hart  am  Boden  der  Kieferhöhle, 
ihre  nasale  Wand  in  einer  Höhe  von  1 cm  und  Länge  von  ca.  3 cm  abge- 
kniffen  event.  eine  schmale  Spange  der  unteren  Muschel  fortgenommen, 
ohne  den  Duct.  nasolacrymalis  zu  verletzen.  Die  Kieferhöhle  lässt  sich 
nunmehr  überblicken  und  event.  ausräumeu  etc.  Alsdann  erfolgt  breite 
Tamponade  der  Höhle  nach  der  Nase  zu,  Herausleiten  dos  Tampons  aus 
dem  Nasenloch,  sofortiges  Annähen  des  Nasenflügels  und  sorgfältige  Naht. 
Nach  einigen  Tagen  wird  der  Tampon  entfernt;  die  Narben  sind  nach 
Wochen  kaum  sichtbar.  Die  Höhle  wird  mit  geschweifter  Canüle  für  einige 
Zeit  gespült;  Nachbehandlung  unnötig.  W.  Lublinski. 


Glas,  Ueber  intraepitheliale  Drüsen,  Cysten  uud  Leukocyteuhäufchen  der 
menschlichen  Nasenschleimhaut.  Arcli.  f.  Laryngol.  u.  Rhinol.  Bd.  10, 
H 2. 

Verf.  bat  bei  12  Muschelhypertrophien  und  Polypen  intraepitheliale 
Drüsen  gefunden,  deren  schleimiges  Sekret  nach  aussen  entleert  wird. 
Diese  Drüsen  sind  pathologische  Produkte  und  werden  besonders  gefunden, 
wenn  eine  beträchtliche  Verschleimung  der  oberflächlichen  Epithelzellen 
vorhanden  ist. 

Ausserdem  fanden  sich  intraepitheliale  Vacuoleti,  welche  zum  Teil  mit 
der  Bildung  und  dem  Zugrundegehen  der  Becherzellen  Zusammenhängen, 


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136 


Toikneau.  — Breton. 


No.  8. 


zum  Teil  auf  Auseinaudcrdrängen  der  Epithelien  durch  durchwandernde 
Leukocyten  zurückzuführen  sind. 

Die  intraepithelialen  Cysten  der  Naseuschleimhaut,  welche  Verf.  als 
erster  beschreibt,  sind  meist  Hetentiouscysten  intraepithelialer  Drüsen. 
Doch  giebt  es  auch  solche,  die  durch  AuseinanderdrängeiT  der  Basalaoteile 
der  langgestreckten  Epithelzellen  durch  Leukocyten  zu  stände  gekommen 
sind,  während  in  der  Metaplasirung  des  Epithels  (Ebner)  nur  einige  ihre 
Erklärung  finden. 

Endlich  fanden  sich  im  Epithel,  wenn  auch  selten,  eiförmige,  aus 
lymphoiden  Zellen  bestehende  Gebilde,  welche  als  intraepitbeliale  An- 
häufung von  Wanderzellen  (intraepitbeliale  Leukocytenanbäufung)  zu  be- 
zeichnen sind.  W.  Lublinski. 

Touriieau,  Drei  Fälle  von  Tetanus.  Deutsche  med.  Wochenschr.  1904, 
No.  10. 

T.  macht  Mitteilungen  über  drei  Tetanusfälle,  von  denen  der  eine 
dadurch  bemerkenswert  ist,  dass  der  Tetanus  bereits  24  Stundeu  nach  der 
Verletzung  auftrat  und  einen  so  stürmischen  Verlauf  nahm,  dass  der  Patient 
unter  den  schwersten  tetanischen  Erscheinungen  36  Stunden  nach  Auftreten 
des  Trismus  verstarb.  Bei  den  beiden  anderen  Fällen,  welche  ebenfalls 
tötlich  endeten,  war  der  Tetanus  9 Tage  nach  der  Verletzung  aufgetreten, 
die  Antitoxinbehandlung  das  eine  Mal  12,  das  andere  Mal  gar  8 Stunden 
nach  Auftreten  der  ersten  Erscheinungen  begonnen  worden.  Gleichwohl 
wurde  der  Verlauf  durch  das  Antitoxin  nicht  beeinflusst.  Auf  Grund  der 
eigenen  Erfahrungen  und  der  in  der  Litteratur  niedergelegten  Beobachtungen 
kommt  T.  zu  dem  Schlüsse,  dass  bei  ausgebrochenem  Tetanus  das  Anti- 
toxin keine  Wirkung  hat  Die  prophylaktische  Anwendung  des  Serums 
kommt  nach  T.  für  diu  weit  überwiegende  Mehrzahl  der  Krankenhäuser 
sowie  im  allgemeinen  auch  für  die  Privatpraxis  bei  der  grossen  Seltenheit 
der  Tetauusinfektionen  und  dem  hohen  Preis  des  Serums  vorläufig  nicht 
in  Frage.  Von  luteresse  ist  noch,  dass  der  eine  der  mit  Serum  behandelten 
Fälle  trotz  aller  antiseptischeu  Maassnahmen  in  der  Klinik  inficirt  worden 
ist,  er  ist  einen  Tag,  nachdem  der  andere,  bei  dessen  Wunde  zu  der  Zeit 
au  eine  Tetanusiufektion  noch  nicht  gedacht  wurde,  operirt  war,  wegen 
Hcrnia  inguinalis  operirt  worden.  H.  Bischoff. 


M.  Kreton,  Sur  le  röle  kinasique  des  microbes  normaux  de  l’intestin, 
particulieremcnt  chez  l'enfant.  Coinpt.  reud.  de  la  Soc.  de  Biol.  1904, 
No.  1,  p.  35. 

B.  hat  die  Frage  zu  lösen  gesucht,  ob  die  proteolytische  Wirkung  des 
Darrasaftes  durch  die  Stoffwechselprodukte  der  normaler  Weise  im  Darm 
vorkommenden  Bakterien  gefördert  wird.  Er  konnte  feststellen,  dass  die 
Stoffwechselprodukte  des  Bac.  lactis  aerogenes  und  des  Colibacillus  die 
eiweissverdauende  Wirkung  des  tryptischen  Fermentes  fördert,  besonders 
ist  dies  bei  Neugeborenen  der  Fall,  wo  dies  wegen  der  geringen  Wirksam- 
keit der  Fermente  von  besonderem  Nutzen  ist.  H.  Bischoff. 


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No.  8. 


Mahmorkk.  — Hockauk.  — Lakugaaru. 


137 


A.  Marinorek,  Effets  de  la  tuberculine  injectee  immediatemeut  apres  l’in- 
jection  tuberculeuse.  Corupt.  rend.  de  la  Soc.  de  Biol.  1903,  No.  37. 

Gemeinhin  nimmt  man  an,  dass  zum  Zustandekommen  einer  Tuber- 
knlinreaktion  erforderlich  ist,  dass  in  dem  Körper  tuberkulöse  Verände- 
rungen, und  wären  sie  auch  noch  so  gering,  Platz  gegriffen  haben.  Es 
erschien  somit  erforderlich,  dass  die  Infektion  des  Organismus  bereits 
längere  Zeit  zurückliege.  M.  hat  nun  von  dem  Tuberkulin  und  dessen 
Wirkung  eine  andere  Vorstellung  als  andere  Forscher:  er  stellt  sich  vor, 
dass  das  Tuberkulin  die  Bacillen  veranlasst  ein  anderes  Toxin  zu  secerniren, 
welches  die  Ursache  des  Fiebers  und  der  anderen  Reaktionserscheinungen 
ist.  Demnach  muss  es  möglich  sein,  eine  Tuberkulinreaktion  hervorzurufen, 
wenn  das  Tuberkulin  nur  kurze  Zeit  nach  den  Bakterien  injicirt  wird. 
M.  konnte  feststellen,  dass  das  in  der  Tat  der  Fall  ist.  Wird  ca.  15  Min. 
nach  der  Bakterienir.jcktion  eine  Tuberkulindosis,  die  an  sich  bei  dem 
Versuchstiere  ohne  Einfluss  ist,  eingespritzt,  so  tritt  in  kurzer  Zeit  die 
Tuberkulinreaktion  auf.  Je  nach  der  Bakterienmenge  und  der  Tuberkulin- 
dosis ist  die  Reaktion  mehr  oder  weniger  heftig,  bei  hohen  Dosen  geht 
das  Tier  ein.  Es  scheint  die  Menge  des  von  den  Bacillen  gebildeten  Giftes 
von  der  Menge  injicirten  Tuberkulins  abzuhängen,  denn  bei  gleichen 
Bacillenmengen  ist  die  Reaktion  von  der  Höhe  der  Tuberkulingabe  ab- 
hängig. M.  stellte  noch  fest,  dass  das  Reaktionsoptimnm  gebunden  ist  an 
ein  Zeitintervall  von  15  Minuten  bis  1 >/2  Stunde  zwischen  Bacillen-  und 
Tuberkulininjektion.  Erfolgt  die  Tuberkulininjektion  später,  so  wird  die 
Reaktion  schwächer,  20  Stunden  nach  der  Bakterieninjektion  ruft  das 
Tuberkulin  eine  Reaktion  nicht  mehr  vor.  M.  erklärt  dies  daraus,  dass 
dann  die  Bacillen  von  den  Leukocyten  aufgenommen  sind  und  dadurch 
gegen  die  Tuberkulinwirkung  geschützt  werden.  Erst  wenn  bei  Zerfall  von 
Leukocyten  Tuberkelbacillen  wieder  frei  geworden  sind,  kann  die  Tuberkulin- 
reaktion wieder  beobachtet  werden.  Dies  erklärt  die  bisherige  Annahme, 
dass  zum  Zustandekommen  einer  Tuberkulininjektion  erforderlich  ist,  dass 
die  Infektion  längere  Zeit  zurückliegt.  H.  Bischoff. 


4.  Hoi-kauf,  Verwechslung  von  Enzianwurzel  mit  Belladonnawnrzel.  Wiener 
klin.  Wochenschr.  1904,  No.  31. 

Drei  Personen  erkrankten  nach  dem  Genuss  von  „Enzianschnaps“  an 
ziemlich  heftigen  Vergiftungserscheinungen;  diese  äusserten  sich  in  Brech- 
reiz, Würgen  im  Halse,  Erstickungsanfällen  und  Diarrhoe;  diese  Erschei- 
nungen hielten  einige  Tage  an.  Die  zur  Herstellung  des  Schnapses  ver- 
wandte Wurzel  wurde  genauer  untersucht,  wobei  sich  ergab,  dass  statt 
Enzian  Atropa  Belladonna  benutzt  worden  war.  Es  liess  sich  aus  der 
Wurzel  ein  Alkaloid  isoliren,  das  sämmtliche  für  Atropin  bekannte 
Reaktionen  ergab.  K.  Krönt  hat. 

A.  Langgaard,  Eucainum  lacticum.  Therap.  Monatsh.  1904,  August. 

Eucainuru  lacticum,  das  milchsaurc  Salz  des  Benzoyl-Vinyldiaceton- 
alkamins,  stellt  ein  weisses,  nicht  hygroskopisches,  bei  155°  schmelzendes 
Pulver  dar,  das  sich  leicht  in  kaltem  Wasser  löst.  Die  Lösungen  sind 


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138 


Sandhkkg.  — Einhorn. 


No.  8. 


reizlos,  erzeugen  weder  Hyperämie,  noch  Ischämie,  wirken  nicht  schrumpfend 
und  rufen  eine  vollkommene  lokale  Anästhesie  hervor.  Für  lufiltrations- 
anästhesie  genügen  0,12  proc.  Lösungen,  in  der  Augen-  und  Zahnheilkunde 
benutzt  man  2 — 3proc.  Lösungen,  für  Nase,  Rachen,  Ohr  10 — löprocentige. 
bei  den  schwächeren  Lösungen  empfiehlt  sich  ein  Zusatz  von  Kochsalz. 

K.  Kronthal. 

U.  Nandberg,  Ein  Beitrag  zur  Bakteriologie  der  milchsauren  Gährung  im 
Magen  mit  besonderer  Berücksichtigung  der  „langen“  Bacillen.  Zeitschr. 
f.  klin.  Med.  Bd.  71,  H.  1 u.  2,  S.  80. 

Die  Resultate  seiner  Untersuchungen  über  die  in  der  Ueberscbrift 
gekennzeichnete  Frage  fasst  Verf.  selbst  in  folgenden  Sätzen  zusammen: 

Das  Vorherrschen  der  „langen“  Bacillen  in  gewissen  Fällen  von  Er- 
krankungen des  Magens  ist  haupsächlich  darauf  zurückzuführen,  dass  diese 
Bacillen  eine  besondere  Resistenz  gegen  höhere  Milchsäuregrade  besitzen, 
eine  Resistenz,  die  derjenigen  der  Hefe  nicht  nachzustehen  scheint.  So 
können  sie  noch  bei  einem  Milchsäuregehalt  des  Mageninhaltes  gedeihen, 
bei  welchem  alle  übrigen  Milchsäurebildner  bereits  zu  Grunde  gehen,  und 
überwuchern  schliesslich  die  meisten  übrigen  Mikroorganismen. 

Der  Grundtypus  der  iu  Rede  stehenden  Bakterienart  sind  kurze 
Stäbchen.  Sobald  diese  ihre  milchsäurebildeude  Fähigkeit  lebendig  ent- 
falten können  oder  duicb  die  Wirkung  anderer  Bakterienarteu  lebhaft 
Milchsäure  gebildet  wird,  wachsen  sie  zu  langen  Formen  aus. 

Die  langen  und  kurzen  Formen  bilden  für  sich  charakteristische 
Colouien,  zwischen  denen  sich  besonders  experimentell  Uebergaugsformen 
darstellen  lasseu. 

Die  Colonie  der  Kurzstäbchen  lässt  sich  in  die  Colonie  der  laugen 
Formen  experimentell  überführen,  ebenso  die  Colonie  der  langen  Formen 
iu  die  Colonie  der  Kurzstäbchen.  Carl  Rosenthal. 


M.  Einhorn,  Ein  weiterer  Beitrag  zur  Kenntnis  der  Histologie  der  Magen- 
schleimhaut in  pathologischen  Zuständen  dieses  Organs.  Deutsche  med. 
Wochenschr.  1903,  No.  43. 

Im  Anschluss  an  seine  früheren  Beobachtungen  teilt  E.  eine  weitere 
Reihe  von  mikroskopischen  Untersuchungen  von  Schleimhautstückchen  des 
Magens  mit.  Es  handelt  sich  hierbei  um  34  Fälle  der  verschiedensten 
Magenerkrankungen,  welche  übersichtlich  in  einer  Tabelle  zusammengestellt 
sind.  Da  es  im  Rahmen  einer  kurzen  Referates  nicht  möglich  ist,  die 
Einzelheiten  der  mikroskopischen  Bilder  aufzuführen,  so  sei  der  Interessent 
auf  das  Origiual  verwiesen.  Als  Resultat  der  E. 'sehen  Arbeit  können  die 
folgenden  Sätze  gelten: 

1.  Die  sekretorischen  Funktionsstörungen  des  Magens  basiren  nicht 
auf  primären  Veränderungen  der  Magenmucosa;  sie  erzeugen  vielmehr,  falls 
sie  längere  Zeit  anhalten,  nachträglich  anatomische,  mehr  oder  weniger 
hochgradige  Läsionen  derselben. 

2.  Die  Diagnose  Magenkrebs  kann  unter  besonders  günstigen  Um- 
ständen aus  dem  Befund  eines  Magenschleimhautstückchens  gestellt  werden. 


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No.  8. 


Breton.  — I.F.vv.  — Tolot  und  Sarvosat. 


139 


und  zwar,  wenn  ein  direktes  Hineinwuchern  von  Epithelzelleu  iu  die 
Drüsensubstanz  genau  beobachtet  wird. 

Therapeutisch  muss  die  Hauptaufmerksamkeit  bei  der  Behandlung  der 
Sekretionsstörungen  des  Magens  auf  eine  Besserung  des  Allgemeinzustandes 
gerichtet  sein,  erst  in  zweiter  Linie  kommen  etwaige  specielle  Maass- 
nahmen für  die  vorliegende  Verdauungsanomalie  in  Betracht. 

Carl  Rosenthal. 

A.  Breton,  De  l’emploi  de  la  solution  de  biiodure  de  inercure  ü haute 
dose  dans  la  therapeutique  infantile.  Kev.  mens,  des  mal.  de  l'enf.  1903, 
S.  544. 

V’erf.  hat  sowohl  bei  erwachsenen  Syphilitikern,  als  auch  bei  Kiuderu 
sehr  gute  Erfolge  mit  der  von  Leredde  empfohlenen  Methode  der  In- 
jektion grosser  Dosen  von  gelöstem  Hydrargyrum  bijodatum  erzielt.  Verf. 
benuzt  eine  Lösung,  welche  0,03  g Hydr.  bijod.  auf  1 ccm  enthält,  und 
injicirt  von  dieser  Lösung  jedesmal  2 ccm  = 0,00  Hydr.  bijod.  in  Zwischen- 
räumen von  5 — 8 Tagen.  Um  das  Quecksilberjodid  vollkommen  zu  lösen, 
setzt  man  einige  Tropfen  einer  Lösung  von  1 Jodnatrium:  4 Wasser  hinzu. 
Die  Kinder  vertragen  die  Einspritzungen  — welche  am  besten  in  die 
Muskulatur  der  Gesässgegend  oder  des  Sacrolumbalis  gemacht  werden  — 
sehr  gut,  ohne  dass  Zeichen  von  Quecksilberintoxikation  auftreteu.  Der 
Schmerz,  welcher  nach  der  Injektion  auftritt,  verschwindet  in  ca.  30  bis 
40  Minuten  unter  dem  Einfluss  warmer  Umschläge.  — Die  Methode  eignet 
sich  besonders  für  schwere  Fälle  mit  rapidem  Verlauf,  auch  wenn  sie 
anderen  Formen  der  Hg-Anwenduug  widerstanden  haben. 

Stadthageu. 

Levy,  Untersuchungen  über  die  Niereuveränderungen  bei  experimenteller 
Hämoglobinurie.  Deutsches  Arch.  f.  klin.  Med.  1904,  81.  Bd.,  S.  359. 

Die  Untersuchungsresultate  der  im  einzelnen  zum  Referat  ungeeigneten 
Arbeit  sind  folgende:  1.  von  den  intravenös  oder  intraperitoneal  einge- 
führten Blutbestandteilen  hat  das  Hämoglobin  eine  ihm  eigene  Nieren- 
wirkung. 2.  Diese  Nierenwirkungen  beruhen  auf  einer  Läsion  der  ge- 
wundenen Kanälchen,  welche  dann  zur  Bildung  der  Hämoglobincylinder 
führt.  3.  Die  Nierenschädigungen,  welche  bei  Transfusion  fremden  Blutes, 
bei  Injektion  lackfarbenen  Blutes  und  bei  den  Blutgiften  auftreten,  haben 
ihren  Urspruog  in  der  Ausscheidung  des  Hämoglobins.  Schaefer. 


Tolot  et  .Sarvouat,  Contribution  ä l’etude  de  la  rupture  spontanee  de 
l’aorte.  Rev.  de  med.  1904,  Nov. 

Au  der  Hand  zweier  Fälle  von  Aortenruptur  stellen  die  Verff.  über 
das  Zustandekommen  dieses  Processes  folgende  Sätze  auf:  Bei  der  spon- 

tanen Aortenruptur  kann  der  Durchbruch  in  den  Herzbeutel  quer  durch 
die  Tunica  externa  geschehen,  ohne  dass  diese  perforirt  wird.  So  hatte  in 
dem  einen  Falle  das  Blut  nach  Bildung  eines  Aneurysma  dissecans  (Per- 
foration der  Intima  und  Media)  die  Adventitia  wie  einen  Schwamm  durch- 
tränkt, sie  so  passirt  und  den  Herzbeutel  erfüllt.  Die  Ruptur  geschieht 


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140 


No.  8. 


Gkiibisu.  — Stikb. 

am  häufigsten  an  der  Stelle  atheromntöser  Geschwüre,  indess  doch  ziem- 
lich oft  auch  ausserhalb  derselben,  selbst  wenn  das  Atherom  an  anderen 
Stellen  der  Aorta  recht  stark  ausgebildet  ist.  Danach  scheint  es,  dass  das 
Atherom  für  das  Zustandekommen  der  Ruptur  gar  nicht  so  sehr  wichtig 
ist.  Die  Bedeutung  der  Syphilis  für  die  Ruptur  ist  bis  jetzt  noch  nicht 
genügend  klargelegt.  Alkan. 

A.  (iehriug,  Ein  seltener  Fall  von  juveniler  progressiver  Muskelatrophie 
mit  mangelhafter  Entwickelung  der  motorischen  Sphäre.  Arbeiten  aus 
dem  pathol.  Institut.  Würzburg  1903. 

In  einem  bereits  beschriebenen  Falle  von  Dystrophia  muscularis  (Leit. 
Dissertation.  Würzburg  1893/94)  wurde  folgender  anatomischer  Befuud 
erhoben:  Sklerose  und  Verdickung  des  Schädeldachs;  Verknöcherung  der 
Nähte;  Atrophie  der  Centralwindungen,  der  Pyramidenbahnen,  der  Vorder- 
stränge des  Rückenmarks,  der  vorderen  Wurzeln,  der  Vorderhörner,  be- 
sonders im  Hals-  und  Brustmark;  Atrophie  der  Muskeln  des  Schulter- 
ßeckengürtels  wie  der  Extremitäten.  Die  Muskeln  zeigten  mikroskopisch 
sowohl  einfache  Atrophie  wie  Degenerationen  (Vacuolenbildung,  Verlust 
der  Querstreifung,  Zerfall  in  Schollen,  körniger  Zerfall).  Daneben  waren 
die  Sarcolemmkerne,  die  Kerne  des  Bindegewebes  und  der  Gefässe  ver- 
mehrt. Neben  Fettgewebe  fanden  sich  starke  voluminöse  Muskelfasern, 
varicöse  Hypertrophie  einzelner  Fasern,  kolbige  Anschwellungen  etc.  Die 
peripheren  Nerven  innerhalb  der  Muskeln  waren  atrophisch  und  binde- 
gewebig entartet,  im  Rückenmark  fehlten  entzündliche  Erscheinungen;  die 
Ganglienzellen  der  Vorderhörner  fehlten  zum  Teil;  die  Pyramidensträngc 
waren  dürftig  entwickelt.  Alle  diese  Befunde  deuteten  auf  eine  primäre 
Entwickelungsstörnng  im  Bereich  der  motorischen  Sphäre  hin,  die  als 
Grundlage  der  Dystroph,  musc.  progr.  angesehen  werden  muss. 

S.  Kalischer. 


E.  Stier,  Zur  pathologischen  Anatomie  der  Huntington'schen  Chorea. 

Arch.  f.  Psych,  etc.  37.  Bd.  (1). 

S.  beschreibt  einen  klinisch  eindeutigen  und  typischen  Fall  von 
chronischer  progressiver  Chorea  hereditaria,  der  bei  der  mikroskopischen 
Untersuchung  im  ganzen  Centralnervensystem  Veränderungen  aufwies,  so 
Atrophie  des  Gehirns,  Verdickung  des  Ventrikelependyms,  diffuse  Ver- 
mehrung der  kleinen  runden  Zellen  in  der  2.  und  3.  Schicht  der  Hirn- 
rinde, besonders  in  der  motorischen  Region,  Vermehrung  der  Gliazellen 
auch  in  den  anderen  Schichten,  sowie  in  den  basalen  Hirnganglien  und  in 
der  Marksubstanz,  Verschmälerung  der  Tangentialfasern,  chronische  Degene- 
ration der  kleineren  und  mittleren  Pyramidenzellen  der  2.  und  3.  Schicht 
der  Hirnrinde  u.  s.  w.  Aus  dem  Vergleiche  dieses  Befundes  mit  den 
anderen  aus  der  Litteratur  kommt  St.  zu  dem  Schlüsse,  dass  die  Hunting- 
tnn’sche  Chorea  immer  auf  einer  ererbten  anormalen  Anlage  der  motori- 
schen Rindeucentren  beruhe,  welche  schon  makroskopisch  als  Asymmetrie 
verschiedener  Hirnabschnitte  sich  kennzeichnet.  Die  eigentliche  Krankheit 
beginnt  mit  einer  Wucherung  der  Nenroglia  in  den  motorischen  Centren. 
die  herdweise  oder  diffus  auftritt  und  vorwiegeud  die  2.  und  3.  Rinden- 


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No.  8.  DltHCUU.  GLITSCH.  141 

schiclit  (kleinere  und  mittlere  Pyramidenzellen)  ergreift.  Damit  geht  meist 
Hand  in  Hand  eine  Erkrankung  der  Gefässe  mit  lymphoider  Auswanderung 
in  die  perivaskulären  nnd  pericellulären  Räume.  Während  die  grossen 
Ganglienzellen  intakt  bleiben,  erkranken  die  kleineren.  Bei  längerem  Be- 
stehen kommt  es  zu  einer  Affektion  der  Hirnhäute,  zum  Schwund  der 
Tangentialfasern,  zu  Degenerationen  im  Hirn  und  Rückenmark  sowie  zu 
allgemeiner  Atrophie  des  Gehirns,  dem  die  Demenz  und  geistige  Verblödung 
entspricht.  S.  Kalischer. 

F.  X.  Dercuni,  A case  of  colloid  disease  of  the  blood  vessels  of  the 
spinal  cord.  Journ.  of  nerv,  and  ment.  dis.  Eebr.  1903. 

Bei  einem  33jäbrigen  Dienstmädchen  traten  intra  vitara  die  Zeichen 
einer  Spinalläsion  auf,  welche  anfänglich  als  Syringomyelie,  später  als 
eine  Geschwulstbildung  im  Rückenmark  gedeutet  wurden.  Die  Autopsie 
ergab  eine  colloide  Degeneration  der  spinalen  Blutgefässe,  welche  zu  einer 
ausgedehnten  Erweichung  und  Infiltration  im  oberen  Rückenmarksabschnitt 
geführt  hatten.  M.  Brasch. 


lt.  Glitsch.  Zur  Pathogenese  der  Narkosenläbmuug.  Münch,  med.  Wochen-' 
Schrift  1904,  No.  42. 

Verf.  führte  bei  einer  44jährigen  Frau  die  supravaginale  Ampu- 
tation des  myomatösen  Uterus  aus.  Der  linke  Arm  soll  dabei  nicht  an- 
dauernd in  Hyperelevation,  sondern  in  mässiger  Abduktion  vom  Körper 
gehalten  worden  sein.  Am  zweiten  Tage  nach  der  Operation  fand  sich 
eine  vollkommene  l,ähmung  des  linken  Arms  und  heftige  Schmerzen  im 
linken  Schultergelenk.  Sehr  allmähliche  Besserung  nach  Monaten.  Die 
Schultergelenkkapseln  waren  beiderseits,  besonders  links,  sehr  schlaff:  die 
Mm.  delt , supra-  und  infraspiu.  sehr  atrophisch.  Verf.  hat  nun  durch 
Versuche  an  der  Leiche  festgestellt,  dass  bei  Erhebung  des  Armes  über 
die  Horizontale  und  gleichzeitiger  starker  Rotation  nach  innen  bei  ge- 
öffneter Gelenkkapsel  der  Humeruskopf  bedeutend  weiter  nach  vorn  tritt 
und  einen  starken  Druck  auf  den  Plexus  ausübt,  der  über  dem  Caput  an- 
gespannt ist,  wie  die  Saite  einer  Violine  über  den  Steg.  — Bei  dieser 
Haltung  des  Armes  erfährt  der  supraclaviculäre  Teil  des  Plexus  zwischen 
Schlüsselbein  und  erster  Rippe  nicht  den  geringsten  Druck.  Auch  in 
seinem  Falle,  meint  G.,  habe  die  schwerere  Erkrankung  der  linken  Schulter- 
geienkkapsel  dem  Humeruskopf  einen  grösseren  Spielraum  gewährt:  die 
bei  der  Erhebung  des  Armes  akut  eingetretene  Subluxation  des  Kopfes 
habe  die  Nerven  plötzlich  stark  gezerrt  und  die  Lähmung  herbeigeführt. 

Wie  andere  Autoren  vor  ihm,  verlangt  auch  Verf.,  dass  die  Hyper- 
elevation des  Armes  bei  diesen  Operationen  in  der  Narkose  aufzugeben 
sei:  die  Arme  sollen  längs  des  Körpers  gehalten  werden.  Forensisch  wichtig 
ist  im  gegebenen  Fall  der  Nachweis,  dass  in  einem  nach  derartigen  Ope- 
rationen aufgetretenen  Fall  von  Armlähmung  das  Bestehen  einer  primären 
Gelenkerkrankung  naebgewiesen  werden  kann.  Bernhardt. 


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142  IluTCKINSOM.  — ll*l.l.ol'KAt'.  ItoSKBTHAI..  Wül.ANDKB.  N».  8. 

J.  Hutchinson,  Bemerkungen  über  den  Krebs.  Deutsche  med.  Wochen- 
schrift 1004,  No.  38. 

Lentigo  maligna  senilis  nennt  H.  eine  Affektion,  bei  der  auf  den 
Wangen  und  gewöhnlich  auch  den  unteren  Augenlidern  I’igmentflecke  auf- 
treten,  die  sich  allmählich  über  die  ganzen  Wangen,  die  Augenlider,  selbst 
die  Conjunktiven  ansbreiten.  Sie  können  im  Laufe  von  Jahren  mit  Hinter- 
lassung einer  Pigmentatrophie  wieder  schwinden,  häufig  aber  entstehen  auf 
ihnen  Neubildungen  von  dem  Charakter  melanotischcr  Sarkome,  die  jedoch 
nach  der  Excision  nicht  zn  recidiviren  pflegen.  Die  Lymphdrüsen  sind 
nicht  geschwollen.  — Weiter  beschreibt  Verf.  ein  Ulcus  crateri  forme, 
das,  gleich  dem  Ulcus  rodeus,  meist  die  obere  Gesichtshälfte  älterer  Per- 
sonen befällt.  Es  beginnt  mit  einer  sehr  harten,  furunkelähnlichen  In- 
duration, die  nach  einigen  Monaten  im  Centrum  kraterförmig  zerfällt  und 
allmählich  zu  einem  tiefen,  unebenen  Geschwör  mit  hartem  Rande  wird. 
Die  benachbarten  Lymphdrüsen  werden  in  Mitleidenschaft  gezogen  und  ge- 
wöhnlich tritt  innerhalb  1—2  Jahren  der  Tod  ein.  Histologisch  bietet  die 
Krankheit  das  Bild  des  Flpithelialkrebses.  — Eine  andere  noch  unbe- 
schriebene Form  von  malignem  Ulcus  beobachtete  H.  im  Gesicht  älterer 
Leute  in  Gestalt  eines  die  ganze  Dicke  der  Haut  durchdringenden,  aber 
diese  nicht  überschreitenden  unregelmässigen  Geschwürs  mit  weichem  Rande. 
Im  Gegensatz  zu  den  gewöhnlichen  flachen  Carcinomen  zeigt  es  aber,  ebenso 
wie  das  Ulcus  crateriforme,  nach  ausgiebiger  Excision  oder  Zerstörung 
keine  Neigung  zu  Recidiven.  — Ein  vom  Verf.  früher  beschriebener 
„kartoffelähnlicher  Tumor  des  Halses“  ist  später  als  Endotheliora  erkannt 
worden.  Schliesslich  erinnert  er  daran,  worauf  er  schon  frühzeitig  binge- 
wiesen  hat,  dass  der  lange  fortgesetzte  Gebrauch  von  Arsenik  eine  Prä- 
disposition für  maligne  Neubildungen  hervorrnft.  H.  Müller. 


1)  H.  Hnllopenu,  Grundsätze  der  Syphilisbehandlung.  Deutsche  med. 
Wochenschr.  1904,  No.  38. 

2)  0.  Rosenthal,  Zur  Behandlung  der  Syphilis.  Ebenda. 

3)  E.  Welander,  Wie  und  wo  sollen  wir  hereditär-syphilitische  Kinder 
behandeln?  Berl.  klin.  Wochenschr.  1904,  No.  37. 

1)  H.  empfiehlt,  den  Primäraffekt,  wo  sein  Sitz  es  gestattet,  zu  ex- 
stirpiren,  anderenfalls  ihn  lokal  mit  Quecksilbermitteln  zn  behandeln.  Für 
die  sobald  als  möglich,  schon  vor  dem  Erscheinen  von  Sekundärsymptomen, 
zu  beginnende  Allgemeinbehandlung  der  Syphilis  genügt  ihm  die  Fournicr’sche 
Methode  ihrer  Pausen  wegen  nicht  mehr;  er  verlangt  eine  mindestens 
4 Jahre  lang  ohne  jede  Unterbrechung  fortgesetzte  intensive  Behandlung 
zunächst  nur  mit  Quecksilber  und,  wenn  sich  gegen  dessen  weitere  con- 
tinuirliche  Anwendung  irgend  welche  Bedenken  erheben,  in  der  Weise,  dass 
nach  je  zwei  Monaten  Queckilbergebraneh  eine  einmonatliche  Jodkaliumkur 
eingeschoben  wird.  Zum  Schluss  macht  H.  noch  20  Tage  lang  täglich 
eine  Einspritzung  von  3,0 — 4,0  Jodipin  oder  Lipijodol,  wodurch  dem  Kör^r 
grosse  Mengen  sich  nur  langsam  ausscheidenden  Jods  einverleibt  werden. 
So  oft  sich  die  Gelegenheit  dazu  bietet,  soll  mit  der  allgemeinen  eine  ört- 


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No.  8. 


PoHOK».  — lllKT. 


143 


liehe  Behandlung  mit  leicht  löslichen  Quecksilberpräparaten  in  Form  von 
Bädern,  Pflastern,  Salben,  Lösungen  verbunden  werden. 

2)  R.  fängt  die  Allgcmcinbebandlnng  erst  bei  dem  Auftreten  sekun- 
därer Erscheinungen  an,  wenn  nicht  der  Sitz  oder  die  Schwere  des  Primär- 
affekts,  oder  Schwangerschaft  bei  Frauen  Ausnahmen  erheischen.  Kr  ist 
Anhänger  der  chronisch-intermittirenden  Methode,  die  man  aber  nicht 
schablonenhaft  üben  soll.  Auch  R.  tritt  der  Furcht  vor  hohen  Dosen  und 
lange  fortgesetzter  Anwendung  des  Hg  als  ganz  unbegründet  entgegen.  Er 
zieht  die  Injektionen  schwer  löslicher  Quecksilberpräparate  entschieden  der 
unsicheren  und  unwissenschaftlichen,  aber  oft  doch  nicht  zu  entbehrenden 
Schmierkur  vor.  Beim  Gebrauch  sehr  hoher  Dosen  Hg,  der  namentlich 
zu  differential-diagnostischen  Zwecken  gar  nicht  zu  umgehen  ist,  empfiehlt 
R.  gegen  die  mitunter  eintretenden  Störungen  (Fieber,  Magenverstimmung. 
Abgeschlagenheit),  auch  prophylaktisch,  die  Darreichung  von  Opium.  — 
Unter  Umständen,  z.  B.  bei  Tabes,  ist  es  angebracht,  die  Pat.  während 
einer  Schmierkur  im  Bett  zu  halten. 

3)  W.  verlangt,  dass  syphilitische  Frauen  schon  während  der  Schwanger- 

schaft und  ihre  Kinder  von  Geburt  an  einige  Jahre  lang  intermittirend 
mercnriell  behandelt  werden.  Am  geeignetsten  hierzu  erwies  sich  ihm  die 
Einatmungsmethode  mit  Quecksilbersäckchen  oder  den  stärkeren  Mercolint- 
schurzen,  die  aber  alle  10  Tage  zu  wechseln  sind.  Sehr  zu  wünschen 
wäre,  dass  die  hereditär-syphilitischen  Kinder  in  ihrem  eigenen  Interesse 
wie  in  dem  ihrer  Umgebung  in  besonderen  Asylen  untergebracht  würden, 
in  denen  sie  2 — 4 Jahre  bleiben  könnten.  Verf.  hat  selbst  ein  derartiges 
Heim  in  kleinem  Maassstabe,  für  etwa  13  Kinder,  begründet  und  in  ihm 
die  erfreulichsten  Erfolge  erzielt.  H.  Müller. 


Porges,  Ueber  nicht  gonorrhoische  metastasirende  Urethritis.  Prager  med. 

Wochenschr.  1903,  No.  53. 

Mitteilung  einer  primären,  nicht  gonorrhoischen  Urethralerkrankung 
bei  einem  jungen  Mediciner  mit  hochgradiger  Phimose  und  Verengerung 
des  Orificium  extern.  Bei  der  Operation  erwies  es  sich,  dass  es  sich  nicht 
um  Phimose  handelte,  sondern  um  ein  bei  der  rituellen  Circumcision  ver- 
stümmeltes Glied,  dessen  Eichel  fehlte.  Nach  der  Operation  Kutheterisinus, 
daraufhin  Urethralkatarrh.  Drei  Monate  nach  der  Operation  Kpididymitis, 
später  Prostataabscess  mit  Durchbruch  ins  Rectum;  nach  einem  Jahr  im 
Anschluss  an  ein  Trauma  ein  Abscess  in  der  rechten  Tibia;  in  allen  drei 
Abscssen  wurden  die  nämlichen  Mikroorganismen  gefunden,  sodass  P.  an 
eine  metastatische  Erkrankung  denkt.  Karo. 


Hirt,  Die  Diagnose  der  Hämaturie.  Wiener  klin.  Rundschau  1904,  No.  81 
und  No.  32. 

Verf.  erörtert  ausführlich,  welche  verschiedenen  Krankheitsznstände 
der  Harnorgane  sieb  durch  das  Auftreten  von  Blut  im  Harn  kenntlich 
machen  können. 

Von  den  mitgeteilten  eigenen  Beobachtungen  interessirt  als  selten  be- 


f 

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144 


[Iki.lku.  — Pkuah. 


No.  8. 


schriebene  Aetiologie  der  Hämaturia  der  Befund  zahlreicher  kleiner 
Aneurysmen  in  der  Niere  bei  einem  arteriosklerotischen  alten  Manne, 
der  an  Apoplexie  gestorben  und  wegen  Hämaturie  in  Behandlung  ge- 
kommen war.  Die  Schwierigkeit,  bei  Nierenblutungen  zu  bestimmen, 
welche  Krankheit,  Tumor,  Stein,  Tuberkulose  vorliegt,  illustrirt  ein  Fall 
einseitiger  Blutung  aus  dem  linken  Ureter,  bei  dem  die  klinischen  Er- 
scheinungen, Schmerzen  in  der  Niere,  Vergrösserung  derselben,  Geschwür 
in  der  Umgebung  des  linken  Ureterostiums  auf  Tumor  oder  Tuberkulose 
wiesen,  in  Wahrheit  aber  ein  Stein  Ursache  aller  Beschwerden  war.  — 
Um  bei  Verdacht  auf  Tuberkulose  den  zur  Diagnose  nötigen  Bacillenbefund 
zu  ermöglichen,  schlägt  Verf.  in  geeigneten  Fällen  eine  provokatorische 
Tuberkulininfektion  vor.  B.  Marcuse. 


Heller,  Ueber  Phlebitis  gonorrhoica.  Berl.  klin.  Wochenschr.  1(X>4, 
No.  23. 

Bei  dem  vom  Verf.  beobachteten  Falle  von  Phlebitis  gonorrhoica  der 
Vena  saphena  minor  seu  postorior  und  des  Plexus  pampiriformis  ging  die 
Infektion  wahrscheinlich  von  einem  versteckt  sitzenden  prostatischen  Herde 
aus.  Die  Krankheit  begann  ganz  akut,  nachdem  wenige  Tage  zuvor  der 
von  den  Beschwerden  einer  Urethritis  posterior  und  Prostatitis  befreite 
Patient  seinen  Dienst  wieder  aufgenommen  hatte.  Die  Erscheinungen  der 
Phlebitis  gingen  in  24  Tagen  zurück.  — Die  Therapie  der  Krankheit  ist 
die  gleiche  wie  bei  Phlebitiden  anderer  Aetiologie:  Ruhigstellung  und 
Hochlagerung,  feuchtwarme  Umschläge,  Resorbentien  aller  Art.  Innerlich 
kommen  Antipyrin  und  Chinin  in  Betracht.  — Im  Anschluss  an  seine 
Beobachtung  giebt  H.  eine  Zusammenstellung  der  Litteratur  über  gonor- 
rhoische Phlebitis.  B.  Marcuse. 


Peliain,  Ueber  Serumbehandlung  bei  Puerperalfieber.  Arch.  f.  Gynäkol. 

1004,  Bd  74,  H.  1. 

P.  berichtet  über  die  Erfahrungen,  die  in  derWiener  Klinik  von  CHROBAK 
mit  einem  von  Paltauk  hergestellten  Antistreptokokkenserum  bei  Puerperal- 
fieber erhalten  wurden.  — Er  kommt  zu  den  folgenden  Ergebnissen: 
I.  Durch  Streptokokkeuinfektion  veranlasste  Puerperalerkrankungen,  selbst 
schwerster  Art,  scheinen  durch  die  Verabreichung  von  Paltauf schem  Serum 
beeinflusst  zu  werden.  — II.  Die  gemachten  Erfahrungen  sprechen  dafür, 
dass  die  Wirkung  abhängt  von  der  möglichst  frühen  Verabreichung  mög- 
lichst grosser  Dosen.  — III.  Bei  langdauernden  Erkrankungen  oder  bei 
schon  bestehenden  schweren  Organläsioncn  ist  das  Serum  wirkungslos;  es 
scheint  auch  die  Weiterentwickelung  lokal isirtcr  Herde  nicht  immer  ver- 
hindern zu  können.  — IV.  Ein  schädlicher  Einfluss  des  Serums,  selbst  in 
den  Fällen,  die  uicht  durch  Streptokokken  verursacht  sind,  konnte  nicht 
beobachtet  werden.  Br.  WTolff. 

Elueeudungen  werden  an  die  Adrenee  de»  Herr«  lieh.  Med. -Hut  Prof.  Dr.  VI.  Bernherdl  (Berlin  W. 

Französische  Strasse  21)  oder  an  die  Vorlagshandlung  (Berlin  NW.,  Untor  den  Linden  68)  ciboten 

Vorlag  von  August  Hirschwald  in  Berlin.  — Druck  von  L.  Schumacher  In  Berlin  N.  24. 


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Centralblatt 


für  dio 

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Unter  Mitwirkung  von 

f Prof.  Dr.  H.  Senator,  Prof.  Dr.  E.  Salkowski, 

redigirt  von 

Prof.  Dr.  M.  Bernhar 

in  Berlin.  ^ 


Pr»U  (kn  Jalir^ainrf  i 
'J H Mark  : kii 

durch  all«  Buchhand- 
lungen ii.  Pivn^i^taUen. 


1905. 


4.  iUiii'r.. 


Inliult:  Kahm,  Ueber  die  Geruchsknospen.  — Bexhkft,  Zur  Krage  der 
Hämagglutinine.  — Ganoiiofkkk  und  Lanokr,  Resorption  von  unverändertem 
Eiweiss, — Schittknhklm  und  SciirOtkb,  Bakteritisclie  Spaltung  der  Nuklein- 
säure. — A iibikobsoff,  Zur  pathologiselien  Anatomie  der  bungenphthi.se.  — 
Laupbr  und  Thieniier,  Refractura  patellae  und  Behandlung  der  Patellarbrüehe. 
— Haasi.br.  l'eber  Darinstenosc.  — Scott  und  Lb  Coute,  Ueber  Pyoperi- 
earditis.  — Tiiiks,  Die  Combination  von  Cocain  und  Adrenalin.  — Lkvinsohn, 
Ueber  Lidreflexe.  — Korbei. , Geheilter  otitischer  Schläfeulappenabscess.  — 
H am mrrschlao,  Aetiologie  der  Taubstummheit.  — Tiievknot,  Aktinomykose 
der  Tonsillen.  — Rcckkbt,  Knorpel  und  Knochen  in  den  Tonsillen.  — 
Varste  emiirbouk,  Trocknes  Wutgift.  — Mioni,  Entstehung  der  Hämo- 
lysine. — Hohe,  Uebergang  der  Typhusbacilleu  in  die  Milch.  — Winkler, 
Zur  Wirkung  des  heissen  Wassers.  — Jaulet,  Wirksamer  Bestandteil  des  Farn- 
wurzelextrakts.  — Enokl,  Pulsirendes  und  fetthaltiges  Pleuraexsudat.  — Sommkb- 
mu  und  Koedeb,  Verhalteu  von  Lösungen  im  Magen.  — Glakssneb,  Ueber 
die  Tryptophanreaktion  im  Mageninhalt.  — Lune,  Gicht  bei  einem  7jährigen 
Knabcu.  — Rivikkk,  Die  Anämien  des  Kindesaltcrs.  — Mbtcork,  Ueber 
menstruellen  Ikterus.  — Litten  und  Michaelis,  Zur  Theorie  der  pernielösen 
Anämie.  — Hudoveunio,  Zur  Kenntnis  der  Chorea  tninor.  — Putnam  und 
Kkadss,  .Sarkom  des  Halsmarkes.  — Sattler,  Mal  perforant  uaeh  Ischiadicus- 
durchtreniiung.  — Sainton  und  Cabtaione,  Lebercirrhose  und  peripherische 
Neuritis  nebeneinander.  — Rixen,  Neuronal  bei  Epilepsie.  — Pick  und  Asahi, 
Kohchiiammkr,  Kothe,  Einfluss  des  Kosins  auf  schwere  Hauterkrankungen.  — 
Foubnikb,  Hauterkrankungen  bei  Appendieitis.  — Boqoljcboff,  Die  Resektion 
des  Nebenhodens.  — Ceebwknka,  Ueber  die  Peritonealnabt  nach  Uterusexstir- 
pation. — Daniel,  Die  cytologische  Beschaffenheit  des  Amnioswassers. 


K.  Kamm,  Ueber  die  Geruchsknospen.  Arch.  mikr.  Anat.  1004,  Bd.  04, 
H.  G,  S.  053. 

Seine  Untersuchungen  über  die  Geruchsknospen  an  Fischen  und  Säuge- 
tieren, die  er  unternahm  um  die  BLAUE’sche  Theorie  zu  prüfen,  haben  den 
Verf.  zu  der  Ansicht  geführt,  dass  diese  zu  Unrecht  bestellt.  Die  Geruchs- 
knospen  und  die  Geschmacksknospen  sind  ganz  verschiedene  Gebilde  und 
man  darf  daher  nicht,  wie  Blaue  wollte,  die  Riechschleimhaut  als  ein 
Stück  äusserer  Körperhaut  auffassen,  deren  Rndknospen  (Gesell maksknospen) 
sich  geinäss  der  andersartigen  funktionellen  Anforderungen  als  Geruchs- 
organe specifisch  differenzirf  haben,  [m  einzelnen  existiren  in  der  Gernrhs- 
XI. III.  Jahrgang.  10 


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146 


IlKXIIKKT. — (fAMUnorKKH  U.LaMUKK. 


ScilITTKNMKLU  U.  ScillIÜTKH. 


No.  9. 


Schleimhaut  der  Säuger  die  (von  Disse  beschriebenen)  Geruchsknospen  als 
solche  überhaupt  nicht,  können  also  auch  nicht  den  Geschinacksknospen 
gleichgesetzt  werden.  Diese  Knospen  sind  nichts  anderes  als  concentrische 
üruppirungen  des  Riechepithels  um  Einstülpungen  und  Faltenbildungen 
gegen  die  Membrana  propria,  als  Tangentialschnitte  der  Mündungen  von 
Bowman’schen  Drüsen.  Poll. 

A.  Rexhef'l,  Beitrag  zur  Frage  der  Hämagglutinino.  Pflüger ’s  Arch.  f.  d. 
ges.  Physiol.  Bd.  10 1,  S.  235. 

Normales  Rinderserum  agglutinirt  Schweineblutkörperchen.  B.  wollte 
feststellen,  ob  sich  erstcrem  die  agglutinirende  Substanz  durch  Zufügung 
genügender  Mengen  Schweineblutzellen  ganz  entziehen  lässt.  Es  zeigte  sich, 
dass  das  der  Fall  ist,  und  dass  immer  die  gleiche  Menge  Schweineblut 
dazu  erforderlich  ist.  — Durch  physiologische  Kochsalzlösung  können  den 
agglutinirten  Schweineblutzellen  die  Agglutininc  nicht  entzogen  werden. 
Es  scheint  sich  danach  um  eine  eigene  Substanz  im  Rinderserum  zu  handeln, 
die  die  Agglutination  der  Schweineblutzellen  bewirkt  und  die  eine 
chemische  Verbindung  mit  den  Schweineblutzellen  cingekt 

A.  Loewy. 


Gangholiier  und  J.  Langer,  lieber  die  Resorption  genuiner  Eiweisskörper 
im  Mageudarmknual  neugeborener  Tiere  und  Säuglinge.  Münch,  med. 
Wocheuschr.  1904.  No.  34. 

G.  und  L führten  Tieren  in  den  ersten  Lebenswochen  per  os 
artfremdes  Kiweiss  zu  und  untersuchten  den  Uebergang  dieser  Eiweisse 
dadurch,  dass  sie  prüften,  ob  das  Serum  der  gefütterten  Tiere  specifische 
Niederschläge  mit  den  homologen  Immunsera  von  Kaninchen  gab.  Die 
Versuche  wurden  mit  jungen  Hunden,  Kätzchen,  Kaninchen,  Zickeln  ange- 
stellt und  ergaben,  dass  bei  einige  Tagen  alten  Tieren,  bis  etwa  zum 
siebenten  Tage,  der  Magendarmtrakt  für  genuines  Eiweiss  permeabel  ist, 
sodass  dies  im  Blutserum  mittels  der  specitischeu  Präcipitinreaktion  uach- 
gewiesen  werden  kann.  — Bei  älteren  Tieren  kam  ein  Uebergang  nur  zu 
stände,  wenn  der  Magendarmtrakt  mit  übermässigen  Eiweissmengen  über- 
schwemmt wurde,  oder  wenn  der  Magen  aus  der  Verdauung  ausgeschaltet 
oder  wenn  seine  Schleimhaut  lädirt  war.  — Auch  bei  jungen  Säuglingen 
wurde  der  Uebergang  nativen  Eiwcisses  ins  Blut  constatirt.  — An  einem 
neugeborenen  Zickel  konnte  die  Bildung  eiues  Antikörpers  constatirt  werden 

A Loewy. 

1)  A.  Schittenhelm  und  F.  Sehröter,  Uebcr  die  Spaltung  der  Hefe- 
nukleinsäure  durch  Bakterien.  Zeitscbr.  f.  physiol.  Chem.  Bd.  40,  S.  62. 

2)  Dieselben,  Debor  die  Spaltung  der  Hefenukleinsäure  durch  Bakterien. 
Ebenda.  S.  70. 

1)  In  Fortführung  ihrer  früheren  Untersuchungen  über  diesen  Gegen- 
stand haben  die  Verff.  festgestellt,  dass  ausser  Bact.  coli  auch  Staphylo- 
coccus  pyogenes  albus,  sowie  Bakteriengemische  aus  Fäces  Hefemikleiu- 
säuro  unter  Abspaltung  von  Purinbasen  zersetzen,  aber  mit  verschiedener 
Leichtigkeit.  Die  Gründe  hierfür  können  in  einer  specifischen  Wirkung 


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Nu.  9.  AllRIKOaBOh'K.  147 

der  Bakterien,  ihrer  wechselnden  Anzahl  und  Empfindlichkeit  gegen  die 
bei  der  Spaltung  entstehenden  Produkte  gelegen  sein.  Bei  den  Versuchen 
mit  Coliarten  und  Fäcesbakterien  tritt  vom  zweiten  Tage  an  lebhafte  Gas- 
bildung ein. 

2)  Die  Verff.  haben  das  durch  Colibacillen  oder  Fäcesbakterien  aus 
Nährlösungen  entwickelte  Gas  untersucht,  in  denen  Hefenuklemsäurc  die 
einzige  N-Quelle  bildete.  Es  ergab  sich,  dass  hierbei  freier  N gebildet 
wird;  demnach  vermögen  Bakterien  nicht  nur  Nitrate  und  Nitrite,  sondern 
sondern  auch  Amido-,  resp.  Imidgruppen  (der  Hefenukletnsäure)  zu  „deni- 
trificiren“.  Die  gebildete  COa  stammt  aus  dem  der  Nährflüssigkeit 
(IscHiNSKY'sche  Lösung  ohne  asparaginsaurcs  Natrium  und  milchsaures 
Ammonium)  zugesetzten  Glycerin.  Neuberg. 

Abrikossoff,  lieber  die  ersten  anatomischen  Veränderungen  bei  Lungcn- 
phthise.  Virchow’s  Arch.  1 004,  Bd.  178,  H.  2,  S.  173. 

Unter  453  Sektionen  fand  Verf.  in  8 Fällen  kleine  primäre  tuberkulöse 
Herdchcn  in  den  Lungen.  Die  mikroskopische  Untersuchung  an  Serien- 
schnitten ergab,  dass  der  tuberkulöse  Process  in  den  sieben  ersten  Fällen 
mit  Sicherheit,  in  dem  letzten  wahrscheinlich  von  einem  intralobulären 
Bronchus  der  Lungenspitze  seinen  Ausgang  genommen  hatte  und  zwar  in 
Form  einer  produktiven  tuberkulösen  Peribronchitis.  Vom  Ausgangsorte 
geschieht  die  weitere  Fortpflanzung  des  Processus  auf  verschiedene  Art. 
Zunächst  verbreitet  er  sich  längs  des  Bronchus  und  seiner  Aeste  in  auf- 
und  absteigender  Richtung  als  Lymphangitis  tuberculosa.  Das  tuberkulöse 
finmulationsgewebe  kann  in  den’  Bronchus  hineinwuchern  und  tuberkulöse 
(bezw.  käsige)  Bronchitis  erzeugen.  Durch  Aspiration  infektiösen  Materials 
von  da  in  benachbarte  Bronchialäste  kommt  es  sodann  zu  bronchopneu- 
monischeu  Veränderungen  in  der  unmittelbaren  Umgebung  des  primären 
Herdes,  womit  bereits  das  zweite  Stadium  des  tuberkulösen  Processes  er- 
reicht wird.  Nicht  ganz  einfach  ist  zu  erklären,  woher  die  primäre  Lymph- 
angitis peribronchialis  kommt.  Die  Infektion  geschieht  jedenfalls  nicht, 
wie  Aufrecht  will,  auf  hämatogenem  Wege;  denn  es  liess  sich  allemal 
mit  Sicherheit  nachweisen,  dass  die  Gefässe  in  den  untersuchten  Herden 
erst  sekundär  ergriffen  waren.  Andererseits  lässt  sich  der  bronchopneu- 
monische  Charakter  des  initialen  Tuberkuloseherdes  auch  nicht  ohne  Weiteres 
im  Sinne  einer  inhalatorischen  Entstehung  der  Infektion  verwerten.  Wie 
Verf.  sich  durch  Untersuchungen  an  der  menschlichen  Leiche  sowie  durch 
Tierversuche  überzeugte,  können  bronchopneumonische  Atfektionen  sowohl 
bei  bronchogener  als  auch  bei  hämatogener  Infektionsweise  entstehen. 
Aber  „der  gewöhnliche  Beginu  des  tuberkulösen  Processes  von  einem 
iotralobulären  Bronchus  im  Verein  mit  der  Selbstständigkeit  und  dem 
primären  Charakter  der  tuberkulösen  AfTektion  des  Lungengewebes  bei  der 
Phthise  repräsentirt  einen  wichtigen  faktischen  Beleg  zu  Gunsten  dessen, 
dass  die  Lunge  von  Tuberkelbacillen,  welche  mit  der  Inspirationsluft  in 
dieselbe  eindringeu,  inficirt  wird“.  Auf  diese  Weise  entsteht  die  Lungen- 
phthise bei  Erwachsenen;  die  Bevorzugung  der  Spitze  erklärt  Verf.  damit, 
dass  daselbst  infolge  der  schlechteren  Lüftung  stets  eine  Sekretstauung 
and  ein  langsameres  Strömen  der  Lymphe  statthat,  beides  Umstände, 

10* 


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1 4S 


I.U'l'tU.  Tiiiknuku. 


No.  y. 


welche  die  Ansiedelung  der  Tuberkelbacillen  begünstigen.  Bei  Kindern 
hingegen  werden  in  der  Regel  primär  auf  dem  Inhalationswegc  die 
Bronchialdriiscn  afficirt  und  auf  die  Lungen  pflanzt  sich  der  Process  erst 
consecutiv  fort.  Einbruch  der  Bacillen  von  solch'  einer  tuberkulösen 
Bronchialdrüsc  konnte  Yerf.  an  seinem  Material  nicht  beobachten  Dagegen 
sah  er  in  mehreren  Fällen  ein  Durchwandern  der  Tuberkelbacillen  aus 
einer  an  die  Bronchialwaud  angelöteten  kranken  Drüse  in  die  peri- 
bronchialen Lymphrüume  und  sogar  bis  ins  Bronchiallumen  bei  erhaltenem 
Epithel.  Im  Gegensatz  zu  den  tuberkulösen  Lungenherden  primärer 
aerogener  Herkunft  weisen  die  sekundären  Herde  kein  bestimmtes  histo- 
logisches Bild  auf.  Beitzke. 

1)  Lituper,  Leber  Refractura  patellae.  Corresp.-Bl.  f.  Schweizer  Aerzte. 
No.  10,  S.  321. 

2)  K.  Thionger,  Zur  operativen  Behandlung  frischer  subkutaner  Patellar- 
frakturcu.  Beitr.  z klin.  Chir.  Bd.  36,  S.  08 1. 

1)  Auf  Grund  von  Erfahrungen  im  St.  Thomas  Hospital  in  London 
und  an  der  Berner  chirurgischen  Klinik  nimmt  L.  an,  dass  i’atellar 
rcfrakturen  ungleich  häutiger  sind  als  Refraktoren  irgend  eines  anderen 
Knochens.  Die  Zeit  zwischen  der  ersten  Fraktur  und  der  Refraktur  variirt 
sehr,  je  nach  der  Bchaudlungsweise.  Das  Maximum  der  Refrakturen  nach 
der  Naht  ist  im  6.  Monat,  nach  Massage  nach  4 Jahren.  Wirkliche  Re- 
frakturen treten  im  ganzen  nur  ein  nach  conservativer  Behandlung  und 
werden  sich  bei  dieser  Behandlung  kaum  ausmerzen  lassen.  Refrakturen 
nach  Knocheunaht  sind  in  der  grössten  Mehrzahl  der  Fälle  keine  eigent- 
lichen Refrakturen,  sondern  ein  Auscinandcrgchen  der  noch  nicht  knöchern 
geheilten  primären  Fraktur  durch  zu  frühes  Bewegen.  Diese  uneigent- 
lichen  Refrakturen  nach  Knochennaht  werden  sich  durch  weitere  ver- 
besserte Behandlungsweise  (längere  Fixation  in  Streckstrellung  und  vor 
sichtigere  Bewegungen,  Geduld  in  der  Rückkehr  der  freien  Bewegungen 
des  Gelenkes  und  eventuelles  Tragen  eines  Apparates  auf  ca.  1 Jahr)  ver- 
meiden lassen.  Bei  den  wirklichen  Refrakturen  (nach  conservativer  Be- 
handlung) sitzt  der  Bruch  gewöhnlich  im  grösseren  oberen  Fragment. 

2)  Nach  Tu. ’s  Bericht  wurden  im  allgemeinen  Krankenhause  seit 
mehreren  Jahren  sämmtliche  zur  Behandlung  kommende  Patellarfrakturen 
nach  Freilegung  der  Bruchstelle  und  Eröffnung  des  Gelenks  genäht.  Zur 
Fixirung  der  Fragmente  genügten  gewöhnlich  zwei  Nähte.  Als  Naht- 
material verwendete  mau  durchweg  Silberdraht.  Zuweilen  fanden  sich  ein 
oder  beide  querfrakturirte  Fragmente  noch  in  zwei  oder  mehrere  Bruch- 
stücke zersprengt,  sodass  neben  der  Querfraktur  noch  Längsfrakturen  vor- 
handen waren,  ln  solchen  Fällen  erzielt  man  die  Vereinigung  der  Längs- 
fraktur io  der  Weise,  dass  man  nach  Adaptirung  der  Querfraktur  durch 
Silberdrähte,  die  zu  beiden  Seiten  der  Längsfraktur  angelegt  wurden,  diese 
Nähte  mit  einem  starken  Seidenfaden  umschlang  und  durch  Anziehen  des- 
selben die  Fragmente  zur  Adaption  brachte.  Risse  im  seitlichen  Streck- 
apparat wurden  durch  Seidenknopfnähte  vereinigt.  Darüber  wurde  die 
Hautwunde  vollständig  und  ohne  Drainage  geschlossen.  Auf  die  Nach- 
behandlung wurde  ganz  besondere  Sorgfalt  verwandt.  Nach  dem  ersten 


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No.  9. 


Haasi.kk.  — Scott  und  Lk  Coi  tk 


1 49 


Verbandwechsel,  8 Tage  nach  der  Operation,  und  der  Entfernung  der  Nähte 
wurde  zur  Fixiruug  des  Beines  eine  dorsale  Gypshanfschiene  mit  in  die 
Schiene  selbst  eingefügten  Suspensionsringen  angelegt.  Diese  wurde  anfangs 
2 — 3 mal  wöchentlich  abgenommen;  die  Streckenmuskulatur  wurde  dabei 
massirt.  Nach  4 Wochen  liess  man  den  Patienten  mit  einem  das  Knie 
fixireiiden  Verband,  gewöhnlich  mit  einem  bis  zur  Grenze  des  mittleren 
und  oberen  Drittels  des  Oberschenkels  reichenden  abnehmbaren  Wasserglas- 
stiefel aufstehen  unter  täglich  fortgesetzter  Massage  der  Muskulatur  des 
verletzten  Beines.  Nach  weiteren  2 Wochen  blieb  jeder  fixirende  Ver- 
band fort. 

Th. ’s  Material  erstreckt  sich  auf  0 Fälle  an  6 Patienten  Ein  Kranker 
kam  zwei  Monate  nach  seiner  Entlassung  nach  einem  Fall  auf  die  geheilte 
Patella  wieder.  Es  fand  sich  eine  Refraktor  in  der  früheren  queren  Bruch- 
linie. Die  ehemalige  Längsfraktur  im  »bereu  Fragment  war  fest  geblieben. 
In  allen  Fällen  war  der  Heilverlauf  reaktionslos.  Das  operative  Resultat, 
vor  der  Entlassung  stets  durch  Röntgenaufnahmen  controllirt,  war  in  allen 
Fällen  knöcherne  Consolidation. 

Auch  die  funktionellen  Resultate  waren  durchwegs  günstige.  Mit  Aus- 
nahme eines  Patienten,  von  dem  keine  Nachrichten  zu  erhalten  waren, 
konnten  alle  Patienten  berichten,  dass  sie  ihren  früheren  Beruf  wieder 
aufgenommen  haben.  Joachimsthal. 

Hausier.  Lieber  Darmstenose.  Arcli.  f.  klin.  Chir.  Bd.  71,  3. 

Die  häufigste  Form  der  temporären  Darmstenosc  ist  die  traumatische 
und  zwar  die  durch  Operation  (termino-terminalc  Darmvereinigung)  be- 
dingte. Im  Gegensatz  zu  den  chronischen,  durch  Carciuom  oder  Tuber- 
kulose bewirkten,  bessert  sich  diese  Stenose  häutig  spontan:  die  inneren 
Schichten  des  Darmlumens  schrumpfen,  die  äusseren  wuchern  in  der  Richtung 
der  Peristaltik  neues  Gewebe  bildend.  Solche  temporäre  Stenosen  beob- 
achtet mau  nach  Reposition  eingeklemmter  Hernien  oder  nach  L’ebernähung 
des  Schnürringes,  endlich  kommen  sic  bei  Imagination  zur  Beobachtung; 
für  letztere  giebt  H.  einige  instruktive  Abbildungen.  Dagegen  kommt  es 
bei  multiplen  Stenosen  oft  nicht  zum  Ausgleich  des  Lumens,  auch  wenn 
es  sich  um  relativ  gutartige  (Lues,)  handelt.  Die  schwere  Störung  der 
motorischen  Funktion  bedingt  die  Verschlimmerung.  Stenosen  zweifel- 
haften Ursprungs  werden  zumeist  der  tuberkulösen  Aetiologie  zuzuzählen 
sein.  Unger. 

Scott  and  Le  Coute,  Medical  and  sttrgical  considerations  in  Pyopericarditis, 
with  report  of  cases.  The  americ.  journ.  of  med.  Sciences  1904,  Sept. 

Verff.  stellen  für  Diagnose  und  Behandlung  des  Pyopericard  eine  Reihe 
von  Sätzen  auf,  von  denen  folgende  die  wichtigsten:  Bei  Krankheiten  mit 
hoher  Temperatur  wird  durch  die  Anwesenheit  des  Pyopericards  die  Tem- 
peratur herabgesetzt,  Puls  uud  Atemzahl  dagegen  erhöht.  Nach  gestellter 
Diagnose  ist  die  einzige  Behandlung  Incision  und  gründliche.  Drainage. 
Probepunktion  kann  mit  Sicherheit  gemacht  werden  und  ist  entscheidend 
für  die  Diagnose.  Die  Punktion  soll  mit  einer  feinen  Nadel  im  4.  oder 
5.  Intercostalranm  dicht  am  Sternum  gemacht  werden.  Die  Beziehungen 


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150  Tiiiks.  — LkViKsuuK.  Koliii.i.  No.  !). 

zwischen  Pleura  und  vorderer  Thoraswand  werden  durch  die  Ausdehnung 
des  Pericard  nicht  verändert.  Meist  ist  der  über  dem  Pericard  liegende 
Pleuraraum  obliterirt.  Lokalanästhesie  ist  meist  vorzuziehen.  Robert's 
Osteoplastik  ist  der  Excision  von  Kippenknorpeln  vorzuziehen. 

Philipsthal. 

J.  Tliies,  Wird  die  Giftigkeit  des  Cocain  durch  Combination  mit  Adrenalin 
herabgesetzt?  Deutsche  Zeitschr.  f.  Oliir.  74.  Bd.,  5. — G.  H.,  S.  434. 

Durch  Tierversuche  stellte  T.  fest,  dass  die  Giftigkeit  des  Cocains 
durch  Adrenalin  nicht  absolut  herabgesetzt  wird.  Wird  das  Adrenalin  vor 
dem  Cocain  injicirt,  so  treten  die  Vcrgiftungssyinptomo  später  auf  und 
kommen  nicht  so  zur  Geltung  Das  liegt  an  der  die  Resorption  verlang- 
samenden Wirkung  des  Adrenalin,  indem  dauernd  dem  Kreislauf  uur  kleine 
Dosen  zugeführt,  das  cirkulireude  Gift  verdünnt  und  ausgeschieden  oder 
zerstört  wird.  Sollte  eine  Verlangsamung  der  Ausscheidung  durch  Adrenalin- 
wirkung, wie  sie  für  Milchzucker  nachgewiesen  wurde,  auch  für  Cocain 
bestehen,  so  dürfte  die  experimentell  von  T.  gefundene  stärkere  Gift- 
wirkung eines  Cocain-Adrenalin-Gemisches  hierdurch  erklärt  sein.  — T. 
verwahrt  sich  schliesslich  ausdrücklich  dagegen,  dass  zu  weitgehende 
Schlüsse  aus  seinen  Mitteilungen  auf  die  Anwendung  des  Cocain-Adrenalin- 
Gemisches  in  der  Praxis  gezogen  werden,  da  im  Gegensatz  zn  seinen  mehr 
theoretischen  Ergebnissen  bereits  bedeutende  Erfolge  durch  Lumbalanästhesie 
mit  Cocain-Adrcnalin  erzielt  wurden.  Peltesohn. 


G.  I.eviiisohn,  Ueber  Lidreflexe,  v.  Graefe’s  Arcli.  f.  Ophthalm.  Bd.  L1X, 

H.  3,  S 381. 

Die  Centren  des  Lidschlussreflexes  sind  ein  cortikales  und  ein  sab- 
cortikales.  Betreffs  des  cortikalen  ergab  sich,  dass  beiin  Kaninchen  und 
der  Taube  nach  Exstirpation  der  ganzen  Hemisphäre  der  Reflex  der  ent- 
gegengesetzten Seite  herabgesetzt  war.  Beim  Hund  und  Affen,  bei  welchen 
eine  genauere  Lokalisation  möglich  ist,  liegt  das  Reflexcentrum  in  der 
H Munk'schcn  Augenfühlsphäre  (ebenfalls  auf  der  entgegengesetzten  Seite). 
Die  im  Versagen  des  Reflexes  auf  feine  Berührung  sich  zeigende  Herab- 
setzung schwindet  wieder  mit  der  Zeit. 

Das  subcnrtikale  Centrum  vermittelt  den  Lidschluss  auf  kräftigere 
Berührung  und  liegt  beim  Kaninchen  in  den  hinteren  Schichten  der  Brücke 
oder  in  den  vorderen  Teilen  der  Medulla  und  zwar  auf  der  nämlichen 
Seite  wie  der  von  ihm  ausgelöste  Lidschluss. 

Der  Bliuzelreflex  auf  Belichtung  ist  beim  Kaninchen  und  der  Taube 
ebenfalls  subcortikaler  Natur;  bei  ersterein  gellt  der  centripetale  Weg 
durch  das  Corpus  geniciilatuni  exteruum  bis  in  die  Nähe  des  Facialiskerns. 

G.  Abelsdorff. 

Kochel,  Durch  Operation  geheilter  Fall  von  otitischem  Schläfenlappen- 
abscess.  Med.  Corresp.-Bl.  d,  Württemb.  ärztl.  Landcsvereins  1004,  No.  31 
u.  Verhandl.  d.  Deutschen  otol.  Ges.,  20  /21.  Mai  1904. 

K.'s  Fall  ist  dadurch  von  Iiitcrcssc,  dass  bei  vollständigem  Coma  der 


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SO.  9.  F] A HMCKSCHI,  AG. — ThEVKMOT.  RuCKKBT. — V A>»  1 KEMIKIKillK.  151 

S 

Patientin  («jähriges  Mädchen)  operirt  wurde,  der  Durchbruch  in  den 
Ventrikel  zweifellos  bevorstand  und  trotzdem  völlige  Heilung  ohne 
Funktionsstörung  eintrat.  Schwabach. 


Hammcrschlag.  Zur  Kenntnis  der  hereditär-degenerativen  Taubstummheit. 
II.  Ueber  die  Beziehung  zwischen  hereditär  degenerativer  Taubstummheit 
und  der  Consanguinität  der  Rrzeuger.  Zeitschr.  f.  Ohrenheilk.  47.  Bd., 
S.  147  u.  381. 

Auf  Grund  statistischer  Untersuchungen  kommt  Verf.  bezüglich  des 
ätiologischen  Zusammenhangs  zwischen  congenitaler  Taubheit  und  Bluts- 
verwandtschaft der  Kltern  zu  dem  Schluss,  dass  die  letztere  die  Entstehung 
der  ersteren  begünstige  und  zwar  werde  der  Beweis  für  diesen  Zusammen- 
hang im  Wesentlichen  durch  die  Multiplicität  des  Auftretens  der  heredi- 
tären Taubheit  erbracht.  Schwabach. 


1)  Thevenot,  L'Actinomycose  de  l’amygdale.  Gaz.  des  böp.  1904,  No.  110. 

2)  Huckert,  Ueber  Knochen-  und  Knorpelbefunde  in  den  Tonsillen.  Virchow's 
Arch.  Bd.  177,  H.  3. 

1)  Da  die  Mandel  verhältnismässig  selten  die  Kingangspforte  für  die 
Aktinomykose  des  Menschen  ist,  teilt  Verf.  einen  Fall  aus  Poncet’s  Klinik 
mit.  Er  betrifft  einen  44jährigen  gesunden  Landmann,  der  vor  etwa 
0 Monaten  eine  rechtsseitige  Mandelentzündung  Überstand,  die  in  Eiterung 
überging;  gleichzeitig  zeigte  sich  unterhalb  des  rechten  Kieferwinkels  eine 
indolente  Anschwellung,  auf  der  sich  einige  Pusteln  erhoben,  aus  denen 
sich  kleine  gelbliche  Körner  entleerten,  die  der  Kranke  den  Eiern  der 
Seidenwürmer  verglich.  Er  hatte  niemals  Trismus.  Schlechte  Zähne.  Der 
Arzt  stellte  die  richtige  Diagnose,  die  in  der  Klinik  bestätigt  wurde,  zumal 
sich  auch  die  brettharte  Induration  äusserlich  fand  und  die  Untersuchung 
des  Eiters  den  Pilz  ergab.  Nach  Incision  und  Einleitung  einer  Jodbehand- 
lung  wurde  der  Kranke  entlassen.  Als  er  sich  wieder  vorstellte  war 
wesentliche  Besserung  eingetreten.  An  der  Mandel  selbst  konnte  nichts 
Krankhaftes  gefunden  werden. 

2)  Die  Untersuchungen  R.’s  ergaben,  'dass  der  Kuochen  in  den  Ton- 
sillen nicht,  wie  Lubarsch  meint,  aus  metaplastisch  aus  Narbengewebe 
hervorgegangenem  Knorpel  zu  erklären  sei,  soudern  sich  auf  dem  Boden 
von  Rudimenten  des  zweiten  Schlundknorpels  entwickele. 

W.  Lnblinski 

P.  Vausteenberghe,  Procede  de  Conservation  du  virus  rabique  :t  l’etat  sec. 
Compt.  rend.  de  Soc.  de  Biol.  1003,  No.  37. 

Während  das  Wutvirus  durch  langsames  Eintrocknen  unter  Gegenwart 
des  Luftsanerstoffs  in  kurzer  Zeit  stark  abgeschwächt  wird,  so  dass  das 
Rückenmark  von  Kaninchen,  die  an  der  fixen  Wut  gestorben  sind,  uach- 
deni  es  0 bis  7 Tage  trockner  Luft  ausgesetzt  ist,  völlig  unwirksam  ist, 
konnte  V.  durch  schnelles  Trockneu-  über  Schwefelsäure  im  luftleeren 
Raume  und  unter  Lichtabschluss  innerhalb  24  Stunden  ein  Trockenpräparat 


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152 


MluNI.  — Hl, kt. 


No.  5). 


herstcllen,  das  sicli  danach  beim  Aufbewahren  ohne  besondere  Vorsichts- 
maassregeln während  vieler  Monate  nicht  mehr  veränderte.  Dieser  Befund 
ist  für  die  Wutbehandlung,  welche  bisher  darunter  litt,  dass  die  Vaccins 
dauernd  frisch  hergestellt  werden  mussten,  von  hoher  Bedeutung. 

H.  Bi  sch  off. 

(J.  Mioni,  Le  döveloppement  de  rhemolysine  dans  lesangsorti  des  vaisseaux. 
Compt.  rend.  de  la  Soc.  de  Biol.  1003,  No.  37. 

Um  festzustellen,  ob  das  in  den  Adern  fliessende  Blut  bereits  hämo- 
lytische Eigenschaften  hat,  oder  ob  die  Annahme  von  Metschnikoff,  dass 
sich  diese  Substanzen  erst  ausserhalb  des  Körpers  bilden,  zu  Recht  besteht, 
hat  M.  Blutplasma,  welches  er  gewann  durch  Centrifugiren  des  reinen 
oder  des  mit  Kluornatrium  versetzten  Blutes,  und  Blutserum,  das  durch 
Centrifugiren,  nachdem  das  Blut  zuvor  geschlagen  war,  hergestellt  wurde, 
vom  Kinde  und  Pferd  auf  gewaschene  rote  Blutkörperchen  von  Meer- 
schweinchen einwirkeu  lassen.  Wurde  das  Plasma  unmittelbar  nach  der 
Blutentnahme  hergestellt,  so  war  es  frei  von  Hämolysinen.  Das  Plasma 
des  cirjculirenden  Blutes  enthält  den  Immunkörper,  die  Substance  sensi- 
bilicatrice  des  Hämolysins,  aber  es  fehlt  das  Complement,  das  häino- 
lysirende  Alexin,  das  erst  ausserhalb  des  Gefässes  gebildet  wird.  Diese 
Bildung  durch  die  zeitigen  Elemente  erfolgt  nach  und  nach,  sie  gebt 
schneller  vor  sich,  wenn  das  Blut  geschlagen  war.  Das  Plasma  des  Fluor- 
natriuinblutes  vom  Rinde  enthält  selbst  1 Stunde  nach  der  Entnahme  noch 
nicht  alles  Hämolysin,  während  im  Pferdeblute  die  Bildung  schneller  vor 
sich  geht.  Der  Eluornatriumzusatz  in  einer  Concentration  von  3 pro  Mille 
scheint  ohne  Einfluss  auf  die  Geschwindigkeit  der  Alexinbildung  zu  sein. 

H.  Bischoff. 

E.  Hokc,  Z ur  Frage  der  Ausscheidung  von  Typhusbacillen  und  Typhus- 
agglutiniuen  durch  diu  Milch  typhuskranker  Wöchnerinnen.  Centralbl. 
f.  inn.  Med.  1004.  No.  15. 

H.  konnte  in  der  Milch  einer  typhuskranken  Wöchnerin,  obwohl  au 
diesem  läge  in  dem  Blute  Bacillen  nachweisbar  waren  und  ein  intensives 
Roseolaexanthem  eine  Verbreitung  der  Bacillen  durch  den  ganzen  Körper 
annehmen  liess,  Typhusbacillen  nicht  nachweisen.  Er  schliesst  daraus  und 
aus  den  Experimenten  von  Bach  und  Wei.EMINSKY,  welche  bei  ihren  aus- 
gedehnten Versuchen  über  die  Ausscheidung  von  Mikroorganismen  durch 
die  tätige  Milchdrüse  Tvphusbacillen  wohl  im  Blute  der  inficirten  Versuchs- 
tiere, niemals  aber  in  der  Milch  nachwiesen,  dass  die  Milch  typhuskranker 
Wöchnerinnen  stets  frei  von  Typhusbacillen  ist.  Dieser  Schluss  dürfte  zu 
weitgehend  sein;  zumal  wenn  inan  bedenkt,  dass  auch  mit  dem  Urin  nur 
bei  einer  Zahl  der  Krankeu  und  auch  bei  diesen  nicht  constant  Bacillen 
ausgeschieden  werden,  wird  eine  derartige  Verallgemeinerung  eines  Falles 
als  nicht  zulässig  zu  bezeichnen  sein.  Die  Prüfung  auf  Typhusagglutinine 
in  der  Milch  fiel  positiv  aus.  H.  Bischoff. 


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No.  !). 


WlMKLKM.  — J*<(UKT. 


153 


F.  Winkler,  Ueber  die  Einwirkung  tberroischer  Hautreize  auf  die  Herz- 
arbeit und  auf  die  Atmung.  Zeitschr.  f.  k I in.  Med.  54.  Ild.,  S.  01. 

Uni  die  Wirkung  von  Heisswasserproceduren  auf  die  Herzarbeit  fest- 
zustellen,  beobachtete  W.  das  Verhalten  des  Blutdrucks  in  der  Garotis  und 
irn  linken  Vorhofe  bei  inittelgrossen  Hunden,  deren  untere  Körperpartien 
rasch  mit  heissem  Wasser  übergossen  und  sofort  abgetrocknet  wurden. 
Dabei  wurde  auch  die  Beeinflussung  der  Atmung  beobachtet,  und  es  zeigto 
sich,  das  zunächst,  mit  einer  forcirtcn  Exspiration  beginnend,  beschleunigte 
und  vertiefte  Atembewegungen  aufireten,  die  aber  nach  kurzer  Dauer  einem 
normalen  Atmungstypus  wieder  Platz  machen;  bei  narkotisirten  Tieren 
kommt  es  zu  einer  schuell  vorübergehenden  Dyspnoe.  Was  die  Wirkung 
auf  den  Blutdruck  anlangt,  so  sieht  man  unmittelbar  nach  Aufgiessen 
heisseu  Wassers  den  Druck  ansteigen,  bald  darauf  aber  zur  Norm  und  unter 
dieselbe  sinken;  bei  tief  Chloroform irten  Tieren  ist  die  Steigerung  nur 
gering.  Die  Untersuchungen  des  Carotisdrucks  und  Drucks  des  linken 
Vorhofs  an  curarisirten  Hunden  ergaben  zu  Beginn  eine  starke  Steigerung 
des  Carotisdrucks  und  eine  geringe  Erhebung  des  Vorhofdrucks;  dann  folgt 
ein  Abfall,  dann  ein  wiederholtes  Steigen  und  Fallen,  bis  endlich  der  Druck 
unter  das  Anfangsniveau  sinkt.  Der  thermische  Heiz  führt  also  zu  einem 
labilen  Herzzustand,  daher  ist  bei  Herzen,  die  von  vornherein  labil  sind, 
Vorsicht  geboten.  Weitere  Untersuchungen  beziehen  sich  auf  wechsel- 
warme  Proceduren  (schottische  Douchen  u.  dergl.);  es  zeigt  sich,  dass  die 
Herzarbeit  durch  diese  verschlechtert  wird.  Uebertriigt  man  die  Erfahrungen 
des  Tierexperiments  auf  den  Menschen,  so  erscheinen  Heisswasserproceduren 
überall  da  contraindicirt,  wo  im  kleinen  Kreislauf  leicht  Stauungen  ent- 
stehen können,  und  der  Druck  im  linken  Vorhof  steigen  kann,  also  bei 
Klappenfehlern,  Coronarsklero.se,  cardialem  Asthma.  Aneurysmen,  Neigungen 
zu  Hämoptoe  u.  dergl.  K.  Kronthal. 


A.  Jaqiiet,  Die  wirksamen  Bestandteile  des  Extractum  Filicis  maris  und 
ihre  therapeutische  Verwendung.  Therap.  Monatsh.  1904,  Aug. 

Bei  der  bekannten  Unglcichmässigkeit  des  Farnwurzelextraktes  sind 
wiederholt  Versuche  gemacht  worden,  die  wir  kamen  Bestandteile  des  Mittels 
rein  darzustellen,  doch  haben  die  Versuche  bisher  zu  keinem  befriedigenden 
Resultat  geführt.  J.  berichtet  nun  über  neue  derartige  Versuche,  die  von 
Kraft  ausgeführt  wurden;  es  gelang  diesem,  u.  A.  folgende  Körper  zu 
isoliren:  Filixsäure,  die  zu  3,5  pCt.,  Flavaspidsiiure  und  Albaspidin,  die 
zu  0,1  pCt.,  uud  eine  amorphe  Säure,  Filmaron  genannt,  die  zu  5 pCt.  in 
dem  Extrakt  enthalten  sind.  Filmamn  ist  ein  strohgelbes,  amorphes 
Pulver  mit  einem  Schmelzpunkt  von  ca.  00°,  leicht  löslich  in  Aceton, 
Chloroform  uud  Aether,  schwer  löslich  in  Alkohol  und  unlöslich  in  Wasser; 
es  ist  in  Lösung  bei  höherer  Temperatur  leicht  zersetzlicli,  dagegen  in 
trockenem  Zustande  vollkommen  beständig.  Tierversuche  zeigten  Ver- 
giftungserscheinungeu,  die  fast  vollständig  mit  dem  Bilde  der  Filixsäure- 
vergiftung  überei nstiuimten.  Die  anthelminthische  Wirksamkeit  des  Fil- 
marons wurde  an  38  mit  Taenia  saginata  behafteten  Kranken  versucht. 
Das  Mittel  wurde  in  einer  Dosis  von  0,5 — 1.0,  durchschnittlich  0,7  g,  in 


r 


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154 


KkUKL.  — SuMMKRt-El.O  Ulld  ItoKUKB.  — Cil.AESSNKB. 


No.  !». 


1 — 2 g Oliloroforra  und  20 — 30  g Ricinusöl  gelöst,  gegeben;  eiue  Stande 
später  erhielten  die  Pat.  1 — 2 Esslöffel  Ricinusöl.  Unangenehme  Neben- 
wirkungen wurden,  abgesehen  von  leichten  Störungen,  nicht  beobachtet. 
Der  Wurm  ging  2Bmal  mit  Kopf  ab.  6 mal  war  es  zweifelhaft,  ob  der 
Kopf  mit  abgegaugen  war,  ein  Misserfolg  war  4 mal  zu  verzeichnen;  doch 
handelte  es  sich  bei  den  Misserfolgen  3 mal  um  Kinder,  bei  denen  die 
Dosis  wahrscheinlich  zu  niedrig  gewählt  war.  Im  Ganzen  war  das  Resultat 
also  ein  recht  günstiges.  Was  die  übrigen  oben  erwähnten  Bestandteile 
des  Farnwurzelextrakts  betrifft,  so  war  zwar  auch  eine  deutliche  anthelmin- 
thische  Wirkung  festzustellen,  doch  erwies  sich  Filixsäure  als  ziemlich 
unzuverlässig.  K.  Kronthal. 

K.  Engel,  Zur  Casuistik  des  Kxsudatum  pleuriticum  pulsans  und  Ex- 
sudatum  pleuriticum  adiposum.  Deutsche  med.  Wochenschr.  1904,  No.  61. 

Die  beiden  relativ  seltenen,  in  der  Ueberschrift  erwähnten  Eigen- 
schaften pleuritischer  Exsudate  fanden  sich  in  dem  vom  Vcrf.  mitgeteilteu 
Falle  vereint  vor.  Das  Exsudat  war,  wie  in  der  grossen  Mehrzahl  der 
Fälle  von  Pulsation,  ein  linksseitiges  und  reichliches  (über  7 Liter);  es 
war  ferner  blut-  und  fetthaltig.  Ein  Chylothorax  war  aus  anatomischen 
und  chemischen  Gründen  auszuschliesseu,  und  Verf.  ist  der  Ansicht,  dass 
der  Fettgehalt  des  Exsudates  durch  fettigen  Zerfall  von  morphologischen 
Elementen  entstanden  sei.  L.  Perl. 


I*.  Sommerfeld  und  H.  Reeder,  L’eber  das  physikalische  Verhalten  von 
Lösungen  im  menschlichen  Magen.  Berl.  klin.  Wochenschr.  1904,  No.  50. 

Versuche  mit  hypotonischen,  isotonischen  und  hypertonischen  Lösungen 
im  Magen  ergaben,  dass  jede  in  das  genannte  Organ  ohne  Mitwirkung  des 
Speichelsekretes  eingeführte  Lösung  ihre  molekulare  Conceutration  ver- 
ändert. Und  zwar  in  der  Weise,  dass  sich  blutisotouischc  und  hypertonische 
Lösungen  verdünnen,  während  im  Gegenteil  blulhypotouische  sich  ver- 
dichten. Was  die  hypertonischen  Lösungen  anlangt,  so  wird  von  ihneu 
nach  mehr  als  einstündigem  Verweilen  im  Magen  ein  Wert  erreicht, 
welcher  noch  über  dem  Gefrierpunkt  des  Blutes  liegt.  Solche  Lösungen 
verlassen  also  den  Magen  im  hypertonischen  Zustande.  Eine  Vermehrung 
der  Flüssigkeit  im  Magen  konnte  nicht  festgestellt  werden. 

Carl  Rosenthai. 

K.  Glaossner,  Tryptophanreaktion  und  Magencarcinom.  Berl.  klin.  Wochen- 
schrift 1903,  No.  20. 

Der  Umstand,  dass  das  Tryptophan  (Protninochromogen)  bei  der  Pepsin- 
verdauung auftreten  kann,  bewog  G..  den  Mageninhalt  von  Personen  mit 
gesunden  und  kranken  Mägen  nach  Darreichung  von  Eiweiss  auf  die  ge- 
nannte Reaktion  hin  zu  prüfen.  Es  ergab  sich  bei  diesen  Prüfungen,  dass 
die  Tryptophanreaktion  im  Mageninhalt  gesunder  Menschen  nicht  auftrat 
und  ebensowenig  in  den  meisten  Fällen  von  pathologischen  Zuständen  der 
Magenmucosa.  Dagegen  wurde  sie  bei  saurem  Katarrh  des  Magens  einmal, 
bei  Ulcus  ventriculi  mit  starker  Hyperclilorhydrie  zweimal  und  bei  Carciuout 


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No.  y. 


I.unz.  — Rivikrü.  — Mktzokk. 


155 


auf  dem  Boden  eines  Ulcus  mit  starkem  Salzsfturegehalt  einmal  atigc- 
troffen.  Weitere  Versuche,  in  denen  ein  Stück  Krebsgewebe  dem  Magen- 
saft normaler  Personen  bei  Bruttemperatur  beigefügt  wurde,  ergaben  nach 
einigen  Stunden  typische  Tryptophanreaktion,  als  Zeichen  einer  vielleicht 
infolge  autolytischer  Vorgänge  eingetretenen  Spaltung  der  Eiweisskörper.  Hin- 
zufügung normalen  Gewebes  zum  Magensaft  ergab  niemals  die  Tryptophan- 
reaktion. Dagegen  gelang  es  nicht,  oder  doch  nur  ein  einziges  Mal.  die 
genannte  Reaktion  zu  erzeugen,  wenn  Magensaft  oder  Mageninhalt  eines 
carcinomatösen  Magens  mit  normalem  Magensaft  oder  Pepsinsalzsäure 
digerirt  wurde.  Carl  Rosenthal. 

R.  Lun/.,  Ein  Fall  von  Gichterkrankung  bei  einem  7jährigen  Kinde. 

Deutsche  med.  Wochenschr.  1904,  No.  33. 

7 Jähriger  jüdischer  Knabe,  der  seit  mehreren  — angeblich  t j*/s  — 
Jahren  an  typischen  Gichtanfällen  der  Hände  leidet.  Bisher  sollen  nur 
H Fälle  von  Gicht  im  Kindesalter  publicirt  worden  sein. 

Stadth agen. 

CI.  Ri  viere,  The  anaemias  of  infancy.  The  Lancet  1903,  S.  1419. 

Verf.  teilt  eine  Anzahl  Fälle  von  schwerer  chronischer  Anämie  im 
Kindesalter  mit  und  kommt  zu  folgenden  Schlusssätzen:  Jede  Anämie  im 

Kindesalter,  die  schwer  genug  ist,  kann  Anlass  werden  zur  Entstehung  des 
als  Anaemia  splenica  infantum  und  Anaemia  pseudoleucaemica  infantum 
Jakschii  beschriebenen  Symptoniencomplexes.  V.  JaKsch  hat  eine  Trennung 
dieser  beiden  Formen  der  Anämie  versucht,  indem  er  als  Unterscheidungs- 
merkmale angab,  dass  bei  der  ersteren  die  Zahl  der  Leukocyten  geringer 
ist,  dass  die  Leukocyten  sich  nicht  progressiv  vermehren  und  dass  ausge- 
sprochene Rachitis  vorhanden  ist.  Beide  Zustände  sind  aber  keine  speei- 
fischen  Blutkrankheiten,  sondern  repräsentiren  nur  verschiedene  Stadien 
einer  schweren  Anämie.  Die  häufigste  Ursache  schwerer  Anämien  im 
Kindesalter  sind  Gastrointestinalerkrankungen  mit  ihrer  Toxinbildung,  sei 
es  dass  die  Toxine  durch  Mikroorganismen  oder  .bei  der  Verdauung  ent- 
stehen. Leucaeroia  infantum  ist  ebenfalls  keine  besondere  Krankheit, 
sondern  nur  ein  weiter  vorgeschrittenes  Stadium  der  Anämie,  also  nur 
quantitativ  nicht  qualitativ  von  den  anderen  schweren  Anämien  verschieden. 

Stadthagen. 

Metzger.  Zur  Gasuistik  des  menstruellen  Ikterus.  Zeitschr.  f.  k I in.  Med. 

1904,  53.  Bd.,  S.  149. 

Es  handelt  sieb  um  das  Auftreten  eines  Ikterus  bei  einer  gesunden, 
im  klimakterischen  Alter  befindlichen  Frau  regelmässig  kurz  vor  Beginn 
oder  während  der  Menstruation.  Der  Zusammenhang  ist  wohl  so  zu  deuten, 
dass  ebenso  wie  andere  nervöse  Symptome  während  der  Menses  auftreten 
können,  auch  hier  reflektorisch  eine  Gontraktion  der  Gallengänge  zu  stände 
kommt,  welche  daun  ihrerseits  zu  Ikterus  führt.  (N.B. ! SENATpR  hat  für 
einen  ähnlichen  Fall  Hyperämie  der  Leber  angenommen,  welche  eine 
Schwellung  der  Gallengänge  und  Stauung  der  Galle  verursacht.) 

Scbaefer. 


r 

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l*>fi  1.11  TEN  U.  MiC'IAKI.IS. — lluUOVKIlNIU. — l'UTMAM  II.  KaAUHB.  No.  9. 

Litten  und  Michaelis,  Zur  Theorie  der  perniciösen  Anämie.  Fortschr.  d. 

Med.  1004,  No.  3(1. 

Seitdem  durch  BoRDBT  und  Ehrlich  eine  Form  von  Blntgiften  in 
Gestalt  der  speeifischen  Hämolysine  bekannt  geworden  ist,  hat  man  ver- 
sucht, auch  die  perniciöse  Anämie  auf  solche  zurückzuführen.  Maraoua.NO 
beispielsweise  will  in  dem  Serum  perniciös  Anämischer  ein  Hämolysin 
nachgewiesen  haben,  das  die  Blutkörperchen  des  Patienten  selbst  im 
Reagensglase  auflöst.  Verff.  prüften  diese  Angaben  nach,  auch  mit  Hülfe 
der  I.ANDSTEIN ERschen  Kältemethode,  konnten  jedoch  an  dem  Serum 
perniciös  Anämischer  weder  die  eigenen,  noch  fremde  Blutkörperchen 
lösende  Eigenschaften  finden.  Dagegen  wirkten  die  untersuchten  Sera 
auf  die  Blutkörperchen  mancher  Individuen  stark  agglutinirend,  was  jedoch 
durchaus  nicht  für  das  Serum  gerade  der  perniciös  Anämischeu  charak- 
teristisch ist.  Jedenfalls  liess  sich  kein  Anhaltspunkt  dafür  gewinnen, 
dass  das  bei  der  perniciösen  Anämie  supponirte  Blutgilt  ein  complexes 
Hämolysin  im  Bordet- EiiRLiCH’schen  Sinne  sei.  Alkan. 


('.  Iludovernig.  Beitrag  zur  pathologischen  Anatomie  der  Chorea  minor. 

Arch.  f.  Psych.  u.  Nervenkrank!).  37.  Bd.  (1). 

Ein  lGjähriges  Mädchen  erkrankte  an  Polyarthritis  und  einige  Monate 
darauf  an  schwerer  Chorea  mit  psychischen  Erscheinungen  und  tötlicbem 
Ausgang.  Die  Sektion  erwies  im  ganzen  Körper  Hämorrhagien  wohl  in- 
folge der  durch  die  Kohlensäureintoxikatiou  bedingten  letalen  Couvulsiouen. 
Die  bakteriologische  Untersuchung  ergab  ein  negatives  Resultat.  Es  fanden 
sich  am  Gehirn  mässige  Veränderung  der  Blutgefässe  mit  partieller  Ver- 
dickung der  Gefässwand;  ferner  Neubildung  von  Gefässen  und  Rundzellen- 
iufiltratiou,  besonders  in  Pons  und  Med.  oblongat.,  Auftreten  von  kugeligen, 
colloiden  Gebilden  in  der  Nähe  der  GefSsse;  Ependvmitis,  Leptomeningitis, 
leichteren  Grades,  körniger  Zerfall  der  Nervenzellen  und  besonders  der 
Pyramidenzellen  in  der  Hirnrinde.  — Die  Chorea  muss  nach  H.  als  eine 
infektiöse  Krankheit  hämatogenen  Ursprungs  angesehen  werden;  in  leichteren 
Fällen  bestehen  nutritive  Störungen,  in  schwereren  Veränderungen  der  Blut- 
gefässe mit  Ablagerung  von  Colloidkörperchen.  Die  choreatischen  Be- 
wegungen sind  Ausdruck  einer  direkten  oder  indirekten  Reizung  der 
Pyramidenbahn  an  irgend  einer  Stelle  ihres  Verlaufs.  S.  Kalischer. 


.1.  W.  Putiuim  and  W.  C.  Krauss,  Sarcoma  of  the  third  cervical  segmout. 
Operation.  Removal.  Continued  improvement.  Americ.  journ.  of  the 
med.  Sciences  1903,  Januarv. 

Eine  4&jährige  Frau  erkrankte  im  Herbst  1900  mit  Nacken-  und 
Hinterhauptschmerzen;  dieselben  traten  in  Anfällen  mit  grosser  Intensität 
auf.  Dazu  gesellten  sich  der  Reihe  nach  Schwierigkeiten  bei  Entleerung 
des  Darms  und  der  Blase,  Taubheitsgefühl  und  Schwäche  im  liukeu  Arm 
und  Hand,  einige  Zeit  darauf  auch  in  der  rechten,  dazu  traten  Parästhesien 
und  Schwäche  der  Beine.  April  1902  zeigte  sie  gesteigerte  Patellarreflexe. 
Fusscionus,  Decubitus  über  dem  Kreuzbein,  Insufficienz  der  Spliiuktcren, 


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No.  9,  Sath.kk.  — Saint»«  und  Cahtaicmk.  — Hixkn.  157 

völlige  Anästhesie  des  Körpers  von  der  Höhe  der  Schlüsselbeine  abwärts, 
Parese  des  linken  Arms  und  Heins;  die  Diagnose  wurde  auf  einen  Tumor 
des  dritten  Rückenraarkssegmentus  gestellt.  Die  Operation  wurde  vorge- 
nonimen  und  ein  subdural  sitzender  kleiner  Tumor  (Sarkom)  von  2 Zoll 
Lauge  entfernt.  Rs  ging  der  Kranken  die  zehn  Wochen  nach  der  Operation 
gut,  insofern  als  die  Heilung  glatt  war;  es  stellten  sich  einzelne  Punk- 
tionen nieder  her,  doch  bot  diu  Kranke  kurz  nach  der  Operation  das  Bild 
der  Brown-Seqnard'schen  Lähmung  (Kmpfiudungslosigkeit  der  rechten  und 
Bewegungslosigkeit  der  linken  Körperhälfte).  Die  Schmerzen  blieben  ganz 
aus,  die  Sphinktereu  wie  auch  die  oben  genannten  Kmpfindungs-  und  Be- 
wegungsstörungen besserten  sich  langsam.  Es  ist  dieser  Fall  durch  die 
Lage  des  Tumors  (obere  Cervikalregion)  besonders  ausgezeichnet. 

S.  Kalischer. 

M.  Sattler,  Z wei  Fälle  von  Mal  perforant  du  pied  nach  Durchtrennung 
des  Nervus  ischiadicus  als  Spätfolge  dieser  Verletzung.  Wiener  klin. 
Rundschau  1903,  No.  13. 

ln  beiden  Fällen  handelte  es  sich  um  Durchtrennungeu  des  N.  ischia- 
dictts  mit  sofort  cinsetzenden  schweren  Lähmungen.  Beide  Male  gingen 
die  Lähmungserscheiniingen  von  selbst  im  Laufe  der  Zeit  zurück,  während 
sensible  und  ttophische  Störungen  unter  diesen  — Mal  perforant  — ztirück- 
blieben.  M.  Brasch. 

P.  Saintou  et  J.  t'astaigne,  Coexistence  de  1a  cirrhose  alcoolique  et  de 
nevrites  peripheriques.  Arch.  gener.  de  med.  1904,  No  39. 

Zunächst  weisen  Verff.  nach,  dass  das  Zusammenvorkommen  von 
Lebercirrhose  und  nervösen  Störungen  infolge  von  Alkoholmissbrauch  sich 
häufiger  findet.  Rs  existiren  darüber  sowohl  Mitteilungen  in  der  Litteratur, 
wie  auch  haben  sie  selbst  dahingehende  Beobachtungen  gemacht.  Rs  ist 
aber  nicht  die  atrophische  Lebercirrhose,  sondern  die  sogenannte  Cirrhose 
grnisseuse,  welche  sich  mit  der  alkoholischen  Polyneuritis  am  häufigsten 
verbindet.  Ist  dies  der  Fall,  so  zeichnen  sich,  wie  Verff.  meinen,  die 
Polyneuritiden  dadurch  aus,  dass  neben  den  unteren  auch  die  oberen  Rx- 
tremitäten  esgriffen  sind,  dass  Blasenstörungen  Vorkommen  und  dass 
psychische  Störungen  sich  auffallend  häufig  und  intensiv  zeigen.  (?  Ref). 
Störungen  in  der  Leberfunktion  sind  die  Ursachen  dieser  Verhältnisse;  bei 
Erkrankungen  der  Leber  kann  ihre  Funktion,  schädliche  Stoffwechsel- 
produkte zu  vernichten  und  speciell  den  Alkohol  timzusetzen,  nicht  mehr 
zur  Geltung  kommen,  weshalb  derselbe  mit  um  so  grösserer  Rnergie  und 
bedeutenderem  Rffekt  das  Nervensystem  schädigt.  Bernhardt. 


Rixen,  Neuronal  bei  Rpilepsie.  Münch,  med.  Wocbenschr.  1904,  No.  48. 

Das  Neuronal  ist  bei  epileptischen  Rrregungs-  und  Verwirrtheits- 
zuständen ein  wirksames  Beruhigungs-  und  Schlafmittel;  meist  genügen 
1— 2 g zur  Beruhigung,  bei  grosser  Rrregung  und  motorischer  Unruhe  wird 
in  der  Regel  durch  3 — 4 g pro  die  Rrfolg  erzielt.  Insbesondere  wirkt 
Neuronal  günstig  auf  die  nach  epileptischen  Anfällen  auftretenden  heftigen 


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158 


I'lCK  Ullll  AsAHI.  Kolli  miiammkk.  Kotiik. 


No.  !». 


Kopfschmerzen,  sowie  auf  nervöse  Meostruationsbesch werden.  Unangenehme 
Nebenwirkungen  kamen  bisher  nicht  zur  Beobachtung.  (Chemisch  wird 
das  Mittel  als  Bromdiäthylacetamid  bezeichnet  werden  können.) 

Schaefer. 

1)  F.  4.  Piek  und  K.  Asnhi,  Zur  Eosin-Licht-Behandlnng.  Vorläufige 
Mitteilung.  (Aus  der  dermatol.  Universitätsklinik  in  Prag.)  Berl.  klin. 
Wochenschr.  1904,  No.  37. 

2)  Forehhaniiner,  Eine  klinische  Mitteilung  über  Lichtbehandlung  nach 
Sensibilisation.  (Aus  Finses’s  med.  Lichtinstitut  in  Kopenhagen.)  Deutsche 
med.  Wochensclir.  1904,  No.  38. 

3)  R.  Kotlie,  Ueber  den  Einfluss  photodynamischer  Substanzen  auf  die 
Wirkung  der  Röntgenstrahlen.  (Aus  dem  St.  Johanneshospital  in  Bonn.) 
Ebenda. 

1)  Verff.  haben  nach  der  Methode  von  Tappeiner  und  Jksionek 
(('bl.  1904,  S.  335)  12  Fälle  von  Lupus,  je  1 Fall  von  Tuberculosis  cutis 
verrucosa  und  Ulcus  rodens,  5 Trichophytien  und  3 Scrophulodermen  be- 
handelt. Die  kranken  Partien  wurden  des  Morgens  ausgiebig  mit  einer 
1 proc.  Lösung  von  Eosin  in  physiologischer  Kochsalzlösung  bepinselt,  dann 
tagsüber  zur  Verhütung  der  Eintrocknung  öfters  mit  Kochsalzlösung  ange- 
feuchtet und  soviel  wie  möglich  dem  Sonnenlicht  exponirt;  über  Nacht 
wurde  ein  indifferenter  Salbenverband  angelegt.  Die  Resultate  waren  bei 
allen  genannten  Krankheiten  sehr  erfreuliche.  Beim  Lupus  bildeten  sich 
die  entzündlichen  Infiltrate  zurück  und  die  Vernarbungsprocesse  machten 
rasche  Fortschritte;  die  Trichophytien  heilteu  in  wenigen  Tagen. 

2)  Die  Versuche  wurden  zunächst  in  350  Sitzungen  bei  23  Lupösen 
genau  nach  den  Anweisungen  von  Dreyer  vorgenommen;  kutane  oder 
subkutane  Einspritzung  einer  1 pro.  Lösung  von  Erythrosin  in  physiologi- 
scher Kochsalzlösung  und  4 — H Stunden  später  15—20  Minuten  dauernde 
Belichtung  mit  der  Finsen-Lampe.  Die  Behandlung  ist  fast  immer  von 
starken,  erst  bei  Beginn  der  Lichtwirkung  auftretenden  Schmerzen  be- 
gleitet, die  Reaktion  eine  äusserst  intensive,  das  therapeutische  Resultat 
aber  steht  damit  gar  nicht  im  Einklang  und  bleibt  hinter  dem  der  ein- 
fachen Lichtbehandlung  ohne  Sensibilisation  entschieden  zurück;  zudem 
hiuterlässt  das  Verfahren  oft  für  lange  Zeit  unangenehme  Infiltrationen.  — 
Versuche,  Schleimhautlupus  der  Nase  durch  Belichtung  von  aussen  nach 
Einführung  eines  mit  Erythrosinlösung  getränkten  Tampons  in  die  Nase 
zu  behandeln,  fielen  wenig  ermutigend  aus.  Auch  die  mannigfachen  Be- 
mühungen, die  Dreyer'sche  Methode  durch  Modifikationen  (insbesondere 
Benutzung  schwächerer  Erythrosinlösungen  und  Lichtquellen,  Einschaltung 
von  gefärbten  Flüssigkeiten  zwecks  Ausscbliessung  der  chemischen  Strahlen) 
verwendbar  zu  machen,  hatten  ein  ganz  negatives  Ergebnis. 

3)  K.  suchte  festzustellen,  ob  nicht  auch  die  Wirkung  der  Röntgen- 
strahlen  durch  vorausgeschickte  subkutane  Injektion  von  Eosinlösung 
(1  : 100 — 1 : 1000)  verstärkt  werden  könne.  Es  zeigte  sich  bei  der  Be- 
handlung von  Warzen  und  je  eines  Falles  von  Lupus  verrucosus  und 
vulgaris,  sowie  bei  Tierexperimenten,  dass  dies  in  Tat  der  Fall  ist;  die 
reaktiven  Erscheinungen  traten  früher  und  viel  intensiver  auf,  als  in  nicht 


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No. 


Kuinunmi.  — Booouunoi'i'.  — (’zkkwknka. 


159 


vorbereitetem  Gewebe.  Verf.  hofft,  dass  diese  verstärkte  Reaktion  sich 
namentlich  bei  der  Behandlung  maligner  Geschwülste  zweckmässig  wird 
verwerten  lassen.  H.  Müller. 

11.  F ournier,  Gousiderations  sur  i|tielques  manifestations  cutauees  qui 
peuvent  accompagner  les  appendicites  chroniques.  Berl.  klin.  Wochen- 
schrift 1904,  No.  37. 

Verf.  hat  öfter  bei  der  unter  vielgestaltigen  und  unbestimmten  Sym- 
ptomen verlaufenden  chronischen  Appendicitis  verschiedene  Hautaffektionen 
(Purpura,  Ekzem,  Pruritus,  Urticaria,  Prurigo,  Acne)  auftreten  sehen,  die 
durch  die  übliche  Behandlung  nicht  beeinflusst  wurden,  dagegen  unter 
einer  dem  Darmleiden  augepassten  strengen,  unter  Umständen  rein  vege- 
tarischen Diät  rasch  heilten,  also  wohl  durch  eine  intestinale  Autoiutoxi- 
kation  bervorgernfen  waren.  Man  soll  deshalb  bei  derartigen  beständig 
recidivirenden  und  den  gewöhnlichen  Mitteln  hartnäckig  trotzenden  Hant- 
leiden.  für  die  eine  andere  Ursache  nicht  aufzufinden  ist,  immer  auch  an 
den  möglichen  Zusammenhang  mit  einer  versteckten  Appendicitis  denken. 

H.  Müller. 

Uo£oljubofr,  Die  Resektion  des  Nebenhodens  bei  Tuberkulose.  Arcli.  f. 
klin.  Cbir.  Bd.  74,  H.  2,  S.  261. 

Die  Resektion  des  Nebenhodens  unter  Zurücklassung  des  Hodens  im 
Körper  ist  nach  den  Ausführungen  des  Verf.’s  in  erster  Reihe  in  den  An- 
faugsstadien  der  chronischen  Hodentuberkulose  indicirt.  Denn  diese  be- 
ginnt meist  im  Nebenhoden  und  bleibt  längere  Zeit  auf  denselben  beschränkt. 
Auch  befällt  die  Krankheit  meist  jüngere  Männer,  für  die  eine  Erhaltung 
des  Hodens  wichtig  ist.  Der  nach  Entfernung  des  Nebenhodens  zurück- 
bleibende Hoden  aber  verfällt  nicht  der  Atrophie,  ein  Umstand,  aus  dem 
Verf.  darauf  schliesst,  dass  der  Hoden  wenigstens  im  Sinne  einer  inneren 
Sekretion  weiter  funktionirt.  Ausserdem  trägt  die  Erhaltung  des  Hodens 
zum  dauernden  Fortbestände  der  Potentia  coeundi  bei.  Auch  bei  Mit- 
beteiligung von  Prostata  und  Saraenblaseu  empfiehlt  Verf.,  sofern  der  Hode 
selbst  intakt  ist,  die  Resektion.  Auf  Grund  einer  Zusammenstellung  der 
l.itteratur  und  grösserer  eigener  Erfahrungen  kommt  er  zu  dem  Schlüsse, 
dass  die  Resultate  der  Nebenhodenresektion  in  Bezug  auf  Heilung  des 
Processes  den  Resultaten  der  Castration  wohl  kaum  nachstehen  und  dass 
die  Resektion  des  Nebenhodens,  in  den  entsprechenden  Fällen  ausgeführt, 
eine  ebenso  radikale  Operation  ist  wie  die  Gastration  selbst.  Aus  den 
zum  Beweise  dieser  Ansicht  beigebrachten  Zahlenangaben  sei  hervorgehoben, 
dass  in  10  Fällen  die  Kranken  während  einer  Beobachtungszeit  von  über 
drei  Jahren  (im  Maximum  von  zwölf  Jahren  nach  Resektion  der  Epididymis 
recidivfrei  bleiben.  B.  Marcuse. 


("zerwenku,  Ist  die  Peritonealnaht  nach  vaginaler  Totalexstirpation  des 
Uterus  überflüssig?  Arch.  f.  Gynäkol.  1004,  Bd.  74,  H.  1. 

Den  Anlass  zu  seiner  Erörterung  über  die  zweckmässigste  Versorgung 
der  Wunde  nach  vaginaler  Uterusexstirpation  gab  Gz.  die  Beobachtung 


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Daniki,. 


No.  !). 


KiO 


eines  Kalles,  in  dem  es  nach  vaginaler  Uterusexstirpation  am  8.  Tage  zu 
einem  Vorfall  des  Netzes  kam.  — Wenn  auch  dieses  Ereignis  äusserst 
selten  eintrete»  dürfte,  so  ist  es  doch  immerhin  nichtig  genug,  bei  Ver- 
sorgung der  Schcidcnnunde  einen  Verschluss  zu  wählen,  der  durch  kein 
Accideus  während  der  Wundheilung  durchbrochen  wird.  — Cz.  rät  daher, 
den  Abschluss  in  der  von  KALTENBACH  warm  befürworteten  Weise  durch 
Nahtverschluss  des  Bauchfells  und  Drainage  der  supravaginalen  Bauch- 
wunde (Heoar)  auszuführen.  Er  befolgt  dabei  aber  die  Modifikation,  dass 
er  nach  genügender  Evertirung  der  Stümpfe  das  hintere  Peritonealblatt 
ca.  2 cm  oberhalb  des  Randes  des  vorderen  Blattes  an  dieses  aunäht,  um 
den  übrigbleibenden  unteren  Teil  des  vorderen  Bauchfellblattes  durch  Ver- 
nähung  mit  dem  Vaginalwutidraude  zur  Deckung  der  hinteren  Blasenwand 
benutzen  zu  können.  Hierdurch  sucht  er  der  Blasenwand  eine  Stütze  zu 
geben,  die  ihr  physiologischer  Weise  von  der  Cervix  Uteri  geboten  wurde. 
Ist  die  Serosa  allerdings  nicht  genügend  dehnbar,  so  muss  man  sich  mit 
der  Vereinigung  der  beiden  Peritonealblätter  begnügen  und  zufrieden  sein, 
wenn  der  Verschluss  zwischen  ihnen  und  den  in  die  Scheidenwundwinkel 
eingenähten  Stümpfen  ein  exakter  ist.  — Die  Bauchhöhle  wäre  nur  dann 
zu  drainiren,  wenn  eine  gründliche  Säuberung  derselben  nicht  gelang,  oder 
wenn  nach  Lösung  und  Zerreissung  von  Adhäsionen  blutende  Wundflächen 
Zurückbleiben.  -■  Der  supravaginale  Wundraum  wird  nach  der  Naht  des 
Peritoneums  mit  steriler  Jodoformgaze  drainirt.  Br.  Wolff. 


Daniel,  Rocherches  sur  la  cytologie  du  litpiide  amniotiipie.  Annalcs  de 
gynecol.  et  d’obstct.  Aoüt  1904. 

Die  interessanten  Untersuchungen  des  Verf.'s  über  die  cytologische 
Beschaffenheit  des  Amnioswassers  führten  zu  den  folgenden  Resultaten: 
1.  Bei  der  normalen  Schwangerschaft  hat  das  Anmioswasser  ein  milchiges 
Aussehen  und  eine,  wie  es  scheint,  constante  cytologische  Beschaffenheit; 
es  finden  sich  fast  ausschliesslich  epidermoidale  Zellen,  häufig  vermischt 
mit  einer  kleinen  Zahl  amniotischer  Zellen.  — 2.  Während  der  Entbindung 
findet  sich  im  Ainnioswasser,  ausser  den  gewöhnlichen  epithelialen  Zellen, 
in  50  pCt.  der  Fälle  eine  kleine  Anzahl  Leukocyteu.  — 3.  Bei  patho- 
logischer Schwangerschaft  (Erkrankungen  der  Mutter  oder  des  Eies)  con- 
statirt  man  bedeutende  Veränderungen  der  cytologischen  Beschaffenheit. 
Hydramnios,  Syphilis  und  Albuminurie  scheinen  eigenartige  Veränderungen 
hervorzurufen.  Die  variable  Zahl  der  Leukocyteu  und  der  roten  Blut- 
körperchen bildet  das  besondere  Charakteristiken  der  verschiedenen  Flüssig- 
keiten. Br.  Wolff. 


Druckfehler-Berichtigung. 

In  No.  7 des  Centralbl.,  S.  117,  Zeile  9 von  unten,  muss  es  heissen: 
„Drainage4  statt  Diagnose. 


Einiendangeu  worden  an  die  Adresse  de»  Herrn  Cielt.  Med.-Hat  Prof.  Dr.  M.  Hern  har  dt  (Berlin  W. 
PranzosUcho  ßiraaae  21)  oder  an  dio  VerU^handlung  (Berlin  NW.,  Untor  don  Linden  68)  eiboten 


Vor  l»|f  von  August  II  i r «c  h u a I d in  Berlin.  — Druek  von  L.  Schumacher  in  Berlin  X.  24. 


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sl 


1 - J 1 ; »ui  Schlau*« 

6*Ji  i*i  Titel,  Na- 

fftid  l>«ch Register. 


Centralblatt 


Tmli  dt«  Jahrganges 
18  Mark ; au  betielien 
durch  alle  Bachhand* 
langen  u.  Post&nMalteo. 


für  die 


niedicinischen  Wissenschaften. 


Onter  Mitwirkung  von 


Prof.  Dr.  H.  Senator,  Prof.  Dr.  E.  Salkowski,  Prof.  Dr.  P.  Sohuttt, — 


redigirt  von 

Prof.  Dr.  M.  Bernhardt 

in  Berlin. 


1905. 


ff.  IVlftrz. 


O/ 


’V  " 'Cv\ 
APfm  J905  rl 


Juliitlt:  P iKKtis.  Ueber  Haarscheibeu.  — Likheruanm,  lieber  pllanz 
liehe  Katalyse.  — Moll,  Umwandlung  von  Albumin  in  Globulin.  — Zieler, 
Ueber  eine  dem  Carcinom  nahestehende  Hauterkrankung.  — IIkhshkimkr  und 
Hall,  Ueber  die  Entkapselung  der  Niere.  — Robinson,  Zur  Nierenchirurgie.  — 
Murphy,  Ueber  Appendicitis.  — Pes,  Entzündung  der  Tbränendrüse  bei  Gonorrhoe. 

— SraiNOEE,  Entwickelung  von  Hämangiomen.  — Kelly,  Besichtigung  des 
Aotrum  Uigbmori.  — Spiebs,  Ueber  einseitige  Posticusläbmung.  — Zauooeh 
Natur  der  Immunkörper.  — Silrkbschhidt,  Perlsucht-  und  Tuberkelbaeillen 

— Rosenthal,  Das  Dysenterictoxin.  — v.  Szaboky,  Ueber  den  Temperatur 
verlauf  bei  Tuberkulose.  — Habe,  Behandlung  von  inneren  Blutungen.  — Sorgo 
Einfluss  der  Armstellung  auf  den  Puls.  — Macclaire  und  Infroit,  Zur  Dia 
gnose  der  Gallensteine.  — Hochsinoer,  Ueber  den  Stridor  der  Säuglinge.  — 
Reiciimann.  Ueber  den  Einfluss  der  Inspiration  auf  den  Puls.  — Fauconnet. 
Ueber  Herzbigeminie  nach  Digitalisgebraucb.  — Picb,  Ueber  sensorische  Aphasie. 

— Sciimi»,  Ueber  die  Lähmungen  bei  Meningitis  cerebrospinalis.  — Renon  und 
Geuacdel,  Ueber  Neuritis  nach  Pneumonie.  — Doran,  Biro,  Ueber  Epilepsie. 

— Bauuenuel'br  und  Samkkth,  Zwei  Fälle  von  Facialis-Hypoglossus-Anasto- 
raose.  — Donath,  Ueber  Convergenzläbmung.  — Bote«,  Ueber  hereditäre  Lues. 

— n*  Am  cts,  Besondere  Scabiesform.  — Pklagatti,  Mycosis  fungoidis  und 
Leukämie. — Zuckere  andi.,  Stocher,  Baklino,  Wallach,  Ueber  Prostata* 
Operationen. — Drueli.e.  Ueber  Geschwürsbildungeu  in  der  Vulva. — Richter, 
Thrombose  und  Embolie  im  Wochenbett. 


F.  Pinkus,  Ueber  Hautsinnesorgane  neben  dem  menschlichen  Haar  (Haar- 
scheiben) und  ihre  vergleichend-anatomische  Bedeutung.  Arch.  mikr. 

Anat.’  1904,  Bd.  64,  H.  I,  8.  121. 

Seine  ausgedehnten  vergleichend- anatomischen  und  histologischen  Unter- 
suchungen fasst  P.  etwa  folgeudermaassen  zusammen.  Bei  den  Säugetieren 
kommen  an  der  behaarten  Haut  circumskripte  Bezirke  vor  — Haarscheiben 
— die  aus  einer  Kappe  eigenartig  modifleirten  Epithels  und  einer  Cutis- 
papille bestehen:  sie  .sind  der  Sitz  besonderer  Nervenendorgane.  In  der 
menschlichen  Haut  sind  sie  fast  über  den  ganzen  Körper  verbreitet  und 
stellen  rundliche,  1 mm  und  darüber  messende  Gebilde  dar,  dicht  neben  den 
Haaren  im  spitzen  Winkel  zwischen  Hautoberfläche  und  Haarschaft  gelegen. 

Im  stumpfen  Winkel  genau  der  Haarscheibe  gegenüber  liegt  beim  Menschen 
ein  deutlich  begrenztes,  glattes  Hautfeld,  das  P.  als  Schuppeurudiment  deutet. 

Haarscheibe  und  Schiippenrudiment  bilden  mit  den  bekannten  Anhangs- 
XI. III.  Jahrgang.  11 

r 

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lilKKKKM  AMN. 


No.  10. 


162 

gebildet)  des  Haares  (Drüsen,  Muskeln,  Nerven,  Gefässeu  etc.)  zusammen 
einen  wohlabgegrenzten  Haarbezirk.  Gerade  die  niedersteil  Säugetierformen 
(Monotremen)  zeigen  die  Haarscheiben  in  der  ausgebildetsten  Form:  daher 
sie  nicht  als  im  Säugcrstamme  neuentstandene,  sondern  ererbte  Gebilde  auf- 
zufassen sein  dürften,  und  zwar  sind  sie  wahrscheinlich  mit  den  einzigen 
ihnen  ähnlichen  Nervenendapparaten,  den  Tastflecken  der  Reptilien  und 
Amphibien  zu  vergleichen.  Die  Haarbezirke  sind  morphologische  Aequi- 
valentc  der  Reptilienschuppen.  Die  Schuppe  (Schuppenrudiment)  der 
Säugetierbaut  entspricht  stets  nur  einem  Teil  der  Reptilienschuppe.  Das 
Säugetierhaar  hat  in  der  Reptilienschuppe  kein  Aequivalent,  es  entspricht 
einem  Platze,  der  dort  iudifferenzirt  ist.  Auch  von  der  Haarpapille  ist  dort 
nichts  vorhanden,  sic  ist  mit  der  Schuppenpapille  nicht  vergleichbar. 

Poll. 

1)  Ij.  Lieberinann,  Ueber  die  Wasserstoffsuperoxyd- Katalyse  durch  die 
Fermente  des  Malzauszuges.  Pflüger’s  Arch.  f.  d.  ges.  Physiol.  Bd.  104, 
S.  176. 

2)  Derselbe,  Ueber  die  Wasserstoffsuperoxyd  Katalyse  einiger  Pflanzen- 
stoffe. Kbenda.  S.  201. 

3)  Derselbe,  Versuche  über  Wasserstoffsuperoxyd-Katalyse  mit  einigen 
Extrakten.  Ebenda.  S.  203. 

1)  L.  zeigt,  dass  Auszüge  aus  frisch  gekeimter  Gerste  sich  in  mannig- 
facher Beziehung  anders  als  colloidale  Platinlösungen  verhalten.  Sie  zer- 
setzen energisch  Wasserstoffsuperoxyd,  enthalten  jedoch  keinen  aktiven 
Sauerstoff;  auch  vermögen  sie  nicht  durchgeleiteten  Sauerstoff  zu  aktiviren. 
— Erwärmen  schon  auf  30°  schädigt  die  katalytische  Wirkung  des  Malz- 
auszuges;  eine  Erholung  bei  Einleiten  von  Sauerstoff  findet  nicht  statt. 
Durchleitung  von  Stickstoff  oder  Sauerstoff  bei  gewöhnlicher  Temperatur 
ist  ohne  Einfluss  auf  die  katalytische  Kraft  des  Malzes;  Wasserstoffsuper- 
oxyd schädigt  die  katalytische  Kraft.  — Erwärmen  bei  Luftzutritt  wirkt 
schädlicher  als  bei  Luftabschluss.  — Die  katalytische  Wirkung  des  Malzes 
scheint  derart  zu  erfolgen,  dass  die  H204  zersetzenden  Fermente  vom  H202 
direkt  oxydirt  und  in  labile  Fermentoxyde  oder  Superoxyde  verwandelt 
werden,  welche  dann  sekundär  mit  H202  molekularen  Sauerstoff  geben.  — 
Diese  Abhandlung  enthält  eine  Beschreibung  und  Abbildung  eines  ein- 
fachen Apparates  zur  Messung  der  bei  der  Zersetzung  des  Wasserstoff- 
superoxydes freiwerdenden  Gasmengen. 

2)  L.  fand  weiter,  dass  in  den  Kartoffeln  (nicht  in  ungarischem  Tabak) 
Fermente  enthalten  sind,  die  sich  wie  die  in  den  Malzauszügen  verhalten. 
Sie  zersetzen  H202;  die  katalytische  Wirkung  wird  geschwächt  durch  höhere 
Temperaturen,  besonders  wenn  Luftzutritt  gestattet  ist. 

3)  L.  konnte  auch  in  Auszügen  von  Organen,  die  annähernd  blutfrei 
sind,  katalytische  Wirkungen  constatiren;  in  solchen  vom  Glaskörper  und 
Linse  nur  geringe,  energischere  in  Knorpel-  und  Hirnauszügen,  sehr  erheb- 
liche in  der  Fettsubstanz.  Aktiver  Sauerstoff  war  nicht  nachzuweisen; 
Guajak  wurde  — im  Gegensatz  zu  den  Malzauszügen  — nicht  gebläut. 
Höhere  Temperaturen  wirken  weniger  schädlich  als  bei  den  Malzauszügen. 

A.  Loewy. 


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No.  10. 


Mni.L.  — ZlKI.HH.  — H KKXHEIMKlt  1111(1  11*1.1.. 


163 


L.  Moll,  Leber  die  künstliche  Verwandlung  von  Albumin  in  Globulin. 
Beitr.  *.  ehern,  l’hysiol.  u.  Pathol.  Bd.  4,  S.  503. 

Rekanntermaasscn  erfahren  die  Immunsera  durch  Erwärmung  auf  be- 
stimmte, empirisch  ermittelte  Temperaturen  Veränderung  ihrer  Wirkungen; 
ausgehend  von  der  Annahme,  dass  diese  auch  durch  chemische  Diffe- 
reozirung  nachweisbar  sein  müssten,  hat  Verf.  den  Einfluss  der  Wärme 
auf  die  Eiweissstoffe  des  Blutserums  untersucht.  Durch  Erwärmen  von 
nativem  Blutserum  während  1 Stunde  auf  60°  erhielt  Verf.  eine  unzweifel- 
hafte Vermehrung  der  Globulinfraktion  neben  Alkalialbuminat- 
bildung,  bei  halbstündigem  Erwärmen  auf  50°  wurde  allein  erstere  beob- 
achtet. Die  gleichzeitige  Entstehung  des  im  übrigen  in  vielen  Punkten 
sich  ähnelnden  Globulins  und  Alkalialbuminats  (Hammausten)  hängt  von 
der  Temperatur,  der  Tierart  und  der  Dauer  des  Erhitzens  ab. 

Durch  besondere  Versuche  hat  Verf.  ermittelt,  dass  bei  niederer  Tem- 
peratur (Körpertemperatur  bei  37 — 38°)  keine  künstliche  Bildung  von 
Globulin  aus  Albumin  statthat.  Letztere  ist  eine  Funktiou  der  Hydro- 
xylionen,  sie  wechselt  mit  dem  Grade  der  Dissociation,  wird  auch  von 
organischen  Basen  (Anilin,  Pyridin)  bewirkt  und  von  Neutralsalzen,  welche 
die  Dissociation  zurückdrängen,  gehemmt,  am  meisten  durch  Ammoniak- 
salze. Auch  Nichtelektrolyte  beeinflussen  in  bisher  unaufgeklärter  Weise 
die  künstliche  Globuiinbildung,  z.  B.  wirkt  Harnstoff  fördernd,  Zucker 
hemmend.  Neuberg. 

Zieler,  Ueber  die  unter  dem  Namen  „Paget’s  disease  of  the  nipple“  be- 
kannte Hautkrankheit  und  ihre  Beziehungen  zum  Carcinom.  Virchow’s 
Arch.  Bd.  177,  H.  2,  S.  293. 

Verf.  beschreibt  sechs  neue  Fälle  der  bekannten,  sich  gewöhnlich  an 
der  weiblichen  Brust  lokalisirenden  Erkrankung  anatomisch,  zwei  davon 
auch  klinisch.  Verf.  steht  auf  Seite  derjenigen  Autoren,  welche  das  oft 
über  Jahre  sich  hinziehende  Leiden  für  eine  selbstständige  Erkrankung 
ansehen,  die  an  sich  kein  Krebs  ist,  aber  stets  zu  Krebs  führt.  Es  liegt 
ein  typisches  Beispiel  einer  primären,  zur  Geschwulstbildung  führenden 
Epithelveränderung  im  Sinne  Hauser’s  vor-,  die  Annahme  einer  Entstehung 
aus  verlagerten  Zellen  oder  versprengten  embryonalen  Keimen  ist  bei 
dieser  Erkrankung  auszusch Hessen.  Die  Aetiologie  ist  noch  unklar;  die 
als  Erreger  beschriebenen  Protozoen  und  Hefen  haben  keine  Anerkennung 
gefunden.  Beitzke. 

Herxheimer  und  Hall,  Ueber  die  Entkapselung  der  Niere.  Virchow's 
Arch.  Bd.  179,  H.  1,  S.  153. 

Verff.  prüften  die  von  Edebohl’s  zur  Heilung  der  Nephritis  vorge- 
schlagene Entkapselung  der  Niere  an  Kaninchen  und  zwar  sowohl  an 
normalen  Tieren  als  auch  an  solchen,  die  durch  Chromsalze  ncphritisch 
gemacht  waren.  Ihre  Resultate  sind  folgende:  „Die  Nierenkapsel  bildet 

sich  nach  Dekapsulation  bald  neu  und  übertrifft  an  Dicke  u.  s.  w.  die  alte 
beträchtlich.  Anastomosen  der  umgebenden  Gewebe  bezw.  der  neugebildeten 
Kapsel  mit  der  Niere,  sodass  von  einem  ausgedehnten  Collateralkreislauf 
gesprochen  werden  könnte,  bilden  sich  hierbei  nicht.  Die  Tiere  vertragen 

11  • 


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lt>4 


KuHINSUK.  MlUl-HY.  — 1*K». 


No.  10. 


die  Dckapsulation  ohne  dauernde  oder  besondere  Schädigung.  Diese  drei 
Tunkte  haben  auch  auf  vorher  mit  Ammoniumchromat  behandelte  Tiere 
Bezug.  Die  hierdurch  erzeugte  Nierenveränderung  wurde  bei  Tieren  durch 
Operation,  soweit  sich  dies  klinisch  und  anatomisch  beurteilen  liess,  weder 
nachteilig  noch  günstig  beeinflusst."  Beitzke. 


Robinson,  The  elective  line  of  renal  incision.  The  natural  division  of 
the  kidneys.  Hyrtl’s  cxsanguinated  renal  zone.  New-York  med.  journ. 
1904,  10.  Dec. 

Verf.  hat  durch  Untersuchungen  an  injicirten  Nieren  gefunden,  dass 
die  Capillaren  des  Ham.  dors.  und  des  Ram.  ventr.  art.  renalis  nicht  mit 
einander  communiciren.  Dadurch  entsteht  eine  Zone  der  geringsten  Vasku- 
larisation, die  etwa  l/2  Zoll  dorsal  vom  Aequator  der  Niere  liegt.  Diese 
Zone  ist  bei  Incision  der  Niere  die  geeignetste,  um  mit  möglichst  geringer 
Blutung  zu  operiren.  Philipsthal. 


J.  H.  Murphy,  Two  thousand  operations  for  Appendicitis.  Americ.  journ. 
of  the  med.  Sciences  1904,  August. 

M.  präcisirt  auf  Grund  von  2000  Operationen  wegen  Appendicitis 
seinen  Standpunkt  in  dieser  Frage  dahin,  dass  er  bei  jeder  Wurmfortsatz- 
entzündung unverzüglich  operirt,  wenn  die  klinischen  Symptome  es  er- 
fordern. ln  Bezug  auf  den  Operationstermin  unterscheidet  er  vier  Stadien, 
nämlich  1.  innerhalb  der  ersten  48  Stunden;  die  Schwere  der  Erkrankung 
ist  nicht  zu  erkennen  und  die  Gefahren  der  Operation  (Exstirpation  des 
Proc.  verm.)  sowie  die  Dauer  der  Reconvalescenz  sind  nicht  grösser  als 
bei  einer  Probelaparotomie.  2.  Vom  2. — 6.  Tage,  wo  die  Entzündung  fort- 
schreitet; da  die  Gefahr  der  allgemeinen  Intoxikation  beträchtlich  ist  und 
das  Zuwarten  sie  vermehrt,  muss  unter  grösster  Schonung  eventueller  Ad- 
häsionen und  möglich  schnell  die  Drainage  des  Eiters  gemacht  werden. 
Spülung  ist  zu  vermeiden.  Der  W'urmfortsatz  ist  nur  zu  entfernen,  wenn 
er  gerade  vorliegt  und  nur  wenig  Eiter  vorhanden  ist.  8.  Nach  dem 
5 — 7.  Tage,  wo  die  Entzündungserscheinungen  abklingen  und  der  Process 
sich  abkapselt,  besteht  die  Gefahr  der  Thrombophlebitis  und  des  Durch- 
bruchs von  Abscessen  ins  Peritoneum.  Resistenzen  in  der  Ueocoecalgegend 
sind  auch  in  diesem  Stadium  zu  eröffnen.  4.  Im  freien  Intervall.  Neigung 
zu  Recidiven  und  Schmerzen,  bedingt  durch  Adhäsionen,  Stenosen  etc.,  die 
Gefährlichkeit  neuer  Attacken,  und  die  völlige  Gefahrlosigkeit  der  Operation 
zwingen  zur  Exstirpation  des  Wurmfortsatzes  in  diesem  Stadium. 

Peltesohn. 


0.  Pes,  Die  akute  bilaterale  Entzündung  der  Thränendrüse  bei  Blennor- 
rhagie  der  Urethra.  Arcli.  f.  Augenheilk.  Bd.  LI,  H.  2,  S.  144. 

P.  beobachtete  bei  vier  Männern  mit  akuter  oder  chronisch  exacer- 
birender  Gonorrhoe  der  Urethra  eine  rasch  heilende,  den  ganzen  Tbränen- 
drüsenapparat  beiderseits  ergreifende  Entzündung,  welche  ohne  Mitbeteiligung 
anderer  Augenteile  verlief.  Da  das  Thränensekret  frei  von  Gonokokken 


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No.  10. 


SpnwoEH.  — Kbll.it.  — Spikes.  — Zauuiikk. 


165 


war,  wird  der  Process  als  ein  sekundär  entzündlicher,  durch  Toxine  hervor- 
gerufener aufgefasst.  G.  Abelsdorff. 


Springer,  Zur  Entwickelung  von  Hämangiomen  im  Anschluss  an  das 
„Obrringestechen“.  Prager  med.  Wocbenschr.  1004,  No.  84. 

In  dem  ersten  der  von  S.  mitgeteilten  Fälle  vergrüsserte  sich  ein  an- 
geborenes stecknadelkopfgrosses  Hämangiom  der  Haut  des  Ohrläppchens 
im  Anschluss  au  die  Durchstechung  des  letzteren  und  Einführung  eines 
Seidenfadens  mit  nachfolgender  Eiterung  des  Sticbkanals.  1m  zweiten  Falle 
trat  das  Hämangiom  nach  derselben  Procedur  an  einem  vorher  gesunden 
Ohrläppchen  auf.  Verkleinerung  der  Geschwulst  wurde  in  beiden  Fällen 
nur  durch  Applikation  des  Holländer'schen  Heissluftgebläses  erzielt. 

Schwabach. 


Brown  Kelly,  Inspection  of  the  antrum  of  Highmore.  The  Lancet  1004, 
Sept.  17. 

Unter  Cocainanästhesie  wird  mittelst  eines  Trokars  an  der  Zahnfleisch- 
lippenfalte die  Fossa  canina  durchbohrt,  so  dass  man  Platz  für  das  Ein- 
fuhren von  Specula  hat,  mittelst  deren  man  die  verschiedenen  Abweichungen 
vou  der  normalen  Schleimhaut  erkennen  kann.  Ueber  die  Resultate  der 
Behandlung  scheint  auch  Verf.  nicht  sehr  entzückt  zu  sein. 

W.  Lublinski. 

G.  Spiess,  Die  Stimme  bei  der  einseitigen  Posticuslähmung.  Arch.  f. 
Laryngol.  u.  Rhinol.  Bd.  16,  H.  3. 

Das  Resultat  der  vom  Verf.  unternommenen  Untersuchungen  über  diese 
wichtige  Krage,  die  bisher  noch  gar  nicht  angeschnitten  war,  lautet,  dass, 
wie  schon  bekannt,  die  Stimme  bei  einseitiger  Posticuslähmung  vollkommen 
normal  sein  kann.  Besteht  eine  Störung,  so  ist  dieselbe  dadurch  ver- 
ursacht, dass  das  gelähmte  Stimmband  in  einem  anderen  Niveau  steht  als 
das  gesunde  und  zwar  steht  es  in  etwa  00  pCt.  tiefer.  Diese  Niveau- 
differenz  lässt  sich  durch  methodische  Stimmübung  ansgleichen  und  wieder 
eine  klare  Stimme  erzielen;  alle  anderen  Heilmethoden  sind  zwecklos. 

W.  Lublinski. 

H.  Zaugger,  Deutung  der  Eigenschaften  und  Wirkungsweisen  der  Immun- 
körper. Corresp.-Bl.  f.  Schweiz.  Aerzte  1004,  No.  3 u.  4. 

Während  Ehrlich  seine  Seitenkettentheorie,  durch  die  er  die  Ent- 
stehung und  Wirkungsweise  der  Immunkörper  dem  Verständnis  näher  ge- 
rückt hat,  auf  der  Basis  rein  chemischer  Vorstellungen  aufgebaut  hat,  ist 
Z.  der  Meinung,  dass  die  chemischen  Vorstellungen,  die  Annahme  von 
Bindungeu  nach  Art  von  Säuren  und  Alkalien  eine  Erklärung  nicht  bieten 
können.  Er  versucht  die  Eigenschaften  und  Wirkungsweise  der  Immun- 
körper durch  die  Annahme  näher  zu  rückeu,  dass  die  physikalischen  Eigen- 
schaften, insbesondere  die  Colloideigeoschaften  maassgebend  sind. 

H.  Bischof f. 


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löti  f'ILIIKKJll  IIMll'T.  — RohKMTIMI..  — V.  SüABl.KT.  No.  10. 

W.  Silbcrschinidt,  Die  Identificirung  der  Tuberkelbacillen  bei  Mensch 
und  Tier.  Corresp.-Bl.  f.  Schweiz.  Aerzte  1904,  No.  14. 

S.  fasst  die  in  letzter  Zeit  über  die  Tuberkulose  erschienene  Litteratur 
zusammen  und  kommt  mit  der  Mehrzahl  der  Autoren  zu  dem  Schlüsse, 
dass  es  weder  auf  Grund  der  botanischen  Eigenschaften,  noch  der  Virulenz, 
noch  der  specifischen  Immunitätsreaktionen  möglich  ist,  die  Perlsuchtbacillcu 
von  den  Tuberkelbacillen  des  Menschen  strikte  zu  trennen.  Wenn  auch 
das  tuberkelbacillenhaltige  Sputum  als  die  Hauptinfektionsquelle  anzusehen 
ist,  so  berechtigen  die  bisherigen  Befunde  nicht,  die  Maassnahmen  gegen 
die  Tuberkulose  zu  ändern.  H.  Bischoff. 


L.  Romenthal,  Das  Dysenterietoxin  (auf  natürlichem  Wege  gewonnen). 

Deutsche  med.  Wochenscbr.  1904,  No.  7. 

Im  Gegensatz  zu  anderen  Forschern,  welche  in  den  bakterienfreien 
Filtraten  von  Bouillonculturen  der  Dysenteriebacillen  Toxine  nicht  nach- 
weisen  konnten,  sondern  sich  zur  Darstellung  des  Toxins  der  Autolyse  der 
Bacillen  bedienen  mussten  oder  Hitzeextrakte  benutzten,  gelang  es  R.  bei 
Verwendung  schwach  alkalischer  Bouillon,  der  aus  Schweinsmagen  ge- 
wonnenes Pepton  zugesetzt  war,  in  den  Filtraten  mehrwöchentlicher  Culturen 
specifische  Dysenterietoxine  zu  gewinnen.  Die  Toxinlösung  rief  einmal  bei 
Kaninchen  die  nämlichen  Veränderungen  hervor  wie  Bacilleninjektionen, 
ausserdem  konnte  gegen  das  Toxin  durch  Serum  von  Tieren,  welche  mittels 
Dysenteriebacillen  immunisirt  waren,  Schutz  gewährt  werden,  wie  anderer- 
seits das  Serum  mit  Toxin  immunisirter  Tiere  gegen  Bacilleninfektion 
schützte.  Das  Toxin  ist  widerstandsfähiger  als  Diphtherietoxin,  Erwärmung 
auf  70— 100°  schwächt  zwar  seine  Wirkung  ab,  vernichtetes  jedoch  nicht. 
Schwache  Säuren  haben  auf  das  Toxin  keine  Einwirkung,  starke  Lösungen 
(4  pCt.)  von  Salzsäure  oder  Natronlauge  zerstören  es.  Bei  Fällung  von 
Alkohol  erhält  man  einen  weisslichen,  flockigen  Bodensatz,  der  sich  in 
physiologischer  Kochsalzlösung  auflöst  und  die  toxischen  Eigenschaften 
besitzt.  H.  Bischoff. 

4.  V.  Szaboky,  Beobachtungen  über  den  Temperaturverlauf  der  Tuber- 
kulose und  die  Verwertung  desselben  bei  der  Prognose.  Wiener  klin. 

Rundschau  1904,  No.  30. 

Vcrf.  richtete  bei  seinen  an  zahlreichen  Tuberkulösen  vorgenommenen 
Temperaturuntersucbungen  seine  Aufmerksamkeit  hauptsächlich  auf  die 
„Amplitude“,  d.  h.  auf  die  Tagesschwankung  der  Temperatur  und  auf  die 
Gleichmässigkeit  der  Temperatur  bezw.  der  Temperaturschwankungen.  Er 
fand,  dass  meistenteils  eine  Besserung  im  Zustande  der  Krankheit  entrat 
1.  wenn  die  Amplitude  abnahm,  2.  wenn  Amplituden-Gleichheit  vorhanden 
war,  hauptsächlich,  wenn  sich  dieselbe  öfters  und  mehrere  Tage  hindurch 
zeigte,  3.  wenn  die  durchschnittliche  Amplitude  gering  war  und  4.  wenn 
der  Temperaturverlauf  ein  gleichmässiger  war.  Je  mehr  von  diesen  vier 
Bedingungen  zutrafen,  um  so  besser  war  die  Prognose.  Es  sei  jedoch  aus- 
drücklich bemerkt,  dass  das  nur  für  einen  Teil,  durchaus  nicht  für  alle 
Fälle  von  Tuberkulose  gilt.  K.  Kronthal. 


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No.  10.  Haue.  — Souao,  — Mmxlaikk  und  Inproit.  Ih7 

Fr.  Hare,  The  medical  treatment  of  deep-seated  baemorrhage.  The  Lancet 
1904,  Vol.  II,  No.  8. 

Wendet  man  bei  Häraorrhagien  Adrenalin  oder  ähnliche  Mittel  au,  so 
tritt  bekanntlich  eine  Gcfässverengerung  auf,  und  es  kann  zweifelhaft  sein, 
ob  nicht  durch  die  hierdurch  bedingte  Blutdrucksteigerung  eher  das  Gegen- 
teil der  beabsichtigten  Wirkung,  nämlich  eine  Verstärkung  der  Blutung, 
hervorgerufen  wird.  H.  versuchte  daher  Mittel,  die  eine  entgegengesetzte 
Wirkung  haben,  also  die  Gefässe  erweitern  uud  den  Blutdruck  herabsetzeu; 
ein  solches  Mittel  ist  das  Amylnitrit.  In  der  Tat  wurden  bei  fünf  Fällen 
von  Häraorrhagien  durch  Einatmen  von  Amylnitrit  augenblickliche  Erfolge 
erzielt.  In  einem  Falle  handelte  es  sich  um  einen  Mann  mit  Mitral- 
insufticienz,  der  häufig  an  Hämoptysis  litt,  die  anderen  Fälle  betrafen 
Phthisiker.  Interessant  ist  ein  weiterer  Fall,  der  eine  25jährige  an  Angina 
pectoris  leidende  Frau  betraf;  die  Pat.  bekam  ihre  Anfälle  stets  einen  Tag 
vor  Beginn  oder  am  ersten  Tage  ihrer  Menses.  Die  Anfälle  von  Angina 
pectoris  wichen  prompt  auf  Amylnitritinhalationen,  gleichzeitig  hörten  aber 
nach  den  Einatmungen  regelmässig  die  Menses  auf.  K.  Kronthal. 

J.  Sorgo,  Von  den  Armstellungen  beeinflusste  Differenzen  der  Radialis- 
ptil.se  bei  schrumpfenden  Processen  im  Thoraxraume.  Wiener  klin. 
Wochenschr.  1904,  No.  50. 

Verf.  beobachtete  in  einem  Falle  von  Endotheliom  der  Pleura,  dass 
bei  hängenden  Armen  eine  auffallende  Differenz  der  beiden  Radialispulse 
zu  Gunsten  der  gesunden  Seite  bestand,  diese  Differenz  aber  bei  vertikal 
erhobenen  Armen  verschwand.  Er  schloss  daraus,  dass  Verwachsungen 
zwischen  der  schwieligen  Neubildung  und  der  Art.  subclavia  der  betroffenen 
Seite  bestanden,  die  zu  einer  Abknickung  des  Gefässes  führten,  welche  bei 
erhobenem  Arme  sich  wieder  ausglich.  Er  untersuchte  darauf  397  Tuber- 
kulöse mit  Rücksicht  auf  das  eben  erwähnte  Phänomen  und  constatirte  bei 
31  derselben,  d.  h.  in  8 pCt.  der  Fälle,  Pulsdifferenzen,  die  sich  durch 
I.agewechsel  der  Arme  beeinflussen  liessen.  FIr  schliesst  aus  seinen  Re- 
sultaten, dass  nicht  selten  im  Verlaufe  der  Lungentuberkulose  infolge  von 
Ausbildung  von  Verwachsungen  der  schrumpfenden  Lungenspitzen  mit  einer 
oder  beiden  Subclavien  Differenzen  der  Radialispulse  sich  entwickeln. 
Falls  die  durch  die  Zerrung  des  Gefässes  bedingte  Abknickung  eine  Cor- 
rektur  durch  veränderte  Stellung  der  Bestandteile  des  Schultergürtels  zu- 
lässt, so  tritt  das  Symptom  der  Pulsdifferenz  nur  bei  einer  bestimmten 
Armhaltung  in  Firscheinung  uud  wird  durch  die  entgegengesetzte  Stellung 
der  Arme  zum  Verschwinden  gebracht.  Diese  Art  der  Pulsdifferenz  zeigt 
das  Bestehen  eines  Schrumpfungsprocesses  an.  Kommt  es  im  Verlauf  einer 
Lungentuberkulose  zu  einer  derartigen  Pulsdifferenz,  so  ist  dieselbe  (bei 
Ausschluss  ander  Ursachen)  als  Symptom  der  beginnenden  oder  fort- 
schreitenden Spitzenschrumpfung  anzusehen.  L.  Perl. 

Mauclaire  et  Infroit,  Diagnostic  des  calculs  biliaires  par  la  radiographic 
preliminaire.  Compt.  rend.  de  l’acad.  des  Sciences  1903,  No.  12. 

Bei  eiucr  Kranken,  bei  welcher  Gallensteine,  verbunden  mit  Peri- 
cholecystitis  und  Verwachsungen  im  Danu  das  Bild  einer  durch  Krebs  ver- 


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1<>8 


floCHKINOKR. 


No.  10. 


ursachteu  Darmobstruktion  gabeh,  wurde  vor  dem  geplanten  operativen 
Eingriffe  die  Radiographie  des  rechten  Hypochondriums  vorgenomtiien. 
Das  Bild  zeigte  aufs  deutlichste  die  im  Grunde  der  Gallenblase  lagernden 
Steine.  Es  ist  dieses  der  erste  Fall  in  Frankreich,  in  welchem  die  klinische 
Diagnose  auf  Gallensteine  durch  die  Radiographie  so  sicher  bestätigt  werden 
konnte.  Im  Allgemeinen  bieten  die  Steine  einmal  durch  ihre  chemische 
Zusammensetzung  und  dann  durch  ihre  Lage  in  einem  Körperteile,  der 
durch  die  Respiration  in  steter  Bewegung  bleibt,  der  Radiographie  ein 
Hindernis.  Allerdings  bestehen  die  meisten  aus  Cholesterin,  einen  für 
Strahlen  durchgängigen  Körper,  andere  aus  mineralischen  Substanzen  iu 
Verbindung  mit  dem  erstcren  oder  auch  ohne  diesen.  Viel  trägt  zum  Ge- 
lingen aber  auch  die  Ausführung  der  Radiographie  selbst  bei. 

Carl  Rosenthal. 


C.  Hochsinger,  Stridor  thymicus  infantum.  Wiener  raed.  Wochenschr. 

1903,  No.  46. 

Der  Stridor  congeuitus,  das  geräuschvolle  Schweratmen  Neugeborener, 
ist  seltener  angeboren , meist  entsteht  der  Stridor  in  den  ersten  Lebens- 
monaten, dauert  einige  Monate  und  verschwindet  dann  für  immer.  Das  in 
Rede  stehende  Geräusch  begleitet  die  Atmung,  ist  in-  und  exspiratorisch, 
auf  Distanz  hörbar,  meist  von  rauhem  Charakter.  Die  Kinder  sind  dabei 
vollkommen  wohl,  haben  weder  Cyanose  noch  eigentliche  Atemnot,  obwohl 
inspiratorische  Einziehungen  bestehen.  Das  Geräusch  persistirt  während 
des  Schlafes,  nur  ist  es  während  desselben  schwächer  als  im  Wachen. 
Etwas  Husten  besteht  häufig.  Heiserkeit  und  andere  Kehlkopferscheinungen 
fehlen  in  uncomplicirten  Fällen.  Die  Einziehungen  und  die  StenoRen- 
geräusche  deuten  auf  die  Trachea  als  Entstehungsort.  Nur  in  einigen 
wenigen  Fällen,  in  welchen  das  Geräusch  einen  mehr  schnarchenden  Cha- 
rakter hat,  sind  adenoide  Vegetationen  im  Nasenrachenraum  als  Veran- 
lassung desselben  aufgefunden  worden;  bei  diesen  Kindern  fehlt  die  in- 
spiratorische Einziehung.  Ausnahmsweise  geht  die  Atmungsanomalie,  weiche 
den  trachealen  Stridor  veranlasst,  in  letal  endende  Suffokationszustände 
über,  als  deren  anatomisches  Substrat  stets  eine  intensive  Hyperplasie  der 
Thymus  gefunden  wurde.  Dieser  Befund  sowie  der  Umstand,  dass  Verf. 
in  allen  Fällen  von  Stridor  eine  Verbreiterung  der  Thymusdämpfung  bei 
der  Perkussion  fand,  veraulasste  ihn,  die  Thymusdrüse  als  Ursache  des 
Atmungshindernisses  anzusehen.  Eine  Verbreiterung  der  Tbymusdämpfung 
nimmt  Verf.  dann  an,  wenn  sie  seitlich  die  Ränder  des  Brustbeins  be- 
trächtlich überragt;  meist  ragt  sie  dann  nach  links  weiter  hervor  als  nach 
rechts.  Die  von  vergrösserten  Mediastinaldrüsen  ausgehenden  Dämpfungen 
endigen  in  der  Höhe  der  zweiten  Rippe,  während  Thymusdämpfungen 
weiter  gegen  die  Brustapertur  hinaufreichen.  Trotz  der  Leichenexperimente 
Schbelb’s  ist  — wie  H.  meint  — an  der  Möglichkeit  einer  intravitalen 
Compression  der  Luftröhre  durch  die  Thymus  nicht  zu  zweifeln,  da  beim 
lebenden  Kinde  nicht  nur  die  Schwere  des  vergrösserten  Organs,  sondern 
auch  seine  Spannung  und  der  Widerstand,  welchen  das  starre  Brustbein 
bildet,  in  Betracht  kommen.  Die  radiographische  Untersuchung  von  ge- 
sunden und  mit  Stridor  behafteten  Säuglingen  ergab  Folgendes:  Bei  nor- 


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No.  10. 


llot'IKilKfjEH. 


16!) 


malen  Säuglingen  präsentirt  eich  ein  von  beiden  hellen  Lungenfeldcru 
flankirter  Mittelschatten,  welcher  im  Ganzen  die  Form  einer  Flasche  mit 
plumpem  Körper  und  schmalem  Halse  hat.  Oer  Halsteil  dieses  flaschen- 
förmigen  Mittelschattens  reicht  vom  1.  oder  2.  bis  5.  oder  0.  Dorsalwirbel- 
körper;  er  gehört  der  Hauptmasse  nach  der  Thymus  an,  während  der  Körper 
des  flaschenförmigen  Schattenbildes  der  Herzmassc  angehört.  Schwankungen 
in  Bezug  auf  die  Grösse  des  Thymusschattens  kommen  in  bestimmten, 
nicht  allzu  weiten  Grenzen  auch  bei  normalen  Kindern  vor.  Bei  grossen 
Thymusdrüsen  confluirt  der  der  Thymus  angebörige  Schatten  mit  dem  Herz- 
schatten und  die  Randpartien  dieses  combinirten  Schattenbildes  sind  in  der 
Regel  gegen  die  Lungenhelle  etwas  verschwommen.  Bei  den  angeborenen 
Herzfehlern  ohne  Thymushyperplasie  hingegen  ist  der  Herzschatten  ge- 
wöhnlich scharf  von  der  Lungenhelligkeit  abgesetzt.  Ganz  anders  bei  der 
BronchialdrQsenhyperplasie.  Bei  dieser  erscheinen  an  der  oberen  Grenze 
der  cardialen  Verbreiterung  des  Mittelschattens  in  der  Lungenhelligkeit 
Schattenflecke  zu  beiden  Seiten  des  Herzschattens,  welche  dem  letzteren 
dicht  auliegen  uud  als  rundlich  convexe  Protuberanzen  imponiren.  Eine 
wesentliche  Verbreiterung  des  Mittelscbattens,  insbesondere  aber  ein  Uebcr- 
lagertwerden  des  rechtsseitigen  Anteiles  des  Herzschattens  in  grossem  Um- 
fange vom  Thymusschatten  kommt  nur  bei  perkutorisch  feststellbarer 
Tymushy pertrophie  vor.  Am  häufigsten  kommt  diese  radiographisch  und 
perkutorisch  nachweisbare  Thyraushypertropbie  bei  Kindern  mit  Stridor 
congenitus  vor.  Diese  Kinder  haben  immer  vergrösserte  Thymus  und  fast 
ausnahmslos  bedeutend  verbreiterte  Thymusschatten,  während  Kinder,  bei 
weichen  normale  perkutorische  und  radiographische  Verhältnisse  der 
Thymus  Vorlagen,  niemals  von  Stridor  congenitus  befallen  waren.  Von 
20  Kindern  mit  Stridor  congenitus  standen  alle  im  1.  Lebensjahr,  die 
meisten  im  Alter  von  2 bis  4 Monaten.  Bei  Abnahme  des  Steuosen- 
geräusches  war  auch  ein  Kleinerwerden  des  Thymusschattens  zu  constatiren 
als  Folge  der  physiologischen  Involution  der  Thymus.  Nach  allem  besteht 
ein  causaler  Zusammenhang  zwischen  Stridor  congenitus  und  Thymushyper- 
plasie und  Verf.  schlägt  deshalb  vor  den  Namen  Stridor  congenitus  durch 
Stridor  thymiens  zu  ersetzen.  Ein  grosser  Teil  der  Kinder  mit  Thymus- 
vergrösserung  bietet  überdies  Zeichen  von  Rachitis.  Das  in  Rede  stehende 
Geräusch  ist  nicht  immer  ein  rein  tracheales  Stenosengeräusch,  sondern 
kann  zum  Teil  auch  am  Aditus  laryngis  gebildet  werden.  Infolge  der 
Trachealstenose  können  nämlich  die  Organe  d«  Kehlkopfeinganges  bei 
jeder  Inspiration  nach  innen  aspirirt  werden  und  hierbei  kann  die  Epi- 
glottis umgekrämpt  werden,  wie  dies  Ckrf,  Sutherland  u.  A.  beschrieben 
und  irriger  Weise  als  congenitale  Missbildung  des  Kehldeckels  gedeutet 
haben.  — Auch  bei  adenoiden  Vegetationen  kann  geräuschvolle  Atmung 
von  mehrmonatlichen  Bestände  im  Säuglingsalter  Vorkommen.  Das  Ge- 
räusch ist  aber  hierbei  von  schnarchendem  Charakter,  beim  Stridor  thymiens 
ist  es  rauh,  röchelnd.  Uebrigens  kommt  eine  Combination  von  Thyrnus- 
vergrösserung  und  adenoiden  Vegetationen  öfter  vor.  Sonst  kommen  noch 
differentialdiagnostisch  in  Betracht:  1.  Bronchialdrüsenhypertrophie;  bei 
dieser  bestehen  Heiserkeit  und  krampfartiger  Husten,  bisweilen  Staunngs- 
ersebeinungen  in  den  Halsvenen,  oft  auch  haben  die  Kinder  ein  leidendes 


r 

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170 


II K1CHMANN.  KaUCONNK  I . 


No.  10. 


Aussehen,  während  die  mit  thymogenem  Stridor  normal  sich  entwickeln. 
— Bei  Brouchitis  capillaris  ist  die  Inspiration  in  der  Regel  ziemlich  frei, 
die  Kxpiration  giemend  und  pfeifend,  dabei  sind  die  Kinder  cyanotisch. 

Stadthagen. 

Reicliinanii,  Die  inspiratorische  Verkleinerung  des  Pulses  (sog.  Pulsus 
paradoxus).  Zeitschr.  f.  klin.  Med.  1904,  53.  Bd.,  S.  112. 

Verf.  kommt  zu  dem  Ergebnisse,  dass  die  inspiratorische  Verkleinerung 
bezw.  (wenn  in  stärkster  Weise  ausgebildet)  das  inspiratorische  Aussetzen 
des  Pulses  verursacht  wird  durch  eine  Störung  des  normalen  Verhältnisses 
zwischen  arteriellem  Blutdruck  und  den  durch  die  Respiration  vcranlasstcn 
intrathoracischcn  Druckschwankungen  zu  Gunsten  des  letzteren.  Da  die 
Wirkung  einer  solchen  Störung  also  darin  besteht,  dass  die  normaler  Weise 
zwar  vorhandenen,  für  unsere  jetzigen  Hülfsmittel  aber  für  gewöhnlich 
nicht  nachweisbaren  Aenderungen  der  Pulswelle  für  uns  erkennbar  werden, 
so  haben  wir  demgemäss  eigentlich  eine  Steigerung  eines  normalen  Phä- 
nomens vor  uns.  Deshalb  ist  auch  die  Bezeichnung  „Pulsus  paradoxus“ 
nicht  glücklich  und  man  spricht  besser  nur  von  einer  mehr  oder  weniger 
ausgesprochenen  inspiratorischen  Pulsverkleinerung.  Die  diagnostische  Be- 
deutung dieser  Pulsart  ist  also  eine  geringe  (wenn  nicht  gleichzeitig  ein 
inspiratorisches  Anschwellen  der  Halsvenen  vorhanden  ist  — aber  dann 
handelt  es  sich  um  abnorme  Verwachsungen  im  Mediastinum).  Wodurch 
die  oben  erwähnte  „Störung“  des  normalen  Verhältnisses  verursacht  wird, 
wird  in  jedem  einzelnen  Falle  zu  untersuchen  sein.  Schaefer. 


Fauconnet,  Ueber  Herzbigeminie  nach  Digitalisgebrauch.  Münch,  med. 

Wochenschr.  1904,  No.  51. 

Verf.  berichtet  über  einen  Fall  von  Herzbigeminie,  die  bei  einer 
Patientin  mit  Mitralinsufficionz  während  der  Darreichung  von  Digitalis 
auftrat.  Kr  betrachtet  dies  Phänomen  nicht  als  eine  Intoxikationserschei- 
nung, vielmehr  leitet  er  dessen  Zustandekommen  aus  den  durch  die  Digi- 
talis geschaffenen  mechanischen  Verhältnissen  ab.  Schon  durch  die  Mitral- 
iusufficienz  an  sich  kommt  es  zur  Stauung  und  Drucksteigerung  im  linken 
Vorhof.  Entfaltet  nun  das  Medikament  seine  volle  pharmakodynamische 
Wirkung  (stärkere  G’ontraktion  der  Herzmuskulatur  und  bessere  Füllung 
der  Herzhöhlen),  so  wird  flie  Blutmenge  bei  den  vorhandenen  anatomischen 
Veränderungen  mit  um  so  grösserer  Gewalt  in  den  Vorhof  zurückströmen 
und  hier  an  den  Einmündungsstellen  der  grossen  Venen  als  Extrareiz  eine 
Extrasystole  auslösen.  Diese  findet  aber  zu  einem  mechanisch  recht  un- 
vorteilhaften Augenblick  statt,  nämlich,  wenn  der  Ventrikel  noch  unge- 
ügend  gefüllt  ist,  und  der  in  der  Aorta  herrschende  Druck  noch  annähernd 
maximal  ist.  Die  Kleinheit  der  zweiten  Pulswelle,  die  häufig  nur  durch 
den  Spbvgmograph  zu  erkennen  ist  (Pseudobradycardie),  zeigt  dies  deut- 
lich. So  schafft  die  Digitalis  gerade  durch  ihre  anregende  Wirkung  auf 
die  Herzmuskulatur  bei  gewissen  Veränderungen  des  Klappenapparates  für 
den  Kreislauf  deletäre  Verhältnisse.  Alkan. 


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No.  10. 


Pick.  — Sciimid.  Käkok  und  (iäKAUiiKL.. 


171 


A.  Pick,  Fortgesetzte  Beiträge  zur  Pathologie  der  sensorischen  Aphasie. 

Arcb.  f.  Psycb.  u.  Ncrvenkrankh.  37.  Bd.  (I) 

In  dem  von  P.  beobachteten  Falle  handelt  es  sich  um  eine  80jährige 
Magd  mit  massiger  auf  beginnende  Hirnatrophie  hinweisender  amnesti- 
scher Aphasie.  Nach  einem  Schlaganfall  ohne  Lähinungserscheinungen, 
aber  mit  rechtsseitiger  Hämianopsie,  bestand  nicht  vollständige  Worttaub- 
heit, indem  das  Gehörte  als  Wort  gut  aufgefasst  wurde  und  dadurch  das 
Nachsprechen  gelegentlich  ermöglicht  war.  Die  willkürliche  Sprache  zeigte 
Gemisch  von  Paraphasie  und  amnestischer  Aphasie;  dabei  bestand  ein  Ver- 
ständnis des  eigenen  Sprachdefekts,  Verständnis  gehörter  Musik;'  das 
Schreiben  war  aufgehoben,  Lesen  nur  in  geringem  Grade  möglich.  Man 
musste  zunächst  eine  Läsion  der  linksseitigen  1.  Schläfenwiudung  und  des 
angrenzenden  Gyrus  angularis  annehmen  und  für  das  Verständnis  des  Ge- 
hörten als  Wort  eine  Erklärung  suchen.  Dass  es  sich  weder  um  eine 
partielle  Läsion  der  Schläfenwindung  (oder  transcortikale),  noch  um  eine 
Rückbildung  einer  vollständigen  Worttaubheit  handelte,  lehrte  die  Sektion, 
welche  eine  völlige  Zerstörung  des  linksseitigen  akustischen  Wortcentruras 
erwies.  Die  Auffassung  des  Gehörten  als  unverstandene  Worte  musste 
durch  das  rechtsseitige  snbstituirend  eintretende  akustische  Wortcentrum 
erklärt  werden,  das  aber  durch  die  allgemeine  Hirnatrophie  mit  erkrankt 
war  und  daher  nicht  zur  vollen  Leistungsfähigkeit  kommen  konnte.  — 
Das  fast  vollständige  Verständnis  für  den  eigenen  gemischten  amnestisch- 
paraphasischen  Sprachdefekt  wird  dadurch  erklärt,  dass  die  Kranke  zu 
jenem  Sprachtypus  (Charcot)  gehörte,  bei  welchem  die  motorischen  Wort- 
vorstellungen die  leitende  Rolle  in  der  inneren  Sprache  besassen.  Das 
motorische  Sprachcentrum  musste  hier  den  Lapsus  linguae  erfassen  und 
zu  corrigiren  versuchen.  S.  Kalischer. 


1)  J.  Seliinid,  Zur  Kenntnis  der  Lähmungen  bei  der  Meningitis  cerebro- 
spinalis. Deutsche  Zeitschr.  f.  Nervenheilk.  23.  Bd.  (1./2.). 

2)  L.  Renon  et  E.  Ueraudel,  Nevrites  post-pneuraoniques.  Arcb.  gener. 
de  med.  1903,  No.  7. 

1)  Bei  einem  früher  gesunden  Menschen  entwickelte  sich  plötzlich  das 
Bild  der  Meningitis  cerebrospinalis  epidemica  mit  Fieber,  Kopfschmerz, 
Erbrechen,  Nackensteifigkeit,  Muskeibyperästbesie,  Herabsetzung  der  Puls- 
frequenz. ln  der  Cerebrospinalflüssigkeit  war  der  Weichselbaum’sche  Diplo- 
coccus  nachweisbar.  Im  Verlaufe  der  Erkrankung  traten  hervor  eine 
Lähmung  des  linken  Deltoideus,  Infraspinatus,  sowie  eie  Schwäche  des 
Pectoralis  major,  Biceps  und  Triceps.  Ira  Deltoideus  bestand  Atrophie  und 
vorübergehende  Entartungsreaktion;  auch  eigentümlich  lokalisirte  Sensi- 
bilitätsstörungeu  begleiteten  die  Lähmung,  die  nach  einigen  Monaten  wieder 
völlig  zuriiekging.  Zeichen  einer  Erkrankung  der  peripheren  Nerven  und 
des  Plexus  fehlten,  vielmehr  wiesen  die  Art  der  Lähmung  wie  der  Verlauf 
auf  das  Vorhandensein  kleinerer  spinaler  Horde  hin,  sodass  man  eine 
Myelitis  disseminata,  die  sich  zu  der  Meningitis  cerebrospinalis  hinzuge- 
scllte,  annehmen  musste. 


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172 


Ddran.  Brno 


No.  10. 


2)  Die  Verff.  beobachteten  zwei  Fälle  vun  pust-pneumonischen  Neuri- 
tiden. Im  ersten  Falle  bestand  zuerst  eine  Neuritis  des  N.  ulnaris  rechts 
und  alsdann  nach  Ausbruch  einer  Urticaria  eine  linksseitige  Neuritis  des 
N.  ulnaris.  Die  Pneumonie  war  rechtsseitig.  Die  Neuritis  trat  am  11.  Tage 
nach  Beginn  der  Pneumonie  auf  und  war  sensibler  Natur;  links  erschieu 
sie  8 Tage  später.  Im  zweiten  Falle  bestand  ebenfalls  eine  rechtsseitige 
Pneumonie,  doch  mit  Delirien,  Hallucinationen,  Nackensteifigkeit  u.  s.  w. 
Am  6.  Tage  entstand  plötzlich  ein  Decubitus  in  der  linken  Kreuzbcingegeud, 
der  seiner  Lage  und  den  Begleiterscheinungen  nach  (Sensibilitätsstörungen) 
auf  ueuritischc  Basis  zurückgefübrt  wird.  — Wie  andere  postinfektiöse 
Störungen  tritt  auch  die  Pneumonie-Neuritis  erst  mit  der  Abnahme  des 
Fiebers  ein;  die  Prognose  ist,  wie  die  beiden  beschriebenen  Fälle  lehreu, 
eine  günstige.  S.  Kalischer. 

1)  K.  E.  Dorun,  Operative  interference  in  epiiepsy.  Albany  raed.  annals 
1902.  Dec. 

2)  M.  Biro,  Ueber  Epilepsie.  Deutsche  Zeitschr.  f.  Nervenbeilk.  23.  Bd., 
1.  u.  2.  H. 

1)  D.  giebt  zunächst  einen  Ueberblick  über  die  Anzahl  der  Anfälle 
bei  Epileptischen  vor  und  nach  der  Trepanation.  Die  Fälle  waren  alle 
schon  früher  einmal  operirt  worden  und  bekamen  auch  nach  der  Trepa- 
nation Brom:  in  einem  Falle  traten  von  Januar  bis  April  über  1000  An- 
fälle ein,  dann  wurde  operirt  und  in  den  folgenden  8 Monaten  ereigneten 
sich  nur  noch  20,  ira  ganzen  folgende  Jahre  81  Anfälle.  Im  zweiten  Falle 
(Operation  April  1900)  kam  es  im  Jahre  1900  zu  54  Anfällen,  im  Jahre 
1901  zu  40  Anfällen.  Im  dritten  Falle  (Operation  November  1900)  traten 
1900  125,  1901  80  Anfälle  auf.  D.  selbst  findet  diese  Erfolge  nicht  er- 
mutigend. Es  folgt  der  Bericht  über  4 Laparotomien:  Im  ersten  Falle 
wurde  bei  einer  37jährigen  Patientin  (mit  Kopftrauma),  erfolgloser  Trepa- 
nation und  Dysmennorrhoen,  die  schon  einmal  17  und  einmal  5 Jahre  an- 
fallsfrci  gewesen  war,  wegen  gehäufter  Anfälle  der  Uterus  (Retentionscyste) 
und  die  Adnexe  entfernt,  sie  blieb  20  Monate  ohne  Anfall.  Ebenso  besserte 
sich  eine  Kranke  mit  Anfällen,  die  der  „grossen  Hysterie“  glichen.  Sie 
wurde  von  adbärenten  und  cystisch  degenerirten  Ovarien  befreit.  In 
einem  dritten  Falle  bestanden  8 Jahre  lang  grosse  epileptische  Anfälle  zur 
Zeit  der  dysmennorrhoischen  Periode.  Beide  Ovarien  waren  adhärent,  nur 
das  rechte  konnte  entfernt  werden.  Die  Pat.  besserte  sich  im  allgemeinen 
erheblich  nnd  hatte  keine  Menstruationsbeschwerden,  aber  einige  Anfälle 
kehrten  noch  wieder.  Ein  vierter  Fall  besserte  sich  nach  einer  Oopho- 
rektomie, aber  die  Beobachtung  war  zu  einem  endgiltigen  Urteil  noch 
zu  kurz. 

2)  Unter  288  Fällen  waren  150  Männer  und  135  Frauen,  60  pOt.  der 
Erkrankungen  entfallen  auf  das  Lebensalter  bis  zum  20.  Lebensjahre,  ln 
der  Aetiologie  ergäuzen  sich  oft  die  Heredität  und  sonstige  ursächliche 
Faktoren.  Primär  kann  die  Epilepsie  entstehen  nach  physischen  und 
psychischen  Traumen,  seltener  reflektorisch  von  Erkrankungen  anderer  Or- 
gane aus  oder  auf  Grund  allgemeiner  Erkrankungen  oder  Iufektionen,  oft 
nach  chronischer  Alkoholvergiftung.  Hat  man  auf  die  eine  oder  andere 


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No.  10. 


HaKI>K.NI!KL'KII  und  Samhktu.  — Ddmatii 


173 


Art  Epilepsie  erworben,  so  kann  man  sie  anf  die  Nachkommen  vererben, 
ebenso  können  hereditär  Belastete  durch  eines  der  genannten  Momente 
leicht  an  Epilepsie  erkranken.  Die  Gapitel  über  Symptomatologie  eignet 
sich  nicht  zum  Referat  an  dieser  Stelle,  im  Kapitel  „Therapie“  wird  eine 
kurte  Oebersicht  über  die  üblichen  Behandlungsmethoden  gegeben. 

M.  Brasch. 


Bardenheuer  und  Sambeth,  Zwei  Fälle  von  Facialis-Hypoglossus-Ana- 
stomose.  Festschr.  zur  Eröffnung  d.  Akademie  zu  Cöln.  1904.  S.  210. 

Nach  einer  schweren  Phlegmone  der  linken  Halsseite  bestand  bei 
einem  28jährigen  Fräulein  seit  16  Jahren  eine  linksseitige  Facialislähmung. 
Obgleich  sich  bei  der  Operation  ein  grosser  Defekt  im  N.  facialis  vom 
Foramen  styl,  bis  zur  Aussenfläche  des  Unterkiefers  zeigte,  war  angeblich 
die  elektromnskuläre  Erregbarkeit  erhalten  geblieben.  Es  wurde  der 
N.  bvpoglossus  nahe  der  Zunge  quer  durchtrennt  und  an  den  Facialis- 
stumpf  angenäht.  Der  Erfolg  war  ein  sehr  guter;  nur  die  Stirnmuskeln 
zeigten  keine  Besserung  ihrer  Beweglichkeit.  Die  Ausfallserscheinungen 
von  Seiten  der  gelähmten  linken  Zungenhälfte  glichen  sich  nach  einigen 
Wochen  aus.  Da  der  N.  hypoglossus  darchtrennt  und  überpflanzt  war, 
fehlten  Mitbewegungen  der  Zunge. 

In  einem  zweiten  Falle  war  bei  einem  37jährigen  Mann  eine  links- 
seitige Facialislähmung  nach  verschiedenen,  wegen  linksseitiger  Mittelobr- 
eiterung unternommenen  Operationen  eingetreten.  Heftige  Kopfschmerzen 
and  Scbwindelanfälle  nötigten  zu  einer  Eröffnung  des  Schädels  und  Ent- 
fernung von  verdickten  Verwachsungen  der  Dura  mit  dem  Periost.  (Näheres 
s.  im  Original.)  Hierauf  wurde  die  Vernähung  des  peripherischen  Facialis- 
stumpfes  mit  dem  centralen  Hypoglossusende  ausgeführt.  Der  Erfolg  war 
ein  guter;  schon  nach  kaum  drei  Wochen  sollen  die  Gesichtsmuskeln  alle 
prompt  auf  den  faradischen  Strom  reagirt  haben  (?  Ref.).  Die  Stirn- 
Nasenmuskeln  zeigten  auch  hier  in  ihrer  Beweglichkeit  den  geringsten 
Fortschritt.  Verff.  empfehlen  bei  der  Operation  die  vollkommene  Durch- 
trenuung  des  N.  hypogl.,  da  so  die  Mitbewegungen  der  Zunge  ausgeschaltet 
würden.  Dass  aber  durch  diese  Methode  die  Atrophie  der  Zunge,  wie  die 
Autoren  S.  232  oben  sagen,  vermieden  würde,  will  dem  Ref.  nicht  ein- 
leuchten, der  übrigens  selber  die  Wahl  des  Hypoglossus  vor  der  des 
N.  accessorius  bevorzugt,  wie  den  Autoren  beim  Citiren  des  Körte’schen 
Falles  offenbar  entgangen  ist.  Bernhardt. 


4.  Donath,  Bemerkungen  über  die  Convergenzlähmung  und  die  Centrcn 
der  associirten  Augenbewegungen.  Szemeszet  No.  1.  Beilage  zu  Buda- 
pest; Orvosi  Ujsäg  1904,  No.  7. 

Im  Anschluss  an  einen  Fall  von  Ponserkrankung,  wo  neben  ver- 
schiedenen anderen  Symptomen  auch  eine  Convergenzlähmung  — und  zwar 
stärker  am  linken  wie  am  rechten  Auge  — vorhanden  war,  befasst  sich 
Verf.  eingehend  mit  den  associirten  Augenbewegungen.  Sämmtliche  Augen- 
bewegungen sind  bekanntlich  bilateral  und  zwar  funktioniren  die  gleich- 
namigen Muskeln  gleichzeitig,  nur  beim  Lateralsehen  funktion irt  der  Reclns 


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174 


BoKCK.  l>K  -\  llll  lS. 


No.  10. 


int.  des  einen  Auges  mit  dem  Hectus  ext.  des  anderen.  A priori  ist  an- 
zunebmen,  dass  die  willkürlichen  Augenbewegungen  ein  cortikales  Centrum 
besitzen,  was  auch  durch  Tierexperimente  bekräftigt  ist.  Aber  falsch  wäre 
es,  AdamOck’s  Ansicht  und  den  nicht  einwandsfreien  anatomisch  patho- 
logischen Befunden  gemäss  anzunehmen,  dass  die  Cortikalcentren  der 
Augenbewegungen  vom  Gyrus  angularis  durch  die  Quadrigemina  zu  den 
Nervenkernen  der  Augenmuskeln  hinziehen.  Besonders  Marina’s  neuere 
Untersuchungen  beweisen,  dass  synergetische  Augenbewegungen  auch  mit 
transplantirten  Muskeln  durchführbar  sind,  indem  er  an  Stelle  des  ent- 
fernten Kectus  int.  den  Obliquus  sup.  oder  Hectus  ext.  und  Vice  versa 
transplantirte  und  nach  erfolgter  Heilung  die  Convergenz  mit  den  ver- 
tauschten Muskeln  ganz  gut  gelang  zum  Beweise  dessen,  dass  die  identi- 
schen Combinationen  der  Bewegungen  auch  mit  Hülfe  anderer  Bahnen  und 
Centren  durchführbar  sind.  Infolgedessen  ist  es  ganz  überflüssig,  ein  be- 
sonderes subcortikales  ('entrum  dazu  anzunehmen.  Auch  dieser  Umstand 
spricht  für  die  Annahme  eines  cortikalen  Centrums.  Zur  Erklärung  der 
bei  Ponserkrankung  vorkommenden  Convergenzlähmung  genügt,  anzu- 
uehmen,  dass  von  den  willkürlichen  Bahnen,  die  vom  Cortex  direkt  zum 
zum  Kern  der  Mm.  interni  ziehen,  die  zu  dem  einen  Kern  führende  Bahn 
nicht  weit  von  dort,  wo  sie  sich  in  den  Kern  vertieft,  lädirt  ist.  Dies 
erklärt  auch  den  verschiedenen  Grad  der  Convergenzlähmung  an  den  beiden 
lnternusmuskeln.  J.  Honig. 

C.  lioeck,  Hereditäre  Lues  in  der  zweiten  Generation.  Berl.  klin.  Wochen- 
schrift 1904,  No.  37. 

Verf.  berichtet  über  drei  Fälle,  in  denen  hereditär-syphilitische  Mütter, 
ohne  dass  bei  ihnen  Verdacht  auf  eine  Reinfektion  vorlag,  wieder  hereditär- 
syphilitische Kinder  zur  Welt  brachten.  Dass  es  sich  bei  den  letzteren, 
die  erst  5—10  Monate  alt  zur  Beobachtung  kamen,  etwa  um  acquirirte 
Syphilis  handelte,  glaubt  B.  nach  den  beobachteten  Krnnkheitserschcinungen 
sicher  ausschliessen  zu  dürfen.  Auch  auf  den  Umstand,  dass  über  die  Ge- 
sundheit der  Väter  in  zweien  der  Fälle  nichts  festgestellt  werden  konnte, 
legt  er  keinen  besonderen  Wert,  weil  er  mit  Matzenauer  u.  A.  das  Vor- 
kommen einer  paterucn  Syphilisvererbuug  bezweifelt.  H.  Müller. 


Th.  de  Amieis,  Un  nouveau  cas  de  gale  norvegienne  ou  crofiteuse.  Berl. 
klin.  Wochenschr.  1904,  No.  37. 

Ein  13jähriges  rachitisches  und  schlecht  genährtes  Mädchen  litt  seit 
einem  Jahre  an  einem  stark  juckenden  Ausschlage,  der  zunächst  den  Ein- 
druck einer  Psoriasis  rupioides  machte.  Die  Haut  des  ganzen  Körpers 
vom  Halse  nach  abwärts  war  gerötet  und  mit  Schuppen  bedeckt,  die  sich 
an  den  Knieen  und  Ellenbogen,  am  unteren  Teile  des  Vorderarms,  an  Hand- 
und  Fingerrücken  zu  dicken  grauweissen  Krusten  gehäuft  hattcu.  Hand- 
teller, Interdigital-  und  Achselfalten  waren  ebenso  wie  das  Gesicht  frei.  — 
Erst  als  der  Vater  des  Kindes  sich  mit  einer  ganz  gewöhnlichen  Scabies 
vorstellte,  entstand  der  Verdacht,  dass  es  sich  bei  dem  Mädchen  um  die- 
selbe Krankheit  handeln  könnte.  In  der  Tat  zeigten  sich  die  Krusten  zum 


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No.  10. 


1'ki.aoatti.  — /[iTkkkk aniil.  Stöcker.  Bakmno.  Wali.ack. 


175 


grossen  Teil  aus  Krätzmilben,  deren  Eiern  und  Fäces  zusammengesetzt  und 
unter  der  gewöhnlichen  Scabiesbchandlung  erfolgte  rasche  Heilung. 

H.  Müller. 

M.  Pelagatti,  Mycosis  fungoides  und  Leukämie.  (Aus  der  Klinik  des  Prof. 
V.  Mibklli  in  Parma.)  Monatsh.  f.  prakt.  Dermatol.  Bd.  39,  No.  7,  8. 

Verf.  berichtet  über  einen  typischen  Fall  von  Mycosis  fungoides,  der 
nach  etwa  S’/jjähriger  Dauer  mit  dem  Tode  endete.  Die  schon  währeud 
des  Lebens  wiederholt  coustatirte  ausgesprochene  Leukocytose  des  Blutes 
in  Verbindung  mit  den  Veränderungen,  die  bei  der  Sektion  das  Knochen- 
mark, die  Leber,  die  Milz,  die  Lymphdrüsen  zeigten,  sowie  der  überein- 
stimmende histologische  Befund  in  der  erkraukten  Haut  und  den  genannten 
inneren  Organen  führen  P.  zu  dem  Schlüsse,  dass  bei  einem  Pat.  neben 
der  Mycosis  fungoides  eine  myelogene  Leukämie  bestand  und  dass  die 
erstere  überhaupt  nur  als  eine  besondere  Form  der  Hautleukämie  anzu- 
sehen ist.  H.  Müller. 

1)  Zuckerkand!,  Uebcr  die  Totalexstirpation  der  hypertrophischen  Prostata. 
Wiener  klin.  Wochenschr.  1903,  No.  44. 

2)  Stöcker,  Observations  on  suprapubic  prostatectomy.  The  Brit.  med. 
journ.  1904,  No.  2248. 

3)  Hurling.  Prostatic  enlargement  and  its  treatment  by  Freyer’s  method.  lbid. 

4)  Wallaee,  An  anatomical  criticism  of  the  procedure  known  as  total 
prostatectomy.  Ibidem. 

1)  Z.  verfügt  über  10  Fälle  von  Exstirpation  der  hypertrophischen 
Prostata;  zwei  Fälle  wurden  nach  der  Freyerschen  Methode  durch  Sectio 
alta  entfernt,  in  beiden  trat  infolge  Urosepsis  der  Tod  ein;  demnach  ist 
die  Operation  ein  gefährlicher  Eingriff,  der  nur  für  Ausnahmefälle  in  Be- 
tracht kommt.  Harmloser  und  wirksamer  ist  die  perineale  Operation,  die 
in  allen  8 Fällen  zum  Ziel  führte;  die  Technik  ist  leicht  zu  beherrschen, 
die  Gefahren  des  Eingriffs  können  als  gering  angesehen  werden.  Indicirt 
ist  die  Operation  bei  chronischen,  completen  Harnverhaltungen  der  Prosta- 
tiker, bei  der  incompleten  Form  der  Retention,  wenn  diese  mit  quälenden 
lokalen  Symptomen  einhergeht,  häufig  complet  wird,  oder  wenn  die  Harn- 
röhre für  Katheter  schwierig  passirbar  ist  und  leicht  blutet,  endlich  wo 
die  Prostatahypertrophie  mit  recidivireoden  Blasensteinen  complicirt  ist. 

2)  St.  berichtet  3 Fälle  vou  erfolgreicher  suprapubischer  Exstirpation 
der  Prostata  nach  der  Freyer 'selten  Methode. 

3)  ß.  teilt  10  Fälle  mit,  die  gleichfalls  nach  der  Freyer’schen  Me- 
thode mit  gutem  Resultat  operirt  wurden. 

4)  Die  gewöhnliche  Form  der  Prostatahypertrophie  ist  adenomatösen 

Charakters;  das  adenomatöse  Gewebe  umgiebt  die  ganze  Pars  prostatica 
urethrae;  auch  bei  der  sogenannten  Totalexstirpation  der  Prostata  bleibt 
stets  die  chirurgische  Kapsel  mit  etwas  Drüsengewebe  zurück.  Die  Fascia 
recto-vesicalis  und  die  Prostatagefässe  werden  bei  der  subcapsulären 
Enukleation  nicht  verletzt;  handelt  es  sich  um  die  Exstirpation  einer 
grossen  Prostata,  so  muss  stets  die  Urethra  prostatica  in  grosser  Aus- 
dehnung verletzt,  werden.  Karo. 


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170 


DhUKI.LK.  ltlCUTKH. 


No.  10. 


M.  Druelle,  Ulcörutions  blennorrhagiques  de  la  vulve.  Arch.  gener.  de 
rai'd.  1904,  No.  29. 

Unter  den  bei  der  weiblichen  Gonorrhoe  vorkommenden  Geschwürs- 
bildungen  sind  zwei  Gruppen  zu  unterscheiden.  Die  erste  umfasst  die  im 
akuten  Stadium  auftretenden,  flachen,  unregelmässig  gestalteten  und  meist 
multiplen  Erosionen  der  Schleimhaut.  Sie  heilen  rasch  bei  sorgfältiger 
Lokalbehandlung  und  bieten  diagnostisch  keine  Schwierigkeiten.  Die 
zweite  Klasse  von  Ulcerationen  sind  diejenigen,  welche  eine  wohlbegrenzt« 
Form  annehmeu;  meist  sind  sie  rund,  bisweilen  kommen  sie  aber  auch  als 
Fissur  oder  Rhagade  zwischen  Schleimhautfalten  vor.  Ihr  Verlauf  ist 
chronisch  und  die  Differeutialdiagnose  von  anderen  venerischen  Geschwüren 
bisweilen  nicht  leicht.  Sic  sind  Folgen  einer  chronischen  Gonorrhoe  und 
können  nur  durch  Ausheilung  dieser  zur  Vernarbung  gebracht  werden.  — 
Verf.  teilt  im  Anschluss  an  diese  Ausführungen  zwei  Beobachtungen  mit, 
in  denen  die  Differentialdiagno.se  zwischen  gonorrhoischem  Ulcus  und 
syphilitischem  Primäraffekt  Schwierigkeiten  darbot.  B.  Marcusc. 

Richter,  Thrombose  und  Embolie  im  Wochenbett  sowie  die  auf  derselben 
Grundlage  beruhenden  Lungenerkrankungen  der  Wöchnerinnen.  Arch.  f. 
Gynäkol.  1904,  Bd.  74,  H.  1. 

R.  teilt  in  der  der  interessanten  Arbeit  die  Erfahrungen  mit,  die  in 
der  Dresdener  Frauenklinik  über  Thrombosen  und  Embolien  bei  Wöchne- 
rinnen gesammelt  wurden.  Besonderen  Wert  legte  er  auf  die  Feststellung 
der  Bedeutung  eines  Phänomens,  auf  das  Mahler  die  Aufmerksamkeit  ge- 
lenkt hat,  nämlich  des  kletterartigen  Ansteigens  des  Pulses  als 
Zeichen  drohender  Embolie.  — Verf.  fand  auf  rund  1GOOO  Wochen- 
betten 20  Embolien  und  78  Thrombosen  sowie  18  „puerperale  Lungen- 
affektionen.“ — Von  den  Embolien  waren  00  pCt.  tötlich,  40  pOt.  konnten 
geheilt  werden.  Bei  12  zum  Exitus  führenden  Embolien  trat  der  Tod  lOrnal 
plötzlich,  d.  h.  gleich  beim  ersten  Anfall,  auf,  nur  zweimal  gingen  ihm 
leichtere  embolische  Anfälle  voraus.  — Das  Mahler’sche  Zeichen  fand  R. 
in  03  pCt.  der  Fälle  deutlich  positiv,  in  34  pCt.  undeutlich  positiv  — 
(wegen  der  schon  vorher  bestehenden  Temperatursteigerungen)  — und  nur 
in  2 pCt.  war  es  negativ  (einmal  war  die  Curve  verloren  gegangen).  — 
In  19  Fällen  von  Lungenaffektionen  wurde  8mal  das  Mahler’sche  Zeichen 
deutlich  positiv  gefunden,  in  10  Fällen  kam  es  wegen  des  bestehenden 
Fiebers  nicht  deutlich  zur  Darstellung,  doch  war  cs  meist  positiv;  einmal 
war  es  direkt  negativ.  — Der  Wert  des  Mahler’schen  Zeichens  zur  Früh- 
diagnose von  Thrombose  und  Embolie  sowie  zur  Erkennung  „puerperaler 
Luugenaffektioneu“  ist  daher  ein  sehr  grosser  und  es  dürfte  dieses  Symptom 
nur  sehr  selten  im  Stich  lassen.  Sein  Wert  ist  um  so  grösser,  als  es  das 
einzige  Frühsymptom  ist  und  bei  bestehendem  Verdacht  auf  Thrombose, 
wozu  das  Auftreten  des  Mahler’schen  Zeichens  unbedingt  auffordert,  eine 
streng  durchgeführte  Prophylaxis  das  geeignetste  und  bisher  auch  wohl 
das  einzige  Mittel  zur  Verhütung  von  Embolien  ist.  Br.  Wolff. 

Kinscndungeii  worden  au  die  Adresse  de»  Herrn  (»eh.  Med. -Kal  Prof.  Dr.  M.  Bernhardt  (Berlin  W. 

Französische  Strasse  21)  oder  au  die  Verlagshandlung  (Berlin  NW.,  Unter  deu  Linden  €8)  et  beten 

Verla«  »on  August  llirsrh«a  Id  in  Herlin.  — l>rurk  ton  I>.  Schumacher  In  Berlin  N.  SM. 


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1-2  popen  \Ma  Schlüsse 
s TiteL,  Na- 
bu Register. 


Centralblatt 


Praia  dea  Jahrgang«« 
38  Mark  : au  beziehen 
durch  alle  Buchhand- 
lungen u.  Pos'.anstalten. 


für  die 


edicinischen  Wissenschaften. 

Unter  Mitwirkung  von 

Prof.  Dr.  H.  Senator,  Prof.  Dr.  E.  Salkowski,  Prof  J>r.  P.  Schultz, 

redigirt  von 


1905. 


Prof.  Dr.  M.  Bernhardt 

in  Berlin. 

<8.  März. 


iiiliu.it:  Bahtkls.  Die  Lymphgefässe  des  Pankreas.  — ■ Eppingbr, 
Autolyse  der  Punktionsflüssigkeiten.  — Gkünhaum.  Zur  Kenntnis  des  miitter- 
lichen  und  fötalen  Blutes  und  des  Fruchtwassers.  — Kurajkpf,  lieber  Plastein. 

— Pfeiffer,  Zur  Unterscheidung  von  Menschen-  und  Tierblut.  — Schwarz, 
Abstammung  der  einkernigen  Exsudatzellen.  — v.  FrikdlXkdeb,  Uebcr  die 
Operation  des  Klumpfusses.  — Eroelmann,  Zur  Kenntnis  der  Sakraltumoren.  — 
Wolkowitsch,  Behandlung  der  Gelenktuberkulose.  — Müller,  Complikation 
von  Mittelohreiterungen.  — Panse,  Otologische  Mitteilungen.  — Nbiirkorn, 
Zur  Entfernung  von  Fremdkörpern  aus  den  Bronchien.  — Bölling,  Krieo, 
Behandlung  der  Kehlkopf-  und  Lungentuberkulose.  — Hbllwig,  Zur  Serum- 
therapie des  Tetanus.  — Schmih,  Die  Zeckenkrankheit  der  Rinder.  — Luzzatto, 
Leber  die  Morphinglykosurie.  — Bkknhrim,  Ueber  die  Beeinflussung  des  Pulses 
durch  das  Zählen.  — Sticker,  Erleichterung  der  Palpation  des  Abdomens.  — 
Menge  lsohn,  llippenknorpelanomalieu  und  Lungentuberkulose.  — Variot  und 
Saint-Aldin,  Bloch.  Zur  Kenntois  der  Säuglingsatrophie.  — Fkbrannini, 
Wirkung  von  Kocbsalzinjektioncn  bei  Nephritis.  — Rothhann,  Seitenstrang- 
erkrankung und  spastische  Spinal paralyse.  — Meyer,  Ischias  mit  eompliciren- 
dem  Herpes.  — Lassak.  Ueber  Finsenbehandlung.  — Sampson,  Ueber  auf- 
steigende Niereninfektion.  — Uekmans,  Behandlung  der  Ruptur  der  Urethra. 

— v.  Bardrlehrn,  Ueber  die  Gefahren  der  instrumentelleu  Muttermunds- 
erweiterung. 


liartels,  Ueber  die  Lymphgefässe  des  Pankreas.  1.  Ueber  lymphatische 
Verbindungen  zwischen  Duodenum  und  Pankreas.  Arch.  f.  Anat.  u. 

Physiol.  Anat.  Abteil.  Jalirg.  1904,  H.  4,  5,  6,  S.  299. 

Mittels  der  Gerota’schen  Injektionsmethode  und  Conservirung  in  Pormol 
hat  B.  durch  Einstich  in  den  rechten  Lappen  des  Pankreas  ausser  den  in 
die  regionären  Lymphknoten  (Lymphoglandulae  mesentericae,  coeliacae, 
gastricae  speriores,  wahrscheinlich  auch  gastricae  inferiores  und  hepaticae) 
messenden  Lvmphstämmen  auch  zarte  Zweige  darznstellen  vermocht,  die 
ein  perilobnläres  Netzwerk  des  Pankreas  mit  einem  in  der  Duodenalwand 
gelegenen  Netzwerk  in  Verbindung  setzen.  Was  die  morphologische  Be- 
deutung dieser,  von  Wesling  und  Hoqoan  zuerst  wahrgenommenen  Ver- 
bindungen aniangt,  so  handelt  es  sich  um  direkte  Verbindungen  zwischen 
den  feinen  Darmnetzen  und  dem  gröberen  pankreatisclicn  Netze.  Tn  seltenen 
XLUI.  Jahrgang.  12 

r 

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178 


Eitinok».  — I inCNlIUM. 


No.  11 


Fällen  wird  auf  indirektem  Wege  durch  Anastoinosen,  welche  die  Gefässe, 
die  die  Darinnetze  mit  den  Mesenterialdrüsen  verbinden,  mit  dem  pankreati- 
sehen  Netzwerk  eingelien,  eine  Verbindung  hergestellt.  Diese  Uommuni- 
kationen  sind  echte  Lymphgefässe  und  deshalb  vom  morphologischen  Stand- 
punkte aus  nicht  als  ein  besonderer  Bestandteil  des  Lymphsystems  zu  be- 
trachten; allerdings  sind  solche  direkten  Verbindungen  bisher  von  keinem 
anderen  Organe  bekannt;  wohl  aber  indirekte  zwischen  benachbarten 
Organen.  Die  physiologische  Bedeutung  dieser  Comniunikationen  liegt 
darin,  dass  das  Vorkommen  zuführender  Lymphgefässe  im  Körper,  das  von 
vielen  bestritten  wird,  durch  diesen  Befund  bewiesen  ist.  mag  die  Richtung 
des  Stromes,  wie  für  gewöhnlich  anzunehmen  ist,  vom  Darm  zum  Pankreas 
oder  umgekehrt  gehen.  Vom  klinischen  Standpunkte  tritt  ausser  der 
Möglichkeit  für  das  Uebergreifen  von  F.ntzündungs-  und  Eitererregern  auf 
dem  Wege  der  Blutgefässe  und  der  Ausfuhrwege  auch  noch  der  Weg  der 
Lyraphbahn  hinzu.  Vielleicht  ergiebt  eine  specielle  Untersuchung,  dass 
auch  beim  Pankreas  nach  Analogie  der  Mastitis  die  primären  Entzündungen 
in  solche  sich  einteilen  Dessen,  die  auf  dem  Wege  der  Drüsengänge  ent- 
stehen (vorwiegend  parenchymatöse  Processe)  und  in  solche,  die  auf  dem 
Wege  der  lymphatischen  Verbindungen  zu  stände  kommen  (vorwiegend 
interstitielle  phlegmonöse  Processe),  ausserdem  selbstverständlich  in 
metastatische  Processe,  die  auf  dem  Wege  der  Blutbahn  entstehen. 

Poll. 

II.  Kppinger,*  Ueber  Autolyse  in  Punktionsflüssigkeiten  Zeitschr.  f.  Heilk. 

Bd.  XXV,  8.  378. 

E.  hat  an  neun  möglichst  aseptisch  aufgefangenen  Pnnktionsflüssig- 
keiten  den  Umfang  der  durch  Autolyse  erfolgenden  F.iweissspaitung  be- 
stimmt. — Fünfmal  in  Fällen  von  serösen  Ergüssen  bei  Tuberkulose,  bei 
Herzfehler,  bei  Lebercirrhose,  fand  er  keine  autolytischen  Vorgänge.  Wohl 
aber  zweimal  bei  eitrigen  Ergüssen  und  bei  zwei  serösen  auf  carcinnma- 
töser  Grundlage.  Um  zu  entscheiden,  ob  es  sich  hier  um  Autolyse  im 
engeren  Sinne,  oder  um  sog.  Heterolyse  handelt,  d.  h.  ob  das  Carcinom 
cineu  Einfluss  auf  die  Zersetzung  der  Eiweisskörper  in  der  Punktions- 
flüssigkeit habe,  hat  E.  Carcinompresssaft  mit  seröser  Punktionsflüssigkeit 
zusammen  der  Autolyse  überlassen  und  gefunden,  dass  ersterer  die  Auto- 
lyse in  letzterer  anztiregen  vermag.  — Die  Tatsache,  dass  carcinomatöse 
Transsudate  sich  autolytisch  verändern,  ist  nach  E.  differential-diagnostisch 
wichtig;  vielleicht  erklären  auch  die  autolytischen  Eigenschaften  des 
Carcinomgewebes  den  schnellen  Eintritt  der  Cachexie.  A.  Loewy. 


D.  Griinbituni,  Vergleichende  Untersuchungen  über  die  molekulare  Con- 
centration  des  mütterlichen  und  fötalen  Blutes  und  des  Fruchtwassers 
unter  Berücksichtigung  der  chemischen  Zusammensetzung  des  Frucht- 
wassers. Verhandl.  d.  physikal.-med.  Gesellschaft  zu  Würzburg.  1904. 
ln  dieser  sehr  umfassenden,  auch  die  Litteratur  ausgiebig  berück- 
sichtigenden Arbeit  bringt  G.  zunächst  Material  über  die  molekulare  Con- 
centration  (Gefrierpunkt)  des  mütterlichen  und  fötalen  Blutes,  sowie  des 


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So.  11. 


Kukajkfk. 


17!) 


Fruchtwassers  beim  Menschen  während  der  Austreibungsperiode.  Das 
mütterliche  Blut  entstammt  dem  retroplacentarcn  Hämatom,  das  fötale  dem 
Nabelstrang.  Weiter  berichtet  er  über  zahlreiche  Versuche  am  Blute  und 
an  der  Amnion-  bezw.  Allantoisflüssigkeit  beim  Rinde  in  den  verschiedenen 
Perioden  der  Trächtigkeit,  sowie  über  einige  an  Ziege,  Schwein,  Hund, 
Katze.  — G.  findet,  dass  beim  Menschen  mütterliches  und  fötales  Blut  die 
gleiche  molekulare  Concentration  haben  und  dass  diese  etwas  geringer  ist 
(J  = — 0,63°)  als  bei  nicht  schwangeren  Frauen  (J  = — 0,50°).  Dagegen 
ist id  bei  trächtigen  Tieren  und  bei  nicht  trächtigen  gleich.  — Das  mensch- 
liche Fruchtwasser  ist  weniger  concentrirt  als  Blut,  J = — 0,425°,  der 
fötale  menschliche  Harn  noch  weniger  (J  = — 0,20°).  — Beim  Rind  ist 
das  Amnionwasser  bis  gegen  Ende  der  Trächtigkeit  dem  Blute  annähernd 
gleich  concentrirt,  dann  etwas  weniger.  Das  Allantoiswasser  ist  anfangs 
dem  Blut  ähnlich  concentrirt,  dann  in  der  Mitte  der  Trächtigkeit  wird  es 
sehr  viel  weniger  concentrirt,  um  gegen  Ende  dem  Blut  wieder  fast  gleich 
zu  werden.  — Ziege,  Hund,  Katze  verhalten  sich  ähnlich  wie  das  Rind, 
nur  beim  Schwein  ist  in  der  zweiten  Hälfte  der  Trächtigkeit  das  Amnios- 
wasser  weniger  als  das  Blut  concentrirt.  — Zieht  man  neben  dem  physi- 
kalisch-chemischen Verhalten  zugleich  das  chemische  mit  in  Betracht  — 
und  G.  hat  genau  nicht  nur  die  organischen,  sondern  auch  die  Mineral- 
bestandteile ermittelt  — so  kann  man  schliessen,  dass  das  Amnionwasser 
einem  Transsudate  entspricht,  das  Allantoiswssaer  ist  im  Anfang  Trans- 
sudat, später  hauptsächlich  fötaler  Harn;  das  menschliche  Fruchtwasser 
ist  ein  Gemisch  aus  Transsudat  und  Fötalharn.  — Im  Allantoiswasser  des 
Rindes  linden  sich  in  der  zweiten  Hälfte  der  Entwickelung  reichlich 
Peptone,  im  Fruchtwasser  aller  Haussäugetiere  dauernd  Lävulose  und  zwar 
bei  Rind  und  Ziege  mehr  im  Allantois-,  beim  Schwein  mehr  im  Amnion- 
wasser.  Beim  Menschen  und  Hund  findet  sich  keine  Lävulose. 

A.  Loewy. 


I).  Kurajeir,  Ueber  das  Piastern  aus  krystallisirtem  Ovalbumin  nnd  über 
das  Verhalten  der  Plasteinalbumosen  zur  Magen-  und  Dünndarmschleim- 
haut des  Hundes.  Beitr.  z.  ehern.  Physiol.  u.  Pathol.  Bd.  4,  S.  476. 

In  einer  durch  3tägige  Pepsinverdauung  gewonnenen  Lösung  von 
krystallisirtem  Ovalbumin  entsteht  nach  Filtration  von  den  durch 
Neutralisation  mit  Soda  entstehenden,  sowie  bei  nachfolgender  Ansäuerung 
mit  HCl  erfolgenden  Niederschläge  durch  Zusatz  von  Lablösung  von  3 pCt. 
im  Brutschrank  eine  Fällung;  dieselbe  wird  nach  36  Stunden  abfiltrirt. 
Diese  Substanz  bezeichnet  Verf.  als  Plastein  A.  Nimmt  man  dieselbe 
Procedur  mit  einer  18  Tage  peptisch  verdauten  Ovalbuminlösung  vor,  so 
erhält  man  das  Plastein  B.  Beide  Verbindungen  geben  Biurctreaktion, 
die  Schwefelbleiprobe  und  die  Reaktion  von  Moliscii  und  Adamkiewicz. 
Die  procentische  Zusammensetzung  ist  auch  dieselbe,  und  zwar  C = 
58,87  — 68,92,  H = 7,34—7,22,  N = 14,44—14,31,  S = 1,24. 

Verdaut  man  diese  Plasteine  mit  Pepsin-HCI,  so  erhält  man  die 
Plasteinalbumosen,  welche  die  Eigenschaft  besitzen,  durch  Magen- 
schleimhaut in  coagulabele  Substanzen  zurückverwandelt  zu  werden. 

Bringt  man  in  eine  aus  Ovalbumin  dargestellte  Albumoselösung  unter 

12  * 


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180 


l'FEirrKH.  — Schwahz.  — v.  8kiki>i,Xm>kr. 


No.  11. 


ähnlichen  Bedingungen  statt  Lab  Papayotin,  so  erhält  man  eine  Coagu- 
lose  genannte  Verbindung,  die  sich  schwerer  als  die  Plastetne  in  NaOH 
löst.  — ln  physiologischer  Hinsicht  ist  bemerkenswert,  dass  nur  die  echten 
Proteinstoffe  zur  Plastclnbildung  befähigt  zu  sein  scheinen,  indem  die 
Albuniinoide  wie  Gelatine  und  Keratinabkömmlinge  keine  bei  Pepsin- 
verdauung abspaltbare  „plastelnogene  Gruppe“  besitzen.  Neuberg. 


11.  Pfeiffer,  Erfahrungen  mit  der  Marx-Ehrnrootb’schcn  Methode  zur 
forensischen  Unterscheidung  von  Menschen-  und  Tierblut.  Deutsche  med. 
Wochenschr.  1904,  No.  30. 

Das  Marx-Ehrnrooth’schc  Verfahren  beruht  auf  der  Tatsache,  dass  die 
Erythrocyten  einer  Tierart  von  dem  Serum  einer  zweiten,  nicht  allzu  nahe 
verwandten  Art  agglutinirt  und  aufgelöst  werden,  was  beim  homologen 
Serum  im  Allgemeinen  nicht  der  Fall  ist.  V’erf.  prüfte  diese  Methode  unter 
Bedingungen,  die  den  natürlichen  Verhältnissen  möglichst  nahe  kommen, 
und  kommt  zu  dem  Schlüsse,  dass  die  Methode  unter  Beachtung  ver- 
schiedener Cotitrollen  „in  vielen  Fällen  gestatten  wird,  mit  Sicherheit  über 
die  Artgleichheit  oder  Artverschiedenheit  gegebener  Eiweisslösnngen  zu 
entscheiden.“  Beitzke. 

G.  Schwarz,  Ueber  die  Herkunft  der  einkernigen  Exsudatzellen  bei  Ent- 
zündungen. Wiener  klin.  Wochenschr.  1904,  No.  44. 

Nach  Einbringung  chemisch  indifferenter  Körper  in  das  subkutane 
Gewebe  bei  Kaninchen  findet  man  schon  nach  ganz  kurzer  Zeit,  im  Ver- 
lauf der  ersten  beiden  Stunden,  beträchtliche  histologische  Veränderungen. 
Schon  zu  dieser  Zeit  beteiligen  sich  die  einkernigen  Zellen  fast  ebenso 
am  Aufbau  des  Exsudates  wie  die  polymorphkernigen.  Als  Hauptijuelle 
für  sie  kann  man  das  cirkulirende  Blut  in  den  ersten  Stunden  durch  zahl- 
reiche Emigrationsbilder  nachweisen.  Die  Entstehung  der  einkernigen 
Exsudatzellen  aus  Gefässendothelien,  Advenditiazellen,  mobilisirten  Binde- 
gewebs- und  Muskelzellen  ist  zwar  möglich,  aber  nicht  sicher  zu  beweisen. 

Bei  tzke. 

F.  v.  Friedländer,  Beitrag  zur  operativen  Behandlung  des  Klumpfusses 
und  des  Plattfusses.  Wiener  klin.  Wochenschr.  1903,  No.  40. 

v.  F.  hat  bei  einem  5*/2jährigen  Mädchen  mit  angeborenem  beider- 
seitigem Klumpfuss,  der  mehrfachen  Versuchen  der  unblutigen  Behandlung 
getrotzt  hatte,  ein  Operationsverfahren  zur  Anwendung  gebracht,  das  er 
als  einen  Ersatz  der  nach  seiner  Ansicht  allerdings  selten  indicirten  Keil- 
excision  empfiehlt. 

Ein  bogenförmiger  nach  unten  convexer  Schnitt  wurde  unterhalb  des 
Malleolus  externus  von  der  Insertion  der  Achillessehne  nach  vorne  bis 
zum  prominirenden  Teil  des  Taluskopfes  geführt,  wobei  der  laterale  Teil 
der  Strecksehne  blossgelegt,  aber  nicht  verletzt  wurde.  Es  folgte  die  Er- 
öffnung des  Talocalcaneusgelenkes.  Unter  forcirter  Supination  des  Kusses 
wurde  das  Gelenk  immer  mehr  zutu  Klaffen  gebracht,  das  Talonavieular- 
gelenk  an  seiner  plantaren  Seite  eröffnet,  worauf  der  Fuss  so  umgeklappt 


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No.  1 I . Kkuklhank.  — Woi.Kowi  rici..  1 8 1 

wurde,  da««  die  Sohle  nach  oben  sah.  Hierauf  wurde  mit  Meissei  und 
scharfem  Löffel  die  deforme  Gelenkfläche  des  Talus  und  Calcaneus  niodellirt, 
sodass  erstere  convex,  letztere  conkav  gestaltet  wurde.  Hierbei  wurde  von 
der  Aussenseite  der  Gelenkflächen  etwas  mehr  entfernt  als  von  der  Innen- 
seite. Hierauf  folgte  die  Correktur  der  Adduktion  des  Vorfusses.  Von 
der  breit  klaffenden  Wunde  aus  wurden  die  letzten  Bandreste,  welche  das 
Navicularc  mit  dem  Talus  verbanden,  durchschnitten.  Dasselbe  geschah 
mit  dem  Gelenke  zwischen  Fersenbein  und  Cuboideum,  sodass  das  ganze 
Chopart'sche  Gelenk  breit  klaffte.  Alle  sich  spannenden  Stränge  der 
Planta  und  die  Ligamenta  calcaneo-cuboidea  fielen  diesem  Akte  der 
Operation  zum  Opfer.  Nunmehr  liess  sich  die  Stellung  des  Vorfusses 
leicht  corrigireu.  Durch  leichten  Druck  wurde  schliesslich  die  Torsion 
und  fnflexion  des  Vorfusses  behoben. 

Zur  Zeit  der  Publikation  war  die  Stellung  der  Fiisse  im  Verbände 
gut.  die  Behandlung  indessen  noch  nicht  abgeschlossen. 

Joachimsthal. 

Engeliiiaiiii,  Beitrag  zur  Kenntnis  der  Sakraltumoreu.  Arch.  f.  kliu.  Chir. 

Bd.  72,  4. 

Zwei  Theorien  werden  zur  Erklärung  der  Sakraltumoren  herangezogen: 
die  eine  leitet  diese  Geschwülste  aus  einer  Verschiebung  und  Verlagerung 
der  Keimblätter  desselben  Embryo  her  (unigerminale),  die  zweite  behauptet, 
dass  es  sich  um  Einlagerung  (inclusion)  eines  zweiteu  Fötus  (Foetus  in 
foeto)  handele  (bigerminaler  Ursprung).  E.  hat  in  dieser  Richtung  sehr 
bemerkenswerte  Tumoren  in  der  v.  Bergmann’schen  Klinik  untersucht.  So 
fand  er  z.  B.  in  einem  über  faustgrossen  Tumor  eines  3 Tage  alten  Kindes 
Zellen,  die  sich  in  ihrer  Verschiedenartigkeit  von  allen  3 Keimblättern 
ableiten  Hessen,  unter  anderen  auch  Zellen,  die  als  Teile  des  Darmes  auf- 
zufassen waren,  insbesondere  auffallend  aber  sind  grosse  Gliazellen,  wie 
denn  überhaupt  die  Entwickelung  des  Giiagewebes  die  grösste  Rolle  hier 
spielt.  Die  Neuroglia  findet  sich  vorzüglich  an  den  Stellen,  wohin  die 
grösste  Wachstumsenergie  des  Tumors  zu  verlegen  ist;  dabei  entstehen 
Bilder  ähnlich  der  Syringomyelie.  Organähnliche  Bildungen  iu  diesen 
Tumoren  sind  Zufallsprodukt.  Der  bigerminale  Entstehungsmodus  ist  nur 
für  die  Tumoren  anzunehmen,  die  wirkliche  Doppelbildungen  und  fertige, 
dem  hinteren  Stammesende  nicht  entsprechende  Organe  enthalten;  die 
meisten  Steissgeschwülste  sind  jedenfalls  unigeruiinai.  Unger. 


P.  Wolkowilsdi,  Zur  Frage  der  operative  Behandlung  der  Tuberkulose 
der  grossen  Gelenke  der  Extremitäten  und  speciell  der  Resektion  der- 
selben. Deutsche  Zeitschr.  f.  Chir.  74.  Bd.,  5. — 6.  H.,  S.  493. 

W.  verurteilt  die  Excocbleation  bei  tuberkulösen  Fisteln  und  Knochen- 
herden; dafür  sollte  stets  die  Ausschneidung  resp.  Ausmeisselung  im  Ge- 
sunden eintreten,  wodurch  die  Gefahr  der  mechanischen  Infektion  der 
frisch  entblössten  Gewebe  vermieden  wird.  — Ebenso  sollte  man  auch  bei 
dem  operativen  Angreifen  der  Gelenke  Vorgehen  und  das  zu  rcsecirende 
Gelenk  nicht  stets  eröffnen,  W.  umgeht  das  Gelenk,  indem  er  sich  an  die 


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182 


Ml'LLKH  — Pakhb. 


No.  11. 


Gelenkkapsel  halt,  die  Gelenkenden  absägt  und  schliesslich  die  Lostrennuug 
der  Kapsel  beendet.  — Die  tnöglicheu  Einwände  werden  von  W.  widerlegt; 
dass  eine  grössere  Knochenmenge,  als  die  Ausbreitung  des  Krankheits- 
processes  erfordert,  und  dass  die  Epiphysenlinie  entfernt  wird,  lässt  sieb 
technisch  leicht  vermeiden,  besonders  weil  die  erkrankte  Synovialkapsel 
stark  verdickt  geschrumpft  und  sich  daher  leicht  vom  Knochen  lösen  lässt. 
Auch  der  Einwand,  dass  die  Nichteröffnung  des  Gelenkes  den  Ausbreitungs- 
grad der  Infektion  nicht  erkennen  lässt,  sei  nicht  stichhaltig,  da  die  Re- 
sultate der  Arthrektomie  bei  ausschliesslicher  Synovialtuberkulose  schlechte 
seien  und  ein  Herd  im  Knochen  leicht  übersehen  werden  kann.  — Wichtig 
scheint  W.  die  Tatsache,  dass  die  gute,  direkte  Adaptation  von  Knochen- 
flächcn  vor  Recidiven  der  Tuberkulose  schützt. 

Es  werden  schliesslich  die  von  W.  ausprobirten  Methoden  der  Gelenk- 
resektion ohne  Gelenkcröffnung  einzeln  besprochen  und  eine  Reihe  von 
Krankheitsgeschicbten  mitgeteilt.  Die  Resultate  sind  gute. 

Peltesobn. 

R.  Müller,  Complikationen  von  Mittelohreiterungen.  Fortschr.  d.  Med. 

1004,  No.  22. 

Von  den  beiden  mitgcteilten  Fällen  ist  der  erste  insofern  von  Inter 
esse,  als  er  als  ein  Beispiel  für  die  Unsicherheit  der  Diagnose  der  intra- 
craniellen  Erkrankungen  im  Anschluss  an  Mittelobreiterungen  dienen  kann. 
Während  alle  klinischen  Erscheinungen  mit  hoher  Wahrscheinlichkeit 
direkt  auf  eine  pyämische  Phlebitis  oder  Sinusthrombose  hinwiesen  und 
dementsprechend  operativ  eingegriffen  wurde,  ergab  die  Sektion  eine  eitrige 
Leptomeningitis  von  einer  Ausdehnung  und  einer-  Mächtigkeit,  die  nur  in 
einer  wochenlangeu  Entwickelung  sich  hatte  herausbilden  können  und  die 
in  vollem  Widerspruch  stand  zu  der  Geringfügigkeit  der  in  der  Zeit  der 
Entwickelung  beobachteten  Symptome.  Die  Lumbalpunktion  war  unter- 
blieben, weil  mau  auch  ohue  dieselbe  Meningitis  glaubte  ausschliesseu  zu 
können.  — Im  zweiten  Falle  handelte  es  sich  um  einen  präauriculären- 
epizygomatischen  Abscess,  der  im  Anschluss  an  eine  mit  Otitis  externa 
complieirte  akute  Otitis  media  aufgetreten  war.  Schwabach. 


Panse,  Klinische  und  pathologische  Mitteilungen.  IV.  Gliom  des  Acusticus. 

Arch.  f.  Ohrenheilk.  (51.  Bd.,  S.  261. 

Die  von  P.  beschriebene  Geschwulst  hatte  ihren  Sitz  im  inneren  Gehör- 
gang und  ihre  Hauptausdehnung  in  der  der  Pyramideukante  senkrechten 
Ebene  durch  den  Modiolus.  Sie  ist  ringsum,  ausser  nach  der  Lamina 
cribrosa  zu,  scharf  abgegrenzt,  also  an  sich  leicht  aussebälbar  und  hat 
den  inneren  Gchörgang  bedeutend  nach  unten  erweitert.  Bei  der  mikro- 
skopischen Untersuchung  erwies  sich  der  Tumor  als  Fibrogliom.  Am 
N.  facialis  keine  Veränderungen,  während  der  Acusticus  bis  auf  wenige 
Fasern  in  den  Tumor  aufgegangen  ist.  Bezüglich  einer  event.  in  einem 
analogen  Falle  in  Frage  kommenden  Operation  ist,  nach  Verf.,  der  Weg 
durch  die  Pauke  das  Gegebene.  Nach  Aufmeisselung  des  inneren  Ohres 
bis  vorn  zum  Schneckengang  und  zur  Carotis,  unten  bis  zum  Bulb,  jugul., 


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Nu.  11.  Nkiikkokn.  — Bli.uk«.  Kkiku.  183 

hinten  bis  zum  Sinus  und  durch  Emporheben  des  Schläfenlappens  würde 
Platz  zur  Entfernung  eines  Tumors  bis  fast  Hühnereigrösse  sein. 

Sch  wabach. 

Nehrkor«,  Zur  direkten  Bronchoskopie  zwecks  Extraktion  quellbarer 
Fremdkörper.  Deutsche  med.  VVochenschr.  1904,  No.  40. 

Auf  Grund  seiner  Erfahrung  an  Czbkny’s  Klinik  tritt  Verf.  dafür  ein, 
dass  bei  Aspiration  von  Bohnen  oder  anderer  quellbarer  Körper  bei  Kindern 
und  bei  zu  erwartender  Quellung  resp.  Auflockerung  der  Fremdkörper  auf 
die  direkte  obere  Bronchoskopie  zu  verzichten  und  dem  leichtereu  Vor- 
gehen der  unteren  Bronchoskopie  mit  primärer  Tracheotomie  der  Vorzug 
zu  geben  sei.  Denn  einmal  verlängert  die  Schwierigkeit  des  Eiuführens 
bronchoskopischer  Röhren  in  Trachea  und  Broncbea  bei  jungen  Kindern 
und  das  Arbeiten  in  dünnen  langen  Röhren  die  Operation,  dann  aber  kann 
der  Druck  des  Tubus  auf  die  Stimmbänder  bei  der  Länge  der  Operation 
verhängnisvoll  werden.  W.  Lublinski. 


1)  Uuliing,  Inhalation  mit  phenylpropiolsaurero  Natron  gegen  Kehlkopf- 
und  Lungentuberkulose.  Mönch,  med.  Wochenscbr.  1904,  No.  36. 

2)  Krieg,  Ueber  chirurgische  Behandlung  der  Kehlkopftuberkulose.  Arch. 
f.  Laryngol.  u.  Rhinol.  Bd.  16,  H.  2. 

1)  Verf.  lässt  mit  seinem  Zerstäuber  zweimal  täglich  200  g zunächst 
einer  1 proc.  Lösung  von  phenylpropiolsaurem  Natron  inhaliren  und  diese 
Lösung  von  Woche  zu  Woche  bis  3 pOt.  steigern,  bei  welcher  man  bleibt. 
Hämoptoe  bildet  keine  Contraindikation;  selbst  eine  Temperatur  von  45° 
wird  vertragen  ohne  dass  sich  Bluthusten  einstellt.  Genaue  Indikationen 
kann  Verf.  nicht  geben.  Er  lässt  Tuberkulöse  jeden  Stadiums  inhaliren. 
Bei  tuberkulösen  Geschwüren  sollen  die  subjektiven  Beschwerden  schon 
nach  wenigen  Tagen  nachlassen,  nach  einigen  Monaten  (!  Ref.)  heilen. 
Ebenso  soll  bei  Lungentuberkulose  eine  bedeutende  subjetive  Erleichterung 
eintreten.  Atemnot  nachlassen,  leichteres  Abhusten  eintreten;  im  1.  und 
2.  Stadium  sollen  die  Heilerfolge  sehr  gut  sein,  im  3.  Stadium  Besserung 
eintreten.  Ueber  die  Resultate  bei  Mischinfektiouen  kann  Verf.  nichts  an- 
geben. 

2)  Wenn  Ref.  mit  dem  Verf.  auch  nicht  darin  übereinstimmen  kann, 
dass  jede  Larynxtuberkulose,  wenn  nur  der  Kranke  von  seiner  Lunge  aus 
lange  genug  lebt,  immer  mit  böser  Dyspnoe  und  Dysphagie  endet,  so  kann 
er  ihm  doch  darin  beipflichten,  dass  die  trostlose  Ansicht  von  der  Uubc- 
einflussung  durch  die  Therapie  unrichtig  ist.  Es  wird,  und  das  zeigt 
Verf.,  allerdings  nur  eine  kleinere  Anzahl  geheilt,  eine  grosse  Anzahl  da- 
gegen so  gebessert,  dass  ihr  Leben  in  lebenswertem  Zustand  verlängert 
wird.  Verf.  führt  in  seiner  Arbeit  60  Heilungen,  Vernarbungen  von  nicht 
lupöser  Tuberkulose  an,  darunter  nicht  wenige  ausgedehnte  Processe.  Dabei 
sind  die  unteren  Stände  überwiegend  vertreten,  die  unter  ungünstigen  Ver- 
hältnissen behandelt  werden  mussten;  bei  der  Mehrzahl  ist  entsprechend 
der  Heilung  des  Kehlkopfes  auch  die  Lunge  besser  geworden,  manchmal 
allerdings  auch  schlechter.  Gerade  die  letzteren  beweisen  die  Wirksamkeit 


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184 


No.  1 1. 


Hki.i.wici.  — Schmidt. 

der  chirurgischen  Behandlung.  Verf.  bevorzugt  die  Galvanokaustik;  indem 
er  die  Bedenken  gegen  dieselbe  zurückweist,  führt  er  die  V'orzüge  an, 
welche  dieselbe  gegen  diu  schneidenden  Instrumente  bat. 

W.  Lublinski. 

W.  Ilellwig,  Zur  Serumtherapie  des  Tetanus.  Deutsche  uied.  Wochen- 
schrift 1904,  No.  7. 

H.  teilt  zwei  Fülle  von  Tetanus  mit,  welche  mittels  Antitoxin  be- 
handelt wurden  und  zur  Heilung  kamen.  Dur  eiue  Fall  war  von  vorn- 
herein leicht  im  Verlaufe,  der  andere  nahm  aber,  trotzdem  die  Incubations- 
zcit  9 Tage  betrug  und  mehrmals  Antitoxin  injicirt  wurde,  anfangs  einen 
sehr  bedrohlichen  Verlauf,  sodass  der  Exitus  letalis  erwartet  wurde.  Gleich- 
wohl kam  der  l’atient  durch.  Bei  ihm  wurde,  als  bereits  die  Tetanus- 
symptome völlig  geschwunden  waren,  aus  der  Wunde  ein  Kleiderfetzeu 
entfernt,  in  dem  hochvirulente  Tetanusbacillen  nachgewiesen  wurden.  Es 
hat  somit  die  Antitoxininjektion,  wenn  sie  auch  die  bereits  gesetzten  Ver- 
änderungen im  Central nervensy stem  nicht  aufheben  konnte,  sodass  es  zu 
einer  schnellen  Besserung  gekommen  wäre,  das  an  dem  Infektionsherde 
ständig  producirte  Gift  unschädlich  gemacht,  neutralisirt.  Da  man  nun 
nicht  immer  in  der  Lage  ist,  den  Krankheitsherd  chirurgisch  sicher  zu 
cliuiiniren,  so  erscheint  es  dringend  geboten,  das  Antitoxin  in  jedem  Falle 
anzuwenden.  H.  Biscboff. 

A.  Schmidt.  Die  Zeckenkrankheit  der  Kinder  — Haemoglobinaemia  ixo 
dioplasmatica  bovum  — in  Deutsch-,  Englisch-Ostafrika  und  Uganda. 
Arch.  f.  Wissenschaft!,  u.  prakt.  Tierheilk.  1904,  Bd.  30,  S.  42. 

Sch.  hat  die  Zeckenkrankheit  der  Kinder,  welchen  Namen  er  als  den 
bezeichnendsten  vorschlägt,  da  die  sonst  üblichen  Namen  wie  Texasfieber, 
Kindermalaria,  Btulharneo.  Gelbes  Fieber  etc.  teils  das  Wesen  der  Krank- 
heit nicht  trifft,  teils  zu  Verwechselungen  bezw.  falscher  Auffassung  führen 
kann,  in  Afrika  genau  studirt.  Bei  dieser  Krankheit,  welche  durch  Zeckeu 
übertragen  wird,  treten  8—18  Tage  nach  der  Infektion  die  ersten  Krank- 
heitserscheinungen auf;  sie  bestehen  darin,  dass  sich  das  Haar  zu  sträuben 
beginnt,  matt  und  glanzlos  wird.  Anfangs  leidet  das  Temperament  der 
Tiere  wenig,  erst  zwischen  der  ersten  und  zweiten  Woche  werden  die  Tiere 
matt,  dann  treten  Fiebererscheinungen  auf,  mit  welchen  Eingenommenheit 
des  Bewusstseins  einhergeht,  die  Tiere  fressen  nicht,  magern  stark  ab, 
dann  fällt  die  Temperatur  und  die  Tiere  gehen  unter  den  Zeichen  höchster 
Blutarmut  ein.  In  einigen  Füllen  ist  das  Blut  von  gelöstem  Blutfarbstoff 
rotbraun  bis  .schwarzbraun  gefärbt.  Das  Stroma  der  zerstörten  Blut- 
körperchen führt  zu  Verlegung  der  Gallcnkapillaren,  wovon  dann,  falls  die 
gesunden  Partien  der  Leber  zur  Zerlegung  und  Ausscheidung  des  Blut- 
farbstoffes nicht  mehr  ansreichen,  die  Folge  ist,  dass  Ikterus  auftritt.  Zu- 
weilen treten  auch  Verlegungen  der  Glomeruli  in  den  Nieren  auf  und  es 
kommt  zur  Anurie.  Es  werden  somit  als  Krankheitsbilder  beobachtet: 
entweder  Hämoglobinämie  allein,  oder  Hämogtobinämie  und  Ikterus,  oder 
Hämnglobinämie,  Ikterus,  Hämoglobinurie  und  Anurie.  Die  Ursache  der 
Krankheit  sind  Protozoen  im  Blute,  welche  die  roten  Blutkörperchen 


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No.  11. 


.Schmidt. 


185 


befallen,  innerhalb  48  Stunden  zur  vollen  Entwickelung  kommen,  sich 
dann  teilen  und  von  neuem  Blutkörperchen  befallen.  Diese  Vermehrung 
der  Parasiten  im  Rinde  ist  jedoch  nicht  unbeschränkt,  sie  erfolgt  nur 
18 — 24  Wochen  lang.  Innerhalb  dieser  Zeit  muss  ein  Wirts-  und  damit 
gleichzeitig  ein  Generationswechsel  des  Parasiten  eintreten,  sofern  er  nicht 
zu  Grunde  gehen  soll.  Dieser  Wirtswechsel  erfolgt  so,  dass  das  parasiten- 
lialtige  Blut  von  der  Zecke  — Ixodes  bovis  — aufgenommen  wird.  Diese 
fällt,  nachdem  sie  vollkommen  geschlechtsreif  geworden  ist,  von  ihrem 
Wirte,  und  legt  wenige  Tage  später  im  Grase  bis  zu  0000  Eier  ab,  auf 
welche  die  Parasiten  übergehen.  Aus  den  Eiern  entwickeln  sich  in  3 bis 
4 Wochen  die  sechsfüssigen  Larven,  welche  sich  auf  der  Unterseite  von 
Blättern  und  Gräsern  aufhalten,  und  sich  dort  3 Wochen,  selten  ein  bis 
zwei  Monate  lebensfähig  erhalten  können.  Die  Larven  geben  nun  auf  neue 
Tiere  über  und  sind  da  nicht  an  eine  besondere  Art  gebunden.  Alle  Säuge- 
tiere, auch  Vögel  und  Amphibien  können  ihnen  als  Wirte  dienen,  doch 
ist  nur  das  Rind  für  den  Parasiteu  empfänglich.  Nach  8 Tagen  häuten 
die  Larven  zum  ersten  Male  und  entwickeln  sich  zur  achtfüssigen  Nymphe, 
aus  welcher  sich  nach  einer  zweiten  Häutung  in  18 — 28  Tagen  die  ge- 
schlechtliche Zecke  entwickelt.  Der  Entwickelungsgang  der  Zecke  erfolgt 
somit  in  ungefähr  50  Tagen. 

Die  Differeutialdiagnose  der  Zeckenkrankheit  gegenüber  der  Rinder- 
pest und  der  Tetsekrankheit  stösst  zuweilen  auf  erhebliche  Schwierig- 
keiten. sie  ist  absolut  sicher  erst  aus  dem  mikroskopischen  Rlutbefunde 
und  dem  Ausfall  von  Impfversuchen  zu  stellen.  Der  Parasit  trägt  bisher 
verschiedene  Namen,  er  ist  als  Pyrosoma,  Apiosoma,  Piroplasma  bezeichnet 
worden,  Sch.  schlägt  dafür  den  Namen  Ixodioplasma  - Zeckenplasmodium 
— vor.  Die  Mortalität  der  Krankheit  ist  eine  sehr  hohe,  zwei  Drittel 
aller  von  ihr  befallenen  Rinder  gehen  zu  Grunde  und  von  den  an  Hämo- 
globinurie erkrankten  fallen  00  pCt.  Die  Uebertraguug  auf  Rinder  gelingt 
sowohl  durch  direkte  Injektion  parasitenhaltigen  Blutes  wie  auf  natür- 
lichem Wege  durch  iuficirte  Zecken  leicht,  und  zwar  sind  alle  Rinder 
gleich  empfänglich.  Auf  andere  Tier  konnte  die  Seuche  nicht  übertragen 
werden,  unbekaunt  ist  nur  noch  das  Verhalten  der  verschiedenen  Antilopen- 
arten. Unter  natürlichen  Verhältnissen  kommt  die  Infektion  aut  der  Weide 
zu  stände.  Rinder,  welche  durch  Ueberstehen  der  Krankheit  eine  relative 
Immunität  erworben  haben,  beherbergen  noch  Monate  lang  Parasiten  im 
Blute  und  liefern  den  InfektionsstofT,  welcher  durch  Zecken  übertragen 
wird.  Durch  derartige  scheinbar  gesunde,  aber  nur  relativ  immune  Rinder 
können  die  Parasiten  dann  weit  verbreitet  werden.  Für  die  Bekämpfung 
der  Seuche  kommt  daher  vor  allem  in  Betracht  das  Verbot  der  Viehaus- 
fuhr aus  verseuchten  Gegenden,  eine  Revision  der  Rinder  bei  deren  Ein- 
fuhr und  eine  Vernichtung  der  Zecken.  Das  Verbot  der  Wiedereinfuhr 
aus  verseuchten  Gegenden  hat  eine  gute  Wirkung,  solange  die  verseuchten 
und  nicht  verseuchten  Gebiete  durch  einen  genügend  breiten  Länderstreifen 
von  einander  getrennt  sind.  Die  Revision  eigeführter  Rinder  wird  nur 
einen  partiellen  Schutz  bieteg;  eine  Vernichtung  der  Zecken  aber  in  der 
Natur  ist  aussichtslos  und  au  den  Rindern,  selbst  wenn  sie  gelingt,  ohne 
Bedeutung,  da  die  relativ  immunen  Rinder  die  Parasiten  verbreiten.  Als 


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186 


Lukzatto.  — Bkknhkim. 


No  11. 


eine  weitere  Vorbeugungsmaassregel  ist  zu  betrachten  Aufgeben  des  Weiden- 
ganges und  Einfuhren  von  Stallfütterung;  hier  stösst  man  aber  in  den 
Ländern  mit  extensiver  Weidewirtschaft  auf  die  grösste  Schwierigkeit.  Als 
letzte  Maassnahme  zur  Abwehr  der  Krankheit  bleibt  die  Immunisirung  des 
Nachwuchses  und  des  einzuführenden  Viehes.  Zur  Erzielung  einer  aktiven 
Immunität  hat  Sch.  ein  Verfahren  ausgearbeitet,  welches  auf  dem  Ver- 
halten der  Zecken  im  Kinde  basirt.  Während  von  den  auf  der  Weide  in- 
ficirten  Rindern  00  pCt.  eingehen,  sterben  bei  der  Infektion  mit  Blnt 
von  Rindern  die  4—0  Wochen  krank  sind  nur  25  pCt.,  werden  10  bis 
15  Wochen  alte  Parasiten  übertragen,  so  sterben  nur  noch  3—  4 pCt.  und 
waren  die  Rinder,  welche  den  InfektionsstofT  geben,  18 — 24  Wochen  krank, 
so  sterben  die  damit  iuficirten  überhaupt  nicht,  werden  aber  immun.  Es 
tritt  somit  eine  Abschwächung  der  Virulenz  im  Rinde  ein.  Neben  diesem 
Verfahren  der  aktiven  Immunisirung  kann  auch  passiv  immunisirt  werden. 
Rinder,  die  die  Krankheit  überstanden  haben  oder  aktiv  immunisirt  sind, 
werden  0— 8mal  mit  10  ccm  virulenten,  defibrinirten  Blutes  subkutan 
geimpft.  Das  Serum  dieser  Rinder  hat  dann  Schutzwirkung  und  auch 
Heilkraft.  Für  die  Bekämpfung  der  Seuche  giebt  aber  Sch.  der  aktiven 
Immunisirungsmethode  den  Vorzug,  da  die  passiv  immunisirten  Tiere  doch 
noch  nachträglich  behufs  Erlangung  einer  dauernden  Immunität  der  In- 
fektion ausgesetzt  werden  müssen,  welche  danu  mit  Material  erfolgt,  dessen 
Virulenz  nicht  bekannt  ist,  während  bei  der  aktiven  Durchseuchungsmethode 
die  Virulenz  genau  bestimmt  werden  kann,  sodass  Verluste  vermieden 
werden.  H.  Bischoff 

R.  Lnz/.ntto,  Ueber  die  Natur  und  die  Ursachen  der  Morpbinglykosurie. 
Arch.  f.  experim.  Pathol.  u.  Pharmakol.  52.  Bd.,  S.  95. 

Spritzt  man  einem  Hund  oder  Kaninchen  eine  grössere  Dosis  Morphium 
subkutan  oder  intravenös  ein,  so  enthält  der  Urin  einige  Stunden  später 
Zucker.  Diese  Glykosurie  hält  aber  nicht  lange  an,  sie  verschwindet  mit 
dem  Aufhören  der  Morphiumwirkung  vollkommen.  Die  Glykosurie  wird 
bedingt  durch  Hyperglykämie,  entsteht  also  nicht,  wie  bei  anderen  Sub- 
stanzen, Phlorizin  u.  dergl.,  in  den  Nieren.  Die  Nahrung  scheint  keinen 
bedeutenden  Einfluss  auf  die  Zuckerausscheidung  auszuüben:  sowohl  bei 
Flcischfiitterung  allein,  wie  bei  gemischter  Kost  scheidet  der  Hund  nach 
Morphium  Zucker  aus.  Lässt  mau  aber  den  Hund  mehrere  Tage  vor  der 
Einspritzung  hungern,  so  bleibt  die  Glykosurie  aus.  Wichtig  ist  die  Frage 
nach  dem  Auftreten  der  Glykosurie  bei  Morpbiumgewöhnung;  es  zeigt 
sich,  dass  durch  vorsichtige,  allmähliche  Gewöhnung  an  Morphin  das  Auf- 
treten der  Glykosurie  verhindert  wird.  Ob  die  Glykosurie  auf  einen  ver- 
mehrten Eiweisszerfall  zurückzuführen  ist,  ist  recht  zweifelhaft;  es  scheint 
eher,  dass  zwischen  Stoffwechselveränderungen  und  Glykosurie  keine  Be- 
ziehung besteht.  K.  Krouthal. 

ltcru  heim,  De  l’acceleration  et  du  ralentissement  du  pouls  par  nnmeration 
acc^leree  et  ralentic  ä haute  voix.  Rev.  de  roed.  1904,  No.  12. 

Verf.  hat  die  Beobachtung  gemacht,  dass  der  Puls  bei  gesunden  oder 
kranken  Menschen,  falls  man  mit  lauter  Stimme  schneller  zählt  als  der 


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No.  11.  Sti«.'KKH.  — Mkniiüi.siiiin.  1B7 

Pulszahl  entspricht,  eine  Neigung  hat  <licsem  beschleunigten  Zählen  zu 
folgen,  d.  h.  selbst  beschleunigt  wird.  Am  besten  bedient  man  sich  zur 
Constatirung  dieser  Tatsache  des  Marey'schen  Sphygmographen.  Die  Be- 
schleunigung beträgt  t> — 15  Pulse  in  der  Minute,  bei  Individuen  mit  ge- 
steigertem Druck  im  Arteriensystem  jedoch  nur  3—10  Pulse  in  der  Minute. 
Umgekehrt  tritt  bei  Verlangsamung  der  lauten  Pulszählung  eine  Verlang 
samung  der  Pulszahl  um  4,5 — 9 Pulse,  bei  gesteigertem  Druck  im  Arterien- 
system jedoch  nur  um  3 — 7,5  Pulse  in  der  Minute  ein.  Verf.  sieht  als 
Ursache  dieser  Tatsache  eine  suggestive  Beeinflussung  der  Herztätigkeit  an. 

L.  Perl. 

G.  Sticker,  Die  Palpation  des  Abdomens  im  warmen  Bade.  Centralbl.  f. 
inn.  Med.  1904,  No.  9. 

Allgemein  bekannt  ist  die  Tatsache,  dass  die  Palpation  der  Bauch- 
eingeweide und  ihrer  Veränderungen  häutig  grossen  Schwierigkeiten  be- 
gegnet, sei  es  durch  Empfindlichkeit  der  Patienten,  sei  es  durch  unwill- 
kürliche Anspannung  der  Bauchdecken  oder  durch  Fettreichtum  der  letzteren 
und  anderes  mehr.  Um  dem  zu  begegnen,  hat  man  nicht  selten  die 
Ghloroformuarkose  einleiten,  ja,  zuweilen  sogar  die  Probelaparotomie  vor- 
nehmen müssen.  St.  hat  nun  bereits  seit  mehr  als  10  Jahren  ein  ein- 
faches Mittel  angewandt,  welches  in  vielen  Fällen  sowohl  Narkose  als 
Bauchschnitt  überflüssig  macht.  Es  besteht  dieses  Mittel  einfach  darin, 
dass  man  den  zu  Untersuchenden  in  ein  warmes  Vollbad  legt  und  in 
diesem  die  Palpation  vornimmt.  Es  gelang  auf  solche  Weise  in  vielen 
Fällen,  krankhafte  Verlagerungen  und  Anheftungen  der  Baucheingeweide, 
Vergrösseruogen  und  Schrumpfungen  der  Leber,  der  Milz,  der  Nieren,  Stein- 
bildungen in  der  Gallenblase  und  im  Nierenbecken,  Exsudate,  Narben- 
stränge und  Tumoren  deutlich  tastbar  zu  machen,  die  vorher  entweder  nur 
undeutlich  oder  garnicht  abzutasten  waren.  St.  kam  auf  diese  Art  der 
Untersuchung  bei  einem  Kranken,  dem  er  wegen  heftiger  Koliken  warme 
Bader  verordnet  hatte  und  dessen  Leib  er  zufällig  ira  Bade  betastete.  Er 
fand  bei  dieser  Gelegenheit,  obgleich  er  vorher  nichts  hatte  entdecken 
können,  in  der  Tiefe  des  rechten  Hypochondriums  einen  Tumor,  der  sich 
späterhin  als  das  prall  gefüllte  rechte  Nierenbecken  erwies.  Verf.  macht 
nochmals  auf  diese  Art  der  Untersuchung  aufmerksam,  um  sie  einem 
weiteren  ärztlichen  Kreise  vertrauter  zu  machen.  Carl  Rosentbal. 


L.  Mendelsohn,  Rippenknorpelanomalien  und  Lungentuberkulose.  Arch. 
f.  Kinderhcilk.  Bd.  38,  S.  57. 

Verf.  hat  seine  Untersuchungen  an  Leichen  von  Kindern  bis  zu  1 Jahr 
angestellt,  bei  denen  irgendwie  erhebliche  Zeichen  von  Rachitis  nicht  vor- 
handen waren.  Er  kommt  zu  folgenden  Schlüssen:  Die  vou  Freund  beob- 
achtete abnorme  Kürze  des  t.  Rippenknorpels  kommt  als  angeborener 
Zustand  im  Säuglingsalter  vor.  Die  Lungentuberkulose  der  Säuglinge  ist 
in  ihrer  Lokalisation  unabhängig  von  dieser  Knorpelanomalie.  Ein  Zu- 
sammenhang zwischen  abnormer  Kürze  des  1.  Rippenknorpels  und  hereditär- 
tuberkulöser Belastung  besteht  nicht.  — Weitere  Untersuchungen  werden 


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188 


Vashit  und  .Saint- Ai. ihn.  Bmkti. 


No.  11. 


— wie  Verf.  meint  — zu  entscheiden  haben,  ob  nicht  neben  der  ange- 
borenen abnormen  Kürze  derselbe  Zustand  bei  älteren  Kindern  infolge 
eines  Zurückbleibens  im  Wachstum  verkommt  und  ob  diese  Wachstums- 
störung nicht  .vielmehr  Folge  als  Ursache  der  l/okalisation  der  Tuberkulose 
in  der  Spitze  ist.  Stadthagen. 


1)  G.  Variot  et  Haiut-Albin,  Deus  types  d'atrophie  infantile  d’origine 
gatro  intestinale  avec  troubles  de  la  calorification  mesurös  au  caloriraetre. 
Gaz.  des  hop.  1903,  No.  124. 

2)  K.  Bloch,  Die  Säuglingsatrophie  und  die  Panetb’schen  Zellen.  Jalirb. 
f.  Kinderheilk.  Bd.  59,  S.  1. 

1)  Nach  Heubner  soll  beim  atrophischen  Säugling  der  (Jalorien- 
verbrauch  durch  Wärmeabgabe  von  Haut  und  Lungen  grösser  sein  als  beim 
gesunden.  Verf.  hat  die  Richtigkeit  dieser  Angabe  bei  zwei  an  Athrepsie 
leidenden  Säuglingen  inittcls  des  (Kalorimeters  von  Langlois  nachgeprüft. 
Während  das  eine  Kind  — pro  Kilo  und  Stunde  berechnet  — eine  grössere 
Menge  von  (Kalorien  abgab  als  normal,  war  das  Verhalten  des  zweiten 
umgekehrt;  seine  (Kalorienabgabe  war  geringer  als  in  der  Norm.  Verf. 
glaubt,  dass  diese  Untersuchungen  fflr  die  Regulirung  der  Nahrungszufuhr 
neben  den  Gewichtsbestimmuiigeu  von  Bedeutung  sein  könneu. 

2)  Verf.  berichtet  über  das  Ergebnis  der  anatomischen  Untersuchung 
der  Verdauungsorgane  von  drei  an  Atrophie  verstorbenen  Säuglingen  Die 
Untersuchung  bestätigte  die  von  Heubner  aufgestellte  Behauptung,  dass 
die  sogenannte  Darmatrophie  nur  auf  Ausdehnung  und  Verwesung  des 
Darms  zurückzuführen  sei.  Es  fand  sich  im  Fall  1:  (Kolitis  und  Degeneratio 
adiposa  hepatis,  in  den  Fällen  2 und  3;  Gastritis  interstitialis,  im  Fall  3 
ausserdem  gleichzeitig  Zerfall  einzelner  Lieberkühn’scher  Drüsen.  Alle  diese 
Veränderungen  sind  inconstant  und  nach  Verf.’s  Meinung  nicht  die  Ur- 
sachen der  Atrophie.  (Konstant  ist  nur  eine  Eigentümlichkeit  vorhanden, 
nämlich  die  ungewöhnlich  geringe  Anzahl  .sekretgefüllter  I’anetb’scher 
Zellen.  An  deren  Stelle  sah  Verf.  gewöhnliche,  übrigens  gut  erhaltene 
Cylinderzellen,  in  denen  sich  nicht  die  geringste  Andeutung  von  Sekret- 
kügelchen  fand.  Dieses  Verhalten  zeigte  bei  weitem  der  grösste  Teil  der 
Drüsen  des  Dünn-  und  Dickdarms,  während  bei  normalem  Verhalten  der 
Därme  sich  stets  viele  sekretgefüllte  Paneth’sche  Zellen  in  den  Drüsen  der 
Dünndärme  und  bei  Säuglingen  auch  in  einer  Anzahl  Drüsen  des  Dick- 
darms vottinden.  Als  eine  Folge  der  Inanition  kann  dieses  abnorme  Ver- 
halten nach  Panetb’s  Tierversuchen  nicht  angesprochen  werden;  gegen 
diese  Auffassung  beweist  auch  der  Umstand,  dass  Verf.  bei  Kindern,  die 
an  Inanition  aus  anderen  Ursachen  verstorben  waren,  die  Paneth 'sehen 
Zellen  mit  Sekretkügelchen  gefüllt  gefunden  hat.  Der  Mangel  der  Panetb- 
schcn  Zellen  ist  der  Ausdruck  einer  funktionellen  Störung  der  Verdauungs- 
drüsen und  Verf.  hält  es  für  sehr  wahrscheinlich,  dass  auf  diese  Funktions- 
störung die  mangelhafte  Verdauung  der  Nahrung  — welche  die  Ursache 
der  Säuglingsatrophie  ist  — zurückgeführt  werden  muss. 

Stadthagen. 


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No.  11. 


Kkbkannini.  — Rothmann. 


189 


Ferraiiitini , lieber  die  Wirkungen  subkutaner  Kochsalzinfusionen  bei 
Nephritis  mit  Rücksicht  auf  die  neueren  Theorien  über  den  Wert  des 
Kochsalzes  bei  den  Krankheiten  der  Nieren.  Ccntralbl.  f.  inn.  Med. 
1905,  No.  1. 

Gegenüber  den  neueren  Arbeiten  über  die  schädliche  Wirkung  des 
Kochsalzes  bei  Nephritis  und  der  daraufhin  aufgestellten  Lehre  von  der 
Notwendigkeit  der  Entchlorung  lässt  sich  die  Tatsache  nicht  wegleugnen, 
dass  subkutane  Kochsalzinfusionen  bei  desolaten  Nephritikern  mit  bestem 
Erfolge  angewendet  werden.  Diesen  Widerspruch  zwischen  den  theoreti- 
schen Untersuchungen  und  den  Ergebnissen  der  klinischen  Beobachtung 
suchte  Verf.  durch  folgende  Versuchsanordnung  zu  lösen:  Die  Kranken 
wurden  während  der  Dauer  des  Versuchs  auf  ausschliessliche  Milchkost 
gesetzt.  Täglich  wurden  Mengen  des  Urins,  spec.  Gewicht,  Eiweissgehalt, 
Gesammt-N,  Harnstoff  N,  der  übrige  Stickstoff,  ferner  Alloxur-N,  Chlor- 
gehalt und  Sediment  uutersucht.  Nach  einer  Vorperiode  erhielten  die 
Patienten  an  zwei  auf  einander  folgenden  Tagen  je  eine  subkutane  In- 
fusion von  V*  Liter  physiologischer  NaCl-Lösung.  Waren  danach  auf- 
tretende etwaige  Veränderungen  wieder  geschwunden,  so  wurden  au  zwei 
weiteren  aufeinander  folgenden  Tagen  je  */z  Eiter  sterilen  destillirteu 
Wassers  subkutan  injicirt.  Es  ergab  sich  folgendes:  Auf  die  Oedeme  hatteu 
die  Injektionen  nie  Einfluss,  auch  die  Diurese  wurde  nicht  auffällig  erhöht. 
Albumengehalt  und  Nierenelemente  nahmen  nach  den  Kochsalzinfusionen 
zunächst  zu,  etwas  weniger  ausgesprochen  auch  nach  den  Wasserinjektionen. 
Verf.  setzt  diese  Erscheinungen  auf  Rechnung  der  durch  die  Flüssigkeits- 
menge verursachten  Blutdrucksteigerung.  Nach  dieser  Zunahme  machte 
sich  dann  aber  bald  eine  auffällige  und  anhaltende  Abnahme  der  Albu- 
minurie und  ein  wenig  auch  der  Cylindrurie  bemerkbar,  während  gleich- 
zeitig der  Allgemeinzustand  sich  erheblich  besserte.  Die  NaCI- Injektionen 
batten  stets  eine  mehr  oder  minder  ausgesprochene  Steigerung  der  NaCI- 
Ausscheidung  zur  Folge,  was  durch  die  subkutanen  Wasseriujektionen  nicht 
erreichbar  war  Aus  den  für  die  verschiedenen  N-Arten  erhaltenen  Werten 
lässt  sich  nur  soviel  folgern,  dass  die  Alloxur-N- Werte  bei  Nephritikern 
bei  weitem  höher  als  normal  sind,  und  dass  nach  den  NaCI-Injektioncn 
(in  geringerem  Grade  auch  nach  den  W’asserinjektionen)  eine  Ansfuhr- 
steigerung der  N haltigen  Substanzen  eintritt,  der  dann  eine  auffällige 
Verminderung  nachfolgt  (Reizwirkung  der  Injektionen  auf  die  Oxydation). 

Die  Kochsalzinfusionen  schaffet)  also  durch  eine,  allerdings  begrenzte, 
Besserung  des  Allgeroeinzustaiides  und  der  Nierenfuktion  nur  Nutzen.  Die 
Kutchlorungskur  bei  Nephritis  bezeichnet  Verf.  als  absolut  bedeutungslos. 

Alkan. 


M.  Kothniaiin,  Seitenstrangerkrankung  und  spastische  Spinalparalyse. 
Deutsche  med.  Wochenschr.  1903,  No.  24  u.  25. 

Die  Betrachtungen  R.’s,  die  sich  zum  Teil  auf  seine  eigenen  experi- 
mentellen Untersuchungen  stützen,  führen  zu  dem  Schlüsse,  dass  keine 
Beweise  dafür  vorliegen,  dass  eine  spastische  Paralyse  bei  Menschen  die 
Folge  einer  reinen  Pyramidenerkrankung  ist.  Im  Gegenteil,  die  Boob- 


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190 


Mkykr.  — Nassau. 


No.  11. 


achtungen  am  Menschen  in  Verbindung  mit  den  beim  Affen  vorhandenen 
anatomischen  Verhältnissen  machen  einen  solchen  Zusammenhang  sehr  un- 
wahrscheinlich. Was  die  Frage  der  spastischen  Spinal paralyse  anbetrifft,  so 
ist  die  Zahl  der  auch  nur  annähernd  reinen  Fälle  nach  K.  eine  so  geringe, 
dass  sich  darauf  ein  klinisch  und  anatomisch  scharf  abgegrenztes  Krank- 
heitsbild nicht  aufbauen  lässt.  Die  STRCMt’ELL’schen  Untersuchungen  allein 
scheinen  das  Besteben  einer  familiären  Form  mit  einem  solchen  Symptomen- 
compiex  und  annäherndem  derartigen  anatomischen  Befunde  zu  beweisen. 
Will  man  an  dieser  Krankheitsform  festhalten,  so  will  Verf.  den  Namen 
der  Erb’schen  spastischen  Pseudoparese  vorziehen  und  den  Begriff  der 
spastischen  Spinaiparalyse  besser  für  den  bei  verschiedenen  Kückenmarks- 
affektionen zu  beobachtenden  spastischen -paretischen  Symptomcncomplex 
mit  wirklicher  Lähmung  der  Beine  angewandt  wissen.  Die  Steigerung  der 
Sehnenreflexe  und  eventuell  auch  eine  leichte  Schwäche  der  Extremitäten 
wird  durch  den  Ausfall  der  Pyramidenbahnen  verursacht.  Die  spastischen 
Zustände  sind  als  Folge  einer  auf  die  Vorderhornzellen  reizend  wirkenden 
Veränderung  anzusehen,  die  bisher  nicht  anatomisch  festzustellen  war, 
vielleicht  auch,  wie  R.  annimmt,  keine  einheitliche  Ursache  hat.  Dabei 
könne  die  Degeneration  der  Pyramidenbahnen  höchstens  prädisponirend 
wirket).  S.  Kalischer. 


H.  Meyer,  Ein  Fall  von  Ischias  mit  complicirendem  Herpes.  Münch,  med. 

W'ochenschr.  1905,  No.  4. 

Ein  27jähriger  vorher  gesunder  Mann  erkrankte  mit  heftigen  Schmerzen 
in  der  linken  Gesässgegend,  die  sich  bald  über  die  ganze  Rückseite  des 
linken  Beines  verbreiteten.  Unter  Schüttelfrost,  Kopfschmerz,  Erbrechen 
und  Fieber  trat  dann  an  der  Rück-  und  Aussenseite  des  linken  Ober- 
schenkels ein  typischer  Herpes  auf  unter  Vermehrung  der  neuralgischen, 
jetzt  auch  an  der  Vorderseite  des  Schenkels  im  Crnralgebiet  auftretenden 
Schmerzen.  Der  Ausschlag  wurde  pustulös,  die  umgebenden  Hautpartien 
waren  gerötet  und  entzündlich  inffltrirt.  Allmähliche  Besserung;  die  Pusteln 
zeigten  einen  centralen,  nekrotischen  Zerfall.  Urin  andauernd  eiweiss-  und 
zuckerfrei.  Mit  dem  Abklingen  des  Ausschlags  waren  auch  die  ischia- 
dischen  Beschwerden  verschwunden.  Bernhardt. 


0.  Lassar,  Uebcr  Finsenbehandlung.  Beiträge  znr  wissenschaftlichen 
Medicin  und  Chemie.  Festschrift  f.  E.  Salkowski.  Berlin  1904. 

S.  459. 

L.  hat  die  von  FiNSEN  für  die  Pocken  eingeführte  Behandlung  im 
Rot-  oder  Dunkelzimmer  bei  Varicellen,  generalisirter  Vaccine,  Acne 
varioliformis  angewendet  und  dabei  rasches  Sistiren  des  KrankbeitsproCesses 
und  narbenlose  Heilung  beobachtet.  Auch  Masern  und  Scharlach,  wie 
überhaupt  akute  fieberhafte  Exantheme  zweifellos  bakterieller  Natur,  er- 
weisen sich  für  sie  zugänglich.  — Die  Finsenbehandlung  mit  concentrirtem 
Bogenlicht,  die  einen  enormen  Apparat  erfordert,  dessen  Installation,  Unter- 
haltung und  Verwendung  ausserordentliche  Ansprüche  an  Geld,  Zeit,  Mühe 


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No.  11. 


SawesoN.  — Hbkhanh. 


191 


und  Geduld  stellt,  hat  sich  bisher  eigentlich  nur  beim  Lupus  als  uner- 
setzlich bewährt.  Gancroide  und  Alopecia  areata  lassen  sich  nach  anderen 
Methoden  schneller  und  sicherer  heilen;  dagegen  gelingt  es  manchmal, 
Hache  Gefässnaevi  mit  sonst  kaum  zu  erreichendem  kosmetischem  Erfolge 
zu  beseitigen.  — Verf.  lenkt  die  Aufmerksamkeit  auf  eine  gewisse  Gefahr, 
der  io  den  Finsenlicht-Instituten  infolge  der  Anhäufung  Lupöser  an  anderen 
Krankheiten  Behandelte  ausgesetzt  sind;  jedenfalls  sei  denkbar  grösste 
Sauberkeit  und  Desinfektion,  namentlich  der  G’orapressionslinsen  geboten, 
empfehlenswert  erscheine  auch,  die  Lupusbehandlung  besonders  einge- 
richteten Anstalten  zuzuweisen.  Finsenlicht  und  ältere  Methoden  vermögen 
einander  vielfach  zu  ergänzen  und  zu  unterstützen.  Von  hervorragender 
Wichtigkeit  ist  die  Entdeckung  frischester,  leicht  zu  exstirpirender  Lupus- 
formen,  um  die  sich  Kreis-,  Impf-  und  Schulärzte,  Schulinspektoren,  Geist- 
liche und  Lehrer  verdient  machen  könnten.  H.  Müller. 


Sampson,  Ascending  renal  infection;  with  sepecial  reference  to  the  reflux 
of  urine  from  the  bladder  into  the  urcters  as  an  etiological  factor  in 
its  causation  and  maintenance.  Bullet,  of  the  Johns  Hopkins  Hospital 
1908,  Vol.  14,  p.  334. 

S.  hat  durch  zahlreiche  Präparate  und  Experimente  nachgewiesen,  in 
welcher  Weise  einer  ansteigenden  Infektion  der  Nieren  vorgebeugt  ist.  Der 
Verlauf  der  Ureteren  hindert  ein  Rückströmen  des  Blaseninhalts  nach  den 
Nieren;  einzelne  Fälle,  in  denen  trotzdem  ein  Zurückströmen  stattgefunden 
haben  kann,  beweisen  nichts  für  die  Allgemeinheit.  Für  die  Mikroorga- 
nismen kommen  bei  der  aufsteigenden  Infektion  als  Wege  in  Betracht  die 
allgemeine  Blutcirkulation,  eine  Anastomose  zwischen  den  Gefässen  der 
Blase,  des  Uterus,  der  Ovarien  und  Nieren,  die  Blutgefässe  der  Ureteren, 
die  Lymphgefässe;  ferner  bei  mannigfachen  Verletzungen  das  Lumen  des 
Harnleiters.  Als  wichtige  Hülfsursachen  einer  aufsteigenden  Renalinfektion 
kommt  in  Betracht  eine  verminderte  Widerstandsfähigkeit  der  Niere,  sowie 
allgemeine  Schwäche  des  betreffenden  Individuums.  Im  allgemeinen  sind 
die  Fälle  von  aufsteigender  Infektion  der  Harnwege  äusserst  selten. 

Karo. 

Herinans,  La  rupture  traumatique  de  l’uretre  et  son  traitement.  Journ. 
med.  de  Bruxelles  1904.  No.  32. 

Da,  wo  nach  schwerem  Trauma  Erscheinungen  einer  Harnröhrenruptur, 
Blutung  aus  der  Harnröhre,  Schwellung  am  Damme,  Unmöglichkeit  der 
spontanen  Harnentleerung  auftreten,  warnt  Verf.  vor  dem  Versuche  des 
Katheterismus,  der  den  Zustand  der  Wunde  in  der  Harnröhre,  sei  es  rein 
mechanisch,  sei  es  durch  Infektion  verschlimmern  kann  und  doch  häufig 
nicht  zum  Ziele  führt.  Ist  schnellste  Hülfe  nötig,  so  kommt  die  mehrfach 
empfohlene  Blasenpunktion,  eventuell  in  Verbindung  mit  Blasendrainage 
durch  die  Punktiousöffnung  in  Betracht.  Am  meisten  aber  empfiehlt  sich 
die  sofortige  Ausführung  des  Dammschnitts;  denn  diese  Operation  verbürgt 
allein  das  Ausbleiben  einer  Harninfiltration.  Sind  die  beiden  Enden  der 
getrennten  Harnröhre  nach  seb ich t weiser  Trennung  der  überliegenden  Ge- 


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192  v.  Rakmki.khkn.  No.  11. 

webe  aufgefuudeu,  so  solleu  sie  durch  Naht  vereinigt  werden,  in  die  Harn- 
röhre wird  ein  Dauerkatheter  eingeführt,  die  Dammwunde  drainirt.  Wo 
es  die  äusseren  Verhältnisse  nicht  erlauben,  sofort  die  Naht  auszuführen, 
ist  doch  die  Damniincision  mit  nachfolgender  Drainage  zu  empfehlen.  Die 
in  solchen  Fällen  entstehenden,  hartnäckigen  und  zu  Recidiven  neigen- 
den traumatischen  Strikturen  sind  am  besten  durch  sekundäre  Naht  der 
Harnröhrenwunde  zu  vermeiden.  B.  Marcuse. 


v.  Hardeleben,  Spätfolgen  des  Eutbindungsverfahrens  mit  schneller 
mechanisch  instrumenteller  Muttermundserweiterung.  Arch.  f.  tiynäkol. 
1904,  Bd.  73,  H.  1. 

v.  B.,  der  schon  früher  auf  die  Gefahren  des  Bossi’schen  Dilatations- 
verfahrens bingewiesen  hatte,  erörtert  in  einer  ausführlichen  Arbeit  das 
unrichtige  Princip  dieser  Methode,  speciell  im  Vergleich  zur  Ballon- 
dilatation des  Muttermundes.  Er  weist  ferner  auf  Grund  von  Nachunter- 
suchungen entbundener  Frauen  auf  die  Gefahren  jenes  Verfahrens  sehr 
nachdrücklich  hin  — Die  häufigste  und  unheimlichste  Art  der  durch  das 
Bossi’sche  Instrument  verschuldeten  Risse  steht  mit  der  direkten  Druck- 
wirkung nicht  in  ursächlichem  Zusammenhang.  Sie  entstehen  vielmehr 
allein  durch  Ueberdehnung  und  dementsprechend  plötzlich  und  sogleich  in 
beträchtlicher  Ausdehnung.  Sie  kommen  eben  daun  zu  stände,  wenn  mau 
trotz  der  hochgradigen  Dehnung  weiter  dehnt  und  weiter  dehnen  muss, 
weil  man  sonst  gar  nicht  zum  Ziele  gelangt,  dessen  Erreichung  die  Um- 
stände in  einer  gewisseu  Zeit  vorschreiben.  Beim  Dilatationsverfahren 
fehlt  ein  deutliches  Kriterium,  um  die  Grenze  der  Dilatationsfähigkeit  er- 
kennen zu  lassen.  Der  Ballon  dagegen  passt  sich  der  besonderen 
Eigenart  des  Gewebes  an.  — v.  B.’s  Nachuntersuchungen  ergaben  bei 
0 mittelst  des  Bossi'schcn  Verfahrens  entbundenen  Frauen  4 mal  Cervix- 
risse, einmal  doppelseitige  grosse  Portiorisse  und  einmal  eine  ausschliess- 
lich in  der  Pars  supravaginalis  cervicis  gelegene  ungewöhnliche  Verletzung. 
Diese  Zahlen  übertreffen  bei  weitem  diejenigen,  die  sich  hinsichtlich  der 
grösseren  Geburtsverletzuugen  unter  den  in  anderer  Weise  entbundenen 
Frauen  feststellen  Hessen.  Nach  operativer  Beendigung  der  Geburt  war 
der  Procentsatz  für  grosse  Portiorisse  18,1  pCt.,  für  Cervixrisse  12,1  pCt, 
nach  spontaner  Geburt  sogar  nur  3,6  pCt.  bezw.  1,4  pCt.  (wobei  es  sich 
um  Patientinnen,  die  die  Poliklinik  aufsuchten,  bandelte).  Alle  Patien- 
tinnen mit  Cervixrissen  hatten  auch  parametrische  Schwielen,  die  zu  typi- 
schen Beschwerden  führen.  — v.  B.  wünscht,  dass  „diese  traurigen  Er- 
fahrungen beitragen,  den  Dilatator  mitsammt  dem  ihm  anhaftenden  trügeri- 
schen Nimbus  der  Universaldilatationsfähigkeit  aus  der  Geburtshülfe  wieder 
zu  vertreiben,  ehe  noch  mehr  Frauen  dadurch  invalide  oder  erwerbsunfähig 
gemacht  werden.“  Br.  Wolff. 


Kiiisomlungeu  worden  an  die  Adres.se  des  Herrn  Geh.  Med.-Kat  Prof.  Dr.  M.  Bernhardt  (Berlin  W. 
Französische  Strasse  2|)  oder  an  die  Vorlagshandlung  (Berlin  NW.,  Untor  den  Linden  68)  eiboten. 


Verl*«  von  August  llirschwald  in  llorlin.  — l>ruok  von  I«.  Schumacher  in  Berlin  X.  ‘ii. 


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tVOckwililt  h eatbeln«ii 
1-2  B<*g«u;  J^S i ltitiM« 
äts  Jahr^an^r  Titel,  Na- 
idcu-  und  ■cb'Kfgitter. 


Centralblatt 


Trail  dt* 

28  Mark  j tu  bexielicn 
durch  alle  Radikand* 
langen  u.  Posfan*u'ten. 


für  die 


nedicinischen  Wissenschaften. 


Unter  Mitwirkung  von 


Prof.  Dr.  H.  Senator,  Prof,  Dr.  E.  Salkowski,  Pro£<l^f9lchtä6P/ 

redigirt  von 

APR  27  1905 


Prof.  Dr.  M.  Bernhardt 

ia  Berlin. 


1905. 


95.  Marx. 


Isilmlt:  Bkuhns,  Die  Lympbgefnssc  der  Prostata.  — Charis.  Wirkung 
steriler  Nahrungsmittel.  — Zunz,  lieber  die  Verdauung  der  primären  Albumosen. 

— Glassneb,  Heber  die  Autointoxikation  bei  Obstipation.  — Coplin,  lieber 
die  Veränderungen  der  Intercostalmuskeln  bei  Pleuritis.  — Schulz,  Kall  von 
Defekt  der  Tboraxmuskulatur.  — Mivaer,  Zur  Kenntnis  der  Myositis  iufectiosa. 

— Payr,  Die  Mobilisirung  des  Duodenum  nach  Kocher.  — Pkscurl,  Stypticin 
bei  Chorioiditis  haemorrliagiea.  — Fhikuhich,  Behandlung  der  otogenen  Cerebro- 
spinalmeuingitis.  — Leopold,  Heilung  der  Ozaena  mit  Finsen-Licht.  — Obe«»- 
dorfke,  Hygiene  des  Fleisches.  — Petruschky,  Unwirksamkeit  des  Oriserin. 

— Kisch,  Ucber  den  Stickstoffgehalt  des  Scbweisses.  — Gundrum,  Ueber 
Purgen.  — Heichelheim  und  Kramer,  Salzsäureingiessung  bei  Achylie.  — 
Babohrkix,  Ucber  dipbtberitischc  Lähmungen.  — Gkssner,  Sachs,  Fälle  von 
amaurotischer  Idiotie.  — Shaw,  Ueber  Erythromelalgie.  — Holur,  Fall  von 
Tetanus  durch  Antitoxin  geheilt.  — Seiffku,  Seltene  periphere  Nervenlähmuugen. 

— Rayrosii,  Hirt  und  Alouikh,  Durch  Fibrosarkom  bedingte  Facialis- 
lähmung.  — Alexander,  Hakttunu  und  Alexander,  Ueber  Folliclis  uud 
Erythema  induratum.  — Schölte,  Wasserstoffsuperoxyd  in  der  Dermatologie  und 
Urologie.  — Kraus,  Ueber  Hauttuberkulosc.  — Güter,  Ueber  Tuberkulose  des 
Harnapparates.  — Armstrong,  Zwei  Fälle  von  Blasengeschwiir.  — Poly, 
Wildbolz,  Zur  Nierendiagnostik.  — Heymann,  Einfluss  der  Castration  auf  den 
Phospborgebalt  des  Organismus.  — Scheikdlechnek,  Uebergang  der  Toxine 
auf  deu  Fötus. 


C.  Bruhns,  Untersuchungen  über  die  Lymphgefässe  und  l.ympbdrüsen  der 
Prostata  des  Menschen.  Arch.  f.  Anat.  u.  Physiol.  Anat.  Abteil.  Jahrg. 
1904,  H.  4,  5,  C,  S.  330. 

An  33  Kinderleichen  hat  B.  gelungene  Injektionen  der  Lymphgefässe 
nach  der  Methode  von  GKROTA  ausgeführt,  an  Erwachsenen  gelang  dies 
nur  in  ganz  unbefriedigender  Weise.  Es  fand  sich,  dass  die  aus  der 
Prostata  hervortretenden  Lymphbahnen  sehr  zahlreich  sind  und  vorwiegend 
der  hinteren  und  oberen,  zum  geringeren  Teile  der  seitlichen  und  der 
vorderen  Fläche  entspringen.  Sie  haben  ihren  Hauptabfluss  in  die  zwischen 
Art.  iliaca  externa  und  Art.  hypogastrica  gelegenen  Lymphnglandulae 
iliacae.  Aus  der  hinteren  und  oberen,  seltener  aus  der  seitlichen  Prostata- 
fläclie  treten  nach  jeder  Seite  sechs  bis  acht  Lymphstämmcben  hervor,  die 
zu  drei  bis  vier  grösseren  Stämmen  confluirend  zu  diesen  Drüsen  verlaufen. 


XLltl.  Jahrgang 


q.  HOEBf» 


13 


PAL 


Booms 


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194 


ChARIN.  — ZoMZ. 


No.  12. 


Von  den  Lymphoglandulae  iliacae  aus  gehen  zahlreiche  Verbindungsäste 
zu  den  lateral  von  der  Arteria  iliaca  externa  und  communis  und  Aorta 
gelegenen  Drüsen,  so  dass  von  der  Prostata  aus  die  ganze  bis  zu  den 
Artt.  renales  hinaufreichende  Drüsenkette  injicirt  werden  kann.  Ein 
anderer  Teil  der  Lymphbahnen  der  Prostata  mündet,  von  der  hinteren 
Fläche  ausgehend,  in  die  auf  dem  Beckenboden  über  dem  Steiss-  und 
Kreuzbein  gelegenen  Drüsen.  Es  besteht  ferner  eine  Verbindung  der 
Lymphbahnen  der  Prostata  mit  denen  des  Vas  defereus.  Die  Lymphbahnen 
der  Prostata  stehen  mit  denen  der  Blase  in  Verbindung,  man  kann  von 
der  Prostata  aus  Injektionen  der  Lymphbahnen  und  Lymphdrüsen  der 
Blasenmuscularis  erhalten.  Es  siud  reichliche  Verbindungen  zwischen  den 
Lymphbahnen  der  Prostata  und  denen  des  Rectums  vorhanden.  Poll. 


M.  A.  Clinrin,  lnfluence  de  la  Sterilisation  des  aliments.  Oompt.  rend. 

1904,  No.  2,  p.  102. 

Meerschweinchen,  die  mit  aseptischem  Futter  genährt  wurden,  starben 
meist  früher,  als  die  Control Itiere,  denen  — neben  dem  ebenfalls  sterili- 
sirten  Futter  — noch  etwas  schmutzige  Erde  verabreicht  wurde.  In  dem 
Darme  der  steril  ernährten  Tiere  verschwinden  die  Bacillen  nach  3 bis 
4 Wochen  und  nur  die  Kokken  bleiben  übrig.  Da  in  vitro  gezeigt  werden 
konnte,  dass  dieser  bacillenfreie  Darmsaft  Albumosen  weit  langsamer,  als 
normaler  Darmsaft,  Cellulose  aber  gar  nicht  angreift,  glaubt  der  Verf., 
dass  die  constatirte  — oft  mit  Gallenrctention  verbundene  Enteritis  — 
darauf  beruht,  dass  vor  allem  die  unverdaute  Cellulose  im  Darme  als 
Fremdkörper  eine  abnorme  Reizung  bewirkt.  Er  schliesst  aus  seinen  Ver- 
suchen, dass  es  im  Darm  neben  den  schädlichen  auch  nützliche  fermentativ 
wirkende  Bakterien  giebt.  Nicolai. 


E.  Zunz.  Recherches  sur  la  digestion  pepsique  et  gastrique  des  albumoses 
primaires.  Annal.  de  la  soc.  royale  des  Sciences  med.  XIII.  Bruxelles 
1904. 

Z.  hat  aus  Wittepepton  dargestellte  Heteroalbumoie,  Protalbumose. 
Synalbumose  der  peptischen  Verdauung  unterworfen  und  ihre  weiteren 
Veränderungen  studirt.  Sie  verhalten  sich  dabei  verschieden.  Die  Syn 
albumose  ist  schon  nach  24  Stunden  gelöst,  Heteroalbumose  ist  noch  vor- 
handen, nach  drei  Tagen  nicht  mehr,  Protalbumose  noch  nach  einem 
Monat.  Heteroalbumose  lässt  Deuteroalbumosen  der  Gruppen  A,  B und  C 
nach  Pick  entstehen,  Protalbumose  solche  der  Gruppen  A und  B,  Syn- 
albumose solche  der  Gruppe  C.  — Die  Menge  der  Deuteroalbumosen  nimmt 
im  Verlauf  der  Verdauung  allmählich  ab,  aber  auch  nach  6 Monaten  sind 
sie  noch  nachweisbar.  Weiter  bilden  sich  Peptone,  Peptoide  und  durch 
Phosphorwolframsäure  nicht  fällbare  Produkte;  dabei  entstehen  aus  Syn- 
albumose mehr  Peptone  und  Peptoide  als  durch  Zinksulfat  fällbare 
Stoffe,  aus  Protalbumose  umgekehrt  letztere  in  grösserer  Menge.  — Die 
Veränderung  der  Heteroalbumose  im  Magen  entspricht  einer  kurten 
peptischen  Verdauung,  die  Protalbumose  ändert  sich  im  Magen  anders  als 


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No.  12. 


(tLXBBNKR.  — CoPLIN. 


195 


es  einer  ktirxen  peptischen  Verdauung  entspricht.  — Die  Ergebnisse  ent- 
sprechen im  Wesentlichen  den  von  Pick  frülier  erhaltenen. 

A.  Loewy. 

K.  Uliissner,  Zur  Frage  der  Autointoxikation  bei  Stuhlverstopfung.  Zeit- 
schrift f.  experim.  Pathol.  u.  Therap.  Bd.  I,  S.  132. 

G.  erxielte  bei  Hunden  durch  ßarmgegenschaltung  längerdauernde 
Obstipationszustände  und  bestimmte  die  Aenderungen  im  Verhalten  von 
Harn  und  Kot  gegenüber  der  normalen  Darmentleerung.  G.  fand,  dass  im 
Stauungskot  die  Trockensubstanz  erheblich  vermindert  ist.  Der  Stickstoff- 
gehalt  des  Kotes  nimmt  nicht  ganz  in  demselben  Verhältnis  wie  die 
Trockensubstanz  ab.  Dabei  siud  die  nicht  coagulablen  Stickstoffsubstanzen 
gegenüber  den  coagulablen  vermehrt  und  zwar  bestehen  erstere  vorwiegend 
aus  durch  Phosphorwolframsäure  fällbaren  Stoffen.  Es  tritt  also  bei  der 
Obstipation  ein  für  die  Dickdarmverdauung  charakteristischer  Eiweiss- 
abbau in  den  Vordergrund. 

Während  der  Obstipation  steigt  die  Ammoniakausscheidung  im  Harn 
an  bis  zum  doppelten  bis  dreifachen  der  Norm,  um  nach  jeder  Entleerung 
wieder  abzusinken.  A.  Loewy. 

Coplin,  Changes  in  the  intercostal  museles  and  diaphragm  in  infective 
processes  invnlving  the  lung  and  pleura.  Proc.  of  the  pathol.  soc.  of 
Philadelphia.  Bd.  7,  No.  3,  S.  65.  März  1904. 

Bekanntlich  findet  man  bei  Pleuritis  häufig  eine  Spannung  und  ver- 
mehrte Resistenz  der  Intercostalmuskeln  sowie  Intercostalneuralgie  und 
Rheumatismus.  Verf.  hat  für  diese  Zustände  ein  anatomisches  Substrat 
gefunden,  indem  er  in  7 Fällen  von  Pleuritis  die  Intercostalmuskeln  (und 
das  Zwerchfell)  mikroskopisch  untersuchte.  Zweimal  handelte  es  sich  um 
fibrinöse  Pneumonien  mit  produktiver  Pleuritis,  zweimal  um  akute  Pneumo- 
kokken Pleuritiden,  zweimal  um  tuberkulöse  pleuritische  Ergüsse  und  im 
siebenten  Falle  um  ein  chronisches  Empyem.  Auf  Schnitten  durch  die 
Muskulatur  fanden  sich  teils  degenerative  Veränderungen  an  den  Muskel- 
fasern wie  Granulirung,  Vacuolisirung  oder  Herde  völliger  Nekrose,  teils 
traten  diese  Veränderungen  in  den  Hintergrund  vor  einer  starken  Zell- 
infiltration, welche  die  Muskelfasern  auseinanderdrängte;  hierbei  waren  oft 
Mikroorganismen  zu  finden  und  zwar  manchmal  in  langen  Zügen  innerhalb 
der  Lymphräume.  Bei  länger  dauernder  Krankheit  (Fall  7)  näherte  sich 
der  Process  mehr  einer  chronischen  sklerosirenden  Myositis;  es  fand  sich 
Schrumpfung  der  Muskelfasern,  Ersatz  des  Muskelgewebes  durch  Fett-  und 
Bindegewebe.  Die  Pathogenese  dieser  Myositis  intercostalis  ist  ohne 
weiteres  klar.  Bekanntlich  wird  die  Lymphe  aus  dem  Pleurasack  grössten- 
teils durch  die  thoracalen,  zum  kleinsten  Teile  durch  die  pulmonalen 
Lymphgefässe  abgeführt.  Bei  bestehender  Pleuritis  werden  die  Intercostal- 
muskeln  also  fortwährend  von  einer  Lymphe  durchströmt,  welche  bakte- 
rielle Gifte  oder  die  Bakterien  selber  enthält;  Schädigungen  sind  daher 
unausbleiblich.  Beitzke. 


13* 


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196 


Schulz.  — Miyake. 


No.  12. 


0.  E.  Schulz,  Ueber  einen  Fall  von  angeborenem  Defekt  der  Thorax- 

inusknlatur  mit  einer  Verbildung  der  gleichseitigen  oberen  Extremität. 

Wiener  klin.  Wochenschr.  1904,  No.  33. 

Bei  dem  ‘26jährigen  Patienten,  über  den  Sch.  berichtet,  fand  sich 
neben  einem  Defekt  des  sternocostaleu  Anteils  des  rechten  M.  pectoralis 
inajor  eine  Verbildung  der  rechten  oberen  Extremität.  An  den  nicht  sehr 
deformen  Humerus  lagerte  sich  ein  länglicher  Knochen  an,  der  mit  seinem 
proximalen  Fortsatz  als  Ulna  gedeutet  werden  musste,  während  sein  distales 
Stück  der  Carpus,  Metacarpus  und  zum  Teil  auch  die  Phalangen  zu  einem 
gemeinsamen  Stück  verschmolzen  waren.  Det  Radius  fehlte  und  war  nur 
durch  einen  Vorsprung  am  Humerus  angedeutet.  Joachimsthal. 

Miyake,  Beiträge  zur  Kenntnis  der  sogenannten  Myositis  infectiosa  Mitteil. 

aus  d.  Grenzgeb.  d.  Med.  u.  Chir.  Bd.  13,  H.  2,  S.  156. 

M.  hat  bei  seinen  Experimenten  zur  Erzeugung  der  primären  eiterigen 
Myositis  ausschliesslich  Kaninchen  beuutzt,  weil  hier  die  intravenöse  In- 
jektion leicht  ausfidirbar  ist,  und  andererseits  die  Staphylokokken  auf 
diese  Weise  am  sichersten  zur  Wirkung  kommen,  lujicirt  wurde  Staphvlo- 
coccus  aureus,  der  aus  dem  Eiter  von  primärer  Myositis,  Furunkeln,  Pan- 
aritien  und  Lymphadenitis  genommen  war.  Einige  Versuche  wurden  auch 
mit  dem  aus  Myositiseiter  gewonnenen  Staphylococcus  albus  gemacht.  Die 
Injektionsflüssigkeit  wurde  jedesmal  filtrirt,  um  eine  durch  den  Bodensatz 
der  Bouilloncultur  hervorgerufene  Embolie  zu  vermeiden.  M.’s  Versuche 
zerfallen  in  folgende  5 Versuchsreihen: 

a)  die  subkutane,  intraperitoneale  und  intravenöse  Injektion  von 
Staphylococcus  polymyositicus  nach  Martinotti; 

b)  die  subkutane  Läsion  eines  Muskels  mit  Finger  oder  Zange  und  nach- 
folgende Injektion  von  Staphylococcus  aureus  aus  einer  Myositis; 

c)  analoge  Versuche  mit  Staphylococcus  aureus  aus  akuter  Lymph- 
adenitis und  Panaritium; 

d)  die  vorherige  Anlegung  der  elastischen  Ligatur  an  Extremitäten 
mittelst  Gummisclilauch  und  darauffolgende  intravenöse  Injektion 
von  Staphylococcus  aureus  aus  Myositis  und  Panaritium; 

e)  die  direkt  nach  der  Vollendung  der  langdauernden  Muskelreizung 
mittelst  Induktionsstrom  (Ermüdung)  erfolgende  intravenöse  Injektion 
von  Staphylococcus  aureus  aus  Myositiseiter. 

In  der  ersten  Versuchsreihe  ist  es  M.  bei  seinen  zwei  Versuchen  nicht 
gelungen,  Muskelabscesse  zu  erhalten.  Zu  der  zweiten  Versuchsreihe 
wurden  1 1 Tiere  benutzt,  darunter  5 mit  positivem,  C mit  negativem  Er- 
gebnis. M.  schliesst  aus  seinen  diesbezüglichen  Feststellungen,  dass  die 
Existenz  einer  traumatischen  Läsion  im  Muskel  in  hohem  Maasse  die  Mög- 
lichkeit einer  Infektion  durch  cirkulirende  Bakterien  steigert,  weiterhin, 
dass  dem  aus  Myositiseiter  gezüchteten  Staphylococcus  aureus  keine  speci- 
fisclie  Wirkung  auf  unversehrte  Muskeln  zukommt.  Alle  3 Tiere  der  dritten 
Versuchsreihe  brachten  positive  Ergebnisse.  Es  können  somit  durch  den 
Staphylococcus  aureus,  der  von  akuter  Lymphadenitis  oder  von  Panaritium 
stammt,  an  traumatisch  gereizten  Muskeln  ebenso  gut  Abscesse  hervor- 
gerufen werden  wie  aus  den  durch  Myositis. 


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No.  12. 


Payr.  — Pkscbki..  — Fbikdhich. 


197 


Die  Versuche  der  vierten  Reihe  ergaben  ein  negatives  und  zwei  posi- 
tive Resultate.  M.  scliliesst  aus  seinen  Beobachtungen,  dass  durch  vor- 
herige Stauung  der  Glieder  und  nachfolgende  intravenöse  Injektion  von 
Stapbylococc.us  aureus  in  den  von  der  Abbindung  peripher  gelegenen 
unverletzten  Muskeln  Absccsse  verursacht  werden  können. 

In  der  letzten  Versuchsreihe  endlich  war  der  Erfolg  bei  5 Tieren 
positiv,  bei  2 halb  positiv  (d.  h.  es  bildeten  sieb  nicht  nur  an  den  ge- 
reizten, sondern  auch  an  anderen  Muskeln  Abscesse),  bei  7 negativ.  M. 
hält  sich  demnach  zu  der  Anuahme  berechtigt,  dass  man  ohne  Existenz 
irgendwelcher  Traumen  auf  dem  Wege  elektrischer  Reizung  im  Sinne  reiner 
Ueberanstrengung  eines  Muskels  durch  intravenöse  Injektion  von  Bakterien 
an  den  elektrisirten  Teilen  Muskelabscesse  erzeugen  kann. 

Alles  in  allem  glaubt  M.  durch  seine  Experimente  nur  die  klinische 
Erfahrung  bestätigt  zu  haben,  dass  Traumen,  Ueberanstrengungen  und 
Stauungen  als  prädisponirende  Momente  für  die  primäre  eiterige  Myositis 
anzusehen  seien,  ein  specifischer  Erreger  aber  fehle.  Joachimsthal. 


Payr.  Die  Mobilisirung  des  Duodenum  nach  Kocher  zur  Entfernung  retro- 
duodenal  liegender  Choledochussteine.  Deutsche  Zeitscbr.  f.  Chir.  75.  Bd  . 

S.  1 

Die  von  Kocher  für  die  Uastroduodenostomia  lateralis  empfohlene 
Mobilisirung  des  Dnodenum  bewährte  sich  P.  bei  einem  Fall  von  an  der 
Papilla  Vateri  gelegenem  Choledochusstein  von  Haselnussgrösse,  indem  es 
ihm  dadurch  gelang,  den  Stein  in  den  weiten  supraduodenalen  Teil  des 
Ductus  choledochus  zu  schieben  und  so  die  Aufschneidnng  des  Zwölffinger- 
darmes resp.  die  retroduodenale  Choledochotomie  zu  vermeiden.  Die  Me- 
thode verringert  die  Gefahr  des  Uebersehens  von  tiefer  sitzenden  Steinen 
nach  Entfernung  höher  gelegener  und  bedeutet  in  technischer  Beziehung 
einen  grossen  Fortschritt  für  die  Chirurgie  der  Gallenwege,  des  Duodenums 
und  des  Pankreas.  Die  Technik  wird  genau  beschrieben  Peltesohn. 


M.  Peschei,  Stypticin  gegen  hämorrhagische  Chorioiditis.  Deutsche  med. 

Wochenschr.  19U4,  No.  44. 

P.  hat  wiederholt  bei  chronischer  Chorioiditis  und  recidivirenden  Glas- 
körperhämorrhagien  durch  inneren  Gebrauch  von  Stypticin  eine  unzweifel- 
hafte Heilwirkung  in  dein  Sinne  erzielt,  als  das  Medikament  hämorrhagische 
Nachschübe  verhinderte  und  daher  Aufhellung  des  Glaskörpers  eintrat, 
indem  die  Resorption  der  vorhandenen  Trübungen  ohne  Unterbrechung 
verlief.  Horstmann. 

Friedrich,  Ueber  die  chirurgische  Behandlung  der  otogenen  eitrigen 
Cerebrospinalmeningitis.  Deutsche  med.  Wochenschr.  1904,  No.  32. 

Als  Operationsmethode  der  otogenen  eitrigen  Arachnitis  kommt,  nach 
P.,  von  allen  bisher  in  dieser  Richtung  gemachten  Versuchen  nur  die  Er- 
öffnung der  Schädelhöhlc  und  des  Subarachnoidealraums  in  Verbindung  mit 
Anlegung  einer  Gegenöffnung  an  der  tiefsten  Stelle  des  Wirbelkanals  in 


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108 


I.KOPnl.l«.  OilEHNUORKKK. 


No.  12. 


Betracht.  Er  selbst  hat  in  zwei  Fällen  die  Laminektomie  ausgeföhrt,  nach- 
dem der  primäre  Krankheitsherd  im  Schläfenbein  eine  Eröffnung  des 
Schädelinnern  notwendig  gemacht  hatte.  Beide  Fälle  endeten  letal,  weil 
sie  erst  spät  zur  Operation  kamen.  Die  Indikatiousstcllung  ist  allerdings 
schwierig,  da  die  Operation  nur  für  gewisse  in  den  basalen  und  spinalen 
Subarachnoidealräumen  lokalisirte  Formen  der  eiterigen  Arachnitis  in  Frage 
kommen  kann;  aber  nachdem  mit  Sicherheit  Heilungen  von  sog.  seröser 
Meningitis  durch  die  Lumbalpunktion  constatirt  worden  sind  und  in  Fällen, 
wo  die  Meningitis  als  das  Frühstadium  einer  Arachnitis  gedeutet  werden 
musste,  müsse  man  der  Frage  näher  treten,  ob  nicht  auch  eine  bereits 
ausgedehnte  Arachnitis  unter  gewissen  Umständen  operabel  sei. 

Schwabach. 

Leopold,  Heilung  der  Ozaena  mit  kaltem  fPinsen-)  Lichte.  Fortschr.  d. 

Med.  1904,  No.  29. 

Verf.  teilt  5 Fälle  mit  üblem  Geruch  aus  der  Nase  mit  — ob  alle 
wahre  Ozaena  scheint  Ref.  zweifelhaft  — , die  durch  Finsenlicht  geheilt 
worden  sind.  Die  Belichtung  der  Nasenhöhlen  fand  mit  dem  von  Strebel 
construirten  Apparate  statt.  Zur  Abhaltung  der  intensiven  Hitze  ist  ein 
Kühlmantel  angebracht,  durch  welchen  fortwährend  kaltes  Wasser  fliesst. 
Das  durch  Linsen  concentrirtc  Bogenlicht  wird  mittelst  Glasstäben  mit 
entsprechender  Krümmung  in  die  Nasenhöhle  geleitet.  Schon  nach  der 
ersten  Belichtung  wurden  die  begleitenden  Kopfschmerzen  gemildert.  Nach 
fünfmaliger  jeden  zweiten  Tag  vorgenommener  Belichtung  war  der  üble 
Geruch  verschwunden,  C3  entwickelten  sich  keine  Borken  mehr  und  es 
war  nur  noch  stärkere  katarrhalische  Sekretion  vorhanden.  Ausser  der 
Lichtbehandlung  wurde  zur  Beseitigung  der  Borken  Ausspülung  mit  lauem 
Salzwasser  angeordnet.  W.  Lublinski. 


S.  Oberndorfer,  Hygiene  und  volkswirtschaftliche  Bedeutung  des  Fleisches. 

Deutsche  Vierteljahrsschr.  f.  öffentl.  Gesundheitspfl.  1904,  Bd.  36,  S.  311. 

In  übersichtlicher  Form  und  klar  bespricht  0.  die  Gesundheitsschädi- 
gungen durch  Fleisch  und  die  dadurch  gebotene  Fleischbeschau,  die  ver- 
schiedenen Verfahren  der  Fleischconservirung  und  deren  Geeignetheit,  eine 
Einfuhr  von  Fleisch  aus  viehreichen  in  vieharme  Länder  zu  ermöglichen, 
endlich  ist  der  Arbeit  eine  Besprechung  der  Fleischersatzmittel  ange- 
schlossen. Verf.  ist  bestrebt,  nicht  allein  aus  der  Litteratur  das  Tatsachen- 
material zusammenzutragen,  vielmehr  unterzieht  er  die  heutigen  An- 
schauungen vom  gesundheitspolizeilichen  und  volkswirtschaftlichen  Stand- 
punkte aus  einer  Kritik.  Hinsichtlich  der  Zulassung  von  Fleisch  nicht 
völlig  gesunder  Tiere  denkt  0.  sehr  liberal,  da  er  der  Meinung  ist,  dass 
eine  Verteuerung  und  damit  Entziehung  des  Fleisches  viel  mehr  Schaden 
stiftet,  als  gelegentlicher  Genuss  nicht  völlig  einwandsfreien  Fleisches. 
Lassen  sich  diese  Ansichten  von  O.  noch  unbedenklich  vertreten,  so  kann 
die  Ceberscbätzung  des  Fleisches  und  tierischen  Eiweisses  nicht  unwider- 
sprochen bleiben.  Für  0.  ist  das  Eiweiss  und  als  dessen  Hauptvertreter 
das  Fleisch  die  (Quelle  der  Kraft,  gerade  für  schwer  Arbeitende  soll  es 


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No.  12. 


Pitbvscuky.  — Kisch. 


199 


unentbehrlich  sein,  während  doch  die  exakten  Forschungen  der  letzteu 
Jahre  einwandfrei  dargetan  haben,  dass  keineswegs  das  Eiweiss  Haupt- 
kraftquelle ist,  und  dass  gerade  schwer  Arbeitende  leichter  ohne  animali- 
sches Eiweiss  auskommen  als  Leute  mit  geringerem  Kraftwechsel,  da  sie 
in  der  grösseren  Menge  von  Nahrungsstoffen  selbst  bei  verhältnismässig 
eiweissarmer  Kost  leichter  den  Eiweissbedarf  decken  können,  während  bei 
Leuten  mit  geringerem  Kraftwechsel  hierfür  eine  unnötige  Belastung  des 
Körpers  erforderlich  werden  würde.  Infolge  dieser  hohen  Eiuschätzung 
des  Eiweisses  für  die  Ernährung  misst  0.  denn  auch  den  Fleischmitteln, 
den  Eiweiss- Nährpräparaten,  eine  Bedeutung  zu,  er  meint,  dass, 
wenn  auch  bereits  heute  eine  grosse  Menge  von  Nährpräparaten  auf 
den  Markt  geworfen  wird,  dieser  ganze  Zweig  der  chemischen  Industrie 
wohl  erst  den  Anfang  einer  mächtigen  Bewegung  darstellt,  die  vielleicht 
einmal  geeignet  sein  wird,  unsere  ganze  Ernährung  zu  reformiren  und 
rationeller  zu  gestalten.  Jedenfalls  steht  die  Erfahrung  der  letzteu  Jahre 
mit  dieser  Auffassung  von  dem  Werte  und  der  Zukunft  der  Eiweiss- 
präparate nicht  im  Eiuklang,  von  den  anfangs  mit  enormer  Reklame,  die 
den  Preis  der  Mittel  mindestens  verdreifacht,  auf  den  Markt  gebrachten 
Eiweisspräparaten,  voran  dem  Tropon,  ist  es  allmählich  stiller  und  stiller 
geworden.  Es  dürfte  kaum  gelingen,  den  gemeinen  Mann  davon  zu  über- 
zeugen, dass  er  in  dem  im  besten  Falle  geschmacklosen  und  löslichen 
Pulver  einen  Ersatz  für  das  Fleisch  hat,  jeder  will  für  das  aufgewandte 
Geld  etwas  zwischen  den  Zähnen  haben,  sonst  glaubt  er  nicht  an  den 
Wert  des  Päparates.  Jedenfalls  wäre  aber  wünschenswert  gewesen,  dass 
trotz  der  Wertschätzung  der  Eiweisspräparate  darauf  liingewiesen  wäre, 
wie  durch  die  Reklame  die  Mittel  unnötig  verteuert  worden  sind,  sodass 
sie  zur  Zeit  mindestens  so  teuer  zu  stehen  kommen  wie  das  Fleisch  an  sich. 

H.  Bischoff. 

Petrusellky,  Kann  durch  „Griserin“  eine  „innere  Desinfektion“  bewirkt 
werden?  Berl.  klin.  Wochenschr.  1904,  No.  50. 

In  einer  vorläufigen  Mitteilung  giebt  P.  Laboratoriumsversuche  be- 
kannt, in  denen  er  die  Wirkung  des  von  Küster  mit  Emphase  empfohlenen 
Griserins  als  inueres  Desinfektionsmittel  geprüft  hat.  Nachdem  festgestellt 
war.  dass  Loretin  und  auch  sein  Salz  das  Griserin  Milzbrandbacillen  noch 
in  erheblicher  Verdünnung  in  der  Entwickelung  hemmen  und  auch  abtöten, 
und  dass  Mäuse  die  zur  Eutwickelungshemmung  erforderliche  Menge 
Griserin  vertragen,  wurde  bei  diesen  Tieren  versucht,  ob  eine  vorhergehende 
Einspritzung  von  Griserin  gegen  eine  sonst  tötlich  verlaufende  Milzbrand- 
infektion schütze.  Der  Erfolg  war  ein  völlig  negativer,  die  mit  Griserin 
behandelten  Mäuse  gingen  ebenso  schnell  ein  wie  die  Controlltiere.  Somit 
ist  eine  innere  Desinfektion  des  Körpers  mittels  Griserin  nicht  möglich. 

H.  Bischoff. 

Fr.  Kisch  jun.,  lieber  die  Beziehungen  des  Stickstoffgehaltes  in  Schweiss 
und  Harn  bei  rheumatischen  Erkrankungen.  Zeitschr.  f.  Heilk.  XXV.  Bd., 
No.  8,  S.  241. 

Die  Ausführung  exakter  Schweissuntersuchungen  begegnet  mancherlei 


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200 


fiuNimcii.  — Heichelheim  und  Krame» 


No.  12. 


Schwierigkeiten.  Verf.  ging  bei  seinen  Untersuchungen  in  der  Weise  vor. 
dass  er  zur  Erzeugung  des  Schweissausbruches  das  elektrische  Glühlichtbad 
verwendete  und  durch  einen  über  Hand  und  Arm  gezogenen  und  mit  einem 
Ablaufbahn  versehenen  Gummiärmel  den  von  einem  Arm  producirten 
Schweiss  sammelte,  also  auf  Auffangen  und  Untersuchen  der  Gesammt- 
schweissmenge  verzichtete.  Es  zeigte  sich  nun,  dass  derartige  Schwitz- 
proceduren  bei  chronischem  Gelenkrheumatismus  eine  Beschleunigung  und 
mässige  Vermehrung  der  Stickstoffausscheidung  herbeiführen.  Diese  Ver- 
mehrung der  Stickstoffausscheidung  macht  nach  einer  gewissen  Zeit  wieder 
einer  normalen  oder  auch  subnormalen  Platz,  bis  der  Organismus  wieder 
in  Stickstoffgleichgewicht  kommt.  Ein  Antagonismus  zwischen  Stickstoff- 
ausscheidung in  Harn  und  Schweiss  ist  bei  rheumatischen  Erkrankungen 
nicht  nachzuweisen,  während  bei  Nierenkranken  bekanntlich  ein  solcher 
Antagonismus  besteht.  Bemerkt  sei  schliesslich  noch,  dass  regelmässig 
ein  kurzdauerndes  Sinken  des  Blutdrucks  festgestellt  werden  konnte,  und 
dass  ebenso  regelmässig  die  Pulsfrequenz  für  kurze  Zeit  um  14—34  Schläge 
zunahm.  K.  Kronthal. 

Fr.  Gundrum,  Ueber*  Purgen.  Wiener  klin.  Rundschau  1904,  No.  36. 

Purgen,  Dihydroxyphtalophenon,  wurde  früher  in  Ungarn  als  Zusatz 
zu  gewissen  Weinsorten  gebraucht,  und  es  zeigte  sich  dabei,  dass  derartige 
Weine  stark  abführend  wirkten.  Das  Mittel  kommt  jetzt  in  Tablettenform 
in  den  Handel,  und  zwar  in  drei  Sorten,  als  Baby-Purgen,  enthaltend  0,05. 
als  Purgen  für  Erwachsene  mit  0,1  und  als  Purgen  für  Bettlägerige  mit 
0,5  g Purgen.  Genauere  Tierversuche  konnten  nicht  gemacht  werden,  da 
das  Mittel  bei  Tieren  nicht  abführend  wirkt.  Eingehende  Harn-  und  Stuhl- 
Untersuchungen  zeigten,  dass  nur  sehr  geringe  Mengen  durch  den  Harn 
ausgeschieden  werden,  dass  der  bei  weitem  grösste  Teil,  gegen  90  pCt, 
nicht  resorbirt,  sondern  unverändert  mit  dem  Stuhl  wieder  ausgeschieden 
wird.  Die  Wirkung  ist  eine  prompte,  Beachtung  verdient,  namentlich  die 
gute  Wirkung  bei  Kindern,  zumal  das  Mittel  gut  schmeckt  und  daher  von 
Kindern  gern  genommen  wird.  K.  Kronthal. 


Heichelheim  und  Kramer,  Ueber  den  Einfluss  von  Salzsäureeingiessungen 
auf  den  Pepsingehalt  des  Mageninhaltes  bei  Achylien  nebst  einigen  Be- 
merkungen über  die  quantitativen  Pepsinbestimmungsmethoden.  Münch, 
med.  Wochensc.hr.  1904,  No.  8. 

Verff.  haben  in  zahlreichen  Versuchen  an  einem  grösseren  Materiale 
den  Einfluss  der  Salzsäure  bei  den  verschiedenen  Formen  der  Anacidität 
resp.  der  Hypacidität  geprüft  und  insbesondere  nachgeforscht,  ob  sich 
hierbei  nicht  eine  gewisse  Gesetzmässigkeit  je  nach  der  Art  und  der  Ur- 
sache der  Achylie  ergeben  würde.  Die  Ergebnisse  ihrer  Untersuchungen 
werden  von  den  Verffn.  kurz  in  folgenden  Schlusssätzen  wiedergegeben: 

1.  Gesetzmässige  Unterschiede  im  Pepsingebalt  des  Mageninhaltes  und 
in  der  Beeinflussung  desselben  durch  Salzsäureeingiessungen  lassen  sich  für 
die  verschiedenen  Formen  der  Achylie  nicht  feststollen.;  insbesondere  hat 
sich  ein  gesetzmässig  verschiedenes  Verhalten  der  einfachen  Achylien 


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No.  12. 


BahmNNCIX. 


201 


gegenüber  den  carcinomatösen  Acliylien  uacb  dieser  Richtung  hin  nicht 
gezeigt. 

2 lu  fast  allen  Kälten  von  Acbylie  fanden  wir  eine  Herabsetzung  des 
Fermentgehaltes.  Sie  war  im  Allgemeinen  relativ  gering  bei  Carcinomen; 
bei  den  übrigen  Formen  fanden  wir  ein  wechselndes  Verhalten,  bei  einigen 
sogar  ein  völliges  Erloschensein  des  Pepsingehaltes. 

3.  Es  scheint,  dass  ein  relativ  hoher  Pepsingehalt,  der  durch  Salz- 
säureeingiessung  mehr  gesteigert  wird,  vorwiegend  bei  Carcinomen  zu  beob- 
achten ist,  ein  Verhalten,  das  im  Verein  mit  den  übrigen  Symptomen  von 
einigem  diagnostischen  Wert  sein  kann. 

4.  Bei  Achylie  spricht  das  Auftreten  von  Rlutbeimengung  nach  Salz- 
säureeinguss,  Braunfärbung  des  Wiederausgeheberten,  für  Carcinom: 

Als  Nebenbefund  hat  sich  noch  ergeben: 

5.  Bei  Acliylien  und  Hypochylicn  scheint  für  genaue  quantitative 

Pepsinbestimmung  die  Volhard'sche  Methode  zur  Zeit  die  beste  zu  sein. 
Für  den  gewöhnlichen  klinischen  Gebrauch,  d h.  für  grobe  Pepsinschätzung, 
ist  die  alte  Mett’sche  Methode  ausreichend.  Carl  Rosenthal. 


J.  liahoitueix,  Paralysies  diphtheriques  et  neunte  ascendante.  Rev.  mens, 
des  mal.  de  Penf.  1904,  p.  145. 

Bisher  ist  es  keinem  Experimentator  gelungen,  typische  postdiphthe- 
rische Lähmungen  experimentell  bei  Tieren  zu  erzeugen;  vielmehr  trugen 
alle  experimentellen  Lähmungen  den  Charakter  der  Landry’schen  Paralyse. 
Verf.  betrachtet  als  charakteristisch  für  die  postdiphtherischen  Lähmungen, 
dass  sie  entweder  ausschliesslich  die  Muskeln  der  Region  befallen,  welche 
an  Diphtherie  erkrankt  war,  oder  dass  die  Lähmung,  wenn  sie  sich  ver- 
allgemeinert, von  der  erkrankt  gewesenen  Region  aus  sich  über  andere 
Körpergegenden  verbreitet.  Dies  geht  so  weit,  dass  in  vielen  Fällen,  wenn 
die  Diphtherie  auf  eine  Seite  des  Rachens  beschränkt  bleibt,  auch  die 
Gaumensegellähmung  einseitig  bleibt.  Solche  örtliche  Lähmungen  konnte 
Verf.  hervorrufen,  wenn  er  Hunden  oder  Kaninchen  wenige  Tropfen  einer 
schwachen  Diphtheriegiftlösung  in  eine  Hinterpfote  einspritzte;  nahm  er 
ein  oder  zwei  Tropfen  mehr  zur  Injektion,  so  schlossen  sich  öfter  an  die 
Lähmung  der  injicirten  Pfote  allgemeine  Lähmungen  an.  Grobe  anatomische 
Veränderungen  waren  in  den  gelähmten  Gliedern  bei  der  Sektion  der  Tiere 
nicht  aufzufinden.  Um  über  die  Art  und  Weise,  wie  die  Lähmung  zu 
stände  kommt,  Aufschluss  zu  gewinnen,  injicirtc  Verf.  Tieren  direkt  einige 
Tropfen  des  verdünnten  Diphtheriegifts  in  den  N.  ischiadicus.  Es  ent- 
stand dann  im  Laufe  einiger  Tage  eine  Lähmung  der  Pfote  der  injicirten 
Seite.  Diese  lalhmung  ist  nicht  traumatischen  Ursprungs;  sie  entsteht 
nicht  bei  Tieren,  die  gegen  Diphtheriegift  immunisirt  sind,  lnjicirt  mau 
ein  paar  Tropfen  weniger  in  den  Nerven,  so  verbreitet  sich  allmählich  die 
l«thmnng  von  der  injicirten  Pfote  auf  den  Sphincter  ani  et  vesicae,  dann 
auf  die  nicht  injicirte  Hinterpfote.  Eine  solche  Art  der  Ausbreitung  spricht 
— wie  Verf.  meint  — dafür,  dass  das  Gift  sich  im  Nerven  gegen  das 
Mark  bin  verbreitet,  aber  nicht  durch  die  Gefässe  seinen  Weg  nimmt.  — 
Bei  der  Sektion  der  gelähmten  Tiere  fand  Verf.  diffuse  Erkrankungen  der 


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202 


Gköüaer.  Sachs.  — Shaw. 


No.  12. 


der  Zellen  ira  Rückenmark  (Zerfall  der  chromatophilen  Körner,  Chromato- 
lyse,  hypertrophische  Schwellung  etc.).  Ausserdem  fand  Verf.  in  einem 
Fall  körnigen  Zerfall  aller  Fasern  einer  oder  zweier  hinterer  Wurzeln  der 
gelähmten  Seite  im  Niveau  ihrer  Eintrittsstelle  in  das  Rückenmark;  in 
einem  anderen  Falle  fand  Verf.  ausgesprochene  Degenerationen  der  vor- 
deren Wurzeln  heim  Eintritt  in  die  Lendenanschwellung,  ebenfalls  degene- 
rative  Veränderungen  in  dem  Spinalganglion  und  aseendirende  Degeneration 
des  Hinterstrangs  der  gelähmten  Seite.  — Verf.  nimmt  an,  dass  diese  Ver- 
änderungen aus  einer  ascendirenden  Neuritis  bervorgegangen  sind,  doch  sind 
seine  Versuche  nach  dieser  Richtung  nicht  beweisend.  Stadthagen. 


1)  C.  Gessuer,  Zur  Casuistik  der  familiären  amaurotischen  Idiotie.  Münch, 
med.  Wochenschr.  1003,  No.  7. 

2)  B.  Sachs,  Ein  weiterer  Beitrag  zur  amaurotischen  familiären  Idiotie, 
einer  Erkrankung  hauptsächlich  der  grauen  Substanz  des  Centralnerven- 
systems. Deutsche  med.  Wochenschr.  1903,  No.  28. 

1)  Der  Fall  von  amaurotischer  Idiotie,  den  G.  beobachtete,  betrifft 
ein  lV4jäbriges  jüdisches  Mädchen,  das  im  7.  Lebensmonat  mit  zunehmen- 
der Lähmung  und  Verblödung  erkrankte  und  den  charakteristischen 
ophthalmoskopischen  Befund  (runde  weisse  Fläche  mit  rotem  Centrum  in 
der  Maculagegend)  neben  Atrophia  nerv,  optic.  aufwies.  Von  den  ca.  48 
bisher  ärztlich  beobachteten  Fällen  der  familiären  amaurotischen  Idiodie 
betreffen  nur  drei  christliche  Kinder.  — Ueber  Heredität  oder  Krankheits- 
verhältnisse in  der  Familie  wird  in  dem  beschriebenen  Falle  nicht  be- 
richtet. 

2)  S.  teilt  einen  neuen  Fall  der  amaurotischen  familiären  Idiotie  mit 
mikroskopischem  Befunde  ausführlich  mit.  Wie  Hirsch  fand  er  wesent- 
liche Veränderungen  der  centralen  grauen  Substanz  im  Gehirn  und  Rücken- 
mark. Die  Entartung  der  weissen  Fasern  in  den  Rückenmarkssträngen 
(vorderen  und  Seitensträngen)  schien  sekundärer  Natur  zu  sein  und  ent- 
sprach hier  nicht  der  starken  Veränderung  der  grauen  Substanz.  S.  nimmt 
eine  Entwickelungsstörung  des  Centralnervensystems  als  Ursache  an,  welche 
zu  einem  degeucrativcn  Process  den  Anstoss  giebt.  Die  Störung  der  nor- 
malen Entwickelung  pflegt  erst  im  4. — 6.  Monat  sich  zu  zeigen;  aber  der 
vitale  Defekt  der  Anlage  und  Entwickelung  ist  angeboren. 

S.  Kalischer. 


II.  II.  Shaw,  The  morbid  anatomy  of  erythromelalgia  based  upon  the 
examination  of  the  amputated  extremities  of  three  cases.  Brit.  tned. 
journ.  1003,  March  21. 

Es  handelt  sich  um  drei  jugendliche  Individuen  im  Alter  von  20,  24 
und  20  Jahren,  bei  denen  die  Schmerzanfälle  von  erythromelalgischem 
Charakter  (es  waren  auch  trophische  Störungen  in  der  Haut  und  den 
Nägeln  vorhanden)  einen  so  heftigen  Grad  annahmen,  dass  zur  Amputation 
der  Gliedmaassen  geschritten  werden  musste.  Die  Arterien  dieser  am- 
putirten  Glieder  waren  alle  an  der  Intima  verdickt,  ebenso  verhielten  sich 
die  Venen,  in  denen  cs  häufig  zu  Thrombosen  gekommen  war.  Die  Nerven- 


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No.  12.  Holub.  — S KIFFER.  203 

stamme  wurden  bis  in  ihre  Bndverzweigungeu  verfolgt  aber  intakt  ge- 
funden. M.  Brasch. 

A.  Holub,  Ein  Fall  von  Kopftetanus  mit  Hypoglossusparese,  geheilt  nach 
Duralinfusion  von  Behring’schem  Antitoxin.  Wiener  klin.  Wochenschr. 
1903,  No.  17. 

Rin  11  jähriger  Knabe,  der  an  der  linken  Schläfe  durch  einen  Stein- 
wurf verletzt  worden  war,  bekam  nach  3 Tagen  Kaubeschwerden  und 
4 Tage  später  allgemeine  Krämpfe.  Die  Untersuchung  ergab  TrismuS, 
Nackenstarre,  Starre  der  Brust-  und  Bauchmuskeln,  Opisthotonus  und 
typische  tetanische  Krampfanfälle.  Die  Zunge  wich  nach  links  ab. 

Durch  subdurale  Infusionen  von  Behring’schem  Antitoxin  trat  zuerst 
Besserung  dann  Heilung  ein.  Vier  Wochen  nach  dem  Aufhören  der  An- 
fälle kam  es  zu  periodischen  Reizerscheinungen  in  den  Beinen  und  Sphink- 
teren,  welche  spinalen  Charakter  trugen  und  wohl  auf  die  mechanische 
Irritation  der  Meningen  gelegentlich  der  l.umbaiinfusionen  zu  beziehen 
waren.  M.  Brasch. 


Seiffer,  Ueber  zwei  seltene  Fälle  peripherer  Nervenlähmung.  Monatsschr. 
f.  Psych.  etc.  Bd.  lö,  H.  4. 

Der  erste  Fall  S.’s  betrifft  ein  lVjähriges  Mädchen,  welches  eitle 
doppelseitige  Halsrippc  und  einseitige  Lähmungserscheinungen  auf  motori- 
schem und  sensiblem  Gebiet  darbot.  Die  subjektiven,  schon  in  der  Kind- 
heit aufgetretenen  Beschwerden  bestanden  in  Schmerzen  und  Parästhesien 
in  der  rechten  Oberschlüsselbeingrube  und  an  der  Innenseite  des  rechten 
Armes  und  der  Hand;  objektiv  liess  sich  eine  degenerative  Lähmung  und 
Atrophie  der  rechten  Dauraenballenmuskeln  und  ein  Sensibilitätsdefekt  an 
der  Innenseite  des  rechten  Armes  nachweisen.  Als  Ausgangspunkt  dieser 
Beschwerden  erschien  eine  schmerzhafte  Stelle  in  der  rechten  Oberschlüssel- 
bein grübe,  an  welcher  das  Röntgenbild  das  Vorhandensein  einer  Halsrippe 
nach  wies.  Obgleich  in  der  Fossa  supraclavic.  kein  Pulsiren  oder  gar  ein 
Aneurysma  der  Art.  subclavia  nachweisbar  war,  war  die  rechte  Hand  oft 
röter  und  kälter  als  die  linke.  Bei  extremer  Vertikalerhebung  des  Armes 
und  äusserster  Wendung  des  Kopfes  nach  rechts  und  bei  tiefer  Inspiration 
verschwand  der  Radialpuls.  Nach  der  Kxstirpation  der  rechten  Halsrippe 
trat  eine  leichtere  Lähmung  des  Deltoideus  ein  und  eine  Schwächung  der 
Armbewegungen  in  allen  Gelenken.  Diese  Störungen  verschwanden  inner- 
halb 4—6  Wochen.  Die  Bemerkungen  des  Verf.’s  über  die  eigentümlichen 
Sensibilitätsverhältnisse  in  diesem  Falle  und  das  (trotz  Vorhandensein  einer 
Halsrippe  auch  links)  Intaktbleiben  dieser  linken  Seite  s.  im  Original. 

Die  zweite  Beobachtung  S.’s  betrifft  den  seltenen  Kall  einer  isolirten 
Lähmung  des  rechten  N.  musculocutaneus  bei  einem  52jährigen  Musiker. 
Der  degenerativen  Lähmung  war  eine  fieberhafte  Infektionskrankheit  voraus- 
gegangen; zugleich  hatte  der  Pat.  seinen  rechten  Arm  .lahre  lang  als 
Musiker  überanstrengt. 

Interessant  ist  in  diesem  Falle  die  schon  früher  beobachtete  vicariirende 
Funktion  des  M.  supin.  longus  als  Beuger  und  die  Möglichkeit,  vom  Radialis- 


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2*  *4  Kaymhnd,  Huist  11.  Alquikk.  — Ai.kxanukk.  Hakttunc  u.Alkxanukii. 


No.  12. 


anteil  des  gelähmten  M.  brach,  int.  aus  diesen  Anteil  des  Muskels  in  nor- 
maler Weise  zur  Contraktion  zu  bringen.  Bernhardt. 


F.  Raymond,  Huet  et  Alqnier,  Paralysie  faciale  periphörique  due  ä un 
fibro-sarcome  englohant  le  nerf  ä sa  sortie  du  bnlbc.  Arch.  der  neuro). 
1905,  Janvier. 

Bei  einer  66jährigen  Frau  trat  ohne  äussere  Ursache  eine  linksseitige 
vollkommene,  bis  zum  Lebensende  nach  13  Jahren  unverändert  bestehen 
gebliebene  Facialislämung  auf.  Der  Tod  trat  infolge  einer  Broncho- 
pneumonie ein.  Rin  Fibrosarkom  hatte  den  linken  N.  facialis  an  seinem 
Austritt  aus  der  Med.  oblong,  in  seinen  Bereich  gezogen  und  com- 
primirt,  die  Med.  oblong.,  das  Kleinhirn,  den  8..  9.  und  10.  Hirnnerven 
bei  Seite  schiebend,  ohne  sie  irgendwie  schwerer  in  ihrer  Integrität 
zu  beeinträchtigen.  So  konnte  auch  dieser  Fall  während  des  Lebens 
nicht  diagnosticirt  werden.  Die  genauere  Untersuchung  ergab  den  Ur- 
sprung der  Neubildung  aus  der  Scheide  des  N.  facialis  bei  seinem  Aus- 
tritt aus  dem  Bulbus.  (Die  feineren  Details  der  histologischen  Unter- 
suchung siehe  im  Original.)  Obgleich  die  Lähmung  13  Jahre  bestanden 
hatte,  wurden  doch  nirgends  im  Centralnervensystem  oder  au  den  Nerven- 
wurzeln auch  nur  Gescbwulstaudeutungen  gefunden.  Bernhardt. 


\)  A.  Alexander,  Folliclis  und  Erythema  iuduratum  Bazin.  (Aus  der 
dermatol.  Abteil,  des  Allerheiligen-Hospitals  zu  Breslau.)  Berl.  klin. 
Wochenschr.  1904,  No.  34. 

2)  W.  Harttung  und  A.  Alexander,  Weitere  Beiträge  zur  Klinik  uud 
Histologie  des  Erytheme  indure  Bazin,  Arch.  f.  Dermatol,  u Svph. 
Bd.  71,  S.  385. 

1)  Folliclis  und  Erythema  induratum  sind  die  beiden  Hauptrepräsen- 
tauten  der  sog.  Tuberkulide.  Die  hauptsächlich  an  den  Extremitäten  uud 
an  den  Ohren  lokalisirte  Folliclis  ist  charakterisirt  durch  schubweise 
auftretende  hirsekorn-  bis  bohnengrosse  tiefgelegene  harte  Knötchen,  die 
entweder  spontan  unter  Braunfärbung  der  Oberhaut  wieder  schwinden, 
oder,  allmählich  in  die  Höhe  rückend,  sich  mit  einem  Krüstchen  bedecken, 
ulceriren  und  schliesslich  mit  einer  charakteristischen  kleinen  Narbe  heilen. 
Histologisch  kann  man  eine  oberflächliche  und  eine  tiefe  Form  der  Folliclis 
unterscheiden;  bei  der  letzteren  findet  man  im  allgemeinen  rein  tuber- 
kulöse, bei  der  ersteren  mehr  entzündliche  Veränderungen.  — Das  am 
häufigsten  die  unteren  Extremitäten,  namentlich  die  Waden,  befallende 
Erythema  induratum  erscheint  in  Gestalt  von  grösseren  und  stabileren, 
meist  schmerzlosen  knotigen,  zuweilen  auch  mehr  diffusen,  platten  und 
strangförmigen,  selten  ulcerirenden  Einlagerungen  in  die  Tiefe  des  Oorium, 
über  denen  die  Haut  blaurot  bis  hellrot  verfärbt  ist  Histologisch  haben 
sie  mit  der  Folliclis  grosse  Aehulichkeit,  auch  klinisch  kommen  Ueber- 
gangsformen  zwischen  beiden  vor.  — Dass  die  Folliclis  wie  das  Erythema 
induratum  mit  der  Tuberkulose  in  engem  Zusammenhang  stehen,  wird 


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No.  12. 


Schoi.t*.  — Kinos. 


205 


wohl  allgemein  auerkaunt,  strittig  ist  aber  noch,  ob  sie  auf  eine  Toxin- 
wirkung, oder  auf  einen  bacillären  Ursprung  zurückzuführen  sind. 

2)  Verff.  berichten  über  5 Fälle  von  Erythema  induratum  und  die 
histologischen  Befunde  bei  ihnen.  Sie  halten  an  der  tuberkulösen  Natur 
der  Krankheit  fest  und  sind  der  Ansicht,  dass  es  sich  bei  ihr  um  ein- 
bolische  Vorgänge  auf  hämatogenem  Wege  handelt;  ob  dabei  lebende,  ab- 
geschwächte oder  tote  Tuberkelbacillen  eine  Rolle  spielen,  lässt  sich  vor- 
läufig nicht  sagen.  H.  Müller. 


ff.  Schultz,  Ueber  die  Verwendung  des  30proc.  Wasserstoffsuperoxyd  von 
Merck  in  der  Dermatologie  und  Urologie.  (Ans  der  Universitätspoliklinik 
f.  Hautkranke  in  Königsberg  i.  Pr.)  Arch.  f.  Dermatol,  u.  Sypli.  Bd.  71, 
S.  371. 

Verf.  empfiehlt  das  Merck’sche  Wasserstoffsuperoxyd  seiner  antisepti- 
schen, reinigenden  und  desodorisirenden  Wirkung  wegen  vor  allem  bei  der 
Behandlung  ulceröser  und  besonders  gangränöser  Processe  der  Haut  und 
Schleimhaut,  bei  denen  es  entweder  rein  oder  schwach  verdünnt  (I  :2  bis 
1:3)  einmal  täglich  zum  Aufpinseln  oder  Auswischen,  oder  in  */2 — 1 proc. 
Lösung  zum  Verband  benutzt  wird.  Sehr  günstig  beeinflusst  das  Mittel 
die  Stomatitis  merrurialis,  namentlich  wenn  sie  mit  eitrigem  Belage  des 
Zahufleischrandes,  mit  Ulcerationen  und  Foetor  ex  ore  verbunden  ist;  neben 
Spülungen  mit  2— 3 proc.  Lösungen  macht  man  hier  Piuselungen  mit  dem 
reinen  Präparat,  dem  oft  zweckmässig  10 — 20  pCt.  Argent.  nitr.  zugesetzt 
werden.  Kerner  sind  torpide  vereiternde  Bubonen,  gangränöse  oder  serpi- 
ginöse  weiche  Schanker  geeignete  Objekte  der  Wasserstoffsuperoxyd- 
behandlung.* Bei  Leukoplakia  oris  hat  Verf.  mit  Pinselungen  Heilung 
oder  Besserung  erzielt,  dagegen  blieb  die  Wirkung  bei  Comedonen,  Acne, 
Rphelideu  und  anderen  Pigmcntirungen  hinter  seinen  Erwartungen  zurück. 
— In  der  Urologie  glaubt  Sch.  das  Mittel  empfehlen  zu  dürfen  bei  manchen 
chronischen  Cystitiden  in  Form  von  Spülungen  mit  l/3 — I proc.  Lösungen, 
ferner  im  Endstadium  der  Gonorrhoe,  bei  chronischer  Gonorrhoe  und 
namentlich  bei  chronischen  postgonorrhoischen  Urethritiden  zu  Injektionen 
vou  */| — 1 proc  Lösungen,  am  besten  mit  einem  Argentumzusatz  von 
1:4000 — 1:1000,  oder  zu  Spülungen  mit  etwas  schwächeren  Lösungen. 

H.  Müller. 


A.  Kraus,  Ueber  multiple  in  Knotenform  auftretende,  primäre  Zellgewebs- 
tuberkulose  der  Haut.  (Aus  der  dermatol.  Klinik  des  Prof.  F.  J.  Pick.) 
Prager  med.  Wochenschr.  1904,  No.  28. 

Bei  einem  12jährigen  Mädchen  bestanden,  neben  einem  Lupus  der 
Nase  und  Scrophnloderma  an  den  Fussrändern,  unregelmässig  am  Stamm, 
im  Gesicht  und  an  den  Extremitäten  verteilte  erbsen-  bis  haselnussgrosse, 
in  der  Tiefe  der  Haut  gelegene,  derbe,  weder  spontan  noch  auf  Druck 
schmerzhafte  Knotenbildungen  mit  normal  erscheinender  Bedeckuug.  Die 
ausgesprochene  lokale  Reaktion  auf  Tuberkuliuinjektionen  (Rötung,  Schwel- 
lung. Schmerzhaftigkeit  der  Knoten),  das  positive  Ergebnis  von  Tier- 


t 

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206 


GOTZK.  — AbMSTRONII.  Kl  f'Ol.V.  WlLDHOl.Z. 


No.  12. 


versuchen  und  der  histologische  Befund  Hessen  keinen  Zweifel  darüber, 
dass  es  sich  um  multiple  primäre  Zellgewebstuberkulose  der  Haut  handelte, 
die  sich  im  klinischen  Bilde  und  im  Verlauf  (Fehlen  von  Erweichung*- 
processon)  wesesentlich  vom  Scrophuloderma  unterschied.  H.  Müller. 

Götze,  Uebcr  absteigende  Tuberkulose  des  Harnapparates.  Prager  med. 
Wochenschr  1903,  No.  48. 

Im  Anschluss  an  zwei  einschlägige  Krankengeschichten  erörtert  G. 
den  Infektionsweg  bei  der  urogenitalen  Tuberkulose;  im  Gegensatz  zu  der 
Guyon’schen  Theorie  handelt  es  sich  in  den  meisten  Fällen  um  eine 
hämatogene  Infektion  zunächst  einer  Niere,  die  lange  latent  bleibt  und 
dann  absteigend  den  Urogenitalapparat  inficirt.  Die  Prognose  des  I«eidens 
hat  sich  durch  Verbesserung  der  Diagnostik,  namentlich  durch  die  Cystn- 
skopie  und  die  funktionelle  Nierenuntersuchung  wesentlich  gebessert. 

Karo. 

Armstrong,  Single  ulcer  of  the  bladder,  nontuberculous  and  nonmalignant, 
with  report  of  cascs.  Transactions  of  the  americ.  surg.  association  190.'!, 
Vol.  21,  p.  100. 

A.  berichtet  zwei  Fälle  von  solitärem,  nicht  tuberkulösem  Blasen- 
geschwür bei  jugendlichen  Individuen,  beide  Patienten  wurden  durch  lokale 
Behandlung  geheilt,  die  Symptome  der  Krankheit  erinnern  an  die  bei 
Blasentuberkulose.  Karo. 


1)  Fr.  Poly,  Bestimmungen  der  molekulären  Concentration  des,  Blutes  und 
des  Urins  bei  doppelseitigen  Nierenerkrankungen.  Deutsche  med  Wochen- 
schrift 1904,  No.  23. 

2)  II.  Wildbolz,  Ueber  funktionelle  Nierendiagnostik.  Gorresp.-Bl.  f. 
Schweizer  Aerzte  1904,  No.  13. 

1)  Die  aus  der  Lcube'schen  Klinik  stammende  Arbeit  kommt  auf 
Grund  von  Untersuchungen  bei  doppelseitigen  Nierenerkrankungen  zu  dem 
Resultat,  dass  eine  normale  Gefrierpunktserniedrigung  (d)  des  Blutes 
(zwischen  0,56 — 0,57°)  nicht  zu  irgendwelchen  diagnostischen  oder  pro- 
gnostischen Schlüssen  berechtige,  dass  wohl  aber  die  Erhöhung  von  S in 
einem  Anfalle  fraglicher  Urämie  differentialdiagnostisch  verwertbar  ist. 
Eine  normale  Gefrierpmiktscrniedrigung  des  Blutes  hat  Verf.  in  drei  Fällen 
von  schwerer  Urämie  gefuuden,  doch  sind  dies  Ausnahmen.  Jedenfalls 
ist  die  Entstehung  der  Urämie  nicht  von  einer  Steigerung  der  molekulären 
Blutconcentration  abhängig.  Die  Gefrierpunktsbestimmung  des  Harns  ist 
bei  doppelseitigen  Nierenerkrankungen  erst  in  Combination  mit  dem  24 stän- 
digen Volumen  des  Urins  (Valenzzahl  von  Strauss)  und  bei  continuir- 
lichen  Untersuchungen  maassgebend  für  eine  Anschauung  von  der  Nieren- 
funktion. Auf  die  bei  einseitiger  Nierenerkrankung  mittels  Ureteren- 
kathetcrismus  getrennt  ausgeführte  Kryoskopie  geht  Verf.  nicht  ein,  giebt 
aber  hier  die  Bedeutung  von  J allein  für  die  Erkenntnis  der  Nieren- 
fnnktion  zu. 


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No.  12. 


Hkymann, 


207 


2)  Vei'f.  hat  bei  30  Nierenkranken  durch  Bestimmung  des  Blutgefrier- 
punktes, bei  23  zugleich  durch  physikalische  Untersuchung  der  mittels 
Creterenkatheterismus  getrennt  aufgefangenen  Flame  beider  Nieren  die 
Funktion  dieser  nach  der  von  Koranyi  einerseits,  L.  Casper  und  Richter 
andererseits  angegebenen  Methode  festustellen  gesucht.  Die  Phloridzin- 
probe allerdings  sowie  die  Prüfung  des  elektrischen  Leitungswiderstandes 
der  Harne  führt  er  nie  aus. 

Durch  seine  Untersuchungen  konnte  er  bestätigen,  dass  fiie  Gefrier- 
pnnktserniedrigung  des  Blutes  bei  genügender  Nierenfunktion  — abgesehen 
von  einigen  schon  durch  Koranyi  constatirten  Abweichungen  bei  be- 
sonderen Zuständen  — constant  zwischen  0,54—0,68°  liegt,  und  dass  die 
Kryoskopie  der  getrennt  anfgefangenen  Nierenurine  grossen  praktischen 
Nutzen  für  die  Erkenntnis  der  Ausdehnung  von  Nierenkrankheiten  und  die 
Beurteilung  der  Leistungsfähigkeit  der  Nieren  besitzt.  Denn  trotzdem  der 
Gefrierpunkt  des  Harns  normalerweise  durchaus  nicht  bei  einer  constanten 
Temperatur  liegt,  so  zeigen  doch  die  von  jeder  Niere  zur  gleichen  Zeit 
aasgeschiedenen  Harmengen  gesunder  Menschen  dieselbe  Gefrierpunkts- 
lage. Eine  geringere  Erniedrigung  des  Gefrierpunktes  bei  dem  Harne 
der  einen  Niere  weist  aber  auf  eine  geringere  Molekularconcentration 
des  von  dieser  Niere  gelieferten  Harns  und  auf  eine  Minderwertigkeit 
der  Funktion  dieser  Niere  im  Verhältnis  zur  anderen.  Die  bei  der 
Kryoskopie  der  Ureterenharne  gewonnenen  Zahlen  haben  also,  wie  übrigens 
auch  Oasprr  wiederholt  betont  hat,  nicht  absoluten  sondern  relativen 
Wert. 

Von  den  mitgeteilten  Krankengeschichten  interessirt  in  praktischer  Hin- 
sicht am  meisten  ein  Pall  von  Blasentuberkulose,  bei  dem  die  klinischen 
Symptome  auf  primäre  Tuberkulose  der  rechten  Niere  wiesen.  .Diese  war 
vergrössert  fühlbar  und  auf  Druck  schmerzhaft.  Wider  Erwarten  wurde 
aber  beim  Ureterenkatheterismus  links  eitriger  und  rechts  klarer  Haru 
entleert.  Da  beide  stark  aibumenhaltig  waren,  wäre  eiue  Operation  unter- 
blieben, wenn  nicht  die  Kryoskopie  des  Harnes  eine  relativ  gute  Funktion 
der  rechten  Niere  ergeben  hätte. 

Die  Untersuchung  mittels  des  Ureterenkatheterismus  führte  in  diesem 
Falle  also  erstens  dazu,  dass  auf  der  richtigen  Seite  operirt  wurde; 
zweitens  zeigte  sie,  dass  überhaupt  eine  Operation  gewagt  werden  durfte. 
Der  weitere  Krankheitsverlauf  war  günstig  und  bestätigte  die  Richtigkeit 
der  vorher  gewonnenen  Anschauung  von  der  Nierenfunktion.  Dasselbe  er- 
gaben hinsichtlich  des  Wertes  der  Kryoskopie  die  anderen  vom.Verf.  unter- 
suchten und  später  operirten  Fälle.  B.  Mareuse. 


F.  Heymaun,  Zur  Einwirkung  der  Castration  auf  den  Phosphorgehalt  des 
weiblichen  Organismus.  Arch.  f.  Gynäkol.  1904,  Bd.  73,  H.  2. 

H.  gelangt  auf  Grund  experimenteller  Untersuchungen  zu  den  folgen- 
den Resultaten:  Es  ist  sicher,  dass  die  Castration  weiblicher  Säugetiere 

keine  dauernde  Phosphorretention  zur  Folge  hat.  — Es  scheint  vielmehr 
als  Folge  der  Castration  eine  Verminderung  des  Phosphorgehalts  des  Or- 


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208 


bcMMlKI>I.KCHNKIt. 


No.  12. 


gunismus  einzutreten.  — Diese  Verminderung  scheint  sowohl  die  Phosphate 
der  Weichteile  wie  die  des  Skeletts  zu  betreffen.  — Der  Lecithingehalt 
wird  durch  die  Castration  nicht  beeinflusst. 

Bei  weiteren  Untersuchungen  in  gleicher  Richtung  wäre  in  erster 
Linie  einerseits  der  Gesammtphosphorgehalt  des  ganzen  Körpers,  sowie 
der  des  Skeletts,  andererseits  der  Gehalt  des  Orgauisinns  an  den  übrigen 
in  Krage  kommenden  Substanzen  (Calcium,  Magnesium,  Stickstoff,  Fett)  in 
ähnlicher  Weise  wie  in  den  Untersuchungen  LOthjb’s  in  Betracht  zu 
ziehen.  Br.  Wolff. 


K.  Schmiedlechner,  Der  Uebergang  der  Toxine  von  der  Mutter  auf  den 
Fötus.  Gynäkol.  4.  Beil.  z.  Orvosi  Hetilap  1903,  No.  51. 

Bei  gewissen  infektiösen  Erkrankungen  bewirken  die  durch  den 
Stoffwechsel  der  Bakterien  entstandenen  Toxine  die  Symptome  und 
die  histologischen  Veränderungen  der  schweren  Erkrankungen.  Zweck 
der  Untersuchungen  war,  zu  erforschen,  welche  Wirkung  die  Toxine 
während  der  Gravidität  auf  den  intrauterinen  Fötus  üben.  Geht  das 
producirte  Toxin  bei  der  Erkrankung  oder  Intoxikation  der  Mutter  auf 
den  Fötus  über  und  wenn  ja,  welche  Veränderungen  verursacht  es 
am  l.eben  und  im  Organismus  desselben?  Die  Versuche  wurden 
au  Kaninchen  mit  Diphtherietoxin  vollführt  mit  folgendem  Ergebnis:  Ist 

die  Menge  des  applicirten  Toxins  so  gross,  dass  das  Tier  nur  24  bis 
36  Stunden  am  Leben  bleiben  kann,  so  entwickeln  sich  die  Zeichen  einer 
subakuten  Intoxikation,  das  erste  und  charakteristischste  Symptom  ist  die 
Hyperämie  und  Schwellung  der  Nebenniere,  danach  folgt  die  parenchyma- 
töse Degeneration  der  parenchymatösen  Organe.  Bleibt  das  Tier  2 Tage 
lang  oder  länger  am  Leben,  so  entsteht  das  Bild  einer  chronischen  Ver- 
giftung, deren  Symptome  Schleimhantblutungen,  hyperämische  Bauchorgane, 
fettige  Degeneration  der  parenchymatösen  Organe  und  grosse  hyperämische 
Nebenniere  sind.  Bei  Intoxikation  des  schwangeren  Tieres  geht  ein  Teil 
des  Toxins  auch  in  die  Cirknlation  des  Fötus  über  und  bewirkt  dort  die- 
selben pathologischen  Veränderungen  wie  im  Mutterorganismus,  mit  dem 
Unterschiede,  dass  dieselben  beim  Fötus  sich  rascher  entwickeln  wie  bei 
dem  Muttertier.  Der  Intensitätsgrad  der  Veränderungen  hängt  von  der 
Menge  des  in  die  Cirknlation  der  Mutter  gelaugten  Toxins  ab.  Zum  Ueber- 
gang des  Toxins  in  die  Cirkulation  des  Fötus  genügt  sehr  kurze  Zeit,  und 
kann  der  Uebergang  nur  durch  die  Placeuta  erfolgen.  Das  in  die  Blut- 
bahn des  Fötus  gelangte  überschüssige  Toxin  bleibt  eine  Zeit  lang  unver- 
ändert. Das  Blut  des  Fötus  in  den  Organismus  eiues  anderen  Tieres  ge 
bracht,  erzeugt  dort  dieselben  charakteristischen  Veränderungen  wie  im 
Orgauismus  der  inficirten  Mutter.  J.  Honig 


Biusciidungen  werden  au  die  Adreiwo  des  Herrn  Geh.  Med.-Kat  Prof.  Dr.  M.  Bernhardt  (Berlin  W. 
Französische  Strasse  2t)  odor  an  die  VorlagKhandluug  (Berlin  NW.,  Unter  den  Linden  OS)  erbaten 

Verlag  von  August  llirachaald  in  Berlin.  — (>ru<*k  von  L.  8chumarlier  In  Berlin  N.  M. 


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W.'«hriitii< ^erscheinen 

1—1  Bogeaf  ain  Schluss* 
Je*  Jaltipiigt  Titel.  Na- 
«net.-  Mtl  Sach -Register. 


Centralblatt 


Fr«ia  dei  Jahr^aii;«« 
23  Mark  : t u bcxieheu 
durch  all«  ßuchliaud 
hingen  u.  Po*tan#ta’t*n. 


für  die 


mcdicinischen  Wissenschaften« 

Unter  Mitwirkung  von  M 

Prof.  Dr.  H.  Senator,  Prof.  Dr.  E.  Salkowskk'fröf.  -BrrPrSchüfi^: 

redigirt  von  (**  jyj^y  3 1905 


t 


Prof.  Dr.  M.  Bernhaf 

in  Berlin. 


/ 


1905. 


fl.  April. 


to.  13. 


luliiilt:  Brandenburg,  Zur  Wirkung  des  Digitalius.  — Kostin, 

l'eber  die  Entstehung  des  Atemrhythmus.  — Ahon.  Einfluss  der  Alkalien  auf 
das  Kuochenwachstum.  — Keulkrhann,  Ausscheidung  des  Jods  durch  den 
Schweiss.  — Schambeho  und  Gildersleeve,  Zur  Bakteriologie  des  Scharlachs. 

- Koutchouk,  lieber  die  binukleären  Zellen. — KEB-rtsz,  Ueber  den  Mecha- 
nismus der  Brucheinklemmung.  — Sau eener,  Zur  Pathogeuese  des  Naphthalin - 
staares.  — Freit,  Die  Ankylose  des  Hammcr-Amboss-Gelenkes.  — Nkufei.d  und 
RiMrAi-,  Ueber  die  Antikörper  des  Streptokokkenimunserum.  — Bükui,  Rubber, 
Wert  und  Verhalten  des  Fleischextrakts.  — Kottmann.  Bibkbgkil,  Ueber 
Wirkung  und  Anwendungsweise  des  Digalins.  — Boas,  Diagnose  des  Magen- 
geschwürs durch  occulte  Blutungen.  — Wolke,  Ueber  apiastische  lymphatische 
Leukämie.  — Biklschowsky,  Ueber  associirte  Blicklähmuug.  — Bokrnkk, 
Halsdbrome  mit  Beziehungen  zum  Rückenmark.  — Rolly.  Ueber  I.andry'sche 
Paralyse.  — Joteyko,  Der  physiologische  Mechanismus  der  Entartuilgsreaktion. 

— Tuibm,  Ueber  Psoriasis  vulgaris.  — Walker,  Lupus,  Carcinom  und  Röntgen- 
strahlen. — Levack.  Behandlung  des  Naevus  mit  Röntgenstrahleu.  — Kbo- 
yayer.  Heilung  der  Alopecia  areata  mit  Eisenlicht.  — Rosenstein,  Blasen- 
ruptur bei  der  Bottini’schen  Operation.  — Neuhann,  Die  Leukocytose  bei 
gynäkologischen  Erkrankungen.  — Zuntz,  Ueber  Tubargravidität. 


K.  Brandenburg;,  Ueber  die  Eigenschaft  des  Digitalin,  beim  Froschherzen 
die  selbstständige  Erzeugung  von  Bewegungsreizen  an  der  Grenze  von 
Vorhöfen  und  Kammern  anzuregen.  Arch.  f.  Anat.  u.  Physiol.  Physiol. 
Abteil.  Suppl.  1004. 

Ebeu  wirksame  Vagusreizung  am  schwach  kurarisirten,  aber  sonst 
normalen  Froscbherzen,  verringert  zuerst  die  Systolenstärke  der  Vor- 
kammern. Bei  Verstärkung  des  Reizes  hört  die  Tätigkeit  des  Sinusgebietes 
auf,  das  Herz  erhält  keine  Bewegungsreize  mehr  und  steht  still.  Nach 
Abklingen  der  Hemmung  wird  die  neue  Herzaktion  durch  eine  Contraktion 
des  Venensiuus  eingeleitet. 

Das  Digitalinfroschherz  zeigt  nach  reflektorischer  Vagusreizung  unter 
gewissen  Bedingungen  ein  ganz  anderes  Verhalten;  es  schlägt  für  einige 
Zeit  in  umgekehrtem  Rhythmus.  Die  Herzbewegung  beginnt  an  der 
Kammer,  und  nicht  am  Sinus.  Die  Reaktion  zeigt  sich  am  schönsten  nach 
XLUI.  Jahrgang.  _ — 14 


PAUL  s 


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210 


Kostin. 


No.  13. 


20— 30  Stunden ; danach  beobachtet  man  ein  Abklingen  der  Erscheinungen 
bis  zur  Norm,  woraus  schon  hervorgeht,  dass  es  sich  nicht  etwa  um  Ab- 
sterbcerscheinungen infolge  tötlicher  Dosen  handelt. 

Dieselbe  Umkehr  des  Rhythmus  tritt  ein,  wenn  man,  wie  beim 
Stannius’scben  Versuch  dauernd  den  Sinus  vom  übrigen  Herzen  trennt. 
Bei  geeigneten  Dosen  kommt  das  Herz  auch  nicht  vorübergehend  zu  Ruhe, 
sondern  schlägt  dauernd  in  umgekehrtem  Rhythmus  fort.  Dadurch  unter- 
scheidet sich  der  Stannius'sche  Versuch  beim  Digital  inherzen  wesentlich 
von  dem  bei  normalen  Herzen. 

B.  deutet  die  beobachteten  Tatsachen  folgendermaassen:  Während 
beim  normalen  Herzen  die  automatische  Fähigkeit  zu  Bewegungs- 
impulsen an  der  Atrioventriculargrenze  gegenüber  den  Sinusimpulsen 
zurücktritt  und  sich  nur  nach  vollkommener  Trennung  des  Sinus  vom 
übrigen  Herzen,  wie  beim  Versuch  von  StaNNIüS,  für  kurze  Zeit  tnani- 
festirt,  erfährt  sie  bei  mässig  starker  Digitalinvergiftung  eine  Steigerung; 
es  genügt  eine  kurze  nervöse  Hemmung  des  Sinusgebietes,  urn  diese 
Automatie  in  Erscheinung  treten  zu  lassen.  Die  Blockfasern  übernehmen 
die  Rolle  des  Sinusgebietes  und  das  Herz  bekommt  atrioventriculären 
Rhythmus. 

Da  das  Digitalinherz  die  Fähigkeit  hat,  vorübergehend  die  auto- 
matische Tätigkeit  des  Herzens  zu  steigern,  gleichzeitig  aber  auch  die 
Anspruchsfähigkeit  des  Herzmuskels  für  künstliche  Reize  herabzusetzen, 
ist  Verf.  zu  der  Bemerkung  berechtigt,  dass  das  Digitalin  das  Herz  in 
seinem  physiologischen  Verhalten  vorübergehend  dem  embryonalen  Zustand 
nähere. 

B.’s  Versuche  sind  auch  klinisch  wichtige  Beiträge  zum  Verständnis 
der  Digitaliswirkung.  Beispielsweise  sei  nur  erwähnt,  dass  nach  B.’s  Er- 
klärung der  Pulsus  bigeminus  nach  Digitalis  der  Ausdruck  des  Bestehens 
zweier  automatischer  Herde  in  der  Herzwand  ist,  die  unabhängig  von  ein- 
ander Bewegungsreize  liefern.  Gust.  Emanuel. 


8.  Kostin,  Zur  Frage  nach  Entstehen  des  normalen  Atemrhythmus.  Arch. 
f.  Anat.  u.  Physiol.  Suppl.  S.  51. 

Das  Atemcentrum  soll  durch  die  Beschaffenheit  des  Blutes  unter  nor- 
malen Verhältnissen  dauernd  inspiratorisch  erregt  werden,  sodass  durch 
diese  Wirkung  allein  ein  dauernder  Zwerchfell-Tetanus  zu  stände  kommen 
würde.  Dass  dies  bei  völliger  Isolirung  des  Atemcentrums  auch  wirklich 
geschieht,  beweisen  Versuche  mit  durchschnittener  Medulla  und  durch- 
schnittenem Vagus.  Da,  wenn  eine  dieser  Verbindungen  intakt  ist,  eine 
rhythmische  Atmung  zu  stände  kommt,  glaubt  K.,  dass  sowohl  von  den 
oberen  Hirnteilen  als  auch  durch  den  Vagus  rhythmische  inspirations- 
hemmende Einflüsse  übermittelt  werden  können.  Diese  Wirkung  kann 
vom  Vagus  aus  sowohl  durch  elektrische  Reizung  des  Nerven,  als  auch 
durch  I.ungenblähung  auf  natüilichem  Wege  erhalten  werden.  Wenn  man 
daher  durch  Pleurastich  die  Lunge  collabiren  lässt,  so  fällt  die  natürliche 
Vagusreizung  fort  und  dieser  Collaps  wirkt  genau  so,  wie  die  Vagotomie. 
Auch  dies  konnte  K.  durch  phrenographische  Curven  sowohl  bei  Tieren 


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No.  13. 


Abos.  — Kki.i.kkmann 


211 


mit  erhaltener,  wie  bei  solchen  mit  durchschnittener  Oblongata  zeigen; 
Bei  ersteren  giebt  beides  verlangsamte  und  vertiefte  Atmung,  bei  letzteren 
lnspirationstetanie.  Er  schliesst  aus  allen  diesen  Versuchen,  dass  der 
Vagus  nur  inspirationshemmende  Fasern  hat,  und  hält  den  oft  schon  beob- 
achteten inspiratorischen  Erfolg  des  Lungencollapses  für  eine  Ansfalls- 
erscheinung: das  durch  die  stattgebabten  Hemmungen  aasgeruhte  Atem- 
centrum kann  nun  bei  Fortfall  der  Hemmung  seine  aufgespeicherte  Energie 
ausgeben.  Die  von  Rosenthal  beobachtete  inspiratorische  Wirkung  der 
schwachen  elektrischen  Vagusreizung  hält  er  für  einen  Beobachtungsfehler, 
da  Rosenthal  nicht  eine  wirkliche  tetanische  Muskelzusammenziehung, 
sondern  nur  den  normalen  Tonus  des  Zwerchfells  beobachtet  hätte,  über 
den  hinaus  es  bei  wirklicher  (starker)  Vagusreizung  noch  weiter  erschlaffen 
könne.  G.  F.  Nicolai. 


H.  Aron,  Ueber  den  Einfluss  der  Alkalien  auf  das  Knochenwachstum. 
(Vorläufige  Mitteilung.)  Pflüger’s  Arch.  f.  d.  ges.  Physiol.  Bd.  106, 
S.  91. 

Aus  A.’s  Entersuchungen  ergiebt  sich,  dass  durch  stark  verminderten 
Natrium-  und  stark  gesteigertem  Kaligehalt  der  Nahrung  trotz  einer  aus- 
reichenden Calcium-  und  Phosphorzufuhr  der  Kaikansatz  und  damit  das 
Knocbenwacbstum  hinter  der  Norm  zurückbleibt.  Die  Zusammen- 
setzung der  gebildeten  Knochensubstanz  ist  dabei  die  gleiche  wie  in  der 
Norm.  — Auch  in  vitro  übt  Natrium-  und  Kaliumchlorid  einen  erheblichen 
Einfluss  auf  die  Abscheidung  unlöslicher  Calciumphosphate  aus.  Setzt 
mau  diese  zu  Lösungen  von  primärem  Calciumphosphat  und  erhitzt 
zum  Kochen,  so  ist  der  sich  bildende  Niederschlag  von  unlöslichen 
Calciumphosphaten  geringer  als  ohne  ihren  Zusatz  bezw.  bleibt  ganz 
aus.  Dabei  wirkt  das  Kaliumchlorid  erheblich  stärker  als  das  Natrium- 
chlorid.  A Loewy. 


Kelleriiiaun,  Ueber  die  Ausscheidung  des  Jods  im  Schweiss.  Zeitschr.  f. 
experim.  Pathol.  u.  Therapie.  1.,  S.  189. 

K.  bat  in  acht  Fällen  gleichzeitig  den  Uebergang  von  Jod  in  den 
Harn  und  in  den  durch  Schwitzbäder  erzeugten  Schweiss  studirt.  Er  findet, 
dass  entgegen  der  allgemeinen  Annahme  der  Jodübergang  in  den  Schweiss 
durchaus  nicht  leicht  erfolgt.  Er  fand  sich  nur  in  4 Fällen,  und  auch  da 
weit  schwächer  als  im  Harn.  Die  Nieren  sind  al«o  die  Hauptausscheidungs- 
stätte für  das  Jod.  Sie  scheinen  insbesondere  bei  kürzer  dauernder  Jod- 
zufuhr dessen  Ausscheidung  allein  zu  übernehmen,  erst  nach  wiederholten 
Jodgaben  beginnt  auch  die  Ausfuhr  mit  dem  Schweiss.  Die  Grösse  der 
notwendigen  Joddosis  ist  individuell  verschieden;  in  einem  Falle  er- 
schien kein  Jod  im  Schweiss  trotz  Einnahme  von  3 g pro  die,  dagegen 
in  anderen  schon  bei  1 — 1,5  g.  A.  Loewy. 


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14 


212 


Schamrkrq  u.  Gildekslibvk.  — Koutchouk.  — K*rt£sz. 


No.  13. 


Schamberg  und  Gildersleeve,  A bacteriologic  study  of  the  throats  of 
one  hundred  cases  of  scarlat  fever,  with  remarks  on  tbe  relation  of 
bacteria  to  the  disease.  Proc.  of  the  pathol.  soc.  of  Phyladelphia  1904, 
September. 

Streptokokken  und  Staphylokokken  sind  bei  der  grossen  Mehrzahl 
aller  Scharlachfälle  im  Rachen  zu  finden;  dabei  ist  jedoch  zu  bemerken, 
dass  Streptokokken  auch  bei  einem  hohen  Procentsatz  gesunder  Individuen 
im  Rachen  Vorkommen.  Beide  Mikroorganismen  stehen  zweifellos  oft  in 
Beziehungen  zu  Complikationen  der  Krankheit,  können  jedoch  nicht  als 
ihre  specifische  Ursache  angesehen  werden.  Der  von  C'LASS  als  Ursache 
des  Scharlach  beschriebene  Diplococcus  wurde  nur  in  einem  geringen 
Procentsatz  der  Fälle  angetroffen;  auch  ihm  ist  keine  ätiologische  Be- 
deutung beizumessen.  Vielleicht  weisen  die  interessanten  Befunde  protozoen- 
ähnlicher Körper  Mallorg’s  anf  die  rechte  Spur.  Beitzke. 


Koutchouk,  Donnees  nouvelles  ä l’etude  des  cellules  binucleaires.  Arch. 
des  scienses  biolog.  de  St.  Petersbourg.  Bd.  10,  No.  4,  p.  352. 

Verf.  iujicirte  einer  Serie  von  Meerschweinchen  Phosphor,  in  Oel  ge- 
löst, einer  zweiten  Serie  Bouillonculturen  des  Bacillus  icteroides  Sanarelii, 
und  untersuchte  den  Einfluss  dieser  Injektion  auf  die  Zellen  der  Leber. 
Während  die  Vergiftung  mit  Phosphor  eine  relative  Vermehrung  der  Zahl 
der  binukleären  Zellen  in  der  Leber  nach  sich  zog,  hatte  die  Injektion 
des  Bacillus  icteroides  die  entgegengesetzte  Wirkung.  Der  mikroskopische 
Befund  näherte  sich  in  diesem  Falle  demjenigen,  den  Verf.  früher  nach 
Unterbindung  des  Choledochus  hatte  erheben  können.  Man  wird  somit 
dazu  gedrängt,  die  beiden  Processe  in  Parallele  zu  setzen.  Beitzke. 


J.  Kertesz,  Experimentelle  Studien  über  die  Mechanik  der  Brucheinklem- 
mungen. Orvosi  Hetilap  1903,  S.  77. 

Ist  die  Bruchpforte  so  eng,  dass  sie  die  ausgetretene  und  beim  Aus- 
treten gewöhnlich  leere  Darmschlinge  so  stark  strangulirt,  dass  sofort  nach 
dem  Austritt  Cirkulationsstörungen  am  Darm  eintreten  infolge  der  mehr 
weniger  grossen  Compression  der  Mescnterialgefässe,  daun  entsteht  jene 
Form  der  Incarceratiou,  welche  die  elastische,  recte  Strangulation 
genannt  wird.  Bei  dieser  Form  übt  auf  das  Zustandekommen  derselben 
der  Darminhalt  gar  keinen  Einfluss.  Bei  weiterer  Bruchpforte  kommt 
dem  Darminhalt  ebenfalls  eine  wesentliche  Rolle  in  dem  Zustande- 
bringen der  Incarceratiou  zu.  Ist  die  Bruchpforte  so  weit,  dass  sie  an 
den  Schenkeln  der  Darmschlinge  den  Zustand  der  Stenose  bewirkt  (nach 
Busca),  dann  entsteht  durch  Mitwirkung  der  Peristaltik  die  wahre,  aus- 
gesprochene Form  der  Incarceratiou:  die  wahre  Incarceratio  sterco- 
racea.  Bei  noch  weiterer  Bruchpforte,  wo  der  eine  (und  zwar  der  hin- 
führende) Schenkel  oder  beide  offen  sind,  kann  eine  Kotstauung  eintreten, 
die  bei  einer  etwas  engeren  Pforte  manchmal  das  Bild  der  wahren  In- 
carceratio stercoracea  vorspiegeln  kann.  Bei  derselben  Pforte  kann  durch 
mehrfache  Knickung  des  in  den  Bruchsack  getretenen  Darms  eine  solche 


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No.  13.  Salffsrh.  — Frey.  213 

Form  der  Incarceratio  stercoracea  entstehen,  die  etwa  einen  Uebergang 
bildet  von  der  wahren  Incarceratio  stercoracea  zur  Kotstauung.  Ist  die 
Bruchpforte  endlich  so  weit,  dass  sie  der  doppelte  Breite  des  normalen 
Lumens  des  ausgetretenen  Darms  nahesteht  oder  sie  gar  übertrifft,  dann 
wird  — so  keine  sonstigen  Hindernisse  in  der  Darmcirkulation  bestehen  — 
überhaupt  nicht  einmal  Kotstauung  entstehen.  J.  Hönig. 


0.  SalfTner,  Zur  Pathogenese  des  Naphthalinstaares.  v.  Graefe’s  Arcli.  f. 

Ophthalm.  LIX.,  S.  520. 

Bei  dem  Zustandekommen  der  Naphthalinkatarakt  ist  das  Naphthalin 
selbst  nicht  der  die  Linse  direkt  schädigende  Faktor.  Vielmehr  werden 
die  Naphthalinproduktc  wie  in  andere  Organe  auch  ins  Auge  auf  dem 
Blutwege  befördert.  Wenn  man  bei  der  Naphthalinvergiftung  für  die  Zer- 
störung der  Zellen  in  Leber  und  Niere,  in  Netzhaut  und  Ciliarkörper  ohne 
weiteres  einen  chemischen  Reiz  verantwortlich  macht,  so  ist  dies  auch  für 
den  Zerfall  der  Linsenfasern  zu  tun.  Zu  der  Zeit,  wo  dieses  Gift  im  Blute 
kreist,  geht  das  Kapselepithel  der  Linse  makroskopisch  und  mikroskopisch 
wahrnehmbare  Veränderungen  ein,  lange  bevor  der  Ciliarkörper  sammt 
seinem  Epithel  überhaupt  eine  Alteration  aufweisen  lässt,  wahrscheinlich 
tritt  das  Gift  in  Lösung  aus  dem  Blute  heraus,  passirt  das  Kammerwasser 
und  greift  direkt  das  Linseuepithel  an.  Erst  später  erkranken  die  Zellen 
des  Ciliarepithels  und  der  Netzliautelemente.  Und  wie  gegen  das  Gift  die 
Zellen  der  einzelnen  Organe  und  der  einzelnen  Teile  des  Auges  verschieden 
empfindlich  sind,  so  scheint  auch  ein  gewisser  Unterschied  in  der  Wider- 
standskraft der  Linsenepithelien  einzelner  Zonen  zu  bestehen.  Der  langsam 
sich  ausdehnende  Krankheitsprocess  des  Epithels,  der  in  Form  von  kleinen 
Vacuolen  zwischen  den  Zellen  seinen  Anfang  nimmt  und  dann  auf  das 
Protoplasma  und  den  Kern  bestimmter  Zonen  und  schliesslich  der  ganzen 
Linsenoberfläche  übergeht,  hält  in  einer  Weise  Schritt  mit  der  Linsen- 
quellung, dass  dieser  Linsenepithelverfall  mit  der  Pliissigkeitsaufnahme 
in  ursächliche  Beziehung  gebracht  werden  darf.  Die  Linsenquellung  vom 
Anfang  der  Vergiftung  aft  setzt  ein  ohne  vorhergehende  Schrumpfung 
gleichzeitig  mit  den  ersten  Epithelveränderungen.  Horstmann. 


Frey,  Die  Ankylose  des  Hammer  Amboss  Gelenkes.  (Aus  der  K.  K.  Univ.- 
Klinik  f.  Ohrenkrankh.  in  Wien  ) Arch.  f.  ohrenheilk.  61.  Bd.,  S.  234. 

Auf  Grund  zweier  eigener,  ausführlich  mitgeteilten  und  unter  Berück- 
sichtigung der  in  der  Litteratur  vorliegenden  Beobachtungen  glaubt  Verf. 
als  anatomisches  Substrat  der  Haramer-Ambossankylose  folgende  typische 
Veränderungen  hinstellen  zu  sollen:  1.  die  periartikuläre  bindegewebige 
Ankylose,  2.  die  periartikuläre  knöcherne  Ankylose,  3.  die  intraartikuläre 
knöcherne  Ankylose  und  4.  Misch  formen,  bei  denen  sowohl  intra-  als  peri- 
artikuläre Veränderungen  teils  durch  Bindegewebszunahme,  teils  durch 
Verkalkung  und  Knochenneubildung  bestehen.  Bezüglich  der  Aetiologie 
hält  es  Verf.  für  mehr  als  zweifelhaft,  ob  katarrhalische  Veränderungen 
im  Mittelohr  eine  Ankylose  der  Hammer  Ambossverbindung  erzeugen 


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214 


Nkuczuj  imd  Kimpau. 


No.  13. 


können;  bis  zum  Beweise  des  Gegenteils  sei  diese  Veränderung  in  das 
grosse  Gebiet  der  chronischen  Adhäsivprocesse  nach  abgelaufener  Mittel- 
ohrentzündung resp.  Eiterung  einzureihen.  Schwabach. 


F.  Neufeld  und  W.  Rinipau,  Ueber  die  Antikörper  des  Streptokokken- 
und  Pneumokokken-Immunserums.  Deutsche  nied.  Wochenschr.  1904, 
No.  40. 

N.  und  R.  sind  auf  Grund  von  Versuchen  mit  Streptokokken-  und 
l’neumokol^ken-lmmunserum  zu  dem  Resultate  gekommen,  dass  es  neben  dem 
Typus  des  antitoxischen  und  baktericiden  Immunserums  noch  eine  andere 
specihsche  Serumwirkung  giebt,  welche  im  Princip  der  baktericiden  nahe- 
steht, aber  im  Gegensatz  zu  dieser  einer  direkten  cellulären  Mitwirkung 
bedarf.  Dbuts  und  Leclef  zeigten  bereits  1895,  dass  die  I.eukocyten 
normaler  und  gegen  Streptokokken  immunisirter  Kaninchen,  wenn  sie  in 
normalem  Kanincbenserum  aufgeschwemmt  wurden,  nicht  im  stände  sind, 
die  Streptokokken  aufzunebmen,  wurden  aber  die  Leukocyten  normaler 
oder  immunisirter  Kaninchen  in  Immunserum  aufgeschwemmt,  so  trat  eine 
lebhafte  Pbagocytose  und  Abtötung  der  Streptokokken  ein.  Hieraas 
schlossen  Deuvh  und  Leclef,  dass  die  Leukocyten  des  imraunisirten  Tieres 
die  Fähigkeit  Streptokokken  aufzunehmen  und  abzutöten  von  dem  Serum 
empfangen.  Auf  Grund  dieser  Versuche  hat  dann  Bordet  die  Streptokokken- 
immunität  ausschliesslich  auf  Phagocytose  zurückgeführt. 

Bei  ihren  Versuchen  konnten  nun  N.  und  R.  die  von  Deuys  und  Leclef 
gefundene  Tatsache  bestätigen.  Ein  hochwertiges  Streptokokken-Immun- 
serum,  welches  in  einer  Dosis  von  0,2  ccm  Mäuse  gegen  0,1 —0,2  ccm  einer 
Streptokokenbouillou  iramunisirte,  von  der  für  die  Controllen  0,000001  ccm 
tötlich  war,  liess  weder  im  frischen  Zustande  noch  nach  Zufügung  frischen 
Serums  als  Complement  eine  abtötende  oder  auflösende  Wirkung  auf  Strepto- 
kokken erkennen.  Wurden  dagegen  normale  Kaninchenleukocyten  hinzu- 
gefügt, so  trat  schnell  eine  lebhafte  Phagocytose  ein.  Im  Gegensatz  dazu 
trat  bei  den  mit  normalem  Serum  angesetzten  Controllen  keine  Pbagocytose 
ein,  sondern  die  Streptokokken  vermehrten  sidh  lebhaft,  ohne  dass  sich 
ihnen  die  Leukocyten  auch  nur  näherten.  Um  zu  entscheiden,  ob  dieses 
Phänomen  mit  Metschnikoff  und  dessen  Schule  so  zu  erklären,  dass  das 
Immunserum  stimulirend  auf  die  Leukocyten  einwirkt,  oder  ob  dieses  auf 
die  Bakterien  einwirkt,  wurden  einmal  Leukocyten  20  Minuten  lang  bei 
37°  mit  Immunserum  zusammengebracht,  dann  abcentrifugirt,  in  normalem 
Serum  aufgeschwemrot  und  nun  mit  Streptokokken  zusammengebraebt,  in 
einem  anderen  Versuche  wurden  zunächst  die  Streptokokken  mit  dem 
Immunserum  stehen  gelassen,  daun  centrifugirt,  mit  physiologischer  Koch- 
salzlösung gewaschen  und  nun  mit  normalem  Serum  und  Leukocyten  zu- 
sammengebracht.  Während  im  ersteren  Falle  die  Streptokokken  von  den 
Leukocyten  nicht  aufgenommen  wurden,  trat  im  zweiten  lebhafteste  Phago- 
cytose ein.  Das  Immunserum  wirkt  also  nicht  stimulirend  auf  die  Leuko- 
cyten, sondern  es  wirkt  verändernd  auf  die  Bakterien  ein,  welche  nun- 
mehr sekundär  von  den  Zellen  aufgenommen  werden.  Durch  weitere  Ver- 
suche wurde  dann  festgestellt,  dass  diese  Veränderung  der  Bakterien  nicht 


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No.  13. 


Büboi.  Rcbnbr. 


215 


durch  das  Compieraent  bewirkt  wird,  sondern  dass  ein  relativ  faitze- 
beständiger  Stoff,  der  mit  den  Immunkörpern  in  Analogie  zu  setzen  ist, 
mit  den  Bakterien  in  Verbindung  tritt.  Oie  Veränderung,  welche  die 
Bakterien  erfahren,  ist  eine  völlig  specifische,  Schädigung  irgend  welcher 
Art,  selbst  Abtötung  genügt  nicht,  um  die  Phagocytose  auszulösen,  ebenso 
werden  in  ihrer  Virulenz  abgescbwächte  Bakterien  nicht  ohne  Weiteres 
von  den  Leukocyten  aufgenommen.  Ob  sich  nun  die  Wirkung  des  speci- 
tischen  Serumbestandteiles  darauf  beschränkt,  dass  dieser  nur  die  Auf- 
nahme der  Bakterien  in  die  Zelle  ermöglicht,  oder  ob  der  Amboceptor  auch 
bei  der  Auflösung  der  Streptokokken  mit  tätig  ist,  indem  in  der  Zelle  an 
ihn  ein  passendes  Complement  tritt  und  dadurch  die  Verdauung  der  Keime 
bewirkt  wird,  ist  noch  zu  entscheiden.  Mit  den  Reagensglasversnchen 
stehen  die  Tierversuche  im  Einklang.  Auch  hier  findet  in  dem  freien 
Exsudat  der  Bauchhöhle  eine  Auflösung  der  Bakterien  nicht  statt,  sondern 
bei  den  immunisirten  Tieren  werden  die  Streptokokken  von  den  Leukocyten 
aufgenonimen,  in  denen  sie  der  Auflösung  verfallen,  wobei  auch  die  Leuko- 
cyten Erscheinungen  der  Auflösung  und  Degeneration  aufweisen. 

Die  mit  Pneumokokken  ausgeführten  Versuche  zeigten  die  nämlichen 
Resultate  wie  die  mit  den  Streptokokken.  Es  liegt  nahe  anzunehmen, 
dass  auch  bei  der  Immunität  gegenüber  anderen  Krankheiten,  insbesondere 
bei  solchen,  die  unter  dem  Bilde  der  Septikämie  verlaufen,  die  gleichen 
oder  ähnliche  Vorgänge,  wie  sie  bei  Streptokokken  und  Pneumokokken 
beobachtet  worden  sind,  eine  wichtige  Rolle  spielen.  H.  Bischoff. 


E.  Rürei,  Der  Nutzwert  des  Fleischextraktes.  Arcb.  f.  Hyg.  1904, 
Bd.  51,  H.  1. 

M.  Kubner,  Ueber  das  Verhalten  der  Extraktivstoffe  des  Fleisches  im 
Tierkörper.  Ebenda. 

In  beiden  Arbeiten  ist  gegenüber  Frestzel  und  Toriyama,  welche 
auf  Grund  ihrer  Versuche  annehmeD,  dass  die  eiweissfreien  Extraktivstoffe 
des  Fleisches  zu  einem  recht  erheblichen  Teile,  zu  etwa  % ihrer  Menge 
am  Stoffwechsel  teilnehraen,  d.  h.  dem  Körper  Energie  liefern  auf  Grund 
der  alten  Rubner’schen  und  neuer  Versuche  die  alte  Rubner’sche  Ansicht 
vertreten  worden,  dass  den  Extraktivstoffen  für  den  Kraftwechsel  eine  sehr 
geringe,  im  Vergleich  zum  sonstigen  Stoffumsatz  praktisch  völlig  zu  ver- 
nachlässigende Bedeutung  zukommt.  „Die  Bedeutung  der  Extraktivstoffe 
liegt,  wie  die  praktische  Erfahrung  lehrt  und  wie  die  Versuche  von 
Pawlow  in  interessanter  Weise  dargelegt  und  bewiesen  haben,  in  einer 
ganz  anderen  Richtung,  nämlich  in  ihrem  Einfluss  auf  den  Ablauf  der 
Magenverdauung“.  Sie  geben  uns  ferner  die  Möglichkeit,  die  gleiche  Wir- 
kung. die  das  Fleisch  auf  den  Verdauungsprocess  ausübt,  einzulciten,  ohne 
durch  Ueberlastung  des  Körpers  mit  Eiweiss  eine  unter  Umständen  uner- 
wünschte Steigerung  des  Kraftwechsels  herbeizufilbren.  Die  Extraktivstoffe 
erscheinen  fast  unverändert  im  Harn  wieder,  sie  werden  verhältnismässig 
schnell  aus  dem  Körper  wieder  ausgeschieden,  wobei  aber  beim  Durchgang 
dnrch  den  Körper  eine  Art  Trennung  des  Stoffgemisches  eiutreten  dürfte, 
indem  zunächst  kohlenstuffreiche  Verbindungen  zurückgehalten  und  etwas 


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•216 


Kottmann.  Rirkhkkii.. 


No.  13. 


kohlenstoffärmere  (oder  umgewandelte)  austreten  dürften.  Von  dem  ein- 
geführten Stickstoff  sind  bei  Fleischextrakt  innerhalb  12  Stunden  fast 
80  pCt.  im  Harn  ausgeschieden,  während  bei  Fleischxufuhr  nur  07,  bei 
Eiweisszufuhr  etwa  05  pCt.  des  aufgenommenen  Stickstoffes  in  der  Zeit  im 
Harn  erschienen  sind.  H.  Bischoff. 


1)  K.  Kottmaiui,  Klinisches  über  Digitoxinum  solubile  Cloetta  (Digalen); 
ein  Beitrag  zur  subkutanen  und  intravenüsen  Digitalistherapie.  Zeitscbr. 
f.  klin.  Med.  50.  Bd  , S.  128. 

2)  E.  Bibergeil,  Digalen.  ein  Ersatzmittel  des  Digitalisinfuses.  Berl.  klin. 
Wocbenschr.  1904,  No.  61. 

1)  Das  von  Cloetta  dargestellte  Digalen  giebt  die  bekannte  Reaktion 
des  Digitoxins,  hat  auch  dessen  Giftwirkung,  unterscheidet  sich  aber 
von  dem  krystallinischen  Digitoxin  dadurch,  dass  es  sehr  viel  leichter  in 
Wasser  löslich  ist.  Sowohl  das  Digitoxin,  wie  das  Digitalinuin  verum 
rufen  bei  subkutaner  Injektion  sehr  heftige  Reizungs-  und  Entzündungs- 
erscheinungen hervor  und  sind  daher  zu  Einspritzungen  nicht  geeignet; 
übrigens  zeigten  Tierversuche,  dass  nach  Einspritzung  von  Digitoxin  die 
Wirkung  erst  nach  24  Stunden  oder  noch  später  auftrat.  Dagegen  eignet 
sich  das  Digalen  sehr  wohl  zur  subkutanen  Injektion;  wohl  treten  >/2  Stunde 
nach  der  Injektion  oder  später  Schmerzen  auf,  die  auch  mitunter  einige 
Zeit  anbalten,  wohl  kommt  es  mitunter,  trotz  strengster  Antisepsis,  zu 
leichten  Infiltationen,  aber  ernstere  oder  beunruhigende  Entzündungserschei- 
nungen fehlen.  Gewöhnlich  wurden  drei  bis  vier  Mal  am  Tage  0,25  bis 
0,3  mg  injicirt;  die  Gefahr  der  Cumulirung  ist  gering,  sodass  man  das 
Mittel  längere  Zeit  hintereinander  geben  kann.  Deutliche  Digitaliswirkung 
zeigte  sich  durchschnittlich  nach  24  Stunden,  auch  in  Fällen,  in  denen 
Digitalisinfus,  Strophantus  u.  dergl.  ohne  jede  Wirkung  geblieben  war. 
Zweckmässig  ist  mitunter  eine  Corabination  mit  Theocin. 

Weitere  Untersuchungen  des  Verf.’s  beschäftigten  sich  mit  der  Frage, 
ob  es  nicht  möglich  wäre,  eine  schnellere  Wirkung  herbeizuführen;  es  lag 
nabe,  Versuche  mit  intravenöser  Injektion  zu  machen.  Nachdem  durch 
Tierversuche  die  Möglichkeit  und  Unschädlichkeit  intravenöser  Digalen- 
injektionen  erwiesen  war,  wurde  beim  Menschen  zunächst  mit  ganz  kleinen 
Dosen  begonnen;  es  zeigte  sich  sehr  bald,  dass  grössere  und  selbst  auf- 
fallend grosse  Dosen  ganz  unschädlich  und  zur  Erreichung  der  gewünschten 
Wirkung  notwendig  waren.  Die  Technik  ist  eine  ziemlich  einfache;  zur 
Injektion  eignet  sich  am  besten  die  Vena  mediana  oder  eine  andere  Arra- 
vene.  Die  Wirkung  ist,  wenn  die  Dosis  nicht  zu  klein  gewählt  wird.  d.  h. 
1,5—3  mg  und  darüber,  eine  sehr  schnelle;  schon  nach  wenigen  Minuten 
kann  mau  eine  Blutdrucksteigerung  feststellen.  Diese  Steigerung  hält  etwa 
24  Stunden  an,  noch  weit  länger  dauert  die  ebenfalls  schnell  eintretende 
Diurese;  die  Pulsfrequenz  wird  dagegen  nur  wenig  oder  gar  nicht  be- 
einflusst. 

Die  sehr  schnell  auftretende  Wirkung  nach  intravenöser  Injektion  von 
Digalen  dürfte  namentlich  in  den  Fällen  erwünscht  sein,  in  denen  man 
eine  schnelle  Digitaliswirkung  zwar  für  notwendig  hielt,  sie  aber  mit  den 


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No.  13. 


Boas. 


217 


bisherigen  Präparaten  nicht  erzielen  konnte;  zu  diesen  Fällen  gehört  in 
erster  Reihe  die  akute  Herzschwäche,  das  Asthma  cardiale.  In  einem  von 
K.  so  behandelten  Falle  war  der  Erfolg  fast  ein  augenblicklicher  und 
glänzender,  Puls-  und  Respirationsfrequenz  sanken,  das  Angstgefühl  verlor 
sich.  Auch  bei  bedrohlichen  Herzcollapsen  war  eine  sofortige  Wirkung  zu 
erzielen. 

2)  B.  hat  in  der  Senator’schen  Klinik  eine  Reihe  von  Patienten  mit 
Digalen  behandelt,  doch  wurde  das  Mittel  nicht  subkutan  oder  intravenös, 
sondern  per  os  gegeben.  Von  der  im  Handel  vorkommenden  wässerigen, 
mit  Glycerin  versetzten  Lösung  wurde  drei  Mal  täglich  1 ccm  verabreicht, 
gewöhnlich  in  süssem  Wein,  um  den  schlechten  Geschmack  zu  verdecken. 
Die  Resultate  waren  recht  zufriedenstellend,  eine  cumulative  Wirkung  wurde 
nicht  beobachtet.  Von  seiten  des  Verdauungstraktus  wurde  das  Mittel  gut 
vertragen,  auch  von  Kranken,  die  Digitalisinfus  erbrachen.  Bei  Darreichung 
per  rectum  wurden  irgendwelche  Reizerscheinungen  nicht  wahrgenommen. 

K.  Kronthal. 


J.  Boas,  Ueber  die  Diagnose  des  Ulcus  ventriculi  mittels  Nachweises 
occulter  Blutanwesenheit  in  den  Fäces.  Deutsche  med.  Wochenschr. 
1903,  No.  47. 

Ausser  den  manifesten  Hämorrhagien  per  os  oder  per  anum  giebt  es 
eigentlich  kein  objektives  Zeichen,  welches  die  Diagnose  Ulcus  ventriculi 
sichern  könnte.  Im  Hinblick  hierauf  ist  es  von  nicht  zu  unterschätzen- 
dem Werte,  dass  bei  dem  genannten  Leiden  relativ  häufig  occnlte 
Magenblutungen  Vorkommen,  deren  Nachweis  die  Erkennung  jener  Er- 
krankung wesentlich  erleichtert.  Dieser  Nachweis  kann  auf  zwei  Wegen 
geschehen,  indem  man  entweder  den  Mageninhalt  oder  die  Fäces  auf  die 
Anwesenheit  von  Blut  hin  prüft.  Der  erste,  scheinbar  leichtere  Weg  ist 
jedoch  nicht  ein  solcher,  denn  nicht  selten  kommt  es  bei  der  Einführung 
der  Sonde  bei  starken  Pressbewegungen  zu  artificiellen,  wenn  auch  ganz 
unbedeutenden  Schleimhautverletzungen,  bei  denen  es  zur  Ergiessung  einiger 
Blutstropfen  kommen  kann,  die  dann  leicht  mit  spontanen  Blutungen  ver- 
wechselt werden;  zudem  ist  es  nicht  ratsam,  bei  Ulcusverdüchtigen 
häufig  zu  sondiren.  Besser  ist  es  in  jedem  Falle,  die  Fäces  auf  occultes 
Blut  hin  zu  untersuchen.  (Wie  B.  feststellte  kommt  bereits  nach  Genuss 
von  nur  3 ccm  Blut  dieses  unverändert  im  Kot  zur  Ausscheidung.)  Natür- 
lich muss  bei  der  Untersuchung  die  Beimischung  künstlichen  oder  anderen 
Verdauiingsabschnitten  entstammenden  Blutes  ausgeschlossen  werden.  Zu 
diesem  Zwecke  darf  man  zwei  Tage  vor  der  vorzunehmenden  Untersuchung 
weder  rohes  noch  halb  durchgebratenes  Fleisch  oder  Wurst  geniessen 
lassen.  Man  muss  ferner  für  eine  breiige  Consistenz  des  Stuhles  Sorge 
tragen,  damit  iro  Kot  kein  Blut  aus  den  unteren  Darmabschnitten  (Hämor- 
rhoiden. Dickdarmkatarrh)  beigemischt  werde,  man  muss  Urinbeimengungen 
zum  Stuhl  verhüten  und  endlich  bei  der  Menstruation  nicht  untersuchen. 
Die  Blutungen  sind  keineswegs  constaut  vorhanden,  öfters  dann,  wenn  kurz 
vorher  über  Magenschmerzen  geklagt  wurde.  Infolgedessen  muss  man  zu 
wiederholten  Malen  die  Fäces  untersuchen.  Wenn  auch  ein  negativer  Be- 
fund nicht  unbedingt  gegen  Ulcus  spricht,  so  hat  doch  der  positive  occulte 


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218 


WoLKK. 


No.  13. 


Blutbefund  dieselbe  Bedeutung,  wie  der  manifeste.  Zu  beachten  ist  dabei 
ferner,  dass  natürlich,  wie  beispielsweise  bei  parenchymatösen,  varicösen 
und  atheromatösen  Magenblutungen  der  occulte  Blutbefund  in  den  Fäces 
ebenso  wenig  für  Ulcus  ventriculi  spricht,  wie  die  manifeste  Blutung  in 
diesen  Fällen.  Es  muss  hier  wie  dort  das  Gesammtkrankheitsbild  berück- 
sichtigt werden.  Wichtig  ist  auch,  dass  nachweisslich  nach  eingeleitetcr 
Milchdiät  in  zahlreichen  Fällen  der  bis  dahin  vorhandene  Blutgehalt  in 
den  Fäces  aufhört.  Man  wird  deshalb  die  Blutprobe  auch  bezüglich  der 
Beurteilung  des  Nutzens  einer  angewandten  Therapie  oder  der  Frage,  ob 
ein  ulcerativer  Process  ausgeheilt  ist,  benutzen  können.  Die  Methodik  der 
Stuhluntersuchung  auf  occultes  Blut  ist  eine  sehr  einfache  und  selbst  ohne 
chemische  Vorkenntnisse  leicht  auszuführende.  Näheres  über  diese  Frage 
ersehe  man  im  Original.  Carl  Rosenthal. 


A.  WollT,  Ueber  aplastischc  lymphatische  Leukämie  und  über  Stillstand 
(Remission)  bei  Leukämie.  Berl.  klin.  Wochenschr.  1905,  No.  2. 

Die  Diagnose  „Leukämie“  wurde  früher  nur  auf  die  zahlenmässige 
Vermehrung  der  Leukocyten  hin  gestellt.  Seit  Ehrlich  kommt  aber  dazu 
als  gleichberechtigter  Faktor  die  Beobachtung  der  qualitativen  Verschiebung 
der  Arten  der  weissen  Blutkörperchen.  Ist  die  Zahl  nun  auch  nicht  mehr 
ein  absoluter  pathognomonischer  Faktor,  so  ist  sie  doch  immerhin  von 
erheblicher  prognostischer  Bedeutung.  Es  können  nämlich  im  Verlaufe 
der  Leukämie  Leukocytenverminderungen  durch  wahre  Remissionen  be- 
dingt sein,  andererseits  können  sie  ein  Signum  pessimi  ominis  darstellen, 
wenn  bei  vorhandenen  qualitativen  Blutveränderungen  die  hämatopoetischeo 
Organe  den  an  sie  gestellten  Anforderungen  nicht  genügen.  So  berichtet 
Verf.  von  einem  Falle,  in  dem  die  weissen  Blutkörperchen  die  normale 
Zahl  (5000)  hatten,  relativ  allerdings  (bei  einer  Erythrocytenzahl  von  nur 
600000—1000000)  vermehrt  waren.  Bei  der  Sektion  fanden  sich  nirgends 
Lympbdrüsenschwellungen,  die  Milz  war  nicht  vergrössert,  dagegen  die 
Leber  beträchtlich  und  von  zahlreichen  Lymphocytenwucherungen  durch- 
setzt. Das  Knochenmark  sah  gelb-grau  aus,  enthielt  nur  vereinzelte 
Lymphocyten  und  Normoblasten,  zeigte  also  qualitativ  die  Veränderungen 
der  lymphatischen  Leukämie,  quantitativ  dagegen  enthielt  es  weniger 
Lymphocyten  als  normales  Mark.  Die  Diagnose:  Leukämie  mit  Aplasie 
der  hämatopoetischen  Organe  (apiastische  Leukämie)  wäre  dann  zu  stellen 
aus  der  Procentzahl  der  grossen  Lymphocyten,  die  Aplasie  aus  der  ge- 
ringen Leukocytenzahl  und  vor  allem  aus  der  geringen,  iro  Verlauf  der 
Erkrankung  noch  immer  weiter  abnehmenden  Erythrocytenzahl.  Weiter 
macht  Verf.  darauf  aufmerksam,  dass  die,  zumal  unter  der  modernen 
Röntgenbehandlung,  bei  der  Leukämie  beobachteten  Remissionen  sehr  wohl 
nur  Pseudoremissionen  sein  können,  indem  nur  ein  vermehrter  Zerfall  von 
in  ganz  gleicher  Menge  wie  zuvor  gebildeten  weissen  Blutkörperchen  ein- 
tritt,  die  destruktiven  Processe  aber  das  färberische  Verhalten  der  Leuko- 
cyten so  verändern,  dass  sie  der  Tinction  entgehen.  Nur  mit  der  Koma- 
nowskv’schen  Methode  vermochte  Verf.  das  Vorhandensein  eines  grossen 
Teils  von  in  Lyse  befindlichen  Leukocyten  aufzudecken.  Alkan. 


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No.  13. 


Biklschowsky.  — Bokhseh.  — Rollt. 


219 


A.  Bielschowsky,  Das  klinische  Bild  der  associirten  Blicklähmung  nnd 
seine  Bedeutung  für  die  topische  Diagnostik.  Münch,  raed.  Wochenschr. 
1903,  No.  39. 

B.  sucht  im  Anschluss  an  einen  klinisch  beobachteten  Fall  von 
associirter  Blicklähmung  bei  einem  Herd  in  der  Brücke  nachzuweisen,  wie 
unzulänglich  die  herrschenden  Vorstellungen  von  dem  Mechanismus  der 
Association  der  Blickwender  noch  sind.  Eine  geringfügige  Variirung  der 
Untersuchungsmethode  gab  ein  wesentlich  verschiedenes  Urteil  ab;  nament- 
lich ist  die  Prüfung  der  Augenbewegungen  bei  passiver  Drehung  des 
Kopfes  noch  nicht  methodisch  verwertet  worden.  Für  die  Frage,  welcher 
Art  bei  totalem  Ausfall  der  willkürlichen  Seitenbewegnng  die  Lähmung 
des  Abducens  ist,  ob  supranuklear  oder  nuklear  resp.  peripher,  kann  zu- 
verlässig nur  die  Prüfung  der  willkürlich  nicht  erregbaren  Muskel  auf 
ihre  reflektorische  Erregbarkeit  vermittels  passiver  Drehung  des  Kopfes 
nach  der  Seite  des  normalen  Antagonisten  entscheiden. 

S.  Kalischer. 

E.  Boerner,  Uebcr  Fibrome  des  Halses  mit  Beziehungen  znm  Rücken- 
mark. Deutsche  Zeitschr.  f.  Cbir.  Bd.  67. 

B.  beobachtete  einen  Fall  von  Fibrom  des  Halses,  das  hinter  dem 
M.  sternocleidomastoideus  gelegen  war.  Der  bimförmige  Tumor  ging  mit 
einem  Stiel  an  die  Halswirbelsäule  heran,  war  mit  derselben  verwachsen 
und  schickte  noch  einen  Fortsatz  durch  ein  stark  erweitertes  Foraraen 
intervertebrale  in  den  Wirbelkanal.  Dieser  Fortsatz  zeigte  einen  Zusammen- 
hang mit  der  Medulla  spinalis  resp.  mit  ihren  Häuten.  Es  ist  dies  ca.  die 
4.  Beobachtung,  in  welcher  Halsflbrorae  mit  dem  Rückenmark  selbst  in 
Zusammenhang  standen  und  spinale  Symptome  auslösten;  in  6 anderen 
Fällen  bestanden  Verwachsungen  mit  der  Wirbelsäule  allein.  Der  Tumor 
schien  im  Bindegewebe  neben  der  Wirbelsäule  oder  am  Periost  entstanden 
und  dann  in  den  W'irbelkanal  hineingewachsen  zu  sein;  es  handelte  sich 
um  ein  zellreiches  Fibrom,  in  welches  Ganglienzellen  des  Sympathicus 
mitverwachsen  waren.  Klinisch  bestanden  motorische  Schwäche  der 
oberen  Extremitäten  mit  Atrophie  der  Strecker,  kleinen  Handrauskeln,  der 
Mm.  biceps,  triceps,  deltoideus.  Die  Sensibilität  war  erhalten,  die  Sehnen- 
reflexe erhöbt,  ohne  dass  EaR.  vorhanden  war.  An  den  unteren  Extremi- 
täten bestand  eine  spastische  Parese.  Mit  dem  Wachstum  des  Tumors 
nahmen  die  Erscheinungen  zu.  Die  Operation  erwies,  dass  das  Fibrom  die 
Ursache  dieser  Erscheinungen  war,  indem  die  spinalen  Erscheinungen  fast 
unmittelbar  nach  der  Operation  sich  mehr  und  mehr  zurückbildeten,  um 
dann  ganz  zu  verschwinden.  S.  Kalischer. 


Rolly,  Zur  Kenntnis  der  Landry’schen  Paralyse.  Münch,  med.  Wochen- 
schrift 1903,  No.  30/31. 

R.  teilt  die  Krankengeschichten  und  Sektionsbefunde  von  7 Fällen  von 
Landry’scher  Paralyse  mit.  Der  klinische  Verlauf  war  in  allen  Fällen  der 
gleiche:  Aufsteigende  Lähmung  mit  Erlöschen  der  Reflexe  und  Entartungs- 
reaktion im  Nerv-Muskelapparat  (in  zwei  Fällen  von  kurzer  Dauer  fehlte 


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220 


JOTBYKO. 


No.  13. 


sie),  Atrophien  im  späteren  Stadium,  seltener  Schmerzen,  Sensibilitäts- 
wie  Spliiiikterenslöningen.  Die  Untersuchung  ergab  ausnahmslos  eine 
periphere  Neuritis  und  zwar  nur  eine  solche,  wenn  man  von  den  beiden 
ersten  nicht  genügend  untersuchten  Fällen  absieht.  Die  Landry’sche 
Paralyse  von  der  multiplen  Neuritis  abzusondern  liegt  kein  Grund  vor. 

M.  Brasch. 

4.  Jotcyko,  Der  physiologische  Mechanismus  der  Entartnngsreaktion  der 
Muskeln.  Zeitschr.  f.  Elektrotherapie  etc.  1904,  Mai. 

.1.  geht  von  den  Ergebnissen  einer  Reihe  von  Physiologen  aus,  welche 
nacligewiesen  haben,  dass  die  an  Sarkoplasma  reichen  Muskeln  (glatte  und 
rote  gestreifte)  sich  träger  contrabiren,  später  absterben,  widerstandsfähiger 
und  weniger  erregbar  sind,  als  die  sarkoplasmaarmen,  aber  an  Fibrillen 
reichen  Muskeln  (weisse  quergestreifte  Muskeln).  Für  das  Sarkoplasma 
stellen  isolirte  Induktionsströme  keinen  adäquaten  Reiz  dar.  Beim  an 
Sarkoplasma  reichen  Muskel  besteht  eine  grosse  Disproportionalität  zwischen 
der  isolirten  Zuckung  und  dem  Tetanus:  die  tetanisirende  Erregung  ist 
unvergleichlich  wirksamer,  während  beim  weissen  quergestreiften  Muskel 
nur  eine  leichte  Differenz  zu  Gunsten  des  Tetanus  besteht. 

Beim  entarteten  Muskel  ist  die  quergestreifte  Substanz  sehr  reducirt, 
das  Protoplasma  erfüllt  fast  für  sich  allein  die  Sarkolemmascheide.  Eis 
verhält  sich  so  wie  bei  einer  in  Entwickelung  begriffenen  Muskelfaser. 
Unter  dem  Einfluss  der  Durchtrennung  des  Nerven  nimmt  das  nicht 
riifferenzirte  Protoplasma  der  Muskelfaser  zu,  und  bringt  die  quergestreifte 
Substanz  zur  Atrophie.  Es  handelt  sich  für  die  Faser  um  Rückkehr  zum 
embryonalen  Zustand.  Der  Muskel  verliert  die  Eigenschaften  eines  quer- 
gestreiften und  erhält  die  Merkmale  eines  glatten.  Die  faradische  Erreg- 
barkeit geht  nun  unter  Erhaltung  der  galvanischen  verloren  und  die 
Zuckung  wird  träge. 

Untersucht  man  die  chemische  Erregbarkeit  degenerirter  Muskeln,  so 
findet  man  ihre  chemische  Reizbarkeit  grösser,  als  die  des  normalen 
Muskels.  Ferner  zeigt  sich,  dass  die  scheinbar  erloschene  faradische  Er- 
regbarkeit durch  längeren  Einfluss  gewisser  chemischer  Reizmittel  wieder- 
hergestellt werden  kann.  Immer  aber  reagiren  die  Muskeln  mit  trägen 
Contraktionen. 

Bei  dem  Studium  der  Frage,  wie  sich  das  undifferenzirte  Protoplasma 
dem  polaren  Einfluss  gegenüber  verhält,  ergab  sich  (Studien  von  Verworn 
und  Ludloff),  dass  es  im  normalen  Zustand  eine  Formelumkebrnng  zeigt, 
wie  der  degenerirte  quergestreifte  Muskel,  der  wieder  embryonal  geworden 
ist:  also  Vorwiegen  der  Anodencontraktion  bei  Schliessung  des  galvani- 
schen Stromes.  Die  glatten  Muskeln,  die  zwar  Nerven  und  Muskelfasern 
enthalten,  aber  an  Sarkoplasma  sehr  reich  sind,  zeigen  auch  in  der  Norm 
Umkehr  der  Formel,  wie  die  entarteten  quergestreiften  Muskeln.  Also  nur 
die  normalen  quergestreiften  Muskeln,  die  an  Sarkoplasma  armen,  aber  an 
Fasern  sehr  reichen,  folgen  dem  Pflüger’schen  Gesetz  der  polaren  Erregung 
durch  die  Schliessung  des  Stromes  an  der  Kathode  hervorgerufen.  Es  er- 
giebt  sich  demnach,  dass  die  polaren  Wirkungen  Characteristica  der  Er- 
regbarkeit der  verschiedenen  contraktilen  Substanzen  sind.  Die  Erregung 


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No.  13. 


Tin  mm  — Wai.kkk.  Lsvack. 


2-21 


der  anisotropen  fibrillären  Substanz  tritt  an  der  Kathode  bei  Stromesschluss 
ein;  die  Erregung  des  Protoplasmas  (Plasma  der  Rhizopoden,  Sarkoplasma 
der  Muskeln)  tritt  bei  Stromesschluss  an  der  Anode  ein.  Es  existirt  so 
eine  Art  Antagonismus  zwischen  differenzirtem  und  nicht  differenzirtem 
Protoplasma;  bei  dem  ersteren  ist  die  Erregung  kathodisch  (Schliessung), 
bei  dem  letzteren  anodisch  (Schliessung).  Auch  die  von  ClüZET  und 
anderen  beim  Absterben  beobachteten  Zustände  und  die  bei  Vergiftungen 
erklären  sich  so,  dass  die  Gifte  die  anisotrope  Substanz  zerstören,  das 
Sarkoplasma  aber  erregen.  Nach  dem  Tode  entscheidet  das  überlebende 
Sarkoplasma  über  die  Gestaltung  der  Erregbarkeit.  Ob  jede  Entartungs- 
reaktion an  einen  sarkoplasmatischen  Inhalt  des  betreffenden  Organs  ge- 
bunden ist,  bleibt  freilich  noch  erst  zu  beweisen.  Jedenfalls  sind  die 
wichtigsten  Zeichen  der  Entartungsreaktion  der  Verlust  der  faradischen 
Erregbarkeit  der  Muskeln  mit  Erhaltung  der  galvanischen  und  die  Zuckungs- 
trägheit. (Vgl.  Cbl.  1904,  S.  143.)  Bernhardt. 


P.  Thimni,  Psoriasis  vulgaris  der  Haut  und  Schleimhaut,  ihre  patho- 
logische Stellung  und  Aetiologie.  Monatsh.  f.  prakt.  Dermatol.  Bd.  39, 
No.  1. 

Bei  einem  Manne,  der  seit  Jahren  an  Psoriasis  litt  und  bei  dem  auch 
auf  der  Ober-  und  Unterlippe  typische  Efflorescenzen  bestanden,  die  von 
der  äusseren  Haut  auf  das  Lippenrot  und  die  Schleimhaut  der  Lippe  und 
.Nase  Übergriffen,  traten  ausserdem  auf  der  Mundschleimhaut,  neben  einer 
vorhandenen  Leukoplakie,  umschriebene,  rundlich  gewölbte,  schmutzig 
gelbliche  Flecke  mit  rauher,  wie  zernagter  Oberfläche  auf.  Sie  erschienen 
gleichzeitig  mit  allgemeinen  Eruptionen  der  Schuppenflechte  und  schwanden 
zugleich  mit  ihnen  wieder  unter  Arseninjektionen,  während  die  Leukoplakie 
unverändert  blieb.  Wie  schon  das  klinische  Krankheitsbild,  sprach  auch 
das  Ergebnis  der  histologischen  Untersuchung  für  die  echt  psoriatische 
Natur  dieser  Schleimhautplaqnes.  Sie  zeigten  ganz  ähnliche  Veränderungen 
wie  die  Psoriasis  der  Haut,  nur  dass  die  parakeratotischen  Schuppen- 
auflagerungen fehlten.  Dazu  kam  aber  eine  sonst  bei  der  Schuppenflecbte 
nicht  beobachtete  Erscheinung,  nämlich  ein  dichtes  Zellinfiltrat,  das  von 
der  Peripherie  gegen  das  Centrum  hin  an  Mächtigkeit  zunahra  und  in  der 
Mitte  des  Herdes  das  Epithel  gänzlich  verdrängte.  Verf.  sucht-  an  der 
Hand  seines  Befundes  darzutun,  dass  der  psoriatische  Process  nur  als  eine 
chronische  Entzündung  aufgefasst  werden  könne,  und  dass  diese  eher  auf 
eine  parasitäre  als  auf  eine  neuropatbische  Aetiologie  der  Krankheit  hin- 
weise.  H.  Müller. 


1)  N.  Walker,  Lupus,  Carcinoma  and  X-Rays.  Scott,  med.  and  surg.  journ. 
1904,  July. 

2)  J.  R.  Levack,  The  treatment  of  Naevus  by  X-Rays.  Ibidem. 

1)  W.  hat  gleichzeitig  vier  Fälle  in  Beobachtung,  bei  denen  sich  auf 
Lupus  ein  Carcinom  entwickelte  uud  da  drei  von  ihnen  mit  Röntgenstrahlen 
behandelt  worden  waren,  wirft  er  die  Frage  auf,  ob  diese  vielleicht  für 


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222 


Kbomaykk.  — Ro8*K8TBIS. 


No.  13. 


die  Entstehung  der  malignen  Neubildung  verantwortlich  zu  machen  seien. 
Er  hält  wenigstens  einen  indirekten  Zusammenhang  insofern  für  plausibel, 
als  man  sich  vorsteilen  dürfe,  dass  bei  der  infolge  der  Behandlung  rasch 
eintretenden  Vernarbung  leicht  abgetrennte  Fragmente  des  Epithels  im 
Bindegewebe  eingescblossen  werden  könnten,  von  denen  dann  das  Carcinom 
ausgeht.  Dieser  Annahme  widerspreche  auch  nicht  Tatsache,  dass  solche 
Carcinome  durch  fortgesetzte  Bestrahlungen  wieder  zum  Verschwinden  ge- 
bracht worden  sind;  übrigens  aber  sei  ihre  Entfernung  mit  dem  Messer 
vorzuziehen,  so  lange  sie  keine  grössere  Entwickelung  erreicht  haben. 

2)  L.  hat  ein  die  ganze  linke  Seite  des  Gesichts  einnehmendes  flaches 
Gefässmal  und  bei  zwei  anderen  Personen  kleinere,  aber  mehr  geschwulst- 
artige Naevi  mit  sehr  günstigem  kosmetischen  Erfolge  vermittelst  der 
Röntgenstrahlen  behandelt.  H.  Müller. 


Kromayer,  Behandlung  und  Heilung  der  Alopecia  areata  durch  direkte 
Bestrahlung  mit  kaltem  Eisenlicht.  Deutsche  rned.  Wochenschr.  1904, 
No.  81. 

Verf.  verwandte  das  sehr  energisch  aber  oberflächlich  wirkende  kalte 
Eisenlicht  der  Tripletlampe  bei  6 Fällen  von  schwerer,  vorher  längere  Zeit 
mit  anderen  Mitteln  vergeblich  behandelter  Alopecia  areata.  Die  Ent- 
fernung der  Elektroden  von  der  Hautoberfläcbe  betrug  dabei  5 cm,  die 
Stromstärke  15  Ampere,  die  Dauer  der  ohne  Drucklinse  vorgenoramenen 
Belichtung  der  einzelnen  Stellen  4 Minuten.  Die  eintretende  intensive 
Reizung  wurde  während  einiger  Zeit  (etwa  14  Tage)  unterhalten,  dann 
eine  Pause  gemacht,  um  den  Erfolg  abzuwarten  und  die  Behandlung,  wenn 
nötig,  zu  wiederholen.  In  allen  6 Fällen,  unter  denen  sich  zwei  mit  seit 
mehreren  Jahren  bestehender  totaler  Alopecie  des  Kopfes  befanden,  trat 
Heilung  ein,  bei  zweien  schon  nach  einmaligem  Behandlnngsturnus,  bei 
den  anderen  nach  zwei-  bis  sechsmaliger  Wiederholung  desselben.  Verf. 
hält  nach  diesen  Erfahrungen  das  Eisenlicht  für  das  bei  weitem  beste  und 
sicherste  Mittel  gegen  die  Alopecia  areata,  dessen  Anwendung  überdies 
bequem  und  wenig*  zeitraubend  ist.  Er  erklärt  sich  die  Heilwirkung  durch 
eine  oberflächliche  Entzündung  der  Haut,  die  sich  längs  des  Haarbalges 
in  die  Tiefe  fortsetzt  und  die  Haarwurzel  zu  neuer  Proliferation  anregt. 

H.  Müller. 

P.  Rosenstein,  Physikalische  Versuche  zur  Erklärung  einer  bisher  nicht 
gewürdigten  Gefahr  der  Bottini’schen  Operation.  Deutsche  med.  Wochen- 
schrift 1904,  No.  36. 

Bei  einer  von  sachkundigster  Hand  ausgeführten  Bottini’scheu  Ope- 
ration, die  in  Chloroformnarkose  und  bei  Füllung  der  Blase  mit  200  ccm 
Luft  vorgenommen  wurde,  entstand  plötzlich,  nachdem  schon  zwei  In- 
cisionen  in  die  Prostata  vollendet  waren,  kurz  nach  Beginn  der  dritten 
Incision  unter  einem  „nicht  sehr  lauten,  explosionsartigen  Knall“  eine 
Blasenruptur.  Die  zuvor  durch  die  Bauchdecken  als  prall  gefüllter  Tumor 
zu  palpirende  Blase  war  nicht  mehr  zu  fühlen  und  über  der  Leber  war 


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No.  13. 


Nkumann. 


223 


perkutorisch  eine  bei  wechselnder  Lage  des  Kranken  frei  bewegliche  grosse 
Luftblase  nachweisbar.  Die  sofort  vorgenommene  Laparotomie  ergab  eine 
„Ruptur  der  Blase  rechts  seitlich  im  Douglas  in  einer  Ausdehnung,  welche 
den  Finger  bequem  in  das  Blasenloch  einführen  Hess“,  ausserdem  Em- 
physem und  hämorrhagische  Durchtränkung  des  anliegenden  subperitonealen 
Gewebes. 

Der  Kranke  erlag  am  11.  Tage  post  Operationen)  einer  putriden, 
wahrscheinlich  metastatiscben  Bronchopneumonie. 

Die  zur  Aufklärung  dieses  unglücklichen  Ereignisses  vom  Verf.  ange- 
stellten  physikalischen  und  physiologischen  Versuche  ergaben  folgende 
Erklärung:  Beim  Eindringen  des  zur  Weissglut  erhitzten  Bottini’schen 

Incisors  in  feuchtes  organisches  Gewebe  kommt  es  zu  der  als  Leidenfrost- 

sehes  Phänomen  bekannten  Erscheinung,  nämlich  der  Bildung  von  kleinen 
auf  dem  glühenden  Metall  tanzenden  Wassertröpfchen.  Wird  der  Incisor 
hiernach  bis  zu  einem  bestimmten  Grad  abgekühlt,  so  erfolgt  plötzlich 
mit  explosionsartiger  Geschwindigkeit  die  Verdampfung  der  vorher  tanzen- 
den Wassertröpfchen.  Hierbei  nimmt  jedes  Tröpfchen  um  das  1720fache 
au  Volumen  zu  und  so  kann  der  zur  Ruptur  der  Blase  nötige  Ueberdruck 
entstehen.  Wenn  dies  nicht  stets  bei  der  Bottini’scben  Operation  ge- 
schieht, so  liegt  der  Grund  dafür  in  der  Möglichkeit  des  Abzuges  des 

Wasserdampfs  neben  dem  Incisor.  Auch  ist  die  Menge  der  plötzlich  ver- 
dampfenden Wassertropfen  gewöhnlich  nicht  gross  genug,  um  die  Ruptur 
herbeizuführen. 

Fernerhin  ist  das  einmal  beobachtete  Ereignis  um  so  mehr  geeignet, 
andere  Methoden  zur  Behandlung  der  Prostatahypertropbie  wünschenswert 
zu  machen,  als  Verf.  nicht  Voraussagen  kann,  ob  es  in  Zukunft  möglich 
sein  wird,  die  beschriebene  neue  Gefahr  der  Bottini'schen  Operation  zu  ver- 
meiden. Und' so  teilt  Verf.  im  Anschluss  an  diesen  unglücklichen  Krank- 
heitsfall einen  von  Israel  nach  der  Methode  von  Füller  operirten  Fall 
von  Prostatahypertrophie  mit.  Die  Prostata  wurde  durch  Sectio  alta  ex- 
stirpirt,  alsdann  zum  Zwecke  der  Drainage  die  Urethrotomia  externa  aus- 
geführt. Trotzdem  es  sich  um  einen  73jährigen,  jahrelang  kranken  und 
deerepiden  Mann  gehandelt  hatte,  gelang  die  Heilung.  B.  Marcuse. 


Neumann,  Zur  Frage  der  Verwertung  der  Blutkörperchenzählung  für  die 
Diagnostik  und  Indikationsstellung  bei  gynäkologischen  Erkrankungen. 
Wiener  klin.  Wochenschr.  1004,  No.  42. 

Die  Beobachtungen  des  Verf. ’s  führten  zu  folgenden  Resultaten:  1.  Die 
mit  eitriger  Exsudation  einhergehenden  entzündlichen  Processe  der  Adnexe 
und  des  Parametriums  zeigen  im  Stadium  der  Progredienz  in  der  Mehrzahl 
der  Fälle  eine  Vermehrung  der  Leukocyten.  — 2.  Diese  Leukocytose  ver- 
schwindet mit  der  Abkapselung  bezw.  Lokalisirung  des  Processes  in  relativ 
kurzer  Zeit,  sodass  zur  Zeit,  wo  die  Patientinnen  in  Beobachtung  kommen, 
die  Leukocytose  oft  bereits  fehlt.  — 3.  Die  Leukocytose  kann  auch  im 
Stadium  der  akutesten  Eiterung  bei  mangelnder  Tendenz  zur  Ausbreitung 
fehlen;  sie  wird  vermisst  in  Fällen  von  mangelhafter  Reaktionsfähigkeit 


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224 


ZlJMTZ. 


No.  13. 


des  Organismus  bei  herabgekommenen  Individuen.  — 4.  Bei  Gegenwart 
eines  Eiterherdes  (paratuetraner,  Tuboovarialabscess,  Abscess  des  Becken- 
bindegewebes) sinkt  eine  bestehende  Leukocytose  mit  der  Entleerung  (Re- 
sorptiou  des  Exsudates)  in  der  Regel  langsamer  als  die  Temperatur,  wohl 
ein  Hinweis  auf  eine  partielle  Retention  von  Abscessinhalt.  Nach  völliger 
Elimination  des  Eiters  sinkt  die  Leukocytenzahl  und,  ihr  voraus  eilend 
oder  parallel  mit  ihr,  die  Temperatur  zur  Norm  ab.  — 5.  Leukocytenwerte 
über  15000  sprechen  fast  mit  Sicherheit  für  die  Gegenwart  von  Eiter  (bei 
Ausschluss  von  Pneumonie).  Werte  zwischen  11000  und  15000,  die  sich 
constant  erhalten,  sind  bedeutungsvoll,  ohne  etwas  zu  beweisen.  — 
6.  Ektopische  Schwangerschaft  kann  unmittelbar  nach  Abortus  oder  Ruptur 
mit  einer  massigen  Leukocytose  im  Sinne  einer  posthämorrhagischen 
Leukocytose  einhergehen.  — 7.  Die  akute  Stieltorsion  einer  Cyste  scheint 
mit  einer  beträchtlichen  Leukocytose  verbunden  zu  sein.  — 8.  Die  benignen 
Geschwülste  (Cysten,  Myome,  Dermoide)  rufen  keine  quantitativen  Ver- 
änderungen der  Leukocytenzahl  hervor.  — 0.  Bei  malignen  Geschwülsten 
(Carcinomen,  Sarkomen,  Kystomen)  findet  sich  zuweilen  eine  mässige  Ver- 
mehrung der  Leukocyten,  namentlich  bei  bestehender  Ulceration  und 
Jauchung  als  Ausdruck  einer  bydrämisch-kachektischeu  Leukocytose 
(Hayen).  — 10.  Das  Fehlen  einer  Vermehrung  der  Leukocyten  scbliesst 
die  Gegenwart  voo  Eiter  nicht  aus.  Br.  Wolff. 


L.  Zuntz,  Erfahrungen  über  Tubargravidität.  (Bericht  über  100  Fälle.) 

Arch.  f.  Gynäkol.  Bd.  73,  H.  1. 

Aus  den  eingehenden  Erörterungen,  die  Z.  an  ein  Material  von  10t) 
im  Krankenhaus  Moabit-Berlin  beobachteten  Fällen  von  Extrauterin- 
gravidität knüpft,  seien  die  folgenden  Einzelheiten  hervorgehoben:  Für 

2/3  der  Fälle  würde  die  Entstehung  auf  der  Basis  voraufgegangener  ent- 
zündlicher Erkrankung  wahrscheinlich  sein,  wobei  aber  die  Gonorrhoe 
gegenüber  den  puerperalen  Infektionen  sehr  in  den  Hintergrund  tritt.  Für 
die  übrigen  Fälle  muss  man  sich  hinsichtlich  der  Aetiologie  mit  einem 
Iguoramus  begnügen.  — Unter  den  Irrliimern,  denen  man  bei  der  Dia- 
gnose einer  Extrauteringravidität  leicht  ausgesetzt  ist,  sind  hauptsächlich 
zwei  häufig:  Einmal  wird  leicht  eine  Tubargravidität  mit  einem  Adnex- 
tumor bezw.  eine  Hämatocele  mit  einem  entzündlichen  intraperitonealen 
Exsudat  ueben  einem  solchen  verwechselt.  Andererseits  wird  häufig  eine 
intrauterine  Gravidität  neben  einem  Adnextumor  bezw.  — wenn  die  Tubar- 
gravidität ganz  im  Anfang  ist  — ohne  einen  solchen  angenommen.  — 
Als  ein  beinahe  souveränes  diagnostisches  Hülfsmittel  empfiehlt  Z.  die 
Probepunktion  von  der  Scheide  aus.  — Bei  der  Operation  einer  Tubar- 
gravidität, aus  Furcht  vor  einem  Recidiv  auf  der  anderen  Seite,  die  ge- 
sunden Adnexe  mit  zu  entfernen,  hält  er  nicht  für  berechtigt. 

Br.  Wolff. 


Kinaetidu  iigen  worden  an  die  Adresse  des  Herrn  Geh.  Med. -Kat  Prof.  Dr.  M.  Bernhardt  (Berlin  W. 
Französische  fStrawe  21)  oder  an  die  VorlagahaudluriK  i Borlin  KW. . Unter  den  Linden  68)  eibeten. 


Vorlag  »on  August  Hirsch«  ald  in  Berlin.  — !>rark  Ton  I*.  8c  hum  acht  r in  Berlin  N.  34. 


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de«  Jiljpau  gs  Titel,  Na- 
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iiedicinischen  Wissenschaften. 


Unter  Mitwirkung  von 

Prof.  Dp.  H.  Senator,  Prof.  Dp.  E.  Salkowsl^ 

redigirt  von 

Prof.  Dr.  M.  Beruh; 


1905. 


8.  April. 


Inliult:  Mibirvini,  Ueber  die  Nebennieren.  ■ — Schateknikoff,  Ein- 
fluss des  Sauerstoffs  der  Atemluft  auf  den  Verbrauch.  — Bürkeb,  Die  physio- 
logische Wirkung  des  Höhenklimas.  — Monn.  Verhalten  der  Kohlehydrate  bei 
der  F’hosphorvergiftuiig.  — Feinschmidt,  Ueber  das  glykolytische  Ferment  in 
den  Organen.  — Buntino,  Primäres  Carcinom  des  Ueum.  — NiKHAps,  Zur 
Behandlung  der  Frakturen.  — Trinkleb,  Die  syphilitische  Affektion  des  Pan- 
kreas. — Vaharia,  Erzeugung  von  Katarakt  durch  Massage  der  Linse.  — 
Richvei,  Ueber  gangränöse  Paehymcningitis.  — Lubarsch,  Knochenbildung  in 
Lymphknoten.  — Deuut,  Ueber  Cysten  in  den  Mandeln.  — Blanchakd,-  Ueber 
die  Schlafkrankheit.  — v.  Sui-mthal,  Serutnbehandlung  bei  Erysipel.  — Mcu.ee, 
Ueber  Adrenalin-Gaze  und  -Tampons.  — Doyon  und  Kahkff,  Vergleichung  der 
Wirkung  mehrerer  Alkaloide.  — Keitmann,  Fall  von  primärem  Klappentumor.  — 
Cohnqeim,  Olivenöl  bei  Magenkrankheiten.  — Knoepfei.macuer,  Alimentäre 
Glykosurie  und  Myxödem.  — Schmid,  Tod  hei  Struma  congenita.  — Bbbhabd 
und  Saloede,  Experimentelle  Tuberkulose  des  Herzens.  — Maas,  Ueber  das 
Stottern.  — Bernstein,  Zur  Diagnose  der  Rückenmarksverletzungeu.  — Starb, 
W ooLiKr,  Chirurgische  Behandlung  von  Hirntumoren.  — Ghameona,  Zur 
Elektrodiagnostik.  — W'ildbolz,  Concremeuthildung  iu  der  Haut.  — Lassab, 
Ueber  Syphilisimpfung  bei  Affen.  — Faulds,  Erleichterung  der  Cystoskopie.  — 
Scblaointweit,  Zur  Technik  der  Gefrierpuuktsbestimmung.  — Fisches,  Dia- 
gnostische Verwendung  von  Methylenblau.  — Kcbdirowsky,  Zur  Kenntnis  des 
Geburtsaktes. 


R.  Minervini,  Des  capsules  surrSnales,  developpemcnt,  structure,  fonction. 

Journ.  de  l’anat.  et  de  la  physiol.  1004,  No.  6 ef  G. 

Ans  seinen  Beobachtungen  und  litterarischen  Studien,  die  allerdings 
die  wesentlichen  Erkenntnisse  der  letzten  Jahre  nicht  berücksichtigen,  zieht 
M.  etwa  folgende  Schlüsse.  Der  mesenchymale  Ursprung  der  Nebenniere 
ist  zu  verwerfen.  Die  Herleitung  vom  Keimepithel  schliesse  die  Beob- 
achtung von  Glomerulis  im  embryonalen  Organ  aus.  (!  Dieser  Befund  ist 
lediglich  durch  Beobachtungsirrtümer  bedingt.  Ref).  Daher  käme  nur  die 
Abkunft  vorn  Mesonephros  oder  Pronephros  in  Frage.  Da  die  Anlage  der 
Nebenniere  zugleich  mit  der  Anlage  des  WoKTschen  Körpers  erscheint,  so 
bleibe  allein  die  Herkunft  von  der  Vomiere  - aus  übrig  (deren  Möglichkeit 
etwa  1 Jahr  vor  dem  Erscheinen  der  Arbeit  von  M.  durch  SoULlfl  als  un- 
haltbar nachgewiesen  worden  ist.  Ref.).  Die  vergleichend  anatomischen 
XL11I.  Jahrgang.  15 


fnOM 

PAUL.  £3 . HOEBER 
Meoical  Book» 


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226 


SCHATERNIKOFP. 


No.  14. 


Gründe,  die  M.  zu  Gunsten  seiner  Vorstellung  anführt,  sind  folgende:  Die 
drei  Kategorien  der  allmählichen  Vervollkommnung  des  Nebennierenappa- 
rates — Fehlen  der  Organe  bei  Acraniern  und  Cyclostomen  (dass  die 
„Nebennieren“  dieser  Tiere  seit  2 Jahren  bekannt  sind  [Giacomini],  weiss 
der  Verf.  nicht.  Ref.),  Vorhandensein  einer  sehr  einfachen,  der  Niere  an- 
gegliederten Nebenniere  (Anamnier),  und  einer  wohldifferenzirten,  von  der 
Niere  unabhängigen  Nebenniere  (Amnioten)  entspreche  völlig  den  drei 
Stufen  in  der  Ausbildung  der  Exkretionsorgane:  nehme  man  an,  dass  ans 
dem  Pronephros  die  Nebenniere  hervorgehe,  so  sei  das  Fehlen  in  den 
niedersten  Vertebratengnippen  erklärt.  Bei  den  mit  einem  Mesonephros 
ausgestatteten  Wirbeltieren  sei  die  Verbindung  mit  der  Nebenniere  ver- 
ständlich, denn  jener  hänge  genetisch  mit  der  Urniere  zusammen.  Der 
Mangel  einer  Verbindung  bei  den  Amnioten  rühre  von  der  vollkommenen 
Atrophie  des  Pronephros  her.  — Was  die  Struktur  der  Nebennieren  an- 
lange, so  betrachtet  M.  sie  wesentlich  als  drüsige  Organe,  nur  sei  die 
Marksubstanz  (die  in  der  Tat  genetisch,  histiologisch  und  funktionell  mit 
der  Rindensubstanz  gar  nichts  zu  tun  hat.  Ref.)  weniger  weit  in  der  Ent- 
wickelung fortgeschritten,  als  die  Corticalis.  Beide  Substanzen  wirken 
überdies  gleichermaassen  toxisch  und  gleichermaassen  blutdruckerhöhend. 
(Diese  Behauptung  ist  für  die  Rinde  seit  vielen  Jahren  als  unrichtig  er- 
wiesen. Ref.).  ln  betreff  der  Funktion  der  Nebennieren  erklärt  M.,  dass 
er  sie  für  endocrine  Drüsen  halte,  ihre  Bedeutung  sei  keine  einfache, 
sondern  eine  mehrfache  und  complicirte.  Ausser  der  Rolle,  die  sie  bei 
der  Zusammensetzung  des  Blutes  wahrscheinlich  spielen  und  ihrem  Einfluss 
auf  die  Genese  und  Zerstörung  von  Farbstoffen,  haben  sie  eine  beträcht- 
liche antitoxische  Bedeutung  gegenüber  den  Giften  des  Stoffwechsels,  be 
sonders  denen,  die  aus  der  Muskeltätigkeit  entstehen.  Durch  die  blut- 
drucksteigernde Wirkung  beherrschen  sie  mit  die  Regulation  der  Cirku- 
lation.  Endlich  neutralisiren  sie  bakterielle  Gifte  und  hängen  auch  mit 
den  Phasen  des  sexuellen  Lebens  in  irgend  einer  unbekannten  Weise  zu- 
sammen. Poll. 


M.  Schaternikoff,  Zur  Frage  über  die  Abhängigkeit  des  02- Verbrauches 
von  dem  02-Gehalte  in  der  einzuatmenden  Luft.  Arch.  f.  Anat.  u. 
Physiol.  Physiol.  Abteil.  1904.  Suppl.-Bd.  I.  Hälfte. 

Die  viel  diskutirte  Frage  über  die  Abhängigkeit  des  02- Verbrauches 
von  dem  02-Gehalte  in  der  einzuatmenden  Luft  war  ziemlich  allgemein  in 
dem  Sinne  entschieden  worden,  dass  der  respiratorische  Gaswecbsel  von 
der  Beschaffenheit  der  eingeatmeten  Luft  in  weiten  Grenzen  unabhängig 
ist.  So  fand  z.  B.  Loewy,  dass  Vermehrung  des  Sauerstoffgehaltes  der 
Atraungsluft  bis  über  das  Doppelte,  oder  Verminderung  ihres  Sauerstoff- 
gehaltes bis  zu  dem  Grade,  dass  die  alveoläre  Sauerstoffspannung  etwa 
40 — 45  mm  Hg  beträgt,  C02-Ausscheidung  und  02-Aufnahme  nicht  zu 
ändern  vermag. 

In  letzter  Zeit  bat  nun  Rosenthal  Versuche  an  Hunden  und  Katzen 
angestellt,  die  ihm  bezüglich  der  angedeuteten  Frage  ganz  andere  Resultate 
lieferten.  Es  ergaben  sich  grosse  Differenzen  in  der  02-Aufnabme  je  nach 


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No.  14. 


BCrrrr. 


227 


seinem  Gehalte  in  der  Atmungsluft,  dass  sie  nicht  durch  eine  vermehrte 
oder  verminderte  Anhäufung  des  02  im  Blute  zu  erklären  waren.  Rosen- 
thal war  daher  gezwungen,  anzunehmen,  dass  ausserhalb  der  Blutgefässe 
Oj  anfgespeichert  wird;  er  zieht  zu  diesem  Zweck  das  Protoplasma  der 
Gewebszelle  heran.  Den  hier  deponirten  02  nennt  er  „intracellulären“, 
der  dann  ausgenutzt  wird,  wenn  der  Körper  infolge  der  Atmung  mit 
Oj-armer  Luft  zu  wenig  Sauerstoff  aufnimmt. 

Verf.  hat  nun  die  Rosenthal’schen  Versuche  am  Menschen  mittels 
einer  sehr  genauen  von  ihm  ausgearbeiteten  Methode  nachgeprüft  und 
kommt  zu  dem  Resultat,  dass  die  Abhängigkeit  des  02-Verbrauches  von 
dem  02-Gehalte  der  einznatmenden  Luft  in  keinem  der  untersuchten  Fälle 
nachzuweisen  war.  Damit  werden  Rosbnthal’s  Folgerungen  hinfällig. 
Unabhängig  vom  Verf.  hat  auch  Dcrig  Rosenthal’s  Untersuchungen 
wiederholt;  auch  er  konnte  die  Abhängigkeit  des  02-Verbrauchs  von  dem 
02-Gehalte  nicht  finden.  Gust.  Emanuel. 


K.  Bürker,  Die  physiologischen  Wirkungen  des  Höhenklimas.  I.  Die 
Thoma-Zeiss’sche  Zählkammer.  Die  Gerinnungszeit  des  Blutes  im  Hoch- 
gebirge. Der  Eisengehalt  der  blutbereitenden  Organe  und  des  Blutes  im 
Hochgebirge.  Pflügers  Arcli.  f.  d.  ges.  Physiol.  Bd.  105,  S.  480. 

Der  erste  Teil  der  B. 'sehen  Arbeit  besteht  in  einer  Untersuchung  der 
Zuverlässigkeit  der  Thoma-Zeiss'schen  Zählkammer  und  der  Abhängigkeit 
der  Resultate  von  äusseren  Bedingungen.  Sofort  nach  Aufbringen  eines 
Blutstropfens  auf  das  Zählbrett  muss  auch  das  Deckglas  aufgederkt  werden; 
wartet  man  damit,  so  tritt  eine  ungleichmässige  Verteilung  der  Zellen 
derart  ein,  dass  die  Mitte  sehr  reich,  die  Randpartien  arm  daran  sind. 

Am  besten  verfährt  man  so,  dass  man  die  leere  Kammer  fast  vollständig 
mit  dem  Deckglas  bedeckt,  auf  den  noch  freien  Randteil  den  Blutstropfen 
bringt,  der  sich  nun  gleichmässig  durch  Capillarität  einsaugt.  — Die 
Newton'schen  Farbenringe  können  trocken  oder  feucht  erzeugt  werden,  die 
KammerhOhe  differirt  dabei  nur  um  0,0003  mm,  was  nicht  in  Betracht 
kommt.  Auch  Temperaturdifferenzen  (bis  zu  20°  C.)  ändern  die  Kammer- 
höhe so  gut  wie  nicht.  Liegt  das  Deckglas  selbst  an  drei  Rändern  so 
auf,  dass  Newton’sche  Ringe  entstehen,  so  ist  die  Kammer  doch  nicht 
luftdicht  geschlossen;  sie  ist  also  unabhängig  vom  Luftdruck.  Erhöhter 
oder  verminderter  Druck  bat  als  solcher  keinen  Einfluss  auf  die  Kammer- 
höhe, nur  bei  schnellen  Luftdruckschwankungen  ändert  sich  ihre  Höhe. 

Im  zweiten  Teil  der  Arbeit  zeigt  B.,  dass  das  Blut  im  Hochgebirge 
etwas  schneller  gerinnt  als  im  Tieflande.  Die  Versuche  sind  am  Menschen 
nach  B.’s  Methode  ausgeführt.  Der  Eisengehalt,  nach  A.  Neumann  be- 
stimmt, steigt  bei  Tieren  (Kaninchen),  die  ins  Hochland  gebracht  wurden 
(Schutzalp  611  mm  Bar),  in  der  Leber  zunächst  an,  sinkt  dann  in  ihr 
wieder,  um  nach  drei  Wochen  unter  den  ursprünglichen  Werten  zu  sein; 
der  der  Milz  zeigt  keine  regelmässige  Aenderutigen;  der  des  Blutes  steigt 
zunächst,  sinkt  wieder,  um  nochmals  zu  steigen  und  erhöht  zu  bleiben.  — 

Das  aus  der  Leber  hergegebene  Eisen  deckt  etwas  mehr  als  die  Hälfte 
des  zur  Hämoglobinneubildung  notwendigen  Eisens.  Der  Rest  des  Eisens 

15* 

f 

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228 


Mohr.  — Fsimrchhidt.  — Bürtimo. 


No.  14. 


muss  aus  anderen  Depots,  vielleicht  aus  dem  Knochenmark,  das  nicht 
untersucht  wurde,  stammen.  A.  Loewy. 


L.  Mohr,  Ueber  das  Verhalten  der  Kohlehydrate  im  Körper  phosphor- 
vergifteter Tiere.  Zeitschr.  f.  experim.  Pathol.  u.  Therapie.  1.,  S.  184. 

M.  hat  den  Einfluss,  den  Phosphorvergiftung  auf  die  Glykogen-  und 
Gesammtkohlehydratmenge  des  Körpers  ausübt,  an  Ratten  untersucht. 
Eine  Anzahl  Tiere  wurde  vergiftet,  eine  Anzahl  diente  der  Controlle;  die 
Tiere  jeder  der  beiden  Gruppen  wurden  gemeinsam  verarbeitet.  M.  fand, 
dass  im  Mittel  (4  Reihen  mit  Bestimmung  des  Glykogens,  3 mit  Be- 
stimmung der  Kohlehydrate),  die  Glykogenmenge  der  vergifteten  Tiere  um 
ca.  55  pCt.,  die  der  Kohlehydrate  um  ca.  öl  pCt.  geringer  war,  als  hei 

den  normalen.  Am  Erheblichsten  ist  die  Abnahme  in  der  Leber.  — Es 

muss  noch  fraglich  bleiben,  ob  der  Glykogenschwund  einfach  auf  die  be- 
stehende Inanition  bei  gesteigerten  Zersetzungsprocessen  beruht. 

A.  Loewy. 

J.  Feinschmidt,  lieber  das  zuckerzerstörende  Ferment  in  den  Organen. 
Beitr.  z.  ehern.  Physiol.  u.  Pathol.  Bd.  4,  S.  511. 

Verf.  fand,  dass  Presssäfte  von  Pankreas,  Leber  und  Muskeln,  sowie 
der  Brei  dieser  Orgaue  zuckerzerstörende  Kraft  besitzen.  Die  Glykolyse 
stellt  einen  selbstständigen  cellulären  Vorgang  dar,  der  aber  nicht  an  der 
lebenden  Zelle  haftet,  sondern  in  deren  Presssaft  übergeht  und  hieraus 

durch  Fällung  mit  Alkohol-Aether  bis  zu  einem  gewissen  Grade  isolirt 

werden  kann.  Die  Glykolyse  erfolgt  bei  aörober  wie  anaerober  Atmung, 
als  ihre  Produkte  treten  COs,  Alkohol  und  Säuren  auf.  Die  Alkohol-Aether- 
Fällungen  wirken  häufig  stärker  als  die  Presssäfte.  Bemerkenswert  ist, 
dass  wie  bei  der  Bucbner’schen  Zymase  ein  Ueberschuss  von  Antsepticis 
das  Ferment  völlig  zerstören  kann.  Die  Glykolyse  erfolgt  bei  Luftabschluss 
energischer  als  bei  O-Zutritt;  sie  setzt  meist  nicht  momentan,  sondern  erst 
nach  2l/j — 6 Stunden  ein.  Die  Natur  der  entstehenden  Säure  ist  nicht 
aufgeklärt;  ihre  Menge  ist  aber  so  gross  und  überwiegt  die  Menge  des 
entstehenden  Alkohols  so  bedeutend,  dass  die  Glykolyse  kein  der  „alkoholi- 
schen Gährung“  vergleichbarer  Fermentprocess  sein  kann.  Verf.  bat  auch 
einen  früheren  Befund  von  M.  Jacoby  und  F.  Blumenthal  bestätigen 
können,  dass  der  diabetischeu  Leber  kein  glykolytisches  Vermögen  zukomrot. 

Neuberg. 


ltunting,  Multiple  priraary  carcinomata  of  the  ileum.  -lohtis  Hopkins 
hospital  bullet.  Bd.  15,  S.  88!). 

Bei  einem  62  Jahre  alten  Neger,  der  an  einem  Herzklappenfebler  zu 
Grunde  gegangen  war,  fanden  sich  im  Ileum  auf  eine  Strecke  von  50  cm 
verteilt  sechs  Knoten  von  krebsigem  Bau,  anscheinend  ausgehend  von  den 
Lieberkühn’scben  Krypten;  keine  Metastasen.  Da  kein  anderweitiger  Tumor 
vorhanden  war,  von  dem  aus  die  in  Rede  stehenden  sekundär  entstanden 
sein  konnten,  da  ferner  keiner  der  Knoten  als  Primärtumor  für  die  übrigen 
anzuseben  war,  hat  inan  es  augenscheinlich  mit  multiplen  primären  Carci- 


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No.  14. 


Niehaus. 


229 


nomen  zu  tun.  Es  sind  bereits  sechs  ähnliche  Fälle  beschrieben,  über  die 
kur*  berichtet  wird.  Nach  Abschluss  der  Mitteilung  kam  noch  ein  zweiter 
Fall  zur  Beobachtung:  BOjähriger  Mann,  Tod  an  Ileus.  Bei  der  Sektion 
finden  sich  je  ein  obstruirender  bezw.  das  Darmlumen  stark  verengender 
Tumor  im  Ileum,  Coecum  und  an  der  Fiexura  sigmoidea.  Die  histologische 
Untersuchung  ergab  Adenocarcinom;  Metastasen  waren  nicht  vorhanden. 

Beitzke. 


P.  Nieliaiis,  Zur  Frakturbehandlung  durch  temporäre  Annagelung.  Arch. 
f.  klin.  Chir.  Bd.  73,  H 1,  S.  167. 

N.  empfiehlt  für  die  Behandlung  der  Frakturen  des  unteren  Humerus- 
endes, besonders  im  Kindesalter,  die  temporäre  Annagelung  der  Fragmente. 
Zur  Erlangung  eines  übersichtlichen  und  vollkommen  ausreichenden  Zu- 
ganges wird  die  Streckermasse  sammt  dem  Olecranon,  letzteres  durch 
temporäre  Resektion,  umgeklappt.  Nach  Reposition  der  Fragmente  werden 
dieselben  mit  Nägeln  fixirt  und  nun  der  Haut-,  Muskel-,  Olecranonlappen 
in  seine  normale  Lage  zurückgebracht.  Am  4. — 7.  Tage,  je  nach  dem 
Alter  und  allgemeinen  Befinden  des  Patienten,  werden  die  Nägel,  deren 
Kopfenden  frei  aus  der  Wunde  hervorragen,  mit  einer  starken  Zange  durch 
Zug  unter  leicht  drehenden  Bewegungen  entfernt.  Die  Fragmente  sind 
schon  genügend  fest  verwachsen,  dass  man  den  Arm  wieder  nur  mit  einem 
einfachen  sterilen  Schutzverband  verbinden  nnd  sich  selbst  zur  weiteren 
Heilung  überlassen  kann.  Das  osteoplastische  Ulnastück  heilt  ohne  weiteres 
wie  jede  genähte  Olecranonfraktnr.  Für  die  Annagelung  benutzt  N.  ver- 
nickelte Stahlnägel  verschiedener  Länge  und  Dicke  mit  vierkantiger  Spitze. 
Für  jede  feste  und  sichere  Fixation  sind  jedenfalls  zwei  Nägel  notwendig, 
da  sonst  eine  Drehung  und  Verschiebung  des  einen  Fragments  nm  einen 
einzigen  Nagel  als  Achse  immer  möglich  ist.  Einzig  und  allein  durch 
das  Anlegen  von  zwei  Nägeln  erzielt  man  eine  vollkommene  und  sichere 
Coaptation.  Gerade  bei  ganz  kleinen,  ein-  bis  zweijährigen  Kindern,  deren 
Humerusschaft  sehr  dünn  ist,  zeigt  sich  der  grosse  Vorteil  der  Annagelung 
gegenüber  der  Vereinigung  mit  Silberdraht,  welcher  leicht  einschneidet  und 
als  Fremdkörper  wieder  entfernt  werden  sollte  Das  gleiche  gilt  für  die 
bei  Erwachsenen  vielfach  angewendeten  Nägel  und  Schrauben,  die  ab- 
sichtlich zurückgelassen  werden. 

Bei  den  12  mit  temporärer  Annagelung  behandelten  Fällen  sind  die 
Endresultate  entsprechend  gut  und  ermutigend.  Das  Princip  kann  selbst- 
verständlich auch  bei  manchen  anderen  Frakturformen  Verwendung  finden, 
z.  B.  bei  Condylenbrüchen  im  Kniegelenk,  bei  Frakturen  im  Collum  tibiae, 
bei  welchen  sehr  schwer  die  Einknickung  in  der  Bruehlinie  zu  verhindern 
ist,  bei  queren  Frakturen  des  Fersenhöckers  u.  dgl.  m.  Endlich  ist  die 
Verwendung  langer  Nägel  bei  Kniegelenksresektionen  — gleichgültig  ob 
cvlindermantel-  oder  keilförmige  Abtragung  gewählt  wird  — überaus 
nützlich  zur  absoluten  Richtigstellung  und  raschen  Vereinigung  der  Knochen- 
enden. Ein  Gypsverband  ist  hierbei  vollkommen  entbehrlich;  die  Volk- 
mann'sche  Resektionsschiene  genügt.  Die  ersten  Verbandwechsel  sind  für 
den  Kranken  wie  für  den  Arzt  überaus  erleichtert.  Joachimsthal. 


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230 


Tuikki.kr.  — Yamakia. 


No.  14. 


Trinkler,  Zur  Diagnose  der  syphilitischen  Affektionen  des  Pankreas. 

Deutsche  Zeitschr.  f.  Cbir.  75.  Bd.,  S.  58. 

T.  fand  bei  der  Laparotomie  einer  Frau,  bei  der  die  mutmaasslicbe 
Diagnose  auf  Cbolelithiasis  lautete,  die  Gallenwege  etc.  völlig  intakt;  da- 
gegen war  das  Pankreas  nach  aussen  gedrängt,  verdickt,  derb,  höckerig 
und  aus  einzelnen  kleinen  Lobis  bestehend,  mit  durchschimmernden  Knoten 
und  Knötchen  von  gelber  Farbe  verschiedener  Grösse  und  Consistenz.  Da 
keine  ähnlichen  Eruptionen  iu  den  angrenzenden  Organen  vorhanden  waren, 
war  eine  Neubildung  unwahrscheinlich  und  eine  gummöse  Pankreasaffektion 
auzunehmen;  diese  Diagnose  wurde  durch  eine  antiluetische  Kur  sicher- 
gestellt.  Hinsichtlich  der  Diagnose  und  des  klinischen  Verlaufes  der  Krank- 
heit lassen  sich  folgende  Thesen  aufstellen:  Syphilitische  Pankreasaffek- 
tionen  werden  häufig  gleichzeitig  mit  Erkrankungen  anderer  parenchyma- 
töser Organe,  sowie  anderer  Syphilismauifestationen  einhergehen.  Zweitens 
lässt  das  Vorhandensein  vou  hartnäckigem  Ikterus  und  anderen  Erschei- 
nungen von  Cholelithiasis,  wenn  zugleich  links  von  der  Mittellinie  eine 
Geschwulst  vorhanden  ist,  eine  Pankreaserkrankung  vermuten.  Die  Lapa- 
rotomie bei  Verdacht  auf  Lues  des  Pankreas  ist  indicirt,  weil  sie  die  Frage 
der  Behandlung  löst,  die  Diagnoscnstellung  erleichtert  (Probelaparotomie) 
und  die  Möglichkeit  gewährt,  bei  eventueller  Compression  des  Cboledochus 
durch  das  Gumma  rechtzeitig  die  Cholecystcnterostomie  vorzunehmen.  Die 
charakteristischen  Darmstörungen  der  Pankreatitis  (Steatorrboe)  und  Dia- 
betes werden  nicht  bei  Lues  des  Pankreas  beobachtet.  Peltesohn. 


E.  B.  Yainnria,  Experimentelle  Untersuchungen  über  die  Erzeugung  von 

Katarakt  durch  Massage  der  Linse,  v.  Graefe’s  Arch.  f.  Ophthalm. 

L1X.,  S.  568. 

Nach  Atropinisirung  eröffnet  V.  beim  Kaninchenauge  die  vordere 
Kammer  und  massirt  mit  dem  Rücken  eines  Schildplattlöffels  die  vordere 
Linsenfläche.  Nach  6—12  Stunden  zeigt  sich  eine  diffuse  grauweisse 
Trübung  der  Corticalis.  Die  Trübung  wird  mit  der  Zeit  intensiver  und  er- 
reicht die  Peripherie.  Die  so  behandelten  Linsen  wurden  einer  anatomischen 
Untersuchung  unterworfen:  die  erste  Veränderung  bestand  in  der  mechani- 
schen Ablösung,  in  den  Zerreissungen  und  Faltungen,  welche  die  Epithel- 
zellen der  vorderen  Unsenkapsel  während  der  Massage  erlitten.  Die 
Degenerationserscheinungen,  die  man  an  den  Epithelzcllen  beobachtete, 
waren  nur  sekundär  und  nicht  allein  die  Folge  des  Traumas,  sondern  auch 
des  Vorhandenseins  der  unter  der  Kapsel  eingedrungenen  Flüssigkeit. 
Sowie  einmal  das  Epithel  abgelöst  war,  so  war  das  Hindernis,  welches 
dem  Eindringen  des  Kamraerwassers  gesetzt  war,  verschwunden,  und 
letzteres  bildete  dann  die  subkapsulare  Schiebt,  indem  es  eben  so  rasch 
wie  reichlich  eindrang.  Dann  traten  Veränderungen  in  den  Linsenfasern 
auf  und  die  Katarakt  war  gebildet.  Die  erste  Periode  der  Kataraktbildung 
beruhte  somit  auf  der  mechanischen  Einwirkung  und  infolge  des  Vor- 
handenseins des  Kammerwassers  traten  Degencrationserscheinungen  auf.  die 
zweite  Periode  war  durch  Ernährungsstörungen  bedingt.  Horstmaun. 


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No.  14. 


Richtf.b.  — Lcbabsch.  Dkoot.  — Blanchard. 


231 


Richter,  Gangränöse  Pachymeningitis  und  Wasserstoffsuperoxyd  Merck  zum 
Blutuachweis.  Monatsschr.  f.  Ohrenheilk.  1904,  No.  7. 

Als  gangränöse  Pachymeningitis  beschreibt  Verf.  einen  Fall  von 
otogener  Duraentzündung,  bei  dem  die  auf  der  Dura  gelegentlich  der 
Radikaloperation  Vorgefundenen  Erscheinungen  aus  dem  Rahmen  gewöhn- 
licher otogener  Duraentzündungen  hei  austraten  und  auf  den  erkrankten 
Durateilen  sich  nicht  die  Zeichen  purulenter  Reaktion  fanden,  sondern 
schwarzbraune  Missfärbung,  fetzige  Auflockerung,  starker  Foetor.  Gelegent- 
lich der  von  ihm  vorgenommenen  Desinfektion  der  Wunde  mit  H20a  (Merck) 
machte  er  Beobachtungen,  welche  eventuell  zum  Nachweise  von  Blut  durch 
dieses  Präparat  dienen  können.  Das  Nähere  hierüber  s.  im  Orig. 

Schwabach. 

1)  Lubarsch,  Ueber  Knochenbildung  in  Lymphknoten  und  Gaumenmandeln. 
Virchow’s  Arch.  Bd.  177,  H.  3. 

2)  Deguy,  Kystes  epitheliaux  de  l’amygdale.  Arch.  gener.  de  med.  1904, 
1.  Nov. 

1)  Nach  den  Untersuchungen  des  Verf.’s  ist  das  Auftreten  von  Knochen- 
bildungen in  verschiedenen  Lymphknoten  im  Anschluss  an  verkalkende 
Tuberkniose  ein  häufiges  Ereignis.  Diese  • Knochenbildungen  entstehen 
durch  Metaplasie  aus  der  den  tuberkulösen  käsigen  Herd  umschliessenden 
Bindegewebskapsel  und  die  Ablagerung  reichlicher  Kalksalze  im  nekroti- 
schen Herd  giebt  den  Anstoss.  Die  Knorpel-  und  Knochenbildungen  in  den 
Gaumenmandeln  sind  zum  Teil  auf  fötale  Knorpeleinlagerungen,  z.  B.  auf 
metaplastiscbe  Entstehung  aus  entzündetem  Bindegewebe  zurückzuführen. 

2)  Verf.  macht  auf  die  epithelialen  Cysten  der  Mandeln  aufmerksam, 

welche  einen  pseudopurulenten  Inhalt  haben,  der  fast  ausschliesslich  aus 
Pflasterzellen,  teils  fast  normalen,  teils  degenerirten  und  abgestorbenen, 
besteht.  Diese  Cysten  kommen  in  jedem  Lebensalter  vor,  besonders  bei 
Individuen,  die  häufig  an  lakunärer  Angina  gelitten  haben.  Gewöhnlich 
litten  die  Kranken  vorher  an  käsigen  Pfröpfen  in  den  Krypten.  Wenn  nun 
der  Ausführungsgang  obliterirt,  dann  verwandelt  sich  die  Krypte  in  die 
geschlossene  Krypte,  welche  die  Grösse  einer  Erbse  erreichen  kann.  Man 
findet  bei  der  Untersuchung  der  Mandel  eine  erbsengrosse,  weisse  Stelle, 
auf  der  sich  die  rötlichen  varicösen  Gefässe  abzeichnen.  Die  Schleimhaut 
ist  nicht  entzündet;  bei  der  Berührung  fühlt  man  Fluktuation.  Wenn  man 
den  Inhalt  mit  einer  Nadel  oder  Pipette  entleert,  so  fällt  die  Höhle  ohne 
viel  zu  bluten  zusammeu.  Der  Pseudoeiter  hat  eine  salbige  Consistenz. 
Lymphdrüsenschwellungen  fehlen,  ebenso  Schmerz;  es  ist  mehr  das  Gefühl 
eines  Fremdkörpers  vorhanden.  (Es  finden  sich  diese  kleinen  oberfläch- 
lichen Abscesse  der  Mandel  ausser  aus  diesem  von  Verf.  angegebenen 
Grunde  auch  häufig  infolge  von  Eindringen  kleiner  Fremdkörper  in  die 
Mandel.  Ref.).  W.  Lublinski. 

U.  ßlauchard,  Sur  un  travail  de  M.  le  Dr.  Brumpt  intitule:  Quelques 
faits  relatifs  ä la  transmission  de  la  maladie  du  sommeil  par  les  Mouches 
tsetse.  Bullet,  de  l'acad.  de  med.  Paris  1904,  No.  23. 

Brumpt,  welcher  zum  Studium  der  Glossinaartcn  nach  französisch 


* 

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232 


v.  Sülmthal. 


No.  14. 


Congo  gesandt  worden  ist,  stellte  fest,  dass  die  Schlafkrankheit  sich  von 
Westafrika,  wo  sie  heimisch  ist,  längs  der  an  den  Flüssen  entlang  ziehen- 
den Karawanenstrasscn  in  das  Innere  verbreitet.  Die  an  den  Flüssen 
lebenden  Glossinaarten  nehmen  die  Trypanosomen  durch  das  Stechen  in- 
ficirter  Träger  und  Soldaten  auf  und  übertragen  sie  auf  Gesunde.  Auf 
diese  Weise  ist  die  Trypanosomiasis  von  dem  äquatorialen  Westafrika  nach 
Uganda  verschleppt  worden.  Ueberall  da,  wo  die  Tsetsefliegen,  Glossina 
palpalis,  heimisch  sind,  ist  eine  Verseuchung  leicht  möglich.  Allein  die 
Krankheit  ist  auch  in  Gegenden,  Mayomba,  verschleppt  worden,  wo  nicht 
Glossina  palpalis,  sondern  Glossina  fusca  vorkommt.  Da  nun  die  Trypano- 
somiasis von  Tieren,  Nagana  und  Surra,  welche  B.  für  identisch  hält, 
sowohl  durch  Glossinen  wie  Tabanus-  und  Stanoxysarten  verbreitet  werden 
kann,  so  ist  nicht  von  der  Hand  zu  weisen,  dass  auch  andere  Stechfliegen 
als  Ueberträger  der  Trypanosomiasis  des  Menschen  tätig  sein  können.  Ist 
dies  der  Fall,  so  ist  aber  eine  Verbreitung  der  Seuche  durch  ganz  Afrika 
möglich  und  es  sind  daher  geeignete  prophylaktische  Maassregeln  dringend 
geboten.  B.  hält  es  für  erforderlich,  dass  eine  Kommission  von  Aerzten 
und  Naturforschern  nach  Afrika  gesandt  werde,  um  dort  die  Verbreitung 
der  Glossinen  zu  studiren  und  deren  Fähigkeit,  die  Schlafkrankheit  zu 
übertragen.  Doch  soll  man  die  Resultate  dieser  Forschungsreise  nicht  ab- 
warten,  sondern  dafür  sorgen,  dass  Träger,  Soldaten  und  sonstige  Einge- 
borene nicht  aus  inflcirten  in  gesunde  Gebiete  ziehen,  ebenso  muss  den 
Bewohnern  gesunder  Gebiete  das  Betreten  inficirter  versagt  werden.  Die 
Behörden  sollen  die  Weissen  wie  die  Eingeborenen  über  die  Gefahr  be- 
lehren, welche  die  Stiche  von  Fliegen  im  Allgemeinen  und  die  der  Tsetse- 
fliegen im  besonderen  bedeuten,  und  es  für  notwendig  erklären,  dass  die 
Niederlassungen  ausserhalb  der  Gegenden,  wo  die  Fliegen  Vorkommen, 
verlegt  werden.  Die  auszusendende  Kommission  soll  die  Gegenden,  welche 
frei  von  als  gefährlich  erkannten  Glossinen  sind,  ermitteln,  und  dann 
sollen  zwangsweise  die  Faktoreien  und  Dörfer  in  diese  Gegenden  verlegt 
werden.  Gleichzeitig  müssen  die  Trypanosomakrankheiteu  der  Tiere  und 
die  Zwischenträger  dieser  Krankheiten  festgestellt  werden.  Sollte  sich 
herausstellen,  dass  auch  in  Europa  vorkommende  Tabauus-  und  Stomaxys- 
arten  die  Infektion  vermitteln  können,  so  muss  der  Import  von  Tieren  aus 
verseuchten  Gegenden  nach  Frankreich  verboten  werden.  Auch  das  Vor- 
kommen von  Trypanosomen  beim  Menschen  in  Algier  bedarf  eines  sorg- 
fältigen Studiums.  H.  Bischoff. 

H.  v.  Sulmthal,  Eine  neue  Methode  von  Serumbehandlung  bei  Erysipel. 

Fortschr.  d.  Med.  1904,  No.  27. 

Verf.  hat  Reconvalescenten  von  Erysipel,  hei  denen  durch  Anamnese 
und  klinische  Untersuchung  Vorhandensein  anderer  Krankheit  ausgeschlossen 
wurde,  zur  Ader  gelassen  und  mit  dem  Serum  Erysipelkranke  mit  gutem 
Erfolge  behandelt.  Die  Wirkung  der  Injektionen  war  nicht  stets  die 
gleiche,  was  Verf.  ausser  auf  verschiedene  Schwere  der  Infektion  auf  ver- 
schiedenen Autitoxingehalt  des  Serums  zurückführt.  So  konnte  er  fest- 
stcllen,  dass  Serum,  welches  später  als  fünf  bis  sechs  Tage  nach  der  Ge- 
nesung entnommen  wurde,  weniger  wirksam  war.  Injicirt  wurden  stets 


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No.  14. 


MOllbb.  — Doyon  und  Karekf.  — Reitmann. 


233 


2 ccm,  im  ganzen  im  Durchschnitt  8 ccm,  doch  wechselte  die  Menge  je 
nach  der  Schwere  der  Erkrankung.  Alle  Fälle  gingen  in  Genesung  Ober, 
der  Krankbeitsverlauf  war  abgekürzt,  bereits  nach  der  ersten  Injektion 
wurde  meist  ein  Stillstand  beobachtet.  H.  Bischoff. 

B.  Müller,  Zur  Verwendung  des  Suprarenins  und  Adrenalins  bei  Blutungen. 

Wiener  klin.  Rundschau  1904,  No.  35. 

M.  benutzte  zur  Blutstillung  in  der  chirurgischen  und  geburtshülflichen 
Praxis  mit  Suprarenin  bezw.  Adrenalin  imprägnirte  Gaze.  Die  Herstellung 
einer  solchen  Gaze  ist  nicht  ganz  leicht,  da  bei  dem  Imprägnirungsver- 
fahren  und  dem  Sterilisiren  die  Mittel  leicht  zersetzt  und  daher  unwirksam 
werden.  Ueber  die  Art,  wie  Verf.  dieser  Schwierigkeit  Herr  geworden  ist, 
kann  er  zur  Zeit  nichts  angeben,  da  das  Verfahren  zum  Patent  angemeldet 
und  daher  Geschäftsgeheimnis  ist.  Hergestellt  werden  J/2 — 1 proc.  Gaze, 
Vioproc.  '.Vatte  und  aus  beiden  zusammengesetzte  Tampons. 

K.  Krontbal. 


X.  Doyon  et  N.  KarefT,  Action  comparöe  de  l’atropine,  de  la  pilocarpine, 
de  rhyoscyaraine.  Compt.  rend.  hebd.  de  la  soc.  de  biolog.  1904,  No.  21. 

Injektionen  von  Atropinum  sulfuricum  in  Mengen  von  1 cg  pro  Kilo 
Körpergewicht  verursachen  beim  Hunde  Narkose  und  beträchtliches  Sinken 
des  Blutdrucks;  die  Curve  zeigt  entsprechend  der  sehr  schwachen  und 
frequenten  Herzaktion  nur  geringe  Hebungen  und  Senkungen,  die  aber 
allmählich  zunehmen.  Eine  neuerliche  Injektion  ruft  dasselbe  Bild  hervor. 
Die  Atmung  wird  verlangsamt  und  vertieft.  Wendet  man  ebenso  in  gleicher 
Menge  Pilocarpinum  hydrochloricum  an,  so  sieht  man  ebenfalls  zunächst 
ein  Sinken  des  Blutdrucks;  sehr  bald  aber  steigt  der  Blutdruck  wieder  zu 
früherer  Höhe  an  und  selbst  darüber  hinaus.  Die  Tiere  werden  übrigens 
nach  Pilocarpininjektionen  sehr  erregt  und  erbrechen  häufig.  Bemerkens- 
wert ist,  dass  bei  Anwendung  kleiner  Dosen  die  Wirkung  beider  Mittel 
gerade  entgegengesetzt  ist;  nach  kleinen  Atropinmengen  werden  die  Tiere 
erregt,  die  Temperatur  steigt,  die  Atmung  wird  beschleunigt;  nach  kleinen 
Pilocarpindosen  werden  sie  träge,  mürrisch,  die  Atmung  ist  verlangsamt. 
Was  endlich  das  Hyoscyamin  betrifft,  so  ruft  es  nach  Injektion  der  oben 
erwähnten  Menge  genau  dieselben  Erscheinungen,  wie  das  Atropin,  hervor; 
beim  Hunde  gerinnt  das  Blut  danach  weniger  leicht.  K.  Kronthal. 


K.  Reitmann,  Ein  Fall  von  primärem  Klappentumor  des  Herzens.  Zeit- 
schrift f.  Heilk.  1905,  H.  1. 

Bei  einem  74jährigen  Manne,  bei  dem  die  Diagnose  intra  vitam  auf 
Thrombose  der  linken  Art.  fossae  Sylvii  nebst  Folgeerscheinungen  'gestellt 
worden  war,  wurde  bei  der  Sektion  als  zufälliger  Befund  ein  ca.  erbsengrosser 
Tumor  gefunden,  der  dem  Nodulus  Arantii  der  vorderen  Semilunarklappe 
der  Art.  pulmonalis  gestielt  aufsass.  Auf  Grund  der  histologischen  Unter- 
suchung möchte  Verf.  den  in  Rede  stehenden  Tumor,  der  klinisch  keine 
Erscheinungen  hervorgerufen  hatte,  als  Hyalofibrom  einregistriren. 

L.  Perl, 


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234 


CoUMIKIH. 


No.  14. 


P.  Cohnheim,  Weitere  Mitteilungen  über  die  Heilwirkung  grosser  Dosen 
von  Olivenöl  bei  Erkrankungen  des  Magens  und  des  Duodenums,  Ulcus. 
Hyperchlorhydrie,  spastischen  und  organischen  Pylorusstenosen  und  deren 
Folgezuständen  (Gastrektasie).  Zeitschr.  f.  klin.  Med.  ßd.  52,  H.  1 u.2, 

S.  110. 

Das  Reobachtungsmaterial,  an  welchen  C.  seine  Erfahrungen  über  die 
in  der  Ueberschrift  genannte  Heilwirkung  gesammelt  hat,  erstreckt  sieb 
auf  einige  30  Fälle.  Die  sehr  interessante  und  eingehende  Arbeit  eignet 
sich  nicht  zu  einem  kurzen  Referat  und  soll  deshalb  hier  nur  das  Resume 
in  einer  Anzahl  von  Leitsätzen  wiedergegeben  werden. 

1.  Fälle  von  Gastrektasie,  welche  nicht  durch  ein  organisches  Hindernis, 
sondern  durch  einen  Spasmus  des  Pylorus  infolge  Ulcus  oder  Fissur  am 
Magenausgang  hervorgerufen  sind,  werden  durch  Eingiessungen  grosser 
Oelmengen  (100  — 150  g täglich)  in  kurzer  Zeit  geheilt  oder  erheblich  ge- 
bessert. 

2.  Fälle  von  organischer  Pylorusstenose  mit  sekundärer  Gastrektasie 
werden  durch  methodische  Anwendung  grosser  Oelgaben  ebenfalls  relativ 
meist  geheilt,  d.  b.  bleiben  bei  vorsichtiger  Lebensweise  beschwerdefrei. 
In  diesen  Fällen  wirkt  das  Oel  mechanisch  durch  Verminderung  des 
Reibuugswiderstande8. 

3.  Fälle  von  relativer  Stenose  des  Pylorns  und  des  Duodenums,  die 
sich  klinisch  durch  Hypersecretio  continua  und  Pylorospasmus  mehrere 
Stunden  nach  den  Hauptmahlzeiten  dokumentiren,  werden  ebenfalls  durch 
Oeldarreichung  erheblich  gebessert  oder  gänzlich  geheilt. 

4.  In  Fällen  von  carcinomatöser  Pylorusstenose  wird  durch  die  Oel- 
anwendung  der  Pylorospasmus  aufgehoben  oder  gelindert. 

5.  Fälle  von  Ulcus  pylori  mit  oder  ohne  Hyperchlorhydrie,  bei  welchen 
meist  1 — 4 Stunden  nach  dem  Essen  krampfartige  Schmerzen  auftreten, 
werden  durch  den  Gebrauch  von  Oel  oder  Mandelmilch  in  kurzer  Zeit 
geheilt,  sofern  noch  keine  Complikationen  (Perigastritis)  vorliegen. 

6.  Das  Oel  wird  am  besten  längere  Zeit  hindurch  dreimal  täglich 
i/*-l  Stunde  vor  dem  Essen  genommen  resp.  per  Sonde  eingegossen.  In 
der  Regel  genügt  es,  früh  ein  Weinglas  voll,  Mittags  und  Abeuds  je  zwei 
Esslöffel  nehmen  zu  lassen.  In  leichteren  Fällen  oder  während  der  Besse- 
rung bei  schwereren  Fällen  giebt  man  zweckmässig  die  Mandelmilch. 

7.  Die  Oelanwendung  genügt  drei  Indikationen,  der  Sistirung  des 
Pylorospasmus,  der  Reibungsverminderung  und  der  Hebung  der  Ernährung, 
da  das  Oel  selbst  bei  hochgradigen  Stenosen  in  den  Dünndarm  gelangt 
und  dort  resorbirt  wird. 

8.  Das  Oel  wirkt  beim  Pylorospasmus  wie  ein  Narkoticum  (z.  B. 
Belladonna);  es  verursacht  keinerlei  unangenehme  Nebenwirkung,  voraus- 
gesetzt, dass  es  nicht  ranzig  ist,  es  bewirkt  weder  Aufstossen  noch 
Diarrhoen.  Nur  von  einzelnen  Patienten  wird  es  ungern  genommen;  diesen 
giebt  man  dann  Maudelölemulsion. 

9.  Bei  rein  nervösen  (hysterischen)  Magenkrämpfen  hat  Verf.  bisher 
keine  günstige  Wirkung  erzielen  können;  woraus  sich  differential-diagno- 
stische Gesichtspunkte  zur  Unterscheidung  des  nervösen  und  organischen 
Pylorospasmus  ergeben. 


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No.  14. 


Knoepfki.hacheb.  — Scheid.  — Brbnard  u.  Salohon. 


235 


10.  Auch  in  Fällen  von  sog.  „schmerzhafter  Magenleere“  (Boas),  wie 
sie  sowohl  bei  Hyperchlorhydrie  als  auch  bei  Gastritis  atrophicans  beob- 
achtet wird,  hat  Verf.  sehr  günstige  symptomatische  Wirkungen  von  Oel 

gesehen. 

11.  Mit  Hülfe  der  Oelkur  gelingt  es,  eine  Reibe  von  Pylorusstenosen 
mit  schwerer  consekutiver  Gastrektasie  soweit  zu  bessern,  dass  ein  chirurgi- 
scher Eingriff  vermieden  wird.  Vor  jeder  wegen  Pylorusstenose  beab- 
sichtigten Magenoperation  sollte  daher  zunächst  die  Oelbehandlung  ver- 
sucht werden. 

12.  Die  Oeltberapie  verhindert,  prophylaktisch  in  geeigneten  Fällen 
angewendet,  das  Entstehen  von  Gastrektasieen  und  verhütet  Recidive. 

Carl  Rosenthal. 

H'.  Knocpfelinacher,  Alimentäre  Glykosurie  und  Myxödem.  Wiener  klin. 
Wochenschr.  1904,  No.  9. 

Bei  zwei  Kindern  mit  congenitalem  Myxödem  im  Alter  von  3 resp. 
5 Jahren  fand  Verf.,  dass  die  Assimilationsgrenze  für  Zucker  abnorm  hoch 
lag.  Die  Ursache  ist  nach  Verf.’s  Meinung  die  beim  Myxödem  träge 
Peristaltik,  verlangsamte  Resorption  und  Cirkulation.  — Die  Einführung 
ton  Schilddrüsensubstanz  hatte  bei  beiden  Kindern  eine  wesentliche  Herab- 
setzung der  Assimilationsgrenze  für  Traubenzucker  zur  Folge. 

Stadthagen. 


Sehmid,  Tod  eines  zweitägigen  Kindes  an  Struma  congenita.  Med. 

Corresp.-Bl.  d.  Württemb.  Aerztl.  Standesvereins  1904,  No.  23. 

