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Centralblatt
für die
Unter Mitwirkung von
Prof. Dr. H. Senator und Prof. Dr. E. Salkowski
redigirt von
Prof. Dr. M. Bernhardt
in Berlin.
Dreiundvienigster Jahrgang. 1905.
BERLIN.
Verlag von August Hirschwald.
NW. Unter den Linden 6g.
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A PR 27 1906 r]
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CATALOGUED
Aph 27 1908
E. H. B.
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milch Erscheinen
cn; am 8i*hltiMt
Jahrgangs Titel. Na-
und Sacli-Uagibter.
Centralblatt
Pr*lt» de« Jahrgängen
28 Mark ; *u Iwaiolicn
durch alle litichhand
I ungen u. Postanstallan.
für die
medicinischcn Wissenschaften.
Inhalt: Toibt, Ueber den Winkelfortsatz des Unterkiefers. — Swirski,
Einfluss des Coffeins auf das Vaguscentrum. — His, Ucber die Lage des Magens.
— V. Lkkgyh, Bestimmung der Schwefelsäure als Strontiumsulfat. — Jakuschr-
witsch. Zur Kenntnis der Eiweissverdauung. — Pfkii., Soethkek, Ueber die
Ausscheidung der Harnsäure beim Gesunden und Arthritiker. — Marzinowsky
und Bogbow, Zur Aetiologie der Orientbcule. — Pirtrzirowski. Unfall und
Tuberkulose. — Gokt-ibb, Gerngross. Die Leukocyten bei Perityphlitis. —
Tai.«*, Operative Behandlung der Lebercirrhose. — Nicoll, Angeborene Stenose
des Pylorus. — Zack, Tetanus mit Augenmuskelparesc. — Lake, Entfernung
der hälbcirkellbrmigcn Kanäle bei Schwindel. — Srebrny, Soor beim Erwachsenen.
— G a r e k v , Bekämpfung der Tuberkulose. — Ohlmüllbr. Reinigung des Trink-
wassers durch Ozon. — Kämmerer. Verhalten der Typhusbacillen bei Ikterus. —
Carter, Akuter Diabetes insipidus mit Corna. — Stein, Behandluug des Dia-
betes iusipidus. — Bittork, Ueber Aortensklerose. — Schulz und Müller,
Fall von Pfortadertlirombose. — Thikmich, Ueber Hysterie im Kindesalter. —
Sievert, Ueber multiple Carciuomatose des Ccntralnervensystems. — v. H.u.uan
und Isfeld, Zur Pathologie der Hirnschcnkelliaube. — Borri. Endofaradisatiou
und Endogalvanisation des Magens. — Haupt, Nephritis syphilitica im Früh-
stadium der Syphilis. — Görki.l, Zur funktionellen Niereudiagnostik. — Sutkii,
Ueber den Haruscheider von Lues und die Ausscheidung von Indigokarmin durch
die Nieren. — v. Fbanqu*, Operative Therapie des Carcinoma utcri.
Toldt, Der Winkelfortsatz des Unterkiefers beim Menschen und bei
den Säugetieren und die Beziehungen der Kaumuskeln zu demselben.
Wiener akad. Sitzungsber. 1904, Bd. 113 (I.)
Heber den als Eckfortsatz, Sandifort’schen Fortsatz. Proc. lemurinictis,
Apophysis lemurinica, Proc. (Apoph.) angularis, Proc. rami mandibularis,
Proc. angnli mandibulae bezeichneten und als sehr primitiver affenartiger
atavistischer Charakter aufgefassten Fortsatz bat T. ausführliche Unter-
suchungen angestellt. Ihre Hauptergebnisse gipfeln darin, dass die Ent-
stehung eines nach unten anstretenden Winkelfortsatzes durch Inaktivitäts-
atrophie an der Basis des Unterkiefers bedingt sei; so beobachtet man
ihn auf der erkrankten Seite, wenn es infolge einer höhergradigen, dauern-
den Funktionsstörung des Kiefergelenks gekommen ist, die aber nicht so
weit ging, um eine beträchtliche Atrophie der Mm. masseter und ptery-
goideus internus uud eine starke Degeneration des Unterkiefers zu bewirken.
XLLII. Jahrgau g. . - ■ — 1
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PAUL B HORBBR
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230 E. MH" ST- N. V ]
2
■SwiKNKI
No. 1.
In diesen Fällen findet man statt des Winkelfortsatzes die Schlittenknfen-
forra der Mandibula. Auch der Umstand, dass auf der nicht erkrankten
Seite ähnliche Formänderungen Vorkommen, wenugleicli in geringerem
Maasse, spricht gegen die Entstehung des Fortsatzes durch Knochen-
wucherung. Auch bei normalem Kiefergelenk kann es unter den ungemein
variabeln Verhältnissen am Unterkieferwinkel zur Bildung eines Vor-
sprunges kommen, wenn nämlich durch frühzeitiges Ausfallen eines oder
mehrerer .Mahlzähne eine Atrophie des Unterkiefers im ganzen oder nur
in dem Molarbereiche eingetreten ist. Die unmittelbare Ursache ist dann
der Schwund des Knochengewebes, der das Ansatzgebiet der Kaumuskeln
weniger oder in anderer Weise betroffen hat, als den unmittelbar nach
vorn von ihm gelegenen Knochenbezirk. Beide Gruppen stimmen auch
darin überein, dass sie büchst augenfällige* Beispiele von der grossen
Wandelbarkeit der Formen des menschlichen Unterkiefers und dem un
gleichen Verhalten seiner beiden Hälften aufweisen. Abgesehen von diesen
Formen kommen kleinere nach unten gerichtete Vorragungen häufig durch
das Hervortreten stärker ausgebildeler MuskelhOckerchen zu stände, ln
einzelnen Fällen besteht allerdings ein Winkelfortsatz erheblicherer Grösse,
der nicht durch Atrophie der Basis, sondern durch aussergewöbnlichen
Anwuchs von Knochensubstanz entstanden ist. Eine solche Winkelfortsatz-
bildung kann von dem Zeitpunkte an, zu welchem sich der bleibende
Kieferwinkel bildet, bis- zum Eintritt des Greiscualters jederzeit zu Stande
kommen.
Die Art max. ext. hat mit der Entstehung des Winkelfortsatzes ge-
wiss nichts zu tun; (loch bedingt sie diese Einsenkung des unteren Randes
an der Stelle, wo sie ihm anlagert und hat so auf die Beschaffenheit des
vor dem Fortsatze befindlichen Teiles des unteren Randes einen unver-
kennbaren Einfluss. — Die Mm. masseter und pterygoideus int. zeigten
sich in zwei Fällen, bei denen es durch Atrophie zu einer Winkelfortsatz-
bildung gekommen war, ebenfalls atrophisch: aber das Ansatzfeld büsst
wohl an Breite, nicht aber an Höhe ein und so erleidet auch der Knochen
des Muskelgebietes keine nennenswerte Höhenabnahme. Andererseits ist
die Möglichkeit nicht von der Hand zu weisen, dass in Fällen besonders
starker Ausbildung der Kaumuskeln auch ein aussergewöhnliches Wachstum
des Ausatzfeldes angenommen werden könnte. — Die Rolle der Fascia
colli, die mit ihrer Pars angularis vom Unterkieferwinkel entspringt, könute
als eine Zugwirkung in der Richtung nach unten präcisirt werden. In
den beiden Fällen von Winkelfortsatz trat in der Tat eine kräftige Aus-
bildung des Fascienapparates hervor; doch kann sie nicht als notwendige
Voraussetzung zur Entstehung des Fortsatzes, sondern vielmehr als Hülfs-
moment für die Verhinderung des Knochenschwundes atu Winkel ange-
sprochen werden. Poll.
(i. Swirski, Ueber die Beeinflussung des Vaguscentrums durch das Coffein.
Arch. f. d. ges Physiol. Bd. 104, S. 200.
Es war bekannt, dass die Injektion von Coffein l’ulsvcriangsamung
bei Tieren hervorruft, deuen die Vagi erhalten sind; nach Durchschneiduug
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No. 1.
Hu. — v. Lkkuth.
3
derselben verschwindet das Phänomen. Am isolirten Säugetierherzen ist
eine Pul.sverlangsamnng nicht zu constatiren ; sie ist also wohl durch eine
Erregung des Vaguscentrums bedingt. Verf. hat sich nun die Frage ge-
stellt, ob das Vaguscentruin direkt durch das Coffein selbst, oder sekundär
durch die Erhöhung des Blutdrucks oder die Erregung des Atemcentrums
gereizt wird. Er glaubt auf Grund eines zum Schluss seiner Arbeit mit-
geteilten Versuches am Hunde zu der Annahme berechtigt zu sein, dass
das Coffein das Vaguscentrum direkt erregt. Die wirksame Dosis für den
Hund beträgt 0,1 g, für das Kaninchen 0,0025 — 0,005 g, intravenös in-
jicirt. Das Phänomen der centralen Vagusreizung ist ziemlich ineonstant,
da es nur in 4 pCt. der Fälle bei Kaninchen zur Beobachtung kam; eine
Erklärung für dieses wechselnde Verhalten kann nicht angegeben werden.
Die anfänglich nach kleinen Coffeindosen beobachtete Blutdrucksteigerung
führt Verf. auf eine vorübergehende Herabsetzung des Tonus des Vaso-
motorencentrums zurück, einen wahrscheinlich reflektorischen Vorgang,
„wobei die depressorische Wirkung auch ohne Vermittelung der Depressoren
zu stände kommt.“ Die folgende blutdrucksteigernde Wirkung des Coffeins
ist bedingt durch eine direkte Erregung des Vasomotorencentrums; die
Riickenmarkscentren spielen dabei nur eine untergeordnete Rolle.
Gust. Km an u el.
W. His, Studien an gehärteten Leichen über Form und Lagerung des
menschlichen Magens. Arcli. f. Anat. u. Physiol. (Anat. Abteil.) 1904,
H. 5 u. 6, S. 345.
An der Hand einer grossen Reihe von Abgüssen des Magens, die so-
wohl vor, wie nach Herausnahme dieses Organs aus seiner natürlichen Lage
an formalin-gehärteten Leichen gewonnen sind, beschreibt H. eine grosse
Zahl anatomischer Eigentümlichkeiten, wobei er eine z. Z. neue Nomen-
klatur vorschlägt. Weiter weist er nach, dass die klassische Ansicht,
wonach mit eintretender Füllung die grosse Curvatur des Magens sicli
nach vorn drehen sollte, durchaus falsch ist; denn gerade das Gegenteil
findet statt, dabei nimmt die Pars pylorica an der Ausdehnung des Ge-
samintmagens einen verhältnismässig nur geringen Anteil. Ob die steilere
Magenstellung des Weibes, die dem fötalen Zustande entspricht, eine Ge-
schiechtseigentümlichkeit ist oder durch den Druck der Kleidungsstücke
bedingt ist, lässt er dahingestellt.
Endlich beschreibt er mehrere Fälle von ausgeprägten Schnürinägen
und schildert die Verlagerung des Magens durch Gravidität.
S. F. Nicolai.
R. v. Lengyd, lieber die Bestimmung der Schwefelsäure im Harn mittels
alkoholischer Strontiumchloridlösiing. Pflüger’s Arcli. f. d. ges. Physiol.
Bd. 104, p. 514.
v. L. empfiehlt zo einer schnelleren und genaueren Bestimmung der
Schwefelsäure im Harn folgende nach einem Verfahren Silherbekuer’s
modificirtc Methode. 25 ccm Harn aufs dreifache verdünnt, werden
mit 5 cciu verdünnter Salzsäure ungesäuert, erhitzt, mit 5 ccm alkoholischer,
gesättigter Chlorstrontiumlösung ausgefüllt; man fügt 150 ccm 95proc.
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■1 AKI'HCHKWITSC H. — 1’rKlL. SoKI IIKKH.
No. 1.
Alkohol hinzu, erhitzt einige Stunden auf dem Wasserbade. Nach Auf-
füllen zum ursprünglichen Volum und Erkalten Aufspritzen des Niederschlages
mit Alkohol im Filter, Waschen mit dünnem Alkohol bis zum Ver-
schwinden der Chlorreaction. Einäschern des Filters, sehwaches Glühen.
Nach dem Erkalten Zusatz einiger Tropfen verdünnter Schwefelsäure, noch-
mals Glühen. — Strontiumsulfat geht nicht durch das Filter, auch sind die
Niederschläge frei von fremden Beimengungen. A. Loewy.
S. Jakuschewitsch, Untersuchungen über die Anwendung der biologischen
Methode zur Ermittelung der Verdauung der Ei weisskörper im Magen-
darmkanal. Zeischr. f. Hygiene und Infectionskrankheiten, Bd. 48, p 828.
J. wollte feststellen, ob im Magendarmkanal nnabsorbirt gebliebenes,
in den Fäces erscheinendes Nahrnngseiweiss durch die Präcipitinreaction
nachzuweisen sei. Er liess Serum von Kaninchen, die mit Ritiderserum-
injection behandelt waren, auf Fäcesauszüge von Menschen wirken, die
120—150 g rohes Rindfleisch erhalten hatten, ln 30 Versuchen erhielt
er nie einen Niederschlag. Das Nahrnngseiweiss ist also im Magcndarm-
kanal derart verändert worden, dass es keine Präcipitinreaction mehr gab.
Besondere Versuche zeigten, dass die Pepsinsalzsäure des Magens und.
wo die Salzsäure fehlt, wohl die vorhandene Milchsäure die Eiweisse
derart ändern, dass sie nicht mehr präcipitabel werden.
A. Loewy.
1) P. Pfeil, Geber den Einfluss der Nahrungsaufnahme auf die Aus-
scheidung der Harnsäure. Ztschr. f. physiol. Ch., Bd. 40, S. 1.
2) Fr. Soetbecr, Geber den Einfluss der Nahrungsaufnahme auf die Aus-
scheidung der Harnsäure bei Arthritis urica. Ebenda, S. 211.
3) Fr. Soetbeer, Ein Stoffwechselversuch bei Gicht. Ebenda, S. 55.
1) Der Gesunde stellt sich bei fleischfreier Nahrung in 1—2 Tagen
auf das Minimum seiner Harnsäureausscheidung ein. Die Form seiner drei-
stündigen Harnsäureausscheidung stellt eine gerade Linie dar mit einer
mehr oder weniger starken Steigerung am Morgen. Nach Fleischgenuss
erreicht die Harnsäureausscheidung in der Tagesmenge sofort einen ziemlich
hohen Wert, und zwar beträgt die Steigerung 0,4— 0,5 g Harnsäure pro
340 - 350 g Fleisch. Diese Steigerung tritt auch nach längerer fleischfreier
Periode sogleich am ersten Tage ein. Die Form der Ausscheidungskurve
ist auch bei Fleischgenuss individuell unabhängig und charakteristisch.
2) Vf. fand, dasss der Einfluss der Nahrungsaufnahme bei Arthritis
urica auf die stündliche und tägliche Ausscheidung der Harnsäure von der
Norm abweicht. Bei chronischer Gicht hat fleischfreie Kost kleinere Ab-
weichungen von der normalen Form der Ausscheidungskurve, namentlich
eine plötzliche Steigerung der Dreistundenwerte, zur Folge. Nach Genuss
von 300 g Fleisch nebeu der gemischten Nahrung wird die Regelmässigkeit
der Ausscheidung gestört, auch letztere quantitativ erheblich vermindert.
Bei akuter Gicht wird während des Anfalls bei fleischfreier Kost nur eine
geringfügige Abweichung von der Norm beobachtet; nur die Morgen-
sleigerung, die mau beim Gesunden beobachtet, fehlt meistens im Giclit-
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No. 1.
Mabzisowbky und Boobuw. — Pibtbzikowski.
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anfall. Dagegen bleibt nach Genuss von 300 — 360 g Fleisch die quanti-
tative Zunahme der Harnsäure im Harn völlig aus, auch die Ausscheidung«- ‘
kurve weist völlige Regellosigkeit auf. die tiefgehende Störungen der Harn-
säureausscheidung anzeigt.
3) Gichtkranke und Gesunde zeigeu Differenzen in der Harnsäureaus-
scheidung (s. vorst Ref.), aber auch andere Harnbestandteile weisen Unter-
schiede auf. Während Kontrollpersoneu 3,5 — 4,5 pCt. HNj-Stickstoff vom
Gesamt-N ausscheiden, ist dieses Verhältniss beim Gicbtiker 1—2,2 pCt.
Besonders auffallend ist eine Minderausscheidung von 3,5 g Kalium inner-
halb zweier Tage gegen die Norm. Vf. fand auch die alte Behauptung be-
stätigt, dass Gichtbarn saurer als normaler ist. Neuberg.
Marzinowsky und Kogrow, Zur Aetiologie der Ürientbeule. Virch. Arch.
Bd. 178, H. 1, Oct. 1004, S. 112—123.
9jähriger Perser mit iiitiltrirten, dunkelroten, z. T. nlcerirten Stellen
an Nasenspitze, rechter Wange und rechter Ohrmuschel, ln Ausstrich-
präparaten von den Granulationen des Geschwürsbodens fand sich eine
grosse Anzahl Körperchen von ovaler, selten rundlicher Form, 1 — 3 p
gross, hauptsächlich im Protoplasma von epithelioiden Zellen, seltener frei-
liegend. Die freiliegenden zeigten eine schwach fortschreitende Bewegung.
Bei Färbung nach Giemsa erschien an einem Pole eine grössere, in der
Mitte des Gebildes eine kleinere Chromatinmasse. Der Teilung des
Körperchens geht eine Teilung der Chromatinanhäufungen (Makro- und
Mikronukleus) voraus. In Uebereinstimmuug mit anderen Autoren halten
Verf. diese Körperchen für die Erreger der Orientbeule und zwar für Pro-
tozoen, äusserst nahe Verwandte der Trypanosomen. Kulturen auf allen
möglichen Nährböden angelegt, blieben steril, Tierversuche (Meerschweinchen
und Kaninchen) fielen negativ aus. Beitzke.
E. l’ietrzikowski, Ueber die Beziehungen von Unfall und Tuberkulose mit
besonderer Berücksichtigung der Gelenk- und Knochentuberkulose. Zeit-
schr. f. Heilk. Bd. 24, H. 9, S. 187.
Auf Grund der z. Z. vorliegenden, auf dem Wege experimenteller
Untersuchungen gewonnenen Ergebnisse ist nach P. der ursächliche Zu-
sammenhang zwischen Trauma und nachfolgender tuberkulöser Lokaler-
krankung der durch das Trauma getroffenen Knochen und Gelenke keines-
wegs einwandsfrei erwiesen. Eine Reihe der erzielten positiven Resultate
legt nur die Vermutung nahe, dass experimentell erzeugte posttraumatische
Gelenk- und Knochentuberkulose erst dann zur Entwicklung kommen, wenn
auch schon anderenorts im Organismus eine Localisation eines tuberkulösen
Erkrankungsherdes vorhanden ist. Durch die klinische Erfahrung, durch
die statistischen Berichte und durch eine grössere Reihe gut beobachteter
Fälle erscheint -es zweifellos, dass das Trauma zuweilen bei gesunden
oder anscheinend an keiner diagnosticirbaren Tuberkulose leidenden Indi-
viduen, relativ häufiger bei schon an Tuberkulose Erkrankten als vor-
bereitend mitwirkendes Moment für die Localisation des posttraumatischcn
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fiuKTJK«. (tKRSOHOSS.
No. 1.
tuberkulösen Krankheitsprozcsses an Knochen und Gelenken angesehen
werden muss. In der Kegel bilden Traumen leichteren Grades, Quetschungen,
Zerrungen, Erschütterungen etc. mit ihren geringeren primären Verletzungs-
folgen die Grundlage für die posttraumatischen Gelenk- und Knochen-
tuberkulosen. Die Entstehung dieser Leiden im Gefolge von schweren
Gewaltseinwirkungen und den dadurch bedingten Frakturen, Luxationen,
Zerreissungen u. dgl. m. gehört zu deu grossen Seltenheiten. Um einen
posttraumatischen neuen tuberkulösen Gelenk- und Knochenprozess in einen
ursächlichen Zusammenhang mit dem Trauma bringen zu dürfen, muss vom
ärztlichen Standpunkt sowohl in Bezug auf die räumliche Kontinuität als
auch auf die zeitliche Entwicklung der Erkrankung ein unzweifelhafter
Zusammenhang mit dem erwiesenen Betriebsunfall erfordert werde. Der
Zeitraum zwischen Unfall und den ersten zur Diagnose verwertbaren
Symptomen darf weder zu kurz (wenige Wochen) noch zu lange (höchstens
ein Jahr) angenommen werden. Entwickelt sich an der Verletzungsstelle
in relativ kurzer Zeit — nach Tagen oder wenigen Wochen — meist unter
Zeichen heftiger lokaler Ausbreitung ein als solches diagnosticirbares tuber-
kulöses Gelenk- oder Knochenleiden, so wird in der Regel der berechtigte
S ehluss erlaubt sein, ein bereits am Orte der Verletzung vorhandener,
temporär ruhender oder scheinbar keine schwere Funktionsstörung bedingen-
der älterer Krankheitsherd sei durch den Unfall wieder neu angefacht oder
zu rascherem Zerfalle und zur Verbreitung angeregt, beschleunigt und ver-
schlimmert worden. Joach i rast h a 1.