Eine  Frau,  die  in  einer  Kropfgegend  lebte  und  selbst  mit  einem  Kropf 
behaftet  war,  hatte  zwei  Kinder  zur  Welt  gebracht,  die  beide  infolge  Struma 
congenita  in  den  ersteu  Lebenstagen  wieder  verstorben  waren.  Als  die 
Frau  zum  dritten  Male  schwanger  war,  Hess  Verf.  sie  vom  fünften  Monate 
bis  zum  Finde  der  Schwangerschaft  mit  periodischen  Unterbrechungen 
Tbyreoidintabletten  einnebmen.  Das  Kind  wurde  gesund  geboren  und  blieb 
am  Leben.  Stadthagen. 


Bernard  et  Salomon,  Tuberculose  experimentale  du  coeur  et  de  Faorte. 

Revue  de  roed.  1905,  No.  1. 

Angeregt  durch  die  Untersuchungen  von  Michaelis  und  Blum,  die 
durch  intravenöse  Injektion  von  Tuberkelbacillen  nach  Verletzung  der 
Aortenklappen  typische  endocardiale,  tuberkulöse  Flfflorescenzen  erzielten, 
injieirten  Verff.  ebenfalls  Koch’sche  Bacillen  nach  Verletzung  des  F'ndo- 
cards  bei  Hunden  und  Kaninchen.  Die  Autopsie  fand  nach  20 — 50  Tagen 
statt.  Es  landen  sich  an  verschiedenen  Stellen  des  Endocards  Knötchen 
>on  der  Grösse  eines  Stecknadelkopfes  bis  zu  der  einer  Linse,  und  zwar 
Dicht  ausschliesslich  an  den  verletzten  Stellen.  Nirgends  bot  sich  das  bei 
F.odocaiditis  sonst  gewöhnte  Bild  verrucöser  Auflagerungen,  sondern  es 
zeigten  sich  makroskopisch  typische  Tuberkel,  wie  man  sie  sonst  auch  in 
anderen  Organen  findet.  Mikroskopisch  zeigten  diese  endocardialen  Knötchen 
jedoch  nur  reichlich  mit  F’ibrin  durchsetztes  Granulationsgewebe,  dessen 
Struktur  mit  den  bei  sonstigen  entzündlichen  Läsionen  der  betr.  Häute 


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236 


Maas.  — Bernstein. 


No.  14 


beobachteten  Veränderungen  übereinstimmt,  obwohl  die  tuberkulöse  Natur 
hier  durch  das  Vorhandensein  von  Bacillen  bewiesen  wird.  Dagegen  fanden 
sich  im  Myocard  und  im  subpericardialen  Gewebe  typische  Tuberkel  aus 
Lymphocyten  und  epithelioiden  Zellen.  Alkan. 

0.  Maas,  Einige  Bemerkungen  über  das  Stottern.  Deutsche  Zeitschr.  f. 

Nervenheilk.  24.  Bd.  (5.  u.  6.) 

Dem  Verf.  fiel  bei  der  objektiven  Untersuchung  der  Stotterer  besonders 
auf,  dass  die  herausgestreckte  Zunge  eine  Deviation  aufwies,  und  zwar  in 
mehr  als  40  pCt.  der  Fälle,  während  diese  Deviation  bei  nichtstotternden 
Kindern  nur  in  18  pCt.  auftrat.  Auch  Facialisdifferenzen  waren  ziemlich 
häufig,  ebenso  wie  Schiefstand  des  Zäpfchens  — Erscheinungen,  die  auch 
bei  Gesunden  nicht  selten  Vorkommen.  - In  ätiologischer  Beziehung  weist 
M.  auf  das  Reflexstottern  (bei  Würmern,  Nasenrachenläsionen)  besonders 
hin.  In  einer  nicht  geringen  Zahl  dürfte  nach  M.  das  Stottern  nicht  eine 
einfache  Neurose  sein,  sondern  auf  bestimmte  lokalisirte  organische  Ver- 
änderungen im  Centralnervensytem,  centralwärts  von  den  Nervenkernen 
beruhen.' “(Organisches  Stottern.)  S.  Kalischer, 

R.  Hornstein,  Zur  Diagnose  und  Prognose  der  Rückenmarksverletxungen. 

Ein  Fall  von  Luxation  mit  Fraktur  des  Epistropheus.  Deutsche  Zeitschr. 

f.  Chir.  70.  Bd  , 1.-2.  H. 

In  den  beiden  ersten  der  drei  mitgeteilten  handelt  es  sich  um  trau- 
matische Blutungen  in  den  unteren  Cervikalsegmenten  und  in  der  Cauda 
equina.  Der  dritte  Fall  war  besonders  auffallend  durch  das  späte  Auf- 
treten von  Erscheinungen,  die  auf  eine  Beteiligung  des  Rückenmarks  hin- 
wiesen. Ein  IHjähriger  Kutscher  erlitt  eine  Luxation  des  Epistropheus 
mit  Drehung  des  Kopfes  nach  links  und  Vorwärtsbeugung  desselben.  Neben 
der  Stelle,  an  der  der  dritte  Halswirbeldorn  zu  erwarten  war,  fühlte  man 
rechts  einen  abnormen  Knochenvorsprung,  links  eine  Einsenkung.  Läbmungs- 
erscheinungen  fehlten  völlig,  als  der  Kranke  4 Wochen  nach  der  Verletzung 
aufgenommen  wurde;  von  Repnsitionsversucben  wurde  abgesehen;  erst  am 
72.  Tage  nach  dem  Unfall  traten  Lähmungen  auf  und  zwar  spastischer 
Natur  erst  am  rechten  Arm,  dann  am  rechten  Bein,  später  an  den  links- 
seitigen Extremitäten,  an  Blase  und  Mastdarm;  die  Sehnenreflexe  waren 
gesteigert;  Fussclonus  vorhanden.  Vor  dem  am  101.  Tage  erfolgten  Tode 
waren  Schmerzen  in  den  Gliedern,  Phrenicuslähmung  und  Decubitus  hinzu- 
getreten. Die  Sektion  erwies  eine  Drehungsluxation  im  Atlas- Epistrophens- 
gelenk  mit  einer  callösen  Knochenwucherung  an  der  Innenfläche  des  Bpi- 
stropheus-Dornfortsatzes.  Ueber  den  Befund  am  Rückenmark  ist  nichts 
näheres  ausgesagt,  dasselbe  schien  comprimirt  zu  sein.  Die  mikroskopische 
Untersuchung  dürfte  nicht  viel  Aufschluss  geben,  da  die  Sektion  erst  einige 
Tage  nach  dem  Tode  im  Hochsommer  erfolgte.  — Zwei  ähnliche  Fälle 
mit  Auftreten  von  Lähmungserscheinungen  erst  nach  einigen  Monaten  der 
Läsion  sind  von  Pkeiss  und  Costbs  mitgeteilt;  einmal  handelte  es  sich 
um  eine  Verrenkung  des  dritten  gegen  den  zweiten  Halswirbel,  ein  anderes 
Mal  um  eine  partielle  Luxation  des  Epistropheus  gegen  den  Atlas. 

S.  Kalischer. 


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No.  14. 


Stark.  Woolsey.  — (traukon*. 


237 


1)  M.  A.  Starr,  The  results  of  surgical  treatment  of  brain  tumours.  Journ. 
of  nerv,  and  raent.  dis.  1903,  July. 

2)  U.  Woolsey,  A contribution  to  the  surgery  of  cerebral  tumors.  Americ. 
jonrn.  of  med.  sc.  1903,  December. 

1)  St.  konnte  bis  Ende  1902  365  Fälle  von  Operationen  bei  Hirn- 
tumoren sammeln.  In  111  wurde  der  Tumor  nicht  gefunden,  in  27  ge- 
funden aber  nicht  entfernt,  in  59  starb  der  Kranke  nach  der  Entfernung, 
in  168  genas  er.  Der  Verf.  stellt  fest,  einmal,  dass  die  Genauigkeit  in 
der  Diagnose  und  Lokalisation  zugenommen  hat,  dass  man  also  sowohl 
das  Vorhandensein  wie  die  Erreichbarkeit  des  Tumors  beim  Eingriff  ziem- 
lich exakt  bestimmen  kann.  Sodann  habe  sich  die  Technik  vervollkommnet 
(Trepan  — Meissei  — elektrische  Säge  — Haut-Periost-Kuochen-Lappen). 
Ungünstig  liegen  prognostisch  wegen  ihrer  Unzugänglichkeit  noch  immer 
die  Kleinhirntumoren.  Misserfolge  beruhen  erstens  auf  fehlerhafter  Dia- 
gnose und  Lokalisation,  zweitens  darauf,  dasB  verschiedene  Tumoren  einen 
infiltrirenden  Charakter  haben  (Gliome)  und  stark  vaskularisirt  sind,  woraus 
sich  oft  die  Unmöglichkeit  der  radikalen  Entferrung  ergiebt,  drittens  auf 
der  Gefahr  der  Blutung  und  der  infektiösen  Meningitis. 

Der  übrige  Teil  der  Arbeit  besteht  aus  Tabellen. 

2)  Die  Betrachtung  von  101  Fällen  chirurgisch  behandelter  Hirn- 
tumoren, deren  Krankengeschichten  in  den  letzten  fünf  Jahren  bekannt 
gegeben  worden  sind  und  welche  vom  Verf.  tabellarisch  übersichtlich  zu- 
samtnengestellt  worden  sind  sowie  eine  eigene  reiche  Erfahrung  haben  in 
dem  Verf.  die  folgenden  Ansichten  über  die  Materie  befestigt: 

1.  Das  Bereich  chirurgischen  Eingreifens  bei  Hirntumoren  hat  sich 
erstreckt  und  soll  sich  erstrecken  auf  die  motorische  Rindenregion  und 
die  angrenzenden  präfrontalen,  parietalen  und  occipitalen  Kindenbezirke. 

2.  Die  Prognose,  sowohl  die  unmittelbare  wie  die  zukünftige,  ist  eine 
ebenso  gute  oder  sogar  bessere  als  bei  auderen  Eingriffen  wegen  maligner 
Gewächse  an  anderen  Orten. 

3.  Sie  bat  sich  gebessert  mit  der  Verfeinerung  der  lokalen  Diagnostik 
und  der  Technik  der  Operationen  und  mit  der  zunehmenden  Beschränkung 
der  radikalen  Eingriffe  auf  gut  lokalisirte  Fälle. 

4.  Die  palliativeu  Operationen  sind  streng  iodicirt  nur  zur  Behebung 
von  Symptomen  in  Fällen,  wo  man  nicht  genau  lokalisiren  oder  der  Tumor 
entfernt  werden  kann.  Explorationis  causa  zu  operiren,  soll  vermieden 
werdeu. 

5.  Alle  circumskripten  Gewächse  von  mässiger  Grösse  versprechen 
guten  Erfolg. 

6.  Man  sollte  die  osteoplastische  Methode  und  diejenige  Technik  an- 
wenden, welche  nach  den  Umständen  die  schnellste  und  vollkommenste  ist. 

M.  Brasch. 

A.  G.  Gramegna,  Sul  valoredel  potentiale  elettrico  in  elettro-diagnostica. 
Rivista  crit.  die  clinica  med.  1905,  No.  8. 

Zweck  vorliegender  Untersuchungen  war,  den  Einfluss  der  anfänglichen 
elektrischen  Spannung  auf  die  Resultate  elektrodiagnostiscber  Unter- 


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238  Wildbolz.  No.  14. 

suchungen  ausfindig  zu  machen.  Indem  wir,  was  die  Anordnung  der 
einzelnen  Versuche  betrifft,  auf  das  Original  verweisen,  heben  wir  die 
Schlussfolgerungen  des  Verf.’s  aus  seinen  zahlreichen  Versuchen  hervor. 
Es  ergab  sich,  dass  wenn  inan  nur  die  nötigen  Vorsichtsmaassregeln  zur 
Vermeidung  des  wechselnden  Widerstandes  des  Körpers  trifft,  die  Er- 
regbarkeit der  Nerven  und  Muskeln  eine  gleiche  ist,  d.  h.  bei  derselben 
Stromesintensität  cintritt,  gleichviel,  ob  diese  Intensität  durch  Spannungen 
erzielt  wird,  die  zwischen  10  und  100  Volt  variiren  und  gleichviel,  ob 
man  mit  der  Kathode  oder  der  Auode  reizt.  L)a  hohe  Spannungswerte 
am  ehesten  geeignet  sind,  den  Widerstand  des  Körpers  auf  ein  Minimum 
herabzusetzen,  so  soll  man  sie  für  elektrodiagnostische  Untersuchungen 
wählen. 

Da  also  die  elektrische  Erregbarkeit  der  Nerven  und  Muskeln  des 
Menschen  bei  hohen  wie  bei  niedrigen  Spannungen  dieselbe  bleibt,  soll 
man  die  bei  Stromesschluss  Vorgefundene  Stromesintensität  als  den  ge- 
eignetsten Ausdruck  der  elektrischen  Erregbarkeit  ansehen.  Um  beste 
Resultate  zu  erhalten,  soll  die  indifferente  Elektrode  io  der  Hohlhand 
oder  an  der  Pusssohle  ruhen;  die  Elektroden  müssen  fixirt  und  bei  gleicher 
Temperatur  und  gleichem  Druck  gehalten  werden;  die  Unterbrechungen 
haben  im  Stromkreise  zu  erfolgen;  der  Strom  muss  in  kürzester  Zeit  ge- 
schlossen werden  und  an  einem  aperiodischen  Galvanometer  die  Werte 
abgelesen  werden  können.  Hobe  Spannungen  sind  von  Anfang  an  zu  ver- 
werten. Bernhardt. 


H.  Wildbolz,  Ueber  Bildung  von  phospborsauren  und  kohlensauren  Con- 
crementen  in  Haut  und  Unterhautgewebc.  (Aus  der  dermatol.  Universitäts- 
klinik in  Bern.)  Arch.  f.  Dermatol,  u.  Syph.  Bd.  70,  S.  435. 

Bei  einer  57jährigen  Frau  entstanden  seit  mehreren  Jahren  an  der 
Beugeseite  der  Finger,  namentlich  den  Fingerbeeren,  in  geringerem  Grade 
auch  an  den  Zehen,  nach  vorgängigen  akuten  Entzündungserscheinungen 
unregelmässige  Verhärtungen  und  später  kleine  Geschwüre,  aus  denen  eine 
körnig-breiige,  gelblich-weisse,  oft  grössere  kalkartige  Concremente  ent- 
haltende Masse  austrat.  Bisweilen  durchwanderten  auch  einzelne  zackige 
Sternchen  langsam  die  Haut  und  durchbrachen  die  Epidermis.  Ueber  dem 
einen  Ellenbogeugelenk  bildete  sich,  ebenfalls  nach  entzündlichen  Pro- 
dromen, eine  Fistel,  aus  der  sich  mehrere  Tage  lang  ein  kalkiger  Brei 
entleerte  und  nach  deren  spontaner  Heilung  mehrere  Knoten  zurückblieben, 
die  schliesslich,  weil  sie  sich  beständig  vergrösserten  und  schmerzten,  ex- 
stirpirt  wurden.  Der  eine,  taubeneigrosse,  im  Unterhautgewebe  gelegene, 
liess  sich  leicht  als  weiche,  glaserkittähnlicbe  Masse  aus  einem  binde- 
gewebigen Balge  herausschälen,  der  andere,  etwas  kleinere,  erstreckte  sich 
aus  den  tiefen  Schichten  der  Cutis  in  die  Subcutis  und  zeigte  auf  dem 
Durchschnitt  teils  zerstreute,  teils  herdweise  gruppirte  Concremente,  von 
denen  die  kleineren  meist  in  einem  von  jeder  entzündlichen  Reaktion 
freien  Bindegewebe  lagen,  während  die  grösseren  vielfach  von  Granulations- 
gewebe eingeschlossen  waren.  Die  breiige  und  die  kittähnliche  Substanz 
wie  die  grösseren  Concremente  bestanden  fast  ausschliesslich  aus  phosptior- 


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No.  14. 


La88AR.  FaUI.DS.  ScHLAOINTWElT.  FlRCUCR. 


239 


sauren  und  kohlensanren  Salzen  ohne  Spur  von  Harnsäure.  Die  Krankheit 
hatte  also  nichts  mit  Gicht  zu  tun;  über  ihre  Aetiologie  und  Pathogenese 
gab  auch  die  sorgsame  histologische  Untersuchung  keinen  Aufschluss,  nur 
schien  es,  dass  den  Kalkablagerungen  eine  regressive  Metamorphose  des 
Gewebes  vorausging.  H.  Müller. 


0.  Lassar,  Ueber  eine  Weiterimpfung  von  syphilitisch  inficirten  Chim- 
pansen.  (Demonstrirt  in  der  Berl.  med.  Gesellsch.)  Bert.  klin.  Wochen- 
schrift 1904,  No.  30. 

Dem  Verf.  war  es,  wie  früher  (Cbl.  1904,  S.  350)  mitgeteilt,  gelungen, 
die  Syphilis  vom  Menschen  auf  einen  Chiropansen  zu  verimpfen.  Nun  hat 
«r  weiter  auch  mit  Erfolg  versucht,  die  Krankheit  von  diesem  Tiere  aul 
einen  zweiten  Chimpansen  zu  übertragen.  Nach  zweiwöchiger  Incubations 
reit  entwickelten  sich  an  zweien  der  Impfstellen  deutliche  Primäraffekte, 
denen  später  ausgesprochene  syphilitische  Papeln,  namentlich  an  Hand- 
tellern und  Fusssoblen,  folgten.  Das  Ableben  des  Affen  infolge  einer 
akuten  Miliartuberkulose  verhinderte  die  weitere  Beobachtung. 

H.  Müller. 


Faolds,  On  the  use  of  oxygen  gas  in  distending  the  bladder  for  cystoscopy. 

The  Brit.  med.  journ.  1904,  No.  2253. 

F.  empfiehlt  bei  der  Cystoskopie,  sofern  die  kalten  Lampen  ange- 
wendet werden,  die  Blase  langsam  mit  Sauerstoff  zu  füllen,  hierdurch  wird 
die  Cystoskopie  wesentlich  leichter,  nur  muss  man  vorsichtig  das  Gas  ein- 
strömen lassen,  damit  die  Blase  nicht  überdehnt  wird.  Der  Sauerstoff 
schädigt  die  Blase  nicht,  oft  übt  er  auf  bestehende  Cystitis  einen  wohl- 
tuenden Einfluss  auf.  Karo. 


F.  Schlagintweit,  Apparat  zur  Gefrierpunktsbestimmung  des  Harnes, 
Blutes  etc.  mit  schneeförmiger  Kohlensäure  als  Kältespender.  Münch, 
med.  Wochenschr.  1904,  S.  GIG. 

Der  vom  Verf.  empfohlene  Apparat,  der  durch  zwei  Abbildungen 
illnstrirt  ist,  empfiehlt  sich  durch  Reinlichkeit  und  Schnelligkeit  in  der 
Ausführung  der  Gefrierpunktsbestimraung.  Wegen  der  bei  der  Anwendung 
zu  beacbtetenden  Maassnahmen  sei  auf  den  Originalartikel  verwiesen. 

B.  Marcuse. 

Jt.  Fischer,  Ueber  den  Gebrauch  des  Methylenblau  zur  Diagnose  der  Er- 
krankungen der  Harnwege.  Münch,  med.  Wochenschr.  1904,  No.  14. 

Die  Tatsache,  dass  per  os  oder  subkutan  dem  Körper  einverleibtes 
Methylenblau  schon  nach  wenigen  Stunden  dem  Harn  eine  dunkelblaue 
Farbe  verleiht,  will  Verf.  dazu  benutzen,  bei  cystoskopischen  Unter- 
suchungen das  Auffinden  der  Ureteren  und  das  Erkennen  von  Funktions- 
störungen an  ihnen  zu  erleichtern.  Er  giebt  zwei  Stunden  vor  der  Cysto- 
skopie dem  Patienten  0,5  g Methylenblau,  spült  daun  unmittelbar  vor  der 
Cystoskopie  die  Blase  so  lange  aus,  bis  die  Spülflüssigkeit  farblos  abläuft 


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240 


Kurdinowshy. 


No.  14. 


und  beobachtet  nunmehr  in  der  farblosen  Blasenflüssigkeit  den  blaugefärbten 
aus  den  Uretermündungen  vorspritzenden  Harnstrabi.  Namentlich  soll  ein 
Leergehen  des  Ureters  der  einen  Seite  durch  diese  Methode  leichter  znr 
Anschauung  kommen.  Gegen  Beschwerden,  die  durch  das  Methylenblau 
bisweilen  erzeugt  werden  und  in  einer  Reizung  der  Blase  mit  häufigem 
Harndrang  bestehen,  wirkt  prophylaktisch  der  von  Liebreich  empfohlene 
Gebrauch  von  gepulverter  Muskatnuss  (messerspitzenweise).  Auch  bei 
AbdomiDaltumoren  mit  wässerigem  Inhalt  imd  zweifelhaften  Fisteln  der 
Lutnbaigegend  kann  ein  -•ripmenhang  mit  den  Nieren  bezw.  anderen 
Teilen  des  Harntraktus  bisweilen  durch  das  Methylenblau  nachgewiesen 
werden,  bei  Blasenscheidenfisteln  mit  versteckter  Lage  erleichtert  es  di« 
topische  Diagnose.  Für  die  funktionelle  Nierenprüfung  ist  es  dagegen  nicht 
brauchbar.  B.  Marcuse. 


Kurdinowsky,  Der  Geburtsakt,  am  isolirten  Uterus  beobachtet.  Adrenalin 
als  ein  Gebärmuttermittel.  Arch.  f.  Gynäkol.  Bd.  73,  H.  2. 

Auf  Grund  von  26  Versuchen,  die  er  an  der  isolirten,  mit  Locke’scher 
Flüssigkeit  genährten  Gebärmutter  anstellte,  kommt  K.  hauptsächlich  zu 
den  folgenden  Resultaten:  Die  Gebärmutter  ist  in  allen  Perioden  ihres 
geschlechtlichen  Lebens  einer  automatischen  zusammenziehenden  Tätigkeit 
fähig;  die  jungfräuliche  Gebärmutter  stellt  in  dieser  Beziehung  keine  Aus- 
nahme dar.  — Die  Gebärmutter  ist  durchaus  reaktionsfähig  auf  thermische 
und  mechanische  Reize;  unter  ihrem  Einfluss  verstärken  und  vermehren 
sich  die  Zusammenziehungen  der  Gebärmutter  und  nehmen  einen  mehr 
oder  weniger  ausgesprochen  tetanischen  Charakter  an.  Kälte  und  Wärme 
wirken  auf  die  Gebärmutter  gleich  energisch.  Als  Quelle  der  thermischen 
Reize  erscheint  weniger  die  absolute  Höhe  der  Temperatur,  als  vielmehr 
deren  relative  Schwankungen.  — Gegen  elektrische  Reize  ist  die  isolirte 
Gebärmutter  verhältnismässig  wenig  empfindlich.  — Die  sich  am  Ende 
der  Schwangerschaft  befindende,  isolirte  Gebärmutter  ist  zweifellos  des  Ge- 
burtsaktes fähig.  Bei  Beobachtung  dieses  letzteren  ziehen  besonders  die 
ganz  selbstständigen  und  im  Sinne  des  Geburtsmechanismus  durchaus 
zweckmässigen  Zusammenziehuugeu  des  breiten  Mutterbandes  die  Auf- 
merksamkeit auf  sich.  — Dem  Anschein  nach  hängt  die  Gebärmutter, 
wenigstens  in  ihrer  zusammeuziehenden  Tätigkeit,  wenig  von  den  Einflüssen 
des  Centralnervensystems  ab.  Die  Beobachtung  der  isolirten  Gebärmutter 
rückt  die  wichtige  Rolle  ihrer  lokalen  Innervation  in  den  Vordergrund. 

Durch  weitere  Versuche  suchte  K.  die  Wirkung  von  Adrenalin  auf 
die  isolirte  Gebärmutter  festzustellen.  Er  fand,  dass  Adrenalin  die  zu- 
sammenziehende Tätigkeit  der  Gebärmutter  bedeutend  mehr  verstärkt  als 
jene  Mittel,  welche  für  sie  als  specifisch  gelten  — Dieser  Umstand,  ver- 
bunden mit  der  ausserordentlich  starken,  gefässverengenden  Wirkung  des 
Adrenalin  wird  gewiss  zum  klinischen  Studium  dieses  Mittels  anregen. 

Br.  Wolff. 

tiinitendungeti  werden  an  die  Adresse  de»  Herrn  Geb.  Med. -Kat  Prof.  Dr.  M.  Bernhardt  (Berlin  " 
Französische  8tra**e  21)  oder  an  dio  Verlagshaiidlung  (Berlin  MW.,  Unter  den  Linden  68)  erbeten 

Verla?  von  August  llirachwald  In  Berlin.  — Druck  von  I«.  Schumacher  in  Berlin  N 34 


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Dnter  Mitwirkung  von 

Prof.  Dr.  H.  Senator,  Prof.  Dr.  E.  Salkowski,  Prof. 

redigirt  von  /o 


Prof.  Dr.  M.  Bernhardt 

in  Berlin. 


1905. 


15.  April. 


IiilmK:  Mulon,  Ueber  die  hypertensiven  Drüsen.  — Ostet tn er,  Ueber 
Farbenveränderungen  der  Iris.  — Joslin,  Einfluss  der  Fette  auf  die  Aceton- 
bildung. — Lüthje,  Pflüger,  Zur  Frage  der  Zuckerbildung  aus  Eiweiss.  — 
Donath,  Vorkommen  des  Cholins  in  der  Cecebrospinalflüssigkeit  bei  Epilepsie. — 
Sacconaqhi,  Heber  Leukanämie.  — Arrkookb,  Die  eeutrale  Luxation  des 
Oberschenkels.  — Silberhark,  Heber  Spinalanalgesie.  — Lapi.ack,  Die  Ent- 
lernung  innerer  Hämorrhoideu.  — Hkine,  Ueber  congenitale  Amblyopie.  — Best, 
Ueber  hereditäre  Maculaaffektion.  — Schwab  ach.  Anatomische  Befunde  an  Taub- 
stummenlabyrinthen.  — Bowrn.  Lublinski,  Accidentclle  Vacciuation  der  Nasen- 
schleimhaut. — Schier hbck,  Ueber  die  Zusammensetzung  der  Fiices.  — Hein- 
richsdobff,  Beobachtungen  über  Agurinwirkungen.  — Frank,  Traumatische 
Entstehung  der  Hcrzmuskelcrkrankungcu.  — Lederer,  Goodall,  Heber  Humi- 
nation  und  Hämophilie.  — Tkkkiek  und  Lamv,  Die  Lage  der  Herzspitze  bei 
Kindern.  — Mackintosh,  Kohekann,  Zur  Kenntnis  der  Paralysis  agitans.  — 
hioNTHAL,  Biologie  und  Leistung  der  Nervenzelle.  — Kronthal,  Leukocyt 
und  Nervenzelle.  — Goldstein,  Ueber  Eruptionsikterus  bei  Syphilis.  — Cum- 
sto»,  Behandlung  der  Ineontinenz  bei  Frauen.  — Bicbkrstbtii,  Moyniiiam, 
Thomas,  Ueber  Harnscgregatoren.  — Kreidi.  und  Manoi.,  Untersuchungen  über 
die  Wechselbeziehungen  zwischen  Fötus  und  Mutter. 


P.  Mulon,  Les  glandes  hypertensives  ou  Organes  chromaftiues.  Arch. 
gener.  de  med.  1904,  No.  52. 

Aus  der  Reihe  seiner  Untersuchungen  zieht  M.,  der  sich  schon  vielfach 
mit  der  Nebenniere  beschäftigt  hat,  folgende  Schlüsse  von  allgemeiner 
Giltigkeit.  Alle  chrombraunen  (chromophilen,  chromalfinen,  phacochromen) 
Organe  bieten  ähnliche  Beziehungen  zum  Symphaticus  dar,  sie  haben  eine 
bestimmte  anatomische  Individualität.  In  ihrem  feineren  Aufbau  stimmen 
sie  überein  und  ihre  Zellen  ähneln  morphologisch  einander:  es  sind  Drüsen 
mit  innerer  Sekretion,  die  den  identischen  Bau  aufweisen;  sie  haben  auch 
eine  histiologische  Individualität.  Endlich  zeigen  sie  (mindestens)  drei 
specifische  Farbreaktionen  an  ihren  Zellcngranulationen:  ihnen  kommt  also 
auch  eine  histio-cberaische  Individualität  zu.  Viertens  besitzen  sie  über- 
dies eine  gemeinsame  physiologische  Reaktion,  die  wegen  ihrer  Specifität 
von  höchster  Wichtigkeit  ist:  also  kommt  ihnen  auch  eine,  physiologische 
XLUI.  Jahrgang  Ui 


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242 


(iSTFTTNEB.  JoSI-IS. 


No.  15. 


Individualität  zu.  Mau  muss  zugeben,  dass  diese  Organe  einander  wohl 
gleichwertig  sind.  — Diese  Gleichmässigkeit  verdanken  diese  Organe  der 
Art  ihres  Sekretes,  dem  Adrenalin,  denn  diese  Substanz  weist  die  gleichen 
Farbreaktionen  und  die  gleichen  physiologischen  Reaktionen  wie  diese 
Drüsen  auf.  Es  sind  diese  also  als  adrcnalinogene  oder  hypertensive  (blut- 
drucksteigernde) Drüsen  zu  bezeichnen.  Besonders  fordert  die  Nachbar- 
schaft, die  zuweilen  bis  zu  einer  tiefen  Durchdringung  geht,  hohes  Interesse 
heraus,  die  diese  Drüsen  mit  den  vaso-motorischeu  sympathischen  Ganglien 
verknüpft.  Festgestellt  ist,  dass  bei  allen  Wirbeltieren  und  natürlich  auch 
den  Säugern  mit  Einschluss  des  Menschen,  multiple  blutdrucksteigenidc 
Drüsen  Vorkommen,  und  dass  diese  von  der  Rindensubstanz  der  Neben- 
niere total  verschieden  sind.  Infolge  dessen  müsste  man  beim  Studium 
pathologischer  Tatsachen  die  Prüfung  dieser  Drüsen  mindestens  ebensogut 
berücksichtigen,  wie  die  der  Muskeln,  der  Leber  und  vielleicht  auch  der 
Kindensubstanz  der  Nebenniere,  die  alle  nur  das  Adrenalin,  sei  es  fixiren 
oder  abbauen,  während  die  chrombraunen  Organe  es  bereiten.  Poll. 


M.  Gstettner,  Leber  Farbenveränderungen  der  lebenden  Iris  bei  Menschen 
und  Wirbeltieren.  Arch.  f.  d.  ges.  Physiol.  Bd.  105,  7.  n.  8.  H. 

Exner  glaubte  vor  Jahren  beobachtet  zu  haben,  dass  „lichte  Augen“ 
(mit  blauer  oder  grüner  Iris)  heller  erschienen,  wenn  sie  nach  längerem 
Verweilen  im  Dunklen  plötzlich  beleuchtet  wurden.  Diese  Beobachtung 
liess  er  durch  Verf.  auf  ihre  Richtigkeit  genauer  untersuchen.  Sie  konnte 
sowohl  bei  Menschen  als  auch  bei  Tieren  ausser  dem  Hellerwerden  der 
Iris  bei  Lichteinfall  an  hellen  und  selbst  manchen  braunen  Augen  noch 
eine  merkwürdige  Tatsache  constatiren:  Augen,  welche  je  nach  der  Be- 
leuchtung verschiedene  Farben  zeigten,  wiesen  bei  heller  Beleuchtung 
immer  eine  solche  Farbe  auf,  als  wäre  ihrer  ursprünglichen  Farbe  etwa« 
Gelb  bezw.  Hellbraun  beigemeugt  worden.  Eine  Ausnahme  davon  machen 
tiefblaue  Augen,  die  bei  Belichtung  weisslichblau  werden;  ebenso  werden 
braune  Augen  heller. 

Verf.  erklärt  die  Helligkeitsveränderungen  an  der  Iris  durch  das 
Trüberwerden  ihres  Gewebes,  „welches  auf  den  Eintritt  der  Doppel- 
brechung ihrer  Fasern  bei  Contraktion  des  Sphincter  pupillae  und  der 
dadurch  bedingten  Zerrung  entsteht.“  Untersuchungen  haben  gezeigt, 
dass  die  Kraft  des  genannten  Muskels  zur  Erzeugung  jenes  Grades  ton 
Doppelbrechung  ausreicht,  der  bei  dieser  Erklärung  vorausgesetzt  werden 
muss.  Gnst.  Emantiel. 


E.  1*.  Joslin,  The  influence  of  various  fats  on  the  formation  and  exeretion 
of  acetone.  Journ.  of  mcd.  research.  XII,  3. 

J.  hat  am  Menschen  12  Versuchsreihen  von  je  4 Tagen  Dauer  über 
den  Einfluss  von  Fettnahrung  auf  die  Acetonausscheidung  in  Harn  und 
Atemluft  ausgeführt.  (Der  zweite  und  dritte  Tag  jeder  Reihe  waren 
Hnngertage.)  Die  Acetonbestimmung  in  der  Atemluft  geschah  stets  nur 
für  Perioden  von  15  Minuten  5 mal  täglich.  — J.  fand,  dass  die  Unter- 


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No.  15.  Lüthjk.  PpUSokb.  — Donath.  243 

suehung  der  Hervorrufung  von  Acetonurie  durch  Fett  wenig  Wert  hat,  wenn 
nicht  auf  die  Resorption  der  zugeführten  Fette  geachtet  wird.  Neutral- 
fette der  höheren  oder  niederen  Fettsäuren  steigern  die  Acetonurie  eines 
hungernden  Individuums  während  der  beiden  ersten  Hungertage  nicht. 
Das  miteingeführte  Glycerin  genügt,  sie  hintanzubalten.  Buttersäure  ist 
gleichfalls  wirkungslos,  Oelsäure  steigert  jedoch  erheblich  die  Aceton- 
ausscheidung.  Palmitin-  und  Stearinsäure  haben  keine  Wirkung,  doch  er- 
klärt sich  dies  aus  der  geringen  Resorption  der  Säuren.  Dagegen  steigert 
die  Acetonurie  palrnitinsaures  Natrium.  A.  Loewy. 


1)  H.  Liithje,  Zur  Frage  der  Zuckerbildung  aus  Eiweiss.  Pflüger’s  Arcb. 
f.  d.  ges.  Physiol.  Bd.  106,  S.  1 GO. 

2)  K.  Pflüger,  Die  Bedeutung  der  neuesten  Arbeiten  über  den  Pankreas- 
diabetes. Vorläufige  Mitteilung.  Ebenda.  S.  108. 

1)  L.  teilt  einen  Stoffwechselversuch  an  einem  pankreaslosen  Hunde 
mit,  der  Nutrose  oder  Casein  teils  für  sich,  teils  mit  Serum  oder  Butter 
als  Nahrung  erhielt.  Er  schied  in  ca.  3 Wochen  1176  g Zucker  aus,  mehr 
als  auch  bei  ungünstigster  Nahrung  aus  vorhandenem  Glykogen  entstanden 
sein  konnte.  L.  schliesst,  dass  der  Ueberschuss  von  919  g Zucker  ans 
Eiweiss  entstanden  sei. 

2)  P.  kritisirt  zunächst  die  Lüthje'sche  Arbeit.  Nach  seiner  Rechnung 

sind  mindestens  256  g Zucker  von  Lüthje’s  Hund  ausgeschieden  worden, 
die  durch  Glykogen  nicht  gedeckt  sein  können.  Auch  aus  etwaigen  prä- 
formirten  Kohlehydratcomplexen  des  Eiweisses  kann  er  nach  P.’s  Rechnung 
nicht  erklärt  werden.  — Aber  entgegen  L.’s  Anschauung  leitet  P.  den 
überschüssig  ausgeschiedenen  Zucker  nicht  vom  Eiweiss,  sondern  vom 
Fett  ab.  Als  Stütze  zieht  er  die  RumpFschen  Ergebnisse  und  die 
Steigerung  der  Zuckerausscheidung  durch  Aminosäure(EMBDBN  und  Salomon) 
heran,  die  P.  für  indirekt  bewirkt  ansieht.  A.  Loewy. 


J.  Donath,  Das  Vorkommen  und  die  Bedeutung  des  Cholins  in  der  Cerebro- 
spinalflüssigkeit  bei  Epilepsie  und  organischen  Erkrankungen  des  Nerven- 
systems nebst  weiteren  Beiträgen  zur  Chemie  derselben.  Zeitschr.  f. 
physiol.  Chern.  Bd.  39,  S.  526. 

Verf.  hat  gefunden,  dass  die  durch  Lumbalpunktion  gewonnene  Cere- 
brospinalflüssigkeit Epileptischer  in  der  Regel  Cholin  enthält,  und  dass 
dieses  durch  Reiz  auf  die  Hirnrinde  die  bekannten  Krampferscheinungen 
bewirkt.  Vermutlich  stammt  das  Cholin,  das  schon  früher  von  Mott  und 
Halliburton  im  Blut  und  in  der  Cerebrospinalflüssigkeit  bei  Erkrankungen 
des  Nervensystems  gefunden  hatten,  aus  zerfallenem  Lecithin.  Bei  Hysterie, 

Neurasthenie  und  anderen  Nervenkrankheiten  wurde  kein  Cholin  gefunden. 

Als  anderweitige  Bestandteile  der  Cerebrospinalflüssigkeit  er- 
wiesen sich  NaCI,  K,  NH3,  H3P04.  gelegentlich  Lecithin,  eine  reducirende 
Substanz  (Traubenzucker?;  und  Eiweiss.  — HCl- Chol  in,  das  Hunden 
intravenös  oder  intracerebral  beigebracht  wird,  erscheint  bei  Gaben  von 
3 — 7 cg  im  Harn  nicht  wieder.  Während  die  Substanz  aber  im  Blute 

1(1  • 

/ 

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244 


Sacconaghi.  — Arreggbr. 


No.  15. 


verbrannt  wird,  bewirkt  sie  bei  direkter  Applikation  auf  die  Hirnrinde  die 
schwersten  klonischen  und  tonischen  Krämpfe.  Dem  Cholin  ganz  gleich 
wirkt  das  Neurin;  übrigens  hat  bereits  1885  Brikger  die  Giftigkeit  beider 
Basen  festgestellt.  Gestützt  auf  diese  Tierversuche  und  die  Befunde  in 
der  Cerebrospinalflüssigkeit  sieht  Verf.  in  der  Tat  im  Cholin  das  kraiupf- 
auslüsende  Moment  bei  der  Epilepsie;  er  wendet  sich  gegen  die  Annahme 
von  Krainsky,  dass  karbaminsaures  Ammonium  hier  irgend  eine  Itolle 
spielt.  Von  Bedeutung  scheint  dagegen  die  Beobachtung  dieses  Autors, 
dass  nach  epileptischen  Anfällen  die  P205-Ausscheidung  erheblich  steigt, 
was  auf  einen  vermehrten  Lecithinzerfall  deutet.  Neuberg. 

Sacconnghi,  Sulla  leucanemia.  Gazzetta  med.  ital.  1904,  No.  11,  12,  14. 
Sep.-Abdr. 

Ein  junger  Mechaniker  kommt  mit  den  Zeichen  einer  pernieiösen 
Anämie  in  die  Poliklinik.  Lyraphdrüsen  fühlbar  aber  nicht  sichtbar  ge- 
schwollen, Milz  und  Leber  leicht  vergrössert,  palpabel.  Hämoglobin  32pCt. 
Fleischl,  rote  Blutkörperchen  1340000,  weisse  ilOOO,  weisse  : rote  = 
1 : 122.  Therapie:  Eisen,  Arsen,  Chinin.  Nach  zwei  Monaten  zeigt  sich 
der  Kranke  wieder  in  wesentlich  schlechterem  Zustande.  Die  Schwellung 
von  Lymphdrüsen,  Milz  und  Leber  hat  im  Vergleich  zu  früher  nur  wenig 
zugenommen.  Dagegen  hat  sich  der  Blutbefund  völlig  verändert  und  ist 
nunmehr  ausgesprochen  leukämisch:  weisse  Blutkörperchen  151000, 

weisse  : rote  = 1 : 6,05;  auch  die  Leukocytenformel  hat  sich  auf  Kosten 
der  multinukleäreu  und  der  Lymphocyten  zu  Gunsten  der  Myelocyten  ver- 
schoben. Leider  entzog  sich  der  Kranke  der  weiteren  Beobachtung.  Die 
Diagnose  lautete:  Schwere  megaloblastische  Anämie  und  gemischtzeilige 
Leukocytämie  wahrscheinlich  infolge  chronischer  proliferirender  Erkrankung 
des  Knochenmarks.  E9  folgt  eingehende  Besprechung  der  in  der  Litteratur 
niedergelegten  analogen  Fälle.  Auf  Grund  dieser  vergleichenden  Studien 
kommt  Verf.  zu  dem  Schluss,  dass  in  seinem  Falle  nicht  nur  der  haupt- 
sächlichste Sitz,  sondern  auch  der  Ursprung  der  Krankheit  ins  Knochen- 
mark zu  verlegen  ist.  Die  Leukanämie  verrät  im  Allgemeinen  einen 
leukämischen  Proress  mit  hervorragender  Beteiligung  des  Knochenmarks. 

B e i t z k e. 

J.  Arregger,  Beitrag  zur  Kenntnis  der  centralen  Luxation  des  Ober- 
schenkels im  Hüftgelenk.  Zeitscbr.  f.  Cliir.  Bd.  71,  II.  5 u.  ß. 

Die  Luxatio  centralis  ist,  wie  A.  auf  Grund  der  Litteratur  und  an  der 
Hand  eiuer  Beobachtung  iiu  Bürgerspital  Luzern  ausführt,  eine  der  seltensten 
Hüftgelenksluxationen.  Sie  entsteht  bei  rascher  Einwirkung  einer  grossen 
Gewalt  auf  den  Trochanter,  wobei  der  Femurkopf  durch  das  Acetabulum 
in  das  kleine  Becken  verlagert  wird.  Die  Hauptsymptomc  dieser  Ver- 
letzung bestehen  in  Auswärtsrotation  des  Beines,  leichter  und  meist  wenig 
schmerzhafter  Redrcssionsmöglichkeit  und  langsamem  Zurücksinken  in  die 
fehlerhafte  Stellung  nach  Aufhören  der  redressirenden  Gewalt,  Verkürzung 
der  Distanz  zwischen  Symphyse  und  Trochanter  bei  Stand  des  letztere!)  in 
der  Axillarlinie  bei  gleichzeitigem  Vorhandensein  extraperitonealer  lläma- 


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No.  15. 


Sll.BKKSIAKK.  — Ljtn.ACK. 


245 


tome.  Vorspringeu  des  Femurkopfes  und  der  Beckenlrümmer  ins  Innere 
des  kleinen  Beckens.  Der  allein  sichere  Nachweis  der  Verletzung  geschieht 
durch  intraabdominelle  Untersuchung  von  der  Vagina  oder  dem  Rectum 
aus.  combinirt  mit  einer  radiographischen  Darstellung  des  knöchernen 
Beckens.  Die  Untersuchung  hat  wegen  der  Gefahr  von  Darm-  und  Blasen- 
verletzung so  schonend  wie  möglich  zu  geschehen.  Die  Therapie  besteht 
bei  reponiblctn  Femurkopf  in  Anlegung  einer  seitlichen  und  einer  Längs- 
extensioo  mit  baldigem  Beginn  der  orthopädischen  Behandlung  oder  in  der 
Herstellung  eines  bis  über  den  Rippenbogen  reichenden  Gypsverbandes, 
bei  irreponibleni  Femnrkopf  in  Hochlagerung  in  Schiene  oder  Extensions- 
verband,  bei  Störungen  der  Beckenorgane  durch  das  Caput  femoris  oder 
sehr  schlechter  Stellung  des  Oberschenkels  in  Beckenrection  und  Reposition 
des  Femurkopfes,  bei  Complikationen  wie  Blutungen,  Läsionen  des  Darmes 
und  der  Harnorgane  in  dem  für  diese  Verletzungen  allgemein  üblichen 
Vorgeben.  Der  Verlauf  ist  bei  leichten  Fällen  und  zweckentsprechender 
Behandlung  ein  günstiger,  da  im  Beckeninnern  für  den  Femurkopf  ein 
neues  funktionsfähiges  Gelenk  aus  den  Trümmern  des  Acetabulum  entsteht. 
Bei  schweren  Fällen  tritt  meist  in  kurzer  Zeit  der  Tod  infolge  von  Shock, 
Sepsis  und  Eingeweideverletzung  ein.  Joachimsthal. 


Silherinnrk,  Ueber  Spinalanalgesie.  Wiener  klin.  Wochensclir.  1904,  No.4<1. 

Bei  205  zum  Zwecke  chirurgischen  Eingreifens  vorgenotnmenen  In- 
jektionen anästhesirender  Flüssigkeit  in  den  Duralsack  gelang  200 mal  die 
Analgesirung  vollkommen  und  gewährte  eine  25  Minuten  bis  l3/4  Stunden 
dauernde  Empfindungslosigkeit.  Es  wird  von  einer  frisch  bereiteten  sterilen 
3proc.  Lösung  von  Eucaiu  oder  Eucain-/?  1 — 2 ccm  injicirt.  Störungen 
intra  operationem,  bestehend  in  Collaps,  Erbrechen,  Brechreiz,  Singultus, 
Muskelzittern  und  Abkürzung  der  analgetischen  Periode,  traten  vorzugs- 
weise bei  jugendlichen  Individuen  auf.  Die  Nachwirkungen,  besonders 
Kopfschmerzen,  sind  derartige,  dass  darin  eine  Contraindikation  nicht  ge- 
funden werden  kann.  Die  schon  früher  beobachtete  Temperatmsteigerung 
in  den  ersten  2—3  Tagen  ohne  erkennbaren  Grund  stellte  auch  S.  häufig 
fest  — Folgende  Sätze  werden  zum  Schluss  anfgestellt:  1.  Die  Spinal- 
analgesie ist  nicht  gefährlicher  als  die  Inhalationsnarkose  und  der  Infiltrations- 
methode deswegen  überlegen,  weil  sie  die  anatomischen  Verhältnisse  nicht 
verwischt.  2.  Sie  kann  bei  allen  Operationen  in  der  Leiste,  an  den  Ge- 
schlechts- und  Harnorganen  und  den  unteren  Extremitäten  bei  Individuen 
über  16  Jahre  ohne  jedes  Bedenken  angewendet  werden.  Insbesondere 
bei  alten  oder  decrepiden  Personen  ist  sic  ein  guter  Ersatz  der  meist 
schädlichen  Narkose.  3.  Cocain  ist  wegen  seiner  Giftigkeit  zu  vermeiden. 

Pe  I teso  h n. 

Laplaee,  The  removal  of  internal  baemorrhoids  by  excision.  New- York 
med.  journ.  1904,  24.  Dec. 

Verf.  entfernt  grosse  innere  Hämorrhoidalknoten  auf  folgende  Art: 
Jeder  Knoten  wird  an  seinem  oberen  und  unteren  Ende  mit  einer  Klemme 
gefasst  und  dann  mit  der  Schere  so  abgetrageu,  dass  nach  jedem  Scheren- 


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248 


Heine.  — Best.  — Schwabacii. 


No.  15. 


schlag  die  entstandene  Wunde  sofort  durch  fortlaufende  Naht  vereinigt 
wird.  Die  Naht  verläuft  parallel  dem  Rectum.  Verf.  hat  die  Methode  in 
83  Fällen  angewandt,  ohne  jemals  eine  Complikation  zu  erleben. 

Philipsthal. 


Heine,  Ueber  das  centrale  Skotom  bei  der  congenitalen  Amblyopie.  Klin. 

Monatsbl.  f.  Augenheilk.  XLI1L,  1,  S.  10. 

Als  congenitale  Amblyopie  aufznfassen  ist  jede  höchstgradige  und  ge- 
ringste Herabsetzung  der  Sehschärfe,  die  weder  in  den  brechenden  Medien 
noch  im  ophthalmoskopischen  Bilde  ihre  Erklärung  findet  und  allem  An- 
schein nach  als  stationär  auzusehen  ist.  Als  Ursache  der  congenitalen 
Amblyopie  finden  wir  in  90  pCt.  aller  Fälle  ein  centrales  Skotom,  dessen 
Ausdehnung  der  Sehschärfe  etwa  entspricht.  Es  ist  rund  oder  oval,  ab- 
solut oder  relativ,  oft  monocular,  leichter  noch  binocular  nachweisbar.  Die 
Peripherie  ist  meist  frei,  seltener  findet  sich  eine  mässige  concentrische 
Einschränkung.  Entstanden  denken  kann  man  sich  das  centrale  Skotom 
auf  zweierlei  Weise.  Entweder  ist  es  fuuktionell  bedingt,  in  frühester 
Kindheit  erworben  oder  es  ist  anatomisch  bedingt,  also  angeboren.  Für 
letztere  Annahme  spricht  sehr  der  fast  regelmässige  Befund  eines  centralen 
Skotoms,  auch  in  Schielaugen,  wo  man  die  grösste  Hemmung  in  derjenigen 
Netzhautregion  annehmen  sollte,  welche  mit  der  Macula  des  früheren 
Auges  Sehrichtungsgemeinschaft  hat,  nicht  aber  in  der  Macula.  Möglicher- 
weise kann  der  angeborene  Defekt  funktionell  vergrössert  werden.  In  der 
Aetiologie  des  Strabismus  spielt  ein  congenitaler  Defekt  im  Bereich  der 
einen  Macula  eine  bedeutende  Rolle.  Er  erklärt  aber  das  Zustandekommen 
des  Strabismus  nicht  allein,  da  nicht  alle  congenital  amblvopischen  Augen 
schielen.  Horstmann. 

Best,  Ueber  eine  hereditäre  Maculaaffektion.  Zeitschr.  f.  Augenheilk. 

Bd.  XIII,  H.  3,  S.  199. 

B.  hat  in  einer  sehr  zahlreiche  Mitglieder  besitzenden  Familie  aus  der  Um- 
gebung Giessens  59  Individuen  untersucht,  von  welchen  31  an  verschiedenen  er- 
erbten Augenfehlern  litten,  wieAinblyopie,  Strabismus  convergens,  Nystagmus. 
Besonders  bemerkenswert  ist,  dass  bei  8 Mitgliedern  die  Macula  lutea  der 
Netzhaut  6 mal  doppelseitig  und  2 mal  einseitig  einen  hellrötlichen,  cioer 
abgelaufenen  Chorioiditis  ähnlichen  Herd  aufwies.  Die  Erblichkeit  wird 
durch  einen  beigefügten  Stammbaum  erläutert;  weder  Verwandtenehen  noch 
Lues  kommen  als  ätiologischer  Faktor  in  Betracht.  G.  Abelsdorff. 


Sclnvnbach,  Anatomische  Befunde  an  Taubstummenlabyrinthen.  Verband), 
d.  deutschen  otol.  Gesellsch.  XIII.  Versamml.  in  Berlin  1904,  S.  33. 

Sch.  berichtet  über  die  anatomischen  Befunde  von  0 Labyrinthen  von 
3 Taubstummen.  In  den  beiden  ersten  Fällen  musste,  entgegen  den 
anamnestischen  Angaben,  dass  die  Taubheit  in  den  ersten  Lebensjahren 
erworben  worden  sei,  auf  Grund  des  histologischen  Untersuchungsergebnisses 
angenommen  werden,  dass  es  sich  um  einen  angeborenen  Defekt  handelte, 
bedingt  durch  eine  Entwickelungshemmung  im  häutigen  Labyrinth,  die  sich 


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No.  15. 


BoWKN.  LuRUSSKI.  — ScHIKRHKCK. 


247 


dokumentirte  durch  Atrophie  rcsp.  Hypoplasie  des  Ganglion  spirale  und 
Atrophie  der  von  diesem  ausgehenden  Nervenfasern  zwischen  den  beiden 
l^tiuellen  der  Lumina  spiralis  ossea  und  in  der  mangelhaften  Entwickelung 
resp.  dem  vollständigen  Fehlen  des  Corti'scben  Organes.  Im  dritten  Falle 
konnte  an  der  Angabe,  dass  die  Taubheit  erworben  war,  nicht  gezweifelt 
werden.  Es  handelte  sich  um  die  Folgen  einer  im  7.  Lebensjahr  über- 
standenen Meningitis  cerebrospinalis,  die  zu  einer  vollständigen  Ausfüllung 
der  Schnecke  mit  neugebildetem  Knochen  auf  beiden  Seiten  und  zu  einer 
ganz  eigenartigen  Neubildung  im  Vestibulum,  ebenfalls  beiderseits,  geführt 
hatte.  Dieselbe  bestand  im  wesentlichen  aus  einem  Convolut  markhaltiger 
Nervenfasern  und  bot  ganz  das  Aussehen,  wie  es  Virchow  bezüglich  der 
Ampulatious-Neurome  beschrieben  hat.  Schwabach. 


1]  Kuweit,  Accidental  vaccinia  of  the  nasal  cavity.  The  Lancct  1904, 
Jtily  2. 

2)  Lithliuski,  Accidentelle  Vaccination  der  Naseuscbleimbaut.  Münch, 
med.  Wochenschr.  1904,  No  52. 

1)  Zu  den  sehr  seltenen  Fällen  von  zufälliger  Uebertragung  von  Kuh- 
pockenlymphe auf  die  Nasenschleimhaut  gehört  auch  der  von  Vcrf.  be- 
schriebene Fall.  Derselbe  bezieht  sich  auf  eine  Frau,  die  sich  von  ihrem 
eben  geimpften  Kinde  inticirte  und  eine  richtige  Impfpustel  in  der  rechten 
Xasenseite  auf  dem  Naseuboden  nahe  der  Scheidewand  davontrug.  Sie 
hatte  dabei  starkes  Oedem  des  Gesichtes  mit  starker  Schwellung  der 
rechten  Nasenseite,  Oberlippe  und  Wange.  Ebenso  waren  auch  die  Augen- 
lider so  stark  geschwollen,  dass  das  Auge  vollkommen  verdeckt  war.  Der 
Fall  ging  in  Heilung  über. 

2)  Ref.  berichtet  über  eine  Uebertragung  der  Vaccine  von  einem  Säug- 

ling auf  die  Nasenschleimhaut  einer  Frau,  die  an  Erosionen  der  Nasen- 
scheidewand litt.  Gleichzeitig  weist  er  auf  die  grosse  Gefährlichkeit  der 
Impfung  ekzemkranker  Kinder  hin,  die  nicht  eher  vorgenommen  werden 
soll,  als  bis  das  Ekzem  vollkommen  abgeheilt  ist.  Auch  empfiehlt  es  sich, 
Personen,  die  mit  frisch  geimpften  Kindern  umgehen,  die  grösste  Sorgfalt 
und  die  peinlichste  Sauberkeit  anzuempfehlen,  da  die  accidentelle  Vacci- 
nation namentlich  der  Conjunktiva  von  den  bösesten  Folgen  begleitet  sein 
kann.  W.  Lublinski. 


M.  I*.  Sdlierbeck,  Die  chemische  Zusammensetzung  des  Kotes  bei  ver- 
schiedener Nahrung.  Arch.  f.  Hyg.  1904,  Bd.  51,  S.  62. 

RüBNEK  und  ebenso  Prausnitz  haben  wiederholt  darauf  hingewiesen, 
dass  der  Kot  nur  zum  geringen  Teile  aus  nicht  resorbirter  Nahrung  be- 
steht. zum  grössten  Teile  aus  Darmsäften.  Sie  fanden,  dass  der  Stickstoff 
gehalt  der  Trockensubstanz  des  Kotes  eine  ziemlich  coustante  Grösse  ist 
beim  Genüsse  gewöhnlicher  gemischter  Kost  bei  demselben  Individuum 
und  dass  auch  bei  verschiedenen  Individuen  verhältnismässig  geringe 
Schwankungen  besteheu,  im  Durchschnitt  hält  sich  der  Stickstoffgehalt 
auf  6 pCt.  der  Trockensubstanz.  Wird  dagegen  eine  besonders  gut  ver- 


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•248 


Sl’UlEKRKCK. 


No.  15. 


dauliche  Nahrung  gereicht,  wie  Reis,  Fleisch,  Weissbrot,  so  steigt  das 
Stickstoffprocent  auf  8 bis  9 pCt.  Umgekehrt  wird  bei  schwerer  verdau- 
licher Kost,  so  bei  grobem  Roggenbrote  ein  niedrigerer  Stickstoffgebalt 
des  Kotes  gefunden,  er  fällt  auf  ca.  4 pCt.  Auch  bei  den  beiden  anderen 
im  Kote  bisher  bestimmten  Substanzen,  dem  Aschegehalt  und  Aether- 
extrakt,  Hess  sich  nachweisen,  dass  jeder  für  sich  einen  ziemlich  con- 
stanten  Bruchteil  der  Kotmasse  sowohl  beim  selben  wie  bei  verschiedenen 
Individuen  ausmacht.  Unter  vornehralicher  Berücksichtigung  des  Verhaltens 
des  Stickstoffs  hat  Prausnitz  diese  Verhältnisse  folgendermaassen  zu  er- 
klären versucht.  Kr  nimmt  an,  dass  bei  besonders  gut  verdaulicher  Nahrung. 
Reis,  Fleisch,  Semmel  der  Kot  im  Wesentlichen  nur  aus  Darmsäften  be- 
steht und  er  bezeichnet  diesen  Kot  mit  ca.  8 pCt.  Stickstoff,  12—  18  pCt 
Aetherextrakt  nnd  11  — 15  pCt.  Asche  als  Normalkot.  Unter  gewöhnlichen 
Ernährungsverhältnissen  nun  wird  dieser  Normalkot  durch  Residuen  der 
Nahrung  in  seiner  Zusammensetzung  verändert,  und  es  muss,  da  der  Stick- 
stoffgehalt der  Nahrung  niedriger  ist  als  der  des  Normalkotes,  das  Stick- 
stoffprocent um  so  mehr  herabgedrückt  werden,  je  mehr  Residuen  von  der 
Nahrung  bleiben,  je  weniger  leicht  verdaulich  die  Nahrung  ist. 

Sch.  teilt  nun  in  der  vorliegenden  Arbeit  Untersuchungsergebnisse 
mit,  welche  mit  der  Erklärung  von  Prausnitz  nicht  in  Einklang  za 
bringen  sind.  Kr  fand  ebenfalls,  dass  Totalstickstoff,  Aetherextrakt  und 
Asche  bei  demselben  Individuum  einen  ziemlich  constanten  Bruchteil  der 
Trockensubstanz  des  Kotes,  und  zwar  unabhängig  von  den  Mengenverhält- 
nissen dieser  Stoffe  in  der  Kost,  bilden,  konnte  die  nämlichen  Verhältnisse 
auch  für  Albuminstickstoff.  Cellulose  und  Pentosane  ermitteln;  allein  im 
Gegensatz  zu  den  früheren  Versuchen  stellte  er  fest,  dass  der  Totalstick- 
stoffgehalt des  Kotes  nicht  bei  allen  Individuen  bei  gemischter  Kost  um 
ca.  6 pCt.  liegt,  sondern  bei  einigen  bedeutend  niedriger,  bei  anderen 
höher  sein  kann,  und  dass  sowohl  bei  besonders  gut  verdaulicher  wie  bei 
wenig  gut  verdaulicher  Nahrung  das  Stickstoffprocent  denselben  Wert  be- 
halten kann  wie  bei  gemischter  Kost,  und  zwar  sowohl,  wo  das  Stickstoff- 
procent besonders  niedrig,  wie  da,  wo  es  besonders  hoch  ist.  Hinsichtlich 
des  Totalstickstoffgehaltes  des  Kotes  giebt  es  somit  wenigstens  drei  ver- 
schiedene Typen  von  Individuen,  der  eine  hat  bei  jeder  Kostform  ein  sehr 
niedriges  Stickstoffprocent  des  Kotes,  etwa  4 pCt.,  der  zweite  ein  ver- 
hältnismässig hohes  von  6 — 7 pCt.  und  der  dritte  hat  bei  der  groben, 
stark  kotbildenden  Kost  ein  niedriges  Stickstoffprocent,  ca.  4,  bei  gewöhn- 
lichen Kostverhältnissen  ca.  6,  bei  sehr  gut  verdaulicher  Nahrung  7 bis 
8 pCt.  Der  Gehalt  von  Albnminstickstoff  im  Kote  war  dagegen  bei  dem 
selben  Individuum  stets  derselbe  bei  jeder  untersuchten  Kostform,  auch 
da,  wo  der  Wert  des  Totalstickstoffs  schwankte.  Ebenso  zeigte  sich,  dass 
Fett,  Asche,  Cellulose  und  Pentosane  stets  in  etwa  dem  gleichen  Procent- 
gehalt vorhanden  waren,  gleich  welcher  Art  die  Nahrung  und  wie  gross 
die  Menge  der  Kotmasse  war. 

Will  man  nuu  die  Erklärung  von  Prausnitz  auch  für  Individuen 
gelten  lassen,  bei  denen  das  Stickstoffprocent  bei  verschiedenen  Kostformen 
unverändert  bleibt,  so  muss  man  annehmen,  dass  alle  Nahrung  in  der 
Hauptsache  vollständig  resorbirt  wird,  auch  bei  Kost  aus  gröbstem  Brote, 


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No.  15. 


Hkikricusdoki'f. 


•249 


und  das«  der  Stickstoffgehalt  der  Darmsekrete  bei  den  verschiedenen  In- 
dividuen verschieden  ist,  bei  den  einen  ca.  4.  bei  anderen  6 — 7 pCt.  beträgt. 
I)a  nun  Cellulose  und  Pentosane  nicht  wohl  anders  denn  als  Nahrungs- 
reste aufgefasst  werden  können,  so  kann  von  einer  vollkommenen  Resorption 
uicht  die  Rede  sein.  Vielmehr  muss  angenommen  werden,  dass  der  Orga- 
nismus regulirend  auf  die  Zusammensetzung  des  Kotes  einwirkt,  sodass 
sich  unabhängig  von  der  Kost  im  Darm  eine  Kotmasse  bildet,  deren  einzelne 
chemische  Bestandteile  stets  in  fast  constantem  Verhältnisse  zueinander 
stehen. 

Bei  den  beiden  Typen,  bei  denen  das  Stickstoffprocent  unabhängig 
von  der  Kost  gleich  bleibt,  das  eine  Mal  ca.  4,  das  andere  Mal  6 — 7 pCt. 
muss  der  Verlust  an  Stickstoff  bei  der  Verdauung  der  ausgescbiedenen 
Kotmasse  proportional  sein;  entspricht  also  bei  beiden  derselben  Nahrung 
die  gleiche  Kotmasse,  so  wird  der  Verlust  an  Stickstoff  bei  ihnen  ein  sehr 
verschiedener  sein.  Bisher  ist  angenommen  worden,  dass  es  abgesehen 
von  kleineren  Schwankungen  keine  wesentlichen  individuellen  Verschieden- 
heiten der  Ausnutzung  giebt.  Sch.  konnte  nun  bei  zwei  Individuen,  deren 
Kot  constant  ca.  4 bezw.  6,5  pCt.  Stickstoff  aufwies,  feststellen,  dass  bei 
ihnen  der  Unterschied  im  Stickstoffgehalte  keineswegs  durch  die  Kotmengc 
compensirt  wurde,  sondern  dass  sogar  das  Individuum  mit  hohem  Stick- 
stoffprocent im  Kote  grössere  Mengen  Kot  ausschied,  sodass  hinsichtlich 
der  Ausnutzung  der  Albuminstoffe  recht  erhebliche  individuelle  Schwan- 
kungen bestehen  können.  H.  Bischoff. 


C.  HeinriehsdorlT,  Klinische  Beobachtungen  über  Agurin.  Therap.  Mouatsh. 

1904,  Oktober. 

Agurin  (über  dessen  chemische  und  pharmakologische  Eigenschaften 
hier  schon  berichtet  wurde;  s.  d.  Cbl.  1903,  No.  23.  Ref.)  wurde  von  H. 
bei  28  Patienten  versucht;  5 litten  an  lokalem  Ascites,  6 an  chronischer 
Nephritis  nnd  17  an  Erkrankungen  des  Herzens.  Das  Mittel  wurde  in 
Pulver-  oder  Tablettenform  in  Eiuzeidosen  von  1/2 — 1 g und  in  Tagesdosen 
von  3 g gegeben.  In  den  5 Fällen  von  lokalem  Ascites  hatte  Agurin  keine 
Wirkung;  weder  stieg  die  Urinmenge,  noch  wurden  Ascites,  Transsudate 
oder  Oedeme  in  irgend  einer  Weise  beeinflusst.  Unter  den  0 Fällen  von 
chronischer  Nephritis  war  viermal  ein  negatives  Resultat  zu  verzeichnen; 
dagegen  konnte  in  den  beiden  anderen  Fällen  ein  deutlicher  Erfolg  con- 
statirt  werden.  Ob  diese  Wirkung  längere  Zeit  andauert,  konnte  nicht 
entschieden  werden,  da  kurz  nach  der  letzten  Agurindosis  der  eine  Pat. 
starb  und  der  andere  entlassen  wurde.  Bei  den  Erkrankungen  des  Herzens 
waren  die  Resultate  zufriedenstellender;  unter  den  17  Fällen  hob  sich 
13  Mal  die  Diurese  beträchtlich,  wobei  verschiedene  Fälle  waren,  die  auf 
Digitalis,  Stropbantus,  Diuretin  und  Chlorbaryum  nicht  reagirten.  Unter 
den  4 Misserfolgen  waren  2,  bei  denen  das  Agurin,  da  es  nicht  vertragen 
wurde,  schon  am  ersten  bezw.  zweiten  Tag  ausgesetzt  werden  musste.  Das 
Mittel  verursachte  auch  in  anderen  Fällen  nicht  gerade  selten  Uebelkeit 
und  Erbrechen.  Zeigt  sich  in  den  ersten  Tagen  keine  deutliche  Wirkung, 
so  tritt  diese  auch  später  kaum  ein.  Eine  Wirkung  scheint  nur  dann  sich 


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250  Krank.  — Leokhek.  (ioooam..  No.  15. 

zu  zeigen,  wenn  Hydropsicn  vorhanden  sind;  schwinden  diese,  so  sinkt  die 
Diurese  wieder;  bei  gesunden  Menschen  wird  sie  überhaupt  nicht  erhöht. 
Kine  Dauerwirkung  nach  Aussetzen  des  Mittels  scheint  nicht  stattzufinden. 
Die  Frage,  ob  das  Agurin  auf  das  Herz  oder  auf  die  Nieren  oder  auf 
beide  wirkt,  lässt  Verf.  offen.  K.  Kronthal. 


A.  Frank.  Zur  Frage  der  traumatischen  Entstehung  von  Herzmuskel- 
erkrankungen. Prager  mcd.  Wochenschr.  1905,  No.  8. 

Ein  bis  dahin  gesunder  39jähriger  Bremser,  dem  beim  Rückschnellen 
einer  ausgezogenen  Bremse  deren  Kurbel  die  untere  linke  Thoraxhälfte 
traf,  zeigte  bei  der  zwei  Tage  später  vorgenommenen  Untersuchung  (abge- 
sehen von  einem  akuten  Bronchialkatarrh)  lediglich  eine  diffuse  Blutunter- 
laufung an  der  unteren  Thoraxwand  linkerseits.  Einige  Monate  später 
erkrankte  Patient  ziemlich  plötzlich  unter  sehr  bedrohlichen  Erscheinungen 
seitens  des  Herzens  (hochgradige  Atemnot,  Ohnmachtsanwandlungen,  Collaps- 
erschcinungen);  Verf.  coustatirte  jetzt  Verbreiterung  der  Herzdämpfung 
nach  links,  am  Herzen  leise,  dumpfe  Töne,  einen  frequenten,  kleinen, 
arhythmischen  Puls;  man  diagnosticirte  eine  Myodegeneration  des  Herzens, 
deren  Erscheinungen  erst  im  Laufe  von  Monaten  soweit  nachliessen,  dass 
Patient  wiederum  einen  leichteren  Dienst  absolviren  konnte.  In  längerer 
Auseinandersetzung  sucht  Verf.  nachzuweisen,  dass  zwischen  dem  Anfall 
und  der  in  Rede  stehenden  Herzaffektion  ein  ursächlicher  Zusammenhang 
besteht.  L.  Perl. 

1)  0.  Lederer,  Ueber  Ruminatio  humana  und  ihre  Beziehungen  zur 
Hämophilie.  Wiener  klin.  Wochenschr.  1904,  No.  21. 

2)  Uoodall,  A contribution  to  the  histology  and  genealogy  of  haemophilia. 
The  Scottish  med.  and  surg.  journ.  1905,  Febr. 

1)  L.  macht  darauf  aufmerksam,  dass  sich  zuweilen  Ruminatio  humana 
mit  Hämophilie  vereint  findet,  bekanntlich  zwei  als  Degenerationserschei- 
nungen bezeichnete  Krankheitszustände.  Bezüglich  der  Beziehungen  zwischen 
diesen  beiden  Anomalien  giebt  der  Verf.  an,  dass  die  Phosphaturie,  die 
er  regelmässig  in  Fällen  von  Ruminatio  humana  constatiren  konnte,  insofern 
wohl  bedeutungsvoll  sein  kann,  als  sie  den  Ausdruck  für  eine  vermehrte 
Kalkausscheidung  bildet,  und  da  mau  heute  allgemein  annimmt,  dass  die 
löslichen  Kalksalze  für  die  Gerinnung  des  Blutplasmas  unbedingt  notwendig 
sind,  eine  erheblichere  Störung  des  Kalkstoffwechsels  vielleicht  Hämophilie 
zur  Folge  haben  könnte.  Dazu  kommt  ferner  im  Allgemeinen,  dass  beide 
Krankheitsformen  meist  nur  bei  Männern  Vorkommen  und  dass  auch  die 
Vererbung  gerade  keine  Seltenheit  darstellt.  Wenn  auch  das  Gesagte  sich 
lediglich  auf  hypothetischem  Boden  bewegt,  so  soll  es  doch  wenigstens 
dazu  die  Anregung  geben,  dass  der  Arzt  in  jedem  Falle  von  Ruminatio 
humana  auf  das  Vorhandensein  etwaiger  Hämophilie  fahndet.  — Der 
speciell  beschriebene,  einen  32  Jahre  alten  Mann  betreffende  Fall  von 
Wiederkäuen  deckt  sich  im  Allgemeinen  mit  den  bisher  bekannten  Kranken- 
geschichten. Was  den  oesophagoskopischen  Befund  betrifft,  so  sah  man 
bei  der  Untersuchung  in  der  Rückenlage  die  offenstehende  Gardia  in  Form 


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No.  15.  Tkkkien  und  I.amv.  251 

eines  rosettenförmigen  Kranzes  von  Schleimhautfalten.  Tiefer  unten  er- 
schien die  faltige  Magenschleimhaut.  Aus  der  Tiefe  kam  stossweise  Flüssig- 
keit. Beim  Zurückziehen  des  Instrumentes  erschien  die  Schleimhaut  des 
nicht  erweiterten  Oesophagus  blass  mit  glasigem  Schleim  bedeckt,  während 
einzelne  Gefässe  injicirt  waren  (Zeichen  eines  chronischen  Katarrhs). 
Dlcerationen  und  Seitentaschen  fanden  sich  nicht. 

Carl  Rosenthal. 

2)  Verf.  berichtet  zunächst  von  einem  14  Jahre  alten  Knaben,  der 
seit  3 Wochen  an  unstillbarem  Nasenbluten  litt  und  unter  der  fortschreiten- 
den Anämie  zu  Grunde  ging.  Diesem  Patienten  abgenommenc  Blutstropfen 
zeigten  erst  nach  30  Minuten  Geriunung,  am  Tage  vor  dem  Tode  erst 
nach  50  Minuten.  Bei  der  Sektion  liess  sich  in  der  Leber  reichlich  freies 
Eisen  chemisch  nae.hweisen,  sonst  nur  extreme  Blässe  aller  Organe.  Am 
mikroskopischen  Blutbefund  fiel  neben  der  Oligocythämie  nur  eine  leichte 
Poikilocytose  auf. 

In  diesem  Fall  litt  die  Grossmutter  mütterlicherseits  häufig  an  Nasen- 
bluten, deren  Mann  war  gesund.  Ueber  die  Grosseltern  väterlicherseits 
liess  sich  nichts  eruiren,  der  Vater  des  Pat.  war  jedoch  in  der  Jugend 
ausgesprochen  hämophil.  Pat.  hat  7 Geschwister,  von  denen  2 Knaben 
ebenfalls  Bluter  sind. 

Ferner  teilt  Verf.  den  Stammbaum  einer  Bluterfamiiic  durch  4 Gene- 
rationen mit,  in  der  die  Hämophilie  teilweise  auch  bei  Frauen  auftritt, 
andererseits  auch  durch  Männer  vererbt  wurde.  Alkan. 


E.  Terrien  et  L.  Laniy,  Situation  et  deplacements  physiologiques  de  la 
pointe  du  coeur  chez  les  enfants  de  5 ä 15  ans.  Rev.  mens,  des  mal. 
de  l'enf.  1903,  S.  .548. 

Verff.  haben  bei  einer  Reihe  durchaus  gesunder  Kinder  im  Alter  von 
5 — 15  Jahren  die  Lage  und  Verschieblichkeit  der  Herzspitze  bestimmt. 
Sie  kommen  zu  folgenden  Ergebnissen:  In  der  Rückenlage  befindet  sich 
gegen  das  5.  Lebensjahr  hin  die  Herzspitze  im  4.  Intevcostalraum;  sie 
steigt  allmählich  mit  zunehmendem  Alter  in  fast  senkrechter  Richtung 
herab,  fast  immer  ausserhalb  der  Mammarlinie,  bis  sie  im  Alter  von 
10  Jahren  den  oberen  Rand  der  5.  Rippe  erreicht.  Um  diese  Zeit  hat  sie 
sich  auch  der  Mammarlinie  sehr  genähert.  Gegen  das  14.  Lebensjahr 
hin  befindet  sich  der  Spitzenstoss  im  5.  Intercostalraum  innerhalb  der 
Mammarlinie.  — In  der  linken  Seitenlage  entfernt  sich  die  Spitze  ziemlich 
beträchtlich  aus  ihrer  Normalstellung  und  zwar  in  der  Richtung  nach 
unten  und  aussen.  Im  Alter  von  5 Jahren  beträgt  die  Abweichung  nach 
links  18 — 20  mm,  nach  unten  nur  5 mm;  im  Alter  von  7 Jahren  ist  die 
transversale  Verschiebung  22  mm,  nach  unten  14  mm;  bei  12—  15jährigen 
30  mm  horizontal,  20—25  mm  vertikal.  — In  der  rechten  Seitenlage  ist 
die  Verschiebung  weit  geringer.  Im  Alter  von  5—7  Jahren  steigt  bei 
dieser  Lage  die  Spitze  fast  senkrecht  aus  ihrer  Anfangsstellung  und  zwar 
um  etwa  15  mm  herab,  dabei  nur  eine  geringe  Verschiebung  nach  iunen 
machend.  Bei  7jährigen  und  älteren  Kindern  steigt  die  Spitze  nur  wenig 
herab  und  bewegt  sich  nur  in  geringem  Maasse  nach  iunen.  Die  Kenntnis 


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252 


Mackintosh.  Uthkmann  — Kkoktmal. 


No.  15. 


dieser  Verhältnisse  ist  von  besonderer  Wichtigkeit  für  die  Diagnose  der 
Verwachsungen  des  Herzbeutels.  Stadtbagen. 


1)  A.  W.  Mackintosh,  ßulbar  Symptoms  in  paralysis  agitans.  The 

Scottish  med.  and  surg.  journ.  1903,  Oct. 

2)  K.  Rtilieitiann,  Ueber  Schüttellähmung  nach  Unfällen,  ßerl.  klin. 

Wochenschr.  19U4,  No.  13 — 15. 

1)  ln  einem  Falle  typischer  Paralysis  agitans  war  ein  schon 
mehrfach  dabei  beobachtetes  Symptom,  ein  dauernder  Speichelfluss,  die 
quälendste  Erscheinung.  Daneben  bestand  eine  Schwäche  der  Stimmt, 
bulbäre  Sprache  und  eine  Schwäche  der  Zungenbewegung  (mit  Abweichung 
nach  links).  M.  glaubt,  dass  diese  Störungen  bulbären  Läsionen  und  Ge 
fässveränderungen  in  der  Brücke  zuzuschreiben  sind,  die  analog  sind  den 
anderen  diffusen  arteriosklerotischen  Herden,  die  man  für  die  Paralysis 
agitans  verantwortlich  machte,  und  also  gelegentlich  eine  Complikation 
des  Leidens  darstellen.  Nach  anderen  dürften  cerebrale  cortikale  Läsionen 
auch  diese  bulbären  Störungen  veranlassen  können,  die  als  nicht  seltene 
Symptome  der  Paralysis  agitans  zu  bezeichnen  sind.  Auch  Dysphagie  ist 
neben  Dysarthrie  und  profuser  Salivation  gelegentlich  beobachtet. 

2)  R.  berichtet  über  35  Fälle  von  Paralysis  agitans  (aus  der  Nerven- 

klinik  der  Charite);  7 die  mit  einem  Trauma  ursächlich  im  Zusammenhang 
standen,  werden  ausführlich  mitgeteilt.  Als  sonstige  Ursachen  in  den 
anderen  Fällen  kamen  in  Betracht  Gemütsbewegungen,  Erkältungen,  In- 
fektion*- und  Intoxikationskrankheiten,  Ueberanstrengung,  neuropathisebr 
Disposition  ii.  s.  w.  Die  Syphilis  scheint  ätiologisch  keine  Rolle  zu  spielen, 
in  29  Fällen  fehlten  sichere  Zeichen  einer  vorausgegangenen  Lues;  nur 
dreimal  sollte  bei  den  35  Fällen  eine  luetische  Infektion  vorausgegangen 
sein.  Das  Durchschnittsalter  der  16  Männer  bei  Beginn  der  Erkrankung 
war  otP/j  Jahre,  das  der  19  Frauen  58  Jahre.  — R.  vertritt  die  Ansicht, 
dass  in  einer  nicht  unbeträchtlichen  Zahl  der  Fälle  ein  causaler  Zusammen 
hang  der  Paralysis  agitans  mit  Unfällen  nachgewiesen  werden  kann.  Meist 
treten  die  charakteristischen  Erscheinungen  erst  eine  Zeit  lang  nach  dem 
Unfall  in  die  Erscheinung  und  zwar  meist  zuerst  an  dem  Gliede.  das  von 
dem  Trauma  betroffen  war:  sonsl  war  der  Verlauf  und  die  Symptomato- 
logie der  traumatisch  entstandenen  Fälle  nicht  abweichend  von  den  anders 
bedingten  Fällen.  Namentlich  bei  jungen  Leuten,  wo  alle  anderen  Ursachen 
der  Krankheit  fehleu  und  die  bis  zum  Trauma  gesund  waren,  lässt  sich 
oft  ein  Zusammenhang  der  Schüttellähmung  mit  dem  Trauma  nachweisen. 
Natürlich  sind  die  Fälle  von  traumatischer  Hysterie  hierbei  ahzugrenzen 
und  auszuschalten.  S.  Kalischer. 


1)  1*.  Knillthal,  Biologie  und  Leistung  der  centralen  Nervenzelle.  Neurol. 
Centralbl.  1903,  No.  4. 

2)  Derselbe,  Zum  Kapitel:  Lcnkocyt  und  Nervenzelle.  Anat.  Anz.  1903. 
XXII.  Bd. 

1)  K.  geht  von  folgenden  Ueberlegungen  aus:  Reizung  eines  peripheren 
Nervcnstammes  oder  des  weissen  Marks  oder  der  grauen  Hirnrinde  führt 


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No.  15. 


Kronthai.. 


253 


ui  Maskeicontraktionen.  Im  ersten  und  zweiten  Falle  werden  zweifellos 
Kasern  gereizt,  im  dritten  Falle  ein  Gewebe,  das  aus  Zellen  und  Fasern 
besteht.  Die  Nervenzelle  wird  von  Fasern  durchzogen  (Apathy,  Bette), 
also  scheint  der  Schluss,  dass  auch  bei  Rindenreizung  die  Muskelcontraktion 
auf  Faserreizung  beruhe,  nicht  unberechtigt.  Dass  die  Zelle  als  Kom- 
mandeur eine  Anzahl  Fasern  unter  sich  hat,  wie  man  annimmt,  dein  wider- 
sprechen die  Untersuchungen  von  Bette  (Fasern  durchziehen  die  Zellen 
continuirlich  von  einem  Dentriten  zum  andern,  der  Neurit  kommt  nahe 
der  Zelle  zur  Auflösung  oder  er  geht  eine  Strecke  weit  und  wir  meinen 
er  ende  in  Muskeln,  Drüsen  etc.).  Bewiesen  werde  das  weder  durch  die 
Golgi’scben  Bilder  noch  durch  die  Entwickelungsgeschichte.  „Es  enden 
wohl  alle  Neuriten  im  Centralnervensystem.'*  Was  leistet  dann  die  Nerven- 
zelle? Als  Organismus,  für  den  wir  jede  Zelle  halten  müssen,  müsste  sie 
Nahrung  verbrauchen  und  verarbeiten  — das  tut  sie  nicht,  denn  sie  hat 
sich  als  unabhängig  von  der  Ernährungsweise  des  Individuums  erwiesen 
(Hungerversuche).  Auf  Gifte  (Chloroform)  reagirt  nicht  die  Nervenzelle 
primär,  sondern  alles  weist  darauf  hin,  dass  zuerst  die  Peripherie  afficirt 
wird  und  dass,  wenn  diese  Affektiou  hochgradig  wird,  sich  centrale 
Störungen  einstellen.  Wie  pflanzt  sich  die  Nervenzelle  fort?  Wir  sind 
überzeugt  davon,  dass  ein  Individuum  nicht  mit  den  Nervenzellen,  mit 
denen  es  zur  Welt  kommt,  nach  70—80  Jahren  stirbt,  aber  noch  Niemand 
hat  Nervenzellen  in  Teilung  begriffen  gesehen.  Da  sie  keiue  Nahrung 
verarbeiten,  können  sie  sich  auch  nicht  fortpflanzen.  Auch  beim  Embryo 
teilt  sich  die  Nervenzelle  nicht.  Die  Nervenzelle  ist  also  kein  Organismus 
und  das  beweisen  nach  K.’s  Ansicht  auch  Präparate,  die  nach  einer  neuen 
Methode  gefertigt  sind  und  von  ihm  demonstrirt  werden.  Aus  ihnen  geht 
hervor,  dass  die  Nervenzellen,  aus  Verschmelzung  von  l.eukocyten  entstehen, 
welche  sich  um  die  Fasern  legen.  Diese  Gebilde  entstehen  und  vergehen 
in  raschem  Wechsel,  die  Bahnen,  welche  sie  umgreifen  bestehen  fort.  Was 
leisten  diese  Zellen?  Sie  heben  die  Isolirung  der.  centralen  Bahnen  auf. 
Auf  diese  Weise  erklärt  K.  die  sogen,  psychischen  Processe,  wie  er  im 
Schluss  dieses  Vortrages  noch  im  Einzelnen  weiter  ausführt. 

2)  K.  fand  bei  Behandlung  des  Centralnervensystems  nach  einer  von 
ihm  selbst  ersonnenen  Methode  in  der  grauen  Substanz  Zellen  mit  alleu 
Charakteren  der  Leukocyten,  welche  in  dem  Fasergewirr  festgehalten 
werden,  dieses  umfliessen  und  so  von  ihm  durchzogen  werden  (Apätby- 
Bette'scho  Fasern).  Diese  Zellen  sterben  ab  und  confluiren  mit  einander, 
sie  hören  damit  auf  Organismen  zu  sein.  Aber  auch  bei  der  Nervenzelle, 
soweit  man  sie  bisher  kannte,  spricht  alles  dagegen,  dass  sie  ein  Orga- 
nismus ist  (s.  die  vorhergehende  Arbeit  desselben  Verf.’s).  K.  ist  der 
Ansicht,  dass  jene  oben  beschriebenen  Zellen  das  darstelleu,  was  wir  bisher 
als  Nervenzellen  ansahen.  Diese  Zellen  haben  die  Wirkung,  dass  sie  die 
Isolirung  der  einzelnen  Fasern  aufheben;  der  dauernde  Wechsel  der  Bahri- 
combinationen  durch  das  beständige  Werden  und  Vergehen  der  Nerven- 
zellen sichert  eine  gegenseitige  Beeinflussung  aller  Elementarorganismen. 
Die  Fasern  sind  das  Bestehende.  Die  Dentriten  sind  Protoplasmamasse, 
die  längs  der  Fasern  verfliesst.  Die  vorliegende  Arbeit  stellt  eine  Ant- 
wort dar  auf  Einwände,  die  gegen  K.  auf  Grund  seiner  Monographie  über 


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254 


(ioMlSTKIN.  CtlMSTON. 


No.  15. 


die  Nervenzelle  und  des  oben  referirten  Vortrages  erhoben  worden  sind. 
Zuerst  setzt  er  sich  mit  Fuagnito  über  Prioritätsansprüche  auseinander. 
Sodann  widerlegt  er  die  Entgegnungen,  welche  unter  Hinweis  auf  die 
Golgi’scben  Zellbilder  gegen  seine  Lehren  gemacht  werden,  indem  er  be- 
tont, dass  man  garnicht  wisse,  was  das  Golgi’sche  Reagens  färbe,  ob 
Räume  mit  oder  ohne  Zellen  u.  s.  w.  und  dass  sie  Conturcn  aber  nicht 
Strukturen  färbe,  vor  allem  nicht  die  die  Zellen  durchziehenden  Fibrillen 
und  darauf  komme  cs  an.  Sodann  widerlegt  K.  die  Einwände,  welche 
aus  der  Entwickelungsgeschichte  gegen  seine  Gedankengänge  erhoben 
werden  und  beruft  sich  auf  die  llis’schen  Bilder  in  dessen  bekannter 
Arbeit.  Er  ist  der  Ansicht,  dass  die  peripheren  Fasern  sich  an  Ort  und 
Stelle  bilden.  Dass  der  ungemein  feine  Bau  der  Nervenzelle  beweise,  dass 
sie  ein  Organismus  sei,  bestreitet  K.  Endlich  ist  er  der  Ansicht,  dass  die 
Verschiedenheit  in  der  Form  der  Ganglienzellen  je  nach  ihrer  Lokalisation 
ebensowenig  zu  Gunsten  der  Anschauung  spreche,  sie  seien  Organismen, 
ihre  Form  richte  sich  aber  nach  der  Verschiedenheit  der  Faserrichtuug. 

M.  Brasch. 


0.  Goldstern,  Zwei  Fälle  von  Eruptionsiktcrus  bei  Syphilis.  (Aus  der 
Universitätsklinik  f.  Geschlechts-  u.  Hautkrankh.  des  Prof.  E.  Finger  in 
Wien.)  Wiener  med  Wochensehr.  1904,  No.  40 — 42. 

Der  Eruptionsikterus  bei  Syphilis,  der  namentlich  durch  sein  zeitliches 
Zusammentreffen  mit  dem  Ausbruch  syphilitischer  Erscheinungen,  das  Fehlen 
anderer  nachweisbarer  Ursachen,  durch  die  beträchtliche  Leber-  und  Milz- 
schwellung, die  mangelnde  Acholie  der  Stühle  ebarakterisirt  ist,  scheint 
recht  selten  zu  sein,  da  ihn  Verf.  unter  7402  Fällen  von  Frühsyphilis  nur 
20 mal  fand.  Ueber  die  eigentliche  Pathogenese  dieses  Ikterus  sind  be- 
kanntlich die  verschiedensten  Hypothesen  aufgestellt  worden  (Compression 
des  Ductus  choledochus  durch  geschwellte  Drüsen,  Exanthem  der  Gallen- 
gangschleimhaut etc.).  G.  hält  es  für  das  Wahrscheinlichste,  dass  man  es 
bei  ihm  in  Analogie  mit  dem  bei  gewissen  anderen  Infektionskrankheiten, 
wie  bei  Pneumonie,  Pyämie,  Malaria,  biliösem  Typhoid,  Fcbris  recurrens 
auftretenden  Ikterus  mit  einem  durch  das  Contagiuui  der  Syphilis  hervor- 
gerufenen, von  der  Leber  primär  seinen  Ausgang  nehmenden  Process  zu 
tun  hat.  Sein  Auftreten  wird  vielleicht  durch  eine  besondere  Disposition 
des  Organs,  etwa  infolge  einer  früheren  Erkrankung,  begünstigt;  wenigstens 
hatten  in  den  beiden  vom  Verf.  mitgeteilten  Fällen  die  Patientinnen  schon 
früher  einmal  an  Gelbsucht  aus  anderen  Ursachen  gelitten. 

H.  Müller. 


('iiinston,  The  surgical  treatment  of  acquired  incontinence  of  urine  in 
women.  Med.  News  1904,  No.  3. 

Die  erworbene  lncontiuenz  traumatischen  Ursprungs  ist  oft  bedingt 
durch  Verletzungen  der  Urethra  bei  deren  Erweiterung,  z B.  bei  Abgang 
von  Steinen  oder  Tumoren;  auch  während  der  Schwangerschaft  wirkende 
Traumen  führen  oft  zur  lncontiuenz;  ferner  beobachtet  man  eine  solche 
gelegentlich  bei  Verlagerungen  der  Geuitalorgane,  speciell  bei  Uterusprolaps, 
ebenso  bei  sich  retrahirenden  Narben  der  Vagina.  Entsprechend  der  Ir 


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No.  15. 


Bickekstetu.  Moyhihau.  Thomas.  — Krkidl  u.  Mandl. 


255 


sache  wechselt  auch  die  Behandlung,  die  meistens  viel  Geduld  von  Arzt 
und  Patient  erfordert.  Karo. 

1)  Bickersteth,  Intravesica)  Separation  of  the  urines  coming  from  the 
two  ureters  as  an  aid  to  diagnosis  in  surgical  cases  of  the  kidneys. 
The  Lancet  1004,  No.  4204. 

2)  It.  G.  A.  Moynihnm,  Note  on  the  intravesical  Separation  of  the  urinu 
from  each  kidney.  Brit.  med.  journ.  1004,  No.  2270. 

3)  J.  L.  Thomas,  A note  on  L)r.  Cai’HELIN's  urinc  Separator.  Ibidem. 

1)  B.  teilt  seine  Erfahrungen  mit  dem  Luys’schen  Segregator  mit,  den 

Ureterenkatheterismus  beherrscht  er  zu  wenig,  um  ihn  erfolgreich  ver- 
wenden zu  können;  seiner  Meinung  nach  dürfte  er  nie  eine  allgemeinere 
Bedeutung  erlangen.  Karo. 

2)  Verf.  beschreibt  die  von  Luys  und  von  Cathelin  construirten  Harn- 
segregatoren,  die  innerhalb  der  Blase  durch  Aufrichtung  einer  senkrechten, 
in  der  Medianebene  des  Körpers  einzusetzenden  künstlichen  Scheidewand 
den  von  beiden  Ureteren  gelieferten  Harn  getrennt  auffangen  wollen.  Er- 
möglicht wird  dies  durch  Einführung  eines  katheterartigen  Instrumentes, 
welches  das  zusammengefaltete  künstliche  Septum  in  sich  birgt  und  zu- 
gleich mit  einem  Mechanismus  zur  Entfaltung  und  Aufrichtung  dieses 
Septums  versehen  ist.  Die  Hauptschwierigkeit  des  Verfahrens  beruht  in 
der  richtigen  Adaptirung  der  Instrumente.  Bei  dem  Cathelin'schen  werden 
neuerdings  verschiedene  Grössen  von  Septen  geliefert;  welches  von  diesen 
für  einen  bestimmten  Kall  zweckmässig  ist,  wird  durch  vorherige  Bestim- 
mung der  Blasenkapacität  festgestellt.  Im  ganzen  zieht  Verf.  das  In- 
strument von  Lurs  für  Frauen,  das  von  Cathelin  für  Männer  vor.  Kr 
hält  beide  Instrumente  für  praktisch  wertvoll  und  stellt  eine  Veröffent- 
lichung seiner  klinischen  Erfahrungen  damit  in  Aussicht. 

3)  Verf.  empfiehlt  den  Harnsegregator  von  CaTHEI.IN;  um  darzutun, 
dass  durch  die  in  der  Blase  aufgerichtete  Scheidewand  wirklich  der  Harn 
beider  Nieren  getrennt  wird,  erwähnt  er  eines  Falles  von  rechtsseitiger" 
Nierenblutung,  bei  dem  eine  vollkommene  Trennung  der  beiderseitigen, 
sehr  differenten  Harne  durch  das  Instrument  gelang.  Wenn  er  aber  in 
dem  am  Schluss  der  Arbeit  mitgeteilten  Fall  bei  mehreren  Untersuchungen 
mit  dem  Harnsegregator  von  der  einen  Seite  überhaupt  keinen  Harn  er- 
hielt, so  hielt  er  es  hier  doch  für  nötig,  sich  durch  die  Cystoskopie  von 
dem  Zustande  der  Uretcrmündungen  zu  überzeugen.  Erst  die  cystoskopische 
Betrachtung  der  nicht  funktionirenden  üretermündung  war  ausschlaggebend 
für  die  Ueberzeugung,  dass  die  eine  Niere  wirklich  keinen  Harn  lieferte, 
und  dass  bei  den  Untersuchungen  mit  dem  Segregator  nicht  etwa  der 
l’reter  künstlich  verschlossen  worden  war. 

Dass  der  Ureterenkatheterismus  durch  diese  Segregatoren  ersetzt  werden 
kann,  ist  nach  Meinung  des  Ref.  nicht  wahrscheinlich.  B.  Marcuse. 

Kreidl  und  .Mandl,  Experimentelle  Beiträge  zu  den  physiologischen  Wechsel- 
beziehungen zwischen  Fötus  und  Mutter.  Sitzungsberichte  der  kaiserl. 
Akademie  der  Wissenschaft.  CVIII.  Bd.,  VI.  u.  VII.  H.  Wien  1904. 

Die  Verff.  haben  äusserst  interessante  und  bedeutungsvolle  Unter- 


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*256 


Kkkidl  und  Mani>l. 


No.  15. 


suchungen  über  die  Bildung  von  Hämolysinen  im  mütterlichen  und  fötalen 
Blut  und  die  etwaige  Durchlässigkeit  der  Placenta  für  Hämolysine  ange- 
stellt.  — Die  Versuchsergebuisse  müssen  des  genaueren  im  Original  nach- 
gelesen  werden.  Hier  sei  nur  folgendes  hervorgehoben:  Die  Verff.  fanden 
zunächst  die  bemerkenswerte  Tatsache,  dass  gewisse  Körper  des  Rinder- 
hintes, die  allgemein  als  den  Eiweisskörpern  nahestehend  betrachtet  werden, 
aus  dem  Fötus  in  die  Mutter  gelangen.  Damit  wurde  ein  Beweis  für  ein 
Vorkommnis  erbracht,  das  seit  langem  postulirt  und  für  das  Leben  des 
Fötus  für  bedeutungsvoll  angenommen  wurde.  — Produkte  des  Fötus 
können  an  die  Mutter  abgegeben  werden;  denn  es  zeigte  sich,  dass  der 
Fötus  Hämolysine  zu  bilden  im  stände  ist  und  dass  er  dieselben  zum  Teil 
an  die  Mutter  abgiebt.  — Aus  den  Versuchen  geht  ferner  hervor,  dass  der 
Fötus  schon  iutrauterin  — wenigstens  in  den  vorgeschrittenen  Stadien 
seiner  Entwickelung  — mit  der  Fähigkeit  begabt  ist,  gegen  fremde,  ihm 
zugeführte  Stoffe  mit  der  Bilduug  von  Antikörpern  zu  reagiren.  — Was 
die  Frage  anbetrifft,  in  welcher  Weise  die  Substanzen,  welche  dem  Fötus 
einverleibt  werden,  auf  die  Mutter  übergehen,  so  ging  aus  Versuchen, 
welche  sich  mit  der  Prüfung  von  fötalem  Serum  nach  Einverleibung  einer 
fremden  Blutart  in  die  Mutter  beschäftigten,  hervor,  dass  die  in  der 
Mutter  gebildeten  Hämolysine  als  solche  die  placentare  Scheidewand 
passiven.  Dagegen  konnte  man  nach  Vorbehaudlung  des  Fötus  in 
der  Mutter  unter  gewissen  Umständen  sowohl  das  Auftreten  passiver  als 
auch  aktiver  Hämolysine  beobachten.  — Sehr  auffallend  war,  dass  in  allen 
jenen  Fällen,  in  welchen  die  Föten  die  experimentelle  Einverleibung  der 
Sera  nicht  übel  lebten  und  vorzeitig  ausgestossen  wurden,  stets  im  mütter- 
lichen Serum  der  Nachweis  aktiver  Hämolysine  zu  erbringen  war,  während 
in  einem  Falle,  in  welchem  der  Fötus  den  Eingriff  durch  lange  Zeit  ertrug 
und  lebend  entwickelt  wurde,  nur  der  Nachweis  einer  passiven  Immuni- 
sirung  der  Mutter  gelang.  Aus  der  Tatsache,  dass  in  jenen  Fällen  im 
mütterlichen  Serum  aktive  specitische  Hämolysine  auftreteu,  ist  der  Schluss 
"zu  ziehen,  dass  hier  die  zur  Bildung  der  Hämolysine  erforderlichen  Be- 
standteile der  fremden,  dem  Fötus  injiciiten  Blutart  in  den  Kreislauf  di-r 
Mutter  gelangt  sind,  eine  Tatsache,  die  die  Verff.  des  genaueren  zu  erklären 
suchen.  — Schliesslich  untersuchten  K.  und  M auch  das  Verhalten  der 
Amnios-  und  Aliantoisflüssigkeit  auf  Hämolysine.  Weder  die  speci- 
ffschen  Hämolysine  der  Muttertiere,  noch  die  specifischen  Hämolysine  des 
Fötus  waren  in  der  jeweiligen  Amnios-  oder  Ailautoisflüssigkeit  nach- 
zuweisen. Weder  durch  Hinzufügen  des  inaktivirten  Serums  der  Mutier 
oder  eines  normalen  Ziegenserums  gelang  es  in  den  genannten  Flüssig- 
keiten die  specifischen  Hämolysine  für  Rinderblut  nachzuweisen.  Nach 
diesen  Befunden  ist  also  mit  Sicherheit  zu  behaupten,  dass  weder  aus  dem 
mütterlichen  noch  aus  dem  kindlichen  Serum  Hämolysine  in  das  Frucht- 
wasser übergehen  und  dass  daher,  wie  auch  Polano  gefunden  hat,  da« 
Fruchtwasser  weder  reines  kindliches  noch  reines  mütterliches  Serum  sein 
könne.  Br.  Wolff. 

Hinwendungen  «erden  au  die  Adresse  des  Herrn  Lieh.  Med.-Kat  Prof.  Dr.  M.  Bernhardt  (Berlin  H 
Kr^nxÖsiftche  Strasse  1*1)  oder  an  die  Vorlagshandlung  (Berlin  NW,.  Unter  den  Linden  68)  erbeten 

Verlag  von  August  H irttrli«  »Id  in  Berlin.  — l'ruek  foa  I«.  Sr  hu  mar  her  in  llrrlia  X 94. 


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für  die 


edicinischen  Wissenschaften. 


Unter  Mitwirkung  von 

Prof.  Dr.  H.  Senator,  Prof.  Dr.  E.  Salkowski, 

redigirt  von 

Prof.  Dr.  M. 

in  Barlin. 


1905.  **•  April- 


liitx.lt:  Wilson,  Vorkommen  eines  vierten  Molarzahncs.  — Form, 
leber  die  Kormelemente  des  Colostrums.  — Hkkq,  du  Boi»  - Hk  v mo  nh  und 
Zcxtz.  Die  Arbeitsleistung  beim  Radfahren. — Monjour,  Verteilung  des  Gallen- 
farbstoffs  bei  Ikterus.  — Einhorn  und  Hrusr.it.  Bestimmung  des  Indols  in  den 
Fäces.  — Lanqbtkin  und  Maveh,  Die  Ei vreisskörper  des  Blutes  bei  Infektion. — 
Boinkt,  Rachitisartige  Euchondrose.  — Nibdnbr,  Uebur  ankylosireude  Wirbel- 
entzündung. — Likrlein,  Hilijkeranbt,  Ucber  Perityphlitis.  — Ballance, 
Thorakoplastik  bei  Empyem.  — Bkckkh.  Ucber  den  Farbensinn  bei  künstlicher 
Beleuchtung.  — Vogt,  Wirkung  der  Anilinfarben  auf  das  Auge.  — Schulze. 
Seltener  otogener  Senkungsabscess.  — Iwanofk,  Ueber  Pharyngitis  granulosa. — 
Kistke  und  Tbautmann.  Wernkh.  Zur  Desinfektion  mit  Formaldehyd.  — 
Rom,  Fickkb  und  Hoffmann,  Ueber  deu  Nachweis  von  Typhusbacillen.  — 
Loeb,  Zur  Wirkung  des  Pyrenols.  — Kl i kn kbkrgkr,  Fortleitung  der  Geräusche 
im  Thorax.  — Hermann,  Krauhk.  Zur  Magenchirurgie.  — Zufpingrr,  Wert 
der  Scbutzimpungen  gegen  Diphtheritis.  — v.  Taboua.  Zur  Diaguostik  der  Pleura- 
exsudate. — Oppenheim.  Ueber  Polymyositis.  — Benjamin,  Lungengaugrän 
und  Hirnabsress.  — Huer,  Elektrisch-diagnostische  Mitteilungen.  — Jksionek 
und  Kiolrmrnoglou,  Protozoönartige  Gebilde  bei  Syphilis.  — Gassmann, 
Nephritis  nach  Einreibung  von  Perubalsam.  — Polland,  Therapeutische  Ver- 
suche mit  Radium.  — Trkvithick,  Nachweis  von  Tuberkelbacillen  im  Harn.  — 
Johnson,  Zur  Blasentuberkulose.  — Pollak,  Ueber  Hypoplasie  uteri. 


J.  T.  Wilson,  Two  cases  of  fourth  molar  teeth  in  the  skulls  of  an 
australian  aboriginal  and  a New-Galedonian.  Journ.  of  anat.  and  physiol 
1905,  p.  120. 

W.  beschreibt  einen  Eingeborenen-Schädel  von  Queensland  mit  einem 
vierten  Molaren  jederseits  im  Oberkiefer.  Der  überzählige  Zahn  ist  etwas 
kleiner  als  die  vorderen  Backzähne,  im  übrigen  aber  wohl  ausgebildet. 
Im  Unterkiefer  waren  nur  drei  Molaren  vorhanden,  doch  fand  sich  rechts 
distal  vom  Weisheitszabn  eine  Zuckerkandl’sche  Delle,  eine  rudimentäre 
Alveole.  Ein  zweiter  Fall  stammt  aus  Neu-Caledonien  und  zwar  ebenfalls 
von  einem  männlichen  Craniuni.  Auch  hier  ist  beiderseits  im  Oberkiefer 
ein  kleiner  überzähliger  Molar  vorhanden.  Dieses  Vorkommen  ist  überaus 
selten,  es  sind  nur  wenige  Fälle  bekannt.  Reste  einer  vierten  Molaralveole 
lassen  sich  indessen  häutiger  bei  iugendlichen  Schädeln  in  Form  einer 
XL1II.  Jahrgang.  17 


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258 


Popi-kr.  — Rnu;.  du  Bois-Reymond  und  Zuktz. 


No.  16. 


blind  endenden  Nische  oder  Grube  bei  jüngeren,  als  Dellen  bei  älteren 
Schädeln  nachweiseu.  Vierte  Molaren  sind,  wie  das  nicht  sehr  reichliche 
statistische  Material  ergiebt,  bei  Negern  häufiger  als  bei  Europäern,  bei 
Australierschädeln  sind  sie  ebenfalls  teils  ausgebildet,  teils  rudimentär 
öfters  angetroffen  worden  (W.  Krause).  — Gelegentlich  treten  auch  bei 
anderen  Primaten  vierte  Molaren  auf,  so  beim  Chimpanse.  Zu  der  Frage, 
ob  dieser  Variation  eine  phylogenetische  Bedeutung  zukomme,  stehen  sich 
die  Ansichten  der  Autoren  schroff  gegenüber.  In  der  Tat  muss  man  weit 
in  der  Tierreihe  zurückgehen  (Beutler),  um  auf  eine  Vierzahl  der  Molaren 
zu  stossen.  Bradley  hat  sich  in  einem  ähnlichen  Falle  dahin  ausge- 
sprochen, dass  man  in  einer  überzähligen  Zahl  lediglich  eine  Variation, 
bedingt  durch  eine  über  das  gewöhnliche  Maass  hinausgehende  Verlängerung 
der  Zahnleiste  zu  erblicken  habe,  und  dieser  Ansicht  schliesst  sich  W.  an. 
In  der  Tat  findet  sich  auch  beim  Vorhandensein  eines  vierten  Molaren 
stets  der  Alveolarfortsatz  nach  hinten  verlängert.  Die  Ursprungsweise  des 
dritten  Volaren,  die  Häufigkeit  seiner  gelegentlichen  Unterdrückung,  seiner 
Existenz  als  nicht  durchgebrochener  Zahn  wiederhole  sich  beim  vierten, 
nur  ist  das  Zahlenverhältnis  ein  ungemein  viel  ungünstigeres.  Ueber  die 
beim  Embryo  wirkenden  Ursachen  sind  wir  allerdings  völlig  im  Dunkeln. 
Ist  eine  fortgesetzte  Proliferationskraft  des  frei  wachsenden  hinteren  Zabn- 
leistenendes  gegeben,  zusammen  mit  einer  alveolar-segmentaleu  Wieder- 
holung vasoformativer  Reize,  so  dürfte  der  Erfolg  der  sein,  dass  so  weit 
der  Raum  reicht,  in  dem  verlängerten  Alveolarfortsatz  weitere  Keime  unter 
Erhöhung  der  Gliederzahl  der  Reihe  zur  Entwickelung  gelangen.  Poll. 


II.  Popper,  Ueber  die  Formelemente  des  Colostrums,  ihre  Entstehung  und 
Bedeutung.  Arch.  f.  ges.  Physiol.  Bd.  105,  11.  u.  12.  H. 

Verf.  macht  eine  Anzahl  von  Gründen  gegen  die  Ueukocytenherkunft 
der  Colostrumkörperchen  geltend  und  kommt  zu  dem  Schluss,  dass  sie 
vom  Epithel  stammen.  Er  fasst  das  Colostrum  als  Sekretionsprodukt  der 
Milchdrüsen  des  Menschen  und  der  Säugetiere  beiderlei  Geschlechts  und 
jeden  Alters  auf,  zu  Zeiteu,  in  welchen  es  Zellen  nicht  entzündlichen  Ur- 
sprunges in  grösserer  Zahl  enthält.  Die  verschiedenen  Colostrumarten  sind 
qualitativ  gleich  zusammengesetzt.  Differenzen  bestehen  nur  in  der  Ur- 
sache der  Entstehung.  Die  Colostrumkörperchen  sind  Zellen,  die  vom 
Epithel  der  Alveolen  oder  Gänge  losgelöst  sind  und  dann  in’s  Lumen 
geraten.  Hier  können  sie  noch  eine  kurze  Zeit  Lebenserscheinnngeu  auf- 
weisen, verfallen  aber  bald  der  fettigen  Degeneration. 

Gust.  Emanuel. 

W.  Berg,  R.  »ln  Hois-Keymond  und  L.  Zuntz,  Ueber  die  Arbeitsleistung 
beim  Radfahren.  Arch.  f.  Anat.  u.  Physiol.  Physiol.  Abteil.  Suppl. 
1904.  S.  20. 

Nach  einer  neuen  Methode  wurde  die  zur  Fortbewegung  eines  Rades 
mit  darauf  sitzendem  Radfahrer  nötige  Arbeitsleistung  bestimmt  und  mit 
den  von  Zuntz  schon  früher  gefundenen  Werten  für  den  genannten  Energie- 
aufwand des  Radfahrers  verglichen.  Es  ergab  sieb  dabei,  dass  nur  etwa 


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No.  16. 


Monjocr.  — Einhorn  und  Hühner. 


25» 


28  pCt.  der  Gesammtenergie  zur  Fortbewegung  ausgenützt  werden,  wonach 
das  Rad  als  eine  für  den  menschlichen  Körper  verhältnismässig  unrentable 
Maschine  zu  betrachten  ist  Dass  wir  trotz  dieses  grossen  Kraftaufwandes 
auf  dem  Bade  verhältnismässig  wenig  ermüden,  beruht  nach  den  Ver- 
mutungen der  Verff.  auf  einem  psychologischen  Moment,  denn  offenbar 
wird  die  Empfindung  der  Anstrengung  durch  die  Schätzung  der  Arbeit 
beeinflusst,  und  diese  muss  falsch  sein,  weil  wir  das  Vorwärtskommen  auf 
dem  Rade  unbewusst  mit  dem  Vorwärtskommen  beim  Laufen  vergleichen. 
Bekanntlich  wird  besonders  beim  schnellen  Fahren  der  grösste  Teil  der 
Arbeit  zur  Ueberwindung  des  Luftwiderstandes  aufgebracht  und  in  dieser 
Beziehung  ist  es  interessant,  dass  es  gelang,  nachzuweisen,  dass  1,5  m 
hinter  dem  Rade  der  Luftwiderstand  für  ein  folgendes  Rad  immer  noch 
etwa  25  pCt.  kleiner  ist  als  für  des  vorausfahrende;  ein  Befund,  der  vor 
allem  in  Bezug  auf  die  arbeitsparende  Wirkung  der  Schrittmacher  be- 
deutungsvoll ist.  Endlich  betonen  die  Verff.,  dass  die  krumme  Haltung 
des  Radfahrers  nicht  nur  in  Bezug  auf  den  Luftwiderstand  die  günstigere 
ist.  sondern  auch  das  jedesmalige  Heben  der  Schenkel  wesentlich  erleichtert, 
weil  dabei  der  Ileopsoas  von  vorn  herein  gespannt  ist.  Die  Aerzte  haben 
daher  nicht  ohne  weiteres  das  Recht,  auf  eine  „gute“  Haltung  beim  Rad- 
fahren zu  dringen.  G.  F.  Nicolai. 


Ch.  Monjour,  Sur  la  teneur  du  liquide  cäphalo-racbidien  en  pigments 
biliaires  dann  les  icteres  choluriques.  Compt.  rend.  de  la  soc.  de  biol. 
T.  LV1I,  p.  397. 

M.  entnahm  bei  6 Ikterischen  gleichzeitig  Ham,  Blut  durch  Venen- 
punktion und  Cercbro8pinalflüssigkeit  und  untersuchte  deren  Gallengehalt. 
Er  fand,  dass  die  Cerebrospinalflüssigkeit  nicht  deutlich  fluorescirt,  dass 
sie  Gallenpigmente  nicht  in  der  Menge  enthält,  um  mittels  klinischer  Me- 
thoden nacbgewiesen  werden  zu  können,  während  Harn  und  Serum  reich 
daran  sind;  dass  sie  Gallensäure  in  Spuren  aufweist.  Entweder  stellt  die 
Cerebrospinalflüssigkeit  kein  Transsudat  dar,  oder  die  Galienbestandteile 
werden  in  ihr  schnell  verändert.  A.  Loewy. 


M.  Einhorn  und  R.  Hühner,  Colorimetrische  Bestimmung  von  Indol  in 
Fäces  und  Harn  vermittelst  der  Ehrlich’schen  Dimethylaininobenzaldehyd- 
Reaktion.  Festschrift  für  E.  Salkowski.  Berlin  1904.  S.  89. 
Baumstark  verglich  die  Rotfärbung  des  mit  Ehrlich’s  Reagens  ver- 
setzten alkoholischen  Fäcesextraktes  mit  Indollösungen  bestimmter  Stärke. 
Da  die  Farbe  der  letzteren  unbeständig  ist,  stellten  die  Verff.  Cobalt- 
chloridlösungen her  (Cobaltchlorid  4,0,  Acid.  hydrochlor.  1,0,  Aqu.  dest. 
100,0),  die  sie  durch  Verdünnen  einer  Lösung  von  0,001  bczw.  0,002  Indol 
ad  1000  gleich  machen  und  bestimmen  mit  ihrer  Hülfe  colorimetrisch  den 
Indolgehalt  der  alkoholischen  Fäcesauszüge.  A.  Loewy. 


17* 


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260 


Lasgstkin  und  Mayer.  — Boikkt.  — Nied»««. 


No.  16. 


L.  Langstein  und  M.  Mayer,  Deber  das  Verhalten  der  Ei  weisskörper 
des  Blutplasmas  bei  experimentellen  Infektionen.  Beitr.  z.  ehern.  Pbysiol. 
u.  Pathol.  Bd.  5,  S.  69. 

Die  Verff.  zeigen,  dass  Blut  nicht  nur  morphologisch  bei  verschiedenen 
Krankheiten  erhebliche  Aenderungen  aufweist,  sondern  dass  sich  auch 
solche  in  der  quantitativen  Zusammensetzung  der  Piasmaei weisskörper  zu 
erkennen  geben.  Nach  bekannten  Methoden  wurde  ermittelt,  dass  der 
Pibrinogengehalt  des  Plasmas  normalerweise  schwankt,  derselbe  erfährt 
eine  starke  Vermehrung  unter  dem  Einfluss  der  Streptokokken-  und 
Pneumokokkeninfektion,  während  Impfung  mit  anderen  Infektionserregern 
kein  eindeutiges  Resultat  ergeben.  Das  Verhältnis  von  Globulin  zu  Albumin, 
der  „Eiweissquotient“,  sinkt  in  der  Norm  beim  Kaninchen  nicht  unter  den 
Wert  1:2;  bei  fast  sämmtlichen  immunisirten  oder  infektiös  erkrankten 
Tieren  ist  eine  Zunahme  des  Gesammtglobulins  und  Abnahme  des  Albumins 
von  solcher  Stärke  zu  constatiren,  dass  der  Quotient  unter  1 : 1 sinkt, 
ln  allen  Fällen  von  Infektion  ist  der  Gesammteiweissgehait  des  Blutes 
erhöht.  Neuberg. 


Boinet,  Enchondrose  rachitiforme.  Arch.  genör.  de  möd.  1904,  No.  43. 

Genauer  Bericht  über  zwei  neue  Beobachtungen  dieser  seltenen  Krank- 
heit, einer  davon  mit  Oduktionsbefund.  Beide  Male  bandelte  es  sich  um 
Contusionen  der  Metacarpophalangealgegend  im  Alter  von  8 — 9 Jahren, 
also  in  der  Wachstumsperiode.  Einige  Jahre  später  traten  an  diesen 
Stellen  Enchondrome  auf,  weiterhin  auch  an  Metatarsalknochen,  an  den 
Epiphysen  der  langen  Röhrenknochen,  welche  vielfach  rachitische  Ver- 
krümmungen und  Verkürzungen  zeigten,  ferner  an  den  Rippen  unter  gleich- 
zeitiger rachitischer  Deformirung  des  Thorax.  In  einem  Falle  blieben  die 
Geschwülste  gutartig.  Im  anderen  Falle  dagegen  entwickelte  sich  an 
Stelle  des  excidirten  Primärtumors  ein  Recidiv  in  Gestalt  eines  Chondro- 
myxsarkoms.  Der  Patient  ging  unter  den  Erscheinungen  eines  Hirntumors 
zu  Grunde;  bei  der  Sektion  fand  sich  ein  Osteochondromyxom  des  Keil- 
beins von  Mandarinengrösse,  welches  das  Chiasma  und  die  Hypophysis 
comprimirt  und  sich  iu  den  rechten  Schläfenlappen  eingebohrt  hatte. 

Beitzke. 

0.  Niedner,  Heber  die  der  chronischen  ankylosirenden  Wirbelsäulen- 
entzündung zu  Grunde  liegenden  anatomisch-pathologischen  Verhältnisse. 
Charite-Annalen.  18.  Jahrg. 

Auf  Grund  von  Röntgenuntersuchungen  bei  einem  62jährigen  Patienten 
mit  dem  Bechterew’schen  Typus  der  ankylosirenden  Wirbclentzündung 
nimmt  N.  an,  dass  das  pathologisch-anatomische  Substrat  dieser  Form 
ganz  in  gleicher  WTeise  wie  das  der  sog.  Marie-Strümpell’schen  Form  oder 
der  Spondylose  rhizomeliqnc  in  einem  ossifleirenden  Process,  welcher  die 
Zwischenwirbelscheibeu  und  Bandapparate  der  Wirbelsäule  in  Mitleiden- 
schaft zieht,  zu  suchen  ist.  Joachims thal. 


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No.  16. 


Likulkin.  Hildkrrandt. 


261 


1)  V.  Lieblein,  Ueber  die  Behandlung  des  akuten  perityphlitiscben  An- 
falles mit  besonderer  Berücksichtigung  der  Frühoperation.  Prager  med. 

Wochenschr.  1904,  No.  42 — 40. 

2)  W.  Hildebrandt,  Deber  complicirende  Nephritis  bei  Perityphlitis. 

Mitteil,  aus  d.  Grenzgeb.  d.  Med.  u.  Chir.  14.  Bd.,  1.  u.  2.  H.,  S.  202. 

1)  Folgende  zwei  Tatsachen  drängen  mehr  und  mehr  dazu,  alle  Fälle 
von  akuter  Perityphlitis  innerhalb  der  ersten  48  Stunden  chirurgisch  be- 
handeln zu  lassen:  erstens,  dass  bereits  um  diese  Zeit  schwere  Verände- 
rungen am  Wurmfortsatz  und  am  Bauchfell  vorhanden  sein  können, 
zweitens,  dass  es  oft  ganz  unmöglich  ist,  aus  den  klinischen  Symptomen 
die  anatomische  Diagnose  der  vorliegenden  Erkrankung  zu  stellen.  — Von 
9 seit  dem  Jahre  1903  ohne  Auswahl  des  Materials  innerhalb  der  ersten 
zwei  Tage  operirten  Fällen  starb  nur  einer,  ein  78jähriger  schwer  septi- 
scher Mann  2 Stunden  nach  der  Operation  im  Collaps.  Die  erhobenen 
Befunde  waren  überaus  mannigfaltig  und  lehrreich:  innerhalb  der  ersten 
24  Stunden:  1 Fall  mit  Entzündung  des  Wurmfortsatzes  und  beginnender 
Nekrose,  Peritoneum  frei;  2 Fälle  mit  Perforation  des  Wurmfortsatzes, 
Eiter  frei  in  der  Bauchhöhle;  1 Fall  mit  Perforation  des  Wurmes  und 
diffuser  eitriger  Peritonitis.  Innerhalb  des  zweiten  Tages  der  Erkrankung 
wurden  operirt:  1 Fall  mit  diffuser  eitriger  Peritonitis  (f);  3 Fälle  mit 
begrenzter  eitriger  Peritonitis  nach  Perforation  resp.  Gangrän  des  Wurm- 
fortsatzes; 1 Fall  mit  trübserösem  Exsudat  im  Bauchraum.  — „Wir  müssen 
darnach  trachten,  dass  die  Frühoperation  der  Perityphlitis  eine  Früh- 
operation in  des  Wortes  wahrster  Bedeutung  sei,  d.  h.  dass  wir  den  Proc. 
vermif.  noch  erreichen,  bevor  er  gangränös  und  bevor  er  perforirt  ist.“ 

Bei  Fällen,  bei  denen  der  Bauchraum  tamponirt  werden  musste,  kommt 
als  Nachoperation  der  radikale  Verschluss  der  Bauchwunde  durch  Sekundär- 
naht hinzu.  Dieselbe  ist  bei  granulirender  Wunde  2 — 6 Wochen  nach  der 
ersten  Operation,  besser  nach  völliger  Vernarbung  zu  bewerkstelligen.  Bei 
der  Frühoperation  gelangt,  wenn  überhaupt,  fast  ausschliesslich  das  erstere 
Verfahren  zur  Ausführung  und  führt  zu  guten  Resultaten. 

2)  Leichte  Albumiuurie  kommt  nicht  selten  bei  Perityphlitis  vor  und 
ist  keine  gefahrvolle  Erscheinung.  Hingegen  beschrieb  Dibülafoy  im 
Jahre  1903  mehrere  Fälle  von  akuter  toxischer  Nephritis  als  Teilerschei- 
nung einer  durch  Appendicitis  bedingten  sogenannten  „Appendicemie.“ 
Er  rät,  um  die  Gefahr  dieser  Allgemeinintoxikation  zu  vermeiden,  in  jedem 
Falle  von  Perityphlitis  sofortige  Operation.  — H.  beschreibt  sehr  ein- 
gebend einen  Fall  von  akuter  Perityphlitis,  complicirt  durch  akute  hämor- 
rhagische Nephritis.  Ein  16jäbriger  Jüngling,  der  bis  dahin  gesund  war, 
wird  am  zweiten  Krankheitstage  cingeliefert.  In  den  beiden  folgenden 
Tagen  tritt  die  an  sich  schwere  Perityphlitis  völlig  in  den  Hintergrund 
gegenüber  der  schweren  Nephritis  (5,5  pM.  Albanien  bei  ausserordentlich 
geringer  Drinmenge,  Cylinder  etc.).  Nach  14  Tagen  heilt  die  Nephritis 
ab;  während  schon  am  8.  Krankheitstage  die  Bildung  eines  perity phliti- 
schen  Abscesses  sieb  anbahnt,  der  schliesslich  am  27.  Krankheitstage, 
nachdem  die  Nephritis  völlig  abgeheilt  ist,  eröffnet  wird.  Der  Kranke 
genas.  — Auf  Grund  dieses  Falles  widerspricht  H.  dem  Rat  Dieulafoy’s, 
sofort  zu  operiren,  da  von  den  4 von  diesem  Autor  beobachteten  derartigen 


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262 


Ballanck.  — Bkckek.  — Voot. 


No.  16. 


Kranken  2 starben.  Man  soll  in  derartigen  Fällen  nicht  sofort  eingreifeD. 
selbst  bei  Perforation  des  Wurmfortsatzes,  da  die  Kranken  an  ihrer  Ne- 
phritis resp.  an  den  Folgen  der  Narkose  und  Operation  zu  Grunde  gehen. 

Peltesohn. 


11.  A.  Hallnnce,  Seven  cases  of  thoracoplasty  performed  for  the  rclief  of 
chronic  empyema.  Brit.  med.  journ.  1904,  10.  f)ec. 

Verf.  verwirft  bei  der  chirurgischen  Behandlung  des  Empyems  die 
Delorme’sche  Operation  (Abstreifung  der  verdickten  Pleura  pulmonalis) 
wegen  der  Gefahr  der  septischen  Pneumonie.  Er  hat  in  seinen  7 Fällen 
nach  Schede  operirt.  Ein  U-förmiger  Hautmuskellappen  wird  gebildet, 
die  vorliegenden  Rippen  bis  zum  Angulus  resecirt  und  die  darunter  liegende 
Pleura  pariet.  sammt  Mm.  intercost.  weggeschnitten  und  nach  Drainage 
der  Höhle  der  Lappen  zurückgeklappt.  Von  B.’s  7 Fällen  starben  2.  Verf. 
rät,  die  Operation  nicht  früher  als  6 Monate  nach  Entleerung  des  Empyems 
zu  machen.  Philipsthal. 


F.  Becker,  Untersuchungen  über  den  Farbensinn  bei  künstlicher  Be- 
leuchtung. v.  Graefe’s  Arch.  f.  Ophthalm.  LIX.,  S.  424. 

Es  besteht  noch  kein  künstliches  Licht,  das  in  seinem  Farbencbarakter 
einigermaassen  dem  Tageslicht  nahe  käme.  Gemeinsam  ist  allen  künst- 
lichen Lichtarten  eine  starke  Herabsetzung  des  Farbencontrastes  für  Gelb. 
Die  warmen  Lichtarten,  zu  denen  Gas,  Petroleum,  elektrisches  Licht  ge- 
hören, setzen  den  Rotcontrast  herab,  während  derselbe  bei  den  kalten, 
Auerlicht  und  Acetylen,  eine  Steigerung  erfährt.  Der  Grüncontrast  er- 
scheint bei  den  warmen  Lichtarten  nicht  so  gesteigert,  wie  man  erwarten 
sollte.  Den  höchsten  Wert  für  den  Grüncontrast  erhält  mau  bei  dem 
kalten  Acclylenlicht.  Der  Blauconstrast  erscheint  bei  Petroleum  und  elek- 
trischem Glühlicht  etwas  gesteigert,  beim  Auerlicht  ist  er  nahezu  normal, 
beim  Acetylenlicht  wieder  etwas  erhöht.  Horstmann. 


A.  Vogt,  Weitere  experimentelle  und  klinische  Untersuchungen  über  den 
schädlichen  Einfluss  von  künstlichen  Anilinfarben  auf  das  Auge.  Zeit- 
schrift f.  Augenheilk.  Bd.  XIII,  H.  2,  S.  117  u.  H.  3,  S.  226. 

Die  grosse  Zahl  der  in  der  Baseler  Augenklinik  vorkommenden  Fälle 
von  Augenvcrletzungen  durch  Anilinfarben  bei  Arbeitern  der  dortigen  Farb- 
werke bildet  die  Veranlassung  der  vorliegenden  am  Kaninchenauge  ausge- 
führten Experimente:  dieselben  ergaben,  dass  die  sauren,  neutralen  und 
Beizenanilinfarbstoffe  sowie  die  wasserunlöslichen  bei  Einführung  in  den 
Conjuntivalsack  keine  oder  sehr  geringe  Reizerscheinungen  hervorrufen. 
Im  Gegensatz  hierzu  erzeugen  die  basischen  Farbstoffe  schwere,  sich  zu- 
weilen bis  zur  Panophthalmie  steigernde  Entzündungen.  Die  Ursache  für 
diesen  Unterschied  zwischen  der  Schädlichkeit  basischer  und  der  Unschäd- 
lichkeit saurer  Anilinfarbstoffe  liegt  möglicherweise  darin,  dass  basische 
Farbstoffe  weit  leichter  in  die  Zelle  eindringen  und  bekanntlich  zu  dem 
Kern  eine  ausgesprochene  Verwandtschaft  besitzen. 


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No.  16. 


Schulze.  — Iwanoff. 


•263 


Therapeutisch  ist  mit  Tannin,  das  mit  den  basischen  Farbstoffen  un- 
lösliche Verbindungen  bildet,  die  Giftigkeit  der  Anilinfarben  dadurch  auf- 
zuhebeo,  dass  der  Conjuuktivalsack  mit  5 — 10 proc.  Tanninlösung  gründlich 
aasgespült  wird.  Spülungen  mit  Wasser  oder  anderen  Lösungen  vermochten 
den  schweren  Verlauf  nicht  aufzuhalten,  während  alle  Versuche  mit  Tannin 
(einige  Minuten  nach  Applikation  des  Farbstoffes)  die  giftige  Wirkung  be- 
seitigten. Um  die  rechtzeitige  Anwendung  zu  ermöglichen,  wäre  es  em- 
pfehlenswert, in  den  betreffenden  Farbfabriken  solche  Tanninlösungen  stets 
bereit  zu  halten.  G.  Abelsdorff. 


W.  Schulze,  Eine  seltene  Form  von  otogenem  Senkungsabscess.  (Aus 
der  Universitäts-Ohrenklinik  in  Halle  a.  S.)  Arch.  f.  Ohrenheilk.  61.  Bd., 
S.  256. 

SCH. ’s  Mitteilung  bezieht  sich  auf  einen  Fall  von  chronischer  Mittel- 
ohreiterung, der  trotz  Ausräumung  des  Sinus  transversus  und  Bulbus  venae 
jugtilaris  von  der  Thrombose  des  Sinus  petrosus  superior  et  inferior  und 
einen  letalen  Ausgang  nahm.  Die  Thrombophlebitis  breitete  sich  weiter 
auf  den  Plexus  basiiaris  aus,  und  dessen  Vereiterung  führte  zu  einer  extra- 
duralen  Eiteraosammlung  an  der  Schädelbasis  am  vorderen  Bande  des 
For.  magn.  und  entlang  der  Medulla  oblongata  bis  zum  2.  Halswirbel  in 
den  Wirbelkanal  hinein.  Das  Zustandekommen  dieser  ungewöhnlichen  Form 
von  Extraduralabscess  war  wesentlich  bedingt  durch  auffallend  starke  Ent- 
wickelung der  Sinus  petrosi,  wodurch,  nach  Verf.,  die  Propagation  der 
infektiösen  Thrombose  in  dieser  Richtung  Vorschub  geleistet  wurde.  Eine 
weitere  ebenfalls  in  diesem  Sinne  wirksame  anatomische  Abnormität  wurde 
durch  die  breite  Communikation  des  Sinus  petros.  in f.  mit  dem  Plexus 
basiiaris  gebildet  und  zwar  durch  eine,  nicht  immer  constant  gefundene, 
hier  stark  ausgebildete  und  ebenso  wie  die  Sinus  petrosi  eitrig  zerfallene 
Thromben  enthaltende  Vene.  Schwabach. 


Iwanoff,  Ueber  Pharyngitis  gratiulosa.  Arch.  f.  Larvngol.  u.  Rhinol. 

Bd.  16,  H.  2. 

Da  die  Granula,  welche  bei  mit  adenoiden  Wucherungen  behafteten 
Kindern  beobachtet  werden  und  die  Granula,  die  bei  chronischer  Pharyngitis 
Vorkommen,  von  vielen  Autoren  trotz  der  verschiedenen  äusseren  Form  für 
identisch  gehalten  werden,  so  unternahm  Verf.,  ihre  histologische  Struktur 
zu  untersuchen.  Diese  Untersuchungen  ergaben  auch  eine  wesentliche  Ver- 
schiedenheit derselben;  das  Epithel  der  adenoiden  Granula  behält  seinen 
normalen  Charakter,  während  das  der  entzündlichen  stellenweise  verdickt 
und  selbst  verhornt,  stellenweise  verdünnt  und  selbst  geschwunden  ist. 
Dabei  ist  die  Grenze  gegen  die  Mucosa  durch  ein  rundzelliges  Infiltrat 
verstrichen.  Ferner  sind  bei  den  adenoiden  Granula  das  lymphoide  Ge- 
webe sowie  die  Schleimdrüsen  hypertrophisch,  deren  Ausführungsgänge 
stellenweise  erweitert,  während  die  bindegewebige  und  elastische  Grenz- 
schicht nicht  verändert  ist.  Bei  den  entzündlichen  Granula  sind  sowohl 
die  Schleimdrüsen  als  auch  die  bindegewebige  Grenzschicht  von  rund- 
zeiligem  Infiltrat  durchsetzt.  W.  Lublinski. 


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264 


Kister  uud  Tractmann.  Werner. 


No.  16. 


1)  Kister  und  Trautmann,  lieber  Versuche  mit  Formaldehydwasserdampf 
nach  dem  Verfahren  V.  Esmarch’s.  Zeitschr.  f.  Hyg.  1904,  Bd.  40, 
S.  379. 

2)  G.  Werner,  Zur  Kritik  der  Formaldehyddesinfektion.  Arch.  f.  Hyg. 
1904,  Bd.  50,  S.  305. 

1)  Verff.  brachten  in  einem  Apparate  von  1 cbm  Inhalt  1 — 2proc. 
Formaldebydlösung  so  zur  Verdampfung,  dass  die  Temperatur  in  dem 
Raume  60 — 75°  C.  betrug.  Gleichzeitig  wurde  der  Raum  um  200—  500  mm 
evakuirt.  Der  Formalindampf  wirkte  bis  zu  2 Stunden  ein.  Als  Test- 
proben waren  an  Seidenfäden  angetrocknete  Milzbrandsporen,  Staphylo- 
kokken und  Colibakterien  ausgesetzt.  Es  zeigte  sich,  das  bei  der  ge- 
wählten Versuchsanordnung  es  nicht  möglich  ist,  den  ganzen  Innenraum 
des  Apparates  mit  Formaldehydwasserdampf  zu  füllen.  Eine  Tiefenwirkung 
war  nicht  nachweisbar. 

2)  W.  hat  die  von  SPENGLER  uud  Roemer  gegen  die  Formaldehyd- 
desinfektion erhobenen  Bedenken  nachgeprüft  und  ist  zu  wesentlich  andereu 
Resultaten  gekommen.  Spengler  hatte  tuberkulöses  Sputum  als  Test- 
objekt benutzt  uud  die  Abtötung  der  Tuberkelbacillen  nicht  durch  das 
Tierexperiraent  geprüft,  vielmehr  das  Material  auf  dem  von  Hesse  em- 
pfohlenen Heyden-Agar  ausgestrichen.  Daraus,  dass  er  dann  bei  Unter- 
suchung mittels  Klatschpräparates  an  einzelnen  Fällen  Tuberkelbacillen  in 
mehr  oder  weniger  grossen  Haufen  fand,  batte  er  geschlossen,  dass  die 
Tuberkelbacillen  sich  auf  dem  Nährboden  vermehrt  hatten,  also  nicht  ab- 
getötet waren.  W.  weist  nun  nach,  dass  Spengler  vermutlich  Opfer  einer 
Täuschung  geworden  ist.  Derartige  Häufungen  von  Tuberkelbacillen  an 
einzelnen  Stellen  findet  mau  unmittelbar  nach  dem  Ausstreichen,  die 
stärker  bacillenhaltigen  Bröckelchen  machen  eine  homogene  Verteilung  der 
Tnberkelbacillen  auf  dem  Nährboden  unmöglich.  Da  sich  der  Heyden-Agar 
überhaupt  als  ein  nicht  besonders  günstiger  Nährboden  für  Tuberkel- 
bacillen erwies,  so  wird  die  erfolgte  Abtötung  nach  wie  vor  durch  das 
Tierexperiment  controllirt  werden  müssen.  Roemer  hatte  aus  dem  Ausfall 
von  4 Desinfektionsversuchen,  die  zum  Teil  nach  wenig  leistungsfähigen 
Verfahren  ausgeführt  waren,  geschlossen,  dass  die  bisher  mitgeteilten 
günstigen  Resultate  dadurch  zu  erklären  seien,  dass  die  Experimentatoren 
die  Kntwickelungsheminung  des  Formaldehyds  nachträglich  nicht  ausge- 
schaltet hätten,  sodass  lediglich  Scheinerfolge  zu  verzeichnen  seieu.  W. 
konnte  nachweisen,  dass  die  Nachbehandlung  der  Testobjekte  mit  Aramoniak- 
wasser,  welche  Roemer  fordert,  nicht  die  Resultate  durchgreifend  ändert; 
vielmehr  keimten  nicht  selten  die  unmittelbar  in  den  Nährboden  gebrachten 
Proben  eher  aus,  als  die  mit  Ammoniakwasser  behandelten. 

W.  benutzte  zu  seinen  Versuchen  als  Testobjekte  Milzbrandsporen, 
Staphylokokken  und  tnberkelbacillenhaltiges  Material,  der  Formaldehyd 
wurde  in  der  Regel  mittels  des  Breslauer  Apparates,  einige  Male  mittels 
des  combinirten  Aeskulap  von  Schering,  einmal  mitttels  des  Autoklaven 
von  Trxllat  entwickelt.  Die  Abtötung  der  Proben  wurde  durch  Uebcr- 
tragen  in  Nährbouillon,  bei  den  Tuberkelbacillen  durch  den  Tierversuch 
controllirt.  Es  zeigte  sich,  dass  bei  Sommertemperaturen  mit  den  gewöhn- 
lichen Methoden  der  Formaldehyddesinfektion  eine  Abtötung  der  Tubcrkel- 


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No.  16. 


Roth.  Kickkr  und  Hoffmans.  — Lokh. 


265 


bacillen,  Staphylokokken  und  Milzbrandsporen  erzielt  werden  kann,  dass 
dies  aber  bei  letzteren  nicht  mit  Sicherheit  der  Fall  ist,  selbst  wenn  die 
Formaldehydmengen  ganz  bedeutend  gesteigert  werden.  Es  muss  daher, 
wenn  die  Temperatur  des  Raumes  unter  10°  liegt,  eine  Anwärmung  er- 
folgen. Hierbei  ist  dann  aber  in  Betracht  zu  ziehen,  dass  stärker  erwärmte 
Flächen  durch  Formaldehyddämpfe  selbst  nicht  desinficirt  werden,  sowie 
dass  ein  nicht  vollständig  geschlossener  warmer  Ofen  mit  Abzugsrohr  einen 
namhafteu  Abdichtungsfehler  darstellt.  H.  Bischoff. 


E.  Roth,  Versuche  über  die  Einwirkung  des  Trimethylxanthins  auf  das 
Bacterium  typhi  und  coli.  Arch.  f.  Hyg.  1904,  Bd.  49,  S.  199. 

M.  Fieker  und  W.  Hoffmann,  Weiteres  über  den  Nachweis  von  Typhus- 
bacillen. Ebenda.  S.  229. 

In  zahlreichen  sorgfältig  ausgeführten  Versuchen  über  die  Einwirkung 
von  Alkaloiden  auf  Typhus-  und  Colibacilleu  fand  R.,  dass  durch  einen 
Zusatz  von  gewissen  Mengen  Coffein  zu  bestimmten  Nährböden  die  Ent- 
wickelung, ja  sogar  die  Lebensfähigkeit  des  Bact.  coli  vollständig  gehemmt 
werden  kann,  während  unter  den  nämlichen  Verhältnissen  Typhusbacillen 
garnicht  oder  nur  wenig  beeinflusst  werden.  Auf  Grund  der  Versuche  von 
R.  haben  F.  und  H.  das  erste  wirkliche  Anreicherungsverfahren  für  Typhus- 
bacillen ausgearbeitet,  ln  eine  mit  Coffein  und  Krystallviolett  versetzte 
Bouillon  wird  von  dem  zu  untersuchenden  Stuhle  eine  Einsaat  gemacht 
und  diese  13  Stunden  bei  37°  gehalten.  Nach  dieser  Zeit  wird  auf 
Drigalski-Conradi-Plattcn  ausgestrichen,  ln  der  Vorcultur  findet  nur  eine 
relative  Anreicherung  der  Typhusbacillen  gegenüber  Colibakterien  statt, 
andere  Bakterien  vermehren  sich  ebenfalls,  zum  Teil  schneller  als  die 
Typhusbacillen.  Diese  Bakterien  werden  dann  aber  auf  dem  Drigalski- 
Conradi-Agar  zurückgehalten.  Nach  dem  Verfahren  gelang  es  Typhus- 
keime aus  dem  Stuhle  mit  Sicherheit  selbst  noch  bei  einem  Gehalt  von 
1 Typhusbacillus  auf  600Ü0  Fäceskeime  nachzuweisen,  auch  für  den  Nach- 
weis von  Typhuskeimen  im  Wasser  leistet  die  Methode  viel. 

H.  Bischoff. 


F.  Loeb,  Ueber  den  therapeutischen  Wert  des  Pyrenols,  nebst  Bemerkungen 
zur  Frage  der  Salicylwirkung  auf  das  Urogenitalsystem.  Berl.  klin. 
Wochenschr.  1904,  No.  41. 

Pyrenol,  eine  Verbindung  von  Salicylsäure,  Benzoesäure  und  Thymol, 
ist  ein  weisses,  krystallinisches,  leicht  hygroskopisches  Pulver  von  aroma- 
tischem Geruch  und  süsslichem,  leicht  prickelndem  Geschmack;  es  ist  in 
Wasser  (1  : 5)  und  in  Alkohol  (1  : 10)  löslich.  Seine  Wirksamkeit  ent- 
faltet es  nach  Angabe  verschiedene  Autoren  bei  Erkrankungen  der  Respi- 
rationsorgane, bei  rheumatischen  Affektionen  und  solchen  infektiöser  Natur; 
L.  berichtet  nur  über  die  Beeinflussung  der  Respirationskrankheiten  durch 
das  Pyrenol.  Als  Hauptwirkung  des  Mittels  wurde  constatirt:  1.  eine  ex- 
pektorirende,  solvirende,  2.  eine  die  Neubildung  des  Sekretes  beschränkende 
und  3.  eine  auf  den  Husten  sedative  Wirkung  bei  Asthma.  Erwähnt  sei 
noch,  dass  es  weit  weniger  schweisstreibend  wirkt,  als  reine  Salicylsäure, 


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Klik.nkiikkckk.  — Hkiuiann.  Kkausk. 


No.  16. 


dass  es  weder  auf  die  Cirkulationsorgane,  noch  auf  den  Verdanungstraktus 
nachteilig  wirkt,  und  dass  es,  wie  die  Salicylreaktiou  des  Urins  zeigt, 
schnell  resorbirt  wird.  Man  giebt  zweistündlich  entweder  1 Tablette 
ä V2  g,  oder  einen  Esslöffel  einer  4— 5proc.  Lösung,  Kindern  (bei  Keuch- 
husten u.  dergl.)  entsprechend  weniger.  Verf.  kommt  im  Anschluss  daran 
zu  der  in  letzter  Zeit  viel  erörterten  Frage,  ob  Salicyl  auf  den  Harnapparat 
schädlich  wirkt  (s.  dieses  Cbl.  1004,  No.  43.  Ref.).  Er  kommt  zu  dem 
Resultat,  dass  Salicyl  in  Dosen,  wie  sie  der  Praktiker  anzuwenden  pflegt, 
niemals  eine  Nierenreizung  (toxische  Nephritis)  erzeugt. 

K.  Krontbal. 


C.  Klieneberger,  Ueber  die  Fortleitung  von  Herz-  und  Gefässgeräuschen 
im  Thorax.  Deutsches  Arch.  f.  k I in.  Med.  Bd.  82,  H.  1 n.  2. 

Verf.  hat  an  einer  grösseren  Anzahl  normaler  und  herzkranker  In- 
dividuen die  Frage  der  Fortleitung  der  akustischen  Phänomene  des  Herzens 
geprüft  und  kommt  dabei  zu  folgenden  Resultaten:  Bei  einer  gewissen, 

relativ  geringen  Intensität  werden  die  am  Herzen  und  an  den  grossen  Ge- 
lassen auftretenden  akutischen  Erscheinungen  im  ganzen  Thorax  fortgeleitet, 
ln  der  Norm  hört  man  am  Thorax  an  bestimmten  Punkten  (Supraclavicular- 
region  links  und  rechts,  ebenso  die  Intraclavicuiarregion  beiderseits,  ferner 
in  der  rechten  Seitenwaud  und,  wesentlich  stärker,  in  der  liukcn,  sehr 
leise  in  den  Fossae  supraspinatae  etc.)  ein  leises  systolisches  Geräusch 
und  einen  wenig  accentuirten  zweiten  Ton.  Eine  Verstärkung  dieser  Phä- 
nomene findet  sich  bei  Klappenfehlern  und  bei  chlorotischen  und  anämi- 
schen Geräuschen.  Systolische  Geräusche  der  Mitralis  pflanzen  sich  be- 
sonders in  die  linke  Thoraxhälfte,  specicll  in  die  untere  Hälfte  des  linken 
Interscapularraumes  fort;  das  präsystolische  und  diastolische  Geräusch  der 
Mitralis  wird  besonders  in  die  linke  Achsel  fortgeleitet.  Durch  die  Aorten- 
insufficienz  resp.  -Stenose  wird  häufig  ein  systolisches  Brausen  in  den 
grossen  Gefässen  erzeugt,  das  sich  durch  die  ganzen  Lungen  fortleitet  und 
besonders  deutlich  in  den  Fossae  supraspin.  erscheint.  Ein  systolisches 
lautes  Brausen  über  den  Lungen  kann  durch  Aortenfehler,  durch  Mitral- 
fehler, durch  Pulmonalfebler  und  durch  angeborene  Anomalien  bedingt 
werden.  Im  Allgemeinen  wird  die  Intensität  dieses  Phänomens  bei  den 
letzten  Kategorien  von  Erkrankungen  am  grössten  sein.  L.  Perl. 


1)  A.  Hermann.  Zur  chirurgischen  Behandlung  gutartiger  Magensteuosen. 
Wiener  klin.  Wochenschr.  1903,  No.  48. 

2)  P.  Krause,  Erfahrungen  in  der  Magenchirurgie.  Berl.  klin.  Wochenschr. 
1903,  No.  47  u.  48. 

1)  Bei  der  chirurgisches  Behandlung  der  narbigen  Magenstenose  räumt 
eine  Reihe  der  Autoren  der  Gastroplastik  die  erste  Stelle  ein,  während 
die  andere  Reihe  die  cirkuläre  Resektion  für  viele  Fälle  indicirt  erachtet. 
H.  kann  auf  Grund  seiner  Erfahrungen,  die  er  im  Rudolfinerhause  in 
Wien-Döbling  unter  GersüNY  gemacht  hat,  weder  der  einen  noch  der 
anderen  Ansicht  beipflichten.  Er  hält  vielmehr  die  Gastroenterostomie  für 
die  Normaloperation  bei  gutartigen  Magenstenosen,  während  er  die  Gastro- 


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No.  16. 


ZcPPINIJKR 


267 


plastik  nur  auf  sehr  wenige,  streng  ausgewählte  Fälle  beschränkt  wissen 
will.  Was  endlich  die  cirkuläre  Resektion  anbetrifft,  so  kommt  diese 
nach  ihm  nur  da  in  Betracht,  wo  die  beiden  anderen  Methoden  überhaupt 
nicht  ausgeführt  werden  können,  und  wo  die  Zurücklassung  der  erkrankten 
Magenpartie  nicht  ratsam  erscheint. 

2)  Es  interessiren  hier  besonders  die  Erfahrungen,  die  K.  bei  der 
Chirurgie  des  Magenearcinoms  gemacht  hat.  Während  Jahren  wurden 
im  ganzen  79  Magenoperationen  ausgeführt  und  zwar  8 Gastrotomien, 
45  Gastroenterostomien,  14  Magenresektionen,  7 Jejunostomien,  2 Ex- 
cisionen  eines  Magengeschwüres,  3 Pyloroplastiken.  Bei  16  wegen  gut- 
artiger Erkrankungen  vorgenommenen  Gastroenterostomien  und  bei  3 wegen 
Pylorusstenose  vorgenommenen  Pyloroplastiken  wurde  Heilung  erzielt. 
Unter  29  wegen  Carcinom  des  Magens  Gastroenterostomirten  starben  14  — 
48  pCt.  Mortalität.  Diese  grosse  Sterblichkeit  beruht  darauf,  dass  K.  bei 
Magenkrebs  die  Indikation  für  die  genannte  Operation  sehr  weit  stellt. 
Es  starben  von  ihnen  6 au  Pneumonie,  6 an  Herzcollaps,  1 weil  bei  ihm 
die  Enteroanastomose  nicht  angeschlossen  worden  war.  Nur  einer  starb 
an  Peritonitis,  dagegen  aber  wurde  bei  11  ein  guter  Erfolg  erzielt,  die 
sonst  dem  baldigen  Hungertode  verfallen  gewesen  wären.  Bessere  Re- 
sultate erzielte  die  radikale  Operation.  Nach  12  wegen  Krebs  ausgeführten 
Magenresektionen  starben  3 Kranke,  2 an  Herzschwäche,  1 an  Peritonitis. 
Endlich  starb  noch  eine  62jährige  Kranke  14  Tage  nach  der  Operation 
an  Entkräftung.  Es  entspricht  dies  einer  Mortalität  von  33  pCt.  Dass 
bei  dem  geringeren  operativen  Eingriff  der  palliativen  Gastroenterostomie 
die  Mortalität  eine  weit  höhere  ist,  als  bei  der  eingreifenderen  radikalen 
Operation  erklärt  sich  einfach  daraus,  dass  die  letztere  nur  bei  noch  aus- 
reichender Körperkraft  vorgenommen  wurde,  während  die  erstere  auch  in 
den  verzweifeltsten  Fällen  gewagt  werden  musste.  Carl  Roscnthal. 


K.  A.  Zuppinger,  Ueber  den  Wert  der  Schutzimpfungen  gegen  Diphtheritis. 

Wiener  klin.  Wocbenscbr.  1904,  No.  2. 

Verf.  berichtet  über  1000  Schutzimpfungen,  ausgeführt  bei  Kindern 
im  Alter  von  den  ersten  Lebenstagen  bis  zum  14.  Jahre.  Alle  Geimpften 
waren  Geschwister  Diphtheriekranker  und  selbst  im  Elternhause  verblieben, 
während  die  Kranken  in  das  Krankenhaus  überführt  waren.  Von  den 
1000  Geimpften  sind  18  innerhalb  der  ersten  4 Wochen  an  Diphtherie  er- 
krankt, davon  11  innerhalb  der  ersten  3 Tage;  diese  letzteren  waren  also 
wohl  zur  Zeit  der  Infektion  bereits  inticirt.  Sämmtliche  18  Kinder  wurden 
in  wenigen  Tagen  geheilt,  während  bei  ihren  zuerst  erkrankten  Geschwistern 
die  Diphtherie  eineu  zum  Teil  sehr  schweren,  in  3 Fällen  sogar  tätlichen 
Verlauf  nahm.  Anfangs  verwandte  Verf.  3— -500  1.- E.,  später  2—800  I.-E. 
Der  Erfolg  der  kleineren  Dosen  ist  derselbe  wie  bei  den  grösseren.  Nach 
4 Wochen  scheint  die  Schutzkraft  der  Immunisirungen  vorüber  zu  sein; 
die  Zahl  der  Erkrankungen  ist  dann  nicht  mehr  geringer  bei  den  Iramuni- 
sirten  wie  bei  den  Nichtimmunisirten.  — Neben  den  Präventivimpfungen 
dürfen  die  allgemeinen  Maassregeln  der  Isolirung  und  Desinfektion  nicht 
versäumt  werden.  — Durch  die  Präventivimpfungen  im  Krankenhanse  er- 


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v.  Taboha.  — Oppenhbim. 


No.  16. 


zielte  Verf.  besonders  eine  Abnahme  der  Croupfälle  bei  Masern  und  eine 
Abnahme  der  Scharlachmortalität.  Stadthagen. 


V.  Tabora,  Zur  physikalischen  Diagnostik  der  Pleuraexsudate.  Münch, 
med.  Wochenschr.  1904,  No.  52. 

Intensive  Dämpfung  mit  starker  Perkussionsresistenz,  Kehlen  von  Atem- 
geräusch und  Pectoralfremitus  über  derselben  erlauben  häutig  doch  nicht, 
die  sichere  Differenzialdiagnose  zwischen  Pleuraexsudat  und  pneumonischer 
Infiltration  zu  steilen.  Verf.  teilt  nun  mit,  dass  er,  zumal  bei  jugendlichen 
Individuen,  bei  der  Perkussion  der  Lungenspitzen  nach  KröNIG  schou  bei 
handbreitem  Exsudat  auf  der  befalleneu  Seite  Verschmälerung  des  Spitzen- 
isthmus fand.  Diese  war  bedingt  namentlich  durch  das  Einwärtsrücken 
der  lateralen  Grenzlinie.  Die  Grenze  zwischen  bypersonorem  bezw.  tym- 
panitischem  Schall  und  absoluter  Dämpfung  blieb  dabei  sowohl  bei  leiser 
wie  starker  Perkusion  haarscharf.  Nur  selten  fand  sich  das  Symptom  bei 
abgelaufener  Pleuritis  mit  Schwartenbildung,  niemals  bei  lobulär-pneumo- 
nischen Unterlappeninfiltraten.  Verf.  erklärt  das  Zustandekommen  des 
Symptoms  durch  die  nach  dem  Hilus  hin  sich  vollziehende  Retraktion  der 
betr.  Lunge.  Alkan. 

li.  Oppenheim,  Ueber  die  Polymyositis.  Berl.  klin.  Wochenschr.  1903, 
No.  17. 

Der  Verf.  beschreibt  das  klinische  Bild  der  Polymyositis  und  macht 
auf  einige  Eigentümlichkeiten  im  Verlauf  derselben  besonders  aufmerksam. 
Nach  den  Allgemeinsymptomen  im  Beginn  sind  der  Schmerz,  die  Be- 
wegungshemmung  Druckempfindlichkeit,  Schwellung,  Oedem,  Dermatitis, 
Temperatursteigeruug  die  constantesten  Erscheinungen.  Schon  früh  ist 
oft  eine  Contraktur  im  Biceps  oder  Atrophie  der  Deltoidei  vorhanden.  Die 
Sehnenphänomene  sind  in  leichteren  Fällen  erhöht,  in  schwereren  abge- 
schwächt oder  geschwunden.  Das  Exanthem  tritt  in  verschiedenster  Form 
auf  (Erythem  etc.)  und  kann  zu  Pigmentirung,  Schälung  und  Schuppung 
führen.  Die  Augenmuskeln  (Ptosis,  Diplopie),  Schling-,  Respirations- 
muskeln wie  der  Herzmuskel  (Tachycardie,  Arhythmie,  Herzschwäche) 
können  beteiligt  sein.  Milzschwellung,  Blutungen  (Nase,  Darm),  Nephritis 
sind  seltenere  Begleiterscheinungen.  Häufig  wird  die  gleichzeitige  Be- 
teiligung der  Schleimhäute  (Stomatitis,  Angina)  übersehen;  und  spielt 
gerade  sie  eine  bedeutende  Rolle  bei  der  Erkrankung;  Rachen-,  Zungen-, 
Gaumen-,  Wangen-,  Kehlkopf-,  Bindehautschleimbaut  können  intensiv  mit- 
erkranken, multiple  Geschwürsbildungen  aufweisen  und  zu  den  quälendsten 
Symptomen  führen.  — Auch  submuköse  Sugilationeu  und  Pigmentirungen 
der  Schleimhäute  kommen  vor.  — 0.  schlägt  daher  für  die  ganze  Krank- 
heit den  Namen  Dermatomucosomyositis  vor.  — Was  die  Beziehungen  der 
Dermatomyositis  zur  Sklerodermie  anbetrifft,  so  lehren  die  Beobachtungen 
des  Verf.’s,  dass  es  eine  Form  der  Sklerodermie  giebt,  die  sich  unter  den 
Erscheinungen  der  Dermatomyositis  entwickelt  oder  umgekehrt  eine  Form 
der  Dermatomyositis,  die  ihren  Ausgang  in  Sklerodermie  nimmt.  Die 
Differentialdiagnose  ist  oft  ungemein  schwierig.  Die  Scheidung  von  den 


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No.  16. 


Beüjahis.  — Hüet. 


269 


Muskelabscessen  und  den  eitrigen  Formen  der  Polymyositis  erscheint  leichter, 
aber  notwendig.  Die  schwere,  diffuse  Form  der  Dermatomyositis,  die  unter 
dem  Bilde  einer  akuten  oder  subakuten  Infektionskrankheit  verläuft,  hat 
eine  ungünstigere  Prognose,  als  die  durchaus  nicht  lebensgefährliche 
chronische  und  lokalisirte  Form  der  Myositis,  die  oft  garnicht  mit  schweren 
Allgemeinerscheinungen  verbunden  ist.  Selbst  unter  schweren  Allgemein- 
erscheinungen einsetzende  Fälle  können  in  Heilung  übergehen.  Unter 
10  Fällen  general isirter  Dermatomyositis  sah  0.  in  5 Fällen  eine  voll- 
ständige oder  fast  völlige  Heilung.  Therapeutisch  rät  er  zu  einer  energi- 
schen Diaphorese  durch  Einpackungen,  Zuleitung  heisser  Luft,  Aspirin, 
heisse  Getränke.  Dazu  kommen  Thermomassage,  Massage,  Gymnastik, 
Elektrotherapie.  S.  Kalischer. 

R.  Benjamin,  Lungengangrän  und  Hirnabscess.  Charite-Annalen  1903. 

B.  teilt  zwei  Fälle  von  Lungengangrän  und  Hirnabscess  mit.  Im 
ersteren  traten  l1/*  Jahr  ca.  nach  kurz  vorher  scheinbar  geheilter  fötider 
Bronchitis  mit  Pleuritis  und  Lungengangrän  plötzlich  epileptiforme  Anfälle 
und  Sprachstörung  ein.  Eine  Trepanation  war  erfolglos.  Die  Sektion 
erwies  Lungengaugrän  im  rechten  Oberlappen  und  einen  Hirnabscess  unter- 
halb der  linken  Centralwindungcn.  Im  grossen  ganzen  scheint  unter 
90  Fällen  von  Lungengangrän  einmal  ein  Hirnabscess  aufzutreten.  Im 
zweiten  Falle  war  der  Verlauf  des  Lungenleidens  akuter  und  unbestimmter. 
Hier  entstand  nach  5 tägiger  Fieberlosigkeit  plötzlich  ein  apoplektischer 
Insult  mit  consekutivem  Hirnabscess;  hier  führte  gleich  der  erste  Insult 
zum  tätlichen  Ausgang.  S.  Kali  sc  her. 


W.G.Huet,  Elektro-diagnostiscbe  Mitteilung.  Zeitschr.  f. Elektrotherapie  etc. 

H.  11,  S.  383. 

H.  berichtet  zunächst  über  eine  40jähige  Frau,  welche  mit  Kopf- 
schmerzen, Erbrechen,  Durchfall,  Bewusstseinsverlust  und  Fieber  erkrankte. 
Es  fand  sieb  danach  rechtsseitige  Lähmung  mit  Aphasie  und  linksseitige 
Oculomotoriuslähmung. 

Vcrf.  glaubt,  worauf  wir  an  dieser  Stelle  nicht  näher  eingehen  wollen, 
dass  es  sich  hier  um  eine  Meningitis  cerebrospinalis  epidemica  gehandelt 
habe.  Interessant  aber  ist  die  Feststellung  der  zuerst  von  Wertheim- 
Salomonson  mitgeteilten  Beobachtung  der  Eutartungsreaktion  bei  galvani- 
scher Reizung  des  ptotisch  gesenkten  oberen  linken,  dem  gelähmten 
Oculomotoriusgebiet  ungehörigen  M.  levator  palp.  super.  In  Bezug  auf 
das,  was  Verf.  über  die  Verschiebung  des  motorischen  Punktes  (Wertiieim- 
Salomonson)  beibringt,  verweise  ich  auf  das  in  diesem  Blatte  hierüber 
früher  Gesagte. 

Die  zweite  Beobachtung  betrifft  eine  41jährige  Frau,  bei  der  zuerst 
während  einer  Schwangerschaft  eine  Neuritis  der  Nn.  ulnaris  und  medianus 
auftrat  und  sich  bei  einer  folgenden  Schwangerschaft  wiederholte.  Infolge 
eines  Influenzaanfalles  wurde  der  Nerv  zum  dritten  Male  getroffen.  Beide 
Hände  waren  betroffen,  die  rechte  mehr  als  die  linke.  In  den  geschädigten 
Nervengebieten  bestand  teils  vollständige,  teils  partielle  Entartungsreaktion. 
Allmähliche  Besserung  nach  galvanischer  Behandlung. 


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270  Jesionkk  und  Kiolkxenooloo.  — Gamsmann.  No.  16. 

Im  dritten  Falle  trat  bei  einem  22jährigen  Manne,  nachdem  etwa 
6 Wochen  vorher  Kolik,  Constipation,  nachher  Diarrhoe  vorausgegangen 
war,  schnelle  Ermüdung  beim  Gehen  ein:  die  Schwäche  hatte,  wie  Patient 
sagte,  ihren  Sitz  in  der  linken  grossen  Zehe,  die  nicht  so  wie  die  rechte 
bochgehoben  werden  kann.  Es  besteht  ein  subjektives  Taubheitsgfübl  am 
Fussrücken  und  am  untersten  Zweidrittelteil  des  Unterschenkels  nach  aussen 
von  dem  Schienbein.  Hs  ergab  sich  (auch  bei  elektrischer  Untersuchung), 
dass  nur  der  M.  extensor  hallucis  longus  gelähmt  war  und  partielle  Ent- 
artungsreaktion  zeigte.  — Die  der  Lähmung  vorausgegangene  Darmaffektion 
glaubt  Verf.  als  eine  Bleikolik  ansehen  zu  dürfen,  da  Patient  als  Elektro- 
techniker mit  Blei  häufig  in  Berührung  gekommen.  Ausserdem  hatte  er 
C Jahre  vorher  Beschwerden  am  rechten  Fusse,  der  seitdem  ein  Plattfuss 
geblieben.  (In  der  Krankengeschichte  scheint  mir  Verf.  rechts  und  links 
mehrfach  verwechselt  zu  haben;  jedenfalls  war  die  Affektion  nur  einseitig.) 

Bernhardt. 

Jesionek  und  Kiolemenoglou,  Ueber  einen  Befund  von  protozoenartigen 
Gebilden  in  den  Organen  eines  hereditär-luetischen  Fötus.  (Aus  der 
dermatol.  Klinik  des  Prof.  Posselt  in  München.)  Münch,  med.  Wochen- 
schrift 1904,  No.  43. 

Die  Verff.  fanden  in  den  Nieren,  den  Lungen  und  der  Leber  eines 
vom  Vater  hereditär-syphilitischen  achtmonatlichen  Fötus  neben  ungewöhn- 
lich hochgradigen  und  reinen  luetischen  Gewebsveränderungen  eigenartige 
zeitige  Gebilde,  die  sie  für  Protozoen  und  zwar  für  eine  Art  Gregarinen 
halten.  Sie  waren  am  reichlichsten  im  interstitiellen  Gewebe  der  Nieren 
vorhanden,  wo  sie  sie  häufig  zu  10 — 20 — 40  zusammenlagen,  während 
sie  in  Leber  und  Lungen  nur  spärlich  und  meist  einzeln  angetroffen  werden. 
Ein  gewisses  Gewicht  legen  die  Verff.  darauf,  dass  die  untersuchten  Organ- 
teile in  Sublimat  fixirt  worden  waren,  weil  in  einigen  in  Formol  fixirten 
Teilen  die  fraglichen  Gebilde  sich  kaum  erkennen  liessen  und  jedenfalls 
leicht  übersehen  werdeu  konnten.  Einen  zweiten  luetischen  Fötus  haben 
sie  mit  negativem  Resultat  durchforscht,  dagegen  fanden  sie  in  Schnitt- 
präparaten von  in  Sublimat  fixirten  breiten  Condylomen  „verdächtige  Ge- 
bilde“, die  noch  näher  zu  prüfen  sind.  — Weitgehende  Schlussfolgerungen 
wollen  die  Verff.  aus  ihren  vorläufig  vereinzelten  Befunden  selbst  nicht 
ziehen.  H.  Müller. 


A.  Gnssinnnn,  Schwere  Nephritis  nach  Einreibung  eines  Scabiösen  mit 
Perubalsam.  (Aus  der  Hautabteil,  der  med.  Klinik  in  Basel.)  Münch, 
raed.  Wochenschr.  1904,  No.  30. 

Bei  dem  26  Jahre  alten  kräftigen  und  gesunden  Manne  waren  an  zwei 
auf  einanderfolgenden  Abenden  diejenigen  Körperpartien,  an  denen  ein 
starkes  impetiginöses  Ekzem  bestand  (etwa  J/3  der  Hantoberfläche)  mit 
50proc.  Perubalsamvaselin,  die  übrigen  mit  30proc.  Schwefelvaselin  ein- 
gerieben worden.  Für  jede  Einreibung  wurden  etwa  25  g Perubalsam  ver- 
braucht. Am  zweiten  Tage  nach  Beendigung  der  Kur  entstand  ganz  akut 
eine  schwere  fieberhafte  Nephritis  mit  3 pCt.  Eiweiss,  Cylindern,  Leuko- 


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No.  16. 


P Ol,  LAND.  TbKVITHICK. 


271 


und  Erythrocyten,  Nierenepithelien  in  dem  spärlichen  Urin,  Oederaen  des 
Gesichts  und  der  Beine,  Ergüssen  in  Brust-  und  Bauchhöhle.  — Ob  der 
Patient  vielleicht  schon  vorher  eine  geringgradige  chronische  Nieren- 
erkrankung gehabt  batte,  lässt  sich  nicht  bestimmt  sagen,  weil  der  Urin 
vor  den  Einreibungen  nicht  untersucht  worden  war.  Das  verwendete  Prä- 
parat zeigte  eine  schwache  Verunreinigung  mit  Styrax,  entsprach  aber 
sonst  den  Anforderungen  der  Pharmakopöe.  — Da  bisher  nur  wenige  Fälle 
von  Nephritis  nach  Gebrauch  von  Perubalsam  bekannt  geworden  sind, 
muss  man  annehmen,  dass  es  sich  bei  dem  Pat.  um  eine  besondere  Idio- 
synkrasie gegen  das  .Mittel  handelte.  H.  Müller. 

R.  Polland,  Therapeutische  Versuche  mit  Radium  und  sensibilisirenden 
Substanzen.  (Aus  Prof.  Kreibich’s  Klinik  in  Graz.)  Wiener  klin. 
Wochenschr.  1904,  No.  44. 

Die  Versuche  mit  Radium  — 1 cg  Radiumbromid  in  Metallkapsel 
wurde  gewöhnlich  täglich  für  eine  Stunde  oder  länger  aufgelegt  — ergaben 
bei  drei  Hautkrebsen  und  einem  Melanosarkom  teils  ein  ganz  negatives, 
teils  ein  wenig  befriedigendes  Resultat,  sodass  operative  Eingriffe  ange- 
schlossen werden  mussten.  Eine  elektive  Wirkung  war  ebensowenig  zu 
erkennen,  wie  eine  Zerstörung  tieferliegender  Gebilde  bei  Erhaltung  der 
oberflächlichen  Schichten.  Der  Gewebszerfall  dauerte  noch  lange  nach 
dem  Anssetzen  der  Bestrahlung  fort  und  die  entstandenen  Substanzverluste 
heilten  sehr  laugsam.  Besser  war  das  Ergebnis  in  zwei  Fällen  von  Haem- 
aogioma  cavernosum,  wo  auch  eine  Art  Fernwirkung  eintrat,  da  sich  die 
Tumoren,  obwohl  die  Kapsel  nur  an  einigen  Stellen  applicirt  worden  war, 
in  ihrer  ganzen  Ausdehnung  zurückbildeten,  wohl  infolge  eines  sich  durch 
die  Blntcavernen  fortpflanzenden  Gerinnungsprocesses,  doch  traten  dort, 
wo  es  bei  den  Bestrahlungen  noch  nicht  zur  Geschwürsbildung  gekommen 
war,  bald  neue  Angiome  auf.  Auch  bei  nicht  zu  ausgedehnten  flachen 
Gefässmälern  war  das  Behandlungsresultat,  das  sich  hier  aber  auf  die 
direkt  bestrahlten  Stellen  beschränkte,  ein  recht  gutes.  — Bei  den  Sensi- 
bilisirungsversuchen  an  mehreren  Lupösen  wurden  1—3  ccm  einer  1 prom. 
Eosinlösung  in  die  Krankheitsherde  injicirt  und  diese  dann  sofort  3 bis 
4 Stunden  lang  dem  direkten  Sonnenlicht  ausgesetzt.  Oberflächliche  Ulcera- 
tionen  vernarbten  dabei  sehr  rasch,  doch  war  eine  dauernde  Zerstörung 
alles  lupösen  Gewebes  selbst  bei  langdauernder  Behandlung  nicht  sicher 
za  erzielen.  Einigemale  wurde  auch  der  Lupus  nach  den  Eosineinspritzungen 
statt  dem  Sonnenlicht  den  Radiumstrahlen  ausgesetzt;  eine  Verstärkung  der 
Radiumwirkung  durch  die  vorausgegangene  Eosininjektion  war  nicht  zu 
constatiren.  H.  Müller. 

Trevithiek,  A note  on  the  method  of  demonstrating  tnbercle  bacilli  iu 
tbe  urine.  Brit.  med.  journ.  1904,  No.  ‘2244. 

T.  empfiehlt  bei  der  Untersuchung  des  Urins  auf  Tuberkelbacillen, 
das  Sediment  mehrere  Male  mit  destillirtem  Wasser  zu  centrifugiren, 
dadurch  lösen  sich  die  Salze  und  die  Bacillen,  die  im  Urin  leichter  als 
im  Sputum  zu  finden  sind,  haften  leichter  auf  dem  Objektträger. 

Karo. 


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272 


Johnson.  — Pollak. 


No.  16. 


A.  B.  Johnson,  Sorae  reraarks  on  tuberculosis  of  the  urinary  biadder. 

Med.  News  1904,  14.  Mai. 

Von  den  Ausführungen  des  Verf.’s  über  die  Blasentuberkulose,  die 
zunächst  allgemein  bekannte  klinische  und  pathologische  Tatsachen  über 
Aetiologie,  Symptomatologie,  Diagnose  und  Anatomie  bringen,  interessiren 
hier  in  erster  Linie  die  therapeutischen  Ansichten  des  Verf.’s,  der  zwar  in 
seiner  Arbeit  fast  alle  gegen  die  Blasentuberkulose  empfohlenen  Behand- 
lungsmethoden anführt,  den  Hauptwert  aber  für  die  Heilung  der  Blaset- 
affektion  auf  allgemeine  diätetische  und  klimatische  Behandlung  legt.  Da 
wo  die  Rlasentuberkulose  sekundär  von  der  Niere  her  entsteht,  erfolgt  — 
wie  auch  von  anderen  Autoren  beobachtet  worden  ist  — nach  Exstirpation 
der  Niere  oft  eine  Ausheilung  der  Blasenerkrankung.  In  erster  Reibe  ist 
daher  Wert  auf  eine  geuaue  Diagnose  zu  legen,  auf  eine  Entscheidung  der 
Frage,  ob  ausser  der  Blase  andere  Teile  des  Urogenitaltraktus  erkrankt 
sind,  wie  dies  am  häufigsten  der  Fall  ist.  Hinsichtlich  der  Niere  sind 
hier  die  cystoskopisch  sichtbaren  Veränderungen  am  Ureterwulst  maass- 
gebend. Eine  operative  Behandlung  der  Blase  alleiu  ist,  wenn  in  den 
Nachbarorganen  tuberkulöse  Herde  bestehen,  erfolglos.  Vielmehr  ist  die 
Entfernung  derartiger  Herde  das  erste  Erfordernis.  Von  der  lokalen  Be- 
handlung der  Blase  mit  Injektionen  (Sublimat,  .lodoformemulsionen)  und 
ebenso  von  der  internen  Verabfolgung  der  Harnantiseptica  erwartet  Verf. 
keinen  Erfolg.  Bei  äusserst  schweren  Harnbeschwerden  sowie  bei  heftigen 
Blutungen  hält  er  eine  suprapubische  Incision  und  Drainage  für  zulässig, 
bei  lokalisirten  Ulcerationen  der  Blase  kann  von  der  suprapubischen  In- 
cisionswunde  aus  die  Zerstörung  des  Geschwürs  mit  dem  Thermokauter, 
bei  geeigneter  Lage  auch  die  Excision  unternommen  werden. 

B.  Marcuse. 


Pollak,  Beitrag  zur  Kenntnis  der  Hypoplasia  Uteri.  Wiener  klin.  Rundschau 
1904,  No.  43. 

P.  weist  besonders  auf  die  Beziehungen  zwischen  übermässiger  Ent- 
wickelung des  Fettpolsters  und  Hypoplasia  Uteri  hin.  — Die  Er- 
fahrung, dass  sowohl  nach  anticipirter  als  auch  nach  Eintritt  der  natür- 
lichen Klimax  eine  oft  bedeutende  Zunahme  des  Fettpolsters  zu  bemerken 
ist,  lässt  auch  in  umgekehrter  Richtung  den  Schluss  zu,  dass  bei  durch 
Ueberernährung  gesteigertem  Fettansatz  wohl  zunächst  die  Keimdrüse  in 
den  der  anticipirter  oder  natürlichen  Klimax  entsprechenden  Zustand,  d.  h. 
in  Atrophie,  versetzt  wird  und  dass  nun  sekundär  der  Uterus  ebenfalls  der 
Schrumpfung  anheimfällt  resp.  in  seiner  weiteren  Entwickelung  gehemmt 
wird.  Der  engere  Zusammenhang  zwischen  dem  Fettansatz  und  der  Störung 
der  Eierstockfunktiou  lässt  sich  wohl  am  ungezwungensten  mit  dem  Aus- 
fall der  inneren  Sekretion  dieses  Organs  erklären;  fraglich  bliebe  hierbei 
nur,  ob  der  Fettansatz  als  das  primäre  die  innere  Sekretion  des  Ovariums 
chemisch  beeinflusst,  oder  — in  diesem  Falle  das  sekundäre  Moment  — 
bereits  ein  Zeichen  eingetreteuer  Störung  darstellt.  Br.  Wolff. 

Einsendungen  werden  an  die  Adresse  des  Herrn  Geh.  Med.-Hat  Prof.  Dr.  M.  Bernhardt  (Berlin  W. 

Krauzöaischo  Strasse  21)  oder  an  die  Verlagshandlung  (Berlin  NW.,  Unter  den  Linden  €8)  erbeten. 


jogle 


Verlag  »on  August  Hirsch  »«Id  in  Berlin.  — Drurk  von  L.  Schumacher  ln  Berlin  N.  24. 


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des  Jahrpmfpt  Titel,  Na- 
I iSach-Re guter. 


Centralblatt 


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98  Mark : tu  bciidicu 
durch  alle  Ruchhaiid- 
luDg«*Q  11.  Poshiistalun. 


für  die 


ledicinkhen  Wissenschaften. 


Unter  Mitwirkung  von 


Prof.  Dr.  H.  Senator,  Prof.  Dr.  E.  Salkowski,  ^rviTDr.  £»„S.ehi 

JUN  r 1905 


redigirt  von 


Prof.  Dr.  M.  Bernhardt  * 


* J 


1905. 


90.  April. 


^ r 


Iiiliult:  Förster,  Bedeutung  des  Wangenfettpfropfes.  — Piper,  Das 

elektromotorische  Verhalten  der  Retina  von  Eledone.  — Richtkb,  Stoffwechsel 
in  der  Reconvaleseenz.  — Umher,  Ueber  Magensaftsekretion  beim  Menschen.  — 
Schwarz,  Zur  Theorie  der  Säurebilduug  im  Magen.  — Cramkh,  Embolie  der 
A.  mesenterica  sup.  — Pearce  und  Winne,  Ueber  Bakterien.  — Wahrer, 
Seltene  Entstehung  von  Fingerbrüchen.  — Bogoanik,  Zur  Operationstechnik  an 
der  Harnblase.  — Bali,  Behandlung  des  Pruritus  ani.  — Msu.sk,  Keratitis 
punctata  leprosa.  — Bach  und  Mxver,  Trigeminus  und  Pupille.  — Hinsiikro, 
Zur  Entstehung  otitischcr  Hirnabscesse.  — Sinnhubkr,  Ueber  motorische  Reiz- 
erscheinungen im  Pharynx  und  Larynx.  — Küster,  Einwirkung  des  Sauerstoffs 
auf  Bakterien.  — Salus,  Zur  Biologie  der  Fäulnis.  — Bikrnacki,  Eiufluss  des 
Arseniks  auf  das  Blut.  — Hkitlkk,  Ueber  Accentwechsel  der  Herztöne.  — 
Bonniger.  Einfluss  des  Kochsalzes  auf  die  Magenvordauuug.  — Puimr,  Gaugrän 
des  Eusses  beim  Neugeborenen.  — Schlesinokh,  Zur  Kenntnis  der  Pädatrophie 
und  Gastroenteritis.  — Lkdihuiiam  und  McKerron,  Mkykh  und  Eisk.shrich. 
Werdel,  Schirffer,  Wikeler,  Milchmrr  und  Mosse,  Behandlung  der 
Leukämie  mit  Röntgenstrahlen.  — Fleming,  Retinablutung  bei  Fraktur  der 
Schädelbasis.  — Rossoliko,  Ueber  Herderkrankungen  des  Hirustammes.  — 
Haoelstam,  Syringomyelie  mit  Dilformitäten  der  Wirbelsäule.  — Tracy,  Zur 
Behandlung  der  Epilepsie.  — Gokdon,  Neue  Reflexe.  — Wink  leb,  Psammome 
der  Haut.  — Philip,  Zur  Behandlung  des  Ulcus  cruris. — Geringer,  Geheilte 
Psoriasis,  — Bkoadhert,  Ueber  posturaie  Albuminurie.  — Carry  und  Laird, 
Ueber  Ureteritis  cystica.  — v.  Herff,  Ueber  Sehwangerschaftszeichen. 


A.  Förster,  Ueber  die  morphologische  Bedeutung  des  Wangenfettpropfes. 

Seine  Beziehungen  zu  den  Kaumuskeln  und  zu  der  Glandula  orbitalis. 

Arch.  f.  Anat.  u.  Physiol.  Jahrg.  1904,  H.  4—0,  S.  197. 

P.  konnte  nachweisen,  dass  erstens  die  Involution  der  Orbitaldrüse 
und  der  Rückgang  in  der  Stärke  der  Kaumuskeln  die  Ausbildung  des  Corpus 
adiposum  malae  in  der  Tierreihe  bedingen.  Die  Aufgabe  dieses  Polsters 
dürfte  der  Hauptsache  nach  darin  bestehen,  den  durch  die  Verkleinerung 
des  Drüsenkörpers  freigewordenen  Raum  auszufüllen.  Das  Corpus  adiposum 
malae  des  Menschen  und  der  Primaten  ist  das  Homologon  des  extraorbitalen 
Fettpolsters  von  i.emur,  welches  von  der  Berührung  mit  der  Periorbita 
durch  die  Ausbildung  des  knöchernen  Abschlusses,  insbesondere  des  Bodens 
der  Orbita  zu  seinem  grössten  Teile  abgeschlossen  wurde.  Ein  kleiner 
Fortsatz  gleichsam  ist  nur  mit  der  Periorbita  in  Contakt  geblieben,  und 

XLIII.  Jahrgang.  IS 


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274 


PlPKK. 


No.  17 


erschein!  in  die  Augenhöhle  verlagert.  Andererseits  hat  eine  Vergrösserung 
des  Wangenfettpfropfes  in  der  Serie  der  verschiedenen  Gruppen  der  Affen 
und  beim  Menschen  mit  der  Verkleinerung  des  Volumens  der  Kaumuskeln 
und  der  Orbitaldrüsc  stattgefunden.  Der  Hauptteil  des  Corpus  adiposum 
malae  liegt  dabei  dem  unteren  Teile  der  lateralen  Wand  der  Orbita  als 
eine  breite  Platte  von  aussen  auf.  Beim  Menschen  zieht  sich  diese  weit 
auf  die  hintere  Fläche  des  Oberkieferkörpers  aus.  Es  gehen  von  der- 
selben nach  verschiedenen  Richtungen  Fortsätze  aus,  welche  in  der  reich- 
lichsten Entfaltung  in  der  menschlichen  Wange  anzutreffen  sind.  Hier  kann 
inan  als  solche  ein  oberflächliches  temporales  Polster,  ein  Masseterpolster, 
ein  tiefes  temporales  Polster  mit  tiefen  temporalen  Fortsätzen,  einen  Pro- 
cessus pterygoideus,  einen  Processus  pterygo-palaticus  und  einen  Processus 
orbitalis  unterscheiden.  In  den  verschiedenen  l.ebensepochen  sind  diese 
Fortsätze  verschieden  entwickelt,  sowohl  im  Verhältnis  zu  einander  als  zu 
dem  Hauptteil  des  Corpus  adiposum  malae.  Auch  bei  mageren  Individuen 
ist  die  Fettgewebsansammlung  in  mächtiger  Entwickelung  vorhanden  und 
erfüllt  auch  da  seine  Aufgabe:  den  freien  Raum  zwischen  den  Kaumuskeln 
einzunehmen.  Ein  ganz  besonderes  Interesse  beansprucht  schliesslich  das 
Masseterpolster,  das  sogenannte  „Saugpolster  in  der  menschlichen  Backe“ 
von  H.  Ranke,  welches  nach  unserer  Auffassung  der  Hauptsache  nach  als 
eine  Fettreserve  zu  gelten  hat  ohne  wesentliche  Bedeutung  für  den  Saugakt, 
in  anbetracht  seiner  Lage  auf  dem  Masseter  unter  der  Fascia  parotideo- 
masseteriea  und  nicht  auf  dem  Buccinator.  Poll. 


H.  Piper,  Das  elektromotorische  Verhalten  der  Retina  von  Eledone  moschata. 

Arch.  f.  Anat.  u.  Physiol.  Physiol.  Abteil.  5 /G.,  S.  468. 

Schon  EnoelmaNN  hatte  darauf  hingewiesen,  dass  die  selektive  Ab- 
sorption der  verschiedenwclligen  Strahlen  durch  das  Wasser  von  hervor- 
ragender Bedeutung  für  die  Biologie  der  Wasser-Fauna  und  -Flora  ist. 
P.  hat  jetzt  wenigstens  an  einem  Beispiele  nachgewiesen,  dass  auch  das 
speciell  zur  Reaktion  auf  die  Energieform  der  Strahlung  eingerichtete 
Sinnesorgan  das  Auge  der  Meertiere  im  gleichen  Sinne  den  Lichtbedingungen 
des  Milieus  angepasst  ist.  Denn  er  konnte  dadurch,  dass  er  die  Stärke 
der  Aktionsströme  des  Kcphalopodenauges  bei  Belichtung  mit  spektralen 
Farben  maass,  nacliweisen,  dass  das  Maximum  der  Empfindlichkeit  nicht 
wie  bei  den  landbewohuenden  Tieren  im  Gelben  oder  Gelbgrünen  liegt, 
sondern  weiter  in  den  kurzwelligen  Teil  des  Spektrums  ins  Blaugrüne  ver- 
schoben ist.  Da  nun  durch  colorimetrische  Beobachtungen  festgestellt  ist, 
dass  das  physikalische  Energiemaximum  der  Strahlen  an  der  Stelle  der 
Natriumlinie  liegt,  und  da  wir  ferner  wissen,  dass  gerade  die  gelben  und 
roten  Strahlen  im  Wasser  schnell  absorbirt  werden  (daher  rührt  eben  die 
blaue  oder  grüne  Farbe  des  Wassers),  so  scheint  der  Umstand,  dass  sowohl 
die  Land-  wie  die  Wassertieraugen  auf  die  für  sie  maximal  vorhandene 
Energieform  auch  mit  maximaler  Empfindlichkeit  eingestellt  sind,  in  der 
Tat  darauf  hinzuweisen,  dass  hier  eine  sehr  interessante  Anpassungs- 
erscheinung an  die  besonderen  physikalischen  Bedingungen  des  Milieus 
vorliegt.  Nicolai. 


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No.  17. 


UmiTKit.  — I'.mhkk.  — Schwark. 


275 


P.  F.  Richter,  Ueber  den  Stoffwechsel  im  Reconvalescenzstadiura  nach 
chronischer  Unterernährung.  Herl.  klin.  Wochenschr.  1904,  No.  49. 

R.  hat  den  Stoffumsatz  bei  einer  Person,  die  durch  narbige  Oesophagus- 
stenose  stark  heruntergekommen  war,  zu  der  Zeit  untersucht,  wo  sie  durch 
Bougierungen  wieder  in  den  Stand  gesetzt  wurde,  Nahrung  zu  sich  zu 
nehmen.  — Besonders  bemerkenswert  ist  das  sehr  starke  Bestreben  des 
Körpers,  Giweiss  zurückzuhalten.  Die  Eiweissretention  steht  dabei  in  enger 
Beziehung  zur  Eiweisszufuhr:  je  höher  diese,  um  so  mehr  Eiweiss  wird 
retinirt,  sodass  an  einzelnen  Tagen  bis  zu  21  g N retinirt  wurden.  — Der 
Stickstoffretention  geht  das  Körpergewicht  nicht  parallel,  es  ist  geringer 
bei  hoher  N-Zurückhaltung  und  umgekehrt.  Entgegen  dem  Eiweissumsatz 
war  der  Gesammtumsatz,  wie  ihn  die  Untersuchung  des  Gaswechsels  ergab, 
normal  sowohl  im  nüchternen  Zustande  wie  nach  Nahrungsaufnahme.  — 
Der  Stoffwechsel  geht  hier  also  wie  nach  akuten  fieberhaften  Erkrankungen 
vor  sich:  Sparung  an  Eiweiss,  nicht  herabgesetzter  Verbrauch  an  N-freien 
Stoffen.  Deren  Ansatz  kann  nur  durch  gesteigerte  Zufuhr  erlangt  werden. 

A.  Loewy. 

Cinbor,  Die  Magensaftsekretion  des  (gastrostomirten)  Menschen  bei  „Schein- 
fütterung“ und  Rectalernährung.  Beil.  klin.  Wochenschr.  1905,  No.  3. 

U.  hat  an  einem  wegen  (wahrscheinlich  .maligner)  Oesophagus.steno.se 
gastrostomirten  Manne  die  Magensaftsekretion  bei  Scheinfütterung  studirt. 
Die  Magenfunktion  bei  Nahrungsaufnahme  in  den  Magen  war  gut;  der 
Kranke  war  gewohnt  bei  der  Scheinfütterung  alles  Gekaute  und  allen 
Speichel  auszuspeien.  — 3 Minuten  nach  Beginn  des  Kauens  begann  die 
Sekretabsonderung  im  Magen  — ein  wasserheller  klarer  Saft  — und  dauerte 
nach  Beendigung  des  Kauens  noch  eine  Zeit  lang  (ca.  */4  Stunden)  fort. 
Der  Saft  war  Salzsäure-  und  pepsinreich;  je  mehr  Salzsäure  er  enthielt, 
um  so  höhere  molekulare  Concentration  hatte  er.  Diese  schwankte  sehr 
erheblich,  sodass  d zwischen  — 0,15°  und  0,52°  lag.  Milchsäure  war 
nicht  nachzuweisen.  Wurde  Fleisch  gekaut,  so  war  die  Saftabscheidung 
reichlicher,  als  bei  Brod;  bei  diesem  war  der  Salzsäuregehalt  noch  höher 
als  bei  Fleisch  (0,35  pCt.  gegen  0,24  pCt.).  Der  Fermentreichtum  war  der 
gleiche.  — Eine  Beobachtung  U.’s  spricht  auch  für  das  Zustandekommen 
eines  psychischen  Magensaftes.  — Nach  Ausspüleu  des  Mundes  mit 
Alkohol  wurde  sehr  wenig  saurer  Saft  abgeschieden,  bei  Kauen  von  Gummi 
keiner,  auch  keiner  bei  Tabakkauen.  Nach  Tabakkauen  bis  zur  Ermüdung, 
trat  bei  Brodkauen  eine  sehr  verspätete  und  zögernde  Magensaftabsonderung 
ein.  — Nach  Applikation  eines  Nährklysraas  trat  bald  ein  nicht  reich- 
licher, aber  fermentativer  Magensaft  aus.  A.  Loewy. 


L.  Schwarz,  Theorie  der  Säurebildung  im  Magen.  Beitr.  z.  ehern.  Physiol. 
Bd.  5,  S.  68. 

Bekce  Jones  hat  zuerst  darauf  aufmerksam  gemacht,  dass  zwischen 
Magensaftbildung  und  Reaktion  des  Harns  Beziehungen  bestehen,  derart, 
dass  mit  lebhafter  Säurebildung  im  Magen  Alkalescenz  des  Urins  parallel 
geht.  Für  diese  Erscheinung  sind  zwei  Deutungen  möglich.  Entweder 

18* 


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276  Ckamkk.  — Pkakck  und  Winmk.  No.  17. 

wird  NaCI  in  den  Drüsenelementen  so  zerlegt,  dass  Na2003  in  die  Blut- 
bahn und  durch  die  Niere  in  den  Harn,  HOI  in  das  Magenlumen  wandert, 
oder  das  NaCI  hat  mit  der  Säuresekretion  im  Magen  gar  nichts  zu  tun, 
verdrängt  aber  Na2C03  aus  dem  Blut  und  erzeugt  so  die  Urinalkalescenz 
(Gruber  und  Falck).  Zwischen  dieser  „Sekretions-  und  Verdrängungs- 
hypothese“  suchte  Verf.  zu  entscheiden  durch  Ueberlegung,  dass,  wenn  die 
Verdrängungstheorie  richtig  wäre,  jedes  Neutralsalz,  nicht  allein  NaCI,  die 
Wanderung  von  Na2C03  in  den  Harn  zur  Folge  haben  müsste.  Durch  ins 
Chlorbunger  angestellte  Versuche  ergab  sich,  dass  Chloride  und  Bromide, 
aber  nicht  Jodide,  Nitrate,  Sulfate  den  Urin  alkalisch  machen.  Dieser 
Befund  steht  allein  mit  der  Sekretionshypothese  im  Einklang,  und  Verf. 
ist  der  Meinung,  dass  die  Magenmucosa  die  ihr  im  Chlorhunger  zuströmen- 
deu  Halogenioneu  mit  Begierde  an  sich  reisst  und  in  indifferenter  Form 
für  die  vom  Nervensystem  ausgelöste  Sekretion  aufspeichert. 

Neuberg. 

11.  Craitier,  Embolie  der  Arteria  mesenterica  superior  im  Puerperium. 
Münch,  med.  Wochenschr.  1904,  No.  46. 

22  jährige  Primipara,  normale  Geburt  und  Wochenbett.  Am  11.  Tage 
Schmerzen  im  Leibe,  Durchfall,  Erbrechen,  dann  allmählich  sich  ent- 
wickelnder Ileus  und  tiefer  Collaps.  Bei  der  alsbald  vorgenommenen 
Operation  fand  sich  eine  jauchige  Peritonitis  infolge  scharf  abgegrenzter 
Gangrän  der  unteren  lleumschlingen.  Patientin  blieb  auf  dem  Operations- 
tisch, eine  genaue  Sektion  war  leider  nicht  möglich.  Doch  ist  mit  grösster 
Wahrscheinlichkeit  eine  Embolie  der  Art.  mesenter.  sup.  unterhalb  des 
Abgangs  der  Art.  colica  dextra  anzunehmen;  die  Herkunft  des  Embolus 
muss  freilich  unklar  bleiben.  (Thrombus  aus  einer  Beckeuvene,  durch 
ein  abnormerweise  offenes  Foramen  ovale V).  Beitzke. 

Pearce  and  Winne,  Concerning  hemagglutinius  of  bacterial  origin  and 
their  relation  to  hyaline  thrombi  and  liver-necroses.  Albany  med.  annals 
1904,  Nov. 

Die  filtrirten,  autolysirten  Produkte  einer  Reihe  von  Bakterien  besitzen 
Häinagglutinine  von  geringer  Aktivität;  die  Bildung  derselben  kann  ge- 
steigert werden  durch  Wachstum  der  Mikroorganismen  auf  bluthaitigen 
Nährböden.  Die  Injektion  dieser  Filtrate  erzeugt  bei  Hunden  und  Kaninchen 
in  manchen  Fällen  Lebernekrosen  mit  Thromben  aus  verklumpten  roten 
Blutkörperchen;  ähnliche  Thromben  können  in  anderen  Organen  Vorkommen. 
Diese  Thromben  gleichen  in  ihrem  Bau  den  gewöhnlich  als  „hyaline“  be- 
schriebenen Thromben.  Der  Nachweis  der  Agglutination  in  vitro  und  das 
Zusammentreffen  der  verklumpten  Blutkörperchen  mit  den  Leberläsionen 
lässt  an  eine  Beziehung  des  Agglutinins  zu  diesen  Läsionen  denken.  Diese 
Beziehung  katiu  indessen  nicht  als  bewiesen  angesehen  werden,  da  sich 
eine  unmittelbare  Giftwirkung  auf  die  Leberzellen  nicht  ausscbliessen  lässt. 
Andererseits  stützt  die  Aehnlichkeit  dieser  Läsionen  mit  den  ausgesprochenen 
Nekrosen,  die  man  mit  den  kräftigen  Agglutininen  cytolytischer  Immunsera 
erzeugen  kann,  durchaus  die  Möglichkeit  einer  solchen  Beziehung. 

Beitzke. 


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No.  17. 


Waunkk.  — Boudanik. 


277 


Wagner,  Seltene  Entstehungsursachen  von  Fingerbrüchen.  Militärärztl. 

Zeitsohr.  1904,  Mai. 

Unter  den  fünf  von  W.  beobachteten  Fällen  von  Fingerbruch,  die  in 
der  Weise  zu  stände  gekommen  waren,  dass  die  Patienten  die  Zügel  oder 
Halfterketten  in  der  Hand  hielten,  während  die  Pferde  aufgeregt  an  den- 
selben zerrten,  war  viermal  das  Grundglied  nnd  zwar  stets  am  Capitulum 
verletzt,  einmal  das  Mittelglied;  aber  auch  hier  ging  der  Bruch  in  das 
Köpfchen  hinein.  In  allen  fünf  Fällen  war  die  exakte  Diagnose  erst  durch 
die  Röntgenphotographie  gestellt  worden.  Die  klinischen  Gardinalsymptome 
einer  Fraktur  fehlten  oder  waren  unvollständig.  Es  hat  dies  seinen  Grund 
in  dem  straffen  Bandapparat  der  Finger,  welcher  die  Dislokation  der  Bruch- 
enden erschwert  und  die  Crepitation  verhindert.  So  ist  auch  nur  in  einem 
Falle  und  zwar  erst  nach  Verlauf  mehrerer  Tage  eine  Verschiebung  der 
Bruchenden  aufgetreten.  Alsdann  war  das  abgesprengte  Knochenstück 
proximalwärts  gerückt  und  der  Finger  ulnarwärts  abgebogen.  Während 
man  sich  bei  den  übrigen  Fälleu  damit  begnügen  konnte,  die  gebrochenen 
Finger  auf  einer  volaren  Pappschiene  zu  lagern,  wurde  in  dem  letzt- 
erwähnten Falle  ein  Extensionsverband  in  folgender  Weise  angelegt;  Ein 
Heftpflasterstreifen  wurde  in  Gestalt  einer  Schleife,  welche  die  Fingerspitze 
etwa  um  1 cm  überragte,  an  beiden  Seiten  des  Fingers  angelegt  und  durch 
einige  cirknläre  Streifen  befestigt.  Dann  wurde  Unterarm  und  Hand  auf 
einer  volaren  Holzschiene  festgelagert,  sodass  diese  Schiene  die  Finger- 
kuppen noch  um  ein  beträchtliches  überragte.  Auf  das  Ende  dieses  über- 
ragenden Schieuenteiles  wurde  gegenüber  dem  gebrochenen  Finger  eine 
Schleife  aus  einem  Gummidrainrohr  genagelt;  dann  legte  man  durch  diese 
Schleife  und  jene  des  Heftpflasterstreifens  am  Finger  einen  festen  Bind- 
faden und  näherte  die  beiden  Schleifen  so  einander,  wobei  sich  das  Gummi* 
drainrohr  dehnen  musste.  Es  wirkte  nun  also  am  gebrochenen  Finger  ein 
dauernder  elastischer  Zug.  Der  gebrochene  Finger  hat  in  diesem  Extensoins- 
verband  1U  Tage  gelegen;  alsdann  war  genügend  fester  Gallus  vorhanden, 
sodass  die  Dislokation  nicht  wieder  eintrat. 

In  sämmtlichen  fünf  Fällen  ist  die  Dienstfähigkeit  wiederhergestellt. 

Joachimsthal. 

J.  ßogdauik,  Intraperitonealer  Schnitt  und  Schnürnaht  bei  Operationen 
an  der  Harnblase.  Wiener  med.  Presse  1904,  No.  45. 

Beim  hohen  Blasenschnitt  hütete  man  sich  bisher,  das  Peritoneum  zu 
berühren  und  drang  zwischen  Symphyse  und  Bauchfellfalte  ein.  Einem 
Vorschläge  Rydygier’s  folgend,  erötfnete  B.  transperitoneal  die  Blase  an 
ihrer  vom  Peritoneum  bedeckten  Fläche  zur  Entfernung  von  Papillomen 
der  Blase.  Der  Vorteil  der  Methode  besteht  darin,  dass  beim  Schluss  der 
Blasenwunde  Serosa  auf  Serosa  zu  liegen  kommt,  auf  diese  Weise  die 
Wundränder  schnell  verkleben  und  die  Vernarbung  beschleunigt  wird. 
Vorbedingung  ist  peinlichste  Asepsis  und  exakte  Naht,  deren  Ausführung 
genau  geschildert  wird  (Schnürnaht  mit  2 Nadeln).  Peltesohn. 


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278 


Ball.  — Mkli.kb.  — Bach  und  Mkykh.  Hinhiehg. 


No.  17. 


Kall,  The  treatmeut  of  inveteratu  pruritus  ani.  Brit.  med.  journ.  1905, 
21.  Jan. 

Verf.  rät  in  Fällen  von  reinem  neurogenen  Pruritus  ani  (ohne  Der- 
matitis) die  Durchschneiduug  der  zum  Anus  führenden  sensiblen  Nerven- 
fasern analog  der  Operation  bei  Trigeminusneuralgie.  Kr  umschneidet  den 
After  mit  einem  elliptischen  Schnitt,  präparirt  die  Haut  von  der  Muskel- 
unterlage ab  und  durchtrennt  die  Endfasern  der  Hautnerven.  Die  Wunde 
wird  dann  wieder  zugenäht.  Verf.  hat  das  Verfahren  in  3 Fällen  mit  aus- 
gezeichnetem Erfolg  erprobt.  Bei  Beteiligung  der  Vulva  wird  der  hintere 
Rand  derselben  in  gleicher  Weise  behandelt.  Philipsthal. 


J.  Meller,  Ueber  die  Keratitis  punctata  leprosa.  Klin.  Monatsbl.  f.  Augcn- 
heilk.  XLIII,  I,  S.  06. 

Bei  einem  an  Lepra  tuberosa  leidenden  Patienten  trat  auf  beiden 
Augen  eine  Keratitis  punctata  auf.  Die  ganze  Hornhaut  war  durchsetzt 
von  vielen  äusserst  feinen,  intensiv  weissen  und  scharf  begrenzten  Pünktchen, 
welche  unmittelbar  unter  dem  Epithel  unter  den  oberflächlichen  Hornhaut- 
schichten  lagen.  In  den  abgeschabten  Partikelchen  wurden  ausser  den 
Epithelzellen  der  Hornhaut  und  wenigen  Rundzellen  Haufen  von  dicht  ge- 
drängten Leprabacillen,  die  in  grossen  Zellen  eingeschlossen  Ovaren,  ge- 
funden. Horstmann. 

Ii.  Bach  und  H.  Meyer,  Ueber  die  Beziehungen  des  Trigeminus  zur  Pupille 
und  zum  Ganglion  ciliare.  Zeitschr.  f.  Angenheilk.  Bd.  XIII,  H.  3. 

B und  M.  lähmten  die  sympathischen  Zellen  des  Ganglion  ciliare  und 
Ganglion  cervicale  Supremum  des  Halssympathicus  durch  venöse  Nikotin- 
einspritzung  beim  Kaninchen  und  erzielten  durch  Reizung  der  lateralen 
Partien  der  Medulla  oblongata  und  des  Trigeminus  Pupillenverengerung  der 
gleichen  Seite.  Die  Fasern  des  Trigeminus,  welche  die  Pupille  zu  ver- 
engern vermögen,  können  daher  nicht  in  Beziehung  zum  Ganglion  ciliare 
treten,  es  ist  vielmehr  wahrscheinlich,  dass  motorische  Trigeminusfasern 
beim  Kaninchen  direkt  zum  Sphincter  pupillae  ziehen. 

G.  Abelsdorff. 

Hinsberg,  Zur  Entstehung-  der  otitischen  Kleinhirnabscesse:  Infektion,  durch 
den  Hiatus  subarcuatus.  (Aus  der  Uni v.-Poliklinik  f.  Ohren-,  Nasen-  u. 
Kehlkopfkrankh,  in  Breslau.)  Deutsche  med.  Wochenschr.  1904,  No.  39. 

Auf  Grund  zweier  ausführlich  mitgeteilten  und  unter  Berücksichtigung 
einiger  in  der  Litteratur  vorliegender  Beobachtungen  glaubt  Verf.  die  bis- 
her geltende  Anschauung,  dass  das  Vorhandensein  eines  otitischen  Cere- 
bellarabscesses  zum  mindesten  unwahrscheinlich  sei,  dahin  modificireu  zu 
sollen,  dass  neben  den  beiden  Hauptinfektionspforten  für  die  Kleinhirn- 
grube als  dritter  der  Hiatus  subarcuatus  eine  nicht  zu  vernachlässigende 
Bedeutung  besitzt,  ln  den  ersten  der  vom  Verf.  selbst  beobachteten  und 
operirten  Fälle  war  einerseits  eine  andere  Entstehungsweise  für  den  Abscess 
(Sinusthrombose,  Labyrintheiterung)  mit  Sicherheit  auszuschliessen,  anderer- 
seits zeigte  der  Hiatus  deutliche  Veränderungen,  sodass  sich  der  Weg  der 


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No'.  17. 


SlNNHlRKH.  ~r-  KÜJ>TKR. 


279 


Infektion  vom  Alltrum  bis  zum  Kleinhirn  unter  dem  Mikroskop  verfolgen 
liess.  Im  zweiten  Falle  zeigten  weder  die  Gefässe  des  Hiatus  noch  das 
sic  umgebende  Bindegewebe  deutliche  pathologische  Veränderungen,  aber 
trotzdem  hält  Verf.  die  Annahme  für  gerechtfertigt,  dass  durch  die  Ge- 
fässe infektiöses  Material  aus  der  Schleimhaut  der  erkrankten  Warzenfort- 
satzzellen in  der  Dura  embolisch  verschleppt  wurde  und  dass  sich  hier 
ein  entzündlicher  Process  etablirte  und  zum  Kleinhirnabscess  führte,  während 
im  Hiatus  selbst  keine  Spur  dieses  Vorganges  zurückblieb. 

Schwabach. 

Siiinliuber,  lieber  motorische  Reizerscheinungen  im  Pharynx  und  Larynx. 
Berl.  k 1 in.  Wochenschr.  1004,  No.  29. 

Bei  einem  4Gjäbrigen  Potator  zeigt  sich  ausser  einem  ständigen  Zucken 
am  Halse,  im  unteren  Facialisast,  auch  ein  solches  am  Kehlkopf  und 
Pharynx  und  zwar  am  weichen  Gaumen,  der  hinteren  Pharyxwand,  den 
Stimmbändern  und  an  den  Aryknorpeln.  Das  Zäpfchen  wird  beständig 
gehoben  und  gesenkt,  die  Pharynxwand  zieht  sich  synchron  nach  der  Mitte 
zusammen,  die  Stimmbänder  machen  bei  der  Respiration  beständig  addu- 
cirende  Bewegungen.  Dieselben  erfolgen  etwa  1-IOmal  in  der  Minute  und 
hören  beim  Schlaf  nicht  auf.  Beim  Phoniren  schliessen  die  Stimmbänder. 
Im  Facialisgebiet  sind  die  Zuckungen  unregelmässig,  im  Vago-Accessorius- 
gebiet  rhythmisch-clonisch.  Die  elektrische  Erregbarkeit  giebt  keine  Ab- 
weichung. Verf.  hält  die  Erkrankung  für  eine  solche  der  hinteren  Schädel- 
grube. Zwei  ähnliche  Fälle  ergaben  bei  der  Autopsie  die  Diagnose  Tumor 
cerebelli.  W.  Lublinski. 

Küster,  Untersuchungen  über  Bakterienvernichtung  durch  den  Sauerstoff 
der  Luft  und  durch  Wasserstoffsuperoxyd.  Arch.  f.  Hyg.  1004,  Bd.  50, 
S.  364. 

In  den  schnell  fliessenden  Gebirgsflüsschen,  bei  denen  dem  Sauerstoff 
besonders  günstige  Einwirkungsbedingungen  gegeben  sind,  erfolgt  nach 
der  Aufnahme  von  Verunreinigungen  eine  schnelle  Abnahme  des  Bakterien- 
gebaltes. K.  konnte  in  Laboratoriumsversuchen,  bei  denen  er  Luft  durch 
mehr  oder  weniger  verunreinigtes  Wasser,  das  bei  verschiedenen  Tempera- 
turen gehalten  wurde,  durchleitete,  feststellen,  dass  durch  diese  Luftdurch- 
spülung bei  gleichzeitiger  Abkühlung  die  Keimzahl  des  Wassers  bedeutend 
herabgesetzt  und  dauernd  niedrig  gehalten  werden  kann.  Dieser  des- 
inficirende  Einfluss  der  Durchlüftung  trat  um  so  stärker  hervor,  je  mehr 
es  sich  um  verunreinigende,  gewöhnlich  im  Wasser  nicht  vorkommende 
Bakterien  handelte,  während  typische  Wasserkeime  weniger  beeinflusst 
wurden.  Das  bakterientötende  Moment  ist,  wie  durch  geeignete  Gontroll- 
versuche  festgestellt  wurde,  nicht  die  Erschütterung,  sondern  die  Luftgase, 
vornehmlich  der  Sauerstoff,  sind  hierfür  verantwortlich  zu  machen.  Ob 
dieser  bereits  in  seiner  inaktiven  Form  keimtötend  wirkt,  oder  zunächst 
in  aktiven  Sauerstoff  übergeführt  wird,  blieb  unentschieden;  es  war  K. 
nicht  möglich,  die  aktive  Modifikation  nachzuweisen. 

Ist  nun  bereits  für  den  Luftsauerstoff  unter  natürlichen  Verhältnissen 
eine  erhebliche  keimtötende  Wirkung  anzunehmen,  so  muss  die  aktive 


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Saltj». 


No.  17. 


280 


Modifikation,  Ozon  und  Wasserstoffsuperoxyd  um  so  wirksamer  sein.  K. 
fand  denn  auch,  dass  Zusatz  von  Wasserstoffsuperoxyd  bereits  in  geringen 
Mengen  die  Zahl  der  Bakterien  in  verhältnismässig  kurzer  Zeit  herabsetzt. 
So  wurden  Gholeravibrionen  durch  einen  Gehalt  von  0,125  auf  1000  inner- 
halb t/2  Stunde  abgetötet;  für  Typhuskeime  wurden  die  entsprechenden 
Werte  nicht  fesfgestellt.  K.  empfiehlt  daher,  das  Wasserstoffsuperoxyd  als 
Triukwasserdesinficiens  mehr  als  bisher  zu  berücksichtigen,  da  es  sich 
leicht  mitführen  lässt  und  gegenüber  anderen  Chemikalien  den  Vorteil 
bietet,  dass  es  nicht  wieder  aus  dem  Wasser  entfernt  werden  muss.  Das 
Wasser  wurde  allerdings  bei  kurzer  Einwirkungsdauer  nicht  völlig  steril; 
allein  es  sei  anzunehmen,  dass  die  pathogenen  Keime  zuerst  zu  Grunde 
gingen.  H.  Bischoff. 

(i.  Salus,  Zur  Biologie  der  Fäulnis.  Arch.  f.  Hyg.  1004,  Bd.  51,  S.  97. 

Während  bereits  Pasteur  Anaerobier  für  die  Erreger  der  Fäulnis  er- 
klärte und  dem  Luftzutritt  eine  fäulnishcmmende  Wirkung  zuschrieb,  ist 
nach  der  Entdeckung  der  Protei  diese  Bakteriengruppe  fast  allgemein  als 
typische  Fäulnisbakterien  angenommen  und  bis  jetzt  trotz  einzelner  ent- 
gegengesetzter Meinungsäusserungen  in  dieser  Rolle  anerkannt  worden. 
Nachdem  aber  Btknstock  nachgewiesen  hat,  dass  durch  die  Bakterien  der 
Proteusgruppe  eine  Zersetzung  des  Fibrins  nicht  bewirkt  werden  kann, 
was  auch  S.  durch  Versuche  bestätigen  konnte,  muss  für  die  Fibrinfäulnis 
den  Protei  ein  Einfluss  abgesprochen  werden.  Aber  auch  für  die  Eiweiss 
fäulnis  ist  die  Rolle  der  Protei  zum  mindesten  eine  zweifelhafte,  vielmehr 
sind  hierfür  wie  für  die  Fibrinfäulnis  sporenbildende  Anaörobier  verant- 
wortlich zu  machen.  Aus  natürlicher  Fleischfäulnis  wurden  von  S.  zwei 
Bacillen  isolirt  und  rein  gezüchtet,  die  beide  obligate  endospore  Anagrobier 
sind;  der  eine  bildet  Köpfchensporen  (Bac.  carnis  saprogenes)  der  andere  ist 
ein  Clostridium  (Clostridium  carnis  foetidum).  Jeder  von  beiden  ist  im- 
stande für  sich  allein  Fibrin  unter  Bildung  charakteristischer  Spaltungs- 
produkte in  Fäulnis  zu  versetzen;  nach  Maassgabe  der  gebildeten  Gase 
greift  jeder  von  ihnen  an  einer  anderen  Gruppe  des  Eiweissmoleküls  an. 
Der  Bac.  saprogenes  ist  ein  energischerer  Fäulniserreger,  er  bildet  mehr 
Gas  und  spaltet  das  Fibrin  unter  mächtiger  Wasserstoff-  und  Ammoniak- 
cntwickelung,  das  Clostridium  bildet  als  gasförmiges  Hauptprodukt  Kohlen- 
säure. Treten  beide  zusammen  in  Tätigkeit,  so  verläuft  die  Fäulnis  meist 
langsamer,  als  wenn  der  Bac.  saprogenes  allein  vorhanden  ist.  Methan 
wird  nicht,  Schwefelwasserstoff  in  geringen  Mengen  gebildet  Die  beiden 
Bacillen,  welche  mit  wenigen  Verwandten  zwei  Gruppen  obligat  anaerober 
Bacillen,  von  denen  teils  erwiesen,  teils  zu  vermuten  ist,  dass  sie  Fäulnis 
erregen,  bilden,  scheinen  die  gewöhnlichen  Erreger  der  Leichenfäulnis  zu 
sein;  sie  kommen  schon  mit  dem  Körper  in  den  Boden,  können  aber  auch 
durch  anaerobe  Erdbakterien  vermehrt  werden.  Die  Fäces  erhalten  normaler- 
weiser  keine  grösseren  Mengen  von  fäu luiserregenden,  sporenbildenden 
Anaerobiern,  die  Vermehrung  derselben  erfolgt  erst  portmortal. 

H.  Bischoff. 


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No.  17.  Bikxsacki.  — Hx  rn.  ich  281 

E,  Biernaeki,  Geber  die  angeblich  blutbildende  Wirkung  des  Arseniks. 

Wiener  med.  Wochenschr.  1904,  No.  25 — 27. 

Verf.  hat  schon  in  früheren  Arbeiten  darauf  hingewiesen,  dass  die 
Mehrzahl  der  als  Anämie  oder  Chlorose  in  der  täglichen  Praxis  diagnosti- 
cirten  und  behandelten  Fälle  keine  anämischen  Blutveränderungen  zeigten, 
sondern  im  Gegenteil  manchmal  eine  „fibernormale“  Blutzusamniensetzung 
(Hyperglobulie);  in  diesen  Fällen  von  Pseudoanämie  erzielt  man  mit 
Arsenik  die  glänzendsten  Resultate,  während  die  Eisenbehandlung  hier  ge- 
wöhnlich im  Stich  lässt.  B.  trat  nun  der  Frage  näher,  ob  dem  Arsenik 
überhaupt  eine  blutbildende  Wirkung  zukommt,  und  machte  daher  bei 
15  Patienten  vor  und  nach  der  Darreichung  von  Liquor  Fowleri  genaue 
Blutuntersuchungen.  Das  Resultat  war,  dass  der  längere  Gehrauch  selbst 
von  ganz  massigen  Arsendosen  Verschlechterung  der  Rlutzusammensetzung 
in  Bezug  auf  die  Blutkörperchenzahl  und  den  Trockenrückstandgehalt  be- 
dingt, mitunter  bis  zur  Entwickelung  einer  deutlichen  Hydrämie.  Arsen 
hat  genau  die  entgegengesetzte  Wirkung  wie  das  Eisen.  So  erklärt  sich 
auch  die  unbestreitbare  Wirkung  des  Arsens  bei  den  oben  charakterisirten 
Pseudoanämien,  da  die  Verschlechterung  der  Blutzusammensetzung  der 
Hyperglobulie  entgegenwirkt.  Bei  wahren  Anämien  ist  dagegen  von  der 
blutbildenden  Wirkung  des  Arseniks  nichts  zu  erwarten. 

K.  Kronthal. 

M.  Heitler,  Geber  Accentwechsel  der  Herztöne.  Centralbl.  f.  innere  Med. 

1905,  No.  8. 

Bei  der  Auscultation  der  Herztöne  an  der  Herzspitze  verschiedener 
Individuen  findet  man  entweder  den  ersten  Ton  stärker  accentuirt  als  den 
zweiten,  oder  den  zweiten  accentuirter  als  den  ersten;  in  letzterem  Falle 
wird  der  erste  Ton  auch  dumpler  und  kürzer,  der  zweite  Ton  länger  und 
breiter.  Die  Töne  zeigen  in  den  Fällen,  in  denen  beim  Wechsel  der  erste 
Ton  schwächer  und  der  zweite  stärker  wird,  die  mannigfaltigsten  Ab- 
stufungen ihrer  Intensitätsbezichungen;  in  diesen  Fällen  ist  der  zweite  Ton 
an  der  Herzspitze  der  zweite  Pulmonalton  (was  durch  den  Charakter  dieses 
Tons  bewiesen  wird).  In  den  Fällen,  in  denen  beim  Accentwechsel  beide 
Töne  stärker  werden,  ist  der  zweite  Ton  an  der  Herzspitze  der  zweite 
Aortenton.  Wenn  an  der  Herzspitze  der  verstärkte  zweite  Pulmonalton 
erscheint,  so  ist  derselbe  auch  an  der  Tricuspidalis  hörbar.  Die  Stärke- 
abnahme des  ersten  Tones  und  die  durch  Verstärkung  des  zweiten  Pulmonal- 
toues  bedingte  Stärkezunahme  des  zweiten  Tones  an  der  Herzspitze  treten 
auf,  wenn  der  Puls  kleiner  oder  kleiner  und  zugleich  frequenter  oder  auch, 
wenn  er  lediglich  weicher  wird.  Auftreten  und  Dauer  des  Tonwechsels 
sind  bei  den  verschiedenen  Individuen  sehr  verschieden.  — Der  Tonwechsel 
in  den  Fällen,  iu  denen  an  der  Herzspitze  der  erste  Ton  schwächer  wird, 
erklärt  sich  durch  die  verminderte  Contraktionsenergie  des  linken  Ventrikels, 
während  das  Auftreten  des  verstärkten  zweiten  Pulmonaltoucs  an  der  Spitze 
den  erhöhten  Druck  im  kleinen  Kreislauf  anzeigt.  L.  Perl. 


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282 


Böhnigkk.  — Pbeki>y. 


StllLKHlNGKH 


No.  17. 


M.  Hüiiniger,  Ueber  den  Rinfluss  des  Kochsalzes  auf  die  Magenverdaunng. 
Münch,  ined.  Wochenschr.  1904,  No.  2. 

Die  Bedeutung  des  Kochsalzes  bezüglich  der  Magensaftsekretion  wird 
von  verschiedenen  Autoren  verschieden  eingeschätzt.  B.  hat,  um  die  Frage 
zu  klären,  Versuche  an  einem  Pawlow’schen  Fistelhunde  vorgenommen,  bei 
denen  als  wichtigstes  Resultat  die  Tatsache  festgestellt  wurde,  dass  die 
Saftsekretion  des  Magens  durch  Kochsalz  äusserst  stark  gehemmt  wird. 
Diese  Hemmung  scheint  noch  stärker  zu  sein,  als  die  durch  Zucker  be- 
wirkte. Die  Frage,  wie  diese  Wirkung  des  Kochsalzes  zustande  kommt, 
ist  dahin  zu  beantworten,  dass  sie  nur  durch  Nerveneinflüsse  auf  reflektori- 
schem Wege  möglich  ist,  indem  nämlich  die  sensiblen  Nervenendigungen 
in  der  Magenschleimhaut  gereizt  werden  und  nicht,  wie  das  SchCle  meint, 
durch  lokale  Beeinflussung  der  Mucosa.  Bezüglich  der  Beschaffenheit  des 
Magensaftes  war  seine  Acidität  eine  hohe.  Sie  schwankte  zwischen  130 
und  154,  sodass  eine  stärkere  Herabsetzung  der  Acidität  durch  Kochsalz 
nicht  festzustellen  war.  Ebenso  zeigte  sich  die  verdauende  Kraft  in  nor- 
malen Grenzen. 

Verf.  glaubt,  die  beschriebenen,  am  Hunde  gemachten  Beobachtungen 
im  grossen  und  ganzen  auch  auf  den  Menschen  übertragen  zu  können. 

Carl  Rosentbal. 

I).  C.  Freedy,  A case  of  gangrene  of  the  right  foot  occuring  in  the 
newly  born.  The  Lancet  1904,  No.  575. 

Bei  einem  kräftig  entwickelten  Neugeborenen,  der  unmittelbar  nach 
der  Geburt  starb,  fand  sich  eine  ausgedehnte  feuchte  Gangrän  des  rechten 
Kusses.  Dieselbe  betraf  ausschliesslich  Haut  und  Unterhautbindegewebe, 
nicht  die  tieferen  Schichten  des  Kusses.  Abnormitäten  des  Amnion,  welche 
zur  Abschnürung  des  Kusses  führen  konnten,  fanden  sich  nicht.  Weder 
die  makroskopische  Untersuchung  aller  Organe  noch  die  mikroskopische, 
welche  sich  auf  Arterien  und  Nerven  des  Kusses  bezog,  gab  Aufklärung. 

Stadthagen. 


K.  Hehlesinger,  Die  Anämie  und  Ueukocytose  bei  der  Pädatrophie  und 
Gastroenteritis.  Arcli.  f.  Kinderheilk.  Bd.  37,  S.  321. 

Das  Ergebnis  seiner  Untersuchungen  fasst  Verf.  in  folgende  Sätze: 
Bei  Atrophien  mässigen  Grades  ergiebt  die  ßlutuntersuchung  eine  mässige 
Anämie.  Die  Zahl  der  Erythrocyten  sinkt  uuter  den  physiologischen  Grenz- 
wert, der  Hämoglobingehalt  liegt  durchschnittlich  noch  an  der  unteren 
physiologischen  Grenze,  wobei  es  nicht  selten  zu  einer  Vermehrung  der 
Hämoglobinmenge  im  einzelnen  Blutkörperchen  kommt;  am  deutlichsten 
lässt  das  specitische  Gewicht  die  Verdünnung  des  Blutes  erkennen.  — Bei 
schweren  Fällen  von  Atrophie  liegen  die  Werte  allenthalben  innerhalb  der, 
gerade  bei  Kindern  grossen,  physiologischen  Breite,  manchmal,  besonders 
bei  Säuglingen  der  ersten  Lebensmouate,  eher  an  der  oberen  als  an  der 
unteren  Grenze  des  normalen.  Dieser  Befund  ist  nur  scheinbar  ein  nor 
maler;  vielmehr  handelt  es  sich  auch  hier  eigentlich  und  ursprünglich  um 
eine  anämische  Blutbeschaffenheit,  die  aber  weiterhin  ausgeglichen  und 
verdeckt  wird  durch  eine  Goncentration  des  Blutes  durch  Plasmaverlust.  — 


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No.  17.  LKHisnHAM  und  M<  Kkkhon.  Mktkk  und  Ehikmukicu  etc«  *283 

Bei  Fällen  von  sehr  schwerer  Atrophie  und  entsprechender  Anämie  — 
nicht  oder  nur  ausnahmsweise  complicirt  durch  Diarrhoen  und  Erbrechen 
— nimmt  weiterhin  die  Zahl  der  Erythroryten  und  der  Hämoglobingehalt 
in  der  Raumeiuheit  zu,  allerdings  ohne  durchschnittlich  die  normalen 
Werte  zu  übersteigen;  das  specifische  Gewicht  geilt  aber  so  weit  über  die 
physiologischen  Grenzen  hinaus,  dass  es  ohne  Weiteres  die  Eindickung 
des  Blutes,  die  Verschleierung  der  jedenfalls  hochgradigen  Anämie  er- 
kennen lässt.  — Eine  sehr  hoho  Blutdichte  giebt  übrigens  an  sich  keines- 
wegs eine  schlechte  Prognose;  fast  trifft  das  Gegenteil  zu,  indem  die  aller- 
schwersten, sozusagen  verlorenen  Fälle  wieder  ein  sehr  viel  niedrigeres 
specifisches  Gewicht  und  auch  niedrigere  Zahlen  der  Erythrocyten  und  des 
Hämoglobins  aufweisen,  und  besonders  ist  ein  Sinken  des  specifischen  Ge- 
wichts bei  zunehmender  Atrophie  der  Vorbote  baldigen  Todes.  — Bei  den 
mit  Erbrechen  und  Durchfällen  einhergehenden  Fällen  von  Gastroenteritis 
liegen  die  Durchschnittswerte  für  die  Zahlen  der  Erythrocyten,  des  Hämo- 
globingehalts  und  ganz  besonders  auch  der  Blutdichte  erheblich  höher 
durch  deu  stärkeren  Plasmaverlust,  den  geringeren  Hämoglobinuntergang 
als  bei  gleichem  Körpergewichtsveriust  bei  den  reinen  Pädatrophieu.  Einige 
Zeit  vor  dem  Tode  findet  auch  hier  ein  rapides  und  starkes  8inken  der 
Zahl  der  Erythrocyten  und  der  Blutdichte  statt.  — Schwere  endoglobuläre 
Veränderungen  der  roten  Blutkörperchen  fehlen  im  Allgemeinen  bei  der 
Pädatrophie  wie  auch  bei  der  Gastroenteritis.  Häufig  sind  Dellenformen 
und  kleine  Erythrocyten.  — Bei  der  reinen  Pädatrophie  ist  die  Zahl  der 
taukocyten  bald  die  normale,  bald  besteht  — bei  den  verschiedenen  Graden 
von  Atrophie  — eine  mehr  oder  weniger  ausgesprochene  Hypoleukocytose, 
beide  Male  mit  normalem  Verhältnis  der  einzelnen  Leukocytenformen;  aus- 
nahmsweise findet  sich  eine  mässige  polynukleäre  Hyperleukocytose,  be- 
dingt nicht  durch  die  Intestinalaffektion,  sondern  durch  Ekzem,  Bron- 
chitis etc.  — Dagegen  weisen  die  Fälle  von  Gastroenteritis  in  der  grossen 
Mehrzahl  eine  manchmal  sehr  starke  Hyperleukocytose  auf,  und  zwar  aus- 
gesprochen eine  lymphocytäre;  bei  den  übrigeu  überwiegen  gleichfalls  in 
einem  das  gewöhnliche  Verhältnis  überschreitenden  Maasse  die  Lynipho- 
cyten.  — Diese  Eigentümlichkeit  der  Hyperleukocytose  bei  der  Gastro- 
enteritis findet  eine  bemerkenswerte  Analogie  in  der  experimentellen  lymphn- 
cytären  Hyperleukocytose  an  Kaninchen  nach  Injektion  von  Bacterium  coli. 

Stadthagen. 

1)  Ledingham  and  McKerron,  The  X-Ray  treatment  of  leucaemia.  The 
Lancet  li*05,  Vol.  I,  No.  II. 

2)  Meyer  und  Kisenreieh,  Die  Behandlung  der  Leukämie  mit  Röntgen- 
strahlen.  Münch,  med.  Wochonschr.  1905,  No.  4. 

Wendel,  Zur  Röntgenbehandlung  der  Leukämie.  Ibidem. 

SchiefTer,  Weitere  Beiträge  zur  Behandlung  der  Leukämie  mit  Köntgen- 
strahlen.  Ibidem. 

Winkler,  ZurTechuik  der  Behandlung  derlamkämie  mit  Köntgenstrahlen.  Ihid. 
Milchner  und  Messe,  Zur  Frage  der  Behandlung  der  Blutkrankheiten  mit 
Röntgenstrahlen.  Berl.  klin.  Wochenschr.  1904,  No.  49. 

1)  Die  Arbeit  giebt  neben  einer  ausführlichen  Aufzählung  der  bis- 


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284 


Fl.EMIMi. 


No.  17. 


hörigen  Veröffentlichungen  mit  Röntgenstrahlen  behandelter  Fälle  von 
Leukämie  die  Krankengeschichte  eines  weiteren  derartigen  Falles.  Bei 
dem  Patienten,  einem  11jährigen  Knaben,  handelte  es  sich  um  spleuo- 
mcdulläre  Leukämie.  Es  bestand  hochgradige  Macies,  die  Milz  reichte 
bis  fingerbreit  oberhalb  der  Symphyse,  die  Mittellinie  überschritt  sie  um 
2 Zoll.  Blutbefund:  3 570000  Erythrocyten,  234000  Leukocyten,  darunter 
zahlreiche  Myelocyten.  Arsen  wurde  schlecht  vertragen,  nach  6monat- 
licher  Beobachtung  war  noch  keine  Besserung  zu  vei zeichnen.  Jetzt  be- 
gannen die  Bestrahlungen:  Der  Milztumor,  die  unteren  Femurepiphysen 
gelegentlich  auch  Sternum  und  Wirbel)  wurden  jeden  zweiten  Tag,  eine 
Zeit  lang  auch  täglich,  10 — 15  Minuten  in  5 Zoll  Entfernung  bestrahlt. 
Diese  Behandlung  währte  3 Monate.  In  dieser  Zeit  gingen  die  Leuko 
cyten  von  234000  bis  auf  23000  zurück,  die  roten  Blutkörperchen  stiegen 
auf  4Vj  — 5 Millionen.  Der  vorher  bettlägerige  Patient  vermochte  schon 
nach  einem  Monat  Treppen  zu  steigen.  Der  durch  die  Milz  aufgetriebene 
Bauch  ging  von  32  Zoll  Umfang  auf  293/4  Zoll  zurück. 

2)  Die  ersten  8 Arbeiten  berichten  über  zusammen  8 Fälle  lienaler 
Leukämie,  in  denen  durch  Röntgcnbetrahlungen  erhebliche  Besserungen, 
zum  Teil  Heilungen  erzielt  wurden.  Die  Weiterbeobachtung  liess  aber, 
meist  schon  nach  kurzer  Zeit,  wieder  beträchtliche  Rückfälle  erkennen. 

Winkler  macht  auf  die  Gefahr  der  Hautverbrennung  aufmerksam 
Zu  ihrer  Vermeidung  empfiehlt  er:  Abdeckung  der  Umgebung  mit  l/2  mm 
dicken  Bleiplatten ; einmal  belichtete  Teile  sollen  vor  Ablauf  von  14  Tagen 
nicht  wieder  bestrahlt  werden;  es  sollen  mittelweiche  bis  harte  Röhren 
in  28  cm  Abstand  verwandt  werden.  Verf.  empfiehlt  dringend  die  An- 
wendung des  Cbromoradiometers  von  Holzknecht. 

Um  für  die  zahlreichen  Heilungen  resp.  Besserungen  der  Leukämie 
unter  Röntgenbestrahlungen  die  theoretische  Basis  zu  schaffen,  bestrahlten 
Milchner  und  Mosse  bei  Kaninchen  die  eine  hintere  Extremität  mit 
Röntgenstrahlen,  während  die  andere  durch  Bleiplatten  vor  deren  Ein- 
wirkung geschützt  wurde.  Es  wurden  harte,  also  relativ  stark  in  die 
Tiefe  wirkende  Röhren  Stunden  lang  angewendet.  Die  im  bestrahlten  Beine 
beobachteten  Veränderungen  des  Knochenmarkes  erstreckten  sich  nur  auf 
die  weissen  Blutkörperchen,  und  zwar  sowohl  auf  die  der  lymphoiden,  wie 
diejenigen  der  myeloiden  Reihe.  Dagegen  blieb  die  Reihe  der  hämo- 
globinhaltigen Elemente,  d.  b.  die  kernhaltigen  Zellen  (Normo-  und 
Megaloblasten)  und  die  kernlosen  unbeeinflusst.  Es  findet  also  eine  Art 
Auslese  statt. 

Die  Resistenz  der  Erythrocyten  gegenüber  den  Röntgenstrahlen  zeigte 
sich  auch  darin,  dass  eine  Aufschwemmung  in  physiologischer  Kochsalz 
iösung,  2 Stunden  den  Strahlen  ausgesetzt,  keinerlei  Veränderungen  zeigte. 

Alkan. 

It.  A.  Fleming,  Retinal  haemnrrhages  a diagnostic  feature  in  fraetnre  of 
the  base  of  the  skull  and  in  subarachnoid  haemorrhage.  Edinb,  tned. 
journ.  1903,  April. 

Bei  der  Untersuchung  von  Fällen  von  Schädelfraktur  konnte  F.  in  der 
ersten  Gruppe  5 Fälle  feststellen,  in  der  die  subarachnoideale  Blutung  ein- 


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No.  17.  UumtoUMo.  — IIauki.hi  am  2 SA 

seitig  war  und  die  retinale  Rlutung  ebenfalls  einseitig  und  gleichseitig 
stattfand;  es  handelte  sich  um  Schädelbasisfrakturen.  ln  2 Fällen 
(Gruppe  II)  war  die  Hämorrbagie  beiderseitig  und  ebenso  die  retinalen 
Blutungen,  ln  der  3.  Gruppe  (5  Fälle  von  Basisfraktur)  waren  retinale 
Blutungen  nicht  nachweisbar;  in  diesen  waren  die  subarachnoidealen 
Blutungen  nur  wenig  ausgeprägt;  in  dem  einen  Fall  war  durch  di<j 
Blutung  und  den  Druck  die  Opticusscheide  verschlossen  resp.  verlegt. 

S.  Kalischer. 

G.  4.  Kossoliiuo , Thermoauästhesie  und  Analgesie  als  Symptom  von 
Herderkrankung  des  Hirnstarames.  Deutsche  Zeitschr.  f.  Nervenheilk. 
23.  Bd.  (3.  u.  4.) 

Mit  4 neuen  ausführlich  beobachteten  Fällen  des  Verf.'s  sind  circa 
14  Fälle  von  Herderkrankung  des  Hirnstamines  bekannt,  in  denen  als 
Hauptsymptom  eine  Thermoauästhesie  und  Analgesie  hervortritt  (syringo- 
myelitische  Dissociation);  dieselbe  kann  heroiplegisch,  gekremt,  alternirend 
oder  partiell  (eine  Kurapfbälfte  und  die  Extremitäten  einer  Seite  ohne  das 
Gesicht)  lokalisirt  sein.  Mehr  oder  weniger  constaut  sind  ferner  Ataxie, 
Augenmuskelstörungen,  Lähmungen  des  Facialis,  Trigeminus,  Vagus,  Glosso- 
pharyngeus.  Nicht  wesentlich  zur  Krankheitsgruppe  gehören  subjektive 
Sensibilitätsstörungen,  Schwindelgefühl,  Reflexanomalien,  vasomotorische 
und  trophische  Störungen,  Störungen  des  Tastsinnes,  des  Muskelsinnes, 
Paresen  und  Affektionen  der  höheren  Sinnesorgane.  Fast  stets  ist  der 
Beginn  akut  und  apoplektisch  mit  Schwindel,  Uebelkeit,  Kopfschmerz,  Er- 
brechen. — Die  Fälle  lehren  jedenfalls,  dass  eine  circumskripte  Läsion 
gewisser  Regionen  der  Varolsbrücke  (Formatio  reticularis)  und  der  Med. 
oblongata  klinisch  in  dissociirter  Anästhesie  von  syringomyelitischem  Typus 
zum  Vorschein  kommen  kann  Die  Leitungsbahnen  für  Wärme-  und 
Schmerzempfindung  im  Hirnstamm  dürften  in  den  lateralen  Regionen  seiner 
dorsalen  Abschnitte  gelegen  sein,  die  eine  Fortsetzung  bilden  von  Fasern 
des  Grundbündels  des  Vorderseitenstrangs  des  Rückenmarks. 

S.  Kalischer. 


4.  llagelstain,  leber  die  Bedeutung  der  Difformitäten  der  Wirbelsäule 
und  des  Brustkorbes  bei  der  Diagnose  der  Syringomyelie.  Zeitschr.  f. 
klin.  Med.  49.  Bd.,  1.  — 4 H. 

H.  beschreibt  zwei  Fälle  von  Syringomyelie  mit  Difformitäten  der 
Wirbelsäule.  Der  erste  gehörte  dem  bumero-scapularen  Typus  an  unter 
Mitbeteiligung  des  verlängerten  Marks  und  war  ziemlich  typisch  in  der 
Entstehung  und  im  Verlauf.  Der  zweite  machte  wegen  der  lumbalen  Lokali- 
sation zuerst  sehr  erhebliche  diagnostische  Schwierigkeiten.  Im  ersten 
Falle  war  eine  hochgradige  Kyphoskoliose  vorhanden  mit  einer  Brustkorb- 
difformität  nach  dem  Typus  des  „Thorax  en  bateau“,  iiu  zweiten  Falle 
war  in  den  ersten  Stadien  die  Difformität  der  Wirbelsäule  so  sehr  das  den 
Krankheitszustand  beherrschende  Bild,  dass  der  Fall  vorerst  für  eine 
deformirende  Arthritis  mit  sekundärer  Beteiligung  des  Rückenmarks  gelten 
konnte.  Schliesslich  entpuppte  sich  doch  das  klare  Bild  der  Syringomyelie, 


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286 


TüACV.  (IoKOON.  — W'lNKIKH. 


No.  17. 


besonders  als  zn  dem  dorso  lumbalen  auch  der  cervikale  Tvpus  der  Er- 
krankung sich  hinzugeseilte.  M.  Brasch. 


S.  <».  Traey,  Higli  frequency,  high  potential  currents  and  X radiations  in 
the  treatment  of  epilepsy.  New-York  med.  journ.  1905,  No.  9. 

T.  behandelt  die  Epilepsie  nach  seinen  Angaben  mit  Erfolg  durch 
combinirte  Anwendung  von  Röntgcnstrahlen  und  Hochfrequenzströmen.  Die 
Röntgeustrahlen  lässt  er  aus  einer  Höhe  von  6 — 10  cm  oberhalb  des  Kopfes 
auf  dessen  Vorder-  und  Hinterseite  einwirken;  sodann  werden  Hochfrequenz- 
ströme 10  Minuten  auf  den  Kopf  und  5 Minuten  auf  die  Wirbelsäule 
dirigirt.  Da  aber  Verf.  auch  den  Bromgebrauch  trotz  dieser  Behandlung 
fortgesetzt  hat,  so  dürfen  seine  Resultate  nur  mit  grosser  Vorsicht  anfge- 
nommen  werden.  Bernhardt. 

(iordon,  A new  reflex:  paradoxic  flexor  reflex.  Journ.  of  nerv  and  ment, 
disease  1905,  No.  2,  p.  123. 

Unter  dem  obigen  Namen  beschreibt  G.  einen  neuen  Reflex,  welcher 
durch  einen  tiefen  Druck  auf  die  Wadenmuskeln  (er  muss  die  Flexoren 
mitbeteiligen)  ausgelöst  wird;  es  strecken  sich  dann  die  grosse  Zehe  oder 
alle  Zehen.  Dieser  Reflex  war  jedesmal  dann  vorhanden,  wenn  die  Patellar- 
reflexe  erhöht  waren.  Häufig  fand  sich  dieser  Reflex,  wo  der  Babinski'sehe 
fehlte.  Bei  Tabes,  Hysterie,  Paralysis  agitans  und  bei  normalen  Individuen 
fehlte  der  Reflex,  ln  der  Diskussion  über  den  Wert  und  das  Wesen  dieses 
neuen  Reflexes  waren  einige  Autoren  der  Meinung,  dass  er  dem  von  Oppen- 
heim beschriebenen  (dieses  Cbl.  1903,  S.  312)  Reflexe  sehr  ähnlich  wäre, 
während  wieder  andere  ihn  von  diesem  unterschieden  oder  als  eine  Ver- 
besserung angesehen  wissen  wollten  (McCarthy,  Mills,  Dercum). 

Bernhardt. 

M.  Winkler,  Ueber  Psammome  der  Haut  und  des  Unterhautgewebes  (Aus 
der  dermatol.  Universitätsklinik  in  Bern.)  Virchow’s  Arch.  Bd.  178, 
S.  323. 

Bei  einem  10jährigen  skoliotischen  Mädchen  bestanden  an  der  rechten 
Seite  des  Rückens  drei  in  den  tieferen  Schichten  der  Cutis  und  in  der 
Subcutis  gelegene  etwas  ovale,  2 — 4 cm  lange,  flach  kugelig  erhabene, 
derbe  Tumoren  und  zwar  zwei  nahe  der  Mittellinie  in  der  Höhe  des  4.-5. 
und  7. — 8.  Brustwirbels,  der  dritte  mehr  seitlich  in  der  Höhe  der  rechten 
Niere.  Die  beiden  oberen  setzten  sich  in  einen  deutlich  palpirbaren  nach 
der  Wirbelsäule  hin  ziehenden  cylindrischen  Strang  fort,  der  sich  bei  der 
einen  Geschwulst  bis  zum  Knochen  verfolgen  liess.  Die  Haut  selbst  wir 
über  dem  einen  Tumor  kaum  verändert,  über  den  beiden  anderen  erschien 
sie  im  Centrum  leicht  deprimirt,  graurötlich  verfärbt,  wie  atrophisch,  was. 
wie  die  weitere  Untersuchung  zeigte,  auf  Pigmentzellenvermehrung  und 
Schwund  elastischer  Fasern  beruhte.  Histologisch  entsprachen  die  ex- 
stirpirten  Geschwülste  ganz  dem  Psammom  der  Hirnhäute;  ihren  Ausgangs- 
punkt bildeten  allem  Anscheine  nach  Nervenscheiden  von  meningealem 
Charakter,  welche  in  diesem  Falle  die  Nerven  nicht  wie  gewöhnlich,  nur 


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No.  17. 


I'bILIP.  (iKKINÜKH.  — BkOAIUIKST.  — CaHKY  U.  I.AIRU. 


287 


bis  zum  Spinalgnuglion,  sondern  weiter  bis  ins  Unterhautzcllgewebe  be- 
gleitet hatten.  H.  Müller. 

C.  Philip,  Ueber  Heftpflasterverbände  bei  Ulcus  cruris.  (Aus  der  dermatol. 
Poliklinik  von  Dr.  P.  G.  Unna.)  Münch,  med.  Woclienschr.  1904,  No.  4B. 
Verf.  verwendet  den  alten  Baynton'schen  Heftpflasterverband,  benutzt 
aber  dazu  von  Beiersdorf  u.  Co.  unter  dem  Namen  „Philipbinde“  in  den 
Handel  gebrachte  Streifen  von  Leukoplast,  die  in  der  Mitte  eine  von 
Pflastermasse  freien  Teil  besitzen.  Dieser  kommt  über  das  zuvor  mit 
Jodoform,  Airol,  Ichthargan  u.  dcrgl.  bestäubte,  sonst  aber  unbedeckte 
Geschwür  zu  liegen  und  lässt  dessen  Sekrete  durch.  Die  Pflasterstreifen 
werden,  sich  dachziege) förmig  deckend,  unter  starker  Compression  von 

2 Finger  breit  unter  bis  ebensoweit  über  dem  Ulcus  angelegt  und  kreuzen 
sich  auf  der  gegenüberliegenden  Seite  des  Unterschenkels.  Der  nach  2 bis 

3 Tagen  zu  erneuernde  Verband  ist  mit  viel  weniger  Umständen  herzu- 

stellen als  der  Unna’sche  Zinkleimverband  und  soll  diesen  in  vielen  Fällen 
ersetzeu  können.  H.  Müller. 

Joh.  Geringer,  Schwere  Psoriasis  und  überraschend  plötzliche  Abheilung. 
Deutsche  militärärztl.  Zcitscbr.  1904,  H.  11. 

Eine  Psoriasis  von  fast  universeller  Ausbreitung,  die  monatelang  mit 
den  üblichen  Mitteln  (Arsen  ionerlich  und  subkutan,  Teer,  Chrysarobin  u.s.  w.) 
ohne  jeden  Brfolg  und  die  letzten  3 Wochen  gar  nicht  mehr  behandelt 
worden  war,  zeigte  sich  ganz  plötzlich  nahezu  vollständig  geheilt,  als  der 
Patient  zwei  Nächte  hindurch  äusserst  profuse  Schweissausbrüche  gehabt 
hatte.  Die  Haut  erschien  jetzt  an  der  Stelle  der  Krankheitsherde  pigmentlos, 
leukodermaähnlich,  und  war  vollkommen  glatt.  H.  Müller. 

Ilroadhent,  A note  on  postural  albuminurie.  The  Brit.  med.  journ.  1004, 
No.  2244. 

B.  versteht  unter  dieser  Bezeichnung  Fälle  von  Albuminurie,  die  beim 
Aufstehen  aus  dem  Bett  auftritt,  um  im  Laufe  des  Tages  zu  verschwinden, 
Fälle,  die  besonders  häufig  bei  Knaben  und  jungen  Männern,  die  sich  zu 
einem  Examen  vorbereiten,  gefunden  werden;  meist  handelt  es  sich  um 
nenropathische  Individuen  mit  leichter  Erregbarkeit  der  Gefässe.  Die 
Albuminurie  ist  unabhängig  von  der  Nahrung,  tritt  nicht  auf,  wenn  der 
Patient  im  Bett  bleibt  und  verschwindet,  sobald  sich  der  Kranke  legt. 
Die  Albumenmenge  ist  meist  nur  gering,  kann  aber  auch  beträchtlich 
werden;  der  Puls  ist  verschieden,  stark  gespannter  Puls  muss  den  Ver- 
dacht einer  Nierenaffektion  oder  von  Gicht  hervorrufen.  Die  Prognose  des 
Leidens  ist  günstig,  meist  genügt  kräftige,  einfache  Nahrung,  frische  Luit 
und  körperliche  Bewegung,  sowie  Regelung  der  Darmtätigkeit  durch  Aloe. 

Karo. 

VV.  Carey  and  A.  T.  Laird,  A peculiar  hypertrophy  of  the  prostate  ac- 
companied  by  an  ascending  infection  and  cysts  in  the  urcters  with  a general 
disenssion  of  ureteritis  cystica.  Albany  med.  annals  1904.  July,  p.  532. 
ln  dem  ersten  der  mitgeteilten  Sektionsfälle  handelte  es  sich  um  eine 


r 

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28b  v.  Hkio'k.  No.  17. 

eigentümliche  Form  von  Prostatahypertrophie.  Die  Hauptvergrösserung 
betraf  nämlich  den  rechten  Seitenlappen  und  dieser  war  durch  eineu  Stiel 
mit  dem  übrigen  Teil  der  Drüse  verbunden,  sodass  er  im  beträchtlichen 
Maas.se  frei  beweglich  und  imstande  war,  den  engen  zur  Blase  führenden 
Weg  zu  verschliessen.  Ein  zweiter  interessanter  Befund  war  in  diesem 
durch  ascendirte  Pyelonephritis  zu  Grunde  gegangenen  Falle  die  doppel- 
seitige Ureteritis  cystica,  die  durch  das  Vorkommen  zahlreicher  kleiner 
Cysten  an  der  inneren  Oberfläche  des  Ureters  ausgezeichnet  ist.  Dieselbe 
Veränderung  fand  sich  an  den  Uretereu  bei  einem  Falle  von  Pyelonephritis 
calculosa.  Die  histologische  Untersuchung  der  Uretcrcysteu  ergab,  dass 
sie  von  einer  aus  der  Submucosa  des  Ureters  hervorgehenden  Membrana 
propria  bekleidet  sind ; die  Innenfläche  der  Cyste  ist  von  einem  Ueber- 
gangsepithel  bedeckt,  der  Innenraum  von  oftmals  hämorrhagischer,  beim 
Anstechen  hervorspritzender  Flüssigkeit  mit  desquamirten,  vielfach  ver- 
änderten Kpithelien  erfüllt.  Das  Epithel  des  Ureters  geht  an  der  Aussen- 
Seite  der  Cyste  nur  unvollkommen  über  die  Membrana  propria  hinweg. 
Was  die  Entstehung  der  Cysten  betrifft,  so  handelt  es  sich  nach  ASCHOFF 
um  eine  Umbildung  der  von  Brunn'schen  Epithelnester  des  Ureters  durch 
centrale  Degeneration  von  Epithelzellen  und  Transsudation  von  Flüssigkeit 
ins  Innere  der  Nester.  Als  hauptsächlichen  ätiologischen  Faktor  bei  dieser 
Entwickelung  fasst  Verf.  eine  ascendiretide  Infektion  auf.  — Uretercysten 
können  makroskopisch  Tuberkel  Vortäuschen.  Eine  Ruptur  ihrer  Wandung 
kann  zu  Hämaturie  führen.  B.  Marcuse. 


v.  Herff,  Giebt  es  sichere  Zeichen  der  Schwangerschaft  in  den  ersten 
Monaten?  Corresp.-Bl.  f.  Schweizer  Aerzte  190t,  No.  21. 

Kindesbewegungen  kann  man  zweifellos  schon  von  der  16.  Woche  an 
nachweisen,  nicht  bei  jedem  Falle  und  nicht  bei  jeder  Untersuchung,  aber 
doch  so  häutig,  dass  es  sich  verlohnt,  in  zweifelhaften  Fällen  danach  zu 
fahnden.  Man  fühlt  hierbei  entweder  einen  raschen,  sanften  Stoss  gegen 
das  Ohr  oder  man  hört  deutlich  ein  sanftes,  leichtes  Reiben  oder  Schaben 
an  der  Uteruswand.  — Herztöne  der  Frucht  dagegen  konnte  V.  H.,  trotz 
aller  Bemühungen,  vor  der  18.  Woche  der  Schwangerschaft  nie  hören.  — 
Sichere  Zeichen  der  Gravidität  sind  kräftige,  ausgesprochene  Zusamuien- 
ziebungen  des  Uternskörpers  und  regelmässiges  Wachstum  der  Gebärmutter. 
— Am  wenigsten  sicher  zu  verwerten  ist  die  bekannte  Verfärbung  des 
Scheideneingangs  und  der  Scheide.  Wenn  aber  die  Verfärbung  sehr  aus- 
gesprochen ist,  tief  blaurot  oder  violett-purpurn,  wenn  sie  fleckig  und  gut 
ausgebildet  auftritt.  zumeist  in  Streifen  entlang  den  Vertiefungen  zwischeu 
den  Falten  der  Haut,  besonders  auf  dem  Harnröhrenwulst,  dann  ist  diese 
Erscheinung  ein  Zeichen,  das  mit  einer  an  Sicherheit  grenzenden  Wahr- 
scheinlichkeit für  Schwangerschaft  spricht.  Br.  Wolff. 


Kinaeudungeu  werden  an  die  Adresse  de«  Hern»  Geh.  Med. -Kat  Prof.  Dr.  M.  Bernhardt  (Berlin  W. 
Franrosiäche  Htraaae  21)  odor  an  di«  Vorlagsbaudluog  (Berlin  NW.,  Unter  den  Linden  68)  eibeten 


Verla*  von  August  llirnrhwald  in  Berlin.  — hruek  von  L.  8rh  uiuar  her  in  Berlin  N 24. 


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WfohenOjA  erscheinen 
1—2  Bomu ; am  Schi  ums« 

de*  J&^hrang*  Titel,  N»- 
mcn-  4unJ  äach-Regieter. 

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Centralblatt 


Prell  dei  Jihrgme«* 
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lungen u.  Poslan.Htalten. 


für  die 


mediciiikhen  Wissenschaften. 


Unter  Mitwirkung  von 

Prof.  Dr.  H.  Senator,  Prof.  Dr.  E.  Salkowski 

redigirt  von 

Prof.  Dr.  M.  Bemhar 

in  Berlin. 

O.  Mal. 


1905. 


Iniiult:  Rkibb,  Die  Katalase  der  Milch.  — Limio,  Resorption  der 
Kohlensäure  im  Magen.  — Blum,  Schicksal  des  Cystins  im  Tierkiirper.  — Stoi.tr, 
Verhalten  der  Monaminsiiure  im  Organismus.  — v.  Saar,  Cystadenom  der  Parotis. 
— Rcbrscb,  Zur  Kenntnis  der  Galaktokelc.  — v.  FbieulXndrr,  Behandlung 
der  Osteomyelitis  der  Röhrenknochen.  — Brauer,  Ucberdruckverfahren  bei 
l’neumothorax.  — Clooo,  Perforation  von  Duodenalgeschwüren.  — Paul, 
Serumtherapic  bei  Hornhautgeschwüren.  — Hölscher,  Paraffin  in  der  Oto- 
chirurgie.  — Tiianibcu,  Ein  neuer  Atticspüler.  — v.  Seillkr,  Kihhkb,  Z.ur 
Inhalationstherapie.  — Wn. ln  er,  Schwere  tracheostcnotische  Erscheinungen  bei 
Kehlkopfcroup.  — Colb,  Zur  Typhusimmunität.  — Cole,  L'eber  Agglutination 
bei  Typhus.  — v.  Tapp  einer  und  Jodlhaurr,  Einfluss  fluorcscirendcr  Substanzen 
auf  Toxine.  — Manoeb,  Hypnotica  per  rectum  gegeben.  — Hahviv,  Spann  - 
rauer,  Strühmbeho,  Verschiedene  Vergiftungsrälle.  — Ckcikab,  Die  syphili- 
tischen HerzalTektionen.  — Hitbciimann.  Ueber  Veneupulse  bei  Lebercirrbose. — 
Kactenbero,  Ueber  antiperistaltische  Bewegungen  des  Magens.  — Rensrueo, 
Zur  Buttermilchernährung. — Be rnhrim - K a rreb.  Pylorusstenose  im  Säuglings- 
alter. — Lisas,  Zur  Therapie  der  Ischias.  — v.  Kobnilow,  Ueber  Reflexe.  — 
Bartels,  Erkrankung  der  Cauda  equina.  — Moctikr  und  Cballahbl,  Ein- 
fluss der  Arsonvalisation  auf  den  Blutdruck.  — Coulon,  Dermatitis  nach 
Vohimbin.  — Zesab,  Atherom  und  Carcinom.  — Hoppmann,  Ueber  die  Primel- 
krankheit.— Blake,  Behandlung  der  Hodentuberkulose.  — Apert,  Harnfärbung 
nach  Pyramidon. 


E.  Reiss,  Die  Katalase  der  Milch.  Zeitschr.  f.  klin.  Med.  Bd.  56,  S.  1. 

R.  untersuchte,  an  welchen  Bestandteil  der  Milch  und  in  welcher  Art 
das  Wasserstoffsuperoxyd  zersetzende  Ferment,  das  in  ihr  entballen  ist, 
gebunden  ist.  R.  bestimmte  die  katalytische  Kraft  aus  der  Menge  des 
freigemachten  Sauerstoffes.  Kr  fand,  dass  die  Milchkatalase  mit  den  Fett- 
kügelchen vergesellschaftet  ist,  dass  sie  sich  aus  dem  Rahm  mit  Wasser 
und  physiologischer  Kochsalzlösung  ausziehen  lässt,  dass  sie  sich  an 
Kieselgur  — als  an  eine  Substanz  mit  grosser  Oberfläche  — anlagern 
lässt.  — Die  Bindung  der  Katalase  an  die  Milchkügelchen  dürfte  danach 
eine  rein  physikalische,  durch  Oberflächenwirknng  bedingte  sein.  — Die 
Katalase  ist  im  colloidalen  Milch plasma  unlöslich,  während  sie  sich  in 
colloidfreien  Flüssigkeiten  löst.  A.  Boewy. 


XLIII.  Jahrgang. 


19 


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290 


I.önino.  — Blüh.  — Stoi.tk. 


v.  S*AH. 


No.  18. 


K.  Lüning,  Das  Verhalten  der  Kohlensäure  im  Magen.  Zeitschr.  f.  k I in. 
Med.  Bd.  56,  S.  26. 

L.  hat  bei  Hunden  und  Menschen  kohlensäurehaltige  Wässer  in  den 
Magen  eingeführt,  die  Menge  der  ein  geführten  Kohlensäure  und  die  Menge 
der  nach  verschiedener  Zeit  noch  vorhandenen  bestimmt.  L.  fand,  dass 
erhebliche  Mengen  Kohlensäuren  im  Magen  resorbirt  werden,  dass  die  Re- 
Sorption  am  schnellsten  in  den  ersten  fünf  Minuten  vor  sich  geht,  wo  die 
Hälfte  resorbirt  wird,  während  nach  10-- 15  Minuten  3/4  resorbirt  ist. 
Dann  wird  kaum  noch  etwas  resorbirt.  Im  ganzen  können  bis  90  pCt. 
verschwinden.  — Eine  Wasserresorption  findet  dabei  nicht  statt.  — Auch 
aus  alkoholischen  Getränken  wird  Kohlensäure  reichlich  resorbirt. 

A.  Loewy. 

L.  Blum,  Ueber  das  Schicksal  des  Cystins  im  Tierkörper.  Beitr.  z.  chem. 
Physiol.  u.  Pathol.  Bd.  5,  8.  1. 

Nach  Verfütterung  von  Cystin  an  Hunde  per  os  konnte  Verf.  dasselbe 
im  Harn  nicht  wiederfinden,  dagegen  reichliche  Mengen  von  Thioschwefel- 
säure  constatiren,  daneben  tritt  stets  H2S04  in  Form  von  Sulfaten  auf. 
deren  Menge  gegen  die  Norm  gesteigert  ist.  Bei  subkutaner  Verabfolgung 
von  Cystin  tritt  dieses  gleichfalls  nicht  in  den  Harn  über,  wohl  aber  bei 
intravenöser  Zufuhr  in  periphere  Körpervenen.  Die  Leber  vermag  Cystin 
nicht  zu  oxydiren,  in  vivo  aber  in  noch  unaufgeklärter  Weise  zu  verändern, 
derart,  dass  die  Galle  einen  bleischwärzeudcn  Schwefelbestandteil  enthält. 

Neuberg. 

K.  Stolte,  Ueber  das  Schicksal  der  Monoaminosäuren  im  Tierkörper  nach 
Einführung  in  die  Blutbahn.  Beitr.  z.  chem.  Physiol.  u.  Pathol.  Bd.  5, 
S.  15. 

Durch  Bestimmung  der  N-Formen  im  Harn  hat  Verf.  ermittelt,  dass 
sich  die  Monoaminosäuren  nach  Einführung  in  die  Blntbahn  des  Kaninchens 
verschieden  verbalteu.  1.  Tyrosin  und  Phenylalanin  verursachen  keine 
erkennbare  Harnstoff  Vermehrung.  — 2.  Letztere  wird  hervorgerufen  durch 
Alanin,  Asparaginsäure  und  Glutaminsäure,  daneben  findet  sich 
auch  der  N-Gchalt  der  Monoaminosäurenfraktion  vermehrt.  — 3.  Glykokoll 
und  wahrscheinlich  auch  Leucin  erhöhen  anhaltend  den  Harnstoffgebalt, 
während  eine  rasch  verschwindende  Ausscheidung  von  Aminosäuren  selbst 
daneben  auftritt.  Neuberg. 


v.  Saar,  Congenitales  Cystadenom  der  rechten  Parotis.  Prager  med. 

Wochenschr.  1904,  No.  52. 

l1/!jähriger  Knabe  mit  mannsfaustgrosser  Geschwulst  an  der  rechten 
Halsseite,  die  bei  der  Geburt  bereits  hühnereigross  gewesen  sein  soll.  Der 
Tumor  wurde  klinisch  für  ein  Sarkom  gehalten  und  nicht  operirt.  Arsen, 
Röntgenbehandlung  und  wiederholte  Punktionen  an  fluktuirenden  Stellen 
hatten  keinen  Erfolg;  der  Tumor  wuchs  beständig,  und  das  Kind  ging  unter 
zunehmendem  Marasmus  zu  Grunde.  Bei  der  Sektion  zeigte  sich  die  Ge- 
schwulst gut  abgekapselt  und  nirgeuds  mit  der  Umgebung  verwachsen;  sie 
enthielt  zahlreiche  bis  haselnussgrosse,  mit  schleimigem  Inhalt  gefüllte 


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No.  18. 


Kchkscu.  — v.  Fiokiu.änkkk  — Bkaukh. 


291 


Cysten.  Die  mikroskopische  Untersuchung  ergab  Cystadenom;  im  Tumor 
eingeschlossen  fand  sich  ferner  quergestreifte  Muskulatur,  Lymphdrüsen- 
und  Knorpelgewebe.  Beitzke. 

Rubesch,  Zur  Kenntnis  der  Galaktokele.  Prager  ined.  Wochenschr.  1905, 
No.  4. 

Bei  einer  25jährigen  Frau  wurde  im  11.  Monate  nach  der  Entbindung 
die  mannskopfgrosse  linke  Mamma  wegen  Sarkomverdacht  amputirt.  Die 
Geschwulst  soll  erst  in  der  Laktation  entstanden  sein.  Beim  Einschneiden 
fand  sich  eine  Cyste  mit  1/a  cm  starker  Wand,  welche  ca.  */2  Liter  Milch 
enthielt.  Den  Anlass  zur  Entstehung  der  Cyste  gab  ein  intrakanalikuläres 
Fibrom.  Beitzke. 


Fr.  v.  Friedländer,  Die  tuberkulöse  Osteomyelitis  der  Diaphysen  langer 
Röhrenknochen.  Zeitschr.  f.  Chir.  Bd.  73,  H.  1 — 3. 

Bei  der  Behandlung  der  tuberkulösen  Herde  der  Diaphyse  ist  V.  F. 
folgenden  Indikationen  gefolgt.  Es  sind  unbedingt  solitäre  Herde  durch 
breite  Eröffnung  und  Atismeissclung  bis  in  das  Gesunde  zu  entfernen.  Bei 
multiplen  Herden  ohne  Beteiligung  von  Gelenken  ist  in  derselben  Weise 
vorzugehen.  Bestehen  neben  den  Knochenherden  in  der  Diaphyse  noch 
Weichteil-  und  Gelenkerkrankungen,  welche  so  gelegen  oder  so  ausge- 
dehnt sind,  dass  ihre  operative  Behandlung  keinen  Erfolg  verspricht,  so 
jst  trotzdem  jeder  Diaphysenherd  operativ  zu  behandeln,  welcher  durch 
seine  Lage  ein  noch  nicht  inficirtes  Gelenk  bedroht,  da  eine  weitere  Aus- 
breitung der  Tuberkulose  auf  ein  neues  Gelenk  die  Aussichten  der  spon- 
tanen Ausheilung  der  übrigen  Herde  verschlechtert.  Contraindicirt  ist  die 
Operation  bei  der  progressiven  Infiltration;  bei  ihr  käme  höchstens  dann 
die  Amputation  in  Betracht,  wenn  nur  ein  Knochen  oder  eine  Extremität 
erkrankt  ist. 

Die  Technik  der  Operation  weicht  nicht  ab  von  der  bei  osteomyeli- 
tischen Herden  anderer  Natur  gewöhnlich  geübten.  Es  wird  die  möglichst 
breite  Freilegung  des  erkrankten  Gebietes,  die  exakte  Entfernung  alles 
Verdächtigen  geübt.  Soweit  es  möglich  war,  wurde  von  v.  F.  die  von 
v.  Mosktig  angegebene  Jodoformplombe  mit  dem  besten  Erfolg  verwendet, 
in  letzter  Zeit  auch  in  jenen  Fällen,  in  welchen  infolge  Fehlens  aus- 
reichender Weichteilbedeckung  an  eine  Einheilung  derselben  uiclit  zu 
denken  war.  Gerade  in  diesen  Fällen  offenbart  sich  der  ausserordentliche 
Wert  der  Methode.  Es  wäre  nur  in  Betracht  zu  ziehen,  ob  nicht  bei 
Kindern  und  besonders  dann,  wenn  die  Plombe  eine  Höhle  in  nicht 
sklcrosirtem  Gebiete  zu  füllen  bestimmt  ist,  der  Ersatz  von  Jodoform  durch 
ein  anderes  Antiseplicum  anzustreben  wäre.  Joachimsthal. 


L.  Brauer,  Die  Ausschaltung  der  Pneumothoraxfolgen  mit  Hülfe  des 
Ueberdruckverfahrens.  Mitteil.  a.  d.  Grenzgeb.  d.  Med.  u.  Chir.  18.  Bd., 
3.  H.,  S.  488. 

Das  Sauerbruch’sche  Verfahren  zur  Ausschaltung  der  Pneumothorax- 
folgen beruht  bekanntlich  auf  dem  Princip,  eine  constante  Druckdifferenz 

19* 


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•292 


Clooo. 


No.  18. 


zwischen  Aussen-  und  Innenfläche  der  Lungen  durch  Rinpassung  des  Thorax 
in  eine  luftverdünnte  Kammer  zu  bewirken.  Der  Dehuungszustand  der 
Lungen,  welcher  normalerweise  durch  die  Rlasticität  der  Thoraxwand  be- 
dingt wird,  sowie  die  Möglichkeit  der  Selbstregulirung  der  Atmung  (im 
Gegensatz  znr  künstlichen  rhythmischen  Aufblähung  der  Lungen)  kann  bei 
offenem  Pneumothorax  indessen  auch  durch  constante  Druckdifferenz  mittels 
intrabronchialer  Druckerhöhung  erhalten  werden.  Dieses  Verfahren 
ist  von  B.  ausführlich  durcbgearbeitet  worden;  und  er  versucht  nunmehr, 
die  Rinwände,  die  hiergegen  erhoben  wurden,  zu  entkräften,  speciell  in 
Bezug  auf  den  Cirkulations-  und  Kespirationsapparat.  B.  kommt  zu  dem 
Schluss,  dass,  sobald  Pneumothorax  besteht,  ein  Unterschied  in  der  Wirkung 
der  beiden  Verfahren  nicht  vorhanden  ist,  indem  in  beiden  Fällen  ein  auf 
die  Innenflächen  der  Lungen  ausgeübter  Druck  dieselbe  gespannt  erhält 
und  beide  Male  das  Capillarsystem  der  Lungen  einer  geringen  Druck- 
wirkung ausgesetzt  wird,  die  ihm  bei  erhaltenem  Thorax  nicht  zugeinutet 
wird.  Indessen  fällt  diese  Cirkulationsbehinderuug  praktisch  nicht  ins 
Gewicht,  da  sie  mit  Leichtigkei  vom  Herzen  compensirt  wird.  Auch  der 
Rinwand  SaüKRBUCH’s,  dass  bei  einseitigem  Pneumothorax  durch  den  Ueber- 
druck  die  nicht  freiliegende  Lunge  übermässig  gebläht  werde,  ist  nach  B. 
nicht  mehr  aufrecht  zu  erhalten.  Was  schliesslich  die  Cirkulationsstörungen 
des  unteren  Rumpfes  betrifft,  so  können  dieselben,  analog  dem  Sauerbruch- 
sehen  Verfahren,  durch  Kinbringen  desselben  iu  einen  Cylinder  mit  er- 
höhtem Luftdruck  verhindert  werden,  das  erweist  sich  indessen  praktisch 
als  unnötig. 

Der  B.’sche  Apparat  besteht  aus  einem  l/2  cbm  grossen  Kasten,  in  den 
der  Kopf  des  Patienten  mittels  einer  Gummimanschette  eingedichtet  wird. 
Durch  zwei  Hähne  wird  die  Druckluft  in  beliebiger  Menge  zu-  resp.  ab- 
geführt. Die  Narkose  wird  durch  einen  entsprechend  roodificirten  Roth- 
Dräger’schen  Apparat  bewirkt  und  die  dazu  nötigen  Hantirungen  durch 
die  luftdicht  abgeschlossenen  in  den  Kasten  geführten  Hände  des  Narko- 
tiseurs ermöglicht.  Der  Vorteil  gegenüber  der  Sauerbruch’schen  Kammer 
besteht  in  der  leichteren  Beschaffung,  leichterer  Trausportfähigkeit  und 
darin,  dass  der  Patient  erst  kurz  vor  Herstellung  des  Pneumothorax  in 
den  Apparat  gebracht  zu  werden  braucht.  Peltesohn. 


('logg,  Perforated  duodenal  ulcer.  Brit.  med.  journ.  1905,  21.  Jan. 

Verf.  hat  3 Fälle  von  perforirtem  Magengeschwür  mit  Erfolg  operirt. 
Im  Anschluss  an  deren  Mitteilung  giebt  er  einen  Ueberblick  über  die  bisher 
in  der  Litteratur  mitgeteilten  Fälle  und  die  Symptomatologie  der  Erkran- 
kung. Dieselbe  kommt  meist  bei  Männern  mittleren  Alters  vor  und  ver- 
läuft symptomlos,  bis  die  Perforation  erfolgt.  Diese  tritt  in  ca.  50  pCt. 
der  Fälle  ein.  Der  Erfolg  der  Operation  ist  sehr  verschieden,  je  nach  der 
Zeit,  die  zwischen  Perforation  und  Operation  verstreicht.  Im  Durchschnitt 
werden  20 — 25  pCt.  geheilt.  Für  die  Differentialdiagnose  gegenüber  Appen- 
dicitis,  durchgebrochenem  Gallenblasenempyem  u.  a.  giebt  C.  folgende 
Zeichen  an:  1.  die  Abwesenheit  irgend  welcher  Symptome  von  Ausbruch 
der  Erkrankung.  2.  Die  Lokalisation  der  ersten  Schmerzen  im  rechten 


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So.  18. 


Paul.  — Hölscher.  — Thaniscii. 


293 


F.pigastrium,  höher  als  bei  Appenditis.  3.  Die  Schmerzhaftigkeit  bei  tiefem 
Druck  über  den  unteren  Rippen  hinten  und  seitlich.  4.  Das  deutliche  An- 
wachsen der  Schmerzen  bei  tiefer  Inspiration  bereits  im  Beginn  der  Er- 
krankung. 5.  Der  Nachweis  von  Gas  in  der  Bauchhöhle. 

Philipsthal. 


L.  Paul,  Beitrag  zur  Serumtherapie,  speciell  des  Olcus  corneae  serpens. 

Klin.  Monatsbl.  f.  Augenheilk.  XLIII.,  I,  S.  54. 

Römer  gelang  es,  nachzuweisen,  dass  bei  gegen  Pneumokokken  im- 
munisirten  Tieren  auch  Pneumokokkeninfektionen  der  Hornhaut  viel  leichter 
als  bei  normalen  Tieren  verlaufen.  Diese  Resultate  gaben  ihm  den  Mut, 
auch  beim  Menschen  eine  Serumtherapie  beim  Ulcus  serpens  zu  versuchen. 
Er  injicirte  den  Patienten  nur  eine  verhältnismässig  kleine  Serummenge 
subkutan,  gleichzeitig  aber  führte  er  subconjunktivale  Seruminjektionen 
und  Einträufelungen  auf  das  Ulcus  selbst  aus.  Später  gab  er  die  sub- 
conjunktivalen  Injektionen  auf,  verabreichte  aber  viel  grössere  subkutane 
Dosen.  P.  behandelte  nach  der  ersten  Methode  6 Patienten.  Dieselben 
erhielten  3—4  ccm  Pneumokokkenserum  subkutan  injicirt,  gleichzeitig  er- 
hielten sie  snbconjunktival  */2  ccm  und  1—  2stündlich  einen  Tropfen  Serum 
auf  das  Ulcus  selbst  geträufelt.  Bei  zwei  Patienten  heilte  unter  dieser 
Therapie  das  Ulcus  glatt,  bei  den  vier  anderen  versagte  sie  vollständig, 
drei  Fälle  mussten  kauterisirt  werden  und  im  letzten  erwies  sich  die 
Saemischsche  Spaltung  unumgänglich.  Weitere  4 Fälle  behandelte  P. 
nach  der  neueren  Vorschrift.  Auch  diese  Therapie  hatte  nicht  die  er- 
warteten Erfolge;  in  einem  Falle  konnte  man  davon  reden,  dass  das  Ge- 
schwür in  seinem  Fortschreiten  gehindert  wurde,  in  den  übrigen  musste 
kauterisirt  werden,  da  das  Ulcus  sich  stark  weiter  verbreitete. 

Horstmann. 


Hölscher,  Ueber  die  Verwendung  von  Paraffin  in  der  Otochirtirgie. 

Württemb.  med.  Gorresp.  Bl.  1904,  No.  33. 

H.  hat  in  drei  Fällen  von  chronischer  Mittelobreiterung,  welche  die 
Radikaloperation  nötig  machte,  nach  dem  Vorgänge  von  Frey  die  Ope- 
rationshöhlen mit  Paraffin  ausgefüllt  und  empfiehlt  das  Verfahren  be- 
sonders deshalb,  weil  es  die  Heilungsdauer  wesentlich  abkürzt.  Eineu 
sofortigen  völligen  Verschluss  der  Hautwunde  hält  er  nicht  für  empfehlens- 
wert, vielmehr  sei  es  besser,  zunächst  noch  eine  Oefifnung  als  Sicherheits- 
ventil zu  lassen  und  diese  erst  dann  zu  schliessen,  wenn  die  Einheilung 
des  Paraffins  erfolgt  ist.  Für  die  Ausfüllung  eignet  sich,  Dach  Verf.,  am 
besten  Weicbparaffin.  Schwabach. 


Titanisch,  Ein  neuer  Atticspüler.  Monatsschr.  f.  Obrenbeilk.  1904,  No.  8. 

Der  von  Th.  empfohlene  Apparat  zum  Ausspülen  des  Recessus  epi- 
tympauicus  besteht  aus  einem  Glasbehälter,  an  dessen  Hals  eine  Anbänge- 
vorrichtung  für  das  Knopfloch  oder  die  Seitentaschen  des  Arztes  in  Ver- 
bindung mit  einem  Sicherheitsverschluss  für  den  Kork  angebracht  ist. 
Die  luftzuführende  Röhre  steht  mit  einem  Doppelgebläse  in  Verbindung, 
während  das  Steigrohr  durch  einen  Schlauch  mit  dem  bekannten  Pauken- 


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294 


V.  SkII.I.KB.  FlKHKH.  — Wll.I.NKR  — CoLK. 


No.  18. 


röhrchen  verbunden  ist.  Durch  den  durch  das  Gehläsc  in  der  Flasche  er- 
zeugten Druck  wird  die  Spülflüssigkeit  durch  das  Steigrohr,  den  Verbindungs- 
schlauch und  das  Paukenröhrchen  nach  ihrem  Bestimmungsort  befördert 
und  zwar  in  Form  eines  constanten  Strahles.  Der  Apparat  kann  ohne 
Assistenz  angewendet  werden  und  darin  besteht  sein  Vorteil  vor  den  bisher 
gebräuchlichen.  Abbildung  s.  im  Original.  Schwabach. 


1)  v.  Seiller,'  Zur  Inhalationstherapie.  Wiener  k I in . Wocheuschr.  1904, 
No.  43. 

2)  Fieber,  Erfahrungen  mit  Bulling’s  Inhalationsapparaten.  Wiener  med. 
Wochenschr.  1904,  No.  30. 

1)  Aus  den  Beobachtungen  des  Verf.’s  im  Wiener  Elisabethspital  geht 
hervor,  dass  man  bei  der  akuten  und  chronischen  Bronchitis,  insbesondere 
bei  Bronchitis  chron.  sicca,  bei  Bronchialasthma  und  akuter  Laryngitis 
durch  medikamentöse  Inhalationen  mit  dem  Thermovariator  Bulling’s  sehr 
gute  Erfolge  erzielen  kann,  die  eine  innere  Medikation  entbehrlich  machen. 
Selbstverständlich  ist  das  nicht  bei  jedem  Kranken  der  Fall.  Auch  zeigen 
die  Inhalationsversuche  mit  Jodkalium,  dass  dieses  auch  bei  direkter  üeber- 
tragung  auf  die  Bronchialschleimbaut  einwirkt. 

2)  Verf.  empfiehlt  das  Bulling’schc  Inhalationsverfahren  bei  den  ver- 
schiedenartigen entzündlichen  Erkrankungen  der  Atmungsorgane. 

W.  Lublinski. 


Willner,  üeber  einen  Fall  von  Kehlkopfcroup  mit  schwersten  tracheo- 
stenotischen  Erscheinungen.  Prager  med.  Wochenschr.  1904,  No.  35. 

Dieser  Fall  von  Kehlkopfcroup  bei  einem  21  Monate  alten  schwäch- 
lichen Kind  ist  deshalb  bemerkenswert,  weil  bereits  im  Verlauf  des  erstell 
Tages  zwei  Sernminjcktionen  vorgenommen  wurden,  am  2.  und  3.  Krank- 
heitstage noch  je  eine.  Trotzdem  traten  am  vierten  Krankheitstage  die 
schwersten  tracheostenotischen  Erscheinungen  ein,  die  das  Leben  des  Kindes 
in  hohem  Maasse  bedrohten.  Verf.  schreibt  den  glücklichen  Ausgang  den 
Einreibungen  mit  Ung.  cincreum  in  grossen  Dosen  bei,  die  am  3.  und 
4.  Tage  vorgenommen,  seiner  Meinung  nach,  von  besonderem  Einfluss  auf 
die  Lösung  der  Membranen  gewesen  seien,  wenn  er  auch  den  maassgeben- 
den  Einfluss  des  Serums  nicht  bestreitet.  W.  Lublinski. 


R.  J.  Pole,  Experimenteller  Beitrag  zur  Typhusimmuuität.  Zcitschr.  f. 

Hyg.  1904,  Bd.  4«,  S.  371. 

Verf.  stellte  fest,  dass  Kaninchen,  welche  einmal  infolge  von  Injektion 
von  Typhusbacillen  Agglutiuine  gebildet,  sie  aber  im  l^aufe  der  Zeit  wieder 
verloren  haben,  bereits  nach  Injektion  einer  minimalen  Dosis,  die  bei  nor- 
malen Kaninchen  so  gut  wie  keine  Reaktion  hervorruft,  von  neuem  einen 
hohen  Agglutiningehalt  des  Serums  aufweisen.  Die  Ursache  der  nach 
Ueberstehen  einer  Infektion  lange  Zeit  zurückbleibenden  Typhusimmunität 
ist  somit  vielleicht  nicht  allein  in  einer  Unempfindlichkeit  der  Zellen 
gegenüber  den  Typhusbakterien  und  Giften  zu  suchen,  sondern  diese 


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No.  18. 


CoLE.  — V.  TaPPKINKK  und  Joi'I.ltAt'EK. 


295 


histngene  Immunität  kann  auch  auf  die  Fähigkeit  der  die  Immunstoffe 
liefernden  Organe,  bei  neu  eintretender  Infektionsgefahr  leichter  Antikörper 
abzugeben,  zurüekgeführt  werden.  Es  genügen  dann  schon  Mengen  von 
Typhnsbacillen,  die  nicht  ausreichen,  von  neuem  die  pathologischen  Ver- 
änderungen des  Typhus  hervorzurufen,  um  die  specifischeu  Scliutzstotfu 
auf  dein  Kampffelde  erscheinen  zu  lassen.  H.  Bischoff. 


R.  J.CoIe,  Uebcr  die  Agglutination  verschiedener  Typhusstämme.  Zeitschi', 
f.  Hyg.  1904,  Bd.  46,  S.  367. 

Nach  übereinstimmenden  Versuchen  verschiedener  Forscher  ist  bekannt, 
dass  einzelne  Typhusstämme  schwerer  agglutinirt  werden  als  andere.  Um 
festzustellen,  ob  die  Ursache  hierfür  in  einem  verschiedenen  (jehalte  des 
Serums  an  Agglutinin  für  verschiedene  Typhusstämme  beruht,  oder  ob  der 
Grund  hierfür  auf  Verschiedenheiten  der  Bakterienstämme,  d.  h.  auf  einem 
Unterschiede  im  Gehalte  an  agglutinirbarer  Substanz  zu  suchen  ist,  hat 
Verf.  auf  Veranlassung  von  Wassermann  Imunsera  mit  verschieden  leicht 
agglutinablen  Stämmen  hergestellt  und  diese  gegen  die  verschiedenen 
Stämme  geprüft.  Er  konnte  feststellen,  dass  auch  das  mit  agglutinirbaren 
Stamme  hergestellte  Serum,  diesen  Stamm  weniger  leicht  agglutinirte, 
während  andere  Stämme  bei  den  gleichen  Verdünnungen  agglutinirt  wurden, 
bei  denen  dies  von  Seren,  die  mittels  leicht  agglutinirbarer  Stämme  ge- 
wonnen waren,  erfolgte.  Es  ist  somit  die  Verschiedenheit  der  Stämme  in 
Bezug  auf  ihre  Agglutinirbarkeit  auf  einem  Unterschiede  im  Gehalt  an 
agglntinirbarer  Substanz  und  nicht  auf  Eigentümlichkeiten  des  benutzten 
Serums,  auf  das  Agglutinin,  zurückzuführen.  Da  nun  die  agglutinirbare 
Substanz  aus  einer  bindenden  und  einer  Funktionsgruppe  besteht,  so 
konnten  Unterschiede  in  der  haptophoren  oder  der  Funktionsgruppe  die 
Ursache  der  ungleichen  Agglutinirbarkeit  sein.  Da  Verf.  feststellen  konnte, 
dass  die  schwer  agglutinirbaren  Stämme  weniger  Agglutinin  aus  einem 
Serum  entfernen,  so  muss  ein  Mangel  an  agglutininbildenden  Gruppen  als 
Ursache  der  schweren  Agglutinirbarkeit  angenommen  werden. 

H.  Bischoff. 

H.  v.  Tappeiiier  und  •fodlbauer,  lieber  die  Wirkung  fluorescirender 
Stoffe  auf  Diphtherietoxin  und  Tetanustoxin.  Münch,  med.  Wochenschr. 
1904,  No.  17. 

Verff.  konnten  feststellen,  dass  Lösungen  von  Diphtherie-  oder  Tetanus- 
toxin, denen  kleine  Mengen  einer  fluorescirenden  Substanz,  Eosin,  dichlor- 
antbracendisulfosaures  Natron,  Fluoresceln  oder  Methylenblau,  zugesetzt 
sind,  und  welche  drei  Tage  im  zerstreuten  Tageslichte  aufbewahrt  werden, 
an  Wirksamkeit  ausserordentlich  einbüsseu,  während  ohne  Zusatz  der 
fluorescirenden  Substanzen  die  Abscbwächung  sehr  gering  war.  Bei  Zusatz 
von  Eosin  oder  dichloranthracendisulfosaurem  Natron  war  die  120fache 
tätliche  Dosis  nicht  mehr  wirksam,  während  Fluoresceln-  oder  Methylen- 
blauzusatz eine  geringere  Abschwächuug  bewirkten.  Es  wurde  auch  fest- 
gestellt,  dass  Tiere,  denen  drei  Stunden  vor  Beibringung  des  Toxins  kleine 
Dosen  pbotodyuamischer  Substanz  eingegeben  und  die  Haare  geschoren 


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"296  Manoks.  — Harvey.  Spannhacek.  Sthühurkro.  No.  18. 

waren,  eine  mehrfache  tötliche  Dosis  vertragen.  Diese  Resultate  lassen 
die  Möglichkeit  einer  Behandlung  der  Diphtherie  des  Meuschen  durch 
photodynamischc  Stoffe  diskutirbar  erscheinen.  Bezüglich  der  Auswahl 
der  zu  solcher  Behandlung  geeigneten  fluorescirenden  Stoffe  ist  zu  berück- 
sichtigen, dass  die  Lichtstrahlen  um  so  tiefer  in  das  Gewebe  eindringen, 
von  je  grösserer  Wellenlänge  sie  sind,  es  wären  also  die  Stoffe  zu  bevor- 
zugen, welche  durch  Strahlen  grösserer  Wellenlänge  (grün,  gelb,  rot)  zur 
Fluoresceuz  erregt  werden,  andererseits  wird  der  Stoff  den  Vorzug  ver- 
dienen, der  zu  denjenigen  Organen  besondere  Affinität  hat,  in  denen  sich 
auch  das  Toxin  fixirt.  H.  Bischoff. 


M.  Manges,  The  rectal  administration  of  the  newer  hypnotics.  Med.  News 
1904,  No.  13. 

M.  hat  schon  iu  einer  früheren  Arbeit  darauf  hingewiesen,  dass  die 
meisten  Schlafmittel  per  rectum  gegeben  werden  können;  auch  wenn  es 
sich  um  unlösliche  Präparate,  wie  Sulfonai,  Trional  oder  dergl.  handelt, 
deren  Resorption  vom  Rectum  aus  unwahrscheinlich  ist,  so  entfalten  diese 
Mittel  doch,  wie  die  klinische  Erfahrung  zeigt,  fast  dieselbe  Wirksamkeit, 
als  wenn  sie  per  os  gegeben  werden.  Das  neueste  vielgebrauchte  Schlaf- 
mittel, das  Veronal,  kann  ebenfalls  per  rectum  gegeben  werden.  Dar- 
reichung in  Suppositorienform  ist  nicht  empfehlenswert.  Man  löst  das 
Veronal  in  warmer  Milch  oder  besser  in  verdünntem  Sherry  und  fügt,  um 
die  Resorption  zu  beschleunigen,  etwas  Salz  oder  Zucker  hinzu.  Die  Dosen 
müssen  etwa  grösser  gewählt  werden,  als  sie  bei  der  Darreichung  per  os 
üblich  sind.  K.  Kronthal. 

1)  1*.  G.  Harvey,  A case  of  aniline  poisoning.  The  Lancct  1004,  Vol.  II, 
No.  14. 

2)  Spannbauer,  Vergiftung  nach  äusserlicher  Anwendung  von  Kupfersulfat 
(Blaustein).  Wiener  med.  Wochenschr.  1904,  No.  43. 

3)  C.  Strölnnberg,  Sechszehn  Vergiftungsfälle  mit  Methylalkohol.  Petersb. 
med.  Wocbeuschr.  1904,  No.  39  u.  40. 

1)  Die  Vergiftung  rührte  her  von  einem  anilinhaltigen  Bleistift,  den 
l’at.,  eine  22jährige  Frau,  sehr  häufig  im  Munde  anfeuchtete.  Die  Ver- 
giftungserscheinungen, die  übrigens  erst  nach  langem  Gebrauch  des  er- 
wähnten Bleistifts  auftraten,  bestanden  in  einer  blauen  Verfärbung  der 
Wangenschleimhaut  und  des  Zahnfleischrandes,  ähnlich  wie  bei  der  Blei- 
vergiftung, Schwellung  dieser  Teile,  häufigem  Erbrechen,  Hinfälligkeit  und 
Kurzatmigkeit.  Der  etwas  dunkel  gefärbte  Urin  enthielt  keine  pathologi- 
schen Bestandteile.  Nach  Entfernung  der  schädlichen  Ursache  war  Pat, 
in  kurzer  Zeit  wiederhergestellt. 

2)  Ein  23jähriger,  kräftiger  und  sonst  gesunder  Mauu  hatte  sieb 
wegen  eines  schuppenden  und  juckenden  Ekzems  des  Kopfes  die  Kopfhaut 
mit  einer  Lösung  von  Blaustein  in  Milch  eingerieben.  Nach  etwa  24  Stun- 
den erkrankte  er  schwer  mit  sehr  heftigem  Durchfall  und  Erbrechen,  nach 
wenigen  Stunden  bot  er  ein  Kraukheitsbild  dar,  das  an  das  asphyktisebe 
Stadium  der  asiatischen  Cholera  erinnerte.  Das  Erbrochene  zeigte  anfäng- 


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No.  18. 


Ckcika«. 


207 


licli  eine  deutlich  blaue,  später  eine  grünlich-gelbe  Karbe;  cs  liess  sich 
unschwer  Kupfersalz  darin  uachweisen.  Nach  Entfernung  der  blaugefärbten 
Borken  und  Krusten  der  Kopfhaut  und  Hebung  der  darnicderlicgcnden 
Herztätigkeit  erholte  sich  der  Krauke,  nach  längerer  Anurie  entleerte  er 
etwas  trüben,  dunklen,  eiweisshaltigen  Urin.  Unter  roborirender  Diät, 
reichlicher  Zufuhr  von  Flüssigkeit  wurde  Pat.  in  wenigen  Tagen  vollständig 
wiederhergestellt;  auch  der  Urin  wurde  wieder  klar  und  eiweissfrei. 

3)  Als  zur  Zeit  der  Mobilisirung  der  Schnapsbandel  verboten  war, 
wurden  18  schwere  Vergiftungsfälle,  darunter  15  mit  tätlichem  Ausgang, 
beobachtet,  die  auf  Genuss  von  sogenanntem  „Kuntzenbalsanr1  zurück- 
zuführen waren.  Dieser  Balsam  entspricht  etwa  der  früheren  Aqua  vulneraria 
spirituosa  und  besteht  ausser  geringen  Mengen  verschiedener  Pflanzenöle 
hauptsächlich  aus  50grädigem  Spiritus.  Wieviel  von  diesem  Balsam  ge- 
nossen wurde,  konnte  natürlich  nicht  genau  festgestellt  werden,  in  drei 
Fällen  hatte  jeder  der  Beteiligten  mindestens  400  g zu  sich  genommen. 
Die  anfänglich  zweifelhafte  Diagnose  konnte  durch  die  charakteristische 
Augenerkrankung  sicbergestellt  werden:  bei  zwei  leichter  erkrankten 

Patienten  kam  es  zu  einer  schweren  Amblyopie  mit  vorübergehender 
Amaurose;  der  Augenspiegelbefund  ergab  Verengerung  der  Netzhautarterien 
und  Blässe  des  temporalen  Papillcnsegments.  Als  Ursache  dieser  Neuritis 
optica  retrobulbaris  acuta  konnte  nach  Ausschluss  anderer  Substanzen  der 
Methylalkohol  angesprochen  werden.  Aus  dem  Krankheitsbild  sei  folgen- 
des hervorgehoben:  es  fehlt  nach  dem  Genuss  von  Methylalkohol  im 
Gegensatz  zum  Aethylalkohol  das  Kxaltationsstadium,  es  setzt  sofort  eine 
Depression  ein.  Der  Gang  wird  taumelnd,  es  tritt  ein  Schmerz  hinter  dem 
Sternum  und  in  der  Magengegend  auf,  dazu  kommt  Schüttelfrost,  Schlaf- 
sucht, Erbrechen,  Leibschmerz,  Gliederschmerzen,  Oppressionsgefühl,  ober- 
flächliches, beschleunigtes  Atmen,  Cyauose,  Coma.  In  dreizehn  Fällen 
konnte  die  Sektion  gemacht  werden.  Das  Blut  ist  kirschfarbcn,  flüssiger 
als  gewöhnlich,  aber  weniger  flüssig  als  bei  Erstickung.  Die  Muskulatur 
hat  einen  ausgesprochen  rötlichen  Farbenton.  Das  Herz  ist  schlaff,  zeigt 
mitunter  Ecchymosen.  Die  Lungen  sind  hyperämisch  und  stark  ödematös, 
l/eber  und  Milz  hyperämisch,  Magen-  und  Darmschleimhaut  injicirt.  ln 
den  Nieren  sind  Papillen  und  Rindensubstanz  hyperämisch  und  dunkel- 
gefärbt; Blasenschlcimhaut  stark  gerötet.  Hirn  und  Meningen  waren  meist 
sehr  blutreich.  K.  Kronthal. 

J.  Cecikas,  Des  atfections  syphilitiques  du  coeur.  Revue  de  med.  1904, 
No.  12. 

Nach  Verf.  sind  die  syphilitischen  Affektionen  des  Herzens  nicht  so 
selten,  wie  manche  Autoren  glauben;  wenngleich  sie  relativ  häuflg  im 
Gefolge  der  hereditären  Syphilis  auftreten,  so  werden  sie  doch  besonders 
bei  der  erworbenen  Syphilis  constatirt:  man  beobachtet  sie  am  häufigsten 
zwischen  dem  3.  und  10.  Jahre  nach  erfolgter  Infektion,  während  sie  nach 
dem  20.  schon  sehr  selten  sind.  Am  Herzen  manifestirt  sich  die  Krank- 
heit entweder  in  Form  von  mehr  oder  weniger  zahlreichen  Tumoren  oder 
aber  sie  bildet  eine  Infiltration  im  Verlaufe  der  kleinen  Gefässe.  Die  Neu- 
bildung unterliegt  bald  einer  käsigen  resp.  sklerosirenden  Entartung;  dazu 


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298 


Hithchmann.  — Rautknhkho. 


No.  18. 


gesellen  sich  unter  Umständen  (unter  dem  Einfluss  eines  Gumma)  eine 
Pori-  oder  Endocarditis  mit  den  üblichen  Folgeerscheinungen.  Relativ 
häufig  werden  die  Arterien  befallen  (Aorta  resp.  Coronararterien)  und  die 
hierdurch  hervorgerufenen  Veränderungen  stehen  denen  bei  der  gewöhn- 
lichen Arteriosklerose  sehr  nahe.  Die  Syphilis  der  Coronararterien  kann 
mit  Anfällen  von  Angina  pectoris  einhergehen  und  zum  plötzlichen  Tode 
führen;  zwischendurch  kommt  Tachv-  oder,  seltener,  Bradycardie  und 
Störung  des  Rhythmus  der  Herzbewegungen  zur  Beobachtung.  Die  Affektion 
der  Aorta  kann  ebenfalls  mit  Angina  pectoris  einhergehen,  wobei  das  erste 
Symptom  gewöhnlich  ein  wütender  Schmerz  hinter  dem  Brustbein  ist;  dazu 
gesellen  sich  dann  Erscheinungen  von  Dilatation  und  Verlängerung  der 
Aorta  mit  abnormen  Pulsationen  an  den  oberen  Intercostal räumen  rechter- 
seits  vom  Sternum.  Der  Verlauf  der  Herzsyphilis  ist  mehr  oder  weniger 
chronisch.  Die  Diagnose  des  syphilitischen  Charakters  der  Affektionen  ist 
sehr  schwierig;  sie  wird  relativ  leicht,  wenn  sich  die  oben  beschriebenen 
Erscheinungen  bei  jungen  Individuen  mit  syphilitischer  Anamnese  mani- 
fest iren.  Die  Behandlung  ist  eine  langwierige;  Quecksilber  in  verschiedenen 
Darreichungsweisen  und  Jod  (letzteres  durch  Jahre  hindurch  angewendefi 
bilden  die  Hauptbestandteile  der  Therapie.  L.  Perl. 


E.  Hitschmann,  Ueber  Venenpulse  an  den  Vorderarmen  bei  atrophischer 
Lebercirrhosc.  Centralbl.  f.  inn.  Med.  1904,  No.  2. 

ln  einer  Reihe  von  Fällen  vorgeschrittener  atrophischer  Lebercirrhose 
sah  H.  an  den  Venen  des  Vorderarms  und  auch  des  Handrückens  zuweilen 
vorübergehend,  oft  aber  auch  viele  Monate  constant  starke,  sowohl  mit 
der  Respiration  als  auch  mit  der  Herzaktion  synchrone  Pulsationen.  Bei 
jedem  Inspirium  zeigte  sich  ein  starker  Collaps  der  Venen  und  es  bestand 
überdies  ein  sehr  deutlicher  negativer  Vcnenpuls.  ln  schönster  Ausbildung 
sah  man  diese  Erscheinungen  an  der  der  Radialseite  des  Unterarms  auge- 
hörigen  Hautvene.  H.  glaubt,  dass  die  genannten  Phänomene  an  den 
Venen  als  eine  direkte  Folge  des  durch  die  peripylephlebitische  Cirrhose 
eigenartig  modificirtcn  Veuenblutkreisiaufcs  aufzufassen  sind.  Man  muss 
deshalb  diesem  Befunde  eine  diagnostisce  Bedeutung  zusprechen  in  anderen 
Krankheitsfällen,  die  gleichfalls  wie  die  genannte  Affektion  init  Ascites 
und  Beinödemen  einhergehen. 

Zur  Erklärung  der  beschriebenen  Venenpulse  wird  angeführt  eine  Ver- 
stärkung der  Drtickschwankungen  gegenüber  den  normalen,  resp.  das  tiefe 
Druckminimum  im  Vorhof  des  Herzens  iufolge  des  gestörten  Leberkreis- 
laufes. Die  Entscheidung,  ob  es  sich  um  positive  oder  negative  Veneu 
pulse  handelte,  war  keineswegs  immer  leicht  und  soll  weiteren  Beob- 
achtungen überlassen  bleiben.  Carl  Roseutbal. 


E.  Rauteilberg,  Ueber  antiperistal tische  Bewegungen  des  Magens.  Deutsches 
Arch.  f.  klin.  Med.  Bd.  77,  H.  3 u.  4,  S.  308. 

Antiperistaltischc  Bewegungen  des  Magens  sind  bislang  äusserst  selten 
beobachtet  worden.  Nichtsdestoweniger  hatte  R.  Gelegenheit,  zwei  solche 


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No.  18. 


Hensmjru. 


299 


Fälle  in  der  Universitätspoliklinik  zu  Königsberg  i.  Pr.  anfangs  des  Jahres 
11)03  zu  beobachten.  Der  erste  Fall  betraf  eine  50  jährige  Frau.  Ihre 
Krankheitserscheinungen  boten  das  Bild  einer  MageuafTektion,  die  mit  Salz- 
säuremangel  und  der  Anwesenheit  spärlicher  langer  Bacillen  einberging. 
I>a  auch  unterhalb  des  linken  Rippenbogens  1 — 2 Finger  breit  über  der 
.Nabelhöhe  und  links  von  der  Mittellinie  ein  länglicher  wurstförmiger  Tumor 
gefühlt  wurde,  so  war  damit  der  Verdacht  auf  eine  maligne  Erkrankung 
gerechtfertigt.  Als  man  zur  Sicherung  der  Diagnose  eine  Kohlensäure- 
aufblähung des  Magens  vornahm,  wurden  deutliche  peristaltische  Be- 
wegungen dieses  Organs  wahrgeuommen,  die  jedoch  nach  einigen  Minuten 
durch  entgegengesetzt  verlaufende  abgelöst  wurden.  Im  weiteren  erwies 
sich  der  gefüllte  Tumor  als  dem  Pylorus  angehörig.  Die  Diagnose  lautete 
also:  Tumor  malignus  pylori.  Ptosis  ventriculi.  Motus  peri-  et  anti- 
peristalticus  ventriculi. 

Die  oben  beschriebenen  peristaltischen  Bewegungen  des  Magens  konnten 
bei  der  Patientin  noch  wochenlang  regelmässig  wahrgenomtnen  werden, 
aber  nur  dann,  wenn  das  Organ  mittels  Kohlensäure  aufgebläht  wurde. 

Ein  zweiter  Fall,  der  wenige  Monate  darauf  zur  Beobachtung  kam, 
zeigte  bei  Kohlensäureaufblähung,  aber  auch  ohne  diese,  deutliche  anti- 
peristaltische Bewegungen,  die  von  der  grossen  Curvatur  im  rechten  Meso- 
gastrium  über  die  Mittellinie  schräg  aufwärts  zur  Cardia  liefen.  Dieser 
Fall  betraf  einen  Mann  mit  allgemeinen  Magenbeschwerden. 

Carl  Rosenthal. 

II.  Reitsburg,  Beitrag  zur  Buttermilchernährung  und  deren  Indikation. 

Jahrb.  f.  Kinderheilk.  Bd.  69,  S.  74. 

Unter  19  Kindern,  die  Verf.  mit  Buttermilch  ernährte,  wurde  nur  in 
einem  Fall  eine  nicht  befriedigende  Zunahme  erzielt.  — 100  ccm  einer  für 
Säuglinge  verwendbaren  Buttermilch  sollen  7 ccm  Normalnatronlauge 
neutralisiren.  Die  käufliche  Buttermilch  hat  eine  weit  höhere  Acidität, 
weil  sie  von  den  Händlern  mit  sauer  gewordener  Magermilch  versetzt 
wird.  — Verf.  reicht  gewöhnlich  100  Calorien  Buttermilch  pro  kg,  doch 
kann  mau  bis  1(50  Calorien  pro  kg  geben.  — Den  üblichen  Zusatz  von 
gewöhnlichen  Mehlen  zur  Buttermilch  vertrugen  viele  Kinder  schlecht; 
dieser  Uebelstand  ist  durch  Verwendung  eines  dextrinisirten  Kindermehles 
zu  beseitigen.  — In  der  Buttermilch  ist  das  Eiweiss  in  der  leichtest  ver- 
daulichen Form  enthalten.  Indikationen  für  die  Anwendung  sind:  1.  grosse 
Empfindlichkeit  gegen  Eiweiss,  wenn  jede  andere  Darreichutigsform  der 
Milch  versagt  hat;  2.  Empfindlichkeit  gegen  Fett  und  3.  gegen  Mehl,  sodass 
Fettmilch  und  Liebig-Keller’sche  Malzsuppe  ebenfalls  nicht  verdaut  werden. 
— Um  Erfolge  zu  erzielen  darf  man  sich  aber  an  keine  starre  Methode 
der  Butterrailchbereitung  binden,  sondern  muss  die  Mischungsverhältnisse 
jedem  einzelnen  Fall  anpassen.  Man  kann  die  Buttermilch  sowohl  ohne 
Mehl  als  auch  mit  geringen  oder  grösseren  Mengen  dextrinisirten  Mehls 
mengen  und  nach  Bedarf  Rahm  zusetzen.  Eine  aus  einwandsfrei  bereiteter 
Buttermilch  verfertigte  Conserve  hat  SELfEK  hersteilen  lassen  (s.  Deutsche 
med.  Wochenschr.  1903,  No.  27).  Stadthagen. 


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300 


Bkkmikim*Karkkk.  — Lamik.  — v.  Koomluw. 


No.  18. 


Bentheim-Karrer,  Ueber  Pylorusstenose  im  Säuglingsalter.  Corresp.-Bl. 
f.  Schweizer  Aerzte  1904,  No.  8. 

Die  Pylorusstenose  der  Säuglinge  wird  von  einzelnen  Aerzten  als  Folge 
einer  echten  myomartigen  Geschwulst  des  Pylorus  gedeutet,  während  andere 
sic  aus  einem  Pyloruskrampf  hervorgehen  lassen.  Dieser  letzteren  Auf- 
fassung tritt  auch  Freund  bei,  weil  er  in  zwei  Fällen  im  stände  war.  den 
Pylorustumor  durch  einen  Wasserdruck  von  100  cm  Höhe  völlig  zum  Ver- 
schwinden zu  bringen.  Da  zur  Erschlaffung  der  „physiologischen  Pvlorus- 
contraktur“  nach  PFAUNDLER  schon  ein  Druck  von  20  — 30  cm  Wasserbölie 
genügt,  so  folgert  Verf.,  abweichend  von  Freund,  dass  in  den  Fällen 
Freunds  eine  verdickte  Wand  zu  dehnen  war.  Dagegen  lassen  andere 
Fälle,  insbesondere  der  von  Knoepfelmacher,  die  Deutung  einer  reflek- 
torischen Contraktur  des  Pylorus  als  möglich  zu.  — Verf.  selbst  hat  einen 
Fall  beobachtet,  in  welchem  die  Erscheinungen  am  8.  Lebenslage  ein- 
setzten. Das  Kind  starb  38  Tage  alt.  Bei  der  mikroskopischen  Unter 
snehung  der  Pylorusmuskulatnr  stellte  Verf.  fest,  dass  die  Muskelkerne 
viel  weiter  von  einander  entfernt  standen,  als  bei  einem  Controllprärarat, 
das  von  einem  magengesunden  Säugling  stammte,  dass  ferner  die  Muskel- 
<|uerschnitte  viel  grösser  waren,  als  bei  dem  Controllpräparat  und  dass  in 
den  längs  getroffenen  Muskclschichten  die  Zellkerne  des  kranken  Magens 
grösser  waren  als  diejenigen  des  gesunden.  Aus  diesem  Befunde  schliesst 
Verf.  auf  eine  Hypertrophie  der  .Muskelschicht  des  Pylorus,  die  wahr- 
scheinlich congenital  war.  Stadtbagen. 


Lange,  Beitrag  zur  Therapie  der  Ischias.  Münch,  med.  Wochenschr.  1904, 
No.  52. 

Anschliessend  an  die  Versuche  Schleich's,  der  durch  Infusion  seiner 
1 prom. -Lösung  Ischias  zu  heilen  suchte,  injicirt  Verf.  an  der  Austrittsstelle 
des  N.  ischiadicus  direkt  in  den  Nerven  70— 100  ccm  einer  1 prom. 
Eucain /9-Lösung  in  8 prom.  Kochsalzlösung.  Zunächst  bildet  er  dabei  in 
der  Haut  eine  Quaddel,  dann  geht  er  sofort  mit  entsprechend  langer  Nadel 
(7—7 Vj  cm)  unter  stetem  Ausspritzen  auf  den  Nerv.  Der  Stich  durch 
Haut  und  Muskel  ist  völlig  schmerzlos,  dagegen  zucken  die  Patienten  bei 
Berührung  des  Nervs  resp.  der  Nervenscheide  zusammen  unter  dem  Gefühl 
eines  elektrischen  Schlages,  der  sich  bis  in  die  letzten  Verzweigungen  des 
N.  peroneus  und  tibialis  erstreckt.  Wenn  dadurch  die  richtige  Lage  der 
Nadelspitze  angezeigt  ist,  wird  ziemlich  schnell  die  Lösung  injicirt.  Die 
Schmerzen  waren  danach  schnell  verschwunden,  doch  mussteu  zur  an- 
dauernden Heilung  die  Injektionen  in  mehreren  Fällen  wiederholt  werden. 
An  Nebenwirkungen  berichtet  Verf.  von  schnell  vorübergehender  Uebelkeit 
und  leichten  Temperatursteigerungen  am  Tage  nach  der  Injektion. 

Alkan. 


A.  v.  Korniluw,  Ueber  cerebrale  und  spinale  Reflexe.  Deutsche  Zeitschr. 
f.  Nervenheilk.  23.  Bd.  (3  /4.) 

Die  Ausführungen  K.’s  lehren,  dass  die  Wissenschaft  in  der  letzten 
Zeit  um  zwei  Reflexe  reicher  geworden  ist,  den  Scapulohumeralreflex,  der 


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No.  18. 


Bartki.h. 


301 


durch  Perkussion  des  inneies  Randes  der  Spina  scapulae  infolge  von  Con- 
traktion  der  hinteren  Bündel  des  M.  deltoides  entsteht  und  zweitens  den 
Orbitalreflex,  der  bei  Perkussion  der  Knochen  und  Haut  rings  um  die 
Orbita  zu  stände  kommt  und  kaum  zu  den  wirklichen  Reflexen  gehört.  — 
Das  Babinski-Pliänomen,  bei  dem  die  Extension  der  grossen  Zehe  die  Haupt- 
sache ist,  gehört  nicht  zu  Sohlenreflcxen  oder  den  Hautreflexen;  denn  es 
kann  auch  durch  Berührung  anderer  Hautsteilen  erzeugt  werden.  Es 
kommen  auch  Fälle  von  Entartung  der  Pyramidenbahnen  vor  ohne  Babinski- 
sches  Phänomen  und  umgekehrt.  Die  differential-diagnostische  Bedeutung 
des  Rabinski  sehen  Phänomens  zur  Unterscheidung  der  organischen  von 
den  funktionellen  Hemiplegien  ist  nicht  pathognomonisch.  — Es  giebt  ferner 
einen  Knochen-  und  Muskelreflex.  Die  reflektorische  Natur  des  Knochen- 
reflexes ist  zweifellos,  die  des  Muskel reflexes  wahrscheinlich.  Die  übrigen 
Beweise  sprechen  weder  zu  Gunsten  der  reflektorischen  noch  zu  Gunsten 
der  mechanischen  Hypothese  der  Sehnenphänomene.  S.  Kalischer. 


M.  Bartels,  Ueber  Erkrankung  der  Gauda  equiua  im  Gefolge  von  Tuber- 
kulose der  Symphysis  sacroiliaca  und  der  angrenzenden  Beckenknochen. 
Greuzgeb.  d.  Med.  u.  Chir.  11.  Bd.  (3). 

Neben  zwei  Fällen  eigener  Beobachtung  konnte  B.  einen  von  Cestan 
und  Babonneix  beschriebenen  Fall  von  Tuberkulose  der  Symphysis  sacro- 
iliaca und  folgender  Erkrankung  der  Cauda  equina  mitteilen.  Eine  primäre 
Tuberkulose  des  Kreuzbeines  uud  der  Symphyse  scheint  heute  zweifellos 
anerkannt  werden  zu  müssen.  Der  Beginn  derselben  ist  meist  im  Mittel- 
stück des  Kreuzbeins  zu  suchen.  Häutig  brechen  dabei  Abscesse  nach 
aussen  durch,  in  der  Glutaealgegend.  Schmerzen,  Haltungsanomalien, 
Skoliose,  Gangstörungen  können  früh  schon  ohne  Beteiligung  der  Nerven 
hervortreten.  Einfache  Parästhesien  bis  starke  Schmerzen  in  den  Füssen 
sind  die  ersten  Zeichen  der  Gauda-Erkraukung;  sie  treten  anfallsweise  auf 
und  sind  bohrend,  reissend,  mitunter  in  beiden  Ischiadicusgebieten;  Gehen 
und  Stehen  steigert  die  Schmerzen;  es  folgen  sodann  Ausfallserscheinungen 
der  sensiblen  Sphäre  (Anästhesien)  in  Form  der  Reithosenanästhesie,  im 
perianalen  Bezirk,  an  der  hinteren  Fläche  der  Uber-  und  Unterschenkel, 
der  Rectal-,  Urethralschleimhaut.  Lähmungen  und  Störung  der  Sphinkteren 
sind  fast  stets  vorhanden.  Die  motorischen  Ausfallserscheinungen  an  den 
Extremitäten  wechseln  oft  in  ihrer  Stärke;  sie  befallen  die  Gesässmuskeln, 
Auswärtsroller,  die  Muskeln  der  Hinterseite  der  Oberschenkel,  die  Unter- 
schenkel- und  Zehenmuskeln.  Atrophie,  Entartungsreaktion  folgen  gewöhn- 
lich der  Lähmung  oder  begleiten  sie;  ebenso  Decubitus  am  Kreuzbein. 
Tritt  Compression  im  oberen  Teil  des  Sakralkanales  ein,  so  sind  Glutaeal-, 
Achillessehnen-  und  Sohlenreflex  erloschen;  dabei  sind  die  Patellarreflexe 
in  der  Regel  gesteigert.  Der  Verlauf  ist  stets  ungünstig.  Die  Indika- 
tionen zu  eiuera  operativen  Eingriff  müssen  erst  durch  weitere  Beob- 
achtungen sichergestelit  werden.  S.  Kalischer. 


r 

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302 


Moütikr  und  Ciiai.i.amkl.  — Coulom. 


No.  18. 


1)  A.  Montier  et  A.  ('hnllnmcl,  Etüde  comparative  sur  l’action  de  la 
cage  autoconductrice  et  du  lit  condensatenr  dans  le  traitement  de  l'hyper- 
tension  arterielle  par  la  d'Arsonvalisation.  Oompt.  rend.  1905,  No.  (t, 

p.  002. 

2)  Dieselben,  De  l’abaissement  de  la  pression  au  dessons  de  la  normale 
par  la  d'Arsonvalisation.  Ibidem.  No.  11,  p.  742. 

1)  Früher  hatten  die  Verff.  nachgewiesen,  dass  wenn  man  einen  an 
abnormer  Spannung  des  arteriellen  Systems  leidenden  Menschen  auf  dem 
Gondensatorbett  der  Einwirkung  hochgespannter  Wechselströme  aussetit, 
man  eine  Herabsetzung  des  arteriellen  Druckes  beobachtet  und  dass  diese 
Herabsetzung  noch  verstärkt  wird,  wenn  man  unmittelbar  nachher  den- 
selben Kranken  in  die  sogenannte  Cage  autoconductrice  bringt.  In  der 
neuen  Untersuchungsreihe  haben  sie  den  umgekehrten  Weg  eingeschlagen: 
War  der  Kranke  zuerst  im  selbstleitenden  Käfig,  so  erniedrigte  sieh  sein 
Klutdruck  und  hob  sich  unter  dem  Einfluss  des  Condensatorbettes;  wurden 
die  Kranken  dann  zum  zweiten  Male  in  den  autoconduktorischeu  Käfig 
gebracht,  so  kam  der  Blutdruck  wieder  auf  dieselbe  Höhe  wie  vorher,  ja 
er  erniedrigt  sich  sogar  noch  etwas.  Man  wende  also  zur  Behandlung 
arteriellen  Ueberdrucks  die  Cage  autonconductrice  an  und  nicht  das  Con- 
densatorbett. 

2)  In  einer  neuen  Mitteilung  an  die  Akademie  betonen  die  Verff.,  dass 
es  nicht  wünschenswert  sei,  den  Blutdruck  unter  den  normalen  herab- 
zusetzen;  man  solle  während  der  Behandlung  den  Blutdruck  der  Kranken 
häufiger  messen,  um  den  gewünschten  Zweck  nicht  zu  verfehlen.  Sank 
der  Druck  zu  tief,  so  konnten  ihn  die  Verff.  durch  Applikation  von  Arsonval- 
strömen  längs  der  Wirbelsäule  unmittelbar  wieder  ansteigen  lassen. 

Bernhardt. 

(i.  Coulon,  Dcrmatite  medicamenteu.se  par  absorption  de  Yohimbine. 
Arch.  gencr.  de  med.  1!K)4,  No.  45. 

Bei  einem  Manne,  der  wegen  abnehmender  Potenz  Yohimbin,  zuerst 
während  5 — 0 Tagen  in  Tabletten,  dann  2 Tage  lang  als  Pulver  aus  einem 
0,1  g enthaltenden  Röhrchen  in  nicht  näher  zu  bestimmender  Menge  ge- 
nommen hatte,  trat  Thränen  der  Augen,  heftiges  Jucken  im  Gesiebt  und 
an  den  Händen  und  einige  Stunden  später  ein  aus  meist  linsengrossen 
Koseolaflecken  und  weniger  zahlreichen  Papeln  bestehendes  Exanthem  auf. 
das  sich  bald  vom  Gesicht  aus  unregelmässig  über  deD  ganzen  Körper 
verbreitete.  Am  3.  Tage  begann  unter  fortdauerndem  Jucken  eine,  be- 
sonders auch  am  behaarten  Kopfe  sehr  reichliche  kleien  förmige  Ab- 
schuppung, welche  die  einzelnen  Flecke  mit  einem  weisslichen  Saum  um- 
gab. Fieber  oder  sonstige  Krankheitserscheinungen  waren  nicht  vorhanden, 
die  Schleimhäute  blieben  intakt,  Haarausfall  wurde  nicht  bemerkt.  Als 
Verf.  den  Pat.  10  Tage  nach  Beginn  des  Ausschlags  zuletzt  sah,  schien 
dieser  im  Abheilen  begriffen  zu  sein;  das  Jucken  hatte  sich  bereits  ver- 
loren. H.  Müller. 


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No.  18. 


7.K8AB.  floPFMANN.  — Bl. AKK. 


303 


D.  G.  Zesas,  Ceber  die  krebsige  Entartung  der  Kopfatherome.  Münch, 
med.  Woclienschr.  1904,  No.  37. 

Die  08jährige  Pat.  gab  an,  seit  mehr  als  20  Jahren  Atherome  auf 
dem  Kopfe  gehabt  zu  haben,  die  beim  Kämmen  öfter  verletzt  und  seit 
etwa  5 Jahren  zu  Geschwüren  geworden  seien.  Sie  klagte  über  Schwindel, 
beständige  Kopfschmerzen  und  war  in  der  letzten  Zeit  sehr  abgemagert. 
Ks  bestand  ein  mehr  als  die  hintere  Hälfte  der  Kopfhaut,  namentlich  die 
linke  Seite,  einnehmendes  eiterndes,  mit  der  Unterlage  fest  verwachsenes 
l'lcus  mit  hartem  Rande;  an  einzelnen  Stellen  lagen  die  Schädelknochen 
bloss.  Die  Lymphdrüsen  hinter  dem  linken  Ohr  und  unter  dem  linken 
Unterkiefer  waren  geschwollen.  Das  Geschwür  wurde,  zum  Teil  mit  dem 
Periost,  excidirt  und  die  histologische  Untersuchung  bestätigte,  dass  es 
sich  um  carcinomatöse  Degeneration  mehrerer  Atherome  handelte.  Die 
Pat.  erlag  nach  4 Wochen  einer  Pneumonie.  — Aehnliche  Fälle  sind  nicht 
ganz  selten  beobachtet  worden.  Die  krebsige  Entartuug  der  Atherome 
scheint  namentlich  durch  häufige  mechanische  Insulte  angeregt  zu  werden; 
die  Operation  liefert  günstige  Resultate  nur  so  lange  die  Geschwülste  keine 
grössere  Ausdehnung  erreicht  haben  und  ohne  Abtragung  der  obersten 
Knocheniagen  entfernt  werden  können.  H.  Müller. 


E.  HofTtnann,  Ueber  die  Primelkrankheit  und  andere  durch  Pflanzen  ver- 
ursachte Hautentzündungen.  Münch,  med.  Wochenschr.  1904,  No.  44. 

Dass  bei  manchen  Personen  die  Berührung  gewisser  Primelarten  und 
des  Giftsumachs  (Rhus  toxicodendron)  recht  unangenehme  ekzem-  oder 
erysipelartige  Dermatitiden  hervorruft,  ist  jetzt  wohl  ziemlich  allgemein 
bekannt.  Aehnliches  bewirken  die  sogen.  Klephantenläuse,  die  Früchte 
von  Anacardium  orientale  und  occidentale,  die  als  Volksmittel  gegen 
rheumatische  Beschwerden  auf  die  Haut  aufgelegt  werden  und  das  zu  dem- 
selben Zwecke  oft  benutzte,  aus  den  Früchten  des  Lorbeerbaums  gewonnene 
Lorbecröl  („grüne  Lore“).  Ausserdem  giebt  es  aber  auch  eine  ganze  Reihe 
anderer  Pflanzen,  die  bei  dazu  disponirten  Menschen  gelegentlich  entzünd- 
liche Hauterkrankungen  verursachen.  So  sah  Verf.  solche  bei  einer  Gärtners- 
frau wiederholt  nach  der  Beschäftigung  mit  Chrysanthemum  indicum  im 
Gesicht,  an  Händen  und  Armen  auftreten.  Bei  zwei  anderen  Pat.  hatten 
die  Blätter  und  Zwiebeln  der  Meerzwiebel  ' (Scilla  maritima)  eine  mit 
Bläschenbildung  einhergehende  14  Tage  dauernde  Hautentzündung  veran- 
lasst. Ein  Mann,  der  Blätter  des  Lebensbaums  (Thuja  occidentalis)  zwischen 
den  Fingern  zerdrückt  und  mit  diesen  daun  sein  Gesicht  berührt  hatte, 
bekam  eine  heftige  und  ihn  sehr  peinigende,  von  leichtem  Fieber  be- 
gleitete roseähnliche  Hautentzündung  des  Gesichts  und  der  Hände,  die 
nach  etwa  10  Tagen  unter  ziemlich  starker  Schuppung  abheilte. 

11.  Müller. 


4.  A.  Hinke.  Some  considerations  in  the  treatment  of  tuberculosis  of  the 
testicle.  Med.  News  1904,  14.  Mai. 

Verf.  verfügt  über  8 Fälle  von  Hodentuberkulo.se,  bei  denen  er  die 


*■ 

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304 


Arm. 


No.  18. 


Castration  mit  Entfernung  des  Samenstrangs,  zweimal  mit  gleichzeitiger 
Exstirpation  der  Sainenblase  ausgeführt  hat.  In  einem  Falle  nahm  er  die 
doppelseitige  Castration  vor.  Stets  war  die  Krankheit  auf  das  Genital- 
systeni  beschränkt  ihit  Ausnahme  eines  Falles,  bei  dem  in  drei  nachein- 
ander vorgenommenen  Operationen  Niere,  Ureter,  linker  Hoden,  beide 
Samenblasen  und  der  grösste  Teil  der  Prostata  exstirpirt  wurden.  Seit  der 
letzten  Operation  böi  diesem  Kranken  sind  drei  Jahre  verflossen,  der 
Patient  ist  gesund  und  auch  von  der  Cystitis  geheilt,  die  mit  seinen 
anderen  Krankheitserscheinungen  verbunden  war.  In  einem  anderen  Falle, 
wo  Verf.  vor  6 Wochen  Hoden,  Vas  deferens  und  Samenblase  exstirpirtc. 
zeigt  das  Präparat,  dass  sich  die  Krankheit  nicht  continuirlich  längs  des 
Vas  deferens  vom  Nebenhoden  her  ausbreitet,  sondern  dass  sie  sprung- 
weise verläuft,  derart,  dass  einzelne  Knoten  an  verschiedenen  Stellen  des 
Vas  deferens  entstehen. 

Eine  alleinige  Entfernung  des  Nebenhodens  (Epididymectomie)  hält 
Verf.  für  unzweckmässig.  Nur  wenn  die  Erkrankung  doppelseitig  ist,  will 
er  nach  Möglichkeit  den  Hoden  der  einen  Seite  zum  Zwecke  der  „inneren 
Sekretion“  schonen.  Das  Vas  deferens  hat  Verf.  in  allen  von  ihm  operirten 
Fällen  mit  entfernt:  er  verlängert  hierzu  den  für  die  Hodenexstirpatinn 
erforderlichen  Schnitt  nach  aufwärts  bis  zu  einem  dem  inneren  I^eisten- 
ringc  entsprechenden  Punkte,  durchtrennt  die  Aponeurose  des  Musculus 
obliquus  externus  und  löst  stumpf  das  Vas  deferens,  das  von  den  anderen 
Teilen  des  Samenstrangs  zu  isoliren  ist,  vom  Peritoneum,  bis  der  Finger 
die  Ampulle  erreicht.  Hier  wird  so  hoch  wie  möglich  unterbunden, 
alsdann  durchschnitten  und  die  Wunde  so  wie  nach  einer  Herniotomie 
vernäht. 

Die  Samenblase  will  Verf,  soweit  eine  Erkrankung  derselben  nach- 
weisbar ist,  namentlich  im  Hinblick  auf  die  Infektionsgefahr  für  den 
zweiten  Hoden  entfernt  wissen.  Zu  diesem  Zweck  benutzt  er  eine  halb- 
mondförmige tncision  am  Damm  (nach  ZlICKEKKANDI.)  und  kann  von  hier 
aus  eventuell  gleichzeitig  Herde  in  der  Prostata  erreichen. 

B.  Marcuse. 


Apert,  Des  urines  rouges,  dans  la  mcdication  par  le  pyramidon.  Arch. 
gener.  de  med.  1904,  No.  27. 

Nach  Gebrauch  von  Pyramidon  beobachtet  man  oft,  aber  nur  bei 
gewissen  Meuschen,  eine  Hotfärbung  des  Harns.  Sie  kann  schon  nach 
kleinen  Dosen  des  Medikaments  auftreten  und  beruht  auf  der  Ausscheidung 
eines  Zersetzungsproduktes  des  Pyramidons,  der  Kubazonsäure.  Man  könnte 
bei  der  Hotfärbung  des  Harns  an  Hämaturie  und  ähnliches  denken,  kann 
aber  schon  durch  blosses  Ausschütteln  des  Harns  mit  Chloroform,  in 
welchem  die  Kubazonsäure  gelöst  wird,  diese  Veränderung  von  Hämaturie 
unterscheiden.  B.  Marcuse. 


KiuariidunKeu  werden  an  di«  Adresse  des  Herrn  Geh.  Med. -Kat  Prof.  Dr.  M.  Bernhardt  (Berlin  W. 
Pranxöaischo  .Strasse  21)  oder  au  die  Vorlagshandlung  (Berlin  >'W„  Unter  den  Linden  68)  eibeten 


Vorlag  von  Augnal  II  i rar  h * « I d in  Berlin.  — Druck  von  L.  Ach  um  ach  er  in  Berlin  V.  SM- 


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|\VMi<‘itwb  *r*rH*lnen 
3 i liomn ; am  Sch  t uwie 

d«i  JatÄanirs  Titel«  Na- 
men- Ad  Ha<h-Hegi>ter. 


Centralblatt 


für  die 


1905. 


IS.  Mal. 


Praia  dwi  Jalirc*ns«-a 
28  Mark;  *u  ln»zi*>li«n 
durrh  alle  Buchhand- 
lungen u.  PuntaiiMalttD. 


OM 

Unter  Mitwirkung  von 

frof.  Dr.  H.  Senator,  Prof.  Dr.  E.  Salkowski, 

redigirt  von  /V 

Prof.  Dr.  M.  Bernhard^* 

in  Berlin. 


JUn/TiDOR  1 | 


Inlmlt:  Loeh,  Zum  Stoffwechsel  Magenkranker.  — Schwarte  und 
hAVSRB,  Ueber  fettzersetzende  Mikroben.  — Rosenfei.u,  Indolbildung  beim 
Kaninchen.  — Seyfferth,  Chloroform  gegen  nitrose  Dämpfe.  — Grawitz, 
Fall  von  multiplen  Primärtumoren.  — Smith,  Verhalten  nekrotischer  Herznmskel- 
infarkte.  — Hohmarr.  Behandlung  des  Schiefhalses.  — Roy  neu  Barkks  und 
Haide,  Missbildung  der  Hände  und  Füsse.  — Martina,  Entstehung  der  peri- 
herniösen  Phlegnome.  — IIofmann,  Zur  Behandlung  des  Empyems.  — Bi.anu- 
Suttor,  Multiple  Steine  in  der  Niere.  — Szczyhalbki,  Ulcus  corneae  durch 
Bacillus  pyocyaneus. — Bednarski.  Pathologische  Veränderungen  der  Zonula  Zinnii. 

— Baikk,  Tuberkulöse  Meningitis  bei  Otitis  media.  — Brzold,  Ueber  Knochen- 
bildung im  Obr.  — Alkxander,  Gehörorgan  bei  albinotischen  Katzen.  — Lub- 
linski, Ueber  die  adenoiden  Vegetationen.  — Hauer.  Rolle  der  Nasenscbleimhaut 
bei  Lepra.  — Gram  ans,  Ueber  das  Eickert'sche  Tvphusdiagnostikum.  — Weher  und 
Taute,  Umwandlung  der  Tuberkelbacillen  beim  Kaltblüter.  — Grösser.  Ueber 
die  v.  Behring’scbo  Tuberkulosetheorie.  — West,  Behandlung  des  Pyopneumo- 
tborax.  — Hroos,  Wert  des  Hetols  bei  Tuberkulose.  — Sarartiikz,  Cusiiino 
und  Clakke,  Zur  Behandlung  des  Typhyus.  — Coiiniirim,  Palpation  und  Aus- 
kultion  des  Pylonis.  — M adelunu,  Etitwickclung  von  Echinokokken  nach  Operation. 

— Brei- ki. i,  Pseudodiphtheritischer  Symptomeneomplcx  bei  Neugeborenen.  — 
Fürbrinoer,  Lryickik.  Ueber  das  tiuinquaud’schc  Zeichen.  — Hoppk-Srylkr, 
Ueber  Glykosurie.  — Sihelius,  Knecht,  Schwere  Erkrankung  nach  Kohlenoxyd- 
vergiftung.  — Seifper,  Zksas,  Ueber  hysterische  Skoliose.  — Zimukrmann, 
Hydroelektrische  Behandlung  von  Herzstörungen.  — Drruw,  Behandlung  des 
Lupus.  — Manassr,  Arhovin  gegen  Gonorrhoe. 


A.  Locb,  Beitrag  znm  Stoffwechsel  Magenkranker.  Zeitschr.  f.  klin.  Med. 

Bd.  56,  S.  100. 

L.’s  Beobachtungen  ergaben,  dass  Chlorverlust  durch  Erbrechen  oder 
Ausheberung  des  Mageninhalts  Stoffwechselstörungen  hervorruft,  die  in 
einer  Verminderung  der  Ammoniakausfuhr  durch  den  Harn  (bis  auf  </ 10  des 
normalen  Wertes)  und  wohl  auch  in  einer  vermehrten  Serumalkalescenz 
sich  kundgeben.  Dementsprechend  konnte  L.  zeigen,  dass  während  der 
Verdauung  in  den  ersten  Stadien  gleichfalls  die  Ammoniakmenge  im  Harn 
sinkt,  erst  in  späteren  ansteigt.  Danach  nimmt  L.  an,  "dass  in  der  Norm 
ein  Teil  des  Harnammoniaks  einer  Regulirung  der  während  der  Verdauung 
durch  Resorption  der  Magensalzsäure  gestörten  Alkalescenzverhältnisse  des 
Körpers  seinen  Ursprung  verdankt.  A.  Loewy. 

XLin.  Jahrgang.  “ 20 


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306 


Schwarte  u.  Kayseb.  — » KnsEsmi.n.  — Seyffebtii-  — (tbawitz. 


No.  19. 


G.  Seitwärts  und  II.  Kayser,  lieber  die  Herkunft  von  Kettsäurenadeln 
in  Dittrich’schen  Pfröpfen  und  den  Nachweis  von  fettzersetzenden 
Mikroben.  Zeitschr.  f.  klin.  Med.  Bd.  56,  S.  111. 

Sch.  und  K.  haben  die  in  den  (sog.  Dittrich’schen)  Pfröpfen,  die  sieh 
bei  Lungengangrän  und  putrider  Bronchitis  finden,  vorkommenden  Mikro- 
organismen rein  gezüchtet  und  sie  auf  Fett  und  Lecithin  wirken  lassen, 
um  festzustellen,  ob  durch  bakterielle  Einflüsse  das  Auftreten  von  Fettsäure 
in  den  Pfröpfen  zu  erklären  sei.  Sie  benutzten  als  Nährboden  entweder 
mit  Agar  überschüttete  Hinderfettplatten  (nach  Eijkmann)  oder  Mandelöl 
mit  Peptonkochsalzwasser  (nach  Rubner-Schreibkr).  — Sie  fanden  in 
den  Pfröpfen  den  Staphylococcns  pyogenes  albus  und  dieser  zersetzte  aerob 
und  anaerob  Fett.  Der  Coccus  war  nicht  pathogen.  Keimfrei  filtrirte 
Culturen  sowie  abgetötete  Kokken  zersetzen  Fett  nicht.  — Lecithin  wurde 
nicht  zersetzt.  — Mit  putriden  Processen  steht  das  Auftreten  von  Fett- 
säuren in  keinem  direkten  Zusammenhänge;  erstere  können  bestehen  ohne 
Bildung  letzterer.  A.  Loewv. 


F.  Rosenfeld,  Die  Iudolbildung  beim  hungernden  Kaninchen.  Beitr.  z. 
ehern.  Physiol.  u.  Pathol.  Bd.  5,  S.  83. 

Auch  mit  der  scharfen,  von  P.  Ehrlich  angegebenen  Indolreaktion 
mit  Hülfe  von  Dimethylaminobenzaldehyd  hat  Verf.  in  Uebereinstimmung 
mit  früheren  Versuchen  kein  Indol  im  Darminhalt  normal  ernährter  wie 
hungernder  Kaninchen  nachweisen  können.  Selbst  bei  starker  Indikanurie 
findet  sich  in  den  Fäces  kein  Indol,  sodass  Verf.  einen  Parallelismus 
zwischen  beiden  Erscheinungen  bestreitet.  Bezüglich  der  früher  aufge- 
stellten Behauptung,  dass  Phloridzin  eine  durch  Ei  weisszerfall  bedingte 
Indikanurie  erzeugt,  weist  Verf.  darauf  hin,  dass  diese  nur  bei  unter- 
ernährten Tieren  auftritt.  Durch  Versuche  mit  stark  tryptophanhaltigen 
Antodigestionsflüssigkeiten  fand  Verf.,  wie  schon  Ellinoer  und  Gentzen 
nachgewiesen  haben,  seine  frühere  Ansicht  widerlegt,  dass  Skatolamino- 
essigsäure  die  Vorstufe  des  durch  Gewebszerfall  sich  bildenden  Indols  sei. 

Neuberg. 

Seyffertli,  Chloroform  als  Gegenmittel  nach  Einatmung  nitroser  Dämpfe. 
Concordia,  Zeitschr.  f.  Arbeiter- Wohlfahrtseinrichtungen.  Bd.  10,  S.  319. 

Einatmung  von  Stickoxyden  erzeugt  durch  Heizung  sensibler  motori- 
scher Nervenendigungen  Krampfanfälle,  die  tötlich  verlaufen  köuuen.  Als 
Gegenmittel  empfiehlt  Verf.  auf  Vorschlag  von  E.  Weis  KOPF  Chloroform, 
das  die  convulsivischen  Zustände  vermindert  oder  aufhebt.  Das  CHCI3 
wird  in  Dosen  von  3 — 5 Tropfen  (0,045  — 0,078  g)  auf  ein  Glas  Wasser 
alle  10  Minuten,  in  toto  pro  die  1,5  g verabreicht.  Neuberg. 


I*.  firnwitz,  Ueber  multiple  Primärtumoren.  Deutsche  med.  Wochenschr. 
1904,  No.  49. 

Bei  der  Sektion  einer  67jährigen  Frau  fanden  sich  nebeneinander  gut- 
artige Uterusmyome,  ein  bösartiges,  metastasirendes  Sarkom  des  Ligamentum 
laturn  und  ein  Dünndarmkrebs,  ebenfalls  mit  Metastasen.  Der  Ursprung 


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No.  19. 


.Smith.  — Hohkann. 


307 


jeder  einzelnen  Metastase  konnte  aus  der  Art  der  sie  zusammensetzenden 
Zellen  ohne  Weiteres  erschlossen  werden;  dass  parasitäre  Keime  anderer 
Abstammung  als  die  Zellen  der  beiden  Priraärtumoren  wirksam  gewesen 
seien,  ist  als  ausgeschlossen  zu  betrachten.  Beitzke. 

A.  J.  Smith,  On  the  histological  behaviour  of  the  cardiac  muscle  in  two 
examples  of  Organization  of  myocardial  infarct.  Univ.  of  Pennsylvania 
med.  bullet.  Vol.  17,  No.  7. 

Am  Rande  nekrotischer  Herzmuskelinfarkte  zeigt  sich  zunächst  eine 
Auflösung  (Sarcolyse)  der  äussersten  Muskelfibrillen,  welche  an  den  In- 
farkt anstossen,  wenigstens  eine  kurze  Strecke  weit.  Die  Muskelkerne 
können  hierbei  durch  Karyolyse  zu  Grunde  gehen.  Bleiben  sie  bestehen, 
so  vergrössern  sie  sich  in  der  Regel  und  vermehren  sich  durch  direkte 
Teilung.  Solche  persistirenden  Kerne  sind  von  einem  schmalen  Hof 
hyalinen  Myoplasmas  umgeben  und  bilden  so  die  spindelzelligen  Elemente, 
die  von  einigen  als  myogenes  Bindegewebe  gedeutet  sind.  Die  Bestimmung 
dieser  persistirenden  Kerne  mit  ihrer  zellähnlichen  Protoplasmaumkleidung 
ist  nicht  ganz  klar.  Wahrscheinlich  fallen  auch  sie  dem  Untergang  anheim; 
keinesfalls  Hessen  die  mikroskopischen  Bilder  den  Schluss  zu,  dass  sie  in 
echtes  Bindegewebe  übergehen.  Beitzke. 


li.  Holtmann,  Zur  Behandlung  des  Schiefhalses.  Zeitschr.  f.  orthop.  Chir. 

Bd.  13,  H.  1. 

Nach  H.'s  Bericht  legt  Lange- München  bei  der  Behandlung  des  musku- 
lären Schiefhalses  unter  Anspannung  des  verkürzten  Kopfnickers  einen 
etwa  3 cm  langen  Hautschnitt  auf  dem  Muskel  selbst  parallel  seiner  Ver- 
laufsrichtung an,  der  ungefähr  am  Ansatz  am  Warzenfortsatz  beginnt. 
Fascie  und  Platysma  werden  durchtrennt,  dann  der  Sternocleidomastoideus 
freigelegt  und  auf  dem  Kocher’schen  Rlevatorium  quer  durchtrennt.  Sind 
alle  Stränge  durchschnitten,  so  wird  der  Kopf  ausgiebig  redressirt.  Die 
kleine  Wunde  wird  genäht  und  zweimal  24  Stunden  mit  Sublimatdocht 
drainirt.  Zur  Fixiruug  des  Operationsresultates  wird  ein  Gypsverband  an- 
gelegt, der  Brust  und  Stirn  cirkulär  umgreift  und  unter  Freilassung  der 
Kehlkopfgegend  vorn,  den  Kopf  von  der  Seite  her  in  leichter  Uebercorrektur 
hält.  Vor  Uebertreibung  der  Gorrektur  ist  wegen  leicht  eintretenden  Col- 
lapses  zu  warnen.  10  Tage  nach  der  Operation  können  durch  die  Fenster 
im  Verband  die  Nähte  entfernt  werden.  Der  Gypsverband  selbst  bleibt 
14  Tage  liegen.  Dann  beginnt  die  eigentliche  Nachbehandlung  mit  Hülfe 
einer  Kravatte,  die  nach  einem  Gypsabguss  in  übercorrigirter  Stellung  aus 
Celluloidstahldraht  angefertigt  wird.  Sie  wird  zunächst  14  Tage  lang  Tag 
und  Nacht  getragen,  dann  kann  sie  am  Tage  fortgelasseil  werden.  An 
ihre  Stelle  tritt  täglich  1i3  Stunde  Suspension  in  der  Sayre’schen  Kravatte, 
wobei  der  Riemcu  auf  der  Seite  der  Deformität  kürzer  geschnallt  wird  als 
auf  der  anderen  Seite  und  gleichzeitig  der  Kopf  so  gedreht  wird,  dass  das 
Ohr  der  gesunden  Seite  nach  vorn  sieht.  Die  Nachbehandlung  wird  2 bis 
3 Wochen  fortgesetzt.  Joachirasthal. 

20* 


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308 


Roy  uns  Bakhks  und  Gaidk.  — Martina.  — Hofmann. 


No.  19. 


Le  ltoy  des  Harros  et  (Haide,  Malformations  congenitales  des  mains  et 
des  pieds.  Gaz.  des  höp.  1904,  No.  70. 

Hei  einem  13jährigen  Mädchen  constatirten  die  Autoren  an  den  Händen 
und  Füssen  symmetrisch  angeborene  Anomalien.  An  jeder  Hand  fand  sich 
nur  ein  dem  fünften  entsprechender  Finger.  Im  Mctacarpus  fand  sich 
ausser  dem  5.  noch  der  4.  Mittelhandknocheu.  Die  zweite  Handwurzei- 
reihe zeigte  im  Röntgenbilde  nur  einen  offenbar  dem  Os  hamatum  ent- 
sprechenden Knochen,  während  die  erste  Reihe  die  normale  Zahl  erkennen 
liess.  An  den  Füssen  waren  nur  eine  laterale  drei-  und  eine  mediale 
zweigliedrige  Zehe  ausgebildet,  denen  zwei  Metatarsalknochen  entsprachen. 
Der  zwischen  beiden  Teilen  des  Fusses  vorhandene  Spalt  erstreckte  sich 
bis  in  den  Tarsus  hinein,  welch’  letzterer  sich  aus  5 Knochen:  Talus, 
Calcaneus,  Naviculare,  Guboideum  und  Guneiforme  I zusammensetzte. 

Joachimsthal. 

Martina,  Bin  Beitrag  zur  Entstehung  der  periherniösen  Phlegmone. 
Deutsche  Zeitschr.  f.  Chir.  75.  Bd.,  S.  281. 

In  dem  beschriebenen  Falle  entstand  bei  einer  52jährigen  Frau  eine 
periherniöse  Phlegmone  (NlCOLADONl)  im  Anschluss  an  Taxisversuche,  tiie 
bei  einer  grossen  als  incarcerirt  angenommenen  Schenkel hernie  unter  Zu- 
hülfenahme  des  Aethersprays  vorgenommen  wurden.  Bei  der  Aufnahme 
ins  Krankenhaus  wurde  zuerst  ein  zwischen  Bruchsack  und  Unterhaut- 
zellgcwebe  befindlicher  Abscess  ohne  Brnchsackbeteiligung  eröffnet.  Einen 
Tag  später  stellten  sich  schwere  peritonitische  Reizsymptome  ein,  sodass 
nunmehr  von  einer  der  Phlegmone  entfernten  Stelle  aus  der  Bruchsack 
eröffnet  wurde.  In  demselben  fand  sich,  durch  adhärentes  Netz  von  ein- 
ander getrennt,  intakter  Dünndarm  (V/t  m)  einerseits,  unterstes  Ileum, 
Goecum  und  gesammter  Dickdarm  andererseits.  Die  Wand  des  Goecuni 
war  mit  der  vorderen  Bruchsackwand  verwachsen  und  wies,  ebenso  wie 
das  Ileum,  erbsengrosse  Perforationen  auf,  deren  Substanzverlust  an  der 
Serosa  grösser  war  als  an  der  Schleimhaut,  sowie  mehrere  von  Serosa 
entblösste  Stellen.  Daraus  geht  hervor,  dass  das  Primäre  in  diesem  Falle 
die  periherniöse  Phlegmone  war  und  erst  später  ein  Durchbruch  der 
Eiterung  in  den  Darm  erfolgte.  Pcltesohn. 


('.  Hofinann,  Wie  unterstützen  wir  einfach  und  zweckmässig  die  Wieder- 
ausdehnung der  Lunge  nach  der  durch  Rippenresektion  vorgenommenen 
Entleerung  eines  Pleuraempyems?  Münch,  med.  Wochenschr.  1904,  No.  47. 

So  wichtig  auch  der  negative  Druck  im  Pleuraraum  für  die  Erhaltung 
der  erreichten  Wiederausdehnung  der  Lunge  nach  früherer  Rippenresektion 
sein  mag,  der  Anstoss  zur  Wiede.rentfaltung  geht  nur  von  der  respiratori- 
schen Eigenbewegung  der  Lunge  aus.  Da  nun  diese  letzte  Eigenschaft  der 
Lunge  durch  lange  Untätigkeit  verloren  geht,  so  folgt  daraus  für  die  Praxis, 
bei  jedem  Pleuraempyem  möglichst  früh,  also  mit  dem  ersten  operativen 
Eingriff,  Maassnahmen  für  die  Entfaltung  der  Lunge  zu  verbinden.  Es 
muss  vermieden  werden,  dass  der  einmal  gewonnene  Grad  von  Lungen- 
ausdehnung bei  der  nächsten  Inspiration  dadurch  wieder  verloren  geht. 


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No.  19. 


BlASD-SCTTON.  Szt'ZYDALBKf.  BkONARSM. 


309 


dass  der  ganze  Atmosphärendruck  durch  die  Thorakotomieöffnung  auf  die 
Lungenaussenfläche  einwirken  kann.  — H.  glaubt  dieses  am  einfachsten 
dadurch  zu  erreichen,  dass  er  unter  Vermeidung  jeglicher  Drainage  der 
Thorakotomiewunde  diese  mit  einem  mehrschichtiger)  aseptischen  Verbände 
bedeckt,  dessen  oberste  Schichten  bei  Durchtränkung  erneuert  werden,  und 
erst  am  3.  — 5.  Tage,  wo  die  Handverklebung  zwischen  Pleura  costalis  und 
pulmonalis  eingetreten  ist,  zwei  dünne,  eben  in  den  Pleuraraum  reichende 
Gummidrains  einlegt.  Die  auf  diese  Weise  erzielte  kleine,  völlig  abge- 
schlossene Abscesshöhle  heilt  schnell  völlig  aus.  Peltesohn. 


Itiand-Sutton,  Kiduey,  wich  contained  more  than  forty  thousand  iridescent 
calcnli.  Brit.  med.  journ.  1905,  21.  Jan. 

Ein  38jäbriger  Mann,  der  seit  15  Jahren  über  Schmerzen  in  der 
rechten  Seite  klagte,  aber  nie  einen  Stein  verloren  hatte,  zeigte  bei  der 
Operation  eine  stark  vergrösserte  Niere  mit  verengtem  Ureter.  Die  grössere 
Hälte  der  Niere  wurde  durch  einen  Sack  eingenommen,  der  mehr  als 
40000  irisirende  Steine  enthielt,  von  denen  der  grösste  die  Gestalt  eines 
kindlichen  Talus  hatte.  Chemisch  bestanden  die  Steine  aus  einer  Schale 
aus  Calciumphosphat  und  einem  Kern  aus  fast  reinem  Calciumoxalat. 

Philipsthal. 

Pli.  Szczybalski,  Ein  Fall  von  Ulcus  corneae  durch  Infektion  mit  Bacillus 
pyocyaneus.  Arch.  f.  Augenheilk.  LI.,  3,  S.  249. 

Einem  Knecht  kam  beim  Strohtragen  Staub  ins  linke  Auge.  Danach 
entwickelte  sich  ein  grosses  flaches  Ulcus  corneae  mit  Hypopyon.  Nach 
ausgiebiger  Kauterisation  heilte  dasselbe  allmählich.  Culturversuche  er- 
gaben, dass  es  sich  um  den  Bacillus  pyocyaneus  handelte,  welcher  die 
Affektion  erzeugt  hatte.  Horstmann. 


A.  Bcdnarski,  Geber  die  pathologisch-anatomischen  Veränderungen  der 
Zonula  Zinnii.  Arch.  f.  Augenheilk.  LI.,  3,  S.  247. 

Nach  den  Untersuchungen  von  B.  werden  in  pathologischen  Zuständen 
die  einzelnen  Zonulafascrn  dicker,  färben  sich  schwächer,  haben  eine 
schwächere  Lichtbrechungskraft  und  ein  homogenes  Aussehen,  sie  unter- 
liegen also  der  hyalinen  Entartung.  Die  Contouren  der  Fasern,  anfangs 
gut  erhalten,  werden  später  unregelmässig,  länglich  rund,  bis  endlich  die 
Zonulafasem  zu  gestaltlosen  homogenen  Massen  verwandelt  werden.  Da- 
neben findet)  wir  Bilder,  die  für  die  Verflüssigung  der  Zonulafasem  in 
serösem  Exsudat  sprechen.  Wir  sehen  dann  ebenfalls  dickere,  sich 
schwächer  färbende  und  schwächer  Licht  brechende  Fasern  von  körnigem 
Aussehen  und  vou  serösem  Exsudat  umgeben;  die  Grenze  zwischen  den 
Fasern  und  dem  Exsudat  ist  nicht  immer  scharf  ausgeprägt.  Die  Ver- 
dickung der  Zonulafasem  entspricht  der  Atrophie  derselben  und,  abgesehen 
von  der  Verdickung  einzelner  Fasern,  kommt  diese  letztere  noch  zu  stände 
durch  das  Zusammenlegen  einiger  Fasern.  Ausnahmsweise  können  die 
einzelnen  Zonulafasem  durch  zeitige  Elemente  zusammengewachsen  sein. 


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310 


Haike.  — Bnzm.p.  — Alexander. 


No.  19. 


Eine  Hypertrophie  der  Zonulafasern  existirt  nicht.  Bei  Staphylomen  steht 
die  Atrophie  der  Zonula  in  Zusammenhang  mit  der  Atrophie  des  Ciliar- 
körpers. An  der  Seite  der  grösseren  Atrophie  des  Ciliarkörpers  finden 
wir  auch  eine  grössere  Atrophie  der  Zonula.  Horstmann. 


Haike,  Ausbruch  tuberkulöser  Meningitis  im  Anschluss  an  akute  eitrige 
Mittelohrentzündung,  in  einem  Falle  complicirt  mit  chronischem  Hydro- 
cephalus  internus.  Jahrb.  f.  Kinderheilk.  N.  F.  58.  Bd..  4.  H. 

In  den  von  H.  mitgeteilten  Fällen  (Bjähriges  und  7 monatliches  Kind) 
traten  im  unmittelbaren  Anschluss  an  akute  eitrige  Otitis  media  die  Er- 
scheinungen von  Meningitis  tuberculosa  auf.  Die  Affektion  des  Ohres 
erwies  sich  als  eine  nicht  tuberkulöse.  Bezüglich  des  ätiologischen  Zu- 
sammenhangs dieser  beiden  Erkrankungen  meint  Verf.,  es  liege  die 
Annahme  nahe,  dass  in  einem  Organismus,  der  das  tuberkulöse  Virus 
beherbergt,  eine  Einwirkung  der  Toxine  vom  Eiterherde  in  die  Pauke  und 
auf  die  benachbarten  Hirnhäute  stattfinden  könne,  derart,  dass  der  Boden 
für  den  Ausbruch  der  tuberkulösen  Erkrankung  in  den  Meningen  günstig 
vorbereitet  werde  und  die  den  Organismus  im  Allgemeinen  wenig  ge- 
fährdende eitrige  Entzündung  des  Mittelohres  so  die  Gelegenheitsursache 
für  die  tötliche  Meningitis  tuberculosa  werden  könne.  Schwabach. 


Itezold,  Weitere  Untersuchungen  über  „Knochenleitung“  und  Schallleitungs- 
apparat im  Ohr.  Zeitschr.  f.  Ohrenheilk.  48.  Bd.,  S.  107. 

Als  wesentlichstes  Ergebnis  der  B. 'sehen  Untersuchungen  ist  folgendes 
zu  verzeichnen:  Die  Schallwellen,  welche  aus  der  Luft  die  Schädelober- 

fläche treffen,  vermögen  weder  ein  Gehör  für  Sprache  noch  für  Töne  zu 
vermitteln,  soweit  der  Verschluss  des  Gehörgangs  ausreichend  genug  ge- 
macht werden  kann,  um  ihr  Eindringen  auf  dem  natürlichen  Wege  durch 
den  Gehörgang  zu  verhindern.  Aller  Wahrscheinlichkeit  nach  beschränkt 
sich  unsere  Hörperception  nicht  nur  in  Luft-,  sondern  auch  in  Knochen- 
leitung ausschliesslich  auf  die  Schallwellen,  welche  auf  ihrem  Wege  zum 
Labyrinth  den  Schallleitnngsapparat  passirt  haben  und  bleiben  die  Schall- 
wellen, welche  das  Labyrinth  direkt,  d.  h.  ohne  geeignete  Vermittelung 
des  letzteren  treffen,  frei  und  unhörbar.  Die  Aufgabe  des  Schallleitungs- 
apparates für  die  Hörperception  besteht  darin,  die  longitudinalen  Schall- 
wellen der  Luft  ebenso  wie  die  den  Schädel  direkt  durchsetzenden  longi- 
tudinalen Schallwellen  in  transversale  Schwingungen  umzuwandeln,  welche 
allein  im  stände  sind,  die  nervösen  Endapparate  des  Ohres  in  percepirbare 
Mitscbwingungen  zu  versetzen.  Schwabach. 


Alexander,  Zur  vergleichenden,  pathologischen  Anatomie  des  Gehörorgans, 
I II.  Weitere  Studien  am  Gehörorgan  unvollkommen  albinotischer  Katzen. 
Zeitschr.  f.  Ohrenheilk.  48.  Bd.,  4.  H.,  S.  378. 

Als  auffallenden  und  neuen  Befund  der  von  ihm  untersuchten  albino- 
tischen Katzen  verzeichnet  Verf.  eine  enorm  starke  Entwickelung  der  Blut- 


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No.  19. 


LcHLISSKI.  HaGKR.  — (iSAUASN. 


311 


gefässe  der  Labyrinthkapsel,  besonders  im  Beruiclie  der  Pars  inferior.  Boi 
dieser  Entwickelung  sind  Arterien  und  Venen  in  gleicher  Weise  beteiligt 
und  zwar  sind  die  Gefässe  nicht  allein  an  Zahl  vermehrt,  sondern  auch 
zum  Teil  gegenüber  der  Norm  vergrössert;  besonders  ist  das  Ganglion 
spirale  stellenweise  von  sehr  grossen  Blutgefässen  durchzogen. 

Schwabach. 

\V.  Lublinski.  Einige  Bemerkungen  über  adenoide  Vegetationen.  Bert, 
kin.  Wochenschr.  1904,  No.  28. 

Schwellung  der  Lymphdrüsen  am  Halse  bedeutet  durchaus  nicht  immer 
Skropbulose,  sondern  ist  sehr  häufig  Folge  der  erkrankten  Rachenmandel. 
Diese  wirkt  nicht  nur  mechanisch,  da  auch  bei  geringer  Vergrösserung 
eine  Reihe  von  Folgen,  wie  Fortleitung  von  Entzündungen  auf  die  Nachbar- 
orgaue,  Gaumenmandeln,  Ohr,  Nase,  Auge  auftreten  können,  die  rein 
mechanisch  nicht  zu  erklären  sind  Ferner  verweist  Ref.  auf  den  immer 
wiederkehrenden  Husten,  der  die  Adenoiden  häufig  begleitet,  ebenso  auf 
die  Fieberzustände,  die  bei  der  akuten  Entzündung  der  Rachenmandel  auf- 
treten und  früher  als  Pfeiffer’sches  Drüsenfieber  bezeichnet  wurden,  auf 
die  Schädigung  der  Gesammtconstitution  etc.  Ob  die  verschiedenen  Er- 
krankungen, welche  mit  den  Adenoiden  in  Zusammenhang  gebracht  werden, 
wie  Aprosexie,  Morbus  Basedowi,  Enuresis  u.  s.  w.  nur  diesen  ihren  Ur- 
sprung verdanke,  scheint  Ref.  zweifelhaft.  Die  Tuberkulose  der  Rachen- 
mandel spielt  praktisch  kaum  eine  wesentliche  Rolle.  Eine  andere  Be- 
handlung als  die  operative  giebt  es  nicht.  W.  Lublinski. 


Hager,  Ueber  die  leprösen  Veränderungen  der  oberem  Atmungswege. 

Wiener  med.  Wochenschr.  1904,  No.  45. 

Die  von  Verf.  beobachteten  Fälle  widersprechen  der  Ansicht,  dass  der 
Primäraffekt  der  Lepra  in  der  Nase  zu  suchen  sei.  Trotzdem  an  3 der 
5 Kranken  vor  den  Augen  der  Aerzte  die  Lepra  sich  entwickelte,  war  es 
nicht  möglich,  in  der  Nase  Veränderungen  zu  finden,  welche  den  Ver- 
änderungen vorausgegangen  waren.  Es  fanden  sich  auch  im  Sekret  der 
Nase  keine  Bacillen.  Trotzdem  besteht  die  Wahrscheinlichkeit,  dass  in 
sehr  vielen  Fällen  die  Nasenschleimhaut  die  Eingangspforte  bildet;  sie 
bildet  eine  Prädilektionsstelle.  Nachdem  in  Verf.’s  Fällen  die  Nasen- 
schleimhaut ergriffen  war,  diente  das  Nasensekret  als  wesentlicher  Ver- 
breiter. Ein  Beispiel  bietet  ein  Kranker,  an  welchem  der  Ausbruch  auf 
der  Klinik  erfolgt;  erst  etwa  1 Jahr  nach  dem  Auftreten  der  Hautflecke 
bildete  sich  auf  dem  Unterschenkel  ein  bacillenhaltigen  Eiter  absonderndes 
Geschwür,  während  das  Nasensekret  schon  anfangs  reichlich  Bacillen  ent- 
hielt. Deshalb  verdient  dasselbe  die  sorgsamste  Beachtung. 

W.  Lubiinski. 


(irainann.  Zur  Serodiagnostik  des  Typhus  abdominalis  mittelst  des  Ficker- 
schen  Diagnostikmus.  Deutsche  med.  Wochenschr.  1904,  No.  22. 

G.  prüfte  das  Ficker'sche  Typhnsdiagnostikum  am  Serum  von  Ge- 
sunden, Typhuskranken  und  anderweitigen  Kranken,  sowie  an  verschiedenen 


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312 


Weber  und  Taute.  — Gebesbb. 


No.  19. 


Immunseris.  Er  fand,  dass  es  absolut  specifiscli  reagirt,  sodass  es  als 
Ersatz  von  Typhusculturen  beim  Anstellen  der  Gruber-Widalscben  Reaktion 
mit  Vorteil  verwendet  werden  kann.  Es  bietet  vor  Culturaufsckwemmungeu 
den  Vorzug,  dass  es  steril  ist,  also  nicht  mehr  mit  lebenden  Typhus- 
culturen  gearbeitet  werden  muss,  dass  es  ein  constantes  Reagens  ist,  und 
dass  für  seine  Verwendung  ein  Brutschrank  nicht  erforderlich  ist. 

H.  Bischoff. 


A.  Weber  und  Taute,  Zur  Frage  der  Umwandlung  der  Tuberkelbacillen 
im  Kaltblüterorganismus.  Deutsche  med.  Wochenschr.  1904,  No.  28. 

Durch  die  verschiedenen  Arbeiten,  welche  sich  mit  der  Uebertragung 
der  Tuberkulose  auf  Kaltblüter  und  mit  der  Anpassung  der  Parasiten  an 
den  Kaltblüterorganismus  beschäftigt  haben,  ist  bewiesen,  dass  Tuberkel- 
bacillen in  dem  Kaltblüterorganismus  eine  längere  Zeit  am  Leben  und  für 
Meerschweinchen  virulent  bleiben,  und  dass  sich  in  den  Organen  von  Kalt- 
blütern, die  mit  Tuberkelbacillen  geimpft  worden  sind,  säurefeste  Bacillen 
finden  können,  die  nicht  für  Meerschweinchen  pathogen  sind.  Nicht  strikte 
bewiesen  dagegen  ist,  dass  diese  Bacillen  durch  Umwandlung  aus  den  ein- 
geimpften  Tuberkelbacillen  bervorgegangen  sind.  Da  säurefeste  Bacillen 
in  der  Natur  weit  verbreitet  sind,  so  ist  es  bei  der  eigentümlichen  Ein- 
richtung des  Lymphsystems  der  Kaltblüter  und  dem  Fehlen  von  Lyroph- 
drüseu  garnicht  so  unwahrscheinlich,  dass  Kaltblüter  auch  sonstwie  säure- 
feste Bacillen  in  ihre  Organe  aufnehraeu  können.  Unter  Anwendung  der 
von  Spekqler  angegebenen  Methode,  die  Reinzüchtuug  von  Tuberkel- 
bacillen dadurch  zu  erleichtern,  dass  Begleitbakterien  durch  kurze  Zeit 
währende  Formaldehydeinwirkung  geschädigt  werden,  gelang  es  den  Verffn., 
aus  den  Organen  von  Fröschen,  die  nicht  mit  Tuberkelbacillcn  geimpft 
waren,  säurefeste  Bakterien  zu  züchten,  welche  wie  die  der  Blindschleichen- 
tuberkulose und  der  Froschtuberkulose  nur  unterhalb  30°  wachsen  und  für 
Meerschweinchen  nicht  pathogen  sind.  Ebenso  wurden  diese  Bakterien  im 
Schlamm  und  am  Moos  aus  Aquarieu  und  Gläsern,  in  denen  sich  unge- 
impfte  Frösche  befanden,  isolirt.  Das  Ergebnis  dieser  Versuche  lehrt,  dass 
die  Umwandlung  der  Tuberkelbacillen  im  Kaltblüterorganismus  keineswegs 
bewiesen  ist,  womit  auch  die  weitergehenden  Schlüsse  hinsichtlich  Menschen- 
uud  Rindertuberkulose  fallen,  welche  sich  auf  diese  Anschauung  stützen. 

H.  Bischoff. 

>V.  Uessner,  Ist  v.  Behriso’s  Tuberkulosetheorie  vom  bakteriologischen 
Standpunkt  aus  begründet!1  Centralbl.  f.  inn.  Med.  1904,  No.  36. 

Dass  von  Säuglingen  in  den  ersten  Wochen  genuine  Eiweisskörper, 
wie  Diphtherie-  und  Tetansantitoxin,  vom  Darmtraktns  aus  aufgenommen 
werden  und  unverändert  iu  den  Kreislauf  übergeben,  dass  ebenso  Bakterien 
in  den  ersten  3 Wochen  vom  Darmtraktus  aufgenommen  werden  können 
und  dadurch  eine  Infektion  hervorgerufen  werden  kann,  erklärt  sich  nach 
G.  nicht  allein  durch  die  Annahme  einer  leichteren  Durchgängigkeit  der 
Darmschleimhaut.  Begünstigend  kommt  hinzu,  dass,  während  der  Lymph- 
apparat^des  Neugeborenen  dem  des  Erwachsenen  völlig  gleicht,  in  der 
Blutcirkulation  des  Darmes  wesentliche  Unterschiede  bestehen,  indem  der 


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So.  19. 


Wüst.  — Heogs. 


313 


Hurt,  venös.  Aurantii  und  der  Duct.  Botatli  bis  zu  3 Wochen  nach  der 
Geburt  durchgängig  bleiben.  Durch  die  Dannwand  hindurchtretetende 
Stoffe  gelangen  somit  durch  den  Duct.  venös.  Aurantii  von  der  Pfortader 
unter  Umgebung  der  Leber  in  die  Vena  cava,  ebenso  unter  Umgehung  der 
Lunge  vom  rechten  Herzen  durch  den  Ductus  Rotalli  in  den  grossen  Körper- 
kreislauf. Hierdurch  werden  diese  Substanzen  der  antitoxischen  und  bak- 
tericiden  Punktion  der  Leber,  die  „für  den  Pfortaderkreislauf  uugefähr  das 
ist,  was  die  Lympbdrüsen  für  die  Lymphbahnen,  was  das  Siebbein  der  Nase 
für  die  Lungen  (?J  bedeuten,  nämlich  eine  wichtige  Schutzeinrichtung  für  den 
Ganimtorganismus“,  entzogen.  Wie  vom  Darm  aus  zu  der  Zeit  Substanzen 
aufgenommen  und  im  Organismus  verbreitet  werden  können,  so  auch  von 
anderen  Körperstellen;  so  glaubt  G.  die  Gefährlichkeit  der  otitischen  Er- 
krankungen in  den  ersten  Lebenswochen  auch  auf  dieses  Besonderheiten 
des  Kreislaufes  zurückführen  zu  sollen.  Wie  das  Offenstehen  des  Duct. 
venös.  Aurantii  und  des  Duct.  Botalli  für  Infektionen  von  Wichtigkeit  ist, 
so  können  diese  Verhältnisse  aber  auch  zum  Heile  der  Säuglinge  nutz- 
bringend verwandt  werden,  indem  Antikörper  dem  Säugling  mit  der 
Nahrung  zugeführt  werden.  So  hält  G.  den  Versuch  für  berechtigt,  ob 
nicht  an  Stelle  der  im  ersten  Lebensjahre  stattfindenden  aktiven  Pocken- 
immunisirung,  welche  auch  heute  zweifellos  noch  mit  gewissen  Gefahren 
für  den  zarten  Organismus  verbunden  sei,  jene  völlig  gefahrlose,  passive, 
intestinale  Immunisiruug  entweder  mit  Pockenimmunmilch  oder  mit 
stomachaler  Einverleibung  von  menschlichem  Pockenimmunserum  gesetzt 
werden  könne.  H.  Bischoff. 


8.  West,  The  treatment  of  pyo-pneumothorax  The  Lancet  1904,  Vol.  II, 
No.  17. 

Im  Allgemeinen  ist  das  Vorgehen  bei  Pneumothorax  und  Pyopneumo- 
tborax  ein  zu  zaghaftes.  Bei  jedem  Pneumothorax  sollte,  wenn  auch  nur 
leichte  Suffokatiooserscheinungen  sich  zeigen,  die  Paracentese  gemacht  und 
so  oft,  als  notwendig,  wiederholt  werden;  genügt  dies  nicht,  so  ist  für 
eine  ausgiebige  Eröffnung  zu  sorgen.  Sobald  sich  ein  Ex-  oder  Transsudat 
bildet,  ist  der  Charakter  desselben  sofort  sicher  festzustelleu.  Handelt  es 
sich  um  Eiter,  so  muss  für  eine  leichte  Entleerung  gesorgt  werden.  Rippen- 
resektionen sind  dabei  nicht  immer  notwendig,  sind  sie  erforderlich,  so 
sollten  nicht  mehr  entfernt  werden,  als  zu  einer  guten  Drainage  uötig 
sind.  Der  Gebrauch  von  Aspiratoren  ist  zu  verwerfen;  sie  sind  unnötig 
und  gefährlich.  Die  gegen  die  chirurgische  Behandlung  des  tuberkulösen 
Pyopneumotborax  gemachten  Einwendungen  können  als  stichhaltig  nicht 
anerkannt  werden.  K.  Krontbal. 

T.  B.  Heggs,  The  value  of  hetol  in  pulmonary  tuberculosis.  The  Lancet 
1904,  Vol.  II,  No.  17. 

H.  berichtet  über  7 Fälle  von  Lungentuberkulose,  die  er  nach  den 
Vorschrifen  von  Länderer  mit  Hetol  behandelte.  In  allen  Fällen  enthielt 
das  Sputum  Tuberkelbacillen,  zum  Teil  war  der  Kraukheitsprocess  schon 
ziemlich  weit  vorgeschritten.  Zweimal  erstreckte  sich  die  Behandlung  über 
6 Monate,  sonst  dauerte  sie  6 — 7 Wochen.  Mit  der  Dosis  wurde  schnell 


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314 


■Sahaktiiek.  Cushiku  und  Ci.akkk.  — Coiimikim. 


No.  19. 


gestiegen,  mituuter  nur  bis  20  mg,  häufig  aber  auch  bis  50  lug.  Das  Ke- 
sultat  war  ein  recht  günstiges.  Der  Allgemeinzustand  hob  sich,  die  Menge 
des  Sputums  wurde  geringer,  mitunter  verschwand  es  ganz,  der  Husten 
und  die  Nachtschweisse  Hessen  nach,  die  physikalischen  Erscheinungen 
wurden  geringer,  das  Körpergewicht  nahm  beträchtlich  zu.  Regelmässig 
wurde  nach  den  Einspritzungen  eine  starke  Leukocytose  beobachtet.  Das 
Hetol  ist  zwar  kein  Specificum  gegen  Tuberkulose,  aber  bei  der  Behand- 
lung ein  äusserst  wertvolles  Unterstützungsmittel.  K.  Kronthal. 


1)  H.  Sh  hart  hex,  Traiteinent  de  la  fievre  typhoide  par  Ic  Pyramidon. 
Arch.  gener.  de  med.  lf)05.  No.  5. 

2)  E.  F.  Ciishing  and  T.  W.  l'lHrke,  Copious  water-drinking  and  polyuria 
in  typhoid  fiever.  Americ.  journ.  of  the  med.  Science  1905,  Kebruary. 

1)  S.  empfiehlt  auf  Grund  von  85  mit  Pyramidon  behandelten  Typbus- 
fällen die  planmässige  Behandlung  des  llcotvphus  mit  diesem  Arzneimittel 
Nach  jedesmaliger  Darreichung  des  Mittels  tritt  ein,  allerdings  vorüber- 
gehender, TemperaturabfalJ  ein,  zugleich  mit  reichlichen  Schweissen  und 
gesteigerter  Urinabsonderung;  dabei  regulirt  sich  die  Darmtätigkeit,  die 
Durchfälle  lassen  nach,  ebenso  wie  die  Tympanie,  das  Allgemeinbefinden 
bessert  sich  erheblich.  Das  Pyramidon  wird  in  vier  täglichen  Dosen  von 
je  0,25  g dargereicht,  so  zwar,  dass  alle  0 Stunden  eine  Portion  verabfolgt 
wird;  im  Notfälle  kann  man  innerhalb  24  Stunden  bis  auf  1,25,  ja  selbst 
bis  1,5  g steigen.  Das  Mittel  muss  regelmässig  während  der  ganzen  Dauer 
der  Krankheit  bis  4ur  Reconvalescenz  gegeben  werden;  es  ist  in  seiner 
Anwendung  viel  bequemer  und  behaglicher  als  die  Bäderbehandlung,  auch 
wirkungsvoller  als  letztere.  Von  den  85  behandelten  Fällen  ist  nur  ein 
einziger  gestorben.  — 

2)  C.  und  Ct.  empfehlen  beim  Ileotyphus  die  systematische  Darreichung 

grosser  Mengen  kalten  Wassers  (alle  Viertelstunden  4 Unzen  im  wachen 
Zustande  des  Patiententen  ansteigend  von  8-14  Pint  innerhalb  24  Stunden); 
ausserdem  erhielten  die  Patienten  alle  2 Stunden  bei  Tage  und  ein-  bis 
zweimal  während  der  Nacht  abwechselnd  6 Unzen  Milch  und  6 Unzen 
Eiweisswasser.  Eklatant  günstig  war  die  erhebliche  Steigerung  der  Diurese 
sowie  der  Einfluss  auf  die  toxischen  nervösen  Symptome.  Die  Mortalität 
schien  güustig  beeinflusst  zu  werden.  L.  Perl. 


F.  t'ohnheim,  Leber  Palpation  und  Auskultation  des  normal  grossen 
Pylorus  und  deren  Bedeutung  für  die  sog.  Phantomtumoren  im  Abdomen. 
Deutsches  Arch.  f.  klin.  Med.  Bd.  78,  H.  3 u.  4,  S.  291. 

In  16  Fällen,  von  denen  jedoch  nnr  4 wegen  der  absoluten  Gleich- 
wertigkeit des  Befundes  beschrieben  werden,  gelang  es  C.,  den  normal 
grossen  Pylorus  teils  zu  palpiren,  teils  zu  auskultiren.  Diese  Tatsache  ist 
um  so  wichtiger,  als  es  nicht  gar  zu  selten  vorkommt,  dass  der  normal 
grosse,  durch  die  Bauchdecken  fühlbare  Pylorus  von  Untersuchern  als  ein 
Abdominaltumor  angesprochen  wurde.  Ein  Hauptunterscheidungsmerkmal 
besteht  darin,  dass  beim  fühlbaren  normalen  Pylorus  der  durch  ihn  be- 


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No.  19. 


Madkluno.  — Basem. i. 


315 


wirkte  Tuiuor  infolge  der  Contraktion  des  genannten  Magenabsclmittes  ab- 
wechselnd verschwindet  und  wieder  auftritt.  Dazu  kommt  noch,  dass  man 
zuweilen,  wenn  auch  nur  selten,  die  Pyloruscontraktionen  sehen,  viel 
häufiger  aber  fühlen  und  hören  kann.  Die  Untersuchungen  und  Beob- 
achtungen gipfeln  in  folgendem  Besinne: 

1.  Bei  vielen  stark  abgemagerten  Individuen  mit  angeborener  oder 
acquirirter  Enteroptose  und  Diastase  der  geraden  Bauchmuskeln  fühlt  man 
sehr  häufig  die  rhythmischen,  peristaltischen  Bewegungen  des  Pylorus  im 
Epigastrium,  welche  sich  in  einem  zeitweise  Härterwerden  des  Organes  mit 
hör-  und  fühlbarem  Spritzphänomen  (von  links  nach  rechts)  äussern. 

2.  Diese  Erscheinung  ist  zwar  für  die  Erkennung  der  Grundkrankheit 
ohne  Bedeutung,  aber  für  die  Lokalisirung  der  einzelnen  Magenparticu 
sehr  gut  verwertbar,  ihre  Kenntnis  ausserdem  zur  Vermeidung  von  Ver- 
wechslung mit  malignen  Tumoren  des  Magens  und  des  Colon  durchaus 
nötig.  . 

3.  Das  dauernde  Hartbleiben  eines  nicht  vergrösserten  Pylorns  scheint 

für  eine  maligne  Erkrankung  zu  sprechen.  Carl  Rosenthal. 


0.  Madelung,  Ueber  postoperative  Pfropfung  von  Echinokokkencysten. 

Mitteil,  aus  d.  Grenzgeb.  d.  Med.  u.  Chir.  Bd.  13,  H.T,  S.  21. 

Bei  einem  31jährigen  Mann  wurde  ein  Echinococcus  von  der  Leber- 
coukavität  nach  der  üblichen  Methode  eiuzeitig  operirt.  Operation,  sowie 
weiterer  Verlauf  boten  nichts  Aussergewöhnliches.  Zwei  Jahre  später  fand 
man  in  der  Narbe  zwei  Knoten,  die  nach  Aussage  des  Patienten  bald  nach 
der  Entlassung  aufgetreten  und  stetig  gewachsen  waren.  Es  zeigte  sich 
sogleich,  dass  die  beiden  Knoten  zwei  in  der  Bauchwandnarbe  an  ge- 
trennten Stellen  entwickelte  Echinococcuscysten  waren.  Sie  wurden  beide, 
ohne  dass  die  Bauchhöhle  dabei  geöffnet  zu  werden  brauchte,  entfernt. 
Was  die  Deutung  dieser  Beobachtung  anlangt,  so  kann  diese  nur  darin 
bestehen,  dass  bei  oder  unmittelbar  nach  der  Operation  kleinste  Ecbino- 
kokkenkeime  zwischen  die  Schichten  der  Bauchwand  geraten  waren  und 
dort  sich  weiter  entwickelt  hatteu.  Es  handelte  sich  also  um  eine  post- 
operative Aufpfropfung  von  Echinokokkenkeimen.  Aehnliche  Beobachtungen, 
wie  die  genannte,  sind  auch  von  verschiedenen  anderen  Autoren  gemacht 
worden  und  zwar  stimmen  die  beschriebenen  Fälle  meist  merkwürdig  mit- 
einander überein.  Es  versteht  sich  von  selbst,  dass  diese  Erfahrungen  in 
Zukunft  insofern  fruktificirt  werden  müssen,  dass  mau  bei  der  Operation 
intraperitoneal  gelegener  Kokken  bei  der  Entleerung  der  Flüssigkeit  mit 
der  grössten  Vorsicht  verfährt.  Carl  Rosenthal. 


A.  P.  Breceli,  Ueber  einen  pseudodiphtherischen  Symptomencomplex  bei 
Neugeborenen.  Jahrb.  f.  Kinderheilk.  Bd.  59,  S.  54. 

Durch  mechanische  Läsionen  entstehen  bei  Neugeborenen  und  Säug- 
lingen an  der  Gaumenschleimhaut  leicht  Nekrosen  und  Defekte  des  Epithels. 
Durch  gröbere  Insulte  oder  wohl  auch  durch  Tätigkeit  der  in  der  Mund- 
höhle vorhandenen  Mikroorganismen  können  diese  nekrotisirenden  und  ent- 


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316 


PüBBBlNOVB.  Lkvicsik. 


No.  19. 


züudlichcn  Processe  weiter,  als  cs  den  typischen  Bednar’schen  Aphthen 
entspricht,  sowohl  in  die  Breite  als  auch  in  die  Tiefe  greifen.  Daraus 
resultiren  ausgebreitete  Nekrosen  des  Epithels  und  der  Schleimhaut,  Ge- 
schwüre und  pseudomembranöse  Auflagerungen.  Schon  diese  Processe  — 
obwohl  zumeist  noch  gutartiger  Natur  — können  nach  blossem  Aussehen 
gelegentlich  für  diphtheritische  Affektionen  gehalten  werden.  — Das  von 
Epstein  unter  dem  Namen  „Pseudodiphtheritis  septhämischen  Ursprungs'1 
aufgestollte  Krankheitsbild  hat  Verf.  entsprechend  der  vorliegenden  Schil- 
derung an  Pallen  seines  Materials  wiedergefunden  und  teilt  auch  die  patho- 
genetische Auffassung  Epstein's,  wonach  es  sich  bei  den  lokalen  Ver- 
änderungen im  Rachen  oder  Gaumen  teils  um  Reaktionserscheinungen  an 
der  Eintrittspforte  des  septischen  Processes,  teils  um  sekundäre  septische 
Affektionen  handelt.  Sowohl  die  lokalen  Veränderungen  in  den  oberen 
Luft-  und  Speisewegen  als  auch  der  allgemeine  Verlauf  der  Krankheit 
können  in  der  Tat  eine  gewisse  Aehn I iclikeit  mit  der  Diphtherie  aufweisen. 

— Eine  neue  Gruppe  von  „diphtherieähnlichen“  Fällen  der  Beobachtungen 
des  Verf.’s  betreffen  Neugeborene,  die  an  schwerer  Atembehinderung,  be- 
dingt durch  Compression  der  Trachea  von  Seiten  einer  angeborenen  Struma 
(vielleicht  auch  vergrösserten  Thymus)  litten.  Die  falsche  Deutung  des 
Leidens  hatte  in  diesen  Fällen  zu  Eingriffen  in  den  Mund  und  Rachen  ge- 
führt, welche  bezweckten,  das  vermeintliche  Atmungshindernis  zu  beseitigen 
Durch  diese  Eingriffe  war  die  Gaumenschleimhaut  lädirt  worden.  Die 
Reaktion  der  Schleimhaut  auf  die  Läsionen  äusserte  sich  in  krankhaften 
Veränderungen,  die  den  diphtherischen  ähnelten  und  so  deutet  Verf.  das 
bei  Neugeborenen  anscheinend  nicht  seltene  Zusammentreffen  von  Gaumen- 
geschwüren mit  stridoröser  Atmung.  (Angeborene  Strumen  kamen  in  Graz 

— in  dessen  Universitäts-Kinderklinik  die  Untersuchungen  des  Verf.'s  an- 
gestellt sind  — nach  Verf.’s  Angabe  häufig  vor.)  Stadthagen. 


1)  Fiirbringcr,  Zur  Würdigung  des  Quinquaud'schen  Zeichens,  besonders 
in  seiner  Beziehung  zum  Alkoholmissbrauch.  Deutsche  med.  Wochen- 
schrift 1904,  No.  27. 

2)  Levicnik,  Ueber  das  Quinquaud’sche  Phänomen.  Wiener  klin.  Wochen- 
schrift 1904,  No.  51. 

1)  Das  Symptom  besteht  darin,  dass  bei  Aufsetzen  der  gespreizten 
Finger  des  zu  Untersuchenden  auf  den  Handteller  des  Untersuchers  der 
letztere  nach  einigen  Sekunden  ein  bald  einem  Reiben,  bald  einem  Knarren 
und  Krachen  ähnliches  Gefühl  verspürt,  das  manchmal  nur  angedeutet, 
manchmal  auch  mit  grosser  Intensität  in  Erscheinung  tritt,  und  nicht  ron- 
tinuirlich,  sondern  in  hintereinander  erfolgenden  Stössen  wahrzunehmen  ist. 
(Levicnik  lässt  die  Finger  nicht  senkrecht  aufstellen,  sondern  mit  der 
Volarfläche  auflegen.) 

F.  kommt  nach  seinen  Untersuchungen  zu  dem  Schluss,  dass  wohl 
Beziehungen  zwischen  dem  Phänomen  und  dem  Alkoholismus  vorhanden 
seien,  dass  es  aber  nicht  als  pathngnomonisch  anzusprechen  sei.  Es  kann 
bei  positivem  Ausfall  höchstens  den  Verdacht  auf  Alkoholismus  erregen. 
Tremor  braucht  bei  positivem  Quinquaud  durchaus  nicht  gleichzeitig  vor- 


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No.  19. 


OorPK-P*YI.K».  — SlllKLlL'S.  KnKCHT. 


317 


banden  zu  sein.  Wahrend  also  F.  angiebt,  dass  ein  intensiver  Grad  des 
Phänomens  wenigstens  mir  einer  Wahrscheinlichkeit  von  2 : 8 den  Potator 
anzeigt,  möchte  Levxcnik  diese  Zahlen  noch  mehr  einschränken.  Dagegen 
fand  Levicnik  bei  positivem  Quin<|uaud  fast  regelmässig  Tremor. 

2)  Positiver  Quinquaud  ist  nach  L.  jedenfalls  ein  sicheres  Reagens 
für  Prüfung  feinerer  muskulärer  Bewegungsvorgängc,  als  sie  der  Tremor 
manuum  anzeigt,  und  das  Vorhandensein  des  Phänomens  kann  bei  Ab- 
wesenheit greifbarer,  den  Zustand  der  Muskulatur  beeinflussender  Ursachen, 
wie  Alkohol-  und  Nikotinmissbrauch,  ein  wertvolles  Hülfsmittel  abgeben 
zur  Eruirung  nervöser  Zustände.  Alkan. 


Iloppp-Seyler,  Ueber  nichtdiabetische  Glykosurie.  Med.  Klinik  1905, 
No.  2. 

Ganz  geringe  Zuckermengen  kommen  auch  in  normalem  Urin  vor. 
Eine  alimentäre  Glvcosuria  e saccharo  (Nadnyn)  findet  sich  nach  Dar- 
reichung von  100  g Traubenzucker  beim  Frühstück  namentlich  bei  Neu- 
rosen (traumatischen,  hysterischen),  Morbus  Rasedowii,  fieberhaften  In- 
fektionskrankheiten, akuter  Alkoholintoxikation,  ferner  bei  manchen  Ge- 
hirnkrankheiten, namentlich  wenn  eine  Läsion  der  Medulla  oblongata  in 
Frage  kommt. 

Spontane  Glykosurie,  also  eine  solche,  die  erfolgt,  ohne  dass  grössere 
Mengen  von  Traubenzucker  gegeben  werden,  sehen  wir  bei  manchen  Ver- 
gütungen: Kohlenoxyd,  Curare,  Methyldelphinin,  Strychnin,  bei  Narkosen 
durch  Morphin,  Chloroform,  Aether,  nach  Phloridzin,  Aether. 

Bei  Ueberkrankheiten  pflegt  i.  a.  die  Verarbeitung  des  Trauben- 
zuckers gut  stattzufinden,  während  dagegen  bei  Lävulosezufuhr  leicht  Aus- 
scheidung derselben  durch  den  Urin  auftritl. 

Häufiger  wiederum,  allerdings  transitorisch,  tritt  spontane  Glykosurie 
bei  Störungen  des  Centralncrvensystems  auf.  Verf.  führt  besonders  an: 
Traumatische  Meningitis,  die  die  Gegend  der  Rautengrube  mitbefallen  hat, 
Blutungen  in  der  hinteren  Schädelgrube,  die  sümmtliche  Ventiikel  erfüllen, 
endlich  Hirntumoren  mit  starker  Drucksteigerung. 

Kleinere  transitorische  Mengen  (meist  unter  1 pCt.)  fand  Verf.  bei 
schlecht  genährten  Leuten,  die  längere  Zeit  ein  unstätes  Wanderleben  ge- 
führt und  dabei  hauptsächlich  eine  vegetabile,  kohlehydratreiche  Kost  zu 
sieb  genommen  hatten.  Alkan. 


1)  dir.  Nibelius,  Zur  Kenntnis  der  Gehirnerkrankungen  nach  Kohlenoxyd- 
vergiftung. Zeitschr.  f.  klin.  Med.  49.  Bd.,  1. — 4.  H. 

2)  E.  Knecht,  Zur  Kenntnis  der  Erkrankungen  des  Nervensystem  nach 
Kohlenxydvergiftung.  Deutsche  med.  Wochenschr.  1904,  No.  34. 

1)  Der  20jährige  Patient  war  nach  einer  intensiven  CO-Einatmung 
einen  Tag  bewusstlos  und  blind,  er  fieberte  und  zeigte  schwere  Hirn- 
erscheinungen (Bewusstlosigkeit,  Krämpfe,  Pupillenstarre  etc.).  Es  folgte 
nun  unter  schweren  Cerebralsymptomen  ein  dreimonatliches  Krankenlager, 
in  dem  bisweilen  der  Eindruck  einer  meningitischen  Erkrankung  entstand. 


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318 


■Skiffs«  Zksas. 


No.  19 


Bei  der  Sektion  fanden  sich  starke  Veränderungen  in  den  Wandungen 
der  Blutgefässe  (homogene  Degeneration  der  Intima,  Auseinandersprengung 
der  Ad ventitia- Lamellen,  Zerbröckelung  der  Gefässwandungen,  Infiltrate 
und  Wucherungen),  Blutungen  und  multiple  Degenerations-  resp.  Er- 
weichungsherde  in  der  grauen  Substanz  (Linsenkern,  Rinde),  endlich 
Faserschwund  in  der  Tangentialschicht,  Corpus  callosum,  ira  weissen 
Hemisphärenmark,  in  den  PySSt  sowie  Gliawucherungen. 

Der  Fall  beweist  nichts  für  die  Entstehung  der  Erweichungsherde  aus 
Thromben  nach  CO-Vergiftung.  Vielmehr  scheint  er  dafür  zu  sprechen, 
dass  eine  einmalige  heftige  CO-lntoxikation  sowohl  zu  diffusen  und  herd- 
förmigen Hirnläsionen  als  zu  Gefässläsionen  führen  kann,  welch’  letztere 
dann  (sekundär)  noch  andere  Erweichungen  hervorbriugen  können  (Ischämie, 
Hämorrhagie)  — Encephalitis  plus  Encephalomalacie.  M.  Brasch. 

2)  Zwei  Fälle  von  Kohlenoxydvergiftung  mit  schwerer  Erkrankung  des 
Centralnervensystems  werden  von  K.  ausführlich  beschrieben.  Im  ersteren 
Falle  musste  ein  hämorrhagischer  oder  encephalomalacischer  Krankheits- 
herd in  der  linken  Grosshirnhemisphäre  Vorgelegen  haben;  es  bestand  an- 
dauernd das  Symptom  der  motorischen  Aphasie.  Im  zweiten  Fall  sass  der 
Herd  in  der  linken  Hemisphäre,  es  bestand  rechtsseitige  Hemiparese  mit 
Sensibilitätsstörungen  und  Störungen  des  stereognostischen  Sinnes;  die 
Hemiplegie  ging  hier  bis  auf  einen  kleinen  Herd  rasch  zurück.  Ausser- 
dem bestanden  hier  Cyanose  und  ödematöse  Schwellungen  mit  Pemphigus- 
blasenbildung und  Parästhesien  an  den  Extremitäten;  auch  traten  Nekrosen 
hinzu.  Alle  diese  Störungen  lagen  ähnlich  wie  der  Herpes  zoster  in  den 
Grenzen  peripherer  Nerven  verteilt,  sodass  sie  auf  neuritische  Verände- 
rungen zurückgeführt  werden  müssen;  diese  sind  ebenso  wie  ähnliche  Haut- 
affektionen mehrfach  nach  Kohlenoxydvergiftung  zur  Beobachtung  ge- 
kommen. S.  Kalischer. 

1)  W.  SeilTer,  Hysterische  Skoliose  bei  Unfallkranken.  Charite-Annalen. 
1904. 

2)  G.  Zcsas,  Ueber  die  hysterische  Skoliose.  Arch.  intern,  de  chir.  1904, 
Vol.  II,  Fase.  1. 

1)  S.  berichtet  hier  über  zwei  einschlägige  Fälle,  in  denen  keineswegs 
eine  einseitige  Contraktur  der  Rückenmuskeln  der  hysterischen  Skoliose 
zu  Grunde  lag,  wenn  auch  eine  andauernde  Contraktion  der  Rücken- 
muskulatur vorhanden  sein  kann.  Wie  in  den  beiden  beschriebenen  Fällen 
hält  der  Verf.  die  hysterische  Skoliose  für  eine  Haltungsanomalie  rein 
psychogener  Natur,  durch  welche  der  Kranke  itgend  eine  Reihe  von  krank- 
haften Autosuggestionen  zum  Ausdruck  bringt,  sei  es,  dass  dieselben  mit 
der  Absicht,  einen  Schmerz  zu  unterdrücken,  verknüpft  sind,  sei  es,  dass 
sie  sich  unter  Einwirkung  eines  lebhaften  Affektes  in  dieser  bestimmten 
Weise  geäussert  haben.  Das  Röntgenbild  zeigte  keine  Formveränderung 
der  Wirbelkörper;  eine  organische  Skoliose  war  auszuschliessen,  ebenso 
eine  Zerrung  oder  Quetschung  der  Muskeln  oder  Rückenmarkswurzeln  oder 
Nerven. 

2)  Z.  veröffentlicht  zwei  Fälle  rein  hysterischer  Skoliose  und  berück- 
sichtigt die  übrigen  in  der  Litteratur  verzeichneten  Fälle.  Es  ist  aus 


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No.  19. 


XlMMEKMANN.  DftKUty’- 


319 


ihnen  ersichtlich,  dass  diese  Affektion  besonders  Mädchen  in  der  Pubertäts- 
zeit befällt  und  zwar  meist  stark  hereditär  behaftete  Individuen.  Bald  ist 
sie  das  erste  oder  einzige  Stigma  der  Hysterie,  bald  finden  sich  andere 
hysterische  Symptome  gleichzeitig.  Ermüdung,  Anämie,  Trauma  sind  Ge- 
legenheitsursachen. Als  charakteristisch  aber  nicht  constant  ist  das  plötz- 
liche Auftreten  und  Schwinden  der  Wirbelsäuledeviation  anzusehen.  Die 
Schmerzen,  die  oft  intermittirend  sind  und  als  intensiv  bezeichnet  werden, 
stehen  im  Gegensatz  zu  der  schmerzlosen  aktiven  und  passiven  Beweg- 
lichkeit der  Wirbelsäule  und  variiren  sehr  bei  der  jedesmaligen  Unter- 
suchung. Meist  handelt  cs  sich  um  totale  Verbiegungen,  deren  Sitz  je 
nach  der  Muskelcontraktur  schwankt.  Meistens  fehlen  die  compensatori- 
sehen  Krümmungen.  Das  Röntgenbild  zeigte  keine  abnormen  Verhältnisse. 
Bei  längerer  Dauer  der  hysterischen  Skoliose  kann  es  auch  zu  anatomi- 
schen Veränderungen  kommen.  Es  handelt  sich  mehr  um  eine  Muskel- 
asthenie, Schwäche  als  um  eine  primäre  Contraktur;  nur  besteht  das  Be- 
streben, eine  bestimmte  Stellung  einzuhalten.  S.  Kalischer. 


(J.  Zinimerinanii,  Leber  hydroelektrische  Behandlung  der  Herzfunktions- 
störungen. Münch,  med.  Wochenschr.  1!K)5,  No.  12. 

Durch  sinusoidale  Wechselstrombäder  erzielte  Z.  in  vielen  Fällen  eine 
Besserung  der  subjektiven  Beschwerden  seiner  Kranken  in  Bezug  auf 
Appetit.  Schlaf,  Kurzatmigkeit  und  Herzklopfen.  Was  die  objektiven 
Beobttchtnngsresultate  betrifft,  so  warnt  Verf.  vor  dem  Gebrauch  der  in 
Rede  stehenden  Bäder  bei  Herzhypertrophien:  er  ist  nur  berechtigt,  wenn 
die  Hypertrophie  nicht  mehr  den  von  ihr  verlangten  Leistungen  entspricht. 
Was  die  Herzerweiterungen  betrifft,  so  sind  nur  die  zu  behandeln,  bei 
denen  die  Erweiterung  das  compensatorische  Maass  überschreitet;  es  muss 
aber  noch  genügende  Reservekraft  vorhanden  sein,  um  eine  Hypertrophie 
bervorrtifen  zu  können.  Contraindicirt  ist  die  Behandlung  bei  akuten 
Dilatationen  nach  Strapazen  etc.:  hier  wirken  Ruhe  und  Schonung  genügend, 
um  Wiederherstellung  zu  bringen.  Zunächst  habe  Bettruhe  einzutreten  und 
erst  nach  dieser  Erholungspause  schreite  man  zur  Anwendung  der  in  Rede 
stehenden  Bäder.  Indicirt  sind  nach  Verf.  die  Wechselstrombäder  bei 
Cirkulationsstöruugen  mit  herabgesetztem  Blutdruck,  bei  beginnender 
mangelhafter  Uompensation,  bei  massiger  Fettinfiltration  bei  Adipositas 
universalis  und  bei  atonischen  Zuständen  der  Herziuuskulatur  und  der 
Arterien.  Bei  beginnender  Arteriosklerose  fand  Z die  Combination  von 
Wechselstrom-  mit  kohlensauren  Bädern  und  längeren  Gebrauch  von 
kleinen  Jodkaliumdosen  vorteilhaft:  auch  bei  in  frühem  Lebensalter  ent- 
standenem Emphysem  erwiesen  sich  die  Bäder  nützlich:  die  Erweiterung 
des  rechten  Ventrikels  ging  dabei  dauernd  zurück.  Bernhardt. 


Dreuw,  Die  Behandlung  des  Lupus  durch  den  praktischen  Arzt  nebst 
histologischen  Untersuchungen.  (Aus  Dr.  Unna's  Dermatologicum.)  Berl. 
klin.  Wochenschr.  1904,  No.  47. 

Ueber  die  Behandlungsmethode  des  Verf.’s  ist  an  dieser  Stelle  (Cbl. 


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Manassk. 


No.  19. 


1904,  S.  207)  bereits  berichtet  worden:  die  Lupusherde  werden  mit  Chlor- 
äthyl vereist  und  dann  sofort  mit  roher  Salzsäure,  die  D.  in  letzter  Zeit 
noch  mit  freiem  Chlor  sättigt,  kräftig  eingericben.  Vcrf.  hat  neuerdings 
die  Salzsäureätzungen  öfters  auch  unter  Chloroformnarkose  vorgenommen, 
so  besonders  bei  Lupus  multiplex,  bei  Lupus  der  Nasenhöhle  oder  der 
Lippen,  bei  tuberkulösen  Abscessen  und  Fisteln,  ferner  wenn  das  Vereisen 
nicht  vertragen  wurde,  oder  ein  besonders  energisches  Vorgehen  nötig  er- 
schien. Bei  circuraskriptem  Lupus  soll  man  die  Epidermis  zwar  gründlich 
ätzen,  aber,  um  Narbenbildung  zu  vermeiden,  nicht  vollständig  zerstören, 
wie  D.  früher  angab;  es  ist  besser,  einigeraale  eine  Flächenätzung  und 
nachher  Punktalätzungen  zu  machen.  Zu  den  letzteren  bedient  sich  Verf. 
jetzt  schräg  zugespitzter,  in  die  gesättigte  Salzsäure  getauchter  Glasröhrchen. 
— Was  die  histologischen  Vorgänge  betrifft,  so  constatirte  D.  eine  un- 
mittelbar an  die  Aetznng  (auch  wenn  diese  nach  vorgängiger  Vereisung 
vorgenommen  wurde)  sich  anschliessende  enorme  Ueberschwemmung  des 
Lupusherdes  mit  aus  den  maximal  erweiterten  Gefässen  auswandernden 
Leukocyten  und  collaterales  Oedein  der  Umgebung.  — Verf.  glaubt,  sein 
Verfahren,  das  neben  den  guten  Heilungsergebnissen,  die  durch  einige 
Krankengeschichten  nebst  Abbildungen  erläutert  werden,  sich  durch  Ein- 
fachheit und  Billigkeit  auszeichnet,  namentlich  für  den  im  Entstehen  be- 
griffenen Lupus  empfehlen  zu  dürfen;  zweckmässig  wird  es  oft  auch  mit 
anderen  Methoden,  besonders  der  Lichtbehandlung,  zu  combiniren  sein. 

H.  Müller. 


Mniias.se,  Arbovin,  ein  neues  Antigonorrhoicum  für  den  innerlichen  und 
und  äusserlichen  Gebrauch.  Therapeut.  Monatsh.  1904,  .luli. 

Das  von  dem  Chemischen  Institute  des  Dr.  Horkwitz  dargestellte 
Arhovin  ist  ein  Additionsprodukt  des  Diphenylamins  und  der  esterificirten 
Thymolbenzoesäure.  Verf.  hat,  trotzdem  er  nach  seiner  Angabe  mit  einer 
gewissen  Skepsis  an  die  Prüfung  des  Mittels  gegangen  ist,  sowohl  bei 
interner  Behandlung  (3mal  täglich  2 Kapseln  a 0,25  g)  wie  bei  Injektionen 
mit  einer  2proc.  Lösung  des  Arhovin  in  Olivenöl  gute  Resultat  bei  akuter 
Gonorrhoe  gehabt.  Bei  den  intern  mit  Arhovin  behandelten  11  akuten 
Fällen  wurden  gleichzeitig  Injektionen  von  Kali  hypermang.  in  der  üblichen 
Concentration  von  0,02  : 100,0  gemacht.  Ein  Schluss  aus  dem  Verschwinden 
der  Gonokokken  in  diesen  Fällen  erscheint  daher  nach  Ansicht  des  Ref. 
unzulässig.  Auch  fehlen  Angaben  über  den  endgültigen  weiteren  Verlauf. 
In  4 mit  Arhovininjektionen  behandelten  Fällen  schwanden  die  Gonokokken 
in  9 bis  11  Tagen.  In  2 Fällen  nicht  gonorrhoischer  Cystitis  wurde  durch 
die  interne  Darreichung  des  Arhovin  erreicht,  dass  „der  trübe,  ammonika- 
liscbe  Reaktion  zeigende  Harn  nach  einigen  Tagen  wieder  sauer  reagirte.“ 
Auch  hier  fehlen  nähere  Angaben  über  den  weiteren  Verlauf.  — Neben 
Wirkungen  wurdeu  nicht  beobachtet.  B.  Marcuse. 


Einsendungen  worden  in  die  Adresse  des  Herrn  Geh.  Med. -Kat  Prof.  Dr.  M.  Bernhardt  (Berlin  W. 
Franxöaiftcho  Strasses  21)  oder  an  die  Vorlagshandlung  (Berlin  NW.,  Untor  den  Linden  68)  et  beten 


Verls«  von  Augnat  II  i r t r h w a I <1  in  Berlin.  — hrurk  von  I«.  Seliumacliet  in  Berlin  N 24. 


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1 -2  am  Nchlu#*^ 

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men-  und  Öich-Kegisto 


Centralblatt 


Pr«ia  dea  Jahr^an?«^ 

-S  Mark : xu  besielteu 
durch  all«  Buchhand- 
lungen u.  Po stans tal reu. 


für  die 


niedi/inischen  Wissenschaften. 

Unter  Mitwirkung  von 

Prof.  Dr.  f.  Senator,  Prof.  Dr.  E.  Salkowski,  Pr 

redigirt  von  /o 

Prof.  Dr.  M.  Bernhar< 

in  Berlin. 


1905. 


•O.  Mal. 


liiliult:  C ajal,  Bau  der  Rücken marksganglien.  — Adamokp,  Zur 
Physiologie  des  Glykogens.  — Gooitidsk,  Zur  Abstammung  des  Milchfetts.  — 
Feecnd,  Ueber  die  Resorption  des  Nahrungseiweiss. — Morawitz,  Zur  Kenntnis 
der  Blutgerinnung. — Quinau,  lieber  Erythrolysc.  — Puld  und  Spiro,  Einfluss 
gerionungshemmendcr  Substanzen  auf  das  Vogelplasma.  — Blum,  lieber  Anti- 
tminbildung  bei  Autolyse.  — W it 1 1. , Fall  von  tötlicber  Pankreasnekrose.  — 
Kosesri ach.  Zur  pathologischen  Anatomie  der  Gicht.  — Ehhet,  Ueber  die 
Skoliose  nach  Ischias.  — Lai  nay,  Geheilte  Herzwunde.  — Karewski,  Ueber 
Blascnheinien.  — Ahmour,  Ueber  Anlegung  von  Magendarmfisteln.  — Drky- 
russ,  Fall  von  Dakryadenitis.  — Straub,  Skrophuloge  und  Tuberkulose  in  der 
Augenheilkunde.  — Paul,  Ueber  Hornhautulcorationen  durch  Diplobacilleu.  — 
Kirlao,  Thrombophlebitis  des  Sinus  cavernosus.  — Scukiiik,  Üebcr  Empyem 
bei  Mittelohrentzündung.  — Stkmoer.  Zur  Theorie  des  Hörens.  — Kobrack, 
Leber  Mittelohrdiphtherie.  — Jaqukt,  Behandlung  des  Schluckwehs.  — Hkr- 
hold,  Fall  von  Kehlsackbildung  am  Halse.  — Hopemann,  Behandlung  der 
Stirnhöbleueiterung.  — Nikidin,  Therapie  der  Kchlkopftubcrkulose.  — v.  Calcak, 
Zur  Kenntnis  des  Diphtheriegiftes.  — Brieokr  und  Mayer,  Gewinnung  speci- 
fischer  Substanzen  aus  Typhusbacillen.  — Kheidl  und  Manul,  Uebergang  von 
Iramunhämolysinen  auf  den  Fötus.  — Isaac  und  v.  n.  Velden,  Einfluss  von 
Botbriocephalus  auf  das  Blut.  — Nitsch,  Ueber  die  Heilung  der  Tollwut.  — 
Kühlen,  Zur  Pathogenese  der  Tuberkulose.  — J a kusche  witsch,  Ueber  Hämo- 
lysine bei  entmilzteu  Tieren.  — Küster,  Griserin  bei  Lungenschwindsucht.  — 
Stroux,  Ueber  Neuronal. — Isaksohn,  Ueber  Hopogan  und  Ektogan.  — Gold- 
Scheider,  Kaiserlino,  Ueber  Herzperkussion  und  das  Pnnendophou.  — Kuiin, 
Ueber  das  Burgbart’sche  Symptom.  — Rothschild,  Herzkrankheiten  und  Lungeu- 
iflektioDen.  — Kermoroaut,  Ueber  Lurahricose.  — Reiter,  Die  Embolie 
der  A.  meser.  sup.  — Landsteierr,  Ueber  das  Sarkom  der  Gallenblase.  — 
Villarrt.  Häufigkeit  der  Blinddarmentzündung.  — Mobzkowicz,  Ueber  schwere 
Perityphlitis.  — Kkeurl,  Die  akute  Darminvagination.  — Hei  man  und  Ei.s- 
beeo,  Typbus  mit  Darmperloration  beim  Kind.  — Blumenthal,  Seröse  Menin- 
gitis und  Lumbalpunktion.  — Spieler.  Skolikoiditis  und  Perityphlitis  bei  Kindern. 
— Schönborn,  Ueber  Kryoskopie  der  Transsudate  und  Exsudate.  — Leo, 
Heilung  und  Latenz  des  Diabetes  mellitus.  — Friede  ander.  Zur  Behandlung 
pleuritischer  Schwarten.  — Stepuensohn,  Eruslöii,  Polyneuritis  nach  Mor- 
phium und  Sulfonal.  — Dktkrhann,  Schulter,  Zur  Kenntnis  der  Tabes.  — 
Meyer.  Ueber  Alkobolpsycbosen.  — hiLPiN,  Ueber  den  Hirnabscess.  — Küster, 
Centrale  Störung  der  Geschmacksempfindung.  — Stkmbo,  Fuchs,  v.Bechtkrkw, 
Ueber  Reflexe.  — Grobeb,  Hcrdsymptome  bei  Hydroeephalus.  — Tedrsko, 
Knocbcnatropbie  bei  Syringomyelie.  — Pick,  Ueber  Acne  teleaugiectodes.  — 
Weitlaukb,  Dermatotherapeutiscbe  Beobachtungen.  — Hirschekld  und  Pollio, 

XL111.  Jahrgang.  21 


* 

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322 


Cajai..  — AiuMorp. 


No.  20. 


Hkfptkr,  Ueber  Resorption  von  Jod  aus  Jodkaliumsalben.  — Waliei.  Bau 
der  vergrösserten  Prostata.  — Stoi.tz,  Die  Spioalaoästhesie  durch  Tropocecaio 
— Jacoby,  Die  Bougiemcthode  zur  Unterbrechung  der  Schwangerschaft. 

S.  R.  (Injal,  Typ  es  celluiairex  dans  les  ganglions  rhachidiens  de  Phomine 
et  des  mammiferes.  Soc.  de  biol.  1005,  No.  10,  p.  452. 

Mit  der  neuen  Silberimprägnationsmethode  ist  es  C.  gelungen,  im 
Plexus  nodosus  vagi  und  den  Spinalganglien  ausser  dem  bekannten  uni- 
polaren Zcllentypus  noch  andere  Formationen  nachzuweisen:  1.  einen  mulli- 
polaren  Zellentypus,  der  sich  durch  kurze,  dicke,  an  ihren  Hilden  aufge- 
blähte Dendriten  anszeichnet,  die  innerhalb  der  Kapsel  enden  Wie  die 
gewöhnlichen  Spinalganglicnzellen  besitzen  auch  diese  einen  gewundenen 
Achsencylinder.  2.  Einen  unipolaren  Typus,  der  indessen  mit  sehr  feinen 
Dendriten  ausgestattet  ist,  die  bald  an  der  Körperoberfläche  selbst,  bald 
am  Ursprung  des  Achsencylinders  entspringen.  Diese  Dendriten  verdicken 
sich  allmählich  und  enden  mit  enormen  Kugeln,  die  von  einem  ganzen 
System  kernhaltiger  concentrischer  Hüllen  umgeben  sind.  Zuweilen  teilen 
sie  sich  und  besitzen  dann  zwei  Rndkugeln.  Dieser  Typus  zeigt  mehrere 
Variationen,  je  nachdem  die  Enden  innerhalb  der  Kapsclhülle  oder  weiter 
oft  recht  weit  von  ihrer  Ursprungszclle  entfernt  enden.  3.  Ein  gefensterter 
Typus,  d.  h.  eine  Zellenform,  die  am  Ursprünge  des  Achsencylinders  von 
zwei,  drei  oder  noch  mehr  Oeffnungen  durchbohrt  ist.  Die  Oeffnungen 
sind  durch  intrakapsuläre  Neurogliazellen  ausgefüllt.  Die  Neurofibrillen 
bilden  an  diesen  Stellen  oft  unentwirrbare  Netze  Aus  einem  Zuge  dieses 
Netzes  entwickelt  sich  .der  Achsencylinder,  der  oft  viel  schmächtiger,  wie 
eines  der  netzbildenden  Bündel.  Diese  Zellenform  stellt  also,  entgegen  der 
ersten  Annahme,  die  sich  auf  den  Befund  solcher  Elemente  bei  Wut  und 
bei  Arsenikvergiftung  am  Hunde  stützten,  ein  normal  dem  Ganglion  ange 
hörendes  Element  dar,  allein  nur  bei  Personen  des  reiferen  und  des  Greisen- 
altcrs.  Bei  25jährigen  Menschen  fehlen  sie.  4.  Einen  Typus  der  mit 
kleinen  Grübchen  und  mit  verzweigten  Anhängen  versehen  ist,  die  aber 
den  Bereich  der  Kapsel  nicht  überschreiten.  In  den  weiten  von  diesen 
Anhängen  eingefassten  Maschenräumen  liegen  zahlreiche  Neurogliaeleuiente. 
Diese  Form  findet  sich  im  Greisenalter  vor;  zu  dieser  Zeit  beobachtet 
man  denn  auch  eine  grosse  Anzahl  zu  Grunde  gehender  Zellen,  dir  mit 
Pigment  erfüllt  sind  und  deren  Neurofibrillen  keine  Verwandtschaft  zum 
Silbernitrat  mehr  wahrnehmeti  lassen.  Poll. 


W.  Ailamoff,  Ein  Beitrag  zur  Physiologie  des  Glykogens.  Zeitschr.  f. 

Biol.  Bd.  40,  8.  281. 

A.  hat  den  Glykogcngehalt  eben  ausgeschlüpfter  Hühnchen,  ferner 
den  neugeboreuer  Kaninchen  und  den  in  den  Lebern  von  menschlichen 
Föten  und  Neugeborenen  bestimmt.  Sie  beschreibt  genau  ihre  Methode, 
die  eine  Modifikation  der  Pflügcr'schen  darstellt.  — Ihre  Resultate  sind 
folgende:  Eben  ausgeschlüpfte  Hühnchen  enthalten  nur  verschwindend  ge- 
ringe Mengen  Glykogen.  Etwas  mehr  findet  sich  vom  vierten  Tage  an. 
wenn  sie  ihr  Dottermaterial  aufgebraucht  haben  und  gefüttert  werden.  — 
Neugeborene  Kaninchen  enthalten  pro  Kilo  Tier  4,30  g Zucker,  also  auch 


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No.  20. 


OodlTIDSK.  FeEUBI). 


323 


wenig  im  Verhältnis  zu  dem  gefütterter  Tiere.  Die  menschliche  fötale 
Leber  enthält  nur  soviel  wie  die  erwachsener  hungernder  Tiere.  — 
Glykogenreichtum  ist  danach  also  nicht  ein  Charakteristicum  embryonaler 
Organe  trotz  deren  Wachstumsenergie.  A.  Loewy. 

S.  Gogitidse,  Vom  Uebergang  des  Nahrungsfettes  in  die  Milch.  (Weitere 
Mitteilung.)  Zeitschr.  f.  Biol.  Bd.  46,  S.  403. 

In  Fortsetzung  früherer  Versuche  hat  G.  an  milchende  Ziegen  japani- 
sches Wachs  verfüttert,  das  hauptsächlich  Palmitin  enthält  und  sehr  arm 
an  ungesättigten  Verbindungen  ist  (Jodzahl  4,2).  Die  Jodzahl  des  Milch- 
saftes sank  dabei  sehr  unbedeutend  (von  33,5  auf  29,6),  wohl  weil  das 
Wachs  nur  schlecht  im  Darme  resorbirt  wird.  — G.  verfütterte  alsdann 
anstatt  Fett  die  Fettsäuren,  um  festzustellen,  ob  diese  als  Material  zur 
Bildung  des  Milchfettes  dienen  können.  Zunächst  in  zwei  Versuchen 
Leinölseifc.  Danach  trat  ein  erhebliches  Steigen  der  Jodzahl  auf,  das  auf 
Uebertritt  von  Leinöl  in  die  Milch  bezogen  werden  muss,  da  freie  Leinöl- 
säure nicht  überging,  wie  Säurebestimmungen  in  der  Milch  zeigten.  Um- 
gekehrt sank  die  Jodzahl  erheblich  bei  Fütterung  mit  stearinsaurem  Natron. 
G.  möchte  die  Synthese  zu  den  Neutralfetten,  die  die  Seifen  erfahren  haben, 
in  die  Kpithelien  der  Milchdrüsen  verlegen,  da  kein  Beweis  für  den  Ueber- 
gang fertiger  neutraler  Fette  in  das  Milchdrüsenepithel  vorliegt.  — Bei 
Fütterung  mit  Walrat,  einem  Cetylester,  ergab  sich,  dass  Cetylalkohol  in 
der  Milch  nicht  nachweisbar  war.  Es  muss  also  ein  Zerfall  des  Walrats 
in  seine  Componenten  im  Körper  stattgefunden  haben,  aus  denen  ein 
andersartiges  Fett  — nach  G durch  die  Tätigkeit  der  Milchdrüsenzellen  — 
wieder  aufgebaut  wird.  — Nicht  das  gesammte  Milchfett  kann  dem 
.Nahrungs-  oder  Depotfett  entstammen,  dagegen  spricht  schon  seine  chemisch 
differente  Beschaffenheit. 

Auch  das  Fett  der  Frauenmilch  änderte  sich  durch  Zusatz  von  Lein- 
und  Hanföl  zur  Nahrung.  G.  hebt  die  Wichtigkeit  seiner  Befunde  für 
die  Aminendiätetik  hervor.  A.  Loewy. 


E.  Freund,  Ucber  die  ersten  Veränderungen  des  in  Resorption  befindlichen 
Nahrungseiweisses.  Wiener  klin.  Rundschau  1905,  No.  1, 

F.  hatte  früher  gefunden,  dass  bei  Durchblutungen  der  Leber,  sei  es 
mit  normalem  Blut,  sei  es  mit  Blut,  dem  Globulin  oder  Wittepeplon  zu- 
gefügt war,  dass  abfiiessende  Blut  keine  Anreicherung  an  Eiweissabbau- 
produkten zeigt.  Wohl  aber  war  das  der  Fall,  wenn  zugleich  auch  der 
Darmtraktus  mit  durchblutet  wurde.  Es  mussten  also  entweder  Eiweiss- 
abbauprodukte der  Leber  aus  dem  Darm  zugefübrt  worden  sein,  oder  doch 
so  modificirles  Eiweiss,  dass  es  abbaufähig  für  die  Leber  war.  Zur  Ent- 
scheidung zwischen  beiden  Möglichkeiten  wurde  nun  das  Blut  der  Vena 
portarum  auf  Eiweissabbauprodukte  untersucht  in  Durchblutungsversuchen, 
die  einerseits  den  leeren,  andererseits  den  mit  Nahrung  gefüllten  Darm 
betrafen.  — Bei  leerem  Darm  fand  sich  iin  Portalblut  keine  Zunahme 
von  Eiweissspaltprodukten,  bei  gefülltem  eine  so  geringe,  dass  sic  nicht 
die  Ursache  des  in  der  Leber  gebildeten  Harnstoffes  sein  kann.  Das  Eiweiss 

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324 


Mokawitz.  — Qdikaü. 


No.  20. 


gelangt  aus  dem  Darm  in  coagulirbarer  Form  ins  Blut  und  zwar  wie  sich 
zeigte  in  Form  einer  pseudoglobulinartigen  Substanz. 

Durchströmt  man  nun  mit  solchem  Blut  die  Leber,  so  erfolgt  in  ihr 
ein  Abbau  zu  Albumosen  und  zu  niedrigen  Spallprodukten,  auch  zu  Harn- 
stoff. Danach  hätte  also  der  Darm  die  Funktion,  die  Eiweisskörper  der 
Nahrung  in  eine  Form  zu  bringen,  dass  sie  durch  die  Leber  abgebaut 
werden  können.  A.  Loewy. 


P.  Morawitz,  Beiträge  zur  Kenntnis  der  Blutgerinnung.  Beitr.  z.  cheni. 

Physiol.  n.  Pathol.  Bd.  5,  S.  138;  Arch.  f.  klin.  Med.  Bd.  78,  S.  1. 

Verf.  hat  früher  gezeigt,  dass  es  eine  Vorstufe  des  Fibrinferments 
giebt,  das  durch  eine  in  sämmtlichen  Geweben  enthaltene  Kinase  bei  Gegen- 
wart von  Kalksalzen  aktivirt  werden  kann.  Wegen  der  Verschiedenheit 
dieses  Proferments  von  a-  und  ^-Prothrombin  bezeichnet  Verf.  dasselbe  als 
Thrombogen,  die  zugehörige  Kinase  als  Th rom bok i nase.  Beispiele 
dieser  Fermentwirkung  sind  folgende:  Vogelplasma,  das  vorsichtig  mit 
reiner  Kanüle  dem  Gefäss  entnommen  ist,  gerinnt  nicht,  sofort  aber  nach 
Zusatz  eines  Tropfen  Gewebssaft.  Säugetierplasma  zeigt  folgendes  Ver- 
halten: Fibrinogenlösungen  gerinnen  auch  bei  Anwesenheit  von  Ga-Salzen 
nicht  mit  Gewebssaft.  Ein  Zusatz  des  letzteren  kürzt  die  Geriunnugszeit 
des  Gesammtblutes  um  das  4 — 6 fache  ab;  Peptonplasma  gerinnt  auf 
Zusatz  von  Gewebssaft  schon  in  Sekunden.  Blutegelextrakt  enthält 
eine  Substanz,  die  in  vitro  quantitativ  Ferment  neutralisiren  kann.  Fängt 
man  Blut  in  steigenden  Mengen  Extrakt  auf,  so  beobachtet  man,  dass  die 
von  selbst  nicht  gerinnenden  Plasmaproben  bei  geringem  Gehalt  an  Ex- 
trakt sehr  schnell  gerinnen,  bei  erheblichem  dagegen  nicht.  Diese  Er- 
scheinung wird  am  ungezwungensten  durch  die  Annahme  erklärt,  dass  die 
im  Plasma  enthaltene  Thrombogenmenge  durch  die  Kinase  aktivirt  wird; 
ist  die  Menge  des  gebildeten  Thrombins  ausreichend,  den  Antikörper  zu 
neutralisiren,  so  erfolgt  Gerinnung,  im  anderen  Falle  bleibt  das  Plasma 
flüssig.  Fluoridplasma  gerinnt  meist  nach  Zusatz  der  nötigen  Menge 
Kalk  auf  Zusatz  von  Gewebssaft,  doch  stets  langsamer  als  Pepton-  und 
Blutegelplasma.  Serum  wird  durch  Zusatz  von  Kinase  bei  Anwesenheit 
von  Kalksalzen  aktivirt,  d.  h.  seine  Wirkung  um  das  20— 40fache  be- 
schleunigt. - Die  Beteiligung  der  Th  rombokinase  an  der  nor- 
malen Blutgerinnung  ist  wahrscheinlich,  obgleich  die  Kinase  bisher 
vorwiegend  in  den  Gewebssäftcn  gefunden  wurde;  sie  ist  jedoch  auch  in 
normalen  Blutbestaudteilen,  in  Lymphocyten  und  Erytbrocyten,  vorhanden. 
Diese  Mitteilung  zeigt,  wie  verbreitet  die  Profermente  sind,  deren  Aufgabe 
die  Aktivirung  von  Enzymen  ist.  Neuberg. 


('1.  (Juiiuiu.  lieber  specifische  Erythrolyse.  Beitr.  z.  cbem.  Physiol.  u. 
Pathol.  Bd.  5,  S.  95. 

Unter  „specifischcr  Erythrolyse“  wird  jene  Art  der  Lösung  von  roten 
Blutkörperchen  verstanden,  die  durch  das  Serum  eines  mit  den  betreffen- 
den Blutkörperchen  vorbelmndellen  Tieres  bewirkt  wird.  Bei  diesem  Vor- 


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No.  20. 


Fl-i.k  und  Spiuu.  — Blum. 


325 


gang  spieleu  nun,  wie  Verf.  fand,  die  diffusibelen  Substanzen  keine  Rolle, 
sie  dienen  allein  zur  Aufrecliterlialtuug  des  osmotischen  Druckes.  Von  den 
Bluteiwcisskörpern  hat  für  die  Erythrolysc  das  uiilöslichc  Globulin  sicher 
keine,  das  lösliche  sowie  das  Serumalbumin  vermutlich  auch  keine  Be- 
deutung, von  Belang  scheinen  allein  specifischc  Colloide  zu  sein,  die  nach 
Art  der  Fermente  wirken.  Neuberg. 


K.  Fuld  und  K.  Spiro,  Der  Einfluss  einiger  gerinnungsheinmcnder  Agenzien 
auf  das  Vogelplasma.  Beitr.  z.  ehern.  Physiol.  n.  Pathol.  Bd.  5,  S.  171. 

Die  Versuche  der  Verff.,  bezüglich  deren  vielen  experimentellen  Einzel- 
heiten aufs  Original  verwiesen  werden  muss,  ergaben  folgendes:  Pepton- 
plasma und  normales  Plasma  vom  Vogel  unterscheiden  sich  nur  in  einer 
dem  ersten  eigentümlichen  minimalen  Schutzwirkung  gegen  die  Folgen 
eines  wenig  behutsamen  Auffangens.  Beim  Blutegelplasma  findet 
zwischen  dem  Hirudin  und  Cytozym  (d.  i.  der  wirksame  Bestandteil  des 
Organextrakts)  kein  Neutralisationsvorgang  statt,  wonach  das  Holoziu  (d.  i. 
das  wirksame  Ferment)  reagirt.  Die  Frage,  ob  das  Zeitgesetz  der  Ge- 
rinnung den  Aktivirungsvorgang  eines  in  direkter  Proportionalität  wirken- 
den Enzyms  ausdrückt,  oder  die  Wirkungsweise  desselben  selbst,  ist  un- 
entschieden. Neuberg. 


L.  Blum,  Ueber  Antitoxinbildung  bei  Autolyse.  Beitr.  z.  ehern.  Physiol. 
u.  Pathol.  Bd.  5,  S.  142. 

Die  Antikörperbildung  ist  der  Ausdruck  einer  Funktionssteigerung 
der  Zelle;  ausgehend  von  den  Gedanken,  dass  bei  den  zur  aktiven  Im 
nmuität  führenden  Processen  auch  Bedingungen  für  einen  vermehrten  Zell- 
zerfall  gegeben  sind,  hat  Verf.  untersucht,  ob  bei  der  Autolyse  Substanzen 
entstehen,  die  dem  Organismus  als  Schutmittel  dienen  können.  Beob- 
achtungen beim  aktiven  Immunisirungsprocess  (Fieber,  Leukocytose  und 
Gewichtsabnahme)  sprechen  in  der  Tat  für  eine  vitale  Autolyse.  Zur 
Beantwortung  der  Frage,  ob  bei  der  Autodigestion  antitoxische  Stoffe  ent- 
stehen, hat  Verf.  die  Produkte  der  antiseptischen  Autolyse  lymphatischer 
Organe  (Lymphdrüsen,  Milz  und  Thymus  vom  Rind,  Pferd  und  Hund)  in 
ihrer  Wirkung  auf  Tetanus-,  Diphtherieantitoxin  und  Kobragift  untersucht. 
Es  ergab  sich,  dass  nur  die  Autolyse  von  Rinderlymphdrüsen  Gegengifte 
gegen  Tetanustoxin  liefert.  Die  autolytischen  Antikörper  treten  bereits 
nach  36 tägiger  Autodigestion  auf,  nehmen  bei  längerer  Dauer  (bis  zu 
1 Jahr)  erheblich  zu.  Durch  besondere  Versuche  wurde  festgestellt,  dass 
die  frischen  Organe  (Presssäfte)  derselben  keine  antitoxischen  Verbindungen 
enthalten,  dass  letztere  vielmehr  erst  durch  den  Proccss  der  Selbstverdauung 
entstehen.  Bezüglich  der  Natur  der  autolytischen  Antikörper  wurde  er- 
mittelt, dass  sie  gleich  den  typischen  Antitoxinen  nur  partiell  durch 
Chamberlandkerzen  filtriren;  ihre  Wirksamkeit  verlieren  sie  bei  einer 
Temperatur,  die  mit  dem  Coagulationspunkt  der  betreffenden  begleitenden 
Eiweisskörper  zusainrncnfallen.  Verf.  konnte  an  diesen  Produkten  auch 
AI.  JaCobt’s  Feststellungen  für  Antiricin  bestätigen,  dass  kürzere  Ein- 
wirkung verdünnter  Säuren  und  Alkalien  nicht  schädige.  Die  Haltbarkeit 


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326 


Weil.  — Rosenbaoi. 


No.  20 


der  unter  Toluol  im  Eisschrank  aufbewahrten  Produkte  betrug  zumeist 
1 Monat  und  länger.  Pie  Versuche,  mit  Alkohol  oder  Alkoholäther  die 
wirksame  Substanz  auszufällen,  missglückten;  bis  zu  einem  gewissen  Grade 
hatte  die  Aussalzung  mit  Ammonsulfat  Erfolg;  eino  Entfernung  der  mit- 
gefällten  Eiweisskörper  durch  Trypsinverdauung,  die  nach  M.  Jacobt  bei 
den  Toxinen  zum  Ziele  führt,  nach  demselben  Autor,  sowie  nach  E.  P.  Pick 
bei  den  Antitoxinen  jedoch  versagt,  gelang  aber  auch  hier  nicht.  — 
Bedenkt  man,  dass  nur  wenige  Organe  nach  dieser  Richtung  und  nur  in 
vereinzelten  Stadien  der  Autolyse  geprüft  sind,  so  kann  es  nicht  befremden, 
dass  kein  Diphtberieantitoxin  gefunden  ist.  Das  Ergebnis,  dass  Lymph 
drüsenautolysat  allein  gegen  Tetanusgift  wirksam  ist,  steht  mit  der  Specifität 
der  Antitoxine  im  besten  Einklang.  Die  Frage,  ob  das  bei  der  Auto- 
digestion entstehende  Tetanusantitoxin  mit  dem  typischen  identisch  ist, 
entzieht  sich  noch  der  Entscheidung.  Die  Differenz  der  Bildungsgeschwindig- 
keit spricht  a priori  nicht  dagegen,  da  die  Bedingungen  für  künstliche 
und  intravitale  Autolyse  nicht  ohne  weiteres  vergleichbar  sind,  indem 
in  vivo  stets  sich  erneuerndes,  in  vitro  ein  der  Schöpfung  unterliegendes, 
iu  der  Menge  beschränktes  Material  zur  Verfügung  steht.  Die  Specifität 
der  Antikörper  kann  sehr  wohl  mit  dem  Umfang  des  autolytischen  Abbaues 
Zusammenhängen.  Neuberg. 


E.  Weil,  Ueber  einen  Fall  von  tötlicher  Pankreas-  und  Fettgewebsnekrose. 

Prager  raed.  Wocbenschr.  1904,  No.  50. 

Fettleibiger  Patient  erkrankt  plötzlich  mit  Magenkrämpfen  und  F,r- 
brcchen  und  geht  innerhalb  dreier  Tage  in  zunehmendem  Collaps  zu  Grunde. 
Bei  der  probatorischen  Laparotomie  9 Stunden  vor  dem  Tode  fand  sieb 
eiue  Verwölbung  in  der  Pankreasgegend;  eine  ausgiebige  Untersuchung 
war  wegen  des  elenden  Zustandes  des  Patienten  nicht  ausführbar.  Pie 
Sektion  orgab  im  Wesentlichen  Nekrosen  und  Blutungen  im  Pankreas, 
Fettgcwebsnekrosen  in  diesem  selbst  und  in  seiner  Umgebung,  ferner  Gallen- 
steine. Der  Fall  spricht  für  die  Ansicht  von  ChiaRI,  wonach  die  durch 
den  Pankreassaft  bedingte  Nekrose  des  Pankreasgewebes  als  das  primäre 
Moment  bei  dieser  immer  noch  rätselhaften  Krankheit  anzusehen  ist. 

Beitzke. 


Fr.  Rosenbaeh,  Zur  pathologischen  Anatomie  der  Gicht.  Virchow’s  Arcb. 

Bd.  179,  S.  359. 

Bekanntlich  wird  lebhaft  darüber  gestritten,  ob  bei  der  Gicht  die 
Nekrosen  oder  Gichtablagerungen  das  Primäre  sind.  Von  Ebstein  und 
seinen  Schülern,  welche  die  ersterc  Anschauung  verteidigen,  wird  die  Ab- 
lagerung harnsaurer  Salze  in  mikroskopisch  unverändertem  Gewebe  als 
postmortaler  oder  agonaler  Vorgang  angesehen.  Verf.  konnte  bei  zwei  Fällen 
in  der  Niere  an  Gichtablagerungen  ohne  Nekrose  zahlreiche  Riesenzellen 
und  Rundzellinfiltrate  nachweisen,  welche  unmöglich  erst  agonal  entstanden 
sein  können.  Damit  ist  bewiesen,  dass  der  Ablagerung  harnsaurer  Salze 
bei  der  Gicht  eine  lokale  Nekrose  nicht  vorauszugehen  braucht.  Auch 
in  den  Knochen,  meist  im  unmittelbaren  Anschluss  an  Gelenk-Gichtherde, 
fand  Verf.  Gichtknoten;  das  Knochengewebe  war  in  ihnen  meist  voli- 


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No.  20. 


Kürst. 


327 


kommen  nekrotisch,  Ricsenzellen  in  der  Umgehung  der  Nekrosen  sehr 
zahlreich.  Beitzke. 

II.  Ehret,  Weitere  Beiträge  zur  Lehre  der  Skoliose  nach  Ischias.  Mitteil, 
aus  d.  Grenzgeb.  der  Med.  u.  Chir.  Bd.  13,  H.  1,  S.  53. 

E.  führt  die  Entstehung  der  bei  und  nach  Ischias  so  häufig  auftreten- 
deu  Skoliose  auf  eine  eigentümliche  Stellung  des  erkrankten  Beines  zurück, 
die  sich  schon  bei  den  bettlägerigen  Kranken  gleich  in  den  ersten  Tagen 
der  Krankheit  cinstellt.  Da  diese  Stellung  des  erkrankten  Beines,  wie 
anatomische  Untersuchungen  lehrten,  den  N.  ischiadicus  von  Druck  und  Zug 
entlastet,  ist  sie  zweckmässig  als  Selbsthülfestrllung  zu  bezeichnen.  Sie 
besteht  im  wesentlichen  in  Abduktion,  Flexion  im  Hüftgelenk  und  Rotation 
des  Beines  nach  aussen.  Dazu  gesellt  sich  noch  eine  leichte  Flexion  im 
Kniegelenk.  Steht  der  Ischiaskranke  auf,  so  wird  diese  Beinstellung  beibe- 
hilten.  Um  bei  der  bestehenden  Abduktion  des  erkrankten  Beines  ein 
Gehen  zu  ermöglichen,  muss  das  Becken  auf  der  kranken  Seite  gesenkt 
werden.  In  dieser  sekundären  Beckensenkung  ist  die  Ursache  der  seit- 
lichen Verbiegung  der  Wirbelsäule  zu  suchen.  Um  die  Rotation  des  kranken 
Beines  uach  aussen  zu  verdecken  und  zu  compensiren,  wird  das  Becken 
im  entgegengesetzten  Sinne  gedreht,  der  Oberkörper  wiederum  wird  durch 
eine  Drehung  der  Wirbelsäule  (im  entgegengesetzten  Sinne  der  Beckeu- 
drehung)  nach  vorn  gerichtet.  Darin  findet  E.  die  Erklärung  der  schon 
längst  gemachten  Beobachtung,  dass  die  Beckenqueracbse  und  die  Quer- 
achse des  Rumpfes  in  Schulterhöhe  bei  Skoliose  nach  Ischias  gelegentlich 
nicht  in  einer  Ebene  liegen.  Die  Flexion  des  Hüftgelenks  endlich  er- 
fordert eine  grössere  Neigung  des  Beckens  ihrerseits,  die,  da  der  Rumpf  auf- 
gcrichtet  werden  muss,  eine  Verstärkung  der  physiologische  Lordose  der 
Lendenwirbelsäule  darstellt,  welche  bei  Skoliose  nach  Ischias,  sowohl  in 
stehender  wie  in  liegender  Stellung  nie  fehlt.  Andere  Formen  der  Skoliose 
nach  Ischias  (homologe,  alternirende  Formen)  werden  durch  besondere 
Verhältnisse  bedingt,  die  mit  der  eigentlichen  Ischias  nichts  zu  tun  haben, 
die  aber  die  primäre  Stellung  des  Beines  oder  die  sekundäre  Stellung  des 
Beckens  in  dem  einen  oder  anderen  Funkt  beeinflussen. 

In  prophylaktischer  Beziehung  empfiehlt  E.  einmal  das  schädigende 
.Moment,  nämlich  das  Aufstehen  der  Patienten,  hinauszuschieben,  bis  die 
•Schmerzen  und  mit  ihnen  die  Selbsthülfestellung  wenn  möglich  ganz  ver- 
schwunden sind.  Unser  zweites  Streben  soll  dahin  geben,  die  schon  im 
Bette  sich  einleitende  Compensation  der  Selbsthülfestellung  des  Beines 
durch  Becken-  und  Wirbelsäulenveränderung  unmöglich  zu  machen.  Diesen 
Zweck  erreichte  E.  durch  das  Anlegen  eines  festen,  später  abnehmbar  zu 
gestaltenden  Wasserglasverbandes  um  das  befallene  Bein,  unter  strengster 
Innehaltung,  ja  sogar  unter  einer  gewissen  Uebertreibung  der  vorhandenen 
oder  mangelhaft  entwickelten  Selbsthilfestellung  des  Beines.  Diese  Fixirung 
der  Beinstellung  in  der  offenkundigen  nicht  compensirten  Selbsthülfestellung 
entbindet  nicht  nur  den  Kranken  von  der  ängstlichen  Anstrengung  der 
lnnchaltung  derselben,  sie  verhindert  auch  zum  grossen  Teil  das  spätere 
Zusandekommeu  der  Compensation  durch  Becken-  und  Wirbelveränderung, 
und  zwar  hauptsächlich  dadurch,  dass  das  Knie  in  der  stärkeren  Flexions- 


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328 


Launay.  — Kakkwkki. 


No.  20. 


Stellung 'fixirt  ist.  Der  Verband,  den  E.  bisher  in  14  Fällen  augewendet 
hat,  und  der  abgesehen  von  seiner  prophylaktischen  Wirkung  in  Bezug 
auf  die  Skoliose  sehr  stark  beruhigend  auf  die  Schmerzen  wirkt,  bleibt, 
je  nach  den  Umständen,  mindestens  10  Tage,  selteu  länger  als  3 Wochen 
liegen.  Sobald  die  schmerzhaften  Prozesse  sich  vermindert  haben  oder 
ganz  geschwunden  sind,  wird  er  anfänglich  1 — 2 Stunden  täglich,  allmählich 
längere  Zeit,  entfernt.  Er  muss  das  ganze  Bein,  von  den  Zehen  bis  hoch 
hinauf  an  den  Oberschenkel,  in  seltenen  Fällen  auch  die  Hüfte,  umfassen. 

Joachimsthal. 


P.  Launay,  Double  plaie  du  coeur  suturöe  et  gudrie  depuis  deux  ans. 
Mort  de  tievre  typhoide.  Examen  anatomique  du  coeur.  Arch.  gener. 
de  med.  1904,  No.  47. 

L.  hatte  Gelegenheit,  die  Sektion  des  Herzens  eines  Mannes  zu  machen, 
der  sich  zwei  Jahre  früher  in  selbstmörderischer  Absicht  mit  einem  7 mm- 
Revolver  eine  Schussverletznng  des  linken  Ventrikels  beigebracht  hatte, 
den  L.  3*/2  Stunden  spätei  operirte  und  der  geheilt  wurde.  Der  Patient 
starb  jetzt  an  Typhus.  Die  Sektion  ergab,  dass  die  Kugel  die  Wände  des 
linken  Ventrikels  in  schräger  Richtung  durchbohrt  hatte,  woraus  sich  das 
bei  der  Operation  beobachtete  Phänomen  leicht  erklärt,  dass  Blut  aus  den 
Herzwunden  nur  bei  der  Diastole  austrat,  die  Blutung  aber  bei  der  Systole 
stand.  Das  Wichtigste  der  Beobachtung  ist  das  Fehlen  irgend  einer 
schwachen  Stelle  an  den  Narben;  die  auch  hier  vorgenommene  Catgut- 
übernähung  der  Herzwunden  gewährt  also  völlige  Sicherheit.  Ob  die 
gleiche  Festigkeit  der  Narbe  nach  Verletzung  mit  schneidendem  Instrument 
und  geradem  Verlauf  der  Herzwandwunde  cintritt,  lässt  L.  dahingestellt. 

Peltesobn. 

Karewski,  Klinische  und  anatomische,  sowie  experimentelle  Beiträge  zur 
Kenntnis  der  inguinalen  und  cruralcn  Blasenhernien.  Arch.  f.  klin.  Chir 
Bd.  7B,  H.  2. 

Nach  Beschreibung  von  G Fällen  von  Blasenbruch,  wovon  5 operirt 
und  geheilt  wurden,  beschäftigt  sich  K.  experimentell  mit  der  Frage  des 
Vorkommens  von  Blasenteilen  in  und  am  Bruchsack  resp.  des  Vorfalls  ohne 
eigentliche  Hernie.  Er  stellte  an  frischen  Leichen  durch  künstliche  Füllung 
der  Harnblase  Blascnprolapsc  her  und  präparirte  die  Bruchpforten  frei. 
Anatomisch  fand  sich,  dass  bei  normalen  Verhältnissen  die  mit  ca.  150  ccm 
Flüssigkeit  gefüllte  Blase  sich  bereits  bis  zum  äusseren  Leistenring,  bei 
ca.  250  ccm  sogar  bis  zum  inneren  Leistenring  seitlich  ausdehnt,  was 
durch  künstlich  nachgeahmte  Steigerung  des  intraabdominalen  Druckes 
noch  gesteigert  werden  kann,  und  dass  Traktionen  an  der  Fascia  vesicae 
und  dem  prävesicalen  Fett  eine  Ausstülpung  der  Blasenwand  erzeugen. 
Bei  stärkerer  Füllung  retrahirt  sich  die  Ausstülpung  und  verschwindet 
schliesslich  völlig,  sodass  die  prall  gefüllte  Blase  eine  künstliche  Divertikel 
bildung  nicht  gestattet.  — In  Bezug  auf  die  Frage,  welche  Nebenumstände 
den  eigentlichen  Prolaps  der  Blase  begünstigen,  stellte  K.  fest,  dass  bei 
grosser  Bruchpforte  und  alten  Brüchen  relativ  leicht  eine  dauernde  laterale 
Verlagerung  der  Blase  zu  stände  kommen  kann,  die  ohne  eigentliche  Blasen- 


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No.  20. 


Akmoi/H.  — Dhkvposs.  — Straub. 


32!» 


hernie  die  Abklemmung  durch  Ligatur  ermöglicht,  seihet  bei  Mangel  von 
adhäsiven  Processen  am  Peritoneum  und  Bruchhüllen,  und  dass  Schwächung 
der  Blasenwand  begünstigend  auf  Cystocclenentstehung  einwirkt.  — Ver- 
ursacht wird  nach  K.  die  Herauszerrung  der  Blase  entweder  durch  Vor- 
fällen des  Peritoneums  bei  mangelndem  Schluss  der  Bruchpforten  und 
l'ebertragung  der  Abwärtsbewegung  mittelst  des  präperitonealen  und  prä- 
vesicaien  Fettes  auf  die  Blase  (extra-intraperitoneale  Cystocele)  oder  durch 
blossen  Zug  am  Blasenteil  der  Fascia  transversalis  und  dem  prävesiealen 
Fett,  wobei  zuerst  ein  kleiner  Blasenzipfel  ausgestülpt  wird,  welcher  beim 
Wachsen  des  Lipoms  gedehnt  oder  stark  vergrössert  werden  kann  (extra- 
peritoneale Cystocele). 

In  klinischer  Beziehung  ergiebt  sich  aus  den  anatomischen  Unter- 
suchungen, dass  bei  Operationen  von  Leisten-  und  Schenkclbrüchen  tlic 
Gefahr  einer  Harnblasenläsion  stets  vorliegt,  indem  man  unversehens  die  Wand 
ligirt  oder  anschneidet.  Zur  Diagnose  der  Cystocele  soll  die  Cystoskopic 
als  souveränes  Erkcnnnngsmittcl  herangezogen  werden.  Peltesohn. 

Armour,  The  Operation  of  gastro-duodenostomy ; especially  in  reference 
to  Finney’s  Operation  of  gastro-pylo-dnodenostomy.  Brit.  med.  journ. 
1905,  21.  Jan. 

Die  gewöhnliche  Art  der  Anlegung  einer  Magendarmfistel  bei  gut- 
artigen Strikturen  des  Pylorus  ist  die  Gastro-Jejunostomie.  Verf.  empfiehlt 
die  bereits  von  FlNNEY  beschriebene  Gastro- Duodenostomie.  Dieselbe  er- 
möglicht den  Eintritt  des  Mageninhalts  in  den  Darm  oberhalb  der  Ein- 
mündungsstelle von  Galle  und  Pankreassaft;  ferner  wird  die  Bildung  eines 
Circulus  vitiosus  unmöglich.  Endlich  ist  die  Bildung  eines  Ulcus  pepticuni 
im  Darm,  wie  bei  der  Gastroduodenostomie.  ausgeschlossen.  Die  Haupt- 
sebwierigkeit  der  Operation  besteht  in  der  Freilegung  des  Duodenum  und 
Pylorus  aus  den  Adhäsionen.  Au  der  Hand  von  0 guten  Abbildungen 
wird  die  Operation  genau  beschrieben.  Philipsthal. 

4.  Dreyfuss,  Ein  Fall  von  Dakryadeuitis  chronica.  Behandlung  mit 
Vibrationsmassage.  Heilung.  Münch,  med.  Wochenschr.  1905,  No.  2. 

Bei  einem  13jährigen  Schüler  bestand  eine  chronische  Entzündung  der 
linken  Thränendrüse,  die  anfänglich  durch  gewöhnliche  Massage  mit  Ung. 
Kali  jodati  ohne  Erfolg  behandelt  wurde.  Darauf  wurde  2 Monate  lang 
dreimal  wöchentlich  die  elektrische  Vibrationsmassagc  angewandt,  nach 
der  die  AfTektion  heilte.  Horstmann. 


M.  Straub,  Skrophulose  und  schlummernde  Tuberkulose  in  der  Augenheil- 
kunde. v.  Graefe’s  Arch.  f.  Ophthalm  LX.,  S.  145. 

Im  Conjunktivalsack  der  mit  sog.  skrophulösen  Entzündungen  be- 
hafteten Kranken  wurden  in  zwei  Drittel  der  Fälle  Staphylokokken  ge- 
funden. Die  praktische  Erfahrung  bezüglich  der  Lokalisation  der  Ekzeme, 
ihre  Ausbreitung  und  ihrer  Empfindlichkeit  für  lokal  angewandte  Heil- 
mittel spricht  für  den  ektogenen  Ursprung,  am  deutlichsten  in  den  leichten 
Fällen,  auch  die  oberflächliche  Lage  befürwortet  denselben.  Hiervon  unter- 
scheiden sich  die  skrophulösen  durch  ihre  Hartnäckigkeit  und  Neigung  zu 
XL111.  Jahrgang.  22 


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330 


Paul.  — Fislao.  — Schisibb. 


No.  20 


Recidiven  charakterisirtcn  Proccsse.  Hier  muss  die  Tuberkulose  als  das 
gesuchte  begünstigende  Moment  angesehen  werden,  und  zwar  handelt  es 
sich  um  eine  latente  oder  schlummernde  Tuberkulose.  Dieselbe  kann  unter 
gewissen  Bedingungen  an  Kraft  gewinnen  und  sich  zur  gewöhnlichen  Tuber- 
kulose emporarbeiten.  Die  zweite  Gefahr  der  schlummernden  Tuberkulose 
bilden  die  schwach  virulenten  Metastasen,  die  wegen  ihrer  Gutartigkeit 
weder  an  den  Gelenken,  noch  an  den  Augen  anfangs  als  Tuberkulose  er- 
kannt würden  und  den  tuberkulösen  Anteil  der  skrophulösen  Erscheinungen 
bilden.  Die  dritte  Gefahr  bilden  die  nicht  tuberkulösen  skrophulösen  Er- 
scheinungen, welche  teils  durch  chemische,  teils  durch  mikrobielle  Agenden 
bedingt  werden.  Horstmann. 


L.  Paul,  Ueber  Horuhautulcerationen  durch  Diplobacillen.  Klin.  Monatsbl. 
f.  Augenheilk.  XL11L,  I,  2,  S.  185. 

Nach  den  Untersuchungen  von  P.  können  nicht  nur  durch  Petit’sche 
Diplobacillen,  sondern  durch  Morax-Axenfeld’sche  Diplobacillen  gelegentlich 
schwere  Eiterungsprocesse  der  Hornhaut  herbeigeführt  werden.  Das  Bild 
weist  gewöhnlich  keine  oder  nur  ganz  vorübergebende  Aehnlichkeit  mit 
typischem  Ulcus  serpens  auf.  Der  Verlauf  ist  im  ganzen  erheblich 
gutartiger,  als  er  vom  echten  Ulcus  serpens  bekannt  ist.  Die  Geschwüre 
treten  meistens  nach  vorangegangenen  Verletzungen  auf.  Ein  Thränenleiden 
besteht  gewöhnlich  nicht.  Dagegen  findet  sich  meist  typischer  Diplo- 
bacillenkatarrh  der  Bindehäute.  In  den  meisten  Fällen  lässt  sich  ab- 
wartende Behandlung  ohne  Kauterisation  der  Cornea  durchführen.  Als  Be- 
handlungsweise bewährte  sich  bis  jetzt  am  besten  Zink  in  Verbindung  mit 
leichten  Antisepticis.  Horstmann. 


Finlug,  Ueber  einen  Fall  von  Thrombophlebitis  des  Sinus  cavernosus, 
complicirt  durch  Empyem  der  Keilbeinhöhle  und  der  Siebbeinzellen, 
irrtümlicherweise  für  eine  Thrombophlebitis  des  Sinus  lateralis  gehalten. 
Zeitschr.  f.  Ohrenheilk.  48.  ßd.,  S.  227. 

Die  Ueberschrift  giebt  im  Wesentlichen  den  Inhalt  der  Arbeit  wieder. 
Bemerkenswert  ist,  dass  die  Mittelohreiterung,  welche  deu  Verf.  zur  Mastoid 
Operation  veranlasste,  nach  dem  Ergebnis  der  Autopsie  keineswegs  weder 
primär  noch  sekundär  für  die  dem  ungünstigen  Ausgang  des  Falles  vorher- 
gehenden Symptome  verantwortlich  zu  machen  war,  welch’  letztere  sieb 
ausschliesslich  und  allein  auf  die  Mitbeteiligung  des  Sinus  cavernos.  an 
dem  Keil-  und  Siebbeinempyem  zurückführen  Hessen.  Schwabach. 


Scheibe,  Aetiologie  und  Pathogenese  des  Empyems  im  Verlaufe  der  akuten 
Mittelohreiterung  Zeitschr.  f.  Ohrenheilk.  48.  Bd.,  S.  1. 

Die  von  anderen  Autoren  mehr  oder  weniger  deutlich  ausgesprochene, 
aber,  nach  Verf.’s  Meinung  nicht  bewiesene  Behauptung,  dass  das  Empyem 
im  Verlauf  der  akuten  Mittelohreiterung  nicht  durch  Kleinheit  oder  un- 
günstige Lage  der  Trommelfellperforation,  sondern  in  erster  Linie  durch 
absoluten  oder  relativen  Verschluss  pneumatischer  Zellen  zu  stände  kommt, 
glaubt  Sch.  durch  seine  in  vorliegender  Arbeit  mitgeteilten  klinischen 


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No.  20.  Stkkukk.  — Kubhack.  — Jaqukt.  — Hksiiulu.  33  1 

Untersuch uti Ren  direkt  bewiesen  und  die  speciellen  dabei  sich  abspieleudeu 
Vorgänge  in  klares  Licht  gestellt  zu  haben.  Schwabach. 


Stenger,  Zur  Theorie  des  binauralen  Hörens.  Zeitschr.  f.  Ohrenheilk. 

48.  Bd„  S.  219. 

Bei  Zuleitung  eines  bestimmten  Tones  zu  beiden  Ohren  besteht  eiue 
subjektive,  diotische  Gehörsempfindung,  die,  dem  Bewusstsein  als  solche 
mitgeteilt,  einheitlich  lokalisirt  wird.  Diese  Lokalisation  findet  ihren  Platz 
meist  in  der  .Medianebene  des  Kopfes.  Wird  die  Schallquelle  einem  Ohr 
genähert,  so  verschiebt  sich  die  einheitliche  Lokalisation  von  der  Median- 
ebeue  nach  diesem  Ohre  hin,  dem  Bewusstsein  nach  anscheinend  unter 
diotischer  Zuleitung.  Bei  Schallquellen  verschiedener  Qualität  und  In- 
tensität percipirt  jedes  Ohr  für  sich;  jedes  leitet  die  seinerseits  als  stärkere 
Gehörsempfindnng  aufgenommenen  zum  Oentralorgan  hin  und  wir  haben 
die  Empfindung  verschiedener  Gehörseindrücke.  Es  besteht  im  wirklichen 
Sinne  ein  diotisches  Hören  derart,  dass  das  eine  Ohr  durch  das  vom 
anderen  Ohr  Aufgenomraene  nicht  beeinflusst  wird.  Bei  diotischer  Zu- 
leitung qualitativ  gleicher  Töne  erscheint  das  eine  Ohr,  dessen  Tonzuleitung 
von  Intensität  geringer  ist,  für  den  bewussten  Hörakt  taub.  Schwabach. 


Kobrack,  Ueber  Mittelohrdiphtherie  ohne  Membranbildung.  (Aus  der 
Abteil,  f.  Ohren-  etc.  Krankheiten  im  Allerheiligenhospital  zu  Breslau.) 
Arch.  f.  Ohrenheilk.  02.  Bd.,  S.  11. 

Nach  K.  ist  die  Membranbildung  oder  mindestens  die  Entleerung  von 
Pseudomembranen  aus  der  Pauke  für  die  Diphtherie  der  Mittelohrschlcim- 
liaut  durchaus  kein  notwendiges  Postulat.  Echte  Diphtherie  des  Mittel- 
ohres könne  auch  unter  dem  Bilde  der  gewöhnlichen  Mittelohrentzündung 
verlaufen;  die  Diphtheriebacillen  vermögen  auch  hier  reine  Eiterungen, 
zum  mindesten  ohne  erkennbare  Pseudomembranbildung  auszulösen,  die 
bakteriologische  Untersuchung  des  Ohreiters  sei  wichtiger  und  beweis- 
kräftiger, als  der  Nachweis  selbst  sicher  fibrinöser  Pseudomembranen. 

Sch  wabach. 


■laquet,  Zur  Behandlung  des  Schluckwehs.  Corresp.-Bl.  f.  Schweizer 
Aerzte  190-1,  1.  Nov. 

Verf.  verwendet  eine  10 — 20proc.  ölige  Lösung  von  Acetonchloroform 
(von  den  Amerikanern  Chloreton  genannt)  zur  Behandlung  des  Schluck- 
wehs. Mit  3—4  Pinselungen  täglich  ist  Verf.  in  den  meisten  Fällen  aus- 
gekommen; sowohl  einfache  wie  lakunäre  Anginen,  Diphtheritis,  syphili- 
tische Ulcera,  tuberkulöse  Geschwüre  der  Epiglottis  und  des  Kehlkopf- 
einganges wurden  erfolgreich  behandelt.  Bei  den  akuten  infektiösen 
Processen  kommen  noch  die  antiseptischen  Eigenschaften  des  Präparats 
zur  Geltung.  (In  den  gleichen  Fällen  ist  eine  täglich  einmalige  Ein- 
pulverung  von  Anästhesin  von  demselben  Nutzen.  Ref.)  W.  Lublinski. 

Herhold,  Ueber  einen  Fall  von  Kehlsackbildung  am  Halse.  Deutsche 
tned.  Wochenschr.  1904,  No.  44. 

Bei  einem  Klarinettbläser  trat  beim  Blasen  in  der  linken  Reg.  thyreo- 

22* 


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332 


HoFFMASN.  — NlKlTIM. 


No.  20. 


hyoidca  eine  hiihuereigrosse  Geschwulst  auf,  welche  sich  weich,  elastisch 
anfühlte  und  mit  der  Zeit  vergrösserte ; ebenso  seit  kurzem  eine  kleinere 
auf  der  rechten  Halsseite.  Verf.  hält  dieselbe  für  eine  Laryngocele  und 
nicht  für  einen  Luftsack  bronchiogenen  Ursprungs,  da  das  Leiden  erst 
nach  dem  24.  Lebensjahr  auftrat,  keine  Scbluckbeschwerden  und  keine 
Rumination  bestand,  das  Leiden  doppelseitig  ist,  beim  Sprechen  Be- 
schwerden hervorruft  und  erst  sekundär  infolge  des  Rlasens  entstanden 
ist.  Bisher  sind  erst  fi  Fälle  bei  Sektionen  und  2 an  Lebenden  (W'heeler 
und  Ledderhose),  ausser  dem  jetzt,  berichteten,  beschrieben  worden. 

W.  Lublinski. 


llofTinann,  Ueber  operative,  besonders  osteoplastische  Eingriffe  an  der 
Stirnhöhle  wegen  chronischer  Eiterung  derselben.  Wiener  klin.  Rund- 
schau 1904,  No.  45. 

Operationen  an  der  Stirnhöjile  wurden  ausgeführt  in  40  Fällen 
(38  chronische,  8 akute).  Von  den  chronischen  waren  11,  von  den  akuten 
1 doppelseitig.  Bei  den  akuten  war  die  einfache  Aufmeisselung  gertügend. 
Von  den  38  chronischen  wurden  26  nach  KuffJJT  operirt,  in  4 wurde  die 
vordere  Stirnhöhlenwand  temporär  nach  KOCHER  aufgeklappt,  in  8 Fällen 
(2  doppelseitig)  wurde  die  Stirnhöhle  osteoplastisch  aufgemeisselt.  20  mal 
war  das  Siebbein,  14  mal  noch  daneben  die  Kieferhöhle  miterkrankt. 
Die  Stirnhöhle  allein  war  in  6 Fällen  (2  doppelseitig)  erkrankt.  Die 
Heilungsrcsultate  waren  folgende:  Von  den  26  nach  Kchnt  operirten 
sind  16  geheilt;  2 doppelseitig  Erkrankte  starben,  1 an  Hirnabscess,  der 
andere  vor  Abschluss  der  Behandlung  an  einer  „anderweitigen“  Erkrankung. 
Bei  den  osteoplastischen  Operationen  wurden  2 Fälle  temporärer  Auf- 
klappung nach  Kocher  geheilt;  der  dritte  ist  eben  abgeschlossen.  Zwei 
Fälle  osteoplastischer  Aufmeisselung  sind  gebeilt;  1 bekam  ein  Recidiv. 
1 starb  an  Meningitis;  4 sind  erst  seit  einigen  Monaten  abgeschlossen. 
Die  complicircnden  Eiterungen  dauern  bei  den  nach  Kuhnt  operirten  Fällen 
noch  in  4 aus  der  Kieferhöhle,  in  3 aus  der  Siebbeinhöhle  fort.  Der 
kosmetische  Erfolg  bei  den  osteoplastischen  Operationen  war  ein  guter. 

W.  Lubliuski. 


Nikitiii,  Zur  Therapie  der  Kehlkopftuberkulose.  Pctersb.  mcd.  Wochen- 
schrift 1904,  No,  45. 

Interessant  ist  in  diesem  Aufsatz,  der  sonst  nichts  neues  bietet,  der 
Bericht  über  einen  Fall,  in  dem  Verf.  nach  dem  Vorgang  von  Goris  bei 
einem  19jährigen  Mädchen  nach  vorhergegangener  Tracheotomie  die  Laryngo- 
tomie  ausführte,  worauf  das  Infiltrat  der  hinteren  Wand  und  der  Geschwüre 
am  linken  Proc.  vocalis  ausgelöffelt  und  galvanokauterisirt  wurde.  Nach 
6 Tagen  kounte  die  Patientin,  als  die  Kanüle  hcrausgenommeu  wurde,  un- 
gehindert schlucken.  Der  Verlauf  war,  da  die  Lungen  sehr  wenig  afficirt 
waren,  sehr  günstig.  Seit  der  Operation  sind  mehr  als  zwei  Jahre  ver- 
gangen und  gegenwärtig  lässt  vielleicht  Dank  den  sehr  günstigen  Lebens- 
verhältnissen die  Gesundheit  der  Pat.  nichts  zu  wünschen  übrig. 

W.  Lublinski. 


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NO.  20.  v.  Cal  cah.  — Brikoeh  u.  Mavk«.  — Kiikiiii.  u.  Mahdi..  333 

R.  P.  van  Calcar,  Ueber  die  Konstitution  des  Diphtheriegiftes.  Eine 

neue  Methode  zum  Nachweis  der  Toxone.  Berl.  klin.  Wochenschr.  1004, 
No.  39. 

v.  C.  hat  Diphtherietoxin  in  der  Dialyse  verschiedenem  Druck 
unterworfen.  Wird  eine  tierische  Membran  durch  Druck  gespannt,  so  er- 
weitern sieb  die  Poren,  so  dass  Stoffe,  welche  normaler  W’eise  durch  die 
Membran  nicht  dialysiren,  diese  passiren  können.  Er  konnte  feststellen, 
dass,  nachdem  die  Salze  aus  der  Bouillon  entfernt  waren,  und  nun  die 
Membran  gespannt  wurde,  diese  zunächst  lediglich  von  Toxinen  passirt 
wurde,  während  die  Toxone  in  der  der  Dialyse  unterworfenen  Flüssigkeit 
Zurückbleiben.  Dass  es  sich  das  eine  Mal  um  Toxine,  in  dem  Reste  um 
Toxone  handelte,  hat  v.  C.  durch  Tierversuche  dargetan.  Da  aber  das 
Dialysat  hinsichtlich  seiner  Konzentration  nicht  bestimmbar  ist,  so  erscheinen 
diese  Tierversuche  nicht  völlig  beweisend,  weil  eben  kein  Massstab  für  die 
wirklich  injicirte  Menge  von  Toxinen  vorhanden  ist.  H.  Bischoff. 


L.  Brieger  und  H.  Mayer,  Zur  Gewinnung  spezifischer  Substanzen  aus 
Typhusbazillen.  Deutsche  med.  Wrochenschr.  1904,  No.  27. 

Verf.  stellen  fest,  dass,  wenn  24  ständige  lebende  Typhusbazillen  in 
destillirtem  Wasser  aufgeschwemmt  werden,  und  die  Suspensionen  6 bis 
24  Stunden  bei  Zimmertemperatur  stehen,  in  die  Suspensionsffüssigkeit  die 
Substanzen,  die  im  Tierkörper  specifische  Agglutiuine  und  Bacteriolysiue 
erzeugen,  in  grosser  Menge  übergehen  und  bei  Filtration  mittels  Pukall- 
filters  in  dem  keimfreien  Filtrate  enthalten  sind.  Die  Ausbeute  wird 
grösser,  wenn  die  Suspensionen  dauernd  im  Schüttelapparate  bewegt 
werden.  Derartige  Substanzen  eignen  sich  bei  Typhusbazillen  und  wahr- 
scheinlich auch  anderen  Bakterien  gut  zu  Zwecken  aktiver  Immuuisirung, 
da  sic  nicht  toxisch  wirken.  Werden  dagegen  die  Suspensionen  bei  Brut- 
temperatnr  gehalten  und  somit  der  Autolyse  unterworfen,  so  erweisen  sich  die 
Filtrate  als  stark  toxisch  für  Kaninchen,  was  auf  den  grossen  Gehalt  an 
aufgelöster  Leibessubstanz  der  Bakterien  zurückzuführen  ist.  Für  die  Er- 
zeugung hoher  Werte  der  Agglutination  und  Bakteriolyse  genügte  die 
Injektion  minimaler  Mengen  der  durch  Ausschütteln  gewonnenen  Filtrate, 
die  Vioo  bis  V200  Oese  entsprachen.  Das  Vorhandensein  specifiischer  Sub- 
stanzen in  solchen  Filtraten  liess  sich  durch  die  Präcipitiureaktiori  beweisen. 
Bei  Untersuchung  mit  dem  Ultramikroskop  erwies  sich  das  Filtrat  als 
gehaltreich  an  feinsten  ultramikroskopischen  Teilchen,  aus  deren  Zahl  ein 
Schluss  auf  den  Gehalt  an  wirksamer  Substanz  zu  ziehen  sein  dürfte. 

H.  Bischoff. 


A.  Kreidl  und  L.  Mandl,  Ueber  den  Uebergang  der  Immiiuhämolysine 
von  der  Frucht  auf  die  Mutter.  Wien.  klin.  Wochenschr.  1904,  No.  22. 

Nachdem  sie  festgestellt  hatten,  dass  bei  Ziegen  nach  einmaliger  Vor- 
behandlung mit  Rinderblut  innerhalb  5 — 6 Tagen  Hämolysine  auftreten, 
deren  Gehalt  in  den  folgenden  8 Tagen  erheblich  wächst,  prüften  die 
Yerff.  den  Uebergang  von  specifischen  Hämolysinen  von  der  Mutter  auf  die 
Frucht  und  fanden,  dass  die  Hämolysine  wohl  gelegentlich  die  placentaren 


j 


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334 


Isaak  lind  v.  i>.  Vkli>kn.  — Nitkch. 


No.  20. 


Scheidewände  zu  dtirchdringcn  vermögen,  dies  aber  keineswegs  immer  tun. 
Was  die  Ursache  dieses  verschiedenen  Vorhaltens  ist,  ist  nicht  entschieden, 
vermutlich  sprechen  hierbei. individuelle  Verschiedenheiten  mit  und  ist  der 
Gehalt  an  Hämolysinen  im  Blute  der  Mutter  von  Einfluss.  Das  Resultat 
bei  Vorbehandlung  der  Föten  war  nun  folgendes:  überlebten  die  Föten  den 
Kingriff  nicht  und  wurden  sic  vorzeitig  ausgestossen,  so  traten  im  mütter- 
lichen Blute  specitische  Hämolysine  gegenüber  Rinderblut  auf,  welche  als  aktiv 
im  mütterlichen  Organismus  gebildet  aufzufassen  sind,  da  einmal  der  Gehalt 
an  diesen  Stoffen  allmählich  noch  wuchs,  andererseits  in  dem  einzigen 
Falle,  in  dem  auf  das  fötale  Blut  untersucht  werden  konnte,  dieses  keine 
Hämolysine  enthielt.  Uebcrstanden  dagegen  die  Föten  den  Kingriff  und 
wurden  sie  lebend  entwickelt,  so  waren  in  deren  Blute  aktive  Immun- 
hämolysine vorhanden,  im  mütterlichen  nur  passiv  übergegangen.  Dass  es 
bei  den  Föten,  welche  abortirt  wurden,  nicht  zur  Hämolysinbildung  kam, 
während  sie  im  mütterlichen  Organismus  aktiv  gebildet  wurden,  erklären 
sich  Verff.  unter  der  Annahme,  dass  entweder  die  Föten  zur  Zeit  des  Ex- 
perimentes noch  nicht  fähig  waren,  Immunkörper  zu  bilden,  so  dass  das 
eingebrachte  fremde  Blut  in  ihrem  Körper  kreiste,  ohne  eine  specifische 
Reaktion  auszulösen,  oder  dass  der  Fötus  infolge  des  Eingriffes  derart 
geschädigt  wurde,  dass  die  schon  bestehende  Fähigkeit  der  biologischen 
Reaktion  nicht  zur  Geltung  kam.  Bei  dem  zwischen  Mutter  und  Fötus 
statthndeuden  Stoffaustausche  sollen  dann  die  fremden  Bestandteile  als 
solche  an  die  Mutter  abgegeben  werden  und  hier  erst  die  specifische 
Reaktion  auslösen.  H.  Bischoff. 


S.  Jsnnc  und  von  den  Velden,  Eine  specifische  Präcipitinreaktion  bei 
Bothriocephalus  latus  beherbergenden  Menschen.  Dtsch.  med.  Wochenschr. 
1004,  No.  27. 

Verf.  konnten  im  Blutserum  einer  mit  Bothriocephalus  latus  behafteten 
Patientin,  die  infolge  dieses  Parasiten  leicht  anämisch  war,  Präcipitine  für 
eine  durch  Autolyse  gewonnene  Bothriocephalus-Lösung  nachweisen.  Im 
Blutserum  eines  Gesunden  waren  diese  Präcipitine  nicht  nachweisbar,  sie 
traten  im  Tierkörper  nach  subkutaner  Injektion  der  Bothriocepbalus-Lösung 
auf.  Verf.  sehen  in  dem  Befunde  eine  Stütze  dafür,  dass  bei  Bothriocephalus 
eine  Giftwirkung  auf  den  Wirtsorganismus  ausgeübt  wird.  Es  werden 
Bothriocephalus-Eiwcissstoffe  aufgenommen,  welche  zur  Bildung  von  Prä- 
cipitinen  Veranlassung  geben.  Diese  Stoffe  müssen  durch  die  Darmwand 
aufgenommen  werden.  H.  Bischoff. 


R.  Nitsch,  Bemerkungen  über  die  Pastenr’sche  Methode  der  Schutz- 
impfungen gegen  Tollwut.  Wiener  klin.  Wochenschr.  1904,  Nr.  30. 

Obwohl  die  Zahl  der  Arbeiten  über  Huudswut  eine  recht  ansehnliche 
ist,  so  ist  doch  an  der  Methode  der  von  Pasteur  eingeführten  Schutz- 
impfung so  gut  wie  nichts  geändert  worden.  Noch  heute  wird  meist  so 
verfahren,  dass  durch  wiederholte  Passage  von  Kaninchen  ein  Virus  fixe 
gewonnen  wird,  und  dass  das  Rückenmark  von  Kaninchen,  die  infolge  sub- 
duraler  Injektion  dieses  Virus  an  Wut  verendet  sind,  nachdem  es  ver- 


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So.  20. 


KttHLKH. 


335 


schieden  lange  Zeit  bei  bestimmten  Temperaturen  über  Aetzkali  getrocknet 
ist,  emulsionirt  und  unter  die  Haut  injicirt  wird.  Es  wird  meist  begonnen 
mit  Injektionen  von  Rückenmark,  das  10 — 14  Tage  getrocknet  ist,  und 
geendet  mit  4 — 5 tägigem  Marke,  indem  täglich  injicirt  und  nach  und 
nach  von  den  weniger  wirksamen  zu  den  frischeren  Marken  übergegangen 
wird.  Nur  bei  sehr  ausgedehnten  Wunden,  besonders  des  Gesichts,  und 
wenn  der  Biss  von  einem  Wolfe  herrührte,  hat  man  sich  dazu  entschlossen, 
verstärkte  Knren  anzuwenden,  und  bis  zu  2-,  selbst  1-tägigem  Mark  vor- 
zuschreiten. Nur  wenige  Experimentatoren  haben  von  vornherein  frischere 
Marken  verwendet,  mit  6 — 0 tägigen  begonnen  und  sind  bis  zu  völlig 
frischem  Marke  allmählich  übergegangen.  Obwohl  nun  nach  diesen  forcirten 
Kureu  niemals  eine  experimentelle  Wutinfektion  sicher  beobachtet  worden, 
im  Gegenteil  die  Erfolge  dieser  verstärkten  Behandlungsart  günstiger  sind 
und  obwohl  auch  von  einigen  Seiten  das  Virus  fixe  als  ein  modificirtes 
Strassen  virus  aufgefasst  worden  ist,  ähnlich  wie  der  Vaccineimpfstoflf  sich 
zu  dem  der  Variola  verhält,  so  hat  man  es  doch  nicht  gewagt,  die  Konse- 
quenzen zu  ziehen,  Impfungen  mit  älteren  Marken  ganz  zu  unterlassen  und 
sogleich  mit  frischen  Präparaten  zu  beginnen.  Dass  die  subkutane  Injektion 
frischen  Markes  für  Menschen  unschädlich  ist,  lehrt  auch  die  Dilntions- 
methode  von  IIOGYES,  der  nur  frische  Marke  verwendet,  die  Emulsionen 
aber  verdünnt.  Durch  einen  Selbstversuch  konnte  N.  auch  dartun,  dass 
das  frische  Mark  bei  subkutaner  Injektion  keine  Wutinfektion  hervorruft. 
Alle  diese  Betrachtungen  drängen  dahin,  die  Schutzimpfungsmethode  bei 
Wut  zu  modificiren,  nicht  erst  mit  den  wertlosen  Injektionen  alter  Marke 
Zeit  zu  verlieren,  und  sogleich  zu  frischen  Marken  zu  greifen.  Hierdurch 
wird  die  Behandlungszeit  ganz  wesentlich  abgekürzt,  etwa  auf  die  Hälfte 
herabgesetzt.  Ausserdem  steht  zu  erwarten,  dass  ein  grosser  Teil  derjenigen, 
die  jetzt  während  oder  kurz  nach  der  Behandlung  erkranken  und  als  nicht 
mehr  heilfähig  gelten,  noch  gerettet  wird.  H.  Bischoff. 


F.  Köhler,  Zur  Patogenese  der  Menschentnberkulo.se  nach  v.  Behring. 

Wiener  klin.  Rundschau  1004,  No.  37. 

K.,  welcher  als  Chefarzt  der  Heilstätte  Holsterhausen  bei  Werden 
a.  d.  Ruhr  gewiss  eine  grosse  Erfahrung  in  der  Tuberkulosefragc  besitzt, 
beleuchtet  in  vorliegender  Arbeit  die  von  v.  Behring  und  R.  Koch  auf- 
gestellten Hypothesen  der  Tuberkuloseentstehung.  Er  ist  der  Ansiebt,  dass 
auf  Grund  des  bisher  vorliegenden  Tatsachenmaterials  weder  die  eine  noch 
die  andere  als  endgültige  erwiesen  anzusehen  ist,  dass  aber  auch  die  Ein- 
wände, welche  besonders  gegen  die  BEHRiKO’schen  Leitsätze  der  Phthisio- 
genese  erhoben  worden  sind,  nicht  stichhaltig  sind.  Endlich  bestreitet  er, 
dass  die  Annahme  dieser  Hypothesen  gleichbedeutend  sei  mit  einem  Auf- 
geben der  bisherigen  prophylaktischen  Maassnahmen,  welche  einen  be- 
achtenswerten Erfolg  in  der  Bekämpfung  der  Tuberkulose  zu  verzeichnen 
hätten.  Die  interessant  geschriebene  Arbeit  in  einem  kurzen  Referate 
anschaulich  wiederzugeben,  ist  nicht  möglich,  und  muss  daher  auf  das 
Original  verwiesen  werden.  II.  Bischoff. 


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Jakükcmk  WITSCII.  — KCstkr. 


336 


No.  '20. 


Jakuschew  itseli,  Ueber  Hämolysine  bei  entmilzten  Tieren.  Zeitschr.  für 
Hyg.  1904,  B<l.  47,  S.  407. 

J.  bat  Kaninchen,  Meerschweinchen  und  Ziegen,  denen  die  Milz  es- 
stirpirt  war,  verschiedene  Zeit  nach  der  Operation  rote  Blutkörperchen 
von  Meerschweinchen,  Kaninchen  und  Hammel  injicirt,  um  fcstzustellen. 
ob  die  Milzexstirpation  auf  die  Hämolysinbildung  von  Einfluss  ist.  Gr 
fand,  dass  nach  Massgabe  der  Iramunisirung  der  hämolytische  Wert  des 
Blutserums  sowohl  bei  den  entmilzten  wie  bei  den  Konfrontieren  wächst 
Zu  allen  Zeitpunkten  der  Untersuchung  war  der  hämolytische  W'ert  des 
Blutserums  der  entmilzten  Tiere  etwas  höher  als  der  der  Kontrolliere.  Gs 
ist  dabei  ohne  Einfluss,  an  welchem  Tage  nach  der  Spleuektomie  mit  der 
Iramunisirung  begonnen  worden  ist.  Besonders  war  der  Gehalt  an  Immun- 
körpern gesteigert,  so  dass,  wenn  inaktivirtes  Serum  mit  Komplementzusatz 
verwendet  wurde,  eine  erhebliche  Steigerung  des  Hämolysingehaltes  nach 
weisbar  war.  Es  kann  somit  die  Bildung  von  Hämolysinen  nicht  aus- 
schliesslich der  Milz  zugesprochen  werden.  Für  die  stärkere  Bilduug  von 
Hämolysinen  bei  den  entmilzten  Tieren  ist  bisher  eine  sichere  Erklärung 
nicht  zu  geben,  .1.  ist  der  Meinung,  dass  die  Veränderungen  im  Organismus 
nach  der  Splenektomie,  besonders  die  Erhöhung  der  Leukocytose  und  die 
Veränderungen  int  Knochenmark  hierfür  in  Frage  kommen. 

H.  Bischoff. 


K.  Küster,  Ueber  eine  erfolgreiche  Behandlung  der  Schwindsucht  und 
anderer  schwerer  Infektionskrankheiten  durch  ein  inneres  Desinfektion« 
mittel.  Berl.  klin.  Wochenschr.  1904,  No.  43. 

Das  Mittel,  um  das  es  sich  handelt  und  das  unter  dem  Namen 
„üriserin“  in  den  Handel  kommt,  ist  das  früher  viel  benutzte,  aber  dann 
fast  vergessene  Loretin,  das  durch  den  Zusatz  von  Alkalien  leichter  löslich 
gemacht  ist.  Man  giebt  es  in  Dosen  von  0,2 — 0,5  g,  kleine  Dosen  ver- 
stopfen, grössere  führen  ab.  Der  Stuhl  ist  danach  leicht  rötlich-gelb 
gefärbt,  ebenso  Urin  und  Schweiss.  Irgend  welche  unangenehmen  Neben- 
wirkungen fehlen.  Mit  Rücksicht  auf  die  bakterientötenden  Eigenschaften 
selbst  schwacher  Lösungen  versuchte  K.  das  Mittel  bei  einer  Reihe  von 
Infektionskrankheiten  und  anderen  Erkrankungen,  die  vielleicht  als  In- 
fektionskrankheiten aufgefasst  werden  können.  Die  meisten  Versuche 
beziehen  sich  auf  Tuberkulose,  speciell  Lungentuberkulose.  Hier  wurde 
nicht  nur  eine  subjektive  Besserung  erzielt,  sondern  auch  die  physikalischen 
Erscheinungen  änderten  sich  derartig,  dass  man  von  einer  vollkommenen 
Heilung  sprechen  kanu.  Gleich  gute  Resultate  wurden  bei  Kniegelenks- 
tuberkulose und  tuberkulösen  Kehlkopfgeschwüren  erzielt. 

Die  zweite  Gruppe  von  Krankheiten,  die  mit  Griserin  behandelt 
wurden,  betrifft  die  bösartigen  Geschwülste.  Bei  Garcinom  wird  schon 
nach  wenigen  Tagen  die  Umgebung  der  Knoten  weicher,  die  Knoten  selbst 
werden  deutlich,  wenn  auch  langsam,  kleiner.  K.  hält  hierdurch  den 
Beweis  für  erbracht,  dass  Carcinom  durch  Bacillen  verursacht  wird.  In 
welcher  Weise  Sarkome  beeinflusst  werden,  stehe  noch  nicht  sicher  fest 
diese  Beeinflussung  ist  aber  nicht  zu  leugnen. 


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No.  20 


Stroux.  — Ibmmoiin.  — Goi.iibciiriokr.  Kaiskri.ino. 


337 


Weitere  überaus  günstige  Resultate  wurden  bei  «len  verschiedensten 
Infektionskrankheiten,  Diphtherie,  Scharlach,  Pneumonie  etc.  erziel),  nur 
hei  akutem  Gelenkrheumatismus  versagte  das  Mittel.  Ueberraschcnd  waren 
die  Erfolge  bei  verschiedenen  Hautkrankheiten,  bei  Eczem,  Psoriasis, 
Furunkulosis  und  bei  Lupus.  Erwähnt  sei  endlich  noch,  dass  das  Griserin 
auch  bei  der  Syphilis  unzweifelhaft,  wenn  auch  langsamer  wie  das  Queck- 
silber, wirkt.  Nach  K.  haben  wir  also  endlich  ein  Mittel,  mit  dem  wir 
allen  in  den  Körpern  eingedrungenen  Mikroorganismen  beikommen  können! 

K.  Kronthal. 

H.  Stroux,  Neuronal.  Dtscli.  med.  Wochenschr.  1904,  No.  41. 

Neuronal,  Broradiaethylacetamid,  istein  weisslich-graues,krystallinisches, 
mentholähnlich  schmeckendes  Pulver  mit  etwas  modrigem  Nachgeschmack; 
es  ist  schwer  löslich  in  Wasser,  leicht  löslich  in  Aether,  Alkohol,  Benzol, 
Oel  u.  s.  w.  In  Dosen  von  1 — 2 g ruft  es  einen  ruhigen,  gleich  massigen, 
dem  normalen  ähnlichen  Schlaf  hervor;  mitunter  genügt  auch  schon  lj2  g, 
andererseits  sind  gelegentlich  grössere  Dosen,  bis  3 g auf  einmal  erlorderlich. 
Das  Mittel  ist  nur  sehr  wenig  giftig;  Störungen  im  Gebiete  der  Ver- 
dauungs-  und  Circulationsorgane  wurden  nur  sehr  selten,  und  auch  dann 
nur  in  leichtem  Grade  beobachtet.  Vereinzelt  blieb  bei  einer  Geistes- 
kranken das  Auftreten  von  Kopfschmerzen,  die  nach  Aussetzen  des  Mittels 
verschwanden.  Bei  mehreren  Geisteskranken  mit  Erregungszuständen  wurde 
Neuronal  mehrmals  täglich  in  Dosen  von  je  1/2  g gegeben  und  wirkte 
meistens  schnell  beruhigend;  auch  hier  hatte  das  Mittel  in  Tagesdosen  bis 
zu  3,5  g keine  oder  nur  unbedeutende  Nebenwirkungen.  Bei  zwei  Fällen 
von  Epilepsie  verringerte  sich  nach  Anwendung  von  Neuronal  die  Zahl 
der  Anfälle;  es  scheint  dies  erklärlich,  da  das  Mittel  41  pCt.  Brom  enthält. 

K.  Kronthal. 

J.  lsaksohu,  lieber  therapeutische  Präparate,  die  nascirenden  Sauerstoff 
entwickeln,  insbesondere  Hopogan  und  Ektogan.  Fortschr.  d.  Med.  1904, 
No.  31. 

Hopogan,  Magnesiumsuperoxyd,  und  Ektogan,  Zinksuperoxyd,  entwickeln 
bei  Zusatz  von  Säuren  nascirenden  Sauerstoff.  Hopogan,  zu  innerlichem 
Gebrauch  bestimmt,  bewährt  sich  namentlich  bei  abnorm  starken  Fäulnis- 
und  Gährungsprocessen  im  Vcrdauungskanal;  bei  Vorhandensein  von  reich- 
lichen Säuren  im  Magen  giebt  man  es  zweckmässig  in  keratinirten  Pillen. 
Ektogan,  äusserlich  angewandt,  hat  sich  in  der  dermatologischen  Praxis 
glänzend  bewährt;  unterstützt  wird  die  Wirkung  durch  gleichzeitge,  inner- 
Darreichung  von  Hopogan.  Zweckmässig  erscheint  die  Anwendung  des 
Kktogans  als  Mundwasser  an  Stelle  des  Wasserstoffsuperoxyds. 

K.  Kronthal. 


Goldseheider,  lieber  Herzperkussion.  Deutsche  med.  Wochenschr.  1905, 
No.  9 und  10. 

0.  Kaiserling,  lieber  die  Verwendbarkeit  des  Panendophon  zur  Feststellung 
der  Organgrenzen.  Deutsche  med.  Wochenschr.  1905,  No.  10. 

G.  betont,  dass  über  die  zweck mässigste  Methode  der  Perkussion  der 


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338 


Kuiin.  — Rnriiscmi.n. 


No.  20. 


Herzgrenzen  die  Ansichten  noch  immer  nicht  genügend  geklärt  sind.  Er 
selbst  fand,  dass  diu  wahren  rechten  Herzgrenzen  sowie  die  Gegend  der 
grossen  Gefässc  über  dem  Herzen  besonders  scharf  und  leicht  bei  tiefer 
Exspiration  perkutirt  werden  können,  wie  sich  bei  Prüfung  der  betreffenden 
Resultate  vermittels  des  orthodiagraphischen  Verfahrens  erwies,  bezüglich 
der  linken  Herzgrenze  empfiehlt  Vcrf.  die  Perkussion  in  mittlerer  Atmnngs- 
stellung,  dann  aber  auch  stets  bei  tiefer  Inspiration;  ebenfalls  eignet  sich 
für  difc  Bestimmung  des  unteren  Teils  der  rechten  Herzgrenze  die  Perkussion 
bei  tiefer  Inspiration.  — Was  die  Technik  des  Verfahrens  anlangt,  so  be- 
fürwortet Verf.  eine  ganz  leise  Perkussion,  die  eben  noch  gerade  Schall 
erzeugt  („Schwellenwertsperkussion“). 

K.  hat  das  von  G.  v.  Hoffmann  für  die  Bestimmung  der  Organ- 
grenzeu  empfohlene  modificirte  Pbonendoscop  (sog.  Panendophon)  nach- 
geprfift.  Indem  wir  bezüglich  der  Technik  des  Verfahrens  auf  das  Original 
verweisen,  heben  wir  hervor,  dass  Verf.  vorläufig  das  Verfahren  noch  nicht 
empfehlen  kann.  L.  Perl. 

Kuhn,  Feinblasige  Rasselgeräusche  über  den  vorderen  unteren  Lungen- 
kanten  als  Frühsymptom  der  Lungenschwindsucht  (BüRQHART’sches 
Symptom).  Deutsche  militärärztl.  Zeilschr.  1005,  Heft  2. 

BuröHART  (sieheCbl.  1000,  Seite  793)  hat  darauf  aufmerksam  gemacht, 
dass  bei  ganz  geringfügigen  Katarrhen  der  Lungenspitzen,  bei  denen 
Rasselgeräusche  über  den  Spitzen  nur  zeitweilig  auftreten,  sehr  häutig 
Rasselgeräusche  am  unteren  Rande  der  Lungen,  und  zwar  an  einer  zwischen 
Mammillar-  und  vorderer  Axillarlinie  gelegenen  Stelle  zu  konstatiren  sind. 
B.  nimmt  an,  dass  die  hier  erfolgte  Ansammlung  von  Sekret  durch 
Aspiration  von  Schleim  aus  den  eigentlichen  Herden  des  Katarrhen  zu 
Stande  kommt.  Verf.,  der  auf  Grund  eines  sehr  reichen  Materials  den 
diagnostischen  Wert  des  „ßURQHART'schen  Symptomes“  bestätigt,  hält  in 
vielen  der  in  Frage  stehenden  Fälle  diese  Geräusche  für  bedingt  durch 
eine  leichte,  feuchte  oder  trockene  Pleuritis.  L.  Perl. 


I).  Rothschild,  Chronische  Lungenentzündungen  bei  Herzkranken.  Berl. 
klin.  Wochcnschr.  1905,  No.  13. 

Nach  dem  Vorgänge  von  Rokitansky  wird  von  vielen  Aerzten  an- 
genommen, dass  organische  Herzklappenfehler,  insofern  sic  eine  venöse 
Stauung  in  den  Lungen  bedingen,  das  Auftreten  der  Lungentuberkulose 
verhindern;  umgekehrt  giebt  die  Pulmonalstenose,  die  geradezu  eine  Anämie 
der  Lunge  zur  Folge  hat,  eine  exquisite  Disposition  zur  chronischen 
Lungentuberkulose  ab.  Diese  relative  Immunität  bezieht  sich  nicht  auf 
diejenigen  Fälle,  wo  sich  zu  einer  Lungentuberkulose  erst  sekundär  nach 
einem  Gelenkrheumatismus  ein  Herzfehler  gesellt.  In  therapeutischer 
Beziehung  weisst  Verf.  darauf  hin,  dass  dio  jetzt  so  moderne  Liegekur 
eine  passive  Hyperämie  der  Lunge  bedingt,  sodass  diese  venöse  Stase  in 
den  Luftwegeu  eine  Erklärung  für  die  therapeutische  Wirksamkeit  der  in 
Rede  stehenden  Kur  bei  Lungentuberkulose  abgiebt.  Hervorzuheben  ist 
noch,  dass  die  Tuberkulose  bei  Herzfehlern  nur  so  lange  in  ihrer  Ent- 


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No  20. 


Kekmorhaot.  Kkitkh. 


339 


nickelung  gehemmt  wird,  als  der  Herzmuskel  sufficient  bleibt.  — Alle 
übrigen  Formen  der  chronischen  Pneumonie  vergesellschaften  sich  geradezu 
gesetzmässig  mit  Herzfehlern,  speciell  weist  Verf.  auf  eine  Reihe  von 
Fällen  chronisch  fibröser  Processe  hin,  die  sich  erstens  am  Myo-  oder 
Pericard,  zweitens  an  der  Pleura,  drittens  au  den  entsprechenden  Unter- 
lappen der  erkrankten  Seite  abspielen.  Die  Erkrankung  beginnt  gewöhnlich 
tnit  einer  Pleuritis,  die  zu  einer  Schwartenbildung  führt;  dann  kommt  es 
zu  einer  pneumonischen  Infiltration  mit  Schrumpfungsprocessen  und  gleich- 
zeitig tritt  durch  das  Uebergreifen  des  Processes  auf  das  Pericard  eine 
Herzarhythmie  auf,  während  sich  in  allen  diesen  Fällen  noch  eine  Myo- 
degeneration hinzugesellt.  L.  Perl. 


M.  Kermorgaut,  Observation»  de  lombricose  aux  colonies.  Bulletin  de 
l’Academie  de  Medicine  1904,  No.  10. 

Es  scheint,  dass  die  Anwesenheit  von  Ascaris  lnmbricoides  insbesondere 
bei  Krankheiten  in  den  französischen  Kolonien  eine  wichtige  Holle  spielt, 
sodass  der  Arzt  in  Fällen,  wo  es  sich,  sei  es  bei  Europäern,  sei  es  bei 
Eingeborenen,  um  einen  abnormen  Symptomenkomplex  handelt,  stets  an 
die  Gegenwart  dieser  Parasiten  denken  muss.  Die  Erscheinungen  der 
Träger  dieser  Parasiten  sind  sehr  wechselnde;  Schmerzen  im  Epigastrimu, 
Koliken,  Uebelkeit  und  Erbrechen,  abwechselnd  Diarrhoe  und  Verstopfung, 
Meteorismus  und  verschiedenartige  Reflexpbänomenc.  Zuweilen  tritt  sogar 
der  Tod  ein  und  zwar  unter  heftigen  Konvulsionen  und  unter  den  Er- 
scheinungen der  Peritonitis,  während  die  Würmer  durch  Mund,  Nase  und 
After  entleert  werden.  Es  wurden  auch  eine  Reihe  schwerer  Erkrankungs- 
fälle beobachtet,  bei  der  der  Parasit  zweifellos  nicht  nur  eine  Begleit- 
erscheinung, sondern  eine  schwere  Komplikation,  eventuell  auch  die  Ursache 
der  Erkrankung  darstellte.  So  2 Fälle  von  allgemeiner  Lumbricose  mit 
Eiterung  der  Heber,  ferner  ein  Fall  von  Peritonitis  infolge  Durchbruchs 
eines  Parasiten,  sowie  ein  ähnlicher  von  Dysenterie  mit  komplicircndcr 
Perforationsperitonitis,  ferner  ein  mit  Lumbricose  komplicirtcr  Fall  von 
Typhus,  ein  solcher  von  Dannobstruktion,  ferner  einer  mit  Appcndicitis 
und  endlich  ein  Fall,  bei  dem  sich  die  Parasiten  in  einer  Bruchschlinge 
vorfanden.  Carl  Rosenthal. 


K.  Reiter,  Zur  Diagnose  der  Embolie  der  Arteria  mesenterica  superior. 

Münch,  med.  Wochenschr.  1905,  No.  5. 

Bei  einer  45 jährigen,  verheirateten  Frau,  die  lange  Zeit  einen  un- 
compensirten  Herzfehler  gehabt  hatte  und  bei  der  im  Laufe  dieser  Krankheit 
ein  Lungeninfarct  aufgetreten  war,  trat  eine  plötzliche  Verschlimmerung 
ihres  Zustandes  durch  schwere  Darmstörung  mit  Blutungen  ein.  Diese 
leltztere  Complication  wurde  auf  eine  Embolie  der  Arteria  mesenterica 
superior  zurückgeführt.  Da  der  Tod  erst  nach  verhältnismässig  längerer 
Zeit  erfolgte,  so  wurde  die  Embolie  nicht  im  Hauptstamm  der  Arterie 
angenommen,  sondern  in  einem  ihrer  Aestc.  Bei  der  ausserordentlich 
sorgfältigen  Necroscopie  wurden  jedoch  die  Aeste  der  Arteria  mesenterica 
superior  und  inferior  frei  von  Embolis  gefunden.  Man  musste  daher  an- 


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LaKDSTKIKKII.  — V II.!.  All  KT 


No.  20. 


nehmen,  dass  die  Ursache  der  schweren  Ernährungsstörungen  der  Darm- 
wand  die  Folge  einer  diphtheritischen  Entzündung  war.  Der  vorliegende 
Fall  beweist,  dass  man  ans  dem  pathologisch-anatomischen  Darmbild  allein 
auch  dann  noch  nicht  eine  Darmarterienembolie  diagnosticiren  darf,  wenn 
ein  möglicher  Ursprungsort  solcher  Embolie  nachgewiesen  ist. 

Carl  Hosenthal. 


K.  Landsteiner,  Ueber  das  Sarkom  der  Gallenblase.  Wiener  klin.  Wochen- 
schrift 1904,  No.  0. 

Im  Gegensatz  zu  dem  so  häufig  auftretenden  Oarcinom  der  Gallenblase 
ist  das  primäre  Sarkom  der  Gallenblase  eine  verhältnismässig  seltene  und 
wenig  bekannte  Affektion.  Es  ist  deshalb  nicht  uninteressant,  einen  ein- 
schlägigen von  L.  beobachteten  Fall  zu  referiren. 

Der  68  Jahre  alte  Patient  hatte  bereits  seit  einem  Jahre  trüben  Urin 
und  seit  5 Wochen  eine  schmerzhafte  Anschwellung  der  rechten  Flanke. 
Im  rechten  Hypochondrium  konstatirte  man  einen  mehr  als  kopfgrossen, 
wenig  verschieblichen  Tumor.  Bei  der  Laparotomie  erwies  sich  dieser  als 
die  enorm  vergrösserte,  dickwandige  und  mit  Eiter  gefüllte  Gallenblase. 
Es  wurden  aus  ihr,  abgesehen  von  einer  grossen  Menge  Eiter,  4 kirschen- 
grosse und  1 erbsengrosser  Stein  entleert.  Bei  der  Obduktion  wird  die 
Länge  der  Gallenblase  16  cm,  der  rpiere  Durchmesser  9 cm  gefunden. 
Die  Wanddicke  bjträgt  im  Durchschnitt  3 cm.  In  den  verdickten,  voll- 
kommen starren  Wandungen  konstatirte  man  grauweisse  derbe  Geschwulst- 
massen, die  nur  an  einzelnen  Stellen  die  Form  rundlicher  Knoten  an- 
nehmen, während  sie  im  übrigen  die  Gallenblasen  wände  gleichmässig 
durchsetzen  Die  Geschwulst  greift  auch  auf  die  lieber  über,  ohne  aber 
tief  in  deren  Gewebe  einzudringen,  insbesondere  ist  die  Begrenzung  gegen 
das  normale  Leberpareuchym  eine  ganz  unklare.  Histologisch  erweist  sich 
die  Geschwulst  als  ein  Myosarkom  der  Gallenblase. 

Carl  Rosenthal. 


Villaret,  Ist  die  Blinddarmentzündung  heute  häufiger  als  früher?  Deutsche 
med.  Wochenschr.  1904,  No.  1. 

Die  Ansicht,  dass  Blinddarmentzündungen  heute  in  viel  grösserem 
Maassstabe  vorkätuen,  als  früher  und  dass  sie  besonders  dadurch  ent- 
stünden, dass  vou  den  vielgebrauchten  emaiilirten  Kochgeschirren  Splitterchen 
in  die  Speisen  und  von  dort  in  den  Wurmfortsatz  gelangen,  ist  eine  völlig 
irrige.  Umgekehrt  kommen  heute  eher  weniger  Blinddarmentzündungen 
vor  als  früher,  nur  werden  sie  infolge  der  besseren  Diagnosenstellung  weit 
mehr  und  rechtzeitiger  erkannt.  Dem  entspricht  auch  die  Tatsache,  dass 
die  Anzahl  solcher  Erkrankungen,  die  ohne  deutliche  Symptome  verlaufen 
und  die  man  früher  teils  als  Lebererkrankungen,  teils  als  chronische 
Magenatfektionen  ansah,  an  Zahl  viel  geringfügiger  geworden  sind.  V.  hat 
auf  Grund  der  Armeestatistik  nachgewiesen,  dass  von  1873 — 1901  die 
Fälle  von  Blinddarmentzündung  um  70  pCt.  zugenommen,  dagegen  die 
Lcberleiden  um  64,2  pCt.  die  Bauchfellentzündungen  um  70,2  pCt.  und 
die  chronischen  Magenleiden  um  79,9  pCt.  abgenommen  haben.  Alle 
4 Krankheitsgruppen  zusammen  haben  in  dem  genannten  Zeiträume  um 


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No.  20. 


MosZKOWICZ.  — K KKtlKl.. 


341 


41,5  pCt.  abgenommeu.  Hiermit  ist  bewiesen,  dass  die  Znnabme  der 
Blinddarmentzündung  in  neuerer  Zeit  mir  eine  scheinbare  ist  und  nur  auf 
sichererer  Diaguosenstellung  beruht,  sodass  infolgedessen  andere,  früher 
unklare  Krankheitsformen  entsprechend  jener  Zunahme  abgenommen  haben. 

Carl  Koseutbal. 


L.  Moszkowicz,  Ein  Frühsymptom  der  schweren  Fälle  von  Perityphlitis. 

Vorläufige  Mitteilung.  Münch,  med.  Wochenschr.  1904,  No.  4. 

Bisher  fehlte  es  an  einem  frühzeitig  auftreteoden  Symptom,  welches 
cs  ermöglichte,  die  leichten  von  den  schweren  Fällen  von  Perityphlitis  zu 
unterscheiden,  um  daraufhin  eventuell  einen  operativen  Eingrifl  vorzunehmen. 
Nunmehr  glaubt  M.  ein  solches  in  dem  serösen  Erguss  in  der  ganzen 
Bauchhöhle  gefunden  zu  haben,  der  besonders  bei  den  schweren  Fällen  als 
Frühsymptom  auftritt.  Unter  17  Fällen,  die  nicht  später  als  48  Stunden 
nach  Auftreten  der  ersten  Krankheitszeichen  operirt  wurden,  befanden  sich 
nicht  weniger  als  11  mit  diffuser-seröser,  serös-fibrinöser  und  eiteriger 
Exsudation  in  der  Bauchhöhle  (freie  Peritonitis  SPRENOEL's).  In  der 
grösseren  Zahl  dieser  Fälle  war  der  Wurmfortsatz  gangränös  oder  perforirt 
und  enthielt  einen  Kotstein.  Doch  giebt  es  auf  der  anderen  Seite  auch 
Fälle,  bei  denen  ohne  Perforation  des  Appendix  eine  diffuse  Exsudation 
stattfindet.  Konnte  man  nun  anuehmen,  dass  der  seröse  Erguss  in  solchen 
Fällen  stets  ein  Zeichen  von  übelster  Bedeutung  ist,  so  müssten  alle  diese 
Fälle  operativ  behandelt  werden.  Es  fragt  sich  nur,  ob  nicht  gerade  diese 
peritoneale  Reizung  die  Operation  zuweilen  contraindicirt  erscheinen  lässt. 
Dagegen  sprechen  aber  wiederum  die  günstigen  Resultate  Spkengel’s, 
Payr’s,  Relm’s,  Riese  s und  des  Verf.’s.  In  jedem  Falle  aber  wäre  es 
wünschenswert,  dass  die  Acrzte,  die  öfter  in  die  Lage  kommen,  die 
Perityphlitis  in  ihren  Aufangsstadien  zu  beobachten,  ihr  Augenmerk  auf 
das  Vorhandensein  eines  freien,  flüssigen  Exsudates  in  der  Bauchhöhle 
richteten.  Carl  Rosenthal. 

L.  Kretlel,  Ueber  die  akute  Darminvagination  im  Kindesalter.  (Mitteil.  a. 

d.  Grenzgeb.  d.  Med.  u.  Cbir.  Bd.  12,  S.  698.) 

Unter  den  Gefahren  der  Operation  bei  der  akuten  Darminvagination 
kleiner  Kinder  steht  die  des  Shock  weitaus  voran.  Um  ihm  vorzubeugen, 
ist  es  durchaus  nötig,  so  früh  als  irgend  möglich  zu  operiren,  und  zwar 
um  so  eiliger,  je  kleiner  das  Kind  ist.  Bei  Kindern  im  Alter  von  erst 
einigen  Monaten  soll  man  den  Termin  für  die  Operation  nicht  nach  Tagen, 
sondern  nach  Stunden  rechnen.  Der  Begriff  der  Frühoperation,  oder 
richtiger  rechtzeitigen  Operation  ist  nicht  über  24  Stunden  hinaus  aus- 
zudehnen. Eine  Operation  am  zweiten  Tage  kommt  häufig  schon  zu  spät. 
Die  Dringlichkeit  des  Eingriffs  ist  die  gleiche,  ja  sogar  grösser  als  bei  ein- 
geklemmten Hernien.  Wassereinläufe  oder  Lufteinblasuugen  sollte  mau 
bei  Kindern  unter  1 — 2 Jahren  garuiebt  erst  versuchen,  ausgenommen  als 
Vorakt  für  die  unmittelbar  folgeude  Operation.  Wird  bei  der  Operation 
die  lnvagination  irreducibel  gefunden,  so  ist  die  Prognose  auch  heute  noch 
ausserordentlich  ungünstig.  Vielleicht  wird  die  vom  Verf.  versuchte  Unter- 
bindung des  Mesenteriums  mit  gleichzeitiger  Anlegung  einer  temporären 


r 


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IIkiman  und  Kuuieau.  — Blumkntiui..  — Si'iki.kk. 


No.  20 


Darmfistel  zuweilen  von  Nutzen  sein,  iu  ganz  verzweifelten  Fällen  eventuell 
auch  die  Einnälniug  und  Eröffnung  der  nächstbesten  geblähten  Darm- 
schlinge. Nur  wenn  die  Kinder  das  2.  Lebensjahr  überschritten  haben 
und  noch  kräftig  genug  sind,  wird  man  an  complicirtere  Eingriffe 
(v.  Mikulicz,  Hofmeister,  Israel  u.  a.)  denken  können. 

Stadthagen. 


H.  Heimat!  und  Ch.  A.  Eisberg,  Typhoid  fever  in  a child  of  6*/2  years; 
intestinal  Perforation;  recovery.  Sinai  Hospital  Reports.  Bd.  3,  S.  75. 

6*/2jähriges  Mädchen.  Eintritt  der  Perforation  in  der  5.  Woche  des 
Typhus.  Die  Perforation  wurde  aus  folgenden  Zeichen  erschlossen:  plötz- 
licher Abfall  der  Temperatur,  bald  gefolgt  von  einem  Wiederanstieg;  an- 
dauerndes Ansteigen  der  Pulsfrequenz;  plötzlicher  Eintritt  heftiger  Leib- 
schmerzen; zunehmende  Ausdehnung  des  Abdomen;  allgemeine  Druck- 
cmpfindlichkeit  des  Abdomen;  Contraktur  der  Bauchmuskeln;  Vermehrung 
der  Leukocyten  von  7400  auf  18000;  plötzlicher  Eintritt  von  Erbrechen. 
Die  Operation  wurde  8 Stunden  nach  Eintritt  der  Perforation  unternommen 
und  endete  in  Genesung.  Bisher  sind  26  Fälle  vou  Operationen  wegen 
Perforation  bei  Kindern  im  Verlauf  des  Typhus  beschrieben  mit  einer 
Mortalität  von  nur  36  pCt.,  während  die  Mortalität  der  Erwachsenen  77  pCt. 
beträgt.  Stadthagen. 

M.  Itlumenthal,  Seröse  Meningitis  und  Lumbalpunktion.  Arch.  f.  Kinder- 
heilk.  Bd.  38,  S.  18. 

Bei  einem  8jährigen  Knaben  stellten  sich  nach  einem  schweren  Fall 
auf  den  Kopf  unerträgliche  Kopfschmerzen  — anfangs  verbunden  mit  un- 
stillbarem Erbrechen  — , steife,  in  den  Nacken  gezogene  Kopfhaltung 
ein.  Die  Vena  temporalis  media  tritt  beiderseits  stark  gefüllt  hervor.  — 
Nach  vergeblicher  Anwendung  anderer  Mittel  Lumbalpunktion,  die  40  g 
einer  schnell  fliesseuden,  serösen,  sterilen  Flüssigkeit  entleerte.  Nach 
vorübergehender  Besserung  kehren  die  Kopfschmerzen  nach  14  Tagen 
wieder.  Zweite  Lumbalpunktion  entleert  100  g seröser  Flüssigkeit.  Seit- 
dem bleibt  das  Befinden  andauernd  normal;  objektiv  zeigt  sich  aber  nach 
wie  vor  die  starke  Füllung  des  Temporalvenengebietes.  — Verf.  nimmt  au, 
dass  bei  dem  Knaben  ein  chronischer  Hydrocephalus  bestand  — der  wahr- 
scheinlich auf  dem  Boden  einer  schweren  Rachitis  sich  entwickelt  hatte  — 
und  dass  der  Fall  auf  den  Kopf  eine  akute  Exacerbation  des  Hydrocephalus 
zur  Folge  hatte.  In  dem  erzielten  Heilerfolge  sieht  Verf.  eine  Aufmunterung, 
die  Lumbalpunktion  auch  therapeutisch  bei  akuter  und  subchronischer 
Meningitis  serosa  «u  verwerten.  Stadthagen. 


Fr.  Spieler,  Leber  akute  Skolikoiditis  und  Perityphlitis  im  Kindesalter. 

Wiener  kliu.  Wochenschr.  1904,  No.  1. 

Verf.  stellt  folgende  Schlusssätze  auf:  Die  Skolikoiditis  (=  Appen- 
dicitis)  ist  im  Kindesalter  noch  weit  häufiger  als  beim  Erwachsenen.  Es 
überwiegen  im  Kindesalter  entschieden  die  schweren  „diffusen“  Formen 
der  Erkrankuug.  Die  foudroyant  zu  schwerer  septischer  Peritonis  führende 


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No.  20. 


34M 


ScHONBOllS. 

ausgedehnte  Gangrän  des  Appendix  ist  hier  nicht  selten.  — Für  die 
schweren  Formen  der  Skolikoiditis  in  Betracht  kommende  causalc  Momente 
sind:  1.  Hohe  Virulenz  der  Infektionsträger.  2.  Kotsteine;  während  wirk- 
liche Fremdkörper  — seien  es  leblose  oder  lebende  (Helminthen)  — wegen 
ihrer  relativen  Seltenheit  keine  wesentliche  Rolle  spielen.  3.  Abnorme 
Lage-,  Form-  und  Grössenverhältniss  des  Appendix.  4.  Oirkulations- 
störungen,  z.  B.  durch  Torsionen  des  Proc.  vermif.  — Die  Widerstands- 
kraft des  kindlichen  Organismus  bei  der  Ueberwindung  schwerer,  diffuser, 
sogar  septischer  Peritonitis  im  Anschluss  an  Skolikoiditis  ist  eine  erstaun- 
liche. Nur  hühergradige  Leukopenie  scheint  eine  absolut  ungünstige  Pro- 
gnose zu  gestatten.  Sie  bildet  also  eine  Gegenanzeige  der  Operation, 
während  der  Symptomencomplex  selbst  einer  schweren  septischen  Allge- 
meininfektion  und  diffusen  Peritonitis  im  Anschluss  an  Skolikoiditis  bei 
Kindern  den  operativen  Eingriff  nicht  contraindicirt.  — Ebeu  wegen  des 
Ueberwiegens  der  schweren  und  foudroyant  verlaufenden  Fälle  und  mit 
Rücksicht  darauf,  dass  kein  klinisches  Symptom  uns  die  Stellung  der 
anatomischen  Diagnose  und  Prognose  im  Frühstadium  der  Perityphlitis  mit 
Sicherheit  gestattet,  ist  bei  Kindern  noch  energischer  als  beim  Erwachsenen 
die  chirurgische  Indikationsstellung  dahin  zu  formuliren:  „Jede  Skoli- 
koiditis ist  unbedingt  und  sofort  zu  operiren,  sobald  ihre  klinische  Dia- 
gnose sicher  gestellt  ist.“  — Für  die  Operation  ist  unbedingt  der  ab- 
dominelle Weg  zu  empfehlen,  der  allein  die  sofortige  Entfernung  des 
kranken  Wurmfortsatzes  und  die  Aufsuchung  und  Entleeruug  aller  etwa 
vorhandenen  Eiterherde  gestattet.  — Zur  richtigen  epikritischen  Beurteilung 
einer  Skolikoiditis,  insbesondere  zur  Entscheidung  darüber,  ob  cs  sich  um 
„Pseudoappeudicitis“  (KOttnek)  gehandelt  habe  oder  nicht,  ist  die  genaue 
histologische  Untersuchung  des  abgetragenen  Wormfortsatzes  unerlässlich. 

. Stadthagen. 

Setiünbura,  Ueber  Kryoskopie  der  Transsudate  und  Exsudate.  Forlschr. 
d.  Med.  1906,  No.  4. 

Füllt  man  Bauch-  oder  Pleurahöhle  eines  gesunden  Tieres  mit  einer 
Lösung  von  bestimmter,  von  der  des  Blutes  abweichender  molekularer  C011- 
centration,  so  sieht  man  nach  einiger  Zeit  diese  Lösung  mit  dem  Blute 
isotonisefa  werden.  Ist  die  Isotonie  hergestellt,  so  wird  die  Lösung  all- 
mählich vom  Körper  resorbirt.  In  der  menschlichen  Pathologie  findet  man 
nun  sowohl  Ergüsse,  deren  Goncentration  über,  als  auch  unter  der  des  mensch- 
lichen Blutes  liegt,  als  auch  solche,  wo  Blut  und  Erguss  isotonisch  sind. 
Entsprechend  der  Theorie  müssten  nun  die  hypotonischen  und  isotonischen 
Ergüsse  sich  von  selbst  resorbiren,  die  hartnäckig  allen  Punktionen  trotzen- 
den Ergüsse  müssten  hypertonisch  sein.  Die  Beobachtungen  des  Verf.’s 
in  der  Praxis  bestätigten  aber  die  Theorie  nicht.  Waren  die  Ergüsse  hypo- 
tonisch oder  isotonisch,  so  erfolgte  nur  in  3/s  der  Fälle  Spontanresorption, 
bei  hypertonischen  Ergüssen  erfolgte  iu  */5  der  Fälle  keine  Resorption,  in 
•/s  trat  sie  trotzdem  ein.  Alkan. 


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Leo.  — Fhikui.anokk 


No.  -20. 


Leo,  Uober  Heilung  und  Latenz  des  Diabetes  mellitus.  Herl.  klin.  Wochen- 
schrift 1004,  No.  50. 

Gegenüber  verschiedenen  Autoren,  die  von  einer  „Heilung“  des  Dia- 
betes schon  dann  sprechen,  wenn  nur  massige  Mengen  von  Kohlehydraten 
andauernd  ohne  Glykosurie  aufgenommen  werden  können,  fordert  Verf., 
dass  von  einer  Heilung  des  Diabetes  nur  dann  gesprochen  werden  dürfe, 
wenu  ein  Individuum,  das  früher  bei  einer  von  löslichen  Kohlehydraten 
freien  Nahrung  Zucker  im  Urin  ausschied,  trotz  excessiv  gesteigerter  Zu- 
fuhr von  stärkcmehlhaltiger  Nahrung  dauernd  einen  Urin  ausscheidet,  in 
welchem  durch  die  gebräuchlichen  Keagentien  Zhcker  ohne  weiteres  nicht 
nachweisbar  ist.  Dies  war  der  Fall  bei  einem  von  Verf.  beobachteten 
Kranken,  einem  erst  38  Jahre  alten  Manne.  Der  Diabetes  war  keineswegs 
als  leicht  zu  betrachten,  denn  erst  nach  strenger  7 tägiger  Kohlehydrat- 
karenz war  der  Urin  zuckerfrei,  ln  der  Folge  steigerte  sich  aber  die 
Assimilationsfahigkeit  für  Kohlehydrate  derartig,  dass  der  Patient  beliebige 
Mengen  davon  aufnehmen  konnte,  ohne  mit  Zuckerausscheidung  darauf  zu 
reagiren.  Kin  Vierteljahr  lang  war  der  l’at.,  auch  nach  den  Ansprüchen 
des  Verf.’s,  als  geheilt  zu  betrachten.  Dann  stellte  sich  aber  von  neuem 
Diabetes  ein,  der  jedoch  auch  diesmal  unter  geeigneter  Diät  zur  Heilung 
kam.  Alkan. 


Friedliinder,  Zur  Behandlung  pleuritischer  Schwarten.  Wiener  klin. 

Rundschau  1905,  No.  (5. 

Gegen  das  Siechtum,  das  stärkere  Pleuraschwarten  durch  mechanische 
Behinderung  der  Exkursionen  der  betr.  Lunge,  durch  Lungencirrhose, 
Broncbektasien,  Hcrzdislokutionen  u.  s.  w.  bedingten,  erwies  sich  die 
Therapie  ziemlich  machtlos.  Richtige  Ernährung,  ruhiger  Aufenthalt  in 
reiner  Luft,  Abreibungen,  ev.  Massage  mit  Sapo  viridis,  Ichthyol  u.  dergl. 
schafften  nicht  viel.  Am  meisten  leistete  noch  die  Pneumatische  Kammer. 
Aber  gerade  die  schweren  Fälle  von  Pleura-  und  sekundärer  Lungen- 
schrtimpfung  erlauben  nicht  leicht  den  Aufenthalt  unter  einem  Druck  von 
1 — 2 Atm.  In  einem  derartigen  Falle  vermochte  Verf.  noch  durch  sub- 
kutane Injektionen  von  Thiosinamin  eklatante  Heilresnltatc  zu  erreichen. 
Im  Verlauf  von  3 Monaten  iujicirtc  er  zunächst  wöchentlich  zweimal  je 
2 Teilstriche  einer  lOproc.  Thiosinaminlösung  (Thiosinamin  3,0,  Glycerin, 
Aq.  dest.  ana  16,0)  und  steigerte  die  Menge  um  2 Teilstriche,  bis  der 
Patient  eine  gauze  Pravaz’schc  Spritze  vertrug;  diese  Injektionen  wurden 
nach  je  4 — 6 Tagen  wiederholt.  Binnen  wenigen  Wochen  konnte  Verf. 
eine  Aufhellung  des  Pcrkussionsschalles,  die  Möglichkeit,  das  Atemgeräusch 
wieder  durch  die  Pleura  hindurchzuhören,  eine  bedeutende  Erleichterung 
und  Vertiefung  der  Atmung,  Abnahme  der  Atemfrequenz,  allmähliches 
Zurückgehen  der  durch  Schwarten  dislokirteu  Nachbarorgane  und  ein  zu- 
nehmendes subjektives  Wohlbefinden  constatiren.  Alkan. 


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No.  20. 


StEPIIKNSOHN.  EkBSLÖH.  — Df.TKUMANS.  ScHULTZE. 


345 


1)  Fr.  H.  Steplienson,  Multiple  Neuritis.  A case  resulting  probably  from 
morphine-toxaemia.  N.  Y.  med.  joiirn.  1004,  10.  April. 

2)  W.  Erbslöh,  Zur  Pathologie  und  pathologischen  Anatomie  der  toxi- 
schen Polyneuritis  nach  Sulfonalgebrauch.  Deutsche  Zeitschr.  f.  Nerven- 
heilk.  23.  Bd.,  3.  u.  4.  H. 

1)  Ein  SOjähriger  Mann  machte  nach  ca.  12jährigem  Morphium- 
gebrauch eine  Entziehungskur  (,.gold  eure“)  durch,  in  welcher  er  ebenfalls 
Medikamente  unbekannter  Art  erhielt.  Er  wurde  völlig  morphiumfrei, 
zeigte  aber  bald  nach  der  Entziehung  eine  schwere  multiple  Neuritis  mit 
sensiblen  und  motorischen  Störungen,  von  denen  er  im  Laufe  der  Zeit 
völlig  geheilt  wurde.  Der  Verf.  sieht  als  Ursache  dieser  Neuritis  den 
Missbrauch  des  Morphiums  an  und  die  Wirkung  der  Toxine  dieses  Giftes. 

S.  Kalischer. 

2)  Eine  an  Carcinom  der  Portio  leidende  Frau,  welche  starke  Blutungen 

gehabt  hat,  bekommt  in  5 Tagen  im  Ganzen  10  g Sulfonal  wegen  Schlaf- 
losigkeit. 5 Tage  nach  der  letzten  Dosis  bekommt  sie  Wadenschmerzen 
und  eine  Lähmung  der  Beine,  die  Lähmung  steigt  nach  oben  auf  und  ver- 
schont Hände  und  Füsse  am  längsten,  10  Tage  später  stirbt  sie  an  Re- 
spirationslähmung; gleichzeitig  mit  der  Lähmung  setzten  Verwirrtheit-s-  und 
Erregungszustände  ein  nach  Art  der  Korsakow’schen  Psychose,  jedoch  mit 
dem  Unterschiede,  dass  Merkfähigkeit  und  Erinnerungsvermögen  an  frühere 
Ereignisse  nahezu  intakt  blieben.  Bei  der  anatomischen  Untersuchung  fand 
sich  eine  Erkrankung  der  peripheren  Nerven  (Degeneration  der  Mark- 
scheiden und  Achsencylinder),  mit  Osmium  schwärzten  sich  nicht  die  ganzen 
Markscheiden,  sondern  nur  einzelne  Myclinschollen,  die  Wurzeln  waren 
völlig  unversehrt  geblieben.  M.  Brasch. 


1)  Determann,  Die  Diagnose  und  die  Allgemeinbehandlung  der  Früh- 
zustände der  Tabes  doralis.  Habilitationsschrift.  Freibnrg.  April  1004. 

2)  F.  Schnitze,  Diagnose  und  Behandlung  der  Frühstadien  der  Tabes. 
Deutsche  raed.  Wocheuschr.  1004,  No.  48. 

1)  D.  berichtet  über  132  von  ihm  behandelte  Fälle  von  Tabes  dorsalis. 
Von  diesen  hatten  94  (71,2  pCt.)  sichere  Lues,  22  (16,0  pCt.)  keine  Lues. 
Zu  den  Symptomen  des  ersten  Stadiums  gehören  vor  allem  die  lancinircn- 
den  Schmerzen,  ferner  rudimentäre,  wenig  ausgeprägte  Krisen,  die  oft  als 
Magenleiden,  Darmleiden,  Herzerkrankung,  Kehlkopfleidcn  angesehen  werden 
und  Jahre  lang  hartnäckig  das  Krankheitsbild  beherrschen,  oder  immer 
wiederkehren,  ohne  durch  eine  zweckmässige  Behandlung  beeinflusst  zu 
werden.  Namentlich  sind  dio  Herzkrisen  im  Beginn  schwer  zu  erkennen. 
Auch  Gehörsstörungen  (Abnahme  des  Gehörs  verbunden  mit  klingenden 
Geräuschen)  kommen  im  initialen  Stadium  nicht  selten  vor.  Par-  und 
Hypästhesien  am  Rumpf  beobachtete  D.  im  Frühstadium  häufiger  als 
Anästhesien.  Oft  gehen  Störungen  des  Allgemeinbefindens  voraus,  so 
grosse  Ermüdbarkeit,  Mattigkeitsgefühl,  Abmagerung,  fahles  Aussehen,  der 
multilukuläre  Sitz  der  Erscheinungen  wie  ein  Wechsel  der  Symptome  ist 
ist  ebenfalls  von  Wichtigkeit  für  die  erste  Diagnose.  In  20  von  25  Fällen 
beginnender  Tabes,  diu  der  Verf.  mit  Quecksilberkurcu  behandelte,  konnte 


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34« 


Mkykr.  — Kil.IIS. 


No.  20. 


er  einen  Rückgang  einiger  Symptome  und  fast  stet»  eine  Besserung  des 
Allgemeinbefindens  feststellen;  dabei  kamen  jedoch  auch  hygienisch  physi- 
kalisch-diätetische Heilmethoden  gleichzeitig  in  Betracht.  Biner  besonderen 
Schonung  und  Pflege  bedürfen  die  Teile  des  Körpers,  an  welchen  sich  die 
hauptsächlichsten  {Erscheinungen  geltend  machen.  Der  Verf.  kommt  zum 
Schluss  seiner  Arbeit  zu  der  Anschauung,  dass  wir  wohl  im  stände  sind, 
früh  erkannte  Fälle  von  Tabes  zu  einer  Art  Vernarbung,  zu  einem  fast 
gänzlichen  oder  lange  Zeit  dauerndem  Stillstand  des  Leidens  mit  Residuen 
zu  bringen. 

2)  S.  weist  auf  die  selteneren  tabischen  Erscheinungen  im  Beginne 
hin,  die  leicht  zu  Verwechslungen  Anlass  geben  können.  Statt  der  Magen- 
krisen treten  oft  aufallsweise  auf  Cardialgien,  Uebelkeiten,  Parästhesien 
im  Hals  u.  s.  w.  Ebenso  treten  statt  charakteristischer  Darmkrisen  andere 
Darmstörungen  periodisch  auf,  so  Anfälle  von  Durchfällen;  das  gleiche  ist 
der  Fall  bei  den  abortiven  Krisen  der  Cirkulations-  und  Respirationsorgane. 
Schwierig  zu  deuten  sind  auch  die  anfänglichen  cerebralen  Störungen,  wie 
Kopfweh,  Schwindel,  oder  die  tabischen  Gehörsslöruugen.  Im  Auge  zu 
halten  ist  ferner,  dass  auch  das  Erhaltenseiu  von  Pupillar-  und  Patellar- 
reflexen  noch  nichts  gegen  eine  beginnende  Tabes  spricht.  In  der  Therapie 
stehen  Schonung,  Abhaltung  von  Schädlichkeiten  und  lange,  mit  Pausen 
fortgesetzte  antisyphilitische  Kuren  obenan.  In  der  Hydrotherapie  sollten 
nur  schonende  Mittel  angewandt  und  heisse  Proceduren  wie  energische 
Kaltwasserkuren  besser  gemieden  werden.  S.  Kalischer. 


E.  Meyer,  Geber  akute  und  chronische  Alkoholpxychosen  und  über  die 
ätiologische  Bedeutung  des  chronischen  Alkoholmissbrauches  bei  der 
Eutstchung  geistiger  Störungen  überhaupt.  Arch.  f.  Psych.  u.  Nerven- 
krank!). 38.  Bd.  (2). 

M.  weist  auf  die  complicirten  Verhältnisse  hin,  die  bei  den  chroni- 
schen Psychosen  paranoischer  Färbung  bei  Alkoholisten  bestehen.  Der 
chronische  Alkoholmissbrauch  vermag  an  sich  jeder  Form  geistiger  Störung 
als  ausschliessliche  Ursache  zu  dienen,  wenn  er  auch  mit  Vorliebe  in  be- 
stimmten bekannten  Krankheitsformen  seinen  Ausdruck  findet.  Jedoch  ist 
keineswegs  jede  bei  einem  Gewohnheitstrinker  entstandene  Geistesstörung 
in  diesem  Sinne  eine  alkoholische.  Wir  können  vielmehr  nur  dann  von 
alkoholischen  Psychosen  (als  chronische  Psychosen  paranoischer  Färbung) 
sprechen,  wenn  direkte  Entwickelung  aus  den  typischen  Erkrankungsformen 
(Delirum  tremens  oder  akute  Alkoholparanoia)  vorliegt  oder  wenn  wenigstens 
vielfache  nervöse  und  psychische  Störungen  der  chronischen  Geistesstörung 
vorangegangen  siud.  Andernfalls  werden  wir  in  dem  chronischen  Alkohol- 
missbrauch nur  eine  Hülfsursache  für  die  Entstehung  der  chronisch-para- 
noiden Geistesstörungen  sehen.  S.  Kalischer. 

Kilpin,  Zur  Symptomatologie  und  pathologischen  Anatomie  des  Hirn- 
abscesses.  Deutsche  Zeitschr.  f.  Nervcnheilk.,  25.  Bd.  (5—  6). 

Bei  einem  33  jährigen  Manne  stellte  sich  linsseitiger  Kopfschmerz, 
Erbrechen,  Schüttelfröste  ein.  2 Monate  später  trat  Benommenheit  ein, 


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No.  20.  Köster.  — Stbmbo.  Fuchs,  v.  Bbciitbkkw.  347 

c.s  folgten  rechtsseitige  Lähmung,  komplette  sensorische  Aphasie  und  Para- 
phasie, Neuritis  optica,  Pulsverlangsamung,  Coma  und  tötlichcr  Ausgang. 
Obwohl  die  Trommelfelle  intra  vitam  als  völlig  intakt  befunden  waren, 
und  jede  Perforation  fehlte,  konnte  die  Obduktion  und  weitere  Untersuchung 
doch  das  Vorhandensein  einer  Otitis  media  feststellcn.  Von  hier  aus  war 
ein  linksseitiger  Schläfenabscess  entstanden.  K.  beschäftigte  sich  alsdann 
mit  der  mikroskopischen  Untersuchung  der  Abscessmembran  und  konnte 
feststellen,  dass  bei  deren  Bildung  nur  Elemente  beteiligt  sind,  die  mit 
den  Gefässeu  resp.  dem  sie  begleitenden  Bindegewebe  im  Zusammenhang 
stehen.  Die  Glia  kam  dabei  nicht  in  Betracht.  Während  der  akute 
Abscess  sich  bildet  und  vergrössert  durch  Einschmelzung  des  Gewebes, 
wächst  der  chronische  oder  abgekapsclte  im  wesentlichen  durch  Eiter- 
sekretion von  der  Membran  aus  und  oft  in  zweiter  Reihe  durch  Ein- 
schmelzung der  in  der  Peripherie  sich  immer  wieder  neubildenden  Kapsel. 

S.  Kalischer. 

U.  Köster,  Eine  merkwürdige  centrale  Störung  der  Geschmacksempfindung. 

Münch,  med.  Wochenschr.  1004,  No.  8 u.  9. 

Bei  einem  Kranken,  der  keine  hysterischen  Stigmata  hatte,  wohl  aber 
Erscheinungen  der  recidivirenden  Lues  und  der  Artcriosclerose  aufwies, 
bestand  eine  hartnäckige,  ausgesprochene  Geschmacksstörung  und  zwar 
eine  Mischung  von  Parageusie  mit  Ageusie.  Das  Erhaltenscin  einer  einzigen 
Geschmacksqnalität  durch  7 Jahre  (Geschmack  für  bitter)  bei  Verlust  aller 
anderen  spricht  dafür,  dass  die  Specificität  der  4 Geschmacksqualitäten 
nicht  in  der  specischeu  Energie  der  Endorgane  zu  suchen  ist.  Der  Fall 
zeigt  gewisse  Analogien  zur  Worttaubheit  und  Rindcnblindheit,  und  nimmt 
K.  daher  als  Ursache  eine  luetische  Veränderung  (Blutung  und  Erweichung) 
der  rorticalen  Geschmackscentren  an.  Dieselben  scheinen  nicht  im  Ammons- 
horn zu  suchen  zu  sein,  sondern  in  der  Gegend  des  Operculum  und  des 
Riechcentrums.  Man  muss  einen  symmetrischen  beiderseitigen  Herd  an- 
nehmen mit  stärkerer  Beteiligung  der  rechten  Hemisphäre,  da  die  linke 
Zungeuhälfte  intensiver  betroffen  war.  Die  Geschmacksstörung  blieb 
während  der  Beobachtung  (8  Jahre)  eine  isolirte  Herderscheinung. 

S.  Kalischer. 


1)  L.  Stenibo,  Oberer  Patellarreflcx  und  seine  Bedeutung.  Neurologisches 
Centralblatt  1903,  No.  18. 

2)  A.  Fuchs,  Ein  Reflex  im  Gesicht.  Ebenda  1904,  No.  1. 

3)  W.  v.  Bechterew,  Ueber  den  Glutaealreflex.  Ebenda  1904,  No.  18. 

1)  Der  „obere  Palellarreflex“  besteht  ebenso  wie  der  gewöhnliche  in 
einer  schleudernden  Bewegung  des  Unterschenkels  oder  in  fühlbaren  Cou- 
tractiouen  des  Quadriceps  und  wird  ausgelöst,  wenn  man  auf  den  Teil 
Ligam.  patellae  klopft,  der  oben  an  der  Basis  der  Kniescheibe  (oberhalb) 
sich  inserirt.  (Ligament,  patellae  superius.)  Wendet  man  den  JENDRASSIK’- 
schen  Handgriff  an,  so  ist  ist  der  obere  Patellarreflex  bei  Erwachsenen  in 
50 — 00  pCt.  zu  erhalten  und  bei  16—20  pOt.  ist  er  zugleich  mit  allen 
anderen  tiefen  Reflexen  gesteigert.  Bei  Kindern  ist  er  in  40  pCt.  aus- 
zulösen  Der  obere  Patellarreflex  ist  bei  den  Affectioueu  der  Pyramiden* 


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ti HOHER.  — TüDKSKO.  No.  20. 

bahnen  gesteigert  und  sein  Seilwinden  geht  bei  Tabikern  dem  Verlust  des 
unteren  (bishei igen)  Patellarreflexes  voran. 

2)  F.  weist  auf  einen  Gesichtsreflex  hin,  der  vom  ersten  sensiblen 
Trigeminusast  auf  den  Facialis  übergeht;  man  erhält  denselben,  wenn 
man  bei  leichtem  Lidschluss  einen  geringen  Fingerdruck  auf  den  Bulbus 
ausübt;  dann  kommt  es  zu  einer  Bewegung  im  Gebiete  des  Mnndfacialis 
(Mm.  Zygomatici  und  Quadrat,  lab.  sup.).  Von  100  Personen,  die  unter- 
sucht worden,  zeigte  ihn  mehr  als  die  Hälfte.  Der  Reiz  fehlt  bei  Facialis- 
lähmung,  war  bei  Tetanie  auffallend  gesteigert.  Bei  Kindern  und  be- 
nommenen Kranken  wird  die  Prüfung  dieses  Reflexes  besonders  gut  zu 
verwerten  sein. 

3)  Der  Glutaealreflex,  der  nicht  bei  aufrechter  Körperhaltung  geprüft 

werden  soll,  zeigt  nach  Bechterew  keine  grosse  Konstanz;  er  gehört  nicht 
zu  den  pathologischen  Reflexen  und  tritt  vorzugsweise  bei  Leuten  mit  leb- 
haften Reflexen  auf,  sowohl  bei  gesunden  Individuen  wie  bei  solchen  mit 
funktionellen  und  organischen  Krankheiten  des  Nervensystems.  Bedeutung 
hat  er  nur  bei  starker  Ungleichheit  auf  beiden  Seiten,  bei  hochgradiger 
Steigerung  oder,  wenn  er  dort  fehlt,  wo  alle  übrigen  Reflexe  an  den 
unteren  Extremitäten  übermässig  gesteigert  sind.  Er  entsteht  durch  Ver- 
mittelung der  unteren  Lendenwurzeln  und  ist  von  dem  von  SchClleu 
beschriebenen  Abductoreureflex  zu  scheiden.  Dieser  Condylus  enternus- 
Reflex  führt  zur  Abduction  des  Oberschenkels  und  zur  Contractur  im 
Tensor  fase,  lat.,  Glutaeus  medius  u.  s.  w.  S.  Kalischer. 


Jul.  A.  Grober,  Herdsymptome  bei  Hydrocephalus  acutus  internus  der 
Erwachsenen.  Mitth.  a.  d.  Grenzgebiete.  11.  Bd.,  1.  u.  2.  H. 

G.  teilt  den  Fall  einer  28jährigen  Frau  mit,  bei  welcher  sich  neben 
allgemeinen  Hirndrucksymtomcn  (Kopfschmerz,  Erbrechen,  Stauungspapille, 
Nackensteifigkeit,  Benommenheit,  Pulsvcrlangsamung,  keine  Temperatur- 
Steigerung),  Spasmen  im  rechten  Facialis,  Hypacsthesie  im  rechten  Supra- 
orbitalgebiet, Parese  des  linken  Facialis,  liukcn  Hypoglossus,  Steigerung  des 
rechten  Patellarreflexes  entwickelt  hatten.  Der  Ehemann  stand  im  Ver- 
dacht, Lues  gehabt  zu  haben,  eiue  Jodkaliumtherapie  war  aber  erfolglos. 
Die  Ergebnisse  der  Lumbaljunction  sprechen  auch  für  einen  Tumor. 
Bei  der  Autopsie  fand  sich  akuter  innerer  Hydrocephalus  mit  Kpendymitis 
granularis.  M.  Brasch. 


F.  Tedesko,  Ueber  Knochenatrophie  bei  Syringomyelie.  Deutsche  Zeit- 
schrift f.  Nervenheilk.  26.  Bd.,  4—6.  H. 

Die  osteoporotischcn  Erscheinungen  verlaufen  im  klinischen  Bilde  der 
Syringomyelie  nach  den  Beobachtungen  (11  an  der  Zahl)  des  Verf.  latent,  bis 
etwa  eine  Spontanfraktur  die  Aufmerksamkeit  auf  sie  hinlenkt.  Da  zu- 
gleich Muskelatrophien  bestehen,  so  ist  an  eine  gemeinsame  Entstehungs- 
weise zu  denken,  ob  auch  bezüglich  der  Anomalien  der  Haut  und  der 
Schweisssekretion,  die  ebenfalls  immer  gleichzeitig  vorhanden  waren,  lässt 
T.  dahingestellt.  Im  Radiogramm  erscheint  stets  das  Bild  der  chronischen 
Knochenatrophie,  d.  h.  eine  gleichmässige  Aufhellung  des  Knochenschattens 


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No.  20. 


} ’ I <'  K . — WkIYLAUKB. 


349 


sowohl  an  Ej»i - wie  Diaphysen  bei  Erhaltensein  der  Struktur  und  Grösse 
des  betreffenden  Knochenteils.  Ob  im  Beginn  ein  akuter,  atrophischer 
Frocess  im  Knochen  einsetzt,  ist  nicht  mit  Sicherheit  zu  sagen.  Inaktivität 
spielt  bei  der  Entstehung  dieser  Knochenatrophie  sicherlich  keine  oder 
eine  ganz  untergeordnete  Rolle.  Die  atrophischen  und  porotischen  Knochen 
sind  ausserordentlich  brüchig,  was  dafür  spricht,  dass  bei  der  Genese  der 
Üsteoathropathien  iu  Fällen  von  Syringomyelie  die  mechanischen  Vorgänge 
eine  nicht  zu  unterschätzende  Rolle  spielen.  M.  Brasch. 


W.  Pick,  Zur  Kenntnis  der  Acne  teleangiectodes  Kaposi  (Acnitis  Bar- 
th&lemy).  (Aus  der  dermatol.  Universitätsklinik  in  Wien.)  Arch.  f. 
Dermat.  u.  Syph.,  Bd.  72,  S.  193. 

Verf.  berichtet  über  zwei  Fälle  der,  seiner  Ansicht  nach  mit  Unrecht, 
vielfach  mit  dem  Lupus  follicularis  disseminatus  identificirteu  Krankheit. 
Bei  den  Fatienten,  zwei  Männern  von  65  und  37  Jahren,  entwickelten  sich 
zuerst  und  vorwiegend  im  Gesicht,  aber  auch  am  Halse,  an  den  Extremi- 
täten und  Genitalien,  bei  ihrem  Entstehen  in  der  Tiefe  der  Haut  gelegene, 
später  an  die  Oberfläche  rückende,  stecknadelkopf-  bis  erbsengrosse, 
violette,  braun-  oder  auch  hellrote  Knötchen,  auf  denen  sich,  wenn  sie 
nicht,  was  häufig  geschah,  schon  vorher  wieder  resorbirt  wurden,  weiterhin 
eine  kleine  Pustel  bildete.  Diese  trocknete  zu  einem  Knötchen  ein,  nach 
dessen  Entfernung  ein  scharfrandiger,  seichter  Substanzverlust  zu  Tage 
trat,  der  schliesslich  mit  Hinterlassung  einer  ganz  kleinen,  leicht  de- 
primirten,  am  Rande  bräunlich  pigmentirten  Narbe  heilte.  Die  Entwickelung 
des  einzelnen  Knötchens  und  seine  Rückbildung  nahmen  je  8— -14  Tage  iu 
Anspruch,  durch  immer  neu  auftretende  Efftorescenzen  zog  sich  aber  die 
Krankheit  über  viele  Monate  hin.  Bei  beiden  Fatienten  ergab  weder  die 
Anamnese  noch  die  Untersuchung  der  inneren  Organe  irgend  welchen  An- 
halt für  Tuberkulose;  Tuberkelbacillen  waren  in  der  Haut  nicht  nach- 
zuweisen.  Histologisch  bestanden  die  Knötchen  aus  einem  scharf  ab- 
gegrenzten vascularisirten  Granulatiousgewebe  mit  zahlreichen  epithelioiden 
und  Kiesenzcllen,  denen  aber  der  typische  Aufbau  zu  Tuberkeln  vollständig 
fehlte.  Auch  im  übrigen  entsprach  das  histologische  Bild  ebenso  wenig 
wie  das  klinische,  dem  einer  tuberkulösen  Aflfektion.  Aber  auch  unter 
den  Begriff  der  Acne  ist  die  Krankheit  nicht  unterzubringen,  weil  nichts 
darauf  schliessen  lässt,  dass  sie  von  den  Talgdrüsen  ausgeht.  — Verf.  hält 
die  Acne  teleangiectodes  für  identisch  mit  der  von  Barthelemy  schon  viel 
früher  beschriebenen  Acnitis,  unterscheidet  sie  aber  streng  von  der  mit 
dieser  gewöhnlich  zusammengeworfenen  Folliclis,  die  fast  nur  bei  nach 
weislich  Tuberkulösen  vorkommt  und  wohl  allgemein  den  Tuberculiden 
zugezählt  wird.  H.  Müller. 


F.  Weitlancr,  Dermatotherapeutische  und  urologischc  Beobachtungen. 
Monatsh.  f pract.  Dermat.  Bd.  39,  No.  10. 

Bei  Hyperidrosis  pedum  lässt  Verf.  Mesotan  mit  gleichen  Teilen 
Olivenöl  jeden  Morgen  in  geringer  Menge  auf  die  Fusssohlen  leicht  ein- 


■r 

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350 


IIlRKCHFKI.il  und  l’Ol.l.IO.  — Hkffter. 


No.  20. 


reiben,  was  ohne  Nachteil  lange  Zeit  fortgesetzt  werden  kann.  Das  Mittel 
wirkt  sch  weiss  herabsetzend  tmd  desodorisirend,  ist  äusserst  bequem  an- 
zuwenden und  auch  billig,  da  30  g der  Mischung  worhenlang  ausreichen. — 
Gegen  Kopfschuppen  und  Haarausfall  bewährte  sich  ihm  vorzüglich  der 
officinellc  Kampferspiritus;  er  wird  am  zweckmässigsten  aus  einer  Flasche 
mit  Parfümspritzkork  aus  Britanuiametall  auf  der  Kopfhaut  aufzutragen.  — 
Bei  einem  Manne  mit  sehr  enger  Harnröhrenstriktur  in  der  Pars  meni- 
branacea  entstand  nach  jeder  Sondirung  starkes  Harnfieber.  Dies  blieb 
aus,  als  der  Patient  dreimal  täglich  0,6  Urotropin  nahm;  zugleich  wurde 
der  Urin  klar  und  die  Striktur  liess  sich  sofort  viel  leichter  passiren. 
Ausser  bei  Cystitis  und  Phosphatarie  verwendet  Verf.  das  Urotopin  mit 
bestem  Erfolge  auch  bei  Lumbago,  bei  dem  schmerzhaften  Gürtelgefühl 
der  Tabiker  und  bei  spinaler  Neurasthenie.  H.  Müller. 


1)  Hirschfeld  und  I’ollio,  Ueber  die  Resorption  von  Jod  aus  Jodkalium- 
Salben.  (Aus  der  dermatol.  Universitätsklinik  in  Bern.)  Arcli.  f.  Dermat. 
u.  Syph.  Bd.  72,  S.  103. 

2)  A.  HefTter,  Ueber  die  Resorption  von  Jod  aus  Jodkalium  Salben.  Be- 
merkungen zur  Abhandlung  der  Herren  Dr.  Hirschfeld  und  Dr.  Pollio. 
Ebenda  S.  171. 

1)  Die  Untersuchungen  knüpfen  an  eine  frühere  Arbeit  von  Lion  au 
und  ergaben  zunächst  in  Uebereinstimroung  mit  diesem  die  vorläufig  nicht 
recht  erklärliche  Tatsache,  dass  das  Jodkaliuni  von  der  intakten  Haut 
zwar  aus  Vaseliu-,  nicht  aber  aus  Lanolin-,  Adepslanae  und  Resorbinsalben 
resorbirt  wird.  Um  ein  positives  Resultat  zn  erhalten,  braucht  mau  nicht, 
wie  Lion  annahm,  das  Jodkaliumvaseline  in  grösserer  Menge  (50—100  g) 
aufzutragen,  dagegen  scheint  eine  gewisse  Concentration  nötig  zu  sein,  da 
bei  derselben  Person  der  Nachweis  von  Jod  im  Harn  zwar  nach  Applikation 
von  6 g der  10  proo.,  nicht  aber  von  60  g einer  1 proc.  Salbe  gelang.  — 
Im  Gegensatz  zu  Lion  halten  es  die  Verf.  für  wahrscheinlich,  dass  nicht 
das  Jodkalium  als  solches,  sondern  frei  werdendes  Jod  zur  Resorption 
kommt;  denn  wenn  sie  Natriumthiosulfat,  das  ja  freies  Jod  bindet,  der 
Jodkaliumsalbe  in  grösserer  Menge  zusetzten,  so  wurde  dadurch  die  Resorption, 
wenn  auch  nicht  ganz  verhindert,  so  doch  wesentlich  vermindert  und  ver- 
zögert. Ebenso  zu  deuten  ist  die  Beobachtung,  dass,  wenn  Jodlithion-  statt 
Jodkaliumvaselin  auf  die  Haut  gebracht  wurde,  im  Urin  zwar  Jod,  aber 
nicht  das  so  leicht  und  sicher  nachzuweisende  Lithion  zu  finden  war,  falls 
nicht  eine  starke  Dermatitis  auftrat.  Es  muss  also  das  Jodlithion  auf 
der  Haut  zersetzt,  aber  nur  das  Jod,  nicht  das  Lithion  aufgenomnieu 
worden  sein,  woraus  man  bei  der  gleichartigen  Constitution  von  Jodkaliuni 
und  Jodlithion  schliessen  darf,  dass  auch  bei  jenem  die  Resorption  von 
freigewordenem  Jod  stattfindet.  Oefter  als  Lion  sahen  die  Verff  unter 
Jodkaliumvaselinverbändeii  eine  Hautreizung  entstehen,  die  für  die  Resorption 
des  Jod  eine  gewisse  Bedeutung  haben  mag,  ohne  sie  doch  allein  erkläret) 
zu  können. 

2)  H.  führt  die  Abspaltung  von  Jod  aus  dem  Jodkalium  auf  der  Haut 
darauf  zurück,  dass  sich  im  Sekret  der  Talgdrüsen  (wie  in  tierischen  Fetten 


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No.  20.  Walkkk.  — Stoi.tjs.  351 

überhaupt)  bei  Gegenwart  von  Wasser  und  Luft  kleine  Mengen  von  Wasser- 
stoffsuperoxyd bilden,  die  auf  das  Jodkaliuni  zerlegend  einwirken. 

H.  Malier. 


J.  W.  Th.  Walker,  The  surgical  anatomy  of  the  normal  and  enlarged 
prostate.  Brit.  med.  journ.  1!*04,  9.  Juli. 

Verf.  hat  an  vier  anatomischen  Präparaten,  die  von  iutra  vitam  mit 
Prostatektomie  behandelten  Männern  stammten,  die  anatomischen  Verhält- 
nisse nach  der  Operation  untersucht.  In  der  nach  der  Exstirpation  zurück- 
gebliebenen Höhle  waren  zweimal  pfeilerartig  hineinragende  Teile  der  Urethra 
proslatica  nachweisbar,  die  Wände  der  Höhle  wurden  aus  den  die  Prostata 
normalerweise  umhüllenden  Fascien  und  Muskelschichten,  die  zum  Teil 
continuirlich  mit  der  Blasenmuskulatur  Zusammenhängen,  gebildet.  Die 
Strukturverhältnisse  der  durch  die  Prostatektomie  entfernten  Gewebsmasscu 
hat  Verf.  an  73  von  Operationen  P.  J.  Freykr’s  stammenden  Präparaten 
untersucht.  Er  unterscheidet  hier  diejenigen  Präparate,  bei  denen  ein  Teil 
des  Tumors  intravesikal  lag,  von  denjenigen,  bei  welchen  die  vergrössertc 
Drüse  keinen  solchen  in’s  Blasencavum  hineinragenden  Anteil  besass.  Au 
den  zur  ersten  Gruppe  gehörigen  Objekten  ist  die  Grenze  zwischen  intra- 
und  extravesikalem  Anteil  des  Tumors  durch  eine  tiefe  Furche  gebildet, 
deren  Entstehung  auf  den  Druck  des  hypertrophischen  M.  sphincter  int. 
zurückzuführen  ist.  Im  ganzen  kommt  Verf.  auf  Grund  dieser  Präparate 
zu  der  Ansicht,  dass  die  Operation  Freybr’s  wirklich  eine  vollständige 
Entfernuug  der  Prostata  mitsammt  ihrer  Capsula  propria  unter  Zurück- 
lassung der  äusseren  durch  die  Beckenfascie  gebildeten,  den  venösen  Plexus 
prostaticus  enthaltenden  Prostata„scheide“  darstellt.  Dass  gelegentlich 
kleinste  Teile  von  Prostatagewebe  zurückgelassen  werden  können,  ändert 
au  dieser  Auffassung  nichts.  B.  Marcuse. 


Stoltz,  Die  Spinnlanästhe8ie  mit  besonderer  Berücksichtigung  ihrer  Ver- 
wendung in  der  Gynäkologie  und  Geburtsbülfe.  Arch.  f.  Gynäkol.  1904, 
Bd.  73,  H 3. 

Auf  Grund  der  bei  155  gynäkologischen  und  25  geburtshülflichen 
operativen  Eingriffen  gesammelten  Erfahrungen  gelangt  St.  zu  den  folgen- 
den Schlüssen:  Die  Spinalanalgesie  mit  0,05  bis  0,08  Tropacocain,  das  im 
Liquor  cerebrospinalis  gelöst  wird,  erwies  sich  als  ungefährlich  und  er- 
zeugte nur  ausnahmsweise  geringfügige  Folgeerscheinungen.  — Die  An- 
algesie schreitet  in  gesetzmässiger  Weise  vorwärts  und  steigt  von  den 
untersten  Sacralgegendeu  zu  den  Dorsalsegmenten  empor.  Ihr  Erlöschen 
erfolgt  in  umgekehrter  Richtung,  sodass  die  Anal-  und  Genitalregion  am 
frühesten  und  längsten  analgetisch  ist.  — Grössere  Dosen  erhöhen  die 
Dauer  und  Intensität,  grössere  Flüssigkeitsmengen  die  Ausbreitung  der 
Analgesie.  Deshalb  ist  es  zweckmässig,  entsprechend  dem  Vorgänge  von 
Bier,  womöglich  soviel  Cubikcentimeter  der  Cerebruspinalflüssigkeit  zur 
Lösung  des  Tropacocain  zu  verwenden  als  Centigramme  desselben  zur 
Analgesie  injicirt  werden  sollen.  — Die  Spinalanalgesie  eignet  sich  vor- 
züglich zur  Ausführung  aller  Operationen  am  Anus  und  am  äusseren  üeui- 


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352 


Jacoby. 


No.  20. 


tale,  insbesondere  zu  den  Plastiken  und  Pisteloperationen.  Hier  genügt 
bei  Operationen,  deren  Dauer  nicht  über  45  Minuten  betrügt,  die  Injektion 
von  0,05  Tropococain,  das  in  5 ccm  der  Spinalflüssigkeit  gelüst  ist.  Opera- 
tionen von  längerer  Dauer  bedürfen  der  Injektion  von  0,07  bis  0,08  Tropa- 
cocain.  — Die  Spinalanalgesie  eignet  sich  auch  zur  Ausführung  von  Kolpo- 
coeliotomien  und  Coeliotomien.  Hierzu  ist  die  Injektion  von  0,07  bis  0,08 
Tropacocain  erforderlich,  das  wenigstens  in  6 ccm  der  Cerebrospinalflüssig- 
keit gelöst  ist.  Viele  Laparotomien  lassen  sich  dann  ohne  Störung  voll- 
enden, andere  bedürfen  infolge  ihrer  längeren  Dauer  oder  einer  früh  er- 
wachenden Sensibilität  der  Fortsetzung  der  Analgesie  durch  die  Inhalations- 
narkose.  In  einer  dritten  Gruppe  ist  die  Spinalanalgesie  unzulänglich  und 
muss  sofort  durch  die  Narkose  ergänzt  werden.  — Die  Inhalationsnarkose 
nimmt  nach  der  Spinalanalgesie  häufig  einen  eigentümlichen  Verlauf.  Zu- 
weilen genügt  eine  leichte  Berauschung,  um  die  schon  erwachte  oder  noch 
nicht  geschwundene  Sensibilität  rasch  zu  unterdrücken,  zuweilen  ist  auf- 
fallend geringes  Quantum  des  Narkoticums  zur  Einleitung  oder  Erhaltung 
der  Betäubung  ausreichend.  — Bezüglich  der  Gegenanzeigen  hebt  St. 
hervor,  dass  ihm  ausser  nervösen  AfTcktionen  auch  entzündliche  Processe 
die  Spiualanalgesie  ungünstig  zu  beeinflussen  schienen.  — Was  die  ge- 
burthülflichen  Erfahrungen  anbetrifft,  so  genügt  die  Injektion  von  0,05 
Tropacocain,  das  in  5 ccm  Gerebrospinalfiüssigkeit  gelöst  ist,  um  in  der 
Geburt  das  äussere  Genitale  für  eine  Stunde  zu  analgcsiren.  — Die  Wehen 
werden  durch  die  Spinalanalgesie  weder  in  ihrer  Dauer  und  Intensität 
noch  in  ihrer  Heftigkeit  beeinträchtigt,  eher  lässt  sich  eine  Steigerung  der 
Wehentätigkeit  wahrnehmen.  — Die  reflektorische  Tätigkeit  der  Bauch- 
prcssc  wird  ausgeschaltet;  doch  kann  die  Bauchmuskulatur  willkürlich  in 
Tätigkeit  versetzt  werden.  — Die  Spiualanalgesie  eignet  sich  in  der  Ge- 
burtshülfe für  operative  Eingriffe,  doch  ist  die  Lumbalpunktion  wesentlich 
schwerer  als  bei  nicht  schwangeren  Frauen.  Br.  Wolff. 


Jacoby,  Uebcr  die  künstliche  Unterbrechung  der  Schwangerschaft  durch 
die  Bougiemethode.  Erfahrungen  über  Indikation  und  Methode  aus 
228  Fällen.  Arcli.  f.  Gynäkol.  100t,  Bd.  74,  H.  2. 

J.  bespricht  121  Fälle  künstlicher  Frühgeburt  aus  dem  Wöchnerinnen- 
asyl zu  Mannheim.  Was  die  Erfolge  für  die  Mutter  anbetrifft,  so  schaltet 
Verf.  bei  der  Berechnung  der  Gesammtmorbidität  0 Fälle  aus,  bei  denen 
ein  chronisches  Allgemcinlciden  die  Ursache  der  Temperatursteigeruug 
abgab  und  ferner  einen  Todesfall  bei  engem  Becken,  da  derselbe  an  Ver- 
blutung erfolgte.  Unter  den  übrigbleibenden  118  Fällen  betrug  die  Ge- 
sammtmorbdität  8,48  pCt.  Was  die  Erfolge  der  künstlichen  Frühgeburt 
bei  engem  Becken  für  die  Kinder  anbetrifft,  so  konnten  hier  05  pCt.  der 
Kinder  lebend  entlassen  werden.  — Verf.  tritt  sehr  warm  für  die  Vorzüge 
der  Bougiemethode  zur  Einleitung  der  künstlichen  Frühgeburt  ein. 

Br.  Wolff. 

Riiiatviidiinecii  werden  an  die  Adro.vse  de»  Herrn  <ieh.  Med. -Hat  Prof.  Dr.  M.  Bernhardt  (Berlin  W. 

Kranxötische  fStrasitc  21}  oder  au  die  Vorlagahandiuug  (Berlin  NW.,  Unter  deu  Linden  68)  erbeten 

Verlag  von  AuguMi  llirachwald  in  Berlin.  — l»rurk  von  L.  ftehumacher  in  Berlin  S 84. 


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Ich  emrhtinen 
; im  Schlume 
rgangg  Titel,  Na- 
und  Bach-KoirUter. 


Centralblatt 


Prot*  d*a 

28  Mark : tu  beziehen 
durch  alle  Bucbhand 
luogcn  u.  P»Mausta1t«n. 


für  die 


incdicinisfkn  Wissenschaften. 


Unter  Mitwirkung  von 

Prof.  Dr.  H.  Senator,  Prof.  Dr.  E.  Salkowsk 

redigirt  von 

Prof.  Dr.  M.  Bernha: 

in  Berlin. 

1905.  «•  Mal- 


Inlmlt:  Flkckbkdeu,  lieber  den  menschlichen  Speichel. — Xkuhkro, 
Chemisches  zur  Carcinomfrage.  — Hissen  und  Stadi.ii,  Nachweis  der  Leukn- 
cytose.  — 0 s w als,  lieber  das  Harneiweiss.  — Dkutschländkr,  Zur  Behand- 
lung der  angeborenen  Hüftverrenkung  — I,  amkrib,  Zur  Kenntnis  des  angeborenen 
Schulterhochstandes.  — Kr&uuch,  Die  Radikaloperation  bei  tuberkulösen  lleo- 
eoecaltumoren.  — Amkrrokr,  Zur  Operation  der  Adnexerkrankungeii. 
Follkrton,  Die  Fixation  der  Wanderniere.  — Mocllih,  Behandlung  der 
Thrombose  der  Vena  saphena.  — Iianok,  lieber  das  Wesen  der  progressiven 
Myopie.  — Hrss,  Ueher  den  Bau  der  Linse.  — Mau  kr,  Geschmacksstörungen 
bei  Mittelohrerkrankungen.  — Alkxahhrk,  Behandlung  der  Facialisparaly.se.  — 
Bkrknt,  Bedeutung  des  Rückganges  der  Stiinmbandlähmung.  — Skala,  Primärer 
Luftröhrenabscess,  Luftröhrenschnitt.  — Bruck,  Zur  Theorie  der  Immunität.  — 
Wirois,  Autisep  tische  Wirkung  der  Alkohole.  — Bhunkk,  Wirkung  des  Ader- 
lasses. — Grans,  Ueber  Alboferin.  — Golinkr,  Zur  Eisentherapie.  — Schwarz, 
Myelümie,  Diabetes  mellitus  und  Tuberkulose. — Arnhkim,  Fall  von  angeborener 
Pulinonalstenose.  — Kühl,  Fall  von  Taenia  cucumerina.  — Erstkin,  Exodin, 
ein  neues  Abführmittel.  — Pottbr,  Diarrhöen  und  Marasmus  bei  Kindern.  — 
Xklknski  und  Nitscii,  Aetiologie  der  Cystitis  im  Kindesalter.  — Graul, 
Lävulosurie  und  Diabetes  mellitus.  — FCre,  Zur  Kenutnis  der  Epilepsie.  — 
Stumhk,  Ueber  Bauchmuskeldefekte.  — Aoyama,  Poliomyelitis  anterior.  — 
Schott.  Traumatische  Hämatomyelie.  — Bottstkin,  Pruritus  nach  Tabak- 
genuss.  — Holi.stkin,  Ueber  Hautgangrän.  — Adolpiii,  Abortivbchandlung 
der  Gonorrhoe.  — Schhid,  Geheilte  Pyonephrose,  Nephrotomie,  später  Nephrek- 
tomie. — Ehrlich,  Ueber  das  Bossi’sche  Dilatatorium. 


R.  Fleckseder,  Einige  Beobachtungen  am  „gemischten  Speichel“  von 
Gesunden  und  von  Kranken.  Central!)!,  f.  inn.  Med.  1906,  No.  2. 

F.  giebt  kurz  die  Ergebnisse  umfänglicher  Untersuchungen  über  die 
Beschaffenheit  des  Speichels  unter  verschiedenen  Bedingungen.  — Der 
Speichel  des  Verf.’s  reagirte  stets  deutlich  alkalisch;  starke  Alkalescenz 
fand  er  häufig  bei  Nierenleiden  und  Ulcus  ventriculi.  Mit  Fieber  einber- 
gebende  entzündliche  Erkrankungen  des  Magendarmkanals  gehen  oft  mit 
saurem  Speichel  einher,  ebenso;  schwerer  Diabetes,  Neoplasmen,  besonders 
am  Magen,  schwere  Blnterkrankungen.  — Stets  fand  sich  Ammoniak  ini 
Speichel  (ca.  0,1  pM.)  auch  im  durch  Katheter  getvonneuen  Parotisspeichel. 
Es  scheint  im  einem  gebundenen  Zustande  vorzukommeu.  Erwärmung  ver- 
mindert die  NHj-Reaktion  nicht  deutlich.  Nach  den  Mahlzeiten  nimmt 
XLIII.  Jahrgang.  23 


* 

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354 


Nkl’iikko.  — Hirsch  uud  Staih.kk. 


No.  21. 


seine  Menge  ab.  Bei  einer  Reibe  schwerer  Erkrankungen  ist  seine  Menge 
abnorm  gering.  — Die  nach  Zusatz  von  Jodzinkstärkekleister  auftretende 
Blaufärbung  möchte  Verf.  auf  allmähliche  Uebertragung  des  Luftsauerstoffs 
auf  das  Jodid  beziehen  — Das  Chlor  bleibt  im  Inanitionszustande  im 
Speichel  länger  erhalten  als  das  Harnchlor.  — Die  Rhodanmenge  zeigt 
Schwankungen  mit  der  Tageszeit,  unabhängig  von  der  Nahrungsaufnahme. 
Am  höchsten  ist  sie  nach  dem  Schlafe.  Im  kachektischcn  Zustande  ist 
die  Menge  des  Rhodans  vermindert.  — Nach  dem  Rauchen  sah  F.  Rosa- 
färbung des  Speichels  nach  Kochen  mit  etwas  Salpersäure;  Blutrotfärbung 
bei  einem  Falle  von  Urämie  (Harnstoff  im  Speichel)  gleichfalls  bei  Kochen 
mit  HN03.  — Im  Mittel  fand  sich  0,07 — 0,09  pCt.  Eiweiss;  bei  Nephri- 
tikern  häufig  mehr.  — Die  diastatische  Kraft  zeigte  nie  die  von  Hof- 
U AU  Elt  angegebenen  Tagesschwankungen.  — Harnstoff  fand  F.  nie  im 
Speichel  von  Gesunden  oder  Nierenkranken,  wenn  er  spontan  entleert 
wurde;  nur  im  Pilocarpinspeichel  einer  Urämischen  konnte  er  ihn  nacli- 
weisen.  — Bei  Ikterischen  traten  keine  Gallenbestandteile  auf,  wohl  aber 
Zucker  bei  schweren  Diabetikern.  Auch  Aceton  bei  Inanitionszuständeu, 
jedoch  keine  Acetessigsäure.  — Verminderung  der  Speichelabsonderung 
findet  sich  bei  kachektischen  Zuständen,  wobei  der  Speichel  stark  getrübt 
und  consisteut  ist,  umgekehrt  verhält  er  sich  bei  Ptyalismus.  — Von 
letzterem  beobachtete  Verf.  iutermittirende  und  remittirende  Fälle  reflekto- 
risch durch  Magendehnung  infolge  Pylorusstriktur  bedingt.  A.  Loewy. 


C.  Neuberg,  Chemisches  zur  Carcinomfrage.  II.  Ueber  anormale  fermen- 
tative Vorgänge  beim  Krebs.  Berl.  klin.  Wochenschr.  1905.  No.  6. 

ln  Fortsetzung  seiner  früheren  Versuche  hat  N.  nochmals  festgestellt, 
dass  in  metastatischen  Carcinomen  der  Leber,  die  von  einem  primären 
Magcncarcinotn  aus  entstanden  waren,  bei  der  Autolyse  sich  Pentosen 
bilden.  Demgegenüber  entstanden  sie  aus  dem  primären  Magentnmor  selbst 
nicht.  Auch  bei  der  Autolyse  normaler  Leber  bilden  sich  keine.  — Die 
autolytischen  Fermente  der  Magencarcinomzellen  müssen  also  bei  ihrer 
Wanderung  in  die  Leber  eine  Aenderung  erfahren  haben. 

Unterwirft  man  ein  Gemisch  von  Lebersaft  und  Lunge  der  Autolyse, 
so  üben  die  Fermente  des  Lebersaftes  keine  spaltende  Wirkung  auf  die 
Kiweisskörper  der  Lunge,  aber  die  gebildeten  Albumosen  werden  weitgehend 
verändert.  Liess  N.  jedoch  Lebercarcinomsaft  auf  Lunge  desselben  Indi- 
viduums wirken,  so  fand  er  eine  der  Norm  entgegengesetzte  Wirkung, 
indem  der  Carcinomsaft  das  Lungeneiweiss  spaltete,  aber  die  entstandenen 
Albumosen  nicht  weiter  abbaute.  Also  auch  hier  zeigt  sich  eine  Aenderung 
in  den  fermentativen  Eigenschaften.  A.  Loewy. 


C.  Hirsch  und  F.d.  Stadler,  Ueber  makroskopischen  Nachweis  der  Leuko- 
cytose.  Zeitschr.  f.  physiol.  Cbem.  Bd.  41,  S.  125. 

Joh.  MCller  hat  gezeigt,  dass  man  einen  mit  dem  Auge  kaum  mehr 
wahrnehmbaren  Eitergehalt  des  Harns  durch  die  Gelatinirung  nachweisen 
kann,  die  ein  Zusatz  von  etwas  KOH  durch  Quellung  der  Leukocyten  be- 


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No.  21. 


Oswald.  — Dki.tschi.anukk.  — Lamekiü. 


355 


wirkt.  Durch  die  gleiche  Probe  kann  auch  ein  vermehrter  Leukocyten- 
gehalt  des  Blutes  erkannt  werden,  da  normales  Blut  durch  KOH  mir  in 
sehr  geringem  Grade  visköser  wird.  Neuberg. 

A.  Oswald.  Untersuchungen  über  das  Harneiweiss.  Beitr.  z.  ehern.  Physiol. 
u.  Patbol.  Bd.  5,  S.  234. 

Die  für  die  Kenntnis  der  Nierenkrankheiten  und  der  Albuminurie 
wichtige  Frage  nach  der  Natur  des  iui  Harn  ausgeschiedenen  Eiweisses  hat 
Verf.  an  Material  bearbeitet,  das  in  Fällen  von  „cyklischer“  Albuminurie 
gesammelt  war.  Durch  die  bekannte  Art  der  Fraktionirung  wurde  fest- 
gestellt, dass  der  fragliche  ProteTustolf  vorwiegend  aus  Euglobulin  be- 
steht. Frühere  Angaben,  dass  hier  ein  Nukleoalbumin  vorliege,  fand  Verf. 
nicht  bestätigt;  der  minimale  P-Gehalt  kann  höchstens  auf  spureuweise 
Beimengung  eines  solchen,  vielleicht  auf  einen  geringen  l.ecithingelialt, 
bezogeu  werden.  Neuberg. 


C.  Deutschliinder,  Zur  Beurteilung  der  unblutigen  Reposition  der  ange- 
borenen Hüftverrenkungen.  Zeitschr.  f.  Gbir.  Bd.  73,  H.  1 — 3. 

Nach  D.  erfolgt  nach  der  unblutigen  Reposition  der  angeborenen 
Hüftverrenkung  eine  Heilung  in  anatomischem  Sinne,  bei  der  sich  eine 
reguläre  Pfanne  an  richtiger  Stelle  wieder  bildet,  höchens  etwa  bis 
zu  einem  Drittel  der  Fälle  und  zwar  gilt  dieses  nur  von  einseitigen 
Luxationen.  Bei  doppelseitigen  Luxationen  findet  eine  völlige  Heilung  in 
diesem  Sinne  nur  recht  vereinzelt  statt;  häufiger  ist  hier  nur  eine  partielle 
Heilung  auf  einer  Seite,  die  ungefähr  in  demselben  Verhältnis  wie  bei 
der  einseitigen  Luxation  eintritt.  Etwa  in  einem  Viertel  oder  Fünftel 
sämnitlicher  Luxationen  hat  man  mit  Complikationen  oder  direkten  Miss- 
erfolgen zu  rechnen.  Alle  übrigen  Fälle,  also  etwa  die  Hälfte,  gehören 
in  die  Kategorie  der  Besserungen,  und  von  diesen  stellt  zwar  ein  Teil  be- 
friedigende Resultate  dar,  ein  überwiegend  grösserer  Teil  ist  jedoch  recht 
zweifelhafter  Natur,  da  es  noch  nicht  feststeht,  wie  lange  die  Besserung 
von  Bestand  ist. 

Auf  Grund  persönlicher  äussert  günstiger  Erfahrungen,  die  D.  an  einer 
Serie  von  blu  tigen  Repositionen  in  den  letzten  beiden  Jahren  hat  machen 
können,  glaubt  D.,  dass  eine  erneute  Prüfung  dieser  Operation  wohl  am 
Platze  wäre.  J oachimst)ial. 

II.  4.  Lameris,  Beitrag  zur  Kenntnis  des  angeborenen  Schulterblatthoch- 
standes. Arch.  f.  klin.  Chir.  Bd.  73,  H.  2. 

M.  faud  bei  einem  6jährigen  Mädchen  mit  angeborenem  Hochstand 
des  rechteu  Schulterblattes  am  Schulterblatt  selbst  sowie  am  knöchernen 
Thorax  keine  Abnormitäten.  An  der  medialen  Kante  der  Scapula  fand 
sich  ein  harter  Strang,  welcher  bis  zum  Proc.  spin.  vertebr.  dors.  IV  ver- 
lief. Dieser  Strang  war  nur  als  die  pathologisch  veränderte  untere  Portion 
des  M.  rhomboides  und  zwar  als  eine  Verkürzung  durch  Bindegewebs- 
schrumpfung  aufzufassen.  Bei  der  operativen  Freilegung  stellte  sich  heraus, 
dass  der  untere  Teil  des  Muskels  in  einen  weissen,  gläuzenden  Biude- 
gewebsstrang  umgewandelt  war,  welcher  etwa  bleistiftdick,  ungefähr  7 mm 

28* 


i1 

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35b  Kiiriiii.icn  Amhkkokr.  No.  21. 

breit  war.  Die  höher  gelegene  Portion  des  Muskels  schien  normale  Struktur 
zu  besitzen.  Die  Insertion  am  Rande  der  Scapula  wurde  durchtrcnnt  und 
darauf  durch  einen  zweiten,  soweit  als  möglich  medianwärts  geführten 
Schnitt  der  unter  dem  Messer  knirschende  Strang  exstirpirt.  Die  Nach- 
behandlung nach  der  Operation  war  eine  zweifache.  Erstens  wurde  auf 
die  rechte  Schulter  ein  Tragband  gelegt,  das  mit  2 kg  belastet  wurde,  um 
die  Scapula  nach  abwärts  zu  ziehen.  Zweitens  sollte  durch  passive  und 
aktive  gymnastische  Uebungen  die  Funktion  des  M.  serratus  ant.  tnaj.  ver- 
bessert werden.  Schon  15  Tage  nach  Beginn  der  Nachbehandlung  konnte 
festgestellt  werden,  dass  die  Difformität  geringer  geworden  war  (die  Höhen- 
differenz der  Schulter  war  geringer  geworden),  und  dass  die  Elevation 
des  Armes  viel  leichter  stattfand. 

Die  Untersuchung  des  exstirpirten  Muskels  ergab  einen  abgeschlossenen 
pathologischen  Process,  den  man  als  Myositis  fibrosa  deuten  musste. 

Joachimsthal. 

Fröhlich,  Die  Radikaloperation  bei  tuberkulösen  lleocoecaltnmoren.  Wiener 
kltn.  Wochenschr.  1904,  No.  50. 

Drei  Fälle  von  tuberkulösen  Ileocoecaltumoren,  davon  ein  Fall,  bei 
dem  primäre  Darmtuberkulose  wahrscheinlich  ist;  in  den  beiden  anderen 
Fällen  bestanden  tuberkulöse  Processe  auch  anderer  Organe.  — Die  Be- 
handlung kann  nur  eine  chirurgische  sein.  Bei  schlechtem  Allgemein- 
zustand des  Kranken  infolge  anderweitiger  tuberkulöser  Processe  muss  die 
Enterostomie  oder  die  Ausschaltung  durch  Enteroanastomo.se  erfolgen,  um 
durch  Schonung  der  erkrankten  Darmpartie  vor  stetiger  mechanischer 
Reizung  allmählich  Ausheilung  herbeizuführen.  Bei  gutem  Kräftezustand 
ist  nach  Möglichkeit  die  Resektion  des  ganzen  Tumors  angezeigt,  da,  selbst 
bei  Tuberkulose  anderer  Organe,  eine  stete  Infektionsquelle  dadurch  be- 
seitigt und  bei  dem  nicht  seltenen  Vorkommnis  der  Ausheilung  der  Lungen- 
tuberkulose die  Bedingung  zur  vollen  Gesundung  gegeben  ist.  — In  dia- 
gnostischer Beziehung  ist  das  Alter,  das  Bestehen  anderweitiger  Tuberkulose 
sowie  das  von  König  beschriebene  Darmstenosengeräusch  (Entleerung  einer 
Spritze),  ferner  der  Nachweis  von  Tuberkelbacillen  im  Stuhlgang  und 
positive  Diazoprobe  von  Bedeutung.  Peltesohn. 


Amberger,  Zur  Operation  eiteriger  Adnexerkrankungen  durch  ventrale 
Laparotomie.  Arch.  f.  klin.  Cbir.  Bd.  75,  S.  69. 

A.  weist  an  der  Hand  von  85  von  RKHN-Frankfurt  a.  M.  operirten 
eitrigen  Adnexerkrankungen  nach,  dass  die  Vorteile  der  abdominellen 
Operation  die  jeder  Laparotomie  als  solcher  anhaftenden  Nachteile  bei 
weitem  übertreffen.  Die  Vorzüge  der  veutraleu  Laparotomie  vor  der  vagi- 
nalen bestehen  in  der  besseren  Uebersicht,  der  Möglichkeit  exakter  Blut- 
stillung und  besserer  Asepsis;  ihre  eventuellen  Gefahren,  wie  Shok  durch 
Manipuliren  an  den  Därmen  und  Austritt  von  Eiter  in  die  Bauchhöhle, 
lassen  sich  leicht  vermeiden.  Uebrigens  wurde  von  A.  niemals  nach  Aus- 
tritt von  Eiter  aus  einer  Pyosalpinx  allgemeine  Peritonitis  beobachtet, 
was  u.  a.  auf  die  sofortige  Ausspülung  mit  steriler  Kochsalzlösung  zurück- 


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No.  21.  Follüiuon.  — IIoulmn.  — Lanok.  357 

geführt  wird.  l)cr  Nachteil  der  vaginalen  Operation  beruht  auf  der  Un- 
übersichtlichkeit der  örtlichen  Verhältnisse,  sodass  man  sich  meist  mit  der 
Jncision  der  Pyosalpinx  begnügen  muss;  eine  radikale  Heilung  derselben 
ist  indessen  nur  durch  Exstirpation  der  durch  die  Erkrankung  funktions- 
unfähigen Tube  möglich;  in  diesem  Fall  führt  Laparotomie  schneller  zur 
definitiven  Heilung  und  ist  daher  aus  socialen  Gründen  angezeigt.  Weitere 
Complikationen,  wie  Appendixerkrankungen,  Darmläsionen  werden  bei 
vagiualem  Operiren  nicht  erkannt.  — Von  85  Patientinnen  wurden  70  ge- 
heilt; 9 starben,  wovon  0 mit  allgemeiner  Peritonitis  zur  Aufnahme  kamen. 
— Ventralhernien  lassen  sich  durch  exakte  Bauchdeckennaht  vermeiden. 

Pel  tesoh  n. 

A.  FuUertou,  An  Operation  for  fixing  movalde  kidney.  Brit.  med.  journ. 
1904,  24.  Dec. 

Verf.  benutzte  zur  Fixation  der  Wanderniere  deu  verdickten  oberen 
Rand  der  Fase,  lumbodorsal.,  das  Lig.  lumbocostale.  Es  wird  von  der 
Hinterwand  der  Niere  ein  hufeisenförmiger  Lappen  der  Kapsel  losgelöst 
und  dieser  durch  einen  Schlitz  des  Lig.  lumbocost.  gezogen  und  vernäht. 
Verf.  hat  bisher  3 Fälle  mit  Erfolg  nach  seiner  Methode  behandelt. 

Philipsthal. 

Moullin,  A note  on  the  treatment  of  thrombosis  of  the  superficial  veins 
of  the  lower  extremities.  Brit.  med.  journ.  1904,  24.  Dec. 

M.  zieht  bei  der  Behandlung  der  Thrombose  der  Ven.  saphena  die 
operative  Methode  der  conservativen  vor.  Er  spaltet  die  Vene,  entfernt 
den  Thrombus,  unterbindet  und  excidirt  den  Rest  der  Vene. 

Philipsthal. 


0.  Lauge,  Zur  Frage  nach  dem  Wesen  der  progressiven  Myopie,  v.  Graefe’s 
Arcb.  f.  Ophthalm.  LX.,  S.  118. 

Von  der  Ansicht  ausgebend,  dass  die  elastischen  Fasern  einen  grossen 
Einfluss  auf  die  Elasticität  der  Sklera  ausüben  und  für  die  Entwickelung 
der  Myopie  und  deren  Fortschreiten  von  grosser  Bedeutung  sind,  hat  L. 
4 stark  myopische  Augäpfel  anatomisch  untersucht.  Er  fand  in  allen 
4 Fällen  die  Sklera  ganz  auffallend  arm  an  elastischen  Fasern.  Mit  Aus- 
nahme der  den  N.  opticus  unmittelbar  begrenzenden  Teile,  der  Duralscheide, 
der  Pialscheide  und  des  lockeren  episkleralen  Gewebes  konnten  in  der 
Sklera  selbst  uur  Spuren  derselben  nachgewiesen  werden,  in  den  meisten 
Schnitten  fehlte  sie  hier  fast  vollständig.  Demgegenüber  zeigte  die  Sklera 
von  5 emmetropiseben  Augen  in  allen  Schnitten  ungemein  zahlreiche,  viel- 
fach sehr  dicke,  auf  grosse  Strecken  zu  verfolgende,  zum  Teil  leicht  ge- 
wellte. meist  aber  geradlinig  gestreckt  verlaufende  elastische  Fasern.  Nach 
L.  ist  die  mangelhafte  Entwickelung  elastischer  Fasern  in  der  Sklera  als 
das  Wesen  der  progressiven  Myopie  auzuseben.  dieselbe  ist  angeboren 

Horst  mann. 


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358 


Hess.  — Maosr.  — Alexander.  — Bkrrst. 


No.  21. 


C.  Hess,  Ueber  Linsenbildchen,  die  durch  Spiegelung  am  Kern  der  nor- 
malen Linse  entstehen.  Arch.  f.  Augenheilk.  Bd.  LI,  H.  4,  S.  355. 

H.  fand,  dass  normale  menschliche  Augen  jenseits  der  Mitte  der 
zwanziger  Jahre  nicht  2,  sondern  4 Linsenbilder  zeigen,  indem  bei  ge- 
eigneter Untersuchung  mit  scharf  begrenzter  Lichtquelle  nicht  nur  an 
vorderer  und  hinterer  Linsenfläche,  sondern  auch  an  der  vorderen  und 
hinteren  Kernoberfläche  der  Linse  Bildchen  durch  Spiegelung  zu  stände 
kommen.  Der  Uebergang  vom  Brechungsindex  der  Rinde  zu  dem  des 
Kernes  nimmt  demnach  nicht  so  allmählich  zu,  wie  bisher  angenommen 
wurde,  sondern  muss  der  Erzeugung  der  Bilder  gemäss  mehr  sprungweise 
erfolgen.  Der  Strahlengang  am  Auge  übertrifft  die  bisherigen  Annahmen 
noch  an  Complicirtheit;  es  kommen  nicht  3,  sondern  5 gesonderte  Flächen 
in  Betracht.  G.  Abelsdorff. 

E.  Mager,  Ueber  Geschmacksstörungen  bei  Mittelohrerkrankungen.  Zeit- 
schrift f.  Ohrenheilk.  48.  Bd  , S.  178. 

Nicht  nur  bei  chronischen,  sondern  auch  bei  akuten  Mittelohrentzün 
düngen  und  wohl  auch  bei  Sklerosen  treten,  nach  Verf.,  Geschmacks- 
lähmungen auf  der  betreffenden  Zungenseite  auf  durch  Mitbeteiligung  der 
Chorda  und  des  Plexus  tympanicus.  Die  meist  zuerst  ausfallenden  Ge- 
schmacksempfindungen sind  sauer  und  salzig.  Am  längsten  empfunden 
wird  süss.  Bei  akuten  Otitiden  treten  als  charakteristisch  zu  bezeichnende 
Perversionen  für  salzig  und  sauer  auf.  Die  Versorgung  der  Zunge  unter- 
liegt individuell  grossen  Schwankungen  von  einseitiger  Versorgung  durch 
die  Chorda  bis  zur  einseitigen  Versorgung  durch  den  Glossopharyngeus. 
Anastnmosen  zwischen  beiden  Zungenhälften  scheinen  nicht  zu  bestehen. 
Nicht  alle  Geschmacksfasern  führen  in  jedem  Falle  durch  die  Paukenhöhle. 

Schwabach. 

(i.  Alexander,  Zur  chirurgischen  Behandlung  der  peripheren  Facialis- 
lähmung:  Pfropfung  des  Facialisstammes  an  den  Nervus  hypoglossns. 
Arch.  f.  Ohrenheilk.  02.  Bd.,  S.  1. 

In  Anschluss  an  die  Mitteilung  eines  von  ihm  operirten  Falles  und 
unter  Berücksichtigung  der  einschlägigen  Litteratnr  spricht  sich  Verf.  dahin 
aus,  dass  vor  Ausführung  der  Operation  mindestens  6 Monate  lang  der 
Versuch  gemacht  werden  sollte,  durch  Massage  oder  elektrische  Behänd 
lung  die  Wiederherstellung  der  Funktion  zu  erwirken.  Nach  Ablauf  dieser 
Zeit  seien  alle  Fälle  zu  operiren,  in  welchen  noch  keine  willkürliche  Gon- 
traktion möglich  geworden  ist,  keine  faradische  Erregbarkeit  zu  con- 
statiren  ist.  die  direkte  galvanische  Erregbarkeit  trotz  der  Behandlung 
quantitativ  abnimmt.  Besteht  die  Lähmung  länger  als  0 Monate,  eventuell 
schon  Jahre  lang,  dann  ist  ein  Resultat  nur  dann  zu  erwarten,  wenn  noch 
ein  Rest  direkter  galvanischer  Erregbarkeit  vorhanden  ist. 

Schwabach. 

Berenf,  Zur  differeutiMI-diagnostischen  Bedeutung  der  zurückgehenden 
Stimmbandlähmung.  Berl.  klin.  Wochenschr.  1904,  No.  48. 

Dass  durch  intrathoracische  Aneurysmen  bedingte  Stirnmbandstörungen 


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No.  21. 


Sk  al*.  — Brock. 


359 


zarückgehen  können,  ist  schon  mehrfach  beschrieben  worden.  Deshalb  ist 
dieses  Symptom  von  Gkossmaxn  auch  diagnostisch  hervorgehoben  worden, 
um  die  Differentialdiagnose  zwischen  Mcdiastiualgeschwülsten  und  Aneu- 
rysmen besser  stellen  zu  können.  Von  klinischer  Seite  ist  aber  bisher 
dieses  Zeichens  keine  Erwähnung  getan  worden.  Deshalb  ist  die  Mitteilung 
des  vom  Verf.  beschriebenen  Falles  beachtenswert,  weil  im  wesentlichen 
auf  dieses  Symptom  gestützt  — Rückbildung  einer  Recurrenslähmung  in 
eine  Posticuslähmung  — die  Diagnose  eines  Aneurysmas  beibehalten  wurde, 
obwohl  manches  für  einen  Mediastinaltumor  sprach.  Die  Sektion  bestätigte 
die  Diagnose.  W.  Lublinski. 

Skala,  Primärer  Luftröhrenabscess.  Luftröhrenschnitt.  Heilung.  Wiener 
klin.  Rundschau  1904,  No.  41  u.  42. 

Bei  einem  14jährigen  Mädchen  stellten  sich  8 Tage  vor  der  Aufnahme 
ins  Spital  ohne  Grund  Atembeschwerden  ein  und  zwar  in  Form  eines 
Stridors.  Die  Stimme  war  rein,  der  laryngoskopische  Befund  negativ.  Der 
Kehlkopf  rückte  bei  der  Inspiration  nicht  herab.  In  der  ersten  Zeit 
schwankte  die  Diagnose  zwischen  Stenose  durch  die  vorhandene  Struma 
oder  Erkrankung  der  retrobronchialen  Drüsen.  Als  aber  mit  Frösteln, 
hohem  Fieber  und  rapider  Steigerung  der  Stenosensymptome  sich  das 
Krankheitsbild  verschlimmerte,  trat  die  Annahme  eines  Luftröhrenabscesses 
in  den  Vordergrund.  Nach  Eröffnung  der  Luftröhre  fand  man  dieselbe 
ausgefüllt  von  einer  länglichen,  der  hinteren  Wand  aufsitzenden,  weichen 
Geschwulst,  welcher  eine  schmutzig-gelbe  Membran  auflag.  Die  Geschwulst 
wurde  eröffnet,  wobei  sich  ein  halber  Esslöffel  dicken,  gelben,  blutigen 
Eiters  entleert.  In  dem  Eiter  fanden  sich  Streptokokken.  Nach  der 
Operation  ruhiges  Atmen.  Heilung.  W.  Lublinski. 


C.  Bruck,  Experimentelle  Beiträge  zur  Theorie  der  Immunität.  Zeitschr. 
f.  Hyg.  1904,  Bd.  46,  S.  176. 

Nach  der  Ehrlichkeiten  Seitenkettentheorie  kommt  beim  Process  der 
Antikörperbildung  die  Bindungsfähigkeit  der  haptophoren  Gruppe  des 
Toxinmoleküls  an  die  Receptorcn  des  Antikörper  spendenden  Organismus 
hauptsächlich  in  Frage,  während  der  toxophoreu  Gruppe  eine  nebensäch- 
liche Bedeutung  zukommt.  Allein  gewisse  Beobachtungen,  z.  B.  bei  der 
Bildung  der  Isohämolysine,  weisen  darauf  hin,  dass  für  die  Neubildung 
der  von  der  haptophoren  Gruppe  besetzten  Receptoren,  d.  h.  für  die  Anti- 
toxinbildung, noch  ein  gewisser  Reiz  bestehen  muss.  Um  die  Bedeutung 
der  toxophoren  Gruppe  für  den  Immunisirungsprocess  zu  studiren,  hat  B. 
mit  zwei  mehrere  Jahre  alten  Tetanusgiften,  von  denen  das  eine  völlig 
ungiftig,  das  andere  nur  schwach  giftig  war,  bei  denen  beiden  aber  wie 
das  Bindungsvermügen  für  Antitoxin  zeigte,  die  haptophoren  Gruppen  in- 
takt waren.  Kaninchen  immunisirt.  Nur  das  Serum  des  mit  dem  schwach 
giftigen  Toxin  immunisirten  Kaninchens  enthielt  deutlich  Antitoxin,  was 
beweist,  dass  für  die  Antitoxinbildung  nicht  allein  die  Wirkung  der  hapto- 
phoren Gruppe  des  Toxinmoleküls,  sondern  auch  der  Reiz,  der  durch  die 
toxophore  Gruppe  ausgelöst  wird,  in  Betracht  kommt.  Da  es  aber  mög- 


y 

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360 


Wirgix.  — Broker. 


No.  21. 


lieh  ist,  dass  die  Wirkung  der  toxophoren  Gruppe  nur  darin  besteht,  dass 
die  infolge  Bindung  durch  die  haptophore  Gruppe  neugebildeten  Recep- 
toren  ins  Blut  abgestossen  werden,  so  muss  noch  festgestellt  werden,  für 
welche  Phase  der  Antitoxinbildung  der  Reiz  der  toxopboren  Gruppe  er- 
forderlich ist.  H.  Bischoff. 


G.  Wirgin,  Vergleichende  Untersuchung  über  die  keimtötenden  und  eut- 
wickelungxhemmenden  Wirkungen  von  Alkoholen  der  Methyl-,  Aethyl-, 
Propyl-,  Butyl-  und  Amvlreihen.  Zeitschr.  f.  Hyg.  l‘J()4.  Bd.  46,  S.  149. 

W.  hat  die  entwickelungsbemmende  Wirkung  verschiedener  Alkohole 
gegenüber  mit  1 Tropfen  24— 48stündiger  Bouilloncultur  geimpfter  Agar- 
culturen.  welche  bei  37  °C.  unter  Vermeidung  von  Verdunstung  aufbewahrt 
wurden,  und  die  bakterientötende  Kraft  gegen  feuchte  und  trockne  Keime 
untersucht.  Kr  fand,  dass  sich  die  Alkohole  betreffs  ihrer  Desinfektions- 
leistungen nach  den  Molekulargewichten  ordnen;  der  Methylalkohol  ist  der 
schwächste,  der  Amylalkohol  der  stärkste.  Ausnahmen  von  der  Regel 
machen  die  tertiären  Alkohole;  der  Tertiärhutylalkohol  wirkt  nämlich 
schwächer  als  die  Propylalkohole,  der  tertiäre  Amylalkohol  schwächer  als 
die  Butylalkohole.  Die  isomeren  Normal-  und  Isoalkohole  der  Propyl- 
und  Bntylreibe  sind  einander  an  Desinfektionswirkung  annähernd  gleich. 
Das  Vermögen  der  Alkohole,  die  roten  Blutkörperchen  von  Kaninchen  zu 
lösen,  steigt  ebenfalls  mit  dem  Molekulargewicht  und  wie  bei  der  Eut- 
wickclungshemraung  stärker  als  dieses.  In  der  Methylreihe  wirkt  trocknen 
Keimen  gegenüber  die  60 — TOproc.  Alkoholwassermischung  am  kräftigsten, 
in  der  Aethylreihe  die  60  procentige,  in  der  Propylreihe  die  30proceutige. 
In  den  höheren  Reihen,  wo  die  Wasserlöslichkeit  beschränkt  ist,  sind  die 
gesättigten  Wasserlösungen  der  Alkohole  die  kräftigsten.  Nach  ihrem 
baktericiden  Vermögen  reihen  sich  die  Alkohole  folgendermaassen:  SOproc. 
Propyl-,  60proc.  Aethyl-,  60proc.  Methylalkohol,  gesättigte  wässerige 
Lösungen  des  Isobutyl-,  des  Tertiäramyl-  und  des  Amylalkohols.  Alle 
diese  Alkoholmischnngen  sind  I proc.  Oarbolwasser  überlegen  und  nähern 
sich  in  ihrer  Desinfektionskraft  3 proc.  Oarbolsäure.  Keiner  der  Alkohole 
tötet  bei  Zimmertemperatur  Sporen.  Gegen  tiockne  Keime  sind  die  ab- 
soluten Alkohole  beinahe  wirkungslos,  das  gleiche  gilt  von  den  höchsten 
Coocentrationen  der  wasserlösliche  Alkohole.  Gegen  feuchte  Keime  scheinen 
die  höchsten  Coucentrationen  der  wasserlöslichen  Alkohole  ebenso  kräftig 
wie  die  mittleren  zu  wirken.  Die  kräftigst  wirkenden  Alkobolmischungen 
fibertreffen  bedeutend  einige  schwächere  Antiseptica  wie  4proc.  Borsäure, 
Borax-  und  Kaliumrhloratlösung  oder  2 proc.  Bleiacetat-,  Zinksulfat  und 
Kupfersulfatlösungen.  Gegen  in  Serum  eingetrocknete  Staphylokokken- 
keime erwiesen  sich  die  Alkohole  wirksamer  als  2prom.  Sublimat-  oder 
5 proc.  Formalinlösung.  H.  Bischoff. 


W.  Bruner,  Ueber  die  therapeutische  Anwendung  des  Aderlasses.  Zeit- 
schrift f.  klin.  Med.  53.  Bd.,  S.  326. 

B.  sieht  die  Hauptwirkung  des  Aderlasses  in  einer  mechanischen  Ent- 
lastung und  hält  ili'n  daher  dann  für  indicirt,  wenn  der  Widerstand  im 


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No.  21. 


ItHASN.  UtM.lSKIt.  — ScilWABÄ. 


361 


Cirkulatioussystcm  vermindert,  die  Forderungen  an  die  Herzarbeit  herab- 
gesetzt werden  sollen.  So  wandte  er  den  Aderlass  mit  gutem  Erfolge  bei 
der  croupösen  Pneumonie  an,  ferner  bei  Lungenemphysem  und  bei  Herz- 
fehlern mit  Compensationsstörungen.  Ist  die  Degeneration  des  Herzmuskels 
schon  weit  fortgeschritten,  was  allerdings  wohl  nur  selten  festgestellt 
werden  kann,  so  ist  die  Wirkung  des  Aderlasses  eine  nur  sehr  geringe. 
Sonst  aber  kann  man  bei  Herzfehlern  sogar  wiederholt  zur  Ader  lassen. 
Bei  Apoplexien  scheinen  ja  die  Indikationen  des  Aderlasses  gegeben;  doch 
sah  Verf.  ebensowenig,  wie  andere  Autoren,  einen  Erfolg.  Eine  Erkrankung, 
bei  der  wohl  die  Ausführung  des  Aderlasses  allgemein  ist,  ist  die  Urämie; 
auch  hier  sieht  B.  die  Wirkung  nur  als  eine  rein  mechanische  an.  Die 
in  neuerer  Zeit  wieder  warm  empfohlene  Ausführung  des  Aderlasses  bei 
der  Bleichsucht  hält  Verf.  für  ganz  zwecklos.  K.  Kronthal. 


1)  E.  Granit,  Ueber  Alboferin.  Prager  med.  Wochenschr.  1904,  No.  26. 

2)  Goliner,  Beitrag  zur  Eisentherapie.  Tberap.  Monatsh.  1904,  Juli. 

1)  Alboferin,  eine  Verbindung  von  Eiweiss  (90  pCt.),  Eisen  (0,7  pCt.) 
und  Phosphor  (0,3  pCt.),  ist  ein  hellbraunes,  geruch-  und  geschmackloses, 
in  kaltem  Wasser  leicht  nnd  vollkommen  lösliches  Pulver.  Das  Mittel 
wird  vom  Verdauungskaual  gut  vertragen,  greift  die  Zähne  nicht  an  und 
ruft  weder  Durchfall,  noch  Obstipation  hervor.  Die  beste  Darreichungs- 
form sind  die  im  Handel  vorkommendeu  Tabletten,  wovon  man  dreimal 
täglich  drei  Stück  giebt  (Angabe  über  die  in  den  Tabletten  enthaltene 
Menge  fehlt.  Ref.).  Krankengeschichten  illustriren  die  Wirksamkeit  des 
Mittels  auch  in  Fällen,  wo  andere  Eisenpräparate  versagten.  Der  Preis 
des  Alboferins  ist  ein  niedriger. 

2)  Unter  dem  Namen  „Guderin“  bringt  die  Firma  Gude  & Co.  ein 

neurales  Eisen  Mangan- Pepton  in  den  Handel,  das  aus  0,4  pCt.  Eisen, 
0,1  pCt.  Mangan,  Eiweissstoffen,  Zucker,  Wein,  Wasser,  Weingeist,  Glycerin 
und  aromatischen  Substanzen  zusammengesetzt  ist.  Das  Mittel  ist  von 
gutem  Geschmack  und  hat  keine  unangenehmen  Nebenwirkungen  auf  die 
Verdauungsorgane.  Die  Dosis  ist  für  Erwachsene  4 — 5 mal  täglich  bei  den 
Mahlzeiten  ein  Esslöffel,  mit  Milch  verdünnt,  für  Kinder  2mal  täglich  ein 
Kinderlöffel  voll  in  Milch.  Die  von  G.  mit  dem  Guderin  erzielten  Re- 
sultate waren  derartig  günstige,  dass  er  den  Gebrauch  des  Mittels  ange- 
legentlich empfiehlt.  K.  Kronthal. 

E.  Schwarz,  Ein  Fall  von  Myelämie  mit  Diabetes  mellitus  und  Miliar- 
tuberkulose. Wiener  med.  Wochenschr.  1905,  No.  9. 

Der  vom  Verf.  beobachtete  Fall  ist  (abgesehen  von  einem  von  Re- 
BITZER  publicirteu)  der  einzige  in  der  Litteratur  vorliegende.  Verf.  glaubt, 
dass  die  Leukämie  die  ältere  Erkrankung  bei  dem  13jährigen  Kuaben  ge- 
wesen ist  (vermehrte  Leukocyten,  zahlreiche  neutrophile  und  eosinophile 
Myelocyten,  reichliche  Mastzellen,  Abnahme  der  Erythrocyten  neben  dem 
Auftreten  von  kernhaltigen  roten  Blutkörperchen,  Hyperplasie  der  Milz 
und  der  Lymphdrüsen).  Der  Diabetes  war  ein  schwerer.  Ueber  die  Frage 
nach  dem  Zusammenhang  der  Leukämie  mit  dem  Diabetes  äussert  sich 


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362  Arnhkiu.  — Kern..  No.  21. 

der  Verf.  sehr  vorsichtig.  — Häufiger  ist  die  Uombination  zwischen  Leu- 
kämie und  Miliartuberkulose;  es  scheint,  dass  die  hyperplastischen  Drüsen 
leicht  von  Tuberkelbacillen  inficiit  werden,  und  dass  mit  der  starken  Aus- 
schwemmung von  neugebildeten  Zellen  auch  leicht  eine  General isation  der 
Bacillen  ermöglicht  wird.  L.  Perl. 


ti.  Arnheim,  Ein  Fall  von  angeborener  Pulmonalstenose  sowie  Bemerkungen 
über  die  Diagnose  des  offenen  Ductus  Botalli.  Berl.  k I in.  Wochenschr. 
1905,  Nu.  8. 

In  diesem,  einen  5jährigen  Knaben  betreffenden  Falle  wurde  intra 
vitam  die  Diagnose  auf  einen  offenen  Ductus  Botalli  nebst  einer  erweiterten 
Pulmonalarterie  gestellt  (enorm  verbreiterte  Herzdämpfung,  besonders  nach 
rechts;  eine  der  Herzdämpfung  kappenförmig  aufgesetzte  Dämpfung  am 
linken  Sternalrand;  systolisches,  oft  in  die  Diastole  sich  fortsetzendes, 
stark  brausendes  Geräusch  mit  grösster  Intensität  im  zweiten  und  dritten 
linken  Intercostalraum;  Herztöne  an  der  Spitze  sehr  leise,  ein  zweiter 
Pulmonalton  überhaupt  nicht  zu  hören).  Bei  der  Autopsie  fand  sich  der 
Anfangsteil  der  Pulmonalarterie  durch  Verwachsung  der  Pultnonalklappen 
enorm  verengt,  alle  fötalen  Wege  (Septum,  Foramen  ovale)  geschlossen, 
spcciell  der  Ductus  Botalli  obliterirt,  daneben  Tuberkulose  der  Lungen 
sowie  verschiedener  Unterleibsorgane.  — Dieses  Verhalten  der  fötalen  Wege 
bei  angeborener  Pulmonalsteno.se  ist  äusserst  selten:  unter  40  in  der  neueren 
Litteratur  vorliegenden  Fällen  wnrde  es  nur  zweimal  constatirt.  — Uebrigeus 
geht  aus  diesem  Falle  hervor,  dass  die  Diagnose  des  offenen  Ductus  Botalli 
auch  jetzt  noch  recht  unsicher  ist.  L.  Perl. 


0.  Köhl,  Taenia  cncumerina  bei  einem  (5  Wochen  alten  Kinde.  Münch, 
med.  Wochenschr.  1904,  No.  4. 

Da  die  Zahl  der  bisher  beobachteten  Fälle  von  Taenia  cucumerina 
beim  Menschen  noch  sehr  gering  ist,  so  muss  jeder  neue  mit  Interesse 
aufgenommen  werden.  K.  sah  einen  solchen  bei  einem  6 Wochen  alten 
Kinde.  Bei  diesem  wurden  die  ersten  Abgänge  von  Gliedern  am  40.  Lebens- 
tage und  dann  weiterhin  jeden  i. — 3.  Tag  beobachtet.  Die  Infektion  schien 
in  diesem  Falle,  da  ein  Hund  nicht  im  Hause  gehalten  wurde,  von  der 
Hauskatze  ausgegangen  zu  sein,  von  der  vermutlich  beim  Naschen  aus  dem 
Milchtopfe  ein  Parasit  (Trichodectes  oder  Pulex)  in  die  für  das  Kind  be- 
stimmte Nahrung  hineingeraten  war.  Die  vorliegende  Beobachtung  lässt 
aber  auch  einen  gewissen  Schluss  auf  die  Dauer  der  Entwickelung  zu. 
welche  die  Taenia  von  der  Aufnahme  des  Cysticercoids  in  den  Verdauungs- 
kanal des  Kindes  bis  zum  erstmaligen  Abgänge  von  geschlechtsreifen 
Gliedern  brauchte.  Da  nämlich  die  Mutter  das  Kind  selbst  17  Tage  lang 
gestillt  hatte  und  der  Abgang  der  Glieder  vom  40.  Tage  an  beobachtet 
wurde,  so  kann  diese  Dauer  auf  höchstens  3 Wochen  bestimmt  werden.  — 
Was  die  Behandlung  anlangt,  so  wurden  im  vorliegenden  Falle  zunächst 
zweimal  je  5 Pulver  ä 1 g t'amala  im  Laufe  je  eiues  Tages,  jedoch  ohne 
Erfolg,  verabreicht.  Erst  als  man  dem  genannten  Medikamente  0,015  ()a- 


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So.  *2  J . 


EbsTKIN.  — f'oTTKK 


363 


lomel  zugesetzt  hatte,  wurde  der  Darmsch inarotzer  entleert  und  zwar  in 
einem  sehr  geschädigten  und  veränderten  Zustande,  was  vermutlich  darauf 
zurückzuführen  war,  dass  die  Taenia  zwar  schon  durch  die  ersten  Camala- 
dosen  abgetötet,  aber  nicht  aus  dem  Darm  ausgestossen  worden  war,  was 
dann  erst  durch  die  abführende  Wirkung  des  Calomel  geschah. 

Carl  Rosenthal. 


W.  Ebstein,  Exodin,  ein  neues  Abführmittel.  Deutsche  tued.  Wochenschr. 

1904,  No.  1. 

Das  unter  dem  Namen  Exodin  eingeführte  Abführmittel  ist  ein  Oxy- 
anthrachinonderivat  und  steht  als  solches  dem  bekannten  Purgatin  und 
Emodin  nahe.  Es  stellt  ein  gelbes  Pulver  dar,  welches  bei  180 — 190° 
schmilzt,  unlöslich  in  Wasser,  schwer  löslich  in  Alkohol  ist  und  endlich 
weder  Geruch  noch  Geschmack  besitzt.  Die  Versuche,  welche  Verf.  mit 
dem  genannten  Mittel  anstellte,  haben  in  vollem  Maasse  befriedigt.  In 
Gaben  von  ‘/z  K hei  Kindern  und  1 g bei  Erwachsenen  bewirkt  es  fast 
stets  ohne  jede  Nebenerscheinung  nach  8 — 12  Stunden  eine  völlig  schmerz- 
und  beschwerdelose  Entleerung.  Insbesondere  fehlt  auch  jenes  unange- 
nehme Diarrhoegefühl,  welches  sich  so  oft  bei  sonst  sehr  guten  Abführ- 
mitteln einstellt.  Nachdem  die  erste  Entleerung  in  breiiger  oder  gebundener 
Form  erfolgt  ist,  folgen  einige  Stunden  später  meist  1 — 3,  zuletzt  nicht 
selten  dünne  Ausleerungen,  während  wässerige  garnicht  beobachtet  wurden. 
Die  Fäces  behalten  ihre  natürliche  Färbung  — Nur  bei  Kranken  mit 
hartnäckiger  Koprostase  und  druckempfindlichem  Abdomen,  bei  denen  eine 
sogenannte  spastische  Stuhlverstopfung  besteht,  ist  das  Exodin  nicht  an- 
wendbar. Einen  besonderen  Vorzug  besitzt  das  Exodin  vor  dem  sonst  auch 
sehr  brauchbaren  Purgatin,  dass  es  nicht,  wie  letzteres  dem  Harn  eine 
färbende  Kraft  verleiht,  wodurch  es  zu  unangenehmen,  bräunlich  gelben 
Flecken  in  der  Wäsche  kommt.  Was  endlich  die  Anwendungsweise  des 
Exodins  anlangt,  so  wird  es  zweckmässig  in  Form  von  Tabletten  a 0,5  g 
gegeben  und  zwar  genügt  eine,  wie  gesagt,  für  Kinder,  zwei  durchschnitt- 
lich für  Erwachsene.  Um  es  in  möglichst  fein  verteiltem  Zustand  in  den 
Magen  gelangen  zu  lassen,  lässt  E die  Tabletten  in  einer  entsprechenden 
Menge  Wasser  zergehen  und  letzteres  unter  stetem  Dmrührem  mit  einem 
Löffel  austrinken.  Carl  Rosenthal. 


P.  A.  Potter,  The  relation  of  proteids  to  edema  in  marantic  children; 
with  urinanalyses  in  infantile  diarrhea.  Med.  News  1904,  S.  66. 

Akute  Diarrhöen  der  Kinder  sind  nicht  begleitet  von  anatomischen 
Veränderungen  der  Nieren.  Es  besteht  daher  kein  Bedenken,  Alkohol, 
falls  erforderlich,  als  Stimulans  zu  reichen.  Oedeme,  während  der  Diarrhoe 
bei  marantischen  Kindern  auftretend,  sind  von  schlechter,  aber  nicht  letaler 
Vorbedeutung;  sie  sind  nicht  auf  Erkrankung  des  Herzens  oder  der  Nieren 
zu  beziehen.  Der  schlechte  Allgemeinzustand  dieser  Kinder  wird  am  besten 
behandelt  durch  Erhöhung  des  Eiweisses  in  der  Nahrung. 

Stadthagen. 


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364  Zei.knski  um]  Kitsch.  — üuiil.  — Feke.  No.  21. 

T.  Zelcnski  und  ß.  Nitseli,  Zur  Aetiologic  der  Cystitis  im  Kiudesalter. 

Wiener  k 1 in.  Wochenschr.  1904,  No.  5. 

Beinahe  alle  einen  Blaseukatarrh  bei  Erwachsenen  auslösende  l'r 
Sachen  können,  wiewohl  seltener,  auch  Cystitis  beim  Kinde  hervorrnfen. 
Cystitis  ist  bei  Mädchen  häutiger  als  bei  Knabeu;  am  seltensten  bei  älteren 
Knaben,  wenn  man  von  der  sekundären  Cystitis  als  Folge  der  Blasensteiue 
absieht.  Am  häufigsten  veranlassen  Bakterien  Cystitis,  und  unter  ihnen 
besonders  oft  Bact.  coli.  Doch  genügt  die  Anwesenheit  der  Bakterien  in 
der  Blase  noch  nicht,  eine  Entzündung  hervorzurufen;  die  Cystitis  entstellt 
vielmehr  erst,  wenn  andere  Schädlichkeiten,  insbesondere  Trauma  und 
Harnverhaltung  den  Bakterien  zu  Hülfe  kommen.  Nur  der  Bac.  Proteus 
besitzt  die  Fähigkeit,  selbstständig  ßlasenkatarrh  zu  erzeugen.  Verf.  hatte 
Gelegenheit,  gerade  bei  älteren  Knaben  schwere  chronische  mit  tieferen 
anatomischen  Veränderungen  verbundene  Cystitiden  zu  beobachten  In 
einem  Falle  handelte  es  sich  um  einen  dem  Staphylococcns  pyogenes  ähn- 
lichen Mikroben,  welcher  sich  von  diesem  aber  durch  den  Mangel  jeglicher 
Tierpathogenität  unterschied.  Dieser  Staphylucoccus  hatte,  wahrscheinlich 
unter  dem  Einfluss  eines  Traumas,  die  Entzündung  der  ßlasenschleimhaut 
bewirkt,  ln  den  anderen  Fällen  konnten  Tuberkelbacillen  im  centrifugirten 
eitrigen  Sedimente  des  Harns  nachgewisen  werden,  welche  bei  Impfung 
auf  Meerschweinchen  sich  vollvirulent  zeigten.  Stadthagen. 


Graul,  Lävulosurie  und  Diabetes  mellitus.  Centralbl.  f.  inn.  Med.  1905, 
No.  7. 

Fruchtzucker  wird  in  normaler  Weise  im  Urin  ausgeschieden,  wenn 
ca.  200  g auf  einmal  in  den  nüchternen  Magen  gelangen.  Werden  100  g 
oder  noch  weniger  Lävulose,  nüchtern  genommen,  nicht  vollständig  be- 
wältigt, so  können  wir,  entsprechend  der  alimentären  Melliturie,  von  einer 
alimentären  Lävulosurie  sprechen.  Diese  wird  bei  Leberkranken  so  häufig 
angetrotfen,  dass  sie  jetzt  geradezu  als  ein  Symptom  funktioneller  In- 
su fficienz  der  Leber  gilt.  Alimentäre  Dextrosurie  wird  bei  Leberkranken 
ungleich  seltener  gefunden,  denn  für  Traubenzucker  kommen  als  Glykogen- 
bildner ausser  der  Leber  noch  die  Muskeln  in  Betracht.  Die  Lävulose  ist 
dagegen  zu  ihrer  Glykogenisirung  einzig  auf  die  Leber  angewiesen.  Lävu- 
losnrie  bei  Diabetes  ist  von  besonderem  Interesse,  weil  der  Diabetiker  von 
allen  Zuckerarten  gerade  den  Fruchtzucker  am  besten  assimilirt.  Verf. 
teilt  einen  einschlägigen  Fall  mit,  in  dem  neben  Traubenzucker  Lävulose 
im  Urin  auftrat,  besonders  nach  reichlicherer  Weinaufnahme.  Er  bringt 
diese  Erscheinung  in  Zusammenhang  mit  Leberveränderuugen,  die  bei  dem 
Patienten  palpatorisch  nachweisbar  waren.  Alkau. 


Uh.  Fere,  Note  sur  la  courbature  comme  equivalent  epileptique.  Revue 
de  med.  1903,  No.  5. 

F.  lenkt  hier  die  Aufmerksamkeit  auf  Aufälle  von  plötzlicher  Mattig- 
keit, Ermüdung,  Bewegungsunfähigkeit,  die  den  epileptischen  Anfällen 
vorausgehen  und  folgen,  aber  auch  allein  als  Acquivalent  des  Anfalles  auf- 


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No.  21. 


^TOV-MK. 


Aovama. 


3fi5 


treten  können  unil  zwar  bei  klarem  Bewusstsein;  bald  ist  der  ganze  Körper, 
bald  nur  die  oberen  Extremitäten  oder  einzelne  Muskeln  befallen,  nicht 
selten  gebt  das  Gefühl  des  Eingeschlafenseins  dem  Versagen  der  Glieder 
voraus.  Aehnlich  giebt  es  auf  psychischem  Gebiete  Zustände  von  Apathie 
und  Willenlosigkeit,  die  ein  oder  mehrere  Tage  dauern  und  den  epilepti- 
schen Anfall  ersetzen  können;  dabei  kann  ebenfalls  die  motorische  Sphäre 
beteiligt  sein.  S.  Kalischer. 

E.  G.  Stumme,  Leber  die  symmetrischen  congenitalen  Bauchmuskeldefekte 
und  über  die  Goinbination  derselben  mit  anderen  ßildungsanomalien  des 
Rumpfes.  Grenzgeb.  d.  Med.  u.  Chir.  11.  Bd.  (4). 

Im  Anschluss  an  die  Mitteilung  eines  Palles  von  congenitalen  sym- 
metrischen Bauchmuskeldefekten  geht  S.  auf  die  ähnlichen  Beobachtungen 
der  Litteratur,  etwa  8,  näher  ein.  Alle  Patienten  waren  männlichen  Ge- 
schlechts; meist  handelt  es  sich  um  schwächliche  Individuen  und  es  fehlten 
fast  sämmtliche  seitliche  Bauchmuskeln  bis  auf  einzelne  Fasern;  auch  der 
Rectus  abdominis  fehlte  mehrfach.  Die  Palpirbarkeit  der  Bauchhöhle  war 
infolgedessen  eine  ganz  aussergewöhnliche.  Ausser  den  Muskeldefekten 
fanden  sich  in  einzelnen  Fällen  eine  Abweichung  der  Nabelform,  eine 
teigige  Beschaffenheit  der  Bauchhaut,  Missbildungen  in  Form  und  Lage 
der  Harnblase,  Dilatation  der  Ureteren,  freie  Beweglichkeit  der  Leber  und 
Milz,  Enteroptose.  Verlagerung  der  Hoden,  Eingesunkensein  des  unteren 
Sternnmteiles,  Thoraxdeformitäten  Klinisch  traten  hervor  Atembeschwerden, 
Magenkrämpfe,  Blasenbeschwerden  beim  Aufrichten  und  Umdrehen  des 
Rumpfes  etc.  ln  manchen  Beziehungen  erinnerten  die  Fälle  an  solche  mit 
Ectopia  vesicae.  Hinsichtlich  der  Entstehung  des  Defektes  der  Bauch- 
muskeln und  ihres  Folgezuslandes  spricht  St  die  Ansicht  aus,  dass  es 
infolge  eines  in  später  Embryonalzeit  eingetretenen  Harm  Öhren  Verschlusses 
zur  Harnstauung  kommt,  auf  welche  Blase  und  Ureteren  mit  Hypertrophie 
und  Dilatation  reagiren.  Durch  . Druck  der  dilatirten  Blase  entsteht  dann 
z.  B.  eine  Atrophie  des  Reet,  abdomin.  im  subumbitikalen  Teil,  ausserdem 
eine  Dehnung  der  anderen  Bauchmuskeln,  die  ebenfalls  atrophiren. 

S.  Kali  sc  her. 

T.  Aoyania,  Ueber  einen  Fall  von  Poliomyelitis  anterior  chronica  mit 
Sektionsbefund.  Deutsche  Zeitschr.  f.  Nervenheilk.  20.  Bd.,  4. — 0.  H. 

Das  Leiden  begann  bei  einem  35  Jahre  alten  Arzte  schleichend  und 
führte  in  2 Jahren  zum  Tode.  Es  ging  mit  zunehmender  Schwäche  in  den 
Extremitäten  einher  und  endete  unter  Lähmung  der  Atmung  und  mit  einer 
pneumonischen  Erkrankung.  Die  Sehnenreflexe  waren  abgoschwächt,  nur 
der  Tricepsreflex  war  gesteigert.  Die  Untersuchung  des  Rückenmarks  ergab 
einen  Schwund  der  grauen  Vorderhornsäulen  vom  Sacral-  bis  zum  Hals- 
mark  hinauf.  Die  Zelldegeneration  war  diffus,  im  Sacralmark  war  die 
mediale  Zellgruppe  vollkommen  erhalten.  Im  Vorderstranggriindbünde! 
und  im  Seiten-  und  Türk’scheti  Strang  sah  man  einen  mehr  oder  minder 
mässigen  Faserausfall.  M.  Brasch. 


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366  Schott.  — Botthtkin.  — Hollstkin.  No.  21. 

A.  Schott,  K in  Fall  von  traumati.sch  entstandener  Hämatntnyclie.  Deutsche 

Zeitschr.  f.  Nervenheilk.  26.  Bd.,  4.-6.  H. 

Im  Anschluss  an  einen  Sturz  trat  bei  einem  29jährigen  Manne  eine 
schlaffe  Paraplegie  ein  mit  Steigerung  aller  Sehnen-  und  Kehlen  der  Sohlen- 
reflexe. Die  engen  Pupillen  reagirten.  Später  kam  es  zu  Rigidität  in  den 
Rumpf-  und  Beinmuskeln,  Lähmung  der  Zwerchfells-  und  Exspirations- 
muskeln,  sowie  mehrerer  Hirnnerven  (VII.,  IX.,  X.,  XI.,  Xll.),  endlich  zu 
Reizzuständen  im  Gebiet  des  N.  111.  und  V.  Noch  später  war  der  linke 
Arm  paretischer  als  der  rechte  und  die  Lähmung  der  Beine  wurde  spastisch. 
Die  Störungen  der  Hirnnerven  gingen  zurück,  es  blieb  eine  Schwäche  in 
den  Gliedmaassen  und  in  den  Sphinkteren  von  wechselnder  Stärke  zurück. 
Die  Wirbelsäule  war  an  der  Vertebra  prominens  druckempfindlich  und 
rigide.  Au  den  Händen  kam  es  zu  leichter  Krallenstellung.  Die  Sensi- 
bilität (taktile)  war  zuerst  linksseitig  gestört,  später  nur  an  den  linken 
Gliedmaassen,  noch  später  nur  in  der  dorsalen  Rumpfgegend,  am  Arm  und 
in  allen  Gliedmaassen,  schliesslich  nur  noch  am  Kücken,  die  übrigen 
(Qualitäten  waren  in  wechselnder  Form  gestört.  Es  wurde  eine  trauma- 
tische Hämatomyelie  diagnosticirt  und  vermutet,  dass  es  sich  um  mehrere 
Herde  handeln  musste.  M.  Brasch. 

Kottsteiu,  Drei  Fälle  von  Pruritus  nach  Tabakgeuuss.  Monatsh.  f.  prakt. 

Dermat.  Bd.  39,  No.  10. 

Die  drei  Patienten  rauchten  hauptsächlich  kurze  Pfeifen,  der  eine  da- 
neben auch  Cigaretten.  Das  Jucken  beschränkte  sich  bei  dem  ersten  auf 
die  Augenbrauengegend,  bei  dem  zweiten  auf  Oberschenkel,  Analregion 
und  Scrotum,  bei  dem  dritten  erstreckte  es  sich  auf  den  ganzen  Körper. 
Es  verlor  sich,  wenn  die  Kranken  das  Rauchen  aufgabeu  und  kehrte 
zurück,  wenn  sie  es  wieder  aufnahmen.  Cigarren  schienen  weniger 
schädlich  zu  wirken  als  Pfeife  und  Cigaretten.  H.  Müller. 


C.  llollstein,  Zur  Casuistik  der  spontanen  und  arteficielleu  Hautgangrän 
auf  nervöser  Grundlage.  Deutsche  med.  Wochenschr.  1904,  No.  43. 

Einen  wegen  der  Reinheit  und  Vollständigkeit  des  Kraukheitsbilde-s 
bemerkenswerten  Fall  von  Raynaud'scher  symmetrischer  Gangrän  beob- 
achtete H.  bei  einor  48jährigen  Frau.  Der  Pat.  war  es  zuerst  vor  etwa 
3 Jahren  aufgefallen,  dass  Nachts  bald  der  eine,  bald  der  andere  Arm 
einschlief,  was  mit  dem  Gefühl  von  Taubsein  und  Kribbeln  in  den  Fingern 
verbunden  war.  Einige  Monate  später  bemerkte  sie,  dass  gelegentlich, 
besonders  nach  Kälteeinwirkung,  alle  Finger  der  rechten  Hand  abstarben, 
zuerst  wachsbleich,  dann  für  einige  Minuten  tief  schwarzblau,  zugleich 
eiskalt  und  völlig  empfindungslos  wurden,  Erscheinungen,  die  sich  erst 
2 Jahre  später  auch  auf  die  linke  Hand  erstreckten  und  an  die  sich 
wiederholt  eine  dellenartige,  schwärzliche  Narben  [unterlassende  Entzündung 
einzelner  Fingerkuppen  anschloss.  Schliesslich  bildeten  sich  bei  einem 
dieser  asphyktischen  Anfälle  am  rechten  kleiuen  Finger,  an  dem  die  Blau- 
färbung ungewöhnlich  lange  angebalten  hatte,  drei  Blutblasen,  die  zu  einem 
schwarzen  nekrotischen  Schorfe  eintrockneten,  während  der  ganze  Finger 
heiss,  schmerzhaft  und  gerötet  war.  Seitdem  haben  sich  an  beiden  Händen 


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No.  21. 


Aimi.PlII.  — ScilMIH. 


3G7 


öfters  kleine  eiternde  oder  gangränöse  Herde  im  Anschluss  an  die  Anfälle 
entwickelt. 

In  einem  zweiten  Fall  handelte  es  sich  um  eine  arteficielle  Gangrän 
bei  einem  40jährigen  schwer  hysterischen  Fräulein,  das  von  einem  Schar- 
lach in  der  Kindheit  linksseitige  Taubheit  und  Facialisparese  zurück- 
behalten hatte  und  in  späteren  Jahren  nach  einander  an  einer  anscheinend 
tuberkulösen  Affektion  des  rechten  Ohres,  einer  Proctitis  granulosa  ulcerosa, 
einer  tubetkulösen  Infiltration  der  rechten  Lungenspitze  und  .Blasentuber- 
kulose  behandelt  worden  war.  Seit  2 1jt  Jahren  litt  sie  an  beständig  auf 
den  äusseren  Genitalien  wiederkehrenden  Ausbrüchen  von  schmerzhaften 
Pusteln,  die  sich  auf  roten  Flecken  erhoben,  zum  Teil  im  Centrum  gangränös 
wurden  und  geschwürig  zerfielen.  Oie  Dermatose,  die  schon  früher  hinter 
dem  rechten  Ohr  und  in  der  Nabelgegend  aufgetreten  war,  wurde  für  ein 
Tuberculid  (Tuberculides  acneiformes  et  necroti(|ues)  gehalten.  Da  auch 
die  Abtragung  der  Vulva  die  Pustelausbrüche  nur  für  3 Wochen  unter- 
brach, wurde  die  Pat.  behufs  genauerer  Beobachtung  in  ein  Krankenhaus 
gebracht.  Hier  fand  man  bei  ihr  ein  Fläschchen  mit  einer  50proc.  Chlor- 
zinklösung und  sie  gestand  schliesslich,  diese  Flüssigkeit  nicht  nur  zur 
Erzeugung  der  Pusteln  benutzt,  sondern  sich  auch  in  den  Mastdarm  — der 
später  wegen  Strikturen  exstirpirt  werden  musste  — eingespritzt  zu  haben. 
Die  Eruptionen  hörten  jetzt  sofort  und  für  immer  auf.  Da  es  nicht  gelang, 
mit  der  Lösung  gleiche  gangränöse  Herde  hervorzurufen,  muss  man  an- 
nehmen, dass,  wie  dies  die  Hysterischen  bei  ihren  Selbstbeschädigungen 
häufig  tun,  die  Pat.  mit  der  chemischen  noch  eine  mechanische  Einwirkung, 
etwa  durch  Kratzen  mit  den  Nägeln  oder  dergleichen,  verband.  H.  Müller. 

Adolphi,  Ein  Fall  von  Abortivbehandlung  der  Gonorrhoe.  Petersb.  med. 

Wocbenscbr.  1904,  No.  35. 

ln  dem  vom  Verf.  mitgeteilten  Falle  wurde  69  Stunden  nach  dem  in- 
ficirenden  Coitus  und  14  Stunden  nach  dem  Beginn  leichter  Reizerschei- 
nuugen  die  Abortivbehundlung  mit  4proc.  Protargollösung  begonnen.  Es 
wurden  am  ersten  Tage  drei  Injektionen  von  fünf,  drei  und  zwei  Minuten 
Dauer  nacheinander  gemacht.  Die  anfangs  heftige  Reaktion  der  Harn- 
röhre auf  diesen  Eingriff  ging  rasch  zurück,  sodass  am  zweiten  Tage  Vor- 
land Nachmittags  je  eine  Injektion  von  fünf  Minuten  Dauer  mit  1 proc. 
Protargollösung  gemacht  werden  konnte.  Die  Heilung  wurde  unter  weiterer 
Benutzung  von  l/zProc-  Zinc.  sulfo-carbolic.  in  einer  Woche  erzielt.  Zu 
beachten  ist  nach  Meinung  des  Ref.  bei  diesem  Erfolg  nicht  nur  der  frühe 
Beginn  der  Behandlung,  sondern  auch  die  kurze  Inkubationsdauer  von  nur 
zwei  Tagen,  die  diesem  Falle  eigen  war.  B.  Marcuse. 

Schntid,  Pyonephrose,  Nephrotomie,  zwei  Jahre  später  Nephrektomie, 
Heilung.  W'ürltemb.  Corresp.-Bl.  1904,  No.  88. 

Verf.  berichtet  über  einen  Fall  von  einseitiger  Nierentuberkulose,  in 
welchem  die  Heilung  durch  Nephrektomie  gelang  nachdem  zwei  Jahre 
zuvor  wegen  Pyonephrose  die  Nephrotomie  ausgeführt  worden  war.  Der 
nach  der  Nephrotomie  zurückgebliebene  Fistelgang  wurde  bei  der  Nephrek- 
tomie, um  das  Eindringen  von  Eiter  in  die  neue  Wunde  zu  verhüten,  zn- 


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Khhi.icii. 


No.  21. 


368 


nächst,  mit  einem  Laminariastift  ausgefüllt,  dann  wurde  der  Fistelgang  aus 
der  alten  Narbe  herauspräparirt,  mit  einem  starken  Seidenfaden  zugesclmürt 
und  fest  vernäht  Die  Hilusgefässe  in  den  Nieren  mussten  gemeinsam  mit 
dem  Ureter  durch  eine  Massenligatur  unterbunden  werden,  da  sie  in  eine 
harte,  die  Isnlirung  hindernde  Narbenmasse  eingebettet  waren.  Nach  der 
Operation  wurde  eine  Vermehrung  der  täglichen  Harnmenge  beobachtet. 
Kitte  Rrklärung  dafür  kann  Verf.  nicht  sicher  geben,  glaubt  aber,  dass 
vielleicht  die  Compensation  der  gesunden  Niere  erst  dadurch  zur  vollen 
Kntwirkelung  kam,  dass  der  vor  der  Rxstirpation  vorhandene  „pyämische 
Zustand'1  beseitigt  wurde.  Angaben  über  funktionelle  Nierenuntersuchun® 
fehlen.  B.  Marcuse. 


Ehrlich,  Zur  schnellen  Erweiterung  des  Muttermundes  nach  Bossr  auf 

Grund  von  30  weiteren  Fällen.  Arch.  f.  Gynäkol.  1004,  Bd.  73.  H 3. 

E.  bespricht  in  einer  ausführlichen  Arbeit,  in  der  er  sich  auf  die  Er- 
fahrungen, die  an  47  Fällen  in  der  Dresdener  Frauenklinik  gesammelt 
wurden,  stützt,  das  Bossi’sche  Verfahren  der  Erweiterung  des  Mutter 
tnnudes.  — Hervorgehoben  sei  folgendes:  Nur  die  dringendsten  Anzeigen, 
die  eine  ernstliche  Gefährdung  des  mütterlichen  oder  kindlichen  Lebens 
in  sich  schliessen,  berechtigen  dazu,  das  Dilatationsverfahren  zur  Anwen- 
dung zu  bringen.  — Der  vornehmste  Grundsatz  der  Dilatation  ist,  lieber 
zahlreichere  und  kürzere  Umdrehungen  auszuführen,  als  seltene  und  aus- 
giebige, wobei  die  Erweiterung  um  je  einen  Grad  des  Zeigers  innerhalb 
von  5 Minuten  dieser  Vorschrift  gerecht  werden  dürfte.  — Von  besonderer 
Wichtigkeit  ist  die  Frage  der  Einrisse:  Bei  verstrichener  Portio  waren 

niemals  Eingriffe  von  erheblicher  Tiefe,  die  mehr  als  1—2  Nähte  er- 
forderten, zu  verzeichnen.  Wurde  dagegen  bei  wulstiger  oder  noch  er- 
haltener Portio  dilatirt,  so  ergaben  sich  häufigere  Verletzungen,  die 
allerdings,  dank  der  hier  geübten  grösseren  Vorsicht,  ebenfalls  in  den 
allermeisten  Fällen  den  bei  operativ  beendigten  Geburten  nicht  selten 
beobachteten  Einrissen  entsprachen.  — In  keinem  einzigen  Falle  hat  die 
mechanische  instrumentelle  Dilatation  nach  Bossi  eine  bemerkenswerte 
Coraplikation  des  Wochenbettes  herbeigeführt.  — Alles  in  allem  kommt  E. 
zu  dem  Resultat,  dass  das  Bossi'sche  Verfahren  auch  fernerhin  in  Anbc 
tracht  seiner  hohen  Vorzüge  in  der  Klinik  seine  Anwendung  finden  wird, 
freilich  mit'  auf  Grund  strengster  Indikationen,  und  ohne  dass  dabei  andere 
wertvolle  Methoden,  die  zur  Beschleunigung  oder  Beendigung  der  Geburt 
dienen,  eine  Einschränkung  erfahren.  Aber  schon  jetzt  darf  behauptet 
werden,  dass  die  einst  so  gefürchteten  Metalldilatatoren  längst  den  Ruf  der 
Gefährlichkeit  verloren  haben  und  insbesondere  das  Bossi'sche  Dilatatorium 
sich  einen  hervorragenden  Platz  in  der  Geburtshülfe  errungen  hat.  Das 
Bossi’sche  Verfahren  dürfte  daher,  da  es  uns  die  Möglichkeit  giebt,  die 
Geburt  sowohl  schnell  als  auch  sicher  und  gefahrlos  zu  beendigen,  als  ein 
bemerkenswerter  Fortschritt  in  der  operativen  Geburtshülfe  zu  betrachten 
sein.  Br.  Wolff. 

Linsend  trugen  werden  au  üi«  Adresse  de»  Herrn  lieh.  Med. -Kat  Prof.  Dr.  M.  Bernhardt  (Berlin  'v 
Französische  Ntrasse  31)  oder  an  die  Verlagahandlung  (Berlin  NW.,  Unter  den  Linden  6$)  erbeten 

Verlag  von  August  II  ir ich«  »Id  in  Berlin.  — Druck  von  L.  Srhumarher  in  Berlin  X 


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UentHcW  fnrhAinen 
Bo (ttimnm  8flilu»»( 
du' Jahrgmt«  Titel,  Na* 
pach-IUgiiKr. 


Centralblatt 


Prell  des  Jahrganges 

28  Mark ; tu  bestehen 
durch  alle  Burhhand- 
lungen  u.  Postanataltao. 


für  die 


ficdiciiiischen  Wissenschaften. 


Unter  Mitwirkung  von 

jf.  Dr.  H.  Senator,  Prof.  Dr.  E.  Salkowski, 

redigirt  von 

Prof.  Dr.  M.  Bern 

in  Berlin. 


Schultz, 


1905. 


3.  Juni. 


Inhalt:  Arblods,  SouliC  und  Toujan,  Ueber  du:  "Bildung  des 

Adrenalins  in  den  Nebennieren.  — Cavazzani,  Zum  Vorkommen  des  Nucteons. 

— Bergen  und  Haank,  Ueber  den  Enzyragehalt  der  Magenschleimhaut.  — 
Gbelhuyukn,  Zur  Kenntnis  der  Acetonbilduug.  — Wikskl,  Gefässverände- 
rangen  bei  Typhus.  — Westenhoeepbr,  Pseudoeyste  am  Pankreas.  — 
v.  Brunn,  Ueber  juvenile  Osteoarthritis.  — Bavon,  Ueber  Chondrodystrophia 
foetalis.  — Hekoabd,  Ueber  Ovarialbernien.  — Tkrtsch,  Die  diphtberieähn- 
licben  Bacillen  der  Conjunktiva.  — Kboslop,  Hemianopsie  und  Diabetes  insipidus. 

— Alexander,  Congenitale  Missbildung  des  inneren  Obres.  — Le  im  kr. 
C.uuistischer  otologischer  Bericht.  — Boeningiiads,  Ueber  nervösen  Halsschmerz. 

— Sehon,  Ueber  Kehlkopfkrebs.  — Kanui,  Die  Actiologie  des  (iclbfiebers.  — 
Schadd'inn,  Einwanderung  von  Ankylostoraum  durch  die  Haut.  — Zajacz- 
eowski,  Ueber  Diurctin  und  Harnstoff.  — Stabck,  Ueber  akute  Herzdilatation. 

— Fm«,  Vortiiusehung  der  Gallenblase.  — Nagki.i,  Vortäuschung  von  Peri- 
typhlitis. — Wimteebteikeb,  Ueber  die  Bleonorrhoe  der  Neugeborenen.  — 
Quest,  Die  Darmgase  bei  Tympanitis  der  Neugeborenen.  — Bektaiikli.i,  Zur 
Kenntnis  der  Wutkrankheit.  — Kölpin,  Tuberkulöse  Erkrankung  des  Atlanto- 
Occipitalgclenks.  — Davidsohm  und  W' brtheiukb,  Complicirte  Tabes.  — 
Sikmkhli. inu.  Bedeutung  der  Cerebrospinalflüssigkeit  für  die  Diagnose.  — 
Clement,  Behandlung  des  Zitterns.  — Jobdan,  Hautveränderungen  bei  Nieren- 
kranken. — L vds ton.  Erworbene  Syphilis  beim  Kind.  — Lydston,  Ueber 
Prostatektomie. 


Abelous,  Souli«.  et  Toujan,  Sur  la  formation  de  l’adrenaline  par  les 
glandes  surrenales.  Soc.  de  biol.  1905,  No.  12,  p.  533. 

Die  französischen  Forscher  haben  durch  eine  sehr  geschickte  Versuchs- 
auordnung die  Frage  zu  entscheiden  versucht,  ob  die  Nebennieren  selbst 
das  Adrenalin  produciren  oder  ob  sie  nur  das  an  irgend  einem  anderen 
Orte  des  Organismus  producirte  Sekret  aufspeichern.  Sie  konnten  nach- 
weisen,  dass  eine  colorimetrische  Jodbestimmung  des  Adrenalins  höhere 
Werte  ergiebt,  wenn  man  eine  Portion  einer  fein  verriebenen  Kochsalz- 
aufschwemmung  24  Stunden  lang  im  Brutofen  bei  40°  verweilen  lässt,  als 
eine  andere  Portion  desselben  Gemisches,  das  bei  0°  aufbewahrt  wurde. 
Es  muss  sich  also  unter  dem  Einfluss  der  höheren  Temperatur  aus  der 
Nebennierensubstanz  selbst  Adrenalin  gebildet  haben.  — Die  weitere  Frage, 
die  sie  nach  dieser  Methode  zu  entscheiden  unternahmen,  war  die,  welche 
XLIII.  Jahrgang.  24 


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370  Cavazzaki.  — Bknokk  und  Haake.  No.  22 

der  beiden  Nebennierensubstanzen,  die  Rinde  oder  das  Mark  der  Adrenalin- 
bildner  sei:  und  es  stellte  sich  bei  diesen  Versuchen  heraus,  dass  der 
Rindensubstanz  die  Bildung,  der  Marksubstauz  die  Aufspeicherung  der 
wirksamen  Substanz  obliegt.  - Poll. 


K.  Cavazzani,  Das  Nucleon  in  ostrea  edulis.  Centralbl.  f.  Physiol.  XVIII., 

S.  666. 

Nach  C.  und  Manjcandi  findet  sich  Nucleon  in  vielen  Organen  bei 
Säugetieren  und  in  Vegetabilien.  C.  hat  nun  festgestellt,  dass  es  sich  in 
der  Auster  in  doppelter  Menge  wie  bei  den  Säugern  findet,  nämlich  zn 
0,3726  pCt.  Er  bringt  dies  mit  dem  starken  Mineralstoffwechsel  der  Auster 
in  Beziehung.  — Bei  Pisum  sativum  nimmt  die  Nucleoumenge  beim  Beginn 
des  Keiraens  erheblich  ab,  später  ganz  erheblich  zu,  sodass  sie  am  39.  Tage 
das  7 — Sfache  des  Anfangswertes  ausmacht.  Bei  voller  Blüte  beträgt  sie 
das  71  fache,  und  zur  Zeit  der  Reife  das  lOOfache.  Dann  nimmt  die  Menge 
wieder  ab.  — Zur  Zeit  der  Blüte  ist  in  Wurzel,  Stiel,  Blättern  die  gleiche 
Menge  Nucleon  enthalten,  später  überragt  die  im  Samen.  Das  Nucleon 
dürfte  in  Beziehung  zu  den  Vorgäugen  bei  der  Fortpflanzung  stehen. 

A.  Loewy. 

F.  Bongen  und  G.  Hanne,  Ueber  den  Enzymgehalt  der  Magenschleimhaut 
des  Schweines  und  den  Wechsel  desselben  während  der  Verdaunng 
Pflüger’s  Arch.  f.  d.  ges.  Physiol.  Bd.  106,  S.  267. 

B.  und  H.  haben  frühere  Untersuchungen  von  ELLENBERGER  und  HOF- 
MEISTER wiederholt  und  fortgesetzt.  Sie  prüften  die  Menge  und  Art  der 
Enzyme,  die  in  der  Schleimhaut  der  drei  Abteilungen  des  Magens  ent- 
halten sind,  die  man  beim  Schweine  unterscheidet.  In  der  Mitte  liegt  der 
Fundusteil,  dessen  Drüsen  Belegzellen  führen,  der  Cardia-  und  Pylorusteil 
haben  Drüsen  ohne  Belegzellen.  Es  wurden  Extrakte  hergestellt,  deren 
Wirksamkeit  untersucht  wurde.  Die  Verff.  finden  Folgendes:  Die  Drüsen 
des  Cardiateils  enthalten  nur  amylolytisches  Ferment.  Die  der  Fundus- 
region führen  peptisches,  amylolytisches,  Labferment  und  ein  schwach  fett- 
spaltendes. Der  Pylorusteil  enthält  — abgesehen  vom  Fett  spaltenden 
Ferment  — die  gleiche  Fermente,  aber  was  peptisches  und  amylolytisches 
betrifft,  schwächer  wirksam. 

Während  der  ersten  Verdauuugsstuude  ist  der  Pepsingehalt  der  Fundus- 
drüsen am  höchsten,  um  dann  abzufallen  bis  zur  9.  — 10.  Stunde.  Dann 
steigt  er  wieder  an.  Im  Pylorusteil  steigt  der  Pepsingehalt  in  der  2.  bis 
3.  Verdauungsstunde.  Ein  Wechsel  der  Labfermcutmenge  im  Fundusteil 
konnte  nicht  festgestellt  werden.  — Die  Fundusdrüsen  haben  einen  weit 
stärkeren  Säuregehalt  als  die  Pylorus-  und  besonders  als  die  Cardiadrüsen. 
— Das  amylolytische  Ferment  wechselt  an  Menge  in  den  verschiedenen 
Verdauungsstunden.  — Im  Fundusdrüsenextrakt  ist  mehr  Mucin  nachiu- 
weisen  als  in  dem  vom  Pylorus,  trotzdem  dieser  zäher  und  fadenziehender 
ist.  — Am  wenigsten  Mucin  führt  der  Cardiadrüsenextrakt. 

A.  Loewy. 


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No.  22. 


filCKLMl'VDKH.  WlKSKI..  WkSTKNIIOKFI'BB. 


371 


H.  Chr.  Geelmuyden,  Ueber  den  Acetongehalt  der  Organe  am  Coma 
diabeticum  Verstorbener  nebst  Beiträgen  zur  Theorie  des  Acetonstoff- 
wechsels. Zeitschr.  f.  physiol.  Chem.  Bd.  41,  S.  128. 

Durch  Untersuchung  der  Organe  von  im  Coma  verstorbenen  Diabetikern 
fand  Verf.,  dass  dieselben  mehr  Aceton  enthalten  als  normale  Organe, 
deren  geringen  Acetongehalt  v.  Jaksch  1885  festgestellt*  hat.  Die  Leber 
wurde  in  allen  Fällen,  d.  h.  bei  Diabetikern  und  Nichtdiabetikern  aceton- 
ärmer  befunden  als  alle  übrigen  Organe.  Der  Harn  der  Diabetiker  kann 
viel  mehr  Aceton  enthalten  als  das  Blut  desselben  Individuums.  Verf.  ist 
der  Meinung,  dass  Aceton  und  Acetonkörper  (Acetessigsäure,  /i-Oxybutter- 
säure)  normale  Stoffwechsclproduktc  sind;  die  bekannte  Wirkung  der  Kohle- 
hydrate, eine  bestehende  Acetonurie  zum  Verschwinden  zu  bringen,  erklärt 
Verf.  durch  die  Hypothese,  dass  Aceton  und  Kohlehydrate  sich  im  inter- 
mediären Stoffwechsel  durch  eine  Synthese  verbinden,  die  für  die  weitere 
Umsetzung  der  Acetonkörper  notwendig  und  deren  Schädigung  resp.  Auf- 
hebung die  Acetonurie  bedingt.  Die  Eigenschaft  des  Fettes,  eine  bestehende 
Acetonurie  verstärken,  aber  auch  verringern  zu  können,  erklärt  Verf.  durch 
die  Annahme,  dass  die  Fette  im  intermediären  Stoffwechsel  auf  zwei  ver- 
schiedenen Wegen  abgebaut  werden,  von  denen  der  eine  über  die  Kohle- 
hydrate, der  andere  über  die  Acetonkörper  führt.  Bezüglich  der  Betrach- 
tungen, welche  diese  Hypothesen  stützen  sollen,  muss  auf  das  Original 
verwiesen  werden.  Neuberg. 

Wiesel,  Ueber  Veränderungen  am  Cirkulationsapparate,  speciell  dem  peri- 
pheren Gefässsysteme  bei  Typhus  abdominalis.  Zeitschr.  f.  Heilk.  Bd.  30, 
H.  2,  S.  107. 

Bezüglich  des  Herzmuskels  bei  Typhuskranken  bestätigt  Verf.  die 
Untersuchungen  von  Bomberq,  wonach  constant  eine  interstitielle  Myo- 
carditis  anzutreffen  ist.  Neu  und  wichtig  sind  des  Verf.’s  Untersuchungs- 
resultate an  mittelstarken  Körperarterien.  Die  Veränderungen  betrafen 
ausschliesslich  die  mittlere  Gefässbaut.  Die  Muskelfasern  waren  durchweg 
verschmälert,  das  intermuskulärc  Bindegewebe  hatte  bedeutend  zugenommeu, 
stellenweise  fanden  sich  starke  Anhäufungen  der  zelligen  Elemente.  Be- 
sonders stark  verändert  war  das  elastische  Gewebe.  Es  war  vielfach 
unterbrochen,  die  Fasern  zerrissen,  öfter  in  kleine  Körnchen  und  Bröckelten 
zerfallen;  au  besonders  schwer  erkrankten  Stellen  fehlte  das  elastische 
Gewebe  gänzlich.  Ebenso  wie  die  Romberg’sche  Myocarditis  fanden  sich 
auch  die  hier  beschriebenen  mesarteriitischen  Veränderungen  constant  vor. 
Wie  bei  heilenden  Typhusfällen  die  Restitution  erfolgt,  darüber  konnte 
leider  mangels  geeigneten  Materials  kein  Aufschluss  erhalteu  werden.  Bei 
eioem  Patienten,  der  ein  Vierteljahr  nach  überstandenem  Typhus  an  Pneu- 
monie zu  Grunde  ging,  fanden  sich  keine  der  beschriebenen  Proces.se 
mehr  vor.  ßeitzke. 

WestenhoefTcr,  Pseudocyste  am  Pankreas  bei  doppelseitigem  Kystadenoma 
malignum  der  Ovarien.  Charite  Annalen.  Bd.  28,  S.  783. 

46jährige  Frau  mit  starkem  Ascites  und  weichen  Halsdrüsenschwel- 
lungen; früher  Resektion  des  linken  Ellenbogeugeleuks  wegen  Tuberkulose. 

•24* 


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372 


v.  Rkckk.  — Rayon. 


No.  22 


Klinische  Diagnose:  Tuberkulöse  Peritonitis.  Während  2*/4jähriger  Kranken- 
hausbehandlung wurden  der  Patientin  insgesammt  150  1 Ascitesflüssigkeit 
abgelassen.  Nach  der  Punktion  ist  im  Leib  ein  kindskopfgrosser  Tumor 
unterhalb  der  Leber  tastbar.  Exitus  an  einer  intercurrenten  fieberbafteu 
Erkrankung.  Die  Sektion  ergab  chronische  Peritonitis,  doppelseitiges 
malignes  Ovarialkystom  und  eine  kalbskopfgrosse,  zwischen  Leber  und 
Pankreas  gelegene  Cyste;  Obliteration  des  Forameo  Winslowii.  In  der 
Cyste  fand  sich  eine  bräunliche  Flüssigkeit,  welche  keine  Pankreasfermentc 
enthielt  und  deren  chemische  Untersuchung  einen  auffallend  hoben  Procent- 
Ammoniakstickstoff  im  Verhältnis  zum  gelösten  Stickstoff  ergab.  Die 
histologische  Untersuchung  zeigte,  dass  die  Wand  der  Cyste  allseitig  vom 
Peritoneum  gebildet  war,  das  Pankreas  hatte  nirgends  unmittelbaren  Anteil 
daran.  Nach  alledem  handelt  es  sich  nicht  um  eine  Pankreascyste,  sondern 
um  einen  abgesackten  Ascites  in  der  Bursa  omentalis.  Beitzke 


M.  v.  Brunn,  Ueber  die  juvenile  Osteoarthritis  des  Hüftgelenks.  Beitr. 
z.  klin.  Chir.  Bd.  31,  H.  3. 

Nach  v.  B.  giebt  es  auch  im  jugendlichen  Alter  eine  dem  Maluni 
coxae  senile  entsprechende  Arthritis  deformans  coxae.  Dieselbe  kommt 
bei  beiden  Geschlechtern  in  gleicher  Weise  einseitig  oder  doppelseitig  vor. 
Aetiologisch  spielen  nicht,  wie  bisher  angenommen  wurde,  Traumen  die 
allein  ausschlaggebende  Holle,  jedenfalls  kommt  auch  eine  idiopathische 
Form  der  Erkrankung  vor.  Die  letzte  Ursache  der  Knochenumbildung  ist 
uns  noch  unbekannt.  Es  liegt  im  Wesen  der  Erkrankung,  dass  je  nach 
der  Gestaltung  der  Gelenkflächen  die  Symptome  wechselnde  sind.  Sie 
können  der  Coxa  vara  sehr  ähnlich  werden.  Von  Stellungsanomalien  ist 
die  constanteste  die  Aussenrotation;  daneben  kommt  aber  auch  Inneu- 
rotation,  Abduktion  [und  Flexion  in  mannigfacher  Combination  vor.  Die 
Bewegungsbeschränkungcn  können  sehr  hohe  Grade  erreichen  und  die 
schwersten  Funktionsstörungen  veranlassen.  Sie  können  alle  Bewegungen 
betreffen.  Constant  sind  Ab-  und  Adduktion  sowie  Rotation  behindert, 
seltener  die  Flexion,  noch  seltener  die  Extension.  Besonders  charakte- 
ristisch scheint  ein  Wechsel  des  Befundes  bei  Rotationsbewegungen  zu  sein, 
je  nachdem  man  in  Beuge-  oder  Streckstellung  untersucht.  Therapeutisch 
sollte  zunächst  exspektativ  verfahren  werden.  Eine  zeitweise  Ruhigstellung 
in  möglichst  corrigirter  Stellung  kann  besonders  bei  Reizzuständen  des 
Gelenkes  von  Vorteil  sein;  am  wichtigsten  aber  sind  Bewegungsübungen, 
die  der  fehlerhaften  Stellung  entgegenwirken.  Nur  im  Notfall  kommt  die 
Resektion  in  Frage.  Joachimsthal. 


I*.  (».  Bnyon,  Ueber  angebliche  verfrühte  Synostose  bei  Krctinen  und  die 
hypothetischen  Beziehungen  der  Ohondrodystrophia  foetalis  zur  Atliy- 
reosis.  Beitr.  z.  pathol.  Auat.  u.  zur  allgem.  Pathol.  Bd.  36,  H.  1,  S.  119. 
Nach  B.  findet  eine  verfrühte  Synostose  irgendwelcher  Fuge  bei  keinem 
echten  Kretin  statt.  Die  gegenteilige  Anschauung  beruht  auf  Verwechslung 
des  Kretinismus  mit  der  Chondrodystrophia  foetalis  hypoplastica,  bei  welcher 


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No.  -22. 


Hkkgaakd. 


373 


Erkrankung  übrigens  keine  verfrühte  Synostose,  sondern  nur  ein  Stillstand 
des  enchondralen  Wachstums  stattfindet.  Die  Chondrodystrophia  foetalis 
hypoplastica  bietet  pathologisch  -anatomisch  keine  Identität  mit  dem 
Kretinismus;  ätiologisch  ist  bis  jetzt  kein  Berührungspunkt  beider  Er- 
krankungen uacbgewicsen  worden.  Joachimsthal. 


Heegaard,  Ueber  Ovarialhernien.  Arch.  f.  klin.  Chir.  75.  Bd.,  2.  H., 

S.  425. 

Das  Ovariura  wird  als  Bruchinhalt  in  jeder  Art  von  Hernien  gefunden; 
während  nun  beim  weiblichen  Geschlecht  die  Cruralhernien  überwiegen, 
prävaliren  die  Inguinalhernien,  sobald  das  Ovarium  den  Bruchinhalt  bildet. 
Diese  Tatsache  beruht  wahrscheinlich  unter  anderem  darauf,  dass  ein  Teil 
der  Kranken  männliche  Hermaphroditen  sind.  Was  die  Entstehung  der 
Inguinalhernien  betrifft,  so  handelt  es  sich  nach  H.  nicht  um  wirklich 
congenitale  Verlagerungen  des  Ovariums,  sondern  stets  um  Vorfall  des 
Organs  nach  der  Geburt,  wie  bei  allen  übrigen  Hernienarten,  in  einen  prä- 
formirten  Bruchsack.  Hierbei  ist  zu  berücksichtigen,  dass  sich  normaler- 
weise beim  weiblichen  Fötus  keine  dem  Ligamentum  rotundum  folgende 
Ausstülpung  des  Peritoneums  findet  und  ein  dem  Descensus  testiculi  ana- 
loger Vorgaug,  wie  vielfach  behauptet,  beim  weiblichen  Geschlecht  nicht 
stattfindet.  Dass  bei  offenem  Leistenkanal  die  Bauchpresse  das  Ovarium 
abwärts  dislociren  kann,  ist  bei  der  länglichen  Form,  der  glatten  Ober- 
fläche und  der  grossen  Beweglichkeit  des  Organs  leicht  erklärlich.  Der 
gleiche  Entstehungsraodus  dürfte  auch  bei  den  mit  sonstigen  Anomalien 
der  Genitalsphäre  combinirten  Ovarialhernien  der  Fall  sein,  ebenso  wie 
bei  den  seltenen  Cruralovarialhernien,  welche  am  häufigsten  deswegen  erst 
im  späteren  Lebensalter  entstehen,  weil  das  Ovarium  im  Kindesalter  weit 
vom  Cruraikanal  entfernt  liegt  und  dieser  überhaupt  sehr  wenig  entwickelt 
ist.  — Betreffs  der  Funktion  des  hernirten  Ovariums  ergiebt  die  Beob- 
achtung, dass  bei  geschlechtsreifen  Individuen  periodisch  im  Anschluss  an 
die  Menstruation  mehr  oder  weniger  starke  Volumvermehrung  eintritt,  dass 
mithin  die  abnorme  Lage  nicht  direkt  hindernd  auf  die  physiologische 
Funktion  einwirkt,  dagegen  auf  rein  mechanischem  Wege  Schwierigkeiten 
bei  der  Befruchtung  etc.  entstehen,  sodass  Ovarialhernie  für  Extrauterin- 
schwangerschaft disponirt.  — Das  verlagerte  Ovarium  findet  sich  häufig 
im  Zustande  chronischer  Entzündung  und  wurde  mehrfach  cystisch  oder 
tnaligue  degenerirt  angetroffen.  Weiter  wurde  mehrmals  Stieltorsion  und 
Incarceration  beobachtet.  — Nach  Besprechung  der  Symptome  und  der 
Diagnose  stellt  H.  für  die  Behandlung  folgenden  Satz  auf:  Da  der  operative 
Eingriff  zwecks  Radikalheilung  ein  an  sich  gefahrloser  ist,  andererseits 
eine  unblutige  Reposition  das  Vorhandensein  eines  schwer  pathologischen 
Zustandes  des  Ovariums  nicht  erkennen  lässt,  so  muss  die  Herniotomie 
vorgenommen  werden  und  je  nach  dem  Zustande  des  Ovariums  dieses 
reponirt  oder  entfernt  werden  unter  Berücksichtigung  des  Umstandes,  dass 
es  dem  Patienten  mehr  frommt,  ein  Ovarium  einzubüssen,  als  den  Ge- 
fahren einer  Peritonitis  ausgesetzt  zu  werden.  Peltesohn. 


* 


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374 


Tkrtsch.  — Redslop,  — Alexander. 


No.  ‘22. 


Tortsoll,  Ein  Beitrag  zu  dem  Diphtheriebacillus  ähnlichen  Stäbchen  des 

Oonjunktivalsackes.  Zeitschr.  f.  Augenheilk.  XII.,  S.  621. 

T.  untersuchte  32  Stämme  von  Diphtherie  ähnlichen  Bakterien,  von 
welchen  23  aus  der  normalen,  5 aus  einer  an  Katarrh  erkrankten  und  4 
aus  einer  xerotischen  Cojunktiva  stammten.  Es  gelang  ihm  6 Stämme  zu 
finden,  welche  in  hohen  Weiten  mit  einem  hochwertigen  agglutinirenden 
Diphtherieserum  agglutinirbar  waren,  welche  also  echte  Diphtheriestämme 
sind.  Unter  den  avirulenten  diphtherieähnlichen  Bakterien  des  Conjnnktival- 
sackes  sind  3 Gruppen  zu  unterscheiden.  In  die  erste  Gruppe  gehören 
alle  mit  einem  hochwertigen  Serum  in  hoben  Werten  agglutinirbaren 
Stämme,  die  als  echte,  aber  avirulente  Löffler’sche  Diphtheriebacillen  zu 
betrachten  sind.  Dieselben  wachsen  etwas  schwächer,  als  der  virulente 
Bacillus,  geben  einen  teilweise  positiven  Ausfall  der  Neisser'schen  Doppel- 
färbung und  produciren  in  geringerem  Grade  Säure  als  die  echten  Diph- 
theriestämrae.  In  die  zweite  Gruppe  gehören  alle  jene  schlecht  wachsen- 
den und  wenig  widerstandsfähigen  Stämme,  die  in  Bouillon  eine  gewisse 
Säurebeständigkeit  haben  und  in  ihren  culturellen  Eigenschaften  dem  echten 
Löffler-Bacillus  sehr  ähnlich  sind.  Die  dritte  Gruppe  umfasst  die  üppig 
wachsenden,  reichlich  Alkali  producirenden  Stämme,  die  in  jeglicher  Be- 
ziehung von  den  echten  Diphtheriebacillen  zu  unterscheiden  sind.  Nicht 
ganz  unwahrscheinlich  ist,  dass  zwischen  der  ersten  und  zweiten  Gruppe 
Uebergänge  bestehen.  Die  Untersuchungen  von  T.  bestätigen  die  Tatsache, 
dass  es  avirulente  Diphtheriebacillen  giebt,  doch  bleibt  die  Frage  immer 
noch  offen,  ob  diese  avirulenten  Bacillen  unter  gewissen  Umständen  virulent 
werden  können,  ob  also  eine  Diphtherie  ohne  Infektion  von  aussen  ent- 
stehen kann.  Horst  mann. 

E.  Redslop,  Bitemporale  Hemianopsie  und  Diabetes  insipidus.  Kl  in. 

Monatsbl.  f.  Augenheilk.  XLIII,  I,  S.  226. 

Nach  dem  Falle  eines  schweren  Sackes  auf  den  Hinterkopf  entwickelte 
sich  bei  einem  14 jährigen  Mädchen  Diabetes  insipidus  unter  dem  Bilde 
der  Folvuric,  Polydipsie  und  verminderten  specifischen  Gewichts  des  Urins 
mit  gleichzeitiger  typischer  bitemporaler  Hemianopsie.  Die  Sehschärfe  war 
herabgesetzt,  die  Papillen  weisslich  verfärbt.  Da  nach  der  Verletzung 
Blutungen  aus  Nase,  Mund  und  Ohren  .stattgefunden  und  am  unteren  linken 
Orbitalrand  eine  Knochenfissur  abtastbar  war,  so  konnte  eine  vorausge- 
gangene  Fraktur  der  Schädelbasis  diagnosticirt  werden.  Der  Verf.  hält 
den  Diabetes  insipidus  und  die  bitemporale  Hemianopsie  für  zufällig  neben- 
einander vorkommende  Folgezustände  dieser  Verletzung,  die  sowohl  im 
Hinter-  oder  Nachhirn  (Diabetes)  als  auch  am  Chiasma  (Hemianopsie) 
zerstörend  einwirkte.  G.  Abclsdorff. 


(■,  Alexander,  Zur  vergleichenden  pathologischen  Anatomie  des  Gehör- 
organs. II.  Zur  Kenntnis  der  congenitalen  Missbildungen  des  inneren 
Ohres.  Zeitschr.  f.  Ohrenheilk.  48.  Bd.,  S.  259. 

A.  berichtet  über  das  Ergebnis  der  mikroskopischen  Untersuchung 
eines  11  mm  laugen  Katzenembryo  der  Form  .laniceps  asyiuraetros  syo- 


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No.  22. 


Leimes.  — Boknimobaus.  — Semok. 


375 


cephalus,  der  schon  makroskopisch  die  deutlichen  Zeichen  einer  Synotie 
erkennen  liess.  Kr  kommt  zu  dem  Schluss,  dass  die  synotischen  Laby- 
rinthe schon  sehr  frühzeitig  und  zwar  zu  einer  Zeit  eine  mangelhafte  und 
rückständige  Kntwickelung  aufweisen,  zu  welcher  von  Einfluss  mechanischer 
Umstände,  wie  sie  sich  später  durch  die  enge  Aneinanderlagernng  der 
beiden  Gehörorgane  ergiebt,  noch  keine  Rede  sein  kann.  Schwabach. 


Leimer,  Operative  Kröffnung  des  Warzenteiles  in  80  Fällen  von  Otitis 
media  purulenta  acuta  mit  Rinpyem  in  den  Warzenzellen  während  der 
Jahre  1892 — 1901.  (Aus  d.  königl.  otiatrischen  Universitätsklinik  zu 
München.)  Zeitschr.  f.  Ohrenheilk.  48.  Bd.,  S.  281. 

Zu  kurzem  Referat  nicht  geeignet,  siehe  deshalb  das  Original. 

Schwabach. 

Ilopiiinghaus,  Ueber  nervösen  Halsschmerz.  Deutsche  med.  Wocbenschr. 
1904,  No.  40. 

Bei  Kranken,  die  objektiv  im  Halse  wenig  erkennen  lassen,  das  die 
Beschwerden  rechtfertigen  könnte,  findet  man  bei  Palpation  des  äusseren 
Halses  recht  häufig  Druckpunkte  und  zwar  einen  oberen  seitlich  zwischen 
Zungenbein  und  Schildknorpel  und  einen  unteren  kurz  über  der  Clavicula, 
dicht  neben  der  Luftröhre.  Der  obere  Punkt  entspricht  dem  Durchtritt 
des  einen  Astes  des  N.  laryng.  sup.,  der  andere  dem  des  N.  recurrens. 
Die  Therapie  besteht  in  äusserer  Massage  des  Halses.  (Wenn  sich  auch 
nicht  immer  diese  Druckpunkte  nachweisen  lassen,  so  ist  doch  richtig,  dass 
in  vielen  Fällen  von  „nervösem  Halsschraerz“  die  äussere  Massage  des 
Halses  die  Beschwerden  beseitigt.  Ref.)  W.  Lublinski. 


F.  Seinon,  An  address  on  cancer  of  the  larynx.  The  Lancet  1904,  Nov.  5. 

Verf.  hebt  von  neuem  hervor,  wie  wichtig  eine  möglichst  frühzeitige 
Diagnose  bei  Krebs  des  Larynx  sei  und  wie  besonders  der  praktische  Arzt 
bei  hartnäckiger  Heiserkeit  ohne  besondere  Ursache,  die  Personen  im 
mittleren  und  höheren  Alter  befällt,  vorsichtig  sein  soll.  Die  klinische 
Diagnose  genügt  in  den  meisten  Fällen,  wenn  sic  auch  nicht  absolut  ist 
und  selbst  erfahrenen  Beobachtern  [rrtümer  unterlaufen  können.  Deshalb 
ist  vor  der  Radikaloperation  die  mikroskopische  Untersuchung  eines  vorher 
entfernten  Teils  notwendig.  Aber  auch  diese  ist  nicht  immer  eindeutig 
und  sollte  wiederholt  vorgenommen  werden  event.  eine  explorative  ThyrCo- 
tomie.  Die  intralaryngeale  Methode  der  Entfernung  hält  Verf.  für  nicht 
geeignet.  Ob  die  subhyoide  Pharyngotomie  in  einer  sehr  kleinen  Anzahl 
der  Fälle  genüge,  steht  noch  nicht  fest.  Die  ideale  Methode,  wenn  früh- 
zeitig unternommen,  ist  die  Thyreotomie  bei  dem  sog.  inneren  Krebs.  Die 
halbseitige  Laryngektomie  kommt  in  Frage,  wenn  sich  nach  Eröffnung  des 
Kehlkopfes  herausstellt,  dass  dio  Laryngotomie  nicht  mehr  genügt.  Die 
Lymphdrüsen  sind  zu  entfernen,  selbst  wenn  sie  anscheinend  nicht  erkrankt 
sind.  Die  totale  Laryngektomie  sollte  für  deu  äusseren  Krebs  reservirt 
werden  und  für  diejenigen  Fälle  des  inneren,  in  dem  beide  Seiten  ergriffen 


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37« 


Bandi. 


No.  22. 


sind  und  wo  die  Erkrankung  zu  weit  vorgeschritten  ist.  Dabei  müssen 
die  beiderseitigen  Lymphdrüsen  zugleich  entfernt  werden. 

W.  Lublinski. 

4.  Bandi,  Klinisch-experimentelle  Studien  über  die  Aetiologie  und  Patho- 
genesis  des  gelben  Fiebers.  Zeitschr.  f.  Hyg.  1904,  Bd.  46,  S.  81. 

Im  Aufträge  der  Direktion  der  öffentlichen  Gesundheitspflege  von 
St.  Paulo  hat  ß.  in  Rio  de  Janeiro  1902,  als  daselbst  das  Gelbfieber  un- 
gewöhnlich heftig  wütete,  diese  Krankheit  studirt  und  sich  besonders  mit 
der  Klärung  der  Frage  beschäftigt,  ob  der  Bac.  icteroides  von  SANARKLLl 
der  Erreger  des  Gelbfiebers  ist,  oder  ob  die  von  den  amerikanischen 
Militärärzten  auf  Grund  ihrer  Versuche  in  der  Umgebung  von  Habana  ver- 
tretene Theorie,  dass  der  Erreger  des  Gelbfiebers  zu  den  Protozoen  gehört 
und  von  Moskitos,  in  denen  er  eine  besondere  Umwandlung  durchmachen 
müsse,  übertragen  wird,  das  Richtige  treffe.  Die  bakteriologische  Unter- 
suchung an  Gelbfieberkranken  und  -Leichen  hat  zu  folgenden  Ergebnissen 
geführt.  Das  Blut  der  im  Fieberstadium  (Eindringungsstadium)  befindlichen 
Kranken  erwies  sich  bei  Cultur  in  den  üblichen  Nährsubstraten  als  steril. 
Im  zweiten  Stadium  der  Krankheit  (Verminderungsstadium)  können  ver- 
schiedene Keime  im  Blute  nachgewiesen  werden,  auch  der  Bac.  icteroides 
stellt  sich  im  Blute  der  Gelbfieberkranken  während  des  zweiten  Stadiums 
ein,  er  ist  aber  weder  in  diesem  noch  in  dem  agonalen  Stadium  regel- 
mässig im  Blute  nachweisbar.  Auch  in  den  Organen  der  Leiche  wird  er 
nicht  regelmässig  gefunden;  falls  es  gelingt,  ihn  zu  isoliren,  so  ist  er  doch 
uicht  in  grosser  Menge  vorhanden.  Am  ehesten  ist  er  in  der  Leber  nach- 
weisbar. Da  aber  der  Bac.  icteroides  von  allen  Keimen,  welche  aus  dem 
Gelblieberkranken  und  aus  der  Leiche  isolirt  sind,  der  einzige  ist,  der  nur 
dem  Gelbfieber  eigen  ist,  bei  keiner  anderen  Krankheit  gefunden  wird,  da 
er  allein  fähig  ist,  auch  in  den  Versuchstieren  ein  Gift  zu  erzeugen,  welches 
rasch  auf  das  Zellprotoplasma  überhaupt  und  besonders  auf  die  Leberzelle 
einwirkt,  sodass  nekrobiotische  Processe  höchsten  Grades,  wie  man  sie  im 
Gelbfieber  des  Menschen  beobachtet,  eintreten,  so  ist  B.  geneigt,  den  Bac. 
icteroides  als  den  bisher  wahrscheinlichsten  Erreger  anzusehen.  Dass  das 
Serum  der  Kranken  den  Bac.  icteroides  nicht  agglutinirt,  kann  gegen  seine 
ätiologische  Bedeutung  nicht  sprechen;  dieser  Mangel  an  specifischen 
Agglutininen  stehe  in  Zusammenhänge  mit  der  besonderen  Natur  der 
Krankheit,  die  sich  als  eine  Intoxikation  charakterisire  ähnlich  der  Diph- 
therie und  dem  Tetanus,  wo  auch  specifische  Agglutininc  nicht  nachweisbar 
seien. 

Zur  Klärung  der  Frage,  ob  den  Moskitos  für  die  Verbreitung  des 
Gelbfiebers  eine  Rolle  beizumessen  sei,  hat  B.  die  zwei  in  Rio  de  Janeiro 
vorherrschenden  Arten  von  Hausmoskitos,  den  Culex  latigans  und  die  ge- 
ringelte Stegomyia  oder  Culex  taeniatus,  welche  letztere  für  die  Aetiologie 
des  Gelbfiebers  nach  der  Ansicht  der  nordamerikanischen  Commission  ver- 
antwortlich sein  soll,  bakteriologisch  und  histologisch  auf  das  Genaueste 
untersucht.  Es  wurden  hierfür  aus  den  Eiern  gezüchtete  Exemplare  ge- 
wählt und  zwar  einmal  solche,  welche  sicher  nicht  Gelbfiebcrkranke  ge- 
stochen hatten,  andererseits  Moskitos,  welche  verschieden  lange  Zeit  Blut 


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So.  22. 


ScHAlmiHN. 


377 


der  Kranken  aufgenommen  hatten.  Weder  die  bakteriologischen  noch 
histologischen  Untersuchungen,  letztere  in  Form  von  Serienschnitten  aus- 
geführt,  ergaben  einen  Unterschied  zwischen  den  Tieren,  die  nicht  Blut 
aufgenommen,  und  denen,  die  gesaugt  hatten.  Es  müsste  demnach,  falls 
die  Moskitotheorie  zu  Recht  bestände,  ein  bisher  völlig  einzig  dastehendes 
Verhalten  obwalten,  der  Erreger  des  Gelbfiebers  müsste  ein  unsichtbarer 
Blutparasit  sein,  welcher  in  der  Mücke  Umwandlungen  durchraachte,  ohne 
hierbei  in  irgend  einem  Organe  zu  irgend  einer  Zeit  Veränderungen  hervor- 
zurufen. 

Zum  Schluss  unterzieht  B.  die  Arbeiten  der  nordamerikanischen  Com- 
mission in  Habana  einer  eingehenden  Kritik.  Einmal  seien  die  Ueber- 
tragungsversuche  in  einer  Gegend  vorgenommen,  in  der  das  Gelbfieber 
endemisch  sei,  sodass  Ausschliessung  einer  anderweitigen  Infektion  auf 
Schwierigkeiten  stiess.  Die  Vorkehrungsmaassnahmen,  diese  auszuschliessen, 
hält  B.  nicht  für  genügende.  Sodann  ständen  die  Resultate  in  einem  ge- 
wissen Widerspruch  zu  denen  von  Finlat,  der  zuerst  die  Moskitotheorie 
vertreten  und  auf  ihr  eine  Immunisirungsmethode  aufgebaut  habe.  Während 
dieser  fand,  dass  die  Moskitos  nur  während  weniger  Tage  unmittelbar 
nach  der  Blutaufnahme  infektionstüchtig  sind,  wurde  von  der  nordamerika- 
nischen Commission  festgestellt,  dass  die  Moskitos  in  den  ersten  Tagen 
nach  der  Rlutaufnahme  nicht  die  Krankheit  übertragen,  sondern  dass  dies 
erst  nach  Verlauf  von  durchschnittlich  12  Tagen  der  Fall  sei.  Ferner  hält 
B.  die  Art,  wie  die  erzeugte  Krankheit  als  Gelbfieber  identificirt  wurde, 
nicht  für  einwandfrei.  Die  Symptome  im  ersten  Stadium  und  selbst  bis 
ins  zweite  hinein,  seien  so  wenig  prägnant,  dass  aus  ihnen  die  Diagnose 
wohl  während  einer  Epidemie  gestellt  werden  dürfe,  sie  köunten  aber 
nicht  für  derartige  Experimente  als  ausschlaggebend  angesehen  werden. 
Endlich  seien  die  Erfolge  bei  der  Bekämpfung  des  Gelbfiebers  in  Habana 
nicht  allein  aus  dem  Kampfe  gegen  die  Moskitos  zu  erklären,  es  seieu  von 
den  Amerikanern  die  hygienischen  Verhältnisse  überhaupt  seit  der  Okku- 
pation wesentlich  verbessert  worden. 

Für  die  Moskitotheorie  könne  lediglich  angeführt  werden,  dass  Gelb- 
fieber nur  in  Gegenden  endemisch  oder  epidemisch  auftrete,  in  denen  die 
geringelte  Stegomyia  vorkomme.  Dies  sei  kein  hinreichender  Grund,  um 
auch  einen  Zusammenhang  auzunehmen.  Gegen  die  Uebertragung  durch 
Stegomyia  spreche  die  allgemeine  Erfahrung,  dass  die  Infektion  nachts 
stattfinde  — .nur  der  Nachtaufenthalt  in  Gelbfiebergegenden  sei  gefährlich, 
der  Tagaufenthalt  nicht  — während  die  Stegomyia  mit  Vorliebe  am  Tage 
steche,  zum  mindesten  nicht  allein  Nachts.  Dass  Neuerkrankungen  erst 
längere  Zeit  nach  Einschleppung  eines  Falles  in  einer  bisher  verschonten 
Gegend  aufträten,  muss  nicht  mit  einem  Umwandlungsprocesse  in  der 
Stechmücke  Zusammenhängen,  ähnlich  lägen  die  Verhältnisse  auch  bei 
Cholera  und  Pest,  bei  deren  Verbreitung  die  Mücken  keine  Rolle  spielten. 

H.  Bischoff. 

F.  Scliaudinit,  Ueber  die  Einwanderung  der  Ankylostomumlarven  von  der 
Haut  aus.  Deutsche  med.  Wochenschr.  1904,  No.  37,  S.  1338. 

Nachdem  Leichtenstern  durch  Fütterungsversuche  einen  Infektions- 


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378 


Zajaci’.kowski.  — .Starck. 


No.  22. 


modus  bei  der  Ankylostomiasis  festgestellt  hat,  hat  Looss  auf  Grund  einer 
Selbstiufektion  und  von  Versuchen  an  Tieren  darauf  hingewiesen,  dass  die 
Ankylostomcnlarven  durcli  die  unversehrte  Haut  cindriugen  und  so  in  den 
Darm  gelangen  können.  Die  Angaben  von  Looss  sind  von  verschiedenen 
Seiten  auf  das  heftigste  bekämpft  worden,  jetzt  erfahren  sie  durch  Experi- 
mente von  Sch.  im  Kaiserlichen  Gesundheitsamte  ihre  Bestätigung.  Sch. 
hat  Affen  auf  eine  geschorene  Partie  zwischen  den  Schulterblättern  Ankv- 
lostomumlarvcn  gebracht.  Das  eine  Tier  starb  nach  12  Tagen,  im  Darme 
wurden  einige  Larven  nachgewiesen,  zwei  frei,  eine  grössere  Zahl  in  der 
Tiefe  der  Schleimhaut  nahe  der  Submucosa.  Ein  anderer  Affe  wurde  mehr- 
fach inticirt,  das  letzte  Mal  kurz  vor  dem  Töten.  Auch  hier  wurden  Larven 
im  Darm,  ferner  eine  grosse  Zahl  in  den  tieferen  Hautschichten  na  eh  ge- 
wiesen. Nach  Sch.  hat  Looss  auf  dem  internationalen  Zoologencongress 
in  Bern  (14. — 20.  August  1904)  seine  Präparate  über  die  Einwanderung 
der  Ankylostomumlarven  demonstrirt  und  nachgewiesen,  dass  die  Larven 
in  die  Hautvenen  übergehen,  mit  dem  Blute  durch  das  rechte  Herz  in  die 
Lungencapillarcn  gelangen.  Von  hier  dringen  sie  in  die  Alveolen  ein  und 
wandern  durch  die  Bronchien,  Trachea,  Kehlkopf,  Oesophagus.  Magen  in 
den  Darm.  Ein  Teil  gelangt  von  der  Haut  in  die  Lymphgefässe,  von  wo 
sie  ebenfalls  in  die  Venen  kommen,  falls  sie  nicht  in  Lymphgefässen  fest- 
gehalten werden.  SCH.  konnte  bei  dem  aus  dem  zweiten  Versuche  stammen- 
den Materiale  5 Larven  im  Herzblute  nach  weisen,  wodurch  die  Angaben 
von  Looss  ebenfalls  bestätigt  werden.  Es  dürfte  danach  an  der  Einwan- 
derung der  Ankylostomumlarven  durch  die  Haut  nicht  mehr  zu  zweifeln 
sein.  H.  Bischoff. 


J.  Zajaczkowski.  Ueber  Diuretin  und  Harnstoff.  Wiener  med.  Presse 

1904,  No.  44. 

Als  ganz  ausgezeichnetes  Diureticum  empfiehlt  Verf.  Pulver,  die  aus 
gleichen  Teilen  Diuretin  und  reinem  Harnstoff  bestehen.  Nur  darf  man 
die  Dosis  nicht  zu  klein  wählen,  da  2 g pro  die  kaum  eine  Wirkung  haben, 
und  andererseits  selbst  Tagesdosen  von  10  g,  abgesehen  von  oft  nicht  un- 
erwünschten Durchfällen,  nicht  schädlich  wirken.  Da  aus  dem  Diuretin 
durch  Einwirkung  von  Salzsäure  Salicylsäure  ausgeschieden  wird,  so  giebt 
man  das  Mittel  zweckmässig  erst  mehrere  Stunden  nach  dem  Essen.  Verf. 
berichtet  über  mehr  als  30  so  behandelte  Fälle,  unter  denen  die  meisten 
uncompcnsirte  Herzklappenfehler  betreffen.  Am  günstigsten  waren  die 
Resultate  bei  Insufficienz  der  Aortenklappen,  aber  auch  bei  Mitralfehlern 
war  die  Wirkung  meist  zufriedenstellend;  in  den  wenigen  Fällen  von 
Mitralinsufficienz,  die  nicht  rcagirten,  war  auch  Digitalis  unwirksam.  Recht 
gute  Resultate  erzielte  Z.  bei  Lebercirrhose,  wo  häufig  die  Harnmenge  bis 
zur  doppelten  Menge  stieg,  und  dementsprechend  die  Krankheitserschei- 
nungen zurückgingen.  K.  Kronthal. 

H.  Starck,  Zur  Frage  der  akuten  Herzdilatation.  Münch,  med.  Wochenschr. 

1905,  No.  7. 

Ueber  die  Frage,  ob  das  menschliche  Herz  sich  akut  vergrössern  und 
rasch  wieder  zur  Norm  zurückkehren  kann,  differiren  die  Ansichten  der 


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So.  22. 


Fink.  Naukli. 


379 


Autoren  resp.  Experimentatoren.  Verf.  bejaht  diese  Frage  auf  Grund  eines 
eklatanten  Falles  eigener  Beobachtung,  der  einen  20jährigen  Studenten 
betrifft,  in  dessen  Anamnese  sich  Scharlach,  Influenza  sowie  ein  lang- 
wieriger Darmkatarrh  befanden.  Nachdem  er  schon  im  Anschluss  an  eine 
Radtour  einen  bald  vorübergehenden  Herzcollaps  mit  Herzschmerzen  durch- 
gemacht und  ähnliche  Erscheinungen  bei  einer  Schlägermensur  dargeboten 
hatte,  trat  bei  einer  zweiten  Mensur,  2 */»  Wochen  nach  der  ersten,  bei 
einer  Pulsfrequenz  von  160  Schlägen  ein  schnell  vorübergehender  Collaps 
mit  Herzscbmerzen  auf;  am  Tage  darauf  constatirte  Verf.  eine  leichte  Ver- 
breiterung des  Herzens  nach  links.  Eine  dritte  Mensur  musste  wegen 
heftiger  Herzschmerzen  und  hoher  Pulsfrequenz  suspendirt  werden;  eine 
halbe  Stunde  später  constatirte  Verf.  eine  enorme  Dilatation  des  Herzens 
nach  links  und  eine  geringe  nach  rechts:  8 Stunden  später  hatte  das  Herz 
nahezu  die  frühere  Grösse  erreicht  und  im  Verlauf  von  8 Tagen  schwanden 
die  Schmerzen  und  die  Irregularität  der  Herztätigkeit.  Verf.  ist  der  An- 
sicht, dass  an  dem  Versagen  der  Herztätigkeit  uud  auch  an  dem  raschen 
Rückgang  der  akuten  Dilatation  im  vorliegenden  Falle  hauptsächlich  die 
Psyche  ursächlich  beteiligt  war.  L.  Perl. 


1)  F.  Fink,  Ein  Fall  von  Vortäuschung  der  Gallenblase.  Prager  med. 

Wochenschr.  1904,  No.  20. 

2)  H.  Nägeli,  Ueber  einen  Fall  von  vorgetäuschter  Perityphlitis.  Corresp.- 

Blatt  f.  Schweizer  Aerzte  1904,  No.  11. 

1)  Bei  einer  Gallensteinoperation  beobachtete  F.  eine  höchst  seltene 
Formveränderung  der  Leber,  die  zu  einer  falschen  Diagnose  Veranlassung 
gab.  Bei  einer  63jährigen  Kaufmannswittwe,  die  an  Kolikanfällen  litt, 
erschien  am  unteren  Rande  der  Leber  während  der  Anfälle  ein  schmerz- 
hafter Tumor,  der  nach  dem  Anfall  sich  wieder  verkleinerte  und  schmerzlos 
wurde.  Die  Geschwulst  wurde  denn  auch  als  vergrösserte  Gallenblase  an- 
gesprochen. Bei  der  Operation  stellte  es  sich  jedoch  heraus,  dass  eine 
Gallenblase  überhaupt  nicht  vorhanden  war,  und  dass  der  vergrösserte 
rechte  Leberteil  nicht  die  Form  des  sogenannten  Kiedel’schen  Lappens 
zeigte,  sondern  dass  es  sich  vielmehr  um  eine  ziemlich  gleichmässige,  vor 
Her  Incisur  nach  rechts  herüberreichende  Schwellung  der  Leber  handelte, 
welche  als  Gallenblase  imponirte.  Was  das  Fehlen  der  Gallenblase  an- 
laugt, so  schien  infolge  der  seit  20  Jahren  bestehenden  Kolikanfälle  ein 
bei  der  Operation  im  Ductus  cboledochus  gefundener  haselnussgrosser  Stein 
aus  der  Blase  in  den  genannten  Gang  gewandert  zu  sein,  diesen  verlegt 
zu  haben,  worauf  die  Gallenblase  schrumpfte. 

2)  Der  in  der  Ueberschrift  genannte  Fall  betrifft  eine  67  Jahre  alte 
Patientin,  die  28  Jahre  vorher  eine  Blinddarmentzündung  durchgemacht 
hatte.  Sie  erkrankte  nunmehr  an  plötzlichen  heftigen  Schmerzen  der 
lleocoecalgegend  und  an  anderweitigen  Krankheitserscheinungen,  die  nur 
auf  eine  Perityphlitis  bezogen  werden  konnten.  Da  sich  nach  kurzer  Zeit 
Symptome  einer  allgemeinen  Peritonitis  bemerkbar  machten,  so  wurde  die 
sofortige  Laparotomie  vorgeschlagen,  von  der  Kranken  jedoch  abgelehnt. 
Kurze  Zeit  darauf  verstarb  die  Patientin.  Bei  der  Sektion  zeigte  es  sich 


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380 


Wl*  TKHSTKINKB.  QuKST. 


No.  22 


nunmehr,  dass  es  sich  nicht  um  eine  Perityphlitis  gehandelt  hatte.  Der 
Processus  vermiformis  von  ungefähr  G cm  Länge  war  vollständig  obliterirt 
und  nirgends  verwachsen  Vielmehr  fand  sich  eine  Nekrose  des  Coecums. 
deren  Ursache  allerdings  eine  befriedigende  Erklärung  nicht  fand.  Car- 
cinom  oder  Tuberkulose  waren  ebensowenig  wie  Lues  vorhanden.  Auch 
an  irgend  eine  andere  mit  Geschwüren  verlaufende  Darmerkrankung,  wie 
Typhus,  Dysenterie,  eitriger  Darmkatarrh  konnte  nicht  gedacht  werden. 
Am  wahrscheinlichsten  war  die  Ursache  und  die  erste  Veranlassung  für 
die  Nekrose  ein  mit  der  Nahrung  aufgenommener  Fremdkörper.  Der  Fall 
hat  insofern  ein  Interesse,  als  die  Diagnose  nach  den  zu  Tage  tretenden 
Krankheitssymptomen  garnicht  anders  als  auf  Perityphlitis  gestellt  werden 
konute,  während  doch  der  Sitz  der  Erkrankung  ein  völlig  anderer  war. 

Carl  Rosenthal. 


Wintersteiner,  Bemerkungen  über  Häufigkeit  und  Verhütung  der  Blen- 
norrhoea  neonatorum.  Wiener  klin.  Wochenschr.  1904,  No.  37. 

Uuter  2483  augenkianken  Kindern,  welche  Verf.  in  den  letzten  3 Jahren 
int  St.  Anna-Kinderspital  in  Wien  behandelt  hat,  waren  122  = 5 pCt.  an 
Blennorrhoea  neonatorum  erkrankt.  Gegenüber  dieser  hohen  Erkrankungs- 
ziffer hält  Verf.  das  Crede’sche  Verfahren  — selbst  wenn  es  in  regelrechter 
Art  durchgeführt  wird  — für  unzulänglich,  den  Ausbruch  der  Blennorrhoe 
in  allen  Fällen  zu  verhüten.  In  2 Fällen  kamen  die  Kinder  bereits  mit 
ausgebildcter  Blennorrhoe  zur  Welt.  In  40  Fällen,  also  in  uahezu  1j3  der 
Fälle,  entstanden  die  ersten  Zeichen  der  Eiterung  erst  nach  dem  5.  (bis 
21.)  Tage.  Diese  Späterkrankungen  sind  nach  Meinung  des  Verf.’s  in  ihrer 
Mehrzahl  nicht  als  Infektionen  beim  Geburtsakt  aufzufassen;  für  sie  ist 
vielmehr  eine  sekundäre  Infektion  durch  das  Lochialsekret  der  Mutter  an- 
zunehmen.  Diese  Späterkraukungen  kommen  fast  nur  in  der  häuslichen 
Pflege,  und  zwar  ganz  vorwiegend  der  armen  Bevölkerung  zur  Beobachtung, 
während  sie  in  den  Gebärkliniken  vermieden  werden  können.  Der  Weg 
zur  Verhütung  dieser  Spätinfektionen  ist  der,  die  ärmere  Bevölkerung  durch 
die  Hebammen  über  die  Gefahren,  welche  das  Verschmieren  des  Lochial- 
sekrets  für  die  Augen  des  Kindes  herbeiführen  kann,  zu  belehren.  Die 
ausgebrochene  Blennorrhoe  rät  Verf.  nach  Stellwag  zu  behandeln.  (I  bis 
2stüudlich  Spülungen  des  Conjunktivalsacks  mit  hellweinroter  Kalium- 
hypermanganicumlösung  und  1 — 2 malige  Touchirung  mit  2proc.  Argenturu- 
nitricumlösung.)  Stadthagen. 

R.  (Juest,  Untersuchungen  über  Darmgase  bei  Säuglingen  mit  Tympanites. 
Jahrb.  f.  Kinderheilk.  Bd.  69,  S.  293. 

Die  Art  der  Ernährung  hat  bei  Säuglingen  keinen  Einfluss  auf  die 
Zusammensetzung  der  Magengasc,  während  sie  für  die  Zusammensetzung 
der  Darmga.se  wichtig  ist.  Die  Stickstoffmenge  ist  bei  Ernährung  mit 
Frauenmilch  am  grössten,  bei  kohlehydratreicher  Nahrung  am  geringsten. 
Umgekehrt  verhält  sich  die  Wasserstoffbildung.  Für  die  Entstehung  des 
Froschbauches  aber  ist  die  Art  der  Gase  im  Magen  ohne  Einfluss,  die  der 
Darmgase  jedenfalls  nicht  entscheidend.  Alle  Arten  von  Gasen  werden 
von  den  Gefässen  der  Dannwandungen  des  gesunden  Säuglings,  auch  wenn 


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No.  2‘2.  Bkb  l'ARKU.I.  Köf.PlN.  381 

sie  in  grossen  Mengen  vorhanden  sind,  aufgenommen  oder  als  Flatus  ent- 
leert. Als  Ursache  für  die  Entstehung  des  Froschbauches  muss  deshalb 
neben  der  Intensität  der  Gasbildung  auf  Grund  der  Untersuchungen  von 
Kader  vor  allem  eine  Störung  der  ßlutcirkulationsverhältnisse  in  den 
ßanchorganen  angenommen  werden.  Bei  Störungen  des  Blutzu-  und  Ab- 
flusses im  Darme  wird  die  Gasresorption  behindert  und  es  resultirt  die 
Ausbildung  einer  Tympanie.  Stadthagen. 


ltertarelli,  Die  neuen  Erfahrungen  und  Fortschritte  auf  dem  Gebiete  der 
Pathologie  der  Wutkrankbeit.  Wiener  klin.  Rundschau  1905,  No.  9. 

Nach  den  Arbeiten  Nkgki’s  u.  a.  genügt  zur  Diagnose  der  Wutkrank- 
lieit  die  Prüfung  der  Pyramidenzellen  im  Ammonshorn,  in  denen  bei  rund 
1000  wutkranken  Tieren  und  Menschen  in  nur  3 Fällen  die  Negri’schen 
Körperchen  vermisst  wurden.  Sie  sind  nach  Behandlung  der  Stücke  mit 
Osmiumsäure  und  nach  Alkoholhärtung  schwarz  gefärbt  und  in  mit  der 
Hand  ausführbaren  Schnitten  leicht  zu  finden.  Die  Wutdiagnose  ist  nach 
diesem  einfachen  Verfahren  jetzt  bereits  in  wenigen  Stunden  zu  stellen. 

Die  Frage,  ob  die  Negrrschen  Körperchen  die  alleinigen  Uebertrager 
der  Lyssa  sind,  ist  noch  unentschieden.  Jedenfalls  erzeugte  das  Filtrat 
einer  Wutvirusemulsion,  in  dem  nichts  mehr  zu  finden  war,  was  auch  nur 
entfernt  an  eine  parasitäre  Form  erinnerte,  schon  in  massiger  Quantität, 
subdural  inokulirt,  bei  Kaninchen  den  Tod  mit  typischen  Wuterscheinungen. 

AI  kan. 

0.  Kiilpln,  Ueber  den  klinischen  und  anatomischen  Befund  in  einem  Falle 
von  tuberkulöser  Erkrankung  des  rechten  Atlanto-Occipitalgelenks.  (Zu- 
gleich ein  Beitrag  zur  Kenntnis  des  Ursprungs  des  spinalen  Accessorius.) 
Arch.  f.  Psych.  u.  Nervenkrank!).  37.  Bd.  (3). 

In  dem  von  K.  beschriebenen  Falle  handelt  es  sich  um  Tuberkulose 
des  rechten  Atlanto-Occipitalgelenks,  die  sich  bei  einem  22jährigen  Mädchen, 
das  an  tuberkulöser  Erkrankung  fast  aller  Organe  litt,  mit  Nackensteifig- 
keit und  Beschränkung  der  Kopfbewegung  einleitete;  es  folgten  Schmerzen 
beim  Schlucken,  spastische  Parese  der  Beine,  degenerative  Lähmung  im 
Mm.  cucullaris  und  sternocleidomastoideus  resp.  im  Gebiete  des  linken 
N.  accessorius,  leise  Sprache,  Respirationslähmung.  Weniger  betroffen 
waren  die  Muskeln,  deren  Ursprung  und  Innervation  im  3. — 5.  Oervical- 
segment  liegt,  wie  die  Mm.  interossei,  serratus,  deltoideus  etc.  — Neben 
einer  tuberkulösen  Caries  des  rechten  Atlanto-Occipitalgelenks  erwiesen  die 
Sektion  und  mikroskopische  Untersuchung  einen  prävertebralen  Abscess, 
pachymeningitische  Auflagerungen  in  der  Höhe  des  Halsraarks  und  eine 
allgemeine  Meningitis  spinalis  mit  Wurzelneuritis;  auch  war  der  linke 
N.  accessorius  parenchymatös  degenerirt  und  im  Halsmark  eine  Zellgruppe 
degenerirt,  die  als  Ursprungszellen  des  N.  accessorius  anzusehen  sind.  Die 
Ausdehnung  dieses  Kerns  unterliegt  erhebücheu  individuellen  Differenzen; 
doch  kommen  nur  die  3 — 4 obersten  Halssegmente  in  Betracht;  innerhalb 
dieser  Grenzen  existirt  der  Kern  als  eine  gut  differenzirte  Zellgruppe,  die 
in  den  obersten  Ebenen  in  der  Mitte  des  Vorderhorns  liegt,  dann  bald 


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382  Davidsohn  u.  Werthkimkii  — Sikmkrling.  — Ci.k.mk  vr . No.  22. 

lateral-  und  etwas  dorsalwärts  rückt,  und  an  die  Peripherie  des  Vorder- 
horns zu  liegen  kommt;  in  den  unteren  Ebenen  nimmt  sie  die  basalen 
Partien  des  lateralen  Vorsprungs  des  Vorderhorns  ein.  S.  Kalischer. 

E.  Davidsohn  und  B.  Wertheimcr,  Heber  einen  Fall  von  Tabes  mit 
Kehlkopfaffektion  (Vagus-Accessoriusläbmung)  und  Erkrankung  des  Ohr- 
labyrinths. Deutsche  med.  Wochenschr.  1904,  No.  47. 

ln  dem  Falle  von  Tabes,  den  die  Verff.  beschreiben,  bestanden  ausser 
anderen  typischen  Erscheinungen  eine  beiderseitige  Parese  des  N.  laryngeus 
superior,  links  complete  Recurrensläbmung,  beiderseitige  Gaumensegel- 
lähmung, degenerative  Atrophie  der  unteren  zwei  Drittel  des  linken 
Cucullaris,  beginnende  des  rechten  und  links  eine  Labyrinthaffektion.  Die 
Seltenheit  der  Accessoriusbeteiligung  bei  Tabes  ist  bekannt,  es  dürfte  dies 
circa  der  11.  Fall  sein,  der  näher  beschrieben  ist.  Ebenso  selten  ist  die 
Sensibilitätsstörung  des  Larynx,  die  hier  in  hohem  Grade  neben  der  mangel- 
haften Reflexerregbarkeit  bestand;  hier  lag  völlige  Anästhesie  vor,  sodass 
die  Sonde  garnicht  gefühlt  wurde.  — Die  linksseitige  Hörstörung  war 
durch  die  völlige  Taubheit,  die  aufgehobene  craniotympanelle  Leitung,  den 
negativen  Ausfall  des  Weber’schen  Versuches  als  eine  Erkrankung  des  Ohr- 
labyrinths resp.  des  Hörnerven  anzusehen.  S.  Kalischer. 


E.  Siemerling,  Uebcr  den  Wert  der  Untersuchung  des  Liquor  cerebro- 
spinalis für  die  Diagnose  der  Nerven-  und  Geisteskrankheiten.  Berl. 
klin.  Wochenschr.  1904,  No.  21. 

S.’s  cytodiagnostische  Untersuchungen  erstreckten  sich  auf  38  Fälle 
von  Dementia  paralytica,  3 Fälle  von  Del.  trem.,  5 Alkoh.  ebron.,  4 Epi- 
leptiker, (5  Psychosen  verschiedener  Art,  15  Fälle  der  verschiedensten 
Hirn-  und  Rückeninarksleiden  und  Neurosen,  4 Fälle  von  Meningitis 
(2  tuberc.,  1 purulenta).  Von  38  Paralytikern  hatten  37  Leukocytose  im 
Punktat.  S.  glaubt,  dass  diese  Erscheinung  unter  die  Frübsymptome  der 
Paralyse  zu  rechnen  sei.  Die  in  der  obigen  Aufzähluug  nun  folgenden 
4 Kategorien  von  Kranken  zeigten  niemals  oder  nur  ganz  vereinzelt  Leuko- 
cytose. Positiv  war  dagegen  das  Ergebnis  bei  Lues  cerebrospinalis,  Tabes, 
Tumor  med.  spin.,  Sclerosis  multiplex,  Pyämie,  Meningitis  tuberc.;  in  den 
Neurosen  wiederum  negativ. 

S.  erblickt  in  der  Cytodiagnostik,  in  dem  chemischen  und  tiuktoriellen 
Verhalten  des  Liquor  cerebrospinalis  eine  wertvolle  Bereicherung  unserer 
diagnostischen  Methodeu.  Ausgesprochene  Leukocytose  weist  immer  auf 
eine  meningitischc  Reizung  hin.  Mit  der  Leukocytose  ist  meist  verbunden 
eine  Trübung  nach  Magnesiumsulfatzusatz,  eine  Vermehrung  des  Eiweiss- 
gehalts. M.  Brasch. 

E.  Clement,  Sur  l’action  de  i’aeide  formique  dans  les  maladies  ä tremble- 
inents.  Corapt.  rend.  1905,  No.  18,  p.  1198. 

In  zwei  Fällen  schon  Jahre  lang  bestehenden  Zitterns  bei  zwei  hoch- 
betagten Personen  hatte  Verf.  durch  Darreichung  der  gewöhnlichen  (?) 
Dose  von  4 g Ameisensäure  in  einer  Normallösung  ganz  überraschend 


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No.  22. 


Jordan.  — I.vdston. 


383 


günstige  Resultate  erzielt.  Die  Wirkung  des  sonst  gebrauchten  Hyos- 
cvatnins  war  dagegen  ein  geringe.  Das  Zittern,  an  welchem  die  beiden 
oben  erwähnten  Kranken  litten,  soll  weder  das  gewöhnliche  Alterszittern, 
noch  Paralysis  agitans  gewesen  sein.  G.  erwartet  Günstiges  bei  verschie- 
denen Formen  von  Chorea;  über  die  Wirkung  bei  Paralysis  agitans  kann 
er  zur  Zeit  noch  nichts  aussagen.  Bernhardt. 

A.  Jordan,  Ueber  Hautveränderungen  bei  Nierenkranken.  (Aus  dem 
1.  Stadthospital  zu  Moskau.)  Monatsbl.  f.  prakt.  Dermatol.  Bd.  30,  No.  11. 

Von  Hauterkrankungen,  die  anscheinend  mit  gleichzeitig  vorhandener 
Albuminurie  in  causalem  Zusammenhänge  standen,  beobachtete  Verf.  zwei- 
mal unerträglichen  Pruritus,  zweimal  hartnäckige  Furunkelbildung.  Bei 
einem  weiteren  Pat.  mit  Morbus  Brightii  und  heftigem  Hautjucken  traten 
an  den  unteren  Extremitäten  zwei  silbcrrubelgrosse  Gangränherde,  sowie 
mehrere  erbsengrosse  scharfrandige  Geschwüre,  an  den  Handrücken  nässende 
Ekzeme  auf.  — Bei  einem  jungen  Mädchen,  in  dessen  Urin  sich  Eiweiss 
und  spärlich  hyaline  Cylinder  fanden,  bestand  beiderseits  symmetrisch  ein 
stark  juckender  papulopustulöser  Ausschlag  auf  den  Knieen  und  am  Gesäss 
und  ein  umschriebenes  nässendes  Ekzem  an  den  Händen.  — Der  letzte 
Fall  betraf  eine  Frau,  bei  der  sich  zu  einer  Schwangerschaftsnephritis  ein 
universelles  Ekzem  gesellte.  Bei  allen  diesen  Kranken  hatte  die  anfangs 
rein  örtliche  Therapie  keinen  Erfolg  und  erst  die  gleichzeitige  Behandlung 
des  Nierenleidens  (Orte  zur  Besserung.  Verf.  hält  es  aber  nicht  für  ange- 
bracht, eine  besondere  Gruppe  der  albuininurischen  Dermatosen  aufzustellen. 
Die  Haut  erlangt  seiner  Ansiebt  nach  durch  die  Störung  der  Nierenfunktion 
nur  eine  grössere  Disposition  zu  allerhand  Erkrankungen,  wie  Ekzem, 
Furunkulose,  Gangrän,  die  sich  aber  von  den  durch  andere  Ursachen 
liervorgerufenen  nicht  durch  besondere  Kennzeichen  unterscheiden. 

H.  Müller. 

(1.  Fr.  Lydston,  A case  of  Syphilis  in  a boy  six  years  of  age,  contracted 
by  coitus.  New- York  med.  journ.  l'J04,  8.  Oct. 

Bei  dem  6jährigen  Knaben  fanden  sich  die  Reste  einer  Sklerose  am 
Kande  des  phimotischen  Präputismus,  ein  maculo-  papulöses  Syphilid, 
multiple  Drüsenschwellungen  und  Papeln  auf  den  Tonsillen  Inficirt  hatte 
er  sich  bei  einem  9 Jahre  alten  Mädchen  mit  Condylomen  an  der  Vulva, 
das  ihn  wiederholt  zu  Coitusversuchen  veranlasst  hatte.  Wie  dieses  Kind 
zu  der  Syphilis  gekommen  war,  konnte  nicht  festgestellt  werden. 

H.  Müller. 

(«.  Fr.  Lydston,  The  indications  for  and  the  tcchnique  of  prostatectomy. 
New-York  med.  journ.  1904,  Bd.  80,  No.  IV. 

Dass  eine  chirurgische  Behandlung  der  Prostatahypertrophie  den  Vor- 
zug vor  der  Anwendung  des  Katheterismus  verdient,  das  folgt  aus  dem 
progredienten,  zu  den  verschiedensten  Coraplikationen  führenden  Charakter 
dieser  Krankheit.  Verf.  ist  im  Princip  für  eine  möglichst  frühzeitige 
Operation.  Denn  je  früher  operirt  wird,  um  so  geringer  sind  die  zu  über- 


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384 


Lydstojt. 


No.  22. 


windenden  Schwierigkeiten.  Im  ersten  Stadium  der  Krankheit  handelt  es 
sich  anatomisch  nach  den  Erfahrungen  des  Verf.’s  meist  um  Adenome  in 
der  Prostata,  erst  sekundär  treten  die  Veränderungen  im  Bindegewebe 
hinzu,  die  schliesslich  mit  dem  Untergänge  drüsiger  Bestandteile  und  der 
Bildung  eines  schrumpfenden  fibrösen  Gewebes  die  für  operative  Eingriffe 
schwierigere  fibröse  Form  der  Prostatahypertrophie  erzeugen.  Sobald  die 
Diagnose  der  Prostatahypertrophie  gestellt  ist,  soll  also,  wenn  nicht  be- 
sondere Contraindikationen  bestehen,  operirt  werden.  Contraindikationen 
bilden  zunächst  schwere  Veränderungen  der  Blase  und  der  Nieren.  Hier 
ist  als  Palliativmittel  die  Sectio  alta  anzuweuden.  Bei  Männern  über 
65  Jahren,  die  jahrelang  den  Katheter  ohne  erhebliche  Beschwerden  ge- 
braucht haben,  soll  bei  sonst  gesundem  Organismus  nur  dann  operirt 
werden,  wenn  der  Patient  dringend  die  Befreiung  vom  Katheterieben 
wünscht.  Cystitis  bei  gesunder  Niere  ist  keine  Contraindikation.  Doch 
glaubt  Verf.,  dass  nach  jahrelangem  Kathetergebrauch  die  Schwäche  der 
Blasenmuskulalur  ein  günstiges  Resultat  der  Operation  verhindern  kaun. 
Bei  ernsten  Complikationen  können  Palliativoperationen  ohne  Rücksicht 
auf  das  Alter  des  Patienten  nötig  werden.  Doch  werden  bisweilen  auch 
solche  Eingriffe  bei  schweren  Veränderungen  der  Nieren  verhängnisvoll 
und  man  muss  hier  an  die  „Nephritis  ex  vacuo“  denken.  Bei  Patienten 
über  siebzig  Jahre  zieht  Verf.,  sofern  überhaupt  eine  Prostatektomie  in 
Frage  kommt,  eine  suprapubische  Drainage  als  vorbereitende  Operation  in 
Betracht.  Im  ganzen  neigt  er,  trotzdem  nicht  das  Alter  des  Pat.  an  sich, 
sondern  in  erster  Reihe  der  Zustand  der  inneren  Organe  und  besonders  der 
Nieren  maassgebend  ist,  bei  ganz  alten  Leuten  zu  einem  mehr  conserva- 
tiven,  vorsichtigen  Vorgehen. 

Als  Operation  der  Wahl,  die  überall,  wo  möglich,  atiszuführen  ist, 
betrachtet  Verf.  die  perineale  Prostatektomie.  Falls  es  nötig  ist,  soll  die 
Sectio  alta  mit  der  zuerst  auszuführenden  Sectio  perinealis  combinirt  in 
Anwendung  kommen.  Aus  den  technischen  Bemerkungen  des  Verf.’s  sei 
hier  erwähnt,  dass  er  nach  Oeffnung  der  Kapsel  der  Prostata  möglichst 
stumpf  mit  Hülfe  der  Finger  die  Auslösung  der  Tumormassen  vornimmt 
und  Verletzungen  der  Urethra  dabei  nach  Möglichkeit  vermeidet.  Nur  in 
einigen  Fällen  äusserst  fibröser  Hypertrophie  ist  die  Entfernung  durch  Zer- 
stückelung mit  einer  schneidenden  Zange  nötig.  Eine  Erhaltung  der  Potenz 
war,  soweit  dieselbe  noch  vor  der  Operation  bestand,  dem  Verf.  möglich. 
Was  aber  die  Heilresultate  betrifft,  so  kann  gelegentlich  Incontinentia 
urinae  entstehen.  Ueberhaupt  warnt  Verf.  vor  einer  allzu  optimistischen 
Auffassung  sowohl  hinsichtlich  der  Schwere  der  Operation  und  der  dabei 
möglichen  Complikationen,  wie  bezüglich  der  Resultate.  Denn  auch  nach 
Entfernung  der  Prostata  bleiben  die  Blase  und  die  Nieren  eines  alten 
Mannes  zurück.  Unter  günstigen  Umständen  aber  ist  die  frühzeitige  Pro- 
statektomie eine  sichere  und  wirksame  Radikalbehandiung,  die  Verf.  mit 
der  Ovariotomie  und  der  Exstirpation  des  Wurmfortsatzes  in  der  anfalls- 
freien Zeit  auf  eine  Stufe  stellt.  B.  Marcuse. 

Einsendungen  werden  in  die  Adresse  des  Herrn  («eh.  Med.-Hat  Prof.  Dr.  M.  Bernhardt  {Berlin  W. 

Französische  Strasse  2l)  oder  an  die  Verlagshandluog  (Berlin  NW.,  Unter  des  Linden  68)  erbeten 

Vorlag  von  August  flirscliwnld  in  Berlin.  — Dniek  von  L.  Nclinmaeher  I»  Berlin  N.  34. 


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Centralblatt 


Fr*lu  dei 

3«  Mark ; *u  bosielteu 
durch  »Ile  Huchhand 
Itingni  u.  Pontanttaltaii. 


für  die 


cdicinischcn  Wissenschaften. 


Unter  Mitwirkung  von 

Prof.  Dr.  H.  Senator,  Prof.  Dr.  E.  Salkowski, 

redigirt  von 

Prof.  Dr.  M.  Bernhard 

In  Berlin. 


1905. 


flO.  Juni. 


Inhalt:  Kuliabko,  Wirkung  des  Veratrins  auf 

Ri'hl,  Pan,  Ueber  den  Vorhofvenenpuls  bei  Extrasystolen.  — Bickel,  Magen- 
saftsekretion der  Herbivoren.  — London  und  Soxoiorr.  Einfluss  der  Anämie 
auf  die  Magensaftsekretion.  — Pilzecker,  Die  Galle  bei  Phosphor-  und  Arsen- 
vergiftung. — Jones,  Das  Enzym  der  Thymusdrüse.  — Christian,  Ueber  Fett- 
degeneration. — Börner,  Zur  Lehre  von  den  Gclenkmäusen.  — Meisbi-,  Zur 
Operationstechnik  bei  Mammacarcinom.  — Harms,  Ueber  Verschluss  der  Vena 
centr.  retinae.  — Arklsdorff  und  Pipbr,  Zur  Lichtreaktion  der  Pupille.  — 
Millioan,  Ueber  Meniere’sche  Krankheit.  — Kutvirt,  Airol  zur  Erkennung 
cariiiser  Ohrenentzündung.  — Josri,  Kollargol  bei  Angina  uud  Diphtherie.  — 
Fbiedbicii,  Dressmann,  Diagnose  und  Behandlung  der  Kieferhöhleneiterung.  — 
Münzer,  Serumbehandlung  des  Gelenkrheumatismus.  — Kraus  und  LipschOte. 
Ueber  Bakterienhämolysine  und  Antihämolysine.  — Colä,  Zur  Typhusimmunität. 

— Gbasbmanh,  Gebrauch  des  Morphiums  bei  Herzkranken.  — Latham,  Eisen- 
chlorid bei  Erysipel.  — Hofbauer,  Ursachen  der  Atemstorungen  bei  Pneumo- 
thorax. — W iNBRi. mann,  Operationen  hei  unheilbaren  Krebskranken. — Reiner, 
Ueber  sogenannte  Gelenkentzündung  im  Kindesaltcr.  — Comhk,  Fall  von  Beuedict- 
schem  Symptomeucomplex. — Klkmpebek,  Experimentelles  zur  Tuberkulosefrage. 

— Lichtwitz,  Sarkom  der  Dura  mater  und  Trauma.  — Gallavarüin  und 
Varay.  Fälle  von  sekundärem  Krebs  des  Centralnervensystems.  — Williamsok, 
Ueber  das  Vibratiousgefühl  bei  Nervenkranken  und  Diabetes.  — Diibuw,  Exstir- 
pations-  und  Operationsfeder.  — Drtre,  Reinfektion  und  Primärulcus.  — Marx 
und  Sorge,  Histologische  Veränderungen  der  Placenta  bei  der  Sublimatvergiftung. 


A.  Kuliabko,  Ueber  die  Erscheinung  der  Tonusschwankungen  am  isolirten 
Kaninchen  herzen  bei  Veratrinvergiftung.  Pflüger’s  Arch.  1906,  Rd.  107, 
S.  238. 

Verf.  beobachtete  an  Kaninchenherzen,  die  künstlich  mit  Locke’scher 
Flüssigkeit  durchspült  waren,  dass  nach  Injektion  von  minimalen  Dosen 
von  Veratrin  die  Amplituden  der  verzeichneten  Contraktionen  beträchtlich 
gesteigert  wurden,  und  dass  zugleich  die  Fusspunkte  sich  weiter  von  der 
Abscisse  entfernten.  Verf.  deutet  dies  so,  dass  durch  das  Veratrin  eine 
Erregungssteigerung  hervorgerufen  wird,  die  zu  einer  Steigerung  des  Tonus 
führt,  welch  letztere  sich  eben  in  der  Erhebung  von  der  Abscissenachse 
ausdrückt.  Bei  starker  Vergiftung  ist  die  Tonussteigerung  derart,  dass  das 
Herz  maximal  contrahirt  wird  und  keine  weiteren  rhythmischen  spontanen 
Contraktionen  ausführen  kann,  es  kommt  zura  systolischen  aktiven  Still- 
XLUI.  Jahrgang  25 


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386 


Hkrino.  Rim..  Pan.  — ßicKNi.. 


No.  23. 


stand.  Wird  das  Gift  teilweise  wieder  ausgewaschen,  führt  das  Herz  von 
neuem  sehr  schwache  Bewegungen  aus,  bleibt  aber  noch  immer  in  bobein 
Grade  der  ContrakMir.  Hierbei,  wenn  der  grösste  Teil  des  Giftes  schon 
ausgewaschen  ist,  kommt  es  zu  rhythmischen  periodischen  Anfüllen  er- 
höhter Contraktur,  die  allmählich  immer  kürzer  und  seltener  werden. 
Neue  Vergiftung  kann  die  Erscheinung  von  neuem  hervorrufen.  Zur  Er- 
klärung dieser  Erscheinungen  greift  Verf.  auf  die  Sarkoplasmatheorie  von 
Botazzi  zurück.  P Schultz. 

II.  K.  Hering,  Ergebnisse  experimenteller  und  klinischer  Untersuchungen 
über  den  Vorhofvenenpuls  bei  Extrasystolen.  Zeitschr.  f.  exper.  Pathol. 
u.  Tberap.  I.,  1.  H.,  S.  26. 

4.  Itilil.  Experimentelle  Analyse  des  Venenpulses  bei  den  durch  Extrasystolen 
verursachten  Unregelmässigkeiten  des  Ganglienherzens.  Ebenda.  S.  43. 

().  Pan,  Ueber  das  Verhalten  des  Venenpulses  bei  den  durch  Extrasystolen 
verursachten  Unregelmässigkeiten  des  menschlichen  Herzens.  Ebenda.  S 57. 

Im  Verein  mit  zwei  Assistenten  versuchte  Hekinq  sowohl  klinisch  als 
auch  experimentell  aus  der  Analyse  der  Venenpulscurve  Anhaltspunkte  für 
die  Entscheidung  der  Frage  zu  gewinnen,  welche  Herzabteilung  als  Aus- 
gangspunkt der  jeweiligen  Unregelmässigkeit  des  Herzens  anzusehen  ist. 
In  folgendem  möchte  ich  nur  die  klinischen  Befunde  referiren  und  er- 
wähnen, dass  das  Tierexperiment  sich  damit  in  Uebereinstimmung  bringen 
lässt.  Ventrikuläre  Extrasystolen,  die  bei  ungestörtem  Rhythmus  der  Vor- 
hofwellen sich  meist  durch  auffallend  hohe  und  steile  Wellen  auszeichnen 
und  die  nach  Hkrinu  weniger  auf  einer  grösseren  Auspruchsfähigkeit  als 
auf  einer  häufigeren  Extrareizung  des  Ventrikels  zu  beruhen  scheinen,  sind 
in  allen  14  untersuchten  Fällen  beobachtet  worden.  Speciell  werden  dann 
noch  interpolirte  ventrikuläre  Extrasystolen  (die  sich  einschieben  und  den 
Rhythmus  der  Herztätigkeit  nicht  stören)  und  retrograde  Extrasystolen  (die 
auf  die  oberhalb  des  Ventrikels  gelegenen  Herzteile  übergehen)  unter- 
schieden. Auriculäre  Extrasystolen,  bei  denen  stets  die  grossen  Erhebungen 
an  den  Venen  fehlen,  sind  nur  an  zwei  Kranken  beobachtet,  bei  denen 
aber  auch  gleichzeitig  Extrasystolen  des  ventrikulären  Typus  vorkanien. 
In  Bezug  auf  die  theoretische  Begründung,  wie  die  Extrasystolen  mechanisch 
den  Venenpuls  beeinflussen  sollen,  verwoise  ich  auf  die  Originalabhandlung. 

G.  F.  Nicolai 

A.  Bickel,  Experimentelle  Untersuchungen  über  die  Magensaftsekretion 
bei  den  Herbivoren.  Beil.  klin.  Wochonschr.  1905,  No.  6. 

Analog  Pawlow’s  Vorgehen  beim  Hunde  hat  B.  bei  einer  Ziege  am 
Labmagen  einen  Nebenmagen  angelegt,  der  sein  Sekret  nach  aussen  ent- 
leerte und  so  eine  Untersuchung  seiner  Absonderungsbedingungen  und  seiner 
Beschaffenheit  gestattete.  — Das  Verhalten  im  nüchternen  Zustande  war 
nicht  festzustellen,  da  auch  bei  dreitägigem  Hungern  der  Magen  der  Ziege 
noch  gefüllt  war.  Dementsprechend  fand  eine  ununterbrochene  Sekret- 
bildung statt,  im  Gegensatz  zum  Hunde.  Aber  der  nach  längerer  Nahrungs- 
entziehung gebildete  Saft  ist  alkalisch  und  spärlich.  Während  der 
Fütterung  nimmt  er  an  Menge  zu,  wird  sauer  und  zeigt  nach  einiger  Zeit 


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No.  23.  London  und  Sokoloff.  — Pilzbckrb.  387 

freie  Salzsäure.  Die  Acidität  ist  geringer  als  bei  Mensch  und  Hund. 
Nach  der  Fütterung  tritt  in  umgekehrter  Folge  wieder  das  alte  Verhalten 
ein.  Parallel  damit  steigt  die  verdauende  Kraft  des  Saftes,  der  solange 
er  alkalisch  ist  überhaupt  keine  verdauenden  Eigenschaften  besitzt,  an. 
Unter  Umständen  gelingt  es  durch  Ansäuern  den  alkalischen  Saft  ver- 
dauungsfähig zu  machen.  Aehnlich  der  peptischen  Kraft  verhält  sich  die 
labende. 

Der  Gefrierpunkt  des  Saftes  uuterliegt  in  den  verschiedenen  Ver- 
dauungsperioden Schwankungen;  im  Mittel  scheint  er  höher  als  bei  Mensch 
und  Hund  zu  liegen.  Die  elektrische  Leitfähigkeit  ist  geringer  als  bei 
diesen.  — Nur  die  Aufnahme  der  Nahrung  bewirkt  sauren  Magensaft 
und  zwar  auf  reflektorischem  Wege,  nicht  das  Wiederkäuern  Damit  ist 
wohl  die  dauernde  Nahrungsaufnahme  bei  den  Wiederkäuern  in  Beziehung 
zu  bringen.  A.  Loewy. 

E.  S.  London  et  A.  P.  Sokoloff,  Etüde  sur  la  digestion  gastrique  sous 
l’influence  de  l’anemie  aigue  experimentale.  Arch.  des  Sciences  biolog. 
de  St.  Petersburg.  X.,  p.  861. 

L.  und  S.  bestimmten  bei  nach  Pawlow  opcrirten  Hunden  die  Menge 
und  Verdauungskraft  des  von  dem  Nebenmagen  bei  Fleisch-,  Milch-  und 
Brotfütterung  secernirteti  Saftes.  Sie  entnahmen  dann  ein  '/a  der  Gesa  mint- 
menge  betragendes  Blutquantum  und  wiederholten  die  Versuche  während 
der  nächsten  Tage  und  Wochen.  — Sie  fanden,  dass  der  Effekt  der 
Fütterung  nun  ein  anderer  ist.  Die  Sekretion  setzt  langsamer  ein,  liefert 
pro  Stunde  weniger  Saft,  dauert  aber  länger,  sodass  die  gesammte  Saft- 
menge  gesteigert  ist;  das  peptische  Vermögen  des  Saftes  ist  vermindert. 
So  ist  es  7 bis  8 Tage  nach  dem  Aderlass.  Während  der  zweiten  und 
dritten  Woche  nimmt  die  Dauer  der  Saftabscheidung  wieder  ab  und  wird 
normal,  die  abgeschiedenen  Saftmeugen  bleiben  jedoch  gesteigert,  ihre 
Verdauungskraft  ist  normal  oder  erhöht,  es  besteht  also  Hypersekretion. 
In  der  dritten  oder  vierten  Woche  wird  dann  die  Sekretion  normal.  — 
Im  einzelnen  ergaben  sich  einzelne  Abweichungen  von  diesem  Gange. 
Besonders  fand  sich  nach  einem  zweiten  Aderlass  die  Gesammtsaftmeuge 
nach  Fleischfütterung  nicht  vermehrt,  sondern  vermindert.  A.  Loewy. 


A.  Pilzeeker,  Gallenuntersuchungen  nach  Phosphor-  und  Arsenvergiftung. 

Zeitschr.  f.  physiol.  Cliem.  Bd.  41,  S.  157. 

Verf.  hat  die  Versuche  von  Brauer  über  die  Gallenzusammensetzung 
unter  pathologischen  Bedingungen  fortgeführt,  und  zwar  bei  Phosphor- 
vergiftung mit  Phosphoröl  und  Arsenvergiftung  durch  Fowler’scbe  Lösung. 
Nach  der  ersten  Injektion  von  Phosphoröl  nimmt  die  Galle  bereits 
dunklere  Färbung  an;  nach  der  fünften  beginnt  statt  des  normalen  Sekrets 
eine  braunrote,  blutähnliche  Masse  zu  fliessen.  Das  specifische  Gewicht 
uimmt  um  ein  geringes  zu  Aehnlich  wie  bei  der  Intoxikation  durch  Arsen 
tritt  bald  in  der  Galle  ein  Eiweissgehalt  auf,  der  in  der  Norm  fehlt.  — 
Bei  den  Arsen versu che n uimmt  die  Galle  hellere  Färbung  an;  am  auf- 
fälligsten ist  auch  hier  die  Albumincholie,  die  viel  früher  auftritt  als  die 

•25* 


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388 


•foNKB.  CHRISTIAN. 


No.  23. 


gleich  falls  bewirkte  Albuminurie.  Zucker  fehlt  hier  wie  bei  den  Versuchen 
mit  Phosphor.  Bezüglich  der  Details  der  Anordnung  und  Ausführung  der 
Versuche  siehe  das  Original.  Neuberg. 


W.  Jones,  Ueber  das  Enzym  der  Thymusdrüse.  Zeitscbr.  f.  physiol.  Chero. 

Bd.  41,  S.  101. 

Früher  hat  Kutscher  angegeben,  dass  die  Thymus  ein  Enzym  enthält, 
das  aus  den  Bestandteilen  der  Drüse  lediglich  Lysin,  NH3  und  wahrschein- 
lich Thymin  erzeugt;  dann  fand  Araki  in  der  Thymus  ein  Enzym,  das 
lösend  auf  die  Kernsubstanz  der  roten  Blutkörperchen  der  Vögel  wirkt  und 
a-Thymusnuklelnsäure  in  die  ^-Verbindung  zu  verwandeln  vermag.  Verf. 
fand  nun,  dass  die  Drüse  ein  bei  Siedetemperatur  leicht  zerstörbares,  lös- 
liches Enzym  enthält,  das  bei  der  Ausfüllung  der  Nukleoprotelde  diesen 
anhaftet  und  bei  der  Umfüllung  aus  Sodalösung  erhalten  bleibt.  Infolge 
dieses  Verhaltens  ist  die  Möglichkeit  gegeben,  die  Zersetzungsprodukte  des 
Nukleoprote'ids  durch  dieses  Enzym  frei  von  anderen  Drüsenbestandteilen 
zu  untersuchen.  Es  ergab  sich,  dass  das  Ferment  bei  Körpertemperatur 
das  NukleoproteTd  sehr  schnell  (z.  B.  bereits  in  15  Stunden)  unter  Bildung 
von  Phosphorsäure  und  Xanthinbasen  zersetzt.  Letztere  erwies  sich  als 
vorwiegend  Xanthin  neben  wenig  Hypoxanthin,  sind  also  andere,  als  bei 
Säurehydrolyse  gebildet  werden  (Guanin  und  Adenin).  Entgegen  Kutschers 
Ansicht  ist  das  betreffende  Enzym  sicher  vom  Trypsin  verschieden,  da  is 
am  besten  in  saurer  Lösung  wirkt  und  durch  Alkalien  bei  Körpertemperatur 
sogar  zerstört  wird.  * Neuberg. 


H.  A.  Christian,  Some  newer  aspect  of  the  pathology  of  fat  and  fatty 
degeneration.  Bullet,  of  the  Johns  Hopkins  hosp.  Vol.  XVI,  S.  1. 

Unter  Zugrundelegung  eigener  histologischer  und  chemischer  Unter- 
suchungen und  unter  Berücksichtigung  der  einschlägigen  Litteratur  giebt 
Verf.  eine  Uebersicht  über  den  gegenwärtigen  Stand  der  Lehre  von  der 
fettigen  Degeneration.  Seine  Schlusssätze  sind  folgende:  Osmiumsäure 

färbt  nicht  alle  Erscheinungsformen  von  Fett  und  Fett  als  solches,  liefert 
also  nur  eine  unvollkommene  Methode  zur  Darstellung  von  Fett.  Sudan  III 
und  Scharlach  R.  geben  trotz  ihrer  Nachteile  befriedigendere  Resultate. 
Sichtbares  Fett  ist  normalerweise  in  vielen  Körperzellen  vorhanden, 
während  sich  extrahirbares  Fett  in  allen  Geweben  vorfindet.  Unter  ab- 
normen Bedingungen  erscheint  sichtbares  Fett  in  den  Zellen  in  vermehrter 
Menge  und  ist  dann  ein  Anzeichen  für  eine  Zellschädigung.  Fettinfiltration 
ist  physiologisches  Sichtbarwerden  von  Fett  in  normalen  Zellen  und  fettige 
Degeneration  Sichtbarwerden  von  Fett  in  geschädigten  Zellen;  das  Fett 
ist  mehr  ein  Anzeichen  als  eine  direkte  Folge  der  Zelldegeneration.  In 
beiden  Fällen  ist  der  Ursprung  des  Fettes  wahrscheinlich  derselbe,  nämlich 
vorzugsweise  ausserhalb  der  Zelle  gelegen,  vermittelt  durch  Transport  von 
irgendwelchen  Fettdepots,  kann  aber  auch  innerhalb  der  Zelle  liegen  und 
zwar  in  den  fettähnlichen,  nicht  in  den  Eiweisssubstanzen. 

Beitzke. 


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>No.  23. 


ßttRNKR.  — MkISSL. 


389 


E.  Börner,  Klinische  und  pathologisch-anatomische  Beiträge  zur  Lehre 
von  den  Gelenkmäusen.  Zeitschr.  f.  Chir.  Bd.  70,  H.  3 — 4. 

Ein  beim  Operationscurs  zufällig  gewonnenes  Präparat  eines  noch  nicht 
völlig  gelösten  Körpers  aus  der  Gelenkfläche  des  Condylus  internus  femoris 
gab  B Veranlassung  das  Material  an  Gelenkmäusen,  das  Prof.  MÖLLER  in 
Aachen  und  Rostock  gewonnen  hat,  weiterhin  einige  Fälle,  die  Prof.  Garrk 
und  Prof.  Graser  in  Rostock  operirt  haben,  einer  klinischen  und  histo- 
logischen Bearbeitung  zu  unterziehen.  Er  gelangte  dabei  zu  folgenden 
Ergebnissen: 

1.  Das  Vorkommen  der  allmählichen  Lösung  von  Gelenkkörpern  aus 
den  artikulirenden  Gelenkenden  wird  auch  durch  B.'s  Beobachtungen  be- 
stätigt. Der  zumeist  nur  zum  Teil  gelöste  Körper  kann  lange,  vielleicht 
oft  jahrelang,  mehr  oder  weniger  in  seinem  Defekt  festsitzen  und  macht 
während  dieser  Zeit  bald  grössere,  bald  geringere  allgemein  Beschwerden 
(wechselnder  Reizzustand  des  Gelenks).  Diese  Tatsache  ist  nicht  nur 
wissenschaftlich  interessant,  sondern  gelegentlich  auch  im  Hinblick  auf  die 
moderne  Unfallgesetzgebung  von  Wichtigkeit. 

2.  Im  Gegensatz  zu  KöNIO  neigt  B.  sich  bezüglich  der  Vorgänge  bei 
völligen  Lösung  dieser  Stücke  aus  der  Gelenkfläche  der  Auffassung  VöLKER’s 
zu,  dass  diese  Lösung  rein  mechanisch  zu  erklären  sei. 

3.  Den  Untersuchungen  Barth’s  kann  B.  für  die  Frage  der  Entstehung 
der  Corpora  mobilia  eine  entscheidende  Bedeutung  nicht  zusprechen. 
Im  Gegensatz  zu  ihm  hat  er  nur  ausserordentlich  selten  in  den  Gelcnk- 
mäusen  normalen  Gelenkknorpel,  gewöhnlich  aber  solchen  mit  Zeichen  der 
Nekrose  gefunden.  Die  gute  Kernfärbung,  auf  die  sich  Barth  besonders 
stützt,  kann  nicht  als  Beweis  für  das  Leben  eines  Gewebes  betrachtet 
werden. 

4.  Für  einen  entzündlichen  Vorgang  bei  der  Entstehung  freier  Ge- 
lenkkörper. wie  solcher  dem  Namen  der  Osteochondritis  dissecans  ent- 
sprechen würde,  hat  auch  B.  keinen  Anhalt  gefunden. 

Joachimsthal. 


Meissl,  Ueber  die  operative  Therapie  des  Mammacarcinoms  und  deren 
Dauererfolge.  Wiener  klin.  Wochenschr.  1904,  No.  51. 

M.  hat  die  von  1890—1901  an  der  I.  Universitätsklinik  in  Wien 
operirten  Mammacarcinome  zusammengestellt,  bei  welchen  folgende  Me- 
thoden zur  Anwendung  gelangten:  1.  partielle  Amputation  mit  Drüsen- 
ausräumung; 2.  Amputatio  totalis;  3.  Amputatio  totalis  mit  Entfernung 
der  Pectoralisfascie  nach  v.  Volkmann;  4.  dieselbe  mit  Entfernung  der 
oberflächlichen  Pectoralisschicht  nach  HeidenhatN;  6.  dieselbe  mit  Weg- 
nahme der  Sternalportion  des  Pectoralis  maior  und  des  Pectoralis  minor 
nach  Rotter.  M.  betont  vorzüglich,  dass  der  Wert  der  einzelnen  Operations- 
verfahren des  Mammacarcinoms  aus  den  Dauerheilungsresultaten  nur  be- 
messen werden  kann,  wenn  das  Stadium,  in  welchem  die  Fälle  zur  Ope- 
ration gelangen,  berücksichtigt  wird.  Als  Maassstab  des  Stadiums  kann  die 
Procentzahl  der  nach  vorgenommener  Operation  an  inneren  Metastasen 
ohne  Lokalrecidive  Verstorbenen  gelten.  Unter  dieser  Voraussetzung  er- 
giebt  die  Rotter'scbe  Methode  (5)  die  besten  Heilungsdauerresultate,  welche 


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390 


Harms.  — AHKi.snoRn--  und  Pipkr.  — Mii.i.ioan. 


No.  23. 


darauf  beruhen,  das»  diese  Methode  die  radikalste  ist.  — Da  die  absolute 
Heilungsziffer  der  Wiener  Klinik  von  1890—1901  nur  ca.  18  pCt  beträgt, 
so  muss  das  Bestreben  der  Aerzte  dahin  gehen,  ebenso  wie  beim  Uterus- 
carcinom,  die  Kranken  so  frühzeitig  als  nur  möglich  zur  Operation  zu  ver- 
anlassen und  aufklärend  zu  wirken.  Peltesohn. 


CI.  Hanns,  Ueber  Verschluss  der  Vena  centralis  retinae.  Klin.  Monatsbl. 
f.  Augenheilk.  XLIII.,  I,  2,  S.  113. 

Verf.  berichtet  über  den  anatomischen  Befund  von  zwei  Fällen  von 
Retinitis  haemorrhagica  mit  nachfolgendem  Glaukom  und  zwei  Fällen  von 
Glaucoma  haemorrhagicum.  Bei  allen  fand  sich  ein  Verschluss  der  VeDa 
centralis  retinae.  Derselbe  war  veranlasst  einmal  durch  maranthische 
Thrombose,  das  andere  Mal  durch  Thrombose  jenseits  einer  verengten 
Stelle  in  annähernd  normal  weitem  Lumen,  im  dritten  Falle  durch  primäre 
Meso-  und  Rndophlebitis  und  im  letzten  durch  Thrombose  auf  Grundlage 
einer  vorher  bestehenden  Rndophlebitis.  Horstmann. 


(1.  AbelsdorfT  und  11.  Piper,  Vergleichende  Messungen  der  Werte  der 
direkt  uud  der  consensuell  reagirenden  Pupille.  Arch.  f.  Augenheilk. 
LI.,  H.  4,  S.  366. 

Die  bisher  vielfach  erörterte  aber  doch  unentschiedene  Frage,  ob  die 
direkt  belichtete  Pupille  stärker  als  die  consensuell  reagirende  sich  ver- 
enge, wurde  von  den  Verffn.  in  der  Weise  entschieden,  dass  sie  beide 
Augen  durch  eine  Scheidewand  trennten,  nur  das  eine  Auge  belichteten 
und  die  Pupillen  beider  Augen  durch  Blitzlichtaufnahme  mit  einer  stereo- 
skopischen Camera  photograpbirten.  An  den  entwickelten  und  durch  Pro- 
jektion vergrösserten  Negativen  wurden  die  Pupillendurchmrsser  mit  einer 
Genauigkeit  von  0,05  mm  gemessen.  Die  Versuche  ergaben  übereinstimmend, 
dass  gleich  weite  Pupillen  bei  einseitiger  Belichtung  ungleich  werden, 
indem  die  belichtete  Pupille  die  eugere  wird.  (Grösste  beobachtete  Dif- 
ferenz 34,7  pCt.,  absolut  0,02  mm.) 

Aus  den  Versuchen  ergiebt  sich  die  Forderung,  bei  der  Diagnose  einer 
pathologischen  Pupillendifferenz  stets  eine  ungleiche  Belichtung  auszu- 
schliessen.  Sie  zeigen  ferner,  dass  jede  Iris  bis  zu  einem  gewissen  Grade 
Spielraum  zu  selbstständiger  Bewegung  hat  und  das  fast  allgemein  giltige 
Schema  der  Pupillarreflexbahn  sich  nicht  mehr  auf  die  Gleichheit  der 
direkten  uud  cotisensuellen  Lichtreaktion  als  auf  eines  der  Beweismittel 
seiner  Richtigkeit  stützen  kann.  G Abelsdorff. 


Millignn,  Menieres  disease:  A clinical  and  experimental  inquiry.  Brit. 
med.  journ.  1904,  Nov.  5. 

Bei  drei  Patienten,  die  jahrelang  an  wiederholten  Anfälleu  von  sub- 
jektiven Geräuschen  und  Schwindel  mit  zunehmender  Schwerhörigkeit 
litten,  hat  Verf  nach  erfolgloser  Anwendung  der  üblichen  Mittel  die  Ent- 
fernung der  halbcirkelförmigen  Kanüle  vorgenommen  (bezüglich  des  Öpera- 


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No.  23. 


Kutvibt.  — Justi.  — Fbibdbicr.  Dhessmann. 


391 


tionsverfahrens  siehe  das  Original).  In  zwei  Fällen  wurde  der  Schwindel 
beseitigt  und  die  Patienten  konnten  wieder  ihrer  Arbeit  nachgehen;  die 
subjektiven  Geräusche  wurden  nicht  gebessert,  das  Gehör  ging  ganz  ver- 
loren. Im  dritten  Fall  trat  Kiterung  ein;  er  befindet  sich  noch  in  Be- 
handlung. Schwabach. 

Kutvirt,  Airol  als  Diagnosticum  bei  cariösen  Olirentzündungen.  Wiener 
klin.  Rundschau  1904,  No.  44. 

Zum  Nachweis  cariöser  Ohrentzündungen  empfiehlt  K.  Einführen  von 
Airolgaze  in  das  Ohr.  Die  Gaze  wird,  wenn  eine  Knochenaffektion  vor- 
handen ist,  schwarz  gefärbt  (in  geringem  Grade  zeigt  Dermatolgaze  die- 
selbe Erscheinung)  und  zwar  infolge  Reaktion  des  Wismuths  auf  den  bei 
cariösen  Processen  sich  durch  Bakterienwirkung  entwickelnden  Schwefel- 
wasserstoff. Schwabach. 

K.  Justi,  Kollargolpinselungen  bei  Angina  und  Diphtherie.  Münch,  med. 
Wocnenschr.  1904,  No.  49. 

Da  das  Diphtherieseruni  infolge  der  langen  und  heissen  Reise  in  dem 
Wirkungsgebiet  des  Verf.’s  (Hongkong)  nur  in  sehr  fragwürdigem  Zustand 
ankommt,  so  verzichtet  Verf.  lieber  auf  dasselbe  und  versuchte  das  Kol- 
largol  bei  infektiösen  Processen  des  Mundes  und  des  Rachens,  ln  zahl- 
reichen Fällen  von  Angina  follicularis  und  bei  einigen  Fällen  von  Diph- 
therie haben  sich  ihm  Pinselungen  mit  einer  5proc.  wässerigen  Kollargol- 
lösung  recht  bewährt.  (Silberlösungen  der  verschiedensten  Art  sind  bei 
akuter  Angina  lokal  frühzeitig  angewandt  von  eklatanter  Wirkung.  • Rcf.). 

W.  Lublinski. 

1)  Friedrich,  Diagnose  und  Behandlung  der  Kieferhöhleneiterung.  Deutsche 
med.  Wochenschr.  1904,  No.  48. 

2)  D ress  in  an  n . Die  Radikalbehandlung  der  chronischen  Kieferhöhlen- 
eiterung. Deutsche  Zeitschr.  f.  Chir.  Bd.  75,  H.  5 u.  C. 

1)  Verf.  teilt  in  diesem  klinischen  Vortrag  seine  Meinung  über  die 
Kieferhöhlenerkrankung  mit,  die  im  allgemeinen  der  jetzt  üblichen  ent- 
spricht. Als  wichtigsten  Grundsatz  bei  der  Behandlung  sieht  er  mit  Recht 
strenges  Individualisireu  an,  zumal  daran  festzuhalteu  ist,  dass  in  der 
Mehrzahl  der  Fälle  die  übrigen  pneumatischen  Zellen  der  Naseuhöhle  mit- 
erkrankt sind,  sodass  nur  eine  auch  diese  berücksichtigende  Behandlung 
Aussicht  auf  Erfolg  bietet.  Nicht  minder  berechtigt  ist  des  Verf.’s  Warnung 
vor  Selbsttäuschung  über  den  operativen  Erfolg  der  Behaudlung. 

2)  Verf.  empfiehlt  seine  radikale  Operationsmethode,  wenn  die  Be- 
sichtigung des  Inneren  der  Kieferhöhle  ergiebt,  dass  die  Entfernung  der 
Schleimhaut  ganz  oder  wenigstens  zum  grössten  Teil  zweckmässig  ist.  Da 
es  äusserst  schwierig  ist,  bei  ausgedehnter  Erkrankung  nur  die  kranken 
Partien  der  Schleimhaut  zu  entfernen  und  die  gesunden  zu  schonen  und 
man  also  den  grössten  Teil  derselben  opfert,  so  sieht  Verf.  nicht  ein, 
warum  man  nicht  durch  Resektion  der  knöchernen  lateralen  und  hinteren 
Wand  die  Ausheilung  zu  beschleunigen  bestrebt  sein  soll.  Demgemäss 
verfährt  Verf.  Die  wegzunehmende  Knoclienpartie  reicht  nach  oben  bis 


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392 


Menzkr.  — Krals  und  I.ipbchüte. 


No.  23. 


zur  Orbitalplatte,  nach  unten  bis  an  den  Boden  der  Kieferhöhle,  nach 
hinten  bis  kurz  vor  den  Ansatz  der  flügelförmigen  Fortsätze  an  den  Ober- 
kiefer. nach  vorn  bis  hinter  den  Ursprung  des  Proc.  zygomat.  des  Ober- 
kiefers. Es  bleibt  nur  ein  schmaler  Kuochenstreifen  als  Verbindung 
zwischen  Jochbein  und  Oberkiefer  vorn  lateralwärts  bestehen.  Verf.’s  Er- 
fahrungen gründen  sich  auf  zwei  Fälle.  W.  Lublinski. 


Mciuter,  Ergebnisse  der  Serumbehandiung  des  akuten  und  chronischen 
Gelenkrheumatismus.  Münch,  med.  Wochenschr.  1904,  No.  33. 

M.  teilt  die  Endergebnisse  der  Serumbehandlung  bei  akutem  und 
chronischem  Gelenkrheumatismus,  welche  im  Jahre  1902  und  1903  erfolgte, 
mit  und  kommt  zu  dem  Schluss,  dass  die  Streptokokkenserumbehandlung 
den  übrigen  Behandlungsmethoden  überlegen  ist.  Sie  vermag  auch  chronisch 
gewordene  Erkrankungen  noch  zu  heilen  bezw.  zu  bessern.  Akuter  Ge- 
lenkrheumatismus bietet  bessere  Heilungsaussiebten  und  vor  allem  wesent- 
lich günstigere  Chancen  für  die  Heilung  der  Endocarditis.  Die  Serum- 
behandlung  bewahrt  besser  als  die  bisherigen  Behandlungsmethoden  vor 
Rückfällen.  Da  die  Serumbehandiung  chronisch  entzündliche  Herde  zu 
der  akuten  Entzündung  hinzufügt  und  eine  gewisse  Kraftleistung  von  dem 
Organismus  verlangt  so  kann  das  Serum  bei  Pericarditis  und  Pleuritis  mit 
grösserem  Exsudat  schädlich  wirken,  desgleichen  wird  bei  stärkerer  Steno- 
sirnng  eines  Ostiums  durch  chronische  Endocarditis  eine  Zunahme  der  ent- 
zündlichen Schwellung  an  den  Klappen  zu  den  bedenklichsten  Zuständen 
führen  können.  In  beiden  Fällen  ist  daher  die  Serumbehandiung  contra- 
indicirt.  Ebenso  eignen  sich  Leute  mit  vorgeschrittener  Arteriosklerose 
und  von  sehr  hohem  Alter  für  die  Serumbehandiung  nicht;  eine  gewisse 
Regenerationskraft  des  Körpers  setzt  die  Rehandlungsmeshode  voraus.  Da- 
gegen wendet  sich  M.  scharf  gegen  Sinnhüber,  welcher  die  Serumbehand- 
iung nur  für  die  subakuteu  und  chronischen  Fälle  angewandt  wissen  will, 
für  die  akuten  aber  nicht.  H.  Bischoff. 


R.  Kraust  und  R.  Lipschiitz,  Ueber  Bakterienhämolysine  und  Antihämo- 
lysine.  Zeitschr.  f.  Hyg.  Bd.  XL VI,  S.  49. 

Durch  Reagensglasversuchc  haben  Verff.  festgestellt,  dass,  während 
specifische  Antitoxine  sich  von  den  im  normalen  Serum  vorhandenen  da- 
durch unterscheiden,  dass  erstcre  zum  Toxin  höhere  Avidität  besitzen, 
sodass  sie  die  Toxine  sogleich  neutralisiren,  was  normale  Antitoxine  erst 
in  längerer  Zeit  tun,  das  normale  Antihämolysin  und  das  Immunantibimo- 
lysin  in  Bezug  auf  seine  Avidität  zum  Gift  ganz  gleiches  Verhalten  zeigen. 
Ebenso  vermögen  sowohl  das  Immunserum  als  auch  normales  Serum 
Multipla  von  Giftdosen  in  Multiplis  zu  neutralisiren  und  das  bereits  ver- 
ankerte Hämolysin  unschädlich  zu  machen,  also  bereits  vergiftete  Blut- 
körperchen zu  heilen.  Die  Verschiedenheit  beider  Antihämolysine  ist  nur 
graduell,  nicht  funktionell.  H.  Bischoff. 


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NO.  23.  CoLÄ.  • tUAHMMASN.  — IjATHAM.  393 

R.  J.  Cole,  Experimenteller  Beitrag  zur  Typhusimmunität.  Zeitschr.  f. 
Hyg.  1904,  Bd.  46,  S.  371. 

Nach  dem  Ueberstehen  von  Infektionen  bleibt  eine  langdauerudc  Im- 
munität zurück,  welche  noch  anhält,  wenn  selbst  in  dem  Blutserum  Schutz- 
stoffe nicht  mehr  nachzuweisen  sind.  v.  Behring  hat  daher  neben  der 
durch  Schutzstoffe  nachweisbaren  hämatogenen  eine  histogene  Immunität 
unterschieden,  die  in  einer  specifischen  histogenen  Veränderung  zu  suchen 
ist.  Verf.  hat  nun  experimentell  nacbgewiesen,  dass  Tiere,  die  gegen 
Typhus  iramunisirt  waren  und  bei  denen  Schutzstoffe  im  Serum  nicht  mehr 
nachzu weisen  sind,  auch  durch  Impfung  mit  ganz  geringen  Mengen  Typhus- 
bakterien, auf  welche  normale  Tiere  noch  nicht  mit  der  Bildung  von  Anti- 
körpern antworten,  zu  reicher  Antikörperbildung  veranlasst  werden.  Es 
kann  demnach  die  Ursache  für  die  lange  Zeit  zurückbleibende  Typhus- 
immunität nicht  nur  in  einer  histogenen  Immunität,  d.  h.  in  einer  Un- 
empfindlichkeit der  Zellen  gegenüber  der  Typbusinfektion  zu  suchen  sein, 
sondern  hierfür  auch  in  Frage  kommen,  dass  infolge  der  überstandenen 
Infektion  die  die  Antikörper  bildendeu  Organe  die  Fähigkeit  behalten 
haben,  bei  neu  eintretender  Infektion  leichter  Antikörper  zu  bilden. 

H.  Bischoff. 

K.  (irassmann,  Einiges  über  den  Gebrauch  des  Morphiums  bei  Herz- 
kranken. Münch,  med.  Wochenschr.  1904,  No.  28. 

Viele  Aerzte  scheuen  sich  behanntlich,  bei  Herzkranken  zum  Morphium 
zu  greifen;  und  doch  besteht  keine  Berechtigung,  das  Morphium  innerhalb 
der  gebräuchlichen  therapeutischen  Dosen  als  Herzgift  anzuseben  und  des- 
halb seine  Anwendung  bei  Herzkranken  principiell  zu  verwerfen.  Nur  bei 
Herzschwächen  und  Herzkranken,  die  erheblichere  Erkrankungen  der  Re- 
spirationsorgane, namentlich  akuter  Natur  darbieten,  sowie  bei  akuten 
Processen  des  Endo-  und  Mvocards  ist  Vorsicht  geboten.  Dagegen  kann 
bei  rein  nervösen  Herztörungen.  speciell  bei  nicht  organisch  bedingter 
Angina  pectoris  Morphium  unbedenklich  gegeben  werden;  direkt  indicirt 
erscheint  seine  Anwendung  bei  allen  schwereren  Anfällen  von  Asthma 
cardiale  zur  augenblicklichen  Hülfeleistung.  Bei  organisch  basirter  An- 
gina pectoris,  bei  Stenocardie  und  bei  chronischer  Dyspnoe  ambulanter 
Herzkranker  kann  man  vorsichtig  kleine  Dosen  versuchen.  Häufig 
erzielt  man  eine  glänzende  Wirkung  mit  Morphium  bei  Herzkranken, 
bei  denen  Digitalis  und  andere  Herzmittel  versagen  oder  nicht  mehr  recht 
wirken.  Sehr  zu  empfehlen  ist  es  als  präparatorisches  Mittel  vor  der 
Digitaliskur  bei  sehr  erregten,  schlaflosen  und  heruntergekommenen  Herz- 
kranken. K.  Kronthal. 

P.  W.  Lathain,  On  the  action  of  perchloride  of  iron  in  blood  poisoning 
and  other  disorders.  The  l.ancet  1904,  Vol.  II,  No.  21. 

Auf  die  günstige  Wirkung  des  Ferrum  sesquichloratum  bei  Erysipel, 
Scharlach  und  anderen  Erkrankungen  hat  L.  schon  in  einer  früheren  Arbeit 
(Practitioner  1897,  p.  352)  hingewiesen;  auch  von  vielen  anderen  Seiten 
wird  dies  auf  Grund  zahlreicher  Erfahrungen  bestätigt.  Die  Wirkung  sei 
wohl  hauptsächlich  dem  freien  Chlor  zuzuschreiben.  Grosse  Dosen  sind 


r 


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394 


HoFBAUKK.  — WlNSKl.MANN. 


No.  23. 


Dicht  erforderlich  und,  da  sie  schlecht  vertragen  werden,  schädlich.  Man 
giebt  am  besten  alle  sechs  Stunden  eine  kleine  Menge  und  ersetzt  sie  ab 
und  zu  durch  Chlorwasser.  Auch  die  Wirkung  des  Chlorwassers  bei 
Scharlach  und  ähnlichen  Erkrankungen  schätzt  L sehr  hoch.  Es  könnte 
die  Frage  aufgeworfen  werden,  ob  man  nicht  zweckmässig  die  Heilserum- 
behandlung mit  der  Darreichung  obenerwähnter  Chlorpräparate  verbinden 
könnte,  eine  Frage,  deren  Beantwortung  sich  Verf.  für  später  vorbebält. 

K.  Kronthal. 

L.  Hofbauer,  Ursachen  der  Atemstörung  bei  Pneumothorax.  Centraibl. 
f.  inn.  Med.  1905,  No.  12. 

Die  Atemnot  beim  Pneumothorax  erschien  den  meisten  Autoren  leicht 
erklärlich  als  Folge  der  Compression  der  Lungen  durch  die  in  den  Pleura- 
raum eingedrungene  Luft.  Die  Beobachtungen  am  Krankenbette  lehren 
jedoch,  dass  die  Erschwerung  lediglich  auf  die  Exspiration  beschränkt  ist. 
während  die  Inspiration  ohne  jede  Behinderung  vor  sich  geht.  Die  normale 
Inspiration  wird  durch  Muskelkräfte  besorgt,  und  beim  geschlossenen  Pneumo- 
thorax, bei  dem  zwischen  Lunge  und  Thoraxwand  ein  gewisses,  constant 
gross  bleibendes  Luftquantum  eindringt,  wird  die  Lunge  bei  der  Inspirations- 
bewegung der  Thoraxwände  trotz  der  eingedrungenen  Luft  ausgedehnt. 
Anders  liegt  die  Sache  beim  offenen  oder  Ventilpneumothorax:  hier,  wo 
so  viel  Luft  in  den  Pleuraraum  eindringen  kann,  dass  schlimmsten  Falls 
der  ganze  durch  die  Inspirationsbewegung  frei  werdende  Raum  durch  Luft 
ausgefüllt  wird,  wird  in  die  Lunge  keine  Luft  eindringen  können  — aber 
selbst  hier  würde  der  Mensch  nicht  kurzatmig  werden,  da  ja  weniger  als 
ein  Zehntel  der  respiratorischen  Fläche  genügt,  um  dem  in  Ruhelage  be- 
findlichen Menschen  genügende  Luftmengen  zuzuführen.  In  Wirklichkeit 
kommt  es  jedoch,  wie  Tierexperimente  zeigen,  niemals  dazu,  dass  die 
Lunge  der  befallenen  Seite  garnicht  atmet.  Demgegenüber  wird  die  Ex- 
spiration in  der  Norm  lediglich  durch  elastische  Kräfte  besorgt,  wobei  zu 
erwähnen  ist,  dass  die  lebende  Lunge  eine  wesentlich  grössere  Retraktion- 
kraft besitzt  als  die  Leichenlunge.  Beim  Eintritt  eines  Pneumothorax  wird 
sieb  einerseits  die  Lunge  der  erkrankten  Seite  so  stark  als  möglich 
retrahiren;  andererseits  wird  auch  die  Lunge  der  gesunden  Seite  erheblich 
dadurch  geschädigt,  dass  das  Mediastinum  sofort  nach  der  gesunden  Seite 
hinübergezogen  und  dadurch  der  Lunge  die  Möglichkeit  gegeben  wird,  sich 
zu  retrahiren  — allerdings  nur  in  dem  Fall,  wenn  das  Mediastinum  un- 
verändert und  zart  ist;  ist  es  dagegen  durch  entzündliche  Infiltration  und 
schwartige  Auflagerungen  schwer  beweglich  gemacht,  so  wird  die  Ent- 
faltung der  gesunden  Seite  nicht  beeinträchtigt  und  es  kommt  weniger 
Atemnot  zu  stände.  L.  Perl. 


Winselimtiiii.  Erleichternde  Operationen  bei  unheilbaren  Krebskranken. 
Münch,  med.  Wochenschr.  1904,  No.  6. 

Auch  in  Fällen  von  unheilbaren  Krebserkraukungen  der  Bauchorgane 
kann  man  Operationen  vornehmen,  die  im  stände  sind,  die  schweren  Leiden 
der  betreffenden  Kranken  nicht  unwesentlich  zu  erleichtern  und  ihr  Leben 


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No.  23. 


Reiner. 


395 


entsprechend  zu  verlängern.  Zunächst  ist  dabei  zu  bemerken,  dass  man 
auch  in  den  schwersten  diesbezüglichen  Fällen  recht  bedeutende  Eingriffe 
wagen  darf,  ohne  an  einen  bösen  Ausgang  denken  zu  müssen.  So  hat  W. 
in  5 sehr  schweren  Fällen  von  Krebs  einmal  die  Resectio  ventriculi  totalis, 
einmal  die  Enteroanastomosis  ileo-sigmoidea,  einmal  Ventrifixatio  Uteri 
myomatosi,  endlich  einmal  Colotomia  inguinalis  sioistra  mit  bestem  Er- 
folge ausgeführt,  während  nur  einmal  der  Exitus  letalis  eintrat  bei  einer 
Resectio  transversa  lobuli  dextri  hepatis  cum  vesica  fellea.  Im  letzteren 
Falle  war  sogar  von  vornherein  eine  Heilung  fast  ausgeschlossen.  — W. 
schlägt  im  Allgemeinen  vor,  bei  unheilbarem  Pyloruskrebs  die  Gastro- 
enterostomie, bei  anderen  durch  ihre  Grösse  oder  ihren  Sitz  schmerz- 
erregenden  Magenkrebsen  die  Excision  der  Geschwulst  oder  des  ganzen 
Magens,  bei  Dünndartukrebs  einfache  Darmausschaltung,  bei  Dickdarmkrebs 
je  nach  seinem  Sitze  entweder  die  Enteroanastomosis  ileo-sigmoidea  oder 
die  Anlegung  eines  Anus  praeternaturalis  mit  vollständiger  Darmdurch- 
trennung  ohne  Fistelbildung;  bei  inoperablem  Nierencarcinom  Einpflanzung 
des  zugehörigen  Ureters  in  den  Dickdarm,  bei  Blasencarcinoin  Einpflanzung 
beider  Ureter  in  den  Dickdarm,  bei  Prostatacarcinom  endlich  die  Sectio 
alta  mit  Fistelanlage  oder  die  Witzel'sche  ßlasentistelopcration.  Arbeitet 
man  zwar  bei  alledem  an  wenig  dankbarem  Material,  so  befreit  man  doch 
die  armen  unheilbaren  Kranken  von  ihren  vielen  und  zum  Teil  unerträg 
liehen  Qualen  und  braucht  vor  allen  Dingen  Niemandem  als  „inoperabel“ 
sozusagen  das  Todesurteil  zu  sprechen.  Carl  Rosenthal. 


31.  Reiner,  Ueber  die  multiple  sogenannte  chronisch-rheumatische  Ge- 
lenkentzündung im  Kiudesalter.  Zeitschr.  f.  Heilk.  Bd.  24,  S.  157. 

Verf.  giebt  drei  von  Röntgenbildern  erläuterte  Krankengeschichten 
betreffend  chronisch-rheumatische  Gelenkentzündung  bei  Kindern  im  Alter 
von  6,  11  und  10  Jahren.  Nach  den  Ausführungen  des  Verf. ’s  bean- 
spruchen die  Fälle  aus  zwei  Gründen  Interesse:  1.  Weil  sich  an  ein  und 
demselben  Individuum  gleichzeitig  verschiedene  Typen  chronischer  Gelenk- 
entzündung finden,  nämlich  a)  die  chronisch-adhäsive  Form  des  Rheuma- 
tismus articulorum,  b)  eine  in  die  Gruppe  der  deformirenden  Arthritis 
einzureihendc  Form  und  c)  eine  der  Arthritis  nodosa  ähnliche  Form. 
2.  Wegen  der  Folgezustände,  welche  die  chronischen  Gelenkentzündungen 
für  das  Skelett  aus  dem  Grunde  nach  sich  gezogen  haben,  weil  die  Er- 
krankung im  frühesten  Kindesalter  aufgetreten  ist.  Es  sind  dies:  a)  die 
hochgradige  concentrische  Atrophie  der  langen  Röhrenknochen  und  b)  die 
an  den  Epiphysen  der  kurzen  Röhrenknochen  sichtbare  Zerteilung  des 
Epiphysenkerns  in  einzelne  Stücke.  Diese  Zerteilung  erklärt  Verf.  so, 
dass  derselbe  Umwandlaugsvorgang,  durch  den  der  Knorpel  der  erkrankten 
Gelenke  in  vaskularisirtes  Bindegewebe  übergebt,  die  ganze  knorpelige 
Epiphyse  ergriffen  und  nur  einzelne  Knorpelinseln  verschont  hat.  Indem 
diese  Knorpelinseln  nachträglich  ossificirten,  war  die  scheinbare  Zer- 
sprengung der  knöchernen  Epiphyse  gegeben.  Stadthagen. 


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396 


CoMHK.  Ki.KMI’KKKU. 


No.  23. 


A.  Combe,  Syndrome  de  Benedict  inferieur  Rev.  mens,  des  mal.  de  l'enf. 

1004,  S.  1. 

Benedict  bat  Fälle  von  Hemiparese  mit  gekreuzter  Lähmung  des 
Oculomotorius  und  Zitterbewegungen  in  den  gelähmten  Teilen  beschrieben. 
Den  Sitz  dieser  (Erkrankung  suchte  er  in  dem  Pedunculus  cerebri  in  der 
Gegend  des  Ursprungs  des  N.  oculomotorius.  Verf.  beobachtete  einen 
3jährigen  Knaben,  bei  welchem  sich  im  Anschluss  an  eine  Influenza,  die 
er  im  Alter  vou  2 Jahren  überstanden  hatte,  allmählich  eine  Hemiparese 
der  rechten  Seite,  eine  incomplete  Lähmung  des  linken  Oculomotorius. 
Lähmung  des  linken  Trochlearis,  Abducens  und  Facialis  mit  Hemichorea 
dextra  und  nystagmiformeu  Bewegungen  des  linken  Auges  entwickelt  hatte. 
Von  den  Fällen  Benedict’s  unterscheidet  sich  der  vorliegende  also  haupt- 
sächlich durch  die  Beteiligung  des  6.  und  7.  Nerven.  Verf.  nimmt  des- 
halb ausser  dem  Herde  im  Pedunculus  cerebri  noch  einen  zweiten  Herd 
in  der  Nachbarschaft  der  linken  Pyramide  in  der  Gegend  des  Austritts 
des  Abducens  und  Facialis  an.  Die  langsame  (Entwickelung,  das  Fehlen 
von  Kopfschmerzen,  von  Schwindel  etc.  sprechen  gegen  Hämorrhagie, 
Embolie,  Tumor  und  für  Encephalitis.  Mit  Rücksicht  auf  den  von  ihm 
angenommenen  Sitz  des  Hauptherdes  in  der  Nähe  der  Pyramide  schlägt 
Verf.  die  von  ihm  in  der  Ueberschrift  gebrauchte  Bezeichnung  vor. 

S tad  t h agen. 

F.  Klemperer,  Experimenteller  Beitrag  znr  Tuberkulosefrage.  Zeitschr.  f. 

klin.  Med.  56  Bd.,  S.  241. 

v.  Beuring’s  Entdeckung  der  Immunisirbarkeit  des  Rindes  gegen  Perl- 
suchtinfcktion  durch  intravenöse  Zufuhr  von  Menschentuberkelbacilleu  gab 
die  Möglichkeit,  die  Frage  zu  prüfen:  Wie  wirkt  die  Behring'sche  Im- 

munisirung  beiin  bereits  tuberkulös  inflcirten  Rinde?  Verf.  stellte  seine 
Versuche  an  natürlich  erkrankten  Rindern,  wie  auch  an  experimentell  in- 
ficirten  Tieren  an  und  fand  einen  deutlichen  Einfluss  der  nachträglichen 
Immuni8irung  mit  Menschentuberkelbacillen  auf  die  tuberkulöse  Infektion 
des  Rindes.  Bei  einer  Immnnisirung  10  Tage  nach  der  Infektion  wird  die 
bereits  eingetretene  geringe  lokale  AflFektion  zum  Stillstand  und  zur  Rück- 
bildung gebracht,  das  Tier  bleibt  gesund,  während  das  Controlltier  tuber- 
kulös wird.  Immerhin  ist  die  Wirkung  der  nachträglichen  Immunisirung 
eine  begrenzte,  die  intravenöse  und  intraperitoneale  Infektion  wird  in  ihrem 
schnellen  und  letalen  Verlaufe  nicht  aufgehalten,  auch  stärkere  subkutane 
Infektionen  wurden  durch  die  18  Tage  nach  der  Infektion  beginnende  Ira- 
munisirungsbebandlung  nicht  mehr  unschädlich  gemacht,  wohl  aber  der 
Krankheitsverlauf  gehemmt  und  abgeschwächt.  Jedenfalls  ist  aber  die 
nachträgliche  Immunisirung  des  perlsuchtinficirten  Rindes  überhaupt  mög- 
lich, und  die  Immunisirungsbehandluug  mittels  Meuscbentuberkelbacilien 
vermag  auf  die  Tuberkulose  des  Rindes  einen  den  Ablauf  verzögernden 
Einfluss  auszuüben. 

Nach  den  Untersuchungen  Koch's  und  seiner  Schüler  ist  für  den 
Menschen  eine  aktive  Immunisirung  gegen  Tuberkulose  nur  durch  lebende 
Bakteriell,  nicht  durch  Bakterieuprodukte  zu  erwarten.  Um  nun  festzu- 
stellen, ob  die  dazu  nötige  Zufuhr  abgeschwächter  oder  artfremder  leben 


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No.  23.  Lich  twitz.  — Gai.lavakmk  und  Vahay.  397 

der  Tuberkelbacillen  beim  Menschen  ohne  Gefahr  möglich  ist,  injicirte 
Verf.  sich  selbst  sukutan  eine  für  Meerschweinchen  hochvirulente,  frische 
Rindertuberkelbacillenaufschwemmung.  Nach  G Monaten  war  an  der  In- 
jektionsstelle noch  eine  entzündliche  Schwiele  vorhanden,  deren  excidirtes 
Gewebe  aber  nirgends  Tuberkelbacillen  erkennen  liess.  Subkutan  beige- 
bracbte  Rindertuberkelbacillen  kommen  beim  gesunden  Menschen,  ebenso 
auch  bei  Phthisikern,  also  zuin  Verschwinden,  ohne  Tuberkulose  zu  er- 
zeugen. Ob  regelmässig  wiederholte  Subkutaninjektionen  von  Rinder- 
tuberkelbacillen wirklich  eine  Immunisirung  auch  der  bereits  inficirten 
Menschen  ermöglichen,  müssen  erst  weitere  Versuche  erkennen  lassen. 

A lkan. 

L.  Lichtwitz,  lieber  einen  Fall  von  Sarkom  der  Dura  mater  und  über 
dessen  Beziehungen  zu  einem  vorangegangenen  Trauma.  Virchow’s  Arch. 
Bd.  173,  H.  2. 

Eine  36jährige  Frau  zeigte  nach  einer  Verletzung  des  Kopfes  (mit 
einer  Stange)  mit  folgender  1/2stündiger  Bewusstlosigkeit  rechtsseitige 
heftige  Kopfschmerzen,  Vergesslichkeit,  Schwindelgefühl,  Neigung  zu  Ohn- 
mächten, Abmagerung,  Schwachsichtigkeit  bis  zur  Erblindung,  Pulsver- 
langsaroung,  Erbrechen  und  endlich  den  tötlichen  Ausgang.  Oie  Sektion 
zeigte  ein  Sarkom  der  Dura  mater  in  der  mittleren  Schädelgrube.  Es  fehlte 
zwar  irgend  eiu  anatomisches  Substrat  für  den  Unfall  (wie  Callusbildung, 
Blutherd),  doch  erscheint  die  Bedeutung  des  Trauma  für  die  Entstehung 
der  Geschwulst  hier  sehr  wahrscheinlich,  wenn  auch  eine  Erklärung  hierfür 
nicht  gegeben  werden  kann.  S.  Kalischer. 


L.  Gallavardin  et  F.  Varay,  Etüde  sur  le  cancer  secondaire  du  cerveau, 
du  cervelet  et  de  la  muelle.  Rev.  de  roed.  1903,  No.  6 et  7. 

Die  Verff.  teilen  zunächst  4 Fälle  von  sekundärem  Krebs  des  Central- 
nervensystems mit.  Int  ersten  Falle  war  der  primäre  Sitz  der  Uterus  und 
dann  das  Peritoneum  und  die  Lungen.  Es  fand  sich  ein  nussgrosser  Herd 
in  der  vorderen  Centralwindung,  der  erst  lokalisirte  Krämpfe,  dann  eine 
rechtsseitige  Hemiplegie  verursachte.  Im  zweiten  Fall  war  die  rechte 
Niere  der  primäre  Sitz,  sekundär  waren  die  Bronchien,  die  Lungen,  der 
W urm  des  Kleinhirns  und  der  Temporallappen  der  linken  Hirnhemisphäre 
betroffen;  es  bestand  cerebellärer  Gang,  Diplopie,  Stauungspapille.  Im 
dritten  Falle  bestand  primär  ein  latenter  Krebs  des  Oesophagus,  mit  sekun- 
dären Herden  in  der  Leber  und  in  deu  Muskeln  des  Oberschenkels,  sowie 
in  der  hinteren  Hirnhälfte  (ein  grosser  ausgedehnter  Herd);  nach  Jackson- 
scheu  Krämpfen  war  eine  rechtsseitige  Hemiplegie  aufgetreten.  — Im 
vierten  Falle  bestanden  zahlreiche  Herde  in  allen  Organen  und  mehr  als 
lOO  kleine  Herde  im  Gehirn.  8 Jahre  vor  der  allgemeinen  Ausbreitung 
über  die  Haut  und  die  inneren  Organe  war  ein  dunkel  gefärbter  Tumor 
iu  der  linken  Schlüsselbeingrube  aufgetreten.  - Von  68  Fällen  mit  sekun- 
därem Krebs  des  Centralnervensystems  aus  der  Litteratur  zeigten  10  diffuse 
Symptome  eines  Hirntumors,  13  eine  Hemiplegie  mit  und  ohne  Aphasie, 
10  Jackson’sche  Epilepie,  22  unbestimmte  Beschwerden  resp.  Angaben, 


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398  WlU.IAMSOK.  — DrüUW.  No.  23. 

5 Paraplegien;  3 blieben  völlig  latent.  Der  primäre  Tumor  (Krebs)  sass 
24  mal  in  der  Brust,  12  mal  in  den  Lungen,  (imal  im  Magen.  4 mal  in 
der  Niere,  4 mal  in  Femur  oder  Tibia,  je  2 mal  im  Ovarium,  Hoden, 
Rectum,  Uterus  u.  s.  w.  Meist  fanden  sieb  neben  dem  primären  Sitz  und 
der  Gehirnmetastase  andere  Metastasen,  so  24  mal  in  den  Engeweiden  und 
Lungen,  12 mal  nur  in  den  Eingeweiden.  Von  den  68  Fällen  der  Hirn- 
metastase war  66 mal  das  Grosshirn  und  zwar  49 mal  dies  allein  betroffen. 
11  mal  war  Grosshirn  und  Kleinhirn  zugleich  der  Sitz,  einmal  war  das 
Rückenmark  neben  dem  Gehirn  und  zweimal  neben  dem  Kleinhirn  von  der 
Metastase  mitbefallen,  ln  13  Fällen  bestanden  Herde  im  Kleinhirn.  Von 
50  Fällen  mit  Grosshirumetastasen  zeigten  21  nur  einen  Herd,  9 zeigten 
zwei  Herde,  5 drei  Herde,  10  multiple  und  6 unzählige  Herde. 

S.  Kali  sch  er. 


R.  T.  Williainson,  The  vibrating  Sensation«  in  affections  of  the  nervons 
System  and  in  diabetes.  Lancet  1905,  April  1. 

W.  empfiehlt  für  eine  schnelle  klinische  Untersuchung  des  Vibrations- 
gefühls den  Gebrauch  einer  grossen,  0 Zoll  langen  Stimmgabel,  welche 
auf  den  Proc.  styloid.  der  Ulna,  den  inneren  Knöchel,  die  innere  Ober- 
fläche und  an  den  vorderen  Rand  des  Schienbeins  etwa  in  der  Mitte  des 
Knochens  und  auf  die  Mitte  des  Brustbeins  aufgesetzt  wird.  Bei  125  In- 
dividuen, die  teils  gesund  waren,  teils  an  Krankheiten,  jedenfalls  aber 
nicht  an  solchen  des  Nervensystems,  litten,  wurde  die  Stimmgabel  an  der 
Ulna,  am  Knöchel  und  am  Schienbein  deutlich  empfunden. 

Von  45  Diabeteskranken  wurde  die  Stimmgabel  von  30  au  allen  den 
untersuchten  Punkten  gefühlt;  von  7 wohl  au  der  Ulna,  aber  schlecht  an 
der  Tibia  oder  dem  inneren  Knöchel;  bei  8 fehlte  die  Empfindung  über 
dem  Schienbein  und  dem  inneren  Knöchel.  Die  letztere  Gruppe  zerfiel  in 
noch  kleinere  Abteilungen,  deren  genauere  Beschreibung  man  im  Original 
nachlese;  alle  Diabetiker  litten  nur  an  der  leichten  Form  der  Krankheit; 
alle  waren  über  40  Jahre  alt. 

In  Bezug  auf  seine  Beobachtungen  über  das  Vibrationsgefühl  bei 
Nervenkranken  kommt  Verf.  zu  folgenden  Schlüssen.  In  den  Frühstadien 
der  Tabes  kann  dasselbe  verloren  sein,  ehe  noch  andere  Sensibilitäts- 
störungen vorhanden  sind,  ja  noch  bevor  das  Romberg’sche  Zeichen  oder 
Ataxie  bestellt.  Bei  einzelnen  Fällen  von  spastischer  Paraplegie  ist  es  an 
den  Beinen  verschwunden,  während  andere  Gefüblsqualitäten  nicht  afficirt 
sind.  Bei  einzelnen  Fällen  von  Diabetes  und  chronischer  Glykosurie  ist 
es  bei  Intaktheit  anderer  Empfindungen  oft  verloren.  Von  Intaktheit  der 
Sensibilität  kann  man  daher  nur  dann  reden,  wenn  auch  das  Vibrations- 
gefübl  als  normal  nachgewiesen  ist.  Bernhardt. 


Dreuw,  Exstirpations-  und  Operationsfeder.  (Aus  Dr.  Unna’s  Derinato- 
logicum  in  Hamburg.)  Deutsche  med.  Wochcnschr.  1904,  No.  44 

D.  hat  zur  beejuemeu,  raschen  und  schmerzlosen  Exstirpation  von 
Hautstückeben  oder  wenig  umfangreichen  pathologischen  Affektionen  der 


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No.  23. 


Dktrk. 


399 


Haut  (beginnenden  Cancroiden,  Warzen,  Naevi,  Molluscum  contagiosum 
und  dergleichen)  von  C.  W.  Bolte  in  Hamburg  ein  kleines  Instrument 
anfertigen  lassen,  das  die  Form  einer  Sohreibfedcr  mit  scharfer  Spitze  und 
scharf  geschliffenen  senkrecht  stehenden  Rändern  hat  und  auch  wie  eine 
solche  auf  einen  Federhalter  gesteckt  wird.  Man  hebt  die  zu  exstirpirende 
Stelle  in  eiue  Falte  auf,  vereist  diese  gründlich  mit  Chloräthyl  und  durch- 
sticht sie  mit  dem  Instrument  flacher  oder  tiefer,  je  nach  dqr  Tiefe  der 
Cutis,  die  man  erreichen  will,  worauf  das  Hautstückchen  in  der  Höhlung 
der  Feder  liegt.  Auch  die  messersebeuesten  Pat.  lassen  sich  diese  harmlos 
erscheinende  Operation  gern  gefallen.  H.  Müller. 


L.  Detre,  Reinfektion  und  Primärulcus.  Budapesti  Orvosi  Ujsäg  1904, 
No.  5. 

Dass  der  Syphilitiker  während  der  Dauer  seiner  Lues  keine  Primär- 
läsion acquiriren  kann,  ist  so  allgemeiu  bekannt  bei  den  Syphylidologen, 
dass,  wenn  ein  Luetiker  mit  einem  neuen  Ulcus  durum  erscheint,  die 
frühere  Lucs  als  geheilt  betrachtet  wird.  Aber  nur  das  ist  bestimmt,  dass 
keine  Primärläsion  während  der  Krankheit  entsteht,  hieraus  kann  jedoch 
nicht  auf  die  Unmöglichkeit  einer  Reinfektion  gefolgert  werden.  Logisch 
wäre  der  Standpunkt  der  Syphilidologen,  wenn  es  bewiesen  wäre,  dass 
Syphilisinfektion  immer  in  Form  einer  typischen  Primärläsion  auftritt. 
Wes  ist  aber  bisher  noch  nicht  bestimmt  festgestellt.  Auch  mit  dem  Be- 
griff der  Immunität  stimmt  obige  Erfahrung  der  Syphilidologen  nicht 
überein.  Die  Frage  lässt  sich  bloss  durch  Versuche  klarstellen:  da  Verf. 
mit  Syphilisvirus  keine  Experimente  machen  konnte,  untersuchte  er  die 
Hauttuberkulose  der  Kaninchen,  da  er  in  der  Hauttuberkulose  der- 
selben eine  mit  der  Lues  des  Menschen  in  vieler  Hinsicht  analoge  Er- 
krankung fand,  indem  die  Tuberkuloseinfektion  nach  einer  kurzen  In- 
kubation Ulcus,  Bubo  und  allgemeine  specifischc  Organerkrankung  bewirkte. 
Die  Untersuchung  bezog  sich  darauf:  1.  Welche  Symptome  entstehen  bei 

der  Injektion  der  Tuberkelbacillen  in  ein  Tier,  das  schon  ein  offenes  Ulcus 
besitzt?  2.  Ist  die  Krankheit  des  zweimal  inficirten  Tieres  schwerer,  als 
die  der  bloss  einmal  inficirten?  Die  Ergebnisse  der  verschiedenen  Ver- 
suchsreihen fasst  Verf.  folgendcrmaassen  zusammen:  1.  Dasselbe  Virus 

kann  vom  normalen  ganz  verschiedene  Symptome  bervorbringen  bei  solchen 
Tieren,  die  an  jener  von  demselben  Virus  verursachten  Krankheit  bereits 
leiden.  2.  Lediglich  ist  das  Bild  der  primären  Lokalwirkung  per  absolutem 
nicht  so  charakteristisch  für  ein  Virus,  dass  es  allenfalls  als  Kriterium  der 
eingetretenen  Infektion  gelten  könnte.  3.  Gewisse  Verschiedenheit  des 
primären  Symptomencomplexes  von  der  Norm  kann  durch  den  pathologisch 
veränderten  Biocheraismus  des  tierischen  Organismus  und  muss  nicht  auf 
Grund  der  Immunität  erklärt  werden.  4.  Bei  vollständigem  Fehlen  des 
typischen  primären  Symptomencomplexes  kann  dennoch  eiue  Superinfektion 
entstehen.  Schon  infolge  dieser  auf  Tierexperimente  fussenden  Ergebnisse 
muss  — solange  für  die  frühere  Auffassung  der  Syphilidologen  kein  ex- 
perimenteller Nachweis  erbracht  wird  — die  Frage  des  Neuauftretens  der 
luetischen  Primärläsion  von  der  Reinfektion  ganz  abgesondert  behandelt 


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400 


M**x  und  Sohuk. 


Nd.  23. 


werden.  Ein  Luetiker  kann  demnach  während  der  Dauer  seiner  Krankheit 
wohl  kein  Primäruicus  bekommen,  aber  ob  er  Oberhaupt  mit  Lues  reinficirbar 
ist,  diese  Frage  kann  in  Betrachtnahme  der  analogen  Experimenten  nicht 
mehr  bestimmt  negirt  werden.  Verf.  ist  geneigt,  theoretisch  die  Möglich- 
keit einer  Reinfektion  resp.  Superinfektion  auch  bei  totalem  Mangel  einer 
Primärläsion  (Ulcus  durum)  und  Bubo  zuzugestehen.  J.  Honig. 


Marx  und  Sorge,  Ueber  die  histologischen  Veränderungen  der  Placenta 
bei  der  Sublimatvergiftung.  Vierteljahrsschr.  f.  gerichtl.  Med.  etc.  1905. 
XXIX.  Bd.,  1.  H. 

Die  Verff.  haben  experimentell  bei  Tieren  die  Veränderungen  studirt, 
die  an  der  Placenta  infolge  Subliraatvergiftung  auftreten.  — Sie 
fanden,  dass  die  Vergiftung  mit  grossen  Dosen  immer  Veränderungen 
an  Nieren  und  Placenta  hervorruft.  Das  Gift  gelangt  nach  der  subkutanen 
Injektion  alsbald  in  die  Blutbahn.  Mit  dem  Blutstrom  wird  es  in  die 
Placenta  geführt,  schädigt  hier  zunächst  die  Zellen  des  mütterlichen  Anteils, 
der  Serotina,  gelaugt  in  die  laminaren  Bluträume  und  bewirkt  hier  eine 
tiefgehende  Nekrose  des  Endothels.  Nachdem  so  diese  natürliche  Schranke 
durchbrochen  ist,  kann  es  zu  Alteration  des  fötalen  I’lacentaranteils 
kommen,  und  jetzt  sind  dem  Eintritt  des  Giftes  iu  die  fötalen  Blutwege 
die  Thore  geöffnet.  So  war  auch  in  den  Nieren  der  Kaninchen-  und  Meer- 
schweinchenembryonen die  Giftwirkung  histologisch  nachzuweisen.  — 
Trächtige  weisse  Mäuse  starben  nun  schon  nach  Gaben  von  einem  halben 
Milligramm  und  Veränderungen  an  den  mütterlichen  Nieren  findet  man 
hier  nach  der  Injektion  von  ll/z  Deciiuilligramm.  Dagegen  bleiben  die 
Veränderungen  der  Placenta  bei  einer  Dosis  von  2 mg  aus,  bei  einer  Dosis 
also,  an  der  das  Muttertier  zu  Grunde  geht  und  bei  der  die  hochgradigsten 
Nierenveränderungen  bei  der  Mutter  gefunden  werden.  Uteruswand  und 
Serotina  zeigen  auch  hier  verminderte  Färbbarkeit  der  Kerne,  und  der 
Blutgebalt  der  Placenta  ist  wenig  verändert.  Dagegen  zeigen  die  Zellen 
des  Endothels,  die  Epithelien  der  Churionzotten  ein  durchaus  normales 
Aussehen;  vor  allem  aber  behalten  die  Amnionzotten  ihre  Färbbarkeit.  — 
Aus  diesen  Tatsachen,  denen  zufolge  also  bei  kleinen  Dosen  Sublimat 
das  Gift  vor  den  Zellen,  die  als  Grenzschicht  zwischen  mütterlicher  und 
fötaler  Placenta  aufgerichtet  sind.  Halt  machen  musste,  schliessen  die 
Verff.  — in  Uebereinstimmung  mit  einer  von  F.  Strassmann  aufgestellteo 
Hypothese  — folgendes:  „Die  Vergiftung  mit  grossen  Dosen  lässt  dss 

Sublimat  in  den  Fötus  übergehen,  weil  es  zur  ausgedehnten,  auf  den 
fötalen  Anteil  übergreifenden  Zellnekrose  der  Placenta  führt.  Kleinere, 
selbst  für  das  Muttertier  tätliche  Dosen  bewirken  keinen  Uebergang  des 
Giftes  von  der  Mutter  auf  den  Fötus,  weil  die  Epithelien  der  Grenzzonen 
in  der  Placenta  intakt  bleiben.“  Br.  Wolff. 


Kiitaetiduijgeii  werden  an  die  Adretuie  dc<*  Herrn  üeh.  Med. -Kat  Prof.  Dr.  M.  Bernhardt  (Berlin  W. 
Französische  Strasse  2l)  oder  au  die  Verlagshaudluog  (Berlin  SW.,  Unter  den  Linden  68)  et  beten 


Verla«  von  August  llirechwald  in  Berlin.  — l>rurk  von  L.  Rehutnacher  in  Berlin  S 34 


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.Midi  erscheinen 
t>gej);  am  Srhluss« 
• Jahrgangs  Titel,  Ma- 
il ml  Sach  Uegister. 


Centralblatt 


Prell  des  Jahrgangs« 
28  Mark ; «u  beaiehen 
durch  alle  Buchhand- 
lungen u.  Postanstaltsa. 


für  die 


Prof.  Dr.  H.  Senator,  Pc 


f.  Dr.  P.  Schultz, 


1905. 


19.  Juni. 


No.  24. 


Inhalt:  Grützkkr,  Mechanismus  der  Magenverdauung.  — Githkns, 

Zusammensetzung  des  Blutplasmas.  — Biltz  und  Gruzkwska,  Ultramikro- 
skopische  Beobachtungen  an  Glykogenlösunge».  — Holmes,  lieber  Leukocyten. 

— v.  Hovokka,  Ueber  Stelzbeine.  — Elschniu,  Behandlung  von  Glaskürper- 
blutungen.  — Pfeiffer  und  Hübet,  Zur  Bakteriologie  des  Trachoms.  — 
Grus»  und  No  vors.  Die  Lichtempfindlichkeit  des  Auges.  — Grunkrt  und 
Dallmakn,  Aus  der  Hallenser  Ohrenklinik.  — Nrumann,  Ohroperationen  in 
Lokalanästhesie.  — Ort mann.  Hörstörungen,  Hörprüfungen.  — Phkindls- 
urrof.r.  Neoplasmen  der  Mandeln.  — Hrnrici  und  Hrppner,  Einfluss  der 
Nebeuhühlenerkrankungen  auf  das  Gesichtsfeld.  — Cole,  Hirstein,  Die  Agglu- 
tination von  Typhusbacillen. — Ho  pp  mann,  Tuberkulose  und  Hetolbehandlung.  - 
Pleiin,  Die  akuten  Infektionskrankheiten  der  Neger.  — Pkiedkhero,  Citarin 
bei  Gicht.  — Ooo,  Behandlung  der  Bleikrankcn  mit  Schwefelbädern.  — Golu- 
plam,  Fall  von  Lungenhernie.  — Joachim.  Bedeutung  von  Blutspureil  in  den 
Fäces.  — Bechtold,  Magengeschwür  im  Kindesalter.  — StIobli,  Meningo- 
typhus. — Jancso,  Schwankungen  der  endemischen  Malaria.  — Wolpp,  Zur 
Pathologie  des  Lesens  und  Schreibens.  — Piltz,  Unregelmässigkeiten  des  Pupillar- 
randes.  — Iulippk.  Ueber  multiple  Sklerose.  — Ecleniidbo,  Böhmio,  Wall- 
bacm,  Kcrella,  Elektrische  Unfallverletzungen  besonders  bei  Telephonistinnen. 

— Wablsch,  Acne  uiticata.  — Hürner,  Albuminurie  bei  Scabies.  — Platter, 
Eigentümliche  Eiweissabsonderung.  — Kapsammer,  Nierenchirurgie  und  funktio- 
nelle Diagnostik.  — Horwitz,  Züm  Busch,  Operationen  bei  Prostatahyper- 
trophie. — Schult zk,  Ueber  die  körperliche  Ausbildung  der  Früchte. 


P.  Urützner,  Ein  Beitrag  zum  Mechanismus  der  Magenverdauung.  Pflüger’» 
Arch.  f.  d.  ges.  Physiol.  Bd.  106,  S.  403. 

G.’s  Untersuchungen  betreffen  die  Frage,  ob  der  Mageninhalt  zu  einer 
gleicbmässigen  Mischung  verarbeitet  wird,  oder  sich  in  verschiedenen 
Schichten  auordnet.  — Nach  einer  historischen  Uebersicht  berichtet  G. 
über  eine  neue  Methode,  deren  er  sich  bediente.  Er  bringt  den  abge- 
bnndeuen  Magen  gammt  Inhalt  in  eine  Eismischung,  lässt  ihn  gefrieren 
und  schneidet  ihn  auf.  — G.  hat  zahlreiche  Versuche  derart  an  Fröschen 
und  Kröten,  sowie  an  Nagern,  Hunden  und  Katzen  ausgeführt.  Er  fand, 
dass  der  Mageninhalt  sich  in  ganz  gesetz massiger  Weise  schichtet,  indem 
die  zuerst  eingeführten  Nahrungsmittel  den  Magenwaudungen  am  nächsten 
zu  liegen  kommen,  die  späteren  von  den  älteren  umschlossen  in  der  Mitte 
XL1II.  Jahrgang.  26 


402 


lIlTHCKS.  Bll. tz  und  (ikuzkwska.  — Hoi.mks. 


No.  24. 


liegen.  So  ist  cs  insbesondere  in  der  linken  Magenhälftc,  wo  die  Speisen 
lange  Zeit  ruhen  können,  ohne  mit  Magensaft  in  Berührung  zu  kommen. 
Deneben  werden  die  in  den  rechten  pvlorischen  Teil  gelangten  Portionen 
verdaut,  durcheinander  gemischt  und  bald  ins  Duodenum  befördert.  — 
G.  weist  darauf  hin,  dass  wenn  mittels  Sonde,  wie  das  von  klinischer  Seite 
gewöhnlich  geschieht,  Teile  des  Mageninhalts  heraushefördert  werden,  diese 
ein  verschiedenes  Bild  von  der  Magenverdauung  gehen  müssen,  je  nach 
der  Gegend  in  der  das  Sondenende  sich  befindet  und  zu  falschen  Diagnosen 
Anlass  gegeben  werden  kann. 

Neben  diesen  Ergebnissen  enthält  die  Arbeit  zahlreiche  Angaben  über 
die  Verteilung  der  Fermente  in  der  Magenschleimhaut  der  untersuchten 
Tierarten,  sowie  eine  eingehende  Kritik  der  Mett’schen  Methode  der  Be- 
stimmung der  peptischen  Kraft.  G.  empfiehlt  ihr  gegenüber  seine  bekannt« 
Carminfibrinmethode  A.  Loewy. 


Th.  St.  Githens,  Der  Einfluss  von  Nahrungs-  und  Blutentziehung  auf  die 
Zusammensetzung  des  Blutplasmas.  Beitr.  z.  ehern.  Pbysiol.  u.  Pathol. 
Bd.  5,  S.  51B. 

Zur  Entscheidung  der  Frage,  ob  die  Bluteiweisskörper  direkt  aus  uni- 
gewandeltem  Nabrungseiweiss  hervorgehen,  oder  von  bestimmten  Organen 
producirt  werden,  hat  Verf.  den  Einfluss  von  Hunger  und  Blutentziehung 
auf  die  Blutzusainmensetzung  untersucht.  Durch  Bestimmung  der  ver- 
schiedenen Eiweissfraktionen  nach  Spiro  und  Poruks  ergab  sich,  dass 
Fibrinogen  offenbar  am  schwersten  von  allen  Bluteiweisskörpern  verdaut 
wird,  Albumin  aber  dem  Nabrungseiweiss  am  nächsten  steht;  beide  Blut- 
eiweisskörper enstammen  offenbar  verschiedenen  Quellen.  Neuberg. 


\Y.  Biitz  und  Z.  Gatin-Gruzcwska,  ültramikroskopische  Beobachtungen 
an  Lösungen  von  reinem  Glykogen.  Compt.  rend.  de  l’acad.  des  Sciences. 
Bd.  139,  S.  507. 

Gleicti  Rakhlman’N  fanden  die  Verff.,  dass  sich  auch  reinstes  Glykogen 
bei  ultramikroskopiscber  Betrachtung  als  ein  Gemisch  von  Teilchen  mit 
wechselnder  Grösse  darstellt;  letzteres  bängt  von  den  Bedingungen  ab, 
unter  denen  die  Lösung  dargestellt  ist.  Zusatz  von  Fällungsmitteln  ändert 
die  Grösse  gleichfalls  in  regelmässiger  Weise.  Neuberg. 


Th.  K.  Hol  nies,  The  behaviour  of  leucoytes  linder  the  influencc  of  certain 
bacterial  and  other  substances.  Guy’s  liosp.  reportg,  Vol.  LIX,  p.  155 
u Inaug.-Dissert.  Cambridge  1905. 

Verf.  injicirte  bei  Kaninchen  lebende  und  tote  Bakterienculturen  sowie 
allerlei  andere  toxische  Substanzen  und  untersuchte  den  Einfluss  dieser 
Experimente  auf  die  Leukocytenformel.  Die  Resultate  der  sehr  fleissigen 
Arbeit  sind  folgende:  Die  Injektion  toten,  nicht  toxischen  tierischen 

Materials,  wie  tierische  Zellen  und  rote  Blutkörperchen,  bringt  b«im 
Kaninchen  eine  Reaktion  hervor,  die  ausschliesslich  die  einkernigen  Leuko- 


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No.  -24. 


v.  Hovorka.  — Ecschkks. 


403 


cyten  betrifft.  Einverleibung  reiner  Fettsäuren  aus  Tuberkelhacillen  giebt 
eine  ähnliche  Reaktion.  Die  Injektion  von  Toxinen  verursacht  eine  reine 
polynukleäre  Leukocytose,  falls  nicht  rascher  Tod  eintritt.  In  den  späteren 
Stadien,  wenn  die  Zahl  der  polynukleären  Leukocyten  abriimmt,  wächst 
die  Menge  der  mononukleären,  wahrscheinlich  zum  Zwecke  der  Fort- 
srhaffung  des  toten  Materials.  Die  Reaktion  auf  Serum,  welches  haupt- 
sächlich indifferente  tierische  Materie  enthält,  ist  vorzugsweise  rnononukleär. 
Der  Hitze  unterworfene  Mikroorganismen,  wobei  Rakterium  und  Toxin  zer- 
stört sind,  bringen  bei  Injektion  die  grösste  Wirkung  auf  die  mononukleären 
Leukocyten  hervor.  Die  Einspritzung  lebender  Mikroorganismen  erzeugt 
hauptsächlich  eine  polynukleäre  Leukocytose  oder  eine  gemischte  Leuko- 
cytose,  in  welcher  die  mononukleäre  Reaktion  nur  sekundär  ist.  Aus 
alledem  geht  hervor,  dass  — wenigstens  beim  Kaninchen  — die  poly- 
nukleären Leukocyten  vorzugsweise  der  Zerstörung  toxischer  Produkte  und 
lebender  Bakterien  dienen,  während  die  mononukleären  Leukocyten  sich 
hauptsächlich  der  nichttoxischen  Stoffe  und  der  Nährsubstanzen  bemächtigen. 

Beitzke. 

0.  v.  Hovorka,  lieber  Stelzbeine  und  ihre  Verwendung  in  der  Massen- 
praxis. Wiener  med.  Wochenschr.  1904,  No.  10. 
v.  H.  lässt  die  Stelzbeine  nicht  aus  Holz,  sondern  ans  Metall  un- 
fertigen und  zwar  das  Gerüste  des  Körpers  aus  weitmaschigem  Draht- 
geflecht, welches  mit  Bleichstreifen  versteift  und  innen  entsprechend  ge- 
polstert ist.  Das  Gerippe  eines  solchen  Drahtgeflechtes,  z.  B.  für  Gritti- 
stümpfe,  verläuft  in  zwei  Seitenschienen  ebenfalls  aus  Drahtgeflecht,  von 
denen  die  mediale  kürzer  ist  als  die  laterale.  Der  Umstand,  dass  eine 
solche  Hülse  sowohl  für  links-  als  rechtsseitige  Stümpfe  verwendbar  ist, 
erhöht  bei  Massenbedarf  ihre  Brauchbarkeit.  Das  Drahtgerüst  ist  mittelst 
Stahlplatte  und  Schrauben  in  eine  hohle  Holzkapsel  eingefasst,  und  an 
diese  wieder  ist  der  aus  leichtem,  doch  sehr  festem  englischen  Stahlrohr 
bestehende  Stock  befestigt.  Joachimsthal. 


Klschnig,  Hämolysininjektionen  bei  recidivirender  Glaskörperblutung.  Arcb. 
f.  Augenheilk.  LI.,  S.  354. 

Vor  zwei  Jahren  zeigte  Römer,  dass  man  Blut  im  Glaskörper  des 
Kaninchenauges  nahe  zu  sofort  zum  Verschwinden  bringen  kann,  wenn 
man  einige  Tropfen  von  hämolytischem  Immunserum  von  Meerschweinchen 
in  den  Glaskörper  injicirt.  Wenige  Monate  später  versuchte  E.  dies  Ver- 
fahren am  kranken  menschlichen  Auge.  Es  handelte  sich  um  einen 
34jährigen  Mann,  dessen  linkes  Auge  neben  einer  Netzhautablösung  von 
einer  grossen  Glaskörperblutung  ergriffen  war.  Er  injicirte  hierein  hämo- 
lytisches Immunserum  vom  Kaninchen,  ln  den  nächsten  Tagen  entwickelte 
sich  eine  sehr  heftige  plastische  Iritis,  welche  nach  einiger  Zeit  die 
Enukleation  des  Bulbus  notwendig  machte.  Horstmau n. 


26* 

* 

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404  PrKIKFKH  U.  KoHMT.  - (im.INS  II.  NdVOKS.  ■ ( ml'NKRT  U.  DaI.I.MANN.  - NkUHANN.  No.24. 

R.  Pfeiffer  und  H.  Kuhnt,  Eine  kurze  Notiz  zur  Bakteriologie  des  Trachoms. 

Zeitschr.  f.  Augenheilk.  Bd.  XIII,  H.  4,  S.  321. 

Da  bisher  vergeblich  nach  den  Erregern  des  Trachoms  gesucht  worden 
ist,  lag  die  Versuchung  nahe,  dass  die  Kleinheit  der  Mikroben  für  unsere 
optischen  Hülfsmittel  nicht  wahrnehmbar  wäre.  Die  Verff.  haben  daher 
aus  excidirten  trachomatösen  Uehergangsfalten  eine  Emulsion  hergestellt 
und  diese  durch  Berkefeldfilter  filtrirt.  Das  so  gewonnene  sterile  Gewebs- 
filtrat,  das  die  supponirten  ultramikroskopischen  Mikroorganismen  hätte 
enthalten  müssen,  wurde  während  mehrerer  Wochen  in  den  normalen  Con- 
junktivalsack  eingeträufelt,  ohne  jemals  eine  Infektion  hervorzurufen. 

Die  Versuche  machen  daher  die  Annahme  sehr  unwahrscheinlich,  dass 
kleinste,  bakteriendichte  Filter  passirende  Mikroben  die  Erreger  des 
Trachoms  sind.  G.  Abelsdorff. 


G.  Grijns  und  A.  K.  Noyons,  Ueber  die  absolute  Empfindlichkeit  des 
Auges  für  Licht.  Arch.  f.  Auat.  u.  Physiol.  Physiol.  Abteil.  1905, 
H.  1 u.  2,  S.  25. 

Die  Verff.  Hessen  sehr  kleine  Lichtmengon  während  sehr  kurzer  Zeit 
auf  das  Auge  einwirken,  indem  sie  znm  Teil  mit  Hülfe  eines  rotirenden 
Spiegels,  zum  Teil  mittels  eines  Pendelapparates  die  Beleuchtungsdauer 
variirten  und  bei  dem  ersten  Verfahren  durch  Spaltvorrichtungen,  bei  dem 
zweiten  durch  Nicoldrehung  das  polarisirte  Licht  in  seiner  Intensität  ab- 
stuften. Es  ergab  sich,  dass  die  Menge  der  für  das  Zustandekommen  einer 
Lichtempfindung  erforderlichen  Energie  keine  absolute  Grösse  ist,  sondern 
die  Zeit  der  Einwirkung  von  grösster  Bedeutung  ist.  Mit  der  Beleuchtungs- 
dauer nimmt  die  zur  Auslösung  einer  Lichtempfindung  notwendige  Energie- 
grösse des  Reizes  ab.  G.  Abelsdorff. 


Grunert  und  Rallmann,  Jahresbericht  über  die  Tätigkeit  der  König!. 
Universitäts-Ohrenklinik  zu  Halle  a.  S.  vom  1.  April  1903  bis  31.  Män 
1904.  Arch.  f.  Ohrenheilk.  Bd.  02,  S.  74. 

Von  besonderem  Interesse  in  vorliegendem  Berichte  sind  4 Fälle,  bei 
denen  wegen  infektiöser,  bis  auf  den  Bulbus  venae  jugularis  ausgedehnter 
otogener  ßlutlciterthrombose  ausser  der  Sinusoperation  mit  Unterbindung 
der  Vena  jugularis  interna  auch  der  Bulbus  venae  jngularis  operativ  frei- 
gelegt und  von  seinem  infektiösen  Inhalt  befreit  worden  ist.  Die  einzelnen 
Fälle  siche  im  Original.  Schwabacb. 


Xeuinann,  Ueber  eingreifende  Ohroperationen  in  Lokalanästhesie.  (Aus 
der  Universitäts-Ohrenklinik  [Politzer]  in  Wien.)  Wiener  klin.  Wochen- 
schrift 1904,  No.  41. 

Bei  Warzenfortsatzoperationen  wegen  akuter  Mastoiditis  erzielte  Verf 
vollständige  Anästhesie  mit  subperiostaler  Injektion  eines  Gemisches  von 
1 proc.  warmer  Cocainlösung  und  Tonogen  Richter  (5  Tropfen  Tonogen 
auf  1 cm*  1 proc.  Cocain);  auch  bei  Radikaloperationen  wurde  dies  Ver- 


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No.  24. 


OsTMANN.  — PKJ£lNDLHHKRaKH.  HkNKIC!  Und  HEKKKKIt. 


405 


fahren  in  einer  Reibe  von  Füllen  mit  Erfolg  gebraucht.  An  Stelle  des 
Cocain  wurde  mehrere  Mal  Eucain  verwandt.  Es  wurden  3 Pravazspritzen 
unter  das  Periost  des  Proc.  mast.,  1 — 2 Pravazspritzen  hinter  der  Ohr- 
muschel unter  das  Periost  der  vorderen  Warzenfortsatzfläche  und  2 bis 
3 Spritzen  unter  das  Periost  des  knöchernen  Gehörgangs  von  Gehörgang 
aus  injicirt.  Dasselbe  Gemisch  kam  in  Anwendung  und  zwar  mittels  sub- 
periostaler  Injektion  im  äusseren  Gehörgang  (bezüglich  der  Technik  siehe 
das  Original)  beim  Trommelfellschnitt,  bei  der  Lösung  von  Hammcr- 
synechien,  bei  der  Tonotomie  des  Tensor  tympani,  der  Extraktion  von 
Hammer  und  Amboss  etc.  Schwabach. 


1)  Ostnuuui,  Klinische  Studien  zur  Analyse  der  Hörstörungen.  III.  Teil. 
Arch.  f.  Ohrenheilk.  62.  Bd.,  S.  26. 

2)  Derselbe,  Die  Erweiterung  meiner  Hörprüfungstabellen  zu  Empfind- 
lich keitstabel len  des  schwerhörigen  Ohres.  Ebenda.  S.  48. 

3)  Derselbe,  Eine  montirte  Stimmgabel  als  allgemin  gütiges  objektives 
Hörmaass.  Ebenda.  S.  53. 

1)  Nach  0.  bleibt  bei  der  durch  Thrombus  sebaceus  bedingten  Schall- 
leitungsstörung  die  Empfindlichkeit  für  die  höheren  Töne,  trotz  der  grösseren 
Einbusse,  die  ihre  normale  Empfindlichkeit  erfährt,  doch  grösser  als  für 
die  tieferen.  An  der  normalen  Empfindlichkeitscnrve  ausgemessen  behält 
die  Empfindlichkeitscurve  eine  gegen  clv  stark  ansteigende  Richtung.  Der 
Verlauf  der  Empfindlichkeitscurve  wird  durch  objektive  Messung  schon  allein 
mit  C und  clv  bestimmt. 

Bezüglich  der  Einzelheiten  von  2)  und  3)  muss  auf  das  Original  ver- 
wiesen werden.  Schwabach. 


Preindlsberger,  Zur  Exstirpation  von  Neoplasmen  der  Tonsille.  Wiener 
klin.  Rundschau  1004,  No.  48. 

In  einem  Fall  von  Epithelialcarcinom  der  Tonsille  resecirte  Verf.,  um 
den  Pharynx  besser  zugänglich  zu  machen,  ein  Stück  vom  Angulus  mandi- 
bnlae,  nachdem  vorher  der  M.  masseter  abgelöst  worden  war.  Dies  bringt 
den  Vorteil,  dass  die  Continuität  des  Unterkiefers  erhalten  bleibt  und  dabei 
doch  eine  genügende  Zugänglichkeit  erreicht  wird.  Verf.  glaubt,  dass 
diese  Operation  in  vielen  Fällen  jene  Eingriffe,  welche  eine  Pharyngotomia 
lateralis  erfordern,  erleichtert  und  eine  ausgedehntere  Knochenoperation 
erspart.  W.  Lublinski. 

Henrici  und  Heffner,  Bedingen  Eiterungen  der  Nebenhöhlen  eine  Ein- 
engung des  Gesichtsfeldes.  Münch,  med.  Wocbenschr.  1904,  No.  40. 

Die  Ansichten  betreffs  der  Einwirkungen  von  Eiterungen  der  Nasen- 
nebenhöhlen auf  die  Grösse  des  Gesichtsfeldes  sind  durchaus  noch  nicht 
geklärt,  weshalb  die  Verff.  an  einer  grösseren  Reihe  von  Patienten  Unter- 
suchungen anstellten.  Dieselben  haben  bei  37  Patienten  stattgefunden,  bei 
36  fand  sich  ein  normales  Gesichtsfeld,  während  ein  Fall  in  anderem 
Sinne  (Simulation)  zu  deuten  ist.  Verff.  sind  daher  der  Meinung,  dass  sie 
mit  Sicherheit  behaupten  dürfen,  dass  selbst  lange  bestehende  Nebenhöhlen- 


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406 


Colh.  Kirstkim.  — Hoffharn. 


No.  24 


eiterungeu  an  »ich  nicht  im  stände  sind,  Gesichtsfeldeinschränkungen 
herbeizuführen.  W.  Lublinski. 

1)  R.  J.  Uole,  Ueber  die  Agglutination  verschiedener  Typhusstämroe 
Zeitschr.  f.  Hyg.  1904,  Bd.  46,  S.  367. 

2)  F.  Kirstein,  Ueber  Beeinflussung  der  Agglutinirbarkeit  von  Bakterien, 
insbesondere  von  Typhusbacillen.  Ebenda  S.  229. 

1)  C.  untersuchte,  wie  sich  die  Bindungsverbältnisse  der  Haptophoren 
und  Punktionsgruppe  der  agglutinablen  Substanz  zu  den  entsprechenden 
der  agglutinirenden  in  quantitativer  Beziehung  bei  verschieden  agglutinablen 
Typhusstämmen  verhalten.  Indem  er  mit  verschieden  leicht  agglutinablen 
Stämmen  Kaninchen  immunisirte,  konnte  er  feststellen,  dass  die  schwer 
agglutinablen  Stämme  auch  durch  das  mit  ihnen  selbst  erzeugte  Immun- 
serum weniger  hochgradig  agglutinirt  werden,  als  leichter  agglutinable 
Stämme.  Es  muss  demnach  die  Verschiedenheit  der  Stämme  in  Bezug  auf 
Agglutinationsfähigkeit  auf  einer  den  Bakterien  selbst  eigenen  Verschieden- 
heit beruhen,  d.  h.  auf  einem  Unterschiede  der  agglutinirbaren  Substanz, 
und  zwar  konnte  Verf.  feststellen,  dass  die  grössere  Agglutinationsfähigkeit 
mit  grösserer  Bindekraft  für  Agglutinine  verbunden  ist. 

2)  Es  ist  nicht  nur  von  theoretischem,  sondern  auch  von  recht  erheb- 

lichem praktischen  Interesse,  ob  die  Bakterien  in  ihrer  Agglutinirbarkeit 
constant  sind,  zumal  heute  die  Identiflcrung  der  Stämme  meistens  mittels 
der  Agglutinationsmethode  erfolgt.  K.  konnte  nun  in  zahlreichen  Versuchen, 
die  hauptsächlich  mit  Typhusbacillen  angestellt  wurden,  nachweisen,  dass 
die  Agglutinirbarkeit  nicht  völlig  constant  ist,  dass  aber  die  einzelnen 
Stämme  sich  verschieden  verhalten.  Züchtung  in  agglutininhaltiger  Bouillon 
führte  bei  einigen  Stämmen  dazu,  dass  die  Agglutinirbarkeit  verringert 
wurde,  was  auch  noch  nach  mehrmaliger  Ueberimpfung  auf  gewöhnlichen 
Nährboden  nachweisbar  war,  sich  aber  daun  verlor.  Ebenso  wirkte  Ueber- 
tragen  auf  stark  alkalischen  Nährboden.  Bei  Züchtung  auf  eiweissfreiem 
Nährboden  nach  dem  Vorgänge  von  ÜSCHISSKY  wurde  ein  Stamm  derart 
empfindlich,  dass  bereits  bei  Aufschwemmung  in  physiologischer  Kochsalz- 
lösung Spontanagglutiuation  auftrat,  welche  Empfindlichkeit  jedoch  eben- 
falls nach  mehrfacher  Züchtung  auf  gewöhnlichem  Agar  wieder  verloren 
ging.  Praktisch  die  wichtigste  Erfahrung  ist  die,  welche  K.  im  Einklang 
mit  anderen  Forschern  machte,  dass  zuweilen  frisch  aus  dem  Kranken  ge- 
züchtete Stämme  nur  wenig  durch  Immunserum  beeinflusst  werden,  während 
sie  nach  mehrmalider  Uebertragung  auf  Nährböden  leichter  agglutinirt 
werden.  H.  Bischoff. 

A.  HulTniniiii,  Untersuchungen  über  den  Einfluss  der  Hetolbehandlung  auf 
die  Impftuberkulose  der  Meerschweinchen  und  Kaninchen.  Arch.  f. 
Wissenschaft),  u.  prakt.  Tierheilk.  1904,  Bd.  30,  S.  162. 

II.  inticirte  Kaninchen  und  Meerschweinchen  subkutan,  intravenös  oder 
intraperitoneal  mit  einer  Aufschwemmung  von  Tuberkulosereincultur.  1 mg 
auf  10  ccm  sterile  Bouillon,  wovon  den  Meerschweinchen  */a  ccm.  den 
Kaninchen  1 ccm  injicirt  wurde.  Drei  Tage  nach  der  Injektiou  wurden 
teils  subkutan,  teils  intravenös  wöchentlich  zweimal  Hetolinjektioneu  vor- 


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No.  24. 


Plkh».  — Kkikdkhkrg. 


407 


genommen,  wofür  eine  j/j — 2proc.  Lösung  in  wechselnden  Quantitäten  ver- 
wandt wurde.  Während  die  unbehandelten  Tiere  successive  abmagerten 
und  in  verhältnismässig  kurzer  Zeit  eingiugen,  war  der  Ernährungszustand 
der  mit  Hetol  behandelten  Tiere  zunächst  ungestört;  allein  die  Tiere  gingen, 
wenn  auch  später  als  die  Controlltiere,  ebenfalls  ein,  wofür  wohl  die  hohe 
Infektionsdosis  der  Grund  war.  Bei  den  • behandelten  Tieren  waren  die 
Tuberkel  durchschnittlich  klein,  scharf  gegen  die  Umgebung  abgesetzt,  und 
von  Leukocyten  umgeben,  ln  der  Peripherie  bestand  Bindegewebsueubil- 
dung,  ferner  fand  sich  au  einigen  Stellen  bindegewebige  Durchwachsung. 
Es  unterliegt  somit  keiuem  Zweifel,  dass  dem  Hetol  eine  Bedeutung  in  der 
Behandlung  der  Tuberkulose  zukommt.  Die  Bestrebungen  des  Organismus, 
den  Tuberkel  durch  bindegewebige  Umhüllung  und  Durchwachsung  un- 
schädlich zu  machen,  werdeu  durch  die  Hetolbehandlung  unterstützt.  Die 
injicirten  Dosen  müssen  sich  in  bestimmten  Grenzen  halten,  zu  grosse 
Dosen  wirken  schädlich.  H.  Bisch  off. 


A.  rielin,  Die  akuten  Infektionskrankheiten  bei  den  Negern  der  äquato- 
rialen Küsten  Westafrikas.  Virchow’s  Arch.  1903,  Bd.  174.  Suppl.-H. 
S.  1. 

Während  bei  den  Weissen  an  den  äquatorialen  Küsten  Westafrikas  die 
iu  der  gemässigten  Zone  heimischen  Infektionskrankheiten  nicht  wesentlich 
anders  verlaufen  als  dort,  findet  man  bei  den  Negern  eine  ausgesprochene 
Widerstandsfähigkeit  gegenüber  einer  Reihe  akuter  Infektionskrankheiten, 
vor  allem  gegen  Wundinfektionskrankheiten,  Gonorrhoe.  Dysenterie,  Malaria 
und  Gelbfieber.  Diese  Widerstandskraft  lässt  sich  mit  fehlendem  Alkoho- 
lismus nicht  allein  erklären.  Für  die  Malaria  beispielsweise  nimmt  P.  an, 
dass  eine  relative  Immunität  angeboren  ist,  dass  sie  nicht,  wie  KOCH  an- 
nimmt. durch  Ueberstehen  der  Malariakachexie  in  der  Kindheit  erworben 
wird.  Gegen  Blattern  dagegen  sind  die  Neger  ausserordentlich  empfäng- 
lich, sodass  selbst  das  Ueberstehen  der  natürlichen  Blattern  keinen  dauern- 
den Schutz  verleiht  und  dass  der  Impfschutz  zuweilen  bereits  innerhalb 
weniger  Monate  nicht  mehr  nachweisbar  ist.  Ebenso  tritt  die  Beriberi  in 
einer  ungemein  verderblichen  Form  auf.  H.  Bischoff. 


Friedeberg,  Zur  Anwendung  des  Citarin  bei  Gicht.  Centralbl.  f.  inu.  Med. 

1004,  No.  47. 

F.  bestätigt  die  guten  Erfahrungen  mit  Citarin  bei  akuter  Gicht. 
Giebt  man  sofort  bei  Beginn  des  Anfalls  8 — 10  g Citarin  pro  die,  so  lassen 
die  Schmerzen  schon  am  ersten  oder  zweiten  Tag  erheblich  nach,  der 
Schlaf  wird  besser  und  ruhiger;  der  Anfall  ist  von  kürzerer  Dauer,  die 
Rötung  und  Schwellung  der  Gelenke  ist  geringer,  die  Beweglichkeit  tritt 
früher  ein.  als  sonst.  Bestehende  Tophi  werden  nicht  verändert.  Oft 
zeigt  sich  nach  Darreichung  von  Citarin  eine  ganz  profuse  Harnabsonderung. 
Bei  Nachlass  der  Schmerzen  verringert  man  die  Dosis,  giebt  aber  noch 
etwa  3 g einige  Tage  nach  Ablauf  der  Schmerzen.  Sehr  selten  verursacht 
das  Mittel  Appetitlosigkeit,  andere  unangenehme  Nebenerscheinungen 


4* 

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408 


Ooo.  — Goldflam. 


No.  24. 


wurden  nicht  beobachtet.  Bei  chronischer  Gicht  ist  zwar  die  Wirkung 
nicht  so  frappant,  doch  sieht  man  auch  hier  Nachlass  der  Schmerzen  und 
besseren  Schlaf.  Iu  einem  mit  Diabetes  complicirten  Fall  hatte  das  Citarin 
auf  die  Zuckerausscheidung  keinen  Einfluss.  Alles  in  allem  ist  das  Citarin 
kein  Heilmittel  gegen  Gicht,  wohl  aber  ein  sehr  brauchbares  symptomati- 
sches Mittel.  K.  Rronthal. 


Th.  A.  W.  Ogg,  The  use  of  sulphur  thermal  baths  and  waters  as  an  aid 
to  tbe  elimination  of  lead  in  the  treatment  of  chronic  plumbism. 

The  Scott,  med.  and  surg.  journ.  1904,  Nov. 

Blei  kann  auf  dreierlei  Wegen  in  den  Körper  gelangen,  durch  die 
Verdauungsorgane,  die  Respirationsorgane  und  durch  die  Haut.  Im  Körper 
verbindet  es  sich  mit  dem  Zellprotoplasma,  wirkt  dort  als  Zellgift,  beein- 
trächtigt die  Funktion  der  Zelle,  gelangt  daun  gelegentlich  ganz  plötzlich 
wieder  in  den  Kreislauf  und  verursacht  schwere  Vergiftungserscbeinungeo; 
gewöhnlich  wird  das  Blei  sehr  langsam  durch  den  Urin,  die  Galle,  den 
Schweiss,  die  Milch  und  durch  den  Darm  ausgeschieden.  Viel  angewandt 
wird  das  Jodkali,  das  eine  schnellere  Ausscheidung  des  Bleis  durch  den 
Urin  bewirkt;  der  Process  spielt  sich  wahrscheinlich  in  der  Form  ab,  dass 
das  Jod  einen  Reiz  auf  die  Zelle  ausübt,  das  darin  enthaltene  Blei  frei- 
macht, und  es  zum  Teil  als  lösliche  Verbindung,  zum  Teil  als  unlösliches 
Jodblei  in  den  Kreislauf  gelangt  und  durch  die  Nieren  ausgeschieden  wird. 
Dadurch,  dass  plötzlich  grössere  Mengen  löslicher  Bleisalze  iu  den  Kreis- 
lauf gelangen,  die  nicht  schnell  genug  elimimrt  werden,  treten  häufig 
heftige  Vergiftungserscheinungen  auf;  auch  vereinzelt  beobachtete  plötz- 
liche Todesfälle  sind  wohl  so  zu  erklären.  Ein  besseres  Eliminationsniittel 
ist  der  Schwefel,  sowohl  in  Form  von  Schwefelbädern  — täglich  ein  Bad 
von  35°  C.  und  etwa  halbstündiger  Dauer  — als  auch  innerlich  in  Form 
einer  Schwefelquelle.  Es  bilden  sich  fast  nur  unlösliche  Schwefelbleiver- 
bindungen, die  durch  Nieren,  Darm  und  Haut  entfernt  werden;  zu  einer 
plötzlichen  Ueberladung  des  Blutes  mit  Bleisalzen  kommt  es  nicht.  Als 
geeignete  Quellen  empfiehlt  Verf.  die  Wasser  von  Harrogate  und  Strath- 
peffer.  K.  Krontbal. 


S.  Goldflam,  Ein  Fall  von  Uungenhernie.  Wiener  kiin.  Rundschau  1905, 
No.  14,  15,  17. 

Lungenbernien,  d.  h.  Ausstülpungen  des  Lungengewebes  durch  die 
Thoraxwand  unter  die  unverletzte  Haut,  kommen  sehr  selten  zur  Beob- 
achtung; sie  entstehen  nur  dann,  wenn  die  Thoraxwand,  sei  es  im 
knöchernen,  muskulären,  pleuralen  oder  fibrösen  Teile  eine  entweder  an- 
geborene oder  erworbeno  Herabsetzung  ihrer  Widerstandskraft  erlitten  hat. 
Die  nächste  Veranlassung  zur  Entstehung  der  Lungenhernie  geben  hart- 
näckige starke  Hustenanfälle  (bei  Bronchitis,  Emphysem  etc.),  auch  Hebung 
schwerer  Lasten  sowie  das  Spielen  auf  Blasinstrumenten.  Der  Inhalt  der 
Hernien  ist  gewöhnlich  emphysematöses  Lungengewebe,  und  zwar  meistens 
am  vorderen  oder  unteren  Lungenrand.  Verf.  publicirt  einen  Fall  eigener 
Beobachtung;  hier  lag  der  herniöse  Tumor  in  der  linken  Scapularlioie,  ein 
wenig  nach  unten  vom  unteren  Schulterblattwinkel,  hatte  eine  weiche, 


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No.  24. 


Joachim. 


409 


elastische  Consistenz  und  gab  einen  gedämpften  Luugenschall.  Es  fand 
sich  ferner  eine  Fraktur  der  8.  Rippe  mit  staffelförmiger  Dislokation  der 
Brucbenden;  diese  durch  das  Röntgenbild  bestätigte  Rippeufraktur  war 
offenbar  auf  einen  im  zweiten  Lebensjahre  erlittenen  Sturz  aus  grosser  Höhe  zu 
beziehen.  Durch  die  Annahme  der  Lungenhernie  Hessen  sich  alle  an  der 
Geschwulst  wahrnehmbaren  Erscheinungen  am  besten  erklären:  das  ziemlich 
plötzliche  Bemerktwerden  einer  wenig  mobilen  Geschwulst  am  Thorax,  die 
ohne  Schmerz  und  ohne  entzündliche  Symptome  in  Erscheinung  trat,  ihre 
weiche,  elastische  Consistenz  mit  Pseudofluktuation,  der  Grössenwechsel 
unter  dem  Einfluss  der  Respiration  (Entspannung  und  Verkleinerung  bei 
tiefer  Inspiration,  Vergrösserung  bei  Exspiration,  am  erheblichsten  bei 
forcirter  Exspiration  mit  Glottisschluss  wie  beim  Husten  und  Pressen), 
endlich  die  Möglichkeit,  die  Geschwulst  durch  äusseren  mechanischen 
Druck  in  die  Brusthöhle  zu  reponiren.  Zu  erwähnen  ist  noch,  dass  der 
Tumor  bei  der  Palpation  knisternde  Geräusche  ergab,  bei  der  Auskultation 
vesikuläres  Atmen.  Bei  dem  in  Rede  stehenden  Kranken,  der  an  seiner 
Affektion  sehr  wenig  litt,  trat  Selbstheilung  ein,  vielleicht  nur  temporär. 

L.  Perl. 


U.  Joachim,  Ueber  die  Bedeutung  des  Nachweises  von  Biutspuren  in  den 
Fäces.  Berl.  klin.  Wochenschr.  1904,  No.  18. 

Die  Bedeutung  des  Nachweises  von  Blut  in  den  Fäces  ist  in  ihrem 
diagnostischen  Werte  erst  vor  kurzem  erkannt  worden.  Um  dieser  Frage 
näher  zu  treten,  wurden  mehrere  Wochen  hindurch  sämmtliche  neuein- 
tretende  Kranke  ohne  Unterschied  auf  den  Blutgehalt  ihrer  Fäces  hin 
untersucht  und  zwar  sowohl  mit  der  Guajak-  wie  mit  der  Albinprobe. 
Dabei  stellte  es  sich  heraus,  dass  bei  solchen  Personen,  bei  denen  der 
Befund  von  Blut  in  den  Fäces  nicht  recht  erklärlich  gewesen  wäre,  ein 
solcher  nur  dann  gemacht  wurde,  wenn  sie  kurz  vorher  bluthaltige  Nahrungs- 
mittel, wie  etwa  Blutwutst  genossen,  oder  an  Nasenbluten  gelitten  hatten. 
Dagegen  konnte  weder  bei  Hämoptyse  noch  bei  Pneumonikern  mit  blutigem 
Auswurf  Blut  im  Stuhle  nachgewiesen  werden;  bei  beiden  wohl  deshalb 
nicht,  weil  das  Sputum  nicht  verschluckt  wurde.  Beim  Carcinoma  oesophagi 
wurde  unter  19  Fällen  18 mal  Blut  aufgefunden,  wenn  auch  nur  in  ge- 
ringen Spuren,  so  doch  ausserordentlich  constant.  Bei  Ulcus  ventriculi 
wurde  unter  28  Fällen  in  83  pCt.  Blut  nachgewiesen,  doch  nicht  constant, 
sondern  wechselnd,  bald  mehr,  bald  weniger.  Dagegen  fand  man  niemals 
Blut  bei  tuberkulösen  Darmgeschwüren.  — Unter  6 Fällen  von  Darmtyphus 
wurde  zweimal  Blut  nachgewiesen.  Hier  war  besonders  der  eine  Fall  von 
Interesse,  bei  dem  bereits  einen  Tag  vor  Eintreten  einer  schweren  Blutung, 
Blut  nachgewiesen  werden  konnte  (prämonitorische  Blutung).  Bei  allen 
übrigen  gewöhnlichen  Magenkatarrhen,  bei  Gastroptosen,  bei  Perityphlitis, 
subphrenischem  Abscess  u.  s.  w.  fielen  die  Proben  negativ  aus,  ebenso 
wunderbarer  Weise  bei  Lebercirrhose  mit  beträchltlicher  Stauung  im  Pfort- 
adergebiet, während  bei  allgemeiner  starker  Stauung  infolge  incompen' 
sirter  Herzfehler  wiederholt  Blut  nachgewiesen  werden  konnte.  Bei  Chole- 
lithiasis  fiel  die  Probe  stets  negativ  aus,  dagegen  positiv  bei  Icterus 
catarrhalis  auf  dem  Höhepunkt  der  Erkrankung,  ebenso  bei  einem  sekun- 


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"110  Bkchtoi.d.  — StXuhi.i.  Jakc»o.  No.  24. 

dären  Lebercarcinom.  Beim  Carcinom  des  Pankreaskopfes  mit  hochgradigem 
Ikterus  konnte  kein  Blut  gefunden  werden,  dagegen  wiederum  bei  lifunor 
rhagischer  Pankreatitis.  Nach  alledem  kommt  dem  Nachweis  von  Blut 
mehr  eine  klinische,  als  eine  diagnostische  Bedeutung  zu,  da  die  Anzahl 
derjenigen  Erkrankungen.  bei  denen  die  Proben  positiv  ausfallen,  eine  allzu 
grosse  ist.  Carl  Roscnthal. 


(J.  Hechtold,  Ein  Kall  von  chronischem  perforirendem  Magengeschwür  im 
Kindesalter.  .lahrb.  f.  Kinderheilk.  Bd.  60,  S.  347. 

Ein  5jähriges  Mädchen  litt  6 Monate  lang  an  Abmagerung,  Appetit- 
losigkeit, blassem  Aussehen,  ab  und  zu  an  Leibschmerzen,  ohne  dass  eine 
bestimmte  Diagnose  gestellt  werden  konnte.  Blutiges  Erbrechen,  blutiger 
Stuhl  waren  nie  beobachtet  worden.  Als  Zeichen  einer  Peritonitis  auf- 
traten, wurde  eine  Appendicitis  angenommen  und  Laparotomie  vorge- 
nommen, ohne  dass  am  Wurmfortsatz  etwas  Pathologisches  entdeckt  wurde. 
Bald  darauf  starb  das  Kind.  Die  pathologisch  anatomische  Diagnose  lautete: 
Ulcus  ventriculi  rotuudum  chronicum  perforat.  Gastromalacia  gelatinosa 
(postmortalis).  Peritonitis  acuta  suppur.  Perigastritis  adbaesiva. 

Stadthagen. 

Stüubli,  Meningismus  typhosus  und  Meningotyphus.  Deutsches  Arch.  f. 
klin.  Med.  82.  Bd.,  1.  u.  2.  H.,  S.  90. 

Verf.  beschreibt  drei  Fälle  von  bakteriologisch  und  anatomisch  sicher- 
gestelltem Typhus  abdominalis,  die.  deutlich  meningitische  Symptome 
boten.  Während  die  Lumbalpunktion  resp.  Sektion  bei  zwei  Fällen  an 
den  Hirnhäuten  nichts  Pathologisches  erkennen  liess,  lag  im  dritten  Falle 
eine  eitrige  Cerebrospinalmeningitis  und  ein  Abscess  im  rechten  Frontal- 
hirn vor.  Im  Eiter  landen  sich  hier  massenhafte,  meist  intracellulär  ge- 
legene Stäbchen,  die  durch  Agglutination  und  Cultur  sich  lediglich  als 
Typhusbacillen  erwiesen.  Für  Fälle  der  letzteren  Art  reservirt  Verf  den 
Namen  Meningotyphus,  für  die  Fälle  mit  mcningitischem  Symptomen- 
complex  ohne  nachweisbares  anatomisches  Substrat  schlägt  er  die  Be- 
zeichnung Meningismus  typhosus  vor.  Alkan. 


N.  Janeso,  Untersuchungen  über  die  Ursachen  der  jahreszeitlichen 
Schwankungen  der  Malariaendemic.  Orvosi  Hetilap  1903,  No.  50. 

Verf.  stellte  Versuche  an,  inwiefern  die  Hitze  die  Entwickelung  der. 
sexuellen  Generation  bei  den  Anopheles  beeinflusst,  und  inwiefern  dieselbe 
mit  den  jahreszeitlichen  Schwankungen  der  Endemie  in  Congruenz  gebracht 
werden  kann.  Zahlreiche  graphische  Aufzeichnungen  zeigen  als  Ergebnis 
der  Untersuchungen,  dass  die  jahreszeitliche  Steigerung  der  Endemie  in 
hohem  Maasse  von  der  Hitze  abhängt,  aber  dxs  periodische  Auftreten  der 
einzelnen  Parasitenarten  mit  der  Hitze  in  keinen  Zusammenhang  gebracht 
werden  kaun.  J.  Honig. 


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No.  -24. 


WoLFF.  PlLTZ. 


411 


G.  WollT.  Zur  Pathologie  des  Lesens  und  Schreibens.  Allgero.  Zeitschr. 
f.  Psych.  60.  Bd.  (4). 

Bei  einem  Untersuchungsgefangeneu  mit  angeborenem  Schwachsinn 
massigen  Grades  (Imbecillität)  und  chronischem  Alkoholismus  konnte  der 
Yerf.  einen  umschriebenen  Defekt  in  der  intellektuellen  Verrichtung  fest- 
stellen, der  auf  einem  Bildungsmangel  beruhte  und  in  einer  eigenartigen 
Form  von  Agraphie  und  Alexie  bestand.  Dem  Kranken  fehlte  die  Fähig- 
keit, etwas  Gehörtes  niederzuschreiben  sowie  die  Fähigkeit  des  Spontau- 
scbreibens  und  Lesens  (abgesehen  von  seinem  Namen,  Geburtstag  und  Ort). 
Dagegen  vermag  er  das  meiste  in  deutscher  Druck-  oder  Kurrentschrift 
Vorgelegte  abzuschreiben,  ohne  jedoch  das  Mindeste  zu  verstehen  und  das 
akustische  Bild  dafür  zu  bekommen.  Auch  in  einem  zweiten  Falle  bei 
einem  nach  einem  Kopftrauma  aphasisch  gewordenen  Manne  bestand 
daneben  der  gleiche  Defekt,  dass  er  zwar  Abschreiben,  aber  nicht  Lesen 
konnte.  Während  die  anderen  aphasischen  Störungen  durch  das  Trauma 
bedingt  waren,  stellte  es  sich  heraus,  dass  der  Kranke  auch  vorher  nicht 
lesen  konnte,  während  er  Abschreiben  konnte.  Auch  nach  einer  Trepa- 
nation schwand  die  Sprachstörung  völlig,  während  die  Lesestörung  so  blieb, 
wie  sie  von  Hause  aus,  also  auch  schon  vor  dem  Trauma,  bestand,  ln 
zwei  weiteren  Fällen  konnte  der  gleiche  Defekt  nachgewiesen  werden; 
einmal  als  andauernd  auf  Imbecillität  beruhend,  ein  anderes  Mal  als 
sekundär  entstanden  nach  einem  apoplektischen  Insult;  es  bestand  Verlust 
des  Scbriftverständnisses  ohne  Sprachtaubheit.  S.  Kalischer. 


J.  Piltz,  Heber  den  diagnostischen  Wert  der  Unregelmässigkeiten  des 

Pupillarrandes  bei  den  sog.  organischen  Nervenkrankheiten.  Neuro). 

Centralbl.  1003,  No.  14  u.  15. 

P.  unterscheidet  folgende  pathologische  Veränderungen  das  Pupillar- 
randes: 1.  Temporäre  oder  wechselnde  Unregelmässigkeiten,  welche  durch 
eine  wechselnde  ungleichmässige  Beweglichkeit  einzelner  Abschnitte  der 
Iris  bedingt  sind.  2.  Störungen  in  der  Lage  der  ganzen  Pupille.  3.  Con- 
stante  Unregelmässigkeiten  des  Pupillarrandes.  Alle  diese  Veränderungen 
des  Pupillarrandes  stellen  eine  bei  der  Paralysis  progressiva,  Tabes  dorsalis 
und  Lues  cerebrospinalis  sehr  häufig  vorkommende  Erscheinung  dar;  auch 
bei  anderen  Nerven  und  Geisteskranken  kommen  sie  gelegentlich  vor, 
doch  nur  ganz  ausnahmsweise  bei  Gesunden.  Die  Erscheinung  der 
wechselnden  ungleichmässigen  Beweglichkeit  kommt  auch  bei  Katatonie 
vor.  Die  Unregelmässigkeiten  des  Pupillarrandes  können  mitunter  das 
Anfangsstadium  des  Argyll-Robertsonschen  Phänomens  bilden.  Experi- 
mentell konnte  P.  die  gleichen  Unregelmässigkeiten  des  Pupillarrandes 
erzeugen  durch  Reizung,  Parese,  Paralyse  der  einzelnen  Abschnitte  der 
Iris,  welche  durch  Veränderungen  in  den  einzelnen  Fäden  der  Nn.  ciliares 
breves  et  lougi  oder  in  den  Kernen  hervorgerufen  wurde.  Die  ungleich- 
mässige Beweglichkeit  einzelner  Abschnitte  der  Iris  hängt  von  einer  Parese 
des  entsprechenden  Fadens  der  Ciliarnerven  ab:  Paresis  iridis  partiulis. 
Störungen  in  der  ganzen  Lage  der  Pupille  sind  ein  Ausdruck  einer  Cora- 
bination  von  Zuständen  der  Reizung,  der  Parese  verschiedener  Fäden  der 


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412 


IliLlKFK. 


Eulkmburo,  Böiiuio.  W ai.i.havm.  Klrki.ua. 


No.  24. 


Nn.  ciliares  breves  oder  longi.  Constante  Unregelmässigkeiten  des  Pupillar- 
randes  sind  ein  Ausdruck  einer  endgiltigen  Paralyse  einzelner  Irisabschnitte: 
Iridoplegia  partialis.  Dieselben  sind  wahrscheinlich  bedingt  durch  krank- 
hafte Veränderungen  der  entsprechenden  Pupillarfäden  resp.  in  ihren  Kernen. 

S.  Kalischer. 


Smith  E.  IdlifTe,  Multiple  sclerosis:  its  occurrence  and  etiology.  Journ. 
of  nerv,  and  ment.  dis.  1904,  July. 

Der  Verf.  berichtet  über  das  Material  der  Allen  Starr’schen  Klinik 
im  Verlauf  von  16  Jahren  (31602  Fälle).  Es  kamen  109  Fälle  von 
Sclerosis  multipl.  zur  Beobachtung:  also  etwa  1 Fall  auf  300  andere.  Es 
waren  68  Männer  und  41  Frauen.  Das  am  stärksten  befallene  Lebensalter 
waren  die  3. — 6.  Dekade.  Dass  besondere  Berufe  besonders  stark  er- 
krankten, war  nicht  ersichtlich.  Auch  die  Gravidität  spielte  kaum  eine 
Rolle  (6 mal  nervöse  Belastung).  Ueber  vorangegangene  Infektionskrank- 
heiten fehlen  in  50  pCt.  alle  Angaben,  bei  den  übrigen  55  Fällen  war  die 
Nachforschung  14mal  positiv  (Malaria  5,  Syphilis  2,  Tuberkulose,  Gelenk- 
rheumatismus, Erysipel,  Influenza,  Diphtherie,  Pneumonie  etc.  je  1 mal. 
In  13  Fällen  ging  ein  Trauma  voran.  M.  Brasch. 


1)  A.  Eulenburg,  Ueber  Nerven-  und  Geisteskrankheiten  nach  elektrischen 
Unfällen.  Berl.  klin.  Wochenschr.  1905,  No.  2 u.  3. 

2)  H.  Bühmig,  Hysterische  Unfallerkraukungen  bei  Telephonistinnen. 
Münch,  med.  Wochenschr.  1906,  No.  16. 

3)  G.  W.  Wallbaum,  Ueber  funktionelle  nervöse  Störungen  bei  Tele- 
phonistinnen nach  elektrischen  Unfällen.  Deutsche  med.  Wochenschr. 
1905,  No.  18. 

4)  H.  Kurdin,  Eiektropathologie.  Zeitschr.  f.  Elektrotherapie  etc.  1904, 
H.  7,  8 u.  9. 

Derselbe,  Zur  Eiektropathologie  des  Telephons.  Ebenda.  1905,  H.  1. 

1)  Mit  Jellinbk  erkennt  auch  E.  einen  elektrischen  Unfall  nur  dann 
als  gegeben  an,  wenn  tatsächlich  Elektricität  auf  den  menschlichen  Körper 
übergegangen  ist.  Dabei  ist  nach  Verf.  einmal  nicht  zu  vergessen,  dass 
ein  elektrischer  Unfall  wie  andere  Formen  von  Betriebsunfällen  zu  den 
bekannten  traumatischen  Unfallsneurosen  Veranlassung  geben  kanu  und 
zweitens,  dass  es  sich  bei  einigen  sogenannten  elektrischen  Unfällen  gar 
nicht  um  das  Eindringen  von  Elektricität  in  den  Körper  handelt,  sondern 
wo  die  Elektricität  Dur  als  ein  psychisch  beeinflussendes  Moment  wirkt. 
Dies  ist  nach  E.  vorwiegend  bei  den  Unfällen  der  Telephonistinnen  der 
Fall.  Hier  werden  die  jüngeren,  anämischen  und  nervös  disponirten 
Beamtinnen  bei  Benutzung  der  Kopffernhörer  oft  (ferne  Gewitter)  knall- 
artigen Erschütterungen  ausgesetzt.  An  einigen  Beispielen  wird  gezeigt, 
dass  es  sich  hierbei  wesentlich  um  emotionelle,  auf  psychischem  Wege  zu 
stände  gekommene  Vorgänge  handelt.  Betriebsunfälle  seieD  es  wohl,  nur 
keine  elektrischen.  Immerhin  wird  die  Möglichkeit  eines  wirklichen 
Stromübergangs  auf  den  menschlichen  Körper  auch  bei  der  Benutzung  von 


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No.  24. 


Waki.^ch. 


413 


Telephonen  nicht  in  Abrede  gestellt,  sodass  es  zu  schweren  nervös-seeli- 
schen Folgeerscheinungen  wohl  kommen  kann. 

Des  weiteren  werden  sehr  bemerkenswerte  Fälle  von  progressiver 
Paralyse  und  multipler  Sklerose  aus  eigener  und  anderer  Autoren  Er- 
fahrung mitgeteilt  und  weiter  Fälle,  die  zwar  mit  beiden  Krankheiten 
grosse  Aehnlicbkeit  haben,  ohue  ihnen  jedoch  in  jeder  Hinsicht  zu  ent- 
sprechen. Wie  schon  andere  Autoren  macht  auch  Verf.  auf  die  Wichtig- 
keit der  Leitungswiderstände,  der  absoluten  Stromstärke  und  Stromdichte, 
auf  die  Art  des  Stromes,  die  Brührungsstellen  etc.  aufmerksam.  Fälle, 
wo  Ströme  von  500  Voltspannung  und  mehr  ohne  Nachteil  ertragen 
wurden,  während  nach  Strömen  von  kaum  100  Volt  der  Tod  eintrat,  sind 
bekannt. 


2)  B.  beschreibt  die  Krankheitserscbeinungen,  welche  er  nach  soge- 
nannten Unfällen  alsbald  bei  Telephonistinnen  zu  sehen  und  zu  untersuchen 
Gelegenheit  hatte.  Ohne  auf  Einzelheiten  einzugehen,  teilen  wir  hier  nur 
die  Endansicht  des  Verf. ’s  mit  seinen  eigenen  Worten  mit:  In  keinem  der 
Fälle  sind  — trotz  Jahre  langen  Bestehens  — organische  Veränderungen 
nachweisbar.  Es  handelt  sich  also  um  unzweifelhafte  traumatisch-hyste- 
rische Störungen.  Vor  allen  Dingen  aber,  meint  B.,  sind  die  Fälle,  bei 
denen  er  schon  wenige  Stunden  nach  dem  Unfall  die  schweren  Erschei- 
nungen der  Neurose  constatiren  konnte,  ein  Beweis  gegen  die  noch  heute 
vertretene  Annahme  der  Entstehung  dieser  Neurose  durch  Begehrungs- 
vorstellungen oder  durch  Suggestion  infolge  häutiger  Untersuchungen. 

Bernhardt. 


(Schluss  folgt.) 


L.  Waelsch,  Ueber  Acne  urticata.  Arch.  f.  Dermatol,  u.  Syph.  Bd.  72, 
S.  340. 

Die  von  Kaposi  unter  dem  Namen  der  Acne  urticata  beschriebene, 
ganz  vorzugsweise  im  Gesicht  an  Stirn,  Nase,  Kinn,  Wangen  auftretende 
AfTektion  ist  im  Wesentlichen  charakterisirt  durch  die  Jahre  lang  sich 
wiederholende  Eruption  von  bohneu-  bis  kreuzergrossen  blassroten,  quaddel- 
artigen, sehr  harten  Erhebungen  der  Haut,  die  wegen  des  ganz  ausser- 
ordentlich heftigen  Juckens  und  Brennens,  das  sie  veranlassen,  von  den 
Kranken  sehr  bald  zerkratzt  und  zerquetscht  werden,  sich  dann  mit  serös- 
blutigen und  eitrigen  Krusten  bedecken  und  schliesslich  mit  Hinterlassung 
von  Narben  abheilen.  Der  Austritt  von  Serum  und  Blut  infolge  des  Auf- 
kratzens  bringt  wohl  einige  Erleichterung,  doch  dauert  es  gewöhnlich  ge- 
raume Zeit  bis  die  barten  Knoten,  das  Jucken  und  die  damit  verbundene 
nervöse  Unruhe  und  Schlaflosigkeit  ganz  geschwunden  sind.  — Verf.  be- 
richtet über  zwei  von  ihm  beobachtete  Fälle  dieser  Art,  findet  es  aber 
nicht  angebracht,  die  Krankheit  mit  der  Acne  in  Verbindung  zu  bringen, 
sondern  hält  sie  für  eine  chronische  Form  der  Urticaria,  die  er  „Urticaria 
papulosa  necroticans  recidiva“  zu  benennen  vorschlägt.  H.  Müller. 


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414 


Hüiimkb.  — Platt-kr.  — Kapsammrr. 


No.  24. 


II.  Hühner,  lieber  Albuminurie  bei  Scabies.  (Aus  der  dermatol.  Uni- 
versitätsklinik zu  Leipzig.)  Zeitschr.  f.  klin.  Med.  Bd.  55,  S.  549. 

Verf.  konnte  mit  dem  Spiegler’schen  Reagens  bei  47  von  50  Scabies- 
kranken Eiweiss  im  Urin  nachweisen,  mit  der  Koch-  und  Essigsäure- Ferro- 
cyankaliprobe  aber  nur  bei  zweien  und  selbst  bei  diesen  beiden  schien  es 
sich  um  eine  „physiologische  Albuminurie“  zu  bandeln.  Einreibungen  mit 
der  Wilkinson’scben  Salbe  änderten  an  diesem  Cntersuchungsergebnis 
nichts,  waraus  man  schliessen  darf,  dass  dieser  keine  nierenreizende  Wir- 
kung zukommt.  Aus  dem  positiven  Ausfall  der  Spiegler’schen  Probe,  die 
bekanntlich  noch  einen  Eiweissgehalt  bei  der  Verdünnung  von  1 : 350000 
anzeigt,  sind  wohl  weitere  Schlüsse  nicht  zu  ziehen,  da  sich  derartige 
Spuren  im  Harn  fast  jedes  gesunden  Menschen  finden.  Auch  in  dem  zur 
Controllc  untersuchten  Urin  an  anderen  Hautkrankheiten  Leidender  Hess 
sich  mit  dem  Spieglcr’schen  Reagens  in  der  Regel,  mit  der  Koch-  und  der 
Ferrocyankaliprobe  nur  dann  Eiweiss  nachweisen,  wenn  eine  Herz-  oder 
Gefässaffektion,  eine  Infektionskrankheit  oder  Fieber  auch  eine  andere  Er- 
klärung dafür  boten.  H.  Müller. 


N.  I'lfttter,  Uebcr  einen  Fall  eigentümlicher  Sch  Weissabsonderung.  Münch, 
med.  Wochenschr.  1904,  No.  50. 

Bei  einer  Dame,  die  seit  3 Jahren  wegen  fast  täglicher  heftiger 
Migräneanfälle  in  grossen  Dosen  Migränin  nahm,  bestand  ebensolange  eine 
sehr  profuse,  intensiv  braune,  dicke  Schweissabsonderung  unter  den  Armen. 
Mit  dem  nach  Besserung  der  Kopfschmerzen  möglich  gewordenen  Aussetzen 
des  Medikaments  verlor  sich  auch  das  abnorme  Schwitzen;  es  trat  später 
nur  noch  einmal  für  einen  Tag  ein,  als  die  Kranke  wieder  ein  Migränin 
pulver  genommen  hatte.  H.  Müller. 


Kapsnniiner,  Nierenchirurgie  und  funktionelle  Diagnostik.  Wiener  klin. 

Wochenschr.  1904,  No.  28. 

Verf.  bespricht  auf  Grund  der  Litteratur  und  eigener  Erfahrungen  die 
Methoden  der  funktionellen  Nierendiagnostik.  Während  er  hinsichtlich  der 
Bestimmung  des  Gefrierpunktes  des  Harnes  und  des  Blutes  vor  zu  weit- 
gehenden Schlüssen  warnt,  erkennt  er  die  Bedeutung  der  nach  Phloridzin- 
injektion auftretenden  Glykosurie  für  die  Beurteilung  der  Nierenfunktion 
an.  Aber  ebenso  wie  bei  der  Verwertung  der  Gefrierpunktsemiedrigung 
muss  auch  bei  der  Verwertung  des  Procentgehaltes  an  Zucker  die  Menge 
des  ausgeschiedenen  Harnes  berücksichtigt  werden.  Denn  durch  den 

Ureterenkatheterismus  kann,  wie  Verf.  ausführt,  reflektorisch  sowohl  ein- 
seitige Polyurie  wie  Oligurie  hervorgerufen  werden.  Daraus  erklärt  es 
sich  auch,  dass,  wenn  man  nur  den  Procentgehalt  des  Harns  an  Zucker 
berücksichtigt,  zu  verschiedenen  Zeiten  vorgenommene  Untersuchungen  des- 
selben Kranken  verschiedene  Resultate  haben  können.  Ausser  der  Berück- 
sichtigung der  von  jeder  Niere  ausgeschiedenen  Flüssigkeitsmerige  empfiehlt 
Verf.  auf  Grund  eigener  Erfahrungen  den  Zeitpunkt  zu  beachten,  an  welchem 
nach  Phloridzininjektion  die  Zuckerausscheidung  beginnt.  Normalerweise 


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No.  24. 


Hobwit*.  Zu m Busch. 


415 


erscheint  die  Znckcrreaktion  12 — 15  Minuten  nach  der  Injektion.  Tritt 
sie  erst  20  —30  Minuten  danach  auf,  so  ist  die  Niere  „zwar  in  ihrer 
Fuktion  gestört“,  kann  aber  nach  den  bisherigen  an  70  Fällen  gesammelten 
Krfahrungen  des  Verf.’s  noch  die  Gcsammtfunktion  übernehmen.  Tritt  die 
Zuckerreaktion  erst  nach  30  Minuten  auf,  so  ist  eine  Nephrektomie  der 
andere  Niere  contraindicirt.  Ausser  der  Phloridzinmethode  räumt  Verf. 
auch  der  ludigocarminprobe  einen  Platz  in  der  funktionellen  Nieren- 
diagnostik ein.  Ueberhaupt  kommt  es  in  jedem  Falle  darauf  an,  alle  zu 
Gebote  stehenden  Methoden  zur  Untersuchung  der  durch  den  Ureteren- 
katheterismus  gewonnenen  Harnproben  zu  benutzen.  Die  Nierenchirurgie 
ist  durch  Anwendung  dieser  Methoden  erheblich  gefördert  worden. 

B.  Marcuse. 


1)  0.  Horwitz,  The  best  method  of  operating  to  effekt  a radical  eure  of 
senile  hypertrophy  of  the  prostatc  glanri:  based  on  the  study  of 
150  radical  operations.  New-York  med.  jouru.  1904,  No.  0,  7,  8 (Aug.) 

2)  Zinn  Husch,  Die  Entfernung  der  vergrösserten  Prostata  vom  hohen 
Blasenschnitt  aus.  Münch,  med.  Wochenschr.  1904,  No.  25. 

1)  Neben  den  auf  die  Totalexstirpation  der  Prostata  hinzielcnden 
Operationen  empfiehlt  Verf.  für  gewisse  Fälle  die  Bottini’sche  Operation. 
Bei  schweren  Veränderungen  der  Blase  ist  nur  die  'suprapubisebe  Drainage 
auszuführen  Die  Totalexstirpation  ist  indicirt,  wenn  ein  sonst  kräftiger 
Mann,  durch  die  Prostatahypertrophie  zu  täglichem  Gebrauch  des  Katheters 
gezwungen  ist.  Bei  guter  Auswahl  der  zu  operirenden  Fälle  kann  die 
Mortalität  auf  5 — 7 pCt.  herabgesetzt  werden.  Operation  der  Wahl  ist 
Zwecks  Exstirpation  eine  einfache  Sectio  mediana,  von  der  aus  in  den 
meisten  Fällen  die  totale  Auslösung  gelingt.  Wo  dies  wegen  der  Grösse 
des  Tumors  unmöglich  ist,  soll  die  Sectio  alta  mit  dem  Dammschnitt  coro- 
binirt  werden.  Zur  Nachbehandlung  empfiehlt  Verf.  ausser  der  perinealen 
Drainage  einen  weichen  Dauerkatheter  in  die  Harnröhre  zu  legen.  Die 
Neubildung  der  mehr  oder  minder  vollständig  mitsammt  der  Drüse  ex- 
stirpirten  Pars  prostatica  urethrae  geschieht  so  am  leichtesten  und  die 
Bildung  einer  Blasen- Mastdarmfistel  wird  am  ehesten  dadurch  vermieden. 
In  den  Fällen,  wo  wegen  eines  in  die  Blase  vorspringenden  Tumors  der 
Prostata  zunächst  der  suprapubische  Operationsweg  indicirt  ist,  soll  auch 
die  perineale  Drainage  damit  combinirt  werden.  Verletzungen  der  Ductus 
ejaculatorii  sind  bei  der  Operation  nicht  zu  vermeiden. 

2)  Verf.  stellt  die  nach  McGill’s  und  Freyer’s  Methode  der  supra- 
pubischen  Prostatektomie  operirten  Fälle  zusammen.  Berücksichtigt  man 
zur  Berechnung  der  Mortalität  nur  diejenigen  Autoren,  die  fortlaufende 
Serien  von  mindestens  10  Fällen  operirt  haben,  so  ergiebt  sich  eine  Ge- 
sammtmortalität  von  ca.  10  pCt.  Verf.  selbst  hat  4mal  die  Prostatektomie 
ausgeführt.  Zwei  der  Operirten  wurden  vollständig  geheilt,  ein  dritter 
ging,  nachdem  er  zunächst  den  Eingriff  gut  vertragen  hatte,  vier  Monate 
nach  der  Operation  unter  Erscheinungen  von  Urämie  zu  Grunde.  Die 
Fähigkeit  der  spontanen  Harnentleerung  war  auch  bei  diesem  Kranken 
vollständig  wieder  hergestellt  worden.  Der  vierte  Patient  starb  am  4.  Tage 
nach  der  Operation  an  Herzschwäche. 


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416 


Schult  xk. 


No  24. 


Verf.  rät,  nur  aus  bestimmter  Indikation  zu  operiren  und  zwar  ersten» 
daun,  wenn  ein  sauberer  Katheterismus  aus  äusseren  Gründen  unmöglich 
ist,  zweitens  bei  Combination  mit  ßlaseustein.  drittens  bei  jüngeren  Männern, 
denen  man  durch  die  Operation  ein  jahrelanges  Katheterleben  ersparen 
kann.  Da,  wo  nicht  die  adenomatöse,  für  die  Exstirpation  besser  geeignete 
Form  der  Hypertrophie  vorliegt,  sondern  die  fibröse,  soll  man  sich  nicht 
auf  die  Totalexstirpation  versteifen,  sondern  nur  den  die  Harnpassage 
hindernden  Teil  der  Drüse  entfernen.  Gegen  Blutungen,  die  bei  und  nach 
der  Operation  in  verschiedenem  Maassc  Vorkommen,  bewährten  sich  heisse 
Borsäurespülungen,  in  einem  Falle  Compression  mit  einem  in  Adrenalin 
getauchten  Gazebausch.  Um  bei  der  Operation  die  Prostata  besser  zu  er- 
reichen, lässt  sie  Verf.  sich  durch  einen  Assistenten  vom  Rectum  aus  ent- 
gegendrücken. Dagegen  vermeidet  er  es  im  Interesse  der  Asepsis,  die 
eigene  Hand  nach  dem  Vorgänge  Frkyer’s  hierfür  zu  benutzen. 

B.  Marc use. 


E.  Schnitze,  Ueber  die  körperliche  Ausbildung  der  Früchte  am  Ende  der 

Schwangerschaft.  Vierteljahrsschr.  f.  gerichtl  Med.  etc.  XXIX  Bd. 

Suppl.-H.  1905. 

Im  Anschluss  an  die  Mitteilung  eines  forensischen  Falles,  in  dem  es 
sich  um  die  Entscheidung  der  Frage  handelte,  ob  es  möglich  wäre,  dass 
ein  am  3.  April  1902  geborenes,  51cm  langes,  3540  g schweres  Kind 
durch  einen  am  8.  August  1901  vollzogenen  Beischlaf  erzeugt  sein  könne, 
unterzieht  Scu.  die  über  die  körperliche  Ausbildung  der  Früchte  am  Ende 
der  Schwangerschaft  bekannten  Tatsachen  einer  eingehenden  Besprechung. 
Er  kommt  zu  dem  Resultat,  dass  der  medicinische  Sachverständige  sehr 
vorsichtig  in  der  Fassung  eines  Gutachtens  über  einen  etwa  möglichen 
Termin  der  Zeugung  sein  müsse.  Er  wird  den  Ursachen,  die  für  die 
Grössenentwickelung  der  Früchte  verantwortlich  gemacht  werden,  nach 
Möglichkeit  nachzuforschen  haben:  Zahl  der  Schwangerschaften,  Alter. 
Prädilektionsalter,  Ernährungsverhältnisse  der  Mutier,  Constitution  und 
Kraftentwickelung  beider  Eltern  u.  s.  w.  — Die  Entwickelung  des 
Kindes  kann  einmal  in  frühen  Wochen  so  weit  gediehen  sein, 
wie  wir  sie  gewöhnlich  erst  am  Ende  der  Schwangerschaft 
finden.  — Verf.  schliesst  sich  den  Worten  Krahmer’s  an,  der  gesagt 
bat:  „Bis  jetzt  kann  der  Gerichtsarzt,  der  sich  über  sein  Wissen  keine 
Illusion  macht,  nur  sagen,  dass  gegen  die  Möglichkeit  einer  sehr  ver- 
schiedenen Entwickelung  der  Frucht  im  Mutterleibe  und  des  Vorkommens 
einer  sogenannten  Früh-  oder  Spätgeburt  reifer  Kinder  keine  Gründe  vor- 
liegen. Es  wird  mithin  nur  aus  den  besonderen  Umständen  des  einzelnen 
Falles  beurteilen  können,  ob  die  zu  prüfende  Berechnung  der  Schwanger- 
schaft Zutrauen  verdient  oder  erhebliche  Zweifel  zulässt.11 

Br.  Wolff. 


Kiu»<iiduhgeti  werden  an  die  Adresse  de«  Herrn  Och.  Med. -Kai  Prof.  Dr.  M.  Bernhardt  (Berlin  * 
Französische  Strasse  21)  oder  an  die  Verlagshaudlung  (Berlin  NW.,  Untor  den  Idnden  £8)  erbeten 


Verlag  von  Auguat  II  i r«e  li  w n I d in  Berlin.  — Hrurk  von  L.  Sr  hum  »eher  in  Berlin  N 


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H.Bi 


w.*,f1icütilch  emrbeinen 
1—2  Dogen;  am  Sr  li  hiss* 
üci  Jahrgang»  Titel,  Na- 
men- nn*l  Sarh-Reg1at«r. 


Centralblatt 

für  dio 


Praia  des  Jahrgangoo 
28  Mark;  au  beziehen 
durch  alle  Buchhand- 
lungen «I. 


medicinischeii  Wisseiiscliaftcn. 

UiUfJr  »Mitwirkung  vorf-  ^V 

Pror.  Dr.  H.  Senator,  Prp^TJr,  E.  SalKowskk'pwf.  Dr.  P.  Schultz, 

\ # redigirt  von  f 

\ Nr  wf 

Prof.  Dr.  ÄL  Bernhard^ 


1905. 


94.  Juni. 


No.  25. 


Inliult:  Kbonkckeb,  Zur  Innervation  des  Herzens.  — Bhikgkr  und 

Hkrz,  Einfluss  der  Wasserbehandlung  auf  Kreislauf  und  Atmung.  — Rotii- 
Rekurs  und  W intkrhero,  Wirkung  der  Eck’schen  Fistel.  — Bruosch,  Stoff- 
wechsel beim  Hunger.  — Vanpevkldb,  Einfluss  von  Wasserstoffsuperoxyd  auf 
Fermente.  — Vandeveldb.  dr  Warle  und  Suoo,  Proteolytisches  Ferment 
der  Milcb.  — Lombhobo,  Wirkung  der  Unterbindung  der  Pankreasgänge.  — 
Hofmeister,  Beinverkiümmung  nach  Kniegelenkresektion. — Grcnkrt,  Mohr, 
lieber  Torsion  des  Samenstranges.  — Sehfelder.  Das  Jet|uiritol.  — Urata, 
Wert  des  sog.  Crede’schen  Tropfens.  — Stenoer,  Zur  Kenntnis  der  Mittelohr- 
eiterung. — Grademioo,  Ueber  cireumskripte  Leptomeningitis  bei  Otitis.  — 
Sonderhams,  Zur  Diagnose  uud  Therapie  der  Nasenerkrankungen.  — Hkmpel, 
Thienoer,  Antithyreoidin  bei  M.  Basedow».  — Mauaoliano,  Präcipitinreaktion 
bei  Magencareinom.  — van  Calcab,  Zur  Constitution  des  Diphtheriegiftes.  — 
Kosradi,  Baktericide  Wirkling  der  Seifen.  — Buntinq,  Giftwirkung  des  Calo- 
mels.  — Korpjuweit,  Letale  Anämien  im  Greiseualter.  — Likhlkin,  Fiil- 
lertok,  Entfernung  von  Fremdkörpern  aus  der  Speiseröhre.  — Budin  und 
Planchon,  Zur  Ernährung  der  Säuglinge.  — v.  Dobrzynikcki,  Zahuerkran- 
kutigen  bei  Influenza.  — Schwarz,  lieber  iutra-  und  extrapoutine  Erkrankungen. 
— Nkwmark,  Familiäre  spastische  Paraplegie.  — Eülbnuubg,  BOiinis, 
Wallbaum,  Kukella,  Elektrische  Unfallverlctzungen  besonders  bei  Telephoni- 
stinnen. (Schluss.)  — Pick,  Persistirende  Form  des  Erythema  nodosum.  — Eb- 
stein, HetraliD,  ein  neues  internes  Harnantiseptikum.  — Simpson,  Vererbung 
von  Ovarialkystomen. 


il.  Krön  eck  er,  L’extension  des  etats  fonctionnels  de  l’oreilette  au  ventricule 
se  fuit-elle  par  voie  musculaire  ou  par  voie  nerveux?  Compt.  rend. 
CXL.,  p.  529.  Paris  1905. 

Verf.  hat  die  sog.  Blockfasern,  d.  i.  die  muskuläre  Verbindungsbrücke 
zwischen  Vorhof  und  Ventrikel  des  Herzens,  die  durch  ein  Muskelbflndcl 
von  der  hinteren  Vorhofscheidewand  zum  Ventrikel  dargestellt  wird,  beim 
Hund  umstochen  und  in  mehreren  Ligaturen  abgeschnürt.  Trotzdem  also 
dadurch  die  muskuläre  Leitung  von  Vorkammer  zu  Kammer  unterbrochen 
war,  trat  keine  Acndermig  der  Schlagfolge  ein.  Verf.  ist  daher  der  An- 
sicht, dass  jenes  Bündel  nicht  die  motorischen  Impulse  leitet,  sondern  dass 
das  allein  durch  Nervenvermittelung  geschieht.  P.  Schultz. 


XL1U.  Jahrgang. 


27 


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418 


Brikokru.  Hkrz. — Hothhkrokkd.Wintkrhp.ro.  — Bri  OSCH. 


No.  25. 


Ij.  Brieger  und  M.  llorz,  Ueüer  den  Einfluss  kurzdauernder  hydriatischer 
Proceduren  auf  den  Kreislauf  und  die  Atmung.  Zeitschr.  f.  experini. 
Pathol.  u.  Tberap.  I.,  H.  1,  S.  125. 

Länger  andauernde  Kältereize  auf  die  Haut  (bei  denen  ein  gleich- 
zeitiger mechanischer  Heiz  möglichst  vermieden  wurde)  bewirken  beim 
Menschen  je  nach  der  Applikationsart  und  -Stelle  eine  Verlangsamung 
oder  Beschleunigung  der  Atmung,  dagegen  scheint  fast  constant  eine  Ver- 
tiefung der  Atmung  einzutreteu.  Die  Pulsfrequenz  wird  durch  Kälte  herab- 
gesetzt; eine  anfängliche  Steigerung  beruht  auf  mechanischen  Einflüssen. 
Der  Blutdruck  steigt,  bei  Combination  mit  mechanischen  Reizen  sinkt  er. 
Die  Einwirkung  von  Wärmereizen  ergab  sehr  inconstante  und  gering- 
fügige Resultate;  nur  der  Blutdruck  scheint  meist  zu  sinken. 

G.  F.  Nicolai. 

('.  J.  Kothberger  und  H.  Winterberg,  Ueber  Vergiftungserscheinungen 
bei  Hunden  mit  Eck’scher  Fistel.  Zeitschr.  f.  experiui.  Pathol  u.  Tberap. 
Bd.  I,  S.  312. 

R.  und  W.  haben  eine  umfassende  Nachprüfung  der  von  Nexcki, 
Pawloff  und  deren  Schülern  ausgeführten  Untersuchungen  über  die  Wir- 
kung der  Eck’schen  Fistel  auf  das  Verhalten  und  den  Stoffumsatz  der 
operiiten  Tiere  an  43  Hunden  nachgeprüft.  22  Hunde  lebten  nach  der 
Operation  länger  als  fünf  Tage  und  von  ihnen  starben  dann  weiter  noch  4, 
sodass  die  Ergebnisse  an  18  Tieren  den  Schlussfolgerungen  der  Verff.  zu 
Grunde  liegen.  — Die  Verff.  beschreiben  sehr  genau  die  Operationstechnik, 
das  Verhalten  der  operirten  Tiere.  Sie  finden,  meist  in  Uebereinstimmung 
mit  Filifpi,  dass  nicht  alle  Tiere  durch  Fleischfütterung  krank  werden. 
Einzelne  bleiben  auch  bei  Zwangsfütterung  mit  Fleisch  gesupd;  andere 
zeigen  danach  Erbrechen,  Mattigkeit,  Gangstörungen,  andere  schwere  Ver- 
giftuugserscheinungen  mit  Krämpfen  etc.  — Zuweilen  machen  auch  Fütte- 
rungen mit  Blut,  Kohlehydraten,  Milch,  Brot  die  typische  Vergiftung.  — 
Manche  Tiere,  die  zuerst  Vergiftuugserscheinuiigen  zeigen,  gewöhnen  sich 
allmählig  an  Fleisch.  Das  rührt  nicht  her  von  Ausbildung  eines  Collateral- 
kreislaufes  zwischen  Darm  und  Leber,  wie  Injektionen  mit  farbigen  Massen 
zeigten,  und  Versuche  mit  Giften  (Strychnin,  Toluylendiamin).  — Durch 
Aramonsalze  konnten  die  VerfL  keine  Vergiftungserscheinungen  hervor- 
rufen,  durch  Glykokoll  ein  wechselndes  Krankheitsbild.  — Die  Symptome 
der  Vergiftung  mit  Fleisch,  mit  Carbaminsäure,  mit  Glykokoll  decken  ein- 
ander nicht.  A.  Loewy. 

Tb.  Brugsch,  Eiweisszcrfall  und  Acidosis  im  extremen  Hunger  mit  beson- 
derer Berücksichtigung  der  Stickstoffverteilung  im  Harn  (nach  Unter- 
suchungen an  dem  Hungerkünstler  Succi).  Zeitschr.  f.  experiui.  Pathol. 
u.  Therap.  I.,  S.  41a. 

B.’s  Untersuchungen  betreffen  den  21.  bis  30.  Fasttag  des  Hungercrs 
Succi.  Die  Harnstickstoffmenge  betrug  täglich  4,2 — 6,4  g;  nur  am  30.  Tage, 
wo  mehr  als  gewöhnlich  (ca.  */4  I)  Wasser  getrunken  wurde,  stieg  sie  auf 
8,4  g.  Es  wurden  also  stickstoffhaltige  Bestandteile  ausgeschwemmt,  was 
darauf  hinweist,  dass  der  Harnstickstoff  im  protrahirten  Hunger  keiu  ge- 


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No.  25.  Yakiirvkluk.  — Vamikvki.uk.  iik  Wahl*  u.  Sctgo.  — Lomhroso.  419 

nanes  Maass  des  Umsatzes  ist.  — Der  Harnstoff  machte  nur  54  pCt.  bis 
09,3  pCt.  des  Gesammsticktoffes  aus,  dafür  war  das  Ammoniak  auf  15,4  pCt. 
bis  35,3  pCt.  gesteigert.  Die  Ursache  hierfür  liegt  in  einer  abnormen  Aus- 
scheidung von  /S-Oxybuttersänre,  die  bis  zu  13,0  g pro  Tag  stieg.  Für 
diese  Acidosis  scheint  der  Zerfall  des  Körperfettes  maassgebend  zu  sein. 
Succi  war  noch  am  Ende  des  Fastens  beträchtlich  fettreich.  Dagegen  trat 
bei  einer  an  carcinomatöser  Oesophagusstenose  leidenden  Frau,  die  post 
mortem  kaum  Spuren  von  Fett  zeigte,  trotz  ausgesprochenster  lnanition 
keine  Acidose  auf!  — 

Auch  die  Aminosäurefraktion  im  Harn  war  gegen  die  Norm  gesteigert; 
sie  trägt  mit  zu  der  starken  Verminderung  der  Harnstoffausscheidung  bei. 
— Die  Purinkörper  waren  nicht  deutlich  vermindert.  — Stickstoff  zu 
Phosphorsäure  im  Harn  war  = 6,9  : 1,  ein  Wert,  der  so  hoch  bei  pro- 
trahirtem  Hunger  noch  nicht  gefunden  war.  A.  Loewy. 

A.  J.  4.  Vandevelde,  Ueber  die  Einwirkung  von  Wasserstoffsuperoxyd 
auf  Enzyme.  Beitr.  z.  ehern.  Physiol.  u.  Pathol.  Bd.  5,  S.  558. 

H202  beeinflusst  günstig  die  Knzymwirkung  von  Lab,  Pepsin,  Trypsin 
und  dem  proteolytischen  Ferment  der  Milch,  und  zwar  mit  wachsender 
Uoncentration,  sodass  hier  eine  kinaseartige  Wirkung  nicht  ausgeschlossen 
ist.  Auf  Diastase  und  Löw’s  Katalase  übt  H202  einen  hemmenden  Einfluss 
aus;  eine  Theorie  dieser  Erscheinungen  lässt  sich  zur  Zeit  nicht  geben. 

Neuberg. 

A.  J.  4.  Vnndevelde,  II.  de  Waele  und  K.  Sugg,  Ueber  proteolytische 
Enzyme  der  Milch.  Beitr.  z.  chem.  Physiol.  u.  Pathol,  Bd.  5,  S.  571. 
Babcock  und  Rüssel  haben  bereits  1900  ein  proteolytisches  Enzym 
in  der  Milch  nachgewiesen.  Durch  H202  lässt  sich  nun  eine  Sterilisirung 
der  Milch  ohne  Schädigung  der  Enzyme  erreichen;  letztere  lassen  sich  so 
genau  untersuchen.  Es  hat  sich  gezeigt,  dass  dieses  proteolytische  Milch- 
ferment  am  besten  bei  alkalischer  Reaktion  wirkt.  Die  eingetretene  Ver- 
änderung der  Milcheiweisskörper,  namentlich  des  Caseins,  lassen  sich  durch 
die  Präcipitinireaktion  nachweisen.  Neuberg. 


lT.  Loinbroso,  Sur  la  structure  iiistologique  du  pancreas  apres  ligature 
et  section  des  conduits  pancreatiques.  Jouru.  de  physiol.  et  de  pathol. 
genAr.  Bd.  7,  No.  1,  p.  3. 

Verf.  unterband  und  durchschnitt  bei  24  Hunden  beide  Pankreas- 
Ausführungsgänge;  bei  4 weiteren  Hunden  wurde  das  ganze  duodenale 
Ende  des  Pankreas  exstirpirt  und  der  Stumpf  in  eine  Hauttasche  eingenäht. 
Ferner  schaltete  Verf.  bei  16  Tauben,  deren  Pankreas  bekanntlich  aus  drei 
getrennten  Teilen  besteht,  die  beiden  vorderen  Teile  durch  Ligatur  und 
Durchtrennung  ihrer  Gänge  aus.  Die  Pankreasdrüsen  wurden  in  verschie- 
denen Zeiträumen  (ö  — 140  Tage)  nach  der  Operation  histologisch  unter- 
sucht. Nur  bei  zwei  Hunden  fanden  sich  schwerere  Veränderungen;  einmal 
eine  Pankreatitis  mit  parenchymatöser  Degeneration  des  Drüsengewebes 

2 7* 


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420 


Hofmkistkk. 


No.  25. 


und  starker  Zellinfiltration,  das  andere  Mal  eine  Atrophie  des  Pankreas, 
das  in  einen  fibrösen  Strang  mit  spärlichen  Drüsenresten  umgewandelt 
war.  ln  den  übrigen  Fällen  waren  die  am  Pankreas  Vorgefundenen  Ver- 
änderungen verhältnismässig  geringe.  Das  Volumen  der  Drüse  war  ver- 
kleinert, die  Drüsengänge  meist  etwas  erweitert,  die  Acini  sowohl  wie  die 
Lungerhans’schen  Inseln  waren  nicht  wesentlich  oder  garnicht  verändert. 
Zuweilen  fand  sich  geringe  Zellinfiltration  und  Zunahme  des  Bindegewebes. 
Alle  diese  Veränderungen  waren  nicht  etwa  in  ihrer  Intensität  der  zwischen 
Operation  und  Untersuchung  verflossenen  Zeit  proportional.  Vielmehr  hatte 
Verf.  speciell  bei  den  operirten  Tauben  den  Findruck,  dass  die  anfänglich 
auftretenden  Alterationen  der  Drüse  sich  später  wieder  zurückbildeten. 
Jedenfalls  folgt  aus  den  Versuchen,  dass  bei  Hunden  und  Tauben  eine 
völlige  Unterbrechung  der  Pankreassekretion  weder  zu  schweren  noch  zu 
bleibenden  Veränderungen  der  Drüse  zu  führen  braucht.  Beitzke. 


F.  Hofmeister,  Leber  Verkrümmung  des  Beines  nach  Kniegelenksresektiou 
im  Kindesalter.  Beitr.  z.  klin.  Chir.  Bd.  37,  H.  1. 

Die  von  H.  an  dem  .Material  der  Tübinger  chirurgischen  Klinik  ge- 
machten Feststellungen  über  Verkrümmungen  des  Beines  nach  Knie- 
gelenksresektionen zeigen,  dass  die  relative  Häufigkeit  der  späteren 
Flexionskrümmungen  und  speciell  der  schweren  Verkrümmungen  um  so 
grösser  ist,  je  jünger  die  Kinder  zur  Zeit  der  Operation  waren,  sowie  dass 
solche  Verkrümmungen,  wenigstens  bei  der  in  der  v.  Bruns’schen  und  wohl 
auch  den  meisten  deutschen  Kliniken  üblichen  langdauernden  Nachbehand- 
lung mit  fixirenden  Verbänden  bei  Patienten,  welche  zur  Zeit  der  Operation 
das  14.  Lebensjahr  bereits  überschritten  batten,  nicht  mehr  Vorkommen. 

Kin  Teil  der  später  festgestellten  Contrakturen  gebt  in  ihrem  ersten 
Beginn  auf  die  erste  Zeit  nach  der  Operation  zurück  und  erreichte 
ziemlich  rasch  (im  Verlaufe  von  einem  oder  wenigen  Jahren)  einen  hohen 
Grad.  Darunter  sind  eine  ganze  Anzahl  von  Fällen,  in  deneD  schon  bei 
der  Operation  die  vollkommene  Gcradestellung  des  Beines  nicht  gelang, 
in  denen  also  der  Beginn  der  sekundären  Krümmung  mit  der  Operation 
zusaramenfällt.  Diesen  Fällen  steht  eine  andere^Gruppe  gegenüber,  in 
denen  ein  anfänglich  gerades  oder  kaum  gekrümmtes  Bein  im  Laufe  vieler 
Jahre  ganz  langsam  und  allmählich  sich  verbiegt.  Kndlich  kann 
mau  noch  eine  dritte  Gruppe  von  Fällen  unterscheiden,  in  denen  ein 
Trauma  die  Veranlassung  dazu  bietet,  dass  ein  vorher  gerades  Bein  in 
kurzer  Zeit  sich  krümmt  bezw.  eine  bis  dabin  unbedeutende  Flexions- 
krümmung sich  rasch  verschlimmert. 

H.  unterscheidet:  I.  winklige  Knickungen  an  der  Stelle  der  früheren 
Gelenkspalten  und  2.  bogenförmige  Krümmungen  des  unteren  Femurendes. 
Die  Tibia  ist  an  den  Flexionskrümmungen  nicht  beteiligt. 

Von  den  aktiven  Kräften,  welche  die  Flexionssteilung  heibeiführen. 
stellt  H.  den  Zug  der  Beugemuskulatur  in  den  Vordergrund. 

Für  die  operative  Beseitigung  der  Verkrümmungen  möchte  H.  das 
allgemeine  Princip  aufstellen,  dass  wir  im  Einzelfalle  zunächst  durch 
Skiagramm  bestimmen,  welche  der  beiden  Contrakturformen  vorliegt  bezw. 


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No.  25. 


Grcnkrt.  Mohr. 


421 


wie  sich  die  Krümmung  auf  die  beiden  typischen  Stellen  verteilt  und  je 
nach  dem  Ergebnis  an  der  Stelle  der  stärkeren  Krümmung  oder  nötigen- 
falls auch  an  beiden  Stellen  die  Trennung  des  Knochens  vornehmen.  Für 
diejenigen  Fälle,  in  denen  die  Flexion  noch  in  der  Hauptsache  auf  die 
Epiphvsengegend  lokalisirt  ist,  und  das  Alter  des  Patienten  und  das 
Röntgenbild  noch  eine  knorplige  Epiphyse  erwarten  lassen,  empfiehlt  H. 
durch  Steigerung  der  Flexion  eine  traumatische  Epiphysenlösung  herbei- 
zuführen, die  Beugemuskeln  zu  trennen  und  event.  durch  Nachbehandlung 
mit  Extension  die  Geradestellung  zu  erzielen,  sofern  sie  nicht  unmittelbar 
gelingt. 

Um  die  Prädisposition  der  resecirten  kindlichen  Glieder  dauernd  zu 
beseitigen,  empfiehlt  H.  prophylaktisch  die  dauernde  operative  Ausschaltung 
des  Einflusses  der  Beugemuskulatur  auf  den  Unterschenkel  bezw.  die 
untere  Femurepiphyse  durch  Verlagerung  der  Flexoreninsertion  an  den 
Oberschenkel.  Joachimsthal. 


1)  Grunert,  Ein  Fall  von  Torsion  des  Samenstranges.  Münch,  med. 

Wochenschr.  1904,  No.  43. 

2)  Mohr,  Ueber  unvollständige  Torsionen  des  Samenstranges  mit  spontanem 

Rückgang.  Ebenda. 

1)  Zur  Torsion  des  Samenstranges  und  Hodens  prädisponiren  eine 
Keilte  von  Abnormitäten  während  des  Descensus  tcsticuli,  bestehend  in 
einer  abnorm  grossen  Beweglichkeit.  Diese  ist  ihrerseits  durch  Anomalien 
des  Gnbernaculuui  Hunteri  oder  des  Mesorchium  bedingt.  Der  in  der 
Mehrzahl  der  Fälle  in  der  Litterntur  verzeichnete  Kryptorchismus  bestand 
auch  in  dem  von  G.  beschriebenen  Falle,  wo  sich  als  auffallende  Abnormität 
eine  völlige  Trennung  von  Vas  deferens  einerseits  und  A.  und  V.  sperma- 
tica  andererseits  fand.  — Was  die  unmittelbare  Ursache  für  die  Torsion 
betrifft,  so  besteht  dieselbe  wahrscheinlich  stets  in  einem,  wenn  auch  noch 
so  geringfügigen  Trauma.  — Klinisch  verlaufen  die  Fälle  von  Torsion 
unter  dem  Bilde  einer  incarcerirten  Hernie,  zunächst  äusserst  stürmisch, 
später  nach  2 — 4 Tagen  unter  plötzlichem  völligem  Verschwinden  der 
Symptome. 

2)  In  den  beiden  von  M.  beobachteten  Fällen  von  Samenstrangtorsion 
mit  spontanem  Rückgang  war  die  Torsion  nur  eine  unvollständige;  eine 
Nekrose  des  Hodens  fand  nicht  statt.  Während  im  ersten  Falle  keine 
Abnormität  im  Bereich  der  Genitalorgane  bestand,  fand  sich  im  zweiten 
zurückgebliebener  Leistenhoden,  Nctzhernie  und  Hydrocele,  Processus  vagi- 
nalis. Diese  Anomalien  stehen  mit  Wahrscheinlichkeit  in  Zusammenhang 
mit  dem  Auftreten  der  Samenstrangtorsion,  indem  eine  abnorme  Beweglich- 
keit und  Kleinheit  des  Hodens  schon  bei  verhältnismässig  kurzem  Stiel  zu 
der  Drehung  am  Saroenstrang  zwischen  parietalem  und  visceralem  Blatt 
führt;  was  die  akut  aufgetretene  Hydrocele  anlangt,  so  ist  dieselbe  ver- 
mutlich eine  Folge  der  Einklemmung  oder  Torsion  oder  eines  oft  unbe- 
deutenden Traumas.  Während  nun  die  Torsiou  direkt  durch  das  Abwärls- 
pressen  des  Leisteubodens  bei  Anspannung  bei  Bauchpresse  veranlasst  wird, 
beruht  die  spontane  Detorsion  bei  bestehender  Hydrocele  mit  Wahrschein- 


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422 


Skkfkloer. 


No.  25. 


lichkeit  auf  der  durch  die  wachsende  Fliissigkeitsansammlung  wieder- 
erlangten noch  grösseren  Beweglichkeit. 

Betreffs  der  Diagnose  der  Erkrankung  handelt  es  sieh  stets  nur  um 
Wahrscheinlichkeitsdiagnosen  per  exclusionem,  wobei  aber  die  anormale 
Lage  des  Hodens  schwer  ins  Gewicht  füllt,  ebenso  wie  die  Anamnese,  in 
welcher  sich  das  anfallsweise  Auftreten  von  akuten  Entzündungserschei- 
nungen  im  Bereich  des  Hodens  mit  brüskem  Beginn  und  raschem  Rück- 
gang findet.  — Die  Prognose  der  unvollständigen  Torsion  richtet  sich 
darnach,  ob  wirkliche  oder  scheinbare  Heilung  eintritt,  d.  h.  ob  spontane 
Detorsion  eintritt  oder  ob  trotz  Schwindens  der  klinischen  Symptome  die 
Torsion  bestehen  bleibt.  In  letzteren)  Falle  tritt  Atrophie  des  Hodens  ein. 
Anderenfalls  hängt  der  Ausgang  von  der  Dauer  des  Bestehens  der  Torsion, 
von  dem  Grade  der  Drehung,  der  Länge,  der  Spannung  des  Samenstranges 
ab.  Hämorrhagischer  Hodeninfarkt  tritt  nur  selten  ein,  da  nur  in  7 pCt. 
der  Fälle  die  Arteria  spermatica  eine  wirkliche  Endarterie  ist.  Die  Gefahr 
des  Recidivs  mit  eventueller  vollständiger  Torsion  und  deren  Folgen  bleibt 
bestehen,  falls  nicht  operative  Freilegung  uud  Orchidopexie  erfolgt. 

Peltesohn. 

Neefelder,  Das  Jequiritol.  Klin.  Montsbl.  f.  Angenheilk.  XLIII.,  I,  S.  273. 

S.  berichtet  über  die  Erfahrungen  an  29  Augen,  die  21  Personen  an- 
gehörten, woselbst  das  Jequiritol  angewandt  wurde.  Die  Jequiritolbehand- 
lung  soll  womöglich  immer  nur  eine  klinische  sein.  Ausnahmsweise  kann 
ein  Auge  ambulatorisch  behandelt  werden.  Gegen  eine  gleichzeitige  An- 
wendung an  beiden  Augen  besteht  kein  Bedenken.  Die  Dosirbarkeit  des 
Mittels  ist  zweifellos.  Individuelle  Schwankungen  in  der  Reaktion  sind 
selbstverständlich.  Die  Eigenschaft  absoluter  Ungefährlichkeit  ist  ihm 
nicht  zuzuerkennen,  da  es  auch  bei  vorsichtiger  Anwendung  Dakryocystitis 
und  Hornhautgeschwüre  erzeugen  kann.  Daher  ist  es  contraindicirt  bei 
Erkrankungen  der  Thräncnwege  und  geschwürigen  sowie  mit  Neigung  zu 
Geschwürsbildung  einhergehenden  Processen  der  Hornhaut,  umsomehr  als 
das  Serum  jede  Schädlichkeit  nicht  gut  zu  machen  vermag.  Die  Frage 
der  klinischen  Verwendbarkeit  des  Serums  ist  somit  noch  nicht  endgültig 
entschieden.  Die  Behandlung  ist  abhängig  von  der  Zahl  der  Ophthalmien 
und  den  eventuellen  Complikationen.  Bei  glattem  Verlauf  dürften  für  eine 
Ophthalmie  durchschnittlich  8 Tage  zu  rechnen  sein.  Die  Immunität  wird 
selten  eine  Kürzung  bedingen,  da  sie  nur  ausnahmsweise  innerhalb  der 
ersten  3 Wochen  einzutreten  scheint.  Eine  intensive  Ophthalmie  gewähr- 
leistet einen  besseren  Erfolg  als  schwächere  Reaktionen.  Doch  kann  man 
auch  mit  diesen  Erfolge  erzielen.  Ein  Einfluss  des  Jequiritols  auf  den 
Trachomfollikel  ist  nach  den  bisherigen  Erfahrungen  nicht  auszuscblicssen. 
Seine  Eigenschaft  als  Hornhautaufhellungsmittel  ist  unbestritten  und  ist  e> 
hierin  den  sonst  gebräuchlichen  überlegen.  Trotzdem  ist  es  nur  anzuwenden, 
wenn  diese  versagt  haben  und  besondere  Gründe  zu  weiteren  Aufhellnngs- 
versuchen  drängen.  Den  Verlauf  der  interstitiellen  Keratitis  vermag  es 
nicht  zu  kürzen.  Unbedingt  indicirt  ist  es  nur  bei  altem  Pannus  tracho- 
matosus,  bei  frischem  Pannus  hat  die  übliche  Behandlung  vorauszugehen 

Horst  mann 


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No.  25. 


Uhata.  — Stkkokh.  — Ghadmnioo.  — Sondkbmann. 


423 


Irata,  Experimentelle  Untersuchungen  über  den  Wert  des  sogenannten 
Crede’scben  Tropfens.  Zeitscbr.  f.  Augenheilk.  Bd.  XIII,  H.  3 u.  4, 
S.  242. 

Die  klinisch  bewährte  prophylaktische  Einträufelung  (Credk)  von 
Argent.  nitr.  gegen  den  Ausbruch  der  Blennorrhoea  neonatorum  findet  in 
den  Untersuchungen  U.’s  ihre  experimentelle  Bestätigung.  U.  brachte  in 
den  Conjunktivalsack  beider  Augen  von  Kaninchen  verschiedene  Bakterien- 
arten, träufelte  dann  in  das  eine  Auge  ein  Medikament  ein  und  entnahm 
später  aus  beiden  Augen  Proben  zum  Culturversuch  und  zählte  die  aufge- 
gangenen Colonien.  Nach  dieser  Methode  fand  Verf.,  dass  auf  Staphylo- 
kokken, Streptokokken,  Pneumo-  und  Gonokokken  2proc.  Argent.  nitric.- 
Lösung  am  stärksten  einwirkt,  wesentlich  schwächer  wirkte  l/4proc.  Zinc. 
sulfur.,  während  1/2proc.  Argent.  nitr.  Gonokokken  und  Pneumokokken 
noch  ziemlich  rasch  abtötet.  G Abelsdorff. 


Stenger,  Ueber  die  Bedeutung  der  seitlichen  Halsdrüsenschwellungen  bei 
Mittelohreiterungen.  Arch.  f.  Ohrenheilk.  62.  Bd.,  S.  211. 

Nach  St.  finden  sieb  bei  akuten  Ohrentzündungen  mit  schneller  oder 
lebhafter  Beteiligung  des  Warzen fortsatzes  regelmässig  etwas  unter  dem 
letzteren  hinter  dem  Sternocleidomastoideus  mehrere  nicht  schmerzhalt 
geschwollene  Drüsen.  Besondere  Berücksichtigung  verdiene  diese  Drüsen- 
schwellung bei  solchen  akuten  Eiterungen,  die  ohne  ausgesprochene  Sym- 
ptome verlaufen  und  bei  denen  das  Fortbestehen  der  Eiterung  als  einziges 
Zeichen  auf  eine  Miterkrankung  des  Warzenfortsatzes  scliliessen  lasse. 

Schwabach. 

(•radenigo,  Ueber  circumskripte  Leptomeningitis  mit  spinalen  Symptomen 
und  über  Paralyse  des  N.  abducens  otitischen  Ursprungs.  Arch.  f. 
Ohrenheilk.  62.  Bd.,  S.  256. 

Auf  Grund  einiger  in  der  Litteratur  vorliegenden  und  mehreren  von 
ihm  selbst  beobachteten  Fällen  hält  sich  G.  für  berechtigt,  die  im  Ver- 
laufe von  akuter  Mittelohrentzündung  mit  persistirenden  Schmerzen  in  der 
Schläfen-Scheitelbeingegend  auftretende  Paralyse  oder  Parese  des  M.  rectus 
externus  auf  eine  circumskripte  eitrige  Leptomeningitis  zurückzuführen. 
Diese  zeige  in  der  Mehrzahl  der  Fälle  eine  Tendenz  zur  Heilung  und  zwar 
spontan  oder  nach  operativen  Eingriffen  am  Trommelfell  (Paracentese)  oder 
an  der  Warzengegend,  welche  die  Infektion  zu  bekämpfeu  im  stände  sind. 
Unter  bestimmten  Bedingungen  jedoch  könne  die  Leptomeningitis  sich  aus- 
breiten und  in  kurzer  Zeit  zum  Tode  führen.  In  dem  einen  der  von  Verf. 
mitgeteilteu  Fälle  war  die  Leptomeningitis  hauptsächlich  am  Rückenmark 
lokalisirt.  Schwabach. 

Sondermanu,  Eine  neue  Methode  zur  Diagnose  und  Therapie  der  Nasen- 
erkrankungen. Münch,  raed.  Wochenschr.  1005,  No.  1. 

Verf.  bedient  sich  der  Saugkraft  zur  Entfernung  des  Sekretes  aus  der 
Nase  und  deren  Nebenhöhlen  und  hat  zu  diesem  Zweck  ein  Iustrument 
construirt,  das  aus  einem  nach  einer  Seite  offenen  Hohlkörper  besteht, 


V 

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424 


HeHPEL.  TiIIENOER.  — MAEAGLtANO. 


No.  25. 


dessen  Form  der  Nase  angepasst  und  dessen  Rand  behufs  luftdichten  Ab- 
schlusses auf  der  Haut  mit  einem  Gummiring  versehen  ist.  Der  Hohl- 
körper stellt  durch  einen  Schlauch  mit  einem  Gummiball  in  Verbindung. 
Durch  ein  Ventil  wird  bewirkt,  dass  beim  Zusammendrücken  desselben 
die  Duft  nur  nach  aussen  entweicht.  Nach  dem  Rachen  wird  der  Luft- 
abschluss durch  das  Aussprechen  eines  i oder  durch  den  Schluckakt  erzielt. 
Der  Vorgang  vollzieht  sich  so,  dass  man  die  Maske  auf  die  Nase  drückt, 
den  Ball  zusammendrückt  und  während  ein  langgedebntes  I gesprochen  wird, 
sich  wieder  entfalten  lässt.  In  der  vorher  gereinigten  Nase  sieht  man 
nach  dem  Saugen  wie  die  Schleimhaut  sich  rötet  und  etwaiges  Sekret  sich 
aus  der  Nase  und  den  Nebenhöhlen  entleert.  Aus  welchem  Teil  dasselbe 
stammt,  lässt  sich  schwer  sagen;  die  Behandlung  soll  bei  Schwellung  der 
Schleimhaut,  Empyemen,  Ozaena  erfolgreich  sein.  (Vor  Jahren  hat  SEIFFERT 
dieses  Verfahren,  ausgeführt  mit  dem  Politzer’schen  Ballon  „das  umge- 
kehrte Politzern“  schon  angegeben;  es  ist  also  durchaus  nicht  neu  und 
wird  meist  angewandt,  um  sich  zu  überzeugen,  ob  noch  irgendwo  in  der 
Nase  oder  deren  Nebenhöhlen  Eiter  enthalten  ist.  Ref.) 

W.  Lublinski. 


1)  Hempel,  Ein  Beitrag  zur  Behandlung  des  M.  Basedowi  mit  Antithyreoidin- 
serum  (Moebius).  Münch,  med.  Wochenscbr.  1905,  No.  1. 

2)  Thienger,  Einige  Bemerkungen  über  Moebius’  Antithyreoidin.  Ebenda. 

1)  Verf.  hat  mit  dem  nach  Moebius’  Vorschrift  bereiteten  Serum  aus 
schilddrüsenlosen  Hammeln  aus  der  Fabrik  von  E.  Merck  eine  Frau  erfolg- 
reich behandelt.  Als  Beweis  der  Wirksamkeit  wird  das  Kleiner-  und  Weicher- 
werden des  Kropfes,  das  nicht  nur  vorübergehend  war,  ferner  die  Gewichts- 
zunahme angeführt.  Der  Puls  war  von  120— -140  auf  96.  heruntergegangen 

2)  Verf.  hat  3 Frauen  und  1 Mann  mit  dem  Moebius’schen  Serum 
behandelt.  Die  Kranken  erhielten  Tag  um  Tag  5 ccm  in  Süsswein.  Sub- 
jektiv wurde  bei  den  3 Frauen  das  Allgemeinbefinden  gebessert;  objektiv 
trat  Hebung  des  Körpergewichts,  Absinken  der  Pulsfrequenz  ein.  Struma 
und  Exophthalmus  blieben  unverändert;  vielleicht  weil  zu  wenig  Serum 
angewendet  wurde.  Um  so  eklatauter  war  der  Erfolg  bei  dem  jungen 
Mann  mit  eiuem  plötzlich  nach  Art  einer  Infektionskrankheit  einsetzen- 
den und,  wie  die  rapide  Verschlimmerung  erkennen  liess,  rasch  verlaufen- 
den Basedow.  5 Tage  vor  seinem  Eintritt  bemerkte  Pat.  die  ersten  Er- 
scheinungen, 4 Tage  nachher  zeigte  er,  hochfiebernd,  alle  Folgen  der 
deletären  Wirkung  des  Basedow-Stofi'wechselgiftes.  W.  Lublinski. 


D.  Mnrngliano,  Der  Präcipitationsvorgang  der  Antikörper  und  seine  An- 
wendung in  der  Pathologie.  Berl.  klin.  W'ochenschr.  1904,  No.  27. 

Verf.  giebt  zunächst,  was  durch  die  Experimente  von  Moll  ebenfalls 
nachgewiesen  ist,  eine  sehr  einfache  Methode  an,  wie  direkt  ad  oculos 
demonstrirt  werden  kann,  dass  bei  dem  Präcipitationsvorgange  infolge 
Zusammenbringens  eines  präcipitinhaltigen  Immunserums  mit  dem  homo- 
logen Serum  das  Präcipitat  nicht  aus  letzterem,  sondern  ans  dem  Immun- 
serum  ausgefällt  wird.  Sodann  teilt  er  Versuche  mit,  die  specitischen 


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No.  25.  VAN  CaLCAR.  — KoNRAÜl.  425 

Präcipitine  für  die  Diagnose  des  Magencarcinoms  zu  verwenden.  Er  hat 
den  Magenkrebskranken  die  von  Salomon  vorgeschlagene  Diät  gereicht 
and  ihnen  Abends  den  Magen  gespült.  Am  nächsten  Morgen  erhielten  die 
Patienten  ein  halbes  Glas  physiologische  Kochsalzlösung  zu  trinken,  welche 
durch  den  Magenschlauch  wieder  abgesaugt  wurde.  Mit  dieser  Flüssigkeit 
wurden,  falls  sie  deutlich  Eiweiss  enthielt,  Kaninchen  zweimal  in  der 
Woche  injicirt.  Die  Dosis  betrug  10 — 15  ccm.  Nach  ca.  10  Einspritzungen 
wird  den  Kaninchen  Blut  entnommen.  Aus  dem  Serum  werden  zunächst 
alle  Präcipitine  für  normales  Menschenseruni  ausgefällt.  Ist  dies  geschehen, 
so  wird  das  Serum  gegen  die  zu  untersuchende  Magenflüssigkeit  ausgespielt. 
Jetzt  tritt  ein  neuer  Niederschlag  auf.  Ob  diese  Reaktion  für  Magen- 
carcinomsaft  streng  specifisch  ist,  vermag  M.  noch  nicht  mit  voller  Sicher- 
heit zu  sagen.  H.  Bischoff. 


R.  P.  van  Calcar,  Ueber  die  Constitution  des  Diphtheriegiftes.  Berl. 
klin.  Wochenschr.  1904,  No.  39. 

V.  C.  ist  es  gelungen  mittels  Dialyse  durch  eine  gespannte  tierische 
Membran  das  Diphtheriegift  in  zwei  verschiedene  Componenten  zu  zerlegen, 
von  denen  die  eine  die  Wirkungen  (jes  Toxins,  die  andere  die  des  Toxons 
aufwies.  Wird  zunächst  die  von  Bacillenleibcrn  abfiltrirte  Diphtherie- 
bouillon in  gewöhnlicher  Weise  der  Dialyse  unterworfen,  so  gehen  die 
Salze  aus  ihr  heraus,  die  Giftwirkung  wird  nicht  beeinträchtigt.  Wird 
nun  aber  die  Membran  stärker  gespannt,  wofür  sich  v.  C.  einen  besonderen 
Apparat  construirt  hat,  so  tritt  zunächst  nur  das  Toxin  durch  die  Membran, 
sodass  nach  einer  gewissen  Zeit  die  zurückbleibende  Gifthouillon  nur  noch 
Toxonwirkung  besitzt.  Die  Mitteilung  v.  C.'s  ist  gerade  jetzt,  wo  der  Streit 
zwischen  Ehrlich  und  Madsen-Arrhenius,  ob  das  Diphtheriegift  tat- 
sächlich aus  Toxin  und  Toxon  besteht,  noch  nicht  völlig  ausgetrageu  ist, 
von  hohem  Interesse.  Auffällig  ist,  dass  nach  v.  C.'s  Versuchen  das  Toxon 
ein  grösseres  Molekül  haben  müsste  als  das  Toxin.  H.  Bischoff. 


D,  Konrüdi,  Untersuchungen  über  baktericide  Wirkung  der  Seifen.  Buda- 
pesti  Orvosi  Ujsäg  1904,  No.  6. 

Die  unter  dem  Namen  „Szent  Läszlö  (Sankt  Ladislaus),  desinficircnde 
Toiletteseife“  in  den  Handel  gebrachte  Seife  verdankt  ihre  desinficirende 
Wirkung  bloss  den  aromatischen  Bestandteilen  (Terpinol,  Vanillin,  Cumarin, 
Heliotropin),  denn  die  Seifensubstanz  selbst  ist  ganz  wirkungslos.  Verf. 
untersuchte  den  baktericiden  Wert  von  103  verschiedenen  Seifen  englischen, 
französischen,  deutschen,  österreichischen  und  ungarischen  Fabrikats  und 
fand,  dass  die  St.  Läszlö-Seife  eine  stark  baktericide  Kraft  besitzt,  denn 
sie  vernichtet  innerhalb  zwei  Minuten  die  Anthrax-Sporcn;  die  Firnis-, 
Autbrasol-,  Schwefel-,  Anthrosol-  und  Salicyl-Schwefel- Firnisseife  vernichtet 
ebenfalls  die  Anthrax-Sporen,  aber  erst  in  fünf  Minuten.  Die  St.  Lüszld- 
Seife  ist  demnach  ein  sehr  gutes  Desinfektionsmittel,  die  baktericide  Kraft 
kann  durch  Zugabe  mehrerer  Odorisirungsmittel  gesteigert  werdeu  und 
zwar  dermaassen,  dass  die  hierdurch  jetzt  bergestellte  Seife  dieses  Fabrikats 


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Bcntino. 


No.  25 


426 


Hem  bisher  bekannten  besten  Desinfektionsmittel,  Hem  Sublimat,  an  Hie 
Seite  zu  stehen  kommt.  Ha  Hie  lOproc.  Lösung  Her  St.  Laszlo-Scifc,  welche 
sich  beim  Waschen  fertigste! It,  eine  ebensolche  baktericiHe  Wirkung  besitzt, 
als  Hie  1 proc.  Sublimatlösung.  Praktische  Bedeutung  gewinnt  Hieser  Um- 
stand dadurch,  Hass  das  Sublimat  ein  sehr  starkes  Gift  ist,  hingegen  Hie 
Hie  St.  Laszlo  Seife  absolut  nicht  toxisch  ist,  wie  sich  Verf.  durch  eiuen 
Zufall  überzeugen  konnte,  als  ein  2jähriges  Kind  ein  ziemliches  Stück  \on 
dieser  Seife  aus  Versehen  ass,  ohne  den  geringsten  Schaden  zu  nehmen. 
Verf.  benutzt  die  Seife  beständig  im  pathologischen  Institut  zu  Kolozsvär 
an  Stelle  des  Sublimats  zur  Desinfektion  und  zwar  mit  dem  besten  Er- 
folg. Auf  Grund  dieser  Daten  sind  in  der  St.  Läszlö-Seife  sftmmtliche 
Vorzüge  der  guten  Toilettenseife  vorhanden,  dabei  ist  es  zugleich  ein  vor- 
zügliches Desinficiens,  da  es  für  die  Bakterien  nicht  nur  entwickelungs- 
hemmend wirkt,  sondern  die  grosse  Resistenzfähigkeit  besitzenden  Anthrax- 
Sporen  in  kurzer  Zeit  auch  abtötet.  Der  angenehme  Geruch,  der  billige 
Preis  (100  g davon  kosten  50  Heller,  wogegen  dieselbe  Menge  von  der 
ganz  wirkungslosen  Kliederseifc  111  Heller  und  von  der  Lilienmilcbseife 
100  Heller  kostet),  sowie  der  Umstand,  dass  sie  die  Haut,  die  Instrumente, 
Möbel,  Kleider  nicht  angreift,  sie  der  allgemeinen  Verbreitung  wert  macht, 
wozu  noch  der  Vorzug  kommt,  dass  sie  leicht  und  einfach  anwendbar, 
nicht  toxisch  ist  und  auf  Luft-  und  Lichteinwirkung  an  Kraft  nicht  verliert. 

.1 . H ö n i g. 


T.  Ii.  Kunting,  Calomel  as  a poison,  with  au  illustrative  case.  The 
Lancet  1904,  Vol.  II,  No.  22. 

Bekanntlich  ist  die  Giftwirkung  des  Calomeis  nicht  nur  bei  ver 
schiedenen  Individuen,  sondern  auch  bei  ein  und  derselben  Person  zu  ver- 
schiedenen Zeiten  sehr  verschieden;  grosse  Dosen  werden  oft  anstandslos 
vertragen,  während  mitunter  schon  kleine  Mengen  heftige  Quecksilberver- 
giftungen hervorrufen.  Es  erklärt  sich  das  dadurch,  dass  Calomel  selbst 
ungiftig  ist,  ein  Teil  des  eingeführten  Calomeis  aber  durch  die  freie  Salz- 
säure des  Magens  in  Sublimat  umgewandelt  wird.  Gewöhnlich  kommt  es 
nach  Umwandlung  eines  kleinen  Teils  zu  einer  starken  Entleerung,  wobei 
der  Rest  des  Calomeis  unverändert  entfernt  wird;  bleibt  diese  Entleerung 
aus,  so  bilden  sich  grössere  Mengen  Sublimat,  und  es  kommt  zn  heftigen 
Vergiflungserscheinungen.  Bei  subkutaner  Injektion  des  Calomeis  ver- 
wandelt sich  ein  Teil  ebenfalls  in  Sublimat,  und,  da  hier  die  schnelle  Aus- 
stossung  des  übrigen  Teils  wegfällt,  sind  derartige  Calomelinjektionen  mit 
Recht  als  gefährlich  gefürchtet.  Welche  kolossalen  Mengen  von  Calomel 
mitunter  gut  vertragen  werden,  zeigt  ein  von  B.  beobachteter  Fall.  Es 
handelt  sich  um  ein  3'/2jähriges  Kind,  das  auf  einmal  110  Gran  Calomel 
nahm.  Nach  etwa  20  Minuten  wurden  Brechmittel  gegeben,  es  wurde 
mehrmals  erbrochen  und  dann  der  Magen,  um  die  Salzsäure  zu  neutrali- 
siren,  mit  Natronlösung  ausgewaschen.  Das  Kind  erbrach  nur  noch  einmal, 
hatte  zwei  starke  Entleerungen  und  blieb  völlig  gesund. 

K.  Kronthal. 


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No.  25. 


Kl'rimuwkit.  — Liihlkin.  Fli.i.khion. 


427 


0.  Kurpjuweit,  Heber  letale  Anämien  im  Greisenalter.  Deutsches  Aich, 
f.  klin.  Med.  Bd.  82,  H.  5 u.  6. 

Unter  mehr  als  80  Fällen  von  schwerer  und  perniciöscr  Anämie,  die 
in  den  Jahren  1888—1904  auf  der  Königsberger  Klinik  zur  Beobachtung 
gelangten,  hebt  Verf.  zwei  hervor,  die  einen  08  resp.  02  Jahre  alten  Mann 
betrafen.  Klinisch  ist  bei  beiden  ein  hohes  Fieber  mit  derber  Vergrösse- 
rung  der  Milz  erwähnenswert;  das  Blut  zeigte  bei  1.  eine  massige  Anämie 
mit  entsprechendem  Hämoglobingehalt  (2300000  rote  Blutkörperchen, 
55  pCt.  Hb,  bei  II.  war  der  Hämoglobingehalt  relativ  geringer,  es  bestand 
eine  geringe  Poikilocytose).  Während  bei  ersterem  genaue  Zählungen  der 
weissen  Blutkörperchen  nicht  gemacht  wareu,  betrug  bei  II.  die  Zahl  1000 
und  sank  in  einigen  Tagen  auf  600,  die  Lymphocyten  waren  relativ  zahl- 
reich (68  pCt.)  und  ihre  Zahl  sank  in  kurzem  auf  28  pCt , die  der  poly- 
nukleären neutrophilen  Leukocyten  stieg  von  23  auf  67  pCt.  Bei  der 
Autopsie  von  I.  enthielt  das  Knochenmark  keine  specifischen  Elemente, 
war  fast  vollkommen  atrophisch,  während  sich  bei  II.  zum  Teil  Ivmphoides 
Mark  in  den  Röhrenknochen  fand,  ferner  herdförmige  Nekrosen  und 
Blutungen.  Indem  Verf.  betont,  dass  bei  perniciöser  Anämie  die  Combi- 
nation  von  erheblichem  Fieber  und  .Milzschwellung  kein  gewöhnliches 
Ereignis  darstellt,  indem  er  ferner  den  in  seinen  beiden  Fällen  constatirtcu 
eigentümlichen  Blutbefund  hervorhebt,  gelangt  er  zu  folgendem  Resultat: 
Es  giebt  im  Greisenalter  primäre  chronische  Anämien  mässigen  Grades  mit 
Milzschwellung,  geringer  Poikilocytose  der  roten  Blutkörperchen  und  ex- 
cessiver  Leukopenie  ohne  wesentliche  Knochenmarkselemente,  die  unter 
teils  hohem,  teils  mässigem  Fieber  von  continuirlichem  oder  interraittiren- 
detn  Charakter  zum  Tode  führen.  Die  Symptome  einer  hämorrhagischen 
Diathese  treten  erst  recht  spät  und  nnf  in  geringem  Grade  auf.  Das 
Knochenmark  zeigt  eine  vollkommene  Atrophie  oder  die  Zeichen  eines 
akuten  Untergangs.  L.  Perl. 


1)  V.  Lieblein,  Zur  Casuistik  der  Fremdkörper  der  Speiseröhre.  Prager 
med.  Wochenschr.  1904,  No.  4. 

2)  A.  Fullerlon,  A foreigu  body  impacted  for  seven  months  in  thc  Oeso- 
phagus. The  Brit.  med.  journ  1904,  No.  2262. 

1)  Seit  der  Einführung  und  Ausbildung  der  Oesophagoskopic  ist  die 
Extraktion  von  Fremdkörpern  aus  dem  Oesophagus  in  der  Regel  vom 
Munde  aus  zu  bewerkstelligen,  ohne  dass  man  zu  einem  operativen  Ein- 
griff. insbesondere  der  Oesophagotomie,  genötigt  wäre.  So  berichtet  bei- 
spielsweise V.  Hacker,  dass  er  seit  dem  Jahre  1887  noch  jeden  Fremd- 
körper der  Speiseröhre  unter  Anwendung  des  Oesophagoskops  per  os  habe 
entfernen  können.  Dass  sich  jedoch  die  Operatiou  nicht  in  allen  Fällen 
umgehen  lässt,  beweisen  3 von  L.  mitgeteilte  Fälle,  die  an  der  Wölfler- 
schen  chirurgischen  Klinik  in  Prag  innerhalb  weniger  Monate  beobachtet 
wurden.  Der  erste  betraf  ein  l1/*  Jahre  altes  Mädchen,  die  einen  grossen 
23  mm  im  Durchmesser  betragenden  Hornknopf  verschluckt  hatte,  der  im 
Oesophaguseiugang  eingekeilt  war  und  sich  derart  in  die  Ocsophaguswand 
eingebohrt  hatte,  dass  diese  bis  auf  Seidenpapierstärke  verdünnt  erschien. 
Dabei  zeigte  sie,  sowie  das  perioesophageale  Gewebe  deutliche  Zeichen 


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428 


Bi'ins  und  Blaxcbom. 


No.  25. 


beginnender  Phlegmone.  Da  alle  Extraktionsversuche  sich  als  vergeblich 
erwiesen,  musste  zur  Oesophagotomie  geschritten  werden;  doch  verstarb 
die  kleine  Patientin  12  Stunden  nach  dieser  an  Bronchopneumonie. 

Der  zweite  Fall  betraf  einen  5jährigen  Knaben,  der  eine  runde  Zungen- 
pfeife,  eine  sogenannte  Nachtigall,  verschluckt  hatte.  Mittels  der  Sonde 
konnte  man  den  Fremdkörper  14  cm  hinter  der  Zahnreihe  deutlich  nach 
weisen.  Bei  der  Röntgenaufnahme  zeigte  er  sich  dementsprechend  in  der 
Höhe  des  1.  Brustwirbels.  Da  nach  dem  Unglücksfall  bereits  8 Tage  ver- 
strichen waren  und  sich  infolgedessen  eine  erhebliche  Schwellung  der 
Schleimhaut  um  den  Fremdkörper  hei  um  ansgebildet  hatte,  gelang  es  nicht, 
ihn  mittels  des  Münzenfängers  zu  entfernen.  Die  Oesophagotomia  externa 
brachte  hier  völlige  Heilung. 

Aehnlich  waren  die  Verhältnisse  im  3.  Falle,  in  dem  ein  17 jähriges 
Dienstmädchen  einen  Gansknochen  verschluckt  hatte.  Auch  dieser  wurde 
durch  Operation  entfernt  uud  die  Patientin  genas.  Es  beweisen  diese  Fälle, 
dass  man  hier,  wie  überall,  individualisiren  muss,  und  dass  es  besonders 
bei  einem  bestehenden  Missverhältnis  zwischen  der  Grösse  des  verschluckten 
Fremdkörpers  und  der  Weite  des  Oesophagus  nicht  immer  möglich  sein 
wird,  den  ersteren  per  os  zu  entfernen. 

2)  Ein  sieben  Jahre  altes  Kind  hatte  7 Monhte  bevor  es  in  Behand- 
lung kam  eiu  */i*PeDn>'8tück  verschluckt,  welches  in  der  Speiseröhre 
stecken  blieb.  Das  Interessante  des  vorliegenden  Falles  liegt  zunächst  in 
der  langen  Zeitdauer,  während  deren  der  Fremdkörper  im  Oesophagus  ver- 
blieb Ferner  in  dem  Umstand,  dass  bis  3 Wochen  vor  der  Einlieferung 
in  das  Hospital  der  Fremdkörper  keinerlei  Krankheitserscbeinungen  zeitigte, 
während  dann  allerdings  die  Oesophaguswände  sich  in  vorgeschrittenem 
Maassstabe  ulcerirt  erwiesen.  Audi  der  Sitz  des  Geldstückes  ist  erwähnens- 
wert; er  befand  sich  nämlich  in  der  Nähe  des  Aortenbogens,  der  infolge- 
dessen durch  die  Möglichkeit  einer  Ulceration  stark  gefährdet  war.  Diese 
Lage  hätte  auch  bei  Anwendung  von  Sonden  verhängnisvoll  werden  können. 
Die  Münze  wurde  auf  operativem  Wege  entfernt  und  die  Heilung  trat  nach 
einigen  Zwischenfällen  ein,  sodass  das  Kind  in  bester  Gesundheit  entlassen 
werden  konnte.  Carl  Rosenthal. 


M.  P.  Budin  und  M.  P.  Planchen,  Note  sur  Palimeutation  des  enfants. 

Bullet,  de  l'acad.  de  med.  1004,  S.  23. 

Die  Anzeige,  von  der  reinen  Brustnahrung  zum  Allaitement  mixte  über- 
zugehen, ist  gegeben,  wenn  einerseits  die  Gewichtszunahme  des  Kindes  bei 
sonst  gutem  Befinden  und  normalem  Stuhl  unzureichend  ist,  andererseits 
die  Wägungen  vor  und  nach  dem  Stillen  die  unzureichende  Sekretion  der 
Brust  ergeben  Man  beginne  mit  Zulage  von  ganz  kleinen  Quantitäten 
Kuhmilch  und  steigere  allmählich,  wenn  die  Gewichtszunahme  des  Rindes 
nicht  befriedigt.  Man  verfährt  am  besten  so,  dass  man  das  zur  Ergänzung 
der  Muttermilch  erforderliche  Tagesquantum  Kuhmilch  auf  möglichst  viele 
Mahlzeiten  verteilt,  weil  sonst  infolge  des  bei  einzelnen  Mahlzeiten  fehlen- 
den Saugreizes  das  Sekret  der  Mntterbrust  weiter  abnimmt.  So  z.  B.,  falls 
man  120  g Kuhmilch  als  Zukost  geben  will,  verteile  mau  diese  Menge  anf 


No  25. 


v.  Dohbzynikc'ki.  — Schwab*.  — Nkwmabk. 


429 


4 .Mahlzeiten  mit  je  30  g und  gebe  die  Milch  in  unmittelbarem  Anschluss 
an  die  Brustmahlzeit.  — Bei  künstlicher  Ernährung  raten  Verff.  ungefähr 
den  10.  Teil  des  Körpergewichts  reiner  Kuhmilch  mit  einem  Bnttergehalt 
von  38  g per  Liter  als  Tagesration  zu  geben,  falls  die  Kinder  3 — 4 Monate 
alt  sind  und  5 —6  Kilo  wiegen.  Man  kann  dieselbe  procentische  Menge 
Milch  auch  bei  älteren  Kindern  festhalten,  nur  fügt  man  gegen  Ende  des 
ersten  Lebensjahres  Mehlabkochungen  hinzu.  Auch  im  2.  Lebensjahr  be- 
schränken Verff.  die  Kinder  auf  Milch  und  Milchsuppen,  vermeiden  Bouillon 
und  Ei.  Bei  Einhaltung  dieser  Kegeln  sind  die  Erfolge,  wie  Verff.  im 
Säuglingsheim  erprobt  haben,  sehr  gute  uud  wird  Ueberernährung  mit 
ihren  schweren  Folgen  verhütet.  Stadthagen. 


v.  Dobrzyniecki,  Zahnerkrankungen  bei  Influenza.  Wiener  med.  Wochen- 
schrift 1905,  No.  8. 

Verf.  beobachtete  bei  6 Fällen  von  Influenza  starke  Zahnschmerzen 
im  Oberkiefer.  Besonders  heftige  Druckemptindlichkeit  bestand  in  der 
Höhe  der  Wurzelspitzen.  Objektiv  liess  sich  diffuse  Entzündung  der  Bein- 
haut des  Oberkiefers  feststelleu,  bei  absolutem  Ausschliessen  von  lokalen 
Krankheitsprocessen  als  Ursachen  dieser  Erkrankungen;  die  Uebergangs- 
falte  der  Mundschleimhaut  vom  Knochen  zur  Wange  zeigte  keinerlei 
Schwellung  Der  ganze  Process  verlief  in  4— 10  Tagen  ohne  Neigung  zur 
Vereiterung.  Alkan. 


E.  Schwarz,  Zur  Differentialdiagno.se  der  intra-  und  extra  pontinen  Er- 
krankung. Petersb.  med  Wochenschr.  1903,  No.  35. 

S.  weist  im  Anschluss  an  die  Mitteilung  mehrerer  einschlägiger  Fälle 
auf  die  Schwierigkeit  hin,  basale  (extrapontine)  und  medulläre  Tumoren 
der  hinteren  Schädelgrube  zu  unterscheiden  und  stellt  im  Anschluss  an 
an  seinen  Fall  den  Satz  auf,  dass  die  einseitige  reflektorische  Pupillen- 
starre in  einem  Symptomencomplex,  das  auf  die  Gegend  des  Pons  hin- 
weist, eine  Unterscheidung,  ob  die  Läsion  von  der  Basis  oder  im  Pons 
ihren  Ursprung  hat,  ermöglicht  und  für  einen  intrapontinen  Sitz  spricht, 
wenn  sie  im  Beginn  auftritt.  S.  Kalischer. 


L.  Newmark,  Ueber  die  familiäre  spastische  Paraplegie.  Deutsche  Zeit- 
schrift f.  Nervenheilk.  27.  Bd.,  1.  u.  2.  H. 

N.  bringt  weitere  Mitteilungen  über  den  Verlauf  der  spastischen  Para- 
plegie bei  zwei  Familien,  deren  Krankengeschichten  er  bereits  vor  zwölf 
Jahren  bekannt  gegeben  hat.  Bei  allen  diesen  Kranken  handelt  es  sich 
um  eine  reine  spastische  Paraplegie  ohne  Beteiligung  der  Sensibilität,  der 
Sphinkteren  oder  irgend  welcher  Hirnsymptome.  In  einem  der  Fälle,  der 
sehr  vorgeschritten  war,  kam  es  dann  übrigens  zu  „unbestimmten“  Störungen 
des  Hautgefühls.  Der  Beginn  des  Leidens  (in  Bezug  auf  das  Lebensalter 
der  Entstehung)  kann  recht  verschieden  sein,  ebenso  der  Verlauf.  In 
einem  Falle,  der  intercurrent  an  Tuberkulose  zu  Grunde  ging,  war  es 
mflgtich  die  Autopsie  zu  machen.  Die  histologische  Untersuchung  ergab 


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430 


KlILKNBUftG.  Böhmig.  Wallraum.  Kurklla. 


No.  25. 


eine  Degeneration  der  Pyramidenbahnen  und  der  Goll’schen  Stränge  sowie 
einen  Schwund  der  Clarke’schen  Säulen  bei  intakter  KISB. 

M.  Brasch. 

1)  A.  Kulenhurg,  lieber  Nerven-  und  Geisteskrankheiten  nach  elektrischen 
Unfällen.  Herl.  klin.  Wochenschr.  190B,  No.  2 u.  3. 

2)  II.  liöhiiiig,  Hysterische  Unfallerkrankungen  bei  Telephonistinnen. 
Münch,  ined.  Wochenschr.  1905,  No.  16. 

3)  G.  \V.  Wall  Iran  in,  Ueber  funktionelle  nervöse  Störungen  bei  Tele- 
phonistinnen nach  elektrischen  Unfällen.  Deutsche  med.  Wochenschr. 
1905,  No.  18. 

4)  H.  Kurelin,  Elektropathologie.  Zeitschr.  f.  Elektrotherapie  etc.  1904, 
H.  7,  8 u.  9. 

Derselbe,  Zur  Elektropathologie  des  Telephons.  Ebenda.  1905,  H.  1. 

(Schluss.) 

3)  W.  hat  eine  Reihe  von  Unfällen  bei  Telephonistinnen  beobachtet, 
welche  entgegen  der  Ansicht  EuleküüRO’s  nicht  durch  Schalleinwirkung, 
sondern  durch  richtige  elektrische  Unfälle  erkrankt  waren.  Die  Tele- 
phonistinnen bekommen  sehr  oft  den  sogenannten  „Kurbelstrom'1,  .wie  W. 
des  Näheren  auseinandersetzt,  welcher  bis  zu  einer  Spannung  von  5 bis 
10  Volt  kaum  unangenehm  empfunden  wird  Olt  ist  er  aber  erheblich 
stärker  und  es  kommen  dann  schwerere  Krankheitszustände  zur  Beob- 
achtung. Es  resultiren  dann  schwere  Reizzuständc  des  Nervensystems 
(Krämpfe,  Schmerzen,  Sensibilitätsstörungen  etc.),  zu  denen  sich  Sym- 
ptome hochgradiger  Erschöpfung  gesellen  können  (Paresen,  Gefässnerven- 
lähmungen,  ödematöse  Anschwellungen  der  Glieder,  Erschöpfbarkeit  der 
Gchirntätigkeit  etc.),  vor  allen  Dingen  aber  schwere  Störungen  der  Herz- 
tätigkeit (Pulsunregelmässigkeit,  abnorm  gesteigerte  Herzaktion,  krampf- 
hafte Zustände,  Gefühl  abnormer  Schwäche  und  Vernichtung),  endlich 
trophische  Störungen,  wie  hochgradige  Abmagerung.  In  Bezuf  auf  die 
Diagnose  meint  Verf.,  dass  es  sich  unzweifelhaft  um  funktioneile  Er- 
krankungen des  Centralnervensystems  handele  und  dass  die  Mehrzahl  der 
Fälle  als  Hysterie  aufzufassen  sei.  Die  Prognose  ist,  was  dauernde 
Dienstfähigkeit  betrifft,  sehr  ungünstig,  wenngleich  Besserungen  erzielt 
werden  können.  Verf.  macht  auf  die  Wichtigkeit  der  Untersuchungen  bei 
der  Annahme  der  Beamtinnen  aufmerksam:  hereditär  belastete  Individuen 
oder  solche,  deren  Eltern  an  schweren  chronischen  Erkrankungen  ver- 
storben sind,  sollten  genau  in  Bezug  auf  die  Gesundheit  des  Gcfässsystems 
und  des  Nervensystems  vor  Eintritt  in  den  Dienst  untersucht  werden.  Bei 
der  Behandlung  empfiehlt  Verf.  die  Suggestionstherapie,  warnt  vordem 
faradischen  Strom  tiud  empfiehlt  die  Influcnzelektricität.  Massage  und 
kohlensaure  Bäder  wirkten  am  günstigsten  auf  Hebung  des  Stoffwechsels 
und  Beruigung  der  abnormen  Herztätigkeit.  — 

Prophylaktisch  seien  die  Apparate  zur  Verhütung  von  Betriebsunfällen 
zu  vervollkommnen,  namentlich  aber  habe  man  Verunglückte  nicht  zu  früh 
wieder  in  den  Dienst  zu  schicken. 

4)  Zunächst  teilt  K.  ausführlich  die  Krankengeschichten  zweier  bei 
einem  Fernsprechamt  beschäftigten  Beamten  mit  (es  waren  ein  Fräuleiu 


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No.  25. 


PlCK. 


431 


und  ein  Mann)  welche  dadurch  verunglückten,  dass  eine  Verbindung  des 
Telephondrahtes  mit  einem  Leitungsdraht  der  Strassenbahu,  der  einen  Strom 
von  500  Volt  führte,  zu  stände  gekommen  war.  Es  bestanden  sowohl  all- 
gemeine wie  lokale  Symptome,  was  im  Original  nachzulesen.  Nach  K.  ist 
es  wahrscheinlich,  dass  der  Hörer  die  Holle  eines  Condensators  gespielt 
hat,  der  wiederholt  durch  die  selbstverständlich  nicht  nur  einmalige, 
sondern  lockere  und  deshalb  variable  Berührung  zwischen  Telephon-  und 
Bahnleitung  geladen  worden  ist  und  sich  dann  in  den  Kopf  der  Getroffenen 
hinein  entladen  hat.  Dasselbe  würde  nach  K.  auch  für  das  Hineingeraten 
atmosphärischer  Entladungen  in  die  Telephonleitung  gelten;  für  das  Ein- 
dringen eines  vollen  Blitzschlages,  der  die  Isolirungen  an  den  Spulen  und 
der  Muschel  des  Hörers  verbrennt,  lägen  nach  K.  die  Dinge  complicirter. 

Indem  wir,  was  die  eingehende  Brücksichtigung  der  Litteratur  durch 
den  Verf.  betrifft,  auf  dessen  Arbeit  selbst  verweisen,  betonen  wir  hier 
nur  die  Schlussfolgerungen  K.’s,  dass  in  jedem  Falle,  wo  ein  Starkstrom 
in  die  Telephonleitung  hineingeraten  ist,  Vorsicht  in  der  Prognose  von 
Nöten  ist.  ln  Bezug  auf  die  Therapie  hat  man  ausserdem  noch  auf 
einen  sehr  wichtigen  Faktor  Rücksicht  zu  nehmen,  nämlich  auf  die  Auto- 
tmd  Fremdsuggestioneu. 

Die  Einwirkungen  vom  Telephon  aus  auf  das  Hörorgan  bei  verschie- 
denen Spannungen,  besonders  auf  ein  durch  anhaltendes  Telephoniren  schon 
in  Anspruch  genommenes  Hörorgan  können  schon  bei  20  Volt  Spannung 
schmerzlich  werden,  besonders  bei  nervös  disponirten  Personen,  und  bei 
Wiederholungen  können  sich  Congestionen  gegen  den  Kopf  ausbilden.  (Er- 
fahrungen der  bayerischen  Telegraphenverwaltung.)  — Therapeutisch 
bemühte  sich  K.,  durch  psychische  Behandlung  der  Leidenden  einer  hypo- 
chondrischen Auffassung  ihrer  Beschwerden  entgegenzuwirken.  Es  ent- 
wickeln sich  eben  sehr  leicht  ausgesprochene  Phobieu,  namentlich  bei  den 
durch  Blitzschlag  Geschädigten.  — Aber  nicht  nur  die  Individualität  des 
Telephonirendcn,  sondern  noch  andere  Umstände  sind  von  Einfluss  auf  das 
Hervorbringen  pathologischer  Zustände,  so  der  mechuische  Einfluss  des 
Druckes  des  am  Kopfe  fixirten  Apparates,  die  starken  telephonischen  Ge- 
räusche (das  „in  die  Ohren  Läuten“)  und  schliesslich  die  Ueberanstrengung 
der  Aufmerksamkeit.  So  kann  es  denn  nach  Verf.  wohl  möglich  sein, 
dass  das  berufsmässige  Telephoniren  ätiologisch  von  Bedeutung  wird. 

Bernhardt. 


W.  Pick,  Ueber  die  persistirende  Form  des  Erythema  nodosum.  (Aus 
d.  Universitätsklinik  f.  Dermatol,  u.  Syph.  in  Wien.)  Arch.  f.  Dermatol, 
u.  Syph.  Bd.  72,  S.  361. 

Verf.  zeigt,  dass  die  als  Erythema  induratum  beschriebenen,  mit  der 
Tuberkulose  in  Zusammenhang  gebrachten  Fälle  in  zwei  Gruppen  zu 
scheideu  sind.  Bei  der  einen,  von  der  er  zwei  Beispiele  mitteilt,  entwickeln 
sich  aus  einem  akut  entstandenen  Oedein  heraus  einige  wenige  erythema- 
töse  Efflorescenzen  mit  starker,  bis  ins  Fettgewebe  reichender  Induration, 
die  dann  unter  Umwandlung  der  Rötung  in  bräunliche  Pigmentation  lange 
Zeit  als  derbe  Knoten  bestehen  bleiben.  Histologisch  findet  man  zwar  auch 


* 

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432 


KbSTKIN.  SlHriON. 


No.  25. 


in  diesen  Fällen  epithelioide  und  Riesenzeilen,  sie  sind  aber  lediglich  auf 
atrophische  Veränderungen  im  Fettgewebe  zurückzuführen.  — Bei  der 
zweiten  Gruppe  treten  allmählich  zahlreiche  Knoten  auf,  die  zum  Teil  ei- 
ulceriren.  Auch  bestehen  neben  dieser  Erkrankung  häufig  andere  Formen 
der  Hauttuberkulose,  besonders  Scrofuloderma,  oder  die  Pat.  sind  sonst 
tuberkulös  oder  tuberkulös  belastet.  Während  sich  also  hier  das  Erythema 
induratum  allem  Anschein  nach  auf  tuberkulöser  Grundlage  entwickelt, 
bietet  sich  für  eine  solche  Annahme  bei  den  Fällen  der  ersterwähnten 
Gruppe  gar  kein  Anhalt;  vielmehr  zeigen  diese  klinisch  wie  histologisch 
die  grösste  Aehnlichkeit  mit  dem  Erythema  nodosum,  als  dessen  per- 
sistirende  Form  sie  zweckmässig  bezeichnet  werden  können. 

H.  Müller. 


Ebstein,  Ueber  Hetralin,  ein  neues  internes  llarnantiseptikum.  Deutsche 
med.  Wochenschr.  1904,  No.  35. 

Vcrf.  hat  in  10  Fällen,  die  auf  der  inneren  Abteilung  des  Städtischen 
Krankenhauses  im  Friedrichshain  behandelt  wurden,  das  Hetralin  in  Form 
von  Tabletten  ä 0,5  g angewandt.  Mit  Ausnahme  zweier  tuberkulöser 
Cystitiden,  bei  denen  sowohl  Urotropin  wie  Hetralin  vergeblich  dargereicht 
wurden,  bewährte  sich  das  Medikament  in  den  8 übrigbleibenden  Fällen  von 
Cystitis  verschiedener  Aetiologie  als  rasch  wirkendes  Heilmittel,  das  sowohl 
bei  alkalischer  wie  bei  saurer  Reaktion  des  cystitischen  Harnes  nützlich 
war  und  namentlich  in  zwei  Fällen,  akuter  fieberhafter  Cystitis  und  Pyelitis 
eine  schnelle  Heilung  herbeiführte.  Nebenwirkungen  wurden  nicht  beob- 
achtet. In  einem  Falle  von  Cystitis  mit  gleichzeitiger  Nierenerkrankung 
(Albuminurie  und  Cylinder  im  Harn)  erwies  sich  das  Hetralin  gegenüber 
dem  zuvor  erfolglos  angewandten  Urotropin,  von  dem  das  Präparat  chemisch 
abstammt  und  dem  es  sonst  in  der  Wirkungsart  gleicht,  überlegen. 

B.  Marcuse. 


Simpson,  Heredity  in  ovaria  cystoma.  The  Scottisb  med.  and  surg.  journ. 

1905,  April. 

S.  teilt  einen  interessanten  Fall  mit,  in  dem  es  sich  um  die  Ent- 
wickelung von  Ovarialkystomen  bei  drei  Patientinnen,  und  zwar  bei 
einer  Mutter  und  zwei  Töchtern  derselben,  handelte.  — Die  ver- 
hältnismässige Seltenheit,  mit  der  wir  Erblichkeit  bei  Ovarialkystomen  im 
Vergleich  zum  Krebs  beobachten,  erklärt  sieb,  nach  S.,  einmal  dadurch, 
dass  der  Krebs  sowohl  den  Vater  wie  die  Mutter  betreffen,  also  von  beiden 
Seiten  auf  das  Kind  vererbt  werden  kann;  ferner  erklärt  sie  sich  dadurch, 
dass  bei  einer  Erkrankung  der  Eierstöcke,  wie  das  Ovarialkystom  sie 
darstellt,  die  Zeugungsfähigkeit  überhaupt  vermindert  ist. 

Br.  W'olff. 


Kiiiftt-iHiungcii  werden  an  die  Adresse  de«  Herrn  Geh.  Med. -Rat  Prof.  L)r.  M.  Bernhardt  (Berlin  W. 
Franzoaiurhe  Strasse  21)  oder  an  die  Verlagshandlung  (Berlin  NW.,  Unter  den  Linden  AS)  erbeten 


Verlag  von  Augtiat  II  Irifh«  »M  in  Berlin.  — T*rurk  von  L Kehumaeher  in  Berlin  N.  24. 


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Wärhtnülrb  erscheinen 
2 Bogen;  am  Schlüsse 
des  Jahrgangs  Titel,  Na- 
men- und  Bach-Kegiater. 


Centralblatt 


Preia  de*  Jalirgaiir*>a 
28  Mark;  tu  beziehen 
durch  alle  Buchhand- 
lungen u.  Postaristalten. 


für  die 


Mitwirkung  von  " y ^ 
Dp.  H.  Senator,  Pqof.  DAiJEß  S^lkfj 

% ^ . . j'  -.i 


Prof. 


jf.  Dr.  P.  Schultz, 


redigirt  von 


Prof. 


1905. 


I.  «lull. 


No.  26. 


luliitlt:  ßORNioüH.Die  elastische  Spannung  der  Haut.  — Aulkh,  lieber 
Keaktionen  der  Kohlehydrate.  — Umber,  lieber  die  Banti'sche  Krankheit.  — 
Kawmann,  Ueber  Roggenpollen  oder  Heufiebergift.  — Sciimid-Nirlskn.  Wir- 
kung der  Radiumstrahlen  auf  Chymosin.  — Kearr,  lieber  Caput  obstipum.  — 
Waoneb,  lieber  postoperative  Parotitis.  — Kertesz,  Mechanik  der  Bruchein- 
klemmung.— Sattler,  Behandlung  bei  Netzhautablüsung. — Braunschwkio, 
Ueber  putsireuden  Exophthalmus.  — Kiev  und  Hammerschlag,  Ueber  den  Dreh- 
schwindcl  bei  Taubstummen.  — Kunwald,  Behandlung  der  Kehlkopftuberkulose 
mit  Sonnenlicht.  — Rkthi,  Die  sekretorischen  Nervenceotren  des  weichen  Gaumens. 

— Bauhgakten,  Ausbreitung  der  Tuberkulose  vom  Gcnitalapparat  aus.  — Ro- 
9TOSKI,  Ueber  die  Bindung  von  Präcipitin  und  Eiweiss.  — Cummins.  Ueber  die 
Diazoreaktion.  — Lommbl,  Gerhardt,  Ueber  Verdoppelung  der  Herzfrequenz 
und  Extrasystole.  — Steinhaus,  Fall  von  Ffortadcrthrombose  und  Leberver- 
änderungen. — Hunter,  Ueber  Darmtuberkulose  bei  Kindern.  — Pfaundler. 
Säureintoxikation  bei  magendarmkranken  Kindern.  — Richter,  Ueber  Niercn- 
wassersuebt.  — Nonne,  Querlähmung  des  Rückenmarks.  — Wilms,  Hyper- 
algetische Zonen  bei  Kopfschüssen.  — Rumpf,  Untersuchungen  über  Polyneuritis. 

— Vekaouth.  Ueber  Mikropsie  und  Makropsie.  — Schau dinn  und  Hoff- 
manx.  Buscukk  und  Fischer,  Metschnikoff  und  Roux,  Ueber  die  Syphilis- 
erreger. — FOrstenhkim,  Behandlung  des  Piostatacarcinoms.  — Schein, 
Spina  bifida  occulta  und  Hypertrichosis  sacralis.  — Gache,  Schwangerschaft  und 
Geburt  bei  jugendlichen  Erstgebärenden.  — Halbbnst aedter,  Einwirkung  der 
Röntgenstrahlen  auf  Ovarien. 


Ä.  B (inniger,  Die  elastische  Spannung  der  Haut  und  deren  Beziehungen 
zum  (Jedem.  Zeitscbr.  f.  experim.  Pathol.  u.  Therap.  I.,  1,  S.  103. 

Yerf.  hat  an  gesunden  und  kranken  — vor  allem  ödematösen  - Leichen 
Hautstücke  gemessen,  herausgeschnitten,  wieder  gemessen  und  damit  die 
natürliche  Spannung  in  situ  bestimmt;  darauf  bestimmte  er  durch  Be- 
lastungsproben die  Elasticität  der  betreffenden  Stücke.  Er  fand  dabei, 
dass  die  Spannung  an  verschieden  Körperteilen  sehr  verschieden  ist  (an 
den  Gelenken  besonders  klein),  dass  sie  beim  Kind  und  beim  Greis  ver- 
ringert und  beim  Oedein  vergrössert  ist.  Die  Elasticität  der  Haut  ist 
nicht  sehr  hochgradig  und  wächst  dauernd  mit  zunehmendem  Alter.  Da- 
gegen ist  die  elastische  Vollkommenheit  die  denkbar  grösste.  Schlechte 
Ernährung,  Kachexie  und  (Jedem  sind  ohne  Einfluss  auf  sie. 

Xf.HI.  Jahrgang.  28 


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434 


Am. ku.  — Umber. 


No.  26. 


Verf.  bekämpft  auf  Grund  dieser  Ergebnisse  die  LANDEKER'sche  An- 
sicht, wonach  die  verminderte  elastische  Spannung  der  Gewebe  als  die 
Ursache  des  Oedems  anzusehen  sei.  G.  F.  Nicolai. 


K.  Adler  und  0.  Adler,  Ueber  einige  Reaktionen  der  Kohlehydrate.  Erste 
Mitteilung,  l’flüger’s  Arch.  f.  d.  ges.  Physiol.  Bd.  100,  S.  323. 