1) Goetjes, Beiträge zur Frage der Leukocytose bei Perityphlitis. Münch,
med. Wocli. 1303, No. 17.
2) (ierngross, Perityphlitis und Leukocytose. Ebenda No. 37.
1) An dem Materiale KoTTER's (Berlin, kathol. Krankenhaus) hat G.
die Curschmann’sche Beobachtung der Leukocytose bei abdominellen
Eiterungen sehr sorgfältig nachgeprüft. HO pCt. fielen im positiveu, 20 pCt
im negativen Sinue ans. Gerade aber in diesen 20 pCt. wäre eine richtige
Erkenntniss von grossem Werte gewesen; d. h. wenn man sich in solchen
Fällen, d i. in diesen 20 pCt. auf die Leukocytenzählung verlassen wollte,
könnte man sich schwer täuscheu. Im übrigen stimmen G.‘s Ergebnisse
etwa mit denen von Kuethner überein: „Bei einer dauernden, hohen
Leukocytose (20—3001X1) ist allemal bei der Perityphlitis auf einen eitrigen
Prozess zu schliessen, wenn nicht sonstige Leukocytose erregende Kompli-
kationen vorhanden sind.“ (Gerade der letzte Satz erscheint dem Rcf.
wichtig; jede Angina z. B. kann plötzlich eine hohe Leukocytose bewirken
und es ist absolut nötig, sich bei jedem Fall klar zu machen, ob die hohen
Lcnkocytenwerte auch wirklich auf die Perityphlitis zu beziehen sind.)
Schwere klinische Erscheinungen und geringe Leukocytose gaben ein
Signum rnalom. Bei diffuser Peritonitis ist die Leucocytenzähluug nicht
zu verwerten.
2) Aus den Resultaten dieser Arbeit, die im Grossen und Ganzen mit denen
CurschmaNn’s übereinstimmen, sei hervorgehoben, dass selbst ein mehr-
tägiges Steigen der Leukocytenzahl über 25O00 nicht unbedingt die In-
dication zur Operation giebt. Recht instruktiv dafür ist G.’s Fall No. Io.
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No. 1.
Tai.ua. — Nicoi.i.. — Zack. — Lakk.
7
Ein 12jähr. Pat. erkrankt am 3. Tage einer Angina mit Erbrechen, Leib-
.schmerzen und Schüttelfrost und es wird am 3. Tage schon ein grosses
Exsudat koustatirt. Am 3. bis 10. Tage der Perityphlitis zählt man
25000 bis 36000 Lenkocyten. Es wird nicht operirt und Pat. kann nach
5 Wochen geheilt entlassen werden. Auch G. weist darauf hin, dass in
Fällen von plötzlicher Perforationsperitonitis die Leukocytenzählung ver-
sagt. Ist also Leukocytose vorhanden, so kann das Symptom als Stütze
und weiterer Beweis für die übrigen Symptome dienen, sie giebt aber
keinen sichern Indikator für den Moment der Operation; für diese bleibt
die Beobachtung des Kranken das Maassgebende. Unger.
S. Talma, Oh irurgische Oeffnung neuer Seitenbahnen für das Blut der
Vena portae. Bert. klin. W'ochenschr. 1904, No. 34.
Während das häutige Verschwinden des Ascites, der Hanptbescliwerde
der Lebercirrho.se, sicher der Omentopexie zu Gute zu rechnen ist, ist die
Frage der Beeinflussung der Cirrhose selbst durch diese Operation vor der
Hand noch zu verneinen. Was die Frage anlangt, ob die Talma’sche Ope-
ration die Gefahr der Blutung ans den überfüllten Venen der Bauchein-
geweide herabsetzt, so wird eine Heilung von Varicen dieser Teile nicht
erwartet werden können, hingegen wird durch Erweiterung der Gefässbahn
und dadurch bedingte Druckerniedrigung die Gefahr der Ruptur herab-
gesetzt und der Varicenbildnng vorgebeugt. — Auch bei Thrombose der
Pfortader ist der Wert der Anheftung des Omentum au die Baucliwand
nicht zu verkennen, wie aus einer ausführlich mitgeteilten Krankheitsge-
schichte erhellt. Peltesohn.
H. Nicoll, Congenital hypertrophic Stenosis of the pylorus. Brit. Med.
.loutn. 1904, 29. Oct.
N. hat 14 Fälle gesehen; von 9 operirten Fälleu starben 3. Die
Hauptsymptome sind dauerndes Erbrecheu und meist Verstopfung. Die
Magendilatatiou ist häutig nicht nachzuweisen. Einen fühlbaren Tumor
fand N. nur in 20 pCt. der Fälle. Die Abmagerung pflegt sehr erheblich
zu sein. Die Behandlung bezweckt, wenn möglich zunächst eine Kräftigung
des Kindes durch Diät und Rectaleruährung. Die Operation besteht in
stumpfer Dehnung des Pylorus nach Loreta mit oder ohne Gastro-
enterostomie. Philipsthal.
E. Zack, Tetanus mit Augenmuskelparese. Zentralblatt für innere Med.
1904. No. 44.
Es handelt sich um einen leicht verlaufenden Fall von Starrkrampf
mit langer Inkubation, anschliessend an eine Verletzung des Fusses. Im
Verlauf der Erkrankung entwickelte sich eine Parese des rechten Trochlearis,
welche das Abklingen der Allgemeinerscbeinungen noch kurze Zeit über-
dauerte. Horstmann.
Lake, Removal of the Semicircular Canals in a Case of Unilateral Aural
Vertigo. Lancet Juni 4. -1904.
Bei einer 21 jährigen Frau, die seit 5 Jahren an heftigem Schwindel,
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8
Srebbsy.
Gaffet.
No. 1.
subjectiven Geräuschen und stetig zunehmender Schwerhörigkeit litt, ent-
fernte L., nachdem alle anderen Mittel erfolglos angewendet worden waren,
die halbzirkelförmigen Kanäle des kranken Ohrs nach Freilegung derselben
durch die Radikaloperation. Bezüglich der Operationsmethode muss auf
das Original verwiesen werden. In den ersten 14 Tagen bestanden noch
einige heftige Schwindelerscheinungen und Nystagmus, die dann allmählich
nachliessen und nach 3 Monaten ganz verschwunden waren. Die sub-
jectiven Geräusche blieben unverändert bestehen, das Gehör hatte sich
etwas gebessert. Schwabach.
Srebrny, Soor bei gesunden Erwachsenen. Arch. f. Laryng. u. Pbysiol.
Bd. 16, H. 1.
8oor ist hauptsächlich eine Krankheit des kindlichen Alters; bei Er-
wachsenen kommt er meist bei Leuten vor, die infolge chronischer
Krankheit stark herunter gekommen oder mit einer akuten Krankheit be-
haftet sind. Als selbstständige Krankheit ist Soor sehr selten, durch
welche Momente dieselbe begünstigt wird, ist schwer zu sagen. Nur in
3 Fällen der Literatur war die Genese mit grosser Wahrscheinlichkeit zu
ermitteln, in einem Fall Frbcdenbbrg's unmittelbare Ansteckung seitens
eines Kranken, im Falle Gage auf den Grund eines chronischen Magen-
katarrhs und in einem Fall des Verf. infolge von Dyspepsie und Erbrechen
nach übertriebenem Alkoholgenuss. W. Lublinski.
UafTky, Nach welcher Richtung bedürfen unsere derzeitigen Massnahmen
zur Bekämpfung der Tuberkulose der Ergänzung. Viertel] ahrschr. f. Öff.
Gesundheitspfl., Bd. 36, S. 11.
In dem auf der 28. Versammlung des Deutschen Vereins für öffent-
liche Gesundheitspflege zu Dresden gehaltenen Vortrage bringt G. die auch
von anderer Seite mehrfach vertreteue Ansicht, dass, wenn auch ein Rück-
gang in der Tuberkulosemortalität zu verzeichnen und daraus zu erkennen
sei, dass wir in der Bekämpfung dieser Seuche im Grossen und Ganzen
auf dem richtigen Wege sind, noch gewisse ergänzende Maassnahmen ein-
zuführen sind, dass wir vor Allem nicht von der Heilstätteubewegung das
Heil erwarten dürfen. Erforderlich ist zunächst, dass die frühzeitige Er-
kennung der Tuberkulose durch Errichtung geeigneter Polikliniken mit
Dntcrsuchungss teilen gefördert werde, dann aber muss für die fortge-
schrittenen Fälle erhöhte Fürsorge getroffen werden, dass durch sie die
Krankheit nicht weiter verschleppt werde. Hierfür dient Einführung einer
wenigstens beschränkten Anzeigepflicht und einer obligatorischen Des-
infektion beim Wohnungswechsel uud beim Todesfall. Ferner sollen für
die vorgeschrittenen Krankheitsfälle geeignete Stätten geschaffen werden,
in denen sie untergebracht werden können. Stösst die Isolation der
Kranken auf Schwierigkeit, so solle für die gesunden Mitglieder, besonders
für die Kinder in entsprechender Weise gesorgt werden. Dass der Ver-
besserung der Wohnungsverhältnisse hoher Wert beigeraessen wird, ist
natürlich. Schliesslich sollen Tuberkulöse möglichst von Berufen, iu denen
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No. 1.
Oni.MÜLLBR. — KAmmkrkr. -- Oartrr. — Stbin.
9
infolge nahen Verkehrs mit Kollegen, so in den engen Schlafräumen der
Schiffsbesatzungen, ansteckende Krankheiten leicht übertragen werden
können, ferngehalten werden, desgleichen von Berufen, welche erfahrungs-
geinäss der Entwicklung der Tuberkulose Vorschub leisten.
H. Bischoff.
Ohliniiller, Reinigung des Trinkwassers durch Ozon. Deutsche Viertel-
jahrschr. f. öffentl. Gesundheitspfl. 1904, Bd. 30, S. 132.
0. giebt die Erfahrungen wieder, welche in der Versuchsanlage von
Siemens & Halske gewonnen worden sind. Er fasst sein EDdurteil dahin
zusammen, dass die Ozonisirung des Wassers unter geeigneten Verhält-
nissen ein hygienisch einwandfreies Wasser geben kann und dass auch
tinanziel! dieses Reinigungsverfahren günstig stehe. Gewisse Schwierig-
keiten bestehen darin, dass bei jeder Anlage erst festgestellt werden
muss, welche Ozonmengen erforderlich sind und dass bei Veränderung der
Zusammensetzung des Wassers nene Prüfungen vorgenommen werden müssen.
H. Bischoff.
II. Kämmerer, Ueber die Agglutination der Typhusbazillen bei Ikterus
und Leberkrankheiten. Berl. klin. Wochenschr. 1904, No. 20.
K. hat bei 50 Patienten mit Ikterus die Agglutinationskraft des Serums
gegenüber Typbusbazillen festgestellt und fand nur bei 1 (ict catarrhalis)
eine Agglutination 1 : 75, bei 2 (Cbolelithiasis) eine Beeinflussung der Typhus-
bazillen bei Verdünnung 1 : 40. K. ist der Meinung, dass eine durch
Ikterus bedingte Agglutination praktisch für die Diagnosestellung nicht in
Betracht kämmt. H. Bischoff.
H. Carter, A case of acute Diabetes insipidus with fatal coma. The
Lancet 1904, Vol. II, No. 9.
Der Kall betraf ein 8jähriges, bis dahin gesundes Mädchen, dass nach
einer mässigen Aufregung über Uuwohlsciu klagte, ohne dass sich be-
stimmte Krankheitssymptome finden Messen. Es trat heftiger Durst auf
und Pat. entleerte ca. 4 Liter Urin pro Tag; der Urin enthielt leichte
Spuren von Eiweiss, aber keinen Zucker. Das Kind verfiel rasch, wurde
appetitlos, sehr blass, die Haut war auffallend trocken. Dann stellte sich
Erbrechen ein, das Kind wurde schläfrig, die Temperatur wurde subnormal,
der Puls wurde schwach, die Respiration frequent und am 17. Krankheits-
tage starb Pat. in tiefem Coma. Wiederholte Urinuntersuchungen er-
gaben nie eine Spur von Zucker. K. Kronthal.
Stein, Beitrag zur Behandlung des Diabetes insipidus. Münch, med.
Wochenschr. 1904, No. 36.
Günstige Beeinflussung der Krankheit durch systematische Injektionen
von Strychnin nitr. Verf. begann mit 0,001 g und spritzte diese Dosis
5 Tage nacheinander ein; Pause von 3 Tagen; in der 2. Woche Steigerung
auf 0,003 g, nach 3 Tagen Pause auf 0,05 g und in der 4. Woche auf 0,01 g.
Ob der Erfolg dauernd sein wird, ist noch unentschieden. Schaefer.
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10
BiTToitr. — Pcnm.* und Müi.lkr.
No. 1.
A. Kittorf, Zur Symptomatologie der Aortensk lerose. Deutsches Archiv
f. klin. Med. Bd. 81, Heft 1 u. 2.
Verf. behandelt in dieser Arbeit nur die reinen Sklerosen der Aorten-
wand unter Ausschluss der durch dieselben bedingten Aortenklappenfehler,
ausgeschlossen wurden ferner die Fälle, wo vorwiegend oder allein Er-
scheinung von Erkrankung der Coronararterien Vorlagen; auch jede Com-
plication mit arteriosklerotischer Nephritis wurde auszuschliesaen versucht.
— Verf. bemüht sich, die anatomisch bekannten zwei Arten von Arterien-
sklerose. nämlich die diffuse und die herdförmige, klinisch diagnnsticiren
zu lernen. Die Röntgenuntersuchung bezeichnet er als ausgezeichnetes Be-
stätigungsmittel für die auf Grund der übrigen Symptome gestellte
Diagnose. Was die Auscultationsbefunde anlangt, so ist am auffälligsten
die eigentümlich klingende Beschaffenheit des zweiten Aortentones, die aber
nur bei gleichmässiger Elasticitätsänderung grösserer Strecken der Aorten-
wand eintritt, ebenfalls auf letzterer beruht der dumpfe, oft sehr leise
erste Ton. Ein systolisches Geräusch über der Aorta entsteht durch die
ungleich mässige Elasticitätsveränderung bei herdförmiger Sklerose. Verf
giebt sodann einen tabellarischen Ueberblick über 54 Fälle reiner Aorten-
sklerose; das Verhältniss der Häufigkeit der diffusen zu der herdförmigen
ist 34:20. Es zeigte sich, dass die luetischen Arteriensklerotiker im All-
gemeinen 10 Jahre jünger sind als die Uebrigen. — Auffällig oft findet
sich blasse, selbst aschgraue Gesichtsfarbe; relativ häufig kommt Fett-
leibigkeit zur Beobachtung, ausserordentlich oft Pupillendifferenz bei er-
haltener Reflextätigkeit (Entstehungsursache der Sympathicusalteration ist
unklar). Häufig finden sich abnorme Pulsationen an den Subclavien, Co-
rotiden und Jugtilum, ebenso Phlebektasien an der vorderen Brustwand.
Beachtenswert sind die Zeichen von Lungenemphysem; häufig findet sich
Herzhypertrophie Der schwer durchzuführende Versuch, eine exakte
funktionelle Prüfung der Herzmuskulatur vorzunehmen, erwies das Herz
des mit herdförmiger Sklerose Erkrankten gegenüber den an diffuser
Sklerose Leidenden als schwerer geschädigt. Blutdrucksteigerung verteilte
sich auf beide Formen annähernd gleich häutig. L. Perl.
0, Schulz und R. .Müller, Klinische, physiologische und pathologisch-ana-
tomische Untersuchungen an einem Fall von hochgradigem Ascites bei
Pfortaderthrombose. Deute.h. Arch. f. klin. Med. Bd. 70, H. 0.
Die eingehenden und interessanten Untersuchungen wurden an einer
43 Jahre alten Frau vom 18. Juni 1901 bis zu ihrem am 17. April 1902
erfolgten Tode vorgenommen. Wir müssen uns damit begnügen, die Er-
gebnisse dieser Untersuchungen in folgenden Sätzen wiederzugeben:
1. Die Aetiologie der Pfortaderthrombose bei der beobachteten Kranken
ist ebenso wie bei vielen in der Literatur beschriebenen Fällen völlig un-
bekannt.
2. Die gallenbereitende Thätigkeit der Leber leidet bei Abschluss des
Pfortaderblutes nicht.
3. Die Pfortaderthrombose führte im vorliegenden Falle wie in den
meisten anderen zur Verkleinerung der Leber, ohne aber eine erkennbare
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No. 1. Schulz und Müli-kii. 1 1
krankhafte Veränderung der Leberzellen hervorzurufen; dagegen geriet das
Bindegewebe in Wucherung und zwar in der Art, dass das Lebergewebe
durch dickere Septen in Läppchen abgeteilt wurde.
4. Stellt sich in obtnrirender Pfortaderthrombose keine ausreichende
Verbindung zwischen den Aesten der Pfortader und dem System der Vena
cava durch Entwicklung von Anastarnosen her, so kommt es zu hoch-
gradigem Ascites.
5. Die Ascitesflüssigkeit ist dann in solchen Fällen nichts als ein für
den Körper wertloses Stauungstranssudat aufzufassen. Durch die gesteigerte
resorbirende Thätigkeit des parietalen Bauchfelles werden aus der in der
Leibeshöhle sich aufspeichernden Flüssigkeit reichlich Nährstoffe in den
grossen Kreislauf aufgenommen und damit für die Ernährung des Körpers
wiedergewonnen.
ß. Die Lebhaftigkeit der Resorption von Seiten des Peritoneums und
der Stoffwanderungen in der Leibeshöhle kann durch klinische und physio-
logische Beobachtungen und Versuche nachgewiesen werden.
7. In mehreren vom Verf. beobachteten Fällen von Bauch wasserver-
suchten infolge von Pfortaderthrombose oder Lebercirrbose zeigte das
parietale Peritoneum und der Peritonealfiberzug der Leber hochgradige
Veränderungen. Das subperitonealc Bindegewebe war in starker Wucherung
begriffen, seine Maschen waren von Gapitlaren und Lymphzelleu ausgefüllt.
In den tieferen Schichten des verdickten subserösen Gewebes des Peri-
toneums fanden sich dann ungewöhnlich zahlreiche, grosse, dünnwandige
Gefässe (Venen), die vielfach von Lymphzellenhanfen umgeben waren.
8. In Fällen von Bauchwassersucht, bei denen die krankhafte Trans-
sudation auf Stauungen im gusammten venösen System beruht, finden sich
nicht so ausgeprägte Veränderungen des parietalen Peritoneums, wie bei
dem durch Pfortaderthrombose oder durch Lebercirrho.se bedingten Ascites.
ß. Der Prozentgehalt der Ascitesflüssigkeit an Stickstoff war in
unserem Falle von Pfortaderthrombose durch die Art der Ernährung bis
zu einem gewissen Grade zu beeinflussen. Stickstoffarme Kost setzte ibu
herab, stickstoffreicbe Kost erhöhte ihn.
10. Der absolute Gehalt der Ascitesfiüssigkeit an coagulirbarem Ei-
weiss betrug auf 25 1 berechnet bei eiweissreicher Kost (Milchdiät) 335 g.
bei sehr eiweissarmer Kost nur halb so viel, 177 g.
11. Neben dem coagulirbaren Kiweiss enthält die Ascitesflüssigkeit
eine nicht unbeträchtliche Menge stickstoffhaltiger Extractivstoffe, deren
Natur vorläufig unbekannt ist. Der Extractivstickstoff macht etwa ein
Neuntel bis ein Sechstel des Gesammtstickstoffs aus.
12. Harnstoff, Albuinosen und Peptone waren in deu vom Verf. unter-
suchten Ascitesflüssigkeiten entweder nur in Spuren oder überhaupt nicht
vorhanden.
13. Der Zuckergehalt der Ascitesflüssigkeiten betrug nie mehr als
wenige Zehntel Prozent.
14. Die physiologische Verwertung des Zuckers wurde durch die Pfort-
aderthrombose flicht gestört.
16. Die Menge der täglich in die Bauchhöhle ausgeschiedenen Flüssig-
keit (an der täglichen Zunahme des Körpergewichts gemessen) wurde im
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12
Thikmicr.
No. 1.
vorliegenden Fall durch eiweissarme Kost herabgesetzt. Vermindernd auf
die Ausscheidung wirkte besonders reine Milchkost.
IC. Die tägliche Zunahme der Ascitesflüssigkeit erwies sich unabhängig
von der Spannung und Füllung des Leibes.
17« Durch Herabsetzung der Flüssigkeitszufuhr konnte die Stärke des
Transsudationsstromes etwas vermindert und dadurch der Zeitpunkt der
nächsten wieder notwendig werdenden Punction um einige Tage hinaus-
geschoben werden. Carl Rosentbal.
M. Thiemieh, Ueber Hysterie im Kindesalter, .lahrb. f. Kinderheilkunde,
Bd. 58, S. 881.