R.  u.  0.  A.  haben  den  qualitativen  Nachweis  von  Pentoseu  zu  ver- 
einfachen gesucht.  Sic  erhitzen  gleiche  Teile  Eisessig  und  Anilin  zum 
Kochen  und  setzen  von  dem  zu  untersuchenden  Zucker  hinzu.  Es  tritt 
prächtige  Kotfärbung  bei  Gegenwart  von  Pentosen  auf.  Anstatt  des  Anilins 
kann  man  auch  Toluidine  nehmen.  — Methylpentosen  geben  bei  analoger 
Behandlung  eine  Gelbfärbung.  Hexosen,  Di-,  Trisaccharide  geben  keine 
Reaktion. 

Erhitzt  man  Eisessig,  dem  wenige  Tropfen  Salzsäure  hinzugefügt  sind, 
und  Resorcin,  mit  Fruktose  und  anderen  Ketosen,  so  erhält  man  Rotfärbung, 
die  von  den  Aldosen  nicht  gegeben  wird.  Auch  können  die  Phlorogluciu- 
und  Orcinreaktionen  auf  Pentosen  so  ausgeführt  werden,  dass  man  Eis- 
essig mit  etwas  Salzsäurezusatz  benutzt. 

Glukose  mit  Eisessig  und  Anilin  erhitzt  giebt  rotbraune  Färbung,  die 
bei  weiterem  Erhitzen  einer  Grünfärbung  weicht.  Ebenso  verhalten  sich 
Mannose,  Galaktose,  Fruktose,  Sorbinose.  Die  Disaccharide,  Trisaccharide 
und  auch  Glykogen  und  Stärke  geben  die  Reaktion  nach  vorheriger  Spaltung. 

A.  Loewy. 

K.  Umber,  Zur  Pathogenese  der  „Banti'schen  Krankheit“  mit  besonderer 
Berücksichtigung  des  StoiTumsatzes  vor  und  nach  der  Splenektomie. 
Zeitschr.  f.  klin.  Med.  Bd.  65,  S.  28!). 

U.  teilt  Untersuchungen  an  einem  Falle  von  Banti’scher  Krankheit 
bei  einem  15jährigen  Knaben  mit,  die  geeignet  sind,  die  Pathogenese  der 
Erkrankung  erheblich  zu  klären.  Es  bestand  grosser  glatter  Milztumor, 
Leben ergrösserung,  leichter  Ikterus,  auffallende  Blässe.  Das  Blut  zeigte 
eine  progrediente  Abnahme  der  roten  Zellen,  die  kernige  Degeneration  er- 
kennen liessen,  und  des  Hämoglobingchaltes.  Es  wurde  die  Splenektomie 
ausgeführt,  wonach  die  Leber  in  drei  Wochen  normal  wurde,  der  Ikterus 
schwand,  ebenso  auch  die  pathologische  BlutbeschafTenheit.  - Wichtig  ist 
auch  das  Verhalten  des  Stoffwechsels.  Vor  der  Operation  bestand  ein 
abnorm  gesteigerter  Eiweisszerfall,  der  auch  bei  Steigerung  der  Eiweiss- 
zufuhr auf  100  g und  der  Calorienmenge  auf  das  Doppelte  der  Norm  noch 
nicht  beseitigt  wurde  — erst  bei  Zufuhr  von  113  Cal.  pro  Körperkilo  kam 
es  zu  Eiweissansatz  — , während  nach  der  Operation  sich  der  Eiweiss- 
umsatz  normal  verhielt.  — Das  lässt  schliessen,  dass  die  erkrankte  Milz 
den  Ausgangspunkt  der  Krankheit  abgiebt,  dass  von  ihr  ein  blutzerstören- 
des und  den  Eiweissnmsatz  toxisch  beeinflussendes  Moment  ausgeht,  das 
durch  die  Exstirpation  der  Milz  aus  dem  Körper  entfernt  wurde. 

Trotzdem  während  des  Stoffwechselversuchs  purinfreie  Nahrung  ge- 
reicht wurde  war  die  Ausscheidung  der  Purinkörper  durch  den  Harn  keine 
gleichmässige,  vielmehr  eine  periodisch  gesteigerte.  U.  bezieht  dies  auf 
zeitweises  Eiuschwemmen  von  Trümmern  weisser  Blutzellen  aus  der  Milz 


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No.  26. 


Kamkann.  — Schmwt-Niei.skn.  — Kkmpf. 


435 


in  die  Leber.  — Auch  die  Ammoniakwerte  des  Harns  liegen  vor  der 
Splenektotnie  etwas  hoher  als  normal,  die  Harriaminosäuren  nahmen  an 
Menge  um  so  mehr  ab,  je  mehr  durch  Steigerung  der  Nahrung  der  toxische 
Eiweisszerfall  eingeschränkt  wurde.  — U.  teilt  zum  Schluss  einen  zweiten, 
klinisch  dem  vorstehenden  sehr  ähnlichen  Fall  mit.  bei  dem  jedoch  der 
Kiweissumsatz  normal  war.  Kr  ging  ohne  Operation  in  Genesung  über. 

A.  Loewy. 

Knill nianii.  Zur  Kenntnis  des  Koggenpollens  und  des  darin  enthaltenen 
Heufiebergiftes.  Beitr.  z.  chem.  Physiol.  u.  Patbol.  Bd.  5,  S.  346. 

DuHHar  hat  gezeigt,  dass  das  Heufieber  durch  Pollen  von  Pflanzen 
und  Gräsern  hervorgerufen  wird,  speciell  in  Deutschland  durch  Roggen- 
pollen. Verf.  stellte  fest,  dass  das  wirksame  Princip  ein  Toxalbumin 
ist,  das  sich  durch  NaCI-Lösung  von  5 pCt.  bei  37°  dem  Pollen  entziehen 
lässt;  es  ist  empfindlich  gegen  Alkali,  resistent  gegen  Schwefelsäure  und 
thermostabil.  Durch  Ganzsättigung  mit  Ammoniumsulfat  ist  es  aus  seinen 
Lösungen  aussalzbar.  Durch  proteolytische  Knzyme  (Pepsin,  Trypsiu)  wird 
die  physiologische  Wirksamkeit  des  Toxalbumins  geschwächt,  aber  nicht 
vernichtet.  Neuberg. 


S.  Schmidt-Nielsen,  Wirkung  der  Radiumstrahlen  auf  Chymosin.  Beitr. 
z.  chem.  Physiol.  u.  Pathol.  Bd.  B,  S.  398. 

Verf.  hat  gefunden,  dass  die  Wirksamkeit  von  Lab  durch  mehrstündige 
Bestrahlung  mit  Radium  abnimmt;  er  schreibt  die  schädigende  Wirkung 
nicht  den  Becquerelstrahlen  selbst  zu,  sondern  dem  durch  Phosphorescenz 
erzeugten  ultravioletten  Licht.  Neuberg. 


Fr.  K i*iii pf,  Ucber  Ursache  und  Behandlung  des  Caput  obstipum  musculare. 

Zeitschr.  f.  Chir.  Bd.  73,  4.-6.  H.,  S.  351. 

Die  histologischen  Befunde  am  Kopfnicker  des  Schiefhalses  sind  nach 
L.  nicht  beweisend  für  die  entzündliche  Natur  des  Leidens.  Sie  sprechen 
vielmehr  für  eine  ischämische  Entstehung  des  Caput  obstipum  musculare. 
Für  den  Eintritt  von  Ischämie  bietet  der  Kopfnicker  vermöge  seiner  ex- 
ponirten  Lage  und  der  eigentümlichen  Gefässverhältnisse  besonders  günstige 
Bedingungen.  In  manchen  Fällen  können  trophoneurotische  Vorgänge  die 
Wirkung  der  Ischämie  steigern.  Die  Indurationen  des  Stemocleidomastoi- 
deus  sind  pathologisch-anatomisch  dem  hämorrhagischen  Infarkt  vergleich- 
bar; sie  können,  ohne  Schädigungen  zu  hinterlassen,  verschwinden,  ge- 
legentlich aber  auch  die  ischämische  Contraktur  einleiten.  Ischämisch- 
neuropathisebe  Einflüsse  können  den  Sternocleidomastoideus  intrauterin, 
post  partum  und  im  späteren  Leben  treffen. 

ln  der  Hannoverschen  Kinderheilanstalt  (Dr.  KREDEL)  wurden  mit 
der  offenen  Durchschneidung  des  Kopfnickers  von  einem  parallel  und 
direkt  oberhalb  der  Clavicula  geführten  Schnitt  aus  stets  ein  guter  Erfolg 
erzielt.  Joachimsthal. 


28 


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436 


WaONXH  — K KKTKMZ. 


No.  26. 


G.  A.  Wagner,  Ueber  postoperative  Parotitis.  Wiener  klin.  Wochenschr. 

1904,  No.  52. 

W.  beschreibt  5 Fälle  von  Parotitis  im  Anschluss  an  Operationen, 
ohne  dass  epidemische  Parotitis  oder  irgend  ein  Eiterherd  im  Körper  vor- 
handen war,  speciell  im  Operationsgebiete.  Unter  Bezugnahme  auf  weitere 
43  derartige  Fälle  der  Litteratur  wird  kurz  über  das  Krankheitsbild  be- 
richtet; die  Erkrankung  setzt  meist  am  5.  — 7.  Tage  nach  der  Operation 
akut  mit  hoher  Temperatur  und  schmerzhafter  Schwellung  der  Parotis  ein. 
In  der  Mehrzahl  der  Fälle  kommt  es  zur  Suppuration  und  es  tritt  trotz 
rechtzeitiger  chirurgischer  Behandlung  unter  pyämischen  Erscheinungen 
Tod  ein.  Von  W.’s  5 Fällen  starben  3,  bei  denen  Vereiterung  der  Drüse 
eingetreten  war  und  sich  stets  eine  eitrige  Bronchitis  mit  Lobulärpneu- 
monien entwickelte.  Die  zwei  zur  Genesung  führenden  Fälle  verliefen 
von  vornherein  leicht  und  ohne  Suppuration  der  Parotis.  — In  Bezug  auf 
die  Aetiolugie  kommen  zwei  Infektionswege  in  Betracht;  1.  die  Infektion 
auf  dem  Blulwege,  2.  die  Infektion  vom  Munde  her  durch  den  Ductus 
Stenonianus.  Ueber  bakteriologische  Befunde  verfügt  W.  nicht.  Die  Ent- 
stehung der  Parotitis  beruht  wahrscheinlich  auf  einor  Störung  der  Speichel- 
produktion, wie  sie  experimentell  von  Pawlow  bei  Laparotomien  nach- 
gewiesen wurde  und  welche  durch  direkte  Lähmung  der  Speicheldrüsen 
bei  Chloroformnarkosen  bewirkt  wird,  mit  folgendem  Eindringen  von 
Keimen  der  Mundhöhle  in  den  Drüsenausführungsgang.  Vielleicht  kommt 
auch  einer  traumatischen  Schädigung  der  Parotis  eine  Bedeutung  zu, 
wie  eine  solche  durch  das  Vorhalten  des  Kiefers  an  den  Kieferwinkelu 
während  der  Narkose  durch  den  beständigen  Druck  der  Finger  des  Nar- 
kotiseurs auf  die  Parotisgegend  hervorgerufen  wird.  Dass  fast  ausschliess- 
lich die  Parotis  befallen  wird,  beruht  ferner  auf  der  offenen  Lage  der 
Mündungsstelle  des  Ductus  Stenonianus  und  dem  Fehlen  eines  baktericiden 
Stoffes  im  Sekret  der  Parotis.  — Bezüglich  der  Therapie  soll  man  nicht 
auf  das  Eintreten  von  Fluktuation  warten.  In  prophylaktischer  Beziehung 
muss  vor  der  Operation  auf  peinlichste  Mundpflege  der  grösste  Wrert  ge- 
legt werden.  Peltesohn. 

J.  Kertesz,  Experimentelle  Studie  über  die  Mechanik  der  Brucheinklem- 
mung. Örvosi  Hetilap  1903,  No.  47 — 62. 

Ist  die  Bruchpforte  so  eng,  dass  sie  die  ausgetretene  und  beim  Aus- 
treten gewöhnlich  leere  Darmschlinge  so  stark  strangulirt,  dass  sofort 
nach  dem  Austritt  Cirkulationsstörungen  am  Darm  eintreten  infolge  der 
mehr  oder  weniger  grossen  Compression  der  Mesentcrialgefässe,  dann  ent- 
steht jene  Form  der  Incarceration,  welche  die  elastische  recte  Strangu- 
lation genannt  wird  Bei  dieser  Form  übt  auf  das  Zustandekommen  der- 
selben der  Darminhalt  gar  keinen  Einfluss  aus.  Bei  weiterer  Bruchpforte 
kommt  schon  dem  Darminhalt  ebenfalls  eine  wesentliche  Rolle  in  dem 
Zustandebringen  der  Incarceration  zu.  Ist  die  Bruchpforte  so  weit,  dass 
sie  an  den  Schenkeln  der  Darmschlinge  den  Zustand  der  Stenose  bewirkt 
(nach  Büsch),  dann  entsteht  durch  Mitwirkung  der  Peristaltik  die  wahre 
ausgesprochene  Form  der  Incarceration;  die  wahre  Incarceratio 
stercoracea.  Bei  noch  weiterer  Bruchpforte,  wo  der  eine  (und  zwar  der 


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So.  26. 


Sattler.  — Bbacnscbweio. 


437 


binführende  Schenkel  oder  beide  offen  sind,  kann  eine  Kotstauung  ein- 
treten,  die  bei  einer  etwas  engeren  Pforte  manchmal  das  Bild  der  wahren 
Incarceratio  vorspiegeln  kann.  Bei  derselben  Pforte  kann  durch  mehr- 
fache Knickung  des  in  den  Bruchsack  getretenen  Darmes  eine  solche  Form 
der  Incarceratio  stercoracea  entstehen,  die  etwa  einen  Uebergang  bildet 
von  der  wahren  Incarceratio  stercoracea  zur  Kotstauung.  Ist  die  Bruch- 
pforte endlich  so  weit,  dass  sie  der  doppelten  Breite  des  normalen  Lumens 
des  ausgetretenen  Darms  nahesteht  oder  sie  gar  übertrifft,  dann  wird  — so 
keine  sonstigen  Hindernisse  in  der  Darmcirkulation  bestehen  — überhaupt 
nicht  einmal  Kotstauung  entstehen.  .1.  Honig. 


H.  Sattler,  Behandlung  der  Netzhautablösung.  Deutsche  med.  Wochen- 
schrift. 1905,  No.  1 u.  2. 

Für  die  friedliche  Behandlung  der  Netzhautablösung  empfiehlt  S. 
ruhige,  flache  Rückenlage,  eine  in  zweckmässigen  Grenzen  sich  haltende 
Diaphorese  und  unter  Umständen  die  subconjunktivalen  Kochsalzein- 
spritzungen. Von  allen  operativen  Verfahren  hatte  die  einfache  Skleral- 
punktion  die  meisten  günstigen  Resultate,  allerdings  nur  in  Fällen  von 
nicht  zu  langer  Dauer  und  bei  nur  partiellen  Ablösungen.  Das  punkt- 
förmige Ansengen  der  Lederhaut  an  mehreren  Stellen  nach  Dor  empfiehlt 
S.  weniger,  ebenso  die  Elektrolyse  nach  Schüler.  Das  Einlegen  einer 
Filtrationsschlinge  aus  Golddraht  nach  de  Wecker,  das  Einspritzen  von 
Jodlösung  in  die  Netzhaut  nach  Galezowski  oder  in  den  Glaskörper  nach 
Schöler  verwirft  er.  Nach  dem  DEUTSCHMANS’schen  Verfahren  hat  er 
keine  Heilung  gesehen.  Horst  mann. 


Kraunschweig,  Zur  Diagnostik  des  pulsirenden  Exophthalmus.  Klin. 

Monatsbl.  f.  Augenheilk.  XLIII.,  1,  S.  356. 

B.’s  Patient  hatte  sich  vor  s/4  Jahren  bei  einem  Selbstmordversuche 
eine  Revolverkugel  in  die  rechte  Schläfe  geschossen,  hiernach  sei  das 
rechte  Auge  mit  gleichzeitiger  Entzündung  der  Hornhaut  hervorgetreten. 
Ausser  der  Cyanose  des  Kopfes  zeigte  der  Patient  rechts  pulsirenden  Ex- 
ophthalmus mit  deutlich  hörbarem  Blasegeräusch,  das  bei  Oompression  der 
Carotis  erlosch,  sodass  die  Diagnose  eines  Aneurysma  arterio-venosum  der 
Carotis  interna  gestellt  wurde.  Ausserdem  waren  mehrere  Oculomotorius- 
äste,  der  Trochlearis  und  Abducens  paretisch,  ebenso  der  erste  und  zweite 
Ast  des  Trigeminus;  ferner  bestand  sensible  und  motorische  Schwäche  des 
linken  Armes. 

Die  Röntgenaufnahme  zeigte  das  Geschoss  der  Mitte  des  Orbital- 
eingangs gegenüber  in  der  Höhe  des  oberen  Endes  der  Fissura  orb.  sup. ; 
hinter  der  hinteren  Orbitalwand,  dem  Sinus  cavernosus  entsprechend,  war 
als  zweiter  Schatten  ein  Stück  des  Messingmantels  nachweisbar. 

Systematische  Compression  der  Carotis  hatte  eine  fortschreitende 
Besserung  sämmtlicher  Symptome  zur  Folge.  G.  Abelsdorff. 


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438 


FhbY  und  H AMMEB8CHLA0.  — KcNWAl.I).  — Rkthi. 


No.  26. 


Frey  und  Haminerschlag,  Untersuchungen  über  den  Drehschwindel  der 
Taubstummen.  Zeitschr.  f.  Ohrenheilk.  48.  Bd.,  4.  H.,  S.  331. 

Die  Untersuchungen  um  F.  u.  H.  wurden  an  93  Zöglingen  des  Allge- 
meinen österreichischen  israelitischen  Taubstummeninstituts  vorgenommen 
und  führten  im  Wesentlichen  zu  dem  Ergebnis,  dass  es  nicht  möglich  ist, 
aus  dem  Ausfall  des  Drehversuches  bestimmte  Schlüsse  auf  die  besondere 
Art  der  Taubstummheit  zu  ziehen  und  dass  hier  namentlich  differential- 
diagnostische Merkmale  zwischen  der  congenitalen  Form  dieses  Gebrechens 
einerseits  und  den  verschiedenen  Formen  der  erworbenen  Taubheit  anderer- 
seits auf  diesem  Wege  sich  nicht  gewinnen  lassen.  Ferner  glauben  Verff. 
die  Frage,  oh  Beziehungen  zwischen  dem  Grade  der  Hörstörung  und  der 
Einschränkung  in  der  Funktion  des  Bogengangsapparates  sieb  feststellen 
lasseu,  dahin  beantworten  zu  sollen,  dass  die  der  hereditären  Taubheit  der 
Menschen  zu  Grunde  liegenden  pathologischen  Veränderungen  keine  ab- 
solute Conformität  aufweisen,  sondern  vielmehr  eine  deutliche  graduelle 
Verschiedenheit  erkennen  lassen.  Bei  der  Mehrzahl  der  Fälle  erweise  sich 
der  cochleare  Labyrinthanteil  als  funktionsunfähig,  der  Bogengangsapparat 
intakt,  bei  den  anderen  und  zwar  namentlich  den  schwer  belasteten  Fällen 
war  auch  der  Bogengangsapparat  funktionsunfähig.  Ebenso  setzten  die 
zu  erworbener  Taubheit  führenden  Krank beitsprocesse  weitaus  am  häutig- 
sten den  cochlearen  und  den  vestibulären  Anteil  des  Labyrinths  ausser 
Funktion.  Scbwabacb. 


Kunwald,  Ueber  die  Behandlung  der  Kehlkopftuberkulose  mit  Sonnenlicht. 
Münch,  med.  Wochenschr.  1905.  No.  2. 

Nach  dem  Vorbilde  Sokqo’s  hat  Verf.  in  der  Heilanstalt  Alland  die 
Behandlung  der  Kehlkopftuberkulose  mit  Sonnenlicht  bei  14  Kranken  tort- 
gesetzt. Die  Erfolge  entsprachen  den  Erwartungen  in  hohem  Grade:  mit 
Ausnahme  eines  Falles,  bei  dein  die  vorwiegende  Erkrankung  in  einem 
Oedem  der  Aryknorpelgegend  bestand,  ergab  die  Sonnenbelichtung  eine 
wesentliche  Besserung.  Am  günstigsten  wurden  die  tumorartigen  Infiltrate 
beeinflusst;  viel  schwerer  und  weniger  rasch  wurde  die  diffuse,  stark  ge- 
rötete Infiltration  der  Stimmbänder  gebessert.  Randständige  Geschwüre 
der  Stimmbänder  erfordern  gleichfalls  einen  längeren  Heilungsverlauf  als 
auf  der  Oberfläche  sitzende  Geschwüre.  Vorläufig  glaubt  Verf.  die  ödema- 
töse  Schwellung  als  Contraindikation  der  Sonnenbehandlung  ansehen  zu 
sollen.  W.  Lublinski. 

Rcthi,  Die  sekretorischen  Nervencentren  des  weichen  Gaumens.  Wiener 
med.  Presse  1904,  No.  48  u.  Sitzungsber.  der  K.  Akad.  d.  Wissen  sch. 
Bd.  113,  H.  6. 

Der  Kern  der  im  Facialisstamm  enthaltenen  sekretorischen  Fasern  des 
weichen  Gaumens  liegt  unter  der  Rautengrube  und  zwar  für  jede  Seite  je 
1 Kern.  Für  die  im  Halsstrang  des  N.  sympathicus  verlaufenden  Nerven- 
fasern für  die  Drüsen  des  weichen  Gaumens  liegt  der  Kern  in  der  Höhe 
des  5.-6.  Brustwirbels  beiderseits  von  der  Mittellinie.  Die  Kerne  liegen 
hier  sowohl  wie  in  der  Med  oblongata  der  Medianlinie  ziemlich  nahe; 
möglicherweise  giebt  es  auch  Fälle,  in  denen  wenige  sekretorische  Fasern 


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No.  26. 


BziMOAKTIiN.  — RobTOSKI. 


439 


ihren  Ursprung  im  Kern  der  gegenüberliegenden  Seite  haben.  Klinisch 
wird  die  Beurteilung  der  Sekretionserscheinungen  durch  diese  doppelte 
Innervation  sehr  erschwert.  W.  Lublinski. 


I*.  liuumgnrteu,  Experimente  über  die  Ausbreitung  der  weiblichen  Genital- 
tuberkulöse  im  Körper.  Berl.  klin.  Wocbenschr.  1904,  No.  42. 

B.  hat  durch  Versuche  au  Kaninchen  verfolgen  lassen,  wie  die  Weiter- 
verbreitung der  Tuberkulose  vor  sich  geht,  speciell  ob  ein  Uebergreifen 
vom  Harnapparat  auf  den  Genitalapparat  und  ein  Uebergang  vom  Peri- 
toneum auf  den  Genitalapparat  nachzuweisen  ist.  Die  Versuche  wurden 
an  über  50  Kaninchen  angestellt,  als  Infektionsmaterial  dienten  ausschliess- 
lich Perlsuchtbacillen,  die  entweder  in  einer  SuspensionsRüssigkeit,  herge- 
stellt aus  dem  Quetschsaft  frischer  Perlknoten,  oder  mit  der  festen  Sub- 
stanz von  Knötchen  aus  frischer  Impfperlsucht  der  Kaninchen  eingeführt 
wurden.  Es  wurde  gefunden,  dass  eine  aufsteigende  Verbreitung  der  Tuber- 
kulose nicht  stattbat,  sondern  dass  die  Richtung  des  normalen  Sekret- 
•stromes  bezw.  beim  Genitalapparat  die  Richtung  des  Sekretstromes,  welcher 
die  losgelösten  Eichen  durch  die  Tuben  in  den  Uterus  führt,  für  die  Aus- 
breitung der  Tuberkulose  maassgebend  ist.  Es  kommt  somit  ein  Ueber- 
greifen der  Tuberkulose  vom  Harnapparat  auf  den  Genitalapparat  nicht 
vor.  Wird,  was  nicht  selten  ist,  bei  der  Sektion  eines  Tuberkulösen  Tuber- 
kulose des  Harn-  und  des  Genitalapparates  gefunden,  so  stehen  diese  nicht 
in  direkter  Beziehung,  vielmehr  haben  sie  eine  gemeinsame  Ursache,  von 
der  sie  auf  dem  Blutwege  ausgelöst  werden.  In  den  unteren  Teil  der 
Peritonealhöhle  eingeführte  Tuberkelbacillen  wurden  nicht  ebenso  wie  die 
Eichen  oder  wie  eingeführte  leblose  Fremdkörper  in  die  Tuben  und  weiter 
in  den  Uterus  fortgeführt.  Der  Grnnd  hierfür  liegt  darin,  dass  die  in  die 
Bauchhöhle  eingebrachten  virulenten  Bacillen  sehr  rasch  degenerativc  Ver- 
änderungen an  den  Peritonealepitlielien  und  pathologische  Exsudation  be- 
wirken. wodurch  der  normale,  nach  den  abdominalen  Oeffnungen  der  Tuben 
gerichtete  intraperitoneale  Flüssigkeitsstrom  gestört  werden  muss. 

H.  Bischoff. 

0.  Rostoski.  Ueber  die  Bindung  von  Präcipitin  und  Eiweiss  im  Tier- 
körper. Beitr.  zur  wissensch.  Med.  u.  Chem.  SaLKOWSKI- Festschrift. 
Berlin  1904,  S.  351. 

Wenn  einem  Tiere  Eiweiss  in  grösseren  Mengen  per  os,  hauptsächlich 
aber  parenteral  eingeführt  wird,  so  ist  im  Urin  für  einige  Zeit  Eiweiss 
nachweisbar.  Die  Eiweissausscheidung  durch  die  Nieren  unterbleibt  jedoch, 
wenn  das  Tier  vorher  wiederholt  mittels  Eiweissinjektionen  behandelt  war. 
Der  Grund  hierfür  kann  ein  doppelter  sein:  entweder  ist  das  bei  den  vor- 
bchandelten  Tieren  gebildete  Präcipitin  der  Grund,  oder  infolge  der  wieder- 
holten Eiweissinjektionen  hat  sich  eine  Resistenz  des  Nierenepithels  aus- 
gebildet. R.  konnte  nun  nachweisen,  dass  ein  Zusatz  von  präcipitinhaltigem 
Serum  zu  der  Eiweisslösung  vor  der  Injektion  eine  Ausscheidung  des 
Eiweisses  durch  die  Nieren  nicht  verhindert.  Es  fragt  sich  nun,  ob  über- 
haupt im  Körper  des  Tieres  eine  Bindung  zwischen  Präcipitin  und  präci- 


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440 


ClJMMINB.  — I.OMMEI.-  (iKBHARDT. 


No.  26. 


pitabler  Substanz  stattfindet.  Dass  dies  der  Fall  ist,  lehrt  einmal  die 
Abnahme  des  Präcipitiux  nach  Neuinjektion,  ausserdem  konnte  H.  mehr- 
fach feststellen,  dass,  sobald  kurz  nach  der  Neuinjektion  dem  Tiere  Blut 
entnommen  und  das  Serum  mit  Kochsalzlösung  verdünnt  wurde,  in  dieser 
Verdünnung  eine  Trübung  und  Niederschlagsbildung  auftrat,  welche  aus- 
blieb,  sobald  das  Serum  unverdünnt  blieb.  Es  muss  somit  angenommen 
werden,  dass  die  Verbindung  Präcipitin  -|-  präcipitable  Substanz  in  dem 
concentrirten  Serum  löslich  ist.  Eine  gleiche  Rolle,  wie  die  hohe  Eiweiss- 
concentration,  spielt  auch  Zusatz  von  Glycerin  im  Verhältnis  1 : 3. 

H.  Bischoff. 

W.  T.  Cummins,  A clinical  study  of  the  diazo-reaction.  Univ.  of  Pelina, 
med.  bullet.  1904,  Sept. 

Diazoreaktion  findet  man  in  den  meisten  Fällen  von  Typhus;  sie  er- 
scheint am  dritten  bis  fünften  Tage  und  hält  bis  zur  dritten  Woche,  fast 
nie  bis  über  den  zwanzigsten  Krankheitstag  hinaus  an.  Ein  frühzeitiges 
Verschwinden  der  Reaktion  weist  auf  eine  nicht  sehr  starke  Infektion  bin. 
Beim  Wiederauftreteu  von  Krankheitserscheinungeu  in  der  Reeonvalesceni 
spricht  das  Wiederauftreten  der  Diazoreaktion  für  Rückfall,  das  Fehlen 
für  eine  Complikation;  hier  ist  also  die  Reaktion  von  hoher  differential- 
diagnostischer Bedeutung.  Eine  ebensolche  Bedeutung  kommt  der  Diazo- 
reaktion bei  Röteln  und  Masern  zu:  bei  Röteln  fehlt  sie  stets,  bei  Masern 
ist  sie  meist  vorhanden.  Prognostisch  wichtig  ist  die  Diazoreaktion  bei 
der  Lungentuberkulose.  Hier  tritt  sie  erst  spät  auf,  zeitig  nur  bei  rapid 
verlaufenden  Fällen.  Bemerkenswert  ist  dabei,  dass  wenn  bei  Tuberkulose 
die  Diazoreaktion  einmal  aufgetreten  ist,  sie  auch  bis  zum  Tode  anbält. 
Die  durchschnittliche  Lebensdauer  derartiger  Kranker  ist  etwa  noch  sechs 
Monate.  Diazoreaktion  bei  Phthisikern  ist  also  stets  von  übler  prognosti- 
scher Bedeutung.  Endlich  sei  noch  erwähnt,  dass  Reaktion  bei  starker 
Verdünnung  nur  bei  Typhus  auftritt,  während  stärkere  Lösungen  auch  bei 
verschiedenen  anderen  Infektionskrankheiten  eine  Reaktion  geben. 

K.  Kronthal 

1)  F.  Lommel,  Lieber  anfallsweise  auftretende  Verdoppelung  der  Herz 
freiptenz.  Arch.  f.  klin.  Med.  Bd.  82,  H 5 u.  6. 

2)  D.  Gerhardt,  Beitrag  zur  Lehre  von  den  Extrasystolen.  Ebenda 

1)  L.  war  in  der  Lage,  bei  einem  Kranken  mit  paroxysmaler  Tachy- 
kardie wohlgelungene  Curven  aus  allen  Stadien  des  Anfalles  aufzunehmen. 
Dieselben  bestätigten  das  von  A.  Hoffmann  beschriebene  Verhältnis,  wo- 
nach bei  Beginn  des  Anfalles  eine  annähernd  genaue  Verdoppelung,  beim 
Ende  desselben  eine  genaue  Halbirung  der  Herzfrequenz  eintritt;  ja,  Hoff- 
mann hat  sogar  beobachtet,  dass  beim  tachykardischen  Anfall  nicht  nur 
eine  Verdoppelung,  sondern  auch  eine  Vervierfachung  des  Herzrhythmus 
zu  stände  kommen  kann.  Zum  Verständnis  dieses  Verhaltens  zieht  L eine 
von  v.  Kries  gemachte  physiologische  Beobachtung  herbei.  Dieser  Autor 
konnte  dadurch,  dass  er  durch  quer  um  das  Froschherz  gelegte  metallene 
Röhrchen  verschieden  temperirtes  Wasser  strömen  liess,  die  Temperatur 
gewisser  Herzzonen  beliebig  ändern;  wurde  z,  B.  der  Vorhof  inässig  er- 


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No.  26. 


StEINHAL'5. 


441 


wärmt,  die  Atrioventrikulargrenze  aber  abgekühlt,-  so  gelang  es,  ein  Ver- 
hältnis zu  erzielen,  bei  dem  die  Frequenz  des  Vorhofes  ein  Multipluin  der- 
jenigen des  Ventrikels  war:  der  Quotient  dieses  Verhältnisses  war  nun 
stets  eine  Potenz  von  2.  Diese  „polyrhythmische“  Herztätigkeit  bot  dem- 
nach eine  grosse  Aehnlicbkeit  mit  der  tacbykardischen  des  Menschen.  L. 
weist  nun  aus  seinen  Curven  nach,  dass  beim  Uebergang  von  der  lang- 
samen Scblagfolge  in  die  verdoppelte  Frequenz  ein  echter  Pulsus  alternans 
besteht,  der  am  besten  durch  allmähliches  Anwachsen  der  Reaktionsfähig- 
keit des  Herzens  zu  erklären  ist.  Weniger  typisch  als  der  Beginn  des 
Anfalles  verläuft  das  Ende  desselben;  in  den  meisten  Curven  fand  sich 
eine  inehr  oder  weniger  lange  Reihe  unregelmässiger,  teilweise  sehr  lang- 
samer Pulse  als  Uebergangsstadium  eingeschaltet,  und  diese  Arhythmie 
wird  man  wohl  als  Ausdruck  einer  vorübergehend  stark  gesunkenen 
Reaktionsfähigkeit  des  Herzens  aufzufassen  haben.  — 

2)  G.  erwähnt,  wie  durch  zahlreiche  Autoren  nachgewiesen  ist,  dass 
bei  der  Entstehung  von  Unregelmässigkeiten  des  Herzschlages  dem  Auf- 
treten von  Extrasystolen  eine  grosse  Rolle  zukommt,  und  zwar  kamt  man 
eine  ventrikuläre  und  eine  aurikuläre  Form  dieser  Extrasystolen  mit  Sicher- 
heit unterscheiden.  Die  aurikuläre  Form  ist  gewöhnlich  daran  zu  er- 
kennen, dass  der  Arterienwelle  am  Venenpuls  eine  durch  die  Vorhofs- 
contraktion  bewirkte  präsystolische  Welle  vorangeht.  Zum  Unterschied 
hiervon  geht  bei  den  ventrikulären  Extrasystolen  der  Kammerzuckung  keine 
Vorhofscontraktion  und  also  auch  keine  präsystolische  Venenwelle  voran; 
dafür  sieht  man  an  den  Venen  häufig  ein  rasches  Anschwellen,  das  dadurch 
bedingt  ist,  dass  die  normale  Vorhofszuckung  mit  der  verfrühten  Kammer- 
zuckung zusammenfällt.  Die  ventrikulären  Extrasystolen  sind  ferner  ge- 
wöhnlich gekennzeichnet  durch  eine  volle  compcnsatorische  Pause,  die 
aber  bei  langsamer  Schlagfolge  des  Herzens  fehlen  kann.  Indem  wir 
wegen  der  detailürten  Auseinandersetzungen  des  Verf.’s  auf  das  Original 
verweisen,  erwähnen  wir  nur  noch,  dass  sich  für  die  Erklärung  der 
paroxysmalen  Tachykardie  G.  im  Wesentlichen  der  HotTmann’schen-  Lehre 
vom  gesteigerten  Contraktionsvermögen  des  Herzens  zuneigt.  L.  Perl. 


F.  Steinhaus,  Ein  seltener  Fall  von  Pfortaderthrombose  mit  hämorrhagi- 
scher Infarzirung  und  Nekrotisirung  der  Leber,  zugleich  ein  Beitrag  zu 
den  Veränderungen  der  Leber  nach  Pfortaderthrombose.  Deutsches  Arch. 
f klin  Med.  Bd.  80  (3  u.  4),  S.  364. 

Auf  Grund  der  Beobachtung  des  in  der  Ueberschrift  genannten  seltenen 
Falles,  der  durch  einen  Hufschlag  gegen  die  rechte  Bauchseite  eines 
28  Jahre  alten  Mannes  verursacht  worden  war.  legte  sich  St.  die  Frage 
nach  den  Leberveränderungen  im  Gefolge  von  Pfortaderthrombose  vor,  die 
er  dem  heutigen  Stande  der  Wissenschaft  entsprechend  in  folgenden  Sätzen 
präcisirt: 

I.  Eine  grosse  Zahl  von  Pfortaderthrombosen  erzeugt  keine  Verände- 
rungen in  der  Leber,  weil  die  Cirkulation  des  Blutes  ungestört  vor  sich 
gehen  kann,  sodass  das  Lebergewebe  in  seiner  Funktion  keinerlei  Beein- 
trächtigungen erleidet. 


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442 


Huntkk. 


No.  26. 


a)  Diese  Thrombosen  können  abhängig  sein  von  einer  Erkrankung  der 
[‘fortaderwand  im  Sinne  der  Ansehauung  von  Borkmann. 

b)  Sie  können  aber  auch  eintreten,  ohne  dass  eine  anatomisch  nach- 
weisbare Erkrankung  der  Pfortader  vorliegt. 

II.  Bildet  sich  nach  einer  autochthonen  oder  embolischen  Thrombo- 
sirung  der  Pfortader  eine  Cirkulationsstörung  im  venösen  Körperkreisläufe, 
spcciell  im  venöseu  Kreisläufe  der  Leber  aus  unter  gleichzeitiger  Ab- 
schwächung der  arteriellen  Blutzufuhr,  so  kommen  die  sog.  „atrophischen 
roten  Infarkte“  (Zahn)  zu  Staude. 

III.  Erstreckt  sich  die  Thrombose  bis  in  die  interlobulären  Aestc  der 
Pfortader,  so  kommt  es  zu  Nekrose  und  Hämorrhagie  in  der  Leber  infolge 
totaler  Verlegung  der  arteriellen  Blutzufuhr.  Dabei  können  die  Aeste  der 
Art.  hepatica  unverändert  sein  oder  aber  bedeutsame  pathologische  Ab- 
weichungen aufweisen. 

Was  den  eigentlichen  Krankheitsfall  betrifft,  so  gelten  über  ihn 
folgende  Sätze: 

1.  Der  Fall  ist  als  eine  autochthone  und  traumatische  Pfortader- 
thrombose mit  consekutiven  Veränderungen  in  der  Leber  aufzufassen,  die 
sich  in  Form  von  selten  ausgedehnten  Nekrosen  und  echten  hämorrhagi- 
schen Infarkten  darstellen. 

2.  Diese  Leberveränderungen  sind  als  die  Folge  der  totalen  binde- 
gewebigen Obturation  der  interlobulären  Pfortaderäste  zu  betrachten. 

3.  Die  Pfortader  ist  von  einer  wahrscheinlich  primären,  fleckweise 
auftretenden  Endophlebitis  befallen.  Diese  hat  vor  der  Einwirkung  des 
Traumas  bereits  weitgehende  Veränderungen  an  den  kleineren  und  kleinsten 
Pfortaderästeu  hervorgerufen  und  Nekrosen  im  Lebergewebe  dadurch  be- 
wirkt, da  ausgedehnte  cirrhotische  Processe  und  eine  über  das  gewöhnlich 
beobachtete  Maass  hinausgehende  Wucherung  von  Gallengängen  auf  ein 
höheres  Alter  des  ganzen  Processes  hinzuweiseu  scheinen. 

4.  Das  Trauma  (Hufschlag  gegen  das  Epigastrium  und  die  Regio 
hypochondriaca  dextra)  hat  eine  akute  Fettgewebsnekrose  im  Pankreas, 
eine  frische  Thrombose  der  r.  V.  suprarenalis  mit  Hämorrhagie  und  Ne- 
krose der  Nebenuiere,  sowie  eine  frische  Thrombose  der  grösseren  Pfort- 
aderäste  erzeugt. 

5.  Der  Fall  liefert  einen  neuen  Beweis  von  der  ätiologischen  Be- 

deutung des  Traumas  für  die  akute  Fettgewebsnekrose  des  Pankreas  sowohl 
wie  auch  für  die  Thrombose  der  Pfortader.  Carl  Roscntbal. 


W.  Hunter,  The  occurrencc  of  primary  tuberculous  infection  of  the  in- 
testinal tract  in  children.  Brit.  med.  journ.  1904,  S.  1126. 

Yerf.  hat  im  Jahre  1902/03  in  Hongkong  6142  Leichen  von  Chinesen 
obducirt;  35  pCt.  derselben  waren  Kinder  unter  6 Jahren.  Tuberkulose 
war  ein  sehr  häufiger  Befund;  aber  nur  in  5 Fällen  begegnete  Verf.  einer 
primären  Tuberkulose  des  Darms.  Alle  diese  5 Fälle  betrafen  Kinder 
unter  5 Jahren.  Ebenso  fand  Verf.  nur  5 Fälle  von  primärer  Mesenterial- 
drüsentuberkuiose.  Beide  Formen  sind  also  sehr  selten. 

Stadthagen. 


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No.  26. 


PrAOiim-KB.  — Richtkk.  — Nonhb. 


443 


M.  Pfaundler,  Zur  Frage  der  Säurevergiftung  beim  chronisch  magendarm- 
kranken Säugling.  Jahrb.  f.  Kindetheilk.  Bd.  00,  S.  719. 

Die  erhöhte  normale  NH3-Ausscheidung  des  Säuglings  ist  Folge  des 
hohen  Fettgehalts  der  Nahrung.  Diese  Fütterungs-Acidose  kommt  bei  ge- 
sunden sowie  kranken  Säuglingen  zu  stände;  der  Zustand  des  Kindes  hat 
darauf  so  gut  wie  gar  keinen  Finfluss.  Freilich  ist  der  hohe  Fettgehalt 
der  Säuglingsnahrung  nicht  die  einzige  Ursache  für  den  relativ  hohen 
Wert  des  Harnammoniaks  im  ersten  Kindesalter.  Zum  Teil  ist  die  hohe 
NHj-Ausscheidung  auch  in  einer  Eigentümlichkeit  des  kindlichen  Orga- 
nismus begründet;  denn  bei  fettarmer  Nahrung  sinkt  der  Ammoniak- 
Coefficient  des  Haros  wohl,  aber  nicht  auf  die  Höhe  wie  beim  Erwachsenen. 
— Bei  chronisch  magendarmkranken  Kindern  kommt  es  vor,  dass  der 
Ammoniak-Coefficient  (Verhältnis  des  NH3-Stickstoffs  zum  Gesammtstick- 
stoff)  excessiv  ansteigt.  In  solchen  Fällen  fand  Verf.  die  oxydative 
Leistungsfähigkeit  des  auch  anatomisch  in  Mitleidenschaft  gezogenen  Leber- 
gewebes sehr  beträchtlich  herabgesetzt.  Die  Ursache  für  die  hohe  renale 
NH3-Ausscheidnng  dieser  Fälle  ist  — wie  Verf.  vermutet  — in  der  ge- 
hemmten Verarbeitung  des  Ammoniaks  zu  Harnstoff  zu  suchen. 

Stadthagen. 


I*.  F.  Richter,  Experimentelles  über  die  Nierenwassersucht.  Berl.  klin. 

Wochenschr.  1905,  No.  14. 

Verf.  wendet  sich  mit  seinen  Versuchen  gegen  die  herrschende  Theorie, 
dass  die  hydropischen  Erscheinungen  bei  Nephritikern  wesentlich  abhängig 
seien  von  der  Zufuhr  von  Chloriden.  Er  erzielte  bei  Kaninchen  nach  In- 
jektion geringer  Mengen  von  Urannitrat  (0,0075 — 0,015  g)  innerhalb 
weniger  Tage  gleichzeitig  mit  einer  schweren  akuten  Nephritis  ausgedehnte 
Ergüsse  in  die  Körperhöhlen,  häufig  auch  Hautödeme.  .Jedoch  vermochte 
das  Uran  dieses  Bild  (des  akuten  Morbus  Brightii  nur  bei  wasserreicher 
Fütterung  hervorzurufen;  ob  viel  oder  gar  keine  Salze  gleichzeitig  zuge- 
führt wurden,  hatte  keinen  Einfluss  auf  das  Zustandekommen  der  Hydropsien. 
Kochsalzretention  findet  bei  allen  Nephritikern  statt,  ob  Hydropsien  vor- 
handen sind  oder  nicht.  Ein  causaler  Zusammenhang  zwischen  Salz- 
retention und  Stärke  der  Wassersucht  ist  nicht  nachzuweisen.  Für  die 
Verhütung  und  Behandlung  von  Hydrops  bei  akuter  Nephritis  ist  also  der 
Regelung  der  Flüssigkeitszufuhr  besondere  Aufmerksamkeit  zu  schenken. 
Reichliche  Flüssigkeitsaufnahme  in  irgend  welcher  Form  entfernt  nicht  die 
Zerfallsprodukte  in  grösserer  Menge  aus  dem  Körper,  vermag  nicht  den 
Nierenverschluss  zu  sprengen,  sondern  das  Wasser  staut  sich  im  Körper 
an.  Dies  ist  auch  für  die  so  beliebte  reine  Milchdiät  und  die  Darreichung 
von  Mineralwässern  zu  beachten.  Alkan. 


Nonne,  Ueber  akute  Querlähmungen  bei  maligner  Neubildung  der  Wirbel- 
säule. Ein  Fall  von  akuter  transversaler  Degeneration  des  Dorsalmarks 
bei  allgemeiner  Carcinose.  Beil.  klin.  Wochenschr.  1903,  No.  32. 

In  4 Fällen  konnte  N.  beobachten,  wie  eine  mehr  oder  weniger  akute 
Aufhebung  der  Leitung  im  Rückenmark  durch  eine  Umklammerung  des 
Rückeumarkes  seitens  der  sarkoraatöseu  oder  carcinomatöseu  Dura  auftrat. 


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444 


Wimm.  — Rumpf. 


No.  26. 


In  einzelnen  dieser  Fälle  war  die  Wirbelsäule  intakt  und  es  fehlten  alle 
Anzeichen  einer  bösartigen  Neubildung  resp.  für  die  Actiologie  der  akuten 
Querscbnittscrkrankung.  In  einem  5.  Falle  lag  eine  akute  Querschnitts- 
erkrankung im  unteren  Dorsalmark  bei  einem  Manne  vor,  der  bereits  un- 
gefähr ein  Jahr  vorher  an  einer  chronisch  verlaufenden  Tabes  erkrankt 
war.  Er  war  dann  von  einem  Prostatacardnom  befallen,  das  bald  das 
ganze  Knochensystem  metastatisch  ergriff  Für  die  akute  Querschnitts- 
erkrankutig  des  Rückenmarks  konnte  hier  nur  die  allgemeine  (toxische) 
Carcinomatose  verantwortlich  gemacht  werden,  wie  ja  derartige  Herd-  und 
Systemerkrankungen  in  letzter  Zeit  mehrfach  bei  Sarkomatose  und  Carci- 
nomatose beobachtet  sind.  Das  bereits  chronisch  erkrankt  gewesene 
Rückenmark  (Tabes)  bot  einen  Locus  minoris  resistentiae  für  die  Lokali- 
sation des  im  Blute  kreisenden  Giftes.  Es  lag  mikroskopisch  nicht  eine 
echte  Myelitis  oder  wirklich  entzündliche  Erkrankung  des  Rückenmarks 
vor,  sondern  eine  einfache  Degeneration.  — Bei  dunklen  Fällen  der  Myelitis 
acuta  kann  oft  nur  der  weitere  Verlauf,  die  genaue  Körperuntersucliung 
oder  endlich  der  Sektionsbefund  die  ätiologische  Quelle  in  einer  Carcinoma- 
tose  oder  Sarkomatose  erweisen.  S.  Kalischer. 

Wilms,  Hyperalgetische  Zonen  bei  Kopfschüssen.  Mitteil.  a.  d.  Grenzgeb. 
d.  Med.  u.  Chir.  11.  Bd.  (6). 

Der  Verf.  beschreibt  4 Fälle  von  Kopfschüssen,  die  gemeinsam  batten 
eine  enorme  Schmerzhaftigkeit  in  einer  bestimmten  Zone  am  Hals  uud 
Hinterkopf.  Es  handelte  sich  um  eine  reine  Hvperalgesie,  centrale  Schmerz- 
erregung, die  bei  leichter  Berührung  und  Druck  zunahm.  Die  Schmerzen 
treten  meist  symmetrisch  und  auf  beiden  Seiten  gleich  stark  auf.  Die 
obere  Grenze  der  Zone  entsprach  jedesmal  der  Grenze  der  Sensibilitäts- 
zone des  Trigeminus,  doch  glich  die  Ausbreitung  der  schmerzhaften  Zone 
nicht  den  Versorgungsgebieten  peripherer  Nerven.  In  8 — 10  Tagen  waren 
die  Schmerzen  völlig  geschwunden,  sonstige  Störungen  von  Seiten  des 
Gehirns  waren  gering.  Die  Zouen  entsprechen  den  Segmentläsionen  und 
Schmerzzoneu  bei  Rückenmarkserkrankungen.  Die  Tastempfindung  blieb 
unversehrt.  Als  Ursache  muss  für  diese  Fälle  eine  Sympathicusverletzuog 
angenommen  werden  und  zwar  des  Fasernetzes  um  die  grossen  Gefässe  im 
Sinus  cavernosus.  Diese  Fasern,  die  gereizt  waren,  gehen  durch  das 
Ganglion  cervicale  superius  nach  dem  oberen  Cervicalsegment  des  Rücken- 
marks, von  dem  aus  durch  Reizung  der  sensiblen  Centren  und  Nerven  jene 
dem  Trigeminus  angrenzenden  Hautteile  reflektorisch  erregt  werden  resp. 
hyperalgetisch  erscheinen.  In  einem  zur  Sektion  gekommenen  Falle  dieser 
4 Beobachtungen  lag  die  Kugel  in  der  Tat  in  der  Gegend  des  Sinus 
cavernosus  im  Keilbeinkörper.  Auf  diese  Weise  erklären  sich  die  scheinbar 
peripheren  Schmerzen  bei  intracraniellen  Verletzungen.  S.  Kalischer. 

Th.  Rumpf,  Weitere  Untersuchungen  über  Polyneuritis  uud  die  chemischen 
Veränderungen  gelähmter  und  degencrirter  Muskeln.  Deutsches  Arch. 
f.  klin.  Med.  79.  Bd.,  1.  u.  2.  II. 

ln  Verfolg  früherer  Untersuchungen,  bei  denen  nur  erkrankte  Muskeln 
des  gelähmt  gewesenen  Individuums  zur  Verfügung  standen  und  auf  die 


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No.  26.  VkrAOUTH.  — ScHAUOIKN  U.HoFFMANN.  — BuBCHKK  U.  FlSCHKK  ett\  445 

vergleichende  Heranziehung  gesunden  Muskelgewebes  verzichtet  werden 
musste,  hat  R.  nunmehr  einen  Fall  untersucht,  der  an  Polyneuritis  litt, 
aber  nur  an  den  Beinen  gelähmt  war,  während  die  oberen  Extremitäten 
verschont  blieben.  Die  Ergebnisse  dieser  Untersuchung  stimmen  mit  dem 
früheren  Befund  überein:  der  Fettgehalt  der  degenerirten  Muskeln  ist  er- 
höht. Der  Wassergehalt,  auf  1000  Teile  fetthaltige  Substanz  verrechnet, 
zeigt  eine  wesentliche  Herabsetzung,  ebenso  der  N-Gehalt,  der  CINa-Gehalt 
ist  erhöht  und  zwar  auf  mehr  als  das  Doppelte.  Nach  Verrechnung  der 
Na  mit  dem  CI  bleibt  in  der  degenerirten  Muskulatur  eine  höhere  Menge 
überschüssigen  Na  zu  anderweitiger  Bindung  frei  als  in  der  normalen.  Das 
h'a  erscheint  vermindert.  M.  Brasch. 

0.  Yeraguth,  Ueber  Mikropsie  und  Makropsie.  Deutsche  Zeitschr.  f. 
Nervenheilk.  24.  Bd.,  6.  u.  6.  H. 

V.  teilt  vier  Krankengeschichten  mit  (Epilepsie,  Augenmuskellähmung, 
Hysterie,  Erschöpfuugsneurose),  in  denen  Mikropsie  und  Makropsie  eine 
Holle  spielteu.  Er  ist  der  Ansicht,  dass  dieses  Symptom  bei  Neurosen, 
Psychosen,  Epilepsie,  Tic  convulsif  und  auch  — vielleicht  — bei  organi- 
schen Erkrankungen  der  Augenmuskelkerne  Vorkommen  kann,  ohne  dass 
es  einen  besonderen  pathognomonischen  Wert  für  eine  dieser  Erkrankungs- 
formen  besitzt.  Das  Phänomen  tritt  hierbei  isolirt  auf  oder  combinirt  mit 
Gesichtsfeldseinschränkungen,  Dyschromatropsie,  vorübergehender  Amblyopie 
und  Augenmuskelparesen.  Ueber  das  Wesen  der  Mikropsie  und  Makropsie, 
d.  h.  über  den  Ort  im  Verlauf  der  Sehbahn  resp.  im  Sehorgan,  an  welchen 
diese  Störung  zu  verlegen  sei,  herrscht  noch  Unklarheit,  doch  scheint  der 
Verf.  sich  der  Ansicht  derjenigen  Autoren  zuzuneigen,  welche  in  diesem 
Symptom  eine  Innervationsstörung  des  Augenmuskelsinns  erblicken. 

M.  Brasch. 

1)  F.  Sehautlinn  und  E.  Hoffinann,  Ueber  Spirochaete  pallida  bei  Syphilis 
und  die  Unterschiede  dieser  Form  gegenüber  anderen  Arten  dieser 
Gattung.  (Aus  dem  Protozoenlaboratorium  d.  Kaiserl.  Gesundheitsamtes 
u.  aus  der  König!.  Universitätsklinik  f.  Haut-  u.  Geschlechtskrankh.  zu 
Berlin)  (Demonstration  in  d.  Berl.  med.  Gesellsch.  am  17.  Mai  1905.) 
Berl.  klin.  W'ochenschr.  1905,  No.  22. 

2)  A.  Ruschke  und  W.  Fischer,  Ueber  das  Vorkommen  von  Spirocliaeten 
in  inneren  Organen  eines  syphilitischen  Kindes.  (Aus  d.  syphilido).  Ab- 
teilung d.  städt.  Krankenhauses  am  Urban  zu  Berlin.)  Deutsche  med. 
Wochenscbr.  1905,  No.  20. 

■7)  EI.  MetschnikofT  et  Km.  Roux,  Recherches  raicrobiologiques  sur  la 
syphilis.  Bullet,  de  l’acad.  de  med.  1905,  No.  20. 

1)  Sch.  und  H.  konnten  in  7 (zum  Teil  geschlossenen)  syphilitischen 
Priroäraffekten,  1 Anal-  und  8 Genitalpapeln,  ferner  in  exstirpirten  frisch 
erkrankten  Leistendrüsen  (2  Fälle)  und  in  dem  durch  Punktion  gewonnenen 
Saft  solcher  Drüsen  (10  Fälle),  endlich  im  Milzblut  einer  in  der  Eruptions- 
periode der  Syphilis  befindlichen  Person,  sowohl  lebend  als  durch  Färbung 
io  fixirten  Ausstrichpräparaten  eine  äusserst  zarte,  blasse,  lebhaft  beweg- 


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446 


Fübbtrmhkim. 


No.  2G. 


liehe  echte  Spirochaete  nachweisen,  die  ihnen  von  anderen  specifisch  ver- 
schieden zu  sein  scheint  und  die  sie  Spirochaete  pallida  nennen.  Von  den 
bisher  bekannten  Arten  der  Gattung  Spirochaete,  besonders  von  der  bei 
Papillomen  und  Balanitis  beobachteten  gröberen  Form,  welche  die  Verff, 
als  Sp.  refringens  bezeichnen,  unterscheidet  sich  die  Sp.  pallida  durch  ihre 
Kleinheit  und  Zartheit,  ihr  weit  geringeres  Lichtbrechnngsvermögen,  vor 
allem  aber  durch  die  Art  ihrer  korkzieherförmigen,  zahlreichen,  regelmässigen, 
engen  und  tief  gebuchteten  Windungen.  Dazu  kommt  ihre  geringe  Färb- 
barkeit, die  noch  am  besten  mit  der  Giemsa'schen  Mischung  gelingt.  Bei 
Balanitis,  in  einem  durch  weichen  Schanker  bedingten  Bubo,  in  carcinoma- 
tösem,  sarkomatösem  und  lupösem  Gewebe  wurde  die  Sp.  pallida  niemals 
angetroffen.  Bin  abschliessendes  Urteil  über  die  ätiologische  Bedeutung 
ihres  Befundes  wollen  die  Verff.  vorläufig  nicht  abgeben.  — ln  einem 
Nach  trage  (1.  c.  No.  23)  teilt  H.  mit,  dass  er  neuerdings  dieselben  Or- 
ganismen bei  einem  10  Stunden  nach  der  Geburt  an  congenitaler  Syphilis 
verstorbenen  Kinde,  besonders  reichlich  in  der  auch  histologisch  in  typi- 
scher Weise  erkrankten  Leber  und  in  der  Pemphigusblasenflüssigkeit,  in 
geringerer  Menge  in  der  Milz  und  den  geschwollenen  Inguinaldrüsen  nach- 
zuweisen vermochte.  Auch  konnte  er,  wie  Metschnikoef  und  Wechsel- 
MAKN,  ihr  Vorhandensein  in  völlig  geschlossenen  sekundären  Hautpapeln 
constatiren. 

2)  B.  uud  F.  fanden  in  der  Leiche  eines  10  Wochen  alten  hereditär- 
syphilitschen  Kindes  in  Ausstrichpräparaten  von  Leber  und  Milz  ausser- 
ordentlich zahlreiche  Spirochaeten,  die  von  SchaüDJNN  und  HoffmavH 
mit  den  von  ihnen  beschriebenen  identificirt  werden.  Nicht  nachweisen 
Hessen  sic  sich  im  Lymphdrüsensaft,  im  Gewebesaft  excidirter  Papeln  und, 
bei  Lebzeiten  des  Kindes,  im  Blut. 

3)  M.  und  R.  haben,  durch  die  Mitteilungen  von  SCHAtTDlNN  und 

Hoffmakn  veranlasst,  die  Spirochaete  pallida  bei  syphilitisch  inficirteu 
Affen  gesucht  und  in  4 von  6 Fällen  gefunden,  nämlich  in  dem  Schanker 
am  Penis  bei  einem  Schimpansen  und  in  den  Primäraffekten  an  den  Augen- 
brauen bei  einem  Cynocephalus  sphinx  und  zwei  Makaken.  Von  den  beiden 
Fällen  mit  negativem  Untersuchungsergebnis  betraf  der  eine  den  in  voller 
Heilung  begriffenen  Primäraffekt  eines  Chimpansen,  der  andere  den  eines 
Makak.  Bei  der  ausserordentlich  verschiedenen  Zahl  und  der  sehr  un- 
gleichen Verteilung  der  Spirochaeten  in  den  Syphilisprodukten  halten  die 
Verff.  solche  gelegentlichen  Misserfolge  für  durchaus  erklärlich.  Auch  in 
sekundär  syphilitischen  Papeln  des  Menschen  konnten  sie  die  Sp.  pallida 
in  4 von  0 Fällen  nachweisen;  namentlich  wurde  sie  in  ganz  jungen 
Papeln  gefunden.  H.  Müller. 


Förstenlieim,  Frühdiagnose  und  chirurgische  Behandlung  des  Prostata 
carcinoms  mit  besonderer  Berücksichtigung  der  Bottini'schen  Operation 
als  Palliativverfahren.  Inaug.-Dissert.  Leipzig  1904. 

Die  Frühdiagnose  des  Carcinoms  der  Prostata  ist  deshalb  von  Be- 
deutung. weil  in  frühzeitig  erkannten  und  noch  nicht  mit  Metastasen  com- 
plicirteu  Fällen  die  Möglichkeit  der  Heilung  durch  Totalexstirpation  gegebeu 


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No.  26. 


ScilKIN. 


447 


ist.  Verf.  hat  in  der  Litteratur  einige  Fälle  gefunden,  wo  sich  ein  ex- 
cidirter  Tumor  der  Prostata  als  carcinomatös  erwies  und  wo  die  Kranken 
doch  wenigstens  neun  bis  vierzehn  Monate  nach  der  Operation  recidivfrei 
blieben.  Je  früher  eine  Vergrösserung  der  Prostata  als  maligner  Tumor 
erkannt  und  behandelt  wird,  um  so  mehr  ist  Aussicht  vorhanden,  dass 
einmal  eine  endgültige  Heilung  auf  diesem  Wege  gelingt.  Und  so  sind 
die  Bemühungen  des  Verf.’s,  die  klinischen  Erscheinungen  des  Prostata- 
careinoms  von  denen  der  einfachen  Prostatahypertrophie  zu  differenziren, 
um  so  mehr  berechtigt,  als  das  Carcinom  dieses  Organs  durchaus  keine 
Seltenheit  ist.  Andererseits  sind  die  Schwierigkeiten  der  Differential- 
diagnose auch  unter  Berücksichtigung  der  vom  Verf.  angegebenen  Merk- 
male so  gross,  dass  man  wohl  nur  selten  das  Prostatacarcinom  frühzeitig 
und  mit  Sicherheit  durch  klinische  Beobachtung  erkennen  wird,  sich  viel- 
mehr meist  mit  dem  Verdachte  begnügen  und  die  sichere  Diagnose  von 
der  Untersuchung  des  exstirpirten  Präparates  erwarten  muss.  Der  wichtigste 
klinische  Unterschied  zwischen  Hypertrophie  und  Carcinom  der  Prostata 
ist  durch  das  schnellere  Wachstum  des  malignen  Tumors  gegeben.  Je 
kürzere  Zeit  die  Beschwerden  zurückliegen,  je  rascher  sich  die  Harn- 
reteution  entwickelt  bat,  um  so  eher  ist  an  eine  bösarstige  Geschwulst 
der  Prostata  zu  denken.  Daneben  sind  die  stärkere  Druckempfindlichkeit 
des  Carcinoms,  seine  unregelmässige  Oberfläche,  ferner  ausstrahlende 
Schmerzen  ins  Kreuzbein,  Beckenknochen  und  Oberschenkel  und  in  älteren 
Fällen  Drüsenmetastasen  sowie  die  feste  Verwachsung  des  Prostatatumors 
mit  dem  Nachbargewebe  diagnostisch  zu  beachten.  Da,  wo  es  zur  Total- 
exstirpation zu  spät  ist,  kann  nach  den  vom  Verf.  mitgeteilten  Kranken- 
geschichten die  Bottini’sche  Operation  zeitweilige  Linderung  bringen,  erst 
in  zweiter  Reihe  kommt  die  suprapubische  Incision  und  Drainage  in  Betracht. 

B.  Marcuse. 


M.  Schein,  Spina  bifida  occulta  und  Hypertrichosis  sacralis.  Budapest.'! 

Orvosi  Ujsag.  190,  No.  7. 

Verf.  konnte  bei  einem  22jährigen  Patienten  dem  Kreuzbein  ent- 
sprechend eine  Hypertrichosis  beobachten,  die  Haare  sind  dünn,  schwarz 
und  laufen  in  der  Mitte  des  Kreuzbeins  gerade,  an  den  Seitenteilen  con- 
vergirend  nach  unten,  um  in  der  Höhe  des  III.  Kreuzwirbels  in  einen 
Haarknollen  sich  zu  vereinigen,  der,  wenn  er  nicht  abgeschnitten  ist,  bis 
zur  .Mitte  des  Schenkels  hinunterreicht.  In  der  Höhe  des  I.  Kreuzwirbels 
ist  eine  haarlose  ovale  Stelle,  in  deren  Mitte  eine  ovale,  atrophische  Narbe 
liegt.  Der  Processus  spinosus  des  I.  Kreuzwirbels  fehlt,  an  dessen  Stelle 
ist  in  einer  Vertiefung  fibröses  Gewebe  zu  fühlen.  Vor  10  Jahren  hatte 
der  Patient  an  der  Kreuzgegend  eine  schmerzhafte  Wunde,  die  auf  ärzt- 
liche Behandlung  in  2 Wochen  zulieilte.  Verf.  nimmt  an,  dass  eine  spontan 
geheilte  Meningocele  vorhanden  war,  welche  die  Haut  in  Form  eines  ovalen 
Tumors  so  stark  hervorwölbte,  dass  durch  den  Druck  einesteils  die  Haar- 
papillen dort  ganz  atrophirten,  anderenteils  in  der  Mitte  des  ovalen  Tumors 
an  der  Stelle  der  Narbe  die  Haut  sich  verdünnte,  wodurch  sich  die  Meningo- 
cele öffnete  und  ihres  Inhaltes  sich  entledigte.  So  entstand  die  Spina 
bifida  occulta.  Als  der  Hauttumor  sich  stets  verminderte  und  die  Haut 


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448 


(tacrk.  — Hai.bebstakdtrr. 


No.  26. 


sich  immer  stärker  der  Basis  anschmiegte,  blieb  auch  das  Flächenwacbstum 
der  Haut  steheu  und  sie  wurde  daher  um  so  besser  genährt.  Die  Ueber- 
ernährung  wurde  aber  nicht  zum  Weiterwachstum  der  Haut  verwendet, 
sondern  zur  Haarentwickelung.  Hierdurch  sieht  Verf.  seinen  schon  früher 
behaupteten  Standpunkt  bekräftigt,  dass  das  Flächenwachstum  der  Haut 
und  die  Haarbildung  in  umgekehrtem  Verhältnis  steht.  J.  Honig. 


8.  Gnche,  La  grossesse  et  l’accouchement  chez  les  primipares  de  13,  14, 
15  et  16  ans.  Annales  de  gynecol.  et  d'obstetrique  1904,  D6c. 

Beobachtungen,  die  G.  in  Buenos-Ayres  an  jugendlichen  Erstgebären- 
den anstellte,  ergaben:  Frauen  von  13,  14,  15  und  IC  Jahren  sind  Aborten 
und  Schwangerschaftscomplikationen  nicht  in  höherem  Maasse  ausgesetzt 
als  andere.  — Unter  91  Frauen,  die  G.  untersuchte,  fand  sich  nur  eine 
mit  einem  infolge  eines  Entwickelungsfehlers  verengtem  Becken  und  3 
andere  mit  leicht  verengtem  Becken,  bei  denen  mit  gutem  Ausgang  die 
Zange  angelegt  wurde.  — Die  Entbindungen  dieser  Minderjährigen  ver- 
liefen normal,  und  es  wurde  nur  beobachtet,  dass  die  Geburtsdauer  bei 
ihnen  über  die  mittlere  Dauer  verlängert  war.  — Unter  91  Erstgebärenden 
handelte  es  sich  85mal  um  Schädellagen,  5mal  um  ßeckeuendlagen;  drei- 
mal war  ein  Abort  eingetreten.  Indikation  zur  Anlegung  des  Forceps  bot 
sich  6 mal  dar,  3 mal  infolge  leichter  Beckenverengung  und  3 mal  wegen 
Störung  im  Befinden  des  Kindes.  — Scheidendummverletzungcn  waren 
selten  und  alle  sind  schnell  geheilt.  — Insertion  der  Placenta  im  unteren 
Uterinsegment  wurde  nicht  constatirt.  — Das  mittlere  Gewicht  der  Kinder 
war  3039  g.  — Das  Verhältnis  der  Geschlechter  war  nahezu  das  gleiche: 
44  Knaben  auf  45  Mädchen.  Br.  Wolff. 


Halherstuedter,  Die  Einwirkung  der  Röntgenstrahlen  auf  Ovarien.  Bert 
klin.  Wochenschr.  1905,  No.  3. 

H.  berichtet  über  die  Resultate  von  Experimenten,  die  er  angestellt 
hat,  um  die  Einwirkung  der  Röntgenstrahlen  auf  die  Eierstöcke  von 
Säugetieren  zu  studiren.  — Es  zeigte  sich,  dass  bei  Bestrahlung  des  einen 
Ovariums  bei  Kaninchen  das  bestrahlte  Ovarium  makroskopisch  und 
mikroskopisch  gegenüber  dem  nicht  besttahlten  Veränderungen  aufweist.  — 
Es  handelte  sich  bei  diesen  Veränderungen  hauptsächlich  um  einen  schon 
makroskopisch  wahrnehmbaren  Schwund  der  Follikel.  — Die  Ovarien 
haben  bedeutend  grössere  Empfindlichkeit  den  Röntgenstrahlen  gegenüber 
als  die  Haut.  — H.  folgert  aus  seinen  Untersuchungen,  dass  es  notwendig 
ist,  die  in  Röntgen laboratorien  beschäftigten  Wärterinnen  in  entsprechen- 
der Weise  zu  schützen  und  dass  wir  bei  therapeutischen  Bestrahlungen  der 
Abdominalhaut  bei  Frauen  daran  denken  müssen,  dass  event.  eine  Schi 
digung  der  Ovarien  dabei  eintreten  kann.  Br.  Wolff. 


Ri iu»r ml un ge n werden  an  die  Adrevie  de»  Herrn  CJeh.  Med. -Kat  Prof.  Dr.  M.  Bernhardt  (Berlin  W. 
Kranxusinthe  Strasse  21)  oder  an  die  Verlagshaudluiig  (Berlin  NW.,  Unter  den  l.inden  Alt)  etbwten 


Verla«:  »an  August  II  Irsrh«  «Id  in  Berlin.  — Druek  voa  L.  Reh«  ma«*  her  in  Berlin  N 3« 


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WBchentllell  *r*ehein«n 
] 2 Bogen ; am  Sohlu*»« 
d«  Jahntajxf*  Titel,  Na- 
tseu-  uu«l  Bach-Keg'****» 


Centralblatt 

4 

für  die 


Pr*le  de»  Jahr#*«*« 
28  Mark  ; Mi  belieben 
durch  alle  Buchhand- 
lungen u.  Postanstalten. 


1905.  »•  Juli.  No.  27. 


Inlilllt:  Takayaha,  Zur  Hümatoporphyrinprobe.  — Laho,  Verhallen 
der  Methylglykosido  im  Organismus.  — Sciimiht-.Niki.skn,  Verhallen  der  Enzyme 
im  Finseulieht,  — Banh,  Lieber  das  Lahfermenl  des  Blutserums.  — Sciiank, 
Behandlung  der  Ellbogenankylose.  — Bai.i.owitz,  L'eber  llypcrdaklylie.  — 
Kxnkk,  Radiunibehandlung  des  Careinoms.  — Bahr,  L'elier  Slaaroperalion.  — 
Iiki.pkk,  Ueber  metastatisehe  Aderhautkrebse.  — Schar.  Thiosinamin  bei  Mittel- 
ohrkatarrh. — Schar,  Medikamentöse  Anilinvergiftung.  — tiuKieii,  Mandel- 
erkrankungen und  fielenkrheumatismus.  — Daviushiin  und  Wksthkimkk, 
Tabes  mit  Kehlkopfaffcktion.  — Caiuns,  Yersin’s  Serum  bei  Best.  Kühn, 
Bekämpfung  der  Geschlechtskrankheiten.  — Marcüsk,  Tuberkulose  und  Wohnung. 

— Mutmmann,  Ueber  Isopral.  — Euhbm,  Ueber  die  Anfangsstadien  der  Tuber- 
kulose. — LuHRiscn,  Ueber  habituelle  Obstipation.  — Mkrcadr,  Der  kalte 
Abscess  der  Zunge.  - — Sonic.,  Verdickung  der  rhalangen  bei  Rachitis.  — 
Hki.rrb,  Entstehung  der  Blutplättchen.  — Karakasciikkp,  Die  bangerhans- 
schen  Inseln  bei  Diabetes.  — Fkrkabnini.  Ueber  Infantilismus.  — Huk. 
Blamkh,  Sthkkt,  Ueber  Myasthenia  gratis.  — Simi.i.kk  und  Camp,  Fülle  v ■ • 1 1 
multipler  Sklerose.  — Si-ii.lrr,  Fall  von  Fehlen  des  liesichtssinnes.  — Krkss, 
Ueber  die  elcktromagneliscbc  Therapie.  — Jbsionkk,  Zur  Vererbung  der  Syphilis. 

— Sachs,  Ueber  Herpes  zoster.  — Möu.nn,  Ooutkauc,  Beobachtungen  über 
Gonorrhoe.  — Walthkr,  Wasserstoffsuperoxyd  in  der  gynäkologischen  Praxis.  — 
Schui-tze,  Künstliche  Atmung  durch  Schwingen  tief  scheintot  geborener  Kinder. 

— V.vcTniN,  Vollständiges  Fehlen  der  Scheide  und  seine  chirurgische  Behandlung. 


M.  Takayama,  Beitrag  zur  Hämatoporphyrinprobe.  Vierteljahrsschr.  f. 
gerichtl.  Med.  Bd.  251.  Snppl. 

Die  zum  Nachweis  von  Blutspnren  von  KraTTER  empfohlene  Hämato- 
porphyrinprobe  wird  durch  Anwesenheit  von  Kohle,  die  bei  Ausführung 
der  Probe  entsteht,  und  von  gewissen  Farbstoffen,  wie  Indigo,  gestört. 
Verf.  beseitigt  die  Schwierigkeiten  folgendcrntaassen:  Kr  nimmt  zur  Ver- 
arbeitung eines  fünfpfennigstückgrossen  Materiales  nur  1 ccm  Schwefelsäure, 
für  ein  markstückgrosses  2 ccm,  für  ein  zweimarkstückgrosses  3 ccm.  — 
Man  lässt  5 — 7 Tage  stehen,  dann  erst  ist  die  Verkohlung  der  vor- 
handenen organischen  Substanzen  beendet  und  der  Blutfarbstoff  gelöst. 
Nun  verdünne  man  mit  zwei  Teilen  Wasser  und  — das  ist  das  Wesent- 
liche — erhitze  über  einer  Spiritusflammc  nur  10—12  Sekunden,  wenn 
man  ein  fünfpfennigstückgrosses,  12 — 16  Sekunden,  wenn  man  ein  mark- 
XLIII.  Jahrgang.  29 


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450 


Lang.  — Schmidt-Niki.skn.  — Bans. 


No.  27. 


strickgrosses  Material  benutzt  hat.  — Nach  Filtration  spektroskopirt  man, 
event.  nach  tropfenweiser  Verdünnung,  wenn  die  Farbconcentration  zu  stark 
ist  oder  durch  längere  Röhren,  wenn  sie  zu  gering  ist.  A.  Loewy. 


S.  Lang,  Ueber  das  Verhalten  der  stereoisomereu  Methylglykoside  im  ge- 
sunden und  diabetischen  incnschlichon  Organismus.  Zeitschr.  f.  klin. 
Med.  Bd.  55,  S.  242. 

L.  fand,  was  für  einige  andere  Substanzen  bereits  bekannt  ist,  dass 
der  sterische  Aufbau  der  Methylglykosido  von  Einfluss  auf  deren  Zerleg- 
barkeit im  Körper  ist.  Gesunde  Menschen  scheiden  das  «-Methylglykosid, 
wenn  es  zu  mehr  als  5 g pro  die  zugeführt  wird,  zum  grossen  Teile 
(ca.  60  pCt.)  wieder  aus,  verbrennen  jedoch  die  /J-Verbindung  vollständig. 
Diabetiker  scheiden  gleichfalls  die  « Verbindung  wieder  aus,  währeud  sie 
die  /(-Verbindung  spalten  und  den  entstandenen  Traubenzucker  ausscheiden. 

A.  Loewy. 


8.  Schmidt-Nielsen,  Die  Enzyme,  namentlich  das  Chymosin,  Cbymosinagen 
und  Antichymosin,  in  ihrem  Verhalten  zu  concentrirtem  elektrischen 
Licht.  Beitr.  z.  ehern.  Physiol.  u.  Pathol.  Bd.  5,  S.  355. 

Verf.  hat  in  dem  von  FlNSEN  construirten  Apparat  die  Wirkung  des 
conccntrirten  elektrischen  Lichtes  auf  Enzyme  untersucht.  Indem  bezüglich 
der  Einzelheiten  der  Versuchsauordnung  auf  das  Original  verwiesen  sei, 
sind  folgende  Punkte  hervorzuheben.  Proportional  der  Belichtungsdaner 
sinkt  die  Wirksamkeit  bestrahlten  Labenzyms,  und  zwar  stärker  in  ver- 
dünnten, als  in  concentrirten  Lösungen.  Die  wirksamen  Strahlen  sind  die 
ultravioletten,  eine  Nachwirkung  ist  unverkennbar,  dagegen  eine  Sensi- 
bilirung  für  andere  Spektralgebiete  durch  Fluorescenzerreger  kaum  nach- 
weisbar. Das  Proferment  des  Labs,  das  Chymosinagen,  zeigt  annähernd 
das  gleiche  Verhalten  zum  Licht,  auch  das  Antichymosin  des  Serums 
zeigt  eine  Schwächung.  Neu  borg. 


I.  Bang,  lieber  die  Labwirkung' des  Blutserums.  Beitr.  z.  ehern.  Pysiol. 
u.  Pathol.  Bd.  5,  S.  305. 

Fuld  und  Spiro  haben  das  im  Pferdeblut  vorhandene  Lab  für  ver- 
schieden vom  typischen  Chymosin  gehalten.  Verf.  zeigt  nun,  dass  das 
vom  Blutlab  erzeugte  Gerinnsel  aus  gewöhnlichem  Paracaseinkalk  besteht. 
Die  Fällungsgrenzen  von  Lab  und  labender  Blutsubstauz  siud  zwar  ver- 
schieden, indem  reines  Chymosin  durch  Ammonsulfat  von  34  pCt.  nicht 
gefällt  wird,  das  Blutlab  bei  dieser  Concentration  aber  in  den  Euglobulin- 
niederschlag eingeht.  Es  zeigt  sich,  dass  auch  typisches  Lab  bei  der  Aus- 
füllung von  reinem  Euglobulin  mit  niedergerissen  wird.  Verf.  hält  daher 
beide  labenden  Substanzen  wahrscheinlich  für  identisch.  Neuberg. 


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No.  27. 


ScHAHZ.  BaLLOWITZ.  KxNEH. 


451 


A.  Schanz,  Zur  Behandlung  der  knöchernen  Versteifung  des  Ellbogen- 
gelenks. Mönch,  med.  Wochenschr.  1904,  No.  50. 

S.  berichtet  über  eine  25jährige  Patientin  mit  Versteifung  des  rechten 
Ellbogengelenks  in  stumpfwinkliger  Stellung  nach  einem  akuten  Gelenk- 
rheumatismus, bei  welcher  er  das  knöchern  verwachsene  Humero- Ulnar- 
gelenk in  Gestalt  der  von  J.  Wolff  angegebenen  Artbrolysis  ausmeisseltc 
und  in  dasselbe  einen  gestielten  Lappen  von  Unterhautfettgewebe  legte. 
Es  wurde  dadurch  ein  gebrauchsfähiges  Gelenk  mit  fast  normaler  Excursions- 
breite  erzielt,  bei  einer  kurzen,  für  die  Patientin  völlig  schmerzlosen  Nach- 
behandlung. S.  hält  das  Fettgewebe  wegen  seiner  Verschieblichkeit  für  be- 
sonders geeignet  als  Interpositionsmaterial  bei  Bildung  von  Nearthrosen. 

<•  Joachimsthal. 


K.  Itallowitz,  Welchen  Aufschluss  geben  Bau  und  Anordnung  der  Weich- 
teile hyperdaktyler  Gliedmaassen  über  die  Aetiologic  und  die  morpho- 
logische Bedeutung  der  Hyperdaktylie  des  Menschen?  Virchow’s  Arch. 
Bd.  178,  H.  1. 

B.  hat  alle  bisher  veröffentlichten  Fälle  von  genaueren  Zergliede- 
rungen der  Weichteile  menschlicher  Hyperdaktylien,  soweit  ihm  die  Litte- 
ratur  zugänglich  war,  zusammengestellt.  Die  Befunde  sprechen  nach  seiner 
Auffassung  entschieden  dafür,  dass  die  Hpcrdaktylie  des  Menschen  eine 
durch  Spaltung  der  indifferenten  Anlage  entstandene  Missbildung  darstellt 
und  nicht  als  Atavismus  aufgefasst  werden  kann.  Joachimsthal. 


A.  Exner,  Ueber  die  bisherigen  Daucrresuitate  nach  Radiumbehandlung 
von  Carcinomen.  Deutsche  Zeitschr.  f.  Ghir.  75.  Bd.,  5. — 0.  H.,  S.  379. 

In  zwei  Fällen  von  Pflasterzellencarcinom  der  Wange  mit  Durchbruch 
und  Ulcerationen  nach  beiden  Seiten,  von  denen  der  eine  von  autoritativer 
Seite  wegen  seiner  Ausdehnung  als  inoperabel  erklärt  wurde,  gelang  es, 
eine  Dauerheilung  von  bisher  1 Jahr  durch  Radiumbestrahlung  zu  erzielen. 
Es  wurde  nach  dem  Vorschläge  Beck’s  vorher  der  grösste  Teil  des  Tumors 
mit  dem  scharfen  Löffel  ausgekratzt  und  danach  die  Bestrahlung  vorge- 
nommen. Die  Tumormassen  wurden  bei  der  Heilung  durch  eine  derbe, 
stark  vaskularisirte  Narbe  ersetzt.  — Ueber  die  Wirkungsart  der  Radiura- 
bestrablung  hat  E.  an  Hautmetastasen  eines  Mammacarcinoms  mikro- 
skopische Untersuchungen  angestellt,  aus  denen  hervorgeht,  dass  durch 
das  rasch  wachsende  Bindegewebe  der  Carcinomknoten  in  zahlreiche  kleine 
Zellgruppen  zersprengt  wird,  die  immer  weiter  durch  dazwischenwachsendes 
Bindegewebe  zerteilt  werden  und  schliesslich  zu  Grunde  gehen;  E.  vermutet, 
dass  auf  diese  Weise  eine  direkt  mechanische  Schädigung  der  Carcinom- 
zellen,  vielleicht  nach  Art  eines  Druckschwundes,  stattfindet  und  dass  eine 
Schädigung  der  Gefässe,  wie  sie  im  mikroskopischen  Präparat  zu  sehen 
ist,  eine  weitere  Ursache  für  die  Rückbildung  des  Carciuoms  ist. 

Peltesohn. 


29* 


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452 


Bahr.  — Orlpkk.  — Sogar. 


No.  27. 


C.  Balir,  Ueber  Staaroperation  und  Staarreifung.  Münch,  med.  Wochen- 
schrift 1905,  No.  7. 

Nach  B.  soll  man  sich  bei  der  Staaroperetion  von  vornherein  nicht 
unbedingt  binden  an  eine  bestimmte  Operationsmethode,  gleichgültig 
welcher  Art,  sondern  von  Kall  zu  Kall,  je  nach  der  Korm  des  Staares,  die 
Methode  bestimmen.  Wenn  es  irgend  tunlich  ist,  führe  mau  die  Operation 
ohne  Iridektomie  aus  wegen  ihrer  Ueberlegenheit  im  Endeffekt  des  Seh- 
vermögens und  ihres  kosmetischen  Vorteils.  Bei  unreifen  und  langsam 
reifenden  Staaren  und  bei  solchen,  über  deren  Struktur  kein  sicheres  Urteil 
zu  erlangen  ist,  ist  die  Maturatiou  mit  frühzeitiger  anschliessender  Ex- 
traktion am  Platze,  weil  wir  erst  durch  das  Maturationsverfahren  die  Ge 
wissheit  bekommen,  dass  wir  operiren  können  und  wie  wir  zu  operiren 
haben.  Horstmann. 


Th.  (Jelpke,  Zur  Casuistik  der  metastatischen  Aderhautkrebse.  Klin. 

Monatsbl.  f.  Augenheilk.  XL1IL,  1,  S.  492. 

Bei  einer  51jfibrigen  Krau  hatte  eine  Struma,  die  sich  in  den  zwanziger 
Jahren  entwickelt  hatte,  mit  dem  Beginn  des  Klimakteriums  zugenomuicn, 
im  Anschluss  hieran  entwickelte  sich  eine  Infiltration  des  linken  oberen 
l.ungeulappens  und  Vergrösserung  der  Cervikaldrüsen.  Das  linke  Auge 
war  zur  Zeit  der  Untersuchung  bereits  am  Glaukom  erblindet  und  wurde 
wegen  Schmerzen  enukleirt.  ö Wochen  später  trat  durch  allgemeine  Er- 
schöpfung der  Tod  ein.  Die  anatomische  Untersuchung  des  Augapfels 
zeigte  ein  Aderhautcarcinom,  das  zu  totaler  Netzhautablösung  geführt  hatte, 
ln  den  Lungen,  Leber,  Milz  und  Nieren  fanden  sich  Tumorknoten,  die 
Struma  war  krebsig  degenerirt.  In  diesem  Medullarcarcinom  der  Struma 
wird  der  primäre  Ausgang  gesucht,  der  zu  den  Metastasen  in  den  anderen 
Organen,  speciell  der  Aderhaut  des  Auges,  geführt  hatte.  Der  Kall  ist 
erst  der  zweite  in  der  Litteratur  verzeiclmete,  dass  die  Schilddrüse  den 
Ausgang  eines  metastatischen  Aderhautcarcinoms  bildete,  in  der  über- 
wiegenden Mehrzahl  war  der  primäre  Tumor  in  der  Mamma  gelegen. 

G.  Abelsdorff. 


Sugnr,  Ueber  Thiosinarain-Behandlung  des  chronischen  Mittelohrkatarrhs. 

Arch.  f.  Obrenheilk.  Bd.  62,  S.  241. 

S.  hat  bisher  das  obengenannte  Mittel  „in  10  ausgesucht  schweren 
Fällen“  angewandt.  Darunter  waren  8 Källe  von  chronischem  Mittelohr- 
katarrh und  2 Källe  von  „adhärentem  Trommelfell  nach  abgelaufeoer 
Mittelohrentzündung.“  Das  Mittel  wurde  entweder  in  wässeriger  Glycerin- 
lösung  (10  pCt.)  täglich  in  der  Dosis  vou  5 — 6 Tropfen  3 Wochen  lang 
durch  den  Katheter  in  die  Tube  eingespritzt  oder  in  lBproc.  alkoholischer 
Lösung  3 mal  wöchentlich  3 Teilstriche  der  Pravaz’schen  Spritze  subkutan 
injicirt.  Nach  S.  sind  seine  Erfolge  so  ermutigend,  dass  er  mindestens 
zur  weiteren  Anwendung  des  Thiosinamins  anregen  möchte. 

Sch  wabacb. 


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No.  27.  Sugar.  — Gi  BICH.  — Davidsohn  u.  Westhcimkr. — Oairns.  453 

Sugar,  Akute  Anilinvergiftung  nach  Anwendung  eines  Lokalanästheticum 
im  Ohr.  Arch.  f.  Ohrenheilk.  62.  Bd.,  S.  248. 

Akute  Anilinvergiftung:  Uebelkeit,  Kopfweh,  Erbrechen,  Schwindel, 
Polyurie,  Convulsionen  beobachtete  S.  bei  einem  9jährigen  Mädchen,  bei 
dem  er  unter  lokaler  Applikation  des  von  Gray  empfohlenen  Anästheti 
cums  (Cocain,  mur.  1,0,  01.  anilin.,  Spir.  vin.  rectif.  ana  5,0)  Granulationen 
mittels  des  scharfen  Löffels  aus  dem  Ohr  entfernt  batte.  Dass  es  sich 
um  Anilin-  und  nicht  um  Cocainvergiftung  gehandelt  batte,  schliesst  Verf. 
daraus,  dass  die  spektrale  Untersuchung  des  bei  der  Auskratzung  der 
Granulationen  gewonnenen  Blutes  in  seiner  wässerigen  Lösung  in  deut- 
licher Weise  das  Absorptionsband  des  Methämoglobins  zeigte.  Verf.  mahnt 
auf  Grund  seiner  Beobachtung  zur  Vorsicht  bei  der  Verwendung  nicht  nur 
dieses  Mittels,  sondern  auch  bei  der  des  Orthoforms  und  des  Anästhesins, 
da  beide  Anilinderivate  sind.  Schwabach. 


(iurieli,  Ueber  die  Beziehungen  zwischen  Mandelerkrankungen  und  dem 
akuten  Gelenkrheumatismus.  Münch,  med.  Wochenschr.  1904,  No.  47. 

Nach  Verf.’s  Beobachtungen  wird  der  akute  Gelenkrheumatismus  in 
der  überwiegenden  Mehrzahl  der  anginösen  Fälle  durch  eine  ganz  be- 
stimmte Form  der  Angina  erzeugt,  nämlich  durch  die  chronische  des- 
quammative  Entzündung  der  Mandelgruben,  die  Angina  fossularis.  Auf 
Grund  seiner  Erfahrungen  glaubt  Verf.,  dass  man  geeignete  Fälle  von 
akutem  Gelenkrheumatismus  durch  Behandlung  der  chronischen  fossulären 
Angina  heilen  kann  und  zwar  dauernd,  wodurch  vielen  Folgckratikheiten 
vorgebeugt  wird.  W.  Lublinski. 


Davidsohn  und  Westheimer,  Ueber  einen  Fall  von  Tabes  mit  Kehlkopf- 
afUktion  (Vagus-  und  Accessoriuslähmuug)  und  Erkrankung  des  Ohr- 
labyriuths.  Deutsche  mcd.  Wochenschr.  1904,  No.  47. 

Was  diesen  Fall  laryngologisch  interessant  macht,  betrifft  die 
motorische  und  sensible  Nervenerkrankung  des  Kehlkopfes.  Während 
die  ein-  nnd  doppelseitige  Posticuslähmung,  die  tabische  Stimmbandlähmung 
par  excellence  darstellt,  gehört  die  einseitige  Recurrenslähmung  zu  den 
selteneren  Vorkommnissen,  die  doppelseitige,  wie  in  diesem  Fall,  zu  den 
verschwindenden  Ausnahmen.  Das  linke  Stimmband  steht  unbeweglich  in 
Kadaverstellung,  während  das  rechto,  etwas  mehr  der  Mittellinie  genähert, 
»och  geringe  Adduktionsbewegungen  macht,  die  während  der  Beobachtungs- 
zeit an  Intensität  abnebmen.  Nicht  geringeres  Interesse  verdient  der  Fall 
durch  die  Störung  der  Sensibilität  des  LaryDX,  eine  ebenfalls  sehr  seltene 
Complikation.  W.  Lublinski. 


L.  Cairns,  Beobachtungen  über  die  Behandlnng  der  Bubonenpest  mittels 
intravenöser  Anwendung  von  Yersin’s  Serum.  Therap.  Monatsh.  1904, 
S.  221. 

C.  konnte  feststelleu,  dass  nach  Injektion  von  Yersin’s  Serum  in  die 
Lymphbahn  des  Bubo  die  Pestbacillen  in  dem  Bubo  in  ihrer  Gestalt  und 
Färbbarkeit  verändert  wurden.  Die  Bacillen  im  Bubo  nahmen  kugelige 


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454 


KPhn.  — Marcube. 


No.  27. 


Gestalt  mit  unscharfen  Oonturen  an  und  zeigten  nicht  die  bipolare  Tinktion, 
sondern  waren  gleich mässig  schwach  gefärbt,  während  die  Bacillen  in  den 
inneren  Organen  ihre  Gestalt  und  färberische  Eigentümlichkeit  bewahrt 
hatten.  C.  schloss  daraus,  dass  das  Serum  wohl  ausreichend  war,  die 
Bacillen  im  Bubo  zu  beeinträchtigen,  dass  die  angewandte  Dosis  bei  der 
Applikationsweisc  dagegen  nicht  ausreichtc,  auch  auf  die  Bacillen  in 
Inneren  einzuwirken.  Infolgedessen  wurden  bei  späteren  Injektionen  die 
Dosen  erhöht  — • anfangs  ca.  30  ccm,  später  bis  300  ccm  — und  das 
Serum  wurde  subkutan  und  intravenös  eingespritzt.  Bei  dieser  Behand- 
lungsart wurden  die  therapeutischen  Erfolge  bedeutend  bessere,  besonders 
folgten  den  intravenösen  kritischer  Abfall  der  Temperatur  und  der  Puls- 
schläge. C.  empfiehlt  daher  vor  allem  die  intravenöse  Darreichung  des 
Serums,  diese  wirke  antitoxisch  und  baktericid.  Die  intravenös  zu  gebende 
Portion  ist  nach  der  Schwere  der  Erkrankung  zu  bemessen. 

H.  Bischoff. 


Kühn.  Womit  sind  die  ansteckendeu  Geschlechtskrankheiten  als  Volks- 
seuche im  deutschen  Reiche  wirksam  zu  bekämpfen?  Deutsche  Viertel- 
jahrsschr.  f.  öffentl.  Gesundheitspfl.  1904,  Bd.  36,  S.  405. 

Nachdem  Verf.  das  Wesen  und  die  Verbreitungsweise  der  venerischen 
Krankheiten  kurz  und  klar  dargetan,  geht  er  auf  die  Mittel  ein,  in  welcher 
Weise  eine  erfolgreiche  Bekämpfung  möglich  erscheint.  Hauptquelle  der 
Geschlechtskrankheiten  ist  die  Prostitution,  darum  muss  hier  der  Hanpt- 
hcbel  angesetzt  werden.  Dies  hat  nicht  durch  repressive,  polizeiliche 
Maassnahmen  zu  erfolgen,  sie  sind  wirkungslos,  da  ein  Bedürfnis  der  Pro- 
stitution vorhanden  ist.  Nur  mit  sanitären  Maassnahmen  ist  etwas  zu  er- 
reichen, die  polizeilichen  sollen  nur  die  Auswüchse  der  Prostitution  be- 
kämpfen. Neben  diesem  Vorgehen  ist  vor  allem  die  therapeutische  Seite 
mehr  zu  betouen  und  dafür  zu  sorgen,  dass  der  ärztlichen  Behandlung  der 
Geschlechtskrankheiten  nicht  Schwierigkeiten  entstehen  infolge  anders- 
artiger Behandlung  der  Geschlechtskranken  von  Seiten  der  verschiedenen 
Krankenfürsorgeeinrichtungen.  Sodann  ist  eine  geeignete  Belehrung  über 
die  Prophylaxe  dieser  Krankheiten  soviel  wie  möglich  zu  insceniren.  Zuro 
Schluss  kommt  er  auf  die  Versuche  zu  sprechen,  die  moralischen  An- 
schauungen zu  vertiefen  Und  zu  befestigen.  Neues  bringt  der  Aufsatz 
nicht,  stellt  aber  das  bisher  Gebotene  in  klarer  und  würdiger  Sprache  an- 
schaulich zusammen.  H.  Bischoff. 


J.  Marcu.se,  Die  Wohnnng  in  ihrer  Beziehung  zur  Tuberkulose.  Deutsche 
Vierteljahreschr.  f.  öff.  Gesundheitspfl.  1904,  Bd.  36,  S.  493. 

Auf  Grund  einer  Wohnungsenquete  in  Mannheim,  die  am  1.  Januar 
1903  begonnen  und  bis  zum  31.  December  1903  fortgeführt  wurde,  suchte 
M.  den  Einfluss  der  Wohnungsdichtigkeit  auf  die  Tuberkulosemorbidität 
zu  erhärten.  Die  Nachforschungen  erstreckten  sich  auf  insgesammt  2372 
erwerbsunfähige  Kranke  aller  Art,  unter  denen  sich  329  Tuberkulöse  be- 
fanden. Es  wurden  die  specifischen  Wohnungsverhältnisse  der  Kranken, 
die  Zahl  der  ihnen  zur  Verfügung  stehenden  Wohnräume,  des  Luftquautums. 


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No.  27. 


Mcthmakn.  — Edhüm. 


455 


der  Betten  etc.,  kurzum  das  Wohnungsmilieu,  in  dessen  Abhängigkeit  die 
infektiösen  Einflüsse  vorzugsweise  zur  Geltung  gelangen  und  daher  als 
ätiologische  Momente  für  die  Entstehung  und  Bekämpfung  der  Tuberkulose 
herauzuzielien  sind,  eingehend  berücksichtigt.  Völlig  übereinstimmend  mit 
den  in  anderen  deutschen  Industriestädten  im  Laufe  der  letzten  Jahre  er- 
hobenen Befunde,  hat  sich  auch  für  Mannheim  hcrausgestellt,  dass  die 
Wohnungsdichtigkeit  für  die  Verbreitung  der  Tuberkulose  ausschlaggebend 
ist.  Der  stete  und  nahe  Contakt,  in  dem  die  Insassen  von  überfüllten 
Wohnräumen  miteinander  stehen,  ist  eine  unversiegbare  Quelle  tuber- 
kulöser Infektion,  die  damit  wächst,  dass  nicht  selten  in  diesen  überfüllten 
Räumen  eine  grosse  Anzahl  an  Tuberkulose  erkrankter  Individuen  mit 
anderen  das  Bett  teilt.  H.  Bischoff. 


A.  Muthmann,  Leber  das  Isopral,  ein  neues  Hynotikum.  Münch,  med. 

Wochenschr.  1004,  No.  32. 

Isopral  (über  das  hier  bereits  mehrfach  berichtet  wurde;  cfr.  Cbl.  f. 
d.  ined.  Wiss.  1904,  No.  16  u.  29.  Rcf.)  wurde  vou  M.  auf  der  Baseler 
Irrenanstalt  in  zahlreichen  Fällen  zur  Anwendung  gebracht.  Ueble  Neben- 
wirkungen wurden  auch  bei  grösseren  Dosen,  auch  bei  Herzkranken,  nicht 
beobachtet;  nur  sollte  man  bei  Magenkranken  das  Mittel  nicht  in  Sub- 
stanz (Tabletten  od.  dergl.),  sondern  nur  in  Lösung  verabreichen,  da  sonst 
leicht  Druckgefühi  entsteht.  Die  sedative  Wirkung  bei  unruhigen  Kranken 
am  Tage  ist  keine  gleichmässig  sichere;  indessen  kann  bei  der  relativen 
Ungiftigkeit  des  Mittels  immerhin  ein  Versuch  gemacht  werden.  Dagegen 
bewährte  sich  das  Isopral  als  durchaus  zuverlässiges  Mittel  bei  leichter 
Schlaflosigkeit.  Auch  bei  schweren  Fällen  steht  es,  in  grösserer  Menge 
gegeben,  ähnlichen  Mitteln  kaum  nach.  Für  gewöhnlich  kommt  man  mit 
einer  Dosis  von  1 g aus,  kann  aber,  wenn  es  sich  nicht  um  Herzkranke 
handelt,  unbedenklich  bis  zu  3 g steigen.  Nephritiker  vertragen  das  Mittel 
gut,  in  einem  Falle  sank  sogar  der  Kiwoissgehalt  beträchtlich.  Bemerkens- 
wert ist  die  sehr  schnelle  Resorption  und  dementsprechend  der  schnelle 
Eintritt  des  Schlafes.  Bei  längerem  Gebrauch  scheint  Gewöhnung  einzu- 
treten, man  muss  also  dann  ab  und  zu  das  Mittel  durch  ein  anderes  er- 
setzen. K.  Kronthal. 


Falbem,  La  pretubercnlose.  Arch.  gendr.  de  med.  1905,  No.  15. 

Verf.  bespricht  die  Erscheinungen  des  „präbacillären  Stadiums“  der 
Lungentuberkulose.  Von  Seiten  des  Nerveusystoms  finden  sich  die 
Zeichen  der  sogenannten  reizbaren  Schwäche,  der  gemütlichen  Depression, 
der  verschiedensten  Schmerzen  (Kopf-,  Intercostal-,  ischiadische  etc. 
Schmerzen);  das  Gefässsystem  zeigt  die  längst  bekannte  Anämie  (Hypo- 
globulie  mit  Hyphämoglobinämie),  Tachykardie  bis  zu  120 — 130  Schlägen 
(die  mit  der  normal  bleibenden  Temperatur  contrastirt),  Herabsetzung  der 
arteriellen  Spaunung,  Kälte  der  Extremitäten  u.  s.  w.  Der  Verdauungs- 
apparat ergiebt  die  Symptome  der  prätuberkulösen  Dyspepsie  (Appetit-, 
losigkeit,  herabgesetzte  Motilität  des  Magens,  Stuhlverstopfung,  Gastralgie) 


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456 


Lohbisch. 


No.  27. 


Von  Seiten  des  Respirationsapparates  ergeben  sich  die  Symptome  des 
Thorax  paralyticus,  ferner  der  herabgeseten  Vitalkapacität,  eine  leichte 
Dyspnoe  beim  Gehen,  unbestimmte  Schmerzen  am  Thorax,  leichter  Husten, 
sog.  Erkältungspleuritiden.  Die  Harnorgane  ergeben  nach  verschiedenen 
Autoren  mannigfaltige  Veränderungen  des  Harnes  (Albuminurie,  Polyurie, 
herabgesetzter  Säuregrad  etc.).  Das  Knochensystem  und  die  Gelenke 
bieten  Symptome  dar,  die  sich  selbst  zu  denen  des  akuten  Gelenkrheuma- 
tismus oder  der  Arthritis  nodosa  steigern  können,  sich  aber  durch  charak- 
teristische Züge  von  letzteren  unterscheiden  lassen  (Fehlen  oder  Gering- 
fügigkeit des  Fiebers,  Versagen  der  Salicylbehandlung,  nachfolgende 
Ankylose  etc.).  Am  lymphatischen  System  ergeben  sich  die  Symptome 
der  sog.  Skrophulose,  ferner  Hypertrophie  der  Mandeln,  die  Haut  weist 
häutig  Acne  und  Furunkulose  auf;  die  Untersuchung  des  Stoffwechsels 
lässt  Erscheinungen  erkennen,  die  denen  bei  Fiebernden  ähneln  (Phosphat- 
uric  und  gesteigerte  Stickstoffausscheidung  durch  den  Harn;  Vermehrung 
der  durch  die  Düngen  ausgeschiedenen  Kohlensäure  u.  s.  w.),  ferner  Ab- 
magerung. — Verf.  empfiehlt  bei  den  in  Rede  stehenden  Individuen 
Tuberkulininjektionen  sowohl  zu  diagnostischen  als  zu  therapeutischen 
Zwecken;  er  geht  von  der  Voraussetzung  ans,  dass  die  oben  besprochenen 
Symptome  auf  der  Einwirkung  der  tuberkulösen  Toxine  beruhen. 

L.  Perl. 


H.  Lohrisch,  Die  Ursachen  der  chronischen  habituellen  Obstipation  im 

Lichte  systematischer  Ausnutzungsversuche.  Deutsches  Arcli.  f.  klin. 

Med.  Rd.  79,  H.  5 u.  6,  S.  383. 

Durch  ausgedehnte  Ausnutzungsversuche  fand  L.  die  Beobachtungen 
von  Schmidt  und  Strasburgkr  bestätigt,  dass  nämlich  bei  chronischer 
habitueller  Obstipation  im  Vergleich  zum  normal  funktionironden  Darme 
eiue  zu  gute  Ausnutzung  der  Nahruugsmittcl  stattfindet,  uud  dass  dies 
eben  der  eigentliche  Grund  für  die  Verstopfung  ist.  Die  erwähnten  Unter- 
suchungen förderten  aber  auch  noch  weitere  Ergebnisse  zu  Tage.  In  eiuer 
Anzahl  von  Fällen  der  genannten  Krankheit  findet  man  eine  auffallend 
geringe  Menge  von  Trockensubstanz.  Diese  wird  bedingt  durch  eine  sehr 
ausgiebige  Resorption  der  eingeführten  Nahrungsstoffe,  also  durch  eine  im 
Vergleich  zum  Normalkot  zu  gute  Ausnutzung  der  Nahrung.  Der  an  Nähr- 
stoffen arme  Kot  bildet  nun  aber  für  die  Darmbakterien  eineu  ungünstigen 
Nährboden  zur  Entfaltung  ihrer  zersetzenden  Tätigkeit.  Mit  dem  hierdurch 
bedingten  Wegfall  reichlicher  Gährungs-  und  Fäulnisprodukte  im  Darm 
geht  auch  ein  äusserst  wichtiger  Reiz  für  die  Darmperistaltik  verloren 
und  so  kommt  es  endlich  zu  einer  mehr  oder  weniger  erheblichen  Ver- 
langsamung der  Darmbewegung  und  damit  endlich  zur  habituellen  Ob- 
stipation. Ob  diese  Ergebnisse  eine  Verallgemeinerung  zulassen  oder  nicht, 
bleibt  weiteren  Untersuchungen  Vorbehalten;  jedenfalls  aber  kann  man 
bezüglich  der  Therapie  heute  schon  sagen,  dass  eine  günstige  Beeinflussung 
der  genannten  Zustände  nicht  durch  Hebung  der  motorischen  Apparate 
des  Darmes  zu  erzielen  sein  wird.  Carl  Rosenthal. 


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Mo-  27.  Mkbcade.  — Sobel.  — Helbel.  457 

M.  S.  Meroade,  Absces  froid  de  In  langue.  Gaz.  des  hop.  1904,  No.  102. 

Bei  der  Seltenheit  des  Auftretens  kalter  Abscesse  der  Zunge  (es 
existireu  kaum  20  derartige  Beobachtungen  in  der  Litteratur),  die  meist 
die  Kolge  tuberkulöser  Infektion  darstellen,  ist  die  Beschreibung  eines 
jeden  solchen  Vorkommnisses  gerechtfertigt.  Es  handelt  sich  hier  um  ein 
8 Jahre  altes  Mädchen,  welches  an  der  linken  Zungenhälftc  einen  kleinen 
runden  Tumor  zeigte,  der  von  der  Grösse  einer  Erbse,  die  Oberfläche  des 
Organes  etwas  überragte.  Er  hatte  eine  weissliche  Färbung,  war  von 
scheinbar  gesunder  Schleimhaut  umgeben  und  wies  eine  sehr  deutliche 
Fluktuation  auf.  Seine  Entwickelung  war  die  eines  jeden  kalten  Abscesses, 
langsam,  schmerzlos,  ohne  Fieber.  Auch  beim  Essen  und  Sprechen  genirte 
der  Tumor  keineswegs.  Die  Untersuchung  des  Kindes  ergab  nichts,  was 
für  Tuberkulose  gesprochen  hätte,  insbesondere  waren  die  Drüsen  nicht 
geschwollen.  Die  Behandlung  bestand  in  einfacher  Incision  und  Aus- 
löffelung. Der  dabei  entleerte  Eiter  hatte  alle  Charaktere  des  tuber- 
kulösen, doch  konuten  Tuberkelbacillen  in  ihm  nicht  nachgewiesen  werden. 

Carl  Roscnthal. 


J.  Sobel,  Enlargement  of  the  phalanges  in  rickets;  a report  of  two  cases. 

Med.  News  19o4,  S.  297. 

Bei  einem  3-  und  bei  einem  4jährigen  Kinde,  die  an  schwerer  Rachitis 
litten,  beobachtete  Verf.  starke  Verdickung  der  Phalangen  der  Finger. 
Diese  Verdickung  betraf  vorwiegend  das  .Mittelstück  der  Phalangen,  weit 
weniger  Epiphysen.  Die  Haut  der  Finger  war  normal;  auch  bestand  kein 
Schmerz.  In  dem  einen  Fall  war  die  Verdickung  an  sämmtlicbcn  Pha- 
langen der  Finger,  im  anderen  nur  an  einem  Teil  der  Phalangen  beider- 
seits nachweisbar.  An  den  Zehen  bestanden  ähnliche  Veränderungen,  aber 
in  weit  geringerem  Maasse.  Syphilis  und  Tuberkulose  waren  auszuschliessen. 
Verf.  nimmt  an,  dass  wahrscheinlich  subperiostale  Zellwucherungcn  mit 
unvollständiger  und  verzögerter  Ossifikation  diese  Verdickuugen  hervor- 
bringen. Einmal  darauf  aufmerksam  geworden  hat  Verf.  in  anderen  minder 
schweren  Fällen  von  Rachitis  häufig  Verdickungen  au  Fingern  und  Zehen, 
nur  weniger  intensiver  Art,  gefunden.  Neurath  hat  in  der  Wiener  klin. 
Wochcnschr.  v.  4.  Juni  1903  ebenfalls  auf  diese  Verdickung  der  Phalangen 
bei  rachitischen  Kindern  aufmerksam  gemacht.  Stadthagen. 


Helber,  Feber  die  Entstehung  der  Blutplättchen  und  ihre  Beziehung  zu 
den  Spiudelzelleu.  Deutsches  Arch.  f.  klin.  Med.  82.  Bd.  (1.  u.  2.), 
S.  81. 

Verf.  unterscheidet,  je  nach  dem  färberischeu  Verhalten,  Plasma- 
plättchen.  die  er  als  protoplasmatische  Abschnürungen  betrachtet,  und 
echte  oder  Kernplättchen.  Auffalleuderweise  fand  er  bei  Tieren  mit  kern- 
haltigen roten  Blutkörperchen  keine  echten  Plättcheu,  im  Gegensatz  zu 
den  Tieren  mit  kernlosen  Erythrocyten.  Diese  Tatsache  führt  auf  die  Ver- 
mutung, dass  zwischen  der  Entstehung  der  Plättchen  und  der  Kernfrage 
nahe  Beziehungen  bestehen.  Untersuchungen  an  Embryonen  Hessen  dann 
auch  mit  grösster  Wahrscheinlichkeit  erkennen,  dass  der  ursprüngliche 


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458 


Karakabcheff.  — Ferrannim. 


No.  27. 


Staroin  der  Plättchen  aus  den  Kernen  der  roten  Blutkörperchen  kommt, 
die  Schwankungen  bezw.  Vermehrung  und  Verminderung  können  wieder 
von  einer  vermehrten  oder  verminderten  Bildung  von  Erythroblasteu  ab- 
hängen.  Hinsichtlich  der  morphologischen  Stellung  sieht  Verf.  die  echten 
Plättchen  als  selbstständige  Gebilde  (dritter  Formbestandteil  des  Blutes) 
au,  wenn  auch  sämmtlichc  Bedingungen  für  die  Selbstständigkeit  einer 
Zelle  (Kernmembran,  Selbstständigkeit  der  Vermehrung)  an  den  Kern- 
plättchen nicht  erfüllt  sind.  Spindelzellen,  die  sich  nur  im  Blute  von 
Poikilothermen  fanden,  sind  nicht  Analoga  der  Plättchen  des  Menschen, 
sondern  stehen  den  weissen  Blutkörperchen  näher.  Alkan. 


Knrnkaschcff,  Ueber  das  Verhalten  der  Langerhans’schen  Inseln  des 

Pankreas  bei  Diabetes  mellitus.  Deutsches  Arch.  f.  klin.  Med.  82.  Bd. 

(1.  u.  2.),  S.  00. 

Aus  der  Untersuchung  der  Bauchspeicheldrüsen  von  11  Fällen  von 
Diabetes  entnimmt  K.,  dass  die  Erkrankung  des  Pankreasparenchyms  im 
ganzen  ausschlaggebend  für  die  Entstehung  des  Pankreasdiabetes  ist.  Die 
Inseln  fand  er  mehrfach  in  einzelne  Zellhäufchen  aufgelöst  uud  er  konnte 
beobachten,  wie  durch  Umbildung  von  Inselschleifen  neue  Drüsenacini  zu 
stände  kamen,  wie  überhaupt  im  postembryonalen  Leben  die  Inseln  die 
Vorstadien  der  Entwickelung  der  Drüsenacini  bilden.  Diese  Umwandlung 
geschieht  allgemein  überall  da,  wo  aus  irgend  einer  Ursache  Drüsen- 
parenchym zerstört  wird.  Bei  diffuser  Schädigung  des  Pankreas  sind  die 
Langerhans’schen  Inselu  die  widerstandsfähigsten  Elemente  und  vermögen 
noch  neue  Drüsenacini  zu  bilden.  Ob  diese  Proliferation  im  stände  ist, 
auf  die  Dauer  normales  Parenchym  genügend  reichlich  zu  bilden,  ent- 
scheidet den  Ausgang  des  Diabetes.  Alkan. 

L.  Ferrannini,  Ueber  von  der  Schilddrüse  unabhängigen  Infnutilismus. 

Arch.  f.  Psych.  etc.  1004,  38.  Bd.  (1.) 

F.  weist  auf  die  Verschiedenheit  der  Typen  des  Infantilismus  hin. 
Der  Typus  des  Lorain’schen  Infantilismus  kann  mit  dem  Infantilismus 
disthyreoideus  (Brissaud)  nicht  verwechselt  werden;  bei  dem  einen  haben 
wir  einen  Menschen  cn  miniature  mit  verlangsamter  oder  doch  fast  voll- 
endeter Entwickelung,  bei  dem  anderen  den  wahren  Infantilen  aber  ciu 
Individuum,  das  in  seiner  Entwickelung  auf  der  Stufe  der  Kindheit  stehen 
geblieben  ist.  Bei  dem  Infantilismus  nach  dem  Typus  Lorain  können  wir 
verschiedene  Formen  mit  bestimmten  Merkmalen  unterscheiden,  den  tuber- 
kulösen, syphilitischen,  Malaria-Infnntilismus,  ferner  den  toxischen  und 
schliesslich  den  auf  Störungen  am  Cirkulationsapparat  beruhenden  Infanti- 
lismns,  von  dem  wir  besonders  zwei  Arten,  den  pulmonalen  und  den 
mitralen  kennen.  In  einem  Falle  von  Mitralinfantilismus  lehrte  die  Stoff- 
wechselprüfung, dass  eine  beständige  Eiweissersparnis  herrschte,  eine 
quantitative  Insufficienz  der  Eiweissoxydation.  Die  Bilanz  entsprach  im 
grossen  ganzen  einem  Alter,  das  niedriger  war,  als  das  der  Kranken.  — 
Einige  interessante  Beispiele  der  von  der  Schilddrüse  unabhängigen  Formen 
des  lufantilismus  werden  ausführlich  beschrieben.  S.  Kalischer. 


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No.  27. 


Hon.  Bi.auer  und  Strkkteh.  — Ppiller  und  Camp. 


459 


H.  Hun,  G.  Blamer  and  L.  Streeter,  Myasthenia  graviR.  Albany  med. 
jnurn.  1904,  Jan. 

Die  Verff.  teilen  einen  Fall  von  Myasthenia  gravis  mit  Sektions- 
befund ausführlich  mit.  In  klinischer  Beziehung  ist  von  Interesse  das 
anfängliche  einseitige  Auftreten  wie  die  starke  Dyspnoe.  Die  anatomische 
und  mikroskopische  Untersuchung  erwies  ein  völlig  intaktes  centrales  und 
peripheres  Nervensystem,  doch  eine  lymphoide  Infiltration  der  Muskeln 
und  der  Thymusdrüse,  sowie  eine  Wucherung  der  Drüsenelemente;  die 
Bilder  glichen  denen  des  Lymphosarkoms.  — II UN  stellte  nun  114  Fälle 
von  Myasthenie  aus  der  Litteratur  zusammen,  von  denen  40  männliche 
und  72  weibliche  Individuen  betrafen;  am  meisten  tritt  das  Leiden  zwischen 
dem  20.  und  30.  Lebensjahr  auf,  von  den  drei  Fällen,  die  unter  10  Jahren 
beobachtet  wurden,  ist  nur  einer  als  zweifellos  anzusehen.  In  42  Fällen 
werden  nervöse  Ursachen  ätiologisch  hervorgehoben,  so  13  mal  nöuro- 
patbische  Prädisposition,  Nervosität  in  7,  Migräne  in  8,  geistige  Anomalien 
in  11,  Poliomyelitis  in  1 Falle;  in  22  Fällen  werden  Infektionen  (Tuber- 
kulose in  9,  Influenza  in  6,  Typhus  in  2,  Diphtherie  in  2,  Malaria  in  3) 
beschuldigt  und  in  7 Fällen  toxische  Ursachen  wie  Alkoholismus,  Rheu- 
matismus. Erschöpfende  Ursachen,  Uebcrarbeitung  scheint  in  12  Fällen 
eine  Rolle  gespielt  zu  haben,  Schwangerschaft  lag  in  9 Fällen  vor.  In 
95  Fällen  trat  das  Leiden  langsam  und  allmählich  auf  und  zwar  37  Fälle 
zuerst  mit  Ptosis;  in  12  Fällen  war  die  Ptosis  das  zweite  Symptom; 
Diplopie  als  erstes  Symptom  trat  13mal,  Augenmuskellähmungen  im  ganzen 
in  45  pCt.  der  Fälle  als  erstes  Symptom.  In  IG  Fällen  waren  Sprach- 
störungen, in  4 Schluckbeschwerden,  in  3 Facialislähmungen,  in  37  Fällen 
Schwäche  der  Arme  und  Beine  das  erste  Krankheitszeichen.  — In  108  Fällen 
war  der  Verlauf  ein  chronischer,  in  5 Fällen  akut  oder  subakut,  in  16  Fällen 
stetig  langsam  progressiv,  in  98  mit  grossen  Remissionen,  Schwankungen 
und  Besserungen;  in  42  Fällen  waren  erhebliche  Besserungen  ja  freie 
Intervalle  für  Wochen,  Monate,  Jahre;  50  von  den  114  Fällen  endeten 
tätlich,  7 wurden  geheilt  und  57  leben  noch  unverändert  oder  gebessert. 
— Der  Befund  in  dem  beschriebenen  Falle  gleicht  denen  von  Weigert, 
Link,  Goldflam,  Hödelmoser  etc.  Möglicherweise  tritt  gleichzeitig  eine 
Infiltration  der  Thymusdrüse  und  der  Muskein  mit  lymphoiden  Zellen  ein; 
auch  mag  die  Thymusdrüsenveränderung  mitunter  einen  plötzlichen  Tod 
herheiführen;  doch  kann  Hun  den  Muskelveränderungen  eine  ursächliche 
Bedeutung  für  die  Krankheit  an  und  für  sich  nicht  zuschreiben.  Wohl 
kann  die  veränderte  und  gestörte  Lymphcirkulation  in  den  Muskeln  das 
Symptom  der  Ermüdbarkeit  erklären;  allein  durch  Toxine  und  krank- 
hafte Stoffwechsel  Vorgänge  in  den  Muskeln  kann  diese  Lymphzellen- 
intiltration  sehr  wohl  eine  sekundäre  sein;  auch  ist  diese  Infiltration  eine 
langsame  und  chronische;  sie  ist  von  Goldflam  schon  intra  vitam  fest- 
gestellt. S.  Kalischer. 

>V.  G.  Spiller  and  C.  D.  Camp,  Multiple  sclerosis,  with  a report  of  two 
additional  cases,  with  necropsy.  Jonrn.  of  nerv,  and  ment.  dis.  1904,  July. 

Die  beiden  Krankengeschichten  betreffen  Individuen  in  den  zwanziger 
Jahren,  von  denen  das  eine  durch  eine  Wirbelfraktur  vorzeitig  zu  Grunde 


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460  Spii,lbr.  — Krkss.  No.  27. 

ging.  Hier  verlief  das  Leiden  unter  dem  Bilde  der  transversalen  Myelitis. 
In  beiden  fallen  waren  Sehstörungen  vorhanden  und  dementsprechend 
wurden  Plaques  in  den  Sehnerven  gefunden.  Ebenso  waren  beide  Male 
Sensibilitäts-  oder  Blasenstörungen  vorhanden.  Ueber  die  Natur  des  ana- 
tomischen l’rocesses  äussern  sich  die  Verff.  auf  Grund  ihrer  eigenen  Beob- 
achtungen nicht  mit  Bestimmtheit.  Sie  fanden  entzündliche  neben  sklero- 
tischen Erscheinungen,  in  dem  einen  Kalle  war  die  perivaskuläre  Zcll- 
infiltration  sehr  deutlich  ausgesprochen,  aber  es  war  unmöglich,  eine 
stringende  Beziehung  dieses  Zustandes  zu  den  sklerotischen  Plaques  zu 
constatircn.  M.  Brasch. 


W.  (i.  Spillor,  A case  of  comptete  absencc  of  the  visuel  systeni  in  an 
adult.  William  Pepper  Laborat.  1902,  No.  3. 

Es  handelt  sich  um  einen  Idioten  von  22  Jahren  mit  spastischer 
Paraplegie,  der  mit  Mangel  der  Sehorgnue  geboren  wurde.  Die  Bulbi,  die 
Nn.  optici,  die  Foramina  opt.,  Chiasma,  Tract.  opt.  und  Corp.  genic.  ext. 
fehlten.  Aus  dem  genaueren  anatomischen  Befunde,  dessen  Einzelheiten 
hier  nicht  wiedergegeben  werden  können,  schliesst  der  Verf.  folgendes: 
Das  hauptsächlichste  primäre  Opticuscentrum  ist  der  äussere  Kniehöcker. 
Ebenso  ist  das  Pulvinar  ein  wichtiges  Sehcentrum.  Der  vordere  Vierhügel 
hat  unwichtige  Beziehungen  zum  Sehakt,  Corpus  subthalamicum,  habenula. 
innerer  Kniehöcker  wahrscheinlich  gar  keine.  Die  Rinde  um  die  Fissura 
calcarina  herum  kann  nahezu  die  normale  Anzahl  von  Zellen  enthalten, 
auch  wenn  der  übrige  Sehapparat  nicht  ausgebildet  ist,  auch  die  Augen- 
muskelnervcn  und  -Kerne  können  in  diesem  Falle  entwickelt  sein.  Die 
congenitale  spastische  Paraplcgie  kann  die  Folge  anatomischer  Defekte 
im  Centralnervensystem  sein,  auch  wenn  diese  letzteren  unter  dem  Mikro- 
skop schwer  zu  entdecken  sind.  M.  Brasch. 


Kress,  Zur  Frage  der  elektromagnetischen  Therapie.  Therap.  Monatsh. 

1906,  No.  0. 

K.,  der  für  die  elektromagnetische  Behandluug  seiner  Patienten  sich 
des  Trüb'scbeu  Systems  bediente,  schaltete  zeitweilig  durch  Lösung  des 
Leitungsdrahtes  die  Magneterregung  aus  und  hat  trotzdem  bei  verschie- 
denen funktionellen  Störungen  des  Nervensystems  durch  Suggestivwirkung 
Erfolge  gesehen.  Bei  organisch  bedingten  Schmerzeu  waren  mit  und  ohne 
Magneterregung  nur  episodische  Besserungen  zu  constatircn.  Alte  hart- 
näckige Neuralgien  besserten  sich  erst  dann,  wenn  Verf.  zur  combinirten 
Behandlung  mit  alten  bewährten  Methoden  schritt.  Besserer  Schlaf  trat 
auch  ohne  Magnetcrregnng  durch  reine  Suggestivwirkung  ein.  Negativ 
waren  auch  die  Erfolge  bei  Kopfschmerzen,  Migräne  und  Spasmen  ver- 
schiedenster Art.  Nach  Verf.  ist  es  jedenfalls  erlaubt,  sich  dieser  Be- 
handlungsform zu  bedienen,  gleichviel  ob  es  sich  um  specifische  oder 
Suggestivwirkung  handelt,  aber  grosse  Kritik  sei  nötig  betreffs  der  Beur- 
teilung der  Erfolge,  Bernhardt. 


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So.  27. 


Jksionkk. 


461 


Jesionek,  Ein  Beitrag  zur  I.ehre  von  der  Vererbung  der  Syphilis.  (Aus 
der  dermatoi.  Klinik  des  Prof.  Possklt  in  München.)  Münch,  med. 
Woclienschr.  1904,  No.  50,  51. 

Der  von  J.  mitgeteilte  interessante  Fall  widerspricht  der  neuerdings 
von  Matzenacer  (Cbl.  1903,  S.  705)  vertretenen  Anschauung,  dass  es  eine 
paterne  Vererbung  der  Syphilis  und  somit  auch  einen  Chor,  en  retour,  d.  h. 
eine  Infektion  der  gesunden  Mutter  durch  den  vom  Vater  her  syphilitischen 
Fötus  nicht  gebe.  — Ein  wegen  eines  gonorrhoischen  Cervixkatarrhs  auf- 
genommenes  junges  Mädchen,  das  ausserdem,  wie  sich  später  herausstellte, 
schwanger  war,  wurde  aus  besonderen  Gründen  gleich  von  vornherein  und 
später  vielfach  in  der  allereingehendsten  Weise  auch  auf  Syphilis  unter- 
sucht, ohne  dass  sich  dabei  jemals  auch  nur  die  Spur  eines  PrimärafTekts 
oder  einer  sonstigen  syphilitischen  Affektion  fand.  Da  trat  bei  ihr,  als  sie 
bereits  über  4 Monate  im  Krankeuhause  lag,  plötzlich  eine  ausgebreitete 
Roseola  auf  und  zugleich  werden  frische  multiple  Drüsenschwellungen 
constatirt.  In  den  Hohlhänden  nahm  der  Ausschlag  das  typische  Aus- 
sehen einer  syphilitischen  Psoriasis  palmaris  an  und  auf  beiden  Tonsillen 
entstanden  oberflächlich  zerfallende  Papeln.  Die  durchaus  den  Charakter 
eines  ersten  Syphilids  tragende  Roseola  blieb  8—9  Wochen  bestehen  und 
hinterliess  am  Halse  Leukodermaflecke.  2*/2  Monate  nach  dem  Beginn  des 
Exanthems,  in  der  Mitte  des  8.  Schwangerschaftsrnouats,  gebar  die  Pat. 
einen  seit  2 Tagen  abgestorbenen  Knaben  mit  den  ausgeprägten  Erschei- 
nungen einer  weit  fortgeschrittenen  hereditären  Syphilis  in  fast  allen 
inneren  Organen.  Der  Fall  läst  sich  kaum  anders  deuten,  als  dass  die 
Frucht  vom  Vater  her  syphilitisch  war  und  nach  vollendetem  l'lacentar- 
kreislauf  seine  Krankheit  auf  die  Mutter  übertragen  hat. 

Matzenauer  macht  gegen  die  paterne  Vererbung  besonders  geltend, 
dass  der  Samen  nicht  infektiös  sei.  Verf.  hält  diese  Annahme  für  durchaus 
nicht  sichergcstelli ; die  spärlichen  bekannt  gewordenen  Impfversuche  mit 
dem  Sperma  Syphilitischer  seien  wenig  beweisend,  da  ja  natürlich  der 
Samen  nicht  bei  jedem  Kranken  und  nicht  zu  jeder  Zeit  ansteckend  zu  sein 
brauche.  Dass  er  es  aber  sein  künnn,  sei  theoretisch  möglich  und  nach 
manchen  praktischen  Erfahrungen  sogar  wahrscheinlich.  So  erkläre  sich 
vielleicht  die  auffallende  Häufigkeit  der  Primäraffekte  an  der  weiblichen 
Portio  vaginalis  bei  der  relativen  Seltenheit  sekundärer  Erscheinungen  am 
männlichen  Gliede  durch  Infektion  vermittelst  des  Spermas.  In  gleichem 
Sinne  deutet  Verf.  eine  von  ihm  bei  einem  Arzte  gemachte  Beobachtung. 
Dieser  hatte  sich  bei  einer  Operation  am  Zeigefinger  syphilitisch  inficirt 
und  später  die  gewöhnlichen  sekundären  Affektionen  durchgemacht,  ohne 
dass  jedoch  jemals  irgend  eine  Veränderung  am  Penis  aufgetreten  war. 
Nach  Beseitigung  aller  Krankheitserscheinungen  hatte  er  eine  Cohabitation 
mit  seiner  Frau,  die  einige  Wochen  darauf  eine  Sklerose  auf  der  Vaginal- 
schleimhaut bekam  und  zwar  genau  an  der  Stelle,  dicht  hinter  dem  In- 
troitus, wo,  wie  der  Gatte  mit  Bestimmtheit  angeben  zu  können  glaubte, 
die  Ejaculation  stattgefunden  hatte.  J.  folgert  aus  seinen  Beobachtungen: 
1.  Das  Sperma  eines  Syphilitikers  kann  Contaktinfektion  bewirken.  2.  L>as 
Sperma  kann  die  Syphilis  vom  Vater  auf  die  Frucht  übertragen;  es  giebt 
eine  paterne  Vererbung.  3.  Es  giebt  einen  „Choc  en  retour.“  H.  Müller. 


* 

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462  Sachs.  — Möi.leh.  Codtkadd.  No.  27. 

0.  Sachs,  Zur  Lehre  vom  Herpes  zoster  nebst  Mitteilung  über  eiue  in 
Breslau  beobachtete  Zosterepidemie.  (Aus  der  dermatol.  Universitäts- 
klinik zu  Breslau.)  Zeitschr.  f.  Heilk.  Bd.  XXV.  S.-A. 

Verf.  vertritt  die  Ansicht,  dass  der  Herpes  facialis  und  progenitalis 
und  der  Herpes  zoster  nur  verschiedene  Formen  desselben  1‘rocesses  dar- 
stellen. Dafür  spricht,  dass  bei  eben  den  Krankheiten,  bei  denen  cr- 
fahrungsgemäss  häufig  Herpes  facialis  auftritt,  ab  und  zu  auch  typischer 
Zoster  beobachtet  wird.  Ferner  lassen  die  Kinzeleffiorcscenzen  beider 
weder  wesentliche  anatomische  noch  klinische  Unterschiede  erkennen, 
Recidive  und  Doppelseitigkeit  kommen,  freilich  nur  ganz  ausnahmsweise, 
auch  beim  Herpes  zoster,  Neuralgien  und  nervöse  Störungen  auch  beim 
Herpes  progenitalis  vor.  Wohl  ebenfalls  nicht  mit  Recht  wird  von  manchen 
Autoren  noch  ein  Herpes  febrilis  (Febris  herpetica)  und  eine  Angina 
herpetica  von  den  anderen  Herpesformeu  abgetrennt.  — S.  geht  dann  die 
Einwirkungen  durch,  von  denen  man  sicher  weiss,  dass  sie  einen  Zoster 
hervorrufen  können  (Traumen,  reflektorische  Reizungen  des  Nervensystems, 
toxische  Ursachen,  Erkältungen)  und  erörtert  die  Frage,  ob  der  sogenannte 
„idiopathische“  Zoster  vielleicht  infektiöser  Natur  sei.  Für  diese  Annahme 
lässt  sich  ausser  einer  Reihe  anderer  Gründe  insbesondere  das  öfter  beob- 
achtete gehäufte  Vorkommen  von  Zosterfällen  zu  gewissen  Zeiten  und  an 
einzelnen  Orten  ohne  sonstige  nachweisbare  Ursachen  geltend  machen.  In 
der  dermatologischen  Universitätsklinik  und  im  Allerheiligen-Hospital  zu 
Breslau  wurden  in  den  Monaten  Juui  bis  November  1900  20  Herpesfälle 
beobachtet,  in  derselben  Zeit  des  vorigen  Jahres  bei  gleicher  K ranken  - 
frequeuz  dagegen  69  und  zwar:  Fälle  von  Herpes  labialis  und  facialis  8, 
Herpes  progenitalis  19,  Zoster  facialis  12,  Zoster  occipito-collaris  8,  Zoster 
cervico-brachialis  8,  Zoster  brachialis  1,  Zoster  dorso-pectoralis  5,  Zoster 
dorso  abdominalis  3,  Zoster  lumbo-inguinalis  und  lumbo-femoralis  je  5. 
Der  Charakter  der  Epidemie  war  ein  milder,  Prodrome  fehlten  meist,  sub- 
jektive Beschwerden  und  Störung  des  Allgemeinbefindens  waren  gewöhnlich 
gering.  — Nachdem  Verf.  noch  die  verschiedenen  Ansichten  über  den  Aus- 
gangspunkt der  Zostererkrankuug  und  über  die  Ursachen  ihrer  Lokali- 
sation und  Ausbreitung  auf  der  Haut  besprochen  hat,  hebt  er  aus  den 
Breslauer  Beobachtungen  einzelne  besonders  interessirende  heraus,  indem 
er  ihnen  ähnliche  aus  der  Litteratur  zur  Seite  stellt.  Zu  erwähnen  sind 
namentlich  mehrere  Fälle  von  hämorrhagischem  Zoster,  solche  mit  be- 
sonders ausgeprägten  regionären  Lyraphdrüsenschwellungen,  ein  Fall  von 
Zoster  ophthalmicus,  der  zum  Verlust  des  Auges  führte,  und  zwei  Fälle 
von  Trigeminuszoster  im  Inneren  der  Mundhöhle.  — Der  Arbeit  ist  ein 
umfangreiches  Litteraturverzeichuis  beigegeben.  H.  Müller. 


1)  M.  Möller,  Gonorrhoe- Beobachtungen  bei  Männern.  Arcli.  f.  Dermatol. 
Bd.  71,  S.  209. 

2)  Couteaud,  Hyperostose  blcnnorragique  du  membre  inferieur.  Gaz.  des 
höp.  1904,  29.  Sept. 

1)  Die  lesenswerte  und  auf  reichen  Erfahrungen  beruhende  Arbeit  des 
Verf.’s  zerfällt  in  eine  Reihe  einzelner  Abschnitte,  die  verschiedene  Fragen 


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No.  27. 


Wai.theb. 


463 


aus  dem  Gebiete  der  männlichen  Gonorrhoe  behandeln  und  von  denen  hier 
nur  über  zwei  berichtet  werden  soll,  die  Abortivbehandlung  der  Gonorrhoe 
und  die  Folliculitis  gonorrhoica  urcthrae.  Zur  Abortivbehandlung  benutzte 
Verf.  bis  zum  Jahre  1902  teils  Spülungen  der  Urethra  anterior  nach  Janet 
mittelst  übermangansauren  Kalis,  teils  Protargolinjektionen  nach  We- 
lander,  seit  1902  Ichthargan  und  mit  sehr  gutem  Erfolge  Albargin. 
Behandelt  wurden  bis  1902  in  dieser  Weise  262  Kranke,  die  sämmtlich 
uncomplicirte,  frische  Gonorrhoea  anterior  hatten.  Als  Grenze  galt  eine 
Zeit  von  einer  Woche  nach  Beginn  des  Ausflusses  und  von  1 */2  nach  dem 
inlicireiiden  Coitus.  Bitte  dauernde  Beseitigung  der  Gonokokken  innerhalb 
von  24  Stunden  bis  zu  12  Tagen  galt  als  Erfolg  und  wurde  in  66,5  bis 
G8  pCt.  der  Fälle  erreicht,  und  zwar  bei  den  nach  Janet  Behandelten  in 
66,5  pCt.,  bei  den  mit  Protargol  Behandelten  in  68  pCt.  Die  besten  Re- 
sultate ergab  die  Abortivbehandlung  da,  wo  die  Sekretion  erst  einen  Tag 
bestand.  Als  eine  der  Ursachen  ihres  Misslingens  in  den  übrigbleibenden 
Fällen  stellte  Verf.  mehrfach  eine  Infektion  tiefgehender  Urethraldrüsen 
fest,  die  klinisch  als  schmerzhafter  harter  Knoten  innerhalb  der  Harnröhre 
meist  dicht  hinter  dem  Orificium  externum  urethrae  imponirt.  Die  von 
diesen  Drüsengängen  ausgehenden  Recidive  waren  mehrfach  so  hartnäckig, 
dass  nach  Erschöpfung  aller  anderen  Behandlungsmethoden,  die  Exstir- 
pation der  Knoten  nötig  wurde.  So  war  dem  Verf.  die  histologische  Unter- 
suchung dieser  Bildungen  möglich,  für  die  er  den  Namen  der  Folliculitis 
gonorrhoica  urethrae  vorschlägt,  und  die  er  — wie  auch  Ref.  auf  Grund 
einiger  Beobachtungen  bestätigen  kann  — für  nicht  seltene  Ursachen  eines 
schweren  Gonorrhoeverlaufes  ansieht. 

2)  Verf.  beschreibt  den  seltenen  Fall  einer  gonorrhoischen  Periostitis. 
Es  handelte  sich  uni  einen  24jährigeu  Soldaten,  der  im  September  1903 
eine  Gonorrhoe  acquirirtc  und  im  December  an  Gelenkrheumatismus  er- 
krankte. Anfangs  war  nur  das  rechte  Fussgelenk  betroffen,  später  auch 
das  Kniegelenk  dieser  Seite.  Im  März  1904  constatirtc  Verf.  bei  dem 
Kranken  eine  erhebliche  Verdickung  der  Knochen  der  ganzen  rechten 
unteren  Extremität,  Ankylose  des  Kniegelenks  und  des  ersten  Metatarso- 
phalangealgeleuks,  teilweise  Ankylose  des  Tibiotarsalgelenks  rechts,  Atrophie 
der  Muskulatur.  Während  Anfangs  starke  Schmerzen  bestanden,  war  die 
Affektion  später  schmerzlos,  abgesehen  von  Beugungsversuchen  im  Knie. 
Die  Funktionsstörung  wurde  durch  zweimonatliche  Behandlung  mit  Jod- 
kalium und  Schwefelbädern  erheblich  gebessert.  B.  Marcuse. 


H.  Walther,  Wasserstoffsnperoxyd-Merck  (Perhydrol)  in  der  gynäko- 
logischen Praxis.  Med.  Klinik  1905,  No.  3. 

W.  hat  das  Perhydrol  in  1— 3proc.  Lösungen  (3proc.  Lösung  = 
1 Teil  Hj02  : 9 Teile  Wasser)  angewandt  und  zwar  hat  er  es  entweder  im 
Speculum  in  die  Scheide  eingegossen  oder  mit  der  Lösung  getränkte  Gaze 
eingelegt,  die  einen  Tag  liegen  blieb.  Auf  Grund  seiner  Erfahrungen  em- 
pfiehlt er  das  Perhydrol  iu  der  soeben  erwähnten  Form  der  Anwendung 
zum  Gebrauch  bei:  1.  allen  eiterigen  und  geschwürigen  Processen  der 
Vulva  und  Vagina,  einschliesslich  der  Vulvovaginitis  kleiner  Mädchen, 


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464 


ScHULTBE.  — VaUTRIN. 


No.  27. 


sowie  bei  eiteriger  Kolpitis  in  der  Schwangerschaft.  2.  Bei  allen  ge- 
schwungen und  eiterigen  Processen  in  der  Scheide  und  an  der  Cervix: 
z.  B.  Decubitalgeschwiire,  stinkender  Ausfluss  bei  Blasenscheidenfistel,  ver- 
jauchtem inoperablem  Carcinoma  uteri  wie  vaginae.  3.  Bei  einfacher 
Krosionsbildung  und  starkem  Fluor.  4.  Bei  putrescirenden  Entzündungen 
des  Endometrium,  besonders  nach  Fehlgeburt  sowie  bei  puerperalen  Ge- 
schwüren. Br.  Wolff. 


1t.  S.  Schultze,  Die  angeblichen  Gefahren  und  die  sicheren  Vorteile  der 
künstlichen  Atmung  durch  Schwingen  des  tief  scheintot  geborenen  Kindes. 
Münch,  med.  Wochensehr.  1905,  No.  C. 

Henqoe  hat  die  subkapsularen  Blutungen  bei  Neugeborenen  mit  Wahr- 
scheinlichkeit, zahlreiche  kleine  Blutaustritte  in  der  Wand  des  Dünndarms 
mit  Bestimmtheit  als  Erfolge  Schultze’scher  Schwingungen  gedeutet.  — 
Demgegenüber  weist  Seil,  darauf  hin,  dass  es  am  nächsten  liegt,  die  hier 
in  Rede  stehenden  Blutungen  auch  bei  Kindern,  die  wiederbelebt  worden, 
als  Effekte  der  in  utero  bestandenen  Erstickungsnot  aufzufassen,  da  dpr 
Tod  der  Kinder  in  der  Geburt  fast  ausnahmslos  ein  Erstickungstod  ist  und 
da  scheintot  geborene  Kinder  nur  eben  vor  vollendeter  Erstickung  geboren 
werden.  — Es  wäre  ganz  falsch,  wenn  man  jedes  scheintote  Kind 
schwingen  wollte.  Nur  für  den  schlaffen,  den  bleichen,  den  früher  soge- 
nannten anämischen  Scheintod  hat  SCH.  das  Schwingen  empfohlen.  Hat 
die  Haut  noch  Farbe,  haben  die  Muskeln  noch  Tonus,  dann  erholt  sich 
das  Kind  entweder  ganz  von  selbst  i in  Bade  oder  Hautreize  genügen,  die 
Atmung  in  Gang  zu  bringen.  Auch  auf  anderem  Wege  als  von  der  Haut 
aus  ist  das  Atcmcentrum  Reflexreizen  zugänglich  (Laborde’sche  Zungen- 
traktionen). Tm  schlaffen  bleichen  Scheintod  reagirt  die  Medulla  auf 
Reflexreize  fast  nie  mehr.  Ihre  Erregbarkeit  muss  durch  Sanerstoffzufuhr 
wieder  hergestellt  werden.  Künstliche  Atmung  ist  ilidicirt.  Das  Schwingen 
der  Kinder  nach  Sohultze’s  Methode  ist  hierbei  allen  anderen  Wieder- 
belebungsversuchen überlegen.  Br.  Wolff. 


Vautrin,  Considerations  sur  Fabsence  totale  du  vagin  et  son  traitement 
chirurgical.  Annales  de  gynöcol.  et  d’obstetr.  1905,  Fevrier. 

Das  vollständige  Fehlen  der  Scheide  ist  eine  heilbare  Missbildung, 
die  kein  absolutes  Hindernis  für  die  Ehe  sein  kann.  Indem  man  auf  chirur- 
gischem Wege  eine  utero  vaginale  Mündung  schafft,  kanu  man  vor  den 
Complikationen  der  Hämatometra  und  Hämatosalpinx  schützen.  Die  beste 
Operationsmethode  ist  die  Incision  nebst  nachfolgender  plastischer  Ver- 
wendung losgelöster  Lappen.  — Die  Methode  von  SüfsGüiREFF,  der  eine 
Vagina  mit  Hülfe  eines  Teils  des  Mastdarms  bildete,  ist  viel  complicirter 
und  die  Vorzüge  dieses  Verfahrens  werden  durch  seine  Nachteile  bei  weitem 
aufgewogen.  Br.  Wolff. 


Einsendungen  werden  au  die  Adresse  des  llorrn  Geh.  Med.-Rat  Prof.  Dr.  M.  Bernhardt  (Berlin  " 
Französische  Strasse  21)  oder  an  die  Verla^shandlting  (Berlin  NW..  Unter  den  Linden  69)  erbeten 


Vorlag  von  August  Hirsch  «nid  in  Berlin.  — Druck  ton  I».  Schumacher  in  Berlin  K 24. 


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/ 


,/ 


Ichentlich  erscheinen 
/l— 2 Bogen;  am  Schlüsse 
/ des  Jahrgangs  Titel,  Na- 
ouj-  und  Sach-Uegister. 


Centralblatt 

Tür  die 


Treis  des  Jahrgsnres 
28  Mark ; tu  beziehen 
durch  alle  Uuchhaud 
lungen  u.  PostnnsUlten 


üischaftcn. 


Mitwirkung  voiC^ 

Prof.  Dr.  H.  Senator,  ^rof.  .jSftl^^^skir^rof.  Dr.  P,  Schultz, 

redigirt 

ProfMfc»! 


1905. 


iS.  Juli. 


No.  28. 


Iulmlt:  Mann,  Die  Orcinreaktion  zum  Zuckernachweis. — Tiui.lat  und 
Tlrciiet,  Neues  Verfahren  zum  Nachweis  von  Ammoniak.  — Narayama,  Ueber 
das  Erepsin.  — Bano,  Zur  Chemie  der  lymphatischen  Organe.  — Fischer,  Die 
Luxation  des  1.  Metatarsus.  — Finckh,  Moses,  Veränderung  der  Tibia  bei  con- 
genitaler Syphilis.  — Damianos,  Ueber  aufsteigende  Darmeinstülpungeu.  — 
IIklhbon,  Behandlung  der  Myopie.  — Mc.  Kkb,  Rcsorptiouswirkung  des  Dionins. 
— Römer,  Pathogencso  der  Cataracta  senilis. — Katz,  Die  Stria  vascularis  der 
Fledermaus.  — Jübokns,  Verätzung  der  grossen  Halsgefässe  vom  Ohr  aus.  — 
Smith.  Acccssorische  Thyreoidea  an  der  Zunge.  — Röpke,  Das  Endotheliom  der 
Nasenhöhle.  — Pbölls,  Dio  Milcbversorgung  der  Gressstädte.  — Eirenbeuq, 
Ueber  die  Verschiedenheit  der  Dyscnteriebacillen.  — Eltino,  Pathologie  uud 
Behandlung  des  Tetanus.  — Strassmann  und  Schulz,  Ueber  Kohlenoxydver- 
giftung. — Holz,  Fall  von  Atropinvergiftung.  — Hebz,  Eine  Funktionsprüfung 
des  Herzens.  — Askanazy,  Vorkommen  von  Distomum  felineum.  — Schloss- 
*»»*,  Menge  und  Bedeutung  des  Phosphors  in  der  Milch.  — Strasiiubgeb, 
Einfluss  der  Bäder  auf  die  Herztätigkeit.  — Donath,  Bedeutung  des  Cholins  in 
der  Epilepsie.  — Sato,  Ueber  Cysticerken  im  Gehirn.  — Kaiuokr,  Ueber 
Nervenkrankheiten  nach  elektrischem  Trauma.  — Baum,  Zur  Lehre  von  der 
Urticaria.  — Prokscii,  Zur  Geschichte  der  Syphilis.  — Sasskhath,  Gonor- 
rhoische Phlebitis.  — Hirscubero,  Deciduale  Zellbildungen  am  Wurmfortsatz 
bei  Tubenschwangersehaft. 


G.  Mann,  Die  Brauchbarkeit  der  Orcinreaktion  nach  Neumann  für  die 
Zuckeruntersuchung  des  Urins.  Berl.  kliu.  Wochenschr.  1905,  No.  9. 

M.  hat  zunächst  an  reinen  Zuckerlosungen  die  A.  Neumann’scIiimi 
Ergebnisse  bezüglich  der  Farbenreaktionen  der  verschiedenen  Zuckerarten 
bei  Behandlung  mit  Orcin  bestätigen  können.  — Bei  Harnen  fand  er 
eine  positive  Reaktion  bis  zu  0,1  pCt.  Dextrose  herab;  in  einigen  Fällen 
war  die  Orcinreaktion  noch  positiv,  wo  Nylander  und  Trommer  versagten. 
Nichtdiabctische  Harne  gaben  nie  die  Orcinreaktion  für  Dextrose.  — 
Ebenso  brauchbar  war  die  Orcinreaktion  bei  Lävulosuric.  — Wo  Zweifel 
über  deren  Gegenwart  sich  ergaben,  brachte  die  Ausschüttelung  mit  Amyl- 
alkohol Aufklärung:  waren  Spuren  Lävulose  zugegen,  so  wurde  die  charak- 
teristische Farbe  nach  der  Ausschüttelung  deutlicher,  wenn  nicht,  so  wurde 
die  Färbung  des  Harnes  blasser  oder  schwand.  — Eiweiss  stört  die  Orcin- 
XTjIII.  Jahrgang.  30 


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466 


Tiullat  und  Tühchst.  — Nakayama.  — Bang. 


No.  28. 


reaktion  auf  Dextrose;  Eiweissharne  sollten  also  zunächst  enteiweisst  werden. 
Urate,  Phosphate,  Gallenfarbstoffe  scheinen  ohne  Einfluss  zu  sein. 

Die  Neumann’sche  Orcinprobe  auf  Harnzucker  ist  danach  für  die 
Praxis  zu  empfehlen.  A.  Loewy. 


A.  Tri  Hat  et  Turehct,  Nouveau  procede  de  recherche  de  i'aromoniac; 
application  pour  caracteriser  la  purete  des  eaux.  Compt.  rend.  biolog. 
T.  58,  p.  270. 

T.’s  und  T.’s  Verfahren  des  Arnmoniaknachweises  beruht  auf  der  Dar- 
stellung von  Jodstickstoff,  das  im  Wasser  eine  intensive  Schwarzfärbung, 
bei  Anwesenheit  von  Säuren  eine  Braunfärbung  hervorruft.  Noch  Vsoooe« 
Ammoniak  ist  so  nachweisbar.  — 20  ccm  des  zu  analysirenden  Wassers 
werden  mit  3 Tropfen  lOproc.  Jodknliumlösung  versetzt  und  mit  2 Tropfeu 
einer  concentrirten  Lösung  von  unterchlorigsaurem  Natron  (Eau  du  Javel). 
Ein  Ueberschuss  von  letzterem  ist  zu  vermeiden.  Es  bildet  sich  Chlorjod 
und  bei  Gegenwart  von  Spuren  Ammoniak  .Jodstickstoff  nach  der  Formel: 
SC1J  NH3  -f-  3NaOH  = 3NaCl  -f-  N.J3  -f-  3H20.  — Besonders  gut  ist  die 
Probe  bei  Wässern  anzuwenden,  die  organisches  Zersetzungsmaterial  ent- 
halten als  Schwefelwasserstoff,  wo  die  Nessler’sche  Probe  unsicher  wird. 

A.  Loewy. 


M.  Nakayama,  Ueber  das  Erepsin.  Zcitschr.  f.  physiol.  Chem.  Bd.  41, 
S.  348. 

Die  Individualität  des  von  Cohnheim  entdeckten  proteolytischen 
Enzyms,  des  Erepsins,  ist  von  mehreren  Autoren  in  Zweifel  gezogen. 
Verf.  bringt  folgenden  Beweis  für  den  specifischen  Charakter  des  Ferments, 
der  namentlich  seine  sichere  Verschiedenheit  vom  Trypsin  dartut.  Die 
aus  den  Spermatozoon  von  Hamo  dargestellte  Hamonuk lei nsäure  wird 
vom  Trypsin  kaum,  dagegen  leicht  von  Erepsin  zerlegt.  Auch  die  Darm- 
nukleinsäurc,  die  Thymusnuklei'usäurc  und  die  MilznukleTnsäurc  werden 
vom  Erepsin  zerlegt.  Uebrigens  findet  sich  Erepsin,  das  Counheim  aus 
Ilundedarm  isolirt  hatte,  auch  beim  Kind  und  Kaninchen.  Neuberg. 


I.  Ifang,  Chemische  Untersuchungen  der  lymphatischen  Organe.  Vierte 
Mitteilung.  Beitr.  z.  chem.  Physiol.  u.  Palhol.  Bd.  5,  S.  317. 

Verf.  hat  durch  genaue  Analysen  der  Purinbasen  seiue  frühere  Be- 
hauptung bestätigt,  dass  das  eigentliche  nuklcinsanre  Histon  1 Mol. 
Adenin  und  1 Mol.  Guanin  enthält,  dagegen  im  nativen  NukleTnat  2 Mol. 
Adenin  auf  1 Mol.  Guanin  kommen.  Durch  fermentative  Spaltung  mittels 
Diastase  hat  Verf.  bei  der  Thymusnuklelnsäure  eine  Reduktion  con- 
statirt,  während  bei  der  Säurehydrolyse  der  Zucker  bekanntlich  als  Lävu- 
linsäure abgespalten  wird.  — Bezüglich  der  Natur  des  Histous  aus 
Gänseblutkörperchcn  teilt  Verf.  mit,  dass  es  nur  aus  Histon  und 
Nukleinsäure  besteht.  Neuberg. 


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So.  28. 


Fische».  — Finckh.  Moses. 


467 


G.  Fischer,  Zur  Luxation  des  1.  Metatarsalknochens.  Zeitschr.  f.  Cliir. 

Bd.  1—2,  S.  54. 

Es  handelte  sich  bei  einem  17jährigen  Patienten  um  eine  dorsolaterale 
Luxation  des  1.  Metatarsale,  complicirt  mit  Zerreissung  der  Haut  neben 
Frakturen  seiner  Gelenkflächen  und  des  1.  Keilbeins.  Dabei  war  das 
Metatarsale  abducirt  und  nach  aussen  rotirt;  während  infolge  seiner 
dorsalen  Aufrichtung  die  grosse  Zehe  sich  etwas  gesenkt  hatte,  aber  jene 
Abduktion  und  Aussenrotation  nicht  mitmachte.  Die  Reposition  gelang 
erst  nach  Resektion  des  Gelenkendes  des  Metatarsale  in  einer  Ausdehnung 
von  l1/*  cm.  Joachimsthal. 


1)  E.  Finckh,  Zur  Säbelscheidenform  bei  Syphilis  hereditaria  tarda.  Beitr. 
x.  klin.  Cliir.  Bd.  44,  H.  3. 

2)  H.  Moses,  Beitrag  zum  Wesen  der  congenital-syphilitischen  „Tibia  en 
lame  de  sabre.“  Ebenda. 

1)  Wie  Wieting  erblickt  F.  in  der  reellen  Verkrümmung  der  Tibia 
und  in  der  Vermehrung  ihres  Längenwachstums  ein  charakteristisches 
Merkmal  der  ererbten  Spätsyphilis.  In  dem  von  ihm  mitgeteilten  Falle, 
in  dem  bei  der  24jährigen  Patientin  sowohl  mit  Rücksicht  auf  die  speci- 
tische  Erkrankung  der  Eltern  als  auch  die  allmählich  sich  manifestirenden 
Symptome  bei  der  Kranken  selbst  — parenchymatöse  Keratitis,  Knochen- 
schmerzen, Arthropathie,  Geschwüren  und  Knochenauftreibungen  — die 
Annahme  einer  hereditären  Lues  keinem  Zweifel  begegnete,  hat  die  Röntgen- 
untersuchung gezeigt,  dass  einmal  die  Achse  der  Tibia  wirklich  verbogen 
war  und  ferner  die  hintere  Fläche  des  Knochens  dieser  Biegung  auf  das 
Genaueste  folgte  — ein  unwiderstehlicher  Beweis  für  die  Existenz  einer 
reellen  Verbiegung.  Auch  an  den  Wadenbeinen,  besonders  an  der  linken 
Fibula,  war  ein  vermehrtes  Wachstum  deutlich  ausgesprochen. 

2)  ln  dem  von  M.  mitgeteilten  Falle  hat  bei  dem  24  jährigen  Patienten 
die  beiderseitige  hochgradige  Verkrümmung  der  Unterschenkel  die  Indi- 
kation für  eine  Operation,  bestehend  in  einer  keilförmige  Resektion  der 
Tibiae  und  einer  Durchmeisselung  der  Fibulae  gegeben.  Der  Effekt  der 
Operation  war  ein  befriedigender.  Die  Verkrümmungen  wurden  fast  völlig 
ausgeglichen  und  dem  Patienten  war  das  Gehen  erheblich  erleichtert 
worden. 

Die  resecirten  Knochenstücke  Messen  erkennen,  dass  die  cortikale 
Schicht  besonders  an  der  Vorderseite  eine  erhebliche  Verbreiterung  durch 
Hyperostosenbildung  erfahren  hatte.  An  dem  einen  Keile  sah  mau  am 
vorderen  Rande  eine  kleine  usurirte  Stelle,  in  deren  Nachbarschaft  der 
Knochen  weithin  scheinbar  total  eburnisirt  war.  Eine  4 mm  dicke  hier 
abgesägte  Knochenscheibe  liess  jedoch  im  Röntgenbilde  fast  überall,  auch 
an  Stellen,  die  ganz  elfenbeinern  erschienen,  feine  Kanälchen  und  Bälkchen 
erkennen.  Andererseits  zeigte  die  Röntgenaufnahme  eines  Keiles  von  der 
Basis  her  — also  im  anteroposterioren  Durchmesser  des  Knochens  — nur 
einen  tiefen  Schatten,  in  dem  keinerlei  Struktur  wahrnehmbar  war  und 
doch  ergab  die  nähere  Untersuchung  des  Knochenstückes,  dass  sich  in 
demselben  eine  erbsengrosse  Höhle  befand,  die  zum  Teil  mit  morschen 

30* 


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468 


Damiano«.  — Hei.hkon.  — Mo.  Kkk. 


No.  28. 


Knocbenbälkchen  erfüllt  war.  Dieser  Rarefikationsherd  — der  offenbar 
der  Sitz  eines  gummösen  Processes  gewesen  war  — markirte  sich  als« 
absolut  nicht  bei  der  Durchstrahlung,  sondern  wurde  durch  das  ihn  um- 
gebende total  sklerosirte  Knochengewebe  völlig  verdeckt.  Man  muss  also 
annehmen,  dass  es  nicht  möglich  ist,  mittelst  der  Röntgenuntersuchung  in 
Knochenpartien,  die  durch  luetische  Processe  stark  sklerosirt  sind,  Guui 
mata  nachzuweisen.  Joacbimsthal. 


N.  Damianos,  Ueber  aufsteigende  Darmcinstülpungen.  Deutsche  Zeitschr. 
f.  Chir.  76.  Bd.,  S.  439. 

Fülle  rückläufiger  Darmeinstülpungen  sind  seltene  Vorkommnisse;  bei 
ihnen  erfolgt  die  Einscbiehung  einer  Darmpartic  in  den  nach  aufwärts  zu 
liegenden  Darmabschnitt  im  Sinne  antiperistaltischer  Bewegung.  Eiuen 
derartigen  Fall  beobachtete  D.  bei  einem  3jährigen  Mädchen,  bei  welchem 
nicht  weit  vom  Coecum  entfernt  die  Invagination  von  20  cm  einer  unteren 
in  eine  gleiche  Länge  einer  oberen  Ileumschlinge  vorlag.  Die  Operation 
erfolgte  in  extremis.  — Was  das  Vorkommen  der  aufsteigenden  Imagina- 
tionen betrifft,  so  ist  erwiesen,  dass  dieselbe  unter  den  gleichen  Be- 
dingungen stattfindet  wie  die  absteigende,  auch  bei  ganz  intaktem  Darm 
und  Peritoneum.  Auch  in  D.’s  Fall  erfreute  sich  das  Kind  bis  zum  Tage 
der  plötzlichen  Erkrankung  vollster  Gesundheit.  Die  aufsteigende  Invagi- 
nation kommt  derart  zu  stände,  dass  infolge  eigenartiger  und  uns  unbe 
kannter  Störungen  normaler  Darmperistaltik  auf  eine  ringförmige  Con- 
traktiou  einer  Darmstelle  die  weiter  aufwärts  liegende  Darmpartie  durch 
Aktion  ihrer  Längsmuskulatur  eine  lippenförmige  Umstülpung  über  die 
contrahirte  Partie  erzeugt,  die  den  Beginn  der  spontan  weiter  schreitenden 
Einstülpung  darstcllt.  — D.  stellt  aus  der  Littcratur  9 weitere  Fälle  von 
aufsteigender  Darmeinstülpung  zusammen.  Pcltesohn 


llelhron,  Entstehung  und  Behandlung  der  Kurzsichtigkeit,  ßerl.  klin 
Wochenschr.  1906,  No.  12. 

H.  spricht  sich  für  die  Vollcorrektion  der  Myopen  für  die  Nähe  und 
die  Ferne  aus;  vorausgesetzt,  dass  letztere  nicht  durch  Presbyopie  oder 
excessive  Grade  der  Kurzsichtigkeit  verboten  ist.  Iiorstmann. 


S.  11,  Me.  Kee,  Experimentelle  Untersuchungen  über  die  resorbirenden 
Eigenschaften  des  Dionin.  Klin.  Monatsbl.  f.  Augcnheilk.  X 1,1  II-,  I, 
S.  374. 

Um  die  resorbirende  Eigenschaft  des  Dionins  zu  prüfen,  injicirte  Verf. 
eine  Tuscheemulsion  in  die  vordere  Augenkamuier  des  Hundes,  der  Katze 
und  des  Kaninchens.  Nachher  behandelte  er  das  Auge  mit  einer  lOproc. 
Dioninlösung,  wovon  zwei  Tropfen  täglich  eingeträufelt  wurden.  Bei  dem 
Hunde  und  der  Katze  trat  danach  Chemosis  auf,  während  dies  beim 
Kaninchen  nicht  der  Fall  war.  Bei  letzterem  war  auch  kein  resorbirender 
Einfluss  des  Dionin  festzustellen,  dagegen  war  beim  Hund  und  der  Katze 


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No.  28. 


Romkb. 


469 


die  Tuscbresorption  deutlich.  Ausserdem  hatte  das  Mittel  eine  bemerkens- 
werte resorbircnde  Kraft  für  die  Hornhauttrübungen.  Wahrscheinlich  ist 
die  die  Chemose  erzeugende  Wirkung  eine  Vorbedingung  für  die  resorbircnde 
Wirkung  des  Dionins.  Horstniann. 


P.  Römer,  Die  Pathogenese  der  Cataracta  senilis  vom  Standpunkt  der 
Seruinforschung.  1.  Der  Altersstaar  als  Oytotoxinwirkung  und  das  Gesetz 
der  Cytotoxinretcntion  durch  die  sekretorischen  Apparate  des  Auges, 
v.  Graefe’s  Arch.  f.  Ophtalra.  LX.,  2,  S.  175. 

Derselbe,  II.  Die  Ernährung  der  Linse  nach  der  Reccptorentheoric  und 
der  Nachweis  des  Receptorenaufbaucs  des  Linsenprotoplasmas.  Ebenda. 
S.  239. 

R.’s  neue  Hypothese  über  die  Entstehung  der  Alterscatarakt  lasst  sich 
dahin  zusammenfassen,  dass  bei  der  regressiven  Metamorphose  des  senilen 
Organismus  im  Blute  Antikörper  in  Freiheit  gesetzt  werden,  die,  wenn  sie 
vom  Sekretionsorgane  des  Auges  nicht  zurückgehalten  werden  können, 
vermöge  ihrer  specitischen  Affinität  zum  Linsenprotoplasma  schädigend  auf 
dasselbe  einwirken. 

V'erf.  zeigt  zunächst,  dass  unter  normalen  Verhältnissen  die  Hämo- 
lysine des  normalen  Serums  am  Uebcrtritt  in  das  Kammerwasser  und  den 
Glaskörper  gehindert  werden. 

Ebenso  werden  auch  artfremde  Oytotoxiue  vom  Sekretionsorgane  des 
nicht  entzündeten  Auges  zurückgehalten,  wie  sich  durch  Injektion  bakteri- 
cider  Heilsera  erweisen  lässt.  Es  waren  z.  B.  nach  intravenöser  Injektion 
hochwertigen  Choleraimmunserums  von  der  Ziege  beim  Kaninchen  virulent 
inficirte  Meerschweinchen  mir  dann  zu  retten,  wenn  mit  der  Choleracultur 
Kaninchenserum  injicirt  wurde,  während  Zusatz  von  Kammerwasser  oder 
Glaskörper  der  Kaninchen  wirkungslos  war. 

In  der  zweiten  Arbeit  führt  R den  Nachweis,  dass  die  Linse  iu  der 
Tat  Antikörper  bindende  Receptoren  besitzt:  Linseneiweisslösungen  (Schwein) 
brachten  Kaninchen  — und  zwar  nur  Kaninchenblutkörperchen  zu  starker 
Agglutination.  In  der  Linse  liegen  also  specifische  Hümagglutinine.  (Re- 
ceptoren 2.  Ordnung  Ehrlich’s). 

Von  den  beiden  im  Tetanusgift  enthaltenen  Toxinen,  dem  Tetanolysin 
und  Tetanospasmin,  wird  nur  das  erstere  von  der  Linse  gebunden  (Re- 
ceptor  1.  Ordnung);  mittels  dieses  in  der  Linse  vorhandenen  Antitetano- 
lysin gelingt  es,  die  Giftwirkung  des  Tetanolysins  auf  Kaninchenblut  zu 
nentralisiren. 

Ausser  diesen  die  einfachen  Toxine  bindenden  Receptoren  lassen  sich 
in  der  Linse  antihämolytische  Funktionen  nachweiscn,  welche  die  in  der 
Hämolyse  zum  Ausdruck  kommenden  Komplemente  des  Serums  verankern. 
Linsenprotoplasma  hebt  die  hämolytische  Wirkung  des  Menschenserums 
auf.  Ein  bemerkenswerter  Unterschied  besteht  zwischen  Kinde  und  Kern 
der  Linse  in  Bezug  auf  die  antihämolytisebe  Wirkung.  Die  Cortikalis- 
mavsen  von  wegen  Catarakt  extrahirten  menschlichen  Linsen  zeigten  näm- 
lich eine  viel  deutlichere  Hemmung  der  Hämolyse  des  Serums  als  der 
sklerosirte  Kern,  in  welchem  die  Complementbildung  durch  complemento- 
phile  Receptoren  zwar  nicht  fehlt,  aber  erschwert  ist. 


je 

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470  Kat*.  — JfraaKH«.  — Siiitii.  — Röpke.  No.  28. 

Durch  diese  Erforschung  der  Affinitätsgesetze  des  Linsenprotaplasmas 
wird  zum  ersten  Male  ausser  der  rein  physikalischen  Betrachtung  der 
Linsenernährung  (Diffusion  etc.)  ein  neuer  Weg  beschritten,  der  unsere 
Kenntnisse  von  der  biologischen  Funktion  des  Linsenprotoplasmas  erheb- 
lich erweitert.  G.  Abelsdorff. 

L.  Katz,  Die  Stria  vascularis  der  Fledermaus.  Arch.  f.  Ohrenbeilk.  G2.  Bd., 
S.  271. 

Auf  Grund  seiner  Untersuchungen  an  der  Fledermaus  hält  K.  im 
Gegensatz  zu  anderen  Autoren  die  Stria  vascularis  nicht  für  ein  echtes, 
gefässfiihrcndes  Epithel,  sondern  für  ein  aus  mehreren  verschiedenartigen 
Gewebsartcn,  nämlich  1.  aus  einreihigen,  fibrillär  gestreiften  cy  1 i n d rischen 
Epithelzellen,  2.  aus  Gefässen,  3.  aus  bindegewebigen  Beimengungen  be- 
stehendes Gebilde.  Schwabach. 


Jürgens,  Ein  Fäll  von  chemischer  Verätzung  der  Vena  jugularis  und  Art. 
carotis  vom  Ohr  aus  und  Tod  durch  Blutung  aus  demselben.  Monatsschr. 
f.  Ohrenheilk.  1!K)4,  No.  10. 

Dass  die  in  dem  mitgeteilten  Fall  aufgetretenen  wiederholten  profusen, 
schliesslich  zum  Tode  führenden  Blutungen  durch  chemische  Aetzungen 
bedingt  gewesen  seien,  schliesst  Verf.  aus  der  Verschorfung  der  Wunde 
des  äusseren  Gehörganges,  „der  Wegätzung  aller  weichen  Teile  in  der 
Paukenhöhle“  und  zwar  müsse  es  sich  um  Säureverätzung  gehandelt  haben, 
da  auch  die  Knochenränder  zwischen  den  grossen  Gefässen,  N.  facialis  und 
Paukenhöhle  wegeschmolzen  wareu.  Schwabach. 


Olliver  Smith,  Acccssory  thyreoid  ou  the  posterior  third  of  the  tongue. 

N.-Y.  mcd.  journ.  and  Philad.  med.  journ.  1!K)4,  Oct.  20. 

Bei  der  grossen  Seltenheit  sei  dieser  Fall  erwähnt,  der  bei  einer 
50jährigen  Frau  vorkam.  Der  Tumor,  welcher  schon  zweimal  vorher  ent- 
fernt worden  war,  hatte  eine  ovoide  Form,  entsprang  dem  hinteren  Drittel 
der  Zunge,  drückte  die  Epiglottis  nieder  und  ragte  bis  zum  Kachendach; 
er  fühlte  sich  zwar  fest  aber  elastisch  an.  Verf.  entfernte  ihn  unter  lokaler 
Anästhesie  vom  Munde  her.  Die  Blutung  war  nicht  erheblich. 

W.  Lublinski. 


Röpke,  l’ebcr  das  Endotheliom  der  Nasenhöhle.  Münch,  med.  Wochen- 
schrift 1904,  No.  33. 

Bisher  sind  nur  7 Fälle  von  Endotheliom  der  Nasenhöhle  beobachtet 
worden,  denen  Verf.  einen  achten  anschliesst,  dessen  erste  ausgesprochene 
Symptome  sich  direkt  im  Anschluss  an  ein  Schädeltrauma  zeigten.  Wahr- 
scheinlich war  der  Ausgangspunkt  der  linke  Proc.  pterygoidens.  Von  da 
aus  ergriff  die  Geschwulst  die  Flügelgaumengrube  und  durch  das  Foramen 
sphenopalatinum  die  obere  Nasenhöhle,  durchsetzte  die  Siebbeinzellen,  die 
Keilbeinhöhle  und  wahrscheinlich  die  Kieferhöhle,  wucherte  in  deu  Nasen- 
rachen und  griff  auf  die  andere  Nasenseite  über.  Später  erfolgte  der 


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So.  28. 


Pröli.8.  — Eiskniikko.  — Eltin«. 


471 


Durchbruch  in  das  Schädelinncre.  Pat.  starb  unter  den  Erscheinungen 
der  Meningitis.  Keine  Sektion.  W.  Lublinski. 


Prülls,  Die  Milchversorgnng  unserer  Grossstädte  unter  Anlehnung  an  die 
Hamburger  Milchausstcllung  1003.  Vierteljahrsschr.  f.  öffentl.  Gesund- 
heitspflege 1904,  Bd.  36,  S.  508. 

P.  führt  ans,  dass  die  bisherigen  gesetzlichen  Bestimmungen  teils 
nicht  ausreichend  sind,  teils  das  Wesentliche  bei  der  Milchversorgnng,  die 
hygienische  Frage,  zu  wenig  berücksichtigen.  Da  die  Qualität  der  Milch 
weit  mehr  durch  Fehler  am  Ort  der  Gewinnung  als  durch  fehlerhafte  Be- 
handlung in  der  Stadt  beeinflusst  wird,  so  liegt  der  Schwerpunkt  nicht  in 
der  polizeilichen  Controlle  des  Milchmarktes,  sondern  in  der  Ueberwachung 
der  Milchviehställe  und  des  Melkegeschäftes.  Von  nachträglichen  Unter- 
suchungsverfahren giebt  hierüber  allein  eine  Bestimmung  des  Schmutz- 
gehaltes der  Milch  Aufschluss,  worauf  von  den  Bestimmungen  zu  wenig 
Wert  gelegt  wird.  Neben  dieser  Gontrolle  der  Milchproduktion  ist  der 
Transport  der  Milch  und  der  Vertrieb  verbesserungsbedürftig.  Für  den 
Transport  sind  die  Errungenschaften  der  Kälteindustrie  mehr,  als  dies 
bisher  geschieht,  dienstbar  zu  machen.  Die  Grossstädte  selbst  können  die 
Güte  der  Milch  dadurch  günstig  beeinflussen,  dass  sie  ähnlich  den  Schlacht- 
höfen centrale  Milchhöfe  einrichten,  welche  mit  Kühlräumen,  Sterilisir-  und 
Reinigungsvorrichtungen  und  mit  Milchuntersuchungslaboratorien  zu  ver- 
sehen sind.  Diese  Milchhöfe  muss  alle  Milch  passiren,  hier  wird  sie  in 
verschlossene  Flaschen  gefüllt  und  von  hier  an  die  Consumenten  abge- 
geben. Die  kleinen,  nicht  controllirbaren  Milchgeschäfte,  in  denen  eine 
rationelle  Behandlung  der  Milch  ausgeschlossen  und  reichlich  Gelegenheit 
zu  Milchinfektionen’ gegeben  ist,  sind  zu  beseitigen.  H.  Bischoff. 


Pli.  Eisenberg,  Ueber  die  Verwandtschaft  der  verschiedenen  Dysenterie- 
stämme.  Wiener  klin.  Wochenschr.  1904,  No.  43. 

Durch  Untersuchung  der  Agglutinabilität  von  Shiga-Kruse-  und  Flexner- 
bacillen  und  des  Gehaltes  an  präcipitabler  Substanz  von  Bouillonculturcn 
stellte  E.  im  Einklang  mit  der  Mehrzahl  der  Forscher  fest,  dass  die  beiden 
Typen  der  Dysenteriebacillen  zu  unterscheiden  sind.  Die  mit  ihnen  her- 
gestellten Immunsera  beeinflussen  die  homologen  Bacillen  wesentlich  stärker 
als  die  audere  Art,  wenn  auch  diese  eine  gewisse  Beeinflussung  zeigen, 
aus  der  auf  Verwandtschaft  geschlossen  werden  kann.  Da  nun  bei  Ver- 
wendung eines  specifischen  Serums  für  Heilzwecke  unmöglich  erst  durch 
bakteriologische  Untersuchungen  festgestellt  werden  kann,  welcher  Bacillus 
in  einem  fraglichen  Falle  als  der  Erreger  anzusehen  ist,  so  schlägt  E.  vor, 
polyvalente  Dysenteriesera  herzustellen.  H.  Bischoff. 


A.  W.  Etting,  The  pathology  and  treatment  of  tetanus.  Albany  med. 
annals  1904,  Vol.  XXV,  p.  105. 

Verf.  bringt  aus  der  Litteratur  kurz  und  anschaulich,  was  über  die 
Aetiologie,  Pathologie  und  Therapie  des  Tetanus  bekannt  ist.  Hieran 


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472 


Strassmaxn  und  Scum.z.  — Holz. 


No.  28. 


schliesst  er  die  Beschreibung  von  drei  Tetanusfällen,  die  er  mittels  Anti- 
toxininjektionen behandelt  bat.  Von  ihnen  sind  zwei  genesen,  ein  sehr 
akut  verlaufender  Fall  gestorben.  Wenn  somit  auch  die  Antitoxinbehand- 
lung nicht  allen  Anforderungen  gerecht  wird,'  so  ist  sie  doch  das  Beste, 
was  bisher  zur  Verfügung  steht.  E.  empfiehlt  bei  schweren  Fällen  zur 
subduralcn  Injektion  zu  greifen.  Er  hat  auf  einmal  5 ccm  subdural  in- 
jicirt,  ohne  dass  hierdurch  eine  Schädigung  des  Gehirnes  hervorgerufen 
worden  ist.  H.  Bi  sch  off. 


1)  Fr.  Stra.ssinann  und  A.  Schulz,  Untersuchungen  zur  Kohlenoxydver- 
giftung. Bcrl.  klin.  Wochenschr.  1004,  No.  48. 

2)  11.  Holz,  Ueber  Atropinvergiftung.  Ebenda.  No.  40. 

1)  Die  für  den  Gerichtsarzt  wichtige  Frage,  oh  Kohlenoxyd  unver- 
sehrte Leichenteile  durchdringen  und  sich  mit  dem  in  unverletzten  Ab- 
schnitten des  Gefäßsystems  enthaltenen  Blute  verbinden  könne,  wurde  bis 
vor  kurzem  negativ  beantwortet.  Erst  in  neuerer  Zeit  wiesen  Beob- 
achtungen darauf  hin,  dass  in  der  Tat  Kohlenoxyd  durch  unversehrte  Haut- 
decken in  Leichen  eindringen  könne.  Um  diese  Frage  experimentell  zu 
entscheiden,  stellten  Verff.  Versuche  in  der  Weise  an,  dass  sie  Leichen 
Erwachener  in  feste  verschlossene,  nur  mit  Ein-  und  Ausgangsöffuungen 
versehene  Holzkästen  brachten  und  durch  diese  Oeffnung  viele  Stunden 
lang  Leuchtgas  hindurchleiteten;  durch  ein  in  dem  Kasten  angebrachtes 
Fenster  konnte  die  Farbe  der  Totenflecke  jederzeit  controllirt  werden.  Zum 
Nachweis  des  Kohlenoxyds  wurde  neben  anderen  Proben  der  sehr  empfind- 
liche Palladiumchlorürnachweis  angewandt.  Es  konnte  zunächst  zweifellos 
festgestellt  werden,  dass  sich  im  Gefässblut  derartig  behandelter  Leichen 
regelmässig  Kohlenoxyd  vorfand.  Es  fehlt  im  Blute  der  Adergeflechte  und 
der  Gefässplatte.  Sehr  auffallend  ist  das  Aussehen  der  Leber,  bei  der  ein 
deutlicher  Farbenunterschied  zwischen  der  kohlenoxydhaltigen  Oberfläche 
und  dem  dunklen  übrigen  Teil  besteht.  Man  kaun  überhaupt  bei  der  post- 
mortale)) Diffusion  von  Kohlenoxyd  ein  allmähliches  Vordringen  des  Gases 
von  der  Peripherie  nach  dem  Centrum  deutlich  wahrnehmen,  beispiels- 
weise an  den  verschiedenen  Schichten  der  Brustmuskulatur.  Im  Gegensatz 
hierzu  steht  das  Bild  der  Kohlenoxydvergiftung,  bei  der  eine  derartige 
ungleiche  Verteilung  des  Giftes  unmöglich  ist.  Noch  ein  zweites  Charak- 
teristikum giebt  es  zur  Entscheidung  der  Frage,  ob  Kohlenoxydvergiftung 
oder  postmortales  Eindringen  von  Kohlenoxyd  vorliegt:  das  ist  die  Menge 
des  im  Blute  gefundenen  Kohlenoxyds.  Bei  postmortalem  Eindringen  finden 
sich  immer  nur  so  geringe  Mengen,  dass  weniger  empfindliche  Proben, 
z.  B.  die  spektroskopische,  regelmässig  versagen. 

2)  Der  Fall  betrifft  ein  7jähriges  Mädchen,  dass  versehentlich  einen 

Theelöflel  einer  1 prom.  Atropinlösung  genommen  hatte.  Die  Vergiftungs- 
crscheinuugen  waren:  grosse  Unruhe,  die  sich  bis  zu  Delirien  steigerte, 
maximale  Erweiterung  der  Pupillen,  Haut  hochrot,  trocken,  heiss,  starker 
Meteorismus,  lebhaft  gesteigerte,  fliegende  Respiration,  sehr  frequenter, 
flatternder  Puls.  Nach  zwei  Morphiuminjektionen  trat  Beruhigung,  Schlaf 
und  vollständige  Heilung  ein.  K.  Kronthal. 


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No.  28.  Hshz.  — Abkanazv.  • 473 

M.  Herz,  Eine  Funktionsprüfung  des  kranken  Herzens.  Deutsche  med. 

Wochenschr.  1905,  No.  6. 

Hui  die  Sufficienz  resp.  (nsufticienz  des  Herzmuskels  festzustellen,  be- 
dient sich  Verl,  folgender  einfacher  Funktionsprüfung:  man  lässt  den 
Patienten  seinen  Vorderarm  so  langsam,  wie  es  ihm  bei  gespannter  Auf- 
merksamkeit möglich  ist,  und  gleichmässig  beugen  und  wieder  strecken, 
nachdem  man  den  Puls  gezählt  hat;  nach  der  Uebung  zählt  man  den  Puls 
wieder  und  beachtet  die  Differenz.  Diese  sog.  „Sclbsthemmuugsbewegung“ 
(S.)  lässt  die  Pulszahl  bei  gesunden  Individuen  entweder  unverändert  oder 
beschleunigt  sie  in  mässigem  Grade,  während  jeder  irgendwie  afficirte 
Herzmuskel  auf  die  S Bewegung  mit  einer  Verlangsamung  des  zugleich 
voller  und  kräftiger  werdenden  Pulses  reagirte.  Diese  Verlangsamung 
beträgt  bei  schon  verlangsamtem  oder  normalem  Pulse  gewöhnlich  4 bis 
10  Schläge  in  der  Minute,  während  man  bei  erhöhter  Pulsfrequenz  Diffe- 
renzen bis  zu  40  Schlägen  pro  Minute  beobachten  konnte.  Beachtenswert 
ist,  dass  in  zwei  Fällen  von  habitueller,  seit  frühester  Jungend  bestehender 
Bradykardie  die  S-Probe  im  Stiche  liess.  — Deutliche  Resultate  ergab  die 
Probe  in  Fällen  von  beginnender  Herzmuskelerkrankung  bei  Atherose, 
ferner  bei  constitiftionellen  Erkrankungen  (Diabetes)  und  chronischen  Ver- 
giftungen (starkes  Tabackrauchen).  Inconstant  waren  die  Befunde  beim 
Fettherz  und  bei  chronischer  Nephritis;  diagnostisch  bedeutsam  erwies 
sich  die  Probe  behufs  Unterscheidung  von  Asthma  bronchiale  und  cardiale. 
Nervöse  Tachykardie  wird  durch  eine  S- Bewegung  niemals  herabgesetzt, 
sondern  erheblich  gesteigert,  ein  Umstand,  der  von  differentiell-diagnosti- 
scher Bedeutung  ist.  — Verf.  ist  nicht  geneigt,  die  so  häufig  bei  Herzmuskel- 
affektiouen  auftretenden  Veränderungen  der  Herzganglien  für  die  abnorme 
Verlangsamung  des  Pulses  bei  der  S-Probe  verantwortlich  zu  machen;  für 
wahrscheinlich  hält  er  vielmehr  einen  reflektorischen  Vorgang,  der  in  der 
Hirnrinde  beginnt  und  über  die  Mcdulla  oblougata  zum  Herzen  geht,  wo 
sodann  bei  Erkrankungen  des  Herzmuskels  eine  starke  Wirkung  auf  den 
Vagus  hervortritt.  L.  Perl. 


M.  Asknnazy,  Die  Aetiologie  und  Pathologie  der  Katzenegelerkrankung 
des  Menschen.  Deutsche  med.  Wochenschr.  1904,  No.  19. 

Das  Distomum  felineum,  ein  bei  Katzen  und  Hunden  nicht  selten  an- 
zutreffender Parasit  wird  beim  Menschen  nur  äusserst  selten  beobachtet. 
So  fand  WitiOGRADOFF  in  Sibirien  9mal  diesen  Parasiten  und  zwar  zufällig 
bei  der  Sektion.  An  sonstigen  Orten  Europas  ist  er  bisher  niemals  bei 
Menschen  gefunden  worden.  Da  starb  im  Jahre  1900  in  der  Königsberger 
Klinik  ein  aus  dem  Kreise  Heidekrug  stammender  Altsitzer  an  Leberkrebs 
und  bei  dessen  Obduktion  fand  man  mehr  als  100  der  obengenannten 
Distomeu  in  den  Gallengängen.  Bei  dieser  Gelegenheit  stellte  es  sich 
auch  heraus,  dass  bei  einem  ebenfalls  aus  Heidekrug  stammenden,  an 
Ischias  leidenden  Patienten  im  Stuhle  genau  dieselben  Distomeneier  ge- 
sehen, aber  nicht  recognoscirt  worden  waren.  An  diese  Tatsache  knüpfen 
sich  drei  wichtige  Fragen;  1.  Handelt  es  sich  nur  um  ein  zufälliges  Zu- 
sammentreffen oder  um  einen  verräterischen  Vorposten  eines  bisher  noch 


e 


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474 


ScHLOÜSUANN. 


No.  28. 


nicht  entdeckten  Krankenherdes?  2.  Steht  der  Leberkrebs  in  irgend  einer 
Beziehung  zu  dem  Kindringen  des  Distommn?  und  3.  woher  stammt  der 
l’arasit  und  auf  welchem  Wege  erfolgt  die  Infektion?  Was  die  erste  Frage 
aulangt,  so  ist  sie  dahin  zu  beantworten,  dass  am  Dfer  des  kurischen  Hafts 
zweifellos  ein  bisher  unbekannter  Herd  von  Katzenegelinfektion  beim 
Menschen  besteht.  Die  Antwort  auf  die  zweite  Frage  ist,  dass  ein  Causal- 
nexus  zwischen  Distonium  und  Krebs  nicht  von  der  Hand  zu  weisen  ist, 
zumal  man  ja  auch  annehmen  muss,  dass  die  durch  die  Distomen  hervor- 
gerufene epitheliale  Proliferation  der  Gallenwegc  sich  zu  einer  Carcinom- 
bildung  steigern  kann.  Die  dritte  Frage  endlich  wird  dahin  beantwortet, 
dass  die,  resp.  eine  Quelle  mit  Distomum  felincnni  in  den  Fischen,  be- 
sonders in  den  Plötzen  (Leuciscus  rutilus),  zu  suchen  ist. 

Carl  Rosenthal. 


A.  .Schlussmann,  Ueber  Menge,  Art  und  Bedeutung  des  Phosphors  in  der 
Milch  und  über  einige  Schicksale  desselben  im  Säuglingsorganismus. 
Arch.  f.  Kinderheilk.  Bd.  40,  S.  1. 

Der  Phosphorbedarf  des  Säuglings  ist  ein  verhältnissmässig  sehr  hoher 
wegen  des  intensiven  Wachstums  des  Nerven-  und  Kifochcnsystms.  Die 
natürliche  Nahrung  des  Kindes  enthält  aber  hinreichend  Phosphor,  um 
dieses  Bedürfnis  voll  zu  decken;  das  gleiche  gilt  von  einer  rationellen 
künstlichen  Krnährung.  Der  Gesammtphosphorgehalt  der  Milch  beträgt 
nach  den  vom  Verf.  ausgeführten  Bestimmungen  im  Liter  Milch 

Verhältnis 


P 

p2o5 

von  P206  : N 

1.  der  Kuh  . . 

. 0,7907 

1,8097 

1 :2,7 

2.  des  Esels  . 

. 0,6651 

1,5233 

1 : 1,16 

3.  der  Ziege  . 

. 0,9576 

2,1982 

1 : 2,2 

4.  der  F'rau  . 

. 0,19 

o’45 

1 : 6,4 

Aeussere  Verhältnisse,  wie  Dauer  der  Laktation,  Menstruation,  Fieber 
haben  keinen  ausschlaggebenden  Fanfluss  auf  den  Phosphorgehalt  der  Milch 
Von  bestimmenden  Einfluss  auf  denselben  ist  allein  der  CaseTngehalt  der 
Milch.  F’est  steht,  dass  ein  Teil  des  Phosphors  in  organischer  Bindung 
in  jeder  Milch  enthalten  ist,  nämlich  im  Casein;  der  Gehalt  der  Milch  an 
anderen  Nukleonen  und  an  Lecithin  ist  dagegen  durchaus  noch  nicht  ge- 
klärt. — Verf.  konnte  im  Aetherextrakt  der  (nicht  eingedampften)  Milch 
— auch  selbst  nach  stundenlangem  Schütteln  — kein  Lecithin  nachweisen. 
Die  geringen  Mengen  P-haltiger  Verbindungen,  die  nach  sehr  langem 
Schütteln  mit  Aether  in  letzteren  übergehen,  sind  wahrscheinlich  Casein. 
Wenn  man  die  Lecithinbestimmung  nach  den  Angaben  von  Stoklasa  vor- 
nimmt (14stündigcs  Kxtraliiren  mit  siedendem  Alkohol),  so  wird  das  Casein 
zersetzt,  und  aus  diesem,  nicht  aus  dem  Lecithin,  stammt  der  im  alkoholi- 
schen Auszug  nachweisbare  Phosphor.  Für  diese  Deutung  sprechen  auch 
die  im  alkoholischen  Extrakt  nachweisbaren  Mengen  N.  — Ob  die  Milch 
eine  Verbindung  des  Lecithins,  etwa  ein  Lccithalbumin,  enthält,  ist  noch 
unentschieden;  jedenfalls  nicht  mit  der  gleichen  Sicherheit  wie  das  Vor- 
handensein des  Lecithins  zu  bestreiten.  Neben  dem  Lecithin  hat  mau  noch 
andere  organische  P-baltige  Substanzen  in  der  Milch  finden  zu  können  ge- 


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No.  28. 


Strabbcbukb. 


475 


glaubt,  vor  allem  die  Phosphorfleischsäure.  Auch  deren  Existenz  hält 
Verf.  nicht  für  erwiesen;  wahrscheinlich  sind  die  vermeintlichen  Funde 
organischer  Verbindungen  immer  wieder  und  wieder  auf  die  labilen  Com- 
ponenten  des  Caseins  zurückzuführen.  — Zur  Trennung  der  anorganischen 
von  den  organischen  Phosphorverbindungen  in  der  Milch  bediente  sich 
Verf.  verschiedener  Methoden;  (1.  Fällung  mit  Almen’scher  Gcrbsäurelösung, 
Extraktion  des  Niederschlages  mit  1/i\iroc.  Essigsäure,  2.  Fällung  nach 
Kitthausen,  Extraktion  mit  1 proc.  HCl).  Es  ergab  sich,  dass  in  der 
Kuh-  und  Ziegenmilch  etwa  der  dritte  Teil  des  Gesammtphosphors  (s.  o.) 
sich  in  organischer  Bindung  findet,  in  der  Esel-  und  Frauenmilch  finden 
sich  weniger  organische  Phosphate,  sowohl  absolut  als  relativ.  — Eine 
Trennung  der  organischen  und  anorganischen  Phosphorverbindungen  im 
Kot  und  Urin  des  Kindes  hält  Verf.  mit  Hülfe  der  heute  zu  Gebote  stehen- 
den Methoden  für  nicht  ausführbar  und  daher  darauf  zielende  Stoffwechsel- 
versuche für  wertlos.  Dagegen  konnte  Verf.  in  einigen  Versuchen,  in  denen 
die  Kinder  in  der  einen  Periode  Frauenmilch,  in  der  anderen  Kuhmilch 
oder  Kuhmilchderivate  erhielten,  feststellen,  dass  die  Resorption  der  ge- 
summten Phosphormenge  in  der  letzteren  Periode  eine  bedeutend  bessere 
war  als  in  der  Frauenmilchperiode.  So  blieben  in  einem  Versuch  von  dem 
mit  der  Frauenmilch  aufgenommenen  P 15,14  pCt.  unresorbirt,  in  einer 
Sahnenmischungsperiode  nur  4,72  pCt.  unausgenützt,  trotzdem  in  der  Sahnen- 
periode die  doppelte  Menge  P pro  Kilo  Kind  aufgenommen  wurde.  Dass 
der  Körper  des  Säugliugs  also  Not  zu  leiden  hätte  in  Bezug  auf  die 
P- Resorption  bei  künstlicher  Nahrung,  erscheint  ausgeschlossen. 

Stadthagen. 

Strasburger,  Uebcr  Blutdruck,  Gefässtonus  und  Herzarbeit  bei  Wasser- 
bädern verschiedener  Temperatur  und  bei  kohlensäurehaltigen  Soolbädern. 
Deutsches  Arcli.  f.  klin.  Med.  82.  Bd.,  5.  u.  6.  H.,  S.  459. 

Bei  Wasserbädern  zeigt  die  Curve  des  systolischen  Blutdrucks  während 
des  Bades  einen  dreiteiligen  Typus:  Ansteigen  — Senkung  — Ansteigen. 
Es  sind  aber  nicht  immer  alle  drei  Phasen  ausgebildet.  Am  constantesten 
ist  die  mittlere  Senkung.  Nach  dem  Bade  erfolgt  stets  ein  Fallen  des 
Druckes,  in  der  Regel  bis  unter  das  Ausgangsniveau.  War  der  Druck  zu 
Schluss  des  Bades  schon  unter  diesem,  so  bleibt  er  hier  noch  einige  Zeit. 

Je  kälter  das  Bad,  um  so  ausgesprochener  ist  die  Anfangssteigerung, 
je  heisser,  um  so  ausgesprochener  die  Schlusssteigerung  des  Blutdrucks. 

Bei  heissen  Bädern  (über  40°  C.)  befindet  sich  während  des  Bades 
der  Druck  dauernd  über  dem  Ausgangsniveau. 

Bei  warmen  Bädern  (bis  40°  C.)  pflegt  "der  Blutdruck,  abgesehen 
davon,  dass  die  Anfangssteigerung  gering  ist,  oder  fehlt,  im  ganzen  tiefer 
zu  sinken,  als  bei  kalten  Bädern. 

Die  Curven  des  systolischen  Blutdruckes  bei  Bädern  nicht  weit  ober- 
halb des  Indifferenzpunktes  können  aber  denen  von  Bädern  nicht  weit 
unterhalb  dieses  Punktes  zum  Verwechseln  ähnlich  sehen. 

Bäder  gleich  oberhalb  des  Indifferenzpunktes  scheinen  auf  den  Blut- 
druck regulirend  zu  wirken. 

Der  Indifferenzpuukt  für  den  Blutdruck  befand  sich  bei  34  und  35° C. 


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476 


Dohath. 


No.  -28. 


Der  Indifferenzpunkt  für  die  Pulsfrequenz  umfasst  bei  einfachen  Wasser- 
bädern die  Temperaturen  34,  35  und  30°  C.  Unterhalb  dieses  Punktes 
findet  man  Pulsveriangsamung,  oberhalb  -Beschleunigung. 

Der  diastolische  Druck  bewegt  sieb  gleichsinnig  mit  dem  systolischen, 
geht  ihm  aber  keineswegs  völlig  parallel. 

Aus  dem  Verhalten  des  Blutdruckquotienten  und  aus  seinem  Vergleich 
mit  dem  systolischen  Druck  ergiebt  sich,  dass  bei  einfachen  Wasserbädern, 
deren  Temperatur  unterhalb  40°  C.  liegt,  der  Verlauf  der  Druckcurve  gani 
vorwiegend  durch  das  Verhalten  des  Gefässtonus  bestimmt  wird.  Insbe- 
sondere ist  bei  kalten  Bädern  der  primäre  Druckanstieg  Folge  der  Gefäss- 
contraktion,  das  darauffolgende  Sinken  Folge  der  Gefässcrweitcriing 
(Reaktion).  Friert  der  Patient,  so  bleibt  infolge  von  Gefässcontraktion 
der  Druck  erhöht  resp.  steigt  wieder  an. 

Der  Druckanstieg  gegen  Schluss  heisser  Bäder  (über  40°  C.)  ist  Folge 
vermehrter  Herzarbeit. 

Die  Herzarbeit  ist  bei  Wasscrbädcrn  über  40°  C.  stark  vermehrt, 
nnterhalb  dieser  Temperatur  bis  zum  Indifferenzpunkt  gewöhnlich  etwas 
erhöht,  unterhalb  des  Indifferenzpunktes  in  der  Regel  etwas  herabgesetzt. 

Bei  kohlensäurehaltigen  Soolbädcrn  unterscheidet  sich  die  Curve  des 
systolischen  Druckes  nicht  principiell  von  der  bei  einfachen  Bädern  und 
wird  hauptsächlich  durch  die  Temperatur  des  Bades  bestimmt.  Der  Puls 
wird  eventuell  während  des  Bades  weniger,  nach  dem  Bade  stärker  ver- 
langsamt, als  bei  einfachen  Bädern  von  der  entsprechenden  Temperatur. 
Die  kohlensäurehaltigen  Soolbäder  regen  das  Herz  während  des  Bades  unter 
Vermehrung  des  Schlagvolumens  zu  grösserer  Arbeit  an,  eine  F.igenscbaft, 
die  die  einfachen  kühlen  Bäder  in  der  Regel  nicht  besitzen. 

Heisse  Bäder  stellen  also  in  jeder  Beziehung  erhebliche  .Mehrforde- 
rungen an  das  Herz.  Es  gilt  dies  wahrscheinlich  besonders  von  denen, 
die  zur  Erhöhung  der  Körpertemperatur  führen. 

Kühle  Bäder  bedeuten  für  das  Herz  zugleich  eine  Uebung  und  Schonung. 
Bei  kohlensäurehaltigen  Soolbädern  machen  sich  diese  beiden  Faktoren  in 
anderer,  günstigerer  Weise  geltend,  als  bei  einfachen  Wasserbädern.  Ins- 
besondere greift  bei  kohlensäurehaltigen  Soolbädcrn  die  Anregung  zur 
Uebung  am  Herzen  selbst  an,  ähnlich  einer  vorübergehenden  Digitalis- 
wirkung. Dabei  geht  übrigens  letztere  mit  Gefässverengerung,  erstere  mit 
Gefässerweitcrung  einher.  Man  kann  sagen:  kohlensäurehaltige  Soolbäder 
üben  das  Herz  unter  erleichterten,  schonenden  Bedingungen. 

Alle  angeführten  Resultate  sind  durch  Versuche  an  gesunden  Personen 
gewonnen  und  beziehen  sich  streng  genommen  zunächst  nur  auf  diese. 

Alkan. 

4.  Donath,  Die  Bedeutung  des  Cholins  in  der  Epilepsie.  Nebst  Beiträgen 
zur  Wirkung  des  Cholins  und  Neurins  sowie  zur  Chemie  der  Cerebro- 
spinalflüssigkeit. Deutsche  Zeitschr.  f.  Nervenheilk.  27.  Bd  (1.  u.  2). 

D.  konnte  durch  chemische  und  mikroskopische  Untersuchungen  der 
durch  die  Quincke’sche  Lumbalpunktion  gewonnenen  Cerebrospinalflüssig- 
keit feststellcu,  dass  diese  bei  Epileptikern  in  der  Regel  Cholin  enthält; 
ferner  lehrten  Tierexperimente,  dass  Cbo.in  bei  ihnen  heftige  Convulsioneu 


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No.  28. 


Sato. 


477 


erzeugen  und  bei  der  Auslösung  des  epileptischen  Anfalls  wahrscheinlich 
eine  wichtige  Rolle  spielt.  Bei  Jackson’scher  und  syphilitischer  Epilepsie 
wie  bei  Hystero-Kpilepsie  war  der  Cholinbefund  meist  positiv,  ebenso  aber 
auch  bei  anderen  organischen  Erkrankungen  des  Centraluervensystems,  bei 
welchen  ein  Untergang  von  Nervengewebe  und  ein  vermehrtes  Freiwerden 
von  Lecithin  uud  Abspaltung  von  Cholin  angenommen  werden  muss.  Auch 
das  ,Neurin  erwies  sich  als  krampfmacheudes  Gift,  doch  wirkte  Cholin  und 
Neurin  bei  intracerebraler  Applikation  besser  als  bei  intravenöser.  Damit 
das  Cholin  krampferregend  wirke,  erscheint  dem  Verf.  das  Vorhandensein 
einer  niedrigeren  Reizschwelle  der  Hirnrinde  nötig  zu  sein  (durch  Hyper- 
ämie, chrouisch  entzündliche  Processe  u.  s.  w.).  Selbst  bei  der  progressiven 
Paralyse  scheinen  die  epileptiforme»  Anfälle  dem  Verf.  durch  das  Cholin 
in  Verbindung  mit  der  reizbaren  hyperämischen  Hirnrinde  zu  stände  zu 
kommen.  — Zum  Schluss  wendet  sich  1).  gegen  die  Karbaminsäuretheoric 
von  Kraissky.  S.  Kalischer. 


T.  Nato,  lieber  Cysticerken  im  Gehirn  des  Menschen.  Deutsche  Zeitschr. 
f.  Ncrvenheilk.  27.  Bd.  (1./2.) 

Nach  der  Mitteilung  von  4 einschlägigen  Fällen  von  Hirncysticerken 
konnte  S.  128  Fälle  aus  der  Litteratur  zusammenstellen.  Meist  ist  das 
Alter  zwischen  dem  40.  und  GO.  Lebensjahr  betroffen.  Die  Lebensdauer 
der  einzelnen  Cysticerken  beträgt  3 — 6 Jahre.  Die  klinischen  Erschei- 
nungen hängen  weniger  von  der  Grösse  der  Blase  als  von  dem  Sitz  der- 
selben ab.  In  18  von  128  Fällen,  wo  der  Tod  ganz  plötzlich  eintrat, 
sassen  die  vereinzelten  Blasen  in  den  Ventrikeln  uud  an  der  Hirnbasis. 
Convulsionen  und  epileptiforme  Anfälle  kamen  fast  nur  bei  der  Lokali- 
sation an  der  Peripherie  und  in  der  Rindensubstanz  der  Grosshirnhemi- 
sphären vor.  Fast  nie  fehlt  Hydrocephalus  internus  bei  den  Gehirn- 
cysticerken  und  zwar  durch  Ependymitis  oder  durch  Druckerscheinungen. 
In  19  Fällen  von  den  128  war  der  Cysticcrkus  im  Gehirn  völlig  latent 
geblieben  und  wurde  nur  gelegentlich  bei  der  Sektion  gefunden.  — Nach 
Sitz  und  klinischen  Erscheinungen  teilt  S.  die  Cysticerken  des  Gehirns  in 
3 Gruppen.  Die  erste  umfasst  diejenigen  an  den  Häuten  des  Gehirns,  an 
der  Hirnrinde,  an  der  Hirnriudensubstanz.  Hier  fanden  sich  31  Fälle  die 
das  Bild  der  Epilepsie  in  wechselnden  Formen,  cortikale  und  allgemeine, 
mit  ohne  psychische  Störungen  aufwiesen.  Diese  Fälle  enden  häutig  mit 
Psychosen,  die  an  das  Bild  der  Dementia  paralytica  erinnern.  Meist  ist 
Kopfschmerz,  Schwindel,  auch  Erbrechen  dabei,  ln  38  pCt.  der  Fälle  (48) 
lagen  die  Cysticerken  iu  den  Ventrikeln  und  besonders  war  der  4.  Ven- 
trikel bevorzugt.  9 Fälle,  in  deneu  der  Cysticcrkus  solitär  im  Ventrikel 
sass,  verliefen  symptomlos;  stets  war  in  den  anderen  Fällen  Kopfschmerz, 
Schwindel,  Erbrechen  und  taumelnder  Gang  vorhanden;  bei  dem  Sitz  im 
4.  Ventrikel  trat  oft  ein  plötzlicher  Tod  ein.  — In  24  Fällen  war  der 
Sitz  des  Cysticerkus  an  der  Gehirnbasis  und  im  Kleinhirn;  dabei  können 
die  Hirnnerven  mitbeteiligt  sein.  — Erschwert  wird  die  Diagnose  durch 
die  Mannigfaltigkeit,  Vielgestaltigkeit  und  den  rapiden  Wechsel  der  Sym- 
ptome, ferner  durch  das  meist  multiple  Vorhandenhein  der  Parasiten,  durch 


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478  RXbiokh.  — Baum.  No.  28. 

den  häufigen  Mangel  lokaler  Symptome.  Das  Auffinden  einer  Taenie  oder 
eines  Hautcysticerkus  erleichtert  mitunter  die  Diagnose.  Im  Gegensatz  zur 
idiopathischen  Kpilepsie  befällt  die-  durch  den  Cysticerkus  verursachte 
Kpilepsie  gewöhnlich  erst  das  Alter  vom  30. — 40.;  namentlich  im  Verein 
mit  geistigen  Störungen,  Kopfschmerzen,  Erbrechen  sollte  die  Kpilepsie 
dieses  Alters  auf  das  Vorhandensein  von  Cysticerken  hinweisen. 

S.  Kali  sch  er. 


A.  Rnbiger,  Zur  Casuistik  der  Nervenkrankheiten  nach  elektrischem 
Trauma.  Deutsche  mcd.  Wochenschr.  1905,  No.  22. 

Nach  Verf.  handelt  es  sich  auch  bei  deu  durch  elektrische  Unfälle 
hervorgerufeneu  Erkrankungen  von  Telephonistinnen  um  Mischformen  von 
Hysterie,  Neurasthenie  und  Hypochondrie,  eventuell  um  einfache  Psychosen. 
Als  Grundlage  können  pathologisch-anatomische  Veränderungen  des  Nerven- 
systems nicht  angenommen  werden,  zumal  nicht  mit  Sicherheit  zu  ent- 
scheiden, ob  tatsächlich  ein  Uebergang  des  elektrischen  Stromes  auf  den 
Körper  stattgefunden,  oder  ob  es  sich  lediglich  um  einen  psychischen  Shock 
handelt.  Verf.  giebt  zu,  dass  sich  aus  den  immer  wiederkchrenden  funk- 
tionellen Störungen  schliesslich,  wie  dies  besonders  bei  den  Störungen  der 
Herztätigkeit  zu  beobachten  ist,  organische  Veränderungen  (Herzerweite- 
rung) ausblilden  können.  • Bernhardt. 


J.  Kaum,  Beitrag  zur  Kehre  von  der  Urticaria.  (Aus  der  dermatol.  Uni 
versitätsklinik  zu  Breslau.)  Berl.  klin.  Wochenschr.  1905,  No.  1. 

Die  zufällige  Beobachtung,  dass  man  durch  Acthylenglvkol  (und  eine 
Reihe  anderer  Substanzen)  auf  der  durch  leichtes  Abreiben  mit  Schmirgel- 
papier  ganz  oberflächlich  lädirten  menschlichen  Haut  typische  Quaddeln 
erzeugen  kann,  veranlassten  ß.,  sich  mit  der  Pathogenese  der  Urticaria  zu 
beschäftigen  und  zwar  benutzte  er  zu  seinen  Untersuchungen  die  Schwimm- 
haut des  Frosches,  in  deren  durchsichtigem  Gewebe  sich  die  Vorgänge 
unter  dem  Mikroskop  direkt  verfolgen  lassen,  nachdem  er  sich  überzeugt 
hatte,  dass  auf  ihr  ein  Tropfen  Aethylenglykol  schon  ohne  vorgängige 
Läsion  ein  der  menschlichen  Urticariaquaddel  analoges  akutes  traumatisches 
Oedem  hervorruft.  Das  Experiment  gelang  übrigens  nur  bei  Winter-,  nicht 
bei  Sommerlröschen.  Unter  dem  Mikroskop  zeigt  sich  nun  nach  dem  Auf- 
tupfen des  Aethylenglykol  alsbald  eine  gesteigerte  arterielle  Zufuhr  und 
zunächst  eine  Kweiterung  der  Capillaren  mit  Verlangsamung  der  Cirku- 
lation  in  ihnen  und  stellenweiser  Stase.  Dann  tritt  eine  ödematöse  Schwel- 
lung auf,  in  deren  Bereiche  die  Capillaren  sich  unter  dem  Drucke  des  aus 
den  Gefässen  austretenden  Serums  wieder  verengern.  Nirgends  sieht  inan 
eine  Exsudation  von  roten  oder  weissen  Blutkörperchen.  Nachdem  der 
Zustand  10—20  Minuten  ungehalten  hat,  fangen  die  Cirkulationsstftrungen 
an,  sich  wieder  auszugleichen  und  das  Oedem  verschwindet  allmählich, 
ohne  dass  irgend  eine  nachweisbare  Gewebsveränderung  zurückbleibt.  In 
keiner  Phase  des  Processes  ist  eine  Verengerung  der  Venen,  eine  Störung 


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No.  28. 


Prokscii.  — Sasserath. 


479 


des  Abflusses  vorhanden;  es  kann  also  die  Unna’sche  Theorie  vom  Veneu- 
spasmus  als  Ursache  der  Quaddel  nicht  richtig  sein.  II.  Müller. 


4.  K.  Prok.sch,  Beiträge  zur  Geschichte  der  Syphilis.  Bonn  1904.  P.  Hau- 
stein. 54  S. 

Verf.  bekämpft,  wie  schon  in  seiner  „Geschichte  der  venerischen 
Krankheiten“,  die  Anschauung  von  dem  neuzeitlichen  Ursprung  der  Syphilis. 
Er  geht  von  den  angeblichen  Syphilisendemien  aus,  die  unter  verschiedenen 
Bezeichnungen  (Radesyge,  Skerlievo,  Spyrokolon  u.  s.  w.)  im  18.  bis  etwa 
zur  Mitte  des  vorigen  Jahrhunderts  so  viel  von  sich  reden  machten  und 
sucht  zu  zeigen,  dass  sie  in  Wirklichkeit  niemals  existirt  haben,  der 
Glaube  an  sie  nur  dadurch  zu  stände  gekommen  sei,  dass  man  ein  Heer 
der  mannigfachsten  Krankheiten  mit  der  Syphilis  verwechselte  und  mit 
ihr  unter  einem  Sammelnamen  vereinigte.  Hieraus  schliesst  der  Verf. 
weiter,  dass  es  sich  mit  der  bekannten  grossen  Syphilisepidemie  am  Ende 
des  15.  Jahrhunderts  ganz  ebenso  verhalten  habe;  denn  wenn  man  noch 
bis  50  Jahre  vor  unserer  Zeit  auf  Grund  solcher  Verwechslungen  von 
Syphilisendemien  sprechen  konnte,  sei  nicht  anzunehmen,  dass  Aerzte, 
Behörden  und  Chronisten  400  Jahre  früher  klarer  in  diesen  Dingen  ge- 
sehen haben.  Man  könne  also  getrost  behaupten,  dass  auch  jene  Epidemie, 
die  übrigens  schon  von  einigen  der  ältesten  Syphilographen  geleugnet 
werde,  in  Wahrheit  gar  nicht  bestanden  hat.  Im  Wesentlichen  auf  den- 
selben Grund,  d.  h.  das  Zusammenwerfen  mit  anderen  Krankheiten,  selbst 
der  Variola,  führt  Verf.  die  Meinung  zurück,  dass  die  Syphilis  damals 
einen  anderen,  bösartigeren  Charakter  gezeigt  habe,  als  gegenwärtig;  dafür, 
dass  dies  nicht  der  Fall  gewesen,  beruft  er  sich  namentlich  auf  die  Schriften 
des  Paracelsus.  Endlich  tritt  P.  der  Lehre  von  der  amerikanischen  Her- 
kunft der  Syphilis  entgegen  und  citirt  die  Aussage  einiger  zeitgenössischer 
Schriftsteller,  die  seiner  Ansicht  nach  beweisen,  dass  die  Krankheit  schon 
vor  den  Reisen  des  Columbias  in  Europa  bekannt  gewesen  ist.  — Ref.  hat 
hier  nur  kurz  den  Gedankengang  des  Verf.’s  skizziren  können;  wer  sich 
ein  eigenes  Urteil  in  der  Streitsache  bilden  will,  muss  die  kleine  Schrift 
selbst  zur  Hand  nehmen.  11.  Müller. 


Sasserath,  Phlebitis  gonorrhoica.  Inaug.-Dissert.  Berlin  1904. 

Verf.  entwirft  auf  Grund  eines  Falles  der  Lesser’schen  Klinik  und 
einer  sorgfältigen  Zusammenstellung  der  Litteratur  ein  Bild  der  relativ 
selten  zu  beobachtenden  gonorrhoischen  Phlebitis.  Im  ganzen  hat  er 
28  Fälle  dieser  Art  gefunden,  10  davon  sind  hinsichtlich  des  Zusammen- 
hanges von  Phlebitis  und  Gonorrhoe  einwandfrei,  bei  den  übrigen  kommen 
neben  der  Gonorrhe  andere  ätiologische  Momente  in  Frage.  Die  Erkrankung 
betraf  in  3/4  der  Fälle  Männer  und  zwar  fast  durchweg  solche  aus  schwer 
arbeitenden  Ständen,  deren  Vcnensystem  nach  Meinung  des  Verf.’s  durch 
die  andauernde  körperliche  Anstrengung  geschwächt  war.  Differential- 
diagnostisch  bietet  die  Unterscheidung  der  Phlebitis  von  einer  Lymphangitis 
bisweilen  Schwierigkeiten.  Für  Phlebitis  spricht  vor  allem  das  Fehleu 


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480 


IIlHSinilKBO. 


No.  28. 


schmerzhafter  Drüsetischwellungen,  wie  sie  die  Lymphangitis  meist  be- 
gleiten, weiterhin  sind  Verlauf  und  Dicke  des  schmerzhaften  Stranges  zu 
beachten.  Bei  der  vom  Verf.  neu  mitgctcilten  Krankenbeobachtung  waren 
die  Venne  basilicac  beider  Oberarme  betroffen.  Es  handelte  sich  um  einen 
24jährigen  Anstreicher,  bei  dem  10  Tage  nach  Beginn  des  Ausflusses  Ent- 
zündungen des  linken  Handgelenks  und  eines  Metacarpophalangealgelenks 
der  rechten  Hand  aufgetreten  waren;  nach  weiteren  6 Tagen  kam  Epi- 
didymitis  sinistra  hinzu;  Pat.  wurde  deshalb  ins  Krankenhaus  geschickt, 
wo  ausser  den  erwähnten  Erscheinungen  gonokokkenhaltiger  Ausfluss  und 
ein  systolisches  Herzgeräusch  fesigestcllt  wurden.  Aus  dem  weiteren 
Krankheitsverlaufe  ist  von  Interesse,  dass  die  Affektion  sich  in  Form  von 
bleistiftdickcn,  leicht  gegen  Haut  und  Unterlage  verschieblichen  Strängen, 
die  mässig  schmerzhaft  waren  und  hin  und  wieder  von  Knotenbildungen 
unterbrochen  wurden,  centripetal  auf  bestimmte  Venen  beider  Yordcrame 
fortsetzte.  Bald  darauf  kam  es  zu  Oedcmen  der  Vorderarme  und  Hand- 
gclenkgegcndcn  und  infolge  Einreibens  der  Stränge  mit  Unguent.  einer,  zu 
einem  Hg- Erythem.  Doch  gingen  sämmtliche  Erscheinungen  im  Verlaufe 
von  14  Tagen  im  wesentlichen  zurück.  B.  Marcuse. 


A.  Hirschberg,  Deciduale  Zellbildungen  am  Wurmfortsatz  bei  Tuben- 
Schwangerschaft  (Periappendicitis  dccidualis).  Arch.  f.  Gynäkol.  1905, 
Bd.  74,  H.  3. 

Deciduale  Zell  Wucherungen  kommen  bei  jeder  Art  von  Gravidität  am 
Bauchfell  des  Beckens  vor.  Sic  künnen  makroskopisch  in  Form  von 
Knötchen,  Fäden  oder  Platten  in  die  Erscheinung  treten.  — Deciduale 
Zellwucherungen  bei  Schwangerschaft  kommen  auch  am  Peritonealübcrzuge 
der  im  grossen  Becken  und  in  der  Bauchhöhle  gelegenen  Organe  vor. 
Beobachtet  sind  sie  bis  jetzt  am  Dünndarm,  am  grossen  Netz  sowie,  in 
einem  in  der  vorliegenden  Arbeit  vom  Verf.  ausfühlich  beschriebenen  Falle, 
am  Wurmfortsatz.  — Für  einen  Teil  dieser  Fälle  besteht  eine  unmittelbare 
Beziehung  mittels  peritoneal  adhäsiver  Verklebung  zum  Fruchthalter  bezw. 
Fruchtsack;  für  einen  auderen  Teil  dagegen  haudelt  es  sich  um  direkte 
Fernwirkung  der  Gravidität  im  eigentlichsten  Sinne  des  Wortes.  — Die 
decidnalcn  Zellwucherungcn  sind  als  Derivate  der  Bindegcwebszellen  der 
Serosa  principiell  zu  unterscheiden  von  den  gewuchcrteu,  hypertrophischen 
Peritonealendothclien.  Letztere  werden  bei  produktiven  Baucbfellentzün 
düngen  jeglicher  Aetiologie  ebenso  wie  auch  bei  den  histologisch  gleich- 
wertigen Processen  der  Organisationsvorgänge  nach  Blutungen  im  Peritoneal- 
raum beobachtet.  — Hypertrophische  Bauchfellcudothelien  bei  Gravidität 
haben  daher  selbst  bei  äusserer  Aehnlichkeit  mit  isolirten  Decidnazellen 
weder  mit  letzteren  noch  überhaupt  mit  specifischen  Fernwirkuugen  der 
Schwangerschaft  wie  sie  durch  echte  Peritoncaldecidua  repräsentirt  werden, 
etwas  zu  schaffen.  Br.  Wolff. 


Kluge ndtmgeu  werden  an  die  Adresse  des  Herrn  Geh.  Med. -Kat  Prof.  Dr.  M.  Bernhardt  (Berltu  W 
Krauzöahrbo  .Strasse  21)  oder  au  dio  VerlaKshaudlung  (Bor! in  NW.,  Untor  den  Linden  6$)  eibeten 


Verla«:  ron  August  II  l rar  h«  nid  in  Berlin.  — l>ru*'k  von  L Seit  um  «eher  in  Berlin  S.  li 


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M'frhcntllrh  Jp*rh*inen 
1-  3 Dogen , mw  Schluss« 
des  jAhrrraij#^  Titel,  Na- 
m«u-  und  «ch-Keguter. 


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lungcn  u.  Po*tan«talten 


für  die 


niisM/ 

Dnter  Mitwirkung  von 

rof.  Dr.  H.  Senator,  Prof.  Dr.  E.  Salkowski,  Prof. 

redigirt  von 

Prof.  Dr.  M.  Bernhardt 

in  Berlin 


1905. 


«9.  .lull. 


Iiilmlt:  v.  n.  Lkvkn,  lieber  die  Schleimzone  des  Magen-  und  Darm- 
epithels. — Hkrino,  Zur  Innervation  des  Herzens.  — litrsen  und  Kkinbolia, 
leber  die  Bindung  von  Stickoxyd  durch  Methämoglnhin.  — Köppk,  Zur  Kenntnis 
der  Blutkörperchen.  — Hausmann,  Biologischer  Arsennachweis.  — Satta,  lieber 
die  Aretonbildung  im  Organismus.  — Embdkn  und  Salomon,  Fütterungsversuche 
am  pinkreasloseu  Hund.  — Orth,  Zur  .Kenntnis  des  Lungcuemphysems.  — 
Th k s n p. i. k nb r ko . Ucber  die  Knochennabt  bei  Kuicseheibeubrüchen.  — Bikb, 
Klapp.  Behandlung  von  Eiterung  und  Entzündung  mit  Stauungsbyperiimie.  — 
Asb,  Behandlung  dos  Scbichtstaars.  — Dknkkk,  Die  Tube  Eustachii  des  Ameisen- 
fressers. — Ebkv,  Ueber  Knochen bildung  bei  Mittelohreiterung.  — Müller, 
Decubitalgeschwüre  im  Pharynx.  — Epstkin.  Angiua,  Erythema  und  Pleuritis. 
— ■ Jüruens,  Zur  Diagnose  des  Typhus.  — Fihaho,  Antitoxin  und  Agglutinine 
im  Blut  immunisirter  Tiere.  — v.  Bokay,  Das  polyvalente  Serum  hei  Scharlach. 

— Paton,  Adrenalin  bei  Diabetes.  — Jacobsoiin,  lieber  Velosan.  — Weihs, 
Ucber  interkostale  Phonationserscheinungen.  — Bkhr,  Tuberkulose  des  Wurm- 
fortsatzes. — Suaw.  Starkeverdauung  bei  Säuglingen.  — Lepas,  lieber  corpus- 
kuläre  Anämie.  — Waciismctu,  lieber  cerebrale  Kinderlähmungen.  — Wkr- 
nickk,  Pall  von  Crnmpus-Neurosc.  — Hoppmann,  Halbseitige  Gesichtshyper» 
tropliie.  — Clark,  Die  Respiration  bei  Hemiplegie.  — Blabchko,  Syphilis  als 
Berufskrankheit  der  Acrzte.  — Pobnkb,  Innere  Behandlung  des  Blascnkatarrhs. 

— Siikii.i),  Wbioht,  Fall  von  Steiubildung  ungewöhnlicher  Grösse. — Waunke, 
Verkalkung  in  den  Fimbrien  der  Tuben. 


K.  von  der  Leyen,  Leber  die  Schleimzone  des  menschlichen  Magen-  und 
Darmepithels  vor  und  nach  der  Geburt.  Virchow’s  Arch.  Hd.  180,  H.  1, 
S.  99. 

Verf.  hat  au  der  Magen-  und  Darmschleimhant  von  Föten,  Neuge- 
borenen und  Kindern  die  Magen-  und  Darmschleimhnut  über  die  Verhält- 
nisse der  oberflächlichen  Schleimschicht  untersucht.  Sie  konnte  in  Ueber- 
einstimmung  mit  den  voraufgegangenen  Forschungen,  besonders  den  Er- 
gebnissen von  Rether,  feststellen,  dass  die  histologische  Zusammensetzung 
des  Oberflächen-  und  Drüsenepithels  beim  Neugeborenen  keinerlei  Erklärung 
für  eine  leichtere  Durchlässigkeit  für  Bakterien  liefert,  wie  sie  v.  Behring 
für  die  Schutzlosigkeit  der  intestinalen  Schleimhäute  gegen  Tuberkelbacillen 
in  xtnspruch  genommen  hat.  Vielmehr  ist  der  obere  Teil  des  Magen- 
epithels vom  Fötus  von  27  cm  Länge  ah  bis  zu  dem  vom  einjährigen 
XLIII.  Jahrgang.  31 


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482 


IJüBINO. 


No.  29. 


Kinde  von  einer  continuirliehen,  meist  distinkt  färbbaren  Schleimznne  ge 
bildet.  Diese  ist  von  wechselnder  Breite,  bei  gleichalterigen  Kindern  ver- 
schieden breit.  Auch  in  der  Entwickelung  und  Zahl  der  Becherielleo 
zeigt  der  Darmkanal  des  Foetus  und  der  Neugeborenen  einen  von  dem 
älterer  Kinder  in  keiner  Weise  abweichenden  Befund.  Poll. 


1)  II.  E.  Hering,  Nachweis,  dass  das  His’sche  Uebergangsbündel  Vorhof 
und  Kammer  des  Säugetierherzens  funktionell  verbindet.  II.  Mitteilung 
Pflüger’s  Arch.  Bd.  108,  S.  267. 

2)  Derselbe,  lieber  die  unmittelbare  Wirkung  des  Accelerans  und  Vagus 
auf  automatisch  schlagende  Abschnitte  des  Säugetierherzens.  Ebenda. 
S.  281. 

1)  Während  Verf.  in  seiner  ersten  Mitteilung  gezeigt  hatte,  dass  die 

funktionelle  Verbindung  zwischen  den  Vorhöfen  und  den  Ventrikeln  iji  der 
Scheidewand  gelegen  ist,  zeigt  er  in  seinen  neuen  Versuchen,  dass  ein  sehr 
kleiner  Schnitt  in  der  Scheidewand  genügt,  die  funktionelle  Verbindung 
vollständig  und  dauernd  aufzuheben.  Dieser  Schnitt  muss  jene  Stelle 
treffen,  wo  das  von  HlS  beschriebene  Uebergangsbündel  liegt.  Die  Folgen 
des  Schnittes  sind  nämlich  (beim  Hundeherzen):  Die  Kammern  schlagen 

seltener  als  die  Vorhöfe,  beide  aber  regelmässig.  Von  den  Vorhöfen  geht 
weder  zu  den  Kammern,  noch  von  diesen  zu  den  Vorhöfen  eine  spontane 
oder  künstlich  ausgelöste  Erregung  über.  Wie  die  Vorhöfe,  so  schlagen 
auch  die  Kammern  jetzt  automatisch.  Damit  ist  der  Beweis  für  die  Be- 
deutung des  Uebergangsbündels  erbracht. 

2)  An  isolirten  Hundchcrzen  und  nicht  isolirteu  Kaninchenherzen  beob- 
achtete Verf.,  dass  unabhängig  von  einander  schlagende  Abschnitte  des 
Säugetierherzens  durch  die  centrifugalen  Herznerven  unabhängig  von  ein- 
ander und  unmittelbar  beeinflusst  werden,  und  zwar  nicht  bloss  bezüglich 
ihrer  Con traktionsstärke,  sondern  auch  bezüglich  ihrer  Contraktionsfrequenz. 
Ferner  lehrten  die  Versuche,  dass,  wenn  das  Uebergangsbündel  zerstört 
war,  die  extracardialen  Herznerven  die  Vermittelung  der  Erregungsleitung 
zwischen  Vorhof  und  Ventrikel  nicht  übernehmen.  Da  Aenderuogen  in 
der  Stärke  der  Vorhofscontraktioneu  nicht  ebensolche  Aenderungen  an  den 
Kammern  zur  Folge  haben,  so  können  die  Aenderungen  in  der  C-ontraktions- 
stärke  beim  Säugetier  überhaupt  nicht  durch  Leitung,  also  auch  nicht 
durch  nervöse,  hervorgebracht  werden,  sondern  es  wirkt  die  jeweilige 
Ursache  unmittelbar  auf  den  betreffenden  Abschnitt  ein.  Da  also  die 
stärkeändernde  wie  die  frequenzändernde  Wirkung  der  extracardialen 
centrifugalen  Herznerven  unmittelbar  auf  die  betreffendend  Herzabteilung 
geht,  so  erübrigt  sich  die  Annahme  einer  nervösen  Leitung.  Verf.  siebt 
sich  durch  die  neuen  Versuche  in  seiner  früher  ausgesprochenen  Annahme 
bekräftigt,  dass  es  nur  zwei  Arten  centrifugaler  Herznerven  giebt.  Denn 
Vagus  und  Accelerans  wirken  jeder  immer  gleichzeitig  frequenzändernd 
und  stärkeändernd,  aber  cs  kann  die  stärkeänderndc  Wirkung  an  einem 
Herzabschnitt  allein  auftreten,  ohne  dass  die  Frequenz  des  Herzens  sich 
ändert,  wenn  dieser  Herzabschnitt  nicht  automatisch  schlägt. 

P.  Schultz 


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No.  29. 


HiirNKR  und  Heinroli*.  — Köpfe. 


483 


G.  Hiifner  und  B.  Reinbold,  Absorptiometrische  Bestimmungen  der  Menge 
des  Stickoxyds,  die  von  der  Gewichtseinheit  Methämoglobin  gebunden 
war.  Arch.  f.  (Anat.  u.)  Physiol.  19U4.  Suppl.  S.  891. 

Methämoglobin  nimmt  nach  HOfnkr  und  Otto  mit  Stickoxyd  eine 
purpurrote  Färbung  au.  — H.  und  R.  versuchten  nun  die  Beziehungen 
zwischen  den  Gewichtsmeugeu  Methämoglobin  und  Stickoxyd,  die  sich  zu- 
sammenlagern, festzustellen.  Sie  benutzten  Methämoglobin  aus  Schwein- 
und  Pferdeblutkörperchen  und  verfuhren  nach  der  von  Hüfner  früher  an- 
gegebenen Methode.  Sie  fanden  dabei,  dass  das  von  1 g Methämoglobin 
aufgenommene  Stickoxyd volum  fast  doppelt  so  gross  ist,  wie  das  Kohlcn- 
oxydvolutn,  das  sich  an  Hämoglobin  anlagert.  A.  Loewy. 


1)  U.  Koppe,  Ueber  die  Volumenbestimmung  der  roten  Blutkörperchen  durch 
Centrifugiren  im  Hämatocriten.  Pflüger’s  Arch.  f.  d.ges.  Physiol.  Bd.  107, 
S.  187. 

2)  Derselbe,  Ueber  das  Lackfarbenweiden  der  roten  Blutscheiben.  Dritte 
Mitteilung.  Lackfarbene  Blutkörperchen,  die  wieder  deckfarben  werden. 
Ebenda.  S.  183. 

1)  Die  Volumbestimmung  der  roten  Blutzellen  mittels  der  bisher  be- 
nutzten Centrifugen  ergab  nie  absolut  richtige  und  auch  nur  mit  Vorsicht 
zu  verwertende  relative  Werte.  Benutzt  man  die  neue  Thilenius’sche 
Centrifuge  mit  über  5000  Umdrehungen,  so  stellen  die  Blutzellen  eine 
durchsichtige  Schicht  dar,  die  dadurch  zustande  kommt,  dass  zwischen 
den  Zellen  sich  keine  Flüssigkeit  mehr  befinden  soll,  ist  dem  so,  so 
müsste  die  Höhe  der  Blutzellensäule  das  absolute  Volum  der  Zellen  an- 
geben, wenn,  was  K.  annimmt,  die  Zellen  beim  Centrifugiren  wohl  ihre 
Form,  aber  nicht  ihr  Volum  geändert  haben. 

2)  Bisher  ist  noch  nie  beobachtet  worden,  dass  lackfarben  gewordenes 
Blut  wieder  deckfarben  wurde,  denn  das  Lackfarbenwerden  ging  stets  mit 
Zerstörung  der  Blutzellcn  einher.  Nur  K.  hatte  gefunden,  dass  bei  Be- 
handlung von  Blut  mit  Ammonsalzen  die  Zellen  durchsichtig  werden,  aber 
nicht  zu  Grunde  gehen.  — K.  findet  nun  jetzt,  dass  beim  Centrifugiren 
von  Blut  mit  über  5000  Umdrehungen  pro  Minute  (K.  bediente  sich  einer 
neuen  von  ThileniUS  angegebenen  Centrifuge)  die  Blutzelleu  stets  durch- 
sichtig werden  (K.  sagt  „lackfarben'1).  Brachte  man  das  Blut  dann  auf 
ein  Uhrschälchen,  so  war  es  wieder  deckfarbig.  Mikroskopisch  boten  die 
Zellen  keine  Besonderheiten.  — K.  erklärt  dieses  Verhalten  so,  dass  bei 
dem  sehr  sch  ne  1 1 en  Centrifugiren  zwischen  den  Blutzellen  keine  Flüssig- 
keit mehr  verbleibt,  die  Zellen  Wand  an  Wand  aneinanderliegen.  Die 
Wand  der  Zellen  enthält  einen  fettartigen  Stoff,  der  transparent  ist.  Sind 
die  Zellen  in  Wasser  suspendirt,  so  wird  dieses  undurchsichtig,  deckfarben, 
wie  eine  Emulsion,  infolge  der  verschiedenen  Lichtbrechung.  Liegen  aber 
alle  Zellen  so  zusammen,  dass  keine  anders  brecheude  Flüssigkeit  sich 
zwischen  ihnen  befindet,  so  müssen  sie  transparent  erscheinen. 

A.  Loewy. 


31  • 


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4S4  IIausaann.  — Satt*.  — Emkdkn  u.  Sai.ohok.  — Obth.  No.  29. 

W.  Hausmann,  Zur  Kenntnis  des  biologischen  Arsennach weises.  Beitr. 
z.  cltcni.  Physiol.  u.  I’athol.  Bd.  5,  S.  3'J7. 

Die  Actinie  Aiptasia  dinphana  lebt  in  Symbiose  mit  Algenzellen; 
bringt  man  die  Actinie  in  schwach  arsenhaltiges  Meerwasser  (0,03  mg  in 
100  ccm),  so  entwickelt  sich  bereits  nach  3 Stunden  ein  vermutlich  von 
Arsiuen  herrührender  kuoblauchartiger  Geruch.  Dabei  wandern  nuu  die 
.symbiotisch  leben  Algen  aus,  sodass  man  durch  diese  Art  der  Vergiftung 
ein  principielles  Mittel  zur  Aufhebung  der  Symbiose  hat.  Teil  urigsaures 
Na  und  die  entsprechende  Selenverbindung  verhalten  sich  analog;  auch 
hier  sind  die  Algen  die  Producenten  der  übelriechenden  Gase- 

Neuberg. 

(i.  Satt»,  Studien  über  die  Bedingungen  der  Acetonbildung  im  Tierkörper. 
Beitr.  z.  ehern.  Physiol.  u.  Patbol.  Bd.  6,  S.  1. 

Aus  eigenen  und  in  der  Litteratur  vorhandenen  Versuchen  zieht  Verf. 
den  Schluss,  dass  die  Ausschaltung  der  Kohlehydrate  aus  der  Nahrung 
oder  die  verminderte  Fähigkeit  des  Orgauismux,  die  Kohlehydrate  weiter 
umzusetzeo,  eine  Veränderung  des  intermediären  Stoffwechsels  hervorruft; 
letztere  dokumentirt  sich  in  der  vermehrten  NH3-Ausscheidung,  in  der  ge- 
störten Zersetzung  der  Fettsäuren,  vielleicht  auch  in  einem  gestörten  Um- 
satz der  Purinkörper.  Die  Substanzen,  welche  die  Bildung  von  Aceton 
hemmen,  wirken  wahrscheilich  schon  auf  die  Vorstufen  der  ^-Oxybuttcr- 
säure,  nicht  auf  letztere  selbst.  Kine  kleine  Quantität  Kohlehydrate  ge- 
nügt, um  das  Auftreten  einer  Acetonurie  zu  verhüten,  dagegen  bedarf  cs 
grösserer  Quantitäten,  eine  bereits  bestehende  zum  Schwinden  zu  bringen. 
Als  Quelle  der  Acetonkörper  kann  ausser  Fett  unter  Umständen  auch  das 
Kiweiss  in  Betracht  kommen.  Neuberg 


G.  Knibdcii  und  II.  Saloinon,  Fütterungsversuche  am  pankreaslosen  Hund 
Beitr.  z.  ehern.  Physiol.  u Patbol.  Bd,  0,  S.  G3. 

ln  Fortsetzung  ihrer  früheren  Versuche  teilen  die  Verff.  mit,  dass 
Milchsäure,  Glykokoli  und  Asparagin  beim  pankreaslosen  Hund  die  Zucker- 
ausfuhr  steigern.  Neuberg. 


Orth,  Beitrag  zur  Kenntnis  des  Lungenemphysems.  Berl.  klin.  Wochen- 
schrift 1905,  No.  1. 

Für  das  Zustandekommen  des  Emphysems  sind  zwei  Faktoren  niaass- 
gebend:  primäre Gewebsstörungen  in  der  Dunge  sowie  der  In  und  Exspirations- 
druck. Der  Inspirationsdruck  kommt  dann  zur  Geltung,  wenn  Teile  der  Lunge 
von  der  Atmung  ausgeschaltet  sind  und  andere  vicariirend  dafür  eiutreten 
müssen.  Handelt  es  sich  um  vorübergehende  Zustände,  z.  B.  um  eine  akute 
Bronchitis  mitCollapsherden,so  kommt  es  in  den  stärker  angestrengten  Lungen- 
teilen  in  der  Regel  nicht  zu  Emphysem,  sondern  cs  erfolgt  völlige  restitutio 
ad  integrum.  Bei  chronischen  Schrumpfungsprocessen  jedoch  bildet  sich 
echtes  Emphysem,  d.  h.  RareSciruug  des  Lungengewebes  aus,  wobei  sieb 
Blasen  von  Erbsengrösse  und  darüber  bilden  können.  Auch  erhöhter  Et 


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No.  29. 


Thendklenbijho  — Bier.  Klapp. 


485 


spirationsdruck  (Husten  bei  chronischer  Bronchitis,  Musiker)  führt  bekannt- 
lich oft  zu  Emphysem,  aber  durchaus  nicht  immer  und  nicht  bei  allen 
Personen,  die  den  gleichen  Bedingungen  ausgesetzt  waren.  Es  muss  also 
noch  eine  Schädigung  bezw.  verringerte  Widerstandskraft  des  Lungen- 
gtwebes  hinzukommcu,  die  erworben,  aber  auch  angeboren  bezw.  ererbt 
sein  kann.  Ja  es  giebt  sogar  Fälle,  wo  keine  mechanische  Ursache  für 
ein  Emphysem  vorliegt  und  wo  nur  die  Annahme  einer  geweblichen  An- 
lage übrig  bleibt.  Selten  betrifft  diese  Anlage  die  ganzen  Lungen,  häufiger 
einzelne  Abschnitte,  welche  sich  auch  makroskopisch  sofort  dadurch  aus- 
zeichnen.  dass  sie  kein  oder  doch  fast  kein  Kohlepigment  enthalten.  Diese 
Abschnitte  können  also  von  früher  Jugend  an  nicht  an  der  Atmung  teil- 
genommen  haben.  Ganz  besonders  evident  war  das  in  einem  Falle  (Tod 
an  Pankreasnekrose),  wo  sich  die  linke  Lunge  sehr  klein,  emphysematos 
und  fast  völlig'  frei  von  Kohle  erwies;  die  rechte  hingegen  war  bedeutend 
grösser  als  die  linke,  und  normal  schiefrig  pigmentirt.  Hier  kann  es  sich 
nur  um  eine  congenitale  Störung  gehandelt  haben,  denn  im  extrauterinen 
Leben  kommt  eine  echte  Hypertrophie  einer  Lunge,  wie  sie  hier  vorhanden 
war,  nicht  vor.  Beitzke. 


F.  Trendelenburg,  Die  Erfolge  der  Knochennaht  bei  Kniescheibenbrüchen. 

Therapie  der  Gegenw.  1905,  No.  1. 

T.  verfügt  über  62  seit  dem  Jahre  1878  von  ihm  mittelst  Knochen- 
naht behandelte  Fälle  von  frischen  Kniescheibenbrüchen.  Nur  in  einem 
Falle  trat  nach  zunächst  reaktionslosem  Verlauf,  aber  dann  zu  früh  (schon 
am  achten  Tage)  und  zu  heftig  begonnenen  passiven  Bewegungen  Gelenk- 
eiterung mit  nachfolgender  Ankylosirung  des  Gelenks  ein.  Mit  einer  Aus- 
nahme können  alle  Patienten  das  Kniegelenk  bis  weit  über  den  rechten 
Winkel  hinaus  aktiv  beugen,  durchschnittlich  bis  zu  einem  Winkel  von 
etwa  50°  zwischen  Oberschenkel  und  Unterschenkel,  und  das  Knie  mit 
voller  Kraft  strecken.  T.  hält  die  Operation,  die  er  gewöhnlich  G bis 
10  Tage  nach  dem  Unfall  ansführt,  bei  allen  jüngeren  Leuten  und  bei 
allen  Arbeitern  für  indicirt,  wenn  die  Diastase  nicht  so  gering  ist,  dass 
auf  eine  knöcherne  Vereinigung  zu  rechnen  ist.  Die  Knochennaht  bei 
veralteter  Fraktur  mit  grosser  Diastase  der  Fragmente  hält  T.  für  eine 
undankbare  Operation,  die  er  nach  einem  Misserfolge  1882  überhaupt  nicht 
wieder  unternommen  hat.  Joach i ms t h al. 


1)  Bier,  Behandlung  akuter  Eiterungen  mit  Stauungshyperümie.  Münch, 
med.  Wochenschr.  1905,  No.  5—7. 

2)  Klapp,  Ueber  die  Behandlung  entzündlicher  Erkrankungen  mittelst 
Saugapparaten.  Ebenda.  No.  16. 

1)  B.  hat  in  110  Fällen  ausgesprochener  akuter  und  subakuter  Eite- 
rung das  von  ihm  eingeführte  Verfahren  der  Stauungshyperäraie  angewandt 
und  berichtet  ausführlich  über  Technik,  Wirkung,  Indikation  und  theoretische 
Grundlagen  des  Verfahrens,  welches  einen  völligen  Umschwung  in  der  Be- 
handlung der  Eiterungen  herbeiführen  würde.  — B.  sieht  die  Entzündung 


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486 


Asb. 


No.  29. 


als  etwas  Nützliches  an;  er  bekämpft  sie  daher  nicht  durch  Antiphlogose, 
sondern  verstärkt  sie  durch  die  Stauungshyperämie.  — Die  Technik  bei 
Kiterung  an  den  Extremitäten  wird  in  grossen  Zügen  geschildert  Ober- 
halb des  Krankheitsherdes  und  entfernt  von  diesem  legt  man  um  das  be 
fallene  Glied  in  mehreren  Gängen  eine  Gummibinde  so  fest  an,  dass  eine 
starke  Stauungshyperämie  entsteht;  es  soll  womöglich  ein  rotes,  feuriges 
Oedem  erreicht  werden.  Peripher  vom  Entzündungsherde  sitzende  Körper- 
teile werden  nicht  eingewickelt.  Bei  akuten  Eiterungen  wird  die  Binde 
10 — 22  Stunden  täglich  getragen  und  keine  Rücksicht  auf  lymphangitisrhe 
Stränge  genommen.  — Die  Wirkung  dieser  Methode  ist:  prompte  Linderung 
der  Schmerzen,  ein  Symptom,  das  am  auffallendsten  bei  den  schmerzhaften 
akut  vereiterten  Gelenken  und  Sehnenscheidenphlegmonen  ist;  ferner  Still 
stand  der  Eiterung,  Resorption  schon  gebildeten  Eiters;  Umwandlung 
hoisscr  in  kalte  Abscesse  und  Umwandlung  von  Eiter  in  Serum.  In  der 
Regel  tritt  indessen  Vermehrung  der  Eiterung,  dann  schneller  Ablauf  der- 
selben, rasche  Abstossung  der  schon  brandig  gewordenen  Gewebe  ein.  Am 
wichtigsten  ist  indessen  die  Erhaltung  von  Körperteilen,  deren  Absterbeo 
bei  der  bisherigen  Behandlung  als  etwas  selbstverständliches  angesehen 
wurde  und  die  Ersparung  grosser  verstümmelnder  Schnitte  durch  Lokali- 
sirung  der  Eiterung.  Die  anfangs  durch  Stauung  vermehrte  entzündliche 
Schwellung  bildet  sich  später  trotz  Liegenbleibeus  der  Gummibinde  zurück. 
— An  der  Hand  der  Krankheitsgeschichten  werden  diese  Einwirkungen 
genauer  besprochen.  6 Fälle  lehren,  dass  die  Unterdrückung  beginnender 
akut  entzündlicher  Infektionsherde  das  dankbarste  Gebiet  der  Stauungs- 
hyperämie sein  wird.  Dem  Verschwinden  von  Abscessen  unter  Stauung  liegt 
ein  ähnlicher  Vorgang  zu  Grunde  wie  der  Resorption  appendicitischer  Ab- 
scessc  durch  das  Bauchfell.  Diese  Naturheilung  soll  man  indessen  durch 
Entleerung  des  Eiters  auf  dem  geradesten  Wege  durch  möglichst  kleinen 
Einschnitt  befördern.  — Ferner  findet  die  Stauungshypeiämie  Anwendung 
bei  Vereiterung  grosser  Gelenke,  wo  es  in  mehreren  Fällen  unter  als- 
baldiger Vornahme  passiver  Bewegungen  gelang,  die  vollständigste  Funktion 
selbst  bei  den  schwersten  Gelenkeiterungen  zu  erzielen.  Tritt  in  derartigen 
Fällen  nicht  sehr  bald  nach  Beginn  des  Verfahrens  Besserung  ein.  so 
müsste  das  Gelenk  punktirt,  ausgewaschen  resp.  durch  Incision  eröffnet 
werden.  Drainage  und  Tamponade  ist  bei  Gelenken  zu  vermeiden.  — 
Von  9 Fällen  akuter  Osteomyelitis  mit  sicher  nachgewiesener  erheblicher 
Eiterung  heilten  unter  Stauungshypeiämie  4 ohne  jede  Nekrose,  2 mit  ge- 
ringer Nekrose  aus;  2 Fälle  führten  zu  erheblicher  Nekrose,  ein  Fall,  bei 
dem  bereis  Pyämic  bestand,  führte  zum  Tode.  In  den  Fällen,  wo  schon 
Abscesse  vorhanden  sind,  werden  diese  durch  Punktion  oder  so  kleine 
Incison  entleert,  dass  der  Knochen  nicht  weit  freiliegt.  Peltesohu 

(Schluss  folgt) 


Fr.  Ask.  Zur  operativen  Behandlung  des  Schichtstaars.  Klin.  Monatsb! 
I.  Augcnheilk.  XLIII.,  I,  S.  474. 

Bei  der  Operation  des  Schichtstaars  ist  nach  A.  die  Iridektomie  der 
Entfernung  der  Linse  vorzuziehen,  wenn  die  küuslliche  Erweiterung  der 


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No.  29.  Dknkku.  — Frey.  — Mülles.  487 

Popille  und  der  stenopäische  Spalt  das  Sehvermögen  zu  einem  in  ge- 
wöhnlichen Lebensberufen  einigermaassen  genügenden  verbessern.  Hei 
gleichzeitigem  Vorkommen  von  hochgradiger  Myopie  und  Schichtstaar  ist 
es  anzuraten,  die  Linse  auf  einer  Seite  zu  entfernen,  um  damit  dem  Be- 
treffenden ein  fernsichtiges  Auge  ohne  lriscolobotn  zu  verschaffen.  Ist  die 
Linsentrübung  von  solchem  Umfang,  dass  die  oben  erwähnten  Bedingungen 
für  die  Irisoperation  nicht  erfüllt  werden  können,  kommt  natürlich  nur  die 
Linsenentfernung  durch  Discision  oder  Extraktion  in  Betracht. 

Horst  mann. 


Denker,  Die  Eustachi’sche  Röhre  des  Ameisenfressers.  Zeitschr.  f.  Morphol. 
u.  Anthropol.  Bd.  VIII,  S.  1.  S.-A. 

Durch  D.’s  Untersuchungen  ist  die  Existenz  der  bisher  bei  Myrmi- 
cophaga  didactyla  nicht  bekannten  Ohrtrompete  festgestellt.  Sie  ist  nicht 
in  ein  scheidenartiges  Rohr  ausgezogen,  sondern  stellt  einen  von  membra- 
nüsen  Wandungen  umgebenen  weiten  Hohlraum  dar.  An  Stelle  einer  Tuba 
ossea  findet  sich  in  der  hinteren  unteren  Ecke  der  Paukenhöhle  ein 
rundliches  Loch,  an  welchem  sich  die  häutige  Tuba  befestigt. 

Schwab  ach. 


Frey,  Beitrag  zur  Kenntnis  der  Knochenneubildung  im  Mittelohr  bei  chroni- 
schen Eiterungen.  Arch.  f.  Ohrenheilk.  03.  Bd.,  S.  12. 

F.’s  Mitteilung  bezieht  sich  auf  den  Nachweis  ausgedehnter  um- 
schriebener Exostosenbildung  an  der  lateralen  Seite  des  horizontalen  Bogen- 
ganges in  drei  Fällen:  zweimal  am  Lebenden,  einmal  am  macerirten 
Präparat.  Das  letztere  wird  genauer  beschrieben.  Es  zeigte  sich,  dass 
die  Exostose  neben  cariöser  Zerstörung  im  Knochen  aufgetreten  resp.  aus 
dem  zerstörten  Knochen  selbst  hervorgewachsen  war  und  zwar  ist,  nach 
VerL,  anzunehmen,  dass  die  Neubildung  dem  Zerstöruugsprocess  nicht 
torangegangen,  sondern  gefolgt  ist.  Es  sei  danach  wahrscheinlich,  dass  es 
sich  auch  bei  der  entzündlichen  Knochenbildung  in  anderen  Teilen  des 
Schläfenbeins  ebenso  verhalte,  womit  die  Ansicht  derjenigen  Autoren  be- 
stätigt werde,  welche  der  Osteosklerose  als  einer  wirklichen  Schutzvor- 
richtung des  Organismus  keinen  Wert  zuerkenuen  wollen. 

Sch  wabaclt. 

Müller,  Ein  Beitrag  zur  Entstehung  der  Decubitalgeschwüre  im  Pharynx. 
Münch,  med.  Wochenschr.  1005,  No.  42. 

Es  war  durch  Sturz  von  einem  Baum  infolge  Zcrreissung  der  hinteren 
Teile  einer  starken  Struma  ein  Hämatom  entstanden.  Deren  Druck  hatte 
deu  Ringknorpel  derart  an  den  Pharynx  gedrängt,  dass  an  den  gegenüber- 
liegenden Stellen  der  vorderen  und  hinteren  Pharynxwand  Decublital- 
geschwüre  entstanden.  Das  vordere  war  über  linsengross  und  flach,  das 
hintere  fast  pfenniggross  und  verursachte  die  ganze  Wand  durchsetzend 
eine  Verbindung  mit  dem  Hämatom,  die  zu  Hautemphysem  führte.  Tod. 

W.  Lublinski. 


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48«  I *'l*bTKIN.  — JOltOKM*  M"-  29. 

Epstein,  Angina,  Erythema  exsudativum  mnltiforme,  Pleuritis  exsudativa 
dextra.  Wiener  klin.  Rundschau  1905,  No.  5. 

Es  handelt  sich  um  ein  junges  Weib,  das  zur  Zeit  einer  Influenza- 
epidcmie  plötzlich  unter  dem  Bilde  einer  Infektionskrankheit  erkrankt. 
Der  Erreger  dringt  durch  die  Mundhöhle  in  den  Organismus,  erzeugt  eine 
Angina,  gelangt  in  die  Blutbahn  und  lagert  sich  in  der  Pleura  und  der  Haut 
ab,  eine  Pleuritis  und  ein  Erythema  multiforme  erzeugend.  Das  letztere 
erscheint  auf  der  Höhe  der  Krankheit  und  verschwindet  mit  den  übrigen 
Krankheitssymptomen.  In  der  Punktionsflüssigkeit  des  Brustfells  fehlten 
Lymphocyten,  dagegen  fanden  sich  polynukleäre  Lcukocyten,  was  gegen 
den  tuberkulösen  und  für  den  rheumatischen  Charakter  der  Affektion  sprach. 

W.  Lublinski. 


Jürgens,  Zur  ätiologischen  Diagnose  des  Abdominaltyphus.  Deutsche 
med.  Wochenschr.  1904,  No.  34. 

Im  Anschluss  an  die  Beschreibung  einer  leicht  verlaufenden  Typhus- 
erkrankung eines  Laboratoriumsdieners,  der  sich  in  dem  Laboratorium,  in 
dem  zu  der  Zeit  mit  Typhus-  und  Paratyphusbacillen  gearbeitet  worden 
war,  inficirt  hatte,  führt  J.  aus,  welche  Schwierigkeiten  sich  der  ätiologi- 
schen Diagnose  in  den  Weg  stellen  können.  In  dem  Falle  war  es  anfangs 
nicht  möglich,  aus  dem  Blute  oder  den  Käces  trotz  wiederholter  Versuche 
den  Erreger  zu  züchten,  auch  liess  die  Widal'sche  Reaktion  völlig  im  Stich, 
indem  sowohl  der  Eberth’sche  wie  der  Schottmüller’sche  Bacillus  nur  bei 
einer  Sernmvcrdiinnnng  von  1 : 30  deutlich  agglutinirt  wurde.  Erst  während 
eines  Recidivs  stieg  die  Agglutination  für  den  Paratyphusbacillus  erheblich, 
gleichzeitig  wurde  aber  aus  den  Fäces  der  wirkliche  Typhusbacillus  isolirt. 
Erst  der  Castellani’sche  Versuch,  teilweises  Absättigen  der  Agglutinations- 
kraft durch  Typhus-  bezw.  Paratyphusbacillen,  lehrte,  dass  der  für  Typhus- 
bacillen gefundene  niedrigere  Agglutinationswert  der  specifische  war, 
während  der  für  Paratyphusbacillen  festgestellte  höhere  Agglutinationswert 
als  Mitagglutination  aufzufassen  war.  Dieser  nunmehr  ausser  von  J.  auch 
von  anderer  Seite  mehrfach  erhobene  Befund,  dass  der  Ausfall  der  Aggluti- 
nationsprobo  beim  Typhus  nicht  kritiklos  zur  ätiologischen  Deutung  der 
Erkrankung  vdfwertet  werden  darf,  ist  gewiss  beherzigenswert;  allein  er 
berechtigt  nicht,  die  ätiologischen  Methoden  der  Typhusdiagnose  nun  zu 
unterschätzen.  Die  völlige  wissenschaftliche  Klarstellung  derartige  Fälle 
ist  schliesslich  nur  mit  Hülfe  der  ätiologischen  Untersuchungsmethoden  zu 
leisten.  Dass  diese  complicirt,  nicht  von  jedem  praktischen  Arzte  zu 
handhaben  sind,  indem  sie  ausser  einer  besonderen  Schulung  des  Unter- 
suchenden ein  Laboratoriumseinrichtung  erfordern,  macht  ihre  Anwendung 
in  der  Praxis  vielleicht  schwierig,  zuweilen  gar  unmöglich.  Allein  der 
diagnostische  Wert  für  die  Praxis  würde  doch  erst  dann  leiden,  wenn  Fälle 
wie  der  von  J.  beschriebene  besonders  häufig  wären  nnd  nicht,  wie  nach 
den  bisher  vorliegenden  Verötfentlichungen  anzunehmen  ist,  die  Ansnahrae 
bilden.  Ist  letzteres  der  Fall,  so  würden  sich  nicht  mehr  Schwierigkeiten 
ergeben,  als  dies  der  Fall  ist  bei  der  bakteriologischen  Diphtheriediaguose 
infolge  des  gelegentlichen  Vorkommens  sehr  diphtherieähnlicher  Pseudo- 
dipbtheriebucillcn.  In  derartigen  Fällen  müssen  dann  eben  alle  Hütfs- 


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No.  29. 


Figaui.  — v.  Bokay. 


•ISO 


mittel  herangezogen  werden,  tim  zu  einer  endgültigen  Diagnose  zu  gelangen, 
während  in  der  Mehrzahl  der  Fälle  die  sonst  üblichen  abgekürzten  Ver- 
fahren völlig  ausreichend  sind.  II.  Bischoff. 


F.  Figrari,  Antitoxin  und  Agglutinine  im  Blut  immunisirter  Tiere.  Berl. 

k I i 11  Wochenschr.  1004,  No  7. 

F.  hat  durch  Versuche  festzustellen  versucht,  ob  die  Agglutinine  und 
Antitoxine  der  Tuberkulose  in  der  Serumflnssigkeit  des  Immuntieres  ent- 
halten sind,  oder  ob  sie  als  Produkte  der  Phagocyten  anzusehen  sind.  Kr 
hat  von  immunisirten  Tieren  Blut  aus  der  V.  jugularis  entnommen,  von 
dem  ein  Teil  der  gewöhnlichen  Gerinnung  überlassen  wurde,  während  ein 
anderer  Teil  sogleich  defibrinirt  und  centrifugirt  wurde.  Auf  diese  Weise 
erhielt  er  ein  Coaguiations-  und  ein  Centrifugationsserum.  Der  beim  Centri- 
fugiren  verbleibende  Rückstand  wurde  mittels  destillirten  Wassers  extrahirt 
und  so  ein  Kxtrakt  aus  den  körperlichen  Bestandteilen  oder  Extractum 
coagttli  gewonnen.  Es  wurde  die  Agglutinationskraft  der  drei  Präparate 
gegenüber  homogenen  Tuberkuloseculturen  ermittelt,  ferner  wurde  fest- 
gestellt,  welche  Dosis  ein  gesundes  Meerschweinchen  vor  der  tätlichen 
Dosis  Tuberkulin  (wässeriges  Tuberkulin  MaragliaNü’s)  schützte.  Es  zeigte 
sich,  dass  der  Agglutinin  wie  auch  der  Antitoxingehalt  des  Coaguiations 
serums  oder  des  Extract  coaguli  grösser  ist  als  der  des  Centriftigations- 
serums.  Hieraus  ist  zu  schliessen,  dass  die  Antitoxine  und  Agglutinine 
sich  nicht  frei  cirkulirend  im  Blute  finden.  Da  das  Extract.  coaguli,  das 
Extrakt  aus  den  roten  und  weissen  Blutkörperchen,  ebenso  wirksam  ge- 
funden wurde  wie  das  Coagulationsserum,  andererseits  wegen  der  speci- 
fisehen  physiologischen  Funktion  der  roten  Blutkörperchen  es  unwahr- 
scheinlich ist,  dass  diese  die  Bildungsstätten  der  Antikörper  sind,  so  muss 
die  Bildung  oder  wenigstens  Aufspeicherung  der  Agglutinine  und  Antitoxine 
Her  Tuberkulose  den  Leukocyten  zugeschriebeu  werden. 

H.  Bischoff. 

4.  v.  linkay,  Erfahrungen  mit  dem  Moser’schen  polyvalenten  Scharlachserum. 

Orvosi  Hetilap  1903,  S.  47. 

Nach  ausführlicher  Erörterung  der  Geschichte  des  Moser’schen  Scharlach- 
serums  weist  Verf.  auf  die  Unterschiede  hin,  die  zwischen  Marmorek’s 
Serum  nnd  Moser’s  polyvalentem  Scharlachserum  bestehen  Nachdem  Moser, 
Escherich  und  POSPISCHILL  in  einer  Reihe  der  Fälle  schöne  Erfolge  mit 
dem  polyvalenten  Serum  erzielten,  erprobte  auch  Verf.  in  12  Fällen  von 
Scharlach  dasselbe  und  fand  nach  Anwendung  desselben  eine  rasche  Besserung 
des  Allgemeinbefindens  oft  schon  nach  den  ersten  24  Stunden;  auffallend 
war  das  rasche  Verschwinden  der  Cerebralsymptorae,  was  besonders  damals 
zum  Vorschein  kam,  als  nach  den  ersten  24  Stunden  die  auffallende 
Temperaturerniedrigung  eintrat,  die  durchschnittlich  2,1°  C.  betrug.  Das 
Exanthem  bleichte  nach  der  Injektion  ab,  die  Halssymptome  gingen  eben- 
falls zurück.  Nachteilige  Folgen  nach  der  Injektion  wurden  nicht  beob- 
achtet; Serumexanthem  trat  siebenmal,  also  in  58  pOt  der  Fälle  auf, 
gewöhnlich  in  Form  von  Urticaria  und  Erythema  multiforme,  heilte  aber 


v 


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490 


Patoh.  — JaCoIISOHK.  — Wkib». 


No.  29. 


rasch  ab.  Aus  den  wenigen  Versuchsfällcn  will  Verf.  keine  weitgehenden 
Folgerungen  schliessen,  auf  Grund  der  günstigen  Impressionen  glaubt  er 
sich  aber  mit  Recht  der  Auffassung  Moser'x  und  Escheiuch’s  auschliesseri 
zu  können,  dass  das  polyvalente  Scharlachscrnm  eine  antitoxische  Heil- 
wirkung auf  den  Krankheitsverlauf  der  Scarlatina  übt.  Er  betrachtet  seine 
Versuche  noch  nicht  als  abgeschlossen,  hofft  aber,  dass  die  bisherigen 
günstigen  Erfahrungen  durch  die  künftigen  Versuche  nicht  vernichtet 
werden.  Da  das  Morer  Serum  bisher  bloss  iin  Wiener  Seruminstitut  des 
Prof.  Paltauf  in  sehr  beschränktem  Quantum  hergestellt  wird  und  aus- 
schliesslich Versuchszwecken  in  Krankenhäusern  dient,  kann  es  in  der 
allgemeinen  Praxis  noch  nicht  verwertet  werden.  In  Anbetracht  dessen, 
dass  die  Höchster  Fabrik  sich  bereits  mit  der  Bereitung  dieses  Serums 
im  grossen  eingehend  befasst,  dürfte  die  allgemeine  Verbreitung  desselben 
in  einigen  Monaten  erfolgen.  Bis  dahin  kann  von  der  Einführung  des 
MoSER-Serums  in  die  Praxis  überhaupt  keine  Rede  sein.  J.  HOnig. 


I>.  Noöl  1‘aton,  The  influence  of  adrenalin  and  thyroid  extract  on  tlie 
metabolism  in  diabetes  mellitus.  The  Scott,  med.  and  surg.  journ.  1904, 
December. 

Morphium  hat  bekanntlich  die  Eigenschaft,  bei  Gesunden  Zucker  Her- 
vorrufen zu  können,  während  es  bei  Diabetikern  den  Zuckergehalt  herab- 
setzt. Da  nun  Adrenalin,  subkutan  injicirt,  bei  Gesunden  ebenfalls  leicht 
Glykosurie  hervorruft,  lag  es  nahe,  die  Wirkung  des  Adrenalins  bei  Dia- 
betikern festustcllen.  Die  Versuche  wurden  an  zwei  sorgfältig  beobachteten 
Diabetikern  angestellt;  es  wurden  ihnen  zweimal  täglich  0,5  ccm  einer 
1 pront.  Lösung  subkutan  injicirt.  Gegen  Erwarten  fiel  aber  nicht  der 
Zuckergehalt,  sondern  stieg,  besonders  im  ersten  Falle,  ganz  beträchtlich. 
Gleichzeitig  stieg  auch  die  Stickstoffausscheidung,  aber  nicht  so  stark  und 
nicht  entsprechend  der  Zuckerausscheidung.  Anschliessend  wurden  Ver- 
suche mit  Schilddrüsensubstanz  angestellt,  doch  zeigte  sich  hiernach  keine 
wesentliche  Aendcrung  der  Zucker-  und  Stickstolfausscheidung. 

K.  Kroutlial. 


■I.  Jacohsohn,  Velosan,  ein  neues  Salicylpräparat  zu  äusserlichem  Ge- 
brauch. Therap.  Monatsh.  1904,  December. 

Velosan  ist  eine  Salicylsäure  und  Salol  enthaltende  Salbe,  deren  Grund- 
lage Fetron  ist;  sie  ist  von  gelber  Farbe,  angenehmem  esterartigem  Geruch 
und  gut  haltbar.  Das  Velosan  lässt  sich  leicht  in  die  Haut  einreibet), 
ohne  diese  zu  reizen,  und  wird  schnell  resorbirt.  Die  Indikationen  sind 
die  bekannten  der  Salicylsäure.  K.  Krönt  hat. 


E.  W eiss,  Leber  die  interkostalen  Plionntionserscheinungen  als  Basis  einer 
neuen  Untersucliungsiiiethode.  Prager  med.  Wocliensclir  1905,  No.  19. 
Verf.  macht  darauf  aufmerksam,  dass  bei  der  Phonation  gewisse  Be- 
wegiingsersclieinungen  in  der  Lumbalgegemi  sowie  am  Abdomen  und  endlich 
in  den  Interkostalräumen  zu  constatiren  sind.  Indem  er  letztere  studirt, 


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No.  29.  Bkhr.  - Shaw.  491 

fand  er,  dass  sich  beim  Sprechen  z B des  Buchstaben  I)  gewisse  Partien 
der  Intcrkostalräume  (besonders  in  der  Parasternallinie  im  zweiten  bis 
dritten  Interkostalraum,  ferner  an  gewissen  Partien  der  Axillarlinien  sowie 
in  der  Scapularlinie)  pbonatorisch  hervorwölben,  Erscheinungen,  die  beim 
continuirlichen  Sprechen  allmählich  verloren  gehen.  Diese  Hervorwölbungen 
werden  offenbar  dadurch  bervorgerufen,  dass  sich  der  phonatorische  Luft- 
strom beim  Sprechen,  im  Moment  des  Ansatzes,  infolge  des  Glottisschlusses 
nach  allen  möglichen  Seiten,  also  auch  zwischen  den  Rippen,  hervordrängt; 
nach  und  nach  erschöpft  sich  im  Laufe  des  Sprechens  der  Luftstrom,  auch 
scheinen  sich  die  Interkostalmuskeln  zu  contrahiren,  sodass  allmählich  die 
phonatorischen  Hervorwölbungen  mehr  und  mehr  abnehmen.  Bemerkens- 
wert ist,  dass  auch  die  pleuralen  Exsudate  und  Transsudate  diese  Hervor- 
wölbungen mitmachen,  während  feste  Organe  (Leber  und  Milz)  dies  nicht 
tun;  die  interkostalen  Phonationserscheintingen  liefern  uns  also  ein  Hülfs- 
mitte),  um  Leber  und  Milz  nicht  allein  von  der  Lunge,  sondern  auch  von 
einer  Exsudatdämpfung  abzugrenzen.  L.  Perl. 


M.  Hehr,  Ein  Fall  von  Tuberkulose  des  Wurmfortsatzes.  Mitteil.  a.  d. 

Grenzgeb.  d.  Med.  u.  Chir.  Bd.  13,  H.  II,  S.  224. 

Es  handelt  sich  um  einen  Fall  von  Tuberkulose  des  Wurmfortsatzes, 
der  bei  Lebzeiten  symptomlos  verlief,  und  deshalb  intra  vitam  nicht  dia- 
gnosticirt  wurde.  Ein  29  Jahre  alter  Cigarrenmachcr,  der  an  Lungen- 
tuberkulose verstarb,  zeigte  bei  der  Sektion  eine  ausgebreitetc  Tuberkulose 
vier  Lungen  und  des  Darmes,  inbesondere  war  der  Wurmfortsatz  stark  ver- 
grössert  (10  cm  lang),  enthielt  eine  dickflüssige  gelbe  Masse  und  in  seinem 
Inneren  reichliche  Geschwürsbildungen,  wie  solche  auch  im  Inneren  des 
Darmes,  mit  Ausnahme  des  vollkommen  freien  Coecums,  gefunden  wurden. 
Bemerkenswert  ist  zunächst  der  Umstand,  dass  bei  Lebzeiten  des  Patienten 
keineswegs  Zeichen  der  Erkrankung  des  Darmes  Vorlagen.  Niemals  be- 
stand Durchfall,  niemals  Schmerz.  Es  beweist  dies,  dass  schwere  Ver- 
änderungen des  Dünndarmes,  verbunden  mit  Vereiterung  des  Wurmfort- 
satzes absolut  symptomlos  verlaufen  können.  Weiterhin  ist  die  Tatsache 
bemerkenswert,  dass  bei  tuberkulöser  Veränderung  des  Appendix  das 
Coecurn  nicht  mitergriffen  war,  obgleich  bisher  das  Umgekehrte  als  untim- 
stössliche  Regel  galt.  Im  Allgemeinen  ist  die  tuberkulöse  Erkrankung  des 
Appendix  nicht  sehr  häufig,  was  um  so  auffallender  erscheint,  als  gerade 
dieser  Darmteil  schädlichen  Einwirkungen  der  verschieden  Art  am  meisten 
ausgesetzt  erscheint.  Carl  Rosenthal. 

II.  L.  Reith  Shaw,  Stareh  digestion  in  infancy.  Albany  med.  journ. 

25.  Jabrg.  S.  143. 

Verf.  hat  eine  Reihe  von  Versuchen  angestellt,  um  zu  prüfen,  ob 
Kinder  unter  2 Monaten  fähig  sind.  Stärke  zu  verdauen.  Ad  1 wusch  er 
den  Kindern  den  Magen  aus  und  fütterte  sie  dann  mit  Gerstenwasser, 
heberte  den  Mageninhalt  nach  15  Minuten  bis  2 Stunden  aus  und  prüfte 
auf  Stärke,  Erythrodextrin  und  Maltose;  ad  2,  1/2-  2 Stunden  nach  der 
Fütterung  wurde  der  Mageninhalt  ausgehebert  und  auf  Gehalt  an  diastati- 


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492  l.KFAS.  — WaCHSMCTII.  — WkRNH'KK.  No.  29. 

sehen)  Ferment  geprüft;  ad  3,  das  gleiche  geschah  mit  Mundscbleim,  den 
Verf.  dadurch  gewann,  dass  er  den  Kindern  Lutschbeutel  aus  Gaze  und 
Watte  in  den  Mund  steckte,  während  er  die  Speichelsekretion  durcli  einen 
unter  die  Zunge  gelegten  Salzkrystal  I anregte.  Das  Ergebnis  der  Versuche 
ist  folgendes;  der  Speichel  junger  Kinder  enthält  ein  diastolisches  Enzym, 
das  geringe  Mengen  von  Stärke  in  Maltose  untwandeln  kann.  Die  Wirkung 
dieses  Enzyms  dauert  noch  2 Stunden  lang  im  Magen  nach  der  Nahrungs- 
aufnahme an.  Junge  Kinder  haben  also  die  Fähigkeit,  geringe  Mengen 
Stärke  zu  verdauen.  Stadthagen. 


Lefas,  L’ariömie  corpusculaire.  Arch.  gener.  de  m6d.  1!(05,  No.  12. 

Bei  drei  fieberfreien,  anämisch  aussehenden  Patienten,  bei  denen  sonst 
nur  eine  leichte  Vergrösserung  der  Milz  nachzuweisen  war,  fanden  sich 
im  Blute  stark  verminderte  Erythrocyten  (960000 — 3 200000),  Poikilocytose 
und  sehr  zahlreiche  Plättchen.  Die  weissen  Blutkörperchen  verhielten  sich 
normal.  In  den  Erythrocyten  eingeschlossen  zeigten  sich  schon  im  frischen 
Präparate  runde,  selten  ovale  Körperchen,  die  manchmal  von  einem  helleren 
Hofe  umgeben  waren.  Die  intravenöse  Infusion  des  Blutes  derartiger 
Kranker  erzeugte  bei  Kaninchen  eine  beträchtliche  Anämie,  die  oben  ge- 
schilderten Einschlüsse  liessen  sich  auch  hier  im  Blute  und  in  der  Milz 
nachweisen.  Die  Cultnr  der  betr.  Parasiten  ist  noch  nicht  gelungen 

Alkan. 

II.  W aehsmiith,  Beiträge  zur  cerebralen  Kinderlähmung.  Arch.  f Psych 
u.  Nervenkrank!).  38.  Bd.  (3). 

In  dem  ersten  Falle  von  Idiotie  mit  Epilepsie,  den  W.  mitteilt,  handelt 
es  sich  um  Hypoplasie  in  der  rechten  Kopfhälfte,  Entwickelungshemniuiig 
des  Gehirns,  Mikrogyrie,  Hypoplasie  des  Rückenmarks  und  des  Herzens. 
Im  zweiten  Fall  bestand  neben  Idiotie  mit  Epilepsie  ein  Situs  inversus, 
ein  angeborener  Herzfehler  und  Hemianopsie.  Im  dritten  Fall  bestand 
neben  dem  Bilde  der  cerebralen  Kinderlähmung  (Idiotie  mit  Epilepsie) 
Zwergwuchs.  — W.  geht  sodann  auf  die  Unterschiede  der  Epilepsie  der 
cerebralen  Kinderlähmung  von  der  genuinen  Epilepsie  näher  ein.  Es 
scheint  sich  zu  bewahrheiten,  dass  die  Epilepsie  der  cerebralen  Kinder- 
lähmung zwischen  dem  40.  und  50.  Lebensjahr  erlischt.  Aura,  Stertor, 
Nachwehen,  Schaum,  Zungeubiss,  unwillkürliche  Entleerungen  kommen  liier 
seltener  vor  als  bei  genuiner  Epilepsie.  Dagegen  scheinen  verkehrte  Hand- 
lungen, Schwindelaufälle,  Zustände  von  Verwirrtheit  und  Erregung  beiden 
Kategorien  gemeinsam  zu  sein  Auffallend  ist  noch  bei  der  Kinderlähmungs- 
epilepsie  das  brüske  Einsetzen  der  Anfälle,  und  der  unvermittelte  l'eber- 
gang  zum  Bewusstsein.  S.  Kalischer. 

c.  w ernicke,  Ein  Fall  von  Crampus- Neurose.  Berl.  klin.  Wochenschr. 
1904,  No.  43. 

Bei  einem  Alkoholisten  beobachtete  W.  eine  Krankheitsform,  die  im 
wesentlichen  in  auffallend  starken,  und  verbreiteten  schmerzhaften  Muskel- 
krämpfen  bestand  und  von  ihm  als  eigenartige  Neurose.  Crampus  Neurose 
bezeichtet  wird.  Die  Krämpfe  traten  nie  spontan,  sondern  stets  nur  bei 


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No.  29. 


HoFFMANN.  — Ol.ARK.  Bl.ARCHKO. 


493 


Versuchen  zu  kraftvoller  Bewegung  auf  und  steigerten  sich  bis  zu  völliger 
Starre  und  Hülflosigkeit,  die  einige  Minuten  anhielt.  Es  fehlten  Lähmungen, 
Contrakturen,  Ataxie,  Druckempfindlichkeit  der  Nervenstümme,  Zeichen 
von  Tetanie,  Myotonie  etc.  W.  führt  die  Erkrankung  auf  eine  dauernde 
Uebererregbarkeit  der  ersten  spinalen  Muskelcentren  zurück,  die  teils  durch 
die  Giftwirkung  (Alkohol),  teils  durch  die  häufige  Wiederkehr  der  Crampi 
entstanden  ist  und  funktioneller  Natur  sein  dürfte.  Die  Krämpfe  ver- 
breiteten sich  sehr  leicht  von  den  Gliedmaassen  auf  den  Rumpf.  Auf  das 
Vorhandensein  leichter  neuritischer  Zustände  wiesen  hin  die  zeitweiligen 
spontanen  Schmerzen  wie  die  Herabsetzung  der  elektrischen  Erregbarkeit 
der  Muskeln  und  Nerven.  Indessen  können  die  neuritiseben  Erscheinungen 
resp.  leichten  Veränderungen  die  beschriebene  Neurose  nach  W.  nicht  hin- 
reichend erklären.  S.  Kalischer. 

A.  liofrmnnn,  Hemihypertrophia  facialis  progressiva.  Deutsche  Zeitschr. 
f.  Nervenheilk.  24.  Bd.  (5.  u.  0 ) 

H.  giebt  die  Beschreibung  und  Abbildung  eines  Falles  von  halb- 
seitiger Gesichtshypertrophie  bei  einem  14jährigen  .Mädchen  aus  gesunder 
Familie,  welches,  normal  geboren,  vom  2.  Lebensjahre  ab  diese  Entstellung 
allmählich  acquirirt  hatte.  Die  Wachstumsanomalie  betraf  vorzugsweise 
Haut  und  l'nterhautzellgewebe  und  auch  einen  Teil  der  Gaumenschleini- 
haut.  Auf  der  Uberlippe  der  erkrankten  Seite  war  es  zur  Entwickelung 
eines  starken  Bartwuchses  gekommen.  Hautgefühl,  Vaskularisation,  Muskel- 
und  Knochenentwickelung  zeigten  nichts  Abnormes.  In  der  Litteratur  sind 
nur  noch  fünf  ähnliche  Fälle  bekannt  gegeben.  M.  Brasch. 

A.  I*.  Clurk,  The  movements  of  superior  intercostal  muscles  in  hemi- 
plegies.  Arneric.  journ.  of  mcd.  sc.  1903,  Dec. 

Der  Verf.  konnte  in  Uebereinstimmung  mit  den  früheren  Beobachtungen 
von  Jackson  an  mehreren  hunderten  von  Hemiplegischen  ohne  Beziehung 
zu  Alter,  Charakter,  Dauer  und  Intensität  der  Lähmung  feststellen,  dass 
die  gewöhnliche  Respiration,  d.  Ii.  die  automatische,  auf  der  gelähmten 
Seite  ausgiebiger  von  statten  geht  als  auf  der  gesunden  (wegen  Wegfalls 
der  cerebralen  Hemmungen  auf  den  medullären  Automatismus),  dass  aber 
bei  willkülichen  stärkeren  Atembewegungen  die  gelähmte  Seite  hinter  der 
gesunden  zurückbleibt  — es  überwiegt  eben  bei  bilateralen  Bewegungen 
die  contralaterale  Innervation  über  die  homolaterale.  M.  Brasch. 

A.  Hla.schko,  Syphilis  als  Berufskrankheit  der  Aerzte.  (Vortrag,  geh.  in 
d.  Berl.  med.  Gesellschaft  am  14.  Dec.  1904.)  Berl.  klin.  Wochenschr. 
1904,  No  52. 

Bei  Aerzten,  die  sich  in  ihrem  Berufe  syphilitisch  inficiren  — B.  hat 
12  derartige  Fälle  gesehen  — , sitzt  der  Primäraffekt  begreiflicherweise 
gewöhnlich  an  den  Fingern,  wo  er  so  sehr  einem  Panaritium  gleichen 
kann,  dass  er  erst  spät  richtig  erkannt  wird.  Weniger  nahe  liegt  eine 
Verwechselung  mit  dem  Herpes  digitalis,  dem  Leichentuberkel  oder  dem 
an  den  Fingern  viel  selteneren  weichen  Schanker,  der  hier  charakteristische 
tief  sinuöse,  unter  Karboiätzung  und  Jodoform  sich  rasch  reinigende  Ge- 


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494 


ßl.AHCHKO. 


No.  29 


schwüre  mit  weit  überhäugeudeu  Rändern  bildet.  Bisweilen  ist  auch  der 
Primäraffekt  so  unbedeutend  und  heilt  so  schnell,  dass  erst  Drüscnsch Wei- 
tungen und  Sekundärerscheinuugcn  von  der  stattgehabten  Infektion  Kunde 
geben.  Nur  in  einem  von  B.’s  Kälten  hatte  der  Primäraffekt  seinen  Siti 
im  Gesicht,  wo  sich  der  Pat.  nach  der  Entbindung  einer  wahrscheinlich 
syphilitischen  Frau  mit  den  Nägeln  gekratzt  hatte. 

Die  Ansteckung  im  Berufe  kann  dadurch  zu  stände  kommen,  dass  sich 
der  Arzt  bei  einer  Operation  an  syphilitisch  erkrankten  Geweben 
— anscheinend  genügt  es  zur  Infektion  nicht,  dass  der  Kranke  überhaupt 
syphilitisch  ist  — eine  Wunde  zuzieht;  in  des  Verf.’s  Beobachtungen  er- 
folgte sie  meist  bei  der  Exstirpation  von  Bubonen.  Die  blosse  Stichver- 
letzung,  z.  B.  mit  einer  eben  bei  einem  Syphilitischen  gebrauchten  In- 
jektionsnadel, scheint  in  der  Regel  nicht  inficirend  zu  wirken.  Viel  häufiger 
als  frische,  bilden  schon  bestehende  kleine  Wunden  und  Rhagaden  die 
Eintrittspforte  für  das  syphilitische  Virus  bei  Gelegenheit  von  Operationen, 
Aborten,  Entbindungen,  gynäkologischen  Untersuchungen.  Ein  pathologi- 
scher Anatom  hatte  sich  an  der  Leiche  einer  mit  syphilitischer  Papel  an 
der  Vulva  behafteten  Person  angesteckt. 

Um  sich  vor  der  Infektion,  soweit  dies  möglich  ist,  zu  schützen,  tut 
der  Arzt  gut,  bei  jedem  operativen  Eingriff,  jeder  Untersuchung  von  Vagina, 
Mastdarm  u.  s.  w.  an  die  Möglichkeit  zu  denken,  dass  er  ein  syphilitisches 
Individuum  vor  sich  hat;  ganz  verwerflich  ist  insbesondere  die  gynäko- 
logische Untersuchung  ohne  vorherige  lnspektion  der  äusseren  Genitalien  unter 
dem  Deckbett.  Ebenso  sorgfältig  soll  der  Arzt  seine  eigenen  Hände  auf 
Wunden,  Rhagaden,  Nietnägel  prüfen,  deren  Zustandkonimcn  durch  das  heut 
übliche  Desinfektionsverfahren  der  Hände  so  begünstigt  wird.  B.  giebt  zu  er- 
wägen, ob  sieb  dies  Verfahren  nicht  sehr  vereinfachen  Hesse,  wenn  man 
mehr  als  auf  die  präoperative,  auf  die  leichter  und  sicherer  zu  bewerk- 
stelligende sofortige  postoperative  Reinigung,  besonders  nach  Berührung 
infektiösen  Eiters,  Wert  legen  wollte;  bei  septischen  Operationen,  Aborten, 
Entbindungen  sollte  noch  mehr  als  jetzt  von  Gummihandschuhen  Gebrauch 
gemacht  werden.  — Jede  bestehende  Rhagade  wird  am  besten  zunächst 
mit  einer  2 — 3proc.  Argentumlösuug  betupft  und  nach  sorgfältigem  Ab- 
trocknen mit  einen)  möglichst  kleinen  Heftpflaster  (Leukoplast)  bedeckt; 
dieses  schützt  man  noch  durch  einen  Gollodiumüberzug  oder  besser  durch 
einen  Condom- Fingerling,  dessen  Verwendung  bei  gynäkologischen  Unter- 
suchungen sich  unter  alleu  Umständen  empfiehlt. 

Ist  trotz  aller  Vorsicht  syphilitisches  Gift  in  eine  frische  Wunde  ein- 
gedruiigen,  so  hat  man  von  Höllensteinätzungen  odet  Sublimatwaschungen 
nicht  viel  zu  hoffen.  B.  pflegt  verdächtige  Stichwunden  schleunigst  erst 
mit  Wasser  reichlich  auszuwasclien  und  dann  Jodtinktur  — vielleicht 
eignet  sich  das  Merck’sche  Wasserstoffsuperoxyd  hierzu  noch  mehr  — in 
den  Stichkanal  fliessen  zu  lassen.  Auch  die  elektrolytische  Nadel  oder 
der  Galvanokauter  dürften  am  Platze  seiu. 

Der  Verlauf  der  Syphilis  ist  bei  Aerzteu,  die  sich  im  Berufe  inticirt 
haben,  kein  anderer  als  sonst,  nur  pflegen  Aerzte  zu  hypochondrischen 
Uebertreibimgen  zu  neigen  und  zu  einer  therapeutischen  Polypragmasie, 
die  recht  unangenehme  Zustände  von  körperlicher  und  seelischer  Depression 


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So.  29. 


l’ohNKK.  SUKILD.  WltlGHT. 


495 


veranlassen  kann.  B.  ist  ein  Gegner  der  Fournier’schen  Methode  und  be- 
handelt auch  die  Syphilis  nur,  wenn  sich  Krank heitscrscheinungen  zeigen, 
— Was  schliesslich  das  Verhalten  des  syphilitischen  Arztes  in  seinem  Be- 
rufe betrifft,  so  wird  er  sich,  so  oft  und  so  lange  floride  Erscheinungen, 
namentlich  an  Händen  und  Armen,  bei  ihm  bestellen,  von  operativen  Ein- 
griffen, gynäkologischen  Untersuchungen  u.  dergl.  fernhalten,  dagegen  ist 
das  Verlangen  ganz  unberechtigt,  dass  er  auch  in  recidivfreien  Zeiten  und 
während  der  ganzen  Dauer  der  infektiösen  Periode,  also  mindestens  2 bis 
3 Jahre  lang,  auf  die  Ausübung  der  Praxis  verzichten  soll.  H.  Müller. 

Posner,  Zur  inneren  Behandlung  des  Blasenkatarrhs;  Urotropin  und  dessen 

Ersatzmittel.  Beil.  klin.  Wochenschr.*1905,  No.  2. 

Es  sind  im  wesentlichen  drei  innerlich  anzuwendende  Arten  von  Heil- 
mitteln, die  neben  der  allgemeinen  Regelung  der  Diät  bei  der  Cystitis  in 
Betracht  kommen,  die  Mineralwässer,  die  Balsamica  und  die  Harndesin- 
ficientien.  Von  Mineralwässern  empfiehlt  Verf.  für  subakute  Cystitiden  die 
milderen  Quellen  von  Fachingen,  Bilin,  Giesshübel  und  Wernarz,  die  Wil- 
dtinger  Quellen  sollen  für  die  eigentlichen  chronischen  Fälle  reservirt 
bleiben,  vorausgesetzt  dass  ihr  Gebrauch  eine  schon  vorhandene  Harn- 
alkalescenz  nicht  steigert.  Bei  akuten  Cystitiden  sind  die  Mineralwässer 
besser  ganz  zu  vermeiden.  Von  den  Desinficientien  ist  in  erster  Reihe  das 
Urotropin  zu  nennen,  das  nur  bei  Tuberkulose  und  Gonorrhe  wirkungslos 
ist,  von  seinen  neueren  Ersatzmitteln  (Neuurotropin,  Helmitol,  Hetralin) 
aber  nach  den  Erfahrungen  des  Verf.’s  in  den  für  seine  Anwendung  ge- 
eigneten Fällen  von  bakteritischer  Cystitis  nicht  übertroffen  wird.  Auch 
als  Prophylakticuin  gegen  Katheterinfektion,  bei  Typhus  und  auch  bei 
Scharlach  ist  es  von  Bedeutung.  Die  Balsamica  leisten  am.  meisten  bei 
akuten  gonorrhoischen  Urethrocystitiden  und  sind  auch  in  chronischen 
Fällen  am  meisten  schmerzlindernd.  Für  gewisse  Fälle  chronischer  Cystitis 
empfiehlt  Verf.  nach  der  Anwendung  des  Urotropins  zu  einem  vorsichtigen 
Gebrauch  des  im  wesentlichen  antikatarrhalisch  wirkenden  Oleum  Terebinth. 
überzugehen.  Für  die  Tuberkulose  sind  die  inneren  Medikamente,  auch 
das  Griserin,  wirkungslos.  ß.  Marcuse. 

1)  M.  Nlieild,  A case  of  gigantic  renal  calculus.  The  Lancet  1904,  15.  Okt. 

2)  W right,  A vesical  calculus  of  tinusual  size.  New-York  med.  journ. 

1904,  No.  15. 

1)  Im  Anschluss  an  die  Entfernung  eines  sehr  grossen  ein  Pfund 
schweren  Nierensteiues  durch  Laparotomie  und  sekundären  Lendenschnitt 
betont  Verf.  die  Tatsache,  dass  gerade  grosse  Steine  wenig  klinische  Be- 
schwerden machen  können.  Im  vorliegenden  Fall  war  der  grösste  Stein 
im  oberen  Teil  der  Niere  gelegen,  von  Nierensnbstanz  umschlossen  und 
zugleich  derart  unter  dem  Rippenbogen  verborgen,  dass  vor  der  Operation 
nur  ein  weicher  aus  den  erweiterten  eitergefüllten  Nierenkelchen  bestehen- 
der Tumor  gefühlt  wurde.  Patient  hatte  früher  mehrfach  Anfälle  von 
Hämaturie  und  Pyurie  gehabt,  den  ersten  13  Jahre  vor  der  Operation,  un- 
mittelbar vor  derselben  aber  war  der  Harn  sauer  und  frei  von  Blut  und 
Albumen,  der  in  der  linken  Lendengegend  fühlbare  Tumor  war  Zweifel- 


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496 


Waunkr. 


No.  29 


haftcr  Natur  und  in  der  Vorstellung,  dass  eine  grosse  maligne  Geschwulst 
mit  intrarenalen  Blutungen  vorliegen  könnte,  wurde  die  Laparotomie  aus- 
geführt. Trotzdem  sich  ausser  dem  erwähnten  Stein  ein  circumskripter 
peritonitischer  Abscess  fand,  der  ausser  Eiter  zwei  kleine  Steine  enthielt, 
und  trotzdem  aus  der  Pyonepbrose  reichlicher  eiteriger  Inhalt  in  die  Lapa- 
rotomiewunde  und  über  die  Intestina  geflossen  war,  gelang  die  Heilung 
des  Kranken. 

Auch  in  einem  zweiten  mitgeteilten  Falle  gelang  Verf.  die  Exstirpation 
einer  pyonephrotischen  Steinniere  durch  die  Laparotomie.  Trotz  der  grossen 
Schwierigkeiten,  die  hierbei  die  Isolirung  des  Tumors  und  die  Exstirpation 
bereiten,  giebt  Verf.  doch  für  solche  Fälle  der  Laparotomie  den  Vorzug 
vor  dem  Lendenschnitt. 

2)  Verf.  entfernte  bei  einem  7 jährigen,  äusserst  elenden  Knaben,  der 
seit  dem  2.  Lebensjahre  an  erheblichen  Blasenbeschwerden  litt,  einen  14,9  g 
schweren  Phosphatstein  mittelst  Sectio  alta.  Ausser  der  Grösse  des  Steins 
war  die  Länge  der  Zeit,  innerhalb  deren  er  unerkannt  blieb,  bemerkens- 
wert. Dementsprechend  fanden  sien  bei  der  Operation  bedeutende  sekundäre 
Veränderungen  der  Blase,  Verdickung  der  Gesammtwand  und  F.ntzündung 
der  Schleimhaut.  Die  Nachbehandlung  wurde  zwei  Tage  mittelst  Blnsen- 
drainage  und  Dauer kalhcter,  später  bis  zum  10.  Tage  nur  mit  einem  jeden 
zweiten  Tag  gewechselten  Dauerkatheter  ohne  Störung  durchgeführt. 

B.  Marc use. 

Wagner,  Leber  Verkalkung  in  den  Fimbrien  der  Tuben.  Arcli.  f.  Gynäkol. 

1905,  Bd.  74,  H.  3. 

W.  teilt  einen  Fall  mit,  in  dem  sich  bei  der  Sektion  einer  33jährigen. 
unter  den  Erscheinungen  eines  Vitium  cordis  gestorbenen  Frau  Ablagerungen 
von  Kalk  in  den  Tubenfransen  fanden.  Der  Kalk  war  in  Form 
grösserer  schon  makroskopisch  wahrnehmbarer  bis  allerkleinster  Schollen 
und  Schüppchen  in  allen  Gewebsteilen  der  Fimbrien  nachweisbar.  Ein 
ganz  analoger  Fall  ist  von  E.  Schmitt  beschrieben  worden.  Sowohl  in 
der  Beobachtung  von  W.  wie  in  der  von  E.  SCHMITT  handelte  es  sich  um 
ein  jugendliches  Individuum;  senile  Veränderungen,  die  zur  Kalkablagerung 
führen,  lagen  also  nicht  vor.  In  keiuem  der  beiden  Fälle  bestandeu  Zer- 
störungsprocesse  des  Knochensystems,  in  keinem  Nierenerkraiikungen, 
sodass  auch  eine  „Kalkmetastase“  im  Sinne  ViRCnowr’s  auszusch Hessen 
war.  Auch  Gewebsschädiguungen  durch  chemische  oder  bakterielle  Gifte 
lagen  nicht  vor.  — In  beiden  Fällen  aber  bestand  eine  hochgradige 
venöse  Hyperämie,  und  diese  macht  Verf.  für  das  Auftreten  der  Kalk- 
ablagerung in  den  Fimbrien  der  Tube  ätiologisch  verantwortlich.  Gegen 
diese  Annahme  spricht,  wie  Verf.  erörtert,  durchaus  nicht  etwa  der  Um- 
stand, dass  diese  Veränderung  der  Tubeufranscn  so  selten  zur  Beobachtung 
gelangt.  Wir  wissen,  dass  Gewebsschädigungen,  die  zur  Kalkabiagcrung 
führen,  durchaus  nicht  immer  eine  solche  zur  Folge  haben  müssen. 

Br.  Wolff. 

El ii»ci)du iigen  werden  an  die  Adrowo  de»  Herrn  Oeh.  Med. -Rat  Prüf.  Dr.  M.  Bernhardt  (Berlin  W. 

Prantöaische  htr&aae  21)  oder  an  die  Verlagshandlung  (Berlin  KW.,  Unter  den  (Juden  £S)  ethetf* 

Verlag  von  August  llirsrhwald  In  Berlin.  — Hruek  von  L.  Sehiimaeher  in  Berlin  \ 24 


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2—2  Bcgtii;  am  ScIiIuü^c 

des  Jahrgangs  Titel,  Na- 
meu-  und  Sach-Kagiater. 


/ 


Centralblatt 


für  die 


Praia  d«a 

28  Mark ; zu  beziehen 
durrh  all«  Buchhand- 
lungen u.  Postaufttaltan. 


Unter  Mitwirkung  von 

Prof.  Dr.  H.  Senator  und  Prof.  Dr.  E.  Salkowski, 

redigirt  von 

Prof.  Dr.  M.  Bernhardt 

in  Berlin. 


1905.  »».Juli.  No.  30. 


Nachruf! 

Am  18.  d.  Mts.  verschied  im  Alter  von  nur  41  Jahren 
unser  verehrter  Mitredakteur  Herr  Prof.  Dr.  Paul  Schultz, 
Abteilungsvorsteher  am  Physiologischen  Institut  der  Universität. 

Wenn  der  Verstorbene  auch  schon  längere  Zeit  leidend 
war.  kam  sein  Hinscheiden  doch  ganz  unerwartet.  P.  Schultz 
hat  der  Redaktion  dieses  Blattes  nur  verhältnismässig  kurze 
Zeit  angehört,  jedoch  haben  wir  hinreichend  Gelegenheit  ge- 
habt, seine  hervorragenden  Eigenschaften  als  Gelehrter  und 
College  kennen  zu  lernen  und  zu  schätzen.  Wir  betrauern 
in  ihm  einen  bewährten  Mitarbeiter. 

Sein  Andenken  wird  von  uns  stets  in  Ehren  gehalten 
werden.  Die  Redaktion. 


Iiilualt:  Krank,  lieber  Registrirspicgel  und  den  Aorteupuls.  — Dücret 
und  Gautrb  lrt,  Gallenfarbstoff  in  der  Cerebrospinalflüssigkeit.  — Land,  Ucber 
Dcsaroidirung  im  Tierkörper. — Duval,  Die  Protozoen  des  Scharlachs.  — Koch. 
Beiträge  zur  Sebnenplastik.  — Birk,  Klapp.  Behandlung  von  Eiterung  und 
Entzündung  mit  Stauungshyperämie.  (Schluss.) — Erdhank,  Ueber  Diplobaeilleu- 
geschwüre  der  Cornea.  — Espenschied,  Tbnzkk,  Augenhintergrundbefund  bei 
Ohrenerkrankungen.  — Kri.lv,  Ueber  das  Empyem  des  Antrum  Higbmori.  — 
Wistkkhokffkr,  Ueber  die  tuberkulöse  Infektion  im  Kindesalter.  — Bloch, 
Die  Assanirung  von  Beuthen.  — v.  Ofrnchowski,  Sklerose  und  Erweiterung 
der  Coronarartericn  rechts.  — Kahineh,  Euporpbin  als  Kxpectorans. — Vihert, 
Ueber  Herzaffektion  bei  der  Arbeit.  — Mivakk,  Ueber  Bothriocephalus  liguloides. 
— LarlP.  und  Dkhakque,  Diphtheriebacillen  bei  Impetigo.  — Zklknski  und 
Cvbclsri,  Ueber  Myelocyten  im  kindlichen  Blut.  — Mkvkr,  Polyurie  uud 
Diabetes  insipidus.  — Siefkrt,  Himmetastasen  des  Deciduoma  malignum.  — 
Takoikccht,  Distomumerkrankung  des  Gehirns.  — Marie  und  Guillain.  Zur 
Kenntnis  der  Hemiplegie.  — Brownino.  Bekämpfung  der  Schmerzen  bei  Hirn- 

XLIII.  Jahrgang.  32 


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498 


Framk.  — Ducket- Gactbei.kt. 


No.  30. 


tumoren.  — Scnt.Xrp.EB.  Einfluss  der  Vibration  auf  das  Faradisationsgeffihl.  — 
Adrian,  Guszman,  Combination  von  Syphilis  und  Tabes.  — Welt-K akuls, 
Ueber  Vulvovaginitis  bei  kleinen  Mädchen. 

0.  Frank,  Construktion  und  Durchrechnung  von  Hegistrirspiegeln.  Zeit- 
schrift f.  Biol.  XLVI.  N.  F.  XXVIII,  S.  421. 

Derselbe,  Der  Puls  iu  den  Arterien.  Ebenda.  S.  441. 

Verf.  weist  darauf  hin,  dass  die  Leistungsfähigkeit  eines  elastischen 
Manometers  im  wesentlichen  von  der  Dauer  seiner  Eigenschwingungen  ab- 
hängt. Es  dürfte  leicht  einzusehen  sein,  dass  ebenso  wie  beim  Galvano- 
meter ein  langsam  schwingender  Apparat  viel  zu  träge  ist,  um  schnellen 
Druckänderungen  folgen  zu  können.  Andererseits  — da  der  Apparat  meist 
nicht  aperiodisch  ist  — werden  sich  die  jedesmal  abklingenden  Schwin- 
gungen störend  dem  Curvenbilde  beimischen.  Rechnerisch,  worauf  hier 
nicht  eingegaugeu  werden  kann,  wird  dann  das  „Auflösungsvermögen“  des 
elastischen  Manometers  gleich  dem  Quadrat  der  Schwingungszahl  bestimmt. 
Die  Versuche  sind  mit  Manometern  von  10,  35,  55  und  104  Schwingungen 
angestellt.  Die  ersteren,  die  den  gebräuchlichen  Manometern  etwa  ent- 
sprechen, sind  überhaupt  unbrauchbar,  mit  den  Apparaten  von  35  und 
55  Schwingungen,  die  im  wesentlichen  gleiches  leisten,  kann  man  den 
peripheren  Puls  (in  der  Femoralis)  genügend  genau  messen,  weil  hier 
offenbar  die  im  Herzen  vorkommenden  sehr  schnellen  Druckschwankungen 
durch  die  windkesselartige  Wirkung  der  Arterienwand  bereits  gedämpft 
sind;  für  die  exakte  Registrirung  des  centralen  Pulses  sind  nur  die  opti- 
schen Manometer  von  über  100  Schwingungen  verwendbar,  wenigstens  ge- 
lingt es  hiermit  allein,  die  zwei  der  eigentlichen  Systole  vorausgehenden 
Schwingungen  aufzuzeichnen,  die  Verf.  als  Zeichen  der  Ausbiegung  der 
Klappen  und  als  Ausdruck  der  Vorhofscoutraktion  deutet.  Im  übrigen 
schliesst  er  aus  seinen  Curven  im  wesentlichen,  dass  sich  am  centralen 
Puls  in  der  Aorta  der  Klappenschluss  deutlich  als  Incisur  markirt,  dass 
diese  Incisur  jedoch  gegen  die  Peripherie  hin  gegenüber  den  durch  Re- 
flexion in  den  kleinen  Arterien  entstehenden  und  mit  der  centralen  Pulsation 
interferirenden  rückläufigen  Wellen  bis  zur  Unmerklichkeit  zurücktritt, 
während  andererseits  diese  reflektirten  Wellen  durch  gegenseitige  vielfache 
Interferenz  in  der  Aorta  unmerklich  werden.  Zum  Schluss  analysirt  er 
den  durch  Sphygmographen  gewonnenen  Radialispuls  am  Menschen  und 
hebt  besonders  hervor,  dass  diese  Analyse  ebeu  nur  für  die  Radialis  Geltung 
habe  (schon  an  der  Cubitalis  lagen  die  Verhältnisse  anders).  Hier  soll 
die  centrale  Incisur  noch  durchaus  bemerkbar  sein.  G.  F.  Nicolai. 

R.  Ducret  et  J.  (lautrelet,  Presence  des  pigments  biliaires  dans  le  liquide 
cephalo-rachidien  apres  suppression  physiologique  des  plexus  choroides. 
Soc.  de  biol.  T.  58,  p.  161. 

D.  und  G.  spritzten  bei  Hunden  mit  experimentell  erzeugtem  Ikterus 
Methylviolettlösung  in  die  Carotis  interna.  Der  Farbstoff  schlägt  sich  bald 
(in  15  Minuten)  auf  deu  Plexus  choroidei  nieder  und  nun  erscheinen  die 
Gallenpigmeute  in  der  Cerebrospinalflüssigkeit,  die  vorher  troti  des  Ikterus 
davon  frei  war.  Allmählich,  in  einigen  Fällen  in  24  Stunden,  geben  die 
Plexus  Methylviolett  wieder  ab  und  werden  wieder  für  die  Gallenpigmeute 


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No.  30. 


Land.  — Dcval. 


499 


undurcbgängig.  Sie  verhalten  sich  in  der  Norm  also  nie  Drüsen  und 
secerniren  die  Cerebrospinalflüssigkeit.  Durch  das  Methylviolett  wird 
ihre  Drüsentätigkeit  unterdrückt.  Die  Cerebrospinalflüssigkeit  stellt  nun 
ein  Transsudat  dar.  A.  Loewy. 


S.  Lang,  Heber  Desamidirung  im  Tierkörper.  Beitr.  z.  chem.  Physiol.  u. 

Pathol.  Bd.  5,  S.  321. 

Schon  früher  ist  die  physiologische  Abspaltung  von  Amidgruppen  aus 
Aminosäure  in  vivo  beobachtet,  so  von  GoNNRRrfANN  beim  Tyrosin,  von 
Nbobekg  und  Langstein  beim  Alanin.  Verf.  hat  diesen  Vorgang  an 
einzelnen  überlebenden  Organen  stndirt,  indem  dieselben  unter  aseptischen 
Kanteten  mit  dem  amidhaltigen  Körper  kurze  Zeit  geschüttelt  oder  einer 
längeren  antiseptischen  Autolyse  unterworfen  wurden.  Es  ergab  sich 
folgendes.  Gegenüber  Glykokoll  wurde  bei  Milz  und  Lymphdrüsen  keine, 
bei  Niere,  Nebenniere,  Leber  und  Hoden  eine  massige,  bei  Pankreas  und 
Darm  eine  starke  Ammoniakabspaltung  constatirt,  und  zwar  durch  Be- 
stimmung des  mit  MgO  austreibbaren  NH3  im  Vergleich  zu  giykokollfreien 
Controllproben.  Stärker  als  bei  diesen  antiseptischen  Versuchen  tritt  bei 
der  Leber  bei  aseptischer  Versuchsanordnung  die  NH3  abspaltende  Wir- 
kung zu  Tage.  — Tyrosin  wird  in  der  Leber  kaum,  etwas  in  der  Neben- 
niere angegriffen,  Phenylalanin  ist  gleichfalls  gegen  Leberbrei  resistent, 
Leucin  wird  in  der  Leber  reichlich  gespalten,  Cystin  ist  gegen  Lymph- 
drüsen beständig,  dagegen  wurde  bei  der  Einwirkung  von  Leber  einmal 
NH3- Abspaltung  beobachtet.  — Bei  den  Säureamiden  Glutamin  und 
Asparagin  wird  von  sämmtlichen  Organen  der  gesummte  Amid-N  als 
NH3  freigemacht,  beim  Acetamid  sind  nur  Leber  und  Niere  von  erheb- 
licher Wirksamkeit.  Harnstoff  wird  in  der  Leber  unvollkommen,  durch 
l’aukreas  stärker  gespalten.  — Glykosamin  wird  in  geringem  Umfange 
von  allen  Organen  mit  Ausnahme  des  Pankreas  desamidirt,  die  Harn- 
säure ist  durch  Leber,  Darm,  Niere  Milz,  wenig  durch  Muskel  angreifbar. 
Vermutlich  ist  die  Ammoniakabspaltung  in  allen  diesen  Versuchen  fermen- 
tativ, der  Umfang  des  Vorganges  ist  jedoch  noch  unsicher.  Neuberg. 

Ch.  Dural,  Die  Protozoen  des  Scharlachfiebers.  Virchow’s  Arch.  Bd.  179, 

H.  3,  S.  485. 

Mallory  hatte  in  der  Haut  Scharlachkranker  protozoenähnliche  Ge- 
bilde gefunden.  Es  gelang  Verf.,  ebendieselben  in  dem  durch  ein  Vesicator 
(Ammoniak)  gewonnenen  Serum  der  Kranken  wiederzufinden,  freilich  nur 
io  5 unter  18  Fällen.  Die  Gebilde  lassen  sich  in  vier  Gruppen  einteilen: 
1.  Formen  mit  unregelmässigen  und  veränderlichen  Contouren  und  aroöben- 
äbnlichem  innerem  Bau;  2.  kugelige  Formen  von  3—6^  Durchmesser  in 
rosettenartigen  Verbänden.  Sie  entsprechen  dem  Stadium  der  Sporozoiten- 
bildung  der  besser  bekannten  Parasiten;  3.  kleine  ovale  und  komma- 
förmige  Gebilde,  die  sich  ebenso  stark  wie  die  Rosetten  färben.  Nach 
Grösse  und  Form  sind  sie  fraglos  durch  Segmentation  der  grösseren  Ge- 
bilde der  Gruppe  2 entstanden;  4.  sich  hell  färbende  Gebilde  mit  einem 
deutlichen  grobmaschigen  Netzwerk.  Inmitten  jeden  Flecks  befindet  sich 
ein  dunkler  Punkt.  Verf.  verzichtet  darauf,  aus  diesen  Bildern  eineu  Ent- 

32* 


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500 


Koch.  — Bikk.  Ki.*rp. 


No.  30. 


wickelungscyklus  zii  construiren;  doch  glaubt  er  es  sicher  mit  verschiedenen 
Entwickelungsstadien  eines  Protozoons  zu  tun  haben.  Beitzke. 


Jos.  Koch,  Beiträge  zur  Sehnenplastik.  Zeitschr.  f.  orthopäd.  Chir. 

Bd.  13,  H.  4. 

Die  mikroskopische  Untersuchung  des  spinal  gelähmten  Muskels  ergab 
K.  die  wichtige  Beobachtung,  dass  überall  dort,  wo  eine  herdweise  Degene- 
ration von  Muskelfasern  eintritt,  gleichzeitig  eine  reichliche  Regeneration 
von  neuen  Rasern  stat  (findet.  Die  Bildung  der  neuen  Fasern  kann  con- 
tinuirlich  und  discontinuirlich  erfolgen,  d.  h.  sie  kann  im  Zusammenhang 
oder  ohne  direkten  Zusammenhang  mit  der  alten  Faser  vor  sich  gehen. 
Die  Tatsache  der  Regeneration  vod  neuem  Muskelgewebe  macht  die  klinische 
Erfahrung  verständlich,  dass  der  gelähmte  Muskel  sich  in  vielen  Fällen 
wieder  erholen,  d.  b.  seine  Funktion  wieder  aufnehmen  kann.  Makro- 
skopisch  kann  der  spinal  gelähmte  Muskel  verschiedene  Verfärbungen  auf- 
weisen; zwischen  einer  normal  roten  bis  rosaroten  oder  gelbweissen  Farbe 
kommen  alle  Uebergänge  vor.  Die  drei  verschiedenen  Verfärbungen  sieht 
man  zuweilen  — eine  Beobachtung,  auf  die  schon  Kimik  hingewiesen  hat 
— an  einem  und  demselben  Muskel.  Sie  erklären  sich  durch  den  ver- 
schieden starken  herdweisen  Untergang  bezw.  die  Regeneration  von  Musku- 
latur oder  deren  Ersatz  durch  gelbes  Fettgewebe.  Sofern  noch  coDtraktile 
Substanz  vorhanden  resp.  eine  Regeneration  von  neuen  Muskelfasern  statt 
gefunden  hat,  ist  der  Muskel  nie  vollkommen,  sondern  nur  partiell  ge- 
lähmt; theoretisch  müsste  man  von  solchen  Muskeln  verlangen,  dass  sie 
je  nach  der  Menge  der  erhaltenen  und  neugebildeten  Fasern  verschieden 
kräftig  funktionirten.  Dass  es  trotzdem  nicht  der  Fall  ist,  liegt  daraD, 
dass  den  spinal  gelähmten  Muskeln  zwei  für  ihre  Contraktion  sehr  wichtige 
Faktoren  verloren  gegangen  sind,  nämlich  die  elastische  Spannung  und 
der  normale  Muskeltonus.  Der  Muskel  ist  im  gelähmten  Zustand  über- 
dehnt, uicht  contraktionsfähig,  obschon  sich  oft  noch  genug  contraktile 
Substanz  regenerirt  hat,  seine  Kraft  schlummert  gewissermaassen.  Geben 
wir  diesen  Muskeln  ihre  elastische  Spannung  wieder,  so  können  sie  wieder 
funklioniren.  Dieses  erreichen  wir  durch  die  Schnenverkürzung  oder  bei 
eventueller  Transplantation  durch  die  Spannung,  die  wir  bei  der  Vernähung 
dem  Muskel  geben.  Joachimsthal 

1)  Bier,  Behandlung  akuter  Eiterungen  mit  Stauungshyperämie.  Münch 
nied.  Wochenschr.  1905,  No.  5 — 7. 

2)  Klapp,  Ueber  die  Behandlung  entzündlicher  Erkrankungen  mittelst 
Saugapparaten.  Ebenda.  No.  16. 

(Schluss.) 

Während  es  bisher  durch  Incision  nur  in  den  seltensten  Fällen  frischer 
Sehnenscheidenphlegmonen  gelang  die  Sehne  vor  Nekrose  und  damit  da« 
betreffende  Glied  vor  dauernder  Verstümmelung  zu  bewahren,  konnte  B. 
mit  seiner  Methode  in  8 von  13  Fällen  Ausheilung  mit  Erhaltung  der 
Sehne  erzielen;  unter  den  übrigen  5,  mit  Sehnennekrose  verlaufenden  Fälleu 
waren  mehrere  verschleppte  Fälle,  bei  denen  die  Sehne  schon  bei  Begiun 
der  Stauuugshyperämie  zweifellos  nekrotisch  war.  Bemerkenswert  ist,  dass 

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No.  30. 


Ebdmahn. 


501 


bei  grösseren  Eiteransammlungen  diese  durch  kleinen  Rinschnitt  ohne 
Tamponade  (welche  durch  Feuchtigkeitscntziebung  die  Nekrose  begünstigt) 
eröffnet  und  die  Wunde  sich  selbst  überlassen  wird. 

Einen  Schaden  hat  B.  niemals  durch  sein  Verfahren  entstehen  sehen; 
nur  in  einem  Falle  schweren  Knochen-  und  Sehnenscheidenpanaritiums 
wurde  die  Stauung  nicht  vertragen,  indem  die  Schmerzen  erheblich  Zu- 
nahmen. 

Die  Lehre  von  der  Wirkung  der  Hyperämie  als  einem  der  grossen 
Heilmittel  der  Natur  ist  nicht  nur  für  die  innere  Medicin,  Chirurgie  und 
Gynäkologie,  sondern  auch  für  die  kleineren  Fächer,  z.  B.  die  Otologie, 
bedeutungsvoll.  B.  hat  u.  a.  die  Behandlung  der  Obreiterungen  mit  be- 
friedigendem Erfolg  in  Angriff  genommen.  — Zum  Schluss  betont  B.  noch- 
mals, dass  die  Hyperämie  nicht  eine  Verschlechterung,  sondern  eine  Ver- 
besserung der  Ernährung  darstellt.  Die  Stromverlangsamung  bei  der  Ent- 
zündung hat  den  Zweck,  durch  Unschädlichmacben  der  Bakterien  und  ihrer 
Gifte  und  durch  reichliche  Ernährung  die  Nekrosen  zu  verhüten. 

2)  Die  guten  Erfolge,  weiche  Bier  bei  der  Behandlung  infektiöser 
Processe  mit  Stauungsbyperämie  an  den  Extremitäten  erzielte,  Hessen  es 
wünschenswert  erscheinen,  auch  für  die  lokalen  oberflächlichen  Entzün- 
dungen des  Rumpfes  ein  entsprechendes  Verfahren  zu  versuchen.  Gegen- 
über der  bisher  allgemein  üblichen,  langwierigen  und  verstümmelnden 
Methode  der  ausgiebigen  radiären  Einschnitte  der  Mamma  bei  Mastitis, 
bedient  sich  K.  einer  Glasglocke,  welche  um  die  entzündete  Mamma  luft- 
dicht angesetzt  wird.  Verdünnt  man  in  dieser  Glocke,  welche  eine  kleine 
Oeffnung  zum  Einsetzen  einer  Luftpumpe  hat,  die  Luft,  so  wölbt  sich  die 
Brustdrüse  entsprechend  dem  Grad  der  Luftverdünnung  vor  und  es  tritt 
Stauungsbyperämie  ein.  Subjektiv  stellt  sich  das  Gefühl  ein,  als  wolle  die 
Brust  platzen.  Durch  Individualisirung  in  der  Zeitdauer  der  Applikation 
(täglich  20 — 00  Minuten)  gelingt  es  unter  Eröffnung  der  sich  bildenden 
oberflächlichen  Abscesse  mittelst  kleinster  Incisionen  in  der  Zeit  von 
3 Wochen  die  Mastitis  zu  heilen.  Von  16  Mastitiden  war  bei  4 keine 
Incision  notwendig.  Das  Verfahren  ist  schonend  und  erhält  einen  grossen 
Teil  Drüsengewebe  am  Leben,  der  bei  den  früheren  Methoden  verloren 
ging.  — In  analoger  Weise  erzielt  K.  durch  Anwendung  entsprechender 
kleiner  Glassaugapparate  bei  Furunkeln,  Karbunkeln,  oberflächlichen  Ab- 
scessen,  Panaritien  und  Paronychien  ausserordentlich  günstige  Resultate.  — 
In  der  Hand  des  Laien  kann  dieses  Verfahren  gefahrvoll  werden  durch 
Uebertreibung  der  Luftverdünnung.  Peltesohn. 

P.  Erdmann,  Ein  Beitrag  zur  Kenntnis  der  Diplobacillengeschwüre  der 
Cornea  nebst  Untersuchungen  über  die  Widerstandsfähigkeit  der  Diplo- 
bacillen  gegen  Austrocknung  in  Sekreten.  Klin.  Monatsbl.  f.  Augenheilk. 
XLIIL,  I,  S.  661. 

Verf.  beobachtete  unter  342  Fällen  von  Diplobacillenconjunktivitis  in 
der  Rostocker  Augenklinik  30  Hornhautaffektionen,  von  denen  18  einer 
eingehenden  bakteriologischen  Untersuchung  unterworfen  wurden.  Hierbei 
teigte  es  sich  mehrfach,  dass  die  oberflächlichen  Geschwürslagen  voll- 
kommen frei  von  Bakterien  waren  und  dass  ihr  Nachweis  nur  nach  Heraus- 


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502 


Espenscbikk.  Thnzeh. 


No.  30. 


beförderung  der  tiefen  Schichten  des  Ulcus  gelang.  Unter  den  unter- 
suchten Fällen  fanden  sich  8 mit  kleineren  oder  grösseren  Randgeschwüren 
der  Cornea,  bei  welchen  6mal  typische  Diplobacillen  nachgewiesen  wurden 
bei  gleichzeitigem  Vorhandensein  dieser  Mikroorganismen  im  Conjunktival- 
sack.  ln  8 weiteren  Fällen  lagen  mehr  oder  minder  bösartige,  mit  Hvpo- 
pyon  und  Iritis  einhergehende  Geschwüre  vor,  welche  zum  Teil  den  Cha- 
rakter des  Ulcus  serpens  und  eine  dementsprechende  Therapie  erforderten. 
7 mal  wurden  hierbei  die  Morax-Axenfeld'schen  Diplobacillen  in  Reincultur 
gefunden. 

In  den  meisten  Fällen  kam  hierbei  die  Uebertragung  durch  Finger 
und  Gebrauchsgegenstände  in  Frage.  Ausserdem  liess  sieb  auch  nach- 
weisen,  dass  die  Diplobacillen  in  eingetrocknetem  Conjunktivalsekret  bis 
14  Tage  keimfähig  bleiben  konnten.  Auch  im  Nasenschleim  waren  häufig 
Diplobacillen  nachweisbar,  die  leicht  durch  Taschentücher,  Finger  u.  s.  w. 
in  den  Bindehautsack  gelangen  können.  Es  ist  anzunehmen,  dass  die 
Diplobacillen  gelegentlich  im  Conjunktivalsack  als  harmlose  Schmarotzer 
leben  und  nur  bei  bestehender  Disposition  eine  Entzündung  auslösen. 

Horstmann. 


1)  Espenschied,  Ein  Beitrag  zur  Frage  der  Beziehungen  zwischen  Caries 
des  Felsenbeins  und  Neuritis  optica.  (Aus  der  Universitätsohrenklinik 
in  Tübingen.)  Arch  f.  Ohrenbeilk.  03.  Bd.,  S.  1. 

2)  Tenzer,  Ueber  das  Verhalten  des  Augenhintergrundes  bei  Erkrankungen 
des  Gehörorgans.  (Aus  d.  Ohrenkl.  der  Kgl.  Charite  zu  Berlin.)  Arch. 
f.  Ohrenbeilk.  63.  Bd.,  S.  23. 

1)  Nach  E.  ist  Hyperämie  der  Sehnervenscheiden  in  einer  Anzahl  von 
Mittelohreiterungen  zu  finden,  die  bei  conservativer  Behandlung  zur  Heilung 
gelangen.  Ausgebildete  Neurit.  nerv,  optic.  bezw.  Stauungspapillen  fand 
er  stets  in  Fällen,  die  auch  wegen  sonstiger  bedrohlicher  Erscheinungen 
operirt  werden  mussten.  Die  Vermittelung  zwischen  der  Ohren-  und  Augen- 
erkrankung geschieht  durch  die  Hirnlymphe,  „deren  vom  Eiterherd  im 
Felsenbein  mit  giftigen  Bestandteilen  geschwängerte  Bestandteile  auf  die 
Papillae  opticae  entzündungserregend  und  deren  vermehrte  Spannung  auf 
dieselben  Schwellung  erzeugend  wirkt.“  In  den  in  unmittelbarer  Folge 
der  Hirnerkrankung  zum  Tode  führenden  Fällen  ist  das  Zwischenglied 
meist  eine  bakterielle  Leptomeningitis.  Die  Erhaltung  des  Lebens  ist  in 
den  Fällen  von  Caries  des  Felsenbeins  mit  Neuritis  optica  unsicher.  Mit 
der  Ausheilung  des  Herdes  im  Schläfenbein  geht  gewöhnlich  die  Sehnerven- 
erkrankung zurück.  Das  Sehvermögen  ist  von  Anfang  an  gar  nicht  oder 
nur  wenig  herabgesetzt  und  pflegt  im  besten  Falle  wieder  normal  zu 
werden.  Ein  Ausgang  der  Sehnervenerkraukung  in  Atrophie  ist  nicht  zu 
erwarten. 

2)  Auf  Grund  eines  76  Fälle  aus  der  oben  genannten  Klinik  um- 
fassenden Beobachtungsmaterials  spricht  sich  T.  bezüglich  der  Bedeutung 
der  Augenhintergrundsveränderungen  bei  Ohrenkrankheiten  dahin  aus,  dass 
intracrauielle  Erkrankungen  jeder  Art  und  jeder  Ausdehnung  die  letzteren 
begleiten  können,  ohne  dass  es  zur  Entwickelung  von  Veränderungen  am 
Augenhintergrunde  kommt;  normaler  Hintergrund  finde  sich  sogar  häufiger. 


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No.  30. 


Kki.lv.  — Wkhtknhokkvkh 


503 


Andererseits  sei  das  Vorhandensein  von  Opticusentzündungen  bei  der  grossen 
Seltenheit  des  Auftretens  derselben  bei  reinen  Mittelohr-  und  Warzen- 
fortsatzeiterungen ein  bedeutsames  Symptom  für  die  Annahme  eines  Ueber- 
greifens  des  Krankheitsprocesses  von  Mittelohr  oder  Warzenfortsatz  auf 
die  Organe  des  Schädels.  Auf  die  Art  der  intracranicllen  Erkrankungen 
lassen  sich,  nach  Verf.,  aus  dem  ophthalmoskopischen  Befunde  keine  Rück- 
schlüsse ziehen,  auch  über  Verlauf  und  Ausgang  der  intracraniellen  Er- 
krankungen geben  die  Augenhintergrundveränderungen  keinen  Aufschluss. 
Das  Auftreten  selbst  der  schwersten  Veränderungen  im  Fundus  oculi 
schliesst  einen  günstigen  Verlauf  der  Krankheit  nicht  aus. 

Schwabach. 


Kelly,  The  so  called  empyema  of  tbe  antrum  of  Highmore  in  infants 
(Osteomyelitis  of  the  superior  maxilla).  The  Edinb.  med.  journ.  1004, 
October. 

Verf.  weist  überzeugend  nach,  dass  eine  sehr  grosse  Aehnlichkeit  be- 
steht zwischen  der  akuten  Ostitis  oder  Osteomyelitis  des  Oberkiefers  der 
Erwachsenen  und  dem  kindlichen  Empyem  der  Kieferhöhle.  Nach  Verf. 
ist  der  pathologische  Process  im  wesentlichen  bei  beiden  Erkrankungen 
derselbe  und  die  etwaigen  Verschiedenheiten  sind  die  Folge  der  anatomi- 
schen Verschiedenheiten  zwischen  einem  entwickelten  Oberkiefer  und  dem 
eines  neugeborenen  Kindes.  Dazu  kommt  noch,  dass  die  ätiologischen 
Momente  bei  beiden  Erkrankungen  dieselben  sind,  Trauma,  Erkältung  und 
Infektion,  besonders  tuberkulöse  und  syphilitische  Erkrankung.  Entgegen 
der  allgemeinen  Ansicht  sieht  Verf.  den  Alveolus  und  nicht  die  Nase  als 
den  primären  Sitz  der  Erkrankung  an.  W.  Lublinski. 


WestenhoefTer,  Ueber  die  Wege  der  tuberkulösen  Infektion  im  kindlichen 
Körper.  Berl.  klin.  Wochenschr.  1904,  No.  7/8. 

Verf.  hat  eine  grössere  Zahl  Meerschweinchen  subkutan  mit  tuber- 
kulösem Material  geimpft  und  dabei  auch  Bilder  erhalten,  welche  dem 
Bild  einer  Fütterungstuberkulose  entsprechen.  Dies  spricht  dafür,  dass 
nicht  stets  die  regionären  Lymphdrüsen  zunächst  und  am  meisten  befallen 
sind,  sondern  dass  diese  auch  gelegentlich  umgangen  werden.  Man  kann 
daher  nicht  ohne  weiteres  aus  dem  pathologisch-anatomischen  Befunde  der 
Leiche  einen  Rückschluss  auf  den  Infektionsmodus  machen.  Es  ist  somit 
auch  aus  dem  häufigeren  Vorkommen  tuberkulöser  Veränderungen  der 
Mesenterialdrüsen  bei  Kindern  nicht  ohne  weiteres,  wie  Behring  tat,  zu 
schliessen,  dass  die  Infektion  durch  den  Magendarmtraktus  erfolgte.  Die 
Annahme  v.  Behring’s,  dass  die  Darmschleimbaut  des  Säuglings  für  Bak- 
terien leichter  durchgängig  sei  als  die  des  Erwachsenen  ist  ein  Analogie- 
schluss, welcher  noch  nicht  bewiesen.  Tatsache  ist,  dass  bei  Kindern  in 
der  zweiten  Hälfte  des  ersten  Lebensjahres  die  Zahl  der  Tuberkulose- 
erkrankungen  schnell  zunimmt.  Da  nun  mit  dieser  Zeit  die  Dentition  ein- 
hergeht, während  welcher  physiologisch  das  Epithel  der  Mundschleimhaut 
grosse  Lücken  bekommt,  so  ist  es  höchst  wahrscheinlich,  dass  die  Dentition 
mit  der  Häufung  der  Tuberkulose  in  einem  ursächlichen  Zusammenhang 


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504 


Bloch.  — v.  Oprnchowski. 


No.  30. 


stehe.  Die  Säuglinge  sind  gewöhnt,  alles  in  den  Mund  zu  stecken,  und 
so  ist  auch  Gelegenheit  geboten,  Tubcrkclbacillen  in  den  Mund  zu  bringen. 
Für  die  Prophylaxe  kommt  somit  W.  trotz  seiner  gegenteiligen  Ansicht 
über  deu  Infektionsmodus  zu  dem  nämlichen  Schluss  wie  V.  ÜEHK1NG,  dass 
der  Kampf  gegen  die  Tuberkulose  im  Säuglingsalter  mit  erhöhter  Energie 
geführt  werden  muss.  H.  ßischoff. 


Bloch,  Die  hygienischen  Fortschritte  der  Stadt  Beuthen  (Oberschlesien) 
innerhalb  des  letzten  Decenniums.  Deutsche  Vierteljahrsschr.  f.  öffeutl. 
Gesundheitspfl.  1904,  Bd.  36,  S.  596. 

Was  die  Auseinandersetzungen  der  Sachverständigen  nicht  zu  stände 
gebracht  haben,  die  indolente  Bevölkerung  davon  zu  überzeugen,  dass 
hygienische  Maassnahmen  dringend  geboten  seien,  dass  die  Verhältnisse  in 
Beuthen,  wie  sie  bis  vor  kurzem  waren,  allen  Erfahrungen  der  Hygiene 
Hohn  sprachen,  hat  die  schwere  Typhusepideraie  des  Sommers  1896,  an 
der  1498  erkrankten  und  80  starben,  vermocht.  Seitdem  sind  die  Assani- 
rungsarbeiten,  die  schon  lange  projektirt,  aber  immer  wieder  auf  die  lange 
Bank  geschoben  sind,  energisch  in  Angriff  genommen  und  jetzt  fast  fertig 
gestellt  worden.  An  Stelle  der  ganz  unzulänglichen  Wasserversorgung  aus 
der  befahrenen  Carsten-Centrumgrube  trat  eine  einwandfreie  Wasserversorgung 
durch  Anschluss  an  die  Leitung  aus  der  seit  langer  Zeit  stillliegendeu 
Kosaliengrube  stammenden  Leitung  des  Kreises  Kattowitz.  Die  Stadt  hat 
eine  Kanalisation  erhalten  und  für  Reinigung  der  Abwässer  ist  eiue  bio- 
logische Kläranlage  geschaffen  worden.  Gleichzeitig  sind  auch  andere 
hygienische  Verbesserungen  geschaffen  worden,  sodass  Beuthen  nicht  mehr 
hinter  anderen  gleichgrossen  Städten  zurücksteht,  zum  Teil  diesen  voraugeht. 

H.  Bischoff. 


T.  v.  Openeliowski,  Sklerose  und  Erweiterung  der  Coronararterie  des 
rechten  Herzens  durch  Digitalis  ermittelt.  Berl.  klin  Wochenschr.  1904, 
No.  40. 

Verf.  hat  schon  in  einer  früheren  Arbeit  den  Satz  aufgestellt,  dass 
Digitalis  stärkend  nur  auf  das  linke  Herz  wirkt,  indem  es  die  linke 
Coronararterie  ad  maximum  erweitert,  und  zugleich  die  Arbeit  des  rechten 
Ventrikel  schwächt,  indem  es  die  rechte  Coronararterie  verengt.  Ein 
klinisch  genau  beobachteter  und  durch  die  Autopsie  bestätigter  Fall  er- 
wies die  Richtigkeit  dieser  Auffassung.  Es  handelte  sich  um  einen  Mann 
mit  schwerer  Mitral-  uud  Aorteninsufficienz,  Ascites,  Oedemen  u.  s.  w. 
Nach  jeder  Darreichung  von  Digitalis  verschlimmerte  sich  der  Zustand, 
indem  es  zu  einer  vermehrten  Tätigkeit  des  rechten  Herzens  und  zu  einer 
verminderten  Tätigkeit  des  linken  Herzens  kam.  v.  0.  schloss  aus  dieser 
Beobachtung,  dass  es  sich  um  eine  Veränderung  der  rechten  Coronararterie 
handele,  die  die  Contraktion  derselben  völlig  hindere;  wahrscheinlich  be- 
stand eine  Sklerose  und  Dilatation  der  rechten  Coronararterie.  Die  Sektion 
bestätigte  die  Richtigkeit  dieser  Diagnose.  Selbstverständlich  kann  in 
solchen  Fällen  die  Digitalis  nur  Schaden  stiften.  K.  Kronthal. 


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No.  30. 


KaHISEH.  V IBKRT. 


505 


S.  Kaminer.  Euporphin  als  Expectorans.  Beitr.  z.  wlss.  Med.  u.  Ctair. 

(Salkowski  Festschrift.  S.  205. 

Ruporphin,  über  dessen  Wirkung  als  Expectorans  von  Michaelis 
schon  berichtet  wurde,  besitzt  vor  dem  ihm  verwandten  Apomorphin  den 
Vorzug,  dass  es  das  Herz  nicht  schädigt  und  weniger  leicht  Erbrechen 
hervorruft.  K.  erprobte  das  Mittel  bei  zahlreichen  Patienten  der  Königl. 
Poliklinik  für  Lungenleidende.  Die  Erfolge  bei  Phthisikern  sind  nicht 
sehr  bemerkenswert,  da  ja  hier  überhaupt  die  Anwendung  von  Expecto- 
rantien  nur  recht  selten  indicirt  sein  dürfte;  in  einem  Falle  trat  nach  der 
Anwendung  des  Euporpbins  Hämoptoe  auf.  Recht  günstig  waren  dagegen 
die  Erfolge  bei  chronischen  Bronchitiden,  zumal  bei  den  auf  Emphysem 
beruhenden,  bei  Stauungskatarrhen  infolge  von  Herzfehlern,  bei  Asthma 
bronchiale,  bei  Bronchiektasie  und  ähnlichen  Erkrankungen.  Nur  einmal 
klagte  ein  Patient  über  leichtes  Magendrücken,  sonst  wurden  unangenehme 
Nebenwirkungen  nicht  beobachtet.  Die  Dosis  ist  5 mg,  man  giebt  es  ent- 
weder in  Pastillenform  oder  in  wässeriger  Lösung.  K.  Kronthal. 


Ch.  Vibert,  Affections  cardio  aortiqnes  et  accidents  du  travail.  Annales 
d’hygiene  publique  et  de  medecine  legale  1905,  Mai. 

Verf.  behandelt  auf  Grund  einer  Reihe  von  eigenen  Beobachtungen 
die  Todesfälle,  die  bei  Herz-  resp.  Aortenkrankheiten  im  Gefolge  von  Un- 
fällen bei  der  Arbeit  eintreten.  Was  zunächst  die  akute  Aortitis  an- 
langt, so  sind  die  durch  dieselbe  veranlassten  Todesfälle  weniger  selten, 
als  man  nach  der  vorliegenden  Litteratur  glauben  könnte;  allerdings  muss 
man  bei  den  Autopsien  die  Aorta  in  ihrer  ganzen  Ausdehnung  untersuchen. 
Es  handelt  sich  relativ  häufig  um  plötzlichen  Tod,  unter  Umständen  ohne 
vorangegangene  ernste  Krankheitserscheinungen.  In  einer  Anzahl  von 
Fällen  schien  sich  die  akute  Aortitis  im  Anschluss  an  ein  Trauma  ent- 
wickelt zu  babon;  letzteres  betraf  entweder  die  Aorta  direkt  oder  auf  dem 
Umwege  über  eine  von  einer  beliebigen  Verletzung  ausgehende  Infektion. 
— Unter  den  chronischen  Herzleiden  sind  zunächst  die  Fälle  zu  er- 
wähnen, bei  denen  es  zu  einer  Ruptur  des  Herzens  kommt;  die  ein- 
schlägigen forensischee  Beziehungen  dieser  Fälle  zu  Unfällen  werden  vom 
Verf.  ausführlich  gewürdigt.  Schwieriger  ist  die  begutachtende  Tätigkeit 
des  Gerichtsarztes  in  Fällen  von  präexistirenden  Herzkrankheiten  (Sklerose 
oder  anderweitige  Entartungen  des  Myokardiums,  Verengung  oder  Ver- 
schluss der  Coronararterien,  Verwachsungen  des  Perikards);  hier  tritt  der 
plötzliche  Tod  meistens  unter  der  Einwirkung  körperlicher  oder  seelischer 
Erregungen  ein,  zuweilen  allerdings  ohne  jede  nachweisbare  nähere  Ver- 
anlassung. Uuter  den  vom  Verf.  mitgeteilten  Fällen  eigener  Beobachtung 
befinden  sich  auch  zwei,  in  denen  die  Läsionen  der  Kranzarterien  des 
Herzens  durch  eine  Infektion  veranlasst  schienen,  welche  ihren  Ausgang 
von  Verletzungen  anderer  Körperteile  nahm.  L.  Perl, 


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506 


Miyakr.  — I.abi.e  und  Dkuahqcr. 


So.  30. 


H.  Miyake,  Beitrüge  zur  Kenntnis  des  ßothriocephalus  liguloides.  Mitteil, 
a.  d.  Grenzgeb.  d.  Med.  u.  Cbir.  Bd.  13,  H.  II,  S.  145. 

Der  ßothriocephalus  liguloides  oder  die  Ligula  Mansoni  kommt  beim 
Menschen  nur  äusserst  selten  und  zwar  ausschliesslich  in  China  und  Japan 
vor.  Unter  19  beobachteten  Fällen  betrafen  18  Japaner  und  nur  einer 
einen  Chinesen.  Das  Alter  und  Geschlecht  der  Patieuten  haben  keinen 
Einfluss.  Was  die  Uokalisirung  des  W'urmes  betrifft,  ist  zwar  Bestimmtes 
noch  nicht  anzugeben,  doch  scheinen  gewisse  Stellen  des  Körpers,  wie  die 
Umgebung  des  Auges,  sowie  der  Urogenitaltraktus  besonders  disponirt  zu 
sein.  Unter  den  genannten  19  Fällen  kamen  die  Tiere  viermal  aus  der 
Umgebung  des  Bulbus  und  sechsmal  spontan  beim  Uriniren  aus  der  Urethra 
hervor.  Der  Parasit  scheint  die  Eigenschaft  zu  haben,  im  Körper  herum- 
zuwandern  und  an  beliebigen  Stellen  desselben  zu  erscheinen.  Nur  meidet 
er  dabei  die  freien  Höhlen,  wie  Blase,  Nierenbecken  und  Uretereu.  Was 
die  Symptome  anbetrifft,  so  klagt  die  Mehrzahl  der  Patienten  über  anfalls- 
weise auftretende  Schmerzen  und  Druckerapfind lichkeit  an  den  betreffenden 
Stellen.  Diese  Beschwerden  sind  jedoch  nicht  charakteristisch  für  die 
Wurmkrankheit,  sondern  Folgeerscheinungen  des  mechanischen  Reizes. 
Zuweilen  sieht  man  bei  oberflächlichem  Sitz  der  Affektion  eine  Anschwel- 
lung der  betroffenen  Gegend  oder  auch  einen  weichen  diffusen  Tumor  mit 
mit  Pseudofluktuation.  Auch  Abscesse  kommen  in  der  Gegend  des  Wurmes 
vor.  Die  Diagnose  ist,  da  kein  charakteristisches  Merkmal  vorhanden  ist. 
die  Krankheit  vielmehr  symptorolos  verläuft,  schwierig.  Meist  wurde  sie 
nur  durch  das  Erscheinen  des  W’urmes  gestellt.  Bezüglich  des  Verlaufes 
und  Ausganges  ist  zu  bemerken,  dass  nach  Entfernung  des  Parasiten  die 
Wunde  gut  verheilt,  dass  aber  bei  längerem  Bestände  der  Wurm  entweder 
uach  Durchbruch  des  Gewebes  zum  Vorschein  kommt  oder  an  seinem  Sitz 
eine  Eiterung  eintritt.  Bezüglich  der  Morphologie  des  ßothriocephalus 
liguloides  muss  auf  das  Original  verwiesen  werden,  weil  diese  sieb  nicht 
in  einem  kurzen  Referat  wiedergeben  lässt.  Carl  Rosenthal. 


R.  Lahle  et  Remarque,  U’impetigo  et  Uecthyma  ä bacilles  diphtberiques. 

Rev.  mens,  des  mal.  de  l’enf.  1904,  S.  49. 

Bei  zwei  Kindern  im  Alter  von  3 und  4 Jahren,  welche  mit  ausge- 
dehnten impetiginösen  Geschwüren  und  Borken  bedeckt  waren,  fanden 
Verff.  bei  der  bakteriologischen  Untersuchung  der  erkrankten  Hautstellen 
neben  Strepto-  und  Staphylokokken  Diphtheriebacillen.  Die  nunmehr  vor- 
genommene  Untersuchung  des  Rachenschleims  wies  die  Löffler’schen  Ba- 
cillen auch  in  diesem  nach.  Die  Hauterkrankung  unterschied  Rieh  iu 
ihrem  Aussehen  durchaus  nicht  von  den  gewöhnlichen  Impetigoformen. 
Auf  Grund  der  Anamnese  nimmt  Verf.  an,  dass  die  Kinder,  ehe  sie  in 
seine  Beobachtung  kamen,  eine  diphtherische  Halsaffektion  überstanden 
hatten,  und  dass  von  dieser  aus  sekundär  die  Infektion  der  früher  vor- 
handenen Hautgeschwüre  mit  Diphtheriebacillen  erfolgt  war.  Zur  Zeit  der 
Untersuchung  bestand  keine  klinische  Diphtherie  im  Halse.  Das  eiue 
Kind  genas,  das  andere  starb  an  Bronchopneumonie  trotz  Injektion  von 
Heilserum.  Stadtbagen. 


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No.  30. 


Zki.knski  und  Cyuci.ski.  — Mkykk. 


507 


Th.  Zelenski  und  Tli.  Cybulski,  Ueber  das  Vorkommen  der  Markzellen 
(Myelocyten)  im  kindlichen  Blute.  Jahrb.  f.  Kinderheilk.  Bd.  60,  S.  884. 

In  der  französischen  l.itteratur  ist  mehrfach  der  Versuch  gemacht 
worden,  eine  neue  Einteilung  der  infantilen  Anämien  auf  Grund  des  Vor- 
kommens der  Markzellen  (im  Sinne  Ehrlich’»)  im  Blute  zu  schaffen. 
Weil  und  Clerk  wollen  auf  Grund  der  Anwesenheit  der  Markzellen  im 
Blute  eine  neue,  dem  Kindesalter  und  Erwachsenen  gemeinsame  Krankheits- 
gruppe der  schweren  Anämien  abgrenzen,  der  sie  den  Namen  „ Spleno- 
megalie chronique  avec  anemie  et  myelömie  geben.  Die  Untersuchungen 
des  Verf.’s  haben  aber  ergeben,  dass  die  Anwesenheit  der  Markzellen  im 
Blute  kranker  Kinder  in  den  ersten  Lebensjahren  eine  durchaus  banale 
und  jeglichen  Charakters  der  Specifität  entbehrende  Erscheinung  ist.  Je 
jünger  das  Kind,  desto  geringer  die  Bedeutung  der  Markzellen;  in  den 
ersten  Lebenswochen  können  sogar  einzelne  Markzellen  auch  unter  normalen 
Verhältnissen  im  Blute  Vorkommen.  Als  schädigende  Einflüsse,  die  beim 
Kinde  am  häufigsten  zur  Ursache  der  Myelocytose  werden,  sind  aller  Wahr- 
scheinlichkeit nach  die  im  Blute  kreisenden  Toxine  zu  betrachten,  so  z.  B. 
bei  Lues  und  Tuberkulose.  Unter  diesen  Umständen  kann  es  nicht  über- 
raschen. dass  wir  auch  bei  der  infantilen  Anämie  mit  Milztumor  den  Mark- 
zellen im  Blute  begegnen.  Aber  man  kann  bei  der  Häufigkeit  des  Vor- 
kommens dieser  Zellen  weder  in  Beziehung  auf  die  Abgrenzung  der 
Anaemia  inf.  pseudoleuc.  von  anderen  verwandten  Krankheitszuständen, 
noch  — wie  Weil  und  Clerc  wollen  — in  Beziehung  auf  die  Differenzirung 
und  Einteilung  dieser  Gruppe  der  Anwesenheit  dieser  Zellen  eine  grosse 
Bedeutung  beimessen.  Dagegen  beweist  das  Vorkommen  dieser  Zellen  im 
Blute  Erwachsener  immer  eine  schwere  Schädigung  der  hämatopoetischen 
Organe;  die  Zusammenfassung  einer  für  Erwachsene  und  Kinder  gemein- 
samen Gruppe  von  Anämien  ist  auch  aus  dieser  Verschiedenwertigkeit  der 
Zellen  für  die  verschiedenen  Altersstufen  nicht  zweckmässig.  — Dagegen 
kommt  der  Anwesenheit  kernhaltiger  roter  Blutkörperchen  im  kindlichen 
Blute  eine  eminente  Bedeutung  zu,  zumal  wenn  eine  grössere  Anzahl  dieser 
Formen  vorhanden  ist.  Sie  beweisen,  dass  der  sich  im  Blute  abspielende 
Krank heitsprocess,  mag  er  primär  oder  sekundär  entstanden  sein,  gegen- 
wärtig als  selbstständige  Krankheit  in  den  Vordergrund  rückt.  Wenn  also 
auch  der  Begriff  der  Anaemia  pseudoleucacmica  inf.  als  selbstständige 
pathologische  Einheit  in  Frage  gestellt  wird,  so  haben  doch  die  von 
v.  Jaksch  angegebenen  Merkmale  (Milzanschwellung,  Leukocytose  und 
kernhaltige  rote  Blutkörperchen)  bis  jetzt  von  ihrer  Bedeutung  nichts  ein- 
gebüsst.  Stadthagen. 

Meyer,  Ueber  Diabetes  insipidus  und  andere  Polyurien.  Deutsches  Arch. 
f.  klin.  Med.  83.  Bd  , S.  1. 

1.  Unter  Diabetes  insipidus  versteht  mau  eine  primäre  Polyurie,  die 
durch  die  Unfähigkeit  der  Niere,  einen  Harn  von  normaler  Concentration 
zu  liefern,  bedingt  ist.  Infolge  dieser  Störung  braucht  der  Diabetes  in- 
sipidus-Kranke  zur  Entfernung  der  harnfähigen  Stoffwechselprodukte 
grössere  Wassermengen  als  der  Normale.  Da  er  auf  Aendernngen  der  Er- 
nährung nicht  wie  dieser,  oder  nur  ganz  ungenügend,  mit  Aenderung  der 


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508 


SlEFBHT, 


Tanoinuchi. 


No.  30. 


Harnconcentration  reagiren  kann,  so  muss  er,  um  das  Gleichgewicht  seiner 
Körpersäfte  zu  erhalten,  mit  grösseren  Schwankungen  der  Harnmenge  ant- 
worten als  der  Gesunde. 

2.  Durch  das  Verhalten  gegenüber  vermehrter  zugeführter  Salzmenge, 
durch  die  die  Harnflut  erheblich  gesteigert  wird,  unterscheidet  er  sich 
von  den  Patienten  mit  primärer  Polydipsie,  deren  Nieren  die  normale 
Concentrationskraft  besitzen. 

3.  Während  er  mit  dem  Nierenkranken,  der  an  interstitiellen  oder 
pyelitischen  Processen  leidet,  die  Unfähigkeit  teilt,  einen  concentrirten 
Harn  zu  liefern,  unterscheidet  er  sieb  von  ihm  durch  die  grössere  Con- 
stanz  der  Harnconcentration  und  die  prompte  und  gleichmässige  Aus- 
scheidung der  gelösten  Bestandteile. 

4.  Theocin  bewirkt  beim  Diabetes  insipidus  eine  Erhöhung  der  Con- 
centration  ohne  Steigerung  der  Harnmenge.  Seine  Wirkung  kann  nicht 
durch  Störung  der  Rückresorption  erklärt  werden. 

5.  Die  als  phosphorsaures  Natron  zugefübrte  Phosphorsäure  wird  ohne 

Vermehrung  der  Harnmenge  vom  Normalen  und  Diabetes  insipidus-Kranken 
ausgesebiedeu.  Alkan. 


E.  Siefert,  Ueber  die  Hirnmctastason  des  sogenannten  Deciduoma  malignum. 
Arch.  f.  Psych.  u.  Nervenkrankh.  1904,  38.  Bd.,  1.  H. 

Zu  den  6 Fällen  aus  der  Litteratur,  in  denen  das  im  Uterus  vor- 
handene Deciduoma  malignum  Metastasen  an  Hirn  oder  Hirnhäuten  machte, 
teilt  S.  einen  neuen  (7.)  Fall  ausführlich  mit.  Hier  bestand  ein  grosser, 
fester,  blutig  verfärbter  Tumor  im  Marklager  des  hinteren  Teils  des 
Schäfenlappcns  und  des  Occipitallappens  mit  einigen  Durchbruchstellen 
des  Tumors  nach  der  Rinde;  in  der  Nähe  des  Tumors  lagen  Blutungen; 
auch  die  Hirnmetastase  resp.  der  Tumor  selbst  zeigt  massige  Blutungen, 
degencrativen  Zerfall,  Reichtum  an  körnigem  Pigment,  einen  ausge- 
sprochenen Polymorphismus  der  Zellen  mit  Ueberwiegen  des  epithelioiden 
Elements,  endlich  Bildungen  von  Riesenzellen  und  sonderbaren  Kernforraen. 
Dadurch  wich  die  Tochtergeschwulst  (sekundäre)  von  der  Mutterform  ab. 
Ferner  verbreitete  sich  die  Geschwulst  ähnlich  wie  die  Carcinommetastasen 
innerhalb  der  Meniugen  weiter,  sobald  der  Herd  die  Rinde  durchbrochen 
hat  (einseitige  Piawucberung  in  der  Umgebung  des  Herdes).  Eine  Hinter- 
strangerkrankung,  die  gleichzeitig  vorlag,  konnte  nicht  sicher  in  Bezug 
auf  Entstehung  und  Zusammenhang  mit  dem  Tumor  gedeutet  werden.  Wie 
bei  Hirncarcinose  kann  die  metastatische  Erkrankung  unter  dem  Bilde 
einer  akutcu  Psychose  oder  Meningitis  verlaufen.  Jedoch  ist  das  Wachstum 
bei  dem  Deciduoma  malignum  schneller  und  die  Druckerscbeinungen  mehr 
hervortretend.  S.  Kalischer. 

Tanginuehi,  Ein  Fall  von  Distomumerkrankung  des  Gehirns  mit  dem 
Symptomencomplex  von  Jackson’scher  Epilepsie  von  Chorea  und  Athetose. 
Arch.  f.  Psych.  u.  Nervenkrankh.  1904,  38.  Bd.,  1.  H. 

Dass  eine  Lungendistomum-Erkrankung,  wie  sie  in  Japan  häufig  vor- 
kommt, auch  Gehirnsymptome  erzeugen  kann,  ist  schon  mehrfach  fest- 


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No.  30.  Marik  und  Guillain.  — Brownino.  509 

gestellt.  InoüYE  berichtet  über  11  Fälle  von  dieser  Art,  in  denen  Gehirn- 
syniptome  bei  Lungendistomum-Erkrankung  sich  zeigten.  6 Fälle  davon 
batten  halbseitige  Krämpfe  mit  Hemiparese,  2 allgemeine  Epilepsie  u.  r.  w. 
Von  den  11  Fällen  gelangten  4 zur  Sektion  und  bei  zwei  von  diesen  vier 
Fällen  konnten  keine  anatomischen  Veränderungen  festgestellt  werden.  In 
dem  hier  beobachteten  und  beschriebenen  Falle  handelt  es  sich  um  ent- 
zündliche Erweichungsherde  im  Marklager  der  rechten  Grosshirnhemisphäre, 
die  durch  die  Eier  des  Lungenegels  erzeugt  waren;  die  Herde  erschienen 
als  Flecke,  Cysten,  Hohlräume  mit  amorpher  Substanz,  zerfallenen  Blut- 
resten und  mit  einer  zweifachen  Wand,  von  denen  die  äussere  Schicht  mit 
dem  adventitiellen  Gewebe  benachbarter  Gefässwände  zusammenhing;  die 
innere  Schicht  ist  oft  schlingenförmig  und  ähnelte  der  Membr.  elastica 
der  Gefässe.  Die  Eier  dürften  auf  emboliscbem  Wege  von  den  Mutter- 
tieren der  Lunge  in  das  Gehirn  gelangen.  — Klinisch  bestanden  die  Er- 
scheinungen der  Jackson’schen  Epilepsie  mit  Chorea  und  Athetose  der 
rechtsseitigen  Extremitäten,  die  allmählich  spastisch- paretisch  wurden. 

S.  Kalischer. 

P.  Marie  et  G.  Guillain,  Le  faisceau  pyramidal  homolatüral.  Le  cöte 
sain  des  hemiplegiques.  Rev.  de  med.  1903,  Oct. 

Die  Autoren  stellten  sich  bei  ihren  Untersuchungen  drei  Fragen: 
1.  Giebt  es  bei  Hemiplegischen  Störungen  auf  der  gesunden  Seite?  2.  In 
welchen  Fällen  kommen  sie  vor  und  wo  fehlen  sie?  Die  Antwort  lautet: 
Sie  fehlen  beim  grössten  Teil  der  Erwachsenen  und  da,  wo  man  sie  beob- 
achtet, hat  man  immer  an  eine  doppelte,  wenn  auch  unvollkommene  Hemi- 
plegie zu  denken.  Es  handelt  sich  hierbei  meist  um  alte  Arteriosklero- 
tiker  mit  vielfachen  Herden  in  beiden  Hemisphären.  2.  Findet  man  beim 
hemiplegischen  Individuum  in  den  Seitensträngen  beider  Seiten  Degenera- 
tionen? Diese  Frage  wird  dahin  beantwortet,  dass  man  mit  der  Marclii- 
schen  Methode  vereinzelte  Degeneration  der  dem  Herde  homolateralen  Seite 
bisweilen  nachweisen  kann.  3.  Erklärt  die  bilaterale  Degeneration,  wenn 
sie  vorkommt,  die  klinischen  Phänomene?  Diese  Frage  wird  mit  „nein“ 
beantwortet.  M.  Brasch. 


W.  Browning,  A method  for  the  relief  of  pain  in  toumours  of  the  brain. 

Journ.  of  nerv,  and  ment.  dis.  1903,  Nov. 

B.  empfiehlt  für  die  unerträglichen  Kopfschmerzen  in  den  inoperablen 
Fällen  von  Hirntumor  die  Anwendung  von  Drogen,  welche  den  Blutdruck 
verändern  (herabsetzen  wie  Aconitin,  Veratrin,  Gelsemium).  Besonders 
rühmt  er  den  Erfolg  dieser  Medikation  für  den  Kopfschmerz,  der  aus  dem 
allgemein  gesteigerten  Hirndruck  entspringt,  aber  auch  für  denjenigen,  der 
auf  paroxysmalen  Blutdrucksteigerungen  beruht  und  ebenfalls  anfallsweise 
auftritt.  Ist  die  Beteiligung  der  Meningen  oder  Austreten  der  sensiblen 
Nerven  die  Ursache  des  Schmerzes,  so  helfen  die  Mittel  nur  insoweit,  als 
Blutdrucksteigerungen  mitwirken  bei  der  Hervorbriugung  des  Kopfschmerzes. 

M.  Brasch. 


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510 


Schläpfeb.  — Adrian.  Gitszman. 


No.  30. 


V.  Sehläpfer,  Ueber  den  Einfluss  der  Vibration  auf  das  Faradisatious- 
gefüllt.  Münch,  med.  Wochenschr.  1905,  No.  19. 

E.  K.  Müller  hat  den  von  ibtn  erfundenen  elektromagnetischen 
Apparat  dahin  weiter  ausgebaut,  dass  er  in  beliebiger  Combination  mit  dem 
Elektromagnetismus  als  sekundärer  Sinusoidalstrom,  als  wärmeerzeugend 
und  zur  mechanischen  Vibration  dienen  kann. 

A.  Müller  hat  nun  festgestellt,  dass  wenn  man  seinen  Körper  an 
diesem  Apparat  gleichzeitig  dem  Elektromagnetismus,  dem  sekundären 
Sinusoidalstrom  und  der  Vibration  aussetzt,  daun  das  bekannte  charakte- 
ristische faradokutane  Gefühl  ganz  bedeutend  herabgesetzt  wird  Dieses 
„Faradovibrationsphänomen“  hat  nun  Verf.  eingehend  untersucht.  Es  ergab 
sich,  dass  wenn  der  zu  Untersuchende  zugleich  mit  der  Einwirkung  des 
Elektromagnetismus  und  der  Vibratiou  mit  sekundären  Strömen  von  einer 
Intensität  faradisirt  wurde,  die,  allein  applicirt,  das  faradische  Gefühl  in 
aller  wünschenswerten  Deutlichkeit  hervorriefen,  dasselbe  entweder  ganz 
fehlte  oder  doch  bedeutend  herabgesetzt  war.  Eine  weitere  Untersuchung 
ergab  nun,  dass  das  magnetische  Wechselfeld  keine  Einwirkung  auf  das 
Faradovibrationsphänomen  bat  und  dass  simultane  Vibration  eine  Dissociation 
der  physiologischen  Wirkung  des  faradischen  Stromes  in  dem  Sinne  her- 
vorruft, dass  die  sensorische  Reaktion  vermindert,  die  motorische  aber 
nicht  beeinträchtigt  wird.  Es  ergab  sich  weiter,  dass  das  Phänomen  nicht 
auf  Contaktunterbrechung  beruht  und  dass  simultane  Vibration  bei  galvani- 
scher Reizung  keine  Herabsetzurg  der  galvanischen  Sensibilität  bewirkt, 
also  keine  dissociirenden  Wirkungen,  die  dem  Faradovibrationsphänomen 
entsprächen. 

Es  zeigten  dann  die  fortgesetzten  Untersuchungen,  dass  mit  der  Ent- 
fernung der  Vibration  vom  Orte  der  Faradisation  das  faradokutane  Gefühl 
zunimmt.  Es  hängt  somit  das  Phänomen  von  dem  gegenseitigen  Grössen- 
verhältnis der  faradischen  und  der  vibratorischen  Einwirkung  ab.  Die 
Uebertäubung  des  faradischen  Gefühls  durch  die  Vibration  ist  ein  centraler 
Vorgang.  Bei  Hyperkinesen  und  bei  Myalgien  könnte  nach  Verf.  das  neue 
combinirte  Verfahren  von  Vorteil  sein.  Bernhardt. 


1)  C.  Adrian,  Ueber  das  gleichzeitige  Vorkommen  von  manifester  Syphilis 
und  Tabes.  Zeitschr.  f.  klin.  Med.  Bd.  55,  S.  327. 

2)  J.  (jiuszman.  Zur  Tabes-Syphiüsfrage  im  Anschluss  an  einige  mit  mani- 
fester Syphilis  verbundene  Tabesfälle.  (Aus  dem  dermatol.  Iustitut  der 
Universität  zu  Budapest.)  Monatsh.  f.  prakt.  Dermatol.  Bd.  39,  No.  12. 

1)  A.  stellt  in  Tabellenform  9G  Fälle  der  in  der  Ucberschrift  be- 
zeichneten  Art  aus  der  Litteratur  zusammen;  iu  16  von  ihnen  fanden  sich 
bei  der  Sektion  neben  der  Tabes  aktive  syphilitische  Erscheinungen  im 
Centralnervensystem,  bei  15  in  anderen  Organen,  in  65  Fällen  handelte 
es  sich  um  gleichzeitige  Tabes  und  manifeste  (meist  tertiäre)  Syphilis  bei 
Lebenden.  Von  69  Kranken,  deren  Geschlecht  angegeben  ist,  waren 
48  Männer  und  21  Frauen,  dem  Alter  nach  überwogen  ganz  bedeutend  die 
30er  und  40er  Lebensjahre.  Der  Beginn  der  Tabes  fiel  in  22  von  33  ver- 
wertbaren Fällen  auf  die  ersten  15  Jahre  nach  der  syphilitischen  Infektion; 


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No.  30. 


Amman,  (idszman. 


511 


in  11  Fällen  lag  diese  15  — 30  Jahre  zurück.  Nur  Oraal  traten  Tabes  und 
syphilitische  Späterkrankungen  nahezu  gleichzeitig  auf,  in  den  anderen 
Fällen  bestand  die  Tabes  beim  Erscheinen  der  letzteren  seit  Monateu  und 
meist  seit  Jahren  (bis  zu  23).  Wie  oft  sich  Tabes  überhaupt  mit  mani- 
festen Symptomen  der  Syphilis  combinirt,  lässt  sich  natürlich  schwer 
sagen;  jedenfalls  scheint  es  nach  dieser  Zusammenstellung  öfter  vorzu- 
kommen, als  man  gewöhnlich  annimmt.  Recht  häufig  (in  mehr  als  12pCt.) 
gab  die  Anamnese  gar  keinen  Aufschluss  über  eine  vorausgegangene 
syphilitsche  Infektion;  solche  Fälle  wären  ohne  das  Auftreten  der  Spät- 
erscheinungen  neben  der  Tabes  für  die  Theorie  von  Fournibr-Erb  ver- 
loren. Aus  Statistiken  dieser  beiden  Forscher  ergiebt  sich,  dass  im  All- 
gemeinen der  Tertiarismus  (der  Haut)  der  Infektion  in  einem  wesentlich 
geringeren  zeitlichen  Abstande  folgt,  als  die  Tabes;  jener  erreicht  die 
grösste  Häufigkeit  schon  im  3.,  diese  erst  im  6. — -9.  Jahre  oder  (nach  Erb) 
noch  später.  Daraus  folgt,  dass  die  Aussichten  auf  ein  Zusammentreffen 
beider  um  so  geringer  sein  werden,  je  später  die  Tabes  in  Erscheinung 
tritt.  Das  Auftreten  aktiver  syphilitischer  Organveränderungen  bei  oft 
schon  lange  bestehender  Tabes  beweist,  dass  die  Syphilis  zu  dieser  Zeit 
im  Körper  noch  keineswegs  erloschen  ist,  es  spricht  besonders  deutlich 
lür  einen  engen  Zusammenhang  beider  und  lässt  es  nicht  angängig  er- 
scheinen, die  Tabes  als  eine  post-  (para-,  meta-)  syphilitische  Krankheit 
der  Syphilis  selbst  gegenüberzustcllen.  Es  empfiehlt  sich,  Tabes  sowohl 
wie  specifische  Manifestationen  der  Haut  und  inneren  Organe  mit  Erb  als 
Processe  „syphilitogenen“  Ursprungs  zu  bezeichnen,  ein  Name,  der  bezüg- 
lich der  Art  des  Zusammenhangs  mit  Syphilis  nichts  präjudicirt.  — Da 

die  Tabes  im  Allgemeinen  später  auftritt,  als  die  Späterscheinungen  der 

Syphilis,  so  wird  man  es,  wo  beide  coincidiren,  häufig  mit  Frühformen  der 

Rückenmarkserkrankung  zu  tun  haben  und  deshalb,  wofür  auch  manche 
Erfahrungen  sprechen,  auf  eine  bessere  Prognose  und  günstigere  Aussichten 
für  eine  specifische  Behandlung  hoffen  dürfen. 

2)  Die  4 von  G.  mitgeteilten  Fälle  betrafen  Frauen  zwischen  42  und 
54  Jahren.  Bei  der  ersten  fanden  sich  neben  einer  Tabes  im  ataktischen 
Stadium  exulcerirte  Gummen  am  Halse.  Der  Mann,  mit  dem  sie  seit 

25  Jahren  in  Conkubinat  lebte,  litt  an  progressiver  Paralyse.  Von  einer 
vorausgegangenen  Syphilis  wusste  sie  ebensowenig,  wie  die  zweite  Patientiu, 
bei  der  ausser  einer  Tabes  incipiens  seit  2 Monaten  ein  typisches  serpigi- 
nöses  Syphilid  an  der  Nase  bestand.  Nach  mehreren  Aborten  zu  urteilen, 
lag  die  Infektion  mindesten  5 — 6 Jahre  zurück.  Die  dritte  Kranke  war 
etwa  2 */4  Jahre  früher  wegen  frischer  Syphilis  in  Behandlung  gewesen  und 
hatte  mehrere  Schmierkuren  durchgemacht.  Die  Anfangssymptome  hatten 
sich  bei  ihr  den  sekundären  Syphiliserscheinungen  unmittelbar  angeschlossen. 
Die  letzte  Patientin  litt  seit  mehreren  Jahren  an  lancinirenden  Schmerzen 
and  an  serpiginösen  Syphiliden,  die  stellenweise  neben  ausgesprochener 
Tabes  zur  Zeit  noch  bestanden.  — Verf.  zieht  aus  seinen  Fällen  ganz  ähn- 
liche Schlussfolgerungen  wie  Adrian  und  betont  namentlich  die  Notwendig- 
keit, alle  Kranke  mit  syphilitschen  Späterscheinungen  sorgsamst  auf  Tabes 
zu  untersuchen.  H.  Müller. 


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512 


Wki.t-Kakulu. 


No.  30. 


8.  Welt-Kakuls,  Vulvovaginitis  in  little  girls.  A clinical  study  of 
190  cases.  New-York  med.  journ.  1904,  No.  15,  16,  17,  18. 

Unter  11578  Kindern,  die  innerhalb  von  10  Jahren  in  Behandlung 
kamen,  fanden  sich  190  Fälle  von  Vulvovaginitis.  Es  handelte  sich  daltei 
um  Mädchen  vom  1.  bis  13.  Lebensjahre,  am  stärksten  war  die  Frequent 
zwischen  dem  2.  und  5.  Lebensjahre.  Die  Mehrzahl  dieser  Erkrankungeu 
war  gonorrhoischer  Natur,  nur  eine  kleine  Minorität  rein  katarrhalisch. 
Urethritis  war  zwar  in  den  frischen  Fällen  gonorrhoischer  Vulvovaginitis 
meist  vorhanden,  doch  ist  dieselbe  kein  für  die  Diagnose  unerlässliches 
Symptom.  Die  Bartholin’schen  Drüsen  waren  in  wenigen  Fällen  ver- 
grössert  und  druckempfindlich,  doch  wurde  nie  eine  Vereiterung  beobachtet. 
Auch  die  oftmals  vergrösserten  Inguinales  gingen  nie  in  Vereiterung  über. 
Fieber  kam  nur  in  schweren  Fällen  zu  Beginn  vor.  Aetiologisch  ist  hin- 
sichtlich der  gonorrhoischen  Fälle  von  Interesse,  dass  die  Inkubationsleit 
zwischen  drei  und  fünf  Tagen  liegen  soll,  also  etwas  kürzer  ist  als  oft- 
mals beim  Erwachsenen,  wie  Verf.  in  Uebereinstimmung  mit  anderen 
Autoren  berichtet.  Bei  den  nicht  gonorrhoischen  Fällen  kamen  ätiologisch 
Uusauberkeit,  Fremdkörper,  Traumen  in  Betracht.  Namentlich  bei  Kindern 
unter  2 Jahren  wurde  die  Krankheit  mehrfach  infolge  Unsauberkeit  während 
einer  Sommerdiarrhoe  erzeugt.  Dreimal  fanden  sich  Verwachsungen  zwischen 
den  Labien,  nach  deren  Trennung  die  Heilung  leicht  gelang.  Doch  ist  es 
fraglich,  ob  diese  Verwachsungen  oder  ob  die  Vulvovaginitis  die  primäre 
Veränderung  darstellten.  Bei  einem  achtjährigen  Kinde  bestand  gleich- 
zeitig mit  dem  Ausfluss  ein  syphilitischer  Primäraffekt,  bei  einem  anderen 
ein  diphtherisches  Geschwür  der  Vagina.  Hinsichtlich  des  Verlaufes  hebt 
Verf.  mit  Recht  die  grosse  Neigung  der  gonorrhoischen  Fälle  zu  Kecidiven 
auch  nach  scheinbar  völliger  Heilung  hervor.  Cystitis  gonorrhoica  sah 
Verf.  nur  einmal  bei  einem  zweijährigen  Mädchen.  In  einem  Falle  beob- 
achtete sie  bei  einem  dreijährigen  Kinde  mit  gonorrhoischer  Vulvovaginitis 
eine  akute  fibrinöse  Peritonitis,  die  zum  Tode  führte.  Aus  dem  peritoniti- 
sehen  Exsudat  wurden  auf  l/2proc.  Glukoseserum-Agar  Diplokokken  ge- 
züchtet, die  die  Eigenschaften  der  Gonokokken  besassen. 

Zur  Behandlung  wandte  Verf.  im  Anfang  Waschungen  der  Vulva  mit 
schwachen  Lösungen  von  Kalipermanganat  oder  Liq.  Alurnin.  acetic.,  nach 
Abnahme  der  Schwellung  der  äusseren  Teile  Irrigationen  der  Vagina  mittelst 
Seidenkatheters  an.  Dazu  dienten  ausser  Kal.  hypermangan.  '/» — 1 pCt. 
Creolin,  */2 — l/iprom.  Sublimatlösungen,  Liq.  Alurnin.  acetic.  sowie  im 
chronischen  Stadium  Argent.  oitric.  (1  : 200  bis  1 : 800).  Mit  Protargol 
hat  Verf.  nur  wenig  Erfahrungen  gemacht.  Eine  Behandlung  der  Urethra 
soll  im  akuten  Stadium  nicht  statthaben.  Am  Schlüsse  der  umfangreichen 
und  eine  reiche  Litteratur  verwertenden  Arbeit  finden  sich  eine  Anzahl 
ausgewählter  Krankenberichte.  B.  Marcuse. 


Kinsrniiuiiiceii  werden  au  die  Adresse  de*  Herrn  Geh.  Med. -Hat  Prof.  Dr.  M.  Bernhardt  (Berlin  W. 
Französische  Strasse  2l)  oder  an  die  VorlaicidiandlutiK  (Berlin  MW.,  Unter  den  Linden  GS)  eibele« 


Verla*  ron  August  ilirachwalri  in  Berlin.  — Druck  *on  L.  Nebanarhcr  »n  Berlin  !*.  >4. 


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y 

WJfhwitlicb  erscheinen 
1—3  Bo^eu ; am  Schlüsse 
des  Jahrgangs  Titel,  Na- 
men- und  Bach-Register.  lungen  u.  PoManstalten. 

für  die 

mediciniNchen  Wissenschaften. 

Unter  Mitwirkung  von 

Prof.  Dr.  H.  Senator  und  Prof.  Dr.  E.  Salkowski, 

redigirt  von 

Prof.  Dr.  M.  Bernhardt 

in  Berlin. 


1905.  S-  August.  No.  31. 


Inliu.lt:  Barak,  lieber  Wärmeregulation  nach  Firnissen.  — Süii.i.ifcRs, 
Hydrolisirerides  Ferment  bei  Weinbergschnecken.  — Moritz,  Ueber  die  Eiweiss- 
körper  des  Harns.  — Movkat,  Fall  von  Myelom  der  Wirbelsäule.  — Pollack, 
Ueber  das  Pankreastrypsin.  — Hart,  Seltener  Fall  von  Herzruptur.  — Schlk- 
simokr,  Blutgefässendotheliom.  — Schanz,  Verfahren  nach  Schiefhalsoperationen. 

— Ehrhardt,  Peritonitis  von  den  Galleuwegen  ausgehend.  — Hkikk,  Eine 
neue  Glaukomopcration.  — Hkndkhson,  Extraduraler  Abscess  bei  Mittelohr- 
entzündung. — Barwkli, , Dkmpkl,  Behandlung  der  Kehlkopftuberkulose.  — 
Czapi.rwski,  Ueber  eine  Geschirrspülmaschine.  — Mosoravk  und  Clkoo, 
Ueber  Cultivirung  und  Bedeutung  der  Amöben.  — Patschkowski,  Urotropin 
als  Prophylaktikum  bei  Scharlach.  — Ulbici,  Veronal  gegen  Nachtschweisse.  — 
Stakhki.in,  Moritz,  Dietlen,  Ueber  Herziusufficienz  und  Herzdilatation.  — 
Lucksch,  Ascariden  als  Emboli  in  der  Luugenarterie.  — Tklbkv,  Behandlung 
der  Verätzung  der  Speiseröhre.  — Hrcrnkr,  Zur  Energiebilanz  beim  Säugling. 

— Rorenkki.1»,  Ueber  Aneurysmen  der  Arteria  pulmonalis.  — Lxrnt,  Zur 
Arbeitsbehandlung  von  Nervenkranken.  — Wilmamson,  Aspirin  bei  Cborca.  — 
v.  Ritter,  Ueber  progressive  spinale  Muskelatrophie.  — Quincke  und  Gross, 
Ueber  akutes  umschriebenes  Oedem.  — Herzog,  Ueber  traumatische  Geburts- 
lähmung. — Sondermann,  Saugtherapie  bei  Lupus.  — Guszman  und  Hudo- 
vernio,  Syphilis  und  Tabes.  — Wichmann,  Ueber  Prostatahypertrophie.  — 
Schultz,  Die  Reaktion  des  Prostatasekrets.  — Burckhard,  Die  Gefahren 
Scbultze’scher  Schwingungen. 


E.  Itabäk,  Ueber  die  Wärmeregulation  nach  der  „Firnissung“  der  Haut. 
Nach  den  gemeinschaftlich  mit  Dr.  A.  Stych  durchgeführten  respiro- 
metrischen  und  calorimetrischen  Versuchen.  Pfliiger’s  Arcb.  Bd.  108, 
No.  8/9,  S.  309. 

Verf.  fasst  seine  Versuchsergebnisse  dahin  zusammen:  Durch  die  Be- 

streichung der  Kaninchen  mit  wirklich  indifferenten  Stoffen  (Weizenkleister, 
Gelatine)  kann  die  Wärmeabgabe  wochenlang  bis  uni  140  pCt.  gesteigert 
werden,  ohne  irgendwelche  bemerkenswerte  Schädigung  der  Tiere  hervor- 
zubringen. Es  entwickelt  sich  nämlich  in  verhältnismässig  kurzer  Zeit 
eine  so  hochgradige  Anpassung  des  Wärmeregulationsapparates  au  die  er- 
höhten Wärme  Verluste,  dass  die  Körpertemperatur  bald  auf  normaler  Höhe 
constant  bleibt.  Im  ganzen  erscheint  die  Regulation  der  Wärmeproduktion 
XLUI.  Jahrgang.  33 


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Centralblatt 


Prsls  des  Jahrganges 
38  Mark;  tu  beziehen 
durch  alle  Buchhand' 


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514  Seu.i  ,if!R8.  — Moritz.  — Moppat.  No.  31. 

(„chemische  Wärmeregulation“)  unerwartet  gross.  Bei  den  höheren  Säugern, 
besonders  beirii  Menschen,  scheint  hingegen  die  Regulation  der  Wärme- 
abgabe („-physikalische  Wärmeregulation“)  bedeutend  ausgebildct.  Die 
Herabsetzung  der  Körpertemperatur  nach  Bestreichen  mit  Oel,  Firniss  und 
dergleichen  scheint  nicht  so  sehr  durch  abnorm  erhöhte  Wärraeverluste, 
als  vielmehr  durch  ungenügend  arbeitende  Wärmeproduktion  bedingt  zu 
sein.  Die  Abkühlung  der  gefirnissten  Tiere  kann  höchstens  für  einen 
sekundären  Faktor  gelten,  welcher  allerdings  die  Tätigkeit  der  primären 
Todesursache  fördern  kann.  Diese  besteht  vermutlich  in  einer  Vergiftung. 

P.  Schultz. 

H.  Seilliers,  Sur  la  presence  d’une  diastase  hydrolysant  la  xylane  daus 
le  suc  gastro-intestinal  de  l’escarpot.  Compt.  rend.  biolog.  T.  68.  p.  409. 
S.  entnahm  20  Weinbergsschnecken  das  in  ihrem  Verdauungkanal  ent- 
haltene, aus  dem  Hepatoprankreas  stammende,  Sekret.  Die  Menge  beträgt 
ca.  1 ccm.  Er  Hess  cs  auf  Xylanlösung  wirken  bei  35°  für  24  Stunden 
und  fand,  dass  das  Xylan  hydrolytisch  verändert  war.  Es  hatten  sich 
Pentosen  gebildet,  wohl  Xylose,  die  durch  die  Orcinreaktion  und  Osazon- 
darstellung  nachgewiesen  wurden,  daneben  fanden  sich  Spuren  von  Hexosen. 
Zuvor  gekochtes  Sekret  veränderte  das  Xylau  nicht.  A.  Loewy. 


ü.  Moritz,  Zur  Kenntnis  der  Eiweisskörper  im  nephritischen  Urin.  Petersb. 
med.  Wochenschr.  1906,  No.  9. 

M.  beschäftigt  sich  zunächst  mit  der  nicht  seltenen  Erscheinung,  dass 
bei  Zusatz  des  Esbach’schen  Reagens  zum  Harn  keine  Fällung  eintritt. 
vielmehr  nur  eine  Trübung  des  Harns.  Dieses  Verhalten  wurde  auf  das 
Vorhandensein  von  Nukleoalbumin  bezogen.  M.  zeigt,  dass  Nukleoalbumine 
an  sich  gut  mit  dein  Esbach'schen  Reagens  ausfallen.  Ihm  scheinen 
vielmehr  Albumosen  dabei  eine  Rolle  zu  spielen.  Es  handelt  sich  ge- 
wöhnlich um  eine  infektiöse  (fieberhafte)  Nierenreizung,  deren  Prognose  gut 
ist  und  die  keine  Tendenz  hat,  in  eine  echte  Nephritis  überzugehen.  — 
Auf  Grund  von  Untersuchungen  über  den  sog.  Eiweissquotienten  des  Harns. 
<1.  h.  das  Verhältnis  von  Albumin  zum  Gesammtglobulin  des  Harns  kommt 
M.  zu  dein  Schluss,  dass  er  praktisch  keine  grössere  ßedeudung  hat.  — 
Ein  hoher  Quotient,  d.  h.  viel  Albumin  bei  wenig  Globulin,  spricht  für 
eine  Schrumpfniere.  A.  Loewy. 

C.  W.  Paget  Moffat,  Myelopathie  albumosuria.  The  Lancet.  Jan.  1905, 
p.  207. 

M.  teilt  unter  tabellarischer  Zusammenstellung  von  39  bisher  bekannt 
gewordenen  Fällen  und  Besprechung  von  deren  Eigentümlichkeiten  einen 
neuen  Fall  mit.  Er  betrifft  einen  49jährigen  Mann,  bei  dem  sich  zunächst 
objektiv  Hervortreten  und  Schmerzhaftigkeit  des  elften  Rückenwirbels  fest- 
steilen  Hess.  Dann  traten  Erscheinungen  von  seiten  des  Rückenmarks  auf. 
Es  bildeten  sich  Tumoren  der  Wirbelsäule  aus  und  die  Autopsie  ergab 
noch  Spontanfrakturen  der  Rippen  und  Tumorbildung  an  ihnen.  — Der 


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No.  31. 


Pollack.  — Hakt. 


515 


Harn  hatte  alle  für  den  Bence-Jones’schen  Körper  bekannten  Eigenschaften 
gezeigt.  — Eine  genaue  mikroskopische  Untersuchung  steht  noch  aus. 

A.  Loewy. 

L.  Pollack,  Zur  Frage  der  einheitlichen  und  specitischen  Natur  des 
Pankreastrypsins.  Beitr.  z.  ehern.  Physiol.  u.  Pathol.  Bd.  G,  S.  95. 

Während  der  streng  specitische  Charakter  der  saccharaficirendeu 
Enzyme  seit  langem  erwiesen  ist,  liegen  bezüglich  des  ähnlichen  Ver- 
haltens der  proteolytischen  Fermente  nur  vereinzelte  Angaben  in  der 
Litteratur  vor.  Durch  geeignete  Behandlung  des  Pankreasextraktes  mit 
n.-HCl  (die  notwendige  Menge  schwankt  sehr  und  muss  experimentell  für 
jedes  Pankreaspräparat  ermittelt  werden)  und  nachfolgende  Behandlung 
mit  u.- Lauge  kaim  man  diesem  die  verdauende  Wirkung  auf  die  Eiweiss- 
körper  von  Serum  und  Kierklar,  sowie  auf  Fibrin  nehmen,  während  die 
auf  Gelatine  erhalten  bleibt.  Demnach  haftet  die  Leimverdauung  an  einem 
besonderen  Trypsinbestandteil,  für  das  Verf.  den  Namen  „Glutinase“  vor- 
schlägt; er  wirkt  auch  schwach  auf  Edestin. 

Im  Pankreasinfus  findet  sich  eine  Antiglutinase;  sie  wird  beim  Er- 
hitzen auf  70°  manifest,  dialysirt  nicht  und  wird  durch  Kochen  während 
5 Minuten  nicht  zerstört.  Es  findet  sich  dieser  Antikörper  auch  in  biuret- 
freien  und  enteiweissten  Pankreaslösungen;  seine  Muttersubstauz  ist  fällbar 
dorch  Alkohol  und  Ammoniumsulfat,  findet  sich  aber  in  verschiedenen 
Pankrcasauszügen  in  ungleicher  Menge.  Er  hindert  vornehmlich  die  Gelatine- 
verdauung, die.  der  übrigen  Proteinstoffe  erst  in  starker  Concentration. 
Durch  Zusatz  dieses  Antiferments  kann  man  aus  frischem  Pankreasinfus 
Lösungen  erhalten,  die  angenähert  nur  Serumeiweiss  verdauen.  Das  Trypsin 
ist  also  jedenfalls  ein  Enzymgemenge.  Ncuberg. 


C.  Hart,  Ein  seltener  Fall  von  spontaner  Herzruptur.  Vircbow’s  Arch. 

Bd.  180,  H.  2,  S.  273. 

36jähriger  Briefträger,  vor  einem  Vierteljahr  an  Herzleiden  behandelt, 
erkrankte  mit  hohem  Fieber  und  grosser  Herzschwäche.  Tod  unter  zu- 
nehmenden Erscheinungen  der  letzteren  nach  wenigen  Tagen.  Bei  der 
Sektion  fand  sich  der  Herzbeutel  ganz  mit  Blutgerinnseln  ausgefüllt,  welche 
das  Herz  allseitig  fest  umhüllten.  Letzteres  hatte  die  doppelte  Grösse  der 
Faust.  Beide  Ventrikel,  besonders  der  linke,  waren  dilatirt  und  hyper- 
trophisch, das  Aortenostiuni  war  infolge  alter  Verwachsungen  und  frischer 
blumenkoblartiger  Auflagerungen  an  den  Klappen  so  stark  verengt,  dass 
es  nur  noch  für  einen  Gäusefederkiel  durchgängig  war.  Die  Efflorescenzen 
setzten  sich  auch  auf  die  Pars  membranacea  der  Kammerscheidewand  fort, 
und  hier  war  es  teils  unter  der  Einwirkung  dieser  malignen  Endocarditis, 
teils  infolge  des  enorm  gesteigerten  Druckes  im  linken  Ventrikel  zu  einer 
Perforation  in  den  rechteu  Vorhof  gekommen.  Ausserdem  fand  sich  eine 
Perforation  in  den  Herzbeutel,  welche  jedenfalls  die  unmittelbare  Todes- 
ursache abgegeben  hatte.  Beitzke. 


33* 


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516  ScHLBSIMOEB.  — ScUANZ.  NO.  31. 

E.  Schlesinger,  Blutgefässcndotheliom,  entstanden  auf  dem  Boden  von 
Hämorrhoiden.  Virchow's  Arch.  Bd.  180,  S.  515. 

Die  Entwickelung  solcher  Geschwülste  in  Hämorrhoiden  ist  sehr  selten, 
vorausgesetzt,  dass  man  mit  dem  Namen  Endotheliom  nicht  die  vom 
Pleuroperitoneal- Endothel  ausgehenden  zu  den  Carcinomen  und  die  von 
dem  Saftspalten-Endothel  stammenden  zu  den  Sarkomen  gehörenden  Ge- 
schwülste belegt,  sondern  nur  die  auf  einer  primären  Wucherung  des  Blut- 
und  Ly mpbgefäss- Endothels  beruhenden. 

Bei  Sch.’s  Patienten  sah  man  am  Anus  fünf  kranzförmig  angeordnete, 
über  wallnussgrosse,  rote,  harte,  unebene,  stellenweise  ulcerirte  Tumoren, 
die  der  Hautschleimhautgrenze  mit  kurzem  breitem  Stiel  aufsassen.  Der 
Rektaleingang  war  strikturirt.  Ein  excidirtes  Probestück  sah  makroskopisch 
wie  ein  Carcinom  aus,  liess  aber  mikroskopisch  an  ein  gFOsszelliges  Rund- 
zellencarcinom  denken. 

Operation  in  Morphium-Skopulamin-Narkose.  Heilungsverlauf  günstig. 

Das  gewonnene  Präparat  präsentirte  sich  als  5 gestielte  Knollen  von 
der  Form  grosser  thrombosirter  Hämorrhoidalknoteu  von  rotbrauner  Farbe 
und  harter  Consistenz  und  hatte  wenig  Blutgefässe 

Mikroskopisch  liess  sich  anfangs  keine  genaue  Diagnose  stellen,  erst 
als  Verf.  Stellen  aus  den  jüngeren  Geschwulstpartien  in  der  Nähe  des 
Stieles  nahm,  gelang  die  Sicherung  der  Diagnose.  Hier  fand  sich  nämlich 
ein  lockeres  Bindegewebe  mit  Zellzügen,  die  sich  schlauchförmig  in  das- 
selbe hineinerstreckten  und  den  Saftzellen  folgten.  Auf  Querschnitten 
ähnelten  diese  Schläuche  Krebsnestern.  Die  sie  bildenden.  Zellen  waren 
grosse,  platte  Zellen.  Als  Ausgangspunkt  für  die  Wucherung  liess  sich 
das  Endothel  der  Gefässe  der  Submukosa  nachweiseu.  Einzelne  Gcfässe 
zeigten  eine  beginnende  Wucherung  iu  das  Lumen  hinein,  andere  waren 
bereits  obliterirt,  bei  noch  anderen  die  Wand  durchwuchert. 

Geissler. 

A.  Schau/.,  Ueber  das  Recidiv  nach  Schiefhalsoperationen.  Zeitschr.  f. 
orthopäd.  (’bir.  Bd.  13,  H.  4. 

Sch  verhindert  das  Eintreten  eines  Recidives  nach  Schiefhalsopera- 
tionen durch  6 Wochen  lauge  Applikation  eines  Watteverbandes,  dessen 
elastischer  Druck  eine  Extension  des  Halses  und  eine  Auseinanderlagenmg 
der  Muskelwundflächen  bewirkt.  Auf  die  genähte  Wunde  kommt  zunächst 
ein  kleiner  aseptischer  Verband.  Dann  umwickelt  SCH.  den  Hals  mit  eiuer 
drei-  bis  vierfachen  Watteschicht,  die  durch  Bindentouren  festgelegt  wird. 
Darüber  kommt  eine  zweite  Wattelage,  .in  die  man  auf  der  operirten  Seite 
behufs  Uebercorrektur  ein  Wattekissen  einfügen  kann.  Diese  Watteschicht 
wird  wieder  durch  Bindentouren,  die  schon  straffer  als  die  ersten  ange- 
zogen werden,  festgelegt.  Ob  man  noch  eine  dritte  Lage  darüberlegt  oder 
nicht,  hängt  davon  ab,  ob  die  Wattehülle  schon  die  nötige  Festigkeit  und 
Druckkraft  erlangt  hat.  Lockert  sich  der  Verband,  was  gewöhnlich  in  3 
bis  4 Tagen  geschieht,  so  wickelt  man  ihn  ab  uud  legt  ihn  frisch  an  oder 
man  legt  eine  Binde  und  eine  neue  Wattelage  herüber. 

Derselbe  Verband  wird  von  Sch.  mit  recht  günstigem  Erfolg  auch  bei 
der  Behandlung  der  Spondylitis  corvicalis  verwendet.  Joachimsthal 


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No  31. 


Ehrhardt.  — Hkink.  — Hkndkrson. 


517 


Ehrhardt,  Ueber  die  von  den  Gallenwegen  ausgehenden  Peritonitiden. 

Arch.  f.  k I in.  Chir.  74.  Bd.,  3.  H.,  S.  658. 

Normale  Galle  ist  nicht  im  Stande,  Peritonitis  zu  erzeugen.  Tritt 
Galle  in  die  Peritonealhöhle,  so  wird  sie  resorbirt  und  es  kommt  zur 
Cholämie  und  Gallenvergiftung,  wenn  der  intraperitoneale  Gallenfluss  lange 
genug  besteht.  — Anders  natürlich  in  den  Fällen,  wo  keimbaltige  Galle 
aus  den  Gallenwegen  in  die  Bauchhöhle  fliesst.  Hier  tritt  Perforations- 
peritonitis auf,  welche  indessen  auffallend  mild  verläuft.  Den  Grund 
für  letztere  Tatsache  konnte  E.  durch  experimentelle  Untersuchungen  nach- 
weisen;  es  ist  höchst  wahrscheinlich,  dass  die  antitoxische  Wirkung  der 
Galle  und  die  Neigung  der  Gallenperitonitiden  zu  Verklebungen  und  Ab- 
kapselungen eine  wesentliche  Rolle  dabei  spielen.  — Klinische  Beob- 
achtungen lehren,  dass  die  Prognose  der  von  den  Gallenwegen  ausgehen- 
den Peritonitiden  eine  günstige  ist,  um  so  günstiger,  je  früher  bei  Gallen- 
perforation operirt  wird.  Von  16  aus  der  Litteratur  zusammengestellten 
operirten  Fällen  der  Art  heilten  11,  eine  Heilungsziffer,  die  sonst  bei 
keiner  anderen  Art  von  Perforationsperitonitis  auch  nur  annähernd  erzielt 
wird.  Peltesohn. 

Heine,  Die  Cyclodialy.se,  eine  neue  Glaukomoperation.  Deutsche  med. 

W'ochenschr.  1905,  No.  21. 

Die  Cyclodialyse  bezweckt  durch  Herstellung  einer  künstlichen  Com- 
munikation  zwischen  Vorderkammer  und  Suprachorioidealraum  die  Tension 
des  Bulbus  herabzusetzen.  8—9  mm  oben  aussen  vom  Corneosklerallimbus 
hebt  man  eine  kleine  Bindehautfalte  an  und  schneidet  mit  der  Schere  ein. 
Der  so  gebildete  Lappen  wird  cornealwärts  umgeschlagen  und  das  darunter 
liegende  Episkleralgewebe  wird  da  entfernt,  wo  man  den  Einschnitt  in  die 
Sklera  zu  machen  gedenkt.  4—5  mm  vom  Limbus  entfernt  führt  man  mit 
einer  geraden  Lanze  durch  vorsichtiges  Auf-  und  Abschnciden  die  Incision 
der  Sklera  aus.  Man  merkt  sofort,  wenn  man  dieselbe  an  einer  Stelle 
völlig  durchschnitten  hat.  Im  Zurückgehen  verlängert  man  diese  Schnitt- 
wunde noch  etwas.  Dieselbe  kann  die  Sklera  senkrecht  oder  auch  etwas 
schräg  cornealwärts  durchsetzen.  Nun  geht  man  mit  einem  gewöhnlichen 
Stilet,  indem  man  sich  hart  an  der  inneren  Skleralfläcbe  hält,  bis  zum 
Lig.  pectinatum  vor,  durchstösst  dieses,  alsbald  erscheint  das  Instrument 
in  der  Vorderkammer.  Nun  zieht  man  es  langsam  zurück.  Hat  man  kein 
Kamraerwasser  verloren,  so  ist  die  Tension  nach  der  Operation  unverändert, 
und  erst  nach  zwei  bis  drei  Tagen  kommt  die  Druckherabsetzung.  Hat 
man  etwas  Kammerwasser  abfliessen  lassen,  so  ist  Tension  sofort  ent- 
sprechend vermindert.  Horstmann. 


Henderson,  A case  of  extradural  abscess  complicating  acute  middle-ear 
catarrh  without  Perforation  of  the  uiembraua  tympani;  Operation; 
recovery.  The  Lancet  1904,  p.  1837,  Dec.  10. 

Der  Fall  betrifft  ein  7jäbriges  Mädchen,  bei  dem  in  Anschluss  au 
einen  akuten  Mittelohrkatarrh  eine  Mastoiditis  auftrat,  bei  deren  Operation 
sich  ein  perisinuöser  Abscess  fand.  Perforation  des  Trommelfells  bestand 


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518 


Barwkli..  Dkui-kl.  — Czaplkwaki. 


No.  31. 


nicht.  Ein  Jahr  nach  erfolgter  Heilung  trat  wieder  ein  Abscess  am  Proc 
mast,  auf,  der  geöffnet  wurde;  die  bakteriologische  Untersuchung  des  Eiters 
ergab  das  Vorhandensein  von  Pneumokokken.  Da  der  ersten  Erkrankung 
des  Ohres  eine  leichte  Pneumonie  vorausgegangen  war,  glaubt  Verf.  das 
erneute  Auftreten  der  Ohraffektion  auf  eine  „Infektion  in  latenter  Form 
mit  periodischen  Ausbrüchen"  zurückfübreu  zu  sollen.  Schwabacb. 


1)  H.  Barwell,  Laryngeal  tuberculosis;  its  treatmeut  and  prognosis.  The 

Edingb.  raed.  jonrn.  1905,  Febr. 

2)  Dcmpel,  Ueber  die  Behandlung  der  Kehlkopftuberkulose  mit  Pbenosalyl. 

Therap.  Monatsh.  1006,  April. 

1)  Im  allgemeinen  sind  die  Ansichten  des  Verf.’s  den  allgemein 
üblichen  entsprechend;  in  der  Therapie  bedient  er  sich  von  eingreifenden 
Medikamenten  einer  von  Lake  empfohlenen  Mischung  von  Acid.  lactis  50,0, 
Formalin  7,0,  Acid.  carb.  10,0  auf  100  Aq„  mit  der  er  zufrieden  ist.  Bei 
massiger  Infiltration  und  ausgedehnter  Ulceration  bedient  er  sich  gleich- 
falls der  Scarifikation  und  des  Curettement.  Von  der  Galvanokaustik  und 
der  Elektrolyse  halt  er  wenig.  Die  Tracheotomie  lässt  er  nur  bei  drohen- 
der Dyspnoe  zu,  wenn  mit  Curette  und  Zange  kein  Erfolg  zu  erzielen  ist 
Die  totale  Laryngektomic  verwirft  er  vollkommen.  Der  Zustand  der  Lunge 
ist  auch  für  ihn  entscheidend  in  Bezug  auf  die  mehr  oder  minder  ein- 
greifende Behandlung. 

2)  Verf.  hat  ausschliesslich  eine  3proc.  wässerige  Lösung  meist  2 

bis  3 Mal  wöchentlich  angewandt;  wenn  die  spontanen  Schmerzen 
gering  waren,  war  eine  Cocainisirung  der  Schleimhaut  nur  selten,  etwa 
3 bis  4 Mal  notwendig.  Am  besten  zeigte  sich  die  Wirkung  des  Mittels 
bei  seichten  Geschwüren  und  Erosionen;  nach  3 bis  5 Pinselungen  heilten 
dieselben.  Tiefere  Geschwüre  erforderten  1 — 2 Monate  oder  verheilten 
häufig  überhaupt  nicht.  Massige  Infiltrationen  waren  ein  dankbares  Objekt, 
bedeutende  trotzten  der  Behandlung  und  liessen  nur  in  gewissen  Fällen  an 
Umfang  nach.  Wo  noch  nebenbei  Geschwüre  bestanden,  wurde  der  Ausgang 
durch  die  Tiefe  derselben  bedingt;  je  tiefer  dieselben,  desto  aussichtsloser 
die  Behandlung.  Was  den  Einfluss  auf  den  Schlingakt  betrifft,  so  hält 
Verf.  denselben  für  sehr  wohltuend,  wenn  er  auch  nicht  in  der  Lage  ist, 
sich  der  Ansicht  v.  Stein’s,  des  Erfinders  des  Mittels,  anzusch liessen. 
(Phenosalyl  hat  vor  den  gebräuchlichen  ätzenden  Medikamenten  keine  Vor- 
züge. Ref.).  W.  Lublinski. 


Czaplewski,  Ueber  Versuche  mit  einer  hygienischen  Geschirrspülmaschine. 

Vierteljahrsschr.  f.  öff.  Gesundbeitspfl.  1904,  Bd.  36,  S.  579. 

Das  Reinigen  der  Geschirre  in  Restaurants  ist  nach  mancher  Richtung 
hin  verbesserungsbedürftig.  Die  Reinigung  ist  kostspielig,  nicht  zuver- 
lässig, und  nicht  genügend,  um  gelegentlich  an  dem  Besteck  oder  am 
Teller  haften  bleibende  Krankheitserreger  zu  vernichten.  Dies  ist  besonders 
wichtig  für  das  Geschirr  in  Krankenhäusern.  Cz.  beschreibt  eine  Geschirr- 
spülmaschine „Columbus“,  welche  in  Cöln  an  verschiedenen  Stellen  bereits 


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No.  31  Musohavk  und  Ci.kog.  519 

eingeführt  ist.  Mit  ihr  gelingt  es,  das  Geschirr  peinlich  sauber  zu  reinigen, 
bei  der  Reinigung  gehen  Krankheitserreger  sicher  zu  Grunde.  Die  Maschine 
arbeitet  sparsam,  da  sie  ein  grosses  Personal  entbehrlich  macht,  und 
Bruch  bei  ihr  so  gut  wie  ausgeschlossen  ist.  H.  Bischoff. 


W.  E.  .Musgrave  and  M.  T.  Clegg,  Amebas:  their  cultivatinn  and  etiologic 
significance.  Department  of  the  Interior,  Bureau  of  Government  Labo- 
ratories. Biological  Laboratory,  Manila  1904,  No.  18,  p.  1. 

M.  und  C.,  welche  für  jede  Art  der  Infektion  die  Bezeichnung  Amocbiasis 
ähnlich  den  Bezeichnungen  Pilariasis,  Trypanosomiasis  etc.  einführen,  sodass 
dies  im  Gegensatz  zu  Amöbendysenterie  oder  Amöbenenteritis  die  allge- 
meinere, umfassendere  Bezeichnung  ist,  unterziehen  in  der  vorliegenden 
Arbeit  die  Veröffentlichungen  über  Ainöbenerkrankuugen  einer  eingehenden 
Kritik  und  geben  eigene  Versuche  bekannt.  Während  es  unschwer  gelingt, 
Amöben  aus  Wasser,  Boden  und  anderen  Medien  in  Verbindung  mit  Bak- 
terien — sog.  gemischte  Reincultur  Frosch’s  — zu  züchten,  stösst  mau 
auf  erhebliche  Schwierigkeiten,  Amöben  aus  dem  Tierkörper  zu  isoliren. 
Dies  ist  aber  kein  Grund  die  Dysenterieamöben  von  den  anderen  abzu- 
greuzen,  da  jene  auch  im  Wasser,  an  frischem  Gemüse  etc.  nachgewiesen 
werden  können  und  dann  leicht  züchtbar  sind.  Sobald  reingezüchtete 
Amöben  durch  den  Tierkörper  geschickt  werden,  sei  es  dass  sie  subkutan 
injicirt  oder  dem  Gastrointestinalkanal  einverleibt  werden,  werden  dieselben 
anspruchsvoller  hinsichtlich  der  Symbiose  mit  Bakterien  und  die  Züchtung 
auf  künstlichen  Nährböden  wird  schwieriger.  Bisher  ist  noch  nicht  sicher, 
welche  Bakterien  das  W:achstum  der  Amöben  auf  künstlichen  Nährböden 
besonders  fördern.  Die  Reinzüchtung  der  Amöben  auf  künstlichen  Nähr- 
böden hat  sicher  ergeben,  dass  es  mehrere  Arten  von  Amöben  giebt. 

Was  nun  die  ätiologische  Bedeutung  der  Amöben  anlangt,  so  ist  das 
beobachtete  vorübergehende  Vorkommen  von  Amöben  im  gesunden  Darm- 
kanal kein  Beweis  gegen  die  Pathogenität  der  Amöben,  bisher  ist  noch 
niemals  ein  regelmässiges  Vorkommen  während  längerer  Zeit,  als  dem 
Inkubationsstadium  der  betreffenden  Erkrankungen,  das  nach  den  Beob- 
achtungen von  M.  und  C.  auf  5 Monate  anzunehmen  ist,  entspricht,  fest- 
gestellt  worden.  Waren  Amöben  längere  Zeit  nachweisbar,  so  konnten 
beim  Tode  infolge  intercurrenter  Erkrankung  krankhafte  Veränderungen 
in  der  Dickdarmschleimhaut  nachgewiesen  werden.  Dieses  sowie  der  Be- 
fund, dass  nach  der  Injektion  einer  Mischcultur  von  Amöben  aus  Wasser 
und  Bacillen  Ruhr  beim  Affen  wie  beim  Menschen  auftrat,  während  der 
Bacillus,  für  sich  injicirt,  keine  Erkrankung  verursachte,  spricht  dafür, 
dass  die  Amöben  das  ätiologische  Moment  für  die  gemeinhin  als  Amöben- 
dysenterie in  den  Tropen  bezeichnete  Krankheit  sind.  Aus  diesen  Gründen 
sind  auch  bei  allen,  bei  denen  in  den  Tropen  Amöben  im  Stuhle  nachge- 
wiesen werden,  entsprechende  therapeutische  Maassnahmen  zu  ergreifen, 
ohne  dass  Auftreten  der  klinischen  Symptome  der  Dysenterie  abgewartet 
wird.  H.  Bischoff. 


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520 


Patschkowski.  — Ulbici.  — Stakbklin.  Miiritz.  Dikh.kn. 


No.  31. 


K.  Patsehkowski,  Urotropin  als  Prophylaktikum  gegen  Scharlachnephritis. 
Therap.  Monatsb.  1904,  Dec. 

Verf.  wandte  nacli  dem  Vorschläge  von  Widowitz  als  Prophylaktikum 
gegen  Scharlacbnephritis  das  Urotropin  an;  Kindern  wurde  0,26,  Er- 
wachsenen 0,5  g dreimal  täglich  gegeben.  Im  ganzen  wird  über  53  der- 
artig behandelte  Fälle  berichtet,  die  in  eine  recht  bösartige  Epidemie 
fielen.  In  8 Fällen  wurde  das  Urotropin  10—21  Tage  hintereinander  ge- 
geben; nur  einmal  trat  eine  leichte  Albuminurie  ohne  Cylinder  auf.  In 
44  Fällen  erhielten  die  Pat.  das  Urotropin  vom  1.  — 4.,  vom  9.— 12.  und 
17.— 20.  Tage.  Von  diesen  44  Patienten  erkrankten  nur  zwei  au  Nephritis, 
ein  mit  Rücksicht  auf  die  Schwere  der  Scharlachfälle  recht  günstiges  Re- 
sultat. Der  letzte  Patient  endlich  kam  schon  mit  einer  Nephritis  in  Be- 
handlung; nach  zweitägiger  Urotropinbehandlung  verschwand  das  Eiweiss 
und  trat  auch  im  weiteren  Krankheitsverlaufe  uicht  mehr  auf.  Eine  schäd- 
liche Nebenwirkung  kam  nicht  zur  Beobachtung,  auch  nicht  in  den  Fällen, 
in  denen  das  Urotropin  21  Tage  hintereinander  gegeben  wurde. 

K.  Kronthal. 

H.  Ulrici,  Ueber  Nachtschweisse  bei  Lungentuberkulose  und  deren  Be- 
kämpfung, insbesondere  durch  Veronal.  Therap.  Monatsh.  1904,  Dec. 

Ceber  die  Ursache  der  Nachtschweisse  bei  Lungeutuberkulose  existiren 
die  verschiedensten  Erklärungsversuche,  die  aber  alle  nicht  befriedigeu. 
Am  plausibelsten  erscheint  noch  die  Auffassung  der  Scbweisse  als  ein 
Symptom  der  Wirkung  tuberkulöser  Toxine;  doch  lässt  sich  auch  dagegen 
mancherlei  einwendeu.  Am  auffallendsten  ist  das  Auftreten  der  Schweisse 
im  Zusammenhang  mit  dem  Schlafe,  eine  Tatsache,  für  die  eine  ausreichende 
Erklärung  vollständig  fehlt.  Die  Zahl  der  gegen  die  Nachtschweisse  em- 
pfohlenen Mittel  ist  recht  gross.  In  erster  Reihe  stehen  die  bekannten 
hygienisch-diätetischen  Maassnahmen,  Hautpflege  u.  dergl.,  mit  denen  man 
bei  Sanatoriumbehaudlung  häufig  allein  auskomrat.  Von  den  zahlreichen 
äusseren  und  inneren  Medikamenten  scheint  sich  noch  am  meisten  die 
Salicylsäure,  Tannoform,  Formalin  und  vor  allem  das  Atropin  bewährt  in 
haben.  Aber  auch  alle  diese  Mittel  versagen  mitunter.  Verf.  empfiehlt 
nun  als  relativ  unschädliches  und  gut  wirkendes  Mittel  das  Veronal  in 
kleinen  Mengen.  Im  allgemeinen  genügen  0,3  g,  nur  selten  braucht  man 
bis  zu  Vs  g und  darüber  zu  steigen.  Unangenehme  Nebenwirkungen  des 
Veronals  (über  die  ja  hier  mehrfach  berichtet  wurde  Ref.)  kommen  bei 
diesen  kleinen  Dosen  nicht  vor.  Die  Wirkung  hält  gewöhnlich  einige 
Zeit  an.  K.  Krontbal. 


1)  R.  Ntaehelin,  Einige  Fälle  von  Herzinsufficienz  im  Militärdienst. 
Corresp.-Bl.  f.  Schweizer  Aerzte  1905,  No.  9. 

2)  F.  Moritz,  Ueber  Herzdilatation.  Münch,  med.  Wochenschr.  1905,  No.  15. 

3)  H.  Dietlen,  Ueber  Herzdilatation  bei  Diphtherie.  Ebenda. 

1)  St.  berichtet  über  eine  Reihe  von  Herzaffektionen,  die  er  als 
Militärarzt  an  einer  Schweizer  „Rekrutenschule“  in  Andermatt  beobachtet 
hat;  die  Anforderungen  an  die  körperliche  Leistungsfähigkeit  der  in  Frage 


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No.  31. 


Staehklim.  Mohite.  Dieti.es 


521 


stehenden  Truppen  sind  zum  Teil  sehr  erheblich.  Als  Anfangsstadium  der 
Ueberaustrengung  des  Herzens  finden  sich  Klagen  über  Herzklopfen,  bei 
dem  man  ausser  verstärktem  Spitzenstoss  und  geringer  Tachykardie  nichts 
Krankhaftes  nachweisen  kann:  völlige  Herstellung  nach  eintägiger  Bett- 
ruhe. Grössere  Beschwerde!)  zeigen  Fälle  mit  objektiv  nachweisbarer  Ver- 
grösserung  des  Herzens,  die  auf  alte  Herzaffektionen  zu  beziehen  sind  und 
bei  denen  nur  die  subjektiven  Beschwerden  und  eine  erhöhte  Pulsfrequenz 
darauf  hindeuten,  dass  das  pathologisch  veränderte  Herz  im  Begriff  steht, 
unter  dem  Einfluss  der  Anstrengungen  insufheient  zu  werden.  In  der 
Litteratur  liegen  nun  Fälle  von  akut  einsetzender  Dilatation  vor,  die  sogar 
zum  Tode  führten,  bei  leichterem  Verlauf  einige  Zeit  andauerten  und  häufig 
bleibende  Störungen  hinterliessen ; ob  es  von  solchen  Affektionen  bis  dahin 
gesunder  Herzen  infolge  von  Ueberanstreugung  beim  Marschiren,  beim 
Sport  etc.  schwächere  Grade  giebt,  die  häufig  Vorkommen  und  häufig 
bleibende  Störungen  hinterlassen,  ist  unter  den  Autoren  noch  strittig: 
durch  orthodiagraphische  Untersuchungen  ist  es  noch  nie  gelungen,  eine 
Vergrösserung  des  Herzens  nach  Anstrengungen  nachzuweisen.  Verf.  bringt 
aus  seinem  Material  3 Fälle,  die  man  als  Ueberdchnuug  eines  gesunden 
Herzens  ansehen  muss,  darunter  einen,  bei  dem  das  vor  dem  Militärdienst 
untersuchte  Herz  gesund  befunden  worden  war,  und  wo  es  zum  Ausgang 
in  eine  bleibende  Störung  kam.  St.  ist  der  Ansicht,  dass  man  jeden  Fall 
von  akuter  Verbreiterung  der  Herzdämpfung,  die  nach  zwölfstündiger  Bett- 
ruhe nicht  verschwunden  ist,  nach  Hause  entlassen  resp.  in  ein  Spital 
senden  sollte. 

2)  M.  weist  auf  die  Versuche  von  Frank  am  Kaltblüterherzen  hin, 
wonach  das  Herz  regelmässig  Schwankungen  seines  Volumens  unterliegt, 
sobald  die  Druckverbältnisse,  unter  denen  die  Ventrikel  sich  füllen  und 
entleeren,  eine  Aenderung  erfahren;  dass  diese  Tatsachen  auch  für  das 
Herz  des  Warmblüters  resp.  des  Menschen  Geltung  haben,  bezeichnet  Verf. 
als  sehr  wahrscheinlich.  Seine  Erwartung,  mit  Hülfe  der  Orthodiagraphie 
häufige  Grössenveränderungen  auch  beim  gesunden  Herzen  aufzufinden,  je 
nachdem  sich  dasselbe  unter  veränderten  Belastungs-  und  Ueberlastungs- 
drucken  befindet  (nach  Radfahren,  Ringen,  nach  grösserem  Biergenuss  etc.) 
hat  sich  bisher  nicht  bestätigt.  M.  hebt  hervor,  dass  jede  grössere 
Volumenszunahme  des  Herzens  und  jede  Volumenszunahme,  die  sich  nicht 
mehr  oder  nur  langsam  zurückbildet,  als  pathologisch  aufgefasst  werden 
muss;  erhebliche  Veränderungen  der  Herzgrösse  bei  Gesunden  sind  bisher 
nur  im  Anschluss  an  den  Valsalva’schen  Versuch  und  infolge  von  Wechsel 
der  Körperstellung  beobachtet  worden. 

3)  Im  Anschluss  an  die  eben  erwähnte  Arbeit  erinnert  D.  daran,  dass 
bei  Diphtherie  sowohl  klinisch  als  anatomisch  nicht  selten  eine  beträcht- 
liche Erweiterung  der  Herzhöhlen,  und  zwar  meistens  des  rechten  Ventrikels, 
gefunden  wird;  über  die  Grösse  und  über  etwaige  Rückbildung  derselben 
liegen  nur  spärliche  Mitteilungen  vor.  I).  bat  nun  bei  47  Diphtheriefällen 
der  Greifswalder  Klinik  das  Herz  orthodiagraphisch  untersucht;  unter  diesen 
47  bestanden  bei  20  myokarditische  Erscheinungen,  und  bei  15  dieser 
letzteren  Fälle  (also  in  75  pCt.  der  Myokarditis)  wurden  Herzdilatationen 
verschiedenen  Grades  uachgewiesen.  Die  Dilatationen  bildeten  sich  in  den 


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522 


Lockkch.  — Tklkkv. 


No.  31 


meisten  Fällen  wieder  zurück;  leichte  Dilatationen  können  der  Perkussion 
ganz  entgehen.  L.  Perl. 


F.  Lucksch,  Ascariden  als  Emboli  in  der  Lungenarterie.  Wiener  klin. 

Wochenschr.  1905,  No.  15. 

Ein  25jähriger  junger  Mann,  der  sich  in  der  Trunkenheit  angeschossen 
hatte  und  dem  das  unter  der  Kückenhaut  befindliche  Projektil  bereits  ent- 
fernt worden  war,  wurde  3 Tage  darauf  in  ein  Krankenhaus  aufgenommen. 
Nach  verhältnismässigem  Wohlsein  stellte  sich  unter  Temperatursteigerung 
rechts  hinten  unten  an  der  Lunge  eine  Dämpfung  ein,  es  folgten  starke 
Schmerzen  in  derselben  Gegend  und  endlich  unter  rapidem  Verfall  der 
Tod  des  Patienten.  Bei  der  Obduktion  zeigte  es  sieb,  dass  die  durch  das 
Projektil  gesetzte  Magenwunde  sowie  die  übrigen  Continuitätstrennungen. 
die  den  Ductus  choledochus  und  die  Vena  cava  betrafen,  bereits  auszii- 
heilen  im  Begriffe  waren,  ohne  dass  es  vermutlich  zu  einer  Fistel-  oder 
Aneurysmabildung  gekommen  wäre.  Dagegen  fand  man  bei  der  Präparation 
der  Arteria  pulmotialis  zwei  Ascariden,  von  denen  je  einer  von  der  Teilungs- 
stelle rechts  und  links  in  die  Aeste  der  genannten  Arterie  eiugedrungen 
war.  Der  Vorgang  kann  nur  der  gewesen  sein,  dass  die  Spulwürmer  den 
Darm  verlassen  hatten  und  auf  dem  Wege  des  Ductus  choledochus  in  die 
Vena  cava  inferior  gelangt  waren.  Von  dort  wurden  sie  dann  durch  den 
Blutstrom  in  das  rechte  Herz  und  von  da  in  die  Arteria  pulmotialis  fort- 
geschwemmt. So  fungirten  diese  aus  dem  Darme  entkommenen  Spul- 
würmer als  septisches  Emboli  und  mussten  so  den  Tod  des  Verletzteo 
herbeiführen,  der  ohne  dieses  kuriose  Vorkommnis  vermutlich  mit  dem 
Leben  davongekommen  wäre.  Carl  Kosen tbal. 


L.  Teleky,  Die  Laugenverätzungen  der  Speiseröhre.  III.  Teil.  Zeitscbr. 
f.  Ileilk.  1904,  XXV.  Bd.,  H.  VI,  S.  97. 

Bezüglich  der  Frage  der  Behandlung  bei  Laugenverätzungen  der  Speise- 
röhre stellt  T.  folgende  Leitsätze  auf: 

Mit  der  methodischen  Dilatatiou  der  mit  der  Verätzung  bedingten  Ver- 
engerungen der  Speiseröhre  mittels  Sonden  soll  man  in  der  Kegel  nicht 
früher  als  2 — 3 Monate  nach  dem  Eteiguis  beginnen.  Sollte  vor  dieser 
Zeit  die  Unmöglichkeit,  auch  nur  flüssige  Nahrungsmittel  zu  schlucken, 
eintreten,  so  muss  man  von  Zeit  zu  Zeit  den  Versuch  machen,  durch  Son- 
dirung  wenigstens  die  Ernährung  zu  ermöglichen.  Erweist  sich  diese 
jedoch  als  unmöglich,  so  ist  statt  des  Versuches  einer  methodischen  Be- 
handlung zur  Gastrostomie  zu  schreiten,  nachdem  man  vielleicht  vorher 
die  Behandlung  mit  Thiosiuamiu  versucht  hat. 

In  solchen  Fällen,  wo  es  gelungen  ist,  den  Kranken  ohne  methodische 
Dilatationsbebandlung  bis  zum  4.,  oder  noch  besser  bis  zum  6.  Monat  aus- 
reichend zu  ernähren,  soll  ein  Versuch  mit  5 — 10  Thiosinamininjektionen 
gemacht  werden.  Gelingt  letzterer,  so  soll  man  den  Patienten  aus  der 
Behandlung  entlassen,  auch  für  den  Fall,  dass  der  objektive  Befund  noch 
keiu  befriedigender  ist.  Gelingt  er  nicht,  so  ist  nur  bei  mittelweiter 


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No.  31. 


Hrurnkh.  — RosBNmi.D. 


5‘23 


Striktur  (Charriere  No.  15)  die  methodische  Dilatationsbehandlung  einzu- 
leiteu  Anderenfalls  muss  die  Gastrostomie  gemacht  und  darauf  die  Bougie- 
rung ohne  Ende  eingeleitet  werden.  Letztere  muss  stets  mit  grösster  Zart- 
heit ausgeführt  werden.  Im  allgemeinen  soll  man  vor  jedem  aktiveren 
Vorgehen  stets  erst  den  Versuch  macheu,  durch  langundauernde  möglichste 
Ruhestellung  der  Speiseröhre  und  Vermeidung  jeglichen  Reizes*  derselben 
(absolute  Milchdiät  eventuell  Bettruhe,  Unterlassen  von  Sondirungsversuchen) 
etwa  bestehende  Entzündungserscheinungen  zum  Schwinden  zu  bringen 
und  dadurch  die  Striktur  günstig  zu  beeinflussen.  Carl  Rosen thal. 


O.  Ifeuhner,  Ein  weiterer  Beitrag  zur  Kenntnis  der  Energiebilanz  beim 
Säugling.  Jahrb.  f.  Kinderheilk.  Bd.  61,  S.  426. 

H.  batte  einen  Stoffwechsel  versuch  bei  einem  5 Monate  alten  sehr 
kräftigen  Brustkinde  aus  hier  nicht  näher  zu  erörternden  Gesichtspunkten 
angestellt.  Trotz  reichlicher  Nahrungszufuhr  nahm  das  Kind,  welches  bis 
dahin  sehr  gut  gediehen  war,  während  der  4 Versuchstage  nicht  zu,  verlor 
vielmehr  am  1.  Tage  250  g an  Gewicht,  die  es  dann  an  den  folgenden 
3 Tagen  aber  wieder  ersetzte.  Der  Grund  war,  dass  das  Kind  nach  der 
Unterbringung  in  den  Respiralionsraum  anhaltend  schrie  und  in  der  leb- 
haftesten Weise  agirte,  insbesondere  am  ersten  Tage,  während  es  an  den 
folgenden  3 Tagen  sich  etwas  beruhigt  hatte.  Infolge  dieser  mechanischen 
Arbeitsleistung  vermochte  das  Kind  seinen  Energieverbrauch  während  des 
Versuches  nicht  zu  decken,  sondern  musste  vom  eigenen  Körper  (Fett  oder 
Glykogen)  hergeben.  Während  das  Kind  von  dem  N der  Zufuhr  einen 
reichlichen  Ansatz  bewirkte,  war  die  C- Ausgabe  am  ersten  Tage  um  11,56, 
am  4.  Tage  um  18  grösser  als  die  Einnahme.  Doch  würde  diese  negative 
Schwankung  des  Kohlenstoff-Stoffwechsels  in  keiner  Weise  ausreichend  den 
Gewichtssturz  am  1.  Tage  erklären  können.  Derselbe  ist  vielmehr  haupt- 
sächlich auf  deu  gesteigerten  Wasserverlust  — welcher  durch  Abgabe  aus 
Lungen  und  Schweiss  infolge  des  anhaltenden  Schreiens  entstand  — zurück- 
zufühlen. Der  in  den  folgenden  3 Tagen  bei  weit  geringeren  Ausscheidungen 
sich  vollziehende  Wasseransatz  stellt  nach  H.'s  Meinung  lediglich  den 
raschen  Ersatz  eines  raschen  Verlustes  dar.  (Den  Wasseransatz  berechnet 
H.  in  leidlicher  Uebereiustimmung  mit  der  Gewichtszunahme  vom  2.  bis 
4.  Tage  auf  etwa  200  g).  — H.  meint,  dass  in  Zukunft  bei  der  Beurteilung 
des  Ernährungseffekts  die  Berücksichtigung  der  täglichen  Arbeit  an  Ge- 
schrei, Unruhe  etc.  mehr  als  bisher  wird  in  Rechnung  gezogen  werden 
müssen.  Stadthagen. 


Rosenfcld,  Zur  Diagnostik  der  Aneurysmen  der  Arteria  ptilmonalis.  Fest- 
schrift f.  Senator,  p.  205. 

Bei  einem  kräftigen  Manne  fand  sich  bei  aufrechter  Körperhaltung 
eine  Erhöhung  der  Pulsfrequenz  von  70  bis  auf  120  Schläge,  dio  vor  dem 
Sichniederlegen  nicht  abnahm.  Verf.  schloss  nun,  es  müsse  im  Thorax- 
innern  eine  Ursache  vorhanden  sein,  die  im  Stehen  raumbeengend  wirke 
und  so  durch  schwache  Vagusreizung  Pulsbeschleunigung  (cfr.  SCHIFF, 


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524 


IjAhh.  — Williamdom. 


No.  31 


Moleschott,  Giamozzi)  hervorriife.  Die  Perkussion  ergab  als  einzigen 
Befund  eine  in  der  Höbe  des  2.  ICR.  am  linken  Sternalrande  der  Herz 
däropfung  aufsitzende  Dämpfungsfigur  von  der  Grösse  einer  Fingerbeere. 
Die  Durchleuchtung  ergab  eine  deutliche  Vergrösserung  des  linken  Herz- 
und  Gefässschattens,  die  bei  dem  Valsalva’scheu  Versuch  noch  grösser 
wurde.  Dies  letztere  Symptom  ist  (nach  Gromnach  und  Wieden  mann) 
auf  ein  Aneurysma  resp.  Dilatation  der  Arteria  pulmonalis  zu  beziehen, 
das  den  Rain,  vagi  sin.  bei  seinem  Durchtritt  zwischen  Aorta  und  dem 
Ram.  sin.  art.  pulmonalis  comprimirt.  Alkan. 


M.  1/iihr,  Bemerkung  zur  Arbeitsbehandlung  Nervenkranker.  Zeitschr.  f. 
klin.  Med.  1904,  53.  Bd. 

L.  weist  auf  den  Erfolg  der  Arbeitsbehandlung  hin,  den  er  nament- 
iich  bei  Neurasthenie,  Hysterie  und  bei  psychopathisch  Minderwertigen 
sowie  bei  Unfallsneurosen  erzielen  konnte,  ln  vielen  dieser  Fälle  muss 
man  von  vornherein  verzichten,  eine  definitive  Heilung  in  dem  Sinne  zu 
erzielen,  dass  sie  wieder  fähig  gemacht  werden,  sich  in  relativer  Selbst- 
ständigkeit dem  Kampf  ums  Dasein  auszusetzen,  man  muss  sich  vielmehr 
damit  begnügen,  dass  durch  die  Gewöhnung  an  eine  regelmässige  Arbeit 
die  einseitige  Selbstbeobachtung  und  das  unfruchtbare  Phantasieleben 
unterdrückt  werden  und  dass  ferner  mit  der  Möglichkeit  eines  harmoni- 
scheren Verlaufes  des  psychischen  Lebens  eine  beschränkte  Arbeitsfähigkeit 
erreicht  wird.  Natürlich  darf  die  Arbeitsbehandlung  nicht  ohne  Auswahl 
als  Universalmittel  gegen  jeden  nervösen  Zustand  angewandt  werden;  und 
damit  sie  nicht  einseitig  und  übertrieben  werde,  sind  alle  Heilfaktoren 
mit  in  Betracht  zu  ziehen.  Im  grossen  ganzen  giebt  L.  mit  auderen  Autoren 
der  manuellen  Arbeit  den  Vorzug  vor  der  Kopfarbeit,  selbst  bei  Kranken, 
die  nnr  an  die  letztere  gewöhnt  sind,  abgesehen  davon,  dass  Stoffumsatz 
und  Bluthewegung  davon  gleichzeitig  günstig  beeinflusst  werden.  Zu  den 
eifrigsten  Arbeitern  in  der  Tischlerwerkstatt,  wie  im  Garten,  gehörten  bei 
L.  gerade  die  Kranken  mit  intellektuellen  Berufszweigen.  Der  Hauptwert 
soll  nicht  auf  die  Mannigfaltigkeit  der  Arbeitsgelegenheit,  sondern  auf 
deren  Vertiefung  und  praktische  Nutzbarmachung  gelegt  werden.  Dazu  ist 
eine  gewisse  Anregung  und  Organisation  nötig.  S.  Kalischer. 


R.  T.  Williamson,  Note  on  the  treatment  of  Chorea  by  aspirin.  The 
Lancet  1903,  22.  Aug. 

W.  behandelte  35  Fälle  von  Chorea  mit  Aspirin.  Selbst  in  länger 
dauernden  Fällen  zeigte  dies  Mittel  eine  gute  Wirkung  und  auch  da,  wo 
bereits  andere  Mittel  versucht  urtd  angewandt  waren.  Oft  will  W.  selbst 
in  frischen  Fällen  plötzliche  Besserungen  durch  den  Aspiringebrauch  er- 
zielt haben.  Er  begann  gewöhnlich  mit  0,6  Aspirin  zweimal  täglich  und 
stieg  schnell  bis  zu  0,6 — 1,0  Aspirin  viermal  täglich.  Bei  Kindern  unter 
7 Jahren  sind  kleinere  Dosen  anzuwenden.  Toxische  Erscheinungen  wie 
Gastritis,  Erbrechen,  Ohrensausen  siud  zu  berücksichtigen.  Alkalische 


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No.  31. 


v.  Kittkh.  — Qujkckk  und  Gross.  — Bkrzoo. 


525 


Wässer  sind  gleich  nach  dem  Einnehmen  des  Mittels  zu  meiden,  das  gut 
in  Citronenwasser  vertragen  wird.  S.  Kalischer. 


G.  v.  Kitter,  Zur  Kenntnis  der  progressiven  spinalen  Muskelatrophie  im 
frühen  Kindesalter  Jahrb.  f.  Kinderheilk.  59.  Bd.,  2.  H. 

R.  teilt  zwei  Krankengeschichten  mit,  die  dem  von  Hoffmann, 
Brunner  u.  A.  geschilderten  Typus  der  progressiven  spinalen  Muskel- 
atrophie im  frühen  Kindesalter  augehören.  Eine  Familiarität  war  in  beiden 
Fällen  nicht  nachweisbar,  ungewöhnlich  war  ferner  das  frühe  Alter,  in 
dem  die  Kinder  dem  Leiden  erlegen  sind  (15  Monate  und  2 Jahre).  End- 
lich ist  die  post  mortem  im  Muskelgewebe  gefundene  ziemlich  ausgebreitete 
Lipomatose  erwähnenswert,  welche  bei  früheren  Beobachtungen  nur  eine 
sehr  untergeordnete  Rolle  spielte.  Im  übrigen  glichen  die  Fälle  dem 
Hoffniann-Wernich’schen  Typus  durchaus.  M.  Brasch. 


(juincke  und  Gross,  Ueber  einige  seltenere  Lokalisationen  des  akuten 
umschriebenen  Oedems.  Deutsche  raed.  Wochenschr.  1904,  No.  1—2. 

Die  Autoren  beschreiben  zunächst  eiuige  Fälle  von  flüchtigen  ödema- 
tösen  Periostschwellnngen,  neben  denen  auch  Hautödeme  einhergingen. 
Befallen  waren  Ulna,  Radius,  Humerus,  Rippen,  Stirnbein.  Auch  das 
naheliegende  Bindegewebe  und  die  benachbarten  Sehnenscheiden  waren 
Sitz  ähnlicher  Oedeme.  Es  folgen  einige  Krankengeschichten  über  akute 
Oedeme  im  Larynx  und  den  hinteren  Luftwegen,  ferner  solche,  bei  denen 
mit  Oedera  der  Haut,  Schwellungen  der  Zunge  und  des  Digestionstraktus 
einhergingen  (Gaumen,  Magen,  Schleimhaut)  (?).  Die  Verff.  weisen  darauf 
hin,  dass  umschriebene  Exsudationeu  auf  anginueurotischer  Grundlage  ein 
Vorgang  von  allgemeinerer  Geltung  zu  sein  scheinen  und  sie  stellen  es  als 
möglich  hin,  dass  viele  akute  Affektionen,  die  sich  in  verborgeneren, 
schwer  controllirbaren  Organen  abspielen,  wie  der  akute  flüchtige  Muskel- 
schmerz  (Hexenschuss),  Neuralgien,  Migräne  u.  s.  w.  dieser  Exsudation 
ihre  Entstehung  verdanken.  M.  Brasch. 


Fr.  Herzog,  Ein  Fall  von  traumatischer  Geburtsläbmung.  Deutsches  Arch. 
f.  klin.  Med.  1905,  Bd.  83,  S.  140. 

Nach  Mitteilung  eines  selbst  beobachteten  Falles  von  traumatischer 
Geburtslähmung  bei  einer  Frau  und  gestützt  auf  die  in  der  Litteratur  vor- 
handenen Angaben  kommt  Verf.  zu  folgenden  Schlüssen.  Es  werden  bei 
der  traumatischen  Geburtslähmung  gerade  diejenigen  Muskeln,  nämlich  die 
Mm.  peronei,  am  meisten  verschont,  welche  bei  gleichmässiger  Schädigung 
des  ganzen  N.  peroneus  am  wenigsten  Widerstand  leisten.  Die  vorwiegende 
Beteiligung  des  Peroneus  bei  den  Geburtslähmungen  und  die  Verteilung 
der  Paralyse  in  seinem  Gebiete  hat  ihren  Grund  in  der  topographischen 
Lage  des  Nerven  im  Becken:  es  sind  die  im  Truncus  lumbo-sacralis  ver- 
laufenden Nervenfasern  unter  allen  Teilen  des  Plexus  lumbo-sacralis  die 
am  meisten  exponirten.  — Es  verlaufen  hier  hauptsächlich  Fasern  für  die 


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526 


Sohdkkmann.  — (hrsjüiAK  und  Ilnni>v**Kio 


No.  31. 


Extensoren  des  Unterschenkels  und  nur  teilweise  solche  für  die  Mm.  peronei. 
Erstere  Muskeln  erhalten  also  ihre  Nerven  aus  dem  Lumbalmark,  letztere 
ausser  aus  diesem  noch  aus  dem  Sacralmark. 

Zwischen  der  Zangenoperation  und  der  traumatischen  Peroneuslähmung 
besteht  nach  Vcrf.  kein  causaler  Zusammenhang;  die  häufiger  vorkommende 
Anwendung  der  Zange  bei  Geburten,  welche  zu  traumatischen  Lähmungen 
führen,  hat  ihren  Grund  ebenso  wie  die  Lähmungen  selbst  in  der  langen 
Dauer  der  betreffenden  Geburten.  Der  Verlauf  der  Lähmungen  ist  ein 
langwieriger,  ihre  Prognose  gerade  keine  gute.  Bernhardt. 


Sondermann , Saugtherapie  bei  Lupus.  Monatsh.  f.  prakt.  Dermatol. 

Bd.  40,  No.  I, 

S.  hat  für  die  Behandlung  des  Lupus  mit  Stauungshyperämie,  tu  der 
Bier  trockcno  Schröpfköpfe  benutzte,  einen  Saugapparat  construirt,  der 
aus  einem  von  einem  hohlen  Gummiringe  umrandeten  metallenen  Hohl- 
körper besteht.  An  ihn  wird  vermittelst  eines  Schlauches  ein  Saugball 
angcschlossen;  Ventile  im  Schlauch  und  Ball  gestatten  beim  Zusammen- 
drücken des  letzteren  der  Luft  nur  nach  aussen  zu  entweichen.  Der 
Apparat  wird  einfach  auf  die  kranke  Stelle  aufgedrückt  und  in  dieser 
Lage  durch  entsprechend  häufiges  Zusammenpressen  des  Balls  festgehalten. 
Er  kann  auch  mit  einer  Vorrichtung  verbunden  werden,  die  eine  gleich- 
zeitige beständige  Berieselung  des  von  ihm  umschlossenen  Bezirks  mit 
einer  Flüssigkeit  — Verf.  verwandte  dazu  nur  Wasser  — ermöglicht,  wo- 
durch die  durch  das  Saugen  hervorgerufene  Hyperämie  noch  verstärkt 
werden  soll.  H.  Müller. 


4.  (iuszinnn  und  C.  Hudovemig,  Ueber  die  Beziehungen  der  tertiären 
Lues  zur  Tabes  dorsalis  und  Paralysis  progressiva.  (Aus  dem  dermatol. 
Institut  u.  der  psychiatr.  Klinik  der  Universität  in  Budapest.)  Monatsh. 
f.  prakt.  Dermatol.  Bd.  40,  No.  1. 

Die  Verff.  untersuchten  50  tertiär-syphilitische  Kranke,  deren  Infektion 
mindestens  3 Jahre  zurücklag,  auf  Tabes  und  Paralyse.  Bei  22  von  ihnen 
erwies  sich  das  Centralnervensystem  gesund,  bei  6 bestanden  verdächtige, 
aber  eine  sichere  Diaguose  nicht  gestattende  Symptome,  12  litten  an  Tabes. 
7 an  progressiver  Paralyse,  4 an  Taboparalyse;  also  46  pCt.  mit  Tabes 
und  Paralyse  gegenüber  44  pCt.  Gesunden.  — Bezüglich  einer  etwaigen 
erblichen  ncuropathischcn  Belastung  konnten  nur  28  Patienten  verwertbare 
Angaben  machen,  nach  denen  11  als  belastet,  17  als  nicht  belastet  anzu- 
sehen waren;  von  jenen  zeigten  7 (04  pCt.),  von  diesen  ebenfalls  7 (41  pCt.) 
eine  Erkrankung  des  Nervensystems,  wobei  die  verdächtigen  Fälle  mitge- 
rechnet sind.  Die  Verff.  schliessen  hieraus,  dass  das  belastete  Nerven- 
system unter  dem  Einflüsse  der  Syphilis  erheblich  leichter  an  Tabes  oder 
Paralyse  erkrankt,  als  das  nicht  belastete.  Ein  Einfluss  des  Fehlens 
specifischer  Behandlung  im  Frühstadium  auf  die  Entwickelung  von  Er- 
krankungen des  Centralnervensystems  war  nicht  zu  constatiren,  aus  den 
Zahlen  lässt  sich  sogar  das  Gegenteil  herauslesen;  denn  von  C „bin- 


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No.  31. 


WicfixANH.  — Schultz. 


527 


reichend“,  d.  h.  planmässig  nach  der  chronisch-intermittirenden  Methode 
behandelten  Patienten  erkrankten  nicht  weniger  als  5,  von  0 „massig“ 
behandelten  3,  von  15  „kaum“  behandelten  nur  ß und  von  23  gar  nicht 
behandelten  14.  Auch  zeigten  sich  die  ersten  Erscheinungen  des  Nerven- 
leidens — meist  lancinirende  Schmerzen  und  Blasenstörungen  — , die  im 
Mittel  71/2  Jahre  nach  der  Infektion  auftraten,  am  frühesten  (nach  1 Jahre) 
bei  einem  „hinreichend“  und  am  spatesten  (nach  27  Jahren)  bei  einem 
„kaum“  Behandelten.  Die  Verff.  wollen  aber  aus  diesen  Zahlen,  weil  sie 
zu  klein  seien,  keine  Schlüsse  auf  den  Einfluss  der  Behandlung  ziehen. 
Die  gegen  die  tertiäre  Syphilis  eingeleitete  speciflsche  Therapie  hatte  auf 
Tabes  und  Paralyse  keine  unzweideutige  Wirkung.  In  einigen  Fällen  ver- 
loren sich  die  subjektiven  Beschwerden,  in  anderen  besserten  sich  einzelne 
der  objektiven  Symptome  etwas,  in  noch  anderen  blieben  die  Erscheinungen 
stationär  oder  entwickelten  sich  weiter.  H.  Müller. 


Wichmann,  Anatomische  Untersuchungen  über  die  Aetiologie  der  Prostata- 
hypertropbie.  Virchow’s  Arch.  Bd.  178,  H.  2,  S.  279. 

Verf.  hat  an  25  Leichen,  die  in  der  pathologisch-anatomischen  Anstalt 
des  Krankenhauses  Friedrichshain  zur  Sektion  kamen,  die  Prostata  mikro- 
skopisch untersucht.  Sechsmal  handelte  es  sich  um  hypertrophische  Vor- 
steherdrüsen, in  14  Fällen  war  Jeeine  makroskopische  Veränderung  vor- 
handen. Das  Lebensalter  lag  zwischen  einem  und  85  Jahren.  In  16  der 
untersuchten  25  Fälle  waren  mikroskopische  Veränderungen  nachweisbar, 
12 mal  erhebliche  Erweiterungen  von  Drüsengängen,  die  auch  bei  Kindern 
Vorkommen  können  und  nicht  pathologische  Bedeutung  haben  müssen. 
Von  den  6 Fällen  mit  hypertrophischer  Prostata  gehörte  die  Hälfte  der 
fibromuskulären  Form  der  Hypertrophie  an,  in  drei  Fällen  bestand  eine 
erhebliche  Hyperplasie  des  Drüsengewebes.  Im  Stroma  fanden  sich  15mal 
kleinste  Herde  mononukleärer  Rundzellen.  Stärkere  Rundzelleninfiltration 
mit  Beimischung  von  Leukocyten  war  nur  fünf  Mal  vorhanden.  In  einem 
dieser  Fälle  bestand  gleichzeitig  eiterige  Urethritis,  in  dreien  waren  auch 
Infiltrate  in  der  Harnröhrenschleimbaut  nachweisbar.  Die  Infiltration  der 
Prostata  lag  4 mal  periglandulär,  einmal  perivaskulär.  Periglanduläre 
Infiltration  kann  zwar  zur  Erweiterung  der  Drüsen  und  zu  weiteren  Ver- 
änderungen an  ihnen  führen,  doch  ist  in  der  weitaus  grössten  Zahl  der 
Fälle  von  Drüsenerweiterung  ein  derartiger  Zusammenhang  nicht  nach- 
weisbar. Für  das  Zustandekommen  der  Prostatahypertrophie  kam  nur  in 
einem  der  untersuchten  Fälle  den  Drüsenerweiterungen  die  hauptsächlichste 
Bedeutung  zu.  Die  Infiltrate  in  der  Prostata  sind  von  Urethritiden  ab- 
hängig. Doch  fand  Verf.  im  ganzen  chronisch  entzündliche  interstitielle 
Processe  in  der  Prostata  erheblich  seltener  als  andere  Autoren. 

B.  Marcuse. 

Fr.  Schultz,  Notiz  zur  Reaktion  des  normalen  Prostatasekrets.  Wiener 
klin.  Wochenschr.  1904,  No.  43. 

Bei  15  Untersuchungen  normalen  Prostatasekrets,  das  von  niemals 


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528 


ßuHCKHARI). 


No.  31. 


gonorrhoekrankeu  Männern  stammte,  fand  Verf.  9 mal  rein  alkalische. 
1 mal  rein  amphotere  und  ömal  amphotere  Reaktion  „mit  deutlicher 
Neigung  zur  alkalischen.“  Bei  diesen  Prüfungen  der  Reaktion  waren  nur 
solche  Sekrete  brauchbar,  die  frei  von  Sperma  sowie  von  Eiterkörperchen 
erhalten  werden  konnten.  Angestellt  wurde  die  Reaktion  mit  Lakmus- 
papier.  Die  Untersuchung  mit  Phenolphthalein  ergiebt  im  Gegensatz 
hierzu  eine  saure  Reaktion  des  Prostatasekrets,  die  infolge  der  stufen- 
weisen  Dissociation  der  vorhandenen  mehrbasischen  Säuren  zustande- 
kommt. 

Die  blosse  Constatirung  einer  alkalischen  Reaktion  bei  Prüfung  mit 
Lakmuspapier  kann  man  jedenfalls  nach  Meinung  des  Verf. ’s  nicht  als 
pathologischen  Befund  auffassen,  wie  das  frühere  Autoren  getan  haben, 
die  auf  diese  Reaktion  Störungen  in  der  Beweglichkeit  der  Spermatozoen 
und  impotentia  generandi  zurückführen  wollten.  Damit  ist  aber  nicht 
gesagt,  ob  nicht  Steigerungen  der  Alkalescenz  des  Prostatasekrets  in  dieser 
Beziehung  von  Bedeutung  sein  könnten.  Um  das  zu  entscheiden  wäre» 
quantitative  Bestimmungen  der  Alkalescenz  normaler  und  pathologischer 
Prostatasekrete  notwendig.  B.  Marcuse. 


Iturekhard,  Beobachtungen  über  die  Gefahren  Schultze’scher  Schwingungen. 

Münch,  med.  Wochenschr.  19U5,  No.  6. 

Während  bekanntlich  durch  asphyKtische  Zustände  Ecchymosen  auf 
Pleura  und  Perikard  infolge  von  vergeblichen  Atembeweguogen  Vorkommen, 
künneu  wir  Blutungen  im  Rückenmarkskanal  kaum  mit  Sicherheit  auf  die- 
selbe Ursache  zurückfüliren.  Es  ist  vielmehr  wahrscheinlich,  dass  wir  das 
ätiologische  Moment  dafür  in  den  Manipulationen  suchen  müssen,  die  an 
dem  kindlichen  Körper  während  und  nach  der  Geburt  vorgenommen  werden, 
und  zwar  kommen  Extraktion  und  Schwingungen  hier  in  Betracht.  Zum 
Glück  sind  die  Wirkungen  der  Blutnustritte  nicht  sehr  häutig.  Unzählige 
Kinder  werden  extrahirt  oder  asphyktisch  geboren  und  durch  Scbultze’scbe 
Schwingungen  wieder  belebt,  ohne  dass  sie  für  ihr  künftiges  Leben  die 
geringste  Schädigung  ihrer  Gesundheit  davontragen.  — Es  dürfte  daher 
die  Eorderung  Menuoe's,  man  solle  mit  der  Anwendung  Schultze’scber 
Schwingungen  in  der  Wiederbelebung  Neugeborener  sparsam  sein  und  die 
selben  durch  einfachere  Methoden  ersetzen,  eine  zu  weitgehende  sein.  Alle 
anderen  Methoden  leisten  nicht  dasselbe  wie  die  Schultze'schen  Schwin 
gütigen  und  werden  bei  tiefen  Asphyxien  meist  versagen.  Allerdings  muss 
man  Henqoe  Recht  geben,  wenn  er  sagt,  dass  man  bei  früh  geborenen 
Kindern  grosse  Vorsicht  walten  lassen  müsse  und  vor  allem,  dass  man 
die  Technik  der  Schwingungen  beherrschen  muss,  damit  man  nicht  durch 
falsche  Ausführung  den  Kindern  schade.  Br.  Wolff. 


Ki nsc ml uti gen  werden  au  die  Adresse  de«  Herrn  Geh.  Med. -Hat  Prof.  Dr.  M.  Bernhardt  (Berlin  w 
Französische  Strasse  21)  oder  au  die  Vorlagshandlung  (Berlin  SW.,  Unter  den  Linden  CS)  erbeten 


Vorlajr  von  August  llirsehuald  in  Berlin.  — I’ruek  «nn  I«.  Sr  hum  «eher  (n  Berlin  S.  B 


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Praia  de«  Jahre»  nr«i 

2ft  Mark ; tu  httlehrn 
durch  alle  Buchhaud- 
luogen  u.  Posunsulteo. 


Unter  Mitwirkung  von 

Prof.  Dr.  H.  Senator  und  Prof.  Dr.  E.  Salkowski, 


redigirt  von 

Prof.  Dr.  M.  Bernhardt 

In  Berlin. 

1905.  **•  August.  No.  32. 

Inliult:  Desgbez  und  Aly  Zaky  Bey,  Einfluss  organischer  Phosphor- 
Verbindungen  auf  den  tierischen  Organismus.  — Seelig,  Ueber  Aetherglykosurie. 

— Carnot  und  Chassevant,  Uebcrtritt  von  Eiwelss  aus  dem  Magen  in  den 
Dann.  — Glakssneb,  lieber  menschliches  Pankreassekret.  — Castaionb  und 
Katubby,  Angeborene  Nierenerkrankungen.  — Jeiile,  Ueber  SpoBdvlitis  tuber- 
culosa.  — IIaoa,  Kriegschirurgische  Erfahrungen.  — Wessely,  Druckverband 
bei  Netzhautablüsung.  — Mann,  Zur  Lehre  der  Blutbewegung  in  der  Vena  jugu- 
laris  interna.  — Scheirr,  Seltene  Verletzung  der  Paukenhöhle.  — Wabnecbk, 
Ueber  Autoskopie  des  Kehlkopfs.  — Salüs,  Zur  Biologie  der  Fäulnis.  — Walter, 
Zur  Typhusdiagnose.  — MacCallum,  Wirkung  der  Abführmittel.  — Meyer, 
Fall  von  Wanderleber.  — Roskntual,  Ein  neues  Dysenterieheilserum.  — 
Plachte,  Megalerythema  epidemicum. — Hohlfeld,  Zur  Pathologie  der  Nieren 
des  Säuglings.  — Cottet,  Ueber  physiologische  Oligurie.  — Bibergeil,  Er- 
gebnisse cytodiagnostischer  Untersuchungen.  — Gaufp,  Zur  Prognose  der  pro- 
gressiven Paralyse.  — Willi  am  son,  Fälle  von  Diabetes  mellitus.  — Kleist, 
Beziehungen  der  hinteren  Kückenmarkswurzeln  zu  den  Spinalganglien.  — Henne- 
bebo,  Ueber  chronische  progressive  Eucephalomalacie.  — Lrsseb,  Zur  Patho- 
genese der  Syphilisrecidive.  — Fraenkel,  Hkrxueimer  und  Hühner,  Giemsa, 
Restmann,  Ueber  Spirochaete  pallida.  — Wille,  Beitrag  zur  Nierenchirurgie. 

— Drbuw,  Kathetersterilisator. 


A.  Desgrez  et  Aly  Zaky  Bey,  ßtude  de  l’influence  de  quelques  com- 
poses  organiques  phosphores  sur  l'organisme  animal.  Journ.  de  pliysiol. 
et  de  pathol.  gener.  VII.,  p.  213. 

D.  und  A.  Z.  B.  haben  in  Fortsetzung  früherer  Untersuchungen  Meer- 
schweinchen und  Hunde  mit  Lecithin,  Nuklein,  Nukleinsäure  und  Protylin, 
einer  künstlichen  Verbindung  von  Albumin  mit  Phosphorsäure,  lange  Zeit 
gefüttert  und  die  Stickstoff-  und  Phosphorausscheidung  durch  den  Harn 
festgestellt,  sowie  den  Eiweiss-,  Fett-,  Aschebestand  der  Tiere  ermittelt. 
Neben  diesen  Tieren  geschahen  gleiche  Untersuchungen  an  Controlltieren. 
— Sie  finden,  dass  die  genannten  Stoffe  eine  bessere  Stickstoffverwertung 
herbeiführen.  Die  mit  ihnen  gefütterten  Tiere  hatten  einen  weit  eiweiss- 
reicheren Körper  als  die  Control ltiere,  dabei  weniger  Fett  und  weniger 
Wasser.  — Grössere  Dosen  von  Lecithin  und  Protylin  vertrug  der  Körper 
der  Tiere,  Nuklein  und  besonders  Nukleinsäure  wirkten  in  grossen  Mengen 
schädlich  auf  den  Stoffwechsel.  Von  letzteren  schon  0,05  pro  Meer- 
XLlil.  Jahrgang  34 


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530 


SeKUQ.  CaiUIÜT  und  ClUSSKVAST.  — Glaebsnkk. 


No.  32. 


schweinchen  von  etwa  300  g.  — Die  günstige  Wirkung  von  Organpräparaten 
müchten  die  Verff.  auf  die  in  ihnen  enthaltenen  organischen  Phosphor- 
verbindungen beziehen.  — Die  Verff.  lenken  die  Aufmerksamkeit  noch  auf 
die  erheblich  grösseren  Fettmengen  in  ihren  weiblichen  als  in  ihren  männ- 
lichen Tieren.  A.  Loewy. 


A.  Neelig,  lieber  Aetherglykosurie  und  ihre  Beeinflussung  durch  intra- 
venöse Sauerstoffinfusionen.  Arch.  f.  experim.  Pathol.  u.  Pharmakol. 
Bd.  62,  S.  481. 

S.  findet,  dass  die  nach  Aetherinhalation  zu  beobachtende  Glykosurie 
bei  Hunden  nur  einsetzt,  wenn  diese  mit  Fleisch  gefüttert  werden.  Sie 
überdauert  die  Narkose  nur  kurze  Zeit.  Bei  Kohlehydratfütteruug  tritt  sie 
nicht  ein.  Macht  man  bei  bestehender  Glykosurie  intravenöse  Sauerstoff- 
infusionen,  so  kann  man  die  Glykosurie  nicht  aufheben.  — Mit  der 
Glykosurie  geht  eine  Hyperglykämie  einher  und  der  Glykogengehalt  der 
Leber  scheint  herabgesetzt  zu  sein.  — Wenn  mit  der  Aetherinhalation 
gleichzeitig  Sauerstoff  infundirt  wird,  gelingt  es  die  Glykosurie  hintanzu- 
halten. — Intravenöse  Kohlenoxydzufuhr  machte  kaum  Glykosurie. 

A.  Loewy. 

I*.  (Jnrnot  et  A.  Chassevaut,  La  traversee  pylorique  de  I'ovaibumine 
suivant  son  etat  physique,  soli-liquide  ou  solide.  Compt.  rend.  de  la 
soc.  de  biol.  T.  58,  p.  599. 

C.  uud  Ch.  untersuchten  an  Tieren  mit  Duodenalfisteln  die  Art  und 
Schnelligkeit  des  Uebertritts  von  Eiweiss  aus  dem  Magen  in  den  Darm. 
Es  fand  sich  ein  principiellcr  Unterschied,  je  nachdem  das  Eiweiss  in 
fester  oder  flüssiger  Form  in  den  Magen  gebracht  war.  — Rohes  Hühner- 
eiweiss  in  wässeriger  Lösung  trat  sehr  schnell  ins  Duodenum  über,  sodass 
nach  20  Minuten  schon  fast  alles  den  Magen  verlassen  hatte.  Wurde 
jedoch  zerkleinertes  coagulirtes  Hühnereiweiss  in  Wasser  aufgescliwemmt 
in  den  Magen  gebracht,  so  floss  während  einiger  Minuten  eine  mässige 
Menge  der  Eiweisssuspension  aus  der  Duodenalfistel,  dann  jedoch  fast  nur 
reines  Wasser,  während  die  Eiweisspartikel  zurückgehalten  wurden.  Nach 
20  Minuten  folgen  noch  einige  Eiweisspartikel,  dann  versiegt  der  Ausfluss. 
Nach  langer  Zeit  erst  trcteu  peptisch  verdaute  Eiweissportionen  ins  Duo- 
denum über.  — Es  scheint  also  eine  Art  Sedimentirung  stattzufindeu  und 
der  nicht  durch  vorhandenes  Wasser  verdünnte  und  in  seiner  Verdauungs- 
kraft geschwächte  Magensaft  kann  auf  das  zurückgebliebene  Eiweiss 
energisch  wirkeu.  A.  Loewy- 


K.  Glaessner,  Uebor  menschliches  Pankreassekret.  Zeitschr.  f.  physiol. 

Chcm.  Bd.  40,  S.  465. 

Verf.  war  in  der  seltenen  Lage,  den  bei  einer  Operation  am  Ductus 
choledochus  durch  ein  Drainrohr  abfliessenden  ganz  normalen  Pankreassaft 
des  Menschen  zu  analysiren  und  folgendes  fcstzustelien.  Die  Menge  des 
secernirten  Sekrets  beträgt  täglich  500  — 800  ccm;  das  Sekret  enthält  kein 


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No.  32. 


Castaignb  und  Rathkky.  JsHI.K. 


531 


Trypsin,  sondern  eine  Vorstufe  desselben,  die  durch  Darrasaft  aktivirt  wird. 
Das  fettspaltende  und  diastatische  Ferment  wird  durch  Darmsaft  und  Galle 
erheblich  verstärkt.  Die  Hydrolyse  der  Stärke  erfolgt  nur  bis  zur  Maltose, 
deren  weitere  Spaltuug  durch  Darmsaft  erfolgt.  Disacchiride  vom  Typus 
des  Milchzuckers  und  der  Saccharose  werden  vom  Pankreassekret  nicht 
zerlegt.  Saftquantität,  Alkalität  und  Fermeutinenge  sind  im  nüchternen 
Zustande  am  geringsten,  steigen  bald  nach  Nahrungsaufnahme  an  und  er- 
reichen in  der  4.  Stunde  ihr  Maximum,  um  bis  zur  8.  Stunde  der  Ver- 
dauung abzunehmen.  Neuberg. 


Castaigue  et  Rathery,  Altörations  renales  d’origine  congenitale.  Arcli. 
de  med.  exp.  T.  17,  p.  20. 

In  der  menschlichen  Pathologie  giebt  es  eine  ganze  Reihe  angeborener 
Krankheitserscheinungen  von  seiten  der  Niere,  die  sich  klinisch  äussern 
als  Nierenschwäche,  angeborene  Albuminurie  und  manchmal  auch  als  tflt- 
lich  verlaufende  Fälle;  bei  den  letzteren  zeigt  die  Autopsie  schwere  Nieren- 
veränderungen, die  sich  in  frühester  Kindheit  oder  manchmal  sogar  schon 
beim  Neugeborenen  entwickelt  haben.  Verff.  konnten  experimentell  ganz 
analoge  Erscheinungen  erzeugen,  teils  durch  Injektiou  nephrotoxischer 
Substanzen  bei  trächtigen  weiblichen  Tieren,  teils  indem  sie  Weibchen 
decken  Hessen,  bei  welchen  sie  vorher  Nierenveränderungen  erzeugt  hatten. 
Bei  der  Sektion  der  Früchte  Hessen  sich  in  einer  Anzahl  der  Fälle  leichte 
Erkrankungen  nachweisen,  wie  sie  etwa  der  Nierenschwäche  in  der  mensch- 
lichen Pathologie  entsprechen;  in  anderen  Fällen  zeigten  sich  schwere, 
diffuse  Veränderungen,  analog  den  Nierenaffektionen  solcher  Kinder,  die 
von  urämischen  Müttern  stammen  und  wenige  Tage  nach  der  Geburt, 
sterben.  Verff.  constatirten  im  Serum  und  in  der  amniotischen  Flüssigkeit 
ihrer  weiblichen  Versuchstiere  nephrotoxische  Eigenschaften  und  glauben, 
dass  die  gefundenen  Nierenveränderungen  durch  einen  Uebergang  dieser 
giftigen  Stoffe  auf  den  Fötus  während  der  ganzen  Dauer  der  Schwanger- 
schaft hervorgerufen  werden.  Beitzke. 


A.  Jeltle,  Zur  Casuistik  der  Spondylitis  tubcrculosa.  Wiener  klin.  Wochen- 
schrift 1904,  No.  38. 

J.  bespricht  vier  Fälle  von  tuberkulöser  Spondylitis,  in  denen  sich 
trotz  eingehendster  Untersuchung  durch  Wochen  und  Monate  die  Krankheit 
nicht  erkennen  liess.  Im  ersten  Falle  stand  ein  offenbar  auf  die  be- 
ginnende Spondylitis  zu  beziehendes  Empyem  im  Vordergrund  der  Er- 
scheinungen, im  zweiten  Falle  Wurzelsymptome  in  Gestalt  von  Neuralgien 
im  Bereiche  des  lleohypogastricus,  lleoinguinalis  und  Genitocruralis.  Die 
Beteiligung  des  Urogenitalsystems,  das  Nachlassen  der  Beschwerden  nach 
der  Harnentleerung  erweckten  den  Verdacht  auf  Steiuincarceration.  Beim 
dritten  und  vierten  Falle  traten  zu  Beginn  der  Spondylitis  Deviationen  der 
Wirbelsäule  auf,  wie  sie  zu  den  Seltenheiten  gehören,  das  eine  Mal  eine 
linksconvexe  Skoliose  des  unteren  Dorsal-  und  ganzen  Uumbalsegments, 
der  oben  eine  etwas  schwächere  rechtsconvexe  Dorsalskoliose  entsprach 

34* 


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532  Haoa.  — Wkbskly.  — Mann.  No.  32. 

mit  starker  Stammverschiebung  nach  rechts.  Bei  dem  vierten  Patienten, 
einem  3jährigen  Mädchen,  war  der  Kopf  etwas  nach  rechts  geneigt  und 
derart  nach  hinten  gebeugt,  dass  das  Hinterhaupt  auf  dem  Kücken  auf- 
ruhte. Mit  dem  Auftreten  eines  Retropharyngealabscesses  und  eines  Al>- 
scesses  an  der  linken  Halsseite  wurde  die  Diagnose  auf  Spondylitis  cervicalis 
gesichert  und  durch  die  Operation  bestätigt.  Joachimstbal. 


Hag»,  Kriegschirurgische  Erfahrungen  aus  der  Zeit  der  nordchinesischen 
Wirren  1900.  Arch.  f.  klin.  Chir.  Bd.  74,  H.  3,  S.  539. 

Das  von  H.  während  des  obenbezeichneten  Krieges  im  Lazaret  in 
Hiroshima  beobachtete  Material  beläuft  sich  auf  über  7000  Verwundete 
und  Kranke.  Nach  ausführlicher  Besprechung  der  Schussverletzungen  geht 
H.  zum  Schluss  auf  die  Statistik  ein,  die  von  neuem  die  Tatsache  beweist, 
dass  die  modernen  Geschosse  weniger  verstümmelnde  und  entstellende  Ver- 
letzungen liefern  als  die  früheren  Geschosse,  dass  sie  mithin  in  dieser 
Beziehung  tatsächlich  human  sind.  Es  ergiebt  sich  im  besonderen  die 
Tatsache,  dass  im  Gegensatz  zu  den  Bleigeschossen  die  Mantelgeschosse 
in  der  Entfernung  von  200—  300  m sowohl  bei  Weichteil-  wie  bei  Knochen- 
schüssen kleinere  Ein-  und  Ausschussöffnungen  der  Haut  setzen  und  dass 
dadurch  die  Heilungsbedingungen  ausserordentlich  günstig  sind;  so  zwar, 
dass  H.  Weichteilschüsse  infolge  von  modernen  Geschossen,  welche  eiterten, 
fast  niemals  sah.  — Hervorgehoben  wird,  dass  das  Mantelgeschoss  ausser- 
ordentlich mörderisch  ist,  indem  es  mehr  tötliche  und  schwerste  Wunden 
erzeugt,  denen  die  Verwundeten  in  der  Mehrzahl  unmittelbar  auf  dem 
Schlachtfeld  erliegen.  In  Bezug  auf  den  Grad  der  definitiven  Heilung 
ergab  sich,  dass  das  moderne  Geschoss  mehr  Halbinvalide,  weniger  Ganz- 
invalide erzeugte.  Peltesohn. 


K.  Wessely,  Casuistischer  Beitrag  zur  Wirkung  des  Druckverbandes  bei 
Netzhautablösung.  Klin.  Monatsbl.  f.  Augenheilk  XLIII.,  I,  S.  654. 

Ueber  den  von  Samelsohn  in  der  Therapie  der  Netzhautablösung  ein- 
geführten Druckverband  sind  besonders  in  letzter  Zeit  sehr  abfällige  Ur- 
teile gefällt  worden.  Wessely  beobachtete  einen  Fall,  dessen  günstigen 
Ausgang  er  direkt  mit  der  energischen  Anwendung  des  Druck  verbände.« 
in  Verbindung  brachte.  Es  handelte  sich  um  eine  42jährige  Patientin, 
deren  Netzhaut  in  einer  Ausdehnung  von  2/g  des  Fundus  abgelöst  war 
Wiederholte  energische  Anwendung  des  Druckverbandes  hatte  eine  dauernde 
Heilung  zur  Folge.  Horstmann. 


Mann,  Ein  neuer  Beitrag  zur  Lehre  vom  Mechanismus  der  Blutbewegung 
in  der  Vena  jugularis  interna.  Verhandl.  d.  deutscheu  otol.  Gesellsch. 
1904,  S.  121. 

Auf  Grund  seiner  Untersuchungen  an  einigen  einschlägigen  Fällen 
kommt  Verf.  zur  Aufstellung  folgender  Sätze:  1.  Bei  starker  Seitwärts- 
drehung des  Kopfes  nach  rechts  oder  links  erfolgt  auf  der  Seite  der 


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.No.  32. 


ScHEIEK.  — WaKRECEE.  SaLL’8. 


533 


uegativen  Sternokleidostellung  (bezüglich  der  vom  Verf.  als  „positive  und 
negative  Sternokleidostellung“  bezeiebneten  Kopfhaltung  s.  das  Original) 
eine  wesentliche  Behinderung  des  Blutabflusses  in  der  Jugularis  interna. 
Dies  würde  in  kurzer  Zeit  zu  schweren  Stauungserscheinungen  im  Schädel 
führen,  wenn  nicht  gleichzeitig  auf  der  Seite  der  positiven  Sternokleido- 
stellung die  Jugular.  int.  wesentlich  erweitert  und  unter  ansaugende 
Kraft  des  rechten  Vorhofs  gestellt  würde.  2.  Auf  der  Seite  der  negativen 
Sternokleidostellung  tritt  aber  trotzdem  eine  gewisse  venöse  Stauung  ein. 
3.  Bei  freigelegten)  Sinus  sigm.  kann  man  mit  Hülfe  der  positiven  Sterno- 
kleidostellung den  Nachweis  liefern,  ob  die  Jugul.  int.  incl.  Sinus  an  irgend 
einer  Stelle  von  einem  obturirenden  Thrombus  verschlossen  ist.  4.  Die 
bei  Sinusverletzung  beobachteten  Fälle  von  Luftembolie  erkläret)  sich  nur 
durch  die  positive  Sternokleidostellung.  5.  Durch  geeignete  Lagerung  des 
Kranken  bei  Operationen  und  Verbänden  am  Sinus  lässt  sich  Luftembolie 
mit  Sicherheit  vermeiden.  C.  Durch  abwechselndes  Herbeiführen  der 
positiven  und  negativen  Sternokleidostellung  lässt  sich  feststellen,  ob  eiue 
oder  beide  Jugul.  int.  weit  genug  sind,  um  den  venösen  Abfluss  des  Blutes 
aus  der  Schädelhöhle  allein  zu  übernehmen.  Es  werden  sich  also,  nach 
Verf.,  künftig  die  Todesfälle  vermeiden  lassen,  die  bei  Unterbindung  einer 
Jugul.  int.  infolge  mangelhafter  Entwickelung  der  anderen  eingetreten  sind. 

Schwabaclt. 


Seheier,  Ueber  eine  seltene  Verletzung  der  Paukenhöhle.  Münch,  tned. 

Wochenschr.  1904,  No.  35. 

Der  Fall  betrifft  eine  Dame,  die  sich  mit  einer  Haarnadel  ins  linke 
Ohr  gestossen  hatte  und  dabei  heftiges  Ohrensausen  verspürte.  Bei  der 
otoskopischen  Untersuchung  faud  sich  im  Gebörgang  ein  Fremdkörper,  der 
extrahirt  wurde  und  sich  als  intakter  Amboss  dokumentirte.  Perforation 
des  Trommelfelles  hinten  oben  und  Ausfluss  soll  früher  nicht  bestanden 
haben,  jetzt  geringe  Menge  serösen  Sekrets.  Heilung  der  Perforation  mit 
Narbenbildung.  Schwabach. 


Warnecke,  Acht  Jahre  Autoskopie  des  Kehlkopfes  und  der  Luftröhre. 

Sbnatob’s  Festschr.  Berlin  1904. 

Für  Verf.  ist  in  diagnostischer  Beziehung  die  Spatel  laryngoskopie  im 
früheren  Kindesalter  bis  zum  3.  oder  4.  Lebensjahr  die  primär  anzu- 
wendende Normalmethode,  beim  Erwachsenen  die  sekundär  anzuwendende 
Ergänzungsmethode  der  Spiegel  laryngoskopie.  Im  späteren  Kindesalter 
wird  man  bei  fügsamen  Kindern  lieber  zunächst  zum  Spiegel,  bei  wider- 
spenstigen zum  Spatel  greifen.  Auch  in  therapeutischer  Beziehung  bat 
Verf.  die  Autoskopie  gute  Dienste  geleistet.  W.  Lublinski. 


(i.  Salus,  Zur  Biologie  der  Fäulnis.  Arch.  f.  Hyg.  1904,  Bd.  51,  S.  97. 

Wenn  man  faulendes  Material  bakteriologisch  untersucht,  so  findet 
man  eine  grosse  Anzahl  Bakterien.  Bisher  wird  vielfach  die  Ansicht  ver- 
treten, dass  die  grosse  Zahl  von  Bakterien  sich  daraus  erkläre,  dass  die 


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534 


Salus. 