Die überwiegende Zahl der Kinderhysterien — um so gesetzmässiger je
jünger die Krkrankten sind — zeichnet sich durch das Fehlen hysterischer
Stigmata aus, erscheint also in der Form, die man als monosymptomatische
bezeichnet. Freilich sind manche Stigmata, wie z. B die concentrische
Gesichtsfeldeinengung bei Kindern schwer oder garnicht zu prüfen, andere
aber, wie z. B. die hysterogenen Zonen sind auch bei 2 — 3jährigen Kindern
festzustellen. — Zu den zweifellos hysterischen Erscheinungen bei Kindern
gehören vielfach solche, die sich im Anschluss an organische Erkrankungen
entwickeln und die durch „Autoimitation“ zu Stande kommen, so z. B.
wenn ein Kind im Anschluss an eine Verstopfung jahrelang keine spontane
Stuhlentleerung hat, weil es durch langdauernde Gewöhnung die Stuhl-
entleerung ohne Kunsthilfe verlernt bat. Unterlässt man bei solchem Kinde
jede Beeinflussung des Stuhls, so erfolgt derselbe gewöhnlich spontan nach 3 bis
4 Tagen ohne jede Unbequemlichkeit für das Kind und in 1 — 2 Wochen ist
Alles geregelt. So besteht gerade bei recht jungen Kindern nach dem Ab-
heilen einer Bronchitis diffusa oft lange Zeit heftiger Husten bei vollkommen
normalem Organbefund, während die Kinder oft einen halben Tag und
länger nicht husten, wenn sie beschäftigt und guter Dinge sind. Das allen
diesen Krankheitszuständen Gemeinsame ist die psychogen bedingte Wieder-
holung des vorangegangenen organischen Leidens. — Auch die Kopf-
schmerzen schulpflichtiger Kinder sind oft in derselben Weise entstanden,
im Anschluss an wirklichen Kopfschmerzen aus dieser oder jener Veran-
lassung. Sie sind bisweilen in wenigen Tage durch suggestive Wirkung
dauernd zu heilen. In einer anderen Reibe von Fällen spielt bei ihrer
Entstehung die Imitation eine Rolle, indem in der Umgebung des Kindes
Personen sind, die oft über Kopfschmerz klagen. — Einen wichtigen Ein-
fluss bei der Entstehung der kindlichen Hysterie übt die Erziehung, inso-
fern die Kinder einerseits gewöhnt werden, mit ängstlicher Aufmerksamkeit
die Vorgänge in ihrem eignen Körper zu beachten, andererseits das Krank-
sein als etwas Interessantes zu empfiuden. Ein grosser Teil der hysteri-
schen Kinder weist neurastbenische Symptome auf, z. B. RosENBACH'sches
Phänomen, Reflexsteigerungen etc., in anderen Fällen fehlen alle Zeichen
von Neurasthenie, - Die Verkennung des ncuropatbischen Ursprungs aller
möglichen Klagen der Kinder und die dadurch bedingte Polypragmasie der
Aerzte trägt dazu bei, das Kraukheitsbewusstsein der Kinder wach zu
halten. — Die monosymptomatische Form, die die Hysterie im Kiudesalter
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So. 1.
SlKKKBT.
v. Hai. has uud Inkki.i*.
in
annimmt. ist ein Beweis dafür, dass noch keine tiefgreifende, die ganze
Persönlichkeit verändernde Erkrankung besteht, also ein Beweis ihrer
Gutartigkeit. Stadthagen.
E. Siefert, Geber die multiple Carcinomatose des Centralucrvcnsystems.
Areh. f. Psych. u. Nervenkrankh. 36. Kd. (3.)
S. beschreibt 4 Fälle von multipler Carcinomatose des Centralnerven-
systems, deren klinisches Bild grosse Differenzen aufwies, während der
anatomische Befund auffallend gleichartig war. In allen Fällen handelte
es sich um eine Dissemination von Carcinomknoten im Gehirn, Invasion
der Pia auf dem Wege der Propagation bis zur Peripherie der Kinde,
rasche Ausbreitung innerhalb der pericerebralen und perispinalen Räume,
sekundäres Uebergreifen der ineniugeaten Infiltration auf Gehirn, Rücken-
mark und extraspinale Wurzelanteile. Die Symptomatologie wird dabei
nicht so durch die Massenentwickelung von Carcinouizellen und Produkten
beherrscht, als durch die in der Art der Lokalisation begründete Leichtig-
keit der Intoxikation von Hirn und Rückenmark mit Carcinomtoxinen. In
dem ersten Falle bot ein toxischer spinaler Process durch Carcinomatose
klinisch und anatomisch das Bild einer multiplen Neuritis. — Die Menigeal-
infiltrationen nehmen gewöhnlich von sekundären Metastasen ihren Ursprung
und zwar von solchen des Gehirns, die peripher sitzen und wo das Carcinom
die Pia erreicht. Im Verlauf der Carcinose kommen degenerative Ver-
änderungen der peripheren Nerven und im Rückenmark vor, welche wohl
als Teilerscheinungen der Cachexie, den Veränderungen bei Tuberkulose,
perniciöser Anämie, Addison’scher Krankheit entsprechen; unter Umständen
entwickelt sich aber auf dem Boden des Oarcinoms ziemlich rasch ein
schwerer Sytnptotnencomplex neuritischer oder spinaler Erscheinungen, die
mit Meninxaffektionen im Zusammenhang stehen. In einigen Fällen sind
trotz meuingcaler Carcinose keine klinischen Erscheinungen festzustellen.
Ein centraler carcinomatöser Process mit baldigem tätlichem Ausgang ist
dann anzunehmen, wenn schwere Erscheinungen von seiten der peripheren
Nerven und des Rückenmarkes auftreten, ohne dass ein Wirbelcarcinom
vorhanden ist. Das Fehlen spinaler Erscheinungen spricht dabei nicht
unbedingt gegen das Bestehen einer meningealen Infiltration. Von 15 Beob-
achtungen carcinomatöser Geistesstörungen hatten 13 eine sichere, greif-
bare anatomische Hirnveränderung zur Basis; meist handelt es sich bei
centralen Tutnorbildnngen im Gehirn mit Carcinomatose um Erscheinungen
der hallucinatorischen Verwirrtheit oder um schweren intellektuellen Vor-
fall. Mitunter verläuft das centrale Carcinom unter dem Bilde der pro-
gressiven Paralyse oder der schweren meningealen Reizung (Kopfschmerzen,
Nackensteifigkeit, Krämpfe etc.) mit gleichzeitigen Rückenmarkssymptomen.
S. Kalischer.
II. v. Hnlhnn und M. In fehl , Zur Pathologie der Hirnschenkelhaube.
Arb. a. d. neuro). Institut (Obersteixrr). 1902, IX. II
1. Bei einem 20jährigen Mädchen, dessen Vater tuberkulös und welches
selbst öfter lungeukrank und der Tuberkulose verdächtig war, kamen seit
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14
Borki.
No. 1.
dem 3. Lebensjahre ohne äusseren Anlass plötzlich unwillkürliche Be-
wegungen zur Beobachtung, das Brstlingssymptoiu einer in mehreren
Wochen sich ausbildenden Hemiparese der linken Seite mit gekreuzter
Oculomotoriusparese. Bemerkenswert war, dass auch am linken Auge die
Hebung und Senkung gelähmt war, dass eine vorübergehende Ptosis be-
stand neben Pupillenstarre und doppelseitiger Trochlearisparese, endlich,
dass die Sehnenreflexe fehlten.
II. Bei einem 15jährigen Mädchen war am Ende des 1. Lebensjahres
nach einem Schädeltrauma eine linksseitige Ophthalmoplegie mit rechts-
seitiger Hemiplegie aufgetreten, später gesellten sich auf der gelähmten
Seite Spasmen und Heiuichorea hinzu und ausserdem epileptische Anfälle.
Später war beiderseits Oculomotoriuslähmung nachweisbar, links total bis
auf Ptosis, welche fehlte, und lechts fast total neben Abducensparese.
Der Tod erfolgte unter den Erscheinungen der allgemeinen Tuberkulose.
Bei der Sektion fand sich ein Herd (verkalkter Tuberkel?) in der linken
Haube, der wesentlich den roten Kern zerstört hatte. Ausserdem waren
zerstört: ein Teil des Forel’scben Haubenfeldes, der weisse Kern, der
mediale Teil der Hauptschleife, ein Teil der Subst. nigra, die Forel’sche
und Meynert’sche Commissur, der grösste Teil der Oculomotoriusfasern,
der Fascicul. retrufl., die hintere Commissur, das hintere Längsbündel. Die
Kerne der Augennerveu bis auf deu lateralen Oculomotoriuskern, der faser-
ärmer erschien, waren intakt. M. Brasch.
A. Borri, Uebcr die Einwirkung der Endofaratisation und Endogalvani-
sation des Magens auf Sekretion, Motilität und Sensibilität. Berl. k I in.
Wochenschr. l‘.H)4, No. 2li.
Au verschiedenen, teils gesunden teils kranken Personen, hat Verf.
die Erfolge einer Kndoelektrisation sowohl mit dem faradischen wie mit
dem galvanischen Strom festzustelluu versucht. Was zunächst die Ver-
änderungen der Sekretion betrifft, so konnte er wohl einige Male eine
Zunahme derselben coustatiren, schreibt sie aber nicht dem elektrischen
Strom an sich, sondern den mannigfaltigen, bei der Procedur erforder-
lichen Manipulationen zu Din Pepsinsekretion wurde nicht allein nicht
vermehrt, sondern einige Male nicht unbedeutend vermindert. Was die
Beförderung der Motilität des Magens durch die Elektrisation betrifft, so
steht fest, dass die des atonischen Magens durch die Faradisation keine
fördernde Wirkung erfährt. Ebenso war der Erfolg beim Gebrauch des
faradischen Stroms ein negativer.
Die Beeinflussung der Sensibilität des Magens wurde nur mit dem
galvanischen Strom untersucht. Fis ergab sich, dass derselbe (mit dem
negativen Pol im Magen) eine anästhesirende Wirkung hervorruft und
Schmerzen lindert. Worauf diese wohltätige Wirkung beruht, steht noch
nicht sicher fest: die die Betrachtungen des Verf.’s hierüber s. im Original.
Bern hardt.
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No. 1.
Haupt. — <iöbkll. Sutkb.
15
W. Haupt, U ober Nephritis syphilitica acuta im Frühstadium der Syphilis.
(Aus der Klinik f. Haut- u. Geschlechtskrankh. der Gharitö in Berlin.)
lnaug.-Dissert. Berlin 1904.
Drei Fälle, in denen sich zu Irischer Syphilis eiue akute Nephritis
gesellte, die unter yuecksilberbehandlung rasch rückgängig wurde; bei
dem einen Pat. trat allerdings nach den ersten Inunctiouen zunächst eine
Verschlimmerung ein, die zu einer kurzen Unterbrechung der Cur nötigte.
— Verf. hält die akute syphilitische Nierenentzündung der Frühperiode
für häufiger, als gewöhnlich angenommen wird und betont, dass man,
namentlich bei jungen Leuten, wenn sich eine andere Ursache nicht auf-
finden lässt immer an die Möglichkeit einer solchen Aetiologie denken
müsse, um so mehr, als die syphilitische Nephritis bei geeigneter speci-
fischer Behandlung eine günstigere Prognose biete, als jede andere. Am
meisten empfiehlt sieb die Einleitung einer vorsichtigen Schmiercur, bei
der mau mit täglichen Einreibungen von 2,5 grauer Salbe beginnt und
erst dann auf 4,- 5,0 steigt, wenn Eiweiss und Nierenbestandteile fast
ganz verschwunden sind. — H. führt auch einen Fall an, in dem eine
chronische Nephritis, die schon vor der Infektion bestanden hatte, sich
mit jeder ueuen Syphiliseruption verschlechterte, unter der mercuriellen
Behandlung aber jedesmal wieder auf den früheren Stand zurückging.
H. Müller.
1) Göbell, Ein Beitrag zur funktionellen Niereudiagnostik Münch, med.
Wochenschr. 1903, No. 46.
2) Suter, Ueber den Harnscheider von Luys und die Ausscheidung von
Indigokarmin durch die Nieren. Ein Beitrag zur funktionellen Nieren-
diagnostik. Gorresp.-Bl. f. Schweizer Aerzte 1903, No. 46.
1) G. hält die Casper-Richter’sche Nierendiagnostik für eine sehr
wertvolle Unterstützung bei der richtigen Beurteilung und Indikations-
stellung der Nierenkraukheiten. Nach seiner Meinung kann diese Methode
nicht feststelleu, wieviel funktionirendes Parenchym von einer Niere vor-
handen ist, sie kann häufig, aber nicht immer angeben, dass eine Nieren-
insufficienz besteht, aber nicht, ob eine solche nach der Nephrektomie
auftreten wird. Wollen wir durch diese Methode einen Einblick in die
Funktion der Niere gewinnen, so müssen wir den Nierenkranken vor der
Untersuchung mehrere Tage eine allgemein verabredete Probediät geben,
zu einer bestimmten Zeit nach der Nahrungsaufnahme den Urin von beiden
Nieren mittelst Ureterenkatheters auffangen, den Katheter längere Zeit
liegen lassen, um den Urin von verschiedenen aufeinander folgenden Zeit-
abschnitten zu untersuchen und die Urinmenge in den verschiedenen
Perioden messen, sowie die Molenzahl bestimmen. Die Gründe für diese
Cautelen liegen nach G. darin, dass chirurgisch kranke Nieren das ange-
botene Material nicht gleichmässig verarbeiten, dass das Verhältnis von
J : J, und Mo : Mo, in den verschiedenen Zeitabschnitten kein constantes
ist, dass schliesslich das Verhältnis von J : Jj keine richtige Vorstellung
von der Funktion geben kann. Karo.
2) Verf. hat an sieben Kranken der chirurgischen Privatklinik des
Prof. BuKCltHAKDT in Basel, funktionelle Niereuuntersuchungen nach der
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16
v. l'RAs^uä-
No. 1.
Methode von VuKLKBIt und JosKI'H und unter Zuhülfenalimc des Luys-
schen Harnsegregators angestellt. In sechs von dieseu Fällen lag eine
einseitige Nierenerkrankung vor, die Harne beider Seiten waren erheblich
von einander verschieden, und so waren diese Fälle geeignet, einerseits
den Wert des Luys’schen Instrumentes darzutun, andererseits die Frage
des Zusammenhanges der Farbstoffausscheidnng durch die Nieren mit der
Gesammtfunktion derselben zu verfolgen. In drei Fällen wurde die Richtig-
keit der durch diese Methoden gewonnenen Diagnose durch die Operation
bestätigt, ln einem siebenten, beide Seiten betreffenden Falle wurde die
Operation drei Wochen, bevor es zum Exitus letalis kam, abgelehnt, in
den drei übrigen einseitigen Fällen, wo sie ungeraten wurde, konnten sich
die Kranken noch nicht dazu entsch Hessen. Es ist hier nicht der Ort, zu
entscheiden, inwieweit diese Methoden geeignet sind, den Ureterenkathe-
terismus zu ersetzen. Verf. giebt selbst zu, dass das von ihm sonst als
brauchbar befundene Luys’sche Instrument nicht ebensoviel wie der
Ureterkatheterismus leisten kann und wie dieser auch technische Grenzen
in der Anwendung hat. Es soll aber noch brauchbar sein da, wo der
Ureterenkatheterismus durch die Schwere der Blasenaffektion unmöglich
ist. Die Methode von Voelkbr und Joseph muss nach Meinung des Verf.'s
noch genau mit der Phloridzinmethode verglichen werden. Sie erscheint
für die Erkenntnis einer einseitigen Nierenerkrankung nicht wertlos zu sein.
B. Marcuse.
v. Franque, Zur operativen Therapie des Carcinoma uteri. Prager med.
Wocbenschr. 1904, No. 23.
v. F. hat 40 Uteruscarcinome operirt, 29 abdominal und 17 vaginal.
Von den 29 unter Anwendung des abdominellen Verfahrens operirten
Kranken sind 5 gestorben, von den 17 vaginal, meist mit Zuhülfenahme
des Scbuchardl’sehen Schnittes Operirten eine. Die primären Erfolge der
vaginalen Totalexstirpation sind also dreimal so günstig wie die der ab-
dominalen. — Im allgemeinen operirt v. F. ganz beginnende Fälle vaginal,
ebenso nicht zu grosse Corpuscarcinome, weil diese erfahrungsgemäss erst
sehr spät den Bereich des Uterus überschreiten und Metastasen machen.
Die gewöhnlichen Fälle mittlerer und starker Ausbreitung nimmt er vom
Abdomen aus in Angriff, in der Hoffnung, dass die hierbei doch meist
viel ausgiebigere Entfernung der Parametrien den Kranken eine etwas
grössere Aussicht auf Dauerheilung gewährt. In einzelnen Fällen macht
v. F. die vaginale Tottalexstirpation gewissermaassen palliativ, indem er
die Möglichkeit der Radikaloperation auch von der Bauchhöhle aus für
sehr unwahrscheinlich hält und daher die Patientin diesem schweren Ein-
griff nicht aussetzen, doch aber nicht ohne jeden Versuch einer operativen
Therapie fortsehicken will. In einer letzten Gruppe von Fällen bevorzugt
er die vaginale Operation wegen bestehender Complikationen.
Br. W o I f f.
Klikft'MidiiiiKeii werden an die Adresse de* Herrn fleh. Mud. -ltal Prof. Dr. M. Bernhardt (Berlin W.
braiiKösiftclio Ntr&eae 21) oder au die VcrUtfidtaudlunK (Berlin MV., Unter den Linden «8) erbeten
Verla* rnn Au« net II i r «c h w a I d in Berlin. — Druok von L. Ne hu mach er in Berlin N. 24.
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Irtieinen
tfge» ; Schlüsse
d >'Wajdp Tiiel, Na-
i ii n J^sch- Register.
Centralblatt
Prsis de« Jahrgang«^
28 Mark; au beaivhou
durch alle Buchhaud
luogen u. Poatamtaltao.
für die
fdicinischeii Wissenschaften.
Unter Mitwirkung von
' Prof. Dr. H. Senator, Prof. Dr. E. Salkowski, Prof.
redigirt von
Prof. Dr. M. Bernhardt
io Berlin.
1905.
14. Januar.
Iiilmlt: Schaff rr, Ueber die oberen cardialen Oesophagusdrüsen. —
Braeuxio, Zum Bau der Kammern und Vorkammern. — Harries, Zur Kenntnis
des Plexus bracbialis. — Zaitschek und Szontaoh, Ueber die Verdauung des
Caseins. — Röhmahx, Starkeverdauung bei Aplysien. — Hofbades, Aufnahme
des Eisens durch die menschliche Placenta. — Abkheiu und Robexbauh, Ueber
Glykolyse. — Lik, Veränderungen des Nervensystems bei Tauchern. — Turner.
Behandlung des Genu valgum. — Czkbnv, Ueber Nekrose der Gallenblase. —
Kausch, Der Diabetes in der Chirurgie. — Mortox, Zur Casuistik des Dick-
darmkrebscs. — Bihch-Hirschfki.d, Wirkung der Röntgcnstrahlen auf das
Auge. — Bi. au, Wirkung der Salicylsäure auf das Gehörorgan. — Mort, Ueber
Ictus laryngis. — Urxrici, Die Amputation der Tonsillen. — Schottmüllkb,
Ueber Cholera uostras. — Sachs, Constitution des Tetanolysins. — Beuk, Zur
Anwendung des Rheumasans. — Moszkowicz, Physostigmin bei Meteorismus. —
Hofmsikb, Ueber Todesursachen bei Neugeborenen. — Mexzeh, Streptokokken-
*rum bei Gelenkrheumatismus. — Müller und Ikaua, Jodwirkung bei Arterio-
sklerose. — Wahrer, Gliomatösc Hypertrophie des Pons. — Kattwixkki.,
Ueber combiuirte Straugsklerose. — Shkilu und Shaw, Scheinbare allgemeine
Paralyse mit Heilung. — Somkrvillk, Koruyck, Wirkung hochgespannter und
sinusoidaler Ströme. — Buschkk, Ueber wandernde Phlebitis. — Grosz, Zur
Technik der intramuskulären Injektionen. — Gknkvoix, Gonorrhoische Urethritis
bei Kindern. — Kavier, Ueber den Kaiserschnitt.
Schaffer, J., Die obereu kardialen Oesophagusdrüsen und ihre Entstehung.
Nebst Bemerkungen über Epitbelmetaplasie. Virchow’s Archiv, Bd. 177,
H. 2, S. 181.
Im ersten Teile seiner Arbeit fasst Sch. kritisch die Ergebnisse
der neueren Cutersuchungen über die oberen kardialen Drüsen des
Oesophagus, die in ihrem Bau den Cardiadrüseu entsprechen, zu-
sammen und bekämpft insbesondere die Meinung von RCCKEKT, dass es
sich um glanduläre Erosionen, also pathologische Gebilde handele. Im
tweiten Teile stellt Sch. die Entwicklung dieser Drüsen dar, die innig mit
der Metaplasie des ursprünglich indifferenten Oesophagusepithels des Embryo
in das definitive geschichtete Pfiasterepithel des Erwachsenen zusammen-
hingt. Es fällt das Auftreten der oberen cardialen Drüsen zusammen mit
der Umwandlung des indifferenten Epithels in das flimmernde cylindrische
Epithel, das vorübergehend (bei etwa 16 Wochen alten Embryonen) die
XLI11. Jahrgang ~~ 2
FHOM ^ ^
PAUL B. HOEBIR
Medical Booms
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18
Brakitnio.
No. 2.
Auskleidung der Speiseröhre darstellt. ln den Oesophagusbuchten kann
sich das indifferente Epithel in embryonales Magenepithel umbilden und
so zur Anlage von heterotopischem Magenepithel bezw. oberen cardialen
Oesophagendrüsen Anlass geben. Beide Epithelformen sind als Abkömm-
linge desselben indifferenten Epithels zu betrachten, haben aber miteinander
genetisch nichts zu tun. — Ueber das Schicksal des cylindrischen Flimmer-
epithels im embryonalen Oesophagus waren zwei Meinungen aufgestellt
worden; die einen (Eberth) glaubten an eine Verdrängung, die anderen
(Neumann) an eine Metaplasie. Während nun Schriddl (1904) meinte,
nachweisen zu können, dass der Ersatz des ursprünglich vorhandenen
Cylinderepithels durch Herabwandern ectodermaleu Plattenepithels von der
Mundbucht erfolge, lässt Sch. die definitive Auskleidung durch Metaplasie
aus dem vorher vorhandenen Zellenbelag hervorgehen. Diese Metaplasie
beginnt etwa bei Embryonen aus der zweiten Hälfte des vierten Monats
ziemlich gleichzeitig in der ganzen Ausdehnung der Speiseröhre, indem das
zweischichtige Cylinderepithel vorwiegend zum mehrreihigen Flimmerpithel,
da und dort aber auch schon zum geschichteten Pflasterepithel wird.
Ersteres wandelt sich nun weiter dadurch zum typischen Pflasterepithel
um, dass in zahllosen winzigen Bezirken flimmernde Cylinderzellen ausge-
stossen werden und blasige Pflasterzellen an ihre Stelle treten. Diese
Metaplasie ist aber auch beim Neugeborenen noch nicht vollendet; man
kann auch noch nach der Geburt im geschichteten Pflasterepithel einzelne
Inseln von Flimmerepithel nachweisen. Ganz ähnliche Umbauerscheinungeu
hat Sch. bei der Metaplasie des Ureterepithels beim Pferde zu beobachten
Gelegenheit gehabt. Hier tritt das Ueberwuchert- oder Ueberwalltwerden
einzelner Cylinderepithclinseln durch das Pflasterepithel in sehr auffallender
Weise zu Tage. Dabei können einzelne Zellen oder auch Gruppen von
Zellen vollkommen in Pflasterepithel eingeschlossen werden; in der Regel
werden sie auch hier grösstenteils abgestossen. Poll.
K. Braeunig, Ueber muskulöse Verbindungen zwischen Vorkammer und
Kammern bei verschiedenen Wirbeltierherzen. Arch. f. Anat. u. Physiol.
Physiol. Abteil. 1904. Snppl.-Bd. I. Hälfte.
Dass Vorhofs- und Kammermuskulatur vollständig getrennt seien, wird
von den Gegnern der „myogenen Theorie der Herzbewegung“ trotz der
Arbeiten von Gaskell, Stanley Kent, His jun. und Hetzer immer
wieder behauptet. Wegen der physiologischen Bedeutung, welche den
muskulären Verbindungen zwischen Kammer und Vorkammer für das Ent-
stehen der coordinirten Herztätigkeit nach der myogenen Theorie zukommt,
hat Verf. auf Enqelmann’s Anregung diese Verhältnisse nochmals einer
genauen Untersuchung unterzogen. Es wurden in Serienschnitte zerlegt:
2 Herzen vom Wassermolch, 2 Herzen vom Frosch, 1 Ringelnatterberz,
1 Herz einer jungen Ratte, 1 Herz eines jungen Löwen, 2 Pavian herzen,
1 Menschenherz. Das Gesammtergebnis wird folgendermaasseu zusamraen-
gefasst: „Im primitiven Wirbeltierherzen stellt zunächst ein Abschnitt des
ursprünglichen Herzschlaucbes — der Ohrkanal — anfangs ganz unmittelbar,
demnächst auf Grund einer Umbildung in etwas complicirter Weise sekundär
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No. 2.
Harrikn. — Zaitscrkk.
19
den Zusammenhang zwischen Atrien und Ventrikel her. Aber zu der Zeit,
wo dieser Abschnitt der ersten Anlage durch die Umbildung zu dem höher
organisirten Klappenapparat des Säugetierherzens seiner bisherigen Be-
stimmung entzogen wird, tritt im Septum rordis, das bei der Ausbildung
des complicirten Warmblüterherzens weiterhin eine immer wichtigere Rolle
spielt, ein neuer, wohldifferenzirter, selbstständig ausgebildeter Apparat
zur Verbindung der Vorhofs- und Ventrikelmuskulatur in die Erscheinung,
der anscheinend nur diesem einem Zwecke dient und sich in stets gleicher
Weise bei den verschiedenen Gattungen der höheren Wirbeltiere hat nach-
weisen lassen.“ Somit ist die alte Anschauung, dass Vorhofs- und Ventrikel-
muskulatur vollständig getrennt sind, nach den übereinstimmenden Re-
sultaten B ’s und der citirtcn Forscher ernstlich nicht mehr zu halten.
Gust. Emanuel.
\V. Harries, The true form of the brachial plexus and its inotor distri-
bution. Journ. of Anal, and Physiol. XXXVIII. Heft 4, p. 399, 1904,
H. giebt eine ausführliche anatomische Beschreibung des Plexus
brachialis und der Verteilung der motorischen Fasern in demselben.
Er stützt sich dabei auf 30 doppelseitig ausgeführte Sektionen so wie
vor allem auf 4 operative Fälle, bei denen er Gelegenheit hatte, die Cer-
vicalnerven beim Menschen direkt zu reizen. In Bezug auf die tatsäch-
lichen Befunde müssen wir auf das Original verweisen, erwähnen wollen
wir nur, dass er Herringhara's Gesetz bestätigen konnte, wonach die
einzelnen Nervenfasern ihren Ursprung in Bezug auf die Wirbelsäule ändern
können, dass aber die relative Lage der einzelnen Fasern untereinander
immer dieselbe bleibt. S. F. Nicolai.
1) A. Zaitschek, Vergleichende Untersuchungen über den Gehalt an eiweiss-
und stärkelösenden Enzymen verschiedener Milcharten. (Nach gemein-
sam mit Dr. F. v. SzoNTAGH angesteilten Versuchen.) Pflüger’s Arch. f.
d. ges. Physiol. Bd. 104, p. 639.
2) Derselbe, Zur Kenntniss der Pepsinsalzsäurelöslichkeit der Milch und
der Caseine. (Nach gemeinsam mit I)r. F. v. SzoNTAGH ausgeführten
Versuchen.) Pflüger's Arch. f. d. ges. Physiol. ßd. 104, p. 660.
1) Z. benutzte Milch von Frauen, Eselinnen, Stuten, Ziegen, Küheu
und Büffeln. Peptone konnte er in den frischen Milchen nicht nachweisen.
Bei Zusatz von Verdauungssalzsäure bezw. Sodalösung und Verbleiben für
24 Stunden im Thermostaten konnten gleichfalls keine Peptone nacb-
gewiesen werden, so dass Pepsin und Trypsin nicht vorhanden sein dürften.
Auch glykolytisches Ferment wurde nicht gefunden-, dagegen war in allen
Milcharten ein diastatisches Ferment enthalten, allerdings nur in der
frischen Milch, io Säuerung übergegangene liess uur schwache oder gar
keine Stärke verzuckernde Wirkung erkennen.
2) Z. und S. untersuchten an der Milch verschiedener Tierarten, wieviel
von dem Casein bei 72stündiger Verdauung bei 38° C. in Lösung ging,
wieviel „Pseudonuclein“ ungelöst blieb; auch stellten sie das Casein aus
der Milch dar und bestimmten dessen Verdaulichkeit, ln der Frauen-,
•> •
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20 Köhmaxn. — Honauia. — Aknukim und Rosenbaum. No. 2.
Esel- und Stutenmilch wurde das Casein nach Schlossmann quantitativ
bestimmt — Es fand sich, dass während Frauen-, Esel- und Stutenmilch
ganz verdaulich ist, in der Kuh-, Büffel- und Ziegenmilch ein Rückstand
von 8 pCt. bezw. 15 pCt. bezw. 16,4 pCt. bleibt. Auch das Casein der
ersten drei Milcharten ist vollständig löslich, das der letzteren ergiebt
2 — 8 pCt. weniger Rückstand als die gleiche Caseinmenge enthaltende
Milch. Frauen-, Esel- und Stutenmilch enthalten absolut weniger Casein
als die anderen drei und ein geringer Teil des Gesammtstickstoffes entfällt
auf Casein. — Thymol, Toluol, Chloroform beschränken die caseinlösende
Wirkung der Pepsinsalzsäure; Trocknen des Caseins bei 110° macht es
weniger verdaulich. — Bei geringerem Gehalt des Verdauungsgemisches
an Casein ist der Rückstand procentisch geringer als bei höheren.
A. Loewy.
F. Röhmann, Einige Beobachtungen über die Verdauung der Stärke bei
Aplysien und des Rhamnosan der Ulva lactuca. Festschr. f. E. Salkowski,
p. 323.
R. fütterte Meerschnecken (Aplysien) mit einer grauen, stärkehaltigen
Alge, der Ulva lactuca und untersuchte den Verdauungsprozess. Er fand,
dass die Aplysien sich im allgemeinen den Landschnecken (Limaciden)
gleich verhalten. Sie spalten die Stärke durch ein diastatisches Ferment,
das sich im Sekret der Mitteldarmdrüse und in dieser selbst nachweisen
lässt. Dabei enthält die Mitteldarmdrüse ein Pentosau, das sich als Rharn-
nosan erwies. Es entspricht dem Rhamnosan, das sich aus der Ulva lactuca
durstellen lässt.
Die Stärkeverdauung ist bei den Aplysien so vollkommen, dass sich
in den Exkrementen keine Stärke mehr nachweisen lässt. Eine Fettbildung
aus der verfütterten Stärke war nicht nachzuweisen. A. Loewy.
J. Hofhauer, Die Aufnahme des Eisens durch die menschliche Placenta
aus dem inaternen Blute. Zeitschr. f. physiol. Chcm. Bd. 40, S. 240.
Verf. hat früher gezeigt, dass der menschlichen Placenta die Fähigkeit
zukommt, Fett aufzunehmen, und hat auch die Wege dieser Fettresorption
kennzeichnen können. Den einfach aus analytischen Daten zu folgernden
Uebergang des Eisens auf den Fötus hat Verf. mikrochemisch durch Ueber-
führung in Berlinerblau dartun und gleichzeitig zeigen können, dass die
Wege, die Fe und Fett nehmen, die gleichen sind. Neuberg.
4. Arnheim und A. Hosenbaum, Ein Beitrag zur Frage der Zucker-
zerstörung im Tierkörper durch Fermentwirkung (Glykolyse). Zeitschr.
f. physiol. Cliem. Bd. 40, S. 220.
Die Verff haben auf Grund des bekannten Versuches von Minkowski
und v. Meukikg über die Wirkung des Pankreas auf die Zuckerausschei-
dung im Organismus Versuche angcstellt, ob dieses Organ durch innere
Sekretion ein intracelluläres Enzym an die Gewebe abgiebt, das einen
Abbau des Zuckermoleküls bewirkt. Unabhängig von Cohnhelm’s grund-
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No. 2.
Llli. — Tuhnkk.
21
legender Arbeit, haben die Verff. folgende Resultate erhalten. Durch Ver-
suche in dem von Stoklasa beschriebenen Apparat und dem Buchner’schen
Gährungskölbchen wurde, im Gegensatz zu Cohnheim, constatirt, dass
jedes tierische Gewebe glykolytische Kraft hat, die durch das Pankreas
in noch unbekannter Weise erheblich verstärkt wirkt. Einen besonderen
technischen Fortschritt bei der Anstellung gleicher Versuche bedingt die
Uebertragung des von E. Buchnek inaugurirten Verfahrens der Herstellung
von Hefedauerpräparaten mittels Aceton auf die tierischen Gewebe. Mit
diesen Acetonpräparaten kann viel leichter Sterilität erreicht werden, bei
der die Verff. übrigens niemals die Bildung von Alkohol beobachteten.
Neuberg.
Lie, Veränderungen in dem Nervensystem bei plötzlichem Uebergang vom
hohen zum normalen Baroraeterdruck. Virchow’s Arch. 1904, Bd. 178,
H. 1, S. 142.
Nach Besprechung der bisherigen Litteratur berichtet Verf. über einen
eigenen Fall: 49 Jahre alter Taucher; Schwindel, Lähmung der Extremi-
täten und Schmerzen in denselben bald nach Abnahme des Taucherhelms,
Tod 85 Stunden nach dem Insult. Bei der Sektion finden sich im Rücken-
mark zahlreiche, zum Teil nur mikroskopische Blutungen, am meisten im
unteren Abschnitt der Halsanschwellung. Daneben finden sich helle Stellen
in der weissen Substanz „von netzförmigem Aussehen, das jedenfalls teil-
weise dadurch entsteht, dass die einzelnen Nervenfasern verbreitert und
zum Teil zersprengt sind.“ Zahlreiche nach hinten ziehende Nervenfasern
waren atrophisch und zwar meist im Brust- und Lendenteil; „nebenan gab
es eine mässige Vermehrung des Bindegewebes.“
ln den peripherischen Nerven fand Verf. dieselben Veränderungen wie
in den hinteren Wurzeln. In der weissen Hirnsubstanz, fast gar nicht in
der grauen, fanden sich ähnliche Blutungen und helle Flecke wie im
Rückenmark. Diese Veränderungen entstehen durch plötzliches Entweichen
von Gasen aus dem Blut und der Gewebsflüssigkeit bei rascher Herab-
setzung des Barometerdrucks. Verf. bezeichnet den Vorgang mit den
früheren Autoren als traumatische Myelitis. Die Gefahr scheint erst beim
Arbeiten io mehr als 30 Meter Tiefe zu entstehen. Beitzke.
H. Turner, Ueber einen Versuch zur Vereinfachung der Etappenbehand-
lung des Genu valgum adolescentium. Zeitschr. f. orthopäd. Chir.
Bd. 13, H. 1, S. 7.
Vor Beginn der Correktur wird das Becken des Patienten mittelst
eines Apparates fixirt, dessen conkave Pelotten die Trochanteren fest um-
schliessen. Ferner werden beide unteren Extremitäten gleichzeitig einge-
gypst; in demjenigen Moment, in dem der Gyps erstarrt, wird zwischen
die inneren Oberflächen der beiden Oondyli femoris ein festes cylindrisches
Kissen gesteckt, das mit Haar oder Sand gefüllt ist; die unteren Enden
der Unterschenkel werden durch die Hände des Operateurs einander ge-
nähert. Joachirasthal.
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22
Czerny. — Kai/sch.
No. 2.
Czerny, Ueber Nekrose der Gallenblase. Münch, med. Wochenschr. 1903,
No. 22.
Steine der Gallenblase können die Wanderung in die freie Bauchhöhle
antreten, ohne dass schützende Verwachsungen vorhanden sind; es kommt
dann entweder zum Bilde der akuten tötlichen Peritonitis oder znr Bildung
grösserer Eiterungen; diese Abscesse sind dem Chirurgen ebenso bekannt
wie die Pseudotumoren, die durch abgekapselte Steine, die in Adhäsionen
eingebettet sind, vorgetäuscht werden. Weniger bekannt als diese klini-
schen Bilder sind die uekrotisirenden Formen der Entzündung der Gallen-
blase: 1. Ein 62 jähriger Mann erkrankt unter heftigen Leibschmerzen,
Stuhlverhaltung, galligem Erbrechen. Nach Entleerung alter Kotmassen
durch hohe Klystiere fühlt man unter dem Rippenbogen einen Tumor
unterhalb der Leber, der als Colontumor gedeutet wird. Bei der Laparo-
tomie wird die Gallenblase, hämorrhagisch infarirt, freigelegt und incidirt.
Aus der Incisionsüffnung entleeren sich Steine und eine Membran, die als
die nekrotische Mucosa und Submucosa erkannt wurde. Patient stirbt an
Sepsis. 2. Ein 54 jähriger Mann ist schon zweimal unter dem Bilde einer
Darrastenose erkrankt; wegen der fühlbaren Resistenz in der Gallenblaseu-
gegend wird incidirt und, nachdem aus der Blase mehrere Steine entleert
sind, wird ein Teil der inneren nekrotischen Wand resecirt. Die Fistel
sccernirt nur wenig. P/j Jahre später erkrankt er wieder mit heftigen
Schmerzen, Zeichen von Darmstenose: die Operation entfernt den Rest der
Gallenblase, die in der Ampulle und in der Wand noch 3 Steine enthielt,
und beseitigt Adhäsionen, die das Colon und Duodenum verengten. Patient
ist geheilt.
Adhäsionen, die das Bild des Ileus hervorrufen, wird man durch die
von Kehr und Riedel empfohlene Früboperatiou jedenfalls am besten ver-
meiden. Im allgemeinen bevorzugt C. die einfache Cbolecystostomie nach
Aspiration des Inhaltes, und sucht, wenn Cysticus und Choledochus eröffnet
werden mussten, alles durch Naht zu schliessen. Unger.
VV. Kausch, Beiträge zum Diabetes in der Chirurgie. Arch. f. klin. Chir.
74. Bd., S. 853.
Im ersten Teil der Arbeit wird über die sog. epbemäre, traumatische
Glykosurie berichtet, welche K. verhältnismässig häufig, nämlich in
11 Fällen, beobachtete, wovon 9 Frakturen und 2 Contusioneu. ln allen
Fällen setzte die Glykosurie sofort nach dem Trauma ein; später trat die-
selbe niemals auf; sie dauerte stets nur 1 — 8 Tage. Die Zuckerausschei-
dung betrug bis 1 pCt. Nachuntersuchungen ergaben, dass nur in einem
Falle auch später (s/4 Jahre nach dem Trauma) noch Glycosuria e saccharo
hervorzurufen war, sodass die Möglichkeit, es habe schon vorher latenter
Diabetes bestanden, auszuschliessen ist. K. erklärt die Entstehung der
Glykosurie durch Rückwirkung der mechanischen Körpererschütterung auf
das Nervensystem oder durch psychische Wirkung des Trauma auf das-
selbe. Bedeutungsvoll wird die eigentliche Glykosurie dann, wenn ein
operativer Eingriff beabsichtigt wird und zwar in Narkose, welche für den
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No. 2.
Mouton. — Bircu-Hihschi'Klu.
23
Diabetiker stets gefahrvoll ist. — Im zweiten Teil der Arbeit werden
Grundsätze für die Narkose der Diabetiker aufgestellt (vergl. Original).
Peltesohn.
C. A. Morton, A series of cases of resection of malignant growths of the
colon. Brit. med. journ. 1904, 29. Oct.
M. beschreibt 7 von ihm beobachtete Fälle von Dickdarmkrebs. Von
diesen ist einer seit 3 Jahren recidivfrei, einer 6 Jahre ohne Recidiv ge-
blieben. Zwei Patienten bekamen nach 18 resp. 20 Monaten Recidive; die
übrigen sind seit der Operation (Juli — August 1903) recidivfrei. M. em-
pfiehlt die Operation in zwei Zeiten zu machen; und zwar erst Colotomie
und erst nach Beseitigung der Occlusionsbeschwerden Resektion. Ver-
wachsung des Tumors mit der Bauchwand oder mit anderen Eingeweiden
sind, sobald die Möglichkeit besteht, letztere mit zu entfernen, keine Contra-
indikation. Philipsthal.
A. Birch*Uirschfeld, Die Wirkung der Röntgen- und Radiumstrablen
auf das Auge. v. Graefe’s Arcb. f. Opbthalm. L1X., S. 229.
Nach den Versuchen des Verf.’s lassen sich durch Bestrahlung mit
Röutgen licht in einer Intensität und Zeitdauer, wie sie zu therapeutischen
Zwecken verwendet wird, am Auge des Kaninchens ausgesprochene Ver-
änderungen am vorderen und hinteren Abschnitt hervorrufen. Die Erschei-
nungen am vorderen Augenabschnitt treten nach einer Latenz von ungefähr
14 Tagen auf und besteben in Blepharitis mit Haar- und Wimperverlust,
Conjunktivitis, Keratitis vom anatomischen und klinischen Aussehen der
interstitiellen Keratitis und Iritis. Bei der anatomischen Untersuchung
Hessen sich neben entzündlichen Veränderungen eigenartige Störungen am
Epithel der Lidhaut, der Bindehaut und Hornhaut nachweisen, Quellung
und Zerfall der pigmentirten Iriszellen, sowie Gefässveränderungen an
Bindehaut, Lidern und Iris. Die Linse blieb bei allen Fällen klar durch-
sichtig. Am hinteren Abschnitt war mehrere W'ochen nach der Bestrahlung
Atrophie der Papille ophthalmoskopisch nachweisbar. Die anatomische
Untersuchung ergab Degeneration der Ganglienzellen der Netzhaut und
Vacuolisation, Zerfall des Protoplasmachromatins, Kern- und Zellschrumpfung
und ausgesprochenen Nervenfaserzerfall im Sehnerv und Markstrahlenbezirk.