No.  32. 


verschiedenen  Species  die  Eiweisskörper  immer  nur  bis  zu  bestimmten 
Zwischenstufen  abbauen.  Sind  diese  erreicht,  so  müssen  neue  Arten  den 
weiteren  Abbau  fortführen.  Es  hat  danach  den  Anschein,  als  ob  zur  Zer 
Störung  der  abgestorbenen  Eiweisskörper  mehr  Organismen  erforderlich 
wären  als  zur  Schädigung  der  lebenden.  Allein  dies  ist  nur  scheinbar  der 
Fall.  Es  muss  streng  unterschieden  werden  zwischen  Fäulnis  und  Ver- 
wesung. Unter  letzterer  ist  der  Abbau  von  Eiweisskörpern  unter  Zutritt 
von  Sauerstoff  zu  verstehen,  sie  erfolgt  also  unter  Oxydation.  Die  Fäulnis 
dagegen  verläuft  unter  Luftabschluss.  Es  kommt  hierbei  nicht  wie  bei  der 
Verwesung  zur  Bildung  mineralischer  Endprodukte,  sondern  es  entstehen 
verhältnismässig  zusammengesetzte  organische  Endprodukte.  Dass  die 
Fäulnis  unter  Ausschluss  des  Luftsauerstoffs  durch  die  Tätigkeit  anaerob 
wachsender  Bakterien  erfolgt,  und  dass  der  Zutritt  von  Luft  eine  fäulnis- 
hemmende Wirkung  hat,  ist  bereits  von  PasteüR  angenommen,  wurde 
aber  von  verschiedenen  Seiten  bekämpft.  Als  Hauser  aus  Fäulnis- 
gemischen die  Proteusarten  isolirte,  wurde  diesen  Bakterien  die  Fäulnis- 
erregung zngesebrieben,  was  auch  jetzt  noch  vielfach  der  Fall  ist.  Allein 
es  ist  nicht  bewiesen,  dass  Proteusarten  Eiweisskörper  zum  Faulen  bringen, 
für  das  Fibrineiweiss  ist  im  Gegenteil  von  Bienstock  bewiesen,  dass  es 
durch  Protei  nicht  zersetzt  wird.  Dass  beim  Beginn  der  Fäulnis  zo  zahl- 
reiche Keime  nachweisbar  sind,  erklärt  sich  daraus,  dass  für  auaerobe 
durch  Beseitigung  des  Sauerstoffs  aus  dem  Material  der  Boden  geebnet 
werden  muss,  wozu  eben  jede  aerob  wachsende  Bakterienart,  die  zufällig 
in  das  Gemisch  fällt,  gut  ist  und  heraugezogen  wird.  Ist  eiumal  der  Sauer- 
stoff beseitigt,  so  beginnen  die  anaerob  wachsenden  eigentlichen  Fäulnis- 
bakterien zu  wuchern,  die  dann  die  Eiweisskörper  zerlegen.  Man  findet 
daher,  wenn  die  Fäulnis  voll  im  Gange  ist,  nur  wenig  verschiedene  Bak- 
terienarten. S.  hat  aus  natürlich  in  Fäulnis  geratenem  Eiweiss  zwei 
Bacillen  isolirt  und  reingezüchtet,  die  beide  obligate  endospore  Anaerobier 
siud;  der  eine  bildet  Köpfchensporen  (Bac.  carnis  saprogenes),  der  andere 
zeigt  bei  der  Sporenbildung  eine  Auftreibung  des  Körpers  (Clostridium 
carnis  foctidum).  Jeder  von  beiden  ist  im  stunde,  für  sich  allein  Fibrin 
unter  Bildung  charakteristischer  Spaltungsprodukte  in  Fäulnis  zu  versetzen, 
und  zwar  greift  jeder  uach  Maassgabe  der  gebildeten  Gase  eine  andere 
Gruppe  des  Eiweissmoleküls  an.  Der  Bac.  saprogenes  bewirkt  energischer 
Fäulnis,  er  bildet  mehr  Gas  und  spaltet  das  Fibrin  unter  mächtiger 
Wasserstoff-  und  Ammoniakentwickelung,  das  Clostridium  dagegen  bildet 
als  gasförmiges  Hauptprodukt  Kohlensäure.  Treten  beide  zusammen  in 
Tätigkeit,  so  erfolgt  die  Zersetzung. langsamer,  als  wenn  der  Bac.  saprogenes 
allein  zugegen  ist.  Methan  wird  nicht,  Schwefelwasserstoff  nur  in  geringen 
Mengen  gebildet.  Die  beiden  Bacillen  scheinen  die  gewöhnlichen  Erreger 
der  Leichen-  und  Kadaverfäulnis  zu  sein,  sie  kommen  schon  mit  dem 
Körper  in  den  Boden,  können  aber  noch  durch  anaerobe  Erdbakterien  ver- 
mehrt werden.  Die  Fäces  enthalten  normalerweise  keine  grösseren  Mengen 
von  fäulniserregenden,  sporenbildenden  Anaerobiern,  deren  Vermehrung 
erfolgt  erst  post  mortem.  H.  Biscboff. 


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No.  32. 


Walte«.  — MacCali.ui«. 


535 


K.  Walter,  Zur  Typbusdiagnose.  Deutsche  med.  Wochenschr.  1904.  No.  33. 

W.  unterzieht  die  für  die  Typhusdiagnose  rur  Verfügung  stehenden 
bakteriologischen  Methoden  einer  vergleichenden  Kritik  und  spricht  dem 
Agglutinationsphänoraen  einen  hoheu  Wert  zu,  falls  es  nicht  schematisch 
angewandt  wird.  Seine  Leistungsfähigkeit  lässt  sich  durch  regelmässige 
Heranziehung  der  „Typhoidbacillen“  zur  Agglutinationsprobe  steigern.  Sehr 
vereinfacht  wird  die  Agglutinationsprobe  durch  das  Ficker’sche  Verfahren, 
das  auch  den  prakticirenden  Arzt,  dem  eine  Laboratoriumseinrichtung  nicht 
zur  Verfügung  steht,  in  die  Lage  versetzt,  diese  Methode  zu  verwerten. 
Für  wissenschaftliche  Untersuchungen  will  W.  der  makroskopischen  Beob- 
achtung nicht  volle  Gleichberechtigung  zuerkennen,  hier  sei  die  mikro- 
skopische allein  am  Platze.  Das  Ficker’sche  Verfahren  möchte  er  insofern 
erweitert  sehen,  als  er  ein  Diagnosticum  für  Typhoidbacillen  oder  Her- 
stellung eines  Miscbdiagnosticuins  wünscht.  H.  Bischoff. 

i.  Bruce  MacCallum,  Ueber  die  Wirkung  der  Abführmittel  und  die  Hem- 
mung ihrer  Wirkung  durch  Calciumsalze.  Arch.  f.  Physiol.  Bd.  101, 
S.  421. 

Die  Wirkung  salinischer  Abführmittel,  der  Cascara  sagrada,  des  Rha- 
barbers und  des  Pilocarpins  wurde  an  narkotisirten  Kaninchen  und  Hunden 
festgestellt,  und  zwar  indem  der  Darm  blossgelegt  und  direkt  beobachtet 
wurde;  die  Mittel  wurden  zum  Teil  per  os  gegeben,  zum  Teil  intravenös 
mjicirt  oder  auf  die  Oberfläche  des  Darms  gebracht. 

Die  salinischen  Abführmittel  wirken,  intravenös  oder  subkutan  injicirt, 
in  kleineren  Dosen  und  schneller,  als  wenn  sie  in  den  Magendarmkanal 
gebracht  werden.  Sie  rufen  nicht  nur  eine  vermehrte  Peristaltik  hervor, 
sondern  steigern  auch  die  Sekretion  von  Flüssigkeit  im  das  Darmlumen; 
diese  Sekretionszunahme  verursacht  hauptsächlich  die  Verflüssigung  des 
Kotes.  Die  meisten  harntreibenden  Salze  haben  auch  abführende  Wirkung; 
entgegengesetzte  Wirkung  haben  diejenigen  Salze,  die  die  Harnabsonderung 
hemmen,  z.  B.  Calcium-  oder  Magnesiumchlorid.  Lösungen  dieser  beiden 
Salze  hemmen  sowohl  die  Peristaltik,  wie  die  durch  die  salinischen  Ab- 
führmittel vermehrte  sekretorische  Darmtätigkeit.  Eine  zweite  Reihe  von 
Versuchen  ergab,  dass  die  oben  geschilderte  Wirkung  salinischer  Abführ- 
mittel auch  bei  Darmschlingen  eintritt,  die  aus  dem  Körper  heraus- 
geschnitten sind,  die  also  vom  Centralnervensystem  getrennt  sind,  und  in 
denen  jede  Cirkulation  aufgehört  hat. 

Cascaraextrakt  löst  sich  nicht  in  destillirtem  Wasser,  wohl  aber  in 
einer  (sonst  indifferenten)  Lösung  von  Natriumbicarbonat.  Träufelt  man 
eine  solche  Lösung  auf  die  Darmoberfläche,  so  sieht  mau  gesteigerte  peri- 
staltische Bewegungen,  deren  Auftreten  man  durch  Zusatz  von  Calcium- 
cblorid  hemmen  kann.  Bei  intravenösen  und  subkutanen  Einspritzungen 
kommt  es  zu  Steigerung  der  Peristaltik  und  Darrasekretion ; auch  liier  tritt 
Hemmung  durch  Calciumchlorid  ein.  Vom  Magen  wird  Cascaraextrakt 
nicht  resorbirt,  wohl  aber  vom  Dünndarm,  daher  die  etwas  spät  eintretende 
Wirkung.  Auch  zwischen  Pilocarpin  und  Calciumchlorid  konnte  ein  Anta- 
gonismus nachgewiesen  werden.  K.  Kronthal. 


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536 


Meter.  — Rosf.nthal. 


No.  32. 


E.  Meyer,  Ein  Fall  von  Wanderleber  beim  Mann.  Berl.  klin.  Wochen 
schrift  1904,  No.  IG. 

Wanderleber  beim  Mann  kommt  besserst  selten  vor.  Bisher  sind  in 
der  Litteratur  nur  5 derartige  Fälle  beschrieben  worden.  Ein  sechster, 
den  M.  zu  beobachten  Gelegenheit  hatte,  betraf  einen  Strassenbahnschaffner 
im  Alter  von  35  Jahren.  Der  bisher  stets  gesund  gewesene  Mann  ver- 
spürte an  einem  Tage  bei  einem  heftigen  Stosse  seines  elektrischen  Wagens 
ein  eigentümliches  Druckgefühl  im  Leibe,  welches  in  den  nächsten  Tagen 
in  ausgesprochene  Schmerzen  überging.  Bei  der  Untersuchung  des  Patienten 
zeigten  sich  Herz,  Lungen,  Nervensystem  und  Harnapparat  vollkommen 
gesund.  Bei  der  Palpation  und  Perkussion  des  Bauches  im  Stehen  beob- 
achtete man  an  der  schmerzhaften  Partie  einen  grossen  Tumor.  Da  unter- 
halb des  rechten  Rippenbogens  oberhalb  dieser  Geschwulst,  beim  Stehen 
des  Patienten  tympanitischer  Schall  festgestellt  wurde,  während  in  der 
Rückenlage  an  derselben  Stelle  Dämpfung  bestanden  hatte,  so  konnte  der 
glatte  und  harte  Tumor  nichts  weiter  sein,  als  die  berabgesunkene  Leber, 
ln  der  Tat  liess  sich  auch  die  Geschwulst  mit  leichter  Mühe  in  die  nor- 
male Lage  der  Leber  zurückdrängen,  wobei  das  Organ  allerdings  den 
Rippenrand  um  3 cm  überragte.  Auch  die  Anteflexion  der  Leber,  die  von 
Landau  als  wichtiges  Symptom  für  die  Wanderleber  angesehen  wird,  fand 
sich  bei  dem  Patienten  vor.  Zur  Sicherung  der  an  sich  zwar  zweifellosen 
Diagnose  wurde  noch  eine  Untersuchung  mit  Röntgenstrahlen  vorgenommen, 
welche  ein  äusserst  klares  Bild  des  pathologischen  Zustandes  der  Wander- 
leber ergab.  Ob  das  Organ  an  sich  erkrankt  war,  konnte  nicht  festgestellt 
werden.  Eine  Complikation  mit  Wanderniere  bestand  jedenfalls  nicht. 
Bezüglich  der  Therapie  sei  bemerkt,  dass  zunächst  die  Anlegung  einer 
Bandage  versucht  wurde  und,  falls  diese  nicht  genügen  sollte,  die  Fixation 
des  Organes  auf  operativem  Wege  in  Aussicht  genommen  wurde. 

Carl  Rosenthal. 


L.  Rosenthal,  Ein  neues  Dysenterieheilserum  und  seiue  Anwendung  bei 
der  Dysenterie.  Deutsche  med.  Wochenschr.  1904,  No.  19. 

Nach  der  Entdeckung  des  specifischen  Erregers  der  epidemischen 
Dysenterie  lag  es  nahe,  ein  Immunisirungsverfahren  gegen  diese  Erkraukung 
zu  finden.  Ein  solches  wurde  bereits  von  Shiqa  und  Kruse,  den  Ent- 
deckern der  Dysenteriestäbchen,  gefunden.  Nunmehr  hat  Gabrilschewsky, 
R.’s  Chef,  beide  Methoden  combinirt  und  mit  dem  dadurch  erhaltenen 
Serum  wurde  eine  grosse  Reihe  von  Dysenteriekranken  behandelt.  Die 
Resultate  dieser  Behandlung  waren  folgende:  Das  Dysenterieheilserum  wirkt 
günstig  auf  alle  subjektiven  und  objektiven  Symptome  der  Krankheit  ein. 
In  der  Regel  begiunen  schon  nach  24  Stunden  die  Tenesmen  und  die 
Schmerzen  zu  schwinden.  Die  Stuhlgänge  werden  seltener  und  das  Blut 
verschwindet  aus  ihnen  mehr  und  mehr.  Ueberhaupt  wird  die  Krankheits- 
dauer in  der  grössten  Mehrzahl  aller  Fälle  erheblich  verkürzt  und  der 
sonst  häufige  Uebergaug  der  akuten  Krankheit  in  die  chronische  Form 
gehört  zu  den  Seltenheiten.  Was  speciell  die  Todesfälle  anlangt,  so  sinkt 
deren  Zahl  unter  der  genannten  Behandlung  um  mehr  als  die  Hälfte. 
Weit  günstiger  ist  jedoch  die  Wirkung  des  Heilserums,  wenn  dieses  im 


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No.  32. 


PlACHTB. 


537 


Laufe  der  ersten  drei  Tage  angewendet  werden  kann.  In  solchen  Fällen 
nämlich  schwindet  die  Kraukheit  in  1 — 2 Tagen  vollkommen. 

Carl  Roseuthal. 


Plachte,  Das  Megalerytheraa  epidemicum.  Die  Grossflecken.  (Erythema 
infectiosum  Sticker.  Ein  akutes  Kinderexanthem.)  Berl.  klin.  Wochen- 
schrift 1904,  No.  9. 

Die  unter  obigem  Namen  beschriebene  Erkrankung  ist  infektiös.  Verf. 
hat  dieselbe  im  Mai  1903  bei  drei  Geschwistern  im  Alter  von  3 — 7 Jahren 
beobachtet.  Der  Symptomencomplex  ist  folgender:  Ohne  vorhergehendes 
Unwohlsein  treten  im  Gesicht  fingernagel-  bis  fünfzigpfennigstückgrosse 
Flecken  von  blassroter  bis  intensiv  roter  Farbe  auf,  die  sich  stark  heiss 
anfühien.  Die  einzelne  Efflorescenz  ist  im  centralen  Teil  ödematös  er- 
haben, geht  allmählich  in  die  gesunde  Haut  über.  Subjektive  Empfindungs- 
Störungen  fehlen  vollkommen.  Der  einzelne  Fleck  persistirt  1 -2  Tage; 
bei  der  Rückbildung  sinkt  zuerst  das  ödematös  erhabene  Centrum  ein. 
Es  hinterbleibt  weder  Schuppung  noch  Pigraentirung.  Während  die 
Effloresconzen  im  Gesicht  heilen,  treten  die  gleichen  Erythemflecke,  nur 
in  etwas  grössereu  Dimensionen  und  mit  der  ausgesprochenen  Neigung 
zum  Confluiren  au  den  oberen  und  unteren  Extremitäten  auf;  hier  erreichen 
sie  PüDfmarkstück-  bis  Flachhandgrösse.  Bei  der  Rückbildung  präsentirt 
sich  nach  dem  Einsinken  des  Centrums  der  Rest  dieser  ausgedehnten 
Flecken  in  Form  guirlandeuartiger  Bänder.  Zuletzt  wird  in  ähnlicher 
Weise  der  Rumpf  befallen.  Dann  treten  regellos  über  den  ganzen  Körper 
zerstreut  einzelne  Recidive  auf,  bis  nach  einer  Gesammtdauer  von  8 bis 
9 Tagen  der  Process  vollständig  abgelaufen  ist.  Eine  Mitbeteiligung  der 
Schleimhäute  findet  nicht  statt,  Fieber  fehlt,  Allgemeinbefinden  ist  unge- 
stört. — Zuerst  ist  die  Aflektion  von  Tschamer  während  einer  Rötel- 
epidernie  in  Graz  beschrieben  und  als  „örtliche,  modificirte“  Röteln  auf- 
gefasst worden.  Kleinere  Epidemien  haben  Sticker  in  Giessen  und  Tripke 
in  Coblenz,  unter  der  Bezeichnung  Erythema  infectiosum,  L.  Feilcelenfeld 
in  Berlin  unter  dem  Namen  Erythema  simplex  marginatum  beschrieben.  — 
Von  Röteln  nnterscheidet  sieb  das  Megalerythem  — abgesehen  von  der 
Form  des  Exanthems:  1.  durch  die  Dauer  des  Floritionsstadiums  (2  bis 
4 Tage  Rubeolae,  5—10  Tage  Megal.);  2.  durch  die  Incubationsdauer 
(17  — 24  Tage  Rubeolae,  5 — 10  Megal.);  3.  durch  die  Lokalisation  des 
Ausschlages;  bei  den  Röteln  werden  der  Reihe  nach  befallen:  Gesicht, 
Rumpf,  Arme  und  Beine;  bei  dem  Megalerythem:  Gesicht,  Extremitäten, 
Rumpf.  — Weiter  kommt  für  die  Differentialdiagnose  in  Betracht:  1.  die 
Scarlatinois  von  TrammeR;  sie  dauert  nur  1 — 2 Tage  und  ist  von  Ab- 
schuppung gefolgt.  2.  Das  Erythema  exsudativum  multiforme;  bei  diesem 
bestehen  schmerzhaftes  Brennen  und  erhebliche  Störungen  des  Allgemein- 
befindens; die  Temperatur  der  erkrankten  Hautstellen  ist  kühl,  beim  Megal- 
erythem heiss.  Das  Erythema  exsudativum  multiforme  dauert  2 — 6 Wochen, 
es  befällt  fast  immer  nur  Hand-  und  Fussrücken,  selten  Stamm  und  Ge- 
sicht. — Die  Prognose  des  Megalerythem  ist  absolut  günstig;  die  Therapie 
kann  sich  auf  hygienische  Maassnahmen  beschränken.  Stadthagen. 


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538 


Hoblfklu. 


No.  32. 


M.  Hohlfeld,  Zur  Pathologie  der  Nieren  bei  den  Magendarm- Erkrankungen 
des  Säuglings.  II.  Teil.  Deutsches  Arch.  f.  klin.  Med.  Bd.  79,  S.  316. 

Im  zweiten  Teil  der  Arbeit  berichtet  Verf.  über  35  anatomische  Unter- 
suchungen von  Nieren  magemlarmkranker  Säuglinge.  Es  fanden  sieb 
mancherlei  Abweichungen  von  dem  gewöhnlichen  mikroskopischen  Bilde, 
welche  Verf.  für  physiologische  Attribute  der  jungen  Niere  hält.  Soweit 
es  sich  um  wirklich  pathologische  Veränderungen  handelt,  gehören  sie  in 
den  Rahmen  der  parenchymatösen  Nephritis,  in  deren  Verlaufe  hier  und 
da  Veränderungen  an  den  Blutgefässen  und  dem  Bindegewebe  der  Nieren 
aufgetreten  sind.  Niemals  findet  sich  das  Bild  der  reinen  interstitiellen 
Nephritis;  nur  bei  2 Fällen  prävaliren  eigenartige  infarcirende  Processe. 
und  in  1 Fall  fand  sich  die  hämorrhagische  Infarcirung  einer  ganzen 
Niere  infolge  Thrombose  der  Nierenvenen.  Verf.  erörtert  sodann  die  Frage, 
ob  die  Veränderungen  der  Nieren  als  Folge  der  Magendarmerkrankung 
aufzufassen  sind.  In  den  meisten  Fällen  fanden  sich  auch  Erkrankungen 
des  Respirationstraktus  vor.  Gegen  ihre  ursächliche  Beziehung  zur  Ne- 
phritis spricht  aber,  dass  sie  meist  erst  einsetzten,  als  die  Nierenerkrankung 
schon  vorhanden  war,  und  dass  ihr  Eintritt  keine  erkennbare  Steigerung 
der  Nephritis  zur  Folge  hatte.  In  vielen  Fällen  handelte  es  sich  nur  um 
Bronchitis  oder  um  wenig  ausgedehnte  Erkrankungen  des  Lungenparenchyms, 
welche  gegenüber  der  schweren  Darmerkrankung  für  die  Aetiologie  der 
Nephritis  nicht  in  Betracht  kommen  konnten.  — In  einer  Anzahl  von 
Fällen  war  durch  Katheterismus  Cystitis  bei  den  darmkranken  Kindern 
entstanden;  aber  die  anatomische  Untersuchung  liess  eine  ansteigende 
Nephritis  in  jedem  dieser  Fälle  mit  Sicherheit  ausschliessen.  — Ebenso- 
wenig ist  nach  Verf.’s  Meinung  der  Otitis  media  purulenta  oder  anderen 
Coraplikationen  ein  Anteil  an  der  Entstehung  der  Nephritis  zuzuschreiben. 
— Dafür,  dass  die  Magendarmerkrankung  die  einzige  oder  doch  wenigstens 
wichtigste  Ursache  der  Nephritis  ist,  spricht  die  Beobachtung,  dass  die 
Schwere  der  Nierenaffektion  von  der  Heftigkeit  der  Darmaffektion  abhängt 
und  dass  in  manchen  Fällen  ein  Parallelismus  in  dem  Verlauf  beider  in 
Bezug  auf  Besserung  und  Verschlimmerung  zu  constatiren  ist.  — Das  Bild 
der  parenchymatösen  Nephritis  ist  dasselbe,  wie  es  bei  anderen  Formen 
von  Intoxikationen  und  Infektionen  beobachtet  wird.  Bakterielle  Embolien 
hat  Verf.  in  seinen  Fällen  nicht  beobachtet.  Die  infarcirenden  Processe 
weisen  gleichzeitig  darauf  hin,  dass  sich  mit  den  Wirkungen  der  Intoxi- 
kation und  Infektion  die  Folgen  allgemeiner  Kreislaufstörungen  verbinden. 
Einen  embolischen  Arterienverschluss  hat  Verf.  nicht  aufgefunden,  dagegen 
Zeichen  der  Stagnation  des  Blutes  in  den  Capillaren  und  auch  in  den 
grösseren  Venen.  — Die  Veränderungen  an  den  Blutgefässen  und  dem 
Bindegewebe  der  Nieren  kommen  nur  bei  chronischen  oder  doch  pro- 
trahirteren  Verdauungsstörungen  vor;  Verf.  sieht  sie  als  Folgen  der  allge- 
meinen Ernährungsstörung  an  und  hält  es  für  unrichtig,  die  interstitiellen 
Veränderungen  auf  Lues  zurückzuführeu.  — Die  klinischen  Symptome  sind: 
selten  und  nur  in  geringem  Grade  besteht  Wassersucht,  die  Albuminurie 
ist  im  Allgemeinen  mässig,  das  Sediment  enthält  spärliche  rote  und 
weisse  Blutkörperchen  neben  oft  reichlichen  Nierenepithelien  und  Cylindern. 
Stärkere  Hämaturie  spricht  für  hämorrhagischen  Infarkt.  Beim  akuten 


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No.  32. 


CoTTET. ßlBKKCEIl. 


539 


Dickdarmkatarrh  sind  die  schwersten,  beim  chronischen  Magendarmkatarrh 
die  leichtesten  entzündlichen  Veränderungen  des  Nierenparenchyms  zu  er- 
warten. Der  Verlauf  der  Nephritis  ist  ein  akuter  oder  snbaknter.  — Die 
Prognose  der  Nierenerkrankung  wäre  an  sich  nicht  ungünstig  — abge- 
sehen von  der  Nierenvenenthrombose  — aber  sie  gewinnt  dadurch  ernste 
Bedeutung,  dass  sie  auf  ein  schweres  Grundleiden  aufgepfropft  ist.  Doch 
kann  es  Vorkommen,  dass  mit  dem  Grundleiden  die  Nephritis  verheilt. 
HeL’BNER  hat  in  einem  Fall  Uebergang  in  chronische  Nephritis  beobachtet. 
— Die  Therapie  fällt  ganz  mit  der  des  Grundleidens  zusammen;  wo  die 
Harnsekretion  infolge  der  Wasserverluste  vom  Darm  aus  versagt,  mache 
man  Kochsalzinfusionen.  Stadthagen. 


Cottet,  De  Poligurie  habituelle  physiologique.  Rev.  de  med.  1905,  No.  4, 

p.  288. 

Unter  physiologischer  Oligurie  versteht  Verf.  eine  Diurese,  die  stetig 
unterhalb  1500  ccm  bei  Männern,  unterhalb  1300  ccm  bei  Frauen  beträgt, 
die  aber  einzig  das  Ergebnis  fehlerhafter  Ernährungsweise  ist.  Der  Oli- 
guriker  trinkt  zu  wenig,  meist  infolge  falsch  ausgelegter  ärztlicher  Ver- 
ordnungen, so  insbesondere  bei  Gastrektasien  und  bei  Fettleibigkeit.  Der 
Urin  ist  bei  solchen  Leuten  concentrirt,  von  erhöhtem  specifischem  Gewicht, 
getrübt  und  zeigt  Bodensatz,  meist  L'rate,  Phosphate  und  Oxalate,  zu  deren 
Lösung  die  zu  geringe  Wassermeuge  nicht  ausreicht.  An  sich  nicht  patho- 
logisch, kann  derartiger  Urin  durch  seine  hohe  Concentration  und  die 
vielen  mitgeführten  Krystalle  auf  das  harnleitende  System  direkt  schädlich 
wirken,  dann  aber  schädigt  die  ungenügende  Wasserversorgung  die  Er- 
nährung der  Zellen  überhaupt.  Man  muss  weiter  zwischen  absoluter  und 
relativer  Oligurie  unterscheiden;  Für  gewöhnlich  genügt  eine  24stündigo 
Urinmenge  von  1500  ccm;  sie  ist  aber  noch  zu  gering  bei  gichtisch  oder 
arteriosklerotisch  hereditär  belasteten  Leuten.  Hier  hat  von  Kindheit  an 
die  Erziehung  auf  eine  reichlichere  Flüssigkeitsaufnahme  hinzuweisen.  Bei 
zu  trocken  lebenden  Fettleibigen  und  Gastrektatikern  wird  man  ebenfalls, 
zumal  ausserhalb  der  Mahlzeiten,  soviel  Flüssigkeit  zulegen  können,  dass 
eine  genügende  Durchspülung  des  Körpers  zu  Stande  kommt.  Alkan. 


Bibergeil,  Ergebnisse  cytodiagnostischer  Untersuchungen.  Festschrift  f. 
Senator,  p.  99. 

Verf.  resumirt  seine  Untersuchungen  folgendermaassen: 

1.  In  Exsudaten  längeren  Bestehens  finden  sich  regelmässig  ausser 
einer  geringen  Zahl  von  multinukleären,  eosinophilen  Leukocytcn  und 
Mastzellen  grössere  Mengen  von  einkernigen  Zellen,  geringere  von  Endothel- 
zellen. 

2.  Die  Lymphocytenbefunde  lassen  sich  in  älteren  Exsudaten  nicht  für 
eine  bestehende  Tuberkulose  diagnostisch  verwerten. 

3.  Die  Menge  der  in  den  serösen  Exsudaten  vorhandenen  multi- 
nukleären Zeilen  kann  als  Anhaltspunkt  für  die  Dauer  des  jeweiligen  Ent- 


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540 


Gacpp- 


No.  32. 


zündungsprocesses  dienen,  indem  ihre  Zahl  mit  zunehmender  Cbronicität 
der  Erkrankung  abnimmt. 

4.  Das  Vorhandensein  von  eosinophilen  Lcukocyten  in  Ergüssen  längeren 
Bestehens  ist  mit  Wahrscheinlichkeit  auf  eine  aktive  Emigration  zurück- 
zuführen. Dieselbe  wird  vermutlich  durch  die  Zerfallsprodukte  der  Endothel- 
zellen hervorgerufen,  welche  auf  die  eosinophilen  Zellen  chemotaktisch  zu 
wirken  vermögen. 

5.  Das  regelmässige  Vorkommen  von  .Mastzellen  in  den  Exsudaten  be- 
ruht auf  der  Cbronicität  der  Entzündungen.  Diese  Elemente  sind  nicht 
als  hämatogene,  sondern  als  histogene  Mastzellen  zu  bezeichnen,  und  nicht 
aktiv  emigrirt,  sondern  ausgeschwemmt  oder  mechanisch  abgeschilfert. 

ü.  Die  einkernigen  Zellen  mit  den  charakteristischen  Zeicbeu  der 
Lymphocyten  sind  als  histogene  Bildungen  aufzufassen,  deren  Entstehung 
auf  die  chronischen  Entzündungsvorgänge  zu  beziehen  sind.  Diese  Zellen 
sind  nicht  ausgewandert,  sondern  passiv  in  die  Exsudate  gelangt. 

7.  Der  Befund  der  unter  1.  genannten  Zellelemente  bei  einem  Fall 
von  Stauungsascites  kann  vorläufig  keine  ausreichende  Erklärung  Hoden. 
Vielleicht  wird  die  Bestätigung  desselben  an  weiteren  älteren  Stauungs- 
ergüssen Aufschlüsse  über  die  Bedeutung  dieser  Zellen  und  ihr  Hinein- 
gelangen in  die  Flüssigkeit  geben.  Alkan. 


K.  Gnu  pp.  Die  Prognose  der  progressiven  Paralyse.  Deutsche  med. 

Wochenschr.  1904,  No.  4 u.  5. 

G.  weist  darauf  hin,  dass  die  Gesammtdauer  der  progressiven  Para- 
lyse infolge  der  Latenz  der  ersten  Anfänge  und  Symptome  häufig  zu  kurz 
angegeben  wird.  Der  Gesammtdurcbschnitt  bei  Männern  betrug  in  den 
Fällen  des  Verf.’s  nur  2*/2  Jahre.  Bei  den  Frauen  war  der  Verlauf  lang- 
samer und  zwar  nicht  nur  wegen  des  Ucberwiegens  der  chronisch-dementen 
Formen,  sondern  auch  bei  den  klassischen  expansiven  Formen.  Auch  bei 
Frauen  verliefen  die  hypochondrisch-depressiven  und  akuten  ängstlicb- 
agitirteu  Formen  schneller.  Selten  war  die  Dauer  über  6 Jahre,  nie  über 
10  Jahre.  Bei  erblich  schwer  belasteteten  Individuen  scheint  die  Ge- 
sammtdauer eine  längere  zu  sein.  Dass  der  Verlauf  der  Paralyse  in  den 
letzten  Jahrzehnten  sich  geändert  habe  (Mendel),  will  der  Verf.  nicht 
anerkennen;  jetzt  werden  die  langsamer  verlaufenden  chronisch-dementen 
Formen  nur  schneller  und  leichter  diagnosticirt.  — Günstiger  scheinen  im 
allgemeinen  die  typische-klassische  Paralyse,  die  cirkuläre,  paranoide, 
katatonische  Form  der  Paralyse  zu  verlaufen.  — Ein  frühes  Auftreten 
tabischer  Erscheinungen  ist  ohne  ungünstige  Bedeutung  für  die  Dauer  der 
Krankheit.  — Im  jugendlichen  Alter  und  im  Senium  ist  ein  abnormer 
Verlauf  nicht  selten.  Die  juvenile  Form  dauert  mitunter  7 — 9 Jahre;  auch 
die  senile  Form  verläuft  langsam  und  ohne  stürmische  Erscheinungen,  ohne 
Sprachstörung  u.  s.  w.  Die  sog.  Taboparalyse,  wo  Hinterstrangerkrankung 
und  paralytische  Rindenerkrankung  zeitlich  ungefähr  zusammenfallen,  ver- 
läuft meistens  langsamer  als  die  rein  spastische  Form.  Dagegen  führt  die 
Tabesparalyse,  wo  zu  langjähriger  Tabes  eine  geistige  Erkrankung  hinzu- 
tritt, nicht  immer  zu  einem  unheilbaren  Verblödungsprocess  (Demenz  niebt- 


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No.  32. 


Wn.LliMSON.  — Klkist. 


541 


paralytischen  Charakters).  — Eine  sichere  Heilung  der  Paralyse  scheint 
nicht  vorzukommen.  Die  Durchsicht  der  Krankengeschichten  von  30  schein- 
bar geheilten  Fällen  von  Paralyse  aus  der  Heidelberger  Klinik  lehrte,  dass 
es  in  allen  Fällen  sich  um  andere  Erkrankungen  (falsche  Diagnosen) 
handelte;  bald  lagen  Pseudoparalysen  alkoholistischen  oder  syphilitischen 
oder  traumatischen  Ursprungs  vor;  oder  es  bestanden  katatonische,  melan- 
cholische, hysterisch-degenerative  Geistesstörungen  mit  isolirten  körper- 
lichen Störungen,  wie  Pupillendifferenz  oder  unsichere  Sprache  oder  Ohn- 
machtsanfälle u.  s.  w.  Vollständige  Interraissionen  kommen  in  dem  Verlaufe 
der  Paralyse  vor,  doch  nur  selten;  häufiger  jedoch  sind  unvollständige 
Remissionen,  indem  bald  die  körperlichen,  bald  die  psychischen  Störungen 
oder  beide  zugleich  zeitweilig  sich  zurückbilden.  Doch  kommt  die  Re- 
mission kaum  in  10  pCt.  der  Fälle  vor,  die  Intermission  noch  nicht  in 
1 pCt.  Bei  akuten  Ausbrüchen  sind  die  Remissionen  häufiger.  Die  Fälle 
sog.  stationärer  Paralyse  gehören  meist  zu  den  Formen  der  traumatischen 
Demenz,  der  Dementia  praecox  und  zu  den  arteriosklerotischen  Hirn- 
erkrankungen. S.  Kalischer. 


R.  T.  Williams«»,  Changes  in  the  spinal  cord  in  diabetes  mellitns. 

Brit.  med.  journ.  1904,  No.  2246. 

Der  Verf.  hatte  bereits  im  Jahre  1894  zwei  Fälle  von  Diabetes  mit- 
geteilt mit  degenerativen  Veränderungen  in  den  Hintersträngen.  In  einem 
neuen  Falle  von  schwerem  Diabetes  fanden  sieb  ebenfalls  degenerative 
Veränderungen  in  den  Goll’schen  Strängen,  besonders  in  der  Cervikal- 
region,  und  ferner  in  den  Burdach’schen  und  in  den  intramedullären  hinteren 
Wurzelgebieten.  Die  Patellar-  und  Achillessehnenreflexe  fehlten  in  diesem 
Falle.  Die  peripheren  Nerven  wurden  nicht  untersucht,  doch  fehlten  alle 
Anzeichen  einer  Affektion  derselben,  sodass  W.  in  diesem  wie  in  ähnlichen 
Fällen  den  Verlust  der  Patellarreflexe  bei  Diabetikern  nicht  immer  von 
einer  peripheren  Neuritis  herleiten  möchte.  Die  Degeneration  der  hinteren 
Wurzeln  könnten  diesen  Verlust  zur  Genüge  erklären.  S.  Kalischer. 


K.  Kleist,  Experimentell  anatomische  Untersuchungen  über  die  Beziehungen 
der  hinteren  Rückenmarkswurzeln  zu  den  Spinalganglien.  Virchow's  Arch. 
175.  Bd.,  H.  3. 

Die  Durchtrennung  der  hinteren  Wurzeln  ruft  innerhalb  derselben 
einen  Zerstörungsprocess  hervor,  welcher  in  centrifugaler  Richtung  an 
Intensität  und  Ausdehnung  abnimmt  und  schon  innerhalb  des  Ganglions 
erlischt;  ob  eine  spärliche  Degeneration  bis  in  die  austretenden  Bünde) 
fortsebreitet,  ist  nicht  mit  Sicherheit  zu  entscheiden.  Von  den  Spinal- 
ganglienzellen geht  etwa  der  sechste  Teil  zu  Grunde,  betroffen  wird  hierbei 
der  proximale  Pol  und  das  dorsale  Randzellenlager.  Die  erhalten  bleiben- 
den Zellen  werden  einfach  atrophisch.  Vermehrtes  Bindegewebe  tritt  an 
Stelle  der  zerstörten  nervösen  Gebilde.  Es  entsteht  eine  unbedeutende 
Kern  Wucherung  in  der  Achse  des  Ganglions  und  an  der  ventralen 


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542 


Hknnkbkbu.  Lksskr. 


No.  32. 


Rindenpartie  und  im  dorsalen  Randlager  ein  faserig-narbiges  Zwischen 
gewebe.  M.  Brasch. 


R.  Henneberg,  Ueber  chronische,  progressive  Eucephalomalacie  und  Be- 
merkungen über  den  „harten  Gaumenreflex“.  Arch.  f.  Psych.  38.  Bd., 
2.  H. 

Eine  32jährige  Frau  erkrankte  zwei  Tage  nach  der  Entbindung  mit 
Verwirrtheit  und  Unruhe,  wurde  stuporCs  und  bekam  gleichzeitig  eine  ganz 
allmählich  fortschreitende,  zuerst  spastische,  später  schlaffe  Lähmung  beider 
Beine  und  des  rechten  Armes.  Die  Sektion  ergab  weit  verbreitete,  teils 
diffuse,  teils  herdförmige  encephalomalacische  Läsionen,  keine  als  primär 
anzusehende  Gefässveränderungen,  eine  mässig  starke  Atrophie  der  Hirn- 
rinde und  diffus  aufgetretene  meningo-myclitische  Veränderungen  im 
Rückenmark. 

Die  Erweichungen  werden  als  durch  Giftwirkung  ohne  Mitwirkung 
von  Gefässverstopfungcn  entstandene  betrachtet.  Intra  vitam  wurde  ein 
Reflex,  durch  Bestreichen  des  harten  Gaumens  auslösbar,  beobachtet,  bei 
dem  eine  Contraktion  des  Orbicnlaris  oris  erfolgte.  Dieser  Reflex  findet 
sich  regelmässig  bei  doppelseitigen  Hirnaffektionen.  Er  dürfte  ähnlich  zu 
Stande  kommen  wie  der  Saugreflex  des  Neugeborenen.  M.  Brasch. 


E,  Besser,  Zur  Pathogenese  der  Recidive  der  Syphilis.  Festschrift  für 
Prof.  Senator.  Berlin  1904,  S.  201. 

Lang  hat  schon  vor  vielen  Jahren  die  Vermutung  ausgesprochen,  dass 
die  Syphilisrecidive  von  Keimen  ausgehen,  die  in  den  Geweben  von  der 
ersten  Ucberschwemmung  des  Orgauismus  mit  dem  Sypbilisvirus  zurück- 
geblieben sind  und  diese  Anschauung  fand  eine  wesentliche  Stütze  in  dem 
von  Neumann  erbrachten  Nachweis,  dass  au  der  Stelle  scheinbar  völlig 
abgeheilter  Krankheitsherde  noch  lange  Zeit  sehr  erhebliche  histologische 
Veränderungen,  besonders  zeitige  Infiltrationen  in  den  Gefässwaudungcn, 
persistiren.  Dazu  kommt  die  nicht  ganz  selten  zu  machende  klinische 
Beobachtung,  dass  sich  papulöse  und  maculöse  Recidive  im  engsten  ört- 
lichen Anschluss  an  noch  sichtbare  Residuen  (Pigmentirungen,  in  einem 
Falle  L.’s  auch  Leukodermaflecke)  früherer  Eruptionen,  gleichsam  als  deren 
Fortsetzung,  entwickeln,  wofür  Verf.  einige  besonders  markante  Beispiele 
mitteilt.  Es  macht  durchaus  den  Eindruck,  dass  an  den  Orten  der  ersten 
Erkrankung,  namentlich  an  deren  Peripherie,  Krankheitskeime  liegen  ge- 
blieben sind,  die  durch  gewisse  Umstände  zu  neuer  Wucherung  angeregt 
wurden.  Diese  Hypothese  über  die  Entstehung  der  Recidive  erklärt  auch 
ungezwungen,  woher  es  kommt,  dass,  während  das  erste  Exanthem  ein 
mehr  oder  weniger  universelles  und  symmetrisches  zu  sein  pflegt,  die 
späteren  Rückfälle  beständig  an  Ausbreitung  und  Symmetrie  verlieren  und 
sich  schliesslich  auf  vereinzelte  Herde  beschränken,  da  ja  mit  der  Zeit 
immer  mehr  von  den  in  der  Haut  zerstreut  zurückgebliebenen  Keimen  zu 
Grunde  gehen  werden.  Ausserdem  scheint  dem  Verf.  jene  Anschauung, 
wenn  sie  richtig  ist,  sehr  energisch  zu  Gunsten  der  intermittirenden  Syphilis- 


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No.  32. 


KhAKNKLI..  litRMIKUIKll  Utld  ilßUNKB.  GlKMSA.  RkSTKANN. 


543 


bebandlung,  also  der  Behandlung  auch  in  symptomeufreien  Zeiten  zu 
sprechen;  denn  es  sei  doch  auzunehmen,  dass  das  Quecksilber  ebeuso  wie 
auf  die  sichtbaren,  auch  auf  die  makroskopisch  nicht  wahrnehmbaren  In- 
filtrate wirke  und  dass  seine  wiederholte  Anwendung  die  übrig  gebliebenen 
Keime,  von  denen  die  Recidive  ausgehen,  rascher  und  vollständiger  zum 
Schwinden  bringen  werde,  als  es  bei  unzulänglicher  Behandlung  geschehen 
würde.  H.  Müller. 


1)  C.  Fraenkel,  Ueber  das  Vorkommen  der  Spirochaete  pallida  bei  Syphilis. 
Münch,  med.  Wochenschr.  1905,  No.  24. 

2)  K.  Herxheimer  und  H.  llübuer,  Oeber  Darstellungsweise  und  Befund 
der  bei  Lues  vorkommenden  Spirochaete  pallida.  Deutsche  med.  Wochen- 
schrift 1905,  No.  20. 

3)  G.  Giemsa,  Bemerkungen  zur  Färbung  der  Spirochaete  pallida  (Schau-" 
pinn).  Ebenda. 

4)  K.  Kcstmunii,  Zur  Färbung  der  Spirochaete  pallida  SCHAUDINN.  (Aus 
der  Universitätsklinik  f.  Dermatol,  u.  Sypli.  in  Wien.)  Deutsche  med. 
Wochenschr.  1905,  No.  25. 

1)  F.  konnte  die  Spirochaete  pallida  (Cbl.  1906,  S.  445)  in  0 von 
ihm  untersuchten  Syphilisfällen  nachweisen  und  ihr  Fehlen  bei  nicht 
syphilitischen  spitzen  Condylomen  feststellen.  Die  Untersuchung  ist  wegen 
der  höchst  unregelmässigen  Verteilung  der  überaus  feinen  Gebilde  sehr 
mühsam  und  geschieht  am  besten  mit  starken  Vergrösserungen  (Oel- 
iinmersion,  Ocular  8).  Die  Spirochaete  zeigt  meist  8 — 10  Windungen, 
nicht  selten  aber  auch  4 — 6 oder  12—14.  Verf.  ist  fest  überzeugt,  dass 
sie  in  der  Tat  den  Erreger  der  Syphilis  darstellt. 

2)  H.  und  H.  fanden  die  Spirochaete  pallida  bei  15  von  IG  Patienten 
in  primären  und  sekundären  Syphilisprodukten,  besonders  in  Ausstrichen 
von  der  Unterfläche  excidirter  Papeln,  einmal  auch  in  einem  Gewebs- 
schnitt  von  einem  indurirten  Schanker.  Meist  waren  die  Organismen  in 
sehr  geringer,  bisweilen  aber  auch,  wie  in  einem  papulo-pustulösen  Syphilid 
am  Rücken,  in  grösserer  Zahl  vorhanden.  Zu  ihrer  Färbung  erwies  sich 
ausser  der  Giemsa’schen  Mischung  eine  filtrirte  wässerige  Lösung  von  Nil- 
blau oder  Capriblau  (1  : 1000,  etwa  16—24  Stunden)  geeignet.  Im  hängen- 
den Tropfen  schien  den  Verfifn.  die  Spirochaete  infolge  ihrer  Bewegungen 
leichter  auffindbar  zu  sein,  als  im  gefärbten  Trocken präparat.  Bisher 
nicht  geglückt  ist  ihnen  ihr  Nachweis  im  Lymphsaft  specifisch  veränderter 
Drüsen,  im  kreisenden  Blute  und  bei  hereditärer  Lues.  (Eis  liegen  ausser- 
dem eine  grössere  Zahl  von  Mitteilungen  über  denselben  Gegenstand  vor, 
die  hier  einzeln  zu  besprechen  um  so  weniger  notwendig  erscheint,  als  sie 
alle  das  gleiche  besagen,  nämlich,  dass  die  Spirochaete  pallida,  wenn  auch 
oft  erst  nach  langem  Suchen,  bei  Syphilis  mehr  oder  weniger  regelmässig, 
in  nicht  syphilitischen  Krankheitsprodukten  dagegen  niemals  gefunden 
wurde.  Ref.). 

3)  Die  Zusammensetzung  einer  von  G.  neuerdings  angegebenen  Farb- 
lösung ist  folgende:  Azur  Il-Eosin  3,0,  Azur  110,8  Glycerin  (Merck,  chemisch 
rein)  250,  Methylalkohol  (Kahlbaum  1)  2,50.  Ausführung  der  Färbung: 


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544 


WlM-K.  — : DltEUW. 


No.  32. 


Härtung  des  lufttrocknen,  sehr  dünnen  Ausstrichs  in  Alcoh  absol.  (15  bis 
20  Min.),  Abtupfen  mit  Fliesspapier.  Verdünnung  der  Farblösung  in  eiuein 
weiten  Reagensglas  unter  Umschütteln  (1  Tropfen  der  Farblösung  auf  etwa 
1 ccm  Wasser).  Uebergiessen  des  Präparats  ohne  jeden  Verzug  mit  der 
verdünnten  Lösung,  Färbdauer  10 — 15  Minuten.  Abwaschen  im  scharfen 
Wasserstrahl,  Abtupfen  mit  Fliasspapier,  nach  dem  Eintrocknen  Einbetten 
in  Canadabalsam.  Für  die  Spirochaete  pallida  ist  bei  einstündiger  Ein- 
wirkung des  Farbgemisches  das  Optimum  erreicht. 

4)  Nach  der  folgenden  Methode  K.’s  soll  sich  die  Spirochaete  pallida 
in  kurzer  Zeit  intensiv  färben  lassen,  sodass  sie  auch  von  weniger  geübten 
Untersuchern  leicht  zu  finden  ist.  Das  lufttrockene,  möglichst  dünne  Prä- 
parat wird  10  Min.  in  absolutem  Alkohol  fixirt,  dann  durch  Aqu.  dest.  auf 
5 Min.  in  2proc.  Phosphorwolframsäurelösung  übergefübrt.  Hierauf  wird 
es  mit  Aqu.  dest.  und  70proc.  Alkohol  gründlich  abgespült,  wieder  in 
destillirtes  Wasser  gebracht  und  dann  mit  unverdünnter  Carboifuchsin- 
lösung  unter  Erwärmen  über  der  Flamme  bis  zur  intensiven  Dampfbildung, 
aber  möglichst  ohne  Aufwellen,  gefärbt.  Das  Deckglas  wird  daun  gut  mit 
Leitungswasser  abgespüit,  kurz  in  70proc.  Alkohol  geschwenkt,  wieder  in 
Wasser  gewaschen,  getrocknet,  montirt.  Die  Spirochaeten  erscheinen  ziem- 
lich intensiv  rot  gefärbt.  H.  Müller. 


Wille,  A contribution  to  the  surgery  of  nephritis;  Report  of  case.  N.-Y. 
med.  journ.  1904,  Bd.  80,  No.  17. 

Bei  einem  18jährigen  Mann,  der  nach  einer  Influenza  an  Nephritis 
erkrankt  und  2 Monate  und  8 Tage  im  Hospital  diätetisch  und  medika- 
mentös ohne  Erfolg  behandelt  worden  war,  wurde  am  20.  April  die  rechte 
Niere,  am  11.  Mai  die  linke  Niere  freigelegt  und  entkapselt.  Die  tägliche 
ausgeschiedene  Albumenmenge  von  4,2  bis  15,55  g sank  nach  der  ersten 
Operation  auf  2,6  bis  4,95  g,  nach  der  zweiten  Operation  auf  schliesslich 
0,5  g,  die  vor  den  Operationen  reichlich  vorhandenen  hyalinen  und  granu- 
1 i r teil  Cylinder  wurden  selten,  das  Allgemeinbefinden  erheblich  gebessert. 

B.  Marcuse. 


Dreuw,  Kathetersterilisator.  Münch,  med.  Wochenschr.  1904,  No.  44. 

Der  von  F.  und  M.  Lautenschläger  fabricirte  Apparat  ermöglicht 
die  Sterilisation  einer  grösseren  sowohl  wie  einer  kleineren  Anzahl  von 
Kathetern  mittelst  Wasserdampfes,  der  Lumen  und  Aussenfläche  der  Ka- 
theter berührt.  Besonders  praktisch  scheint,  dass  die  Katheter  von  aussen 
sichtbar  sind  und  in  einfacher  Weise  einzeln  steril  entnommen  werden 
können.  Wegen  der  speciellen  Einrichtung  des  Apparates  sei  auf  die 
Originalarbeit  verwieseu.  B.  Marcuse. 


Kinseudu ugen  werden  an  die  Adresse  des  Herrn  Geb.  Mod. -Kat  Prüf.  Dr.  M.  Bernhardt  (Berlin  W. 
Französische  Ntraaae  21)  oder  an  die  Verlagshandluog  (Berlin  MW.,  Unter  den  Linden  flfl)  erbeten 


Verla*  ron  August  II  Irar  li  *»  * I «I  in  Berlin.  — f'rtirk  von  I«.  Rehnmseher  (n  Berlin  N Jl 


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Centralblatt 


Pr»ll  des  Jahrg»u«*« 
38  Mark  : tu  bexicheu 
durch  all«  Buchlund- 
langen  u.  Postanntalten. 


für  die 


iiicdiciiiischeii  Wissenschaften. 


Dnter  Mitwirkung  von 

Prof.  Dr.  H.  Senator  und  Prof.  Dr.  E.  Sg 

redigirt  von  / 


Prof.  Dr.  M.  Bernhardt  \ * 

ln  Berlin.  ^ 

10.  August. 


SEP  29  1905 


Infinit:  Schilling,  Fluorescenz  des  Harns  bei  Diabetes.  — Kumink, 
Einfluss  der  Lymphagoga  auf  die  Leber.  — v.  Jaksch,  Ueber  Stickstoff  im  Harn 
bei  Pbosphorvergiftung.  — Mevkk.  Myristinsäure  und  Laurinsäure.  — Weihs, 
l'eber  Trypsinverdauung.  — Weichsel»  aum  und  Bartel,  Latenz  der  Tuber- 
kulose. — Lissaueb,  Aneurysma  am  Stamm  der  Pulmonalarterie.  — Zksah, 
Die  chronische  aukylosirende  Entzündung  der  Wirbelsäule.  — Kempf,  Ursache 
und  Behandlung  des  Caput  obstipum  muscularc.  — B ardenii  euer,  Neuralgie 
des  UI.  Trigeminusastes.  — Lbzenius,  Aetiologie  der  Cataracta  zouularis.  — 
Haikk,  Wirkung  vou  Natrium  salicylicum  und  Aspirin  auf  das  Gehörorgan.  — 
vas  Eicken.  Lokalanästhesie  des  äusseren  Gehörganges.  — Wolvf,  Ueber  das 
Heufieber.  — Cabini.  Agglutination  der  Milzbrandbacillen.  — Bertarklli, 
Immunisirung  gegen  Cholera.  — Cabini,  Ueber  pathogene  Trypanosomeu.  — 
Loewen heim,  Erfahrungen  mit  „Phytin".  — Lommel,  Therapie  von  Leukämie 
and  Pseudoleukämie  mit  Röntgenstrahlen.  — Kittetrinkb,  Chologcnbehandlung 
der  Chotelithiasis.  — Pbndl,  Volvulus  des  Magens.  — Salgk.  Zur  Bakteriologie 
des  Enterokatarrhs.  — Beck.  Tetanie  beim  Kinde.  — v.  d.  Bkhgh,  Enterogene 
Cyanose.  — Aufschläger,  Zur  Lokalisation  der  Hemichorca.  — Brook,  Fall 
totaler  Paraplegie.  — v.  Hokbslin  Ueber  peripherische  Schwangerschaftsläh- 
muügen.  — Mangrlsuorp,  Ueber  ein  Phänomen  am  Magcii  bei  Migräne.  — 
Ki.ien.  Morbus  Basedowii.  — Kollarits,  Migraine  ophthalmoplcgif|ue. — Pior- 
eowski,  Syphilisimpfung  beim  Pferde.  — Strasse«,  Lupus  erythematodes.  — 
Oppenheim,  Behandlung  des  Lupus  erythematosus.  — Bettmann,  Abortiv- 
behandlung der  Gonorrhoe.  — NicoY.ich,  Behandlung  der  Prostatahypertrophie. 
— Plattneh,  Blasensteiubildung  nach  PfäbluDgsverletzung, 

F.  Schilling,  Fluorescenz  des  Harns  bei  schwerem  Diabetes.  Gentralül. 
f.  inn.  Med.  1905,  No.  14. 

Sch.  konnte  die  zuerst  von  Stryzowski  gemachte  Beobachtung  einer 
Fluorescenz  des  mit  5 pCt.  Foi'malin  versetzten  diabetischen  Harnes  be- 
stätigen. Harne  mit  0,5 — 2,6  pCt.  Zucker  geben  sie  noch  nicht,  dagegen 
stets  solche  mit  über  4 pCt.  — Traubenzuckerlösungen  von  4 pCt.  zeigen 
sie  nicht,  auch  nicht  nach  Acetonzusatz,  dagegen  fluorescirt  stark  zucker- 
haltiger Harn  auch  noch  nach  der  Vergährung  des  Zuckers  auf  Formalin- 
msatz.  jj-Oxybuttersäure  und  Acetessigsäure  sind  auch  nicht  an  der 
Fluorescenz  beteiligt.  Es  bandelt  sich  vielleicht  um  besondere,  durch  den 
abnormen  Stoffzerfall  entstehende  und  in  den  Harn  übergehende  Farbstoffe. 

A.  Loewy. 

XL.lt!.  Jahrgang  115 


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546 


Kl'SMINE. 


v.  Jaksch.  — Meyer.  — Weise. 


No.  33. 


K.  Kusminc,  Untersuchungen  über  die  Eigenschaften  und  die  Entstehung 
der  Lymphe.  Sechste  Mitteilung:  Ueber  den  Einfluss  der  Lymphagoga 
(Lebergifte)  auf  die  Leber.  Zeitschr,  f.  Biol.  Bd.  46,  S.  554. 

K.  hat,  von  der  Asber’schen  Anschauung  ausgehend,  dass  die  Lympba- 
goga  die  Tätigkeit  der  Leber  anregen,  untersucht,  ob  nicht  nach  intra- 
venöser Injektion  derselben  morphologische  Veränderungen  der  Leber 
zur  Ausbildung  kommen.  Sie  benutzte  Hunde,  entnahm  ihnen  vor  der 
Injektion  ein  Leberstückchen  zur  Untersuchung  und  dann  eine  Stunde  nach 
der  Injektion  ein  zweites.  Sie  fand,  dass  Pepton,  Krcbsmuskelexlrakt. 
und  Blutegelextrakt  constant  morphologische  Veränderungen  der  Uber 
hervorrufen.  Das  Protoplasma  erscheint  dichter  und  leichter  färbbar,  die 
Vacuolisirung  der  Zellen  verschwindet,  die  Zellgrenzen  werden  undeutlicher, 
die  Blutcapillaren  weiter.  Dabei  treten  eigenartige  kugelige  Gebilde  ver 
schiedener  Grösse  auf,  deren  Natur  noch  nicht  festgestellt  ist.  Abgesehen 
von  letzterem  Befund  wird  die  Leber  der  Hungerleber  ähnlich.  Aber  auch 
die  Leber  hungernder  Hunde  zeigt  nach  der  Iujektion  Veränderungen. 
— In  dieser  Veränderung  der  Leberzellen  sieht  Verf.  den  Ausdruck  der 
lymphagogen  Wirkung  der  oben  genannten  drei  Lymphagoga. 

A.  Loewy. 

11.  v.  Jaksch,  Ueber  die  Verteilung  des  Stickstoffs  im  Harne  bei  einem 
Falle  von  Phosphorvergiftung  nebst  vergleichenden  Beobachtungen  über 
einige  neuere  Methoden  der  Harnstoffbestimmung.  Zeitschr.  f.  physiol. 
Chem.  Bd.  40,  S.  123. 

Die  in  der  Mitteilung  niedergelegten  Zahlenwerte  beanspruchen  allein 
ein  klinisches  Interesse;  hervorgehoben  zu  werden  verdient  das  Ergebnis, 
dass  die  Phosphorintoxikation  des  menschlichen  Organismus  zu  einer  er- 
höhten Ausfuhr  aller  wichtigen  Stickstoffformen  der  Stoffwechselprodukte, 
insbesondere  auch  der  Harnsäure,  Veranlassung  giebt.  Neuberg. 


L.  F.  Meyer,  Ueber  die  Beziehungen  zwischen  Molekulargewicht  und 
physiologischer  Wirkung  bei  höheren  Fettsäuren.  Erste  Mitteilung. 
Myristinsäure  und  Laurinsäure.  Zeitschr.  f.  physiol.  Chem.  Bd.  40. 
S.  550. 

Besonders  durch  ältere  Versuche  von  .1.  Munk  (Virchow’s  Arch.  Bd.  80. 
S.  10)  ist  bewiesen,  dass  die  gewöhnlichen  Fettsäuren  der  tierischen  Fette 
(Oel-,  Stearin-  und  Palmitinsäure)  den  Eiweissverbrauch  schützen,  und  im 
Sinne  Voit’s  Nährstoffe  sind.  Gleiches  hat  Verf.  durch  exakte  Stoffweelisel- 
verstiche  atu  Hund  für  die  kohlenstoffärmeren  Säuren,  Laurinsäure, 
Ci2H2402,  und  Myristinsäure,  Ci<H2802,  nachgewiesen.  Neuberg. 


II.  It.  Weiss,  Zur  Kenntnis  der  Trypsinverdauung.  Zeitschr.  f.  physiol. 
Chem.  Bd.  40,  S.  480, 

Die  Halogensalze  der  Alkalien  stören  die  Trypsinverdauung  sehr  wenig, 
aut  stärksten  NaCI,  weniger  KCl,  noch  weniger  die  entsprechenden  Bromide 
und  Jodide.  Natriumoxalat  wirkt  sicherlich  stärker  hemmend  als  NaCI. 


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No.  33. 


Weichbelbaum  und  Bartei..  — Lisbaueb. 


547 


Erheblich  stärker  als  die  Halogensalze  schädigen  die  Sulfate  hei  gleicher 
Concentration ; als  fördernd  erweist  sich  Dinatriumphosphat,  ohne  Einfluss 
ist  der  Borax.'  Neuberg. 

1 ■ / ' . . . , t ! 

WeichseUiftuiu  und  Kartei«  Zur  Frage  der  Latenz  der  Tuberkulose. 

Wiener  klin.  Wocheuschr.  l‘J05,  No.  10. 

Verff.  verimpften  Drüsen  verschiedener  Körperregionen  von  Kindern, 
hei  denen  weder  die  genaueste  makroskopische  noch  mikroskopische  Unter- 
suchung Tuberkulose  feststellen  konnte,  auf  Meerschweinchen.  In  8 Fällen 
entwickelte  sich  Tuberkulose  der  geimpften  Versuchstiere.  Verff.  schlicssen 
daraus,  dass  in  Lymphdrüsen  gelangende,  lebende  Tuberkelbacillen  sich 
in  diesen  eine  gewisse  Zeit  hindurch  lebensfähig  erhaltet)  können,  ohne 
dass  es  hierbei  zu  specihschen  tuberkulösen  Veränderungen  zu  kommen 
braucht.  Diese  Zeit  der  Lateuz  kann  vielleicht  eine  ziemlich  lange  sein. 
Verff.  warnen  auf  Grund  dieser  Untersuchungen  davor,  Schlüsse  auf  die 
Eintrittspforten  der  tuberkulösen  lufektion  zu  machen,  lediglich  gestützt 
auf  manifeste  tuberkulöse  Veränderungen.  Beitzke. 


M.  Lissauer,  Ueber  das  Aneurysma  am  Stamme  der  Pulmonalarterie. 

(Aus  d.  pathnl.  Institut  des  Krankenhauses  am  Friedricbsbain  zu  Berlin.) 

Virchow’s  Arch.  Bd.  180,  S.  462. 

So  häufig  Aneurysmen  an  den  kleinen  Aesten  der  LuDgenarterien  sind, 
wo  sie  sich  dann  meist  in  Cavernen  finden,  so  selten  sieht  man  sie  am 
Stamm  oder  an  den  Hauptästen  der  Lungenarterieu.  Verf.  beobachtete 
einen  solchen  Fall  bei  einem  24jährigen  Mann.  Er  fand  bei  der  Sektion 
eine  Dilatation  und  Hypertrophie  beider  Herzkammern,  besonders  der 
rechten.  Am  Ostiuiu  der  Aorta  sassen  nur  zwei  gleich  grosse,  zarte 
Klappen.  Die  Pulmonalarterie  wies  unmittelbar  über  ihrer  Herzklappe 
eine  hühnereigrosse,  sackförmige  Ausbuchtung  und  an  deren  distalem  Ende 
eine  Stenose  auf.  Beide  Pulmonaläste  waren  kaum  für  einen  dünnen 
Katheter  passirbar.  Der. Ductus  Botalli  zeigte  eine  aneurysroatische  Er- 
weiterung. In  der  Intima  der  Aorta  fanden  sich  zahlreiche  weisse  Striche 
und  Flecke.  Die  Aorta  war  eug,  die  Intercostalarterien  gingen  unregel- 
mässig ab  und  waren  verschieden  weit.  Zahlreiche  Verdickungen  der 
Intima  waren  auch  in  der  Pulmonalarterie  vorhanden;  die  Lungen  empbyse- 
matisch  erweitert. 

Verf.  bringt  dann  eine  Zusammenstellung  von  21  Fällen  aus  der 
älteren  und  neueren  Litteratur.  Er  glaubt,  dass  die  Stenose  angeboren 
sei,  da  ja  auch  der  Ductus  Botalli  offen  geblieben  ist  und  die  sehr  enge 
Aorta  nur  zwei  Klappen  besitzt.  Die  Folge  der  Stenose  ist  die  Erweiterung 
der  Arterie,  weiterhin  die  Herzveränderung  und  die  Arteriosklerose.  Die 
auffällige  Hochgradigkeit  des  Emphysems  war  wohl  eine  Folge  der 
Cirkulationsstörung,  In  einem  zweiten,  schon  früher  im  Friedricbsbain 
beobaohteten  Fall  war  der  rechte  Ventrikel  stark  dilatirt  und  hyper- 
trophisch, die  Lungenarterie  unmittelbar  über  ihrer  Herzklappe  zu  einem 
wailnussgrossen,  links  gelegenen  Sack  uiit  dicken  Wänden  und  tbrombo- 

35* 


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548 


7.ES.VB.  KüMI’F. 


No.  33. 


tischen  Auflagertingen  erweitert.  Der  linke  Ast  der  Pulmonalis  war  voll- 
ständig obliterirt,  der  rechte  stark  verengt,  das  Poramen  ovale  stand  weit 
offen.  Die  Ursache  für  das  Aneurysma  war  auch  hier  die  wohl  angeborene 
Gefässverengerung. 

In  anderen  Fällen  war  die  Entstehung  sicher  dem  Offenbleiben  des 
Ductus  Botalli  zur  Last  zu  legen  auf  Grund  der  Blutdruckerböhung,  der 
die  Arterie  hierbei  ausgesetzt  ist. 

Einmal  batte  auch  die  Verödung  zahlreicher  Capillaren  bei  einem 
hochgradigen  Emphysem  zur  Bildung  der  Aussackung  geführt.  Zum  Schluss 
erwähnt  Verf.  noch  einige  für  die  event.  klinische  Diagnose  wichtige 
Punkte,  bemerkt  aber  gleich,  dass  intra  vitam  nur  zweimal  die  Stellung 
der  Diagnose  gelang.  Geissler. 


I).  G.  Zpsu.h , Beitrag  zur  chronischen  ankylosirenden  Entzündung  der 
Wirbelsäule.  Zeitschr.  f.  Chir.  Bd.  74,  H.  5—6,  S.  407. 
ln  den  beiden  von  Z.  mitgeteilten  Fällen  scheinen  rheumatische  Schäd- 
lichkeiten als  ätiologisches  Moment  am  schwersten  in  die  Wagscbalc  iu 
fallen.  Beide  Patienten  machten  eine  akute  fieberhafte  Gelenkaffektion 
durch;  anschliessend  an  diese  Erkrankung  entwickelte  sieb  das  Wirbel- 
sätileleiden.  Beachtenswert  ist  ferner,  dass  beide  Patienten  ihren  Beruf 
in  einen  gewissen  Zusammenhang  mit  der  Wirbelsäulenankylose  zu  bringen 
geneigt  waren,  ln  der  ersten  Beobachtung  musste  der  Kranke  täglich  acht 
Stunden  mit  stark  nach  vorn  gebeugtem  Oberkörper  arbeiten;  ebenso  war 
der  zweite  Patient  genötigt,  bei  seinen  Schreibarbeiten  in  vornübergeneigter 
Haltung  zu  verharren.  Beide  Kranke  empfanden  starke  Schmerzen  in 
Bereiche  der  Wirbelsäule,  nachdem  sie  längere  Zeit  in  der  erwähnten 
Haltung  gearbeitet  hatten  und  konnten  sich  nur  allmählich  und  mit  Mühe 
aufrichten.  Hereditäre  Belastung,  traumatische  Einwirkungen  und  luetische 
Infektion  waren  nicht  nachweisbar.  Joachimsthal. 


Keinpf,  lieber  Ursache  und  Behandlung  des  Caput  obstipum  musculare. 

Zeitschr.  f.  Chir.  Bd.  73,  H.  4 — 6,  S.  361. 

Die  histologischen  Befunde  am  Kopfnicker  des  Scbiefhalsigen  sind 
nach  K.’s  Beobachtungen  in  der  Hannoverschen  Kinderheilanstalt  nicht  be- 
weisend für  die  entzündliche  Natur  des  Leidens.  Sie  sprechen  vielmehr 
für  eine  ischämische  Entstehung  des  Caput  obstipum.  Für  den  Eintritt 
von  Ischämie  bietet  71er  Kopfnicker  vermöge  seiner  exponirten  Lage  und 
seiner  eigentümlichen  Gefässverhältnisse  besonders  günstige  Verhältnisse. 
In  manchen  Fällen  können  trophoneurotisebe  Vorgänge  die  Wirkung  der 
Ischämie  steigern.  Die  Indurationen  des  Sternocleidomastoideus  sind 
pathologisch-anatomisch  dem  hämorrhagischen  Infarkt  vergleichbar;  sie 
können,  ohne  Schädigungen  zu  (unterlassen,  verschwinden,  gelegentlich 
aber  auch  die  ischämische  Contraktur  einleiten.  Iscbämisch-neuropathiscbe 
Einflüsse  können  den  Sternocleidomastoideus  intrauterin,  intra  partum  und 
im  späteren  Leben  treffen. 

K.  hält  auf  Grund  seiner  Beobachtungen  an  37  von  KREDSL-Hannover 


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No.  33. 


Babiiknhkijer.  — Lezkmus. 


549 


operirten  Fällen  die  offene  Durchschneidung  des  Kopfnickers  mit  querem 
Hautschnitt  für  das  Nurmalverfahren.  Joachimsthal. 


Bardcnheuer,  Neuralgie  des  III.  Trigeminusastes  geheilt  durch  Einlagerung 
desselben  in  Weichteile.  Festschrift  zur  Eröffnung  der  Akad.  d.  prakt. 
Med.  in  Cöln  1904,  S.  65. 

Das  neue  als  „Neurinsarkoklesis“  bezeichnete  Verfahren  zur  Heilung 
von  Neuralgien  beruht  auf  B.’s  Ansicht,  dass  die  Ursache  für  jede  Neur- 
algie der  knöcherne  Kanal  ist,  welchen  der  Nerv  auf  seinem  Wege  vom 
Hirne  oder  Rückenmark  zur  Peripherie  passirt.  Tritt  eine  venöse  Hyper- 
ämie im  Knochenkanale  aus  irgend  einem  Grunde  — Trauma,  Infektion  etc. 

— auf,  welche  durch  die  Enge  der  Ein-  und  Ausgangsöffnung  oder  durch 
die  Idnge  des  Knocbenkanals  unterhalten  und  plötzlich  gesteigert  wird, 
so  stellt  sich  ein  neuralgischer  Anfall  ein.  — Auf  dieser  Grundlage  hat 
B.  vor  einigen  Jahren  in  5 Fällen  hartnäckiger,  veralteter  Ischias,  bei 
welcher  alle  anderen  Methoden  vergeblich  versucht  waren,  die  Entfernung 
der  knöchernen  Kanäle  der  Ischiadicuswurzeln  ausgeführt  und  damit  Dauer- 
heilungen von  3 — 8 Jahren  erzielt.  In  analoger  Weise  behandelte  B.  jetzt 
einen  Fall  von  hartnäckiger  schwerster  Neuralgie  des  111.  Trigeminusastes 
rechts  bei  einem  41jährigen  Schreiner,  der  seit  3 Jahren  an  dieser  Krank- 
heit litt,  bei  dem  alle  Zähne  des  rechten  Unterkiefers  ohne  Erfolg  gegen 
die  Anfälle  eztrahirt  waren  und  bei  dem  die  leiseste  Berührung  der  Haut 
und  Schleimhäute  der  rechten  Kopfhälfte  sogleich  einen  heftigen  Anfall 
auslöste.  Er  meisselte  nach  Aufsuchen  des  Foramen  submeotale  die 
äussere  Fläche  des  Unterkiefers  nach  hinten  zu  soweit  auf,  bis  der  Nervus 
alveolaris  blosslag;  in  ähnlicher  Weise  in  der  Mundhöhle  vorgehend,  wurde 
der  obere  Abschnitt  des  Nerven  freigelegt.  So  wurde  der  Nerv  in  seinem 
ganzen  Verlauf  im  Knochen  herausgehoben  und  das  Periost  über  den 
Knochen  vernäht,  darüber  der  Nerv  gelegt.  Nach  3 Monaten  waren  die 
Schmerzen  nicht  wieder  aufgetreten.  Der  zufällig  durchgerissene  N.  alveolaris 
wurde  sofort  wieder  vernäht,  sodass  das  Fortbleiben  der  Beschwerden 
nicht  etwa  auf  die  zufällige  Durchtrennung  des  Nerven  zurückzuführen  ist. 

— Die  analoge  Operation  führte  B.  ferner  bei  einem  Falle  von  Neuralgie 

des  II.  Trigeminusastes  mit  gutem  Erfolge  aus.  Hierbei  wurde  eine  starke 
Erweiterung  der  begleitenden  Venen  beobachtet  und  somit  diese  als  Ur- 
sache der  Neuralgie  bei  gleichzeitigem  Fehlen  von  Veränderungen  im 
Nerven  selbst  nachgewiesen.  Pöltesohn. 


Lezenius,  Zur  Aetiologie  der  Cataracta  zonularis.  Petersb.  med.  Wochen- 
schrift 1905,  No.  21  u.  22. 

Nach  L.  kann  Cataracta  zonularis  angeboren  sein,  in  der  überwiegen- 
den Mehrzahl  der  Fälle  aber  ist  er  in  den  ersten  Lebensjahren  erworben. 
Rachitis  spielt  bei  der  Entstehung  der  Cataracta  zonularis  eine  unleugbare 
Rolle,  aber  nicht  die  Rachitis  als  solche,  sondern  die  durch  sie  hervor- 
gerufenen Krämpfe.  . Horstmann. 


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550 


Haiku.  — van  Eicken.  — Wolfe.  — Cahini. 


No.  33. 


Haike,  Experimentelle  Untersuchungen  zur  Wirkung  des  Natrium  salicylicum 
und  des  Aspirins  auf  das  Gehörorgan.  Arch.  f.  Ohrenheilk.  G3.  Bd., 
S.  78. 

Verf.  fand  bei  seinen  Untersuchungen  dieselben  anatomischen  Ver- 
änderungen der  Ganglienzellen  im  Ganglion  vestibuläre,  Ganglion  spirale, 
wie  sie  Wittmaack  für  das  Chinin  festgestellt  hat  (s.  Cbl.  1903,  S.  509), 
die  im  Wesentlichen  den  Nissl’schen  Körper  betreffen.  Mit  Wittmaack 
nimmt  er  an,  dass  dem  gewöhnlich  als  erstes  Symptom  nach  Gebrauch 
von  Chinin-  resp.  Salicylpräparateu  auftretenden  Ohrensausen  ein  Reiz- 
zustand der  Zellen  des  Ganglion  spirale  entspricht  und  hält  deshalb  einen 
therapeutischen  Versuch  mit  Hrompräparaten  für  angezeigt.  Die  zuweilen 
nach  Gebrauch  der  betreffenden  Präparate  eintretende  vollständige  Er- 
taubung ist,  nach  Verf.,  auf  irreparable  Zerstörung  in  den  Ganglienzellen 
wie  im  N.  acustic.  zurückzuführen.  Schwabach. 

van  Eicken,  Zur  Lokalanästhesie  des  äusseren  Gehörganges  und  des 
Mittelohres.  Verhandl.  d.  deutschen  otol.  Gesellsch.  1904,  S.  169. 

Verf.  empfiehlt  die  Injektion  einer  '/aproc.  Cocainlösung,  welcher 
2 Tropfen  der  Original-Adrenalinlösung  auf  1 ccm  zugesetzt  werden,  in  die 
hintere  Umschlagsstelle  der  Ohrmuschel  und  von  derselben  Einstichsöffnung 
aus  bei  geöffnetem  Munde  parallel  der  Vorderwand  des  knorpeligen  Gehör 
gaugs;  nach  wenigen  Minuten  tritt  eine  vollkommene  Anästhesie  des 
äusseren  Gehörgangs  ein;  das  Trommelfell  wird  nicht  vollständig  an 
ästhetisch  aber  weniger  empfindlich.  Verf.  glaubt,  dass  durch  diese  In- 
jektionen der  Therapie  der  Furunkulose  des  äusseren  Gehörgangs  rein 
neuer  sehr  erfolgreicher  Weg  geöffnet  ist.“  Ganz  besonderen  Vorteil  ver- 
spricht er  sich  von  der  Methode  bei  der  Extraktion  von  Fremdkörpern  in 
schwierigen  Fällen.  Schwabach. 

A.  Wolir,  Ucber  das  Heufieber  in  klinischer,  ätiologischer  und  therapeuti- 
scher Beziehung.  Sknator’s  Festschrift.  Berlin  1904. 

Im  Pollantin  von  Donbar  und  im  Graminon  von  Weichardt  besitzen 
wir  Präparate,  welche  beim  Heufieberkranken  die  Wirkung  des  Pollen- 
endotoxins abzuschwächen  vermögen.  Diese  Abschwächung  erfolgte  gegen 
über  dem  Polleneudotoxin  während  und  ausserhalb  der  eigentlichen  Heu 
fieberzeit.  Die  Wirkung  der  Präparate  ist  günstiger,  wenn  sie  prophylaktisch 
vorher  angewandt  werden.  Die  Wirkung  der  Sera  ist  nicht  mit  der  einer 
antitoxischen  zu  vergleichen.  Eine  befriedigende  theoretische  Erklärung 
für  die  Wirkung  derselben  lässt  sich  vorläufig  noch  nicht  geben. 

W.  Lublinski. 


A.  Carini,  Ueber  die  Agglutination  des  Milzbrandbacillns.  Deutsche  med. 

Wochenschr.  1904,  No.  33. 

Entgegen  Sobernheim,  welcher  sich  nicht  davon  überzeugen  konute, 
dass  dem  Milzbrandimmuuserum  als  solchem  Agglutinationskraft  zukommt, 
oder  diese  etwa  gar  dem  Schutzwerte  des  Serums  parallel  geht,  fand  C., 
dass  das  Milzbranditumunscrum  deutlich  Agglutinationswirkung  zeigt. 

H.  Bischoff. 


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No.  33. 


Bkrtarklm.  — Cabini. 


551 


E.  Bertarelli,  Ueber  aktive  Immunisirung  des  Menschen  gegen  Cholera. 

Deutsche  med.  Wochenschr.  1904,  No.  33. 

B.  hat  durch  orientirende  Untersuchungen  festzusteilcn  versucht,  ob 
die  von  Shioa-Neisser  zur  aktiven  Immunisirung  gegen  Typhus  vorge- 
schlagene Injektion  freier  Receptoren,  d.  h.  der  keimfreien  Infiltrate  abge- 
töteter und  der  Autolyse  unterworfener  Aufschwemmungen  von  Typhus- 
agarculturen,  auch  für  die  aktive  Immunisirung  gegen  Cholera  brauchbare 
Resultate  liefert.  Er  hat  an  Kaninchen  und  sich  selbst  Versuche  angestellt 
und  gefunden,  dass  die  Agglutinations-  wie  auch  baktericide  Kraft  des 
Blutserums  nach  der  Injektion  freier  Receptoren  erheblich  steigt.  Prin- 
cipiell  ist  somit  diese  Methode  verwendbar,  eine  gewisse  Schwierigkeit 
besteht  darin,  dass  verhältnismässig  grosse  FlQssigkeitsmengen  injicirt 
werden  müssen.  Dieser  Nachteil  ist  allerdings  bereits  durch  Versuche 
von  Wassermann,  welcher  die  filtrirten  autolysirten  Culturaufschwem- 
mungeo  im  Vacuumapparat  getrocknet  und  so  das  wirksame  Agens  her- 
gestellt  hat,  welches  dann  genau  dosirt  werden  kann,  überwunden. 

H.  Bischoff. 


Carini,  Die  pathogenen  Trypanosomen  des  Menschen  und  der  Tiere. 

Corresp.-Bl.  f.  Schweizer  Aerzte  1904,  No.  12,  S.  392. 

In  den  letzten  Jahren  sind  bei  einer  grösseren  Zahl  von  Tier-  und 
auch  Menschenkrankheiten  Trypanosomen  als  Erreger  festgestellt  worden. 
Dies  sind  mit  einer  Geissei  versehene  Protozoen  von  fischartiger  Gestalt, 
mit  einer  undulirenden  Membran  an  der  einen  Längsseite  versehen.  Im 
vorderen  Körperdrittel  befindet  sich  der  Kern,  im  hinteren  die  Geissel- 
wurzel,  das  Centrosom.  Die  Vermehrung  der  Trypanosomen  erfolgt  durch 
Längsteilung,  ihre  Uebertragung  durch  stechende  Insekten.  Bisher  sind 
bekannt:  Tryp.  Lewini,  welches  bei  Ratten  sehr  häufig  ist,  ohne  diese 
krank  zu  machen,  Ueberträger  sind  Flöhe  und  Wanzen;  Tryp.  Brucei,  Er- 
reger der  Nagana  oder  Tsetsekrankheit,  vornehmlich  in  Afrika,  Ueberträger 
ist  die  Tsetsefliege  (Glossina  morsitans);  Tryp.  Ewansi,  Erreger  der  Surra- 
krankheit,  heimisch  in  Ostasien  und  auf  Mauritius,  Ueberträger  Tabanus 
tropicus  und  Tabanus  lineola;  Tryp.  equiperdum,  Erreger  der  Dourine  oder 
Beschäikrankheit,  heimisch  in  Nordafrika  und  Persien,  Uebertragung  durch 
den  Coitus;  Tryp.  equinum,  Erreger  des  Mal  de  Gaderas  in  Südamerika, 
Ueberträger  Stomoxysarten;  Tryp.  Theileri,  bei  kranken  Rindern  in  Süd- 
afrika gefunden,  Uebertragung  geschieht  durch  Hyppoboscusarten;  endlich 
das  Tryp.  gambiense  oder  ugandense,  Erreger  der  Trypana  nosomiasis 
oder  des  Gambiafiebers  des  Menschen,  als  dessen  Eudstadium  die  Schlaf- 
krankheit, bei  welcher  die  Trypanosomen  im  Liquor  cerebrospinalis  ge- 
funden werden,  anzusehen  ist.  Uebertragung  durch  Gossina  morsitans. 
Die  Trypanosomen  der  Nagana,  Surra,  Dourine,  des  Mal  de  Caderas  und 
der  Schlafkrankheit  zeigen  grosse  Uebereinstimmung,  wie  auch  die  Krank- 
heiten sehr  ähnlich  sind,  sodass  diese  Trypanosomen  vermutlich  identisch 
sind.  H.  Bischoff. 


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552 


LoKWENHKIM.  — liOMMKI..  — Kit  tstkinkh. 


No.  33. 


4.  Loewenheim,  Physiologische  und  therapeutische  Erfahrungen  mit  dem 
organischen  Phosphor,  insbesondere  mit  „Phytin“.  Beri.  klin.  Wochen- 
schrift l!t()4,  No.  47. 

Phytin,  das  Kalk -Magnesium -Doppelsalz  der  Anbydrooxymetbylen- 
Diphosphorsäure,  ist  ein  weisses,  gerucb-  und  fast  geschmackloses  Pulver, 
das  sich  in  W'asser  löst  und  ohne  Widerwillen  lange  Zeit  hindurch  nehmen 
lässt;  in  den  Handel  kommt  es  in  Gelatinekapseln  a */«  g,  wovon  man 
pro  Tag  etwa  4 Stück  nehmen  lässt.  Das  Phytin  enthält  22,8  pCt.  Phosphor, 
während  Lecithin  nur  3— -4  pCt.  enthält;  der  Phosphor  des  Phytins  ist 
kein  künstlich  zugeführter,  sondern  der  in  Pflanzensamen,  Knollen, 
Wurzeln  etc.  enthaltene.  Es  war  von  vornherein  mit  Sicherheit  anzu 
nehmen,  dass  ein  derartig  starkes  Pbosphorpräparat  die  Ernährung  der 
Zellen  anregen  und  auf  den  Gesammtstoffwechsel  günstig  einwirken  würde. 
Nachdem  Verf.  sich  von  der  Unschädlichkeit  des  Phytins  überzeugt  hatte, 
versuchte  er  es  bei  einer  Reihe  von  Krankheiten,  bei  denen  der  Stoff- 
wechsel ganz  besonders  darniederlag.  Bei  Rachitis,  Neurasthenie,  bei  sehr 
schwächlichen,  blutarmen  Kranken,  bei  Männern,  die  an  sexueller  Schwäche 
auf  neurasthenischer  Grundlage  litten,  und  bei  ähnlichen  Erkrankungen 
wurden  ganz  hervorragend  günstige  Resultate  erzielt.  Dasselbe  gilt  für 
die  Lungentuberkulose,  bei  der  sich  nicht  nur  der  Ernährungszustand  und 
das  subjektive  Befinden  besserte,  sondern  auch  der  objektive  Lungeubefund 
Zeichen  von  Besserung  darbot.  Verf.  steht  nicht  an,  das  Phytin  als  „das 
mächtigste  Anregungsmittel  des  Stoffwechsels  zu  bezeichnen,  das  die  Medicin 
jemals  zur  Verfügung  gehabt  hat.“  K.  Kronthal. 


F.  Lominel,  Zur  Behandlung  der  Leukämie  und  Pseudoleukämie  mit 
Röntgenstrahlen.  Münch,  med.  Wochenschr.  15)05,  No.  19. 

In  einem  Falle  von  Leukämie,  der  der  Röntgenbestrahlung  unter- 
worfen wurde,  sank  die  Zahl  der  Leukocyten  innerhalb  65  Tagen  von 
554000  auf  12000,  und  zwar  betraf  dieser  Abfall  in  erster  Reihe  die 
Mvelocyten;  die  Zahl  der  roten  Blutzellen  stieg  in  6 Wochen  von  3 188000 
auf  5700000;  die  sehr  grosse  Milz  kehrte  zur  Norm  zurück.  Die  Besserung 
war  jedoch  nicht  anhaltend:  die  weissen  Blutkörperchen  stiegen  wieder 
auf  46220,  darunter  11,2  pCt.  Myelocyten;  über  etwaige  Erfolge  der  er- 
neuten Bestrahlungskur  liess  sich  noch  nichts  aussagen.  — Ein  ca.  */4  Jahr 
alter  Knabe,  der  an  einer  Anaemia  pseudoleucaemica  litt,  wurde  ebenfalls 
der  Röntgenbestrahlung  unterworfen;  unter  derselben  kam  es  zwar  zu  eitjer 
Besserung,  die  aber  nur  vorübergehend  sich  bemerkbar  machte.  Schliess- 
lich trat  der  Tod  ein.  L.  Perl. 


Kittsteiner,  Ucber  Chologeubehandlung  der  Cholelithiasis.  Therap.  Mooatsh 
15)04.  18.  Jahrg.  H.  II. 

Bei  seinen  Beobachtungen  über  die  Wirkung  der  Glaser'schen  Chologen- 
behandlung  der  Cholelithiasis  hat  Verf.  den  Eindruck  gewonnen,  dass  das 
Chologen,  besonders  wenn  man  es  mit  den  übrigen  zweckmässigen  thera- 
peutischen Maassnahmen  bei  Gallensteinkoliken  verbindet,  lediglich  ein 
Beruhigungsmittel  darstellt  und  vielleicht  geeignet  ist,  längere  freie  Iuter- 


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No.  33. 


Pekul.  — Salok. 


553 


valle  zwischen  den  einzelnen  Kolikanfällen  zu  bewirken.  Dagegen  kann 
es  auf  keinen  Fall  als  ein  eigentliches  Heilmittel,  das  die  Auflösung  oder 
Abtreibung  der  Gallensteine  bewirkt,  angesehen  werden.  Andererseits  ist 
die  Anwendung  des  genannten  Mittels  in  solchen  Fällen,  wo  es  sich  um 
chronischen  Choledochusverschluss,  um  Cholecystitis  suppurativa  und  ähn- 
liche Zustände  handelt,  geradezu  von  verderblichem  Einfluss,  da  nur  kost- 
bare Zeit  verloren  und  die  hier  einzig  angebrachte  Hülfe  des  Chirurgen 
verzögert  wird.  Carl  Rosenthal. 


F.  Pendl,  Ein  Fall  von  Volvulus  des  Magens.  Wiener  klin.  Wochenschr. 

1904,  No.  17. 

Die  Seltenheit  der  in  der  Ueberschrift  genannten  Erkrankung  des 
Magens  rechtfertigt  die  Publikation  eines  jeden  derartigen  Falles.  Es 
handelte  sich  um  einen  63  Jahre  alten  Mann,  der,  bis  dahin  gesund,  nach 
einer  ausgiebigen  Abendmahlzeit  an  heftiger  Flatulenz  erkrankte,  dann 
plötzlich  einen  Schmerz  im  Bauche  verspürte,  worauf  keine  Winde  mehr 
abgingen.  Der  sehr  verfallen  aussehende  Patient  zeigte  bei  der  Unter- 
suchung eine  starke  Vorwölbung  des  linken  Epigastriums,  während  der 
übrige  Bauch  eingesunken  war.  An  der  Stelle  der  Vorwölbung  bestand 
stark  tympanitiscber  Schall,  der  sich  weit  ins  Hypochondrium  hinein  fort- 
setzte. Bedeutender  Zwerchfellbochstand.  Da  man  au  eine  Knickung  oder 
Torsion  des  Magens,  eventuell  auch  des  Dünndarms  dachte,  so  schritt  man 
zur  sofortigen  Eröffnung  des  Abdomens.  Dabei  stellte  sich  denn  tatsäch- 
lich heraus,  dass  es  sich  um  einen  Volvulus  des  Magens  handelte,  der  ver- 
mutlich so  zu  Stande  gekommen  war,  dass  der  gefüllte  Magen  durch  ab- 
norm starke  Peristaltik  des  Colons  gehoben  und  nach  hinten  umgeworfen 
worden  war.  Wahrscheinlich  war  ein  Teil  des  sich  als  abnorm  lang  er- 
weisenden Quercolons  gegen  die  linke  Zwerchfellkuppe  vorgetriebcu  worden, 
der  nunmehr  an  dem  verhältnismässig  kurzen  Ligamentum  gastrocolicum 
den  Magen  nach  sich  zog,  der  nunmehr  bei  seinem  starken  Füllungs- 
zustande nach  hinten  umfiel  und  das  Colon  noch  weiter  nach  sich  zerrte. 
Die  Operation  gelang  vollkommen,  der  Patient  verliess  14  Tage  nach  ihr 
das  Bett  und  seine  Verdauungsorgane  funktionirten  völlig  normal. 

Carl  Rosenthal. 


B.  Salge,  E in  Beitrag  zur  Bakteriologie  des  Enterokatarrhs.  Jahrb.  f. 

Kinderbeilk.  Bd.  59,  S.  399. 

In  den  Stühlen  von  Säuglingen,  die  an  akutem  toxischem  Entero- 
katarrb  litten,  hat  Escherich  mittelst  der  Gram-Weigert’schen  Färbung 
grampositive  Bakterien  aufgefunden,  deren  ätiologische  Bedeutung  für  den 
Katarrh  freilich  noch  nicht  sichergestellt  ist.  Dem  Verf.  war  es  aufge- 
fallen, dass  der  Stuhl  bei  den  Fällen  von  schwerem  Enterokatarrh  in  der 
Zeit,  wo  die  Kinder  Milch  erhielten,  auffallend  stark  sauer  reagirte,  zumal 
wenn  die  Milch  viel  Fett  enthielt.  Dies  brachte  ihn  auf  den  Gedanken, 
dass  der  grampositive  Bacillus  auf  saurem  Nährboden  gut  gedeihen  und 
selber  Säure  aus  Fetten  produciren  möge.  Diese  Annahme  fand  Verf.  be- 
stätigt, als  er  den  Bacillus  in  traubenzuckerhaltiger  Bouillon  züchtete;  die 
Züchtung  gelang  nur  bei  schwacher  Ansäuerung  der  Bouillon.  Weit  aus- 


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554 


Becs.  — v.  u.  Behgh. 


No.  33. 


giebiger  aber  war  das  Wacbstum,  wenn  Verf.  der  Bouillon  oleinsaures 
Natron  zusetzte.  Die  nach  Zusatz  des  fettsauren  Salzes  anfangs  trübe 
Bouillon  klärte  sich  nach  einiger  Zeit;  alsdann  war  keine  Oleinsäure  mehr 
nachweisbar,  sondern  lediglich  ein  Gemisch  von  Propion-  und  Buttersäure. 
Die  Oleinsäure  war  also  unter  Bildung  niederer  Fettsäuren  zersetzt.  Dass 
die  schweren  Symptome  des  Darmkatarrhs  auf  Acidose  zu  beziehen  sind, 
hält  Verf.  auf  Grund  der  Czerny’schen  Untersuchungen  für  sehr  wahr- 
scheinlich. Andere  Toxine  konnten  bisher  weder  in  den  Stühlen  der  an 
Enterokatarrh  leidenden  Kinder  noch  in  den  Stoffwechselprodukten  der 
grampositiven  Bacillen  naebgewiesen  werden.  Verf.  hält  es  deshalb  für 
sehr  wahrscheinlich,  dass  die  toxischen  Erscheinungen,  welche  den  Entcro- 
katarrh  begleiten,  als  Säurevergiftung  zu  deuten  sind  und  dass  diese  Säure 
von  den  in  Rede  stehenden  Bacillen  aus  dem  Fett  der  Milch  gebildet  wird. 

Stadthagen. 

€.  Beck,  Ein  Beitrag  zur  Tetanie  im  Kindesalter.  Jahrb.  f.  Kinderheilk. 

Bd.  59,  S.  277. 

Bei  einem  6jährigen  Knaben  bestanden  die  Zeichen  der  Tetanie, 
daneben  Albuminurie  mit  den  Zeichen  der  chronischen  Nephritis,  Ectasia 
ventriculi,  Vergrösserung  der  Milz  und  Leber.  Diese  letzteren  in  Ver- 
bindung mit  eigenartigen  Veränderungen  der  Haut  der  Handflächen  und 
Fusssoblen  erweckten  — wie  Verf.  meint  — den  Verdacht  auf  Lues  con- 
genita. Da  das  Kind  hartnäckiges  und  häufiges  Erbrechen  hatte,  wurde 
als  letzter  Versuch,  das  Leben  zu  retten,  die  Gastroenterostomie  gemacht. 
Zwei  Tage  darauf  Exitus.  — Bei  der  Sektion  stellte  Verf.  fest:  degene- 
rative  Veränderungen  der  Ganglienzellen  des  Grosshirns,  vornehmlich  der 
motorischen  Rindenregion,  Anhäufung  von  Fcttkörnchenzellen  und  Körnchen- 
kugeln um  die  Gefässe  des  Gehirns,  fettigen  Zerfall  von  Markfasern  in 
den  hinteren  Wurzeln  des  Rückenmarks.  Die  vorderen  Wurzeln  waren 
vollkommen  intakt.  Dieser  Befund  gewinnt  an  Bedeutung  dadurch,  dass 
Verf.  in  einem  zweiten  Fall  von  Tetanie  die  gleichen  anatomischen  Ver- 
änderungen gefunden  hat;  doch  will  Verf.  Schlüsse  aus  diesen  Befunden 
nicht  ziehen.  — Die  Nieren  waren  im  Zustande  einer  weit  vorgeschrittenen 
Nephritis  interstitialis.  Der  Magen  war  stark  erweitert,  das  Pylorusostiuro 
verengt,  infolge  einer  beträchtlichen  Hypertrophie  der  Muscularis  der  Pars 
pylorica.  Verf.  meint,  dass  die  von  ihm  angenommene  Lues  congenita 
sowohl  die  Ursache  der  Verdickung  der  Pylorusmuskulatur  wie  der  Ne- 
phritis sein  könne.  Die  Tetanie  kann  dann  sowohl  auf  das  Magenleiden 
wie  auf  die  Nierenaffektion  zurückgefübrt  werden.  Stadthagen. 


H.  v.  (1.  Bergh,  Enterogene  Cyanose.  Deutsches  Arch.  f.  klin.  Med. 

Bd.  83,  S.  86. 

Zu  dem  von  Stokvis  vor  wenigen  Jahren  beschriebenen  Krankheits- 
bilde der  „autotoxischen  enterogenen  Cyanose“,  bei  der  im  Blute  Methämo- 
globin  nachzuweisen  war,  liefert  Verf.  zwei  interessante  Beispiele: 

im  ersten  Falle  handelt  es  sich  um  einen  9jährigen,  stark  cyanotischen, 
wenig  entwickelten  Knaben,  bei  dem  sich  ausser  stinkenden  Durchfällen 


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No.  33. 


AtTKSCm.AOEB.  — BhoOK. 


555 


und  einer  sehr  engen  Analöffnung  eine  urethro-rectale  Fistel  fand.  Spektro- 
skopisch wurde  im  Hlute  Sulfhämoglobin  fcstgestellt,  das  auch  durch  Ein- 
wirkung des  Stuhles  des  Patienten  auf  normales  Oxyhämoglobin  erhalten 
wurde.  Aus  dem  Stuhle  Hessen  sich  ferner  auf  Agar  und  Bouillon  H2S- 
bildende  Bakterien  züchten,  die  ebenfalls  normale  Ohbl-Lösung  in  Sulf-Hbl 
fiberzuführen  vermochten.  Der  Urin  des  Patienten  führte  dagegen,  wie 
jeder  faulende  Urin,  durch  Bildung  von  Nitriten,  in  Ohbl-Lösung  zur  Bildung 
von  Methbl. 

Die  H2S-Gährung  im  Darm  wurde  jedenfalls  durch  den  durch  die 
Fistel  eingeschlossenen  faulenden  Urin  eingeleitet.  Wie  es  aber  zur  Auf- 
nahme von  H2S  ins  Blut  und  consekutiver  Bildung  von  Sulfhbl.  kam,  ist 
dunkel;  denn  in  anderen  Fällen  von  Enteritis  mit  starker  H2S-Bildnng 
war  Sulfhämoglobinämie  nicht  zu  beobachten. 

Therapeutisch  wurde  eiweissfreie  Kost  verabreicht,  ferner  ein  Verweil- 
katheter eingelegt,  sodass  der  Urin  nicht  mehr  in  den  Darm  überfliessen 
konnte.  Es  trat  eine  wesentliche  Verminderung  der  Sulfhämoglobinämie 
auf.  Völliges  Verschwinden  wird  vielleicht  durch  plastischen  Verschluss 
der  Fistel  eintreten. 

Bei  dem  2.  Falle  lag  eine  chronisch  parenchymatöse  Nephritis  (die 
übrigens  bald  gebessert  wurde)  und  eine  autotoxische  echte  Methämo- 
globinämie vor.  Worauf  letztere  beruhte,  ob  das  Nierenleiden  eine  Rolle 
dabei  spielte,  war  nicht  festzustellen.  Jedenfalls  hing  die  Cyanose  auf 
das  Genaueste  von  der  Diät  ab:  Sobald  man  nämlich  den  Patienten  auf 
absolute  Milchdiät  setzte,  wich  innerhalb  2 mal  24  Stunden  die  Cyanose 
normaler  Hautfarbe,  und  gleichzeitig  verschwand  im  Spektrum  der  Methbl- 
Streifen.  Führte  man  dann  mittags  wieder  gemischte  Nahrung  zu,  so  be- 
stand schon  abends  wieder  der  frühere  Zustand.  Weitaus  den  stärksten 
Einfluss  auf  das  Zustandekommen  der  Methämoglobinämie  hatte  Fleisch- 
nahrung. Alkan. 


Aufschläger,  Beitrag  zur  Lokalisation  der  Hemichorea.  Zeitschr.  f.  klin. 

Med.  51.  Bd.  (3.  u.  4 ). 

Bei  einer  43jährigen  Kranken,  die  an  fortschreitender  Lungenphthise 
litt  und  an  akuter  tuberkulöser  Meningitis  starb,  bestanden  seit  15  Jahren 
choreatische,  schleudernde  Bewegungen  der  linken  Körperhälfte,  ohne  dass 
ausgeprägte  Lähmungserscheinungen  oder  Sensibilitätsstörungen  auftraten. 
Diese  Hemichorea  musste  durch  eine  apoplektische  Cyste  im  rechten 
Thalamus  opticus  erklärt  werden.  Der  Herd  reichte  hier  an  die  Pyraraiden- 
fasern  nicht  heran;  auch  im  Rückenmark  erwiesen  sich  die  Pyramiden- 
stränge als  intakt.  Die  Hemichorea  war  hier  infolge  des  Herdes  anstatt 
der  Hemiplegie  aufgetreten.  Die  Sehnenreflexe  waren  weder  different  auf 
beiden  Körperhälften,  noch  gesteigert.  S.  Kalischer. 


W.  H.  Brook,  A case  of  total  paraplegie  due  to  caries  of  the  middle 
dorsal  vertebra.  Costo-transversectomy ; complete  recovery.  The  Lancet 
1904,  Febr.  20. 

In  einem  Falle  von  totaler  Paraplegie  etc.  bei  Caries  der  Wirbel 


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55G 


v.  Hoessli»,  — Mahoei.sdokf. 


No.  33. 


wurde  von  dem  Verl,  die  Operation  mit  bestem  Erfolge  vorgenommen.  Das 
Ende  der  8.  Rippe  wie  der  8.  Wirbelkörper  waren  cariös  gefunden  und 
wurden  die  cariösen  Teile  entfernt.  Obwohl  völlige  Paraplegie  mit  Steige- 
rung der  Sehnenreflexe,  Blasenmastdarmparese,  Gürtelgefühl  bestanden 
hatten,  trat  sichtliche  Besserung  ein,  und  der  Kranke  war  wieder  im  Stande 
zu  gehen  (etwa  6 Monate  nach  der  Operation),  nachdem  er  vorher  einen 
Stützapparat  getragen  hatte.  S.  Kaliscber. 


R.  v.  Hoesslin,  Ueber  peripherische  Schwangerschaftslähmungen.  Münch, 
med.  Wochenschr.  1005,  No.  14. 

v.  H.  unterscheidet  unter  den  Schwangerschaftslähmungen  zwei  Haupt- 
gruppen. die  myopathiseben  und  die  neuritischen  Lähmungen.  Die  myo- 
pathiseben Lähmungen  sind  entweder  osteomalacische  oder  es  handelt  sich 
um  Polymyositis.  Die  neuritischen  Lähmungen  zerfallen  in  1.  die  trauma- 
tische Neuritis  pucrperalis,  traumatische  Geburtslähmung;  2.  die  Neuritis 
puerperalis  per  contiguitatem;  3.  die  Neuritis  puerperalis  postinfectiosa; 
4.  die  toxische  Neuritis  gravidarum  et  puerperarum  Bei  der  traumatischen 
Form  handelt  es  sich  meist  um  Zangengeburten,  oder  um  Beckeudifformi- 
täten  verschiedener  Art;  Schmerz  und  Lähmung  treten  meist  während  oder 
gleich  nach  der  Geburt  auf;  häufig  ist  das  Peroneusgebiet  hier  am  stärksten 
und  dauerndsten  betroffen.  Die  postinfektiöse  puerperale  Neuritis  tritt 
seltener  nach  schweren  septischen  und  pyämischen  Processen  auf;  häufiger 
handelt  es  sich  um  leichte,  nur  mit  geringem  Fieber  einhergehende 
Pucrperalerkrankungen.  Hier  ist  meist  das  Gebiet  des  Nn.  ulnaris  und 
medianus  befallen.  — Die  toxische  Neuritis  der  Schwangeren  und  Gebären- 
den ist  oft  mit  einem  normalen  Wochenbett  verbunden;  mitunter  spielen 
Ueberanstrengungen,  Alkoholismus,  Hypercmesis  gravidarum  dabei  eine 
Rolle;  meist  müssen  wir  auf  Autointoxikationen  dabei  xurückgreifcn.  Die 
Neuritis  kann  hier  einzelne  Nerven  und  einzelne  Extremitäten  befallen,  oft 
aber  handelt  es  sich  um  eine  generelle  Polyneuritis  mit  symmetrischen 
Atrophien;  auch  psychische  Störungen  uud  der  Korsakow’sche  Symptomen- 
complex  kommen  dabei  nicht  selten  vor.  Eine  künstliche  Unterbrechung 
der  Schwangerschaft  bei  diesen  Neuritiden  kommt  nur  in  Betracht,  wo 
eine  drohende  Lebensgefahr  (Beteiligung  des  Respirationsnerven  etc.)  vor- 
liegt. Die  Toxine  und  Neuritiden  entwickeln  sich  oft  auch  erst  noch  im 
Puerperium.  S.  Kalischer. 


Mangelsdorf,  Ueber  ein  Phänomen  am  Magen  bei  Migräne  und  Epilepsie. 

Berl.  klin.  Wochenschr.  1903,  No.  44. 

M.  will  bei  Kranken,  die  an  Migräne  leiden,  während  des  Anfalls 
eine  .Magenerweiterung  gefunden  und  seit  1892,  wo  er  auf  diese  Erschei- 
nung aufmerksam  wurde,  auf  dieselbe  bei  469  Fällen  gefahndet  haben. 
In  418  dieser  Fälle  konnte  er  nur  den  Magen  untersuchen:  9ma!  war  er 
nicht  abzugrenzen,  von  den  übrigen  409  Kranken  zeigten  alle  eine  Atonie. 
die  M.  als  Folge  der  häufigen  Erweiterung  auffasst,  bis  auf  ein  Mädchen 
von  18  Jahren,  die  aber  noch  nicht  lange  an  Migräne  litt.  Ganz  analoge 


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No.  33. 


KlIKN.  — KoLLARITS.  — PlOHKOWSKI. 


557 


Zustände  entwickeln  sieb  nach  M.’s  Beobachtungen  in  der  Berner  Klinik 
an  Epileptikern.  M.  Brasch. 


H.  Klien,  lieber  die  Bedeutung  der  bei  Morbus  Basedowii  im  Central- 
nervensystem nachgewiesenen  pathologisch-anatomischen  Befunde.  Dtsch. 
Zeitschr.  f.  Nervenheilk.  25.  Bd.,  6. — 6.  H. 

Der  Verf.  berichtet  von  einem  Fall  von  Morbus  Basedowii,  welcher 
unter  Bulbärerscbeinungen  zu  Grunde  ging.  Bei  der  Sektion  fand  sich 
Hyperämie  mit  kleinsten  Hämorrhagien  am  Boden  des  4.  Ventrikels.  Die 
mikroskopische  Untersuchung  ergab  einen  starken  Markscheidenzerfall  in 
den  Wurzeln  der  Hirnnerven  und  in  den  Systemen,  welche  das  verlängerte 
Mark  und  das  Rückenmark  mit  dem  Kleinhirn  verbinden,  ferner  in  der 
Formatio  reticularis.  Geringer  war  der  Zerfall  in  der  Schleife,  im  hinteren 
Längsbündel  und  streckenweise  in  den  Pyramidenbabnen.  Viele  Kerue 
zeigten  Zellverfettung,  besonders  der  Nucl.  VII,  Deiters,  ambigens,  XII, 
reticularis  tegmenti,  centralis  inf.,  lateralis,  luneatus,  in  den  Vorderhörnern 
des  Halsmarks.  Die  Sympathicuszelien  waren  geschrumpft. 

In  einer  Tabelle  stellt  der  Verf.  37  Fälle  von  Morbus  Basedowii  mit 
Sektionsbefunden  und  zwar  24  mit  anatomischen  Läsionen  im  Central- 
nervensystem  zusammen  (Hyperämie,  Blutungen,  Erweichungen,  Leuko- 
cytenemigration  u.  s.  w.).  Alle  Fälle,  in  denen  die  Schwere  der  Basedow- 
Erkrankung  ausdrücklich  hervorgehoben  worden  war,  ergaben  positive  Be- 
funde. Aber  dem  Verf.  will  es  bei  der  Deutung  dieser  Befunde  scheinen, 
dass  man  in  den  Läsionen  der  Medulla  oblongata  nicht  die  Ursache  des 
Morbus  Basedowii  zu  erblicken  habe,  sondern  dass  man  sie  wahrscheinlich 
als  eine  Wirkung  des  Basedow-Giftes  auffassen  müsse.  M.  Brasch. 


J.  Kollnrits,  Ueber  Migraine  opbtbalmoplägique.  Deutsche  Zeitschr.  f. 

Nervenheilk.  26.  Bd.,  1.— 2.  H. 

Bei  einem  17jährigen,  hereditär  nicht  belasteten  Mädchen,  welches 
auf  dem  rechten  Auge  von  jeher  kein  gutes  Sehvermögen  hatte,  stellten 
sich  vom  7.  Lebensjahre  ab  hemicranische  Anfälle  ein,  in  deren  Gefolge 
einige  Tage  lang  Oculomotoriuslähmung,  Hyperästhesie  im  rechten  obersten 
Trigeminusaste  (später  Parese)  und  drei  Wochen  hindurch  eine  Amaurose 
des  rechten  Auges  auftraten.  Es  trat  Besserung  ein,  aber  eine  Schwäche 
im  rechten  N.  111  und  eine  Amblyopie  des  rechten  Auges  blieb  bestehen. 
Anfälle  mit  und  ohne  Lähmungserscheinungen  wechselten  bei  dieser 
Kranken.  M.  Brasch. 


Piorkowski,  Vorläufige  Mitteilung  über  Syphilisimpfung  am  Pferde. 
(Vortrag,  geh.  in  d.  Berl.  med.  Gesellsch.  am  7.  Dec.  1904.)  Berl.  klin. 
Wochenschr.  1904,  No.  51. 

P.  hat  etwa  80,  zum  Teil  bereits  energisch  behandelten  Patienten,  die 
mit  den  verschiedensten  Krankheitsformen  der  Syphilis  behaftet  waren  und 
in  deren  verschiedensten  Epochen  standen,  aus  Fingerbeere  oder  Obr- 


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558 


Strasskr.  — OprRNHKm. 


No.  33. 


läppeben  Blut  entnommen,  es  in  ein  flüssiges  Medium  gebracht  und  etappen- 
weise, gewöhnlich  in  der  Dosis  von  5 — 10  ccm,  einem  Pferde  direkt  in  die 
Jugularvene  eingespritzt.  Ab  und  zu  wurde  auch  eine  Portion  subkutan 
verimpft.  Die  Injektionen  wurden  sehr  gut  vertragen,  nur  folgte  ihnen 
jedesmal  eine  leichte,  bald  vorübergehende  Erhöhung  der  Körperwärme 
um  1/2  Grad.  Sobald  die  Temperatur  zur  Norm  zurückgekehrt  war,  wurde 
die  Einspritzung  wiederholt.  In  der  4.  Woche  begann  sich  ein  papulöses 
Exauthem  an  der  rechten  Seite  des  Tieres  zu  zeigen,  das  sich  bald  weiter 
ausbreitete.  Die  meisten  Papeln,  deren  Gesammtzahl  schliesslich  HK)  oder 
mehr  betrug,  waren  linsen-  bis  bohnengross,  mit  Borken  bedeckt,  sassen 
auf  nicht  entzündeter  Haut  und  gingen  zum  Teil  spontan  zurück,  während 
an  anderen  Stellen  neue  auftraten.  Eine  beträchtliche  indolente  An- 
schwellung der  Submaxillardrüsen  kam  erst  später  zum  Vorschein;  ein 
Primäraffekt  war  nicht  beobachtet  worden.  — Hervorragende  Tierärzte  er- 
klärten, ein  derartiges  Exanthem  beim  Pferde  noch  nicht  gesehen  zu  haben 
und  mehrere  Syphilidologen  fanden  es  syphilitischen  Eruptionen  des 
Menschen  ähnlich.  — Wiederholt  wurde  dem  Pferde  zwecks  Serum- 
gewinnung etwas  Blut  entzogen;  dieses  Serum  vertrugen  Mäuse,  Meer- 
schweinchen und  Kaninchen  ohne  jede  Reaktion,  sodass  Verf.  auch  Ver- 
suche am  Menschen  mit  ihm  für  berechtigt  hält.  H.  Müller. 


J.  Strasser,  Lupus  erythematodes  und  das  papulo-nekrotische  Tuberkulid. 

(Aus  Prof.  Eiirmann’s  dermatol.  Ambulatorium  in  Wien.)  W’iener  med. 

Presse  1905,  No.  0. 

Verf.  teilt  3 Fälle  mit,  bei  denen  neben  einem  Lupus  erythematodes 
ein  papulo-nekrotisclies  Tuberkulid  (Acnitis,  Folliculitis)  bestand  und  sieht 
in  diesem,  auch  von  anderen  schon  öfter  beobachteten  Zusammentreffen 
zweier  Affektionen,  von  denen  die  eine,  das  Tuberkulid,  allgemein  mit  der 
Tuberkulose  in  Zusammenhang  gebracht  wird,  einen  Hinweis  auf  die  gleiche 
Aetiologie  der  anderen.  In  demselben  Sinne  deutet  er  die  Tatsache,  dass 
er  bei  21  von  32  an  Lupus  erythematodes  leidenden  Patienten  anderweitige 
Erscheinungen  einer  Tuberkulose  oder  unzweideutige  Reste  einer  solchen 
fand.  H.  Müller. 


M.  Oppen  heim.  Die  combinirte  Chinin-Jodbeliandlung  des  Lupus  erythe- 
matosus nach  Holländer  und  eine  Erklärung  für  diese  Therapie.  (Aus 
der  Universitätsklinik  f.  Geschlechts-  u.  Hautkrankh.  in  W:ien.)  Wiener 
klin.  Wochenschr.  1905,  No.  3. 

Verf.  hat  das  Holländer’sche  Verfahren  (Cbl.  1903,  S.  14,  wo  es  aber 
dreimal  täglich  0,6  Chinin,  statt  0,05  heissen  soll)  in  etwas  modificirter 
Weise  bei  G Patienten  mit  ausnahmslos  günstigem  Erfolge  angewendet. 
Er  lässt  das  Chinin  — weil  es  so  besser  vertragen  wird  — in  allmählich 
steigender  Dosis  nehmen:  erst  drei  Tage  zweimal  0,5,  dann  nach  je  drei 
Tagen  0,5  täglich  mehr,  bis  zu  4,0  pro  die.  Bei  dieser  höchsten  Tages- 
dosis bleiben  die  Kranken,  bis  eine  deutliche  Abblassung  und  Abflachung 
der  Lupusberde  zu  constatiren  ist,  worauf  sie  in  derselben  Weise  wieder 


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No.  33. 


Bkttmank. 


559 


bis  auf  zweimal  0,5  zurückgehen.  Vor  der  .Jodpinselung,  die  früh  und 
abends  5—  10  Minuten  nach  dem  Rinnehmen  des  Chinins  vorzunehmen  ist, 
werden  die  kranken  Stellen  durch  Betupfen  mit  Alkohol  und  Aether  von 
Auflagerungen  befreit.  Pausen  in  der  Behandlung  wurden  nicht  gemacht, 
nur  wenn  die  Patienten  über  Ohrensausen  und  Schwerhörigkeit  klagten, 
wurden  die  Dosen  vorübergehend  herabgesetzt.  Beunruhigende  Symptome 
infolge  des  grosseu  Chininverbrauchs  — über  100  g innerhalb  weniger 
Wochen  — kamen  nicht  vor.  — Die  Umkehrung  des  Verfahrens  — inner- 
lich Jodnatrium,  äusserlich  Aufpinseln  einer  Chininlösung  — hatte  keine 
Wirkung.  — Dass  auch  der  innerliche  Chiningebrauch  allein  den  Lupus 
erythematosus  günstig  beinflusst,  ist  schon  früher  beobachtet  worden;  der 
erheblich  grössere  Erfolg  der  combinirten  Behandlung  ist,  wie  Verf.  aus 
Tierversuchen  schliesst,  darauf  zurückzuführen,  dass  der  Chiningehalt  der 
erkrankten  Haut  durch  die  Jodirung  gesteigert  wird  und  zwar  infolge  der 
chemotaktischen  Wirkung  des  Jods  auf  das  Chinin.  Er  stellte  nämlich 
bei  Kaninchen,  denen  er  Chinin  subkutan  injicirte,  zunächst  fest,  dass 
dieses  überhaupt  in  nachweisbaren  Mengen  in  der  Haut,  sowohl  in  der 
mit  Jod  behandelten,  wie  in  der  nicht  behandelten,  zu  finden  war,  ferner, 
dass  die  jodirte  Haut  erheblich  mehr  Chinin  enthielt,  als  die  nicht  jodirte, 
endlich,  dass  der  Chiningehalt  der  Haut  entsprechend  dem  vermehrten 
Jodgehalt  zunahm,  wenn  dieser  durch  Aufpinseln  eines  mehr  Jod  abgeben- 
den Mittels  (Jothion)  gesteigert  wurde.  H.  Müller. 


Hottniann,  Zur  Abortivbehandlung  der  akuten  Gonorrhoe.  Münch,  med. 

Wochenschr.  1904,  No.  28. 

Das  nur  bei  frischen  uncomplicirten  Gonorrhoen  und  nur  bei  zuui 
ersten  Male  inficirten  Patienten  anzuwendende  Abortivverfahren  des  Verf. 's 
besteht  in  täglich  einmaligen  Auspinselungen  der  Urethra  anterior  mit 
einer  20proc.  Protargollösung,  die  mit  Wasser  und  Glyceriu  zu  gleichen 
Teilen  bereitet  wird.  Als  Arzneimittelträger  dient  ein  einfacher  Haar- 
federkielpinscl,  dessen  oberer  Teil  durch  eine  Gummikappe  gedeckt  ist 
uud  der  ohne  Schmerz  unkachirt  in  die  Harnröhre  eingeführt  werden 
kann.  Es  wurden  höchstens  6 Auspinselungen  bei  einer  Behandlungsdauer 
von  acht  Tagen  im  Maximum  vorgenommen,  und  zwar  wurde  ein  6 bis 
8 cm  langer  Abschnitt  der  vorderen  Harnröhre  vom  Orific.  ext.  an  ge- 
rechnet ausgepinselt.  Je  frischer  die  Erkrankungen  waren,  um  so  bessere 
Resultate  ergab  die  Methode,  liu  ganzen  gelang  sie  in  20  von  42  Fällen, 
die  am  3. — 5.  Krankheitstage  in  Behandlung  kamen.  Von  den  9 schon 
am  3.  Tage  behandelten  Fällen  dieser  Reihe  waren  6 positiv,  2 negativ, 
1 zweifelhaft.  Unter  den  negativen  Fällen  waren  zwei  verschiedene  Gruppen 
zu  unterscheiden,  die  eine,  wo  die  Behandlung  nicht  vertragen  wurde, 
d.  h.  wo  eine  nach  jeder  neuen  Pinselung  sich  verstärkende  heftige  Eite- 
rung auftrat,  ohne  dass  die  Gonokokken  verschwanden.  In  diesen  Fällen 
rät  Verf.,  die  Therapie  abzubrecben.  In  einer  anderen  Reihe  der  nega- 
tiven Fälle  trat,  nachdem  die  Abortivkur  anfangs  gelungen  erschien,  nach 
welligen  Tagen  ein  Recidiv  auf.  Doch  blieben  diese  Fälle  im  weiteren 
Krankheitsveriaufe  auffallend  gutartig:  unter  den  15  genügend  lange  beob- 


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560 


Nicol  ich.  — Plattnbh. 


No.  33. 


achteten  negativen  Fällen  kam  es  nie  zu  einer  Cornplikation,  auch  nicht 
zu  einem  Fortschreiten  der  Krankheit  auf  die  hintere  Harnröhre.  Verf. 
empfiehlt  daher  sein  Verfahren  als  einfach  und  gefahrlos.  Auch  bei  ge- 
wissen Fällen  weiblicher  Urethralgonorrhoe,  auf  die  Verf.  nicht  näher  ein- 
gebt, soll  die  Methode  nützlich  zu  verwenden  sein.  B.  Marcnse. 


Nicolieh,  Behandlung  der  Frostatahypertrophie  bei  incompletter  Harn- 
retention mit  Blasendilatation.  Wiener  klin.  Wochenscbr.  1904,  No.  41. 

Verf.,  der  mit  dem  Katheterismus  bei  Prostatikern  mehrfach  schlechte 
Erfahrungen  gemacht  hatte,  führte  bei  einem  67  jährigen  Manne  von  einer 
Sectio  alta  aus  die  Resektion  des  Mittellappens  der  Prostata  aus  und  tam- 
ponirte  die  ganze  Blase  fest  mit  Jodoformgaze.  Der  von  den  Niereti 
kommende  Harn  sollte  dabei  durch  diesen  Tampon  aufgesaugt  werden. 
Trotzdem  die  Operation  in  dem  beschriebenen  Falle  von  Erfolg  war,  kann 
das  Verfahren  der  Blasentamponade,  das  Verf.  ja  nicht  nur  zwecks  Dila- 
tation der  Blase,  sondern  auch  um  die  Wunde  zu  comprimireu,  also  zur 
Blutstillung,  anwandte,  ohne  Gegendrainage  nach  der  Harnröhre  zu  nicht 
als  allgemeine  Methode,  sondern  nur  als  überhaupt  unter  gewissen  Um- 
ständen möglicher  Weg  gelten.  B.  Marcnse. 


Plilttner,  Blaseusteinbildung  nach  Pfählungsverletzung.  Prager  med. 

Wochenscbr.  1904,  No.  47. 

Der  26jährige  Patient  war  im  August  1903  beim  Kirschenpflücken 
derart  auf  einen  Zaun  gestürzt,  dass  das  spitze  Ende  eines  Pfahles  in  die 
Üammgegend  eindrang  und  abbrach.  Patient  entfernte  selber  dies  Pfahl  - 
fraginent,  konnte  aber  nach  der  Verletzung  nicht  mehr  spontan  Harn 
lassen.  Nachdem  der  am  nächsten  Tage  gerufene  Arzt  mittelst  Katheters 
eine  grosse  Menge  blutigen  Harns  entleert  hatte,  heilte  die  Dammwunde 
zwar  angeblich  rasch,  es  blieben  aber  sehr  hartnäckige  cystische  Be- 
schwerden bestehen,  wegen  deren  Patient  in  verschiedenen  Krankenhäusern 
erfolglos  behandelt  wurde,  bis  er  im  Februar  1904  ins  Innsbrucker  Kranken- 
haus kam.  Hier  wurde  cystoskopisch  ein  wallnussgrosser  Stein  festgestellt, 
bei  der  Röntgenaufnahme  war  in  dem  rundlichen  Steinschatten  ein  helleres 
Centrum  auffällig,  ein  Umstand,  der  den  Verdacht  auf  einen  Fremdkörper 
als  Kern  des  Steines  bestärkte.  Wegen  dieses  Verdachtes  wurde  auf  eine 
Lithotripsie  verzichtet  und  die  Sectio  alta  durch  Prof.  Schlosser  ausge- 
führt. Der  entfernte  3,5  : 2,5  : 2,6  grosse  Stein  bestand  grösstenteils  ans 
phosphorsaurem  Kalk,  enthielt  aber,  wie  sich  beim  Durchsägen  ergab,  in 
der  Tat  im  Centrum  einen  Fremdkörper  und  zwar  ein  Stück  grauen  Hosen- 
stoffes, das  bei  der  Pfählungsverletzung  in  die  Harnblase  hineingetrieben 
worden  war.  B.  5Iarcuse. 


Kin*endu»geu  werden  au  die  Adrense  des  Herrn  (»eh.  Med. -Kal  Prof.  Dr.  M.  Bernhardt  (Berlin 
KranzöaUche  Strasse  21)  oder  an  die  Vorlagghandlung  (Berlin  JsW.,  Unter  den  Lindcu  <*>*)  erbeten 


Verlag  von  August  Hirsrbwald  in  Berlin.  — druck  von  h.  Schumacher  In  Berlin  N M. 


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IhenUIrli  erscheinen 
1 Bogen ; am  Schlüsse 
s Jahrgangs  Titel,  Na- 
■ uud  8ach-Kegister. 


Centralblatt 

für  die 


l*r«l«  dca  Jahrganges 
2H  Mark ; xu  beziehen 
durch  alle  Huchhand- 
lungen  n.  Postanstalten. 


medicinisrhen  Wissenschaften. 


1905. 


Unter  Mitwirkung  von 
Prof.  Dr.  H.  Senator  und  Prof.  Dr.  E.  Sal 

redigirt  von 


Prof.  Dr.  M.  Bernhardt 

in  Berlin. 

S6.  Anglist. 


lailiult:  Bürkkk,  Neue  Zählkammer.  — Vöi.tz,  Einfluss  der  Eiweiss- 
körper auf  den  Stickstoffumsatz.  Otto,  Verhalten  von  Salzlösungen  im  Magen.  — 
Israel,  Theorie  der  Tumoren.  — Bhault  und  Tanton,  Kall  von  Mclano- 
sarkom.  — Busse  und  Blech  er,  Ueber  Myositis  ossificans.  — Scui.ksinokr, 
L'cber  Coxa  vara.  — Ricard  und  Chevrier,  Geber  Gastroenterostomie.  — 
Lossen,  Eine  Bluterfamilie.  — Pealz,  Skogei.,  Zur  Krage  der  Myopie.  — 
Manassb,  Das  primäre  Endotheliom  des  Mittelohrs.  — Stk.nokr,  Entstehung 
der  otitischen  Hirnsinustbrombose.  — Winceleh,  Die  Aufmeissclung  des  Warzen - 
fortsatzes.  — Simmonds,  Alterssäbelscheidcntrachea.  — Gkhrbh,  Diagnose  und 
Behandlung  der  Kiefercysten.  — Pick  und  Scuwonek,  Zur  Kenutnis  des  Diph- 
therieantitoxins. — Prikumann,  Iminunisiruug  von  Rindern  gegen  Perlsueht.  — 
Rariho witsch,  Ueber  Geflügcltuberkulose.  — Schömberg,  Vlach,  Wert  des 
(iriserins.  — RiInon  und  Visrliac,  Ueber  Cachexie  aiievrismatique.  — Tonsey, 
X Strahlen  bei  der  Diagnose  der  Magenerkrankungen.  — Ehrlich,  Schmerzhafte 
Magenleerc.  — Stbinitz,  Ernährungsstörungen  im  Säuglingsskörper.  — Quad- 
ronb.  Wirkung  der  Röntgenstrahlen.  — Southarh  und  Roderts,  Fall  von 
chronischem  Hydrocephalus  internus.  — Bonhobfykr,  Ueber  die  Sensibilität  bei 
, Hirnrinden  läsionen.  — Buch  holz,  Geistesstörungen  bei  Arteriosklerose.  — 
Landau,  Fall  von  Hemiatrophia  linguae.  — Neisseh  und  Sirrkrt.  Calomelol- 
salbe  als  Ersatz  des  Ungt.  einereum.  — Nobl,  Zur  Grenzbestimmung  lupöser 
Hautläsionen.  — Frkyrr,  57  Fälle  von  Prostatektomie. 


K.  Riirker,  Eine  neue  Form  der  Zählkammer.  Pflügers  Arch.  f.  d.  ges. 

Physiol.  Bd.  107,  S.  420. 

B.  giebt  nach  Hervorhebung  der  Mängel  der  bisherigen  Thoma-Zeiss- 
schen  Zählkammer  die  Beschreibung  einer  neuen  Kammer.  Sie  bildet 
keinen  geschlossenen  Raum,  ist  vielmehr  an  zwei  Seiten  offen.  Man  legt 
das  Deckglas  auf  den  den  Zähltisch  umgebenden  Rand  und  lässt  die  Blut- 
■nisebung  sieb  vom  Rande  her  darch  Capillarität  einsaugen.  Der  Zälil- 
tiscli  besteht  aus  zwei  Hälften,  die  für  sich  gefüllt  und  zur  Zählung 
benutzt  werden  können.  Entweder  wird  nun  mit  Hülfe  verschieden  grosser 
Blenden  im  Ocular  ein  bestimmter  Teil  der  Kammer  ins  Gesichtsfeld  ge- 
bracht und  in  ihm  die  Zählung  vorgenommen,  oder  man  bedient  sich  eines 
Objektuetzmikrometers  zur  Ermittelung  des  untersuchten  Blutquantums  - 
Man  kann  über  der  Grundfläche  der  ganzen  Kammer,  die  50  qmm  beträgt, 
zählen;  die  Kammer  ist,  da  offen,  unabhängig  vom  Luftdruck;  die  Verteilung 
XLlll.  Jahrgang.  SG 

t 

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562 


Voltz.  — Otto. 


No.  34. 


der  Zellen  ist  eine  gleichntässige.  Die  Zählungsresultate  sind  sehr  günstige, 
da  bei  Auszählung  von  nur  HO  Quadraten  die  Abweichungen  vont  Mittel 
nur  ± 0,6  pCt.  betrugen.  A.  Loewy 


W.  Volt/,  Heber  den  Rinfluss  verschiedener  Eiweisskörper  und  einiger 
Derivate  derselben  auf  den  Stickstoffumsatz,  mit  besonderer  Berück- 
sichtigung des  Asparagins.  Pflüger’s  Arch.  f.  d.  ges.  Physiol.  Bd.  107, 
S.  360. 

V.  giebt  zunächst  einen  Ueberblick  der  bisherigen  Untersuchungen  über 
die  Bedeutung  der  Amide  als  Nährstoffe.  Kr  selbst  untersuchte,  ob  sich 
Atnide  speciell  das  Asparagin  mit  verschiedenen  Eiweisskörpern  ver- 
füttert gleich  oder  different  verhaltet).  Er  fütterte  Hämalbumin,  Casein. 
Paranuklein,  Hefe,  Pferdehirn.  Bestimmt  wurde  der  Stickstoffumsatz  und 
der  calorische  Gehalt  der  Nahrung.  V.  verfügt  über  36  Versuchsreihen 
aut  Hunde  und  faud  folgendes: 

Der  Parauukleinstickstoff  wird  etwas  besser  resorbirt  als  der  des 
Senimalbumins,  letzterer  jedoch  gelaugt  etwas  besser  zum  Ansatz.  Da« 
Asparagin  wird  nicht  vollständig  resorbirt;  4,6 — 12,9  pCt.  erschienen 
wieder  im  Kot.  Stets  erwies  es  sich  bezüglich  des  Eiweissansatzes  oder 
Erhaltung  des  Eiweissbestandes  weniger  wirksam  als  Eiweisskörper.  — 
Füttert  man  Casein  neben  Asparagin,  so  tritt  eiue  erhebliche  Steigerung 
der  Eiweisszersetzung  ein,  sodass  kaum  Stickstoffgleichgewicht  zu  erzielen 
ist;  weniger  ist  das  der  Fall,  wenn  neben  Asparagin  Nuklein  oder  Para- 
nuklein gereicht  wird,  am  wenigsten  bei  Fütterung  mit  Serumalbutnin. 
Hier  kann  Asparagin  eine  gewisse  Menge  Eiweiss  sogar  vor  dem  Zerfall 
schützen.  A.  Loewy. 

E.  Otto,  Heber  das  Verhalten  von  Salzlösungen  im  Magen.  Arch.  f.  ezperitu. 
Puthol.  u.  Pharmakol.  Bd.  52,  S.  370. 

O.’s  Versuche  betreffen  die  Frage,  ob  aus  dem  Magen  so  concentrirte 
Salzlösungen  in  den  Darm  übertreten  können,  dass  event.  Wasser  aus  den 
Blutgefässen  in  den  Darm  eintritt.  Sie  wurden  an  einem  Hunde  mit 
Duodenalfistel  augestellt,  dem  im  Verlaufe  der  Untersuchung  zugleich  noch 
eine  Speichelfistel  angelegt  wurde.  Die  Salzlösungen  wurden  mit  Schlund- 
soude  eingeführt,  die  aus  der  Fistel  sich  ergiessende  Flüssigkeit  unter- 
sucht. Benutzt  wurde  Wasser,  hypo-  und  hypertonische  Magnesium- 
sulfatlösungen.  Es  ergab  sich,  dass  dünne  wie  concentrirte  Lösungen  im 
Magen  nie  auf  Isotonie  gebracht  werden,  wenn  sie  sich  auch  im  Sinne  der 
Isotome  verändern.  Der  Darm  also  muss  aus  ihnen  dem  Blute  isotonisebe 
Lösungen  hersteilen.  Der  Magen  hat  demnach  nur  beschränkte  Schutzkraft 
gegen  das  Eintreten  verschieden  concentrirter  Lösungen  in  den  Darm.  — 
Die  Schnelligkeit  des  Uebertritts  ist  am  grössten  bei  isotonischen 
Lösungen,  geringer  bei  nichtisotonischen.  Dabei  gehen  Wasser  und  con- 
centrirte Lösungen  in  nicht  viel  verschiedener  Zeit  über.  — Von  dem 
schwer  resorbirbaren  Bittersalz  wurden  im  Magen  aus  concentrirten  Lösungen 
bis  zu  20  pCt.  resorbirt.  A.  Loewy. 


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No.  34.  Israki..  — Braui.t  und  Tarton.  5fi3 

ö.  Israel,  Oie  biogenetische  Theorie  der  Geschwülste  und  die  Aetiologie 
des  Carcinoms.  Berl.  klin.  Wochenschr.  11105,  No.  13. 

Verf.  bestreitet  überhaupt  die  Möglichkeit  specifischer  Parasiten.  Nach 
ihm  können  alle  möglichen  lange  andauernden  Schädigungen  funktioneller, 
mechanischer,  thermischer,  bakterieller  Natur  Tumorbildung  bervorrufen. 
..Das  infolge  recurrirender  Defektbildungen  immer  wieder  von  neuem  aus- 
gelöste Teilungsgeschäft  ist  es,  das  an  nicht  verletzten  Zellen  die  erforder- 
lichen Eigenschaften  hervorbringt;  Anpassung  und  Vererbung  sind  es,  die 
die  Fähigkeit  der  Zellen  für  diese  Funktion  steigern,  und  diese  einseitige 
Fähigkeit  führt  zum  Zurücktreten  anderer  Funktionen.  So  bildet  sich 
auch  die  Krebszelle  mit  allen  ihren,  von  denjenigen  der  regulären  Deck- 
zellen  so  weit  abweichenden  Eigenschaften.  Sie  alle  sind  erworben  in  der 
Descendenz  von  der  ersten  heterotopen,  in  die  Bindesubstanzbasis  gelangten 
Zelle  und  unter  der  unaufhörlichen  Einwirkung  der  hier  zur  Geltung  ge- 
langenden abweichenden'  Bedingungen.“  Beitzke. 


i.  Hrault  et  J.  Toulon,  Etüde  clinique  et  anatomo-pathologiquc  d'une 
tumeur  paradoxale  observee  sur  la  plante  du  pied  d’un  indigene  algerien. 
Arcb.  de  med.  experim.  etc.  1905,  No.  3,  p.  318. 

Die  Autoren  berichten  über  einen  70jährigen  tauben  Mann,  dem  ein 
Tumor  in  der  Mitte  der  vorderen  unteren  Fläche  des  rechten  Fasses  sass, 
der  einem  breiten  Pilz  mit  Stiel  und  Hut  ähnelte  und  eine  bräunliche 
Farbe  mit  hier  und  da  ziehenden  wcisseti  Streifen  hatte.  Er  blutete  bei 
Berührung  und  sonderte  bei  Druck  eine  stark  riechende,  eiterähnliche 
Masse  ab. 

Die  Geschwulst  wurde  mit  der  Glühschlinge  entfernt,  die  Einpflanzungs- 
stelle  des  Stieles  kauterisirt.  Heilungsverlauf  ohne  jede  Störung.  Das 
Gewicht  des  Tumors  betrug  9(5  g.  Bei  Ueberimpfung  von  Gcschwnlst- 
massen  auf  verschiedene  Nährböden  wuchs  eine  Art  Staphylococcus  albus 
und  der  Micrococcus  ccreus  flavus.  ln  Schnitten  konnte  man  einige  maul- 
beerförmige  Haufen  von  Staphylokokken  sehen.  Von  zwei  Tieren,  denen 
von  den  Culturen  subkutan  und  intraperitoneal  etwas  injicirt  worden  war, 
ging  das  eine  nach  4 Wochen  zu  Grunde,  und  es  Hess  sich  aus  dem  Blut 
Staphylococcus  alb.  züchten,  beim  anderen  bildete  sich  nur  ein  kleiner, 
schnell  heilender  Abscess. 

Die  pathologisch-anatomische  Untersuchung  ergab  ein  unerwartetes 
Resultat  Der  Tumor  bestand  makroskopisch  und  mikroskopisch  aus  zwei 
Teilen;  einem  Stiel  und  einem  darauf  sitzenden  Hut.  Der  Stiel  bestand 
grösstenteils  aus  jungem  Bindegewebe  verteilt  auf  parallele  Felder  mit 
wenig  Zellen.  Hin  und  wieder  fanden  sich  kleine  infiltrirte  Stellen,  wenig 
Gefässe  aber  mit  ziemlich  grossem  Kaliber,  im  Innern  frei  von  Geschwulst- 
zellen. Je  mehr  man  sich  von  der  Einpflanzungsstelle  entfernte  und  dem 
Hut  näherte,  desto  mehr  gingen  die  Bindegewebszüge  auseinander.  Durch 
eine  fortschreitende  Teilung  entstand  ein  richtiges  Netzwerk  von  Binde- 
gewebsfasern, innerhalb  deren  grösstenteils  spindelförmige  Zellen  lagen. 
Sie  waren  ziemlich  gleich  gross,  in  der  Nähe  des  Kerns  dunkel  gefärbt 
und  bildeten  eine  Art  Anhängsel  an  den  Bindegewebsfasern.  An  der 

36* 


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564 


Hubs«  und  Blrciikk.  — Sciilkhingkk. 


No.  34. 


Peripherie  iles  Hutes  war  das  Bindegewebsgeflecht  weniger  derb,  hatte  fast 
das  Aussehen  von  Schleimfasern,  die  Zellen  nahmen  an  Menge  zu,  wareu 
aber  kleiner.  An  der  Vereinigungsstelle  von  Stiel  und  Hut  fanden  sich 
drüsige  Gebilde.  Das  Auffälligste  am  Tumor  war  ausser  der  Natur  der 
Zellen  das  eisenfarbene  Pigment,  das  sich  besonders  am  Hut  fand. 

Hs  handelte  sich  um  ein  Melanosarkom,  das  insofern  von  erheblichem 
Interesse  war,  als  es  eine  so  gute  Heilungstendenz  ohne  jede  Neigung  zum 
Kecidiv  zeigte.  GeiBsler. 


ltusse  und  Blecher,  Geber  Myositis  ossificans.  Zeitschr.  f.  Chir.  Bd  73, 
H.  4—6,  S.  388. 

In  dem  ersten  Kalle,  über  den  B.  und  B.  berichten,  handelte  es  sich 
wohl  unzweifelhaft  um  einen  Bluter,  der  ausser  langdauernden  Blutungen 
aus  Wunden  vorzüglich  Neigung  zu  .Muskelblutungen  zeigte.  Dicht  unter- 
halb der  Ursprungsstelle  des  M.  quadriceps  vom  Becken  lag  eine  knochen- 
harte, leicht  unebene,  gänsecigrosse  Geschwulst,  die  sich  nach  der  Exstir- 
pation als  aus  derbem  Kasergewebe,  Knochen,  Knorpel  und  quergestreiften 
Muskelfasern  bestehend  ergab  und  mit  dem  Oberschenkel  nicht  in  Ver- 
bindung stand.  Ihre  Entstehung  war  nicht  vdllig  klar.  In  den  4 anderen 
Fällen  handelte  es  sich  um  Muskelverknöcherungen,  die  4 bez.  5 Wochen 
nach  einmaligem  Trauma  entstanden  waren.  Im  2.  Kall  fand  sich  ein 
Knochenherd,  der  keinen  Zusammenhang  mit  dem  Humerus  zeigte,  im 
3.  zwei  Herde,  beweglich  in  der  Muskulatur  liegend  und  einer  in  fester 
Verbindung  mit  dem  Knochen,  im  4.  und  5.  Falle  Verknöcherungen,  die 
in  mehr  oder  weniger  fester  Verbindung  mit  dem  Skeletknochen  standen. 

Joachimsthal. 

A.  Schlesinger,  Zur  Aetiologie  und  pathologischen  Anatomie  der  Coxa 
vara.  Arch.  f.  k I in.  Chir.  Bd.  76,  H.  3,  S.  629. 

Soh.  bespricht  die  Aetiologie  und  pathologische  Anatomie  der  Cos* 
vara  an  der  Hand  von  11  Fällen  der  v.  Bergmann’schen  Klinik.  Von 
diesen  gehören  zwei  in  die  Gruppe  der  Coxa  vara  adolescentium.  einer, 
in  dem  eine  Resektion  zur  Ausführung  kam,  zur  Coxa  vara  traumatica 
(traumatische  Epiphysenlösung),  zwei  zur  Coxa  vara  gesunder  Kinder,  die 
übrigen  sechs  zur  Coxa  vara  rachitica.  In  dem  von  dem  Resektionsfall 
gewonnenen  Präparat  fielen  nekrotische  Veränderungen  auf,  die  nicht  nur 
in  dem  untersten  Teil  des  Kopfes,  sondern  in  geringem  Grade  auch  in  den 
übrigen  Teilen  des  Kopfes,  dagegen  nirgends  im  Halse  bestanden.  Sch. 
betrachtet  sie  als  das  Resultat  einer  schweren  Ernährungsstörung,  die  den 
ganzen  abgerutschten  Kopf  und  am  meisten  die  untersten  Partien  befalleu 
haben,  nicht  deswegen,  weil  dieselben  ausser  Contakt  mit  der  Pfanne 
waren  (sonst  müssten  ja  die  oberen  Partien  verschont  geblieben  sein), 
sondern  weil  sie  diejenigen  waren,  die  am  meisten  den  Contakt  mit  dem 
für  ihre  Ernährung  sorgenden  Schenkelhälse  verloren  hatten.  SCH  glaubt, 
dass  das  Missverhältnis  zwischen  statischer  Inanspruchnahme  und  statischer 
Leistungsfähigkeit  allein  genügt,  die  Coxa  vara  adolescentium  zu  erklären, 
und  dass  wir  nicht  nötig  haben,  eine  imaginäre  Knochenkrankheit,  für  die 


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No.  34.  r 1CAR1>  Ull<1  ClIKVUlKH.  liOBSKN.  • > * > Ö 

wir  keine  anatomischen  Anhaltspunkte  haben,  anznnehmen.  Nur  ist  die 
Ueberlastung  nicht  als  ein  gleichmässiger  Druck  des  Körpers  auf  das 
obere  Femurende  aufzufassen,  der  langsam  eine  Verbiegung  herbeiführt, 
sondern  als  eine  fortlaufende  Reihe  von  Traumen,  die  schliesslich  einmal 
eine  Lockerung  in  der  Epiphysenlinie  bewirken,  welche  entweder  sofort 
oder  allmählich  durch  die  weitere  Belastung  zur  Abrutschung  des  Kopfes 
gegen  die  Epiphyse  führt.  Identisch  mit  dieser  Form  ist  die  Coxa  vara 
der  gesunden  nicht  rachitischen  Kinder,  bei  der  wir  gleichfalls  die  Ab- 
rutschung des  Kopfes  gegen  den  Hals  finden.  Bei  rachitischen  Formen 
fand  Sch.  symmetrische  Verbiegungen  der  Hälse  gegen  den  Schaft  neben 
Frakturen  oder  Infraktionen  im  Scheukelhals.  Joachimsthal. 


Ricard  et  Chevrier,  De  la  gastro-enterostomie.  Gazette  des  höp.  1005, 
No.  9. 

R.  und  C.  haben  zur  Vermeidung  des  Circulus  vitiosus  nach  der 
Gastroenterostomie  — ein  Zustand  der  durch  richtige  Lagerung  der  obersten 
Jejnnalschlinge  übrigens  zu  vermeiden  ist  — folgende  technische  Besonder- 
heit angegeben.  Nach  Durchziehen  der  grossen  Magencurvatur  durch  den 
Mesocolonschlitz  wird  aus  der  Magenwand  eine  senkrechte  Falte  gebildet, 
an  diese  kommt  die  richtig  gedrehte  Jejunalschlinge  zu  liegen.  Nun  werden 
die  beiden  Darmwände  in  ca.  6 cm  mit  ihren  Serösen  aneinander  genäht 
und  die  Eröffnung  des  Magen-  resp.  Darmlumens  nur  in  der  oberen  Hälfte 
gemacht.  Danach  typische  Vernähutig  wie  bei  Knteroanastomose.  Auf 
diese  Weise  läuft  beim  Zurücklegen  in  die  definitive  Lage  das  Jejunum 
ein  Stück  von  oben  nach  unten  an  der  hinteren  .Magenwand  entlang  und 
die  eigentliche  Gastroenterostomie  findet  sich  an  einem  tieferen  Punkte.  — 
Ein  Eintreten  von  Speiseteilen  in  den  duodenalen  Teil  der  obersten  Jejunal- 
schlinge  wird  auf  diese  Weise  vermieden,  da  dieser  Darmabschnitt  nach 
der  Operation  senkrecht  nach  oben  zieht.  Eine  Stase  der  Duodenalsäfte 
ist  nach  Ansicht  der  Verff.  nicht  zu  befürchten.  Peltesohn. 


Lossen,  Die  Bluterfamilie  Mampel  in  Kirchheim  bei  Heidelberg.  II.  Be- 
richt. Deutsche  Zeitschr.  f.  Chir.  76.  Bd.,  1.  H.,  S.  1. 

L.  hat  die  „Bluterfamilie“  Mampel  in  Kirchheim  bei  Heidelberg,  deren 
Geschichte  er  im  Jahre  1876  in  der  deutschen  Zeitschrift  für  Chirurgie 
schrieb,  jetzt,  d.  h.  nach  28  Jahren,  einer  neuen  Untersuchung  unterworfen. 
Die  Familie  weist  seit  den  ersten  genauen  Aufzeichnungen  von  1827  nun- 
mehr die  IV.  Generation  auf.  Im  ganzen  enthält  der  Stammbaum  uuter 
111  männlichen  Mitgliedern  37  Bluter;  von  diesen  sind  18  an  Verblutung 
zu  Grunde  gegangen,  meist  bis  zum  10.  Lebensjahr.  Unter  den  weiblichen 
Mitgliedern  sind  keine  Bluter.  Es  bestätigt  sich  auch  in  dieser  Familie 
folgendes  Gesetz  der  Vererbung:  Die  Anlage  zu  Blutungen  wird  nur  durch 
die  Frauen  übertragen,  die  selbst  keine  Bluter  sind.  Nur  Männer  sind 
Bluter,  vererbeu  aber,  wenn  sie  Frauen  aus  gesunder  Familie  heiraten,  die 
Bluteranlage  nicht.  — Bemerkenswert  ist  in  dieser  Bluterfamilie  die  grosse 
Fruchtbarkeit,  welcher  eiue  auffallende  Kindersterblichkeit  — abgesehen 


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PFALZ.  SkGOKL.  — M ANAH8K. 


No.  34.  I 


von  den  Todesfällen  durch  Verblutung  — gegenübersteht.  — Was  die 
Ursachen  der  Hämophilie  anlangt,  so  ist  man  auch  heute  noch  völlig  im 
Unklaren  darüber;  das  Bild  der  Krankheit  wird  beherrscht  1.  durch  die 
Verletzbarkeit  der  kleinsten  Gefässe,  2.  durch  die  schwierige  Blutstillung. 
L.  bestätigt  übrigens,  dass  das  Blut  von  Blutern  tatsächlich  gerinnt  im 
Gegensatz  zu  älteren  gegenteiligen  Anschauungen  und  zwar  am  sichersten 
durch  Verschorfung  mit  der  rotglühenden  Platina  candens.  Möglicherweise 
kreisen  im  Blut  der  Hämophilen  Stoffe,  welche  die  Wirkung  des  Fibrin- 
ferments (Thrombin)  verhindern.  Peltesohn. 


1)  Pfalz,  Die  Bedeutung  der  optischen  Emmetropirung  für  die  Behandlung 
der  Kurzsichtigkeit.  Münch,  med.  Wochenschr.  1005,  No.  18. 

2)  Seggel,  Zur  Frage  nach  dem  W’esen  der  progressiven  Myopie.  Ebenda 

1)  P.  empfiehlt  die  vollständige  Correktion  des  jugendlich  myopischen 
Auges,  da  sich  durch  die  praktische  klinische  Erfahrung  erwiesen  bat, 
dass  die  Furcht  vor  einer  schädlichen  Wirkung  vollcorrigirender  Gläser, 
die  schon  aus  physiologischen  Gründen  zurückzuweisen  ist,  gegenstandslos 
ist.  Die  Kurzsichtigkeit  nimmt  in  uncorrigirten  Augen  in  höherem  Grade 
zu,  als  in  corrigirten,  und  unter  diesen  wieder  in  mässigem  Maasse  bei 
den  für  die  Nähe  nur  teilweise  corrigirten  Augen,  während  es  durch  Voll- 
correktion  in  einem  hohen  Procentsatz  von  Fällen  gelingt,  vollständigen 
Stillstand  der  Myopie  zu  erzielen,  in  einem  weiteren  das  Fortschreiten  zu 
krankhaft  hohen  Graden  mit  ihren  deletären  Folgezuständen  zu  hemmen. 

2)  S.  empfiehlt  bei  jugendlichen  Myopen  mit  guter  Accommodations 
kraft  die  Correktion,  bei  schwacher  Ac.coromodationskraft  hochgradiger  und 
mittlerer  Myopen  nur  die  teilweise  Correktion.  Die  Myopie  entsteht  bei 
Minderwertigkeit  des  hinteren  Skleralabschnittes;  diese  ist  gegeben  bei 
Mangel  oder  geringer  Zahl  an  elastischen  Fasern  in  der  Sklera  Auch 
dürfte  die  Dicke  der  Sklera  von  Einfluss  auf  die  späterere  Refraktion  sein, 
indem  eine  dünne  Sklera  die  Entwickelung  der  Myopie  begünstigt,  eine 
dicke  Wandung  derselben  sie  hindert  oder  mässigt.  Wenn  die  Ringportion 
des  Ciliarmuskels  schwach  oder  gar  nicht  entwickelt  ist,  zerren  die  meri- 
dionalen  Fasern  dieses  Muskels,  der  eigentliche  Tensor  chorioideae  bei  der 
Accommodation  die  Chorioidea  und  die  äusseren  Retinalschichteu.  Alle 
drei  Defekte  führen  zu  progressiver  deletärer  Myopie.  Richtige  Brillen- 
wahl und  vor  allem  gute  hygienische  Bedingen  können  dem  Fortschreiten 
der  Myopie  und  der  Schädigung  von  Sehschärfe  und  Lichtsinn  Einhalt  tun. 

Horstmann. 


Manassp,  Demonstration  zur  Lehre  vom  primären  Endotheliom  des  Mittel- 
ohres bezw.  des  Felsenbeines.  Verhandl.  d.  Deutschen  otol.  Gesellscb. 
1904,  S.  147. 

M.  berichtet  kurz  über  drei  einschlägige  Fälle,  eine  46jährige  Frau, 
einen  49jährigen  und  einen  55jährigen  Mann  betreffend.  Der  erste  Fall 
zeigte  noch  3 '/4  Jahre  nach  der  Operation  kein  Recidiv,  die  beiden  anderen 


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NO.  .-54.  StKNOKR.  — WlRCKLBK.  SlMMORDS  567 

Fälle  endeten  der  eine  25  Tage,  der  audere  4 Monate  nach  der  Operation 
letal.  In  allen  drei  Fällen  war  der  äussere  Gehörgang  frei. 

Schwabacb. 


Stenger,  Untersuchungen  über  die  Entstehung  der  otitischen  Hirnsinus- 
thrombose.  Verhandl.  d.  Deutschen  otol.  Gesellsch.  XIII.  Versauaml., 
20.  Mai  1904,  S.  109. 

Auf  Grund  experimenteller  Untersuchungen  an  Hunden  spricht  sich 
St.  dahin  aus,  dass  der  nicht  mechanischen  Thrombusbildung  eine  Er- 
krankung der  Gefässwand  mit  nachfolgender  Veränderung  des  Hintes  vor- 
ausgeht und  dass  die  Bakterien  nicht  durch  Ansiedelung  auf  der  lutima 
Veranlassung  zur  Thrombose  geben,  sondern  dass  die  Thrombose  hervor- 
gerufen werde  infolge  entzündlicher  Veränderungen  des  Blutes,  die  indirekt 
durch  Bakterieninvasion  bedingt  sei.  Sogenannte  wandständige  Thromben 
kommen,  nach  St.,  nicht  zur  Beobachtung.  Die  Thrombenbildung  erfolgt, 
ehe  die  Bakterien  in  die  Blutbahn  gelangt  sind.  Die  Infektion  der  Thromben 
ist  sekundär.  Schwabach. 


Winekler,  Ueber  die  Aufmeisselnng  des  Warzenfortsatzes  und  Eröffnung 
des  Antrums  mit  folgender  Gehörgangsplastik.  Verhandl.  d.  Deutschen 
otol.  Gesellsch.  1904,  S.  133. 

W.  trägt  bei  allen  Mastoidoperationen  die  hintere  Gehörgangswand 
in  grösserer  oder  geringerer  Ausdehnung  ab,  zugleich  aber  auch  die  Spitze 
des  Warzenfortsatzes;  eine  Ausnahme  macht  er  nur  bei  dem  Proc.  mast, 
kleiner  Kinder.  Er  behauptet,  dass  die  Wundverhältnisse  bei  dieser  Ope- 
rationsmethode sich  viel  einfacher  gestalten,  als  bei  der  alten,  voraus- 
gesetzt, dass  man  stets  in  der  Nähe  des  Trommelfells  eine  Spange  der 
hinteren  knöchernen  Gehörgangswand  schont.  Lücken  und  Vertiefungen, 
wie  sie  bei  der  alten  Methode  zuweilen  mit  in  den  Kauf  genommeu  werden 
müssen,  Hessen  sich  mitunter  ganz  vermeiden  oder  auf  eine  tiefliegende 
Narbe  reduciren.  ln  einzelnen  Fällen,  z.  B.  bei  engem  Gehörgang,  bei 
abnorm  breitem  Warzen fortsatz  und  relativ  kleinem  Antrum  macht  Verf. 
gleich  im  Anschluss  an  die  Mastoidoperatiou  event.  nach  Ausgranulirung 
der  geschaffenen  Wundhöhlen  eine  Plastik  des  Gehörgangschlauches.  Das 
Nähere  hierüber  siebe  im  Original.  Schwabach. 


Siiiiinonds,  Ueber  Alterssäbelscheidentrachea.  Virchow's  Arch  Bd.  179, 
H.  1. 

Es  ist  eine  Tatsache,  dass  diese  Trachealveränderung  nur  bei  starker 
Verknöcherung  der  Luftröhrenknorpel  angetroffen  wird.  Da  der  Ver- 
knöcherungsprocess  regelmässig  den  vorderen  Bogen  der  Trachealringe 
bevorzugt,  so  ist  es  begreiflich,  dass  der  ossificirende  Knorpel  hier  zuerst 
einknickt  infolge  des  von  den  Nachbarorganen  auf  ihn  einwirkenden 
Druckes,  und  dass  nach  und  nach  eine  säbelscheidenartige  Form  entsteht. 
Die  grossen  Verschiedenheiten,  die  unregelmässige  Ausbreitung  des  Pro- 
cesses  an  manchen  Luftröhren  hängt  von  der  verschiedenen  Intensität  der 


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568  Gkhbek.  — Pick  und  Sciiwomsb.  No.  34 

Knorpeldegeneration  und  den  zeitlichen  Verschiedenheiten  desselben  ab. 
Neben  der  starken  Einengung  findet  man  die  Zeichen  des  chronischen 
Katarrhs.  In  den  Lungen  ist  besonders  auffallend  das  häufige  Vorkommen 
von  Lungenemphysem;  unter  61  Fällen  44 mal.  Verf.  fasst  das  Knopbysem 
als  Folge  der  Verengerung  der  Trachea  auf.  Die  Diagnose  ist  durch  Pal- 
pation nicht  zu  stellen.  Eher  meint  er  mit  Hülfe  des  Kehlkopfspiegels 
einen  Einblick  gewinnen  und  durch  Nachweis  einer  allgemein  seitlichen 
Einengung  die  Diagnose  stellen  zu  können.  W.  Lublinski. 


derber,  Leber  die  rhinoskopische  Diagnose  und  die  Behandlung  der  Kiefer- 
cysten. Arch.  f.  Laryngol.  u.  Rhinol.  Bd.  16,  H.  3. 

Nach  Verf.  wachsen  die  meisten  Zahncysten  früher  oder  später  gegen 
den  Nasenboden  empor  und  sind  deshalb  auch  rhinoskopisch  zu  diagnosti- 
ciren.  Man  sieht  dann  eine  unter  dem  vorderen  Ansatz  der  unteren  Muschel 
erscheinende  Vorwölbung  unter  normaler  nur  verdünnter  Schleimhaut,  bei 
Druck  meist  nachgebend  und  fluktuirend,  eine  blaue  Farbe  annehmend. 
Bisweilen  täuscht  dies  Bild  eine  doppelte  untere  Muschel  oder  einen  dem 
Nasenboden  aufsitzenden  Polypen  vor.  In  einzelnen  Fällen  bei  kleineren 
Cysten  sind  andere  Symptome  nicht  vorhanden.  Die  geeignete  Therapie 
ist  bei  den  kleineren  Cysten  die  Eröffnung  von  der  Nase  aus.  Bei  den 
grösseren  empfiehlt  sich  nach  Partsch  die  Excision  der  vorderen  Cysten- 
wand und  das  Hineinklappen  eines  mit  seiner  Basis  am  Alveolarfortsatz 
sitzenden  Schleimhautlappens.  Dieselbe  Therapie  empfiehlt  Verf.  für  die- 
jenigen Kieferhöhlenempyeme,  die  man  von  der  Fossa  canina  offen  be- 
handeln will.  W.  Lublinski. 


E.  P.  Pick  und  J.  Scliwoner,  Beiträge  zur  Kenntnis  des  Diphtherie 
antitoxins  und  seiner  Beziehungen  zum  Toxin.  Wiener  klin.  Wochenscbr. 
1904,  No.  40. 

Die  Beziehungen,  welche  zwischen  Toxinen  und  Antitoxinen  bestehen, 
sind  bisher  nach  der  Hinsicht  geprüft  worden,  dass  die  Abhängigkeit  der 
Constitution  von  Toxin-Antitoxingemischen  von  dem  Toxin  berücksichtigt 
wurde,  während  bisher  die  Abhängigkeit  der  Constitution  der  Toxin  Anti- 
toxingemische von  der  Natur  des  Antitoxins  allein  bei  stets  gleichbleiben- 
der Toxinlösung  und  unter  gleichen  Mischungsverhältnissen  systematischen 
Untersuchungen  nicht  unterzogen  wurden.  Dies  haben  Verff.  nachgeholt,  sie 
haben  unter  Verwendung  eines  bestimmten  Toxins  Mischungen  hergestellt, 
in  denen  einmal  eine  grössere  Menge  von  Toxineinheiten  mit  der  doppelten 
oder  mehrfachen  Menge  Antitoxins  übersättigt  worden  war  (einfach  und 
mehrfach  übercompensirte  Gemenge),  ferner  neutrale  Mischungen,  in  denen 
ebenfalls  grössere  Antitoxin-  und  Toxinmengen  angewandt  wurden.  Sie 
fanden,  dass  in  den  nbercotnpensirten  Mischungen  eine  mehr  oder  weniger 
grosse  Abnahme  des  Antitoxinwertes  stattfindet,  indem  manche  Immunsera, 
und  zwar  gehören  hierzu  meist  die  hochwertigen,  40  bis  50  pCt.  des 
rechnerisch  zu  erwartenden  Antitoxinwertes  einbüssen  (Verff.  bezeichne!! 
diese  als  toxolabile  Antitoxine),  während  unter  den  nämlichen  Bedingungen 


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No.  34 


Krimimann.  — It  ahinowitncii 


569 


andere  Diplitherieimniunsera,  meist  handelte  es  sich  um  minderwertige 
Sera,  den  rechnerisch  zu  erwartenden  Antitoxinwert  in  dem  Gemisch  nahezu 
vollständig  aufweisen  (toxostabile  Antitoxine).  Wird  also  die  gleiche  An- 
zahl Immunitätseinheiten  toxostabiler  und  toxolabiler  Immunsera  mit  der 
nämlichen  Toxinmenge  gemischt,  so  resultiren  verschiedenartige  Mischungen. 
Die  Aenderung  des  Antitoxingehaltes  in  den  Gemischen  erfolgte  nicht 
allmählich,  sondern  mit  grosser  Reaktionsgeschwindigkeit.  Nachdem  ein- 
mal toxolabile  Immunsera  mit  Toxin  partiell  abgesättigt  sind,  so  sind  dann 
die  resultirenden  Antitoxinlösungen  toxostabil.  Neutrale  in  multiplen  her- 
gestellte Mischungen  von  Toxin  und  toxolabilem  Antitoxin  bleiben  stabil 
und  lassen  sich  mit  Hülfe  präcipitirenden  Immunserums  in  ihre  Bestand- 
teile nicht  zerlegen.  H.  Bischoff. 


F.  F.  Friedmann,  l'eber  Immunisirung  von  Rindern  gegen  Tuberkulose 
(Perlsucht)  und  über  Tuberkulose-Serumversuche.  Deutsche  med.  Wochen- 
schrift 1904,  No.  46. 

Nachdem  F.  gefunden  hatte,  dass  die  von  ihm  aus  einer  Schildkröte 
isolirten  Tuberkelbacillen  (Sch.  T.-B.)  für  Warmblüter  völlig  ungefährlich 
sind,  und  dass  es  gelingt,  durch  Impfung  mit  Sch. -T.-B.  den  für  Tuber- 
kulose so  empfänglichen  Meerschweinchen  hochgradige  Immunität  gegen- 
über späterer  Infektion  mit  virulenten  Tuberkelbacillen  zu  verleihen,  ist 
er  dazu  übergegangen  Kälber  durch  Injektion  von  Sch. -T.-B.  gegen  Perl- 
sucht zu  immunisiren.  Durch  Laboraforiurasversuche  konnte  festgestellt 
werden,  dass  dies  möglich  ist,  die  Uebertragung  dieser  Schutzimpfung  in 
die  Praxis  ist  auf  der  Majoratsherrschaft  des  Reichsgrafen  v.  Oppersdorff 
erfolgt.  Sodann  hat  F.  festgestellt,  dass  durch  Immunisirung  mit  Sch. -T.-B. 
in  das  Serum  der  behandelten  Tiere  Scbutzstoffe  übergeben,  welche  zu 
passiver  Immunisirung  verwendbar  sind.  Bei  diesen  an  Meerschweinchen 
angestellten  Versuchen  fand  er,  dass  die  Injektion  von  Serum  eines  vor- 
behandelten Meerschweinchens  für  Meerschweinchen  wirksamer  ist  als  die 
Injektion  des  Serums  eines  vaccinirten  Rindes.  Für  passive  Immunisirung 
von  Rindern  wird  es  sich  daher  empfehlen  das  Serum  immunisirter  Rinder 
zu  verwenden.  Um  hier  einen  möglichst  hohen  Schutz  mittels  Injektion 
geringer  Serumdosen  zu  erreichen,  empfiehlt  es  sich  bei  den  das  Serum 
liefernden  Tieren  zunächst  durch  Injektion  von  Sch -T.-B.  eine  Grund- 
immunität  zu  erzeugen  und  diese  durch  wiederholte  Injektion  von  Perl- 
suchtbacillen in  die  Höhe  zu  treiben.  H.  Bischoff. 


L.  Kahiuow itseh.  Die  Geflügeltuberkulose  und  ihre  Beziehungen  zur 
Säugetierktuberkulose.  Deutsche  med.  Wochenschr.  1904,  No.  46. 

R.  hat  unter  200  secirten  Vögeln  der  verschiedensten  Arten  bei 
55  Tieren  mehr  oder  weniger  ausgesprochene  tuberkulöse  Veränderungen 
gefunden  und  hat  34  verschiedene  Stämme  isolirt.  Unter  diesen  waren  2, 
welche  ihrem  culturellen  Verhalten  nach  und  hinsichtlich  ihrer  Patho- 
genität für  Meerschweinchen  etc.  sowie  ihrer  fehlenden  Virulenz  für  Hühner 
als  Säugetiertuberkulose  angesprochen  werden  mussten.  Diese  beiden  Fälle 


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570 


ScUOMHLKO.  Vl.ACM. 


No.  34. 


betrafon  2 Raubvögel,  und  zwar  Gaukler,  während  bisher  nur  bei  Papa- 
geien Säugetiertuberkulose  festgestellt  worden  ist.  Für  die  Verbreitung 
der  Tuberkulose  unter  den  Vögeln  kommt  die  direkte  Infektion  von  Vogel 
auf  Vogel  nach  R.  wenig  in  Betracht,  auch  die  congenitale  L'ebertragung 
scheint  keine  grosse  Rolle  zu  spielen,  wenn  auch  bei  hochgradig  tuber- 
kulösen Tieren  einmal  eine  Erkrankung  des  Hodens,  zweimal  des  Eierstocks 
festge.stellt  wurde,  in  einem  anderen  Fall  im  Eileiter  zwei  missbildete  Eier 
aufgefunden  wurden,  von  denen  das  eine  bereits  mit  Tuberkulose  inficirt 
war.  Eine  wesentliche  Rolle  für  die  Tuberkulose  scheint  dagegen  die  Auf- 
nahme der  Bacillen  mit  der  Nahrung  zu  spielen,  hierbei  kommt  in  Be- 
tracht die  Aufnahme  von  Kotteilchen  mit  Bacillen,  dann  aber  die  Ver- 
speisung  von  kleinen  Nagetieren,  von  denen  mehrere  spontan  tuberkulös 
gefunden  wurden.  Zur  Feststellung,  ob  die  Säugetiertuberkulose  auf  Vögel 
übertragbar  ist,  hat  R.  Eier  mit  Vogel-,  Menschen-  und  Rindertuberkulose 
inficirt.  Ein  Abschluss  der  Versuche  liegt  noch  nicht  vor,  von  den  mit 
Geflügeltuberkulose  inficirten  Eiern  wurden  nur  10  pCt.  ausgebrütet,  von 
den  mit  Menschentuberkulose  inficirten  30  pCt.,  und  von  den  mit  Perlsucht 
inficirten  00  pCt.  Demnach  scheinen  die  Geflügeltuberkelbacillen,  resp. 
ihre 'Toxine  auf  die  Hühnerembryonen  eine  bedeutend  stärkere  deletäre 
Wirkung  auszniiben  als  Säugetiertuberknlosebacillen.  Nach  den  bisherigen 
Erfahrungen  und  Beobachtungen,  die  noch  nicht  abgeschlossen  sind,  hält 
sich  R.  für  berechtigt,  die  Erreger  der  Geflügel-  und  Säugetiertuberkulose 
nicht  als  getrennte  Arten,  sondern  nur  als  verschiedenen  Tierspecies  ange- 
passte Varietäten  einer  Art  aufzufassen.  H.  Bischoff. 


1)  Schomhiirg,  Beitrag  zum  therapeutischen  Wert  des  Griserius.  Berl. 
klin.  Wochenschr.  1906,  No.  1. 

2)  A.  V Inch,  Ueber  den  therapeutischen  Wert  des  Griserins.  Prager  med. 
Wochenschr  1906,  No.  3. 

1)  Verf.  versuchte  das  von  Küster  empfohlene  Griserin  in  zwölf 
Fällen  von  Tuberkulose;  es  handelte  sich  um  Phthisiker  verschiedenen 
Grades  und  andere  Tuberkulöse,  die  alle  gleichzeitig  unter  die  besten 
hygienischen  Verhältnisse  gebracht  wurden.  Die  Dosis  war  dreimal  täg- 
lich 0,2,  steigend  bis  0,6.  Abgesehen  von  leicht  zu  stillenden  Durchfällen 
wurden  wesentliche  Schädigungen  nicht  beobachtet;  die  von  Küster  be- 
hauptete Ausscheiduog  durch  die  Haut  (gelbliche  Färbung  der  Wäsche) 
konnte  nicht  beobachtet  werden.  Die  so  mit  Griserin  behandelten  Patienten 
verspürten  weder  selbst  eine  Verminderung  der  Kraukheitserscheinungen, 
noch  konnte  an  ihnen  objektiv  eine  Veränderung  des  tuberkulösen  Krank- 
heitsherdes wahrgenommen  werden.  Trotzdem  die  Anwendung  keine  lang- 
dauernde war,  glaubt  Verf.  sich  doch  von  der  Wirkungslosigkeit  des  Mittels 
überzeugt  zu  haben. 

2)  Zu  einem  gleich  absprechenden  Urteil  kommt  V.  auf  Grund  seiner 
Beobachtungen  an  37  Patienten,  die  an  Cystitis,  Abdomiualtyphus,  zum 
bei  weitem  grössteu  Teil  aber  an  Lungentuberkulose  litten.  V.  gab  ge- 
wöhnlich zweimal  täglich  l/4  gi  mitunter  kam  es  zu  leichtem  Durchfall, 
in  zwei  Fällen  trat  nach  längerer  Verabreichung  leichte  Albuminurie  auf. 


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No.  34. 


Uänon  und  Vkri.iac. 


TuKBRV.  — KlllIl.lUII. 


571 


Die  therapeutischen  Erfolge  waren  durchweg  negativ.  V.  fasst  sein  Urteil 
dahin  zusammen,  dass  dem  Griserin  irgendwelche  günstige  Einwirkung  auf 
die  Tuberkulose  oder  eine  innere  desinficireude  Eigenschaft  nicht  zukomme, 
und  warnt  vor  einer  planlosen  Verabreichung  des  für  die  Nieren  nicht 
ganz  indifferenten  Mittels.  K.  Kronthal. 


L.  Renon  et  V erliac,  La  cachexie  anevrysmatique.  Arch.  genör.  de  med. 
1905,  No.  22. 

Bei  einem  von  den  Verffn.  beobachteten  Falle  von  beträchtlichem 
Aneurysma  des  Aortenbogens  betonen  dieselben  das  Nebeneinandervor- 
kommen  einer  Cachexie,  eines  enorm  vergrösserten  Herzens  und  einer 
interstitiellen  Nephritis.  Die  Cachexie  war  (nach  der  Terminologie  der 
Verff.)  eine  „cardiorenale“,  d.  h.  sie  beruhte  im  Wesentlichen  auf  der 
Affektion  des  Herzmuskels  und  der  Nieren,  und  Verff.  sind  der  Ansicht, 
dass  die  aneurysmatische  Cachexie  gewöhnlich  diesen  Ursprung  hat. 

L.  Perl. 

S.  Tonsey,  The  relation  of  the  Xray  and  radioactive  Solutions  to  exami- 
nation  of  the  stomach.  N.  Y.  med.  journ.  and  Phila.  med.  journ.  1004, 
Mai.  Bd.  LXXIX.  No.  21. 

Die  Versuche  des  Verf.’s,  die  X-Strahlen  und  radioaktive  Lösungen 
zur  Diagnose  von  Magenerkrankungen  zu  benutzen,  ergaben  folgendes  Re- 
sultat: 

1.  Radioaktive  und  fluorescirende  Lösungen  können  ohne  Schädigung 
für  den  Patienten  sowohl  per  os  als  subkutan  angewendet  werden. 

2.  Sie  bringen  weder  einzeln  noch  in  Verbindung  genügende  Fluorescenz 
zur  Untersuchung  des  Magens  hervor,  wenn  mau  nicht  die  notwendige 
Fluorescenz  durch  anderweite  Maassnahmen  vergrössert. 

3.  Dagegen  unterstützen  sie  in  gewissen  Fällen  die  Diagnose  von 
Magenerkrankungen  mittels  der  Röntgographie. 

4.  Auch  bei  der  Behandlung  der  genannten  Affektionen  mittels  der 
X-Strahlen  scheinen  sie  in  gewissen  Fällen  unterstützend  zu  wirken. 

Carl  Rosenthal. 


F.  Ehrlich,  Ist  die  „schmerzhafte  Magenleere“  eine  nervöse  Erkrankung? 

Münch,  med.  Wochenschr.  1904,  No.  20. 

Meist  wird  die  „schmerzhafte  Magenleere“  als  eine  nervöse  Er- 
krankung beschrieben.  Nach  den  Erfahrungen  E.'s  ist  dies  jedoch  in  einer 
grossen  Zahl  der  Fälle  nicht  an  dem.  Vielmehr  beobachtete  er  in  nicht 
weniger  als  8 einschlägigen  Fällen,  dass  es  sich  stets,  sei  es  um  ein  Ulcus 
ventriculi  rotundum,  sei  es  um  ein  solches  im  Duodenum,  handelte.  Wenn 
es  ihm  auch  nicht  gelang,  in  jedem  Falle  von  schmerzhafter  Magenleere 
naclizuweisen,  dass  es  sich  nicht  einfach  uni  eine  Magenneurose  handelte, 
so  glaubt  er  doch  soweit  unbedingt  gehen  zu  dürfen,  dass  in  jedem  Falle 
der  mehrfach  gedachten  Magenaffektion  mindestens  ein  dringender  Verdacht 
auf  das  Vorhandensein  eines  Magen-  oder  Duodenumgeschwürs  besteht,  und 


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572 


No  34. 


Stkiritz.  — Quadroke. 

dass  man  folgerichtig  auf  ein  solches  mit  allen  Mitteln  der  Diagnose 
fahnden  soll.  Carl  Kosenthal. 


K.  Steinitz,  Lieber  den  Einfluss  von  Ernährungsstörungen  auf  die  chemische 
Zusammensetzung  des  Säuglingskörpers.  .lahrb  f.  Kiuderheilk.  Bd.  59, 
S.  447. 

Chemische  Untersuchungen  des  gesammten  Säuglingskörpcrs  sind  zuerst 
von  C AM BEER  und  Söldner  ausgeführt  und  zwar  an  dem  Körper  eines 
gesunden  Neugeborenen.  Dann  haben  Sommerfeld  und  nach  ihm  Ohl- 
mOller  die  Körper  je  eines  gesunden  Neugeborenen  und  einiger  atrophi- 
scher Kinder  analysirt.  — Verf.  hat  einerseits  bei  einem  an  Krämpfen 
verstorbenen  Neugeborenen  und  drei  chronisch  magendarmkranken  Kindern 
gleichartige  Untersuchungen  angestellt.  Aus  dem  Vergleich  der  Analysen 
aller  bisher  untersuchten  Fälle  ergiebt  sich,  dass  der  Fettgehalt  gut  und 
schlecht  genährter  Kinder  sehr  grosse  Unterschiede  aufweist  (1,8 — 13,1  pCt. 
der  Leibessubstanz),  dass  dagegen  der  Wassergehalt  nur  wenig  schwankt. 
Der  Unterschied  des  Wassergehalts  zwischen  gut  und  schlecht  genährten 
Säuglingen  beträgt  allerdings  bis  zu  10  pCt , aber  diese  Schwankung  ist 
nur  eine  scheinbare  und  lediglich  rechnerisch  durch  die  Abnahme  des 
Fettgehalts  bei  den  atrophischen  Kindern  bedingt.  Sowohl  beim  (ettfreien 
neugeborenen  wie  magendarmkranken  Kinde  beträgt  der  Wassergehalt  wenig 
über  oder  unter  81  pCt.  der  Leibessubstanz.  Ebenso  hat  der  Gehalt  des 
Körpers  an  Stickstoff  und  Asche  (auf  die  fettfreie  Körpersubstanz  berechnet) 
durch  die  Ernährungsstörung  keine  Acnderung  erfahren,  (n  allen  vom 
Verf.  untersuchten  Fällen  ist  also  — abgesehen  vom  Fettgehalt  — die 
grobchemische  Zusammensetzung  des  Organismus  die  gleiche  geblieben, 
wie  sie  bei  Neugeborenen  von  Camerer  und  Söldner  gefunden  wurde. 
Daraus  folgt,  dass  der  Organismus  auch  unter  ungünstigen  Ernährungs- 
bedingungen an  seiner  relativen  Zusammensetzung  festhält.  Zu  geringe 
Zufuhr  einer  Nahrungscomponente  beantwortet  er  nicht  mit  Verarmung 
an  dieser,  während  im  übrigen  Wachstum  weiter  stattfindet,  sondern  seine 
Zusammensetzung  bleibt  unverändert.  Stadthagen. 


({uadrone,  Klinische  und  experimentelle  Untersuchungen  über  die  Wirkung 
der  Röntgenstrahlen.  Centralbl.  f.  klin.  Med.  1905,  No.  21. 

Im  Urin  der  Leukämiker  und  bei  allen  der  Leukämie  nahestehenden 
Blutkrankheiten  findet  sich  meist  eine  gesteigerte  Ausscheidung  der  Harn- 
säure und  der  gesammteu  Phosphorsäure,  ein  Befund,  der  wahrscheinlich 
von  einer  excessiven  Nukleinspaltuug  infolge  Zerstörung  der  weissen • Blut- 
körperchen im  leukämischen  Blute  herrührt.  Die  Röntgenstrahlen  üben 
nun  eine  leukolytische  und  leukotoxische  Wirkung  aus.  Dementsprechend 
fand  sich  bei  derart  behandelten  Fällen  eine  gesteigerte  Absonderung  dieser 
Substanzen  durch  die  Nieren,  die  auch  noch  einige  Tage  nach  dem  Aus- 
setzen der  Behandlung  anhielt.  Die  Curve  der  Harnsäureansscheidung  geht 
der  der  Phosphorsäureausscheidung  nicht  parallel,  erstere  vollzieht  sieh 
sehr  unregelmässig,  die  der  Phosphate  mehr  regelmässig. 


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No.  34. 


SoUTHAKU  Ulli]  UlIHKKTS.  BoNIKIKFFEH. 


573 


Ks  herrscht  jetzt  ziemlich  allgemein  die  Ansicht,  dass  die -Cytase  (das 
Alexin)  von  den  Leukocyten  herstammt,  sei  es  nun,  dass  sie  die  Frucht 
einer  ihrer  vitalen  Sekretionen  ist,  oder  dass  sie  nur  daun  in  Freiheit  ge- 
setzt wird,  wenn  die  Leukocyten  abgestorben  oder  alterirt  sind.  Ks  liegt 
nun  die  Frage  nahe,  ob  die  Röntgenstrahlen  durch  ihre  die  Leukocyten 
teilweise  zerstörende  Wirkung  die  Schutzsubstanzen  freimachen.  Die  ange- 
stellten  Versuche  ergaben,  dass  unter  der  Einwirkung  der  Röntgenstrahlen 
eine  Vermehrung  der  hämolytischen  Cytase  auftritt,  und  dass  diesen  Strahlen 
ausgesetzte  Tiere  eine  auffällig  gesteigerte  Resistenz  gewissen  für  sie  patho- 
genen Keimen  gegenüber  aufweisen.  Alkan. 


E.  Southard  and  W.  F.  Roberts,  A case  of  chronic  internal  hydro- 
cephalus  in  a youth.  Journ.  of  nerv,  and  ment.  dis.  1004,  Febr. 

Ein  17jäbriger  Knabe,  der  10  Jahre  zuvor  eine  Schädelfraktur  tinks 
vom  Scheitel  erlitten  hatte  und  nach  4 Monaten  geheilt  war,  hatte  vor 
7 Jahren  eine  Contusion  am  Hinterhaupt  mit  geringer  Wunde  erhalten. 
Seit  7 Monaten  litt  er  an  Schwindel,  Ataxie,  Anfällen  von  Bewusstlosigkeit, 
Erbrechen,  Kopfschmerz,  Erblindung  (Stauungspapille).  Die  Trepanation 
konnte  keine  Neubildung  erweisen,  doch  eine  grosse  Menge  Flüssigkeit 
wurde  aus  dem  rechten  Seitenventrikel  entleert.  Der  Knabe  starb  einige 
Wochen  nach  der  Trepanation.  Man  fand  eine  basale  Meningitis,  einen 
Hydrocephalus  internus  und  eine  lokale  Sklerose  der  rechten  Art.  chorioidea 
anter.  Dieser  Fall  vermehrt  die  Casuistik  der  Fälle  von  chronischem 
Hydrocephalus  internus  bei  Erwachsenen.  — Dass  auch  eine  Thrombose 
und  Verschluss  anderer  Gefässe  einen  Hydrocephalus  erzeugen  kann,  be- 
weist der  Fall  von  NewmaN  (Thrombose  der  Vena  magna  Galeni).  Die 
Autoren  sehen  hier  in  dem  Verschluss  der  Art.  chorioid.  anter.  eine  mög- 
liche Ursache  des  Hydroc.  intern.  S.  Kalischer. 


K.  BoiihoelTcr,  üeber  das  Verhalten  der  Sensibilität  bei  Hirnrinden- 
läsionen.  Deutsche  Zeitschr.  f.  Nerveuheilk.  26.  Bd.  (1. — 2.) 

In  der  ersten  Beobachtung  B.’s  lag  eine  Pialäsion  im  Bereich  der 
mittleren  Centralwindung  vor;  es  bestand  eine  leichte  motorische  Störung 
der  linken  Hand  mit  Beteiligung  der  Tastfähigkeit  und  der  Lokalisation. 
Im  zweiten  Falle  war  nach  einem  Trauma  ein  Knochenstück  in  der  Rinde 
der  Centralwindung  eingekeilt,  das  eine  Parese  und  leichte  sensible  Störung 
der  rechten  Hand  erzeugte.  Nach  der  Entfernung  des  Knochenstücks  ver- 
schlimmerte sich  die  Störung  des  Tastgefühls  und  der  Lokalisationsfähig- 
keit. Drei  weitere  Fälle  mit  ähnlichen  Symptomen  werden  ausführlich 
beschrieben.  In  allen  Fällen  lag  eine  cortikale  Läsion  vor,  und  zwar  vor- 
wiegend die  vordere  Centralwindung;  die  feineren  motorischen  Fertigkeiten 
waren  dabei  mehr  gestört  als  die  gröberen;  dreimal  trat  eine  Parese  des 
Daumeus  hervor.  Die  Sensibilitätsstörungen  waren  in  den  distalen  Teilen 
am  ausgeprägtesten  (Endglieder  der  Finger);  dabei  sind  Schmerz-  und  Be- 
rührungsempfindung fast  gar  nicht  oder  nur  sehr  wenig  gestört.  In  aileu 
Fällen  war  das  Lokalisationsvermögeu  gestört,  in  dreien  ausserdem  die 


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574  Bucmou.  — Lahoait.  No.  34. 

Lage-  und  Rewcgungseinpfindung.  Auch  das  taktile  Wiedererkennen  von 
Gegenständen  war  in  allen  Fällen  mitgestört,  wenn  auch  in  verschiedenem 
Grade.  Als  charakteristisch  für  eine  Rindenläsion  muss  eine  Störung  des 
Lokalisationsvermögens  und  des  taktilen  Wiedererkennens  bei  nur  gering- 
fügiger Sensibilitätsstörung  angesehen  werden.  S.  Kalischer. 


ßucliholz,  Geber  die  Geistesstörungen  bei  Arteriosklerose  und  ihre  Be- 
ziehungen zu  den  psychischen  Erkrankungen  des  Seniums.  Arch.  f. 
Psych.  39.  Bd.  (3). 

B.  teilt  5 Fälle  von  Arteriosklerose  mit  Geistesstörungen  und  ana- 
tomischem Befunde  mit.  Wenngleich  die  bei  den  5 Kranken  zu  beob- 
achtenden Symptome  recht  zahlreich  und  in  ihrer  Art  von  einander  ab- 
weichend waren,  so  sind  doch  einige  Erscheinungen,  die  bei  diesen  Affektionen 
oft  zur  Beobachtung  kommen,  nicht  vorhanden  gewesen;  so  fehlten  sowohl 
aphasische  Störungen  als  auch  Bulbärerscbeinungen.  Hervor  trat  unter 
anderem  ein  auffallend  schneller  Wechsel  in  der  Intensität  der  Krankheils- 
erscheinungen in  einigen  der  Fälle.  Die  Krankheitsbilder  ähnelten  auf  der 
einen  Seite  der  Dementia  paralytica  ausserordentlich,  auf  der  anderen  den 
Bildern,  die  wir  unter  seniler  Demenz  zusammenfassen.  Daneben  bestehen 
eigenartige  gemischte  Krankheitsbilder.  Ebenso  vielgestaltig  war  der  ana- 
tomische Befund.  Der  krankhafte  Process  ist  bald  mehr  im  Bückenmark, 
bald  mehr  im  Hirnstamm  oder  im  Gehirn  in  besonderer  Stärke  entwickelt; 
im  Gehirn  selbst  ist  bald  das  Mark  weiss.  bald  die  Hirnrinde  mehr  be- 
troffen. Erweichungen,  Blutungen,  sklerotische  Processe,  senile  Rinden- 
veränderung, perivaskuläre  Gliose,  Encephalitis  subcorticalis  chronica, 
Höhlenbildungen,  Aneurysmen,  Cirkulationsstörungen  aller  Art  bestehen 
bald  nebeneinander,  bald  vereinzelt.  Dazu  kommen  allerlei  Ernährungs- 
störungen im  Centralnervengewebe,  in  den  Gcfässen.  in  den  Nieren,  Im 
grossen  ganzen  kommen  dadurch  nur  selten  typische,  einfache  Krankheits- 
bilder zu  Staude.  S.  Kalischer. 


H.  Landau,  Drei  Fälle  von  halbseitiger  Atrophie  der  Zunge  (Heinia- 
trophia  linguae).  Deutsche  Zeitschr.  f.  Nervenheilk.  26.  Bd..  1.  ii.  2.  H. 

Die  drei  Fälle  boten  als  gemeinsames  Symptom  einen  halbseitigen 
Schwund  mit  Lähmung  der  Zungenmuskulatur  dar.  Im  ersten  Falle  lag 
der  Erkrankung  eine  Affektion  der  Hirnbasis,  wahrscheinlich  syphilitischen 
Ursprungs,  zu  Grunde;  neben  allgemeinen  Hirnsymptomen  waren  Lähmungen 
einzelner  Hirnnerven  erkennbar  (N.  X,  XII),  auch  der  zweite  Fall  war 
wohl  trotz  der  Erfolglosigkeit  der  specifischen  Behandlung  ein  syphilitischer 
(Erweichungen  infolge  von  Arteriitis).  Am  eomplicirtestcn  ist  dje  Lokali- 
sation der  Krankheitserscheinungeu  und  demgemäss  auch  des  anzuuebmen- 
den  anatomischen  Processes  im  dritten  Falle,  wo  alles  darauf  hinweist 
dass  eine  Anzahl  Wurzeln  im  lumbalen  Rückenmarksgebiet  und  die  Wurzeln 
des  Facialis  und  Hypoglussus  auf  der  linken  Seite  afticirt  waren  (Meningo- 
myelitis, wahrscheinlich  auch  luetischer  Natur).  M.  Brasch. 


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No.  34. 


N>:i8srb  und  Sikmbt.  — Nom.. 


575 


A.  Neistser  und  C.  Sichert,  lieber  die  Verwendung  der  Calomelolsalbe 
(„Unguentum  Heyden“)  zu  antisyphilitischen  Schmierkuren.  (Aus  der 
dermatol.  Universitätsklinik  in  Breslau.)  Med.  Klinik  1905,  No.  1. 

Das  Calomelol,  ein  von  der  von  Heyden'schen  Fabrik  hergestelltes 
eolloidales  Calomel,  ist  ein  weissgraues,  feines,  fast  geschmack-  und  ge- 
ruchloses, in  etwa  50  Teilen  kaltem  Wasser,  auch  in  nicht  zu  concentrirten 
Salzlösungen,  in  Eiweisslösungen  und  Blutserum  lösliches,  in  Alkohol, 
Aetber,  Benzol  unlösliches  Pulver,  das  75  pCt.  Calomel  und  25  pCt.  Kiweiss- 
stoff  enthält,  was  einem  Gehalt  von  66  pCt.  Hg  entspricht.  Die  Calomelol- 
salbe(Ungt.  Heyden)  stellt  eine  leicht  zu  verreibende,  weissgraue,  30  pCt.  Hg, 
also  etwa  45  pCt.  Caloiuelolpulver  enthaltende  Salbe  dar,  die  — was  ihr 
besonderer  Vorzug  ist  — auf  der  Haut  einen  kaum  sichtbaren,  die  Wäsche 
nicht  verunreinigenden  Ueberzug  hinterlässt.  Sie  wurde  bei  54  Syphili- 
tischen an  Stelle  des  Ungt.  ciuereum  zu  Einreibungen  meist  in  täglichen 
Dosen  von  8 oder  10  g,  verwendet.  Die  Wirkung  kam  ungefähr  derjenigen 
milder  Injektionen  oder  mässiger  gewöhnlicher  Schmierkuren  gleich.  Reiz- 
erscheinungeu  (Folliculitiden  u.  dergl.)  wurden  niemals  beobachtet,  zwei- 
mal trat  ein  Quecksilberexanthem  auf  und  in  4 Fällen  leichte  Stomatitis. 
Im  Urin  liess  sich  Hg  gewöhnlich  nach  der  5.  Inunktion  nachweisen.  — 
Vergleichende  Versuche  zeigten,  dass  sowohl  die  respiratorische  wie  die 
perkutan«  Resorption  bei  der  grauen  Salbe  eine  reichlichere  ist,  als  bei 
dem  Ungt.  Heyden,  doch  lässt  sich  die  Wirkung  des  letzteren  durch  Hinzu- 
fügung von  2 pCt.  sehr  fein  verteilten  freien  Quecksilbers  erheblich  steigern, 
ohne  dass  seine  sonstigen  wertvollen  Eigenschaften  darunter  leiden.  Die 
jetzt  von  der  Fabrik  fertig  in  den  Handel  gebrachte  Salbe  enthält  bereit« 
diesen  Zusatz  und  ist  in  der  mittleren  täglichen  Dosis  von  0 g zu  Schmier- 
kuren sehr  zu  empfehlen.  Gleichzeitige  Schwitzproccduren  sind  aber  zu 
vermeiden,  weil  dabei  ein  grösserer  Teil  des  Calomelols  in  Lösung  gebracht 
und  so  von  der  Haut  entfernt  wird.  — Zur  inneren  Darreichung  und  zu 
Injektionen  eignet  sich  Calomelol  nicht;  dagegen  ist  es  in  Salbenform  oder 
als  Streupulver,  mit  indifferenten  Pulvern  gemischt,  z.  B.  Calomelol.  6,0, 
Zinc.  oxyd.  Arnyl.  ana  2,5  — rein  verursacht  es  Brennen  — zur  lokalen 
Behandlung  von  ulcerösen  oder  iinpetiginösen  Syphiliden,  nässenden  Papeln 
u.  s.  w.  sehr  zweckmässig  zu  verwenden.  H.  Müller. 


(4.  Nobl,  Zur  klinischen,  anatomischen  und  experimentellen  Grenzbestim- 
mung  Inpöser  Hautläsionen.  Arch.  f.  Dermatol,  u.  Syph.  Bd.  73.  S.-A. 

Verf.  hat  in  25  Fällen  den  Lupus  radikal  operirt  und  zwar  in  der 
Weise,  dass  er  sich  immer  */3  — 1 cm  von  der  sichtbaren  Infiltrationsgrenze 
entfernt  hielt.  Die  mikroskopische  Untersuchung  der  excidirten  Stücke 
zeigte,  dass  der  Schnitt  dabei  überall  in  gesundes  Gewebe  gefallen  war. 
Der  normale  periphere  Hautsaum  hatte  eine  Breite  bald  von  3 — 4,  bald 
von  5 — 8 mm;  an  iün  schloss  sich  nach  innen  eine  das  lupöse  Plasmom 
unmittelbar  umgebende,  von  specifischen  Elementen  freie,  wahrscheinlich 
durch  Toxinwirkuug  hervorgerufene  entzündliche  Reaktionszone,  die  durch 
Quellung  des  collagenen  Stützgerüstes  im  Bereiche  des  Papillarkörpers  und 
der  Tunica  propria,  sowie  durch  mässige  Rundzelleuinfiltratiou  um  die 


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5 i t>  Kkktki..  No.  34. 

Gefässverzweigungen  und  glandulären  Anhänge  charakterisirt  war.  Diese 
Zone  pflegt  bei  den  nodulären,  langsam  wachsenden,  planen  Uupusherden 
äusserst  schmal,  bei  den  rascb  sich  ausbreitenden,  ulcerirenden  Formen 
mächtiger  zu  sein;  im  klinischen  Bilde  ist  sie,  je  nach  ihrer  Intensität, 
entweder  gar  nicht  angedeutet,  oder  erscheint  als  schmaler  erythematöser 
Hof.  Rin  Vordringen  der  lupösen  Infiltrate  nach  unten  in  die  Fettschicht 
war  in  keinem  der  Fälle  zu  constatiren.  — Der  therapeutische  Rffekt  der 
Operation  bewies  ebenfalls,  dass  alles  Kranke  entfernt  worden  war;  nur 
zweimal  traten  kleine  Recidive  auf,  die  aber,  da  es  sich  um  an  constitu- 
tioneller  Tuberkulose  leidende  Kranke  handelte,  wahrscheinlich  Metastasen 
darstellten  und  nicht  aus  zurückgebliebenen  Resten  hervorgegangen  waren. 
— In  6 Fällen  versuchte  Verf.  auch  die  lokale  Reaktion  auf  Alttuberkulin 
zur  Grenzbestimmung  der  spccifischen  Infiltrate  zu  verwerten.  Die  erythe- 
matösen  Reizerscheinungen  wechselten  aber  hierbei  so  sehr  an  Intensität 
und  Ausbreitung,  dass  sie  nicht  als  Maassstab  dienen  konnten;  auch  zeigte 
die  histologische  Untersuchung,  dass  die  Kxstirpation,  obgleich  sie  inner- 
halb dieser  Reaktionszone  vorgenommen  worden  war,  im  gesunden  Gewebe 
stattgefunden  hatte.  H.  Müller. 


Freyer,  A further  scries  of  57  cases  of  total  exstirpation  of  the  prostate 
for  radical  eure  of  cnlargemcnt  of  that  organ.  Brit.  nied.  journ.  1004, 
•29.  Oct. 

Zwanzig  der  zu  dieser  Serie  gerechneten  Fälle  von  Prostatektomie 
nach  der  bekannten  suprapubischeu  Methode  des  V eff. 's  sind  schon  im 
Mai  mitgeteilt  worden.  Unter  37  neu  veröffentlichten  waren  34  erfolg- 
reich, dreimal  kam  es  zum  Kxitus  letalis,  der  einmal  durch  Herzschwäche, 
zweimal  durch  Septikümie  verursacht  war.  Diese  beiden  Fälle  von  Septi- 
kämie  sind  die  einzigen,  die  Verf.  unter  im  ganzen  110  nach  seiner  Me- 
thode Operirten  erlebt  hat.  Ks  handelte  sich  dabei  um  Hospital patienten, 
die  benachbarte  Betten  innehatten  und  bei  denen,  zumal  da  die  ersten  Tage 
nach  der  Operation  günstig  verliefen,  Verf.  äussere  Ursachen  für  die 
Septikämic  verantwortlich  macht.  Unter  den  110  operirten  Fällen  stellte 
sich  die  Erkrankung  der  Prostata  dreimal  als  maligner  Natur  heraus, 
dabei  bestand  nur  einmal  der  Verdacht  hierauf  vor  der  Operation.  Von 
diesen  3 Fällen  kamen  zwei  zur  Genesung,  einer  starb  20  Tage  nach  der 
Operation.  Von  den  übrig  bleibenden  107  Fällen  einfacher  Prostatahyper- 
trophie heilten  97;  10  starben,  darunter  nur  5 an  den  direkten  Folgen 
der  Operation,  die  anderen  5 an  Krankheiten,  die  von  dem  hohen  Alter 
der  Patienten  abhingen.  Dieses  schwankte  zwischeu  53  und  84  Jahren 
und  betrug  im  Durchschnitt  08  Jahr.  Die  Mortalität  der  im  entsprechen- 
den Alter  ausgeführten  Lithotomie  beträgt  nach  Sir  H.  Thompson's  Statistik 
33>/s  pOt.  Die  bei  ungünstigster  Berechnung  für  die  von  F.  ausgeführte 
Operation  anzunehmende  Mortalität  von  9 pOt.  ist  also  im  Vergleich  hier- 
mit gering  B.  Marcuse. 

KiiMD-ndungen  worden  au  die  Adresse  de»  Herrn  (leh.  Med.-Kat  Prof.  Dr.  M.  Bernhardt  (Berlin  " 
Krantöaiacho  Strasse  21)  oder  an  die  Verlagahandluug  (Berlin  KW.,  Unter  den  Linden  £$)  et  beten 

Verlag  rnn  August  Ttirsrhwald  in  Berlin.  — l>rurk  von  L.  Hehumaeher  in  Berlin  N 24. 


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W.V h*»njJFh  erscheinen 
1-J  ; «na  Schlüsse 

JmiTgvng*  Titel,  Na- 
' und  Snch-Regiater. 


Centralblatt 


Treis  des  Jahrganges 
28  Mark ; tu  beziehen 
durch  alle  Buchhand- 
lungen u.  Pnsianstalteo. 


für  die 


medicinisclien  Wissenschal 


Unter  Mitwirkung  von 

Prof.  Dr.  H.  Senator  und  Prof.  Dr.  E.  Salk/#6kLOT'/^ 

,.  . . 1 - DGT  4 1905  ‘ , 

redigirt  von 


1905. 


Prof.  Dr.  M.  Bernhardt 

io  Berlin. 

*.  September. 


-4£brabJ; 

NoTöS 


Iiiliult:  P«v»,  Milz  und  Pankreas.  — Müller  und  Saxl,  Ueber  Chlor- 
ausscheidung im  Harn. — Schot,  Hepatogene  Lävuiosurie.  — Obtu,  Morphologie 
der  Krebse.  — Geyer,  Behandlung  von  Deformitäten.  — Wenzel,  Behandlung 
grosser  Mastdarmvorfälle.  — Hautbniiero,  Ueber  die  hämorrhagische  Pankreas- 
nekrose. — Broauhekt,  Acute  Aortitis.  — Lieber,  Zur  Pathogcuie  des  Glau- 
koms. — Bloch,  Ueber  dysthyre  Schwerhörigkeit.  — M a nasse.  Operative  Be- 
handlung der  otitischen  Meningitis.  — Skmon,  Chronische  Hypertrophie  der 
Schleimhaut  der  oberen  Luftwege.  — Violkt,  Intratracheale  Behandlung  von 
Lungenerkrankungen.  — Slacohteh,  Ueber  die  Pest  in  Indien.  — Wollstein, 
Dysenteriebacillus.  — Neubauer,  Anaerobe  Bakterien  im  Rinderdarm.  — 
Morelli,  Kress,  Berliner,  Burke,  Fälle  von  Vergiftung.  — Muszkat, 
Ein  Fall  von  Bronchialkatarrh.  — v.  Mikulicz,  Zur  Physiologie  der  Speiseröhre 
und  der  Cardia.  — Lbiiniiorkp,  Morbus  Barlow.  — Morse,  Caloricnbedarf  vor- 
zeitig geborener  Kinder.  — Fbilchknekld,  Zur  Behandlung  des  Diabetes  in- 
sipidus  mit  Strychuininjektionen.  — Faucornkt,  Fall  von  Glykosurie.  — Donath, 
Bbeoman,  Catöla,  Cukscuuan».  Fälle  von  Tabes  dorsalis.  — Stiller, 
Myotonia  congenita.  — Stokltznkb,  Fall  angeborener  Akroangioneurose.  — 
Vöenkii,  Herpes  zoster.  — Krohayer,  Eine  neue  Epilationsmethode.  — Bisn- 
»orr,  Infektiöse  Prostatitis.  — Liciitknstern,  Erfahrungen  über  Harnsegre- 
gation. — Dienst,  Retroversio  Uteri  gravidi  iucarccrata. 


ft.  Prym,  Milz  und  Pankreas.  II.  Teil.  Versuche  mit  Infusen  beider 
Organe.  Pflüger’«  Arch.  f.  d.  ges.  Physiol.  Bd.  107,  S.  599. 

Die  Versuche  über  die  aktivirende  Wirkung  der  Milz  auf  Pankreas 
haben  bis  jetzt  zu  widersprechenden  Ergebnissen  geführt.  P.  giebt  einen 
historischen  Ueberblick  über  alle  einschlägigen  Untersuchungen  und  teilt 
daun  eigene  Versuche  mit,  die  zunächst  die  etwaige  Wirkung  von  Bakterien 
aufbellen  sollen.  Herzen  hatte  sich  als  antiseptischen  Zusatzes  zu  den 
•Milz-Pankreasinfusen  einerseits  der  Borsäure  bedient.  P.  weist  nun  nach, 
dass  dieser  Zusatz  unsicher  wirkt  und  bakterielle  Einflüsse  nicht  aus- 
scbliesst.  — Ferner  hatte  Herzen  G lycerinauszüge  von  Pankreas  benutzt. 
Hier  hindert  der  Wassermangel  die  Lösung  des  zu  verdauenden  Fibrins 
und  Zusatz  wässerigen  Milzinfuses  begünstigt  sie  eben  durch  seinen  Wasser- 
gehalt Die  Milz  übt  an  sich  keinen  specifisch  aktivirenden  Einfluss  auf 
den  Pankreassaft;  das  tut  allein  die  Darmschleimhaut.  A.  Loowy. 


XLlll.  Jahrgang. 


«7 


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578 


MCller  und  Saxl.  — ScnoT.  — Oeth. 


No.  35. 


A.  Müller  und  P.  Saxl,  Die  Chloransscheidung  im  Harn  und  ihre  Be- 
ziehungen zu  den  Verdauungsvorgängen.  Zeitschr.  f.  klin.  Med.  Bd.  56, 
S.  546. 

M.  und  S.  haben  den  zeitlichen  Ablauf  der  Chlorausscheidung  an  sich 
selbst  festgestellt,  speciell  ihre  Beziehung  zur  Nahrungsaufnahme.  Sie 
fingen  dazu  den  Harn  in  kürzeren  Perioden  auf  und  bestimmten  seinen 
Chlorgehalt  und  seine  Dichte.  Aus  letzterer  berechneten  sie  den  Gesammt- 
gehalt  an  festen  Bestandteilen,  die  sie  im  wesentlichen  als  stickstoffhaltige 
ansehen.  — Ein  Einfluss  der  Nahrungsaufnahme  ist  deutlich  zu  erkennen. 
Zuerst  eine  kleine  Steigerung,  die  die  Verff.  auf  die  Resorption  der  Chloride 
im  Magen  beziehen.  Dann  eine  Senkung,  die  mehrere  Stunden  dauert  und 
die  die  Verff.  mit  dem  Verbrauch  des  Chlornatriums  des  Blutes  für  die 
Salzsäurebildung  im  Magen  in  Zusammenhang  bringen;  endlich  eine  noch- 
malige Steigerung,  parallel  der  Kochsalzresorption  im  Darm.  — Speciell 
für  die  Senkung  der  Chlorausscheidung  wiesen  die  Verff.  nach,  dass  sie 
nicht  der  im  Hungerzustande  zu  beobachtenden  Chlorverarmung  des  Or- 
ganismus analog  ist,  und  sie  betonen,  dass  nach  diesem  Befunde  die  Magen- 
salzsäure nicht  dem  Chlor  — wie  Köppe  wollte  — ihre  Entstehung  ver- 
danke. — Die  zweite  Steigerung  der  Chlorausscheidung  kommt  erst  spät 
— am  folgenden  Tage  — zum  Vorschein.  — Bei  zwei  Kranken  mit  carcinn- 
matöser  Achylie  fehlte  die  Senkung  der  Chlorausscheidung,  die  der  Salz- 
säureproduktiou  im  Magen  entspricht.  A.  Loewy. 


E.  Schot,  Zur  Frage  der  hepatogenen  Lävulosurie.  Zeitschr.  f.  klin  Med. 

Bd.  56,  S.  505. 

Sch.  hat  die  Wirkung  verschiedener  tierischer  Organe  auf  die  Zer- 
setzung der  Lävuloso  untersucht.  Er  benutzte  mit  Aceton  bereitete  Pulver 
der  aseptisch  entnommenen  Organe , die  er  zwischen  Chloroform  und 
Toluol  auf  die  Lävuloselösungen  wirken  liess.  Er  überzeugte  sich  stets 
von  der  Keiiufreiheit  der  Lösungen  zum  Schluss  der  einzelnen  Versuche. 
Zum  Vergleich  führte  S.  gleiche  Versuche  mit  G ly  kose  lösungen  aus. 
Bei  letzteren  fand  er,  dass  kein  Organ  (Muskel,  Leber,  Speicheldrüse, 
Schilddrüse,  Nebenniere)  ausser  Pankreas  Traubenzucker  zerlegen  kann. 
Die  bei  Pankreas  schwache  Wirkung  wurde  durch  Muskelzusatz  sehr  ge- 
steigert, entsprechend  den  Angaben  Gohnheim’s.  — Die  Lävulose  ver- 
mochte kein  Organ  für  sich  in  nennenswerter  Weise  zu  zerlegen,  auch 
nicht  Pankreas  -f-  Muskel!  Eine  sehr  geringe  Zerlegung  scheinen  Leber 
und  Speicheldrüse  zu  bewirken.  Lävulose  verhält  sich  demnach  ganz  ab- 
weichend von  der  Glukose.  A.  Loewy. 


Orth,  Die  Morphologie  der  Krebse  und  die  parasitäre  Theorie.  Berl.  klin. 
Wochensebr.  1905,  No.  11  u.  12. 

Die  Krebse  gehören  zu  den  Epitheliomen.  Gutartige  Epitheliome  sind 
das  Epithelioma  papillare  und  das  Adenoma  simplex;  die  bösartigen,  lietero- 
topen  Epitheliome  oder  Krebse  werden  eingeteilt  in  solche  mit  typischer 
Anordnung  (Adenoma  malignuin  und  Cancroid)  und  in  solche  mit  atypischer 


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No.  35. 


Bcykr. 


579 


Anordnung  der  Krebszellen  (Cancer).  Es  giebt  kein  sicheres  morphologi- 
sches Kennzeichen  für  die  eingetretene  krebsige  Umwandlung  von  Epithel- 
zellen;  für  die  sichere  Diagnose  „Krebs“  ist  immer  noch  der  Nachweis 
unerlässlich,  dass  die  epithelialen  Zellen  ihre  physiologischen  Grenzen 
überschritten  haben,  heterotop  gewuchert  sind.  Verf.  geht  dann  näher  ein 
auf  die  Metastasenbildung,  auf  die  UebertragungSversuche  mit  Krebs  und 
die  Krebsätiologie  und  gelangt  zu  folgenden  Schlüssen:  „Das  Wesentliche 
bei  allen  Krebsen,  primären  wie  sekundäreil,  sind  die  Krebszellen;  ohne 
Krebszellen  keine  Krebsmetastascn.  Zur  Erklärung  der  Metastasenbildung 
brauchen  wir  keine  Parasiten,  dazu  reichen  wachstumsfäbige  Krebszellen 
vollkommen  aus.  Eine  Analogie  der  Krebsmetastasen  mit  den  metastati- 
schen Eiterungen,  Tuberkelbildungen  oder  sonstigen  infektiösen  Granuiom- 
nucberungen  liegt  nicht  vor,  somit  kann  auch  kein  Analogieschluss  auf 
eine  parasitäre  Entstehung  des  Krebses  gemacht  werden.  Die  gelungenen 
Uebertragungen  von  Krebs  auf  ein  anderes  Individuum  können  ohne  Zu- 
hülfenahme  der  Parasitentheorie  durch  die  Annahme  einer  durch  über- 
tragene Zellen  vermittelten  Metastase  auf  ein  anderes  Individuum  erklärt 
werden.  Was  von  Parasiten  bisher  beschrieben  worden  ist,  ist  noch  weit 
entfernt  davon,  für  wissenschaftliche  Theorien  eine  geeignete  Grundlage 
zu  bieten  — oder  mit  anderen  Worten:  die  parasitäre  Theorie  schwebt  für 
die  Krebse  immer  noch  völlig  in  der  Luft.“  Beitzke. 


J.  L.  Beyer,  öeber  die  Behandlung  von  Deformitäten  mit  Hülfe  elastischer 
Heftpflasterzugverbände.  Therap.  Monatsh.  1904,  Okt. 

Zur  Ausübung  des  elastischen  Zuges  bedient  sich  B.  bei  der  Behand- 
lung von  Deformitäten  eines  etwa  3 — 4 cm  breiten  Gummibandes  und  zwar 
des  besten  mit  Seide  ühersponneuen  Paragummis.  Je  nach  dem  Zuge,  der 
ausgeübt  werden  soll,  lässt  man  zwei  oder  drei  Stücke  des  Gummibandes 
Übereinandernähen.  Die  Vereinigung  mit  dem  Heftpflaster  (am  brauch- 
barsten erwies  sich  hier  das  Collemplastrum  adbacsivum  „mite“  der 
Chemischen  Fabrik  von  Helfenberg)  geschieht  am  besten  nicht  durch 
direktes  Vernähen.  Es  erscheint  zweckmässiger  an  den  Heftpflasterstücken 
einen  Ring  aus  Stahldraht  anzunäheu  und  an  den  Enden  des  Gummibandes 
an  entsprechenden  Stellen  einen  Haken  zu  befestigen  Den  elastischen 
Zug  hängt  man  erst  ein,  wenn  das  Heftpflaster  genügend  festklebt.  An- 
fänglich ist  es  namentlich  bei  sehr  starker  Spannung  ratsam,  den  Zug 
durch  Aushängen  des  Gummibandes  stundenweise  zu  entfernen.  Die  Heft- 
pflasterstücke  sucht  B.  möglichst  gross  zu  nehmen,  um  ausgedehnte  Haft- 
flächen zu  gewinnen,  z.  B.  bei  Genu  valgum  so  gross,  dass  die  Innenfläche 
des  Oberschenkels  und  Unterschenkels  beinahe  bedeckt  wird  und  nur  die 
Kniegelenksgegend  freibleibt,  welche  von  dem  angespannten  Gummizug 
überbrückt  wird.  Für  gutes  Anliegen  des  Heftpflasters  ist  Sorge  zu  tragen 
und  Faltenbildung  durch  Einkerben  zu  verhüten.  Man  wird  meist  einen 
brauchbaren  Zug  erhalten,  wenn  man  den  Abstand  der  beiden  am  Heft- 
pflaster befestigten  Schlingen  doppelt  so  gross  macht,  als  die  Länge  des 
Gummibandes  in  nicht  gedehntem  Zustande  beträgt.  Joachjmsthal. 


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Wbnzkl.  — Rautenhbbo.  — Bhoadbeht. 


580 


No.  35. 


Wenzel,  Zur  Pathogenese  und  Radikaloperation  der  grossen  Mastdarm- 
vorfälle. Deutsche  Zeitschr.  f.  Chir.  76.  Bd.,  1.  H.,  S.  19. 

Hauptsächlich  zwei  Faktoren  begünstigen  die  Entstehung  der  grossen 
Mastdarmvorfälle:  1.  die  Schlaffheit  und  Schwäche  der  Muskulatur  des 
Beckcubodens  und  besonders  des  Sphincter  externus,  2.  der  Tiefstand  des 
Cavum  Douglasii.  Die  Von  Bier  zur  Beseitigung  der  Erkrankung  ange- 
gebene Methode  (reffende  Naht  der  Mastdarrahäutc  nach  Abpräparirung 
und  Eutfernung  der  Schleimhaut)  beseitigt  nur  den  ersten  Faktor  durch 
Bildung  eines  derben  Beckenbodens,  der  den  nach  dem  Douglas  vordrängen- 
den üannschlingen  einen  genügenden  Widerstand  entgegensetzt.  Besteht 
indessen  ein  hochgradiger  Tiefstand  des  Douglas  mit  Hedrocelenbildung 
— wie  so  häufig  bei  grossen  Mastdarmprolapsen  — so  ist  dem  Bier’schen 
Verfahren  die  Verödung  des  Douglas  per  laparatomiaui  vorauszuschicken, 
was  sich  dem  Verf.  bei  einem  derartigen  Fall  ausserordentlich  gut  be- 
währte. Peltesoho. 


Rautenberg,  Zur  Klinik  und  Pathologie  der  hämorrhagischen  Pankreas- 
nekrose. Mitteil.  a.  d.  Grenzgeb.  d.  Med.  u.  Chir.  Bd.  14,  l.u.  2.  H., 
S.  95. 

R.  beschreibt  3 neue  Fälle  von  hämorrhagischer  Pankreasnekrose  aus 
der  Königsberger  Klinik  und  geht  genauer  auf  die  Diagnose  der  Erkran- 
kung ein.  Ausser  den  bekannten  Symptomen  spricht  nach  ihm  für  Pankreas- 
nekrose die  Hyperlettkocytose  bei  Fehlen  von  Fieber;  ferner  weist  er  darauf 
hin,  dass  ludikanurie  und  Fehlen  von  Diabetes  durchaus  nicht  gegen 
Pankreasnekrose  spricht.  Ein  weiteres  wichtiges  pathognomonisches  Sym- 
ptom ist  Ikterus,  wenn  eine  primäre  Lebererkrankung  auszusch Messen  ist. 
— ln  pathologisch- anatomischer  Hinsicht  fand  R.,  dass  die  Nekrose  stets 
von  der  Peripherie  des  Drüsenläppchens  ausgeht  und  von  hier  iu  das 
Innere  vordringt.  Daraus  ist  zu  schlicssen,  dass  die  Nekrose  der  Drüsen- 
substanz durch  ein  von  aussen  her  wirkendes  Agens  verursacht  wird,  ver- 
mutlich so,  dass  nach  Austritt  des  Ferments  ans  dem  Kanalsystem  aus 
unbekannter  primärer  Schädigung  des  Parenchyms  zunächst  das  Fettgewebe 
und  das  interstitielle  Gewebe  ergriffen  werden  und  sekundär  — vielleicht 
durch  Zersetzungsprodukte  der  Fettgewebsnekrose  — Nekrose  der  Drüsen- 
substanz eintritt.  Peltesohn. 


W,  Itroadbent,  Acute  Aortitis.  The  Lancet  1905,  27.  Mai. 

Ein  45jähriger  Mann  klagte  über  Schmerzen  in  der  linken  Brustseite, 
die  sich  allmählich  steigerten.  Die  Radialis  war  etwas  stärker  als  ge- 
wöhnlich, leicht  znsammendrückbar.  Spitzenstoss  in  der  linken  Brust- 
warzenlinie,  zwei  Zoll  unterhalb  der  Warze,  schwach.  Erster  Ton  schwach, 
zweiter  deutlich,  in  der  Diastole  ein  kurzes  Geräusch.  Ucber  Aorten-  und 
Pulmonalklappe  kurzes  systolisches  Geräusch.  Rheumatismus  und  Syphilis 
wurden  in  Abrede  gestellt.  Unter  dauernder  Schmerzzunahme,  auch  im 
linken  Arm,  plötzlicher  Tod  nach  17  Tagen. 


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No  35. 


I.KKKII.  — B|.UCII. 


581 


Bei  der  Sektion  zeigten  sich  Innen-  und  Aussenseite  des  Anfangsteils 
der  Aorta  bis  zur  Anonyma  hellrot  gefärbt.  Aortenklappe  .schlussfähig, 
verdickt.  Beginnendes  Atherom  der  Aorta.  Coronararterien  an  ihrer  Ab- 
gangsstelle nur  für  eine  Schweineborste  durchgängig.  Rechts  war  der 
Verschluss  durch  Kalkplatten,  links  durch  lntimaschwellung  zu  Staude 
gekommen.  Im  linken  Ventrikel  keine  Entzündungserscheinungen,  Herz- 
muskel derb. 

Mikroskopisch  perivaskuläre  Infiltration  der  Aorta,  Leukocyten  rund 
uqj  die  Vasa  vasorum  herum,  besonders  deutlich  in  der  äusseren  Hülle. 
Die  Herzschnitte  zeigten  weder  fettige  noch  bindegewebige  Degeneration, 
nur  geringe  Farbstoffablagerung  rings  um  die  Kerne. 

Todesursache:  Verschluss  der  Coronararterien  durch  Intimaentzündung. 

Geissler. 


Th.  lieber,  Sur  la  filtration  de  l’oeil  et  sur  son  röle  dans  la  pathogenie 
du  Glaucome.  Remarques  relatives  au  travail  de  M.  le  Dr.  Uribe 
y Troncoso.  Annal.  d’ocul.  CXXXIII,  p.  401. 

L.  hält  die  Einwände,  welche  Uribe  Y TRONCOSO  gegen  die  Zuver- 
lässigkeit seines  Filtrationsmanometers  erhebt,  nicht  für  richtig.  Die 
Werte,  welche  L.  für  die  physiologische  Filtration  des  Auges  bei  Ein- 
spritzungen in  die  vordere  Kammer  erhielt,  können  nur  wenig  von  der 
Wirklichkeit  abweichen.  Cribe  y Troncoso  will  ferner  gefunden  haben, 
dass  die  Filtration  bei  Anwendung  einer  eiweisshaltigen  Flüssigkeit  ge- 
ringer sei,  als  bei  Anwendung  einer  physiologischen  Kochsalzlösung, 
ausserdem  will  er  nachgewiesen  haben,  dass  bei  Glaukom  das  Kammer- 
wasser einen  sehr  hohen  Eiweissgehalt  habe.  Demgemäss  nimmt  Uribe 
Y Troncoso  an,  dass  das  Glaukom  durch  einen  zu  hohen  Eiweissgehalt 
des  Auges  bedingt  sei,  welcher  die  Filtration  erschwere.  Dem  entgegen 
hebt  L.  hervor,  dass  er  einen  hohen  Eiweissgehalt  stets  bei  entzündlichen 
Veränderungen  des  Auges  mit  Abnahme  der  Tension,  Panophthalmie,  lrido- 
cyclitis,  Netzhautablösung  gefunden  habe.  Man  wird  bei  den  Präparaten 
an  den  Anblick  von  gekochtem  Eiweiss  erinnert.  L.  kann  sich  nicht  er- 
innern, ähnliche  Erscheinungen  au  glaukomatösen  Augen  beobachtet  zu 
haben.  Horstmann. 


Bluch,  Die  dysthyre  Schwerhörigkeit.  Verhandl.  d.  Deutschen  otol.  Ges. 

1904,  S.  115. 

Nach  ß.  kommt  in  Verbindung  mit  Kropf  und  Kretinismus  eine  Form 
der  Schwerhörigkeit  vor,  die  sich  in  ihren  höchsten  Stufen  unmittelbar  an 
die  dysthyreoti8che  (krctinistische,  endemische)  Taubstummheit  anreiht. 
Diese  dysthyre  Hörstörung  ist  stets  eine  nervöse  mit  allen  Attributen  einer 
solchen.  Verf.  vermutet,  dass  es  sich  um  eine  Art  von  toxischer  Neuritis 
handelt,  die,  wie  andere  Hirn-  und  Rückenmarksnerven,  auch  den  Acusticus 
befällt.  Therapeutisch  empfiehlt  11.  den  Gebrauch  von  Schilddrüsentabletten 
zu  0,1  täglich  1— 2mal  bei  Kindern  und  0,3  täglich  2mal  bei  Erwachsenen. 
Pausen  wegen  zu  starker  Wirkung  müssen  öfter  gemacht  werden;  die  Be- 


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582 


Manassk. 


Skmon. 


VlOLET. 


No.  35. 


handlung  ist  auf  Jahre  hinaus  anzulegen,  die  Prognose  vorsichtig  zu 
stellen.  Schwabach. 


Manasse,  Ueber  die  operative  Behandlung  der  otitischen  Meningitis. 

Zeitschr.  f.  klin.  Med.  55.  Bd.  S.-A. 

In  drei  von  M.  mitgeteilten  Fällen  kam  die  otitische  Meningitis  zur 
Heilung  und  zwar  in  dem  einen  Fall  durch  einfache  Ausräumung  des  Eiter- 
herdes ira  Knochen,  in  einem  zweiten  durch  Punktion  des  Meningealsackes 
an  der  primären  Stelle  des  Infektes,  und  endlich  in  einem  dritten  Falle 
durch  Punktion  des  Meningealsackes  combinirt  mit  Incision  der  Dura.  In 
diesem  letzten  Falle  war  eiterige  Meningitis  vorhanden,  im  zweiten  wahr- 
scheinlich nur  Meningo-Encephalitis  serosa  und  im  ersten  ist  die  Art  der 
Meningitis  nicht  festgestellt.  Jedenfalls  handelte  es  sich  in  allen  3 Fällen 
um  frühe  Stadien  der  Meningitis,  die  gleich  bei  Beginn  der  schweren 
Symptome  in  Behandlung  kamen,  ein  Umstand,  der,  nach  Verf.,  als  Ursache 
des  günstigen  Ausganges  anzusehen  ist.  Schwabach. 


F.  Semon,  A peculiar  form  of  chronic  hyperplasia  of  the  nincous  mem- 
brane8  of  the  upper  respiratory  tract.  The  Lancet  1905,  Febr.  22. 

Verf.  beobachtete  einige  Fälle,  in  denen  die  Schleimhaut  des  ge- 
summten Pharynx,  die  Epiglottis,  die  Aryfalten  und  Knorpel  gleichmässig  ver- 
dickt war  und  ein  gelbliches,  durchscheinendes,  gelatinöses  Aussehen  hatte. 
Die  Infiltration  war  glatt,  die  Beweglichkeit  des  Knorpels  unvermindert,  die 
des  Gaumens  etwas  schlaff.  Die  histologische  Untersuchung  eines  Teilchens 
der  Uvula  ergab  dieselben  Ergebnisse  wie  im  zweiten  Stadium  der  hyper- 
plastischen Rhinitis,  Wucherung  des  fibrillären  Gewebes  und  kleinzellige 
Infiltration  um  die  kleinen  Blutgefässe.  Brown  Keli.t  hat  ähnliche  Fälle 
als  sklerotische  Hyperplasie  beschrieben,  während  es  sich  in  dem  von 
Uogan  Turner  wohl  um  eine  septische  Infektion  als  Ursache  handelte, 
in  denen  von  D.  Grant  und  Uogan  um  Lues  und  Tuberkulose;  dagegen 
war  in  den  S. 'sehen  Fällen  weder  eine  dieser  Erkrankungen  noch  auch 
Rhinosklerom  vorhanden.  Da  es  sich  auch  nicht  um  fortschreitende  Er- 
krankung gehandelt  hat,  im  Gegenteil  sogar  Heilung  eintrat,  so  findet 
Verf.  auch  nicht  die  Bezeichnung  „sklerosirende  Hyperplasie“  (Brown 
Kelly)  angängig,  sondern  einfach  chronische  Hypertrophie,  bis  man  etwas 
Näheres  über  diese  Krankheit  wissen  wird.  W.  Lublinski. 


Yiolet,  Les  injections  intratracheales  dans  les  affections  pulmonaires  et 
en  particulier  dans  la  tuherculose  pulmonaire.  Gaz.  des  böp.  1905, 
No.  22. 

Verf  sagt  mit  Recht,  dass  man  bevor  die  intratracheale  Methode  der 
Behandlung  empfohlen  werden  kann,  vergleichende  Versuche  anstellen 
muss  zwischen  der  Anwendung  der  gerühmten  Medikamente  etwa  Eucalyptol 
und  Guajacol  auf  diesem  Wege  oder  dem  der  iuueren,  der  subkutanen, 
der  rektalen  Anwendung  unter  denselben  äusseren  Verhältnissen.  Selbst- 
verständlich müsste  mau  sich  bei  der  intratrachealen  Methode  nur  der  einzig 


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No.  35. 


.Si.AL'aii'rKH.  — Wöllstein. 


583 


sicheren  Methode  der  Einführung  des  Medikaments  durch  den  Katheter 
unter  der  Leitung  des  Spiegels  bedienen.  W.  Lublinski. 


R.  Nlaughter,  The  plague  in  India.  A study  of  the  results  of  the  Haff- 
kine  prophylactic.  Johns  Hopkins  Hosp.  Bullet.  1903,  S.  307. 

S.  hat  während  eines  längeren  Aufenthaltes  den  Wert  der  Haffkine- 
schen  Schutzimpfungen  gegen  Pest  in  Indien  studirt.  Es  werden  dort  5 ccm 
des  Vaccins  inj ici rt,  die  Injektion  wird  alle  drei  Monat  wiederholt,  da  sich 
herausgcstcllt  hat,  dass  der  Schutz  etwa  so  lange  währt.  Entgegen  anderen 
Berichten,  wonach  unmittelbar  nach  der  Immunisirung  eine  geringere  Wider- 
standsfähigkeit gegen  Pest  bestehen  soll,  kann  S.  aus  den  statistischen 
Erhebungen  feststellen,  dass,  wenn  auch  nicht  sogleich  der  Höchstgrad 
von  Immunität  erworben  wird,  zum  mindesten  eine  Steigerung  der  Em- 
pfänglichkeit nicht  nachweisbar  ist,  dass  nach  Ablauf  von  24  Stunden 
aber  ein  deutlicher  Schutz  besteht.  Falls  die  Injektion  zu  einer  Zeit  vor- 
genommen wird,  wo  eine  Infektion  mit  Pest  bereits  besteht,  ohne  dass 
aber  Krankheitssymptome  bereits  vorhanden  sind,  kann  infolge  der  Schutz- 
impfung die  Erkrankung  abgeschwächt  werden.  Auf  das  Auftreten  anderer 
Krankheiten  hat  die  Injektion  keinen  Einfluss,  höchstens  wird  zuweilen 
Auftreten  eines  Ekzems  beobachtet.  Nach  den  in  Form  von  Experimenten 
vorgenommenen  Schutzimpfungen,  bei  deuen  von  einer  Bevölkerung  die 
Hälfte  injicirt  wurde,  die  andere  nicht,  ist  den  Schutzimpfungen  ein  hoher 
Wert  beizumessen.  Einmal  ist  die  Zahl  der  Erkrankungen  unter  den  Ge- 
impften kleiner  als  bei  Nichtgeimpften,  sodann  ist,  falls  Geimpfte  von  der 
Pest  befallen  werden,  die  Zahl  der  Todesfälle  erheblich  niedriger.  Es 
scheint  verwunderlich,  dass  in  Indien  trotz  der  zahlreichen  Schutzimpfungen 
und  der  sonstigen  Bestrebungen  der  Engländer  die  Bekämpfung  der  Pest 
so  wenig  Fortschritte  macht.  Allein  wenn  jemand  die  Verhältnisse  ge- 
nauer kennen  lernt,  so  kommt  er  bald  zu  anderer  Einsicht.  Einmal  ist 
die  Zahl  der  vorgenommenen  Impfungen  verschwindend  klein  im  Verhältnis 
zu  der  grossen  Zahl  Exponirter;  nur  auf  kleinen  abgegrenzten  Distrikten 
kann  systematisch  vorgegangen  werden.  Sodann  muss  berücksichtigt  werden, 
dass  die  hygienischen  Verhältnisse,  die  religiösen  Vorurteile  und  die  Lebens- 
gewohnheiteu  der  Verbreitung  der  Seuche  aufs  Beste  Vorschub  leisten. 

H.  Bischoff. 

M.  Wöllstein,  The  dysentery  bacillus  in  a series  of  cases  of  infantile 
diarrhoea.  Proceedings  of  the  New-York  pathol.  Society  1903,  S.  119. 

W.  hat  bei  114  Kindern,  die  an  Sommerdiarrhoe  litten,  den  Stuhl 
bakteriologisch  untersucht  und  bei  38  Kindern  Dysenteriebacillen  vom 
Typus  Flexner,  bei  einem  solche  vom  Typus  Shiga  naebweisen  können. 
Der  Nachweis  der  Bacillen  während  des  Lebens  kann  allein  Aufschluss 
über  diese  Erkrankung  geben,  da  die  Serumreaktion  unsicher  ist,  sie  kann 
noch  in  der  zweiten  Krankheitswocbe  fehlen.  Die  Bacillen  sind  im  Stuhlu 
zwei  oder  drei  Wochen  nachweisbar,  sie  können  jedoch  auch  länger  vor- 
handen sein.  H.  Bischoff. 


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584 


Xkuuaukk.  — Morki.i.i.  Khkss.  Berliner.  Bcrkk. 


No.  35. 


J.  Neubauer,  Ueber  anaerobe  Bakterien  im  Rinderdarra.  Arch.  f.  Wissen- 
schaft). u.  prakt.  Tierheilk.  1905,  Bd.  31,  S.  153. 

Während  von  einzelnen  Bakteriologen  angenommen  wird,  dass  der 
Darm  der  Pflanzenfresser  eine  Brutstätte  für  anaerobe  wachsende  Bakterien 
ist,  ist  von  anderer  Seite  der  Nachweis  von  pathogenen  Anaerobiern  im 
Darminhalte  nur  sehr  selten  gelungen.  N.  hat  den  Darm  von  Rindern 
untersucht,  von  den  verschiedenen  Stellen  Proben  entnommen  und  anaerob 
gezüchtet.  Er  fand  nur  4 verschiedene  Stämme,  einer  von  ihnen  wurde 
aus  dem  Dünndarminbalt  isolirt.  Bacillen  oder  Sporen  des  Tetanus  oder 
des  malignen  Oedems  wurden  niemals  gefunden,  obwohl  doch  Rinder  grosse 
Mengen  Krdpartikel,  an  denen  die  Sporen  dieser  Keime  haften,  aufnehmen. 
Die  mit  der  Nahrung  aufgenommenen  anaeroben  Bakterien  müssen  also 
im  Darme  zu  Grunde  gehen.  N.  ist  der  Meinung,  dass  sie  im  Magen  oder 
Zwölffingerdarm  des  Rindes  zerstört  werden.  H.  Bischoff. 


1)  G.  Morelli,  Dreifacher  Fall  von  Wurstvergiftung  (Botulismus).  Wiener 
med.  Wochenschr.  1904,  No.  46. 

2)  Kress,  Beitrag  zur  Wirkung  des  Veronals.  Therap.  Monatsb.  1905, 
Januar. 

3)  U.  Berliner,  Ein  Fall  von  Vergiftung  durch  Chloralhydrat  mit  töt- 
lichem  Ausgange.  Ebenda. 

4)  Ch.  V,  Burke,  Observations  on  carbolic  acid  poisoning.  New-York 
med.  journ.  1904,  No.  16. 

1)  Es  handelte  sich  um  drei  Soldaten,  die  einige  Stunden  nach  dem 
Genuss  von  Wurst  mit  Uebelkeit,  Erbrechen,  Kopfschmerz  erkraukteu. 
Nach  zwei  bis  drei  Tagen  kam  es  zu  starken  Schstörungen,  die  Kranken 
sahen  alles  verschwommen,  doppelt,  die  Thränenabsonderung  hörte  auf, 
die  Conjuuktiven  wurden  trocken  und  unempfindlich,  die  Pupillen,  ad 
maximum  erweitert,  reagirten  weder  auf  Licht  noch  auf  Accommodation. 
Gleichzeitig  traten  heftige  Schluckbeschwerden  auf  (Lähmung  der  Pharyngeal- 
muskulatur), Trockenheit  im  Munde  und  Halse;  dabei  Trockenheit  der  Haut, 
Abschuppung,  Verstopfung,  erschwertes  Uriniren.  Grosse  Hinfälligkeit, 
Puls  verlangsamt,  aussetzend,  Sensorium  frei.  Die  Kranken  wurden  mittelst 
Magenrobr  kräftig  ernährt,  erhielten  hohe  Eingiessungen  und,  gegen  die 
Trockenheit,  Pilocarpin.  Am  10.  Tage  Hessen  die  bedrohlichen  Erschei- 
nungen nach,  am  16.  Tage  hörten  die  Urinbeschwerden,  am  35.  das  Doppelt- 
selten,  am  43.  die  Accommodationsstörungcn,  am  44.  die  Schlingbeschwerden 
und  erst  aut  60.  die  allgemeine  Trockenheit  auf.  Alle  drei  Pat.  konnten 
geheilt  entlassen  werden. 

2)  Verf.  sah  in  drei  Fällen  nach  abendlichen  Dosen  von  */z  S Veronal 
am  3.  bezw.  4.  Tage  eine  cuntulirende  Wirkung,  die  sich  in  Schlaftrunken- 
heit, verminderter  Nahrungsaufnahme  u.  dergl.  zeigte. 

3)  Pat.  erhielt  5 Pulver  Chloralhydrat  a 2,0  g mit  der  W'eisung, 
Abends  1 Pulver  zu  nehmen;  er  nahm  alle  10  g auf  einmal  und  starb  am 
nächsten  Tage  unter  Erscheinungeu  der  Bewusstlosigkeit  und  Asphyzie. 
Man  soll  Patienten  nie  so  grosse  Mengen  eines  differenten  Mittels  iu  die 
Hände  geben. 


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No.  35.  Muszkat.  — v.  Mikulicz.  -'85 

4)  Verf.  beobachtete  12  Fälle  von  Garbolsäurevcrgiftung,  und  zwar 
handelte  cs  sich  durchweg  um  Selbstmordversuche;  nur  zwei  davon  ge- 
nasen. Der  eine  dieser  Fälle  ist  nicht  zu  verwerten,  da  wegen  hoch- 
gradiger Hysterie  die  Vorgeschichte  und  die  Symptome  unklar  blieben, 
ln  dem  zweiten  Fall  wurde  Pat.  wiederhergestellt,  trotzdem  er  fast  eine 
halbe  Stunde  bewusstlos  war.  Garbolsäure  wird  schnell  resorbirt  und  be- 
wirkt eine  Lähmung  des  Herzens;  nur  hierdurch,  und  nicht,  wie  vielfach 
angenommen  wird,  durch  Stillstand  der  Atmung  erfolgt  der  Tod.  Er- 
brechen und  Krämpfe  scheinen  fast  immer  zu  fehlen;  nur  bei  kleinen 
Mengen  kommt  es  zu  heftigen  Schmerzen.  Die  üblichen  Gegenmittel, 
Glaubersalz  und  Bittersalz,  sind  wirkungslos;  in  einem  Falle  wurde  un- 
mittelbar nach  dem  Verschlucken  der  Garbolsäure  reichlich  Glaubersalz 
gegeben,  und  doch  trat  schnell  der  Tod  ein.  Am  besten  hat  sich  Alkohol 
bewährt,  wenn  möglich  per  os,  sonst  subkutan  oder  per  rectum  gegeben. 
Ausserdem  ist  eine  sofortige  Auswaschung  des  Magens  erforderlich.  B. 
empfiehlt  hierzu  die  Einführung  einer  starren,  gut  eingefetteten  Sonde,  da 
man  mit  einer  weichen  Sonde  schwerer  zum  Ziel  gelangt;  die  vielfach  ge- 
fürchteten Aetzungen,  Verschorfungen  u.  s.  w.  bilden  sich  erst  in  einem 
späteren  Stadium.  Nach  der  Auswaschung  giebt  man  wiederum  Alkohol. 

K.  Kronthal. 


A.  Muszkat,  Ein  Fall  von  Bronchialkolik  infolge  Broncholithiasis.  Berl. 
klin.  Wochenschr.  1905,  No.  25. 

Der  in  Rede  stehende  Fall  betrifft  einen  44jährigen  Schausteller,  der 
bei  seinen  Unternehmungen  sich  des  Drummond'schen  Kalklichtes  bediente; 
wegen  Kurzsichtigkeit  musste  er  dabei  dem  Kalkcylinder  und  den  Aether- 
dämpfen  sehr  nahe  kommen.  Erkrankung  mit  starkem  Husten,  mit  vor- 
wiegend rechtsseitigen  Schmerzen  sowie  mit  vorübergehenden  Temperatur- 
steigerungen. Das  Allgemeinbefinden  wurde  schlechter,  der  Auswurf  nahm 
an  Menge  zu,  batte  zum  Teil  Blutbeimengung.  Nach  Aushustung  eines 
steinharten  Körpers  von  Erbsengrösse  besserten  sich  die  Beschwerden  mit 
einem  Schlage.  Die  chemische  Untersuchung  des  Gonkrementes  ergab  das 
Vorhandensein  vou  phosphorsaurem  und  kleinen  Mengen  kohlensauren 
Kalkes;  die  Röntgenuntersuchung  des  Patienten  hatte  im  Stich  gelassen. 
— Verf.  erwähnt,  dass  es  am  Atmungsapparat  sowohl  zu  parenchymatösen 
wie  zu  intrakanalikulären  Kalkinkrustationen  kommen  kann,  uud  zwar  teils 
aus  allgemeinen,  teils  aus  lokalen  Entstehungsbedingungen.  Das  klinische 
Gesammtbild  des  vorliegenden  Falles  glaubt  Verf.  am  besten  mit  dem 
Namen  „Brouchialkolik“  zu  charakterisiren.  Die  Diagnose  vor  etwaiger 
Herausbeförderung  lässt  im  Stich,  ebenso  wie  die  Therapie.  L.  Perl. 


■J.  v.  Mikulicz,  Beiträge  zur  Physiologie  der  Speiseröhre  und  der  Gardia. 
Mitteil.  a.  d.  Grenzgeb.  d.  Med.  u.  Ghir.  Bd.  12,  II.  5,  S.  569. 

V.  M.  hat  eine  Reihe  von  Untersuchungen  am  Menschen  vorgenommen, 
um  einige  Fragen  des  physiologischen  Verhaltens  der  Speiseröhre  und  der 
Gardia  zu  klären.  Die  Hauptergebnisse  dieser  seiner  Untersuchungen  fasst 
er  in  folgenden  Schlussbemerkungeu  kurz  zusammen: 


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586 


Lkhnuohkf. 


No.  35. 


Die  Speiseröhre  des  erwachsenen  Menschen  ist  nur  im  Halsteile  ge- 
schlossen. In  ihrem  Brustteile  stellt  sie  ein  weites  offenes  Rohr  dar, 
welches  im  Zustande  der  Ruhe  Luft  enthält.  Der  im  ruhenden  Oesophagus 
herrschende  Druck  ist  im  Mittel  um  ein  Geringes  niedriger,  als  der  atmo- 
sphärische Druck.  Bei  der  ruhigen  Inspiration  erniedrigt  sich  der  Druck 
bis  — 9 cm  Wasser,  bei  forcirter  Inspiration  bis  — 20  und  selbst  darunter. 
Bei  ruhiger  Exspiration  steigt  der  Druck  bis  auf  -j-  10  cm  Wasser,  bei 
forcirter  Exspiration  auf  -)-  20.  Beim  Hustenstoss  kann  der  Druck  auf 
60  — 80,  ja,  selbst  bis  auf  160  mm  Hg  getrieben  werden. 

Beim  Schluckakt  steigt  der  positive  Druck  im  Oesophagus  kaum  höher 
wie  beim  forcirten  Ausatmen,  und  lange  nicht  so  hoch,  wie  beim  Husten. 
Die  gefundenen  Werte  schwanken  zwischen  0,8  und  22  cm  Wasserdruck. 

Der  Oesophagus  entleert  beim  Schluckakt  nicht  seinen  gauzen  Luft- 
gehalt, sondern  behält  stets  einen  Teil  zurück.  Nur  durch  kräftige  Husten- 
stösse  kann  er  vorübergehend  ganz  leer  gepresst  werden. 

Die  Cardia  ist  im  Zustand  der  Ruhe  geschlossen  und  sondert  Magen 
und  Oesophagus  vollkommen  von  einander  ab.  Dieser  Verschluss  ist  ein 
zweifacher: 

a)  ein  rein  muskulärer,  durch  den  normalen  Tonus  der  Cardia- 
muskulatur  erzeugt; 

b)  ein  Ventilverschluss. 

Das  Ventil,  an  der  lnsertionsstelle  des  Oesophagus  in  den  Magen 
liegend,  wird  durch  den  im  Magen  herrschenden  positiven  Druck  ge- 
schlossen und  hält  mit  Sicherheit  nur  so  lange  dicht,  als  die  Magen- 
muskulatur sich  im  Zustande  des  normalen  Tonus  befindet. 

Die  Cardia  öffnet  sich  auch  ohne  Schluckakt  leicht  für  Flüssigkeiten 
und  Gase,  die  aus  der  Speiseröhre  in  den  Magen  treten,  gestattet  dagegen 
sehr  schwer  den  Durchtritt  in  entgegengesetzter  Richtung. 

Die  Oeffnung  der  Cardia  von  der  oesophagealen  Seite  aus  wird  auto- 
matisch ausgeiöst  durch  jede,  ein  gewisses  Maass  überschreitende  Druck- 
steigerung im  Oesophagus,  gleichgültig  ob  sie  durch  künstliches  Ein- 
pumpen von  Luft  oder  Eingiessen  von  Flüssigkeiten  oder  aber  durch  den 
Schluckakt  hervorgerufen  wird.  Der  hierzu  nötige  Druck  ist  in  der  Regel 
kleiner,  als  der  Druck  einer  den  Brustoesophagus  ausfüllcnden  Flüssigkeits- 
säule.  Mitunter  beträgt  er  nur  einen  Bruchteil  davon  und  nur  unter  be- 
sonderen Umständen  (die  Oesophagusschleimbaut  reizende  Flüssigkeiten) 
ist  er  höher.  Carl  Rosenthal. 


II.  LelitidorfT,  Zur  Kenntnis  des  Morbus  Barlow.  Röntgenbefund.  Arcb. 
f.  Kinderheilk.  Bd.  38,  8 161. 

Verf.  hat  bei  einem  8 Monat  alten,  an  Morbus  Barlowii  erkrankten 
Kinde,  Röntgenphotographien  von  den  Extremitäten  in  der  3.  Woche  der 
Erkrankung  angefertigt.  Der  Oberschenkel  war  in  seiner  unteren  Hälfte 
in  tolo  verbreitert.  Der  Knochen  selbst  war  anscheinend  nicht  afficirt;  er 
zeigte  scharfe  Contouren  und  war  in  seiner  Form  nicht  verändert.  Parallel 
mit  dem  unteren  Femurende  verlaufend  zeigte  sieb  ein  Schatten.  Der- 
selbe beginnt  scharf  an  der  Diaphysengreuze,  verläuft  in  einer  convexen 


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No.  35. 


Mokbk. 


Kkii.vukbfki.u. 


587 


Linie  und  überschreitet  an  der  Stelle  der  grössten  Verbreiterung,  das  ist 
ca.  2 cm  vom  unteren  Diapbysenende  entfernt,  den  Knochenschatten  beider- 
seits um  8 — 10  mm.  Die  Intensität  dieses  Schattens  ist  am  stärksten 
peripher  an  der  Grenze  gegen  die  Weichteile  und  nimmt  allmählich  gegen 
den  Knochen  hin  ab.  Das  Kniegelenk  ist  vollständig  normal.  Da  es 
nicht  wahrscheinlich  ist,  dass  Periost  oder  Bluterguss  einen  Schatten  geben, 
so  deutet  Verf.  den  Schatten  so,  dass  infolge  der  längeren  Dauer  der  Er- 
krankung (3  Wochen)  das  durch  Blut  abgehobene  Periost  junge  neue 
Knochenbälkchen  bildete.  Aehnliche  Veränderungen  waren  au  beiden 
Unterschenkelknocheu  zu  beobachten.  Ausserdem  bemerkte  man  eine 
mehrere  Millimeter  breite  Aufhellungszone  unterhalb  des  Schattens  der 
Verkalkungslinie,  welche  ganz  besonders  deutlich  am  oberen  Ende  der 
Tibia  zu  sehen  war.  Diese  Aufhellungszone  entspricht  nach  Verf. ’s  Deutung 
der  bei  Autopsien  von  Schoedel,  und  Nauwerk  u.  A.  nachgewiesenen 
mangelhaften  Knochenbildung  iu  der  Gegend  der  Epiphysen. 

Stadthagen. 

J.  L.  Morse,  A study  of  the  caloric  needs  of  premature  infants.  The 
Americ.  journ.  of  the  med.  sc.  No.  384,  S.  463. 

Verf.  hat  bei  5 vorzeitig  geborenen  Kindern  den  Calorienbedarf  fest- 
gestellt. Aus  eigenen  und  fremden  Analysen  berechnet  Verf.  den  Tages- 
bedarf der  vorzeitig  geborenen  Säuglinge  in  der  Zeit  vom  15.— 90.  Lebens- 
tage auf  122,7  Calorien  pro  Kilo  Körpergewicht,  und  auf  142,9  Calorien  für 
die  Zeit  vom  90. — 125.  Lebenstage.  Der  Tagesbedarf  rechtzeitig  geborener 
Säuglinge  beträgt  nach  Heubner  70—100  Calorien  pro  Kilo  Körper- 
gewicht bei  Brustnahrung,  120  bei  Ernährung  mit  Kuhmilch.  Der  Calorien- 
bedarf vorzeitig  geborener  Kinder  ist  also  relativ  grösser  als  derjenige 
rechtzeitig  geborener.  Dieser  grössere  Bedarf  ist  zum  Teil  darin  begründet, 
dass  unreif  geborene  Kinder  eine  im  Verhältnis  zu  ihrer  Körpermasse 
relativ  grosse  Oberfläche  haben  und  deshalb  relativ  mehr  Wärme  abgeben 
als  andere  Neugeborene.  Ferner  sind  ihre  Verdauungsorgane  in  einem 
schwächeren  Zustande  als  bei  rechtzeitig  geborenen  und  sie  nutzen  daher 
die  eingeführte  Nahrung  schlechter  aus.  Aus  diesem  Verhalten  erklärt  es 
sich,  wie  wichtig  es  ist,  unreife  Neugeborene  gegen  Wärmeverluste  zu 
schützen  und  ihnen  eine  Nahrung  zu  reichen,  die  möglichst  geringe  An- 
forderungen an  ihre  Verdauungskraft  stellt.  Stadthagen. 


Feilchenfeld,  lieber  die  bisherigen  Resultate  der  Behandlung  des  Diabetes 
insipidus  mit  Strychnininjektionen.  Med.  Klinik  1905,  No.  3. 

Verf.  berichtet  über  weitere  11,  durch  Strychnininjektionen  meist 
günstig  beeinflusste  Fälle  von  Diabetes  insipidus.  Er  beginnt  jetzt  mit 
0,001  Strychnin  nitr.  und  spritzt  einen  um  deu  anderen  Tag  ein,  indem 
er  die  Dosis  jedesmal  um  0,001  vergrössert  bis  0,005,  dann  wieder  ebenso 
bis  zur  anfänglichen  Dosis  heruntergeht.  Eine  befriedigende  Erklärung 
der  Wirkung  ist  bisher  uoch  nicht  gegeben.  Alkan. 


f 

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588  Faucon  nit.  — Donath.  Brkuman.  Catola.  Curachmanx.  No.  35. 

Faucoiiiict,  Ein  Fall  von  Glykosurie  nach  medikamentöser  Quecksilber- 
Verabreichung.  Münch,  med,  Wochenschr.  1005,  No.  20. 

Es  handelt  sich  um  einen  Patienten,  bei  dem  durch  Quecksilber, 
sowohl  nach  Einreibung  wie  auch  nach  Einspritzung,  eine  Glykosurie  ohne 
sonstige  Intoxikationserscheinungen  hervorgerufen  wurde.  Dieses  Symptom 
trat  nach  längerer  anfänglicher  Toleranz  erst  durch  Anhäufung  des  Queck- 
silbers ein.  Verf.  fordert  auf,  bei  Hg-Kuren  systematisch  auf  Zucker  zu 
untersuchen.  Alkan. 


1)  4.  Donath,  Wiederkehr  des  Kniephänomens  bei  Tabes  dorsalis  ohne 
Hinzutreten  von  Hemiplegie.  Neurol.  Centralbl.  1005,  No.  12. 

2)  L.  Bregmnn.  Sehnenreflexe  und  Sensibilitätsstörungen  bei  Tabes  dorsalis. 
Ebenda.  No.  1. 

3)  G.  Catola,  Ueber  den  Bauchdeckenreflex  bei  Tabes  dorsalis.  Ebenda. 
No.  1. 

4)  H.  Cnrschmann,  Geber  Convergenzkrämpfe  bei  Tabes  dorsalis.  Ebenda 
No.  1. 

1)  D.  beobachtete  bei  einem  Tabiker  durch  wiederholte  Untersuchungen 
eine  Wiederkehr  der  Patellarreflexe,  j>hne  dass,  wie  in  ähnlichen  Fällen, 
eine  Hemiplegie  hinzugetreten  wäre.  Lues  war  in  der  Anamnese  nicht  zu 
erweisen.  22  Monate  nach  der  ersten  Untersuchung  nach  dem  innerlichen 
Gebrauch  von  Qnccksilberjodid  und  Kaltwasserkuren,  waren  die  Patellar- 
reflexe schwach  vorhanden  und  nach  weiteren  5 Monaten  waren  sie  leb- 
haft. Ein  ähnlicher  Fall  ebenfalls  von  Tabes  ohne  Lues  ist  von  Bergbr 
beschrieben  Diese  Wiederkehr  der  Patellarreflexe  erinnert  an  die  von 
Eichhorst  beschriebene  intermittirende  Pnpillenstarre  bei  Tabes;  die  eine 
Pupille  zeigte  auch  in  dem  hier  beschriebenen  Fall  eine  Wiederkehr  der 
geschwundenen  Accommodations-  und  Convergenzreaktion.  Es  kann  sich 
daher  bei  Wiederkehr  der  Reflexe  nicht  um  eine  Zerstörung  des  Reflex- 
centrums oder  Reflexbogens  gehandelt  haben,  sondern  um  eine  Schädigung 
anatomischer  Natur,  die  reparabel  ist,  oder  um  eine  funktionelle  Herab- 
setzung oder  Hemmung.  Da  sich  auch  andere  Krankheitserscheinungen 
hier  gleichzeitig  besserten,  dürfte  mehr  eine  reparable  Läsion  des  spinalen 
Reflexceutruras  in  Frage  kommen. 

2)  B.  berichtet  über  3 Fälle  von  Tabes,  in  denen  die  Achillessehnen- 
reflexe  geschwunden  waren,  während  die  Patellarreflexe,  die  allerdings  un- 
gleich waren,  noch  lange  erhalten  waren.  Damit  stimmt  die  Tatsache 
überein,  dass  bei  Tabes  an  den  unteren  Extremitäten  das  Gebiet  der 
5.  Lumbal-  und  1.  Sacralwurzel  in  vielen  Fällen  auch  der  anderen  Sacral- 
wurzeln  zuerst  und  am  stärksten  von  Sensibilitätsstörungen  betroffen  werden, 
also  Wurzelgebiete,  die  durch  dieselben  Wurzeln  wie  der  Achillessehnen- 
reflex vermittelt  werden. 

3)  Von  3 Fällen  von  Tabes  im  Frühstadium  war  in  einem  der  Bauch- 
deckenreflex lebhaft,  im  zweiten  ungleich  uud  im  dritten  normal;  von 
35  Fällen  alter  Tabes  war  der  Abdominalreflex  in  25  Fällen  noch  vor- 


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No.  35. 


Sfiller.  — Stobltzrkb. 


589 


handen.  Der  Bauchdeckenreflex  und  sein  Schwinden  steht  in  keinem 
direkten  Verhältnis  zum  Alter  der  Erkrankung;  die  Abschwächung  oder 
Aufhebung  desselben  in  älteren  Fällen  ist  durchaus  nicht  ein  regelmässiges 
Symptom. 

4)  Bei  einem  Tabiker  fand  C.  neben  einer  doppelseitigen  Abducens- 
parese,  Nystagmus,  einen  bei  Blickrichtung  nach  links  und  rechts,  nach 
oben  und  innen  auftretenden  Convergcnzkrampf  des  jeweilig  abducirten 
Auges,  oder  beider  nach  oben  gerichteten  Augen  mit  gleichzeitiger  Pupillen- 
verengerung. Diese  tabischeu  Convergeuzkrämpfe  scheinen  ausserordentlich 
selten  zu  sei;  bei  Paralyse  resp.  Taboparalyse  sind  sie  mehrfach  beob- 
achtet. S.  Kalischer. 


W.  (1.  Kpiller,  General  or  localizated  hypotonia  of  the  muscles  in  child- 
liood  (Myotonia  congenita).  Pennsylvania  med.  bullet.  1905,  No.  11. 

S.  beobachtete  einen  Fall  von  congenitaler  Myotonie  (Oppenheim)  mit 
Sektionsbefund.  Auch  hier  handelt  es  sich  um  eine  angeborene  constante 
Schlaffheit  der  Muskeln  bei  einem  ls/4  Jahre  alten  Kinde,  das  eine  ganz 
abnorme  Beweglichkeit  der  Glieder  und  Gelenke  aufwies.  Das  Kind  konnte 
nicht  sitzen,  den  Kopf  nicht  halten,  noch  stehen.  Die  elektrische  Reaktion 
der  Muskeln  war  erhalten,  die  eine  gewisse  aktive  Beweglichkeit  zeigten, 
welche  im  Laufe  der  Zeit  weder  zu-  noch  abnahm.  Das  Kind  schien  auch 
geistig  nicht  normal  entwickelt.  — Die  anatomische  und  mikroskopische 
Untersuchung  zeigte  ein  intaktes  Centralnervensystem,  auch  die  peripheri- 
schen Nerven  waren  unversehrt.  Dagegen  zeigten  die  Muskelfasern  eine 
Hemmung  in  ihrer  Entwickelung,  hyalines  Aussehen,  auffallende  Schmal- 
heit; Fett,  Bindegewebe  und  ihre  Kerne  waren  stark  gewuchert.  — Auf- 
fallend war  noch,  dass  die  Muskelatonie  noch  nach  dem  Tode  anhielt 
(20  Stunden),  indem  die  Muskelstarre  ausblieb.  — Wie  schon  Oppenheim 
hervorhebt,  lässt  die  Annahme,  dass  eine  Muskelhypoplasie  als  Ursache 
der  Affektion  anzusehen  ist,  es  erklärlich  erscheinen,  dass  mitunter  Besse- 
rungen des  Zustandes  beobachtet  wurden.  S.  Kalischer. 


W.  Stoeltzner,  Ein  Fall  von  angeborener  Akroangioneurose.  Charite- 
Annalen.  28.  Jahrg.  1904. 

St.  beobachtete  ein  2jähriges  Kind,  das  von  Geburt  auf  an  continuir- 
licher  Rötung  der  Haut,  Füsse,  Nasenspitze  und  Ohrmuscheln  mit  erhöhter 
Temperatur  litt,  die  ergriffenen  Teile  juckten  und  waren  in  geringem  Grade 
geschwollen.  Ira  Laufe  der  Zeit  trat  eine  unverkennbare  Tendenz  zur 
spontanen  Besserung  ein,  sodass  schliesslich  nur  an  Händen  und  Fässen 
an  Intensität  ziemlich  geringe  Paroxysmeu  ohne  erhebliche  Beschwerden 
auftrateu.  Die  Einwirkung  der  Kälte  war  eiue  ungünstige,  ebenso  ver- 
schlimmerte sich  der  Zustand,  als  das  Kind  im  9.  Monat  im  Anschluss  an 
die  Entwöhnung  körperlich  herunterkam.  Der  Fall  kam  alsbald  zur  völligen 
Heilung.  . M.  Brasch. 


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590 


VftBKKB.  — ' KbOMAYEB. 


No.  35. 


U.  V iirner,  Ueber  wiederauftretenden  Horpes  zoster,  im  besonderen  über 

Zoster  erythematosus  und  Zoster  vegetans.  (Aus  der  Leipziger  med. 

Poliklinik,  Abteil,  f.  Hautkranke.)  Münch,  med.  Wochensclir.  1904,  No, 39. 
ln  dem  ersten  der  drei  vom  Verf.  mitgeteilten  Fälle  handelte  es  sich 
um  einen  mehrfach  recidivirenden  Zoster  im  Gebiete  des  N.  auricularts 
magnus  auf  der  Haut  des  rechten  äusseren  Ohres.  — Bei  dem  zweiten 
Pat.  entstand  etwa  3 Monate  nachdem  er  einen  linksseitigen  vom  oberen 
Augenlide  über  die  Stirn  bis  zum  Scheitel  sich  erstreckenden  Zoster 
bullosus  durchgemacht  hatte,  ganz  in  derselben  Ausbreitung  und  mit  der 
Mittellinie  scharf  abschneidend,  unter  ziehenden  und  brennenden  Schmerzen 
eine  lebhafte  difTu.se  Hütung  und  Schwellung  der  Haut.  Nirgends  zeigten 
sich  Knötchen  oder  Bläschen.  Tast-  und  Temperaturempfindung  waren  auf 
der  gegen  Berührung  ziemlich  empfindlichen  erkrankten  Partie  erheblich 
gestört;  unerträgliche  Schmerzen  verursachte  Druck  gegen  das  Foramen 
supraorbitale.  Im  Laufe  von  etwa  5 Wochen  erfolgte  Abheilung  der  vom 
Verf.  als  Zoster  erythematosus  recidivus  bezeichneten  Affektion.  — Der 
dritte  Fall  betraf  einen  jungen  Mann  mit  einem  Zoster  buccalis,  der  sich 
auf  der  linken  Wange  vom  Mundwinkel  bis  zum  weichen  Gaumen  aus- 
dehnte und  auch  auf  das  Zahnfleisch  Übergriff.  Kin  Vierteljahr  später 
wiederholte  sich  dasselbe  Exanthem  in  der  gleichen  Lokalisation,  doch 
entwickelten  sieb  diesmal  nach  einigen  Tagen  an  einem  grossen  Teile  der 
Bläscheugruppe  schmerzhafte  granulationsartige  Geschwülstchen,  die  an 
ulcerirende  syphilitische  Papeln,  aber  auch  an  Herde  von  Pemphigus 
vegetans  erinnerten  (daher  der  Name  zoster  vegetans)  nnd  langsam  unter 
Hinterlassung  von  Narben  heilten.  Später  trat  noch  ein  zweites,  der  Art 
und  Lokalisation  nach  gleiches  Recidiv  auf.  — Verf.  ist  der  Ansicht,  dass 
die  ungewöhnicben  Formen  des  zweiten  und  dritten  Falles  nicht  nur  als 
Kccidive,  sondern  auch  als  erste  Eruption  Vorkommen.  H.  Müller. 


Kromayer,  Ueber  eine  neue  Epilationsmethode:  das  Stanzen.  Deutsche 
med.  Wochenschr.  1905,  No.  5. 

Die  neue  Methode  besteht  in  dem  Ausschneiden  oder  Ausstanzen  der 
missliebigen  Haare  nebst  Wurzelscheide  und  Papille  mittels  scharfer  loch- 
eisenähnlicher  Hohlcylindermesser,  die  durch  eine  Tretmaschine  oder  durch 
einen  Motor  in  rasche  rotirende  Bewegung  versetzt  werden  (ein  Verfahren, 
das  übrigens  zur  Entfernung  von  kleinen  Hautgeschwülsten,  Naevis  u dergl., 
zu  der  es  Verf.  auch  benutzt,  schon  früher  von  F.  Büsch  empfohlen  worden 
ist.  Ref.).  Die  „Kleincyliuder-“  oder  „Epilations-“  Messer  müssen,  damit 
sie  keine  Narben  veranlassen,  einen  Durchmesser  von  nicht  über  1 mm 
(am  besten  0,8— 0,9  mm  haben.  Vor  ihrer  Verwendung  schneidet  man  die 
Haare  mit  einer  auf  1/2  mm  eingestellten  Haarschneidemaschine  kurz  und 
färbt  sie,  um  sie  besser  sichtbar  zu  machen,  mit  dem  Haarfärbmittel  Henna 
und  Reng.  Bei  der  Operation  schiebt  man  das  Cylindermesser  über  den 
freien  Haarschaft,  stösst  es  in  der  Richtung  desselben  mit  einem  raschen 
kurzen  Ruck  gegen  und  in  die  Haut  und  zieht  es  sofort  wieder  zurück, 
wobei  ihm  gewöhnlich  der  ausgestanzte,  das  Haar  umschliessende  kleine 
Hautcylinder  von  selbst  folgt,  widrigenfalls  er  mit  einer  besonders  dazu 


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No.  35.  Bierhoff.  — Lichtenstbrm.  591 

construirten  Pincettc  herausgezogen  werden  muss.  Ueber  die  Dicke  der 
Cutis  (etwa  l1/*  mm)  braucht  man  mit  dem  Stanzen  nicht  hinauszugehen, 
auch  wenn  die  Haarwurzel,  wie  bei  den  in  Betracht  kommenden  Haaren 
fast  immer,  mehr  oder  weniger  tief  im  subkutanen  Bindegewebe  endet; 
sie  sitzt  in  diesem  so  lose  und  beweglich,  dass  sie,  wenn  nur  die  Cutis 
durchtrennt  ist,  einem  leichten  Zuge  folgt.  Ebensowenig  wie  die  Beweg- 
lichkeit der  Haarwurzel  und  aus  demselben  Grunde  ist  ihr  im  Unterhaut- 
gewebe oft  krummer  Verlauf  — welche  beide  Umstände  die  vielen  Misserfolge 
der  elektrolytischen  Epilation  verschulden  — störend  für  das  neue  Ver- 
fahren, mit  dem  sich  in  einer  Sitzung  bequem  100  - 200  Haare  entfernen 
lasserr.  Das  Stanzen  ist  nicht  schmerzhafter  als  der  Stich  mit  einer 
scharfen  Nadel;  bei  sehr  empfindlichen  Personen  kann  man  Aethylchlorid 
zur  lokalen  Anästhesie  verwenden,  wodurch  allerdings  die  Operation  sehr 
aufgehalten  wird.  Blutungen  sind  durch  Andrücken  von  Watte  leicht  zu 
stillen;  die  kleinen  Wunden  heilen  unter  einem  Krüstchen  rasch  und  nach 
etwa  14  Tagen  ist  von  ihnen  nichts  mehr  oder  kaum  noch  etwas  zu  sehen. 
— Ein  Nachwachsen  der  Haare  kann  natürlich  nur  erfolgen,  wenn  man 
beim  Stanzen  die  Richtung  nicht  genau  getroffen  und  die  Papille  zurück- 
gelassen  hat.  H.  Müller. 


ltierhofT,  A contribution  to  the  study  of  infections  of  the  prostate  from 
the  urethra.  Med.  News  1904,  Bd.  85,  No.  17. 

Verf.  sieht  als  Ursache  der  Ausbreitung  einer  Gonorrhoe  auf  die 
hintere  Harnröhre  und  die  Prostata  einen  sehr  häufig  bei  Gesunden  aus- 
gebildeten Congestionszustand  dieser  Organe  an,  der  durch  geschlechtliche 
Perversionen  sognt  wie  durch  sitzende  Lebensweise  entstehen  soll  und  an 
einer  vermehrten  Sekretion  der  leicht  vergrösserten  Prostata  zu  erkennen 
ist.  Dabei  soll  das  Sekret  verdünnt,  d.  i.  ärmer  an  den  normalen  Be- 
standteilen des  Prostatasaftes  sein  als  unter  normalen  Verhältnissen.  Dass 
die  Infektion  der  Prostata  meist  auf  das  Drüsenepithcl  beschränkt  bleibt 
und  nur  selten  das  tiefere  interstitielle  Gewebe  erreicht,  führt  Verf.  auf 
die  eine  Ausbreitung  der  Gonokokken  störende  alkalische  Reaktion  des 
Prostatasekrets  zurück.  Von  62  Fällen,  die  Verf.  beobachtete,  waren  47 
endoglandulär,  d.  h.  klinisch  ohne  stärkere  Schwellung  und  Verhärtung 
und  nur  auf  das  Oberflächenepithel  der  Drüsen  beschränkt,  11  mal  handelte 
es  sich  um  die  follikuläre  Form  mit  tiefergreifender  Drüsenerkrankung 
und  Retention  in  den  Drüsen,  und  4 mal  um  die  parenchymatöse.  Von 
letzteren  4 Fällen  stellten  zwei  Abscesse  der  Prostata  dar.  In  57  Fällen 
war  die  Prostata  rein  gonorrhoisch  inficirt,  in  5 Fällen  lag  eine  Misch- 
iufektion  vor.  Therapeutisch  empfiehlt  Verf.  vorsichtige  Massage  in  Com- 
bination  mit  Spülungen  der  Harnröhre.  B.  Marcusc. 


Liclitenstern,  Erfahrungen  über  Harnsegregation.  Wiener  klin.  Wochen- 
schrift 1904,  No.  39. 

Verf.  hat  an  einer  grösseren  Reihe  chirurgischer  Nierenerkrankungen 
günstige  Erfahrungen  mit  der  Anwendung  des  Luys’schen  Harnsegregators 


/ 

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592 


Diknbt. 


No.  35. 


gewonnen.  Um  zu  prüfen,  ob  das  Instrument  wirklich  im  Stande  ist,  den 
Harn  jeder  Niere  gesondert  zum  Abfluss  zu  bringen,  wurde  in  einer  ge- 
wissen Zahl  von  Fällen  das  durch  den  Segregator  erhaltene  Resultat 
mittelst  Ureterenkatherismus  nachuntersucht,  dabei  ergab  sich  Ueberein- 
stimraung  der  Befunde.  In  Fällen,  wo  eine  Niere  exstirpirt  war  oder  gar 
nicht  funktionirtc,  konute  ebenfalls  festgestellt  werden,  dass  der  Segregator 
nur  auf  der  funktionirenden  Seite  Harn  entleerte,  der  Abschluss  gegen  die 
nicht  funktionirende  Seite  war  vollkommen.  Allerdings  muss  der  Segre- 
gator gut  eingefnhrt  werden,  da  er  nur  bei  völlig  richtiger  Einstellung 
funktioniren  kann.  Die  Blase  ist  vor  der  Ausführung  leerzuspülen,  auch 
muss  eine  cystoskopische  Untersuchung  der  Segregation  vorhergehen.  Den 
Ureterenkathcterismus  kann  das  Luys’sche  Instrument  da  nicht  ersetzen, 
wo  es  auf  bakteriologische  Untersuchung  des  Nierensekrets  ankommt.  Denn 
bei  der  Segregation  passirt  das  Nierensekret  die  Blasenschleimhaut  und 
kann  so  verunreinigt  werden.  Gontraindicirt  ist  die  Segregation  ferner  bei 
Schrumpfblase,  Prostatabypertrophie,  hochgradiger  Anteversio  und  Ante- 
flexio  uteri.  Indicirt  dagegen  ist  die  Methode  für  alle  Erkrankungen 
ohne  besondere  Beteiligung  der  Blase,  bei  deuen  es  nicht  auf  genaue 
bakteriologische  Untersuchung  ankommt.  Die  Einführung  des  Instrumentes 
soll  namentlich  bei  Frauen  leicht  und  schmerzlos  gelingen.  Vor  dem  Ge- 
brauche kann  das  Instrument  ausgekocht  werden.  B.  Marcuse. 


Dienst,  Ueber  Retroversio  uteri  gravidi  incarccrata  an  der  Hand  eines 
mit  schwerstem  wirklichen  Heus  coraplicirt  gewesenen  Falles.  Deutsche 
mcd.  Wochenschr.  1905,  No.  16. 

In  dem  bemerkenswerten  F'alle  von  Retroversio  uteri  gravidi 
incarcerata,  den  D.  mitteilt,  batte  die  Patientin  vermutlich  schon  vor 
ihrer  letzten  Schwangerschaft  eine  Retroversio  gehabt.  Der  Uterus  wurde 
gravid,  die  Frucht  hatte,  durch  Ausladung  der  vorderen  Uteruswand  und 
Hochsteigen  der  Portio  vaginalis  bis  ins  Abdomen,  eine  Länge  von  19  cm 
erreichen  köunen.  Nachdem  alsdann  die  ad  maximum  ausgedehnte  Scheide 
einem  weiteren  Hinaufwachsen  der  Portio  vaginalis  nach  dem  Abdomen 
Einhalt  geboten  hatte,  waren  Incarcerationssymptome  aufgetreten,  die  zu- 
nächst unter  dem  Bilde  der  Ischuria  paradoxa  in  die  Erscheinung  kamen. 
Incarcerationsnekrose  der  Harnblase  hatte  sich  nicht  eingestellt,  da  die 
Frau  regelmässig  katheterisirt  worden  war.  Jedoch  war  es,  vermutlich 
infolge  von  filamentösen  Strängen  zwischen  dem  incarcerirten  retrovertirten 
graviden  Uterus  und  dem  Darmrohr,  zu  einer  Abknickung  des  letzteren 
gekommen  und  damit  zu  dem  in  diesem  Falle  das  ganze  Krankheitsbild 
beherrschenden  „wirklichen“  Ileus.  — Die  Reposition  des  Uterus 
gelang  in  diesem  Falle;  die  Abklemmung  des  Darmrohrs  kam  darauf  mit 
dem  Hinaufgelangen  des  Uterus  in’s  grosse  Becken  in  Wegfall.  Die  Frau 
erholto  sich  wieder  und  genas.  Br.  Wolff. 


Kiimptidiiiigcn  worden  au  die  Adresse  de#  Herrn  Geh.  Med. -Kat  Prof.  Dr.  M.  Bernhardt  (Berlin  W. 
Französische  Strasse  21)  oder  au  die  Verlagshaiidlung  (Berlin  NW.,  Unter  den  Binden  £8)  erbeten 


Verlag  von  August  Hirsch»*  Id  in  Berlin  — Druck  ton  T<«  Nchuraaeher  in  Berlin  N W. 


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3&2. 


' tarn  einen 

1— «logen;  j^rhluiM 
de« JahrgaMr  Titel,  Na* 
tcA-  umlÄirh-Keginter. 


Centralblatt 


Pr«l*  da«  JahrgaoirM 

28  Mark;  tu  betleheit 
durch  alle  Buchhand- 
lungen u.  PostanstaJteu. 


für  die 


diciiiischen  Wissenschaften. 


Unter  Mitwirkung  von  — 

Prof.  Dr.  H.  Senator  und  Prof.  Dr.  E.  Sal)r  öiß^eo^x 

redigirt  von  ( Q) 

I r\  r\c\c 


Prof.  Dr.  M.  Bernhardt 


OCT  U/1905 


9.  September. 


Inliult:  Bertram,  Oxydation  durch  liarn.  — Battri.li  und  Stsbn, 
Ueber  Philo-  und  Anticatalase  in  tierischen  Geweben.  — Trileat  und  Santon, 
Neue  Methode  der  Milchuntersuchung.  — PFi.t!oKn,  Ucbcr  den  Ursprung  des 
Zuckers  bei  Pankreasdiabetes.  — Riman,  Zur  Entstehung  echter,  freier  Gelenk- 
körper. — Wirtino,  Tuberkulöse  Schleimbcutelaffektionen  in  der  Becken-Hiift- 
gegend.  — Winbi.ow,  Stauungsblutung  durch  Thoraxeompression.  — Ci.abkk, 
Septischer  Ursprung  von  Magen-Duodenalgeschwüren.  — Fkilkk,  Schwere  Augen- 
verletzung. — Geh  ii eh.  Ausbleiben  des  Knochenersatzes  am  operirten  Schläfen- 
bein. — Halasz,  Fall  von  Dormoidcyste.  — II  ah  ermann,  Ohrenerkrankungen 
infolge  von  Kretinismus.  — Baemoahten,  Hämatome  des  Septum  narium.  — 
Mayer  und  Scbrribb,  Angina  ulcerosa  membranacca.  — Baemqarten, 
Periodische  Blutungen  der  oberen  Luftwege.  — Gbuiiku,  Tuberkulose  und 
Wohnungsnot.  — Bkitzkk,  Zur  v.  Behring'schen  Tuberkulose-Infektionstheoric. 
— Dkurk-Dketsch,  Superinfektion  und  Primäraffekt.  — Marx,  Liebreich. 
Goeinf.b.  Ueber  Nährpräparate.  — Lkwin,  Sobotta  und  Rath,  Pracvalidin 
bei  Lungentuberkulose.  — Micuki.kau,  Vermehrte  Cblorausscheidung  bei  tuber- 
kulöser Pleuritis  — Reinhard.  Casuistik  des  chronischen  continuirlichen  Magen- 
saftllusses.  — Zweio,  Ueber  Acrophagie.  — Rkinach,  Guinon,  Ueber  die  Er- 
nährung der  Säuglinge  mit  Milch.  — Görl,  Behandlung  der  Strumen  mittelst 
Röntgenstrablen.  — Biklbchowsky,  Spii. i, kr  und  Bacxhan,  Frank,  Berr, 
Fälle  von  Myasthenie.  — Saenhhy  und  Hkwktson,  Fall  von  Oesophagus- 
carcniom  mit  Nervenerscheinungen.  — Kur,  Ueber  Dystasia  angiosclerotica.  — 
Miuki.i.1,  Neue  Mischung  zur  Herstellung  von  Theerbädern.  — Rohekdhr,  Ueber 
N'afalen.  — Jksionkk  und  v.  Tappeiner,  Behandlung  der  Hautcarcinome  mit 
fluorescirenden  Stoffen,  — Yodno,  Gebrauch  des  Cystoskopes  bei  Prostata- 
bypertrophie. 

H.  Bertram,  Ueber  Oxydation  durch  Harn.  Pflüger’s  Arch.  f.  <1  ges. 

Physiol.  Bd.  108,  S.  100. 

B.  hat  zunächst  die  Versuche  von  B.  SCHWARZ,  betreffend  die  Oxy- 
dation arseniger  Säure  durch  menschlichen  Harn  zu  Arsensäure  wiederholt 
und  bestätigt  gefunden.  Im  Mittel  oxydirten  100  ccm  Harn  in  fünf  Ver- 
suchen 0,0016  g arsenige  Säure.  — Einfacher  lässt  sich  die  oxydirende 
Kraft  des  Harns  erweisen  durch  die  Veränderungen,  die  Natriumhydrosulfit 
erleidet.  Man  muss  dieses  unter  vollkommenem  Luftabschluss  zu  dem  durch 
Kohlensäuredurchleitung  luftfrei  gemachten  Ham  hinzufügen  und  durch 
Titration  mit  Ferricyankäliumlösung  (-f-  Eisenvitriol)  die  Menge  des  nicht- 
XTilTI.  Jahrgang  38 


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594  Battklli  u.  Stern.  — Trillat  u.  Santo*.  — Pflüger.  No.  36. 

oxydirtcn  Sulfits  berechnen.  — Es  ergab  sich,  dass  das  Oxydationsvermögen 
des  Harns  nach  beiden  Methoden  quantitativ  das  gleiche  ist.  A.  Loewy. 

F.  Bnttclli  et  li.  Stern,  La  philocatalase  et  l'anticatalase  dans  les  tissus 
animaux.  Compt.  rend.  de  l’acad.  T.  140,  p.  1197. 

B.  und  St.  hatten  gezeigt,  dass  in  vielen  tierischen  Geweben,  speciell 
in  der  Milz,  ein  Ferment  enthalten  ist,  das  bei  Sauerstoffzutritt  die  Ge- 
webscatalasc  zerstört  (Anticatalase).  Alkohol  und  Aceton  zerstören  sie, 
dagegen  kann  man  sie  durch  Ausfällen  mit  Ammonsulfat  gewinnen.  Essig- 
säure schlägt  sie  nicht  nieder.  Sie  erhält  sich  in  dieser  sauren  Lösung 
mehrere  Tage  wirksam.  — Intravenös  injicirt  verschwindet  sie  unmittelbar 
aus  dem  Blute;  das  Blutserum  und  Gewebsextrakt  hindern  ihre  Wirkung 
auf  die  Catalasc  durch  ein  Ferment,  das  die  Anticatalase  zerstört.  Die 
Verff.  nennen  es  Philocatalase.  Es  lässt  sich  durch  Alkohol  in  wirk- 
samem Zustande  ausfällen.  — Auch  an  Anticatalase  reiche  Gewebe  ent- 
halten Philocatalase,  die  durch  Alkoholfällung  gewonnen  wird,  während 
dabei  die  Anticatalase  zerstört  wird.  Die  Philocatalase  ist  in  neutralem 
Stadium  wirksam,  nicht  in  saurem;  darum  eben  bleibt  die  Anticatalase 
lange  in  saurem  Stadium  wirksam.  A.  Loewy. 

A.  Trillat  et  Sftnton,  Sur  un  nouveau  mode  de  caracterisation  de  la 
purete  du  lait  base  sur  la  recherchc  de  l’ammoniaque.  Compt.  rend. 
de  l’acad.  T.  140,  p.  1206. 

T.  und  S.  weisen  Ammoniak  in  der  Milch  so  nach,  dass  sie  sie  mit 
Jodtrichlorid  ausfällen  und  mit  Kalkmilch  vorsichtig  alkalisch  machen. 
Hei  Gegenwart  von  Ammoniak  tritt  Schwarzfärbung  durch  Jodstickstoff 
ein.  — Frische  und  reine  Milch  gab  die  Reaktion  nie,  auch  nicht  Milch, 
die  mit  Essig-,  Milch-,  Buttersäurebacillen  inficirt  war,  oder  mit  Colibacillen, 
oder  Strepto-Staphylokokkcn,  Choleramilzbrandkeimen.  Wohl  aber  trat  sie 
auf  bei  Impfung  mit  Mikrococcus  ureae  oder  Flügge’schem  Bacillus,  oder 
Beimischung  von  Harn  oder  unreinem  Wasser.  — Anwesenheit  von 
Ammoniak  beweist  also  Verschmutzung  der  Milch,  Abwesenheit  kein  Frei- 
sein von  Keimen  im  allgemeinen.  A.  Loewy. 

Eil.  PIliiger,  Ein  Beitrag  zur  Frage  nach  dem  Ursprung  des  im  Pankieas- 
diabetes  ansgeschiedenen  Zuckers.  Pflüger’s  Arch.  f.  d.  ges.  Physiol. 
Bd  108,  S.  115. 

P.  hat  an  drei  Hunden,  denen  das  Pankreas  zu  einem  mehr  oder 
weniger  grossen  Teile  entfernt  war,  lange  Stoffwechselreihen  ausgeiührt 
mit  fett-  und  kohlehydratfreiem  Eiweiss.  Am  besten  erwies  sich  hierzu 
das  Kabliaufieisch  (event.  mit  Nutrose  gemischt).  Die  Hunde  schieden 
dabei  so  grosse  Zuckermengen  aus  (bis  zu  30  pCt.  des  Körpergewichtes), 
dass  sie  aus  Kohlehydrat  Vorräten  des  Körpers  nicht  abgeleitet  werden 
können.  Der  Zucker  muss  also  aus  Fett  oder  Eiweiss  entstanden  sein. 
Seine  Menge  überstieg  nicht  den  Wert,  der  aus  dem  Körperfett  abgeleitet 
werden  konnte.  — Trotz  enormen  Fettschwundes  bei  diesen  Hunden  ist 
das  Gewicht  der  Leber  ein  erhebliches,  es  übertrifft  das  procentische 
Gewicht  gesunder  Tiere;  sie  hat  normale  chemische  Zusammensetzung  nnd 


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No.  36. 


RlMAN.  — WlETINö. 


595 


mehr  Fett  als  die  übrigen  Organe.  — Die  Zuckerausscheidung  hatte  keine 
constante  Beziehung  zu  der  des  Stickstoffes;  die  Relation  D : N schwankte 
zwischen  0 lind  2,3.  — P.  erklärt  die  Zuckerbildung  aus  einer  Arbeit  der 
Leberzelle,  die  Glykogen  und  Fett  in  Zucker  umbilden  könne.  Wenn 
zwischen  Eiweissstoffwechsel  und  Zuckerausscheidung  eine  Beziehung  be- 
steht, so  rührt  sie  daher,  dass  Fiweissnahrnng  die  zuckerbildende  Tätigkeit 
der  Leber  anregt.  A.  Loewy. 


11.  Kimnn,  Experimenteller  Beitrag  zur  Lehre  von  der  Entstehung  der 
echten,  freien  Gelenkkörper.  Virchow’s  Arch.  Bd.  180,  S.  440. 

V’erf.  bespricht  zunächst  die  verschiedenen  Theorien  über  die  Ent- 
stehung der  freien  Gelenkkörper,  so  die  durch  Trauma  (.Monrob),  dann 
„aus  einer  Knorpelwucherung  im  parasynovialen  Bindegewebe“  (Laennkc), 
durch  einen  entzündlichen  Process  — Athritis  sicca  — (Broca),  endlich 
durch  einen  entzündlichen  Process  nach  einem  Trauma  (Kraoelund); 
einer  Ansicht,  der  Kötua  beitrat  für  eine  Gruppe  von  echten,  nicht  durch 
Athritis  deformans  bedingten  Gelenkkörpern,  während  er  für  andere  Fälle 
eine  spontane  dissecironde  Entzündung  der  artikulirten  Gelenkenden  — 
ähnlich  wie  Broca  — annahm. 

Da  keine  der  angeführten  Hypothesen  eine  befriedigende  Lösung  der 
Frage  der  Entstehung  brachte,  unternahm  Verf.,  einer  Anregung  Orth’s 
folgend,  eine  Reihe  Versuche.  Er  eröffnete  iusgesamrat  6 Tiergelenke  zum 
Teil  unter  Blutleere  und  stellte  mit  dem  Hohlmeissel  am  centralen  Ge- 
lenkteil je  zwei  gestielte  Knorpelknochenstücke  her.  Das  Periost  und  der 
Knochen  in  dünner  Schicht  blieben  unverletzt.  Die  Stücke  blieben  also 
central wärts  durch  eine  Periostknochenbrücke  im  Zusammenhang.  Die 
Bildung  der  Absprengungen  wurde  nur  da  vorgenommen,  wo  keine  Sehnen 
über  sie  hinweggingen,  die  sie  hätten  festhaltcn  können.  Nach  Schluss 
der  Kapsel  und  Hautnaht  wurde  ein  leichter  aseptischer  Verband  gemacht. 
Die  drei  Tiere,  ein  Ziegenbock  und  zwei  Hunde,  wurden  baldmöglichst 
viel  bewegt.  Nach  durchschnittlich  dreissigtägiger  Beobachtung,  während 
der  sich  in  allen  Fällen  eine  völlig  reaktiouslose  Heilung  abspielte,  wurden 
die  Tiere  getötet,  ln  zwei  Gelenken  waren  vier  abgesprengte  Körperchen 
resorbirt,  in  vier  Gelenken  acht  mit  ihrer  Bruchfläche  wieder  verheilt. 
Die  gewonnenen  Resultate  erscheinen  geeignet,  die  König’sche  Ansicht  über 
die  Entstehung  der  Gelenkkörper  zu  widerlegen,  und  so  kommt  Verf.  zu 
der  Geberzeugung,  dass  nur  ein  Trauma  für  ihr  Zustandekommen  ver- 
antwortlich gemacht  werden  kann.  Begünstigend  wirken,  wie  er  glaubt, 
disponirende  Gelenkveränderungen,  die  sich  vorzugsweise  bei  jüngeren 
tuberkulösen  Personen  finden  und  makroskopisch  in  einer  Verfärbung,  Er- 
weichung und  Aufquellung  des  Gelenkknorpels,  mikroskopisch  in  grober 
Auffaserung,  stellenweisem  Schwund  des  Knorpels  und  eigenartigen  Ver- 
änderungen des  darunterliegenden  Knochens  bestehen.  Geissler. 

4.  Wieting,  Beitrag  zu  den  Affektionen,  namentlich  der  Tuberkulose  der 
Schleimbeutel  in  der  Becken  Hüftgegend.  Zeitschr.  f.  Chir.  Bd.  74, 
H.  5—6,  S.  443. 

W.  möchte  den  eigenartigen  Sitz  der  Türken  und  den  durch  ihn  be- 

3S* 


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596 


VVlNBl.OW. 


No.  36 


dingten  chronischen  Reiz  für  die  Entstehung  der  von  ihm  in  Konstantinopel 
häufiger  beobachteten  namentlich  tuberkulösen  Schleimbeutelaffektionen 
am  grossen  Rollhügel  verantwortlich  machen.  Die  Türken  sitzen,  den 
Oberschenkel  und  Kuiee  stark  gebeugt,  den  Oberschenkel  zugleich  abducirt 
und  stark  nach  aussen  rotirt.  In  dieser  Stellung  liegen  die  hinteren 
oberen  Ränder  der  Trochantesen  der  Unterlage,  die  durchaus  nicht  immer 
weich  ist,  direkt  auf,  und  zudem  müssen  besonders  die  vorderen  Abschnitte 
des  Glutaeus  maximus  durch  die  starke  Rotation  bei  Beugestellung  über 
den  Knochen  ziemlich  stark  gespannt  werden.  Somit  würden  Belastungs- 
und  Spannungsdruck  Zusammenwirken,  einmal  zum  Selbstschutz  überhaupt 
den  Schleimbeutel  zu  einer  gewissen  Ausbildung  zu  bringen  und  zweitens 
ihn  durch  den  chronischen  Reiz  zur  Ansiedlung  des  Tuberkelbacillus  zu 
prädisponiren.  Die  von  W.  beobachteten  Fälle  von  tuberkulösen  Schleim- 
beutelerkrankungen  am  grossen  Trochanter  zeigten  alle  sehr  ausgedehnte 
und  mit  allen  Produktionen  des  tuberkulösen  Processcs  ausgestattete  Höhlen, 
serös  flockigen  Eiter,  typische  Granulationen  mit  deutlich  erkennbaren 
Tuberkeln  und  als  festeren  Schutzwall  eine  mehr  oder  weniger  derbe 
bindegewebige  Kapsel.  Es  waren  grosse  ovale  Taschen,  die  den  Trochanter 
bedeckten  und  ihn  nach  oben,  besonders  aber  nach  unten  zu  weithin  über- 
ragten. In  mehreren  Fällen  war  es  anatomisch  nicht  mehr  möglich  zu 
entscheiden,  ob  die  Bursa  subcutanea  oder  die  Bursa  trochanterica  profunda 
der  Ausgangspunkt  für  die  Tuberkulose  war.  Man  geht  aber  nicht  fehl, 
anzunehmen,  dass  die  Bursitis  subcutanea  nur  sehr  ausnahmsweise  die 
Fascie  durchsetzen  und  zwischen  den  Muskeln  sich  ausbreiten  wird;  dazu 
hat  sie  kaum  Grund,  denn  der  Widerstand  der  derben  Fascie  ist  ein  grosser, 
die  Ausdehnungsfähigkeit  in  der  Subcutis  aber  unbeschränkt.  Wir  dürfen 
also  wohl  sagen,  wenn  die  Eiterung  unter  der  Glutealmuskulatur  resp  der 
derben  Fascie  oder  dem  Schncnansatz  herauskommt  und  zwischen  den 
Muskeln  an  der  Ausscnseite  des  Oberschenkels  sich  ausbreitet  und  schliess- 
lich, die  Fascie  durchbohrend,  unter  der  Haut  erscheint,  wo  sie  sich  dann 
wie  eine  Bursitis  subcutanea  verhält,  dass  wir  dann  die  Bursa  profunda  als 
Ausgangspunkt  anzusehen  haben.  Es  liegt  auf  der  Hand,  wie  wichtig  die 
Kenntnis  von  dem  Vorkommen  dieser  Schleimbeuteleiterungen  für  die 
Differentialdiagnose  gegenüber  den  übrigen  meist  von  den  Knochen  aus- 
gehenden Eiterungen  ist 

Ausser  den  in  der  Bursa  trochanterica  lokalisirten  Tuberkulosen  be- 
richtet W.  noch  über  eine  Beobachtung,  iu  der  der  Ausgangspunkt  der 
Erkrankung  offenbar  in  der  Bursa  mucosa,  M.  bicipitis  femoris  sup.  ge- 
sucht werden  muss.  Dieser  Schleimbeutel  liegt  zwischen  den  Ursprungs- 
sehnen des  M.  biceps  femoris  und  des  M.  semimembranosus. 

Die  Therapie  kann  nur  in  breiter  Incision,  Ausräumung  und  ausge- 
dehnter Exstirpation  der  Sackwandungen , Ausreiben  der  Wunde  mit 
Jodoformpulver  und  Nahtverschluss  der  Wunde  bis  auf  ein  kleinstes 
Drainageloch  bestehen.  Joachimsthal. 

R.  Winslow,  A case  of  so  call ed  traumatic  asphyxia.  Med.  News  1905, 
S.  207. 

W.  beschreibt  einen  typischen  Fall  von  Stauungsblutung  durch  Thorax 


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No.  36. 


Clarks.  — Kkilkk.  — (tekbku. 


597 


compression.  Interessant  ist  der  mikroskopische  Befund  eines  excidirten 
Huutstiickes.  Es  zeigte  sich,  dass  die  Capillaren  mehr  oder  weniger  stark 
durch  Blut  ausgedehnt  waren,  dass  aber  nirgends  ein  Blutaustritt  in  das 
Gewebe  erfolgt  war,  sodass  dessen  Struktur  völlig  normales  Aussehen  hatte. 

Peltcsoh  u. 

W.  Bruce  Clarke,  The  septic  origin  of  gastric  and  duodenal  uleers. 

The  Lancet  1905,  S.  346. 

Folgender  Fall  wird  von  C.  als  Beitrag  und  Beweis  für  die  septische 
Entstehung  der  Magen-  und  Duodenalulcera  angesprochen,  d.  h.  dafür,  dass 
durch  Genuss  verdorbener  Speisen  diese  Krankheit  entstehen  kann.  Ein 
55jähriger  bis  dahin  gesunder  Matrose  musste  sich  hei  einem  Schiffbruch 
während  16  Tagen  ausschliesslich  von  schimmligem,  madigen  Brot  und 
jauchigem  Wasser  ernähren.  Zwei  Tage  nach  seiner  Rettung  erkrankte  er 
mit  Schmerzen  in  der  Magengegend  und  ötägiger  Haematemesis.  Seit  der 
Zeit  dauernde  Magenschmerzen  und  häufiges  Erbrechen.  Bei  der  Operation 
fand  sich  eine  beträchtliche  Pylorusstenose  mit  starken  Verdickungen  am 
Magen  und  Duodenum.  Eine  Gastroenterostomie  mit  Enteroanastomose 
befreite  den  Patienten  von  seinen  Beschwerden.  Peltesohn. 


O.  Feilke,  Doppelte  Perforation  eines  Augapfels  durch  Häkelnadel. 

Günstige  Heilung  mit  voller  Sehschärfe.  Arch.  f.  Augenheilk.  Bd.  LII. 

In  der  Casuistik  schwerer  Augapfelverletzungen  ist  der  beschriebene 
Fall  eine  Seltenheit:  Ein  Sjähriges  Mädchen  hatte  sich  abgleitend  eine 

Stahlhäkelnadel  mit  Wucht  in’s  linke  Auge  gestossen,  sodass  vordere  und 
hintere  Bulbuswand  perforirt  wurden.  Der  Haken  sass  in  der  hinteren 
Wand  so  fest,  dass  heim  Zuge  der  ganze  Augapfel  nach  vorn  rückte.  Der 
Haken  musste  erst  noch  tiefer  gestossen  werden,  um  die  Spitze  zu  befreien 
und  den  Haken  berauszuziehen. 

Die  reaktionslose  Heilung  mit  Erhaltung  der  vollen  Sehschärfe  findet 
zum  Teil  dadurch  ihre  Erklärung,  dass  die  Perforation  die  Linse  nicht 
traf  und  in  der  Peripherie  der  hinteren  Bulbuswand,  das  centrale  Sehen 
nicht  beeinträchtigend,  lag.  G.  Abelsdorff. 


(«erber,  Ausbleiben  des  Kuochenersatzes  am  operirten  Schläfenbein.  Arch. 
f.  Ohrenheilk.  63.  Bd.,  S.  134. 

Bei  dem  8jährigen  Kinde  blieb  nach  operativer  Freilegung  der  Dura 
und  des  Sinus  transversus  der  Knochenersatz  aus.  Der  nur  von  Epidermis 
bedeckte  Defekt  hatte  über  der  Dura  eine  Grösse  von  2 cm.  Der  Sinus 
liegt  2 cm  weit  frei.  Einen  plausiblen  Grund  für  die  fehlende  Knochen- 
bildung konnte  Vcrf.  nicht  auffinden,  doch  hielt  er  es  nicht  für  unmöglich, 
dass  das  Periost  infolge  eines  lange  vor  der  Operation  schon  vorhandenen 
subperiostalen  Abscesses  eine  Alteration  erfahren  habe,  die  ihm  späterhin, 
nachdem  Sinus  und  mittlere  Schädelgrube  in  relativ  weitem  Umfange  frei- 
gelegt waren,  eine  Deckung  der  entstandenen,  dem  Hirndruck  ausgesetzten 
Lücken  nicht  mehr  möglich  machte.  Verf.  beabsichtigt,  wenn  der  Defekt 


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508 


II  AL  AK/..  — IIahkKMANN.  — B Af  MG  AH  I KN.  M AYKR  U.  ScHRKIKR. 


No.  36. 


sich  nicht  doch  noch  schliessen  sollte,  eine  operative  Deckung  mit  einem 
Haut-,  1’criost-  und  Knochenlappcu  vorzunehmen.  Schwabach. 


Hains/.,  Dermoidcyste  an  der  Mastoidealgegend.  Arch.  f.  Obrenheilk. 

63.  Bd„  S.  141. 

Die  25jährige  Kranke  wurde  dem  Verf.  zur  Operation  eines  angeblich 
durch  Periostitis  des  Proc.  mast,  entstandenen  Abscesses  überwiesen  Der 
normale  Befund  am  Ohr  und  das  seit  langer  Zeit  beobachtete  Wachstum 
der  Geschwulst  Hessen  den  otogenen  Ursprung  derselben  ausschliessen  und 
legten  den  Gedanken  an  eine  Neubildung  nahe.  Dieselbe  wurde  extrahirt 
und  es  ergab  sich,  dass  es  sich  um  eine  Dermoidcystc  handelte. 

Schwabacb. 


llnhermaiin,  Zur  Hehre  der  Ohrenerkrankungen  infolge  Kretinismus.  Arch. 
f.  Obrenheilk.  03.  Bd.,  S.  100. 

Nach  H.  kann  die  angeborene  Taubstummheit  infolge  von  Kretinismus 
auf  einer  angeborenen  Entwickelungshemmung  der  Epitbelien  am  Ductus 
cochlearis,  insbesondere  des  Corti’schen  Organs,  beruhen.  Die  häutig  bei 
Kretinen  beobachtete  Schwerhörigkeit  beruht  vorwiegend  auf  einer  Er- 
krankung des  schallemptindenden  Apparates,  wahrscheinlich  der  centralen 
Teile  desselben.  Häufig  werden  bei  Kretinen  auch  Erkrankungen  der  Nase, 
des  Rachens  und  des  Mittelohrs  beobachtet,  die,  wenn  sie  einen  höheren 
Grad  erreichen,  das  Gehör  noch  mehr  verschlechtern  werden. 

Schwabach. 


Itftiimgurten,  Die  Hämatome  der  Nasenscheidcwand,  deren  Umwandlungen 
und  einfache  Behandlungsart.  Wiener  klin.  Rundschau  1905,  No.  13. 

Nach  Verf.  sind  die  als  Perichondritis  septi  idiopathica  etc.  be- 
schriebenen Erkrankungen  meist  aus  einem  Hämatom  entstanden,  das  durch 
ein  Trauma  entstanden  ist.  Es  wird  am  häufigsten  im  Kindesalter  ge- 
funden und  ist  gewöhnlich  beiderseitig.  Sich  selbst  überlassen  werden  sie 
entweder  aufgesaugt  oder  gehen  in  die  als  Perichondritis  serosa  bezeichnete 
Form  über,  welche  gewöhnlich  purulent  wird  und  sich  selbst  überlassen 
zu  Perforationen  des  Septum  führt.  Verf.  behandelt  die  Hämatome  in  der 
Weise,  dass  er  durch  in  die  Nase  eingeführte  Carbolwatte  einen  constanten 
Druck  auf  die  Hämatome  ausübt  uud  sie  dadurch  beseitigt.  Von  40  Fällen 
kam  es  nur  5 mal  zum  Abscess.  In  chronischen  Fälleu  und  bei  Abscessen 
eröffnet  Verf.  mit  einem  Messer  die  Hervorwölbung,  klappt  den  halbmond- 
förmigen Lappen  nach  oben  und  überzeugt  sich,  ob  Perforation  vorhanden 
ist.  Ist  das  der  Fall,  so  werden  die  Ränder  derselben  ausgekratzt,  die 
Lappen  wieder  angelegt  und  mit  Jodoform  oder  Dermatolgaze  tamponirt. 
Heilung  nach  8—10  Tagen.  W.  Lublinski. 


Mayer  und  Sehreier,  Zur  Klinik  und  Aetiologie  der  Angina  ulcerosa 
membranacea.  Deutsche  med.  Wochenschr.  1905,  No.  16. 

Nachdem  die  Aufmerksamkeit  der  Aerzte  durch  die  Arbeiten  Plauts 


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No.  36. 


BadXOAUTKN.  ÜHIIllEH.  BeI  TZKK. 


599 


und  Vincents  auf  diese  Erkrankung  gerichtet  wordeu  ist,  zeigte  es  sich 
bald,  dass  es  sich  um  ein  ziemlich  häufiges  Krankheitsbild  handelt.  Trotz- 
dem aber  seither  zahlreich  über  den  Befund  spiessförmiger  Bacillen  und 
feiner  Spirochaeten  berichtet  worden  ist,  ist  die  Frage  der  ätiologischen 
Bedeutung  dieser  Organismen  noch  nicht  geklärt.  Die  Reinzüchtung  und 
künstliche  Infektion  mit  ihnen  ist  noch  nicht  einwandfrei  gelungen. 
Während  fast  alle  beobachteten  Fälle  einen  leichten  Verlauf  nahmen,  sind 
nur  wenig  schwere  berichtet  worden.  Verf.  berichtet  über  einen,  der  zu 
Grunde  ging  und  durch  das  klinische  Bild  einer  pernieiösen  Anämie  com- 
plicirt  wurde.  W.  Lublinski. 


Baumgarten,  Ueber  periodische  Blutungen  der  oberen  Luftwege.  Wiener 
med.  Presse  1905,  No.  16. 

Periodische  Blutungen  treten  am  häufigsten  als  Vorboten  der  Men- 
struation auf,  sehr  selten  an  Stelle  derselben,  ferner  in  der  Schwanger- 
schaft und  zur  Zeit  der  Involution,  meistens  daun,  wenn  Veränderungen 
im  Uterus  vorhanden  sind.  Die  häufigsten  periodischen  Blutungen  erfolgen 
von  der  Nase,  selten  vom  Kehlkopf  und  aus  der  Luftröhre,  am  seltensten 
aus  dem  Rachen.  In  den  letzten  Jahren  sind  Verf.  solche  Nasenblutungen 
viel  seltener  aufgestossen,  wie  er  meint,  weil  das  Nasenbluten  bei  Frauen 
und  Mädchen  häufiger  behandelt  und  dadurch  dass  die  betreffenden 
Blutungsstellen  verätzt  wurden,  die  periodische  Wiederkehr  verhindert 
worden  ist.  Blutungen  bei  Stauungen,  so  bei  Herz-,  Nerven-  und  Leber- 
leiden sind  hierher  nicht  zu  rechnen,  da  sie  nur  zufällig  in  gleichen  Ab- 
ständen erfolgen.  W.  Lubliuski. 

M.  (»ruber,  Tuberkulose  und  Wohnungsnot.  Sociale  Streitfragen  XVI. 
Verl.  „Bodenreform.“  Berlin. 

Wenn  auch  die  Tuberkulose  nicht  in  dem  Sinne  als  eine  Wobnungs- 
krankheit  aufzufassen  ist,  als  ob  eine  Besserung  der  Wohnungsverhältnisse 
allein  die  Tuberkulose  wirksam  bekämpfen  biesse  — dagegen  spricht  schon, 
dass  auch  die  Wohlhabenden  nicht  wenig  unter  dieser  Krankheit  zu  leiden 
haben  — so  hängt  doch  die  Ausdehnung  und  Verbreitung  der  Tuberkulose 
mit  der  Wobnunsnot  zusammen.  Die  Wohnungsreform  ist  die  unentbehr- 
liche Vorbedingung  für  die  wirklich  durchgreifende  und  nicht  blos  mehr 
oder  weniger  dilettantische  und  spiegelfechterische  Durchführung  des  Feld- 
zugsplanes gegen  den  Tuberkelbacillus.  H.  Bischoff. 


H.  Beitzke,  Ueber  Untersuchungen  an  Kindern  in  Rücksicht  auf  die 
v.  Behring’sche  Tuberkulose-Infektionstheorie.  Berl.  klin.  Wochenschr. 
1905,  No.  2. 

Um  die  v.  Behring  in  seinen  Leitsätzen  der  Phthisiogenese  aufge- 
stellte Theorie,  dass  Lungenschwindsucht  die  Folge  einer  infolge  infantiler 
Infektion  entstandenen  Disposition  sei,  zu  prüfen,  sind  im  pathologischen 
Institute  der  Cbaritö  bei  Kinderleichen  Blutproben  entnommen  und  diese 
Meerschweinchen  injicirt  worden.  Bei  48  Leichen,  die  nicht  tuberkulös 
waren,  gelang  es  genügend  Blut  aus  dem  Herzen  zu  gewinnen.  Die  damit 


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600 


DkIIHK-DkI  TM.Ii. 


No.  36. 


injicirteu  Meerschweinchen  zeigten,  als  sie  nach  ca.  3 Monaten  getötet 
wurden,  keinerlei  tuberkulöse  Veränderungen.  Dass  andererseits  die  ange- 
wandte Methode  zu  positiven  Resultaten  führt,  wenn  im  Blute  wirklich 
Tubcrkelbacillen  vorhanden  sind,  lehrte  der  Ausfall  der  Versuche,  bei 
welchen  Blut  von  Kindern  mit  Miliartuberkulose  bezw.  Darmtuberkulose 
injicirt  wurde.  H.  Bischoff. 

L.  Dehre-Deutsch,  Superinfektion  und  Primäraffekt.  WicDer  klin.  Wochen- 
schrift 1904,  No.  27. 

Die  Tatsache,  dass  ein  Luetiker  während  der  Dauer  seiner  Lnes 
keinen  zweiten,  mit  dem  primären  identischen  Affekt  acquirirt,  ist  von 
allen  Syphilidologen  anerkannt  und  es  wird  sogar  für  den  sichersten  Be- 
weis der  Heilbarkeit  der  Syphilis  angesehen,  dass  bei  Leuten,  bei  denen 
früher  sicher  diagnosticirte  Syphilis  bestand,  viele  Jahre  nach  einer  anti- 
luetischen Cur  ein  Primäraffekt  festgestellt  worden  ist,  indem  dieser  nnr 
dann  auftreten  kann,  wenn  die  Lues  geheilt  war.  Daraus  wird  dann 
weiter  geschlossen,  dass  eine  zweite  Infektion,  eine  Superinfektion  nicht 
möglich  ist,  so  lange  die  Syphilis  noch  nicht  völlig  geheilt  ist.  Ks  soll 
somit  ein  Luetiker  gegen  eine  zweite  Infektion  geschützt,  immun,  sein, 
so  lange  die  erste  noch  nicht  völlig  überwunden  ist.  Dies  widerspricht 
den  Erfahrungen  bei  anderen  Infektionskrankheiten  und  den  Vorstellungen 
der  Immunität,  welche  sonst  nur  nachweisbar  ist,  wenn  der  Krankheits- 
process  abgelaufen  ist.  Dass  ein  zweiter  Primäraffekt  nicht  nachweisbar 
wird,  solange  die  alte  Lues  nicht  ausgeheilt  ist,  lässt  sich  aber  auch 
anders  erklären,  dass  nicht  die  Haut  eine  Immunität  gewonnen  hat,  sondern 
dass  der  Organismus  bei  der  Snperinfektion  anders  antwortet  als  bei  der 
ersten  Infektion.  Völlige  Klarheit  hierüber  können  nur  Tierversuche 
bringen;  da  diese  bisher  für  die  Syphilis  in  einwandfreier  Weise  nicht 
durchführbar  sind,  ist  man  auf  Analogieschlüsse  angewiesen.  Dem  Ver- 
laufe der  Syphilis  ist  ähnlich  die  der  Impftuberkulose  des  Meerschweinchens 
bei  subkutaner  Einbringung  des  Virus.  Auch  hier  tritt  zunächst  nach 
einer  kurzen  Latenzperiode  eine  lokale  Reaktion  an  der  Impfstelle  ein.  es 
bildet  sich  ein  kleiner  Tumor,  der  exulcerirt  und  ein  Hautgeschwür  ver- 
ursacht, hieran  schliesst  sich  die  Anschwellung  der  regionären  Lympb- 
drüsen,  endlich  die  allgemeine  specifischc  Erkrankung  der  Organe.  Ganz 
anders  ist  der  Verlauf  der  Impftuberkulose  bei  Tieren,  welche  bereits  in- 
ficirt  sind.  Hier  tritt  bei  der  Superinfektion  zuuächst  eine  hochgradige 
Temperatursteigerung  auf,  dann  entwickelt  sich  eine  entzündliche  An- 
schwellung an  der  lnjektionsstelle,  welcher  ein  ausgedehntes  Oedem  folgt. 
Das  Oedem  schwindet,  die  lnjektionsstelle  verschorft,  der  Schorf  wird  ab- 
gestossen  und  es  bildet  sich  an  der  Stelle  neue  Epidermis.  Die  super- 
inficirten  Tiere  gehen  früher  ein  als  die  einmal  inficirten  und  bei  der 
Obduktion  sind  an  der  Stelle  der  Superinfektion  tuberkulöse  Veränderungen 
nicht  nachweisbar.  Es  verläuft  somit  die  Superinfektion  völlig  anders  als 
die  Primärinfektion. 

Wenn  nun  aber  ein  Virus  in  Tieren,  die  durch  dasselbe  Virus  bereits 
inficirt  sind,  von  der  Norm  abweichende  Initialsymptome  hervorrufen  kann, 
so  kann  das  Vorhandensein  oder  Fehlen  des  typischen  Primäraffektes  kein 


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No.  36. 


Maux.  Litmuacii.  Gulimau. 


601 


sicheres  Kriterium  der  erfolgten  Infektion  abgeben.  Nicht  bloss  die  Im- 
munität, sondern  auch  der  durch  eine  frühere  Infektion  krankhaft  ver- 
änderte Biochemismus  des  Organismus  kann  es  verursachen,  dass  der 
primäre  Symptomencomplex  ein  von  der  Norm  abweichendes  Verhalten 
aufweist.  Bei  vollständigem  Fehlen  des  typischen  PrimärafTekts  kann  der 
kranke  Organismus  dennoch  eine  Superinfektion  acquirirt  haben.  Fis  muss 
somit  auch  für  den  Luetiker,  solange  dies  nicht  durch  einwandfreie  Ex- 
perimente widerlegt  ist,  zugestanden  werden,  dass  eine  SuperiDtektion  trotz 
Fehlens  eines  zweiten  Primäraffektes  erfolgt  sein  kann.  Möglicherweise 
sind  gerade  die  besonders  schwer  verlaufenden  Syphilisfälle  durch  Super- 
infektion zu  erklären.  - H.  Bischoff. 


1)  K.  Marx,  Erfahrungen  mit  „Bioson“,  einem  Eiweiss  Eiscn-Lecithin- 
Nährpräparat.  Deutsche  med.  Wochenschr.  1905,  No.  1. 

2)  Liebreich,  Ueber  tonisirendc  Weinpräparate.  Therap.  Monatsh.  1905, 
Januar. 

3)  Goliner,  Beitrag  zur  Wirkung  des  Lecithins.  Sep.-Abdr.  aus  Reichs- 
Med. -Anzeig.  1905,  No.  1. 

1)  Bioson  enthält  als  Eiweissstoff  Casein,  das,  in  eigenartiger  Weise 
gewonnen,  sehr  rein,  haltbar,  geruch-  und  geschmacklos  und  leicht  be- 
kömmlich ist;  ferner  Eisen  0,24  pCt.  in  organischer  Form  und  Lecithin 
1,27  pCt.  Es  ist  absolut  reizlos,  verursacht,  auch  monatelang  genommen, 
keine  Verdauungsstörungen,  greift  die  Zähne  nicht  an,  regt  den  Appetit 
an,  steigert  das  Körpergewicht,  den  Hämoglobingehalt  des  Blutes  und  die 
Zahl  der  roten  Blutkörperchen.  Die  gewöhnliche  Tagesdosis  ist  50  g,  zwei- 
mal täglich  25;  ira  ganzen  'wurden  1 — 3 kg  verbraucht. 

2)  Chinaweine  scheiden  bei  längerem  Lagern  gerbsäurehaltiges  Material 
ab,  wodurch  der  Wert  des  Weins  vermindert  wird;  durch  Zusatz  von 
Glycerin  wird  die  eigentliche  tonisirende  Wirksamkeit  aufgehoben.  Man 
muss  also  Cbinawein  jedesmal  frisch  hersteilen  lassen,  was  aber  aus 
äusseren  Gründen  nicht  immer  durchführbar  ist.  L.  empfiehlt  als  guten 
tonisirenden  Weiu  „Vials  Wein“,  einen  Chinawein,  dem  Fleischextrakt  und 
Calciumlaktophosphat  hinzugefügt  sind.  Fis  handelt  sich  also  um  ein  toni- 
sirendes  und  gleichzeitig  nährendes  Mittel. 

3)  Die  Wirkung  des  Lecithins  in  F'ällen,  in  denen  es  sich  um  Hebung 

des  Kräftezustandes,  um  Beseitigung  der  Unterernäbrnng  oder  um  Stärkung 
des  Organismus  in  der  Reconvalescenz  handelt,  ist  von  vielen  Seiten 
zweifellos  anerkannt;  nur  war  bisher  die  Form  der  Darreichung,  z.  B.  bei 
Kindern,  mitunter  schwierig.  Als  ein  Fortschritt  ist  daher  ein  neues 
Präparat  zu  begrüssen,  Müller’sche  Lecitbin-Chokolade  — Tabletten,  die 
aus  Eigelb,  Lecithin  (0,05  pro  Tablette)  und  Chokolade  bestehen.  Diese 
Tabletten  werden  auch  von  Kindern  gern  genommen,  wirken,  wie  die  von 
G.  angeführten  Krankengeschichten  zeigen,  sehr  gut  und  haben  keinerlei 
üble  Nebenwirkungen.  K.  Krönt  hat. 


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602  Ijkwin.  Sobotta  und  Rat».  — Micuklbau.  — Rkihhako.  No.  36. 

1)  C.  Lewin,  Ueber  das  Epinephrin  (Epirenan).  Fortsclir.  d.  Med.  1905, 
No.  1. 

2)  Sobotta  und  Ilatli,  Erfahrungen  mit  Praevalidin  bei  der  Behandlung 
der  Lungentuberkulose.  Ebenda. 

1)  Epirenan  ist  das  reinste  und,  nebenbei  bemerkt,  auch  das  billigste 
Nebennierenpräparat;  die  von  L.  damit  erzielten  Resultate  entsprechen  den 
bekannten  Wirkungen  der  Nebenniere.  Subkutane  Injektion  von  Epirenan 
verursacht  ebenso,  wie  andere  Nebenuierenpräparate,  Glykosurie.  Versuche 
an  Kaninchen  zeigten,  dass  es  sich  dabei  um  Glukose  bandelt,  deren  Aus- 
scheidung nach  etwa  25  Minuten  beginnt,  nach  B Stunden  den  Höhepunkt 
erreicht  (bis  2*/2  pCt.)  und  nach  weiteren  3 Stunden  verschwindet.  Dies 
Phitnomeu  zeigt  sich  schon  nach  Injektion  von  zehntel  Milligrammen, 
während  selbst  1 mg,  per  os  gegeben,  keine  Glykosurie  hervorruft. 

2)  Das  Praevalidin,  eine  Kampfer  und  Perubalsam  enthaltende  Salbe, 

deren  Anwendung  bei  Lungentuberkulose  von  anderer  Seite  warm  em- 
pfohlen wurde,  hat  sich  Vcrffn.  nicht  sonderlich  bewährt.  Wohl  sahen 
sie  ab  und  zu  subjektive  und  auch  geringe  objektive  Besserungen,  doch 
war  die  Wirkung  keine  gleichmässige  und  zuverlässige.  Auch  schädliche 
Nebenwirkungen,  Temperatursteigerungen,  Herzklopfen,  Nasenbluten  u.  dergl. 
wurden  mehrfach  beobachtet.  K.  Kronthal. 


E.  Micholenu,  Hyperchlorurie  et  plcuräsie  tubcrculcusc.  Arcli.  gener.  de 
med.  1905,  No.  25. 

In  Anknüpfung  au  seine  früheren  Arbeiten  erwähnt  Verf.  das  Auf- 
treten vermehrter  Ghlorausscheidting  durch  die  Nieren  ira  Verlauf  von 
Pleuritiden  auf  tuberkulöser  Basis;  er  bringt  5 neue  einschlägige  Fälle. 
Nach  seiner  Erfahrung  ist  bei  der  prognostischen  Würdigung  einer  Pleuritis 
die  Hauptsache,  zu  erforschen,  ob  der  Kranke  schon  tuberkulös  ist  oder 
ob  und  eventuell  wann  er  es  werden  wird.  In  dieser  Beziehung  betont 
Verf.  diu  Wichtigkeit  der  in  Rede  stehenden  Harnausscheidung  neben  den 
sonstigen  klinischen  Erscheinungen,  namentlich  mit  Bezug  auf  die  Ver- 
breitung der  Tuberkulose  im  Organismus.  L.  Perl. 


Reinhard,  Zur  Casuistik  des  chronischen  continuirlicben  Magensaftflusses. 

Münch,  med.  Wochenschr.  1904,  No.  19. 

Fälle  von  reinem  uncomplicirten  chronischen  continuirlicben  Magen- 
saftfluss  sind  verhältnismässig  seltene  Erscheinungen.  So  hat  Bittdorf  in 
seiner  einschlägigen  Arbeit  ausser  über  einen  eigenen  Fall  nur  über  12 
weitere  in  der  Litteratur  aufgefundene  berichtet.  Wegen  dieser  Seltenheit 
rechtfertigt  sich  auch  die  Beschreibung  des  folgenden  Krankbeitsberichtes: 
Der  58jährige  Patient  klagte  bereits  seit  27  Jahren  über  Magenbeschwerden, 
bestehend  in  Druck,  Sodbrennen,  Uebelkeit  und  Appetitlosigkeit  mit  Neigung 
zur  Verstopfung.  Erbrechen  war  niemals  eingetreten.  Die  Untersuchung 
des  sonst  gesunden  Mannes  ergab  Aufgetriebensein  und  Druckempfindlich- 
keit der  Magengegend  Ausheberung,  1 Stunde  nach  Ewald’schem  Probe- 
frühstück ergab  1100  ccm  Mageninhalt  ohne  alte  Nahrungsreste  und  über- 


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No.  36. 


Zwtua.  — Hkimacu.  Gui.su.v 


603 


haupt  ohne  alle  festen  Bestandteile.  Deutliche  Reaktion  auf  Salzsäure. 
An  Pylorusstenose  und  Magenerweiterung  konnte  also  nicht  gedacht  werden, 
vielmehr  an  eine  starke  Sekretion  in  den  Magen  hinein.  Dem  entsprach 
auch  der  Umstand,  dass  nach  völliger  Entleerung  des  Magens  am  Abend 
zuvor  am  folgenden  Morgen  bis  zu  315  ccm  wasserheller  Flüssigkeit  ge- 
wonnen wurden,  die  sich  bei  der  Untersuchung  als  reiner  Magensaft  erwies. 
Da  bei  dem  Patieuten  Magengeschwür  und  eine  Magenerweiterung  mit 
Sicherheit  auszuschliessen  war,  so  konnte  es  sich  nur  um  einen  uncom- 
plicirten  Fall  von  continuirlichem  Magensaftfluss  handeln. 

Carl  Rosenthal. 


ff.  Zweig,  Ueber  Aerophagie.  Wiener  med.  Wochenschr.  1904,  No.  23. 

Das  als  Aerophagie  bczeichnete  Krankheitsbild  ist  bekanntlich  in 
erster  Linie  von  französischen  Autoren  gezeichnet  und  als  eine  hysterische 
Krankheit  aufgefasst  worden.  Mathiku  stellt  4 klinische  Formen  dieser 
Krankheit  auf:  1.  leichte  Aerophagie  bei  nervöser  Dyspepsie,  2.  schwere 
Aerophagie  bei  nervöser  Dyspepsie,  3.  spastische  Aerophagie  bei  schwerer 
Neurasthenie  und  Hysterie,  4.  sekundäre  oder  zu  einer  schweren  Magen- 
erkrankung  hinzutretende  Aerophagie.  Auf  Grund  eines  einschlägigen 
Falles,  einen  51  Jahre  alten  Rechtsanwalt  betreffend,  eines  Falles,  der 
sich  als  leichte  Aerophagie  darstellte,  schildert  Z.  die  genannte  Affektion 
etwa  folgendermaassen:  Es  bandelt  sich  hierbei  in  den  meisten  Fällen  um 
eine  unbeabsichtigte,  oft  sogar  um  eine  ganz  unbewusste  Schluckbewegung, 
durch  welche,  da  sie  tagsüber  unzählige  Male  ausgeführt  wird,  endlich 
eine  Luftauftreibung  des  Magens  resultirt.  Wenn  diese  letztere  eine  ge- 
wisse höchste  Spannung  erreicht  hat,  wird  die  Luft  durch  weithin  hörbare, 
häufige  explosionartige  Ructus  aus  dem  Magen  herausgcschleudert.  Man 
beobachtet  dieses  Leiden  zumeist  bei  neuropathischeti  Individuen,  die  auch 
sonst  noch  Zeichen  von  Neurasthenie  oder  Hysterie  zu  bieten  pflegen.  In 
schweren  Fällen  beobachtet  man  Complikationen,  wie  Herzarhythmie, 
Dyspnoe  und  mehr  oder  weniger  eingreifende  Ernährungsstörungen.  Was 
die  Behandlung  unserer  Affektion  anlangt,  so  muss  sie  sich  in  erster  Linie 
im  allgemeinen  gegen  die  Neurasthenie  wenden.  Dabei  kann  man  unter- 
stützend Sondirungen  des  Oesophagus,  sowie  innerlich  Validol,  Brom, 
Chloroformwasser  u.  ä.  m.  anwenden.  Carl  Rosenthal. 


1)  Reiiiach,  Erfahrungen  mit  gelabter  Kuhmilch  in  der  Ernährungstherapie 
kranker  Säuglinge.  Jahrb.  f.  Kinderheilk.  Bd.  59,  S.  462. 

2)  M.  h.  Guiuoit,  De  Tabus  du  lait  en  therapeutique  infantile  et  parti- 
culierement  au  cours  des  dyspepsies  et  gastro  entörites  chroniques  du 
second  äge.  Rev.  mens,  des  mal.  de  l’enf.  1904,  S.  97. 

1)  Verf.  kommt  zu  folgenden  Ergebnissen:  In  den  mit  gelabter  Kuh- 
milch behandelten  Fällen  chronischer  Ernährungsstörungen  kranker  Säug- 
linge hat  sich  weder  in  Bezug  auf  die  Ausheilung  der  Darmstörungen  noch 
in  Bezug  auf  die  Hebung  des  gesummten  Ernährungszustandes  ein  Vorzug 
gegenüber  den  Erfahrungen  mit  ungelabter  Milch  ergeben.  — Dies  gilt 
insbesondere  auch  für  die  Fälle,  in  welchen  das  Auftreten  von  Flocken 


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604 


Rkimauii.  Uuikon. 


No.  36. 


— sog.  Paracasei'nbröckel  — stark  positiver  Millonprobe  und  stark  alkali- 
scher Reaktion  des  Stuhls  auf  Störung  in  der  Oasemeiweissverdauung 
schliessen  Hessen.  — Bei  vorwiegenden  Kohlehydratdyspepsien  hat  die  un- 
gelabtc,  verdünnte  Milch  mindestens  ebensoviel  geleistet  wie  die  gelabte. 
In  Fallen  von  stark  saurer  Stuhlreaktion  mit  reichlichem  mikroskopischem 
Fettbefuud  scheint  ein  Versuch  mit  im  Fettgehalt  reducirter  oder  abge- 
rahmter gelabter  Milch  tätlich,  besonders  bei  solchen  Säuglingen,  wo  die 
hierbei  sonst  vorzügliche  Kohlehydrattherapie  contraindicirt  ist.  In  einer 
grösseren  Reihe  von  chronischen  und  akuten  Störungen  mit  vorwiegendem 
Erbrechen  und  Unruhe  nach  dem  Trinken  wurden  diese  Symptome  durch- 
weg in  der  günstigsten  Weise  beeinflusst.  Fülle  von  Reizerscheinungen 
von  seiten  des  Centralnervensystems  zeigten  mitunter  sofortiges  Ver- 
schwinden dieser  Zustände. 

2)  Für  das  Gedeihen  von  Kindern  am  Ende  oder  jenseits  der  Säug- 
lingsperiode ist  eine  einseitige  Ernährung  mit  Milch  oft  nachteilig,  sei  es, 
dass  die  Kinder  ausschliesslich  Milch  oder  doch  zu  grosse  Mengen  der- 
selben (1 1/2  Liter  pro  die)  neben  anderer  Nahrung  erhalten.  Bei  manchen 
der  so  genährten  Kinder  stellen  sich  dyspeptische  Störungen  ein,  die  — 
falls  die  Milch  nicht  für  einige  Zeit  ausgesetzt  oder  deren  Tagesmenge 
wenigstens  verkleinert  wird  — sich  steigern  und  chronisch  werden.  Die 
Kinder  verlieren  den  Appetit,  werden  hartnäckig  verstopft  oder  bekommen 
stinkende  Diarrhoen,  das  Allgemeinbefinden  leidet,  sie  magern  ab  und  bis- 
weilen stellt  sich  auch  Fieber  ein.  Die  Qualität  der  Milch  ist  an  diesen 
Misserfolgen  nicht  Schuld;  'zumeist  gehören  diese  dyspeptischen  Kinder 
den  wohlhabenden  Kreisen  an.  Der  ungünstige  Einfluss  der  Milchnahrung 
ist  daraus  zu  erklären,  dass  der  Magen  mancher  Kinder  gegenüber  den 
gereichten  grossen  Mengen  Milch  chemisch  und  motorisch  insufficieot  ist. 
dass  die  Eiweisskörper  und  speciell  das  Casein  der  Milch  im  Magen  und 
Darm  fehlerhaft  verdaut  und  unter  Mithülfe  von  Fäulnisbakterien  im  Darm 
Toxine  aus  denselben  gebildet’  werden.  Dagegen  verdauen  diese  Kinder 
Amylaceen  in  normaler  Weise  und  die  Beimischung  entsprechender  Mengen 
von  Kohlehydraten  zur  Nahrung  vermag  sogar  das  Eiweiss  vor  der  fauligen 
Zersetzung  im  Darm  zu  schützen.  — Die  Behandlung  muss  darin  bestehen, 
dass  man  bei  dyspeptischeu  Kindern  jenseits  der  Säuglingsperiode  die 
Tagesration  der  Milch  beträchtlich  einschränkt  oder  besser  die  Milch  ganz 
aussetzt.  Für  2—6  Tage  kann  man  ausschliesslich  wässerige  Abkochungen 
von  Milcbpräparaten  reichen.  Bei  manchen  Kindern  bewirkt  aber  die 
gänzliche  Entziehung  der  Milch  eine  beträchtliche  Gewichtsabnahme  bis 
zu  500  g in  8 Tagen.  Bei  diesen  muss  man  suchen,  sobald  als  möglich 
die  Milch  in  anfangs  kleinen,  dann  steigenden  Gaben  in  die  Nahrung 
wieder  einzuführen.  Dann  geht  man  zu  Milchspeisen  mit  Gelbei,  Gemüse 
in  Pureeform,  später  zu  Eiern  über.  Manche  Kinder,  die  nicht  kauen 
mögen,  verweigern  aber  jede  festere  Nahrung.  Diesen  Kindern  kann  man 
Buttermilch  oder  Kefir  geben,  welche  nicht  gleich  der  Milch  der  fauligen 
Zersetzung  im  Darm  unterliegen.  Man  verwendet  zunächst  aus  Mager- 
milch bereiteten,  dann  den  gewöhnlichen  Kefir.  Von  letzterem  giebt  man 
100— 120  g zwischen  zwei  Mahlzeiten  kinderlöffclweise.  Wo  Kefir  nicht 
zur  Verfügung  steht,  kann  man  rohe  Milch  verwenden.  Uebrigens  können 


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No.  36. 


liftBi.. — Biki.»chow»ky.  Spillkh  ii.  Bai  kman.  Krank.  Bciut. 


605 


die  meisten  dieser  Kinder  nach  einigen  Wochen  wieder  zur  gewöhnlichen 
abgekochten  Milch  zurückkehren.  — Die  nachfolgende  Anämie  bekämpft 
man  durch  rohes  Hammelfleisch  in  Tagesdosen  von  5 — 10  g,  grüne  Gemüse 
und  Eisenpräparate.  Stadthagen. 


(•örl,  Ein  neues  Feld  für  die  Radiotherapie?  (Strumenbehandlung).  Münch, 
mcd.  Wochenschr.  1005,  No  20. 

Angeregt  durch  die  Verkleinerungen,  die  zuerst  von  Albers-Schönberü 
durch  Röntgenbestrahlungen  bei  Kaninchenhoden  erzielt  wurden,  setzte  Verf. 
Strumen  der  Einwirkung  von  Röutgenstrahlen  aus.  Da  die  Schilddrüse 
nur  von  einer  dünnen  Gewebsschicht  bedeckt  ist,  vermag  ein  grosser  Teil 
der  Strahlen  in  das  Drüsengewebe  selbst  einzudringen.  Ferner  enthalten 
Strumen  viele,  nicht  mehr  normale  Zellen,  die  nach  den  Erfahrungen  an 
anderen  Geweben  noch  viel  leichter  als  gesunde  Drüsenzellen  bei  der  Ein- 
wirkung der  Strahlen  zerfallen. 

In  sämmtlichen  8 behandelten  Fällen  trat  nach  wenigen  Sitzungen 
Besserung,  zum  Teil  Heilung  ein,  jedenfalls  wurden  die  Atembeschwerden 
in  allen  Fällen  beseitigt.  Irgendwelche  Folgen  auf  das  Allgemeinbefinden 
waren  nicht  wahrzunehmen 

Es  empfehlen  sich  mittelweiche  bis  weiche  Röhren  in  10 — 20  cm  Ent- 
fernung in  ca.  10  Minuten  währenden  Sitzungeu.  Alkan. 


1)  A.  Bielschowsky,  Die  Augensymptome  bei  der  Myasthenie.  Münch, 
med.  Wochenschr.  1004,  No.  51. 

2)  \V . G.  Spiller  and  E.  [I.  Ituck man.  Myasthenia  gravis  witli  paralysis 
confined  to  the  ocular  muscles.  Americ.  journ.  of  the  med.  Sciences 
1905,  No.  397,  April. 

3)  M.  Frank,  Myasthenia  gravis.  Ebenda. 

4)  Ch.  W.  lturr,  A case  of  myasthenia  gravis  with  autopsy.  Journ.  of 
nerv,  and  ment.  dis.  1905,  No.  3. 

1)  B.  beschreibt  einen  Fall  von  Myasthenie,  in  dessen  Mittelpunkt  die 
bilaterale  Parese  der  extensiven  Augenmuskeln  sowie  der  Stirn-  und  Schliess- 
muskeln  der  I.ider  neben  Dysarthrie  bestand.  Wie  in  diesem  Falle  bildeten 
etwa  in  ‘/s  der  Fälle  von  Myasthenie  die  Augensymptome  das  erste  Sym- 
ptom des  Leidens,  und  nur  ausnahmsweise  bieten  dieselben  die  zur  Er- 
kennung des  Grundleidens  notwendigen  Merkmale.  Die  I’tosis,  die  in 
80  pCt.  auftritt,  folgt  oft  erst  der  abnormen  Ermüdbarkeit  der  Augenlider 
oder  begleitet  dieselbe;  sie  combinirt  sich  nicht  immer  mit  einer  Parese' 
des  Stirn-  und  Lidfacialis.  Das  Schwanken  in  der  Intensität  der  Ptosis 
sowie  ein  periodisches  Verschwinden  ist  ebenfalls  nicht  constant;  oft  liegt 
von  vornherein  eine  echte  Parese  oder  eine  dauernde  Lähmung  der  Augen- 
muskeln vor.  Die  Augenmuskeln  sind  bald  einzeln  betroffen,  bald  liegen 
streng  associirte  Beweglichkeitsdefekte,  Lähmungen  associirter  Bewegungen 
vor.  Dass  die  Ermüdung  bei  dem  Grade  der  Ptosis,  auch  wenn  sie 
nicht  myasthenischer  Natur  ist,  eine  Rolle  spielen  kann,  dürfte  bekannt 
sein. 


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006 


Sauhdby  und  IIkwktson.  — Km». 


No.  36. 


2)  Der  Fall  von  Myasthenie,  den  St’,  und  B.  beschreiben,  ist  durch 
seine  ßeschiänkung  auf  die  Augenmuskeln  ausgezeichnet;  im  M.  sterno- 
cleidomastoideus  bestand  gleichzeitig  myasthenische  Reaktion.  Die  inneren 
Augenmuskeln  waren  frei. 

3)  M.  F.  beobachtete  einen  Fall  von  Myasthenie  bei  einem  10jährigen 
Mädchen,  das  seit  ca.  4 Jahren  Ptosis  und  später  die  anderen  Erschei- 
nungen der  Myasthenie  aufwies. 

4)  B.  teilt  einen  typischen  Fall  von  Myasthenia  gravis  mit,  der  ausser 

den  charakteristischen  Erscheinungen,  Verlauf  und  tätlichem  Ausgang, 
mehrfaches  Interesse  bot.  In  klinischer  Beziehung  war  eine  Veränderung 
des  Gesichtsfeldes  hervorzuheben  (Einengung,  partielle  Verwechslung  der 
Farben  rot  und  blau  etc.).  Diese  Erscheinung  wird  als  Complikation 
typischer  Natur  angesehen,  obwohl  andere  typische  Erscheinungen  fehlten. 
Bei  dem  Sektions-  und  mikroskopischen  Befund  sind  hervorzuheben  eine 
Intaktheit  des  Centralnervcnsystems,  die  Persistenz  der  Thymusdrüse,  die 
krankhaft  verändert  war,  und  lymplioide  Zellinfiltration  und  Herde  in  den 
Muskeln.  Thymusdriisenverämlerung  mit  oder  ohne  Zellinfiltration  in  den 
Muskeln  fanden  bei  Myasthenie  bisher  Wbigkut,  Link,  Hokdblmoser, 
Hon,  Goi.DFI.am.  Diese  Befunde,  die  an  Zahl  mehr  und  mehr  zunchmen, 
weisen  auf  den  Zusammenhang  der  Myasthenie  mit  Veränderungen  in  der 
Thymusdrüse  und  in  den  Muskeln  hin,  während  alle  bisherigen  Befunde  und 
Anomalien  am  Nervensystem  bei  Myasthenie  zur  Erklärung  weniger  aus- 
reichen  dürften.  S.  Kalischcr. 


R.  Saundby  and  J.  F.  Hewetson,  Remarks  on  extensive  Carcinoma  of 
the  oesophagus  with  unusual  nervous  complications.  Brit.  med.  journ. 
1904,  March  12. 

In  einem  Falle  von  ausgedehntem  Oesophaguscarcinom  waren  die 
Schluckbeschwerden  nicht  auf  eine  Verkleinerung  des  Lumens  der  Speise- 
röhre znrückzuführen,  sondern  durch  eine  Störung  der  peristaltischciT  Con- 
traktionen.  Schmerzen  in  der  rechten  Schläfengegend  waren  durch  einen 
Druck  der  vergrösserten  Ccrvikaldrüsen  auf  die  Cervikalnerven  bedingt. 
Anfälle  von  Erbrechen  deuteten  auf  einen  Druck  oder  Läsion  des  Vagus 
hin;  ebenso  schienen  Herzbeschwerden  durch  Läsion  des  N.  sympathicus 
verursacht  zu  sein.  Die  Nn.  recurrcn.  laryng.  wurden  mikroskopisch  unter- 
sucht und  zeigten  eine  Zerstörung  ihrer  Axencylinder.  Die  Stimme  fehlte 
dem  Kranken  2 Monate  vor  dem  Tode  völlig.  Die  Muskeln  waren  eben- 
falls hochgradig  verändert,  doch  die  Adduktoren  weit  mehr  als  die  Ab- 
duktoren. Die  Mm.  cricothyreoid.  wie  der  N.  laryng.  extern,  waren  unver- 
sehrt. — Der  Fall  zeigt  eine  Abweichung  von  dem  Semon’schen  Gesetz: 
hier  waren  bei  der  Läsion  der  Kehlkopfsnerven  die  Adduktoren  früher 
und  intensiver  betroffen  als  die  Abduktoren.  S.  Kalischcr. 


W.  Erb,  (Jeher  Dystasia  angiosclerotica  („interraittirendes  Hinken“).  Münch, 
med.  Wochenschr.  1904,  No.  21. 

E.  teilt  seine  neueren  Erfahrungen  über  das  intermittirende  Hinken 


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No.  36. 


M 1HKI.T.I.  Hom.KIlKIl. 


607 


mit,  welchen  45  Beobachtungen  aus  den  letzten  6 .Iahten  zu  Grunde  liegen. 
Er  schildert  nochmals  kurz  den  Symptomencomplex  mit  seinen  subjektiven 
und  objektiven  Zeichen  (Ermüdungserscheinungen,  Fehlen  der  Pulse  in  den 
Fussarterien,  Arteriosklerose  u.  s.  w.),  weist  auf  gewisse  atypische  Fälle 
hin,  wo  die  Intermission  fehlt  und  nur  allgemeine  Ermüdungserscheinungen 
anftreten,  die  Symptome  am  Puls  aber  deutlich  sind.  In  30  Fällen  war 
das  Leiden  doppelseitig,  in  15  einseitig  (11  mal  linksseitig!).  Die  Fuss- 
pulse  fehlten  bei  den  30  doppelseitigen  Fällen  26 mal  (in  allen  oder  einigen 
Arterien),  in  vier  Fällen  waren  sie  schwach  sichtbar.  Bei  den  einseitigen 
Fällen  fehlten  die  Pulse  13 mal.  .37  Fälle  zeigten  allgemeine  Arterio- 
sklerose, 32  Fälle  wiesen  vasomotorische  Störungen  (kalte  Fiisse  etc.)  auf. 
In  2 Fällen  kam  Gangrän  vor.  Plattfussbildung  sah  E.  nicht.  Die  Dia- 
gnose ist  leicht,  wenn  man  die  Fusspulse  untersucht  und  eine  Spinal- 
erkrankung ausschliessen  kann.  Gelegentlich  ist  die  Differentialdiagnose 
schwieriger,  wie  E.  an  einem  Falle  des  Näheren  erörtert,  wo  der  Gedanke 
an  Tabes  nicht  ganz  abzuweisen  war.  E.  sah  fast  nur  Kranke  aus  höheren 
Ständen,  in  der  Klinik  hat  er  bisher  nur  2 Fälle  beobachtet.  Fast  aus- 
schliesslich handelte  es  sich  um  Männer  (14  Juden,  29  Christen).  Vor 
dem  40.  Jahre  erkrankten  8,  jenseits  dieser  Grenze  37  Fälle.  Syphilis 
war  in  10  Fällen  (221/*  pCt.)  vorausgegangen.  Auch  der  Alkohol  spielte 
in  der  Aetiologie  offenbar  keine  wichtige  Rolle,  eher  schon  der  Tabak- 
genuss. Thermische  Schädlichkeiten  wirkten  wohl  in  12  Fällen  ein. 
Seinen  früher  gemachten  therapeutischen  Vorschlägen  hat  E.  nichts  hinzu- 
zufügen. M.  Brasch. 


A.  Mibelli,  lieber  eine  neue  Formel  zur  Bereitung  von  Bädern,  Waschungen 
und  Umschlägen  mit  Oleum  cadinum  und  Anthrasol.  Monatsh.  f.  prakt. 
Dermatol.  Bd.  40,  No.  3. 

Die  vom  Vcrf.  erprobte  Mischung  zur  Herstellung  von  Theerbädern 
bestellt  aus:  Oleum  cadinum  67,00,  Kolophonium  11,10  und  20 proc.  Soda- 
lösung 21,90.  Diese  Emulsion  mischt  sich  leicht  in  jedem  Verhältnis  mit 
Wasser  und  hält  sich  unbegrenzt  lange.  Die  mittlere  Dosis  für  ein 

Vollbad  beträgt  160  g.  In  2proc.  Mischung  mit  Wasser  ist  die  Emulsion 
auch  gut  zu  feuchten  Umschlägen  bei  verschiedenen  Hautkrankheiten, 
namentlich  bullösen,  zu  verwenden.  In  demselben  Verhältnis  wie  das 
Oleum  cadinum  lässt  sich  das  farblose  Theerpräparat  Anthrasol  ebenfalls 
emulgiren.  H.  Müller. 


Rohleder,  Das  Nafalen  und  die  naphtahaltigen  Salben  in  der  dermato- 
logischen Praxis.  Therap.  Monatsh.  1904,  No.  12. 

Das  Nafalen  ist  gleich  dem  Naftalan  ein  reiner  Kohlenwasserstoff,  der 
aus  einer  im  Kaukasus  gefundenen  Naphtha  gewonnen  nnd  durch  Zusatz 
von  einigen  Procent  Seife  zu  einer  Salbenmasse  verarbeitet  wird.  Es  hat 
sich  wie  das  Naftalan  am  besten  bewährt  bei  oberflächlichen  Hauterkran- 
kungen, bei  denen  eine  beruhigende,  sedative  Wirkung  angebracht  ist, 
besonders  bei  Verbrennungen,  bei  Ekzemen,  namentlich  Gewerbeekzemen, 


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608 


.1 KHIONKK  und  V TaPPKISKH.  — YotlHO. 


No:  36. 


^>ei  Intertrigo  u.  dergl.  Therapeutisch  von  Bedeutung  ist  nach  Ansicht 
deus  Verf.’s  hei  den  lieidcn  genannten  und  bei  ähnlichen  Mitteln,  wie 
Sapolan,  Petrolan,  Vaselinum  saponatum  adustum  l’etrosapol  u.  s.  w., 
allein  der  auämisirend  wirkende  Kohlenwasserstoff,  der  im  Nafaleu  und 
Naftalan  am  reinsten  vorhanden  zu  sein  scheint.  H.  Müller. 


A.  Jesionek  und  H.  von  Tnppeiner,  Zur  Behandlung  der  Hautcarcinoine 
mit  fluorescirenden  Stoffen.  Deutsches  Arch.  f.  klin.  Med.  Bd.  82, 
8.  223. 

Durch  Photogramme  illustrirter  Bericht  über  C in  der  Münchener 
dermatologischen  Klinik  mit  Aufpinselungcn  oder  Injektionen  photodynami- 
scher  (fluorcscircndcr)  Stoffe  und  gleichzeitiger  möglichst  ausgiebiger  Ex- 
position im  Sonnen-  oder  Bogenlicht  behandelte  Fälle  von  Carcinomen  der 
Haut  und  der  Lippcnschleimhaut.  Die  benutzten  photodynamischen  Sub- 
stanzen waren:  Salze  der  Fluorescenzreihe,  insbesondere  Eosin,  die  sowohl 
für  Tiefen-  wie  Oberflächenwirkung  verwendbar  sind  und  dichlornnthracin 
disulfosaures  Natron,  das  sich  nur  für  die  letztere  eignet,  aber  den 
Vorteil  besitzt,  dass  es  die  behandelten  Stellen  nicht  auffällig  färbt. 
Von  den  C Fällen  wurden  durch  die  Behandlung  2 nur  vorübergehend 
günstig  beeinflusst,  die  4 anderen  sind  seit  5 — 11  Monaten  geheilt  und 
recidivfrei.  H.  Müller 


11.  Yoting,  The  usc  of  the  cystoscopo  in  cases  of  prostatic  hypertroph«’. 

Johns  Hopkins  hosp.  bullet.  1901,  November. 

Verf.  ist  von  dem  Gebrauche  besonderer  Cystoskope  bei  ProstaU- 
hypertrophie.  wie  er  sin  früher  anzuwenden  pflegte,  zurückgekommen.  Er 
empfiehlt  vielmehr,  auch  bei  Prostatahypertrophic  das  einfache  Cystosknp 
zu  benutzen  und  von  den  bei  den  bei  acht  verschiedenen  Stellungen  des- 
selben entstandenen  Bildern  schematische  Zeichnungen  zu  entwerfen,  aus 
deren  vergleichender  Betrachtung  sich  ein  Bild  des  Sitzes  und  der  Art  der 
Vergrösscrung  gewinnen  lässt.  Die  einzelne  Zeichnung  stellt  das  cysto- 
skopische  Bild  des  Orificium  vesicae  dar,  wie  es  bei  einer  bestimmten 
Richtung  des  Cystoskopspiegels  erscheint.  Durch  Hypertrophie  der  ein- 
zelnen Teile  der  Prostata  ergaben  sich  Abweichungen  der  Begrenzungs- 
linien des  Orificium,  und  so  lassen  sich,  wie  Verf.  darlegt,  bei  den  ver- 
schiedenen Arten  von  Hypertrophie  bestimmte,  differente  Schemata  ent- 
werfen, aus  denen  Sitz  und  Grad  der  Vergrösserung  zu  erkennen  ist. 

Für  die  operative  Behaudlung  der  Krankheit  kann,  wie  aus  den  mit- 
geteillen  Krankengeschichten  erhellt,  eine  derartige  cystoskopische  Unter- 
suchung von  maassgebender  Bedeutung  sein.  B.  Marcusc. 


Kinto'ndiingen  worden  an  di*  Adroaae  de»  Herrn  Qeh.  Med. -Kat  Prof.  Dr.  M.  Bernhard!  (Berlin  "• 
Französische  Sirasae  2t)  oder  an  dio  Verlagshandlung  (Berlin  KW.,  Unter  den  Linden  6S)  eibeie« 


Verlag  von  August  Uir|t*h«ald  in  Berlin.  — Prüde  .rnn  I.,  Schumacher  in  Berlin  N 24- 


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Ich  erscheinen 
gen;  am  Schlüße 
hrpan*»  Titel,  Nl- 
Sach-Begister. 


Centralblatt 

für  die 


Preis  des  Jahrganges 
28  Mark ; tu  bestehen 
durch  alle  Buchhand- 
lungen u.  Pottanstalten. 


nicditinischeii  Wissenschaften. 

Unter  Mitwirkung  von 

Prof.  Dr.  H.  Senator  und  Prof.  Dr.  E.  Salkowski, 

' CT  23/'  . , 

\ ^ X redigirt  von 

. • Fyo£  Dr.  M.  Bernhardt 

ln  Berlin. 


1905. 


SB.  September. 


No.  37. 


Iixlmlt:  Pugliesb,  Ueber  das  Vorkommen  von  Antithrombin.  — Catin, 
Verhalten  des  Manuan’s  zu  Fermenten.  — Cebnovodkanu  und  Hknbi.  Hämo- 
lytische Wirkung  der  Sera* — Nadler,  Fall  von  Myositis  ossiticans.  — Fisches, 
Luxation  des  Keilbeins.  — Morison,  Ueber  Pyloroplastik.  — Franz,  Ueber 
Aneurysma  arteriovenosum.  — Neübnborn,  Hypoplasie  des  N.  facialis.  — Gra- 
obkioo,  Bedeutung  der  Abducenslähmung  bei  Mittelohrentzündung.  — Kluo, 
ßetropharyngealabscess  bei  Mittelohreiterung.  — Hödlmosrr,  Fremdkörper  im 
Larynx.  — Stbnobr,  Ueber  maligne  Tumoren  im  Nasenrachenraum.  — Rüpin, 
Cultur  der  Vaccine  auf  Lymphe.  — Donovan,  Menschliche  Piroplasmosis.  — 
Fromme  und  Gawronsrv,  Ueber  das  Sterilisiren  der  Gummihandschuhe.  — 
Beuntoh,  Behandlung  der  Anämie  mit  Knochenmark.  — Chauvel,  Ueber 
organische  Silberverbindungen.  — Hopbader,  Die  paradoxe  Zwerchfellscontraktion. 

— Schilling,  Magenkrankheiten  durch  Schimmelpilze.  — Sciiaudinn,  Ein- 
dringen der  Ankylostomumlarven  durch  die  Haut.  — Nathan,  Seröse  Pleuritis 
und  Tuberkulose  im  Kindesalter.  — Laddeb,  Ueber  Scharlachinfektion.  — 
v.  Oepele.  Wirkungsweise  der  Opiate  bei  Diabetes.  — Schipfmann,  Marescb, 
Ueber  die  Negri’schen  Körperchen.  — Dana,  Frazibb.  Ueber  Kleinhirntumoren. 

— Herpel,  Thiknger,  Foster,  Lohrr,  Dürio,  Ueber  Morbus  Basedowii 
und  Myxödem.  — Bernhardt,  Seltenere  peripherische  Lähmungen.  — Hart, 
Ueber  Paralysis  agitans.  — v.  Rad,  Tumor  der  Medulla  oblongata.  — Freund, 
Einwirkung  der  Elektricität  auf  Magensaftsekretion.  — Hoppmann,  Aetiologie  des 
Erythema  nodosum.  — Rost,  Hansen,  Ueber  Lepra.  — Caspeb,  Ueber  Nieren- 
tuberkulose. — Ludwig,  Ueber  Dermoidcysten  der  Ovarien. 


K.  Pugliese,  Contribution  ä la  connaissance  des  substances  anticoagulantes 
du  sang  et  des  Organes  et  tissus.  Journ.  de  pbysiol.  et  de  pathol.  gener. 
T.  VII,  p.  437. 

P.  zog  mit  schwachen  Kochsalzlösungen  24—36  Stunden  tierische 
Organe  und  Blut  aus,  fällte  das  Filtrat  mit  essigsaurem  Blei,  behandelte 
das  Filtrat  davon  mit  Kohlensäure  und  fügte  Alkohol  bis  zur  Bildung 
eines  Niederschlages  hinzu.  Nach  Filtration  resultireD  bräunliche,  mit 
Alkalien  einen  Niederschlag  gebende  Flüssigkeiten.  Diese  wirken  nun 
gerinnunghemmend,  mit  Ausnahme  des  Hirnextraktes,  das  zu  Hämolyse 
führte.  Eine  enge  Beziehung  zwischen  der  Menge  des  benutzten  Extraktes 
und  der  gerinnunghemmenden  Wirkung  besteht  nicht;  Leber-,  Nieren-, 
Muskelextrakte  wirken  stärker  als  Blutextrakte,  Vogelblut  stärker  als 
Hundeblut.  — Fügte  man  zu  dem  durch  Zusatz  von  Orgauextrakten  unge- 
XI, III.  Jahrgang.  39 


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«ro 


Patin.  — Ceknoyoiikanu  und  Hkkri.  — Nam.kb. 


No.  37. 


rinnbar  gemachten  Blut  Kalksalze,  so  trat  keine  Gerinnung  ein.  wohl  aber 
auf  Zusatz  von  Hundeserum  oder  mit  Wasser  oder  Salzlösung  hergestellten 
Leberextrakten.  — Die  die  Gerinnung  hemmenden  Extrakte  wirken  durch 
Gegenwart  eines  Antithrombins,  das  der  Erhitzung  .wiedersteht  und 
dilTusibel  ist.  — Verf.  hält  für  das  wertvollste  Resultat  die  Tatsache,  dass 
er  im  Blut  selbst  eine  gerinnunghenimende  Substanz  fand.  Er  glaubt,  dass 
diese  die  Nichtgerinnung  des  Blutes  im  Gefässsystcm  bewirke,  daher  auch 
das  Vogelblut,  das  mehr  Antithrombin  enthält,  langsamer  gerinnt  als 
Hundeblut.  A.  Loewy. 

Mino,  et  M.  C.-L.  Cntin,  Action  de  quelques  diastases  animales  sur  cer- 
taines  mannanes.  Compte  retid.  de  la  soc.  de  biol.  T.  58,  p.  847. 

C.’s  wollten  feststellen,  ob  bei  höheren  Tieren  ein  Ferment  vorhanden 
ist,  das  Mannane  in  Mannose  umwandelt,  wie  das  bei  Pflanzen  der  Fall  ist 
Sie  Hessen  auf  Salepextrakt  Kaninchenblut,  Hühnerblut,  Huudepankreav 
extrakt  wirken,  ferner  auf  Lösungen  von  Johannisbroteiweiss,  das  Mannane 
und  Galaktane  enthält,  Hühnerblut  und  Macerationen  von  Hühnerdarm  und 
Hühnerpankreas.  In  keinem  Falle  fand  eine  fermentative  Veränderung 
statt.  A.  Loewy. 

1*.  Ornovodcnnii  et  Victor  Henri,  Etüde  de  Phemoly.se  produite  par 
des  melauges  de  serums.  Compt.  rend.  do  la  soc.  de  biolog.  T.  58, 
p.  855. 

C.  und  H.  Hessen  verschiedene  Sera  (vom  Hund  und  Huhn)  gleich- 
zeitig auf  Pferdeblut  wirken.  Sie  fanden,  dass  die  hämolytische  Wirkung 
grösser  ist,  als  die  Summe  der  Wirkung  der  beiden  einzelnen  Sera 
Dabei  ist  die  Wirkung  der  Hämolyse  um  so  erheblicher,  jo  mehr  das 
Hühnerserum  im  Verhältnis  zum  Hnndeserum  überwiegt.  Die  Wirkung  ist 
analog  der,  die  verschiedene  Colloide  auf  einander  ansüben.  — Ein  nicht 
hämolytisch  wirkendes  Serum  wirkt  demgegenüber  hindernd  auf  die  Hämo- 
lyse durch  ein  wirksames  Serum;  so  hemmt  Pferdeserum  die  des  Hunde- 
serums  auf  Hühnerblutzellen  und  zwar  stärker,  wenn  man  den  Hühner- 
zellen zunächst  das  Pferdeserum,  dann  erst  das  Hnndeserum  zusetzt.  — 
Auf  5C°  erhitztes  Pferdeserum  wirkt  weniger  hemmend.  Das  Pferdeserum 
muss  sich  dabei  in  dem  Hühnerplasma  befinden.  Gentrifugirt  man  das 
Hühnerblut-Pferdeserumgemisch  und  fügt  zu  den  in  Kochsalzlösung  auf- 
geschwemmten  Zellen  Hundeserum,  so  sind  nun  die  Zellen  empfindlicher 
als  normal  geworden.  — Das  Verhalten  von  Pferde-  zu  Hundeserum  ist 
analog  dem  von  colloi'dalem  Eisen  zu  einem  Serum.  A.  Loewv. 


K.  N'rtdler,  Myositis  ossificans  mit  spontanem  Zurückgang  der  Muskel- 
verknöcherungen. Zeitsclir.  f.  Chir.  Bd.  74,  H.  6— C,  S.  420. 

In  der  ersten  der  beiden  von  N.  mitgeteilten  Beobachtungen  traten 
bei  einem  32jährigen  Zimmermann  nach  einer  Fractura  snbtubercularis 
humeri  dextri  Knochenneubildungen  im  M.  biceps  und  triceps,  in  der 
zweiten  bei  einem  20jährigen  Monteur  solche  im  Biceps  und  Brachial» 
internus  auf.  Beide  Kranken  lehnten  einen  operativen  Eingriff  ab  und 


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No.  37.  Fischkh.  — MontsoN.  — Fräs*.  611 

konnten  sehr  lange  beobachtet  weiden.  Auffallenderwei.se  zeigten  beide 
einen  spontanen  Rückgang  der  Verknöcherungen  in  den  befallenen  Muskeln 
und  Schritt  für  Schritt  damit  eine  Resserung  der  Gebrauchsfälligkeit  der 
erkrankten  Extremität.  Joachiinstlial. 


G.  Fischer,  Zur  Luxation  der  Keilbeine.  Zeitchr.  f.  Cbir.  Bd.  73,  H.  4 — 6, 
S.  438. 

Ein  SSjähriger  Schlosser  ging  in  weichen  Pautoffeln  eine  Treppe  herab, 
trat  auf  die  Kante  der  drittletzten  Stufe  und  glitt  aus.  In  demselben 
Augenblicke,  in  dem  er  eine  Anstrengung  machte,  um  nicht  zu  fallen  und 
schliesslich  noch  das  Geländer  fasste,  empfand  er  einen  starken  Schmerz 
am  linken  Fuss  und  konnte  nicht  mehr  auftreten.  Bei  der  Untersuchung 
am  folgenden  Tage  fühlte  man  auf  dem  Fussrücken  und  am  Innenrande 
einen  Vorsprung,  der  dem  nach  innen  und  oben  luxirteu  1.  Keilbein  ent- 
sprach. Der  innere  Fussrand  war  conkav  und  verkürzt.  Ein  Repositions- 
Versuch  in  Narkose  mittelst  Plantarflexion,  Abduktion  und  Daumcridruck 
misslang;  daher  wurde  nach  8 Tagen  das  1.  Keilbein  exstirpirt.  Patient 
wurde  wieder  arbeitsfähig,  Joachiinstlial. 


Morison,  Pyloroplasty.  The  Lancet  1905,  H.  6,  p.  351. 

M.  hat,  um  den  Wert  der  jetzt  kaum  noch  geübten,  durch  die  Gastro- 
enterostomie verdrängten  Pyloroplastik  bei  gutartigen  Pylorusstenosen  zu 
ermitteln,  20  nach  dieser  Methode  operirte  Patienten  nachuntersucht.  Aus 
der  interessanten  Zusammenstellung  ist  folgendes  zu  entnehmen:  2 Todes- 
fälle, davon  1 nach  18  Monaten  an  Carcinom,  welches  als  gutartige  Stenose 
augesprochen  worden  war,  1 nach  2 >/*  Jahr  an  Phthisis  pulmonum.  1 Patient 
war  nicht  zu  ermitteln.  Von  den  übrigen  17  Operirten  bekamen  2 eine 
neue  Pylorusstenose  und  wurden  wiederum  operirt;  bei  einem  dritten  fand 
sich  gelegentlich  einer  Nachoperation  der  Pylorus  für  3 Finger  durchgängig. 
8 Patienten  sind,  völlig  beschwerdefrei,  geheilt.  Bei  den  den  übrigen  (i 
bestanden  nach  der  Operation  noch  mehr  oder  weniger  unbestimmte  Magen- 
besch werden,  bedingt  durch  Gallensteinleiden,  Alkoholmissbrauch  etc.  Doch 
war  auch  bei  dieseD  dauernde  Gewichtszunahme  festzustellen.  Diese  Nach- 
untersuchungen erstrecken  sich  über  einen  Zeitraum  von  6 4/4  bis  10  Jahren 
und  beweisen,  dass  die  Pyloroplastik  bei  gutartigen  Stenosen  sehr  gute 
Resultate  giebt  und,  da  dieselbe  die  normalen  anatomischen  und  physio- 
logischen Verhältnisse  am  meisten  berücksichtigt,  gegenüber  der  Gastro- 
enterostomie bevorzugt  werden  sollte.  Peltesolin. 


Franz,  Klinische  und  experimentelle  Beiträge  betreffend  das  Aneurysma 
arteriovenosum.  Arch.  f.  klin.  Cliir.  75.  Bd.,  3 H.,  S.  572. 

F.  giebt  zunächst  ausführlich  die  Kraukheitsgeschichte  eines  12jährigen 
Knaben,  den  er  von  einem  durch  Messerstich  erlittenen  Aneurysma  arterio- 
venosuin  am  Oberschenkel  durch  Exstirpation  des  Aneurysmas  heilte.  Be- 
merkenswert war  die  Temperaturerhöhung  am  kranken  Unterschenkel  um 

39* 


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NeIIENHORS.  (iRAKBRIOO. 


No.  37 


til  2 


ca.  1,5°,  ferner  eine  Verlängerung  des  kranken  Beines  uro  3 cm.  — F.  hat 
nun  Beobachtungen  an  künstlich  erzeugten  Aneurysmen  arteriovenös,  ge- 
macht, indem  er  einmal  einfache  Fistulae  arteriovenosae,  dann  anrh 
Aneurysmen  mit  intermediärem  Sack  (durch  Eiuschalten  eines  anderen 
Venenstückes  zwischen  A.  und  V.)  bei  Hunden  anlegte.  Die  Beobachtungen 
erstrecken  sich  auf  die  Natur  und  Entstehung  des  typischen  Geräusches, 
auf  die  Blutdruckschwankungen  und  die  Temperaturen.  — Intra  operationein 
war  stets  zu  constatiren  Dilatation  und  Pulsation  des  peripheren  Venen- 
abschnittes,  Schwirren  und  continuirliches  Geräusch  mit  systolischer  Ver- 
stärkung. Diese  beiden  letzten  Symptome  beruhen  auf  dem  freien  Abfluss 
des  arteriellen  Blutes  in  den  centralen  Venenabschnitt,  haben  aber  nichts 
mit  dem  peripheren  Venenabschnitt  zu  tun.  Die  alte  Anschauung,  dass 
der  Zusammenprall  von  venösem  und  arteriellem  Blut  die  Ursache  ist,  ist 
hinfällig.  Das  Geräusch  wird  auch  trotz  Verlegung  des  peripheren  Venen- 
abschnittes in  centrifugaler  Richtung  fortgeleitet  und  wird  ein  discontitmir 
liebes  durch  Verlegung  des  centralen  Venenabschnittes.  — Die  Anacrotie 
des  Sphygmogrammes  ist  der  Ausdruck  der  Krafteinwirkung  des  Arterien- 
blutes auf  den  peripheren  Veucnteil  resp.  die  Wand  des  Aneurysmasackes. 
Die  Curven  des  centralen  Venen-  und  peripheren  Arterienteils  stellen  eine 
niedrige  Wellenlinie  dar.  — In  Bezug  auf  die  Temperatur  findet  P.,  dass 
die  durch  die  Operation  hervorgerufenen  Cirkulatiousstörungen  stets  eine 
unmittelbare  Erniedrigung  bedingen,  welche  jedoch  sehr  bald  wieder  aus- 
geglichen wird,  ln  der  Nähe  der  Communikatiou,  soweit  die  Bildung  der 
Collateralen  reicht,  kann  sogar  eine  Temperaturerhöhung  eintreten,  während 
die  entfernteren  distalen  Teile  der  Extremität  stets  eine  Temperatur- 
erniedrigung zeigen.  — Uebrigens  kann  die  operative  Gommunikation 
zwischen  A.  und  V.  Monate  lang  dauern,  ohne  dass  eine  Thrombose  eintritt. 

Pcl  tesohn. 

Neuenborn,  Rudimentär  entwickelte  missbildete  Ohrmuschel  mit  congeni- 
taler einseitiger  Facialislähmung  infolge  Hypoplasie  des  Nerven.  Arch. 
f.  Ohrenheilk.  03,  Bd.,  S.  113. 

Verf.  glaubt  die  iu  seinem  Palle  beobachtete  Pacialislähmung  auf  eine 
abnorme  Enge  des  Canalis  Fallopii  und  dadurch  bedingte  Verhinderung 
des  Nerven  in  seiner  Entwickelung  zurückführen  zu  sollen.  Auf  die  sup 
ponirte  Enge  dieses  Canales  glaubt  er  daraus  schliessen  zu  sollen,  da« 
der  betreffende  äussere  Gehörgang  schwächer  entwickelt  und  die  Kopf 
maasse  der  betr.  Seite  kleiner  sind  als  auf  der  gesunden  Seite. 

Sch  wabach. 

(»radenigo.  Sur  un  syndrome  particulier  de  complications  endocraniennes 
otitiques,  paralysie  de  l'abducteur  d’origine  otitique.  Annales  des  mal 
de  l’or.  1004,  No.  8,  p.  120. 

G.  glaubt,  auf  Grund  einiger  eigenen  und  unter  Berücksichtigung  in 
der  I.itteratur  vorliegenden  Beobachtungen  sich  bezüglich  des  Vorkommens 
von  Abduccn8lähmung,  verbunden  mit  Schmerzen  in  der  Temporal- 
gegend bei  akuter  Otitis  media  dahin  aussprechen  zu  sollen,  dass  als 
ursächliches  Moment  für  diese  Erscheinungen  eine  circumskripte  Meningitis 


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No.  37. 


Klgo.  — Huedlmobkh.  — Stkmqke. 


613 


purulenta  anzusehen  sei,  die  in  der  grossen  Mehrzahl  der  Fälle  spontan 
oder  nach  Vornahme  geeigneter  operativer  Eingriffe  (Paracentese,  Mastoid- 
operation)  zur  Heilung  komme,  die  aber  auch  gelegentlich  sich  ausbreiten 
und  zum  Exitus  letalis  führen  könne.  Schwabach. 


Klug:,  Absces  retropharynge  d’origine  auriculaire;  erosion  de  la  carotide; 
rnort  par  hemorrhagie  24  heures  apres  l’ouverture  de  l’absces.  Annales 
des  mal.  de  l’or.  1904,  No.  7,  S.  33. 

Der  Kall  betrifft  ein  12jähriges  Mädchen,  das  seit  dem  2.  Lebens- 
jahr an  chronischer  Mittelohreiterung  litt.  Die  letztere  hatte,  im  Verlaufe 
von  Scharlach  und  Nephritis,  zur  Bildung  eines  Rctropharyngealabscesses 
geführ,  der  incidirt  wurde.  24  Stunden  später  erfolgte  die  tötliche  Blutung 
aus  der,  wie  die  Obduktion  ergab,  arrodirten  Carotis.  Im  Uebrigcn  fand 
sich  allgemeine  Miliartuberkulose.  Schwabach. 


Hoedhnoscr,  Beitrag  zur  Casuistik  der  Fremdkörper  im  Larynx.  Wiener 
klin.  Wochenschr.  1905,  No.  13. 

Interessant  ist  die  lange  Dauer  (eine  Woche)  des  Fremdkörpers,  eines 
dreieckigen  flachen  Knochens  im  Larynx  eines  9jährigen  Knabens,  dann 
das  Gelingen  der  Entfernung  auf  endolaryngealem  Weg  in  einer  einzigen 
Sitzung,  bei  schon  beträchtlicher  Larynxstenose  infolge  der  reaktiven  Ent- 
zündung, ohne  Anästhesie.  W.  Lublinski. 


Stenger,  Zur  Kenntnis  der  Frühsymptome  maligner  Tumoren  des  Nasen- 
rachenraums. Deutsche  med.  Wochenschr.  1905,  No.  13. 

In  den  beiden  Fällen  bilden  Ohrbeschwerden  die  ersten  Anzeichen  der 
sich  entwickelnden  Neubildung  nnd  dies  schon  zu  einer  Zeit,  in  der  eine 
Verstopfung  des  Nasenrachens  noch  nicht  vorhanden  war.  Im  ersten  Fall 
traten  ein  Jahr  vor  dem  Tode  Ohrensausen,  Schmerzen  und  Abnahme  des 
Hörvermögens  auf:  drei  Monate  später  heftige  Schmerzen,  Nasen-  und 
Augenstörungen,  dann  Augenmuskellähmungen.  Im  Verlauf  einer  inter- 
current auftretenden  Mastoiditis  wird  der  retronasale  Tumor  festgcstellt, 
der  unter  meningitischen  Erscheinungen  zum  Tode  führt. 

Im  zweiten  Fall  traten  gleichfalls  Ohrensausen,  Schwerhörigkeit  und 
stechende  Schmerzen  in  der  Ohrgegend  auf;  später  verschieden  lokalisirt 
Schmerzen  im  linken  Hinterhaupt,  Nacken  mit  gleichzeitigem  Verstopftsein 
der  linken  Nase.  Alsdann  wird  der  Tumor  gefunden,  der  sich  trotz  des 
jugendlichen  Alters  (29  Jahre)  als  Carcinom  erwies.  Die  Entfernung  auf 
operativem  Wege  Hess  sich  noch  erreichen. 

Es  ergiebt  sich  also,  dass  als  Frühsymptome  ausser  solchen  von  Seiten 
der  Nase  und  des  Nasenrachens  resp.  der  neuralgischen  Beschwerden  auch 
solche  von  Seiten  des  Ohres  auftreten  können  und  dass  daher  eine  sorg- 
fältige Untersuchung  der  Nase  und  des  Nasenrachens  bei  diesen  ange- 
zeigt ist.  W.  Lublinski. 


r 

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614 


Repin.  — Donovan.  — Küommb  und  (iawecnsky. 


No.  37. 


[topin,  Essais  de  culture  de  ia  vaccine  dans  la  lymphe  de  cheval  non 
coagulee.  Oompt.  rcnd.  de  la  Soc.  de  Biol.  1904,  No.  30,  p.  355. 

H.  hat  unter  allen  Kautelen  der  Asepsis  aus  dem  Lymphstamme  am 
Halse  vou  Pferden  Lymphe  mittels  paraffinirter  Kanülen  in  paraffinirten 
Reageusgläsern  aufgefangcn.  Die  ersten  Proben  coagulirten,  vermutlich 
weil  von  der  Wunde  her  Plasmase  abgeschieden  wurde,  die  darauf  ge- 
wonnenen ca.  30  ccm  coagulirten  nicht.  Sie  wurden  mittels  einer  Centri- 
fuge  mit  10000  Umdrehungen  in  der  Minute  ausgeschleudert  uod  daun 
auf  sterile  Reagcnsgläscheu  verteilt.  Diese  nicht  coagulirte  Lymphe  wurde 
sodann  mit  bakterienfreier  Lymphe  beschickt,  und  zwar  einmal  mit  alter 
Glycerinlymphe,  sodann  mit  frischer  Lymphe,  die  durch  Chloroform-  bezw. 
Tymolzusatz  keimfrei  gemacht  war,  nachdem  diese  Substanzen  sorgfältig 
entfernt  waren.  Die  Proben  wurden  teils  belichtet,  teils  nicht,  einige  bei 
37°.  andere  bei  25°  gehalten.  In  keinem  Falle  war  ein  Anzeichen  vor- 
handen, dass  sich  das  Vaccineagens  vermehrte,  es  wurde  nur  festgestellt, 
dass  es  in  den  8 Tage  bei  37°  gehaltenen  Röhrchen  noch  wirksam  war, 
während  es  sonst  bei  dieser  Temperatur  innerhalb  2 Tagen  seine  Wirk- 
samkeit verliert.  Wenn  man  annimmt,  dass  das  Vaccinevirus  ein  extra- 
cellulärer  Parasit  ist,  so  sind  die  ihm  bei  dieser  Versuchsanordnung  ge- 
gegebeuen  Wachsturasbedingungen  die  denkbar  besten;  da  nun  aber  gleich- 
wohl eine  Vermehrung  ausblieb,  so  hält  R.  dies  für  einen  Beweis,  dass 
das  Vaccineagens  ein  intracellulärer  Parasit  ist.  H.  Bischoff. 


Dunovan,  Human  Piroplasmosis.  The  Lancet  1904,  Vol.  II,  p.  744. 

’ Boi  einer  grösseren  Zahl  in  Madras  beobachteter  Erkrankungen,  die 
gemeinhin  als  chronische  Malaria  bezeichnet  werden,  bei  denen  aber  Malaria- 
parasiten nicht  nachweisbar  sind  und  die  auf  Chinin  nicht  reagiren,  hat 
1).  in  Ausstrichpräparaten  aus  der  Milz  post  mortem  und  dem  durch  Milz- 
punktion  intra  vitam  gewonnenen  Material  dem  Piroplasma  bigeminura 
gleichende  Parasiten  in  den  Zellen  nachgewiesen.  Diese  Parasiten  gleichen 
deu  von  I.EtsnMANN  in  der  Biskrabeule  gefundenen  Körperchen,  weswegen 
auch  D.  die  beobachtete  Krankheit  für  Kala-azar  hält.  H.  Biscboff. 


Fromme  und  Gnwronsky,  Ueber  mechanische  Sterilisation  der  Gummi- 
handschuhe. Münch,  med.  Wochenschr.  1904,  S.  1773. 

Die  zahlreichen  Arbeiten  über  Händedesinfektion  haben  einwandfrei 
dargetan,  dass  es  höchst  selten  gelingt,  wirklich  die  Hände  steril  zu  be- 
kommen, und  dass,  falls  dies  wirklich  der  Fall  ist,  die  Sterilität  nur  kurze 
Zeit  anhält,  indem  in  der  Tiefe  der  Haut  liegende  Keime  allmählich  mobil 
werden.  Unter  diesen  Umständen  ist  es  für  den  praktischen  Arzt  besonders 
wichtig,  dass  von  Dettmer,  ferner  von  Wandel  und  Hoehne  festgestellt 
worden  ist,  dass  Gummihandschuhe  durch  mechanische  Reinigung  mit 
Heisswasser  und  Seife  steril  werden.  Verff.  haben  diese  Angaben  nach- 
geprüft und  gefunden,  dass  dies  nicht  der  Fall  ist,  dass  die  Handschuhe 
nur  steril  werden,  wenn  einer  Heisswasser-Seife- Waschung  eine  Sublimat- 
waschung von  2 Minuten  angeschlossen  wird.  Dann  ist  aber  sicher  auf 


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No.  37. 


BbUNTOH.  CllAUVEL.  — HoPHAUKH. 


615 


Sterilität  zu  ruchneu,  mögen  von  vornherein  sterile  Handschuhe  während 
der  Operation  inficirt  worden  sein,  oder  mögen  unsteril  angezogene  Hand- 
schuhe benutzt  werden.  Ks  ist  somit  für  den  Operateur  nicht  erforderlich 
sterile  Gummihandschuhe  mitzuführen,  er  kanu  die  Oberfläche  ante  ope- 
rationcm  sterilisiren.  Bei  kleineren  Operationen,  bei  denen  nur  die  Finger 
mit  der  Wunde  in  Berührung  kommen,  ist  bei  der  Verwendung  guter  völlig 
intakter  Gummihandschuhe  nur  eine  vorhergehende  Sterilisation  der  Hand 
erforderlich.  Wird  aber  die  ganze  Hand  mit  der  Wundfläche  in  Berührung 
gebracht,  wie  bei  der  manuellen  Lösung  der  Placenta  und  der  Wendung, 
so  muss  Hand  und  Vorderarm  zuvor  sterilisirt  werden,  falls  nicht  den 
ganzen  Unterarm  bedeckende  Gummihandschuhe  benutzt  werden. 

H.  Bisch  off. 

4.  Bruntoii,  A case  of  pernicious  anaemia  showing  marked  improvement 
under  arsenic  and  bone  marrow.  The  Lancet  1905,  Vol.  I,  No.  2. 

Ks  handelte  sich  um  eine  55jährige  Frau,  die  die  charakteristischen 
Symptome  der  pernieiösen  Anämie  darbot,  und  bei  der  die  Blutuntersuchung 
die  Diagnose  bestätigte.  Unter  Arsenbehandlung  anfänglich  keine  Besserung, 
die  Schwäche  wurde  hochgradig  und  bedrohlich.  Ks  wurde  dann  Knochen- 
mark versucht,  anfangs  frisches,  später  aus  Kxtrakt  hergestellte  Tabletten. 
Schon  nach  kurzer  Zeit  trat  eine  sehr  wesentliche  Besserung  ein,  und  nach 
etwa  dreimonatlicher  Behandlung  waren  der  l’at.  kaum  noch  Spuren  ihres 
Leidens  anzusehen.  Für  eine  dauernde  Besserung  beweist  der  Fall  aller- 
dings nichts,  da  Fat.  etwa  ein  halbes  Jahr  später  einer  Lungen-  und  Brust- 
fellentzündung erlag.  K.  Kronthal. 

(hnuvel,  Sur  un  travail  de  M.  le  Dr.  Dahier,  relatif  ä la  superiorite  des 
sels  organiques  d’argent  sur  le  nitrate  d'argent.  Bull,  de  i’aead.  de  med. 
1905,  No.  3. 

Darier  rühmt  in  enthusiastischer  Weise  die  Ueberlegenheit  der  orga- 
nischen Silbersalze  gegenüber  dem  Höllenstein.  Als  neuestes  und  bestes 
empfiehlt  er  das  Argyrol,  sowohl  wegen  seines  hohen  Silbergehalts,  als 
auch  wegen  seiner  vollkommenen  Löslickeit,  seiner  mächtigen  antiseptischen 
Kigenschaften  und  seiner  vollständigen  Unschädlichkeit,  selbst  in  grossen 
Dosen.  Demgegenüber  weist  Ch.  auf  die  leichte  Zersetzlichkeit  und  die 
dann  eintretende  Wirkungslosigkeit  des  Mittels  hin;  andererseits  ist  die 
Wirkung  und  die  Anwendungsweise  des  Höllensteins  so  genau  bekannt, 
dass  Schädlichkeiten  leicht  vermieden  werden  können.  Wenn  die  Dar- 
stellung der  organischen  Silbersalze  auch  freudig  zu  begrüssen  ist,  so  liegt 
zu  begeisterten  Lobeshymnen  vorläufig  koch  keine  Veranlassung  vor. 

K.  Kronthal. 

L.  Hofbauer,  Die  paradoxe  Zwerchfellscontraktion.  Centralbl.  f.  inn. 
Med.  1905,  No.  26. 

Kienböck  hat  1898  bei  Röntgendurchleuchtung  eines  Falles  von 
Pyopneumothorax  beobachtet,  dass  bei  der  Inspiration  die  Oberfläche  der 
in  der  Pleurahöhle  angesammelten  Flüssigkeit  ein  Aufsteigen,  bei  der  Kx- 
spiration  ein  Tiefertreten  derselben  erkennen  liess.  Dieses  von  Kienböck 


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610  Schi  ki  .ING.  ■ — ScilACIlINN.  No.  37. 

als  „paradoxe  Zwerchfel  lseontraktion“  bezeichnet«  Phänomen  ist  seither 
von  einer  Unzahl  von  Autoren  bestätigt  worden;  in  einer  Reihe  von  Fällen 
kommt  es  nur  zu  einer  Ruhestellung  des  Zwerchfelles  der  kranken  Seite, 
währen  in  anderen  Fällen  die  paradoxe  Zwerchfellscontraktion  zu  Stande 
kommt.  Nach  der  Auffassung  des  Verf.’s  sind  sowohl  die  paradoxe  Be- 
wegung als  die  Ruhe  des  Zwerchfelles  auf  der  Pneumothoraxseite  Folge- 
erscheinungen des  Mangels  der  „vitalen  Retraktion“  der  Lnnge,  die  in  der 
Norm  das  expiratorisch  erschlaffte  Zwerchfell  hinaufzieht;  letzteres  bleibt 
daher  beim  Erschlaffen  in  der  Horizontalen,  wenn  kein  Exsudat  auf  ihm 
lastet  („Ruhe“),  oder  es  sinkt  beim  Erschlaffen  in  den  Bauchraum  hinab, 
wenn  Exsudat  auf  ihm  haftet  („paradoxe  Zwerchfellsbewegung“). 

L.  Terl. 


F.  Schilling,  Magenkrankheiten  durch  Schimmelpilze.  Fortschr.  d.  Med. 

1904,  No.  18. 

Dass  eine  Reihe  von  Magenleiden  durch  die  Anwesenheit  von  Schimmel- 
pilzen in  diesem  Organ  bedingt  werden  kann,  ist  seit  langem  bekannt, 
aber  verhältnismässig  wenig  gewürdigt.  SCH.  wurde  auf  einen  derartigen 
Fall  aufmerksam  durch  einen  Patienten,  der  nach  Genuss  von  verdächtigem 
Pumpernickel  an  Magenbeschwerden  erkrankte.  Er  untersuchte  daraufhin 
das  verdächtige  Brot  und  fand  in  ihm  reichliche  Wucherungen  von  Asper- 
gillus, Mukor  und  Botrytis.  Auch  in  dem  ausgeheberten  Mageninhalt  fand 
er  Rasen  von  den  genannten  Pilzarten.  Kurze  Zeit  darauf  konnte  Yerf. 
dieselben  Erfahrungen  bei  einem  Patienten  machen,  der  verschimmelten 
Kuhkäse  genossen  hatte.  Es  ist  bekannt,  dass  die  Schimmelpilze  im 
Magen  sich  ansiedeln  könueo,  da  sie  durch  die  Acidität  seines  Inhalts 
nicht  behindert  werden.  Die  Erscheinungen  die  durch  diese  Schmarotzer 
hervorgerufen  werden,  sind  bald  mehr,  bald  weniger  schwerer  Natur.  Sie 
bestehen  im  Wesentlichen  in  Brennen  in  der  Magengegend,  Druck  und 
Atifstossen,  Hyperacidität,  in  einer  Reihe  vermutlich  nervöser  Reizerschei- 
nungen,  wie  Appetitlosigkeit,  in  katarrhalischen  Beschwerden  und  endlich 
gelegentlich  in  Brechdurchfall.  Alles  dies  sind  vermutlich  die  Folgen 
einer  chemischen  Einwirkung  der  Schimmelpilze  auf  die  Magenschleimhaut 
denn  sie  enthalten,  wie  unlängst  festgestellt  wurde,  eine  Reihe  von  Fer- 
menten, und  man  hat  ihre  Wucherungen,  ähnlich  wie  beim  Soor,  bis  in 
die  Mucosa  eindringen  sehen.  Carl  Rosenthal. 


F.  Nclinudinii,  Heber  die  Einwanderung  der  Ankylostomnmlarven  von  der 
Haut  aus.  Deutsche  mea.  Wochenschr.  1904,  No.  37. 

Die  Ansicht  von  Looss,  dass  die  Ankylostomalarven  zuweilen  auch 
durch  die  unverletzte  Haut  dringen  und  von  dort  aus  den  Darm  erreichen 
können,  wurde  bislang  von  einer  grossen  Reihe  von  Forschern  als  unbe- 
gründet abgclehnt.  Auf  Grund  eines  Auftrages  des  Kaiserl.  Gesundheits- 
amtes hat  nunmehr  Sch.  Versuche  an  jungen  Affen  der  Gattung  Jnuns 
angcstellt,  um  nachzuweisen,  ob  in  der  Tat  jene  Larven  den  von  Looss 
beschriebenen  W'eg  gehen  können,  was  ihm  auch  in  zwei  Fällen  zweifellos 
gelungen  ist.  Unterdessen  hat  Looss  Präparate  demonstrirt,  die  einen 


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No.  37. 


Nathan.  — Laudek. 


617 


ganz  sicheren  Aufschluss  über  den  Weg  geben,  den  die  Larven  von  der 
Haut  bis  zum  Darme  nehmen.  Sie  gelangen  nämlich  zunächst  in  die 
Hautvenen,  von  da  durch  das  rechte  Herz  in  die  Lungencapillaren.  Von 
hier  dringen  sie  in  die  Alveolen  ein  und  wandern  sodann  durch' die 
Bronchien,  Trachea,  Kehlkopf,  Oesophagus  und  Magen  endlich  in  den 
Darm.  Ein  Teil  der  Larven  gelangt  von  der  Haut  aus  in  das  Lyrnph- 
gefässsystem  und  kann  dann,  vorausgesetzt  dass  er  nicht  vorher  in  den 
Lymphdrüsen  aufgehalten  wurde,  ebenfalls  in  die  Venen  gelangen.  Aehn- 
liche  wie  die  oben  genannten  Befunde,  konnte  Sch.  späterhin  gleichfalls 
machen.  Carl  Koseuthal. 

F.  Nathan,  Ueber  den  Zusammenhang  zwischen  seröser  Pleuritis  und 
Tuberkulose  im  Kindesalter.  Arcb.  f.  Kindcrheilk.  Bd.  38,  S.  183. 

Die  Frage,  ob  die  idiopathische  Pleuritis  serosa  ein  Frühsymptom  der 
Tuberkulose  sei,  ist  immer  noch  strittig.  Speciell  für  das  Kindesalter 
liegt  nur  eine  Arbeit  von  BagiXSKY  vor,  welche  den  ätiologischen  Zu- 
sammenhang der  Pleuritis  und  Tuberkulose  behandelt.  Verf.  hat  zur 
Beantwortung  der  Frage  73  Fälle  von  Pleur.  ser.,  welche  in  der  Zeit 
1893 — 1903  im  Kaiser-  und  Kaiserin  Friedrich  Kinderkrankenhaus  be- 
handelt waren,  mittelst  aller  zu  Gebote  stehenden  Methoden  controllirt. 
Hauptsächlich  legt  Verf.  dem  Tierexperiment  und  der  längere  Zeit  fort- 
gesetzten klinischen  Weiterbeobachtung  der  betreffenden  Patienten  Wert 
bei.  Das  Ergebnis  der  Untersuchung  lautet  dahin,  dass  nur  in  einem 
kleinen  Teil  der  Fälle  sich  ein  Zusammenhang  zwischen  kindlicher  Pleuritis 
und  Tuberkulose  feststellen  lässt.  Dieses  Ergebnis  ist  in  Uebercinstimmung 
mit  der  von  BagiXSKY  und  Henoch  vertretenen  Anschauung,  dass  die 
Pleuritis  bei  Kindern  in  keiner  engen  Beziehung  zur  Tuberkulose  steht. 

Stadthagen. 

B.  E.  Lautier,  An  inquiry  into  the  source  of  scarlatinal  infcction  and  its 
bearing  upon  hospital  treatment.  The  Lancet  1904.  S.  712. 

Die  Infektionen,  welche  aus  den  Krankenhäusern  in  die  Familien  ent- 
lassene Scharlachreconvalescenten  verbreiten,  sind  nach  den  Untersuchungen 
des  Verf.’s  nicht  darauf  zurückzuführen,  dass  die  Kinder  noch  schuppend 
entlassen  werden.  Diese  Ansteckungen  bei  der  Heimkehr  kommen  viel- 
mehr nur  dann  zu  Stande,  wenn  noch  Schwellung  und  Abschuppung  seitens 
der  Schleimhaut  der  Nase,  des  Rachens,  der  Tonsillen  oder  des  Ohres 

bestehen.  Bei  normalem  Zustand  dieser  Gebilde  sind  die  Kinder,  auch 
wenn  sie  noch  schuppen,  keine  Infektionsgefahr  mehr.  Verf.  hat  auf  Grund 
dieser  Erkenntnis  folgendes  Verhalten  bei  der  Aufnahme  und  Entlassung 
Scharlachkranker  mit  ausgezeichnetem  Erfolge  eingehalten:  Frische  Fälle, 
deren  Nasenrachenraum  noch  erkrankt  ist,  werden  im  Krankenhause  von 
den  vorgeschritteneren  Reconvalescenten  getrennt  gehalten.  Ist  das  akute 
Stadium  abgelaufen,  so  werden  die  Kinder  auf  den  Reconvalescentensaal 
überführt.  Tritt  aber  bei  ihnen  Ausfluss  aus  der  Nase  oder  dem  Ohr, 

Vergrösserung  der  Tonsillen  oder  der  Drüsen  ein,  so  werden  die  Kinder 

auf  einen  eigens  für  diese  Fälle  reservirten  Pavillon  verlegt.  Ende  der 

3.  Woche  werden  die  Kinder,  deren  obere  Luftwege  normal  sind,  nach 


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618  v.  OeKKI.K.  ScMlf KUANN.  MäHKSCH.  N 0.  37. 

einem  Bade  in  einem  besonderen  Kaum  untergebracbt,  und  ihre  Nase. 
Rachen,  Ohr  täglich  mit  anliseptischeu  Losungen  gereinigt.  Ende  der 
4.  Woche,  nach  einem  abermaligen  Bade  werden  diese  Kinder,  unabhängig 
davttn,  wie  stark  sie  schuppen,  in  die  Familie  entlassen.  Durch  dieses 
Verfahren  gelang  es,  Infektionen  und  Recidive  zu  verhüteu,  und  die  Zahl 
der  Erkrankungen  von  Nase,  Ohr,  Drüsen  bedeutend  zu  vermindern. 

Stadthagen. 


V.  Oefele,  Zur  Kritik  der  Opiate  bei  Diabetes  Wiener  med.  Presse  1905, 
No.  24. 

Für  die  den  Zuckergehalt  bei  Diabetes  mellitus  herabsetzende  Wirkung 
der  Opiate  giebt  Verf.  folgende  Erklärung:  Aus  den  oberen  Partien  des 
Dünndarms  werden  organische  Säuren  der  Essigsäure-  und  Milchsäure- 
gruppe resorbirt,  dagegen  aus  dem  Dickdarm,  speciell  der  Flexura  sigmoidea, 
organische  Basen  und  Ammoniak.  Die  Opiate  verlängern  nun  hauptsäch- 
lich das  Verweilen  des  alkalisch  reagirenden  Dickdarminhalts  und  tragen 
durch  die  so  bediugte  vermehrte  Alkaliresorption  zur  Abstumpfung  der 
Blutsäuren  bei.  So  will  Verf.  auch  die  Wirkung  der  sonstigen  Diabetes- 
mittel,  wie  z.  B.  Jambul,  erklären,  die  in  der  Hauptsache  durch  ihren 
hohen  Gerbsäuregebalt  obstipirend  wirken.  Alkan. 


1)  NchifTmnnn,  Zur  Kenntnis  der  Negri’scben  Körperchen  bei  der  Wut- 
krankheit. Wiener  klin.  Wochenschr.  1905,  No.  26. 

2)  Maresch,  Ueber  die  feinere  Struktur  der  Negri’schen  Körperchen. 
Ebenda. 

1)  Unter  den  Negri’schen  Einschlüssen  lassen  sich  3 Abarten  unter- 
scheiden: 

1.  Grosse,  verschieden  geformte,  runde,  polygonale  und  längliche 
Formen,  die  in  ihrem  Innern  eine  grössere  Anzahl  scharfumgrenzter,  ring- 
artiger Gebilde  enthalten. 

2.  Formen,  welche  einem  einzigen  solchen  Innengebilde  entsprechen. 

3.  Formen,  die  in  ihrem  Innern  homogen  gebaut  sind;  solcher  Formen 
giebt  es  bis  zu  den  kleinsten,  punktförmigen,  die  an  Grenze  der  Wahr- 
nehmung stehen. 

Bei  Passagen  durch  Kaninchen  verringern  sich  die  complicirt  gebauten 
Formen  an  Zahl;  nach  vielen  Passagen  sind  in  klinisch  positiven  Fälleo 
selbst  in  den  Pyramidenzellen  der  Ammoushörner  auch  keine  kleinsten 
Störungen  mehr  zu  finden. 

Ebenso  wechseln  bei  üeberimpfungen  auf  andere  Tierarten  die  Formen 
der  Körperchen,  sodass  eine  Abhängigkeit  von  der  Tierart,  der  Zelle,  als 
sicher  betrachtet  werden  kann. 

2)  Verf.  bediente  sich  der  Silberimprägnationsmethode  von  Biel- 
SCHOFSKY.  Hierbei  nahmen  die  bei  der  sonst  gewöhnlich  angewandten 
Mann  sehen  Färbung  farblosen  eingeschlossenen  Körner  eine  tiefschwarze 
Farbe  an,  die  sonst  rot  gefärbte  Hülle  blieb  farblos.  Meist  findet  sich 


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No.  37. 


Dana.  Fuazier. 


619 


ein  grösseres  centrales  Korn,  das  von  an  der  Grenze  der  Wahrnehmbarkeit 
stehenden,  punktförmigen  Körnchen  umgeben  ist.  Alkan. 


1)  Ch.  L.  Dann,  The  cerebellar  seizure  (cerebellar  fits)  a syndrome 
characteristic  of  cerebellar  tumors.  New-York  med.  journ.  1005,  No.  1367, 
Februar. 

2)  Ch.  H.  Frazier,  Remarks  upon  the  surgical  aspects  of  tumors  of  the 
cerebellum.  Ibidem. 

1)  D.  beschreibt  im  Anschluss  an  einen  näher  beschriebenen  Fall  einen 
Symptomencomplex,  den  er  als  charakteristisch  für  Tumoren  des  Klein- 
hirns und  der  hinteren  Schädelgrube  ansieht.  Derselbe  besteht  in  lauten 
und  hohen  Ohrgeräuschen,  die  plötzlich  an  Intensität  zunehmen  und  mit 
Knattern,  Krachen  verbunden  sind,  ferner  in  Schwindel,  in  Reizung  nach 
einer  Seite  zu  fallen,  in  Anfällen  plötzlicher  Blindheit  und  plötzlichen 
Verlustes  des  Bewusstseins,  in  schweren  tonischen  Krampfzuständen  von 
10 — 15  Minuten  Dauer  mit  besonderer  Beteiligung  der  Extensoren.  Diese 
Anfälle  kommen  bei  älteren  Leuten  häufiger  vor  als  bei  jüngeren;  sie 
gehen  über  den  Typus  der  Ohrlabyrinth-Symptome  hinaus.  Mitunter  ist 
Uebelkeit  dabei  und  ein  Bedürfnis  ruhig  zu  liegen.  Auch  in  einem  Falle 
von  hereditärem  Kleinhirndefekt  konnte  D.  dieses  Symptomenbild  beob- 
achten. 

2)  F.  weist  darauf  hin,  dass  für  die  Operation  der  Kleinhirntumoren 

im  grossen  ganzen  die  gleichen  Principien  gelten  wie  für  die  der  Gross- 
hirntumoren. Die  Schwierigkeit  der  Lokalisation  bei  Kleinhirntumoren 
sollte  zu  häufigeren  und  schnelleren  Kxplosivtrepanationen  veranlassen. 
Wo  der  Tumor  nicht  gefunden  oder  lokalisirt  werden  kann,  oder  wo  er 
nicht  zu  entfernen  ist,  ist  eine  palliative  Trepanation  oft  von  Nutzen  gegen 
den  Kopfschmerz,  Schwindel ; auch  kann  sie  mitunter  die  Entwickelung 
der  Stauungspapille  der  Neuritis  optica  mit  folgender  Blindheit  verhüten. 
F.  geht  sodann  auf  die  operative  Technik  ein,  auf  die  Punktion  der  Ven- 
trikel und  auf  die  Lumbalpunktion  mit  continuirlicher  oder  zeitweiliger 
Entziehung  von  Cerebrospinalflüssigkeit,  ferner  auf  die  Freilegung  des 
Kleinhirn-Brücken- Winkels,  auf  die  gleichzeitige  Freilegung  der  Hemi- 
sphären (bilaterale  Craniektomie),  die  Ligatur  der  Sinus  etc.  Von  den 
6 Fällen,  die  F.  beobachtete,  starb  der  erste  kurz  nach  der  Operation,  der 
zweite  wurde  Dach  der  Entfernung  des  Tumors  gesund,  der  dritte  besserte 
sich  nach  der  Entfernung  einer  Cyste  länger  als  ein  .lahr,  ein  anderer 
wurde  ebenfalls  besser  nach  einer  palliativen  Trepanation  und  in  einem 
6.  Fall  wurde  der  Tumor  nicht  gefunden.  — Von  110  Fällen  aus  der 
Litteratur,  in  denen  Kteiuhirntumoren  operativ  behandelt  wurden,  wurde 
in  45  pCt.  der  Tumor  gefunden,  in  55  pCt.  nicht,  in  15  pCt.  wurde  er 
entfernt  mit  Heilung,  in  13,9  pCt.  mit  Besserung,  in  0,9  pCt.  ohne  eine 
solche;  in  12,9  pCt.  war  der  Ausgang  tötlich  nach  Entfernung  des  Tumors 
und  iii  28,7  pCt.  ebenfalls,  ohne  dass  der  Tumor  gefunden  oder  entfernt 
wurde.  — Ein  statistischer  Vergleich  der  früheren  Operationen  mit  denen 
der  letzten  5 Jahre  zeigt,  dass  die  Chancen  sich  erheblich  gebessert 
haben.  S.  Kalischer. 


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620 


Hkmi'ki..  Tiiiknukh.  Fobtkh.  Umbr.  Di  uiu.  — Bkhmiakdt. 


No.  37. 


1)  H.  Heinpol,  Ein  Beitrag  zur  Behandlung  des  Morbus  Basedowii  mit 
Antithyreoidinserum  (Möbius).  Münch,  med.  Wocbenschr.  1905,  No.  1. 

2)  K.  Tllienger,  Einige  Beobachtungen  über  MÖBIUS’  Antithyreoidin. 
Ebenda. 

3)  N.  B.  Koster,  Myxoedema  following  exophthalmic  goitre.  Americ.  journ. 
of  tbe  med.  Sciences  1905,  April. 

4)  II.  Lorner,  Antithyreoidin-MOBIUS  bei  Basedowscher  Krankheit  mit 
Psychose.  Münch,  med.  Wocheuschr.  1905,  No.  18. 

5)  Diirig,  Ein  Beitrag  zur  Serumhehandlung  des  Morbus  Basedowii.  Ebenda. 

1)  II.  verabreichte  einer  an  Morbus  Basedowii  leidenden  Krau  das 
Serum  von  schilddrüsenlosen  Hammeln  per  os,  und  zwar  jeden  3.  Tag 
5 g,  und  später  jeden  zweiten  Tag  die  gleiche  Dosis.  Halsumfang,  Puls- 
frequenz, Unruhe  besserten  sich  erheblich,  nachdem  90  g des  Serums  ver- 
braucht waren.  Bei  dem  Aussetzen  des  Mittels  für  zwei  Wochen  stieg  die 
Pulsfrequenz  wieder  an,  während  der  Kropf  dauernd  kleiner  blieb. 

2)  Th.  sah  in  drei  älteren  Fällen  von  Morbus  Basedowii  und  in  einem 
akuten  Falle  nach  einer  Infektionskrankheit  günstige  Erfolge  von  der 
Serumbehandlung  nach  Möbius.  In  den  ersten  drei  Fällen  besserte  sich 
das  objektive  Befinden,  sowie  die  Pulsfrequenz  und  das  Körpergewicht, 
während  die  Struma  unverändert  blieb.  Die  angewandten  Mengen  des 
Serums  waren  relativ  geringe.  In  dem  4.  Falle  war  die  Besserung  auf- 
fallend. 

3)  F.  beschreibt  einen  Fall  von  Morbus  Basedowii,  zu  welchem  sich 
die  Erscheinungen  des  Myxödems  hinzugesellten.  Die  Darreichung  von 
Thyreoidinextrakt  hatte  hier  auf  die  Symptome  beider  Affektionen  keinen 
Einfluss.  Aelmliche  Fälle  sind  von  v.  Krafet-Ebino,  Felin,  FaüER, 
Osler  beschrieben. 

4)  L.  wand  das  Thyreoidserum  nach  MÖBIUS  bei  einem  Kranken  mit 
Morbus  Basedowii  und  Psychose  innerlich  an.  Es  gelang  nur,  die  Puls- 
frequenz im  Ruhezustände,  nicht  im  allgemeinen  herabzudrücken.  Ferner 
war  die  Wirkung  nur  vorübergehend,  zwei  Tage  nach  dem  Aussetzen  des 
Mittels  stieg  die  Pulsfrequenz  zur  alten  Höhe.  Es  handelte  sich  um  einen 
chronischen  ungünstigen  Fall  bei  dem  das  Serum  nur  symptomatisch  vor- 
übergehend wirkte. 

5)  D.  sah  in  einem  Falle  von  Morbus  Basedowii  von  dem  Serum  einen 

auffallend  günstigen  Effekt.  Nach  längerem  Gebrauch  grosser  Dosen 
(dreimal  täglich  70  Tropfen)  traten  unangenehme  Nebenerscheinungen  wie 
Kopfschmerzen,  Mattigkeit,  Gefühl  der  Verblödung,  Apathie  ein,  die  aber 
bald  wieder  schwanden.  Andererseits  schienen  kleine  und  verzettelte  Dosen 
in  diesem  Falle  nutzlos.  S.  Kalischer. 


M.  Bernhardt,  Ueber  einige  seltener  vorkommende  peripherische  Läh- 
mungen. Berl.  klin.  Wochenschr.  1905,  No.  18. 

Der  erste  Fall,  den  B.  beschreibt,  betrifft  eine  Tabeskranke,  die  eine 
isolirte  Lähmung  des  rechten  N.  suprascapularis  mit  Atrophie  der  Mm. 
supra-  und  infraspinatus  aufwies.  Ausser  diesem  dürften  ca.  16  ähnliche 
Fälle  bekannt  sein,  doch  bisher  keiner  bei  Tabes  dorsalis.  — Im  zweiten 


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No.  37. 


Habt.  — v.  Rau.  — Kkkcnd. 


621 


Falle  bestand  eine  doppelseitige  traumatische  Lähmung  der  Mm.  rhomboidei, 
Serrat.  antic.  major  und  der  unteren  Abschnitte  derTrapezii;  die  Lähmung 
war  rechts  mehr  ausgeprägt  als  links.  Der  Beginn  der  Lähmung  lag 
23  Jahre  zurück.  — Als  dritter  Fall  wird  eine  linksseitige  Ulnarislähmung 
und  linksseitige  isolirte  Lähmung  des  M.  extens.  hall,  longus  nach  Typhus 
beschrieben.  Das  isolirte  Befallensein  dieses  Muskels  bei  toxischen  oder 
infektiösen  Affektionen  des  N.  peroneus  ist  ungemein  selten. 

S.  Kalischer. 

T.  St.  Hart,  Paralysis  agitans:  some  clinical  observations  based  on  the 
study  of  210  cascs  secn  at  tho  clinic  of  Prof  M.  Allen  Starr.  Journ. 
of  nerv,  and  ment.  dis.  1004,  March. 

Unter  219  Fällen  von  Paralysis  agitans,  welche  in  15  Jahren  zur 
Beobachtung  kamen,  war  das  Verhältnis  der  Männer  zu  den  Frauen  7 : 4. 
Der  früheste  Beginn  war  mit  22,  der  späteste  mit  78  Jahren  bei  Männern, 
mit  33  bezw.  72  bei  Frauen.  40  pCt.  der  Fälle  begannen  zwischen  50.  und 
00.  Lebensjahre,  25  bezw.  20  p(Jt.  in  der  voraufgehenden  bezw.  nach- 
folgenden Dekade.  Beschäftigung,  Ci  v i Island  und  Heredität  scheinen 
ätiologisch  keine  Rolle  zu  spielen,  eher  Gemütsbewegungen,  Trauma,  Ueber- 
arbeitung.  Ls  folgen  statistische  Nachweise  über  die  Symptomatologie 
(Tremor,  Lokalisation,  Ort  des  Einsetzens,  Rigidität.  Tendenz  zu  fallen,  Ver- 
änderung der  Reflexe,  der  Stimme,  Schmerzen,  Parästhesien,  Hyperidrosis 
u.  s.  w ),  endlich  Bemerkungen  über  die  Behandlungsweise. 

M.  Brasch. 

C.  v.  Itad,  Casuistischer  Beitrag  zur  Lehre  von  den  Tumoren  des  obersten 
Cervikalmarks  und  der  Medulla  oblongata.  Deutsche  Zeitgehr.  f.  Nerven- 
heilk.  26.  Bd.,  3.  H. 

Ein  33jähriger  Mann  erkrankte  an  heftigen  Genickschmerzen,  die  sich 
allmählich  bis  zur  Unerträglichkeit  steigerten,  an  einer  von  der  Schulter 
abwärts  sich  erstreckenden  Lähmung  des  rechten  Arms,  zu  der  nach 
7 Monaten  eine  Lähmung  des  rechten  Beins  trat.  Nach  9 und  5 Monaten 
setzte  eine  Lähmung  des  linken  Arms  und  Beins  ein  mit  Sensibilitäts- 
störungen. Vor  dem  Tode  traten  epileptische  Insulte  auf,  ferner  Dysphagie 
und  Dyspnoe.  Der  Verf.  vermutete  nach  reiflichen  Erwägungen  einen 
intramednllären  Tumor.  Ein  solcher  fand  sich  auch  im  Bereich  des  ver- 
längerten Marks  und  oberen  Rückenmarks  in  einer  Grösse  von  2,5 : 3,5  cm 
(Gliom).  M.  Brasch. 


R.  Freund,  Experimentelle  Untersuchungen  über  die  Einwirkung  der 
Elektricität  auf  die  sekretorische  Tätigkeit  des  Magens.  Virchow’s  Arch. 
Bd.  180,  S.  238. 

Seine  Versuche  stellte  Verf.  an  Hunden  an,  denen  nach  Pawlow  ein 
kleiner  Magen  angelegt  war.  Eine  Elektrode  kam  durch  die  Fistel  in  den 
Magen,  die  andere  auf  den  vorher  rasirten  Rücken.  Eine  Einführung  der 
Elektrode  in  den  Magen  ohne  Stromschluss  bewirkte  keine  Veränderung. 
Es  wurde  sowohl  mit  dem  faradwehen  wie  mit  dem  galvanischen  Strom 


* 

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622 


Hoffmans.  — Rost.  — Hansen. 


No.  37. 


geprüft.  Aus  den  Versuchen  ergab  sich,  dass  elektrische  Reizung  des 
Magens  keine  specifische  Saftabscheidung  auslüst,  sondern  lediglich  zur 
Absonderung  eines  spärlichen,  schleimigen,  mehr  oder  weniger  stark 
alkalisch  reagirenden  Sekretes  führt.  Die  Magendrüsen  reagiren  also  nur 
auf  den  adäquaten  Reiz  hin  (Nahrung)  in  ihrer  specifischen  Weise.  Weiter 
lehren  die  Versuche,  dass  durch  den  elektrischen  Strom  allein  die  Ab- 
sonderung eines  specifischen  Magensekrets  nicht  erzielt  werden  kann. 

Bernhardt. 

E.  Hoffinann.  Uebcr  Aetiologie  und  Pathogenese  des  Erythema  nodosutu. 
(Aus  der  Universitätsklinik  f.  Haut-  u.  Geschlechtskrankh.  in  Berlin.) 
Deutsche  med.  Wocbenscbr.  1904,  No.  51. 

Die  Aetiologie  des  idiopathischen  Erythema  nodosum  ist  noch  völlig 
unbekannt,  soviel  aber  scheint  gewiss,  dass  es  sich  bei  ihm  nicht  um  eine 
Angioneurose,  sondern  um  echt  entzündliche,  tief  ins  subkutane  Gewebe 
reichende  Processe  handelt.  Nach  eigenen  und  fremden  Untersuchungen 
hält  Vcrf.  die  Aunahme  für  gerechtfertigt,  dass  dem  Erythema  nodosum 
die  akute  metastatische  Entzündung  einer  tiefen  subkutanen  Vene  zu  Grunde 
liegt  und  zwar  stellt  er  sich  vor,  dass  die  (noch  nicht  bekannten)  Krank- 
heitserreger von  der  Schleimhaut  der  Tonsillen,  der  Yerdauungs-  oder  auch 
der  Luftwege  aus  in  den  Blutstrom  und  in  die  subkutanen  Venen  gelangen, 
wo  sie  sich  ansiedeln  und  eine  Phlebitis  hervorrufen,  an  die  sich  eine 
besonders  das  Unterhautgewebe  betreffende  hämorrhagische  Entzünduug 
anschliesst;  häutig  erstreckt  sich  ihre  Wirkung  auch  auf  einzelne  Gelenke, 
selten  auf  die  Herzklappen  und  die  serösen  Häute.  Die  typische  Lokali- 
sation an  der  Streckseite  der  Extremitäten,  namentlich  der  Unterschenkel, 
erklärt  sich  aus  anatomischen  Besonderheiten  der  hier  verlaufenden  Venen, 
besonders  der  Beschaffenheit  ihrer  von  vielen  direkt  ins  Lumen  der  Vene 
mündenden  Vasa  vasorum  durchzogenen  Wandung  und  den  zahlreichen 
Klappen,  welche  die  Festsetzung  von  Mikroorganismen  begünstigen. 

H.  Müller. 

1)  K.  R.  Rost,  On  the  pathology  and  treatment  of  leprosy.  Brit.  med. 
journ.  1905,  Febr.  11. 

2)  G , A.  Hansen.  The  dccline  of  leprosy  in  Norway.  Scott,  med.  and 
surg.  journ.  1905,  Jan. 

1)  R.  ist  cs,  wie  er  behauptet,  gelungen,  den  Leprabacillus  auf  voll- 
ständig chlorfrei  gemachtem  Nähragar  mit  Leichtigkeit  zu  züchten.  Aus 
diesen  Reinculturen  hat  er  dann  — im  wesentlichen  der  ursprünglichen 
Vorschrift  Koch’s  für  die  Gewinnung  des  Tuberkulins  folgend  — ein 
Leprolin  hergestellt,  dessen  Injektion  bei  Leprösen  regelmässig  eine  allge- 
meine wie  lokale  Reaktion  heryorrufen  und  therapeutisch  sehr  wirksam 
sein  soll.  Die  Anästhesien  verlieren  sich  angeblich  besonders  rasch,  die 
Knoten  sinken  ein  und  selbst  lange  bestehende  Geschwüre  vernarben;  bis 
jetzt  will  Verf.  in  4 Fällen  vollständige  Heilung  erreicht  haben.  Das 
Leprolin  scheint  in  Indien  bereits  vielfach  verwendet  zu  werden. 

2)  In  Norwegen  ist  die  Lepra  in  beständigem  Rückgänge;  1856  wurden 
2833  Kranke  gezählt,  1900  nur  noch  673.  Diese  schnelle  Abnahme  ist. 


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No  37. 


Caspkk. 


623 


wie  H.,  einer  gegenteiligen  Ansicht  HüTCHINSON’s  entgegentretend,  zeigt. 
Her  Isolirung  eines  grossen  Teils  der  Leprösen  in  besonderen  Asylen  zu 
verdanken  Zwei  dieser  Anstalten  sind  bereits  als  entbehrlich  geschlossen 
worden  und  die  beiden  noch  bestehenden,  die  für  500  Patienten  einge- 
richtet sind,  werden  voraussichtlich  in  absehbarer  Zeit  ebenfalls  anderen 
Zwecken  dienstbar  gemacht  werden  können.  H.  Müller. 


L.  (’asper.  Zur  Diagnostik  nnd  Therapie  der  Nicrentuberkulose.  Deutsche 
med.  Wochenschr.  1905,  No.  4. 

Für  die  Pathologie  der  Nierentuberkulose  ist  der  Nachweis  der  Tat- 
sache, dass  die  Erkrankung  des  Harntraktus  durch  hämatogene  Infektion 
von  der  Niere  aus  entsteht  und  zu  Beginn  fast  stets  einseitig  ist,  von 
fundamentaler  Bedeutung  gewesen.  Dabei  sind  Genital-  und  Urinaltuber- 
kulose scharf  von  einander  zu  trennen.  Eine  ascendirende  Infektion  der 
Niere  von  der  Blase  her  ist  äusserst  selten.  Vielmehr  ist  meist  die  tuber- 
kulöse Inlektion  der  Blase  Folge  einer  Nicrentuberkulose.  Die  Tatsache 
des  einseitigen  Beginnes  der  Erkrankung  wird  nur  durch  frühzeitig  zur 
Diagnose  gelangende  Fälle  bewiesen.  Dass  man  bei  Sektionen  oft  doppel- 
seitige Nierentuberkulose  findet,  spricht  nicht  gegen  den  einseitigen  Ur- 
sprung. Die  Frage  aber,  ob  die  Erkrankung  noch  auf  die  eine  Niere 
beschränkt  blieb  oder  schon  roetastatisch  auf  die  andere  überging,  ist  im 
Einzelfall  für  die  Therapie  entscheidend.  Deshalb  ist  die  Frühdiagnose 
von  grösster  praktischer  Wichtigkeit  und  die  diagnostischen  Angaben,  die 
Vcrf.  aus  seinen  reichen  Erfahrungen  auf  diesem  Gebiete  macht,  sind  all- 
gemeinsten Interesses  sicher.  Hier  mag  nur  auf  einige  weniger  bekannte 
klinische  Erscheinungen  hingewiesen  werden,  die  leicht  andere  Affektionen 
Vortäuschen  können,  so  den  Beginn  der  Erkrankung  mit  Nierenkoliken, 
die  durch  zeitweisen  Verschluss  der  Harnpassage  zu  stände  kommen  und 
mit  Blutungen.  Natürlich  war  die  Krankheit,  che  diese  Erscheinungen 
auftraten,  längere  oder  kürzere  Zeit  latent.  Dabei  braucht  das  Allgemein- 
befinden der  Kranken  oft  wenig  oder  nur  unmerklich  gelitten  zu  haben. 
Mit  Recht  warnt  Verf.  davor,  zu  viel  von  der  Nierenpalpation  zu  erwarten, 
denn  die  vergrössert  gefühlte  Niere  braucht  weder  die  einzig  erkrankte, 
noch  die  stärker  erkrankte  zu  sein,  die  Vergrösserung  kann  im  Gegenteil 
das  Ergebnis  einer  compensatorischen  Hypertrophie  darstellen.  Im  übrigen 
ist  die  Diagnose  durch  bakteriologische  Harnuntersuchung,  Cystoskopie 
und  funktionelle  Nierenuntersuchung  mittelst  des  Uroterenkatheterismus 
da,  wo  einmal  der  Verdacht  auf  Tuberkulose  entstanden  ist,  sicher  zu 
stellen.  Der  Nachweis  der  Tuberkelbacillen  im  Harn  gelang  in  80  pCt. 
der  Fälle  des  Verf. ’s.  Bei  der  Oystoskopie  ist  auf  kleine  Knötchen  in  der 
Biasenschleimhaut  nicht  zu  viel  Wert  zu  legen,  denn  solche  kommen  auch 
bei  nicht  tuberkulöser  Cystitis  granulosa  vor. 

Was  nun  die  Behandlung  der  Nierentuberkulose  betrifft,  so  muss  man 
vor  allem  die  inoperablen  von  den  operablen  Fällen  unterscheiden.  Hier 
ist  zunächst  die  funktionelle  Nierendiagnostik  maassgebend.  Schlechtes 
Allgemeinbefinden  verbietet  nur,  wenn  es  durch  andere  Ursachen,  allge- 
meine Tuberkulose,  Herzschwäche,  Arteriosklerose  etc.  verursacht  wird,  die 


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024 


Lnnwin. 


No.  37. 


Operation.  Oie  umgekehrte  Frage,  ob  man  auch  wirklich  in  jedem  Falle 
operiren  soll,  sobald  die  Diagnose  der  einseitigen  Nierentuberkulose  mit 
intakter  zweiter  Niere  feststeht,  ist,  indem  man  das  Schicksal  nicht  operirter 
Kranker  verfolgt,  nach  den  interessanten  Beobachtungen  C.'s  dahin  zu 
beantworten,  dass  man  mit  dem  Operiren  einer  tuberkulösen  Niere  so  lange 
warten  kann,  bis  Fiter  im  Harn  auftritt.  Fin  Stillstand,  ja  sogar  viel- 
leicht ein  Ausheileu  des  Processes  in  der  Niere  kann  Vorkommen,  ist  aber 
— wie  überhaupt  das  Fehlen  der  Pvurie  — äusserst  selten.  Was  aber 
die  Resultate  der  Nephrektomie  bei  Benutzung  der  neuen,  in  erster  Reihe 
durch  den  Verf.  geschaffenen  Untersuchungsmethoden  betrifft,  so  zeigt  die 
zum  Schluss  der  Arbeit  aufgestellte  vergleichende  Statistik  der  mit  und 
ohne  funktionelle  Nierendiagnostik  operirten  Fülle  von  Nierentuberkulose 
den  zweifellosen  Fortschritt:  erstere  hatten  10  pCt.,  letztere  21,7  pCt. 
Mortalität  bei  130  bez.  129  Nephrektomien.  B.  Marcuse. 


Ludwig,  Ueber  primäre  maligne  Degeneration  der  cystischen  embroiden 
Geschwülste  der  Ovarien.  Wiener  klin.  Wmchenscbr.  1905,  No.  27. 

L.  bespricht  auf  Grund  einer  Uebcrsicht  über  die  Litteratur  und  einer 
eigenen  Beobachtung  die  pathologische  Anatomie  und  die  Klinik  der 
maligne  degenerirten  sogenannten  Dermoidcysten  des  Ovariums.  Hervor- 
gehoben  sei  hier  folgendes:  Die  carcinomatüs  degenerirten  cystischen  Ge- 
schwülste haben  — wenigstens  solange  die  maligne  Neubildung  noch  nicht 
allzusehr  fortgeschritten  ist  — ein  charakteristisches  Aussehen:  in  die 
Wandung  eingelagert,  entsprechend  dem  Dermoidzapfen  oder  in  dessen 
Nähe,  findet  sich  ein  harter  Knollen  von  rundlicher  bis  kugelförmiger  Ge- 
stalt, der  auf  dem  Durchschnitt  manchmal  eine  mehr  fibröse  Textur  er- 
kennen lässt,  häufiger  eine  homogene  weisslich-grauc  Masse  darstellt  von 
markiger  Consistenz.  — Ob,  wie  Krukenubrg  augenommen  hat,  wirklich 
die  Trägerinnen  mehrerer  cystischer  embryoider  Tumoren  besonders  zur 
malignen  Degeneration  eines  derselben  disponirt  sind,  bleibt  unentschieden. 
— Bezüglich  des  Alters  der  Patientinnen  ergiebt  sieb,  dass  das  V.  Lebens- 
decennium  am  meisten  heimgesucht  ist.  Solange  der  cystische  degenerirte 
Tumor  allein  besteht,  sind  die  Beschwerden  fast  immer  sehr  gering,  häufig 
fehlen  sie  ganz  und  stellen  sich  erst  beim  weiteren  Fortscbreiten  der 
malignen  Degeneration  ein.  Eine  besondere,  etwa  die  der  Epitheliome 
anderer  Lokalisation  übertreffende  Malignität  dieser  Tumoren  braucht  man 
nicht  anzunehmen.  Wenn  sich  nur  die  Früh  Operationen  mehren,  so  wird 
sicii  die  Prognose  in  Zukunft  günstiger  gestalten,  als  dies  in  den  bis- 
herigen Erfahrungen  der  Fall  war.  Die  besondere  Tücke  dieser  Erkrankung 
liegt  freilich  darin,  dass  die  Geschwulst  sich  der  Trägerin  eben  meist  erst 
bemerkbar  macht,  wenn  sie  schon  Nachbarorgane  ergriffen  hat  und  das 
Gelingen  der  Radikaloperation  fraglich  geworden  ist.  Br.  Wolff. 


Eliiaeudungeu  werden  au  die  Adresse  de*  Herr«  (leb.  Med. -Kat  Prof.  L)r.  M.  Bernhardt  (Berlin  W. 
FrancotUcho  Ntraa-ie  21)  odor  an  dio  Verlagahandlung  (Berlin  NW.,  Unter  den  Linden  68)  erbeten 


Vor  lau  von  Auguat  Hiriehwald  in  Berlin.  — Druck  ron  L.  Hr  h u m a«  li  e r in  Berlin  N.  94. 


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fVjbA«atf!cli  ernrhelnen 
P Bogen ; atn  Schluss« 

t Jahrgang»  Titel,  Na- 
i*  and  Sach-begi«ter. 


Centralblatt 


Prall  da«  Jahrgang*] 
38  Mark ; au  b*aiehen 
durch  alle  Buchhand- 
lungen u.  Postanstaltan. 


für  die 


Unter 


Wissenschaften. 

Mitwirkung  von  /CT  — 


Prof.  Dr.  H.  Senator  und  Prof.  Dr.  E.  Salpi&rskJ, 


redigirt  von 

Prof.  Dr.  M.  Bernhardt 

in  Berlin. 


1905 


1905. 


«3.  September. 


No.  38. 


I.ilinlts  du  Bois-Reymond,  Ueber  das  sog.  Lackfarbenwerden  des 
Blutes.  — Kiesel,  Speciricität  der  Verdauungsfermente.  — Sasaki,  Einfluss  von 
Bouillon  auf  die  Magensaftsekretion.  — Marx  und  Soröe,  Einfluss  der  Sublimat- 
Vergiftung  auf  die  Placenta.  — B ahdkniieueb  und  Limmartz,  Extensions- 
bebandiung  des  Genu  valgum.  — Kbooius,  Hinterstoissrr,  Chirurgische 
Behandlung  des  Magengeschwürs.  — Blasciiek,  Paradoxe  Mitbewegungen  zwischen 
Lid  und  Auge.  — Thbfrop,  Lombard  und  Cahoche,  Zur  Behandlung  von 
labyrintbaffektiooen  und  Otitis  media.  — Hknrioi,  Die  Tuberkulose  des  Warzen- 
fortsatzes im  Kindesalter.  — IIenle.  Zur  Behandlung  des  Schnupfens.  — Gerber, 
lieber  Kieferhühlenbehnndlung.  — Grünbkbo  und  Rolly,  Selter.  Flatau 
und  Wilkk.  Eiculer,  Skutezkv.  lieber  Agglutination  von  Typhusbacillen. — 
Moshy,  Die  Hospitalbchandlung  Tuberkulöser.  — Bertram,  Zur  Therapie  des 
Bronchialasthmas.  — Bayer,  Blinddarmblähung  bei  Dickdarmverschluss.  — 
Hirscbpeld,  Miliares  Aneurysma  einer  Magenartcrie.  — Babinsky,  Heber 
akuten  Gelenkrheumatismus  bei  Kindern.  — Thieiipeld,  Bemerkenswerter  Fall 
von  Enteritis  membranacea. — dr  Rothschild  und  Brunirr,  Marmorck-Serum 
bei  Tuberkulose.  — Cadwaladeb,  Das  Blut  bei  Bleivergiftung.  — Westphal, 
Zur  Kenntnis  der  Korsakow’schen  Psychose.  — K nöpp k i.m acii er,  Alimentäre 
Glykosurie  und  Myxödem.  — Raymond,  Hirntumor  mit  Aufhebung  der  Schnen- 
reflexe.  — Larbieh  und  Maillard,  Heber  die  Bonnier’sehe  Krankheit. — Neu- 
rath. Beteiligung  des  Nervensystems  bei  Keuchhustens.  — Jolly,  Querschnitts- 
erkrankuugen  des  Rückenmarks.  — Hirschfeld,  Begleiterscheinung  der  Parese 
des  N.  peroneus.  — Boicx,  Ueber  das  Sarkoid.  — L esser,  Zur  Lupusbehand- 
lung. — Baum,  Die  Silberbebandlung  der  Gonorrhoe.  — Hahl,  Der  Stoffwechsel 
bei  Schwangerschaft. 

R.  du  ItoiN-Reyniond,  Zur  Demonstration  der  Aufhellung  des  Blutes. 

Centralbl.  f.  Physiol.  Bd.  XIX,  No.  3,  S.  65. 

V'erf.  polemisirt  gegen  den  Ausdruck  „lackfarbenes  Blut.“  Lack  sei 
in  keinem  Falle  eine  durchsichtige,  gefärbte  Flüssigkeit.  Solche  durch- 
sichtige Farbfiüssigkciten  hiessen  Lasur-  oder  Saftfarben.  Auch  der  zweite 
hierfür  gebrauchte  Ausdruck,  die  „Aufhellung“  des  Blutes  sei  falsch.  Denn 
wenn  man  die  aufgelösten  Erythrocyten  durch  eine  Emulsion  von  Xylol 
oder  besser  Paraffinöl  ersetzte  (natürlich  muss  man  dein  unveränderten  Blute 
eine  entsprechende  Menge  von  NaCI-Lösung  hinzusetzen),  so  erscheinen 
beide  Blutproben  sowohl  im  durchfallenden,  wie  im  auffallenden  Lichte 
durchaus  gleichgefärbt.  Als  einwandsfrei  wird  der  Ausdruck  „das  Blut 
durchsichtig  machen“  vorgeschlagen.  G.  F.  Nicolai. 

XLIII.  Jahrgang.  40 


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Kikhki..  — Sasaki.  — Marx  und  Sohok. 


No.  38. 


ti‘2(i 


K.  Kiesel,  Uober  weitgehende  Specificität  einiger  Veidanungsfermente. 

Pflüger’s  Arch.  f.  d.  ges.  Physiol.  Bd.  108,  S.  343. 

K.  wollte  feststellen,  ob  die  proteolytischen  und  milchcoagulirenden 
Fermente  von  Hund  und  Rind  specifisch  auf  das  Casein  des  das  Fermem 
liefernden  Tieres  wirken.  Kr  Hess  durch  Magenschleimhautextrakte  Casein 
verdauen  bezw.  Milch  coaguliren  und  fand,  dass  Schleimhaut  des  Hunde- 
magens energischer  Hundecasein  verdaute  und  Hondemilch  zur  Gerinnung 
brachte,  als  Kuhcasein  bezw.  Kuhmilch  und  umgekehrt.  Pankreaslab 
und  Trypsin  wirkten  nicht  in  dieser  Weise  specifisch.  Verf.  schliesst 
daraus  auf  eine  Differenz  der  Magenfermente  von  Hund  und  Rind.  — K. 
fand  ' ferner,  dass  Kuhcasein  durch  Erhitzen  über  90°  zum  Teil  alkali- 
unlöslich  wird,  HundecaseTn  nicht.  Jedoch  vermag  letzteres  danach  mehr 
Alkali  zu  binden  als  nicht  erhitztes,  ist  also  sauer  geworden. 

A.  Loewy. 


K.  Sasaki,  Experimentelle  Untersuchungen  über  die  Bedeutung  der  Ex- 
traktivstoffe des  Fleisches  für  die  Magenverdauung.  Deutsche  med. 
Wochenschr.  1905,  No.  19. 

An  einem  nach  PAWLOW  operirten  Hunde  wollte  S.  feststellen,  ob  der 
Genuss  von  Bouillon  die  Magensaftsekretion  bei  einer  nach  der  Bouillon 
verabreichten  Nahrung  beeinflusst.  Es  wurden  abwechselnd  100  ccm 
destillirten  Wassers  und  danach  100  ccm  Milch  oder  100  ccm  Bouillon 
und  100  ccm  Milch  dem  Tiere  beigebracht  und  die  Menge,  Acidität  und 
verdauende  Kraft  des  aus  dem  Nebenmagen  sich  entleerenden  Sekretes 
bestimmt.  — S.  fand,  dass  nach  der  Bouillon  viel  grössere  Mengen  eines 
stärker  sauren  aber  nicht  stärker  verdauenden  Saftes  entleert  wurden.  - 
Die  Darreichung  von  Bouillon  bei  darniederliegender  Magensaftsekretion 
erscheint  danach  gerechtfertigt.  A.  Loewy. 

Marx  und  Sorge,  Ueber  die  histologischen  Veränderungen  der  Placenta 
bei  der  Sublimatvergiftung.  Vierteljahrsschr.  f,  gerichtl.  Med.  Bd.  29. 
H.  1,  S.  85. 

Durch  Strassmann  war  festgestellt,  dass  bei  Vergiftung  mit  kleinen 
Sublimatdosen  das  Gift  nicht  von  der  Mutter  auf  den  Fötus  übergeht,  wohl 
aber  bei  grossen  Giftdosen.  Verff.  bringen  die  Erklärung  dafür  durch 
Untersuchung  der  Placenteu.  Als  Versuchstiere  dienten  Mäuse.  Bei  Ver- 
giftung mit  grossen  Dosen  traten  beim  Muttertiere  nicht  nur  die  bekannten 
schweren  Nierenveränderungen  auf,  sondern  es  fanden  sich  auch  tiefgreifende 
Nekrosen  des  Endothels  der  lacunären  Bluträume  in  der  Placenta  Hier 
konnte  also  das  Gift  in  die  fötale  Cirkulation  gelangen.  Beim  Vorhanden- 
sein der  Placentarveränderungen  fanden  sich  stets  auch  Degenerationen  in 
den  fötalen  Nieren,  und  zwar  auf  die  gewundenen  Kanälchen  beschränkt. 
Dosen  von  2 mg  reichten  nicht  mehr  aus,  die  Placenta  merklich  zu 
schädigen,  töteten  aber  noch  das  Muttertier.  — Sublimat  ist  öfter  als 
Abortivmittel  genommen  worden.  Aus  den  Untersuchungsergebnissen  der 
Verff.  erhellt,  dass  ein  Abort  infolge  von  Sublimatvergiftung  sehr  wohl 
denkbar  ist.  Doch  müsseu  solche  Dosen,  welche  Abort  herbeiführen,  stets 
auch  den  Tod  der  Mutter  bewirken.  Beitzke. 


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No.  38.  BAROKhUÜUKR  U.  LlHKAHTK.  — KrOOIOS.  HlKl  KRSTOISBKH.  827 

Barden heuer  und  Linnnrtz,  Die  Extensionsbehandlung  bei  Genu  valgum 
nach  Osteoklase.  Festschr.  z.  Eröffnung  d.  Akademie  f.  prakt.  Med.  in 
Cölu.  Cöln  1904.  S.  259. 

B.  und  L.  empfehlen  auf  Grund  ihrer  Erfahrungen  beim  Genu  valgum 
nach  der  Osteoklase,  die  im  wesentlichen  bis  zur  Altersgrenze  von  6 bis 
7 Jahren  geübt  wird,  die  Anwendung  der  Extensionsbehandlung.  Nach 
erfolgter  Osteoklase  wird  ein  Heftpflasterstreifen  von  entsprechender  Breite 
über  die  zu  corrigirende  Extremität  gelegt,  beginnend  in  der  Leistenbeuge 
und  endigend  in  der  Trochauterengegend.  Verwendet  wird  das  Ziuksegel- 
tuebheftpflaster,  das  mittelst  cirkulärer  Touren,  die  sich  eng  berühren,  auf 
das  Glied  befestigt  wird.  Etliche  Mullbindentouren  vervollständigen  den 
Strenkverband.  Zweckmässig  ist  es,  über  das  Ganze  einen  Trikotstrumpf 
zu  ziehen,  weil  sonst  die  Rindentouren  von  den  kleinen  Patienten  gern 
heruntergezupft  werden..  Der  Querzug,  der  immer  der  Verstellung  ent- 
gegenzuwirken hat,  soll  jedesmal  in  ca.  6 cm  Breite  über  der  Frakturstelle 
gelegt  werden.  Besonders  wichtig  sind  die  Gegenzüge,  die  in  geeigneter 
Eutfernung  von  der  Bruchstelle  oben  und  unten  angebracht  werden  und 
gleichsam  die  Drehpunkte  darstellen,  um  welche  die  Fragmente  in  der 
gewünschten  Stellung  hinübergezogen  werden.  Der  Neigung  der  Extremität 
nach  auswärts  zu  rollen,  begegnet  man  am  besten  dadurch,  dass  man  die 
Gegenzüge  gleichzeitig  zu  Kollzügen  umwandelt.  Anstatt  die  Züge  in 
Schleifenform  über  das  Glied  zu  legen,  wickelt  man  das  eine  Ende  cirkulär 
um  das  Bein.  Bei  Belastung  wirkt  nun  die  Contraextension  gleichzeitig 
tangential  an  der  Extremität  und  führt  die  gewünschte  Rollwirkung  herbei. 

Nach  der  Osteoklase  beider  Oberschenkel  im  unteren  Drittel  resp. 
beider  Unterschenkel  im  oberen  Drittel  wird  in  der  gewöhnlichen  Weise 
die  Längsstrecke  angelegt  und  die  Bruchstelle  mit  dem  Querzuge  versehen. 
Auf  dem  Lager  ruhend  werden  beide  Beine  vertikal  mittels  eines  Rahmens 
oder  zweier  Extensionsgalgen  nach  oben  extendirt.  Dann  wurden  beide 
Füsse  zusammeugebundeu,  so  zwar,  dass  beide  inneren  Fussränder  hart  an 
einander  zu  liegen  kommen.  Auf  diese  Weise  spart  man  sämmtliche 
Gegenzüge  unter  Vermeidung  der  Auswärtsdrehung.  Dieses  Verfahren  ist 
das  einfachste  und  hat  ausnahmslos  die  schönsten  Resultate  geliefert. 

Joachimsthal. 

1)  Krogius,  Ein  Wort  für  die  radikale  operative  Behandlung  des  chroni- 
schen Magengeschwürs.  Arch.  f.  klin.  Chir.  75.  Bd.,  4.  H.,  S.  817. 

2)  liinterstoisser,  Zur  chirurgischen  Behandlung  des  callösen,  penetriren- 
den  Magengeschwürs.  Wiener  klin.  Wochenschr.  1905,  No.  3. 

1)  Bisher  hat  man  in  der  Regel  nur  die  Folgeerkrankungen  und 
Gomplikationen  des  chronischen  Magengeschwürs,  wie  Pylorusstenose,  Per- 
forationsperitonitis etc.,  operativ  durch  palliative  Methoden  (Gastroentero- 
stomie oder  Pyloroplastik)  zu  beeinflussen  gesucht.  Die  allgemein  ver- 
breitete Auffassung,  dass  diese  Operationen  durch  Schaffung  einer  guten 
Passage  zwischen  Magen  und  Darm  das  Magengeschwür  selbst  unschädlich 
machen  resp.  zur  Heilung  bringen,  bekämpft  K.  in  der  vorliegenden  Arbeit. 
So  starben  in  kurzer  Zeit  in  K.’s  Klinik  ö Patienten  mit  Magengeschwür 
bald  nach  den  obengenannten  Operationen  an  Blutungen  resp.  Perforations- 

40  • 


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RlASCHKK.  ThKKBOI*.  LuMBAUD  Ulld  CABOfTUB. 


No.  38. 


R28 


peritonitis.  Daraus  ergiebt  sich,  dass  das  latente  oder  scheinbar  geheilte 
palliativ-operirte  Magengeschwür  stets  eine  grosse  Gefahr  für  das  Leben 
des  Patienten  ist.  Ferner  bestehen  die  Ulcusbeschwerden  trotz  dieser 
Operationen  in  zahlreichen  Fällen  weiter  und  es  kommt  häufig  zur  Bildung 
eines  Ulcus  jejuni  pepticum  nach  Gastroenterostomie  oder  zur  Entwickelung 
eines  Carcinoms  auf  ülcusbasis.  — K.  gelangt  daher  auf  Grund  von  13 
operirten  Fällen  (3  Todesfälle)  zu  folgenden  Schlüssen:  Sowohl  bei  steno- 
sirenden,  wie  bei  nicht  stenosirenden  offenen  Magengeschwüren  bat  die 
radikale  Excision  des  Geschwürs  als  die  ideale  Operation,  die  palliative 
Gastroenterostomie  oder  Pyloroplastik  als  „Verlegenheitsoperation“  zu 
gelten.  — Auch  empfiehlt  es  sich,  bei  profusen  Ulcusblutungen,  die  das 
Leben  des  Patienten  direkt  bedrohen,  operativ  einzuschreiten;  feiner  giebt 
eine  glücklich  überstandene  Ulcusblutung  die  Indikation  zur  radikalen 
Operation  im  freien  Intervall  ab. 

2)  H.  giebt  die  ausführlichen  Krankheitsgeschichten  von  3 Patienten 
mit  penetrirenden,  mächtige  narbige  Veränderungen  der  Ränder  und  aus- 
gedehnte Verwachsungen  zeigenden  Magenulcera,  io  welchen  durch  cirku- 
läre  Magenresektion  das  geschwulstartige  Magengeschwür  entfernt  und  so 
die  Patienten  von  langjähriger  Krankheit  geheilt  wurden.  — In  derartigen 
Fällen  genügt  nach  H.  die  Gastroenterostomie  allein  nicht;  radikale  Heilung 
bringt  nur  die  völlige  Entfernung  des  Ulcustumors.  Peltesohn. 


A.  Blaschck,  Ein  Erklärungsversuch  der  paradoxen  MitbewegungfD 
zwischen  Lid  und  Auge.  Zeitschr.  f.  Augenheilk.  Bd.  XIII,  S.  760. 

B.  beobachtete  bei  zwei  Patienten  mit  Ptosis  auf  Grund  syphilitischer 
Oculomotoriuslähmung  bei  Adduktion  des  gelähmten'  Auges  Erweiterung, 
bei  Abduktion  Verengung  der  Lidspalte,  ferner  bei  Hebung  der  Blickebene 
geringe,  bei  Senkung  erhebliche  Erweiterung  der  Lidspalte.  Da  B.  fand, 
dass  normale  Menschen  bei  Adduktion  meist  eine  Hebung  und  bei  Ab- 
duktion eine  Senkung  des  Lides  zeigen  (oft  auch  umgekehrt),  so  ist  das 
beschriebene  Phänomen  nur  eine  Steigerung  des  physiologischen  Vorganges. 
Die  Erscheinung  des  Klappens  der  Lidspalte  beim  Abwärtsblicken  des 
ptotischen  Auges  erklärt  sich  aus  dem  Spasmus  des  Levator  und  zum  ge- 
ringen Teil  aus  der  Senkung  des  Unterlides.  G.  Abelsdorff. 


1)  Trefrop,  Resultats  personnels  du  traitement  des  vertiges,  des  bour- 
donnements,  de  la  surdite  par  la  raethode  de  Babinski.  Annales  des 
mal.  de  l’or.  etc.  1904,  No.  12,  p.  550. 

2)  Lombard  et  Caboche,  Ponction  lombaire  et  affections  de  Poreille. 
Ibid.  p.  661. 

1)  T.  empfiehlt  die  Lumbalpunktion,  nach  dem  Vorgänge  von  Babinski. 
bei  Fällen  von  reiner  Labyrinthaffektion.  Er  sah  erhebliche  Besserung 
resp.  vollständige  Beseitigung  der  Schwindelerscheinungen  und  der  sub- 
jektiven Geräusche  fast  regelmässig  eintreten.  Das  Hörvermögen  wurde 
in  drei  Fällen  gebessert. 


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No.  38. 


Hbnhici.  — Hkni.k  (tKRRKK. 


629 


2)  L.  und  C.  haben  die  Lumbalpunktion  bei  chronischem  Mittelohr- 
katarrh angewandt,  ohne  jedoch  irgend  einen  erheblichen  Erfolg,  weder 
bezüglich  der  subjektiven  Geräusche,  noch  der  Hörfähigkeit  zu  erzielen. 
Die  Schwindelerscheinungen  schienen  in  einigen  Fällen  etwas  gebessert. 

Sch  wabacb. 


Henrici,  Die  Tuberkulose  des  Warzen fortsatzes  ira  Kindesalter.  Habili- 
tationsschrift. Wiesbaden  1904. 

Gestützt  auf  eine  Anzahl  eigener  und  unter  Berücksichtigung  der  in 
der  Litteratur  vorliegenden  Beobachtungen  glaubt  Verf.  die  Warzcnfortsatz- 
tuberkulose  im  Kindesalter  als  eine  relativ  häufige  Erkrankung  bezeichnen 
zu  sollen;  sie  sei  in  den  meisten  Fällen  eine  primär-ossalo,  d.  h.  auf  dem 
Wege  der  Blutbahn  inducirte  Erkrankung,  selten  sei  sie  sekundär  im  An- 
schluss an  eine  Paukenhöhlentuberkulose  entstanden;  sie  sei  meist  ein  rein 
lokales  und  relativ  gutartiges  Leiden,  der  Therapie  wohl  zugänglich  und 
gebe,  falls  sie  rechtzeitig  zur  Operation  komme,  gute  Aussicht  auf  Heilung. 
Bei  der  Operation  gelinge  die  Entfernung  alles  Krankhaften  meist  dyrch 
die  einfache  Warzenfortsatzaufmeisselung,  nur  in  wenigen  Fällen  sei  man 
gezwungen,  die  Paukenhöhle,  wie  bei  der  Radikaloperation,  mit  aufzudecken 
und  auszuräumen.  Die  sichere  Diagnose  auf  das  Vorhandensein  einer  tuber- 
kulösen Erkrankung  könne  man  nur  selten  aus  dem  makroskopischen  Bilde 
bei  der  Operation  stellen,  sie  werde  meist  erst  durch  die  mikroskopische 
Untersuchung  möglich.  Facialislähmung  sei  verhältnismässig  selten  bei 
der  tuberkulösen  Mastoiditis  der  Kinder,  spreche,  wo  sie  vorhanden,  für 
einen  vorgeschrittenen  Process  im  Warzenfortsatz.  Eine  Tuberkulose  der 
Rachenmandel  habe  keine  wesentliche  Bedeutung  für  das  Entstehen  einer 
Warzenfortsatztuberkulose  bei  Kindern.  Schwabach. 


Henle,  Zur  Behandlung  des  akuten  Schnupfens.  Deutsche  med.  Wochen- 
schrift 1905,  No.  ö. 

Verf.  versuchte  bei  einem  heftigen  Schnupfeu  die  Bier’sche  Stauung 
an  sich  selbst  indem  er  einen  Hohlschlauch  mit  einem  Druck  von  25  mm 
Quecksilber  sich  um  den  Hals  legte.  Die  Wirkung  war  auffallend;  die 
lästigen  Beschwerden  nahmen  ab,  der  Kitzel  in  der  Nase,  das  Thränen  der 
Augen  verschwand,  die  Sekretion  liess  nach.  Zunächst  liess  Verf.  die 
Binde  eine  Stunde  liegen;  als  nach  zweistündiger  Pause  sich  wieder  Kitzel- 
gefühl einstellte,  staute  er  von  neuem  3 Stunden.  Der  Kitzel  verschwand; 
am  nächsten  Tage  war  das  gewöhnliche  Gefühl  eines  überstandenen 
Schnupfens  vorhanden.  Die  Stauung  hatte  abgesehen  von  der  durch  die 
Binde  und  hauptsächlich  durch  die  schliessende  Klammer  bedingte  Unbe- 
weglichkeit des  Halses  keinerlei  Beschwerden  gemacht,  ln  6 andereu 
Fällen  trat  gleichfalls  in  5 der  Erfolg  ein;  nur  in  einem,  mehr  chronischen 
Process  fehlte  jeder  Erfolg.  W.  Lublinski. 

Gerber,  Principien  der  Kieferhöhlenbehandlung.  Arch.  f.  Laryngol.  u. 
Rhinol.  Bd.  17,  H.  1. 

Das  erste  Princip  ist,  die  erkrankte  Kieferhöhle  möglichst  von  dort 


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630  GhÜmibrou.Rolly.  Sbi.tkr.  Fi.atau  u.VYilkk.  Eichlkr.  Skutkzky.  No.  38. 

aus  zu  behandeln,  wo  ihre  natürliche  Verbindung  mit  der  Nasenhöhle  ist 
und  die  Anlegung  neuer  dauernder  Verbindung  mit  der  Mundrachenhöhle 
zu  vermeiden.  Frische  und  leichte  Fülle  sind  Aufangs  vom  mittleren 
Nasengang  mit  spitzer  Kanüle  zu  spülen;  bei  länger  dauernder  Eiterung, 
zu  dicker  Absonderung,  starkem  Geruch,  ist  die  Oeffuung  im  mittleren 
Nasengang  zu  erweitern,  eveut.  selbst  nach  dem  unteren  Nasengang  zu. 
Chronische  und  schwere  Fälle  müssen  von  der  Fossa  canina  eröffnet  werden. 
Die  Oeffnung  wird  aber  nach  Inspektion  und  Ausräumung  der  Höhle  und 
Anlegung  einer  breiten  Gegenöffnung  im  mittleren  Nasengang  sorgfältig 
geschlossen  und  die  Nachbehandlung  vom  mittleren  Nasengang  geleitet. 

Nur  die.  Fälle,  bei  denen  eine  hochgradige  Nasenverengerung  die 
nasale  Behandlung  nicht  gestattet  und  diejenigen  Kranken,  die  weder  in 
ärztlicher  Behandlung  bleiben,  noch  die  Selbstbehandlung  vom  mittleren 
Nasengang  aus  erlernen  können,  sind  einer  oralen  Behandlung  (Cowper 
oder  Desadlt-KOster  mit  Lappenbildung  nach  Partsch  oder  Gerber,  zu 
unterziehen.  \V.  Lublinski. 


1)  Grimberg  und  Itolly,  Beitrag  zur  Frage  der  agglutinirenden  Eigen- 
schaften des  Serums  Typhuskranker  auf  Paratypbus-  und  verwandte 
Bakterien.  Münch,  med.  Wochcnschr.  1905,  S.  105. 

2)  H.  Selter,  Zur  Typhusdiagnose  mittelst  des  Typhusdiagnostikums  von 
Ficker  Ebenda  S.  108. 

3)  (i.  Flntau  und  A.  Wilke,  Ueber  FlCKER’s  Typhusdiagnostikum.  Ebenda 
S.  1 10. 

4)  F.  Eieliler,  Ueber  die  Verwertbarkeit  des  Ficker’schen  Typhusdiagnosti- 
kums in  tropischen  Gegenden.  Ebenda.  S.  112. 

5)  A.  Skiite/.ky,  Ueber  den  Wert  des  Ficker’schen  Typhusdiagnostikums 
im  Vergleich  zur  ursprünglichen  Gruber-Widal’scheu  Reaktion.  Zeitschr. 
f.  Heilk.  1904,  Bd.  25.  Abt.  f.  interne  Med.  S.  253. 

1)  Verff.  haben  das  Blutserum  von  40  klinisch  sicheren  Typhuskranken 
— bei  32  war  ausserdem  die  Diagnose  durch  den  Nachweis  von  Typhus- 
bacillen  im  Blute  gesichert  — hinsichtlich  seiner  Agglutinationskraft  gegeo- 
über  Typhusbacillen,  Colibakterien,  Paratyphusbacillen  A.  und  B.,  Bac 
enteritidis  Gärtner  und  Bac.  botulinus  geprüft.  Die  Untersuchung  erfolgte 
teils  einmal,  teils  unmittelbar  nach  der  Aufnahme  auf  die  Klinik  und  in 
der  Reconvalescenz.  Die  Beobachtung  erfolgte  mikroskopisch.  Es  zeigte 
sich,  dass  auf  die  Schwere  des  Krankheitsfalles  weder  aus  der  Zahl  der 
Typhusbacillen  im  Blute  noch  aus  der  Höhe  der  Agglutinationskraft  ge- 
schlossen werden  konnte.  Ferner  machten  Verff.  die  auffällige  Beob- 
achtung, dass  in  70  pCt.  aller  Fälle  Mitagglutination  mit  den  Paratyphus- 
bacillen nachweisbar  war,  in  85  pCt.  wurden  diese  Bacillen  sogar  höher 
agglutiuirt  als  Typhnsbacillen.  Auch  Bac.  enteritidis  Gärtner  und  Ooli- 
bacillen  wurden  verhältimmässig  häutig  agglutinirt,  währeud  der  Bac 
botulinus  Ermengem  nicht  beeinflusst  wurde.  Diese  Befunde  weichen  von 
den  Beobachtungen  anderer  Autoren  so  wesentlich  ab,  dass  mau  ihre  Be- 
stätigung wird  abwarten  müssen,  bevor  man  auf  Grund  derselben  der 
WidaPschen  Reaktion  jeden  diagnostischen  Wert  abspricht,  wie  die«  ge- 
schehen müsste,  wenn  die  Befunde  allgemein  zutreffend  sein  sollten. 


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No.  38. 


Mobny. 


631 


2)  S.  giebt  zu,  das»  das  Ficker’sche  Typhusdiagnostikuni  eine  gewisse 
Vereinfachung  in  der  Anstellung  der  Widal’schen  Reaktion  bedeutet  und 
deshalb  als  ein  Fortschritt  in  der  Typbusdiagnose  zu  bezeichnen  ist;  allein 
nach  ihm  vermag  es  die  Anstellung  der  Widal’scheu  Reaktion  mit  leben- 
den Typhusbacillen  bei  mikroskopischer  Beobachtung  nicht  zu  ersetzen. 
Bei  letzterer  Ausführung  soll,  wie  er  durch  vergleichende  Prüfung  von 
Seris  gegenüber  Typhusculturen  und  Typhusdiagnostikum  feststellte,  die 
Reaktion  in  früherem  Krankheitsstadium  auftreten  und  auch  in  der  Re- 
convalescenz  länger  erhalten  bleiben.  Das  Typhusdiagnostikum  könne 
somit  die  Widal’sche  Reaktion  mit  lebenden  Culturen  nicht  ersetzen.  Dies 
um  so  weniger,  als  gelegentlich  neben  der  Agglutination  von  Typhus- 
bacillen die  von  Paratyphusbacillen  in  Frage  kommen,  worüber  in  Labo- 
ratorien leicht  Aufschluss  zu  erhalten  sei,  während  dann  das  Diagnostikum 
versagt  Man  solle  vielmehr  dahin  wirken,  dass  centralisirte  Untersuchungs- 
Stellen  geschaffen  werden,  dann  würden  die  Aerzte  ebenso  schnell  das 
Resultat  erfahren,  wie  wenn  sie  selbst  die  Reaktion  mittels  des  Diagnosti- 
kums  austeilten. 

3)  F.  und  W.  kommen  dagegen  auf  Grund  ihrer  Untersuchungen  mit 
Serum  von  Typhuskranken,  Reconvalescenten  und  anderen  Kranken  zu  dem 
Resultat,  dass  das  Typhusdiagnostikum  die  lebende  Typhuscultur  zu  er- 
setzen vermöge. 

4)  E.  hat  das  Typhusdiagnostikum  während  einer  Reise  durch  die 
Tropen,  wobei  es  mehrere  Monate  lang  einer  Temperatur  von  30—34°  C. 
ausgesetzt  war,  mehrfach  mit  gutem  Erfolge  verwandt.  Auch  nach  seiner 
Rückkehr  war  das  Diagnostikum  noch  völlig  brauchbar.  Er  wünscht,  dass 
das  Diagnostikum  auch  in  kleineren  Dosen  abgefüllt  werde,  da  ein  wieder- 
holtes Oeffnen  der  Flasche  und  Entnehmen  von  Proben  vielleicht  die  Güte 
des  Präparates  beinträchtigen  könnte. 

5)  Sk.  hat  das  Ficker’sche  Typhusdiagnostikum  bei  Typhuskranken, 
Gesunden  und  anderweitig  Kranken  geprüft  und  mit  der  ursprünglichen 
Methode  der  Gruber-Widal’schen  Reaktion  verglichen.  Er  bekam  mindestens 
ebenso  gute  Resultate  mit  dem  Typhusdiagnostikum  wie  bei  Verwendung 
von  Typhuscultur.  Da  die  Ficker’sche  Methode  ein  sehr  gleicbmässiges 
Arbeiten  gestattet,  vom  Laboratorium  unabhängig  macht,  so  ist  sie  der 
ursprünglichen  Form  der  Gruber-Widal’schen  Reaktion  vorzuziehen. 

H.  Bischoff. 

K.  Mosny,  Hospitalisation  des  tuberculeux.  Ann.  d’hyg.  publ.  Juillet  1904, 
p.  15. 

Nach  der  Ansicht  von  M.  sind  die  Tuberkulösen  eine  grosse  Gefahr 
für  ihre  Umgebung,  wenn  sie  in  die  allgemeinen  Krankenhäuser  aufge- 
nommen werden.  Dafür  spricht,  dass  Leute,  die  wiederholt  längere  Zeit 
in  Krankenhäusern  gewesen  sind,  vielfach  tuberkulös  werden,  und  dass 
von  den  Krankenpflegern,  besonders  von  den  Ordensschwestern,  die  Mehr- 
zahl an  Tuberkulose  stirbt.  Wenn  nun  auch  durch  peinliche  Achtsamkeit 
und  Fürsorge,  dass  die  Infektionserreger  nicht  verschleppt  werden,  viel 
geleistet  werden  kann,  so  ist  dies  doch  ein  unvollkommener  Kampf,  er 
muss  durch  Isoliruug  der  Kranken  vervollkommnet  werden.  Solange  in 


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632  Bertram.  — Bayer.  No.  38. 

allgemeinen  Krankenhäusern  lediglich  bestimmte  Säle  für  Tuberkulöse 
reservirt  werden,  ist  die  wichtigste  Förderung,  Schutz  der  anderen  Patienten 
gegenüber  den  Tuberkulösen.  Ganz  anders  liegen  die  Verhältnisse,  sobald 
gesonderte  Krankenhäuser  für  Tuberkulöse  errichtet  werden,  diese  sind 
dann  als  ein  wichtiger  Faktor  im  socialen  Kampfe  gegen  die  Tuberkulose 
aufzufassen  und  sind  dementsprechend  auszugestalten.  H.  Bischoff. 


H.  Bertram,  Zur  Therapie  des  Bronchialasthmas.  Centralbl.  f.  inn.  Med. 

1905,  No.  5. 

Die  zweifellos  günstige  Wirkung  eines  vielbenutzten  Gebeimmittels, 
des  Tucker’schen  Asthmamittels,  gab  B.  Veranlassung,  die  Zerstäubungs- 
flüssigkeit  einer  genauen  Untersuchung  zu  unterziehen.  Es  ist  ist  dies  eine 
braunrote,  klare  Flüssigkeit  von  angenehmem  Geruch.  Sie  enthält  Natrium- 
nitrit,  ca.  4,0  pCt.,  Glycerin  und  beinahe  1 pCt.  Atropinsulfat;  ausserdem 
etwa  V*  pCt.  eines  näher  nicht  zu  bestimmenden  Pflanzenextrakts.  Diese 
Flüssigkeit  wird  nun  durch  einen  sinnreich  construirten  Zerstäubungsapparat 
in  Form  eines  sehr  feinen  Nebels  in  die  Nase  gestäubt,  um  von  da  durch 
tiefes  Einatmen  in  die  Trachea  gebracht  zu  werden.  Lässt  man  den  Apparat 
etwa  3 Minuten  gehen,  eine  Zeit,  die  meistens  zur  Coupirung  des  Anfalls 
genügt,  so  werden  etwa  0,012  g Flüssigkeit  zerstäubt  und  etwas  mehr  als 
!/l0  mg  Atropin  verwendet.  Nach  der  gedruckten  Anweisung  darf  der 
Apparat  aber  auch  längere  Zeit  und  mehrmals  am  Tage  benutzt  werden, 
sodass  man  schliesslich  zu  nicht  unbedenklichen  Mengen  Atropin  gelangen 
kann.  — Die  Anwendung  von  Atropin  bei  bronchialem  Asthma  ist  übrigens 
schon  lange  bekannt  und  wissenschaftlich  begründet,  u.  A.  von  Trousseac; 
auch  Natriumnitrit  wird,  besonders  bei  Angina  pectoris  vielfach  gegeben. 
Der  Apparat  und  die  Flüssigkeit  Hessen  sich  wohl  beträchtlich  billiger 
herstellen.  Bemerkt  sei  endlich,  dass  eine  von  Schilling  herrührende 
Analyse  der  Zerstäubungsflüssigkeit  ganz  abweichende  Resultate  ergiebt, 
nämlich  1 pCt  salzsaures  Cocain,  5 pCt.  Kalium  nitricum,  35  pCt.  Glycerin, 
35  pCt.  Bittermandelwasser,  4 pCt.  Pflanzenextraktivstoffe  (vermutlich  aus 
Stramoniumkraut).  K.  Kronthal. 

K.  Bayer,  Lokale  Blinddarmblähung  bei  Dickdarmverscbluss.  Zeitscbr.  f. 

Heilk.  XXV.  Bd.,  H.  III,  S.  88. 

Neben  5 in  der  Litteratur  bekannten  Fällen  von  lokaler  Coecalauf- 
bläbung  bei  Dickdarmverschluss,  deren  Erklärung  bislang  noch  keine  aus- 
reichende und  übereinstimmende  ist,  führt  B.  noch  weitere  5 Fälle  an. 
Der  erste  Fall  betrifft  eine  29  Jahre  alten  Patienten  mit  einem  cirkulär 
stenosirenden  Carcinom  im  S.  romanum.  Der  zweite  einen  48  Jahre  alten 
Mann  mit  einem  impermeablen  Carcinom  an  derselben  Stelle.  Aehnlicb 
verhält  sich  der  dritte  Fall  eines  66  Jahre  alten  Schneiders  mit  einem 
cirkulären  Carcinom  im  S.  romanum.  Auch  der  vierte,  eine  57  Jahre  alte 
Frau  betreffende  Fall  zeigt  ein  Carcinom  desselben  Darmabschnittes.  Im 
letzten  Falle  endlich  konnte  die  Ursache  des  Dickdarmverschlusses  nicht 
einwandsfrei  festgestellt  werden.  Bei  allen  genannten  Patienten  zeigte  sich 
ohne  jede  Ausnahme  als  Begleiterscheinung  des  Dickdarmverscblusses  eine 


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No.  38. 


HlKSCHKRI.n.  — Baoinsky. 


633 


mehr  oder  weniger  starke  Aufblähung  des  Bliuddarmes.  Die  Ursache  für 
diese  Erscheinung  glaubt  B,  durch  die  folgenden  Sätze  einwandsfrei  er- 
klären zu  können: 

1.  Es  giebt  einen  lokalen  Meteorismus  des  Coecums. 

2.  Er  wird  verursacht  durch  übermässige  Anstauung  des  Inhaltes  bei 
Dickdarm  Verschluss. 

3.  Der  anatomische  Grund  für  seine  Entstehung  ist  in  der  Dünn- 
nandigkeit  des  Coecums  zu  suchen. 

4.  Durch  die  Arbeit  des  Darmes,  Antiperistaltik,  erhöhte  Peristaltik, 

welche  das  Hindernis  zu  überwinden  sucht  wird  die  Anstauung  schubweise 
and  gewaltsam  gesteigert;  und  durch  den  Druck  der  freien  Gasansammlung 
wird  das  Coecum  leicht  überdehnt,  erleidet  Serosaeinrisse  und  verfällt  der 
Gangrän.  Je  näher  dem  Coecum  der  Verschluss  sich  befiudet,  desto  rascher 
tritt  Gangrän  ein.  Carl  Rosenthal. 


H.  Hirschfeld,  Rin  Eall  von  tötlicher  Magenblutung  infolge  miliaren 
Aneurysmas  einer  Magenschleimhautarterie.  Berl.  klin.  Wochenschr.  1904, 
No.  22. 

Magenblutungen  infolge  von  Aneurysmen  kleinster  Magenarterien  sind 
ausserordentlich  selten.  Es  bestehen  zur  Zeit  nur  6 solcher  Fälle  in  der 
Litteratur.  Einen  siebenten  Fall  beschreibt  Verf.,  den  er  im  Krankenhaus 
zu  Moabit  beobachtet  hat.  Es  handelt  sich  um  einen  38  Jahre  alten 
Arbeiter,  der  nach  seiner  Aussage  auch  bei  den  kleinsten  Verletzungen 
starke  Blutungen  gehabt  hatte.  Seit  dem  Jahre  1883  begann  er  an  Magen- 
blutungen zu  leiden,  die  sich  bis  zum  Jahre  1903  13  mal  wiederholten. 
Der  letzten  Blutung  erlag  er.  Objektiv  war  bei  dem  Kranken,  abgesehen 
von  den  Zeichen  starken  Blutverlustes,  nichts  festzustellen.  Bei  der  Ob- 
duktion zeigten  sich  alle  Organe,  besonders  auch  die  Leber,  frei  von  krank- 
haften Veränderungen.  Auch  im  Magendarmkanal  konnte  man  anfangs 
Abnormes  nicht  finden,  bis  endlich  ein  am  Grunde  eines  kleinen  Schleim- 
hautdefektes sitzendes,  geplatztes,  miliares  Aneurysma  entdeckt  wurde,  das 
aber  als  solches  nur  mikroskopisch  deutlich  erkennbar  war.  Dass  der 
Kranke  aus  solchem  kleinen  Aneurysma  sich  verbluten  konnte,  war  nur 
dadurch  erklärlich,  dass  er  zweifellos  ein  Hämophile  war.  Ob  es  je  mög- 
lich sein  wird,  bei  einem  Menschen,  der  einmal  oder  mehrfach  an  Magen- 
blutung  leidet,  die  Diagnose  „Aneurysma  einer  Magenarterie“  zu  stellen, 
ist  sehr  unwahrscheinlich.  Dagegen  ist  es  wohl  möglich,  dass  manche 
Fälle  scheinbar  parenchymatöser  Magenblutungen  aus  dem  Vorhandensein 
solcher  kleinster  Aneurysmen  oder  Varicen  sich  erklären  lassen. 

Carl  Rosenthal. 

A.  Iiagin.sky,  Der  akute  Gelenkrheumatismus  der  Kinder.  Berl.  klin. 
Wochenschr.  1904,  No.  47. 

B.  legt  seinen  Betrachtungen  66  Fälle  von  Gelenkrheumatismus  zu 
Grunde.  Die  Mehrzahl  der  Fälle  kommt  auf  die  Zeit  des  lebhaftesten 
Wachstums  (7 — 8,  12 — 13  Jahre);  kein  Fall  ereignete  sich  im  ersten 
Lebensjahre.  Die  Sommermonate  bleiben  keineswegs  verschont.  Eine  ge- 


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634 


Thikkkri.ij. 


No.  38. 


wisse  Heredität  bei  den  Erkrankten  war  öfter  festzustellen.  Ein  häufiges 
Vorkommen  von  Anginen  als  Vorläufer  oder  Begleiter  des  Gelenkrheuma- 
tismus bei  Kindern  konnte  Verf.  nicht  bestätigen.  Befallen  wurden  bei 
Kindern  in  der  Regel  zuerst  die  Knie-  und  Sprunggelenke,  weit-  seltener 
begann  der  I’rocess  in  den  Gelenken  der  oberen  Extremitäten.  Bei  Be- 
fallcnsein  der  Hüftgelenke  — die  nicht  häufig  erkranken' — klagten  die 
Kinder  zumeist  über  tiefe  Bauchschmerzen.  — Auffällig  ist  immer  schon 
in  den  ersten  Tagen,  und  je  länger  der  Process  währt,  desto  nachhaltiger 
die  beträchtliche  Anämie  der  Kinder;  irgend  eine  wesentliche  Veränderung 
des  Blutes  ist  dabei  nicht  nachweisbar.  — Was  das  Verhältnis  des  Ge- 
lenkrheumatismus zur  Chorea  betrifft,  so  sind  von  der  Chorea  zwei  Haupt- 
gruppen zu  unterscheiden  — die  rheumatische  und  die  nervöse  Gruppe  — , 
welche  letztere  etwa  s/s  aller  Choreafälle  umfasst.  — Abgesehen  von  der 
Chorea  sind  nervöse  Complikationeu  im  Verlaufe  des  Gelenkrheumatismus 
der  Kinder  selten.  Ein  sogenannter  cerebraler  Rheumatismus  ist  ß.  nie 
begegnet.  — Das  Charakteristikum  der  Polyarthritis  rhcumatica  der  Kinder 
ist  die  frühe  und  überaus  häufige  Mitbeteiligung  des  Herzens.  Ganz  frei 
blieben  unter  den  von  B.  in  Betracht  gezogenen  Fällen  nur  8,  in  denen 
der  Verlauf  ein  ganz  leichter  war.  In  17  Fällen  bestanden  Herzaffektionen, 
die  abheilten;  35  Fälle  hatten  bleibende  Herzfehler,  6 starben.  — Die 
adhäsive  fibrinöse  Pericarditis  mit  der  Neigung  zur  bindegewebigen  Um- 
änderung der  fibrinösen  Entzündungsprodukte  und  völligen  Verwachsung 
von  Herz  und  Herzbeutel  ist  die  eigenartige  und  hervorstechende  ana- 
tomische Reaktion  des  kindlichen  Organismus  auf  den  Reiz  des  rheuma- 
tischen Virus.  Diese  fibrinös-pericarditische  Affektion  hat  die  kolossalen 
boucardischen  Herzen  zur  Folge.  In  Mitleidenschaft  gezogen  werden  das 
Myocard  — vor  allem  die  Papillarmuskeln  — , in  geringerem  Grade  das 
Bndocard.  Das  schliesslich  Deletäre  aber  ist  die  Degeneration  des  ge- 
sammten  Myocards.  — Bei  dem  Uebergang  der  akuten  in  die  chronisch 
rheumatische  Erkrankung  spielt  vielleicht  Lues  hereditaria  eine  Rolle. 
Dass  der  chronische  Rheumatismus  der  Kinder  mit  Tuberkulose  in  Be- 
ziehung steht,  wie  französische  Aerzte  behaupten,  bezweifelt  Verf.;  wahr- 
scheinlich liegen  bei  den  französischen  Fällen  Verwechselungen  der  rheuma- 
tischen Erkrankung  mit  echt  tuberkulöser  vor.  — In  Fällen  von  schwerer 
akuter  Endo-Pericarditis  bat  Verf.  von  keinem  der  sonst  empfohlenen 
Mittel  einen  Erfolg  gesehen.  Nur  dem  Jodkalium  in  Gaben  von  1 — 2— 3 g 
pro  die  schreibt  er  einen  günstigen  Einfluss  in  einzelnen  Fällen  zu,  ins- 
besondere bei  Complikationeu  mit  Pneumonie  und  Pleuritis. 

Stadthagen. 

R.  Thierfeld,  Ein  Fall  von  Enteritis  mentbranacea  bei  einem  9jährigen 
Knaben.  Prager  med.  Wochenschr.  1904,  No.  IC. 

Bei  einem  9jährigen,  sonst  gesunden,  nicht  nervösen  Kinde  hatten 
8 Tage  lang  die  Erscheinungen  einer  Enteritis  membranacea  bestanden. 
Nachdem  ein  grosses  Stück  Watte  mit  den  Fäces  entleert  war,  trat  auf- 
fallend rasche  Besserung  ein.  Verf.  nimmt  daher  an,  dass  die  Watte  die 
Ursache  der  Enteritis  war.  Stadthagen. 


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No.  38. 


i'K  Rothschild  u.  Bkunikr.  — Capwaladkk.  — Wkstphal. 


635 


II.  de  Rothschild  et  L.  Hrunicr,  Qnatre  cas  de  tuberculose  traites  par 
les  injections  souscntanöes  de  serum  de  Marmorkk.  Le  progres  med. 
1904,  No.  17. 

Die  Injicirten  waren  zwei  Erwachsene  und  zwei  Kinder  im  Alter  von 
6 uud  10  Jahren.  Verff.  halten  das  Serum  für  unschädlich  nach  ihren 
bisherigen  Erfahrungen,  wenn  man  folgende  Cantelen  beobachtet:  Die 

.Maximaldose  der  Einzelinjektion  darf  10  ccm  nicht  übersteigen  und  nach 
6 — 8 Injektionen  ist  eine  mehrtägige  Pause  einzuschalten.  Einer  der  Fälle, 
eine  tuberkulöse  Erkrankung  des  Sternoclaviculargelenks,  ist  geheilt,  die 
drei  anderen  sind  durch  die  Behandlung  gebessert  worden. 

Stad  thagen. 

Cadwalader,  Stndies  on  the  basophilic  granulations  of  the  crythrocyte 
in  lead  poisoning  and  other  conditions,  with  special  reference  to  the 
relation  which  they  bear  to  the  nuclei  of  the  red  blood  corpuscles.  The 
Americ.  journ.  of  the  med.  Sciences  1905,  p.  213. 

Normalerweise  findet  man  schon  in  den  roten  Blutkörperchen  des 
Menschen  basophile  Granulationen  in  spärlicher  Anzahl.  Diese  nehmen 
au  Zahl  stark  zu  unter  manchen  pathologischen  Verhältnissen,  zu  denen 
besonders  die  Bleivergiftung  gehört.  Bei  letzterer  finden  sieh  im  Blute 
gewöhnlich  kernhaltige  Erythroeyten , deren  Zunahme  von  einem  ent- 
sprechenden Anwachsen  der  Zahl  der  granulahaltigen  roten  Blutkörperchen 
begleitet  ist.  Diese  granulirteu  Zellen  stammen  möglicherweise  aus  den 
blutbildenden  Geweben  und  sind  wahrscheinlich  bedingt  durch  den  Zerfall 
des  Kerns  der  roteu  Blutkörperchen. 

Die  bei  der  Bleivergiftung  auftretende  sekundäre  Anämie  ist  gewöhn- 
lich nur  raässigen  Grades.  Alkan. 


A.  Westphal,  Ueber  Bewegungserscheinungen  an  gelähmten  Augenmuskeln 
in  einem  Fall  von  Korsakow’scher  Psychose.  Berl.  klin.  Wochenschr. 
1904,  No.  8. 

In  einem  Falle  von  Korsakow'scher  Psychose  nach  Alkoholismus  be- 
stand ausserdem  eine  associirte  Blicklähmung  nach  oben  und  unten;  trotz- 
dem die  Lähmung  der  die  Bulbi  nach  oben  drehenden  Muskeln  eine  voll- 
ständige war,  verschwand  dieselbe  sofort,  sobald  der  Orbicularis  oculi  in 
Funktion  trat.  Bei  intendirtem  aber  durch  Auseinanderhalteu  der  Lider 
verhindertem  Lidschluss  trat  sofort  eine  ausgiebige  Bewegung  der  Bulbi 
nach  oben  und  aussen  auf,  zugleich  mit  einer  starken  Contraktiou  der  auf 
Licht  sehr  wenig  und  träge  reagirenden  Pupillen.  Dabei  konnte  nachge- 
wiesen werden,  dass  das  untere  Augenlid  in  keiner  Weise  durch  mechani- 
schen Druck  gegen  den  Bulbus  bei  der  fraglichen  Bewegung  beteiligt  war. 
Das  Aufwärtsfliehen  des  gelähmten  Bulbus  konnte  nur  durch  die  Annahme 
einer  Mitbewegung  erklärt  werden  und  erinnert  an  das  Verhalten  gelähmter 
Pupillen,  die  sich  bei  den  vom  Facialis  ausgehenden  Innervationsimpulsen 
deutlich  contrahiren  können  und  weist  auf  gewisse  funktionelle  Beziehungen 
des  oberen  Facialis  zum  Oculomotorius  hin.  Die  anatomische  Grundlage 
der  vorliegenden  Erscheinungen,  Sitz  der  Läsion  blieb  bei  der  alkoholischen 


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636 


Km'pflmacukk  — Raymonu. 


fiARUIKR  und  MaiI.LARO. 


No.  38. 


Basis  unentschieden,  doch  wies  die  associirte  Blicklähmung  auf  das  Be- 
fallrnsein  der  Kernregiou  des  Oculouiotorius  hin.  S.  Kalischer. 


W.  Knöpfclinacher,  Alimentäre  Glykosurie  und  Myxödem.  Wiener  klin. 

Wochenscbr.  1904,  No.  9. 

Bei  zwei  Kindern  mit  Myxödem  (congenitaler  Natur)  fand  K.  die 
Assimilationsgrenze  für  Zucker  abnorm  hoch  liegend  (ebenso  wie  bei  er- 
worbenem Myxödem  [Hirschl]).  Die  Einführung  von  Schilddrüsensubstanz 
hatte  eine  wesentliche  Herabsetzung  der  Assimilationsgrenze  für  Trauben- 
zucker im  Gefolge  (schon  bei  geringen  Dosen).  Die  pathologisch  erhöhte 
Assimilationsgrenze  bei  Myxödem  wird  auf  verlangsamte  Resorption  infolge 
von  träger  Peristaltik,  verlangsamter  Resorption  und  Cirkulation,  trägem 
Stoffwechsel  zurückgeführt  Der  Hyperthyreoismus  mit  beschleunigter 
Peristaltik,  Resorption  etc.  erzeugt  eine  niedrige  Assimilationsgrenze. 

S.  Kaltscher. 


Raymond,  Turoeur  cerebrale  avcc  abolitiou  des  röflexes  tendineux.  Arcli. 
de  neurol.  1904,  Janvier. 

Bei  einer  24jährigen  Frau  bestanden  Schwindel,  Kopfschmerz,  Er- 
brechen, Diplopie,  doppelseitige  Ophthalmoplegie,  Amaurose,  Anosmie, 
Parese  des  rechtsseitigen  unteren  Facialis,  des  rechten  Armes  neben  rechts- 
seitiger Hyperästhesie.  Die  Lumbalpunktion  lehrte,  dass  die  Menge  des 
Liquor  cerebrospinalis  erheblich  vermehrt  war;  auch  Stauungspapille  war 
vorhanden.  Auffallend  war  der  Verlust  der  Sehnen-  und  auch  der  Patellar- 
reflexe  an  den  unteren  und  oberen  Extremitäten.  Es  handelte  sich  zweifellos 
um  einen  Hirntumor  in  der  Gegend  der  Hirnscbenkel.  Der  Verlust  der 
Sehnenreflexe,  der  auf  Gompression  des  Rückenmarks  resp.  der  hinteren 
Wurzeln  zurückgeführt  wird,  ist  oft  das  einzige  Symptom  dieser  Com- 
pression;  oft  geht  eine  Abschwächung  der  Reflexe  dem  Verluste  voraus 
und  meist  sind  auch  die  Reflexe  der  oberen  Extremitäten  abgeschwächt 
oder  geschwunden;  mitunter  kommen  auch  paroxystische  Schmerzen  im 
Nacken,  Armen,  Beinen  vor,  aber  nie  von  solcher  Intensität  wie  bei  der 
Tabes;  und  auch  Hypästhesien  an  den  oberen  Extremitäten  (Innenseite  des 
Arms)  finden  sich.  Nie  kommt  es  jedoch  zu  einem  ausgeprägten  tau- 
schen Symptomenbilde  durch  Gompression  des  Rückenmarks  infolge  von 
Hirntumoren.  S.  Kalischer. 


N.  Larrier  et  Maillard,  Syndrome  et  Maladie  de  Bonnikr  Arcb.  gener. 
de  med.  1904,  No.  7. 

Ein  48jähriger  Fischer  erkrankte  plötzlich  bei  der  Arbeit,  als  ihm 
ein  Sack  Aepfel  auf  die  Schultern  gelegt  wurden,  mit  Schwindel,  Sausen 
im  linken  Ohr,  Zwangsfallen  auf  die  linke  Seite,  Angstgefühl  auf  der 
Brust,  heftigem  Schmerz  in  der  linken  Infraorbitalgegend,  Kriebeln  in  der 
linken  Schläfe  und  anssergewöbnlich  heftigem  Durst.  Nach  einigen  Minuten 
konnte  er  unter  Schwanken  nach  Hause  gehen,  und  zwar  zogen  die  Gegen- 


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No.  38.  Neurath.  — JOLLY.  637 

stände,  die  er  sali,  immer  uacli  links.  Die  gleichen  Anfälle  wiederholten 
sich  mehrfach  und  in  den  Intervallen  blieben  zurück  ein  starker  Durst, 
Muskelschwäche,  Taumel  beim  Geben,  Abmagerung,  die  rapide  auftrat. 
Die  Polydipsie  bestand  anfangs  allein;  später  gesellte  sich  Polyurie  hinzu.  — 
Complicirt  war  der  Fall  durch  ein  fieberhaftes  Lungenleideu  und  durch 
eine  linksseitige  Hemibypästhesie  mit  Herabsetzung  der  Sinnesfunktionen 
links.  Doch  waren  diese  letzteren  hysterischen  Erscheinungen  schon  1874 
nach  einer  Verletzung  des  linken  Auges  aufgetreten.  Hinzutraten  anfalls- 
weise auftretende  Gesichtsröte  und  amnestische  Anfälle,  mit  Vergessen  der 
jüngsten  Eindrücke.  — Die  oben  geschilderten  Anfälle  gleichen  denen,  die 
Bonnier  zuerst  beschrieb  und  auf  eine  Affektion  des  Deiters  sehen  Kernes 
bezog;  sie  bestehen  in  Schwindel  mit  Sehstörungen,  Schmerzen  im  Trigo- 
minusgebiet,  Verlust  des  Gleichgewichts,  Gehörsstörungen  resp.  Ohrensausen, 
Uebelkeit  und  Erbrechen.  Dieser  Bonnier’sche  Symptomencomplex  ent- 
steht gewöhnlich  bei  einer  bulbären  Affektion  (Erweichung),  welche  die 
Centren  der  Ernährung,  Respiration,  Cirknlatiou,  Urinsekretion  betrifft  und 
durch  eine  Läsion  resp.  Erweichung  der  seitlichen  Teile  des  Bulbus  im 
Gebiete  der  Wurzelarterien  (Älteres  radiculnires)  bedingt  ist.  Zur  Bonnier- 
schen  Krankheit  gehören  auch  Polyurie  oder  Glykosurie,  Abmagerung, 
muskuläre  Asthenie,  Anorexie,  vasomotorische  Störungen.  Die  seitlichen 
Teile  der  Med.  oblongata,  in  denen  die  Wurzelarterien  verlaufen  und  diese 
Kerne  (Deiters 'sehe  Kerne,  Vagus-Glossopharyngeus,  Trigeminus  etc.)  liegen, 
neigen  besonders  zu  Apoplexien  und  Erweichungen.  Auffallend  im  Krank- 
heitsbilde  sind  der  anhaltende  Schwindel,  der  aussergewöhnliche  Durst,  das 
Ohrensausen,  die  Angstgefühle,  die  rapide  Abmagerung  und  ihre  Com- 
bination.  Ein  Teil  der  Erscheinungen  beruht  auf  ausstrahlenden  Reizungen 
der  benachbarten  bulbären  Kerne.  — Die  Hysterie  wird  hier  als  zufällige 
Complikation  angesehen.  — In  einem  Falle  konnte  Bonnier  seine  An- 
nahme durch  die  Autopsie  belegen.  S.  Kalischer. 


ü.  Neurath,  Veränderungen  im  Centralnervensystem  beim  Keuchhusten. 

Wiener  klin.  Wochenschr.  1903,  No.  40. 

In  17  zur  Obduktion  gekommenen  Fällen  war  das  mikroskopisch 
untersuchte  Nervensystem  nur  einmal  intakt,  sonst  fanden  sich  meningitis- 
ähnliche  Zustände  wie  Verdickung  oder  Lockerung  des  pialen  Gewebes, 
Blutungen  in  verschiedener  Intensität  zwischen  Pia  und  Hirn,  ln  der 
Rinde  des  Hirns  waren  die  Lymphräume  erweitert,  ausserdem  waren 
ödematöse  und  hämorrhagische  Veränderungen  nachweisbar.  Die  Leuko- 
cyteuinfiltration  der  Pia  deutet  N.  als  Entzündurigserscheinungen,  in  Bezug 
auf  die  Blutungen  drückt  er  sich  reservirter  aus.  M.  Brasch. 


F.  Jolly,  Ueber  einige  seltenere  Fälle  von  Querschnittserkrankung  des 
Rückenmarks.  Arch.  f.  Psych.  37.  Bd  , 2.  H. 

Der  von  J.  mitgeteilte  Fall  betrifft  eine  doppelseitige  Halbseiten- 
erkrankung, welche  sich  bei  einem  37jährigen  Kranken  in  zwei  aufeinander- 
folgenden Anfällen  entwickelt  batte.  Alles  sprach  für  eine  syphilitische 


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638  lIlRSCHXKl.l).  — ßoKCK.  No.  38. 

Aetiologie  der  nach  einander  auf  beiden  Seiten  des  Rückenmarks  ent- 
standenen Herde  von  meningo-myelitiscliem  Charakter,  deren  einer,  wie 
iutra  vitam  vermutet  werden  musste,  die  Mittellinie  überschritten  haben 
musste.  Die  Sektion  hingegen  zeigte,  dass  der  centrale  Rückenmarksherd 
keine  sicheren  Zeichen  von  Lnes  darbot,  dass  er  rein  myelitiscb  war  ohne 
Beteiligung  der  Meningen.  Die  beiden  Rückenmarkshälften  waren  zwar 
in  ungleicher  Ausdehnung  erkrankt,  aber  in  zusammenhängender  Form, 
wenigstens  liess  sich  die  ursprüngliche  Entstehung  aus  zwei  Herden  ana- 
tomisch nicht  mehr  nachweiseil.  M.  Brasch. 


II.  Hirselifeld,  Uebcr  eine  bisher  noch  nicht  bekannte  Begleiterscheinung 
der  Parese  des  N.  peroneus.  Berl.  klin.  Wochenschr.  1905,  No.  11. 

H.  fand,  dass  bei  Peroneusparesen  der  Winkel,  um  welchen  die  Dorsal- 
flexion des  Fusses  statttiudet,  bei  gestrecktem  Bein  ein  geringerer  ist,  als 
wenn  man  das  Bein  im  Kniegelenk  beugt.  Es  kann  da  zu  Unterschieden 
von  30 — 40  Grad  kommen.  — Die  Erscheinung  erklärt  sich  dadurch,  dass 
bei  gestrecktem  Bein  durch  die  Dorsalflexion  des  Fusses  die  Waden- 
muskulatur stärker  gespannt  wird,  als  bei  im  Kniegelenk  gebeugtem  Bein, 
weil  im  letzteren  Falle  eine  Entspannung  der  Wadenmuskulatur  durch 
Näherung  der  Ansatzpunkte  eintritt  Der  antagonistische  Widerstand,  der 
also  durch  den  normalen  Tonus  der  Wadenmuskulatur  am  Fusse  ptantar- 
wärts  ausgeübt  wird,  ist  bei  Beugung  des  Beines  im  Kniegelenk  ein  ge- 
ringerer, als  bei  Streckung.  Man  lasse  also  bei  eintretender  Genesung 
einen  Kranken  die  Versuche  zu  einer  Hebung  der  Fussspitze  immer  erst 
bei  gebeugtem  Knie  beginnen.  Die  beschriebene  Erscheinung  wird,  ab- 
hängig von  individuellen  Verhältnissen,  hier  und  da  vermisst  werden;  so 
sah  z.  B.  Verf.  einmal  bei  gleichzeitiger  Schwäche  der  vom  N.  tibialis 
innervirten  Muskeln  die  Erscheinung  nur  wenig  ausgeprägt. 

Bernhardt. 

(!.  lioeck,  F 'ortgesetzte  Untersuchungen  über  das  multiple  benigne  Sarkoid. 
Arch.  f.  Dermatol,  u.  Syph.  Bd.  73,  S.  71  u.  301. 

Verf.  hat  die  von  ihm  beschriebene  Krankheit  bei  7 weiblichen  und 
3 männlichen  Personell  im  Alter  zwischen  15  und  41  Jahren  beobachtet. 
Sie  befällt  mit  Vorliebe  Gesicht,  Rücken,  Schultern,  Streckseite  der  Arme 
und  erscheint  unter  drei,  häufig  nebeneinander  bestehenden,  Hauptformen: 
einer  grossk  notigen,  bei  der  meist  erbsen-  bis  bohnengrosse  Tumoren 
auftreten,  einer  kl  ein  knotigen  mit  Stecknadelkopf-  bis  hanf  korngrossen 
Knötchen  und  einer  vorzugsweise  im  Gesicht  lokalisirten,  diffus  in- 
filtrirten,  bei  der  sich  etwas  erhabene  Infiltrate  oder  Plaques  bilden. 
Die  erkrankte  Hautoberfläche  zeigt  bei  allen  drei  Formen  eine  bläulich 
oder  bräunlichrote  oder  gelbe  Verfärbung  und  gewöhnlich  sein  feine  Ab- 
sehuppung;  niemals  kommt  es  zu  Zerfall  und  Eiterung.  Die  einzelnen 
Krankheitsherde  sind  ungemein  persistent,  könneu  viele  Jahre  bestehen 
und  breiten  sich  sehr  langsam  peripherisch  aus,  wobei  sie  in  der  Mitte 
etwas  einsiuken.  Im  Involutionsstadium  sind  eine  mehr  oder  weniger 
ntensive  Pigraentirung  und  zahlreiche  verzweigte,  teleangiektatiseli  er- 


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No.  38. 


LKH3KK. 


639 


weiterte  Blutgefässe  die  douiinirendeu  Erscheinungen,  häufig  findet  man 
auch  eingesprengte  Milien.  Das  eigentlich  Charakteristische  aber  der  Haut- 
veränderungen liegt  in  ihrer  Zusammensetzung  aus  lauter  einzelnen,  unter 
Glasdruck  deutlich  hervortretenden  stecknadelspitz-  bis  stecknadelkopf- 
grossen graubraunen  Herden,  die  bei  der  diffusen  Form  zerstreut  in  die 
Cutis  eingelagert,  bei  den  beiden  anderen  Formen  zu  Knötchen  und  Knoten 
gehäuft  sind.  Histologisch  bestehen  diese,  von  den  perivaskulären  Räumen 
ausgehenden,  scharf  begrenzten  Herde  ganz  überwiegend  aus  epithelioiden 
Zellen  mit  sehr  spärlichen  Rundzellen.  — Bei  einigen  der  Pat.  waren  be- 
trächtliche Schwellungen,  namentlich  der  Cubital-,  Femoral-  und  Inguinal- 
drüsen, nicht  aber  der  Halsdrüsen,  vorhandeu;  vier  der  Kranken  litten 
jahrelang,  bisweilen  schon  vor  dem  Auftreten  der  Hautaffektion,  an  hart- 
näckigen Nasenkatarrhen  mit  Schwellung  und  diffuser  Infiltration  der 
Schleimhaut.  Auch  Conjunktiva,  Zahnfleisch  und  Lippen  wiesen  einigemal 
ähnliche  Veränderungen  auf. — Therapeutisch  bewährte  sich  der  Arsenik, 
lange  und  in  hohen  Dosen  gebraucht,  als  zuverlässiges  Heilmittel. 

Yerf.  hat  die  Ueberzeuguug  gewonnen,  dass  die  Krankheit,  für  die  er 
jetzt  den  Namen  des  benignen  Miliar  Lupoid  vorschlägt,  eine  tuberkulöse 
Affektion,  oder  eine  mit  der  Tuberkulose  sehr  nahe  verwandte  constitutio- 
neile Infektionskrankheit  darstellt,  besonders  deshalb,  weil  er  in  der  er- 
krankten Nascnschleimhaut  eines  seiner  I’at.  Bacillen  fand,  die  morpho- 
logisch wie  tinktoriell  von  Tuberkelbacillen  nicht  zu  unterscheiden  waren. 
Verimpfung  von  Schleimhautfragmenten  auf  ein  Meerschweinchen  hatte 
allerdings  ein  im  wesentlichen  negatives  Ergebnis.  Verf.  verhehlt  sich 
auch  nicht,  dass  das  histologische  wie  klinische  Bild  der  Krankheit  sehr 
bedeutende  Abweichungen  von  der  Tuberkulose  zeigt.  L’eberdies  litten 
seine  Pat  nicht  an  anderen  tuberkulösen  Erscheinungen  und  waren  zum 
Teil  sogar  besonders  gesunde  und  kräftige  Menschen.  H.  Müller. 


E.  Lesser,  Zur  Finsenbehandlung  des  Lupus.  (Vortrag,  geh.  in  der  Berl. 
med.  Gesellscb.  am  11.  Januar  1905.)  Berl.  klin.  Wochenschr.  1905, 
No.  4. 

Ist  mit  der  Finsenbehandlung  eine  vollständige,  dauernde  Heilung  des 
Lupus  zu  erreichen  und  mit  einem  guten  kosmetischen  Effekt?  Die  erste 
Frage  lässt  sich  mit  Bestimmtheit  nur  nach  sehr  lange  fortgesetzter  Beob- 
achtung der  Krankeu  beantworten  und  dazu  ist  die  seit  Einführung  der 
Methode  verflossene  Zeit  noch  zu  kurz.  Immerhin  kann  man  schon  soviel 
sagen,  dass  Recidive  nach  der  Finsenbehandlung  zum  mindesten  länger 
ausbleiben,  als  nach  der  Mehrzahl  der  audereu  Behandlungsmethoden  und 
auch  das  bedeutet  schon  einen  grossen  Fortschritt.  — Ganz  ohne  Rückhalt 
darf  man  die  zweite  Frage  bejahen.  Der  günstige  kosmetische  Effekt  der 
Finsenbehandlung  übertrifft  den  aller  bisherigen  Verfahren;  er  beruht  darauf, 
dass  sie  in  hohem  Grade  elektiv  wirkt,  lediglich  das  Kranke  zerstört.  Im 
Grunde  sind  die  Lichtstrahlen  auch  nichts  anderes  als  Aetzmittel  im 
weitesten  Sinne  des  Worts,  nur  dass  die  durch  sie  hervorgerufene  Schädi- 
gung am  stärksten  die  pathologischen  Zellen  betrifft,  die  bei  einer  gewissen 
Dosirung  absterben,  während  die  normale  Zelle  sic  übersteht.  — Aber 


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640 


RAUM.'  — Raul. 


No.  SH. 


auch  die  Finsenbehandlung  findet  bei  besonders  ausgebreiteten,  tiefgreifen- 
den oder  vorzugsweise  die  Schleimhäute  betreffenden  Fällen  ihre  Grenzen 
und  muss  hier  mit  den  älteren  Methoden,  mit  der  Heissluftbehandlung  und 
auch  mit  Röntgenbestrahlungen,  die  sich  für  sich  allein  bei  Lupus  wenig 
bewährt  haben,  combinirt  werden.  H.  Müller. 


Kaum,  The  silver  salts  in  Gonorrhea.  Med.  News  1904,  15.  Okt. 

Verf.  kommt  auf  Grund  mehrfacher  klinischer  Beobachtungen  zu  dem 
Schlüsse,  dass  bei  Behandlung  der  Gonorrhoe  mit  organischen  Silbersalzen 
nicht  die  Tiefenwirkung  dieser  maassgebend  ist,  sondern  ihre  baktericide 
Tätigkeit.  Der  längere  Zeit  hindurch  auf  die  Urethralschleimhaut  aus- 
geübte Druck  irgendwelcher  Injektionsflüssigkeit  bedingt  nach  der  Vor- 
stellung des  Verf. 's  eine  Compression  der  Capillaren.  Das  Aufhören  dieses 
Druckes  führt  zur  Erweiterung  der  Capillaren  und  zur  gesteigerten  l>euko- 
cytose  durch  die  Gefässwände.  Erst  die  so  an  die  Oberfläche  der  Schleim- 
haut geschafften  Gonokokken  unterliegen  der  Einwirkung  der  Silbersalze, 
von  denen  Verf.  im  übrigen  Argyrol  als  das  beste  empfiehlt.  Bei  den  10 
mitgeteilten  Krankengeschichten  erstmaliger  Gonorrhoeen,  die  mit  ganz 
verschiedenen  Präparaten  behandelt  wurden,  ist  von  Complikationen  keine 
Rede.  Ob  der  vom  Verf.  empfohlene  prolongirte  Druck  auf  die  Urethral- 
schleimhaut nicht  in  anderen  Fällen  Complikationen  verursacht  hat,  wie 
das  namentlich  zu  befürchten  ist,  wenn  der  Pat.  selbst  zur  Ausübung  dieses 
Verfahrens  angehalten  wird,  darüber  wird  nicht  berichtet.  Jedenfalls  zeigt 
die  Arbeit  des  Verf.’s,  dass  bei  der  Gonorrhoetherapie  Theorie  und  Praxis 
von  einer  völligen  Uehereinstimmung  noch  weit  entfernt  sind,  wenngleich 
die  Rccidive  scheinbar  geheilter  Gonorrhoeen  ausser  der  mangelnden  Tiefen- 
wirkung der  Iujektionsflüssigkeilen  bekanntermaassen  auch  bei  erstmaligen 
Gonorrhoeen  verschiedenen  anderen  Momenten  zur  Last  fallen. 

B.  Marcuse. 


Haiti,  Beitrag  zur  Kenntnis  des  Stoffwechsels  während  der  Schwanger- 
schaft. Arch.  f.  Gynäkol.  1905,  Bd.  75,  U.  1. 

H.’s  Untersuchungen  ergaben  die  folgenden  Resultate:  Während  der 
letzten  Zeiten  der  Schwangerschaft  findet  eine  ziemlich  starke  Stickstoff- 
ersparung  statt.  — 2.  Die  Stickstoffersparung  wird  stufenweise  vermindert, 
je  näher  die  Zeit  der  Entbindung  kommt,  wobei  jedoch  möglicherweise 
kurz  vor  dem  Partus  eine  Steigerung  in  der  Ersparung  vorhanden  sein 
kann.  — 3.  Die  Stickstoffbehaltung  des  Organismus  ist  während  dieser 
Tage  völlig  genügend,  um  die  Aufgaben,  welche  die  Schwangerschaft  mit 
sich  führt,  zu  decken.  — 4.  Nach  der  Entbindung  erleidet  der  Körper 
einen  Stickstoffverlust,  wahrscheinlich  besonders  durch  die  Involution  des 
Uterus  verursacht.  — 6.  Dem  Verlust,  welcher  ca  2 Wochen  anbält,  folgt 
eine  erneute  besonders  starke  Stickstoffersparung.  Br.  Wolff. 


Einsendungen  werden  au  die  AdroH.se  de«  Herrn  Geh.  Med.-Rat  Prof.  Dr.  M.  Bernhardt  (Berlin 
Französische  Strasse  2l)  oder  au  die  Verlagshandlung  (Berlin  NW.,  Unter  deu  Linden  68)  erbeten 


Verlag  von  August  llirsrhw  nid  in  Berlin.  — Druck  eon  L.  Schumacher  in  Berlin  X.  14. 


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JrhcntlAh  «rar kein  an 

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des  Jah^iuiga  Titel,  Na- 
1 Sach -Register. 


Centralblatt 


Praia  da«  Jahrgang«? 
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durch  alle  Buchhand- 
laogen u.  Postanstaltan. 


für  die 


cdiciiMen  Wissenschaften. 

Unter  Mitwirkung  von 

Prof.  Dr.  H.  Senator  und  Prof.  Dr.  E.  Salko 

rodigirt  von 

Prof.  Dr.  M.  Bernhardt 

io  Berlin. 


1905. 


341.  September. 


Iiilmlt:  Spallita,  Der  Gasgehalt  dünnen  Blutes.  — Sculäffkh, 
Eigenschaften  des  Kauinchenhlutes.  — Hu  rkl.  Einfluss  von  Alkalien  und  Säuren 
auf  die  Mageusaftsekretion.  — Boldusrf,  Die  Arbeit  des  Verdauungsapparates 
ausserhalb  der  Verdauung.  — Scheide  man  t kl,  Aortcnverkalkung  nach  Adrenalin- 
injektionen. — Spitzy,  L'eber  Obturatorius-Cruralisplastik.  — Tuomsoh,  Ueber 
die  Atembeschwerden  beim  Kropf.  — Voot,  Erbliche  Luxation  der  Linse.  — 
Lkhmoybz  und  Bkllin,  Behandlung  der  Meningitis  nach  Mittelohrentzündung. — 
Nblmann,  Antiseptische  Behandlung  der  Mittelohreiterung.  — Gi.ab,  lieber 
blutende  Septumpolypen.  — Denker,  Ueber  das  Griserin.  — Martinrcr,  Das 
Ficker’sche  Typhusdiaguostikum.  — Hokk,  Ueber  Baktericidie  im  Organismus. — 
Hödlmoskr,  Wert  des  Pyramidons  bei  Typhus.  — Kkiir.  Ueber  Gallenstein- 
Operationen.  — Loeb,  Ueber  Dyspeptin.  — Lakomeau,  Fälle  von  Hämorrhagic 
der  Nebenniere  bei  Kindern.  — Jundbi.l,  Die  24stüudigen  Temperaturschwan- 
kungen bei  Kindern.  — GrOnhkrokr,  Acetessigsäure  in  der  Cerebrospinal  flüssig- 
keit  bei  Diabetes.  — v.  Malaise,  Zur  Diagnostik  der  Bückenmarkstumoren.  — 
HOller,  Ueber  den  Status  hemiepilepticus.  — Lik,  Ueber  Caissonkrankheit. 
— Foooir,  Cerebrale  Lähmung  nach  Keuchhusten.  — Khomaver.  Ueber  Ekzem- 
beharidlung.  — Hopfmann,  Veuenerkrankungen  bei  Syphilis.  — Milton,  Litho- 
trypsie grosser  .Steine  in  Aegypten.  — Halb  an,  Ueber  die  innere  Sekretion  der 
Ovarien.  — v.  Hebpp,  Behandlung  der  Gesichtslageu. 


Fr.  Spallita,  Der  Gasgehalt  des  Blutes  uach  Salzwasserinfusiou.  Centralbl. 
f.  Physiol.  Bd.  XIX,  No.  4,  S.  97. 

Hunde,  welche  infolge  Blutentnahme  und  darauf  folgender  Kochsalz- 
infusion starke  Blutverdünnungen  (24 — 41  pCt.  Hämatin)  überlebten  und 
die  nicht  dyspnoisch  waren,  zeigten  einen  kaum  veränderten  C02-Gehalt 
des  Blutes,  dagegen  nur  4,4— 7,6  Volumprocent  02,  eine  Quantität,  die 
bisher  nur  im  Venenblut  unter  ungünstigen  Atmungsbedingungen  gefunden 
wurde.  Es  ist  dies  ein  Beweis,  dass  Tiere  mit  >/a  bis  */.  de*  normalen 
Sauerstoffgehaltes  ziemlich  normal  leben  können.  G.  F.  Nicolai. 


V.  Schlaffer,  Eigenschaften  des  Kaninchenblutes.  Pflüger’s  Arch.  CVI1I., 
10-12,  S.  537. 

Das  Blut  und  gewisse  Organe  von  Kaninchen  (vor  allem  von  albino- 
tischen) besitzen  auch  in  überlebendem  Zustand  die  Fähigkeit  eine  Art 
XLIII.  Jahrgang.  41 


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642 


Bickel.  — Buluihkef. 


No.  39. 


Lichtstrahlen  auszusenden,  die  die  photographischen  Platte  in  charakte- 
ristischer Weise  verändern.  Diese  Photoaktivität  ist  zweifellos  abhängig 
vom  Sonnenlicht,  wild  z.  B.  in  einer  nicht  mehr  aktiven  Ulutmeuge  durch 
Belichtung  mit  Sonnenlicht  wieder  hervorgerufen.  CHN  hebt  diese  Eigen- 
schaft auf,  KCI03  verstärkt  sie.  Die  Photoaktivität  wird  vom  Sonnenlicht 
zweifellos  beeinflusst.  Der  Verf.  glaubt,  dass  diese  Eigenschaft  auf  Oxy- 
dationsprocessen beruht,  in  denen  Körper  von  der  Gruppe  der  Lecithine 
sich  beteiligen,  und*  dass  dem  Blute  die  Rolle  eines  Lichtüberträgers  zn- 
kommt.  R.  Go  laut  (Berlin). 


A.  Bickel,  Experimentelle  Untersuchungen  über  den  Einfluss  von  Alkalien 
und  Säuren  auf  die  sekretorische  Funktion  der  Magenschleimhaut.  Berl. 
klin.  Wochcnschr.  1905,  No.  28. 

An  nach  Pawlow  operirten  Hunden  hat  B.  den  Einfluss  von  Alkali- 
und  Säurezufuhr  auf  die  Magensaftabsonderung  studirt.  B.  bestätigt  zu- 
nächst Pawlow’s  Ergebnis,  dass  Alkali  (Natr.  bicarbon.)  die  Magensaft- 
sekretion herabsetzt,  und  er  fand  weiter,  dass  auch  die  durch  Pilocarpin 
stark  gesteigerte  Saftmenge  dadurch  zum  Versiegen  gebracht  wird.  — 
Zuführen  dünner  Salzsäure  hatte  an  sich  keinen  Einfluss  auf  die  Saft- 
abscheidung eines  an  chronischer  Gastritis  leidenden  Hundes,  dagegen  war 
die  Saftsekretion  nach  folgender  Milchnahrung  reichlicher  als  wenn  keine 
Salzsäure  zuvor  gegeben  war  und  der  Magensaft  enthielt  freie  Säure, 
während  er  sonst  nicht  sauer  reagirt.  A.  Loewy. 


W.  N.  Boldireff,  Le  travail  periodique  de  l’appareil  digestif  en  dehors 
de  la  digestion.  Arch.  des  scienc.  biolog.  de  St.  Petersb.  T.  XL  p.  1. 

In  dieser  sehr  umfassenden,  dem  Pawlow'schen  Institut  entstammenden 
Arbeit  bespricht  B.  die  Tätigkeit  des  Verdauungsapparates  ausserhalb 
der  Zeit  der  eigentlichen  Verdauungsarbeit.  Er  bringt  ausser  ge- 
nauer Beschreibung  der  eigenen  Versuche  eine  ausgiebige  üebersicht  der 
Litteratur.  — Auf  Einzelheiten  des  umfangreichen  Tatsachenmateriales  kann 
i-m  Rahmen  eines  Referates  nicht  eingegangen  werden;  nur  die  hauptsäch- 
lichsten Ergebnisse  seien  wiedergegeben.  — Nach  der  Verarbeitung  der 
Nahrung  kommt  der  Magendarmkana!  in  einen  Zustand  periodischer  Tätig- 
keit, indem  eine  20—30  Minuten  dauernde  Arbeit  mit  etwa  zweistündigen 
Ruheperioden  abwechselt.  Dabei  kommt  es  zu  Muskelcontraktionen  am 
Magen  und  Darm  und  zu  Abscheidung  von  Darm-  und  Pankreassaft,  zu 
Schleimabsonderung  am  Magen  und  Darm-  und  Gallenausfluss.  Während 
einer  Periode  können  an  30  ccm  Saft  das  Duodenum  passiren;  er  ist 
alkalisch  und  spaltet  Eiweiss  und  Fette.  Der  vom  Pankreas  abgeschiedene 
Saft  ist  aktiv,  der  Darmsaft  enthält  Kinase,  Lipase,  Diastase,  Invertin.  — 
Der  Saft  wird  im  Darme  vollkommen  resorbirt.  — Die  notwendige  Be- 
dingung für  die  periodische  Tätigkeit  ist  die  Abwesenheit  einer  Magen- 
saftabscheidung oder  von  Salzsäure  im  Magen.  — Sonst  sistiren  die 
rhythmischen  Magen-  und  Darmbewegungen;  die  Gallen-  und  Pankreassaft- 
abscheidung  wird  continuirlich.  Auch  das  Eiubringen  anderer  Säuren  in 


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No.  39. 


ScilKIDKMANTKL. 


643 


den  Magen  oder  Darm  bindert  die  periodische  Tätigkeit.  Bei  Erkrankung 
des  Mngendarmkanals  kommt  sie  nicht  in  normaler  Weise  zu  stände.  — 
Die  Darmsaftlipase  wirkt  schwächer  als  die  des  Pankreas,  aber  sie  hält 
sich  länger  aktiv  als  letztere.  Der  ohne  jede  Reizung  des  Darmes  ge- 
wonnene Darmsaft  ist  fermentativ  viel  wirksamer  als  der  dem  selbst  nur 
durch  einen  weichen  Kautschukschlauch  gereizten  entströmende.  — Die 
periodischen  Magendarmbewegungen  haben  nach  B.  den  Zweck,  die  Re- 
sorption der  ausgeschiedenen  Darmsekrete  zu  befördern.  A.  Loewy. 


E.  Scheideiiiantel,  Ueber  die  durch  Adrenalininjektion  zu  erzeugende 
Aortenverkalkung  der  Kaninchen.  Virchow.’s  Arch.  Bd.  181,  H.  2. 

Verf.  hat,  angeregt  durch  die  Versuche  von  Josef:,  Erb,  Fischer  und 
anderen,  denen  es  gelungen  war,  bei  Kaninchen  durch  Adreualininjektion 
Veränderungen  in  der  Aorta  hervorzurufen,  welche  arteriosklerotischen 
durchaus  glichen,  neue  Versuche  angestellt.  Er  spritzte  jedesmal  anfangs  3, 
nach  acht  Tagen  6 und  später  10  Tropfen  Adrenalin  1,0  : 1000,0  in  0,5  ccm 
physiologischer  Kochsalzlösung  in  die  Ohrvenen.  Die  ersten  makroskopisch 
sichtbaren  Veränderungen  in  Form  von  zwei  stecknadelkopfgrossen,  rund- 
lichen, körnigen,  weissen  Stellen  sah  er  bei  einem  Tiere,  das  in  11  Tagen 
7 Injektionen  bekommen  hatte.  Viel  stärker  waren  sie  bei  einem  anderen 
Tiere,  das  in  14  Tagen  achtmal  injicirt  worden  war.  Schon  an  der  Aussen- 
seite  der  Aorta  fanden  sich  mehrere  halbkugelige  Ausbuchtungen,  die  sich 
von  der  Innenseite  der  Aorta  gesehen  als  napf-  und  kahnförmige  Gebilde 
dokumentirten  und  kalkartig  inkrustirten  Aneurysmen  entsprachen.  Im 
Grunde  enthielten  sie  kreuz  und  quer  verlaufende  Vorsprünge.  Neben  den 
Aneurysmen  sah  man  weisse,  band-  und  strichförmige  Wandverdickungen 
mit  glatter  oder  gekörnter  Oberfläche.  Die  Tiere  reagirten  ganz  ver- 

schieden auf  die  Injektionen,  auch  Sitz  und  Verteilung  der  Veränderungen 
boten  viele  Verschiedenheiten;  unter  Zwerchfellhöhe  gingen  sie  in  der 
Aorta  nur  ganz  selten  hinab.  An  den  kleinen  Arterien  wie  den  Mesenterial- 
gefässen  und  den  abdominalen  Aortenästen  fiel  einige  Mal  das  klaffende 
Lumen  auf,  Verkalkungen  aber  fanden  sich  nicht.  So  ähnlich  sich  makro- 
skopisch arteriosklerotische  und  infolge  von  Adrenalininjektionen  veränderte 
Aorten  waren,  so  durchaus  verschieden  waren  die  mikroskopischen  Be- 
funde. Bei  der  ersteren  finden  sich  Neubildung  elastischer  Fasern  und 
knollige  und  knotige  Verdickungen  der  Intima  mit  späterer  Verfettung 
und  Verkalkung.  Die  Media  ist  kaum  je  verändert,  auch  nicht  bei  starken 
Veränderungen  der  Intima.  Bei  der  letzteren  wird  ganz  besonders  die 
Media  ergriffen  und  in  Kalklamellen  umgewaudelt,  die  Intima  zeigt  keine 
oder  nur  geringe  auf  die  aneurysmatischen  Stellen  beschränkte  Ver- 
dickungen. Aus  diesem  Grunde  tut  man  gut,  die  durch  den  Versuch  er- 
zeugte Aortenveränderung  und  die  Mediaverkalkung  der  Arterien  an  den 
Extremitäten  alter  Leute  auf  eine  Stufe  zu  stellen,  aber  sie  nicht  mit  der 
Arteriosklerose  zu  identificiren.  Geissler. 


41* 


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644 


Spitxy. 


No.  39. 


H.  Spitzy,  A us  den  Grenzgebieten  der  Chirurgie  und  Neurologie.  Oie 
Obturatorius-Cruralisplastik.  Zeitschr.  f.  orthopäd.  Chir.  Bd.  14,  H 1. 

Oie  Topographie  der  Lähmung  des  N.  cruralis  sowie  der  Versuch,  ihn 
vom  N.  obturatorius  her  zu  „neurotisiren“,  bildet  an  der  Hand  von  Tier- 
versuchen, Leichenexperimenten  sowie  von  zwei  bereits  am  Menschen  aus- 
geführten Operationen  den  Vorwurf  der  vorliegenden  Arbeit. 

Es  kann  nach  Sp.  ohne  Schaden  der  ganze  oberflächliche  Obturatoriusast 
bez.  dessen  Zweige  zur  Plastik  verwandt  werden;  denn  der  vom  tiefen  Ast 
versorgte  mächtige  M.  adductor  magnus  genügt  noch  immer  reichlich  zur 
Ausführung  der  Adduktionsbewegung  bei  dem  ohnehin  funktionsschwachen 
Bein.  Die  Art  der  Plastik  ist  die  einer  centralen  Implantation.  Das 
centrale  Ende  des  bahngebenden  N.  obturatorius  wird  in  den  gelähmten 
Cruralis  eingepfropft.  Der  Hautschnitt  wird  6 cm  lang  vom  Leistenband 
nach  abwärts  und  etwas  nach  aussen  von  der  fühlbaren  A.  femoralis  ge- 
führt. Einige  quer  ziehende,  zur  V.  saphena  führenden  Venen  müssen  vor 
ihrer  Durchschneidung  ligirt  werden,  ebenso  die  Arteria  und  Vena  circum- 
flexa  ilium  superficialis  knapp  an  ihrem  Abgänge  von  den  Hauptgefässeu 
unterbunden  werden,  da  eine  wegen  der  Nähe  des  Hauptstammes  mit 
grosser  Wucht  auftretende  Blutüberschwemmuug  die  Auffindung  der  Ncrven- 
äste  sehr  erheblich  behindert.  Wenn  man  sich  bei  der  Präparation  immer 
lateral  an  dem  M.  ileopsoas  hält,  kann  man  den  Cruralisstamm  freilegen, 
ohne  überhaupt  die  grossen  Gefässe  zu  Gesicht  zu  bekommen.  Wichtig 
ist,  den  Nerven  bis  knapp  unter  das  Poupart’sche  Band  freizupräpariren. 
Ein  zweiter  Schnitt,  etwas  länger,  zieht  vom  Tubercul.  pub.  nach  abwärts 
parallel  und  etwas  medial  von  der  leicht  durchzufühlendeu  Sehne  des 
Adductor  longus.  Sogleich  nach  Durchtrennung  der  Haut  kommt  die  weiss- 
glänzende Sehne  des  M.  adductor  longus  zum  Vorschein  und  dient  bei  dem 
weiteren  Vorgehen  als  Wegweiser.  Nach  der  Ligatur  der  querziehenden 
Art.  und  Ven.  pudend.  ext.  öffnet  man  die  Adduktorenfascie,  geht  zwischen 
dem  M.  pect,  und  Adduct.  long.  ein,  zieht  sie  mit  Haken  auseinander  und 
hat  nun  die  Verzweigung  des  Obturatorius  vor  sich  liegen.  Man  kann 
leicht  den  zum  Gracilis  führenden  Ast  sowie  die  langen  zum  Adductor 
longus  und  brevis  ziehenden  Aeste  isoliren;  sie  werden  knapp  vor  ihrem 
Eintritt  in  die  Muskeln  abgeschnitten,  möglichst  zart  am  anhaftenden 
Bindegewebe  erfasst,  dürfen  niemals  gequetscht  oder  geknickt  werden  und 
sind  möglichst  hoch  hinauf  zu  mobilisiren.  Die  zu  einem  Bündel  ver- 
einigten Nervenäsle  werden  mit  einem  dünnen  Faden  möglichst  perineural 
mit  einer  Längsschlinge  gefasst  und  mit  Hülfe  einer  geraden  Nadel  durch 
einen  mit  einem  stumpfen  Instrument  vorsichtig  über  dem  Gefässpaket 
gemachten  Tunnel  gezogen  und  in  einem  mit  einem  kleinen  Tenotora 
gemachten  Längsschlitz  des  lateralen  Anteiles  des  N.  cruralis  mit  nach 
abwärts  gerichtetem  Querschnitt  implantirt  und  hier  durch  eine  lockere 
längsgerichtete  Schlinge  (Seide  oder  Catgut)  fixirt.  Dabei  ist  wichtig,  dass 
keine  Spannung  besteht,  denn  gezerrte  Nerven  sind  in  nicht  geringerer 
Gefahr  wie  gequetschte.  Nach  Schluss  der  Hautwunde  werden  Extremität 
und  Becken  durch  einen  Gypsverband  fixirt. 

Die  Operation  ist  am  Menschen  unschwer  auszuführen.  Schlägt  der 
Versuch  fehl,  so  bleiben  in  den  Sehnenplastiken  weitere  Mittel,  den 


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No.  39. 


Thomson.  — Voot.  — I.krmovkz  und  Bkllin. 


645 


Motilitätsausfall  zu  corrigiren.  Es  ist  ohnehin  meist  nötig,  der  passiven 
Ccberdehnung  der  gelähmten  Muskeln  vor  der  Nervenplastik  oder  zugleich 
mit  derselben  durch  entsprechende  Verkürzungen  abzuhelfen. 

Joach  i m.st  hal. 


Thomson,  The  relief  of  respiratory  embarassment  in  malignant  goitre. 

Edinburgh  med.  journ.  1905,  S.  363. 

Die  Atembeschwerden  bei  Kröpfen  hängen  nicht  so  sehr  von  der 
Malignität  der  Geschwulst  als  von  ihrer  Lage  zur  Trachea  ab,  welche,  sei 
es  in  toto  dislocirt  oder  zusammengedrückt,  sei  es  durch  Oedem  ihrer 
Schleimhaut  oder  Eindringen  von  Tumormassen  stenosirt  wird.  Bei  retro- 
sternalen Geschwülsten  treten  Anfälle  von  Asphyxie  besonders  häufig  ein 
and  führen  leicht  durch  Herzlähmung  oder  Thrombose  zu  plötzlichem  Tod. 
— Bei  solchen  Erstickungsanfällen  ist  sofortiger  Eingriff,  bestehend  in 
Tracheotomie  oder  Entfernung  des  Tumors,  notwendig.  Die  Tracheotomie 
ist  meistens  durch  Unruhe  des  Patienten,  Unmöglichkeit  der  Einführung 
einer  Canüle  wegen  Stenose  und  der  später  wieder  wachsenden  Tumor- 
massen schwierig  resp.  ein  ungenügender  Behelf.  Th.  bewährte  sich  in 
zwei  Fällen  maligner  Kropfgeschwülste  mit  Asphyxieanfällen  dio  möglichst 
ausgiebige  Ausräumung  der  Tumormassen.  Meist  wird  schon  dadurch  resp. 
durch  die  Durchtrennung  des  Isthmus  die  Atmung  frei;  sonst  muss  noch 
die  Tracheotomie  angeschlossen  werden,  welche  aber  dann  wesentlich 
leichter  ist.  Bei  retrosternalem  Tumor  erleichterte  der  nicht  narkotisirte 
Patient  durch  starkes  Husten  und  dadurch  bedingtes  Hervorpressen  des 
unteren  Tumorpols  die  Operation.  Peltesohn. 


A.  Vogt,  Dislocatio  lentis  spontanea  als  erbliche  Krankheit.  Zeitschr.  f. 

Augenheilk.  Bd.  XIV,  H.  2,  S.  153. 

V.  teilt  die  Krankengeschichten  und  den  Stammbaum  einer  Familie 
mit,  in  welcher  seit  etwa  einem  Jahrhundert  zwischen  20.  und  66.  Lebens- 
jahr spontane  Linsenluxation  auftrat,  ohne  dass  Zeichen  von  Entzündung 
oder  angeborener  Ektopie  der  Linse  vorausgegangen  waren.  Während  im 
allgemeinen  die  Prognose  der  Linsenluxation  wegen  Sekundärglaukoms  eine 
schlechte  ist,  war  der  Verlauf  dieser  erblichen  Spontanluxation  meist  gut, 
nur  vereinzelt  wurden  glaukomatöse  Erscheinungen  beobachtet. 

Die  Luxation  bevorzugte  die  männliche  Linie,  von  30  männlichen 
Nachkommen  erkrankten  15,  von  26  weiblichen  nur  3.  In  der  weiblichen 
Descendenz  wurde  keine  W'eitervererbung  beobachtet.  G.  Abelsdorff. 


Lermoyez  et  Rellin,  (Kontribution  k la  eure  chirurgicale  de  la  meningite 
purulente  günöralisee  otogene.  Annales  des  mal.  de  Tor.  1904,  No.  10, 
p.  317. 

Verff.  berichten  über  zwei  Fälle  von  chronischer  Mittelohreiterung, 
bei  denen  sich  Erscheinungen  eingestellt  hatten,  welche  von  ihnen  als 
meuingitisebe  gedeutet  wurden,  und  zwar  namentlich  mit  Rücksicht  auf 
das  Ergebnis  der  Lumbalpunktion,  welche  in  dem  einen  Falle  zwar  klare 


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646 


NKtmAKN.  — Gub. 


No.  39. 


Flüssigkeit  aber  unter  beträchtlich  erhöhtem  Druck,  in  dem  anderen  Falle 
eine  trübe,  lediglich  polynukleäre  Zellen  enthaltende  Flüssigkeit  tu 
Tage  förderte.  Kine  bakteriologische  Untersuchung  wurde  nicht  vorge- 
nommen,  doch  glauben  Verff.  diesem  Umstande  keine  erhebliche  Bedeutung 
beimessen  zu  sollen.  Nach  mehrfach  wiederholter  Lumbalpunktion,  voll- 
ständiger Freilegung  der  Mittelohrräume  und  der  entsprechenden  Partien 
der  Dura,  und  Incision  der  letzteren  über  dem  Lobus  temporalis  trat  in 
beiden  Fällen  vollständige  Heilung  ein.  Auf  Grund  dieser  Beobachtungen 
empfehlen  Verff.  in  analogen  Fällen  das  von  ibuen  eingeschlagene  Ver- 
fahren, über  das  ausführlich  berichtet  wird.  Scbwabacb. 

N'eumanu,  Kine  antiseptische  Behandlung  der  Mittelohreiterungen.  (Aus 
d.  K.  K.  Universitätsohrenklinik  in  Wien.)  Wiener  med.  Presse  1904, 
No.  46. 

Nach  N.  wirkt  die  Combination  von  Wasserstoffsuperoxyd  mit  Kal. 
hypermang.  nicht  nur  desinficirend,  sondern  auch  mechanisch  insofern,  als 
die  durch  das  stark  verdünnte  (1  : 1000)  übermangansaure  Kali  coagulirteo 
Sekrete  durch  die  bei  der  nachfolgenden  Applikation  des  Wasserstoff- 
superoxyds frei  werdenden  Sauerstoffbläschen  auch  aus  den  seitlichen  Zell- 
räumen des  Mittelohres  an  die  Oberfläche  gerissen  werden  Die  Resultate 
dieser  combinirten  Behandlungsmethode  sind,  nach  Verf.,  besonders  günstig 
bei  ausgedehnten  Trommelfelllückeu,  aber  auch  bei  kleinen  Perforationen 
immerhin  noch  günstiger  als  die  einfache  Anwendung  des  Wasserstoff- 
superoxyds. Bezüglich  der  Anwendungsweise  s.  das  Original. 

Schwab  ach. 


(Jlas,  Zur  Histologie  und  Genese  der  sog.  blutenden  Septumpolypen.  Arcb. 
f.  Laryngol.  u.  Rhinol.  Bd  17,  H.  1. 

Die  blutenden  Septumpolypen  sind  auf  entzündlicher  Basis  entstandene 
Neubildungen,  welche  bei  entsprechend  disponirter  Schleimhaut  entstehen. 
Für  die  entzündliche  Genese  ist  das  histologische  Bild  beweisend.  Die 
Hauptbestandteile  sind  Granulatiousgewebe  und  neugebildete  Gefässe. 
Genetisch  sind  die  Septumpolypen  mit  der  Rhinitis  sicca  ant.  verwandt; 
sie  entwickeln  sich  zumeist  auf  dem  Boden  einer  atrophischen  Schleimhaut, 
welche  besonders  das  subepitheliale  Bindegewebe  und  die  Drüsen  befallen 
hat.  Das  leichte  Bluten  erklärt  sich  aus  der  innigen  Einlagerung  der 
kerotohyalinähnlichen  Schicht  in  das  Tumorepithel,  aus  der  Atrophie  des 
subepithelialen  Bindegewebes,  aus  dem  Missverhältnis  zwischen  elastischem 
Fasernetz  und  Gefässnetz  und  aus  der  Coagulationsnekrose  der  oberen 
Schichten.  Warum  sich  auf  der  Basis  der  Rhinitis  sicca  ant.  einmal  ein 
blutender  Septumpolyp,  ein  andermal  ein  Ulcus  perforans  septi  entwickelt, 
liegt  an  dem  Verhalten  der  Drüsen.  Ist  der  atrophische  Process  auf  diese 
übergegangen,  so  kommt  es  zu  Granulationsbildung,  welche  zur  Entstehung 
der  Septumpolypeu  führt.  Ist  der  atrophische  Process  jedoch  noch  nicht 
so  weit  fortgeschritten,  sind  noch  die  Drüsen  mit  ihren  Ausführungsgängen 
vorhanden,  dann  kommt  es  durch  Bakterieninvasion  zu  einer  progressiven 
Nekrose,  welche  mit  der  Perforation  des  Septum  endigt. 

W.  Lublinski. 


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No.  39.  Dknekk.  — . Mahtinkck.  — fioKI.  647 

Th.  Deneke,  Ueber  das  angebliche  „innere  Desinfektionsmittel“  Griserin. 

Münch,  med.  Wochenschr.  1905,  S.  113. 

D.  hat  das  mit  vieler  Reklame  als  Heilmittel  für  die  Tuberkulose 
empfohlene  Griserin,  das  identisch  ist  mit  dem  vor  Jahren  von  den  Höchster 
Farbwerken  als  Ersatz  des  Jodoforms  auf  den  Markt  gebrachten  Loretin, 
von  diesem  sich  nur  durch  Zusatz  von  Natr.  carbonicum  oder  bicarbonicum 
unterscheidet,  an  13  Tuberkulosepatienten  geprüft  und  konnte  eine  erkenn- 
bare Wirkung  auf  den  tuberkulösen  Process,  obwohl  das  Mittel  bis  zu 
46  Tagen  genommen  wurde,  nicht  feststcllen.  Abgesehen  von  ungünstiger 
Beeinflussung  des  Auswurfs  — dieser  bekommt  eine  zähbreiige  Beschaffen- 
heit, was  die  Patienten  sehr  lästig  empfanden  — war  die  einzige  nach- 
weisbare Wirkung  die  eines  Abführmittels,  und  zwar  eines  sehr  unzuver- 
lässigen. H.  Bischoff. 


Martineck,  Das  Ficker’sche  Typhusdiagnostiknm  und  die  technische  Aus- 
führung der  Gruber- Widal’schen  Reaktion  in  der  Praxis.  Deutsche 
militärärztl.  Zeitschr.  1904,  S.  511. 

M.  beurteilt  das  Ficker’sche  Diagnostikum  günstig,  es  ist  der  gewöhn- 
lichen Typbusculturaufschwemmung  oder  auch  der  durch  Formalinzusatz 
abgetöteten  Typhuscultur,  welche  von  anderer  Seite  empfohlen  worden  ist, 
in  der  Gleiclunässigkeit  seiner  Zusammensetzung,  der  Einheitlichkeit  der 
Methode  der  Reaktionsanstelluug  und  in  der  Eindeutigkeit  der  Beurteilung 
des  Reaktionsausfalls  überlegen.  Nicht  einverstanden  ist  M.  mit  der  Aus- 
gestaltung des  Instrumentariums,  welche  nicht  von  Ficker,  sondern  von 
der  Firma  Merck  erfolgt  ist.  Er  macht  Vorschläge,  wie  das  Instrumen- 
tarium auszugestalten  ist,  damit  die  Gruber- W'idal’sche  Reaktion  mit  dem 
Typhusdiagnostikum  wirklich  zum  Gemeiugut  aller  Aerzte  werden  kann. 
Statt  der  Abmessung  mittels  graduirter  Pipette  schlägt  er  Verdünnung 
mittels  Tropfenmethode  vor,  den  Schröpfkopf  will  er  durch  eine  Lanzette 
ersetzen,  für  das  Auffangen  der  Blutproben  empfiehlt  M.  kurze  Spitz- 
gläschen. die  aus  Glasrohr  leicht  herzustellen  sind.  Das  Genauere  ist  im 
Original  uachzulesen.  H.  Bischoff. 


E.  Hoke,  Ueber  Baktericidie  im  normalen  und  im  infleirten  Organismus 
und  über  die  Schutzorgane  des  Körpers  gegen  Infektionserreger.  Zeitschr. 
f.  Heilk.  1904,  Bd.  25,  Abteil,  f.  int.  Med  , S.  197. 

In  den  Versuchen  über  baktericide  Eigenschaften  des  Serums  sind 
bisher  die  Wechselwirkungen  zwischen  dem  Serum  und  den  Organen  des 
Körpers  ausser  Acht  gelassen  worden.  In  der  vorliegenden  Arbeit  hat  H. 
dies  nachzuholen  versucht.  Er  konnte  durch  eine  grosse  Zahl  völlig  gleich- 
mässig  ausgefallener  Versuche,  deren  Anordnung  im  Original  nachzulesen 
ist,  nachweisen,  dass  die  Baktericidie  des  Serums  für  Milzbrand-,  Typhus-, 
Coli-,  Cbolerabacillen  und  Staphylokokken  durch  Organcontakt  aufgehoben 
wird.  Am  besten  anlibaktericid  wirkten  Niere  und  Pankreas,  am  schlech- 
testen oder  garuicht  Leukocyteu  und  Knochenmark.  Schlecht  wirkt  häufig 
die  Milz,  namentlich  bei  Typhusbacillen  und  Staphylokokken.  Die  Ein- 
wirkung der  Organzellen  ist  als  eine  Reaktion  nicht  von  abgestorbenem, 


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648  IlöDLMOBKK.  NO.  39. 

sondern  noch  aktionsfähigein  Protoplasma  aufzufassen.  Die  Organe  binden 
das  Complement  der  baktericiden  Stoffe,  Niere  und  Nebenniere  auch  den 
Immunkörper.  Hinsichtlich  der  Bedeutung  des  leukocytären  Apparates 
auf  die  Serumbaktericidie  des  normalen  Tieres  fand  H.,  dass  Leukocyten 
und  Knochenmarkszellen  ohne  Einfluss  sind.  Sie  wirken  in  der  Regel 
nicht  baktericid  in  Kochsalzlösung,  inaktive  Sera  werden  durch  sie  nicht 
ergänzt.  Sie  verhindern  auch  nicht,  dass  die  Baktericidie  des  Serams 
durch  Zusatz  von  Organbrei  aufgehoben  wird.  Nur  gegenüber  den  Staphylo- 
kokken sind  Knochenmark  und  Leukocyten  wirksam.  — Durch  Versuche 
an  inficirten  Tieren  wurde  festgestellt,  dass  das  Serum  trotz  der  InfektiOD 
seine  baktericide  Kraft  behält,  sogar  noch  beim  toten  Tiere.  Auch  beim 
inficirten  Tiere  wird  die  Serumbaktericidie  durch  Contakt  mit  Organzellen 
aufgehoben,  nur  Leukocyten  und  Knochenmark  beeinflussen  sie  wenig  oder 
garnicht.  Werden  Leukocyten  oder  Knochenmark  Organbreien  zugesetzt, 
so  heben  sie  die  antibaktericide  Wirkung  der  Organbreie  auf,  sodass  Ent- 
wickelungshemmung nachweisbar  ist.  Diese  Entwickelungshemmung  tritt 
auch  ohne  Serumzusatz  auf.  W'ährend  aber  Serum  die  Bakterien  schnell 
abtötet,  scheint  Knochenmark  nur  langsam  zu  wirken.  — Wie  die  Verhält- 
nisse im  immunisirten  Tiere  liegen,  ist  noch  nicht  völlig  klargelegt,  nur 
hinsichtlich  der  Agglutinine  macht  H.  Angaben,  diese  wurden  durch  Zusatz 
von  Leber,  Niere,  Knochenmark  nicht  gebunden,  quantitative  Austitrirung 
hat  aber  noch  nicht  stattgefunden.  H.  Bischoff. 


C.  Hödlmoser,  Uebcr  den  Wert  des  Pyramidons  für  die  Behandlung  des 
Abdominaltyphus.  Wiener  klin.  Wochenschr.  1905,  No.  6. 

H.  wandte  bei  seinen  zahlreichen  Typhusfällen  regelmässig  Pyramidon 
an  und  erzielte  ebenso  wie  vor  ihm  Valentini  (Deutsche  med.  Wochen- 
schrift 1903,  No.  16)  hervorragend  günstige  Resultate.  Es  wurden  von 
Anfang  an  — und  zwar  ist  auf  möglichst  frühzeitigen  Beginn  der  Behandlung 
Wert  zu  legen  — dreistündlich  0,2  g Pyramidon  gegeben,  in  leichteren  Fällen 
seltener,  1 — 2mal  täglich,  bei  Kindern  entsprechend  kleinere  Dosen.  Die 
Wirkung  auf  die  Temperatur  ist  eine  geradezu  enorme:  unter  Schweiss- 
ausbruch, der  aber  keinerlei  lästige  Begleitsymptome  mit  sich  führt,  sinkt 
die  Temperatur,  und  es  gelingt  häufig,  im  weiteren  Verlaufe  der  Krankheit 
die  Patienten  fast  fieberfrei  zu  erhalten.  In  keinem  Falle,  auch  nicht  bei 
sehr  schwachen  Individuen,  wurden  Collapserscbeinungen  beobachtet,  ebenso- 
wenig anderweitige  schädliche  oder  unangenehme  Nebenwirkungen;  tritt  in 
vereinzelten  Fällen  Erbrechen  auf,  so  giebt  man  das  Mittel  per  clysma. 
Ebenso  günstig,  wie  auf  die  Temperatur,  wirkt  das  Pyramidon  auf  das 
Sensorium  und  die  nervösen  Erscheinungen;  selbst  Kranke,  die  mit  be- 
nommenem Sensorium  und  Delirien  in  Behandlung  traten,  erlangten  wieder 
klares  Bewusstsein  und  behielten  dies  während  des  weiteren  Krankheits 
Verlaufs.  Dementsprechend  fehlten  auch  diejenigen  Complikationen,  die 
in  erster  Reihe  auf  Benommenheit  des  Sensoriums  zurückzuführen  sind, 
so  die  Complikationen  von  Seiten  der  Lunge,  der  durch  Beschmutzung 
und  dergleichen  hervorgerufene  Decubitus.  Recidive  konnten  zwar  nicht 
immer  vermieden  werden,  verliefen  aber  günstig.  Im  Ganzen  war  der 


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No.  39. 


Kumt.  — Lokh. 


649 


Krank heitsverlauf,  ohne  dass  man  eine  specifische  Wirkung  anzunehmen 
braucht,  ein  milder  und  wohl  auch  kürzerer.  Namentlich  bei  Epidemien 
dürfte  das  l'yramidon  berufen  sein,  die  recht  umständliche  Wasserbehand- 
lung zu  ersetzen.  K.  Kronthai. 


H.  Kehr,  Die  Dauerresultate  meiner  letzten  500  Gallensteinlaparotomien 

(•400. — 900.  Operation).  Münch,  med.  Wochenschr.  1904,  No.  14. 

Unter  460  Gallensteinlaparotomirten  (50  weitere  bleiben  wegen  zu 
kurzer  Beobachtungszeit  ausgeschlossen)  starben  in  der  Klinik  72  = 16  pCt., 
von  diesen  nur  3 pCt.  an  der  eigentlichen  Gallensteinoperation,  dagegen 
13  pCt.  an  complicirendem  Carcinom,  Cholangitis  etc.  Späterhin,  nach 
der  Entlassung  aus  der  Klinik,  starben  noch  21  und  zwar  die  meisten  an 
Carcinom,  2 an  Lugentuberkulose,  1 an  Apoplexie,  1 durch  Selbstmord. 
Von  den  übrigbleibenden  350  Patienten  (von  7 konnten  keine  Angaben 
erhalten  werden)  waren  89  pCt.  völlig  geheilt,  während  nur  39  = 11  pCt. 
Grund  zur  Klage  hatten.  Während  früher  in  4 pCt.  der  Fälle  Steine 
zurückgelassen  werden  mussten,  war  dies  bei  den  jetzt  Operirten  nur  in 
2,5  pCt.  der  Fall.  Wo  früher  in  7 pCt.  Hernien  entstanden,  wurde  dies 
diesmal  nur  bei  2 pCt.  beobachtet.  Endlich  wurden  statt  wie  früher  in 
17  pCt.  diesmal  nur  in  5 pCt.  Adhäsions  und  Entzünduugskoliken  registrirt. 
Diese  auffallende  Besserung  ist  zunächst  darauf  zurückzuführen,  dass  bei 
wachsender  Cebung  des  Operateurs  die  Operationen  früher  als  sonst  beendet 
werden  konnten.  Ferner  wurde  au  Stelle  der  Cystostomie  häufiger  die 
Ektomie  vorgenommen  und  endlich  statt  der  Choledochotomie  mit  Naht 
die  Hepaticusdrainage.  All  das  Genannte  fordert  dazu  auf,  in  Fällen  von 
Galiensteinleiden  die  chirurgische  Therapie  nach  Möglichkeit  zu  verallge- 
meinern. Carl  Rosenthal. 

P.  Loeb,  Unsere  Erfahrungen  mit  „Dyspeptine“  Hepp.  Deutsche  med. 

Wochenschr.  1904,  No.  11. 

Unter  dem  Namen  „Dyspeptine“  wurde  vor  einiger  Zeit  ein  aus  dem 
Magensaft  des  Schweines  hergestelltes  Mittel  publicirt,  welches  in  allen 
solchen  Fällen  von  Magenkrankheiten  wirksam  sein  sollte,  deren  Cardinal- 
syroptom  in  einer  mangelhaften  Salz-  oder  Gesammtsäureproduktiou  be- 
steht. Das  Mittel  war  nach  den  Angaben  seines  Entdeckers,  eines  fran- 
zösischen Arztes,  für  solche  Fälle  als  ein  Universalheilmittel  zu  betrachten. 
Nachprüfungen  L.’s  haben  die  Haltlosigkeit  dieser  Angaben  erwiesen.  Bei 
einer  Anzahl  von  Magenkrankheiten,  die  mit  Hypo-  oder  Achlorhydrie  ein- 
hergingen, wurde  das  Mittel  auf  seinen  Wert  als  Stomachicum  und  in 
Bezug  auf  seinen  Einfluss  auf  die  Sekretionsverbältnisse  des  Magens  studirt. 
Fast  in  allen  Fällen,  in  denen  vor  Anwendung  der  Dyspeptine  durch 
geeignete  Diät  und  Therapie  weder  die  herabgesetzte  Gesammtsäure- 
produktion  zur  Steigerung,  noch  die  gänzlich  geschwundene  Salzsäure- 
ausscheidung  zum  Wiedererscheinen  gebracht  werden  konnte,  war  dies  auch 
bei  Anwendung  des  Schweinemagensaftes  der  Fall.  Aber  auch  abgesehen 
von  der  Nutzlosigkeit  des  Mittels  in  der  Therapie  bei  Magenaffektionen  ist 
auch  seine  Zusammensetzung,  wie  sie  sein  Eilinder  beschreibt,  indem  es 


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650 


LaNOMEAD  — JlNDEl.L. 


No.  39. 


nämlich  2,25  pM.  Acidität  besitzen  soll,  nicht  als  richtig  befunden  worden. 
Auch  die  Prüfung  des  Mittels  auf  seine  eiweissverdanende  Kraft  endlich, 
fiel  durchaus  uegativ  aus. 

Nach  alledem  ist  es  wohl  verständlich,  dass  man  über  dieses  Mittel, 
zumal  als  „Universalmittel“  zur  Tagesordnung  übergehen  muss. 

Carl  Rosenthal. 

/ 

Fr.  Langmend,  On  three  cases  of  suprarenal  apoplexy  in  children.  Tbe 
Lancet  1904,  p.  1496. 

Hämorrbagiu  der  Nebennieren  kann  zur  Ursache  plötzlicher  Todesfälle 
im  Kindesalter  werden.  Die  Aetiologie  dieser  Hämorrhagie  ist  uoch  un- 
klar. Man  unterscheidet  3 Formen:  Die  erste  — bei  Neugeborenen  — 
wird  dem  schädlichen  Druck  zugeschrieben,  welchem  die  Unterleibsorgane 
bei  schweren  Geburten  ausgesetzt  sind.  Zumal  Steissgeburten,  bei  denen 
der  Operateur  am  Abdomen  manipulirt,  sollen  in  Betracht  kommen.  Gegen 
diese  Auffassung  ist  aber  einzuwenden,  dass  die  Hämorrhagie  auch  narb 
leichten  Entbindungen  Vorkommen  kann.  Die  zweite  Form  wird  auf  In- 
fektion vom  Nabel  her  bezogen;  die  dritte  — bei  älteren  Kindern  — mit 
toxischen  und  infektiösen  Erkrankungen  erklärt,  doch  ist  es  bisher  nicht 
gelungen,  den  Krankheitserreger  nachzuweisen.  Verf.  teilt  8 Fälle  mit 
Sektionsresultat  mit.  Im  ersten  handelte  es  sich  um  einen  Neugeborenen, 
der  am  dritteu  Tage  schwer  atmete,  Convulsionen  stellten  sich  ein,  Blu- 
tungen aus  Mund  und  Nase  und  das  Kind  starb  am  Tage  der  Erkrankung. 
Die  beiden  anderen  Fälle  betreffen  Kinder  von  2 resp.  7 Monaten  und 
gehören  der  Gruppe  3 an.  Der  Symptomencomplex  war  der  von  Talbot 
geschilderte:  Die  vorher  anscheinend  gesunden  Kinder  werden  plötzlich 
von  Leibschmerz  und  Erbrechen  befallen,  sie  erscheinen  gleich  schwer 
krank.  Die  Temperatur  steigt  an.  Purpura  und  andere  Blutungen  können 
erscheinen,'  bisweilen  auch  Purpura  fulminans  von  Henooh.  Allgemeine 
Convulsionen  treten  auf  und  das  Kind  stirbt  nach  wenigen  Stunden  Krank- 
seins. Stadthagen. 


4.  Jtindell,  Ueber  die  nykthemeralen  Temperaturschwänkungen  im  ersten 
Lebensjahre  des  Menschen.  Arch.  f.  Kinderheilk.  Bd.  59,  S.  521. 

Nur  die  Curven  gesunder  Säuglinge  wurden  für  die  Messungen  ver- 
wertet, d.  h.  solcher  Kinder,  welche  in  normaler  Weise  gediehen  und 
welche  schon  einige  Zeit  vor  Beginn  der  Messungen  eine  regelmässige 
Temperaturcurve  gezeigt  hatten.  Die  Messungen  wurden  in  4stündlichen 
Abständen  vorgenommen  und  zwar  wurde  das  Thermometer,  während  die 
Kinder  an  der  Brust  lagen,  in  den  After  eingeführt  und  nach  5 Minuten 
langem  Liegen  abgelesen.  Die  Zeit  des  Badens  wurde  vermieden,  stärkere 
Unruhe  durch  das  Messen  während  des  Säugens  verhütet.  Die  Unter- 
suchung, für  welche  über  3000  Einzelbeobachtungen  gemacht  sind,  ergab, 
dass  die  Schwankungsbreite  in  der  Tagesfluktuation  der  Eigenwärme  von 
den  ersten  Lebenstagen  bis  zu  den  ersten  Lebensjahren  stetig  und  allmäh- 
lich zunimmt.  In  den  ersten  Lebenstagen  sind  diese  Fluktuationen  sehr 
gering,  unentwickelt,  betragen  ca.  0,1°  C.  (36,77 — 36,86).  Die  Morgen- 
steigeruug  beginnt  beim  Neugeborenen  erheblich  früher  als  beim  Er 


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No.  39. 


GbCNBKUGKR. 


651 


wachsenen,  ebenso  auch  der  Nachmittagsabfall.  Am  Ende  des  ersten 
Lebensmonates  betragen  die  Schwankungen  0,25 — 0,30°  (30,96  — 37,21), 
am  Ende  des  zweiten  Monats  0,30—  0,37°  (30,96— 37,25);  bei  einem  halben 
Jahre  erreichen  sie  schon  den  Wert  von  0,57°  C.  (30,80 — 37,37)  und  im 
späteren  Teil  der  ersten  Kindheit,  im  2. — 5.  Lebensjahre  den  Wert  von 
0,95°  C.  (30,42—37,37)  und  es  scheint,  dass  die  Eluktuationsbreite  beim 
Erwachsenen  im  Mittel  etwas  geringer  — 0,83°  - ist  (30,39 — 37,22),  als 
diejenige  der  letztgenannten  Epoche  der  Kindheit.  — Mit  Ausnahme  dieser 
Verschiedenheit  stimmen  die  Curven  der  verschiedenen  Lebensepochen  im 
grossen  ganzen  gut  überein.  — Nach  den  Untersuchungen  von  JOHANSSON 
sind  alle  Tagesschwankungen  der  Körpertemperatur  durch  Schwankungen 
der  Muskeltätigkeit  zu  erklären.  Durch  vollständige  Muskelruhe  kann 
mau  die  COj-Abgabe  des  Körpers,  welche  wir  als  Maass  für  den  Stoff- 
wechsel benutzen  können,  um  ca.  (/s  herabsetzen,  von  etwa  31  bis  21  g 
pro  Stunde.  Dabei  zeigt  die  C02Abgabe  während  der  verschiedenen 
Stunden  einen  mehr  constanten,  weniger  als  bei  gewöhnlicher  Beschäftigung 
schwankenden  Wert.  Zur  Erreichung  dieses  Resultats  genügt  aber  nicht 
die  einfache  Bettruhe,  sondern  die  Versuchsperson  muss  sich  bemühen, 
alle  Muskelbewegungen  zu  vermeiden:  Sprechen,  Lagewechsel,  Muskel- 
spannungen. Entsprechend  der  Kohlensäureabgabe  werden  auch  die  Tages- 
schwankungen der  Körpertemperatur  bedeutend  kleiner  (0,34  beim  Er- 
wachsenen im  Zustande  der  Muskelruhe).  Dass  die  Schwankungen  nicht 
ganz  zu  unterdrücken  sind,  ist  nach  Johansson  daraus  zu  erklären,  dass 
die  unwillkürlichen  Muskelbewegungen  fortdauern  und  nach  dem  jeweiligen 
psychischen  Zustande  wesentlich  schwanken.  — Die  Ergebnisse  der  Unter- 
suchungen des  Verf.’s  geben  dieser  Theorie  eine  wichtige  Stütze.  Neuge- 
borene, deren  psychische  und  körperliche  Tätigkeit  weit  geringere  Schwan- 
kungen erfahren,  als  sie  je  beim  Erwachsenen  zu  erzielen  sind,  haben 
auch  minimale  Tagesschwankungen  (0,1°  C.).  Dass  diese  nicht  ganz  ver- 
schwinden, liegt  darin  begründet,  dass  der  Einfluss  des  Tageslichts,  zu- 
fälliger Geräusche,  der  Zimmertemperatur  nicht  ganz  auszuschalten  sind. 
Mit  der  körperlichen  und  psychischen  Entwickelung  der  Kinder  nehmen 
die  täglichen  Temperaturschwankungen  an  Intensität  zu,  bis  sie  im  Alter 
von  2 — 5 Jahren  das  Maximum  von  0,95  erreichen.  In  diesem  Alter  sind 
sie  also  grösser  als  beim  Erwachsenen  (0,83),  weil  einerseits  die  Kinder 
fortwährend  in  lebhafter  Unruhe  sind,  andererseits  ihr  Schlaf  tiefer  ist 
als  der  der  Erwachsenen.  Dass  der  Anfang  der  Tagesperiode  beim  Säug- 
ling früher  einsetzt  als  beim  Erwachsenen  erklärt  sich  daraus,  dass  sie 
früher  als  letztere  erwachen.  — Auch  die  Mittelwerte  der  Temperatur  der 
verschiedenen  vom  Verf.  untersuchten  Säuglinge  schwankten  in  sehr  engen 
Grenzen:  36,63  — 37,0°  bei  Neugeborenen,  36,90 — 37,36°  bei  älteren  Säug- 
lingen. Die  Schwankungen  bei  ganz  gesunden,  regelrecht  gepflegten  Säug- 
lingen sind  also  nicht  so  gross,  als  man  bisher  geglaubt  hat. 

Stadthagen. 


Griinberger,  Ueber  den  Befund  von  Acetessigsäure  in  der  Cerebrospinal- 
flüsRigkeit  bei  Coma  diabeticum.  Centralbl.  f.  inn.  Med.  1906,  No.  26. 
Bei  einem  Fall  von  Coma  diabeticum  (im  Urin  war  reichlich  Aceton, 


r 


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652  v.  Mai.aihb.  — Mn.i.KR.  No.  39. 

Acetessigsäure  und  l-Oxy  buttersäure)  ergab  die  Lumbalpunktion  eine  wasser- 
klare  Flüssigkeit  mit  einem  Druck  von  110  mm  Wasser.  In  dieser  war 
Acetessigsäure  deutlich  positiv.  Dieser  Befund  beausprucht  insofern  Inter- 
esse, als  die  Cerebrospinalflüssigkeit  gegenüber  den  im  Blute  kreisenden 
Stoffen,  x.  B.  Jod,  Salicylsäure  u.  a.,  sich  elektiv  verhält.  Alkan. 


v.  Malaise,  Zur  Differentialdiagnose  der  extra-  und  intramedullären  Kücken- 
markstumoren. Deutsches  Arch.  f.  klin.  Med.  1904,  80.  (1  — 2). 

Für  den  Sitz  einer  Rückenmarksgeschwulst  kann  schon  die  Art  der- 
selben (Metastase)  Aufschluss  geben.  So  kommt  das  Carcinom  im  Rücken- 
mark nur  sekundär  zur  Beobachtung  und  sein  Vorkommen  im  Marke  selbst 
wird  jetzt  allgemein  in  Abrede  gestellt.  Das  Sarkom  kommt  intramedullär 
vor,  doch  überaus  selten  im  Vergleich  zur  Häufigkeit  des  Auftretens  an 
den  Rückenmarkshäuten.  — Bei  Wirbeltumoren  kann  auch  die  Radiographie 
Aufschluss  geben,  die  aber  zuweilen  im  Stiche  lässt.  Es  giebt  kein  Sym- 
ptom, welches  ausschliesslich  den  extra-  oder  intramedullären  Rncken- 
markstumoren  zukommt;  nur  aus  der  Aufeinanderfolge  der  Dauer,  der  Zeit, 
des  Auftretens  der  einzelnen  8ymptome  ergeben  sich  wertvolle  Unterschiede. 
Sehr  wichtig  ist  das  neuralgische  Vorstadium  bei  extramedullären  Ge- 
schwülsten, das  Monate  oder  Jahre  lang  isolirt  bestehen  kann;  sein 
Fehlen  spricht  nicht  absolut  gegen  einen  Tumor  der  Häute.  Hochgradige 
Schmerzen  an  der  Wirbelsäule  bei  uncomplicirten  Marktumoren  kommen 
nicht  zur  Beobachtung;  Steifigkeit  dagegen  und  Schmerzhaftigkeit  bei  Be- 
wegungen ist  auch  bei  intramedullärem  Sitz  nicht  ausgeschlossen.  — Die 
dissociirte  Empfindungslähmung  ist  für  die  Geschwulst  im  Mark  charak- 
teristisch. — Motorische  Reizerscheinungeu  sind  bei  Markgeschwülsten 
seltener,  doch  kommen  sie  auch  vor.  Das  Symptom  der  Brown  Sequard- 
schen  Halbseitenläsion  ist  hauptsächlich  bei  extramedullären  Geschwülsten 
vorhanden.  Während  der  Marktumor  einen  regellosen  Verlauf  zeigt  und 
durch  unvorhergesehene  Zwischenfälle  ausgezeichnet  ist,  zeigt  der  extra- 
medulläre Tumor  einen  typischen  Verlauf,  indem  nach  langem  isolirten 
Bestehen  des  einseitigen  Wurzelstadiums  meist  eine  einseitige  Markcotn- 
pression  folgt,  welche  dann  bald  in  das  Stadium  der  vollständigen  t^uer- 
schnittsuuterbrechung  übergeht.  S.  Kalischer. 


L.  Müller,  Ueber  Status  hemiepilepticus  idiopathicus.  Deutsche  Zeitschr. 
f.  Nervenheilk.  28.  Bd.  (1). 

M.  teilt  8 Fälle  ausführlicher  mit,  in  denen  sich  das  schwere  Krank- 
heitsbild  des  halbseitigen  Status  epilepticus  bezw.  des  Status  epileptieus 
nach  Jackson’schem  Typus  bot,  ohne  dass  eine  anatomische  Erklärung 
dafür  gefunden  werden  konnte.  Dieser  analog  dem  allgemeinen  Status 
epilepticus  vorkommende  halbseitige  Status  kann  eine  ebenso  üble  Prognose 
bieten  wie  der  erstere  und  wie  dieser  auch  des  anatomischen  Substrats 
entbehret!.  Aetiologisch  scheinen  ähnliche  Faktoren  eine  Rolle  zu  spielen 
wie  bei  der  allgemeinen  Epilepsie  resp.  dem  allgemeinen  Status  epilepticus, 
so  z.  B.  Kopftrauma,  Tuberkulose,  Diabetes,  chlorotischer  Habitus,  ln- 


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No.  39. 


Fogoik. 


653 


Luc.  — 

fektionskrankheiten  (Masern);  sic  führen  zur  epileptischen  Veränderung  des 
Nervensystems,  die  sich  bald  als  allgemeine  bald  als  partielle  oder  halb- 
seitige idiopathische  Epilepsie  äussern  kann.  Durch  das  Bekanntwerden 
der  partiellen  und  halbseitigen  idiopathischen  Epilepsie  dürften  manche 
Misserfolge  der  Hirnchirurgie  erklärt  und  verhütet  werden  können. 

S.  Kalischer. 


II.  F.  Lie,  Veränderungen  in  dem  Nervensystem  beim  plötzlichen  Ueber- 
gang  vom  hohen  zum  normalen  Barometerdruck.  Virchow’s  Arch.  Bd.  178, 

H 1. 

L.  teilt  einen  neuen  Fall  von  Erkrankung  eines  Caissonarbeiters  resp. 
Tauchers  mit,  der  letal  endete  und  zur  Obduktion  kam.  Derselbe  hatte 
in  letzter  Zeit  in  Pausen  von  etwa  einer  halben  Stunde  jedesmal  in  88  bis 
47  in  Tiefe  gearbeitet.  Er  erkrankte  mit  Schwindel,  Schmerzen  in  Armen, 
Kreuz,  Parese  der  Beine  mit  allmählich  schwindender  Sensibilität,  dazu 
traten  ßlasenlähmung,  Parese  der  Arme,  Atmungsbeschwerden,  gestörte 
Artikulation,  Pulsbeschleunigung,  Temperatursteigerung.  Der  Tod  erfolgte 
int  Coma  wenige  Tage  nach  Beginn  der  Erkrankung.  Sektion  und 
mikroskopische  Untersuchung  erwiesen  punktförmige  Blutungen  in  der 
weissen  Substanz  des  Grosshirns;  Blutungen  in  der  wcissen  und  grauen 
Substanz  des  Cervikal-  und  Brustmarks.  Auch  in  der  Med.  oblongata 
waren  kleinere  Blutungen  vorhanden.  Die  Kückenmarkswurzeln  wie  die 
peripherischen  Nervenfasern  zeigten  atrophische  Fasern  und  Vermehrung 
des  Bindegewebes.  Die  Gefässe  zeigten  keine  deutliche  Veränderungen. 
Auch*  an  einzelnen  inneren  Organen  fanden  sich  kleine  Blutungen.  Nicht 
an  allen  Punkten  will  der  Verf.  die  im  Blute  frei  gewordenen  Gase,  welche 
die  Gefässe  sprengen,  als  Ursache  der  Blutungen  ansehen.  Zwei  Gruppen 
von  Caissonarbeitern-  resp.  Tauchererkrankungen  scheinen  zu  unterscheiden 
zu  sein.  In  der  einen  Gruppe  (Leyden,  Schdltze)  tritt  der  Tod  lange 
Zeit  nach  dem  Insult  ein  (infolge  von  Cystopyelonephritis)  und  es  fehlen 
sichtbare  Blutungen,  während  in  der  anderen  Gruppe  (NlKIFOROFF  und 
Lie)  der  Tod  als  unmittelbare  Folge  des  Insults  auftritt  und  mit  Blutungen 
verbunden  ist,  was  vielleicht  auf  eine  intensivere  Gewalteinwirkung  zurück- 
zuführen ist  und  auf  grössere  Druckschwankungeu.  — Eine  Gefahr  scheint 
erst  einzutreten  beim  Arbeiten  in  mehr  als  30  m Tiefe;  doch  bei  zunehmen- 
dem Alter,  nach  40  Jahren,  wächst  auch  bei  dieser  Tiefe  die  Gefahr. 

S.  Kalischer. 

W.  E.  Foggie,  A case  of  cerebral  diplegia  after  whooping  cough.  Scott, 
ined.  and  surg  journ.  1903,  Jan. 

Das  2*/2jährige  Kind,  von  dem  F.  berichtet,  bekam  mit  ti  Monaten 
einen  Keuchhusten  und  wurde  im  Anschluss  an  einen  heftigen  Hustenanfall 
bewusstlos  unter  Verfall  in  allgemeine  Krämpfe.  Es  blieb  zwei  Wochen 
comatös  und  war  spastisch  als  es  wieder  zu  sich  kam.  Mit  21li  Jahren 
war  es  geistig  entschieden  zurückgeblieben,  alle  vier  Giicdmaassen  zeigten 
spastische  Parese.  Die  Entstehung  dieses  Zustandes  wird  vom  Verf.  auf 
eine  meningeale  Hämorrhagie  bezogen.  M.  Brasch. 


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654 


Khouaykr.  IIokfmann. 


No.  39. 


Kroinayer,  Fortschritte  in  der  Ekzembehandlung.  Wiener  med.  Wochen- 
schrift 1905,  No.  3. 

Als  die  wesentlichsten  Fortschritte  in  der  Ekzemtherapie  seit  Hbbra 
bezeichnet  Verf.:  die  Einführung  der  Pasten  durch  LASSAK  für  die  Behand- 
lung der  akuten  Ekzeme  und  als  medikamentöse  Applikationsform,  ferner 
die  Verwendung  der  Pyrogallussäure,  des  Chrysarobins  und  ihrer  Derivate 
(Eugallol)  an  Stelle  des  Schwefels  bei  den  seborrhoischen  und  psoriasi- 
formen Ekzemen  und  den  Ersatz  der  gewöhnlichen  Theerpräparate  durch 
das  farblose  Anthrasol  bei  den  aus  länger  dauernden  und  öfter  recidiviren- 
den  akuten  Ekzemen  hervorgegangenen  chronischen  Infektionszuständen 
der  Haut.  Bei  den  höchst  rebellischen  stark  juckenden  Ekzemen  endlich, 
die  mit  beständigen  akuten  Nachschüben  verlaufen,  hat  sich  fortgesetzt 
das  Lenigallol,  das  meist  als  lOproc.  Zinkpaste  benutzt  wird,  vorzüglich 
bewährt.  Durch  die  aus  ihm  an  den  kranken  Hautstellen  sich  abspaltende 
Pyrogallussäure  übt  es  eine  leichte,  schmerzlose  Aetzwirkung  aus,  die  bei 
nicht  zu  tief  sitzender  Erkrankung  die  schmerzhaften  Aetzungen  mit  Kali- 
lauge entbehrlich  macht.  Wegen  seiner  Reizlosigkeit  ist  das  Lenigallol 
bei  allen  Formen  des  Ekzems,  mit  Ausnahme  der  ganz  akuten,  von  Nutzen, 
nur  soll  man  es  nicht  zu  lange  hintereinander  anwenden,  sondern,  wenn 
die  akuten  Erscheinungen  geschwunden  sind,  durch  die  Tbeerbebandlung 
ersetzen.  H.  Müller. 


E.  Iloffmann,  Venenerkrankungen  im  Verlauf  der  Sekundärperiode  der 
. Syphilis.  (Aus  der  Universitätsklinik  f.  Haut-  u.  Geschlechtskrankh.  in 
Berlin.)  Arcli.  f.  Dermatol,  u.  Syph.  Bd.  73,  S.  39  u.  245. 

Ausser  der  bekannten  strangförmigen  Phlebitis  ist,  wie  erst  neuere 
Untersuchungen  gezeigt  haben,  auch  das  nodöse  Syphilid  (die  knoten- 
förmige Periphlebitis)  und  das  Erythema  nodosum  et  multiforme  syphil. 
zu  den  in  der  Sekundärperiode  vorkommenden  syphilitischen  Venenerkran- 
kungeu  zu  rechnen.  Verf.  beschäftigt  sich  in  der  vorliegenden  Arbeit  vor- 
zugsweise mit  der  erstgenannten  Krankheitsform,  von  der  er  6 Fälle  selbst 
beobachtet  und  33  aus  der  Litteratur  gesammelt  hat.  — Die  strang- 
förmige Phlebitis  tritt  ungefähr  eben  so  oft  etwa  gleichzeitig  mit  dem 
ersten  Exanthem,  als  einige  Wochen  bis  Monate  später  auf  und  ist  bei 
Männern  ungleich  häufiger  als  bei  Frauen.  Sie  befällt  ganz  überwiegend 
die  Vcnae  saphenae,  besonders  die  Saphena  magna,  viel  seltener  subkutane 
Armvenen  und  erstreckt  sich  gewöhnlich  über  grössere  Abschnitte  der  Ge- 
fässe;  häufig  erkranken  mehrere  Venen  zugleich  oder  nacheinander,  ln 
der  Regel  entsteht  die  strangförmige  Phlebitis  ziemlich  plötzlich  und  verrät 
sich  durch  mehr  oder  weniger  heftige,  bei  Bewegungen  und  auf  Druck 
sich  steigernde  Schmerzen  und  das  Auftreten  eines  harten,  cylindrischen, 
unter  der  Haut  verschieblichen  Stranges,  an  dem  sich  fast  immer  eine 
Anzahl  knotiger  Verdickungen  fühlen  lässt.  Bisweilen  ist  auch  anfangs 
ein  roter  Streifen  und  eine  meist  geringe  ödematöse  Schwellung  der  Haut 
über  dem  Gefäss  festzustellen.  — Die  Prognose  ist  eine  gute;  unter  der 
combinirten  Behandlung  mit  Hg  und  Jodkalium  heilt  die  Phlebitis  gewöhn- 
lich vollständig  und  schnell,  uur  selten  bleibt  eine  mässige  Sklerose  der 
Gefässe  zurück;  niemals  ist  es  zu  einer  Embolie  gekommen.  — Verf. 


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No.  39. 


Milton. 


655 


konnte  in  einem  seiner  Fälle  excidirte  Stücke  der  erkrankten  Vene  unter- 
suchen und  fand  eine  hauptsächlich  die  Media  und  Intima  betreffende, 
wahrscheinlich  von  den  Vasa  vasorum  ausgehende  Entzündung  der  Venen- 
wand, die  sekundär  zu  einer  das  Lumen  fast  ganz  ausfüllenden  Thrombose 
geführt  hatte.  Charakteristisch  für  die  syphilitische  Natur  der  Verände- 
rungen ist  vielleicht,  neben  der  starken  Erkrankung  der  Vasa  vasorum  und 
Lymphspalten,  das  Vorhandensein  zahlreicher  Riesenzellen,  namentlich  in 
in  den  peripheren  Abschnitten  des  Thrombus.  — Die  Thrombophlebitis 
einer  tieferen  Vene,  und  zwar  der  Vena  poplitea,  ist  bisher  nur  dreimal 
beobachtet  worden;  sie  verlief  ebenfalls  günstig,  unter  den  Erscheinungen 
einer  Phlegmasia  alba  dolens  (Schmerzeu  in  der  Kniekehle,  starkes  Oedem 
des  Fusses  und  Unterschenkels). 

Die  sog.  nodösen  Syphilide  treten  subakut,  oft  schon  bald  nach 
dem  ersten  Exanthem,  fast  nur  am  Unterschenkel,  mit  Vorliebe  bei  Frauen 
um  varicöse  Venen,  und  meist  in  geringer  Zahl  auf.  Sie  bilden  bohnen- 
bis  wallnussgrosse,  im  subkutanen  Gewebe  gelegene,  aber  mit  der  dunkel- 
bräunlichrot verfärbten  Haut  verwachsene  Knoten,  die  auch  bisweilen  er- 
weichen und  zerfallen.  In  üebereinstimmung  mit  Marcuse  konnte  Verf. 
in  einem  Falle  feststellen,  dass  es  sich  um  periphlebitische  Entzündungen 
handelt;  die  Erkrankung  nimmt  ihren  Ausgang  von  einer  specifischen 
thrombosirendcn  Phlebitis. 

Das  Erythema  nodosum  und  das  Erythema  multiforme  syphil. 
kommen  jedes  für  sich  allein  wie  nebeneinander  in  der  Frühperiode  vor 
und  haben  mit  dem  gleichnamigen  vulgären  Erythemen  die  grösste  Aehn- 
lichkeit.  Auch  für  das  Erythema  nodosum  syphil.,  das  sich  von  dem 
nodösen  Syphilid  durch  den  akuten,  meist  fieberhaften  Verlauf  und  das 
frisch  hellrote  Colorit  der  meist  zahlreicheren  Knoten  unterscheidet,  konnte 
Verf.  nachweisen,  dass  es  von  einer  Phlebitis  kleiner  subkutaner  Venen 
ausgeht.  Dass  das  Erythema  multiforme  syphil.  auf  einer  Erkrankung 
kutaner  Venennetze  beruht,  ist  zwar  sehr  wahrscheinlich,  doch  histologisch 
noch  nicht  sicher  erwiesen.  — Auch  die  drei  zuletzt  genannten  Krankheits- 
formen reagircn  gut  auf  Quecksilber  und  .lodkalium.  H.  Müller. 

Fr.  Milton,  Lithotrity  in  Egypt  for  large  stones.  The  Lancet  1904,  1.  Okt. 

Auf  Grund  einer  Statistik,  die  159  Blasensteine  mit  einem  Gewicht  von 
je  über  50  g betrifft  und  ohne  Auswahl  aus  der  Praxis  des  Verf. ’s  und 
der  von  H.  M.  N.  Milton  in  Cairo  entnommen  wurde,  empfiehlt  Verf. 
auch  für  grosse  Steine,  soweit  die  Urethra  zur  Aufnahme  seines  Litho- 
tryplors  fähig  ist,  die  Lithotrypsie. 

Der  grösste  Stein  von  995  g Gewicht,  bei  dem  der  Lithotryptor  nicht 
anzulegen  war,  wurde  erfolgreich  durch  Laparotomie  entfernt,  und  ist  in 
der  Statistik  nicht  mitgerechnet.  Durch  Lithotrypsie  wurden  84  Fälle  mit 
5 Todesfällen,  durch  perineale  Lithotrypsie  47  mit  7 Todesfällen,  durch 
snprapubische  Lithotomie  22  mit  8 Todesfällen  und  durch  linksseitliche 
Lithotomie  6 ohne  Todesfall  behandelt.  Der  grösste  durch  Lithotrypsie 
entfernte  Stein  wog  452  g,  während  bei  der  suprapubischen  Lithotomie 
das  Höchstgewicht  392  g.  bei  der  perinealen  Lithotrypsie  387  g und  bei 
der  seitlichen  Lithotomie  90  g betrug.  Die  Meinung,  dass  die  Steine  in 


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656 


H.u.han. 


V Hürkk. 


No.  39. 


Aegypten  oft  besonders  weich  sind  und  in  Verbindung  mit  Obylurie  Vor- 
kommen, ist  falsch.  Das  für  die  Lithotrypsie  benutzte  Instrument  war 
nach  den  Angaben  von  H M.  N MlLTON  gebaut  und  von  besonderer  Grösse. 
Wo  es  die  Harnröhre  nicht  passiren  kann,  empfiehlt  Verf  seine  Rinführung 
von  einer  perinealen  Incision  aus.  B.  Marcuse. 

llalban,  Die  innere  Sekretion  von  Ovarium  und  Placenta  und  ihre  Bedeutung 

für  die  Funktion  der  Milchdrüse.  Arcb.  f.  Gynikol.  1905,  Bd.  Tß,  H.  2. 

Auf  Grund  im  wesentlichen  klinischer,  sehr  eingehender  Studien  ge- 
langt H.  hauptsfichlicb  zu  den  folgenden  Ergebnissen:  Der  Pubertätsimpuls 
des  normalen  Weibes  ist  von  Stoffen  abhängig,  welche  vom  Ovarium  ge- 
bildet werden.  — Die  menstruellen  Veränderungen  der  Matnma  sind-  von 
Stoffen  abhängig,  welche  vom  Ovarium  stammen.  — Die  Ovarien  stellen 
in  der  Schwangerschaft  nicht,  wie  dies  ausserhalb  der  Gravidität  der  Fall 
ist,  das  trophische  Centrum  des  übrigen  Genitales  und  der  Mamma  dar. 
Ihre  Funktion  ist  vielmehr  in  dieser  Hinsicht  während  der  Schwanger- 
schaft nicht  von  Bedeutung.  Auf  die  Schwangerschaftshyperplasie  der 
Mamma  und  auf  die  Milchsekretion  haben  die  Ovarien  keinen  Rinfluss.  — 
Der  Fruchtkörper  hat  nichts  mit  Auslösung  der  Schwangerschaftsreaktionen 
zu  tun.  — Die  aktiven  Schwangerschaftssub.stanzen  sind  ein  Effekt  der 
Placenta  bezw.  des  Trophoblasts  und  Chorionepithels.  — Der  erste  oder 
embryonale  Wachstumsimpuls  der  Mamma  ist  als  ein  Effekt  der  Placentar- 
substanzen  aufzufassen.  — Placentar-  und  Ovarialstoffe  haben  die  allge- 
meine Eigenschaft,  Hyperämie  und  Hämorrhagien  zu  erzeugen.  Von  den 
ovariellen  und  placentaren  Substanzen  werden  ganz  analoge  Wirkungen 
ausgeiibt,  nur  ist  der  Effekt  der  placentaren  Stoffe  ein  wesentlich  inten- 
siverer. — Während  der  Gravidität  übernimmt  die  Placenta  die  protektive 
Funktion  des  Ovariums  und  führt  sie  potenzirt  durch.  — Es  kann  nur  die 
Placenta  bezw.  das  Chorionepithel  sein,  deren  biologische  Ausschaltung 
den  Anstoss  zur  Milchsekretion  abgiebt.  — Das  Ovarium  wirkt  in  geeigneten 
Fällen  ganz  ähnlich  — nur  in  der  Regel  quantitativ  schwächer  — wie  die 
Placenta  und  zwar  nicht  nur  hyperplasirend  auf  das  Mammagewebe,  sondern 
auch  hemmend  auf  dessen  Sekretion.  Br.  Wolff. 

V.  HerfT,  I ,ässt  die  Haltungsverbesserung  bei  Gesiclitslagen  einen  besonderen 

Vorteil  erwarten?  Münch,  med.  Wochenschr.  1905,  No.  32. 

V.  H.  empfiehlt  für  die  Hauspraxis  bei  Gesichtslagen  dringend  die  ab- 
wartende  Behandlung,  in  erster  Linie  weil  gerade  sie  die  beste  Aussicht 
für  Mutter  und  Kind  gewährt  .Bei  Stirnlagen  andererseits  rät  er  zu  dem 
Versuch  der  Herstellung  einer  Hinterhauptslage  und,  wenn  nicht  möglich, 
einer  Gesichtslage,  zumal  dieses  leichter  durch  Herabziehen  des  Mundes 
durchführbar  ist.  Stets  sind  aber  hierbei  die  von  v.  H.  in  seiner  Abhand- 
lung näher  eröterten  Anzeigen  und  Gegenanzeigen  zu  berücksichtigen  und 
es  besteht  die  Richtschnur,  weiterhin  nur  bei  dringender  Anzeige  zu 
operiren.  Br.  Wolff. 

Ri  nt«  ad  äugen  worden  an  die  Adrc«ae  des»  Herrn  (Ich.  Mud. -Kat  Prof.  Dr.  M.  Bernhardt  (Berlin  W. 

Französische  Strafe  21)  oder  an  die  Verlagshandlung  (Berlin  NW.,  Untor  den  Linden  6$)  erbeten 

Vorlag  von  Auguai  Hirachwalri  in  Berlin.  — Prack  ton  L.  Rehamanher  in  Berlin  S 34. 


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Dnter  Mitwirkung  von 

Prof.  Dr.  H.  Senator  und  Prof.  Dr.  E.  Sali 

rodigirt  von 


Prof.  Dr.  M.  Bernhardt]  [\J0V  14  1905  v 

in  Berlin  ^ 

* * 


1905. 


9.  Oktober. 


u «eS> 


• 40. 


Iniiult:  Mackenzie  und  Wbnkebacii,  Zur  Physiologie  des  Herz- 

schlages. — Kretschmann.  Funktion  der  lulthaltenden  Hohlräume  des  Ohres.  — 
Whichauot,  lieber  das  Ermüdungstoxin.  — v.  Rzkntkowski,  Zusammen- 
setzung des  Blutes.  — Stbrnrkro,  lieber  ein  Hämoangiotheliom  des  Hodens. — 
Oppenheimer,  Ueber  Aortenruptur  und  Arteriosklerose.  — Baruenueuku  und 
Lossen,  Leontiasis  ossea.  — Born  und  Beattik,  Ueber  die  Dekapsulation  der 
Niere.  — v.  Hippel,  Myopieoperation  und  Netzhautablosung.  — Birch-Hirsch- 
rei.n,  Hosen,  Elschnio,  Ueber  die  Ursachen  der  Kurzsichtigkeit.  — Raoult, 
Wirkung  der  N-Strahlen  auf  das  Gehör.  — Mionon,  Schweres  Ekzem  des  Ohrs.  — 
PmoBiAiaiHiiv,  Ueber  Blutungen  aus  den  oberen  Luftwegen.  — Heckino, 
Ueber  Blutungen  nach  Tonsillotomie.  — Gonskr,  Zur  Therapie  des  Milzbrandes. 

— PtLCER  und  Ebbrson,  Antistreptokokkenserum  im  Wochenbettlieber.  — 
SoiiKRNHKiM.  Agglutination  der  Milzbrandbaktcrien.  — Galli- Vai.kkio  und 
Rocraz  de  Jonou,  Zur  Malaria-Prophylaxe.  — Baum.  Wirkung  von  Brenz- 
katechin auf  die  Cirkulation.  — KautbkyBky,  Zur  Kenntnis  der  Bilharzia- 
krankheit.  — Yoisin,  Meningitis  bei  Pneumonie  der  Kinder.  — Wood  und 
Hoydt,  Kochmann,  Wirkung  des  Alkohols  auf  den  Blutkreislauf.  — Fürn- 
»ohr,  Ueber  den  Oppenheim’schen  Fressrellex.  — Hamilton,  Ueber  Erytbromel- 
algie. — Barnes,  Bedeutung  des  Plantarreflexes.  — Galewsky,  Ueber  Formalin- 
onychien.  — Bares  und  Panea,  Rauritschkk,  Rille,  Plokoeb,  Oppen- 
heim und  Sachs,  Kiolemrnoolou  und  v.  Coke,  Hoppmann,  Tuesino, 
Ueber  Spirochaeten  bei  Syphilis.  — Schenck,  Nierenblutung  unerklärten  Urspungs. 

— Campbell,  Zur  Aetiologie  der  Uterusfibrome. 


4.  Mackenzie  und  K.  F.  Wenkebach,  Ueber  an  der  Atrioventrikulargrenze 
ausgelbste  Systolen  beim  Menschen.  Arcb.  f.  (Anat.  u.)  Physiol.  1905, 
3,/4.  H.,  S.  235. 

Extrasystolen  können,  wie  bekannt  war,  entweder  vom  Ventrikel  aus- 
gelöst werden  — dann  folgt  eine  compensatorische  Pause,  weil  ja  der 
normale  Rhythmus  durch  die  unveränderte  Vorkammerschlagfolge  aufrecht 
erhalten  wird  — oder  sie  können  vom  Vorhof  ausgelöst  werden  — und 
dann  folgt  keine  compensatorische  Pause,  weil  dadurch  offenbar  die  normale 
Reizbildung  an  den  venösen  Ostien  gestört  wird.  Ausserdem  sind  aber 
längere  Folgen  von  schnell  aufeinanderfolgenden  Herzpulsationen  (bruits 
de  coeur  en  salves)  beschrieben,  die  auch  schon  mehrfach  als  Extrasystolen 
XLIII.  Jahrgang  42 


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658 


KRETSC'tlMANN. 


Weich  ardt. 


No.  40. 


in  Anspruch  genommen  worden  sind,  deren  Ursprung  aber  dunkel  blieb. 
Die  Verff.  weisen  nun  in  einer  vorläufigen  Mitteilung  darauf  hin,  dass 
dieses  Phänomen  offenbar  durch  eine  Reizung  der  Rlockfasern  bedingt  ist. 
denn,  wie  wir  ja  wissen,  antwortet  das  Herz  auf  einmalige  Reizung  dieser 
Gegend  mit  einer  Reihe  von  Schlägen.  G.  F.  Nicolai. 


F.  Krotsehinann,  Die  akustische  Funktion  der  lufthaltendeu  Hohlräume 
des  Ohres.  Pflüeer’s  Arch.  CV 111.,  10 — 11 — 12. 

Durch  eine  systematische  Reihe  von  Versuchen,  in  denen  der  Yerf. 
die  Verhältnisse  des  Ohres  künstlich  nachahmt,  gelingt  es  ihm  folgendes 
zu  zeigen. 

Die  Mittelohrhohlräume  bilden  einen  Apparat,  der  im  stände  ist  klaug- 
verstärkend  zu  wirken.  Die  Möglichkeit  des  Entstehens  von  Eigentönen 
wird  vermindert,  wenn  ein  solcher  Resonator,  wie  es  im  Ohr  der  Fall  ist, 
durch  Knochenlamellen  in  einzelne  Hoblräume  geteilt  wird.  Zur  Variirung 
des  immerhin  noch  bemerkbaren  Eigentons  dient  das  Trommelfell,  welches 
durch  den  M.  tensor  tympani,  der  durch  akustische  Reize  reflektorisch 
erregt  wird,  zweckmässig  gespannt  werden  kann.  In  den  Gehörknöchelchen 
nebst  dem  Muskelpaaro,  das  an  den  Enden  des  Bogens,  den  die  Knöchelchen 
bilden,  angreift,  sieht  der  Verf.  eine  Vorrichtung,  um  die  Membranen  des 
dem  Labyrinth  vorliegenden  Hohlraumes  zu  spannen  und  dadurch  den 
Schall  zu  variiren.  Da  auch  der  M.  stapedius  reflektorisch  erregt  wird, 
so  folgt  aus  dem  oben  Gesagten,  dass  das  ganze  Mittelohrsystem  uoter 
anderem  als  ein  Accommodationsapparat  dient.  Im  Labyrinth  wirkt  die 
Flüssigkeitssäule  durch  Mitschwingen  auf  den  Schall  ebenfalls  verstärkend. 
Auch  Muschel  und  Gehörgang  haben  eine  resonatorische  Wirkung. 
Alle  Organe,  welche  der  Schallleitung  dienen,  haben  also  auch  die 
Wirkung,  den  Schall  gleichzeitig  bedeutend  zu  verstärken. 

R.  Golant. 

>V.  Weiehardt,  Ueber  das  Ermüdungstoxin  und  dessen  Antitoxin.  (Dritte 
Mitteilung.)  Münch,  med.  Wochenschr.  1906,  No.  26. 

In  Fortsetzung  seiner  Untersuchungen  fand  W.,  dass  man  eine  be- 
sonders reichliche  Ausbeute  von  Ermüdungstoxin  aus  den  Muskeln  erhält 
wenn  man  die  ermüdende  Muskelarbeit  im  luftverdünnten  Raum  vornehmen 
lässt.  Ebenso  giebt  der  Presssaft  ermüdeter  Muskeln  mehr  an  Toxin  her, 
wenn  man  ihn  mit  Reduktionsmitteln,  z.  B.  mit  schwefligsaurem  Natron, 
behandelt.  Selbst  aus  Muskeln  nicht  ermüdeter  Tiere  kann  man  durch 
Einwirkung  reducirender  Stoffe  toxische  Substanzen  gewinnen,  die  Ermüdung 
machen,  ebenso  aus  anderem  Eiweissmaterial  mit  Placenta,  Gehirn,  Pollen, 
ja  selbst  aus  Hühnereiweiss.  Alle  diese  werden  durch  Ermüdungsantitoxin 
teilweise  abgesättigt.  — Die  Imuiuuisirung  gegen  Ermüdung  gelingt  am 
besten  durch  sog.  Simultanimmunisirung,  d.  h.  durch  Fütterung  anti- 
toxinhaltiger  Präparate  und  uachherige  Injektion  von  Ermüdungstoxin. 

A.  Loewy. 


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No.  40. 


v.  Rzkntkowbki.  — Sternbkbo. 


659 


K.  v.  Rzentkowski,  Uebcr  den  Gehalt  des  Blutes  und  der  Es-  und  Trans- 
sudate an  Trockensubstanz,  Gesammt-  und  Reststickstofif  bei  verschie- 
denen Krankheiten.  Virchow’s  Arch.  f.  patbol.  Anat.  Bd.  179,  S.  405. 
v.  R.’s  umfangreiche  Untersuchungen  führten  zu  den  folgenden  Er- 
gebnissen. Beim  gesunden  Menschen  enthält  das  Blut  im  Darchschnitt 
21,233  Gew.-pCt.  Trockensubstanz,  3,6188  Vol.-pCt.  GesammtstickstofT  und 
0,0469  Vol.-pCt.  Reststickstoff.  — In  Krankheiten:  akuteD  wie  chronischen, 
fieberhaften  und  fieberlosen,  zumal  in  anämischen  Zuständen,  findet  sieb 
eine  Blutverwässerung.  Sie  findet  sich  auch  bei  Nierenentzündungen  mit 
einem  Maximum  bei  Urämie.  — Bei  fibrinöser  Pneumonie  besteht  zugleich 
eine  Zunahme  des  Reststickstoffes,  vielleicht  infolge  des  Zerfalls  des  Lungen- 
exsudates. Dasselbe  auch  bei  Nephritiden,  zumal  bei  Urämie,  und  zwar 
bei  chronischer  in  höherem  Maasse  als  bei  akuter.  — Eindickung  des 
Blutes  kommt  bei  dyspnoischen  Zuständen,  auch  beim  Lungenemphysem 
vor,  wobei  hauptsächlich  die  roten  Blutzellen  eine  (compensatorische)  Zu- 
nahme erfahren.  — Bei  Oedemen  durch  Nierenerkrankung  besteht  eine 
Blutverwässerung,  bei  solchen  infolge  Herzerkrankung  ist  das  Blut  normal 
oder  eingedickt.  — Transsudate  sind  sehr  eiweissarm.  Sie  sind  nach 
Verf.  in  statu  nascendi  eiweissfrei;  sie  sollen  ursprünglich  eine  wässerige 
Lösung  von  Mineralsalzen  darstellen.  Ihr  Eiweiss  wäre  eine  sekundäre 
Beimengung  aus  den  Höhlen,  in  die  sie  sich  ergiessen.  Exsudate  sind  so 
abweichend  vom  Blute  zusammengesetzt,  dass  sie  nicht  reine  Filtrate  sein 
können.  A.  Loewy. 


Sternberg,  Ein  peritheliales  Sarkom  (Hämoangiotheliom)  des  Hodens  mit 
„chorionepitheliomartigen  Bildungen“.  Zeitschr.  f.  Heilk.  Bd.  26,  H.  4, 
S.  105. 

Verf.  beschreibt  des  genaueren  einen  jener  Fälle  von  ausserordentlich 
bösartiger  Hodengeschwulst,  die  man  wegen  ihrer  makroskopischen  und 
mikroskopischen  Aehnlichkeit  mit  dem  Chorionepitheliom  des  Weibes 
diesen  Geschwülsten  zugerechnet  hat  und  sie  von  Resten  fötalen  Ektoderms 
herleitet,  die  sich  in  Teratomen  des  Hodens  erhalten  haben.  Gegen  diese 
Auffassung  nimmt  Verf.  Stellung.  Es  ist  übersehen,  dass  man  in  Tera- 
tomen nur  fertiges  oder  in  Entwickelung  begriffenes  Gewebe  vorfindet, 
niemals  aber  Gewebe  der  ersten  Keimanlage,  aus  dem  bekanntlich  das 
Chorionepithel  entsteht.  Ferner  ist  zu  beanstanden,  dass  die  Identität  der 
in  Rede  stehenden  Geschwülste  mit  den  Chorionepitheliomen  sich  lediglich 
auf  das  Vorhandensein  syncytiumartiger  Bildungen  stützt.  Solche  Gebilde 
kommen  nämlich  auch  in  Tumoren  verschiedener  Histogenese,  Carcinomen 
und  namentlich  auch  Endotheliomen  vor.  Die  Untersuchung  des  vorliegen- 
den Falles  ergiebt  vielmehr,  dass  die  genannten  protoplasmareichen  Ge- 
bilde endotheliale  Elemente  sind,  die  Gefässanlagen  bilden.  Verf.  kommt 
demnach  zu  dem  Schluss,  dass  es  sich  in  diesen  Fällen  um  von  Gefäss- 
wandzellen  oder  einem  derartigen  Keimgewebe  ausgehende  Geschwülste 
(Endo-  und  Peritheliome,  perivaskuläre  Sarkome)  handelt,  die  teils  in 
Teratomen  zur  Entwickelung  kommen,  teils  selbstständig  in  gewissen  Or- 
ganen (Keimdrüsen,  vielleicht  auch  Uterus)  entstehen  können,  und  in 
welchen  durch  Proliferation  des  Gefässendothels  eigentümliche  Riesenzellen 

42* 


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660 


OpPKNilBiMKR. 


No.  40. 


und  syncytiale  Gebilde  entstehen,  die  Gefässanlagen  darstellen.  Es  können 
solche  Bildungen  in  histologisch  verschiedenen  Tumoren  entstehen,  und 
es  liegt  kein  Grund  vor,  dieselben  mit  Rücksicht  auf  den  Befund  jener 
eigenartigen  Gebilde  zu  einer  Gruppe  zusammenzufassen  und  insgesammt 
als  Teratome  mit  Einschlüssen  fötalen  Ektoderms  zu  deuten.“ 

Beitzke 


R.  Oppenheimer,  [Jeher  Aortenruptur  und  Arteriosklerose.  Ein  Beitrag 
zur  Entstehung  der  Arteriosklerose.  (Aus  dem  patholog.  Institut  der 
Universität  Würzburg.)  Virchow’s  Arch.  Bd.  181,  H.  2. 

Nach  einigen  Bemerkungen  über  den  noch  immer  strittigen  Ausgangs- 
punkt der  Arteriosklerose  berichtet  Verf.  folgende  sehr  interessante  Fälle: 
Ein  9jäbriges  Mädchen  verstarb,  nachdem  sie  drei  Tage  vor  dem  Todes- 
tage über  Kopfschmerzen  und  allgemeine  Mattigkeit  geklagt,  sieb  dann 
aber  wieder  wohlgefühlt  hatte,  plötzlich.  Die  Obduktion  ergab  eine 
grosse  Blutansammlung  im  Herzbeutel  und  in  der  Aorta  bei  der  Be- 
sichtigung von  ihrer  Innenfläche  her  l/2  cm  oberhalb  der  Schlusslinie  der 
Klappen  einen  3 cm  langen,  4/8 — 2 cm  breiten  Spalt.  Der  Riss  durchsetzte 
Intima  und  Media,  in  der  Adventitia  fand  sich  aber  nur  ein  für  eine  dünne 
Knopfsonde  eben  passirbares  Loch.  Die  Gefässscheide  der  Aorta  enthielt 
bis  in  ihren  Bauchteil  hinein  reichliche  Blutungen.  Die  Intima  besass 
dicht  oberhalb  der  Klappe  zwei  derbe  schwielige  Verdickungen.  Arterio- 
sklerotische oder  luetische  Veränderungen  waren  sonst  nirgends  zu  finden. 
Im  vorliegenden  Fall  handelte  es  sich  um  eine  im  kindlichen  Lebensalter 
überaus  selten  vorkommende  Längsruptur  der  Aorta.  Mikroskopisch  fand 
sich  im  Gebiet  der  Rupturstelle  die  Elastica  der  Media  durch  Bindegewebe 
ersetzt.  An  den  vorerwähnten  Stellen  der  schwieligen  Verdickungen  waren 
beide  Schichten  der  Innenbaut  gewuchert.  Die  Elastica  zeigte  Lücken, 
welche  von  Bindegewebe  angefüllt  waren.  Stellenweise  war  dies  Gewebe 
fettig  degenerirt,  aber  nirgends  geschwürig  zerfallen.  Schnitte  der  an 
anderen  Stellen  ganz  intakt  erscheinenden  Aorta  zeigten  Risse  in  der  Media, 
angefüllt  von  jungem  Bindegewebe.  Diese  letzten  Bilder  zeigten  den 
jüngsten  Kraukheitsprocess,  die  Wucherungen  sind  reaktive  Erzeugnisse. 

Der  zweite  Fall  betraf  einen  10jährigen  Knaben,  welcher  an  Nephtitis 
verstorben  war.  Hier  fanden  sich  die  Gefässveränderungen  in  Form  arterio- 
sklerotischer Plaques  3—4  cm  oberhalb  der  Aortenklappen,  sonst  nirgends. 
Mikroskopisch  liess  sich  naebweisen,  dass  der  Krankheitsprocess  von  der 
Adventitia  ausgegangeu  war.  Sie  war  in  toto  verbreitert,  die  Wand  der 
Vasa  vasorutn  verdickt.  Infolge  lebhafter  Wucherung  der  Intima  war  bei 
einzelnen  völliger  Verschluss  des  Lumens  erfolgt,  an  anderen  zeigte  die 
W'and  hyaline  Degeneration.  Im  vorgeschrittenen  Stadium  der  Aorten- 
erkrankung, dargestellt  durch  die  Plaques,  war  es  zu  einer  Mitbeteiligung 
der  Media  und  der  Intima,  welche  sich  in  Hypertrophie  und  Wucherungs- 
Vorgängen  dokumentirte,  gekommen.  Verf.  kommt  zu  dem  Schluss,  dass 
sich  die  Arteriosklerose  weder  in  Bezug  auf  ihre  Lokalisation  noch  auch 
hinsichtlich  der  Art  des  Krankheitsprocesses  rubriciren  lässt. 

Geissler. 


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No.  40. 


Bakdexhkuer  und  Lossen.  — Boyd  und  Beattie. 


661 


Bardenheuer  und  Lossen,  Leontiasis  ossea.  Festschr.  z.  Eröffnung  der 
Akad.  f.  prakt.  Med.  in  Cöln.  Cöln.  p 166. 

Bei  dem  17  jährigen- Patienten  mit  Leontiasis  ossea,  über  den  B. 
und  L.  berichten,  war  der  linke  Oberkiefer  massig  stark  nach  aussen  vor- 
getrieben Weiterhin  bestand  eine  starke  Vergrösserung  des  knöchernen 
Gerüstes  der  Nasenmuscheln  und  eine  Verdickung  des  Jochbeins.  Nach 
erfolgloser  Jodkaliurakur  wurden  nach  Entfernung  des  Oberkiefers  die  be- 
nachbarten stark  sklerosirten  und  verdickten  Partien  des  Jochbeins,  der 
Klügelfortsätze  des  Keilbeins  Schicht  um  Schicht  bis  ins  Gesunde  abge- 
meisselt.  Der  Knochen  zeigte  dabei  eine  sehr  grosse  Härte  und  fast  völlige 
Sklerosirung.  Die  Zähne  erschienen  im  Proc.  alveolaris  wie  eingemauert, 
die  Gaumenplatte  stark  verdickt,  die  Highmorshöhle  völlig  obliterirt.  Da 
in  der  Folgezeit  auch  der  linke  Unterkiefer  andauernd  gewachsen  war, 
wurde  ein  Vierteljahr  nach  dem  ersten  Eingriff  die  linke  Unterkieferhälfte 
mit  dem  Kiefergelenk  exstirpirt,  ausserdem  eine  Hebung  des  herabgesunkenen 
Bulbus  durch  Einlegen  eines  gestielten  Haut-Periost-Knochenlappens  von 
der  Schläfe  an  die  Stelle  des  unteren  Orbitalrandes  bewirkt. 

Die  Knochenwucberung  erwies  sich  bei  der  mikroskopischen  Unter- 
suchung als  aus  einem  engmaschigen  Netz  ziemlich  schmaler  unregel- 
mässiger Knochenbälkchen  bestehend.  Die  Knochenbälkchen  bestanden  aus 
gut  verkalktem  Knocbengewebe  und  enthielten  teils  verästelte,  teils  spindelig 
aussehende  Knochenkörperchen.  Um  die  Knochenbälkchen  herum  lag  viel- 
fach eine  Reihe  spindeliger  Zellen,  welche  Osteoblasten  darstellten.  Sehr 
spärlich  fanden  sich  Osteoklasten  und  Hawship’sche  Lacuuen.  Die  Zwischen- 
ränme  zwischen  den  Knochenbälkchen  waren  mit  teils  zellarmcm,  teils 
ziemlich  zellreichem  Bindegewebe  ausgefüllt,  das  jugendlichem  Bindegewebe 
ähnelte  und  sich  gut  färbte.  Es  enthielt  ziemlich  zahlreiche  Gefässe. 
Lymphoide  Zellen  oder  Leukocyten  waren  nur  spärlich  zu  finden. 

Joacbimsthal. 

Boyd  und  Beattie,  Note  on  decapsulation  of  the  kidneys.  The  Edinburgh 
med.  journ.  1905,  p.  337. 

In  einem  Falle  chronischer  Nephritis,  bei  welchem  die  Edebohl’sche 
Nierendekapsulation  einseitig  vorgenommen  war,  hatten  Verff.  Gelegenheit, 
die  Nieren  des  4 Monate  später  gestorbenen  Mannes  zu  untersuchen.  — 
Es  ergab  sich,  dass  sich  eine  feste  neue  Kapsel  gebildet  hatte,  welche 
reichlich  Gefässanastoraosen  mit  den  obersten  Schichten  der  Nierenrinde 
enthielt;  indessen  kaum  mehr  als  durch  die  Operation  zerstört  worden 
waren;  ferner  dass  reichlich  Bindegewebszüge  in  der  Nierenrinde  einge- 
drungen, also  die  interstitielle  Entzündung  verstärkt  worden  war.  — In 
klinischer  Beziehung  folgte  der  Dekapsulation  unmittelbar  eine  starke 
Diurese,  Herabsetzung  der  Eiweissmenge  und  Ansteigen  der  Harnstoff- 
ausscheidung. Doch  kann  die  gesteigerte  Diurese  nicht  auf  die  Gefäss- 
neubildung  zurückgeführt  werden,  da  sie  schon  48  Stunden  post  operationem 
auftrat,  ist  vielmehr  entweder  auf  die  veränderte  Spannung  und  die  dadurch 
bedingten  Cirkulationsverhältnisse  in  der  Niere  oder  auf  Einwirkung  der 
Operation  auf  die  sympathischen  Centren  zurückzuführen.  — Dasselbe  Re- 
sultat ist  sowohl  in  anatomischer  als  kliuischer  Hinsicht  durch  die  ein- 


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662  v.  Riri’Ei..  — Bikch-Hirschpkld.  Hoscii.  Ei.bcbmio.  — Raoci-t.  No.  40. 

fächere  Nephrotomie  (Incision)  zu  erreichen,  und  es  ist  deshalb  diese 
Operation  der  Dekapsulation  vorzuziehen.  Wenn  auch  vorübergehende 
Besserung  (gesteigerte  Diurese)  eintritt,  so  ist  doch  von  keiner  der  beiden 
Operationen  eine  Heilung  zu  erwarten.  Feltesohn. 


A.  v.  Hippel,  Myopieoperation  und  NetzhautabiÖsung.  Deutsche  med. 

Wochenschr.  1905,  No.  26. 

Verf.  hat  die  Myopieoperation  an  275  Augen  ausgefübrt,  und  zwar 
63  mal  doppelseitig,  149  mal  einseitig.  Von  diesen  blieben  269  Augen  in 
weiterer  Beobachtung.  25  mal  beobachtete  er  Netzhautablösung,  doch  nur 
13  mal  in  den  ersten  drei  Jahren  nach  der  Operation.  Verf.  führte  die 
Operation  nur  bei  solchen  Patienten  aus,  welche  durch  ihre  Kurzsichtigkeit 
arbeitsunfähig  waren  und  kurzsichtige  Gläser  nicht  vertrugen. 

Horstmano. 


A.  Birch-Hirsehfeld,  Zur  Frage  der  elastischen  Fasern  in  der  Sklera 
hochgradig  myopischer  Augen,  v.  Graefe’s  Arch.  f.  Ophthalm.  LX.,  3, 
S.  652. 

G.  Hosch,  Zur  neuesten  Theorie  der  progressiven  Kurzsichtigkeit  von 
Prof.  Lange.  Ebenda.  LXI.,  S.  227. 

Elschnig,  Die  elastischen  Fasern  in  der  Sklera  myopischer  Augen.  Ebenda. 
LXI.,  1,  S.  237. 

Lange’s  an  dieser  Stelle  bereits  referirte  Befund,  dass  die  elastischen 
Fasern  in  der  Sklera  kurzsichtiger  Augen  fehlen  oder  hochgradig  ver- 
mindert seien,  findet  in  den  Untersuchungen  der  genannten  Autoren  keine 
Bestätigung.  Alle  drei  stimmen  überein,  dass  ein  Mangel  oder  Vermin- 
derung der  elastischen  Fasern  in  der  Sklera  nicht  nachweisbar  sei. 
Elschnig,  der  seine  Untersuchungen  an  einem  sehr  grossen  Materiale  an- 
stellte, erklärt  die  Täuschnng  Lange’s  durch  das  äusserst  launenhafte 
Verhalten  der  elastischen  Fasern  der  Sklera  gegenüber  Tinktionsmitteln 
und  durch  die  abweichende  Struktur  der  Sklera  des  myopischen  von  der 
des  emmetropischen  Auges.  Gegenüber  dem  strobmattenähnlichen  Bau  der 
letzteren  herrscht  bei  der  ersteren  der  lamelläre  Bau  vor,  sodass  an 
Meridionalschuitten  nur  die  punktförmigen  Querschnitte  der  elastischen 
Fasern  hervortreten,  während  die  an  der  Oberfläche  der  längsverlaufenden 
Bindegewebsbündel  vorhandenen  im  Längsschnitt  nur  in  kleinerer  Anzahl 
und  schwieriger  sichtbar  sind;  so  ist  die  Sklera  anscheinend  arm  an 
elastischem  Gewebe. 

Die  neue  Hypothese  Lange’s,  dass  die  Myopie  auf  angeborener  mangel- 
hafter Entwickelung  der  elastischen  Fasern  der  Sklera  beruhe,  wird  hier- 
nach für  unbegründet  erklärt.  G.  Abelsdorff. 


Ituoult,  Recherches  sur  l'action  des  rayons  N.  sur  l’audition.  Annales 
des  mal.  de  l’or.  1904,  No.  11,  p.  461. 

Untersuchungen,  die  Verf.  gemeinschaftlich  mit  Charpentier  vorge- 
nommen hat,  führten  zu  dem  Ergebnis,  dass  unter  der  Einwirkung  der 


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No.  40.  Migmon.  — Prkbobrashknsky.  — Bkukino.  663 

N. -Strahlen  (das  Nähere  hierüber  s.  im  Original)  eine  beträchtliche  Ver- 
stärkung der  Töne  sowohl  der  Uhr  als  auch  der  Stimmgabel  und  der 
Galtonpfeifen  eintritt  und  zwar  sowohl  bei  Annäherung  der  Quelle  der 
N. -Strahlen  an  das  Ohr  selbst  als  auch  namentlich  an  das  Hörcentrum, 
d.  h.  die  obere  Partie  der  Regio  temporalis.  Schwabach. 


Mignon,  Forme  grave  d'eczema  de  l’oreille.  Annales  des  mal.  de  l’or. 

1904,  No.  9,  p.  209. 

Der  Fall  betrifft  eine  80jährige  Frau,  bei  welcher  im  Anschluss  an 
eine  akute  Exacerbation  eines  alten  Eczema  auriculae  et  meat.  audit.  ext. 
hochgradige  Schwellung  und  Schmerzhaftigkeit  am  Proc.  mast , Facialis- 
paralyse  und  profuse  Eiterung  aus  dem  Ohr  auftrat,  Erscheinungen,  welche 
der  Verf.  zur  Vornahme  der  Mastoidoperation  veranlassten.  Wenige  Tage 
nach  der  Operation  zeigte  sich  ausgedehnte  Gangrän  der  Ohrmuschel  und 
am  8.  Tage  trat  plötzlich  der  Exitus  letalis  ein,  den  Verf.  auf  eine  Embolie 
zuriiekföhren  zu  sollen  glaubt.  Obduktion  wurde  nicht  gemacht. 

Sch  wabach. 


Prerobrashensky,  Ueber  die  Rolle  der  Nase,  des  Rachens  und  der  Kehle 
bei  Haemoptoe,  Pharyngitis  haemorrhagica.  Arch.  f.  Laryngoi.  u.  Rhinol. 
Bd.  17,  H.  1. 

Blutungen  aus  den  oberen  Wegen  sind  weit  häufiger  als  angenommen 
wird.  Am  häufigsten  erfolgen  sie  aus  entzündeten  Bezirken  oder  blos  aus 
erweiterten  Blutgefässen.  Bei  richtiger  Erkenntnis  sind  sie  leicht  heilbar. 
Die  Blutmenge  spricht  weder  für  das  eine  noch  für  das  andere  Organ ; 
selbst  bei  profuser  Blutung  kann  der  Ursprung  im  Rachen  sein.  Die  Be- 
nennung hämorrhagische  Pharyngitis  ist  ebenso  berechtigt,  wie  die  einer 
hämorrhagischen  Laryngitis  und  Tracheitis.  W.  Lublinski. 


Heuking,  Ueber  Ursache  und  Behandlung  bedrohlicher  Blutungen  nach 
Abtragung  der  Gaumenmandeln.  Arch.  f.  Laryngoi.  u.  Rhinol.  Bd.  17, 
H.  1. 

Für  die  allermeisten  Fälle  von  heftiger  Blutung  fehlt  noch  jede  Er- 
klärung. Zur  teilweisen  Ausfüllung  dieser  Lücke  kann  die  vom  Verf.  in 
5 Fällen  gemachte  Beobachtung  dienen,  dass  hartnäckige  Blutungen  nicht 
aus  dem  Parenchym  der  amputirten  Mandel,  sondern  aus  einer  Verletzung 
des  hinteren  Gaumenbogens  mit  dem  Tonsillotom  stammen.  Zur  Verhütung 
stärkerer  Blutung  dient,  die  Operirten  einige  Stunden  unter  Aufsicht  zu 
behalten  und  zwar  in  sitzender  Stellung-,  ausserdem  soll  die  sich  im  Munde 
ansammelnde  Flüssigkeit  bei  leicht  vorgeneigtem  Kopf  zum  Munde  heraus- 
laufen. Dadurch  hat  man  eine  Controlle  über  etwaige  Blutung;  dies  ist 
besonders  wichtig  bei  vorhergegangenor  (Jocainisirung.  Die  Behandlung 
einer  etwaigen  Blutung  besteht  in  der  Digitalcompression  der  blutenden 
Stelle,  nachdem  man  sich  über  dieselbe  orientirt  hat.  Ein  ruhiges  Liegen- 
lassen der  mit  Verbandgaze  umwickelten  Fingerspitze  mit  ganz  leisem 
Druck  klärt  die  Situation  bald;  in  einem  Falle  musste  dieselbe  allerdings 


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564  (ioNSKK  - PlLCKH  U.  EbKBBON.  - SoBKIlNllKIfc.  - tiiUl-VtUUO  U.DE  JoKGIl.  No.40. 

l‘/a  Stunden  ausgeführt  werden.  In  verzweifelten  Fällen  bei  Blutern  und 
nach  Verletzung  grosser  Gefässe  ist  cs  ratsam,  die  Carotis  zu  unterbinden. 

W.  Lublinski. 


K.  G unser,  Beitrag  zur  Milzbrandtherapie  mit  Versuchen  über  die  immuni- 
sirende  Wirkung  des  Serums.  Therap.  Monatsh.  1904,  S.  500. 

G.  hat  in  der  Klinik  von  Brunner  im  Kantonsspital  Münsterlingen 
zwei  Fälle  von  Pustula  maligna  mit  dem  Ferrum  candens  behandelt,  beide 
sind  in  Heilung  übergegangen.  Da  bei  der  Pustula  maligna  die  Milzbrand- 
bacillen anfangs  oberflächlich  liegen,  so  scheint  die  oberflächliche  Kauteri- 
sation besonders  geeignet,  zumal  durch  sie  Blutgefässe  nicht  eröffnet  werden, 
sodass  Allgemeinwerden  der  Infektion  nicht  zu  befürchten  ist.  Das  Serum 
des  Patienten,  welches  4 Wochen  nach  der  Infektion  entnommen  war,  übte 
bei  Mäusen  auch  nicht  andeutungsweise  immunisatorische  Wirkung  aus. 
G.  steht  der  Serumtherapie  bei  Milzbrand  sehr  skeptisch  gegenüber  und 
empfiehlt  Anwendung  des  Ferrum  candens.  H.  Bischoff. 


H.  Pilcer  und  M.  Eberson,  lieber  die  Behandlung  des  Wochenbettfiebers 
mit  Antistreptokokkenserum.  Therap.  Monatsh.  1904,  S.  509. 

Verff.  haben  28  Fälle  von  Wochenbettfieber  mit  Autistreptokokken- 
serum  behaudelt,  es  wurden  zunächst  40  ccm  Serum  injicirt,  die  Dosis 
wurde  wiederholt  oder,  wenn  die  Temperatur  zur  Norm  zurückging  infolge 
der  ersten  Injektion,  20  ccm.  Im  ganzen  wurden  bei  einer  Patientin  nicht 
über  100  ccm  injicirt.  Das  Antistreptokokkcuserum  hat  sich  ihnen  in  Ver- 
bindung mit  anderen  Mitteln,  besonders  der  Inunktion  von  Arg.  colloidale, 
gut  bewährt.  Mit  Menzer  nehmen  Verff.  an,  dass  es  eine  Leukocyten- 
bildmig  im  Organismus  anregt.  Auffällig  ist  als  Wirkung  die  Herabsetzung 
der  Temperatur  und  Schaffen  einer  Euphorie,  die  die  Kranken  zur  An- 
wendung anderer  therapeutischer  Maassnahmen  sehr  geeignet  macht. 

H.  Bischoff. 


G.  Soberiiheim,  Heber  die  Agglutination  der  Milzbrandbakterien  durch 
spccifisches  Serum.  Deutsche  med.  Wochenschr.  1904,  No.  41. 

Im  Gegensatz  zu  Carini,  welcher  durch  specifisches  Serum  Milz- 
brandbacillen in  sehr  hohen  Verdünnungen  agglutinirt  werden  sah,  hält  S. 
daran  fest,  dass  dies  kein  specifischer  Vorgang  sei,  weil  die  verschiedenen 
Milzbrandculturen  in  sehr  weiten  Grenzen  verschieden  beeinflusst  werden 
— das  nämliche  Serum  agglutinirt  die  einen  Stämme  in  tausendfacher 
Verdünnung,  andere  garnicht  — und  weil  auch  das  Serum  normaler  Tiere 
nicht  selten  starke  Agglutinationswirkung  zeigt.  H.  Bischoff. 


Galli-Yalerio  und  Itochaz  de  Jongh,  lieber  Vernichtung  der  Larven  und 
Nymphen  der  Guliciden  und  über  einen  Apparat  zur  Petrolirung  der 
Sümpfe.  Therap.  Monatsh.  1904,  S.  452. 

Von  den  zahlreichen  Mitteln,  die  Verff.  in  ihrer  Wirkung  gegenüber 
Larven  und  Nymphen  von  Culex  und  Anopheles  prüften,  bewährten  sich 


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No.  40.  Baum.  — Kautskv  Bkv.  665 

am  besten  Petroleum  und  Saprol.  Diese  beiden  Stoffe  lassen  sich  als 
gleichmässiger  Schleier  auf  Wasserlachen  ausbreiten,  dringen  in  die  Tracheen 
ein  und  machen  sie  dadurch  für  die  Atmung  unbrauchbar  und  verdunsten 
nicht  so  schnell.  Benzin,  Xylol,  Toluol,  Benzol  sind,  obgleich  sie  auch 
auf  Larven  und  Nymphen  starke  vernichtende  Fähigkeit  besitzen,  un- 
brauchbar, weil  sie  zu  schnell  verdunsten.  Andere  Stoffe,  wie  Oele  und 
Fette,  eignen  sich  nicht,  da  sie  meist  nicht  eine  zusammenhängende 
schleierartige  Schicht  bilden.  Nur  bei  der  Ueberziehung  von  Trinkwasser 
ist  Petroleum  und  Saprol  wegen  des  schlechten  Geschmackes  nicht  zu 
verwerten,  dann  sind  Olivenöl.  Mohnöl  u.  a.  vorzuziehen.  Das  Ueberziehen 
der  Wässer  bat  gleich  nach  dem  Winter  zu  geschehen.  Zur  gleichmässigen 
Verteilung  des  Mittels  geben  Verff.  einen  Apparat  an,  welcher,  ohne  von 
dem  Mittel  zu  vergeuden,  gestattet,  eine  völlig  zusammenhängende  Schicht 
zu  bilden.  H.  Bischoff. 


J,  Baum,  Die  örtliche  Einwirkung  von  Nebennierensubstanz,  Brenzkatechin 
und  Spermin  auf  die  Cirkulation.  Berl.  klin.  Wochenschr.  1905,  No.  4. 

Nebennierensubstanz  wirkt,  wie  man  an  der  Schwimmhaut  des  Frosches 
feststellen  kann,  auf  die  kleinsten  Arterien  und  Venen,  nicht  aber  auf  die 
Capillaren.  Auf  krankes  Gewebe  wirkt  das  Mittel  um  so  schwächer,  je 
stärker  die  pathologische  Veränderung  des  Gewebes,  ist.  Bei  chronischen 
Veränderungen  folgt  der  anfänglichen  Anämie  eine  mehr  oder  minder 
starke  venöse  Hyperämie,  ein  Vorgang,  den  man  auch  bei  normalem  Ge- 
webe beobachten  kann,  wenn  man  dieselbe  Stelle  wiederholt  mit  Adrenalin- 
präparaten behandelt;  daher  ist  bei  stark  verändertem  Gewebe  und  ferner 
bei  wiederholter  Anwendung  auch  bei  normalem  Gewebe  grosse  Vorsicht 
geboten.  Auf  unversehrte  Haut  wirkt  die  Substanz  überhaupt  nicht  ein, 
es  müssen  stets  kleine  Continuitätstrennungen  vorhanden  sein. 

Die  von  anderer  Seite  nachgewiesene  grosse  chemische  Aehnlichkeit 
zwischen  Nebennierensubstanz  und  Brenzkatechin  liess  auch  ein  gleiches 
physiologisches  Verhalten  erwarten:  in  der  Tat  kann  man  auch  mit  Brenz- 
katechin dieselben  anämisirenden  Erscheinungen  hervorrufen.  Beiden  Sub- 
stanzen kommt  ferner  eine  starke  reducirende  Kraft  zu;  sie  selbst  werden 
bei  diesen  Reduktionsprocessen  nicht  verändert,  wirken  also  im  Pöhl’schen 
Sinne  als  Katalysatoren.  Im  Gegensatz  hierzu  hat  Pöhl  für  ein  anderes 
Mittel,  das  Spermin,  nachgewiesen,  dass  es  auf  oxydative  Processe  kata- 
lytisch wirkt.  Eis  war  daher  zu  vermuten,  dass  das  Spermin  in  Bezug  auf 
lokale  Wirkung  sich  dem  Adrenalin  und  Brenzkatechin  entgegengesetzt 
verhalten  würde.  In  der  Tat  kann  man  an  der  Schwimmhaut  des  Frosches 
beobachten,  dass  nach  Aufträufeluug  von  Spermin  eine  starke  Beschleunigung 
der  Cirkulation  und  Erweiterung  der  Arterien  und  Capillaren  eintritt. 

K.  Kronthal. 

A.  Kautsky  Bey,  Blutuntersuchungen  bei  Bilharziakrankheit.  Zeitschr.  f. 
klin.  Med.  Bd.  52,  H.  3 u.  4,  S.  192. 

Bei  einer  grossen  Reihe  Eingeborener  Aegyptens  findet  man  nicht 
selten  eine  ausgesprochene  Anämie.  Diese  beruht  nach  K.’s  gründlichen 
Untersuchungen  nicht  sowohl  auf  der  Anwesenheit  von  Ankylostomum 


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666 


VolSIN. 


No.  40. 


duodenale,  sondern  ist  vielmehr  die  Folge  der  Bilharziose.  Die  Gründe 
zu  dieser  Annahme  beruhen,  abgesehen  von  den  sichtbaren  Blutverlusten, 
bei  der  Bilharziakrankhcit  auf  folgenden  Beobachtungen:  Erstens  auf  der 

Seltenheit  der  Ankylostomuroeier  in  den  Stühlen  der  untersuchten  Kranken, 
eine  Seltenheit,  die  entweder  auf  eine  frische  Infektion  mit  einer  geringen 
Anzahl  von  Parasiten  oder  auf  eine  unvollkommene  Entwickelung  der 
letzteren  schliessen  lässt.  Ferner  auf  das  Verhalten  der  Hämoglobinwerte, 
welches  aus  den  betreffenden  Tabellen  zu  ersehen  ist  und  endlich  auf  dem 
Verhalten  der  eosinophilen  Zellen,  welches  demjenigen  der  Hämoglobin- 
werte parallel  geht  und  nur  von  der  Bilharziose  abhängen  kann.  Die 
Bilharziaanämie  ist  nämlich  charakterisirt  einmal  durch  das  Missverhältnis 
zwischen  den  Hämoglobinwerteu  und  der  Zahl  der  roten  Blutkörperchen. 
Es  handelt  sich  daher  bei  ihr  im  Wesentlichen  um  eine  Oligochromämie, 
eine  Chlorose.  Weiterhin  wird  sie  charakterisirt  durch  eine  starke  Eosino- 
philie. Wenn  auch  die  Anämie  in  Aegypten  in  der  Regel  keinen  exceesiven 
Grad  erreicht,  so  ist  sie  doch  im  pathologischen  Sinne  nicht  zu  übersehen, 
da  nachgewiesenermaassen  ca.  die  Hälfte  aller  Kinder  der  Eingeborenen 
einen  Hämoglobingehalt  von  weniger  als  75  pCt.  aufweisen. 

Carl  Rosenthal. 


R.  V oisin,  Les  meninges  au  cours  des  infections  aigues  de  l'apparcil 
respiratoire  (broncho-pneumonie  et  pneumonie).  Rev.  mens,  des  mal.  de 
l’enf.  1904,  S.  193. 

Verf.  bespricht  auf  Grund  eigener  und  fremder  Untersuchungen  die 
Veränderungen,  welche  den  meningitischen  Symptomen  zu  Grunde  liegen, 
die  im  Verlaufe  der  Pneumonien  und  noch  häufiger  der  Bronchopneumonien 
der  Kinder  auftreten  können.  Man  kann  als  feststehend  ansehen,  dass  die 
gleichen  grob  anatomischen  Befunde  sich  bieten  können  an  dem  Gehirn 
von  Kindern,  mag  deren  Bronchopneumonie  mit  oder  ohne  klinische  Er- 
scheinungen von  Meningitis  verlaufen  sein.  Auf  der  einen  Seite  findet 
man  bisweilen  ein  ganz  normales  Verhalten  bei  der  Sektion  auch  in  Fällen, 
die  mit  schwereren  meningitiseben  Erscheinungen  intra  vitam  complicirt 
waren;  auf  der  anderen  Seite  findet  man  seröse  oder  selbst  purulente 
Meningitis  auch  beim  Fehlen  klinischer  Symptome.  Ebenso  sind  die  Ver- 
änderungen des  intra  vitam  entleerten  Liquor  cerebrospinalis  für  beide 
Kategorien  die  gleichen:  Zunahme  der  Menge  und  des  Druckes  der  Flüssig- 
keit, Trübungen  aller  Grade,  Zunahme  des  Eiweissgehalts,  Anwesenheit 
von  Leukocyten,  Abnahme  der  Chloride.  — Im  Gehirn  gelingt  es  in 
manchen  Fällen  Pneumo-  oder  Staphylokokken,  seltener  Influenzabacillen 
nachzuweisen,  und  zwar  auch  in  Fällen  mit  geringen  anatomischen  Ver- 
änderungen. Die  gleichen  Mikroben  kommen  auch  im  Liquor  cerebro- 
spinalis vor,  in  diesem  meist  nur  in  geringer  Zahl  und  in  stark  abge- 
schwächtem Zustande.  — Auf  Grund  seiner  bisherigen  Untersuchungen  hält 
Verf.  es  für  wahrscheinlich,  dass  die  feineren  Veränderungen  der  Zellen, 
welche  durch  die  Methode  von  Nissl  aufgedeckt  werden,  sich  ausschliess- 
lich in  den  Fällen  nachweisen  lassen,  welche  intra  vitam  meningitische 
Symptome  geboten  hatten.  — Abgesehen  von  diesem  einzigen  Unterschied 
steht  die  Schwere  der  nachweisbaren  Veränderungen  am  Gehirn  in  keiner 


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No.  40. 


Wood  und  Hovdt.  Kociimash. 


667 


Beziehung  zur  Schwere  der  meningitischen  Symptome.  Verf.  zieht  aus 
dem  Ergebnis  seiner  Untersuchungen  den  Schluss,  dass  in  allen  Fällen 
von  Bronchopneumonie  eine  allgemeine  Intoxikation  und  Infektion  statt- 
findet, die  sich  auch  in  allen  Fällen  auf  das  Gehirn  erstreckt.  Die  Kokken 
gelangen  in  das  Schädelinnere  entweder  mit  dem  Blutstrum  oder  — seltener 
— von  der  Paukenhöhle  und  den  Nebenhöhlen  der  Nase  aus.  Wie  die 
Erkrankung  der  Nieren  bei  der  Bronchopneumonie  bald  latent,  bald  mit 
Albuminurie  verläuft,  kann  auch  die  Erkrankung  der  Meningen  in  einem 
Fall  latent  bleiben,  im  anderen  Erscheinungen  hervorrufen.  Es  hängt  dies 
ab  von  noch  nicht  genügend  aufgeklärten  Ursachen  (Prädisposition,  Virulenz 
der  Mikroben  etc.),  vielleicht  auch  von  den  oben  erwähnten  feineren  Ver- 
änderungen der  Zellen.  Stadthagen. 


1)  Wood  and  Hoydt,  Abstract  of  a paper  upon  the  action  of  alcohol 
upon  the  circulation.  University  of  Pennsylvania  med.  bullet.  Vol.  XVIII, 
p.  70. 

2)  Kochmann,  Die  Wirkung  des  Alkohols  auf  den  Blutkreislauf  des 
Menschen.  Deutsche  med.  Wochenschr.  1905,  No.  24. 

1)  Die  zahlreichen,  an  Hunden  vorgenommenen  Experimente  ergaben 
bei  normalen  Tieren  keinen  besonderen  Einfluss  des  Alkohols  auf  den 
Blutdruck,  jedenfalls  war  eine  auch  nur  leichte  Blutdrucksteigerung  nur 
inconstant  zu  erhalten.  Wurde  dagegen  durch  quere  Durchtrennung  des 
Cervikalmarkes  der  Einfluss  des  Vasomotorencentrums  auf  die  Gefässe  aus- 
gescbaltet,  so  erhöhte  der  Alkohol  entschieden  und  constant  den  arteriellen 
Druck.  Messungen  mit  der  Ludwig’schen  Stromuhr  zeigten,  dass  schon 
kleine  Aikobolmengen  die  Geschwindigkeit  des  Blutstromes  in  den  grossen 
Arterien  erhöhten,  ohne  dass  eine  Veränderung  des  Blutdrucks  dem  ent- 
sprach. Am  isolirten  Reptilienherzen  waren  bei  Durchströmung  mit 
*/4 — */a proc.  alkoholhaltiger  Flüssigkeit  die  in  der  Zeiteinheit  ausge- 
triebenen Flüssigkeitsmengen  erhöht.  Zusammenfasseud  bezeichnen  die 
Verflf.  die  Wirkung  mässiger  Alkoholdosen  auf  die  Cirkulation  als  Anreiz 
auf  das  Herz  mit  Gefässerweiterung  infolge  Schwächung  des  vasomotori- 
schen Centrums. 

2)  Die  am  Menschen  angestellten  Blutdruckversuche  ergaben,  dass 
kleine  Alkoholmengen  (40 — 60  ccm  10  pCt.)  eine  Blutdrucksteigerung  bis 
30  mm  Hg  hervorzurufen  vermögen.  Diese  erreicht  nach  20—  30  Minuten 
ihr  Maximum  und  klingt  dann  allmählich  ab;  nach  60 — 75  Minuten  ist 
sie  wieder  vollkommen  verschwunden.  Mittlere  Dosen  (60  — 80  ccm  20  pCt.) 
bewirken  zunächst  eine  geringe  Erhöhung,  dann  aber  eine  Senkung  des 
Blutdruckes  um  wenige  Millimeter  Quecksilber  unter  den  Ausgangswert. 
Grosse  Gaben  (50  ccm  50  pCt.)  haben  von  Anfang  an  eine  Senkung  des 
arteriellen  Druckes  zur  Folge,  die  aber  nie  mehr  als  10  mm  Hg  beträgt. 
Nach  60  Minuten  ist  auch  hierbei  der  Anfangsdruck  wieder  erreicht.  Diese 
Zahlen  beziehen  sich  auf  Personen,  die  sonst  nahezu  abstinent  sind.  Bei 
Alkoholgewöhuten  sind  für  dieselben  Wirkungen  grössere  Gaben  nötig. 

Der  Puls  wurde  unter  mässiger  Alkoholdarreichuug  grösser  und  der 


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668 


Fübnbohb. 


No.  40 


Katadikrotismus  trat  deutlicher  hervor.  Die  Pulsfrequenz  blieb  während 
der  Versuche  constant. 

Diese  Erscheinungen  und  auch  die  Ergebnisse  von  Tierversuchen  zeigen, 
dass  der  Alkohol  eine  auf  Erschlaffung  der  peripheren  Gefässe  beruhende 
Gefässerweiterung  bewirkt,  gleichzeitig  aber  auch  ein  Ansteigen  des  Blut- 
druckes. Diese  Steigerung  beruht  auf  einer  Vasocnnstriktion  im  Splancbnicus- 
gebiet,  die  genügend  stark  ist,  die  von  der  peripheren  Vasodilatation  ge- 
schaffene Blutdruckherabsetzung  zu  übercompensiren. 

Durch  diese  Blutdrucksteigerung  kommt  es  zu  einer  besseren  Durch- 
blutung auch  des  Herzmuskels,  welche  so  durch  den  Alkohol  zu  erhöhter 
Tätigkeit  angeregt  wird.  Alkan. 


W.  Fünirohr,  Studien  über  den  Oppenheim’schen  „Fressreflex“  und  einige 
andere  Reflexe.  Deutsche  Zeitschr.  f.  Nervenheilk.  27.  Bd.  (6.  u.  6.) 

K.  konnte  den  Saugreflex  resp.  Fressreflex  bei  20  Kindern  zwischen 
dem  1.  und  7.  Lebenstag  17  mal  feststellen  durch  Berühren  der  Zunge  des 
harten  Gaumens  oder  der  Lippen.  Im  8.  und  9.  Monat  zeigen  die  Kinder 
diesen  bis  dahin  physiologischen  Reflex  schon  weniger  constant;  vom 
11.  Monat  ab  ist  er  gar  nicht  mehr  auszulösen.  Ferner  konnte  F.  diesen 
Reflex  in  pathologischer  Stärke  bei  älteren  Kindern  und  Menschen  ähnlich 
wie  Oppenheim  feststellen,  so  bei  cerebraler  Kinderlähmung  (2  Fälle),  im 
Coma  epilepticum  (2  Fälle);  auch  in  einem  apoplektiformen  Anfall  der 
Paralyse  wurde  der  Fressreflex  vorübergehend  von  ihm  gefunden,  ferner 
bei  Hydrocephalus  mit  schweren  Gehirnsymptomen.  In  allen  diesen  Fällen 
des  pathologischen  Saug-  resp.  Fressreflexes  handelte  es  sich  um  vorüber- 
gebende oder  dauernde  schwere  Schädigung  der  Funktion  der  Grosshirn- 
rinde. Ein  gemeinsames  Centrum  für  die  Kau-,  Saug-,  Schmeck-,  Schluclc- 
bewegungen  besteht  nach  Rethi  im  Thalamus  opticus,  nach  Basch  in  der 
Med.  oblongata.  Dieses  subcortikale  Centrum  wird  bei  diesem  Reflex  io 
Tätigkeit  gesetzt,  ohne  dass  die  normale  Hemmung  der  Hirnrinde  regu- 
lirend  eintritt  in  den  pathologischen  Fällen.  — Was  den  harten  Gaumen- 
rcflex  Hennebero’s  anbetrifft,  so  konnte  auch  F.  diesen  Reflex  unter 
normalen  Verhältnissen  sowohl  bei  Kindern  als  auch  bei  Erwachsenen  so  gut 
wie  nie  festselleu.  Von  138  Nervenkranken  zeigten  ihn  29  und  zwar  IS 
mit  Hemiplegie  der  verschiedensten  Art,  2 mit  multipler  Sklerose,  2 mit 
Epilepsie,  mit  Paralyse,  Idiotie  etc.  Alle  zeigten  die  schnäuzcben-  und 
rüsselförmige  Vorwölbung  der  Lippen  bei  schwachen  Reizen,  die  auf  den 
barten  Gaumen  angewandt  wurdet);  in  einigen  Fällen  wurde  der  Mund  ge- 
schlossen, der  Unterkiefer  gehoben;  bei  den  Hcmiplegikern  trat  dies  nur 
auf  der  gelähmten  8eite  ein.  — Der  „R6flex  buccale“  von  Toulouse  und 
VuRPAS  scheint  durch  mechanische  Reizung  der  Nervenendigungen  aas- 
gelöst  zu  werden  und  ist  kein  eigentlicher  Reflex,  sondern  nur  der  Aus- 
druck einer  abnormen  mechanischen  Ueberempfiudlichkeit.  Es  besteht  kein 
sicherer  Zusammenhang  zwischen  ihm  und  dem  harten  Gaumen-  oder  dem 
Fressreflex.  S.  Kaliscber. 


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No.  40. 


Hamilton.  — Bannes. 


669 


A.  S.  Hamilton,  Report  of  a case  of  erythromelalgia  witb  tbe  post-mortem 
findings.  The  journ.  of  nerv,  and  ment,  disease.  Voi.  31  (4). 

In  dem  beschriebenen  Falle  von  Erythromelalgie  trat  der  erste  Anfall 
im  39.  Lebensjahre  auf  und  zwar  im  linken  Zeigefinger.  Erst  3 Jahre 
später  folgte  ein  neuer  Anfall.  Wie  in  anderen  Fällen  von  Eryfhromel- 
algie  kam  es  auch  hier  zu  Gangrän  der  Finger  resp.  Zehen.  Kälte  linderte 
die  Anfälle  resp.  die  Schmerzen.  Es  bestand  ausserdem  eine  starke  Herz- 
hypertrophie und  Zeichen  einer  chronischen  Nephritis,  die  nach  Seh- 
störnngen,  Convulsionen  u.  s.  w.  zum  Tode  führte;  auch  ist  wohl  auf  sie 
die  einseitige  Scbweissneigung  zurückzuführen,  wie  das  Oedem.  Die  mikro- 
skopische Untersuchung  erwies  eine  hochgradige  Endarteriitis  obliterans 
und  eine  geringe  Degeneration  der  peripherischen  Nerven,  während  das 
Rückenmark  unversehrt  war.  Es  scheint  dem  Verf.  die  Endarteriitis  die 
primäre  ursächliche  Veränderung  bei  der  Erythromelalgie  zu  sein,  denn 
sie  war  hier  der  auffallendste  und  constanteste  Befund  in  den  Extremitäten. 
— H.  beschreibt  noch  einen  anderen  klinisch  beobachteten  Fall  von  Ery- 
thromelalgie,  in  welchem  Aspirin  bei  den  Anfällen  gute  Dienste  tat. 

S.  Kaiischer. 

St.  Barnes,  The  diagnostic  value  of  tbe  plantar  reflex.  Rev.  of  neurol. 
and  psychol.  1904,  May. 

Die  Arbeit  ist  basirt  auf  die  Untersuchung  von  2500  Kranken,  von 
denen  die  Hälfte  an  organischen,  Vs  au  funktionellen  Nervenerkrankungen 
litten,  während  es  sich  bei  dem  Rest  um  nicht  nervöse  Zustände  haudelte. 
Die  Schlussfolgerungen,  welche  B.  aus  seinen  Untersuchungen  zieht,  sind 
folgende:  Bei  Erwachsenen  kommt  der  Babinski’sche  (Extensoren  ) Reflex 

nie  bei  gesunden  Individuen  vor,  er  ist  immer  das  Zeichen  einer  organi- 
schen Erkrankung.  Dazu  ist  eine  erhebliche  Pyramidenläsion  nicht  nötig, 
es  genügt  schon  z.  B.  eine  intracranielle  Drucksteigerung,  welche  zu  gar 
keiner  demonstrablen  Pyramidenaffektion  führt;  z.  B.  bei  Hydrocephalus, 
Meningitis,  Tumor  ist  der  Extensorenreflex  in  comatösem  oder  halbcomatösem 
Zustande  auslösbar.  Ebenso  bei  Convulsionen  organischen  Ursprungs 
(Epilepsie,  Urämie  u.  s.  w.),  niemals  bei  hysterischen  Zuständen.  Der 
plantare  Flexorenreflex  ist  der  normale  Sohlenreflex  der  Erwachsenen,  auch 
dieser  kommt  bei  Erkrankung  der  Py  vor  und  zwar  bei  akuten,  wenn  ein 
geringer  Teil  des  Py-Einflusses  aufgehoben  wird  und  bei  chronischen, 
wenn  ein  grösserer  Anteil  desselben  paralysirt  wird.  Bisweilen  kann  man 
je  nach  der  Position  des  Kranken  bald  einen  Extensoren-  bald  einen 
Flexorenrcflex  erhalten.  B.  nennt  dies  „position  of  pyramidal  equilibrium11. 
Dieses  Pyraraidenglcicbgewicht  ist  niedriger  bei  frischen,  akuten  als  bei 
alten  chronischen  Zuständen.  Je  chronischer  und  unbedeutender  bei  Er- 
wachsenen die  Py- Läsion  ist,  desto  eher  stellt  sich  statt  des  Extensoren- 
reflexes wieder  der  Flexorenreflex  ein,  selbst  wenn  das  Bein  noch  con- 
trakturirt  und  paralytisch  bleibt.  Bei  Kindern  unter  2 Jahren  hängt  die 
Art  des  Reflexes  von  der  Entwickelung  der  Pyramideubahnen  ab.  Der 
Extensorenreflex  stellt  sich  isochron  mit  der  Py-Läsion  ein,  er  verschwindet 
nicht  bei  Totaldurchtrennung  des  Rückenmarks.  Bei  kalten,  feuchten 
Füssen  fehlt  der  Plantarreflex  auch  de  norma,  öfter  auch  bei  Hysterie, 


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fi70  Galkwskv. — Bauksu.  Panka.  Raumtsohfk.  Rille.  Plokueb  etc.  No.  40 


multipler  Neuritis,  infantiler  Paralyse  und  schwerer  Tabes.  13  Kranken- 
geschichten sind  der  Arbeit  angefügt.  M.  Brasch. 


Ualewsky,  Ueber  berufliche  Formalinonychien  und  -Dermatitiden.  Münch, 
med.  Wochenschr.  1905,  No.  4. 

Verf.  sah  die  Erkrankung  bei  3 Aerzten,  einem  Diener  des  patho- 
logischen Instituts  und  einem  Apotheker,  die  längere  Zeit  viel  mit  4-  und 
lOproc.  Forraalinlösungen  zu  tun  gehabt  hatten.  Die  Nägel  zeigten  ge- 
wöhnlich zuerst  eine  bräunliche  Verfärbung,  erweichten  dann  allmählich, 
zerfaserten,  rissen  weiterhin  immer  mehr  ein  und  verdickten  sich,  blieben 
dabei  aber  stets  weich  und  zerreisslich.  Fast  alle  Patienten  klagten  über 
Brennen  und  Bohren  in  den  Fingerspitzen,  einige  auch  über  eigenartige, 
in  den  Unterarm  aufsteigende  Schmerzen.  In  dreien  der  Fälle  schloss  sich 
den  Veränderungen  der  Nägel  eine  mehr  oder  weniger  starke  ekzematöse 
Dermatitis  der  Finger  und  der  Hand  an.  Die  Erkrankung  war  immer  eine 
äusserst  hartnäckige-,  durch  Tragen  von  Gummihandschuhen  bei  der  Arbeit 
konnte  sie  aber  verhütet  und  im  Beginn  aufgehalten  werden.  Mikroskopisch 
schien  die  anfängliche  starke  Pigmentirung  von  Lufteintritt  in  die  Nägel 
herzurühren.  H.  Müller. 


1)  V.  Babea  und  J.  Panea,  Ueber  pathologische  Veränderungen  und 
Spirochaete  pallida  bei  congenitaler  Syphilis.  (Aus  d.  pathol.-bakteriol. 
Institut  in  Bukarest.)  Berl.  klin.  Wochenschr.  1905,  No.  28. 

2)  II.  Raubitsehek,  Ueber  einen  Fund  von  Spirochaete  pallida  im  kreisen- 
den Blut.  (Aus  der  Infektionsabteil,  des  Franz  Joseph-Spitals  in  Wien.) 
Wiener  klin.  Wochenschr.  1905,  No.  28. 

3)  Rille,  Ueber  Spirochaetenbefunde  bei  Syphilis.  (Aus  der  dermatol. 
Klinik  zu  Leipzig.)  Münch,  med.  Wochenschr.  1905,  No.  29. 

4)  H.  Ploeger,  Die  Spirochaeten  bei  Syphilis.  (Aus  der  dermatol.  Poli- 
klinik des  Prof.  Dr.  Kopp  in  München.)  Münch,  med.  Wochenschr.  1905, 
No.  29. 

ö)  M.  Oppenheim  und  0.  Sachs,  Eine  einfache  und  schnelle  Methode 
zur  deutlichen  Darstellung  der  Spirochaete  pallida.  (Aus  der  Universitäts- 
poliklinik f.  Syphilidol.  u.  Dermatol,  in  Wien.)  Deutsche  med.  Wochen- 
schrift 1905,  No.  29. 

6)  B.  Kioleinenoglou  und  F.  v.  Cube,  Spirochaete  pallida  (Schaüdikk) 
und  Syphilis.  (Aus  der  dermatol.  Klinik  des  Prof.  Dr.  Posselt  in 
München.)  Münch,  med.  Wochenschr.  1905,  No.  27. 

7)  K.  HofTinaiin,  Ueber  das  Vorkommen  von  Spirochaeten  bei  ulcerirten 
Carcinomen.  (Aus  der  Universitätsklinik  f.  Haut-  u.  Gescblecbtskrankh. 
zu  Berlin.)  Berl.  klin.  Wochenschr.  1905,  No.  28. 

8)  C.  Thesing,  Kritische  Bemerkungen  zur  Spirochaete  pallida  bei  Syphilis. 
Münch,  med.  Wochenschr.  1905,  No.  28. 

1)  B.  und  P.  berichten  über  den  Sektionsbefund  bei  3 Fällen  von 

congenitaler  Syphilis  mit  überaus  hochgradigen  Veränderungen  in  fast  allen 

Organen;  bei  zweien  von  ihnen,  in  denen  es  sich  uro  die  hämorrhagische 


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No.  40. 


ScttKNCK. 


671 


Form  der  Kraukbeit  bandelte,  zeigte  das  Blut  einen  eigentümlichen  leukä- 
mischen Typus.  Bei  dem  dritten,  unmittelbar  nach  der  Geburt  gestorbenen 
und  kurz  darauf  secirten  Kinde  konnten  die  Yerff.  die  Spirochaete  pallida, 
ohne  Beimengung  anderer  Mikroorganismen,  in  grosser  Menge  (manchmal 
zu  20  und  mehr  in  einem  Gesichtsfelde)  in  den  Nebennieren,  weniger  zahl- 
reich in  Leber  und  Lympbdrüsen,  noch  spärlicher  in  der  Milz  und  im 
Lnngensaft,  nur  in  wenigen  Exemplaren  in  den  Nieren,  im  Herzblut,  im 
Gonjunktivalsekret  und  in  der  Arachnoideaflüssigkeit  nachweisen.  Am  zweck- 
massigsten  erschien  zu  ihrer  Darstellung  mindestens  14stündige  Roma- 
no wsky- Färbung. 

2)  R.  fand  die  Spirochaete  pallida  bei  einem  vor  etwa  2*/z  Monaten 
inficirten,  mit  breiten  Condylomen  und  einem  frischen  maculo-papulösen 
Syphilid  behafteten  jungen  Mädchen  vereinzelt  in  allen  Präparaten  von 
dem  einer  Fingerbeere  entnommenen  Blute. 

3)  R.  hatte  bis  jetzt  positive  Ergebnisse  zu  verzeichnen  in  Ausstrichen 

von  5 Primäraffekten,  einer  exstirpiiten  Ioguinaldrtt.se,  Condylomen  von 
den  weiblichen  Genitalien  und  einer  grosspapulösen,  allerdings  mit  einer 
Kruste  bedeckten  RffloresceDz  am  Vorderarm.  Er  äussert  sich  über  die 
ätiologische  Bedeutung  der  Befunde  mit  Vorsicht  und  wirft  unter  anderem 
die  Frage  auf,  ob  nicht  die  Spirochaete  pallida  vielleicht  nur  eine  Variante 
der  fast  ubiquitären  Spirochaete  refringens  sei,  die  speciell  in  der  Tiefe 
des  Gewebes  Korkziehergestalt  und  schwächere  Tingirbarkeit  annehmen 
könnte.  Im  Allgemeinen  aber  neigt  er  doch  zu  der  Ansicht,  dass  die  Ge- 
sammtheit  der  int  einzelnen  nicht  genügend  beweiskräftigen  Beobachtungen 
und  besonders  das  Vorkommen  der  Gebilde  auch  in  nicht  erodirten  Haut- 
papeln für  deren  Specifität  spreche.  H.  Müller. 

(Schluss  folgt.) 


Schenck,  Renal  haematuria  of  unexplained  origin.  Report  of  a case  with 
cessation  after  nephrectomy.  Med.  News  1904,  Dec.  24. 

Der  vom  Verf.  mitgeteilte  Fall  renaler  Hämaturie  unbekannten  Ur- 
sprungs betraf  eine  sonst  gesunde  46jäbrige  Frau,  die  zuerst  im  Mai  1902 
Blut  im  Harn  bemerkte  und  zugleich  heftige  Kopfschmerzen  batte.  Die 
Blutausscheidung  hatte  anfangs  intermittirenden  Charakter,  wurde  aber 
dann  während  des  Sommers  dauernd,  ohne  erheblichen  Wechsel  im  Grade. 
Die  Kreuzscbmerzen  waren  links  etwas  stärker  als  rechts,  traten  aber  nicht 
anfallsweise  auf.  Die  allgemeine  innere  Untersuchung  sowie  die  Nieren- 
palpation ergaben  kein  Resultat.  Cystoskopisch  wurde  festgestellt,  dass 
der  blutbaltige  Harn  aus  dem  linken  Ureter  kam;  der  durch  Ureteren- 
katbeterismus  erhaltene  Harn  war  trübe,  braunrot,  neutral,  enthielt  viel 
Albumen  und  im  Sediment  Erythrocyten  und  Epithelien.  Tuberkelbacillen 
wurden  in  vielen  Präparaten  vergebens  gesucht,  auch  andere  Bakterien 
fehlten.  Die  Nephrotomie  wurde  am  30.  Oktober  ausgeführt,  während  im 
linken  Ureter  ein  Katheter  belassen  wurde.  Durch  diesen  hindurch  wurde 
bei  der  Operation  das  Nierenbecken  mit  Flüssigkeit  gefüllt.  Die  Niere 
war  frei  von  Verwachsungen  und  erschien  auch  nach  Ausführung  der  Ne- 
phrotomie normal,  ebenso  wie  das  Nierenbecken.  Steine  waren  nirgends 


r 


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672  Camphkl.1..  No.  40. 

nachweisbar.  Die  Nierenwunde  wurde  daher  vernäht.  Ans  der  weiteren 
Krankengeschichte  ist  hervorzubeben,  dass  ein  10  Tage  post  Operationen] 
wiederum  ausgeführter  Ureterenkatheterismus  ergab,  dass  die  linke  Niere 
normale  Harnmengen  ausschied.  Die  Hämaturie  verschwand  allmählich 
und  blieb  vom  22.  November  an  (d.  h.  vier  Wochen  nach  der  Operation) 
dauernd  fort.  Ein  während  der  Operation  entnommenes  kleines  Stückchen 
Nierengewebe  erwies  sich  histologisch  als  normal.  Doch  schliesst  Verf. 
mit  Recht  hieraus  nicht  darauf,  dass  die  ganze  Niere  frei  von  histologi- 
schen Veränderungen  war,  lässt  vielmehr  die  Frage  nach  der  anatomischen 
Ursache  der  Hämaturie  unentschieden.  Bemerkenswert  ist  jedenfalls  die 
Heilung  des  Leidens  durch  Nephrotomie,  eine  auch  mit  den  Angaben 
anderer  Autoren  übereinstimmende  Beobachtung.  B.  Marcuse. 


Malcolm  Campbell,  Pathological  conditions  of  the  ovaries  as  a possible 
factor  in  the  etiology  of  uterine  fibroids.  The  Scottish  med.  and  sorg, 
journ.  1905,  Vol.  XVI,  No.  5. 

Verf.  hat  Untersuchungen  darüber  angestellt,  ob  in  Fällen  von  l'terns- 
fibromen  die  Eierstöcke  constante  oder  besonders  häufige  Abweichungen 
von  der  gewöhnlichen  Struktur  aufweisen.  Er  untersuchte  in  20  Fällen 
von  Uterusfibromen,  wo  die  Hysterektomie  ausgeführt  worden  war  und  die 
Patientinnen  im  Alter  zwischen  25  und  45  Jahren  standen,  die  Ovarien. 
Die  Befunde  verglich  er  mit  den  Befunden  an  Ovarien  von  Personen  des 
gleichen  Alters,  die  infolge  akuter,  mit  den  Beckenorganen  nicht  in 
Zusammenhang  stehender  Krankheiten  gestorben  waren  und  bei  denen  die 
Besichtigung  des  Uterus  mit  blossem  Auge  keine  Veränderung  ergab.  Die 
Eierstöcke  der  an  Uterustibromen  leidenden  Frauen  erwiesen  sich  als 
schwerer,  länger,  breiter  und  dicker  als  diejenigen  Ovarien,  die  durch  die 
Sektion  gewonnen  waren.  Es  ergab  sich  ferner  bei  den  Fibromovarien, 
der  Regel  nach,  ein  Fehlen  der  normalen  Funktion  der  Ovulation.  Ferner 
waren  regressive  pathologische  Processe  an  den  Graafschen  Follikeln  und 
an  der  Corpora  lutea  bemerkbar.  — Es  bestellt  ein  auffallender  Parallelismus 
zwischen  den  Ovarien  von  Fibromkranken  und  den  Eierstocksveränderungen, 
die  durch  Gravidität  bedingt  sind:  In  beiden  Fällen  ist  die  specifische 
Funktion  der  Drüse  — d.  i.  die  Ovulation  — aufgehoben.  — Bei  den 
Schwangeren  äussert  sich,  wie  Verf.  meint,  die  durch  Aufhebung  der  Ovu- 
lation zurückgehaltene  Energie  in  der  Reifung  des  physiologischen  Corpus 
luteum  und  in  einer  inneren  Sekretion,  die  die  gleichmässige  und  sym- 
metrische Hyperplasie  des  Muskelgewebes  des  schwangeren  Uterus  hervor- 
ruft. — Bei  den  Ovarien  der  Myomkranken  bedingt  die  Aufhebung  der 
Ovula  statt  dessen  die  pathologische  Veränderung  der  Corpus  lutea,  und 
es  scheint  Verf.  nicht  unwahrscheinlich,  dass  auch  hier  eine  innere  Sekretion 
besteht,  die  hier  nun  zu  einer  asymmetrischen  und  unregelmässigen  Hyper- 
trophie des  Uerusgewebes  Veranlassung  giebt.  Br.  Wolff. 


(Einsendungen  werden  an  die  Adresse  de»  Herrn  Geh.  Mod. -Kat  Prof.  Dr.  M.  Bernhardt  (Berlin 
Französische  Strass«  21)  oder  an  die  Vorlagshandlung  (Berlin  NW.,  Unter  den  Linden  &Aj  erbet«». 


Verlag  ron  August  IJireehwatd  in  Berlin.  — l»rurk  tan  L.  «dm  mach  er  in  Berlin  S 24. 


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für  die 


cdicinischen  Wissenschaften. 

Unter  Mitwirkung  von 

Prof.  Dr.  H.  Senator  und  Prof.  Dr.  E.  Salkowski 


1905. 


redigirt  von 

Prof.  Dr.  M.  Bernharj 

io  Berlin. 

11.  Oktober. 


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und  Histologie  der  Brückenfasern.  — .Tolles  und  Oppknhkim,  Ueber  das  kata- 
lytische Blutferment.  — Baumgabtxn,  Zur  Kenntnis  des  Diabetes  mellitus.  — 
Gulland  und  Goodall,  Ueber  perniciöse  Anämie.  — Hilgebmann,  Trauma- 
tische Erkrankung  des  Pankreas.  — Braun,  Behandlung  der  Luxatio  coxae  con- 
genita. — Tissot,  Ueber  Cbloroformwirkungcn.  — Elschnig,  Bau  der  Sklera 
bei  Myopie.  — Münch,  Innervation  der  Stromazellen  der  Iris.  — Bellin,  Ulce- 
ration  der  Carotis  interna  bei  Mastoiditis.  — B kühl.  Zur  pathologischen  Anatomie 
des  Gehörorgans.  — Buhchakut,  Die  Luftströmung  in  der  Nase.  — Gerber, 
Ueber  tibrinöse  Entzündung  der  oberon  Luftwege.  — Schlkgtendal  und  Peben, 
Der  Unterleibstyphus  und  seine  Bekämpfung.  — Bruns.  Zur  Desinfektion  bei 
Ankylostomiasis.  — Hikbchpelu.  Chronische  Phenacetinvergiftuug.  — Jonas, 
Eumydrin  gegen  Naehtscbweisse  der  Phthisiker.  — Qiiadiosi,  Zur  Rüntgen- 
strahlen-Bebandlung  der  Pseudoleukämie.  — Schilling,  Bergmann,  Die  Prokto- 
Sigmoideskopie  und  die  Erkrankungen  der  Flexura  sigmoidea.  — Kapsammer, 
Epidurale  Injektionen  bei  Enuresis.  — Schlesinger,  Ermüdungsmessungen  an 
Schulkindern.  — Sasaki,  Einfluss  des  Digalens  auf  das  Froschherz.  — Minor 
und  Mc.  Gregor,  Chronische  Neurose.  — Potts,  Besonderer  Fall  von  Muskel- 
atropbie.  — Bares  und  Panra,  Raubitschek,  Rille,  Ploeoer,  Oppen- 
heim und  Sachs,  Kiolemknoglou  und  v.  Cure,  Hopkmann,  Thebing, 
Ueber  Spirochaete  pallida.  — Posxer  und  Rapaport,  Prostatasekret  und  Pro- 
statitis. 


H.  Held,  Zur  Kenntnis  einer  neurofibri lläreD  Continuität  im  Centralnervcn- 
system  der  Wirbeltiere.  Arch.  f.  Anat.  u.  Physiol.  Anat.  Abteil.  1905, 
H.  1,  S.  55. 

H.  fasst  auf  Grund  von  Studien  am  Trapezkern,  am  vorderen  Acusticus- 
kern,  den  Purkinje-Zellen  mittelst  der  Cajal-Methode  und  an  der  Retina 
mit  Hülfe  der  Alsol-Hämatoxylinfärbung  gewonnene  Beobachtungen  etwa 
dahin  zusammen,  dass  ira  Centralnervensystem  ausgewachsener  Wirbeltiere 
Neuronengrenzen  nicht  existiren.  Fibrillen  treten  durch  die  Neuriten- 
endflächen bezw.  durch  die  Nervenendfüsse  hindurch,  welche  in  ihrem 
Protoplasma  zierliche  Fibrillennetze  enthalten.  Von  diesen  zweigen  sich 
dann  die  Verbindungsfibrillen  ab  und  diese  vereinen  sich  mit  den  Fibrillen- 
gittern eines  nächsten  Zellenelements.  Sie  sind  feiner  und  vielfach  nach 
der  Cajal’schen  Methode  schwerer  färbbar.  Die  Fibrillen  im  Ganglien- 
XLIIL  Jahrgang.  43 


t 

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674 


Tawaju.  — Jot.i.Kti  und  Oppembbih. 


No.  41. 


zellenkörper  selber  laufen  nicht,  wie  Bethe  will,  isolirt  und  getrennt  neben 
und  über  einander  her,  sondern  bilden  im  Körper,  auch  in  den  Dendriten, 
Gitter.  Und  weiter  ist  nicht,  wie  Bethk  meint,  das  Golginetz  der  Ort  der 
umfangreicheren  Vereinigung  verschiedenzeiliger  Gittersysteme,  sondern 
direkt  gehen  zahlreiche  Fibrillen  in  die  Nervenendfussgitter  über,  die  den 
Zellen  direkt  aufgelagert  siud.  Mit  der  Cajal-Methode  hat  H.  bisher  nichts 
von  Golginetzen  darstellen  können,  andererseits  allerdings  nur  ganz  ver- 
einzelt partielle  Pibrillenfärbungen  im  pericellulären  nervösen  Terminalnetz. 
Nicht  nur  im  Inneren  einer  centralen  Gauglienzelle,  söndefn  auch  schon 
vorher  im  Umkreise  ihrer  Oberfläche  hängen  die  flbrillären  Leitungen  zahl- 
reicher Neunten  von  Zellen  zusammen.  Die  lokalen  nervösen  Terminal- 
netze bekommen  insofern  bereits  den  Charakter  einer  mehr  diffusen  Ein- 
richtung in  der  grauen  Substanz,  als  sie  direkt  durch  längere  oder  kürzere 
Verbindungsfibrillen  in  Verbindung  gesetzt  werden  können.  Poll. 


8.  Tawara,  Die  Topographie  und  Histologie  der  Brückenfasern.  Ein  Bei- 
trag zur  Lehre  von  den  Purkinje’schen  Fäden.  Centralbl.  f.  Phvsiol. 
XIX.,  No.  3,  S.  70. 

T.  hat  44  Säugetierherzen  (meist  vom  Menschen)  in  Serienschnitte 
zerlegt  und  dabei  nur  ein  einziges  System  embryonaler  Muskelzelleti,  die 
Brückenfasern,  entdecken  können,  die  er  als  cardiomotorisches  Centruiu 
bezeichnet,  doch  gelang  es  ihm,  nachzuweisen,  dass  dieselben  sowohl  nach 
oben  wie  nach  unten  sich  weiter  erstrecken  als  bisher  bekannt.  Sie  nehmen 
ihren  Anfang  an  der  Valvula  Thebesii,  bilden  in  der  Vorhofsscheidewand 
dicht  über  dem  Septum  fibrosuin  atrioventriculare  einen  geflechtartigeo 
Knoten  und  ziehen  von  diesem  Knoten  in  zwei  Bündeln  abwärts.  Von 
diesem  Knoten  zieht  ein  Faserbündel  nach  rückwärts  oft  bis  zur  vorderen 
Umrandung  des  Sinus  coronarius  und  ein  zweites  Faserbündel  geht  nach 
vorn  abwärts  durch  das  Septum  fibrosum  atrioventriculare,  wo  es  sich  als 
das  System  der  Purkinje’schen  Fäden  in  bisher  unbekannt  grossartigem 
Umfange  auflöst.  Das  System  der  Purkinje’schen  Fäden  ist  bei  den  Hul- 
tieren  besonders  gut  histologisch  differenzirf,  doch  glaubt  Verf , dass  es 
auch  dort,  wo  es  schwieriger  oder  gar  nicht  von  der  übrigen  Muskulatur 
zu  trennen  ist,  in  ähnlichem  Umfange  vorhanden  sei.  G.  F.  Nicolai. 


A.  Jolles  und  M.  Oppenheim,  Beiträge  zur  Kenntnis  der  Blutfermente. 

Virchow’s  Arch.  f.  pathol.  Anat.  Bd.  180,  S.  185. 

J.  und  0.  haben  die  katalytische,  wasserstoffsuperoxydzersetzende  Kraft 
des  Blutes  Gesunder  und  Kranker  untersucht.  Sie  geben  eine  genaue  Be- 
schreibung ihrer  Methode  und  kommen  zu  dem  Ergebnis,  dass  die  Menge 
der  wasserstoffsuperoxydzersetzenden  Katalasen  des  Blutes  durch  die  Menge 
des  zersetzten  Wasserstoffsuperoxyds  gemessen  werden  kann,  wenn  stets 
die  gleiche  Zeit  und  ein  gleiches  Verhältnis  von  Blut  zu  Wasserstoffsuper- 
oxyd genommen  wird.  Dann  zeigt  normales  Menschenblut  annähernd  gleiche 
katalytische  Wirkung,  indem  1 ccm  Blut  ca.  23  g Ha02  zerlegen.  — Tem- 
peraturerniedrigung  oder  -Erhöhung  und  Enzymgifte  (Alkohol,  Chloro- 


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No.  41. 


Ba[imoabtk*i.  — Guu.ah!>  und  Goopall. 


675 


form  u.  A.)  schwächen  die  katalytische  Wirkung.  Die  Beschaffenheit  des 
Hämoglobins  hat  keinen  Einfluss  auf  den  Umfang  der  Zersetzung,  auch 
in  Kohlenoxydblut  geht  diese  vor  sich.  — In  Krankheiten  wechselt  die 
katalytische  Kraft  erheblich,  sie  kann  bedeutend  vermindert  sein,  ohne 
dass  sich  etwas  Gesetzliches  zeigte.  Besonders  tief  lag  sie  bei  Tuberkulose, 
Nephritis,  Carcinose.  — Kaltblüter  zeigen  eine  geringere  katalytische  Kraft 
als  der  Mensch.  Wassertiere  eine  noch  geringere  als  Amphibien  und 
Reptilien.  A.  Loewy. 

0.  Bauingarten,  Ein  Beitrag  zur  Kenntnis  des  Diabetes  mellitus.  Zeitschr. 
f.  experim.  Pathol.  u.  Therap.  II.,  S.  53. 

B.  hat  eine  Reihe  von  dem  Zucker  verwandten  Stoffen,  nämlich 
d Glukonsäure,  d-Zuckersäure,  Schleimsäure,  Glykuronsäure,  salzsaures 
Glykosamin,  Bernsteinsäure,  d-Weinsäure,  ferner  zwei  Aldehyde:  Salicyl- 
aldehyd  und  Vanillin  Diabetikern  und  pankreaslosen  Hunden  zugeführt.  — 
Sie  wurdet)  wie  vom  Gesunden  verbrannt!  Danach  muss  man  annehmen, 
dass  die  Unfähigkeit  des  Diabetikers,  den  Zucker  zu  verbrennen,  darauf 
beruht,  dass  er  die  Aufspaltung  des  Zuckermoleküls,  die  dessen  Oxy- 
dation voraufgeht,  nicht  zu  leisten  vermag.  Diese  Aufspaltung  dürfte  durch 
ein  Ferment  bewirkt  werden,  das  dem  Diabetiker  mangelt. 

A.  Loewy. 

L.  (»ulland  and  A.  Goodftll,  Pemicious  anaemia:  a histological  study  of 
seventeen  cases.  Journ.  of  pathol.  and  bacteriol.  1905,  S.  125. 

Das  charakteristische  Zeichen  der  Krankheit  ist  eine  „megaloblastische 
Anämie“.  Die  Megaloblasten  finden  sich  in  Blut  und  Knochenmark  in 
gleicher  Menge,  besonders  reichlich  in  akuten  Fällen.  Die  Leukocyten- 
menge  ist  im  Knochenmark  bedeutend  grösser  als  im  Blut.  Der  augen- 
scheinlich beträchtliche  Zerfall  roter  Blutkörperchen  in  Leber,  Milz,  Blut- 
lymphdrüsen  und  Knochenmark  ist  nicht  sowohl  ein  Zeichen  einer  patho- 
logisch gesteigerten  hämolytischen  Wirkung  gewisser  Gewebe,  als  vielmehr 
einer  abnormen  Vulnerabilität  der  Blntzellen.  Die  Anhäufung  von  Eisen 
in  der  Leber,  ein  für  pernieiöse  Anämie  durchaus  nicht  specifischer  Vor- 
gang, rührt  von  dem  vermehrten  Zerfall  roter  Blutkörperchen  her,  der 
sich  teils  in,  teils  ausserhalb  der  Leber  vollzieht.  Bei  älteren  Krankheits- 
fällen findet  man  statt  des  Eisens  in  der  Leber  vorzugsweise  eisenloses 
Pigment.  Die  Krankheit  wird  erzeugt  durch  eine  irgendwo  im  Körper, 
mitunter  im  Darm  (ßothriocephalus!)  gebildetes  Gift;  dasselbe  reizt  das 
Knochenmark  zu  Normoblasten-  und  später  Megaloblastenbildung  an  und 
übt  eine  negative  Chemotaxis  auf  die  Leukocytcn,  besonders  die  neutro- 
philen, aus.  Die  so  producirtcn  grossen  Erythrocyten  werden  infolge  ihrer 
geringeren  Widerstandskraft  bald  eine  Beute  der  Endothelzellen  und  Leuko- 
cyten  in  den  „hämolytischen“  Organen,  besonders  Blutlymphdrüsen,  Milz 
nnd  Knochenmark.  Es  ist  möglich,  dass  manche  Individuen,  infolge  einer 
angeborenen  Schwäche  des  Knochenmarks  zu  der  Krankheit  besonders  dis- 
ponirt  sind.  Beitzke. 


43* 


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676 


1Tii,ükrhann.  — Braun. 


No.  41. 


R.  Hilgermann,  Rin  Beitrag  zu  den  traumatischen  Erkrankungen  des 
Pankreas.  (Aus  dem  pathol.  Institut  zu  Breslau.)  Vircbow's  Aich. 
Bd.  181,  H.  2. 

Das  Pankreas  in  seiner  geschützten  Lage  ist  Traumen  recht  selten 
ausgesetzt.  Von  ganz  besonderem  Interesse  dürften  daher  die  Erkrankungen 
sein,  in  welchen  sich  an  ein  Trauma  nicht  ein  einfacher  chronisch-entzünd- 
licher oder  degenerativ-indurirender  Process  im  Drüsengewebe,  sondern 
eine  bösartige  Neubildung  anschliesst.  Verf.  sah  einen  derartigen  Fall: 
Ein  Grubenarbeiter  stürzte  über  ein  Seil.  Nach  einigen  Monaten  stellte 
sich  zunehmende  Appetitlosigkeit  und  Druck  in  der  Magengegend  ein, 
später  auch  Ikterus.  Die  Beschwerden  steigerten  sich  ständig,  das  Körper- 
gewicht nahm  ab.  Eine  vorgenommene  Laparotomie  konnte  den  tätlichen 
Ausgang  nicht  abwenden.  Bei  der  Sektion  fand  sich  eine  harte  Geschwulst- 
bildung am  Kopf  des  Pankreas,  das  in  ganzer  Ausdehnung  mit  dem  Magen 
fest  verwachsen  war.  Diese  Geschwulst  hatte  durch  Compression  des 
unteren  Teils  des  Ductus  choledochus  zu  einer  Aussackung  der  Gallenblase, 
Ausweitung  sämmtlicher  Gallenwege  und  zum  Stauungsikterus  und  durch 
Druck  auf  den  Ductus  Wirsungianus  zu  einer  ampullären  Erweiterung  des- 
selben geführt.  Die  histologische  Untersuchung  des  Pankreaskopfcs  ergab 
Zellschläuche,  ihrem  Aussehen  nach  typischen  Drüsen  ähnlich.  Ihr  Epithel 
bestand  aus  hohen  Cylinderzellen  mit  dunklen  basalen  Kernen,  vielfach 
mehrschichtig  angeordnet.  Diese  Zellen  zeigten  die  Neigung,  die  Membrana 
propria  zu  durchbrechen,  wichen  durch  diese  Neigung  also  von  einer  gut- 
artigen Neubildung,  wie  dem  Adenom,  ab.  Die  Zellscbläucbe  drangen  in 
unregelmässiger  Weise  in  die  Tiefe  und  ins  Bindegewebe  vor  und  waren 
auch  in  die  Muscularis  des  Duodenums  eingewuebert.  Es  ergab  sich  somit, 
dass  eine  bösartige  Neubildung  und  zwar  ein  Carcinom  vorlag,  das  aber 
Körper  und  Schwanz  des  Pankreas  verschont  und  auch  nicht  zu  Metastasen- 
bildungen  geführt  hatte.  Dass  im  vorliegenden  Falle  tatsächlich  das 
Trauma  zur  Entstehung  der  Geschwulst  geführt  hatte,  wird  bewiesen  durch 
die  feste  Verlötung  des  Pankreas  mit  dem  Magen.  Verf.  neigt  zu  der 
Ansicht,  dass  iu  einem  Fall  wie  dem  vorliegenden  die  Frage,  ob  aus  jenem 
Unfall  Schadenersatzansprüche  erwachsen  seien,  bejaht  werden  müsse. 

Geissler. 

0.  lirnun,  Zur  unblutigen  Therapie  der  Luxatio  coxae  congenita.  Arch. 
f.  klin.  Chir.  Bd.  74,  H.  8. 

B.  berichtet  über  die  von  Lexbr  in  der  Berliner  chirurgischen  Poli- 
klinik mit  der  unblutigen  Behandlung  der  angeborenen  Hüftluxatiou  er- 
zielten Resultate.  Diese  Therapie  wurde  in  allen  Fällen  versucht,  in  denen 
die  Einstellung  des  Kopfes  in  die  Pfannengegend  noch  möglich  war.  Nnr 
bei  völliger  Unmöglichkeit  der  Ueberführung  des  Kopfes  in  die  Repositions- 
stellung  wurde  von  vornherein  zur  blutigen  Behandlung  geschritten.  Sämmt- 
liche  seit  1807  behandelte  Fälle  wurden  ohne  Anwendung  der  bis  dahin 
benutzten  Extensionsschraube  rein  manuell  durch  Beweguugsmanöver  mit 
gelindester  Muskelkraft  und  zwar  durchweg  ambulant  behandelt. 

Von  121  Kindern,  bei  denen  die  unblutige  Behandlung  vor  mindestens 
Jahresfrist  abgeschlossen  war,  sind  60  Patienten  — 50  pCt.  — völlig  heil, 


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No.  41. 


Tissot.  — Elsciinio.  — Münch. 


677 


im  dem  Sinne,  dass  sie  einen  normalen  Gang  besitzen  und  das  Hüftgelenk 
alle  funktionellen  Anforderungen  wie  ein  gesundes  erfüllt.  Auf  die  Zahl 
der  Gelenke  berechnet  sind  von  160  congenital  luxirten  Gelenken  86 
— 633/4  pCt.  — zur  funktionellen  Restitution  gebracht  worden.  Die  Statistik 
enthält  20  Fälle,  welche  sich  als  ungeeignet  für  die  Lorenz'sche  Behand- 
lung erwiesen  und  deshalb  nach  erfolgter  unblutiger  Probereposition  blutig 
behandelt  wurden;  sie  wurden  bei  Erwähnung  des  obigen  Heilresultats 
trotzdem  mitgerechnet,  weil  ihre  Abstraktion  den  faktischen  Wert  cinej- 
objektiven  Statistik  beeinflussen  würde.  Rechnet  man  ferner  11  Fälle  ab, 
deren  Status  zur  Zeit  nicht  controllirbar  war,  so  liegen  die  Resultate  der 
durchgefübrten  Behandlung  an  90  Rindern  vor  — 117  Gelenke  — , von 
denen  in  60 — 72  Gelenken  völlige  funktionelle  Heilungen  erzielt  wurden  — 
in  2/3  aller  Fälle.  Joachimsthal. 

Tissot,  Recherches  experimentales  sur  les  relations  entre  la  pression 
arterielle  et  les  doses  de  chloroforme  absorbees.  Compt.  rend.  Bd.  140, 
S.  459. 

T.  konnte  an  Hunden  experimentell  folgende  Sätze  nachweisen:  1.  Die 
den  Blutdruck  und  die  Herzkraft  herabsetzende  Wirkung  des  Chloroforms 
wächst  proportional  der  absorbirten  Chloroformmenge.  2.  Chloroformdosen, 
welche  beim  Hunde  den  Blutdruck  nicht  tiefer  als  auf  10  cm  Hg  herab- 
setzen, sind  ungefährlich.  3.  Atemstillstand  tritt  bei  10 — 6 cm  Hg, 
4.  Herzlähmung  bei  ca.  5 cm  Hg  ein.  — Daraus  ergiebt  sich,  auf  den 
Menschen  übertragen,  dass  die  fortdauernde  Beobachtung  des  Blutdrucks 
durch  genau  registrirende  Druckmesser  ein  absolut  sicheres  Mittel  ist,  jede 
Gefahr  bei  der  Narkose  (ohne  Rücksicht  auf  die  Art  der  Verabfolgung) 
zu  vermeiden.  Atmungsstörungeo  treten  stets  erst  auf,  wenn  durch  die 
Beobachtung  des  Blutdruckes  angezeigt  ist,  dass  Gefar  im  Verzüge  ist. 

Pcltesohn. 

A.  Klschnig,  Die  elastischen  Fasern  in  der  Sklera  myopischer  Augen. 
Wiener  klin  Rundschau  1905,  No.  29. 

Zur  Controlle  der  Angaben  Lajjoe’s,  dass  die  Sklera  myopischer 
Augen  sehr  arm  an  elastischen  Fasern  wäre,  untersuchte  E.  eine  Reihe 
myopischer  Bulbi  und  fand  bei  allen  reichliche  elastische  Fasern  daselbst. 
Die  Sklera  des  myopischen  Auges  weicht  indessen  in  ihrer  Textur  wesent- 
lich von  der  des  emmetropischen  Auges  ab.  Im  allgemeinen  herrscht 
lamelläre  Struktur  vor  oder  wird  infolge  der  Dehnung  der  Sklera  auch 
bei  tatsächlich  vorhandenem  strohmattenähnlichem  Typus  vorgetäuscht. 
Doch  kann  man  sich  bei  genauerer  Untersuchung  und  strenger  Einhaltung 
aller  Kautelen  mit  absoluter  Sicherheit  davon  überzeugen,  dass  bezüglich 
der  elastischen  Fasern  in  der  Sklera  das  myopische  Auge  mit  dem  emme- 
tropischen übereinstimmt.  Horstmann. 

R.  Münch,  Ueber  die  Innervation  der  Stromazellen  der  Iris.  Zeitschr.  f. 
Augenheilk.  XIV.,  2,  S.  130. 

Für  die  bisher  vergeblich  in  der  Iris  gesuchten  Ganglienzellen  glaubt 
M.  den  Nachweis  erbringen  zu  können.  Er  unterscheidet  in  der  Iris  zwei 


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678 


Rellin.  — Bbühl.  — Bl-bchahdt. 


No.  41. 


Zelltypen:  1.  die  „Stromazellen“  (nach  M.  Muskelzellen)  mit  Pigment- 
gehalt  und  kräftigen  Ausläufern;  2.  nicht  pigmentirte,  protoplasmaarme, 
kleine  rundliche  Zellen  mit  grossem  Kern.  Die  Zellen  des  zweiten  Typus 
spricht  Verf.  als  Ganglienzellen  von  primitivem  Typus  an,  da  es  ihm  durch 
ein  im  Original  einzusehendes  „Molybdänirungsverfahren“  gelang,  diese 
Zellen  als  Knotenpunkte  eines  Fasernetzes  darzustellen,  das  wiederum  als 
Netz  von  Nervenfasern  gedeutet  wird.  Die  Nervenfasern  treten  mit  den 
Stromazellen  in  Verbindung  1.  in  Form  eines  einfachen  Contakts;  2.  in 
emer  den  „tacbes  motrices“  Ranvier’s  analogen  Form;  3.  indem  eine 
Ganglienzelle,  der  Stromazelle  aufsitzend,  selbst  den  Endhügel  bildet. 

G.  Abelsdorff. 

Bcllin,  Hdmorragies  de  la  carotide  interne  gauche  compliquant  une 
mastoidite  chronique  chez  un  tuberculeux.  Annales  des  mal.  de  l’or. 
1904,  No.  10,  p.  400. 

Bei  einem  32jährigen  Phthisiker,  der  an  linksseitiger  chronischer 
Mittelohreiteruug  mit  Caries  des  Felsenbeins  litt  und  bei  dem  schon  wieder- 
holt geringe  Blutungen  aus  Mund  und  Ohr  eingetreten  wareD,  erfolgte 
4 Wochen  nach  der  Totalaufmeisselung,  wobei  ein  grosser  Sequester  ent- 
fernt wurde,  eine  profuse  Hämorrhagie  aus  Mund,  Nase  und  Ohr,  die  sich 
am  nächsten  Tage  wiederholte.  Es  wurde  deshalb  die  Carotis  communis 
unterbunden.  Die  Blutung  kehrte  nicht  wieder,  doch  trat  5 Tage  später 
der  Exitus  letalis  ein.  Bei  der  Obduktion  fand  sich  neben  alten  pleuri- 
tischen  Verwachsungen  rote  Hepatisation  des  linken  Oberlappens  der  Lunge. 
Im  linken  Felsenbein,  entsprechend  der  vorderen  unteren  Partie  der  Pauken 
höhle  liegt  die  Carotis  frei  und  zwar  ulcerirt  in  einer  Ausdehnung  von 
3 mm.  Schwabach. 


Brühl,  Beiträge  zur  pathologischen  Anatomie  des  Gehörorgans.  Zeitschr. 
f.  Ohrenheilk.  49.  Bd.,  S.  34. 

Bei  dem  ersten  der  von  B.  mitgeteilten  Fälle  von  Gehörgangs- 
geschwülsten ergab  die  mikroskopische  Untersuchung:  Oedematöses  Fibrom 
mit  Endothelwucherung  und  intraepithelialen  Cysten;  beim  zweiten  bandelte 
es  sich  um  ein  Fibrom,  reich  an  Drüsen  und  elastischen  Fasern  mit 
Cholesteatombildung  im  Plattenepithelzapfen;  beim  dritten  um  eine  weiche, 
condylomartige  Geschwulst  mit  atypischer  Epithelwucherung  und  Bildung 
centraler  Cholesteatome.  Zum  Vergleich  mit  diesem  letzteren  Fall  be- 
schreibt ß.  ein  gleichzeitig  zur  Beobachtung  gekommenes  Carcinom  des 
Schläfenbeins.  Schliesslich  berichtet  Verf.  noch  über  einen  Fall  von 
Cholesteatom  und  Cystenbildung  in  einem  nur  von  Cyl inderepithel  be- 
kleideten Ohrpolypen.  Schwabach. 

Burchardt,  Die  Luftströmung  in  der  Nase  unter  pathologischen  Verhält- 
nissen. Arcb.  f.  Laryngol.  n.  Rhinol.  Bd.  17,  H.  1. 

Verf.  zeigt,  dass  die  normale  Luftströmung  durch  geringe  Anomalien 
des  Naseninneren  nicht  nachweisbar  beeinflusst  wird,  dass  aber  gröbere 
Veränderungen  im  stände  sind,  die  Bahn  der  Ein-  und  Ausatmungsluft 
erheblich  abzulenken.  Es  treten  an  Stellen,  wo  dem  Lufbstrom  grössere 


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No.  41. 


(vERBER.  — Seil  LEGT  ES  DAL  Und  PbRKN. 


679 


Hemmnisse  entgegenstehen,  Wirbel  auf  und  die  Luft  hinter  den  Hemm- 
nissen stagnirt.  Bei  Defekten  ganzer  Muscheln  wird  die  Bahn  des  Luft- 
stroms vollkommen  verändert. 

ln  welcher  Weise  die  mechanische  Reinigung  der  Atmungsluft  durch 
die  Veränderung  der  Luftbewegung  geschädigt  wird,  zeigen  Staubversuche. 
Dass  dadurch  auch  die  Anfeuchtung  und  Erwärmung  der  Atmungsluft  er- 
schwert wird,  ist  klar.  Es  folgt  daraus,  dass  destruktive  Operationen  in 
der  Nase,  wie  z.  B.  die  Entfernung  einer  Muschel  oder  eines  grösseren 
Teils  derselben,  nicht  gleichgültig  ist.  Schliesslich  warnt  Yerf.  vor  der 
von  manchen  Autoren  geübten  Neigung,  den  Wert  indirekter  nicht  immer 
zuverlässiger  Untersuchungsmethoden  zu  überschätzen  gegenüber  den  direkten 
einfachen  und  deshalb  sicheren  Untersuchungsmetboden. 

W.  Lublinski. 

Gerber,  Die  bakteriologische  und  die  klinische  Diagnose  bei  den  fibrinösen 
Entzündungen  der  oberen  Luftwege.  Berl.  klin.  Wochenschr.  1905,  No. 31. 

G.  unterscheidet  zwischen  fibrinöser  diphtherischer  und  fibrinöser  nicht 
diphtherischer  Erkrankung  der  oberen  Luftwege.  Beide  können  bald  mit 
leichten,  bald  mit  schweren  Lokal-  und  Allgemeinerscheinungen  einher- 
gehen, daher  ist  die  Differentialdiagnose  mir  bakteriologisch  festzustellen. 
Von  40  Fällen  von  Rhinitis  fibrinosa  zeigten  drei  Viertel  Diphtherie- 
bacillen, bei  ebensovielen  fehlten  Allgemeinerscheinungen  und  Fieber  und 
zwar  ebenso  bei  denen  mit  Diphtberiebacillen,  wie  bei  denen  ohne.  Von 
127  Fällen  von  Pharingitis  fibrinosa  waren  noch  nicht  einmal  die  Hälfte 
diphtherischer  Natur,  und  diese  boten  nicht  häufiger  Allgemeinerschei- 
nungen als  die  nichtdipbtherischen.  Dieser  Umstand  uud  das  häufige  Vor- 
kommen von  Diphtheriebacillen  bei  Gesunden  fordern  dazu  auf,  nur  da  eine 
Serumbehandlung  einzuleiten,  wo  schwere  klinische  Erscheinungen  und  der 
Befund  von  Diphtheriebacillen  Zusammentreffen.  Stur  mann. 


Schlegtendal  und  Peren,  Der  Unterleibstyphus  und  seine  Bekämpfung. 

Deutsche  Vierteljahrsschr.  f.  offen  tl.  Gesundheitspfl.  1904,  Bd  36,  S.  691. 

Bei  der  Berichterstattung  über  die  Bekämpfung  des  Unterleibstyphus 
für  d ie  Medicinalbeamtenconferenz  am  4.  December  1903  zu  Aacheu  batten 
Verff.  den  Stoff  so  geteilt,  dass  Sch.  das  Bild  der  Krankheit  und  die  Wege 
der  Ansteckung  besprach,  P.  die  prophylaktischen  Maassnahraen  erörterte, 
welche  zur  Zeit  für  die  Medicinalbeamten  und  Verwaltungsbehörden  ge- 
boten und  möglich  sind.  In  dem  ersten  Teile  der  Arbeit  wird  unter  Ver- 
wendung der  Litteratur  und  eigener  praktischer  Erfahrungen  vor  allem  auf 
die  Verbreitungswege  des  Typhus  eingehend  eingegangen.  Die  Entstehung 
des  Typhus  aus  üblen  Gasen  und  Gerüchen  wird  kurz  von  der  Hand  ge- 
wiesen, dagegen  wird  dem  Boden  eine  wesentlich  höhere  Rolle  beigemessen. 
als  dies  gemeinhin  von  Bakteriologen  geschieht.  Sch.  nimmt  eine  recht 
lange  — mehrjährige  — Lebensdauer  der  Typhusbacillen  im  Boden  an, 
ja  er  hält  es  für  wahrscheinlich,  dass  auch  unter  geeigneten  Bedingungen 
eine  Wucherung  der  Parasiten  im  Boden  stattfinden  kann.  Nur  so  lässt 
sich  seiner  Meinung  nach  erkläreu,  dass  nicht  selten  in  bestimmten  Häusern 


s 


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fi80 


Bhi.tis. 


No.  41. 


immer  und  immer  wieder  Typhus  beobachtet  wird,  selbst  nach  mehrjähriger 
Pause,  auch  wenn  eine  Neueinschleppung  nicht  nachzuweisen  ist.  Ebenso 
wie  im  Boden  sollen  sich  auch  an  Gebrauchsgegenständen  Typhusbacillen 
bedeutend  länger  halten  als  gemeinhin  angenommen  wird.  Dass  der  Con- 
taktinfektion  eine  hohe  Bedeutung  beigemessen  wird,  ist  wohl  natürlich; 
allein  SCH.  ist  der  Meinung,  dass  heute  die  Contaktinfektion  übertrieben 
in  den  Vordergrund  gestellt  werde,  es  sei  fast  zur  Manie  geworden,  beim 
Auftreten  von  Typhus  den  vorhergehenden  Fall,  der  als  Infektionsquelle 
anzusehen  sei,  auszukundschafteq.  Es  werde  dabei  zu  einseitig  verfahren, 
es  lasse  sieb  eben  nicht  immer  eine  ununterbrochene  Kette  nachweisen. 
weil  eben  auch  eine  Infektion  von  der  Umgebung,  dem  Boden,  Gebranchs- 
gegenständen etc.  erfolgen  könne. 

P.  führt  aus,  welche  Maassnahmen  auf  Grund  der  wissenschaftlichen 
Errungenschaften  und  mit  Hülfe  der  gesetzlichen  Bestimmungen  zur  Be- 
kämpfung des  Typbus  zu  unternehmen  sind.  Auch  er  warnt  davor,  sein 
Augenmerk  einseitig  auf  Contaktinfektion,  die  Wasserversorgung  etc.  zu 
richten:  der  Hygieniker  muss  alle  Uebertragungsmöglichkeiten  im  Auge 
behalten.  Er  führt  dann  aus,  wie  in  einzelnen  Fällen  zu  verfahren  ist, 
das  Hauptaugenmerk  ist  auf  Feststellung  der  Krankheit,  Isolirung  des 
Kranken  und  Desinfektion  zu  richten.  H.  Bischoff. 


Bruns,  Versuche  zur  Frage  der  Desinfektion  bei  Ankylostomiasis.  Münch, 
med.  Wocbenschr.  1005,  No.  2 — 4. 

Nachdem  B,  durch  Laboratoriumsversuche,  über  welche  im  Klin.  Jahrb 
Bd.  12  berichtet  ist,  klargestellt  hatte,  inwieweit  Desinficientien  entweder 
die  Entwickelung  der  Eier  bis  zur  infektionstüchtigen  encystirten  Larve 
verhindern'  oder  encystirte  Larven  abzutöten  vermögen,  ist  er  nunmehr 
dazu  übergegangen,  praktische  Versuche  unter  Tage  anzustellen.  Hatte 
bereits  der  Ausfall  der  Laboratoriumsversuche  die  Erwartungen  beträchtlich 
herabgesetzt,  indem  die  verwandten  Desinfektionsmittel  nur  bei  sehr  langer 
Einwirkung  Erfolg  aufwiesen,  so  musste  die  praktische  Durchführbarkeit 
von  Desinfektionen  wegen  der  ungeheuren  Ausdehnung  der  Stollen  von 
vornherein  höchst  unwahrscheinlich  erscheinen.  Gleichwohl  sind  in  einem 
abgeschlossenen  Stollen  Versuche  ausgeführt  worden.  Es  kamen  10—1001 
Desinfektionsflüssigkeit  auf  1 qm,  eine  Menge,  die,  wenn  man  bedenkt,  dass 
die  gesammten  Stollen  einer  Zeche  nicht  selten  eine  Länge  von  über  100km 
haben,  kaum  noch  bewältigt  werden  kann.  Die  Kalkmilch  zeigte  sieb 
verhältnismässig  wenig  wirksam,  sodass  deren  Verwendung  nicht  praktisch 
erscheint,  die  besten  Resultate  wurden  mit  einer  Saprol-  oder  auch  Montaoin- 
lösung  gezeitigt.  Auch  hier  musste  aber  eine  mehrwöchentliche  Berieselung 
mit  dem  Desinficiens  vorgenommen  werden.  Eine  Desinfektion  der  Stollen 
ist  somit  praktisch  undurchführbar.  Für  die  Desinfektion  des  Kübelinhaltes, 
bei  der  es  besonders  bei  den  Verhältnissen  unter  Tage  auch  darauf  an- 
kommt, dass  eine  Desodorisation  ausgeübt  wird,  weil  sonst  ein  unüber- 
windbarer Widerwille  gegen  die  Benutzung  der  Abortanlagen  besteht, 
eignete  sich  Kalkmilch  schlecht,  hier  ist  am  meisten  das  Ankylotapbio 
oder  Saprol  zu  empfehlen. 


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No.  41. 


Hi»8rHrKi.i>.  Jonas. 


681 


Bei  diesen  geringen  Erfolgen,  die  Strecken  selbst  zu  desinficiren  ist 
der  bisher  eingeführten  Bekämpfungsart  der  Ankylostomiasis  erhöhtes 
Interesse  zuzuwenden,  der  Fernhaltung  inficirter  Fäces  von  den  Arbeits- 
stellen. Hierfür  verspricht  nur  ein  Mittel  Erfolg,  die  Ausmusterung  der 
Wurmbehafteten,  und  zwar  nicht  nur  derjenigen,  welche  bereits  Krankheits- 
symptome aufweisen,  sondern  auch  der  sog.  Wurmträger.  Diejenigen, 
welche  Ankylostomumeier  in  ihren  Fäces  beherbergen,  müssen  einer  speci- 
fischen  Kur  unterworfen  werden,  sie  dürfen  in  Gruben,  die  für  die  Weitcr- 
entwickelung  der  Eier  die  geeigneten  Bedingungen  aufweisen,  nur  dann 
arbeiten,  wenn  sie  von  den  Würmern  völlig  befreit  sind.  Dieses  Vor- 
gehen hat  bereits  günstige  Resultate'  gezeitigt.  H.  Bischoff. 


M.  Hirselifeld,  Ein  Fall  von  chronischer  Phenacetin-Vergiftung.  Deutsche 
med.  Wochenschr.  1905,  No.  2. 

Eine  23jährige,  sonst  gesunde  Frau  bekam  nach  längerem  Phenacetin- 
gebrauch eigentümliche  Hauterscheinungen:  an  beiden  Unterschenkeln  ent- 
standen zahlreiche  punkt-  und  streifenförmige  Petecchien,  vereinzelt  auch 
grössere  Blutextravasate.  Nach  Aussetzen  des  Mittels  verschwand  die 
Affektion,  um  aber  sofort  wiederzukehren,  als  Pat.  später  noch  einmal 
Phenacetin  nahm.  Während  das  Vorkommen  derartiger  oder  ähnlicher 
Hautaffektionen  nach  Antipyrin  bekannt  ist,  sind  solche  Fälle  nach  Phen- 
acetingebrauch bisher  noch  nicht  beschrieben  worden.  K.  Kronthal. 


S.  Jonas,  Ueber  die  Wirkung  des  Atropinderivates  Eumydrin  auf  die  Nacht- 
schweisse  der  Phthisiker.  Wiener  klin.  Wochenschr.  1905,  No.  4. 

Eumydrin,  Methylatropiniumnitrat,  ist  das  salpetersaure  Salz  der 
Methylammoniumbase  des  Atropins;  es  ist  ein  weisses,  geruchloses,  gut 
krystallisirbares  Pulver,  vollkommen  luftbeständig,  in  Wasser  leicht  löslich; 
1,1  mg  Eumydrin  enthält  ungefähr  die  gleiche  Atropinmenge  wie  1,0  mg 
Atropin,  sulfur.  Bei  der  Umwandlung  in  Eumydrin  büsst  das  Atropin 
seine  Wirkung  auf  das  Ccntralnervensystem  ein,  während  seine  periphere 
Wirksamkeit  erhalten  bleibt.  Gegen  Nachtschweisse  giebt  man  das  Mittel 
gegen  Abend  in  Dosen  von  1 — 2 mg,  und  zwar  in  Pulver-  oder  Pillenform, 
bei  Tag-  und  Nachtschweissen  auch  Morgens  1 mg.  In  30  so  behandelten 
Fällen  bewährte  sich  das  Eumydrin  recht  gut:  in  der  grossen  Mehrzahl 
der  Fälle  wurde  hei  fortgesetzter  Darreichung  eine  wesentliche  Besserung 
erzielt,  die  aber  beim  Aussetzen  des  Mittels  nur  vereinzelt,  und  auch  dann 
nur  kurze  Zeit,  anhielt.  Die  Schweisse  vollkommen  und  dauernd  zu  ver- 
treiben, gelang  nicht.  Bemerkt  sei  noch,  dass  das  Mittel,  während  des 
Schwitzens  selbst  gegeben,  wirkungslos  blieb.  Im  Gegensatz  zu  Atropin 
wurden  ernstere  Vergiftungserscheinungen  nie  beobachtet,  auch  Herzklopfen 
und  Erregungszustände  fehlten.  Mitunter  wurde  über  Trockenheit  im  Halse 
geklagt,  die  aber  nach  Aussetzen  des  Mittels  rasch  wieder  schwand. 

K.  Kronthal, 


r 

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682 


Qi  ADHONK.  — ScHll.l.LNO.  BERGMANN. 


No.  41. 


C.  Quadrone,  Ueber  das  Auftreien  einer  exsudativen  Pleuritis  in  zwei 
Fällen  von  lymphatischer  Pseudoleukämie  während  der  Behandlung  mit 
Röntgenstrahleu.  Central!)!,  f.  inn.  Med.  1905,  No.  31. 

Zu  den  schädlichen  Nebenwirkungen  der  bei  Leukämie  und  bei  lym- 
phatischer Pseudoleukämie  sonst  so  günstig  wirkenden  RöntgenstrahleD 
rechnet  Verf.  das  in  zwei  Fällen  eigener  Beobachtung  constatirte  Auftreten 
einer  exsudativen  Pleuritis.  In  dem  ersten  Falle  handelte  es  sich  um  eine 
tuberkulöse  lymphatische  Pseudoleukämie  bei  einem  12jährigen  Mädchen 
mit  grossen  Drüsenpaketen  u.  a.  am  rechten  Lungenhilus.  Nach  10  radio- 
therapeutischen  Sitzungen  war  eine  eklatante  Besserung  der  subjektiven 
Erscheinungen  neben  fast  völligem  Verschwinden  der  Drüsen  nachweisbar; 
es  stellte  sich  jedoch  eine  rapide  zunehmende  Flüssigkeitsansammlung  im 
rechten  Pleuraraum  ein,  die  nach  mehrmaliger  Punktion  unter  Zutritt  eines 
linksseitigen  Pleuratranssudates  unter  den  Erscheinungen  einer  enormen 
Asystolie  zum  Tode  führte.  Autopsie  nicht  gestattet.  Verf.  ist  der  An- 
sicht, dass  sicherlich  eine  tuberkulöse  Pleuritis  vorlag,  wofür  nicht  nur 
die  Anwesenheit  zahlreicher  kleiner  Lymphocyten  und  roter  Blutkörperchen, 
sondern  auch  das  fast  gleichzeitige  Auftreten  einer  Pericarditis  sprach.  - 
In  dem  zweiten  Falle  handelte  es  sich  um  eine  lymphatische  Pseudo- 
leukämie bei  einem  28jährigen  Manne  mit  grossen  Lymphomen  in  der 
linken  Cervikal-,  Supraclavicular-  und  Axillargegend;  hier  trat  nach 
30  Sitzungen  zwar  eine  wesentliche  Verkleinerung  der  Drüsen  ein,  aber 
gleichzeitig  allgemeiner  Verfall  unter  den  Erscheinungen  der  Magendarm- 
intoxikation.  Die  nach  einer  genügenden  Unterbrechung  wieder  aufge- 
nommenen Bestrahlungen  gingen  mit  Ausbildung  einer  linksseitigen  Pleuritis 
einher,  die  nach  Punktion  (Befund  der  Flüssigkeit  fast  derselbe  wie  im 
ersten  Falle)  fast  völlig  heilte.  Mit  Rücksicht  auf  mehrere  Tatsachen 
klinischen  Charakters  möchte  Verf.  eine  ursächliche  Beziehung  zwischen 
Pleuraaffektion  und  radiotherapeutischer  Behandlung  in  diesen  Fällen  an- 
nehmen. L.  Perl. 


1)  F.  Schilling,  Die  Prokto-Sigmoideskopie.  Wiener  klin.  Rundschau 
1904,  No.  30. 

2)  W.  Bergmann,  Zur  Casuistik  der  Erkrankungen  Flexura  sigmoidea. 
Prager  med.  Wochenschr.  1904,  No.  26. 

1)  Nach  Beschreibung  der  zur  Prokto-Sigmoideskopie  notwendigen 
Specula  und  anderer  Instrumente,  sowie  der  Anwendung  dieser,  empfiehlt 
SCH.  die  genannte  Untersuchungsmethode,  weil  sie  nicht  allein  die  Dia-, 
gnose  der  in  Betracht  kommenden  Krankheiten  bereichert,  sondern  auch 
in  Zukunft  die  Therapie  zu  beeinflussen  in  der  Lage  ist.  Nicht  allein, 
dass  man  mit  ihrer  Hülfe  die  Permeabilität,  Stenosen  und  Strikturen, 
Katarrhe  und  Neoplasmen  erkennen  und  behandeln  kann,  macht  man  auch 
gelegentlich  Beobachtungen  seltenerer  Natur.  So  konnte  Verf.  bei  einem 
an  Hartleibigkeit  leidenden  Asthmatiker  feststellen,  dass  infolge  der  ange- 
strengton^Atmung^mit  der  Respiration  die  vordere  Rektalwand  sich  derart 
bewegte,  dass  das  Lumeu  des  Mastdarms  sich  abwechselnd  verengerte  und 
erweiterte.  Bei  einigen  luetisch  Erkrankten  sah  er  plaquesähnliche  Ver- 


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NO.  41.  KaP.sAMMKR.  — ScHLESINüfcU.  683 

Änderungen  und  kleine  Ulcerationen  im  Rektum  und  an  der  unteren  Flexur. 
— Zum  Schluss  folgen  noch  eine  Reihe  anderweiter  Beobachtungen,  die 
den  Wert  dar  Prokto-Sigmoideskopie  weiterhin  illustriren. 

2)  Es  handelt  sich  um  zwei  Fälle  einer  gleichartigen  Erkrankung, 
nämlich  einer  Achsendrehung  des  Sigmoideum  romanum  bei  einem  26  und 
einem  47  Jahre  alten  Manne,  von  denen  der  erste  genas,  der  zweite 
starb.  Bei  beiden  war  die  Laparotomie  vorgenommen  worden.  EHi 
dritter  Fall  beansprucht  grösseres  Interesse.  Durch  die  bedeutende  Er- 
weiterung und  Verlagerung  des  sigmoideum  romanum  bei  einem  23  Jahre 
alten  Beamten  war  es  nicht  nur  zu  einem  nahezu  vollständigen  Verschluss 
des  Pylorus  gekommen,  sondern  es  hatte  sich  auch  in  der  weiteren  Folge 
ein  Divertikel  im  Oesophagus  herausgebildet,  welches  Monate  lang  intra 
vitam  constante  Erscheinungen  gemacht  hatte.  Die  anatomischen  Verhält- 
nisse in  diesem  Falle,  besonders  der  Mangel  irgend  welcher  peritouitischer 
Erscheinungen  im  Bereiche  des  Mesosigmoideum  lassen  es  als  sehr  wahr- 
scheinlich annehmeu,  dass  die  abnorme  Länge  der  Flexur  hier  das  Primäre 
war.  Carl  Rosenthal. 


(>.  Kapsainmer,  lieber  epidurale  Injektionen  bei  Enuresis  der  Kinder. 

Arcb.  f.  Kinderheilk.  Bd.  38,  S.  876. 

Verf.  hat  die  von  Cathelin  in  die  Enuresistherapie  eingeführten 
epiduralen  Injektionen  (s.  Cbl.  1903,  S.  861)  in  einer  Anzahl  von  Fällen 
angewandt.  Von  25  früher  geheilteu  sind  2 recidiv  geworden;  von  20 
neubehandelten  sind  15  geheilt,  5 gebessert.  Da  die  Technik  exakt  aus- 
geführt werden  muss,  so  beschreibt  Verf.  dieselbe  genau.  Eingespritzt 
wurde  nur  physiologische  Kochsalzlösung  und  zwar  meist  grössere  Mengen: 
10—40  ccm;  io  jenen  Fällen,  wo  anfangs  mit  kleinen  Mengen  ein  gün- 
stiges Resultat  nicht  zu  erzielen  war,  bat  die  Injektion  von  grösseren 
Mengen  zum  Ziele  geführt.  Bei  Injektion  derselben  treten  oft  vorüber- 
gebende Schmerzen  in  den  Beinen  auf;  sonst  bat  Verf.  bei  500  Injektionen 
keine  unangenehmen  Nebenwirkungen  gesehen,  nur  zweimal  Erbrechen. 
Bei  hartnäckigen  Fällen  zeigt  sich  der  Erfolg  oft  erst  nach  Verabreichung 
grösserer  Mengen  und  anfangs  ganz  vorübergehend.  Durch  scheinbare 
Misserfolge  soll  man  sich  also  nicht  leicht  abschrecken  lassen.  Aber  auch 
in  Fällen,  wo  nach  der  ersten  Einspritzung  die  Enuresis  nocturna  aufge- 
hört hat,  mache  man  wenigstens  3 Injektionen  im  Laufe  einer  Woche,  da 
sonst  leicht  Rückfälle  eintreten.  Stadthagen. 


E.  Schlesinger,  Aesthesiometrische  Untersuchungen  und  Ermüdungs- 
messungen an  schwach  begabten  Schulkindern.  Arch.  f.  Kinderheilk. 
Bd.  41,  S.  184. 

Verf.  stellt  folgende  Schlüsse  auf:  Die  Aestbesiometrie  ist  brauchbar 
zur  Messung  geistiger  Ermüdung,  wenn  sie  auch  keinen  mathematisch  ge- 
nauen Maassstab  derselben  abgiebt.  Bei  Schwachbegabten  Schulkindern 
hat  sie  vor  dem  physiologisch-pädagogischen  Prüfungsmethoden  den  Vorzug, 
dass  sie  sehr  geringe  Anforderungen  an  die  Intelligenz  der  Versuchspersonen 


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684 


Sasaki. 


No.  41. 


stellt.  — Bei  Anstellung  der  Prüfungen  ist  namentlich  möglichste  Gleich- 
artigkeit der  äusseren  Versuchsbedingungen,  eine  möglichst  kurze  Dauer 
der  einzelnen  Prüfungen,  ein  möglichst  gleichmässiger  und  geringer  Druck 
beim  Aufsetzen  der  nicht  zu  spitzen  Cirkelbranchen  zu  erstreben.  Mit 
dem  spitzen  Tastercirkel  erhält  man  in  der  Hälfte  der  Fälle  niedrigere 
Raumschwellen  als  mit  dem  kugelförmig  abgeschliffenen.  — Von  70  debilen 
Kindern  der  Hülfsschule  im  Alter  von  8— 12  Jahren  waren  16  = 23  pCt. 
infolge  mangelhafter  Begriffsbildung  zu  den  Untersuchungen  unfähig.  Bei 
den  übrigen  lag,  im  Durchschnitt  aus  allen  Versuchsreihen,  der  Schwellen- 
wert bei  21  mm  gegenüber  19  mm  bei  gleichaltrigen  normalen  Schul- 
kindern, die  aber  ausnahmslos  für  die  Untersuchung  befähigt  waren.  Je 
höher  die  Schwellwerte  gelegen  sind,  desto  breiter  ist  die  Sphäre  der  un- 
sicheren Antworten.  Auch  machen  sich  bei  den  Schwachbegabten  Kindern 
sehr  bald  Zeichen  subjektiver  Ermüdung,  Unsicherheit,  Verwirrung  bei 
fortgesetzter  Prüfung  bemerkbar.  — Von  den  normalen  Volksschulkindern 
wies  im  Laufe  des  Vormittagsunterrichts  '/s  keine  Aenderung  des  Schwellen- 
wertes auf,  ein  weiteres  Drittel  eine  geringe  Erhöhung  desselben,  '/«  «ine 
starke  Erhöhung  (meist  mässig  veranlagte,  aber  aufmerksame  Schüler), 
'/e  fortschreitende  Erhöhung  (meist  sehr  schlechte  Schüler).  In  der  Hülfs- 
scbule  ist  die  Zahl  der  Kinder,  bei  denen  es  im  Laufe  des  Vormittags  zu 
einer  stärkeren  Ermüdung  kommt,  viel  kleiner;  umsomehr  wächst,  gegen- 
über den  normalen  Schülern,  die  Zahl  derer,  die  während  dieser  Zeit  keine 
Aenderung  des  Schwellenwertes  oder  eine  Erniedrigung  aufweisen.  — Auf- 
fallend ist  die  Häufigkeit  eines  hohen  Schwellenwertes  am  Morgen,  vor 
Beginn  des  Unterrichts,  ferner  die  Seltenheit  einer  Erholnngswirkung 
während  der  zweistündigen  Mittagspause,  schliesslich  die  verhältnismässige 
Häufigkeit,  in  der  während  des  Nachmittages  die  Ermüdung  wächst.  — 
Fortschreitende  Ermüdungen  kommen  namentlich  bei  den  relativ  bestver- 
anlagten Schulkindern  zur  Beobachtung,  Erholungserscheinungen  namentlich 
bei  den  stärker  schwachsinnigen.  — Für  die  Praxis  ergiebt  sich  aus  den 
Versuchen,  dass  eine  Ueberbürdung  der  schwachbefähigten  Kinder  nicht 
besteht.  — Vielleicht  wäre  aber  der  Beginn  des  dreistündigen  Morgen- 
unterrichts etwas  hinauszuschieben,  vor  allem  aber  die  zweistündige 
Mittagspause  um  1 Stunde  zu  verlängern,  um  den  Nachmittagsunterricht 
(1  — 3 Uhr)  aus  der  Periode  der  Verdauung  herauszurücken. 

Stadthagen. 

Sssaki,  Experimentelle  Untersuchungen  über  den  Einfluss  des  Digalens 
auf  das  Froschherz.  Berl.  klin.  Wochenschr.  1906,  No.  26. 

In  einer  Versuchsreihe  wurde  von  der  im  Handel  vorkommenden 
Digitoxinlösung  (Digalen)  alle  10  Minuten  ein  Tropfen  auf  das  Froschherz 
aufgeträufelt,  in  einer  zweiten  Versuchsreihe  wurden  alle  10  Minuten 
0,1  ccm  der  Lösung  in  den  rechten  Inguinallymphsack  der  Tiere  einge- 
spritzt. Die  beigegebenen  Curven  zeigen  nach  beiden  Anordnungen,  dass 
nach  wenigen  Tropfen  die  einzelnen  Contraktionen  energischer  und  die 
Diastolen  ergiebiger  wurden.  Aber  schon  sehr  bald  trat  insofern  eine  Ver- 
änderung ein,  als  der  Ventrikel  auch  bei  der  Diastole  nicht  mehr  voll- 
kommen erschlafft,  sondern  in  leichtem  Contraktionszustand  verharrt.  Nach 


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No.  41. 


Minor  und  Mc.  Grkooh.  — Pott». 


685 


ca.  4 Tropfen  wurde  die  Systole  deutlich  verlangsamt,  bei  nur  geringer 
Verlangsamung  der  Diastole;  letztere  wird  nach  etwa  8 Tropfen  ebenfalls 
sehr  verlängert.  Bei  weiterer  Digalenzufuhr  beobachtet  man  nicht  nur 
noch  weitere  Verlängerung  der  Systolen  und  Diastolen,  sondern  es  gesellt 
sich  auch  Arrhythmie  dazu.  Arrhythmische  Störungen  treten  aber  erst  in 
dem  allerletzten  Stadium  der  Digalenvergiftung  auf  und  erreichen  auch 
hier  nie  höhere  Grade.  Alkan. 


T.  K.  Minor  and  A.  N.  Mc.  Gregor,  A chronic  neurosis  characterised 
by  frequent  paroxysms  of  pain,  swelling  and  baemorrhage  in  various 
points  of  the  body.  The  Lancet  1904,  No.  4207. 

Ein  28jäbriger  Mann  litt  zuerst  an  periodisch  auftretenden  Schwel- 
lungen und  Schmerzen  in  beiden  Knieen,  die  1—2  Tage  anhielten  und 
durch  Bettruhe  schwanden.  Aehnliche  Anfälle  traten  in  den  Ellbogen  auf 
und  betrafen  die  Schwellungen  und  Ergüsse  bald  das  Gelenk,  bald  das 
periartikuläre  Gewebe;  auch  in  den  Hüften,  in  den  Vorderarmen,  Ober- 
armen traten  symmetrische  schmerzhafte  Schwellungen  auf.  Auch  blut- 
haltige kleine  Blasen  zeigten  sich  mitunter  an  den  Extremitäten  und  später 
waren  auch  btuthaltige  Schwellungen  an  den  Genitalien  und  an  Stellen, 
wo  ein  starker  Druck  ausgeübt  wurde,  hervorgetreten.  Dann  folgten 
pulmonale  Attacken  mit  Beklemmung  und  starkem  Auswurf  und  auch 
ödematöse  periodische  Zustände  im  Larynx  und  Pharynx,  die  später  einen 
hämorrhagischen  Charakter  aunahmen,  und  ebenso  wie  am  Respirations- 
traktus  auch  an  der  Zunge  und  äusseren  Haut  (Händen  und  Füssen)  immer 
ausgedehnter  wurden.  Der  Tod  trat  nach  einer  Lungenblutung  ein.  Die 
Sektion  erwies  eine  Lungentuberkulose  und  Hämorrhagie  in  Haut  und 
inneren  Organen.  Das  Centralnervensystem  war  unversehrt.  Der  Kranke 
stammte  nicht  aus  einer  Bluterfamilie  (sein  Vater  litt  an  Epilepsie);  auch 
Leukämie  etc.  lag  nicht  vor,  oder  Purpura  rheumatica.  Das  Leiden  er- 
innerte sehr  an  Qüinckb’s  angioneurotisches  Oedem;  doch  war  hier  der 
vorausgebende  Schmerz  und  der  blutige  Inhalt  der  Flüssigkeit  merkwürdig. 
Auch  mit  der  Purpuraform  des  Erythems  findet  sich  Aebnlichkeit.  Die 
Verff.  betrachten  das  Leiden  als  eines,  das  auf  neurotischen  Ursprung 
zurückzuführen  ist.  S.  Kalischer. 


Ch.  S.  Potts,  A case  of  progressive  spinal  muscular  atrophy  in  which 
the  atrophy  began  in  the  extensors  of  the  band  and  fingers.  Univ.  of 
Penna.  med.  bullet.  1904,  May. 

Bei  einem  Manne  von  40  Jahren  hatte  sich  seit  3 Jahren  eine  zu- 
nehmende Schwäche  und  Atrophie  in  den  Vorderarmmuskeln  beider  Seiten 
entwickelt.  Zuerst  links  in  folgender  Reihenfolge:  Ext.  dig.  min.,  ext. 
indic.,  biceps,  snpiu.  long.,  deltoid.,  supraspin.,  infraspin.,  teres  min.,  kleine 
Handmuskeln  — dann  rechts  in  ähnlicher  Aufeinanderfolge,  dazu  treten 
fibrilläre  Zuckungen,  Aufhebung  der  Reflexe,  elektrische  Störungen  bei  er- 
haltener sensibler  Funktion. 


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686  Ha  HKS  u.  P ANKA.  RaCHITSCHKK.  ItlLI.K  Pl.OKQCH.  OfPEKMKIM  U.  SaCHS  6tC.  No.41 . 

Es  war  also  ein  Fall  von  spinaler  progressiver  Muskelatrophie,  bei 
dem  die  initialen  Störungen  sich  in  einer  vom  Typus  stark  abweichenden 
Weise  lokalisirten.  (Vgl.  Bernhardt,  Dieses  Obi.  1890,  S.  635.) 

M.  Brasch. 


1)  V.  Babes  und  J.  Pinien,  Ueber  pathologische  Veränderungen  und 
Spirocßaete  pallida  bei  congenitaler  Syphilis.  (Aus  d.  pathol.-bakteriol. 
Institut  in  Bukarest.)  Berl.  klin.  Wochenschr.  1905,  No.  28. 

2)  II.  Itaubitschek,  Ueber  einen  Fund  von  Spirochaete  pallida  im  kreisen- 
den Blut.  (Aus  der  lufektionsabteil.  des  Franz  Joseph-Spitals  in  Wien.) 
Wiener  klin.  Wochenschr.  1905,  No.  28. 

3)  Rille,  Ueber  Spirochaetenbefunde  bei  Syphilis.  (Aus  der  dermatol. 
Klinik  zu  Leipzig.)  Münch,  med.  Wochenschr.  1905,  No.  29. 

4)  II.  Ploeger,  Die  Spirochaeten  bei  Syphilis.  (Aus  der  dermatol.  Poli- 
klinik des  Prof.  Dr.  Kopp  in  München.)  Münch,  med.  Wochenschr.  1906, 
No.  29. 

5)  M.  Oppenheim  und  0.  Sachs,  Eine  einfache  und  schnelle  Methode 
zur  deutlichen  Darstellung  der  Spirochaete  pallida.  (Ans  der  Universitäts- 
poliklinik f.  Syphilidol.  u.  Dermatol,  in  Wien.)  Deutsche  med.  Wochen- 
schrift 1905,  No.  29. 

6)  B.  Kiolemenoglou  und  P.  v.  Tube,  Spirochaete  pallida  (ScHAunnts) 
'•  und  Syphilis.  (Aus  der  dermatol.  Klinik  des  Prof.  Dr.  Posselt  in 

München.)  Münch,  med.  Wochenschr.  1905,  No.  27. 

7)  E.  Hoffmann,  Ueber  das  Vorkommen  von  Spirochaeten  bei  ulcerirten 
Carcinomen.  (Aus  der  Universitätsklinik  f.  Haut-  u.  Gesehlechtskrankti. 
zu  Berlin.)  Berl.  klin.  Wochenschr.  1905,  No.  28. 

8)  U.  Thesing,  Kritische  Bemerkungen  zur  Spirochaete  pallida  bei  Syphilis. 
Münch,  med.  Wochenschr.  1905,  No.  28. 

(Schluss.) 

4)  Auch  P.  konnte  die  Pallida  bei  8 Syphilitischen  nachweisen:  im 
Sekret  von  zwei  Sklerosen,  in  dem  durch  Punktion  gewonnenen  Saft  einer 
Leistendrüse  bei  einem  Pat.  mit  papulomaculösem  Syphilid,  in  3 Papeln 
vom  Anus  und  einer  von  der  Vulva,  auf  einer  Plaque  an  der  Tonsille  und 
in  dem  Blute,  das  er  nach  Abschabung  eines  Primäraffekts  von  einem  Pat. 
mit  beginnender  Roseola  gewann-,  im  letzten  Falle  wurden  die  Spirochaeten 
freilich  in  dem  gleichzeitig  der  Fingerbeere  und  einer  Roseola  entnommenen 
Blute  vermisst.  Ebenso  fehlten  sie  in  3 gummösen  Bildungen  und  in  einem 
geschwollenen  Lymphstrang.  Controllnntersuchungen  des  Eiters  einer  kleinen 
Verletzung,  von  Pemphigus  vulgaris,  spitzen  Condylomen,  herpetischen  Ge- 
schwüren, Balanitis  hatten  ein  durchaus  negatives  Ergebnis.  P.  färbt  die 
luftrockenen,  nicht  fixirten  Präparate  1 Minute  lang  mit  einer  Carbol- 
gentianaviolettlösung  (lOproc.  concentrirte  alkoholische  Gentianaviolett- 
lösung  in  2'/sproc.  Oarbollösung),  spült  gut  ab  und  untersucht  mit  der 
gewöhnlichen  Leitz'schen  Oelimmersion  und  Ocular  3. 

5)  Die  Färbungsmethode  gleicht  im  wesentlichen  der  oben  augegebenen 
PloeöER’s.  Nur  benutzen  0.  und  S.  zu  der  Herstellung  der  Carbolgentiaoa- 
violettlösung  eine  5proc.  wässerige  Carbolsäurelösung  und  erhitzen  das 
Präparat  nach  Uebergiesseu  mit  dem  Farbstoff  bis  zur  Dampfbildung  über 


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Mo.  41. 


P08NKH  Ulld  RaPAPOHT. 


687 


der  Bunsenflamme.  Die  deutlich  blau  gefärbten  Spirochaeten  sollen  auch 
ohne  besondere  Vorübung  leicht  aufzufinden  sein. 

Sprachen  sich  die  bisherigen  Mitteilungen  überwiegend,  wenn  auch 
mit  Vorbehalten,  zu  Gunsten  der  ätiologischen  Bedeutung  der  Spirochaeten 
pallida  aus,  so  neigen  die  nachfolgenden  zu  einer  mehr  skeptischen  Auf- 
fassung 

6)  K.  und  C.  bestätigen  zwar  das  Vorkommen  der  Pallida  in  syphi- 
litischen Krankheitsprodukten,  sie  sahen  dieselben  Gebilde  aber  auch  in 
ganz  charakteristischen  Exemplaren  bei  nicht  syphilitischen  Processen  und 
zwar  bei  einfacher  Balanitis,  im  Eiter  von  skrophulodermatischen  Abscessen, 
in  den  Zerfallsprodukten  eines  jauchigen  Carcinoma  und  im  Saft  spitzer 
Condylome.  Neben  der  Spirochaete  pallida  war  immer  auch  die  Spiro; 
chaete  refringens  in  reichlicher  Zahl  vorhanden;  ausserdem  aber  zeigten 
sich  oft  in  demselben  Gesichtsfelde  zahlreiche  atypische  Formen,  die  mit 
der  einen  oder  der  anderen  der  beiden  typischen  Arten  zn  identificiren 
schwer  oder  unmöglich  war.  Es  fehlte  also  zum  mindesten  noch  an 
charakteristischen  Unterscheidungsmerkmalen  zwischen  den  bei  luetischen 
und  nicht  luetischen  Krankheiten  vorkommenden  Spirochaetenformen. 

7)  Auf  der  ulcerirten  Oberfläche  eines  Cervixcarcinoms  und  zweier 
Hat^tcarcinome  wurden  Spirochaeten  gefunden,  von  denen  zwar  die  meisten 
deutlich  die  Charaktere  der  Spirochaete  refringens  besassen,  einzelne  aber 
durch  ihre  Zartheit  und  die  grössere  Zahl  der  Windungen  der  Spirochaete 
pallida  im  Aussehen  sehr  nahe  standen.  H.  glaubt  allerdings,  dass  sich 
von  einem  geübten  Auge  beide  auch  rein  morphologisch,  namentlich  nach 
der  Art  der  Windungen,  auseinänderhalten  lassen,  giebt  aber  zu,  dass 
sicherere  Unterscheidungsmerkmale  sehr  erwünscht  wären. 

8)  Th.  bestreitet  die  Berechtigung,  die  Spirochaete  pallida  den  Pro- 

tozoen zuzurechnen,  weil  an  ihr  weder  Kerne,  noch  Geissein,  noch  eine 
undulirende  Membran  zu  sehen  seien.  Er  hält  ferner  Differenzen  in  der 
Färbbarkeit  und  der  Steilheit  der  Windungen  nicht  für  ausreichende  Art- 
unterschiede. Weiter  bemängelt  Th.,  dass  die  von  SCHAUDINN  nnd  Hoff- 
MANN  demonstrirten  Präparate  und  Photogramme  zahlreiche  andere  Mikro- 
organismen aufwiesen,  von  denen  sich  nur  annehmen  liess,  dass  sie  von 
aussen,  sei  es  von  der  Hautoberfläche  oder  mit  dem  Farbstoff,  hineinge- 
kommen seien.  Warum  sollte  die  Spirochaete  pallida  nicht  auf  demselben 
Wege  dahin  gelangt  sein?  Auch  in  die  Tiefe  der  Gewebe  und  in  die 
Drüsen  könnte  sie  recht  wohl  als  harmloser  Saprophyt  von  der  Hautober- 
fläche- einwandern.  Zu  diesen  Bedenken  komme,  dass  der  Nachweis  der 
Spirochaete  pallida  im  Blute  nur  ausnahmsweise  gelungen  sei,  sowie  das 
Fehlen  von  Culturen  und  Impfungen.  H.  Müller. 


Posner  und  Rapnport,  Prostatasekret  und  Prostatitis.  Deutsche  med. 

Wochenschr.  1905,  No.  13. 

Verff.  haben,  von  der  Tatsache  ausgehend,  dass  bei  Prostatitis  die  für 
den  Prostatasaft  charakteristischen  Lecithinkörperchen  an  Menge  abnehmen 
oder  gänzlich  verschwinden,  den  Ursprung  dieser  Gebilde  beim  Gesunden 
und  ihren  Verbleib  bei  Erkrankungen  der  Drüse  durch  Färbung  mit  Osmiurn- 


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688 


P OHNKK  Uli']  KaI'AI'IIRT. 


No.  41. 


säure  und  mit  Scharlachrot  festzustellen  gesucht.  Die  Schnittpräparate 
normaler  Prostatae  wurden  zwecks  Scharlachrotfärbung  nach  Formalin- 
fixation mit  dem  Gefrierraikrotom  hergestellt,  die  Sekretpräparate  direkt 
durch  Zusatz  eines  Tropfens  der  Scharlachrotlösung  vital  gefärbt.  Was 
die  Frage  des  Ursprungs  der  Lecithinkörperchen  betrifft,  so  fand  sieb,  dass 
dieselben  normalerweise  zuerst  innerhalb  der  einzelnen  Epithelzellen  der 
Drüsengänge  in  reihenförmiger  Anordnung  um  den  Kern  herum  auftreten 
und  dass  sie  in  Tröpfchenform  ohne  Zerfall  der  Epithelzellen  ins  Drüsen- 
lumen übertreten,  sodass  also  hier  ähnlich  wie  dies  für  die  Fettsekretion 
anderer  Drüsen  (Mamma,  Talgdrüsen,  Thränen-  und  Speicheldrüsen  etc.) 
festgestellt  worden  ist,  und  im  Gegensatz  zu  früheren  Anschauungen  eine 
wahre  Sekretion  (d.  i.  Absonderung  ohne  Untergang  der  secernirenden 
Zellen)  stattfindet.  Dabei  ist  die  Menge  der  Lecithinkörper  in  verschie- 
denen Teilen  der  Prostata  zu  gleicher  Zeit  verschieden  und  zwar  wahr- 
scheinlich gemäss  dem  Zustande  der  Ruhe  oder  der  Sekretion  dieser  Drüsen- 
abschnitte. 

Die  Untersuchung  krankhafter  Prostatasekrete  ergab,  dass  sich  die  mit 
Scharlachrot  gefärbten  Lecithinkörner  regelmässig  innerhalb  von  Leuko- 
cytcn  eingeschlossen  finden.  Und  zwar  sind  in  den  meisten  polynukleären 
Zellen  nur  einige  wenige  dieser  Körner  enthalten,  ausserdem  aber  sind 
grosse  mononukleäre  Zellen  vorhanden,  die  nach  Art  der  „ Makrophagen“ 
mit  Lecithinkörnern  ganz  vollgestopft  sind.  Die  Lecithinkörper  werden 
also  bei  Prostatitis  von  den  Leukocyten  aufgenommen  und  schwinden  in 
demselben  Maasse  aus  dem  Sekrete,  wie  die  Zahl  der  Eiterzellen  steigt. 

Was  aber,  so  fragen  sich  Verff.  weiter,  veranlasst  die  Leukocyten- 
einwanderung?  Für  die  meisten  Fälle  handelt  es  sich  dabei  um  chemo- 
taktische Bakterienwirkung,  es  giebt  aber  auch  sicher  nicht  infektiöse 
Prostatitiden,  die  gleiche  oder  ähnliche  klinische  Erscheinungen  wie  die 
durch  Bakterienwirkung  erzeugten  darbieten.  Für  sie,  glauben  Verff,  sei 
eine  Stauung  des  Prostatasekrets  verantwortlich  zu  machen,  es  entstehe  in 
Analogie  mit  Veränderungen  in  der  Milchdrüse  am  Ende  der  Schwanger- 
schaft eine  Retentionsentzündung,  wobei  die  erwähnten  mit  Lecithin  voll- 
gestopften Makrophagen  Analoga  der  Colostrumkörper  darstellen.  Für  die 
Auffassung  des  Zusammenhangs  von  Prostatahypertrophie  und  Prostata- 
entzündung sind  diese  Anschauungen  nicht  ohne  Einfluss.  Im  Gegensatz 
zu  einzelnen  dieses  Gebiet  behandelnden  Arbeiten  führen  sie  zu  der  An- 
nahme, dass  die  Hypertrophie  primär  ist  und  erst  durch  Erschwerung  des 
Sekretabflusses  die  nicht  seltene  gleichzeitige  Entzündung  herbeiführt. 

Therapeutisch  ergiebt  sich  für  die  Behandlung  der  chronischen  Pro- 
statitis die  Zweckmässigkeit  derjenigen  Methoden,  die  auf  eine  Hebung 
des  Muskeltnnus  zielen,  damit  die  Drüse  in  den  Stand  gesetzt  wird,  sich 
aus  eigener  Kraft  zu  entleeren.  Hierzu  dienen,  wie  bekannt,  in  erster 
Linie  Massage,  Hydrotherapie  und  Elektricität.  B.  Marcuse. 


Einsendungen  werden  sn  die  Adresse  des  Herrn  Geh.  Med. -Kat  Prof.  Dr.  M.  Bernhardt  (Berlin  W. 
Französische  Strasse  2l)  oder  an  die  Verlagshandlung  (Berlin  KW.,  Untor  den  Linden  £8)  eibeun 


Verlag  von  August  II  frech*  altl  in  Berlin.  — Druck  von  L.  Schumacher  in  Berlin  S J4 


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durch  alle  Buchhand- 
lungen u.  Postanstalten. 


für  die 


edicinischeii  Wissenschaften. 

Unter  Mitwirkung  von 

Prof.  Dr.  H.  Senator  und  Prof.  Dr.  E.  Salkow 

redigirt  von  ^ Q) 


Prof.  Dr.  M.  Bernhardt 

in  Berlin. 


1905. 


91.  Oktober. 


Inl.ult:  Hum.  Ueber  die  Cardiadrüsen  des  Magens.  — Fawcat*t, 
Die  Verknöcherung  des  Unterkiefers.  — Rl-hlrr.  Einfluss  der  Kälte  auf  die 
Leitfähigkeit  der  Nerven.  — Carlson.  Die  Ganglienzellen  des  Herzens.  — Bahab, 
Einfluss  des  Nervensystems  auf  die  Metamorphose  des  Frosches.  — Schade, 
Beeinflussung  der  Zuckerverbreunung.  — Ostwald,  Ueber  die  Quellung  der 
Gelatine.  — KhOpfklmachkr  und  Lrhkdorff,  Das  Hautfett  der  Säuglinge. — 
Tral'bk  und  Blumkntiial,  Bedeutung  des  Oberfläehendrucks.  — Ewino,  Ueber 
die  Vaccinekörperchen.  — Babtkl,  Habtl  und  Herrmann.  Ueber  Inhalation 
zerstäubter  Flüssigkeiten.  — Schwkdrnhebo,  Carcinose  des  Ductus  thoracicus. 

— Höftman,  Schanz.  Behandlung  der  angeborenen  Hüftverrenkung.  — Müllbr, 
Ueber  Bronchitis  und  Pneumonie  nach  Operationen.  — Ha  »eher.  Geheilte  ein- 
geklemmte Treitz'sehe  Hernie.  — Fleischer,  Das  Bell'scbc  Phänomen.  — 
Schultz,  Zur  Entstehung  der  einseitigen  Stauungspapille.  — Boenninqhaus, 
Zur  Thorie  der  Schallleitung.  — Hahermann,  Ueber  angeborene  Taubstummheit. 

— Halasz,  Naseusteinbildung  und  Mittelohreutzündung.  — Läquyer,  Cocain- 
missbrauch und  Folgen  desselben.  — Schwab  und  Green,  Fall  von  Rhinor- 
rhoca  cerebrospinalis.  — Clark,  Gliom  der  Nase.  — Turner,  Behandlung  der 
Eiterung  des  Frontalsinus.  — Kretschuann,  Akustische  Funktion  der  Hohl- 
räume im  Ohr.  — Kaiser,  Bact.  coli  im  Brunnenwasser.  — Hauser,  Ueber 
Säuglingsimmunität.  — Loepplkk,  Neues  Verfahren  zur  Gewinnung  von  Anti- 
körpern. — Courmont  und  Nicolas,  Virulenz  des  Humor  aquens  bei  Huuds- 
wut.  — Milchner,  Zur  Entstehung  der  Hühnertuberkulose.  — Kaminer,  Dia- 
gnostische Bedeutung  der  Tuberkulininjektion.  — Courmont  und  Lacommk, 
Anwendung  des  Coffeins  in  der  Bakteriologie.  — Bubskniub,  Ueber  die  Bedeutung 
der  Typhusbacillen  für  die  Diagnose.  — Buorr,  Zur  Keuntnis  der  Ratten- 
trypaoosomen.  — Coakley,  Anwendung  des  Stovains.  — Bucht,  Bürger, 
Die  Anwendung  von  Guajakol  und  Lysol.  — Schmiedehkkg,  Ueber  das  Theo- 
phyllin. — IIelsingius,  Verdoppelung  des  Herzspitzenstosses.  — Gibbon,  Ueber 
Bradycardie.  — Hofpmann,  Fall  von  schwerer  Magenblutung.  — Grober,  Wir- 
kung der  Antiseptica  auf  Pepsin.  — Baumstark,  Thiosinamiu  bei  Erkrankungen 
der  Verdauungsorgane.  — Wiksinoer,  Akute  Pankreatitis  durch  Laparotomie  ge- 
beilt. — v.  Hoton,  Die  Pasteurisirung  der  Milch.  — Trautmann,  Ueber  das 
Drüsenfieber.  — Halipu£,  Ueber  die  schmerzhafte  Lähmung  der  Kinder.  — Hkcht, 
Die  reducirende  Eigenschaft  der  Milch.  — Erhebe,  Ueber  die  Contraktion  der 
Galleublase.  — Mendel,  Ueber  Trachealinjektionen.  — Fischi.ee,  Ueber  sypbi- 
logene  Erkrankungen  des  Nervensystems.  — Hoppe,  Centrale  Lokalisation  des 
Tastsinns.  — Ort-off,  Anatomischer  Befund  bei  Epilepsie.  — Ubbantschitsch, 
Einfluss  von  ührerkrankungen  auf  das  Nervensystem.  — Bruo,  Die  Abnützung 
des  Rückenmarks.  — Ulivkr.  Hudson,  Ueber  Gehirngeächwülste.  — Siven, 
Ueber  ankylosirende  Entzündung  der  Wirbelsäule.  — Fersler,  Verhalten  des 

XLIII.  Jahrgang  44 


* 

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690  H A AKK.  — FAWCATT.  No.  42. 

N.  radialis  bei  Oberarmbrüchen.  — Juliusbubo,  üefrierbehandluug  bei  Haut- 
krankheiten. — IIkbookleb,  lieber  einige  Tropen  krankbeiten  der  Haut  — 
Lkdkkmahb,  Kail  von  Pyodermite  vegetante. — Horrmia.  Ucber  die  Syphilis- 
Ucbcrtragungsversuche.  — (is  unkst,  Main,  lieber  die  Torsion  des  Saraen- 
stranges.  — De  lobe  und  Dctkil,  Ueber  Anurie  infolge  von  Nierenstein.  — 
Bluhbkbo,  lieber  Deciduazellen  in  der  Cervix  uteri.  — Offbbgbld,  Organ- 
anlagen in  den  Ovarialembrvonen. 

G.  Hanne,  Ueber  die  Cardiadrüsen  und  die  Oardiadrüsenzonen  des  Magens 
der  Haussäugetiere.  Arch.  f.  Auat.  u.  Pliysiol.  Anat.  Abteil.  Jahrg. 
• 1905,  H.  1,  S.  1. 

H.  macht  einen  Unterschied  zwischen  eigentlichen  Cardiadrüsen  und 
einer  eigentlichen  Cardiadrüsenzone  einerseits  und  cardialen  belegzellenfreien 
Drüsen  und  einer  belegzellenfrcien  cardialen  Schleimhautzone  andererseits. 
Kchte  Cardiadrüsen  sind  eine  besondere  Art  von  Magendrüsen,  die  F.i.lkx- 
hekger  beim  Schwein  entdeckt  hat,  und  die  sich  anatomisch  und  physio- 
logisch von  den  anderen  Drüsenformen  unterscheiden.  Sie  liefern  ein 
amylolytisches  Sekret,  aber  kein  proteolytisches,  kein  Lab-,  kein  fett- 
spaltendes, kein  Milchsäure-  und  kein  iuvertirendes  Kuzym.  Ob  sie  HCl 
produciren  ist  fraglich.  Ks  handelt  sich  um  geschlängelte,  tubulöse  oder 
aiveolotubulöse  Drüsen,  die  ohne  Gruppenbildung  in  der  Tunica  propria 
liegen.  Dadurch  unterscheiden  sie  sich  von  den  Pylornsdrüsen,  die  ausser- 
dem auch  Schleimreaktion  zeigen.  Sie  enthalten  keine  Belegzellen,  wie 
die  Fundusdrüsen,  und  ihre  Zellen  färben  sich  stärker  mit  sauren  Farb- 
stoffen, als  die  Hauptzellen  der  Fundusdrüse.  Die  Cardiadrüsenzone  gellt 
allmählich  in  die  anderen  Schleimhautpartieu  über,  sodass  immer  inter- 
mediäre Gebilde  vorhanden  sind,  in  denen  je  zwei  Drüsenarten  neben- 
einander Vorkommen.  Die  verschiedenen  Säuger  zeigeu  diese  Zone  in 
recht  verschieden  bedeutender  Ausbildung.  Poll. 

E.  Fawcatt,  Abstract  of  paper  on  ossiheation  of  the  lower  jaw  of  man. 
Journ.  of  anat.  and  physiol.  191)5,  Vol.  39,  Part.  IV,  July.  p.  494. 

Das  erste  Organ,  das  in  der  Unterkiefergegend  deutlich  angelegt  wird, 
ist  der  N.  dent.  inf.,  nach  innen  von  ihm  tritt  daun  der  Meckel'sche 
Knorpel,  nach  ausseu  der  Belegknochen  auf.  Der  Nerv  teilt  sich  dann  in 
Aeste  zum  Kinn  und  den  Incisivi,  nach  vorn  und  unten  von  diesen  er- 
scheinen die  ersten  Ossifikationen  bei  Embryonen  von  18  mm  Iiluge  und 
einem  Alter  von  6 Wochen.  Die  Verknöcherung  schreitet  nicht  fort,  indem 
unabhängige  Centren  auftreten,  sondern  es  erscheinen  zusammenhängende 
Fortsetzungen  der  Ossifikation  in  dem  Blastem  zwischen  den  Unterkiefer- 
Kaumuskeln.  An  diesen  Stellen  schreitet  der  Process  rasch  fort  und  der 
Knochen  verdickt  sich  alsbald  — diese  Verdickungen  erscheinen  dann  an 
aufgehellten  Präparaten  als  separate  Centra,  sind  indessen  keine.  Der 
innere  Alveolarrand  bildet  sich  durch  Hinüberwachsen  des  Knochens  über 
den  Meckel’schen  Knorpel  hinüber,  vom  Mentalis  an  nach  hinten  fort- 
schreitend. Dann  wächst  der  Knochen  einwärts  und  vorwärts  bis  mr 
Mittellinie.  Die  Canäle  werden  durch  Knochenbälkchen  gebildet,  die  von 
der  inueren  nach  der  äusseren  Wand  hinwachsen.  — Der  Meckel’scbe 
Knorpel  verbreitert  sich  vorn,  sein  distales  Ende,  vom  For.  ment,  bis  zur 
Symphyse  wird  in  Belegkuochen  eingeschlossen  und  ossificirt  in  der  zehnten 


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No.  42. 


BCtll.KK.  r Alu. AON.  — Ba»AM. 


691 


Woche.  Während  des  dritten  Monats  erscheint  ein  Knorpelstab  im  Con- 
dylus.  Collum  und  in  der  Basis  des  Proc.  coronoideus,  und  ossificirt  als- 
bald von  einem  Centrum;  er  ist  ausser  allem  Zusammenhang  mit  dem 
Meckel’schen  Knorpel.  Demnach  existiren  also  3 getrennte  Verknöcherungs- 
centra.  Anormalerweise  kann  das  Coronoid  und  ein  Mentale  unabhängig 
ossificiren.  Poll. 

K.  Biihler,  Heber  den  Einfluss  tiefer  Temperaturen  auf  die  Leitfähigkeit 
des  motorischen  Froschnerven.  Arch.  f.  Anat.  u.  Physiol.  Physiol. 
Abteil.  1905,  H.  3/4,  S.  239. 

Der  Froschischiadicns  wurde  in  situ  auf  einer  Strecke  seines  Verlaufs 
abgeküblt;  es  zeigte  sich,  dass  die  Leitfähigkeit  dabei  nur  langsam  sank, 
plötzlich  aber  (bei  — 2°  bis  — 10°  C.)  auf  einen  ganz  geringen  Wert 
herabging  und  von  hier  wieder  langsam  bis  zum  völligen  Verschwinden 
sank.  Verf.  konnte  nachweisen,  dass  in  dem  kritischen  Moment  des  plötz- 
lichen Absinkens  der  vorher  unterkühlte  Nerv  gefriert.  Die  Ursachen  für 
das  Eintreten  dieser  Unterkühlung  sind  unbekannt,  doch  kommt  sie  auch 
bei  Muskeln  und  toten  Nerven,  ja  bei  Wollfäden  vor,  die  mit  physiologi- 
scher Kochsalzlösung  getränkt  siud.  G.  F.  Nicolai. 

A.  J.  Carlsoi,  Die  Ganglienzellen  des  Bulbus  arteriosus  und  der  Kammer- 
spitze beim  Salamander  (Nicturus  maculatus).  Pflüger’s  Arch.  C1X., 
11  — 12,  S.  51. 

Verf.  glaubt  auf  Grund  von  Methylenblaupräparaten,  dass  beim  Sala- 
mander nicht  nur  an  gewöhnlichen  Stellen,  sondern  auch  im  Conus  arteriosus 
und  in  der  Ventrikelspitze  Nervenzellen  vorhanden  sind,  die,  wenigstens 
zum  Teil,  durch  unmittelbare  Verbindung  mit  dem  Nervenplexus  charak- 
terisirt  werden  konnten.  Wenn  nun  auch  der  überall  vorhandene  innigste 
Zusammenhang  zwischen  Nerven-  und  Muskelgewebe  die  Entscheidung, 
welches  als  Ursache  des  Herzrhythmus  anzusehen  sei,  erschwert,  so 
glaubt  Verf.  doch  in  Analogie  zu  seinen  Versuchen  am  Limulusherzen,  wo 
er  den  neurogenen  Ursprung  des  Rhythmus  sicherstellen  konnte,  dass  auch 
hier  die  von  'ihm  nachgewiesenen  Nervenzellen  eine  Rolle  spielen.  Hierfür 
scheint  ihm  auch  zu  sprechen,  dass  neben  den  üblichen  Stellen  der  Conus, 
wie  er  durch  Versuche  zeigen  konnte,  hochgradig  befähigt  ist,  rhythmische 
Contraktionen  auszulösen.  Ob  diese  Fähigkeit  auch  der  Ventrikelspitze, 
in  welcher  doch  auch  Nervenzellen  nachgewiesen  sind,  zukommt,  ist  nicht 
ausgemacht  worden.  G.  F.  Nicolai. 

E.  Bitball,  Ueber  die  Beziehungen  des  centralen  Nervensystems  zu  den 
Gestaltungsvorgängen  der  Metamorphose  des  Frosches.  Pflüger’s  Arch. 
. C1X.,  1—2,  S.  78. 

Der  Verf.  findet  eine  constante  Beziehung  zwischen  den  Gestaltungs- 
vorgängen der  Metamorphose  des  Frosches  und  dem  Centralnervensystem, 
die  sich  in  einer  Verzögerung  der  Wachstums-  und  Reduktionsvorgänge 
der  Kaulquappen,  ganz  speciell  in  der  parallel  verzögerten  Reduktion  des 
Schwanzes  und  der  Kiemen  nach  der  Entfernung  gewisser  Hirnteile  äussert, 
und  zwar  vermutet  der  Verf.,  dass  nicht  alle  Gehirnabschnitte  im  gleichen 

44* 


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«92 


•ScHAUK.  — OsTWAMJ. 


No.  42. 


Maasse  an  diesen  Erscheinungen  beteiligt  sind,  da  die  Erscheinungen  desto 
sicherer  auftreten,  je  weiter  zur  Medulla  liegende  Teile  durch  die  Operation 
zerstört  werden.  (Vorderhirnexstirpation  giebt  keine  Resultate.) 

Die  Erklärung  dieser  Beziehung  sowohl  durch  eine  Störung  des  Alt- 
gemeinzustandes  der  Tiere  uach  der  Operation,  wie  durch  irgendwelche 
gestaltende  Erregungen,  die  vom  Gehirn  in  den  Nervenbahnen  zu  den  be- 
treffenden Organen  zufliessen  könnten,  hält  der  Verf.  für  unwahrscheinlich: 
die  erste  — wegen  des  Nichtvorhandenseins  der  Debilitätssymptome  nach 
der  Operation,  die  zweite  — der  Unbestimmtheit  wegen.  Da  die  Meta- 
morphose mit  gewaltigen  Aenderuugen  des  Kreislaufs  ursächlich  verbunden 
ist,  äussert  der  Verf.  die  Vermutung,  dass  die  Verzögerungserscheinungen 
durch  vermittelnde  Faktoren  der  Cirkulations-  und  Gaswecbselverhältnisse 
hervorgerufen  werden.  Diese  Hypothese  muss  noch  experimentell  ent- 
schieden werden.  R Golant. 

H.  Schade,  Ueber  die  katalytische  Beeinflussung  der  Zuckerverbrennung. 
Mitteilung  I.  Münch,  med.  Wochenschr.  1905,  No.  23. 

Sch.  zeigt,  dass  eine  grosse  Zahl  anorganischer  Stoffe  die  Verbrenn- 
lichkeit des  Zuckers  beeinflusst,  meist  fördert,  seltener  hemmt.  Diese 
Aenderung  der  Verbrennlichkeit  betrachtet  Sch.  als  eine  Art  katalytischer 
Wirkung.  Sie  kommt  bei  Rohr-  wie  bei  Traubenzucker  zu  stände.  Bringt 
man  auf  ein  Stückchen  Zucker  ein  Eisenuxydulsalz  und  hält  es  in  die 
Flamme,  so  verbrennt  es  mit  heller  Flamme.  Ebenso  wirkeu  Kupfersalze. 
Natriumsalze  (besonders  Soda),  Chlorammonium,  Seignettesalz,  auch  Metalle, 
wie  Kupfer.  Zink,  Aluminium-,  nicht  Eisen  oder  Eisenoxyd.  — Kupfer- 
pulver (auch  Silber,  Platin  u.  A.)  beschleunigen  die  Zersetzung  des  Zuckers 
in  Lösungen,  Eisen  hemmt  sie.  — Alkalische  Reaktion  ist  nicht  not- 
wendig zur  Zersetzung  des  Zuckers  in  Lösungen.  A.  Loewy. 

W.  Ostwald,  Ueber  den  Einfluss  von  Säuren  und  Alkalien  auf  die  Quellung 
von  Gelatine.  Pflüger’s  Arcb.  f.  d.  ges.  Physiol.  Bd.  108,  S.  563. 

Wie  0.  findet  entspricht  der  zeitliche  Verlauf  der  Quellung  von 
Gelatineplatten  in  Säuren  und  Alkalien  dem  von  HOFMEISTER  in  Wasser 
und  Salzlösungen  beobachteten.  Nur  ist  hier  die  Quellung  meist  schneller 
uud  stärker  und  damit  spielen  die  Elasticitätsverhältnisse  der  Platten  eine 

grössere  Rolle.  — Bei  sehr  schwachen  Concentrationen  (^—  ^ez*. 

j—  KHO)  ist  die  Quellung  schwächer  als  in  Wasser,  bei  höheren 

wächst  sie  aber  bis  zu  einem  Maximum  von  -~r  HCl  und  ",  KHO.  Dann 

40  3« 

nimmt  sie  wieder  ab.  Bei  der  optimalen  Säureconcentration  wird  3 — 4mal. 
bei  der  optimalen  Laugenconcentration  ca.  3 mal  so  viel  Wasser  aufge- 
nommeu  als  aus  reinem  Wasser.  — Der  gefundene  Verlauf  zeigt  genauen 
Parallelismus  mit  dem  von  V.  SCHRÖDER  für  das  Erstarrungsvermögen 
von  Gelatinelösungen  bei  Säure-  oder  Alkalizusatz  gefundenen.  — Derselbe 
Verlauf  findet  sich  auch  für  den  Einfluss  von  Salzen  sowohl  auf  die  Ge- 
rinnungstemperatur von  Eiweisslösungen  wie  auf  die  Leitungsfähigkeit 
colloidaler  Eiweisslösungen.  A.  Loewy. 


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No.  42.  KxÖrPELHACHK«  u.  I JERMDUNKK. — Tiucrk  u.  Blumkstuai.. — Kwinu.  693 

W.  Knöpfolmacher  und  H.  Lehndorff,  Das  Hautfett  im  Säuglingsalter. 
Zeitsclir.  f.  experim.  Pathol.  u.  Tberap.  II.,  S.  133. 

K.  und  L.  haben  die  früheren  Versuche  KnöPFELMACHKK’s  wieder  auf- 
genonimen.  Sie  bestimmten  nicht  wie  früher  an  den  Fettsäuren,  sondern 
an  den  Fetten  den  OelRäuregehalt  mittels  der  Jodzahl  und  konnten  das 
frühere  Ergebnis  bestätigen,  dass  der  Oelsäuregehalt  des  ünterhautfettes 
bei  Kindern  in  den  ersten  LebeDsmonaten  von  Monat  zu  Monat  zunimmt. 
Bei  älteren  Säuglingen  finden  sich  grössere  Schwankungen,  die  mit  dem 
wechselnden  Ernährungszustände  Zusammenhängen.  — Auch  die  Art  der 
Ernährung  ist  von  Einfluss:  der  Oelsäuregehalt  ist  höher  bei  Frauenmilch 
(allein  oder  mit  Beikost)  als  bei  Kuhmilchnabrnng.  A.  Loewy. 


4.  Traube  und  F.  Hlunienthal , Der  Oberflächendruck  und  seine  Be- 
deutung in  der  klinischen  Medicin.  Zeitsclir.  f.  experim.  Pathol.  u. 
Therap.  II.,  S.  117. 

T.  und  B.  geben  zunächst  eine  kurze  Zusammenfassung  ihrer  Theorie, 
nach  der  die  Richtung  und  Geschwindigkeit  der  osmotischen  Vorgänge 
durch  den  Unterschied  der  Oberflächenspannungen  der  in  Betracht  kommen- 
den Flüssigkeiten  bedingt  wird.  Diejenige  Flüssigkeit,  deren  Oberflächen- 
spannung die  geringere  ist,  wandert  zu  der  mit  grösserer  Spannung.  Diese 
ist  verschieden  vom  osmotischen  Druck  und  bängt  nicht  nur  von  der  An- 
zahl gelöster  Moleküle  und  Jonen,  sondern  auch  von  ihrer  Art  ab.  — 
Im  allgemeinen  ist  die  die  Osmose  bewirkende  Kraft  dem  Unterschied  der 
Oberflächenspannungen  direkt,  dem  Unterschied  der  Anzahl  der  gelösten 
Moleküle  umgekehrt  proportional. 

Die  Verff.  bedienten  sich  zur  Messung  der  Oberflächenspannung  einer 
Tropfpipette  (des  Traube’schen  Stalagmometers),  bei  der  man  nur  die  in 
der  Zeiteinheit  ausfliessende  Tropfenzahl  zu  bestimmen  braucht.  Je  grösser 
sie,  um  so  geringer  das  Tropfenvolumen  und  diesem  ist  die  Oberflächen- 
spannung proportional.  — Es  wurden  nun  verschiedene  Blutarten  unter- 
sucht. Ihre  Oberflächenspannung  wich  nicht  sehr  von  der  des  Wassers 
ab.  In  ausgehebertem  Mageninhalt  war  die  Oberflächenspannung  besonders 
niedrig  bei  Erschwerung  der  Resorptionsvorgängc.  — Beim  Harn  erwies 
sich  Zuckcrbeimiscbung  ohne  wesentlichen  Effekt  auf  die  Oberflächen- 
spannung. — Bei  der  Milch  machte  sich  die  Anhäufung  von  Pepton  durch 
Verminderung  der  Oberflächenspannung  geltend.  A.  Loewy. 


4.  Kwing,  Structure  of  vaccine  bodies  in  insolated  cells.  Proceed.  of  the 
New-York  pathol.  soc.  Vol.  4,  S.  120. 

Ausser  in  Schnitten  untersuchte  Verf.  die  vielumstrittenen  Vaccine- 
körperchen auch  noch  in  Klatschpräparaten,  die  von  der  Cornea  inficirter 
Kaninchen  angefertigt  waren.  In  diesen  wie  Blutanstriche  behandelten 
Präparaten  waren  die  Bilder  von  seltener  Klarheit,  und  es  liess  sich  zu- 
nächst feststellen,  dass  die  in  Schnittpräparaten  um  die  Körperchen  sicht- 
bare helle  Zone  ein  Artefakt  ist.  Die  Körperchen  hängen  continuirlich 
mit  dem  Cytoplasma  zusammen,  desseu  Nctzstruktur  sie  aufweisen.  Sie 


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694 


Baiitkl.  Harti.  und  Hkrhmans. 


Nu.  42. 


enthalten  jedoch  auch  Chromatin  und  sind  in  manchen  Fällen  vom  Kern 
schwer  abzugrenzen,  sodass  man  sie  mit  dem  Chromidial-Netzwerk  der 
Protistenzelle  in  Parallele  setzen  kann.  Das  Schicksal  der  Vaccine- 
körperchen ist  ein  körniger  Zerfall.  Nach  alledem  glaubt  Verf.  die 
Körperchen  nicht  als  Parasiten  ansprechen  zu  sollen,  sondern  als  Bestand- 
teile der  Zelle  selbst.  Da  sie  jedoch  bei  keiner  anderen  Krankheit,  auch 
nicht  bei  anderweitiger  Infektion  der  Kaninebencornea  (mit  Bakterien  oder 
Bakteriengiften)  zu  finden  sind,  so  scheinen  sie  immerhin  für  die  Pocken 
specifisch  zu  sein.  Vielleicht  ist  in  ihnen  ein  kleinerer,  sie  verursachender 
Parasit  vorhanden.  Beitzke. 


1)  J.  Bfirtel,  Gin  Apparat  für  Inhalationsversuche.  (Aus  d.  pathol.-anat 
Institut  iu  Wien.)  Wiener  klin.  Wochenschr.  1905,  No.  30. 

2)  Hartl  und  Herrinann,  Zur  Inhalation  zerstäubter  bakterienhaltiger 
Flüssigkeit.  Ebenda. 

1)  Zum  Zwecke  des  Studiums  der  Inhalationstuberkulose  hat  B.  einen 
Apparat  construirt,  dessen  Princip  darin  besteht,  dass  die  ausserhalb  des- 
selben befindlichen  Versuchstiere  unter  hohem  Druck  äusserst  fein  ver- 
stäubtes Material  inhaliren,  während  die  Atmungsvorgänge  unter  normalem 
Druck  erfolgen. 

2)  Die  Autoren  haben  zu  ihren  Versuchen  den  von  Bartel  ange- 

gebenen, in  No.  30  der  Wiener  klin.  Wochenschr.  von  1905  genau  be- 
schriebenen Inhalationsapparat  benutzt.  Die  Versuchstiere  wurden  teils  10, 
teils  2 Minuten  zur  Inhalation  von  versprayten  Aufschwemmungen  von 
Bact.  prodigiosum  gezwungen,  dann  schnell  getötet  und  möglichst  entblutet, 
.letzt  wurden  ihnen  unter  aseptischen  Cautelen  Stückchen  der  Lungenrand- 
partien, der  Stammbronchien  des  Kehlkopfes  und  der  Trachea,  etwas  feuchter 
Belag  der  Mundhöhle  und  der  NaRe  entnommen;  diese  Massen  wurden  zer- 
quetscht und  auf  Agarplatten  ausgestrichen.  Einige  Male  wurden  auch 
Hals-  und  Mesenterialiymphdrüsen,  Leber,  Magen-  und  Darminhalt  unter- 
sucht, aber  stets  frei  gefunden  von  Prodigiosuskeimen.  Die  vorerwähnten 
Agarplatten  wurden  nach  einem  Tage  angesehen  und  die  gewachsenen 
(Kolonien  gezählt  Es  liess  sich  unschwer  feststellen,  dass  die  eingeatmeten 
Keime  gegen  die  Peripherie  der  Lunge  hin  abnahmen,  ihre  Hauptmassen 
in  Maul,  Nase,  Rachen  und  Kehldeckel  niedergeschlagen  wurden.  Ihre 
Anzahl  in  den  Randpartien  der  Lungen  war  ausserordentlich  gering.  Ob 
sie  dort  in  den  feineren  und  feinsten  Bronchien  oder  auch  in  den  Alveolen 
lagen,  wurde  nicht  entschieden,  da  eine  histologische  Untersuchung  wegen 
der  geringen  Aussichten  auf  Erfolg  unterblieb.  Eine  Aspiration  von  Flüssig- 
keitsteilchen hat  wohl  nicht  stattgefunden,  sondern  die  Keime  sind  mit 
dem  Luftstroro  zu  ihrem  Fundort  gelangt.  Da  die  Luft  niemals  so  grosse 
Mengen  von  Keimen  enthält  wie  bei  den  Versuchen,  so  wird  durch  die 
Atmung  nur  eine  ganz  verschwindend  kleine  Anzahl  von  Keimen  iD  die 
Alveolen  gelangen,  sondern  sie  werden  schon  in  den  oberen  Luftwegen 
festgehalten  werden.  Geissler. 


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No.  42.  ScHWKDESBKRO.  — n ÖK  I MAN.  ScHAKE.  695 

Th.  Schwedcnberg-,  Ueber  die  Carcinose  de»  Ductus  thoracicus.  (Aus 
dem  pathol.  Institut  des  allgera.  Krankenhauses  Hamburg- Eppendorf.) 
Virchow’s  Aich.  Bd.  181,  H.  2. 

Yerf.  berichtet  zunächst  über  die  Litteratur  und  kommt  zu  dem  Schluss, 
dass  Carcinose  des  Ductus  thoracicus  gar  nicht  so  selten  ist.  Er  hat  in 
zwei  Jahren  zwölf  Fälle  gefunden,  die  er  genauer  bespricht.  Elf  Mal 
handelte  es  sich  um  primären  Krebs  der  Unterleibsorgane,  im  zwölften 
um  einen  Brustkrebs.  Der  Ductus  thoracicus  lag  stets  in  typischer  Lage 
und  liess  sich  gut  präpariren.  Varietäten  wies  er  nicht  auf.  Sein  Durch- 
messer schwankte  zwischen  Gänsefederkiel-  bis  Kleinfingerdicke.  Einmal 
war  er  ganz  mit  Tnmormassen  angefüllt,  ein  anderes  .Mal  enthielt  er  nur 
ein  winziges  Knötchen.  Sein  Lumen  war  bald  enger,  bald  freier.  Die 
Tumorzellen  im  Lumen  zeigten  die  verschiedensten  Formen.  Bisweilen, 
wenn  sie  einzeln  lagen,  war  ihre  Herkunft  schwer  nachzuweisen.  Waren 
sie  in  Complexen  vorhanden  und  hafteten  der  Waud  an,  so  waren  sie 
nach  dem  Lumen  hin  von  Thrombusinassen  bedeckt  oder  auch  in  Gerinnsel 
eingeschlo8.sen.  Einzelne  Haufen  zeigten  ein  nekrotisches  Centrum.  Einige 
Male  waren  im  Ductus  zahlreiche  Partien  vorhanden,  die  nnr  Blut-  und 
Lymphthrombusmassen  enthielten.  Die  Ansiedelung  kommt  nach  Verf.’s 
Ansicht  in  der  Weise  zu  stände,  dass  in  Thrombusmassen  eingeschlossene 
Tumorzellen  in  den  Ductus  gelangen,  hier  haften  bleiben  und  nach  Organi- 
sation des  Thrombus  zur  Gefässintima  weiterwachsen  und  sie  zerstören, 
vielleicht  ist  aber  auch  die  Ansiedelung  von  Zellen  das  Primäre  und  die 
Thrombenbildung  das  Sekundäre.  Der  Ductus  stellt  den  Hauptweg  dar, 
auf  welchem  Carcinomzellen  von  Organen  der  Bauchhöhle  zu  denen  der 
Brusthöhle  gelangen.  Durch  seine  Vermittelung,  aber  auch  auf  retrogradem 
Lymphwege,  gelangen  Tumoreleraente  in  die  Lungen  und  passiren  diese, 
meist  jedoch  ohne  Metastasen  zu  bilden.  Auch  Keime  die  in  den  grossen 
Kreislauf  geraten  führen  nicht  immer  zu  Metastasenbildungen,  sondern 
gehen  vorher  zu  Grunde.  Geissler. 


1)  Höftnian,  Zur  Reposition  congenitaler  Oberschenkelluxationen.  Zcitschr. 
f.  ortbopäd.  Chir.  Bd.  13. 

2)  A.  Schanz,  Zur  unblutigen  Behandlung  angeborener  Hüftverrenkung. 
Centralbl.  f.  Chir.  1904,  No.  41. 

1)  H.  hyperflektirt  bei  der  angeborenen  Hüftluxatiou  bei  Adduktion 
das  Bein  und  rotirt  es  sodann  stark  nach  aussen;  der  Kopf  gelangt  so  in 
die  Pfannengegend.  Hierauf  sucht  er  das  Bein  nach  hinten  zu  hyper- 
extendiren,  was  nur  möglich  ist,  wenn  man  die  starke  Rotation  nach  aussen 
etwas  ermässigt  und  dadurch  das  Y-ßand  etwas  entspannt.  Hierauf  folgt 
bei  andauernder  Hyperextension  eine  Circumduktion  nach  innen,  sodass 
aber  am  Ende  immer  noch  eine  leichte  Aussenrotation  bestehen  bleibt, 
danach  Eingypsen  in  leicht  hvperextendirter  und  leicht  aussenrotirter 
Stellung,  bei  der  man  die  Aussenrotation  um  so  mehr  verringern  kann,  je 
mehr  man  das  Bein  der  Adduktionsstellung  nähert,  da  durch  Adduktion 
das  Ligamentum  Bertini  gespannt  erhalten  wird.  Die  Kinder  können  so- 
gleich in  verhältnismässig  guter  Stellung  ohue  starke  Abduktion  gehen. 


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696 


Müt-lkb. 


No  42. 


Die  drei  bisher  von  H.  behandelten  Fälle  sind  zti  frisch,  als  dass  der 
Autor  über  die  Endresultate  berichten  könnte. 

2)  SCH.  empfiehlt  einen  Handgriff,  der  sich  ihm  bei  der  Einrenkung 
in  einer  beträchtlichen  Reihe  von  Fällen  bewährt  hat  und  der  ihm  Vor- 
teile vor  den  bisher  angegebenen  Handgriffen  zu  bieten  scheint.  Er  lässt 
das  Becken  des  Patienten  durch  einen  auf  der  kranken  Seite  stehenden 
Assistenten  fest  auf  der  Tischplatte  fixiren.  tritt  auf  die  gesunde  Seite  und 
legt  den  einzurenkenden  Oberschenkel  so  über  den  Bauch  des  Patienten, 
dass  die  Femurachse  über  den  Nabel  verläuft.  Das  Hüftgelenk  kommt 
also  in  Flexion  und  Adduktion.  Sch.  fasst  nun  in  das  gebeugte  Knie  and 
übt  einen  Zug  in  der  Richtung  der  Oberschenkelachse  aus.  Damit  ist  bei 
maucheu  Fällen  schon  die  Reposition  erreicht;  meist  muss  man  noch  eine 
Drehung  des  Oberschenkels  im  Sinne  einer  Innenrotation  hinzufügen  oder 
einige  Male  zwischen  Innen-  und  Aussenrotation  wechseln.  Bei  jüngeren 
Kindern  erreicht  man  mit  diesem  Handgriff  überraschend  schnell  die  Re- 
position. Man  braucht  die  Kinder  nicht  in  tiefe  Narkose  zu  bringen,  in 
vielen  Fällen  ist  die  Reposition  ohne  Narkose,  sonst  in  Halbnarkose  aus- 
zuführen. In  schwierigen  Fällen,  besonders  bei  älteren  Kindern,  kann  mau 
den  Handgriff  noch  durch  einen  Druck  unterstützen,  den  man  in  der 
Richtung  der  Femurachse  auf  den  Trochanter  ausüben  lässt.  Sch.  ist  bei 
einem  11jährigen  Kinde  mit  Hülfe  dieses  Handgriffes  in  der  ersten  Sitzung 
zur  Einrenkung  gekommen.  Bei  dem  Handgriff  kommt  der  Kopf  nur  lose 
auf  die  Pfanne;  festgehalten  wird  er  in  derselben  erst,  wenn  man  das  Bein 
in  die  Retentionsstellung,  also  in  starke  Abduktionsstellung,  bringt.  Bei 
dem  Uebergange  von  der  Repositions-  in  die  Retentionsstellung  giebt  man 
einen  Gegenhalt  mit  der  Hand  gegen  den  Trochanter. 

Die  Fixation  in  dem  üblichen  Gypsverband  beschränkt  Sch.  auf  3 bis 
6 Wochen  und  überlässt  den  Kindern  die  Nachbehandlung  in  der  Haupt- 
sache selbst  auszuführen.  Mit  den  Resultaten  der  Behandlung  ist  Sch. 
sehr  zufrieden.  Joachimsthal. 

B.  Müller,  Wie  verhütet  mau  Pneumonien  und  Bronchitiden  nach  Opera- 
tionen. Fortschr.  d.  Med.  1905.  No.  10. 

Die  postoperativen  Pneumonien  und  Bronchitiden  lassen  sich  in  zwei 
Hauptklassen  einteilen:  1.  die  durch  die  Narcotica  selbst,  nicht  infektiösen, 
2.  die  durch  eingedrungene  Bakterien  hervorgerufenen  Lnngenerkrankungen. 
In  der  ersten  Klasse  handelt  es  sich  nur  um  eine  blosse  Reizung  der  vom 
Narkotikum  zu  passireuden  Lungenepithelien,  welche  eine  vermehrte  Schleim- 
absonderung der  Bronchialschleimhaut  und  darauf  folgende  Ansammlung 
des  Schleimes  in  den  Alveolen  hervorruft.  Aus  diesen  nicht  infektiösen 
Scbleiminfiltrationen,  die  übrigens  M.  bei  Ausschaltung  aller  anderen  Schäd- 
lichkeiten experimentell  sicher  erzeugen  konnte,  entwickeln  sich  die  circum- 
skripten  kleinen  Pneumonien,  die  oft  über  die  ganze  Lunge  diffus  verteilt 
sind  und  in  der  Regel  in  ein  bis  zwei  Tagen  reaktionslos  verlaufen.  — 
Während  nun  die  einfach  gereizte  Epithelzelle  der  Infektion  durch  Bakterien 
einen  ziemlich  beträchtlichen  Widerstand  leistet,  kann  die  Zelle  ihre  bak- 
tericide  Kraft  nicht  mehr  ausüben,  wenn  die  Lungenepithelien  fettig 
degeneriren.  Dieser  Zustand  tritt  nach  lange  dauernden  Narkosen  jeglicher 


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No.  42. 


IIahkkkr. 


697 


Art  ein  und  führt  schliesslich  zu  völliger  Zellnekrose.  An  derartigen 
Stellen  können  sich  die  Bakterien  ansiedeln,  in  die  Lyroph-  und  Blut- 
bahnen der  Lunge  übergehen  und  unter  günstigen  Bedingungen  zu  Pneu- 
monien führen.  Die  Bakterien  stammen  aus  Mund  und  Pharynx,  sie  werden 
entweder  eingeschlosseu  in  feinsten  Tröpfchen  des  Speichels,  mit  der  In- 
spirationsluft angesogen  oder  fliessen  in  den  Mundsekreten  bei  ungünstiger 
Lagerung  direkt  in  den  Kehlkopf.  — Begünstigend  für  postnarkotische 
Lungenerkraukungen  ist  die  Abkühlung  der  Inspirationsluft  durch  Ver- 
dunsten des  Narkotikums,  womit  einerseits  eine  Reizung  der  Luftwege, 
andererseits  wirkliche  messbare  Abkühlung  und  Erkältung  der  Lunge  und 
damit  der  ganzen  Körpertemperatur  einhergeht. 

Daraus  ergiebt  sich  für  die  Verhütung  der  Lungenkrankheiten:  Solange 
ein  Katarrh  besteht,  ist  nach  Möglichkeit  keine  Narkose  vorzunehmen;  ist 
eine  solche  erforderlich,  so  soll  Chloroform  angewendet  werden.  Die  starke 
Schleimsekretion  ist  durch  vorherige  Injektion  von  Atropin  zu  bekämpfen. 
Gegen  die  Aspiration  während  der  Operation  werden  forcirte  Reklination 
und  ähnliche  Lagerungen  des  Kopfes  empfohlen.  Gründliche  Mund- 
desinfektion durch  eventuelles  Betupfen  der  Schleimhaut  mit  Tinctura  jodi. 
Wichtig  ist  nach  der  Operation  die  sofortige  Herausbeförderung  der 
secernirten  Schleimmassen  aus  den  abhängigen  Lungenteilen  durch  syste- 
matische Atemgymnastik  unter  Aufsicht  eines  Wärters.  — Vor  allen  Dingen 
ist  die  Wiederholung  der  Narkose  innerhalb  3—4  Tagen  zu  vermeiden, 
um  eine  gehäufte  Schädigung  der  von  der  ersten  Narkose  veränderten 
Lungenepithelien  zu  vermeiden.  Peltesohn. 


llaberer.  Ein  operativ  geheilter  Fall  von  incarcerirter  Treitz’scher  Hernie. 

Wiener  klin.  Wochenschr.  1906,  No.  11. 

Es  bandelt  sich  um  eine  iucarcerirte,  retroperitoneale  Duodenojejuual- 
hernie  in  dem  Recessus  duodenojejunalis.  Der  einschnürende  Ring  wurde 
durch  die  Plica  duodenojejunalis  gebildet,  in  welcher  bekanntlich  die  Vena 
mesenterica^  inferior  verläuft.  H.  sah  sich  bei  der  Operation  genötigt, 
diese  zwischen  zwei  Ligaturen  zu  durchschneiden,  da  die  Lösung  der  In- 
carceration  sonst  unmöglich  gewesen  wäre.  Es  zeigte  sich,  dass  die  Vene 
bereits  thrombosirt  war. 

Wenn  auch  die  Annahme  begründet  ist,  dass  durch  die  ziemlich  reichen 
Auastomosen  zwischen  Vena  mesent.  inf.  und  superior  ein  genügender 
Collateralkreislauf  zu  stände  kommt,  so  besteht  bei  Unterbindung  der  Vena 
mesent.  inf.  stets  die  Gefahr  einer  eventuellen  Fortsetzung  der  Thrombose 
in  die  Venae  portae.  — Der  Heilungsverlauf  war  im  vorliegenden  Fall 
glatt.  Nur  traten  in  den  ersten  Tagen  profuse  Diarrhoen  auf.  H.  glaubt 
den  Grund  dafür  in  der  Unterbindung  der  Vena  mesent.  inf.  suchen  zu 
sollen,  indem  es  bis  zur  Ausbildung  des  (kdlateralkreislaufs  zu  einer  be- 
trächtlichen Stauung  iin  Gebiet  der  Vena  mesent.  inf.  kommen  muss,  womit 
eine  erhebliche  seröse  Durchtränkung  der  Darmwand,  vermehrte  Trans- 
sudation ins  Darmlumen  und  hierdurch  bedingte  Verhinderung  der  Fäces- 
eindickung  Hand  in  Hand  geht.  Peltesohn. 

XL1II.  Jahrgang.  4ö 


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6!)« 


Ki.kischkr.  — .Schult*.  — Ri.kkninohacb. 


No.  42. 


R.  Fleischer,  Das  Bell’sche  Phänomen.  Arrh.  f.  Augenheilb.  Bd.  UI, 
H.  4,  S.  359. 

In  dem  von  F.  beobachteten  Falle  wurde  der  Bulbus  beim  Lid- 
schluss  nicht  dem  Bell’schen  Phänomen  entsprechend  nach  oben,  sondern 
nach  unten  gedreht.  Der  Patient  hatte  durch  eine  Sprengladung  das 

rechte  Auge  verloren,  während  am  linken  intakten  Bulbus  der  obere  Lid- 
rand defekt  war.  Nach  einer  plastischen  Operation  gelang  der  Lidschluss, 
wenn  auch  unvollständig;  der  Bulbus  rollte  sieb  hierbei  nach  oben  aussen. 
Im  Laufe  von  zwei  Monaten  war  das  Oberlid  am  inneren  Teil  narbig  ver- 
dickt, am  äusseren  hatten  sich  narbige  Wülste  der  grannlirenden  Con- 
junctiva  gebildet.  Jetzt  wurde  der  Bulbus  bei  leichtem  Lidschluss  nach 
unten,  bei  kräftigem  Schluss  nach  oben  gestellt.  Zwei  Jahre  später  trat 
bei  jeglichem  Lidschluss,  bei  dem  aussen  eine  Spalte  offen  blieb,  eine 
Drehung  des  Auges  nach  unten  innen  ein;  die  Cornea  verschwand  fast 
ganz  unter  dem  sich  nach  oben  schiebenden  Unterlid. 

Verf.  sieht  die  Bedeutung  dieser  Beobachtung,  bei  welcher  das  Bell’sche 
Phänomen  sich  von  einer  Aufwärts-  in  eine  Abwärtsbewegung  des  Bulbus 
umwandelte,  darin,  dass  er  gegen  die  Annahme  einer  anatomischen  Ver- 
bindung zwischen  Oculomotorius  und  Facialis  und  für  die  Annahme  eines 
die  betreffenden  Muskeln  des  Oculomotorius  mit  dem  Orbicularis  zu  coordi- 
nirter  Tätigkeit  bringenden  subcortikalen  Centrums  spricht.  Andererseits 
erscheint  die  Beobachtung  als  eine  Stütze  der  Nagel’schen  Annahme,  dass 
die  Mitbewegung  beim  Bell’schen  Phänomen  reflektorisch  ausgelöst  wird, 
indem  die  Cornea  hinter  den  Lidern  die  Stelle  des  geringsten  Druckes 
sucht.  Bei  der  Drehung  nach  oben  wäre  der  Bulbus  in  eine  sehr  un- 
günstige Lage  geraten;  die  von  ihm  eingenommene  Stellung  (unten)  ent- 
sprach derjenigen,  wo  die  Cornea  am  wenigsten  gedrückt  wurde. 

G.  Abelsdorff. 

I*.  Schultz,  Bin  Beitrag  zur  Kenntnis  der  Genese  einseitiger  Stauungs- 
papille. K I in.  Monatsbl.  f.  Augenheilk.  XLIIL,  II,  S.  153. 

Ein  45jähriger  Patieut,  der  an  Demenz  und  Krämpfen  litt  und  bei 
dem  die  Diagnose  zwischen  Lues  cerebrospinalis  und  Tumor  cerebri 
schwankte,  zeigte  opthalmosknpisch  rechts  das  Bild  der  einfachen  Seb- 
nervenatrophie,  links  das  der  Stauungspapille.  Die  Sektion  ergab  eis 
Cholesteatom,  das  iD  den  rechten  Seitenventrikel  hineingewachseu  den 
rechten  Thalamus  opticus  und  Corpus  Striatum  zum  Schwund  gebracht, 
den  rechten  Sehnerv  unmittelbar  beim  Cbiasma  zerquetscht  und  bis  zum 
Foramen  opticum  umwuchert  hatte.  So  führte  der  Hirntumor  einerseits 
direkt  zur  Compressionsatrophie  des  rechten  Sehnerven,  andererseits  in- 
direkt durch  Steigerung  des  intracraniellen  Druckes  zur  linksseitigen 
Stauungspapille.  G.  Abelsdorff. 

Roenninghaiis,  Zur  Theorie  der  Schallleitung.  Zeitschr.  f.  Ohrenheilk. 
49.  Bd.,  S.  1. 

B.  sucht  die  vou  Bezold  gegen  die  Ansicht  des  Verf.’s,  wonach  die 
Basilarfasern  durch  Molekularbewegungen,  nicht  durch  Massenbewegung 
zur  Schwingung  gebracht  werden,  vorgebrachten  Einwendungen  zu  wider 


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No.  42.  Haukrmann.  — Halabz.  — IjftqtnrüH.  — Schwad  u.  Orkus.  699 

legen.  Seine  Argumente  stützen  sich  im  Wesentlichen  auf  Untersuchungen 
am  Gehörorgan  des  Wales,  aus  denen  sich,  wie  bereits  früher  von  ihm 
»itgeteilt  worden  ist,  ergiebt,  dass  der  Stapes  des  Wales  im  ovalen  Fenster 
so  fest  sitzt,  dass  für  die  in  Betracht  kommenden  Kräfte  eine  Bewegung 
desselben  gegen  das  Labyrinthwasser  undenkbar,  der  Stapes  also  im  physio- 
logischen Sinne  starr  sei.  Schwabach. 


Hahennann,  Zur  Lehre  von  der  angeborenen  Taubstummheit.  Arch.  f. 
Ohrenheilk.  63.  Bd.,  S.  201. 

H,  berichtet  über  den  mikroskopischen  Befund  an  den  Ohren  einer 
44jährigen  Taubstummen,  aus  dem  hervorgeht,  dass  die  Taubstummheit, 
nicht  wie  von  den  Angehörigen  behauptet  wurde,  erworben,  sondern  ange- 
boren war.  Neben  charakteristischen  Veränderungen  in  der  Stria  vascularis 
fand  sich  eine  mehr  oder  weniger  hochgradige  Ausdehnung  des  Ductus 
cochlearis.  Ausserdem  constatirte  Verf.  das  Vorhandensein  einer  mässigen 
Hyperostose  des  Knochens  am  Promontorium  und  eine  gleiche  an  der 
vorderen  Hälfte  der  Steigbügelbasis,  die  auch  zu  einer  umschriebenen 
Ankylose  des  letzteren  geführt  hatte.  Schwabach. 

llnltLsz,  Ein  Fall  von  Nasensteinbildung  und  infolge  derselben  entstandenen 
eitrigen  Mittelohrentzündung.  Arch.  f.  Ohrenheilk.  63.  Bd.,  S.  214. 

Der  Fall  betrifft  ein  14jähriges  Mädchen,  das  an  stinkender  Eiterung 
aus  der  rechten  Nasenhälfte  und  an  rechtsseitiger  Mittelohreiternng  litt. 
Beide  Affektionen  kamen  nach  Entfernung  eines  Nasensteines  zur  Heilung. 

Schwabach. 

Lequyer,  Un  cas  de  cocainisme  chronique  par  la  muqueuse  nasale.  Journ. 
med.  de  Bruxelles.  No.  16,  1905. 

Bei  einem  20jährigen  Mädchen  konnte  Verf.  eine  erschreckende  Ab- 
magerung und  eine  abnorme  Blässe  des  Gesichts  ohne  irgend  welche  andere 
Erscheinungen  feststellen.  Als  Grund  ergab  sich,  dass  die  Kranke  von 
einer  Cocainlösung  1 : 20,  die  ihr  gegen  eine  Conjunktivitis  verordnet 
war,  nachdem  sie  bei  einem  Schnupfen  die  wohltätigen  Folgen  verspürt, 
abnorme  Mengen  verbraucht  hatte,  in  den  letzten  Monaten  zwischen  20 
und  25  g.  Nebenbei  bestanden  noch  Gehör-  und  Gesichtsballucinationen 
und  hochgradige  nervöse  Erregbarkeit,  Schlaflosigkeit  war  beinahe  die 
Regel.  Natürlich  wurde  das  Cocain  sofort  entzogen,  trotz  der  gesteigerten 
Erregbarkeit  in  den  ersten  Tagen,  die  Diät  geregelt  etc.  Nach  6 Wochen 
hatte  sich  das  Körpergewicht  um  6 Kilo  gehoben.  W.  Lublinski. 

Schwab  and  Green,  A case  of  cerebrospinal  rhinorrhoea  with  retinal 
changes.  The  Ametic.  journ.  of  the  med.  Sciences.  May  1905. 

Es  existiren  etwa  20  sichere  Fälle  von  Rhinorrhoea  cerebrospinalis, 
welche  St.  Clair  Thompson  unter  Hinzufügung  eines  von  ihn)  beobachteten 
Falles  näher  analysirt  hat.  Von  diesen  waren  8 mit  Augenaffektionen  com- 
plicirt.  Dazu  kommt  noch  ein  von  Freudenthal  bekannt  gemachter  Fall 
und  der  nunmehr  von  den  beiden  Verff.  beschriebene,  der  eine  32jährige 
Frau  betraf.  Die  Hydrorrhoea  fand  auf  der  rechten  Nasenseite  statt.  Es 

45  * 


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700 


Clakk.  — Tcrmkk. 


KhKT8<IIMANN. 


No.  42. 


bestand  beiderseitige  Neuroretinitis,  der  höhere  Grad  der  Atrophie  bestand 
auf  dem  linken  Auge.  4 Jahre  nach  Beginn  der  Ketinalerkrankung  begann 
die  Hydrorrhoe.  W.  Lublinski. 


Clark,  Glioma  of  the  nose.  The  Americ.  journ.  of  the  med.  science. 

May  1905. 

Gliome  werden  fast  ausschliesslich  im  Zusammenhang  mit  dem  Central- 
nervensystem beobachtet.  Diejenigen  der  Retina  werdeB  von  einigen  als 
Rundzellensarkome  aufgefasst;  heterologisch  kamen  Gliome  in  der  Niere, 
dem  Ovarium  und  den  Testikeln  vor.  Verf.  beobachtete  zweimal  in  der 
Nase  diese  selteue  Geschwulst,  die  mikroskopisch  von  Wriqut  festgestellt 
wurde  und  zwar  bei  einem  2jäbrigen  und  einem  10  Wochen  alten  Kinde. 
Beidemal  war  dieselbe  angeboren,  in  dem  ersten  Fall  bestand  auch  eine 
äussere  Entstellung.  Im  ersten  Fall  wurde  die  Geschwulst  entfernt,  ohne 
dass  >/2  Jahr  später  ein  Recidiv  auftrat.  W.  Lublinski. 


Logan  Turner,  The  operative  treatment  of  chronic  suppuration  in  the 
frontal  sinus.  The  Edinburgh  med.  journ.  March  1905. 

Nachdem  Verf.  die  Indikationen  zur  Eröffnung  der  Stirnhöhle  be- 
sprochen, die  etwaigen  intracranicllen  Coinplikationen  erwähnt,  die  ver- 
schiedenen operativen  Proceduren,  besonders  die  Ogston-Luc’sche  und  deren 
Resultate,  erörtert,  bespricht  er  die  operative  Obliteration  des  Sinus,  ihre 
Resultate  und  vergleicht  sie  mit  der  erwähnten  sowohl  der  Heilung  als 
den  Todesfällen  nach.  Ferner  wird  die  osteoplastische  Operation,  die 
Killian’sche  erörtert  und  endlich  auseinandergesetzt,  dass  die  eitrigen  Pro- 
cesse  der  Stirnhöhle  je  nach  dem  einzelnen  Fall  operirt  werden  müssten. 
Schliesslich  regt  er  eine  „collektive  Investigation“  über  diese  Frage  an. 

W.  Lublinski. 

F.  Kretsclimann,  Die  akustische  Funktion  der  lufthaltenden  Hohlräume 
des  Ohres.  Pflüger’s  Arch.  f.  Physiol.  1905,  Bd.  108,  S.  499. 

Nachdem  Verf.  zunächst  durch  einige  Versuche  festgestellt  batte,  dass 
feste  Körper  durch  Luftwellen  zum  Mitschwingen  und  Mittönen  veranlasst 
werden  und  das  auch  für  Knochen  und  besonders  für  Knorpel  gilt,  ahmt 
er  durch  eine  Reihe  weiterer  Versuche  die  anatomischen  Verhältnisse  der 
Hohlräume  des  Obres  nach,  um  deren  Einfluss  auf  Stimmgabelschwingungen 
zu  studiren.  Seine  Ergebnisse  sind:  Das  schallleitende  Organ  ist  in  hohem 
Grade  geeignet,  die  Wirkung  des  eiufallenden  Schalles  zu  erhöhen.  In 
dieser  Richtung  wirken  die  Ohrmuschel  durch  ihre  Form  und  ihr  Gewebe 
und  der  Gehörgang,  sowie  das  Mittelohr  als  Resonatoren.  Die  ßinnen- 
muskeln  der  Paukenhöhle  in  Verbindung  mit  der  Gehörknöchelchenkette 
vermögen  dem  Hohlraum  diejenige  Einstellung  zu  geben,  die  der  jeweiligen 
Schallintensität  am  besten  entspricht.  Die  Luft  der  Hohlränme  wird  sowohl 
durch  das  Trommelfell,  als  auch  durch  die  Knochenwand  in  Schwingung 
versetzt,  die  Labyriuthflüssigkeit  sowohl  durch  jedes  der  beiden  Fenster, 
als  auch  durch  die  knöcherne  Labyrinthwand.  Sturmann. 


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No.  42. 


KaIBRH.  — HaUSKK.  — f.OKPFl.KH. 


701 


M.  Kaiser,  Ueber  die  Bedeutung  des  Bact.  coli  im  Brunnenwasser.  Areh. 
f.  Hyg.  1905,  Bd.  52,  S.  121. 

Unter  Verwendung  geeigneter  Anreicherungsverfabren  stellte  K.  fest, 
dass  das  Bact.  coli  commune  im  Wasser  einwandfrei  angelegter  Brunnen 
sehr  selten  ist,  dass  auch  Bact.  coli  im  weiteren  Sinne  nicht  so  ubiquitär 
ist,  wie  vielfach  angenommen  wird.  Je  zahlreicher  Bakterien  im  Wasser 
waren,  je  weniger  die  Anlage  der  Brunnen  hygienischen  Anforderungen 
gerecht  wurde,  um  so  häufiger  wurde  auch  Bact.  coli  gefunden.  Es  kann 
somit  der  Nachweis  des  Bact.  coli  ini  Brunnenwasser  herangezogen  werden, 
um  eine  Fäkalverunreinigung  wahrscheinlich  zu  machen.  H.  Bischoff. 


Hauser,  Ueber  Säuglingsimmunität.  Beitr.  z.  klin.  Med.  Festschr.  f.  Senator. 

1904,  S.  155. 

Der  Erfahrungssatz,  dass  Säuglinge  gemeinhin  verhältnismässig  wenig 
zu  Infektionskrankheiten  neigen,  dass  sie  ungleich  weniger,  als  ältere 
Kinder  erkranken,  darf  nicht  ohne  weiteres  darauf  zurückgeführt  werden, 
dass  die  Säuglinge  von  der  Mutter  Immunität  ererben  oder  während  der 
Laktationszeit  erwerben.  Die  Schlussfolgerungen,  welche  aus  Tierexperi- 
menten gezogen  worden  sind,  sind  nicht  stichhaltig,  da  bei  diesen  eine 
künstliche  Infektion  besteht  und  diese  kurz  vor  dem  Gebären  statthat. 
Eine  genauere  Prüfung  der  Frage  an  der  Hand  statistischen  Materials  er- 
giebt  denn  auch,  dass  eine  ererbte  oder  während  der  Laktationszeit  er- 
worbene Immunität  zum  mindesten  höchst  fraglich  ist.  Dass  Säuglinge 
seltener  erkranken,  ist  auch  ungezwungen  so  zu  erklären,  dass  sie  seltener 
Infektionen  ausgesetzt  sind.  H.  Bischoff. 


F.  LoelTler,  Ueber  ein  neues  Verfahren  zur  Gewinnung  von  Antikörpern. 

Deutsche  med.  Wochenschr.  1904,  No.  52. 

Ausgehend  von  der  Erfahrung,  dass  Enzyme  im  trockenen  Zustande 
hoch  erhitzt  werden  können,  ohne  dass  sie  ihre  specifischen  Eigenschaften 
dabei  verlieren,  hat  L.  getrocknete  Infektionserreger  durch  Einwirkung 
trockener  Hitze  abgetötet,  dann  zerrieben  und  nun  Kaninchen  injicirt.  Er 
fand,  dass  das  Serum  der  geimpften  Tiere  sowohl  Agglutinine  wie  auch 
Baktericide  und  bakteriolytische  Antikörper  enthielt.  In  gleicher  Weise 
wurde  Material  von  Geschwülsten,  Carcinomen,  getrocknet,  zerrieben  und 
injicirt  und  dadurch  ein  Serum  gewonnen,  welches  Präcipitine  enthielt. 
Auch  zu  therapeutischen  Zwecken  wurde  ein  solches  Carcinomserum  ver- 
wandt, es  stellte  sich  heraus,  dass  infolge  der  Injektion  in  die  Nähe  des 
Tnmorgewebes  eine  lebhafte  örtliche  und  allgemeine  Reaktion  auftrat,  unter 
der  sich  der  Allgemeinzustaud  hob  und  heftige  vom  Tumor  ausgehende 
Schmerzen  für  einige  Tage  schwanden,  dass  aber  das  Carcinom  fortschritt. 
Für  die  Herstellung  präcipitinhaltigen  Serums  für  forensische  Untersuchungen 
hat  die  neue  Methode  den  Vorteil,  dass  Leichenblut  für  Injektionen  verwandt 
werden  kann,  weil  infolge  der  Behandlung  Bakterien  im  Blute  abgetötet 
werden.  „Das  neue  Verfahren  stellt  eine  generelle  Methode  dar,  um  alle 
möglichen  Substanzen,  Mikroorganismen,  Organteile  von  gesunden  und 


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702 


Cocrmokt  und  Nicolas.  — Mh.chnkr.  — Kaminer. 


No.  42. 


kranken  Individuen,  Geschwülste  aller  Art  zur  Antikörperbildung  in  be- 
quemer, ganz  gefahrloser  Weise  zu  verwenden.  Die  trocken  erhitzten 
Materialien  stellen,  im  Exsikkator  dunkel  aufbewahrt,  Präparate  von  un- 
begrenzter Haltbarkeit  dar.  Sie  sind  abwägbar,  also  genau  dosirbar.“ 

H.  Bischoff. 

Courmont  et  Nicolas,  Etüde  sur  la  virulence  de  l’humeur  aqueu.se  des 
lapins  morts  de  la  rage.  Journ.  de  physiol.  et  de  pathol.  gener.  T.  VI, 
1904,  p.  (59. 

In  einer  grösseren  Versuchsreihe  konnten  Verff.  feststellen,  dass  der 
Humor  aqueus  bei  Kaninchen,  welche  infolge  intracerebraler  Injektion  von 
Virus  fixe  wutkrank  geworden  sind,  häufig  virulent  wird,  jedoch  nicht 
regelmässig.  Etwa  in  der  Hälfte  der  Fälle  ist  intracerebrale  Injektion  des 
Humor  aqueus  auf  neue  Kaninchen  wirkungslos.  Da  wo  aber  durch  die 
Injektion  des  Humor  aqueus  Wut  hervorgerufen  werden  kann,  handelt  es 
sich  nicht  um  ein  Uebergehen  von  Toxinen  in  den  Humor  aqueus,  sondern  die 
Wuterreger  selbst  müssen  in  ihn  übergehen,  da  die  Wut  stets  in  Reihen 
weiter  übertragbar  ist.  H.  Bischoff. 

R.  Milchner,  Beiträge  zur  Entstehung  der  Hühnertuberkulose  auf  dem 
Wege  der  Eiinfektion.  Beitr.  z.  klin.  Med.  1904.  Senator-Festschrift. 
S.  229. 

Während  Baumgakten  und  MafüCCI  angenommen  haben,  dass  ins  Ei 
injicirte  Tuberkelbacillen  auf  dem  Wege  der  Blutbahn  in  den  Embryo  über- 
gehet), machen  es  die  Versuche  von  M.  wahrscheinlich,  dass  die  Bacillen 
in  den  Eidottersack  und  so  in  den  Darm  des  Embryo  übergehen.  Hieraus 
erklärt  sieb  auch,  dass  eine  vollkommen  normale  Ausbildung  des  Embryo 
zunächst  vor  sich  geht  uud  erst  nach  dem  Ausschiüpfen  die  Tuberkulose 
zur  Entwicklung  kommt.  Da  es  sich  bei  diesen  Versuchen  um  eine  künst- 
liche Infektion  nach  der  Befruchtung  und  Beginn  der  Entwicklung  handelt, 
so  können  hieraus  Schlüsse  auf  kongenitale  Uebcrtragung  der  Tuberkulose 
von  der  tuberkulösen  Henne  auf  das  Küken  nicht  gezogen  werden. 

H.  Bischoff. 


S.  Kaminer,  lieber  den  Stand  der  Frage  nach  der  diagnostischen  Bedeu- 
tung von  Tuberkuliuinjektionen.  Beitr.  z.  klin.  Med.  Senator-Festschr. 
1904,  S.  179. 

Unter  kritischer  Würdigung  der  reichen  einschlägigen  Literatur  unter- 
sucht K.  die  Frage,  inwieweit  probatorische  Tuberkulininjektionen  für  die 
Diagnose  der  Tuberkulose  berechtigt  und  ausschlaggebend  sind.  Das  erste 
Erfordernis,  dass  probatorische  Injektionen  eine  ernstere  Schädigung  nicht 
hervorrufen,  ist  nach  Ansicht  von  K.  erfüllt.  Die  zweite  Frage,  inwieweit 
die  Ergebnisse  der  Injektion  am  Menschen  berechtigen,  die  nach  der  In- 
jektion auftretende  Fiebersteigernng  als  sicheres  Kriterium  für  bestehende 
Tuberkulose  zu  deuten,  beantwortet  er  dahin,  dass  Ausbleiben  der  Reaktion 
bei  nicht  manifester,  vorgeschrittener  Phthise  ein  Freisein  von  Tuberkulose 
sehr  wahrscheinlich  macht.  Die  Höhe  der  Reaktion  kann  mit  Vorsicht 
auch  für  die  Frische  der  Erkrankung  verwertet  werden,  indem  die  frischen 


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No.  42. 


Colkmont  und  Lacumhe.  — Blssknicu.  — Byi.oke. 


703 


Fälle  gemeinhin  am  stärksten  reagiren.  Ist  nun  jeder,  der  reagirt,  wirklich 
als  tuberkulös  zu  bezeichnen  und  bedarf  er  der  Behandlung?  Da  ver- 
mutlich auch  Leute  mit  latenten  und  ausgeheilten  Herden  reagiren  können, 
abgekapselte  Herde  in  Drusen  zu  der  Tuberkulinreaktion  Veranlassung 
geben,  so  ist  es  nicht  möglich,  alle,  welche  reagiren,  einer  Heilstätten- 
behandlung zu  unterwerfen.  Es  muss  verlangt  werden,  dass  infolge  der 
Injektion  noch  andere  klinische  Symptome  auftreten,  welche  die  Diagnose 
Tuberkulose  stützen.  Die  Ansicht,  dass  die  probatorische  Tuberkulin- 
injektion in  Zukunft  das  allein  entscheidende  Moment  für  die  Diagnose 
und  für  die  Einleitung  der  Therapie  sein  soll,  kann  der  Kritik  auf  die 
Dauer  nicht  standhalten.  H.  Bischoff. 

Courinont  et  Laconune,  La  cafeine  en  bacteriologie.  Essai  de  differeu- 
tiation  du  B.  d’Eberth  et  du  ß.  coli.  Isolemeut  des  streptocoques  in- 
testinaux.  Journ.  de  physiol.  et  de  pathol.  gen£r.  1904,  T.  VI,  p.  286. 

YerfF.  können  im  Grossen  und  Ganzen  die  von  FlCHER  und  Hoffsiann 
erhobenen  Befunde,  dass  Coffein  auf  Colibakterien  stärker  entwicklungs- 
hemmend wirkt  als  auf  Typhusbacillen,  so  dass  sich  Coffeinzusatz  zu  Au- 
reicherungsculturen  für  Typhusbacillen  empfiehlt,  bestätigen.  Allerdings 
fanden  sie  auch  bei  einigen,  lange  Zeit  im  Laboratorium  fortgezüchteten, 
aber  auch  frisch  aus  dem  Körper  isolirten  Culturen  eine  stärkere  Entwick- 
lungshemmung, als  bei  Colibakterien,  so  dass  sich  die  verschiedenen 
Typhusstämme  nicht  völlig  gleich  verhalten;  allein  diese  Befunde  waren 
Ausnahmen.  Für  die  Isolirung  von  Typhusbacillen  aus  Fäces  halten  gleich- 
wohl Verff.  coffeinhaltige  Nährböden  nicht  für  geeignet.  Dagegen  wachsen 
Streptokokken  in  diesen  Nährböden  üppig.  H.  Bischoff. 


W.  Biissenius,  Die  Verwertung  unserer  Kenntnisse  von  der  Verbreitung 
der  Ebertli  - Gaffky’schen  Bacillen  im  Körper  des  Typhuskranken  zur 
Diagnosestellung.  Beitr.  z.  klin.  Mod.  Festschr.  f.  Senator.  1904,  S.  121. 
Auf  Grund  der  einschlägigen  Literatur  und  eigener  Untersuchungen 
resumirt  B.  unsere  Kenntnisse  über  die  Verbreitung  der  Typhusbacillen  im 
Körper  des  Kranken  und  zieht  daraus  Schlüsse  für  die  Diagnosestellung. 

H.  Bischoff. 


K.  Bjioff,  Ein  Beitrag  zur  Kenntnis  der  Rattentrypanosoroen.  Sitzungsber. 
der  Akad.  d.  Wissensch.  zu  Wien.  Mathem.-naturw.  Kl.  1904,  S.  111. 

B.  hat  die  Rattentrypauosomen  bei  wilden  Ratten  studirt  und  mittels 
derselben  zahme  Ratten  inficirt.  Während  jene  infolge  der  Infektion  ein- 
gehen,  werden  die  zahmen  Ratten  wenig  beeinträchtigt  und  überstehen  die 
Infektion  gut.  Die  in  die  Peritonealhöhle  mit  Blut  eingespritzten  aus- 
gewachsenen Formen  gehen  vorerst  nnr  in  geringer  Menge  in  das  Blut 
über.  Offenbar  tritt  schon  in  der  Peritonealhöhle  empfänglicher  Tiere  ein 
Teilungsprozess  auf.  Die  durch  denselben  gelieferten  Produkte  gelangen 
daun  in  die  Blutbahn,  wo  sie  anscheinend  rasch  und  unter  Bildung  sehr 
verschiedener  Teilungsformen  heran  wachsen.  Fortgesetzte  Teilungen,  die 
sowohl  nach  dem  Typus  der  Längsteilung,  der  Segmentirung  und  möglicher- 


«• 

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704 


CoRKl.KY.  HECHT.  Bl'ROER 


No.  42. 


weise  auch  uach  anderen  Typen  zustande  kommen,  führen  zur  Bildung 
sehr  kleiner  Elemente,  welche  schliesslich  am  dritten  oder  vierten  Tage 
nach  der  Infektion  in  beträchtlicher  Menge  vorhanden  sind.  Diese  kleinsten 
Gebilde  wachsen  heran  und  teilen  sich  dann  wieder.  Der  Teilungsprozess 
geht  zu  Ende,  wenn  eine  sehr  reichliche  Ueberschwemmnng  mit  Trypano- 
somen stattgefunden  hat.  Das  Blut  der  zahmen  Hatten  wird  nach  dem 
Ueberstehen  der  Infektion  wieder  frei  von  Trypanosomen.  Der  Teilungs- 
vorgang des  Zellkörpers  verläuft  bei  Längsteilung  wie  Segmentirungs- 
vorgängen  stets  unter  Erscheinungen,  welche  der  Mitose  am  ähnlichsten 
sind.  Die  Geisselwurzel  zeigt  während  des  Teilungsvorganges  ein  Verhalten, 
das  an  das  der  Zentralkörper  anderer  Zellen  erinnert.  H.  Bi  sc  hoff. 


C.  G.  Coaklcy,  Report  on  the  use  of  stovaine.  Med  News.  1905,  No.  15. 

G.  wandte  das  Stovain,  abwechselnd  mit  Cocain,  als  lokales  Anästhe- 
ticum  bei  Hals-  und  Nasenoperationen  an  und  kam  hierbei  zu  folgenden 
Resultaten:  Das  Stovain  ist  als  lokales  Anästbeticum  dem  Cocain  gleich- 
wertig. Die  Auästhesie  tritt  bei  beiden  Mitteln  ziemlich  gleichzeitig  ein. 
Die  nach  Cocain  auftretenden  Schleimhautcontraktionen  sind  nach  Stovain 
weuiger  deutlich  ausgeprägt,  ein  Umstand,  der  bei  gewissen  Operationen 
vorteilhaft,  bei  anderen  nachteilig  ist.  Toxische  Wirkungen  werden  nach 
Stovain  nicht  festgcs teilt.;  allerdings  kam  in  der  betreffenden  Zeit  auch 
kein  deutlicher  Fall  von  Cocainismus  zur  Beobachtung.  Erwähnt  sei  end- 
lich noch,  dass  einzelne  Patienten  den  eigentümlichen,  an  alte  Fische  er- 
innernden Geruch  und  den  stark  bitteren  Geschmack  des  Stovains  unan- 
genehm empfanden.  K.  Krontbal. 

1)  liecht,  Zur  endermatischen  Anwendung  des  Guajak‘ols.  Müncb.  med. 
Wochenschr.  1905,  No.  9. 

2)  F.  Burger,  Ueber  innerliche  Darreichung  von  Lysol  bei  Anämie  und 
seine  mächtig  den  Appetit  anregende  Wirkung.  Ebenda. 

1)  Aufpinselungen  von  Guajakol  wurden  gegen  fieberhafte  Krankheiten 
mehrfach  empfohlen,  doch  scheiterte  die  allgemeine  Einführung  daran,  dass 
grössere  Dosen  häufig  nicht  vertragen  wurden,  während  kleinere  meist 
nicht  genügend  wirksam  waren.  H.  versuchte  daher,  das  Guajakol  mit 
anderen  Mitteln  zu  combiniren  und  wählte  dazu  die  altbewährte  Salicyl- 
säure.  Er  verschreibt:  Guajakol,  Acid.  salicyl.,  Ichthyol  aa  5,0,  Vaselin, 
ad  50.  Diese  Salbe  bewährte  sich  namentlich  bei  Kindern,  was  vielleicht 
mit  dem  grösseren  Absorptionsvermögen  der  kindlichen  Haut  zusammen- 
häugt.  Aber  auch  bei  Erwachsenen,  die  an  Gelenkrheumatismus  oder 
Pleuritis  litten,  war  der  Erfolg  mitunter  ein  übcrrascheud  schneller.  Man 
darf  die  Salbe  nicht  zu  oft  an  derselben  Stelle  appliciren,  da  nach 
mehreren  Einreibungen  die  Haut  ihre  Resorptionsfähigkeit  verliert. 

2)  Innerliche  Darreichung  von  Lysol  wurde  vor  einiger  Zeit  in  markt- 
schreierischer Weise  als  Universalmittel  empfohlen;  durch  die  „innere 
Antisepsis“  wurden  angeblich  die  schwersten  Erkrankungen  beeinflusst. 
Natürlich  wurde  sehr  bald  die  völlige  Unwirksamkeit  des  Mittels  fest- 
gestellt. Indessen  bei  gewissen  Erkrankungen  erzielte  B.  mit  Lysol  recht 


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No.  42. 


ScHMIKDKRKRG.  — HkI.SINOICS. 


705 


gute  Erfolge,  nämlich  bei  abnormen  Gärungen  im  Darm  und  dadurch  be- 
dingten Verdauungsstörungen  und  Anämien,  Erkrankungen,  die  namentlich 
bei  Kindern  nicht  selten  sind.  Hier  zeigten  sich  schon  nach  kurzem  Ge- 
brauch beträchtliche  Besserungen,  und  auffallend  war  besonders  eine 
beträchtliche  Steigerung  des  Appetits.  B.  giebt  das  Lysol  in  Pillen  ä 0,1 
und  sah  selbst  bei  Tagesdosen  von  1 — 2 g keine  unangenehmen  Neben- 
erscheinungen. K.  Kronthal. 

ö.  Sehmiedeberg,  Ueber  die  Anwendung  des  Theophyllins  als  Diureticum. 

Deutsches  Arch.  f.  klin.  Med.  82.  Bd.,  S.  396—408. 

Das  Auftreten  von  Krämpfen  nach  dem  Gebrauch  von  Theophyllin 
(Theocin)  ist  mehrfach  beobachtet  worden;  insbesondere  haben  zwei  von 
Allard  beschriebene,  letal  endende  Fälle  berechtigtes  Aufsehen  erregt 
(cfr.  Centralbl.  für  die  med.  Wisseusch.  1904,  No.  51.  Ref.).  Verf.  ist  nun 
der  Ueberzeugung,  dass  es  sich  in  allen  diesen  Fällen  bei  der  Entstehung 
der  Krämpfe  nicht  um  Theophyllinwirkung  gehandelt  haben  kann.  Abge- 
sehen davon,  dass  der  zeitliche  Zusammenhang  meistens  nicht  klarerwiesen 
ist,  eutspricht  der  Charakter  der  beschriebenen  Krämpfe  nicht  den  nach 
reiner  Theopbyllinvergiftnng  beobachteten;  in  diesem  letzteren  Falle  handelt 
es  sich  stets  um  tetanische  Krämpfe,  während  in  den  oben  erwähnten 
Krankengeschichten  von  epileptiformen,  epileptischen  oder  eklamptischen 
gesprochen  wird.  Bekannt  ist  ja  übrigens,  dass  nach  starker  Steigerung 
der  Diurese  und  plötzlicher  Resorption  grosser  hydropischcr  Ergüsse  nicht 
selten  ähnliche  Erscheinungen  beobachtet  wurden;  selbstverstäudlich  kann 
man  dann  dem  diuretischen  Mittel  nicht  die  Schuld  daran  zuschieben.  — 
Als  charakteristische  Vergiftungssymptome  sind  ferner  starke  Reizungen 
desVerdauungstraktes,speciell  Blutungen  in  die  Magenschleimhaut  beschrieben 
worden.  Indessen  kann  es  nach  Sch.  bei  Anwendung  der  üblichen  Dosen 
wohl  zu  Magenstörungen,  Uebelkeit,  Erbrechen  und  Durchfällen  kommen, 
nie  aber  zu  Aetzungen  oder  Blutungen.  — Was  die  diuretische  Wirkung 
des  Theophyllins  anlangt,  so  hängt  sie  zum  Teil  von  der  Steigerung  der 
Funktionstätigkeit  der  Nierenepithelien  ab,  zum  Teil  aber  wohl  auch  von 
eine  Anregung  der  Lyrnphabsonderung.  Eine  Reizung  der  Nieren  findet 
übrigens  bei  den  üblichen  Gaben  nicht  statt,  so  dass  man  das  Mittel  auch 
bei  acuter  Nephritis  ohne  Gefahr  geben  kann.  Ist  eine  sofortige  Wirkung 
nicht  dringend  erforderlich,  so  beginnt  man  zweckmässig  mit  kleinen 
Dosen;  empfehlenswert  ist  eine  wässerige  Lösung  von  Theophyllinnatrium, 
in  geeigneten  Fällen  zugleich  mit  Digitalis.  K.  Kronthal. 


0.  F.  Helsingius,  Ein  seltener  Fall  von  Verdoppelung  des  Herzspitzen- 
stosses.  Fortschr.  d.  Med.  1905,  No.  15. 

Die  Fälle  von  Verdoppelung  des  Herzspitzenstosses  werden  entweder 
im  Sinne  der  Bigeminie  (d.  h.  zweier  rasch  aufeinander  folgender  Herz- 
contraktionen)  oder  im  Siune  der  Hemisystolie  (d.  h.  der  ungleichzeitigen 
Contraktionen  der  Herzventrikel)  gedeutet;  anders  zu  erklären  ist  jedoch 
der  Fall,  den  Verf.  publicirt.  Hier  wurde  intra  vitam  eine  wirkliche  Ver- 
doppelung des  Herzspitzenstosses  gefunden  neben  Vergrösserung  des  rechten 


9 

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706 


GlHSON.  — UoFKMANN. 


No.  42. 


und  des  linken  Herzens  infolge  von  Insufficienz  der  Mitral-  und  der 
Aortenklappen  mit  Exacerbation  der  Rmlocarditis.  Die  Autopsie  bestätigte 
die  Diagnose;  ausserdem  fand  sieb  die  Wand  des  rechten  Ventrikels  an 
der  Spitze  hochgradig  verdünnt:  sie  bestand  an  der  Spaltungsstelle  der 
Spitze  nur  aus  Endo-  und  Epicard  mit  einer  dazwischen  eingelagerten 
Schicht  von  Fettzellgcwebc.  Verf.  vermutet,  dass  die  Verdoppelung  des 
Hcrzspitzonstosses  im  wesentlichen  durch  die  zweite  acccssorische  Herz- 
spitze, die  eine  besondere  Spitze  des  rechten  Ventrikels  bildete,  bedingt 
war.  Diese  accessorische  Spitze  wurde  am  Schlüsse  der  Diastole  unter 
dem  Einflüsse  des  Blutdruckes  gedehnt  und  veranlasste  eine  fühl-  und 
sichtbare  Vorstülpung  des  Interkostalraumes,  welche  die  erste  Hälfte  des 
doppelten  Herzspitzenstosses  bildete.  L.  Perl. 


I«.  A.  Gihsnn,  Bradycardia.  Edinburgh  med.  journal.  July  1005. 

Eine  bei  einem  erwachsenen  Manne  zu  constatirende  Pulsfrequenz  unter 
50  Schlägen  in  der  Minute  ist  pathologisch.  Die  Erscheinung  kauu  auf 
einer  familiären  Anlage  beruhen,  auch  wohl  auf  persönlicher  Idiosynkrasie; 
zahlreich  sind  die  veranlassenden  Momente  (die  verschiedensten  Affektionen 
des  Nervensystems  vom  Hirn  abwärts,  mannigfache  Leiden  des  Herzens, 
der  Lunge,  der  verschiedenen  Unterleihsorgane;  toxische  Einflüsse  teils  bei 
metallischen  Vergiftungen,  teils  bei  solchen  mit  verschiedenen  pflanzlichen 
oder  mikrobischen  Giften;  endlich  beträchtliche  Steigerung  des  Blutdruckes 
aus  verschiedener  Veranlassung).  Das  Phänomen  vergesellschaftet  sieb 
unter  Umständen  mit  nervösen  Anfällen,  die  Aehnlichkeit  mit  dem  „petit 
mal“  haben  (Adams-Stokes  Symptomeocomplex).  In  einigen  vom  Verf. 
publicirten  Fällen  zeigten  die  von  der  Jugularvene  und  von  der  Radial- 
arterie aufgenommenen  Kurven  eine  bemerkenswerte  höhere  Frequenz  der 
Jugularpul8e,  ein  Umstand,  der  entweder  auf  eine  gesteigerte  Tätigkeit  der 
Vorhöfe  oder  auf  einen  Schwächezustand  der  Ventrikelaktion  hinweist.  — 
Die  oben  erwähnten,  bei  manchen  Fällen  intermittirend  auftretenden  Hirn- 
erscheinungcn  beruhen  in  erster  Reihe  auf  Sklerose  der  Hirngefässe  und 
sind  ätiologisch  analog  der  „Clatidication  intermitteute“.  L.  Perl. 


lloffinann,  Ein  Fall  von  schwerer  Magenblutnng.  Deutsche  militärirztl. 

Zeitschr.  1004,  H.  5,  S.  278. 

Es  handelt  sich  um  die  Krankengeschichte  eines  Gefreiten  T..  die 
beweist,  dass  auch  ausserordentlich  ausgiebige  Blutungen  aus  dem  Magen 
mit  drohendsten  Erscheinungen  noch  gut  überstanden  werden  können.  Man 
nimmt  allgemein  an,  dass  bei  Blutverlusten  bis  zur  Hälfte  der  Gesammt- 
blutmcnge  des  Körpers  das  Leben  durch  Kochsalzinfusion  noch  zu  erhalten 
ist.  Dagegen  soll  dies  bei  Blutverlusten  über  a/3  der  Gesammtmenge  nicht 
mehr  möglich  sein.  Demgegenüber  zeigte  unser  Fall,  bei  dem  nahezu 
3 Liter  reinen  Blutes  erbrochen  wurde,  während  ausserdem  noch  1 Liter 
stark  blutig  • gefärbter  Flüssigkeit  per  os  abging,  während  endlich  auch 
der  Stuhlgang  mehrere  Maie  schwarz  gefärbt  war,  ein  Zeichen,  dass  eben- 
falls durch  den  Darm  zu  wiederholten  Malen  Blut  abging,  dass  auch  bei 


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No.  42. 


Groukk.  — Baumstark. 


707 


Verlust  von  !/3  der  Gesararatmenge  des  Rlutes  durcli  reichliche  Kochsalz- 
infusion das  Leben  gerettet  werden  kann.  Der  Patient  erhielt  3 Stunden 
nach  der  ersten  Blutung  abends  8 Uhr  1000  ccm  physiologischer  Koch- 
salzlösung von  37°  C.  infundirt,  während  2 Stunden  später  eine  zweite  der- 
artige Infusion  von  700  ccm  folgte.  In  den  ersten  Tagen  wurde  der  Kranke 
lediglich  durch  den  Mastdarm  ernährt,  daneben  noch  ca.  14  Tage  lang 
nur  mittels  kleiner  Mengen  Milch  per  os.  Erst  14  Tage  nach  der  Blutung 
erhielt  der  Patient  zum  ersten  Male  Fleischbrühe  mit  einem  weichgekochten 
Ei  und  4 Tage  darauf  zum  ersten  Male  fein  geschabten  Scbinkeu.  Die 
gewöhnliche  Ernährung  wurde  erst  4 Wochen  nach  der  Blutung  wieder 
aufgenommen.  Eine  Wiederholung  der  Hämatemesis  fand  nicht  statt. 

Carl  Rosenthal. 

J.  A.  Grober,  Ueber  die  Wirkung  gewisser  Antiseptika  (Toluol  etc.)  auf 
das  Pepsin.  Archiv  f.  d.  ges.  Physiologie.  Bd.  104,  H.  1 u.  2,  S.  109. 

Versuche,  die  G.  über  die  Wirkung  gewisser  Antiseptika,  besonders 
Toluol  und  Chloroform,  auf  das  Pepsin  angestellt  hat,  beweisen,  dass  diese 
Mittel  eine  schädigende  Einwirkung  auf  die  verdauenden  Eigenschaften  der 
Fermente,  speciell  des  Pepsins  ausüben.  Sie  tun  dies  insbesonders  bei 
inniger  Mischung,  doch  auch,  wenn  auch  entsprechend  geringer,  bei  der 
gewöhnlichen  Anwendung.  Worauf  die  Schädigung  eigentlich  beruht,  lässt 
sich  mit  Sicherheit  nicht  sagen.  Eis  kann  sich  einmal  um  eine  Hemmung 
der  Wirkung  des  Fermentes,  das  im  übrigen  quantitativ  nicht  verändert 
wird,  handeln,  oder  auch  vielleicht  um  eine  Zerstörung  des  Fermentes. 

Carl  Rosenthal. 

R.  Baumstark,  Ueber  Thiosinaminwirkung  bei  Erkrankungen  der  Ver- 
dauungswege. Berl.  klin.  Wochenschr.  1904,  No.  24. 

B.  erprobte  die  Wirkung  des  viel  gerühmten  Thiosinamin  bei  Er- 
krankungen der  Verdauungswege,  die  durch  Narben  und  Adhäsionsbilduug 
hervorgerufen  werden.  Es  wurde  in  allen  behandelten  Fällen  eine  20proc. 
Glycerinwasserlösung  des  genannten  Mittels  benutzt  und  zwar  wurde  jedes- 
mal 1 ccm  injicirt,  abgesehen  von  den  beiden  ersten  Einspritzungen,  die 
nur  3 resp.  6 Teilstriche  betrugen.  Die  Einwirkung  auf  maligne  Tumoreu 
(3  stenosirende  Pyloruscarcinome  und  2 Oesophaguscarcinome)  war  absolut 
gleich  Null,  wie  das  auch  nicht  anders  zu  erwarten  war.  Was  auf  der 
anderen  Seite  die  benignen  Erkrankungen  anlangt,  so  war  in  2 Fällen 
einer  Pericholecystitis  und  einer  Perigastritis  ein  Erfolg  nicht  zu  verkennen. 
Nicht  nur  das  subjektive  Beünden  der  Patienten  besserte  sich,  sondern  es 
kounte  auch  objektiv  insofern  eine  Besserung  constatirt  werden,  als  die 
Druckemptindlichkeit  in  der  Leber-  und  Magengegend  bedeutend  nachliess. 
Inwieweit  jedoch  diese  Besseruug  auf  das  Mittel  oder  auf  die  allgemeine  Be- 
handlung und  auf  die  schonende  Diät  zurückzufübren  ist,  lässt  sich  schwer 
bestimmen,  ln  anderen  benignen  E'ällen  hat  sich  jedenfalls  die  Thiosinamin- 
therapie  erfolglos  erwiesen.  In  jedem  E'alle  beweisen  diese  Ergebnisse,  dass 
man  die  Hoffnungen  auf  die  gute  Wirkung  der  Behandlung,  sei  es  maligner, 
sei  es  benigner  Strikteren,  mittels  Thiosinamin  durchaus  nicht  zu  hoch 
spannen  darf.  Carl  Rosenthal. 


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708 


WlKSIKOEII.  — V.  HoTOK. 


No.  4‘2. 


Wiesinger,  Zwei  Fälle  von  akuter  Pankreatitis  mit  disxeminirter  Fett- 
nekrose,  geheilt  nach  Laparotomie.  Deutsche  med.  Wochenschr.  1904, 
No.  35. 

In  letzter  Zeit  ist  zweifellos  festgestellt  worden,  dass  die  disseminirte 
Fettnekrose  keine  eigene  Erkrankung,  vielmehr  ein  Symptom  krankhafter 
Störung  der  Pankreasfunktion  darstellt.  Insbesondere  kommt  sie  im  Ge- 
folge akut  entzündlicher  Processe  der  Bauchspeicheldrüse  vor.  W.  giebt 
die  Krankengeschichte  zweier  einschlägiger  Fälle,  welche  beide  durch  Lapa- 
rotomie geheilt  wurden.  Die  Frage,  ob  überhaupt  bei  akuter  Pankreatitis 
operativ  eingegriffen  werden  soll  oder  nicht,  beantwortet  W.  in  bejahendem 
Sinne,  indem  er  darauf  hinweist,  dass  die  erste  und  wichtigste  Pflicht  des 
Chirurgen  darin  besteht,  bei  irgend  welchem  phlegmonös  entzündlichen 
Processe  eventuell  durch  ausgedehnte  Einschnitte  in  die  betreffenden  Teile 
für  genügenden  Abfluss  der  pathologischen  Sekrete  zu  sorgen.  Was  speciell 
die  operative  Behandlung  der  akuten  Paukreatitis  aulangt.  so  sind  bisher 
nur  wenige  derartiger  Fälle  gebeilt  worden  (Hahn,  Halstedt.  Pkls- 
Leusden,  Körte,  Wi, singer).  Der  Grund  für  diese  traurige  Erscheinung 
liegt  wohl  zumeist  darin,  dass  die  Grundsätze  der  Behandlungsweise  erst 
in  den  letzten  Jahren  festgestellt  und  allgemein  angenommen  worden  sind. 
Die  Operation  selbst  anlangend,  soll  sie  in  der  Regel  die  Form  der  Probe- 
laparatomie  wahren  und  ohne  Narkose  ausgeführt  werden,  um  den  bereits 
bestehenden  Erschöpfungszustand  nicht  noch  zu  steigern.  Dass  es  möglich 
ist,  die  Fettgewebsnekrose  anatomisch  zu  heilen,  dafür  wird  zum  Schluss 
noch  der  interessante  Beweis  erbracht,  indem  bei  Wiedereröffnung  des 
Leibes  bei  einem  der  beiden  Patienten  ein  Jahr  nach  der  ersten  Operation 
festgestellt  werden  konnte,  dass  von  der  früher  reichlich  vorhandenen 
Fettnekrose  nicht  eine  Spur  mehr  vorhanden  war.  Carl  Rosenthal. 


v.  Huton,  La  pasteurisation  domestiqne  du  lait.  Journ.  med.  de  Bruxelles. 

1904,  No.  18. 

Die  jetzt  vielfach  empfohlene  Methode,  die  zur  Säuglingsnahrung  be- 
stimmte Milch  am  offenen  Feuer  rasch  aufzukochen  und  kühl  aufzubewahren, 
hält  Verf.  für  verwerflich.  Bei  dieser  Art  des  Erbitzens  ohne  Wasserbad 
werden  die  einzelnen  Schichten  der  Milch  ganz  ungleicbmässig  erwärmt, 
infolge  des  Zutritts  der  Luft  bildet  sich  das  bekannte  Milchhäutchen,  das 
viele,  auch  pathogene  Bakterien  einschliesst  und  vor  der  Abtötung  durch 
die  Hitze  schützt.  Endlich  findet,  zumal  in  Krankenhäusern,  leicht  eine 
Neuinfektion  der  Milch  in  den  offenen  Gefässen  statt.  Da  die  Milch  bei 
Temperaturen  von  70 — 75°  C.  und  darüber  chemische  Veränderungen  er- 
leidet, so  ist  das  beste  Verfahren,  die  Milch  zur  Säuglingsnahrung  vor- 
zubereiten. sie  bei  einer  Temperatur  von  00—  65°  zu  pasteurisiren.  Verf. 
hat  einen  einfachen,  für  den  Hausgebrauch  bestimmten  Apparat  ersonnen, 
welcher  ermöglicht,  die  in  einem  mit  Wattefilter  geschlossenen  und  mit 
Hahn  versehenen  Kruge  befindliche  Milch  mit  Hilfe  eines  W7asserbades, 
aber  ohne  Gebrauch  eines  Thermometers,  auf  ca.  05°  zu  erwärmen  Bei 
dem  Erwärmen  auf  65°  werden  alle  pathogenen  Bakterien  abgetötet,  aber 
nicht  die  Sporeu  der  normalen  Milehbakterien.  Bei  Temperaturen  von 


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No.  42. 


ThaUtmann. 


Hai.iprC. 


709 


16 — 25°  keimen  diese  rasch  wieder  aus.  In  jedem  Fall  ist  daher  die  bei 
65°  pasteurisirte  Milch  in  spätestens  24  Stunden  zu  verbrauchen;  hei 
heissem  Wetter  aber  verwende  man  lieber  bei  100  0 sterilisirte  Milch. 

Stadthagen. 

G.  Trautmann,  Beitrag  zum  Wesen  des  Drüsenfiebers  unter  Berücksichti- 
gung des  Lymphsystems  und  der  Bakteriologie.  Jahrb.  f.  Kinderheilk. 
Bd.  t*0,  S.  603. 

Beim  Drüsentieber  handelt  es  sich  um  secundäre  Lymphadenitiden, 
welche  von  einer  Entzündung  im  Nasenrachenraum,  speciell  der  Pharynx- 
tonsille aus  entstehen.  Dabei  können  entzündliche  Nebenerscheinungen  in 
der  Mundhöhle  und  Nase  bestehen.  Die  Lymphadenitis  betrifft  vorwiegend 
die  Nackendrüsen,  kann  sich  aber  weiter  auf  die  übrigen  Hals-  und  die 
Achseldrüsen  verbreiten.  Die  Lymphadenitis  stammt  aus  dem  Lymphquell- 
gebiete  des  Infektionssitzes,  welcher  mit  den  afficirten  Drüsen  in  Verbindung 
steht.  — Bei  der  Weiterverbreitung  des  Infektionsstoffes  bilden  die  hinteren 
und  seitlichen  Pharynxdrüsen  die  erste  Durchgangsstation.  Im  fort- 
geschrittenen Alter  atropbiren  die  inconstanten  retropharyngealen  Drüsen, 
während  die  constanten  lateralen  persistiren.  Das  seltene  Vorkommen  des 
Drüsenfiebers  bei  Erwachsenen  erklärt  sich  aus  der  physiologischen  Atrophie 
der  Pharynxtonsille  und  der  retropharyngealen  Drüsen.  Die  seltenen  Fälle 
von  Drüsenfieber  bei  Erwachsenen  betreffen  eben  solche  Individuen,  bei 
denen  ausnahmsweise  die  Rachenmandel  persistirt  und  von  da  aus  die  In- 
fektion sich  auf  die  lateralen  Gland.  pharyngeales  ausbreitet.  Gelegentlich 
kann  auch  einmal  bei  Erwachsenen  die  Schleimhaut  des  Nasenrachenraums 
selbst  der  Sitz  der  Infektion  sein.  — Bei  Erkrankung  der  Gaumenmandel 
bleiben  die  Nackendrüsen  frei;  von  diesen  aus  gelangt  der  Infektionsstoff 
zu  den  Gland.  submaxillares.  Sind  Nasenrachenraum  und  Mundhöhle  gleich- 
zeitig Sitz  der  primären  Infektion,  so  können  Nacken-  und  Submaxillar- 
drüsen  anschwellen.  Das  Drüsenfieber  ist  kein  Morbus  sui  generis;  sondern 
eine  Infektionskrankheit  mit  verschiedener  bakteriologischer  Aetiologie.  — 
Ob  der  Krank  hei  tsprocess  sich  auf  die  nächstgelegenen  Drüsen  beschränkt 
oder  auch  auf  entferntere  Lymphdrüsen  übergeht,  ob  Complikationen 
(Nephritis  etc.)  auftreteu,  ist  von  der  Resistenz  des  befallenen  Körpers 
und  der  Virulenz  des  jeweiligen  Krankheitserregers  abhängig. 

Stad  thagen. 

A.  Halipre,  La  paralysie  douloureuse  des  jeunes  enfauts  existe-t-elle? 
Rev.  mens,  des  mal.  de  l’enf.  1904,  S.  241. 

Die  sogenannte  schmerzhafte  Lähmung  der  Kinder  (ChassaIGNAC), 
welche  sich  im  Gefolge  eines  brüsken  Zuges,  eines  Stosses  oder  Falles  am 
Arm  einstellt,  ist  nach  Verf.'s  Erfahrungen,  die  er  durch  einige  Beispiele 
belegt,  nicht  Folge  einer  nervösen  Lähmung,  sondern  durch  eine  chirur- 
gische Erkrankung  zu  erklären.  Wenigstens  gilt  dies  für  die  weitaus 
meisten  Fälle.  Es  handelt  sich  um  eine  Subluxation  des  Radiusköpfchens 
nach  vorn  oder  nach  hinten,  oder  um  eine  Verzerrung  des  Ligamentum 
annulare  radii  mit  Einklemmung  desselben  zwischen  Radiusköpfchen  und 
Humerus.  Stad  thagen. 


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710 


Hkcht.  — Fbkrbb.  — Mkndki.. 


So.  44. 


A.  Fr.  Hecht,  Die  Reduktion  als  Lebensfunktion  der  Milch.  Arch  f. 

Kinderheilk.  Bd.  38,  S.  349. 

Der  nativen  Frauenmilch  kommen  bei  Sauerstoffmangel  reducirende 
Eigenschaften  zu,  die  am  besten  durch  Entfärbung  von  Methylenblau 
sichtbar  gemacht  werden  können.  Bei  coloströser  Beschaffenheit  der  Milch 
sind  die  Entfärbungszeiten  viel  kürzer,  reife  Milch  reducirt  manchmal  so 
langsam,  dass  bakterielle  Einflüsse  nicht  ausgeschlossen  werden  können. 
Erhitzen  auf  60 — 68°  beeinträchtigt  die  Reduktion  dauernd;  längeres  leb- 
haftes Kochen  hingegen  führt  zu  Bildung  neuer,  sehr  intensiv  reducirender 
Substanzen.  Die  Reduktion  hängt  in  erster  Linie  vom  Gehalt  der  Milch 
an  Protoplasma,  dann  auch  vom  Gehalt  an  Milchkügelchen  ab.  Das  Ver- 
halten des  Rcduktionsvermögeus  der  Milch  bei  der  Verdauung  lässt  sich 
infolge  des  dabei  herrschenden  Bakteriengohalts  nicht  verfolgen.  Ob  der 
Reduktionsfälligkeit  der  Milch  im  Stoffwechsel  des  Säuglings  eine  Rolle 
zukommt,  ist  aus  den  Untersuchungen  des  Verf.’s  nicht  zu  entscheiden. 

Stadthagen. 


Freesp,  The  force  of  contraction  of  the  gall  bladder  and  the  course  of 
its  motor  and  iuhibitory  nerve  fibers.  Bullet,  of  the  John  Hopkins  Hosp. 
Vol.  XVI,  p.  236. 

Bei  Reizung  von  den  motorischen  Nerven  vermag  die  Gallenblase  sich 
gegen  einen  Druck  von  mindestens  220  mm  Ringer’scber  Flüssigkeit  (spee 
Gewicht  = 1,004)  zusammenzuziehen.  Die  höchste  von  der  Gallenblase 
durch  Contraktion  ausgeübte  Kraft  übertrifft  nicht  wesentlich  den  Sekretions- 
druck der  Galle.  Die  Muskulatur  der  Gallenblase  besitzt  motorische  (con- 
trahirende)  und  hemmende  (dilatorische)  Nervenfasern,  die  zu  dem  Gebiet 
des  Splanchnicus  gehören.  Beide  Nervenarten  entspringen  vom  Rücken- 
mark in  den  Wurzeln  des  6.  Dorsal-  bis  2.  Lumbalnerven.  Die  Hauptaus- 
trittsstelle  für  die  contrahirenden  Fasern  ist  der  10.,  11.  und  12.  Dorsaluerv. 
Die  dilatatorischen  Fasern  erscheinen  ein  wenig  höher,  besonders  vom 
8.  bis  12.  Dorsalnerven.  Alkan. 

Mendel,  A lecture  on  tracheal  inject ion;  its  simplitication  and  its  use  in 
pulmonary  tuberculosis.  Lancct  1905,  July  16. 

Verf.  behauptet,  dass  Injektionen  in  die  Trachea  nicht  notwendig 
Husten  und  Erstickungsanfälle  erregen,  sondern  bei  reizlosem  Medikament, 
z.  B.  Olivenöl,  vollkommen  reaktionslos  ertragen  werden.  Die  Injektion 
braucht  nicht  mit  Hülfe  des  Kehlkopfspiegels  zu  geschehen,  sondern  es 
genügt,  gegen  die  seitlichen  Teile  der  hinteren  Rachenwaud  kräftig  zu 
spritzen,  während  die  Zunge  des  Patienten  herausgezogen  ist  und  nicht 
schluckt.  Der  Pharynx  bildet  [dann  einen  Trichter,  der  nur  nach  der  Glottis 
hin  eine  Oeffnung  hat.  Als  Medikamente  werden  6— lOproc.  ölige  Euka- 
lyptus- und  Gomenollösungen  empfohlen.  Wenn  es  auch  wohl  zu  opti- 
mistisch ist,  die  angeführten  Besserungen  im  Lungenbefund  Schwindsüchtiger 
einzig  auf  diese  Injektionen  zurückzuführen,  so  kann  diese  Art  der  Medi- 
kation doch  immerhin  durch  Reinigung  der  Trachea  und  des  Larvnx  von 
eingedickten,  anhaftendes  Sputis  Gutes  wirken.  Alkan 


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No.  42. 


Fischlkk.  HOPPS 


711 


Pr.  Fischlor,  Ueber  die  syphilogenen  Erkrankungen  des  centralen  Nerven- 
systems und  über  die  Frage  der  „Syphilis  ä virus  nerveux.“  Deutsche 
Zeitschr.  f.  Nervenheilk.  28.  Bd.  (5—0).  • 

F.  beschäftigt  sich  hier  mit  der  Frage,  ob  es  Formen  von  Syphilis 
gebe,  welche  mit  ihrer  Schädigung  mit  Vorliebe  das  Nervensystem  heim- 
suchen (Syphilis  ä virus  nerveux)  und  durch  ihre  Produkte,  Toxine,  Blut- 
tnischung  gerade  bestimmte  nervöse  Elemente  angieift.  Von  diesem  Stand- 
punkt aus  betrachtet  er  in  4 Gruppen  folgende  in  der  Litteratur  behandelten 
Fälle:  1.  Infantile  und  juvenile  Tabes,  Taboparalyse,  Paralyse  mit  Lues, 
aber  ohne  postluetische  Erkrankung  der  Erzeuger.  2.  Syphilogene  Nerven- 
erkrankungen bei  Ehegatten.  Conjugale  reine  Tabes.  Conjugale  Tabo- 
paralyse. Andere  syphilogene  Nervenleiden  bei  Ehegatten.  3.  Fälle  von 
familiärer  Tabes,  Taboparalyse,  Paralyse  und  andere  syphilogene  Erkran- 
kungen und  Mischformen  familiären  Charakters.  4.  Gruppenerkrankungen 
aus  einer  gemeinsam  bestimmten  Infektionsquelle  bei  mehreren  Individuen 
ohne  verwandtschaftliche  oder  familiäre  Beziehungen  u.  s.  w.  Die  kritische 
Beurteilung  des  hier  vorliegenden  und  zusammengestellten  Materials  hat 
zwar  bisher  keinen  zwingenden  Beweis  einer  Existenz  der  Lucs  nervosa  er- 
bracht, sie  ergiebt  aber  viele  Momente,  die  deren  Existenzmöglichkeit  als 
höchstwahrscheinlich  hinstellen.  Wie  manche  Diphtherie-  und  Typhus- 
Epidemien  schwere  Lähmungen  und  Complikationen  mit  sich  bringen,  so 
dürften  auch  bei  dem  Syphilisgift  verschiedene  biologische  Eigenschaften 
und  Differenzen  möglich  sein.  — Art  und  Zeit  der  Infektion,  Verlauf  der 
Infektion  und  Nachkrankheiten,  Eigenheiten  des  Individuums,  Constitution, 
Belastung,  äussere  und  exogene  Schädlichkeiten,  sind  in  jedem  einzelnen 
Falle  zu  berücksichtigen;  dazu  kommt  die  Frage  nach  Ausbreitung  weiterer 
Luesfälle  aus  derselben  Quelle  u.  s.  w.  S.  Kalischer. 


H.  Hoppe,  A clinical  und  pathological  contrihution  to  the  study  of  the 
central  localization  of  the  sensory  tact.  The  journ.  of  nerv,  and  ment, 
disease  1004.  May. 

H.  teilt  10  Fälle  mit  Obduktionsbefund  mit,  in  denen  bei  Hirn- 
erkrankungen die  sensiblen  resp.  sensorischen  Funktionen  beteiligt  waren. 
Kr  kommt  zu  dem  Schlüsse,  dass  akute  Erweichungen  der  Hirnrinde  im 
Gebiete  der  mittleren  Hirnarterie  neben  completer  Hemiplegie  complete 
Hemianästhesie  erzeugen  können.  Chronische  Degenerationen  und  Atrophie 
der  unteren  Rolando’schen  Furche,  wie  z.  B.  bei  Thrombose  eines  Astes 
der  mittleren  Hirnarterie,  war  nicht  begleitet  von  einem  andauernden  Ver- 
lust des  Gefühls  auf  dem  gegenüberliegenden  Arm  und  Gesicht.  Tumoren, 
welche  die  Rinde  und  die  subcortikalen  Partien  der  motorischen  Zonen 
zerstören,  haben  oft  subjektive  Gefiihlsstörungen  zur  Folge,  wie  Schmerzen, 
Ameisenlaufen,  Taubheit;  die  objektiven  Störungen  der  Sensibilität  sind 
dabei  meist  gering  und  häufig  durchaus  nicht  proportional  dem  completen 
Lähmungsgrade.  In  der  Mehrzahl  der  Fälle  (66  pCt.)  der  Läsionen  der 
motorischen  Zonen  oder  Bahnen  (Pyramiden)  fehlen  sensible  Störungen. 
Mit  v.  Monakow  nimmt  H.  zur  Erklärung  dieser  Tatsache  an,  dass  die 
allgemeinen  Körperempfinduugen  eine  bilaterale  Centralisation  besitzen  und 


r 

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712 


Orloff.  — Urbrmyscuitsch. 


No.  42. 


auf  verschiedenen  Bahnen  ihre  Centren  erreichen.  Hauptsitz  für  Schraerz- 
und  Temperatureropfindung  sind  die  anderen  Teile  des  Lohns  parietalis 
und  für  Tast-  und  Muskelsinn  sind  die  Rolando’schen  Windungen  resp. 
Centren  in  Anspruch  zu  nehmen.  Zur  Leitung  der  sensiblen  Bahnen  ist 
das  thalamo-cortikale  Neuron  in  Betracht  zu  ziehen;  akute  hämorrhagische 
Zerstörung  des  Thalamos  opticus  wie  akute  Zerstörung  der  Corona  radiata 
zwischen  Rinde  und  Thalamos  führen  zu  Hemianästhesie.  Tumoren  und 
chronische  Läsionen  dieser  Gegend  können  diese  Gefühlsstörung  vermissen 
hissen.  S.  Kali  sch  er. 


N.  OrlofT,  Zur  Frage  der  pathologischen  Anatomie  der  genuinen  Epilepsie. 

Arch.  f.  Psych.  etc.  38.  Bd.  (2). 

Der  Verf.  uutersucbtc  vier  Fälle  genuiner  Epilepsie  und  fand  zu- 
nächst eine  Gliawucherung.  Diese  Gliawucherungen  bilden  aber  in  ihrem 
Auftreten,  Anordnung  oder  Bildung  nichts  Charakteristisches  für  Epilepsie. 
Ihr  Vorkommen  ist  in  allen  Fällen  lange  währender  Geisteskrankheit  als 
Regel  anzusehen  und  ihre  Anordnung  in  allen  Fällen  die  gleiche.  Ebenso- 
wenig boten  die  Veränderungen  der  Ganglienzellen  und  der  Gefässe  etwas 
Charakteristisches.  Während  die  Gliawucherungsprocesse  in  den  ersten 
3 Fällen  sich  auf  allen  Gebieten  des  Gehirns  verbreiteten,  war  in  dem 
4.  Falle  eine  selbständigere  ja  vielleicht  angeborene  Sklerose  des  Ammons- 
horns hervorgetreten;  auch  im  allgemeinen  lässt  sich  nichts  mehr  sagen, 
als  dass  das  Ammonshorn  mitunter  bei  Epilepsie  besonders  starke  Wuche- 
rungen aufweist.  Die  Tangential-  und  Radiärfaseru  waren  in  keinem  der 
Fälle  vermindert.  S.  Kalischer. 


V.  l'rbiintscliitseh,  Ueber  die  von  den  seusiblen  Nerven  des  Kopfes  aus- 
gelösten Schrift-  und  Sprachstörungen,  sowie  Lähmungen  der  oberen  und 
unteren  Extemitäten.  Deutsche  Zeitschr.  f.  Nervenheilk.  20.  Bd.  (3). 

Der  Verf.  weist  zunächst  auf  die  vom  Ohr  ausgehenden  Reflexläbmungen 
der  oberen  und  unteren  Extremitäten  hin.  Diese  Reflexparesen  bei  Mittel- 
ohrentzündungen betreifen  bald  die  oberen  bald  die  unteren  Extremitäten, 
bald  die  gleiche  bald  die  entgegengesetzte  Seite;  sie  äussern  sich  bei 
leichteren  Graden  in  Schwäche,  Zittern,  Ermüdung,  Unsicherheit.  In  dem 
hier  beschriebenen  Falle  mit  beiderseitigem  Mittelohrkatarrb  erfolgte  jedes- 
mal nach  Bougierung  des  Tubenkauals  und  Lufteintreibungen  in  das  Mittelohr 
eine  auffallende  Besserung  des  Gehens  und  der  Bewegungen.  In  anderen 
Fällen  können  gerade  Manipulationen  am  Ohr  (Einführen  des  Katheters 
in  die  Rachenmündung  u.  s.  w , Tamponade)  eine  derartige  Reflexparese 
erzeugen.  — Auf  ähnlicher  Basis  beruhen  die  vom  Ohr  reflektorisch  aus- 
gelösten Schriftstörungen.  Mit  Beginn  einer  eitrigen  Mittelohrentzündung 
tritt  mitunter  eine  auffällige  Verschlechterung  der  Schrift  ein  (Ermüdung, 
Zittern,  Unsicherheit).  Mitunter  trat  nach  einem  operativen  Eingriff  sofort 
die  frühere  gute  Schrift  wieder  auf.  Bei  60  Fällen  von  Drucktamponade 
der  inneren,  freigelegteu  Wand  der  Paukenhöhle  trat  11  mal  eine  Schrift- 
veränderung eiu.  Auch  Ausspritzung,  Lufteinblasung,  Bougierung  kann  zu 


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No.  42. 


Bruo.  — Oi.ivrr.  Hudson, 


713 


ähnlichen  Stillungen  führen  Diese  Schriftveränderung,  die  auf  feinere 
funktionelle  Muskelstürungeu  zu  beziehen  ist,  betraf  mitunter  die  Schrift 
beider  Hände.  — Auch  reflektorisch  erzeugte  Paresen  der  Sprachmuskeln 
und  Sprachstörungen  konnten  durch  OhrafTektionen  und  Eingriffe  am  Ohr 
erzeugt  werden,  so  rasche  Ermüdung,  verlangsamte,  stockende  Sprache,  er- 
schwertes oder  mangelndes  Aussprechen  der  S-  oder  L-Laute,  Lallen. 
Diese  Störungen  könnten  Tage  bis  Monate  anhalten  und  bessern  sich  mit- 
unter nach  Heilung  des  Katarrhs  wie  nach  operativen  Eingriffen.  Dabei 
sind  die  Störungen  wenig  anders,  wenn  das  rechte  oder  das  linke  Ohr 
betroffen  ist.  — Auch  vorübergehende  schwerere  amnestische  und  aphasische 
Störungen,  die  eine  organische  Hirnveränderung  ausscb Hessen  lassen,  konnte 
U.  bei  Ohraffektionen  und  nach  Mittelohroperationen  beobachten;  vielleicht 
spielen  hyperämische,  ödematöse  Zustände  in  den  Sprachcentren  und  ver- 
änderte Druckverbältnisse  dabei  eine  Rolle.  — Endlich  können  verschiedene 
Reflexparesen  gemeinschaftlich  an  den  oberen  unteren  Extremitäten  wie  an 
den  Sprach-  und  Schreibmuskeln  bei  Mittelohrleiden  sich  zeigen;  sie  können 
mitunter  apoplektiform  einsetzen  und  zu  Täuschungen  Anlass  geben.  Die 
Reflexparesen  können  auch  gelegentlich  den  Facialis  treffen.  — Auch 
sensible  und  setisorische  Reflexstörungen  wie  Hyp-  und  Hyperästhesien 
und  Algesien  und  Asthenopien  können  von  Mittelohraffektionen  aus  ent- 
stehen und  mitunter  durch  Cocain-Anästhesirung  der  Paukenhöhle  ebenso 
beseitigt  werden  wie  die  Reflexparesen.  S.  Kalischer. 


R.  Brtig,  Die  Abnützung  des  Rückenmarks  (Friedreich’sche  Krankheit  und 
Verwandtes).  Deutsche  Zeitschr.  f.  Nervenheilk.  26.  Bd.,  1.— 2.  H. 

B.  wendet  die  Edinger’sche  Ersatztheorie  auf  die  Erklärung  des  Zu- 
standekommens der  sog.  Friedreich’schen  Ataxie  an,  indem  er  nachzuweisen 
sucht,  wie  auf  dem  Boden  einer  hypoplastischen  Anlage  des  Rückenmarks 
und  mangelhaften  Ersatzes  der  bei  der  Funktion  consumirten  Stoffe  pari 
passu  je  mit  den  funktionellen  Ansprüchen,  welche  das  heranwachsende 
Kind  an  einzelne  Neurone  stellt,  diese  der  Erkrankung  anheimfallen  (Ab- 
nützung des  Rückenmarks).  Die  klinischen  und  anatomischen  Befunde  bei 
der  in  Rede  stehenden  Erkrankung  scheinen  darauf  hinznweisen,  dass  gerade 
diese  Krankheitsform  das  beste  Paradigma  und  die  sicherste  Stütze  für  die 
Edingersche  Hypothese  abgebe  und  zwar  in  einwandsfreierer  Weise  als 
die  Tabes.  B.  eröffnet  ausserdem  noch  Ausblicke  (auf  Grund  ähnlicher 
Gedankengänge)  auf  das  Verständnis  für  die  Pathogenese  anderer  con- 
genitaler und  familiärer  Zustände,  deren  Entstehung  heute  noch  im  Dunkeln 
liegt.  M.  Brasch. 

1)  Th.  Oliver,  History  of  a case  of  central  tuniour  eight  and  a-half  years 
after  rernoval.  Brit.  med.  journ.  1903,  Jnly  11. 

2)  W.  11.  Hudson,  A enntribution  to  the  surgery  of  the  brain,  with  the 
report  of  two  cases  of  tumours  of  the  cerebellum  which  where  located 
and  on  which  operations  were  performed.  Americ.  journ.  of  med.  Sciences 
1903,  September. 

1)  0.  berichtet  über  den  Verlauf  eines  Falles  von  Augiom  der  linken 


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714 


SivtN.  — Fkbslkh. 


No.  42. 


motorischen  Rindenzone,  den  er  mit  WlLLlAMSON  zusammen  behandelt, 
operirt  und  1898  berichtet  hat.  Es  musste  damals,  weil  der  Tumor  nicht 
circumskript  war,  ein  grösserer  Teil  gesund  erscheinender  Rindenpartien 
mit  fortgenommen  werden  und  die  Patientin  war  nachher  aphasiscb. 

8‘/2  Jahre  nach  der  Operation  war  das  Spontansprechen  sehr  ge- 
bessert, der  Wortschatz  ein  ziemlich  reicher  geworden,  die  Kranke  batte 
ein  treffliches  Gedächtnis,  beantwortete  einfache  Fragen  correkt,  rechnete 
und  zählte  leidlich  gut,  schrieb  mit  der  linken  Hand.  Im  rechten  Facialis 
und  rechten  Bein  war  eine  leichte  Parese  vorhanden,  in  der  rechten  Hand 
waren  Contrakturen  sichtbar,  während  der  Arm  beweglich  erschien,  die 
feineren  manuellen  Verrichtungen  waren  demzufolge  gestört 

2)  Die  beiden  Fälle  sind  uicht  nur  von  lokalisatorischem.  .sondern 
besonders  von  chirurgisch-technischem  Interesse,  denn  sie  greifen  eine 
Hirnregion  an,  die  bisher  als  unnahbar  galt  und  zwar  (im  ersten  Falle) 
mit  einem  Erfolg  endgiltiger  Heilung,  ln  diesem  Falle  (Cyste  im  rechten 
Lappen)  kam  die  Symptomatologie  der  Lokalisation  zu  Hülfe,  da  die 
rechte  Seite  druckempfindlich  war,  eine  rechtsseitige  Lähmung  des  C.  und 
7.  Hirnnerven,  rechtsseitiger  Nackenschmerz  und  eine  gekreuzte  Hemiparese 
vorhanden  waren.  Im  zweiten  Falle  fehlte  die  gekreuzte'  Lähmung,  aber 
es  bestand  neben  sonst  gleichen  Symptomen  Taubheit  für  Luft-  und  Knocben- 
leitung  auf  der  Seite  der  anderen  Hirnnervenlähmungen  und  Rotation  des 
Körpers  von  links  nach  rechts  um  die  Längsachse.  Die  Entfernung  des 
Tumors  gelang  auch  im  zweiten  Falle,  aber  der  Patient  starb  am  ll.Tage 
an  Erschöpfung  durch  Diarrhoen.  Ueber  die  Technik  der  Operation  sehe 
mau  das  Original  ein.  M.  Brasch. 


V.  0.  Siven,  Zur  Kenntnis  der  sog.  chronisch  ankylosirenden  Entzündung 
der  Wirbelsäule.  Zeitscbr.  f.  klin.  Med.  Bd.  49,  H.  1 — 4. 

S.  teilt  vier  Fälle  mit,  von  denen  einer  auch  zur  Sektion  und  aoa 
toinischeu  Untersuchung  kam.  Darin  liegt  das  Hauptinteresse  der  Arbeit, 
deren  klinische  Details  man  im  Original  einsehen  wolle.  Die  Gelenkunter- 
suchungen au  der  Wirbelsäule  ergaben  nun,  dass  die  vorgeschrittensten 
Veränderungen  in  den  Gelenken  zwischen  Rippen  und  Wirbeln  anzutreffen 
waren  — es  war  eine  völlige  Ankylose  eingetreten,  die  intervertebralen 
Knorpel  waren  nur  leicht  erkrankt.  Es  handelte  sieb  um  eine  entzünd- 
liche Geleukaffektion,  welche  schliesslich  zu  völliger  Ossifikation  der  kleinen 
Gelenke  der  Wirbelsäule  führte  (Arthritis  chronica  ankylopoetica  — Ziegler). 
Der  Krankheitsprocess  ist  nach  des  Verfassers  Ansicht  von  der  genuinen 
Arthritis  deformans  verschieden  und  deshalb  auch  nicht  als  Spondylitis 
deformans  schlechtweg  zu  bezeichnen.  Ob  er  als  vollständig  eigenartige 
Krankheit  zu  bezeichnen  sei,  lässt  S.  unentschieden.  M.  Brasch. 


4.  Fessler,  Die  Lagerung  des  Nervus  radialis  bei  Oberarm b röchen  der 
Diaphyse.  Deutsche  Zeitschr.  f.  Chir.  Bd.  78,  S.  60. 

Aus  der  fleissigen  Arbeit  F.’s  heben  wir  zunächst  die  Bemerkung  her- 
vor, dass  die  Integrität  der  radialen  Sensibilität  dann  am  häufigsten  be- 


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No.  42. 


JüLlOBBBBO. 


715 


obachtet  wird,  wenn  der  Bruch  (mit  Verletzung  des  Nerven)  in  der  Mitte 
oder  im  unteren  Drittel  des  Oberarmes  liegt.  Liegt  der  Bruch  oberhalb 
der  Knochenmitte,  und  ist  ausgiebige  Dislokation  vorhanden,  so  kann  man 
das  Vorhandensein  des  Punctum  maximum  der  Anästhesie  zwischen  Os 
metacarpi  prim,  und  Os  metacarpi  sec.  (LßTiLVANT)  differential  diagnostisch 
für  vollkommene  Nervenzerreissung  verwerten.  Sehr  wichtig  ist  die  durch 
eigene  Beobachtungen  und  aus  den  Nachweisen  der  Literatur  gestützte  Be- 
hauptung, dass  die  nicht  sofort  mit  der  Fraktur  einsetzende,  sondern  sich 
erst  später  einstellende,  als  sekundär  bezeichnete  Lähmung  sich  durch  eine 
allmählich  oder  rasch  einsetzende  und  dann  fortdauernde  Ueberdebnung 
des  Nerven  über  die  mehr  oder  weniger  dislocirten  Knocbenstücke  ent- 
wickelt. F.  unterscheidet  nach  seinen  Studien  drei  Formen  der  Radialis- 
lähmung  bei  Humerusfrakturen:  1.  Primäre,  sofort  eintretende  Lähmung 
durch  Quetschung,  Zertrümmerung  oder  Aufspiessen  des  Nerven  an  den 
Fragmenten;  2.  nach  Wochen  oder  Monaten  eintretende  Paralyse  (sekundäre 
Form)  bei  Fistelbildung,  Nekrose,  Callusbildung,  auch  nach  abgelaufener 
Fraktur  bei  Pseudarthrosen.  Endlich  3.  eine  Uebergangsform  zwischen 
2.  und  3.,  eine  während  der  Bruchheilung  in  ihren  Anfängen  schon  bei 
der  Frakturirung  begründete,  aber  erst  in  den  nächsten  Stunden  oder 
Tagen  mit  zunehmender  Dehnung  des  Nerven  zunehmende  Form.  Den 
Schluss  der  Arbeit  geben  wir  mit  des  Verfassers  eigenen  Worten  wieder: 
Bei  Brüchen  im  chirurgischen  Hals  des  Humerus,  auch  bei  Luxationen 
kann  der  Nerv  durch  den  nach  innen  und  oben  dislocirten  Oberarmschaft 
gedehnt  und  gedrückt  werden.  Bei  Brüchen  oberhalb  des  Ausatzes  des 
Deltoides  kann  sich  ein  nach  hinten  und  innen  vorspringender  Knochen- 
winkel der  Bruchenden  bilden;  hier  wird  der  Nerv  hauptsächlich  über  das 
nach  innen  abweichende  obere  Fragment  gedehnt.  Bei  Brüchen  im  mittleren 
Drittel  des  Knochens  wird  das  durch  den  Triceps  nach  hinten  oben  ver- 
schobene untere  Fragment  dem  Nerven  am  nächsten  kommen;  hierher  ge- 
hören die  meisten  der  Radialisverletzungen  in  ganz  typischer  Weise.  Bei 
Brüchen  im  unteren  Drittel  drückt  am  ehesten  das  nach  oben  und  aussen 
dislocirte  untere  Fragment  gegen  den  Nerven.  Bei  Brüchen  dicht  oberhalb 
des  Ellenbogengelenks  kommt  am  äusseren  unteren  Ende  des  Nervenspiral- 
ganges  das  obere  nach  aussen  unten  und  vorn  aufgeklappte  Bruchende  am 
häufigsten  dem  Radialnerven  zu  nahe.  Bernhardt. 


M.  Juliusberg,  Gefrierbehandlung  bei  Hautkrankheiten.  (Aus  der  dermat. 

Universitätsklinik  in  Breslau.)  Berl.  klin.  Wochenschr.  1905,  No.  10. 

Verf.  verwandte  zu  seinen  Versuchen  die  Kohlensäure,  die  er  durch 
eine  Art  kleiner  Brause  aus  dom  Ballon  gegen  die  Haut  ausströmen  liess. 
Schon  in  wenigen  Sekunden  ist  diese  fest  gefroren  und  bleibt  es  etwa  20 
bis  30  Sek.  Es  tritt  zunächst  Anämie,  dann  Hyperämie  und  nach  etwa 
einer  halben  Stunde  starke  seröse  Transsudation  ein;  nach  12  Stunden 
kommt  es  zu  entzündlicher  Rötung  und  Blasenbildung,  bei  energischerem 
Gefrieren  zu  Ulceration.  Histologisch  erscheint  zunächst  und  am  stärksten 
das  Epithel,  in  geringerem  Grade  aber  auch  das  Bindegewebe  geschädigt; 
alle  flüssigen  Gewebsbestandtheile  gerinnen,  schon  in  kurzer  Zeit  stellt 


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Hknogki.ki;. 


No.  42. 


sich  eine  enorme  I.eukocytose  ein.  — Bei  Her  therapeutischen  Verwendung 
liess  J.  die  Kohlensäure  etwa  30—  60  Sek.  einwirken,  indem  er  in  kurzen 
Intervallen  das  Ventil  des  Ballons  öffnete  und  schloss.  Wiederholt  werde 
das  Verfahren  erst  nach  Ablauf  der  Reaktion,  was  5—  10  Tage  dauerte; 
meist  genügten  hei  oberflächlichen  Affektionen  3 Sitzungen,  um  ein  Resultat 
zu  erhalten.  Die  Erfolge  waren  bei  Psoriasis,  beim  Lupus  vulgaris,  beim 
Röntgengeschwür  keine  günstigen,  bei  Acne,  oberflächlichen  sycotischen 
Processen  und  beim  Ulcus  cruris  dagegen  recht  befriedigende.  Die  besten 
Ergebnisse  werden  aber  (wie  auch  schon  von  ARN'ING  mit  der  Bengue'schen 
Aetbyl-Methylchloridmischung)  beim  Lupus  erythematodes  erzielt.  — Verf. 
hat  ferner  die  von  Drbuw  (Cbl.  1904,  S.  207)  angegebene  Combination 
der  Gefrierbehandlung  mit  Salzsäureätzungen  versucht,  wobei  er  nur  das 
Chloräthyl  durch  die  schneller  und  inteusiver  wirkende  Kohlensäure  er- 
setzte, und  kann  dessen  günstige  Erfahrungen  beim  Lupus  vulgaris  be- 
stätigen. Ueberhaupt  scheint  sich  das  Verfahren  vorzugsweise  für  tuber- 
kulöse llauterkrankungen  zu  eignen;  aber  auch  ulcerirte  syphilitische 
Primäraffekte  und  Unterschenkelgeschwüre  vernarben  rasch.  Zur  Heilung 
cinigermaassen  tiefgreifender  Processe  waren  gewöhnlich  4 — 5 Sitzungen 
innerhalb  2 Monaten  erforderlich.  Grössere  Herde  werden  in  Narkose  be- 
handelt. H.  Müller. 


Ilenggeler,  Ueber  einige  Tropenkrankheiten  der  Haut.  Monatsbl.  f.  prakt. 

Dermat.  Bd.  40,  No.  5. 

Von  den  Hautkrankheiten,  welche  Verf.  an  der  Ostküste  Sumatras 
studiren  konnte,  bespricht  er  zunächst  die  Framboesia  tropicalis  (Yaws, 
PlAN),  eine  in  den  tropischen  Küstenlandschaften  weit  verbreitete  chronische 
contagiöse  Infektionskrankheit.  — Am  Orte  der,  einen  Epidermisdefekt 
voraussetzenden  Ansteckung  entsteht  nach  einer  Inkubationszeit  von  3 bis 
6 Wochen  als  „Mutterefflorescenz-*  ein  torpides  Geschwür,  dessen  wuchernde 
Granulationen  zu  einem  fungösen  Tumor  auswachsen.  Es  folgt  eine  zweite 
Inkubation  von  1 — 3 Monaten,  worauf,  eingeleitet  von  deutlichen  Prodromal- 
erscheinungen  (Fieber,  heftigen  Gelenkschmerzen)  eine  Allgemeineruption 
auftritt.  In  sehr  verschiedener  Zahl  erscheinende  kleine  rote  Flecke  ent- 
wickeln sich  rasch  zu  Papeln  und  zu  nussgrossen  Knoten;  reisst  die  Epi- 
dermis über  diesen  ein,  so  tritt  eine  rote,  zerklüftete,  an  eine  Himbeere 
oder  au  Feigwarze  erinnernde  Geschwulst  zu  Tage,  die  eine  klebrige  Flüssig- 
keit absondert.  Wenn  die  nässenden  Framboesieknoten  confluiren.  bilden 
sie  eine  flach  erhabene  schmierige  Fläche,  die  breiten  Condylomen  sehr 
ähnlich  ist.  Schleimhäute  und  innere  Organe  bleiben  unbeteiligt,  dagegen 
ist  das  Auftreten  der  Efflorescenzen  stets  von  einer  Schwellung  der  regio- 
nären Lymphdrüsen  begleitet.  — Die  einzelnen  Knoten  können  sich  im 
Laufe  einiger  Wochen  znrückbildeu,  da  jedoch  Rückfälle  sehr  häufig  sind, 
zieht  sich  die  Krankheit  bisweilen  über  mehrere  Jahre  bin.  Ihr  gewöhn- 
licher Ausgang  ist  aber  — auf  Sumatra  wenigstens  — völlige  Genesung 
Nach  einigen  Autoren  sollen  nach  Jahren  Späterscbeinungen  (Knochen-  und 
Geleukerkrankungen,  Geschwüre  der  Haut  und  Schleimhaut  u.  s.  w.)  *uf- 
treten;  Verf.  hat  solche  niemals  gesehen. 


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No.  42. 


IjKDBHMANN.  — Höckmann. 


717 


Die  Framboesie  befällt  am  häufigsten  Kinder  und  junge  Leute,  bei 
Europäern  kommt  sie  ungleich  seltener  vor,  als  bei  Eingeborenen.  Dass 
das  Virus  im  Sekret  und  Blut  der  Knoten  enthalten  ist,  haben  erfolgreiche 
Verimpfungen  bewiesen.  — Die  vom  Verf.  vorgenommene  histologische 
Untersuchung  juuger  Knötchen  zeigte  eine  ausgesprochene  Piasmombildung, 
namentlich  iu  der  Papillarschicht,  die  sich  rasch  mit  entzündlichen  Er- 
scheinungen combinirt.  Dazu  treten  bald  Veränderungen  im  Epithel:  Hyper- 
trophie der  Stachelschicht,  eine  Hyper-  und  Parakeratn.se  mit  Einwanderung 
von  Leukocyten. 

ScHEüBE  u.  A.  halten  die  Framboesie  für  eine  durch  Rasseneigen- 
türolichkeiten  u.  dergl.  modificirte  Syphilis.  Den  unverkennbaren  Aebn- 
lichkeiten  beider  Krankheiten,  zu  denen  auch  gehört,  dass  die  Framboesie 
gleich  der  Syphilis  durch  Quecksilber  und  Jod  günstig  beeinflusst  wird, 
stehen  aber  noch  bedeutendere  Unterschiede  gegenüber,  wie  z.  B.  das  Fehlen 
von  Erkrankungen  der  Schleimhäute,  der  Augen,  Nerven,  inneren  Organe 
bei  der  Framboesie.  Insbesondere  spricht  auch  gegen  die  Identität,  dass 
Chaklouis  mit  Erfolg  Framboesie  auf  Syphilis  verimpfte  und  dass  anderer- 
seits Personen,  die  Framboesie  durchgemacht  haben,  später  an  Syphilis 
erkranken  können.  — Therapeutisch  hat  nach  des  Verfassers  Erfahrungen 
Arseuik  keinen  Einfluss,  Jodkalium  und  Zittmann’sches  Decoct  wirken 
schneller  und  sicherer  als  Quecksilber.  H.  Müller. 


R.  Ledermann,  Ein  Fall  von  Pyodermite  vegötante.  Berl.  klin.  Wochen- 
schrift. 1905,  No.  O. 

Bei  einer  20  jährigen  Frau  trat,  zuerst  an  der  Nase,  später  auch  um 
den  Nabel  und  an  vielen  anderen  Körperstellen,  ein  aus  miliaren  Pusteln 
sich  zusammensetzender,  meist  in  grösseren  Herden  beiderseits  .symmetrisch 
verteilter  Ausschlag  auf.  Die  beständig  sich  wiederholenden  Pustelausbrüche 
erfolgten  teils  auf  intakter,  teils  auf  entzündeter  Haut  und  besonders  in 
scharf  begrenzten  serpiginösen  Linien  am  Rande  schon  vorhandener  Plaques. 
Platzten  die  Pusteln,  so  entstanden  nässende,  eiternde,  leicht  vegetirende, 
sich  schliesslich  mit  Krusten  bedeckende  Flächen.  Eine  im  Verlaufe  der 
Krankheit  auftretende  universelle  Eruption  wurde  von  hohem  Fieber  und 
schwerer  Störung  des  Allgemeinbefindens  begleitet.  Die  Heilung,  welche 
etwa  2 Jahre  nach  Beginn  des  Exanthems  eine  ziemlich  vollständige  war, 
schien  besonders  durch  Teerpräparate  (Tinctura  Rusci,  Anthrasol),  neben 
innerlichem  Arsengebrauch,  befördert  zu  werden.  — Verf.  glaubt,  dass  der 
Fall  Hallopeaü's  Pyodermite  vögetante  am  nächsten  steht;  er  hält  aber 
diese  Krankheit  nicht,  wie  Hallopeau  selbst  es  jetzt  tut,  für  eine  Unter- 
art des  Pemphigus  vegetans.  H.  Müller. 


E.  HofTmann,  Die  Bedeutung  der  neueren  Versuche,  Syphilis  auf  Tiere  zu 
übertragen.  Berl.  klin.  Wochenschr.  1005,  No.  6. 

Verf.  giebt  einen  Ueberblick  über  die  neueren,  zum  Teil  so  erfolg- 
reichen Versuche,  die  Syphilis  auf  Tiere  zu  übertragen,  deren  Fortführung 
reiche  Früchte  versprechen.  Zu  warnen  sei  aber  vor  der  voreiligen  Ver- 


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718 


I IRl'NKKT. 


No.  42. 


Wertung  der  doch  noch  recht  dürftigen  und  unsicheren  Ergebnisse  zu  weit- 
gehenden Schlüssen  auf  die  Möglichkeit  einer  Schutzimpfung  und  Serum- 
therapie. Dergleichen  Andeutungen  gehen  auch  sofort  in  die  Tagesblätter 
über  und  machen  das  Publikum  nur  gegen  die  einstweilen  noch  allein 
sicher  bewährten  Heilmittel  der  Syphilis,  Quecksilber  und  Jodkalium,  miss- 
trauisch. H.  Müller. 


1)  (»runert,  Ein  Pall  von  Torsion  des  Sameustranges.  Münch,  med.  Wochen- 
schrift. 1904,  No  43. 

2)  Mohr,  Ueber  unvollständige  Torsionen  des  Samenstranges  mit  spontanem 
Rückgang.  Ebenda. 

1)  Ein  5l/2jähr.  Knabe,  bei  dem  im  Alter  von  6 Wochen  ein  Leisten- 
bruch constatirt  worden  war,  der  aber  hiervon  nie  Beschwerden  gehabt 
hatte,  erkrankte  plötzlich  unter  den  Erscheinungen  einer  incarcerirten 
Leistenhernie  und  wurde  auch  unter  der  Diagnose  einer  solchen  drei  Tage 
nach  Beginn  der  ersten  Erscheinungen  operirt.  Nach  Eröffnung  des  als 
Bruchsack  imponirenden  Wulstes  in  der  Leistengegend  und  Entleerung 
einer  geringen  Menge  blutig- seröser  Flüssigkeit  daraus  stellte  sich  jedoch 
der  rechte  Testikel  mit  dem  Funiculus  spermaticus  ins  Gesichtsfeld  ein. 
beide  um  300°  im  Sinne  des  Uhrzeigers  gedreht,  ödematös  und  tief  blau- 
roth  verfärbt.  Da  unter  Berücksichtigung  der  Dauer  dieser  Torsion  und 
bei  dem  beschriebenen  Zustande  der  Organe  eine  Restitutio  ad  integrum 
nach  der  Reposition  nicht  zu  erwarten  war,  wurde  die  Oastration  ausge- 
führt. — Die  unmittelbare  Ursache  für  eine  solche  Torsion,  die  bis  zur 
Hodennekrose  führen  kann,  ist  nach  Meinung  des  Verf.  meist  ein  Trauma, 
das,  wenn  die  Prädisposition  zur  Torsion  gegeben  ist,  an  sich  unbedeutend 
sein  kann.  I'rädisponirt  ist  der  Hoden  zur  Torsion  da,  wo  Störungen  beim 
Descensus  infolge  mangelhafter  Funktion  oder  abnormer  Ausbildung  des 
Guberuaculuin  Hunteri  sowie  des  Mesorchium  vorgekommen  sind.  Denn 
hier  bestehen  Auomalien,  die  eine  leichtere  Beweglichkeit  des  oft  nicht 
normal  liegenden  Hodens  ermöglichen. 

2)  Während  in  den  meisten  der  in  der  Literatur  beschriebenen  Fälle 
von  Torsion  des  Samenstranges  erst  die  Operation  der  unter  dem  Bilde 
einer  akuten  Orchitis  und  Periorcbiis  oder  einer  eingeklemmten  Hernie  oder 
einer  Einklemmung  des  Leistenhodens  erkrankten  Patienten  die  richtige 
Diagnose  erkenneu  lies»,  hat  Verf.  Beobachtungen  gemacht,  bei  denen 
leichtere  klinische  Erscheinungen  mit  der  Tendenz  zur  spontanen  Rück- 
bildung die  Diagnose  einer  unvollständigen  Torsion  des  Samenstranges 
wahrscheinlich  machten.  Im  Gegensatz  zur  vollständigen  Torsion,  die  eine 
Nekrose  des  Hodens  herbeiführt,  sind  die  Schädigungen  dieses  Organes  in 
den  vom  Verf.  beobachteten  Fällen  geringer.  Prädisponirend  wirken  in 
erster  Reihe  Anomalien  der  Lage  des  Hodens  im  Zusammenhang  mit 
abnormer  Stieluug  (unvollständige  Rückbildung  des  Mesorchiums  oder 
abnorm  freier  Verlauf  des  Samenstranges).  Hydrocele  des  offen  gebliebenen 
Processus  vaginalis  kann  im  Verein  damit  die  Beweglichkeit  des  Hodens 
noch  vermehren. 


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No.  42. 


DSi.obk  und  Rutbii..  — Blumhkko. 


719 


Diagnostisch  können  die  Fälle  unvollständiger  Torsion  erhebliche 
Schwierigkeiten  bieten.  Hei  normal  gelagertem  Hoden  kann  der  akute 
Beginn  der  als  schmerzhafte  Orchitis  imponireuden  Erkrankung  unter  Aus- 
schluss einer  anderen  Ursache  (Infektionskrankheit,  grobes  Trauma),  sowie 
namentlich  die  Wiederholung  solcher  Anfälle  den  Gedanken  einer  recidi- 
virenden  unvollständigen  Torsion  des  Samenstranges  erwecken.  Bei  abnorm 
gelagertem  Hoden  ist,  falls  Incarcerationserscheinnngen  auftreten,  im  Princip 
stets  auch  an  die  Möglichkeit  einer  Samenstrangstorsion  zu  denken. 
Prognostisch  ist  von  Wichtigkeit,  dass  nach  Enijerlen’s  Tierversuchen 
eine  löstündige  Torsion  des  Samenstranges  noch  nicht  den  Hoden  schädigt, 
erst  nach  22stündiger  Torsion  verfällt  das  Organ  der  Atrophie. 

Therapeutisch  kommt  in  den  recidivirenden  Fällen,  namentlich  bei 
normal  liegendem  Hoden  die  operative  Freilegung  und  Festheftung  in  Be- 
tracht. In  den  ersten  Stunden  eines  Anfalles  ist  die  Detorsion  durch 
äussere  Handgriffe  zu  versuchen.  B.  Marcuse. 


Delore  et  Duteil,  Anurie  calculaire  et  rein  unique  Arch.  general,  de  med. 

1904,  No.  51. 

Ein  42jähriger,  seit  5 Tagen  anurischer  Patient,  der  seit  2 Jahren  an 
rechtsseitigen  Nierenkoliken  gelitten  hatte,  wurde  nephrotomirt,  starb  aber 
im  Collaps  am  nächsten  Tage.  Die  Niere  wurde  bei  der  Operation  stark 
vergrössert,  von  tiefroter  P'arbe  gefunden,  die  incision  der  Niere  führte 
trotz  Compression  des  Stieles  zu  einer  sehr  starken  Blutung.  Im  Nieren- 
becken fand  sich  ein  nussgrosser  Uratstein,  der  entfernt  wurde.  Bei  der 
Autopsie  wurde  das  Gewicht  der  Niere  auf  420  g bestimmt.  Im  rechten 
Ureter  fanden  sich  zwei  Steine,  deren  einer  erbsengross  war  und  im  intra- 
vesicalen  Ende  lag,  sodass  er  die  Mündung  verschloss.  Auf  der  linken 
Seite  fehlten  Niere,  Harnleiter  und  Nierengefässe  völlig.  Dementsprechend 
war  in  der  Blase  keine  Spur  einer  linksseitigen  Uretermündung  vorhanden, 
die  ganze  linke  Hälfte  des  Trigonum  war  atrophisch  und  wies  nicht  die 
normale  Wulstung  auf.  — Im  Anschluss  an  diese  Beobachtung  besprechen 
Verff.  die  Pathogenese,  Diagnose  und  Behandlung  bei  ähnlichen  Zuständen 
und  bringen  zum  Schluss  eine  Zusammenstellung  solcher  Fälle  von  Anuria 
calculosa  aus  der  Literatur,  hei  denen  die  Autopsie  das  Fehlen  der  zweiten 
Niere  erwies.  Zur  Behandlung  der  Anurie  empfehlen  sie  die  möglichst 
frühzeitige  Nephrotomie.  B.  Marcuse. 


llluinberg,  Ueber  Deciduazellen  in  der  Cervix  uteri  bei  intracorporaler 
Gravidität.  Arch.  f.  Gynäkol.  Bd.  75,  H.  2,  1905. 

Verf.  untersuchte  zwei  Fälle  von  Oervixdecidua  aus  dem  Material  der 
L.  Landau’schen  Klinik.  Er  gelangte  zu  folgenden  Resultaten:  1.  In  ge- 
wissen Fällen  von  Gravidität  im  Corpus  uteri  findet  sich  eine  deciduale 
Umwandlung  der  Stromazellen  in  der  Cervixmucosa.  — 2.  Diese  Decidua- 
zellbildung  scheint  hauptsächlich  in  circumskripten,  oberflächlich  gelegenen 
Bezirken  vorzukommen,  seltener  in  Herden  grösserer  Ausdehnung.  Sie 
findet  sich  im  Cervixkanal  namentlich  auf  der  Höhe  der  Falten  des  Arbor 


✓ 


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720 


< Ifpkhqki.h. 


No.  42. 


vitae  oder  in  kleinen  Polypen,  aber  auch  bis  tief  an  den  äusseren  Mutter- 
mund heran,  ja  selbst  auf  der  Portioaussenfläcbe  im  Bereich  einer  sonst 
typischen  Erosion.  — Nach  den  bisherigen  Erfahrungen  handelt  es  sich 
in  den  einschlägigen  Fällen  wesentlich  um  tiefen  Sitz  der  Placenta  bezw. 
Placenta  praevia.  — 4.  Es  kann  daher  unter  Umständen  der  Nachweis  von 
Deciduazellen  in  einem  excidirten  Stück  einer  Erosion  bei  einer  Gravida 
auf  einen  tiefen  Sitz  der  Placeuta  bezw.  Placenta  praevia  schliessen  lassen. 

Br.  Wolff. 


Offergeld,  Organanlagen  in  den  Ovarialembryomen  mit  besonderer  Berück- 
sichtigung pathologischer  Vorgänge.  Arch.  f.  Gynäkol.  1005,  Bd.  75. 
H.  1. 

Aus  den  Resultaten  des  Verf.’s  sei  hier  folgendes  hervorgehoben:  Die 
Frage  nach  der  Existenz  einfach  ektodermaler  Dermoidcysten  im  Ovarium 
ist  bisher  weder  stricte  zu  bejahen  noch  zu  verneinen;  hierüber  sind  erst 
noch  weitere  Untersuchungen  anzustellen.  — Sicher  fest  steht  die  Existenz 
teratoider  Cysten  in  der  weiblichen  Keimdrüse,  die  WlLMS  zweckmässiger- 
weise Embryome  genannt  hat,  weil  sie  Derivate  aller  drei  Keimblätter  in 
einer  dem  normalen  Embryo  ähnlichen  Anordnung  enthalten.  — 0.  stimmt 
mit  Bonn  KT  darin  überein,  dass  die  Ovarialembryome  aus  Blastomeren 
entstehen,  welche  aus  dem  Zellverbande  zu  verschiedener  Zeit  der  Furchung 
ausgeschieden  werden,  in  die  Urogenitalanlage  des  sich  normal  entwickeln- 
den Eies  gelangen  und  dort  durch  Specificität  auch  einen  Embryo  aufzu- 
bauen versuchen.  — Wunderbar  scheint  es,  bei  der  Art  ihrer  Entstehung, 
dass  man  solchen  genitalen  Embryonen  nicht  öfter  begegnet  und  dass  sie 
erst  von  der  Pubertät  an  wachsen.  Diese  Tatsachen  sucht  0.  durch 
die  folgende  Hy potbese  zu  erklären:  Erst  wenn  durch  die  heranreifendeu 
Eier  die  Produkte  der  „inneren  Sekretion“  im  Ovar  gebildet  werden, 
werden,  wie  er  annimmt,  die  Reste  der  embryonalen  Periode  zu  neuem 
Leben  aus  ihrem  Scheintode  erweckt  und  versuchen  das  Versäumte  durch 
nachträgliche  Bildung  des  ihnen  möglichen  Embryo  nachzuholen.  Gleich- 
zeitig werden  aber  auch  von  der  fertigen  Eizelle  die  albuminoiden  Körper 
gebildet,  welche  auf  abnorm  einverleibte  Eisubstanz  vernichtend  wirken 
— Ovulotoxine  — und  sie  unschädlich  machen;  da  nun  ja  das  in  das 
Ovarium  versprengte  Blastomer,  der  Eizelle  nahestehend,  auf  abnorme 
Weise  dem  Körper  einverleibt  wurde,  wird  es  der  Giftwirkung  dieser 
Eiweisskörper  erliegen.  Erfolgt  jedoch  aus  irgend  einem  (krankhaften) 
Grunde  die  Toxinbildung  nicht,  ist  also  nur  der  Einfluss  der  „inneren 
Sekretion“  im  bisherigen  Siune  vorhanden,  so  werden  die  abgesprengten 
Blastomeren  sich  entwickeln  können  und  die  für  sie  möglichen  Organe, 
soweit  die  Umgebung  und  die  äusseren  Verhältnisse  es  erlauben,  aufzu- 
bauen  versuchen.  Br.  W'olff. 


Kinseiidungeii  werden  an  die  Adrease  de»  Herrn  Geb.  Med. -Kat  Prof.  Dr.  U.  Bernhardt  (Berlin  W. 
Französische  .Strasse  21)  oder  an  die  Vorlagfthaodlung  (Berlin  NW’.,  Unter  den  Linden  M;  erbet*« 


Vorlag  von  August  H i r n r li  w n I il  in  Berlin.  — Druck  *«»n  I».  Schumacher  in  Berlin  KW. 


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für  die 


icinischen  Wissenschaften. 

Unter  Mitwirkung  von 

Prof.  Dr.  H.  Senator  und  Prof.  Dr.  E.  Salkowsk, 

redigirt  von 

Prof.  Dr.  M.  Bernhardt 

ln  Berlin. 


1905.  »8.  Oktober. 


Nq,4S. 


Inlmlt:  Skwkll.  Der  Santoriui’sche  Muskel.  — Sommer,  Licbterschei- 
nungen  beim  Reiben  von  Glühlampen.  — Scheunkrt,  Einfluss  der  Bewegung 
auf  die  Verdauung.  — Gt.uu,  Fall  von  Uterusmyom  und  Nierentumoren.  — 
BtKDuuiu»  und  Eller.  Irrcponible  Zeigefingerluxatiou.  — Ci.ahkt,  Ver- 
halten des  Harns  nach  Laparotomie.  — Stoewer,  Das  Diplobacillengeschwür  der 
Hornhaut.  — Parrons,  lieber  Netzbautablösung  bei  Strkom.  — Zkroni,  Zur 
Pathologie  des  inneren  Ohres.  — Roth,  Die  entzündlichen  Erkrankungen  des 
lymphatischen  Rachenringes.  — Meter.  Zwei  neue  Lokalanästhesien.  — Her- 
rin«. Fall  von  Sarkom  des  Voracr.  — Rau,  Ueber  Typhusbacillen  ira  Sputum 
bei  Pneumotypbus.  — Br  übe.  Ueber  den  Schutz  des  Cblorzinkschorfes  gegen  In- 
fektion. — Fickkh,  Die  Keimdichtheit  des  Darmkanals.  — Matthews,  Mahne, 
lieber  Atropin-  und  Wismuthvergiftung  von  der  Haut  aus.  — Canthu,  Ueber 
Massage  der  Herzgegend.  — Elsner,  Die  Prüfung  der  motorischen  Magenfunktion. 
— Pfaunoler,  Ueber  die  aktuelle  Reaktion  des  kindlichen  Blutes.  — Geiser, 
Ueber  die  wirksamen  Bestandteile  des  Kaffees.  — Kaufmann,  Fall  vou  heredi- 
tärer kindlicher  Tabes.  — Finckh.  Beiträge  zur  Lehre  von  der  Epilepsie.  — 
Chile  und  Maclkou.  Wirkung  des  Wechselstroms  auf  Hunde.  — Kraus,  Ein 
Fall  von  eigenartiger  Hauttuberkulose  mit  Verkalkungen.  — Kbisskr,  Ueber- 
tragung  der  Syphilis  auf  Affen.  — Milchner,  Zur  Diagnose  der  Nierentuber- 
kulose. — v.  Illtkh,  Ueber  den  therapeutischen  Ureterkatheterismus.  — Winter, 
Myom  und  Menopause. 


S.  Sewell , The  small  or  superficial  tliyro  arytaenoideus  muscle.  The 
journ.  of  anat.  and  physiol.  1905,  Vol.  XXXIX,  Part  111,  p 301. 

Dieser  kleine  von  Santoiuni  bereits  beschriebene  Muskel  ist  häufiger 
vorhanden,  als  angenommen  wird:  in  93  pCt.  der  Fälle.  Er  ist  sehr 
variabel  und  lässt  vier  Hauptgruppen  unterscheiden:  die  häufigste  An- 
ordnung ist  die,  dass  der  Muskel  ein  schmales  Bündel  bildet,  das  vou  der 
Ala  des  Thyroids  oberhalb  des  Ursprungs  der  Thyreoidea  aryt.  ext.  ab- 
zweigt, von  hier  in  leichter,  abwärts  conkaver  Krümmung  vor-  und  abwärts 
zieht  und  sich  am  lateralen  Rand  des  Aryknorpels  befestigt,  uumittelbar 
oberhalb  des  Ansatzes  des  Crico-aryt.  lateralis.  Zuweilen  sondern  sich  die 
Muskelfasern  in  eine  oberflächliche  und  eine  tiefe  Lage.  Zweiter  Typus: 
Ursprung  vom  Flügel  des  Schildknorpels  nahe  am  oberen  Rande.  Verlauf 
rückwärts-abwärts.  Einige  Fasern  setzen  an  der  Seite  des  Aryknorpels 
an,  der  Rest  läuft  weiter  vorwärts  und  untermischt  sich  untrennbar  mit 
XL1U.  Jahrgang.  40 


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722 


SomntB.  — Soheünert. 


No.  43. 


den  Bündeln  des  Thyreo-aryt.  ext.  Dritter  Typus:  Der  Muskel  besteht 
aus  zwei  deutlich  getrennten  Teilen,  der  oberflächliche  entspringt  in  der 
gewöhnlichen  Weise  von  dem  Thyreoid  und  setzt  am  Aryknorpel  an,  der 
tiefere  entspringt  seitlich  an  der  Epiglottis  oberhalb  des  Schildknorpels, 
läuft  ab-  und  rückwärts,  kreuzt  deu  Ventriculus  und  vereinigt  sich  mit 
der  oberflächlichen  Portion,  bleibt  aber  immer  etwas  tiefer  und  höher 
liegen.  Der  Ansatz  liegt  an  der  Seite  des  Aryknorpels.  Vierter  Typus: 
Der  Muskel  befestigt  sich  durch  eine  dünne  platte  Sehne  seitlich  am  Ary- 
knorpel-, vorn  laufen  die  Fasern  vor-  und  aufwärts  und  breiten  sich  ver- 
mischt mit  den  Fasern  der  Thyro-aryt.  ext.  in  mannigfaltiger  Wreise  ans. 
Dieser  Typus  ist  am  seltensten.  - Die  Nervenversorgung  liegt  dem  Re- 
currens ob,  und  zwar  dem  Rest,  der  von  dem  starken  Stamm  zum  Thyreo- 
arytaenoideus  übrig  bleibt.  Poll. 


Sommer,  Lichterscheinungen  nach  Reibung  der  menschlichen  Haut  mit 
Glühlampen.  Deutsche  med.  W'ochenschr,  XXXI.,  8,  S.  303. 

Der  Titel  kann  insofern  zu  einem  Missverständnis  verleiten,  als  er 
anzudeuten  scheint,  dass  Lichterscheinungen  an  der  Haut  auftreten,  wenn 
man  sie  mit  einer  Glühlampe  reibt,  oder  dass  überhaupt  die  Haut  — und 
gar  die  menschliche  Haut  — eine  wesentliche  Bedingung  des  Phänomens 
sei.  Tatsächlich  aber  wird  uns  nur  berichtet,  was  ja  als  allgemein  be- 
kannt nicht  unbedingt  vorauszusetzen  ist,  dass  ein  von  Glas  umschlossener 
luftverdünnter  Raum  (also  auch  eine  Glühbirne)  Lichterscheinungen  zeigt, 
wenn  man  das  Glas  mit  schlechten  Leitern  (also  auch  mit  der  mensch- 
lichen Haut)  reibt.  Da  Verf.  aber  darauf  hinweist,  dass  er  schon  in  früheren 
Arbeiten  behauptet  habe,  ein  solcher  Vorgang  sei  nicht  rein  physikalisch 
zu  erklären,  so  hat  er  in  der  Tat  Recht,  wenn  er  die  Priorität  für  die  un- 
physikalische  Auffassung  physikalischer  Vorgänge  für  sich  in  Anspruch 
nimmt  und  vir  können  nur  mit  dem  Verf.  bedauern,  dass  er  nicht  „den 
populären  Ruhm  geerntet,  der  jetzt  HarnaCK  infolge  seiner  Mitteilung  zu 
Teil  geworden  ist.“  G.  F.  Nicolai. 


A.  Scheunert,  Ueber  den  Einfluss  der  Körperbewegung  auf  die  Verdauung 
und  NährstofFabsorption  des  Pferdes.  Pflüger’s  Arch.  f.  d.  ges.  Physiol. 
Bd.  109,  S.  145. 

Sch. *s  Versuche  sind  an  Pferden  ausgeführt.  Sie  erhielten  nach 
36stündigem  Hungern  1500  g Hafer  und  blieben  nach  dem  Fressen  ent- 
weder ruhig  stehen  oder  wurden  zu  mehr  oder  weniger  energischer  Be- 
wegung angehalten.  Nach  1 bis  5 Stunden  wurden  sie  getötet,  die  Bauch- 
höhle geöffnet,  der  Magen  sowie  der  Dünndarm  in  1-2  m langen  Stücken 
abgebunden  und  ihr  Inhalt  untersucht.  — Die  Ergebnisse  der  sehr  zahl- 
reichen Versuche  sind  folgende.  Die  während  der  Verdauung  stattfindende 
Bewegung  des  Körpers  verzögert  die  Entleerung  des  Magens  besonders  in 
den  ersten  Verdauungsstunden.  Der  Mageninhalt  der  bewegten  Pferde 
enthielt  70—80  pCt.  Wasser,  der  der  ruhenden  nur  60 — 70  pCt.  Der  Mebr- 
gehalt  an  Wasser  ist  hauptsächlich  auf  eine  gesteigerte  Wassersekretion 


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No.  43. 


Eller. 


723 


der  Magenschleimhaut  zu  beziehen.  Selbst  bei  im  Galopp  bewegten  Tieren 
tritt  eine  Durchmischung  des  Mageninhalts  nicht  ein.  — Die  im  Magen 
des  Pferdes  erhebliche  Kohlehydratverdauung  wird  durch  Körperbewegung 
erheblich  gesteigert;  die  Verdauung  der  Stickstoffsubstanzen  wird  in  den 
ersten  Stunden  stark  herabgesetzt,  später  gesteigert.  Die  Bewegung 
regt  die  Absonderung  der  .Magenenzyme  und  der  Salzsäure  an.  — Die 
Resorption  aus  dem  Magen  geht  proportional  der  Verdauung;  sie  ist 
gesteigert,  wenn  letztere  gesteigert  ist  und  umgekehrt. 

Im  Magen  nnd  Darmkanal  rückt  der  Inhalt  gleichmässig  vor,  es 
bleiben  nicht  etwa  die  schwer  verdaulichen  Bestandteile  zurück,  während 
die  leicht  verdaulichen  vorrücken.  — Im  Magen  des  Pferdes  verbleibt  die 
Hauptmeuge  der  Nahrungsstoffe  bis  zur  sechsten  Stunde,  in  den  Darm 
treten  immer  nur  geringe  Nahrungsmengen  über.  Die  Verdauungs-  und 
Resorptionsvorgänge  im  Darm  werden  durch  Körperbewegung  nur  wenig 
beeinflusst.  — Die  gesammte  Verdauung  der  Nährstoffe  sowie  ihre  Re- 
sorption wird  durch  Körperbewegung  gefördert.  Verdaut  sind  in  zwei 
bis  drei  Stunden  ca.  35  pCt.  der  Kohlehydrate  uud  Eiweisse  bei  Ruhe, 
ca.  50  pCt.  bei  Bewegung,  resorbirt  ca.  20  pCt.  bei  Ruhe,  30  — 35  pCt. 
bei  Bewegung.  — Die  Tatsache,  dass  die  Mehrzahl  der  Menschen  sich  nach 
dem  Essen  am  wohlsten  bei  Körperruhe  fühlt,  führt  Verf.  auf  die  er- 
wähnte Tatsache  zurück,  dass  bei  Bewegung  sich  der  Magen  erheblicher 
mit  Flüssigkeit  füllt,  wodurch  eine,  vielleicht  nervös  bewirkte,  Belästigung 
herbeigeführt  wird.  A.  Loewy. 


It.  Eller,  Geber  die  Beziehungen  eines  Uterusmyoms  zu  gleichzeitig  vor- 
handenen multiplen  Tumoren  beider  Nieren.  (Aus  dem  Königl.  Pathol. 
Institut  der  Universität  Göttingen.)  Virchow’s  Arch.  Bd.  181,  H.  2. 

Verf.  beschreibt  folgenden  Fall:  Ein  kräftiges  weibliches  dementes 
Individuum  musste  wegen  starker  Gangrän  beider  Beine  auf  die  Göttinger 
chirurgische  Klinik  aufgenommen  werden  und  ging  trotz  vorgenommener 
Operation  zu  Grunde.  Die  Sektion  ergab  schwere  Hirnveränderungen  und 
eine  Obliteration  beider  Art.  iliacae.  Hochinteressant  war  der  Befund  von 
Nieren  uud  Uterus.  In  der  Nierenrinde  in  grosser  Zahl,  ganz  vereinzelt 
aber  auch  an  der  Grenze  von  Rinden-  und  Marksubstauz  lagen  kleinste 
bis  stecknadelkopfgrosse  weisse  Knötchen,  die  sich  gegen  ihre  Nachbarschaft 
scharf  abgrenzten.  Sie  bestauden  durchweg  aus  glatten  Muskelfasern,  die 
je  nach  Lage  des  Schnittes  sich  als  Stäbchen  oder  runde  Gebilde  präsen- 
tirten.  Gefässe  waren  mässig  reichlich,  Bindegewebe  spärlich  vorhanden. 
Ein  Knötchen  erwies  sieb  als  ein  Lipom,  einige  andere  zeigten  eine  Mischung 
von  Fett-  und  Muskelgewebe.  An  der  rechten  Uteruswand  sass  ein  typi- 
sches Myom  mit  Drüsenschläuchen.  Man  könnte  auf  Grund  des  vorstehen- 
den Befuudes  geneigt  sein,  an  Metastasen  des  Uterusadenomyoms  in  den 
Nieren  zu  denken.  Dagegen  sprechen  aber  die  verschiedene  histologische 
Beschaffenheit  und  die  Ansiedelung  von  Metastasen  nur  in  den  Nieren, 
während  alle  übrigen  Organe  metastasefrei  sind.  Metastasen  von  Myomen 
sind  beobachtet  worden,  unterschieden  sieb  in  ihrem  Bau  aber  nie  vom 
primären  Tumor.  Gegen  Metastasenbildung  spricht  im  vorliegenden  Fall 

46* 


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724 


Babdbnhecer  und  Klleb.  — Claret. 


No.  43. 


auch  noch  der  Umstand,  dass  in  der  Umgebung  der  Knötchen  keine  Ver- 
drängungserscheinungen  zu  sehen  sind.  Die  Entstehung  der  von  einander 
ganz  unabhängigen  Bildungen  der  Nieren  und  des  Uterus  ist  höchstwahr- 
scheinlich auf  congenitale  Keimverlagerungen  zurückzuführen. 

Geissler. 


Bardenlieuer  und  Eller,  Ein  Fall  von  irreponibler  Zeigefingerluxation  mit 
Interposition  eines  Sesambeines.  Festschrift  zur  Eröffnung  der  Akademie 
f.  prakt.  Med.  in  Cöln.  S.  249. 

In  dem  von  B.  und  E.  mitgeteilten  Falle  handelte  es  sich  bei  einem 
durch  Fall  auf  die  rechte  Hand  veiunglückten  21  jährigen  Mädchen  um  eine 
wegen  Interposition  der  Kapsel  und  eines  Sesambeines  irreponible 
Luxation  im  Metacarpophalangealgelenk  des  Zeigefingers.  Das 
Röntgenbild  zeigte  eine  dorsale  Verrenkung.  Zwischen  die  beiden  luxirten 
Knochen  hatte  sich  ein  hier  bestehendes  Sesambeiu  eingeschoben.  Bei  der 
Operation  erwies  sich  die  Kapsel  an  der  volaren  Seite  des  Metacarpus  ein- 
gerissen und  das  Köpfchen  des  Mittelhandknochens  durch  die  entstandene 
Oeffnung  durchgeschlüpft.  Dabei  war  die  Kapsel  unter  der  Gelenkfläcbe 
des  Metacarpus  hergezogen  und  hatte  sich  in  zwei  Hälften  über  die  volar- 
wärts  evertirte  Gelenkfläche  des  Grundgliedes,  dieselbe  vollständig  ver- 
deckend, ausgespannt.  Die  Kapselhälften  waren  dabei  straff  in  die  Länge 
gezogen  und  hatten  das  Metacarpusköpfchen  knopflochartig  umspannt 
sodass  ein  Zurückweichen  desselben  unmöglich  war.  Das  im  Köntgenbilde 
nachgewiesene  Sesambeiu  sass  in  dem  ulnarwärts  gelegenen  Teil  der  Faser- 
platte der  Kapsel.  Seine  Gelenkfläche,  die  für  gewöhnlich  dem  Gelenke 
zugekehrt  ist,  war  nach  oben  verdreht  und  sah  gegen  die  Vota  des  Fingers. 
Um  das  Sesambein  zu  erreichen,  musste  das  radialwärts  gelegene  Seiten- 
band durchtrennt  werden;  erstercs  wurde  darauf  aus  der  ulnaren  Hälfte 
excidirt,  die  Luxation  reponirt,  das  seitliche  Kapselband  sowie  die  Haut 
primär  genäht  und  der  Finger  eingegypst.  Das  erzielte  Resultat  war  nach 
glatter  Wundheilung  ein  vollkommenes.  Joachimsthal. 


Ularet,  La  decharge  azoturique  post-operatoire  dans  les  grandes  inter- 
ventions  abdominales.  Son  importauce  pronostique.  Arch.  gener.  de 
med.  1905,  No.  9. 

Die  systematische  Untersuchung  der  Urine  laparotomirter  Patienten 
ergab  für  0.  folgenden  Grundsatz:  Nach  einer  Laparotomie  ist  das  Er- 

scheinen eines  reichlichen  Harnsäuresediments  innerhalb  der  ersten  24  bis 
48  Stunden  ein  günstiges  prognostisches  Zeichen,  das  Nichterscheinen  un 
günstig.  — 

Von  23  operirteu  Patienten  zeigte  sich  bei  4 neben  einer  normalen 
Phosphorausscheidnng  eine  Menge  von  nur  3 — 4 g Harnstoff  in  den  ersten 
oder  zweiten  24  Stunden  und  überaus  wenig  Harnsäure;  alle  diese  Kranken 
starben.  In  den  18  übrigen  Fällen  stieg  die  Menge  des  Harnstoffs  und 
der  Harnsäure  alsbald  nach  der  Operation  ganz  enorm  an  und  kennzeichnet 
sich  durch  ein  mehr  oder  weniger  reichliches  Sedimentiuin  lateritium. 
Das  Sediment  ist  so  charakteristisch,  dass  eine  Verwechselung  mit  anderen 


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No.  43. 


Stoeweb. 


725 


ausfallenden  Substanzen  unmöglich  ist  und  daher  die  alleinige  Besichtigung 
ohne  chemische  Analyse  oder  mikroskopische  Untersuchung  stets  ausreicbte. 
Es  ixt  bei  Infektion  des  Peritoneums  am  reichlichsten.  — Die  letztgenannten 
18  Fälle  gingen  sämmtlich  in  Heilung  über;  von  ihnen  boten  6 nach  der 
Operation  einen  so  schlechten  Gesammteindruck  dar,  dass  ohne  Berück- 
sichtigung der  Stickstoffausscheidung  die  Prognose  ungünstig,  d.  h.  falsch 
gestellt  worden  wäre.  In  einem  Falle  (doppelseitiger  Pyosalpinx,  Ex- 
stirpation der  Adnexe)  trat  zuerst  reichliches  Sediment  auf:  der  Zustand 
war  gut,  die  Peritonealwunde  in  Heilung;  am  vierten  Tage  stellte  sich 
sekundär  Bauchdeckenphlegmone  ein,  an  welcher  Patientin  am  achten  Tage 
starb,  nachdem  sie  deswegen  zum  zweiten  Male  operirt  worden  war.  Nach 
der  zweiten  Operation  hatte  sich  kein  Sediment  im  Urin  gezeigt;  die  Pro- 
gnose wurde  daher  trotz  des  besseren  Allgeraeinzustandes  ungünstig  ge- 
stellt und  bestätigte  sich. 

Das  Auftreten  des  Sediments  hängt  nicht  von  der  Concentration  des 
Urines  ab,  die  Krystalle  fallen  bei  0,68 — 0,60  g Harnsäure  pro  Liter  Urin 
aus.  — Was  die  Ursache  der  postoperativen  Hypersekretion  des  Stickstoffs 
anlangt,  so  steht  diese  in  Wechselbeziehung  zu  der  vielfach  beobachteten 
postoperativen  Hyperleukocytose,  welche  auch  von  C.  bei  den  Fällen  mit 
günstigem  Ausgange  stets  beobachtet  wurde,  so  zwar,  dass  wahrscheinlich 
die  Stärke  der  Zerstörung  der  Leukocyten  die  Grösse  der  Stickstoffaus- 
scheidung im  Urin  bedingt.  Peltesohn. 


Stoewcr,  Ueber  das  Diplobacillengeschwür  der  Hornhaut.  Klin.  Monatsbl. 
f.  Augenheilk.  XLIII.,  II,  8.  142. 

St.  fand  unter  93  Fällen  von  infektiösen  Hornhautgeschwüren  32  mal 
Diplobacillengeschwüre.  In  allen  konnte  die  Anwesenheit  von  Diplobacillen 
nachgewiesen  werden.  Anfänglich  weist  hierbei  die  Hornhaut  eine  meist 
central  oder  paracentral  gelegene,  oft  nur  minimale  punktförmige,  grau 
inGltrirte  Stelle  auf.  Nach  einigen  Tagen  pflegt  sich  hieraus  das  typische 
Diplobacillengeschwür  zu  entwickeln.  Das  Auge  ist  heftig  injicirt,  die 
Hornhaut  zeigt  ein  scheibenförmiges  Geschwür  von  einigen  Millimeter 
Durchmesser,  dessen  Boden  von  einer  grauglasigen,  manchmal  als  Propf 
abhebbaren  Masse  bedeckt  ist.  Der  Rand  ist  häufig  leicht  erhaben,  hin 
und  wieder  unterminirt.  Stets  ist  die  Hornhaut  in  der  Umgebung  des  Ge- 
schwürs in  ihrer  Transparenz  verändert.  Am  häutigsten  ist  eine  leichte, 
oberflächliche,  hofartige  Trübung  mit  Stippung  des  Epithels  vorhanden. 
Als  Begleiterscheinung  ist  in  den  meisten  Fällen  eine  Diplobacillen- 
conjunktivitis  nachzuweisen.  Die  Prognose  des  Ulcus  diplobacillare  ist 
wesentlich  günstiger  als  die  des  Ulcus  serpens.  Totalverluste  des  Auges 
beobachtete  St.  dabei  gar  nicht.  Bei  der  Therapie  genügt  neben  einem 
Mydriaticum  die  Anwendung  einer  '/j— lproc.  Zinc.  sulf.-Lösung.  Versagt 
diese,  so  empfiehlt  sich  die  Galvanokaustik.  — Der  Erreger  des  Ulcus 
diplobacillare  ist  zweifellos  der  Diplobacillus.  In  der  Regel  sind  es  kleine 
Verletzungen,  durch  welche  die  Bacillen  in  die  Hornhaut  dringen. 

Horstmann. 


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72fi 


Paesons.  — Zbeoni.  — Roth.  — Mete». 


No.  43. 


J.  H.  Parsons,  Frühablösung  der  Netzhaut  bei  Sarkom  der  Chorioidea. 
Klin.  Monatsbl,  f.  Augenheilk.  XLI1I , II,  S.  135. 

P.  betont  auf  Grund  zahlreicher  anatomischer  Untersuchungen,  dass 
beim  Sarkom  der  Aderhaut  frühzeitig,  abgesehen  vom  Sitze  der  Geschwulst, 
eine  seichte  Netzbautablösung  in  der  unteren  Hälfte  eintritt,  die  ihre  Ur- 
sache in  der  durch  den  Tumor  als  Reiz  wirkenden  gesteigerten  Sekretion 
der  Chorioidea  hat:  es  sammelt  sich  unter  der  Retina  ein  eiweissreiches 
Exsudat  an,  das  der  Schwere  folgend  nach  unten  sinkt. 

Es  ist  deshalb  in  allen  Fällen  anscheinend  uncomplicirter  Netzhaut- 
ablösung sorgfältigst  bei  maximal  erweiterter  Pupille  nach  einem  Tumor 
zu  fahnden.  G.  Abelsdorff. 

Zeroni,  Beitrag  zur  Pathologie  des  inneren  Ohres.  Arch.  f.  Ohrenheilk. 
63.  Bd.,  S.  174. 

Ausführliche  Beschreibung  des  mikroskopischen  Befundes  bei  einem 
durch  schwache  Mittelohreiterung  bedingten  Fall  von  Erkrankung  des 
inneren  Ohres.  Bemerkenswert  sind  die  Beobachtungen  des  Verfassers  über 
das  Zustandekommen  der  bei  dem  betreffenden  Kranken  beobachteten,  nur 
zeitweise  in  wechselnder  Stärke  auftretenden  Schwindelerscheinungen.  Es 
fanden  sich  der  horizontale  und  hintere  häutige  Bogengang  zum  grössten 
Teil  zerstört,  die  Kanäle  mit  Granulationsgewebe  ausgefüllt  bis  nahe  an 
die  Ampullen,  dagegen  der  funktionell  wichtigste  Teil,  die  Nerven  und 
Epithelien  der  Ampullen  und  Leisten  gut  erhalten,  in  anscheinend  normalem 
Zustande.  Verf.  neigt  der  Ansicht  zu,  dass  die  Unregelmässigkeit  des  Auf- 
tretens der  Schwindelerscheinungen  in  momentanen  Veränderungen  des 
Granulationsgewebes,  bedingt  durch  Schwankungen  in  der  Blutfülle  des- 
selben, zu  suchen  sei.  Die  dadurch  veranlasste  temporäre  Voluruens- 
zunahme  musste  sich,  da  die  starren  Wandungen  keine  Möglichkeit  zum 
Ausweichen  zuliessen,  gegen  die  Ampullen  und  den  Vorhof  hin  richten 
und  Verschiebungen  der  Labyrinthflüssigkeit  hervorrufen,  welche  ihrerseits 
als  Reiz  auf  die  Nervenendigungen  in  die  Ampullen  wirkten. 

Sch  wabacb. 

Roth,  Die  entzündlichen  Erkrankungen  des  lymphatischen  Rachenringes. 
Wiener  med.  Presse  1905,  No.  20  u.  21. 

Der  lymphatische  Rachenring  bildet  ein  aus  gleichartigem  Gewebe 
bestehendes  Ganzes,  das  auch  bei  entzündlichen  Erkrankungen  gleichartige 
Veränderungen  aufweist.  Klinisch  sind  die  Erscheinungen  infolge  akuter 
Entzündung  analog  denen  der  Gaumantonsillen.  Die  chronische  Entzündung 
äussert  sich  entweder  als  übermässige  Sekretion  oder  als  Hyperplasie; 
nicht  selten  sind  alle  Teile  gleichmässig  ergriffen.  Die  Hyperplasie  ruft 
direkte  Erscheinungen  oder  sekundäre  hervor.  Alle  Störungen  können 
nur  durch  operative  Entfernung  des  byperplastischen  Gewebes  beseitigt 
werden.  W.  Lublinski. 

A.  Meyer,  Zwei  neue  Lokalanästhetica  in  der  rhino-laryngologischen  Praxis 
(Milchsaures  Eucain,  Stovain.)  Therap.  Monatsb.  1905,  Mai. 

Sowohl  das  milchsaure  ß-  Eucain  als  das  Stovain  sind  bis  zu  einem 


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No.  43. 


Herbimo.  — Rau. 


727 


gewissen  Grade  geeignet,  das  Cocain  zu  ersetzen.  Beide  sind  weniger 
giftig,  billiger  und  auch  sterilisirbar;  sie  erzeugen  nur  Anästhesie,  nicht 
Ischämie.  Bei  Nasenoperationen  ersetzen  sie  das  giftigere  Cocain,  Stovain 
ist  etwas  überlegen.  Im  Kehlkopf  versagt  Eucain;  Stovain  kann  in  einem 
Teil  der  Fälle  genügende  Anästhesie  hervorrufen,  in  einem  anderen  Cocain 
sparen.  Angewendet  wird  Eucain  oberflächlich  in  15proc.  Lösung,  sub- 
mukös in  1 proc.  Lösung  mit  Zusatz  von  l0/ooo  Adrenalin.  Stovain  in  der 
Nase  5 — 10  pCt.;  zur  Infiltration  0,5  pCt.  mit  Adrenalin,  im  Larynx  in 
20  pCt.  durch  reines  Pulver  verstärkt.  (Für  den  Kehlkopf  bleibt  Cocain 
das  beste  Anästheticum;  für  die  Nase  kann  es  durch  die  beiden  anderen 
annähernd  ersetzt  werden.  Ref.).  W.  Lublinski. 


A.  P.  Herring,  Sarcoma  of  the  vomer,  with  extensive  involvement  of  the 
adjacent  structures  and  roetastasis  in  the  cranium.  Americ.  journ.  of 
med.  Sciences  1905,  Aug. 

Bei  einem  17  Jährigen,  der  mit  rechtsseitigen  Kopf-  und  Obrenschmerzen 
erkrankt  war,  zeigte  sich  neben  dem  Bilde  schweren  Kräfteverfalls  zunächst 
ein  kleiner,  leicht  blutender  Polyp  an  der  rechten  Nasenscbeidewaadfläcbe 
und  ein  anästhetischer  Bezirk,  der  dem  1.  und  2.  Trigeminusaste  entsprach. 
Schnelles  Wachstum  des  Tumors  bis  zum  Verschluss  der  rechten  Choane 
und  Ausdehnung  nach  oben  bis  zum  Nasenrachendacb,  nach  unten  bis  in 
die  Pars  oralis  pharyngis,  Vorwölbung  der  rechten  Wange,  Exophthalmus 
und  Lähmung  des  3.,  4.  und  6.  Nerven.  Überkieferresektion,  Tod.  Der 
Sektionsbefund  zeigte  vollständige  Auflösung  der  Nasenscheidewand,  des 
Keilbeins  und  Siebbeins,  Zerstörung  des  Proc.  basilaris  des  Hinterhaupt- 
beins bis  zum  Rande  des  Foramen  magnum,  des  hinteren  Teiles  der 
medialen  Orbitalwand  (Exophthalmus).  Nur  der  kleine  Keilbeinflügel  war 
intakt  und  daher  Foramen  opticum  und  der  Sehnerv  unverletzt.  Voll- 
ständig getrennt  von  diesem  ganzen  Erweichnngsherde  fand  sich  rechts  an 
der  Spitze  der  Felsenbeinpyramide  ein  glatter,  runder  Tumor  von  Wallnuss- 
grösse, der  ebenso  wie  der  primäre  Tumor  sich  als  Spindelzellensarkom 
erwies.  Diese  Metastase  hatte  durch  Druck  den  3.  bis  0.  Hironerven  ge- 
lähmt. Sturmann. 


M.  R.  Rau,  Ueber  das  Auftreten  von  Typhusbacillen  im  Spotum  und  über 
einen  typischen  Fall  von  „Pneumotyphus“  ohne  Darmerscheinungen. 
Zeitschr.  f.  Heilk.  1904,  Bd.  25.  Abteil,  f.  inn.  Med.  S.  385. 

Verf.  teilt  die  Krankengeschichte  eines  Pneumotyphus  mit,  bei  dem 
im  Auswnrf  Typhusbacillen  bakteriologisch  nachgewiesen  wurden,  während 
andere  Pneumonieerreger  nicht  nachweisbar  waren.  Von  Seiten  des  Darmes 
bestanden  klinische  Erscheinungen  nicht,  da  der  Fall  in  Genesung  über- 
ging, ist  nicht  entschieden,  ob  am  Darm  nicht  gleichwohl  krankhafte  Ver- 
änderungen bestanden.  H.  Bischoff. 


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728 


Baöac.  — Ficker.  — Matthews.  Mahne. 


No.  43. 


P.  Bröse,  Schützt  der  Chlorzinkschorf  aseptische  Wunden  gegen  eine  In- 
fektion mit  virulenten  Bakterien?  Deutsche  med.  Wochenschr.  1904, 
No.  62. 

Durch  Versuche  an  Kaninchen  mit  Hühnercholera  und  Milzbrand- 
bacillen  stellte  B.  fest,  dass  Chlorzink  in  50proc.  Lösung,  obwohl  es  keine 
Desinfektionswirkung  ausübt,  einen  Aetzschorf  setzt,  welcher  aseptische 
Wunden  gegen  Infektion  mit  pathogenen  Bakterien  schützt.  Bei  der  ausser- 
ordentlichen Tiefenwirkung  des  Chlorzinks  schützt  es  die  Wunden  auch 
noch  gegen  die  Infektion,  wenn  es  kurze  Zeit,  bis  eine  Minute,  nach  der 
Infektion  angewandt  wird.  Der  Chlorzinkätzschorf  ist  für  Bakterien  kein 
Nährboden,  diese  gehen  darauf  in  kurzer  Zeit  zu  Grunde. 

H.  Bischoff. 

M.  Ficker,  Heber  die  Keimdichte  der  normalen  Schleimhaut  des  Intestinal- 
traktus.  Arch.  f.  Hvg.  1905,  Bd.  52.  S.  179. 

F.  hat  die  Frage  der  Keimdichte  der  normalen  Magendarroschleimhant 
von  neuem  experimentell  geprüft,  indem  er  grosse  Quantitäten  von  Sapro- 
phyten  verfütterte,  kurze  Zeit  danach  die  Tiere  tötete  und  darauf  das  Blut 
und  die  Organe,  welche  letzteren  zunächst  zerkleinert  wurden,  in  flüssige 
Nährböden  übertrug.  Er  fand,  dass  bei  ausgewachsenen  Fleischfressern 
— Hunden  und  Katzen  — normalerweise  die  Schleimhaut  bakteriendicht 
ist,  dass  aber  bei  Kaninchen  nicht  selten,  ohne  dass  Veränderungen  an  der 
Schleimhaut  nachweisbar  waren,  Sapropbyten  vom  Darminhalt  in  die  Organe 
übergehen.  Bei  säugenden  Tieren  wurde  ein  Durchdringen  der  Schleimhaut 
stets  beobachtet.  H.  Bischoff. 


1)  V.  Matthews,  Two  cases  of  poisoning  from  the  cxternal  application 
of  belladonna  or  atropine.  The  Lancet  1906,  Vol  I,  No.  11. 

2)  W.  Mahne,  Ueber  Wismuthvergiftung.  Berl.  klin.  Wochenschr.  1905, 
No.  9. 

1)  In  dem  ersten  Fnile  zeigten  sich  bei  einem  53jährigen  Manne  nach 
Applikation  eines  Belladonnapflasters  auf  die  unversehrte  Haut,  im  zweiten 
Falle,  bei  einem  63  jährigen  Manne,  nach  Anwendung  einer  Salbe  von 
Atropin,  sulfuric.  gegen  Ekzem  deutliche  Zeichen  einer  Atropinvergiftnng. 
Beide  Patienten  klagten,  nachdem  sie  am  Abend  die  Mittel  angewandt 
hatten,  am  nächsten  Morgen  über  Trockenheit,  Durst  und  Aufregungs- 
zustände; die  Pupillen  waren  erweitert.  Die  Vergiftungserscheinungen 
gingen  nach  Entfernung  des  Pflasters  bezw.  der  Salbe  schnell  vorüber. 

2)  Eine  36jährige  schwächliche  Frau  hatte  ausgedehnte,  fast  ein 
Drittel  der  Körperoberfläche  umfassende  Verbrennungen  2.  und  3.  Grades. 
Die  Behandlung  bestand  in  Applikation  einer  lOproc.  Wismuth-Paraffin- 
salbe,  die  während  der  ersten  Woche  und,  nach  vierzehntägigem  Aussetzen, 
3 Wochen  hintereinander  benutzt  wurde.  Am  Ende  dieser  3 Wochen  klagte 
Pat.  über  schlechten  Geschmack  und  Schmerzhaftigkeit  des  Zahnfleisches; 
letzteres  zeigte  einen  blauschwarzen  Saum,  schwarze  Flecke  traten  auch 
an  der  Zunge  und  Mundschleimhaut  auf.  Trotzdem  die  Wismuthsalbe 
sofort  entfernt  wurde,  traten  heftige  Diarrhoen  auf,  ferner  Albuminurie, 
und  in  kurzer  Zeit  ging  Pat.  zu  Grunde.  Die  Sektion  ergab  schwane 


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No.  43.  Castru.  — Ki.snkr  729 

Verfärbung  der  Colon-Schleimhaut  und  parenchymatöse  Nephritis.  Bei 
dieser  Schleimhautschwärzung  handelte  es  sich  um  eine  Schwefel-Wismuth- 
verbindung,  nicht,  wie  häufig  bei  Verbrennungen,  um  altes  Blutpigment. 
Der  Urin  war  auf  Wismnth  nicht  untersucht  worden.  Möglicherweise  war 
die  Resorption  des  Wismuths  durch  die  Salbengrundlage,  Unguent.  paraffini, 
erleichtert  worden;  nach  Anwendung  der  bekannten  Wismuth- Brandbinden 
wurden  Intoxikationserscheinungen  auch  bei  sehr  ausgedehnten  Verbren- 
nungen bisher  nie  beobachtet.  K.  Kronthal. 


F.  Cantru,  Contribution  ä l’etude  du  „massage  precordial“  dans  les 
afTections  du  cocur.  Arcli.  gener.  de  nted.  1905,  No.  33. 

Die  Untersuchungen  des  Verf.’s  beschäftigen  sich  mit  der  Frage,  ob 
resp.  welche  Wirkungen  die  Massage  der  Herzgegend  bei  einer  Reihe  cardio- 
vaskulärcr  Störungen  auszuüben  vermag,  zunächst  auf  den  arteriellen  Druck. 
Verf.  fand,  dass  die  Differenz  zwischen  arteriellem  und  capillarera  Druck, 
der  in  der  Norm  mindestens  10 — 12  cm  Quecksilber  beträgt  in  gewissen 
Fällen  von  Hyposystolie  bei  Herzleidenden  auf  Null  reducirt  sein  kann; 
in  solchen  Fällen  sieht  man  unter  der  Herzmassage  eine  Erhöhung  des 
herabgesetzten  Arteriendruckes  eintreten,  die  nach  5 — 10  Minuten  langer 
Massage  sich  für  die  Dauer  einiger  Stunden  bemerkbar  macht  und  nach 
einer  Reihe  von  Massagesitzungen  dauernd  bleiben  kann;  umgekehrt  kann 
der  zu  sehr  erhöhte  Blutdruck  unter  der  Massage  zurückgeben.  — Auch 
aul  den  Puls  übt  die  Herzmassage  eine  regulirende  Wirkung  aus:  der 
frequente  kleine  Puls  erfährt  eine  Verlangsamung  und  zeigt  eine  grössere 
Amplitude  der  Einzelschläge.  Durch  Modifikationen  in  der  Ausübung  der 
Massage  gelingt  es,  die  zu  erhebliche  Pulswelle  herabzusetzen  bei  gleich- 
zeitiger Steigerung  des  Arteriendruckes.  — Endlich  gelingt  es  auch  durch 
eine  zweckmässige  Massage,  die  Grösse  der  Herzdämpfung  zu  vermindern. 
— W’ir  fügen  schliesslich  hinzu,  dass  das  Verfahren,  das  bei  richtiger 
Ausführung  absolut  gefahrlos  ist,  auch  die  subjektiven  Beschwerden  der 
Kranken,  speciell  die  Herzschmerzen,  lindert  oder  beseitigt.  L.  Perl. 


H.  Elsner,  Ueber  die  Prüfung  der  motorischen  Magenfunktion.  Berl.  klin. 

Wochenschr.  1904,  No.  25. 

Um  leichtere  Grade  von  Motilitätsstörungen  des  Magens  nachzuweisen, 
sind  eine  ganze  Reihe  von  Methoden  angegeben  worden,  wie  beispielsweise 
die  Leube’sche  Methode,  die  Salol-  und  Jodipinprobe,  die  Oelmethode  u.  a.  m. 
Allen  diesen  haften  jedoch  grössere  oder  geringere  Fehlerquellen  an,  die 
den  gewünschten  Nachweis  mehr  oder  weniger  erschweren.  Auch  die  sonst 
recht  brauchbare  sogenannte  Restbestimmungsmethodc  nach  Mathieü  und 
R&MOND  ist  insofern  nicht  brauchbar,  als  sie  nicht  gestattet,  die  motorische 
lnsufficienz  von  der  Hypersekretion  abzugrenzen.  E.  glaubt  bessere  Re- 
sultate dadurch  zu  erzielen,  dass  er  nach  einem  Probefrühstück  neben  der 
gesammten  Inhaltsmenge  des  Magens  gleichzeitig  auch  noch  die  Menge  der 
vorhandenen  festen  Rückstände  bestimmt.  Das  Verhältnis  dieser  letzteren 
zur  Gesammtmenge  lässt  gewisse  Rückschlüsse  auf  das  Vorhandensein  einer 


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730 


Pfaundler. 


No.  43. 


motorischen  Insufficienz  oder  einer  Hypersekretion  ziehen.  Bei  Anwendung 
der  genannten  Methode  an  Personen  ohne  nennenswerte  Magensymptome 
ergab  sich  ein  GesammtrQckstand  im  Bereich  des  Normalen.  Bezüglich 
der  Menge  der  festen  Rückstände  scheinen  100  ccm  die  Grenze  des  nor- 
malen Verhaltens  zu  bezeichnen.  Wird  diese  überschritten,  so  liegt  eine 
motorische  Insufficienz  vor.  Besteht  eine  nennenswerte  Vermehrung  der 
festen  Rückstände  im  Magen,  ohne  dass  gleichzeitig  der  Gesammtinhalt  ver- 
mehrt ist,  so  muss  es  sich  um  eine  motorische  Insufficienz  ohne  wesent- 
liche Steigerung  der  Sekretion  handeln.  Ist  dagegen  neben  der  Vermehrung 
der  festen  Rückstände  auch  eine  solche  des  Gesammtinhalt  vorhanden,  so 
bandelt  es  sich  um  solche  Fälle,  in  denen,  wie  das  so  oft  vorkommt,  die 
motorische  Insufficienz  zu  einer  Steigerung  der  Drüsensekretion  geführt 
hat.  Gin  abschliessendes  Urteil  über  die  genannte  Methode  lässt  sich  zur 
Zeit  noch  nicht  fällen.  Carl  Rosenthal. 


M.  Pfaundler,  Ueber  die  aktuelle  Reaktion  des  kindlichen  Blutes.  Arch. 
f.  Kinderheilk.  Bd.  41,  S.  161. 

Das  gemeinsame  und  daher  charakteristische  Merkmal  aller  alkalischen 
wie  sauren  Lösungen  ist  die  Anwesenheit  von  überschüssigen  OH-  bezw. 
H-Jonen  in  derselben.  Die  OH-Jonen  wirken  nach  Höber  als  Fermente. 
Verf.  stellte  sich  die  Aufgabe,  die  OH-.Ionenconcentration  des  Blutes  in 
verschiedenen  Lebensaltern  zu  bestimmen,  speciell  das  Verhalten  neuge- 
geborener  und  frühgeborener  Individuen  vergleichend  festzustellen.  Die 
vom  Verf.  angewandte  Messungsmethode  der  „aktuellen  Reaktion'*  ist  von 
Höber  ausgearbeitet  (s.  Orig.).  Das  für  die  Untersuchung  notwendige 
Blut  wurde  zumeist  aus  dem  rechten  Vorhof  oder  Ventrikel  der  Leiche 
*/2  Stunde  post  mortem  entnommen,  seltener  durch  Venäsektion  vom 
Lebenden  gewonnen.  — Die  OH-Jonenconcentration  ist  in  Blut  und  Serum 
fast  genau  dieselbe.  Verf.  bestimmte  daher  in  seinen  Versuchen  fast  nur 
das  Verhalten  des  Serums.  — ln  einem  Falle,  in  dem  Verf.  das  Verhalten 
des  Serums  einige  Zeit  vor  und  unmittelbar  nach  dem  Tode  prüfen  konnte, 
war  eine  irgend  beträchtliche  Differenz  nicht  festzustellen.  Doch  ist  es 
fraglich,  ob  dieses  Verhalten  ein  gesetzmässiges  ist,  da  wahrscheinlich  die 
aktuelle  Reaktion  des  Blutes  durch  Kohlensäurestauung  in  der  Agone  Ver- 
änderungen erleidet.  — Das  Lebensalter  scheint  von  Einfluss  auf  die 
aktuelle  Reaktion  des  Blutes  zu  sein.  Nur  ausnahmsweise  fiadet  sich 
höhere  Alkalescenz  bei  Säuglingen,  nur  ausnahmsweise  neutrale  Reaktion 
bei  älteren  Kindern.  Bei  Erwachsenen  liegen  die  gewonnenen  OH-Werte 
durchweg  ziemlich  hoch.  Ferner  dürften  Beziehungen  zwischen  der  aktuellen 
Reaktion  des  Blutes  und  dem  jeweiligen  allgemeinen  Ernährungs-  und 
Kräftezustand  des  Individuums  bestehen.  Bei  kräftigen  Kindern  überwiegt 
die  Concentration  der  OH-Jonen  jene  der  H-Jonen  um  das  5— lofache. 
Bestehende  floride  Rachitis,  auch  höheren  Grades,  scheint  auf  die  aktuelle 
Reaktion  des  Blutes  keinen  Eiufluss  zu  haben.  — Das  Blut  atrophischer, 
chronisch-magendarmkranker  Säuglinge  wurde  teils  stark  sauer,  teils  neutral, 
teils  stark  alkalisch  befunden.  — Der  febrile  Zustand  hat  keinen  Einfluss 
auf  die  Reaktion  des  Blutes.  In  einem  Falle  von  langdauernder  Com- 


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No.  43. 


Gbibeh.  — KiurM*™. 


731 


pensationsstörung  bei  Herzklappenfehler  wurde  — vermutlich  infolge  starker 
Kohlensäuerling  des  Blutes  — der  OH-.Ionengehalt  niedrig  befunden.  — 
Excessiv  niedrige  Werte  für  die  OH-Concentration  und  damit  saure  Reaktion 
des  Blutes  wurde  nur  bei  frühgeborenen,  lebensschwachen  und  zwei  atrophi- 
schen Säuglingen  angetroffen.  Die  Ursache  dafür  ist  wahrscheinlich  in  der 
mangelhaft  regulirenden  Tätigkeit  der  entsäuerndeu  Organe  zu  suchen.  — 
Manches  spricht  dafür,  dass  eine  gewisse  Beziehung  zwischen  Blutalkalescenz 
und  natülicher  Widerstandskraft  des  betreffenden  Organismus  gegen  bakte- 
ritische  Processe  bestellt.  — Alle  diese  Angaben  bedürfen  nach  Verf. 
weiterer  Prüfung.  Stadthagen. 


Geiser,  Welche  Bestandteile  des  Kaffees  sind  die  Träger  der  erregenden 
Wirkung?  Arch.  f.  exper.  Pathol.  u.  Pharmakol.  83.  Bd.,  S.  112. 

Verf.  untersuchte  die  Frage,  ob  an  den  hauptsächlichen  Kaffeewirkungen 
das  Coffein  oder  aromatische,  beim  Rösten  gebildete  Stoffe,  vor  allem  das 
sog.  Coffeon  schuld  sind.  Er  stellte  sich  folgende  Präparate  her:  1.  Ge- 
rösteten und  ölfreien  Kaffee.  2.  Coffeinfreies  Kaffeepulver  mit  Oeigehalt. 
3.  Gewöhnlichen  Menadokaffee.  Als  Reagens  auf  die  Wirkung  benutzte 
er:  1.  psychische  Vorgänge;  er  maass  nämlich  die  Expositionszeit,  die 
nötig  ist,  damit  die  Versuchsperson  die  Farbe  einer  gezeigten  Tafel  wahr- 
nimmt (Reaktionszeit).  2.  Tonometrische  und  sphygmographiscbe  Messungen 
des  Einflusses  der  Präparate  auf  die  Cirkulation.  Eis  ergab  sich,  dass  der 
Aufguss  von  geröstetem,  gutem  Kaffee  in  einer  Menge  von  15  g auf  150 
Wasser  i.  a.  die  Farbenreaktionszeit  verkürzt  und  am  Sphygraogramm 
charakteristische  Veränderungen  hervorruft,  die  vollkommen  identisch  sind 
mit  der  Wirkung  des  reinen  Coffeins,  ausserdem  eine  geringe  Steigerung 
des  arteriellen  Druckes  bewirkt.  Der  Aufguss  des  gerösteten,  aber  coffein- 
und  ölfreien  Kaffees  ist  ohne  jeden  Einfluss  sowohl  auf  die  psychischen 
Vorgänge  wie  auch  auf  die  Pulscurve.  Der  Aufguss  des  gerösteten  coffein- 
freien, aber  ölhaltigen  Kaffees  ist  ohne  Eiinfluss  auf  das  Sphygmogramm 
und  den  Blutdruck,  lässt  dagegen  in  grossen  Dosen  eine  Verkürzung  der 
Reaktionszeit  erkennen.  Diese  Wirkung  kommt  aber  bei  der  Beurteilung 
der  Kaffeewirkung  garnicht  in  Betracht,  da  ja  bei  derart  grossen  Dosen 
die  Coffeinwirkung  bei  weitem  alles  übertönen  würde.  Alkan. 


R.  Kaufmann,  Ueber  hereditäre,  infantile  Tabes.  Wiener  klin.  Rundschau 
1904,  No.  35. 

K.  beobachtete  einen  10jährigen  Knaben,  der  von  einem  Tabiker  und 
einer  gesunden  Mutter  stammend,  seit  seinem  6.  Jahr  Incontinentia  urinae 
und  seit  seinem  9.  Jahr  gastrische  Krisen  hatte.  Ausserdem  bestanden 
reflektorische  Pupillenstarre,  Westphal'sches  Zeichen,  Romberg’sches  Phä- 
nomen u.  s.  w.  Es  fehlten  Zeichen  von  cerebraler  Miterkrankung  und  von 
Lues  cerebrospinalis,  sodass  der  Verf.  hier  das  Vorhandensein  einer  echten 
infantilen  und  hereditären  Tabes  annimmt.  Die  Ataxie,  Schmerzen,  wie 
Sensibilitätsstörungen  fehlten  hier,  wie  häufig  bei  der  infantilen  Tabes. 
Von  Zeichen  hereditärer  Lues  waren  vorhanden  Hutchinson’sche  Zähne  und 


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732 


Fikckh. 


No.  43. 


Verdickung  peripherer  Arterien;  bei  dem  Vater,  der  ebenfalls  an  Tabes 
litt,  waren  Zeichen  von  Lues  nicht  nachweisbar.  Auffallend  bleibt  es, 
dass  von  11  Fällen  echter  Tabes  im  Kindesalter  viermal  die  gleiche  Er- 
krankung bei  Vater  und  Mutter  vorlag.  Neben  der  Lues  ist  eine  familiäre 
Veranlagung  zur  Tabes,  eine  hereditäre  Prädisposition  nicht  von  der  Hand 
zu  weisen.  S.  Kaliscber. 


J.  Finckh.  Beiträge  zur  Lehre  von  der  Epilepsie.  Arch.  f.  Psych.  1905, 
39.  Bd.  (2). 

F.  berichtet  über  152  Fälle  genuiner  Epilepsie  aus  eigener  Beob- 
achtung. Er  unterscheidet  ätiologisch  eine  genuine  Epilepsie,  eine  solche 
nach  fieberhaften  und  ansteckenden  Krankheiten  (Meningitis  etc.),  aus 
organischen  Ursachen,  Trauma,  Alkoholmissbrauch.  Diese  Formen  gleichen 
sich  klinisch  mit  Ausnahme  der  organisch  bedingten.  In  */4  der  Fälle  ist 
die  hereditäre  Belastung  als  Ursache  anzusehen  und  in  l/s  der  Fälle  trat 
direkte  Vererbung  ein  meist  durch  die  Mutter.  Von  den  auf  here- 
ditärer Belastung  beruhenden  Fällen  trat  in  */5  der  Fälle  der  Ausbruch 
vor  dem  20.  Lebensjahr  ein.  — Die  Kindereklampsie  ist  wie  die  Epilepsie 
auf  durch  hereditäre  Belastung  erzeugte  verminderte  Widerstandsfähigkeit 
und  Reizbarkeit  des  Gehirns  zurückzuführen;  sie  tritt  besonders  stark  und 
häufig  in  den  ersten  Lebensjahren  der  Epileptiker  auf  und  ist  kein  selbst- 
ständiges Krankheitsbild.  — Das  prämonitorische  Stadium  vor  dem  Anfall 
ist  nicht  häufig  und  oft  ein  Zeichen  zunehmender  epileptischer  Erregung, 
während  die  Aura  häufiger  ist,  etwa  in  87,8  pCt.  der  genuinen  Epilepsie, 
meist  ist  sie  gleichförmig.  Eine  Hemmung  des  epileptischen  Anfalls  in 
der  Aura  erfolgt  gelegentlich  durch  motorische  und  sensible  Gegenreize, 
die  auch  durch  den  Willen  erzeugt  werden  können,  aber  meist  auf  der 
motorischen  Wirkung  desselben  beruht.  — Epileptoide  Zustände  erscheinen 
nicht  pathognomonisch  für  Epilepsie,  sie  kommen  auch  bei  einer  Reibe 
von  funktionellen  und  organischen  Störungen  des  Centralnervensystems  und 
bei  anderen  Organerkrankungen  vor.  Der  Nachweis  echter  epileptischer 
Attacken  wie  der  hartnäckige  torpide  Charakter  epileptoider  Zustände 
(Angst,  Schwindel)  spricht  für  den  epileptischen  Charakter.  — Die  Epi- 
lepsie beginnt  und  verläuft  mit  um  so  schwereren  Erscheinungen,  je  früher 
sie  einsetzt.  Die  postepileptische  Verwirrtheit  ist  von  ungünstiger  Be- 
deutung Erhebliche  geistige  Schwächezustände  sind  bei  der  Frühepilepsie 
häufiger.  — Die  traumatische  Epilepsie  betrug  17,6  pCt.  der  Gesammt- 
summe;  ihr  Charakter  ist  ein  schwerer.  Psychische  Traumen  wirken  nur 
als  auslösende  Ursache  bei  vorhandener  Prädisposition.  — Als  Spätepilepsie 
betrachtet  F.  die  Fälle,  die  nach  dem  25.  Lebensjahre  einsetzen;  sie  ist 
bei  Männern  häufiger;  die  Arteriosklerose  spielt  dabei  eine  Rolle,  ist  aber 
nicht  ausschliessliche  Ursache  der  Spätepilepsie.  Heredität  findet  sich 
hier  in  zwei  Drittel  der  Fälle.  Der  Verlauf  der  Spätepilepsie  ist  im  all- 
gemeinen milder  und  neigt  seltener  zu  dem  Auftreten  gehäufter  Anfälle. 
Demenz  und  postepileptischer  Verwirrtheitszustände.  S.  Kalischer. 


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No.  43. 


Crilr  und  Maci-kod.  — Kraus. 


733 


U.  W.  Crile  and  J,  J.  R.  Macleod,  Some  observations  on  the  effect  of 
alternating  currents  of  moderat«:  frequency  on  dogs.  Americ.  journ.  of 
med.  Sciences  1905,  p.  417,  March. 

Die  Verff.  experimentirten  an  ätberisirten  Hunden.  Ob  der  Tod 
durch  die  Einwirkung  der  Wechselströme  eintritt,  hängt  von  der  Stellung 
der  Elektroden  ab:  lagen  diese  im  Maul  und  Mastdarm,  so  trat  bei 
1000  Volt  der  Tod  augenblicklich  ein.  Lagen  sie  aber  am  Kopf  und 
Hinterpfote,  so  verursachte  auch  ein  Strom  von  2300  Volt,  1 — 10  Sekunden 
wirkend,  keinen  Tod.  Warum  doch  einige  Male  das  letale  Ende  eintrat, 
erklären  die  Verff.  so:  Es  hängt  dies  von  dem  Verhalten  des  Blutdrucks 

ab,  der  nach  kurzer  Steigerung  sinkt.  — Der  Vagus  soll  nach  den  Verffn. 
hierbei  keine  Rolle  spielen,  wohl  aber  die  fibrillären  Herzkamroercontrak- 
tionen;  die  Herzohren  fahren  in  normaler  Weise  fort  zu  schlagen. 

Die  respiratorischen  Bewegungen  kamen  während  der  Stromapplikation 
stets  zum  Stillstand:  wenn  aber  der  Strom  nur  kurze  Zeit  einwirkte  und 
keine  fibrillären  Herzcontraktionen  eingetreten  waren,  so  kam  die  Atmung 
wieder  in  Gang. 

Der  etwa  eintretende  Tod  hängt  ab  von  dem  Wege,  den  der  Strom 
durch  den  Körper  nimmt;  wird  das  Herz  auf  dem  Stromwege  getroffen, 
so  tritt  der  Tod  ein.  Für  Arbeiter,  die  starken  Strömen  ausgesetzt  sind, 
empfehlen  die  Verff.  das  Tragen  von  Corsets  aus  leitendem  Material;  es 
muss  (aus  Kupfer  hergestellt)  Hals  und  Schultern  und  den  unteren  Teil 
des  Rumpfes  fest  umschliesseu  gegenüber  der  Herzgegend  soll  ein  nicht 
leitender  Gürtel  aus  Kautschuk  liegen.  Bernhardt. 


A.  Kraus,  lieber  eine  eigenartige  Hauttuberkulose,  gleichzeitig  ein  Beitrag 
zur  Kenntnis  der  Verkalkung  in  der  Haut.  (Aus  der  deutschen  dermatol. 
Universitätsklinik  in  Prag.)  Arch.  f.  Dermatol,  u.  Syph.  Bd.  74,  S.  3. 

Bei  einem  15jährigen  schwächlichen  Mädchen  mit  verdächtiger  rechter 
Lungenspitze  bestanden  in  der  Haut  des  linken  Vorderarms  eine  Anzahl 
sehr  fester,  an  der  Oberfläche  leicht  livid  verfärbter  Knoten  und  Stränge 
und  am  Oberarm  ein  klein  erbsengrosses  ebenfalls  sehr  derbes  Knötchen. 
Eine  bestimmte  Diagnose  liess  sich  nicht  stellen;  man  dachte  in  erster 
Reihe  an  sarcoide  Geschwülste.  Die  Gebilde  wurden  sämmtlich  cxcidirt. 
Die  Tumoren  vom  Vorderarm  bestanden  aus  einem  dichten  Bindegewebs- 
lager,  das  grosse  und  kleine  mit  teils  unregelmässig  scholligen,  teils  klein- 
körnigen Massen  von  kohlensaurem  Kalk  ausgefüllte  Hohlräume  umschloss. 
Ueber  die  Herkunft  des  Kalks  gab  die  Untersuchung  des  Knötchens  vom 
Oberarm  Aufschluss.  Dieses  zeigte  nämlich  das  typische  histologische  Bild 
der  Tuberkulose:  epithelioide  Tuberkel  mit  zahlreichen  Riesenzellen  und 
Verkäsung.  Es  handelte  sich  in  dem  Falle  offenbar  um  von  der  Subcutis 
ausgegangene  tuberkulöse  Infiltrate,  die  schliesslich  eine  regressive  Meta- 
morphose in  Form  der  Verkalkung  eingegangen  waren.  Eine  Tuberkulin- 
injektion rief  nicht  nur  in  der  Umgebung  der  Excisionsstelle  am  linken 
Oberarm,  sondern  aucl/  an  mehreren  Stellen  des  rechten  Arms,  wo  klinisch 
etwas  Pathologisches  noch  nicht  zu  sehen  war,  eine  ausgesprochene  lokale 
Reaktion  (Rötung  uud  Schwellung)  hervor.  H.  Müller. 


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734 


Nribskk. 


No.  43. 


A.  Neisser,  Versuche  zur  Uebertragung  der  Syphilis  auf  Affen.  Zweite 
Mitteilung.  Deutsche  raed.  Wochenschr.  1905,  No,  19. 

Die  neuen  Versuche  — über  die  früheren  wurde  S.  62  berichtet  — 
sind  von  N.  in  Gemeinschaft  mit  G.  Barrmann  an  53  verschiedenen, 
niederen  Arten  angehörigen  Affen  angestellt  worden  und  bestanden  zunächst 
in  der  kutanen  Verimpfung  von  menschlicher  Syphilis  auf  diese  Tiere. 
Es  wurden  Stellen  an  den  Augenbrauen,  am  Präputium,  an  der  Cutis  penis, 
der  Bauch-  und  Brustbaut  ziemlich  energisch,  bis  zu  leichtem  Bluten, 
scarificirt  und  mit  dem  Impfmaterial  (Primäraffekten,  breiten  Condylomen) 
mindestens  eine  Minute  lang  eingerieben.  Mit  zwei  Ausnahmen  war  das 
Resultat  bei  den  25  so  geimpften  Affen  (Arten  von  Macacus,  Cynocephalus, 
Cercopithecus)  immer  ein  positives,  d.  h.  es  entwickelte  sich  zwischen  dem 
20.  und  35.  Tage  am  Orte  der  Impfung  eine  bald  grössere,  bald  kleinere 
Schwellung  mit  Rötung,  Infiltration  und  Schuppung.  Typische  primäre 
Drüsen  und  Allgemeinerscheinungen  waren  nicht  zu  beobachten.  Auch 
kutane  Impfung  mit  primären  menschlichen  Lymphdrüsen  wurden  zweimal 
mit  Erfolg  vorgenommen.  — Dagegen  hatten  subkutane  Inokulationen, 
ebenso  subkutane  und  intraperitoneale  Einspritzungen  von  frischem  uu- 
defibrinirtem  Blut  oder  von  Blutserum  Syphilitischer  immer  ein  negatives 
Ergebnis. 