Auch am menschlichen Auge können durch Bestrahlung mit Röntgen-
strahlen erhebliche Schädigungen hervorgerufen werden. Dieselben bestehen
in Cilienausfall, Conjunktivitis, Kerato- Iritis, Gefässveränderungen in Iris,
Ciliarkörper und Netzhaut, Degeneration der Netzbautganglienzellen und
— wie die anatomische Untersuchung eines sehr intensiv bestrahlten Auges
ergab — cystoider Degeneration der Macula.
Auch das Radium vermag das Gewebe des Auges zu schädigen. Man
beobachtet Epitheiveränderungen, die analog sind den durch Röntgenstrahlen
an Conjunktiva, Cornea und Pigmentepithel der Iris hervorgerufenen. Auch
die Veränderungen an den Gefässwänden zeigen eine Analogie mit dem
Effekt der Röntgenstrablen, ebenso die degenerativen Vorgänge der Netz-
hautnervenzellen. Horstmann.
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24
Blau. — Mort. — Hp.nrki. — Schottmüllbr.
No. 2.
Blau (Görlitz), Experimentelle Studien über die Veränderungen im Gehör-
organ nach Vergiftung mit salicylsaurem Natrium. Arch. f. Ohrenheiik.
61. Bd., S. 220.
B. ’s an Kaninchen, Mäusen und Meerschweinchen ausgeführten Ver-
suche führten zu dem Resultate, dass die durch Vergiftung mit salicyl-
saurem Natrium auftretenden Störungen im Gehörorgan nicht, wie
Kirchner behauptet hatte, durch Blutungen im Labyrinth bedingt sind,
sondern dass dieselben ebenso wie Wittmaak dies für das Chinin nach-
gewiesen hat (s. Cbl. 1903, S. 509), in einer Schädigung der Ganglien-
zellen im Ganglion spirale und speciell im Vestibularganglion ihre Ursache
haben. Scbwabach.
Mort, Ueber Iclus laryngis. Arch. f. Laryngol. u. Rhinol. Bd. 16, H. 1.
Verf. teilt zwei Fälle dieser Erkrankung mit, welche beide Alkoholiker
mit zum Teil sehr weit gediehenen degenerativen Processen am centralen
und peripheren Blutgefässsystem betrafen. Einen Unterschied zwischen
Vertigo und Ictus erkennt Verf. nur insofern an, als bei der ersteren der
Vagusreiz sich wahrscheinlich auf das statische Organ des Ohres überträgt
und damit Schwindelerscheinungen auslöst, während beim Ictus die Be-
wusstlosigkeit wahrscheinlich auf eine Hemmung der Herztätigkeit, viel-
leicht auf Reizung der Hirnrinde, zurückzuführen ist. Beide Symptomen-
complexe beruhen auf einer Vagusneurose. W. Lublinski.
Henriei, Die Amputation der hypertrophischen Gaumentonsillen mit der
kalten Schlinge. Münch, med. Wochenschr. 1904, No. 14.
Verf. wendet in der Koerner’sclien Klinik auf Mtgind’s Anregung
wieder die kalte Schlinge an, welche fast gar keine Schmerzen und stets
geringe Blutung veranlassen soll. Das Durchschneiden der Mandel bei
Erwachsenen erfordert nicht, wie Verf. angiebt, einige, sondern recht viel
Kraft, sodass selbst Verf. einen Schlüssel oder Drahtzange zum Hinein-
ziehen des Drahtes in das Rohr, das natürlich besonders kräftig sein muss,
gebraucht. (Ref. kann der kalten Drahtschlinge nur bei weichen Tonsillen
das Wort reden.) W. Lublinski.
H. Sehottmiiller, Zur Aetiologie der akuten Gastroenteritis (Cholera
nostras). Münch, med. Wochenschr. 1904, No. 7/8.
Bei drei sporadischen Fällen von Cholera nostras hat SCH. den Bac.
enteritidis Gärtner als Erreger festgestellt. Der Bacillus wurde aus dem
Blute gezüchtet und die Agglutinationsprüfuug mit dem Serum von zwei
Patienten — bei dem Dritten wurde des zu schnell eintretenden Todes wegen
die Prüfung nicht vorgenommen — wies auf den ätiologischen Zusammen-
hang hin. Das Serum der Kranken agglutinirte aber nicht nur den Bac.
enteritidis Gärtner, sondern auch den Bac. paratyphosus alkalifaciens (oder
Typus B.), und zwar bei dem einen Patienten stärker als den Bac. Gärtner.
Aber auch nach anderer Richtung wurde der Identitätsnachweis für die
beiden Bakterien gebracht. Demnach kann der Bac. Gärtner zwei ganz
verschiedene Krankheitsbilder hervorrufen, das der Cholera nostras und
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No. 2.
Sach*. — Bp.hr. — Morzrowh:/.
25
das des Typhus. Die Erklärung hierfür findet Sch. darin, dass der Ba-
cillus. falls er Brechdurchfall erzeugt, besonders toxische Eigenschaften
besitzt, die er höchstwahrscheinlich auf einem geeigneten Nährboden
(Fleisch) erworben hat, und dass der Bacillus iu grossen Mengen aufge-
nommen wird. Fehlen dem Bacillus besondere toxische Eigenschaften, oder
wird er nur in geringerer Menge aufgenommen, z. B. aus Wasser, so bleibt
die Intoxikation aus, aber es kanu wohl zu einer Infektion unter dem Bilde
des Typhus kommen. Daneben wird man mit einer Disposition der Indi-
viduen rechnen müssen. Aehnlich ruft auch der Typhusbacillus zuweilen
die Symptome einer akuten Gastroenteritis hervor, H. Bischoff.
Sachs, lieber die Constitntion des Tetanolysins. Berl. klin. Wochenschr.
1904, No. 16.
S. weist nach, dass, falls zu Tetanusantitoxin eine bestimmte Menge
Tetanuslysin in einer Gabe zugesetzt wird, weniger wirksames Tetanolysin
vorhanden ist, als wenn das Tetanolysin fraktionirt zugesetzt wird. Dies
spricht dafür, dass das Tetanolysin kein einheitlicher Körper ist, sondern
dass neben einem mit stärkerer Avidität begabten Toxin ein mit schwächerer
Avidität ausgestattetes Toxon-Kpitoxoid vorhanden ist. Es ist das Fehlen
der Reversibilität so zu erklären, dass bei dem fraktionirten Zusatze von
Tetanolysin Antitoxin nicht nur vom Toxin, sondern auch vom Toxon-
Epitoxoid gebunden wird und dass, wenn diese Bindung einmal perfekt
ist, das neu zngefügte Tetanolysin geringere Mengen Antitoxin vorfindet.
Diese Befunde sprechen gegen die Annahme von Arrhenius und Mapsen,
die ein einheitliches Gift annehmen. H. Bischoff.
M. Kehr, Die Behandlung gewisser innerer Erkrankungen durch äusser-
liche Anwendung des Salicyls in Form von „Rheumasan“. Therap.
Monatsh. 1904, Mai.
B. wandte das Rheumasan in 30 Fällen bei Phthisikern an und war
mit den Erfolgen recht zufrieden. Von dem Mittel wurden 5 — 10 g auf
die schmerzhafte Stelle aufgetragen und mehr oder minder kräftig in die
Haut einmassirt; gerade auf diese Massage legt Verf. grossen Wert. Die
Kur konnte wochenlang fortgesetzt werden, ohne dass sich Ekzem oder üble
Nebenwirkungen des Salicyls einstellten. Mehr als einmaliges Einreiben
pro die ist nicht empfehlenswert-, anfangs wurde das Mittel dreimal täg-
lich angewandt, wobei sich unangenehme Erscheinungen zeigten. Es trat
hierbei auch einmal Albuminurie auf (wie sie ja bei Gebrauch von Natr.
salicyl. nicht selten ist) während bei nur einmaliger Anwendung pro Tag
nie dergleichen beobachtet wurde. Die bekannte schweisstreibende Wir-
kung des Salicyls kommt auch dem Rheumasan zu. ist aber nicht so stark,
wie bei innerlichem Salicylgebrauch. K. Kronthal.
1,. Moszkowiez. Physostigmin gegen gefahrdrohenden Meteorismus (nament-
lich nach Operationen). Wiener klin. Wochenschr. 1903, No. 22.
Das seiner Zeit von v. Noorden empfohlene Physostigmin hat sich
Verf. in einer Reihe von Fällen gevtflsser Lähmungszustände des Darmes,
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26
Hofmeirb.
No. 2.
wie sie insbesondere nacb Operationen häufiger Vorkommen, sehr wirksam
erwiesen. So vertrug ein recht elender, 69 Jahre alter Mann mit Rectum-
carcinom, bei dem an der Flexura sigmoidea ein künstlicher After ange-
legt worden war, und der nach der Operation eine Oarmläbmung schwerster
Art davongetragen hatte, 1 mg Physostigmin subkutan nicht nur recht gut,
sondern wurde durch das Mittel auch wesentlich gebessert, ln einem
weiteren Falle, in dem es sich gleichfalls um ein geschwächtes Individuum
im Alter von 68 Jahren handelte, das eine circumskripte Peritonitis hatte,
in deren Gefolge ein akuter Meteorismus das Allgemeinbefinden auf das
Schwerste schädigte, bewirkte die subkutane Injektion von 1 mg des ge-
nannten Mittels sogleich Abgang von Flatus und Stuhl, wodurch die völlige
Genesung des Patienten eingeleitet wurde. Noch eklatanter war der günstige
Einfluss bei einem dritten Patienten im Alter von 53 Jahren, der an einem
sogenannten postoperativen Ileus paralyticus litt, und dessen Befinden in-
folge eines Collapses so bedrohlich geworden war, dass an einen letalen
Ausgang gedacht werden musste. Nach einer Injektion von l/t mg Physo-
stigmin gingen sogleich Flatus ab und der Ptient fühlte sich erheblich
gebessert. Eine zweite gleiche Injektion hatte denselben Erfolg, doch
wurde Stuhlgang erst durch Rheum erzielt.
Die Ergebnisse seiner Beobachtungen an den genannten Kranken und
aus seinen litterarischen Erfahrungen fasst M. in folgenden Sätzen zu-
sammen:
1. Dosen von 0,001 Physostigminum salicylicum (Merck) wurden von
3 hochgradig geschwächten Patienten sehr gut vertragen. Diese und in
zwei Fällen halb so grosse Dosen zweimal nach einander in grösserem
Intervall haben hochgradig aufgetriebene Därme prompt zur Contraktion
gebracht.
2. In zwei Fällen schien dieser Effekt lebensrettend zu wirken.
3. Au den übrigen Organen wurden üble Nebenwirkungen nicht beob-
achtet. Der Blutdruck war nacb der Injektion deutlich erhöht.
4. Die Anwendung des Physostigmins ist namentlich bei postoperativen
Darmiäbmungen (Pseudoileus der Autoren) zu empfehlen.
Carl Rosenthal.
M. Hofmeier, Ueber Todesursachen bei Neugeborenen während und gleich
nach der Geburt mit Rücksicht auf ihre forensische Bedeutung. Münch,
med. Wochenschr. 1903, No. 36.
Verf. berichtet über 3 Todesfälle, die bei kräftig entwickelten, an-
scheinend uormalen Kindern bei normalem leichtem Geburtsverlauf un-
mittelbar vor oder nach beendeter Geburt sich ereigneten. In keinem
Falle fanden sich grobe anatomische Veränderungen bei der Sektion. Das
erste Kind starb ‘/2 Stunde post partum. Bei der mikroskopischen Unter-
suchung der Organe fanden sich Degeneration der Herzmuskulatur, Wuche-
rung des Bindegewebes zwischen den Lungenalveolen, trübe Schwellung
der Leberzellen. Syphilis ist ausgeschlossen. Verf. meint, dass Herz und
Lungen den Ansprüchen des extrauterinen Lebens nicht genügen konnten.
Die Ursache der Veränderung bleibt unaufgeklärt. — Beim zweiten intra
partum verstorbenen Kinde fanden sich neben fettiger Degeneration der
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No. 2.
Mknzkk. — Mi'i.i.ik uud Inaua,
27
Herzmuskulatur endoarteriitiscbe und periarteriitische Processe in der
Plaeenta. Verf. hat schon früher darauf hingewiesen, dass diese Gefäss-
veränderungen Beschränkungen in der kindlichen Cirkulation hervorrufen
künnen, welche während der den Gasaustausch zwischen Mutter und Kind
erschwerenden Geburt zur Todesursache werden können. Im dritten Fall
trat ebenfalls kurz vor der beendeten Geburt der Tod des Kindes ein. Es
fand sich lediglich fettige Degeneration der Herzmuskulatur, keine Placentar-
erkrankung. Verf. weist darauf hin, wie leicht in ähnlichen Fällen, zumal
wenn die Kinder geatmet haben, der Verdacht des Kindesmordes entstehen
kann, und wie die Untersuchung der Plaeenta bei unklaren gerichtsärzt-
lichen Fällen von entscheidender Wichtigkeit sein kann. Stadthagen.
Meitzer, Ergebnisse der Serumbehandlung des akuten und chronischen
Gelenkrheumatismus. Münch, med. Wochenschr. 1904, No. 33.
Nach den der Arbeit beigegebenen Tabellen erscheint die Strepto-
kokkenserumbebandlung des Gelenkrheumatismus den bisherigen Behand-
lungsmethoden überlegen 1. dadurch, dass sie auch noch chronisch ge-
wordene Erkrankungen zu heilen bezw. zu bessern vermag; 2. dass sie
die Heilungsbedinguugeu des akuten Gelenkrheumatismus im allgemeinen
günstiger gestaltet und vor allem wesentlich günstigere Chancen für
die Heilung der Endocarditis herbeizuführen scheint; 3. dass sie besser
als die bisherigen Behandlungsmethoden vor Kückfällen zu bewahren
scheint und selbst bei veralteten Fällen auf längere Zeit hin Heilung resp.
Besserung herbeizuführen vermocht hat. Absolut contruindicirt ist indess
diese Behandlungsmethode bei chronischen Endocarditiden mit stärkerer
Stenosirung von Herzostien, ferner bei Pericarditis und Pleuritis mit
stärkerer Exsudatbildung auf der Höhe des Reizzustandes. Schliesslich
widerrät Verf. selbst die Anwendung dieser Methode dem Anfänger dringend.
— Die Einzeldosis beträgt 5 ccm Serum. Schaefer.
O. Müller und K. Inada, Zur Kenntnis der Jodwirkung bei Arteriosklerose.
Mit einem Vorwort von Prof. Rombbrg in Tübingen. Deutsche med.
Wochenschr. 1904, No. 4R
Nach Rohberg erstreckt sich die Wirkung der .lodsalze nicht auf die
Gefässe, sondern auf das Blut. Die Viscosität des Blutes nimmt durch
.Jodgebrauch allmählich ab, es wird leichter flüssig. Eine Beeinflussung
des Serums erscheint nach den initgeteilten Versuchen ausgeschlossen, man
könnte an eine Einwirkung auf die Fibringeneratoren oder auf die körper-
lichen Elemeute denken. Nach der Poiseuille’schen Formel steigt nun im
gleichen Verhältnis zur Abnahme der Viscosität die Stromgeschwindigkeit
des Blutes. In Uebereinstimmung hiermit sehen wir eine ausgezeichnete
Wirkung der Jodsalze bei den beginnenden Störungen, die überwiegend auf
unzureichender Durchblutung beruhen, bei denen aber tiefere anatomische
Läsionen der Organe selbst noch fehlen, so z. B. bei den so häufigen An-
fängen der cerebralen Arteriosklerose, die unter dem Bilde der Neurasthenie
oder abnormer psychischer Erscheinungen auftreten können, ferner bei
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28
WinKKK. - Kattwikkei..
No. 2.
leichter und mittelscbwercr Angina pectoris, bei massiger Herzschwäche
mit auffallender Dyspnoe nach Bewegungen, hin und wieder auch bei
cardialem Asthma und Claudicatio intermittens. Zur Erzielung der ge-
wünschten Wirkung genügen mässigc Gaben, etwa dreimal täglich 0,3 bis
0,5 Jodkali oder Jodnatrium, die bei dem Vermeiden saurer Speisen und
Getränke und bei der gleichzeitigen Zufuhr von Alkali meist gut ver-
tragen werden. Die Versuche an Gesunden wie auch an Kranken ergaben
unter dieser Art der Jodaufnahme nach durchschnittlich 10 — 14 Tagen
eine beträchtliche Herabsetzung der inneren Reibung des Blutes.
Alkan.
W. Wagner, Ein Fall von sog. gliomat&ser Hypertrophie des Pons und
der Medulla oblongata. Berichte über Arbeiten aus d. Pathol. Institut
der Universität Würzburg. 1903.
Der Fall schliesst sich einer von Chiari mitgeteilten Beobachtung
von gliomatöser Hypertrophie des Tractus und Bulbus olfactorius an. Die
geschwnlstartige Wucherung lag hier im Pons und enthüllte sich als diffus
infiltrirendes Gliom; die Gliomzellen schoben sich in das normale Glia-
gewebe ein. Die normalen Nervenfaserzüge waren gut erhalten und nur
durch das Gliomgewebe auseinandergedrängt; nur an einigen Stellen gingen
Nervenfasern und Ganglienzellen zu Grunde. Eine Fragmentation der
Kerne, vielkernige Riesenzcllen treten ebenfalls hervor. — Ein anderes
umschriebenes Knütchen im Pedunculus cerebelli ad pontem hatte schon
eher einen sarkomatüsen Charakter. S. Kalischer.
W. Kattwinkel, lieber acquirirte combinirte Strangsklerosen. Deutsches
Arcli. f. klin. Med. 75. Bd. (1. u. 2.)
K. teilt 8 Fälle acquirirter combinirter Strangsklerosen des Rücken-
marks bei Erwachsenen mit Sektionsbefund mit. Die combinirten Strang-
erkrankungeu lassen sich am besten einleilen in solche mit 1. vorwiegen-
der Erkrankung der Hinterstränge und der Kleinhirnseitenstrangbahnen,
2. vorwiegender Erkrankung der Pyramidenbahnen und der Kleinhirnseiten-
strangbahnen, 3. der Hinterstränge und der Pyramidenbahnen, 4. der
Hinterstränge, der Pyramidenbahnen und der Kleinhirnscitenstrangbahnen.
Bei der ersten Form entsteht das Symptomenbild der Tabes, bei der zweiten
mehr das der spastischen Spinalparalyse; die dritte und vierte Gruppe
würde eine Combination beider resp. das Vorwiegen einer Krankheitsform
bedingen; erstreckt sich die Hinterstrangserkrankung bis in den Lenden-
teil, so treten spastische Contraktnren und Lähmungen nicht hervor; und
nur eine gewisse motorische Schwäche und Lähmung neben der Ataxie
weist auf ein Mitbetroffensein der Pyraroidenstränge hin. — Auch die Fälle
des Verf.’s zeigen meist neben der Ataxie paralytische Schwäche bis Para-
plegie der unteren und zum Teil auch der oberen Extremitäten. Die
spastisch-ataktische Paraplegie finden wir in den Fällen der combinirten
Systemerkrankung, in denen die Seitenstränge stärker betroffen sind als
die Hinterstränge und die Sklerose der letzteren nicht bis zum Lendenteil
reicht. — In den von K. beschriebenen Fällen hielten sich die Erkrankung
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No. 2.
Shkild und Shaw. — Sohkryillk. Fordych.
29
Die oder nur eine kurze Strecke an bestimmte Leitungsbahnen; bald bleibt
sie in deren Grenzen zurück, bald gebt sie über das Gebiet derselben
hinaus oder sie hat einen unregelmässigen fleckigen Charakter (namentlich
mit Karmin- und Marchi- Färbung). Diese diffusen, unregelmässigen degene-
rativen Processe sind nicht als primäre systematische anzusehen, sondern
es sind nicht-systematische oder „pseudocombinirte“ Strangsklerosen. Eine
ausreichende Erklärnng für das Zustandekommen derselben ist nach K.
nur in der Erkrankung des Lymphgefässsystems zu suchen. Die Lymph-
spalten wareu meist erweitert, der Centralkanal vergrössert und verstopft;
um die Gefässe befanden sich Hohlräume, Verdickung der Adventitia u. s. w.
— Die Gefässerkrankung, die in allen Fällen vorhanden war, veranlasste
diese Lymphstauung. S. Kalischer.