In  einer  weiteren  Reihe  von  Esperimenten  versuchten  N.  und  B. 
Uebertragungen  von  Tier  auf  Tier,  indem  sie  die  durch  Impfung  mit 
menschlicher  Syphilis  bei  Affen  erzeugte  örtliche,  als  Primäraffekt  ange- 
sprochene Läsion  auf  andere  Affen  kutan  verimpfte.  Das  Resultat  war 
auch  hier  iu  der  grösseren  Zahl  der  Fälle  ein  positives;  Tiere,  bei  denen 
die  Impfung  keinen  Erfolg  hatte,  reagirteu  später  auf  die  Inokulation 
menschlicher  Syphilis  in  der  gewöhnlichen  Weise.  Etwas  Sicheres  über 
eine  verschiedene  Virulenz  des  Syphilisgiftes  je  nach  der  Quelle  aus  der 
es  stammt,  liess  sich  aus  der  Art  und  dem  Verlauf  der  primären  Affekte, 
die  durch  Impfung  mit  Syphilismaterial  verschiedener  menschlicher  und 
tierischer  Herkunft  hervorgerufen  wurden,  nicht  erschliessen.  Insbesondere 
konnte  eine  Abschwächung  durch  Tierpassage,  wie  sie  Metschnikoff 
beobachtet  haben  will,  nicht  festgestellt  werden.  Dagegen  ist  die  Empfäng- 
lichkeit der  einzelnen  Affenarten  zweifellos  eine  sehr  verschiedene.  Beim 
Schimpansen  und,  wie  N.  gesehen  zu  haben  glaubt,  beim  Orang-Utan  treten 
ausser  dem  Primäraffekt  auch  primäre  Drüsenscbwellungen  und  Sekundär- 
ersebeinungen  auf,  nicht  aber  bei  den  niederen  Affenarten.  Unter  diesen 
scheinen  Cercopithecus-  nnd  Cynocephalusarten  empfänglicher  zu  sein  als 
die  Macaci.  Eine  von  Metschnikoff  nach  der  Empfänglichkeit  entworfene 
Reihefolge  zeigt  eine  ziemliche  Analogie  mit  der  von  den  Zoologen  auf- 
gestellten, so  zwar,  dass  die  im  System  am  höchsten  steheuden  Affen  auch 
am  empfänglichsten  für  Syphilis  erscheinen.  Nuttall  hat  durch  bio- 
logische Blutuntersuchungen  eine  ähnliche  Reihe  für  die  Verwandtschaft 
und  Aehnlichkeit  der  Affen  mit  dem  Menschen  hergestellt. 

Die  klinische  Diagnose  der  bei  den  Affen  erzeugten  Primäraffekte 
stützt  sich,  ausser  auf  ihre  grosse  Aehnlichkeit  mit*  den  menschlichen,  auf 
ihr  Auftreten  nach  mehrwöchiger  Inkubation,  den  langsamen  schleichenden 
Verlauf,  den  in  zwei  Fällen  beobachteten  Einfluss  des  Quecksilbers  auf 


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No.  43. 


Milchnib.  — v.  Illyes. 


735 


ihre  rasche  Heilung  und  ganz  besonders  darauf,  dass  bei  den  mit  Erfolg 
geimpften  Tieren  später  wiederholte  Impfungen  immer  ohne  Erfolg  blieben. 

Um  zu  prüfen,  ob  im  Körper  der  inficirten  Affen  impffähiges  Virus 
vorhanden  sei,  wurden  Versuche  mit  Milz  und  Knochenmark,  einmal  auch 
mit  Leber,  vorgenommen.  Diese  Impfungen  hatten  ein  negatives  Resultat. 
Bemerkenswert  erscheint  aber,  dass  ein  mit  Knochenmark  vom  Schim- 
panse kutan  geimpftes  Tier  zwar  keine  lokalen  Erscheinungen  bekam, 
aber  auf  eine  spätere  energische  Impfung  mit  breiten  Condylomen  nicht 
reagirte,  was  bei  allen  anderen  der  Fall  war. 

Constatirt  wurde  endlich  noch,  dass  zerkleinerte  nässende  Papeln,  die 
in  einer  physiologischen  Kochsalzlösung  30  Minuten  lang  auf  60°  erhitzt 
worden  waren,  ihre  Virulenz  verloren  hatten.  H.  Müller. 


Milchner,  Ein  Beitrag  zur  Diagnostik  der  Nierentuberkulose.  Berl.  klin. 

Wochenschr.  1904,  No.  49. 

Bei  einem  11jährigen,  infolge  von  Hämaturie  sehr  anämischen  Mädchen 
fand  sich  ein  linksseitiger  Nierentumor,  Albuminurie  und  ira  Sediment  Ba- 
cillen, die  sich  bei  Gabbet’scher  Färbung  als  säurefest  erwiesen.  Diese 
für  Tuberkelbacillen  gehaltenen  Bakterien  führten  zur1  Diagnose  einer 
Nierentuberkulose.  Bei  der  von  Prof.  Rotter  ausgeführten  Operation 
ergab  sich  aber  statt  dessen  eine  ausgesprochene  Hydropyonephrose,  Zeichen 
von  Tuberkulose  fehlten  in  der  Niere.  Nunmehr  wurde  der  Nachweis  er- 
bracht, dass  die  früher  für  Tuberkclbacillen  gehaltenen,  säurefesten  Stäbchen 
in  Wahrheit  Smcgmabacillen  waren,  die  aus  dem  zwischen  den  Labien  des 
Kindes  befindlichen  Sekrete  stammten.  Verf.  kommt  auf  Grund  dieser 
Erfahrung  zu  dem  Postulat,  dass  in  jedem  Falle  einer  mutmaasslichen 
Nierentuberukulose  der  Operation  ein  Tierimpfversuch  vorangeschickt 
werden  solle.  So  berechtigt  diese  Forderung  für  alle  Fälle  ist,  so  muss 
doch  hervorgehoben  werden,  dass  auch  im  vorliegenden  Falle  die  Prüfung 
des  Grades  der  Säurefestigkeit  das  Resultat  hatte,  dass  die  Smcgmabacillen 
darin  wirklichen  Tuberkelbacillen  nachstanden.  Üeberhaupt  empfiehlt  es 
sich  bei  der  Untersuchung  von  Harnsedimenten  auf  Tuberkelbacillen  statt 
der  Gabbet’schen  Methylenblauschwefelsäure  salzsauren  Alkohol  zur  Ent- 
färbung und  einfache  Methylenblaulösung  zur  Nachfärbung  zu  benutzen. 

B.  Marcuse. 


v.  Illyes,  Ueber  den  therapeutischen  Ureterkatheterismus.  Deutsche  Zeit- 
schrift f.  Chir.  Bd.  76,  H.  1,  S.  33. 

Verf.  berichtet  über  sieben,  in  der  Klinik  des  Prof.  Dollinger  zu 
Budapest  behandelte  Fälle,  in  tlenen  der  Ureterenkatheterisinus  zu  thera- 
peutischen Zwecken  angewandt  wurde. 

Die  Möglichkeit,  durch  den  in  den  Harnleiter  höher  oder  tiefer  ein- 
geführten Katheter  Flüssigkeit  zu  entleeren,  war  in  verschiedenen  dieser 
Fälle  genügend,  um  noch  bevor  die  Frage  nach  dem  operativen  Eingriff 
entschieden  werden  konnte,  Linderung  und  selbst  Beseitigung  schwerer  von 
einer  Retention  im  Nierenbecken  abhängiger  klinischer  Symptome  zu  ge- 


✓ 


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736 


WlNTLK. 


No.  43. 


währen.  Dabei  konnte  namentlich  da,  wo  doppelseitige  Nierenerkrankung 
eine  Operation  contraindicirte,  durch  die  Entleerung  von  Eiter  aus  dem 
Nierenbecken  und  nachfolgende  Spülung  mit  Borsäure  und  Argentum- 
lösungen  eine  relative  Heilung  erzielt  werden.  Auch  bei  nephrotomirten 
Kranken  wurde  der  Ureterkatheter  angewandt,  wenn  die  Harnabsonderuog 
nach  der  Blase  zu  durch  Schwellung  der  Schleimhaut  des  Ureters  behindert 
war.  Wiederholt  blieb  der  Katheter  ohne  Schaden  mehrere  Tage  hindurch 
im  Harnleiter.  Von  Interesse  erscheinen  vor  allem  die  beiden  Fälle  von 
Steineinklemmung,  die  zwar  zur  Operation  kamen,  bei  denen  aber  zunächst 
durch  den  Ureterkatheterismus  erstens  der  Sitz  des  Hindernisses  festgestellt, 
zweitens  wenigstens  zeitweise  der  Eiterabfluss  aus  dem  Nierenbecken  herbei- 
geführt werden  konnte.  In  einem  Falle  von  Ectopia  vesicae  wurde  die 
recidivirende  doppelseitige  Pyelitis  in  leichtester  Weise  durch  Nierenbecken- 
spülungen behandelt  und  von  einer  Operation  der  Ectopie  abgesehen,  um 
den  bei  dem  recidivirenden  Charakter  der  Pyelitis  notwendigen  Ureter- 
kateterisraus  nicht  künstlich  zu  erschweren.  B.  Marcuse. 


W inter,  Myom  und  Menopause.  Berl.  klin.  Wochenschr.  1906,  No.  27. 

Während  bei  gynäkologisch  Kranken,  die  an  den  Zeitpunkt  der  Meno- 
pause nicht  beeinflussenden  Krankheiten  leiden,  11  pCt.  über  das  50.  Jahr 
hinaus  menstruiren,  tritt  unter  den  Myom  kranken  die  Menopause  bei 
67  pCt.  erst  nach  dem  50.  Jahre  ein.  Die  conservative  Therapie  der 
Myome  kann  daher  in  der  bevorstehenden  Menopause  vor  dem  50.  Jahre 
überhaupt  keine  Stütze  finden.  Erst  von  dem  55.  Jahre  an  kann  die  Meno- 
pause mit  Recht  als  unmittelbar  bevorstehend  erwartet  werden.  Vor  voll- 
ständig eingetretener  Menopause  ist  die  Myomkranke  nicht  vor  schweren 
Symptomen  bewahrt.  Ein  nicht  unbedeutender  Procentsatz  (nach  Wintek's 
Erfahrungen  17  pCt.)  muss  sich  nach  dem  für  gesunde  Frauen  normalen 
Zeitpunkte  des  Eintretens  der  Menopause  einer  Myomoperation  unterwerfen. 
— Den  Einfluss,  den  die  Menopause  auf  die  Uterusmyome  auszuüben  pflegt, 
formulirt  W.  folgermaasseu:  1.  Die  Menopause  bringt  in  den  weitaus  über- 
wiegenden Fällen  Stillstand  des  Wachstums  und  Beschwerdelosigkeit.  — 
2.  Die  Symptome,  welche  man  bei  Myom  in  der  Menopause  beobachtet, 
erklären  sich:  a)  durch  die  nicht  seltene  Ausstossung  submuköser  Myome, 
b)  durch  erhöhte  Neigung  zu  sarkomatöser  Degeneration,  c)  durch  gelegent- 
liche aus  unbekannten  Ursachen  auftretende  Blutungen.  — 3.  Myome 
wachsen  zuweilen  auch  ohne  sekundäre  Degeneration  im  Klimakterium 
weiter;  am  häufigsten  subseröse,  am  seltensten  interstitielle  Myome.  — 
4.  Myomoperationeu  in  der  Menopause  gehören  nicht  zu  den  Seltenheiten 
(bei  Wintek’s  Material  19  unter  392  — 5 pCt.).  — Der  alte  Erfahrungs- 
satz, dass  die  Myome  nach  eingetretener  Menopause  keine  klinische  Be- 
deutung haben,  hat  demnach  seine  Gültigkeit  verloren.  Br.  Wolff. 


Einsendungen  werden  an  die  Adresse  des  Herrn  Ueü.  Mod. -Kat  Prof.  Dr.  M.  Bernhardt  (Berlin  " 
Französische  Strasse  21)  oder  an  die  Vcrlagshaudlung  (Berlin  NW.,  Unter  den  Linden 


Vorlag  von  August  ilirschuald  in  Berlin.  — Druck  ron  L.  Schumacher  in  Berlin  X U 


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Wöchentlich 
1—2  Bogen ; i 
des  Jahrgangs  TjM\t  Na- 
meu-  und  Sachregister. 


Gentralblatt 


J 


Treii  de«  Jahrganges 
28  Mark;  zu  beziehen 
durch  alle  Hurbhaud 
lungcn  n.  PoitanstaUtn. 


für  die 


(liniiisehen  Wissenschaften^ 

Unter  Mitwirkung  von 

Prof.  Dr.  H.  Senator  und  Prof.  Dr.  E.  Salkav 

redigirt  von  ' n 

Prof.  Dr.  M.  Bernhardt 

in  Berlin. 


1905. 


<1.  November. 


No.  44. 


Iiilmlt:  Ksith,  Ueber  da«  Zwerchfell  und  die  Pleurahöhlen.  — Hkrr- 
mann,  Vorkommen  von  Lithium  im  Organismus.  — Frommer,  Neue  Reaktion  auf 
Aceton.  — Ordner  und  Croniikim,  Neue  Milchsäureprobe.  — Jones,  Enzym 
der  Thymusdrüse.  — Gkklmuyden,  Acetongehalt  der  Organe.  — Abderhalden, 
Bekukll  und  Doerpinquaub,  Verhalten  des  Körpereiwciss  im  Hunger.  — 
Leonhabdt,  Ueber  Myxome  des  Herzens.  — Richter,  Ueber  Luxation  im  Talo- 
cruralgelcnk.  — Stibda,  Ueber  den  Verschluss  von  .Scbädeldefcklen.  — Mas- 
lkitner,  Zur  Kenntnis  der  Augentuberkulose.  — Sokolowsky,  Behandlung 
otogener  Meningitis.  — Finder,  Ueber  Kehlkopfkrebs.  — Imhopek,  Behandlung 
der  Tonsillitis.  — Landeshkro,  Ueber  Tuberkulose  und  Lues  des  Kehlkopfes. — 
J akcbchewitbch,  Hämolysine  bei  entmilzten  Tieren.  — Wassermann  und 
Ostertao,  Ueber  polyvalente  Sera.  — Asami,  Zur  Untersuchung  auf  Hypho- 
rnyceten.  — Kaplan,  Adrenalin  bei  Asthma.  — Doervlkr,  Behandlung  der 
Pleuritis  bei  Tuberkulose.  — Schilling,  Ueber  Eehinokokkenflüssigkeit.  — 
Seidelin,  Der  Magensaft  älterer  Personen.  — Rky,  Enuresis  der  Kinder.  — 
Pawinski,  Einfluss  des  Klimakterium  auf  die  tirkulation.  — Lancebeaux, 
Albuminurie  und  Diabetes.  — Treitel,  Imbccillität  und  Taubstummheit.  — 
Scheuer,  Behandlung  der  Ischias.  — Finklkniiuro,  Ueber  Drucksteigerung  im 
Rückenmark.  — Bruandkt  und  Hcmhkbt,  Kilvinoton,  Ueber  Nervenregene- 
ration.  — Ball,  Behandlung  des  Pruritus  ani.  — Polland,  Fall  von  Jod- 
pempbigus.  — Meter,  Ueber  eingeklemmte  Ureterensteine.  — H erring,  Ueber 
die  Vergrösserung  der  Prostata.  — Sarvey,  Ueber  fakultative  Stcrilisirung. 


A.  Keitli,  The  nature  of  the  mammalian  diaphragm  and  pleural  cavities. 

The  journ.  of  anat.  and  physiol.  1905,  Vol.  XXXIX,  P.  Ilf,  p.  243. 

K.  betrachtet  die  Lungen  nie  die  Hodeu  als  Organe,  die  im  Laufe 
der  Entwickelung  hernienartig  aus  der  Bauchhöhle  herausgestossen  worden 
sind.  Das  Zwerchfell  ist  ein  Teil  der  Körperwand,  der  durch  die  extra- 
abdominale Entwickelung  der  Lungen  in  die  Leibeshöhle  hineingepresst 
wurde;  es  flacht  sieb  nicht,  wie  man  früher  annahm,  bei  der  Respiration 
ab,  sondern  steigt  in  seiner  Gesammtheit  zum  Nabel  bin  herab;  cs  wirkt 
nicht  auf  die  Lungen,  sondern  auf  die  Abdominalorgane  und  regul irt  den 
Druck  in  der  Bauchhöhle.  Die  innigen  Beziehungen  des  Centruin  tendincum 
zum  IVricard  und  zur  Lungenwurzel  sind  Erscheinungen  der  Rückkehr  zu 
primitiveren  Zuständen  (Mensch,  grosse  Anthropoiden);  sie  sind  weit  weniger 
innig  bei  typischen  Säugern  (Kaninchen,  niedere  Affen).  Als  Elemente 
XLUI.  Jahrgang  4T 


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738 


Kkitii. 


No.  44. 


des  Zwerchfells  unterscheidet  K.  den  sterno-costalen  und  den  spinalen  Teil 
und  die  zwischen  ihnen  liegende  Sehne:  beim  Menschen  verwachsen  sie 
normalerweise  aufs  innigste  miteinander,  doch  sind  die  Grenzen  — Hiatus 
spino-costalis  — immer  noch  zu  ziehen,  Persistirt,  wie  in  Fällen  von 
Zwerchfellhernien,  die  Pleuroperitonealöffnung,  so  begrenzen  sie  alle  drei 
Zwerchfellelemente.  Bei  der  Annahme  des  aufrechten  Ganges  und  der 
dadurch  bedingten  Aenderung  der  Atmung  wanderte  die  Spinalportion 
lateralwärts  und  überdeckte  sich  so  mit  der  Sternocostalportion.  Aus  der 
Teilung  des  Phrenicus  in  zwei  Acste  für  die  beiden  Portionen  erhellt  gleich- 
falls die  Doppelnatur  der  Diaphragmaelemente.  Nähere  vergleichend  ana- 
tomische Untersuchungen  ergaben  die  Richtigkeit  der  Theorie,  dass  das 
Zwerchfell  aus  dorsalen  und  ventralen  Muskelbändern  entstanden  ist,  die  auf 
die  Lungenwurzeln  wirken.  Bei  hochspecialisirten  schwanzlosen  Lurchen 
(Pipa,  tenoper)  findet  K.  ein  Zwerchfell,  das  aus  einem  dorsalen  Teile,  der 
vom  M.  transvcrsalis,  einem  ventralen  Teile,  der  vom  vierten  Segmente 
des  Rcctus  abdominis  abzuleiten  ist,  aus  einem  centralen  Teile  besteht, 
der  vorn  der  cervikalen  Aponeurosis  des  Bauches  entstammt.  K.  betrachtet 
die  Amphibien-  und  Säugerform  des  Diaphragmas,  die  so  weitgehende 
Uebereinstimmungcn,  auch  in  der  Nervenversorgung  zeigen,  als  Abkömm- 
ling einer  Ausgangsform  bei  primitiven  Amphibien  (Stegocephaleo).  So 
abweichend  die  Zwerchfellfunktion  in  Bezug  auf  die  Lungen  sich  darstellt, 
so  sehr  stimmt  sie  bei  beiden  Klassen  in  Bezug  auf  die  Wirknng  auf  die 
Cirkulation  (Füllung  des  Herzens  mit  Blut)  überein.  Dieses  ist  als  die 
primäre  Funktion  des  Diaphragmas  zu  beurteilen.  Bei  den  Säugern  stülpt 
sich  die  Lunge  aus  der  Bauchhöhle  heraus,  durch  das  Diaphragma  hin- 
durch, das  dadurch  in  eine  infrapulmonale  Lage  und  zu  einer  inspiratori- 
schen Funktion  kam.  Im  Zusammenhänge  hiermit  kam  es  zur  Bildung 
einer  Lungenspitze  im  Gegensätze  zur  Lungenwurzel,  die  beide  früher  *n- 
sammenfielen.  Die  Durchbruchsöffnungen  bezeichnen  die  Pleuroperitoneal- 
öffnuugen.  Die  Rippen  und  Rippenknorpel  entwickeln  sich  zuerst  behufs 
Regulirung  des  abdominalen  Druckes;  durch  ihre  Verlängerung  bei  ge- 
wissen frühen  Formen  der  Amphibien  wurde  die  mittlere  Schicht  der 
Körperwand  inspiratorisch  tätig.  Die  inneren  und  äusseren  Lagen  behielten 
ihre  Ausatmungsfunktion.  Die  Respirationsorgane  der  Reptilien  und  Säuger 
sind  unabhängig  von  einander  von  einem  Amphibienstadium  entstanden. 
Bei  den  Reptilien  ist  das  ganze  Ampbibiendiaphragma  nach  vorn  zur 
Lungenspitze  gerichtet,  die  Muskelelemente  sind  geschwunden.  Bei  den 
Vögeln,  die  den  Säugern  in  diesem  Punkte  näher  stehen  als  die  Reptilien, 
ist  es  durchbrochen,  die  cervikalen  Elemente  sind  verloren  gegangen  und 
durch  thoracale  ersetzt.  Bei  den  Säugern  ist  es  durchbrochen,  aber  in 
seiner  Gesammtheit  erhalten.  Die  Bildung  eines  Halses  und  die  Aus- 
höhlung eines  Pleuraraumes  in  der  Körperwand  vor  der  Bauchhöhle  haben 
Kopf  und  Pharynx  weit  von  der  Bauchhöhle  entfernt.  Herz,  Leber  und 
Abdominalorgane  bewahren  ihre  embryonalen  Beziehungen  zum  Nabel; 
andererseits  fallen  die  cervikalen  und  vorderen  dorsalen  Segmente  der 
Körperwand  einer  enormen  Verlängerung  anheim  uud  rücken  so  Kopf  und 
Larynx  vorwärts.  Nicht  Herz  und  Leber  wandern,  sondern  die  Körperwand. 

Poll. 


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No.  44. 


Hkrrmann.  — Frommer.  — Croner  und  Croniirim. 


739 


E.  Hermann,  Ueber  das  Vorkommen  von  Lithium  im  menschlichen 
Organismus.  Pflüger’s  Arch.  CIX.,  1 — 2,  S.  26. 

Verf.  untersucht  spektralanalytisch  verschiedene  Organe  und  Gewebe 
des  menschlichen  Körpers  auf  Lithium  und  findet,  dass  dieses  Element, 
wenn  auch  in  kleinen  Spuren,  in  allen  Geweben  nachweisbar  ist.  Auf- 
fallend regelmässig  findet  der  Verf.  das  Lithium  in  der  Lunge,  was  nicht 
auf  den  Luftstaub,  als  eine  einzelne  Quelle  zurückzuführen  ist,  da  auch  in 
der  fötalen  Lunge  das  Lithium  nachweisbar  war.  Das  Vorhandensein  des 
Lithium  in  den  anderen  Organen  der  Neugeborenen  und  unausgetragenen 
Föten  hält  der  Verf.  für  einen  Beweis  dafür,  dass  es  ein  regelmässiger 
Bestandteil  der  Gewebe  ist  und  nicht  nur,  durch  die  Nahrung  aufgenommen, 
in  den  Organen  abgelegt  wird.  Ob  das  Fehlen  der  Lithiumreaktion  in 
Organen  eine  pathologische  Bedeutung  hat,  ist  noch  heute  nicht  zu  ent- 
scheiden. K.  Golant. 


V.  Frommer,  Neue  Reaktion  zum  Nachweis  von  Aceton,  sarnmt  Be- 
merkungen über  Acetonurie.  Berl.  k 1 in.  Wochenschr.  1905,  No.  32. 

F.  fügt  zu  ca.  10  ccm  Harn  1 g Kaliumhydrat  in  Substanz,  dazu,  ohne 
dessen  Lösung  abzuwarten,  10 — 12  Tropfen  Salicylaldehyd  und  erwärmt 
auf  70°.  Bei  Gegenwart  von  Aceton  bildet  sich  an  der  Berührungsstelle 
von  Harn  und  Kaliumhydrat  ein  purpurroter  Ring.  — Bei  bereits  ge- 
löstem Kaliumhydrat  tritt  allmählich  eine  gelbe,  purpurrote,  endlich 
carmoisinrote  Färbung  des  Harnes  auf.  Noch  '/tooo  mg  Aceton  in  8 ccm 
Lösung  soll  so  nachweisbar  sein.  — Der  chemische  Vorgang  ist  der,  dass 
ein  Mol.  Salicylaldehyd  sich  mit  einem  Mol.  Aceton  condensirt  zu  Oxy- 
benzolaceton.  Dieses  geht  bei  Gegenwart  von  Alkali  mit  Salicylaldehyd 
eine  nochmalige  Condensation  zu  Dioxy-Dibenzolaceton  ein,  dessen  Alkali- 
salze intensiv  rot  gefärbt  sind.  A.  Loewy. 


w.  c roner  und  VV.  Cronhcim,  Ueber  eine  neue  Milcbsäureprobe.  Berl. 
klin.  Wochenschr.  1905,  No.  34. 

In  Abänderung  eines  Verfahrens  von  VoRiNASOS  empfehlen  die  Verff. 
Milchsäure  im  Magensaft  folgendermaassen  nachzuweisen.  Sie  lösen  2 g 
Jodkalium  in  5 ccm  Wasser,  fügen  dazu  1 g gepulvertes  Jod,  füllen,  nach 
Filtrirung  durch  Asbest,  auf  50  ccm  auf  und  setzen  5 ccm  Anilin  hinzu.  — 
Einige  Cubikcentimeter  des  Mageninhaltes  werden  mit  lOproc.  Kalilauge 
stark  alkalich  gemacht,  gekocht  und  mit  einigen  Cubikceutimetern  des 
ningeschüttelten  Reagens  versetzt.  Es  tritt  — eventuell  erst  nach  noch- 
maligem Kochen  — der  widerliche,  leicht  erkenntliche  Geruch  des  Iso- 
nitrils  bei  Gegenwart  von  Milchsäure  auf.  Noch  bei  2,5  mg  Milchsäure 
in  100  ccm  Lösung  ist  er  erkenntlich.  — Die  Probe  ist  auch  als  Modifi- 
kation der  Lieben’scbeti  Probe  auf  Aceton  im  Harn  zu  benutzen.  — Das 
Reagens  hält  sich  mehrere  Monate.  * A.  Loewy. 


47* 


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7 40  JoNES.-ÜRKUlUYDKJI.-ABDEBHALDIiM.BliHOÜLLU.DoKBPIMaHABS.-LKOHHAÄDT.  No.44. 


W.  Jones,  Ueber  das  Enzym  der  Thymusdrüse.  Zeitschr.  f.  physiol.  Cbem. 
Bd.  41,  S.  101. 

In  der  Thymusdrüse  ist  ein  Ferment  vorhanden,  das  die  Fähigkeit 
besitzt,  Adenin  und  Guanin  in  Xanthin  umzuwandeln.  Wohlgemuth. 


H.  Cli.  Ueelmuyden,  Ueber  den  Acetongehalt  der  Organe  an  Coma  dia- 
beticum  Verstorbener  nebst  Beiträgen  zur  Theorie  des  Acetonstoffwechsels. 
Zeitschr.  f.  physiol.  Chem.  Bd.  41,  S.  128. 

In  5 zur  Sektion  gekommenen  Fällen  von  Coma  diabeticum  be- 
stimmte Vcrf.  den  Acetongehalt  in  sämmtlichen  Organen  und  fand,  dass 
sie  weit  mehr  Aceton  enthielten  als  die  entsprechenden  Organe  von  nicht 
diabetischen  Menschen.  Ueber  die  theoretischen  Erörterungen  s.  Original- 
arbeit. Wohlgemuth. 


E.  Abderhalden,  I*.  Bergeil  und  Th.  Doerpinghaus,  Verhalten  des 
Körpereiweisses  im  Hunger.  Zeitschr.  f.  physiol.  Cbem.  Bd.  41,  S.  153. 
Kraus  und  Umber  haben  angegeben,  dass  bei  hungernden  phlorizin- 
diabetischen  Tieren  (Katzen,  Mäuse)  eine  partielle  Abartung  des  Körper- 
eiweisses erfolgen  kanu.  Die  Verff.  konnten  bei  einer  Nachprüfung  der 
Versuche  die  Angaben  nicht  bestätigen.  Wohlgemuth. 


A.  Leonhardt,  Ueber  Myxome  des  Herzens,  insbesondere  der  Herzklappen. 

(Aus  dem  patbol.  Institut  der  Universität  Heidelberg.)  Virchow’s  Arch. 
Bd.  181,  II.  2. 

Myxome  des  Herzens  können  sehr  leicht  mit  organischen  Thromben 
verwechselt  werden;  besonders  muss  man  mit  der  Diagnose:  Myxom  vor- 
sichtig sein,  wenn  der  Tumor  an  der  Prädilektionsstelle  der  Thromben  im 
linken  Vorhof  am  Septum  in  der  Gegend  der  Klappe  des  Foramen  ovale 
oder  im  linken  Herzohr  sitzt.  Zur  Sicherung  der  Diagnose  bedarf  es  der 
Mucinfärbemethoden  durch  Anilinfarben  mit  metachromatiscben  Eigen- 
schaften. Verf.  sah  einen  kleinen  Tumor  auf  dem  hinteren  Mitralsegel, 
dessen  mikroskopische  Untersuchung  und  mikrochemisches  Verhalten  ihn 
als  ein  Myxotu  auswiesen.  Nach  Besprechung  seines  Falles  geht  er  näher 
auf  die  anderen  bekannten  7 Fälle  ein.  Bezüglich  der  Entstehung  der 
Myxome  schliesst  sich  L.  der  Ansicht  Ribbert’s  an,  dass  es  dazu  einer 
embryonalen  Keimanlage  bedürfe,  in  der  die  mucinösen  Eigenschaften  des 
embryonalen  Gewebes  erhalten  blieben,  um  aus  irgend  einem  plötzlichen 
Anlass  zum  Myxom  zu  werden.  Solch  ein  plötzlicher  Anlass  wird  viel- 
leicht gegeben  durch  die  ständige  Bewegung  der  Klappen,  oder  durch  das 
dauernde  Vorbeiströmen  von  Blut.  Der  Ausgangspunkt  der  Myome  ist 
stets  das  subendocardiale  Gewebe,  das  gerade  auch  noch  beim  Neuge- 
borenen Beste  fötalen  Scbleimgewebes  enthält.  Gcissler. 


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No.  44. 


Richtkb.  — Stimm.  — Manleitkkr. 


741 


Joh.  Richter,  Eiu  Beitrag  zur  Kenntnis  der  traumatischen  Luxationen  des 

Busses  im  Talocruralgelcnke.  Zeitschr.  f.  Chir.  Bd.  77,  S.  24C. 

Es  handelt  sich  in  dem  von  R.  mitgeteilten  Balle  um  eine  unvoll- 
kommene Verrenkung  des  Busses  nach  hinten  mit  Bruch  der  Bibula  bei 
einem  gesunden,  kräftig  gebauten  Mädchen,  entstanden  durch  Ball  vorn- 
über aus  uicht  erheblicher  Höhe  mit  Aufschlagen  auf  den  Boden  in  ge- 
streckter Körperhaltung.  Die  Reposition  gelang  leicht.  Es  kam  zu  völliger 
Heilung.  Joachimsthal. 

Stiedn,  Beitrag  zur  Brage  des  Verschlusses  traumatischer  Schädeldefekte. 

Arch.  f.  klin.  Chir.  77.  Bd.,  S.  532. 

St.  unterzog  die  Schädelverletzten  der  Hallenser  Klinik  aus  einem 
Zeitraum  von  7 Jahren  einer  Nachuntersuchung,  um  über  die  Frage,  ob 
Schädeldefekte  offen  bleiben  sollen,  Klarheit  zu  gewinnen.  33  Bälle  von 
traumatischen  und  durch  Operation  gesetzten  Continuitätsunterbrechungen 
des  Schädels  wurden  nachuntersucht.  Es  waren  bei  complicirten  Schädel- 
frakturen 15mal  die  sofortige  Implantation  vorgenommen,  lOmal  nach 
einigen  Tagen  und  8 mal  erst  nach  verheilter  Wunde  osteoplastische 
Deckung  des  Knochendefektes  ausgeführt  worden.  Von  den  15  primär 
implantirten  Bällen  (5  Verletzungen  des  Stirnbeins,  10  der  Scheitelbeine) 
sind  11  vollkommen  beschwerdefrei,  bei  keinem  wurden  Krämpfe  beob- 
achtet; bei  dreien  bestehen  Klagen  über  zeitweilige  Kopfschmerzen,  bei 
einem  bestanden  schon  vorher  Tobsuchtsanfälle.  Von  den  10  Bällen,  bei 
denen  wegen  ungeeigneter  Wundverhältnisse  erst  nach  einigen  Tagen  die 
Einpflanzung  der  eigenen  beim  Dibridement  entnommenen  Knochenstückchen 
vorgenommen  wurde,  wurde  bei  6 ein  knöcherner  Verschluss  erzielt,  wovon 
nur  2 völlig  beschwerdefrei  sind,  die  anderen  an  Kopfschmerzen,  Flimmern 
vor  den  Augen,  Schwindelanfällen  leiden.  Von  den  Fällen  mit  offenem 
Schädeldefekt  ist  nur  ein  einziger  ganz  beschwerdefrei;  bei  den  übrigen 
wurden  Schmerzen  in  der  Scbädellücke,  Brausen,  Pochen,  Schwindelgefühl, 
Intoleranz  gegen  Alkohol  beobachtet.  In  zwei  Bällen  der  letzteren  Art 
kamen  regelrechte  epileptische  Anfälle  vor.  Bis  auf  einen  sind  die 
Patienten  mit  spät  ausgeführter  osteoplastischer  Deckung  von  Schädel- 
lücken völlig  beschwerdefrei.  — Auf  Grund  dieser  Untersuchungen  em- 
pfiehlt St.  dringend,  die  traumatischen  Schädeldefekte  möglichst  frühzeitig 
zu  schliessen,  und  zwar  1.  bei  aseptischen  oder  aseptisch  zu  gestaltenden 
Wundverhältnissen  durch  primäre  Implantation  der  beim  Debridement  ent- 
nommenen Knochenstückchen  mit  Verschluss  der  Hautwunde,  oder  2.  nach 
eingetretener  Vernarbung  der  Wunde  durch  Excision  der  Narbe  und  osteo- 
plastische Operation  mit  dem  Hautperiost-Knochenlappen  oder  mit  Periost- 
knochenlappenbildung. Pcl  tesohn. 


C.  Manleitner,  Zur  Kenntnis  der  Augentuberkulose  bei  Rind  und  Schwein, 
v.  Graefe’s  Arch.  f.  Ophthalm.  XLI.,  1,  S.  152. 

Nach  kritischer  Sichtung  der  Litteratur  und  eigenen  Beobachtungen 
des  Verf.'s  mit  pathologisch  anatomischer  Untersuchung  ist  eine  tuberkulöse 
Erkrankung  der  Augeulider,  der  Coujunctiva  sowie  der  sonstigen  Adnexe 


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742 


SoKOI.OWSKY.  KlNMBll.  — I HIIOKBR. 


No.  44. 


des  Bulbus  unbekannt.  Die  intrabulbäre  Tuberkulose,  die  am  häufigsten 
in  der  Aderbaut  lokalisirt  ist,  kommt  beim  Schwein  seltener  vor  als  beim 
Rinde.  Unter  200  tuberkulösen  Rindern  und  250  tuberkulösen  Schweinen 
waren  die  Augen  bei  Rindern  in  5 pCt.,  bei  Schweinen  in  1,6  pCt.  der 
Fälle  tuberkulös  erkrankt.  Analog  der  bei  weiblichen  Tieren  häufigeren 
Tuberkulose  wurden  auch  die  meisteu  tuberkulösen  Augenerkrankungen  bei 
weiblichen  Tieren  constatirt.  Rinder  erkrankten  gewöhnlich  erst  im  5.  bis 
10.  Lebensjahre,  Schweine  dagegen  häufig  schon  im  1.  Lebensjahre  an 
Augentuberkulose. 

Im  allgemeinen  ist  bei  Rindern  und  Schweinen  die  Augentuberkulose 
ein  seltenes  Vorkommnis;  sie  tritt  nur  als  Teilerscheinung  generalisirter 
Tuberkulose,  und  auch  hierbei  nur  in  einem  geringem  Procenlsatz  der 
Fälle  auf.  Bei  der  Lokaltuberkulose  eines  oder  weniger  Organe  wurde 
eine  Erkrankung  des  Auges  nicht  beobachtet.  G.  Abelsdorff. 


Nokolowsky,  Zur  Diagnose  und  zur  Frage  der  Operabilität  der  otogenen 
diffusen  eiterigen  Meningitis.  Arch.  f.  Ohrenheilk.  63.  Bd.,  S.  238. 

Im  Anschluss  an  die  Mitteilung  eines  (in  der  Gerbcr’schen  Klinik  in 
Königsberg  i.  Pr.)  durch  Operation  geheilten  Falles  von  sicher  naclige- 
wiesener  otitischer  Meningitis  und  unter  Berücksichtigung  und  kritischer 
Sichtung  der  in  der  Litteratur  vorliegenden  einschlägigen  Fälle  spricht  sich 
Verf.  dahin  aus,  dass  es  zur  Zeit  noch  kein  sicheres  Unterscheidungs- 
merkmal für  die  der  Operation  zugänglichen  Fälle  gebe.  Trotz  der  Er- 
gebnisse der  Lumbalpunktion  müsse  das  klinische  Bild  maassgebend  sein. 
Bei  ausgesprochenen  und  einwandsfrei  diagnosticirten  Meningitiden  will  er 
derart  Vorgehen,  dass  nur  die  Fälle  mit  absolut  akutem,  stürmischem  Ver- 
lauf, die  sich  oft  von  Stunde  zu  Stunde  rapid  verschlechtern,  unoperirt 
bleiben,  während  er  bei  mehr  hlande  und  subakut  verlaufenden  Fällen, 
die  klinisch  einen  relativ  guten  Eindruck  machen,  trotz  des  Punktions- 
ergebni8ses  noch  die  Operation  wagen  würde.  Schwabach. 


Fintier,  Zur  Diagnose  und  Behandlung  des  Kehlkopfkrebses.  Berl.  klin. 

Wochenschr.  1905,  No.  21. 

Auch  Verf.  vertritt  die  jetzt  allgemein  geteilte  Ansicht,  dass  keine 
Operationsmethode  für  alle  Fälle  von  Kehlkopfkrebs  unterschiedslos  in 
Anwendung  zu  kommen  habe.  Die  Indikation  richtet  sich  nach  dem  Grad 
der  Erkrankung  Je  mehr  sich  die  Deberzcugung  Bahn  bricht,  dass  der 
Kehlkopfkrebs  in  seinen  Anfängen  ein  rein  lokales  Leiden  sei,  das  sieb 
oft  nur  durch  geringe  Heiserkeit  bemerkbar  macht,  um  so  mehr  werden 
die  radikalen  Methoden  zugunsten  der  conservativen  in  den  Hintergrund 
treten.  W.  Lublinski. 


Imhufer,  Zur  Behandlung  der  Tonsillitis  chronica.  Prager  med.  Wochen- 
schrift 1905,  No.  22. 

Verf.  empfiehlt  bei  der  Tonsillitis  chronica  mit  oder  ohne  I'fropfbilduug 
Massage  der  Tonsille  mit  einem  dem  Hartmann’schen  ähnlichen  rollen- 


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No.  44. 


liANDKEHKHG.  — J AKOSCIIKWITRCB.  WASSERMANN  U.  OsTKRTAO. 


743 


förmigen  Instrument.  Man  kann  diese  Methode  mit  den  Schmidt’schen 
Schlitzungen  combiniren. 

In  derselben  Nummer  der  Prager  med.  Wochenschrift  wird  ein  In- 
strument zum  selben  Zweck  von  Springer  empfohlen,  das  aus  zwei 
Branchen  bestehend  auch  zur  Compression  nach  Tonsillotomie  dienen  kann. 

W.  Lublinski. 


R.  Landesberg,  Beitrag  zur  Diagnostik  der  Tuberkulose  und  Lues  des 
Kehlkopfes.  Wiener  klin.  Wochenschr.  1905,  No.  28. 

Einen  Fall  von  Geschwüren  im  Kehlkopf,  der  Monate  lang  als  tuber- 
kulös behandelt  wurde  und  bei  dem  schliesslich  die  Tracheotomie  gemacht 
werden  musste,  hat  Verf,  da  alle  Zeichen  von  Tuberkulose  fehlten  und 
Anamnese  wie  Körperbefund  für  Lues  sprachen,  mit  einer  Quecksilberkur 
geheilt.  Empfehlung  von  30proc.  Wasserstoffsuperoxyd  zur  liepinselung 
von  Kehlkopfgeschwüren.  Sturmann. 

Jakuschewitsch,  Leber  Hämolysine  bei  entmilzten  Tieren.  Zeitschr.  f. 
Hyg.  1904,  Bd.  47,  S.  407. 

J.  hat  Ziegen  die  Blutkörperchen  vom  Hammel,  Meerschweinchen  die 
von  Kaninchen  und  Kaninchen  solche  von  Meerschweinchen  intraperitoneal 
injicirt.  Die  Injektion  erfolgte  teils  an  normalen,  teils  an  entmilzten  Tieren. 
Die  entmilzten  Tiere  wurden  teils  wenige  Tage  nach  der  Operation,  teils 
erst  nach  Ablauf  von  3 bis  5 Wochen,  nachdem  sich  die  Tiere  vollkommen 
erholt  hatten,  in  Behandlung  genommen.  Zu  verschiedenen  Zeiten  nach 
Beginn  der  Imraunisirung  wurden  Blutproben  entnommen  und  diese  auf 
ihren  Hämolysingehalt  untersucht,  indem  einmal  das  Serum  direkt,  dann 
das  inaktivirte  und  durch  Complementzusatz  reaktivirte  Serum  geprüft 
wurde.  Es  zeigte  sich,  dass  nach  Maassgabe  der  Immunisirung  der  hämo- 
lytische Wert  des  Blutserums  sich  sowohl  bei  den  entmilzten  wie  bei  den 
Controlltieren  steigert,  und  zwar  war  er  zu  allen  Zeitpunkten  der  Unter- 
suchung bei  den  entmilzten  Tieren  nicht  nur  nicht  geringer  als  bei  den 
Controlltieren,  er  wurde  sogar  grösser  befunden.  Wann  bei  den  entmilzten 
Tieren  die  Immunisirung  begonnen  wurde,  ob  bald  nach  der  Operation  oder 
erst,  nachdem  sich  die  Tiere  wieder  völlig  erholt  hatten,  bedingte  keinen 
Unterschied.  Zum  Nachweise  des  Hämolysingehaltes  eignete  sich  inakti- 
virtes  und  durch  Zusatz  von  Complement  reaktivirtes  Serum  besser  als 
das  frische,  aktive  Serum.  Es  kann  somit  die  Bildung  der  Hämolysine 
im  Organismus  nicht  ausschliesslich  der  Milz  zugeschrieben  werden.  Dass 
die  entmilzten  Tiere  ein  stärker  hämolytisches  Serum  lieferten  als  die 
normalen,  führt  .).  darauf  zurück,  dass  nach  der  Milzexstirpation  im  Orga- 
nismus compensatorische  Veränderungen,  vicariirende  Zunahme  der  Leuko- 
cyten  und  Erhöhung  der  Funktion  des  Knochenmarks  Platz  greifen. 

_____  H.  Bischoff. 

A.  Wassermann  und  R.  Ostertag,  Ueber  polyvalente  (multipartiale)  Sera 
mit  besonderer  Berücksichtigung  der  Immunität  gegenüber  den  Erregern 
der  Schweineseuche.  Zeitschr.  f.  Hyg.  1904,  Bd.  47,  S.  41(>. 

Bei  der  Darstellung  von  Streptokokkenserum  ist  es  bereits  seit  längerer 


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744 


Asaiii.  — Kapi.ai«. 


No.  44. 


Zeit  üblich,  Streptokokken  von  den  klinisch  verschiedensten  Streptokokken- 
krankheiten  zur  Herstellung  des  Serums  zu  verwenden;  derartige  Sera 
werden  dann  als  polyvalente  bezeichnet.  Verschieden  hiervon  ist  das  von 
W.  und  0.  eingeschlagene  Vorgeheu,  sie  verwenden  verschiedene  Stämme 
des  die  nämliche  Krankheit  erzeugenden  Bakteriums.  Dies  hat  sich  als 
erforderlich  herausgestellt  besonders  beim  Serum  des  Schweineseucben- 
erregers.  Ein  für  einen  bestimmten  Stamm  sehr  hochwertiges  Serum  kann 
sich  einem  anderen,  keineswegs  stärker  virulenten  Stamme  gegenüber  fast 
wirkungslos  erweisen.  Es  müssen  hier  Verhältnisse  vorliegen,  wie  sie 
Ehrlich  und  Morqenroth  für  die  Hämolysine  nachgewiesen  haben,  dass 
sich  der  hämolytische  Amboceptor  aus  einzelnen  Partialamboceptoren  zu- 
sammensetzt, und  dass  dem  entsprechend  der  Ausgangskörper,  das  Blut- 
körperchen, aus  einzelnen  Partialreceptoren  bestehen  muss.  In  gleicher 
Weise  muss  für  die  Erreger  der  Schweineseuche,  und  ähnliche  Verhält- 
nisse dürften  für  Typhus-  und  andere  Bacillen  obwalten,  angenommen 
werden,  dass  gewisse  Unterschiede  bestehen.  Je  grösser  dem  entsprechend 
die  zur  Gewinnung  des  Serums  dienende  Anzahl  von  Stämmen  ist,  um  so 
mehr  bestellt  Aussicht,  dass  möglichst  alle  jeweilig  in  Betracht  kommen- 
den Receptorcn  einen  Amboceptor  treffen,  an  den  sie  verankert  und  der 
Wirkung  des  Complements  zugängig  gemactit  werden  können. 

H.  Bischoff. 


K.  Asahi,  Beitrag  zur  Untersuchung  auf  Hyphomyceten.  Prager  med. 
Wochenschr.  1905,  No.  12. 

A.  giebt  eine  von  Sasagawa  in  der  japanischen  Zeitschrift  für  Dermato- 
logie und  Urologie  veröffentlichte  Methode,  Dermatomykosen  zu  studiren, 
bekannt.  Um  die  Verbreitung  der  Pilzfäden  in  die  Epidermis  gut  verfolgen 
zu  können,  empfiehlt  er,  die  erkrankte  Partie  mit  Celloidinlösung  zu  be 
streichen.  Wird  das  erstarrte  Celloidin  von  der  Haut  abgelöst,  so  lösen 
sich  die  Hornschicht  und  die  darin  befindlichen  Pilzfäden  mit  ab.  Die 
Celloidinhaut  wird  auf  ein  Deckgläschen  gebracht,  das  Celloidin  mittels 
Alkohol  und  Aether  entfernt,  und  nun  können  die  Pilzfäden  genau  studirt 
werden.  H.  Bischoff. 

I).  M.  Kaplan,  On  the  hypodermatic  use  of  adrenalin  Chloride  in  the 
treatmeut  of  athmatic  attacks.  Med.  News  1905,  No.  19. 

Verf.  hat  schon  in  einer  frühereu  Arbeit  Adrenalininjektionen  gegen 
asthmatische  Anfälle  empfohlen  (s.  Centralbl.  f.  d.  med.  Wissensch.  1904, 
No.  23.  Ref.);  er  berichtet  nunmehr  über  die  bei  einer  grossen  Zahl  von 
Injektionen  gemachten  Erfahrungen.  Zunächst  sei  hervorgehoben,  dass 
sich  in  keinem  Falle  schädliche  Wirkungen  zeigten;  selbst  Arteriosklero- 
tiker  vertrugen  sie  sehr  gut  Bekanntlich  wurde  nach  Adrenalininjektion 
nicht  selten  das  Auftreten  von  Glykosurie  beobachtet.  K.  wandte  diesem 
Punkte  natürlich  eingehende  Aufmerksamkeit  zu,  untersuchte  jedesmal  vor 
und  nach  der  Einspritzung  den  Urin  und  berichtet  über  360  derartige 
Untersuchungen;  niemals  konnte  auch  nur  eine  Spur  von  Zucker  nach- 
gewiesen  werden.  Ja  noch  mehr:  iu  drei  Fällen  von  Diabetes  war  nach 
der  Injektion  die  ausgeschiedenc  Zuckermenge  geringer  als  vorher.  Diese 


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No.  44. 


Dokrplkk.  — Schilling. 


745 


Feststellungen  sind  um  so  bemerkenswerter,  als  ziemlich  grosse  Dosen  von 
Adrenalin  zur  Verwendung  kamen.  Im  Allgemeinen  wurde  mit  kleinen 
Dosen  wenig  Erfolg  erzielt;  bei  der  relativen  Unschädlichkeit  ging  Verf. 
zu  immer  grösseren  Mengen  über  und  berichtet  über  einen  Fall,  in  dem 
er  selbst  vor  einmaligen  Dosen  von  20  Minims  nicht  zurückscheute.  Eine 
allgemeine  Regel  über  die  notwendige  Menge  lässt  sich  nicht  aufstellen, 
hier  muss  eben  von  Fall  zu  Fall  entschieden  werden.  Zum  Schluss  ver- 
wahrt sich  Verf.  gegen  die  Annahme,  dass  das  Adrenalin  ein  Heilmittel 
des  Asthmas  selbst  sei;  die  Krankheit  als  solche  wird  durch  das  Adrenalin 
in  keiner  Weise  beeinflusst,  auch  prophylaktische  Injektionen  erwiesen  sich 
als  nutzlos.  K.  Kronthal. 

II.  Doerfler,  Beitrag  zur  Behandlung  der  Pleuritis  exsudativa  im  Verlaufe 
der  Lungentuberkulose.  Festschrift  für  G.  Merkel.  Deutsches  Arch. 
f.  klin.  Med.  Bd.  84,  H.  1—4. 

Verf.  hat  beobachtet,  dass  scheinbar  ungünstig  verlaufende  Fälle  von 
Lungentuberkulose  mit  einem  Schlage  eine  Wendung  zum  Besseren  er- 
fuhren, wenn  zu  dieser  Krankheit  eine  Pleuritis  exsudativa  serosa  hinzu- 
getreten und  das  Exsudat  durch  Thorakocentese  entfernt  worden  war; 
unter  45  Fällen  von  Pleuritis  exsudativa  sah  Verf.  nur  5 Fälle,  in  denen 
der  temporäre  Erfolg  ausblieb.  Verf.  erklärt  sich  den  Zusammenhang  so, 
dass  er  voraussetzt,  jeder  die  Lunge  comprimirende  Flüssigkeitserguss 
müsse  notwendig  auch  zu  einer  Compression  der  Blutgefässe  de3  betroffenen 
Lungenteiles  führen;  die  nachfolgende  Entleerung  des  Ergusses  führt  dann 
zu  einer  mindestens  mehrere  Tage  andauernden  mächtigen  Blutüberfüllung 
von  Lunge  und  Rippenfell  und  damit  zu  einer  günstigen  Beeinflussung  des 
tuberkulösen  Gewebes  (Bier).  — Auf  Grund  seiner  Erfahrungen  rät  Verf. 
zur  Entleerung  auch  kleinerer  Exsudate,  d.  h.  solcher,  die  die  Mitte  der 
Scapula  hinten  und  die  vierte  Rippe  vorn  erreichen.  — Verf.  empfiehlt 
als  besten  Zeitpunkt  für  die  Operation  den  einer  etwa  8 tägigen  Druck- 
wirkung des  Exsudates  auf  die  Lunge;  Fieber  bildet  keine  Contraindikation; 
was  die  Menge  des  zu  entleerenden  Exsudates  anlangt,  so  soll  mau  so 
gründlich  als  möglich  entleereu.  — Auf  experimentellem  Wege  wäre  zu 
prüfen,  oh  nicht  manche  Fälle  von  Lungentuberkulose  durch  künstliche 
Schaffung  eines  Hydrothorax  und  rechtzeitige  Wegnahme  desselben  der 
Heilung  näher  gebracht  werden  könnten.  L.  Perl. 


T.  Schilling,  Ueber  Echinokokkenflüssigkeit.  Centralbl.  f.  inn.  Med.  1904, 
No.  33. 

Nach  den  Untersuchungen  Sch.’s  lässt  bei  der  Diagnose  „Echino- 
coccus“ nicht  selten  sowohl  die  chemische  Zusammensetzung,  als  auch  der 
mikroskopische  Befund  im  Stich.  Er  glaubt,  dass  vielleicht  in  Zukunft 
von  der  Bestimmung  des  Gefrierpunktes  dieser  Flüssigkeit  etwas  zu  hoffen 
ist.  Er  fand  diesen  dem  der  menschlichen  Säfte  ganz  gleich  und  ebenso 
seinen  Chlornatriumgehalt,  ein  Umstand,  der  in  chemisch  physiologischer 
Hinsicht  so  merkwürdig  ist,  dass  man  vielleicht  mit  Recht  anuehmen 
kann,  dass  die  Echinococcusblasenflüssigkeit  in  vielen  Fällen  nichts  anderes 


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746 


Skidklin.  — Kky. 


No.  44. 


ist,  als  ein  blosses  Dialysat  des  menschlichen  Körpers.  Immerhin  wird 
auch  die  Bestimmung  des  Gefrierpunktes  der  Flüssigkeit  die  Erkennung 
des  Blasen vvurnis  kaum  erleichtern,  da  es  nicht  anzunehmen  ist,  dass  der 
Flüssigkeitsinhalt  der  mit  Echinococcus  am  häufigsten  verwechselten 
Tumoren  (Hydronephrose,  Cysten  verschiedenen  Ursprunges)  ein  anderes 
physikalisches  Verhalten  zeigen  wird.  Carl  Rosenthal. 


H.  Seidelin,  Untersuchungen  des  .Mageninhaltes  bei  älteren  Individuen. 

Berl.  kliu.  Wochenschr.  1904,  No.  36. 

Bei  Untersuchungen  des  Mageninhaltes  älterer  Leute,  die  S.  an  70  In- 
dividuen im  Alter  von  50 — 89  Jahren  vornahm,  zeigten  sich  folgende 
Resultate: 

Unter  den  70  Untersuchten  fehlte  bei  28  = 40  pCt.  constant  die  freie 
Salzsäure.  Nur  in  C Fällen,  einem  Procentsatz  von  kaum  10  entsprechend, 
zeigten  die  Werte  freier  Salzsäure  constant  normale  Grenzen,  ln  7 Fällen 
bestand  dauernd  Hypochlorhydrie,  in  7 weiteren  Hyperchlorhydrie,  während 
in  22  Fällen  die  Salzsüuremengen  bedeutend  schwankten.  Im  Allgemeinen 
(das  Nähere  siehe  im  Original)  muss  inan  annehmen,  dass  zweifellos  die 
Magensekretion  bis  ins  höchste  Alter  hinein  und  zwar  ziemlich  unge- 
schwächt bewahrt  bleiben  kann,  obwohl  andererseits  ausgesprochene  Alters- 
erscheinungen sich  bemerkbar  machen.  Ferner  aber  ist  es  ebenso  un- 
zweifelhaft, dass  eine  grosse  Anzahl  älterer  Individuen  an  Achlorhydrie 
leidet,  und  dass  zwischen  dieser  und  der  Arteriosklerose  ein  bestimmtes 
Verhältnis  zu  bestehen  scheint,  wenn  wir  dieses  auch  nicht  näher  kennen. 
Als  wichtigstes  praktisches  Ergebnis  der  Untersuchungen  ist  die  Tatsache 
zu  betrachten,  dass  man  hinfort  sehr  vorsichtig  sein  muss,  der  Achlor- 
hydrie bei  älteren  Individuen  irgend  eine  diagnostische  Bedeutung  beizu- 
legen. Carl  Rosenthal. 


J.  (1.  Roy,  Enuresis  der  Kinder.  Berl.  klin.  Wochenschr.  1904,  No.  35. 

Verf.  hat  52  Fälle  von  Enuresis  bei  Kindern  mehrere  Jahre  lang  genau 
beobachtet.  Auf  Grund  dieser  Erfahrung  ist  Verf.  zu  der  Ansicht  gelangt, 
dass  in  der  überwiegenden  Mehrzahl  der  Fälle  — in  denen  keine  Er- 
krankung des  Central nervensystems,  keine  Idiotie,  Infantilismus,  Atbyreosis 
als  Ursache  gefunden  wurde  — ein  Erkrankung  der  Blase  oder  deren 
Nachbarorgane  als  Ursache  der  Enuresis  und  Pollakiurie  anzusehen  ist. 
In  der  Regel  handelt  es  sich  allerdings  um  Erkrankungen  der  Blase  oder 
Anomalien  des  Harns,  die  nicht  sehr  auffällige  Erscheinungen  machen; 
am  häufigsten  ist  die  Colicystitis,  dann  die  einfache  schleimige  Cystitis, 
seltener  Phosphaturie  oder  vermehrte  Harnsäureausscheidung  zu  finden 
Die  Behandlung  muss  dieser  Aetiologie  entsprechend  in  den  meisten  Fällen 
eine  worwiegend  diätetische  sein:  am  besten  wirkt  eine  Milchdiät,  d.  b. 
4 — ömaligc  Mahlzeiten  von  Milchsuppen  oder  Milchbrei  unter  Vermeidung 
jeder  anderen  Kost,  insbesondere  von  Obst  und  Näschereien  und  innerlich 
Salol.  Nur  bei  den  Fällen  mit  vermehrter  Harnsäureausscheidung  führt 
eine  vegetabile  Diät  besser  zum  Ziel.  Nach  dem  Heilen  der  Blasenerkran- 


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No.  44. 


Pa  WIMSKI.  — I.ANI'KBBAL'X. 


747 


kung  bleibt  bei  manchen  Kindern  das  Bettnässen  infolge  von  Angewöhnung 
an  die  Unreinlichkeit  bestehen.  Das  sind  die  Fälle,  in  denen  Faradisation, 
epidurale  Injektionen  helfen,  Mittel,  die  so  lange  der  Blasenreiz  noch  be- 
steht, unwirksam  bleiben.  Stadthagen. 


Pawinski,  Sur  l’hyposthenie  cardio-vasculaire  climacterique.  Kcv.  de  mt$d. 
1905,  No.  2. 

Meist  vergesellschaften  sich  die  klimakterischen  Beschwerden  mit  einer 
Erhöhung  des  arteriellen  Druckes.  Daneben  kommen  aber  auch  Fälle  vor 
von  Blutdruckerniedrigung  bei  beträchtlich  geschwächter  Herztätigkeit 
gleichzeitig  mit  tiefgehenden  Störungen  der  Leistungen  des  Nervensystems, 
Aengstlichkeit,  Phobien  aller  Art,  leichter  Erregbarkeit,  ausgesprochener 
Myasthenie.  Diese  Schwäche  erstreckt  sich  nun  auch  auf  den  Herzmuskel, 
der  leichter  als  gewöhnlich  ermüdet.  Bei  den  geringsten  Bewegungen 
treten  heftige  l’alpitationen  auf.  Die  Herzaktion  ist  meist  verlangsamt, 
nur  in  wenigen  Fälien  beschleunigt.  Die  Herztöne  sind  im  allgemeinen 
leise,  besonders  der  1.  Ton  an  der  Spitze  und  der  2.  Aortenton,  eine 
wirkliche  Dilatation  ist  aber  uur  äusserst  selten  nachweisbar.  Der  Puls 
ist  klein,  von  geringer  Spannung,  regelmässig.  Auf  dem  Sphygmogramm 
sieht  man  weder  Dikrotismus  noch  Klasticitätsschwankungen.  Neurasthe- 
nische  oder  hysterische  Symptome  waren  in  den  betreffenden  Fällen  vor 
Eintritt  des  Klimakteriums  nicht  nachweisbar.  Verf.  betrachtet  diesen 
Symptomcncomplex  als  Ausdruck  einer  Autointoxikation  durch  Stoffe,  deren 
Wirksamkeit  durch  den  Ausfall  der  funktionirenden  Ovarien  bedingt  ist 
und  die  ihren  Angriffspunkt  am  vasomotorischen  Centrum  finden. 

Alkan. 

Lancereaux,  L’albuminurie  dans  ses  rapports  avec  le  diabete;  ses  con- 
ditions  pathogeniques  et  ses  formes  diverses  (diabete  albumineux  avec 
ou  sans  glycosurie).  Bullet,  de  l’acad.  de  med.  T.  LIV,  p.  145. 

Die  im  Verlaufe  des  Diabetes  mellitus  auftretenden  Albuminurien 
zeigen  in  ihrem  Wesen  durchaus  keine  Uebereinstimmung  mit  der  Schwere 
des  Diabetes  oder  der  Menge  des  ausgeschiedenen  Zuckers.  Daraus  folgt, 
dass  die  Albuminurie  nicht  direkt  von  dem  Diabetes  abhängig  sein  kann. 
Vielmehr  finden  wir  1.  Albuminurien  bei  gleichzeitiger  Arteriosklerose,  die 
ihrerseits  Nieren  und  Herz  geschädigt  hat.  Die  Albuminurie  zeigt  sich  iu 
diesen  Fällen  zu  der  Zeit,  wo  sie  auch  sonst  bei  Arteriosklerotischen  auf- 
tritt,  nämlich  zwischen  45  und  55  Jahren.  Der  Urin  ist  dabei  reichlich, 
blass,  von  relativ  niedrigem  specifischem  Gewicht  (1010 — 1020)  und  zeigt 
nur  geringe  Eiweissmengen.  Der  Tod  tritt  dabei  öfter  infolge  urämischen 
als  diabetischen  Comas  ein;  2.  finden  sich  neben  der  Glykosurie  Albu- 
minurie epithelialen  Ursprung  infolge  intercurrenter  Krankheiten.  Als 
solche  kommen  besonders  in  Betracht  die  Nierentuberkulose  und  die 
speciell  bei  diabetischen  Frauen  häufige,  eitrige  Cystitis.  3.  Albuminurie 
ohne  deutliche  Schädigung  der  Nieren,  die  mit  der  Höhe  der  Glykosurie 
alternirt  und,  wie  diese,  von  einer  nervösen  Störung  abhängt.  Die  Dia- 
betiker, bei  denen  sich  diese  Form  der  Albuminurie  findet,  bieten  lauge 


r 

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748  Thritkl.  — Sc  ft  Kl:  Ml  — Fikklimicru.  No.  44. 

das  Bild  völliger  Gesundheit,  erfreuen  sich  eines  reichlichen  Fettpolsters 
und  sind  dabei  leistungsfähig,  sodass  ihr  Leiden  nur  selten  und  dann  nur 
zufällig  entdeckt  wird.  Polyurie,  Polyphagie  und  Polydipsie  fehlen  meist 
oder  zeigen  sich  nur  in  Intervallen  und  auch  dann  nur  in  einer  vorge- 
schrittenen Krankheitsepoche.  Der  Urin  hat  gewöhnlich  ein  specifisches 
Gewicht  von  1025 — 1035,  ist  normal  gefärbt  und  enthält  pro  Tag  2— 4 g 
Eiweiss,  auch  mehr,  zeigt  aber  mikroskopisch  weder  zeitige  Elemente  noch 
Cylinder.  Diabetische  oder  urämische  Intoxikatiou  tritt  bei  dieser  Form 
nur  selten  auf  und  dann  nur  nach  Gemütsbewegungen,  Erkältungen  oder 
fieberhaften  Krankheiten.  Anatomisch  ist  in  diesen  Fällen  io  den  Nieren 
nichts  nachzuweisen.  Verf.  nimmt  an,  dass  Vorgänge  am  Roden  des 
4.  Ventrikels,  von  wo  aus  man  ja  sowohl  Albuminurie  wie  auch  Glykosurie 
experimentell  hervorrufen  kann,  die  Ursache  sind.  Auffallenderweise  trifft 
diese  Form  des  Diabetes  (nach  L.  der  eigentliche  Diabetc  albumineux)  fast 
ausschliesslich  gichtisch  veranlagte  Individuen.  Alkan. 


Treitel,  Ueber  die  Beziehungen  von  Imbecillität  und  Taubstummheit.  Arch. 
f.  Psych.  etc.  Bd.  39  (2). 

Unter  43  taubstummen  Kindern  fand  T.  7 Imbecille  und  5 der  Taub- 
stummen hatten  imbecille  Geschwister.  Andere  Autoren  geben  den  Pro- 
ccntsatz  der  Imbecillen  unter  den  Taubstummen  von  5 — 10  an.  Als  Ur- 
sachen kommen  in  Betracht  Alkoholismus,  Lues,  Cretinismus,  Erblichkeit, 
Consanguinität.  Die  verwandten  Ehen  scheinen  schon  zur  Erzeugung  vod 
Kindern  mit  Imbecillität  wie  mit  Taubstummheit  zu  disponiren,  auch  wenn 
bei  ihnen  keine  erbliche  Belastung  oder  Degeneration  vorliegt. 

S.  Kalischer. 


V.  Scheuer,  Contribution  au  traitement  de  la  növralgie  sciatique  par  les 
injections  intra-musculaires  d’antipyrine.  Jonrn.  med.  de  Bruxelles  1904, 
No.  4 u.  5. 

Seil,  empfiehlt  die  intramuskulären  Injektionen  von  Antipyrin  (mit 
Aqu.  dest.  ana)  zur  Behandlung  der  Ischias;  dabei  muss  die  Lösung  wie 
Spritze  möglichst  steril  gehalten  werden.  Mitunter  ist  eine  Injektion  aus- 
reichend, oder  dieselbe  wird  nach  3— Stägigen  Zwischenräumen  wiederholt 
Meist  genügt  als  Dosis  0,75  g.  S.  Kaliscber. 

K.  Finklenhurg,  Experimentelle  Untersuchungen  über  Drucksteigerungen 
im  Rückenmark.  Deutsches  Arcb.  f.  klin.  Med.  76.  Bd.,  4.  u.  5.  H. 

F.  experimentirte  an  Hunden  und  Kauinchen.  Bei  beiden  gelingt  es 
durch  Drucksteigerungen  im  Subarachnoidealraum  des  Rückenmarks  von 
einer  gewissen  Höhe  an  den  Kniereflex  abzuschwächen  bezw.  zum  Schwinden 
zu  bringen.  Geringe,  hierzu  nicht  ausreichende  Drucksteigerungen  führen 
in  der  Regel  zu  einer  Reflexsteigerung  und  lösen  tonische  Krämpfe  in  den 
Hinterbeiuen  aus.  Diese  beruhen  auf  Reizung  des  Rückenmarks  oder  der 
Wurzeln,  da  sie  auch  nach  Ausschaltung  des  Hirudrucks  auftreten. 


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No.  44. 


Bruaxdet  und  Huhdkbt.  Kiltikoton. 


749 


Nach  Ablauf  der  tonischen  Krämpfe  war  der  Reflex  wieder  vorhanden, 
wenn  auch  schwächer  ausgebildet.  Eine  weitere  Druckerhöhung  führte  zu 
einer  weiteren  Abschwäcbung  oder  zu  einem  Verschwinden  des  Reflexes. 
Die  Hautreflexe  waren  fast  immer  vorhanden  und  fehlten  nur  selten.  Die 
Höhe  des  wirksamen  Com pressionsgrad es  wechselte  bei  verschiedenen 
Tieren  und  auch  bei  demselben  Tiere  an  den  verschiedenen  Versuchstagen 
u.  s.  w.  Der  Verf  schliesst  ans  diesen  Versuchen,  deren  Einzelheiten  hier 
nicht  wiedergegeben  werden  können,  dass  bei  den  akuten  wie  bei  den 
chronischen  Drucksteigerungen  in  der  Schädel- Rückgratshöhle  stets  örtliche 
Faktoren  wie  Hyperämie,  Entzündung,  BlutuDg  concurriren,  welche  die 
Nervensubstanz  schädigen,  dass  aber  auch  die  Drucksteigerung  an  und  für 
sich  eine  Rolle  spielen  kann  bei  der  Entstehung  klinisch  wichtiger  Sym- 
ptome und  zwar  auf  dem  Wege  direkter  mechanischer  Einwirkung. 

M.  Brasch. 


1)  A.  Rruandet  et  M.  Humbcrt,  De  la  texture  des  nerfs;  application  ii 
ranastomose  nerveuse.  Arch.  gener.  1905,  No.  11. 

2)  1t.  Kilvington,  An  investigation  on  the  regeneration  of  nerves,  with 
regard  to  the  treatment  of  certain  paralyses.  Brit.  med.  journ.  1905, 

Sept.  16. 

1)  In  einem  Nervenstamm  sind  die  Fasern  für  die  einzelnen  Aeste 
diffus  verteilt.  Eine  Hemisektion  eines  Nervenstammes  darf,  wie  die  Verlf. 
an  hemiresecirten  Nn.  ischiadici  von  Hunden  und  an  Hemiresektioncn  des 
Recurrens  bei  denselben  Tieren  nachgewiesen  haben,  keine  vollkommenen 
Lähmungen  bedingen:  die  Funktion  bleibt,  wenn  auch  vielleicht  im  motori- 
schen Effekt  etwas  abgeschwächt,  erhalten.  Man  soll  also  bei  unheilbaren 
Facialislähmungen  das  peripherische  Ende  dieses  Nerven  nicht  mit  dem 
vollkommen  durchschnittenen  N.  accessorius,  sondern  nur  mit  den  durch 
Hemisektion  dieses  Nerven  erhaltenen  Faserabteil  vereinigen  und  weiter 
z.  B.  bei  vollkommenen  ülnarisdurchtrennungen  sein  peripherisches  Ende 
nicht  mit  dem  Medianns  durch  Implantation  verbinden,  sondern  den  N.  med. 
halb  durcbneiden  und  einen  Teil  seiner  Fasern  mit  dem  peripherischen 
Anteil  des  gelähmten  Uinaris  vereinigen.  Mau  könne  so  die  Funktion  der 
Hand  und  Finger  wiederherstellen,  ohne  mit  einer  Neuerziehung  der 
„Centren“  rechnen  zu  brauchen. 

2)  Wir  heben  aus  den  Untersuchungen  des  Verf.’s  nur  das  wesentliche 
Ergebnis  hervor,  dass  bei  Nervenläsionen  das  Anfspalten  des  Nerven  der 
direkten  Vernähung  zweier  distaler  Nerven  mit  dem  centralen  Ende  des 
einen  von  ihnen  vorzuziehen  sei.  So  wäre  es  nach  K.  geraten,  bei  der 
Herstellung  einer  Anastomose  zwischen  dem  N.  facialis  und  N.  accessorius 
den  letzteren  in  zwei  Teile  zu  teilen,  indem  man  die  eigentlichen  Nerven- 
fasern so  wenig  wie  möglich  schädigt.  Ein  Teil  dieses  gespaltenen  Nerven 
soll  dann  mit  dem  distalen  Ende  des  Facialis  vereinigt  werden,  und  das 
andere  abgespaltene  Ende  des  Nerven  mit  dem  Ganzen  seines  eigenen 
distalen  Abschnitts.  So  würden  die  störenden  associirten  Schulterbewegungen 
vermieden  oder  wenigstens  sehr  herabgesetzt  werden;  in  dem  Spaltwinkel 
könnten  wohl  einige  Fasern  verletzt  worden  sein,  sodass  sie  nach  abwärts 

r 

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750 


Ball.  — Pollakd. 


No.  44. 


in  beide  Muskelgruppen  hineinwüchsen.  In  Bezug  auf  weitere  Details,  die 
ohne  die  vom  Verf.  beigefügten  Zeichnungen  doch  nicht  verständlich  sein 
würden,  verweisen  wir  auf  das  Original.  Bernhardt. 


Ch.  Ball,  On  the  treatment  of  inveterate  Pruritus  ani.  Brit.  med.  journ. 

1905,  Jan.  21. 

In  drei  Fällen  von  inveterirtem,  auf  keine  andere  Weise  zu  beseitigen- 
dem Pruritus  ani  versuchte  Verf  mit  vollem  Erfolge  ein  chirurgisches 
Verfahren,  das  zura  Zweck  hat,  die  das  juckende  Gebiet  versorgenden 
sensiblen  Nerven,  welche  von  Acsten  des  3.  und  4.  Sacralnerven  stammen, 
zu  durchtrennen,  bevor  sie  nach  Durchbohrung  des  Sphincter  ani  cxt.  in 
die  Haut  eintreten.  Die  juckende  Partie  um  den  After  hat  gewöhnlich 
eine  elliptische  Gestalt  und  ihr  Durchmesser  in  der  Richtung  vom  Steiss- 
bein  zum  Perineum  ist  reichlich  doppelt  so  lang  als  der  quere  von  einer 
Seite  zur  anderen.  B.  Umschnitt  nun  dieses  ganze  Gebiet  bis  auf  den 
Muskel  so,  dass  nur  vorn  und  hinten  eine  kleine  Brücke  blieb  und  prä- 
parirte  mit  der  Schere  auf  beiden  Seiten  die  Haut  von  dem  Schnitt  bis 
zu  ihrem  Uebergang  in  die  Mastdarmschleimhaut  von  dem  darunter  liegen- 
den Sphincter  cxt.  ab;  ebenso  unterminirte  er  auch  die  beiden  stehen- 
gebliebenen Hautbrücken.  Nach  sorgfältiger  Blutstillung  wurde  dann  der 
Lappen  wieder  in  seine  Lage  gebracht  und  durch  Nähte  befestigt.  — Die 
unmittelbare  Folge  des  Eingriffs  war  Anästhesie  der  umschnittenen  Partie 
und  völliges  Aufhören  des  Juckens.  Auch  wo  sich  später  die  Hautsensi- 
bilität wieder  einstellte,  kehrte  der  Pruritus  nicht  zurück.  Der  älteste  der 
Fälle  ist  seit  nahezu  2 Jahren  geheilt.  — Sollten  später  doch  noch  Recidive 
auftreten,  so  würde  Verf.  die  Entfernung  der  hinteren  Wurzeln  des  3.  und 
4.  Sacralnerven  mit  ihren  Ganglien  in  Erwägung  ziehen.  H.  Müller. 


U.  l’olland.  Ein  Fall  von  Jodpemphigus  mit  Beteiligung  der  Magen- 
schleimhaut. (Aus  Prof.  Krbibich’s  Universitätsklinik  in  Graz.)  Wiener 
klin.  Wochenschr.  1905,  No.  12. 

Bei  dem  an  chronischer  Nephritis  mit  starken  Oedemen  und  mangel- 
hafter Harnausscheidung  leidenden  Pat.  traten,  nachdem  er  10  Tage  lang 
täglich  1 g Jodnatrium  genommen  hatte,  zuerst  am  Handrücken,  dann  an 
den  Augenlidern,  an  der  Schläfe,  am  Halse,  an  Lippen,  Zunge,  Zahnfleisch 
auf  entzündlich  infiltrirter  Basis  Blasen  und  Bläschen  mit  blutig-fibrinös- 
eitrigem Inhalt  auf,  aus  denen,  wenn  sie  platzten,  schmerzhafte  Substanz- 
verluste mit  wallartigeu  infiltrirten  Rändern  und  durch  Confluenz  grössere 
Geschwüre  bervorgingen.  Der  Pat.  starb  etwa  eine  Woche  nach  Beginn 
des  Ausschlags  unter  urämischen  Symptomen.  Bei  der  Sektion  fanden  sich 
im  Magen  denen  der  Haut  analoge  Veränderungen.  Auf  der  verdickten 
und  geschwellten  Schleimhaut  bestanden  zahlreiche  linsen-  bis  bohnen- 
grosse oberflächlich  zerfallene  Infiltrate  und  ein  grosses  Geschwür  mit 
tumorartig  gewucherter  Basis  am  hinteren  Umfange  des  Pylorus.  Linsen- 
grosse knötchen-  und  bläschenartige  Erhebungen  stellten  offenbar  die  An- 
fangserscheinungen dar,  die  sich  später  in  Geschwüre  umwandeiten.  Der 


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No.  44. 


Meyer.  — Herriko. 


751 


in  der  Blase  enthaltene  Urin  gab  noch  dentliche  Jodreaktion,  obwohl  die 
letzte  Verabreichung  von  Jodnatrinm  vor  12  Tagen  stattgefunden  hatte.  — 
Eine  ganz  ähnliche  Beobachtung  von  Joddermatitis  mit  schwerer  Magen- 
erkrankung, die  ebenfalls  einen  Fat.  mit  Nephritis  und  Urämie  betraf,  hat 
schon  N'kumann  (Cbl.  1900,  S.  43)  mitgcteilt.  Es  kann  kaum  zweifelhaft 
sein,  dass  auf  das  Zustandekommen  der  seltenen  Exanthemform  das  Nieren- 
leiden von  wesentlichem  Einfluss  war;  man  wird  deshalb  bei  derartigen 
Kranken  die  Jodmedikation  am  besten  ganz  vermeiden.  Was  die  Magen- 
affektion betrifft,  so  hält  es  Verf.  nicht  für  unwahrscheinlich,  dass  bei 
ihrer  Entstehung  die  Abspaltung  von  freiem  Jod  infolge  der  Anwesenheit 
von  Nitriten  im  Mageninhalt  bei  gleichzeitiger  Hyperacidität  desselben  eine 
Rolle  spielte.  H.  Müller. 


W.  Meyer,  Nephrotomy  and  ureterotomy  for  impacted  ureteral  calculus. 

New-York  med.  journ.  1904,  Nov.  19. 

In  dem  ersten  ausführlich  mitgeteilten  Falle  musste  bei  einer  29jähr. 
Patientin  wegen  dringender  klinischer  Symptome  noch  vor  Untersuchung 
mit  Ureterkatheter  und  Röntgenstrahlen  die  Nephrotomie  ansgeführt  werden. 
Trotzdem  an  der  Nierenoberfläche  zahlreiche  miliare  Abscesse  gefunden 
wurden,  die  nach  der  weiteren  Untersuchung  Bacterium  coli  enthielten, 
wurde  die  Niere  nicht  entfernt,  weil  die  Funktionstüchtigkeit  der  zweiten 
Niere  nicht  feststand.  Im  Nierenbecken  fand  sich  kein  Stein,  wohl  aber 
war  weiter  abwärts  im  Ureter  ein  Widerstand  nachzuweisen,  der  den 
Ureter  für  von  oben  injicirte  Flüssigkeit  undurchgängig  machte.  Wegen 
des  Allgemeinzustandes  der  Patientin  wurde  von  sofortiger  Ureterotomie 
Abstand  genommen,  die  Nephrotomie  wurde  offen  behandelt.  Erst  zwei 
Monate  später,  nachdem  durch  Ureterkathetismus  und  Röntgenuntersuchung 
Art  und  Sitz  des  Hindernisses  im  Ureter  festgestellt  worden  waren,  wurde 
von  einer  I.aparotomiewunde  aus  der  Ureter  freigelegt  und  ein  bohnen- 
grosser Stein  daraus  entfernt.  Die  Patientin  wurde  danach  unter  Verschluss 
der  Nephrotomiefistel  gesund. 

In  z.wei  anderen  vom  Verf.  kurz  erwähnten  Fällen  gingen  die  Patienten, 
die  mit  eingeklemmtem  Stein  zur  Behandlung  kamen,  an  akuter  Sepsis  zu 
Grunde,  in  einem  Falle,  nachdem  die  Nephrotomie  ausgeführt  worden  war, 
im  anderen  noch  bevor  dies  möglich  war.  Deshalb  verlangt  Verf.  für  alle 
Fälle,  wo  schwere  septische  Symptome  eine  länger  dauernde  Nierenkolik 
compliciren,  rasche  chirurgische  Behandlung,  aber  auch  bei  Nachlass  der 
klinischen  Erscheinungen  ist  auf  Entfernung  des  Steines  während  des 
Intervalls  zu  dringen.  B.  Marcuse. 


H.  T.  Herring,  The  cause  of  enlarged  prostate  together  with  a note  on 
the  prostatic  glands.  Brit.  med.  journ.  1904,  Oct.  29. 

Verf.  will  die  Prostatahypertrophie  als  Folge  chronischer  Entziindungs- 
proeesse  betrachten  und  nicht,  wie  das  von  anderen  Autoren  vielfach  an- 
genommen worden  ist,  auf  eine  Geschwulstbildung  zurückführen.  Nach 
Meinung  des  Verf. 's  müsste  eine  Geschwulstbildung  aus  einem  Reste 


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752 


Sarvet. 


No.  44. 


embryonalen  Gewebes  und  von  einem  einheitlichen  Centrura  aus  erfolgen, 
ferner  müsste  das  Gewebe  der  Geschwulst  ohne  Funktion  und  Ausführungs- 
gang sein,  Postulate,  die  sich  wohl  kaum  allgemeiner  Anerkennung  er- 
freuen dürften.  Um  das  Wesen  der  als  Prostatahypertrophie  bezeichneten 
Veränderung  zu  erkennen,  sind  nach  Verf.  verschiedene  Untersuchungswege 
einzuschiagen,  ausser  der  genauen  anatomischen  Untersuchnng  die  bakterio- 
logische des  Inhalts  der  Prostata  und  auch  intra  vitam  die  genaue  Prüfung 
des  zu  cxprimirenden  Sekrets.  Daneben  ist  die  Entstehung  der  Prostata- 
concremente  zu  verfolgen.  Um  die  Frage  zu  entscheiden,  ob  alle  erkrankten 
Drüsenteile  durch  Ausführungsgänge  mit  der  Urethra  in  Verbindung  stehen, 
hat  auf  Veranlassung  des  Verf.’s  I.awrenzk  .Metallausgüsse  der  Urethra 
prostatica  mitsammt  den  Prostatadrüsen  hergestellt,  Präparate,  aus  denen 
sich  der  äusserst  complicirte  Bau  dieser  Organe  ergiebt.  B.  Marcuse. 


Sarvey,  Ueber  Indikationen  und  Methoden  der  fakultativen  Sterilisirung 
der  Frau.  Deutsche  med.  Wochenschr.  1905,  No.  8. 

S.  hält,  unter  der  Voraussetzung  strengen  Individual isirens,  die  Indi- 
kation zu  künstlicher  Sterilisirung  zunächst  in  allen  Fällen  für  gegeben, 
in  denen  der  am  Ende  der  Schwangerschaft  absolut  oder  relativ  indicirte 
Kaiserschnitt  von  der  Frau  abgelehnt  wird.  Angezcigt  ist  die  fakultative 
Sterilisirung  ferner  als  selbstständige  Operation  bei  allgemeinen  und  lokalen 
Krankheiten,  welche  mit  einer  erheblichen,  vom  Arzte  objektiv  festgestellten 
Prostration  des  Allemeinbefindens  einhergehen  und  bei  welchen  eine  Ver- 
schlimmerung des  Zustandes  durch  den  Eintritt  einer  Schwangerschaft 
sicher  zu  erwarten  oder  auch  nur  wahrscheinlich  ist.  Am  schwierigsten 
abzugrenzen  und  mit  besonderer  Vorsicht  zu  verwerten  ist  die  dritte  Indi- 
kation, die  S.  die  sociale  nennen  möchte.  Er  hält  es  für  berechtigt,  dass 
der  Arzt,  im  vollen  Bewusstsein  seiner  ganzen  Verantwortung  und  nach 
reiflicher  Erwägung  aller  einschlägigen  Verhältnisse  für  die  fakultative 
Sterilisation  in  jenen  Fällen  eintritt,  in  welchen  sich  Kinderüberflnss  mit 
offenkundiger  Armut  verbindet,  in  welchen  die  Frau  durch  die  gehäuften 
Schwangerschaften,  Geburten  und  Wochenbetten  ihre  Gesundheit  aufs  Spiel 
setzt  und  in  dem  notwendigen  täglichen  Broterwerb  dauernd  beeinträchtigt 
ist.  — S.  bespricht  darauf  zunächst  die  Mittel,  welche  eine  nur  temporäre 
Sterilisirung  auf  nicht  operativem  Wege  bezwecken,  alsdann  die  Verfahren, 
welche  eine  permanente  Sterilisirung  durch  operative  Eingriffe  herbeiführen. 
Als  typische  Operation  empfiehlt  er:  Eröffnung  des  Douglas’schen  Baumes 
durch  die  Colpotomia  posterior;  Hervorstülpung  des  Uterus  und  der  Adnexe 
durch  die  Colpotomiewunde;  Abtragung  der  ganzen  Tube  mittelst  je  zweier 
Klammern,  die  sofort  durch  Ligaturen  ersetzt  werden,  mit  oder  ohne  Keil- 
resektion, jedenfalls  aber  mit  Uebernähen  des  unterbundenen  uterinen  Tuben- 
stumpfes mit  Peritoneum;  Reponirung  des  Uterus  und  Verschluss  der 
Scheidenbauchhöhlenwunde  durch  die  Naht.  Br.  Wolff. 


Einsendungen  worden  an  die  Adre.w©  de«  Herrn  Geh.  Mod. -Rat  Prof.  Dr.  M.  Bernhardt  (Berlin 
Französisch«  Strasse  21)  odor  an  di«  Verlagshandlung  (Berlin  NW.,  Unter  den  Linden  68}  ettxtea 


Verlag  von  August  Hirschwald  in  Berlin.  — Druck  von  L.  Schumacher  in  Berlin  S.  14. 


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Centralblatt 

für  die 


Prel»  dra  «lAtirgBiigco 
98  Mark  ; zu  beziehen 
durch  alle  Buehhand- 
luogen  u.  Poatanstalten. 


Unter  Mitwirkung  von 


Prof.  Dr.  H.  Senator  und  Prof.  Dr.  E.  SflJkowekVi  , 


redigirt  von 


Prof.  Dr.  M.  Bernhardt 

in  Berlin. 


DEC  CO  1905  H 


1905. 


1 fl.  November. 


Iiilmlt:  Lach«,  Ueber  die  Struktur  der  Neurofibrillen.  — Kalischkr, 
Das  Grosshirn  der  Papageien  anatomisch  und  physiologisch.  — Tisbot,  Zur 
Kenntnis  der  Chloroformnarkosc.  — Pbtit  und  Mim,  lieber  Guajakreaktionen. 

— Fischer,  Hervorrufung  und  Hemmung  von  Glykosurie  durch  Salze.  — 
M oldovah,  Ueber  Sarkom-  und  Fibrombildung  in  der  Haut.  — Silhbrmark, 
Ueber  die  Plombirung  von  Knochenhöhlen.  — Rovsiko,  Ueber  Funktions- 
prüfungen bei  NiercnaSektion.  — Fuchs,  Ueber  sympathisirende  Entzündung.  — 
Locak,  Hülfsmittel  für  Schwerhörige.  — Navratil,  Ueber  Oporationsmethoden 
bei  Kehlkopfkrebs.  — Mayer,  Ungewöhnlicher  Fall  von  Glottisödem.  — Engel, 
Hygienische  Wirkung  der  Wüste.  — Beitzir.  Prüfung  der  Behring’schen  Tuber- 
kulosetheorie an  Kinderteicheu.  — Hitzig,  Starker  Calomelgebrauch  bei  einem 
Herzkranken.  — Penzoldt,  Fall  von  geheiltem  tuberkulösen  Pyopncumothoraz. 

— Cooks,  Ueber  Pruritus  ani.  — Pospischill,  Ueber  Rubeola  und  Doppel- 
exanthem.  — Wkinbbroer,  Zur  Digaleutberapie.  — Morawitz,  Ficki.br, 
Skipper,  Ueber  multiple  Sklerose.  — Ludlum,  lieber  Nervenregeneration.  — 
Sc hk im,  Behandlung  spitzer  Condylome  mittels  Erfrierung.  — Spitzer,  Para- 
urethraler  Gang  in  der  Geuitoperinealrapbo.  — Comuamim,  Behandlung  des 
Uteruskrebses  bei  Schwangerschaft. 


G.  Lache,  Sur  la  structure  de  la  neuro-fibrille  (au  moyen  de  la  nouvelle 
metbode  de  Cajal).  Sur  les  neurosomes  de  H.  Held.  Soc.  de  Biol. 

LVIII.,  No.  22,  p.  1002. 

Die  Neurofibrille  ist  nicht,  wie  man  annehmen  sollte,  ein  homogenes 
Fädchen,  sondern  hat  ihre  besondere  Struktur,  die  man  an  feinen  Endi- 
gungen am  besten  wahrnehmen  kann.  Es  sind  mindestens  zwei  Bestand- 
teile zu  unterscheiden,  eine  Grundsubstanz  und  Granulationen.  Der  Grund- 
substanz wohnt,  nicht  überall  ganz  gleichmässig,  die  Fähigkeit  inne,  Silber 
zu  reduciren,  sie  verleibt  der  Fibrille  Form  und  Färbbarkeit.  Die  Granu- 
lationen sind  wie  Perlen  auf  einer  Schnur  hintereinander  aufgereiht,  sind 
rund  und  von  der  Silberwirkung  nicht  oder  in  geringerem  Grade  betroffen, 
als  die  Umgebung.  Es  giebt  ganz  kleine,  aber  auch  ganz  grosse,  die  der 
Fibrille,  da  sie  ungefärbt  bleiben,  ein  vakuolisirtes,  und  da  sie  grosser 
sind  als  der  Durchmesser  der  Fibrille,  ein  aufgetriebenes  Aussehen  ver- 
leihen. Daneben  kommen  kleine  überimprägnirte  Punkte  vor,  entstanden 
XLTTI.  Jahrgang  48 

* 

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754 


KaUSI'HKII. 


No.  45. 


vielleicht  durch  eine  stellenweise  stärkere  Anhäufung  der  sich  imprägniren- 
den  Substanz.  Der  Gesammteffekt  der  Abwechslung  zwischen  den  ver- 
schiedenen stark  gefärbten  Fibrillenstrecken  giebt  den  Fibrillen  das  Aus- 
sehen einer  undeutlichen  Streifung.  Die  grossen  dicken  Fibrillen  geben 
das  einfache  schwarze  Imprägnationsbild.  L.  nimmt  an,  dass  hier  das 
Strukturbild  maskirt  sei.  — L.  identificirt  die  Granulationen  mit  den 
Held’schen  Neurosomen,  und  hält  somit  die,  nunmehr  durch  zwei  ganz  ver- 
schiedene Methoden  nachgewiesenen  Gebilde  mit  grösserer  Sicherheit  für 
reelle  Zellenbestandteile.  Die  Cajal’sche  Methode  hat  den  Vorzug,  dass 
sie  auch  das  Verhalten  der  Granulationen  zu  den  Fibrillen  aufdeckt 
Ausserhalb  dieser  existiren  keine  Neurosomen  und  keine  Granulationen. 
Die  von  Held  sogenannten  „Haufen“  sind  die  Ausbreitungen  der  Achsen- 
cylinderendigungen.  Der  granuläre  Zerfall  bei  der  Degeneration  ist  nichts 
anderes,  als  eine  weitere  Ausbildung  des  schon  normalerweise  vorhandenen 
Zustandes.  Das  letzte  Element  eines  jeden  Netzes  und  Fadens  ist  immer 
ein  Granuluro,  daher  kann  der  granuläre  Bau  der  Neurofibrillen  nicht  über- 
raschen. Poll. 


0.  Kaliseher,  Das  Grosshirn  der  Papageien  in  anatomischer  und  physio- 
logischer Beziehung.  Pr.  Akad.  d.  Wissenscli.  Berlin  1905. 

Verf.,  der  schon  wiederholt  über  Untersuchungen  des  Grosshirns  der 
Papageien  Mitteilungen  veröffentlichte,  berichtet  in  diesem  Werk  über  dis 
Resultat  von  Forschungen,  die  er  an  60  Papageien  angestellt  bat.  Ein- 
gehende Untersuchungen  über  die  Anatomie  des  Papageiengehirns  sind 
bisher  nur  einmal,  von  Edinger,  ausgeführt  worden;  in  einer  Reibe  wesent- 
licher Punkte  kommt  K.  zu  abweichenden  Resultaten.  Von  besonderer 
Wichtigkeit  ist  es,  dass  er  eine  funktionsfähige  Gehirnrinde  im  Gegensau 
zu  Edikger  nur  in  verhältnismässig  geringer  Ausdehnuug  fand,  „dass  mit 
Ausnahme  der  Wulstfaserung,  deren  Züge  eventuell  als  Rindenzüge  aufzn- 
fassen  sind,  keinen  anderen  Bahnen  Rindenursprung  zukommt“.  Auch  in 
Bezug  auf  die  Ausdehnung  einzelner  Ganglien  des  Grosshirns  kommt  Verf. 
zu  neuen  Resultaten,  so  z.  B.  für  das  Hyperstriatum. 

Auch  in  Bezug  auf  die  Physiologie  des  Papageiengehirns  hat  Verf. 
eine  grosse  Reihe  wichtiger  Resultate  erzielt;  namentlich  ist  es  ihm  ge- 
lungen, die  funktionelle  Bedeutung  vieler  Teile  nachzuweisen.  Bis  jetzt 
war  über  Uokalisation  im  Vogelhirn  fast  nichts  bekannt.  Schräder  z.  B. 
hatte  am  Schluss  seiner  Forschungen  über  das  Vogelgehirn  erklärt,  „das* 
eine  funktionelle  Ungleichheit  der  einzelnen  Abschnitte  des  Vogelgehirns 
nicht  mit  Sicherheit  nachgewiesen  werden  konnte“. 

K.  hat  nun  vor  allem  für  das  Sehen  und  Sprechen  der  Papageien  die 
Centren  bestimmt.  In  Bezug  auf  das  Sehen  fand  er,  dass  zwischen  dem 
Sehen  „der  Schnabelzone“  und  dem  des  Hauptteils  der  Retina  zu  unter- 
scheiden ist,  dass  die  der  ersteren  zugeordneten  Nervenfasern  zu  einem 
Centrum  im  Mittelhirn,  letztere  zu  einem  Centrum  im  Grosshirn,  dem  Epi 
striatum  ziehen. 

Das  Spracbcentrum  ist  nach  K.  im  Mesostriatum  gelegen  und  zwar 
hatten  nur  doppelseitige  Exstirpationen  den  Effekt,  das  Sprechen  dauernd 


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No.  45. 


Tisbot. 


755 


za  stören.  Wurde  nur  eine  Seite  exstirpirt,  so  wurden  stets  die  geläufigsten 
Worte  wie  zuvor  gesprochen;  ob  überhaupt  eine  Hemisphäre  für  das 
Sprechen  Uebergewicht  über  die  andere  hat,  liess  sich  nicht  sicher  ent- 
scheiden. Die  von  K.  beobachteten  Sprachstörungen  hatten  im  wesent- 
lichen den  Charakter  der  motorischen  Aphasie;  in  Bezug  auf  das  senso- 
rische Sprachcentrum  ist  Verf.  infolge  operativer  Schwierigkeiten  in 
dem  in  Betracht  kommenden  Gebiet  zu  keinem  entscheidenden  Resultat 
gelangt. 

ln  den  weiteren  Kapiteln  berichtet  Verf.  über  eine  Fülle  von  Ergeb- 
nissen in  Bezug  auf  Motilität  und  Sensibilität,  teils  durch  Exstirpationen, 
teils  durch  elektrische  Reizung  erzielt. 

Das  Werk  ist  anregend  und  klar  geschrieben  und  auch  für  den  ana- 
tomischer und  experimenteller  Forschung  Fernerstehenden  von  hohem 
Interesse.  Otto  Maas. 


J.  Tis.sot,  Etüde  experimentale  des  conditions  qui  determinent  la  pene- 
tration  des  vapeurs  de  chloroforme  dans  le  sang  pendant  l’anesthesie 
chloroformique  et  de  l’influence  des  variations  de  la  Ventilation  pulmo- 
naire  sur  cette  peuetration.  Compt.  rend.  CXL.,  10,  p.  681. 
Derselbe,  Etüde  experimentale  des  relations  entre  la  pression  arterielle 
et  la  Ventilation  pulmonaire  dans  i'anaesthesie  par  le  chloroforme.  La 
polypnee  est  u»e  cause  determinante  des  accidents  de  la  cbloroformisatien. 
Ibidem. 

Verf.  bekämpft  die  Ansicht,  als  ob  bei  der  Anästhesirung  mittelst 
eines  titrirten  Chloroform-Luftgemisches  sich  ein  stabiles  Gleichgewicht 
zwischen  dem  Chloroforradruck  in  der  Luft  und  im  Blute  herstellte  und  zeigt 
durch  Versuche  in  vitro  und  durch  Tierexperimente,  dass  einmal  der  dem 
üblichen  12  pCt.  Chloroformgemisch  wirklich  entsprechende  Chloroform- 
gebalt ins  Blut  die  tätliche  Dose  um  etwa  das  Doppelte  überschreitet, 
dass  aber  diese  Menge  sich  im  Blute  meist  nicht  findet,  weil  die  Aus- 
scheidung des  Chloroforms  normalerweise  schneller  vor  sich  geht.  Wird 
aber  die  Aufnahme  des  Giftes  durch  artificiell  beschleunigte  Atmung  ver- 
mehrt, so  steigt  der  Chloroforrogehait  bedeutend  und  es  kann  der  Tod 
eintreten.  Dementsprechend  sieht  Verf.  die  Hauptgefahr  bei  der  Narkose 
in  allen  Momenten,  welche  die  Atmung,  wenn  auch  nur  vorübergehend, 
beschleunigen  und  vertiefen,  so  während  des  Excitationsstadiums,  bei  der 
Vornahme  von  Eingriffen  vor  völliger  Anästhesirung  u.  s.  w.  Unter  Be- 
rücksichtigung der  hierdurch  bedingten  Gefahren,  erscheint  die  alte 
Tropfmethode  vorteilhafter,  weil  sie  individuell  und  schnell  regulir- 
bar  ist. 

Zu  erwähnen  ist  noch,  dass  Verf.  die  Blutdruckänderungen  während 
der  Narkose,  wenigstens  bei  Hunden,  nicht  für  peripher  bedingt  hält, 
sondern  die  Steigerung  des  Blutdrucks  für  eine  Folge  der  frequenteren 
Atmung,  das  Sinken  des  Blutdruckes  für  eine  Folge  der  durch  das  Chloro- 
form bedingten  Herzintoxikation  ansieht.  G.  F.  Nicolai. 


48* 


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756  Pktit  und  Meykr.  — Fischrr.  — • Moldoyak.  No.  45. 

I*.  Petit  et  Mayer,  Sur  quelques  röaetions  de  la  resine  de  gaiac.  Oompt 
rend.  de  l’acad.  T.  141,  p.  193. 

P.  und  M.  Süden,  dass  Guajaktinktur  in  Wasserstoffatmosphäre  sich 
bläut  auf  Zusatz  von  Eisenoxyd-Manganoxydsalzen,  von  Silbernitrat  und 
Sibercarbonat  (0,02  mg  auf  100  Lösung).  Diese  werden  dabei  reducirt.  — 
Mit  Eisenchlorür  tritt  Verfärbung  nur  bei  Luftzutritt  ein,  bei  Mangancblorür 
auch  so  nicht,  dagegen  wohl  bei  Manganlactat  und  -Acetat.  — Die  blaue 
Substanz  löst  sich  in  Chloroform  und  Alkohol,  wenig  in  Benzol.  Es  tritt 
bald  Entfärbung  ein.  — Gegenwart  von  Eiweiss  hemmt  die  Empfindlichkeit 
der  Reaktion,  die  dann  vom  Säuregrade  der  Lösung  abhängt  und  durch 
ihn  begünstigt  wird.  A.  Loewy. 


M.  H.  Fischer,  lieber  die  Hervorrufung  und  Hemmung  von  Glykosurie 
in  Kaninchen  durch  Salze.  Pflügers  Arch  f.  d.  ges.  Physiol.  Bd.  109. 
S.  1. 

F.  fand  in  Fortsetzung  früherer  Untersuchungen,  dass  intravenöse  Ein- 
führung von  ’/grool.  Lösungen  von  NaCI,  NaBr,  NaJ,  NaN03  (75 — 100  ccm 
in  15  Minuten)  Polyurie  und  Glykosurie  hervorruft.  Erstere  tritt  bald, 
letztere  später  ein  und  hört  nach  6—8  Stunden  auf.  Durch  weitere  Ein- 
spritzung ist  dann  wohl  Polyurie  doch  keine  Glykosurie  zu  erzeugen. 
Lösungen,  die  schwächer  als  ’/s  Mol.  sind,  machen  nur  Polyurie-,  je  mehr 
die  Lösungen  '/e  Mol.  übertreffen,  um  so  schneller  tritt  die  Polyurie  ein. 
— Zusatz  von  CaCI2  (25  ccm  3/g  Mol.  auf  den  Liter)  hemmt  die  Zuckerius- 
scheidung;  ist  sie  hervorgerufen,  so  versiegt  sie  auf  CaCl2  erst  nach  längerer 
Zeit.  — Der  Angriffspunkt  der  Salze  scheint  die  Med.  oblongata  zu  sein; 
wird  die  Einspritzung  in  ein  zur  Oblongata  ziehendes  Gefäss  gemacht,  se 
genügt  sehr  wenig  der  Lösung  zur  Hervorrufung  der  Glykosurie.  Auch 
LiCl,  KCl,  SrCI2  erwiesen  sich  als  wirksam,  unwirksam  NaCI  — tötlich 
CaCI2  und  MgCI2.  — Zuführung  von  diesen  Salzlösungen  zu  molekularen 
Lösungen  von  Glycerin  oder  Harnstoff  macht  keinen  Diabetes. 

A.  Loewy. 

i.  Moldovan,  Ueber  congenitale  Sarkom-  und  Fibrombildung  der  Haut. 
(Aus  Prof.  Chiari’s  pathol.-anat.  Institus  an  der  deutschen  Universität 
Prag.)  Prager  med.  Wochenschr.  1905,  No.  29  u.  30. 

Angeborene  Geschwülste  sind  am  häufigsten  auf  der  Haut  lokalisirt 
und  gehen  hier  teils  von  der  Epidermis,  teils  von  den  Gewebsbestandteilen 
der  Cutis  und  Subcutis  aus.  Einige  entstehen  auch  aus  Gewebskeimen, 
die  sonst  nicht  zu  der  Haut  in  Beziehungen  stehen.  Am  häufigsten  findet 
man  Angiome,  dann  multiple  Neurofibrome,  Rankenueurome,  weiche,  meist 
multiple  Fibromata  mollusca  und  Lipome.  Myome,  solitäre  Sarkome  und 
harte  Fibrome  sind  überaus  selten.  M.  sah  einen  eiförmigen  Tumor  von 
6*/*  cm  Länge  und  4 cm  Dicke,  der  durch  Operation  von  der  linken  Wade 
eines  5 Tage  alten  Knaben  gewonnen  wurde.  Die  Geschwulst  hatte  starke 
Neigung  zum  Bluten  und  wurde  aus  diesem  Grunde  entfernt.  Mikroskopisch 
Dessen  sich  reichliche  Mengen  von  kleinen  Spindelzellen,  die  sich  stellen- 
weise in  Form  von  Scheiden  um  die  Blutgefässe  gruppirten,  feststellen; 


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No.  45. 


SlI.RKRHARK. 


757 


Bindegewebe  war  nur  spärlich,  Blutgefässe  besonders  in  der  Peripherie 
sehr  reichlich  vorhanden.  Sehr  auffällig  waren  die  massenhaften  Kern- 
teilnngsfiguren.  Die  Diagnose  lautete:  Spindelzellensarkom  mit  besonders 
progressiver  Wachstumstendenz.  Verf.  bringt  dann  eine  Zusammenstellung 
der  Litteratur  über  angeborene  Hautsarkome,  aus  der  hervorgeht,  dass  es 
sich  meist  um  Spindel-  und  Rundzellensarkome,  seltener  um  Myxo-  und 
Angiosarkome  handelt  und  dass  sie  alle  sehr  bösartig  sind.  Die  zweite 
Geschwulst,  welche  M.  beschreibt,  sass  in  der  Gegend  des  rechten  Warzen- 
forsatzes.  Das  Kind  starb  24  Stunden  post  partum  infolge  einer  Blutung 
zwischen  die  Gehirnhäute.  Der  Tumor  bestand  aus  weiten  Hohlräumen, 
die  zum  Teil  mit  frisch  geronnenem  Blut,  zum  Teil  mit  schon  zu  Lebzeiten 
verkalkten  Thromben  gefüllt  waren.  Die  Höhlen  besassen  ein  flaches 
Endothel  und  waren  durch  bindegewebige  Septen  von  einander  getrennt. 
Nach  der  Oberfläche  zu  war  das  Bindegewebe  stärker  entwickelt.  Wegen 
dieser  Bindegewebsmengen  wurde  die  Diagnose  auf  Fibroma  cavernosum 
gestellt.  Weiter  schildert  Verf.  eine  Geschwulst,  welche  bei  einem  3jähr., 
sonst  gesunden  Mädchen  am  distalen  Ende  der  Nasenbeine  sass  und  etwa 
erbsengross  war.  Der  angeborene  Tumor  hatte  keine  Wachstumsneigung 
gezeigt.  Die  mikroskopische  Untersuchung  des  entfernten  Gebildes  ergab 
ein  hartes  Fibrom  mit  mässig  vielen  Kernen  und  ziemlich  reichlichen  Blut- 
gefässen. Diagnose:  Fibroma  durum.  Zum  Schluss  berichtet  der  Autor 
über  eine  Geschwulst,  welche  einem  7 Monat  alten  Knaben  vom  rechten 
äusseren  Knöchel  fortgenommen,  aber  nach  der  ersten  Operation  reci- 
divirt  war.  Die  Geschwulst  bestand  histologisch  aus  kernarmen,  fibril- 
lären ßindegewebsbündelri,  einigen  Gefässen,  spärlichen  Mastzellen  und 
zeigte  stellenweise  leukocytäre  Infiltration.  Die  Epidermis  über  ihr  war 
verdünnt  und  entsandte  in  Abständen  Epithelzüge  in  die  Geschwulst  hinein; 
tief  im  Geschwulstkörper  lagen  einige  Schweissdrüsen,  wohl  infolge  des 
schnellen  Wachstums  des  Tumors  dort  zurückgeblieben.  Diagnose:  Fibroma 
durum.  Wie  die  mitgeteilte  Litteraturzusammenstellung  zeigt,  sind  der- 
artige angeborene  Fibrome  überaus  selten.  Die  congenitalen  Geschwülste 
überhaupt  gelten  als  die  Hauptstütze  der  Cobnheim’schen  Theorie,  dass 
nämlich  zur  Zeit  der  embryonalen  Entwickelung  aus  dem  Zusammenhang 
gelöste  Zellen  oder  Zellgruppen  die  Matrix  der  Geschwulstbildung  bilden. 
Diese  Theorie  kann  wohl  auch  Anwendung  finden  auf  die  meisten  der  vom 
Verf.  mitgeteilten  Beobachtungen.  Geissler. 


M.  Silbennark,  Ueber  die  geweblichen  Veränderungen  nach  Plombirung 
von  Knochenhöhlen.  Zeitschr.  f.  Chir.  Bd.  75,  H.  2 — 4,  S.  290. 

S.  hat,  um  die  Veränderungen  zu  beobachten,  welche  in  allseits  ge- 
schlossenen, nach  aussen  von  Periost  und  Weichteilen  bedeckten  plombirten 
Defekten  an  der  Plombenmasse  vor  sich  gehen,  in  dem  physiologischen 
Institut  der  Wiener  Universität  an  mittelgrossen  Hunden  jugendlichen  Alters 
eine  Reihe  von  Plombirungen  mit  der  v.  Mosetig’schen  Jodoform- 
knochenplombe vorgenommen.  Am  geeignetsten  für  die  Plombirung 
erschien  S.  der  lange  Metatarsus  der  hinteren  Extremität,  insbesondere  die 
Innenfläche  des  proximal  stark  entwickelten  Gelenkendes. 


758 


Rovsiho. 


No.  45. 


Der  Operation  schliesst  sich  eine  äusserst  lebhafte  Reaktion  auf  das 
stattgehabte  Trauma  und  den  eingeführten  Fremdkörper  an,  wobei  als 
Fremdkörper  zunächst  dicht  nur  die  Plombenmasse,  sondern  auch  der  durch 
den  Bohrakt  in  die  Knochenhöhle  eingebrachte  Gewebsdetritus  wirkt.  Aus- 
druck dieser  Reaktion  ist  eine  lebhafte  Gewebsneubildung  in  Form  recht 
dicht  gelagerter,  sich  mannigfach  durchkreuzender,  spindeliger  Zeitformen, 
deren  Herkunft  zweifellos  von  den  bindegewebigen  Riementen  sowohl  des 
Knochenmarks  als  auch  des  die  Markhöhle  erfüllenden  Gewebes  abzuleiten 
ist.  Dieses  Gewebe  entwickelt  sich  zwischen  der  Innenfläche  des  durch 
die  Bohrung  gesetzten  Hohlranms  und  der  correspondirenden  Plombenober- 
fläche und  vermehrt  sich  proportional  dem  Schwunde  der  Plombenmasse. 
Anfänglich  ist  in  der  Umgebung  der  Plombenmasse  noch  eine  geringe  Menge 
von  Blutcoagulum  zu  sehen,  welches  rasch  von  dem  vorrückenden  jungen 
Gewebe  durchsetzt  und  substituirt  wird,  sodass  letzteres  binnen  kurzem  in 
die  Plombenmasse  selbst  eindringt.  Unter  den  proliferativen  Vorgängen 
im  Bereiche  der  Knochenkanälchen  kommt  es  zu  einer  beträchtlichen  und 
lange  Zeit  noch  zunehmenden  Erweiterung  der  Kanälchenquerscbnitte  unter 
gleichzeitiger  Bildung  sehr  zahlreicher,  oft  continuirlich  gelagerter  wand- 
ständiger Elemente  nach  Art  von  Osteoblasten.  Im  Bereiche  des  die 
Knocbenhöhle  erfüllenden  spindelzelligen  Gewebes  kommt  es  frühzeitig  zur 
Bildung  von  osteoideu  Bälkcben,  welche  unter  Kalksalzaufnahme  allmählich 
zu  .einer  neugebildeten  Spongiosa  heranreifen  und  mit  der  Compacta  in 
innige  Verbindung  treten.  Vom  Periost  her  wird  gleichfalls  neues  Knochen- 
material  gebildet,  welches  sich,  soweit  die  Beobachtung  reicht,  bleibend 
durch  seine  eigentümliche  Struktur  von  der  alten  umgebenden  Compacta 
unterscheidet. 

Auf  diese  Weise  wird  von  zwei  Seiten  her  die  Plombenmasse 
durch  junges  Knochenmark  allmählich  substituirt,  welches  sich 
mit  dem  alten  Knochengewebe  in  unlöslicher  Weise  derart  verbindet,  dass 
schliesslich  keine  Unterbrechung  der  Continuität  etwa  im  Sinne  dazwischen- 
gelagerten  Narbengewebes  zn  constatiren  ist.  Joachimstbal. 


Rovsing,  Ueber  die  Methoden,  vor  den  Niereuoperatiouen  die  physiologische 
Leistungsfähigkeit  der  Nieren  zu  bestimmen.  Arcb.  f.  klin.  Chir.  75.  Bd., 
4.  H„  S.  867. 

Von  den  bisher  versuchten  Methoden,  die  Leistungsfähigkeit  der  Nieren 
vor  den  Nierenoperationen  zu  bestimmen,  kommen  hauptsächlich  die  Blut- 
und  die  Urinkryoskopie,  die  Caspar’sche  Phloridzinprobe  und  die  quanti- 
tative HarnstoflFbestimmung  in  Betracht.  An  der  Hand  von  50  nach  diesen 
Methoden  untersuchten  Fällen  hält  R.  die  Kryoskopie  und  die  Phloridzin- 
probe für  ungeeignet,  die  Funktionsfähigkeit  der  „anderen“  Niere  anzu- 
zeigen,  ja  geradezu  für  irreleitend  und  verderblich,  da  dadurch  Patienten 
der  allein  lebensrettenden  Operation  unter  Umständen  entzogen  werden. 

Was  die  von  KOmmell  empfohlene  Blutkryoskopie  betrifft,  so  be- 
weisen 6 Fälle,  dass  ein  abnorm  niedriger  Gefrierpunkt  durchaus  nicht  als 
Beweis  für  doppelseitige  Nierenaffektiou  gelten  kann;  andererseits  ist  ein 
normaler  Blutgefrierpunkt  keine  Gewähr  für  normalen  Zustand  der  Nieren. 


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No.  45.  Fuchs.  759 

R.  warnt  daher  dringend  davor,  sich  bei  der  Frage,  ob  eine  Operation 
vorgenommen  werden  soll  oder  nicht,  auf  die  Resultate  der  Blutkryoskopie 
zu  verlassen.  Genau  dasselbe  gilt  für  die  Urinkrynskopie,  welche  ja 
theoretisch  auf  der  gleichen  Grundlage  und  in  einiger  Wechselbeziehung 
mit  der  Blutkryoskopie  steht  und  mit  letzterer  fällt. 

W'as  die  Phloridzinprobe  und  die  Harnstoffprobe  anlangt,  so  sind  sie 
bei  positivem  Resultate  eine  wertvolle  Stütze,  indem  eine  kräftig  reagirende 
Niere  nicht  funktionsuntüchtig  sein  kann.  Bei  negativem  Resultat  braucht 
eine  völlige  Aufhebung  oder  starke  Herabsetzung  der  Nierentätigkeit  nicht 
zu  bestehen;  denn  mangelnde  Zuckerausscheidung  beweist  nicht,  dass  die 
Nierenzellen  arbeitsunfähig  sind,  sondern  nur,  dass  sie  in  dem  betreffenden 
Augenblick  nicht  arbeiten.  Erfahrungsgemäss  kann  auch  eine  Krankheit 
der  einen  Niere  reflektorisch  eine  Herabsetzung  der  Tätigkeit  der  anderen 
sonst  leistungsfähigen  bewirken;  es  ist  dann  das  einzige  Mittel,  eine  normale 
Funktion  dieser  Niere  wieder  herbeizuführen,  die  Entfernung  der  kranken 
durch  Operation.  Ein  negatives  Resultat  der  Phloridzin-  und  Harnstoff- 
probe darf  daher  für  die  Operation  keine  Contraindikation  sein.  8 Fälle 
werden  zum  Beweise  angeführt. 

Die  Harnstoffprobe  ist  die  einfachste,  zuverlässigste  und  (im  Gegensatz 
zur  manchmal  schädlichen  Pbloridzinprobe)  ungefährlich. 

Von  der  grössten  Bedeutung  für  die  Operationsindikation  ist  dagegen 
die  Ureterenkatheterisation  und  die  chemische,  mikroskopische  und  bakterio- 
logische Untersuchung  des  Urins  jeder  Niere.  Erweist  sich  der  Urin  der 
„anderen“  Niere  als  gesund,  so  darf  man  in  den  allermeisten  Fällen 
operiren.  In  einzelnen,  zweifelhaften  Fällen  muss  vor  der  Operation  der 
kranken  Niere  operativ  die  andere  zwecks  Besichtigung  und  Betastung 
freigelegt  werden.  Peltesohn. 


E.  Fuchs,  Ueber  syrapathisirende  Entzündung  (nebst  Bemerkungen  über 
seröse  traumatische  Iritis),  v.  Graefe's  Arch.  f.  Ophthalm.  LXI.,  3, 
S.  365. 

Unter  200  Augen,  welche  wegen  Veränderungen  enukleirt  worden 
waren,  die  unter  Umständen  zur  sympathischen  Entzündung  Veranlassung 
geben  konnten,  fanden  sich  20,  welche  wirklich  sympathische  Entzündung 
veranlasst  hatten.  Die  meisten  Fälle  entfallen  naturgemäss  auf  die  per- 
forirenden  Verletzungen,  nämlich  17,  auf  Operationen  7,  auf  perforirendes 
Hornhautgeschwür  3 und  auf  Iridocyclitis  3.  In  dem  sympathisirenden 
Auge  findet  man  eine  Infiltration  von  charakteristischem  Verhalten,  welche 
als  sympathisirende  Infiltration  zu  bezeichnen  ist.  Das  Charakteristische 
liegt  sowohl  in  der  Art  der  zeitigen  Elemente,  aus  welchen  dieselbe  be- 
steht, sowie  in  der  Verteilung  der  Infiltration,  in  den  einzelnen  Geweben 
des  Auges.  Die  Zellen,  die  man  in  der  infiltrirten  Uvea  sympathisiren- 
der  Augen  findet,  sind  vor  allem  kleine,  einkernige,  runde  Zellen, 
epithelioide  Zellen  und  Riesenzellen.  Die  sympathisireude  Entzündung  ent- 
steht wahrscheinlich  durch  einen  Reiz,  der  im  Gewebe  selbst  seinen  An- 
griffspunkt hat.  Daher  führt  sie  zuerst  zu  einer  Infiltration  innerhalb  des 
Gewebes,  ohne  Exsudation  auf  die  Oberfläche.  Die  traumatische  Irido- 
cyclitis, Endophthalmitis,  unterscheidet  sich  von  der  sympathisirenden  Ent- 


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760 


Lccak. 


No.  45. 


zündung  in  vieler  Hinsicht.  Die  Endophthalmitis  setzt  früher  ein  und  läuft 
rascher  ab  als  die  sympathisirende  Entzündung.  Der  Sitz  der  Entzündung 
ist  bei  der  ersteren  in  den  oberflächlichen  Schichten  der  das  Auge  aus- 
kleidenden Membranen,  im  Ciliarkörper  die  Pars  ciiiaris  retinae,  weiter 
hinten  die  Netzhaut  selbst.  Die  darunter  liegende  Aderhaut  leidet  nur 
dann,  wenn  ihr  die  Netzhaut  nicht  genügend  Schutz  gewährt.  Sonst  ist 
sie  nur  in  ihrem  vorderen  und  hinteren  Rande  infiitrirt.  Bei  der  sym- 
pathisirenden  Entzündung  ist  das  Stroma  der  Uvea  der  Sitz  der  Entzün- 
dung; die  Pars  ciiiaris  retinae  und  die  Netzbaut  bleibt  oft  frei  davon. 
Dem  verschiedenen  Sitze  der  Entzündung  entspricht  die  Ablagerung  des 
Exsudats.  Diese  findet  bei  der  Endophthalmitis  an  der  Oberfläche  der 
Membranen  statt,  bei  der  sympathisirenden  Entzündung  bleibt  das  Exsudat 
im  Gewebe  selbst  liegen.  Auch  die  Art  des  Exsudates  ist  verschieden. 
Bei  Endophthalmitis  besteht  dasselbe  aus  Fibrin  und  Leukocyten,  bei  der 
sympathisirenden  Entzündung  fehlt  die  Fibrinausscbeidung  gewöhnlich,  die 
Infiltration  besteht  aus  Lymphncyteu.  Dazu  kommen  häufig  noch  die  Ab- 
kömmlinge der  fixen  Gewebszellen  in  Form  der  epithelioiden  Zellen  und 
der  Riesenzellen.  Die  sympathisirende  Infiltration  hat  die  Neigung,  längs 
der  durch  die  Sklera  nach  aussen  führenden  Emmissarien  weiter  zu  wandern 
und  die  Augenhüllen  zu  durchbrechen.  Dies  tut  die  Endophthalmitis  nicht 
Beide  Arten  von  Entzündungen  können  sich  combiniren  und  zwar  entweder, 
indem  zu  einer  langbestehenden  sympathisirenden  Entzündung  ein  leichter 
Grad  plastischer  Exsudation  binzutritt,  oder  indem  von  vornherein  beide 
Processe  parallel  und  unabhängig  von  einander  in  demselben  Auge  be- 
stehen. 

In  allen  Fällen  sympathisirender  Entzündung  des  zweiten  Auges  war 
am  ersterkrankten  Auge  ein  typischer  Befund  vorhanden.  In  den  Fällen 
der  sympathischen  Irritation  fehlte  derselbe.  Horstmann. 


Lucae,  Ueber  Mängel  der  Hörrohre  und  über  zwei  wichtige  von  Normal- 
und  Schwerhörigen  bisher  wenig  beachtete  Hülfsmittel.  Münch,  med. 
Wochenschr.  1905,  No.  6. 

Auf  Grund  von  Prüfungen  an  den  am  meisten  benutzten  Hörrohren 
kommt  L.  zu  dem  Resultat,  dass  kein  einziges  den  an  dasselbe  zu  stellen- 
den Anforderungen  genügt.  Ein  Hauptfehler  der  Apparate  ist,  dass  dnrch 
sie  die  Ohrmuschel  ausgeschaltet  wird,  welche  besonders  als  Resonator  für 
sehr  hohe  Töne  aufzufassen  ist.  Ein  sehr  einfaches  Hülfsmittel,  welches 
alle  künstlichen  Apparate  an  Wirksamkeit  übertrifft,  ist  der  bekannte 
Kunstgriff,  die  Hohlband  so  hinter  die  Ohrmuschel  zu  legen,  dass  diese 
in  einen  grossen  Schallfänger  umgewandelt  wird.  Weniger  bekannt  ist, 
nach  L.,  der  grosse  Vorteil,  den  man  bei  gleichzeitig  doppelseitiger 
Anwendung  dieses  Hülfsmittels  durch  Summirung  der  Eindrücke 
auf  beide  Ohren  erzielt.  Keinen  Nutzen  hat  das  Verfahren  in  solchen 
Fällen,  in  denen  eine  starke  Herabsetzung  resp.  der  Ausfall  der  hohen 
Resonanztöne  des  Ohres  (c4)  auf  nervöse  Schwerhörigkeit  scbliessen  lässt. 
Ein  zweites  Hülfsmittel,  das,  nach  L.’s  Ansicht,  noch  viel  zu  wenig  benutzt 
wird,  ist  das  Ablesen  vom  Munde,  dessen  Erlernen  er,  und  zwar  in  einer 


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No.  45. 


Nayratii..  — Mayer 


761 


Anstalt,  in  welcher  der  Kranke  unter  steter  Aufsicht  des  Lehrers  ge- 
zwungen wird,  mit  den  verschiedensten  Personen  auf  diese  Weise  zu  ver- 
kehren, dringend  empfiehlt.  Schwabach. 


Navratil,  Ueber  die  Indikationen  und  Methoden  der  Operation  des  Kehl- 
kopfkrebses. Arch.  f.  klin.  Chir.  Bd.  76,  H.  3. 

Die  endolaryngeale  Methode  ist  indicirt,  wenn  der  Krebs  als 
innerer  nnr  in  Form  eines  kleinen  Knötchens  auftrat,  vollkommen  um- 
schrieben ist,  weder  Fixation  noch  Metastasen  hervorgerufen  bat.  Die 
Entfernung  einzelner  Teile  ohne  Tracheotomie  bei  lokaler  An- 
ästhesie durch  Laryngofission  ist  angezeigt,  wenn  sich  die  Geschwulst 
bei  der  Probeexcision  als  nicht  verhornter  Plattenepithelialkrebs  erwies, 
als  innerer  Krebs  in  geringer  Ausdehnung  und  wenn  er  auch  in  diffuser 
Form  auftritt,  weder  Fixation  noch  Metastasen  erzeugt  und  der  zu  ex- 
stirpirende  Teil  kleiner  als  '/s  des  Kehlkopfes  ist.  Die  Entfernung 
einzelner  Teile  des  Kehlkopfes  in  Narkose  und  mit  präventiver 
Tracheotomie  durch  Laryngofission  ist  angezeigt,  wenn  es  sich  um 
Plattenepitbel-  oder  Basalzellenkrebs  handelt  ohne  Metastasen  und  wenn 
es  nicht  nötig  ist,  mehr  als  die  Hälfte  des  Kehlkopfes  zu  entfernen.  Bei 
äusserem  Krebs  ist  es  nur  der  Kehldeckelkrebs,  bei  welchem  Exstirpation 
mit  vorheriger  Tracheotomie  indicirt  ist.  Die  Totalexstirpation  ist 
notwendig:  ira  Anfangsstadium  des  verhornten  Epithelioms  und  des  Medullar- 
krebses,  beim  ausgebreiteten  Plattenepithelkrebs,  wenn  weder  in  den  Drüsen 
noch  anderswo  Metastasen  vorhanden  sind.  Auch  beim  nicht  verhornten 
Plattenepithelkrebs,  bei  relativ  gutem  Zustand  des  Patienten  und  besonders 
seiner  Atmungsorgane,  ohne  Metastasen  bei  kleinen  aber  nicht  fixirten 
Drüsen  ist  noch  die  Totalexstirpation  mit  Erfolg  auszuführen.  Dagegen 
bei  ausgebreitetem  auch  den  Oesophagus  befallenden  Krebs,  wenn  es  sich 
um  einen  verhornten  Epithelialkrebs  oder  ein  medulläres  Carcinom  handelt, 
selbst  ohne  metastatische  Drüsen,  ist  die  Totalexstirpation  coutraindicirt. 
ln  solchen  Fällen  ist  die  Tracheotomie  inf.  auszuführen,  bei  der  der  Kranke 
noch  bis  zu  5 Monaten  leben  kann.  Eine  weitere  Contraindikation  ist 
hohes  Alter,  obwohl  nicht  immer  die  Zahl  der  Jahre,  sondern  der  Zustand 
des  Organismus  ausschlaggebend  ist.  W.  Lublinski. 


E.  Mayer,  An  unusual  case  of  oedema  of  the  glottis.  Americ.  journ.  of 
med.  Sciences  1905,  Aug. 

Akut  entzündliches  Oedem  an  der  Zungenbasis,  das  den  einen  Sinus 
pyriformis  ausfüllte  und  fast  die  ganze  Epiglottis  einnahm,  wurde  durch 
Incisiou  und  nachfolgendem  Adrenalinspray  und  Dampfinhalationen  geheilt. 
Es  zeigte  sich  hinterher,  dass  ein  grosser  Epiglottisdefekt  und  Ver- 
wachsungen zwischen  dieser  und  der  seitlichen  Pharynxwand  bestanden, 
der  Patient  also  eine  Lues  gehabt  hatte,  ohne  irgend  welche  Symptome 
von  seiten  des  Halses.  Sturmann. 


w 

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762 


Engki..  — Rkitzke. 


No.  45. 


H.  Kugel,  Zur  Hygiene  und  Therapie  der  Wüste.  Zeitschr.  f.  klin.  Med. 

1906,  Bd.  56,  S.  480. 

E.  hat  in  der  Nähe  des  in  der  arabischen  Wüste  bei  Heluan  gelegenen 
Sanatoriums  Al  Hayat  Untersuchungen  angestellt,  in  welcher  Zeit  die  im 
tuberkulösen  Sputum  enthaltenen  Tuberkelbacilien,  ferner  Typhusbacillen 
und  Staphylokokken  unter  dem  Einfluss  der  Wüstensonne  abgetötet  werden. 
Dies  ist  in  wesentlich  kürzerer  Zeit  der  Fall  als  es  für  Deutschland  fest- 
gestellt worden  ist.  Praktisch  ist  die  Zeitdauer  fast  eine  minimale,  weil 
die  Sonnenscheindauer  im  Verhätnis  zu  Deutschland  ungleich  grösser  ist. 
So  wurden  Tuberkelbacillen  bei  6 Stunden  Sonnenscheinexposition  abge- 
tötet, wozu  ein  halber  Tag  hinreichte,  während  in  Deutschland  hierfür 
ca.  80  Stunden  Sonnenschein  erforderlich  sind,  deren  wir  uns  nicht  selten 
erst  in  einer  Zeit  von  mehreren  Wochen  erfreuen.  Die  Luft  der  WTüste 
ist  sehr  keimarm,  die  in  ihr  vorkommenden  Keime  besitzen  keine  Tier- 
pathogenität. Auch  im  Boden  sind  pathogene  Keime  nicht  nachgewiesen 
worden.  E.  macht  dann  noch  Angaben  über  meteorologische  Beobachtungen 
während  des  Sommers  und  tritt  dafür  ein,  dass  die  Wüste  nicht  nur  als 
Winterkurort  Verwendung  findet,  sondern  auch  im  Sommer  besonders  für 
Nephritiker,  Gichtiker,  Rheumatiker,  ferner  für  Herzkranke  zu  empfehlen  ist. 

H.  Bischoff. 

11.  Bcitzke,  Leber  Untersuchungen  an  Kindern  in  Rücksicht  auf  die  von 

v.  Behring’sche  Tuberkulose-Infektionstheorie.  Berl.  klin.  Wochenschr. 

1905,  No.  2. 

Um  die  von  v.  Behring  aufgestellte  Theorie,  dass  zur  Entwickelung 
einer  Phthise  erforderlich  sei,  dass  der  betreffende  Mensch  in  seiner  Jugend 
bereits  eine  Tuberkuloseinfektion  durcbgemacht  habe,  und  dass  diese  mittels 
der  Milch  vermittelt  werde,  nicht  nur  durch  theoretische  Erwägungen  ab- 
zutun, sondern  auch  durch  das  Experiment  die  Richtigkeit  zu  prüfen,  hat 
B.  bei  Kinderleichen  im  Alter  von  2 Tagen  bis  9 Jahren  das  Herzblut  auf 
Tuberkelbacillen  untersucht,  nachdem  durch  Control  1 versuche  festgestellt 
worden  war,  dass  bei  Leichen,  die  infolge  allgemeiner  Miliartuberkulose 
oder  auch  schwerer  Lungen-  und  Darmtuberkulose  gestorben  waren. 
Tuberkelbacillen  in  der  Hälfte  der  Fälle  bei  der  angewandten  Methode 
(subkutane  bezw.  intraperitoneale  Impfung  von  Meerschweinchen)  im  Herz- 
blutc  nachzuweisen  waren.  Zur  Verfügung  standen  138  Kinderleichen, 
von  denen  aber  40  wegen  nachweisbarer  tuberkulöser  Veränderungen  aus- 
scheiden.  Da  es  nun  nicht  stets  gelang,  die  erforderliche  Blutmenge  — 
1 — 3 ccm  — aseptisch  zu  entnehmen,  eine  Zahl  der  geimpften  Tiere  auch 
frühzeitig  einging,  so  blieben  für  die  Beantwortung  der  gestellten  Frage 
noch  48  Falle.  In  keinem  derselben  gelang  es,  Tuberkelbacillen  im  Blute 
nachzuweisen,  weder  durch  den  Tierversuch  noch  mikroskopisch  nach  der 
von  Joüsset  eingeführten  Methode  der  Inoskopic  — künstliche  Verdauung 
der  Blutgerinnsel  und  Färben  des  durch  Centrifugirung  ausgeschleuderten 
Bodensatzes.  Die  Behauptung  von  der  Existenz  einer  latenten  infantilen 
Infektion  und  ihrer  Rolle  in  der  menschlichen  Phthisiogenese  erfährt 
durch  die  Untersuchungen  B.’s  keine  Stütze.  H.  Bischoff. 


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No.  45. 


H irr  Ki.  — Pknzoldt.  — Coukk. 


763 


Th.  Hitzig,  Ueber  einen  Fall  von  lange  fortgesetztem  Calomelgebraucb 
bei  Vitium  cordis.  Corresp.-Bl.  f.  Schweizer  Aerztc  1905,  No.  8. 

Der  59jälirige  Patient  brauchte  23/4  Jahre  lang  ungefähr  alle  vierzehn 
Tage  die  bei  Vitium  cordis  übliche  Calomelkur,  d.  h.  er  nahm  drei  bis 
fünf  Tage  hintereinander  0,6  g Calomel  pro  die.  Anfangs  kam  es  zu  einer 
mässig  starken  Stomatitis,  die  aber  nach  Entfernen  der  schadhaften  Zähne 
sich  nie  wieder  zeigte;  im  übrigen  wurde  das  Mittel  anstandslos  vertragen, 
interessant  war,  dass  das  Calomel  dauernd  wirksam  blieb,  während  Ver- 
suche, es  gelegentlich  durch  Digitalis,  Agurin,  Theocin  oder  Chlorbarium 
zu  ersetzen,  resultatlos  verliefen.  Im  Ganzen  nahm  Patient  in  den 
2 */4  Jahren  130  g Calomel.  K.  Kronthal. 


F.  Penzoldt,  lieber  die  Heilung  des  tuberkulösen  Pneumopyothorax.  Fest- 
schrift für  G.  Merkel.  Deutsches  Arch.  f.  klin.  Med.  Bd.  84,  H.  1 — 4. 

Ein  jetzt  30jähriger  tuberkulöser  Arzt  erkrankte  vor  4 l/a  Jahren  unter 
fieberhafter  Temperaturerscheinung  an  einem  linksseitigen  Pneumothorax, 
dessen  Heilung  durch  langsam  erfolgte  Bildung  eines  die  ganze  Seite  aus- 
fallenden flüssigen  Ergusses  eingeleitet  wurde;  letzterer  enthielt  Eiter- 
körperchen mit  körnigem  Detritus,  aber  — abgesehen  von  Tuberkelbacilleu 
— keine  patbogeneu  Bakterien.  Der  Erguss  verursachte  (mit  Ausnahme 
der  ersten  4 Woeben  der  Erkrankung)  nie  das  geringste  Fieber;  die  Lunge 
war  nach  mindestens  3/4jähriger  Compression  durch  Luft  und  Flüssigkeit 
noch  völlig  ausdehnungsfähig.  Die  Heilung  sowohl  des  tuberkulösen 
Pneumopyothorax  als  auch  der  Lungentuberkulose  bestand  noch  nach 
mehr  als  4 '/2  Jahren;  sie  erfolgte  bei  strengster  Freiluftruhekur  unter 
Anwendung  wiederholter  Punktionen,  zum  Teil  mit  nachfolgender  Jodoform- 
injektion. — Dass  dieser  glänzende  Erfolg  bei  der  in  Kede  stehenden  ernsten 
Erkrankung  nicht  der  gewöhnliche  ist,  dafür  bringt  Verf.  mehrere  Kranken- 
geschichten. L.  Perl. 


A.  B.  Cooke,  Pruritus  ani.  N'.-Y.  med.  journ.  and  Phila.  med.  journ. 

1904,  No.  1344. 

Das  vielfach  verbreitete  und  lästige  Leiden  des  Afterjuckens  beruht 
auf  den  verschiedensten  Ursachen.  Zunächst  kommen  constitutionelle 
Krankheiten  in  dieser  Hinsicht  in  Betracht  und  zwar  giebt  es  kaum  eine 
von  ihnen,  die  nicht  einmal  mit  unserem  Leiden  vergesellschaftet  gewesen 
wäre.  Insbesondere  sind  zu  nennen:  Diabetes  mellitus,  die  verschiedenen 
Arten  der  Nierenentzündung,  Gicht,  Rheumatismus,  Leberleiden  und  endlich 
Darmstörungen  der  mannigfaltigsten  Art,  welch’  letztere  nach  den  Er- 
fahrungen des  Verf.’s  eine  Hauptursache  für  den  Pruritus  ani  darstellen. 
Ein  weiteres  ätiologisches  Moment  sind  lokale  Ursachen  und  zwar  erstens 
die  Congestion  und  zweitens  pathologische  Entleerungen.  Häufig  wirken 
auch  diese  beiden  zusammen.  Endlich  ist  der  Pruritus  ani  auch  eine 
Reflexerscheinung.  Zur  Frage  der  Behandlung  des  Pruritus  ani  äussert 
sich  der  Verf.  folgeudermaassen : Zunächst  ist  die  erste  und  Hauptbedingung 
absolute  Reinlichkeit.  Ferner  muss  man  die  betreffenden  Teile  vor  jeder 


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764 


Pospischim.. 


No.  45. 


Heizung  uud  Reibung  sorgfältig  schützen.  Fernerhin  kommen  lokale 
Applikationen  in  Betracht,  die  sich  je  nach  der  Individualität  des  Falles 
richten  und  dahin  streben,  einmal  das  Jucken  zu  beseitigen  und  dann  die 
veränderte  Haut  zur  Norm  zurückzuführen.  Endlich  kann  man  in  Aus- 
nahmefällen  in  die  Lage  kommen,  die  erkrankten  Hautpartien  und  zwar 
am  besten  mittels  chemischer  Aetzmittel  zu  zerstören. 

Carl  Rosenthal. 


I).  Pospischill,  Ueber  Rubeolae  und  Doppelexantheme.  Jahrb.  f.  Kinder- 
heilk.  Bd.  69,  S.  728 

Die  Röteln  sind  — wie  heute  wohl  von  den  meisten  Aerzten  aner- 
kannt wird  — durch  charakteristische  Merkmale  von  den  Masern  ge- 
schieden. Die  Itikubationsdauer  beträgt  nach  den  Beobachtungen  des 
Verf.’s  13,  meist  14  Tage.  Angaben  über  längere  Inkubationsdaucr  er- 
klären sich  daraus,  dass  die  Haftung  nicht  immer  schon  am  1.  Tage  der 
Berührung  Gesunder  mit  Rubeolakranken  stattfindet.  Ueberstandene  Röteln 
gewähren  keinen  Schutz  gegen  Masern  und  Durchmaserung  keinen  gegen 
Röteln.  Das  Koplik'sche  Zeichen  ist,  wenn  vorhanden,  pathognomonisch 
für  Masern.  Prodrome  sind  in  der  Hälfte  der  Rötelfälle  verzeichnet;  am 
constantesten  ist  unter  ihnen  der  Schnupfen.  Meist  ist  das  Prodromal- 
stadium fieberlos.  Nicht  selten  geht  dem  Exanthem  ein  Exanthem  der 
Mundschleimhaut  voraus,  aber  beide  sind  nur  durch  ein  kurzes,  kaum  ein- 
tägiges Intervall  von  einander  getrennt.  Ein  specifisches,  auch  in  differential- 
diagnostischer  Beziehung  bedeutsames  Symptom  ist  die  plumpe,  fleckige 
Röte  der  Wangen,  deren  grobgenetzte  Zeichnung  sie  von  der  gleichmässigen 
der  Scharlachkranken  unterscheidet.  Diese  starke  Röte  neben  normalen 
oder  subfebrilen  Temperaturen  weist  in  dieser  Combination  schon  auf 
Röteln  hin.  — Im  Gegensatz  zu  der  Behauptung  der  meisten  Autoren  fand 
Verf , dass  das  Exanthem  oft  mit  einem  Schube  oder  in  rascher  Folge  an 
den  verschiedenen  Körperstellen  hervortritt.  Hierdurch  unterscheidet  sich 
das  Verhalten  von  dem  der  Masern.  — Hämorrhagien  im  Rötelexanthem 
sind  selten;  sie  kommen  besonders  vor  bei  Complikation  mit  Pertussis 
oder  Scarlatina.  Die  Temperaturen  uncomplicirter  Röteln  erheben  sich 
nicht  über  subfebrile  Höhen;  dagegen  können  Influenzaerkrankungen,  zu 
denen  Röteln  binzutreten,  eine  grosse  Aehnlickeit  mit  Masern  darbieten. 
Umgekehrt  ist  die  Neigung  der  Röteln  zu  Sekundärinfektion  mit  Influenza, 
wie  überhaupt  zu  Sekundärinfektionen,  sehr  gering.  — Bei  den  Erzählungen 
von  schwer  verlaufenen  Röteln  handelt  es  sieb  immer  um  Complikationen, 
am  häufigsten  mit  Scharlach.  Bei  den  Mischinfektionen  von  Röteln  und 
Scharlach  ist  die  Prominenz  und  ziegelrote  Färbung  des  Exanthems  ge- 
ringer ausgesprochen  als  bei  den  mit  Scharlach  gemischten  Masern.  Das 
Exanthem  der  Röteln  wird  daher  dem  Scharlach  häufiger  zugereebnet  als 
das  der  Masern  bei  Masern-Scharlachfällen.  Indess  sind  nicht  nur  bei  den 
Masern,  sondern  auch  bei  den  Röteln  und  Serumexantbemen  für  die  frühe 
Diagnose  der  Scharlachcomplikation  die  Symptome  der  Confluenz,  beet- 
artigen Erhabenheit  und  ziegelroten  Färbung  von  Wichtigkeit  und  zwar 
schon  zu  einer  Zeit,  in  welcher  von  dein  Scharlachexanthem  noch  nichts 
zu  sehen  ist.  Das  Ende  des  Prodromalstadiums  und  der  Beginu  der  Pro- 


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No.  45. 


WsiNBKRGBH. 


765 


ruption  der  Masern  sind  die  Zeiten,  zu  welchen  die  Disposition  der  Er- 
krankung an  Scharlach  am  grössten  ist.  Die  Zahl  der  Masern-Scbarlach- 
fälle  war  zeitweilig  bei  dem  Beobachtungsmaterial  des  Verf.’s  eine  recht 
hohe.  Dies  erklärt  sich  daraus,  dass  die  Masern  die  Empfänglichkeit  für 
Scharlach  bei  dem  befallenen  Individuum  beträchtlich  erhöhen,  ähnlich 
wie  die  für  Erkrankung  an  Croup.  — Nach  dem  Abblassen  des  Scharlach- 
ausschlages  wird  eine  etwa  folgende  Sepsis,  wenn  die  Mischinfektion  nicht 
erkannt  ist,  auf  die  vorangegangenen  Masern  oder  Varicellen  bezogen; 
Verf.  ist  sogar  geneigt  anzunehmen,  dass  jede  Sepsis  bei  oder  nach  Masern 
oder  Varicellen  in  der  Complikation  mit  Scharlach  ihre  Erklärung  findet. 
Das  Gleiche  gilt  für  die  akute  hämorrhagische  Nephritis,  welche  ab  und 
zu  nach  Masern,  Rubeolen  oder  Varicellen  beobachtet  wird;  sie  ist  stets 
als  postscarlatinöse  aufzufassen.  Meist  ist  in  diesen  Eällen  das  com- 
plicirende  Scharlachexanthem  sehr  flüchtig.  — An  der  Scharlachnatur  der 
„scarlatiniformen  Serumexantheme“  ist  nicht  mehr  zu  zweifelu.  Dabei 
kann  es  sich  aber  nicht  um  Wundscharlach,  ausgehend  von  der  Injektions- 
stelle, handeln.  Denn  die  Tracheotomiewunden  geben  nur  selten  zur  In- 
fektion mit  Scharlach  Anlass.  Der  Grund  ist  vielmehr  darin  zu  suchen, 
dass  zur  Zeit  des  Auftretens  eines  Serumexanthems  die  Empfänglichkeit 
für  Scharlach  gesteigert  ist.  Eiuen  Beweis  für  die  Richtigkeit  dieser 
Deutung  sieht  Verf.  darin,  dass  bei  scharlachkranken  Kindern,  die  Strepto- 
kokkenserum erhalten  habeu,  bisweilen  in  unmittelbarem  Anschluss  an  das 
Serumexanthem  ein  sogenanntes  Schariacbrecidiv  auftritt.  Ab  und  zu  kommt 
es  nach  Injektion  von  Diphtherieserum  vor,  dass  eine  Serumexanthem  nicht 
auftritt,  der  Scharlach  aber  zu  der  Zeit,  in  welchem  die  Serumexatherae 
sonst  zu  erscheinen  pflegen,  beginnt;  dieser  Scharlach  ist  der  Ausdruck  der 
den  übrigen  Symptomen  des  Serumexanthems  coordinirten  Dispositions- 
steigerung und  so  gewissermaassen  ein  Aequivaient  des  Serumexanthems. 
Seitdem  durch  Vervollkommnung  der  Serumtherapie  Serumexantheme 
seltener  und  milder  geworden  sind,  ist  auch  die  Frequenz  der  Scharlach- 
erkrankung bei  Injicirten  gesunken.  In  Verfolg  dieser  Anschauungen  rät 
Verf.  serotherapeutisch  behandelte  Scharlachfälle  schon  vor  dem  9.  Tage 
nach  der  Injektion  vor  der  Nachbarschaft  frischer  Fälle  zu  bewahren. 

Stadthagen. 

Weinberger,  Zur  Digalentherapie.  Centralbl.  f.  inn.  Med.  1906,  No.  27. 

Das  Digalen  wurde  bei  chronischer  Myocarditis  und  incompensirten 
Klappenfehlern  ira  allgemeinen  in  täglichen  Dosen  von  2 — 3 ccm  bis  zum 
Eintritt  einer  deutlichen  Pulsverlangsamung  meist  subkutan  gegeben.  Zu- 
weilen setzte  die  Diurese  sogleich  ein,  oft  aber  auch  8 — 10  Tage  später. 
Unangenehme  Cumulationserscbeinungeu  traten  nie  auf.  Abgesehen  von 
Fällen,  die  nach  der  Natur  des  Krankheitsprocesses  sich  nachträglich  als 
ungeeignet  erwiesen,  war  bei  der  Digalenmedikation  eine  zuverlässige 
Digitaliswirkung  nie  zu  vermissen.  Dabei  sind  als  wesentliche  Vorzüge 
vor  dem  alten  Digitalisinfus  zu  nennen:  1.  die  genaue  Dosirbarkeit  infolge 
stets  gleicher  Zusammensetzung,  2. 'die  beinahe  absolute  Reizlosigkeit,  die 
neben  der  Verabreichung  per  os  die  oft  erwünschte  und  zuverlässige  sub- 
kutane und  intravenöse  Applikation  gestattet,  3.  die  eben  dadurch  gegebene 


* 

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Moiuwitis.  Kuki.kh.  Sbikpkb. 


No.  45 


Möglichkeit,  durch  rasche  Einverleibung  grosser  Dosen  oft  in  kürzester 
Zeit  eine  maximale  Wirkung  zu  erzielen*  Dazu  eignet  sich  vor  allem  die 
vollständig  schmerzlose  intravenöse  Applikation,  bei  der  relativ  grosse 
Rinzeldosen  (3 — 5 ccm)  notwendig  sind  und  auffallend  gut  vertragen  werden. 

Alkan. 

1)  P.  Morawitz,  Zur  Kenntnis  der  multiplen  Sklerose.  Deutsches  Arch. 
f.  klin.  Med.  82.  Bd.  (1/2). 

2)  A.  Fickler,  Ein  Beitrag  zur  Pseudosklerose.  Deutsche  med.  Wochen- 
schrift 1904,  No.  51. 

3)  W.  Seiffor,  lieber  psychische,  insbesondere  Intelligenzstörungen  bei 
multipler  Sklerose.  Arch.  f.  Psych.  etc.  40.  Bd.  (1). 

1)  M.  sucht  statistisch  zu  erweisen,  dass  die  multiple  Sklerose  bei  der 
ländlichen  Bevölkerung  die  häutigste  organische  Erkrankung  des  Central- 
nervensystems ist.  Die  klassische  Form  der  multiplen  Sklerose  im  Sinne 
Charcot’s  ist  selten,  ca.  in  12  pCt.  Am  seltensten  ist  die  scandirende 
Sprache  (12  pCt.),  häufiger,  etwa  in  der  Hälfte  der  Fälle,  bestanden 
Nystagmus  und  lntentionstremor.  Die  Differentialdiaguose  der  multiplen 
Sklerose  gegenüber  der  Hysterie  'wird  erleichtert  durch  die  Kenntnis  der 
Augen-  und  Sensibilitätsstörungen,  durch  das  Verhalten  der  Hautreflexe 
und  der  Blasenbeschwerden  bei  der  multiplen  Sklerose.  Der  Bauchdecken- 
reflex, der  bei  Hysterie  oft  sehr  lebhaft  ist,  fehlt  in  der  Hälfte  der  Fälle 
der  multiplen  Sklerose.  -In  einigen  Fällen  zeigte  Gedächtnis  und  Intelligenz 
eine  Abnahme  bei  der  multiplen  Sklerose.  In  70  pCt.  der  Fälle  fanden 
sich  Sensibilitätsstörungen  von  wechselnder  Intensität  in  den  distalen  Enden 
der  Extremitäten.  Schwankende  Störungen  der  Blasentätigkeit  (meist 
Paresen  mit  Incontinenz)  fanden  sich  in  60  pCt.  der  Fälle. 

2)  F.  beschreibt  zwei  Fälle  ausführlich,  die  klinisch  das  Bild  der 
multiplen  Sklerose  boten,  anatomisch  aber  keine  entsprechende  Verände- 
rungen im  Centralnervensystem  zeigten.  Im  ganzen  stellt  F.  11  sichere 
Fälle  aus  der  Litteratur  zusammen.  Meist  betrifft  die  Krankheit  hereditär 
belastete  Individuen,  auch  tritt  sie  familiär  auf.  Der  Beginn  fällt  in  das 
Kindes-,  Jugend-  oder  Maunesalter.  Meist  fehlen  ätiologische  Momente,  in 
einzelnen  Fällen  wird  Lues,  Typhus,  Alkoholgenuss  verantwortlich  gemacht. 
Die  ersten  Erscheinungen  bestehen  in  Schwäche  und  Unsicherheit  der 
Beine  oder  in  Doppeltsehen,  Taubheit  in  den  Händen,  Kopfschmerzen, 
Schwindel.  Meist  überwiegen  motorische  Reizerscheinungen,  nur  vorüber- 
gehend sind  Lähmungserscheinungen  beobachtet.  Das  Zittern  betrifft  vor- 
wiegend die  Arme  und  gleicht  dem  Flügelschlagen  oder  Scbwimm- 
bewegungen.  Meist  ist  es  rein  oscillatorisch,  selten  arhythmiscb  oder 
ataktisch.  Daneben  besteht  eine  Erhöhung  des  Muskeltonus  in  verschie- 
denem Grade;  mitunter  zeigt  auch  das  Gesicht  eine  ausgeprägte  Starre  im 
Ausdruck.  Nystagmus  fehlt  häufig.  Im  späteren  Verlauf  treten  oft  tonisch- 
klonische Krämpfe  mit  Bewusstseinsverlust,  Pupillenstarre  auf.  Die  Sprache 
ist  bald  bulbär,  bald  scandirend,  mitunter  verlangsamt  oder  wenig  gestört. 
Die  Sehnenreflexe  sind  gesteigert,  die  Hautreflexe  normal.  Constant  sind 
die  psychischen  Erscheinungen,  wie  Abnahme  des  Intellekts,  Steigerung 
der  Gemütsbewegungen.  Neigung  zu  Jähzorn  und  Gewalttätigkeit.  Mitunter 


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No.  4f>. 


IitTOLUM.  SCHKIN. 


707 


besteht  Zwangsweinen  und  Zwangslachen,  Phosphaturie,  starke  Acne-Ent- 
wickelung  etc.  Der  Verlauf  ist  langsam  progressiv;  die  Dauer  beträgt 
viele  Jahre,  bis  zu  13  in  einem  Fall.  Der  Tod  tritt  in  epileptiformen, 
apoplektiformen  Anfällen  auf  oder  an  Entkräftung.  Die  pathologische 
Anatomie  giebt  bisher  noch  keinen  genügenden  Aufschluss  über  Sitz  und 
Art  der  Erkrankung. 

3)  S.  machte  genaue  Intelligenzprüfungen  bei  10  Fällen  von  multipler 
Sklerose  und  konnte  feststellen,  dass  Intelligenzdefekte  bei  multiplerSklero.se 
sehr  häufig  sind,  sodass  man  von  einer  polysklerotischen  Demenz  sprechen 
kann,  die  jedoch  keine  qualitativen  Unterschiede  von  anderen  Formen  der 
Demenz  aufweist.  Das  Einzige,  was  sie  charakterisirt,  ist  die  beinahe 
constante  Verknüpfung  der  Intelligenzstürung  mit  einer  krankhaft  gehobenen 
Stimmung  (Euphorie)  oder  einer  häufigen  Labilität  und  plötzlichem  Wechsel 
der  Stimmung,  wobei  diese  Stimmungsauomalien  in  ihrer  Stärke  in  keinem 
Verhältnis  stehen  zu  dem  meist  nur  geringen  Grade  der  Demenz.  Gestört 
sind  oft  das  Erinnerungsvermögen  für  jüngstvergangene,  doch  auch  für 
zurückliegende  Eindrücke,  die  Ideenassociation,  die  Aufmerksamkeit,  die 
Schnelligkeit  der  intellektuellen  Leistungen.  Die  vorwiegend  spinalen 
Formen  zeigen  geringere  Intelligenzdefekte  als  die  mehr  cerebralen.  Ein 
direkter  Zusammenhang  zwischen  Krankheitsdauer  und  Grad  der  Intelligenz- 
störung liess  sich  nicht  feststellen.  S.  Kalischer. 


S.  D.  Luflluin,  An  experimental  study  on  the  regeneration  of  peripheral 
nerves.  Journ.  of  nerv,  and  ment.  dis.  1005,  No.  8. 

Aus  seinen  vorwiegend  an  Kaninchen  angestellten  Versuchen  ergab 
sich  dem  Verf.  die  Tatsache,  dass  im  peripherischen  Abschnitt  durcb- 
trennter  Nerven  neuentwickelte  Fasern  nur  dann  nachgewiesen  werden 
konnten,  wenn  eine  Vereinigung  mit  dem  centralen  Ende  stattgefunden 
hatte,  dass  aber,  wo  dies  nicht  der  Fall  war,  weder  Myelinscheiden  noch 
Achsencylinder  im  distalen  Teil  zu  finden  waren.  Bernhardt. 


M.  Schein,  Die  Behandlung  des  Condyloma  acuminatum  mittels  Erfrierung. 

W'iener  klin.  Wochenschr.  1905,  No.  5. 

Als  ein  einfaches,  schnell  und  sicher  wirkendes,  nur  mässig  schmerz- 
haftes Verfahren  zur  Beseitigung  spitzer  Condylome  erprobte  Verf.  die  Ver- 
eisung mittels  des  Aetbylchloridstrahles;  die  Gebilde  werden  nach  dem 
Gefrieren  erst  blaurot,  dann  schwarzblau  und  fallen  nach  einigen  Tagen 
von  selbst  ab.  Sowohl  kleinere,  einzeln  stehende,  wie  zu  förmlichen  Ge- 
schwülsten gehäufte  Papillome  können  mit  der,  nötigenfalls  mehrfach  zu 
wiederholenden  Vereisung  erfolgreich  behandelt  werden.  Nur  muss  der 
Strahl  des  Aethylchlorids  ein  kräftiger  sein  und  nicht  allein  gegen  die 
Oberfläche,  sondern  auch  gegen  die  Basis  der  Condylome  gerichtet  werden; 
denn  das  Absterben  beruht  jedenfalls  zum  grossen  Teil  auf  der  Thrombo- 
sirung  der  durch  den  Stiel  tretenden  Gefässe.  Recidive  kommen  wie  bei 
allen  anderen  Behandlungsmethoden  vor,  vielleicht  etwas  seltener. 

H.  Müller. 


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768 


SpiTEBB.  — CoHDAMIH. 


No.  45. 


Spitzer,  Vurkominen  eines  paranrethralen  Ganges  mit  cystischen  Er- 
weiterungen in  der  Genitoperinealraphe.  Wieuer  med.  Fresse  1005, 
No.  9. 

Der  vom  Verf.  beobachtete  paraurethrale  Gang  bestand  in  einem  feder- 
kieldicken, leicht  gewundenen  Strang,  der  l1^  cm  hinter  dem  Orificium 
ext.  urethrae  mit  feingeschlitzter,  von  scharfen  geröteten  Rändern  um- 
gebener Oeffnung  mündete  und  von  hier  aus  dicht  unter  der  Haut  8 cm 
weit  nach  hinten  in  der  Raphe  des  Penis  und  weiterhin  des  Scrotums  ver- 
lief. Während  dieses  Verlaufes  war  der  Gang  mit  mehreren  rosenkranz- 
artigen Auftreibungen  versehen,  aus  denen  sich  auf  Druck  milchige  Flüssig- 
keit durch  die  beschriebene  Oeffnung  entleeren  liess.  Der  Gang  wurde 
exstirpirt  und  mikroskopisch  untersucht.  Dabei  fand  sich  in  einigen  der 
cystischen  Erweiterungen  ein  Epithel,  das  in  seinem  Bau  ganz  der  Epi- 
dermis entsprach.  Verf.  schliesst  hieraus  und  aus  der  Lage  des  Ganges 
im  Verlauf  der  Raphe,  dass  derselbe  durch  einen  Hemmungsprocess  bei 
der  Schliessung  dor  embryonalen  Urethralrinne  entstanden  sei  und  zwar 
durch  eine  Hemmung  bei  der  Verklebung  der  an  die  Urethralrinne  an- 
stossenden  äusseren  Haut,  nicht  auf  Kosten  der  Urethra.  Er  nimmt  an, 
dass  der  ganze  Gang  ursprünglich  mit  Epidermis  ausgekleidet  gewesen 
ist  und  führt  auf  diese  Bekleidung  die  Tatsache  zurück,  dass  der  Gang 
während  einer  chronischen  Gonorrhoe  der  Urethra  des  Patienten  nicht  in- 
ficirt  wurde,  wie  die  klinische  und  mikroskopische  Untersuchung  ergab. 

B.  Marcuse. 


Condntniii,  De  l’hysteräctoraie  vaginale  pour  cancer  du  col  sur  Uterus 
gravide.  Annales  de  gyn.  et  d’obstetr.  1905,  Mars. 

Wird  ein  Krebs  des  Gebärmutterhalses  während  der  Schwangerschaft 
festgestellt,  so  ist  es  Pflicht  des  Chirurgen  einzugreifen;  denn  einerseits 
besteht,  wenn  man  rechtzeitig  die  Totalexstirpation  vornimmt,  die  Aussicht, 
die  Mutter  zu  retten  und  andererseits  sind  die  Lebensaussichten  der  Frucht, 
wenn  man  die  Schwangerschaft  weitergehen  lässt,  sehr  herabgesetzt.  — 
Wenn  das  Parametriura  (Ligamentum  lata,  Blasenwand)  ergriffen  sind,  so 
ist  die  Mutter  verloren;  man  hat  sich  dann  nur  mit  dem  Kinde  zu  be- 
schäftigen. — Im  sechsten  oder  siebenten  Monat  der  Gravidität,  wenn  der 
Krebs  noch  im  Beginn  ist  und  der  Arzt  meint,  dass  er  auch,  wenn  er  ein 
oder  zwei  Monate  wartet,  noch  die  Radikaloperation  ausfübren  kann,  darf 
er  die  Lebensfähigkeit  der  Frucht  abwarten.  Ist  der  Krebs  aber  noch 
operabel  und  dürfte  er  es  einige  Zeit  später  nicht  mehr  sein,  so  muss  man 
eingreifen,  ohne  sich  um  das  Kind  zu  kümmern.  — Operation  der  Wahl 
ist  die  vaginale  Hysterektomie.  — Von  dem  Augenblick  an  aber,  wo  das 
Kind  eine  gewisse  Grösse  erreicht  hat,  d.  i.  vom  achten  Monat  an,  wird 
man  im  allgemeinen  den  abdominellen  Weg  wählen  müssen. 

Br.  Wolff. 


Kiusendu ngeu  wurden  an  die  Adresse  de«  Herrn  Geh.  Med. -Rat  Prof.  Dr.  M.  Bernhardt  (Berlin  W. 
Prantösiache  Strasse  21)  oder  an  die  Verl&gshandiuag  (Berlin  MW.,  Unter  den  Linden  4$)  eibeten 


Verlag  ton  August  Hirsch  «»Id  in  Berlin.  — Druck  ron  L.  8 c hu  mar  her  in  Berlin  Ä.  B. 


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Wöchentlich  ersclSlnen 
1 — 2 Bogeo;  am  8 Al  um e 
de«  Jahrgangs  Tipi,  Na- 
men* und  Sachregister. 


Centralblatt 


Preii  de«  Jahrganges 
28  Mark ; EU  belieben 
durch  alle  Buchhand- 
lungen u.  Postansulten. 


für  die 


riicinkheii  Wissenschaften. 

Unter  Mitwirkung  von  

Prof.  Dr.  H.  Senator  und  Prof.  Dr.  E.  Salicowskl,'  M£>T'\ 

,. . , To?  — rc\ 

redigirt  von  f \ 

Prof.  Dr.  M.  Bernhardt  DEC  CO  1905  r| 

in  Berlin.  I ^ J 

L iS.  November.  nZNai  40/ 


Inlmlt:  Löwt,  Rückbildung  der  Allantois  beim  Menschen. — Katzen- 
3TKiK,  Entstehung  des  arteriellen  Collateralkreislaufes.  — Monüry,  Ucber  den 
Jodgebalt  der  Schilddrüse.  — Lupine  und  Boulüd,  Verteilung  des  Zuckers  im 
Blut.  — Aiilkr,  Rost«,  Bedeutung  der  Reaktion  von  Seliwanoff  im  Harn.  — 
Heymann,  Einfluss  der  Castration  auf  den  Phosphor  im  Körper.  Kycs,  Lecithin 
und  Schlangengift.  — A bdkbhaldkn  und  Rona,  Bildung  von  Zucker  aus  Fett. 
— K allknberokh,  Zur  Pathogenese  der  Yaricen.  — Seooel,  Zur  Physiologie 
des  Gelenkknorpels.  — Burkhabdt,  Uehcr  die  Hämolyse  bei  Verbrennungen.  — 
Zirm,  Einfluss  des  Sonnenlichtes  auf  die  Netzhaut.  — Manasbe,  Zur  Pathologie 
des  inneren  Ohres.  — Müller,  Bakterienbefunde  im  Mittelohr.  — Sinexon, 
Nasenschlcimhaut  und  Sexualfunktion.  — Nakayama,  Congenitale  Membranbildung 
im  Kehlkopf.  — Herzog,  lieber  latente  Pest.  — Lkvy,  Zur  Kenntnis  der 
Tuberkelbacillen.  — Sakngsr,  Ueber  BoCilleneinatmung. — Wechsler,  Thymo- 
bromal  gegen  Keuchhusten.  — Ruueuann,  Ueber  Mesotanvaselin.  — Baumlkh, 
Perkussionserscheinungen  bei  Pleuritis.  — Schütz,  Fäulnisbakterien  bei  Darm- 
katarrhen. — Cu rbc h mann,  lieber  Rachitis  tarda.  — Maass,  Ueber  die  Pilz- 
vergiftung. — Weyoandt,  Zur  Lehre  vom  Cretinismus.  — Spiller,  Dia- 
gnostische Bedeutung  der  Blicklähmung.  — v.  Frankl-Uochwart,  Zur  Kenntnis 
der  Pseudosklerose.  — Mabcou,  Neuritis  nach  Appendicitis.  — Sieokl,  Neue 
Untersuchungen  über  die  Aetiologie  der  Syphilis.  — Flügel,  Ueber  Rektal- 
gonorrboe  bei  Kindern.  — Sarvev,  Frühzeitige  Hörbarkeit  der  fötalen  Herztöne. 

H.  Löwy,  Die  Rückbildung  der  Allantois  beim  Menschen.  Arcb.  f.  Anat, 
u.  Physiol.  Anat.  Abteil.  Jahrg.  1905,  H.  2/3,  S.  159. 

Bei  7,8  mm  langen  Embryonen  ist  die  Allantois  in  ihrer  ganzen  Aus- 
dehnung wegsam,  bei  9 mm  Länge  beginnt  die  Obliteration,  die  am 
placentaren  Ende  zuerst  auftritt;  späterhin  sind  die  sich  rückbildenden 
Strecken  unregelmässig  verteilt.  Bei  14  mm  langen  Früchten  sind  Stellen 
vorhanden,  an  denen  der  Gang  völlig  vermisst  wird.  Die  Reste  erhalten 
sich  teils  als  Stränge  epithelialen  Charakters,  teils  als  von  platten  bis 
cubischen  Epithelzellen  ausgekleidete  Gänge  und  Erweiterungen.  Beim 
Urachus  tritt  die  Verödung  bei  17 — 23  mm  grossen  Embryonen  individuell 
verschieden  anf,  am  frühesten  im  distalen  Teile.  Die  Obliteration  kann 
sich  sowohl  auf  den  ganzen  Urachus,  als  auch  bloss  auf  Teile  erstrecken. 

Poll. 


XLIU.  Jahrgang. 


49 


t 


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770  Katzenstein.  — MonCby  — Lepine  u.  Boulud.  — Adler  Rost».  No.  46. 

M.  Katzenstein,  Ueber  Entstehung  und  Wesen  des  arteriellen  Collateral- 
kreislaufes.  Arch.  (f.  Anat.)  n.  Physiol.  1005,  H.  1/2,  S.  228. 

Bei  Unterbindung  von  Arterien  findet  auch  nach  Ausschaltung  des 
vasomotorischen  Centralorgans  eine  länger  dauernde  bis  */j  des  Normal- 
drucks betragende  centrale  Blutdrucksteigerung  statt  (bei  Ligatur  der  Aorta 
länger  als  3 Monate  beobachtet),  die  durch  eine  Mehrarbeit  des  Herzens 
bedingt  ist  und  im  wesentlichen  als  eine- Anpassung  an  die  vermehrten 
Widerstände  im  Collateralkreislauf  aufzufassen  ist.  Die  Steigerung  des 
anfangs  sehr  geringen  peripheren  Blutdrucks,  die  Zunahme  des  Querschnitts 
der  Collateralen  und  die  Druckabnahme  in  den  centralen  Partien  gingen 
durchaus  einander  parallel  einher.  G.  F.  Nicolai. 


A.  Monery,  Etudes  nouvelles  sur  le  metabolisme  de  l’iode  dans  l'economie 
et  sur  la  fonction  thyrotdienne.  Journ.  de  physiol.  et  de  patbol.  gener. 
T.  VII,  p.  611. 

Nach  einer  ausführlichen  Mitteilung  aller  einschlägigen  Arbeiten  bringt 
M.  Versuche  über  den  Jodgehalt  der  Thyreoidea  in  Frankreich,  und  dessen 
Beeinflussung  durch  verschiedene  Bedingungen.  Er  bestätigt  zunächst  die 
Zuverlässigkeit  der  Baumann’scben  colorimetrischen  Methode.  Entsprechend 
den  sonst  gefundenen  Verhältnissen  war  das  Schilddrüsengewicht  im  Mittel 
in  Lyon  niedrig  (7,58  g Trockensubstanz),  der  Jodgehalt  der  Drüse  4,535  mg. 
In  dem  kropfreichen  Savoyen  betrug  ersteres  13,08  g,  letzteres  nur  1,54  mg. 
— Bei  Schiachttieren  war  dasselbe  Verhältnis  festzustellen.  — Schilddrüsen 
von  Personen  im  Alter  von  40—60  Jahren  hatten  den  höchsten  Jodgehalt 
(7,4  mg),  einen  geringeren  die  von  15 — 40  Jahren,  noch  weniger  die  von 
60—80.  In  Kröpfen  fand  sich  abnorm  wenig  Jod.  Bei  Geisteskranken 
war  der  Jodgehalt  gesteigert,  weun  es  sich  um  excitative,  vermindert, 
wenn  es  sich  um  depressivt  Zustände  handelte.  — Beim  Carcinotn  der 
Thyreoidea  war  in  den  erkrankten  Partien  weniger  Jod  als  normal. 

A.  Loewy. 

I{.  Lepine  et  Boulud,  Sur  la  röpartition  des  matieres  sucrees  entre  le 
plasraa  et  les  globules  du  sang.  Compt.  rend.  de  Tacad.  T.  141,  p.  175. 
L.  und  B.  bestimmten  den  Blutzucker  in  einer  Probe  defibrinirten 
Blutes  und  in  einer  zweiten  schnell  centrifugirten  den  im  Serum  und  in 
den  Körperchen  gesondert.  Sie  finden,  dass  die  Blutzellen  mindestens  ein 
Drittel  des  Blutzuckers  enthalten.  Zuweilen,  so  nach  Alkoholintoxikation. 
soll  der  Zuckergehalt  der  Zellen  den  des  Serums  übertreffeu  können  1 Dass 
man  bisher  die  Zellen  für  zuckerfrei  hielt,  soll  an  der  Nichtberücksichtignng 
der  Glykolyse  gelegen  haben.  A.  Loewy. 

R.  Adler  und  0.  Adler,  Ueber  eine  Reaktion  im  Harn  bei  der  Behand- 
lung mit  Resorcin.  Zeitschr.  f.  physiol.  Chem.  Bd.  41,  S.  206. 

II.  Rosin.  Bemerkung  zur  Mitteilung  von  R.  Adler  und  0.  Adler: 
„Ueber  eine  Reaktion  im  Harn  bei  der  Behandlung  mit  Resorcin.  Ebenda. 
S.  549. 

Die  erstgenannten  Autoren  hatten  gefunden,  dass  mitunter  Harne 


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No.  46.  Hrymasn.  — Kycs.  — Ahdrrhaldrh  u.  Roma.  — Kallekbbbgek.  ? < 1 

selbst  wenn  sie  keine  Spur  von  Fruchtzucker  enthalten,  die  SeliwanofTsche 
Reaktion  (Rotfärbung  beim  Erhitzen  mit  Resorcin  -f-  Salzsäure)  geben, 
und  konnten  zeigen,  dass  der  positive  Ausfall  bedingt  war  durch  die  An- 
wesenheit von  salpetriger  Säure.  Sie  warnten  darum  allein  aus  dem  posi- 
tiven Ausfall  der  Reaktion  auf  die  Anwesenheit  von  Rohrzucker  zu  schliessen. 

Hiergegen  wendet  sich  Rosin,  indem  er  auf  die  von  ihm  angegebene 
Verschärfung  der  S. 'sehen  Reaktion  hinweist.  Dieselbe  besteht  darin, 
dass  man  den  durch  Erhitzen  mit  Resorcin  -f-  Salzsäure  hervorgerufenen 
roten  Farbstoff  aus  dem  Harn  mit  Amylalkohol  nach  vorhergegangener 
Neutralisation  extrahirt  und  spektroskopisch  nntersucht  (Streifen  im  Grün). 

Wohlgetnuth. 


F.  lleymanu,  Zur  Einwirkung  der  Castration  auf  den  Phosphorgehalt  des 
weiblichen  Organismus.  Zeitschr.  f.  physiol.  Chem.  ßd.  41,  S.  246. 

Quantitative  Phosphorbestimmungen  an  castrirten  Ratten  ergaben,  dass 
nach  Castration  eine  Phosphorretention,  wie  man  verschiedentlich  annimmt, 
für  die  Dauer  nicht  eintritt,  souderu  eher  eine  Abnahme  des  Phosphors. 
Dieselbe  trat  deutlich  hervor  bei  der  Untersuchung  des  Skeletts  und  der 
Weichteile,  während  in  den  lccithinhaltigen  Körpern  der  Phosphorgehalt 
unverändert  gefunden  wurde.  Wohlgemuth. 


Pr.  Kycs,  I .ecithin  und  Schlangengifte.  Zeitschr.  f.  physiol.  Chem.  Bd.  41, 
S.  273. 

Verf.  konnte  zeigen,  dass  die  hämolytische  Wirkung  der  verschiedenen 
Schlangengifte  abhängig  ist  von  der  Bindung  des  Lecithins  in  den  Blut- 
körperchen, und  zwar  tritt  die  Hämolyse  um  so  eher  ciu,  je  lockerer  das 
Lecithin  gebunden  ist.  Wohlgemuth. 

E.  Abderhalden  und  P.  Rona,  Bildung  von  Zucker  aus  Fett.  Zeitschr. 
f.  physiol.  Chem.  Bd.  41,  S.  303. 

Seeoen  und  nach  ihm  WEISS  hatten  behauptet,  dass,  wenn  man 
Leberstücke  mit  defibrinirtem  Blut  und  Fett  bei  37°  auf  bewahrt,  der 
Zucker  eine  bedeutende  Zunahme  erfährt,  und  glaubten  ihre  Versuche  als 
einen  Beweis  für  eine  Znckerbildung  aus  Fett  anführen  zu  können.  Verff. 
konnten  indess  bei  gleicher  Versuchsanordnung  eine  Zunahme  des  Zuckers 
nach  Fettzusatz  nicht  constatiren.  Wohlgemuth. 


W.  Kallenberger,  Beitrag  zur  Pathogenese  der  Varicen.  Virchow’s  Arch. 

Bd.  180,  H.  1. 

Verf.  untersuchte  einen  Varix  der  Vena  saphena  sinistra.  Die  Unter- 
suchung der  aus  der  Mitte  stammenden,  nach  der  Elastieafärbungsmethode 
von  Weigert  oder  auch  nur  mit  Hämatoxylin  und  Eosin  gefärbten 
Querschnitte  ergab  eine  dickere  und  eine  dünnere  Stelle  der  Venenwand. 
An  der  dickeren  war  die  Intima  normal,  an  der  dünneren  die  Elastica 
intern,  gespalten  und  zwischen  beide  Lamellen  Bindegewebe  abgelagert; 
an  der  überhaupt  dünnsten  Stelle  war  von  der  Intima  nur  noch  das  Endothel 

49* 


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772 


Sbogkl.  — Bükkhabdt. 


No.  46. 


übrig.  Die  Media  nahm  gleichmässig  nach  den  dünnen  Stellen  hin  ab. 
verlor  ibre  elastischen  Fasern  und  Muskelelemente  zum  grossen  Teil  und 
wies  zwischen  den  letzteren  ein  kernarmes  Bindegewebe  auf.  Die  Elastiea 
externa  war  an  der  dünnsten  Stelle  durchbrochen.  Die  Adventitia  enthielt 
zahlreiche  ßindegewebskerne,  Lymphocyten,  einzelne  Leukocyten,  etwas 
Blutpigment.  Die  distalen  und  proximalen  Stücke  des  Varix  boten  auf 
Längsschnitten  einen  sehr  ähnlichen  Befund.  Das  ab-  und  zuführende 
Veucnstück  enthielt  zum  Teil  orgauisirte  Thromben  und  bot  im  Uebrigen 
das  Bild  einer  Phlebothrombose.  K.  nimmt  an,  dass  diese  Sklerose  die 
Veranlassung  zum  Einreissen  der  Klastica  interna  und  externa  geworden  ist 
und  dann  durch  Dehnung  der  Varix  entstanden  ist. 

Ein  erheblich  anderes  Bild  hot  die  Untersuchung  eines  Varix  der 
Vena  jugularis  externa,  welcher  sich  als  ein  abgekapseltes  Convolut  von 
erweiterten  und  zusammengeflossenen  Venen  darstellte.  Mikroskopisch  sab 
man  im  Innern  einer  Kapsel  von  Bindegewebszügen  zahlreiche  bald  isolirte. 
bald  netzartig  zusammenhängende  Septen.  Kapsel  und  Septen  enthielten 
elastische  Elemente.  In  den  Feldern  zwischen  den  Septen  fand  sich  Blut 

Ein  Trauma  oder  eine  Entzündung  konnten  für  diesen  Varix  nicht  die 
Ursache  abgegeben  haben.  Verf.  glaubt  auf  Grund  der  Jugend  des 
8jährigen  Patienten  eine  angeborene  Schwäche  der  Wand  im  Gebiet  einer 
congenitalen  Missbildung  als  Ursache  annehmen  zu  müssen. 

Geissler. 


K.  Seggel,  Experimentelle  Beiträge  zur  Anatomie  und  Pathologie  des  Ge- 
leukknorpels.  I.  Verhalten  des  Knorpels  bei  Übertragung  in  die  Bauch- 
höhle. Zeitschr.  f.  Cliir.  Bd.  75,  H.  2 — 4,  S.  326. 

Nach  S.’s  Experimenten  besitzt  der  aus  der  Continuität  in  die  Bauch- 
höhle versetzte  Gelenkknorpel  des  Kaninchens  — im  Gegensatz  zu  den  bis 
jetzt  festgestellten  Befunden  — eine  sehr  ausgesprochene  Vitalität  und 
erfährt  mit  der  Zeit  eine  Umwandlung  in  Knochengewebe  durch  Apposition 
und  Metaplasie  ohne  gleichzeitige  regressive  Veränderungen. 

J oach  ims  thal. 


lturkhardt,  Ueber  Art  und  Ursache  der  nach  ausgedehnten  Verbrennungen 
auftretenden  hämolytischen  Erscheinungen.  Arch.  f.  klin.  Ghir.  Bd.  75, 
4.  H.,  S.  845. 

Im  Gegensatz  zu  den  Untersuchungen  DlKTIUCH's  im  russischen  Archiv 
für  klinische  Chirurgie  konnte  B.  in  einer  grossen  Versuchsreihe  an  Ka- 
ninchen niemals  toxische  Hämolysine  nach  Verbrennungen  mittelst  der 
Reagensglasmethode  nachweisen.  Es  werden  bei  der  Verbrennung  Auto- 
häntoiysine  nicht  gebildet  und  es  findet  eine  Auflösung  der  Erythrocyten 
infolge  toxischer  Substanzen  nicht  statt.  Daraus  ergiebt  sich,  dass  eine 
Giftwirkung  auf  das  Blut  für  deu  tötlichen  Ausgang  nach  schwerer  Ver- 
brennung nicht  verantwortlich  gemacht  werden  kann.  — Die  io  vielen 
Versuchen  aufgetretenen  typischeu  hämolytischen  Erscheinungen  künneu 
nur  die  Folge  der  direkten  Einwirkung  der  Hitze  auf  das  Blut  sein,  und 
zwar  durch  Zerfall  der  Erythrocyten,  oder  infolge  einer  Läsion  der  Con- 
tinuität der  halbdurchlässigen  Wand  derselben.  Es  handelt  sich  also  um 


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No.  4<i. 


Zirm.  — Manasöe.  — Müller. 


773 


Wärmebämolyse,  nicht  um  toxische  Hämolyse.  Im  übrigen  sind  die  hämo- 
lytischen Erscheinungen  in  den  meisten  tötlich  endenden  Fällen  von  Ver- 
brennungen nicht  intensiv  genug,  um  den  Tod  zu  erklären.  Vielleicht 
werden  bei  Verbrennung  Cytotoxine  anderer  Art  gebildet. 

Peltesohn. 


E.  Zirm,  Fall  von  bleibenden  ausgedehnten  Veränderungen  der  beiden 
Maculae  durch  direktes  Sonnenlicht,  v.  Graefe’s  Arch.  f.  Ophthalm. 
LX.,  3. 

Bei  einem  Knaben,  der  seine  Augen  ganz  abnorm  lange  der  direkten 
Wirkung  des  Sonnenlichtes  ausgesetzt  hatte,  fanden  sich  an  der  Macula 
lutea  beiderseits  ausgedehnte  Veränderungen  in  Form  von  grauschwärz- 
lichen Ringen.  Das  centrale  Sehvermögen  war  auf  Fingerzählen  in  4 bis 
5 M.  herabgesetzt,  während  das  Gesichtsfeld  nicht  beschränkt  war.  Wahr- 
scheinlich sind  die  Veränderungen  die  Folge  von  centralen  Hämorrhagien. 

Horstmann. 


Manasse,  Zur  pathologischen  Anatomie  des  inneren  Ohres  und  des  Hör- 
nerven. III.  Mitteilung.  Zeitschr.  f.  Ohrenheilk.  Bd.  49,  2.  H.,  S.  109. 

M.  berichtet  über  4 von  ihm  klinisch  und  anatomisch  untersuchte 
Fälle  von  Erkrankungen  des  Labyrinthes  und  des  Hörnerven  infolge  von 
akuter  eitriger  Mittelohrentzündung.  Besonders  bemerkenswert  bezüglich 
des  Weges,  auf  dem  der  entzündliche  Process  vom  Mittelohr  auf  das  innere 
Ohr  geleitet  wird,  ist  die  Beobachtung,  dass  bei  den  akuten  Fällen  in  erster 
Linie  die  häutigen  Abgrenzungen,  also  Membrana  fenestrae  rotundae  und 
Ligamentum  annulare,  im  Gegensatz  zu  den  bei  chronischer  Eiterung  bevor- 
zugten knöchernen  Teilen,  in  Betracht  kommen.  Bezüglich  der  von  Verf. 
genau  beschriebenen  anatomischen  Veränderungen  selbst  muss  auf  das 
Original  verwiesen  werden.  Schwabach. 


R.  Müller,  Bakterienbefunde  im  Mittelohr.  Zeitschr.  f.  Ohrenheilk.  49.  Bd., 
2.  H.,  S.  137. 

M.  bestätigt  die  Behauptung  Lermoyez’,  dass  von  Haus  aus  der  Ohren- 
eiter meist  nur  von  einer  Bakterienart  bevölkert  sei.  Dies  in  Verbindung 
mit  der  Tatsache,  dass  monobacilläre  Ohreneiterungen  meist  schneller  zur 
Heilung  kommen,  als  sekundär  noch  anderweit  inücirte,  fordert  zur  pein- 
lichsten Asepsis  bei  der  Behandlung  der  akuten  Mittelohreiterungen  auf. 
Als  besonders  bemerkenswerte  Befunde  verzeichnet  Verf.  das  Vorkommen 
von  Typhusbacillen  fast  in  Reinkultur  in  einem  und  von  Diphtheriebacillen 
in  einem  anderen  Falle.  In  dem  ersten  trat  unter  stetiger  Verschlechterung 
des  Allgemeinzustandes  der  Tod  ein,  während  in  dem  anderen  zwar  die 
Mastoidoperation  nötig  wurde  und  auch  im  Wundeiter  Diphtheriebacillen 
sich  fanden,  nichtsdestoweniger  aber  der  Verlauf  ein  durchaus  günstiger 
war  und  vollständige  Heilung  eintrat.  Schwabach. 


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774 


SlNKXON.  N'aKAVAMA.  H KKZO I i . 


No.  46. 


Sinexon,  Nasal  conditions  dependeut  upou  tlie  generative  Organs.  Med.  News 
1905,  May  6. 

Verf.  meint,  dass  während  des  Zeugungsakts  immer  eine  Anschwellung 
der  Nasenschleimhaut  eintrete  und  ein  deutlicher  Grad  von  Hyperästhesie 
bestehe.  Ferner  werde  bei  der  Menstruation  dasselbe  beobachtet,  ebenso 
bei  der  Schwangerschaft.  Operationen,  welche  die  Funktionen  der  Genital- 
organe  aufheben,  verursachen  auch  eine  Rückbildung  der  Nasenschleim- 
haut.  Bei  den  niederen  Tieren  ist  sexuelle  Erregung  immer  von  Verschluss 
der  Nase  begleitet,  während  beim  Menschen  Epistaxis  oder  Hydrorrhoea 
dabei  auftreten  kann.  Auch  glaubt  Verf.,  dass  die  fortgesetzte  Deberreizung 
der  Naseuschleimhaut  durch  sexuelle  Erregung  zu  einer  Erschlaffung  der- 
selben durch  Vasomotorenparese  führen  kann,  die  zuletzt  entweder  zu 
Hyperplasie  oder  Atrophie  führt.  Von  Hysterie  oder  Neurasthenie  sind 
diese  Zustände  unabhängig.  W.  Lublinski. 


Naknyama,  Congenitale  Membranbildung  an  der  hinteren  Wand  des  Larynx. 

Prager  med.  Wochenschr.  1905,  No.  21  u.  22. 

Es  ist  bekannt,  dass  die  von  der  hinteren  Larynxwaud  entspringenden 
Membranen  weit  seltener  sind,  als  die  von  der  vorderen  Wand  ausgehenden. 
Bisher  sind  nur  3 Fälle  von  Chiari,  Fein  und  Harmer,  bekannt.  Diesen 
reiht  sich  der  Fall  des  Verf.’s  an,  der  eine  doppelte  Bildung  der  Membran 
hatte,  was  bisher  nur  zweimal  an  der  vorderen  Larynxwaud  beobachtet 
wurde.  Was  die  Genese  aubetrifft,  so  schliesst  sich  Verf.  der  Bruns’scben 
Ansicht  an,  nach  der  die  Membranbildung  auf  eine  mangelhafte  Lösung 
der  embryonalen  epithelialen  Verklebung  im  Anfangsteil  des  Luftrohres 
zurückzuführen  sei.  W.  Lublinski. 

M.  Herzog,  Ueber  latente  und  ambulatorische  Pest.  Virchow’s  Arch. 

1905,  Bd.  179,  S.  337. 

Der  Gouverneur  von  Hongkong  batte  an  den  Colonialminister  von 
Grossbritannien  in  einem  Berichte  über  die  Pest  in  Hongkong  behauptet, 
dass  die  Pest  durch  die  verschiedensten  Tiere  verbreitet  werden  könne, 
dass  auch  bei  Gesunden  im  Blute  nicht  selten  Pestbacillen  nachzuweisen 
seien,  sodass  eine  latente  Pestform  anzunehmen  sei.  An  der  Hand  des 
ihm  in  Manila  zur  Verfügung  stehenden  Materials  hat  H.  die  Angaben  des 
Gouverneurs  von  Hongkong  nachgeprüft  und  ist  im  wesentlichen  zu 
den  nämlichen  Resultaten  wie  die  dentsche  Pestcommission  gekommen 
Bei  den  Haustieren  wurden  Pestbacillen  nicht  nachgewiesen;  durch  Blut- 
untersuchungen an  245  Philippinern  und  Chinesen,  die  zum  Teil  uuter  den 
ungünstigsten  hygienischen  Verhältnissen  lebten  und  auch  mit  Pestkranken 
bezw.  -Leichen  in  Berührung  kamen,  stellte  er  fest,  dass  eine  latente  Pest 
nicht  vorkorome.  Für  den  endemischen  Charakter  der  Pest  sei  auch  die 
Hypothese  einer  „Schlummerpest“  völlig  unnötig,  die  mangelhaften  hygieni- 
schen Verhältnisse  erklärten  ungezwungen,  weswegen  die  Pest  in  Hong- 
kong nicht  auszurotten  sei.  Dagegen  kämen  zuweilen  ambulatorische 
Formen  der  Pest  vor,  und  H.  beschreibt  geuauer  einen  derartigen  Fall. 
Ein  junger  Mann  war  bis  zu  seinem  ganz  plötzlich  erfolgenden  Tode  ge- 


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No.  4(5. 


I.y.vr.  — Saknoer. 


775 


sund  und  arbeitsfähig  gewesen.  Hei  der  Leichenschau  wurden  Bubonen 
festgestelit  und  durch  die  bakteriologische  Untersuchung  wurde  der  Pest- 
verdacht bestätigt.  H.  Bisch  off. 

E.  Levy,  Zur  Morphologie  und  Biologie  der  Tuberkelbacillen.  Zeitachr.  f. 
klin.  Med.  1905,  Bd.  55,  S.  164. 

Auf  Grund  seiner  langjährigen  Studien  der  Tuberkelbacillen  tritt  L. 
dafür  ein,  dass  die  stärker  lichtbrecbenden,  schwerer  Farbstoff  annehmen- 
den  und  diesen  fester  haltenden  Körperchen  in  den  Tuberkelbacillen  als 
Sporen  nach  Art  der  Aktinomycetensporen  aufzufassen  sind,  welche  aller- 
dings besonders  hinsichtlich  der  Resistenz  gegen  feuchte  Hitze  den  Bakterien- 
sporen nicht  an  die  Seite  gestellt  werden  können,  die  aber  gleichwohl  zur 
Erhaltung  der  Art  mit  beitragen.  Den  Aktinomyceten  nahe  verwandt  sind 
die  Tuberkelbacillen  auch  infolge  ihrer  Eigenschaft,  keulenförmige  Ver- 
dickungen und  Verzweigungen  zu  bilden.  Die  Verzweigungen  sind  be- 
sonders ausgesprochen  bei  den  Bacillen  der  Vogeltuberkulose,  seltener  bei 
denen  der  Rindertuberkulose  und  am  wenigsten  häutig  bei  den  vom  Menschen 
stammenden  Bacillen.  Letztere  werden  auch  durch  Züchten  bei  höheren 
Temperaturen,  wozu  sie  allmählich  gewöhnt  werden  können,  nicht  zu 
reichlicher  Bildung  von  Verzweigungen  und  Keulcnformen  veranlasst.  Es 
gelang  L.  auch  nicht  durch  Züchten  bei  hohen  Temperaturen,  er  verwandte 
8 Wochen  bei  41°  bezw.  10  Wochen  bei  42,5°  gewachsene  Culturen,  eine 
Virulenzabschwächung  der  Tuberkelbacillen  hervorzurufen;  von  diesen  bei 
erhöhter  Temperatur  gezüchteten  Culturen  töteten  Meerschweinchen  ebenso 
geringe  Mengen  wie  von  Culturen,  die  bei  37,5°  gewachsen  waren.  Nach 
Art  der  von  Pasteur  hergestellten  Vaccins  für  Milzbrandschutzimpfungen 
Tuberkelbacillenvaccins  zu  gewinnen,  gelang  L.  nicht.  H.  Bischoff. 


M.  Saenger,  Ueber  Bacilleneinatmung.  Virchow’s  Arch.  1905,  Bd.  179, 
S.  266. 

S.  bestreitet  mit  Berücksichtigung  der  physikalischen  Gesetze,  dass 
der  aerogene  Infektionsweg  für  Phthisiogenese  praktisch  in  Betracht  komme. 
Es  sei  nicht  bewiesen,  dass  die  Bacillen,  welche  in  die  Lunge  kommen, 
ausschliesslich  oder  fast  ausschliesslich  mit  der  Einatmungsluft  in  die 
Alveolen  getragen  würden.  Wenn  bei  den  zur  Klärung  dieser  Frage  an- 
gestellten  Tierversuchen  tatsächlich  Bakterien  mit  dem  Luftstrome  bis  in 
die  Lungen  getragen  würden,  so  beständen  doch  bei  den  Versuchen  ganz 
exceptionelle  Verhältnisse,  indem  den  Tieren  so  ungeheure  Mengen  Bak- 
terien zugeführt  würden,  wie  dies  unter  natürlichen  Verhältnissen  nie  der 
Fall  sei.  Viel  wahrscheinlicher  sei  ein  anderer  Weg  der  direkten  Ein- 
führung der  Bakterien  in  die  Lunge,  dass  sie  nämlich  wie  die  an  der  Wand 
der  Luftwege  haften  bleibenden  Bakterien  mit  vermehrtem  Schleim  aspirirt 
würden.  Bestehe  eine  Vermehrung  des  Schleimes  nicht,  so  sei  ein  direktes 
Vordringen  von  Bakterien  bis  in  die  Lungen  fast  ausgeschlossen,  es  sei 
vielmehr  anzunehmen,  dass  die  Keime  in  die  Lymphbahnen  gelangen  und 
mit  dem  Lymphstrom  in  die  Lungen.  H.  Bischoff. 


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776 


WeCHSLKR.  UrilEMANN.  — BaüMLKK. 


No.  46. 


E.  Wechsler,  Thymobromal,  ein  neues  Keuchhustenmittel.  Wiener  med. 
Presse  1906,  No.  22. 

Thymobromal  wird  durch  Maceration  von  Herba  thymi,  Folia  castaneae 
vescae  und  Radix  Senegae  hergestellt;  das  Perkolat  wird  mit  Zucker  zu 
einem  Syrup  gekocht  und  pro  6 g (ca.  1 Kaffeelöffel)  3 Tropfen  Bromoform 
binzugefügt;  letzteres  wird  hierbei  in  Lösung  erhalten.  Die  Dosis  ist 
mehrmals  tilglicb  15—20  Tropfen  bei  ein-  bis  zweijährigen  Kiudern,  später 
*/a  — 1 Kaffee-  bezw.  Kinderlöffel.  In  30  mit  Thymobromal  behandelten 
Fällen  von  Keuchhusten  hat  sich  das  Mittel  recht  gut  bewährt,  die  An- 
fälle nahmen  an  Zahl  und  Intensität  ab,  der  Heilungsverlauf  wurde  sicht- 
lich beschleunigt.  Unerwünschte  Nebenwirkungen  wurden  nicht  beobachtet, 
speciell  sei  hervorgehoben,  dass  es  nie  auch  nur  zu  einer  leichten  Bromo- 
formvergiftung  kam.  Das  Mittel  wurde  von  Kindern  gern  genommen. 

K.  Kronthal. 

4.  Ruhemann,  Anwendung  des  Mesotanvaselins.  Deutsche  med.  Wochen- 
schrift 1905,  No.  19. 

Bei  der  üblichen  Auwendungsform  des  Mesotans,  d.  h.  bei  Verwendung 
einer  Mischung  von  gleichen  Teilen  Mesotan  und  Olivenöl,  wird  das  Mittel 
aufgepinselt,  kann  aber  nicht  eingerieben  werden,  da  sonst  leicht  Reizungen 
der  Haut  entstehen;  es  ist  klar,  dass  bei  dieser  Anwendungsform  die  Wirk- 
samkeit nicht  voll  ausgenutzt  wird.  R.  benutzte  daher  statt  des  Oels 
gelbes  Vaselin,  und  zwar  kam  etwa  doppelt  bis  dreifach  soviel  Vaselin, 
als  Mesotan  zur  Verwendung.  Dieses  Mesotanvaselin  kann  man  in  die 
Haut  einreiben  und  die  befallenen  Stellen  direkt  damit  massiren.  Wird 
die  massirte  Stelle  hinterher  in  Watte  gewickelt,  so  tritt  niemals  eine 
Reizung  auf.  Es  ist  darauf  zu  achten,  dass  die  Haut  trocken  ist,  anderen- 
falls kommt  es  leicht  zu  mässigem,  vorübergehendem  Brennen.  Die  Wir- 
kung ist  eine  ungleich  stärkere,  als  die  des  Mesotanöls,  was  zum  Teil  auf 
die  kräftigere  Salicylwirkung,  zum  Teil  auf  die  gleichzeitige  Massage  zurück- 
zuführen ist.  K.  Kronthal. 


Räumlcr,  Ueber  ein  eigentümliches  Auftreten  tympanitischer  Schallbezirke 
im  Gebiet  der  Flüssigkeitsansamrolung  bei  Sero-  und  Pyopneumothorax. 
Festschrift  für  G.  Merkei..  Deutsches  Arch.  f.  klin.  Med.  Bd.  84, 
H.  1-4. 

Verf.  macht  darauf  aufmerksam,  dass  man  in  Fällen,  in  denen  ein 
grosser  Flüssigkeitserguss  neben  einer  Luftansammlung  in  einem  Pleurasack 
nachweisbar  ist,  unter  Umständen  neben  den  gewöhnlichen  Perkussions- 
erscheinuugen  einen  ausgesprochen  tympanitisch  schallenden  Bezirk  inner- 
halb des  Bereiches  der  Flüssigkeitsdämpfung  (und  zwar  vorwiegend  vorn 
und  hinten  unten)  zu  constatiren  vermag.  Er  begründet  diese  Tatsache 
durch  5 sehr  sorgfältig  beobachtete  einschlägige  Fälle;  er  weist  darauf  hin. 
dass  eine  einheitliche  Erklärung  für  diese  Erscheinung  nicht  gegeben 
werden  kann,  dass  vielmehr  verschiedene  Möglichkeiten  in  Betracht  ge- 
zogen werden  müssen.  Es,  kann  sich  handeln  um  teilweise  comprimirte, 
der  Brustwand  noch  adhärente  Lunge;  oder  es  kann  dem  Pneumothorax 


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No.  46. 


Schütz. 


777 


angehörende  Luft,  wenn  frühere  Verwachsungen  bestehen,  den  tyrapaniti- 
schen  Schal  1 geben,  indem  durch  die  Verwachsungen  bedingte  Buchten 
des  Luftraumes  durch  dünne  Schichten  Flüssigkeit  oder  luftleeren  Lungen- 
gewebes hindurch  perkutirt  werden.  Eine  andere  Ursache  kann  in  fibri- 
nösen Membranenbildungen  und  netzartig  verstrickten  Fibrinmassen  bestehen, 
indem  sich  Luftblasen  unter  denselben  ansammeln;  endlich  scheint  bei 
gewissen  Spannungsverbältnissen  und  vielleicht  auch  bei  einer  bestimmten 
Richtung  des  Ferkussionsstosses  durch  Flüssigkeit  hindurch  in  einem 
grösseren,  oberhalb  derselben  befindlichen  Luftraum  tympanitischer  Schall 
hervorgerufen  werden  zu  können.  L.  Perl. 


Schütz,  Fäulnisbakterien  als  Erreger  chronischer  Verdauungsstörungen. 

Deutsches  Arch.  f.  klin.  Med.  Bd.  80,  H.  5 u.  6. 

Die  Frage  der  Bedeutung  der  Bakterien  bezüglich  der  Entstehung  und 
Unterhaltung  chronischer  Verdauungsstörungen  ist  bisher  noch  nicht  aus- 
reichend gewürdigt  worden.  Es  liegt  dies  besonders  an  der  Schwierigkeit, 
festzustellen,  ob  eine  Bakterienart,  die  unter  normalen  Verhältnissen  im 
Darme  nicht  vorkommt,  dagegen  bei  einer  bestimmten  Verdauungsstörung 
in  grossen  Mengen  aufgefunden  wird,  letztere  verursacht  hat  oder  nur 
einen  sekundären  Befund  darstellt.  Sch.  berichtet  nun  über  einen  Fall, 
in  dem  er  nachweisen  zu  können  glaubt,  dass  bakterielle  Verhältnisse  eine 
wesentlich  ursächliche  Rolle  in  ihm  gespielt  haben.  Es  handelt  sich  um 
ein  13  Jahre  altes  Mädchen,  deren  akute  Verdauungsstörung  in  der  massen- 
haften Entwickelung  wilder  Fäulnisbakterien  zu  suchen  war.  Durch  absolut 
genaue  Beobachtungen  konnte  festgestellt  werden,  dass  2 Wochen  vor  dem 
jedesmaligen  Diarrhoeanfall  eine  bedeutende  Vermehrung  des  Bakterien- 
gehaltes in  den  Fäces  stattfand.  Diese  Vermehrung  erfuhr  dann  plötzlich 
eine  noch  höhere  Steigerung  und  mit  ihr  setzten  exquisit  faulige  Diarrhoen 
ein.  Die  in  Betracht  kommenden  Keime  konnten  mit  Sicherheit  als  Fäulnis- 
bakterien identificirt  werden.  Die  Sekretion  und  Resorption  im  Dünndarm 
war  dabei  zunächst  ungestört;  erst  einige  Tage  später  wurden  Muskelfasern 
und  Fett  ausgeschieden.  Dabei  war  der  Schleimabgang  ein  ganz  minimaler. 
Es  handelt  sich  hier  also  zweifellos  primär  um  eine  rein  bakterielle 
Diarrhoe,  als  Folge  des  Reizes  der  Fäulnisprodukte  auf  die  Darmperistaltik 
und  erst  sekundär  um  eine  Störung  der  Dünndarmverdauung  (Fleisch-  und 
Fettverdauung).  Wenn  somit  die  Auffassung  der  akuten  Verdauungs- 
störung gesichert  erscheint,  wie  steht  es  andererseits  um  diejenige  der 
chronischen  Verdauungs-  und  Ernährungsstörungen,  die  sich  bei  dem  be- 
treffenden Mädchen  einstellten?  Auch  für  letztere  machte  Sch.  jene  wilden 
Keime  (Streptococcus,  Staphylococcus  und  Proteus)  verantwortlich,  weil 
bei  der  gewaltigen  Steigerung  ihres  Wachstums  die  Entwickelung  des 
Kindes  durch  die  erheblichen  Eiweissverluste,  die  für  den  Aufbau  jener 
Keime  notwendig  sind,  Einbusse  erleiden  musste.  Dann  kommen  noch 
weiter  ümsetzungsprocesse,  wie  Gährung  und  Fäulnis  in  Betracht.  Endlich 
noch  der  schädigende  Einfluss  auf  die  Dünndarmfunktion.  Da  der  gesunde 
Darm  das  Bakteriumwachstum  in  ihm  regelt,  zumal  er  auch  baktericide 
Einrichtungen  von  grosser  Wirkung  besitzt,  so  müssen  im  vorliegenden 


r 

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778 


CuRHCtlMANN. 


No.  46. 


Falle  die  letztere«  vollkommen  versagt  haben,  um  ein  solches  Ueberhand- 
nebmen  von  Fäulniskeimen  erklären  zu  können.  Carl  Rosenthal. 


H.  Curst-hmanii,  Ueber  Rachitis  tarda.  Mitteil.  a.  d.  Grenzgeb.  d.  Med. 
u.  Chir.  Bd.  14,  S.  341. 

Verf.  teilt  einen  Fall  von  Rachitis  tarda,  betreffend  ein  18jähriges 
Mädchen,  mit  und  entwirft  im  Anschluss  an  diese  Mitteilung  folgendes 
Krankheitsbild  der  Rachitis  tarda.  — Die  Aetiologie  ist  noch  unklar.  Ob 
hereditäre  Disposition  in  Betracht  kommt,  ist  noch  nicht  zu  entscheiden; 
ebensowenig  die  Frage,  ob  die  Rachitis  tarda  nur  ein  Recidiv  der  Früh- 
rachitis darstellt.  Unter  den  Lebensaltern  überwiegt  die  Pubertät,  seltener 
ist  der  Beginn  des  Leidens  schon  im  9. — 12.  Lebensjahre.  Die  Mehrzahl 
der  sichergestellten  Fälle  betrifft  Mädchen.  — Die  ersten  subjektiven  und 
objektiven  Erscheinungen  finden  sich  stets  an  den  unteren  Extremitäten: 
Gefühl  von  Spannung  und  Steifigkeit,  bald  auch  zunehmende  Schmerzen 
in  den  Muskeln  und  besonders  in  den  Gelenken  und  den  langen  Röhren- 
knochen, vor  allem  in  den  Hüftgelenken.  Der  Gang  wird  watschelnd,  wie 
bei  Hüftgelenkskranken.  Es  finden  sich  leichte  Verkrümmungen  des  Femur, 
Auftreibungen  besonders  der  distalen  Epiphysen  desselben,  die  zusammen 
mit  den  Epiphysenverdickungen  der  Tibia  eine  beträchtliche  Volumszunahme 
des  Kniegelenks  (ohne  Flüssigkeitserguss)  bewirken.  Die  Diapliysen  der 
Tibiae  sind  meist  weit  stärker  befallen  als  die  des  Femur.  Meist  entsteht 
das  typische  Säbelbein  der  Frührachitis.  Auch  die  Malleolen  zeigen  Auf- 
treibungen. Fast  in  allen  Fällen  entsteht  Pes  planus.  — Befallen  diese 
Erkrankungen  — wie  meist  — das  eine  Bein  vorwiegend,  so  bildet  sich 
das  typische  Bild  des  Genu  valgum  oder  varum.  Diese  Veränderungen 
der  unteren  Extremitäteu  können  — so  bei  den  monosymptomatischen 
Fällen  von  Mikulicz,  Billroth  u.  A.  — allein  den  rachitischen  Process 
ausmachen.  In  anderen  Fällen  besteht  daneben  eine  mehr  oder  minder 
generalisirte  Erkrankung  des  Knochensystems,  so  an  den  Armen  — be- 
sonders an  den  unteren  Epiphysen  von  Radius  und  Ulna.  Besondere 
Neigung  zu  Spontanfrakturen  zeigen  die  Fälle  nicht.  — Die  Wirbelsäule 
zeigt  bei  den  Fällen  general isirter  Rachitis  meist  nur  geringe  Ver- 
änderungen; schwerere  Formen  von  Scoliosis  und  Kypboscoliosis  adoles- 
centium,  die  als  spätrachitische  Processe  aufgefasst  werden  können,  kommen 
nur  als  einzige  Lokalisation  des  Leidens  vor.  — Relativ  stark  ist  bei  der 
Spätrachitis  die  Mitbeteiligung  des  Beckens;  sie  erklärt  sich  leicht  als  Be- 
lastungs-  und  Druckdeformität  bei  den  trotz  des  Leidens  noch  relativ  lange 
zum  Gehen  und  Stehen  gezwungenen  Patienten.  — Der  Thorax  zeigt  keine 
wesentliche  Veränderungen  der  Form  im  Sinne  des  Pectus  carinatura  oder 
dergleichen;  nur  der  rachitische  Rosenkranz  besteht  in  allen  Fällen  sehr 
ausgebildet.  — Der  Hirn-  und  Gesichtsschädel  zeigt  keine  Veränderungen. 
Es  besteht  keine  Neigung  zu  Gastroenteritis,  kein  Trommelbanch.  - Was 
das  Nervensystem  betrifft,  so  zeigten  einige  Fälle  eine  deutliche,  wenn  auch 
nicht  hochgradige  Hypertonie  der  Muskeln  an  den  am  stärksten  von  dem 
Leiden  befallenen  unteren  Extremitäten.  Dementsprechend  sind  die  Patellar- 
reflexe  stark  gesteigert.  Im  übrigen  findet  man  keine  Veränderungen  des 


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No.  46. 


M»AS8. 


779 


Nervensystems.  — Erwähnenswert  ist  noch  ein  aus  den  Verkrümmungen 
der  unteren  Extremitäten  resuitirendes  Symptom,  das  den  Patienten  ge- 
wöhnlich sehr  auffällt,  dass  sie  an  Körperlänge  allmählich  abzunehmen 
scheinen.  — Die  Therapie  der  Rachitis  tarda  unterscheidet  sich  in  ihren 
wesentlichen  Zügen  nicht  von  der  der  Frührachitis.  Bei  Schmerzen  in  den 
Beinen,  Wirbelsäule  ist  Bettruhe  notwendig.  Ausserdem  Phosphor,  Leber- 
thran,  eventuell  Salzbäder,  Hydrotherapie.  — Die  Prognose  scheint  bei 
rechtzeitiger  Behandlung  günstig,  quoad  sanationem,  wenn  auch  der  Ver- 
lauf sehr  protrahirt  sein  kann.  — Auch  das  scheinbar  monosymptomatische 
Genn  valgum  adolescentium  kann  nach  der  Ansicht  von  Mikulicz  — welche 
eine  Beobachtung  des  Verf.’s  bestätigt  — Teilerscheinung  einer  sonst  wenig 
manifesten  generalisirten  Rachitis  tarda  sein.  Verf.  rät  deshalb,  bei  Fällen 
von  Genu  valgum  und  varum  adolescentium  niemals  die  specifiscke  interne 
Behandlung  der  Rachitis  — Bettruhe,  Phosphor  etc.  — zu  unterlassen. 

Stadthagen. 

Maa.ss,  Ueber  die  Pilzvergiftung.  Berl.  klin.  Wochenschr.  1905,  No.  26. 

Bei  den  Vergiftungen  durch  Pilze  hat  man  es  oft  mit  drei  auf  ganz 
verschiedener  Basis  beruhenden  Erkrankungen  zu  tun:  1.  Die  Pilze  sind 
an  sich  ein  ausserordentlich  eiweiss-  und  zum  Teil  auch  fettreiches  Nahrungs- 
mittel. Im  Uebermaass  genossen  führen  sie  daher  sehr  leicht  zu  Ver- 
dauungsstörungen (Intoxicatio  ex  abusu);  2.  kann  ein  an  sich  ungiftiger 
Pilz  dadurch,  dass  er  nicht  frisch  genossen  wird,  giftige  Substanzen 
(Ptomai'ne)  entstehen  lassen,  ein  besonders  im  Hinblick  auf  den  Eiweiss- 
reichtum erklärlicher  Process;  3.  giebt  es  Pilze,  die  stets  eine  giftige  Sub- 
stanz in  sich  enthalten  und  so  die  eigentlichen  Pilzvergiftungen  verursachen. 

Im  Speciellen  sind  auf  dem  Gebiete  der  Pilzgifte  erst  wenig  fest- 
stehende Ergebnisse  vorhanden.  Gut  bekannt  sind  die  wirksamen  Stoffe 
des  Secale  cornutum  und  des  Polyporus  officinalis,  der  u.  a.  das  Agaracin 
liefert.  Dagegen  ist  bei  unserem  häufigsten  Giftpilz,  Amanita  phalloides, 
über  die  chemische  Natur  seines  Giftes  noch  nichts  Sicheres  bekannt. 
Klinisch  zeigen  sich  6—20  Stunden  nach  dem  Genuss  die  ersten  Erschei- 
nungen: Eebelkeit,  Erbrechen,  Speichelfluss,  Koliken,  Durchfälle,  brennen- 
der Durst.,  Prostration.  Dann  folgen  von  Seiten  des  Nervensystems  Delirien, 
Schreie,  tonische  Krämpfe.  Die  Pnpillenweite  schwankt,  die  Haut  zeigt  oft 
urticariaähnliche  Ausschläge,  die  Leber  ist  stark  vergrössert  und  als  ver- 
härtet palpabel.  Die  Mortalität  beträgt  76  pCt.  Therapeutisch  kommen 
starke  Abführmittel  in  Betracht,  andererseits  Tannin  in  seiner  Eigenschaft 
als  Alkaloidfällmittel.  Der  Sektionsbefund  bietet  eine  verblüffende  Aehn- 
lichkeit  mit  der  Phosphorvergiftung. 

Zu  den  im  rohen  Zustande  giftigen  Pilzen  gehört  die  Morchel  (Hclvella 
esculenta),  deren  Gift,  die  Helvellasäure.  aber  in  heissem  Wasser  so  leicht 
löslich  ist,  dass  das  gewöhnliche  einmalige  Aufkochen  und  Abgiessen  des 
Wassers  zur  Entgiftung  völlig  genügt.  Im  Fliegenschwamm  (Agaricns 
muscarius)  fand  man  zwar  schon  früh  das  Muscarin;  jedoch  wurde  neuer- 
dings nachgewiesen,  dass  dieser  Stoff  in  zu  geringer  Menge  vorhanden  ist, 
als  dass  er  die  beobachteten  Vergiltungserscheinungen  anslösen  könnte. 
Es  muss  hier  also  noch  eine  zweite  Substanz,  das  „Pilztoxin“,  vorliegen. 


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780  WuiOAMUT.  Sl’ILLKB.  No.  46. 

Der  forensische  Nachweis  der  Pilzvergiftung  ist  mit  einiger  Sicherheit 
nur  für  Amanita  pballoides  zu  führen,  wenigstens  wenn  man  Alkohol-, 
Phosphor-  und  Chloroformvergiftuug  ausschliessen  kann.  Alkan. 


W.  Weygnndt,  Weitere  Beiträge  zur  Lehre  vom  Cretinismus.  Verband!, 
d.  phys.-med.  Gesellschaft  zu  Würzburg  1904,  Bd.  37,  No.  2. 

Im  ersten  Abschnitt  behandelt  W.  die  Scbilddrüsenbehandlung  bei 
endemischen  Cretinismus  und  berichtet  über  gute  Resultate  bei  jugend- 
lichen Cretinen  aus  Unterfranken.  Die  Heilwirkung  der  Organbebandlung 
konnte  am  Knocbensystem  durch  Röntgenuntersuchung  nachgewiesen  werden. 
Sodann  wird  ein  Fall  von  Cachexia  strumipriva  beschrieben.  Im  dritten 
Abschnitt  berichtet  er  über  Exkursionen  in  Cretinengegenden.  Abschnitt 
vier  handelt  von  Virchow’s  „neugeborenen  Cretins“.  W.  kommt  zu  dem 
Resultate,  dass  Fälle  neugeborener  Cretins,  wie  der  Virchow’scbe,  mit  seiner 
vorzeitigen  Schädclbasisverkrümmung  unter  den  Cretinen  keineswegs  nicht 
selten,  vielmehr  garnicht  Vorkommen;  sie  gehören  in  die  Gruppe  der 
Mikromyelie  oder  Chondrodystrophie,  die  mit  dem  Cretinismus  nicht 
das  geringste  zu  tun  hat,  vielmehr  hinsichtlich  des  Eintrittes  der  Ossi- 
fikation geradezu  einen  Gegensatz  dazu  darstellt.  Endlich  untersuchte  W. 
die  Hirnrinde  von  Cretinen  und  thyriekotomirten  Tieren  und  fand  eine 
Aehnlichkeit  der  Befunde.  S.  Kalischer. 


W.  (».  Spiller,  The  importance  in  clinical  diagnosis  of  paralysis  of 
associated  movements  of  the  eyebells  (Rlickiähmung)  especially  of  upward 
and  downward  associated  movements.  The  journ.  of  nerv,  and  ment, 
disease  1905,  Vol.  32  (7). 

Sp.  hatte  Gelegenheit  4 Fälle  seitlicher  Blicklähmung  und  9 Fälle 
von  Blicklähmung  in  senkrechter  Richtung  zu  beobachten.  4 Fälle  von 
diesen  konnten  mikroskopisch  untersucht  werden.  Die  seitliche  Blick- 
läbmung  scheint  sicher  durch  eine  Läsion  des  hinteren  Längsbündels  in 
der  Nähe  des  Abducenskernes  bedingt  zu  sein,  dabei  scheint  der  N.  abducens 
der  gelähmten  Seite  mehr  betroffen  zu  sein,  als  der  Rectus  internus. 
Ferner  erscheint  es  sicher,  dass  ein  cortikales  Centrum  für  die  associirte 
Seitwärtsbewegung  in  dem  hinteren  Teil  des  Stirnlappens  liegt;  doch  hat 
die  seitliche  Blicklähmung  cortikalen  Ursprungs  immer  nur  einen  transi- 
torischen Charakter.  Bei  dauernder  Blicklähmung  nach  oben  und  unten 
ist  eine  Läsion  in  der  Nähe  des  Aquaeductus  Sylvii  anzunehmen.  Dagegen 
ist  es  zweifelhaft,  ob  eine  auf  die  Corpora  quadrigemiua  beschränkte 
Läsion,  die  auf  die  Nachbarschaft  nicht  comprimirend  wirkt,  eine  associirte 
Blicklähmung  verursachen  kann.  Fälle,  in  denen  eine  Läsion  der  Corpora 
quadrigeinina  ohne  Blicklähmung  und  Augenbewegungsstörung  vorliegt, 
sind  mehrfach  beobachtet.  Ausser  den  eigenen  9 Fällen  konnte  der  Verf. 
38  Fälle  von  Blickiähmung  nach  oben  und  unten  aus  der  Litteratur 
sammeln.  In  26  Fällen  war  die  Blicklähmung  nach  oben  vorhanden, 
während  die  associirte  Bewegung  nach  unten  erhalten  war,  in  16  wäret) 
beide  gemeinschaftlich;  in  15  war  die  Blickiähmung  nach  oben  mit  Störung 


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No.  46. 


v.  Fhakki.-Hochwart.  — MiRCou. 


781 


der  seitlichen  Bewegungen  verbunden,  in  22  war  diese  ungestört;  in  5 Fallen 
war  lediglich  die  associirte  Bewegung  nach  unten  gestOrt.  ln  15  Fällen 
war  der  Opticus,  in  14  die  Pupillenreaktion  mit  verändert;  in  15  Fällen 
war  die  Convergenz  gestört,  in  7 bestand  Ptosis.  19 mal  liegt  ein  Ob- 
duktionsbefund vor;  in  allen  Fällen  waren  Teile  des  Aquaeductus  Sylvii 
mit  lädirt,  und  zwar  14  mal  durch  Traumen.  In  41  Fällen  lagen  gleich- 
zeitig andere  Symptome  von  Seiten  des  Centralnervensystems  vor.  Die 
dauernde  associirte  Blicklähmung  nach  oben  und  unten  wird  durch  Läsionen 
in  der  Nähe  des  Oculoraotoriuskernes  bedingt;  die  Läsion  extracerebraler 
Nervenfasern  oder  eine  peripherische  Oculomotoriuserkrankung  verursacht 
keine  Blicklähmung.  Cortika)  bedingte  Blicklähmungen  sind  stets  nur 
transitorischer  Natur.  Hysterie  kann  gelegentlich  eine  Blicklähmung  ver- 
ursachen. Ausser  Tumoren  können  entzündliche  Processe,  wie  durch  Lues 
und  Alkoholismus,  eine  Blicklähmung  bedingen.  S.  Kalischer. 


L.  v.  Frankl-Hoehwart,  Zur  Kenntnis  der  Pscudosklerose  (Westphal- 
StrCmpell).  Arbeit  a.  d.  Obersteiner’schen  Institut.  1903.  Sep.-Abdr. 

Der  Fall,  von  dem  die  Untersuchungen  des  Verf.’s  ausgehen,  ist 
folgender: 

Fiin  Weber,  geboren  1830,  erleidet  1846  einen  Fall  und  verliert  für 
•/*  Stunde  die  Sprache.  Nach  drei  Monaten:  Schwäche  der  Beine,  Er- 
brechen, Intentionskrämpfe.  1849:  Hitzegefühl,  Kältegefühl.  1852:  Zwangs- 
laufen, Herzklopfen.  1860:  Zittern  der  Arme  bei  Bewegungen.  1867:  Pro- 
pulsion, Ohnmacht.  1870 — 80:  Contrakturen  an  den  Gliedmaassen.  1881  — 88: 
Langsame  Sprache,  Zunahme  des  Zitterns.  1894:  Kopfzittern.  1899: 
Blasenstörung.  1900:  Schlingbeschwerden,  Magenschmerz,  Verfall.  1902: 
Exitus.  Die  Autopsie  ergab:  Magenkrebs,  Pacchioni’sche  Granulationen  in 
ungewöhnlicher  Verteilung,  sonst  makroskopisch  und  mikroskopisch  einen 
völlig  negativen  Befund.  Im  Anschluss  daran  erfolgt  der  Versuch,  das 
Krankheitsbild  von  der  multiplen  Sklerose,  der  Paralysis  agitans,  der 
Hysterie  abzugrenzen,  dann  zeichnet  der  Verf.  das  der  Pseudosklerose  eigen- 
tümliche Krankheitsbild.  Es  folgt  dann  die  besondere  Unterscheidung  von 
der  multiplen  Sklerose  unter  Hervorhebung  dreier  Symptomengruppen, 
deren  erste  beiden  Krankheiten  zukommt,  deren  zweite  gewisse  Aehnlich- 
keiten  aufweist  und  deren  dritte  nur  der  multiplen  Sklerose  zuknmmt.  Der 
Pseudosklerose  eigentümlich  scheinen  allein  epileptiforme  Krämpfe  zu  sein. 
Endlich  wird  die  Abgrenzung  der  diffusen  Sklerose  unternommen. 

M.  Brasch. 


Marcou,  La  nevrite  appendiculaire.  Arch.  gener.  de  med.  1906,  No.  36. 

Bei  einem  Holzbildhauer  trat  im  Anschluss  an  eine  Appendicitis  eine 
mit  Schmerzen  und  Lähmung  einhergehende  rechtsseitige  neuritische 
Lähmung  des  N.  ulnaris  ein.  Verf.  vergleicht  dieses  Vorkommen  mit  der 
auch  bei  anderen  Infektionskrankheiten  speciell  bei  Typhus  nunmehr  ziem- 
lich häufig  beobachtetn  neuritischen  Affektionen  verschiedener  peripheri- 
scher Nerven,  besonders  auch  des  N.  ulnaris  und  polemisirt  speciell  gegen 


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782 


SlKOKL. 


No.  46. 


Raymond  und  Guillain.  — Diese  hatten  bei  einem  Kranken  im  Anschluss 
an  eine  Appendicitis  eine  Neuritis  im  Ouralis-  und  Ischiadicusgebiet  mit 
Lähmungen  (aber  ohne  Sensibilitätsstörungen  und  ohne  Beteiligung  der 
Blase  und  des  Mastdarms)  auftreten  sehen.  Auch  der  N.  obturatorius  war 
ergriffen.  Die  Verff.  nahmen  keine  Polyneuritis  auf  infektiöser  und  toxi- 
scher Basis  an,  sondern  behaupteten,  es  mit  einer  ascendirenden  Neuritis 
zu  tun  gehabt  zu  haben.  Speciell  hiergegen  richtet  sich  die  Polemik  M.'s. 
(Wenn  der  Autor  sagt,  dass  sein  Krauker  weder  ein  Trauma  erlitten  habe, 
noch  ein  Säufer  war  und  dass  auch  in  seiner  Profession  kein  ätiologisches 
Moment  gefunden  werden  könnte,  so  erinnere  ich  an  die  von  Bruns  beob- 
achteten Ulnarislähmungen  bei  Xylographen;  eine  Disposition  könnte  doch 
wohl  durch  den  Beruf  gegeben  gewesen  sein.  Ref.).  Bernhardt. 


J.  Siegel,  Neue  Untersuchungen  über  die  Aetiologie  der  Syphilis.  Münch, 
med.  Wochenschr.  1905,  No.  28,  29. 

Ueber  die  Morphologie  der  vom  Verf.  bei  Syphilis  gefundenen  und  mit 
dem  Namen  Cytorrhyctcs  luis  belegten  Flagellaten  ist  hier  schou  berichtet 
worden.  In  der  vorliegenden  Arbeit  giebt  S.  eingehendere  Anleitung  zu 
der  schwierigen  Untersuchung,  die  mit  den  besten  optischen  Hülfsmitteln 
und  nach  gewissen  Vorübungen  angestellt  werden  soll.  Um  die  Struktur 
dieser  Protozoen  näher  zu  studiren,  ist  ihre  Färbung  durchaus  notwendig. 
Für  die  Tinktion  der  Kerne,  die  zu  2 — 4 — 8 — 16  vorhanden  sind,  hat  sieb 
die  folgende  Methode  als  als  ganz  zuverlässig  erwiesen.  Ein  Ausstrich 
von  Blut  oder  Gewebssaft  von  syphilitischen  Menschen,  noch  besser  von 
mit  Syphilis  geimpften  Tieren,  wird  ganz  kurz  mit  Grenacher’s  Hämatoxylin 
übergosseu,  mit  destillirtem  Wasser  abgespült  und  mit  1 proc.  Salzsäure- 
alkohol oder  Essigsäurelösuug  entfärbt.  Man  bringt  dann  das  Präparat 
durch  die  Alkoholstufen  in  destillirtes  Wasser  und  färbt  ’/2  Stunde  in  er- 
wärmter, oder  einige  Stunden  in  kalter  Lösung  von  Azur  II  (1  : 1000). 
Nach  dem  Färben  kurzes  Eintauchen  in  absoluten  Alkohol,  Xylol,  Canada- 
b als  am.  Die  Kerne  erscheinen  dunkelblau.  Dasselbe  Verfahren  ist  auch 
zur  Darstellung  der  Parasiten  in  Schnitten,  die  sehr  dünn  sein  müssen, 
anzuwenden.  Die  Geisselfärbuug  gelingt  am  besten,  aber  doch  nicht  immer, 
nach  der  alten  Giemsa’schen  Vorschrift;  man  muss  drei  Tage  färben  und 
dabei  täglich  die  Farlösung  wechseln.  — Die  Menge  der  Flagellaten  im 
Blute  steht  in  einem  bestimmten  Verhältnis  zur  Entwickelung  der  Krank- 
heit; in  den  ersten  Tagen  nach  der  Impfung  siud  sie  bei  Tieren  nicht 
nachzuweisen,  am  zahlreichsten  erscheinen  sie  in  der  2.  und  3.  Woche. 

Verf.  hat  auch  vielfache  Versuche  an  Tieren  angestellt,  aus  deren  Er- 
gebnissen er  folgert,  einmal,  dass  die  Syphilis  sich  nicht  nur  auf  Affen, 
sondern  auch  auf  Kaninchen  und  Meerschweinchen  verimpfen  lässt  und 
zweitens,  dass  die  Cytorrhyctes  luis  in  der  Tat  den  Erreger  der  Krankheit 
darstellt.  Den  Kaninchen  und  Meerschweinchen  wurden  teils  Emulsionen 
von  Primäraffekten  oder  breiten  Condylomen  subkutan  iujicirt,  teils  wurde 
das  Impfmaterial  auf  die  geritzte  Iris  übertragen.  Nach  etwa  5 — 9 Tagen 
stellte  sich  Fressunlust  ein  und  in  der  2.  Woche  Hessen  sich  in  jedem 


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No.  46. 


FlÜqkl. 


783 


Blutstropfen  Cytorrhyctesflagel  laten  nacbweisen,  ebenso  in  kleinen  Knötchen, 
die  sich  regelmässig  an  der  geritzten  Iris  entwickelten.  Bei  einigen  der 
subkutan  geimpften  Tiere  traten  auch,  vom  Verf.  als  Sekundärerscheinungen 
gedeutete  schuppende  Papeln  auf  der  Haut,  einmal  sogar  tiefere  Geschwüre 
auf.  Erst  nach  vielen  vergeblichen  Versuchen  gelang  es,  auch  durch 
kutane  Impfung  am  Ohr  Knötchen  hervorzurufen,  die  zwischen  Bundzellen- 
anhäufungen grosse  Mengen  des  Cytorrhyctes  enthielten.  In  neuerer  Zeit 
konnte  S.  durch  Uebertragung  syphilitischen  Materials  von  geimpften 
Kaninchen  auf  Affen  den  Beweis  liefern,  dass  es  sich  bei  den  Kaninchen 
wirklich  um  Syphilis  handelte.  (Leider  fehlen  über  die  ganz  besonders 
interessirenden  Versuche  alle  näheren  Angaben.  Bef.). 

Von  Affen  benutzte  S.  zu  seinen  Experimenten  12  Exemplare  von 
Macacus  rhesus  und  1 Cebos  capuzinus.  Zwei  der  Tiere  wurden  mit 
Emulsionen  von  menschlicher  Sklerose  und  Glycerinwasser,  die  übrigen 
mit  Emulsionen  aus  Nieren  und  Blut  von  geimpften  und  auf  der  Höhe  der 
Erkrankung  getöteten  Kaninchen,  Meerschweinchen  oder  Affen  i nficirt  — 
alle  mit  positivem  Erfolge.  Die  Uebertragung  des  Materials  geschali  ent- 
weder auf  die  geritzte  Iris,  oder  durch  subkutane  Einspritzung,  oder  durch 
Einreibung  auf  die  in  weiter  Ausdehnung  geritzte  Stirnhaut.  Weder  die 
die  Wahl  des  Impfstoffs  noch  die  Art  der  Uebertragung  batte  einen  wesent- 
lichen Einfluss  auf  die  Wirkung;  dagegen  schien  sich  mit  der  steigenden 
Menge  des  verimpfteu  Materials  die  Inkubationsdauer  zu  verkürzen.  Der 
Primäraffekt,  der  sich  zwischen  dem  10. — 30.  Tage  zeigte,  erschien  bei  den 
Makaken  immer  in  Form  ödematöser  Knötchen,  die  nur  unter  der  Ein- 
wirkung leichter  Verletzungen  ulcerirteu  und  daun  einem  menschlichen 
Primäraffekt  mehr  ähnlich  sahen.  Sehr  charakteristische  Erscheinungen 
traten  bei  allen  geimpften  Affen  in  der  Hohlband  auf.  Es  entstanden 
hier  hirsekorngrosse  schwarzgrüne  Punkte,  die  bis  zu  pfennigstückgrossen 
Scheiben  wuchsen,  auf  denen  sich  dann  die  Oberhaut  abstiess,  wodurch  sie 
zu  roten  glänzenden,  mit  einer  dünnen  Sernmschicht  überzogenen  Wund- 
flächeu  wurden.  Auch  an  der  Dorsalseite  der  Finger  zeigten  sich  nicht 
selten  schuppende  und  geschwürige  Knötchen;  Anschwellungen  der  axillaren 
und  inguinalen  Lymphdrüsen  fehlten  nie.  Die  Cytorrhyctesflagellaten 
wurden  im  lebenden  Blute  bei  jedem  Impftiere,  ferner  ai  ch  in  Schnitten 
von  Hautpapeln,  sowie  bei  drei  zur  Sektion  gekommenen  Affen  in 
allen  Organen  und  zwar  als  alleinige  Parasiten  und  in  grosser  Menge 
gefunden,  niemals  dagegen  bei  gesunden  Tieren.  Verf.  hält  sich  des- 
halb für  berechtigt,  sie  als  die  Erreger  der  Syphilis  zu  bezeichnen. 

H.  Müller. 


Flügel,  Ueber  Bektalgonorrhoe  bei  Vulvovaginitis  infantum.  Berl.  klin. 

Wocbenschr.  1905,  No.  12. 

Unter  66  Fällen  von  gonorrhoischer  Vulvovaginitis  infantum,  die  seit 
dem  Jahre  1896  im  städtischen  Krankenhause  zu  Frankfurt  a.  M.  beob- 
achtet wurden,  war  11  mal  Gonorrhoe  des  Bektums  durch  mikroskopische 
Untersuchung  zu  constatiren.  Nur  in  drei  dieser  Fälle  bestand  reichlich 
schleimiger  Ausfluss  aus  dem  Bektum,  in  den  übrigen  wurde  die  Bektal- 


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784 


S*gy*y. 


No.  46. 


gonorrhoe  allein  dadurch  entdeckt,  dass  jeder  einzelne  Fall  von  Vulvo- 
vaginitis darauf  untersucht  wurde.  Bei  diesen  Kindern  konnte  man  öfter 
mittels  eines  kleinen  Nasenspeculuins  der  Schleimhaut  ziemlich  fest  an- 
haftende kleine  eitrige  Streifen  sehen.  Die  subjektiven  Erscheinungen 
waren  meist  gering,  der  Verlauf  im  ganzen  günstig.  Bei  7 Mädchen  waren 
die  Gonokokken  nur  4 — 14  Tage  lang  nachweisbar,  in  anderen  Fällen 
blieben  sie  länger  da,  auch  zeigte  die  Krankheit  bisweilen  Neigung  zum 
Recidiv.  In  den  bei  weitem  meisten  Fällen  gelang  die  völlige  Heilung. 
Dabei  kanten  verschiedene  Maassnahmen  zur  Anwendung:  Suppositorien, 
die  0,01  Argent.  nitr.  oder  Albargin  enthielten,  Ichthyolsuppositorium, 
Spülungen  des  Rektums  mit  Lösungen  von  Argent.  nitric.  1 : 3000,  daneben 
die  gleichzeitige  lokale  Behandlung  der  Vulvovaginitis,  von  der  aus  ja 
durch  Herabfliessen  des  Sekretes  die  Rektalgonorrhoe  erzeugt  worden  war. 
Rin  besonderer  Unterschied  in  der  Wirkungsweise  der  verschiedenen  Be- 
handlungsarten konnte  nicht  festgestellt  werden.  B.  Marcuse. 


Sarvey,  Weitere  Erfahrungen  über  die  frühzeitige  Hörbarkeit  der  fötalen 
Herztöne.  Deutsche  med.  Wochenschr.  1SH)5,  No.  33. 

Nach  S.  sind  die  fötalen  Herztöne  nicht,  wie  allgemein  angenommen 
wird,  erst  von  der  Mitte  der  Schwangerschaft  ab,  sondern  schon  von  der 
13.  Schwangerschaftswoche  an  mit  derselben  Regelmässigkeit  wie  in  der 
zweiten  Hälfte  der  Gravidität  durch  die  Auskultation  nachweisbar,  und 
zwar  sind  sie  so  gut  wie  stets  an  einer  bestimmten,  eng  umschriebenen 
tief  gelegenen  Stelle  der  vorderen  Uteruswand  dicht  über  der  Horizontal- 
ebene  des  inneren  Muttermundes  zu  hören.  — Zu  diesem  frühzeitigen 
Nachweis  der  fötalen  Herztöne  ist  aber  unbedingt  erforderlich:  ein  normal 
funktionirendes  und  in  der  Auskultation  geübtes  Gehör,  völlig  Ruhe  im 
Untersuchungszimmer,  grösste  Geduld  des  Untersuchers,  vollständige  Ent- 
leerung der  Harnblase  mit  dem  Katheter  und  die  Anlagerung  der  vorderen 
Uteruswand  an  die  vordere  Bauchwand,  eventuell  unter  gleichzeitiger 
Elevation  des  ganzen  Uterus  in  Verbindung  mit  tiefer  Einstülpung  der 
Bauchdecken  hinter  der  Symphyse  mittels  des  Sthetoskops.  — Die  prak- 
tische Bedeutung  des  geschilderten  Auskultationsbefundes  liegt  in  dem 
Umstande,  dass  wir  mit  dem  Nachweis  der  fötalen  Herztöne  ein  jede 
Täuschung  ausschliessendes,  absolut  sicheres  Schwangerschaftszeichen  schon 
zu  einer  Zeit  besitzen,  in  welcher  uns  andere  ebenso  sichere  und  ebenso 
constant  vorhandene  Zeichen  noch  nicht  zur  Verfügung  stehen.  Die  früh- 
zeitige Diagnose  gewinnt  hierdurch  in  allen  Fällen  von  Schwangerschaft 
des  4.  und  5.  Monats  an  Sicherheit  und  wird  ganz  besonders  in  den  nicht 
seltenen  differential-diagnostisch  schwierigen  Fällen  weseutlich  erleichtert 
oder  überhaupt  erst  ermöglicht.  Br.  Wolff. 


Kinsendungen  werden  ad  die  Adresse  des  Herrn  (ich.  Med.-Rat  Prof.  Dr.  II.  Bernhardt  (Berlin  "- 
Französische  Strasse  21)  oder  an  die  Verlagshandlung  (Berlin  NW.,  Unter  den  Linden  68)  erbeiea. 


Verlag  von  Auguat  Hirsch»  »Id  in  Berlin.  — Druck  von  L.  Schumacher  in  Berlin  N.  24. 


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Prof.  Dr.  H.  Senator  und  Prof.  Dr.  E.  Salkow*tn,, 

redigirt  von  v *o~,  CA 

Prof.  Dr.  M.  Bernhardt/^?  mOn 

JAN  O 


95.  November. 


No.;^ 


Inhalt:  Wintheueht,  Einfluss  des  Nervensystems  auf  die  Entwicklung 
von  Kaulquabben.  — Bauer,  Ueber  die  Ehrlich’sche  Aldehydreaktion.  — Mobitz, 
Säure-Baseu-Rilanz  im  Harn.  — Kossel  und  Dakin,  Ueber  die  Arginasc.  — 
Landsrkro,  Alkoholgehalt  der  Gewebe.  — Donath,  Phosphorsäuregchalt  der 
Cerebrospinalflüssigkeit.  — Unoer,  Zur  Lehre  vom  Hermaphroditismus.  — Gott- 
strin,  Erkennung  der  Skoliose.  — Schneidkrlin,  Radikaloperation  bei  Ulcus 
cruris.  — Schikok,  Das  Melanosarkom  des  Uvealtraktus.  — Sanitkr,  Verwen- 
dung des  Asbest  bei  Aetzungen.  — Boenninohaus,  Doppelseitige  cerebrale 
Hörstörung  mit  Aphasie.  — Mahn,  Zur  Mastoidoperation.  — Davidsohn,  Tätlich 
verlaufener  Pockenfall.  — Pasteur,  Pneumococcus  bei  Rachenentzündung.  — 
Wassermann,  lufektionsweg  bei  Lungentuberkulose.  — Eriien.  Fall  von  Para- 
kolouinfektion.  — Roepke  und  Hubs,  Uebertragungen  durch  den  Abendinahls- 
kelcb.  — Johnson,  Fall  von  Digitalisvergiftung.  — Aarastzow,  Ueber 
accessorische  Herztöne.  — Glakssnkr  und  Siokl,  Behandlung  von  Pankreas- 
erkrankungen.  — Ufpknheimkr,  Ueber  Diphtherie  und  Scharlach.  — Kinos- 
ford, Infektionswege  bei  Lungentuberkulose.  — Sobernheim,  Marctin  bei  Ge- 
lenkrheumatismus.— Preorra.iensky  und  Maroouliks,  Jessen  und  Edens, 
IIdatii.  Sick,  Ueber  Polymyositis  und  Polyneuritis.  — Wintkbnitz,  Ersatz 
des  elektrischen  Vierzellenbades.  — Lano,  Ueber  Pagot'sche  Krankheit.  — 
Buschke  und  Schmidt,  Einwirkung  der  Röutgenstrahleu  auf  Drüsen.  — Finger, 
Behandlung  der  Gonorrhoe.  — Addinskli,.  Schwangerschaft  bei  einer  Nicht- 
raenstruirten.  — Sitzenfret,  Ueber  den  Scharabeinschnitt. 


P.  Wintrebert,  Sur  la  developpement  des  larves  d’auvures  apres  ablation 
nerveuse  totale.  Soc.  de  Biol.  1905,  17.  Juni,  p.  1023. 

W.  hat  Versuchsreihen  an  jungen  Kaulquabben  angestellt,  bei  denen 
er  das  gesammte  Centralnervensysteni  entfernte.  Ausser  dem  regelmässigen 
Herzschlag  boten  die  meisten  Larven  keine,  sei  es  willkürliche,  sei  es 
reflektorische  Bewegung  dar.  Die  Entwickelungsprocesse  selbst  sind  nur 
wenig  verzögert.  Es  existirt  bei  den  ältesten  operirten  Larven  die  Mög- 
lichkeit, unmittelbar,  unabhängig  vom  Nervensytem,  Muskelbewegung  aus- 
zulösen. Die  reflektorische  Erregung  bedarf,  auch  bei  existirendem  centri 
petaleu  (vielleicht  ektodermalen)  Wege,  einer  Nervenleitung.  Poll. 


XI, TTT.  Jahrgang 


50 


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78fi 


Hauer.  — Moritz.  — Kossei.  u.  Dakin.  — Laniisrkeo. 


No.  47. 


It.  Hauer,  Hie  Ehrlich’sche  Aldehydreaktion  im  Harn  und  Stuhl.  Centralbl. 
f.  inn.  Med.  1905,  No.  84. 

Die  Ehrlich'sche  Harnreaktion  mit  Dimethylparamidobenzaldebyd  und 
Salzsäure  wird  von  verschiedenen  Autoren  auf  Urobilinogen  zurückgeführt. 
B.  zeigt  nun,  dass  Ueberführung  des  letzteren  in  Urobilin  mittels  Wasser- 
stoffsuperoxyd sie  verschwinden  lässt.  Umgekehrt  tritt  sie  in  Harn  auf. 
dessen  Urobilin  mittels  Natriumamalgam  zu  Urobilinogen  reducirt  worden 
ist.  Das  spricht  für  das  Urobilinogen  als  Grundlage  der  Ebrlich'schen 
Reaktion.  — Formalinznsatz  hindert  die  Reaktion.  — Die  in  den  Flees 
auftretende  Reaktion  ist  nicht  auf  Indol  zu  beziehen,  wie  Baumstark 
angab,  vielmehr  auch  auf  Urobilinogen.  Das  Indol  der  Fäces  lässt  sich 
also  mittels  der  Reaktion  nicht  bestimmen.  A.  Loewy. 


F.  Moritz,  Ueber  Bestimmung  der  Bilanz  von  Säuren  und  Basen  in  tieri- 
Flüssigkeiten.  II.  Mitteilung:  Ueber  Ammoniak-  und  Kohlensäurebestim- 
niung  im  Harn.  Deutsches  Arcli.  f.  klin.  Med.  Bd.  83,  S.  5G7. 

Analog  wie  Polin  bestimmt  M.  das  Ammoniak  des  Harns  dadurch, 
n 

dass  er  den  Harn  mittels  ^ NaOH  alkalisirt  und  nach  Ueberschichten  mit 

Olivenöl  das  Ammoniak  an  der  Strahlpumpe  in  gemessenen  Mengen  — 

Säure  übersaugt.  Die  Menge  der  neutral isirten  Säure  wird  titri  metrisch 
bestimmt.  — In  gleicher  Weise  wird  die  Kohlensäure  des  Harnes  er- 
mittelt. Der  Harn  wird  zunächst  nach  Zusatz  von  oxalsaurem  Natron 
und  Kochsalzlösung  gegen  Phenolphthalein  neutralisirt,  eine  gemessene 
Menge—  Säure  hinzugefügt  und  abgesaugt.  Dann  wird  mit  — NallO 
titrirt.  A.  Loewy. 


A.  Kossel  und  H,  D.  Dakin,  Ueber  die  Arginase.  Zeitschr.  f.  physiol. 
Chem.  Bd.  41,  S.  321. 

Aus  der  Leber  lässt  sich  ein  harnstoffbildendes  Ferment  (Arginase) 
isoliren,  das  die  Fähigkeit  besitzt,  Arginin  in  Ornithin  und  Harnstoff  zu 
zerlegen.  Wohlgemuth. 


(i.  Lnndsberg,  Ueber  den  Alkoholgehalt  tierischer  Organe  Zeitschr.  I 
physiol.  Chem.  Bd.  41,  S.  505. 

In  fast  allen  Geweben  findet  sich  Alkohol  in  geringen  Quantitäten; 
bei  der  Autolyse  nimmt  seine  Menge  nicht  zu,  wohl  aber  bei  der  bakte- 
riellen Zersetzung.  Wahrscheinlich  stammt  der  Alkohol  von  der  Zerstörung 
der  Kohlehydrate  im  Magendarmkanal  durch  Hefepilze  und  Bakterien. 

Wohlgemuth. 


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No.  47. 


Donath.  — Unokk. 


787 


J.  Donath,  Der  Phosphorsäuregehalt  der  Cerebrospinalflüssigkeit  bei  ver- 
schiedenen, insbesondere  Nervenkrankheiten.  Zeitschr.  f.  physiol.  Chem. 
Bd.  42,  S.  141. 

Den  höchsten  Gehalt  an  P205  enthält  die  Cerebrospinalflüssigkeit  bei 
Tumor  cerebri,  Tabes  dorsalis,  progressiver  Paralyse,  also  gerade  bei  jenen 
Erkrankungen,  die  mit  einem  rascheren  Untergehen  von  Nervengewebe 
einhergehen.  Gleichzeitig  konnte  bei  all'  diesen  Krankheiten  ein  erhöhter 
Kiweissgehalt  der  Cerebrospinalflüssigkeit  constatirt  werden. 

Woh  (gern  uth. 

E.  l’nger,  Beitrag  zur  Lehre  vom  Hermaphroditismus.  Nach  einem  Vor- 
trag, gehalten  in  der  Berl.  med.  Gesellschaft.  Aus  der  König).  Chirurg. 
Universitätsklinik  Berlin  (Excellenz  v.  Bergmann).  Berl.  klin.  Wochen- 
schrift 1905,  No.  17. 

Verf.  weist  in  der  Einleitung  auf  die  Litteraturzusammenstellungen 
von  Neugebaubr  und  Taruffi  hin.  Da  sämmtliche  Beobachtungen  fast 
nur  von  Lebenden  herrühren,  dürfte  sein  Fall,  bei  dem  durch  die  Sektion 
auch  ein  genaues  Bild  der  inneren  Geschlechtsorgane  gewonnen  wurde, 
interessiren. 

Bei  der  37  jährigen  Schneiderin  ist  die  Menstruation  niemals  aufge- 
treten, bezüglich  ihrer  Neigungen  ist  ihrer  Familie  niemals  etwas  wesent- 
liches aufgefallen.  Wegen  Trigeminusneuralgie  wurde  sie  in  die  Klinik 
aufgenommen  und  ging  nach  Entfernung  des  Ganglion  Gasseri  infolge 
Collapses  während  der  Narkose  (epileptischer  Zustand?)  zu  Grunde. 

Sektionsbefund:  Die  Leiche  machte  im  Allgemeinen  den  Eindruck  des 
weiblichen.  Haupthaar  etwa  15  cm  lang,  einzelne  fast  1 cm  lange  Scbnurr- 
barthaare.  Auffällig  sind  2 — 8 cm  lange  Haare  an  den  Unterschenkeln. 
Rechte  Mamma  li/2mal  so  gross  als  die  linke.  Mamilla  beiderseits  über 
linsengross.  In  der  rechten  fühlt  man  einen  gut  entwickelten  Drüsen- 
körper. Der  Mons  veneris  ist  reichlich  behaart.  Statt  der  Ulitoris  findet 
sich  ein  dem  kindlichen  Penis  ähnliches,  haselnussgrosses  Gebilde,  welches 
durch  einen  kleinen,  mit  Smegma  gefüllten  Sulcus  coronarius  von  der  Um- 
gebung geschieden  ist.  Spreizt,  man  die  Beine,  so  sieht  man  eine  wallnuss- 
gros.se,  einer  Vagina  ähnliche  Höhle,  die  zu  beiden  Seiten  von  den  grossen 
Labien,  hinten  von  einem  Hymen  und  vorn  von  der  Harnröhre  eingeschlossen 
ist.  Die  kleinen  Labien  fehlen.  Das  Hymen  hat  Ringform.  Die  Urethra 
liegt  dicht  vor  dein  Hymen,  ist  2 1/2  cm  lang.  Die  Scheide  endet  blind 
und  besitzt  eine  vordere  und  zwei  seitliche  Columnae.  Der  Damm  ist 
3 cm  lang,  schlaff.  Nach  Eröffnung  der  Bauchhöhle  werden  die  Därme 
nach  oben  geschoben.  Der  Uterus  fehlt,  die  Ovarien  und  Tuben  sind  nicht 
sichtbar.  Aus  dem  inneren  Leistenring  hängt  beiderseits  ein  etwa  daumen- 
starkes Gebilde  über  dem  inneren  Beckenrand  ins  kleine  Becken  herab, 
aus  drei  Abschnitten  bestehend,  nämlich  dem  Ring  zunächst  1.  einem 
kirschgrossen,  glatten,  derben,  dann  2.  einem  wallnussgrosscn  ovalen, 
weissen,  weichen  Körper,  der  im  Innern  mehrere  härtere,  gelbe  Knoten 
enthält  und  auf  dem  Durchschnitt  bräunlich  ausgieht;  diesem  zweiten 
Körper  sitzt  3.  ein  kaffeebohnengrosser,  weicher,  gelblicher  kappenartig 
auf,  vod  welchem  ein  1 cm  langer,  rötlicher  Appendix  herabhängt.  Die 

50* 


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788 


(vOTTSTRIM. 


No.  47. 


Blase  liegt  in  der  Mittellinie  und  wird  in  ihrer  Lage  durch  ein  breite« 
Band  gehalten,  das  sich  senkrecht  quer  im  kleinen  Becken  ausspannt.  In 
diesem  verläuft  je  ein  derber,  stricknadcldickcr  Strang  bis  zum  ersten 
Körper,  senkt  sich  dicht  vor  dem  Blasenscheitel  in  das  Band  ein  und  trifft 
mit  dem  der  anderen  Seite  an  der  Rückwand  der  Blase  zusammen.  Zu 
beiden  Seiten  der  Scheide  liegt  dicht  unterhalb  des  Treffpunktes  blind  be- 
ginnend je  ein  Gang,  der  an  der  Rückwand  der  Blase  entlang  läuft,  um 
in  Höhe  des  Hymens  wieder  blind  zu  endigen.  Von  den  vorgenannten 
Körpern  tritt  je  ein  etwa  bleistiftstarker  Stiel  in  den  Lcistenkanal  hinein, 
um  im  Labium  majus  zu  endigen. 

Mikroskopisch  erweist  sich  der  dem  Leistenring  anliegende  Körper 
aus  Muskolfasern  gebildet;  ein  Lumen  ist  nicht  zu  finden.  Er  ist  als  Uterus 
anzusprechen.  Der  von  ihm  ausgehende  Strang  enthält  eine  Arterie  und 
zwei  Venen  und  hat  selbst  eiu  feines  Lumen.  Seine  Wand  ist  mit  teils 
ein-,  teils  mehrschichtigem  kubischem  Epithel  ausgekleidet.  Dieser  Strang 
ist  der  Müller’sche  Gang,  der  zweite  Gang,  welcher  den  WoIfT sehen  Gang 
darstellt  besitzt  zahlreiche  Gefässe,  eine  glatte  Muskulatur  und  im  Innern 
ein  niedriges,  sich  schlauchartig  in  die  Wrand  einsenkendes  Epithel. 

Der  an  den  Uterus  anschliessende  weisse  Körper  zeigt  mikroskopisch 
atrophische  Hodenkauälchen  ohne  Zeichen  von  Spermatogenese  und  einzelne 
Herde  eines  alveolär  gebauten  grosszeiligen,  destruirenden  Geschwulst- 
gewebes. Diesem  Hoden  schliesst  sich  dann  der  kappenförmige  Körper 
an,  der  das  Bild  eines  Nebenhodens  mit  daran  hängender  Hydatide  bildet. 
Nach  der  Klebs’schen  Einteilung  handelt  es  sich  um  einen  Fall  von  Pseudo 
hermaphroditismus  inasculinus  externus  et  internus  sive  completus. 

Verf.  berichtet  dann  noch  einen  zweiten  Fall.  Es  handelt  sich  ura 
ein  27jäbriges  Individuum,  das  auf  einen  Mädchennamen  getauft,  ah 
Mädchen  erzogen  und  auch  in  Mädchenstellungen  tätig  gewesen  sein  wollte 
Als  es  sich  zur  Irrenpfiege  meldete  und  ärztlich  untersucht  wurde,  stellte 
sich  sein  Geschlecht  als  männlich  heraus.  Zuneigung  soll  weder  zum 
männlichen  noch  zum  weiblichen  Geschlecht  vorhanden  sein.  Die  Unter- 
suchung ergiebt  einen  vollkommen  männlichen  Habitus.  Penis  6 cm  lang, 
hat  auf  der  Unterseite  eine  flache  Rinne  aus  Schleimhaut,  keine  Harnröhre. 
Der  Hodensack  ist  gespalten  und  auseinanderklappbar.  Urethra  und  Anus 
liegen  dicht  voreinander,  der  Damm  fehlt,  ln  den  Skrntalhälften  fühlt 
man  je  ein  als  Hoden  anzusprechendes  Gebilde.  Innere  Genitalien  lassen 
sich  nicht  sicher  feststellen.  Dieser  Fall  stellt  eine  hochgradige  Rypo- 
spadia  penisscrotalis  und  einen  Anus  nrethralis  dar,  also  keinen  Zwitter. 

Hinsichtlich  der  forensischen  Würdigung  solcher  Scheinzwitterfälle 
wie  des  ersten  schliesst  sich  der  Verf.  an  Virchow’s  Ansspruch  an;  -Wir 
können  hier  nicht  sicher  die  Frage  entscheiden,  ist  es  ein  Mann  oder  ein 
Weib?“  Gei8s!er. 

Gottstein.  Die  Erkennung  der  beginnenden  Skoliose.  Prager  med 
Wochenschr.  1905,  No.  14. 

Zur  Feststellung  minimaler  seitlicher  Abweichungen  des  Körpers 
bedient  sich  G.  mit  Vorteil  des  Gonodiarneters  von  ThöLK,  eines  einfacher 
Instrumentes,  das  sich  auch  zum  Winkelmessen  gut  eignet.  Der  eine  Knopf 


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No.  47. 


Sc'HNKIDKHI.IN.  — ScHIECK. 


789 


wird  auf  die  Spina  anterior  superior  ossis  ilei  gesetzt,  der  andere  auf  die 
mit  Blaustift  markirte  untere  Schultcrblattspitze  der  entgegengesetzten 
Seite;  daun  liest  man  den  ermittelten  Abstand  ab  und  bestimmt  darauf 
die  „steile  Diagonale“  der  anderen  Seite.  Die  Differenz  der  steifen  Dia- 
gonalen ist  ein  empfindliches  Maass,  welches  auch  da  meist  zu  finden  ist, 
wo  die  anderen  einfachen  Methoden  versagen.  Joachimsthal. 


Schneiderlin,  Radikaloperation  bei  Ulcus  cruris.  Münch,  med.  Wochen- 
schrift 1905,  No.  17. 

Die  von  Wenzel  angegebene  Peritomie  bewährte  sch  Sch.  in  zahl- 
reichen Fällen  von  schwerem  Ulcus  cruris,  besonders  varicosum,  ausge- 
zeichnet. Derselben  liegt  folgende  Ueberlegung  zu  Grunde:  Die  Hautvenen 
des  Beines  sind  infolge  der  chronischen  Entzündung  dauernd  überlastet 
und  werden  insufficient.  Der  Rückfluss  des  Blutes  wird  nun  seinerseits 
durch  die  Insufficienz  verzögert.  Das  Ulcus  steht  also  dauernd  unter 
venöser  Hyperämie.  Auf  Hochlagerung  tritt,  da  die  Hyperämie  verschwindet, 
Heilung  ein;  diese  ist  nur  vorübergehend,  wenn  die  Hochlagerung  auf  hört. 
Schaltet  man  nun  die  kranken  Hautvenen  dauernd  aus  und  zwingt  man 
das  Blut,  seinen  Rückweg  durch  die  funktionsfähigen  Muskelvenen  zu 
nehmen,  so  ist  damit  die  Hauptursache  der  Geschwürsbildung  beseitigt.  — 
Die  Methode  besteht  dementsprechend  in  der  cirkulären  Umschneidung  des 
Oberschenkels  im  unteren  Drittel  durch  die  Haut  bis  auf  Muskeln  und 
Fascien,  sorgfältiger  Unterbindung  sämmtlicher,  auch  der  kleinsten  Ge- 
fässe  central  und  peripher.  Zum  Schluss  Hautnaht.  Empfehlenswert  ist 
die  gesonderte  Resektion  der  V.  saphena  in  10  cm  Ausdehnung.  Die  Er- 
folge sind  günstig.  Peltesohn. 

F.  Scllieek,  Das  Melanosarkom  des  Uvealtraktus  in  seinen  verschiedenen 
Formen,  v.  Graefe’s  Arcb.  f.  Ophthalm.  UX.,  3,  S.  377. 

Sch.  untersuchte  3 Fälle  von  Sarkom  des  Uvealtraktus.  Nach  der 
althergebrachten  Nomenklatur  handelte  es  sich  um  ein  Leukosarkom  und 
zwei  Melanosarkome.  Ordnet  man  sie  nach  dem  Typus  der  Zellen,  so  wäre 
der  erste  Fall  eine  gemischtes  Rund  und  Spindelzellensarkom  mit  spär- 
lichen Inseln  von  gewucherten  Chromatophoren,  der  zweite  Fall  ein  Tumor 
aus  fixen  Pigmentzellen,  ungefärbten  und  gefärbten  Spindelzellen  und  un- 
gefärbten Rundzellen,  und  der  dritte  Fall  schliesslich  eine  Geschwulst  nur 
aus  Chromatophoren  und  hier  und  da  gefärbten  Spindelzellen.  In  Wirk- 
lichkeit aber  sind  alle  drei  Tumoren  Repräsentanten  eines  einzigen  Typus, 
des  Melanosarkoms  allerdings  in  verschiedenen,  auf  den  ersten  Blick  be- 
fremdlich und  einander  ganz  unähnlich  erscheinenden  Stadien.  Die  Ader- 
haut selbst  ist  bis  zu  Beginn  des  siebenten  Fötalmonats  absolut  pigmentfrei, 
die  Zellen  derselben  unterscheiden  sich  in  nichts  von  den  übrigen  embryo- 
nalen Bindegewebszellen.  Mit  der  Zeit  nimmt  der  Umfang  dieser  Zellen 
immer  mehr  zu,  wenn  auch  nicht  durebgehends  in  gleichem  Maasse,  und 
die  jungen  Vertreter  des  Typus  bilden  nunmehr  auch  sprossenartige  Aus- 
läufer, sodass  sie  zu  spindel-  oder  sternförmigen  Zellen  werden.  Erst 
wenn  die  fortschreitende  Entwickelung  hiermit  in  ein  gewisses  Stadium 


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790 


SaNITER.  — RoKNNfKGHAUa.  Mahn. 


No.  47. 


getreten  ist,  wird  den  Zellen  die  specifische  Tätigkeit,  Pigment  aufzunehmen, 
zu  eigen.  Und  zwar  ist  diese  Pigmentbildung  überall  an  das  Protoplasma 
der  fixen  Bindegewebszellen  gebunden.  Bei  der  Genese  von  Sarkomen, 
welche  aus  Chromatophoren  aufgebaut  sind,  waren  zweierlei  Möglichkeiten 
denkbar;  einmal,  die  fertige  Chromatophore  teilt  sich  und  das  Produkt 
wäre  dann  sofort  das  Vorhandensein  von  zwei  völlig  ausgebildeten  Zellen, 
oder  das  Melanosarkom  wächst  nach  dem  Typus  der  embryonalen  Ent- 
wickelung. Dass  dies  letztere  der  Kall  ist,  konnte  Sch.  beweisen.  Das 
erste  Stadium  des  Melanosarkoms  ist  das  unpigmentirte  Rundzellensarkom, 
das  unpigmentirte  Spindelzellensarkom  das  zweite  Stadium,  das  pigmentirte 
Spindelzellensarkom  ist  das  dritte  Stadium  der  Entwickelung  des  Melano- 
sarkoms und  geht  dem  Stadium  des  vollausgebildeten  Cbromatopboroms 
unmittelbar  voraus.  Horstmann. 

Saniter,  Verwendung  von  Asbest  und  modificirten  Aetzsonden  bei  der  Be- 
handlung der  oberen  Luftwege.  Eine  Anregung.  Zeitschr.  f.  Ohrenheilk. 
Bd.  49,  H.  2,  S.  141. 

S.  empfiehlt  zum  Betupfen  und  Aetzen  erkrankter  Schleimhautpartien 
an  Stelle  der  Watte  den  Asbest,  der  sich  unmittelbar  vor  dem  Gebrauch 
durch  Ansglühen  in  der  offenen  Flamme  sterilisiren  lässt,  dessen  Auf- 
saugungsfähigkeit  für  Flüssigkeiten  ebenso  gut  ist  wie  die  der  Watte  und 
der  durch  keine  der  in  Betracht  kommenden  Aetzfiüssigkeiten  angegriffen 
oder  chemisch  beeinflusst  wird.  Schvvabach. 


Hoenningliaus,  Ein  Fall  von  doppelseitiger  cerebraler  Hörstörung  mit 
Aphasie.  Zeitschr.  f.  Ohrenheilk.  Bd.  49,  H.  2. 

Der  von  ß.  mitgeteilte  Fall,  dessen  Einzelheiten  im  Original  uachzu- 
sehen  sind,  vermag,  nach  Yerf.,  die  Anschauung,  dass  der  Acusticus  jeder 
Seite  mit  beiden  Schläfenlappen  in  Verbindung  stehe,  dass  dieser  Nerv 
also  nach  Art  des  Opticus  sich  nur  teilweise  kreuze,  wesentlich  zu  unter- 
stützen. Jedenfalls  beweise  der  Fall,  dass  wenigstens  das  linke  Ohr  direkt 
mit  dem  linken  Schläfenlappen  in  Verbindung  stehen  muss  und  er  habe 
gezeigt,  dass  ein  wichtiges  Centrum  des  Gehirns  einseitig  vollkommen 
funktionslos  werden  kann,  ohne  dass  die  Folgen  des  Ausfalles  auf  die 
Dauer  bemerkbar  zu  sein  brauchen.  Schwabach. 


(i.  Mahn,  La  methode  la  plus  simple  de  panser  les  fivide*.  Annales  des 
malad,  de  l’oreille  1905,  No.  7. 

Verf.  empfiehlt  für  die  Nachbehandlung  der  durch  Ausräumung  des 
Warzenfortsatzes  gesetzten  Wundhöhle;  Verschluss  des  Höhleneinganges  mit 
einem  sterilen  Gazebausch,  kurzer  Gazestreifen  am  Boden  der  Höhle  als 
Drain,  Vermeidung  jeder  Berührung  der  Wunde  selbst  mit  der  Gaze,  nach 
einiger  Zeit  eventuell  Borsäureeinblasung,  Verbandwechsel  je  nach  der 
Menge  der  Sekretion  täglich  oder  jeden  zweiten  Tag.  Doch  ist  dieses  Vor- 
gehen, bei  dem  die  Höhle  sich  sehr  schnell  schliesst,  nur  bei  einfacher 
Knochenerkraukung  zulässig,  während  bei  Cholesteatom  oder  Tuberkulose 


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No.  47. 


Davibsohh.  — Pasteur.  — Wassermann.  — Erber. 


791 


die  Wundhöhle  mit  allen  Mitteln  in  der  Form  erhalten  werden  muss,  die 
ihr  bei  der  Operation  gegeben  wurde.  Sturmann. 


Davidsohn,  Töt I ich  verlaufener  Pockenfall  mit  besonderer  Beteiligung  der 
oberen  Atmungs-  und  Verdauungsorgane.  Berl.  klin.  Wochenschr.  1906, 
No.  21. 

Bei  der  grossen  Seltenheit  tötlich  verlaufender  Pockenfälle  und  be- 
sonders derer  mit  Beteiligung  der  tlalsorgane,  ist  der  Sektionsbefund  dieses 
von  grossem  Interesse:  Zunge  dicht  mit  Bläschen  vom  Aussehen  der  Haut- 
pocken besetzt  bis  zum  Foramen  coecum.  Harter  Gaumen  dicht  mit  grossen 
weissrandigen  Pocken  besetzt.  Tonsille  und  weicher  Gaumen  geschwollen 
mit  borkiger  diphtherischer  Bedeckung.  Kehlkopfeingaug  mit  grünlich- 
jauchigen Massen  belegt.  Schleimhaut  des  Kehlkopfes  und  der  Luftröhre 
stark  gerötet.  Auf  deren  unterem  Abschnitt  und  den  Hauptbronchien  linsen- 
grosse weissrandige  Herde  und  Geschwüre.  W.  Lublinski. 


Pasteur,  On  pneumococcal  sorethroat  with  notes  of  a fatal  case.  The 
Lancet  1906,  May  27. 

Primäre  Entzündung  der  Rachenorgane  durch  den  Pneumococcus  be- 
dingt, gehört  zu  den  grössten  Seltenheiten.  Verf.  teilt  einen  solchen  Fall 
mit,  der  einen  3'/jjährigen  Knaben  betrifft,  der  mit  hohem  Fieber  ins 
Krankenhaus  kam.  Uvula,  weicher  Gaumen  und  Gaumenbögen  leicht 
ödematös  und  intensiv  gerötet,  ebenso  die  Tonsillen,  kein  Belag.  Milz 
vergrössert,  kein  Eiweiss.  Nach  und  nach  grauer  gangränöser  Belag;  links- 
seitige Bronchopneumonie,  Diarrhoen,  Tod. 

Während  des  Lebens  wurden  nur  Mikrokokkeu  gefunden,  nach  dem 
Tode  der  Diplococcus  pneumoniae,  dessen  Reincultur  für  eine  Maus 
pathogen  war.  W.  Lublin ski. 

M.  YV  nsserinaiin,  Beitrag  zur  Kenntnis  der  Infektionswege  bei  Lungen- 
tuberkulose. Berl.  klin.  Wochenschr.  1904,  No.  48. 

W.  giebt  einige  Krankengeschichten,  welche  die  vor  ihm  bereits  vor 
Jahren  veröffentlichte  Ansicht,  dass  nicht  selten  bei  der  Lungentuberkulose 
ein  bestimmter  Infektionsweg  innegehalten  wird,  belegen.  Der  Tuberkel- 
bacillus dringt  durch  die  Tonsillen  ein,  es  erkranken  die  Halslymphdrüsen, 
durch  die  Lymphgefässe  wird  er  nach  der  Pleura  verschleppt,  zunächst 
erkrankt  das  parietale  Blatt,  dann  kommt  es  zu  einer  Verwachsung  des 
parietalen  und  visceralen  Blattes  und  nun  greift  die  tuberkulöse  Erkrankung 
auf  die  Lungenspitzen  über.  Dieser  Infektionsweg  erklärt,  weswegen  bei 
gesunder  Lunge  häutig  Verwachsungen  der  Pleuren  an  der  Lungenspitze 
beobachtet  werden.  H.  Bischoff. 


F.  Erben,  Ein  Fall  von  Parakoloninfektion.  Prager  med.  Wochenschr. 
1905,  No.  10/11. 

E.  teilt  ausführlich  einen  Krankheitsfall  mit,  bei  dem  im  Anschluss 
an  Masern  ein  atypischer  Typhus  beobachtet  wurde.  Aus  den  Fäces  wurde 


r 

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792 


Robpkk  und  Hcr».  — JollKSOII.  0b0»3T*OW. 


No.  47. 


ein  dem  Parakolonbacillus  STERNBERG  ähnlicher  Mikroorganismus  gezüchtet, 
der  durch  das  Blut  des  Kranken  specifisch  agglutinirt  wurde.  Da  die  Er- 
krankung in  Heilung  ausging,  sind  die  pathologisch-anatomischen  Ver- 
änderungen nicht  bekannt.  Klinisch  wurde  eine  erhebliche  Vergrösserung 
der  Milz  festgestellt.  H.  Bischoff. 

0.  Roepke  und  E.  Muss,  Untersuchungen  über  die  Möglichkeit  der  Ueber- 
tragung  von  Krankheitserregern  durch  den  gemeinsamen  Abendmahlskeleb 
nebst  Bemerkungen  über  die  Wahrscheinlichkeit  solcher  Uebertragung 
und  Vorschlägen  zu  ihrer  Vermeidung.  Deutsche  med.  Wochenschr.  1905. 
No.  3. 

Verff.  wiesen  nach,  dass  bei  der  Benutzung  des  Abendmahlskelches 
sowohl  an  der  Berührungsstelle  pathogene  Krankheitserreger  haften  bleiben, 
wie  auch,  dass  solche  in  den  zurückfliessenden  Wein  übergehen.  Wenn 
somit  auch  der  Kelch  während  der  Abendmahlsfeier  gedreht  wird,  sodass 
jeder  eine  neue  Stelle  mit  den  Lippen  berührt,  so  kann  er  mit  dem  Weine, 
der  zuvor  mit  anderen  Lippen  in  Berührung  war,  pathogene  Keime  auf- 
nehmen. Das  übliche  Abreiben  des  Kelchrandes  mit  einem  Tuche  entfernt 
die  Krankheitserreger  von  dem  Rande  nicht,  verschmiert  sie  vielmehr 
darauf.  Die  eigentliche  Lösung  der  Frage  des  Abendmahlskelches  sei,  dass 
jeder  Teilnehmer  seinen  eigenen  Kelch  mitbringe.  Ausserdem  müssten 
aber  auch  mehrere  Kelche  vorrätig  gehalten  werden,  die  nach  jedesmaliger 
Benutzung  sterilisirt  werden  müssten.  H.  Bischoff. 


W.  N.  Johnson,  A case  of  digitalis  poisoning  with  very  low  temperature 
without  collapse;  recovery.  New-York  med.  journ.  19U5,  No.  19. 

Der  Fall  betrifft  eine  66jährige  Frau,  die  irrtümlicherweise  eine  grosse, 
nicht  genau  festzustellende  Menge  Digitalistinktur  nahm;  es  stellten  sich 
heftige  Schmerzen  im  Epigastrium,  Erbrechen  und  Durchfälle  ein,  doch 
verschwanden  diese  Vcrgiftungsersebeinungen  schon  nach  kurzer  Zeit.  Sehr 
auffallend  war  aber  eine  andere  Erscheinung:  trotzdem  kein  Collaps  be- 
stand, zeigte  das  Thermometer  in  der  Achselhöhle  eine  Temperatur  von 
nur  94°  F.  (etwa  34,6°  C.) ; diese  excessiv  niedrige  Temperatur  hielt  etwa 
drei  Stunden  an.  Pat.  wurde  völlig  wiederhergestellt.  K.  Krönt  hat. 


W.  1*.  Obrastzow,  Ueber  die  verdoppelten  und  accessorischen  Herztöne 
bei  unmittelbarer  Auskultation  des  Herzens.  Zeitscbr.  f.  klin.  Med.  Bd.  57. 
H.  I u.  II. 

Die  Herztöne  stellen  eine  complicirte  Schallerscheinung  dar,  die  durch 
mehrere  physikalische  Ursachen  bedingt  wird:  der  erste  Ton  durch  eine 
Summe  von  G und  sogar  von  8 Schallerscheinungen,  der  zweite  durch  zwei 
gleichzeitig  vor  sich  geheude  Erscheinungen.  Unter  pathologischen,  aber 
auch  unter  physiologischen  Bedingungen  findet  nun  eine  sog.  „Verdoppe- 
lung‘‘  eines  oder,  seltener,  beider  Herztöne  statt;  diese  Verdoppelung,  die 
hauptsächlich  von  den  verschiedenen  Phasen  der  Atmung  abhängt,  ist  bei 
normalen  Individuen  von  den  Autoren  verschieden  erklärt  worden.  Am 


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No.  47. 


C*MRA8  TZOW. 


793 


Wahrscheinlichsten  ist  es,  dass  die  erste  Hälfte  des  verdoppelten  ersten 
Tones  von  der  Contraktion  des  Vorhofes  herstamint,  wobei  es  nur  schwer 
zu  erklären  ist,  weshalb  man  diese  Verdoppelung  nicht  bei  allen  gesunden 
Menschen  hört.  Verf.  stellt  nun  fest,  dass  man  bei  der  Verdoppelung  des 
ersten  Tones  bei  herzgesnnden  Individuen  einen  präsystolischen  Ton  con- 
statiren  kann,  der  einen  gewissen  Abstand  vom  systolischen  Ton  aufweist, 
sodass  er  bald  von  letzterem  durch  eine  kleine  Pause  getrennt  erscheint, 
bald  sich  diesem  dermaasscn  nähert,  dass  wir  gleichsam  zwei  zusammen- 
gelegte Töne  ohne  Pause  hören;  die  Stelle,  an  der  der  verdoppelte  erste 
Ton  am  deutlichsten  auftritt,  ist  die  obere  Herzgrenze  in  der  Gegend  des 
dritten  und  vierten  Intercostalraumes  zwischen  Linea  parasternalis  und 
Linea  sternalis  sin  Nicht  selten  hört  man  in  Fällen,  wo  beim  Stehen  des 
Pat.  nur  eine  Andeutung  von  Verdoppelung  wahrnehmbar  war,  in  der 
Rückenlage  desselben  Individuums  die  Verdoppelung  deutlich.  Eine  palpa- 
torische  Empfindung  giebt  der  präsystolische  Ton  bei  der  Verdoppelung 
an  keinem  einzigen  Punkte  der  präcordialen  Gegend;  wo  sie  auftritt,  da 
ist  sie  durch  pathologische  Verhältnisse  (Arteriosklerose,  Nephritis)  be- 
dingt. Es  existirt  eine  ganze  Skala  von  Zuständen,  die  allmählich  in  ein- 
ander übergehen  und  bei  denen  das  Herz,  mit  einer  harmlosen  Verdoppe- 
lung des  ersten  Tones  beginnend,  allmählich  einen  ausgesprochen  patho- 
logischen Charakter,  und  zwar  den  des  sog.  „Galopprhythmus“  zeigt.  — 
Der  Umstand,  dass  die  von  der  Contraktion  der  Vorhöfe  abhängige  Ver- 
doppelung des  ersten  Tones  nicht  bei  allen  Individuen  wahrgenommen 
werden  kann,  wird  durch  Verschiedenheiten  des  zu  überwindenden  Blut- 
drucks oder  durch  kleine  Differenzen  in  der  Beschaffenheit  des  Herzmuskels 
selbst  erklärt;  durch  ähnliche  Verhältnisse  ist  auch  das  Auftreten  des 
Phänomens  beim  Uebergang  aus  der  vertikalen  in  die  horizontale  Lage 
bedingt,  da  hierbei  der  Druck  im  Herzen  und  in  der  Aorta  steigt. 
Das  Charakteristikum  des  pathologischen  Galopprhythmus  im  Gegensatz 
zur  harmlosen  Verdoppelung  des  ersten  Tones  liegt  im  Grade  der  Ver- 
grösserung  des  Herzumfanges  sowie  in  den  gesteigerten  Hindernissen,  die 
das  Herz  zu  überwinden  hat;  als  wesentliche  Eigenschaft  des  Galopp- 
rhythmus ist  die  bei  der  Palpation  wahrnehmbare  Empfindung  von  Er- 
schütterung der  Präcordialgegend  anzusehen.  — Ausser  diesem  systolischen 
Galopp  giebt  es  auch  einen  unzweifelhaft  diastolischen,  bei  dem  der  dritte 
Ton  dem  diastolischen  Ton  näher  steht  als  dem  systolischen  (Rhythmus 
des  Dactylon);  die  Zacke  an  der  cardiographischen  Curve  befindet  sich 
nicht  an  der  aufsteigenden  Linie,  sondern  unmittelbar  nach  der  Senkung 
derselben.  Dieser  diastolische  Galopp,  der  dieselbe  semiotische  Bedeutung 
hat  wie  der  systolische,  kann  leicht  mit  Verdoppelung  des  zweiten  Tones 
verwechselt  werden,  die  durch  ungleicbzeitige  Contraktion  der  Semilunar- 
klappen der  Aorta  und  der  Pulmonalarterie  erzeugt  wird;  diese  Verdoppe- 
lung des  zweiten  Tones  wird  als  eine  der  constantesten  Erscheinungen  bei 
Stenose  am  Ostium  atrio-ventriculare  sin.  beobachtet.  Im  übrigen  ist 
die  Frage  von  den  Entstehungsursachen  der  Verdoppelungen  des  zweiten 
Tones  bisher  weniger  geklärt,  als  die  Frage  der  Verdoppelungen  des  ersten 
Tones.  — Der  Umstand,  dass  die  Kenntnis  der  Verdoppelungen  der  Töne 
resp.  der  accessorischen  Töne  selbst  unter  den  Klinikern  so  wenig  ver- 


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794 


Gl.AKSaSKR  Ulld  SlOEI,.  — Uffenhkihkr. 


No.  47. 


breitet  ist,  beruht  nach  Ansicht  des  Verf.’s  in  der  gewöhnlich  geübten 
Methode  der  Herzauskultation:  Verf.  betont,  dass  man  bei  unmittelbarer 
Auskultation  die  vom  Herzen  ausgehenden  Schallerscheinungen  lauter  zu 
hören  vermag,  als  bei  der  Auskultation  mit  dem  Stethoskop.  L.  Perl 


K.  Claessner  und  4.  Sigel,  Organotherapeutische  Versuche  bei  Pankreas- 
erkrankung. Berl.  klin.  Wocbenschr.  1904,  No.  17. 

Versuche,  den  Einfluss  organischer  Präparate  auf  die  Pankreaserkran- 
kungeu  festzustellen,  zeigten  folgende  Ergebnisse: 

1.  Ungünstigen  Einfluss  auf  die  Symptome  der  Pankreaserkrankung 
hatte  das  Schilddrüsenpräparat  Thyreoidin. 

2.  Einen  geringen  Einfluss  auf  die  N-Resorption  und  gar  keinen  Ein- 
fluss auf  die  Fettresorption  hatte  das  Pancreon  (Rhenania). 

3.  Deutlich  war  der  Einfluss  des  Paucreatins  (Rheuania)  auf  Stick- 
stoff und  Fettresorption.  Die  erste  stieg  von  52,2  pCt.  auf  50,7  pCt., 
letztere  von  40,9  pCt.  auf  68,5  pCt. 

4.  Viel  evidenter  war  die  günstige  Beeinflussung  von  Symptomen  der 
Pankreaserkrankung,  wenn  neben  Pancreon  bezw.  Pancreatin  gleichzeitig 
grössere  Dosen  von  Alkalicarbonat  gereicht  wurden. 

Bei  Pancreon  -j-  Natr.  bicarb.  stieg 

die  N-Resorption  von  54,5  pCt.  auf  58,0  pCt. ; 
die  Fettresorption  von  43,7  pCt.  auf  58,8  pCt. 

Bei  Pancreatin  -j-  Natr.  bicarb.  stieg 

die  N-Resorptiou  von  63,1  pCt.  auf  62,0  pCt.; 
die  Fettresorption  von  37,9  pCt.  auf  69,8  pCt. 

5.  Die  Darreichung  von  Alkali  allein  hatte  nur  eine  leichte  Besserung 
von  N-  und  Fettresorption  zur  Folge. 

Pancreatin  -f-  Natr.  bicarb-  hat  sich  somit  von  den  verwandten  Prä- 
paraten am  besten  bewährt.  Carl  Rosenthal. 


A.  Cffenheiiner,  Zusammenhänge  zwischen  Diphtherie  und  Scharlach. 

Jahrb.  f.  Kinderbeilk.  Bd.  60,  S 215. 

Zu  seinen  Untersuchungen  hat  Verf.  die  Krankengeschichten,  die  in 
der  Münchener  Universitäts-Kinderklinik  vom  .lahre  1896 — 1903  geführt 
worden  sind,  verwertet.  Das  Schlussergebnis  ist  folgendes:  Kinder,  welche 
an  Diphtherie,  vor  allem  au  Croup  erkrankt  sind,  sind  in  hohem  Grade 
gefährdet,  wenn  sie  sekundär  mit  Scharlach  angesteckt  werden,  während 
umgekehrt  Diphtherieansteckung  bei  bereits  vorhandener  Scharlacherkran- 
kung die  Lebensgefahr  nicht  zu  steigern  scheint.  Indess  variiren  diese 
Verhältnisse  nach  dem  jeweiligen  Charakter  der  Epidemie.  — Sekundärer 
Scharlach  bei  vorher  bestehender  Diphtherie  wurde  meist  durch  Hospital- 
infektion veranlasst;  bei  sekundär  zum  Scharlach  hinzutretender  Diphtherie 
war  Hospitalinfektion  auszuscbliessen,  wenn  die  Diphtherie  in  den  ersten 
Krankbeitstagen  eiusetzte,  während  an  der  Spätdiphtherie  bei  Scharlach 
die  Hospitalinfektion  in  der  Hälfte  der  Fälle  Schuld  trug.  — Der  Beginn 
des  sekundären  Scharlachs  bei  primärer  Diphtherie  bezw.  Croup  giebt  sich 


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No.  47. 


Kinosvoho. 


795 


kund  durch  ein  Hinaufschnellen  der  Temperatur  zu  hoben  Fiebergraden. 
In  den  leichten  uncomplicirten  Fällen  dieser  Art  tritt  in  einer  — wie  es 
scheint  typischen  Weise  — sehr  schnell  zwar  nicht  ein  kritischer  Tem- 
peraturabfall ein,  aber  es  zeigt  sich  die  bei  Scharlach  für  normal  geltende 
Lysis  bedeutend  abgekürzt.  — Das  Hinzutreten  einer  diphtherischen  Er- 
krankung zn  Scharlach  macht  sich  ebenfalls  — wenn  nicht  noch  stärkeres 
Fieber  vorhanden  ist  — durch  (meist  mässig  hohe)  Temperatursteigerung 
bemerkbar.  — Die  Scharlachansteckung  erfolgt  bei  primärdiphtberickranken 
Kindern  meist  nach  kürzester  Inkubationsfrist.  (Vergleich  mit  Operirten.) 
— Die  echten  diphtherischen  Erkrankungen  bei  Scharlach  bieten  sehr 
häufig  nicht  den  gewohnten  charakteristischen  Anblick  der  Pseudomembranen 
dar.  Als  echte  diphtherische  Erkrankungen  sind  auch  alle  leichteren  Be- 
läge der  Fauces,  eingeschlossen  die  lakunären  resp.  follikulären  Tonsillen- 
affektionen,  zu  betrachten,  sobald  bei  ihnen  echte  Diphtheriebacillen  io 
grösserer  Menge  gefunden  sind.  Heilserum  soll  bei  allen  Scharlachfällen 
eingespritzt  werden,  die  klinisch  als  Diphtherie  oder  Croup  imponiren, 
und  zwar  soll  das  Ergebnis  der  bakteriologischen  Untersuchung  nicht  ab- 
gewartet werden.  Bei  den  Scharlacbfällcn  mit  leichten  (follikulären  resp. 
lakunären  oder  linsen-  bis  erbsengrossen)  Belägen  kann,  bevor  man  zur 
Heilseruminjektion  schreitet,  ruhig  das  Resultat  der  bakteriologischen 
Untersuchung  abgewartet  werden.  — Diejenigen  grösseren  Kinder,  welche 
gurgeln  können,  brauchen  überhaupt  nicht  mit  Heilserum  eingespritzt  zu 
werden  — ganz  gleich,  welcher  Art  die  Beläge  sind.  — Es  giebt  bei 
Scharlach  Fälle,  die  als  echte  Diphtherie  resp.  Croup  imponiren,  bei  denen 
aber  keine  Diphtheriebacillen  gefunden  werden.  Als  Erreger  kommen 
nicht  nur  Streptokokken  (Pospischill),  sondern  auch  andere  Mikroben  in 
Betracht.  — Die  Anwesenheit  von  Streptokokken  in  den  diphtherischen 
Belägen  lässt  die  Prognose  nicht  schlechter  erscheinen.  — Die  Häufigkeit 
der  bei  Scharlach  in  den  Fauces  sich  findenden  Beläge  ist  abhängig  von 
dem  momentanen  Charakter  der  Epidemie.  Stadthagen. 


L.  Kingsford,  The  channels  of  infection  in  tuberculosis  in  childhood. 

The  Lancet  1904,  S.  889. 

Verf.  suchte  bei  339  Leichen  von  Kindern,  die  an  Tuberkulose  ver- 
storben waren,  den  primären  Erkraukungsberd  zu  bestimmen.  In  212  Fällen 
waren  die  Brustorgane,  in  64  die  Abdominalorgane  zuerst  befallen.  Von 
diesen  Kindern  standen  162  im  Alter  unter  2 Jahren,  und  fanden  sich  bei 
diesen  103  mal  die  primären  Herde  in  den  Brust-,  23  mal  in  den  Unterleibs- 
organen.  Die  primären  Herde  in  den  Brustorganen  und  im  Mittelohr 
rechnet  Verf.  zur  Inhalationstuberkulose,  die  in  den  Bauchorganen  und  den 
Tonsillen  zur  Fütterungstuberkulose.  Er  kommt  zu  dem  Ergebnis,  dass 
63,7  pCt.  der  Inhalations-,  19,2  pCt.  der  Fütterungstuberkulose  zugehören; 
17  pCt.  bleiben  zweifelhaft.  Das  Ergebnis  zeigt,  dass  für  alle  Altersstufen 
der  Kindheit  — einschliesslich  der  frühesten  — die  Inhalation  die  weitaus 
wichtigere  Rolle  spielt  und  dass  die  Fürsorge  für  gute  Wohnungen  und 
gute  Lüftung  derselben,  sowie  für  genügende  Desinfektion  noch  dringlicher 
ist  als  die  Fürsorge  für  gute  Milch.  Stadthagen. 


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796  SosCRN'IIUM.-  PhSohhajknskyu.Marouumkk.  Jkrhkx  u.Eokns.  Huatkk.  Sick.  No. 4 4 . 

Sohernheiin,  lieber  Maretinanwendung  bei  Polyarthritis  rheumatica. 

Deutsche  roed.  Wochenschr.  1905,  No.  15. 

Das  Maretin  (Carbaminsäure-ra-Tolylhydrazid),  über  dessen  Verwen- 
dung bisher  nur  bei  Fieber  der  Phthisiker  berichtet  wurde,  gab  Verf.  mit 
promptem  Erfolge  bei  Fällen  von  Polyarthritis  rheumatica,  die  sich  gegen 
die  verschiedenen  Salicylpräparate  refraktär  gezeigt  hatten.  Die  Dosis 
betrug  0,25—0,5  zweimal  täglich.  Auch  als  Antineuralgicum  bewährte 
sich  das  Mittel.  Bei  gonorrhoischen  Gelenkentzündungen  wirkte  es  dagegen 
nur  vorübergehend  temperaturherabsetzend.  Alkan. 


1)  P.  Preobrajensky  et  M.  Hargoulies,  Contribution  a l’ötude  de  la 
polymyosite.  Rev.  de  med.  1904,  No.  10  u.  11. 

2)  W.  Jessen  uud  E.  Edens,  Polymyositis  und  Polyneuritis  bei  Morbillen. 
Berl.  klin.  Wochenschr.  1904,  No.  32. 

3)  J.  Hnätek,  Polymyositis  acuta  haemorrhagica.  Wiener  med.  Presse 
1905.  No.  19. 

4)  K,  Siek,  Akute  recidivirende  Polymyositis  in  epidemischem  Auftreten. 
Münch,  med.  Wochenschr.  1905,  No.  24. 

1)  Die  Verff.  beschreiben  hier  einen  letal  verlaufenen  Fall  von  sub- 
akuter Polymyositis  mit  genauem  mikroskopischem  Befunde.  Neben  der 
Polymyositis  bestand  eine  Lungentuberkulose.  Ausser  den  bekannten  Yer 
ändcrungen  in  den  Muskeln  waren  die  motorischen  Vorderhornzellen  des 
Rückenmarks  und  der  Med.  oblong,  verändert  (Tigrolyse),  während  die 
peripherischen  Nerven  und  die  bulbären  Nervenstämme  unversehrt  waren. 
Die  Muskelfasern  zeigten  eine  sehr  verschiedene  Dicke  und  waren  oft  zer- 
fallen und  degenerirt;  sie  erschienen  bald  homogen,  bald  in  Fragmente 
geteilt;  die  Gefässe  im  Bindegewebe  wäret)  vermehrt,  ihre  Wände  verdickt 
und  intiltrirt.  Fast  kein  Muskel  des  Rumpfes  uud  der  Extremitäten  blieb 
verschont;  am  meisten  waren  die  Hüft-,  Schulter-,  Oberarmmuskeln  be- 
fallen, sowohl  von  interstitiellen  wie  parenchymatösen  Veränderungen,  die 
anscheinend  beide  gleichzeitig  von  Anfang  an  aufgetreten  waren.  Die  Ver- 
änderung des  Nervensystems,  speciell  der  Ganglienzellen  des  Rückenmarks, 
ist  auf  den  Erschöpfungszustand  des  Kranken  und  die  Tuberkulose  zu  be- 
ziehen. — Das  gemeinschaftliche  Auftreten  von  Polymyositis  mit  Tuber- 
kulose ist  nicht  selten;  und  scheint  hier  das  tuberkulöse  Gift  (Toxin) 
ähnlich  wie  es  in  anderen  Fällen  Neuritiden  erzeugt,  auf  die  Muskel- 
substanz  schädlich  einzuwirken.  Diese  Fälle  verliefen  alle  letal  und  zwar 
nach  subakutem  Verlauf;  sie  gehen,  wie  hier,  oft  mit  Myocarditis  und  Herz- 
schwäche einher.  Oft  sind  auch  die  Zungen-,  Kau-,  Schluck-  und  Atmungs- 
muskeln, wie  in  diesem  Falle,  miterkrankt  und  ihre  Storung  beschleunigt 
den  ungünstigen  Verlauf. 

2)  Die  Verff.  beobachteten  zunächst  bei  einer  32jährigen  Dame  eine 
Polymyositis,  die  nach  Masern  auftrat.  Eine  Dermatitis  mit  Exanthem 
konnte  ausgeschlossen  werden,  zumal  die  Mutter  der  Patientin  ebenfalls  an 
Morbilli  erkrankte.  Der  Fall  ging  in  völlige  Heilung  über.  — Zu  2 Fällen 
von  Polyneuritis  nach  Masern,  die  von  Morton  und  Monro  beschrieben 
sind,  fügten  die  Verff.  einen  neuen  hinzu,  der  ein  I6jäbriges  Mädchen  be- 


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No.  47. 


WlNTHRNITZ. 


797 


trifft,  welche  an  schweren  Masern  mit  Bronchopneumonie,  Otitis  media  u.  s.w. 
erkrankt  war;  während  der  Bronchopneumonie  traten  die  Symptome  der 
Polyneuritis  auf,  die  in  ca.  6—7  Wochen  zur  Heilung  kamen  und  wesent- 
lich die  sensible  Form  der  Neuritis  (Hyperästhesie,  Hyperalgesie,  Druck- 
empfindlichkeit,  lähmungsartige  Schwäche)  darboten. 

3)  Der  Verf.  beschreibt  hier  einen  gutartigen  Fall  der  Polymyositis 
acuta  haemori  hagica  mit  den  Erscheinungen  einer  akuten  Infektionskrank- 
heit mit  Exanthem,  lokalen  Oedemen,  Schmerzen  und  Mnskelempfindlichkeit, 
Neigung  zu  Hämorrhagien,  besonders  in  die  Haut,  Beschwerden  beim 
Schlucken,  Tachycardie  etc.  — Scorbut  und  Morb.  maculosus  Werlhofii 
waren  auszuschliessen,  obwohl  das  Zahnfleisch  hier  ein  wenig  miterkrankt 
war.  Eine  Ursache  der  Infektion  oder  Sepsis  war  in  diesem  Falle  nicht 
nachzuweisen,  ebensowenig  wie  die  Eintrittsstelle  des  Giftes.  Die  auffallen- 
den und  stürmischen  Herzsymptome  standen  anfangs  im  Vordergründe  des 
Krankheitsbildes.  Neben  der  Tachycardie  bestanden  dyspeptische  Erschei- 
nungen, profuse  Schweissbildung,  Milzschwellung,  Albuminurie,  Muskel- 
paresen, Erytheme  der  Haut.  — Der  Fall  ging  in  völlige  Heilung  über 
und  lehrte,  dass  die  Prognose  nicht  stets  so  ungünstig  zu  sein  braucht. 

4)  Die  von  S.  mitgeteilten  Fälle  berechtigen  zu  der  Annahme,  dass 

neben  den  bisher  bekannten  akuten  infektiösen  Polymyositiden  (WaöNER- 
Unverricht  Hoppe)  mit  schwerem  deletärem  Verlauf  auch  mittelschwere 
bis  leichte  Fälle  Vorkommen,  die  im  Verhalten  der  Muskelerkrankuug 
klinisch  und  anatomisch  grosse  Aehnlichkeit  zeigen,  sich  aber  durch 
mangelnde  Beteiligung  der  Haut  und  durch  den  günstigen  Ausgang  von 
jenen  unterscheiden.  Ob  ein  ätiologischer  Zusammenhang  zwischen  diesen 
Formen  besteht,  erscheint  zweifelhaft.  Die  medikamentöse  Therapie  schien 
keinen  Einfluss  auf  den  Verlauf  zu  haben.  Mehrfach  traten  Recidive  im 
Verlauf  mit  milderem  Charakter  auf.  Die  Krankheit  trat  hier  epidemisch 
auf,  ohne  dass  der  Herd  und  die  Art  der  Ansteckung  festgestellt  werden 
konnte.  Der  histologische  Befund  an  den  Muskeln  entsprach  dem  der 
echten  Polymyositis.  S.  Kaliscber. 

II.  Winteruitz,  Ueber  einen  einfachen  Ersatz  des  elektrischen  Vierzclleu- 
bades.  Münch,  med.  Wochenschr.  1905,  No.  38. 

W.  hat  die  vier  Zellenelektroden  des  Schnee’schen  Bades  durch  vier 
grosse  Plattenelektroden  ersetzt,  die  mit  einer  dicken,  gut  durchfeuchteten 
Flanelllage  bedeckt  sind  und  als  Hand-  und  Fusselektroden  dienen.  Wenn 
auch  Verf.  zugiebt,  dass  der  ganze  Teil  der  Extremität,  welcher  beim  Bade 
in  das  Wasser  eintaucht,  als  Elektrode  dient,  so  ändert  sich  das  Verhältnis 
da,  wo  die  Extremität  das  Wasser  verlässt.  Hier  ist  der  Querschnitt  relativ 
klein  und  die  Hautsensibilität  spielt  eine  grosse  Rolle.  Bei  Benutzung  von 
zwei  Armwannen  wird  der  Strom  in  einer  Stärke  von  20 — 24  M.-A.  ver- 
tragen; bei  dem  von  W.  construirten  Apparat  ist  bei  unverletzter  Haut 
das  Gleiche  der  Fall.  Der  Hautwiderstand  wird  auch,  wie  Versuche  zeigten, 
bei  Anwendung  von  Plattenelektroden  überwunden,  nur  darf  man  Hände 
oder  Füsse  nicht  zu  lose  Auflegen.  Auch  für  den  faradischen  Strom  sind 
die  Verhältnisse  ähnliche;  die  Stromstärke  kann  so  weit  gesteigert  werden, 
dass  am  Oberarm  dicht  über  dem  Ellenbogen  Muskelcontraktionen  eintreten. 


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798 


Lano.  — Bukohks  und  Schmidt. 


No.  47. 


Ein  nach  den  W. sehen  Angaben  zusammengesetzter  Apparat  ist  von 
der  Firma  W.  A.  Hirschmann  gebaut.  Verf.  empfiehlt  die  Behandlung 
nervöser  Schlaflosigkeit  und  traumatischer  Neurosen  mittels  seines  Appa- 
rates; die  hierdurch  erzielte  Ailgemeinelektrisation  steht  in  ihren  Erfolgen 
hinter  denen  des  Vierzellenbades  nicht  zurück.  Bernhardt. 


Ed.  Lang,  Dermatosis  epithelialis  (degenerativa)  circumscripta  eczemi- 
formis.  — Paget’s  Disease.  Wiener  klin.  Wochenschr.  1905,  No.  13. 

Der  bekannte,  in  allen  Fällen  fast  genau  gleiche  histologische  Befund 
und  das  ebenso  charakteristische  klinische  Bild  erlauben  nach  Verf.’s  An- 
sicht den  bestimmten  Schluss,  dass  Paget’s  Disease  weder  ein  Ekzem,  noch 
ein  Carcinom,  sondern  eine  Krankheit  sui  generis  ist.  Die  gerötete,  der 
Epidermis  beraubte,  unebene,  oft  nässende  oder  auch  mit  flachen  Borken 
bedeckte  Hautoberfläche  lässt  es  begreiflich  erscheinen,  dass  die  meisten 
Fälle  zunächst  für  ein  chronisches  Ekzem  gehalten  werden,  aber  noch 
niemals  ist  wohl  eine  Affektion  von  vornherein  klinisch  für  ein  Carcinom 
angesehen  worden,  die  sich  erst  später  als  Paget’s  Disease  entpuppt  hätte. 
Die  Unklarheiten  in  der  Frage  sind  zum  grossen  Teil  auf  die  fälschliche 
Annahme  zurückzuführen,  dass  die  Paget’sche  Krankheit  nur  an  der  Brust- 
warze auftrete.  Schon  Pagkt  selbst  hat  zugegeben,  dass  sie  auch  an 
anderen  Stellen  Vorkommen  könne  und  hervorragende  Forscher  haben  sie 
später  an  den  Genitalien,  den  Lippen,  der  Nase,  in  der  Achselhöhle  und 
Nabelgegend  gesehen.  Man  sollte  deshalb  auch  nicht  mehr  von  „Paget's 
Disease  of  the  nipple“,  sondern  nur  im  allgemeinen  von  „Paget’s  Disease“ 
sprechen,  oder  den  in  der  Ueberschrift  angegebenen  Namen  acceptireu,  bis 
ein  tieferer  Einblick  in  die  Aetiologie  eine  präcisere  Bezeichnung  gestattet. 
Verf.  selbst  ist  überzeugt,  dass  es  sich  um  eine  chronisch  verlaufende 
parasitäre  Erkrankung  der  Haut  handelt;  dafür  spricht  besonders  die  nie 
fehlende  scharfe  Umgrenzung  und  die  flächenhafte  Ausbreitung,  die  der 
Process  — falls  er  nicht,  wie  ja  oft  genug  geschieht,  in  Carcinom  über- 
geht — Jahre  lang  beibehält.  H.  Müller. 


A.  Busehke  und  H.  E.  Schmidt,  Ueber  die  Wirkung  der  Röutgeustrablen 
auf  Drüsen.  (Aus  der  Universitätspoliklinik  f.  Haut-  u.  Geschlectats- 
krankh.  in  Berlin.)  Deutsche  med.  Wochenschr.  1905,  No.  13. 

Die  zunächst  am  Hoden,  hauptsächlich  bei  Kaninchen,  vorgenommenen 
Versuche  zeigten,  dass  die  Röntgenstrahlen  im  stände  sind,  durch  die  Haut 
hindurch  eine  hochgradige  Atrophie  jenes  Organs  hervorzurufen,  an  der 
der  Nebenhode  sich  nur  in  viel  geringerem  Grade  beteiligt.  Anderweitige 
makroskopisch  wahrnehmbare  Veränderungen  waren  dabei  nicht  vorhanden. 
Die  histologische  Untersuchung  ergab,  dass  primär  das  Epithel  geschädigt 
wird  und  zwar  in  erster  Reihe  das  sich  schnell  vermehrende  und  teilende, 
erst  später  das  mehr  ruhende  Epithel  der  geraden  Kanälchen  und  des 
Nebenhodens.  Entzündliche  Erscheinungen  fehlten.  Auffallend  war,  dass 
sich  auch  bei  weit  fortgeschrittener  Atrophie  in  einem  Teil  der  Fälle  noch 
lebende  Spermatozoon  im  Nebenhoden  fanden.  — Viel  widerstandsfähiger 


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No.  47. 


Finokr. 


799 


erwies  sich  das  Epithel  der  Nieren,  die  für  die  Versuche  freigelegt 
wurden.  Ausser  einer  geringen,  nicht  einmal  constanten,  Albuminurie  trat 
nur  in  zwei  Fällen  nach  besonders  langer  Bestrahlung  eine  Nekrose  auf, 
die  sich  auf  die  ganze  Dicke  der  Rindenschicht  erstreckte  und  bei  dem 
einen  Tiere  bis  in  die  Marksubstanz  reichte;  daneben  bestand  eine  kräftige 
reaktive  Entzündung.  — Weiter  wurde  die  Einwirkung  der  Röntgenstrahlen 
auf  die  Sch weissdrüsen  an  Katzenpfoten  geprüft.  6 — 10  Sitzungen  von 
12 — 20  Minuten  Dauer  genügten,  um  bei  allen  Tieren  3 — 4 Wochen  nach 
der  letzten  Bestrahlung  eine  völlige,  auch  3 Monate  später  noch  zu  con- 
statirende,  Unterdrückung  der  Schweisssekretion  herbeizuführen.  Abgesehen 
von  einer  eigentümlichen  Glätte  der  bestrahlten  Fläche  zeigte  die  Haut 
meist  nichts  Abnormes,  auch  waren  mikroskopisch  degenerative  Verände- 
rungen an  den  Schweissdrüsenepithelien  nicht  wahrzunehmen.  Derselbe 
Erfolg,  nämlich  gänzliche  Sistirung  der  Schweissabsonderung  ohne  sonstige 
sichtbare  Schädigung,  wurde  bei  einem  Patienten  mit  starker  Hyperidrosis 
manuum  durch  einige  Bestrahlungen  erreicht.  H.  Müller. 


Finger,  Die  Prophylaxe  und  Abortivbehandlung  der  Gonorrhoe.  Deutsche 
med.  Wochenschr.  1905,  No.  7. 

Verf.  kommt  auf  Grund  seiner  Erfahrungen  hinsichtlich  des  Verlaufes 
der  Gonorrhoen  zu  einer  Verwerfung  der  sogenannten  Abortivkuren,  die 
durch  wenige,  aber  möglichst  frühzeitige  und  energische  Applikationen 
mit  einem  Schlage  die  Gonokokken  töten  und  die  Gonorrhoe  zur  Heilung 
bringen  wollen.  Bekanntlich  gelingt  das  nach  den  Angaben  der  Autoren, 
von  denen  die  verschiedenartigen  Abortivkuren  empfohlen  worden  sind, 
nur  unter  bestimmten  Voraussetzungen  und  in  einem  bestimmten  Procent- 
satz der  Fälle.  F.  hat  seit  längerer  Zeit  die  Versuche  abortiver  Behand- 
lung aufgegeben  und  übt  stets  die  systematische  Injektionsbehandlung,  die, 
wie  er  mit  Recht  betont,  unter  günstigen  Umständen  nicht  selten  einen 
abortiven  Verlauf  herbeiführt.  Er  geht  dabei  von  der  Erfahrung  aus,  dass 
diejenigen  Gonorrhoefälle,  in  denen  von  vornherein  die  Krankheitserreger, 
sei  es  durch  stärkere  Virulenz,  sei  es  durch  äussere  Schädigungen  oder 
besondere  anatomische  Verhältnisse  in  tiefere  Schleimhautschichten  oder 
in  Drüsengänge  eindringen,  jeder  Behandlungsart  stärkeren  Widerstand 
leisten  und  auch  bei  abortiven  Behandlungsmethoden  schlechte  Resultate 
geben.  Diejenigen  Fälle  aber,  in  denen  die  Gonokokken  relativ  oberfläch- 
lich sitzen,  sind  mit  den  verschiedensten  Injektionsmitteln  leicht  zu  heilen. 
Für  sie  ist  „der  grosse  und,  was  die  Frage  der  Gewebsschädigung  betrifft, 
oft  nicht  gleichgültige  Apparat  der  Abortivkur“  überflüssig.  Dagegen  führt 
die  frühzeitige  systematische  Behandlung  mit  Arginin,  Protargol,  Largin 
in  einer  Reihe  dieser  Fälle  zum  raschen  Verschwinden  der  Gonokokken 
und  der  Sekretion.  Ein  gleiches  negirendes  Urteil  wie  über  die  Abortiv- 
behandlung fällt  Verf.  über  die  für  eine  individuelle  Prophylaxe  empfohlenen 
Methoden,  die  in  der  Einträufelung  desinficirender  Lösungen  in  die  Harn- 
röhre möglichst  unmittelbar  post  coitum  bestehen.  Die  verschiedenen  dafür 
angegebenen  -Mittel  sind  nach  Meinung  des  Verf.'s  weder  verlässlich  noch 
sicher  unschädlich,  insbesondere  sind  reaktive  Entzündungen  der  Harn- 


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800 


ADDIN8KLL.  — SlTZRNFRKY. 


No.  47 


röhre  verschiedenen  Grades  nach  Anwendung  der  Propbylactica  nicht  selten 
Bei  längerem,  gewohnheitsmässigen  Gebrauch  derselben  sah  F.  an  der 
Urethralschleimhaut  ähnliche  Veränderungen  entstehen  wie  nach  chroni- 
scher gonorrhoischer  Urethritis.  Wenn  aber  Verf.  auf  Grund  dieser  Er- 
fahrungen zu  dem  Schluss  kommt,  dass  die  Empfehlung  solcher  Prophy- 
lactica  durch  den  Arzt  nicht  gerechtfertigt  sei,  so  geht  er  damit  nach 
Meinung  des  Ref.  zu  weit.  Die  Prophylactica  können  ebenso  wie  die  In- 
jektionen nach  der  subjektiven  Empfindlichkeit  dosirt  werden,  zumal  nichts 
dafür  spricht,  dass  gerade  zur  Prophylaxe  die  starken  Lösungen  notwendig 
sind.  Ihr  Gebrauch  mag  als  möglichst  zu  beschränkender  und  ohne  Garantie 
empfohlen  werden,  aber  auch  mit  solchem  Vorbehalt  wird  ihre  Anwendung, 
in  Verbindung  mit  anderen  hygienischen  Maassnahmen  der  individuellen 
Prophylaxe,  schon  dadurch  von  Nutzen  sein,  dass  sie  den  Ausübenden  aD 
das  Vorhandensein  einer  Gefahr  mahnt.  B,  Marcuse. 


Addinsell,  Pre  menstrual  pregnancy  in  a girl  aged  13  years.  The  Lancet 

1005.  March  25. 

Verf.  berichtet  über  die  Entbindung  eines  13jährigen  Mädchens.  Das 
Bemerkenswerte  des  Falles  lag  darin,  dass  das  Mädchen  vor  Beginn  der 
Schwangerschaft  noch  nie  die  Menses  gehabt  hatte.  A.  knüpft  an  die 
Mitteilung  dieses  Falles  einige  allgemeinere  Bemerkungen  über  das  Wesen 
des  Menstruationsprocesses:  Der  Fall  zeige,  dass  Menstruation  und  Ovu- 
lation von  einander  unabhängige  Vorgänge  sind.  Es  sei  anzunehmen,  dass 
die  Frauen  der  Urzeit  nicht  menstruirten,  wenigstens  nicht  in  dem  Sinne, 
in  dem  wir  heute  von  einer  Menstruation  reden.  In  phylogenetischer 
Hinsicht  hat  sich,  wie  A.  glaubt,  das  Phänomen  im  Zusammenhang  mit 
der  Einschränkung,  die  die  excessive  Fruchtbarkeit  unserer  Vorfahren 
aus  der  Urzeit  allmählich  erfuhr,  zu  seiner  jetzigen  Erscheinung  um 
gebildet.  Br.  Wolff. 

Sitzenfrey,  Weiterere  Erfahrungen  über  den  Schambeinschnitt  nach  Gioli. 

Prager  med.  Wochenschr,  1905,  No.  23. 

Verf.  berichtet  über  die  Erfahrungen,  die  in  der  Prager  deutschen 
geburtshülflichen  Klinik  (Prof.  V.  FRANtiuß)  bei  sieben  mittels  des  Schani- 
beinschnittes behandelten  Entbindungen  gesammelt  wurden.  In  keinem  der 
7 Fälle  hat  die  Mutter  irgend  einen  dauernden  Schaden  erlitten  und  in 
allen  7 Fällen  wurden  die  Kinder,  die  sonst  verloren  gewesen  wären,  ge- 
rettet. Die  Mehrzahl  der  Geburten,  namentlich  die  fieberbafteu,  forderten 
unaufschiebbar  die  Perforation,  die  einzig  und  allein  durch  den  Scham- 
beinschnitt  im  abgelaufenen  Semester  in  der  Klinik  völlig  umgangen  wurde. 
— Dem  alleinstehenden  Praktiker,  der  bei  günstigen  Weichteilverhältnissen 
sehr  wohl  den  Schainbeinschnitt  auch  in  düiftigen  äusseren  Verhältnissen 
ausführen  kann  und  soll,  ist  zu  raten,  niemals  bei  unerweitertem  Mutter- 
mund zu  operiren.  Br.  Wolff. 

Einaendungen  werden  an  die  Adresse  de«  Herrn  Geh.  Med. -Kat  Prof.  Dr.  M.  Bernhardt  (Berlin  " 
Französiwche  Htraaae  31)  oder  an  die  Verlagahaudlung  (Berlin  NW.,  Unter  den  Linden  6S)  erbeten 

Verlag  ron  August  Hirsch«alri  ln  Berlin.  — Druck  von  L.  Schumacher  In  Berlin  N.  34. 


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tatuMuuil  Mu-h-Uegistcr. 


Centralblatt 


Praia  d«a  Jahrg*ni<|.y 
3(4  Mark : tu  bfiidicn 

durch  alle  Bucbhand- 
lungrn  u.  PottaiintaUeo. 


für  die 


nipdiriiiisrheii  Wissenschaften. 

Unter  Mitwirkung  von  T — 

MPa 

Prof.  Dr.  H.  Senator  und  Prof.  Dr.  E.  Salk/SvrSki,  v 


redigirt  von 

Prof.  Dr.  M.  Bernhardt  \ t 


n v-'''  y 

JAN  ;)  1906 


1905. 


®.  Uecember. 


Inlmlt:  Rastel  und  St  bin,  Lymphdrüsenbau  und  Tuberkulose.  — 
Henkt,  Neuer  Dynamometer.  — Bloch,  Purinstoffwcchsel  beim  Menschen.  — 
Pohchkr,  Urspning  des  Milchzuckers.  — Scuittenhelh,  Die  Fermente  des 
Nukleinstoffwechsels.  — Eli. inoer,  Ucber  die  Entstehung  der  Kynurensüure.  — 
Loewv  und  Nkubkko.  Ueber  Cystinurie.  — Honl,  lieber  Darmdivertikel.  — 
Bahdenhecer  und  Lehmen,  Ueber  die  Resektion  der  Hiiftpfaune.  — v.  Gkafe, 
Ueber  die  operative  Verletzung  des  Ductus  tboracicus.  — Phil,  Ueber  sym- 
pathische Ophthalmie. — Schulze,  Syphilisimpfungen  bei  Kaninchen. — Barth, 
Facialislähmung  infolge  von  Mastoiditis.  — Ostmann,  Ueber  Knochenleitung  beim 
Hören.  — Robert,  Formamint  bei  Bronchitis  foetida.  — Neufeld,  Kieferböhlen- 
empyem bei  Tuberkulose  und  Syphilis.  — Wood,  Die  Lymphwege  der  Tonsillen. 
— Haiin,  Körte  und  Steinukeo,  Blutserum  und  Typhusbaeilleu.  — Pabsi.kh. 
Serumlherapie  bei  Pneumonie.  — Lokvenhart,  Ueber  Bcnzoy Isuperozyd.  — 
Neukibch,  Ueber  essentielle  Albuminurie.  — Tiegel,  Ueber  peptische  Jejuual- 
geschwüre. — Buhgeh,  Ueber  das  Protylin.  — Hahtings,  Die  Lumbalfliissigkeit 
bei  Meningitis.  — Haoelstam,  (!binker.  Ueber  die  juvenile  Tabes.  • — Dupuv- 
Dutemp8,  Irisatrophie  bei  Tabes  und  Paralyse.  — Klinohüi.leb  und  Halbrh- 
städteb,  Ueber  die  baktericide  Wirkung  des  Fiusen lichtes.  — Davidsohn, 
Noeggeuatii  und  Staehklin,  Spitzer.  Rille  und  Vockkkodt,  Rei- 
schauer, Nigris,  Mulzer,  Scholtz,  Grouven  und  Fabev,  Khaus  und 
Prantschopf,Sobeiinheim  und  Tomasczewbki.Herxheimer.Krzvsztalo- 
wicz  und  SiBiiLECKi,  Ueber  Spirochätenbefunde  bei  Syphilis.  — Hörhann, 
Ueber  den  abdominellen  Druck. 


J.  Bartel  und  R.  Stein,  Lymphdrüsenbau  und  Tuberkulose.  Arch.  f. 

Anat.  u.  Physiol.  Anat.  Abteil.  Jalirg.  1905.  H.  2/3,  S.  141. 

An  normalen  Lymphdrüsen  von  Föten,  Neugeborenen,  Kindern  und 
Erwachsenen  bis  zu  82  Jahren  haben  die  Verflf.  die  regionären  Lymph- 
knoten der  obersten  Wege  des  Verdauungs-  und  Respirationstraktus 
(Tonsillen,  Halslymphdriisen),  der  unteren  Wege  des  Respirationstraktus 
{Bronchialdrüsen),  der  unteren  Verdaunngswege  (Mesenterialdrüsen)  mit 
Rücksicht  darauf  studirt,  ob  der  verschiedenartige  Bau  nach  Lokalität 
oder  nach  dem  Alter  eine  teilweise  Erklärung  zu  liefern  im  stände  ist  für 
die  Prädisposition  gewisser  Eingangspforten  für  lymphogene  Infektionen, 
zumal  für  Tüberkulose.  Mit  Hülfe  einer  modificirten  Mallory-Färbung 
(nach  Woolley)  kamen  nun  die  Verff.  zu  der  Vorstellung,  dass  das  Reti- 
XLIU.  Jahrgang.  51 


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Hknby. 


No.  48 


*02 


culum  der  menschlichen  Lymphdrüse  ans  Endothelzellcn,  Rindegewcbefasem 
und  elastischen  Fasern  besteht;  in  den  frühesten  Altersstufen  ist  es  reich 
an  Zellen,  arm  an  elastischen  Fasern,  die  Bindegewebefasern  sind  allent- 
halben von  Zellen  umscheidet.  Zwischen  dem  20.  und  50.  Lebensjahre 
nehmen  diese  stark  an  Zahl  ab,  die  Bindegewebefasern  erscheinen  bloss- 
liegend und  elastische  Fasern  werden  im  Reticulura  des  Randsinus  be- 
merkbar. Die  Lymphdrüsen  des  Greisenalters  zeigen  vielfach  verdickte 
Bindegewebe-  und  elastische  Fasern,  die  als  Zeichen  regressiver  Meta 
morphose  sich  auffasern,  während  die  Zellen  ganz  in  den  Hintergrund 
treten.  Der  Filtrationsapparat  ist  nun  an  verschiedenen  Stellen  und  in 
verschiedenen  Lebensaltern  in  recht  verschiedenem  Grade  seiner  Funktion 
augepasst.  Die  lytnphadenoiden  Hinrichtungen  der  Schleimhäute  zeichnen 
sich  durch  die  Weite  ihres  Reticulum  aus.  Im  vierten  Monate  beginnt  in 
dem  Bronchiallymphdrüsen  die  Anthrakose  eiuzusetzeD.  die  bis  zu  einer 
Induration  führen  kann.  Die  Hals-  und  Meseuteriallymphknoten  zeigen  nur 
sehr  geringfügige  zeitliche  Abweichungen.  In  den  ersten  Lebensmonaten 
können  die  eindringenden  Bacillen  infolge  des  allenthalben  sehr  lockeren 
und  unentwickelten  Filters  keine  sehr  intensive  Wirkung  prodnciren.  Mit 
der  fortschreitenden  Entwickelung  des  Reticulum  (1.  Jahr  bis  Beginn  des 
2.  Decenniums)  mehren  sich  die  Fälle  der  allgemeinen  Lymphdrüsen- 
tuberkulose.  Mit  der  zunehmenden  Anthrakose  tritt  die  tuberkulöse  Er- 
krankung der  Bronchialdrüsen  in  den  Vordergrund;  zugleich  trägt  die 
Rückstauung  der  Lymphe  und  die  infolge  davon  eintretende  Destruktion 
der  Lungenlymphbahnen  mit  dazu  bei,  dass  dieses  Organ,  unfähig  sich  der 
eingedruugenen  Erreger  zu  entledigen,  allein  dem  Kampfe  mit  ihnen  über- 
lassen wird.  Den  Hals-  und  Mesenterialdrüsen  gelingt  es  bei  ihrem  gut 
erhaltenen  Aufbau  leichter,  der  Bacillen  Herr  zu  werden,  da  sie  nur  einen 
Teil  derselben  Zurückbalten,  Es  geht  demnach  nicht  an,  aus  der  beson- 
deren Häufigkeit  und  Intensität  der  Erkrankung  bestimmter  Drüsengruppeu 
den  Schluss  zu  ziehen,  dass  die  entsprechenden  Sehleimhautbezirke  die 
häufigsten  Eingangspforten  der  Infektion  sind.  Poll. 


Cli.  Henry,  Sur  la  mesure  de  I’energie  disponible  par  nn  dynamoroetre 
localisateur  enregistreur.  Compt.  rend.  (JXL.,  12,  p.  800. 

H.  hat  ein  Dynamometer  construirt,  das  im  wesentlichen  aus  einer 
elastischen  Gummibirue  besteht,  die  mit  etwa  1,6  kg  Quecksilber  gefüllt 
ist.  Durch  den  Druck  der  Hand  wird  das  Quecksilber  in  eine  senkrecht« 
Röhre  hineingepresst  und  treibt  dabei  einen  eisernen  Schwimmer  in  die 
Höhe,  dessen  Exkursionen  graphisch  registrirt  werden  können.  Auf  die  mit- 
geteilte Theorie  des  Instrumentes  soll  hier  nicht  eingegaugen  werden,  nur 
mag  erwähnt  sein,  dass  es  den  Federdynamoraetern  gegenüber  den  Vorzug 
besitzt,  dass  es  nicht  wie  sie  beim  Drücken  Schmerz  verursacht.  Dadurch 
nämlich  wird  die  Versuchsperson  verhindert,  in  jedem  Augenblick  mit 
maximaler  Kraft  zu  drücken  und  der  Muskel  ruht  daher  zeitweilig  in  un- 
controllirbarer  Weise.  Nicolai. 


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No.  48.  Bl  .OC11.  PoRrifKK.  — S'HITTKNHKI.M.  ElLIKUKU.  803 

Kr.  Bloch,  Beiträge  zur  Kenntnis  des  Purinstoffwecbsels  beim  Menschen. 
Deutsches  Arch.  f.  klin.  Med.  Bd.  83,  S.  41)0. 

B.  untersuchte  zunächst  die  Ausscheidungsbedingungen  von  Hefenuklein- 
säure bei  Gesunden.  Er  gab  nach  einigen  Tagen  gleicbmässiger  Nahrung 
10  g Hefeuuk leinsäure  als  Beigabe  in  einer  Dosis  und  bestimmte  die 
Aeuderung,  die  die  Harnsäureausscheidung,  zum  Teil  auch  die  der  Purin- 
basen, erfuhr.  Er  bestätigt,  dass  bei  purinfreier  Kost  die  Harnsäure- 
ausscheidung sich  auf  einem  constanten,  aber  individuell  verschiedenen 
Wert  einstellt,  ferner  dass  im  Mittel  40,71  pCt.  der  mit  der  Nukleinsäure 
zugeführten  Purinmenge  ausgeschieden  werden.  Die  Mebrausscheidung  von 
Purinen  nach  einmaliger  Fütterung  dauert  drei  bis  fünf  Tage  an.  — 
Während  sich  im  Blute  purinfrei  genährter  Individuen  keine  Harnsäure 
finden  lässt,  ist  ihre  Menge  nicht  unbeträchtlich,  wenn  einige  Zeit  purin- 
haltige Kost  (Bouillon,  F'leisch,  Schinken)  gereicht  wird  (in  200  Blut  6 mg 
Harnsäure);  höher  noch  nach  Nukleinsäurefütterung.  — In  der  Recon- 
valescenz  bei  Ileotyphus  findet  sich  keine  Störung  des  Nukleinstoffwechsels, 
speciell  kein  N uk le i nansatz.  Dagegen  war  die  Purinausscheidung  bei 
zwei  Diabetikern  beträchtlich  vermindert.  Umgekehrt  war  sie  in  einem 
Falle  alkoholischer  I.ebercirrhose  vermehrt,  aber  dabei  zugleich  verzögert. 

Einige  Erfahrungen  B.'s  sprechen  dafür,  dass  nach  Nukleinsäurezufuhr 
ein  Teil  der  Harnsäure  im  Blute  sich  in  organischer  Bindung  befindet.  — 
Durch  Röntgenbestrahlung  konnte  bei  einem  gesunden  Menschen  die  Aus- 
scheidung von  Harn-  und  Phosphorsäure  gesteigert  werden. 

A.  Loewy. 

Ch.  Porcher,  Sur  l'origine  du  lactose.  Des  effets  des  injectiuns  de  glucose 
chez  ies  femelles  en  lactation.  Cnmpt.  rend.  de  l'acad.  T.  141,  p.  467. 

Entsprechend  den  Erfahrungen  von  ZOlzer  und  v.  Noordkn,  die 
nach  Einführung  von  Traubenzucker  per  os  bei  Wöchnerinnen  eine  Lak- 
tosurie  auftreten  sahen,  findet  P.,  dass  bei  Kühen,  Ziegen,  Hunden 
während  der  Laktation  subkutan,  intraperitoneal  oder  in  die  Brustdrüsen 
eingespritzter  Traubenzucker  Zu  einer  Laktosurie  führt.  — Nur  wenn 
die  Zuckermengen  übermässig  gross  sind,  sind  die'  Milchdrüsen  unfähig 
allen  zu  verarbeiten  und  es  tritt  zugleich  auch  Traubenzucker  im  Harn  auf. 

A.  Loewy. 

A.  Schittenhelm,  (Jeher  die  Fermente  des  Nukleinstoffwechsels.  Zeitschr. 
f.  physiol.  Chem.  Bd.  43,  S.  228. 

Man  hat  sich  die  Harnsäurebilduug  im  tierischen  Organismus  so  vor- 
zustellen.  dass  zwei  F’ermente  dabei  tätig  sind,  ein  desan'iidireudes,  welches 
die  Ueberführung  von  Guanin  in  Xanthin  und  von  Adenin  in  Hypoxanthin 
ermöglicht,  und  ein  lebhaft  oxydirendes.  welches  Hypoxanthin  zu  Xanthin 
und  Xanthin  wiederum  zu  Harnsäure  umwandelt.  Wohlgemuth. 


A.  Ellinger,  Die  Entstehung  der  Kynurensäure.  Zeitschr.  f.  physiol.  Chem. 
Bd.  43,  S.  326. 

Tryptophan  ist  als  die  Vorstufe  der  Kynurensäure  zu  betrachten, 

51* 


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804 


liOKWY  Ulld  NkUHÜIIO.  UoNI.. 


No.  48. 


denn  Fütterungsversuche  an  Hunden  sowohl,  wie  an  Kaninchen  mit 
Tryptophan  ergaben,  dass  die  Tiere  Kynurensäure  mit  dem  Harn  aus- 
schieden. Wohlgemuth. 

A.  Loewy  und  C.  Neuberg,  Ueber  Cystinurie.  (I.  Mitteilung)  Zeitschr. 
f.  physiol.  Chem.  Bd.  43,  S.  338. 

Der  Cystinuriker  hat  nicht  allein  die  Fähigkeit  verloren,  das  im 
Körper  frei  gewordene  Cystin  zu  verbrennen,  sondern  er  scheidet  auch 
freie  Aminosäuren,  wenn  man  sie  ihm  per  os  verabfolgt,  unverändert  durch 
den  Harn  wieder  aus.  Die  Diaminosäuren  (Lysin,  Arginin)  erleiden  prin- 
cipiell  das  gleiche  Schicksal,  doch  wird  aus  ihnen  der  so  wie  so  locker 
haftende  Rest  der  C02  abgespalten,  und  im  Harn  erscheinen  dann  statt 
Lysin  — Cadaverin,  statt  Arginin  — Putrescin.  Wohlgemuth. 


4.  Honl,  Ueber  Diverticula  intestini  jejuni  et  crassi.  (Aus  dem  pathol.- 
anat.  u.  bakteriol.  Institut  der  k.  u.  k.  böhm.  med.  Fakultät  in  Prag.) 
Wiener  klin.  Rundschau  1905,  No.  34. 

Mit  dem  Meckel’schen  Divertikel,  welches  bekanntlich  infolge  einer 
Persistenz  oder  unvollkommenen  Obliteration  des  Ductus  omphalomesen- 
tericus  entsteht,  seinen  Sitz  oberhalb  der  Bauhin’schen  Klappe  hat  und 
zu  mancherlei  ein  operatives  Einschreiten  erfordernden  Krankheitserschei- 
nuugen  führen  kann,  haben  die  Beobachtungen  des  Vcrf.’s  nichts  gemeinsam, 
sondern  hier  handelt  es  sich  um  andere  Anomalien  und  zwar  um  Aus- 
stülpungen, die  am  Dünndarm,  am  Duodenum  anfangen,  sich  bis  zum 
Coecuin  und  Colon  fortsetzen  und  meistens  ganz  besonders  deutlich  an  der 
Flexura  sigmoidea  ausgebildet  sind.  Die  Meckel’schen  Divertikel  werden 
allgemein  als  echte,  die  anderen,  bei  denen  es  sich  nur  um  Ausstülpungen 
der  Schleimhaut  und  der  Serosa  durch  Spalten  in  der  Muscularis  hindurch 
handelt,  als  unechte  oder  erworbene  angesehen.  Verf.  teilt  eine  Anzahl 
von  Fällen  aus  der  Litteratur  mit  und  kommt  dann  zur  Besprechung  seiner 
Fälle.  In  dem  einen  war  das  Individuum  an  einem  Carcinoma  ventriculi 
zu  Grunde  gegangen.  Bei  der  Sektion  fand  sich  ein  Lungenempbysem. 
Bronchitis.  Bronchopneumonie  und  37  Darmansstiilpungen,  die,  am  Duo- 
denum anfangend,  in  einer  Länge  von  40— 50  cm  am  Jejunum  ausgebreitet 
waren  und  gerade  an  der  Insertion  des  Mesenteriums  am  Darm  sassen. 
Die  grössten  von  ihnen  erreichten  Taubeneigrösse.  Der  Sektionsbefund  im 
zweiten  Fall  lautete:  Eitrige  Cystitis  und  Pericystitis,  Unterlappenpneumonie 
beiderseits,  Decubitus,  Hypospadie,  Magendilatation,  zahlreiche  Divertikel  des 
Dünndarm.  Die  Anzahl  dieser  Gebilde  betrug  89,  sie  begannen  am  Duo- 
denum und  fanden  sich  bis  zum  Ileuro  hin.  Ihre  Grösse  schwankte  von 
Hanfkorn-  bis  Taubeneigrösse.  Aehnlich  wie  die  echten  können  auch  die 
falchen  Divertikel  zu  ernsten  Complikationen  den  Anlass  geben:  Zu  Ein- 
klemmungen  von  Fremdkörpern  und  Kot,  zu  Ulcerationen,  Perforationen 
und  perforirender  Peritonitis  mit  anschliessenden  Verwachsungen,  Stenosen 
und  zu  einer  Reihe  von  Erscheinungen,  die  andere  Krankbeitsbilder,  wie 
Perityphlitis  und  Geschwulstbildungen,  Vortäuschen  können.  Geissler. 


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No.  48 


ßAKUKMJliL'KB  Ullrf  LkUIIKN.  — V.  GhAFK. 


805 


Bardenheuer  und  Gemmen.  Die  Resektion  der  Hüftgelenkspfanne  bei 
tuberkulösen  und  osteomyelitiseben  Entzündungen  des  Hüftgelenkes. 
Festschrift  zur  Eröffnung  der  Akad.  für  prakt.  Medicin  in  Cölu.  S.  267. 

B.  bat  in  deu  letzten  sechs  Jahren  (April  1898  bis  Juni  1904)  im 
ganzen  in  26  Fällen  auf  der  chirurgischen  Abteilung  des  Gölner  Bürger- 
hospitals die  Resektion  der  Hüftgelenkspfanne  wegen  tuber- 
kulöser und  osteomyelitischer  Erkrankungen  des  Hüftgelenkes 
und  der  dasselbe  umgrenzenden  knöchernen  Teile  ausgeführt.  Von  den 
26  Pfannenresektionen  wurden  18  wegen  einer  tuberkulösen  Erkrankung 
und  8 wegen  Osteomyelitis  der  Beckenpfanne  ausgeführt.  Die  totale  Re- 
sektion der  Hüftgelenkspfanne  ist  nach  B.  eine  grosse,  aber  ungefährliche 
Operation;  allerdings  setzt  sie  eine  gewisse  technische  Fertigkeit  und 
Schnelligkeit  im  Operiren  voraus.  Sie  ist  indicirt  bei  allen  septischen 
Epiphysenlinienentzündungen  der  Hüftpfanne  sowie  bei  den  Osteomyelitiden 
der  benachbarten  Knochen,  wenn  sie  die  Pfanne  in  schwerer  Weise  mit- 
afficirt  haben.  Sie  ist  indicirt  bei  allen  Resektionen  von  tuberkulös  er- 
krankten Hüftgelenken,  wenn  die  Pfanne  soweit  in  Mitleidenschaft  gezogen 
ist,  dass  eine  oberflächliche  Abkratznng  nicht  genügt.  Sie  ist  bei  Fisteln 
am  Hüftgelenk  indicirt,  welche  in  der  Pfannencaries  ihre  Ursache  haben, 
und  die  bei  conservativer  Behandlung  nicht  ausheilen,  vielmehr  durch  an- 
haltende und  reichliche  Eiterung  den  Allgemeinzustand  ungünstig  beein- 
flussen. Die  totale  Pfanuenresektiou  hat  auf  eine  Verkürzung  des  Beines 
keinen  wesentlichen  Einfluss;  für  den  Gehakt  schafft  sie  in  keiner  Weise 
ungünstige  Verhältnisse;  auch  sonst  hat  sie  auf  die  benachbarten  Organe 
keinen  störenden  Einfluss.  Bei  Pfannenosteomyelitis  ist  sie  itn  gegebenen 
Falle  als  lebeusrettende  Operation  anzusehen;  im  Falle  einer  tuberkulösen 
Erkrankung  hat  ihre  Totalresektion  einen  ausserordentlich  günstigen  Ein- 
fluss auf  die  definitive  Heilung.  Joachimsthal. 


E.  v.  (Iraff,  Zur  Therapie  der  operativen  Verletzung  des  Ductus  thoracicus. 

Wiener  klin.  Wochenschr.  1905,  No.  1. 

Im  Anschluss  an  die  Mitteilung  eines  Falles  von  operativer  Verletzung 
des  Ductus  thoracicus  bei  der  Exstirpation  linksseitiger  tuberkulöser  Hals- 
drüsen bei  einem  13jährigen  skrophulösen  Kind  berichtet  v.  G.  über  die 
Resultate,  die  eine  Durchsicht  der  Litteratur  derartiger  Verletzungen  ergiebt. 
— Es  zeigt  sich  dabei,  dass  die  bei  oder  nach  Operationen  am  Halse  auf- 
tretende Chylorrhoe  stets  durch  eine  Verletzung  des  Ductus  thoracicus 
selbst  bedingt  ist,  bisher  nur  bei  Operationen  an  der  linken  Halsseite 
eiutrat  und  eine  zwar  vorübergehende,  aber  schwere  Ernährungsstörung 
bedingt,  die  bei  Hinzutreten  anderer  Schädlichkeiten  (Blutverlust,  lange 
Narkose)  gelegentlich  zum  Tode  führen  kann.  — 

Genauer  wird  auf  die  Resultate  der  Therapie  eingegangen,  wobei  sich 
zeigt,  dass  die  in  17  von  27  Fällen  angewandte  Tamponade  nur  3 mal 
von  sofortigem  Erfolge,  d.  b.  Aufhören  des  Chylusausflusses,  begleitet  war, 
in  den  übrigen  13  Fällen  sich  eine  Cbylusfistel  ctablirt,  die  iu  einem  Falle 
über  3 Monate  bestand.  — Der  einzige  von  sofortigem  Erfolge  begleitete 
Eingriff  bei  Verletzung  des  Ductus  thoracicus  besteht  in  der  Ligatur  des- 


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806 


Phil.  — Scrolzk.  — Barth.  — Ostmann. 


No.  48. 


selben  bezw.  der  Naht  seiner  Verletzung  am  Halse.  Dieses  Verfahren  ist 
mit  keinerlei  schädlichen  Folgen  für  den  Gesaromtorganismus  verbunden, 
da  mühelos  die  Collateralen  des  Ductus  sich  erweitern  und  vicariirend 
eintreten.  Peltesohn. 

A.  Pihl,  Casuistische  Beiträge  zur  sympathischen  Ophthalmie,  nebst  einigen 
pathologisch-anatomischen  Untersuchungen,  v.  Graefe’s  Arch.  f.  Ophthalm. 
LX.,  3,  S.  568. 

Unter  13750  Patienten  beobachtete  P.  9 Fälle  von  sympathischer 
Ophthalmie,  daunter  befand  sich  ein  Fall  von  reiner  Papillitis,  einer  mit 
Papillitis  und  Chorioretinitis,  einer  mit  Chorioretinitis  plastica  mit  Glas- 
körperexsudation oder  Uveitis  posterior,  zwei  Fälle  mit  leichterer  Irido- 
cyclitis  serosa  und  vier  Fälle  mit  schwerer  Iridocyclitis  fibrinosa.  Betreffs 
der  Therapie  tritt  Verf.  auch  nach  Ausbruch  der  sympathischen  Ophthalmie 
am  zweiten  Auge  für  frühzeitige  Enukleation  des  ersterkrankten  Auges 
ein,  selbst  wenn  das  sympathisirende  Auge  noch  etwas  sieht.  Hierdurch 
wird  verhütet,  dass  noch  mehr  Mikroben  und  deren  Produkte  ins  zweite 
Auge  gelangen.  Horstmann. 

W.  Schulze,  Impfungen  mit  Luesmaterial  an  Kaninchenaugen.  Klin. 
Monatsbl.  f.  Augenheilk.  XL1II  Jahrg.  II.  Bd..  S.  253. 

Sch.  benutzte  als  Impfmaterial  teils  frisches  Luesgewebe  wie  Initial- 
sklerosen  und  Blut,  teils  conservirtes  Condylomgewebe  sowie  Nierenemulsion 
mit  Syphilis  geimpfter  Kaninchen.  Diesen  Impfstoff  brachte  er  in  die  ein- 
geritzte Iris  von  Kaninchen.  Eine  Anzahl  der  Tiere  ging  schon  in  den 
ersten  14  Tagen  zu  Grunde,  bei  den  übrigen  entwickelten  sich  unter  Ent- 
zündungserscheinungen Knötchen  in  der  Iris,  die  nach  3—4  Wochen  ihre 
bedeutendste  Grösse  erreicht  hatten,  um  dann  wieder  zurückzugehen.  Im 
Gewebe  der  Iris  fanden  sich  im  Plasma  (nie  im  Kern)  der  Zellen  die  von 
SlGL  als  Cytorrhyctes  litis  bezeichnten  Gebilde.  Die  „Parasiten“  waren 
in  noch  grösserer  Anzahl  im  Nierenausstrichpräparat  nachweisbar.  Die 
Impfungen  von  Affen  mit  solcher  Kanincheniris  oder  Nierenemulsion  hatte 
stets  syphilitische  Primär-  und  Sekundärerscheinungen  zur  Folge;  die 
inneren  Organe  der  geimpften  Affen  enthielten  dann  ebenfalls  Cytorrhycten. 

G.  Abelsdorff. 

Barth,  Zur  Kenntnis  der  Facialislähmung  infolge  Bezold'schcr  Mastoiditis. 
Zeitschr.  f.  Ohreüheilk.  Bd.  50,  H.  3. 

Das  Besondere  des  von  B.  mitgeteilten  Falles  liegt  darin,  dass  die 
Schädigung  des  N.  facialis  ausserhalb  des  Schläfenbeines,  nach  seinem 
Austritt  aus  dem  Foramen  stvlomastoideus  erfolgte  und  zwar  bedingt  durch 
einen  unterhalb  des  Warzenfortsatzes  in  der  Fossa  digastrica  gelegenen 
Senknngsabscess.  Schwabach. 

Ostinnnii,  Kritisch-experimentelle  Studien  zu  Bezold’s  Untersuchungen 
über  „Knochenleitung  und  Schallleitungsapparat  im  Ohr.“  Zeitschr.  f. 
Ohrenhcilk.  Bd.  49,  H.  3 u.  4,  S.  331. 

Entgegen  der  Ansicht  Bezold’s  (Zeitschr.  f.  Ohrenheilk.,  Bd.  48),  dass 


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No  48. 


Robebt.  — Neupeld.  — Wood. 


807 


der  Knochenleitung  nur  ein  relativ  geringer  Wert  für  den  Menschen  zu- 
komme,  glaubt  0.  auf  Grund  eigener  Untersuchungen  sich  dahin  aus- 
sprechen zu  sollen,  dass  wenn  wir  den  Wert  der  Knochen-  und  Luftleitung 
für  unser  Hören  nach  der  Grösse  der  Amplitude,  bei  der  der  Ton  für  das 
Ohr  erklingt,  abschätzen  wollen,  wir  nur  zu  dem  einen  Urteil  kommen 
können,  dass  die  Uebertragung  eines  Tones  bis  g durch  den  Knochen  un- 
endlich viel  feiner  als  durch  die  Luft  ist.  Freilich  müsse  man  sich  hüten, 
nun  gleich  weiter  zu  schliessen,  dass  der  Wert  der  Knochenleitung  für 
unser  Hören  viel  grösser  sei,  als  der  der  Luftleitung,  denn  wir  pflegen 
doch  das,  was  wir  hören  wollen  und  müssen  nur  sehr  selten  in  einen 
direkten  Contakt  mit  unserem  Schädel  zu  bringen,  wie  die  Stimmgabel  im 
Experiment.  Scbwabach. 

Robert,  Erfolgreiche  Behandlung  eines  Falles  von  Bronchitis  foetida  mit 
Formamint,  einem  neuen  Organdesinficienz.  Deutsche  militärärztl.  Zeit- 
schrift 1005,  No.  5. 

Formaninttabletten  sind  eine  Verbindung  zweier  Formaldehydverbin- 
dungen und  zwar  einer  Zucker  und  einer  Menthol  Verbindung,  welche  0,01 
Formaldehyd  enthalten.  Nach  Einnehmen  von  6 — 8 Tabletten  lässt  sich 
nach  24  Stunden  freies  Formaldehyd  im  Harn  nachweisen.  Verf.  behandelte 
einen  Fall  von  Bronchitis  foetida  mit  diesem  Mittel  und  war  mit  dem  Er- 
folg sehr  zufrieden,  sodass  er  zu  weiteren  Versuchen  anregt. 

W.  Lublinski. 

Neufeld,  Tuberkulose,  Syphilis  und  Kieferhöhleneiterung.  Arch.  f.  Laryngol. 
u.  Rhinol.  Bd.  17,  H.  2. 

Zu  den  seltenen  Ursachen  des  Kieferhöhlenempyems  gehören  Tuber- 
kulose und  Syphilis.  Verf.  teilt  von  beiden  je  einen  Fall  mit.  Die  Tuber- 
kulose wurde  wahrscheinlich  durch  Läsion  der  zahnlosen  Gingiva  und  In- 
fektion durch  den  Speichel  hervorgernfen  und  verbreitete  sich  auf  das 
Knochengerüst  des  Oberkiefers.  Die  sehr  dünne  Alveolarplatte  wurde 
bald  zerstört  und  so  kam  es  durch  Sekundärinfektion  zum  stinkenden 
Empyem.  Bei  der  Lues  ist  wohl  die  gummöse  Erkrankung  der  facialeu 
Knochenwand  der  Oberkieferhöhle  die  primäre  Erkrankung  gewesen. 

W.  Lublinski. 

G.  R.  Wood,  The  lymphatic  drainage  of  the  faucial  tonsils.  Atneric. 
journ.  of  med.  Sciences  1905,  Aug. 

Verf.  hat  eine  Lösung  von  Berliner  Blau  in  Terpentinspiritus  in  die 
Gaumentonsille  injicirt,  um  den  Verlauf  der  abführenden  Lymphgefässe 
und  die  Lage  der  zugehörigen  Drüse  festzustellen.  Die  Gefässe  gehen  von 
der  Tonsille  durch  das  peritonsilläre  Bindegewebe,  die  Pharynxaponeurose 
und  den  oberen  Pharynxconstriktor  abwärts  unter  die  A.  facialis  und  dann 
nach  hinten  zwischen  V.  jugularis  int.  und  M.  stylobyoideus  zu  einer  Drüse, 
die  dicht  am  vorderen  Rande  des  M.  sternocleidomastoideus  liegt,  wo  er 
vom  hinteren  Bauche  des  M.  digastricus  gekreuzt  wird.  Vou  dieser  Drüse 
geht  der  Lympbstrom  zu  den  Glandulae  jugulares  und  ergiesst  sich  in  den 
Truncus  jugularis.  Diese  sogenannte  tonsilläre  Lymphdrüse  ist,  wenn  sie 


r 

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808 


Hahn.  Kortk  und  Stkinhkko.  — PAsslkh. 


No.  48. 


auch  mit  anderen  Halsgefässen  in  Verbindung  steht,  hauptsächlich  bei  den 
Erkrankungen  der  Gaumentonsille  beteiligt.  Sturmann. 


(».  Hahn,  lieber  die  baktericide  Wirkung  des  menschlichen  Blutserums 
gegenüber  Typhusbacillen  (Nachweis  des  Zwischenkörpers).  Deutsches 
Arch.  f.  klin.  Med.  1905,  Bd.  82,  S.  294. 

Körte  und  Steinberg,  Weitere  Untersuchungen  über  die  baktericide 
Reaktion  des  Blutserums  der  Typhuskranken.  Ebenda.  S.  321. 

H.  hat  durch  baktericide  Reagensglasversuche  ermittelt,  ob  und  in 
welchen  Mengen  im  Blute  Gesunder  und  Nicht-Typhuskranker  der  auf 
Typhusbacillen  wirksame  Amboceptor  nachweisbar  ist.  Es  wurde  unter 
gleichzeitiger  Vornahme  der  verschiedenen  Controllen  inaktivirtes  Blut- 
serum in  abgestuften  Dosen  und  gleichen  Mengen  Typhuscultur  zusammen- 
gebracht und  dann  durch  frisches  Kaninchenserum  das  erforderliche  Com- 
plement  hinzugefügt.  Es  zeigte  sich,  dass  nicht  selten  der  Amboceptor 
nachweisbar  ist,  gemeinhin  aber  bei  Gesunden  in  verhältnismässig  geringer 
Menge.  Bei  Nicht-Tvphuskranken  sind  meist  grössere  Mengen  Amboceptor 
nachweisbar,  jedoch  konnten  bestimmte  Beziehungen  zwischen  der  Höbe 
der  baktericiden  Titres  und  bestimmten  Krankheiten  nicht  festgestellt  werden. 

K.  und  ST.  untersuchten  ebenfalls  mittels  Reagensglasversuchens  das 
Serum  Typhuskranker  und  -Reconvalescenten  nnd  fanden,  dass  hier  der 
Amboceptor  meist  noch  bei  hoher  (bis  millionenfacher)  Verdünnung  nach- 
weisbar ist.  Der  baktericide  Titre  nimmt  zunächst  während  der  Krankheit 
zu,  um  gegen  Ende  und  besonders  während  der  Reconvalescenz  wieder 
abzunehmen.  Dies  spricht  dafür,  dass  die  Immunität  nicht  auf  einen  ver- 
mehrten Gehalt  an  Amboceptoren  beruhen  kann,  was  auch  dadurch  er- 
härtet wird,  dass  trotz  hohen  baktericiden  Titres  ein  Recidiv  auftreten 
kann.  Ebenso  konnten  Verff.  nicht  Beziehungen  zwischen  Höhe  des  bakteri- 
ciden Titres  und  Schwere  der  Erkrankung  nachweisen,  wie  auch  der  bak- 
tericide Titre  völlig  unabhängig  ist  von  der  Agglutinatinnskraft  des  Serum?. 
Hinsichtlich  der  Verwertbarkeit  des  baktericiden  Titres  für  die  Typhus- 
diagnose liegen  die  Verhältnisse  ähnlich  wie  bei  der  Agglutination.  Je 
höher  der  baktericide  Titre  eines  zu  untersuchenden  Serums  über  die  ge- 
wöhnlich bei  nichttyphösen  Seris  gefundenen  Werte  hinausgeht,  um  so 
wahrscheinlicher  ist  eine  Infektion  durch  den  Typhusbacillus.  Da  aber 
die  Feststellung  des  baktericiden  Titres  erheblich  grössere  Anforderungen 
an  die  Technik  und  Zeit  des  Untersuchers  stellt  als  die  Prüfung  der 
Agglutination,  so  wird  erstere  nur  in  den  Fällen  für  die  Diagnose  ver- 
wendet werden,  in  denen  die  Agglutination  keine  oder  zweifelhafte  Re- 
sultate liefert.  H,  Bischoff. 

II.  Plissier,  Zur  Serumtherapie  der  fibrinösen  Pneumonie.  Deutsches  Arch. 
f.  klin.  Med.  1905,  Bd.  82.  8.861. 

Bei  einer  Erkrankung  wie  die  Pneumonie,  die  zu  den  verschiedensten 
Zeiten  vollkommen  kritisch  in  Heilung  übergehen  kann,  sodass  wenige 
Stunden,  nachdem  die  bedrohlichsten  Symptome  bestanden  haben,  alle 
Gefahr  beseitigt  ist,  muss  man  mit  der  Beurteilung  der  Heilerfolge  eiues 


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No.  48. 


LoKVKNnART.  — NkUKIKCH. 


809 


Serums  besonders  vorsichtig  und  kritisch  verfahren.  Es  ist  daher  ver- 
ständlich, dass  P.  ein  absolut  günstiges  Urteil  über  das  Pneumokokken- 
serum  nicht  fällt,  obwohl  es  uacb  seinen  Erfahrungen  bei  den  schwersten 
Pneumoniefallen  und  besonders  bei  der  Pneuraokokkämie  allen  anderen 
therapeutischen  Maassnahmen  überlegen  zu  sein  scheint.  Der  hohe  Preis 
des  Serums  ist  seiner  Verwendbarkeit  nicht  günstig  und  so  schlägt  P.  vor, 
es  nur  da  zu  injiciren,  wo  das  Auftreten  von  Hvpoleukocytose  oder  be- 
drohliche andere  Erscheinungen  erkennen  lassen,  dass  es  sieb  um  eine 
besonders  schwere  Erkrankung  handelt.  H.  Bischoff. 


A.  8.  Loevenhart,  Benzoylsuperoxyd,  ein  neues  therapeutisches  Agens. 

Therap.  Monatsh.  1905,  Aug. 

Benzoylsuperoxyd  wird  in  folgender  Weise,  gewonnen:  Käufliches 

Natriumsuperoxyd  (100  g)  wird  mit  einer  äquivalenten  Menge  Benzoyl- 
chlorid  (180  g)  in  Wasser  bei  einer  Temperatur  von  ca.  4°0.  behandelt; 
das  Produkt  wird  abfiltrirt  und  aus  heissem  Alkohol  umkrystallisirt.  Das 
so  entstehende  Benzoylsuperoxyd  ist  eine  beständige,  sich  nicht  ver- 
flüssigende, geruchlose  Substanz,  die  in  weissen  Prismen  vom  Schmelz- 
punkt 103,5°  krystallisirt;  in  Wasser  ist  es  nur  wenig  löslich,  besser  in 
Alkohol  und  Oel.  Bei  lokaler  Applikation,  wie  z.  B.  bei  Einträufelungen 
ins  Auge,  wirkt  es  nicht  irritireud,  weder  anämisirend,  noch  hyperämisirend, 
vielleicht  ein  wenig  anästhesirend  Irgend  eine  Wirkung  tritt  auch  nicht 
hervor,  wenn  man  das  Mittel  einem  gesunden  Tier  in  die  Peritonealhöhle 
bringt  oder  in  die  Vena  saphena  injicirt;  gesunde  Individuen  konnten  ohne 
irgendwelches  bemerkenswerte  Symptom  2 g und  darüber  per  os  nehmen. 
Auf  beschickte  Agarplatten  gebracht,  unterdrückt  es  das  Wachstum  der 
Bakterien,  ohne  sie  jedoch  abzutöten.  Therapeutische  Verwendung  findet 
das  Benzoylsuperoxyd  bei  inficirten,  übelriechenden  Wunden,  bei  Brand- 
wunden, bei  Unterschenkelgescbwüren  und  bei  einer  Reihe  von  Hautkrank- 
heiten. Man  giebt  es  in  Pulverform,  in  Lösung  von  Olivenöl  (2  — 3proc.) 
oder  auch  als  lOproc.  Salbe.  K.  Kronthal. 


K.  Noukirch,  Ueber  essentielle  Albuminurie.  Festschrift  für  G.  Merkel. 

Deutsches  Arch.  f.  klin.  Med.  Bd.  84,  H.  1—4. 

Die  essentielle  (auch  cyklische  oder  orthostatische)  Albuminurie  ist 
eine  zum  Teil  noch  unaufgeklärte  Krankheit;  eine  wesentliche  Beobachtung 
des  Verf.’s  bezieht  sich  auf  sein  eigenes  Kind,  dessen  Krankheit  er  vom 
ersten  Beginn  bis  zu  der  nach  etwa  fünfjähriger  Dauer  eingetretenen  voll- 
kommenen Heilung  tagtäglich  untersucht  hat.  Die  Affektion  entwickelte 
sich  im  Anschluss  an  eine  heftige  lakunäre  Angina  (vielleicht  auch  Diph- 
therie). Wir  erwähnen  aus  der  Krankengeschichte,  dass  sich  während 
einer  zweimonatlichen  ununterbrochenen  Bettruhe  niemals  die  geringste 
Spur  Eiweiss  im  Urin  nachweisen  liess;  unter  dem  Einfluss  einer  Influenza 
mit  Bronchitis  des  linken  Unterlappens  stieg  jedoch  der  Eiweissgehalt 
über  1 pM.  trotz  Bettruhe,  eine  Steigerung,  die  bei  einem  Aufenthalt  in 
St.  Moritz  fast  mit  einem  Schlage  aufhörte.  — Nach  uud  nach  wurde  die 


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810 


Ttkoki.. 


No.  4* 


Eiweissmenge  des  Urins  immer  geringer  und  ist  jetzt  während  8 Jahren 
vollkommen  geschwunden;  niemals  waren  Formelemente  im  Urin  vorhanden, 
niemals  Veränderungen  am  Herzen,  Oedeme  etc.  — Verf.  hält  die  Affektion 
für  eine  Krankeit  sui  generis;  sie  kann  weder  als  ein  rein  physiologischer 
Vorgang  noch  als  eine  echte  Nephritis  betrachtet  werden,  wenngleich  es 
möglich  ist.  dass  sie  gelegentlich  einmal  in  letzteres  Leiden  übergeht. 
Verf.  neigt  am  meisten  zu  der  Ansicht,  dass  es  sich  um  eine  Innervations- 
störung der  Nieren  handelt.  L.  Perl. 


M.  Tiegel,  Ueber  peptische  Geschwüre  des  Jejunums  nach  Gastroentero- 
stomie, Mitteil.  a.  d.  Grenzgeb.  d.  Med.  u.  Ohir.  1004,  Bd.  13,  H.  4 u.  5, 
S.  897. 

Unter  den  mannigfachen,  nach  Gastroenterostomie  vorkommenden  Com- 
plikationen  spielt  die  Entstehung  von  peptischen  Geschwüren  im  Jejunum 
nicht  die  geringste  Rolle,  obschon  sie  erst  im  Jahre  1809  zum  ersten  Male 
von  Braun  beschrieben  worden  ist.  Bislang  sind  nur  vereinzelte  Fälle 
der  Art  beschrieben  worden  und  so  hat  es  T.  unternommen,  die  seither 
gemachten  Erfahrungen  zusammenzustellen.  Sie  gipfeln  in  folgenden  Sätzen: 

1.  Das  Ulcus  pepticum  jejuni  ist  bisher  nur  nach  Gastroenterostomien 
wegen  gutartiger  Magenerkraukungen  beobachtet  worden;  es  bevorzugt  das 
männliche  Geschlecht  im  mittleren  und  hohen  Alter. 

2.  Im  klinischen  Verlauf  sind  zwei  Gruppen  von  einander  zu  unter- 
scheiden; einmal  Fälle,  die  völlig  .symptomlos  verlaufen  und  dann  plötz- 
lich zur  Perforation  iu  die  freie  Bauchhöhle  führen,  sodann  Fälle  mit 
chronischem  Verlauf,  durch  die  heftigsten  Beschwerden  (besonders  Schmerzen) 
gekennzeichnet,  wo  es  zu  allmählicher  Penetration  des  Geschwüres,  zu 
Adhäsionen.  Uebergreifen  auf  benachbarte  Organe  und  Ausbildung  beträcht- 
licher entzündlicher  Tumoren  kommt,  letztere  Fälle  bieten  klinisch  das 
Bild  des  penetrireuden  Magenulcus  und  sind  von  diesem  diagnostisch  kaum 
zu  unterscheiden.  Es  besteht  bei  ihnen  grosse  Neigung  zu  Recidiven. 

3.  Die  bisherigen  Erfolge  der  operativen  Therapie  sind  (besonders 
quoad  Kecidi vfreiheit)  keine  guten,  während  die  wenigen  Erfahrungen,  die 
über  interne  Therapie  vorhanden  sind,  günstig  lauten.  Es  sollte  daher  bei 
den  chronischen  Fällen  stets  in  erster  Linie  eine  längere  energische  innere 
Behandlung  (wie  bei  Magenulcus)  versucht  werden,  ehe  man  sich  zur  aber- 
maligen Operation  entschliesst.  Bei  den  akuten  Perforationsfällen  ist 
selbstverständlich  ein  sofortiger  chirurgischer  Eingriff  am  Platze. 

4.  Die  Entstehung  der  Geschwüre  ist  in  erster  Linie  auf  die  peptische 
Wirkung  des  nicht  immer  stark  aciden  Magensaftes  zurückzuführen,  die 
durch  Cirkulationsstörungcn  (Arteriosklerose),  Läsionen  der  Schleimhaut 
und  vielleicht  auch  durch  eine  gewisse  individuelle  Disposition  unterstützt 
wird.  Inwieweit  ein  Einfluss  der  Operationsmethode  oder  Technik  besteht, 
lässt  sich  nach  den  bisherigen  geringen  Erfahrungen  noch  nicht  sicher 
beurteilen.  Auf  Grund  theoretischer  Erwägungen  empfiehlt  es  sich,  die 
hintere  Gastroenterostomie  der  vorderen  mit  querer  Anheftung  der  Schlinge 
vorznziehen. 

5.  Die  sich  häufenden  Beobachtungen  peptischer  Jejunalgeschwüre  sind 


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No.  48. 


B(‘iiokk.  — Hastings. 


811 


dazu  geeignet,  zu  einer  Einschränkung  der  Gastroenterostomie  bei  gut- 
artigen Magenaffektionen  zu  Gunsten  der  internen  Therapie  zu  führen.  Wo 
ein  operativer  Eingriff  streng  angezeigt  ist  (Pylorusstenose),  ist  die  Gastro- 
enterostomie in  allen  geeigneten  Fällen  durch  die  Pyloroplastik,  eventuell 
durch  die  Gastroduodenostomie  zu  ersetzen. 

Wo  nur  eine  Gastrojejunostomie  ausführbar  ist,  erscheint  eine  von 
Goepel  angegebene  Modifikation  derselben,  die  Gastroenterostomie  fundosa, 
ganz  aussichtsreich  und  zu  weiteren  Versuchen  ermutigend. 

6.  Auch  bei  der  Prophylaxe  ist  auf  interne  Therapie  ein  grösserer 
Wert  zu  legen.  Es  ist  nach  jeder  Gastroenterostomie  wegen  gutartiger 
Magenaffektion  durch  längere  Zeit  Gebrauch  von  Alkalien  und  strenge 
Diät  zu  empfehlen.  Carl  Rosenthal. 


M.  Bürger,  Deber  Protylin  und  seinen  Wert  als  Nähr-  und  Heilmittel, 
iusbesodere  bei  rachitisch  Zuständen  im  Kindesalter.  Therapeut.  Monatsh. 
1904,  S.  302. 

Das  Protylin  (Roche)  ist  eine  synthetische  Phosphor-Eiweissverbindung 
und  gehört  in  die  Gruppe  der  Paranukleme.  Verf.  hat  es  bei  einer  Reihe 
von  Erkrankungszuständen  des  Kindesalters  versucht  und  zwar  bei  anämi- 
schen Zuständen  und  gestörtem  Körperwachstum,  bei  Anomalien  des  Nerven- 
systems und  bei  rachitischen  Processen.  Die  Kinder  erhielten  1 — 2 g des 
Mittels  dreimal  täglich  nach  den  Mahlzeiten  oder  als  Zusatz  zu  den  Speisen 
(Suppen,  Gemüsen,  verquirlt  mit  Ei  und  Zucker).  In  allen  Fällen  wirkt 
das  Protylin  appetitanregend,  kräftevermehrend  und  wachstumbefördernd-, 
bei  nervösen  Kranken  setzt  es  die  Erregbarkeit  des  Nervensystems  herab. 
Erscheint  eine  Combination  von  einem  Nährstoff  mit  einer  Eisenverbindung 
angezeigt,  so  z.  R.  bei  Chlorose,  so  erweist  sich  das  Protylinum  ferratnm, 
welches  2,3  pCt.  Eisen  enthält,  als  wertvolles  Mittel.  In  Gaben  von  4 — t)  g 
täglich  (=  ca.  2 Teelöffeln)  hat  es  in  allen  Fällen  von  Chlorose  Besserung 
bewirkt.  — Bei  18  Kindern  mit  stark  entwickelter  Rachitis  trat  bei  Ge- 
brauch von  je  t/j  bis  1 Teelöffel  Protylin  pro  die  eine  bedeutende  und  in 
den  meisten  Fällen  rasche  Besserung  ein.  Der  gleich  gute  Erfolg  wurde 
bei  postrachitischen  Ernährungsstörungen  erzielt.  Bei  der  Rachitis  scheint 
der  Phosphorgehalt  des  Mittels  von  wesentlichem  Wert  zu  sein,  da  phos- 
phorarme Mittel  einen  gleich  günstigen  Erfolg  nicht  zu  stände  brachten. 
— Sehr  günstig  waren  auch  die  Ergebnisse  bei  zwei  osteomalacischen 
Schwangeren,  die  durch  ß Wochen  täglich  4 — 5 mal  je  4 g Protvlin  er- 
halten hatten.  Stadthagen. 

Hastings.  The  bacterial  and  cellular  examination  of  the  spinal  fluid  in 
fifty  cases  of  cerebrospinal  meningitis.  Med.  News  1905,  p 1110. 

Ausnahmslos  ergab  in  50  Fällen  cerebrospinaler  Meningitis  die  Lumbal- 
punktion getrübte  Flüssigkeiten,  und  zwar  von  feinster  Opalescenz  bis  zur 
dicken,  flockigen  Suspension  von  Fibrin  und  Leukocyten.  Bei  5 gleich- 
zeitig beobachteten  Fällen  von  tuberkulöser  Meningitis  war  die  Flüssigkeit 
absolut  klar,  erst  später  setzte  sich  am  Boden  des  Röhrchens  ein  schleier- 
artiges t'oagulum  ab.  ln  42  Fällen  fand  sich  der  Meningococcus  intra- 


r 


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812 


H AOKI.8TAM,  GkINRKR. 


No.  48. 


cellularis.  darunter  auch  36 mal  culturell.  Unter  den  weissen  Blutzellen 
fand  sich  immer  ein  relativ  hoher  Procentsatz  polynukleärer  Zellen  (68  bis 
100  pCt.).  In  2 Fällen,  die  zur  Genesung  kamen,  nahmen  unter  wieder- 
holten Punktionen  die  mononukleären  Zellen  procentualiter  zu,  sodass  in 
der  letzten  Zeit  der  Reconvalescenz  der  Procentsatz  der  mononukleären 
den  der  polynukleären  übertraf.  In  5 Fällen,  die  sämmtlich  starben,  fand 
sich  der  Pneumococcus.  Hier  fand  sich  nach  dem  (Centrifngiren  neben 
einer  gelben  Flüssigkeit  reichliches  eitriges  Sediment  mit  einem  Procent- 
gehalt von  94 — 99  an  polynukleären  Zellen.  In  3 Fällen  liess  sich  kein 
bakterieller  Befund  erheben,  der  celluläre  Befund  entsprach  jedoch  dem 
der  Meningokokkenfälle. 

Im  Gegensatz  dazu  fand  Verf.  bei  den  B Fällen  von  tuberkulöser 
Meningitis  in  dem  schleierartigen  Coagulum  nur  wenige  weisse  Zellen,  vor- 
wiegend kleine  monpnukleäre  (68—  100  pCt.).  In  4 Fällen  waren  dabei 
Tuberkelbacillen  leicht  nachzuweisen.  Alkan. 


1)  J.  Hngelstam,  üeber  Tabes  und  Taboparalyse  im  Kindes-  und  Ent- 
wickelungsalter.  Deutsche  Zeitschr.  f.  Nervenheilk.  26.  Bd.  (3). 

2)  4.  Grinker,  A case  of  juvenile  Tabes  in  a familv  of  neuro-syphilitics. 
The  journ.  of  nerv,  and  ment,  disease  1904,  No.  12. 

1)  Zu  42  Fällen  der  bitterster,  in  denen  infantile  oder  juvenile  Tabes 
oder  Taboparalyse  vorlag,  teilt  H.  drei  neue  Beobachtungen  aus  der  Poli- 
klinik des  Prof.  Oppenheim  mit.  Von  diesen  45  Fällen  betrafen  16  das 
männliche,  29  das  weibliche  Geschlecht;  in  6 dieser  Fälle  bestand  Tabo- 
paralyse, in  den  anderen  Tabes  allein.  In  mehr  als  26  pCt  dieser  Fälle 
bestand  gleichzeitig  bei  Vater  oder  Mutter  oder  bei  beiden  Tabes,  Paralyse 
oder  Hirnlues.  H.  neigt  sich  zu  der  Ansicht,  dass  die  genuine  infantile 
oder  juvenile  Tabes  gar  nicht  so  selten  ist  und  durchaus  nicht  immer  als 
ccrebrospinale  Lues  des  Nervensystems  anzusehen  ist.  Wir  finden  bei 
dieser  Tabes  auch  Arthropathien,  schmerzloses  Ausfallen  der  Zähne, 
gastrische  Krisen,  Herzkrisen  u.  s.  w.  Auch  der  Verlauf  weicht  uicht 
wesentlich  von  dem  der  Tabes  Erwachsener  ab.  Eine  angeborene  oder  früh 
erworbene  Lues  ist  fast  immer  der  Boden,  auf  dem  die  infantile  Tabes 
oder  Taboparalyse  sich  entwickelt;  dazu  kommt  die  erbliche  Belastung. 
Die  infantile  Tabes  setzt  meist  in  der  Pubertät  ein,  doch  nicht  selten  schon 
früher  und  selbst  im  zweiten  und  dritten  Jahrzehnt  kann  auf  Basis  syphili- 
tischer Vererbung  eine  Tabes  als  Lues  tarda  in  die  Erscheinung  treten, 
ohne  dass  eine  direkte  postfötale  luische  Infektion  vorausgegangen  ist. 
Der  Verlauf  ist  mitunter  recht  langsam  und  motorische  wie  sensible  Er- 
scheinungen (Ataxie,  lancinirende  Schmerzen)  können  lange  fehlen. 

2)  G.  beschreibt  einen  Fall  von  uncomplicirter  Tabes  juvenilis  bei 
einem  25jährigen  jungen  Mann,  der  in  der  Kindheit  an  Lues  hereditaria 
litt  und  die  ersten  Erscheinungen  der  Tabes  (Blasenstörungen)  etwa  im 
5.  Lebensjahre  aufwies.  Ein  Tremor  der  Zunge  und  eine  gewisse  Schwierig- 
keit beim  Sprechen  Messen  auch  diesen  Fall  nicht  ganz  rein  erscheinen, 
doch  waren  progressive  Paralyse.  Lues  cerebrospinalis  oder  Frtedreich'scbe 
Ataxie  auszuschliessen.  In  der  Familie  bestanden  mehrfache  Nervenerkrau- 


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No.  48. 


Dupcy-Dutkups. 


813 


kungen;  die  Mutter  litt  an  Tabes,  einige  Geschwister  an  syphilitischen 
Affektionen  des  Centralnervensystems.  S.  Kalischer. 


Diipuy-Dutemps,  Sur  une  forme  sp^ciale  d’atrophie  de  l’iris  au  cours  du 
tabes  et  de  la  paralysie  generale.  Ses  raports  avec  l’irrigularite  et  les 
trnubles  reflexes  de  la  pupille.  Annales  d'oculistique  1905,  Sept. 

Bei  der  Tabes  und  der  progressiven  Paralyse  hat  D.  eine  von  ihm 
eingehend  beschriebene  Atrophie  des  Irisgewebes  feststellen  können,  eine 
Atrophie,  die  dem  Verlust  des  Lichtreflexes  der  Iris  Jahre  vorausgehen 
kann.  Weniger  bestimmt  sind  die  Verhältnisse  zwischen  dieser  Atrophie 
und  dem  Reflex  bei  der  Accommodation:  dieser  kann  zwar  bestehen  bleiben, 
ist  aber  meist  erheblich  herabgesetzt.  Bei  sehr  starker  Atrophie  ver- 
schwindet er:  aber  auch  wenn  die  Iris  nicht  so  erheblich  verändert  scheint, 
kann  er  fehlen.  Ist  die  Atrophie  der  Iris  unregelmässig,  so  kann  der 
Accommodationsreflex  an  den  weniger  veränderten  Partien  der  Regenbogen- 
haut erhalten  bleiben.  Der  von  Verf.  so  genannte  Galassi’sche  Reflex 
(Verengerung  der  Pupille  bei  kräftigem  Augenschluss)  bleibt  auch  nach 
dem  Verschwinden  des  Accommodationsreflexes  noch  bestehen.  Selbst  bei 
Jahre  lang  bestehenden  Irislähmungen  infolge  von  Läsionen  des  Oculo- 
motoriusstammes  konnte  man  nach  Ausbreitung  des  Irisgewebes  durch  Ein- 
träufelung von  Miotica  eine  Veränderung  des  Irisgewebes  nicht  nachweisen. 
Verbindet  sich  nach  Verf.  eine  Irisläbinung  mit  einer  Atrophie  dieses  Ge- 
webes, so  kann  man  immer  vermuten,  dass,  gleichviel  ob  Mydriasis  be- 
steht oder  Lähmung  des  Stammes,  noch  ein  anderes  ätiologisches  Moment 
{Tabes,  Paralysis,  Syphilis)  vorhanden  ist.  Es  handelt  sich  demnach  um 
ein  wichtiges  Zeichen  in  Bezug  auf  die  Prognose;  auch  für  die  gericht- 
liche Medicin  sowie  bei  Versicherungsverträgen  kann  dieses  Zeichen  von 
besonderer  Bedeutung  werden.  Weiter  konnte  Verf.  eine  schon  von  GAI.ASSI 
gemachte  Beobachtung  bestätigen,  dass  bei  isolirter  Oculomotoriuslähmung 
trotz  Kehlen  des  Lichtreflexes  und  der  Verkleinerung  der  Pupille  bei  der 
Accommodation  der  Lidreflex  der  Pupille  (Verkleinerung  derselben  bei 
kräftigem  Lidschluss)  erhalten  bleibt 

Weiter  weist  Verf.  nach,  dass  die  Regenbogenhautatrophie  von  einer 
Aflfektion  des  Sympathicus  nicht  abhängt. 

Ursache  aller  der  bisher  geschilderten  Erscheinungen  sind  tropbische 
Störungen,  abhängig  von  Veränderungen  der  Ciliarnerven  und  von  Läsionen 
des  peripherischen  ciliaren  Neurons.  Mit  Berücksichtigung  der  zahlreichen 
mit  dieser  Frage  sich  beschäftigenden  Arbeiten  (vergl.  das  Original)  kommt 
Verf.  zu  dem  Schluss,  dass  weder  Durchschneidung  des  Halssympathicus 
noch  des  Ocuiomotoriusstammes  eine  Degeneration  der  Ciliarnerven  oder 
eine  Irisatrophie  im  Gefolge  hat.  Es  entstehe  wohl  eiue  Iridoplegie,  sie 
sei  aber  zu  vergleichen  einer  durch  cortikale  oder  subcortikale  Läsionen 
hervorgerufenen  Lähmung;  leidet  aber  das  periphere  ciliare  Neuron,  so  sei 
die  jetzt  resultirende  Paralyse  einer  durch  peripherische  Neuritis  oder  durch 
Beteiligung  der  Vorderhörner  entstandenen  Lähmung  zu  vergleichen.  Die 
unregelmässige  Gestaltung  der  Pupille  und  die  partielle  Reaktion  derselben 
auf  bestimmte  Reize  kann  mit  Piltz  auf  einen  nur  hier  und  da  einige 


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814  Ki.iNc.Mi'u.nt  und  IIai.bkhst Aotbb.  No.  48. 

Sektoren  der  Iris  betreffenden  (Jontrak  t i I i t&tsverl ust  bezogen  werden.  So 
könnte  die  Miosis  durch  eine  frühe  und  ausgedehnte  Veränderung  der 
diktatorischen  Fasern  der  Ciliarnerven,  die  Mydriasis  durch  eine  hervor 
ragende  Beteiligung  der  constriktorischen  kurzen  Ciliarfasern  erklärt  werden: 
bei  mittlerer  Weite  der  Pupille  seien  beide  Arten  von  Fasern  ziemlich 
gleichmässig  betroffen.  Dasselbe  gilt  auch  für  die  Ungleichheit  beider 
Pupillen.  Die  Atrophie  des  Irisstromas  bedingt  auch  da,  wo  das  Argyll- 
Hobertson’sche  Phänomen  vorhanden,  eine  viel  schwächere  Reaktion  der 
Pupillen  auf  Miotica  oder  Mydriatica  wie  dies  bei  Gesunden  oder  auch  bei 
solchen  der  Fall  ist,  die  an  einer  peripherischen  Oculomotoriuslähmung 
leiden. 

Diese  infolge  von  Gewebsveränderungen  eingetretene  [risträgheit  git-bi 
auch  eine  Krklärung  für  die  Tatsache,  dass  oft  bei  Tabischen  mit  com- 
pleter  Oculomotoriuslähmung  die  Pupille  nur  mässig  dilatirt  oder  sogar 
ganz  eng  sein  kann.  Bernhardt. 


V.  Klingmiiller  und  L.  lialherstiidter,  l’eber  die  baktericide  Wirkung 
des  Lichtes  bei  der  Finsenbehandlung.  (Aus  der  dermatol.  Universitäts- 
klinik in  Breslau.)  Deutsche  med.  Wochenschr.  1905,  No.  14. 

Die  Verff.  suchten  festzustellen,  ob  die  bekannte  energische,  aber 
oberflächliche  baktericide  Wirkung  des  concentrirten  elektrischen  Bogen- 
lichts  ausreicht,  den  günstigen  Einfluss  der  Finsenbehandlung  auf  den 
Lupus  vulgaris  zu  erklären.  Es  wurden  zunächst  Stückchen  von  Lupus, 
der  teils  unmittelbar  vor  der  Excision,  teils  läugere  Zeit  vorher,  70  Minuten 
lang  bestrahlt  worden  war,  auf  Meerschweinchen  intraperitoneal  verimpft. 
Ein  Teil  der  Tiere  wurde  tuberkulös,  ein  anderer  blieb  zwar  gesund,  doch 
war  dasselbe  auch  bei  einigen  mit  nicht  belichtetem  Material  geimpften 
Controlltieren  der  Fall.  — Ferner  benutzten  die  Verff.  eine  schon  von 
Nagklschmidt  (aber  mit  entgegengesetztem  Resultat)  augewendete  Ver- 
suchsanordnung  (Obi.  1003,  S.  B24).  Sie  erzeugten  bei  Meerschweinchen 
durch  Einreiben  sehr  virulenter  Tuberkclbacillenculturen  in  die  scarificirte 
Haut  an  zwei  symmetrischeu  Stellen  des  Rückens  eine  lokale  Hauttuber- 
kulose, belichteten  daun  nur  die  eine  Stelle  excidirten  dann  beide  und 
verimpften  sie  auf  andere  Meerschweinchen.  Die  mit  dem  belichteten 
Material  inficirten  Tiere  gingen  säinmtlich  an  Tuberkulose  zh  Grunde, 
wenn  auch  durchschnittlich  etwas  später,  als  die  mit  den  nichtbelicbteten 
geimpften.  — Weiter  wurde  die  Emulsion  einer  Tuberkelbacilleucultur  in 
eiu  Kaninchenohr  subkutan  injicirt,  die  betreffende  Stelle  belichtet, 
excidirt  und  auf  Meerschweinchen  übertragen;  die  Tiere  erkrankten  an 
Tuberkulose.  — Endlich  verimpften  die  Verff.  aucli  Reinculturen  von 
Tuberkelbacillen  und  fein  zerriebene  tuberkulöse  Milz  eines  eben  verendeten 
Meerschweinchens,  die  in  geeigneter  Weise  70  Minuten  belichtet  worden 
waren,  mit  positivem  Erfolge.  — Aus  den  Ergebnissen  aller  dieser  Ver- 
suche schlicsseu  sie,  dass  der  günstige  Einfluss  der  Finsenbehandlung  auf 
den  Lupus  vulgaris  nicht  auf  der  baktericiden  Wirkung  des  Lichtes  be- 
ruhen kann.  H.  Müller. 


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No.  48. 


Davidsuhn.  Nokookkatii  und  Stakiiklin.  Sfitzkk  etc. 


815 


1)  C.  Davidsohn,  Spirochaetenfärbung  mit  Kresvlviolett.  Berl.  klin. 
Wochenschr.  1905,  No.  31. 

2)  C.  T.  Noeggerath  und  R.  Staehelin,  Zutn  Nacheis  der  Spirochaete 
pallida  im  Blut  Syphilitischer.  (Aus  der  med.  Klinik  in  Basel.)  Münch, 
med.  Wochenschr.  1905,  No.  31. 

3)  L.  Spitzer,  üeber  Spirochaetenbefunde  in  syphilitischem  Gewebe.  (Aus 
dem  staatl.  serotherapeut.  Institut  in  Wien.)  Wiener  klin.  Wochenschr. 
1905.  No.  31. 

4)  Rille  und  A.  Voekerodt,  Weitere  Spirochaetenbefunde  bei  Syphilis. 
(Ans  der  dermatol.  Klinik  zu  Leipzig.)  Münch,  med.  Wochenschr.  1905, 
No.  34. 

5)  Reischauer,  Rin  weiterer  Spirochaetenbefund  bei  hereditärer  Lues. 
(Aus  dem  liygien.  Institut  in  Jena.)  Deutsche  med.  Wochenschr.  1905, 
No.  34. 

C)  <».  Nigris,  Spirochaete  pallida  und  refringens  nebeneinander  im  Blute 
bei  hereditäter  Lues.  (Aus  der  Univ.-Kinderklinik  in  Graz.)  Deutsche 
med.  Wochenschr.  1905,  No.  36. 

7)  1*.  Mulzer.  lieber  das  Vorkommen  von  Spirochaeten  bei  syphilitischen 
Kraukheitsprodukten.  (Aus  d.  Universitätsklinik  f.  Haut-  u.  Geschlechts- 
krankheiten zu  Berlin.)  Berl.  klin.  Wochenschr.  1905,  No.  36. 

8)  W.  Schultz,  Ueber  den  Spirochaetennachweis  bei  Syphilis.  Deutsche 
med.  Wochenschr.  1905.  No.  36. 

9)  C.  Grouven  und  H.  Fabry,  Spirochaeten  bei  Syphilis.  (Aus  der  Uni- 
versitätsklinik f.  Syphilis  u.  Hautkraukh.  in  Bonn.)  Ebenda. 

10)  R.  Kraus  und  A.  PraiitscliofT,  Ueber  das  constante  Vorkommen  der 
Spirochaete  pallida  im  syphilitischen  Gewebe  bei  Menschen  und  Affen. 
(Aus  dem  staatl.  serotherapeut.  Institut  in  Wien.)  Wiener  klin.  Wochen- 
schrift 1905,  No.  37. 

11)  (».  Sobernbeiin  und  E.  Tomasczewski,  Ueber  Spirochaete  pallida. 
(Aus  dem  hygien.  Institut  an  der  med.  Klinik  zu  Halle  a.  S.)  Münch, 
med.  Wochenschr.  1906,  No.  39. 

12)  K.  Herxheimer,  Zur  Kenntnis  der  Spirochaete  pallida.  (Aus  dem 
städt.  Krankenhaus  in  Frankfurt  a.  M.)  Ebenda. 

13)  Fr.  Krzysztalowicz  und  M.  Siedlecki,  Spirochaete  pallida  Schaudinu 
in  syphilitischen  Erscheinungen.  (Aus  d.  Institut  der  vergleich.  Anatomie 
in  Krakau.)  Montsh.  f.  prakt.  Dermatol.  Bd.41,  No.  6. 

1)  D.  empfiehlt  zur  Färbung  der  Spirochaete  pallida  das  Kresylviolett 
„R  extra“  der  Mühlheimer  Farbenfabrik.  Der  Farbstoff  wird  ohne  viel 
Wägen  und  Messen  in  destillirtem  Wasser  kalt  so  gelöst,  dass  ein  kleiner 
Ueberschuss  auf  dem  Boden  liegen  bleibt,  etwa  eine  Messerspitze  auf 
100  ccm  Wasser. 

2)  Zum  Nachweis  der  Spirochaete  pallida  im  Blute  verwandten  N.  und 
St.  statt  einzelner  Tropfen  immer  mindestens  1 ccm  Blut,  lösten  es  in  dem 
zehnfachen  Quantum  t/3 proc.  Essigsäure  und  centrifugirten.  Fis  gelang 
ihnen  so,  in  3 Fällen  von  unbehandelter  sekundärer  Syphilis  die  Spiro- 
chäten im  Bodensatz  des  Centrifugirten  in  grösserer  Zahl  aufzuffndeu.  Con- 
trolluntersuchungen  bei  6 nicht  syphilitischen  Personen  hatten  ein  nega- 
tives Result. 


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81« 


liuUMANN 


No.  48. 


3)  S.  konnte  bei  primärer  und  sekundärer  Syphilis  die  Spirocbaete 
patlida  regelmässig  nacbweisen,  wiederholt  aber  auch  in  gummösen  Pro- 
dukten, in  denen  sie  freilich  inconstant  und  nur  spärlich  vorzukommen 
scheint.  Niemals  dagegen  fand  er  sie  im  Blut  oder  bei  nicht  syphilitischen 
Dermatosen.  Dass  die  Gebilde  etwa  in  gewissen  Perioden  des  Syphilis- 
verlaufs, z.  B.  im  Eruptionsstadium,  in  grösserer  Menge  vorhanden  sind, 
als  zu  anderen  Zeiten,  liess  sich  nicht  constatiren,  auch  ein  Einfluss  der 
Therapie  auf  ihr  morphologisches  Verhalten  war  nicht  zu  erkennen.  Sehr 
spärlich  waren  die  Befunde  stets  in  ulcerösen  Formen,  dazu  erschienen  sie 
bei  ihnen,  ebenso  wie  bei  Schleimhauteruptionen  wegen  des  reichlichen 
Vorhandenseins  von  Bakterien  und  anderen  Spirochaeteformen  wenig  über- 
zeugend. H.  Müller. 

(Schluss  folgt.) 

Hörmann,  Die  intraabdominellen  Druckverhältnisse.  Arcli.  f.  Gynäkol. 

1905,  Bd.  75,  H.  3. 

H.  fasst  die  Hauptpunkte  seiner  Erörterungen  bezw.  Untersuchungen 
über  die  Druckverhältnisse  in  der  Bauchhöhle  in  folgenden  Sätzen  zusammen: 

I.  Ein  intraabdomineller  Druck  im  Sinne  einer  einheitlichen  Grösse 
existirt  nicht.  Alle  Methoden  und  Versuche,  die  „absolute“  Grösse  des 
intraabdominellen  Druckes  zu  bestimmen,  beruhen  demgemäss  auf  irrtüm- 
tümlichen  physikalischen  Voraussetzungen. 

2.  Es  sind  vor  allem  die  im  Abdomen  wirksamen  Gesetze  der  Statik, 
welche  den  Druck  au  verschiedenen  Stellen  desselben  verschieden  gestalten 
müssen;  ein  weiterer  sehr  wichtiger  Grund  hierfür  ist  der  in  den  Einge- 
weidehohlorganen herrschende  Sonderdruck.  (Intraintestinaler  Druck). 

3.  Bei  völlig  ruhender  Bauchmuskulatur  wird  durch  dieselbe  kein  con 
stanter  Spannungsdruck  auf  den  Abdorninalinhalt  ausgeübt. 

4.  Es  giebt  Momente,  welche  ganz  im  allgemeinen  steigernd  auf  die 
iutraabdominellen  Druckverhältnisse  einwirken:  die  Tätigkeit  der  Bauch- 
presse, passive  Wandspannung  infolge  starker  Vermehrung  des  Abdouiinal- 
inhalts  etc.  Die  lokalen  Druckdifferenzen  weiden  dadurch  natürlich  nicht 
beseitigt. 

5.  Lokal  kann  der  Druck  im  Abdomen  bezw.  den  Abdominalbohlorganen 
uuteratmosphärisch  (negativ)  werden.  Einen  generalisirten  negativen  intra- 
abdominellen Druck  giebt  es  natürlich  nicht.  Der  lokal  negative  Druck 
erklärt  sich  in  den  gashaltigen  Hohlorganen  vor  allem  durch  eine  Yolum- 
vergrösserung  der  Bauchhöhle  in  gewissen  Lagen,  z.  B.  der  K nieel  len  bogen  - 
läge  und  ein  dadurch  bedingtes  Missverhältnis  zwischen  Volumen  und  Inhalt 
derselben.  Ein  solches  Missverhältnis  kann  bestehen,  weil  der  atmo- 
sphärische Aussendruck  bei  diesen  Lagen  nicht  allseitig  direkt  auf  den 
Inhalt  einwirken  und  sich  auf  diesen  fortpflauzen  kann. 

Bei  den  nicht  lufthaltigen  Hohlorganen  und  im  Peritonealsack  mag  auch 
die  in  gewissen  Lagen  (z.  B.  der  Knieellenbogeulage)  der  Adhäsion  entgegen- 
wirkende Schwere  der  Nachbarorgane  einen  Zug  ausüben  und  das  Zustande- 
kommen eines  lokal-negativen  Druckes  begünstigen.  Br.  Wolff. 

Einsendungen  «erden  au  die  Adresse  de«  Herrn  lieb.  Med.-Kat  Prof.  Dr.  M.  Bernhardt  (Berlin  W. 

Frantöaische  Strasse  2t)  oder  an  die  Verlagehandlung  (Berlin  NW.,  Unter  den  Linden  68)  erbeten. 

Verlag  von  August  lliricb«  »Id  in  Berlin.  — Druck  von  L.  Schumacher  in  Berlin  N.  24. 


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1 Btwn;  am  Srhlius«* 
des  Titel,  Na- 

men- fid  Saeh-Registcr. 


Centralblatt 


l*r«*ls  de«  i>alirKaii3M 
28  Mark;  zu  belieben 
durch  alle  Buchhand- 
lungen u.  Pontnrwtalten. 


für  die 


icdicinischeii  Wissenschaften. 


Dnter  Mitwirkung  von 
Prof.  Dr.  H.  Senator  und  Prof.  Dr.  E. 

rodigirt  von 

Prof.  Dr.  M.  Bern 

in  Berlin. 


1905. 


9.  Ilecembe 


Iiiliitlt:  Most,  Die  Lymphgefässe  der  Bindehaut  und  der  Lider.  — 
Traube,  Ueber  die  Bedeutung  der  Oberflächenspannung  im  Organismus.  — Be- 
lange r und  Hookkr,  Ein  neues  Instrument  zur  Bestimmung  des  Blutdruckes 
und  Ergebnisse  mit  demselben.  — Wohlgemuth,  Abstammung  der  schwefel- 
haltigen Stoffwechselprodukte.  — Buria»,  Ueber  Oxydation  und  Bildung  der  Harn- 
säure. — Löhlein,  lieber  Kettinfiltration  und  fettige  Degeneration.  — Zesas, 
Ueber  hysterische  Skoliose.  — v.  G»or,  Zur  Casuistik  der  Penisverletzungen.  — 
Harms,  Ueber  die  Gefässerkrankungen  der  Netzbaut.  — Stargabdt,  Wirkung 
der  Röntgenstrahlen  auf  die  Trachomfollikel. — Sondbrmann,  Ueber  Saugtherapie 
bei  Obrerkrankungen.  — Nahes,  Gehörsverbesserungeu  durch  Anwendung  von 
•Stimmgabeln.  — Carteb,  Fall  von  Sepsis  bei  Eiterung  in  der  Highmorshchle.  — 
Wasser»»»»  und  I’itbo»,  Ueber  lokale  Immunität  der  Gewebe. — Rossiwali. 
Schick,  Ueber  die  Scharlachstreptokokken.  — Kliehkrsrobk,  Idiosynkrasie 
gegen  Veronal.  — Metzger,  Fälle  von  menstruellem  Ikterus.  — Knokppkl- 
machek  und  Leiner,  Dermatitis  exfoliativa  neonatorum.  — Borchahd,  Stein- 
hauses, Sterling,  Kölpin.  Ueber  Syringomyelie  und  Hämatomyelie.  — 
Davidsohn,  Nokggerath  und  Stakiiklin,  Spitzer,  Rille  und  Vockk- 
bodt,  Rkischackb,  Nigkis,  Molzkr,  Scholtz,  Grouven  und  Färbt, 
Kraus  und  Prantbchopf,  Sorebnheim  und  Tohasczewski,  Herxhkimer, 
K rztsztalowicz  und  Sikdlkcki,  Ueber  Spirochätenbefunde  bei  Syphilis. 
(Schluss.) 


A.  Most,  Ueber  die  Lymphgefässe  und  die  regionären  LymphdrQsen  der 
Bindehaut  und  der  Lider  des  Auges.  Arch.  f.  Anat.  u.  Physiol.  Anat. 
Abteil.  Jahrg.  1905.  H.  2/3,  S.  96. 

Die  Conjunctiva  palpebrae  und  die  der  Sklera  enthält  sehr  zarte  aber 
dichtnaaschige  Lymphgefässnetze.  Am  freien  Lidrande  gehen  sie  in  die  der 
Lidhant  über.  Die  Scheidung  der  abführenden  Lymphgefässe  in  ober- 
flächliche, die  der  Lidhaut,  und  in  tiefe,  die  der  Conjunctiva  entstammen, 
ist  nicht  durchzuführen.  Jene  verlaufen  vor  dem  Orbicularis  und  in  den 
oberflächlichen  Partien  des  subkutanen  Fettgewebes,  sind  zarter  und  weniger 
zahlreich  und  senken  sich  erst  in  der  Nähe  der  regionären  Drüsen  in  die 
tieferen  Schichten.  Die  tieferen  bilden  in  den  Lidern  vielfach  Anastomosen 
und  begeben  sich  dann  hinter  dem  M.  orbicularis  peripherwärts.  Von 
XLIII.  Jahrgang.  52 


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818 


Trauhk. 


No.  49. 


beiden  Gruppen  geht  der  eine  Teil  lateralwärts  in  die  Parotisgegend,  der 
andere  medianwärts  zu  den  Drüsen  des  Submaxillargebietes.  — Die  ober- 
flächlichen lateralen  Gefässe  entstammen  der  Haut  des  ganzen  oberen  und 
der  äusseren  Hälfte  des  unteren  Lides.  Regionär  ist  für  sie  eine  typische 
Drüse,  oberflächlich  in  der  Parotis,  etwa  in  Gebörganghöhe  gelegen.  Die 
tieferen  Parotislymphdriisen,  mit  denen  diese  in  Verbindung  steht,  werden 
direkt  nur  ausnahmsweise  erreicht.  Ferner  sind  regionär  ein  oder  zwei 
am  unteren  Parotispol  gelegene  Diüsen  aus  der  Gruppe  der  oberflächlichen 
cervikalen  Lymphdrüseu.  — Die  tiefen  lateralen  Gefässe  entstammen  der 
Conj.  palp.  sup.  und  dem  äusseren  Drittel  des  unteren  Lides.  Ausser  jener 
typischen  Parotisdrüse  sind  regionär  ein  oder  zwei  tiefer  in  der  Drüsen- 
substanz  liegende  Knoten.  — Die  oberflächlichen  medianeu  Gefässe  ent- 
stammen der  Haut  der  inneren  Hälfte  des  unteren  Lides  und  des  inneren 
Augenwinkels;  regionär  ist  eine  der  submaxillaren  Drüsen,  besonders  die, 
die  median  der  V.  fac.  ant.  am  Kieferrand.  — Die  tiefen,  medianen  Ge- 
fässe entspringen  der  Conjunctiva  der  inneren  zwei  Drittel  und  der  Carun- 
culagegend,  anastomosiren  häufig  im  tiefen  Grunde  des  Lides  uud  ziehen 
entlang  der  V.  fac.  ant.  zu  den  Submaxillardrüsen,  vornehmlich  zu  einer 
medial  von  der  eben  genannten,  mitunter  auch  zu  dieser  Drüse  selbst.  — 
In  der  zweiten  Ktappe  führen  alle  Lymphbahnen  zu  den  tiefen  cervikalen 
Drüsen,  die  der  V.  jug.  ext.,  hauptsächlich  in  der  Höhe  des  Zuflusses  der 
V.  fac.,  anliegeti.  Direkte  Verbindungen  mit  diesen  Knoten  waren  nicht 
nachzuweisen.  Poll. 


4.  Traube,  Uebcr  die  Bedeutung  der  Oberflächenspannung  im  Organismus. 

Arch.  f.  (Anat.  u.)  Physiol.  1905,  S.  228. 

Verf.  hat  alle  diejenigen  Stoffe,  deren  osmotische  Geschwindigkeit  von 
Overton  bestimmt  worden  ist,  nach  der  Tropfmethode  auf  ihre  Ober- 
flächenspannung bin  untersucht  uud  dabei  gefunden,  dass  die  osmotische 
Geschwindigkeit  uud  Oberflächenspannung  und  damit  auch  der  innere  Druck 
der  Flüssigkeiten  einander  vollständig  parallel  gehen.  Die  Differenz  der 
Oberflächenspannung  ist  darnach  die  treibende  Kraft  bei  den  osmotischen 
Vorgängen  und  es  folgt  daraus,  dass  wenn  zwei  Flüssigkeiten  durch  eine 
Membran  mit  engen  Capillaren  getrennt  werden,  diejenige  Flüssigkeit  durch 
die  Membran  diosmirt,  deren  Oberflächenspannung  (gegen  Luft)  und  deren 
innerer  Druck  am  geringsten  ist.  Die  Gesetze  bleiben  bestehen,  auch  wenn 
die  Membran  fortgelasscn  wird.  Es  wird  daun  weiter  auseiuaudergesetzt. 
wie  diese  Theorie,  deren  empirsche  Grundlage  durch  zahlreiche  tatsächliche 
Angaben  gestützt  werden  kann,  auch  im  stände  ist,  die  von  Oyerton  nach- 
gewiesenen Beziehungen  zwischen  Fettlöslichkeit  und  osmotischer  Ge- 
schwindigkeit aus  sich  heraus  zu  erklären,  und  wie  des  weiteren  Aussicht 
vorhanden,  manche  bisher  nur  unter  Zuhülfenahme  „vitaler  Processe1'  er- 
klärbare physiologische  Erscheinungen  in  einfacherer  Weise  deuten  zu 
können.  Nicolai. 


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No.  49. 


KkI.ASOKK  und  IltlOKKK. 


«19 


1)  4.  Erlanger,  A new  instrument  for  determining.  the  ininiinum  and 
maximum  b I ood -p  ress  u res  in  man.  .John  Hopking  liosp.  reporfs  1904, 
Vol.  XII. 

2)  4.  Erlanger  und  I).  R.  Hocker,  A experimental  study  of  blood  pressure 
and  of  pulse- pressure  in  man.  Ibidem. 

1)  E.  hat  kürzlich  ein  neues  Sphygmomanometer  angegeben,  bei  dem 
neben  der  Ermittelung  des  Blutdrucks  zugleich  auch  eine  Aufzeichnung  der 
Pulswellen  vorgenommen  werden  kann.  Comprimirt  man  die  Brachial- 
arterie  bis  zum  Verschluss  und  lässt  mit  dem  Druck  nach,  so  kommt  ein 
Moment,  wo  das  Gefäss  wieder  durchgängig  wird.  Das  ist  der  Punkt  des 
maximalen  Blutdrucks.  Bei  weiterer  Druckwirkung  nehmeu  die  Pulswelleu 
erst  langsam,  dann  bei  einem  bestimmten  Punkte  plötzlich  zu,  um 
schliesslich  ein  Maximum  zu  erreichen.  Lässt  man  mit  dem  Druck  noch 
weiter  nach,  so  beginnen  die  Wellen  wieder  kleiner  zu  werden.  An  einem 
schematischen  Kreislaufapparat  und  an  freigelegten  Blutgefässen  hat  E. 
die  Beziehung  der  Wellengrösse  zum  Blutdruck  festgestellt.  Danach  wird 
das  Maximum  des  arteriellen  Blutdrucks  angezeigt  durch  den  Druck 
auf  die  Arterie,  bei  welchem  die  oben  erwähnte  plötzliche  Zunahme  der 
Pulsamplitude  stattfindet,  das  Minimum  durch  den,  bei  welchem  die 
Pulswellen  ihre  maximale  Grösse  erreicht  haben.  — Die  Differenz  zwischen 
Druckmaximum  und -Minimum  bezeichnet  E.  als  Pulsd ruck  (pulse-pressure). 

2)  E.  und  H.  zeigen  nun  zunächst,  dass  bestimmte  Beziehungen 
zwischen  dem  Pulsdruck  und  der  Stromgeschwindigkeit  bestehen; 
man  kann  also  aus  der  Bestimmung  des  maximalen  und  minimalen  Blut- 
drucks Schlüsse  auf  die  Stromgescbwindigkeit  ziehen,  wenn  man  zugleich 
die  Pulsfrequenz  berücksichtigt.  Die  Verff.  geben  eine  Uebersicht  über 
die  Schlussfolgerungen,  die  man  aus  den  Aenderungen  des  Blutdrucks  und 
Pulsdrucks  auf  Aenderung  der  Energie  der  Herztätigkeit  und  der  peri- 
pherischen Widerstände  ziehen  kann. 

E.  und  H.  haben  nun  an  einem  Gesunden  und  einem  Kranken  mit 
„orthostatiscber“  Albuminurie  den  Einfluss  einer  Reihe  äusserer  Momente 
auf  die  Druckverhältnisse  im  arteriellen  System,  bei  dem  Kranken  zugleich 
auch  auf  die  Ausscheidung  von  Albumen  und  die  Harnmenge  untersucht. 
— In  letzterer  Beziehung  fanden  sie  einen  strengen  Parallelismus 
zwischen  dem  Verhalten  des  Pulsdrucks  und  der  ausgeschiedenen 
Harnmenge.  Die  Albumenmeuge  war  dem  Gange  des  Pulsdrucks  ge- 
rade entgegengesetzt. 

Bezüglich  des  Einflusses  des  Wechsels  der  Körperstellung  verhält  sich 
beim  Aufrichten  der  Blutdruck  verschieden,  aber  der  Pulsdruck  ist  stets 
vermindert;  die  Blutstromgeschwindigkeit  scheint  sich  nicht  zu  ändern.  — 
Der  Pulsdruck  und  die  mit  dem  Flammentachographen  ermittelten  Volnm- 
änderungeu  des  Arms,  die  durch  Aenderung  des  Herzschlages  erzeugt 
werden,  ändern  sicli  in  gleicher  Weise.  — Eintauchen  des  Körpers  in 
warmes  Wasser  steigert  den  Blutdruck,  Pulsdruck  und  Stromgeschwindig- 
keit; in  kaltem  Wasser  steigt  der  Blutdruck,  aber  der  Pulsdruck  ist 
gering,  die  Stromgeschwindigkeit  wohl  vermindert.  — Pulsdruck  und  Ge- 
schwindigkeit sind  bei  Muskelarbeit  gesteigert,  ebenso  bei  Nahrungsauf- 

52* 


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820 


WoHLOKMCTH.  — UuKIAN.  — LöliLKIH. 


No.  49. 


nähme.  — Der  Pulsdruck  ändert  sich  im  Laufe  des  Tages;  am  Morgen  ist 
er  gering. 

Bei  aufrechter  Stellung  soll  die  Ausscheidung  der  Chloride,  Phosphate, 
des  Stickstoffs  im  Harn  vermindert  sein.  Eine  Beziehung  zwischen  diesen 
Aenderungen  und  der  Stromgeschwindigkeit  io  der  Niere  ist  nicht 
sicher.  Sie  waren  bei  dem  Aibuminuriker  stärker  ausgeprägt  als  bei  dem 
Gesunden.  Es  ist  noch  nicht  zu  sagen,  ob  die  Albuminurie  das  Ergebnis 
vasomotorischer  Effekte  ist.  Dagegen  glauben  die  Yerff.,  dass  das  Ver- 
halten des  Harns  in  Beziehung  steht  zu  dem  des  Pulsdrucks:  wächst 
letzterer,  so  wächst  die  Totalausscheidung  vou  Pj06,  N und  NaCl,  während 
die  procentische  sinkt  und  umgekehrt.  A.  Loewy. 


J.  Wohlgemuth,  lieber  die  Herkunft  der  schwefelhaltigen  Stoffwechsel- 
produkte im  tierischen  Organismus.  (11.  Mitteilung.)  Zeitschr.  f.  physiol. 
Chem.  Bd.  43,  S.  469. 

Die  gasförmigen  schwefelhaltigen  Stoffwechsel produkte.  die  bei  der 
Darmfäulnis  entstehen,  wie  Schwefelwasserstoff,  Methylmerkaptan  und 
Aethylsulfid  stammen,  wie  experimentell  gezeigt  wird,  sämmtlich  aus  der 
einen  Scbwefelcomponente  des  Eiweissmoleküls,  dem  Cystin. 

Wob  lgeniu  th. 

R.  Rttrinn,  Ueber  die  oxydative  und  die  vermeintliche  synthetische  Bildung 
von  Harnsäure  iu  Rindcrleberauszug.  Zeitschr.  f.  physiol.  Chem.  Bd.  43, 
S.  497. 

Harnsäurebildung  und  Harnsäurezersetzung  werden  im  tierischen  Or- 
ganismus von  zwei  verschiedenen  Fermenten  ausgelöst,  und  zwar  besitzt 
die  Xanthinoxydase  die  Eigentümlichkeit,  nur  das  schwer  oxydable  Xanthin 
resp.  Hypoxanthin,  nicht  aber  die  Harnsäure  zu  zerstören.  — Die  von 
Wiener  angenommene  synthetische  Bildung  von  Harnsäure  existirt  nach 
Verf.’s  Untersuchungen  nicht.  Wohlgemut h. 

R.  Btirinn,  Die  Herkunft  der  endogenen  Harnpurine  bei  Mensch  und 
Säugetier.  Zeitschr.  f.  physiol.  Chem.  Bd.  43,  S.  532. 

Untersuchungen  am  überlebenden  Muskel  führten  zu  dem  Resultat, 
dass  der  Muskel  auf  Kosten  des  iu  ihm  angesammelten  Hypoxanthins  fort- 
während Harnsäure  an  das  Blut  abgiebt.  Da  aber  der  Hypoxanthingehalt 
des  Muskels  trotz  continuirlicher  Harnsäureabgabe  fast  unverändert  bleibt, 
muss  der  Muskel  notwendigerweise  auch  schon  in  der  Ruhe  Hypoxanthin 
neubilden.  Während  der  Arbeit  ist  diese  Hypoxanthinbildung  gesteigert, 
und  gleichzeitig  wächst  auch  der  Purinkörperausritt  aus  dem  Muskel. 
Diese  erhöhte  Abgabe  seitens  des  Muskels  bleibt  auch  in  den  der  Arbeit 
folgenden  Ruhestunden  noch  eine  Zeit  lang  erhöbt.  Wohlgemuth. 

M.  I.öhlein,  Ueber  Fettinfiltration  und  fettige  Degeneration  der  Niere  des 
Menschen.  (Aus  dem  pathol.  Institut  in  Leipzig.)  Virchow’s  Arch. 
Rd.  180,  H.  1 . 

Die  Frage  der  fettigen  Degeneration  ist  in  letzter  Zeit  häutig  erörtert 


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No.  49. 


Loiilkin. 


821 


worden.  Eine  Zusammenstellung  der  Litteratur  existirt  vou  Hekxhelmer. 
Dietrich  hat  eine  Uebersicht  über  die  „Wandlungen  der  Lehre  von  der 
fettigen  Degeneration“  veröffentlicht.  Leber  Verfettungszustände  an  der 
menschlichen  Niere  haben  besonders  Ribbert  und  seine  Schüler  und 
Hansemanx  gearbeitet.  Letzterer  hat  im  Sinne  Virchow’s  streng  ge- 
schieden zwischen  degenerativen  Veränderungen  und  Infiltrationsprocessen. 

Zwei  Untersuchungsergebnisse  haben  die  Kenntnis  vom  Wesen  der 
fettigen  Degeneration  der  Niere  in  neuerer  Zeit  sehr  gefördert,  nämlich 
die  Beobachtung,  dass  in  Fällen  schwerer  fettiger  Degeneration  eine 
chemisch  nachweisbare  Vermehrung  des  Fettgehaltes  vermisst  wird,  dann 
die,  dass  in  solchen  Fällen  die  bisher  als  Fetttröpfchen  angesehenen,  stark 
lichtbrechenden  Gebilde  in  den  Nierenzellen  doppelt  lichtbrechend,  also 
mit  dem  Fett  nicht  identisch  waren.  L.  nahm  seine  Untersuchungen  in 
erster  Linie  an  frischen,  dann  aber  auch  au  in  Formalin  oder  Müller- 
Formal  gehärtetem  Material  vor.  Zur  Unterscheidung  des  Fetts  und  der 
fettähnlichen  Substanz  benutzte  er  das  Polarisationsmikroskop.  Die  Myelin- 
formen in  der  pathologisch  veränderten  Niere  zeigten  die  Eigenschaft,  in 
zwei  verschiedenen  optisch  anisotropen  Krystallformen  vorzukommen,  die 
in  einander  übergehen  und  in  einander  übergeführt  werden  können,  eine 
Eigenschaft,  welche  auch  die  Protagon  genannten  Myelinformen  des  Sputums 
und  der  Nebennieren  haben.  Die  Identität  aller  dieser  Substanzen  scheint 
auch  durch  ihr  Verhalten  zu  Osmiumsäure  und  Sudan  III  bewiesen  zu 
werden. 

Verf.  teilt  dann  den  Gang  seiner  Versuche  mit,  bei  denen  er  je  nach  An- 
ordnung leicht  geschwungene  Nadeln  mit  stnmpfspitzigen  Enden  oder  Sphäro- 
krystalle  erhielt.  Bei  Osmium-  oder  Sudanfärbung  blieben  die  Nadeln 
farblos  oder  nahmen  nur  einen  leicht  grauen  bezw.  gelblichen  Ton  an, 
und  behielten  ihr  Doppelbrechungsvermögen,  die  Schollen  färbten  sich 
wie  Fett. 

Verf.  bespricht  sodann  die  Unterschiede  zwischen  Fettiufiltratiou  und 
fettiger  Degeneration:  Bei  ersterer  bleiben  die  Zellen  erhalten,  das 

Parenchym  ist  diffus  beteiligt,  das  Zwischengewebe  bleibt  auch  in  den 
höchsten  Graden  der  Verfettung  ganz  oder  fast  ganz  fettfrei ; bei  letzterer 
gehen  Zellen  zu  Grunde,  die  Verfettungsbezirke  sind  herdförmig  angeordnet, 
das  Zwischengewebe  enthält  mehr  oder  weniger  reichlich  Fett.  Fett- 
infiltration findet  sich  bei  Diabetes,  Herzleiden,  am  stärksten  bei  Phosphor- 
vergiftung; doch  sah  Verf.  sie  auch  bei  Pemphigus  und  bei  einem  jungen 
Mann  im  Anschluss  an  eine  zweimalige  Laparotomie.  Meistens  ist  gleich- 
zeitig eine  Fettleber  vorhanden.  Fettige  Degeneration  ist  eine  Folge  ent- 
zündlicher Processe,  so  aller  Formen  des  Morbus  Brightii  und  findet  sich 
ferner  bei  Amyloidentartung. 

Verf.  sah  neben  Fett  Protagon  sowohl  bei  der  akuten  als  auch  ganz 
besonders  bei  der  subakuten  Nephritis.  Bei  der  chronischen  fand  er  es 
in  grossen  Mengen  in  beiden  Krystallformen.  Die  Untersuchung  von 
Amyloidnieren  ergab  auch  doppelt  brechende  Kügelchen  und  zwar  um  so 
mehr,  je  höher  der  Grad  der  Amyloiderkranknng  war. 

Das  Resultat  der  Untersuchungen  war,  dass  doppeltbrechende  Substanz 
• Protagon  — in  allen  typischen  Fällen  von  Fettinfiltration  fehlte;  in 


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822 


Z k s \ - . — v.  (ikot.  — Harms. 


No.  49. 


«lenen  von  Fettdegeneration  vorhanden  war,  sodass  man  hier  von  einer 
myelinigen  Degeneration  sprechen  kann.  Eine  Ausnahme  bot  nur  die  Fett- 
infiltration bei  Phosphorvergiftung,  bei  der  sich  ganz  minimal  Protagon  fand. 

Auch  in  klinischer  Hinsicht  lassen  sich  beide  Zustände  genau  trennen, 
denn  die  Fettinfiltration  verläuft  ohne  Albuminurie,  auch  die  schweren 
Formen  nach  Phosphorvergiftung  können  ohne  sie  bestehen,  während  fettige 
Degeneration  mit  Albuminurie  einhergeht.  Eine  Ausnahme  machen  hier 
nur  die  Fälle  von  Amyloiddegeneration.  Geissler. 


D.  G.  Zesns,  Ueber  die  hysterische  Skoliose.  Arcb.  internat.  de  chir. 

Vol.  II,  Fase.  1,  p.  19. 

Z.  berichtet  über  drei  typische  Fälle  von  hysterischer  Skoliose. 
Das  Symptomenbild  dieser  Erkrankung  besteht  im  wesentlichen  in  einer 
seitlichen  totalen  Abweichung  der  Wirbelsäule,  die  sich  in  der  Narkose, 
beim  Vornüberbeugen  des  Rumpfes  leicht  ausgleichcu  oder  gar  über- 
corrigireu  lässt,  bei  Individuen,  die  anderweitige  hysterische  Stigmata  auf- 
weisen oder  hereditär  belastet  sind.  Joachimsthal. 


W.  V.  Grot,  Zur  C'asuistik  der  Penisverletzungen,  Pctersb.  med.  Wochen- 
schrift 1905,  No.  li  u.  7. 

Es  werden  drei  Fälle  von  Schnittverletzungen  des  Penis  beschrieben. 
Im  ersten  totale  Durchschneidung  beider  Corpora  cavernosa,  im  zweiten 
ausser  der  intakten  Harnröhre  ein  kleiner  Teil  des  rechten  Schwellkörpers 
nicht  durchschnitten,  im  dritten  völlige  Durchschneidung  inclusive  der 
Harnröhre  bis  auf  einen  schmalen  Hautstreifen  und  einen  kleinen  Teil  des 
linken  Corpus  cavenosum.  — Es  gelang  in  allen  drei  Fällen  durch  Nabt 
der  Corpora  cavernosa  und  der  Tunica  albuginea  den  Penis  zu  erhalten; 
die  Endresultate  sind  in  funktioneller  Hinsicht  ausgezeichnete.  — Die  An- 
sicht, dass  nach  Durchneidung  von  zwei  Dritteln  der  Schwellkörper  Gangrän 
eintritt  und  daher  in  derartigen  Fällen  die  Amputation  vorzunehmen  sei, 
ist  damit  widerlegt.  Bedingung  für  das  Gelingen  ist  peinliche  Asepsis, 
exakte  Blutstillung,  sorgfältige  Naht  des  Septums  und  der  Tunica  albuginea 

Peltesohn. 

CI.  Harins,  Anatomische  Untersuchungen  über  Gefässerkrankungen  im 
Gebiete  der  Arteria  und  Vena  centralis  retinae  und  ihre  Folgen  für  die 
Cirkulation  mit  besonderer  Berücksichtigung  des  sog.  hämorrhagischen 
Infarktes  der  Netzhaut,  v.  Graefe’s  Arch.  f.  Ophthalm.  LXl.,  1,  S.  1 
u.  2,  S.  245. 

Nach  den  Ausführungen  von  H,  kann  eine  Verseht iessung  der  Arteri* 
centralis  retinae  zu  stände  kommen  durch  Thrombose  des  vorher  frei  durch- 
gängigen Lumens  ohne  vorherige  Intimawucherung  als  fortgesetzte  Throm- 
bose oder  unabhängig  von  endarteriitischen  Wandveränderungen  bei  herab- 
gesetztem Blutdruck  und  veränderter,  vielleicht  zu  Gerinnungen  prädis- 
ponirender  Beschaffenheit  des  Blutes  und  fettiger  Degeneration  der  Intima; 
veranlasst  durch  eine  vorher  bestehende  lumeneinengende  Erkrankung  des 


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No.  49. 


Hahmb. 


823 


Stammes  der  Vena  centralis  und  dadurch  hervorgerufene  Strom  Verlang- 
samung, besonders  wenn  die  Vorbedingungen  zur  Thrombosirung  ganz  oder 
teilweise  erfüllt  sind;  veranlasst  durch  eine  druckerhöhende  Einwirkung 
auf  die  Wand  des  Gefässes  von  aussen  her.  Auch  kann  die  Verschliessung 
der  Centralarterie  durch  primäre  Wranderkrankung  hervorgerufen  werden, 
vornehmlich  in  Form  der  Endarteriitis  proliferans,  indem  dieselbe  durch 
progressive  Wucherung  selbst  zum  Verschlüsse  des  Lumens  führt,  oder 
eine  Thrombose  veranlasst,  welche  meistens  an  und  stromabwärts  von  der 
am  stärksten  verengten  Stelle,  das  Kestlumen  verschliesst;  und  durch  kalk- 
haltige Gebilde.  Das  Vorkommen  des  ophthalmoskopischen  Bildes  der 
Absperrung  der  arteriellen  Blutzufuhr,  der  sog.  Embolie,  ohne  Verschluss 
der  Centralarterie  ist  nicht  erwiesen.  Eine  wirkliche  Embolie  der  Central- 
arterie im  Sinne  V.  Graefe’s  bedarf  noch  des  anatomischen  Beweises. 
Ein  Verschluss  der  Vena  centralis  retinae  kann  erfolgen  durch  Thrombose 
des  vorher  frei  durchgängigen  Lumens,  welche  entsteht  auf  rein  maranti- 
scher Basis,  auf  Grund  leichter  Lokalveränderungen  und  leichter  Allgemein- 
erkrankungen, durch  primäre  Wanderkrankungen,  vornehmlich  in  Form 
der  Meso-  und  Endophlebitis  proliferans,  indem  dieselbe  durch  progressive 
Wucherung  selbst  zum  Verschluss  des  Lumens  führt,  einen  sekundären 
Thrombus  verursacht,  welcher  entweder  an  der  Stelle  der  Intimawucherung 
selbst  das  Restlumen,  oder  stromabwärts  von  der  verengten  Stelle  das  noch 
annähernd  normal  weite  Lumen  verschliesst.  Ein  Verschluss  des  Venen- 
lnmens  ruft  im  allgemeinen  Stauungserscbeinungen  in  der  Retina  hervor 
infolge  mächtiger  „lachenartiger“  Blutungen  bei  stark  verbreiterten  und 
geschlängelten  Venen  und  verengtet)  Arterien,  wenu  die  retinalen  Venen 
wenig  oder  gar  nicht  erkrankt  sind,  sowie  in  Form  mehr  spritzförmiger 
Blutungen  bei  verengten  Venen  und  Arterien,  wenn  die  retinalen  Venen 
von  der  primären  sklerotischen  Erkrankung  raitergriffen  sind.  Es  können 
aber  auch  bei  Verschluss  des  Venenstammes  die  Blutungen  fehlen  oder 
ganz  gering  Ausfallen,  wenn  hochgradige  Herzschwäche  und  nicht  voll- 
ständiger Verschluss  der  Vene  Zusammentreffen,  oder  eine  Nebenbahn 
existirt,  entweder  als  retino- ciliare  Vene  oder  als  angeborene  Anastomose 
des  Venenstammes.  Ein  thrombotischer  Verschluss  der  Centralvene  kann 
sich  mit  Glaukom  compliciren.  Ausgedehnte  Blutungen  der  Retina  können 
auch  durch  diffus  entzündliche  Erkrankung  der  Retiuagcfässwände  hervor- 
gerufen werden. 

Die  beiden  Krankheitsbilder  der  sog.  „Embolie  der  Centralarterie“ 
und  der  „Thrombose  der  Central vene“  dürfen  anatomisch  nicht  so  scharf 
von  einander  getrennt  werden,  wie  das  früher  wohl  geschah,  da  häufig 
beide  Gefässe  erkrankt  sind  und  dieselbe  ursprüngliche  Erkrankung  des 
einen  Gefässes,  je  nachdem  sie  sich  mit  einer  Erkrankung  der  anderen 
complicirt  oder  nicht,  sowohl  das  eine  als  auch  das  andere  ophthalmo- 
skopische Bild  hervorrufen  kann.  Bei  diesem  vollständigen  oder  fast  voll- 
ständigen Verschluss  beider  Centralgefässe  eines  Auges  handelt  es  sich 
wohl  meistens  um  eine  gegenseitige  Wechselwirkung  der  erkrankten  bezw. 
verschlossenen  Gefässe  aufeinander,  indem  die  primäre  sklerotische  Er- 
krankung des  einen  Gefässes,  das  aber  noch  nicht  vollständig  geschlossen 
ist,  infolge  der  Stromverlangsamung  und  anderer  hinzutretender  Hülfs- 


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824 


StABOARDT.  SoHDERMAKH. 


No.  49. 


momente  einen  thrombotischen  Verschluss  des  anderen  hervorruft,  und 
dieser  thrombotische  Verschluss  dann  seinerseits  wiederum  zu  einer 
mächtigen  Steigerung  des  sklerotischen  Processes  im  primär  erkrankten 
Gefässe  oder  auch  zum  thrombotischen  Verschluss  von  dessen  Restlumen 
führt,  ln  den  meisten  Fällen  werden  mit  dem  einen  Stamme  auch  die 
Retinalgefässe  von  der  primären  Erkrankung  ergriffen,  ehe  es  zum  sekun- 
dären thrombotischen  Verschlüsse  des  anderen  Stammes  kommt;  doch 
kann  die  primäre  Erkrankung  des  einen  Stammes  auch,  ohne  Mitbeteiligung 
des  verbindenden  Retinalgefässbaumes,  eine  Art  Fernwirkung  auf  den 
anderen  Stamm  ausüben  und  in  diesem  den  thrombotischen  Verschluss 
hervorrufen.  Der  Verschluss  des  sekundär  erkrankten  und  zuerst  zum 
Verschluss  kommenden  Gefässes  beherrscht  das  klinische  Krankheitsbild, 
während  häufig  anatomisch  die  primären  Veränderungen  des  anderen  Ge- 
fässes im  Vordergrund  stehen.  Ein  Verschluss  beider  Centralgefässstämme 
durch  denselben  einfachen  Process,  durch  reine  Thrombose  oder  durch 
reine  primäre  Intimawucherung  ist  bisher  noch  nicht  constatirt  worden. 
Das  lässt  darauf  schliessen,  dass  ein  Verschluss  beider  Gen  trat  gefässe  im 
allgemeinen  in  erster  Linie  durch  die  von  der  Primärerkrankung  des  einen 
Gefässes  veranlasste  lokale  Cirkulationsstörung  hervorgerufen  wird.  Das 
Vorkommen  eines  wirklichen  hämorrhagischen  Infarktes  der  Netzhaut  im 
Sinne  Cohnheim’s  ist  bisher  nicht  anatomisch  erwiesen  worden.  Das 
ophthalmoskopische  Bild,  welches  man  bisher  mit  dem  Namen  des  hämor- 
rhagischen Infarktes  bezeichnete,  ist  vielmehr  der  Ausdruck  einer  Combi- 
nation  des  Krankheitsbildes  der  sog.  „Embolie  der  Centralarterie11  mit  dem 
der  „Venenthrombose“,  und  zwar  nicht  nur  in  klinischer,  sondern  vor 
allem  auch  in  anatomischer  Hinsicht.  Horstmann. 


Ktargardt,  Ueber  die  Wirkung  der  Rüntgenstrahlen  auf  den  Trachom- 
follikel. Zeitschr.  f.  Augenheilk.  XIV.,  S.  251. 

St.  hat,  um  die  Wirkung  der  Rüntgenstrahlen  auf  Trachomfollikel 
festzustellen,  in  drei  Fällen  von  frischer  Granulöse  ohne  Narbenbildung, 
das  ektropionirte  Augenlid  des  rechten  Auges  12  Minuten  lang  einmal 
bestrahlt  und  die  nach  Kuhnt  excidirtcn  Cebergangsfalten  beider  Augen 
anatomisch  untersucht.  Der  Vergleich  lehrte,  dass  die  bestrahlte  Ueber- 
gangsfalte  ohne  andere  Veränderungen  ausschliesslich  an  den  Follikeln 
Zerfall  der  Lyiuphocyten,  Zunahme  der  Phagocyten  und  Riesenzellen  sowie 
Abnahme  der  Mitosen  zeigte,  Veränderungen,  welche  au  die  von  Hkixecke 
an  der  Milz  und  anderen  Lymphorganen  beobachteten  erinnern.  Trotz 
dieser  bewiesenen  Wirkung  der  Röntgenstrahlen  auf  den  Trachomfollikel 
hält  Verf.  die  Frage  der  therapeutischen  Wirksamkeit  für  noch  unbe- 
antwortet. G.  Abelsdorff. 

1)  SonderniHiin.  Ueber  Saugtherapie  bei  Ohrerkrankungen.  Arch.  f. 
Ohrenheilk.  Bd.  04,  S.  15. 

2)  Derselbe,  Ein  neuer  Apparat  zur  Massage  des  Ohres.  Ebenda.  S.  22. 

1)  Zur  Entleerung  von  Sekret  aus  dem  Mittelohr  durch  Luftverdünuung 
empfiehlt  Verf.  einen  Apparat  (Abbild,  s.  im  Orig.),  der  nicht  allein  den 


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No.  49. 


Natieh.  — Carter.  — Wassermann  und  Citbon. 


825 


äusseren  Gehörgang,  soudern  das  ganze  Ohr  incl.  Ohrmuschel  umschliesst 
und  aus  einem  von  einem  Gummihohlring  umrandeten  Hohlkörper  besteht, 
der  durch  einen  Schlauch  mit  einem  Saugball  verbunden  ist.  Der  Apparat 
kann  vom  Patient  selbst  ohne  Hülfe  applicirt  werden. 

2)  Auch  dieser  Apparat  besteht  aus  einem  die  Ohrmuschel  um- 
schliessenden  Hohlkörper,  der  von  einer  Luftgummiröhre  umwandet  und 
durch  einen  Schlauch  mit  einem  Gummiball  verbunden  ist.  Auch  er  kann, 
nach  Verf.,  dem  Patient  zur  Selbstbehandlung  in  die  Hand  gegeben  werden. 

Sch  wabacb. 

M.  Natier,  Surdite  et  reeducation  de  l’oreille  par  les  diapasons.  Arcli. 
gener.  de  med.  1905,  No.  31. 

In  einem  ausführlich  beschriebenen  Falle  von  Schwerhörigkeit  infolge 
alter  Mittelohreiterung  mit  vollständiger  Zerstörung  des  Trommelfelles  ge- 
lang es  Verf.,  nachdem  er  den  Allgemeinzustand  durch  roborirende  Diät 
gehoben  und  die  Eiterung  beseitigt  hatte,  durch  Hörübungen  mittels  einer 
vollständigen  Stimmgabelreihe  das  Hörvermögen  erheblich  und  dauernd  zu 
verbessern.  Er  empfiehlt  weitere  Versuche  mit  dieser  Vibrationsmassage 
des  Gehörganges,  unterlässt  aber  leider  die  Technik  mitzuteilen. 

Stur  mann. 

Carter,  A case  <>f  extreme  sepsis  from  multiple  sinusites  with  description 
of  Operation.  N.-Y.  med.  journ.  and  Phil.  med.  journ.  1905,  May  27. 

Bei  einer  22jährigen  Frau  fand  sich  eine  Eiterung  der  linken  High- 
morshöhie,  welche  von  der  Fossa  canina  eröffnet  wurde.  Der  Fall  schien 
günstig  zu  verlaufen,  als  sich  plötzlich  heftiges  Fieber  mit  Schwellung 
und  Schmerzen  in  beiden  Knieen  und  dem  rechten  Handgelenk  einstellten. 
Dabei  bestand  heftiger  Occipitalschmerz  und  Nackensteifheit;  im  Urin 
Eiweiss  und  Cylinder.  Der  Zustaud  verschlimmerte  sich  immer  mehr, 
Benommenheit  trat  ein,  sodass  die  Eröffnung  der  Etbmoidalzellen  und  der 
Keilbeinhöhle  unternommen  wurden,  in  denen  eine  starke  Eiterung  Platz 
gegriffen  hatte.  Darauf  trat  Genesung  ein.  W.  Lublinski. 


A.  Wassermann  und  J.  Citron,  Die  lokale  Immunität  der  Gewebe  und 
ihre  praktische  Wichtigkeit.  Deutsche  med.  W’ochcnschr.  1905,  No.  15. 

Aus  Versuchen,  welche  W.  und  C.  früher  veröffentlicht  haben,  geht 
hervor,  dass  Gewebe,  die  mit  Infektionsstoffen  in  Berührung  kommen,  lokal 
auf  diese  in  immunisatorischer  Hinsicht  reagiren.  Dieses  lokale  immuni- 
satorische Verhalten  der  Gewebe  ist  bisher  wenig  berücksichtigt  worden, 
obwohl  es  praktisch  äusserst  wichtig  ist.  Die  verschiedenen  Gewebe  ver- 
halten sich  gegen  Infektionserreger  sehr  verschieden  tolerant.  Diese  Toleranz, 
die  z.  T.  erst  während  des  Lebens  erworben  wird,  kann  auf  zwei  Weisen 
ihre  Erklärung  finden:  entweder  sind  die  toleranten  Gewebe  befähigt, 
sogleich  bei  dem  Zusammentreffen  mit  Infektionserregern  Antikörper  zu 
bilden,  die  die  Bakterien  vernichten,  oder  die  Toleranz  ist  auf  eine  lokale 
Umstimmung  zurückzuführen,  sodass  die  Gewebe  gegen  die  Schädigungen 
von  Seiten  der  Bakterien  unempfindlich  werden.  Wäre  erstere  Annahme 


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826 


Rossiwau,  und  Schikck.  — Kiuenkbikokii. 


No.  49. 


die  richtige,  so  mussten  in  dem  Blutserum  Antikörper  in  starker  Anhäufung 
nachzuweisen  sein,  was  jedoch  nicht  der  Fall  ist,  wie  Bestimmungen  der 
Antikörper  bei  Leuten,  die  Jahre  lang  nach  einem  Typhus  virulente  Bak- 
terien im  Darme  beherbergen,  und  ebenso  bei  Choleravibrionenträgern  ge- 
lehrt haben.  Diese  lokale  Unempfindlichkeit  ist  durch  den  Contakt  mit 
den  lebenden  Infektionserregern  hervorgerufen  worden.  Eine  derartige 
bleibende  celluläre  Umstimmung  gewisser  Gewebe  des  Organismus  ist  das 
Maassgebende  für  eine  lange  andauernde  Immunität  gegenüber  solchen  In- 
fektionen, von  denen  eine  Tierspecies  spontan  ergriffen  wird.  Die  bisher 
übliche  Art  der  aktiven  Immunisirung  mit  abgetöteten  Cultur»n  kann  nur 
einen  vorübergehenden  Schutz  gewähren,  um  eine  dauernde  Immunität  zu 
erzielen,  wird  es  erforderlich  sein,  darauf  zu  sinnen,  dass  die  Gewebe  an 
den  Eingangspforten  bei  der  spontanen  Infektion  lokal  unempfindlich  ge- 
macht werden.  H.  Bisch  off. 

E.  Kossiwall  und  B.  Schick,  Ueber  specifische  Agglutination  von  Strepto- 
kokken aus  Scharlachanginen  und  extrabuccalem  Primäraffekt.  Wiener 
klin.  Wochenschr.  1905,  No.  1. 

Verffn.  ist  es  gelungen,  in  einer  an  eine  Operation  sich  anschliessen- 
den Scbarlacberkrankung  in  dem  nach  aussen  abgeschlossenen  Primäraffekte 
Streptokokken  in  Reincultur  nachzuweisen,  die  durch  Moser'sches  Scharlach- 
serum specifisch  hoch  agglutinirt  wurden,  weiterhin  haben  sie  bei  elf 
Scharlachfällen  mit  gewöhnlicher  Infektionspforte,  nämlich  Scharlachangina, 
neben  anderen  nicht  agglutinirbaren  Streptokokken  solche  aufgefunden,  die 
vom  Scharlachserum  Moser  specifisch  agglutinirt  wurden.  Verff.  ziehen 
hieraus  den  Schluss,  dass  neben  nicht  specifischen,  auch  bei  Gesunden  und 
anderweitig  Erkrankten  vorkommenden  Streptokokken  bei  Scharlach  ein 
durch  specifische  Agglutinirbarkeit  ausgezeichneter  Streptococcus  vorkommt. 

Dass  diese  Agglutinirbarkeit  wirklich  specifisch  ist,  wurde  noch  dadurch 
erwiesen,  dass  die  betreffenden  Stämme  weder  durch  normales  Pferdeserum 
noch  durch  polyvalentes  Antistreptokokkenserum  agglutinirt  wurden.  Hin- 
sichtlich der  ätiologischen  Bedeutung  für  die  Scharlacherkrankung  ein 
Urteil  abzugeben,  dafür  ist  die  Zahl  der  untersuchten  Fälle  zu  gering, 
immerhin  gewinnt  durch  die  Untersuchungen  die  Ansicht  derjenigen,  welche 
einen  specifischen  Streptococcus  als  den  Scharlacherreger  ansehen,  eine 
Stütze.  H.  Bischoff. 

0.  L.  Klieneberger,  Ueber  Veronal  (Dosirung  und  Idiosynkrasie).  Münch, 
med.  Wochenschr.  1905,  No.  32. 

Der  Fall,  der  eine  33jährige  erregte  Geisteskranke  betrifft,  ist  insofern 
bemerkenswert,  als  deutliche  Vergiftungserscheinungen  schon  nach  relativ 
kleinen  Dosen  auftraten.  Es  wurde  drei  Tage  hintereinander  0,75 — 1,0  g 
Veronal  pro  die  in  Einzeldosen  von  */« — V»  g gegeben.  Schon  am  zweiten 
Tage  stellte  sich  ein  Rauschzustand  ein,  am  dritten  erbrach  die  Kranke, 
lag  mit  krankhaft  nach  hinten  gestrecktem  Kopf  apathisch  da,  machte 
einen  benommenen  Eindruck  und  klagte  über  Doppeltsehen,  Müdigkeit, 
Mattigkeit  und  Scbwindelgefühl;  Pupillenreaktion  träge,  Gang  tauraelod. 
Sprache  lallend.  Die  Vergiftungssymptome  liessen  nur  langsam  nach. 

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No.  49. 


Mktzokr. 


827 


Spätere  Versuche  mit  Veronal  ergaben  bei  derselben  Kranken  ähnliche 
Erscheinungen.  Offenbar  handelte  es  sich  bei  der  Patientin,  die  sich  gegen 
andere  Narcotica  indifferent  gezeigt  hatte,  um  eine  Idiosynkrasie  gegen 
Veronal.  K.  Kronthal. 

1)  L.  Metzger,  Zur  Casuistik  des  menstruellen  Ikterus.  Zeitscbr.  f.  klin. 

Med.  1904,  Bd.  53,  S.  149. 

2)  Derselbe,  lieber  menstruellen  Ikterus.  Münch,  med.  Wochenschr. 

1905,  No.  24. 

1)  Bei  der  Seltenheit  des  Auftretens  des  menstruellen  Ikterus  ist  jeder 

diesbezügliche  Fall  von  weitgehendem  Interesse.  Einen  solchen  beobachtete 
M.  bei  einer  45  Jahre  alten  Stepperin,  also  an  einer  im  klimakterischen 
Alter  befindlichen  Krau,  die  sonst  vollkommen  gesund,  regelmässig,  ent- 
weder kurz  vor  dem  Beginn  oder  während  der  Dauer  der  menstruellen 
Blutung  an  Ikterus  erkrankte.  Dass  zwischen  letzterem  und  der  Men- 
struation ein  Zusammenhang  bestehen  muss,  ist  selbstverständlich.  Welches 
aber  dieser  Zusammenhang  ist,  das  ist  schwer  zu  sagen.  Um  ein  latentes 
Gallenleiden  kann  es  sich  bei  der  Patientin  nicht  gehandelt  haben,  denn 
dafür  lag  absolut  kein  Anlass  vor.  Dagegen  glaubt  Verf.  den  Ikterus  als 
Ursache  einer  nervösen  Reizerscheinung  auffassen  zu  müssen,  wie  ja  aller- 
dings auch  andere  nervöse  Symptome  während  der  Dauer  der  Menstruation 
erfahrungsgemäss  auftreten.  Es  ist  ihm  am  wahrscheinlichsten,  dass  zu- 
nächst reflektorisch  eine  Contraktion  der  Gallengänge  zu  stände  kommt, 
deren  Folge  dann  der  Ikterus  wäre.  M.  selbst  giebt  allerdings  zu,  dass 
es  nicht  gerechtfertigt  wäre,  auf  Grund  des  beschriebenen  Falles  weiter- 
gehende Schlüsse  zu  ziehen.  Carl  Kosenthal. 

2)  Verf.  teilt  die  Krankengeschichte  und  den  Sektionsbefund  eines 

Falles  mit,  in  dem  regelmässig  zu  Beginn  der  Menstruation  Ikterus  auftrat, 
und  die  Sektion  dann  einen  Stein  ergab,  der,  ohne  dauernd  obturirend  zu 
wirken,  unter  verschiedenen  Umständen  eine  vollständige  Obturation  herbei- 
fübren  konnte:  entweder  wenn  er  tiefer  gepresst  wurde,  oder  wenn  das 
Lumen  der  Gallengangs  Wandungen  sich  veränderte,  sei  es  durch  entzünd- 
liche Veränderungen  der  Schleimhaut  oder  durch  Ansammlung  verdickter 
Galle.  Es  wird  der  menstruelle  Ikterus  hier  so  zu  erklären  sein,  dass 
zur  Zeit  der  Menses  aus  irgend  welchen  Gründen  die  schon  bestehende 
relative  Gallenstauung  soweit  gesteigert  wurde,  dass  ein  Uebertritt  in  die 
Lymphgefässe  und  Ikterus  erfolgte.  Für  den  vorliegenden  Fall  scheint  es 
am  wahrscheinlichsten,  dass  unter  dem  Einfluss  der  Menstruation  einerseits 
eine  stärkere  Blutfüllung  und  Schwellung  der  Gallengangewandungen  ein- 
trat, andererseits  gleichzeitig  der  Gallenstein  tiefer  rückte  und  auf  diese 
Weise  den  Abfluss  der  Galle  in  den  Ductus  choledochus  völlig  oder  fast 
ganz  versperrte.  Wahrscheinlich  muss  für  das  Tieferrücken  des  Steines 
auch  eine  zu  Beginn  der  Menses  erhöhte  Keflexerregbarkeit  der  Gallen- 
gangsmuskulatur in  Betracht  gezogen  werden;  an  eigentlich  krankhafte 
Oontraktionen  aber  kann  bei  dem  völligen  Fehlen  von  Koliken  nicht  ge- 
dacht werden.  Br.  Wolff. 


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HüoKrFKLMArnER  und  Deiner.  — Borchark.  Steirhacser  ct<\ 


No.  49. 


W.  Knoepfclinacher  und  K.  Deiner,  Dermatitis  exfoliativa  neonatorum. 
Jahrb.  f.  Kinderheilk.  Bd.  00.  Ergänzungsh.  S.  170. 

An  zwei  eigene  Beobachtungen  anknüpfend  erörtern  Verff.  das  Ver- 
hältnis der  Dermatitis  exfoliativa  neonatorum  (V.  Ritter)  zum  Pemphigus 
neonatorum.  Sie  kommen  zu  dem  Schluss,  dass  die  Dermatitis  exfoliativa 
neonatorum  nur  eine  Form  und  zwar  eine  sehr  schwere  Form  des  Pem- 
phigus neonatorum  sei,  und  zwar  weil  1.  das  Hauptsymptom  der  Dermatitis 
exfoliativa  neonatorum,  die  Epidermolysis,  auch  beim  Pemphigus  neonatorum 
vorkommt;  2.  die  gutartigste  Form  des  Pemphigus  neonatorum  in  die 
Dermatitis  exfoliativa  neonatorum  übergehen  kann;  3.  eine  Epidemie  der 
Dermatitis  exfoliativa  neonatorum  mit  dem  Auftreten  von  Pemphigus  neo- 
natorum geendet  hat  f Litten);  4.  ein  Fall  von  Dermatitis  exfoliativa 
neonatorum  bei  Uebertragung  auf  eine  Schwester  Pemphigus  contagiosus 
hervorgerufen  hat  (Beobachtung  der  Verff.);  5.  epidemisches  Auftreten  von 
Dermatitis  exfoliativa  neonatorum  von  epidemischem  Auftreten  von  Pem- 
phigus begleitet  war;  0.  der  bakteriologische  Befund  bei  beiden  Krankheits- 
formen nicht  wesentlich  abweichend  ist  (Staphylococcus  pyogenes  albus 
und  aureus);  7.  die  histologische  Untersuchung  der  erkrankten  Haut  bei 
beiden  Krankheitsformen  dieselben  Veränderungen,  jedoch  in  verschiedener 
Intensität,  erkennen  lässt  (Lockerung  im  Gefüge  der  Epidermis  und  seröse 
Durchtränkung,  geringe  Entzündungserscheinuugen).  Im  Gegensatz  zu 
V.  Ritter  halten  Verff.  die  Dermatitis  exfoliativa  neonatorum  für  unbe- 
dingt contagiös.  Stadthagen. 

1)  Horehard,'  Die  Knochen-  und  Gelenkerkrankungen  bei  der  Syringo- 
myelie. Deutsche  Zeitschr.  f.  Ghir.  72.  Bd.  (4  -6). 

2)  Steilihausen,  Syringomyelie  als  Folge  von  Rückenmarksverletzung. 
Monatsschr.  f.  Unfallheiik.  1904,  No.  4. 

3)  W.  Sterling,  Beitrag  zur  Lehre  von  der  Morvan  schen  Kränkheit  und 
der  Entstehung  der  Höhlen  im  Rückenmark.  Zeitschr.  f.  klin.  Med. 
1906,  66.  Bd.  (6.  u.  6 ) 

4)  0.  Kölpin,  Hämatomyelie  und  Syringomyelie.  Arch.  f.  Psych.  u. 
Nervenkrankb.  1905,  Bd.  40,  H.  2. 

1)  Als  Hauterscheinungen,  welche  häufig  den  Gelenkveränderungen  vor- 
ausgehen oder  sie  begleiten,  beschreibt  B.  einen  bläschenförmigen  Ausschlag, 
kreisrunde  Geschwüre,  umschriebene  Gangrän  und  flüchtige  Oedeme  der 
Haut  und  der  Gelenke,  denen  eine  eigentümliche  Atrophie  der  Haut  folgen 
kann.  Auch  Wucherungen  der  Haut,  Schwielenbildung  und  Rhagaden  sind 
nicht  selten.  Die  Gelenkerkrankungen  können  akut  einsetzen,  zuweilen 
unter  Einwirkung  eiues  Traumas.  Zuweilen  gehen  Schmerzen,  mitunter 
auch  eine  Phlegmone,  den  Gelenkerkrankungen  voraus.  Die  einzelnen 
Gelenke  zeigen  in  ihrer  Erkrankung  gewisse,  ausführlicher  beschriebene 
Eigentümlichkeiten,  die  zum  grössten  Teil  bedingt  sind  durch  die  Mechanik 
der  betreffenden  Gelenke,  zum  geringeren  Teil  durch  die  Affektion  der 
umgebenden  Weichteile.  Die  Therapie  wird  für  die  einzelnen  Fälle  ein- 
gehend erörtert. 

2)  Bei  einem  bis  dahin  völlig  gesunden  Mann  entstand  unmittelbar  nach 
einer  das  Rückenmark  indirekt  treffenden  schweren  Verletzung  motorische 


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No.  49. 


Bohi  hard.  Stkikhadsen.  Sterling.  Kiiltin. 


829 


und  sensible  Paraplegie  beider  Beine  mit  vorübergehenden  Blasen-  und 
Mastdarmstörungen.  Etwa  zwei  Munate  später  setzte  der  Beginn  der 
Besserung  ein,  die  am  rechten  Bein  ununterbrochen  fortschritt  und  nach 
1 •/*  Jahren  in  völlige  Wiederherstellung  überging.  Am  linken  Bein  da- 
gegen blieb  eine  dauernde,  langsam  zunehmende  Lähmung  in  einem  abge- 
grenzten Gebiet  zurück.  Allmählich  traten  dann  hinzu  vasomotorische  und 
trophische  Störungen  an  den  Zehen,  die  zu  Gangrän  erst  der  grossen  und 
drei  Jahre  später  der  zweiten  Zehe  führten.  Die  sensible  Lähmung  trug 
das  Gepräge  der  dissociirten  Empfindungslähmung.  Durch  einen  operativen 
Eingriff  wurde  die  Tiefeuanästhesic  deutlich  erwiesen;  zuletzt  bestand  das 
Bild  ausgeprägter  Syringomyelie  und  zwar  beschränkt  auf  das  linke  Bein. 
Das  Vorleben  des  Kranken  weist  keinerlei  Symptome  einer  bereits  in  der 
Entwickelung  begriffenen  Syringomyelie  auf.  Der  syringomyelitische  Herd 
musste  innerhalb  eines  Blutungsherdes  sitzen,  der  nach  oben  das  zwölfte 
Dorsalsegment  nicht  überschritt  und  nach  unten  bis  zum  zweiten  Sacral- 
Segment  reichte.  Ausserhalb  dieser  Blutungsstelle  traten  keine  syringo- 
myelitischen  Veränderungen  auf.  Demnach  ist  der  Fall  als  ein  trauma- 
tischer anzusehen,  wenn  man  selbst  annehmen  will,  dass  im  Rückenmark 
irgend  eine  angeborene  Disposition  in  einigen  Fällen  traumatischer  Syringo- 
myelie vorhanden  ist. 

3)  St.  beschreibt  den  mikroskopischen  Befund  von  einem  Falle,  der 
klinisch  das  Bild  der  Morvan'schen  Krankheit  bot  (Atrophie,  Gangrän  der 
Finger,  Sensibilitätsstörungen  etc.).  Die  Untersuchung  ergab  eine  Bildung 
von  Höhlen  im  Rückenmark  mit  Gliawucherung  und  sekundären  Verände- 
rungen der  weissen  und  grauen  Substanz.  Dabei  bestanden  zwei  Kategorien 
von  Spalten  im  Rückenmark.  Die  im  Halsteile  des  Rückenmarks  befind« 
liehe  Spalte  war  mit  Ependym  ausgekleidet  und  erinnert  an  die  syringo- 
myelitischen  Höhlen;  im  lumbalen  und  dorsalen  Teil  hingegen  lagen  die 
Höhlen  in  der  Mitte  von  verdickten  bindegewebigen  Scheidewänden,  deren 
Struktur  an  Bindegewebe  und  an  die  Pia  mater  erinnerten;  hier  bestand 
kein  Zusammenhang  mit  dem  Centralkanal;  hier  schien  die  Neuroglia- 
proliferation  nur  sekundär  auf  einen  irritativen  Vorgang  zu  folgen,  der 
durch  das  Hineinwachsen  von  Septa  von  der  Peripherie  her  entstand. 

4)  Der  von  K.  mitgeteilte  Fall  zeigt  zunächst  die  schon  wiederholt 
beschriebene  Combination  von  Syringomyelie  und  Psychose.  Das  Bestehen 
der  Syringomyelie  war  klinisch  durch  kein  Symptom  offenbar  geworden, 
speciell  war  eine  Dissociatiou  der  verschiedenen  Empfindungsqualitäten 
nicht  nachweisbar.  Vor  Jahren  waren  an  der  rechten  Seite  öfter  Schmerzen 
und  trophische  Störungen  am  rechten  Arm  beobachtet.  Anatomisch  hatte 
die  Gliose  ihren  Sitz  im  rechten  Hinterhorn,  im  verlängerten  Mark  in  der 
äubstantia  gelatinosa,  dabei  liegt  der  Centralkanal  meist  gesondert  von 
der  Gliose,  nur  an  einer  Stelle  zeigt  der  Hohlraum  Auskleidung  mit  Central- 
epithelien.  Vom  2.  Dorsalsegment  bis  zur  Pyramidenkreuzung  fanden  sich 
in  der  linken  grauen  Substanz  umfangreiche  Blutungen,  in  deren  Um- 
gebungen Reaktionserscheinungen  der  Glia,  Spinnenzellen,  Gliosenbildung 
mit  Spalten  und  Blutpigment.  Die  Gliose  iu  der  Medulla  oblongata  stand 
im  engsten  Zusammenhang  mit  der  Gefässverbreitung.  ln  diesem  wie  in 
ähnlichen  Fällen  sprechen  zu  Gunsten  der  Entstehung  der  Syringomyelie 


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830 


Daviusouh.  Nokooekath  und  Staehklin.  Spiteke  etc. 


No.  49. 


aus  einer  Hämatomyelie:  die  Lokalisation  der  Gliose  an  den  zu  Blutungen 
prädisponirten  Stellen,  der  Befund  von  Blut  und  Blutpigment  io  und  neben 
ihr,  die  Blutungen  älteren  und  jüngeren  Datums  au  den  entsprechenden 
Stellen  der  anderen  Seite  des  Rückenmarkes,  endlich  der  Nachweis  be- 
ginnender Reaktionserscheinungen  von  Seiteu  der  Glia  in  der  Umgebung 
der  Blutungeu  und  das  Pehlen  jeglicher  in  Betracht  kommender  Ent- 
wickelungsanomalie des  Rückenmarks.  S.  Kalischer. 


1)  C.  Davidsohn,  Spirochaetenfärbung  mit  Kresylviolett.  Berl.  klin. 
Wocbenschr.  1905,  No.  31. 

2)  C.  T.  Noeggerath  und  R.  Staehelin,  Zum  Nacheis  der  Spirochaete 
pallida  im  Blut  Syphilitischer.  (Aus  der  med.  Klinik  in  Basel.)  Münch, 
med.  Wochenschr.  1905,  No.  31. 

3)  L.  Spitzer,  Ueber  Spirochaetenbefundc  in  syphilitischem  Gewebe.  (Aus 
dem  staatl.  serotherapeut.  Institut  in  Wien.)  Wiener  klin.  Wochenschr. 
1905,  No.  31. 

4)  Rille  und  A.  Voekerodt,  Weitere  Spirocbaetenbefunde  bei  Syphilis. 
(Aus  der  dermatol.  Klinik  zu  Leipzig.)  Münch,  med.  Wochenschr.  1905, 
No.  34. 

6)  Reischauer,  Ein  weiterer  Spirochaetenbefund  bei  hereditärer  Lues. 
(Aus  dem  hygien.  Institut  in  Jena.)  Deutsche  med.  Wocbenschr.  1905, 
No.  34. 

ß)  (1.  N'igris,  Spirochaete  pallida  und  refringens  nebeneinander  im  Blute 
bei  hereditärer  Lues.  (Aus  der  Univ. -Kinderklinik  in  Graz.)  Deutsche 
med.  Wochenschr.  1905,  No.  36. 

7)  P.  Mulzer,  Ueber  das  Vorkommen  von  Spirochaeten  bei  syphilitischen 
Krankbeitsprodukten.  (Aus  d.  Universitätsklinik  f.  Haut-  u.  Geschlechts- 
krankheiten zu  Berlin.)  Berl.  klin.  Wochenschr.  1905,  No.  30. 

8)  W.  Scholtz,  Ueber  den  Spirochaetennachweis  bei  Syphilis.  Deutsche 
med.  Wochenschr.  1905,  No.  36. 

9)  C.  Grouven  und  H.  Fabry,  Spirochaeten  bei  Syphilis.  (Aus  der  Uni- 
versitätsklinik f.  Syphilis  u.  Hautkrankh.  in  Bonn  ) Ebenda. 

10)  R.  Kraus  und  A.  Prantscholf,  Ueber  das  constante  Vorkommen  der 
Spirochaete  pallida  im  syphilitischen  Gewebe  bei  Menschen  und  Affen. 
(Aus  dem  staatl.  serotherapeut.  Institut  in  Wien.)  Wiener  kliu.  Wochen- 
schrift 1905,  No.  37. 

11)  G.  Sobernbcim  und  E.  Toinasczcwski,  Ueber  Spirochaete  pallida. 
(Aus  dem  hygien.  Institut  an  der  med.  Klinik  zu  Halle  a.  S.)  Münch, 
med.  Wochenschr.  1905,  No.  39. 

12)  K.  Herxheimer,  Zur  Kenntnis  der  Spirochaete  pallida.  (Aus  dem 
städt.  Krankenhaus  in  Frankfurt  a.  M.)  Ebenda. 

13)  Fr.  Krzysztalowicz  und  M.  Siedlccki,  Spirochaete  pallida  Schaudinn 
in  syphilitischen  Erscheinungen.  (Aus  d.  Institut  der  vergleich.  Anatomie 
in  Krakau.)  Montsh.  f.  prakt.  Dermatol.  Bd.  41,  No.  6. 

(Schluss.) 

4)  R.  und  V.  trafen  die  Spirochaete  pallida  unter  anderem  in  zwei 

Lippensklerosen,  bei  Psoriasis  paimaris,  in  nässenden  Papeln  zwischen  den 


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No.  49. 


Davidsuiim.  Nokuoeuatii  uud  Stakiiklin.  Hpitxkk  etc. 


831 


Zehen  (hier  besonders  reichlich)  und  in  crustären  Papeln  der  Kopfhaut. 
Sie  raten,  beim  Suchen  sich  namentlich  an  vorhandene  rote  Blutkörperchen 
zu  halten,  weil  die  Spirochaeten  diesen  mit  Vorliebe  an-  oder  aufliegen 
Einen  Einfluss  der  Therapie  auf  die  Organismen  konnten  auch  sie  nicht 
feststellen;  so  fanden  sich  ganz  unveränderte  Spirochaeten  in  Efflorescenzen 
der  Psoriasis  pulraaris  einer  Hand,  mit  der  der  Pat.  seit  10  Tagen  die 
Einreibungskur  ausgeführt  hatte. 

5)  Bei  dem  totgeborenen  Kinde  einer  luetischen  Mutter  wurde  die 
Spirochaete  pallida  reichlich  in  Ausstrichen  von  der  Leber,  ganz  vereinzelt 
nur  in  Milz  und  Lungen,  gar  nicht  in  den  Nieren  und  im  Blut  gefunden. 

6)  N.  entdeckte  in  einem  Blutstropfen,  den  er  der  roacnlo-papulösen 
Efflorescenz  eines  4 Wochen  alten  hereditär  syphilitischen  Kindes  entnommen 
hatte,  neben  der  Spirochaete  pallida  die  Spirochaete  refringens.  Die  erstere 
allein  fand  sich  auch  in  dem  Inhalte  einer  auf  gesunder  Hautstelle  er- 
zeugten Vesicatorblase. 

7)  M.  konnte  in  20  von  22  Fällen  primärer  und  sekundärer  Syphilis 
die  Spirochaete  pallida  nachweisen,  am  reichlichsten  in  dem  durch  Ab- 
kratzen der  Primäraffekte  oder  Papeln  mit  einem  scharfen  Löffel  erhaltenen 
Geschähe.  Ab  und  zu  wurden  die  Parasiten  auch  im  Protoplasma  von 
Zellen,  wahrscheinlich  Endothelzellen,  augetroffen.  Keinerlei  Spirochaeten 
fand  M.  bei  Controlluntersuchungen  im  Smegma  von  28  Personen,  in  je 
3 Fällen  von  Balanitis  und  spitzen  Condylomen,  bei  4 weichen  Schankern, 
0 verschiedenen  Dermatosen  und  einem  zerfallenen  Carcinoma  mammae. 
Dagegen  wurde  zweimal  bei  Balanitis  circinata  und  einmal  bei  spitzen 
Condylomen  das  Vorhandensein  von  Spirochaeten  constatirt,  die  sich  aber 
durch  Gestalt  und  Färbung  wesentlich  von  der  Pallida  unterschieden. 
Dieser  ähnlicher  waren  Formen,  die  in  zwei  operativ  entfernten  Carcinomen 
des  Uterus  und  an  der  ulcerirteu  Oberfläche  dreier  Hautkrebse  gefunden 
wurden,  doch  erschienen  ihre  Windungen  flach  und  unregelmässig,  nicht 
steil,  korkzieherartig  und  im  Giemsapräparat  zeigten  sie  einen  bläulichen 
Ton,  nicht  den  mehr  rotvioletten  der  Syphilisspirochaeten.  M.  ist  über- 
zeugt, dass  sich  die  letzteren  immer  vou  anderen  Formen  unterscheiden 
lassen. 

8)  Sch.  empfiehlt  die  Untersuchung  im  hängenden  Tropfen,  welche 
unzweideutigere  Resultate  gebe,  als  die  gefärbten  Präparate.  Er  konnte 
die  Spirochaete  pallida  hauptsächlich  bei  erodirteu  Primäraffekten,  breiten 
Condylomen  und  Plaques,  seltener  und  spärlicher  in  intakten  Papeln  fern 
von  den  Genitalien,  einmal  aber  auch  in  einem  spitzen  Codylom  nach- 
weisen. Sonstige  Controlluntersuchungen  nicht  syphilitischer  Condylomen 
fielen  negativ  aus.  Bei  2 von  3 hereditär  luetischen  Kindern  mit  Pem- 
phigus syphilit.  entwickelten  die  Blasen  während  des  Lebens  die  Spiro- 
chaete pallida,  die  aber  in  den  inneren  Organen  bei  der  Sektion  24  und 
34  Stunden  post  mortem  nicht  zu  finden  war.  Ein  Einfluss  der  Therapie 
auf  die  Spirochaeten  liess  sich  nicht  erkenuen.  Sch.  warnt  vor  voreiliger 
Beurteilung  der  Befunde;  das  häufige  und  ausschliessliche  Vorkommen  der 
Spirochaete  pallida  in  Sypbilisprodukten  beweisen  noch  nicht  notwendig 
ihre  ätiologische  Bedeutung. 


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832 


DavIUSOH«.  NoKOOBKATH  Uljd  StABIIBLIX.  SpiTZKH  etc. 


No.  49. 


9)  G.  und  F.  hatten  unter  21  untersuchten  Syphilisfällen  <»  Misserfolge, 
von  denen  4 nicht  ganz  sichere  Primärläsionen,  2 aber  Pat.  mit  mit  un- 
zweifelhaften Sekundärerscheinungen  betrafen.  Bei  einer  totfaulen  syphili- 
tischen Frucht  wurde  die  Spirochaete  pallida  im  Gewebssaft  von  Milz  und 
Leber,  bei  einem  zwei  Monate  alten  hereditär  syphilitischen  Kinde  in  einem 
syphilitischen  Infiltrat  am  Kinn  gefunden.  In  besonders  grosser  Zahl  ent- 
hielt sie  eine  Lippensklerose. 

10)  K.  und  P.  constatirten  das  Vorhandensein  der  Spirochaete  pallida 
in  32  von  37  Sklerosen  und  bei  18  von  25  Pat.  mit  syphilitischen  Papeln-, 
den  negativen  Befund  in  12  Fällen  erklären  sie  durch  besondere  Umstände, 
gangränösen  Zerfall  der  Sklerose.  Untersuchung  erst  längere  Zeit  nach  der 
Excision  u.  dergl.  Im  Smegma,  bei  Balanitis,  spitzen  Condylomen,  an  der 
Oberfläche  verjauchter  Carcinome  gefundene  Spirochaeten  liessen  sich  meist 
sicher  von  der  Spirochaete  pallida  unterscheiden.  K.  und  P.  gelang  es 
auch,  bei  4 mit  Syphilis  geimpften  Affen  (Makaken)  die  Spirochaete  pallida 
nachzuweisen  und  zwar  nicht  nur  in  Primäraffekten,  die  durch  direkte 
Uebertragung  vom  Menschen,  sondern  auch  in  solchen,  die  durch  Ver- 
impfung von  Affensklerosen  hervorgerufen  waren. 

11)  Bei  infektiösen  Frühformen  der  Lucs  (50  Fälle)  fanden  S.  und  T. 
die  Spirochaete  pallida  ausnahmslos,  auch  wenn  die  Infektion  viele  Jahre 
zurücklag,  niemals  dagegen  -in  tertiären  Affektionen  (8  Fälle),  selbst  wenn 
sie  verhältnismässig  früh  auftrateu.  Controlluutersuchungen  (2S  Fälle) 
blieben  stets  erfolglos,  andere  Formen  liessen  sich  von  der  Spirochaete 
pallida  sicher  unterscheiden.  Verff.  betonen,  dass  eine  einmalige  Unter- 
suchung niemals  ausreicht,  ein  negatives  Ergebnis  zu  constatiren. 

12)  H.  bewährte  sich  zur  Färbung  besonders  eine  heissgesättigte  Lösung 
von  Gentianaviolett  (10  ccm  in  100  ccm  Aqu.  dest.),  die  nach  zweistündiger 
Abkühlung  filtrirt  wird  und  mit  der  es  ihm  wiederholt  gelang,  in  breiten 
Condylomen  Hunderte  von  Spirochaeten  in  demselben  Präparat  aufzufinden. 
Das  Verfahren  brachte  ausserdem  eigenartige  kleine,  teils  in,  teils  an  den 
Spirochaeten,  teils  in  ihrer  Nähe  liegende  Gebilde  zur  Darstellung,  deren 
Deutung  vorläufig  sehr  schwer  ist.  Bisweilen  sah  H.  auch  eine  Spirochaete 
sich  etwa  in  der  Mitte  der  Länge  noch  in  zwei  teilen,  wie  es  ScHAUDHOi 
von  der  Spirochaete  Ziemanii  beschrieben  hat.  Jedenfalls  erblickt  H in 
seinen  Befunden  einen  weiteren  Beweis  für  die  Protozoennatur  der  Spiro- 
chaete pallida. 

18)  K.  und  S.  beobachteten  ebenfalls  offenbar  in  Längsteilung  be- 
griffene Spirochaeten,  auch  fanden  sie  eigentümliche  kernhaltige  Körperchen, 
die  vielleicht  als  Entwickelungsphasen  der  Spirochaeten  aufzufassen  sind. 
Wichtig  erscheint  ihnen  die  Feststellung,  dass  die  Menge  der  Spirochaeten 
von  der  Oberfläche  nach  der  Tiefe  der  syphilitischen  Efflorescenzen  hin 
erheblich  zuninimt.  H.  Müller. 


Kinseudungcn  werden  au  die  Adresse  des  Herrn  Geh.  Mod. -Kat  Prof.  Dr.  M.  Bernhardt  (Berlin  " 
Französische  Strasse  21)  oder  an  die  Verlagshandlung  (Berlin  NW.,  Unter  den  Linden  69)  erbeten 


V»rlag  von  August  Hirarhwalri  in  Berlin.  — Druck  ron  L.  Hehumaeher  in  Berlin  N 94. 


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Wöchentlich  erAeinan 
1—2  Uogco;  aiuBchlusse 
des  Jahrgangs  Miel,  Na- 
men- und  Sa^Reglster. 


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lungen u.  Postanstalteu. 


für  die 


iii/dicinischcn  Wissenschaften. 

Dnter  Mitwirkung  von 

Prof.  Dr.  H.  Senator  und  Prof.  Dr.  E.  SalkOJM«kV — «. 

redigirt  von  ^ 

Prof.  Dr.  M.  Bernhardt  , k Vf 

ln  Berlin  JAN  £1  100?  C ) 


1905. 


IG.  Ileccmber. 


NOn50; 


Die  geehrten  Abonnenten  werden,  damit  die  Zusendung 
keine  Entei-brechung  erleidet,  um  rechtzeitige  Erneuerung  des 
Abonnements  für  das  Jahr  1906  bei  allen  Kuchhandlungen  und 
Postanstalten  ersucht. 


Iiil.alt:  Hamburokb  und  v.  Recss,  Wirkung  artfremden  Eiwcisses  auf 
die  Leukocyten.  — Wbinland,  Ueber  die  Stoffwechselvorgänge  bei  der  Entwick- 
lung der  Klcischfliege.  — Donath,  Phosphorsäuregehalt  der  Cerebrospinallliissig- 
keit.  — Mansfeld,  Donath,  Nachweis  des  Cholins.  — Skoale,  Vorkommen 
von  Arsen  in  den  Geweben.  — Scaqliobi,  Ueber  Phlebektasie.  — Küllikkr, 
Verhütung  der  pleuritischen  Skoliose.  — Meter,  Ueber  Darmverengung  nach  Re- 
position von  eingeklemmten  Brüchen.  — Bikch  - Hirschfeld  und  Inouve, 
Ueber  Tbyreoidinamblyopie.  — Steen,  Fixation  des  Schpurpurs.  — Grossmann, 
Zur  Diagnose  der  Meningitis.  — Lindt,  Behandlung  der  Labyrinthentzündung.  — 
Schwarach,  Primärer  Hirnabscess  bei  Mittelohrentzündung.  — Mader,  Radio- 
therapie bei  Kieferhöhlenentzündung.  — Thomson,  Ueber  Stirnhöhleneiterung.  — 
Lavkban,  Behandlung  der  Trypauosomiasis.  — Jüboens,  Ueber  Typhusimmunität. 
- — Bail,  v.  Piyouet  und  Schiecr,  Ueber  Tuberkclaggressin.  — Weisbmann, 
Ueber  Collargol.  — Franke,  Röntgenbestrahlung  bei  Leukämie.  — Markwald, 
Seltene  Complikationen  bei  Ruhr.  — Necmann,  Ueber  Säuglingsskorbut.  — 
XoBtnioxT  und  Marklkn,  Ueber  Fettresorptiou  bei  Säuglingen.  — Mackenzie, 
Neue  Methoden  der  Herzuntersuchuug.  — Westphal,  Ueber  Neuritis  apopleetica. 
— Frank,  Lkvi,  Nicolai,  Zur  Kenntnis  der  Tabes.  — Zikmann,  Ueber 
„ Melüng“  der  Neger.  — Wildsolz,  Zur  Diagnose  und  Behandlung  der  Nieren- 
tuberkulose. — Roma,  Doppelbildung  der  Harnröhre.  — Laubnstein,  Zur  Aus- 
führung von  Operationen  am  Uterus.  — Theilhabeb,  Die  chrouische  Oophoritis. 


F.  Hamburger  und  A.  v.  Reuss,  Ueber  die  Wirkung  artfremden  genuinen 
Eiweisses  auf  die  Leukocyten.  Zeitschr.  f.  Biol.  XLV1I.  N.  F.  XXIX.,  1, 
S.  24. 

Substanzen,  welche  den  Organismus  zu  schädigen  vermögen,  beein- 
flussen die  Leukocytenzah!  im  allgemeinen  sehr  intensiv.  Es  war  daher 
zu  erraten,  dass  auch  genuine  Eiweisskörper  einer  fremden  Tierart  eine 
Hypoleukocytose  hervorrufen  werden.  Diese  Vermutung  der  Verff.  wurde 
in  ziemlichem  Umfange  bestätigt  durch  Versuche  der  Injektion  mit  Rinder- 
XLIII.  Jahrgang.  53 


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834 


Wkinland. 