R. M. Sheild and T. C. Shaw, Notes upon a ea.se wbere Symptoms of
early general paralysis of the insane followed a head injury; trephening;
reinoval of depressed bone; disappearence of the Symptoms. Lancet
1903, Febr. 14.
Im Anschluss an eine Kopfverletzung in der linken Stirngegend, wobei
eine Beschädigung des Knochens vorerst nicht erfolgt zu sein schien, ent-
wickelte sich bei einem 30jährigen Manne ein Zustand von Demenz und
Gemüts-Reizbarkeit mit Tremor, Pupillendifferenz, Sprach- und Scbrift-
störungen, sodass die Diagnose auf Paralyse gestellt werden musste. Ruhe
und Pflege führten zu vorübergehender Besserung, aber bei Rückkehr in
den Beruf kehrte -der alte Zustand mit grösserer Heftigkeit wieder. Es
wurde trepanirt und eine Depression der inneren Tafel, welche auf das
Hirn drückte, behoben. Darauf genas der Kranke in kurzer Zeit.
M. Brasch.
1) F. Soinerville, High-frequency currents in medical practice. Glasgow
med. journ. 1904, Jan. 14.
2) A. I). Fordyce, The alternating sinusoida! current, its adininistration
by means of the bath. The Scottish med. and surg. journ. 1904, Dec.
1) Aus den Erfahrungen von S. ergiebt sieb, dass die Hochfrequenz-
ströme bei organischen Hemiplegien, Paraplegien und bei Tabes von keinem
Nutzen sind. Bessere Aussichten geben Fälle von peripherischer Neuritis,
noch bessere sogenannte funktionelle Krankheiten, wie Schlaflosigkeit,
Kopfschmerzen und verschiedene Formen von Neuralgie. Sehr befriedigend
waren auch die Erfolge der Behandlung bei Chorea, Ischias, Urinincontinenz,
Asthma, Schreibkrampf. Auch rheumatische Muskel- und Gelenkscbmerzen
wurden im Gegensatz zur rheumatischen Arthritis gebessert. Besonders
wertvoll zeigte sich die Behandlung der Hämorrhoiden und ebenso anderer,
von Störungen des vasomotorischen Systems abhängiger Leiden, wie Kälte
der Extremitäteu, Frostbeulen etc. Auch die Colitis mucosa wurde günstig
beeinflusst. Besonders günstige Resultate lieferte die Behandlung einiger
Hautkrankheiten; auch in zwei Fällen von Lungenphthise erwies sich die
Behandlung erfolgreich.
2) Durch das dipolare sinusoidale Bad wird bei Gesunden eiue Herab-
setzung des Pulses und der Atmnngsfrcquenz erzielt. Bei Kranken wurde
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30
Bosckkk.
No. 2.
die Pulsfrequenz in 71 pCt. vermehrt; die psychische Disposition hatte
hierauf grossen Einfluss. Bei Kinderlähmungen von kürzerer Dauer und
Abwesenheit (?) von Entartungsreaktion wurde Besserung erzielt; keine
dagegen da, wo die Lähmung schon längere Zeit bestand und wo Ent-
artungsreaktion erhalten wurde. Immerhin wurde auch hier das Allge-
meinbefinden gebessert. Neurasthenische wurden im Gegensatz zu Hyste-
rischen gebessert; bei Ischias waren die Erfolge schwankend. Im Allge-
meinen ergab sieb, dass die sinusoidalen Bäder einen tonischen Einfluss
ausübten, Schmerzen linderten und dadurch den Schlaf verbesserten. Verf.
betont den psychischen Effekt und den Einfluss des Unbekannten bei dieser
Methode. Er schliesst: Das alternirende sinusoidale Bad hat seine Vor-
teile; es ist kaum wahrscheinlich, dass sein Gebrauch ein ausgedehnter
werden wird. Bernhardt.
A. Iliischke, Ueber eine eigenartige Form recidivirender, wandernder
Phlebitis an den unteren Extremitäten. (Aus der Universitätspoliklinik
f. Haut- u. Geschlechtskrankh. in Berlin.) Arch. f. Dermatol, u. Sypb.
Bd. 72, S. 39.
Bei dem 30jährigen, sonst gesunden Patienten bestanden an den Ober-
und Unterschenkeln und an beiden Fussrücken kutane und subkutane
schmerzhafte, meist längliche, flach erhabene, rote oder livide Knoten uud
als offenbare Reste von solchen bräunliche Pigraentirungen Die vielfach
netzförmige Anordnung und Gabelung der Gebilde, sowie ihre sichtbare
Beziehung zum Verlaufe der Venen Hessen deutlich einen Zusammenhang
mit diesen erkennen. Ebenso schienen auch kleinere, nur palpable, oft
rechenförmig angeordnete, in der Haut oder tiefer gelegene Knoten den
Venen anzugehören. Besonders auffällig war ferner eine diffuse, ganz
dunkle Cyanose der Füsse, die auch der Sitz äusserst heftiger Schmerzen
waren. Während der dreimonatlichen Beobachtung des Pat. bildete sich
ein Teil der Knoten zurück, indem sie noch für längere Zeit ein Infiltrat
in der Venenwandung hinterliessen; dafür treten an anderen Stellen ziem-
lich akut neue auf. Auch die Cyanose der Füsse und die Schmerzen
wechselten in ihrer Intensität. Allem Anschein nach waren die Venen
vorübergehend verlegt, erlangten aber immer ihre Durchgängigkeit wieder,
was dafür spricht, dass es sich um eine Entzündung bandelte, die haupt-
sächlich die Adventitia und Media, wenig die Intima betraf. — Nach An-
gabe des Kranken waren die Knoten zuerst vor etwa 9 Jahren aufgetreten,
damals nach einigen Wochen wieder vollständig verschwunden, dann aber
in unregelmässigen Zwischenräumen immer wiedergekehrt. Allerlei Um-
schläge und innerlich Arsen, Jodkalium, Chinin hatten keinen Erfolg. —
Der Fall hat einige Aehnlichkeit mit einem von E. Neisser als „wandernde
Phlebitis“ beschriebenen, der schliesslich unter Jod-Quecksilberbehaudiung
heilte. Ein gewisser Verdacht auf voraufgegangene Syphilis bestand auch
in dem hier mitgeteilten Falle. H. Müller.
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No. 2.
Grobe. — Gksrvoix. — Kaybkr.
31
8. Grosz, Zur Technik der intramuskulären Injektionen. (Aus dem
I. anatom. Institut der Universität Wien.) Arch. f. Dermatol, u. Syph.
Bd. 72, S. 66.
Nach Versuchen an Leichen bezeichnet Verf. als diejenige Zone der
Glutaealgegend, in der man dio besten Chancen hat, unangenehmen Zu-
fällen und Gefahren bei intramuskulären Injektionen zu entgehen, ein
Dreieck, dessen Reken liegen: 1. in der Verbindungslinie der beiden
Trochanteren und zwar in der Mitte zwischen Tuber ossis ischii und Tro-
chanter, 2. in derselben Sagittallinine und zwar in der Mitte zwischen
Punkt 1 und der Verbindungslinie beider Spinae anteriores superiores,
3. in der Höhe von Punkt 2 in der Mitte zwischen Trochanter und Crena
ani. — Es empfiehlt sich auch in diesem Gebiete, die Nadel nicht senk-
recht, sondern von aussen unten nach innen oben in den Muskel einzu-
stossen, damit man mit Sicherheit in der Substanz des M. glutaeus maximus
bleibt und der Flüssigkeit die Ausbreitung entlang der schrägen Faserung
derselben erleichtert. H. Müller.
Genevois, Les urethrites gonococciques chez les petits garcons. Rev.
mens, de mal. de l’enf. 1904, Aoüt.
Gonorrhoische Urethritis ist namentlich bei Knaben von 8—4 Jahren
und solchen von 9 — 12 Jahren mehrfach beobachtet worden. Während
bei jenen vielfach ein Missbrauch von Seiten älterer Frauen vorliegt,
handelt es sich bei diesen häutiger als angenommen wird um direkte In-
fektion durch Cohabitationsversnche. Daneben kommt indirekte Ueber-
tragung durch Schlafen in gemeinsamen Betten vor. Von Complikationen
findet sich am häufigsten Balanitis mit Oedeni des Präputiums und Phimose;
Lymphangitis am Penis, Urethritis posterior und Cystitis sind gleichfalls
beobachtet worden, während Epididymitis bei Knaben — wohl infolge der
geringeren Entwickelung und Tätigkeit der Hoden — seltener vorzukommen
scheint.
Mehrfach sind Verengerungen an verschiedenen Stellen der Harnröhre
zur Beobachtung gekommen. Bei einem von Kannon behandelten 2l[2 Jahre
alten Knaben war wegen mehrerer impermeabler Strikturen innere und
äussere Urethrotoroie nötig. Bei kleineren Kindern ist endlich auch die
gonorrhoische Conjunktivitis eine häufige Complikation.
Die Behandlung ist die gleiche wie beim Erwachsenen. Anfangs sind
Baisamica, nach Ablauf der akuten Eutzündungserscheinungen bei Kindern
von mehr als 8 Jahren Spülungen mit Kalium hypermanganicum (0,12 bis
0,25 : 1000), endlich Injektionen von Sublimat (1 : 25000) und der inner-
liche Gebrauch von Salol empfehlenswert. B. Marcuse.
Kayser, Ueber den Kaiserschnitt, nebst Bemerkungen zur anatomischen und
technischen Begründung des queren Fundalschnittes. Charite-Annalen.
XXVIII. Jahrg. Berlin 1904.
K. teilt drei Fälle von Kaiserschnitt mit, welche er in der kurzen
Spanne weniger Monate anszuführen Gelegenheit hatte. In allen Fällen
wurde mit bewusster Absicht eine verschiedene Technik sowohl der Nabt
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32
Kayukb.
No. 2.
wie der Schnittführuug angewendet. Im Anschluss an die Mitteilung dieser
Fälle unterzieht K. die wichtigsten Fragen der Indikationsstellung und
Technik des Kaiserschnittes einer äusserst lesenswerten Besprechung. Nur
die Hauptpunkte der interessanten Ausführungen können hier in Kürze
wiedergegeben werden: Die Hauptfrage der Technik des Kaiserschnittes
betrifft die Vermeidung bezw. die Beherrschung der Blutung. Auch heut-
zutage sind erfahrene Operateure genötigt, wegen drohender Verblutungs-
gefahr den Uterus zu entfernen. Wenn es auch gerechtfertigt ist, unter
zwingenden Umständen während der Schwangerschaft zu operiren, *o ist
es doch sicher am besten, erst nach Beginn der Wehen die Operation
auszuführeu und zwar am Ende der ersten Geburtsperiode. Es ist von
Wichtigkeit, beim Einschneideu des Uterus die Placenta zu vermeiden.
Trifft man die Placenta, so rät K., die getroffene Placenta, nach dem Vor-
schlag OLSHAUSEN’s, nach innen abzusebälen und das Kind zu extrahiren
und nicht, wie es neuerdings gesehen ist, die Placenta zu durchschueiden.
Kasche Schnittführung und rasche vollständige Entleerung des Uterus muss
das Hauptpriucip bei unserem operativen Vorgehen bilden. Dass wir bei
eintreteuder starker Blutung durch manuelle Compression der Ligg. lata
durch die Hände des Assistenten die Blutstillung wirksam unterstützen
können, unterliegt keinem Zweifel; von der Compression der Aorta, von
welcher wir zur Bekämpfung der Folgezustände schwerer Blutungen guten
Gebrauch machen, dürfen wir als Blutstillungsmittel bei der Uterusblutung
nach den allgemeinen Erfahrungen kaum eine besondere Wirkung erwarten.
Principiell empfiehlt K. beim Kaiserschnitt die Uterustamponade aus-
zuführen. — Das Nahtmaterial und die Nahtführuug sind wenig bedeutungs-
voll. Wichtig scheint nur, dass zwei Serien von Sutnren und zwar eine
oberflächliche und eine tiefe Nabtreihe gelegt wird. — Mit grosser Wärme
tritt K. für die Anwendung des Fritsch'schen Fundalschnittes ein. Seine
Ausführungen stützen sich hierbei u. a. auf die Ergebnisse eigener Unter-
suchungen über die Arterien des Uterus an injicirten und mit Röntgen-
strahleu durchleuchteten Präparaten. Die Begründung des queren Fnndal-
schnittes ergiebt sich: 1. aus der Wahrscheinlichkeit einer Vermeidung
der Placentarhaftfläche, 2. aus der Tatsache, dass der Uterus rasch ent-
leert, die Blutung leicht beherrscht werden kann und die Nahtapplikation
eine leichte ist, 3. aus dem jetzt zweifelsfrei nachgewiesenen queren Ver-
lauf der fundalen Gefässe. — Zum Schluss weist K. auf die Hypothese
Olshaosen’s hin, dass Frauen mit engem Becken unverhältnismässig viel
Knaben gebären. Er selbst beobachtete bei sämmtlichen Formen des
engen Beckens einen beträchtlichen Ueberschuss der Knabengeburten. Bei
Zusammenrechnung der von verschiedenen Autoren berichteten Zahlen ver-
fügen wir jetzt über ein für diese Frage statistisch wohl verwertbares
Material, aus dem sich im ganzen ebenfalls ein beträchtlicher Ueberschuss
von Knabengeburten beim engen Becken ausspricht. Die Olshausen’sche
Hypothese erfährt also in den tatsächlichen Beobachtungen eine Stütze.
Br. Wolff.
Einsendungen werden in die Adresse de« llorru (weil. Med. -Rat Prof. Dr. M, Bernhardt (Berlin W.
Französische Stresse 21) oder an die Verlagshmdiung ( Berlin .NW,, Unter den Linden 68) ei boten
Verleg von August Hirschwild in Berlin. — ■ Druck von L. Schumacher in Berlin N. 24.
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Centralblatt
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2ft Mark ; xu belieben
durch alle Buchhand-
lungen u. Poitanitalten*
für die
IdiciiMen Wissenschaften.
Unter Mitwirkung von
Profjbr. H. Senator, Prof. Dr. E. Salkowski, Pn
redigirt von /o
&
J/r
1905.
Prof. Dr. M. Bernhard
In Berlin.
91. Januar.
"o'
FEB 24 ]905 1
*
/ B rN ^. ß*
Inhalt: Erhei.y. Bau und Funktion des lymphatischen Apparates des
Darmes. — Walkür, Ueber die Steissdrüse. — Tanol, Stoffumsatz beim Säug-
ling. — Arr amow , Aorteuveränderung bei Syphilis. — Rörmöczi und Jabbniokr,
Feber die Jousset'sehe lnoskopie. — Rred, Regeneration des Kusses bei Sala-
mandern. — Hildrhrandt. Beitrag zur Leberchirurgie. — v. Beck, Behandlung
der Colitis. — Kbhhkdy, Behandlung der Venenerweituugeu. — Atkikb, Ueber
liastro-Jejunostomie. — Elscunig, Ueber Glaskörperabhebung. — Alexander,
Zur pathologischen Anatomie der angeborenen Taubhaut. — Ebstein, Ueber die
Tophi den Ohrmuschel bei Gicht. — Sabatieb, Ueber Erysipel des Larvnx. —
Dorbndobp. Ueber Lepra der Luftwege. — Rullmann, Abtötung der Tuberkel-
bacillen in der Milch. — Werner, Zur Formaldchyddesinfektiou. — Siegel,
Hydrotborax e vaeuo. — Feinschmidt, Ueber glykolytisches Ferment der Zellen.
— Hirschbl, Gesundheitsverhältnisse an 1000 Neugeborenen. — Sahli, Ein
Tascbenquecksilbermanometcr. — Bbibsaud und Bauer, Ueber spinale Meta-
merie. — Rydrl, Behandlung der Basedow’schen Krankheit. — K£noh und
Loubtb. Ueber vaskuläre Myopathie. — Burr und McCarthy, Ueber postero-
laterale Sklerose. — Dopt er, Facialislähmung bei basaler toxischer Meningitis.
— Ha asb, Ueber Lupus vulgaris. — Schindler, Lip schütz, Ueber Jothion.
— Sourrtban, Primärer Harnriihrenkrebs. — Akat, Zerbrochener Katheter in
der Blase. — Grlpkk, Behandlung der Nephritis. — Helnrold, Behandlung
der Retroflexio uteri.
A. Krdcly, Ueber die Beziehungen zwischen Bau und Funktion des lym-
phatischen Apparates des Darmes, Zeitschr. f. Biol. Neue Folge.
Bd. XXVIII, II. Heft.
Aus Ashek's crllularphysiologischcr Theorie der Lymphbildung, Dach
welcher OrgaDtätigkeit und Lymphbildung in engem ursächlichem Zusammen-
hang stehen, folgt ohne weiteres, dass ancb die Funktion der Lymph-
drüsen mit der Tätigkeit der Organe verknüpft sein muss. Verf. bat von
diesem Gesichtspunkte aus das morphologische Verhalten von ruhenden
und arbeitenden Lymphdrüsen am lymphatischen Apparat des Rattendarmes
untersucht. Bei der Untersuchung der arbeitenden Lymphdrüse wurde
specieli auch der Erfolg einer bestimmten vorausgegangenen Ernährungs-
weise ins Auge gefasst.
Es kommen nach den Angaben des VerL’s in der Darmzotte der Ratte
5 morphologisch verschiedene Lymphzellentypen vor, die nach jeder Er-
X LI 11. Jahrgang 3
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>,o« * *
PAUL 8 HOiBRR
MlDtCAL BoO*6
o-ar» t fit . . n y
34
WaI.KKH.
Tanol.
No. 3.
nährungsart io bezug auf Zahl der Zellen und relativen Häufigkeit der
einzelnen Arten ein ganz bestimmtes Verhalten zeigen* Bei intensiver
Zelltätigkeit oder bei lebhaftem Zellstoffwechsel der Darmschleimhaut,
wie sie Nahrung oder Reize hervorbringen, häufen sich „rotkörnige“ Zellen
und kleine Lymphocyten an, während bei geringer Darmtätigkeit Leuko-
cyten mit bläschenförmigem Kern vorherrschen. Die Lymphocyten spielen
bei der Fettresorption kaum eine Rolle. Gust. Emanuel.
4. W. Th. Walker, Ueber die menschliche Steissdrüse. Arch. f. mikr.
Anat. LXIV, 1, S. 121.
Die Glandula coccygea, die Verf. immer (auch beim Fötus) vorge-
funden hat, besteht im wesentlichen, beim Fötus nur, aus specifischeii
Zellen, welche von gewundenen Capillaren durchzogen werden. Postfötal
dringt Bindegewebe ein und es kommt zur Bildung einzelner Zellhaufen.
Im Alter verändert sich das Bindegewebe immer mehr, und einzelne Blut-
räume veröden. Die Drüse entspricht in ihrem Zellcharakter, in den nahen
Beziehungen zum Gefässapparat und im Fehlen eines Ausführungsganges
durchaus den „Drüsen ohne Ausfübrungsgang.“ Es ist daher auch bei
ihr eine innere Sekretion anzunehmen, S. F. Nicolai.
F. Tangl, Der Stoff- und Energieumsatz eines künstlich ernährten Säug-
lings. Pflüger’s Arch. f. d. ges. Phvsiol. Bd. 104, S. 453.
T. hat an seinem eigenen Kinde in zwei je viertägigen Stoffwechsel -
versuchen den organischen und anorganischen Stoffumsatz und den Energie-
umsatz ermittelt. Das Kind befand sich beim ersten Versuch in der 13.,
beim zweiten in der 20. Lebenswoche. Es wurde mittels des Bendix-
Finkelstein'schen Apparates Haru und Kot quantitativ gesammelt und
analysirt; als Nahrung diente Kuhmilch (Szekely’sche Kindermilch), deren
Zusammensetzung und Brennwert gleichfalls ermittelt wurde. Respirations-
Versuche wurden nicht gemacht.
ln beiden Versuchen nahm das Kind an Gewicht zu; im ersten pro die
um 50,2 g, im zweiten um 40,7 g. Die Ausnutzung der Nahrung war bei
dem schwächlichen Kinde (es wog nur 4,3 kg beim ersten, 5,3 kg beim
zweiten Versuche) genau so gut, wie bei kräftigen Kindern, indem die
organische Substanz der Nahrung im Mittel zu 95,5 pCt. ausgenutzt wurde,
der N zu 91,2 pCt., Gesammtfett zu 90,0 pCt., die chemische Energie zu
92,9 pCt.; der Asche nur zu 62,1 pCt., entsprechend der auch sonst beob-
achteten schlechten Aschenausnutzung bei künstlich ernährten Säuglingen.
Auch der N-Ansatz war so gut wie bei kräftigen Säuglingen, nämlich
18 bezw. 25 g Fleisch täglich. — Der relative physiologische Nutzeffekt
der Milch stellte sich niedriger als in Rubner-Heubner’s Versuchen; nach
einer Zusammenstellung T.’s braucht er nicht höher zu sein als beim Er-
wachsenen, und das nicht nur bei einem schwächlichen, sondern auch
beim kräftigen Säugling. — Die physiologisch nutzbare Energie betrug
119 Cal. im ersten, 100 Cal. im zweiten Versuche pro Körperkilo, das
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No. 3.
Abramow. — KrtRMörzi und Jahbniger.
35
sind 1C33 bezw. 1473 Cal. pro Quadratmeter Oberfläche. — Mit Aus-
nahme des Schwefels kam ein Ansatz aller anderen Mineralstoffe zu stände
(K, Na, Ca, Mg, CI, P), allerdings war er für die einzelnen Elemente ganz
verschieden. Entsprechend früheren Erfahrungen wurde Ca und P schlechter
verwertet als beim mit Muttermilch ernährten Säugling. Die absolute
Menge des angesetzten Kalks pro Körperkilo entsprach der beim Brust-
kind beobachteten.
Im allgemeinen verhielt sich das schwächliche Kind, was Ausnutzung
und Verwertung der Nahrung betrifft, wie ein kräftiges gleich genährtes.
A. Loewy.
Abramow, Geber die Veränderungen der Aorta bei Syphilis. Virchow’s
Arch. 1904, Bd. 178 (3), S. 406.
An den Aorten von sechs syphilitischen Personen fand Verf. neben
Verdickung der Intima durch spindelförmige Elemente in Adventitia und
Media zeitige Infiltrationen, welche sich meist an die Vasa vasorum an-
schlossen. In allen drei Häuten können in den Zellwucherungen sklero-
sirende, vernarbende Processe auftreten, wobei die Muskelfasern und das
elastische Gewebe der Media zu Grunde geht. Ganz dieselben Verände-
rungen, nur mit quantitativen, nicht qualitativen Unterschieden, fand Verf.
auch häufig an atheromatösen Aorten bei Individuen, die keine Spur von
Syphilis aufwiesen. Verf. hält daher die Mesaortitis productiva nicht für
specifisch syphilitisch. Der Syphilis sind von Aortenerkrankungen nur die
gummösen mit Sicherheit zuzurecbnen. Die Syphilis kann daher auch
keine so grosse Rolle in der Aetiologie des Aortenaneurysmas spielen, wie
viele Kliniker und Pathologen annehmen. Beitzke.
E. Körmöczi und K. Jassniger. Der praktische Wert der Jousset’schen
Inoskopie. Orvosi Hetilap 1904, No. 2.
Unter Inoskopie verstehen wir das von JOUSSKT empfohlene Verfahren,
mit dessen Hülfe das in pathologischen Exsudaten und im Blute ent-
standene Fibrin auf Bakterien, besonders auf Tuberkelbacillen untersucht
wird. Das Verfahren wird nach zwei Methoden ausgeführt. Die eine Me-
thode dient für leicht gerinnende Flüssigkeiten: wie Blut, Brust- und
Bauchhöhle-Exsudaten, die andere für schwer oder überhaupt nicht ge-
rinnende Flüssigkeiten: wie Cerebrospinalflüssigkeit, Urin etc. Da letztere
Methode ihrer Umständlichkeit halber für die Praxis ungeeignet ist, prüften
Verff. bloss die erstere Methode. Das Wesen des Verfahrens besteht darin,
die Gerinnsel (beim Blut) oder die Fibrinflocken (bei Exsudaten), in denen
die Bacillen eingeschlossen sind, unter Einwirkung fibrinlösender Flüssig-
keit in eine homogene Masse umzugestalten und dann zu centrifugiren.
Im Niederschlag finden sich die Bacillen vor. Als fibrinlösende Flüssigkeit
bewährt sich die Lösung von Pepsinen, Salzsäure, Glycerin und Fluornatrium
in destillirtem Wasser. Das ganze Verfahren kann — die mikroskopische
Arbeitszeit mit inbegriffen — in 24 Stunden beendigt werden. Mit diesem
Verfahren erreichte JoüSSKT vorzügliche, in vieler Hinsicht wahrlich
3*
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36
Rkkd. — Hii.dcbbandt.
No. 3.
frappante Erfolge, die aber Verff. auf Grund ihrer eigenen Untersuchungen
nicht bestätigen können. Nur in einer geringen Zahl der Fälle gelang
der Nachweis der Tuberkelbacillen (von 8 Tbc. -Fällen 3mal, bei 4 Fällen
von Tbc.- miliaris lmai im Blut, bei 2 Ascites-Flüssigkeit nicht einmal),
obzwar eben zur Beurteilung der Vorteile des Verfahrens die günstigsten
Tbc. -Fälle ausgewählt wurden. Infolgedessen kann das Verfahren nicht
in jedem Fall als zum Ziele führend betrachtet werden. J. Hönig.
M. A. Reed, The regeneration of a whole foot from the cut end of a leg
containing only the tibia. Arch. f. Entwickelungsmechanik. Bd. 17, I,
S. ISO.
Wenn von dem Hinterbein des Salamanders die Fibula entfernt worden
ist, ohne die übrigen Knochen zu verletzen, und der untere Teil des Beines
später in der Tibia abgeschnitteu ist, bringt der regenerirte Teil einen
ganzen Fuss mit fünf Zehen sowie das distale Ende der Fibula hervor,
das allein vom Material gebildet wird, welches aus dem abgescbnittenen
Ende der Tibia hervorgesprosst ist. Joachimsthal.
Hildebrandt, Beitrag zur Leberchirurgie. Deutsche Zeitschr. f. Ohir.
Bd. 67.
H. berichtet über 3 Fälle von Leberabscess : 1. Bei einem akuten
Gallensteinanfall wird die prallgefüllte Gallenblase eröffnet, ohne dass
man einen Stein findet. Die Fistel secernirt reichlich und zwei Monate
später wird eine grosse Zerfallshöhle zwischen der ringsum verwachsenen
Pleura und rechtem Zwerchfell freigelegt, mit etwa 1 1 Inhalt. Es handelt
sich um einen Leberabscess. der in die bereits abgekapselte Pleura durch-
gebrochen war. Der Stein wurde einige Tage später mit dem Stuhl ent-
leert. Pat, ist völlig geheilt. 2. Die beiden folgenden Fälle sind in ihrer
Aetiologie unklar geblieben. 6 Jahre vor der jetzigen Erkrankung lag
eine Blinddarmentzündung. Die jetzige Krankheit setzt mit heftigen Leib-
und Kreuzschmerzen ein, 37 — 38°, wenig Ikterus, Leber handbreit den
Rippenraud überragend, ausserdem eine fluktuirende Geschwulst im Epi-
gastrium. (Echinococcus kommt in Basel fast garnicht vor.) Eis werden
zwei Abscesshöblen freigelegt; die eine im Leberparenchym, die andere
extraperitoneal vor der Gallenblase. Die Herkunft der Abscesse ist wohl
der Darm; Gallensteine waren nicht nachzuweisen. 3. Die Patientin ist
5 Monate krank; es bestehen heftige Schmerzen, Ikterus, Leber gross und
hart, Ascites, Oedem. Im Epigastrium ist deutliche Fluktuation. Bei der
Incision zeigt sich die Leber blass, mit vielen Knoten, es wird 1 1 braune
Flüssigkeit entleert; wegen ungenügenden Abflusses wird eine zweite In-
cision in der rechten Axillarlinie, 9. Intercostalraum, gemacht; beide
Oeffuungen communicireu quer durch die Leber. Weiterhin wird wegen
Annahme eines Hepaticussteines laparotomirt, ohne den Stein zu finden.
Patientin ist noch in Behandlung. Unger.
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No. 3.
v. Bkck. — Kbmxkdt. — Atkiks. — Et-sctnnr.
37
B. v. Beck, Die chronische Colitis und ihre Behandlung auf Grund
chirurgischer Erfahrungen. Arcb. f. klin. Chir. 74. Bd., I. H., S. 94.
Die chronische Colitis beruht meistenteils anf Erkrankungen der
übrigen Bauchorgane, wie chronischer Appendicitis, Cholecystitis, Erkran-
kungen der weiblichen Adnexe etc. Mit der operativen Heilung dieser
Grundleiden verschwindet auch die Colitis. In äusserst hartnäckigen
Fällen von Colitis, welche den symptomatisch-diätetischen Maassnahmen
trotzten, muss die operative Ausschaltung des ganzen Colon mittelst
Enteroanastomosis ileo-flexurae sigmoideae vorgenommen werden. Die mit-
geteilten Krankheitsgeschichten sprechen für diese Behandlungsmethode;
eine nachteilige Wirkung auf die Verdauung besteht nach der Operation
in keiner Weise. Peltesohn.
R. Kennedy, On the remote results of operations for varicose veins of
the lower extremities. Brit. med. journ. 1904, 29. Oct.
K. behauptet, dass die Varicenbildung am Unterschenkel meistens auf
einer angeborenen lncontinenz der Venenklappen d. ven. saph. beruht. Die
beste Operation ist die Entfernung nicht nur der Varicen, sondern auch
des Stammes der Vene am Oberschenkel. Philipsthal.
T. G. Atkilts, Remarks on the value of gastro-jejuuostomy and jejuno-
jejunostomy in cases of chronic gastric ulcer. Brit. med. journ. 1904,
29. Oct.
A. empfiehlt bei Gastroenterostomien wegen chronischen Magengeschwürs
die Anlegung einer Jejuno-Jejunostomie, um der Entstehung eines Circulus
vitiosus vorzubeugen. Er hat die Methode in 17 Fällen mit Erfolg ange-
wendet. Philipsthal.
Elschnig, Ueber Giaskörperabhebung. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk.
XLII., II., S. 529.
E. hat im ganzen 17 Bulbi mit Myopie von 2 bis über 30 D., und
5 Bulbi mit atypisch-myopischer Refraktion — Staphylombildung nach
innen, oben oder unten, oder Colobom am Sehnerveneintritte — untersucht.
Nur an 4 Augen fand sich eine scheinbare Glaskörperablösung, d. h. ein
ballenförmiger Glaskörper an Linse und Oragegend haftend, der Bulbus-
raum von klarer, klare Flocken suspendirt enthaltender Flüssigkeit gefüllt.
Bei genauem Zusehen aber konnte man bemerken, dass zarte, glaskörper-
ähnliche Massen an der Netzhaut allenthalben anhaften, und die mikro-
skopische Untersuchung bestätigt es, dass die mehr oder weniger deutlich
ausgeprägte Grenzhaut des Glaskörpers mit Glaskörperresten an der Netz-
haut anhaftet. Dieser Befund stimmt genau überein mit dem, was v. Arlt
als Glaskörperverflüssigung geschildert hatte. Die Annahme von Iwanoff,
dass in Augen mit Staphyloma posticum intra vitam recht häufig Glas-
körperablösung vorkomme, ist hierdurch widerlegt. Horstmann.
r
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38
Ai.*x*xr>En. — Ebsteik.
No. 3.
li. Alexander, Zur Pathologie und pathologischen Anatomie der con-
genitalen Taubheit. Arch. f. Ohrenheilk. 01. Bd., S. 183.
Als das Ergebnis der die Felsenbeine eines 35jährigen Taubstummen
betreffenden Untersuchung A.’s ist zu verzeichnen: Beiderseitige Atrophie
(Hypoplasie) des N. octav. in Stamm und Aesten sämmtlicher Ganglien
dieses Nerven und zwar in der Pars infer. labyr. hochgradiger als in der
Pars super. Atrophie der statischen Nervenzellen (Macul. utriculi und
sacculi, Cristae ampulläres), des Oorti’schen Organes, herdförmige Atrophie
und Degeneration des Lig. spir., der Stria vascul., der Crista spir. und der
Corti’schen Membran. Beiderseitige Missstaltung des oberen Teiles (Mittel-
und Spitzenwindung) des häutigen Schneckenkanals und abnorm gestalt-
liche Entwickelung der Schneckenganglien mit partiellem Ausbleiben des
spiralen Verlaufes und beiderseitigen Entwickelungsheromung der Schnecken-
kapsel: Defekt der Lamina spiral is ossea, der knöchernen Spindel etc. Die
beschriebenen Veränderungen sind, nach Verf., unzweifelhaft als congeni-
tale aufzufassen und zwar müsse man annehmen, dass die Momente, durch
welche die Schnecke in der Entwickelung gestört wurde, im Laufe des
zweiten oder im Anfang des dritten Fötalmonats zu einer Hemmung in
der Weiterentwickelung der Schneckenkapsel geführt haben. Entsprechend
dieser Entwickelungsheramung der Schneckenkapsel sei auch die Entwick-
lung des Ganglion spirale gehemmt worden. Auch die Papilla basilar.
(Corti’sches Organ) zeigte sich auf einem dem 2. — 3. Monat entsprechen-
den embryonalen Wacbstumsstandpunkt zurückgeblieben. Der Umstand,
dass im Gegensatz zu diesen Veränderungen im akustischen Teil des
Labyrinthes der vestibuläre Teil nur feine Veränderungen an den Nerven-
endstellen der Säckchen und an der Cristae ampulläres und besonders an
den regionären Nervenästen und Ganglien bei vollkommener Intaktheit der
knöchernen Teile aufwies, deutet auf eine Uebereinstimmung des Befundes
im vorliegenden Falle mit dem anatomischen Verhalten bei Tanzmäusen
und Verf. hält es deshalb nicht für ausgeschlossen, dass es sich bei diesen
Taubstummen wie bei den Tanzmäusen um eine ererbte Erkrankung
handelte. Schwabach.
Ebstein, Ueber die differentielle Diagnose der gichtischen Tophi der Ohr-
muschel. Deutsches Arch. f. klin. Med. LXXX., S. 91.
E. berichtet über 3 Beobachtungen, welche zeigen, dass bei Rheuma-
tikern, erblich gichtisch Belasteten und bei Individuen, welche an typi-
scher uratischer Gicht leiden, gelegentlich Knötchenbildungen an den Ohr-
muscheln Vorkommen, welche den sonst an denselben bei der Gicht häufig
vorkommenden gichtischen Veränderungen nicht entsprechen; denn die-
selben sind nicht, wie die gewöhnlichen typischen Tophi der Ohrmuscheln
in der Haut oder in dem Unterhautbindegewebe lokalisirt, sondern liegen
im Ohrknorpel selbst und enthalten auch kein uratisches Material. Verf.
hielt es für naheliegend, diese Veränderungen am Öhrknorpel in Parallele
zu stellen mit den von Rokitansky beschriebenen warzenartigen Excres-
cenzen an den Gelelenkknorpeln, den Luftröhren- und Bronchialringen.
Schwabach.
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No. 3.
Sabatier. — Dorexdore. — Rcli.mann. — Werner.
39
Sabatier, L’Erysipele primitif phlegmoneux du larynx. Arch. gener. de
med. 1904, No. 25.
Yerf. teilt eioeu Fall von Erysipelas des Larynx bei einem kräftigen
i^andmann mit. Es bandelt sich um eine reine Streptococcusinfektion.
Der Tod trat, nachdem die Tracheotomie eine viertägige Besserung herbei-
geführt hatte, plötzlich mit heftiger Temperatursteigerung am 5. Tage
unter heftigen Delirien und sich wiedereinstellender Dyspnoe ein. Es
bandelte sieb nicht um eine Lungencomplikation, sondern um eine Gene-
ralisirung der Streptokokkeninfektion; das Herz erlahmte und unter heftigen
Diarrhoen ging der Kranke zu Grunde. W. Lublinski.
Dorendorf, Ein Beitrag zur Lepra der oberen Luftwege. Arch. f. Laryng.
u. Rhinol. Bd. 16, H. 1.
Yerf. kommt auf Grund seiner Untersuchungen auf den kanarischen
Inseln zur Bestätigung der allgemein anerkannten Häufigkeit der Nasen-
erkrankung bei Lepra, insofern als von 35 Kranken nur 2 Veränderungen
der Nase vermissen lassen. Die erst seit kurzem Leprösen boten auch die
geringsten Veränderungen? der Nase dar. Keiner bei dem der Mund, der
Rachen und der Kehlkopf erkrankt waren, batte nicht auch Nasenlepra.
Dass diese die erstere war, liess sich bei einigen Kranken aus den wenig
entwickelten Veränderungen am Rachen und Kehlkopf gegenüber dem Spät-
stadium in der Nase erkennen, ln anderen Fällen mit früher Nasen-
erkrankung waren Mund, Rachen, Kehlkopf normal oder nur geringfügig
erkrankt. Dass die Weiterverschleppung der Lepraerreger auf den Lymph-
wegen zu stände komme, glaubt Verf. bejahen zu müssen; ebenso ist er
der Hypothese geneigt, dass bei der Lepra die Schleimhaut der oberen
Luftwege und speciell die Nasenschleimhaut als ein besonders häufig be-
nutzter Infektionsweg anzusehen ist. W. Lublinski.
W. Kulimann, Ueber die Abtötung von Tnberkelbacillen in erhitzter
Milch. Münch, raed. Wochenschr. 1904, No. 12.
Entgegen Hesse, welcher die Milch durch Aufschwemmung von
Tuberkelbacillenreincultur inficirte und fand, dass ein 20 Minuten währen-
des Erhitzen auf 60° C. hinreicht, um Tuberkelbacillen in der Milch abzu-
töten, stellte R., der die Milch mit Phthisikersputum inficirte, fest, dass
zn einer sicheren Abtötung der Tuberkelbacillen in der Milch eine ein-
stündige Erhitzung auf 68° C. erforderlich ist. Die hiernach schnell ab-
gekühlte Milch soll sich im Geschmack nicht oder nur sehr wenig von
roher Milch unterscheiden. H. Bise hoff.
G. Werner, Zur Kritik der Formaldehyddesinfektion. Arch. f. Hyg. 1904,
Bd. 50, H. 4.
W. hat in ausgedehnten Versuchsreihen, die neuerdings gegen die
Formaldehyddesinfektion erhobenen Einwände von Spengler, welcher fand,
dass Tuberkelbacillen gegen Formaldehyd eine geradezu specifische Re-
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(ioogl
40
WzRttliK.
No. 3.
sistenz besitzen, und von Roemer, der in vier Pesinfektionsversuchen fest-
stellte. dass bei nachträglicher Abspülung oder längerem Verweilen der
Testobjekte in Ammoniakwasser völlig andere Resultate erhalten werden,
nach denen die bisher erhobenen günstigen Befunde als Scheinerfolge zu
bezeichnen sind, experimentell nachgeprüft. Die Befunde von Spengler,
der für die Züchtung der Tuberkelbacillen den von Hesse empfohlenen
Heydenagar wählte und dem die künstliche Züchtung sicherere Resultate
gab als der Tierversuch, konnte W. nicht bestätigen, vielmehr machen es
seine Angaben wahrscheinlich, dass sich Spengler täuschen Hess, indem
er da, wo bei Klatschpräparaten eine Häufung von Tuberkelbacillen ge-
funden wurde, eine Vermehrung auf dem Nährboden annahm; derartige
Häufungen sind aber, wie Con troll präpaparate zeigten, so zu erklären, dass
an den betreffenden Stellen bacillenreiche Bröckelchen zum Ausstrich ge-
langt sind. Es kann somit zur Zeit für die erfolgte oder ausgebliebene
Abtötung der Tuberkelbacillen nur der Ausfall der Tierimpfuug heran-
gezogen werden. Die Forderung von Roemer dagegen, dass eine völlig
sichere Neutralisation durch Ammoniak durchzuführen ist, hat ihre Be-
rechtigung, wenn auch, da es bei Infektionsversuchen allgemein üblich ist,
nach Beendigung des Versuches durch EinleiteA von Ammoniak völlige
Desodorisation zu bewirken, ein so ausschlaggebender Einfluss einer nun
nachfolgenden Behandlung mit Ammoniakwasser nicht zugeschrieben werden
kann. Dagegen stellt W. mit vollem Rechte die Forderung, dass die Test-
objekte bedeutend länger beobachtet werden, als das vielfach der Fall ist.
Einige begnügen sich mit einer Beobachtung von 4 — 6 Tagen, die Mehrzahl
hat nicht über 10 Tage die Froben beobachtet. W. fordert, dass die Test-
objekte mindestens 30 Tage lang controllirt werden, da er vielfach noch
nach 12 — 16 Tagen, aber auch nach 20 Tagen, je einmal sogar am 29.
bezw. 32. Tage eine Auskeimung constatiren konnte. Trotz dieser ver-
schärften Versuchsbedingungen hatte W. recht befriedigende Resultate. Bei
hohen Temperaturen, 20 — 25° C., wurden Staphylokokken, Milzbrandsporen
und Tuberkelbacillen, sobald die Keime offen zugängig waren, mit Sicher-
heit abgetötet. Bei Temperaturen um oder unter 10° war der Desinfektions-
erfolg vornehmlich gegen an Seidenfäden angetrocknete Milzbrandsporen
sehr unsicher. Im Winter ist daher eine Heizung des Zimmers erforder-
lich, wobei aber gleichzeitig berücksichtigt werden muss, dass gegen die
Umgebung wesentlich stärker erwärmte Flächen nicht desinficirt werden
wegen der relativen Trockenheit der bestreichenden Luft, und dass Heizungs-
anlagen, besonders Oefen, mit Abzugsrohr in erwärmtem Zustande einen
namhaften Abdichtungsfehler darstellen. Die für eine wirksame Desinfektion
erforderlichen Formaldehydmengen giebt W. wesentlich höher an, als das
seiner Zeit von Flügge geschehen ist, er fordert 6 g Formaldehyd auf
1 cbm mit siebenstündiger Einwirkungsdauer. Dass tatsächlich diese Con-
centration erreicht ist, ist durch Prüfung der Stammlösung zu controlliren,
da die gelieferten Formaldehydlösungen vielfach den Voraussetzungen,
welche für Aufstellung der Tabellen zu Grunde gelegt worden sind, nicht
entsprechen. Werden die erforderlichen Kautcleu, gute Abdichtung, Tem-
peratur, Formaldehydmenge und Einwirkungsdauer, beobachtet, so ist die
Formaldehyddesinfektion wohl im stände das zu leisten, was für die
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No. 3.