No.  50. 


serum,  Kuhmilch,  Menschenserum,  Menschenmilch,  Pferdeserum,  Schweine- 
serum, Hühnerserum  und  Hühnereiklar,  welche  am  Kaninchen  angestellt 
worden  sind.  Die  durch  ca.  1 — 2 ccm  des  artfremden  Kiweisses  bedingte 
Hypoleukocytose  tritt  nicht  ein  bei  Injektion  der  physiologischen  Kochsalz- 
lösung, des  artgleicben  Eiweisses  und  des  Pferdeserums.  Die  Fiage,  ob  es 
sich  um  einen  wirklichen  Zerfall  der  Leukocyten  bandelt  oder  um  eine 
Ansammlung  in  den  Capillaren  der  inneren  Organe,  wollen  die  Verff.  nicht 
entscheiden.  Auf  Grund  zweier  Versuche,  bei  denen  während  der  Hypo- 
leukocytose  die  Zerfallsprodukte  der  Leukocyten  im  Blut  nicht  nachweisbar 
waren,  halten  sie  jedoch  den  Zerfall  für  unwahrscheinlich.  Die  nach 
einiger  Zeit  folgende  Vermehrung  der  Leukocyten  glauben  sie  auf  die 
Wirkung  des  Einstichs  in  die  Vene  zurückführen  zu  dürfen. 

G.  F.  Nicolai. 

1)  E.  Weinland,  Ueber  die  StofTumsetzungen  während  der  Metamorphose 
der  Fleischfliege  (Calliphora  vomitoria).  Zeitschr.  f.  Biol.  Bd.  47,  S.  186. 

2)  Derselbe,  Ueber  die  Ausscheidung  von  Ammoniak  durch  die  Larven 
von  Calliphora,  und  über  eine  Beziehung  dieser  Tatsache  zu  dem  Ent- 
wickelungsstadium der  Tiere.  Ebenda.  S.  232. 

1)  W.’s  Untersuchungen  betreffen  das  Puppenstadium  der  Fleisch- 

fliege. Er  bestimmte  die  Trockensubstanz,  Glykogen,  Chitin,  Petroläther- 
extrakt, N-Substanzen  gleich  nach  Eintritt  der  Verpuppung,  ferner  C02-  und 
Wasserabgabe  sowie  02-Aufnahme  im  Verlauf  des  Puppenstadiums,  d.  h. 
also  bei  der  vor  sich  gehenden  Metamorphose,  endlich  wiederum  die 
Trockensubstanz,  Glykogen  etc.  der  Fliege  kurz  vor  oder  nach  dem  Aus- 
schlüpfen,  analog  den  Bestimmungen  beim  Beginn  der  Verpuppung.  — 
So  war  der  Stoffumsatz  bei  der  Metamorphose  zu  berechnen.  — W.  kommt 
zu  folgenden  Ergebnissen:  Ausgcschieden  wurden  C02  und  H20,  kein  gas- 
förmiger N,  wohl  aber  Harnsäure,  aufgenommen  Sauerstoff.  Es  lassen  sich 
drei  Perioden  unterscheiden,  in  deren  erster  der  Stoffumsatz  sinkt,  in  deren 
zweiter  er  constant  bleibt.  In  der  dritten  steigt  er  erheblich  an.  ln  der 
ersten  überwiegt  ein  Einschmelzen  der  Gewebe,  in  der  dritten  ein  Ge- 
websaufbau.  — Während  der  Metamorphose  wird  wesentlich  Fett  ver- 
brannt, daneben  etwas  N-Substanz.  Eine  Zersetzung  von  Kohlehydraten 
ist  nicht  nachzuweisen,  wohl  aber  die  Bildung  von  Chitin,  wozu  das  zer- 
setzte N-Material  ausreicht.  — Die  teilweise  gefundenen  sehr  niedrigen 
Quotienten  sprechen  dafür,  dass  die  Fettoxydation  nicht  stets  eine  voll- 
kommene ist.  • 

2)  Die  Larven  der  Fleischfliege  entwickeln  reichlich  Ammoniakgas. 
Bei  Druck  auf  die  Tiere  wird  es  durch  die  vordere  und  hintere  Darm- 
öffnung zugleich  mit  einer  braunen  Flüssigkeit  entleert.  Daneben  scheint 
ein  flüchtiges  Amin  abgegeben  zu  werden.  Beide  machen  den  grössten  Teil 
des  ausgeschiedenen  Stickstoffs  (bis  82  pCt.)  aus.  Demgegenüber  geben 
die  Puppen  bei  ihrer  Metamorphose  gar  kein  Ammoniak  ab.  — Das 
Ammoniak  entsteht  nicht  im  Darm;  in  ihm  bilden  sich  bei  der  Fleisch- 
verdauung biuretreaktiongebende  Substanzen  durch  ein  trypsinartiges 
Ferment.  Das  NH3  entspringt  wohl  einem  Desamidirungsprocesse. 

Die  Verschiedenheit  in  den  Stoffwechselprocesscn  der  Larven  und 


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No.  50.  Donath.  — Manskkld.  Donath.  — Seoai.k.  — Scaoliosi. 


835 


Puppen  bringt  W.  mit  den  Differenzen  der  den  Körper  aufbauenden  Ge- 
webe in  Zusammenhang.  Bei  ersteren  überwiegt  das  Larval-,  bei  letzteren 
das  sog.  Imaginalgewebe.  A.  Loewy. 

J.  Donath,  Der  Phosphorsäuregehalt  der  Cerebrospinalflüssigkeit  bei  ver- 
schiedenen, insbesondere  Nervenkrankheiten.  Zeitschr.  f.  physiol.  Chem. 
Bd.  42,  S.  141. 

Phosphorsäurebestimmungen  in  der  Cerebrospinalflüssigkeit  bei  ver- 
schiedenen Krankheiten  ergaben,  dass  der  höchste  Gehalt  an  P20s  sich 
findet  bei  Tumor  cerebri,  Tabes  dorsalis,  progressiver  Paralyse,  also  gerade 
bei  jenen  Erkrankungen,  die  mit  einem  rascheren  Untergeben  von  Nerven- 
gewebe einhergehen.  Gleichzeitig  konnte  bei  all  diesen  Krankheiten  ein 
erhöhter  Eiweissgehalt  der  Cerebrospinalflüssigkeit  constatirt  werden. 

Wohlgemuth. 

(*.  Mansfeld,  Leber  den  Donath'schen  Nachweis  von  Cholin  in  Fällen 
von  Epilepsie.  Zeitschr.  f.  physiol.  Chem.  Bd.  42,  S.  157. 

J.  Donath,  Erwiderung  auf  Herrn  G.  Mansfeld’s  Aufsatz:  „Leber  den 
Donath'schen  Nachweis  etc.“  Ebenda.  S.  530. 

Der  Donath’sche  Nachweis  von  Cholin  besteht  darin,  dass  man  die 
zu  untersuchende  Flüssigkeit  zur  Trockne  einengt  und  den  Rückstand  mit 
wasserfreiem  Alkohol  extrahirt;  aus  dem  alkoholischen  Extrakt  kauu  mau 
das  Cholin  als  Platinsalz  isoliren.  Eine  Nachprüfung  dieser  Methode  durch 
M.  ergab  nun,  dass  auch  Ammoniumsaize  bei  diesem  Verfahren  in  den 
Alkohol  übergehen  und  mit  Platinchlorid  Krystaile  geben,  die  grosse 
Aehnlichkeit  mit  dem  Choiinplatinat  haben.  Verf.  schloss  daraus,  dass 
die  Donath’sche  Vorschrift  zum  Nachweis  von  Cholin  keine  brauchbaren 
Resultate  liefert. 

Hiergegen  wendet  Donath  ein,  dass  bei  seiner  Methode  wohl  kleine 
Mengen  von  Amraoniumplatinat  dem  Choiinplatinat  beigemengt  sind,  dass 
man  in  der  Hauptsache  aber  bei  seinem  Verfahren  Cholin  bekommt.  Zum 
Beweis  führt  er  verschiedene  inzwischen  erschienene  Arbeiten  an,  die  säramt- 
lich  seine  Resultate  bestätigen  konnten.  Wohlgemuth. 


M.  Segale,  Untersuchungen  über  das  Vorhandensein  von  Arsen  in  den 
normalen  Geweben  vermittelst  der  biologischen  Methode.  Zeitschr.  f. 
physiol.  Chem.  Bd.  42,  S.  175. 

Verf.  liess  verschiedene  Gewebe  autolysiren  und  impfte  sie  dann  nach 
einiger  Zeit  mit  Penicillium  brevicaule,  einem  Pilz,  der  die  Eigenschaft 
besitzt,  Arsenik  in  sich  aufzunehmen.  Auf  diese  Weise  konnte  Verf.  zeigen, 
dass  Arsenik  in  den  tierischen  Organen  weit  verbreitet  ist. 

Wohlgemuth. 


<».  Seagliosi,  Ueber  Phlebektasie;  anatomische  Untersuchungen  aus  dem 
Institute  für  pathologische  Anatomie  an  der  Kgl.  Universität  Catania. 
Virchow’s  Arcb.  Bd.  180,  H.  1. 

Die  Arbeit  ist  bestimmt,  festzustellen,  welche  Elemente  der  Tunica 

53* 


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836 


Koi.i.ikkr. 


No.  50. 


media  der  von  der  Ektasie  befallenen  Venen  die  ersten  und  stärksten  Ver- 
änderungen erfahren.  Verf.  fand  sie  in  den  glatten  Muskelfasern  und  zwar 
herdförmig  in  der  Nähe  eines  entzündeten  Capillargefässes  angeordnet. 
Die  Fasern  waren  vergrössert,  verdickt,  hier  und  da  aus  ihren  Verbindungen 
gelöst.  Einzelne  Fasergruppen  boten  ein  der  wachsartigen  Degeneration 
ähnliches  Bild.  Au  den  genannten  Stellen  sab  man  von  der  Adventitia 
ausgehende  kleinzellige  Infiltration  im  Verlauf  kleinster  Gefässe.  Die 
Nekrose  der  Muskelfasern  ist  als  eine  Folge  dieses  entzündlichen  Processes 
anzusehen.  Neben  diesen  hyalinen  Fasern  fanden  sich  graue,  zusammen- 
geballte  homogene  Massen  — ehemalige  Muskelfasern.  Die  Intima  zeigte 
mässige  Verdickungen,  die  Adventitia  reichliche  Gefässentwickclung,  Ver- 
mehrung der  ßindegewebskerne  und  kleinzellige  Infiltration.  Die  elasti- 
schen Fasern  waren  an  den  Stellen,  wo  die  Gefässwand  Verdickungen 
aufwies,  ungleichartig  abgegrenzt,  au  den  übrigen  Stellen  normal. 

S.  kommt  zu  dem  Schluss,  dass  sich  bei  der  Phlebektasie  die  Ver 
änderungen  hauptsächlich  in  der  Media  abspielen.  Die  veränderten  Muskel- 
fasern erfahren  eine  Unterbrechung,  und  demnach  die  Wand  eine  Abnahme 
ihrer  Widerstandsfähigkeit;  die  Folge  ist:  die  Wand  wird  nachgiebig.  Die 
noch  leidlich  gut  erhaltenen  elastischen  Fasern  verhindern  eine  zu  starke 
Erweiterung  oder  eine  Ruptur  der  Gefässwand,  bis  die  Intima  sich  cotn- 
pensatorisch  verdickt  hat.  Bei  der  Phlebektasie  erkranken  nach  Verf.’s 
Ansicht  also  primär  die  Muskeln,  erst  später  die  elastischen  Elemente. 

Geissler. 


Th.  Kölliker,  Zur  Verhütung  und  Behandlung  der  pleuritischeu  und 
empyematischen  Skoliose.  Deutsche  med.  Wocbenschr.  1904,  No.  17. 

Zur  Verhütung  der  Skoliose  empfiehlt  K.  bei  grossen  pleuri- 
tischen  Exsudaten  und  bei  Exsudaten,  die  sich  nicht  rasch  resorbiren. 
zeitig  die  Punktion  auszufübren.  Bei  Empyemen  ist  die  rasche  und 
sichere  Entleerung  des  Eiters  dureb  Rippenresektion  am  Platze.  Zur 
Prophylaxe  der  Skoliose  gehört  ferner  die  Berücksichtigung  des  Umstandes, 
dass  pleuritische  und  empyematische  Skoliosen  immer  lange  Zeit,  bis  zu 
zwei  Jahren,  bedürfen,  um  sich  zu  entwickeln.  Die  Behandlung  der  sich 
ausbildenden  Skoliose  muss  daher  sofort  aufgenommen  werden;  denn  gegen 
die  ausgebildete  Skoliose  kann  die  Therapie  nicht  mehr  viel  leisten. 

Als  therapeutische  Maassnahmen  empfiehlt  K.  Gymnastik  und  das 
Tragen  eines  geeigneten  Stützapparates.  K.  benutzt  mit  besonderer  Vor- 
liebe einen  folgendermaassen  construirten  Apparat.  An  einem  Bock  ist 
eine  Glisson’scbe  Schwebe  angebracht,  die  Handhaben  zur  Selbstsuspension 
trägt.  Diese  Handhaben  können  beliebig  verlängert  und  verkürzt  werden. 
Die  Handhabe  für  die  erkrankte  Thoraxseite  ist  so  kurz  gestellt,  dass  sie 
nur  mit  dem  erhobenen  Arm  gefasst  werden  kann,  die  Handhabe  für  den 
Arm  auf  der  convexeu  Seite  so  tief,  dass  der  Kranke  nach  unten  greifen 
muss,  uro  sie  zu  erreichen.  Will  sich  nun  der  Kranke  erheben,  so  nass 
er  den  Arm  der  erkrankten  Seite  hoch  heben,  dehnt  somit  die  betreffende 
Thoraxseite  aus,  mit  dem  Arm  der  entgegengesetzten  Seite  drückt  er  nach 
unten  und  redressirt  damit  die  Skoliose.  Zur  Verstärkung  der  Wirkung 


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No.  50 


Mkykk.  — Hihoi-Hir3chkki.ii  und  Inouyb. 


837 


wird  die  Convexität  der  Skoliose  durch  einen  breiten  elastischen  Gurt 
gegen  den  entgegengesetzten  vertikalen  Arm  des  Bockes  angezogen. 

Joachimsthal. 

L.  Meyer,  Ueber  Darmverengerungen  nach  unblutiger  oder  blutiger  Re- 
position eingeklemmter  Brüche.  Deutsche  Zeitschr.  f.  Chir.  Bd.  76, 
S.  297. 

M.  bespricht  in  extenso  die  Fälle  von  nachträglichem  Auftreten  von 
Stenosen  nach  anfänglicher  Durchgängigkeit  des  eingeklemmt  gewesenen 
Darms.  Aus  der  Litteratur  und  der  eigenen  Beobachtung  an  derQuervain- 
schen  Klinik  konnte  er  23  sichere  derartige  Fälle  zusammenstellen.  Von 
diesen  gehören  10  in  die  Rubrik  der  reinen  ring-  oder  kanalförmigen 
Stenosen,  bei  den  übrigen  13  handelt  es  sich  um  Darmverengerung  durch 
knäuel-  oder  Sförmige  Verwachsungen  der  Darmschlingen,  meist  combinirt 
mit  eigentlicher  Stenose.  — Es  ergiebt  sich,  dass  Hernien  älteren  Datums 
häufiger  als  frische  zur  Spätstenose  führen  und  die  Dauer  der  Einklemmung 
meist  ,/3  — 1 Tag  betrug.  Taxisversuche  gingen  fast  stets  vorher,  doch 
trat  in  zwei  Fällen,  wo  sicher  keine  solchen  vorgenommen  wurden,  auch 
Spätstenose  ein.  Die  klinischen  Symptome,  bestehend  in  den  bekannten 
Erscheinungen  des  chronischen  Ileus,  setzen  meist  3—  4 Wochen  nach  der 
Reposition  ein,  während  in  der  ersten  Woche  als  Vorboten  Diarrhoe  und 
manchmal  Blutabgang  beobachtet  werden.  — Die  Stenosen  betrafen  stets 
den  Dünndarm,  beschränken  sich  entweder  auf  eine  der  Schnürfurchen 
oder  betreffen  beide;  hierdurch  entstehen  die  Ringstenosen.  Breitet  sich 
die  stenosirende  Veränderung  auf  die  ganze  Länge  des  eingeklemmt  ge- 
wesenen Darms  aus,  so  kommt  cs  zu  kanalförmigen  Stenosen.  — Die  Ent- 
stehung der  Veränderungen  beruht  in  den  meisten  Fällen  auf  ausgedehnter 
Schleimhautnekrose  der  eingeklemmten  Darmschlinge,  bedingt  durch 
Störungen  der  Cirkulation,  welche  zuerst  stets  auf  die  Mucosa  schädigend 
einwirken.  Den  knäuelförmigen  Stenosen  liegen  Verwachsungen  zu  Grunde, 
welche  die  Folge  von  Serosaentzündung  sind  nach  Taxisversuchen.  — 
Prophylaktisch  ist  zur  Vermeidung  der  Spätstenosen  auf  die  Gefahr  der 
forcirten  Taxisversnche  und  die  Reposition  einer  nicht  absolut  ein  wands- 
freien Darmschlinge  bei  Herniotomie  hinzuweisen.  — Therapeutisch  ist  das 
rationellste  Verfahren  die  Resektion  des  stenotischen  Darmstückes;  eventuell 
muss  man  sich  mit  einer  Enteroanastomose  begnügen.  — Die  Prognose 
einer  ausgebildeten  Darmspätstenose  ist  eine  absolut  schlechte,  wenn  nicht 
die  Stenose  operativ  beseitigt  wird.  Denn  von  den  23  Fällen  wurden  5 
nicht  operirt,  welche  alle  5 starben,  4 direkt  an  den  Folgen  der  nicht 
gehobenen  Stenose,  1 an  Pneumonie  nach  einer  jüngst  stattgehabten,  spontan 
gelösten  Darmincarceration.  Peltesohn. 


A.  Birch-Hirsclifelcl  und  Nobuo  Inoiiye,  Experimentelle  Untersuchungen 
über  die  Pathogenese  der  Thyreoidinamblyopie.  v.  Graefe’s  Arch.  f. 
Ophthalm.  LXI.,  3,  S.  499. 

Die  Verff.  .stellten  fest,  dass  nach  täglicher  Thyreoidinfütterung  (Be- 
ginn mit  kleinen  Dosen,  allmähliche  Steigerung  auf  8— 10  g pro  die)  sich 


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838  Stkh*.  — linossiiANN.  — Limit.  No.  50. 

bei  Hunden  nach  mehreren  Monaten  die  Erscheinungen  der  Sebnerven- 
atrophie  hervorrufen  Hessen,  ohne  dass  Symptome  von  Gefässstörungen  der 
Papille  oder  der  Netzhaut  vorausgingen.  Die  anatomische  Untersuchung 
ergab  in  der  Netzhaut  Chromatolyse  der  Ganglienzellen,  Vakuolisatiou  mit 
Schwellung  der  Zelle,  Kernschwellung,  Kernschrumpfung  und  Zellzerfall. 
Eine  bestimmte  Lokalisation  dieser  Veränderungen  in  der  Netzhaut  liess 
sieb  nicht  constatiren.  Immer  fanden  sich  neben  den  hochgradig  ver- 
änderten relativ  gut  erhaltene  Ganglienzellen.  Der  Sehnerv  bot  das  Bild 
partieller  diffuser  Faserdegencration,  centralwärts  an  Intensität  abnehmend, 
ohne  Veränderungen  der  Glia,  des  Bindegewebes,  der  Septa  oder  Gefässe. 
Die  Thyreoidinamblyopie,  welche  beim  Menschen  nach  den  Berichten  von 
Copi'EZ  und  Aalbebtsbero  der  chronischen  Tabak-Alkobolamblyopie  nahe 
steht,  beruht  nicht  auf  einer  interstitiellen  Neuritis,  sondern  auf  einer 
primären  Schädigung  der  Netzbautganglienzellen  mit  sekundärer  Degene- 
ration im  Sehnerv.  Horstmann. 


K.  Stern,  Ueber  Sehpurpurfixation,  v.  Graefe’s  Arcb.  f.  Ophthalm.  LXI.,  3, 
S.  601. 

St.  empfiehlt,  um  den  lichtempfindenden  Sehpurpur  der  Netzhaut- 
stäbchen auch  in  mikroskopischen  Schnitten  studiren  zu  können,  die  Netz- 
haut in  2,5proc.  Platinchloridlösung  zu  fixiren  und  in  Paraffin  einzubetten. 
Die  Aussenglieder  purpurhaltiger  Stäbchen  erscheinen  dann  intensiv  orange 
gefärbt,  während  Stäbchen  von  Hellaugen  farblos  sind.  Die  Färbung  „ist 
fast  lichtunempfindlich.“  G.  Abelsdorff. 

(iros.sinaiui,  Casuistisches  zur  Lumbalpunktion  und  circumskripte  Meningitis. 
Arcb.  f.  Ohrenheilk.  Bd.  G4,  S.  24. 

G.  berichtet  über  einige  Fälle,  welche  beweisen,  dass  ein  positiver 
Befund  bei  der  Lumbalpunktion  nicht  immer  die  Diagnose  der  diffusen 
eitrigen  Meningitis  sichert.  Nach  G.  kann  schon  die  blosse  Resorption 
toxischer  Substanzen  die  Zusammensetzung  des  Liquor  cerebrospinalis  be- 
trächtlich alteriren  und  auch  klinisch  den  Symptomencomplex  einer  diffusen 
eitrigen  Meningitis  vortäuschen.  Dass  auch  der  curative  Wert  der  Lumbal- 
punktion ein  problematischer  ist,  beweist,  nach  Verf.,  unter  anderem,  ein 
von  ihm  mitgeteilter  Fall,  bei  dem  die  Operation  einen  Befund  aufdeckte, 
der  eine  circumskripte  Meningitis  suppurativa  „fast  zur  Gewissheit  machte“ 
und  der  ohne  Lumbalpunktion,  lediglich  durch  Ausschaltung  des  primären 
Herdes  im  Schläfenbein  zur  Heilung  kam.  Schwabach. 


Limit,  Zur  Gasuistik  der  operativen  Behandlung  der  eitrigen  Labyrinth- 
entzfindung.  Zeitsehr.  f.  Ohrenheilk.  Bd.  40,  3.,  4.  H.,  S.  301. 

Der  Fall  betrifft  eiue  Patientin,  bei  der  9 Jahre  vorher  die  Radikal 
Operation  wegen  chronischer  Mittelohreiterung  vom  Verf.  ausgeführt  worden 
war  und  bei  der  trotzdem  nach  so  langer  Zeit  noch  eine  akute  Labyrinthitis 
auftrat.  Als  ursächliches  Moment  für  diese  Oomplikation  glaubt  Verf.  die 
anämische,  schwächliche,  zu  Katarrhen  der  oberen  Luftwege  geneigte  An- 
lage der  Patientin  ansehen  zu  solleo.  Durch  die  neuerdings  vom  Verf. 


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No.  50. 


ScHWABAClI.  — MaUKH. 


839 


ausgeführte  Operation  wurden  sämmtliche  Bogengänge  entfernt,  das  Vesti- 
bulum  freigelegt  und  die  Schnecke  durch  Wegmeisseln  des  ganzen  Pro- 
ineutoriuins  breit  eröffnet.  Es  trat  vollständige  Heilung  ein. 

Schwabach. 


Schwabach,  Beitrag  zur  pathologischen  Anatomie  des  inneren  Ohres  und 
zur  Frage  vom  primären  Hirnabscess.  Beiträge  zur  Ohrenheilk.,  Fest- 
schrift zum  70.  Geburtstage  des  Geh.  Med.-R.  Prof.  Dr.  A.  LüCAE. 

Bei  einem  16jährigen  Mädchen  traten  7 Wochen  nach  überstandener 
linksseitiger  ohne  Eiterung  verlaufener  Mittelohrentzündung  Schwindel,  Er- 
brechen, Kopfschmerzen,  häufige  Contraktionen  der  linken  Gesichtsmusku- 
iutur,  Pulsverlangsamung  und  taumelnder  Gang  auf.  Am  Trommelfell  nur 
geringe  Rötung,  Lumbalpunktion  ergiebt  klare  bakterienfreie  Flüssigkeit. 
Unter  zunehmender  Benommenheit,  leichter  Steifigkeit  der  Wirbelsäule  er- 
folgte der  Tod  binnen  wenigen  Tagen.  Die  Sektion  ergiebt  in  der  Mark- 
substanz des  rechten  Stirnlappens  einen  hühnereigrossen  Abscess  mit  zäh- 
flüssigem Eiter,  der  weder  Tuberkelbacillen,  noch  andere  Mikroorganismen 
enthält.  Das  rechte  Schläfenbein  ist  normal,  das  linke  äusserlich  ebenfalls 
intakt,  zeigt  besonders  bei  der  mikroskopischen  Untersuchung  eine  Otitis 
und  Osteomyelitis  in  der  Pars  petrosa.  Ferner  ergeben  sich  hochgradige 
Veränderungen  in  den  tiefen  Schichten  der  Paukenhöblenschleimhaut  und 
im  Labyrinth,  Uebergang  der  Entzündung  von  den  Endausbreitungen  des 
N.  cochlearis  auf  die  Nervenausbreitungen  des  Tractus  Foraminutentus  bis 
zu  den  Ausstrahlungen  des  Nerven  im  Fundus  des  Meatus  auditorius  internus. 
Der  Acusticusstamm  bei  seinem  Eintritt  in  den  Porus  acusticus  internus 
ebenso  wie  der  N.  facialis  in  seinem  ganzen  Verlauf  sind  nahezu  voll- 
ständig intakt. 

Verf.  nimmt  zu  der  Frage  Stellung,  ob  der  Hirnabscess  in  ätiologischem 
Zusammenhang  mit  den  mikroskopisch  uachgewiesenen  Veränderungen  am 
Schläfenbein  steht.  Er  macht  sich  hierbei  die  Anschauungen  KöRNER’s 
zu  eigen  und  nimmt  an.  dass  wenn  es  sich  auch  um  keinen  otitischen 
Hirnabscess  im  eigentlichen  Sinn  handelt,  doch  die  Möglichkeit  der  Hirn- 
infektion auf  metastatischem  Wege  von  der  Osteomyelitis  des  Schläfenbeins 
ausgehend  nicht  von  der  Hand  zu  weisen  ist.  Keineswegs  ist  der  Fall  als 
beweiskräftig  für  das  Vorkommen  primärer  Hirnabscesse  anzusehen. 

M.  Leichtentritt. 


Mader,  Radiotherapie  bei  chronischen  Kieferhöhlenentzündungen.  Arcb.  f. 

Laryngol.  u.  Rhinol.  Bd.  17,  H.  2. 

Verf.  hat  Versuche  angestellt,  die  Resultate  der  Lichttherapie  auch 
für  die  erkrankte  Kieferhöhle  nutzbar  zu  machen  und  schildert  die  Methode 
und  deren  Handhabung.  Natürlich  ist  dieselbe  nur  beim  Vorhandensein 
einer  grösseren  und  dauernden  Oeffnung  der  Kieferhöhle  möglich.  Dazu 
diente  die  Eröffnung  der  Fossa  canina,  welche  Operation  Verf.  auch  sonst 
bevorzugt.  Zur  Bestrahlung  bediente  sich  der  Verf.  zunächst  des  Princips 
des  von  Strehkl  für  die  Harnröhre  angegebenen  Glimmlichtbestrahlers, 
welcher  die  Lichtquelle  direkt  in  die  Höhle  einzuführen  gestattet.  Es  er- 
gab sich  allerdings,  dass  sich  mit  dem  Glimmlicht  Reaktionen  iu  der 


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840 


Thomson.  — Lavkkan.  — Jüuukns. 


No.  50. 


Kieferhöhle  erzielen  lassen,  aber  nicht  immer.  Deshalb  entschied  sich 
Verf.  für  das  Induktionsfunkenlicht  und  construirte  einen  Apparat,  dessen 
Licht  in  Bezug  auf  aktive  Kraft  dem  der  anderen  Lichtquellen  weit  über- 
legen ist.  Die  mit  dieser  Methode  erzielten  Effekte  scheinen  Verf.  Erfolg 
versprechend  zu  sein.  W.  Lublinski. 


Thomson,  Frontal  sinusitis:  two  cases  of  death  after  Operation.  The 
Lancet  1905,  No.  VIII.  Aug. 

Verf.  berichtet  über  zwei  Fälle  von  Eiterung  der  Stirnhöhlen  mit  Be- 
teiligung des  Siebbeins,  in  denen  nach  wiederholten  operativen  Eingriffen 
schliesslich  der  Exitus  infolge  von  Meningitis  eintrat.  Die  Kranken- 
geschichten sollen  zeigen,  wie  man  es  nicht  machen  soll,  da  die  ver- 
schiedenen Eingriffe  nicht  ausgiebig  genug  waren  und  immer  nur  einen 
Teil  des  erkrankten  Gebietes  betrafen.  Verf.  glaubt,  dass  er  in  Zukunft 
durch  Anwendung  des  Killian’schen  Operationsverfahrens  und  genügende 
Berücksichtigung  des  an  der  Stirnhöhlenerkrankung  stets  beteiligten  Sieb- 
beinlabyrinthes so  üble  Resultate  vermeiden  wird.  Sturmann. 


A.  Lareran,  Traitement  mixte  des  Trypanosomiases  par  l'acidc  arsenicux 
et  le  trypanroth.  Compt.  rend.  de  l’acad.  des  Sciences  1905,  T.  140, 
p.  287. 

L , der  bereits  früher  über  Heilresultate  bei  kleinen  Nagern,  die  mit 
Surratrypanosomen  inficirt  waren,  mittels  Arsen  und  Trypanrot  berichtet 
hat,  ist  es  durch  planmässige  Injektionen  dieser  Mittel  auch  gelungen, 
mit  Trypanosoma  gambiense  inficirte  Ratten  und  Hunde  zu  heilen.  Es 
genügt  hierbei  nicht,  die  Injektionen  in  grösseren  Intervallen  auszuführen 
und  von  dem  erneuten  Auftreten  der  Trypanosomen  im  Blute  abhängig  zo 
machen,  sondern  es  ist  wie  bei  der  Malariabehandlung  vorzugehen.  Die 
Dosen,  die  zur  Heilung  erforderlich  sind,  liegen  nahe  bei  den  toxisch 
wirkenden,  es  wurde  auf  das  Kilogramm  Körpergewicht  1,5  mg  Arsen,  bei 
Hunden  von  1Ö— 12  kg  14—16  mg  Arsen  injicirt.  Da  die  toxischen  Dosen 
für  die  verschiedenen  Tiergattungen  verschieden  sind,  so  müssen  die  zu 
injicirenden  Mengen  sorgsam  bestimmt  werden,  was  naturgemäss  bei  der 
Anwendung  der  Methode  beim  Menschen  auf  besondere  Schwierigkeiten 
stösst.  H.  Bischoff. 


Jürgens,  Ueber  die  Entstehung  der  Typhusimmunität.  Berl.  klin.  Wochen- 
schrift 1905,  No.  6. 

.1.  stellte  bei  einem  Manne  zwei  Monate  nach  Entfieberung  von  einer 
Typhuserkrankung,  während  welcher  auch  das  Agglutinations-  und  bakteri- 
cide  Vermögen  des  Blutserums  in  spccifischer  Weise  gesteigert  war,  eine 
Neuerkrankung  an  Typhus  fest.  Diese  Neuerkrankung  fiel  somit  in  die 
Zeit,  wo  die  Immunitätsreaktion  bereits  voll  ausgebildet  war.  Somit  ist 
der  Gehalt  des  Blutes  an  baktcriciden  Stoffen  kein  Maassstab  für  die  be- 
stehende Immunität.  Es  kann  somit  auch  nicht  daraus,  dass  nach  lmmuni- 
sirung  mit  Typhusbakterien  die  baktericiden  Antikörper  vermehrt  werden, 


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No.  50. 


Bau.,  v.  l'ivvuxT  und  Schieck. 


841 


geschlossen  werden,  dass  derartig  immunisirte  Menschen  gegen  die  natür- 
liche Typusinfektion  sicher  geschützt  sind.  H.  Bischoff. 


0.  Bail,  Der  akute  Tod  von  Meerschweinchen  an  Tuberkulose.  Wiener 
klin.  Wochenschr.  1905.  No.  9. 

C.  y.  Pivquet  und  B.  Schieck,  Zur  Frage  des  Aggressins.  Wiener  klin. 
Wochenschr.  1905,  No.  17. 

Tuberkulöse  Meerschweinchen  gehen  in  einem  gewissen  Stadium  der 
Krankheit  nach  neuerlicher  Injektion  grosser  Dosen  Tuberkelbacillen  akut 
zu  Grunde,  während  bei  bisher  gesunden  Tieren  selbst  nach  der  Injektion 
grösster  Dosen  stets  eine  mehr  oder  weniger  lange  dauernde  Erkrankung 
auftritt.  Dieser  akute  Tod  tritt  aber  auch  bei  gesunden  Tieren  ein,  wenn 
ihnen  neben  Tuberkelbacillen  Exsudate  tuberkulöser  Meerschweinchen  in- 
jicirt  werden,  während  für  sich  allein  weder  das  Exsudat  eine  ausge- 
sprochene Giftigkeit  zeigt,  noch  die  Bacilleninjektion.  Es  muss  demnach 
das  Exsudat  tuberkulöser  Tiere  einen  Stoff  enthalten,  der  im  Verein  mit 
Tuberkelbacillen  für  die  Meerschweinchen  ein  Gift  ist.  B.  nimmt  an,  dass 
Bakterien,  welche,  io  geringer  Menge  in  den  tierischen  Organismus  ge- 
bracht, sich  in  diesem  zu  vermehren  vermögen,  diese  Fähigkeit  einer  von 
ihnen  secernirten  Substanz,  dem  Aggressin,  verdanken.  Die  Wirkung  dieses 
Aggressins  besteht  darin,  dass  es  auf  die  Schutzkräfte  dieses  Körpers 
lähmend  wirkt,  vor  allem  die  Leukocyten  von  der  Infektionsstelle  zurück- 
hält, sodass  Pbagocytose  ausbleibt.  Dieses  Aggressin  teilt  sich  den  Körper- 
flüssigkeiten mit  und  begünstigt  nun  bei  neuer  Infektion  von  Tuberkel- 
bacillen  die  Giftwirkung  dieser.  Es  kann  auch  mit  Exsudatflüssigkeit  auf 
andere  Individuen  übertragen  werden.  Da  nun  aber  die  Tuberkelbacillen, 
um  giftig  zu  wirken,  gelöst  werden  müssen,  so  müsse  neben  dem  Aggressin 
noch  Bakteriolysin,  ein  Reaktionsprodukt  des  Organismus,  eine  Rolle  spielen. 

P.  und  S.  bestreiten,  dass  die  Annahme  zweier  Reaktionsprodukte, 
von  denen  das  eine  vom  Organismus,  das  andere  von  den  Bakterien  ge- 
liefert wird,  zur  Erklärung  des  akuten  Tuberkulosetodes  erforderlich  sei. 
Sie  stützen  ihre  Ansicht  mit  den  Erscheinungen,  wie  sie  bei  der  Serum- 
krankheit auftreten.  Wenn  ein  Individuum  auf  die  Injektion  eines  Serums 
erkrankt,  so  tritt  die  Reaktion  nach  einer  längeren  Inkubationszeit  auf  und 
bat  einen  bestimmten  Verlauf.  Erhält  das  nämliche  Individuum  nach  Ab- 
lauf der  Reaktion  eine  neue  Injektion  desselben  Serums,  so  tritt  nunmehr 
die  Reaktion  schneller  auf  und  hat  einen  schnelleren  Verlauf.  War  die 
zweite  Injektion  stark  genug,  so  kann  akut  der  Tod  eintreten.  Dass  das 
Serum  ein  Aggressin  bildet,  ist  ausgeschlossen,  es  kann  die  veränderte 
Reaktion  nur  Folge  der  Antikörperbildung  seitens  des  injicirtcn  Organismus 
sein.  Aehnlich  muss  auch  die  veränderte  Reaktion  auf  die  wiederholte 
Injektion  von  Tuberkelbacillen  seitens  des  bereits  tuberkulösen  Organismus 
als  eine  Antikörperwirkung,  nicht  als  Aggressinwirkung  aufgefasst  werden. 
Welcher  Art  diese  Antikörper  sind,  ob  Präcipitine  oder  Bakteriolysiue  in 
Frage  kommen,  muss  für  jeden  Fall  entschieden  werden. 

H.  Bischoff. 


r 


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842 


WlUSSMASN.  i'KANKK 


No.  50. 


R.  W (‘issmaan.  lieber  Collargol  (CRKDfe).  Therap.  Monatsh.  1905,  Aug. 

Bei  Verletzungen  stieut  man,  wenn  es  sich  um  eine  Fläche  handelt, 
Cnllargolpulver  auf,  Höhlenwunden  spült  man  mit  einer  Lösung  aus,  bei 
nischen  oder  taschenförmigen  Wunden  empfiehlt  es  sieb,  eine  oder  mehrere 
Collargoltabletten  h 0,05  je  nach  Grösse  der  Wunde  in  diese  zu  versenken 
und  dann  zu  tamponiren.  Was  die  Anwendung  des  Collargols  bei  inneren 
Erkrankungen  anlangt,  so  kann  man  es  als  Salbe,  als  Lösung  per  os  oder 
anum  geben  oder  es  subkutan  oder  intravenös  injiciren.  Am  meisten  be- 
währt hat  sich  die  Anwendung  der  Salbe  oder  die  Form  der  intravenösen 
Injektion.  Von  der  Salbe  reibt  man  2—3  g mehrmals  täglich,  je  nach 
der  Schwere  der  Erkrankung,  in  die  sorgfältig  gereinigte  und  mit  Benzin 
oder  Chloroform  entfettete  Haut  15 — 20  Minuten  lang  ein  und  bedeckt 
dann  die  Stelle  mit  einem  wollenen  Stoff.  Die  intravenöse  Einspritzung 
ist  dann  indicirt,  wenn  eine  möglichst  schnelle  Wirkung  erzielt  werden 
soll,  also  nameutlich  bei  schweren  akuten  Erkrankungsfällen.  Man  injicirt 
am  besten  in  eine  der  Venen  der  Ellenbogenbeuge  und  zwar  nicht  zu 
kleine  Mengen:  0,1 — 0,45  g Collargol,  d.  h.  6 — 15  ccm  einer  2proc.  oder 
3—9  ccm  einer  öproc.  Lösung;  wenn  nötig  sind  die  Einspritzungen  mehr- 
mals zu  wiederholen.  Die  von  W.  bei  Erkrankungen  septischer  Natur  er- 
zielten Erfolge  sprechen  durchaus  für  eine  ausgedehntere  Anwendung  des 
Mittels.  K.  Kronthal. 

M.  Franke,  Ueber  den  Einfluss  der  Röntgenstrahleu  auf  den  Verlauf  der 
Leukämie  (mit  besonderer  Berücksichtigung  der  Blutbefunde).  Wiener 
klin.  Wochenschr.  1905,  No.  33. 

In  der  Litteratur  liegen  bereits  weit  über  100  Fälle  von  Leukämie, 
die  mit  Röntgenstrahlen  behandelt  wurden,  vor.  Vcrf.  bestrahlte  in  seinen 
hier  publicirten  4 Fällen  fast  ausschliesslich  die  Milzgegend  in  zweimaligen 
Sitzungen  pro  Woche  von  je  8 Minuten  Dauer.  Am  günstigsten  verlief 
der  Fall  einer  47jährigen  Frau  mit  myeloider  Leukämie;  hier  fiel  die  Zahl 
der  Leukocyten  innerhalb  von  0 Wochen  von  300000  auf  6650  in  1 mm3, 
darunter  die  Myelocyten  von  590!K)  auf  45,  während  die  Erythrocyten  sich 
stark  vermehrten  und  die  Milz  sich  langsam  verkleinerte.  — Ganz  anders 
war  der  Verlauf  bei  einer  37jährigen  Frau,  ebenfalls  mit  myeloider  Leu- 
kämie. Trotz  anfänglich  günstiger  Beeinflussung  des  Blutbefundes  und  des 
Allgemeinbefindens  trat  im  weiteren  Verlaufe  eine  Verschlimmerung  ein, 
und  Pat.  verliess  in  diesem  Zustande  die  Klinik.  — Im  dritten  Fall,  dem 
eines  37  jährigen  Mannes  mit  ebenfalls  myeloider  Leukämie,  besserte  sich 
gleichfalls  der  Blutbefuud,  der  Milztumor  und  das  Allgemeinbefinden,  als 
plötzlich  die  Erscheinungen  einer  akuten  Nephritis  zum  Abbruch  der  Be- 
handlung nötigten;  während  der  Dauer  dieses  Nierenleidens  gingen  die 
Leukocyten  im  Blute  noch  mehr  zurück  und  die  Milz  verkleinerte  sich 
noch  weiter,  doch  verschlimmerte  sich  der  Zustand  nachher  wieder.  — 
Der  vierte  Fall  wurde  nur  zwei  Wochen  lang  behandelt  mit  viermaliger 
Bestrahlung:  Abnahme  der  Leukocyten  von  400000  bis  220000  und  Hebung 
des  Allgemeinbefindens.  — ln  allen  4 Fällen  nahm  also  die  Zahl  der 
weissen  Blutkörperchen  unter  der  Behandlung  schneller  oder  langsamer  ab, 
am  eklatautesteu  im  zweiten  Fall,  wo  sie  eiueu  Tag  nach  der  ersten  Be- 


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No.  50. 


Mahkivald.  — Nbumank. 


843 


Strahlung  auf  die  Hälfte  gesunken  war,  und  zwar  zeigten  die  bedeutendste 
Abnahme  die  neutrophilen  Myelocyten.  Ueber  das  specielle  Verhalten  der 
einzelnen  Arten  von  Leukocyten  müssen  wir  auf  das  Original  verweisen.  — 
Verf.  kommt  zu  dem  Resultat,  dass  wir  bis  jetzt  von  einer  Heilung  der 
Leukämie  mit  Röntgenstrahlen  nicht  sprechet]  können,  und  die  auf  diesem 
Wege  erhaltenen  Resultate  nur  als  Remissionen  aufzufassen  haben;  aber 
auch  so  ist  es  nicht  nur  berechtigt,  sondern  auch  indicirt,  jeden  Fall  von 
Leukämie  der  Behandlung  mit  Röntgenstrahlen  zu  unterziehen. 

L.  Perl. 

li.  Markwald,  Ueber  seltene  Complikationen  der  Ruhr.  Zeitschr.  f.  klin. 

Med.  I!t04,  Bd.  53,  S.  321. 

Je  nachdem  die  Dysenterie  eine  durch  Amöben  oder  Bakterien  verur- 
sachte ist,  sind  auch  ihre  Complikationen  verschiedenartige.  Während  sie 
bei  der  ersteren  in  Leberabscessen,  Perforationsperitonitis,  profusen  Darm- 
blutungen und  Stenosen  des  Darms  durch  Narbcnstrikturen  im  weiteren 
Verlaufe  in  Lungen-  und  Gehirnabscessen,  endlich  in  Paraplegien  myeliti- 
scher  oder  neuritischer  Grundlage  bestehen,  werden  bei  der  bakteriellen 
Form  in  erster  Linie  Gelenk-  und  Sehnenscheidenentzündungen,  gelegentlich 
auch  solche  seröser  Häute  und  endlich  Parotitis  beobachtet.  M.  sah  nun 
in  einem  Falle  unzweifelhafter  echter  Ruhr  (wenn  auch  der  bakteriologische 
Nachweis  fehlt)  als  ausserordentlich  seltene  Complikation  eine  Urethritis, 
sowie  eine  Conjunctivitis  nebst  Iridocyclitis  und  Rhinitis.  Die  Entstehung 
der  Urethritis  und  Conjunctivitis  war  zweifelsohne  durch  direkte  Ueber- 
tragung  hervorgerufen  worden  und  ebenso  zweifellos  war  die  Iridocyclitis 
sowie  die  Rhinitis  eine  Infektion  von  der  Conjunctiva  aus.  Ob  aber  alle 
die  genannten  Complikationen  durch  den  Bacillus  dysenteriae  oder  durch 
irgend  welche  anderen  Bakterien  bedingt  worden  waren,  das  ist  mit  Sicher- 
heit nicht  festzustellen.  Immerhin  aber  ist  der  Fall  schon  deswegen  von 
besonderem  Interesse,  weil  die  genannten  Complikationen  bei  der  Ruhr 
bisher  noch  völlig  unbekannt  waren.  Carl  Rosenthal. 

H.  N eumann,  Der  Säuglingsskorbut  in  Berlin.  Bert.  klin.  Wochenschr. 

1906,  No.  1. 

Trotzdem  man  die  Milch  für  Säuglinge  kürzere  Zeit  als  früher  zu 
kochen  pflegt,  ist  der  Säuglingsskorbut  in  Berlin  eher  häufiger  geworden. 
Die  meisten  Kinder,  die  Verf.  wegen  Skorbuts  gesehen  hat,  waren  mit 
pasteurisirter  Milch  aus  einer  bestimmten  Meierei  ernährt  worden.  Es 
scheint,  dass  ein  ganz  kurzes  Aufkochen  — selbst  1 — 2 Minuten  lang  — 
genügen  kann,  um  vorher  erwärmte  (pasteurisirte)  Milch  völlig  zu  denatu- 
riren.  Doch  sah  N.  Säuglingsskorbut  auch  bei  Gebrauch  von  Milch  ent- 
stehen, die  auf  70°  während  */2  Stunde  oder  auf  60 — 66°  während 
l1/*  Stunden  erhitzt  worden  war,  falls  diese  Milch  mindestens  5 Monate 
lang  ausschliesslich  gereicht  wurde.  Verf.  verlangt  deshalb,  dass  pasteuri- 
sirte Milch  als  solche  durch  Aufschrift  gekennzeichnet  und  dass  ihre 
Aufbewahrung  so  sorgfältig  gehandhabt  werde,  dass  ein  nochmaliges  Er- 
hitzen derselben  nach  Empfang  der  Milch  sich  erübrige. 

Stadthageu. 


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8*^4  Nobecourt  und  Mekklkn.  — Mackenzie.  — Wkstfhai..  No.  50. 

I*.  Nobecourt  et  P.  Merkten,  Note  stir  l'absorption  des  graisses  cbei 
les  enfauts.  Rev.  mens,  des  mal.  de  l’enf.  1904,  S.  337. 

Verf.  bestimmte  bei  15  teils  gesunden,  teils  kranken  Kindern  die 
Menge  des  mit  der  Milch  aufgenommenen  und  des  iu  den  Fäces  wieder 
ausgeschiedenen  Fettes.  — Br  kam  zu  folgenden  Brgebnissen:  Im  Allge- 
meinen wird  das  Fett  der  Milch  von  den  Kindern  gut  ausgenutzt,  falls 
ihnen  nicht  zu  grosse  Mengen  desselben  gereicht  werden.  Verf.  liess  ge- 
sunde Brustkinder  5 — 11  g Butter  pro  Kilo  Körpergewicht  aufnehmeo; 
davon  wurden  98,01  — 09,72  pCt.  absorbirt.  Dagegen  verwerteten  Kinder 
mit  schwacher  oder  gestörter  Verdauung  bei  Darreichung  mittlerer  Milch- 
mengen  nur  83 — 90 — 95  pCt.  Fettes.  Erhielten  diese  Kinder  aber  nur 
sehr  kleine  Mengen  Butter,  so  wurde  dieselbe  fast  vollständig  resorbirt. 
Es  ist  deshalb  wichtig,  den  Fettgehalt  der  Fäces  zu  controlliren.  Wird 
das  Milchfett  nicht  fast  vollständig  resorbirt,  so  tut  man  gut  den  Fett- 
gehalt der  Milch  durch  Absahnen  zu  verringern,  falls  die  anderen  Be- 
standteile: Biweiss,  Zucker,  gut  verwertet  werden.  Vorübergebend  kann 
die  Fettverdauung  leiden  bei  infektiösen  Erkrankungen  des  Darmes  und 
der  Lungen.  Stadthagen. 

J.  Mackenzie,  New  methods  of  studying  affections  of  the  beart.  The 
Brit.  med.  journ.  1905,  March  11. 

Die  auf  EnöELMANN’s  physiologischen  Versuchen  fussenden  Erklärungen 
Wenckeuach’s  für  die  Allorrbytmien  stützt  Verf.  durch  seine  in  genialer 
Versuchsanordnung  erhaltenen  Curven.  Er  stellt  als  Hauptgrund  für  die 
Veränderungen  des  Herzschlages  die  Schädigung  der  Leitfähigkeit  der  Herz- 
rauskelfasern  für  den  an  den  venösen  Ostien  automatisch  erzeugten  Reiz 
auf.  Um  diese  Funktion  zu  erkennen,  wäre  der  Zeitraum  zwischen  Vorhof- 
und  Vcntrikelsystole  zu  messen,  Dementsprechend  machte  Verf.  auf  dem- 
selben Streifen  gleichzeitig  Aufnahmen  des  Jugularis-  und  Radialispulses. 
Indess  zeigten  sich  schon  auf  der  venösen  Curve  durch  den  Einfluss  der 
benachbarten  Carotis  Erhebungen,  die  den  Zwischenraum  zwischen  Atrien- 
und  Ventrikelsystole  genügend  scharf  erkennen  Hessen.  Diese  „inter- 
systolische Periode“  dauert  normalerweise  Vs  Sekunde.  Sie  ist  zusammen- 
gesetzt aus  1.  der  Systole  des  Vorhofes,  2.  der  Ueberleitungszeit  des  Reizes 
vom  Vorhof  zum  Ventrikel,  3.  der  Anspannungszeit  (Steigen  des  Ventrikel- 
druckes bei  noch  geschlossenen  Semilunarklappen).  Da  1.  und  3.  als 
constant  zu  betrachten  sind,  so  beruhen  Veränderungen  der  intersystolischen 
Periode  allein  auf  Veränderungen  der  Schnelligkeit  der  Reizleitung,  er- 
geben also  ein  Maass  für  diese. 

An  einein  reichlichen  Curvenmaterial  zeigt  Verf.,  wie  die  Leitfähigkeit 
schon  stark  herabgesetzt  sein  kann  (intersystolische  Periode  = Vs  Sek  ), 
ohne  dass  am  Radialpulse  irgend  etwas  Pathologisches  zu  beobachten  wäre, 
wie  andererseits  durch  dieselbe  Störung  Bradycardie  und  die  vcrschiedeuen 
Arrhythmien  zu  stände  kommen.  Alkan. 

A.  VVestphal,  Ueber  apoplektiforme  Neuritis  (Neuritis  apoplectica).  Arch. 
f.  Psych.  etc.  1906,  Bd.  40  (1). 

Bei  einer  an  seniler  Melancholie  leidenden  Frau  entstand  im  Anschluss 


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No.  50. 


Frank.  Lkvi.  Nicolai. 


845 


an  eine  doppelseitige  Pneumonie  nach  Ablauf  des  Fiebers  ein  deliröser 
Verwirrtheitszustand,  auf  dessen  Höhe  akut  und  apoplectiform  eine  schlaffe 
Lähmung  des  rechten  Arms  auftrat,  die  bis  zum  Tode  (6  Wochen)  unverändert 
anhielt.  Die  elektrische  Erregbarkeit  war  herabgesetzt;  ausser  Hyper- 
ästhesie und  Hyperalgesie  war  die  Sensibilität  unversehrt.  Die  Patellar- 
reflexe  schwanden  im  Verlaufe  der  Beobachtung  allmählich.  Die  mechanische 
Muskelerregbarkeit  war  erhöht.  Die  anatomische  Untersuchung  ergab  eine 
parenchymatöse  Neuritis  der  Nervenstämme  des  rechten  Armes  und  leichtere 
Veränderungen  im  Plexus  brachialis.  Die  Muskelfasern  waren  leicht  ver- 
ändert, ohne  Zerfall  und  Degeneration  zu  zeigen.  Am  Rückenmark  fand 
sich  eine  Pacbymeningitis  interna  fibrosa  und  leichter  Zellenschwund  in 
den  Vorderhörnern  der  Halsanschwellung,  besonders  rechts. 

Die  apoplectiform  einsetzenden  Plexusneuritiden  sind  im  grossen  ganzen 
selten.  Hier  handelt  es  sich  um  eine  postinfektiöse  resp.  toxische  Neuritis 
nach  Pneumonie;  derartige  disseminirte,  auch  symmetrische  akute  Neuri- 
tiden nach  Pneumonie  sind  mehrfach  beschrieben  (v.  Krafft-Ebing,  Oppen- 
heim, Charcot,  Ross  etc.).  — Bei  den  apoplectiformen  Neuritiden  ist  der 
rechte  Arm  bevorzugt,  wohl  infolge  funktioneller  Ueberlastung.  Auffallend 
war  hier  das  Fehlen  der  Entartungsreaktion.  Die  Veränderungen  der 
Vorderhornzellen  des  Rückenmarks  in  seiner  ganzen  Höhe  werden  auf 
toxische  Processe  infolge  der  Pneumonie  bezogen  und  zur  Erklärung  des 
Schwindens  der  Patellarreflexe  verwertet.  S.  Kalischer. 

1)  K.  Frank,  Wirbelerkrankung  bei  Tabes  dorsalis.  Wiener  klin.  Wochen- 
schrift 1904,  No.  3. 

2)  A.  Levi,  Cecite  et  tabes.  Etüde  clinique  1904,  Paris. 

3)  Nicolai,  Ueber  Sehnervenatrophie  bei  Tabes  dorsalis.  Charitö-Annalen. 
28.  Jahrg.  1904. 

1)  Bei  einem  54jährigen  Tischler  zeigten  sich  ein  Jahr  nach  einem 
Trauma  in  der  Kreuzgegend  tabische  Symptome,  wie  Diplopie,  Blasen- 
störung,  Gangstörung,  Parästhesien,  lancinirende  Schmerzen.  Die  Unter- 
suchung erwies  eine  ausgeprägte  Tabes  im  ersten  Stadium.  Ausserdem 
bestand  eine  deutliche  Kyphoskoliose  im  Brust- Lendenwirbelteil  und  ein 
Knochentumor  neben  der  Lendenwirbelsäule,  ohne  dass  Schmerzhaftigkeit, 
Krachen,  Versteifung  vorhanden  war.  Die  Bauchhaut  war  auffallend 
horizontal  gefaltet.  Das  Aktinogramm  erwies  eine  Knochenatrophie  neben 
Hypertrophie  der  Wirbel  und  ihrer  Fortsätze;  auch  die  Knochenneubildung 
neben  der  Lendenwirbelsäule,  wie  die  Schmerzlosigkeit  und  allmähliche 
schleichende  Entstehung  sprechen  zu  Gunsten  einer  tabischen  Arthropathie 
resp.  Wirbelerkrankung.  Die  Osteoarthropathie  der  Wirbelsäule  bei  Tabes 
ist  selten  und  betrifft  nicht  den  Lendenteil. 

2j  Aus  der  Beobachtung  von  45  Fällen  von  Tabes  mit  Amaurose  konnte 
L.  den  Schluss  ziehen,  dass  die  Amaurose  keinen  Einfluss  auf  die  spinalen 
Symptome  der  Tabes  hat,  sie  hemmt  weder  noch  beschleunigt  sie  ihren 
Verlauf.  Die  tabische  Amaurose  kann  isolirt  auftreten  ohne  jede  oder  mit 
minimalen  Hinterstrangssymptomen.  Diese  Hinterstrangssymptome  brauchen 
nicht  stärker  zu  sein  wie  die  bei  der  progressiven  Paralyse.  Doch  kann 
die  Amaurose  von  schweren  tabischen  Symptomen  aller  Art  begleitet  sein. 


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846 


ZlKMANN. 


No.  50. 


Meist  folgen  diese  Erscheinungen  der  Amaurose,  seltener  gehen  sie  ihr 
voraus.  Aber  oft  liegt  ein  sehr  langer  Zwischeuraum  zwischen  dem  Auf- 
treten der  tabischen  Amaurose  und  den  anderen  spinalen  Erscheinungen, 
wie  umgekehrt.  Dieser  Zeitraum  ist  oft  so  gross  wie  etwa  der  zwischen 
dem  Auftreten  der  ersten  paralytischen  Erscheinungen  und  der  tabischen 
Symptome  bei  der  Taboparalyse.  Gewöhnlich  sind  klinisch  Tabes  und 
tabische  Amaurose  gemeinsam  vorhanden;  ihre  Aetiologie  ist  die  gleiche, 
nur  die  Lokalisation  des  gleichen  Processes  wechselt.  Die  progressive 
Paralyse,  die  Tabes  und  die  tabische  Amauroso  sind  auf  einen  krankhaften 
Process  zurückzuführen,  der  das  Centralnervensystem  und  seine  Hüllen  au 
verschiedenen  Stellen  befallen  kann  und  bei  der  die  Syphilis  die  be- 
stimmende oder  zum  wenigsten  die  prädisponirende  Ursache  abgiebt.  Die 
tabische  Amaurose  ist  von  psychischen  Störungen  nicht  weniger  oft  be- 
gleitet wie  von  spinalen.  Die  Ataxie  weist  von  selbst  Remissionen  und 
Exacerbationen  im  Verlauf  der  Tabes  auf,  ob  dabei  Amaurose  auftritt  oder 
nicht;  dasselbe  gilt  von  vielen  anderen  Symptomen,  Schmerzen,  Krisen  etc.. 
die  bei  jeder  Tabes  auf  lange  Zeit  schwinden  und  zurücktreten  können. 
Auch  die  Kachexie  oder  der  floride  Verlauf  sind  bei  der  Amaurose  kaum 
häufiger  als  in  anderen  Tabesfällen. 

3)  18  Fälle  von  tabischer  Sehnervenatrophie  werden  hier  ausführlich 
beschrieben  und  der  Verlauf  derselben  erörtert.  Besserungen  des  Sehver- 
mögens waren  sehr  selten  und  meistens  nur  scheinbar;  von  einigen  Autoren 
ist  auch  ein  Stillstand  beobachtet  worden.  Die  Prüfung  des  Gesichtsfeldes 
ist  im  Beginn  von  besonderer  Wichtigkeit,  da  aus  dem  Befunde  der  Seh- 
schwäche und  dem  anfangs  sehr  geringfügigen  ophthalmoskopischen  Be- 
funde diu  Diagnose  sich  nicht  immer  stellen  lässt.  Centrale  Parbenskotome 
kommen  bei  einer  Tabes  nicht  vor.  Achtmal  gingen  in  den  18  Fällen 
blitzartige  rheumatische  Schmerzen  voran.  Siebenmal  trat  dieselbe  ohne 
Vorboten  auf.  In  den  meisten  Fällen  aber  kamen  die  spinalen  Symptome, 
vor  allem  Westphal’sches  Zeichen  und  reflektorische  Pupillenstarre,  fast 
gleichzeitig  oder  unmittelbar  danach  vor.  Die  gegenseitige  Beeinflussung 
der  Sehnervenatrophie  und  der  anderen  Tabessymptome  ist  sehr  wechselnd 
und  hängt  von  mannigfachen  Umständen  ab.  Die  Stillstände  im  Verlauf 
sind  meist  nur  vorübergehend.  S.  Kalischer. 

H.  Zietnann,  Ueber  „Meiling“  (Beta  bei  den  Duala-Negern),  eine  eigen- 
artige Hautkrankheit  der  Neger  in  West-Afrika.  Arch.  f.  Dermatol,  u. 
Syph.  Bd.  74,  S.  163. 

Die  an  der  Küste  von  Nieder-  und  Ober-Guinea  vorkommende  Krank- 
heit besteht  in  einer  symmetrischen  fleckweisen  Pigmentatrophie  auf  der 
Streck-  und  Beugescite  von  Händen  und  Füssen.  Sie  beginnt  gewöhnlich 
im  Alter  zwischen  10  und  15  Jahren  mit  dem  Auftreten  rundlicher  oder 
ovaler,  von  der  normalen  braunen  Haut  scharf  abgegrenzter  hellerer  Flecke, 
die  allmählich  immer  mehr  abblassen,  sich  vermehren,  vergrössern  und 
confluiren.  Auf  dem  Höhestadium  der  ohne  subjektive  Beschwerden  ver- 
laufenden Krankheit,  das  in  der  Regel  erst  nach  10 — 20  Jahren  erreicht 
wird,  können  die  pigmentlosen  Partien,  welche  dann  durch  dxs  ganze 
Leben  stationär  bleiben,  mehr  als  die  Hälfte  der  Oberfläche  von  Händen 


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No.  50. 


Wildbolz.  — Roma. 


847 


und  Füssen  eionehmen.  Ausser  dem  Pigmentschwund  zeigt  die  Haut 
keine  besonderen  Veränderungen;  sie  liegt  im  Niveau  ihrer  Umgebung,  ist 
leicht  verschieblich  und  faltbar,  frei  von  Störungen  der  Sensibilität  und 
der  Schweisssekretion.  — Irgend  welche  ätiologische  Momente  liessen  sich 
nicht  auffinden,  eine  histologische  Untersuchung  der  Haut  war  nicht  mög- 
lich. — Was  die  Differentialdiagnose  betrifft,  so  haben  die  Flecke  Aehn- 
lichkeit  mit  denen  der  gewöhnlichen  Vitiligo,  die  doch  aber  nicht  nur 
Hände  und  Füsse  befällt;  auch  die  Neger  selbst  unterscheiden  die  Krank- 
heit sehr  bestimmt  von  der  Vitiligo.  Die  Lepra  anaesthetica  und  die 
Sklerodermie  werden  bei  ihrem  abweichenden  Verlauf  und  den  anders- 
artigen Begleiterscheinungen  der  Pigmentatrophie  wohl  kaum  zu  Ver- 
wechselungen Veranlassung  geben.  H.  Müller. 

Wildbolz,  Ueber  Diagnose  und  Behandlung  der  Nierentuberkulose.  Oorresp.- 
Blatt  f.  Schweizer  Aerzte  1005,  No.  ß. 

Von  den  interessanten  Ausführungen  des  Verf.’s  seien  hier  nur  die 
therapeutischen  Consequenzen,  zu  denen  er  übrigens  im  wesentlichen  in 
Uebereinstimmung  mit  den  meisten  anderen  neueren  Autoren  kommt,  mit- 
geteilt. Hinsichtlich  der  reinen  Blasentuberkulose  sind  operative  Eingriffe, 
Excisionen,  Verschorfungen,  Auskratzungen  der  Geschwüre  etc.  zu  ver- 
meiden. nur  in  den  schlimmsten  Fällen  sind  als  Palliativmittel  zwecks 
Ausschaltung  der  Blasenmuskulatur  und  ihrer  schmerzhaften  Contraktioneu 
Sectio  alta  oder  perinealis  zulässig.  Neben  zweckmässiger  Allgemein- 
behandlung empfiehlt  Verf.  im  übrigen  Instillationen  von  5 — 10  g einer 
Sublimatlösung  1 : 5000  bis  1 : 3000  oder  derselben  Quantität  Guajaköls 
mit  2proc.  Jodoformzusatz.  Diese  Eingriffe  sind  in  2 — 3 tägigen  Inter- 
vallen vorzunehmeu.  Ausserdem  sind  die  Narcotica  nach  Bedarf  zwecks 
Ituhigstellung  der  Blase  zu  verordnen.  Hinsichtlich  der  Nierentuberkulose 
empfiehlt  Verf.  frühzeitige  Exstirpation,  die  bei  sekundären  Veränderungen  in 
der  Blase  jedenfalls  sofort  auszufünren  ist,  hei  Beschränkung  auf  die  Niere 
dann,  wenn  die  Funktion  des  Organs  bereits  erheblich  gelitten  hat,  oder  wenn 
die  Beobachtung  des  Kranken  trotz  geeigneter  Allgemeinbchandlung  ein  Fort- 
schreiten des  infektiösen  Processes  erkennen  lässt.  B.  Marcuse. 


Komi,  Ueber  Doppelbildung  der  Harnröhre.  Deutsche  med.  Wochenschr. 

1905,  No.  21. 

Ein  ßjähriger  Knabe,  der  seit  Geburt  bei  aufgerichtetem  Körper  an 
ständigem  Harnträufeln  litt,  bot  den  folgenden  Befund:  Von  der  Stelle  der 
normalen  Harnröhrenöffnung  zog  eine  3 mm  breite,  2 mm  tiefe  und  2'/2  cm 
lange,  mit  Schleimhaut  bedeckte  Furche  am  Dorsum  penis  nach  rückwärts 
und  führte  hier  zu  einem  Kanal,  der  nach  der  Blase  zu  verlief  und  in 
dieselbe  selbstständig  mündete.  Eine  in  den  Kanal  eingeführte  Knopf- 
sonde traf  erst  innerhalb  der  Blase  auf  die  Spitze  eines  in  die  normale 
(untere)  Harnröhre  eingeführten  Metallkatheters.  Beide  Harnröhren  waren 
also  in  ganzer  Ausdehnung  wegsam,  mündeten  getrennt  in  die  Blase  und 
standen  auch  während  ihres  Verlaufes  nicht  in  Communikation.  Das  Prae- 
putium  war  seitlich  und  unten  normal  entwickelt,  an  der  Dorsalfläche  war 
es  nur  rudimentär  vorhanden  und  ging  in  die  Schleimhaut  der  erwähnten 


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848 


Lauenstein.  — Thkiluabkr. 


No.  50 


Furche  über.  Das  Harnträufeln  ist  aus  dem  Fehlen  eines  Sphinkter  an 
der  inneren  Mündung  der  accessorischen  Harnröhre  zu  erklären.  Dass  es 
nur  bei  aufgerichteter  (sitzender  oder  stehender)  Körperstellung  erfolgte, 
hängt  mit  dem  Drucke  der  intravesikalen  Flüssigkeit  zusammen,  die  im 
liegenden  Zustande  die  vordere  Blasenwand  nicht  belastet.  — Verf  ent- 
schloss sich  zur  Totalexstirpation  des  Ganges;  den  Kanalstumpf  verschloss 
er  mit  einer  Tabaksbeutelnaht  und  vernähte  die  Haut  darüber.  Wegen 
Infiltration  der  Wunde  und  Fieber  musste  er  jedoch  die  Nähte  bald 
entfernen  und  die  Wunde  per  granulationem  sich  schliessen  lassen.  Es 
blieb  eine  kleine  haarförmige  Fistel  zurück,  aus  der  nur  beim  Beginn  des 
Urinirens  noch  etwas  Harn  floss.  Der  meiste  Harn  wurde  durch  die  nor- 
male Urethra  entleert,  auch  war  das  Harnträufeln  beseitigt.  Verf.  erwartet, 
dass  sieb  die  Harnfistel  spontan  schliessen  wird.  Der  von  ihm  mitgeteilte 
Fall  ist  dadurch  bemerkenswert,  dass  die  accessorische  Harnröhre  voll- 
ständig bis  zur  Blasenmündung  ausgebildet  war,  im  ganzen  sind  in  der 
Litteratur  von  analogen  Fällen  nur  16  bekannt.  B.  Marcuse. 


Lauenstein,  Eine  Gefahr  der  invertirten  Lage  bei  Operationen  am  Uterus. 

Münch,  med.  Wochenschr.  1905,  No.  17. 

L.  teilt  einen  Fall  mit,  in  dem,  nach  einer  bei  steiler  invertirter  Lage 
der  Patientin  ausgeführten  supravaginalen  Amputation  des  Uterus,  die 
Patientin  an  Sepsis  acutissima  zu  Grunde  ging.  L vermutet,  dass  hier  das 
Vaginalsekret  bei  der  invertirten  Lage  der  Patientin  durch  den  kurzen 
Cervixstumpf  in  das  Operationsgebiet  gelangt  war,  von  hier  aus  durch  die 
Stichkanäle  der  frischen  Peritonealwunde  seinen  Weg  in  die  Bauchhöhle 
gefunden  und  so  die  Sepsis  hervorgerufen  batte.  Er  rät,  bei  allen  Opera- 
tionen am  Uterus,  die  bei  invertirter  Lage  ausgeführt  werden  solleu,  die 
Scheide  sorgfältig  nicht  nur  zu  desinficiren  und  auszutrocknen,  sondern 
auch  mit  sterilem  trockenen  Material  zu  füllen,  um  alles  Sekret  festzuhalten 
uud  seinen  Austritt  in  die  Bauchhöhle  während  der  Operation  zu  verhindern. 

Br.  Wolff. 

Tlieilhnber,  Die  chronischeOophoritis.  Münch,  med. Wochenschr.  1Ü05,  No.  24. 

T.’s  anatomische  Untersuchungen  und  klinische  Beobachtungen  führen 
ihn  zu  der  Annahme,  dass  im  Ovarium  sich  wohl  findet:  1.  eine  partielle 
Oophoritis  im  Anschluss  an  Tubenerkrankungen,  bei  der  sich  das  Ovarium 
teilweise  im  Zustand  der  Entzündung  befindet,  bei  der  es  sekundär  erkrankt 
infolge  davon,  dass  sich  die  Entzündung  der  Tube  auf  den  Eierstock  fort- 
setzt, 2.  dass  zuweilen  Abscesse  im  Eierstock  Vorkommen,  dass  dagegen 
eine  idiopathische  Oophoritis  chronica  nicht  vorkommt  und  dass  in  den 
Fällen,  in  denen  eine  solche  diagnosticirt  wird,  es  sich  meist  um  Neurosen 
im  Unterleib  handelt,  in  zufälliger  Combination  mit  dem  Befunde  eines 
grossen  aber  gesunden  Ovariums.  Eine  primär  chronische  Entzündung  der 
Keimdrüsen  scheint  fast  garnicht  vorzukommen;  denn  man  trifft  eine  solche 
Entzündung  beim  Hoden  nahezu  niemals  (abgesehen  natürlich  von  Tuber- 
kulose uud  Syphilis).  Br.  Wolff. 

Einsendungen  werden  an  die  Adresse  des  Horm  Geh.  Med.-Kat  Prof.  Dr.  M.  Bernhardt  (Berlin  W. 

Französische  Strass«  21)  oder  an  dio  Vorlagithandlung  (Berlin  >W.,  Unter  den  Linden  GS)  erbeten 

Verlag  ton  August  Hirsch«  »Id  in  Berlin.  — Druck  ?on  L.  Schumacher  in  Berlin  K.  24. 


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2h  Mark ; zu  boziekc*» 
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Inngen  u.  Pnitmuialtea. 


für  die 


icinischen  Wissenschaften. 

Unter  Mitwirkung  von  FTr-T’-''*. 

Prof.  Dr.  H.  Senator  und  Prof.  Dr.  E.  Salkowskir—  ^ 

■ redigirt  von 

Prof.  Dr.  M.  Bernhardt 

in  Berlin 


1905. 


93.  ltecember. 


Die  geehrten  Abonnenten  werden,  damit  die  Zusendung 
keine  Unterbrechung  erleidet,  um  rechtzeitige  Erneuerung  des 
Abonnements  für  das  Jahr  1006  bei  allen  Buchhandlungen  und 
Postanstalten  ersucht. 

Infinit:  Cosnil  und  Coodray,  Ueber  die  Heiluug  von  Kuorpelver- 
letzungen.  — Me.  Guike,  Saltkt,  Fink,  Divise,  Ries,  Ueber  die  Ernährung 
des  Herzens.  — Frank  und  Ritte»,  Einwirkung  der  Dünndarmschleimhaut  auf 
Seifen,  Fettsäuren  und  Fette.  — Wkinland,  Auftreten  von  Invertin  im  Blut.  — 
Waldvogel,  Ueber  die  fettige  Degeneration. — Sai.kowski,  Bildung  von  Harn- 
stoff aus  Asparaginsäure.  — Sriiittknuelm.  Harusäurebildung  in  Gewebsaus- 
zügen.  — Joses  und  Partridgk,  Ueber  die  Guanase.  — Frikdmann,  Ueber 
congenitale  Tuberkelbaoilleuübertragung.  — Hennig,  Ueber  subperiostale  Frak- 
turen, — Barth,  Behandlung  der  Perforationsperitonitis.  — Schölte,  Ueber 
eine  der  Parinaud’schen  ähnlichen  Conjunctivitis.  — v.  Michel,  Metastatiscbc 
Aderhantgcschwulst.  — Keitmann,  Ueber  otitische  Si^ilafenlappeiiabscesse.  — 
Dheypuss,  Einfluss  des  Chinins  auf  das  Tonuslabyrintb.  — KabewskiJ,  Geheilte 
Sinusthrombose  mit  Ersatz  des  Schädeldcfcktes.  — Spikss,  Saugebebandlung  des 
Nasen-Rachenkatarrhs.  — Bail,  Ueber  Typhus  uud  Choleraimmuuität.  — Bkb- 
tabblli,  Zur  Pathologie  der  Wutkrankhcit.  — Sommer,  Laenqnkr,  Ueber 
Theophyllin  und  Theociu.  natrio-aceticum.  — nt  u Camp  uud  Moub.  Ueber  das 
Williams'scbc  Symptom  bei  Lungenspitzen  tuberkulöse.  — Heichelheim.  Be- 
deutung der  Boas-Öpplcr'schen  Bacillen,  — IIauenbacii-Bu»ckiibakdt,  Ueber 
die  Muskulatur  bei  Rachitis.  — Chacppabd  und  Laedericii,  Ungleichheit  der 
Pupillen  bei  Pleuritis.  — Kiboz,  Thiosiuamin  bei  Uesophagusstriktur.  — Bubb, 
Verlust  der  Spraohzeichen  bei  Hirntumor.  — Ebdueim,  Ueber  Hypophysen- 
geschwülste. — Baum,  Adrenalin  bei  Hautkrankheiten.  — Ströiimukhu,  Ver- 
breitung der  Gonorrhoe  in  Dorpat.  — Rüge.  Unterbrechung  der  Schwangerschaft 
wegen  Tuberkulose  und  Erbrechen. 

Cornil  et  Coudray,  De  la  reparation  des  plaies  et  des  pertes  de  substance 
des  cartilages  au  point  de  vue  experimentale  et  histologique.  Journ.  de 
l'anat.  et  de  la  physiol.  1905,  XLl.  atme,  No.  4. 

Knorpelverletzungen  heilen  vom  Perichondrium  aus  und  die  auf  Kosten 
der  Bindegewebszellen  des  Perichondrium  entstandenen  jungen  Knorpel- 
elemente zeigen  zuerst  embryonalen  Charakter.  Der  neugebildete  Knorpel 
erscheint  im  Laufe  der  zweiten  Woche.  Bei  Resektionen  von  Kippenknorpel 

XL111.  Jahrgang.  54 


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d'i 


850 


Mc.  itUlRK.  SlLTKT.  FlSS.  DlVlWi.  RlKS. 


No.  51. 


ist  die  Heilung  je  nach  der  Ausdehnung  des  Substanzverlustes  mehr  oder 
weniger  vollständig.  Auch  hier  liefert  das  Pcrichondriura  fast  allein  das 
Material  der  fibrösen  oder  fibrös  knorpeligen  Narbe,  in  deren  Mitte  einge- 
lagerte Muskelzellen  einen  mehr  oder  minder  beträchtlichen  Raum  ein- 
nehmen können.  Entgegen  der  Ansicht  von  Marchand  und  Pknnisi,  halten 
die  Verff.  die  Proliferation  der  beiden  Knorpelenden  für  nicht  ganz  unbe- 
teiligt an  der  Bildung  der  jungknorpeligen  Narbe;  in  zwei  Fällen  konnte 
diese  Beteiligung  in  reichlichem  Maasse  und  ohne  Beziehung  zum  Peri- 
chondrium  nachgewiesen  werden  (Burzi  und  ANZILOTTl).  Das  bedeutet 
eine  neue  Analogie  im  Verhalten  des  Knorpels  und  des  Knochens  bei  der 
Deckung  von  Defekten.  Bei  15 — 18  Monate  alten  Hunden  fanden  die  Verff. 
keine  Heilung  der  Gelenkknorpelwunden  nach  einem  Monate;  sie  klafften 
vielmehr  (GlES)  und  in  der  Umgebung  zeigte  keine  Knorpelzelle  eine 
nennenswerte  Veränderung  (Lefas).  Anders  bei  einem  7 Wochen  alten 
Hunde,  bei  dem  nach  14  Tageu  eine  Bindegewebeuarbe,  eine  Nekrose  der 
Knorpelelemente  um  den  Spalt  herum  und  eine  Proliferation  der  Nachbar- 
zone im  Knorpel  zu  finden  war.  Das  Bindegewebe  hatte  seinen  Ursprung 
nicht  in  der  Synovialis,  sondern  im  Knorpel  selbst,  oder  vielmehr  im  peri- 
vaskulären Bindegewebe.  Man  muss  also  bei  diesen  Versuchen  dem  Alter 
der  Tiere  Rechnung  tragen.  -Poll. 

J.  Mc.  («uire,  Ueber  die  Spannung  des  Froscbherzens.  Zeitschr.  f.  Biol. 

XLV1I.,  H.  3,  S.  289. 

R.  H.  Haltet,  Ueber  die  Wirkung  der  Kohlensäure  auf  die  Leistung  des 

Froschherzens.  Ebenda.  S.  312. 

Bertha  Finn,  Ueber  die  Wirkung  von  Nährflüssigkeiten  auf  das  Herz. 

Ebenda.  S.  323. 

Julia  Divine,  Ueber  die  Atmung  der  Herzen  von  Kröten  uud  Fröschen. 

Ebenda.  S.  335. 

J.  Ries,  Ueber  die  Erschöpfung  und  Erholung  des  centralen  Nerven- 
systems. Ebenda.  S.  379. 

Die  oben  genannten  Arbeiten  sind  unter  Kroneckers  Leitung  auge- 
stellt, im  wesentlichen  um  die  Frage  zu  entscheiden,  welches  die  beste 
Nährflüssigkeit  für  das  Herz  und  weiterhin  für  die  Gewebe  überhaupt  sei. 
iMac  Guire  weist  nach,  dass  Blutserum  die  Herzen  ebenso  kräftig  zu  er- 
halten vermag  wie  Blut;  dass  diese  Flüssigkeiten,  auch  wenn  sie  eutgast 
waren,  gleiche  Nährkraft  bewahren,  dass  dagegen  aspbyktisches  Blut  un- 
geeignet sei,  das  Herz  leistungsfähig  zu  erhalten  und  ein  kleiner  Gehalt 
von  C02 haltigem  Blut  den  Herzschlag  merklich  schwäche.  Auch  die 
Bowdit’sche  Treppe  soll  dadurch  zu  stände  kommen,  dass  in  den  Wand- 
spalten des  ruhenden  Herzens  lähmende  C02  sich  anhäuft,  die  vom 
schlagenden  Herzen  dann  allmählich  fortgeschafft  wird.  Die  Treppe  sei 
also  eine  Entgiftungserscheinung.  Saltet  zeigt,  dass  es  genügt,  die  COs 
wegzuschaffen  ohne  Sauerstoff  zuzuführen,  um  das  kraftlose  Herz  zu  er- 
halten. B.  Finn  zeigt,  dass  Ringer’sche  Lösung  ein  vortreffliches  Con- 
servirungsmittel  des  Herzens  sei,  dass  aber  zu  dauernder  Arbeit  gewisse, 
wenn  auch  winzige  Mengen  von  Serumeiweiss  nötig  seien  und  beschreibt 
Versuche,  bei  deneu  dasselbe  Blut  mehrfach  als  Nährflüssigkeit  verwendet 


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No.  51. 


Frank  und  Rittkr.  — Wrikland.  — Waldvogel. 


851 


wurde.  J.  Divise  hat  in  vielen  Versuchen  bestätigt,  dass  freier  Sauerstoff 
in  der  Nährflüssigkeit  nicht  enthalten  zu  sein  braucht,  und  J.  Ries  hat 
am  centralen  wie  am  peripheren  Nervensystem  gezeigt,  dass  keine  Salz- 
lösung die  Rrregbarkeit  und  Leistungsfähigkeit  zu  erhalten  vermag,  dass 
dazu  vielmehr  serumeiweisshaltige  Perfusionsflüssigkeiten  nötig  seien.  Rinen 
wesentlichen  Rinfluss  des  Sauerstoffs  hat  auch  er  nicht  feststellen  können. 
Zusammenfassend  sollen  die  Versuche  beweisen,  dass  die  Ringer'sche  Auf- 
fassung, wonach  die  Tätigkeit  unterhalten  werde  durch  Reservematerialien, 
welche  in  den  Geweben  in  solcher  Menge  vorhanden  seien,  dass  sie  völlig 
nie  ausgewaschen  werden  könnten,  richtig  sei.  G.  F.  Nicolai. 


0.  Frank  und  A.  Ritter,  Rinwirkung  der  überlebenden  Dünndarmschleim- 
haut auf  Seifen,  Fettsäuren  und  Fette.  Zeitschr.  f.  Biol.  Bd.  47,  S.  251. 

Die  synthetische  Bildung  von  Fett  aus  Fettsäuren  und  Glycerin  durch 
Darmschleimhaut,  die  auf  Grund  älterer  Versuche  angenommen  wurde,  ist 
von  Moore  neuerdings  geleugnet  worden.  Moore  bediente  sich  dabei  der 
direkten  Bestimmung  des  Neutralfettes  nach  KöTTSDORFER.  Dabei  fand 
Moore  zugleich,  dass  Darmextrakt  eine  starke  Spaltung  der  Seifen  be- 
wirke. — F.  und  R.  bestätigen  in  ausgedehnteren  Versuchen  die  Moore- 
schen Resultate.  Sie  finden,  dass  die  Bildung  von  Neutralfett  früher  durch 
Mängel  der  Methodik  vorgetäuscht  wurde,  zeigen  ferner,  dass  die  von 
Moore  gefundene  Spaltung  der  Seifen  durch  die  während  der  Digestion 
mit  den  Darmextrakten  sich  bildende  Kohlensäure  zustande  kommt. 
Auch  in  vitro  vermochten  sie  Seifen  durch  C02  zu  spalten.  — Die  in  Blut 
und  Geweben  vorhandene  Kohlensäure  ist  es,  die  den  Körper  vor  der  Gift- 
wirkung der  Seifen  schützt,  indem  sie  diese  zerlegt.  A.  Loewy. 


G.  Weinland,  Ueber  das  Auftreten  von  Invertin  im  Blut.  Zeitschr.  f. 

Biol.  Bd.  47,  S.  279. 

W.  gelang  es  Invertin  im  Blute  junger  Hunde  zu  erzeugen  dadurch, 
dass  er  ihnen  subkutan  Rohrzukerlösungen  wiederholt  injicirte.  Sie  schieden 
nach  den  ersten  Injektionen  viel,  später  immer  weniger  Rohrzucker  mit 
dem  Harn  aus.  Normalerweise  findet  sich  Invertin  nur  in  der  Darmwand. 
— Für  Inulin,  ein  Polysaccharid,  zu  dessen  Zerstörung  der  Körper  kein 
Ferment  enthält,  hat  sich  durch  analoge  Injektionen  kein  Ferment  erzeugen 
lassen.  A.  Loewy. 


Waldvogel,  Die  durch  Fermente  bewirkten  Umwandlungen  bei  der  fettigen 
Degeneration.  Zeitschr.  f.  physiol.  Chem.  Bd.  42,  S.  200. 

Nach  Ansicht  des  Verf.’s  handelt  es  sich  bei  der  fettigen  Degeneration 
um  eine  Vermehrung  der  Fettsäuren,  des  Cholesterins,  der  Neutralfette, 
des  Jekorins  und  der  diesem  nabestehenden  Substanzen. 

Woh  Igemuth. 


54* 


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852  SaLKOWSKI. — ScHITTKNIlKLM. — JoKKS  II.  PaBTRIIHIR. FuiKOMANN.  No.  51. 

E.  Snlkowski,  Ueber  das  Verhalten  der  Asparaginsäure  im  Organismus. 
Zcitschr.  f.  physiol.  Chem.  Bd.  42,  S.  207. 

Verf.  konnte  zeigen,  dass  Fütterung  mit  Asparaginsäure  zu  einer  be- 
trächtlichen Vermehrung  des  Harnstoffs  führt.  Wohlgemutb. 


A.  Schittenhelm,  Ueber  die  Harnsäurebildung  in  Gewebsauszügen.  Zeit- 
schrift f.  physiol.  Chem.  Bd.  42,  S.  251. 

Milz  sowohl  wie  Leber  und  Lunge  besitzen  die  Eigenschaft,  Adeuin 
und  Guanin  ebenso  wie  Hypoxanthin  und  Xanthin  in  Harnsäure  über- 
zuführen. Wohlgemutb. 


W.  Junes  und  C.  L.  Partridge,  Ueber  die  Guauase.  Zeitschr.  f.  physiol. 
Chem.  Bd.  42,  S.  343. 

Im  Pankreas  ist  ein  Ferment  — Guauase  — enthalten,  das  imstande 
ist,  Guanin  in  Xanthin  überzuführen.  Wohlgemutb. 


P.  Friedraann,  Experimentelle  Beiträge  zur  Frage  congenitaler  Tuberkel- 
bacilleuübertragung  und  congenitaler  Tuberkulose.  Virchow’s  Arch. 
Bd.  181,  H,  1. 

F.  hat  folgeude  Versuche  angestellt: 

1.  Er  injicirte  mehreren  Kaninchenböcken  Tuberkelbacillen  in  die 
Vasa  deferentia,  liess  sie  gesunde  Weibchen  begatten,  tötete  diese  7 Tage 
nach  der  Conception  und  untersuchte  die  Embryonen. 

2.  Er  spritzte  die  Bakterien  in  die  Hoden  auch  bei  mehreren  Meer- 
schweinböckeu,  verfuhr  dann  wie  bei  1.,  stellte  aber  auch  fest,  wie  oft 
überhaupt  (,'onception  stattfand. 

3.  lujektion  intrapulmonal  und  intraperitoneal,  sonst  wie  bei  1.  Einige 
Jungen  wurden  aufgezogen. 

4.  Injektion  intravenös;  weitere  Anordnung  wie  bei  1.  und  3.  Einzelne 
neugeborene  Tiere  wurden  gleich  nach  der  Geburt  getötet,  eingestarapft 
und  die  Masse  auf  Meerschweinchen  verimpft. 

5.  Kaninchenweibchen  wurden  gleich  nach  der  Begattung  Tuberkel- 
bacitleu  in  die  Scheide  injicirt  und  sonst  verfahren  wie  bei  1.,  3.  und  4. 

6.  Intravenöse,  subkutaue  und  intraperitoneale  Injektion  von  Bacillen 
bei  Meerschweinchen.  Kopulation  mit  gesuuden  Böcken.  Untersuchung 
der  Embryonen. 

7.  Untersuchung  von  Hoden  phthisischer  menschlicher  laichen  ohne 
Genitaltuberkulose  auf  Tuberkelbacillen. 

Beim  ersten  Versuch  fanden  sich  in  den  Embryonen  gewöhnlich  Ba- 
cillen, ebenso  beim  zweiten.  Fand  hier  jedoch  die  Begattung  erst  nach 
4 und  mehr  Wochen  statt,  so  kam  keine  Conception  mehr  zustande.  Bei 
Meerschweinchen  schritt  die  Hoden-  und  Allgemeintuberkulose  so  schnell 
vorwärts,  dass  keine  Conception  erfolgte.  Bei  intrapulmonaler  Injektion 
(Versuch  3)  blieben  die  Embryonen  bacilleufrei;  iutraperitoneale  führte  zu 
schnell  zur  Allgemeiutuberkulo.se.  intravenös  injicirte  Böcke  (Versuch  4j 
zeugten  bisweilen  Embryonen  mit  Bacillen,  falls  die  Begattung  vor  der 


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No.  51. 


Hennio.  — Barth. 


853 


dritten  Woche  nach  der  Infektion  stattfand.  Ganz  vereinzelte  Bacillen 
fanden  sich  auch  in  den  Organen  Neugeborener,  waren  aber  bei  der 
Impfung  avirulent.  Der  5.  Versuch  zeigte  Bacillen  in  7tägigen  Embryonen, 
aber  auch  vereinzelt  avirulente  in  ausgetragenen  Tieren;  eine  Störung  der 
Entwickelung  war  nicht  eingetreten.  Die  Muttertiere  erkrankten  nie. 
Intravenös  und  intraperitoneal  injicirte  Weibchen  (Versuch  0)  scheinen  bei 
schon  vorgeschrittener  Infektion  nicht  mehr  zu  concipiren.  Bei  rechtzeitig 
eintretender  Trächtigkeit  bleiben  die  Föten  bacillenfrei.  Werden  trächtige 
Tiere  subkutan  injicirt,  so  können  Bacillen  durch  die  Placenta  in  die  Leber 
des  Fötus  übergehen,  rufen  aber  keine  Veränderungen  hervor.  Bei  der 
Untersuchung  gesunder  Hoden  verstorbener  Phthisiker  (Versuch  7)  fand  F. 
nur  einmal  Bacillen.  Kommt  es  in  einem  solchen  Falle  zur  Uebertragung 
dieser  Bacillen  aus  einer  Spermie  auf  das  Ovulum,  so  ist  das  nach  Orth 
eine  Germinalinfektion,  keine  Vererbung. 

F.  kommt  zu  dem  Schluss:  Tuberkelbacilleu  können  in  die  Eizelle 
eindriugen,  ohne  das  letztere  dadurch  zu  Grunde  geht.  Die  bei  der  Gon- 
ception  aufgenommenen  Bacillen  können  auch  noch  in  Organen  des  Neu- 
geborenen vorhanden  sein.  Dass  die  Embryonen  nicht  tuberkulös  erkrankten, 
hat  vielleicht  seinen  Grund  in  der  geringeren  Empfänglichkeit  von  Kaninchen 
für  menschliche  Tuberkulose  und  in  dem  Umstand,  dass  die  Bakterien 
immer  erst  nach  Entnahme  von  einer  Cultur  injicirt  nicht  ohne  Zwischen- 
wirt direkt  von  Tier  zu  Tier  übertragen  wurden.  Vielleicht  sind  aber  auch 
die  im  Verhältnis  zum  Leben  des  Kaninchens  lange  Latenzfähigkeit  der 
menschlichen  Tuberkulose  und  die  Gegenwirkung  des  embryonalen  Orga- 
nismus gegen  die  pathogene  Entfaltung  des  in  die  Keimzelle  eingedrungeuen 
Bacillus  zwei  für  das  Nichterkranken  der  bacillenhaltigen  Embryonen 
wichtige  Momente.  Geissler. 

llennig,  Ueber  subperiostale  Frakturen,  ihre  klinische  Diagnose  und  Er- 
kennung im  Röntgenbilde.  Zeitschr.  f.  Chir.  Bd.  75.  H 2 — 4,  S.  262. 

In  der  chirurgischen  Klinik  in  Kiel  kamen  nach  H.'s  Bericht  in  den 
letzten  3 Jahren  7 subperiostale  Frakturen  vor.  Bei  allen  — zum  Teil 
waren  sie  überhaupt  nicht  vermutet  — war  eine  exakte  Erkennung  nur 
mit  Hülfe  von  Röntgenaufnahmen  möglich,  aus  denen  sich  im  Verein  mit 
dem  klinischen  Bilde  die  Diagnose  dann  leicht  ergab.  Joachimsthal. 


Harth,  Ueber  unsere  Fortschritte  in  der  Beurteilung  und  Behandlung  der 
eitrigen  Perforationsperitonitis.  Deutsche  med.  Wochenschr.  1005,  No.  10. 

Während  die  serösen  Exsudate  aus  der  Bauchhöhle  durch  Resorption 
sehr  schnell  entfernt  werden,  hängt  die  Ausbreitung  der  Eiterung  von 
der  Virulenz  der  Infektion  und  der  Schnelligkeit  der  Eiterbildung  ab,  die 
von  der  Stelle  der  Eiterbildung  sich  continuirlicb  iu  die  Umgebung  ver- 
breitet. Die  Begrenzung  der  Eiterung  in  der  Bauchhöhle  durch  Adhäsions- 
bildnng  ist  in  der  Regel  ein  sekundäres  Ereignis.  Daraus  ergiebt  sich, 
dass  die  Begrenzung  einer  perityphlitischen  Eiterung  von  Adhäsionen  stets 
als  ein  glücklicher  Zufall  zu  betrachten  ist  (ein  Umstand,  der  die 
Frühoperation  bei  Appendicitis  als  rationellste  Methode,  weil  dem  Zufall 


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854 


ScBOOTZ.  — V.  MlCHKL. 


No.  51 


am  wenigsten  Spielraum  gebend,  erscheinen  lässt).  — Betreffend  der  Be- 
handlung der  Perforationsperitionitis  hebt  B.  die  Bedeutung  der  zuerst  von 
Heidenhajn  empfohleuen  Anlegung  der  Darmfisteln  hervor,  um  die  Ge- 
fahren, die  dem  Organismus  durch  Intoxikation  seitens  des  infolge  Darm- 
lähmung gestauten  septischen  Darminhalts  drohen,  zu  paralysiren.  Auf 
diese  Weise  mit  Unterstützung  durch  consequeute  Magenausspülungen  hat 
B.  vou  11  Fällen  mit  Peritonitisileus  7 durchgebracht,  wovon  einer,  bei 
dem  3 Enterostomien  gemacht  wurden.  — Die  von  B.  gewählte  Methode 
der  Enterostomie  besteht  in  Einnähung  einer  beliebigen  geblähten  Darm- 
schlinge in  eine  kleine  Bauchincision  und  sofortiger  oder  späterer  Punktion 
mit  dünnem  Troicart,  nach  dessen  Entfernung  in  die  kleine  Oeffnung  ein 
dünnes  Gummirohr  geschoben  wird.  Der  Vorzug  der  Methode  besteht  in 
der  leichten  Sauberhaltung  der  Wunde  und  darin,  dass  die  kleine  Darm- 
wunde sich  später  von  selbst  zu  scbliessen  pflegt,  was  wahrscheinlich 
darauf  beruht,  dass  die  nach  innen  gestossene  Schleimhaut  auch  nach  Ent- 
fernung des  Troicart  dank  der  kleinen  Oeffnung  nicht  prolabiren  kann. 

Peltesohn. 

K.  Schultz,  lieber  eine  der  Parinaud'schen  Conjunctivitis  ähnliche  Binde- 
hauterkrankung mit  positivem  bakteriologischen  Befund.  Arcb.  f.  Augen- 
heilk.  LIH.,  1,  S.  40. 

Die  Parinaud'sche  Conjunctivitis  charakterisirt  sich  dadurch,  dass  nach 
kurzer  oder  länger  dauerndem  allgemeinen  Unwohlsein  die  Lider  des  einen 
Auges  anschwellen,  die  Skleralbindehaut  wird  chemotisch,  in  der  Lidspalte 
erscheint  ein  eitrig-schleimiges  Sekret.  An  verschiedenen  Stellen  der 

Bindehaut  entwickeln  sich  grosse  papilläre  Wucherungen  und  follikelartige 
Knötchen.  Das  auffallendste  Symptom  der  Krankheit  ist,  dass  an  der 
Präauricular-  oder  Submaxillargegend  der  betreffenden  Seite  eine  harte 
Anschwellung  zustande  kommt,  in  welcher  nach  einigen  Tagen  ver- 
grösserte  Lymphdrüsen  zu  fühlen  sind.  Verf.  beobachtete  das  Auftreten 
dieser  Krankheit  in  vielleicht  seltenerer  oder  atypischer  Form  bei  einer 
62jährigen  Frau.  Hierbei  wurden  die  grösseren  Knötchen  io  der  Binde- 
haut ausgekratzt.  Im  Bindehautsekret  fanden  sich  ausser  reichlichen 
Xerosebacillen  vereinzelt  kurze  Bacillen,  die  besouders  durch  ihre  Pol- 
färbung auffielcn.  Es  gelang  dieselben  rein  zu  züchten.  Nach  ihren 

morphologischen,  culturellen  und  tinktoriellen  Eigenschaften  müssen  sie 
zu  der  Gruppe  der  Bakterien  gerechnet  werden,  welcher  der  Pestbacilius, 
der  Bacillus  pseudotuberculosis  Rodenheim,  der  Bacillus  septicaemiae  und 
die  Abarten  der  letzteren  angehören.  Am  meisten  Aehnlichkeit  haben  sie 
mit  dem  sog.  Bacillus  Gallinarum,  dem  Erreger  einer  epidemischen  Hühner- 
krankheit. Sie  sind  wahrscheinlich  als  Erreger  der  Parinaud'schen  Con- 
junctivitis auzuschcn.  Horstmann. 


v.  Michel,  Metastatische  Aderhautgeschwulst  bei  vermutlicher  Hodgkin- 
scher  Krankheit.  Zcitschr.  f.  Augenheilk.  Bd.  XIV,  H.  5,  S.  421 
Bei  einem  unter  den  Erscheinungen  der  Pseudoleukämie  und  einer 
Geschwulstbildung  im  Mediastinum  erkrankten  Manne  bildete  sich  auf  dem 


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No.  51. 


Neumann.  — Dretfüs».  — Kahkwski. 


855 


rechten  Auge  eine  Aderhautgeschwulst  mit  Netzbautablösung  aus.  Die 
Untersuchung  des  enukleirten  Auges  zeigte,  dass  die  Geschwulst,  von  der 
sich  auch  ein  Knoten  aul  der  Aussenfläche  der  Sklera  fand,  ein  lappen- 
bildendes  Aderhautcarcinom  von  drüsenbaltigem  Bau  war.  Der  Patient 
starb  nach  weuigen  Monaten.  Entsprechend  dem  Befund  eines  Aderhaut- 
carcinoms  musste  eine  andere  Deutung  der  Geschwulstbildung  im  Medi- 
astinum und  den  erkrankten  Lymphdrüsen  Platz  greifen  und  statt  der 
ursprünglichen  Diagnose  einer  Pseudoleukämie  bezw.  eines  Sarkoms  des 
Mediastinum  mit  Uebergreifeu  auf  die  Lymphdrüsen  die  Diagnose  eines 
Carcinom  des  Mediastinum,  das  möglicherweise  von  versprengten  Lungen- 
keimen ausgegangen  ist,  gestellt  werden.  G.  Abelsdorff. 


Neutnann,  Zur  Klinik  und  Pathologie  der  otitischen  Schläfenlappenabscesse. 

Zeitschr.  f.  Ohrenheilk.  Bd.  49,  H.  3,  4,  S.  319. 

N.  will  durch  Mitteilung  zweier  in  der  Wiener  Universitäts-Ohrenklinik 
zur  Beobachtung  gekommener  Fälle  von  Hirnabscess  zeigen,  dass  der  Aus- 
fall der  Lumbalpunktion  für  die  Indikationsstellung  zur  Operation  dieser 
Abscesse  vollkommen  wertlos  ist.  Selbst  wenn,  wie  in  seinen  beiden  Fällen, 
die  Punktionsflüssigkeit  reichlich  Leukocyten  enthalte,  könne  man  mit  der 
Operation  nicht  so  lange  warten,  bis  das  Ergebnis  der  culturellen  Unter- 
suchung, der  die  Hauptbedeutung  zukomme,  vorliegt.  Schwaba'ch. 


Dreyfiiss,  Ueber  den  Einfluss  des  Chinins  auf  das  Tonuslabyrinth.  Zeit- 
schrift f.  Ohrenheilk.  Bd.  49,  H.  3,  4,  S.  343. 

Als  das  Resultat  der  von  D.  im  Physiologischen  Institut  in  Strassburg 
an  Meerschweinchen  angestellten  Versuche  über  die  Physiologie  des  Tonus- 
labyrinthes ist  folgendes  zu  verzeichnen:  Das  Chinin  wirkt  ebenso  lähmend 
wie  auf  das  Hörlabyrintli  auch  auf  das  Tonuslabyrinth  ein,  ja  am  Ver- 
suchstier sind  die  Erscheinungen  von  Seiten  des  kranken  Tonuslabyrinthes 
viel  frühzeitiger  und  viel  prägnanter  ausgesprochen,  als  wir  durch  unsere 
Untersuchungsmethoden  Störungen  des  Hörlabyrinthes  nacbweisen  können. 

Schwabach. 


Karewski,  Operativ  geheilte  otitische  Sinusthrombuse  mit  sekundärem 
osteoplastischen  Verschluss  eines  Schädeldefektes.  Berl.  klin.  Wochen- 
schrift 1906,  No.  31. 

ln  einem  Falle  von  operativ  geheilter  otitischer  Sinusthrombose,  der 
sich  durch  die  Schwere  seines  Verlaufes  auszeichnete,  hatte  eine  ausge- 
dehnte osteomyelitische  Erkrankung  der  Schädelknochen  die  Fortnabme 
eines  ungewöhnlich  grossen  Stückes  von  diesen  nötig  gemacht.  Da  der 
sonst  nach  Radikaloperationen  stets  beobachtete  Knochenersatz  ausblieb, 
so  deckte  K.  den  Defekt  mittels  eines  Müller-König'schen  Lappens  und 
erreichte  ein  funktionell  und  kosmetisch  gutes  Resultat.  Sturmann. 


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856 


Spikss.  — Bau,. 


No.  51. 


Spioss,  Die  therapeutische  Verwendung  des  negativen  Drucks  (Saugwerkes) 
hei  der  Behandlung  der  trockenen  und  atrophischen  Katarrhe  der  Nase 
und  des  Rachens.  Arch.  f Laryngol.  u.  Rhinol.  Bd.  17,  H.  2. 

l'm  der  Atrophie  der  Schleimhaut  vorzubeugen,  die  Tätigkeit  der 
Drüsen  anzuregen  und  die  Blutfülle  der  Schleimhaut  zu  erhöhen,  bat  Verf. 
einen  Apparat  construirt,  der  aus  einer  Luftpumpe  besteht,  die,  durch  einen 
Elektromotor  getrieben,  an  ihrem  unteren  Ende  durch  einen  Dreiwegehabo 
in  drei  Rohransätzen  endet.  Dieser  Hahn  ermöglicht  einmal  durch  das 
entsprechende  Rohr  Luft  anzusaugen,  zweitens  Luft  durch  dasselbe  durch 
zupressen  und  drittens  abwechselnd  Saug-  und  Druckwirkung  auszuüben. 
Die  vorderen  Enden  der  Röhre  sind  den  Teilen,  für  die  sie  gebraucht 
werden,  entsprechend  hergestellt.  Der  lokale  Befund  nach  dieser  Behänd- 
lungsweise  ist  verschieden.  Im  Rachen  ist  die  trockene  Schleimhaut 
intensiv  rot,  feucht  und  glänzend;  ebenso  in  der  Nase.  Die  Wirkung  hält 
zunächst  einige  Stunden,  dann  Tage  an,  um  endlich  dauernd  zu  heilen. 
Auch  als  diagnostisches  Mittel  zur  Erkennung  der  Erkrankungen  der  Neben- 
höhlen, besonders  der  Stirnhöhle,  ist  die  Saugwirkung  zu  empfehlen. 

W.  Lublinski. 


0.  Bail,  Cutersuchungen  über  Typhus-  und  Choleraimmunität.  Arch  f. 

Hyg.  1905,  Bd.  52,  S 272. 

Unter  Anführung  zahlreicher  Tierversuche  weist  B.  nach,  dass  der 
ßakteriolysingehalt  des  Serums  nicht  das  Wesentliche  bei  der  Immunität 
ist,  er  ist  nur  das  Zeichen  des  Bestehens  einer  Scheinimmuuität.  einer 
gegen  die  Krankheitserreger,  nicht  gegen  die  Krankheit  gerichteten  Im- 
munität. Die  Auflösung  der  injicirten  Bakterien  findet  auch  im  Organismus 
nicht  überall  statt,  sondern  nur  in  abgeschlossenen  Höhlen,  wo  ähnliche 
Verhältnisse  bestehen  wie  im  Reagensglase.  Für  die  wahre  Immunität 
kommen  noch  andere  Momente  in  Frage,  die  mit  den  Körpcrzellen  in  Ver- 
bindung gebracht  werden  müssen.  So  kann  auch,  wie  dies  bereits  Mktschni- 
koff  gezeigt  hat,  ein  wirksamer  Schutz  gegen  injicirte  Bacillen  dadurch 
bewirkt  werden,  dass  weisse  Blutkörperchen  an  der  Injektionsstelle  in 
grosser  Menge  angereichert  werden.  In  einem  derartigen  zellreichen  Es- 
sudate  kann  jede  Bakteriolyse  ausbleiben,  gleichwohl  bleiben  die  Tiere 
am  Leben.  B.  nimmt  nach  dem  Vorgänge  von  Kruse  an,  dass  Bakterien 
deswegen  infektiös  wirken,  weil  sie  die  Fähigkeit  haben,  gewisse  den 
Körper  schädigende  Stoffe,  von  Kruse  ursprünglich  als  Lysine,  neuerdings 
als  Aggressine  bezeichnet,  zu  liefern.  Eine  Wirkung  dieser  Aggressine 
besteht  z.  B.  darin,  dass  sie  die  Zuwanderung  von  Leukocyten  zur  In- 
fektionsstelle verhindern.  Derartige  Aggressine  für  Typbusbacillen  können 
dadurch  gewonnen  werden,  dass  Tieren  tätliche  Dosen  Tvphusbacillen  intra 
peritoneal  injicirt  werden.  In  dem  Peritonealexsudate  sind  die  Aggressine 
in  wechselnder  Menge  enthalten.  Die  Aggressine  bewirken,  dass  aus  dem 
Tierkörper  direkt  stammende  Bacillen  von  bakteriologischem  Sernm  wenig 
beeinflusst  werden,  ein  Zusatz  von  Aggressiuen  verhindert  auch  die  Auf- 
lösung längere  Zeit  auf  Agar  fortgezüchteter  Bacillen  durch  specifisches 
bakteriologisches  Immunserum.  Die  wahre  Immunität  muss  sich  gegen 
diese  Aggressine  richten,  und  es  wird  erforderlich  sein,  lminunisirungs- 


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No.  51. 


Bertareli.i.  — Sommer.  Laeroneh. 


857 


uiethoden  auszuarbeiten.  bei  denen  Antiaggressine  entstellen;  dann  wird 
ein  wirklicher  Schutz  gegen  die  Krankheit  uud  nicht  nur  eine  gegen  die 
Krankheitserreger  gerichtete  Scheinimmunität  hervorgerufen  werden. 

H.  Bischoff. 


E.  Bertarelli,  Die  neuen  Erfahrungen  und  Fortschritte  auf  dem  Gebiete 
der  Pathologie  der  Wutkrankheit.  Wiener  klin.  Rundschau  1905,  No.  9. 

B.  teilt  kurz  die  neuesten  Erfahrungen  auf  dem  Gebiete  der  Pathologie 
der  Wutkrankheit  mit.  Unter  diesen  steht  im  Vordergründe  des  Interesses 
der  jetzt  wohl  allgemein  zugegebene  Befund  der  Negri’schen  Körperchen, 
die  im  Centralnervensystem,  vornehmlich  den  Pyramidenzellen  des  Ammons- 
horns, bei  Wut  regelmässig  gefunden  werden,  sodass  sie  für  die  Diagnose 
der  Erkrankung  verwertbar  sind.  Dagegen  ist  auch  heute  noch  nichts 
Bestimmtes  über  das  Wesen  dieser  Körperchen  auszusageu,  ob  sie  als  die 
Erreger  der  Wut  aufzufassen,  ob  sie  zu  den  Protozoen  zu  rechnen  sind 
oder  nicht.  Daneben  ist  festgestellt  worden,  dass  das  Wutvirus  die  Poren 
der  Berkefeidkerzen  zu  passiren  vermag,  wenn  es  auch  nach  Versuchen 
von  B.  nicht  möglich  ist,  selbst  bei  wiederholter  Aufnahme  des  Filter- 
rückstandes, neuer  Verreibung  und  Filtration  alle  virulenten  Teile  durch 
die  Kerze  zu  bringen.  Der  Speichel  des  wutkranken  Menschen  wurde 
meist  frei  von  Virus  gefunden,  zuweilen  jedoch  auch  virulent.  Besonders 
wichtig  ist  der  Nachweis,  dass  das  Virus  fixe  bei  subkutaner  Injektion 
nicht  Wut  hervorzurufen  vermag.  Schliesslich  ist  noch  berichtet  worden, 
dass  das  Chinin  imstande  ist,  das  Wutvirus  in  vitro  und  in  vivo  zu  netitrali- 
siren,  während  andere  Alkaloide  diese  Eigenschaft  nicht  besitzen. 

H.  Bischoff. 

1)  M,  Sommer,  Mitteilungen  über  Theophyllin  auf  Grund  einer  Statistik 
von  855  Fällen.  Therap.  Monatsh.  1905,  Juni. 

2)  H.  Laengner,  Erfahrungen  mit  Theocin.  natrio-aceticum  und  mit  Citarin. 
Ebenda. 

1)  Die  widersprechenden,  zum  Teil  recht  ungünstigen  Berichte  über 
Wirkungen  und  Nebenwirkungen  des  Theophyllins  (cfr.  dieses  Cbl.  1904, 
No.  61.  Ref.)  veranlassten  die  das  Mittel  herstellende  Fabrik  zu  einer 
Umfrage  bei  einer  grossen  Anzahl  von  Aerzten;  das  so  gewonnene  Material 
wurde  von  S.  gesichtet  und  bearbeitet.  Die  Fälle  betreffen  etwa  zu  gleichen 
Teilen  Männer  und  Frauen,  und  zwar  in  jedem  Lebensalter  vom  1.  bis 
90.  Jahre,  (n  653  Fällen  wurde  das  Theophyllin  mit  Erfolg  angewandt, 
in  64  mit  nur  geringem,  in  127  ohne  Erfolg;  unter  letzteren  waren  48, 
die  auch  auf  andere  Diuretica  nicht  reagirten,  während  anderseits  hervor- 
zuhebeu  ist,  dass  in  175  mit  Erfolg  behandelten  Fällen  andere  Diuretica 
wirkungslos  waren  und  llOmal  das  Theophyllin  stärker  wirkte,  als  andere 
Mittel.  Am  häufigsten  benutzt  und  am  wirksamsten  war  das  Mittel  bei 
cardialem  Hydrops,  etwas  geringer,  aber  immer  noch  recht  günstig  war 
die  Wirkung  bei  renalem  Hydrops;  ebenso  bei  exsudativer  Pleuritis,  bei 
Lebercirrhose  n.  s.  w. 

Was  nun  die  schon  erwähuten  ungünstigen  Nebenwirkungen  betrifft, 
so  lässt  sich  die  Häufigkeit  des  Vorkommens  nicht  bestreiten;  in  35  pCt. 


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858 


de  la  Camp  und  Morr. 


No.  51. 


der  Pälle  zeigten  sich  unangenehme  bezw.  schädliche  Nebenwirkungen. 
Ob  in  zwei  Fällen  von  plötzlichem  Exitus  dem  Mittel  die  Schuld  beizu- 
messen  ist,  mag  unentschieden  bleiben;  gewichtige  Gründe  sprechen  dagegen. 
Dreimal  trat  mehr  oder  minder  starker  Collaps  auf,  mehrmals  Schlaflosig- 
keit, Erregungszustände  n.  dergl.  m.;  am  häufigsten  waren  gastrische 
Beschwerden,  besonders  Erbrechen,  Magenbeschwerden,  Durchfälle  etc. 
Zweifellos  wurde  ein  nicht  geringer  Teil  dieser  schädlichen  Nebenerschei- 
nungen durch  unnötig  grosse  Dosen  hervorgerufen.  Es  empfiehlt  sich,  mit 
kleinen  Mengen,  zwei-  bis  dreimal  täglich  0,1  g zu  beginnen  und,  wenn 
überhaupt  nötig,  nur  allmählich  zu  steigen;  recht  bewährt  hat  sich  der 
Vorschlag  von  Schmiedebekö,  vor  der  Darreichung  des  Theophyllins 
Digitalis  zu  geben. 

2)  Verf.  berichtet  über  seine  Erfahrungen  mit  einem  bisher  nur  wenig 
benutzten  Salz  des  Theocins,  dem  Theocin.  natrio-acetieum.  Vielfach  war 
die  Wirkung  eine  recht  gute,  und  besonders  sei  erwähnt,  dass  die  sonst 
bei  Theocindarreichung  beobachteten  Nebenwirkungen  vollständig  fehlten. 
Das  Mittel  wurde  iu  vier  zweistündlichen  Dosen  ä 0,4  g gegeben.  — Gleich- 
zeitig berichtet  L.  über  seine  Erfolge  mit  Citarin;  er  gab  fünfmal  täglich 
2 g und  konnte  in  mehreren  Fällen  von  Arthritis  urica  recht  gute  und 
prompte  Wirkung  beobachten.  Auch  hier  fehlten  alle  störenden,  übleo 
Nebenwirkungen.  K.  Krouthat. 

0.  de  la  Camp  und  L.  Mohr,  Versuch  einer  experimentellen  Begründung 
des  Williams’schen  Symptoms  bei  Lungenspitzentuberkulose.  Zeitschr. 
f.  experim.  Pathol.  u.  Therapie.  Bd.  1,  H.  II. 

Das  von  Williams  angegebene  Symptom  besteht  darin,  dass  bei  ein- 
seitigem oder  einseitig  stärker  ausgebildetem  Spitzeukatarrh  die  Zwerch- 
fellhälfte der  betroffenen  Seite,  wie  auf  dem  Röntgenschirm  ersichtlich  ist, 
im  inspiratorischen  Sinne  sich  weniger  gut  bewegt.  Gegenüber  mannig- 
faltigen Erklärungsversuchen  weisen  Verff.  darauf  hin,  dass  es  sich  hierbei 
um  eine  Druckwirkung  auf  den  Phrenicus  bei  seinem  Verlauf  über  die 
Pleurakuppel  handelt  (wobei  zu  berücksichtigen  ist,  dass  die  Intensität 
des  Williams’scheu  Phänomens  nicht  in  erkennbarem  Verhältnis  zur  Aus- 
dehnung des  Lungenprocesses  steht).  Durch  Versuche  an  Hunden  wiesen 
die  Verff.  nach,  dass  es  infolge  von  Verlötung  des  Phrenicus  an  die  ver- 
dickte Pleurakuppel  in  der  Tat  zur  vollwertigen  Entwickelung  des  Williaros- 
schen  Phänomens  kam.  Diese  Versuche  erklären  einerseits,  weshalb  die 
Erscheinung  nur  in  einem  Teile  der  Fälle  vorhanden  ist,  und  weshalb  es 
andererseits  bei  ausgebeilten  Individuen  gleichfalls  in  die  Erscheinung 
treten  kann.  Verff.  betonen  nachdrücklich,  dass  gerade  die  Unvollständig- 
keit der  Lähmung,  wie  sie  durch  chronische  Compression  des  Phrenicus 
sich  ausbildet,  Voraussetzung  für  das  Zustandekommen  des  Williams'scben 
Phänomens  zu  sein  scheint;  niemals  sahen  sie  bei  lnspektion,  Palpation 
sowie  bei  elektrischer  Reizung  die  Zeichen  völliger  Zwerchfellparalyse. 
Schliesslich  verwahren  sich  Verff.  dagegen,  die  Aetiologie  des  in  Rede 
stehenden  Symptoms  iu  allen  Fällen  in  eiuer  Phrenicuscompression  tu 
suchen;  es  wäre  denkbar,  dass  es  sich  in  einzelnen  Fällen  um  eine  in- 
fektiöse Neuritis  haudelt.  L.  Perl. 


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No.  51. 


Heichelheim.  — llAaENBACH-BcBCKHAHnT. 


859 


S.  Heichelheim,  lieber  das  Vorkommen  von  langen  fadenförmigen  (Boas- 
Oppler)  Bacillen  in  Blntgerinnscln  des  Mageninhaltes  und  dessen  Be- 
deutung für  die  Frühdiagnose  des  .Magencarcinoms.  Zeitschr.  f.  klin. 
Med.  1904,  Bd.  53,  S.  447. 

Nur  wenige  von  den  sehr  zahlreichen  Arten  von  Bakterien,  die  man 
unter  den  verschiedensten  pathologischen  Verhältnissen  im  Magen  findet, 
sind  der  Gegenstand  genaueren  Studiums  geworden.  Dies  gilt  auch  ins- 
besondere von  denjenigen  Bacillen,  die  man  öfters  in  kleinen  Blutgerinnseln, 
welche  dem  ausgeheberteu  Mageninhalte  beigemengt  sind,  finden  kann. 
Verf.  hat  sich  deshalb  die  Aufgabe  gestellt,  durch  systematische  Unter- 
suchungen die  Frage  zu  beantworten,  ob  erstens  nur  in  Fällen  von  Magen- 
carcinom  mit  Fehlen  freier  Salzsäure  solche  bakterienreiche  Blutgerinnsel 
gefunden  werden  und  zwar  in  den  Anfangsstadien  dieser  Erkrankung  oder 
ob  dies  auch  bei  gewöhnlichen  Hypochylien  und  Aehylien  der  Fall  ist. 
Ferner  ob  sich  die  genannten  Gerinnsel  mit  den  Bacillen  auch  bei  solchen 
Garcinomen  vorfinden,  die  auf  Grund  eines  Ulcus  rotundum  ventriculi,  also 
bei  hohem  Gehalt  freier  Salzsäure  im  Mageninhalt  entstanden  siud.  Die 
Untersuchungen,  die  sich  auf  43  Fälle  erstrecken,  ergaben,  kurz  zusammen- 
gefasst, folgende  Resultate: 

1.  Die  langen  fadenförmigen  Bacillen  können  am  leichtesten  in  den 
dem  Mageninhalt  beigemischten  dunkelbräunlichen  Blutgerinnseln  gefunden 
werden. 

2.  Der  Nachweis  solcher  aus  dem  Magen  stammender  Gerinnsel  mit 
sehr  zahlreichen  oder  sogar  massenhaften  Bacilleu  in  dem  nach  Probefriih- 
stück  ausgehebertem  Mageninhalt,  bei  dem  die  freie  Salzsäure  fehlt,  spricht 
mit  sehr  grosser  Wahrscheinlichkeit  für  Carcinom;  der  Nachweis  nur  ver- 
einzelter Bacillen  in  Gerinnseln  bestärkt  unter  gewissen  Umständen  wesent- 
lich die  Vermutung  eines  Magenkrebses. 

3.  Im  gleichen  Sinne  lässt  sich  auch  der  wiederholte  Befund  von  Ge- 

rinnseln im  Mageninhalt  mit  hohen  Werten  von  freier  Salzsäure  anwenden. 
Nur  muss  man  bei  dem  Nachweise  sehr  weniger  Bacillen  vorsichtig  sein 
und  wiederholt  untersuchen.  Carl  Rosenthal. 

E.  Hagenbach-Hurckhardt,  Klinische  Beobachtungen  über  die  Muskulatur 
der  Rachitischen.  Jahrb.  f.  Kiuderheilk.  Bd.  00,  S.  471. 

Die  Unbeweglichkeit  der  rachitischen  Kinder  ist  in  vielen  Fällen  nicht 
durch  Schmerzen,  sondern  durch  Schlaffheit  der  Gesammtmuskulatur  ver- 
ursacht. Ebenso  ist  die  abnorme  Beweglichkeit  vieler  Gelenke  bei  den 
Rachitikern,  so  insbesondere  die  des  Hüftgelenks  — welche  abnorme 
Stellungen  der  Glieder  nach  Art  der  sogen.  Schlangenmenschen  oder  Kaut- 
schukmänner gestattet  — , nicht  durch  Schlaffheit  der  Gelenke  zu  erklären, 
sondern  durch  Aufhebung  der  normalen  Hemmung  der  antagonistischen 
Muskeln  infolge  Schlaffheit  dieser  Antagonisten.  Denn  der  Widerstand  der 
Antagonisten,  nicht  der  Gelenke  ist  es,  welcher  unter  normalen  Verhält- 
nissen extreme  Beugungen  und  Streckungen  verhindert.  Beim  Rachitiker 
aber  sind  die  Antagonisten  während  der  forcirten  Stellungen  schlaff  anzu- 
fühlen. Auch  der  rachitische  Plattfnss,  die  rachitische  Kyphose,  der  rachi- 
tische Thorax  sind  hauptsächlich  durch  die  (primäre)  Schwäche  der  be- 


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860 


Chacfkard  und  Labukrich,  . — Kiroz. 


No.  51. 


treffenden  Muskulatur  verschuldet.  Der  Plattfuss  z.  B.  kommt  schon  bei 
rachitischen  Kindern  vor,  welche  noch  keine  Gehversuche  gemacht  haben, 
bei  welchen  also  die  Belastung  der  abnorm  weichen  Fnsswurzelknochen 
durch  das  Körpergewicht  keine  Rolle  spielen  kann.  Bei  diesen  Kindern 
erklärt  sich  die  scheinbare  Schlaffheit  im  Fussgelenk  aus  dem  verminderten 
Tonus  der  das  Gelenk  umgebenden  Muskulatur,  deren  Spannung  normaler- 
weise einen  wesentlichen  Beitrag  zur  Aneinanderheftung  der  Gelenkenden 
zu  liefern  hat.  Mit  dem  Kräftigwerden  der  rachitischen  Muskulatur  heilt 
der  Plattfuss,  die  Kyphose.  Bei  all’  diesen  und  manchen  anderen  Deformi- 
täten ist  die  Muskelschwäche  eine  primäre,  nicht  eine  secundäre  Inakti- 
vitätsatrophie. Auch  bei  Kindern  mit  Myxödem  und  Mongolismus  beob- 
achtet man  ähnliche  Formen  von  Gelenkschlaffheit  wie  bei  Rachitikern, 
und  auch  diese  sind  auf  Muskelschwäche  zurückzuführen.  — Bei  der  Be- 
handlung der  rachitischen  Verkrümmungen  ist  es  wichtig,  die  Uebung  der 
schlaffen  Muskulatur  frühzeitig  zu  beginnen.  Es  empfiehlt  sich  dagegen 
nicht,  Kinder  mit  rachitischen  Kyphosen  einfach  liegen  zu  lassen.  Für 
diese  erweist  sich  der  Epstein’sche  Schaukelstuhl  sehr  nützlich.  Einen 
günstigen  Einfluss  auf  die  Funktion  der  Muskeln  übt  nach  den  Erfahrungen 
Verf.’s  die  Phosphorbehandlung  aus.  Stadthagen. 

t'liaufTard  et  Laedcrich,  Des  inögalitös  pupillaires  dans  les  pleuresies  avec 
epanchement.  Areh.  g6n6r.  de  mid.  1905,  No.  10. 

Bei  41  pCt.  der  beobachteten  Pleuraexsudate  fand  sich  eine  Pupillar- 
differenz;  die  weitere  Pupille  entsprach  fast  immer  der  Seite  des  Ergusses. 
Die  Ungleichheit  ist  in  ihrem  Grade  schwankend  von  Tag  zu  Tag,  kann 
zeitweise  selbst  verschwinden,  aber  endgiltig  verschwindet  sie  erst  nach 
Resorption  des  Exsudates.  Die  Thoracocentese  au  sich  zeigte  keinen  Ein- 
fluss auf  das  Symptom,  dagegen  verengerten  sich  die  Pupillen  bei  maxi- 
maler Accommodations-  oder  Convergenzanstrengung  zu  vollkommen  gleicher 
Enge. 

Verff.  fassen  die  Erscheinung  nicht  als  durch  anatomische  Verände- 
rungen oder  durch  Druck  bedingt  auf,  sondern  als  eine  funktionelle  Er- 
scheinung, entsprechend  der  Beobachtung  Schiff’s,  dass  jede  periphere 
sensible  Erregung  eine  Dilatation  der  Pupillen  hervorruft.  Dass  wir  es 
aber  mit  der  Erweiterung  nur  einer  Pupille  zu  thun  haben,  wollen  Verff. 
damit  erklären,  dass  (nach  PlÜger)  Reflexbewegungen  sich  zuerst  auf  der- 
selben Seite  wie  der  Reiz  (hier:  des  Exsudates  auf  die  Vagusendigungen) 
zeigen.  Alkan. 

Z.  Kiroz,  Mit  Thiosinamin  behandelte  Fälle  von  Strictura  oesopbagia. 
Budapesti  Orvosi  Ujsag.  1905,  No.  43. 

Die  Resultate,  die  mit  Thiosinamin  bisher  erreicht  wurden,  ermunterten 
Verf.  zur  Anwendung  desselben  bei  Strictura  oesophagi.  Er  versuchte  das 
Mittel  bei  einein  39jähr.  Maune,  der  vor  4 Jahren  Lauge  trank  und  danach 
eine  Striktur  bekam.  Seit  2 Jahren  wurde  dieselbe  nicht  behandelt;  in 
letzterer  Zeit  verschlimmerte  sich  wieder  das  Schlucken  so.  dass  er  sich 
bloss  mit  Milch  nähren  konnte.  Bei  Beginn  der  Behandlung  blieb  die 
Sonde  No.  3 bei  39  cm  stecken,  dickere  Sonden  schon  bei  30  cm.  Das 


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No.  51. 


Buhk.  — Khhukim. 


861 


Thiosinamin  wurde  in  15proc.  glycerinwässeriger  Lösung  injicirt  (Alkohol- 
lösung ist  schmerzhaft);  den  ersten  Tag  bekam  er  1/2  Pravaz-Spritze  voll, 
zwei  Tage  später  ebenso  viel,  seitdem  jeden  3. — 4.  Tag  1 Pravaz-Spritze 
voll.  Unangenehme  Nebenwirkungen  fehlten,  ausgenommen  ein  leichtes 
Kopfweh  am  Tage  der  Injection,  das  nach  */*  g Antipyrin  oder  Migränin 
in  '/<  Stunde  aufhörte.  Insgesammt  wurden  26  Injektionen  verabreicht. 
Trotzdem  die  meisten  Autoren  das  Thiosinamin  bloss  als  Adjuvans  be- 
trachten und  nebenbei  die  Fortsetzung  der  mechanischen  Behandlung  be- 
fürworten, welche  in  diesem  Fall  in  der  Sondirung  bestanden  hätte,  stand 
Verf.  davon  ab,  da  er  sehen  wollte,  inwiefern  das  Mittel  allein  die  Striktur 
zu  erweitern  imstande  ist.  Der  Erfolg  blieb  tatsächlich  nicht  aus,  da 
jetzt  bereits  die  Sonde  No.  6 in  den  Magen  eingeführt  werden  und  der 
Patient  auch  grössere  Stücke  gut  schlucken  kann.  Die  Wirkungsweise  des 
Thiosinamins  ist  noch  unaufgeklärt.  Tatsache  ist  bloss,  dass  das  Narben- 
gewebe weicher  und  loser  wird.  Die  in  einem  Fall  ausgeführte  mikro- 
skopische Untersuchung  (Glas)  zeigte  eine  Aufquellung  des  Narbengewebes. 
Einige  sind  geneigt,  anzunehmen,  dass  das  Thiosinamin  eine  neue  Entzün- 
dung im  Narbengewebe  hervorruft.  Aber  diese  Erklärung  ist  nicht  zu- 
friedenstellend, denn  die  neue  Entzündung  producirt  neues  Bindegewebe 
und  das  führt  neuerdings  zur  Schrumpfung.  Tierexperimente  werden  viel- 
leicht Klarheit  in  diese  Frage  bringen.  J.  Honig. 

Ch.  W.  Klirr,  Löss  of  the  sign  language  in  a deaf  mate  from  cerebral 
tumor  and  softening.  New  York  med.  Journ.  1905,  No.  1383. 

Eine  56jährige  Frau,  die  seit  ihrer  Jugend  taubstumm  war  und  sich 
durch  Zeichen  und  Gesten  verständlich  machte,  erlitt  einen  Schlaganfall 
mit  rechtsseitiger  Hemiplegie  und  Aphasie,  d.  h.  Unfähigkeit,  sich  durch 
Zeichensprache  zu  verständigen.  Als  das  Bewusstsein  wiederkehrte,  lernte 
sie  wieder  schnell  die  Zeichensprache,  um  dieselbe  nach  mehrfach  wieder- 
holten apoplektischen  Insulten  völlig  zu  verlieren;  auch  das  Lesen  und 
Schreiben,  das  sie  früher  gelernt  hatte,  war  völlig  geschwunden.  Es  be- 
stand neben  völliger  Hemiplegie  auch  rechts  Anästhesie  und  Hemianopsie. 
Auch  die  Zeichensprache  anderer  Taubstummer  konnte  sie  nicht  mehr  ver- 
stehen. Nach  dem  plötzlich  eingetretenen  Tode  konnte  ein  Tumor  mit  Er- 
weichung in  der  Stirn  und  vorderen  Cerebralwindung  der  linken  Hemi- 
sphäre festgestellt  werden.  Der  Tumor  erstreckte  sich  bis  in  die  Basal- 
ganglien und  bestand  aus  einem  sehr  gefässreichen  Gliom.  — Die  Zeichen- 
sprache ist  als  hochentwickelte  Form  der  Pantomime  anzusehen;  ihr  Verlust 
ist  eine  Form  der  Amimie,  die  durch  die  optischen  Gentren  vorwiegend 
erlernt  wird.  Eine  reine  motorische  Amimie  bei  Nichttaubstummen  ohne 
Wortaphasie  ist  nicht  beobachtet.  S.  Kali  scher. 


J.  Erdheim,  Ueber  Hypophysenganggeschwülste  und  Hirncbolesteatome. 
Sitzungsber.  d.  Kaiserl.  Akad.  d.  Wissensch.  1904,  113.  Bd.,  X.  Heft. 

E.  beschreibt  zunächst  eingehend  die  normale  Anatomie  der  Hypo- 
physe und  ihrer  Umgebung;  sodanu  weist  er  auf  das  Vorkommen  von 
Plattenepithelhaufen  im  Hypophysenvorderlappen  hin.  Ueber  Lage  und 
Vorkommen  der  Epidermoide  und  Dermoide  im  Gehirn  handelt  der  folgende 


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8fi2 


Balh. 


No.  51. 


Abschnitt.  Sodann  weiden  12  Fälle  von  Hypophysenganggeschwülsten 
(theils  eigene,  Iheils  solche  aus  der  Litteratur)  beschrieben,  von  denen  4 
solider,  8 mehr  cystischer  Natur  sind  (mit  Plattenepithel  ausgekleidet). 
Von  tropbischen  Störungen  bei  diesen  Geschwfilsten  ist  zu  erwähnen  die 
Adipositas,  die  aber  mehr  bei  den  Tumoren  vorzukommen  scheint,  die  aus 
der  Sella  turcica  hinausgreifen  und  auf  die  Hirnbasis  übergehen  oder  drücken 
oder  wo  besonders  das  lnfundibulura  betroffen  ist.  Die  Blutdrüsenfunktion 
der  Hypophyse  selbst  scheint  mit  der  Adipositas  nichts  zu  tun  zu  haben. 
Vielmehr  scheint  eine  uns  unbekannte  Stelle  der  Hirnbasis  durch  den  Tumor 
beeinflusst  zu  -werden  und  die  Adipositas  zu  bedingen.  Ferner  scheint  es 
für  die  Hypophysengangtumoreu  charakteristisch  zu  sein,  dass  sie  nicht  mit 
Akromegalie  einhergehen.  Im  Gegensatz  zum  Körperwachstum  scheinen 
die  Hypophysenganggeschwülstc  und  ähnlich  lokalisirte  Tumoren  auf  die 
Genitalsphäre  zurückzuwirken:  die  Genitalien  bleiben  unentwickelt  und 
infantil.  Beschränken  sich  die  Hypophysentumoren  auf  die  Sella  turcica, 
so  ist  dieselbe  vergrössert,  aber  ihr  Zugang  von  oben  ist  nicht  erweitert. 
Infundibuläre  Tumoren  können  den  Zugang  zum  Türk€nsattel  erweitern. 
Entsteht  ein  Hypophysentnmor  in  der  Sella  und  wuchert  aus  dieser  nach 
oben  gegen  die  Hirnbasis,  so  ist  die  Sella  vergrössert  und  öffnet  sich  weit 
nach  oben,  was  bei  der  Röntgenaufnahme  ein  charakteristisches  Bild  giebt. 

S.  Kalischer. 

Julius  Kaum,  Zur  Wirkung  und  Verwendung  der  Nebennierenpraparate, 
insbesondere  in  der  Dermatologie.  Arch.  f.  Heimat,  u.  Syph.  Bd.  74. 
S.  69  u.  231. 

Die  Nebennierenpräparate  (Adrenalin,  Suprarenin)  dringen  weder  in 
Lösung  noch  in  Salbenform  in  die  intakte  menschliche  Haut  ein;  dazu 
sind,  wenn  auch  sehr  geringe,  makroskopisch  nicht  wahrnehmbare  Epithel- 
defekte nötig,  wie  man  sie  am  einfachsten  durch  leiebstes  Reiben  der  Haut 
mit  Schmirgelpapior  erhält.  Doch  gelingt  es  auch,  durch  Kataphorese  die 
Substanz  in  die  Haut  einzuführen.  — Die  charakteristische  Wirkung  ist 
eine  hochgradige  Anämie,  sodass  die  betreffende  Stelle  eine  leichenartige 
Blässe  annimmt;  zugleich  entsteht  Gänsehaut.  Die  Wirkung  tritt  im  all- 
gemeinen nach  1—2  Minuten  ein,  hält  1 — 2 Stunden  an  und  erstreckt  sich 
gewöhnlich  nur  1 — 2 mm  über  die  Grenzen  der  bepinselten  Fläche  hinaus 
Mit  dem  Verschwinden  der  Anämie  kehrt  die  Haut  ohne  hyperäniisches 
Zwischenstadium  zur  Norm  zurück;  wiederholt  man  aber  die  Pinselung  in 
nicht  zu  langen  Pausen,  so  folgt  der  Anämie  eine  Gefässerschlaffung,  die 
Haut  erscheint  eine  Zeit  lang  diffus  gerötet.  — Kranke  Haut  verhält  sieb 
Nebennierenpräparaten  gegenüber  anders  als  normale.  Im  allgemeinen  er- 
gab sich,  dass  die  Substanz  auch  auf  kranke  Gewebe  anämisirend  wirkt 
dass  aber  der  Anämie  stets  die  ursprüngliche  Hyperämie  oder  Cyanose 
folgt.  Je  geringer  die  Gefässerkrankung,  je  akuter  der  Prozess,  desto 
schneller  tritt  die  Wirkung  ein  und  desto  länger  ist  ihre  Dauer.  Bei  stark 
exsudativen  Vorgängen  verringert  und  verzögert  die  Nebenniereusubstanz 
die  Exsudation.  — Zu  praktischen,  diagnostischen  oder  therapeutischen 
Zwecken  auf  dem  Gebiete  der  Dermatologie  scheint  sich  das  Mittel  — ab- 
gesehen von  der  vielfach  geübten  subkutanen  Injektion  einer  Cocain-Adre- 


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No.  51. 


StkOiimrkko. 


863 


nalinlösung  zur  Anästhesirung,  auf  die  Verf-  nicht  näher  eingeht  — wenig 
zu  eignen,  zumal  mit  ihm  keine  Dauerwirkung  zu  erzielen  ist.  Versuche, 
die  Nebeunierenpräparate  in  Lösung  oder  Salbenform  als  therapeutisches 
Agens  bei  Ekzem,  Dermatitis,  Psoriasis  u.  s.  w.,  oder  als  Zusatz  zu 
Protargolinjektionen  bei  gonorrhoischer  Urethritis  zu  benutzen,  ergaben 
keine  ermutigende  Resultate.  Dass  dagegen  Strikturen  der  Harnröhre  nach 
Einspritzung  einer  Adrenalinlösuug  leichter  passirbar  werden,  konnte  Verf. 
mehrfach  bestätigen.  — Innerlich  hat  B.  Tabloids  mit  je  0,3  komprimirter 
Nebeunierensnbstanz  (3  mal  täglich  1 — 3 Stück)  in  Fällen  von  Pruritus 
und  chronischer  Urticaria  versucht  — bei  der  letzteren  mit  deutlichem  aber 
vorübergehendem  Erfolge.  — Grosse  Vorsicht  erfordert  die  Anwendung 
der  Nebennierenpräparate  bei  Diabetikern  und,  wegen  ihrer  blutdruck- 
steigernden Wirkung,  bei  alten  Leuten  und  bei  Personen  mit  Cirkulations- 
störungen.  H.  Müller. 


Ströhniberg,  Die  Abnahme  der  Gonorrhoe  bei  den  Dorpater  Prostituirten 
seit  dem  Jahre  1898.  Petersb.  med.  Wochenschr.  1905,  No.  8. 

Die  vom  Verf.  mitgeteilten  Zahlen  beruhen  auf  folgendermaassen 
durchgeführter  Handhabung  der  mikroskopischen  Untersuchung  im  Dorpater 
Ambulatorium:  Mikroskopische  Präparate  werden  angefertigt  1.  von  jeder 
neu  hinzukommenden  Prostituirten,  2.  bei  den  geringsten  klinischen  Er- 
scheinungen von  Gonorrhoe,  3.  bei  den  nach  früheren  Erfahrungen  und 
Beobachtungen  Verdächtigen  bei  jeder  Untersuchung,  4.  bei  jeder  ohne 
Ausnahme  dreimal  im  Semester.  Die  Sprechstunden  finden  zweimal  wöchent- 
lich statt,  die  Besichtigung  von  70  — 100  Prostituirten  zugleich.  Die  am- 
bulatorische Behandlung  erfordert  je  4 — 6 Stunden.  Wieweit  diese  Me- 
thode ausreicht,  um  ein  Uebersehen  einzelner  Gonorrhoefälle  zu  vermeiden, 
wurde  durch  eine  Nachprüfung  dargetan,  die  darin  bestand,  dass  in  kurzer 
Frist  von  sämmtlicheii  Prostituirten  durch  einen  anderen  Untersucher  mit 
genügender  Assistenz  Präparate  abgenommen  wurden.  Diese  Nachunter- 
suchung ergab,  dass  in  facto  kein  Gonorrhoefall  bei  der  vom  Verf.  be- 
folgten Methode  übersehen  worden  war,  trotzdem  das,  wie  Verf.  zugiebt, 
theoretisch  wohl  möglich  ist.  Sein  Verfahren  erscheint  ihm  daher  als 
guter  Mittelweg  zwischen  der  wünschenswerten  aber  undurchführbaren  täg- 
lichen Untersuchung  einer  jeden  Prostituirten  und  der  gänzlichen  Vernach- 
lässigung der  mikroskopischen  Untersuchung.  Dass  auch  genaueste  Unter- 
suchung und  sorgfältigste  Behandlung  die  Gonorrhoe  nur  einschränken  nicht 
ausrotten  kann,  ist  aus  vielen  äusseren  und  inneren  Gründen  klar.  Von 
den  Gründen,  die  den  Procentsatz  der  Kranken  beeinflussen,  sind  der  Zu- 
strom Gonorrhoischer  von  ausserhalb,  die  Schwankungen  in  der  Zahl  der 
gonorrhoischen  Klienten  der  Prostituirten,  die  Genauigkeit  der  Untersuchung 
und  Behandlung,  endlich  zufällige  Fehlerquellen  von  Bedeutung.  Was  die 
Behandlung  betrifft,  so  hat  Verf.  seit  1902  eine  im  Durchschnitt  vier- 
wöhentliche  stationäre  und  weiterhin  eine  gesteigerte  ambulatorische  Be- 
handlung durchgeführt,  ausserdem  für  freie  Verabfolgung  der  häuslich  zu 
gebrauchenden  Medikamente  und  Empfehlung  der  Mittel  zur  persönlichen 
Prophylaxe  gesorgt. 


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8G4 


Rums. 


No.  51. 


Die  Gesammtzabl  der  pro  Semester  vorhandenen  Prostitnirten  unterlag 
in  der  Zeit  von  1898  bis  1904  nur  geringen  Schwankungen.  Der  Procent- 
satz  der  gonorrhoisch  Befundenen  war  in  den  Jahren  1898—1900  : 22  bis 
28  pCt.,  1901:  32  pCt.,  1902:  24—26  pCt.,  endlich  1903  und  1904:  16  bis 
19  pCt. 

Auch  der  allgemeine  Rindruck,  den  Verf.  bei  seinen  Untersuchungen 
erhielt,  sprach  dafür,  dass  in  den  letzten  Jahren  seltener  Gonokokken  ge- 
funden wurden  als  früher.  Und  daraus  folgert  Verf.  wohl  mit  Recht  den 
Nutzen  der  Dorpater  Rinrichtungen.  Um  allgemeine  Schlüsse  hinsichtlich 
der  Prostituirtenfrage  hieraus  zu  ziehen,  ist  aber  noch  das  Material  ein 
viel  zu  kleines,  auch  ist  nicht  ersichtlich,  wie  weit  die  Gesammtzahl  der 
200  bis  220  Inskribenten  der  Zahl  der  in  facto  Prostituirten  entspricht. 
Nicht  bewiesen  ist  insbesondere,  ob  wirklich  bei  allen  Rrkrankten  dieser 
Art  der  Zwang  zur  Behandlung  uud  Untersuchung  an  vorgeschriebener 
Stelle  notwendig  ist  und  ob  nicht  auch  ohne  dies  bei  genügender  Auf- 
klärung und  geeigneten  Rinrichtungen  der  Trieb,  gesund  zu  werden  und 
zu  bleiben,  gleich  gute  oder  bessere  Resultate  herbeiführen  kann. 

B.  Marcuse. 

1*.  Rüge,  Ueber  die  künstliche  Unterbrechung  der  Schwangerschaft  wegen 
starken  Rrbrechens  und  Schwindsucht.  Berl.  klin.  Wochensehr.  1905, 
No.  33. 

In  der  Frage,  ob  und  wann  hei  Tuberkulose  der  Lungen  der 
künstliche  Abort  eingeleitet  werden  soll,  kommt  R.  zu  dem  Resultat,  dass 
bei  vorgeschrittener  Tuberkulose  der  künstliche  Abort  im  allgemeinen 
unterbleiben  soll,  weil  der  Frau  doch  nicht  dauernd  genutzt  wird.  In  den 
Fällen  von  vorgeschrittener  Tuberkulose  können  nur  arge  Beschwerden, 
die  voraussichtlich  nach  der  Unterbrechung  der  Schwangerschaft  nacblassen, 
den  Ringriff  noch  rechtfertigen.  Dahingegen  fordern  die  Fälle  von  be- 
ginnender Tuberkulose,  bei  denen  noch  Heilung  der  Mutter  erwartet  werden 
kann,  zur  möglichst  frühzeitigen  Unterbrechung  der  Schwangerschaft  auf. 
Dass  hierbei  Misserfolge  trotzdem  eintreten  können,  ist  selbstverständlich. 
Es  sind  also  bei  vorgeschrittener  Tuberkulose  Rücksichten  auf  die 
Kinder  zu  nehmen,  bei  beginnender  Tuberkulose  Rücksichten  auf  die 
Mutter. 

Die  Aufstellung  bestimmter  Indikatiouen  zur  Einleitung  des  Abortes 
bei  starkem  Erbrechen  ist  sehr  schwer.  R.  hält  für  das  richtigste, 
sich  nach  dem  Allgemeinbefinden  zu  richten  Die  Patientinnen  können  trotz 
heftigen  Erbrechens,  trotz  Abmagerung  sich  verhältnismässig  wohl  und 
kräftig  fühlen;  sobald  aber  das  Allgemeinbefinden  nacblässt,  sich  ein 
Kräfteverfall  bemerkbar  macht,  dann  soll  man  trotz  aller  sonstigen  noch 
guten  Zeichen  die  Rücksicht  auf  das  Kind  nicht  zu  weit  treiben.  Dann 
scheint  R.  der  Zeitpunkt  gekommen,  wo  nur  noch  die  Rücksicht  auf  die 
Mutter  maassgebend  sein  kann.  Br.  Wolff. 


Kinsenduugen  werden  an  die  Adresse  de»  Herrn  Geh.  Med. -Kat  Prof.  Dr.  M.  Bernhardt  (Berlin  W. 
Französische  Strasse  21)  oder  an  die  Verlagshandlung  (Berlin  NW.,  Unter  den  Linden  68)  erbeten 


Verlag  von  August  Hirsch«  «Id  in  Berlin.  — Druck  von  L.  Krhumaeher  in  Berlin  K U 


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'V.VIjemlich  erjpi  einen 
1 — 3 Bogen;  iilusse 

de»  .Jahrganjdrlitel,  Na- 
raeo-  und  aTcIi  Hegistcr. 


Centralblatt 


Pr«ia  de«  Jahrgtit<r»-a 
28  Mark ; tu  beziehen 
durch  alle  Buchhand- 
lungen u.  PoMnnMziteo. 


für  die 


liedicinischen  Wissenschaften. 

Unter  Mitwirkung  von 

Prof.  Dr.  H.  Senator  und  Prof.  Dr.  E.  Salkow 

redigirt  von 

Prof.  Dr.  M.  Bernhardt’ 


1905. 


30.  Ilecember. 


Die  geehrten  Abonnenten  werden,  damit  die  Zusendung 
keine  Unterbrechung  erleidet,  um  rechtzeitige  Erneuerung  des 
Abonnements  für  das  Jahr  1906  bei  allen  Buchhandlungen  und 
Postanstalten  ersucht. 


Iulialt:  ScuL'pbach,  Die  Ganglienzellen  im  Centralnervensystem  der 
Taube.  — Knecht,  Einfluss  des  Aufstehens  auf  die  Ilarnsekretion.  — los* 
towski,  Vorkommen  von  Aminosäuren  im  Harn.  — Cohnheim,  lieber  Kohle- 
hydratverbrennung. — Mkykh,  Zur  Kenntnis  des  Phosphorstoffweehsels.  — IIemkk 
und  Miodowbki,  Beziehung  von  Hefen  zur  Tumorbildung.  — Haus,  Bocken- 
hrixeu,  Totalexstirpation  der  Scapula.  — Laoemstxis,  Pate,  lieber  Appcn- 
dicitis. — Huumklshkim,  Wirkung  des  Alypins. — Sghxeihkk,  Ueber  Pupillen- 
reflexe nach  Sehnervendurchschneidung.  — Hibschland,  Thiosinamin  in  der 
Otologie. — Rawitz,  Prioritätsreklamation.  — Haiku,  Tuberkulöse  Ohrenerkran- 
kungen im  Säuglingsalter.  — Philipps,  Ueber  die  Hypertrophie  der  unteren 
Muschel.  — Thkisrm,  Behandlung  der  narbigen  Verwachsung  der  Stimmbänder.  — 
Babtki.  und  SriKLKB,  lieber  die  natürliche  Tuberkuloseinfektion.  — Ciuk« 
und  Uahhuhoeu,  Antikörperbildung  nach  Eiweissfüttcruug.  — Ebb,  Arterieu- 
erkrankuug  nach  Adrenalininjektionen,  — Selig,  Zur  Kenutuis  der  llerzdilatation. 
Loiiu,  Ein  Fall  von  Embolie  der  A.  meseraica  sup. — Bjöbkstem,  Ueber  Lungcn- 
uud  Uerzgeschwülste  bei  Kindern.  — Bhoca,  Pneumokokkenperitonitis  mit  Ent- 
leerung von  Spülwürmern.  — Bencx,  Einfluss  der  Kohlensäure  auf  die  Viskosität 
des  Blutes.  — Nkutea,  Ueber  Osteoakusie.  — Alt,  Behandlung  der  Epilepsie.  — 
Stuesbebo,  Ueber  Dermographie.  — Oppenheim,  Ueber  die  Hautblastoraycose. 
— - LipscuOtz,  Ha  vasin  i uud  Hirsch,  Wesenbebg,  Ueber  Jotbion.  — W e iss  , 
Behandlung  der  Gonorrhoe.  — Steinbüchel,  Stieltorsion  eines  Utcrusmyoms  mit 
schwerer  Blutung. 


P.  Schupbach,  Beiträge  zur  Anatomie  urd  Physiologie  der  Ganglienzellen 
im  Centralnervensystem  der  Taube.  Zeitschr.  f.  Biol.  XLV1I.  N.  F. 
Bd.  XXIX,  H.  3,  S.  439. 

Die  wichtigsten  im  Centraluervensystem  der  Taube  vorkommenden 
Ganglienzellenarten  und  ihre  regionäre  Anordnung  werden  beschrieben. 
Motorische  Zellen  (im  Sinne  Nissl’s)  sollen  im  Gross-  und  Mittelbirn  nicht 
vorhanden  sein.  Die  funktionellen  Unterschiede  (zwischen  heil  und  dunkel 
adaptirtem  Zustand),  die  in  den  Zellen  der  Kaninchennetzhaut  beschrieben 

XLIU.  Jahrgang.  55 


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866 


KnKCHT.  - IoNATOWBKl.  - CoIlNHKlU.  • MkYCK.  - llüNKK  U.  UlODOWSKI. 


No.  52. 


sind,  lassen  sich  an  den  Retinazelien  verschiedener  Vögel,  speciell  der 
Tauben,  nicht  nachweisen.  G.  F.  Nicolai. 


C.  Knecht,  lieber  den  Kinfluss  des  Aufstehens  auf  die  Urinausscheidung 
Herzkranker.  Deutsches  Arch.  f.  klin.  Med.  Bd.  83,  S.  206. 

K.  hat  bei  Kranken  mit  Cirkulationsstörungen  den  Kinfluss  der  senk- 
rechten Körperhaltung  auf  die  Beschaffenheit  des  Harns  untersucht  und 
mit  ihrer  Wirkung  bei  Gesunden  verglichen.  Kr  bestimmte  die  Menge  des 
Harns,  seinen  Gefrierpunkt,  seinen  Chlorgehalt.  Kr  fand  folgendes:  Beim 
Aufstehen  Gesunder  steigt  die  Harnmenge  oder  sie  vermindert  sich  wenigstens 


nicht.  Der  Quotient 


wird  kleiner  oder  bleibt  gleich.  Das  beruht 


J 

NaCl 

auf  Vorgängen,  die  die  Nierencirkulation  gut  regeln.  Herzkranke  mit 
voller  Compensation  können  sich  ebenso  verhalten,  meist  aber  nimmt  bei 
ihnen  die  Harmnenge  ab,  der  Quotient  J : NaCl  zu.  — Bei  Herzinsufficienz 
ist  die  Abnahme  der  Harnmenge  und  die  Zunahme  des  Quotienten  erheb- 
lich. — Häufig  trat  in  der  dem  Aufstehen  folgenden  Ruheperiode  auf- 
fallenderweise ein  weiteres  Steigen  des  Quotienten  ein.  A.  Loewy. 


A.  Ignntowski,  Ueber  das  Vorkommen  von  Aminosäuten  im  Harn,  vor 
zugsweise  bei  Gicht.  Zeitschr.  f.  physiol.  Chem.  Bd.  42,  S.  301. 

Aus  dem  Harn  von  Gichtikern  konnten  in  grösserer  Menge  Amino- 
säuren isolirt  werden,  in  erster  Linie  Glykokoll.  Desgleichen  wurden  in 
einem  Pall  von  Pneumonie  und  Leukämie  Aminosäuren  aufgefuuden. 

Wohlgemut!). 

0.  Cohnheim,  Ueber  Kohlehydratverbreuuung.  II.  Mitteilung.  Die  akti- 
virende  Substanz  des  Pankreas.  Zeitschr.  f.  physiol.  Chem.  Bd  42,  S.  401. 
ln  einer  früheren  Mitteilung  hatte  Verf.  berichtet,  dass  cs  ihm  ge- 
lungen war,  aus  Muskeln  von  Hunden  und  Katzen  ein  glykolytisches 
Ferment  zu  erhalten,  das  aber  an  sich  unwirksam  ist  und  der  Aktivirung 
durch  Pankreas  bedarf.  Neuere  Versuche  führten  nun  zu  dem  Resultat, 
dass  ein  Ueberscbuss  von  Pankreasferment  die  Glykolyse  abschwächen,  ja 
sogar  hemmen  kann.  — Der  wirksame  Bestandteil  des  Pankreas  ist  koch- 
beständig und  löst  sich  in  Wasser  und  in  Alkohol.  Wohlgemut!). 

L.  F.  Meyer,  Beiträge  zur  Kenntnis  des  Phosphorstoffwechels.  Zeitschr. 
f.  physiol.  Chem.  Bd.  43,  S.  1. 

Fütterungsversuche  an  Hunden  zeigten,  dass  phosphorarmes  Riweiss 
zu  einem  StickstofTansatz  führen  kann,  und  dass  ferner  die  Krhöhung  des 
Phosphors  in  der  Nahrung  einen  erhöhten  Phosphoransatz  zur  Folge  hat. 

Woblgemuth. 


F.  Henke  und  F.  Miodowski,  Ueber  die  fragliche  Fähigkeit  gewisser  Hefc- 
stärame,  Neubildungen  im  Tierkörper  hervorzubringen.  (Aus  d.  Pathol. 
Institut  der  Universität  Breslau  u.  dem  Pathol.  Institut  des  Neuen  städt. 
Krankenhauses  in  Charlotteuburg-Westeud.)  Virchow’s  Arch.  Bd.  181,  H l. 
Dass  durch  pathogene  Hefen  eine  Infektion  beim  Menschen  zustande 


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No.  52. 


Hahn.  Bockknhkimkb. 


867 


kommen  kann,  wird  durch  die  vorwiegend  auf  die  Haut  lokalisirten  Er- 
krankungen an  Saccharomycosis  hominis  oder  Biastomykose  bewiesen. 
Sankeucb  und  Leopold  haben  versucht,  durch  Einverleibung  gewisser 
Hefenarten  bei  Tieren  eine  Infektion  zu  bewirken.  Diese  Versuche  haben 
die  Verff.  wiederholt.  Sie  benutzten  zuerst  eine  Leopold’sche  Original- 
cultur  eines  Ovarialcarcinoms.  Bei  den  Versuchstieren  fand  sich,  als  sie 
nach  3,  7,  9 Monaten,  ja  nach  O/2  Jahr  getötet  wurden,  ausser  einem 
kleinen  Nierentumor  bei  einer  Ratte,  der  sich  aber  als  eine  hypernephrom- 
ähnliche Bildung  herausstellte,  keine  Geschwulstbildung.  Der  Saccharo- 
myces neoformans  von  Sanfelice  erwies  sich  bei  den  Versuchstieren  als 
sehr  virulent.  Die  entstehenden  Tumoren  mussten  aber  als  Hefetumoren 
angesehen  werden,  die  noch  geschwulstähnlicher  für  das  Wossa,Auge  er- 
schienen, wenn  in  ihrer  Umgebung  die  Bildung  eines  plastischen  Granu- 
lationsgewebes erfolgt  war.  Von  echter  maligner  Geschwulst  konnte  in 
keinem  Fall  die  Rede  sein.  Diu  verschiedenen  Hefenarten  verhalten  sich 
verschieden.  Wird  der  Process  chronischer,  so  bildet  sich  anstatt  einer 
einfachen  akuten  Entzündung  ein  Granulationsgewebe  aus  epithelioiden 
Zellen  mit  grossen  Kernen,  in  dem  sich  bisweileu  Riesenzellen  finden.  Die 
Bildung  dieser  Granulatiousgewebe  hat  wohl  bisweilen  den  Verdacht  auf 
ein  Sarkom  aufkommen  lassen,  gegen  welches  aber  das  histologische  Bild 
und  die  geringe  Wachstumsneigung  sprechen.  Die  Autoren  halten  es  nach 
ihren  Ergebnissen  kaum  noch  für  aussichtsreich,  den  Beziehungen  gewisser 
Hefenarten  zu  den  malignen  Tumoren  ein  starkes  Interesse  zu  widmen. 
Ob  Protozoen  das  bewirken  können,  was  den  Hefen  nicht  beschieden  zu 
sein  scheint,  muss  abgewartet  werden.  H.  und  M.  glauben,  dass  die  Ur- 
sache der  bösartigen  Geschwülste  vielleicht  gar  keine  einheitliche  ist, 
sondern  dass  sie  von  sehr  verschiedenen  Schädigungsursachen,  darunter 
Entwickeluugsstörungen,  abhängen.  Geissler. 


Fl.  Hahn,  Totalexstirpation  der  Scapula  wegen  Osteomyelitis.  Arch.  f. 
klin.  Chir.  Bd.  74,  H.  2,  S.  400. 

Th.  Bockenheimer,  Totalexstirpation  der  Scapula.  Knochenregeneration 
und  spätere  Funktion  (unter  besonderer  Berücksichtigung  der  Osteo- 
myelitis scapulae).  Ebenda.  Bd.  75,  H.  I,  S.  1. 

H.  exstirpirte  einem  15jährigen  Knaben  wegen  chronischer  Osteo- 
myelitis subperiostal  die  Scapula.  Nur  das  Akromion  wurde  zurück- 
gelassen.  Die  3 Wochen  nach  der  Operation  gefertigte  Röntgenaufnahme 
liess  schon  deutlich  Knochenbildung  entlang  der  ganzen  Spina  und  am 
Hals  der  Scapula  erkennen.  Sechs  Wochen  nach  dem  Eingriff  war  auch 
die  Funktion  ziemlich  gut.  Patient  vermochte  die  entsprechende  (rechte) 
Hand  auf  den  Kopf  zu  legen,  Stiefel  zu  wichsen  und  Kegel  zu  schieben. 

B.  tritt  bei  ausgedehnten  Erkrankungen  der  Scapula  (Osteomyelitis, 
Tnberkulose,  Nekrosen  z.  B.  nach  Typus,  Frakturen,  schweren  Verletzungen, 
namentlich  Schussverletzungen)  für  die  Totalexsti  rpatiou  der  Scapula 
ein,  die  dann  bessere  funktionelle  Resultate  zu  zeitigen  imstande  ist.  wie 
eine  partielle  Entfernung  des  Knochens.  Bei  der  akuten  Osteomyelitis  hält 
er  die  Totalexstirpation  für  vollauf  berechtigt,  sofern  nicht  der  Process  bei 

55* 


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Lauekstkis.  Pavb. 


No.  52. 


frühzeitiger  Behandlung  durch  schonende  Kingriffe  zum  Stillstand  kommt. 
Ist  bei  ausgedehnter  Erkrankung  der  Scapula  bereits  eine  Allgemein- 
infektion eingetreten,  so  hält  er  die  Totalexstirpation  für  eine  Indicatio 
vitalis.  Bei  der  Operation,  die  am  besten  von  einem  T-förmigen  Schnitte 
auf  der  Spina  scapulae  und  am  medialen  Scapularrand  entlang  ausgeführt 
wird,  müssen  das  Periost,  die  .Muskelausätze  und  die  Nerven  (Axillaris  und 
Suprascapularis)  geschont  werden.  Sehr  wichtig  ist  die  Nachbehandlung, 
die  durch  frühzeitige  passive  Bewegung,  durch  Verbände  in  Elevations-, 
Abduktions-  und  Aussenrotationsstellung,  aktive  Bewegungen  eine  In- 
aktivitätsatrophie hindert  und  eine  spätere  vollkommene  Funktion,  wie  in 
zwei  Fällen  der  v.  Bergmann’schen  Klinik,  sichert.  Die  Scapula  hat  sich 
beide  Male  vollständig  regenerirt.  Joachimsthal. 


1)  Lauensteiii,  Welchen  Rückschluss  gestatten  uns  heute  die  klinischen 
Zeichen  der  Blinddarmentzündung  auf  den  pathologischen  Zustand  des 
Wurmfortsatzes  und  der  Bauchhöhle?  Arch.  f.  klin.  Cbir.  74  Bd., 
2.  Heft,  S.  300. 

2)  Payr,  Appendicitis  uud  embolische  .Magenerkrankungen.  Münch,  med. 
Wocbenschr.  1906,  No.  17,  S.  793. 

1)  Für  das  therapeutische  Handeln  in  der  Chirurgie  muss  man  sich 
auf  die  Einteilung  der  Appcndicitisfälle  in  solche  ohne  und  solche  mit 
Perforation  des  Wurmfortsatzes  beschränken.  Welcher  dieser  beiden  Zu- 
stände, resp.  ob  Uebergang  der  Infektion  vom  Wurmfortsatz  auf  dessen 
Umgebung  vorliegt,  ist  in  der  Mehrzahl  der  Fälle  aus  den  klinischen  Sym- 
ptomen zu  diaguosticircn,  mehr  nicht.  (Die  Diagnose  der  allgemeinen 
Perforationsperitonitis  ist  selbstverständlich  stets  leicht  zu  stellen.)  — Hier 
seien  nur  die  wichtigsten  Zeichen  der  Appendicitis  perforntiva  erwähnt. 
Die  Schmerzen  sind  meist  ausserordentlich  heftig  und  werden  durch  alles, 
was  den  intraabdominellen  Druck  steigert  (Drängen,  Nahrungsaufnahme, 
Lageveränderung,  Hustenstösse)  beträchtlich  vermehrt.  Erbrechen  und  Sin- 
gultus  tritt  stets  bei  der  Perforation  des  Proc.  verm.  ein;  später  erst 
Meteorismus.  Es  stellt  sich  stets  der  thoracale  Atemtypus  mit  völliger 
Sistirung  der  Bauchatmuug  ein,  als  reine  Reflexwirkung,  hervorgerufen 
durch  die  Schmerzeu  im  Leib.  Die  Feststellung  der  Bauchdecken  in  der 
rechten  Uutcrbauchgegend  fehlt  fast  niemals.  Fieber  und  Pulsverhältnisse 
sind  diagnostisch  nur  unter  Berücksichtigung  des  Allgemeinzustandes  zu 
verwerten.  — Von  örtlichen  Erscheinungen  weist  besonders  das  sog.  „Ex- 
sudat" (Ausfüllung  der  rechten  Fossa  iliaca)  auf  Append.  perforativa  hin. 

2)  Eine  Anzahl  klinischer  Bilder  und  Autopsien  in  vivo  verschafften 
P.  die  Ueberzeugung,  dass  in  gewissen  Fällen  ein  Zusammenhang  zwischen 
Appendixerkrankung  und  sekundären,  oft  direkt  im  Verlaufe  der  Wurm- 
fortsatzerkrankuug  auftetcuden  Magenveränderungen  besteht.  Es  handelt 
sich  gewöhnlich  um  nicht  schwere  Appendicitisfälle ; klinisch  treten  häufig 
schon  nach  der  ersten  Attacke  Magenbeschwerden  auf,  bestehend  in  Krampf- 
zuständen, Hyperacidität,  Blutbrecheu  und  Steuosenerscheinungen  am  Pylorus. 
Bei  den  Operationen  überzeugte  sich  P.  mehrfach,  dass  kleine  Ulcera  uud 
perigastrische  Adhäsionen  bestanden.  Wie  sind  diese  Veränderungen  am 


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No.  52. 


Hl'NMKLSlIKIM.  — SciIKKUlKK 


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Magen  nacli  Appendicitis  zu  erklären?  Nach  P.  werden  sie  durch  embo- 
liscbe  Processe  geringfügiger  Natur  aus  tbrombosirten  Venengebieten  er- 
zeugt. Die  Emboli  stammen  entweder  aus  dem  für  entzündliche  Gefäss- 
veränderungen  besonders  disponirten  Netz  oder  aus  dem  Wurmfortsatz  und 
dem  Mescnteriolum.  Dafür  sprechen  P.’s  experimentelle  Untersuchungen, 
weiche  ergaben,  dass  es  gelingt,  durch  künstlich  in  die  Netz-  oder  Gekröse- 
venen  eingeführte  corpusculäre  Elemente  (z.  B.  Tuscheemulsion)  am  Magen 
und  Duodenum  hämorrhagische  Erosionen,  Infarkte,  Geschwüre  und  Blutungen 
zu  erzeugen.  — Therapeutisch  genügt  zur  Beseitigung  der  Beschwerden 
von  Seiten  des  Magens  häufig  die  Entfernung  des  kranken  Wurmfortsatzes. 
Bei  Stenosen  am  Pylorus  leistet  oft  die  Pyloroplastik,  bei  Ulcera  die  Ex- 
cision  des  Geschwürs  Gutes.  Peltesobn. 


Ed.  Htiinmelsheim,  Ueber  die  Wirkung  des  Alypins,  eines  neuen  Anästhe- 
ticums,  auf  das  Auge.  Arch.  f.  Augenheilk.  LUI,  1,  p.  18. 

Das  Alypin  gehört  zu  den  Mitteln,  bei  denen  man  versuchte,  das 
Cocain  in  seiner  anästhesirenden  Wirkung  zu  erreichen,  unter  Vermeidung 
seiner  unangenehmen  oder  gar  schädlichen  Nebenerscheinungen.  Dasselbe 
ist  ein  Araido- Alkohol-Benzoesäureester  und  wird  in  2proc.  Lösung  in  das 
Auge  eingeträufelt.  In  Bezug  auf  die  anästhesirende  Wirkung  fand  sich 
kein  Unterschied  zwischen  ihm  und  Cocain.  An  den  Gefässeu  trat  eine 
geringe,  bald  vorübergehende  Erweiterung  ein.  Nach  der  Einträufelung 
wird  nahezu  stets  ein  leichtes  Brennen  empfunden.  Die  Weite  der  Pupille 
wird  durch  die  2proc.  Lösung  nicht  nachweisbar  beeinflusst,  ebenso  wenig 
die  Accommodation.  Auch  bei  wiederholter  Anwendung  des  Alypins  wurde 
eine  Schädigung  des  Hornbautepithels  nicht  bemerkt.  Horstmann. 


L.  Schreiber,  Neue  Beobachtungen  über  Pupillenreflexe  nach  Sehnerven- 
durchschneidung beim  Kaninchen,  v.  Graefe’s  Arch.  f.  Ophthalm.  LXI, 
3,  S.  570. 

Die  von  MaRENOHI  behauptete  Tatsache,  dass  bei  Kaninchen  nach 
intracranieller  Opticusdurchschneidung  die  Lichtreaktion  der  Pupille  er- 
halten bleibe,  konnte  vom  Ref.  (Arch.  f Augenheilk.  LII,  3)  in  keinem 
Falle  bestätigt  werden.  Es  ist  wichtig,  dass  auch  Sch.  jene  Tatsache,  bei 
deren  Richtigkeit  unsere  Anschauungen  über  die  Pupillarreflexbahn  eine 
weitgehende  Aenderung  erfahren  müssten,  nicht  konstatiien  konnte,  aber 
auf  folgenden  Reflex  aufmerksam  macht,  der  eventuell  Marenqhi  irre- 
geführt hat.  Bei  26  Kaninchen  wurde  der  Sehnerv  durchschnitten,  bei 
3 Tieren  intracraniell;  bei  diesen  3 und  bei  0 der  intraorbital  operirten 
Tiere  trat,  wenn  die  Kaninchen  energisch  an  den  Wurzeln  der  Ohren  ge- 
fasst wurden,  an  der  Pupille  des  operirten  Auges  eine  deutliche,  aber  träge 
Znsammenziehung  ein.  Au  allen  Augen,  die  diesen  Ohr-Pupillenreflex 
zeigten,  führte  auch  Reizung  der  Cornea,  passives  Schliessen  und  OefTnen 
der  Lider,  Luxiren  des  Bulbus  (auch  des  nicht  operirten)  zu  einer  Con- 
traction  des  Sphincter  iridis,  die  also  keinesfalls  mit  einer  Lichtreaktion  in 
Zusammenhang  steht. 


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Hiusculand.  — Rabitz.  — Haiku. 


I’lllLUfS 


No.  52. 


Bei  Kaninchen  mit  durchschnittenem  Opticns  tritt  bei  Beklopfen  der 
Bauchgegend  mit  der  flachen  Hand  maximale  Erweiterung  der  vorher  ver- 
engten Pupille  ein.  G.  Abelsdorff. 

Hirschland,  Ueber  die  Verwendung  des  Thiosinamins  und  Fibrolysins  in 
der  Otologie  und  Rhinologie.  Arch.  f.  Ohrenheilk.  64.  Bd.,  S.  167. 

Verf.  rühmt  die  guten  Erfolge,  welche  er  mit  subcutanea  Injektionen 
von  Thiosinamin  und  Fibrolysin  bei  chronischer  Schwerhörigkeit  infolge 
von  Unbeweglichkeit  der  Gehörknöchelchen,  bei  Verwachsungen  nach  chro- 
nischen Eiterungen,  Verdickungen  des  Trommelfelles  etc.  nach  erfolgloser 
Anwendung  der  sonst  üblichen  Mittel  erzielte.  Auch  bei  Verwachsungen 
der  Tonsillen  mit  den  Gaumenbögen,  ebenso  wie  bei  Ozaena  hat  er  die 
Mittel  mit  Vorteil  verwendet.  Schwabach. 


Kawitz,  Bemerkung  zu  der  Mitteilung  des  Herrn  G.  Alexander:  Weitere 
Studien  am  Gehörorgan  unvollkommen  albinotischer  Katzen.  Zeitschr. 
f.  Ohrenheilk.  4t».  Bd.,  3.,  4.  Heft,  S.  299. 

R.  bestreitet  Alexander  (Zeitschr.  f.  Ohrenheilk.  48.  Bd.,  4.  Heft) 
das  für  sich  in  Anspruch  genommene  Verdienst,  zuerst  auf  die  rätselvolle 
Correlatiou  von  weissem  Fell,  blauen  Augen  und  Taubheit  bei  Raubtieren 
aufmerksam  gemacht  zu  haben  und  reklamirt  dasselbe  für  sich  selbst. 

Sch  wabacb. 

Haike,  Tuberkulöse  Ohrerkrankungen  im  Säuglingsalter.  Deutsche  med. 
Wochenschr.  1905,  No.  24. 

Aus  den  mitgcteiltcn  fünf  Krankengeschichten  zieht  Verf.  folgende 
Schlüsse:  Die  Eintrittspforte  des  tuberkulösen  Virus  ist  im  Munde  oder 
Rachen  gelegen;  sie  ist  meist  nicht  selbst  erkrankt,  sondern  die  zugehörigen 
Lymphgefässe  und  Drüsen.  Die  Infektion  nimmt  ihren  Weg  durch  die 
Tube  zum  Ohr.  Im  Gegensatz  zu  der  tuberkulösen  Ohrerkrankung  der  Er- 
wachsenen ist  sie  häufig  primär,  erkrankt  die  Tube  selbst  meistens, 
schreitet  die  Zerstörung  rapide  fort,  so  dass  Facialislähmungen  schon  nach 
wenigen  Tagen  auftreten;  häufig  zeigen  sich  Drüsenschwellungen  und 
-Verkäsungen  am  I’lanura  und  an  der  Spitze  des  Warzenfortsatzes.  Die 
Infektion  im  Munde  kann  durch  alle  möglichen  Läsionen  erfolgen,  auch 
vor  der  Dentition,  die  nach  Westenhöfkr  die  erste  Eingangspforte  für 
den  Tuberkelbacillus  abgiebt.  Das  Auftreten  der  Erkrankung  in  den  ersten 
Lebenswochen  könnte  an  eine  Vererbung  denken  lassen,  wenn  nicht  stets 
der  Weg  durch  die  Tube  deutlich  gekennzeichnet  wäre.  Als  wichtigstes 
Prophylakticum  ist  die  Entfernung  des  Säuglings  aus  seiner  tuberkulösen 
Umgebung  anzusehen.  Sturmann. 

Phillips,  The  inferior  tnrbinatcd  bone;  its  functiou  diseases  and  treatment. 
The  Amer.  Journ.  of  the  Med.  Seienc.  July  1905. 

Auch  Verf.  ist  der  Meinung,  dass  Hypertrophie  und  Deformität  der 
unteren  Muschel  die  Respiration  in  hohem  Maasse  beeinträchtigen  und 
zu  Drucksymptomen  sowie  auch  zu  geistigen  Störungen  führen  kann. 


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No.  52. 


Tuki»ün.  — I’wiikl  und 


871 


Kbenso  unterscheidet  er  auch  zwischen  walirer  Hypertrophie  und  Schwellung. 
Das  hypertrophische  Gewebe  und  auch  Teile  des  Knochens  sollen  entfernt 
werden,  wenn  sie  die  normale  Funktion  der  Nase  beeinträchtigen  und 
Störungen  herbeiführen.  Escharotica  sind  zu  diesem  Zweck  nicht  zu  ver- 
wenden, auch  die  Galvanokaustik  ist  von  zweifelhaftem  Nutzen;  am  besten 
bedient  man  sich  scherenförmiger  Instrumente  und  zur  Entfernung  des 
hinteren  Endes  der  Muschel  der  kalten  Schlinge.  Die  Wunde  behandelt 
Verf.  mit  einer  dünnen  Gazelage,  die  mit  12proc.  Lösung  von  Alumin. 
acetico-tartar.  mit  Zusatz  weniger  Tropfen  Adrenalin  befeuchtet  wird. 

W.  Lublinski. 


Theisen,  An  unusual  case  of  laryngael  syphilis  requiring  tracheotomic. 

Albany  Med.  Annals.  July  1!)05. 

In  Anlehnung  an  einen  Fall  von  narbiger  Verwachsung  der  Stimm- 
bänder bespricht  Verf.  die  Behandlung  dieser  Verengerung  der  Glottis. 
Wenn  diese  nicht  hochgradig  ist  und  nur  durch  Infiltration  der  Stiium- 
und  Taschenbänder  bedingt  ist,  wäre  die  Intubation  auszuführen,  ohne  dass 
die  Tracheotomic  nötig  ist.  Bei  sehr  starker  Stenose  oder  membranösen 
Verwachsungen  mit  nur  sehr  kleiner  Ocffnung  sollte  die  Tracheotomie  vor 
den  Erweiterungsversuchen  gemacht  werden,  da  sonst  sehr  leicht  Oedem 
eintreten  könnte.  Die  besten  Chancen  bei  narbiger  Verwachsung  des  Kehl- 
kopfes bietet  die  Laryngofissur  nach  vollzogener  Tracheotomie. 

W.  Lublinski. 


4.  Hartei  und  F.  Spieler,  Der  Gang  der  natürlichen  Tuberkuloseinfektion 
bei  jungen  Meerschweinchen.  Wien.  klin.  Wochenschr,  1905,  No.  9. 

Um  den  Infektionsmodus  der  Tuberkulose,  wie  er  bei  Kindern  in  tuber- 
kulösen Familien  vorhanden  ist,  möglichst  genau  innezuhalten,  haben  Verff. 
junge  Meerschweinchen  im  Alter  von  3 bis  8 Wochen  teils  in  Käfigen  in 
der  Wohnuug  einer  tuberkulösen  Familie  gehalten,  teils  daselbst  frei  umher- 
laufen lassen.  Nach  verschieden  langem  Aufenthalte  wurden  dann  die 
Tiere  im  Laboratorium  unter  besonders  günstigen  Verhältnissen  gehalten, 
teils  auch  nach  kurzer  Zeit  getötet.  Die  Organe  der  gestorbenen  und  ge- 
töteten Tiere  wurden  auf  das  Genaueste  makroskopisch  und  mikroskopisch 
durchmustert,  grosse  Teile  wurden  auf  gesunde  Tiere  überimpft.  Aus  dem 
Ausfall  der  Untersuchungsergebnisse  schliessen  Verff.,  dass  bei  völlig  natür- 
licher Infektionsgelegcnheit  Tuberkelbacillen  mit  dem  Luftstrom  bis  in  die 
tieferen  Kespirationswege,  auch  die  Lungen,  gelangen  können,  dass  aber 
gleichwohl  der  Inhalationsinfektion  nicht  die  ausschlaggebende  Bedeutung 
für  die  Tuberkuloseentstchuug  zukommt,  wie  von  manchen  Seiten  ange- 
nommen wird.  Bei  jungen  Versuchstieren,  die  Infektionsgelegenheiteu  etwa 
in  derselben  Weise  ausgesetzt  waren,  wie  das  bei  Kindern  in  tuberkulösen 
Familien  der  Fall  ist,  sind  andere  Eingangspforten  von  höherer  Bedeutung, 
so  die  Mundhöhle,  Nasenrachenraum,  Darmkanal.  Interessant  ist  auch, 
dass  Verff.  bei  einigen  nur  kurze  Zeit  der  Infektion  ausgesetzten  Versuchs- 
tiere ein  Stadium  der  Tuberkuloseinfektion,  bei  dem  lediglich  Erschei- 
nungen allgemeiner,  nicht  specifisch  tuberkulöser  Natur  am  lymphatischen 
Apparate  nachweisbar  waren,  beobachteten.  , H.  Bischof f. 


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872  Cxu.kii  und  IUuhiugku.  — Kan.  No.  52- 

H.  L.  Cellcr  und  F.  Hamburger,  Ueber  specifische  Antikörperbildung 
nach  Eiweissfütternng.  Wien.  klin.  Wochenschr.  1905,  No.  11. 

Während  nach  allen  Erfahrungen  angenommen  werden  muss,  dass  nach 
der  Verbitterung  von  Eiweiss  entsprechende  Antikörper  im  Organismus 
nicht  auftreten,  hat  Metalnikoft  berichtet,  ihm  sei  es  gelungen,  bei 
weissen  Ratten  durch  Fütterung  von  Pferdeblut  Hämolysinbildung  anzu- 
regen. Verff.  haben  dies  nachgeprüft  und  gefunden,  dass  das  Serum  von 
Ratten  an  und  für  sich  auf  Pferdeblut  stark  hämolytisch  einwirkt,  dass 
aber  nach  Verfüttern  einer  anderen  Blutart,  die  nicht  durch  normales 
Rattenserum  beeinflusst  wird,  nämlich  Kinderblut,  specifische  Hämolysine 
nicht  auftreten.  Interessant  ist  die  Mitteilung,  dass  Verff.  nach  parenteraler 
Einverleibung  von  Rinderblut  das  Auftreten  von  Präcipitinen  vermissten. 
Somit  bleibt  die  mit  allen  Erfahrungen  übereinstimmende  Tatsache  be- 
stehen, dass  nach  der  freiwilligen  Eiweissaufnahme  Antikörper  nicht  ge- 
bildet werden.  Dagegen  werden  solche  von  Kaninchen  gebildet  bei  forcirter 
Sondenfütterung,  so  dass  anzunehmen  ist,  dass  hierbei  unverändertes  Eiweiss 
in  den  Organismus  aufgenommen  wird.  Nicht  tritt  aber  die  Antikörper- 
bildung auf,  wenn  'das  artfremde  Eiweiss  zugleich  mit  Milch  eingefübrt 
wird,  mag  cs  nun  gefressen  oder  mittels  Sonde  eingebracht  werden.  Verfl. 
erklären  dies  damit,  dass  bei  der  Einführung  von  artfremdem  Eiweiss 
mittels  Sonde  eine  Sekretionshemmung  für  die  Verdauungssäfte  cintritt, 
welche  vermieden  wird,  sobald  die  sonst  gewohnte  Nahrung,  die  Milch, 
mit  eingeführt  wird.  H.  Biscboff. 


W.  Erb  jun.,  Experimentelle  und  histologische  Studien  über  Arterien- 
erkrankung nach  Adrenalininjektionen.  Arch.  f.  exper.  Pathol.  u. 
Pbarmakol.  Bd.  53,  S.  173-212. 

JosBfi  hatte  die  Angabe  gemacht,  dass  es  ihm  gelungen  sei,  bei 
Kaninchen  durch  wiederholte  intravenöse  Einspritzungen  von  Adrenalin  in 
kurzer  Zeit  multiple  Verkalkungsherde  und  Dilatationen  der  Aorta  zu  er- 
zeugen; E.  prüfte  diese  Angaben  nach  und  berichtet  ausführlich  über  die 
Art  und  die  Resultate  seiner  Experimente.  Es  wurde  Kaninchen  Wochen 
und  Monate  hindurch  täglich  oder  alle  2—3  Tage  Adrenalinlösung  in  die 
Ohrvenen  injicirt.  Die  Dosen  variirten  zwischen  0,1  und  1,0  ccm  einer 
1 prom.  Lösung;  die  Tiere  sind  gegen  das  Mittel  verschieden  empfindlich, 
so  dass  man  von  einer  allgemein  gültigen  letalen  Dosis  nicht  gut  sprechen 
kann.  Auffallend  war,  dass  einzelne  Tiere  von  Tag  zu  Tag  heftiger 
reagirten,  während  bei  anderen  eine  Art  Gewöhnung  eintrat.  Das  Körper- 
gewicht nahm  regelmässig  langsam  ab,  was  aber  wohl  zum  Teil  auf  eine 
Abnahme  der  Fresslust  zurückzuführen  ist.  Der  Sektionsbefund  ergab  das 
bekannte  Bild  der  akuten  Adrenalinvergiftung:  Oedem  und  hämorrhagische 
Infarcirung  der  Lunge,  blutig  seröser  Erguss  in  der  Bauch-  und  Brust- 
höhle, Hämorrhagien  in  den  serösen  Häuten;  Befund  am  Herzen  wechselnd: 
manchmal  war  es  in  toto  schlaff,  öfters  der  linke  Ventrikel  leidlich  con- 
trahirt,  das  rechte  Herz  strotzend  mit  Blut  gefüllt.  Am  interessantesten 
war  jedoch  der  Befund  an  der  Aorta.  Schon  an  der  unaufgeschnittenen 
Aorta  sah  man  mehrfache  unregelmässige  Erweiterungen,  eine  Art  niedriger, 
buckelförmiger  Auftreibungen  der  Wand;  beim  Aufschneiden  constatirte 


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No.  52. 


Ski.io. 


873 


man,  dass  es  sich  um  parietale  Aneurysmen  handelte.  Hauptsitz  der  Er- 
krankung war  die  Brustaorta,  weniger  ausgesprochen  war  sie  an  der  Bauch- 
aorta Auf  die  Verzweigungen  der  Aorta  setzte  sich  der  Proccss  nicht  fort, 
nur  im  Stamm  der  Nierenarterien  fanden  sich  vereinzelt  Verkalkungsherde. 
Die  Ausdehnung  und  Schwere  der  Erkrankung  entsprach  der  Zahl  und 
Stärke  der  Adrenalininjektionen.  Die  histologische  Untersuchung  ergab, 
dass  es  sich  um  eine  herdförmige  Zerstörung  der  glatten  Muskelzellen  der 
Media  mit  rasch  eintretender  Verkalkung  und  Veränderungen  der  elastischen 
Gewebsbestandteile  handelte.  Die  hieraus  resultirende  Verschmälerung  und 
Elasticitätsabnahmc  der  Media  führte  zu  einer  compensatorischen  Ver- 
dickung der  Intima;  die  Adventitia  und  Vasa  vasorum  scheinen  an  dem 
Process  unbeteiligt  zu  sein. 

Es  entsteht  nun  die  Frage:  Ist  die  Erkrankung  der  Aorta  eine  Folge 
der  blutdrucksteigernden  Wirkung  des  Adrenalins  oder  handelt  es  sich  um 
eine  toxische  Wirkung?  Um  diese  Frage  zu  entscheiden,  untersuchte  Vcrf. 
Tiere,  denen  er  das  Gift  intraperitoneal  eingespritzt  hatte;  bei  dieser  Art 
der  Applikatiou  wirkt  das  Adrenalin  nicht  blutdrucksteigernd.  Es  zeigte 
sich  auch  hier  eine,  allerdings  nur  geringe  Veränderung  der  Aorta,  die 
also  nur  auf  eine  toxische  Wirkung  zurückgeführt  werden  kanu.  Die  Ent- 
stehung der  Erkrankung  ist  also  wohl  so  zu  erklären,  dass  eine  Gift- 
wirkung auf  die  glatten  Mnskelzellen  der  Gefässwand  stattfindet,  dass  aber 
auch  die  Steigerung  des  Blutdrucks  zur  weiteren  Entwicklung  des  Krank- 
beitsbildes  wesentlich  beiträgt.  K.  Kronthal. 


A.  Selig,  Beitrag  zur  Kenntnis  der  Herzdilatation.  Wien.  klin.  Wochen- 
schrift. 1905.  No.  32. 

Die  Untersuchungen  des  Verf.  gehen  von  der  Beobachtung  aus,  dass 
bei  manchen  Menschen  mit  nicht  unerheblicher  Herzdilatation,  die  sicher 
nicht  kompensatorischer  Natur  ist,  bei  gesteigerten  Anforderungen  an  das 
Herz  die  Erscheinungen  der  Herzinsufhcienz  nicht  oder  nur  in  sehr  geringem 
Grade  auftreten.  Verf.  liess  seine  Kranken  Treppen  steigen  und  bestimmte 
vor-  und  nachher  die  Grösse  des  Herzens  (durch  Perkussion  und  in  einigen 
Fällen  durch  Orthodiagraphie),  sowie  die  Beschaffenheit  des  Pulses  und 
den  maximalen  Druck  in  der  Arteria  brachialis;  zur  Kontrolle  liess  er  die 
gleiche  Arbeit  auch  von  Gesunden  ausführeu.  Bei  letzteren  war  die  Puls- 
frequenz bei  Muskelarbeit  immer  erhöbt  bis  zum  Maximum  von  136  Schlä- 
gen; der  Blutdruck  zeigte  sich  gesteigert  und  die  Herzgrösse  blieb  (mit 
einer  Ausnahme)  unverändert.  Um  die  Symptome  einer  beginnenden  Herz- 
insufficienz  festzusteilen,  studirte  Verf.  die  Verhältnisse  bei  4 geübten 
Fussballspielern  vor  und  nach  einem  l'/t  ständigen  Wettspiel.  Bei  allen 
war  der  arterielle  Blutdruck  unter  dem  Einfluss  des  Spieles  uro  20 — 45  mm 
Quecksilber  gesunken,  bei  zweien  war  der  Spitzenstoss  um  1,6  cm  nach 
aussen  verschoben;  der  Puls  zeigte  eine  durchschnittliche  Beschleunigung 
um  21  Schläge;  bei  drei  Spielern  trat  nach  dem  Wettkampf  reichlich  Ei- 
weiss  (bis  zu  ^0,6  pro  iniile)  sowie  Cylinder  auf  — obgleich  man  diese 
Erscheinungen  als  den  Ausdruck  einer  beginnenden  l.eistungsuufähigkeit 
des  Herzens  anzusehen  hatte,  so  war  keiner  der  Spieler  cyanotisch  oder 


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871 


Lome  — If.toitKaTKS. 


Nu.  5*2. 


macht«  den  Eindruck  schwerer  Erschöpfung.  — Bei  Herzkranken,  nament- 
lich solchen  mit  chronischer  Myocarditis,  findet  sich  nach  Bewegungen  im 
Zimmer  oder  nach  dem  Treppensteigen  eins  oder  mehrere  der  eben  er- 
wähnten Symptome;  den  Hauptwert  in  diagnostischer  Beziehung  legt  Verf. 
auf  die  mehr  oder  weniger  schwere  Erschöpfung.  Die  Erfahrungen  au 
Herzkranken  lehren  jedoch,  dass  selbst  solche  mit  sogenannter  Stauungs- 
dilatation zu  erheblichen  Anstrengungen  befähigt  sind,  und  Verf.  ist  der 
Ansicht,  dass  es  neben  der  „compensatorischen“  und  der  Stauungsdilatation“ 
noch  eine  dritte  Art  von  Herzerweiterung  gibt,  die  noch  eines  genaueren 
Studiums  bedarf.  L.  Perl. 

A.  Lohr,  Ein  intra  vitam  diagnosticirter  Fall  von  Embolie  der  Arteria 
meseraica  superior.  Prager  med.  Wochenschr.  1904.  No.  43. 

Die  Diagnose  einer  Embolie  oder  Thrombose  der  Arteria  meseraica  ist 
meist  sehr  schwierig,  da  die  Symptome  einer  solchen  durchaus  nicht  immer 
klar  und  deutlich  auftreten.  Sie  bestehen  in  plötzlich  beginnenden,  kolik- 
artigen  und  sehr  starken  Leibschmerzen,  dazu  tritt  blutiges  Erbrechen,  der 
Stuhl  wird  blutig  und  auffallend  übelriechend,  das  Abdomen  ist  meteo- 
retisch  aufgetrieben  und  zuweilen  ist  eine  Geschwulst  fühlbar.  Nach 

solchen  Erscheinungen  kommt  es  danu  zum  Exitus  letalis  imCollaps.  Die 
Ursachen  der  genannten  Erkrankung  sind  Herzfehler  und  Arteriosclerose. 

ln  einem  von  L.  beschriebenen  einen  Arbeiter  betreffenden  Falle 
traten  alle  genannten  Symptome  so  prägnant  und  deutlich  auf,  dass  es 
gelang,  intra  vitam  die  Diagnose  auf  Verschluss  der  Arteria  meseraica 
superior  durch  Embolie  zu  stellen,  zumal  der  Kranke  an  einer  Scbrumpf- 
niere  mit  Herzaffektion  litt  uud  vorher  bereits  Hirnbämorrhagien  gehabt 
hatte. 

Was  ist  nun  in  einem  solchen  Falle  therapeutisch  zu  thun?  ln  der 
Regel  gehen  die  betreffenden  Kranken  zu  gründe,  wie  es  auch  bei  dem 
genannten,  der  bereits  sehr  erschöpft  war,  der  Fall  war.  .Man  konnte  also 
hier  nur  an  die  Anwendung  von  Exitantien  denken.  Jedoch  gelang  es  in 
in  einem  anderen  von  Elliot  mitgeteilten  Falle,  wo  es  sich  um  einen 
noch  in  kräftigem  Ernährungszustand  befindlichen  Kranken  handelte,  durch 
einen  operativen  Eingriff  dauernde  Hilfe  zu  bringen. 

Carl  Rosenthal. 

Max  Björkstcn,  Ueber  Lungen-  und  Herzgeschwülste  bei  Kindern.  Finska 
Läkare  sälls  kapets  Handlingar.  1904.  No.  7. 

Verf.  teilt  folgende  2 Fälle  mit;  1.  Bei  der  Sektion  eines  9jährigen 
Knaben,  welcher  ohne  Lungenerscheinungen  an  Scarlatina  verstorben  war. 
fanden  sich  im  Innern  des  Parenchyms  beider  Lungen  zahlreiche  steck- 
nadelkopf-  bis  erbsengrosse  grauliche  Geschwulstbildungen,  die  Verf.  auf 
Grund  der  mikroskopischen  Untersuchung  als  zum  Typus  des  Cystoadenoma 
papilliferum  gehörig  bezeichnet.  — Im  2.  Fall  — ein  2jähriges  Mädchen 
betreffend  — bestanden  Zeichen  einer  Erkrankung  der  rechten  Lunge  mit 
starker  Erweiterung  der  oberflächlichen  Venen  der  rechten  Brusthälfte  und 
stark  blutig  gefärbtem  pleuritischen  Exsudat.  Die  Sektion  ergab  einen 
Tumor  der  rechten  Lunge,  den  die  mikroskopische  Untersuchung  als  Klein- 


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No.  52. 


Baues.  — Bkmck. 


875 


zellensarkom  erwies.  Der  Tamor  hatte  auf  den  obern  Teil  der  linken 
Lunge  übergegriffen  und  umgab  die  Aorta  ascendens,  den  Arcus  aurtac, 
die  Vena  cava  superior,  sowie  die  beiden  Hauptbronchi.  Im  Herzen  fanden 
sich  zahlreiche  linsen-  bis  haselnussgrosse  Tumoren.  Stadthagen. 


M.  Hrocn,  Peritonite  suppuree  probablement  ä pneumocoques.  Issue  tar 
dive  d’un  ascaride  lombaire  par  la  plaie.  Laparotomie.  Rev.  mens,  des 
mal.  de  l’enf.  1004.  p.  385. 

Ein  lOjähriges  Mädchen  war  wegen  einer  diffusen  Peritonitis  vom 
Verf.  am  10.  Krankheitstage  laparotomirt  worden.  Verf.  hielt  die  Peri- 
tonitis für  eine  durch  Pneumokokken  erzeugte,  weil  der  Teraperaturverlauf 
und  Puls  nicht  dem  Verhalten  bei  diffuser  Peritonitis  ex  Appendicitide 
entsprach,  das  Allgemeinbefinden  ein  relativ  gutes  blieb,  während  der 
gauzen  Krankheitsdauer  Diarrhoe  bestand,  der  Appendix  bei  der  Operation 
gesund  befunden  wurde,  das  Exsudat  stark  fibrinhaltig  war,  Gouorrhoe 
nicht  da  war.  Bakteriologische  Untersuchung  ist  nicht  gemacht.  Nach 
der  Operation  besserte  sich  das  Allgemeinbefinden,  aber  alle  8 bis  10  Tage 
stellten  sich  heftige  Koliken  mit  Verstopfung  und  Erbrechen,  die  ca.  1 Tag 
andauerten;  die  Wunde  vernarbte  nicht,  ln  der  G.  Woche  nach  der  Ope- 
ration wurde  durch  die  Wunde  in  der  Gegend  des  Nabels  ein  Spulwurm 
ausgestossen,  dem  eine  Menge  Eiter  folgte.  Diesem  Ereignis  folgte  schnelle 
vollständige  Heilung.  Verf.  glaubt,  dass  der  Spulwurm  die  infolge  der 
Peritonitis  erkrankte  Darmwand  durchbohrt  hatte,  hält  es  dagegen  für  un- 
wahrscheinlich, dass  er  die  gesunde  Darmwand  passirt  und  erst  den  An- 
lass zur  eitrigen  Peritonitis  gegeben  hatte.  Bemerkenswert  ist,  dass  der 
Eiter  nie  fäkulenten  Geruch  hatte.  Stadthagen. 


Benne,  Klinische  Untersuchungen  über  die  Viskosität  des  Blutes  bei  Stö- 
rungen der  Kohleusäureausscheidung.  Deutsche  med.  Wochenschr.  1905. 
No.  15. 

Experimentell  ist  festgestellt,  dass  Kohlensäure  die  Viskosität  des 
Blutes  erhöht  und  dass  diese  Erscheinung  einem  Sauerstoffstrome  wieder 
weicht.  Verf.  untersuchte  nun,  ob  eine  pathologische  Erhöhung  des  C02- 
Gehaltes  des  Blutes  dessen  Viskosität  beeinflusst,  und  ob  dieser  eventuell 
nachweisbare  Einfluss  einen  Grad  erreicht,  der  in  der  Pathologie  der  Cir- 
cnlntion  in  Betracht  gezogen  zu  werden  verdient. 

Gegenüber  der  Viskosität  des  Blutes  bei  Gesunden,  ij  = 5,4,  fanden 
sich  bei  cyanotischen  Persouen  Steigerungen  der  inneren  Reibung  um  25 
bis  52  pCt.  Die  Viskosität  steigt  und  fällt  mit  dem  Gehalt  an  Kohlen- 
säure. Dieser  Zusammenhang  wird  durch  Volumenverändernngen  der  roten 
Blutkörperchen  und  Veränderungen  ihrer  Oberfläche  vermittelt,  die  unter 
der  Einwirkung  der  Kohlensäure  zustande  kommen.  Es  tritt  ein  osmotischer 
Austausch  zwischen  dem  Serum  und  den  roten  Blutkörperchen  ein,  der  zu 
einer  Volumzunahme  der  letzteren  führt. 

C02-LTeberladutig  des  Blutes  belastet  durch  Vermittlung  der  zunehmen- 
den Viskosität  das  Herz.  Sauerstoffeiuatmungen  setzen  in  geeigneten 
Fällen  durch  die  Begünstigung  der  Kohlensäurcaustreibung  die  innere  Rei- 


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876 


Nkutba.  — Ai.t. 


No.  52. 


buog  wieder  herab.  Eine  entschiedene  Beeinflussung  der  Viskosität  durch 
Diät  konnte  beim  Menschen  nicht  erreicht  werden.  Alkan. 

VV.  Neutra,  Ueber  Osteoakusie  und  deren  Beziehungen  zur  Vibrations- 
enipfiuduug.  Deutsche  Zeitschr.  f.  Nervenheiikde.  28.  Bd.  2—4. 

Die  ausgiebigen  Untersuchungen  des  Verf.  lehren,  dass  das  Hören  des 
Stiinmgabeltones  von  peripheren  Körperstellen  aus  fast  ausschliesslich  auf 
Knochenleitung  zurückzuführen  ist,  indem  Schallwellen  an  der  Applikations- 
stelle  von  einem  Knochen  übernommen  und  centralwärts  bis  zum  Gehör- 
organ geleitet  werden.  Ausser  dem  Knochen  käme  eventuell  noch  straffes 
Bindegewebe  und  Knorpel  für  die  Scballleitung  in  Betracht.  Die  Osteo- 
akusie verhält  sich  analog  der  bekannten  Kopfknocbenleitung.  Bei  Ver- 
schluss beider  Ohren  ist  die  Hörempfindungsintensität  stets  bedeutend  ge- 
steigert, die  Hörempfindungsdauer  nicht  immer  deutlich  verlängert.  Die 
Osteoakusie  ist  am  deutlichsten  an  Stellen,  wo  Knochen  direkt  unter  der 
Haut  liegen  und  nimmt  mit  der  Zunahme  der  Weichteile  ab.  Gewisse 
Skeletterkrankungen  haben  einen  entschiedenen  Einfluss  auf  die  Osteo- 
akusie im  günstigen  und  ungünstigen  Sinn  Organisch  bedingte  Sensibili- 
tätsstörungen und  selbst  vollkommene  Sensibilitätsdefekte  haben  keinen 
Einfluss  auf  die  Osteoakusie.  An  der  Wirbelsäule  ist  die  Dauer  und  In- 
tensität der  Hörempfindung  wahrscheinlich  abhängig  von  der  Krümmung 
derselben;  vermehrte  Kyphose  verlängert  die  Empfindung,  Lordose  verkürzt 
dieselbe.  Die  Osteoakusie  ist  von  der  Vibrationsempfindung  vollkommen 
unabhängig.  Während  für  die  Osteoakusie  die  Leitungsfäbigkeit  der 
Knochen  in  Betracht  kommt,  übernehmen  diese  bei  der  Vibrationsempfin- 
dung nur  die  Funktionen  des  Refiektirens  der  Wellen  und  des  Mitschwin- 
gens. Die  Vibrationsempfindlichkeit  des  Knochens  oder  des  Periosts  ist 
nicht  erwiesen.  Die  Reflexion  der  von  der  Stimmgabel  ausgehenden  Wellen 
und  das  Mitschwingen  kann  eventuell  auch  vom  straffen  Bindegewebe  und 
kontrabirtem  Muskel  ausgeführt  werden.  Die  Vibrationsempfindung  ist  als 
ein  durch  verschiedene  Ursachen  modificirter  Drucksinn  aufzufassen.  So- 
wohl zur  Prüfung  der  Vibrationsempfindung  als  auch  der  Osteoakusie 
eignen  sieb  Stimmgabeln  von  100—200  Schwingungen  in  der  Sekunde  am 
besten.  Das  Fehlen  beider  Empfindungsqualitäten  an  einer  Stelle, 
welche  unter  normalen  Verhältnissen  diese  besitzt,  bietet  unter  gewissen 
Kautelen  einen  sicheren  Anhaltspunkt  für  die  Annahme  von  Hysterie  oder 
Simulation.  ' S.  Kalischer. 

1)  K.  Alt,  Die  diätetische  Behandlung  der  Epileptiker  in  Vergangenheit 
und  Gegenwart.  Zeitschr.  f.  klin.  Med.  53.  Bd.  1904. 

2)  Derselbe,  Die  Bekämpfung  des  Status  epilepticus.  Münch,  med. 
Wochenschr.  1905.  No.  13. 

1)  Die  Betrachtungen  des  Verf. ’s  lehren,  dass  die  Ernährung  der  Epi- 
leptiker von  grossem  Einfluss  auf  das  Auftreten  von  Anfällen  wie  auch  auf 
das  Allgemeinbefinden  ist  und  dass  im  grossen  ganzen  fleischlose  Ernäh- 
rung in  Form  der  Milchkost  oder  Pflanzenkost  oder  besser  noch  einer 
Milch-Pflanzenkost  den  Vorzug  verdient.  Vielfache  Versuche  lehren  aber 
auch,  dass  es  eine  einheitliche  für  alle  Epileptiker  bekömmliche  Diät  nicht 


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No.  52, 


StCBBBBBO.  — OpPKHHBlM. 


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\ 


giebt,  solche  vielmehr  unter  Berücksichtigung  etwaiger  Störungen  und 
Schwachen  der  Stoffwechsel  und  Verdauungsorgane  verordnet  werden 
muss.  Wird  diesen  Organen  durch  unzweckmäßige  Ernährung  durch  län- 
gere Zeit  zu  viel  Arbeit  zugemutet,  so  werden  schädliche  Abbaustoffe  ge- 
bildet und  gehäuft,  welche  das  Centralnerveusystem  reizen  und  epileptische 
Entladungen  des  Gehirns  herbeiführen.  Neben  der  Feststellung  und  Durch- 
führung der  richtigen  Diät,  muss  auch  die  arzneiliche  und  physikalische 
Behandlung  eine  individuelle  sein.  Namentlich  wendet  sich  A.  gegen  den 
kritiklosen  Gebrauch  des  Broms  ohne  Untersuchung  des  Kranken  und  seiner 
Ernährungsverhältnisse.  Eine  soweitgehende  Kochsalzenthaltung  wie  dies 
die  französischen  Autoren  fordern,  kann  A.  für  alle  Fälle  nicht  empfehlen. 

2)  Um  den  Ausbruch  des  Status  epilepticus  vorzubeugen,  ist  es  nötig 
seine  auslösenden  Ursachen  zu  keunen  und  zu  berücksichtigen;  zu  ihnen 
gehören  Verdauungsstörungen,  Obstipation,  Alkoholexcesse,  sexuelle  Er- 
regungen, Sonnenhitze,  Entziehung  von  Brom,  Jodbebandlung,  fieberhafte 
Erkrankungen.  Zu  den  Mitteln,  die  den  Status  bekämpfen,  gehören  in 
erster  Reihe  Darmeingiessungen,  ferner  die  rectale  Verabfolgung  von  Brom, 
Chloralhydrat,  Amylenhydrat,  Dormiol,  Opium,  Chloroform;  dabei  tut  man 
gut  10 — 15  Tropfen  Strophantustinktur  dem  Mittel  zuzusetzen.  In  schweren 
Fällen  ist  oft  die  Chloroformnarkose  der  letzte  Rettungsanker,  die  mitunter 
gut  mit  Sauerstoffinhalationen  combinirt  wird.  In  anderen  Fällen  kommen 
laugdauernde  kühle  Bäder,  Uebergiessungen,  Blutentziehungen  oder  Zu- 
führung einer  physiologischen  Kochsalzlösung  auch  ohne  voraufgegangene 
Venaescktion  in  Betracht.  S.  Kalischer. 

H.  Stursberg,  Ueber  die  Bedeutung  der  Dermographie  für  die  Diagnose 
funktioneller  Neurosen.  Deutsches  Arcb.  f.  klin.  Med.  Bd.  83.  S.  680. 

Verf.  hat  an  nervengesunden  Menschen  sowohl  wie  an  solchen,  die  an 
organischen  und  funktionellen  Nervenerkrankungen  litten,  nach  verschie- 
dener Richtung  modificirle  Versuche  über  etwa  bei  ihnen  vorhandene 
Dermographie  angestellt  und  ist  (Einzelheiten  siehe  im  Original)  zu  fol- 
genden Resultaten  gekommen: 

Rötung  der  Haut  nach  mechanischer  Reizung  mässiger  Art  liess  sich 
bei  der  übergrossen  Mehrzahl  aller  Untersuchten  nachweisen.  Völliges 
Fehlen  dieser  Reizrötung  bildet  eine  seltene  Ausnahme  und  beruht  an- 
scheinend vorwiegend  auf  abuormer  Beschaffenheit  der  Haut. 

Bei  Berücksichtigung  der  Durchschnittszahlen  aus  einem  grösseren 
Untersuchungsmaterial  ergeben  sich  etwas  höhere  Werte  für  die  Stärke  der 
Dermographie  bei  Neurosen.  Gleichwohl  kommt  der  Erscheinung  eine 
wesentliche  Bedeutung  für  deren  Diagnose  nicht  zu,  weil  sie  auch  bei 
Fehlen  jeder  nervösen  Störung  in  derselben  Weise  vorhanden  sein  kann. 

Bernhardt. 


M.  Oppenheim,  Die  Hautblastomycose  (Dermatitis  blastomycetica).  (Aus 
der  Universitätsklinik  f.  Syphilidol.  u.  Dermatol,  in  Wien.)  Wien.  med. 
Presse.  1905.  No.  18. 

In  allen  vier  Fällen,  welche  Verf.  mitteilt,  hatte  die  Affektion  ihren 
Sitz  an  der  Nase.  Diese  erschien  gerötet,  geschwollen  und  war  besetzt 


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8*8  LifschCtz.  Kavabini  und  Hntscii.  Wkbkbbbso.  -No.  52. 

mit  eigentümliclicn  gelblichen  oder  rötlichen,  hirse-  bis  schrotkomgrossen, 
sehr  weichen  durchscheinenden  Knötchen,  aus  denen  sich,  wenn  sie  ange- 
stochen oder  zerquetscht  werden,  eine  gelblichgraue  dunkle  Masse  ent- 
leerte. Durch  den  Zerfall  dieser  Knötchen  entstanden  unregelmässige 
seichte,  lebhaft  secernirende  Geschwürchen,  die  mit  zarter,  gelbgesprenkelter 
Narbe  heilten.  Bei  längerer  Dauer  der  Krankheit  kam  es  zur  Bildung 
wallartiger  oder  gewulsteter,  blasse  narbige  Zonen  umgebender  Infiltrate, 
zu  starker  Verdickung  der  oberflächlich  exeoriirten  und  mit  Krusten  be- 
deckten Nase  und  Oberlippe,  sowie  zu  tiefen  Geschwüren,  die  bisweilen 
die  Nasenflügel  konsumirten  und  das  Septum  narium  durchbohrten  und  auf 
denen  sich  manchmal  an  der  Spitze  verhornende  papillomatöse  Kxcrescenzen 
entwickelten.  — Histologisch  fanden  sich  in  den  früheren  Stadien  der 
Krankheit  kleine  Abscesse  in  oder  unter  der  Hornschicht  oder  im  Rete 
Malpighi,  Wucherung  des  Epithels  und  entzündliche  Infiltration  des  Stratum 
papillare;  später  durchsetzten  mächtige,  aus  Kund-,  Epithelioid-  und  Riesen- 
zcllen  gebildete  Infiltrate  alle  Schichten  der  Cutis.  Runde  oder  ovale, 
stark  lichtbrechende,  doppelt  konturirte,  zum  Teil  in  Sprossung  begriffene 
Zellen,  über  deren  Hefenatur  kein  Zweifel  sein  konnte,  waren  regelmässig 
nicht  nur  in  den  Sekreten  und  Borken,  sondern  auch  in  den  Abscessen 
und  Infiltraten  nachzuweisen.  — In  allen  Fällen  hatten  hohe  Dosen  von 
Jodkalium  einen  eklatanten  Heilerfolg.  H.  Müller. 

1)  B.  Lipsehiitz,  Ueber  kutane  Darreichung  von  Jodpräparaten.  (Ans  der 
Universitätsklinik  f.  Geschlechts-  u.  Hautkrankh.  in  Wien.)  Arch.  für 
Dermat.  u.  Syph.  Bd.  7-f.  S.  205. 

2)  C.  Ravasini  und  U.  Hirsch,  Das  Jothion,  ein  neues  Jodpräparat  zur 
perkutanen  Applikation.  (Aus  der  Abteil,  f.  Haut-  u.  Geschlechtskrankb. 
des  Triester  Civilspitals.)  Ebenda.  S.  2'J6. 

3)  (J.  Wesenberg,  Jothion,  ein  perkutan  anzuwendendes  Jodpräparat. 
Ebenda.  S.  301. 

1)  Die  Untersuchungen  L.’s  beziehen  sich  hauptsächlich  auf  das 
Jothion,  das  schon  mehrfach  als  Ersatz  für  den  innerlichen  Gebrauch 
des  Jodkalium  zu  Pinselungen  auf  wechselnde  Körperstellen  oder  in  Salben- 
form zu  Inunktionen,  nach  Art  der  Schmierkur  mit  grauer  Salbe,  empfohlen 
worden  ist  (Centralbl.  1905.  S.  40).  Er  konnte  zunächst  feststellen,  dass 
das  Mittel  zweifellos  von  der  intakten  menschlichen  Haut  absorbirt  wird 
und  zwar  schon  bei  der  Verwendung  ausserordentlich  geringer  Meugen. 
Die  Absorption  erfolgt  sehr  rasch,  im  Speichel  ist  stets  nach  ’/i-5/«  Stun- 
den, im  Harn  nach  40  Min.  bis  2Va  Stunden  Jod  nachzuweisen.  Ebenso 
geht  die  Ausscheidung  schnell  vor  sich,  am  3.,  spätestens  am  4.  Tage 
nach  der  letzten  Pinselung  zeigte  der  Harn  keine  Jodreaktion  mehr.  — 
Verf.  hat  auch  die  Jodtiuctur  und  Jodkaliumsalben  auf  ihre  kutane  Absorbir- 
barkeit  geprüft.  Nach  einmaliger  Auftragung  von  10  ccm  der  Tinctur 
liess  sich  weder  im  Speichel  noch  im  Harn  Jod  konstatiren,  Die  Versuche 
mii  Jodkaliumsalben  batten  im  wesentlichen  gleiche  Ergebnisse  wie  die  von 
Hirschfeld  und  Pollio,  über  die  hier  kürzlich  berichtet  wurde.  Es 
findet  unzweifelhaft  Absorption  statt,  auf  welche  die  Einwirkungszeit,  die 
Menge  der  Salbe,  ihr  Procentgehalt  und  auch  das  Salbenkonstituens  von 


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No.  52. 


Wws». 


879 


Einfluss  ist.  Aus  frischen  Lanolinsalben  wurde  — im  Gegensatz  zu 
Vaselinsalben  — kein  Jod  aufgenommen,  dagegen  bisweilen  in  sehr  gerin- 
ger Menge  aus  mehrere  Wochen  alten.  Auch  auf  die  Absorption  des 
Jothion  wirkt  das  Lanolin  verzögernd.  — Therapeutisch  hat  L das  Jothoin 
in  30  Fällen  von  tertiärer  Syphilis  — meist  waren  es  ausgedehnte  Ulce- 
rationen  der  Haut  oder  Schleimhaut  — angewendet  und  mit  zwei  Aus- 
nahmen völlige  Heilung  erreicht.  Er  pinselte  täglich  2—5  ccm  des  reinen 
Präparats  mit  einem  Borstenpinsel  ohne  Gewalt  auf  gesunde  Hautstellen; 
die  Zahl  der  notwendigen  Pinselungen  betrug  10—35.  ln  etwa  */s  der 
Fälle  zeigten  sich  Erscheinungen  von  Jodismus,  aber  durchweg  ganz  leichte, 
ineist  nur  Schnupfen. 

2)  K.  und  H.  haben  sich  ebenfalls  davon  überzeugt,  dass  das  Jothion 
von  der  Haut  ausserordentlich  leicht  und  rasch  absorbirt  wird.  Sie  ver- 
wandten es  mit  günstigem  Erfolge  hauptsächlich  in  Salbenform  (Jothion  1, 
Vaselin  und  Lanolin  ana  2)  zur  lokalen  Behandlung  syphilitischer  Drüsen- 
schwellungen  und  gonorrhoischer  Epididymitis.  Nur  in  einem  von  mehr 
als  50  Fällen  trat  eine  Hautreizung  auf;  eigentlicher  Jodismus  kam 
nicht  vor. 

3)  Auch  W.  rühmt  die  rasche  und  reichliche  Absorption  des  Jothion 
durch  die  Haut,  sowie  das  Ausbleiben  erheblicherer  Jodismnserscheinungcn. 
Er  hat  ausserdem  die  nntiparasitäre  Wirkung  des  Mittels  geprüft  und  ge- 
funden, dass  es  sowohl  gegenüber  Bakterien  (Staphylococcus  aureus,  Ba- 
cillus pyocyaneus)  wie  gegenüber  Haut-  und  Haarkrankheiten  verursachen- 
den Fadenpilzen  (Trichophyton  tonsurans,  Achorion  Schoenleinii,  Mikro- 
sporon  Andouini)  eine  starke  Desinfektionswirkung  und  selbst  in  beträcht- 
lichen Verdünnungen  noch  entwicklungshemmende  Eigenschaften  besitzt. 

H.  Müller. 


L.  W eins,  Contributions  to  the  pathology  and  treatment  of  acute  gonor- 
rhea.  Medical  News-  1904.  No.  11,  12. 

Verf.  gibt  einen  Ueberblick  der  Pathologie  und  Therapie  der  akuten 
Gonorrhoe  an  der  Hand  der  Litteratur  und  eigener  Erfahrungen.  Er  steht 
ganz  auf  dem  Boden  der  antibakteriellen  Behandlungsmethode  und  benutzt 
dafür  im  wesentlichen  das  Protargal.  Viel  Neues  findet  der  mit  diesem 
Gebiete  vertraute  Leser  nicht  in  der  ziemlich  umfangreichen  Arbeit.  Be- 
rechtigt scheint  die  Warnung  des  Verf. 's,  bei  Beurteilung  des  Heil  wertes 
eines  Medicamentes  zuviel  Wert  auf  Laboratoriumsversuche  zu  legen. 
Namentlich  gilt  dies  für  die  Frage  der  Penetrationsfähigkeit  der  verschie- 
denen Silbereiweissverbindungen  durch  tierische  Membranen.  Hier  verhält 
sich,  wie  Verf.  ausführt,  eine  lebende  Gewebsschicbt  ganz  auders  als  die 
tote,  zum  Experiment  benutzbare  Substanz.  Das  Eindringen  fremder  Lö- 
sungen in  das  lebende  Gewebe  geschieht  durch  Absorption,  d.  h.  unter 
dem  activen  Einflüsse  der  Zellen,  das  tote  Gewebe  dagegen  wird  imbibirt. 
Auch  der  Silbergehalt  der  verschiedenen  Antigonorrhoica  ist  kein  Mass 
stab  ihrer  Wirksamkeit.  Nur  die  Erfahrung  entscheidet  hier  und  als  best- 
erprobtes Mittel  gilt  dein  Verf.  das  Protargol.  Gegenüber  einer  zwei-  bis 
fünfprocentigen  Argyrollösung,  die  irritirend  wirkte,  wurde  Protargol  in  1/2 
bis  a/4 proc.  Lösung  gut  vertragen. 


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880 


Stbisbüchki.. 


No.  52. 


Zum  Schlüsse  seiner  Arbeit  teilt  Verf.  die  Resultate  einer  Umfrage 
mit,  die  er  zum  Zwecke  der  Klärung  verschiedener  auf  dem  Gebiete  der 
Gonorrhoe-Pathologie  strittiger  Fragen  an  240  amerikanische  Specialisten 
gerichtet  hat.  127  von  diesen  antworteten.  Aus  den  Antworten  ergiebt 
sich,  dass  über  viele  Fragen,  wie  über  den  Wert  einer  abortiven  Behand- 
lung, über  die  lokale  Behandlung  im  akutesten  Stadium,  über  die  Appli- 
kationsmethode und  die  Art  der  Medikamente  recht  verschiedene  Meinungen 
herrschen.  Auch  die  Behandlungsresultate  der  verschiedenen  Beobachter 
waren  recht  verschieden.  20  pCt.  behaupteten,  dass  unter  ihrer  Behandlung 
die  Krankheit  selten,  wenn  überhaupt  jemals  chronisch  werde.  30  pCt. 
wareu  sich  über  diese  Frage  im  Zweifel  und  in  den  übrigen  Antworten 
wurde  die  Zahl  der  chronisch  werdenden  Fälle  mit  1 — 50  pCt.  angegeben. 
Zieht  man  in  Betracht,  dass  die  Hälfte  der  Antworten  sendenden  Aerzte 
Protargol,  die  andere  Hälfte  andere  Silbersalze  (Argonin,  Argyrol,  Argenta- 
roin,  Albargin)  und  Sublamin  vorzüglich  verwandten,  so  fehlt  eine  Aus- 
kunft darüber,  welche  Mittel  die  mit  den  besten  Resultaten  arbeitenden 
Antworter  benutzt  haben.  Viel  ist  jedenfalls  von  einer  solchen  Knquete, 
die  immerhin  auf  der  Selbstkritik  der  verschiedenartigsten  Beobachter  be- 
ruht, nicht  zu  erwarten.  B.  Marcuse. 


Steinbüchel,  Ueber  Complikationen  der  Uterusmyome,  speciell  über  Stiel- 
torsion mit  schwerer  innerer  Blutung.  Wien.  klin.  Wochenschr.  1905. 
No.  37. 

Verf.  teilt  einen  in  seiner  Art  bisher  einzig  dastehenden  Fall  mit,  in 
dem  infolge  Stieltorsion  eines  Myoms  eine  so  kolossale  innere  Blutung 
eintrat,  wie  man  sie  nur  bei  geplatzter  Rxtrauteringravidität  zu  sehen  ge- 
wohnt ist.  Vier  Jahre  lang  hatten  die  Tumoren  der  Trägerin  keinerlei 
Beschwerden  verursacht,  L)a  hatte  die  Patientin,  um  die  Geschwulst  „zur 
Verteilung  zu  bringen“,  den  ihr  am  meisten  auffallenden  Tumor  „recht 
kräftig  massirt“.  Dabei  trat  plötzlich  der  ganze  Symptomencomplex  peri- 
tonitischer  Reizung  mit  Collaps  auf.  Olfenbar  hatte  es  sich  um  eine  direct 
durch  die  Manipulationen  bewirkte  Umdrehung  des  gestielten  Tumors  ge- 
handelt. Kine  Blutung,  wenigstens  eine  irgendwie  erheblichere  Blutung, 
dürfte  bei  diesem  ersten  Anfall  nicht  eiugetreten  sein.  14  Tage  später 
aber  trat  beim  Umbetten  der  Patieniin  ein  zweiter  Anfall  mit  dem 
Zeichen  zunehmender  Anämie  ein,  so  dass  das  Krankheilsbild  immer 
mehr  an  Aehnlichkeit  mit  einer  geplatzten  Rxtrauteringravidität  annahm. 
— Die  Patientin  konnte  durch  supravaginale  Amputation  des  myomatösen 
Uterus  und  Reinigung  der  Bauchhöhle  von  den  grossen  Massen  teils 
flüssigen,  teils  geronnenen  Blutes  gerettet  werden.  — Den  verschiedenen 
Indikation  zur  Myomoperation  reiht  sich  somit  die  intraabdomi- 
nelle Blutung  aus  den  Gefässen  stiel  gedrehter  subseröser 
Uterusmyome  an.  Br.  Wolff. 


Einsendungen  werden  au  die  Adresso  des  Herrn  Geh.  Med.-Rat  Prof.  Dr.  M.  Bernhardt  (Berlin  W. 
Französische  Strasse  21)  oder  au  die  Verlagshandluog  (Berlin  HW.,  Unter  den  Linden  A3)  erbeten 


Verl  aic  von  August  II  Irsch  «ald  in  Berlia.  — Druck  von  L.  fic  hu  in  sch  er  In  Berlin  N.  94. 


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Sach-Register. 


A. 

Abducens,  Lähmung  d.  A.  423. 
Abendraahlskclch  71)2. 

Abführmittel,  Wirkung  d.  A.  535. 
Aceton  242,  37L,  484,  IM,  HQ- 
Acid-Butyroiueter  !IL 
Actinomykose  118,  131.  151. 

Adei  lass  106,  360. 

Adenoide  Vegetationen  31 1 s.  Nase. 
Adrenalin  s.  Nebenniere. 

Aerophagie  603. 

Aesthesiometrie  683. 

Affen,  Lues  d,  A.  !i2. 

Agglutination  !L  104.  146,  249,  293,  4S9, 
530,  630.  647,  826. 

Aggressin  841. 

Akromegalie  61 . 

Alboferrin  361. 

Albumin  163. 

Albuminurie,  essentielle  A.  809. 
Allantois,  Rückbildung  d.  A.  769.  • • 
Alkapeptonurie  jfi. 

Alkobolismus,  Diagnose  d.  A.  3l.fi.. 
Alkohol,  A.  Injektion  b.  Hernien  133: 
A. -Psychose  346  : keimtötende  Wirk, 
d.  A.  360:  A.  und  Kreislauf  667:  A. 
im  Organismus  786. 

Alypiu  869. 

Ameisensäure  382. 

Aminosäureu,  A.  im  Harn  366. 
Ammoniak,  A. -Nachweis  466. 
Amputationsstumpf  18. 

Anämie  155.  156.  427.  442 : perniciöse 
A.  615,  673. 

Ankylostomiasis  377.  616.  630. 
Aneurysma  s.  Blutgefässe. 

Angina,  Kollargol  b.  A.  391 : A.  u.  Ery- 
them 488 : A.  ulcerosa  599 ; Schar- 
lach-A.  826. 

Anilin,  A. -Vergiftung  29(i. 

Anthrasol  607. 

Antidotum  arsenici  58. 

Antikatalase  594. 

Antikörper  214,  424,  701,  812. 

XL11L  Jahrgang. 


Antipyrin,  A.  bei  Ischias  748. 

Antistreptokokkenseruin  664. 

Antithrombin  609. 

Aorta,  A. -Ruptur  139:  A.  s.  Herz-  oder 
Blutgefässe. 

Aphasie  s.  Gehirn. 

Appendix  s.  Darm. 

Arginase  786 

Arhovin  320. 

Armlähmuug,  Augensymptome  b.  A.  90. 

Armstellung,  A.  u.  Puls  167 

Arseuik.  A.  als  Blutbildner  281 ; A. -Ver- 
giftung 387:  A.  Nachweis  484;  A.  im 
Gewebe  835. 

Arscuvalisation,  A.  u.  Blutdruck  302. 

Arthritis  s.  Gelenk. 

Äsbests  Verwendung  d.  A.  790. 

Ascariden,  A.  als  Lungeneraboli  522. 

Ascaris  lumbricoides  339. 

Ascites  s.  Bauch. 

Asparagin  562.  852. 

Atmung,  Rythmus  d.  A.  210. 

Atbvreosis  372 

Atropin,  A.-Vergiftung  472:  A. -Wirkung 

233. 

Auge,  A.  Muskelparese  7;  A.  u.  Röntgen  - 
strahlen  23j  Glaskörpertrübung  37 : 
Kliegenscbädigung  d.  A.  13a  Anoph- 
tbalmus  73:  Basisfraktur  87j  Pupillen- 
reflex 102:  Dilatator  pupillae  116: 
Scbwelluug  der  Thränendrüse  1 23 : 
Panophthalinie  134:  Lidreflex  1 50 : 
Blennorrhoe  der  Thränendrüse  164: 
Konvergeuzlähmung  173:  Chorioiditis 
197:  Naphthalinstaar  213:  ßlicklähm. 
219:  Massage  der  Linse  230:  Farben 
d.  Iris  242 : Amblyopie  246 : Macula- 
affektion 246:  Farbunsinu  262:  Ein- 
wirkung d.  Anilinfarben  262 ; Keratitis 
278:  Trigeminus  und  Pupille  278: 
Retinablutung  b.  Basisfraktur  284: 
Hornhautulcerationen  293.  309,  725, 
350.  501 : Zonula  Zinnii  309 : Dakry- 
adenitis  329 : Tuberkulose  u.  Skrophu- 
lose  329:  Myopie  357:  Linscnbilder 

5fi 


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Sach-Registcr. 


&£2 


358 ; Blennorrhoe  der  Neugeb.  380 : 
Verschluss  d.  Vena  central,  ret.  390: 
Pupillenreakt.  390:  Glaskörperblutung 
•403:  Trachom  104 : Lichtemplindlich- 
keit  404 : Kinengung  des  Gesichts- 
feldes bei  Nasenleiden  405 : unregel- 
mässiger Pupillarrand  41 1 : Jequiritol 
421 ; Credc’s  Methode  422:  Netzhaut- 
ablösung 437 : Exophthalmus  437; 

Staarreifung  452;  Aderhautkrebs  452; 
Mangel  d.  Sehorgane  460:  Kurzsichtig- 
keit 468:  Dionin  468;  Staar  469 : Be- 
handlung d.  Schichtstaars  486:  Dipio- 
bacillengeschwüre  der  Cornea  501 ; 
A.-  u.  Ohrenleiden  302 : Cyclodialyse 
517:  Netzhautablösung  532 : Bacillen 
im  Conjuuktivalsack  374:  Hemianopsie 
501  : Cataracta  zonularis  349 : Kurz- 
sichtigkeit 566:  Glaukom  38 1 : Perfo- 
ration d.  A 597:  A.  bei  Myasthenie 
605 : paradoxe  Mitbcwegung628 ; Korsa- 
kow'sche  Psychose  635 ; Luxation  der 
Linse  645 : Myopieoperation  662 : elast. 
Fasern  in  d.  Sklera  662.  677:  Inner- 
vation d.  Iris  677:  Bell’sches  Phänomen 
698 : Stauungspapille  698:  Ithinorrhoe 
u.  Ketinaerkrankurjg  699:  Netzhaut- 
ablüsung  726;  A. -Tuberkulose  741 : 
Iritis  svmpathica  759:  Einwirkung  d. 
Sonnenlichtes  auf  die  Macula  773: 
Melanosarkom  des  Uvealtractus  789: 
sympath.  Ophthalmie 806;  Luesimpfung 
L Kaniuchenauge  806:  Atrophie  d.  Iris 
813 : Lymphsystem  d.  Bindehaut  817: 
Gelässerkrankungen  im  Gebiet  d.  Art. 
u.  Vena  central.  822;  Trachom  824 : 
Thyrcoidamblyopie  837 ; Sebpurpur- 
fixation  838:  Alypin  863 : Sebnervcn- 
durchschueiduug  869 : Conjunktiva- 

erkrankung  834 : metastatische  Ader- 
hautgcschwulst  854:  Pupillendifferenz 
bei  Pleuritis  860 

Auster,  Nukleon  iu  d.  A.  370 

Autointoxikation,  A.  durch  Verstopfung 
193 

Autolyse  5L  178.  325. 


B. 

Bacteriocidie  647. 

Bäder,  Wirk.  d.  B.  475:  Theer-B.  607. 
Bandwurm,  B. -Kuren  5£L 
Banti’sche  Krankheit  134. 
Barometerdruck,  B.  u.  Nervensystem  21. 

633 

Bascdow’sche  Krankheit  44,  424,  557, 
586,  620. 

Bauch,  Omentopexie  7;  Ascites  6*  10; 
Meteorismus  25j  Behandlung  d.  Hernien 


133,  837:  Palpation  d.  B.  187:  Hernien- 
einklemmung 212,  436 : periherniöse 
Phlegmone  308 ; Blnsenhernie  328 : 
Ovarialhernien  373 : Entsteh,  d.  Peri- 
tonitis 517 : Treitz'sche  Hernie  697: 
intraabdomiales  Druckverhältnis  816-, 
Pneumokokkenperitonitis  875:  eitrige 
Perforationsperitonitis  833. 

Belladonna,  B.-Vergiftuug  72S. 

Benzoylsuperoxyd  809. 

Beutheu,  Hygiene  von  B.  -304. 

Bilharziakrankheit  121.  663. 

Bioson  601 . 

Blei,  Behandl.  d.  B. -Krankheit  408. 

Blitzschlag,  Verletz,  d.  Trommelfells  .34. 

Blut,  Eiweissinjcction  L B.  114:  Serum 
d.  Schwangeren  128:  B.-Lymphdriisen 
129:  Guajakreaction  130:  Hiimagglu- 
tiue  146;  Hämolysin  1 52 : B.-Untcr- 
suchungen  178,  180:  B.  bei  Hirn- 
erkr.  206 : B.-Untersuchungon  in  der 
Gynäkologie  223:  B. -Gerinnung  324  : 
Erythrolyse  324 : Vogelplasma  325: 
Kryoskopie  343 : Leukocytose  334 : 

B. -Plasma  402 : Labwirkuug  des  B.- 
Serums  430;  Entsteh,  d.  B.-Plättchcn 
437 : B.-Uutersuchungeu  483;  Volum 
d.  rothen  Blutkörperchen  483:  Myelo- 
cyten  307 -.  Cytodiagnostik  339:  Auf- 
hellung d.  B.  623;  basophile  Granu- 
lationen d.  rotben  B.-Körpcrcheu  633.; 
Gasgehalt  d.  II.  641;  Kauinchenbl. 
64 1 : Chemie  d.  B.  639:  B. -Fermente 
674;  kindliches  B.  730:  Zucker  L B. 
770:  Viscosität  d.  B.  873:  Invertin  L 
B.  S5L 

Blutdruck  s.  Blutgefässe. 

Bluterfamilie  565. 

Blutgefässe,  Aortensklerose  10,  27,  ßlL 
574 ; Phlebitis  2Ü  144.  479 : Syphilis 
d.  Aorta  35j  Varixbildung  37.  771  : 
Arteriensystem  im  Bilde  5LÜ  Aorten- 
ruptur 139,  660:  Kadialispuls  167 : 

Pulxus  paradoxus  170:  Venenpulse  b. 
Lebercirrhose  298:  Embolie  d.  Art. 
mes.  sup.  276.  339.  874:  Blutdruck 
und  Arsonvalisation  602 ; Thrombose 
d.  Vena  saph.  357:  Phlebitis  go- 

norrhoica 479;  Eudotbelien  d.  Bl.  516: 
Aneurysma  d.  Art.  pulm.  523.  547 ; 
Cachexia  aneurysmatica  571 ; Aortitis 
580 : Aneurysma  arterio-venos  61 1 : 

Blutdruckuntersuchungen  819:  Phle- 
bectasie  833;  Erkrank,  d.  B.  nach 
Adrenalin  872 : Embolie  d.  Art.  mes. 
sup.  8.7.4. 

Bonnier’sche  Krankheit  636. 

Botrioeephalus  sigmoides  806. 

Bottini'sche  Operation  222. 

Brenzkatechin  665. 


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Sach-Kegister. 


ks:i 


Broncholithiasis  585. 

Bronchoskopie  1 83 : Bronchoskopie  s.  a. 
Lunge. 


c. 

Caissonkrankheit  Sfi. 

Calomel.  Giftwirk.  v.  C.  42(1 : C. -Salbe 
575:  C.  b.  Herzfehler  76:4 
Caput  obstipum  muscul.  4:15 
Carbol,  C.-Vergiftuug  1*20.  584. 

Casein,  C.-Verdauung  L!L 
Castration,  Kinfl.  d.  C.  771 
Catheterismus  posterior  94. 

Chlor,  C.-Behandlung  393. 
Chloralhydrat,  C.-Vergilt.  584 
Chloride,  C.  L Körper  9iL 
Chloroform,  C. -Technik  106;  C.  als 
Antidot  306:  über  C.  677.  755. 
Chlorzinkätzung  728 
Cholera,  C.-Immunisirung  551,  836. 
Cholera  nostras  24. 

Cholin,  Wirk.  d.  C.  243»  476»  833. 
Chologen  82»  382. 

Chorea  s.  Nervensystem. 

Chymosin  435.  450. 

Citarin  407. 

Cocain  1 50. 

Cocainismus  633. 

Coffein,  Wiik.  d.  C.  2,  703 
Collargol  im,  842. 

Colostrum  238 
Condylome,  spitze  C.  767. 

Corpus  luteum.  Entsteh,  d.  C.  üfi. 

Coxa  s.  Gelenk. 

Cretinismus  780 
Cyanose,  enterogene  C.  334. 

Cysticercus,  C.  d.  Gehirns  122. 

Cystin  290. 

Cystinarie  804 
Cytodiagnostik  539. 


I). 

Darm,  Perityphlitis  6»  53,  261,  868 
D.-Tumoren  23  ; Cholera  nostras  24  : 
Lymphapparat  d.  D.  33:  Colitis  37: 
D.-Ruptur  82j  Appendicitis  10t,  113. 
159,  164.  868 : periproctitische  Ab- 
sccsse  133:  D. -Stenose  1 49 : Dysenterie- 
toxin 166:  Verstopfung  195:  Mobili- 
sirung  des  Duodenum  197 : llcum- 
krcbs  228 : Haemorrhoiden  843- 

Bacteriuni  coli  et  typhi  265 : Duo- 
denalperforation 299 : Gastroduode- 

nostomie  329 ; Blinddarmentzündung 
340.  34 1.  342:  Imagination  34 1 : 

Tub.  d.  D.  356:  vorgetiiuschte  Peri- 

XI.  11 1.  Jahrgang. 


typblitis  379:  D.-Diagnostik  409; 

D.-Tuberculose  442 : aufsteigeude  D.- 
Einstülp.  468:  Tubercul.  d.  Wurm- 
fortsatzes 491 : Dysenterie-Heilserum 
536 ; Mikrobeu  der  Dysenterie  553; 
Mastdarmchirurgie  580:  Dysenterie- 

bacillus 583 : Blinddarmblähung  632; 
Enteritis  634 : Prokto-Sigmoideskopie 
682:  Neuritis  nach  Appendicitis  781 : 
Divertikelbildung  804;  Geschwüre  d. 
Jejunum  810:  Shigabacillus  78j 

Seifen  L Dünn-D.  Sil ; Complication 
d.  Ruhr  843. 

Desamidirung  im  Thierkörper  499. 

Diabetes,  D.  insipidus  9,  9j  D.  L d. 
Chirurgie  22j  D.  und  Skorbut  8Ui 
D.  u.  Nierenleiden  8Li  D.  u.  Krebs 
92;  D.  insipidus  113,  374,  507 : 
Eruchtzucker-D.  131 : Heilung  und 

Latenz  344 : Myelämie  361 : Lavulo- 
surie  364:  Acetongehalt  d.  Organe 

371 ; Vibrationsgefühl  b.  D.  398:  D.- 
Pancreas  458:  Adrenalin  490,  594 : 
D.  u.  Rückenmark  Ml:  Harnfluores- 
cenz  b.  D.  545;  Strychnin  b.  D.  in- 
sipidus 587:  Opium  b.  D.  618:  Acct- 
essigsäure  b.  Coma  651:  Kenntniss 
d.  D.  675:  Aceton  739,  740:  Albu- 
minurie d.  D.  747. 

Diazoreaetion  440. 

Digalen  684,  765. 

Digitalis,  Wirk.  d.  D.  209,  216;  D. -Ver- 
giftung 792. 

Diphtherie,  D.-Lahmuug  2111 ; D.- Impfung 
967:  D.-Toxin  295:  D.  d.  Mittelohn 
331:  Collargol  b.  D.  39L;  D.-Gift  333, 
425 ; bacilUire  D.  506;  D.  u.  Schar- 
lach 794:  D. -Antitoxin  568. 

Distomum  felineum  423. 

Diuretin  32S. 

Drüsen,  hypertensive  D.  241;  D.-Eieber 
709:  Wirk.  d.  Röntgenstrahlen  auf  D. 
798. 

Ductus  thoracicus,  Carcinosc  d.  D.  695: 
Verletz,  d.  D,  805. 

Dynamometer  802. 

Dysenterie  s.  Darm. 

Dvspeptine  679. 


E. 

Eberlh-Gaffky-Bacillcn  703. 
Echinococcus,  E.  d.  Leber  315. 
Ecbinokokkcuflüssigkeit  743. 

Eck’sche  Fistel,  Wirk.  d.  E.  41S. 

Eisen,  E.  im  Blut  20:  E.-Therapie  361. 
Eiterung,  Bchandl.  d.  E.  485,  300. 
Eiwciss,  E.-Verdauung  4»  530:  E.  ira 
Organismus  50;  E.-lnjektiou  L Blut 

52 


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Sach-Registcr. 


114:  Rcsorpt.  d.  E.  146,  323;  Ver- 
dauung d.  E.-Stoffe  194;  Transformat, 
d.  E.  943:  E.  L Blutplasma  260:  E. 
L Tierkörper  439:  Wirk.  v.  E.  833. 

Ektogan  337. 

Elektricität.  Endofaradisation  des  Magens 
14:  Wirkung  holier  Ströme  29j  farado- 
kutane  Sensibilität  9J_;  Wert  d.  E.  L 
d.  Diagnostik  237.  2*19:  Anw.  hoher 
Ströme  286 : Nerven-  und  Geistes- 
krankheiten nach  elektrischen  Unfällen 
412,  430 : elektromagnetische  Therapie 
460:  elektrisches  Trauma  478:  Ein- 
wirk. d.  E.  auf  die  Magensekretion 
621 ; Wirk,  alternircnder  Ströme  733; 
Vicrzcllenbadersatz  797. 

Eledone  mosehata,  Retina  d.  E.  374. 

Embolie  s.  Blutgefässe. 

Enchondrose,  rachitisartige  E.  260. 

Entzündung,  EtsudaUellen  160, 

Enuresis  nocturna  683.  746 

Enzian,  E.  u.  Belladonna  137. 

Enzym.  E.  d.  Magenschleimt  370:  E.  d. 
Thymus  38S;  Wirk.  d.  li202  auf  E. 
419 ; proteolytische  E.  419. 

Eosin  138. 

Epilepsie.  Aequivalent  d.  E.  364:  E.  u. 
Cholin  476,  835;  s.  auch  meist  Nerven- 
system. 

Epinephrin  602. 

Erepsin  466. 

Ermüdung  638.  683. 

Erytbromelalgie  90,  202. 

Erythrolvse  324. 

Eucain  i37.  496. 

Eumydrin  681. 

Euporphin  503. 

Exodeu  363. 

Exstirpationsfeder  398. 


F. 

Fäces,  Blutspuren  L d.  E.  409. 

Facialis,  F.  Lähmung  43,  62,  204.  6 1 2 ; 

K.- Pfropfung  1 73.  338. 

Karadokutane  Sensibilität  HL 
Farbensinn  262. 

Fäulnis,  Biologie  d.  F.  280,  333,  777. 
Ferment,  zuckerzerstörendes  F.  228. 
Fett.  F.-Beslimmuiig  67;  F. -Zersetzung 
306:  F.-Uebergang  323:  F. -Nekrose 
326;  fettige  Degeneration  388.  831 . 
Fettsäuren,  Bedeutung  d.  F\  546. 
Fitixextrakt  153. 

Fingerbrüche  277. 

Finsenbehandlung  190.  199.  639.  814. 
Firnissung.  F.  d.  Haut  513. 

F'leisch,  Hygiene  d.  F.  198;  F. -Ver- 
dauung 626. 


Fleischbeschau  11L 
Fleischeztrakt,  Nutzen  d.  F.  213. 
Fleischfliege  834 . 

Fliegeularven.  Tötung  d.  F.  664. 
Kormaldehyd  39,  264. 

Formamine  807. 

Fressreflex  668. 

Friedreich’s  Krankheit  713. 
Fruchtzucker,  F.-Diabetes  131. 

Füsse,  Missbild.  d.  F.  308;  Luxation  d. 
F.  LLL 


G. 

Gährung,  alkoholische  G.  filL 

(ialaktoeele  291. 

Galle,  (i.  L Sekreten  239 

Gallenblase,  Nekrosen  d.  G.  22 : Sarkom 
d.  G.  340:  diagnostische  Täuschung 
379:  Reizung  d.  G.  710. 

Gallenfarbstoff,  G.  L d.  Cercbrospinal- 
fliissigkeit  498. 

Gallenstein  82,  167,  332.  649. 

Gallenwege,  G.  u.  Peritonitis  517. 

Ganglion  Gasseri,  Resektion  d.  G.  £L 

Gangrän.  G.  eines  Kusses  282:  s.  a. 
anderen  Orten. 

Gaumen,  Nervenecntrcn  d.  G.  438. 

Gaumensegel,  Lähm.  d.  G.  Ul. 

Gaumentonsillen  2A, 

Geburtshilfe,  Eiseudurcbgang  durch  d. 
Placenta  20:  Kaiserschnitt  äii  Blut- 
serum Schwangerer  128:  Embolie  L 
Wochenbett  176:  Serum  b.  Kindbett- 
fieber 144:  Cytologie  d.  Amnion  1 60 : 
Muttermunderweiterung  192:  Toxin- 
übergang  auf  d.  Fötus  208:  Adrenalin 
240 ; Wechselbez.  zwischen  Fötus  und 
Mutter  255 : Embolie  d,  Art.  tnes.  sup. 
276;  Diagnose  der  Schwangerschaft 
288 : Uebergang  der  linmunhämolysine 
333 : schnelle  Erweit.  d.  Muttermundes 
368:  Placenta  b.  Sublimatvergift.  400: 
Frucht  am  Ende  d.  Schwangerschaft  416: 
jugcndl.  Primipare  448:  Scholtzc’sche 
Schwingungen  464.  328 ; Tuben- 
sehwangersehaft  4 si ) : fötale  Herztöne 
484:  traumat.  Geburtslähm.  323:  Stoff- 
wechsel und  Schwangerschaft  640: 
Durchgängigkeit  d.  Placenta  626:  Ge- 
sichtslage  656:  Kindbettfieber  664 : 
Decidnazellen  im  Cervix  719:  Ovarial- 
embryo  720:  Hebotomie  800;  prä- 
menstruale  Schwangerschaft  800;  Er- 
brechen Schwangerer  864. 

Gehirn  (nur  Pathologie  und  Therapie: 
Anatomie.  Chemie  und  Physiologie 
s.  unter  Nervensystem),  G.-Tumor  60. 
88,  237,  508,  509,  619,  636,  86Ju 


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Such- Register. 


■HK  ft 


G.-Abscess  150,  269,  34*8  889,  SM 
(s.  a.  Ohr);  Krebs  d.  G.  13,  897 ; 
Pathol.  d.  Hirnschenkelhaubc  15: 
Hypertrophie  d.  Fons  2Sj  tuberkul. 
Meningitis  59,  79_;  Basisfraktur  S7; 
(!.- Echinococcus  90j  sensorische 
Aphasie  171 ; Meningitis  171,  197; 
Blickiähinung  919:  Herderkrankung 

2S5:  cerebrale  Reflexe  300;  CO-Ver- 
gift.  317:  Lumbalpunktion  b.  Meniu- 
gitis  342;  Hydrocephalus  348;  Liq. 
cerebrospinalis  b.  Nervenleiden  382; 
Benedikt's  Hemiparese  396 ; Sarkom 
d.  Dura  397 : Meningotypbus  410: 
multiple  Sklerose  412.  766;  Lepto- 
meningitis  423;  G.-Diagnostik  429; 
spastische  Paraplegie  429 ; Cysticercus 
d.  G.  477:  Mikropsie  und  Makropsie 
445:  Mangel  der  Sehorgane  460; 
Kinderlähmung  492:  Distomum  im  G. 
508 : Hemiplegie  309 : Encephalo- 

malacie  542;  Hydrocephalus  573: 
Rindeuläsion  573;  Keuchhusten  637; 
Bonnier’sche  Krankheit 636;  Meningitis 
u.  Pneumonie 666;  G.- Lues  111:  otogene 
Meningitis  742:  Blicklähmuug  780; 
Phosphor  im  G.  787,  833 : Meningitis 
cercbrospinal.  811 : Sinus  tbromboseS55. 
Gelbfieber  376. 

Gelenk.  Tuberkulose  d.  G.  s.  Tuber- 
kulose; Genu  valgura  24,  71,  627 ; 
({.-Rheumatismus  27,  71.392.633;  Zer- 
reissung  d.  Kreuzbänder  d.  Knies  52; 
Arthrit.  deform.  87y  Tuberknlose  d. 
G.  181 : Hfiltluxation  244;  Hüftrepo- 
sition  355 : Osteoarthritis  coxae  372 : 
Tuberkulose  des  Atlanto-occipital.-G. 
381 : G. -Mäuse  389;  rheumat.  G.-Eut- 
zünduug  b.  Kindern  393 ; Knie-G.-Re- 
sektion  420 : Versteifung  d.  Ellbogen- 
G.  451 : G.- Rheuma  u.  Maudelerkrap- 
kung  433:  Luxat.  des  L Metatarsal- 
knoehens  467 : Coxa  vara  564 ; G.- 
Körper  393:  Keilbeiuluxation  611; 

Luxat.  coxae  676.  695;  Zeigertugei- 
luxation  724 ; Kussluxation  741 : ({.- 
Knorpel  772:  Polyarthritis  796:  Hüft- 
pfannenresektion  805 
Genu  valgum  21,  21-  627. 
Geruchsknospen  143. 
Geschirrspülmaschine  3 1 3. 
Geschlechtskrankheiten,  Bekäinpfungd.G. 
454. 

Geschmacksempfindung.  Stör.  d.  G.  347, 

35.3 

Geschwülste  (s.  auch  die  einzelnen  Or- 
Organo,  Gehirn,  Haut  u.  s.  w..  ferner 
Gynäkologie).  Krebs  desCcntralnervcn- 
systems  ü;  Epitheliom  d.  Harnblase 
52:  G.  der  Milz  54;  über  Krebs  142: 


Krebs  u.  Paget’sehe  Krankheit  163; 
llalsfibrome  219:  Klappeutuinor  des 
Herzens  233:  Cystadenom  der  Parotis 
290 : Primärtumoren  306:  Sarkom  der 
Gallenblase  340 ; Chemie  d.  Carciuoin 
354:  Krebstherapie  394:  Krebs  der 
Mamma  381 : Neoplasma  der  Mandeln 
405;  G.  der  Wirbelsäule  443;  Ra- 
diumbehandl.  d.  Carcinome  451 ; Tu- 
mor der  Zunge  470;  Deeiduoma  ma- 
lignum  508:  Blutgefässendotheliom 

516;  Actiologic  des  Carcinoms  563 : 
Melanosarkom  d.  Küsse  363 : Morpho- 
logie des  Carcinom  578;  llodcnsarkom 
659;  Krebs  des  Ductus  thorac.  695 : 
Myxom  d.  G.  740. 

Gewebsimraunität  823. 

Gewicht.  G.  der  Organe  ÜL 

Gicht  4,  155.  326,  4UL 

Globulin  163 

Glottis  s.  Keilkopf. 

Glykogen  68,  322.  409. 

Glykolyse  s.  Zucker. 

Glykosurie.  G.  ohne  Diabetes  317:  über 
G.  736. 

Gonorrhoe  31,  94,  126,  143.  144,  164. 
320,  367,  402,  479,  559,  391.  640. 
783,  799,  863,  879. 

Griserin  199.  336.  570.  647. 

Guanasc  859. 

Guajak.  G.-Reaktion  130.  756. 

Guajako!  704. 

Gummihandschuhe  614. 

Gynäkologie.  Uteruskrebs  16,  768;  Ue- 
troflexio  48 ; Radiotherapie  64 : Magen- 
geschwür im  Climacterium  §3y  Lapa- 
rotomie 96^  Ulcus  rodens  vulvae  12S; 
Icterus  menstrualis  135.  827 ; Totalex- 
sttrpation  1 39 : Gonorrhoe  176:  Kastra- 
tion 207 : Blutuntersuchuntersuehun- 
gen  223 ; Tubenschwangerscbaft  224: 
Hypoplasie  des  Uterus  272:  Adnex- 
operationen  356:  Cystadenoma  ovarii 
371 : Ovarialhernien  373:  Ovariencyste 
432;  weibl.  Genitaltuberkulose  439 ; 
Wirkung  d.  Röutgenstrablen  auf  die 
Ovarien  44S-.  Perhydrathehaudlung 
463 : Kehlen  der  Scheide  464:  Tuben- 
verkalkung 496 : Valvovaginitis  bei 
Kindern  512:  Retroversio  uteri  gravidi 
592;  Tumoren  der  Ovarien  624:  Ova- 
rien, Placenta,  Milchdrüse  656 ; Ovar, 
u.  Uterusfibromc  672;  Uterusmyom 
723 ; Myom  u.  Menopause  736:  Steri- 
lisirung  752:  Kastratiousfotgen  771 : 
Gouorrhoe  783:  Uterusmyom  880. 


e 

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a«fi 


Sarh-Register. 


1L 

Haar  s.  Haut. 

Hals.  H.-Fibromc  219. 

Halsschmerz,  nervöser  1L  375. 

Hamagglutiniu  276. 

Hämatoporphyriuprobe  449. 

Hämaturie  143. 

Hämoglobinurie  139. 

Hämolysine  333.  336,  392,  403.  743. 

Hämphilie  250. 

Hämorrhoiden.  Exeision  d.  IL  245. 

Hände.  Misbild.  d.  H 21. 

Handschuhe,  Typhus  H.  57. 

Harn.  Schwefelsäure  im  IL  &j  Alka- 
peptonurie  50;  Hämaglobinurie  139: 
Hämaturie  143:  Morpbinglykosurie  186: 
H JhlHheuma:  199:  Gefrierpunkt  d.  IL 
239;  Tuberkelbacillen  im  H.  271 ; 
Albuminurie  2S7 : Urologische  Beob- 
achtungen 349 : Kiweiss  im  IL  355 : 
Albuminurie  b.  Scabies  414:  IL  nach 
Laparotomie  724;  Aldchydreaktion 
736:  Lävulosurie  578:  Eiweiss  L IL 
514:  physiologische  Oligurie  539:  H^ 
Eluoreseenz  545 : Chlor  im  IL  578: 
IL-Segregation  59 1 ; Hyperehlorurie 
602;  Cystinurie  804:  H.-Puriuo  820: 
Aminosäuren  im  IL  866. 

Harnapparat.  Tuberkulose  d.  H.  206. 

Harnblase.  Epitheliom  d.  LL  52:  Ulcus 
d.  IL  206:  Cystoskopie  239:  Tuber- 
kulose d.  II.  272  : Operation  d.  IL  277: 
Hernien  d.  IL  328;  Cystitis  b.  Kindern 
364:  Urotropin  495;  Pfählungsver- 
letzung 560;  Steinzertrümmerung  üää, 

Harnleiter.  Verletzung  d.  II.  9.L  Ka- 
theterismus d.  IL  111.  255.  735 : Se- 
gregation 591. 

Harnröhre,  Epitheliom  d.  IL  LL  Kathe- 
terbruchstüeke  in  d.  IL  77y  Cathcte- 
rismus  post.  94j  Urethritis  membra- 
nacea  1 27 ; Zerreissung  d.  IL  191 : 
paraurcthraler  Gang  768;  Doppelbil- 
dung d.  IL  847. 

Harnsäure,  Ausscheidung  d.  IL  L:  Bil- 
dung d.  IL  820.  852. 

Haut,  Lupus  45j  Jothon  46.:  Behänd), 
d.  Epitheliome  C2:  Cancroid  2lL  Mei- 
nungsäusserungen 92 : Radiumbromid 
93;  Syphilis  d.  IL  1 10,  s.  a.  Syphilis; 
Spiritusseilen  1 19 : Exanthem  nach 

Lysol  1 20 ; toxische  Dermatosen  1 25 : 
IL  und  Herz  153:  IL  bei  Appendicitis 
1 59 ; Haarscheiben  161 : besondere 

Scabies  174;  Mveosis  fungoides  1 75 : 
Heipes  und  Ischias  190:  Finsenbe- 
handlung 190=  199=  639,  814_:  Folli- 
culitis und  Erythem  204:  Wasserstoff- 


superoxyd 205:  Knotenbildung  d.  IL 
205;  Psoriasis  221 : Lupus  22 1 : 

X-Strahlen  221 ; Alopecie  222:  H.- 
Concreraente  238;  Scabies  u.  Nephritis 
270:  Radiumbehandluug  211;  Pruritus 
ani  278;  Ulc.  cruris  287 : Psoriasis 
287 : Psammome  d.  IL  286 : Yohimbin- 
exanthem 302;  krebsige  Entartung  d. 
Kopfatherome  303:  Primelkrankheit 
303:  Lupusbehandlung  319:  Acne 

teleangicctodes  349 : dcrmatol.  Beob. 
349;  Jodbehandlung  350:  IL  b.  Nieren- 
leiden 383;  Acne  urticata  413;  Scabies 
414:  Schweissabsonderung  nach  Mi- 
gränin  414;  Erythema  nodosum  431  ; 
Spannung  der  IL  433:  Hyper- 

trichosis  447 ; Herpes  zoster  462; 
Urticaria  478:  Angina  und  Erythem 
488 ; Impetigo,  Ecthy ma 506 ; Firnissu n g 
d.  IL  514;  umschriebene  Oedeme  525 ; 
Lupus  526 ; Megalerythema  537 : Lupus 
erythemat.  558:  Lupus  575:  Herpes 
zoster  590:  Epilationsmethode  590  -. 
Bereitung  von  Bädern  606:  H. -Krebs 
608 : Erythema  nodosum  622  -.  Lepra 
622;  Sarkoid  639;  Ekzembehandlung 
654:  Formalinonycbie  670;  H.-Kott 
693:  Gefrierbchandlung  705:  Tropen- 
krankheiten 716;  Pyodermitis  vegetans 
717 : Reibung  der  IL  mit  Glühlampen 
722:  IL-Tuberkulose  733:  Pruritus  ani 
750.  763:  Jodpemphigus  750 : Sarkom  - 
und  Fibrombildung  756 ; Doppelexan- 
theme 764:  Dermatosis  epithelialis 
798;  Oberflächenspannung  693,  818; 
Dermatitis  exfoliativa  828;  Meiling 
846 : Blastomycosc  877. 

Hefe,  Spaltung  d.  IL  146:  pathogene  H. 
866 

Hefezellen  SS. 

Heftpflasterverbände  287. 

Heftpflasterzugverbände  579. 

Hemichorea  555. 

Hermaphroditismus  787. 

Hernie  s.  Bauch. 

Herz,  IL  d.  Wirbeltiere  I8j  Anatomie 
d.  IL  67;  Hypertrophie  d.  H.  Uh  H.- 
Naht  100;  IL  und  Hautreiz  153:  Pyo- 
pericarditis  149:  Pulsus  paradoxus 

170;  H.-Bigeminie  170;  Pulsstudien 
1 86 ; Klappentumor  d.  IL  233:  Tuber- 
kulose d.  IL  235 : H. -Muskelerkrankung 
250 ; Lage  d.  H. Spitze  251 : H.-tie- 
räusche  266:  Aeeentweehsel  der  H=- 
Tönc  281 : Lues  d.  H.  297 : H.-Muskel- 
infarkte  307 : hydroelektrische  1L- 

Störung  319:  H.-Naht  328;  H.-Per- 
kussion  337 : ehronisehc  Pneumonie 
bei  EL-Leiden  338 : Pulmonalstenose 
362:  Veratriuwirkung  385;  Vorbof- 


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Sach-Register. 


venenpuls  386:  IL-Dilatation  378: 
Morphin  b.  H.-Leidcn  393;  Innervation 
d.  14.  417:  lL-Freqifcnz  440 : Funktion 
d.  LL  473;  Innervation  d.  H.  482;  Di- 
gitaliswirkung 504;  Unfallsorkrankuug 
d.IL 505:  H.-Kiiptiir;)! 5:11. -Insufiirienz 
520;  Ozvdation  durch  4L  543;  Physio- 
logie d.  IL-Schlages  657 ; doppelter 
Spitzenstoss  705;  Bradycardie  706; 
£L-Massagc  729;  Myxom  d.  1L  740: 
Calomel  b.  Herzfehler  763;  H.-Tfine 
792 : Studien  über  Ü.-Affcktiuncn  844; 
4L- Physiologie  850:  aufrechte  Haltung 
b.  iL-Störungen  866:  Dilatation  d.  1L 

" 873;  Tumoreu  d.  1L  874 

Hctol  313.  407. 

llctrulin  432. 

Ileulieber  433.  330 

Highmorshöhle  s.  Nase. 

Hinken,  intermittirendes  1L  606. 

Hoden,  Operation  des  Descensus  iinperf. 
132;  H.-Tiihcrknlosi:  303;  LL-Sarkom 
639 

Höhenklima  22 7. 

Hopogan  337. 

Hühnertuberkulose  702. 

Hundswut  151,334,  381,418.  618,  702, 
740,  857. 

Hydrocephalus  373. 

Hydrolysirendes  Ferment  514. 

Hydrotberapie,  Wirkung  d.  4L  4.1 8. 

Hydrothorax,  4L  e vacuo  4L 

Hyoscyamin  233. 

Hyperdaktylie  431 

Hypoglossus,  H.-Fac.ialis-Anastomose  173; 
IL- Pfropfung  338. 

Hyposthciue  747 

Hysterie  LL 

Hysterie,  hysterische  Skoliose  3111,  822. 


L J. 

Icterus,  I.-Mensiriialis  133 : Eruption*- 1. 

bei  Lues  234 : l.-Menstrualis  S27. 
Jequiritol  421 

Immunhämolysine,  Uebertragung  der  L 
auf  die  Frucht  333. 

Immunität,  Theorie  der  L 339 : lokale 
Gewebs-1.  823. 

Immunkörper,  Wirk.  d.  L 1 6.3. 

Immun  s.  auch  a.  a.  0. 

Indol,  239,  306 
Influenza  429. 

Inhalationsapparat  694. 
Inhalationstherapie  294. 

Invertin  854. 

Inoskopie  33. 

Jod,  J. -Wirkung  27 : J.  L Schweiss  211: 
J.-Bebandlung  330:  J.  d.  Tbyreodea 

\L1I1.  Jahrgang. 


887 

770;  Darreich,  von  J.-I’räparaten  878. 
Jothon  878. 

Jousset’sche  Inoskopie  33. 

Ischias,  s.  Nervensystem. 

Isopral  435. 


K. 

Kaffee  731. 

Katheter,  K.-Sterilisirung  344. 

Katzenegclerkrankung  473 

Kaulquabben,  Normalsystem  d.  K.  785 

Keilbein,  Luxat.  d.  K.  61 1. 

Keuchhusten  637,  633,  776. 

Kehlkopf,  Ictus  laryngis  24 ; Erysipelas 
d.  K.  39;  Lepra  35;  Inuervation  d. 
K.  103;  K.-Tumoreu  103,  183,  332, 
518:  Aphouia  spastica  118;  Säuger- 
knötcheu  118:  Postieusläbm.  165; 

Reiz.  d.  K.  279:  lubalationstherapie 
294  : K. -Croup  294:  Kchlsackbildung 
331 ; Stimmbandlähm.  358:  K. -Krebs 
375,  742,  761  : K.-AffecL  b.  Tabes 
382:  Tabes  u.  K. -Lähmung  453;  Auto- 
skopie d.  K.  533;  Fremdkörper  im  K. 
613:  Lues  d.  K.  743,  871 ; Glottis- 
ödem  761 ; Membranbildung  774. 

Kiefercysten  568. 

Kinder,  Hysterie  d.  K.  12;  Gesundbeit 
d.  Neugeborenen  42;  Baudwurmkuren 
21h  Säuglingssterblichkeit  76;  Skorbut 
b.  K.  84;  Typhus  85;  Appcndicitis 
133;  Stridor  thymicus  168:  Siiuglings- 
atrophie  188;  Kropf  eines  K.  233: 
Pädatrophie  282;  Pseudostenose  300; 
Im  agination  241 ; Typhus  242;  Appc-n- 
dicitis  343 : Taenia  cucumerina  362: 
Diarrhoe  d.  K.  362:  Cystitis  364; 
Blennorrhoe  3S0;  Tympanitcs  380; 
Gelenkrheuma  395 : Mageugeschwür 
410:  Säurevergiftuug  bei  Magenleideu 
443;  Darmtuberkulose  442;  Ernähr, 
d.  K.  428:  Anämio  d.  K.  153:  In- 
fantilismus 438:  Stärkeverdauung  40. 
491 : K. -Lähmung  492;  Tuberkulose- 
infection  d.  K.  303;  Energiebilanz 
523 ; Tetanie  554;  Säuglingscrnährung 
572;  Tempeiaturschwankuugen  d.  K. 
650;  Pneumonie  666 : Enuresis  683, 
746 : Aesthesiometrie  683:  Säuglings- 
iinmuuität  701 ; Säuglingsskorbut  843: 
Stoffwechsel  b.  K.  844. 

Klimacterium  83,  747. 

Klumpfuss  ISO. 

Knie,  Zcrreiss.  d.  Bänder  d.  K.  52. 

Kniescheibe,  s.  Patella. 

Knochen,  Tuberkulose  d.  K.  s.  Tuberku- 
lose; K. -Regeneration  36;  K.  b.  Ge- 
lenkrheuma LL:  Exstirp.  d.  Schulter- 

58 


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888 


Sach-Registor. 


blattes  Tlq  Osteotomie  d.  Femur  71 ; 
Basisfractur  87 : Massage  b.  K. -Brüchen 
100:  Tub.  Ostitis  115:  Patellabriichc 
132.  1 -18 : Sacraltumoren  181 : K.- 
wachstum211 ; Nagelung  von l’racturen 
229;  Kuocbenbild.  d.  Mandeln  281 ; 
Kiugerbriiche  277 : Osteomyelitis  291. 
867;  Syphilis  d.  Tibia  467 : K.-Naht 
485;  Leontiasis  ossea  661 ; Eutwiekl. 
d.  Unterkiefers  690;  Oberarmfracturen 
714:  K.-Plombirung757;  Subpcriostale 
Fracturen  853:  Osteoakusie  876. 

Knorpel,  K. -Regeneration  649. 

Kohlehydrate,  K.  L Körper  228:  React. 
d.  K.  434 : Verbrennung  d.  K.  866. 

Kohlenoxyd,  K.-Vcrgiftung  106,  317, 472. 

Kohlensäure,  K.  L Magen  290. 

Kopfschüsse  444. 

Koplik’sche  Flecke  101. 

Körperhaltung,  Bedeutung  d.  K.  866. 

Kot,  Chemie  d.  K.  247. 

Krebs,  s.  Geschwülste. 

Kreislauf,  Entsteh,  d.  collateralen  K.  770. 

Kretinismus,  Ueber  K.  372.  3!1!>. 

Kriegschirurgie,  532, 

Kropf,  K.- Verlagerung  72j  congenitaler 

K.  124;  K.  eines  Kindes  235;  K. -Be- 
handlung 605 ; K. -Beschwerden  645. 

Kryoskopie  343. 

Kupfersulfat,  K. -Vergift.  296. 

Kynurensäure  803, 


L. 

Lactose  803. 

Lähmung,  s.  meist  Nervensystem;  Fa- 
cialis-L.  45.  62,  173,  204.  358,  612: 
Narkosen  L.  141 ; L.  d.  Posticus  165; 

L.  d.  Abdomens  423:  L.  d.  Perineus 
638 ; schmerzhafte  L.  709. 

Lävulosurie  578. 

Leber,  Chirurgie  d.  L.  3£;  L.-Krebs  70 : 
L.-Cirrhosc  298;  Echinococcus  d.  L. 
3 1 5 : Pfortaderthrombose  441 : Wunder- 
L.  n'ACt. 

Lecithin  601,  772. 

Leontiasis  ossea  661 . 

Lepra  39,  92,  125,  31 1 ; s.  a.  Haut.  etc. 
Lesen,  l’athol.  d.  L.  41 1. 

Leukämie  86.  175,  218.  241.  283,  552. 
842. 

Leukocytose  354,  402. 

Lichtbehandlung  158,  190,  199. 

Lithium,  L.  L Organismus  739. 

Liquor  alum.  alet  £8, 

Luftröhre,  Schnitt  d.  L.  359;  Alter- 
säbclscheiden-L.  567 -,  Injection  L d. 
L.  I1Ü. 

Luftwege,  hypcrplastische  Entzünd,  d. 


L.  582;  fibrinöse  Entzünd,  d.  L.  679 : 
Blutungen  d.  L.  600. 

Lumbalpunktion  838. 

Lungen,  L.-Absccss  Si;  L.-Aktinomykose 
131 ; Phthise  147 ; Bronchoskopie  183; 
Tuberculose  d.  L.  183,  520,  582,  IÜ 
791  : L.-Gangrän  269;  Erühsymptom 
der  Schwindsucht  338;  chronische 
Pneumonie  338;  L.-Hernie  408:  Em- 
physem 4S4;  Ascariden  als  Emboli 
522;  Broncbolithiasis  585 : Bronchial- 
asthma 632:  Meningitis  und  Pneu- 
monie 666;  Pneumonieprophylaie  nach 
Operation  696:  Formamint  807 : 

YVilliam’sches  Symptom  858. 

Lymphatische  Organe,  Chemie  d.  L.  466. 

Lymphe,  Entsteh,  d.  L.  546 

Lymphknoten,  Knocbenbild.  i L.  231. 

Lysol,  L.-Exauthem  120. 


M. 

Magen,  Anat.  d.  M.  3j  Pylorusstenose  7; 
clektr.  Behandl.  d.  M.  14j  Gastro- 
jejunostomie  37j  M. -Krebs  I£L  1 54 : 

M. -Geschwüre  83,  2 1 7,  410,  597,  627 : 
Milchsäure  Gährung  L M.  138:  M.- 
Scbleimbaut  138:  Lösungen  LM.  154 : 
Chemie  d.  M.-Saftes  200:  Oelbehand- 
lung  233:  M.-Stenose  266;  M. -Ver- 
dauung 282;  M.-Saftsecrction  275: 
Säurebildung  L M.  275;  Kohlensäure 
L M.  290:  Antiperistatiik  d.  M.  29S: 
Pylorusstenose  300;  Buttermilch  299: 
Stoffwechsel  M.  Kranker 303;  Pylorus- 
untersuchung  314 : Enzym  d.  M - 

Schleimhaut  370:  Saftsccretion  38ÜI 
M. -Verdauung  387.  401  ; Säurevergif- 
tung 443:  Schleimhaut  d.  M.  481 : 
Volrulus  d.  M.  533:  M.  bei  Migräne 
und  Epilepsie  556 : Salz  L M.  362: 
Gastroenterostomie  363 : M.-Leere  37 1 ; 
M.-Saftfluss  602:  Einwirk.  d.  Elektri- 
cität  auf  die  Function  621 : Pyloro- 

plasic  611  ; Schimmelpilze  L M.  616: 
M.  Blutung  633:  Function  der  M. 

Schleimhaut  6.42 ; Cardialdrüsen  d.  M. 
690:  M. -Blutung  706:  Keimdichte  d. 
Magens  728;  motorische  Function  d. 
M.  729j  M. -Inhalt  I4fi, 

Makropsie  u.  Mikropsie  445. 

Mal  perforant  du  pied  157. 

Malaria  410,  664. 

Mamma,  Krebs  d.  M,  389. 

Mandel,  Involution  d.  Raehen-M.  5i; 
Actinomykosc  der  M.  1 18,  151 ; 
Knochenbild.  i,  M.  231 : Neoplasma 
d.  M.  405:  M. -Erkrankung  u.  Gelenk- 
rheuma 433:  Blutung  nach  M.-Ope- 


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Sach-Register. 


ration  663:  Tonsillitis  chronica  74*2: 
Lyinphwege  d.  M.  SQ7. 

Mannan  000. 

Marclin  796. 

Masern  107. 

Massage,  M.  bei  Knocbcnbrüchen  100; 
Herz  M.  7-29. 

Melung  846. 

Menierc’sche  Krankheit  390. 

Meningitis  s.  Gehirn. 

MesotauToselin  776. 

Meteorismus  23. 

Methylalkohol,  M.-Vergift.  296. 

Methylenblau,  Anwend.  d.  M.  ‘239. 

Methy Iglycosido  430. 

Migräne  556.  337. 

Mikroorganismen,  s.  auch  bei  den  ein- 
zelnen Krankheiten;  Tuberculose, 
Syphilis,  Ilundewuth,  Typhus  etc. 
Wirkung  d.  Sauerstoffes  all;  Shiga- 
bacillus  78j  Bacillus  im  Hoden  1 00 ; 
Bacterien  im  Körper  104;  Aggluti- 
nation s.  Agglutination;  Hcfespaltyng 
146:  M.  d.  Darmes  136:  M.  d.  Hachens 
b.  Scharlach  2 1 2 : Ilacl.  coli  et  typhi 
265 : Sauerstoff  und  Bacterien  222; 
Fäuluiss  280:  Wirk.  d.  Seifen  425: 
M.  d.  Dysenterie  471 ; M.  d.  Scharlach 
499;  über  die  Amöben  519:  Milz- 

brandbacillcn  550:  M.  d.  Entero- 

catarrhs  553 : Dysenteriebacillus  583; 
Anaerobe  M.  584:  Milzbrandaggluti- 

nation  550.  664 : BactericidießJJ:  Spi- 
roebaeta  pallida  670,  686,  815:  Baet. 
coli  701 : Eberth-Bacill  703 : Drüsen- 
lieber  709:  Keimdichte  der  Darin- 
schleimhaut  728 : llyphomyceten  744: 
Baeillencinathmung  775:  Käulniss.-M. 
777 : Parakolainaffectiou  791 : patho- 
geue  liefen  866 : l’neumokokken- 

peritonitis  875. 

Milch,  Tuberkelbacillen  in  der  M.  39j 
Katalyse  der  M.  122 : M.  u.  Typhus 
152:  Katalase  d.  M.  289:  Phys.  d. 

M.-Bild.  323:  M.- Versorgung  471: 

Chemie  d.  M.  594:  gelabte  Kuh  M. 
603:  Pasteurisirung  d.  M.  708;  M.- 
Reduction  710:  Kinder-M.  843.  844. 

Milz,  Tumor  d.  M.  54y  Splenectomie 
434:  M.  u.  Pancrcas  577. 

Michsäureprobe  739. 

Milzbrand,  Agglutination  b.  M.  550, 
664;  M.-Therapic  664. 

Monoaminosäuren  290. 

Morphium,  M.  bei  Herzkranken  393. 

Morphinismus  111. 

Morph  inglykosäure  1 SO 

Muskel,  M. -Atrophie  44,  109:  Amyo- 
tropliie  44*  140,  525.  685 : Defect.  d. 
Brust-M.  196:  Myositis  infoctiosa  196 ; 


8811 

Entartungsreaction  220:  Polymyositis 
268,  796;  Paradoxie  flexor  reflex  286 : 
Bauch-M.-Defcct  365:  Caput  obstipum 
435:  Chemie  degencrirter  M.  444: 
Myasthenia  gratis  459s  Myositis 
ossitiie.  564,  610 : Myotonia  congenita 
589:  Myasthenie  605 ; Santorini’sche 
M.  68,  72jj  M.  b.  Rachitis  m 
Myclämie  36 1 . 

Myxoedem  124,  233.  636. 


N. 

Nachtschweissc  320. 

Nafalcn  607. 

Nahrungsmittel,  Sterilisirung  d.  N.  194 

Narkose,  Chloroform-N.  106:  N. -Lähmung 
LLL 

Nase,  Nekrose  der  unteren  Muschel  73 : 
Auästlicsie  Rhiuitis  atroph.  1 03 : 
Empyem  d.  Highmorshöhle  135,  403. 
503,  807:  Unters,  d.  Higlunorshöhle 
165 : Behandl.  d.  Highmorshöhle  629: 
Drüsen  der  N -Schleimhaut  135;  Gc- 
ruehsknospeu  145:  Ozaenabchandlung 
198;  Vaceination  d.  N. -Schleimhaut 
247;  Lepra  d.  N.  311 ; Stirnhöhlen- 
empyem 332 : Eiterg.  d.  Nebenhöhlen 
405;  Diagnostisches  423;  Eudotheliom 
d.  N.  470;  Heulieber  530:  Kiefercysten 
568;  Hämatom  d.  N.  599;  Tumoren  d. 
N. -Raums  613;  Behandl.  d.  Schnupfens 
629:  Septum polypen  647:  N.  und 
Hämoptoe  663:  Luftström,  in  d.  N. 
678:  N.-Steiue  699:  Cocainismus  699; 
cerebrospinale  Rhinorrhoe  0112;  Gliom 
d.  N.  700:  Frontalsinuseitcruug  701: 
N.-Sarkom  727:  N.  u. Geschlechtsorgane 
774;  Sinusitis  825;  Entzündung  der 
Highmorshöhle  839;  Entzünd,  d.  Stirn- 
höhle 840:  Auw.  d.  negat.  Druckes 
856;  Thiosinamin,  Fibrotysin  870; 
Deformität  d.  unteren  Muschel  870. 

Nebenhoden,  N.  bei  Tuberkulose  1 39. 

Nebennieren,  Funktion  d.  N.223:  Blutung 
d.  N.  650;  N.-Präparate  58,  72,  150. 
167,  233.  240,  369,  490,  643,  665, 
744,  862,  872. 

Neger,  Infektionskrnnkh.  d.  N,  407. 

Negri’sche  Körperchen  613. 

Nervensystem.  Anatomie  u.  Physio- 
logie. Vagusccntrum  und  Coffein  2i 
Keuritnis  d.  Plex.  brach.  19j  Einfluss 
des  Barometerdruckes  21_i  Nervenein- 
drücke im  Schädel  66y  Pupillenrcflex 
1 02 : Nervenfasern  d.  Kehlkopfmuskeln 
1 03 : Dilatator  pupillae  1 16 : Gcruchs- 
knospen  145:  Lidreflexe  150:  Leistung 
d.  centralen  Nervenzelle  2.32;  Trige- 

58* 


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890 


Sach-Kegister. 


minus  u.  Pupille  2 73 : Ganglien  des 
Kückenmarks  321  Innervation  des 
Herzeus  417;  d.  sekretorischen  Nerven- 
zellen d.  weichen  Gaumens  433:  Inner- 
vation d. «Herzens  482 ; Gallcularbsloff 
in  der  Cerebrospinalflüssigkeit  433; 
experimentelle  Uutersucb.  über  d.  Bez. 
d.  Spinalganglien  541 ; neurolibrilläre 
Coutinuität  673 ; Histol.  d.  Brückeu- 
fasern  674 : Innervation  der  Stroma- 
zellen d.  Iris  677:  Drucksteigerung  im 
Rückenmark  743:  Textur  der  Nerven 
749;  Struktur  der  Neurofibrillen  753: 
Grosshirn  d.  Papageien  754;  Nervcn- 
regeueration  704;  Nervensystem  der 
Kaulquabben  735;  Leitfähigkeit  der 
Krosciinerven  691 : Ganglienzellen  b. 
Salamander  631:  Nervensystem  und 
Froschmetamorphosc  fiill ; Lokalisation 
des  Gefühlssiones  711;  Ganglienzellen 
im  N.  d.  Taube  365. 

Pathologie  und  Therapie.  (Gehirn 
und  Rückenmark  s.  diese.  Tetanus 
s.  Tetanus.)  Hysterie  1_2;  Careinoma- 
tose des  Nervensystems  1 3 ; Facialis- 
lähmuug  45j  69,  173.  904,  553,  612: 
Trigeminusneuralgie  61j  Gaumen- 
lähmung 75;  Erylhromclalgie  90,  202 ; 
Armlähmungeu  HL:  Sensibilität  nach 
hydriatischen  Kuren  1U  : ncurupalho- 
logische  Beobachtungen  109 : Parkin- 
son’schc  Krankheit  1 33 : Einfluss  der 
Kadiumbestrahlung  124:  Huntington- 
sehe Chorea  140:  Chorea  niinor  156: 
Mal  perforant  du  pied  157;  Neuronal 
b.  Epilepsie  157;  einseitige  Posticus- 
lähmung  165;  sensorische  Aphasie  LU  ; 
postpuenmonischc  Neuritis  171 ; Ope- 
ration b.  Epilepsie  173:  Kacialis-Uypo- 
glossusanastomose  173:  Couvergenz- 
läbmung  173:  Ischias  u.  Herpes  190: 
Neuritis  asceudens  u.  Diphthcrielähm. 
2111:  llypoglossuspare.se  203:  periphere 
Nervenlähmung  203:  Landry’sche 

Lähmung  219:  assoeiirte  Blicklähmung 
219;  Cbolin  in  der  Cerebrospinal- 
flüssigkeit  b.  Epilepsie  243:  Paralysis 
agitans  252 : clektrodiagnostische  Mit- 
teilungen 2*19 ; Thermoauästhesie  und 
Analgesie  285 : Anw.  hoher  Strome  b. 
Epilepsie  236 : Behänd),  d.  Ischias  300: 
Reflexe  300:  Arsonvalisation  und  Blut- 
druck 302:  Quiuquaud’sches  Zeichen 
u.  Alkoholismus  316;  hysterische  Sko- 
liose 318;  Ischias  und  Skoliose  327: 
Neuronal  337:  multiple  Neuritis  345 ; 
■Störung  d. Geschmacksempfindung  347: 
Patellarrcflex,  Reflex  im  Gesicht,  Glu- 
taealrtfflex  347:  epileptisches  Acqui- 
valeut  361 : nervöse  llautgangriin  300 ; 


nervöser  Halsschmerz  375;  Liq.  cere- 
brospinalis b.  Nervenleiden  382:  An- 
wendung d.  Ameisensäure  339 : Vibra- 
tionsgcfiihl  b.  Nervenleiden  398:  Pa- 
thologie d.  Lesens  u.  Schreibens  411: 
Unregelmässigkeiten  d.  Papillarrandes 
41 1 : Nervenleiden  nach  elektrischen 
Unfällen  412,  430 : hyperalge tische 
Zonen  b.  Kopfschüssen  444 : Mrkropsie 
u.  Makropsie  445:  Polyneuritis  444: 
Bedeutung  d.  Cbolin  bei  d.  Epilepsie 
476;  Casuistik  d.  Nervenkrank!).  nach 
elektr.  Trauma  478:  Kinderlähmuug 
492;  Crampus-Neurose  492:  Heini- 
hypertrophia  facialis  493:  Respiration 
b.  Hemiplegie  493:  Arbeitsbehandlung 
Nervenkranker  524:  Aspirin  b.  Chorea 
524 ; trauraat.  Geburtslähmuug  525: 
Encephalomalaeie  u.  Gaumenreflex 542; 
Trigeminusneuralgie  549 : Hemichorea 
555;  totale  Paraplegie  555;  peripher. 
Schwaugerscbaftsläbmungen  556  -.  Mi- 
gräne, Epilepsie  u.  Magenphäoomene 
o.)6 ; Migräne  557 : Basedow’sche 

Krankheit  557:  schmerzhafte  Magen- 
leere  571 ; Heiniatrophie  d.  Zunge  .77 5 : 
Akroangioueurosc  589;  seltene  peri- 
pherische Lähmungen  620:  Paralysis 
agitans  621 : Bonnier'sche  Krankheit 
636 : Keuchhusten  637,  653 : Peroneus- 
lähmung 633;Ncrvenplastik  644:  Status 
hemicpilepticus  652;  N.  u.  Baremeter- 
druek  653 : Fressreflex  668 : Erytbro- 
melalgie  669:  Plantarreflcx  669:  ebrou. 
Neurose  685:  Epilepsie  712.  732: 
Antipyriu  bei  Ischias  778;  l’seudo- 
sklcrose  731  : Neuritis  nach  Appendi- 
citis  781 : schmerzhafte  Lähmung  709: 
Lokalisation  des  Gcfiiblssinnes  71 1 : 
Schrift-  u.  Sprachstörung  719:  Cbolin 
b.  Epilepsie  835:  apoplektiforme  Neu- 
ritis 844;  Vibrutionsemplindlichkeit 
876:  Epilepsiebehandlung  876:  Dermo- 
graphic  als  diagnostisches  Hilfsmittel 
877. 

Neugeborene,  Todesursache  bei  N.  20; 
s.  meist  Kinder. 

Neuronal  1 57 , 337. 

Nieren,  Syphilis  d.  N.  15j  N.-Diagnostik 
15;  chronische  Nephritis  iL;  Blut  bei 
N-Lcideu  63;  Artcriosolerose  bei  N.- 
Leiden  G9_:  Diabetes  u.  N. -Leiden  äl ; 
Nephritis  99^  N.-Chiruigie  161,  414, 
751.  753;  N.  b.  Hämoglobinurie  139: 
Einkapselung  d.  N.  1 63 ; Nephritis- 
bchaudl.  189;  aufsteigende  N.-lufection 
191 ; Blut  b.  N.- Leiden  206 ; Nephri- 
tis von  Perubalsam  270 ; 4001X)  N.- 
Stcine  3t) 9 ; Fixation  d.  N.  3,77 : Pyu- 
nephrose  367;  Haut  bei  N. -Leiden 


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Sach-Registcr. 


8Ü1 


383:  N. -Wassersucht  443:  N. -Steine 
41)5:  Urin  b.  Nephritis  514 ; Schar- 
lachnephritis  520;  angeb.  Nierenleiden 
53 1 : Chirurgie  d.  Nephritis  544 : Pa- 
thologie d.  N.  53 S : Entkapselung  d. 
N.  üül;  renale  Blutung  671 : N.-Tu- 
moren  723 : Fett-N.  820:  N.-Tubcr- 
kulosc  ML 

Nuclein  803. 

Nucleon  370. 


0. 

Oberarm.  Brueh  d.  0.  714. 

Oberflächendruck  693.  318. 

Obstipation.  Ursache  d.  0.  456. 

Oedem.  0.  b.  Kinderdiarrhoe  363. 

Oelbehandlung  b.  Darmleiden  233. 

Ohr.  O.-Scbwiudel  7 j.  0.  nach  Vergift, 
mit  Salicyl  2-L  congenitale  Taubheit 
38:  Tophi  d.  Ohrmuschel  Trom- 
melfellverletzung  durch  Blitz  54j  Ge- 
liürgangsfraktur  55;  tub.  Meningitis 
59;  0.  und  Facialislähm.  62j  Osteo- 
myelitis d.  äusseren  Gehörknöchelchen 
74:  Simisthrorabose  14  ; Vestibular- 
appa-at  74;  Septicopyämie  102:  Ka- 
theterismus 103:  Anatomie  d.  0.  117: 
Pyäraie  117:  Stimmgabel  als  Tonquelle 
134:  O.-Geräuscbe  135-,  Schläfen  lappen  - 
absecss  150:  Taubstummheit  Läl ; 
Ringestechen  165;  Mittelohreiterung 
182:  Gliom  des  Acusticus  182:  Menin- 
gitis suppurativa  197:  Ankylose  der 
Gehörknöchelchen  213:  otogene  Dura- 
entziindung  231 : Taubstummenlaby- 
rinth 247 : otogene  Senkungsabscesse 
263 ; Geh.-Absces.se  273 ; Paraffinbe- 
haudlung  293:  AtticspQler  293:  tub. 
Meningitis  310:  Knochenleitung  310; 
Anatomisches  310:  Ohr  albinotischer 
Katzen  310;  Thrombophlebitis  330; 
Otitis  suppur.  330:  binaurales  Hören 
331;Mittelobrdiphtherie331:  Mittelohr- 
erkrank.  358:  Anatomie  d.  0.  374 ; 
Eröffnung  d.  Warze nfortsatzes  375; 
Meniere’sche  Krankheit  390:  Airol  391; 
.Jahresbericht  404 ; Lokalanästhesie 
404:  Hörstörungen  405;  Mittclohr- 

eitcrung  423:  Leptomeningitis  423 : 

Drehschwindel  438 : Thioninaminbe- 
handlung  452:  Anilinvergiftung  153 ; 
Stria  vascularis  d.  Fledermaus  470: 
.lugularisätzung  470:  Eustaohfsche 

Röhre  des  Ameisenfressers  487 : chro- 
nische Mittclobreitetung  487 ; Augcn- 
und  Ohrleiden  502 : Extraduralabscess 
517;  Blutdruck  L d.  Ven.  jugul.  532; 
Verletzungd.  Paukenhöhlc533;  Salicyl  - 


Wirkung  550:  Lokalanästhesie  550; 
lCndothelioni  d.  Mittelohres  566 : Si- 
nusthrombosc  567 : Aufmeisselung  des 
War*enfortsatzes567;  dysthy  re  Schwer- 
hörigkeit MJ  ; otitische  Meningitis  582; 
Ausbleibeu  des  Knochenersatzes  am 
Schläfenbein  nach  Operation  597 ; 
Dcrmoideyste  am  Warzenfortsatz  599: 
Kretinismus  599;  misbildetc  Ohr- 
muschel 612:  Abducenslähmung  bei 
Otitis  612:  Retropharyngealabscess 

613:  Vertigo  628:  Tuberkulose|d.  War- 
zenfortsatzes 629:  Otitis  u.  Meningitis 
645:  Behandl.  d.  Mittelohreiterungeu 
646:  lufthaltende  Hohlräumc  d.  0-  658; 
N. -Strahlen  662 : Ohreczem  663 : Ca- 
rotisblutung 678:  Anatomie  des  Gehör- 
ganges  678:  Schallleitung  698:  angeb. 
Taubstummheit  699 ; Hohlräume  d.  0. 
700:  Pathol.  d.  inneren  0.  726.  oto- 
gene Meningitis  742:  Imbeciilität  und 
Taubstummheit  748:  Gonorrhoe  760: 
Pathol.  d.  inneren  0.  743:  Bakterien 
im  Mittel  0.  743 : cerebrale  Hörstörung 
790:  Nachbehandl.  der  Wundhöhle  d. 
Warzenfortsatzes  790:  Facialislähmung 
806:  Knochenleitung  806:  Saugthera- 
pie 824;  Vibrationsmassage  825;  La- 
byrinthentzündung 838:  Hirnabscess 
839:  Sehläfenlappenabscess  855  : Ein- 
fluss des  Chinin  855 : Sinusthrombose 
855:  Thiosinamin  870:  Fibrolysin 

870;  Ohr  albinotischer  Katzen  870: 
Tuberculose  d.  0.  878. 

Omentopexie  L 

Opium.  0.  b.  Diabetes  618. 

Orcinreaktion  465. 

Orientbeule  i 

Oxalbumin  179. 

Oxydation.  0.  durch  Harn  593. 

Oxyuris  vermicularis  106. 

Ozaeua  s.  Nase. 

Ozon.  0. -Atmung  226. 


P. 

Pachymeningitis  s.  Gehirn  ud.  Rücken- 
mark. 

Paget’sche  Krankheit  163. 

Pancreas,  Anatomie  d.  P.  177 : Syphilis 
d.  P.  230:  Nekrose  d.  P.  326 : P.- 
Cystc  371 : Striktur  d.  P.  419:  Hund 
ohne  P.  481 ; P.  d.  Diabetes  458, 
594 : P.-Trypsin  515:  P.  u.  Milz  577: 
P.-nckrosc5S0;  Trauma  d.  P.  676:  Ent- 
zünd. d.  P.  708;  Orgautherapic  b.  P.- 
Erkrank.  794. 

Panendophon  337. 

Paraffin.  P.  i d.  Otochirurgie  293. 


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SP2 


Sach-Kegister. 


Parakoloninfektion  791. 

Parotis,  Cystadenotn  fl.  P.  290. 

Parotitis,  postoporative  P.  436. 

Patella,  P.-Bruch  132,  LAS, 

Penis,  P.-Verletz.  822. 

Peroneus,  P.-Lähmung  058, 

Pest  453.  583.  214. 

Pfortader  s.  Leber. 

Pharyngitis  granulosa  263. 

Phenacetin,  P.-Vergift.  681. 

Phenosalyl  318. 

Philocatalase  394. 

Phlebcctasie  833 

Phlebitis  30,  144. 

Phosphor.  P.-Vergift.  387.  546:  P.  L d. 
Milch  474  ; Wirkung  d.  P.  329 ; P.  iin 
Gehirn  787.  8.13;  P.  Stoffwechsel 

866, 

Physostigmin  25. 

Phytin  532. 

Pilocarpin  233. 

Pilzvergiftung  779. 

Piroplnsmosis  614. 

Plastein  1 79. 

Plasteinogene  Substanz  ÜIL 

Plattfuss  1 79.  ISO, 

Pleura.  P.-Exsudat  134:  Thoracoplasie 
b.  Empyem  262 ; Exsudat  d.  P.  268: 
Pyopneumothorax  313:  Nachbehandl. 
b.  Hippenresektion  808;  Tuberkulose 
d.  P.  602.  617:  Zwerchfell  u.  Pleura- 
höhle 737  • Schwarten  bei  Pleuritis 
344;  Pleuritis  exsudativa  488,  682. 
743;  Skoliose  b.  P.  S36;  Pupillen- 
differenz bei  Pleuritis  800. 

Pneumonie.  Serumbehandl.  d.  P.  808. 

Pneumothorax  291.  394. 

Pncum.  s.  auch  Lungen. 

Plexus  s.  Nervensystem. 

Pockenfall,  tödtlicher  P.  791. 

Posticuslähmung  165. 

Praecipitin,  P.-Reactiou  131.  334,  439. 

Prävalidin  602. 

Prostata,  Hvpcrtrophie  der  P.  63,  287. 
327,  560,  608,  70L  Anat.  d.  P.  193, 
331:  Entzünd,  d.  P.  U2,  ßSI;  Chir. 
d.  P.  175,  222,  383,  576]  P.- 

Krebs  446]  P.-Sckrct  527,  530i  Go- 
norrhoe d.  P.  591. 

Protoplasma,  Struktur  d.  P.  32. 

Protylin  811. 

Pruritus,  s.  Haut. 

Pseudodiphtherie  315. 

Psychose,  Demenz  nach  Unfall  29 : 
idiosiu  202 : Alkohol-P.  346;  Liq. 

cerebrospinalis  b.  P.  382;  P.  nach 
elektrischen  Unfällen  412.  430:  Pro- 
gnose d.  progr.  Paral.  340:  P.  und 
Arteriosklerose  374:  Kretinismus  599 ; 
Korsakow’sehe  P.  635;  P.  und  Taub- 


stummheit 748;  P.  bei  multipl.  Skle- 
rose 766:  Kretinismus  780:  Tabes  u. 
allg.  Paralyse  813. 

Puls,  s.  Herz. 

Pupille,  s.  Auge. 

Purgatin  83. 

Purgen  200. 

Purin  803,  S2Ü. 

Pylorus,  s.  Magen. 

Pyoptieumomoue  313.  763.  776. 
Pyramiden  304,  314.  648, 

Pyrenol  265. 


Q- 

Quecksilber,  Q.  u.  Tabes  89]  Glycosurie 
nach  Q.  588;  s.  meist  Syphilis. 
Quimquaud'scbes  Phänomen  316. 


R. 

Rachen,  Koratosis  d.  E.  5Ä]  Adenoide 
Vegetationen  311:  motor.  Reiz.  d.  H. 
279;  Decubitalgcschwüre  am  It.  487 ; 
Pneumokokken  L R.  791. 
Rachenmandel,  s.  Mandel. 

Racbenring,  Entz.  d.  R.  726 
Rachitis  778,  859. 

Radfahren  258. 

Radialis,  herv.  R.  bei  Oborarmbrücbeu 
LLL 


Radium,  Wirk.  d.  R.  23.  64.  122.  124. 

271.  435.  451.  839. 

Radiumbromid  93. 

Rattentrypanosomen  703. 

Rektum,  s.  Darm. 

Reflex,  s.  meist  Nervensystem. 
Rcgisterspiege!  498. 

Resorcin  770. 

Rhamnosan  20,  25. 

Rippenknorpel,  R.  b.  Phthise  187. 
Rodagen  44. 

Röntgenstrahlen  23,  86,  92,  158.  229. 
283,  286,  448,  352,  571.  ÜI2,  605. 
682.  798.  839,  842. 

Rückenmark,  Hypertrophie  der  Mcdulla 
28:  Straugsklerose  28]  spinale  Meta- 
uicrie  4JL  Lateralsklerose  45u  Sklerose 
d.  R.  45, 108:  Ataxie  6J)j  Akromegalie 
61j  amyotroph.  Lateralsklerose  2ih 
Syringomvclie  90:  Erythromclalgie 

90]  Pachymeningitis  cervicalis  113: 
R.  b.  Tetanie  123 ; Papkinson’scbe 
Krankheit  123:  Syringomyelie  141. 

285,  348.  828;  Sarkom  d.  R.  136: 
Seitenstrangsklerose  189;  Erythromel- 


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Saeh-Rogistcr. 


algie  202:  Halslibrome  21t):  Landry- 
scbe  Lähm.  219:  Trauma  d.  R.  2311; 
Spinalanalgesie  245;  Paralysis  agitans 
252.  £20:  spinale  Reflexe  300:  Erkr.  d. 
cauda  equina  501;  Spinalanästhesie 
351 ; Poliomyelitis  ant  acut  305; 
multiple  Sklerose  412.  459;  spastische 
Paraplegie  429:  Degeneration  durch 
Tumor  der  Wirbelsäule  443:  myelo- 
pathische  Albuminurie  514;  R.  g. 
Diabetes  541 ; totale  Paraplegie  555; 
Tumoren  d.  Cervicalmarkes  112J;  (}uer- 
schnittserkr.  637 : Tumoren  d.  R. 

652 : spinale  Muskelatrophie  685: 

Lues  d.  R.  711 : .Abnutzung  d.  R. 
713;  Drucksteigerung  L R.  748; 
Pseudosklerose  781 : Polymyositis 796; 
Meningitis  S1I ; Lumbalpunktion  S38, 
Rumpfcompression  101. 


s. 

Salamander,  Regeneration  d.  Kusses  d. 
S.  36, 

Samenstrang,  Torsion  d.  S.  421,  719. 
Sauerstoff,  S.-Wirkung  u.  Bakterien  56, 
279. 

Sauerstoffiufusion  530. 

Saugtherapie  526. 

Säurebilanz  786. 

Schädel,  Nerveneiudriicke  am  S.  66j 
Basisfractur  284;  traumat.  S.-Defecte 
141. 

Scharlach,  S.-Serum  84,  489;  Bakterio- 
logie d.  S.  212:  Protozoen  d.  S.  499 : 
S. -Nephritis  520:  Prophylaxe  d.  S.  617 : 
S.  u.  Diphtherie  794. 

Schiefhals,  Beh.  d.  S.  307,  516;  Urs.  d. 
S.  548. 

Schilddrüse,  S.  u.  Infantilismus  458: 
Jod  L d.  S.  770. 

Schlafkrankheit  23 1 . 

Schlafmittel,  S.  per  rectum  236. 
Schlangengift  7.IL 

Scbleimbeutel,  Tuberkulose  d.  S.  595. 
Schluckweh,  Beh.  d.  S.  33 1 . 

Schreiben,  Puthol.  d.  S.  411,  712. 
Schulterblatt,  Exstirp.  d.  S.  71,  867 ; 

Hochstand  d.  S.  355. 

Sehultze'sche  Schwingungen  528. 

Schuss,  Kopfschuss  4 14. 
Schüttellähmung  252. 

Schwefel,  S.  L Stoffwechsel  68;  S.  LOrg. 
890 

Schwefelsäure,  S.  L Harn  3. 

Schweiss,  S.  b.  Rheuma  133;  Jod  im  S. 
21L 

Sehnenpiastik  500. 


SÜ3 

Seifen,  Spiritusseifcu  119:  Wirk.  d.  S. 

495 

Septicopyämie  102. 

Serum,  Wirk.  d.  S.  57 ; Hämolyse  durch 
S.  610;  S.-Marmorek.  635;  polyva- 
lentes S.  743. 

Serumbehandlung,  S.  b.  Gelenkrheuma- 
tismus 21,  392;  S.  gegen  Dysenterie 
l&i  S.  b.  Scharlach  84,  489;  S.  b. 
KindbettSeber  147 ; S.  b.  Erysipel 
232;  S.  b.  LTc.  corneae  293;  S.  b. 
Tetanus  184 ; S.  b.  Basedow’schc 
Krankt).  424;  S.  b.  Dysenterie  536: 
S.  b.  Pneumonie  808. 

Shigabacillus  HL 
Silbersalze,  organische  S.  6 1 5. 

Skoliose,  hysterische  S.  319.  822:  S. 
nach  Ischias  327 ; Erkennung  der  S. 
788:  pleuritisehc  S.  836 
Skorbut  80,  84,  843. 

Sonnenlicht,  Beh.  aus  S.  438. 

Soolbädcr,  Wirk.  d.  S.  475. 

Soor  8. 

Speichel,  Beobacht,  a.  S.  353. 
Speicheldrüse,  Schwellung  d.  S.  123. 
Speiseröhre,  Drüsen  d.  S.  17;  Divertikel 
d.  S.  70;  Fremdkörper  d.  S.  427; 
Aetzung  d.  S.  522 ; Pbysiol.  d.  S.  585; 
Krebs  d.  S.  606;  Strikturbehandlung 
860. 

Spermin  665. 

Sphygmomanometrie  43. 

Spina  bifida  447. 

Spindelzellen,  S.  u.  Blutplättchen  457. 
Spiroehaeta  pallida  145,  543,  670,  685. 
815,  830. 

Sprachstörung  712. 

Stärke,  Verdauung  d.  S.  20. 
Stauungsblutung  101,  596. 
Stauungstherapie  485,  500,  526. 
Steapsinsolution  120. 

Steissdrüse  34 
Stelzbeine  403. 

Sterilisirapparat  HL 

Stickstoff,  S.  L Organismus  50;  S.  L Harn 

546 

Stimmgabel,  S.  als  Tonquelle  134. 
Stirnhöhle,  Eiterung  d.  S.  332.  700. 
Stoffwechsel,  S.  b.  Säugling  34 
Stottern  236. 

Stovain  704.  726. 

Strychnin,  S.  b.  Diabetes  587. 
Stuhlverstopfung  195 
Stypticin  197. 

Sublimat,  S.-Vergiftung  1 20.  400,  626. 
Snprarenin  s.  Nebcnnicrenpräparatc. 
Syphilis,  S.  d.  Niereu  15;  intramusku- 
läre Injektionen  31;  S.  d.  Aorta  35; 
Muskelatrophie  b.  S.  44;  S.  d.  Affen 
62;  S.-Endemie  92;  HautS.  110; 


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Sach-Registcr. 


8114 


Hydrarg.  bijodat.  139 ; Bebaudl.  d.  S. 
142;  Spirochacta  d.  S.  1 43 , 543.  670. 
685, 815,  830:  hereditäre  S.  174:  S.  d. 
Pankreas  230;  S.-lmptung  239:  Ikterus 
b.  S,  234 : S.  d.  Herzens  297 ; here- 
ditäre S.  270:  Reinfektion  399 ; S. 
eines  Sechsjährigen  383 : Vererb,  d.  S. 
4M;  Säbelscheidenforra  d.  Tibia 
467 : Geschichte  d.  S.  479 : S.  d. 
Aerzte  493:  S.  und  Tabes  310.  526: 
Recidive  d.  S.  342:  S. -Impfung  557; 
Calomelsalbc  575 : Augeninfektion 

60 1 ; sekundäre  Erkrank,  d.  Venen 
634 : S.  d.  Centralnervensystems  71 1 : 
S.-Ueberimpfuug  717:  S.  d.  Affen 

734 ; S.  d.  Kehlkopfes  743.  871 ; 
Aetiologie  d.  S.  7S2:  Jodbchandlung 
S79. 

Syringomclie  s.  Rückenmark. 


T. 

Tabak,  Pruritus  nach  T.-Geuuss  306 

Tabes  82,  123,  30L  343,  382,  453,  510, 
526,  588,  73L  812,  815. 

Taenia  cucumerina,  T.  b.  Kind  362. 

Talma’sche  Operation  L 

Tetanus  7,  25,  123,  134,  136,  184,  203, 
295.  471.  554. 

Tetanolysin  25, 

Theocin  S37. 

Theophyllin  705.  857. 

Thiosinamin  432.  707.  860,  870. 

Thoracop  lasie  262. 

Thorax,  T.-Compression  596 ; T.-Schrum- 
pfung  80. 

Thränendriise  s.  Auge. 

Thrombose  s.  Blutgefässe. 

Thymobromal  776. 

Thymus,  Stridor  thvmicus  168:  Enzym 
d.  T.  388,  140. 

Toluol  707. 

Toxin,  Dyscnterie-T.  166. 

Trigeminus,  T.-Neuralgie  61,  549. 

Trirnethylxauthin  26.3 

Trinkwasser,  Hygiene  d.  T.  1L 

Trypanosomen  551.  703,  840 

Trypsin,  T.-Verdauung  131.  546;  Pan- 
kreas-T.  513. 

Tryptophaureaktion  1 34 . 

Tuherkuluse,  Unfall  u.  T.  5;  T.  d. 
Knochen  s.  Knochen  etc.:  Bekämpf, 
d.  T.  8;  T.-Bacilleu  L Milch  39 : 
Meningitis  59,  79y  Entsteh,  d.  T.  77y 
T.-Bacillen  78j  T.  Serum  103:  Impf- 
T.  111:  T.  u.  Fleischbeschau  114: 
Tuberkulinwirkuug  137:  Ntbenhoden- 
T.  159 : T.-Bacillen  166;  Tempe- 
ratur b.  T.  166;  T.  d.  Gelenke  181j 


T.  d.  Lunge ii  183,  181l  T.  d.  Harn- 
apparates  206 : T.  d.  Herzens  233 : 
T.-Bacillus  im  Urin  271 : T.  d.  Harn- 
blase 272:  IIoden-T.  303:  Umvrandl. 
d.  T.-Bacillen  312;  T.-Thcorie  312 : 
Lungen-T.  313:  T.  d.  Sehorgaus  329: 
Kehlkopf-T.  332 : Pathogenese  d.  T. 
335:  T.  d.  Darms  356;  Miliar-T.  361 : 
T.  d.  Atlantooccipitalgelcnkes  884; 
T.-Frage  322;  Hetol  401;  T.  d.  Kehl- 
kopfes 438;  weibl.  ücnital-T.  439: 
Darm-T.  442;  Wohnung  u.  T.  454: 
Prätuberkulose  455;  T.  d.  Wurmfort- 
satzes 491 ; T.-Infektion  der  Kinder 
503;  T.  d.  Kehlkopfes  51S;  T.  d. 
Wirbelsäule  531;  Serum  Marmorek 
633;  Latenz  d.  T.  547:  T.  d.  Wirbel 
555:  Rindcr-T.  569;  Geflügel-T.  369: 
T.  d.  Schlciinbeutel  393:  T.  u.  Woh- 
nungsnot 600 ; Kinder-T.  600:  T.  (1. 
Pleura  602,  617 ; Nieren-T.  623: 

llospitalbehandlung  G3I ; Hühner-T. 
702:  Tuberkulin  702:  T.  d.  Haut 
733:  Nieren-T.  735:  Augeu-T.  741 : 
T.  d.  Kinder  762:  Pynpueumothorax 
763:  T.-Bacillen  775;  Infektionswege 
795:  Lyinpbdrüsenbau  u.  T.  SO) : 
Eiterung  d.  Kieferhöhle  807 ; akuter 
Tod  an  T.  841 ; Nieren-T.  847:  Ucber- 
tragung  d.  T.-Bacillen  852 : Lungen- 
tuberkulose s.  Lunge:  Gang  d.  T.  In- 
fektion 871 . 

Tvphus,  T. -Handschuhe  52j  T.  d.  Kinder 
'83,  342:  T.  u.  Milch  132;  Bad.  typhi 
265;  T.-immuuität  294,  840.  836: 
Agglutination  293.  406,  630.  647: 
T.-Diagnose  311.  488.  333 ; Pyramiden 
514 ; T.-Gift  333:  Gefässsystem  b.  T. 
371 : Immunität  bei  T.  393;  Meuingo- 
T.  410:  T. -Diagnostik  647 : Pyramidon 
b.  T.  648;  T.-Bekämpfung  679 : T.- 
Bacillen  703.  727,  808. 


u. 

Ultramikroskopische  Beobachtungen  402- 
Unfall,  U.  u.  Tuberculose  5;  U.-Hvsteric 
319 

Unterernährung  273 

Unterkiefer,  Winkelfortsatz  d.  U.  L;  Ver- 
knöcherung d.  U.  690. 
Unterschenkelgeschwür  789 
Urotropin  495.  320. 

V. 

Vaccine,  Culturend.V.  614:  V. -Körper- 
chen 693. 

Vagus,  V.-Centrum  2. 


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Saeh-Register. 


895 


Varix,  V.-Bildung  37i  Pathogenese  d.  V. 
HL 

Vclosau  4311 
Venen  s.  Blutgefässe. 

Veratrin,  Wirk.  d.  V.  auf  das  Herz  383. 
Verbrennung  772. 

Verdauung,  V. -Fermente  *1211 : V.-Arbeit 
643:  V.  und  Bewegung  722. 
Vergiftung,  Kohlenoxyd- V.  106:  Carbol- 
V.  120;  Sublimat-V.  1 zt);  V.  mit 
Anilin,  Kupfersulfat,  Methylalkohol 
290:  Phosphor  und  Arsen-V.  387 ; 

Sublimat-V.  400,  626;  V.  mit  Kohlen- 
oxyd 317,  472:  V.  mit  Atropin  472; 
Phosphor- V.  546;  Botulismus  584: 
Vcronal-V.  584:  Carbol-V.  584 : Chlo- 
ralhydrat-V.  584;  Phenacetin-V.  681 : 
Pilz-V.  779:  Digitai Is- V.  792. 

Veronal  520,  826;  V.-Vcrgiftung  584. 
Vibration.  V.  u.  Faradisationsgefuhl  509. 
Vibrationsgefühl  398,  876. 

Vierzellenbad,  Ersatz  d.  V.  797. 


w. 

Wanderleber  536. 

Wangenfettpfropf  273. 

Wärmebedarf,  W.  prämaturer  Kinder  587. 
Wasserstoffsuperoxyd,  Wirk.  d.  W.  419 
Wasscrstoft’superoxydkatalyse  1 69 
Wiederkäuer  950 
Williams’sches  Symptom  858. 


Wirbelsäule,  Entzünd,  d.  W.  260;  Sko- 
liose nach  Ischias  327 : Skoliose  788, 
822,  836;  Tuberculose  d.  W.  37 1 ; 
Neubildungen  an  der  W.  443;  Spina 
bifida  447 : Entzünd,  d.  W.  548.  714; 
Caries  d.  W.  333. 

Wismuth,  W.-Ycrgift  728. 

Wohnung,  W.  u.  Tuberculose  454 
Wüste,  Hygiene  d.  W.  762. 


Y. 

Yerrin’s  Serum  433. 
Yohimbin,  Y. -Exanthem  302. 


z. 

Zählkammern,  neue  Z.  361. 

Zähne,  vierter  Molarzahn  237 ; Z. -Leiden 
b.  Influenza  429. 

Zuckerkrankheit  184. 

Zeigefingerluxation  794. 

Zellen,  binucleiire  Z.  212;  zuckerzer- 
störeudes  Ferment  d.  Z.  42. 

Zucker,  Glykolyse  Z.-Vcrbrennung 
692 

Zunge,  Hemiatrophie  d.  Z.  574;  kalter 
Absecss  d.  Z.  457;  Tumor  d.  Z.  470. 

Zwerchfell,  Z.  b.  Pleurareizung  195;  Z.- 
Contraction  613:  Z.  und  Pleurahöhlen 
737 


Ü3 


XL1I1.  Jahrgang. 


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Namen-Register. 


A. 

A bd  erhal  den,  E.,  Verhalten  d.  Kürper- 
eiweiss  im  Hunger  740:  Bildung  von 
Zucker  aus  Fett  771. 

Abelous,  Adrenalin  in  den  Neben- 
nieren 303. 

Abelsdorff,  G.,  Licbtreaktion  der  Pu- 
pille 320. 

Abramow,  Aortenveriindorung  bei  Sy- 
philis ü 

Abrikossoff,  Pathologische  Auatomic 
der  Lungeuphthise  147. 

Achade,  II.,  Beeinflussung  der  Zucker- 
verbrenuung  002. 

Ad  am  off,  W.,  Physiologie  des  Gly- 
kogens 322. 

Addinsell,  Schwangerschaft  bei  einer 
Nicbtinenstruirten  800. 

Adler,  IL,  Reaktion  der  Kohlehydrate 
434;  Bedeutung  der  Reaktion  von 
Seliwanoff  770 

Adolphi,  Abortivbchandlung  der  Go- 
norrhoe 3fi7. 

Adrian,  A.,  Syphilis  und  Tabes  ölt). 

Alapv,  H;,  Appendicitis  im  Kindesalter 
133'. 

St.  Albin,  Säuglingsatrophie  18S. 

Aldrich,  Caissonkrankheit  S£u 

Alexander,  Gehörorgan  bei  albinoti- 
tiseben  Katzen  3 1 0. 

Alexander,  A.,  Kolliclis  u.  Erythema 
indurat.  204 

Alexander,  G.,  Angeborene  Taubheit 
38:  Otogene  Prämie  117:  Bebandl.  d. 
Facialisparalyse 358 ; Congenitale  Miss- 
bildung des  inneren  Ohres  374. 

Alquier,  Durch  Fibrosarkom  bedingte 
Facialislähmung  204. 

A 1 1,  Epilepsie  87 0 

Aly  Zaky  Bey,  Organische  Phosphor- 
Verbindungen  im  tierischen  Organismus 

320 

Amat,  Zerbrochener  Katheter  in  der 
Blase  II. 


Amberger,  Operation  bei  Adnexerkran- 
kungen 350. 

Amicis,  Th.  de,  Besondere  Scabiesform 

LLL 

Aoyama,  T.,  Poliomyelitis  anterior 365. 

Apert,  Ilarnfärbuug  nach  Pyramidon 
304 

Armour,  Anlegung  von  Magendarni- 
fisteln  32t). 

Armstrong,  Blasengcschwürc  200. 

Arnheim,  G.,  Angeborene  Pulmonal- 
steuose  302. 

Arnheim.  Glykolyse  2Ü. 

Aron,  IL,  Einfluss  d.  Alkalien  auf  d. 
Knochenwachstum  211. 

Arregger,  .L.  Centrale  Luxation  des 
Oberschenkels  244. 

Asahi,  K..  Einfluss  des  Eosins  auf 
schwere  Hauterkrankungen  lös-  l‘n- 
tersuclmng  auf  Hyphomyceten  744 

Ask,  Fr.,  Scliichtstaar  480. 

Askanazy,  M.,  Distomum  felineum  173 

Atkins,  T.  G.,  Gastro-.lejunostomie  2L 

Aufschläger,  Lokalisation  der  llemi- 
chorea  .353- 

B. 

Babak,  E.,  Wärmeregulation  nach  Fir- 
nissen 513:  Einfluss  d.  Nervensystems 
auf  Metamorphose  des  Frosches  031. 

Babcs,  Spirochaeten  der  Syphilis  670. 
OSO 

Babonncix,  Diphtheritischc  Lähmun- 
gen 201. 

Bach,  L.,  Trigeminus  und  Pupille  278. 

Back  man,  E.  U.,  Myasthenie  005 

üagiusky,  A.,  Akuter  Gelenkrheuma- 
tismus bei  Kindern  033 

Bahr,  C.,  Staaroperation  432. 

Bail,  0.,  Typhus  850. 

Ballancc,  LL  E.,  Thorakoplas)ik  bei 
bei  Empyem  202. 

Ball,  Behänd),  des  Pruritus  ani  278. 
750:  Tuberkulose  841 . 


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Namen-Register. 


837 


Hallowitz,  E.,  Hyperdaktylie  45  1 ■ 

Bang,  J.,  Labfermeut  des  Blutserum 
450:  Chemie  der  lymphatischen  Organe 
460. 

Bandi,  J.,  Aetiologie  des  Gelbfiebers 
1176. 

Barden  heuer.  Facialis  - Hypoglossus- 
Anastomose  173:  Neuralgie  des  III. 
Trigeminusastes  54!) ; Leontiasis  ossea 
616:  Extensionsbehandlung  des  Genu 
valgum  627 : irreponible  Zeigefingcr- 
luxatiou  724  ; Resektion  d.  Hüftpfanne 
SO  3 

v.  Bardeleben,  Instrumentelle  Mutter- 
mundserweiterung 1 i)‘2. 

Barling,  Prostataoperationen  175. 

St.  Barniss,  Plautarreflcx  66!) 

Bartel,  Latenz  der  Tuberkulose  547. 

Bartel,  J.,  Inhalation  zerstäubter 
Flüssigkeiten  604 : Tuberkulose  801 : 
Tuberkulose  871. 

Bartels,  Lymphgefässc  des  Pankreas 
177. 

Bartels,  M„  Erkrankung  der  Cauda 
cquitia  301. 

Barth,  Facialislähmung  infolge  von 
Mastoiditis  806 : Peritonitis  853. 

Barth.  E.,  Spastische  Aphonie  118. 

Bartoux,  Paraffin  bei  atrophischer 
Rhinitis  103. 

Barwell,  II.,  Kehlkopftuberkulosc  518. 

Bäte  Mi,  F.,  Glykolyse  6!L  Philo-  und 
Anticatalase  in  tierisch.  Geweben  394. 

Bauer,  A„  Spinale  Metamcric  AL 

Bauer,  R.,  Ehrlicb’sche  Aldehydrcaktion 
7 Sft 

Baum,  Silberbehandlung  des  Gonorrhoe 
640:  Nebennierenpräparate  in  d.  Der- 
matologie 862;  Crticaria  478. 

Baum,  J.,  Brenzkatechin  und  Cirku- 
lation  665. 

Bäumlcr,  Pleuritis  776. 

Baumgarten,  Diabetes  mellitus  675; 
Ausbreitung  der  Tuberkulose  vom  Ge- 
nitalapparat aus  439 ; Hämatome  des 
Septum  narium  598:  periodische  Blu- 
tungen der  oberen  Luftwege  .3!)!). 

Baumstark,  R.,  Thiosinamin  bei  Erkr. 
der  Verdauungsorgane  707. 

Bayer,  Plasteinogene  Substanz  32. 

Bayer,  K-,  Blinddarmblähung  bei  Dick- 
darmverschluss 639. 

Bayon,  P.  G.,  Chondrodystrophia-foe- 
talis  212. 

Beatti,  Decapsulation  der  Niere  661 . 

v.  Bechterew.  W.,  Ueber Reflexe  347. 

Bechtold,  C.,  Magengeschwür  im  Kiu- 
desalter  410 

v.  Beck.  B..  ßchandl.  der  Colitis  22. 

Beck,  C.,  Tetanie  im  Kindesalter  3.34 


Becker,  F.,  Farbensinn  bei  künstlicher 
Beleuchtung  *262. 

Bednarski,  A.,  Pathologische  Verän- 
derungen der  Zonula  Zinii  309. 

Behr,  M.,  Anwendung  des  Rheumasans 
25;  Tuberkulose  des  Wurmfortsatzes 
491. 

Beitzke,  II.,  Prüfung  der  Behring'schen 
Tuberkulosetheorie  an  Kinderleichen 
162. 

Bell,  W.  Bl.,  Perityphlitis  u.  Appen- 
dicitis  52. 

Bellin,  Behandlung  der  Meningitis  nach 
Mittelohrentzündung  645;  Ülceration 
der  Carotis  interna  bei  Mastoiditis  67S. 

Be  nee,  Viscosität  875. 

Beugen,  F.,  Euzymgehalt  der  Magen- 
schleimhaut 370. 

Benjamin,  K.,  Lungengangrän  und 

Hirnabscess  969 

Berg,  H.  W.,  Magencarcinom  und  Durch- 
bruch in  das  Colon  HL 

Berg,  W.,  Arbeitsleistung  beim  Rad- 
fahren 252. 

Best,  Heriditäre  Maculaaffektion  246. 

Bettrtiann,  Abortivbehaudlung  derGo- 
norrhe  559. 

Be  van,  Mangcluder  Desceusus  testiculi 

132. 

Bexheft,  A.,  Hämagglutinine  146. 

Beyer,  .1.  L„  Behandlung  von  Deformi- 
täten 379. 

Bezold,  Knochenbildung  im  Ohr  310. 

Bergelt,  P.,  Verhalten  des  Kürper- 
eiweisses  im  Hunger  740. 

Bergen,  Fr.  v.,  Struktur  des  Proto- 
plasmas 92. 

Berger,  C.  L.,  Retention  v.  Stickstoff  51L 

Bergb,  H.  v.  d.,  Enterogene  Cyanose 

■ri.A-i 

Bergmann,  W.,  Casuistik  der  Erkran- 
kung der  Flexura  sigmoidca  682. 

Berent,  Rückgaug  bei  Stimmband- 
lähmung 358. 

Berliner,  1L,  Fälle  v.  Vergiftung  384. 

Born  and,  Experimentelle  Tuberkulose 
des  Herzens  235. 

Bernhardt,  M..  Neuropathologiscbe  Be- 
obachtungen 109;  seltene  periphe- 
rische Lähmuugen  620. 

Bernheim-Karrer,  Pylorusstenose  im 
Säuglingsalter  200. 

Bernheim,  Beeinflussung  des  Pulses 
durch  das  Zählen  186. 

Bernstein,  E.  P..  Epididymitis  durch 
Pneumonicbacillen  100. 

Bernstein,  R..  Rückenmarksverletzun- 
gen  936 

Bertarelli,  Wutkrankheit  381,  857: 
Immuuisirung  gegen  Cholera  331. 

59* 


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Namen-Register. 


Hilft 

Bertram,  1L,  Oxydation  durch  Harn 
593 : Therapie  d.  Bronchialasthmas  032. 

Bibergeil,  Digalin  21G;  cytodiagno- 
stische  Untersuchungen  539. 

Bickel,  A.,  Magensaftsekrctiou  bei  den 
Uerbivoren  886 : Alkalien  und  Säuren, 
Magensaftsekretion  642. 

Bickersteht,  llarnsegregatoren  255. 

Bielschowsky,  A.,  Associirte  Blick- 
lähmnng  219:  Myasthenie  605. 

Bier,  Behandlung  akuter  Eiterungen 
mit  Stauungshyperämie  485,  500. 

Bierhoff,  Gonorrhoe  196:  infektiöse 
Prostatitis  59 1 . 

Biernacki,  E.,  Einfluss  des  Arseniks 
auf  das  Blut  281 . 

Biltz,  W.,  Ultramikroskopisc.be  Beob- 

Birch-IIirsch feld,  A.,  Wirkung  der 
Köntgenstrahlcn  auf  das  Auge  23; 
Kurzsichtigkeit  662;  Thvroidamblvopie 
831. 

Biro,  M„  Epilepsie  172. 
achtungen  an  Glykogenlösungen  402 

Björksten,  M.,  Herztumoren  874. 

Bittorf,  A.,  Aorteusklcrose  111 

Blake,  J.  A.,  Hodentuberkulosc  303. 

Blamcr.  G.,  Myasthenia  gravis  459. 

B lanchard.  R..  Schlafkrankheit  231. 

B I an  d -Su  t ton,  Multiple  Steine  der 
Niere  309. 

Blaschek,  A.,  Paradoxe  Mitbewegungcn 
zwischen  Lid  und  Auge  628. 

Blaschko,  A.,  Syphilis  als  Berufskrank- 
heit der  Aerzte  493 

Blau,  Wirkung  der  Salicylsäure  auf 
das  Gehörorgan  94. 

B lecher,  Myositis  ossiticaus  564 

Bloch,  Säuglingsatrophie  188:  die  Assa- 
uirung  von  Beuthen  504 : dysthyre 
Schwerhörigkeit  5S1 . 

Bloch,  Br.,  Purinstoffwechsel  beim 
Menschen  803 

Blum,  L.,  Schicksal  des  Cystins  im 
Tierkörper  290:  Antitoxinbildung  bei 
Autolyse  325. 

Blumberg,  Deciduazellen  in  der  Cervix 
uteri  113. 

Blumenthal,  F„  Bedeutung  des  Ober- 
flächendruckes 693. 

B I umen  thal , M.,  Seröse  Meningitis  und 
Lumbalpunktion  342. 

Boas,.!.,  Diagnose  des  Magengeschwürs 
durch  occulte  Blutungen  217. 

Roberts,  W.  E.,  Chronischer  llydro- 
cephalus  internus  573. 

Bockenheirner,  Osteomyelitis  867 

Boeck,  C.,  Hereditäre  Lues  174:  Sar- 
koid 638. 

Boenningbaus,  Nervöser  Halsschmerz 
375:  Theorie  der  Seballleituug  698: 


doppelseitige  cerebrale  Hörstörung  mit 
Aphasie  790. 

Börner,  E.,  Hauttibrome  mit  Beziehung 
zum  Rückenmark  219:  Lehre  von  den 
Gelenkmäusen  389. 

Bogdanik,  J.,  Operationstechnik  a.  d. 
Harnblase  277. 

Bogoljuboff,  Resektion  des  Neben- 
hodens 159. 

Bogrow,  Aetiologie  der  Orientbeule  i, 

Bö  Innig,  H~  Elektrische  Unfallver- 
letzungcn  bei  Telephonistinnen  412, 
430. 

Boiuet,  Rachitisartige  Enebondrose  260. 

du  Bois-Reymon d,  R.,  Arbeit  beim 
Radfahren  256:  Lackfarbenwerden  des 
Blutes  625. 

Bükay,  J.  v..  Polyvalentes  Serum  bei 
Scharlach  489. 

Boldireff,  W.  N.,  Arbeit  des  Ver- 
dau ungsapparates  ausserhalb  der  Ver- 
dauung 642. 

Bonhoeffer,  K.,  Sensibilität  bei  Hirn- 
rindenläsionen 573. 

Böunigcr,  M.,  Spannung  der  Haut  433. 

Bönninger,  M.,  Einfluss  des  Kochsalzes 
auf  die  Magenverdauung  282. 

Borchard,  Syringomyelie  und  Hämato- 
myalie  828. 

Borri,  A„  Eudofaradisation  und  Endo- 
galvanisation  des  Magens  UL;  Magen- 
geschwüre im  Klimakterium  83. 

Bottstein,  Pruritus  nach  Tabakgenuss 

366. 

Boulud,  Verteilung  des  Zuckers  im 
Blut  770. 

Boweo,  Accideutclle  Vaccination  der 
Nasenschlcimhaut  947. 

Boycott,  A.  E.,  Verhalten  der  Leuko- 
cyteu  bei  Eingeweidewürmern  191. 

Boyd,  Dekapsulation  der  Niere  661 . 

Braeunig,  K.,  Bau  der  Kammer  und 
Vorkammern  18. 

Brandenburg,  K.,  Digitalin  209. 

Brasch,  M.,  Neurotische  Muskelatrophie 

aa. 

Brauer,  L.,  Ueberdrnckverfahren  bei 
Pneumothorax  231. 

Brault,  J.,  Melanosarkom  563. 

Brauu,  H^  Stauungsblutungcu  nach 
Ruinpfcompressionen  101. 

Braun,  0.,  Luxatio  coxae  congenita  676. 

Braunschweig,  Pulsircnder  Exoph- 
thalmus 437. 

Brcccli,  A.  P.,  Pseudodiphtheritischer 
Svmptomencomplex  bei  Neugeborenen 

315. 

Bregman,  L.,  Tabes  dorsalis  588. 

Breton,  A..  Quecksilberjodid  bei  Syphilis 
1 39 


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Namen- Register. 


899 


Breton,  M.,  Mikroben  im  Darmkanal 
136. 

Breuer,  Vestibularapparat  74. 

Brieger,  L.,  Specitische  Substanzen  aus 
Typhusbacilleu  333;  Wasserbehand- 
lung auf  Kreislauf  und  Atmung  418. 

Brissaud,  E.,  Spinale  Metamerie  44. 

Broadbent,  W..  Akute  Aortitis  580. 

Broadhent,  l’osturale Albuminurie 287. 

Broc,  (iaumensegellähmung  75. 

Broca,  Peritonitis  875. 

Broduitz,  Alkoholinjektionen  bei  Her- 
nien 133. 

Bröse,  P„  Chlorzinkschorf  gegen  In- 
fektion 728. 

Brook,  W.  H.,  Totale  Paraplegie  555. 

Brosius,  W.,  Syphiliseudeuiie  und  ihre 
Folgen  92. 

Browning,  W.,  Schmerzeu  bei  Hirn- 
tumoren 509. 

Bruandet,  A.,  Nervenregeneration  749. 

Bruck,  C.,  Theorie  der  Immunität  359. 

Brug,  ft.,  Abnützung  des  Rückenmarks 
713. 

Brugsch,  Th.,  Stoffwechsel  beim  Hunger 
418. 

Brühl,  Pathologische  Anatomie  des  Ge- 
hörorgans 678. 

Bruhns,  C.,  Lymphgefüsse  der  Prostata 
193. 

B runer,  W.,  Wirkung  d.  Aderlasses  360. 

Brünier,  L.,  Marmorek- Serum  bei 
Tuberkulose  635. 

Brunu,  M.  v.,  Osteotomie  des  Femur 
bei  Genu  valgum  71;  juveuile  Osteo- 
arthritis 372. 

Bruns,  Desiutektion  bei  Ankvlostomiasis 
680. 

Bruns,  0.,  Impftuberkulose  bei  Morphi- 
nismus 111. 

Brunton,  J.,  Behandlung  der  Anämie 
mit  Knochenmark  615. 

Bubarsch,  Knochenbildung  im  Lymph- 
knoten 231. 

Ruchholz.  Geistesstörungen  b.  Arterio- 
sklerose 574. 

Budin,  M.  I’.,  Säuglingscrnährung  428. 

Bühler,  K.,  Einfluss  der  Kälte  auf  die 
Leitfähigkeit  der  Nerven  691. 

ßulliug.  Kehlkopf-  und  Lungentuber- 
tulnse  183. 

Bunt  in  g.  Primäres  Carcinom  d.  Ileum 
228. 

Bunting,  L.  T.,  Giftwirkuug  des  Calo- 
inels  426. 

Burcbardt.  Luftströmung  in  d.  Nase 
678. 

Burckhard,  Gefahren  der  Scbultzc- 
schen  Schwingungen  528. 


Burkhardt,  Hämolyse  bei  Verbren- 
nungen 772. 

Burckhardt,  H.  v.,  Mixotibrolipom  der 
Milz  54. 

Burger,  F.,  Guajakol  und  Lysol  704. 

Bürgi,  E.,  Wert  und  Verhalten  des 
Fleischextraktes  215. 

Bürger,  M.,  Protylin  811. 

Burian,  R.  Oxydation  und  Bildung  der 
Harnsäure  820:  Herkunft  der  endo- 
genen Harnpurine  bei  Mensch  und 
Säugetier  820. 

Burke,  Ch.  V.,  Fälle  v.  Vergiftung  584. 

Bürker,  K.,  Physiologische  Wirkung 
des  Höhenklimas  227 ; neue  Form  der 
Zählkammer  561. 

Bürkncr,  Zerstörung  des  Trommelfells 
durch  Blitzschlag  54. 

Burr,  Ch.  W..  Postero-Iaterale  Sklerose 
45:  Myasthenie  605;  Hirntumor  861. 

Buschke,  A.,  Wandernde  Phlebitis  30; 
Syphiliserreger  445;  Röntgenstrahlen 
auf  Drüsen  798. 

Buse.  Myositis  ossilicans  564. 

Busscnius,  W.,  Bedeutung  der  Typhus- 
bacilleu  für  die  Diagnose  703. 

By  loff,  K..  Kenntnis  der  Rattentrypano- 
somen 703. 


0. 

Caboche,  Labyrinthaffektioncu  und 
Otitis  rnedia  628. 

Cadwalader,  Blut  bei  Blutvergiftung 
628. 

Cajal,  R.  S.,  Bau  der  Rückenmarks- 
ganglien 322. 

Cuirns,  L.,  Yersin's  Serum  b.  Pest  453. 

Calvar,  van  P.  R.,  Diphtheriegift  333, 
425. 

Mc.  Call  um,  Abführmittel  535. 

Camp.  C.  P.,  Multiple  Sklerose  459. 

De  la  Camp,  0.,  Spitzentuberkulose 
858. 

Campbell,  M.,  Aetiologie  der  Uterus- 
tibrome  672. 

Cantru,  F.,  Massage  d.  Hergegend  729. 

Carcy,  W„  Uretcritis  cystica  287. 

Carini,  A.,  Agglutination  der  Milz- 
brandbacillen 550;  pathogene  Trypano- 
somen 551. 

Carlson,  A.  J„  Ganglienzellen  des 
Herzens  691. 

Carnot,  P.,  Uebertritt  von  Eiweiss  aus 
dem  Magen  in  den  Darm  530. 

Carter,  Fall  von  Sepsis  bei  Eiterung 
in  der  Bighmorshöhlc  825. 

Carter,  H„  Akuter  Diabetes  iusipidus 
mit  Coua  9. 


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HOO 


Namen-Register. 


Me.  Cartliy,  D.  J.,  Sklerose  45l 

Casper,  Behandlung  der  Prostatahyper- 
tropbie  üiL 

Casper,  L.,  Nierentuberkulose  (523. 

Castaigne,  Lcbercirrbosc  und  periphe- 
rische Neuritis  nebeneinander  1 57 : 
angeborene  Nierenerkrankungen  331 . 

Catin,  Mme.  u.  M.  C.  L.,  Verhalten  des 
Mannans  zu  Fermenten  tSIO. 

Catnla,  G..  Tabes  dorsalis  388. 

Cattle,  C.  IL,  Akromegalie  Gl. 

Cavazzani,  E..  Nucleon  370. 

Cecikas,  Syphilit.  Herzaffektionen  997. 

Ce  Iler,  IL  L.,  Antikörper  879 

Cernvodeanu,  P.,  Hämolytische  Wir- 
kung der  Sera  tilrt. 

Cesas,  D.  (i..  Chronische  ankylosirende 
Entzündung  der  Wirbelsäule  348 

Challamel,  A„  Einfluss  der  Arsou- 
valisation  auf  den  Blutdruck  302. 

Charin.  M.  A.,  Wirkung  steriler  Nah- 
rungsmittel 1i)4. 

Cbasscvaut,  A.,  Liebertritt  von  Ei- 
weiss  aus  d.  Magen  in  d.  Darm  330. 

Chauffard,  Pupillendifferenz.  860. 

Chauvel,  Organische  Silberverbindun- 
gen  615. 

Chevricr,  Gastroenterostomie  585. 

Christian,  H.  A.,  Fettdegeneration 
388 

Citron,  Lokale  Immunität  der  Ge- 
webe 893. 

Cläre,  Gliom  der  Nase  700. 

Claret,  Verhalten  des  Harn  bei  Lapa- 
rotomie 724. 

Clark,  A.  P.,  Respiration  bei  Hemi- 
plegie 483. 

Clarke,  Bruce  W.,  Magenduodenal- 
geschwüre 397 

Clarke,  T.  W.,  Behandlung  d.  Typhus 
Mi 

Clegg,  M.  T.,  Cultivirung  u.  Bedeutung 
der  Amöben  512- 

Clement,  E.,  Behandlung  des  Zitterns 

382 

Clogg,  Perforation  von  Duodenalge- 
schwüren 222. 

Coakley,  C.  G.,  Stovain  704. 

Cohn,  P.,  Tabes  83. 

Cohnheim,  0„  Kohlehydrate  SOG. 

Cobnheim,  P.,  Oelbehandl.  d.  Magen- 
krebs 234 : Palpation  u.  Auscuttation 
des  Pvlorus  314. 

Colc.  Agglutination  von  Typhusbacillen 
295.  400 ! Typhusimmunität  294,  393. 

Conibe,  A.,  Bonedikt 'scher  Symptomen - 
complex  390 

Condamin,  Behandl.  d.  Uteruskrebses 
bei  Schwangerschaft  7<!8. 

Cooke,  A.  B.,  l'eber  Pruritus  ani  7 (13. 


Coplin,  Veränderung  der  lntercostal- 
muskeln  bei  Pleuritis  195. 

Cordes,  Aetiologie  und  Therapie  der 
Sängerknötchen  118. 

Cornil,  Knorpelverlctzung  849. 

Cottet,  Physiologische  Oligurie  539. 

Coudray,  Knorpelverlctzung  849. 

Co u Ion,  G.,  Dermatitis  nach  Yohimbin 
3U:> 

Courraont,  Virulenz  des  Humor  aqueus 
bei  Hundswuth  702:  Anwendung  des 
Coffeins  in  der  Bakteriologie  703. 

Lc  Coute,  Pyoperiearditis  149.  • 

Couteaud,  (ionorrhoe  4112. 

Cramer,  IL.  Embolie  der  A.  mesen- 

• terica  sup.  27G. 

v.  Criegcrn,  Thoraxschrumpfung  SO. 

Crile,  G.  W.,  Wirkung  des  Wechsel- 
stromes aut  Hunde  733 

Crouzon,  0..  Combinirte  Rüekcnmarks- 
sklcrose  108. 

Croner,  W„  Neue  Milchsäureprobe  733. 

Crouheim,  W.,  Neue  Milchsäureprobe 
739 

v.  Cube,  F.,  Spirochaeten  bei  Svpbilis 
1.70 

Cummins,  T.  W.,  Diazoreaktion  440 

Cumston,  Behandl.  der  Incoutinenr.  b. 
Frauen  254. 

Cum,  E.,  Verdauuug  der  primären  Al- 
bumosen  194. 

C ursch  mann,  IL,  Tabes  dorsalis  388: 
Rachitis  tarda  773. 

Cushing.  E.  F.,  Behandl.  des  Typhus 
LLL 

Cutler,  Doppelseitige  Schwellung  der 
Parotis  und  Thräncndrüsen  1 23 

Cybulsky,  Th..  Myelocyten  im  kind- 
lichen Blut  307 

Czaplcwski,  Geschirrspülmaschine  31 8. 

Czerny,  Nekrose  der  Gallenblase  22. 


B. 

Dakin,  IL  D.,  Arginasc  7SG 

Dalimann.  Aus  der  Hallenser  Obren- 
klimk  4£bL 

Damianos,  C.,  Aufsteigende  Darmcin- 
stülpungen  4 GS. 

Dana,  Ch.  L.,  Arthritis  deformans  &7_: 
Kleinbirntumoren  Gl 9. 

Daniel,  Cytologiscbe  Bcschaflenbeit  des 
Amnionwassers  1 GO. 

Davidsohn,  Tabes  mit  Kchlkopfaffek- 
tion  433:  tötlich  verlaufender  Pocken- 
fall  I2L 

Davidsoh  n,  C.,  Spirocbaetenbefunde  b. 
Syphilis  813,  830 

Davidsohn,  E.,  Complizirte  Tabes  382. 


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Namen-Kegs  ler. 


1)01 


Deguy,  Cysten  in  den  Mandeln  231. 

Dehre- Deutsch,  L.,  Superinfektion  u. 
Primäraffekt  fittt). 

Dclore,  Anurio  infolge  von  Nierenstein 
71  i). 

Demarquc,  Diphthericbacillen  bei  Im- 
petigo 506. 

Dempel,  Kehlkopftuberkulose  518. 

Deneke,  Tb.,  Griserin  1147. 

Denker,  Eustaeh'scbe  Röhren  des 
Ameisenfressers  487. 

Dercum,  F.  X.,  Gefässerkrankung  des 
Rückenmarks  141. 

Desgrez,  A.,  Organische  Phospbor- 
verbindungen  auf  den  tierischen  Orga- 
ganismus  529. 

Determann,  Kenntnis  der  Tabes  345. 

Detot,  Vergiftung  mit  Carbolsäure  und 
Sublimat  1 20. 

Detre,  L.,  Reininfektion  und  Primär- 
ulcus  399. 

Deutsch,  Radiotherapie  bei  Uterus- 
tumoren  !1L 

Deutschländer,  C.,  Angeborene  Hüft- 
Verrenkuug  355. 

Dienst,  Retroversio  uteri  gravidi  incar- 
cerata  592. 

Dietlcn,  H.,  Herzinsufficicnz  und  Herz- 
dilatation  520. 

Djewitzki,  Chorionepitheliom  d.  Harn- 
blase 52, 

Divine,  J.,  Froscbberz  850. 

Dixon,  Fr.,  Durch  Nerven  bewirkte 
Schädeleindrücke  !HL 

v.  Dobrzynircki,  Zahnerkrankung  bei 
Influenza  429. 

Doddi,  G.,  Tabes  u.  Paralvsis  agitans 
123. 

Docbbelin,  Darmruptur  und  Lungen- 
absecss  22 

Doerffler,  IL,  Behandl.  der  Pleuritis 
bei  Tuberkulose  745. 

Doerpinghaus.  Th.,  Verhalt,  d.  Kör- 
pereiweiss  im  Hunger  740. 

Donath,  J.,  Convergeuzlähmung  173: 
Cholin  in  der  Cerebrospinalflüssigkeit 
bei  Epilepsie  243.  476:  Tabes  dorsalis 
588:  Phosphorsäuregehalt  d.  Cercbro- 
spinalflüssigkeit  787.  835 : Cholin  835 

Donovan,  Menschliche  Piroplasmosis 
614 

Dopter,  Agglutination  von  Scharlach- 
streptokokken 104. 

Dopter,  M.,  Facialislähmung  bei  ba- 
saler toxischer  Meningitis  Hl 

Do  rau,  R.  E.,  Epilepsie  172. 

Derendorf,  Lepra  der  Luftwege  22, 

Douglas,  S.  R.,  Verhalt,  der  Leuko- 
cyten  bei  Eingeweidewürmern  121. 

Doyon,  M.,  Alkaloide  233. 


Dreifuss,  Chinin  855. 

Dressmann,  Kiefcrhöhleuciterung  391. 

Dreuw,  Behandlung  von  Lupus  319: 
Exstirpations-  und  Operationsfeder 
398;  Kathetersterilisator  544. 

Dreyfuss,  J.,  Dakryadenitis  329. 

Druclle,  M.,  Gcschwürsbildungen  in 
der  Vulva  176. 

Ducret,  R.,  Gallenfarbstoff  in  der  Cere- 
brospinalflüssigkeit 498. 

Dupuy-Dutemps,  Irisatrophie  bei 
Tabes  und  Paralyse  813. 

Dürig,  Morbus  Basedowii  und  Myxödem 
620. 

Dutail,  Auurie  infolge  von  Nierenstein 

112. 

Duval,  Ch.,  Protozoen  des  Scharlach- 
liebers  499. 


E. 

Eberson,  M.,  Antistreptokokkenserum 
im  Wochenbettlieber  664. 

Ebstein.  Tophi  der  Ohrmuschel  bei 
Gicht  38^  Hetralin  als  Harnantisepti- 
kum 432. 

Ebstein,  W.,  Exodin  363:  Hetralin  432. 

Edens,  E.,  Polymyositis  und  Polyueuri- 
tis  796. 

Ed'hem,  Anfangsstadium  der  Tuberku- 
lose 455. 

Ehret,  IL,  Skoliose  nach  Isehias  327. 

Ehrhardt,  Peritonitis  von  den  Gallen- 
wegen  ausgehend  517. 

Ehrlich,  Bossi’sches  Dilatatorium  368. 

Ehrlich,  F.,  Schmerzhafte  Mageuleevc 
571. 

Eich  ler,  F.,  Agglutination  von  Tvphus- 
bacillen  630. 

Eicken,  van,  Lokalanästhesie  des 
äusseren  Gehörganges  550. 

Einhorn.  M„  Magenschleimhaut  in  pa- 
thologischen Fällen  138:  Bestimmung 
des  Indols  in  den  Fäccs  259. 

Eisenbsrg,Ph.,  Dysentcriebacillen  471 . 

Eisenreich,  Behandlung  der  Leukämie 
mit  Röntgenstrahlen  283. 

Eller,  Uterusmyom  und  Nierentumoren 
723 ; irreponible  Zeigelingerluxation 

Ellinger,  A..  Entstchung’der  Kynuren- 
säure  803, 

Eisberg,  Ch.  A.,  Typhus  mit  Darmper- 
foration beim  Kind  342. 

Elschnig,  Glaskörperabhebung  37j 
Glaskörperblutungen  4U3 : Kurzsichtig- 
keit 662:  Bau  der  Sklera  bei  Myopie 
677. 


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902 


Namen-Register. 


Elsner,  II.,  Motorische  Mageufunktion 
729. 

Elting,  A.  \V.,  Pathologie  und  Behand- 
lung des  Tetanus  471. 

Embden,  G.,  Fütterungsversuchc  am 
pankreasloscn  Hund  484. 

Endel,  H..  Hvgienische  Wirkung  der 
Wüste  702. 

Endelmann,  Sakraltumoren  181. 

Engel,  K.,  Pulsirendes  uud  fetthaltiges 
Pleuraexsudat  154. 

Fntz,  Keratosis  des  Pharynx  55. 

Eppinger.H.,  Autolyse  der  Punktions- 
flüssigkeiten 178. 

Epstein.  Angina,  Erythema  und  Pleu- 
ritis 4S8. 

Erb,  W.,  Bystasia  angiosclerotiea  606. 

Erb  jun.,  W„  Adrenalin  872. 

Erben,  F.,  Paracoloninfcktion  791. 

Erbse,  F.,  Tetanus  und  Rückeumarks- 
befund  123. 

E rbs  löh,W.,PolyneuritisnachMorphium 
und  Sulfonal  345. 

Erdely,  A.,  Bau  und  Funktion  des 
lymphatischen  Apparates  des  Darmes 
33. 

Erd  mann,  P..  Diplobacillengcschwüre 
der  Cornea  501. 

Eretheim,  J-,  Hypopbyscntumor  861. 

Erlanger,  J.,  Instrumeut  zur  Bestim- 
mung des  Blutdruckes  819. 

Espen. s child,  A ugenhintergrundbefund 
bei  Ohrenerkrankungen  502. 

Eulen  bürg,  Elektrische  Unfallverlet- 
zungen bei  Telephonistinnen  412,430. 

Ewing,  J.,  Vaccinekörperchen  693. 

Einer,  A.,  Radiumbehandlung  des  Car- 
cinoms  451. 


F. 

Fabry,  H.,  Spirochäteubefunde  bei 
Syphilis  815,  830. 

Falck,  R„  Desinfektion  der  Haut  119. 

Falta,  W.,  Eiweissstoftwechsel  bei  der 
Alkapeptonurie  50. 

Farkas,  G.,  Molekulare  Konzentration 
des  Blutserums  bei  Schwangeren  uud 
Wöchnerinnen  128. 

Faueouuet,  Herzbigeminie  nach  Digi- 
talisgcbrauch  170:  Glykosnrie  588. 

Faulds,  Erleichterung  der  Cvstoskopic 
239. 

Fawcatt,  Verknöcherung  des  Unter- 
kiefers 690. 

Fei  leben  feld  , Behandlung  des  Dia- 
betes insipidus  mit  Strvchnininjekliouen 
587. 


Feilke,  0.,  Schwere  Augenverletzung 
597. 

Feiuschmidt,  J.,  Glykolytiscbes  Fer- 
ment in  den  Organen  42,  228. 

Fe  re,  Ch.,  Epilepsie  364. 

Ferra nnini,  Kochsalzinjectionen  bei 
Nephritis  189. 

Ferrannini,  L.,  Infantilismus  45S. 

Fessler,  J.,  Verh.  d.  N.  radialis  bei 
Oberarmbrüchen  714. 

Ficker,  M.,  Typhusbacillen  265:  Keim- 
diebtheit  des  Darmkanals  72S. 

Fick  ler,  A.,  Multiple  Sklerose  766. 

Fieber,  Zur  Iuhalationstherapie  294. 

Figari,  F.,  Antitoxin  \und  Agglutinine 
im  Blut  immunisirter  Thierc  488. 

Finckh.  E.,  Veränderung  der  Tibia  bei 
congenitaler  Syphilis  467. 

Finckh,  J.,  Epilepsie  732. 

Finder,  Kehlkopfkrebs  742. 

Finger,  Gonorrhoe  799;  Hautsyphilide 

110. 

Fink,  F.,  Vortäuschung  der  Gallenblose 
379. 

Finklenburg,  U.,  Drucksteigcruog  im 
Rückenmark  748. 

Finlag,  Thrombophlebitis  des  Sinus 
cavernosus  330. 

Finn,  B.,  Froschherz  850. 

Fischer.  G.,  Luxation  des  1.  Metatarsus 
467;  Luxation  des  Keilbeins  61,  611. 

Fischer,  M.,  Diagnostische  Verwendung 
von  Methylenblau  239. 

Fischer,  M.  H.,  Ilervorrufung  und  Hem- 
mung der  Glvkosurie  durch  Salze 
756. 

Fischer,  0..  Pachymeningitis  interna 
chronica  115. 

Fischer,  W„  Syphiliserreger  445. 

Fisch  ler,  Fr.,  Syphilogene  Erkrankun- 
gen des  Nervensystems  711. 

Fla  tau,  Agglutination  von  Typhus- 
bacillen 630. 

Flatau,  G.,  Tabes  89. 

Flecksedcr,  R„  Menschlicher  Speichel 
353. 

Fleischer,  B.,  Das  Bell'sche  Phänomen 
698. 

Fleming,  R.  A.,  Retinablutuog  bei 
Fractur  der  Schädelbasis  284. 

Flügel,  Rectalgonorrhoe  bei  Kindern 
783. 

Foggie.  W.  E„  Cerebrale  Lähmung 
nach  Keuchhusten  653. 

Forchhammer,  Einfluss  des  Eosins  auf 
schwere  llauterkraukungen  158. 

Fordyce,  A.  D.,  Wirkung  hochgespann- 
ter sinusoidaler  Ströme  29. 

Förster,  A.,  Bedeutung  des  Wangen- 
fettpfropfes 273. 


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Namen-Register. 


903 


Koster.  N.  B..  Morbus  Basedowii  und 
Myxödem  620. 

Fournier,  H.,  Hautcrkraukungeu  bei 
Appendicitis  159. 

Frank.  A.,  Traumatische  Entstehung 
der  Herzmuskelerkrankungen  250. 

Frank,  R„  Tabes  845. 

Frank.  M..  Myasthenie  605. 

Frank.  0.,  Registrirspiegel  und  der 
Aortenpuls  498:  Seifen  im  Dünndarm 
851. 

Franke,  M.,  Röntgenstrahlen  842. 

Fraenkel,C.,  Spirochaeta  pallida  543. 

Frau k I- Hochwart,  L.  v.,  Pseudo- 
sklerose 7S1. 

v.  Franque,  Operative  Therapie  des 
Carcinoma  uteri  16. 

Franz,  Aneurysma  arteriovenosum  611. 

Frazier,  Ch.  H.,  Kleinhirntumoreu  619. 

Freese,  Contraktion  der  Gallenblase  710. 

Freund,  R.,  Elektricitiits-  und  Magen- 
saftsekretion 621. 

Freund,  E.,  Die  Resorption  des  Nah- 
rungseiweisses  328. 

ilrev,  Ankylose  des  Hammer- Amboss- 
Gelenkes  213;  Drehschwindel  bei  Taub- 
stummen 438;  Knochenbildung  bei 
Mittelohreiterung  487. 

Freyer,  Enukleation  der  Prostata  127; 
57  Fülle  von  Prostatektomie  576. 

Fried,  Behandlung  der  Leukämie  mit 
Röntgcnstrahlen  86. 

Friedeberg,  Citariu  bei  Gicht  407. 

Friedjung,  K.,  Katalyse  der  Milch 

122. 

F riedländer,  Behandlung  pleuritischer 
Schwarten  344. 

Friedländer,  F.  v.,  Operation  bei 
Klumpfuss  180;  Osteomyelitis  der 
Röhrenknochen  291. 

Friedmann,  F.  F.,  Tuberkulose  105, 
852;  Immunisiruug  von  Rindern  gegen 
Perlsucbt  569. 

Friedrich,  Kieferhühleneiterung  135, 
391;  otogene  Cerebrospinalmeuingitis 
197. 

Fröhlich,  Radikaloperation  bei  tuber- 
kulösen Ileocoecaltumoren  356. 

Fromme,  Sterilisiren  der  Gummihand- 
schuhe 61-1. 

Frommer, V.,  Neue  Reaktion  aul  Aceton 
739. 

Fuchs,  Gonorrhoe  126. 

Fluchs,  A.,  Frühdiagnose  der  Hypo- 
physistumoren  88;  über  Reflexe  347. 

Fuchs,  E.,  Sympathisirende  Entzündung 
759. 

Fuld,  E.,  Einfluss  gerinnungshemmender 
Agentien  a.  d.  Vogclplasma  325. 

F ullerton,  A.,  Wanderniere  357;  Ent- 


fernung von  Fremdkörpern  aus  der 
Speiseröhre  427. 

Fürbringer,  Das  Quinquaud’scbe 
Zeicheu  316. 

Fürnrohr,  W.,  Oppenheim’scher  Fress- 
reflex 668. 

Fürstenheim,  Prostataearcinom  446. 


G. 

Gache,  S.,  Schwangerschaft  und  Geburt 
bei  jugendlichen  Erstgebärenden  448. 

Gaffky,  Bekämpfung  der  Tuberkulose  8. 

Gaide,  Missbildung  der  Hände  und 
Füsse  308. 

Galcwsky,  Formalinonychieen  670. 

Gallavardin,  L.,  Sekundärer  Krebs 
des  Centralnervensystems  397. 

G a 1 li - Val c rio,  Malaria- Prophylaxe 664. 

Gals,  Blutende  Septumpolypen  646. 

Ganghofner,  Resorption  von  unver- 
ändertem Eiweiss  146. 

Gassmann,  A.,  Nephritis  nach  Ein- 
reibung von  Perubalsam  270. 

Gatin-Cruzewska,  Z.,  Ultramikro- 
skopische Beobachtungen  an  Glykogen- 
lösungen 402. 

Gaupp,  R.,  Progressive  Paralyse  540. 

Gautrelet,  J.,  Galleufarbstoff  in  der 
Cerebrospinalflüssigkeit  498. 

Geelmuyden,  H.  Chr.,  Acetonbildung 
371;  Acetongehalt  der  Organe  740. 

Gehring,  A.,  Progressive  Muskelatrophie 
140. 

Geiser,  Wirksame  Bestandteile  des 
Kaffees  731. 

Gelpke,  Nephritis  47. 

Gelpke,  Th.,  Metastatische  Aderhaut- 
hautkrebse 452. 

Geuevoix,  Gonorrhoische  Urethritis  bei 
Kindern  31. 

Georgii,  Typhushaudschuhc  57. 

Geraudel,  E..  Neuritis  nach  Pneumonie 
171. 

Gerber,  Kiefercysten  568;  Ausbleiben 
des  Knochenersatzes  am  operirten 
Schläfenbein  597;  Kieferhöhlenbehand- 
lung 629;  fibrinöse  Entzündung  der 
oberen  Luftwege  679. 

Gerhardt,  D..  Verdoppelung  der  Herz- 
frequenz 440. 

Geringer,  Joh.,  Geheilte  Psoriasis  2S7. 

Gern  gross,  Leukoeyten  bei  Peri- 
typhlitis 6. 

Gessner,  C.,  Amaurotische  Idiotie  202. 

Gessner,  W.,  Behring’sche  Tuberku- 
losetheorie 312. 

Gewronsky,  Sterilisiren  der  Gummi- 
handschuhe 614. 


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904 


Namen-Register. 


Gibsou,  (i.  A.,  Bradykardie  706. 

Gicmsa,  0..  Spirocbacta  pallida  543. 

Gildersleeve,  Bakteriologie  des  Schar- 
lachs 212. 

Gitbens,  St.  Th.,  Zusammensetzung  des 
Blutplasmas  402. 

Glas,  Drüsen  in  der  Nasenschleimhaut 

186. 

Glässner,  Catheterismus  posterior  94; 
Tryptophanreaktion  im  Mageninhalt 
154;  Autointoxikation  bei  Obstipation 
195;  menschliches  Pankreassekret  530; 
Behandlung  von  Pankreaserkrankuugen 
794. 

Glitsch,  R,  Pathogenese  derNarkosen- 
lähmung  141. 

Goldscheider,  Herzperkussion  337. 

Göbe  1 1,  FunktionelleNierendiagnostik  15. 

(ioerke,  M.,  Involution  der  Rachen- 
mandel 55. 

Goetjes,  Lcukocyten  bei  Perityphlitis  6. 

Gogitidse,  S.,  Abstammung  des  Milch- 
fetteg 323. 

Guldflam,  Lungcnhernic  408. 

Go  Id  m a n n,  Nekrose  der  unteren  Nasen- 
muschcl  75. 

Go  Idstein,  0.,  Eruptionsikterus  bei 
Syphilis  254. 

Goliner,  Eisentberapio  361;  Nähr- 
präparate 601. 

Gonser,  R.,  Therapie  des  Milzbrandes 
664. 

Goodalt,  Rumination  und  llämophilie 
250. 

Goodall,  A.,  Perniciüso  Anämie  675. 

Gordon,  Neue  Reflexe  286. 

Görl,  Beh.  d.  Strumen  mit  Röntgen- 
strahlen 605. 

Gottstein,  Skoliose  788. 

Götze,  Tubcrculose  des  Harnapparates 
206. 

Grabower.  Innervation  der  Kehlkopf- 
muskeln  103. 

Gradenigo,  Cireumscripte  Lepto- 
meningitis  bei  Otitis  423;  Abducens- 
lähmuug  bei  Mittelohrentzündung  612. 

Graff,  v..  Primäre  Lungenactinomycose 
131 ; operative  Verletzung  des  Ductus 
thoracicus  805. 

Gramann,  Das  Fickert’sche  Typhus- 
diagnosticum  311. 

Gramegna,  A.  G-,  Elektrodiagnostik 
237. 

Grann,  E.,  Alboferin  361. 

Grant,  D.,  Galvanokaustik  bei  Kchl- 
kopfgcschwiilsten  103. 

Grassmann,  K„  Morphium  bei  Herz- 
krankheiten 393. 

Graul,  Lävulosurie  und  Diabetes  mellitus 
364. 


Grawitz.  P..  Multiple  Primärtumnren 
306. 

Greeff,  Aoopbthalmus  mit  anderen 
Missbildungen  73. 

Green,  Rhinorrhoea  cerebrospinalis  699. 

Gregor.  A.  N.  Mc.,  Chronische  Neurose 
685. 

Griffith,  J.  P.  Crozer,  Typhus  im 
Kindesalter  85. 

Grijns,  G.,  Lichtempfindlichkeit  des 
Auges  404. 

Grinker,  J..  Juvenile  Tabes  812. 

Grober,  A.  Jul.,  Herdsymptome  bei 
Hydrocephalus  34S. 

Grober,  J.  A..  Wirkung  der  Antiseptica 
auf  Pepsin  707. 

Grossmann,  Lumbalpunktion  838. 

Gross,  Akutes  umschriebenes  Oedem 

525. 

Grosz,  S.,  Intramusculäre  [njectioncu 
31. 

Grot,  W.  v..  Casuistik  der  Penisver- 
letzungen  822. 

Groth,  A.,  Eiufl.  der  künstlichen  Er- 
nährung auf  die  Kindersterblichkeit  76. 

Grouven,  C..  Spirochätenbefundc  bei 
Syphilis  815,  830. 

G ruber.  M.,  Tuberculose  und  Woh- 
nungsnot 599. 

Grünbaura,  D.,  Mütterliches  und  fö- 
tales Blut  und  Fruchtwasser  178. 

Grünberg,  Agglutination  von  Typhus- 
bacillen 630. 

Grünbcrgcr,  Acetessigsäure  i.  d.  Cere- 
brospinalflüssigkeit  bei  Diabetes  651. 

Gruuert,  Aus  der  Hallenser  Ohren- 
klinik 404;  Torsion  des  Samenstranges 
421,  718. 

Grützner,  P.,  Mechanismus  der  Magen- 
verdauung 401. 

Gstettner,  M..  Farbenveränderungen 
der  Iris  242. 

Guillain,  G.,  Hemiplegie  509. 

Guinon,  M.  1,.,  Säuglingscrnährung 
durch  Milch  603. 

Guire,  J.  M..  Froscbherz  S50. 

Gulland,  L.,  l’erniciöse  Anämie  675. 

Gun  drum.  Fr.,  Purgeu  200. 

Gurich,  Mandelerkrankungen  und  Ge- 
lenkrheumatismus 453. 

Guszman,  J.,  Svphilis  uud  Tabes  510, 

526. 


H. 

Ilaaue,  G.,  Enzyemgehalt  der  Mageu- 
seblcimhaut  370;  Cardialdrüsen  des 
Magens  690. 

Haase,  F.,  Lupus  vulgaris  45. 


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Namen-Register. 


905 


llaasler.  Darmstenose  149. 

II  aberer.  Geheilte  eingeklemmte  Treitz- 
schc  Hernie  1197. 

Habermarin,  Ohrenerkrankungen  in 
Folge  von  Kretinismus  598;  angebo- 
rene Taubstummheit  699. 

llaenel,  II.,  Arayotrophische  Lateral- 
sklerose 90. 

Haga,  Kriegschirurgische  Erfahrungen 

538. 

Hagenbach-Burckhardt,  Rachitis 
859. 

Hagelstam,  J.,  Springomyelie  mit  De- 
formitäten der  Wirbelsäule  285. 

Hager,  Rolle  der  Nasensehlcimhaut  bei 
Lepra  311. 

Hahl,  Stoffwechsel  bei  Schwangerschaft 
640. 

Hahn,  FL,  Osteomyelitis  867. 

Hahn,  G.,  Blutserum  und  Typhus- 
bacillcn  808. 

Hahn,  M.,  Eiutl.  d.  künstlichen  Ernäh- 
rung auf  die  Kindersterblichkeit  76. 

Haikc,  Tuberculöse  Meningitis  bei 
Mittelohreiterungen  59,  310;  Wirkung 
von  Natrium  salicylicum  und  Aspirin 
auf  d.  Gehörorgan  550;  Ohrtuberkulose 
870. 

lfaim,  E.,  Knoehcuveränderung  bei 
akutem  Gelenkrheumatismus  71. 

Halban.  H.  v.,  Pathologie  der  Hirn- 
schenkelhaube 13. 

Halban,  Innere  Secretion  der  Ovarien 
656. 

Halberstädter,  L„  Röntgenstrahlen 
auf  Ovarien  448;  Bactericide  Wirkung 
des  Finsenlichtes  814. 

Ha  lass,  Dermoidcyste  598. 

Ilalipre,  A.,  Schmerzhafte  Lähmung 
709. 

Hall,  Entkapselung  der  Niere  163. 

Halläsz,  Nasensteinbitdung  und  Mittel- 
ohrentzündung 699. 

Hallopeau,  H.,  Svphilis  142:  Lepra 
125. 

Halpern,  M.,  Verh.  der  Chloride  im 
Körper  99. 

Hamburger,  F„  Eiweisswirkung  833: 
Antikörper  872. 

Hamilton,  A.  S.,  Erythromelalgic  669. 

Hamm  erschlag,  Aetiologie  der  Taub- 
stummheit 151:  Drehschwindel  bei 
Taubstummen  438. 

Hansen,  G.  A.,  Lepra  125,  622. 

Hardy,  Verb.  d.  Leucocyten  bei  Ein- 
geweidewürmern 121. 

Hare,  Fr..  Innere  Blutungen  167. 

Harms.  Verschluss  der  Vena  centralis 
retinae  390:  Gefässerkrankungen  der 
Netzhaut  822. 


Harries,  W.,  Pleius  brachialis  19. 

Hart,  Lungenerkrankungen  bei  Masern 
107. 

Hart,  C.,  Spontane  Herzruptur  515. 

Hart,  T.  St.,  Paralysis  agitans  621. 

Härtel,  Inhalation  zerstäubter  Flüssig- 
keiten 694. 

Ilarttung,  W..  Folliclis  und  Erythema 
induratum  204. 

Harvey,  P.  G.,  Verschiedene  Vergif- 
tungsfälle 296. 

v.  Haselbcrg,  Augenuntersuchung  bei 
Basisfrakturen  87. 

Hastings,  Lumballlüssigkeit  bei  Me- 
ningitis 811. 

Haupt,  W..  Nephritis  syphilitica  im 
Frühstadium  der  Syphilis  15. 

Hauser,  Säuglingsimmunität  701. 

Hausmann,  W-,  Biologischer  Arsen- 
nachweis 484. 

Hecht,  Guajakol  und  Lysol  704. 

Hecht,  A.  F„  Catalyse  der  Milch  122; 
reducirende  Eigenschaft  der  Milch  710. 

Hedetson,  L.  F.,  Oesophaguscarcinom 
mit  Nervenerscheinungen  606. 

Uedinger,  Primäre  angeborene  Herz- 
herzhypcrtropbie  70. 

Hcegaard,  Ovarialhernien  373. 

Heffner,  Einfluss  der  Nebenhühlen- 
erkrankuugen  auf  dem  Gesichtsfeld 
405. 

Ueffter,  A.,  Resorption  von  Jod  aus 
Jodkaliumsalben  350. 

Heggs,  T.  B.,  Wert  des  Hetols  bei  Tu- 
berkulose 313. 

Heichelheim.  Salzsäureeingicssung  b. 
Achylie  200;  Magenkrebs  859. 

Heidenheim,  Skorbutheilung  d.  For- 
malin 80. 

Heidler,  H.,  Aderlass  bei  Kohlenozyd- 
vergiftung  106. 

Heimanu,  II.,  Typhus  mit  Darmperfo- 
ration beim  Kind  342. 

Heine,  Congenitale  Amblyopie  246; 
Neue  Glaukomoperation  517. 

Heinrichsdorff,  C.,  Agurinwirkungcn 
249. 

Heitler,  M.,  Accentwechsel  der  Herz- 
töne 281. 

Ilclbcr,  Entstehung  der  Blutplättchen 
457. 

He  Ihren,  Myopie  468. 

Held,  H.,  Bau  des  Nervensystems  673. 

Heller,  Phlebitis  gonorrhoica  144. 

Heller,  A.,  Oxyuris  vcrmicularis  106. 

Hel I wig,  W.,  .Serumtherapie  d.  Tetanus 
184. 

Helsingius,  0.  F.,  Verdoppelung  des 
Herzspitzenstosses  705. 

Hcmbold,  Retroflexio  utcri  48. 


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Namen-Kegister. 


DOt> 


Hcmpcl,  Antithyreoidin  b.  M.  Basedowii 
424,  620. 

Hcnderson,  Extraduraler  Abscess  bei 
Mittelohrentzündung  517. 

Henggeier,  Tropenkrankheiten  der 
Haut  716. 

Henke,  F.,  Hefe  866. 

Ilenle,  Schnupfen  629. 

Henneberg,  R„  Ventrikel  und  Pons- 
tumoren 60;  chronische  progressive 
Encephalomalacie  542. 

Henning,  Progressive  Muskelatrophie 
nach  Trauma  109. 

Henri,  Viktor,  Hämolytische  Wirkung 
der  Sera  610. 

Henrici,  Amputation  der  Tonsillen  24; 
Einfluss  der  Nebcnhijhleuerkrankungen 
auf  das  Gesichtsfeld  405;  Tuberkulose 
des  Warzenfortsatzes  im  Kindesaltcr 
629. 

Henry,  Ch.,  Dynamometer  802. 

v.  Herff,  Schwangerschaftszeichcn  288: 
Behandl.  der  Gesichtslagen  656. 

Her  hold.  Subkutane  Urcterverlctzung 
95;  Kehlsnckbildung  am  Halse  331. 

Hering,  11.  E.,  Innervation  des  Herzens 
482;  Vorhofvenenpuls  386. 

Hermann,  A.,  Magenchirurgie  266. 

Hermans,  Ruptur  der  Urethra  191. 

Herring,  A.  P.,  Sarkom  d.  Vomer 
727. 

Herring,  II.  T.,  Vcrgrösserung  der 
Prostata  751. 

Herr  mann,  Inhalation  zerstäubter 
Flüssigkeiten  694. 

Herrmann,  E.,  Vorkommen  v.  Lithium 
im  Organismus  738. 

Herxheimer,  Entkapselung  der  Niere 
163. 

Herxheimer,  K.,  Spirochaetenbefunde 
bei  Syphilis  543,  815.  830. 

Herz,  Funktionsprüfung  des  Herzens 
473. 

Herz,  M„  Wasserbehandlung  auf  Kreis- 
lauf und  Herz  418. 

Herzog,  Fr.,  Traumatische  Geburts- 
lähmung  525. 

Herzog.  M„  Lateute  Pest  774. 

Hess,  C„  Bau  der  Linse  358. 

Ileubuer,  0.,  Energiebilanz  beim  Säug- 
ling 523. 

Heuking,  Blutungen  nach  Tonsillotomie 
663. 

Hewetson,  J.  T.,  Kropf  124. 

Hey  mann,  K.,  Einfluss  der  Kastration 
auf  den  Phosphorgohalt  des  Organis- 
mus 207,  771. 

Hildebrand.  Leberchirurgie.  Arterien- 
system des  Menschen  im  Röntgenbilde 
50;  Perityphlitis  261. 


Hilgcrmann,  R.,  Traumatische  Er- 
krankung des  Pankreas  676. 

llinsberg,  Entstehung  otitiseber  Hirn- 
abscesse  278. 

Hinterstoisser,  Chirurgische  Behand- 
lung des  Magengeschwürs  627. 

v.  Hippel,  A.,  Myopieoperation  und 
Netzhautablösung  662. 

Hirsch,  C.,  Leukoeytose  354. 

Hirsch,  U.,  Jodtherapie  878. 

Ilirschberg,  A.,  Dcciduale  Zellbildun- 
gen am  Wurmfortsatz  bei  Tubcn- 
schwangerschaft  480. 

Hirschei,  H.,  Gesundbeitsverhältuisse 
bei  1000  Neugeborenen  42. 

Hirschfeld,  Resorption  von  Jod  aus 
Jodkaliumsalben  350. 

Hirschfeld,  F.,  Wassers toffwecbsel  bei 
Diabetes  insipidus  1 13. 

Hirschfeld,  U.,  Miliares  Aneurysma 
einer  Magenarterie  633;  Begleiterschei- 
nung der  Parese  des  N.  peroneus 
638. 

Hirschfeld,  M.,  Chronische  Phenacetiu- 
vergiftung  680. 

Hirschland,  Thiosinamin  870. 

Hirt,  Hämaturie  143. 

His,  W.,  Die  Lage  des  Magens  3. 

Hitschmann,  £.,  Venenpulse  bei  Le- 
bercirrhose  298. 

Hitzig,  Th.,  Starker  Calomelgebrauch 
bei  einem  Herzkranken  763. 

Hochsinger,  C.,  Stridor  der  Säugliuge 
168. 

Ilockauf,  J.,  Verwechselung  von  Enziau 
mit  Belladonnawurzel  137. 

Hoedeltnoser,  Fremdkörper  im  Larynx 
613;  Pyramiden  648. 

v.  Hocsslin,  R.,  Peripherische  Schwan- 
gerschaftslähmungen 556. 

Hofbaucr,  L„  Atemstörung  b.  Pneumo- 
thorax 394;  Aufnahme  des  Eisens 
durch  die  menschliche  Placenta  20. 
Paradoxe  Zwerchfcllcontraktion  615. 

II  offmann,  Bchaudluug  von  Stirn- 
höhleneiterung 832;  schwere  Magen  - 
blutung  706. 

Hoff  mann,  A.,  Tuberkulose  und  Hetol- 
behandlung  406:  halbseitige  Gesichts- 
hypertrophie 493. 

Hoffmann,  E.,  Priraelkrankheit  303; 
Spirochactcn  bei  Syphilis  445,  686, 
670;  Aetiologie  des  Erythema  uodosum 
622:  Venenerkrankungen  bei  Syphilis 
654 ; Syphilisübertragungsversuche  7 1 7. 

Hoffmann,  W..  Typhusbacillen  265. 

Hoff  man  n,C.,  Behandlung  des  Empvems 
308. 

Hofmeister,  F.,  Beinverkrümmungnaeh 
Kniegelenksresection  420. 


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Namen-Register. 


907 


Hofmeister,  M.,  Todesursachen  bei 
Neugeborenen  20. 

Hüftman,  Behandlung  der  angeborenen 
Hüftverrenkung  097. 

Kohlfeld,  M.,  Pathologie  der  Nieren 
des  Säuglings  538. 

Hohmann,  0.,  Behandlung  des  Schief- 

' halses  307. 

Hoke,  Typhusbacillen  in  Milch  152; 
Bactericidie  im  Organismus  (147. 

Böllstein,  C.,  Hautgangrän  360. 

Holmes,  Tb.  E„  Leukocyten  402. 

Holscher,  Paraffin  in  der  Otochirurgie 
203. 

Holub,  A.,  Tetanus  durch  Antitoxin  ge- 
heilt 203. 

Holz,  B.,  Atropinvergifluug  472. 

Homer,  G.,  Morbus  Basedowii  und  Myx- 
ödem 620. 

Honl,  J.,  Darmdivertikel  804. 

Hooker.  D.  R.,  Instrument  zur  Bestim- 
mung des  Blutdruckes  810. 

Hoppe.  H,  Zentrale  Lokalisation  des 
Tastsinnes  711. 

Hop  pe -Sev  ler,  Glykosurie  317. 

Hürmann,  Abdomineller  Druck  81G. 

Horwitz,  0.,  Prostatahypertrophie  415. 

11  os eh,  G„  Kurzsichtigkeit  GG2. 

v.  Hoton,  Pasteurisirung  der  Milch  708. 

v.  Hovorka,  0.,  Ueber  Stelzbeine  4' >2. 

Hordt,  Wirkung  des  Alkohols  auf  den 
Blutkreislauf  667. 

Huätek,  J.,  Polymyositis  und  Poly- 
neuritis 796. 

Hübner,  Bestimmung  des  Indols  in 
den  Fäces  250. 

Hühner,  H.,  Albuminurie  bei  Scabies 
413:  Spiroehacta  pallida  543. 

Hudovcrnig,  C.,  Chorea  minor  15G; 

" Syphilis  und  Tabes  52G. 

Hudson,  W.  H..  Gehirngeschwülste  713. 

Huet,  Durch  Fibrosarkom  bedingte 
Facialislähmung  204. 

Huet,  W.  G.,  Elektro  - diagnostische 
Mittheilungen  260. 

Hüfner,  G.,  Bindung  von  Stickoxyd 
durch  Methämoglobin  483. 

Huismans,  L.,  Trauma,  Myelitis, 
Syringomyelie  109. 

Humbert.M.,  Nervenregencration  749. 

flummelsheim,  Alypin  869. 

Hun.  H.,  Myasthenia  gravis  459. 

Hunter.  W.,  Danntuberkulose  b.  Kind 
442. 

Huss,  E.,  Uebertragung  durch  den 
Abendmahlskelch  792. 

Hutchinson,  Krebs  142. 

Hutchinson,  H.,  Syphilis  und  Haut- 
krankheiten 92. 


I.  J. 

.laeob,  P.,  Gchirnechiuococcus  90. 

Jacobitz,  Antibakterielle  Heilsera  57. 

•lacobsohn,  J.,  Ueber  Velosun  490. 

Jaeoby,  Die  Bougiemetbode  zur  Unter- 
brechung der  Schwangerschaft  352. 

Jaeoby,  R.,  Cbologen  82. 

Jadassohn,  J.,  Dermatosen  125. 

V.  Jaksch,  R.,  Stickstoff  im  Harn  bei 
Phospborvergiftung  546. 

Jakuscbewitsch,S.,  Eiweissvcrdauuug 
4:  Hämolysine  bei  eutmilzten  Tieren 
336,  743. 

Jancso,  N.t  Endemische  Malaria  410. 

Jankowski,  J.,  Entstehung  des  Corpus 
luteum  66. 

Jansen,  Hautsensibilität  nach  thera- 
peutischen Procedureu  91. 

Jaquet,  Behandlung  des  Schluckwcbs 
331;  F'aruwurzelextrakt  153. 

Jassninger,  K.,  Jousset’scbe  Inoskopie 
35. 

ldlilfe  Smith,  E.,  Multiple  Sklerose 
412. 

Jehle,  A.,  Spondylitis  tuberculosa  531. 

Jelks,  Periproktitische  Ahscesse  133. 

Jesionek,  Protozoenartige  Gebilde  bei 
Syphilis  270;  Vererbung  der  Syphilis 
461;  Hau^carcinome  608. 

Jessen,  W.,  Polymyositis  und  Poly- 
neuritis 796. 

Ignatowski,  A.,  Aminosäuren  866. 

II  ly  es,  V.,  Katheterismus  735. 

Imhofer,  Behandlung  von  Tonsillitis 
742. 

Iuada,  R.,  Jodwirkung  bei  Arterioskle- 
rose 27. 

Infeld,  M.,  Pathologie  der  llirnschenkel- 
baube  13. 

Infroit,  Gallensteine  1G7. 

lnouye,  N„  Thyrcoid-Amblyopie  837. 

Joachim,  Behandlung  der  Leukämie 
mit  Röntgcnstrableu  86. 

Joachim,  G.,  Blutspuren  in  den  F’äces 
409. 

Jodlbauer,  Einfluss  fluorescirender 
Substanzen  auf  Toxin  295. 

Johuson,  A.  tl.,  Blasentuberkulose  271. 

Johnson,  W.  N.,  Digitalisvergiftung 
792. 

Jolles,  A.,  Katalytisches  Blutferment 
674. 

Jolly.  F.,  Querschnittserkrankungendes 
Rückenmarks  637. 

Jouas,S.,Eumydrin  gegen  Nach  tschweiss 
der  Phthisiker  681. 

Jones,  W.,  Enzym  der  Thymusdrüse 
388,  740;  (iuanase  852. 


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908 


Namen-Register. 


Jordan,  Massage  von  Knochcubrüchen 

100. 

Jordan,  A.,  Hautveränderungen  bei 
Nierenkranken  383. 

Jores,  Arteriosklerose  bei  Nephritis  69. 

Joslin,  E.  P.,  Einfluss  des  Fettes  auf 
die  Acetonbildung  242. 

Joteyko.  J.,  Physiologischer  Mechanis- 
mus der  Entartungsreaktion  220. 

Isaac,  S„  Einfluss  von  Bothriocephalus 
auf  das  Blut  334. 

Isaksohn,  J.,  Ilopogan  und  Ektogan 
337. 

Israel,  0.,  Theorie  der  Tumoren  563. 

Juudcll,  J.,  Temperaturschwaukungen 
bei  Kindern  650. 

Juliusberg,  Gefrierbehandlung  bei 
Hautkrankheiten  715. 

Jürgens,  Verätzung  der  grossen  Hals- 
getässc  vom  Uhr  aus  470:  Tvphus  488. 
840. 

Justi,  K.,  Kollargol  bei  Angina  und 
Diphtherie  391. 

Iwanoff,  Pharyngitis  granulosa  263. 


K. 

Kachel,  Purgatin  bei  Wöchnerinnen  83. 

Kaiser,  M.,  Baet.  eoli  jin  Brunnen- 
wasser 701. 

Kaiserling,  0.,  Herzpereussion  und 
Panendophon  337. 

Kalischer,  0.,  Grosshirn  der  Papageien 
anatomisch  und  physiologisch  757. 

Kallenberger,  W.,  Pathogenese  der 
Varicen  771. 

Kamiuer,  S.,  Euporphin  als  Eipecto- 
rans  505:  diagnostische  Bedeutung 
der  Tuberculininjcction  702. 

Kamm,  K.,  Geruchsknospen  145. 

Kammann,  Koggcnpollen  oder  Hcu- 
fiebergift  435. 

Kämmerer,  11.,  Typhusbazillen  bei 
Ikterus  9. 

Kaplan,  D.  M..  Adrenalin  bei  Astbina 
744. 

Kapsaminer,  Utcrcnkathcterismus  und 
Ersatz  desselben  111;  Nierenchirurgie 
und  functioneile  Diagnostik  414;  epi- 
duralc  Infectionen  bei  Enuresis  683. 

Karakasohcff, Eangcrhaus’ sehen  Inseln 
bei  Diabetes  458. 

Karelf.  N.,  Alkaloide  233. 

Karewski,  Beh.  d.  Appendicitis  101: 
Blasenhernien  328;  Sinusthrombose 
860. 

Kattwinkel,  W.,  Combinirte  Strang- 
sklerose 28. 


Kafz,  L.,  Stria  vascularis  der  Fleder- 
maus 470. 

Katzenstein.  M.,  Arterieller  Collateral- 
kreislauf  770. 

Kaufmann,  Vergiftung  mit  (’arbol- 
säure  uud  Sublimat  120. 

Kaufmann,  R.,  Hereditäre  kindliche 
Tabes  731. 

Kauseh.  W.,  Diabetes  io  der  Chirurgie 

22. 

Kautskv  Bey,  A.,  Bilharzia  Krankheit 
665. 

Kayser,  Kaiserschnitt  31. 

Kayser,  B.,  Schädigung  der  Augen 
durch  Fliegenlarven  73. 

Kavser,  H.,  Fettzersetzende  Mikroben 
306. 

Kazarinow,  lufectiesität  des  Dysen- 
tcriebacillus  76. 

Kcc,  8.  H.  Me.,  Rcsorptionswirkung  des 
Dionins  468. 

Kehr,  H.,  Gallensteinoperationen  649. 

Keidl,  Wechselbeziehungen  zwischen 
Fötus  und  Mutter  255. 

Keith,  A.,  Zwerchfell  und  die  Pleura- 
höhlen 737. 

Kellermann,  Ausscheidung  des  Jod 
durch  Schweiss  211. 

Kcllv,  Brown,  Antrnm  Ilighmori  165, 
503. 

Kempf,  Fr.,  Caput  obstipuin  435.  548. 

Kennedy,  R.,  Venenerweiteruugen  37. 

Kermorgaut,  Lumbricose  339. 

Kcrron,  Beh. der  Leukämie  initRöntgen- 
strahk-n  283. 

Kertesz,  J.,  Brucbeinklemmuug  212; 
436. 

Kcvdel,  Urctcrenkatheterismus  und  Er- 
satz desselben  111. 

li  iescl,  K.,  Specificität  der  Verdauungs-  ’ 
fermente  626. 

Kilpin,  Hirnabscess  346. 

Kil  vington,  B„  Nervenregeneration 
749. 

Kingsford,  L.,  Infectionswege  bei 
Lungentuberculose  795. 

Kiotemcnoglou.  Protozoenartige  Ge- 
bilde bei  Syphilis  270,  670,  686. 

Kirstein,  Agglutination  von  Typhus- 
bacillen 406. 

Kisch,  Fr.,  jr.,  Stickstoffgehalt  des 
Scltweisses  199. 

Kister,  Dcsinfection  mit  Formaldehvd 
264. 

Kittstcincr,  Chologenbehandlung  der 
Cholelithiasis  552. 

Klapp,  Nebennierenpräparate  72;  Be- 
handlung von  Entzündung  mit  Stau- 
ungshyperätnic  485,  500. 

Kleist,  K.,  Beziehungen  der  hinteren 


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Namen- Register. 


909 


Rückenmarkswurzeln  zu  den  Spinal- 
gunglien 541. 

Klemperer,  F.,  Zur  Tuberculosefragc 
396. 

Klien,  K.,  Morbus  Basedowii  557. 

Klieneberger,  C.,  Fortleituug  der  Ge- 
räusche im  Thorax  266. 

Klieneberger,  0.  L.,  Idiosynkrasie 
gegen  Veronal  826. 

K I i n g m ü 1 1 e r,  V.,  Bactericide  Wirkung 
des  Finsenlicbtes  814. 

Klimck,  Urethritis  membranacea  127. 

Klug,  Retropbaryngealabseess  bei  Mitte- 
ohreiteruug  613. 

Knecht,  Herzleiden  866, 

Knecht,  K.,  Schwere  Erkrankung  nach 
Kohlenoxydvergiftung  317. 

Knoepfelmacher,  W..  Alimentiire 
Glykosurie  und  Myxödem  235,  636: 
Hautfett  der  Säuglinge  693-,  Derma- 
titis exfoliativa  neonatorum  828. 

Kobrack,  Mittelohrdiphtherie  ohne 
Membranbildung  331. 

Koch,  Jos.,  Sebncnplastik  500. 

Kochmann,  Wirkung  des  Alkohols  auf 
den  Blutkreislauf  667. 

Kocbel,  Geheilter  otitischcr  Schläfen  - 
lappenabsccss  150. 

Köhl,  0..  Taenia  cucumerina  362. 

Köhler.  F., Pathogenese  derTuberculose 
335. 

K o I larits,  J.,  Migräne  ophthalmople- 
giejue  557. 

Kol  liker,  Th.,  Skoliose  836. 

Kölpin.  U„  Tubcrculose-Erkrankung 
des  Atlanto-Occipitalgeleuks  381  : 
Syringomyelie  und  Hümatomyelie  828. 

Konrädi.  D.,  Bactericide  Wirkung  der 
Seifen  425. 

Köppe,  H.,  Blutkörperchen  483. 

Körmöczi,  E,  Jousset’sche lnoskopic35. 

Komi  low.  A.  v.,  Ueber  Rcllexe  300. 

Körte,  Blutserum  und  Tvphusbacillen 
808. 

Kossel,  A.,  Arginase  786. 

Köster,  G.,  Centrale  Störung  der  Ge- 
schmacksempfindung 347. 

Kostin,  S.,  Entstehung  des  Athem- 
rhythmus  210. 

Kot  he,  R..  Einfluss  des  Eosins  auf 
schwere  Hauterkrankungen  158. 

Kottmann,  K.,  Digalin  216. 

Koutchouk.  Binukleäre  Zellen  212. 

Kramer,  Salzsäureei  ngicssungen  bei 
Achylie  200. 

Kraus,  A.,  Hauttuberkulose  205,  733. 

Kraus,  U.,  Spirochaetenbelunde  bei 
Syphilis  815,  830;  Bakterienhämo- 
lysine und  Antihämolysine  392. 

Krause,  F.,  Magenchirurgie  266. 


Krauss,  W.  C.,  Sarkom  des  Halsmarkes 
156. 

Kredel,L.,  Akute Darminvagination  341. 

Kreidl,  A..  Uebergang  von  Immun- 
hämolysinen auf  den  Fötus  333. 

Kress,  Elektromagnetische  Therapie  460 : 
Fälle  von  Vergiftung  584. 

Kretschmann,  F.,  Funktion  der  luft- 
haltenden Hohlräume  des  Ohres  658; 
akustische  Funktion  der  Hohlräume 
im  Ohr  700. 

Krieg,  Kehlkopf  und  Lungentuberku- 
lose 183. 

Krogius,  Chirurgische  Behandlung  des 
Magengeschwürs  627. 

Kromayer,  Heilung  der  Alopecia  areata 
mit  Eisenlicht  222;  neue  Epilations- 
methode 590;  Ekzembehandlung  654. 

Kronacher,  Stcrilisationsapparat  für 
Verbandstoffe  76. 

Krön  eck  er,  H.,  Innervation  des  Herzens 
417. 

Kronthal,  P.,  Leukocyt  und  Nerven- 
zelle 252;  Biologie  und  Leistung  der 
Nervenzelle  252. 

Kiroz,  Z.,  Thiosinamin  860. 

Krzysztalowicz,  Fr..  Spiroehaeten 
befunde  bei  Syphilis  815,  830. 

Kuhn,  Das  Burghard’sche  Symptom  338. 

Kühn,  Bekämpfung  der  Geschlechts- 
krankheiten 454. 

Kuhnt,  H.,  Bakteriologie  des  Trachoms 
404. 

Kuliabko,  Wirkung  des  Veratrins  auf 
das  Herz  385. 

Kunwald,  Behandlung  der  Kehlkopf- 
tuberkulosc  durch  Sonnenlicht  438. 

Kurajeff,  D.,  Plastein  179. 

Kurdinowsky,  Zur  Kenntnis  des  Ge- 
burtsaktes 240. 

Kurella,  H.,  Elektrische  Unfallver- 
letzungen bei  Telephonistinnen  412, 
430;  Elektropathologie  430. 

K u rpj  u w ei  t , Behandlung  der  Leukämie 
mit  Röntgenstrahlen  86. 

Kurpjuweit,  0.,  Letale  Anämieen  427. 

Kusmine,  K.,  Einfluss  der  Lymphagogn 
auf  die  Leber  546. 

Küster,  Wirkung  des  Sauerstoffs  auf 
Bakterien  56,  279. 

Küster.  Griserin  bei  Lungenschwind- 
sucht 336- 

Küstner,  Antiseptik  bei  Laparotomie  96. 

Kutvirt,  Airol  bei  cariöser  Ohrenent- 
zündung 391 

Kves,  Pr.,  Lecithin  und  Schlangengift 
'771. 


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910 


Namen-Register. 


L. 

Lable,  R„  Diphtheriebacillen  bei  Im- 
petigo 50G. 

Lache,  G.,  Struktur  der  Neurolibrillen 
753. 

Lacomme,  Anwendung  des  Coffeins  in 
der  Bakteriologie  703. 

Lacdcrich,  Pupilleiidifferenz  8G0. 

Laegner,  M.,  Theosin  857. 

Lähr,M.,  Arbeitsbehandlung  von  Nerven- 
kranken 524. 

Laiid,  A.  T.,  Ureteritis  cystica  287. 

Lake,  Entfernung  der  halbzirkelförmigen 
Kanüle  bei  Schwindel  7. 

Lameris,  H.  J.,  Angeborener  Schulter- 
hoebstand  355. 

Lamy,  L.,  Lage  der  Herzspitze  bei 
Kindern  251. 

Laucereaux,  Albuminurie  und  Dia- 
betes 747. 

Landau,  H.,  Hemiatrophia  linguae  574. 

Landesberg,  R..  Tuberkulose  und 
Lues  des  Kehlkopfes  743. 

Laudsberg,  G.,  Alkoholgehalt  der  Ge- 
webe 78G. 

Landsteiner,  K.,  Sarkom  der  Gallen- 
blase 340. 

Lang,  Ed.,  Paget’sche  Krankheit  798. 

Lang,  S.,  Desamidirung  im  Tierkörper 
499:  Verhalten  der  Methylglykoside 
im  Organismus  450. 

Lange,  Therapie  der  Ischias  300. 

Lange,  0.,  Progressive  Myopie  357 

Langer,  J.,  Resorption  vou  unver- 
ändertem Eiweiss  146. 

Lauggaard,  A.,  Eucainumlacticum  137. 

L a n g m e a d , Fr.,  Hämorrhagie  der  Neben- 
niere bei  Kindern  650. 

Langst  ein,  L.,  Eiweisskörper  des  Blutes 
bei  Infektion  260. 

Laplace,  Entfernung  innerer  Hämor- 
rhoiden 245. 

Larrier,  N.,  Bonnier’sche Krankheit  636. 

Lassar,  0.,  Finsenbehandlung  190; 
Syphilisimpfung  bei  Affen  239. 

Latham,  A;,  Immunisirung  bei  Tuber- 
kulose 105. 

Latham,  P.  W.,  Eiseucblorid  bei  Ery- 
sipel 393. 

Lauder,  B.  E.,  Scharlachinfektion  617. 

Lauonstein,  Invertirter  Uterus  848; 
Perityphlitis  868. 

Launay,  P.,  Geheilte  Herzwunde  328. 

Lauper,  Patellarbrüche  148. 

Laveran,  A.,  Trypanosomen  840. 

Leber,  Th.,  Pathogenic  des  Glaukoms 
581. 


Lederer,  0.,  Rumination  und  Hämo- 
philie 250. 

Ledermann.  R.,  Pvodermite  vegetante 
717. 

Ledingham,  Behandlung  der  Leukämie 
mit  Röntgenstrahlen  283. 

Le  fas,  Corpuskulärc  Anämie  492. 

Lehndorff,  II.,  Morbus  Barlow  586; 
Ilautfett  der  Säuglinge  693. 

Lcimer,  Casuistischer  otologischer  Be- 
richt 375. 

Leimer,  h.,  Dermatitis  exfoliativa  neo- 
natorum 828. 

Lemmen,  Resektion  der  Hüftpfanne 
805. 

Lengyd,  Bestimmung  der  Schwefel- 
säure als  Strontiumsulfat  3. 

Lennan'der,  K.  G.,  Nachoperation  bei 
Exstirpatiou  der  Scapula  71. 

Leo,  Heilung  und  Latenz  des  Diabetes 
mellitus  344. 

Leonhardt,  A.,  Myxome  des  Herzens 
740. 

Leopold,  Heilung  der  Ozaena  mit 
Finsen-Licht  198. 

Lepinc,  R.,  Verteilung  des  Zuckers  im 
Blut  770. 

Lequyer,  Cocainmissbraucb  und  Folgen 
desselben  699. 

Lermoyex,  Behandlung  der  Meningitis 
nach  Mittelohrentzündung  645. 

Lesse r,  E.,  Pathogenese  der  Syphilis- 
recidive  542;  Lupusbehandlung  639. 

Levack,  J.  R..  Behandlung  des  Naevus 
mit  Röntgcnstrahlcn  221. 

Levi,  A.,  Tabes  845. 

Levicnik,  Das  Qinquaud’sche  Zeichen 
316. 

Levinsohn,  G.,  Lidreflexe  150. 

L6vy,  Nierenveränderung  bei  Hämo- 
globinurie 139. 

Levy-Dorn,  M.,  Heilung  von  Cancroid 
mit  Röntgenstrahlen  92. 

Levy,  E.,  Tuberkelbacillen  775. 

Lewin,  C.,  Prävalidin  bei  Lungentuber- 
kulose 602. 

Lewinsohn,  G.,  Pupillenreflexe  102. 

Lex  er,  E.,  Eutstehung  entzündlicher 
Knochenherde  115. 

v.  d.  Leyen,E.,  Schleimzone  d.  Magen- 
und  Darmepithels  481. 

Lezenius.  Aetiologie  der  Cataracta  zo- 
nularis  549. 

Lichtunstern,  Harnsegregation  591. 

Lichtwitz,  L.,  Sarkom  der  Dura  mater 
und  Trauma  387. 

Lic,  Veränderungen  des  Nervensystems 
bei  Tauchern  21. 

Lie,  II.  P.,  Lepra  125:  Caissonkrank- 
heit 653. 


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Narucn-Kegister. 


1)11 


Libermaim,  Die  (iuajakrcaktion  Jcs 
Blutes  130:  pflanzliche  Katalyse  162. 

Lieb  lein,  V.,  Perityphlitis  261;  Ent- 
fernung von  Fremdkörpern  aus  der 
Speiseröhre  427. 

Liebreich,  Nährpräparate  601. 

Lindt,  Labyrinthentzündung  833. 

Linuartz,  Exteusionsbehandlung  des 
Genu  valgum  627. 

Lipsehütz,  B.,  Jothion  46;  Bakterieu- 
hämolysine  und  Antihämolysine  392; 
Jodtherapie  878. 

Lissauer,  M.,  Aneurysma  am  Stamm 
der  Pulmonalarterie  547. 

Litten,  Theorie  der  pernieiösen  Auämie 
136. 

Loeb,  A.,  Stoffwechsel  Magenkranker 
305. 

Loeb,  0.  F.,  Pyrenol  265. 

Loeb,  F.,  Dyspeptin  649. 

Loefller,  F.,  Neues  Verfahren  zur  Ge- 
winnung von  Antikörpern  701. 

Lübleiu,  M.,  Fettiiifiltration  u.  lettige 
Degeneration  820. 

Lohr,  A.,  Embolie  874. 

Lob  risch,  II. , Habituelle  Obstipation 
456. 

Lombard,  Labyrinthaffektioucn  und 
Otitis  media  628. 

Lombroso,  U.,  Unterbindung  der  Pau- 
kreasgäuge  419. 

Lommel,  F.,  Verdoppelung  der  Herz- 
frequenz und  Extrasystole  440:  The- 
rapie von  Leukämie  und  Pseudoleuk- 
ämie mit  Röntgenstrahlen  552. 

London,  S.  K.,  Einfluss  der  Anämie  a. 
die  Magensaftsekretion  387. 

Löning,  K„  Verhalten  der  Kohlensäure 
im  Magen  290. 

Lossen.  Bluterfamilie  565:  Leontiasis 
ossca  661. 

Louste,  Vasculäre  Myopathie  44. 

Lövenhart,  A.  F.,  Benzovlsuperoxyd 
809. 

Loewenheim,  J.,  Erfahrungen  mit 
Phytin  552. 

Loewy,  C.,  Cystinurie  804. 

Löwy,  H.,  Rückbildung  der  Allantois 
beim  Menschen  769. 

Lublin ski,  W.,  Accidentellc  Vacoi- 
nation  der  Nasenschleimhaut  247; 
über  die  adenoiden  Vegetationen 
31t. 

Lueac,  Hilfsmittel  für  Schwerhörige  760. 

Lucksch,  F.,  Ascariden  als  Emboli  in 
der  Lungenarterie  522. 

Lud  1 um,  S.  D.,  Nervenregencration  767. 

Ludwig,  Dermoidcvstcn  der  Ovarien 
624 

Luke,  Anästhesie  b.Nuscnoperationen  75. 


Lu  uz,  R.,  Gicht  beim  7jäbrigen  Kna- 
ben 155. 

Lüthje,  H.,  Retention  v.  Stickstoff  50; 

Zuckerbildung  aus  Eiweiss  243. 
Luzatto,  R„  Morphiriglvkosurie  186. 
Lydston,  G.  Fr.,  Prostatektomie  383; 
Syphilis  beim  Kind  383. 


M. 


Maass,  Pilzvergiftung  779. 

Maass,  0.,  Ueber  das  Stottern  236. 

Mackenzie,  J.,  Physiologie  des  Herz- 
schlages 657;  Herzaffektiou  844. 

Mackintosh,  A.  W.,  Paralysis  agitaus 
252. 

Maeleod,  J.  J.  R„  Wirkung  des 
Wechselstromes  auf  Hunde  733. 

Madelung,  0.,  Entwickelung  d.  Echino- 
kokken nach  Operation  315. 

Mader,  Kieferhöhleneutzündung  839. 

Mager,  B.,  Gesehmaeksstörungeu  bei 
Mittclohrerkraukuugen  358. 

Mahn,  G.,  Mastoidoperation  790. 

Mahne,  W.,  Atropin- u.  Wismuthvergif- 
tung  von  der  Haut  aus  728. 

Maillard,  Bonnier'sche  Krankheit  636. 

v.  Malayse,  Rückenraarkstumorcn  652. 

Manasso,  Arhovin  gegen  Gonorrhoe 
320;  primäres  Endotheliom  dos  Mittel- 
ohrs 566;  operative  Behandlung  der 
otitischen  Meningitis  582;  Pathologie 
des  inneren  Ohres  773. 

Mandl,  Wechselbeziehungen  zwischen 
Fötus  und  Mutter  255. 

Mandi,  L.,  Uebergang  von  Immunhämo- 
lysine auf  den  Fötus  333. 

Mangelsdorf,  Ein  Phänomen  am  Ma- 
gen bei  Migräne  556. 

Mauges,  M.,  Hvpnotica  per  rectum  ge- 
geben 296. 

Manu,  Blutbewegung  in  der  Vena  jugu- 
laris  interna  532. 

Mau n,  G.,  Oreinreaction  zum  Zucker- 
nachweis 465. 

Man  lei  tner,  C.,  Augentuberkulose  741. 

Manninger,  W.,  Amputationsstümpfe 
73. 

Magsfeld,  G..  Cholin  835. 

Maragliano.  D.,  Priicipitinreaktion  bei 
Magencarciuoin  424. 

Marcou,  Neuritis  nach  Appondicitis  781. 

Marcuse,  J.,  Tuberkulose  und  Wohnung 
454. 

Maresch,  Negri’sche  Körperchen  618. 

Margulies,  M.,  Polymyositis  und  Poly- 
neuritis 796. 

Marie.  P.,  Hemiplegie  509. 

Markwald,  R.,  Ruhr  843. 


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ni-2 


Namen -Register. 


Marniorek,  A.,  Tuberkulin  137. 

Martina,  Entstehung  der  pcriberniüsen 
Phlegmone  308. 

Martineck,  Ficker’scbcs  Typbusdia- 
gnosticum  647. 

Mari,  Histologische  Veränderungen  der 
Placenta  bei  Sublimatvcrgiltung  400; 
Nährpräparate  601,  626. 

Marzinowsky,  Aetiologie  der  Oricut- 
beule  5. 

Matthews.  V.,  Atropin- und  Wismuth- 
vergiftung  von  der  Haut  aus  728. 

Mauclaire,  tiallensteine  167. 

Maurange,  G.,  Chloroformnarkose  106. 

Mayer,  Angina  ulcerosa  membranacea 
598;  Guajakreactionen  756. 

Mayer,  E.,  Ungewöhnlicher  Kall  von 
Glottisödem  761. 

Mayer,  H.,  Speciliscbe  Substanzen  aus 
Typhusbacillen  333. 

Mayer,  M.,  Eiweisskörper  des  Blutes  bei 
Infektion  260. 

Meissl,  Operatioustecbnik  bei  Mamma- 
carcinom  389. 

Meller,  J.,  Keratitis  punctata  leprosa 
278. 

Mendel,  Trachcalinjectiouen  710. 

Mcndelsohn,  L.,  ltippenkuorpelano- 
malien  und  Lungentuberkulose  187. 

Menzer,  Serumbehandlung  bei  Gelenk- 
rheumatismus 27,  392. 

Mercadö,  M.  S.,  Kalter  Absccss  der 
Zunge  457. 

Merk  len,  P.,  Milchfett  844. 

Merklin,  Gaumensegellähmung  75. 

Metzger,  L.,  Menstrueller  Ikterus  155, 
827. 

Metschnikoff,  El.,  Syphiliserreger 445. 

Meyer,  Behandlung  der  Leukämie  mit 
Röntgenstrahlen  283. 

Mever,  Polvurie  und  Diabetes  insipidus 
507. 

Meyer,  A.,  Zwei  neue  Lokalanästhesien 
726. 

Meyer,  E.,  Alkobolpsychoseu  346; 
Wanderleber  beim  Mann  536. 

Meyer,  H.,  Ischias  mit  complicircndcm 
Herpes  190:  Trigeminus  und  Pupille 
278. 

Meyer,  L.,  Hernien  837. 

Meyer,  L.  F.,  Myristiusäure  und  Laurin- 
säure 546 ; Phosphor  866. 

Meyer,  W.,  Eingeklemmte  Uretereu- 
steine  751. 

Mibelle,  A.,  Mischung  zu  Tccrbädern 
607. 

Mi  belli.  V.,  Behandl.  d.  Epitheliome  62. 

Michaelis,  Theorie  der  pernieiösen 
Anämie  156. 

v.  Michel,  Aderhauttumoren  854. 


Micheleau,  E.,  Chlorausscheidung  bei 
tuberkulöser  Pleuritis  602.  - 

Mignon,  Schweres  Ekzem  des  Ohres  662. 

v.  Mikul  icz,J.,  Physiologie  der  Speise- 
röhre und  der  Cardia  585. 

Milchner,  Behandlung  der  Leukämie 
mit  Röntgenstrahlen  283:  Entstehung 
der  Hühuertubcrkulose  702;  Diagnose 
der  Nierentuberkulose  735. 

Milligan,  Meniere’scbe  Krankheit  390. 

Mil  ton,  Lithotrypsie  grosser  Steine  in 
Aegypten  655. 

Mincrvini,  R.,  Nebennieren  225. 

Minor,  T.  K.,  Chronische  Neurose  685. 

Miodowski,  F.,  Hefe  866. 

Mioni,  G.,  Hämolysine  152. 

Miyake,  Myositis  infectiosa  196;  Bo- 
thriocephaius  506. 

Moffat,  Paget,  C.  W.,  Myelom  der 
Wirbelsäule  514. 

Mohr,  Torsion  des  Samenstranges  421, 
718. 

Mohr,  L.,  Verhalten  der  Kohlehydrate 
bei  Phospborvergiftung  228;  Spitzen- 
tuberkulose 858. 

Moldova»,  J.,  Sarkom-  und  Fibrom- 
bilduug  in  der  Haut  556. 

Moll,  L.,  Blutveränderungen  nach  Eiweiss- 
injektionen  114;  Umwandlung  von 
Albumin  in  Globulin  163. 

Möller,  M.,  Gonorrhoe  462. 

Monery,  A.,  Jodgebalt  der  Schilddrüse 
770.  ' 

Monjour.  Ch.,  Verteilung  des  Gallen- 
farbstoffes  bei  Ikterus  259. 

Morawitz,  P.,  Blutgerinnung  324: 
multiple  Sklerose  766. 

Morel li,  G„  Fälle  von  Vergiftung  584. 

Morgan,  R.,  Bakterien  in  den  Geweben 
104. 

Morison,  Pyloroplastik  611. 

Moritz,  F.,  Herzinsuflicienz  und  Hen- 
dilatation  520;  Säure-Basen-Bilanz  im 
Harn  786. 

Moritz,  0.,  Eiweisskörper  d.  Harns  514. 

Morse,  J.  L,  Calorienbedarf  vorzeitig 
geborener  Kinder  587. 

Mort,  Ictus  laryngis  24. 

Morton,  A.  C.,  Casuistik  des  Diek- 
darmkrebses  23. 

Moser,  P.,  Serumbcbandlung  bei  Schar 
lach  84. 

Moses,  H.,  Veränderung  der  Tibia  bei 
bei  congenitaler  Syphilis  467. 

Mosnv,  E.,  Hospitalbchandlung  Tuber- 
kulöser 631. 

Mosse,  Behandlung  der  Leukämie  mit 
Röntgenstrahlen  283. 

Most,  A.,  Lympbgefässe  der  Bindebaut 
und  Lider  817. 


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Namen-Rogisler. 


913 


Most,  E.  R-,  Lepra  622. 

Moszkowicz,  Schwere  Perityphlitis  34 1 ; 
Physostigmin  bei  Metcorismus  25. 

Moullin,  Behandlung  der  Thrombose 
der  Vena  saphena  357. 

Mouticr,  A.,  Einfluss  der  Arsonvali- 
sation  auf  den  Blutdruck  302. 

M o y n i harn , B.  G.  A.,  liarusegregatoren 
255. 

Müll  e r ,Koplik'scheFlecke,Diazoreaktion 
und  Fieber  bei  Masern  107  ; Decubital- 
geschwüre  im  Pharynx  487. 

Müller,  A.,  Cblorausscheidung  im  Harn 
578. 

Müller,  G,  Adrenalin-Gaze  u. -Tampons 
233;  Bronchitis  und  Pneumonie  nach 
Operationen  696. 

Müller,  L.,  Status  bemiepilepticus  652. 

Müller,  0.,  Jodwirkung  bei  Arterio- 
sklerose 28. 

Müller,  tt.,  Pfortaderthrombo.se  10; 
Complikatioucu  v.  Mittelohrciterungen 
182;  Bakterienbefunde  i. Mittelobr  773. 

Müller,  W.,  Frühdiagnose  der  tuber- 
kulösen Meningitis  79. 

Mulon,  P„  Hypertensive  Drüsen  241. 

Mutzer,  P.,  Spirochaetenbefunde  bei 
Syphilis  815,  830. 

Müneb,  Dilatator  pupillae  116;  Inner- 
vation der  Stromazellen  der  Iris  677. 

Murphy,  J.  B.,  Appcndicitis  164. 

Musgrave,  W.  E..  Cultivirung  und  Be 
dcutung  der  Amöbeu  519. 

Muszkat,  A.,  Bronchialkatarrh  585. 

Mutkinanu,  A.,  Isopral  455. 


N. 

Nadler,  R.,  Myositis  ossifleans  610. 

Niigeli,  H..  Vortäuschung  von  Peri- 
typhlitis 379. 

Nakavama,  M.,  Erepsin  466;  congeni- 
tale Moinbranbildung  im  Kehlkopf 
774. 

Nathan,  F.,  Seröse  Pleuritis  u.  Tuber- 
kulose im  Kindesalter  617. 

Natier,  M„  Gehörsverbesserungen  durch 
Anwendung  von  Stimmgabeln  825. 

Navratil,  Opcrationsmethoden  b.  Kehl- 
kopfkrebs 761. 

Neisser,  A.,  Uebertragung  d.  Syphilis 
auf  Affin  62,  734;  Calomeisalbe  Er- 
satz des  Ungt.  cinereum  575. 

Nehrkorn,  Entfernung  von  Fremd- 
körpern aus  den  Bronchien  183. 

Neubauer,  J.,  Anaerobe  Bakterien  im 
Riuderdarm  584. 

Neuberg, C., Careinomfrage 354;  Cysti- 
nurie  804. 


Neuborn , Hypoplasie  des  N.  facialis 
612. 

Neufeld,  Antikörper  d.  Streptokokkcn- 
iminunserum  214;  Kieferhöhlenempyem 
bei  Tuberkulose  und  Syphilis  807. 

Neukirch,  R.,  Essentielle  Albuminurie 
809. 

Neu  mann,  Ohroperation  in  Lokal- 
anästhesie 404;  antiseptische  Behand- 
lung d.  Mit!elobreiterung646;  Scbläfeu- 
lappenabscess  855. 

Neu  mann,  H.,  Skorbut  843. 

Ne  umarm,  N.  N..  Leukocytose  bei  gy- 
näkologischen Erkrankungen  223. 

Neurath,  B„  Nervensystem  bei  Keuch- 
husten 637. 

Neutra,  Osteoakusie  876. 

Newmark,  L„  Familiäre  spastische 
Paraplegie  429. 

Nicolai,  Tabes  845. 

Nicolas,  Virulenz  des  Humor  aqueus 
bei  Hundswut  702. 

Nico  lieh,  Prostatahypertrophie  560. 

Nicol I,  H..  Angeborene  Stenose  des 
Pylorus  7. 

Nigris,  G.,  Spirochätcubefunde  bei  Sy- 
philis S15.  830. 

Niedner,  0.,  Ankylosireude  Wirbel- 
entzündung 260. 

Ni  eh  aus,  P„  Frakturen  229. 

Nikitin,  Therapie  der  Kehlkopftuber- 
kulosc  332. 

Nitsch,  R.,  Heilung  der  Tollwut  334; 
Aetiologic  der  Cystitis  im  Kindesaltcr 
364. 

Noböcourt,  7'.,  Milchfett  844. 

Nobel,  G.,  Grenzbestimmung  lupöser 
Hautläsionen  575. 

Noeggerath,  C.  T.,  Spirorhäteubefunde 
bei  Syphilis  815,  830. 

Noel  Paton,  D.,  Adrenalin  b.  Diabetes 
490. 

Nonne,  Querlähmuug  des  Rückenmarks 
443. 

v.  Notthafft,  A.,  Prostatitis  112. 

Noyons,  A.  K.,  Lichtempfindlichkeit 
des  Auges  404. 

Nürnberg,  Autolyse  51. 


0. 

Ober n dorfer,  S.,  Hygiene  des  Fleisches 
198. 

Oberste  iner,  H.,  Wirkung  d.  Radiums 
auf  das  Nervensystem  124. 

Obrastzow,  W.  P.,  Accessorischc  Herz- 
töne 792. 

v.  Oefelc,  Wirkung  der  Opiate  bei 
Diabetes  618. 


r 


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014 


Namen-Register. 


Oeller,  Panophthalmic  u.  Tetanus  134. 

Offergeld,  Ürgauanlagcn  in  d.Ovarial- 
embryonen  7 '20. 

Ogg,  Th.  .4.  W.,  Behandlung  Bleikran- 
ker mit  Schwefelbädern  408. 

Ohlmiitler,  Reinigung  des  Trinkwasser 
durch  Ozon  9. 

Oliver,  Th.,  (iehirngeschwülste  713. 

0 1 le  ndorf,  Schädigung  d.  Augen  durch 
Fliegenlarven  73. 

Onodi.  Keratosis  des  Pharynx  55. 

v.  Opcnchowski,  T.,  Sklerose  und  Er- 
weiterung der  Coronararterien  ,r)04. 

Oppenheim,  fl.,  Polymyositis  2G8. 

Oppenheim,  M.,  Spirochaeta  pallida 
670,  686;  katalytisches  Blutferment 
674. 

Oppenheim,  N.,  Lupus  erythematosus 
558;  Hautblastomycose  877. 

Oppenheimer,  K„  Wirkung  der  Try- 
sinverdauung  auf  Präcipitine  131. 

Oppenheimer.  Aortenruptur  und  Ar- 
teriosklerose 660. 

Orloff,  N.,  Anatomischer  Befund  bei 
Epilepsie  712. 

Orth,  Lungenemphysem  484;  Morpho- 
logie der  Krebse  578. 

Oslmaun,  Hörstörungen  405;  Hörprü- 
fungen 405;  Kuochenleitung  b.  Hören 
806. 

Ostwald,  W.,  Quellung  der  Gelatine 
692. 

Oswald.  A.,  Harneiweiss  355. 

Otto,  E.,  Salzlösungen  im  Magen  562. 


P. 

Pagen stccber.  Zerreissung  der  Kreuz- 
bänders  des  Knies  52. 

Palland.  R.,  Therapeutische  Versuche 
mit  Radium  271. 

Pan,  0.,  Vorhofvenenpuls  bei  Extra- 
systolen 386. 

Panea.  J,  Spirochaetcn  bei  Svpbilis 
670,  686. 

Panse,  Otologische  Mittheilungen  182. 

Parsons,  .1.  H.,  Netzhautablösung  bei 
Sarkom  726. 

Partridge,  C.  L.,  Guanase  852. 

Pässler,  11.,  Serumtherapie  bei  Pneu- 
monie 808. 

Passow,  Entstellung  von  Gehörgangs- 
frakturen  55. 

Pasteur,  Pneumoruccus  bei  Rachen - 
entzündung  791. 

Patschkowski.  K.,  Urotropin  als  Pro- 
phylacticuin  bei  Scharlach  520. 

Paul,  L.,  Serumtherapie  bei  Horuhaut- 


gcschwüren  293;  Hornbautulcerationen 
durch  Diplobaeillcn  330. 

Paulesco,  X.  C.,  Einfluss  der  AILali- 
salze  auf  Hefezellen  98. 

Pawinski,  Einfluss  des  Klimakterium 
auf  die  Cirkulation  747. 

Paync,  Ed.  M.,  Kropf  124. 

Payr,  Mobilisirung  des  Duodenum  nach 
Kocher  197;  Perityphlitis  868. 

Pearcc,  Ueber  Baktericin  276. 

Peham,  Serumbehandlung  bei  Puerpe- 
ralfieber 144. 

Pclagatti,  M.,  Mycosis  fungoides  und 
Leukämie  175. 

Pendl,  F.,  Volvulus  des  Magens  553. 

Pentzoldt,  F„  Geheilter  tubercutöser 
Pyopneumothorax  763. 

Peren,  Unterleibstyphus  679. 

Pcs,  0,  Entzündung  der  Thränendrüse 
bei  Gonorrhoe  164. 

Pesas,  D.  G.,  Hysterische  Skoliose 
822. 

Peschei,  Stypticin  bei  Chorioiditis  hä- 
morrhagica 197. 

Petit,  P.,  Guajakreaktioneu  756. 

Pctruschky,  Unwirksamkeit  des  Gri- 
serin  199. 

P fach  I er,  G.,  Chologeu  82. 

Pfalz,  Myopie  566. 

Pfaundler,  M.,  Säurevergiftuug  bei 
mageudarmkranken  Kindern  443:  Ac- 
tuelle  Reaktion  des  kindlichen  Blutes 
730. 

Pfei  ffer,  H . Unterscheidung  von  Men- 
schen- und  Tierblut  180. 

Pfeiffer.  R.,  Bakteriologie  d.  Trachoms 
404. 

Pfeil,  I’.,  Aussebeiduug  der  Harnsäure 
beim  Gesunden  und  Arthritiker  4. 

Pflüger.  E.,  Quantitative  Glykogen- 
bestimmung 68;  Zuckerbildung  aus 
Eiweiss  243;  Zucker  bei  Pankreas- 
diabetes 594. 

Philipp  C.,  Behandl.  des  Ulcus  cruris 
287. 

Phillipps,  Muscheldeformität  870. 

Pick,  A.,  Sensorische  Aphasie  171. 

Pick,  E.  P.,  Diphtherieautitoxin  568. 

Pick,  F.  H-,  Einfluss  des  Eosins  auf 
schwere  Hauterkrankungen  158. 

Pick.  W-,  Acne  teleangiectodes  349; 
Persistirende  Form  des  Erythema  no- 
dosum  431. 

P ie trziko wski,  E.,  Unfall  u.  Tuber- 
kulose 5. 

Pihl,  A.,  Sympathische  Ophthalmie  806. 

Pilcer,  H..  Antistreptokokkenserum  im 
Wochenbettfieber  664. 

Piltz,  J.,  Unregelmässigkeiten  des  Pu- 
pillarrandes  411. 


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Namen-Register. 


015 


Pilzecker,  A.,  Die  Galle  bei  Phosphor- 
uml  Arsenvergiftung  387. 

Pink us,  F.,  Haarsebeiben  101. 

Piorkovrski,  Syphilisimpfung  beim 
Pferde  557. 

Piper,  H.,  Elektrisches  Verhalten  tlcr 
Retina  von  Eledonc  274;  Lichtreaction 
der  Pupille  390. 

Pivquet,  C.  v.,  Aggressin  841. 

Flachte,  Megalery thema  cpidcmicum 
537. 

Planchon,  M.  P.,  Säuglingscrnähnmg 
428. 

Platter,  N.,  Eigenthiinilichc  Eiweiss- 
absouderuhg  413. 

Pluttner,  Blasensteinbildung  nach 
Phählungsverletzung  500. 

J'lehn.  A.,  Akute  Infectionskrankheilen 
der  Neger  407. 

Ploeger,  11.,  Spirochäten  bei  Syphilis 
070,  686. 

Polak,  Hypoplasia  uteri  272. 

Pollack.  L„  Pankreastrypsin  515. 

Polland,  R.,  Jodpemphigus  750. 

Po  II  io,  Resorption  von  Jod  aus  Jod- 
kaliumsalbcn  350. 

Poly,  F.,  Molcculare  Concentration  von 
Rlut  und  Harn  bei  Nierenkrankbeiten 
68;  Nierendiagnostik  206. 

Popper,  R.,  Formelemente  des  Co- 
lostrums 258. 

Porgcs,  Nichtgonorrhoische  Urethritis 
143. 

Porcher,  Ch.,  Ursprung  des  Milch- 
zuckers 503. 

Posncr,  Innere  Behandlung  der  Blase n- 
katarrhe  495;  Prosta  tasecret  und 
Prostatitis  687. 

Pospischill,  D,  Rubeola  und  Doppel- 
cxanthcin  764. 

Potter,  D A..  Diarrhöen  und  Marasmus 
bei  Kindern  363. 

Potts,  Ch.  S.,  Muskelatrophie  685. 

Prautschoff,  A.,  Spirochätenbefunde 
bei  Syphilis  815,  830. 

Preedy,  D.  C.,  Gangrän  des  Kusses 
bei  Neugeborenen  282. 

Frei  nd  Isberger,  Neoplasmen  der 
Mandeln  405. 

Preobraschenskv,  P.,  Blutungen  aus 
den  oberen  Luftwegen  663. 

Preobrajensky,  P.,  Polymyositis  und 
Polyueuritis  796. 

Proksch,'K.  J.,  Geschichte  d.Syphilis479. 

Pröllc,  Milchversorgung  der  Gress- 
städte 471. 

Prym,  0.,  Milz  und  Pankreas  577. 

Piigliesc,  A.,  Antithrombin  009. 

Pu  t n am,  J.  \V.,  Sarkom  des  Halsmarkes 
156. 


tjuadrone,  Wirkung  der  Röntgen- 
strahlen 572,  682. 

lauest.  R.,  Darmgase  bei  Tyrnpanitis 
der  Neugeborenen  380. 

(juinaii,  CI.,  Speeifische  Erythrolvse 
324. 

Quiueke,  Acutes  umschriebenes  Oedem 
525. 

Quix,  Stimmgabel  in  der  Otologie  und 
Physiologie  124. 


R. 

Räbiger,  A.,  Nervenkrankheit  nach 
elektrischem  Trauma  478- 

Ra  bi  n o w i tse  ii . L.,  Geflügel tubcrculose 
569. 

Rad,  C.  v.,  Tumor  der  Medulla  oblongata 
621. 

Raoult,  N Strahlen  auf  das  Gehör  662. 

Rapaport,  Prostatasccret  und  Prosta- 
titis 687. 

Rath,  Prävalidin  bei  Lungeutubcrculosc 
602. 

Rathery,  Angeborene  Nierenerkran- 
kungen 531. 

Rau,  M.  R.,  Typhusbacillen  im  Sputum 
Lei  Pneumotyphus  727. 

Raubitschek,  H.,  Spirochäten  bei 
Syphilis  570,  686. 

Rau  te  n borg, Hämorrhagische  Pankreas- 
nekrose 580;  Antipcristaltische  Be- 
wegungeu  des  Magens  298. 

Ra  vasin  i,  C.,  Jodtherapic  878. 

Rawitz,  Obrstudien  870. 

Raymond,  F.,  Durch  Fibrosarkom  be- 
dingte Facialislähmung  204. 

Raymond,  Hirntumor  mit  Aufhebung 
der  Sebnenreflexc  636. 

Redslop,  E..  Hemianopsie  und  Diabetes 
insipidus  374. 

Reed,  Regeneration  des  Fusses  von 
Salamaudern  36. 

Reichmann,  Einfluss  der  Inspiration 
auf  den  Puls  170. 

Reinach,  Säugliugsernähruug  d.  Milch 
603. 

Re  in  hold,  B.,  Bindung  von  Stickstoff- 
oxyd durch  Methämoglobin  483. 

Reiner,  M.,  Gelenkentzündung  im 
Kiudesalter  395. 

Reinhard.  Casuistik  des  chronischen 
continuirlichen  Magensaltflusses  602. 

Reischauer,  Spirochätenbefunde  bei 
Syphilis  815,  830. 

Reiss,  E.,  Katalase  der  Milch  289. 


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Namen-Register. 


91«? 

Reiter,  K.,  Embolie  d.  A.  Dieser,  sup. 
3311. 

Heitmann,  K.,  Primärer  Klappentumor 
233. 

Re  non,  L.,  Vaseuläre  Myopathie  4t; 
Neuritis  nach  Pneumonie  171; 
Cacheiie  anevrismatique  571. 

Kensburg,  H..  Buttermilchernähruug 
299. 

Hepin,  Cultur  der  Vaccine  auf  Lymphe 
614. 

Restmann,  K.,  Spirochacta  pallida543. 

Retlii,  Sccretorischc  Nervencentren  des 
weichen  Gaumens  438. 

Ketzer,  lt.,  Bau  des  Herzens  67. 

Reu ss,  A.  v.,  Eiweisswirkuug  833. 

Key,  K.  J.  G.,  Enuresis  der  Kiuder  746. 

Ribbert,  Traktionsdivcrtiket  des  Oeso- 
phagus 70. 

Ricard,  Gastroenterostomie  565. 

Richter,  Thrombose  und  Embolie  im 
Wochenbett  176;  gangränöse  Pnchy- 
meningitis  231 ; Luxation  im  Talo- 
cruralgelcnk  741. 

Richter,  P.  E.,  Stoffwechsel  in  der 
Reconvalesceuz  275;  Nierenwasser- 
sucht 443. 

ltiess.  J.,  Frosebherz  850. 

Ri  hl,  Vorhofvenenpuls  bei  Extrasystolen 
386. 

Rille,  Spirochälcubefunde  bei  Syphilis 
670,  686,  815,  830. 

Riman,  H.,  Entstehung  echter,  freier 
Gcleukkürpcr  595. 

Rimpau,  W.,  Antikörper  des  Strepto- 
kokkenimmunserum 214. 

Riter,  A.,  Seifen  im  Dünndarm  851. 

Ritter,  G.  v.,  Baudwurmkuren  im 
Kindesalter  59;  progressive  spinale 
Muskclatrophie  525. 

Riviere,  C.  L.,  Anämie  b.  Kindern  155. 

Rixen,  Neuronal  bei  Epilepsie  157. 

Robert,  Eormamint  bei  Bronchitis  foe- 
tida  807. 

Robinson,  Nierenchirurgie  164. 

Rochaz  de  Jongh,  Malariaprophylaxe 
664. 

Roeder,  H.,  Verhalten  vou  Lösungen 
im  Magen  154. 

Rohleder,  Natalen  607. 

Roh  mann,  F.,  Stärkeverdauung  bei 
Aplysieu  20. 

Rolly,  Laudry’sehe  Paralyse  219;  Ag- 
glutination von  Typhusbaeillen  630. 

Römer,  P.,  Pathogenese  der  Cataracta 
senilis  469. 

Ilona,  Doppelte  Harnröhre  847. 

Ilona,  P.,  Bildung  von  Zucker  aus  Fett 
771. 

Röpke,  Endotheliom  der  Nasenhöhle 


470;  Uebertragungen  durch  d.  Abend- 
mahlskelcb  792. 

R o s e n b a c h.  Fr.,  Pathologische  Anatomie 
der  Gicht  326. 

Rosenbaum,  A.,  Glykolyse  20. 

Rosen  fe  Id,  Aneurysmen  der  Arteria 
pulmonalis  523. 

Rnsenfcld,  F.,  Indolbildung  beim  Ka- 
ninchen 306. 

Rosenstein,  P.,  Blasenruptur  bei  der 
Bottini’schen  Operation  222. 

Rosen  thal,  L.,  Dysenterieserum  70, 
166,  536. 

Rosen  thal,  0.,  Syphilis  142. 

Rosin,  H.,  Fruehtzuckerdiabetes  131; 
Bedeutung  der  Reaction  von  Seliwauoff 
im  Uarn  770. 

Rossiwall,  E.,  Scharlachstreptokokken 
826. 

Rossolimo,  G.  J.,  Uerderkrankungen 
des  Hirnstammes  285. 

Rostoski,  0.,  Bindung  von  Präcipitin 
und  Eiweiss  439. 

Roth.  Entzündliche  Eikrankungen  des 
lymphat.  Rachenringes  726;  Typhus- 
baciilen  265. 

Rothberger,  J.  C.,  Eek’sche  Fistel  41S. 

Rothmann,  M.,  Seitenstrangerkrankung 
und  spastische  Spinalparalyse  189. 

Rothschild,  D.,  Lungenentzündung  bei 

Herzkranken  338. 

de  Rothschild,  II.,  Marmorek-Serum 
bei  Tuberkulose  635. 

Rotsch,  Th.  M , Infantiler  Skorbut  84. 

Roux,  Ern.,  Syphiliserreger  445. 

Rovsing,  Functionsprüfungen  b.  Nieren  - 
affektionen  758. 

Roy  des  Barres,  Missbildung  d.  Hände 
und  Fiisse  308. 

Rubesch,  Galaktocele  291. 

Rubner,  M.,  Wert  und  Verhalten  des 
Fleischextraktes  215. 

Ruckert,  Knorpel  und  Knochen  in  den 
Tonsillen  151. 

Rüge,  P.,  Erbrechen  der  Sehwangereu 
864. 

Ruhemann,  K.,  Paralysis  agitans  252. 

Ruhemann.  J.,  Mcsotanvaselin  776. 

Rullmann,  W.,  Abtötung  der  Tuberkel- 
bacillen in  der  Milch  3. 

Rumpf,  Tb.,  Polyneuritis  444. 

Rydel,  A.,  Basedow’sche  Krankheit  44. 

V:  Rzentkowski,  K.,  Zusammensetzung 
des  Blutes  659. 

s. 

Saal  fe  Id,  Gonorrhoe  126. 

v.  Saar,  Cystadenom  der  Parotis  290. 

Sabarlhcz,  Bell.  d.  Typhus  314. 


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rr.  xr.  c /> 


Namen-Register. 


917 


Sabatier,  Erysipel  des  Laryni  39. 

Saccouaghi,  Leukaniimie  244. 

Sachs,  Tetanolysin  25. 

Sachs,  B.,  Amaurotische  Idiotie  202. 

Sachs,  0.,  Herpes  zoster  462;  Spiro- 
chaeten  bei  Syphilis  670,  686. 

Sachs,  W.,  Siriusthrombose  74. 

Saenger,  M„  Bacilleneiriatmung  775. 

Sahli,  Taschenquecksilberraauometer  43. 

Sainton,  P.,  Lebereirrhose  und  peri- 
pherische Neuritis  nebeneiuauder  157. 

Salffoer,  0.,  Pathogenese  d.  Naphtalin- 
staares  213. 

Salge,  B.,  Bakteriologie  des  Entero- 
katarrhs  553. 

Sa! ko ws ki,  E.,  Asparaginsäurc  852. 

Salomon,  Experimentelle  Tuberkulose 
des  Herzens  235. 

Salomon,  H.,  Füttcrungsversuche  am 
pankreaslosen  Hund  484. 

Saltos,  B.  H.,  Froscbherz  850. 

Salus,  Biologie  der  Fäulnis  280,  533. 

Sa m bc th , Facialis-Hypoglossus-Anasto- 
muse  173. 

Sampsou,  Aufsteigcnde  Niereniufektion 
191. 

Sandberg,  0.,  Milchsäure  Gärung  im 
Magen  138. 

Saniter,  Verwendung  des  Asbest  bei 
Actzungen  790. 

Santon,  Neue  Methode  der  Milchunter- 
suebung  594. 

Sarvey,  Fakultative  Sterilisierung  752; 
brühzeitige  Hörbarkeit  der  fötalen 
Herztöne  784. 

Sarvonat,  Aortenruptur  139. 

Sasaki,  Einfluss  von  Bouillon  auf  die 
Magensaftsekretioo  626;  Digaten  aul 
das  Froschhetz  684. 
asserath,  Gonorrhoische  Phlebitis 479. 
ato,  T.,  Cystoccrken  im  Gehirn  477. 
atta,  U.,  Acetoubildung  im  Organismus 
484. 

Sattler,  H.,  Netzhautablösung  437. 

Sattler,  M.,  Mal  perforaut  Dach  Ischia- 
dicusdurchtrennung  157. 

Saal,  P.,  Chlorausscheidung  im  Harn 
578. 

Scagliori,  G..  Phlcbeetasie  835. 

Schamberg,  Bakteriologie  des  Schar- 
lachs 212. 

Schanz,  A.,  Veraltete  Patellarfrakturen 
132;  Ellbogenankylose  451;  Schief- 
halsopcrationen  516;  Behandlung  der 
angeborenen  Hüftverrenkung  695. 

Schaffer, J.,  Obere  cardiale  Oesophagus- 
drüsen  17. 

Schaternikoff,  M.,  Einfluss  des  Sauer- 
stoffes der  Atemluft  a.  d.  Verbrauch 
226. 


Scbaudinn,  F.,  Einwanderung  von 
Ankylostomum  durch  d.Haut  377,  616 
Sypbiliserreger  445.  ! 

Scheibe,  Empyem  bei  Mittelohrent- 
zündung 330. 

Scheidemantel.  E.,  Aortcuverkalkuug 
nach  Adreuiniujcktionen  643. 

Scheier,  Verletzung  d.  Paukenhöhle 533. 

Schein,  M.,  Spina  bifida  occulta  und 
Hypertrichosis  sacralis  447 ; Behand- 
lung spitzer  Condylome  mittels  Er- 
frierung 767. 

Schenck,  Behandlung  der  Leukämie 
mit  Röntgenstrahlen  8G;  Niereublutung 
unerklärten  Ursprungs  671. 

Scheuer,  V.,  Ischias  748. 

Scbeunert,  Einfluss  der  Bewegung  auf 
die  Verdauung  722. 

Schick,  B.,  Scharlachstreptokokkeu826; 
Aggrcssin  841. 

Scbieck,  F.,  Melauosarkom  des  Uveal- 
traktus  789. 

Scbieffcr,  Behandlung  der  Leukämie 
mit  Röntgeostrahlcn  283. 

Schierbeck,  M.  P.,  Zusammensetzung 
der  Fäces  247. 

Schiffmann,  Negri’scbe  Körperchen  618. 

Schiliug,  Fluorescenz  des  Harns  bei 
Diabetes  545;  Prokto  Sigmoideskopie 
682. 

Schilling,  F.,  Magenkrankheiten  durch 
Schimmelpilze  616. 

Schilling,  T.,  Echinokokkenllüssigkeit 
745. 

Schindler,  E.,  Jotuion  46. 

S chitten  he  I in,  A.,  Bakteritische  Spal- 
tung der  Nukleinsäure  146;  Fermente 
des  Nukleiustoffwechsels  803;  Harn- 
säure 852. 

Schlagiutweit,  F.,  Gefrierpunktsbe- 
stimmung 239. 

Schläpfer,  V.,  Vibration  und  Fara- 
disationsgefüh!  510. 

Schleffer,  V.,  Kaninchenblut  641. 

Sch  legten  d al,  Unterleibstyphus  679. 

Schlesinger,  A.,  Coza  vara  564. 

Schlesinger,  E.,  Pädatropbic  u.  Gastro- 
enteritis 282;  Blutgefässcndotheliom 
516;  Ermüduugsmessungen  an  Schul- 
kindern 683. 

Schlossmann,  A.,  Phosphor  in  der 
Milch  474. 

Schmid,  Geheilte  Pyonephrose,  Nephro- 
tomie, später  Nephrektomie  367. 

Schmid,  Tod  bei  Struma  congenita 
235. 

Schmid,  J.,  Lähmungen  bei  Meningitis 
cerebrospinalis  171. 

Schmidlechncr,  Ulcus  rodens  vulvae 
128. 


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If.  TS.  03 


918 


Namen-Register. 


Sohmidlecbner,  K.,  Uebergang  der 
Toxine  auf  den  Fötus  208. 

Schmidt,  A„  Zeckenkrankheit  der 
Kinder  184. 

Schmidt,  H.  E.  Röntgeristrahlcn  auf 
Drüsen  798. 

Schmidt-Niel  sen,  Radiumstrahlen  auf 
Chymosin  435;  Enzyme  im  Finsen- 
licht  450. 

Sehmiedeberg,  0.,  Theophyllin  705. 

Sch  u eiderlin,  Kadikalopcratöm  bei 
Ulcus  eruris  789. 

Sehod,  E.,  Hepatogcne  Lävulosuric 
578. 

Schölt/.,  W.,  Anwendung  von  H202 
205;  Spiroehaetenbcfunde  boi  Syphilis 
815,  880. 

Scholz,  Arteriensystem  des  Menschen 
im  Röntgenbilde  50. 

Scholz,  K.,  Conjunctivitis  854. 

Schomburg,  Griserin  570. 

Schön  born,  Kryoskopie  der  Trans- 
sudate und  Exsudate  434. 

Schott,  A.,  Traumatische  Hiimatomvelie 
366. 

Schottmüller,  H.,  Cholera  nostras  24. 

Schreiber,  L„  Pupillenrcflex  869. 

Schreier,  Angina  ulcerosa  membranacea 
598. 

Serhötcr,  F.,  Bakteritische  Spaltung 
der  Nukleinsäure  146. 

Schultz,  Fr.,  Reaktion  des  Prostata- 
sekrets 527. 

Schultz,  P.,  Entstehung  der  einseitigen 
Stauungspapille  698. 

Sehultze,  P.  S.,  Künstliche  Atmung 
durch  Schwingen  tief  scheintot  ge- 
borener Kinder  4G4. 

Sehultze,  E.,  Körperliche  Ausbildung 
der  Früchte  416. 

chultze,  F.,  Kenntnis  d.  Tabes  345. 
chulz,  A.,  Kohlenoxydvcrgiftung  472. 
chulz,  0.,  Pfortaderlhrombose  10: 
Perityphlitis  und  Appendicitis  53; 
Defekt  der  Thoraxmuskulatur  196. 

Schulze,  W.,  Otogener  Senkungsabscess 
263;  Syphilisimpfungen  bei  Kaninchen 
806. 

Schüpbach,  P.,  tianglienzellc  d.  Taube 
875. 

Schütz,  Fäulnisbakterien  bei  Darm- 
katarrhen 777. 

Schütze,  A.,  Steapsin  120. 

Schwab,  Rhinorrheoa  cerebrospinalis 
699. 

Schwab,  S.  F.,  Ganglion  Gasseri  bei 
Trigeminusneuralgie  61. 

Schwabach,  Anatomische  Befunde  an 
Taubstummenlabyrinthen  246:  Hirn- 
abscess  839. 


Schwartz,  G.,  Fettzersetzeude  Mikroben 
306. 

Schwarz,  E.,  Myelämie.  Diabetes  mel- 
litus und  Tuberkulose  361;  intra-  u. 
extrapontine  Erkrankungen  429. 

Schwarz,  G„  Abstammung  der  ein- 
kernigen Exsudatzellen  180. 

Schwarz,  L.,  Theorie  der  Säurebildung 
im  Magen  275. 

Schwedenberg,  Tb.,  Carcinose  des 
Ductus  thoracicus  695. 

Schwoner:  ,1..  Diphtherieantitoxin  568. 

Sei  pi  ad  es,  E.,  Di  molekulare  Concen- 
tration  des  Blutserums  b.  Schwangeren 
uud  Wöchnerinnen  128. 

Scott,  Pyopcricarditis  149. 

Seefelder,  Jeijuiritol  422. 

Seelig.  A.,  Aetherglykosurie  530. 

Selig,  A.,  Herzdilatation  873. 

Scgale,  Arsen  835. 

Seggel,  Myopie  566. 

Seggel,  R.,  Physiologie  des  Gcleuk- 
knorpels  772. 

Seideiin,  II.,  Magensaft  älterer  Per- 
sonen 746. 

Seiffer,  Periphere  Nervenlähmungen 
203;  multiple  Sklerose  766;  hyste- 
rische Skoliose  318. 

v.  Seiller,  Zur  Inhalationstherapie  294. 

Seilliers.il..  llydrolisircndes  Ferment 
bei  Weinbergschnecken  514. 

Selter,  Agglutination  von  Typhus- 
bacillen  630. 

Semon,  F.,  Kehlkopfkrebs  375;  chro- 
nische Hypertrophie  der  Schleimhaut 
der  obercu  buftwege  582. 

Sewcll,  Santorini’sche  Muskel  721. 

Seyfferth,  Chloroform  gegen  nitrose 
Dämpfe  306. 

Shaw,  Scheinbare  allgemeine  Paralyse 
mit  Heilung  29. 

Shaw,  Keith  h.  H,,  Stärkeverdauung 
bei  Säuglingen  491. 

Shaw,  If.  B.,  Ery thromelalgic  202. 

Slieild,  R.  M,  Scheinbar  allgemeine 
Paralyse  mit  Heilung  29. 

Slieild,  M.,  Steiubildung  ungewöhn- 
licher Grösse  495. 

Sibclius,  Chr.,  Schwere  Erkrankung 
nach  Kohlenoxydvcrgiftung  317. 

Sick,  K.,  Polymvositis  und  Polvneuritis 
796. 

Sichert,  C.,  Calomelolsalbe,  Ersatz  des 
Ungt.  ciuereutu  575. 

Siedlecki,  M„  Spirochaetenbefunde  bei 
Syphilis  815,  830. 

Siefert,  E.,  Hirnmetastase  des  Deci- 
duomn  malignum  508;  raultple  Carei- 
nomatose des  Ccntrnlnervensystem  13 

Siegel, J.,  Aetiologie  der  Syphilis  782' 


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Namen- Register. 


91!) 


Siegel,  M.,  Hydrothorax  e vacuo  41. 

Sicmerling,  E.,  Bedeutung  der  Ccre- 
brospinalflüssigkeit  für  die  Diagnose 
382. 

Sigel,  J.,  Behandlung  von  Pankreas- 
erkrankungeu  794. 

Silbermark,  Spinalanalgesie  245; 
Plombirung  von  Knocbenböhlen  757. 

Silberschmidt,  W.,  Perlsucht  und 
Tuberkelbaeillen  78,  166. 

S i m m o n d s , Al  tersäbelscheidentrachea 
567. 

Simpson,  Ovarialkystom  432. 

Si  ne  xon,  Nasenschleimhaut  und  Sexual- 
funktion  774. 

Sinnhuber,  Motorische  Reizerschei- 
nungen im  Pharynx  und  Larynx  279. 

Sitzen frey.  Schambeinschnitt  800. 

Siven,  V.  0.,  Ankylosircnde  Entzün- 
dung der  Wirbelsäule  714. 

Skala,  Primärer  Lufttohrenabscess  359. 

Skutezky,  A.,  Agglutination  von 
Typhusbacillen  630. 

Slaughter,  R.,  Pest  in  Indien  583. 

Smith.  A.  J.,  Verhalten  nekrotischer 
Rerzmuskelinfarkte  307. 

Smith,  Oliver,  Acccssorischc  Schild- 
drüse 470. 

Sobcl,  J.,  Verdickung  der  Phalangen 
bei  Rachitis  457. 

Sobernheim,  Antibakterielle  Heilsera 
57;  Maretin  bei  Gelenkrheumatismus 
796. 

Sobernheim,  G.,  Agglutination  der 
Milzbrandbakterien  664;  Spirochäten- 
befunde bei  Syphilis  815,  830. 

Sobotta,  Prävalidin  bei  Lungentuber- 
kulose 602. 

Soetbecr,  Kr.,  Ausscheidung  der  Harn- 
säure beim  Gesunden  und  Arthritiker 
4;  Stoffwechselversuch  4. 

Sokololf,  A.  P.,  Einfluss  der  Anämie 
auf  die  Magensaftsekretion  387. 

Sokolowski,  Otogene  Meningitis  742. 

Somcrville,  F.  Q.,  Wirkung  hochge- 
spannter sinusoidaler  Ströme  29. 

Sommer,  Lichterscheinungen  beim 
Reiben  von  Glühlampen  722;  Theo- 
phy  Hin  S87. 

Sommerfeld.  P.,  Verhalten  von  Lö- 
suugeu  im  Magen  154. 

Sondermann,  Therapie  der  Nasen- 
erkrankungen 423;  Saugtherapic  bei 
Lupus  526;  Saugtherapie  bei  Ohr- 
erkrankungen 824. 

Sorge,  Histologische  Veränderungen  der 
Placenta  bei  Sublimatvergiftung  400, 
626. 

Sorgo,  .),,  Tuberkulose  77 : Einfluss  auf 
den  Puls  167. 


Soubeyran,  Primärer  Harnröhren- 
krebs 47. 

Soulid,  Adrenalin  in  den  Nebennieren 
369. 

Soundby,  R.,  Oesopbaguscarcinom  mit 
Nervenerscheinungen  606. 

Southa rd,  E.,  Chronische Ilydroeephalus 
internus  573. 

S p a 1 d i u g , Ohrgeräusche  135. 

Spallita,  Fr.,  Gasgehalt  dünnen  Blutes 
641. 

Spannbauer,  Verschiedene  Vergiftungs- 
fälle  296. 

Spieler,  Fr.,  Perityphlitis  beim  Kind 
342;  Tuberkulose  871. 

Spiess,  Einseitige  Posticuslähmung  165; 
Anwendung  der  , Saugwerkes“  856. 

Spüler,  W.  G.,  Myotonia  congenita 
589;  multiple  Sklerose  459;  Fehlen 
des  Gesichtssinnes  560;  Myasthenie 
605;  Blicklähmung  780. 

Spiro,  K.,  Einfluss  gerinnungshemmen- 
der Ageutien  auf  das  Vogclplasma  325. 

Spitzer,  Parauretbraler  Gang  in  der 
Genitoperinealraphe  768. 

Spitzer,  L.,  Spirocbätenbefunde  bei 
Syphilis  815,  830. 

Spitzy,  H,,  Obturatorius-Cruralisplastik 
644. 

Springer,  Hämangiome  165. 

Srebrny,  Soor  bei  Erwachsenen  8. 

Stadler,  Ed.,  Lcukocytose  354. 

Staehelin,  R.,  Herzinsufficienz  und 
Herzdilatation 520;  Spirocbätenbefunde 
bei  Syphilis  815,  830. 

Starck,  H.,  Akute  Herzdilatation  378. 

Stargardt,  Wirkung  der  Röntgeu- 
strahlcn  auf  die  Trachomfollikel  824. 

Starr,  M.  A.,  Hirntumoren  237. 

Stäubli,  Meningotyphus  410. 

Stein,  Behandlung  des  Diabetes  insi- 
pidus  9;  Osteomyelitis  der  Gehör- 
knöchelchen 74. 

Stein,  R.,  Lymphdrüsenbau  und  Tu- 
berkulose 801. 

Steinberg,  Blutserum  und  Typhus- 
bacilicn  808. 

Steinbüchel,  Utcrusmyom  880. 

Steinhaus,  F..  Pfortadenthrombose  und 
Leberveränderungen  441. 

Steinhausen,  Syringomyelie  u.  Hämato- 
myelie  828. 

Steinitz,  F..  Ernährungsstörungen  im 
Säuglingskösper  572. 

Stcimann,  F.,  Kropfverlagerung  72. 

Stembo,  L.,  Ucber  Reflexe  347. 

Stenger,  Aetiologie  der  Facialispara- 
lyse  62;  Theorie  des  Hörens  331 ; 
Mittelohreiteruug  423;  otitische  Hiru- 


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9*20 


Namen-Register. 


sinnsthrombnse  567 ; maligne  Tumoren 
im  Nasenrachenraum  613. 

Stcphcnson.  Fr.  H.,  Multiple  Neuritis 
345. 

Sterling.  W.,  Syringomyelie  u.  Hämato- 
myelie  S2S. 

Stern,  L.,  Philo-  uud  Autikatalase  594. 

Stern,  R.,  Sehpurpurfixation  838. 

Sternbi  rg,  Hämoangiothelium  des  Ho- 
dens 659. 

Stevens,  W.  S.,  Akromegalie  61. 

Stevenson.  L.  E.,  Vergiftung  mit  Car- 

Stewart,  Herznaht  100. 
boisäure  und  Sublimat  120. 

Sticker,  G„  Erleichterung  der  Palpa- 
tion des  Abdomens  187. 

Stier,  E.,  Uuntington’sebe  Chorea  140. 

Stöcker,  Prostataoperationeu  175. 

Stoeltzncr,  VV.,  Akroangioneurnse 589. 

Stoewer,  Diplobaeillengeschwiir  der 
Hornhaut  725. 

Stolte,  K.,  Verhalten  der  Mouamin- 
säure  im  Organismus  290. 

Stolz,  Spinalanästhesic  durch  Tropo- 
cocain  351. 

Strassburger,  Einfluss  der  Bäder  auf 
die  Herztätigkeit  475. 

Strasser,  J.,  Lupus  erythematodes  558. 

Strassinan  u,  Er.,Kohlenoxvdvergiftuug 
472. 

Strassmann,  K.,  Wirkung  des  Radium- 
bromids 93. 

Straub,  M.,  Scrophulosc  u.  Tuberkulose 
in  der  Augenheilkunde  329. 

Streetor,  L.,  Myasthenia  gravis  459. 

Ström  berg,  Verschiedene  Vergifturigs- 
fälle  296;  Gonorrhoe  863. 

Stroux,  11,  Neuronal  337. 

Strzyzowski,  C.,  Arsengehalt  uud  Ar- 
senautidote  58. 

Stumme,  E.  G.,  Bauchmuskeldefekto 
365. 

Stursberg,  H„  Dermograpbie  877. 

Sogar,  Thiosinamin  bei  Mittelohrkatarrh 
452:  Auilinvergiftung  452,  453. 

Sugg,  E.,  Proteolytisches  Ferment  der 
Milch  419. 

v.  Sulmthal,  H.,  Serumhehandlung  bei 
Erysipel  232. 

Süsswein,  J.,  Spinocerebrale  Ataxie 
mit  Sektionsbefund  60. 

Suter,  Ueber  den  Harnschcidcr  vou 
Luys  und  die  Ausscheidung  vou  In- 
digokarmin durch  die  Nieren  15. 

Swirski,  G.,  Coffein  auf  das  Vagus- 
centrum 2. 

v.  Szaboky.  ,).,  Tcmperaturverlauf  bei 
Tuberkulose  166. 

Szczybalski,  Ph.,  Ulcus  corneae  durch 
Bacillus  pyocyancus  309. 


Szieda.  Verschluss  von  Scbädeldefekten 
741. 

v.  Szontach,  F.,  Verdauuug  des  Ca- 
seins 19. 


T. 

v.  Tabora,  Diagnostik  der  Pleuraexsu- 
date 268. 

Takayama,  M.,  Uämatoporplivrinprobe 
449. 

Talma,  S.,  Operative  Behandlung  der 
Lebercirrhose  7. 

Tang,  I.  P„  Stoffumsatz  beim  Säugling 
34. 

Tanginuchi.  Distomumerkrankuug  des 
Gehirns  508. 

Tanton,  J.,  Melanosarkora  563. 

v.  Tappe  in  er,  H.,  Einfluss  fluoresciren- 
der  Substanzen  auf  Toxin  295;  Haut- 
careinome  mit  fluorescirenden  Stoffen 
608. 

Taubcrt,  Erythromelalgie  bei  Syringo- 
myelie 90. 

Taute,  Umwandlung  der  Tuberkel- 
bacillen  beim  Kaltblüter  312. 

Tawara,  S.,  Topographie  u.  Histologie 
der  Brückenfasern  674. 

Tedcsko,  F.,  Kuocheuatrophic  bei 
Syringomyelie  348. 

Tc I cky, L„  Laugeuverätzungen  d.  Speise- 
röhre  522. 

Tenzer,  Augenhintergrundbefund  bei 
Ührenerkrankung  n 502. 

Terrien,  E.,  Lage  der  Herzspitze  bei 
Kiodern  251. 

Tertsch.  Diphtherieähnliche  Bacillen  d. 
Conjunctiva  374. 

Thal  man  n,  Ulcus  gouorrhoicum  serpi- 
ginosum 94. 

Thanisch,  Ein  neuer  Atticspüler  293. 

T hei lh aber,  Oophoritis  848. 

Theisen,  Kehlkopflues  871. 

Thesing,  C.,  Spirochaeten  bei  Svphilis 
670,  686. 

Thevenot,  Actinomvkose  der  Tousillen 
151. 

Thibierge,  G.,  Hautsyphilide  HO. 

Thiemich,  M.,  Hysterie  im  Kiudesalter 

12. 

Thienger,  K.,  Refractura  patellae  und 
Behandlung  der  Patellarbrücbe  148: 
Antithyreoidin  bei  M.  Basedowii  424: 
Morbus  Basedowii  und  Myxödem  620. 

Thierfeld,  R. , Euteritis  membranacea 
634. 

Thies,  Combination  von  Cocain  und 
Adrenalin  150. 

Thimm,  P.,  Psoriasis  vulgaris  221. 


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Namen-Register. 


921 


Thomas,  .1.  I,.,  Harnsegregatnren  255. 

Thomson.  E.,  Eianthem  nach  Lysol- 
spülung 120. 

Thomson,  Atembeschwerden  beim  Kropf 
<>45 ; Stirnhöhlenentzündung  840. 

Tiegel,  M.,  Peptische  Jejuualgeschwüre 
810. 

Tissot,  Chloroformwirkungen  677,755. 

Toldt,  C.,  Winkelfortsatz  des  Unter- 
kiefers 1. 

Tolot,  Aorteuruptur  139. 

Tomasczewski,  E.,  Spirochaetenbe- 
funde  bei  Syphilis  815,  830. 

Toneey,  S„  X-Strahlen  bei  Magen- 
erkrankungen  571. 

Toujau,  Adrenalin  in  den  Nebennieren 
369. 

Tourneau,  Drei  Falle  v.  Tetanus  136. 

Tracy,  S.  G,  Epilepsie  286. 

Trau be.  J.,  Bed.  des  Oberflächendrucks 
693,  818. 

Trautmann,  Desinfcction  mit  Formal- 
dehyd 264. 

Trautmann,  G.,  Drüsenlieber  709. 

Trefrop,  Labyrinthaffectionen  und 
Otitis  media  628. 

Treitel,  lmbecillität  und  Taubstumm- 
heit 748. 

Trendel  en  bürg,  F.,  Knochennaht  bei 
Knieseheibenbriichen  485. 

Trevi  th  ik,  Tuberkelbacillen  i.  Harn  271. 

Tri  Hat,  A.,  Nachweis  von  Ammoniak 
466;  ueue  Methode  der  Milchunter- 
suchung 594. 

Trink  ler,  Syphilitische  Aflcction  des 
Pankreas  230. 

Turehet,  Nachweis  von  Ammoniak  466. 

Turner,  H.,  Bell.  d.  Genu  valgum  21. 

Turner.  Logau,  Bell.  d.  Eiterung  des 
Frontalsinus  700. 


u. 

Uffenheimcr,  A.,  Diphtherie  und 
Scharlach  794. 

Ulrici.  H„  Veronal  gegen  Nacht- 
schweissc  520. 

Umber,  Magensaftsecretion  beim  Men- 
schen 275;  Banti’schc  Krankheit  434. 

Unger,  E.,  Hermaphroditismus  787. 

Urata,  Crede’sehe  Tropfen  428. 

Urban  tseh i tsch , Einfl.  von  Ohrcrkr. 
auf  das  Nervensystem  712. 


V. 

Vamaria,  E.  B„  Erzeugung  von  Ka- 
tarakt durch  Massage  der  Linse  230. 


Vandevclde.  A.  J.  J.,  Proteolytisches 
Ferment  der  Milch  419. 

Vausteenberghe,  P.,  TrockenesWuth- 
gift  151. 

Varay,  F.,  Sccundärer  Krebs  des  Cen- 
tral nervensystems  397. 

Variot,  G.,  Säuglingsatropbic  188. 

Vas,  B.,  Diabetes  und  Albuininurio  81. 

Vau  t rin,  Vollständiges  Fehlen  der 
Scheide  und  seine  chirurgische  Be- 
handlung 464. 

Velden,  van  den,  Einfluss  v.  Botbrio- 
cephalus  a.  d.  Blut  334. 

Veraguth,  0.,  Mikropsie  und  Makropsie 
445. 

Verliac,  Cachciie  anevrismatique  571. 

Vibert,  Ch.,  Herzaffection  b.  d.  Arbeit 
505. 

Villaret,  Häuligkeit  d.  Blinddarment- 
zündung 341. 

Violct,  Intratracheale  Beh.  v.  Luugen- 
erkrankungen  582. 

Vlach,  A.,  Griserin  570. 

Virner,  H.,  Herpes  zoster  590. 

Vockerodt,  A.,  Spirochätenhefunde 
bei  Syphilis  815,  830. 

V o e I e k e r , Beh.  d.  Prostatahvpertrophie 

68. 

Vogt,  A.,  Wirkung  der  Anilinfarben 
auf  das  Auge  262;  erbliche  Luxation 
der  Linse  645. 

Voigt,  Br.,  Adrenalin  gegen  Blutungen 
58. 

Voisin,  R.,  Meningitis  bei  Pneumonie 
der  Kinder  666. 

Voit,  E.,  Relatives  Gewicht  d.  Organe  49. 

Volhard,  Fr.,  Augeusymptomc  bei  Arm- 
lähmungen 90. 

Yollaud,  Tuberculose  77. 

Vullert,  Zufälliges  Hineingelangen  von 
Datura  Strammonium  i.  d.  Auge  54. 

Völtz,  W.,  Eiweisskürper  auf  StickstoflT- 
umsatz  562. 

Vörncr.  H.,  Haltbarmachung  von  essig- 
saurer Thonerde  58. 

Voss,  Beh.  d.  otogenen  Septicopyämie 
102;  Ohrenkatheterismus  103. 

Vubc,  F.  v.,  Spirochaeta  pallida  686. 


w. 

Waehsmuth,  H.,  Cerebrale  Kinder- 
lähmung 492. 

Waele,  de.  Proteolytisches  Ferment  der 
Milch  419. 

Waelsch,  L.,  Acne  urticata  413. 

Wagner,  Seltene  Entstehung  von  Fin- 
gerbrücheu  277;  Verkalkung  iu  den 
Fimbrien  der  Tuben  496. 


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Namen- Register. 


922 

Wagner,  G.  A.,  Postoperative  Parotitis 
436. 

Wagner,  W.,  Gliomatöse  Hypertrophie 
des  Fons  28. 

Waldvogel,  Fettdegenerat.  851. 

Walker,  N.,  Lupus,  Carcinom  und 
Röntgenstrahlen  221. 

Walker,  J.  W.  Tb.,  Steissdrüse  34; 
Frostatahypertrophie  351. 

Wallace,  Frostataoperationen  175. 

Wallbaum,  G.  W.,  Elektrische  Unfall- 
verletzungen bei  Telephonistinnen  412, 
430. 

Walter,  K.,  Typhusdiagnose  535. 

Walther,  H.,  Wasserstoffsuperoxyd  iu 
der  gynäkologischen  Praxis  463. 

Warnecke,  Autoskopie  des  Kehlkopfes 
533. 

Wassermann,  A„  Polyvalente  Sera 
743;  lokale  Immunität  der  Gewebe 
825. 

Wassermann,  M.,  lufectionsweg  bei 
Luugentu bereu  lose  791. 

Weber,  Umwandlung  der  Tuberkel- 
bacillen beim  Kaltblüter  821. 

Wechsler,  E..  Thymobromal  gegen 
Keuchhusten  776. 

Weichardt,  W.,  Ermüdungstoxin  658. 

Weichselbaum,  Latenz  der  Tuberku- 
lose 547. 

Weidenreich,  Fr.,  Blutlvmphdrüsen 
129. 

Weil,  E.,  tödtliche  Pankreasnekrose  326. 

Weinberger.  Digalentherapie  765. 

W ei n I and,  E.,  Fleischfliege  884;  In- 
vertin 851. 

Wciss,  E.,  Interkostale  Phonationser- 
scheinungen 490. 

Weiss,  H.  R.,  Trypsinverdauung  546. 

Weiss,  Gonorrhoe  879. 

Weissmann,  B.,  Collargol  842. 

Weit  lau  er,  F.,  Dermatotherapeutische 
Beobachtungen  349. 

Welander,  E.,  Syphilis  142. 

Wels- Katteis,  Vulvovaginitis  512. 

Wendel,  Behänd),  der  Leukämie  mit 
Röntgenstrablcn  283. 

Wenkcbach,  K.  F.,  Physiologie  des 
Herzschlages  657. 

Wenzel,  Beh.  grosser  Mastdarmvorfälle 
580. 

Wertheimer,  B.,  Komplizierte  Tabes 
883. 

Wer  nicke,  C.,  Crainpus-Neurose  492. 

Werner,  G.,  Forinaldchyddesinfektion 
39,  264. 

Wesen  herg.  G„  Jothion  878. 

Wessely,  K.,  Druck  verband  bei  Netz- 
hautablösnng  532. 

West,  S.,  Beh.  d.  Pyopneumothorax  313. 


Weste nhoeffer.  Das  Reichsfleischbe- 
sehaugesetz in  Bezug  auf  Tuberkulose 
114;  Pscudocyste  am  Pankreas  372; 
tuberkul.  Infektion  im  Kindesalter  503. 

Westheimer,  Tabes  mit  Kehlkopfaffek- 
tion 453. 

Westphal,  A.,  Korsakow’sche  Psychose 
635;  Neuritis  844. 

Weygandt.  W.,  Kretinismus  780. 

Wichmann,  Prostatahypertrophie  527. 

Wiesel,  Gefässverätideruugeu  bei  Tvphus 
371. 

Wiesinger,  Akute  Pankreatitis  durch 
Laparotomie  geheilt  708. 

Wieting,  Arteriensystem  des  Menschen 
im  Röntgcnbilde  50. 

Wieting,  J.,  Tuberkulöse  Schleim- 
beutelaffektionen  in  der  Beckeuhüft- 
gegend  595, 

Wildbolz,  H.,  Nierendiagnostik  206: 
Konkrementbildung  in  der  Haut  238: 
Nierentuberkulose  847. 

Wilke,  Agglutination  von  Typhus- 
bazi I len  630. 

Wille,  Nierenchirurgie  544. 

Williamson,  K.  T.,  Vibrationsgefühl 
bei  Nervenkranken  und  Diabetes  398; 
Aspirin  bei  Chorea  524;  Diabetes 
mellitus  541. 

Willner,  Schwere  tracheostenotische 
Erscheinungen  bei  Kehlkopfcroup  294. 

Wilms,  Hyperalgetische  Zonen  b.  Kopf- 
gesehwüren  444. 

Wilson,  J.  T.,  Vorkommen  eines  vierten 
Molantahnes  257. 

Winckler,  Aufmeisselung  des  Warzen- 
fortsatzes 567. 

Winkler,  Behandl.  der  Leukämie  mit 
Rüntgcnstrahlcn  283. 

Winkler,  E..  Wirkung  des  heissen 
Wassers  153. 

Winkler,  M„  Psammome  der  Haut  286, 

Winne,  Ueber  Bakterien  276. 

Win  sei  mann,  Operation  bei  Krebs- 
kranken 394. 

Wiaslow,  R.,  ytauungsblutung  durch 
Thoraxkomprcssiou  596. 

Winter.  Myom  und  Menopause  736. 

Wiuterberg,  H.,  Eck'sche  Fistel  418. 

Winternitz,  n.,  Ersatz  des  elektrischen 
Vierzellenbades  797. 

Wintersteiner,  Blennorrhoe  der  Neu- 
geborenen 380. 

Wintrebert,  P.,  Einfluss  des  Nerven- 
systems auf  die  Entwickelung  von 
Kaulquabbcn  785. 

Wirgin.G.,  Antiseptische  Wirkung  der 
Alkohole  360. 

Wittmaack,  Pathologische  Anatomie 
des  Gehörorgans  117. 


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Namon- Register. 


923 


Wohlgemutb,  Physiologische  Radium- 
wirkuug  122. 

VV  oh  Igemu  th,  J.,  Schwefelhaltige  Stoff- 
wechselprodukte GS:  Abstammung  der 
schwefelhaltigen  StofTwechselprodukte 
820. 

Wolff,  A.,  Heutieber  550;  Apiastische 
lymphatische  Leukämie  218. 

Wolff,  <L,  Pathologie  des  Lesens  und 
Schreibens  411. 

Wolkowitsch,  P.,  (iclenktuberkulo.se 
181. 

Wollstein,  M.,  Dysenteriebaiillus  588. 

Wood,  Wirkung  des  Alkohols  a.  d.  Blut- 
kreislauf 6G7. 

Wood,  G.  R.,  Lvmphwege  der  Tonsillen 
807. 

Woolsey,  G.,  Hirntumoren  237. 

Wright,  Stcinbildung  ungewöhnlicher 
Grösse  495. 

W righ  t, .).,  Aktiuomykose  der  Tonsillen 

11S. 

Y. 

Young,  U.,  Gcbr.  d.  Cystoskopes  bei 
Prostatahypertrophie  608. 

z. 

Zack,  E.,  Tetanus  mit  Augenmuskel- 
parese 7. 


Zajaczkowski,  J„  Diuretin  und  Harn- 
stoff 378. 

Zaitschek,  Verdauung  des  Caseins  19. 

Zaugger,  H.,  Natur  der  Immunkörper 
165. 

Zcerwenker,  Peritoncaluaht  nach 
Uterusexstirpation  159. 

Zelcnski,  T.,  Aetiologie  der  Cystitis 
im  Kindcsaltcr  3G4:  Myelocyten  im 
kindlichen  Blut  507. 

Zeroni,  Pathologie  des  inneren  Ohres 
726. 

Zesas,  l).  G.,  Atherom  und  Carcinom 
303:  Hysterische  Skoliose  318. 

Zieler,  Eine  dem  Carcinom  nahestehende 
Hauterkrankung  153. 

Ziemaun,  H.,  Mclüng  846. 

Zimmer  mann,  G.,  Hydroelektrische 
Beh.  von  Herzstörungen  319. 

Zirm,  E.,  Eiufl.  des  Sonuenlichtes  auf 
die  Netzhaut  773. 

Zuckerkandl,  Prostataoperation  175. 

Zum  Busch,  Prostatahypertrophie  415. 

Zuntz,  L.,  Tubargravidität  224;  Arbeits- 
leistung beim  Radfahren  258. 

Zuppinger,  K.  A.,  Schutzimpfungen 
gegen  Diphtheritis  267. 

Zweig,  W.,  Aerophagie  603. 


Druckfoliler. 

160. 


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Druck  von  L.  Schumacher  in  Berlin  N.  ?4 

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