5 IK.fi KL
41
Seuchenbekämpfung von einem wirksamen Desinfektionsverfahren erwartet
werden muss. Dass nichts Ungebürliches erwartet werden darf, dass
nicht zu fordern ist, dass das Desintirienz in die Tiefe dringt und dicke
Schmutzanhäufungen desinficirt, muss berücksichtigt werden. Geschieht
dies, so wird die Formaldehyddesinfektion wegen der bequemen Ausführ-
barkeit und Zuverlässigkeit sich voller Anerkennung erfreuen.
H. Bischof f.
M. Siegel, Zur Frage des Hydrothorax e vaeuo. Wiener klin. Wochen-
schrift 1904, No. 18.
Die Frage, ob es einen Hydrothorax e vaeuo giebt, ist von ver-
schiedenen Seiten verneint worden, lässt sich aber, wie auch der nach-
stehende Fall zeigt, nicht ohne Weiteres leugnen. Es handelt sich um
einen 50jährigen Mann, Potator, der unter Erscheinungen heftiger Atemnot
erkrankte. Die Untersuchung ergab kurz folgendes: Aorten- und Mitral-
insufficienz, Myocarditis; links hinten, etwa von der Mitte der Scapula an,
nach unten zunehmende Dämpfung, die nach vorn unmittelbar in die Herz-
dämpfung übergeht, über dem Dämpfungsbezirk kein Atemgeräusch hörbar,
Fremitus abgeschwächt. Leichte Cyanose, Gedern der unteren Rumpf-
partien und Extremitäten; linke Pupille weiter als die rechte, beide auf
Licht reagirend. Urin frei von Eiweiss und Zucker. Aus dem weiteren
Krankheitsverlaufe sei hervorgehoben, dass der Zustand im ganzen der-
selbe blieb, dass aber über der Dämpfung sich deutlich inspiratorische
Einziehungen der Intercostalräume zeigten. Bei einer Probepunktion wurde
eine trübe, leicht hämorrhagisch gefärbte Flüssigkeit entleert, die zahl-
reiche unveränderte rote Blutkörperchen und polynukleäre Leukocyten ent-
hielt Die Dämpfung nahm allmählich zu, und unter Erscheinungen eines
Lungeninfarkts ging Pat. zu Grunde. Die Obduktion ergab ausser Aorten-
und Mitralinsufhcienz ein Aneurysma im absteigenden Teil der Brustaorta
mit Stenose des linken Hauptbronchus; Hydrothorax, links ca. 3, rechts
'/* Liter, hämorrhagischer Lungeninfarkt des rechten Unterlappens.
Was zunächst das Aortenaneurysma betrifft, so war dasselbe intra
vitam kaum zu diagnosticiren, da alle bekannten physikalischen Zeichen
fehlten; der einzige Anhaltspunkt war die Pupillendifferenz, die wohl auf
einer Gompression des Sympathicus beruhte. Eine Pleuritis exsudativa
war angenommen worden, weil die Punktionsflüssigkeit polynukleäre Leuko-
cyten enthielt, die, im Gegensatz zu Transsudaten, für Exsudate charak-
teristisch sind; die Obduktion ergab in der Tat neben dem Hydrothorax
entzündliche Veränderungen. Was nun den Hydrothorax betrifft, so ist
derselbe nur als ein Hydrothorax e vaeuo zu erklären. Die Stenose des
linken Hanptbronchus hatte eine Atelektase der linken Lunge bedingt, die
Lunge war collabirt. Der zwischen collabirter Lunge und der starren
Thoraxwand entstehende freie Raum war nicht, wie wohl sonst, durch die
hypertrophische andere Lunge oder durch vikariirendes Emphysem oder
durch Hinaufdrängen des Zwerchfells ausgefüllt worden, sondern hatte aus
den Gefässen Flüssigkeit angesaugt. In ähnlicher Weise erklärt man sich
ja das Hydropericardium e vaeuo, das in der Schädelhöhle und dem
Wirbelkanal vorkommende Oedema e vaeuo u. s. w. Sehr auffallend sind
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42
FüiMucinfrnT. — Hikschbi,.
No. 3.
endlich noch die inspiratorischen Einziehungen. Bei starken Ergüssen,
wie hier einer vorlag, sieht man sonst gerade das Entgegengesetzte, näm-
lich Verstrichensein der Intercostalräume. Gerade dieses sehr auffallende
Verhalten hätte darauf hinweisen müssen, dass es sich hier um keinen
gewöhnlichen pleuritischen Erguss bandelte, sondern um eine Stenose des
Hauptbronchus. Diese Slenose des Bronchus im Verein mit der erwähnten
Pupillendifferenz hätte vielleicht die Vermutung eines Aortenaneurysmas
nahelegen können. K. Kronthul.
J. Feinschmidt, Enthalten die tierischen Zellen ein Zucker zerstörendes
Ferment? Fortschr. d. Med. 1901, No. 22.
Bei seinen Untersuchungen über ein zuckerzerstörendes Ferment in
tierischen Zellen, welche mit Pankreas, Leber und Muskeln angestellt
wurden, kommt Verf. zu folgenden Resultaten:
1. Aus Pankreas, Leber und Muskeln lässt sich mit Hülfe der Buchner-
schen Presse ein Saft gewinnen, welcher Zucker in intensiver Weise zu
zerstören vermag. Dabei ist sorgfältig darauf geachtet, dass die Versuche
steril verlaufen sind.
2. Geringere Zusätze von Chloroform resp. Toluol lassen die Flüssig-
keit steril, ohne die Glykolyse aufzubalten. Grössere Zusätze von Anti-
septicis hindern die Glykolyse.
3. Unter Wasserstoffgas geht die Glykolyse stärker vor sich, als bei
gewöhnlicher Atmung.
4. Bei der Glykolyse entsteht Kohlensäure, Alkohol und Säuren.
5. Die Alkoholbildung ist in einzelnen Versuchen ziemlich gross, in
anderen sehr gering gewesen.
6. Eine sofort beginnende Gährung, wie sie Stoklasa beobachtet hat,
konnte nur selten in vorliegenden Versuchen constatirt werden, ln der
Regel begann die Gährung in den Gemischen nach 3 — 3 Stunden, wie das
Aufsteigen von Gasblasen bewies.
7. Durch Alkohol und Aether gelang es, das Ferment aus den Press-
säften zu isoliren. Beim Vergleiche der Wirkung von einer bestimmten
Menge Presssaftes mit der von einer entsprechenden Quantität isolirten
Fermentes stellte sich heraus, dass im Fermentzuckergemisch die Spaltung
früher beginnt, früher zu Ende kommt und intensiver verläuft.
Carl Rosenthal.
11, Hirschei, Bericht über die Gesundheitsverhältnisse bei 1000 Neuge-
borenen in den den ersten Lebenstagen. Arch. f. Gynäkol. Bd. 69,
S. 702.
Verf. berichtet über die Gesundheitsverhältnisse von 1000 in der
Prager geburtshülflichen Klinik geborenen Kiudern bis zum Tage ihrer Ent-
lassung, durchschnittlich dem 8. — 10. Lebenstage. Die Kinder erhielten
8 — 10 Stunden nach der Geburt zum ersten Male die Brust, wurden dann
tagsüber Sstündlich, Nachts 4stündlich angelegt. Am Tage der Entlassung
hatten 520 Gewichtszunahme, 440 Gewichtsabnahme, 40 das gleiche Ge-
wicht wie bei der Geburt. Unter den 440 Miuuskindern waren 30 er-
krankt, 45, deren Mütter unzureichende Nahrung hatten. Nach Abzug
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No 3.
Sahli.
43
dieser 75 Rinder bleiben also 365 = 1/s aller Verpflegten mit Gewichts-
abnahme. Einen deutlichen Einfluss auf das Gedeihen der Kinder lässt
der Ernährungszustand der Mütter erkennen; diejenigen Mütter, welche
wenigstens 10 Tage vor der Entbindung in die Anstalt eintraten und die
gute Verpflegung derselben genossen, gebaren durchschnittlich kräftigere
Kinder als die übrigen und 2/s dieser Kinder zeigten bei der Entlassung
Gewichtszunahme. — Von den 1000 Kindern der Zusammenstellung ent-
fallen 543 auf Erst-, 457 auf Mehrgebärende; dagegen hatten 281 Kinder
von Multiparen und nur 279 von Primiparen Gewichtszunahme. —
Von bis 20 Jahre alten Müttern stammten 110 Minus- und 134 Plus-
Kinder, von 20 — 30jährigen Müttern 275 Minus- und 368 Plus-Kinder,
von 30— 40jährigen 47 Minus- und 54 Plus-Kinder. Die Frage, ob Knaben
oder Mädchen in den ersten Lebenstagen besser gedeihen, liess sich aus
den Beobachtungen nicht entscheiden. — 617, also über die Hälfte der
Kinder hatten ein Anfangsgewicht von 3000 — 4000 g. Von diesen zeigten
369 am Ende des Anstaltsaufenthalts Gewichtszunahme, 248 -Abnahme.
Bei den Kindern mit 2000 — 3000 g Anfangsgewicht waren ungefähr gleich
viele Plus- und Minus Kinder. — Der durchschnittliche physiologische Ge-
wichtsverlust betrug ca. 200 g, über 250 g belief er sich bei 35 Plus- und
32 Minus-Kindern, über 300 g bei 20 Plus- und 90 Minns-Kindern. Wo
ein bedeutendes Gewicht bei der Entlassung resultirte, ging fast nie ein
beträchtlicher Verlust vorauf. Kleiner als 100 g war die physiologische
Gewichtsabnahme nur in 4 Fällen; 3 dieser Kinder waren in Beckenendlage
geboren und hatten schon unter der Geburt reichlich Meconium entleert.
— Durchschnittlich war der 4. oder 5. Lebenstag derjenige, an welchem
das Gewicht am geringsten war. — lkterische Färbung fand sich in 200
von 289 untersuchten Fällen, 39 mal war der Ikterus dabei stark ausge-
prägt, und zwar bei 4 Plus-, 35 Minus-Kindern, von diesen letzteren hatteu
31 Enteritis und Dyspepsie. Die Plus-Kinder, wenn auch nur leicht
ikterisch, hatten nie hohe Gewichtszunahme. — Syphilitisch waren
25 Mütter, 19 Kinder dieser Inflcirten hatten Gewichtsabnahme, nur
6 -Zunahme. — Die Annahme, dass Zangenentbindungen, Gesichtslagen
sowie Asphyxie einen schädlichen Einfluss auf das Gedeihen des Säuglings
ausüben, fand sich in den Beobachtungen nicht bestätigt. Auch dass hoch
und andauernd Fiebernde schlechte Ammen sind, lässt sich aus der Zu-
sammenstellung nicht entnehmen. Stadthagen.
Sahli, Ueber compendiüse, leicht transportable Taschenquecksilbermano-
meter zu klinischen Zwecken, speciell zur Spbygmomanoractrie. Nebst
Bemerkungen über eine Verbesserung der Riva-Rocci’schcn Manschette.
Deutsche med. Wochenschr. 1904, No. 48.
Die exakten Quecksilbermanometer (Gärtner, Riva-Rocci) sind für
den Gebrauch des praktisclien Arztes zu schwer transportabel, bei den
allerdings compendiösen, daher leicht transportablen Metall kapselmano-
nietern (v. Basch-Potain) erhält man dagegen schon nach kurzer Zeit
unbrauchbare Werte. Diesen Uebelständen abzuhelfen, giebt Verf. ein
Quecksilbermanometer an, das sich derart (zerlegen lässt, dass inan es ge-
r
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44
Beiseadd und Baue». — Rtoel. — Rekon und Lodete.
No. 3.
füllt bequem bei sich tragen kann. Es kann in gleicher Weise mit der
v. Basch- Potain’schen Pelotte, wie mit der Riva-Rocci’schen Manschette
oder mit dem Ring des Gärtner’schen Tonometers verbunden werden, so
dass alle diese Instrumente dadurch zu Tascbeniustrumenten werden.
Die vorgexchlagene Verbesserung der Riva-Rocci’schen Manschette be-
steht darin, dass das Schliessen statt durch das mühsame und langdauernde
Anziehen zweier Schrauben durch einen einfachen Hebeldruck geschieht.
Alkan.
E. Brissaud und A. Kauer, lieber die spinale Metamerie in Bezug auf
die Lokalisationen der Amyotrophien. Centralbl. f. inn. Med. 1903,
No. 10.
Die Verff. wenden sich gegen Ferranini, der durch Amputationen
und Desarticulationen von Gliedraaassen bei Hunden und nachträgliche
Untersuchungen der Rückenmarkszellen nachzuweisen suchte, dass die an
der Peripherie vorhandenen klinischen Erscheinungen in segmentärer An-
ordnung bestimmten Segmenterkrankungen des Rückenmarks entsprechen.
Vor allem bezieht sich das von den Verffn. aufgestellte Schema der Meta-
merie nur auf die Sensibilität und ist nicht ohne weiteres auf die Moti-
litätsstörungen und Muskeln zu übertragen. Die Entwickelung der Knochen
geschieht nach Metameren; aber nicht die der Muskeln, welche sich zum
grossen Teil nicht den Segmenten des Knochengerüstes in segmentären
Schichten anordnen. Auch konnten die Verff. durch Zerstörung von Glied-
teilen nachweisen, dass selbst dadurch eine gewisse Regelmässigkeit in der
Anordnung der atrophischen Zellen im Rückenmark und ihrer Höhe zu
erweisen ist. S. Kalischer.
A. Rydel, Zur „Rodagen“-Bebaudlung der Basedow’schen Krankheit.
Charite-Annalen. 27. Jahrg. 1903.
R. teilt seine Erfahrungen über die Behandlung der Basedow’schen
Krankheit mit Rodagen mit, die sich auf der thyreogenen Theorie der
Krankheit aufbaut. Er kommt nach Beobachtung von 3 Fällen zu dem
Resultate, dass die theoretische Basis der Hyperthyreoidisation des Orga-
nismus als Ursache der Krankheit nicht weniger sicher sei als die Dys-
thyreoidisation. Die Dosis 15 — 20 g pro die, welche ca. 40 g Milch ent-
spricht, scheint dem Verf. zu gering. Grössere Dosen des sehr leichten
und voluminösen, unangenehm riechenden Pulvers sind kaum zu verordnen.
Die Wirkung des Mittels war sehr fraglich. S. Kalischer.
],. Renon et Loiiste, Sur les myopathies vasculaires. Atrophie muscu-
laire consecotive ii une art^rite syphilitique. Arch. gener. de raed. 1903.
No. 2.
Bei einem Manne von 55 .Jahren, welcher in typischer Weise an inter-
mittirendem Jucken litt und am linken Bein keinen Arterieupuls hatte,
zeigten die Muskeln dieser Beines die Tendenz zu atrophiren, es war bereits
zu Maassunterschieden von 1 — 4 cm zu Ungunsten der kranken Seite ge-
kommen. Reflexe, Sensibilität und elektrische Erregbarkeit waren normal.
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No. 3.
Burk und McCarthy. — Doftkr. — IIaask.
45
ebenso zeigte das Gewebe eines excidirten Mnskelstückchens, abgesehen
von einer geringen Vermehrung der Sarcolerama-Kerne, keine pathologi-
schen Veränderungen. M. Brasch.
Ch. W. liurr and ü. 4. McCarthy, The postero- lateral scleroses. Journ.
of nerv, and ment. dis. 1903, Jan.
Die Verff haben acht einschlägige Fälle untersucht. Unter diesen
war in 5 Fällen die Sklerose der Hinter- und Seitenstränge mit starker
Anämie eiuhergegangen, einmal war sie perniciös, einmal seniler Art, ein-
mal war Nephritis die Ursache. Die anatomischen Befunde glichen denen
von Minnich, Nonne etc. In zwei Fällen wurde eine deutliche Gliose
gefunden. In zwei Fällen war die anatomische Affektion deutlich syphi-
litisch (Meningo-myelitis et Sclerosis postero-lateralis in dem einen, Sclerosis
multiplex in dem anderen). M. Brasch.
H. Dopter, Paralysie faciale ourlienne. Lymphocytose du liquide cephalo-
racbidien. Gaz. des hup. 1904, No. 87.
Etwa 14 Tage nach einer abgelaufenen doppelseitigen Parotitis erkrankte
ein vorher stets gesund gewesener 31 jähriger Mann an einer ebenfalls
doppelseitigen fieberhaften Orchitis und einer nur die unteren und mittleren
Aeste des linken Facialis betreffenden, die orbiculo-frontalen Aeste ver-
schonenden Lähmung. Gehör, Geschmack unverändert; keine Trockenheit
des Mundes. Die Zunge weicht nach links hin ab; sie ist gekrümmt und
sieht mit ihrer Conkavität nach rechts. Die rechte Hälfte des Gaumen-
segels war paretisch. Die Pupille des linken Auges war erweitert; es
bestand ausserdem Accommodationsparese. Der Urin enthielt weder Eiweiss
noch Zucker. Die durch Lumbalpunktion entleerte Spinalflüssigkeit ent-
hielt etwas Albumin und eine grosse Menge Leukocyten. Nach etwa einem
Monat trat Heilung ein; zurück blieb nur eine geringe Mydriasis und eine
geringe Abweichung der Zunge. Als Ursache der beobachteten Symptome
nimmt Verf. eine basale toxische Meningitis an; auch bei denjenigen
Facialisparalysen, die im Gefolge der Syphilis oder eines Zoster auftreten,
wobei ebenfalls eine erhebliche Lymphocytose der Spinalflüssigkeit nacli-
gewiesen werden konnte, sei dieselbe, auf toxische Neuritis zurückzuführende,
meningitische Affektion anzunehmen. Verf. bemüht sich endlich, zu be-
weisen, dass die partielle hier beobachtete Gesichtsnervenläbmung gegen
deren peripheren Ursprung nichts beweise, was ja auch von anderen Autoren
schon, so z. B. auch vom Ref., nachgewiesen worden ist. Bernhardt.
F. Haa.se . Casuistiscbe Beiträge zum Lupus vulgaris. Bericht über
135 Fälle aus dem Universitäts-Institut für Lichttherapie zu Berlin.
Inaug.-Dissert. Berlin 1904.
Von den 135 Pat. gehörten 89 dem weiblichen, nur 46 dem männ-
lichen Geschlecht an. Der Lupus, der beim Eintritt der Kranken 1 bis
55 Jahre bestand, hatte sich in fast der Hälfte der Fälle (65) im ersten
Lebensdecennium entwickelt. Ausgegangen war er in der grossen Mehr-
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46
Schindler. Lipöchütx.
No. 3.
zahl (109) vom Gesicht, insbesondere von den Wangen 47, der Nase 37,
der Nasenschleimhaut 12 mal, demnächst vom Halse 14, der oberen Ex-
tremität 9mal (davon 7 mal von der rechten). Ueberhaupt erkrankt war
die Haut ausserhalb des Gesichts in 50 Fällen und zwar die Extremi-
täten 37, der Hals 24, der Rumpf 9mal. Die Schleimhäute zeigten sich
bei 54 Personen ergriffen (Nasenschleimhant 47, Mund- und Rachenschleim-
haut 14mal). Hereditäre tuberkulöse Belastung liess sich in 42 Fällen
nachweisen. Von den Pat. selbst hatten vor Ausbruch des Lupus 42 an
skrophulösen Erscheinungen, 10 an Knochentuberkulose gelitten. Zur Zeit
der Untersuchung wurde bei 12 Lungentuberkulose, bei 10 weiteren Ver-
dacht auf eine Spitzenaffektion festgestellt. Bei 10 der Kranken hatte
sich der Lupus im Anschluss an den Durchbruch oder die operative Ent-
leerung tuberkulöser Massen aus tiefer gelegenen Organen, 8 mal nach
tuberkulösen Drüsen-, 2 mal nach tuberkulösen Knochenerkrankungen, ent-
wickelt. H. Müller.
1) E. Schindler, Erfahrungen mit einem neuen Jodpräparat „Jothion.“
(Aus der deutschen dermatol. Universitätsklinik in Prag.) Prager med.
Wochenschr. 1904, No. 39.
2) 11. Lipsrhiitz, Ueber perkutanc Einverleibung von Jodpräparaten bei
Syphilis. (Aus der Abteil, f. Haut- u. Geschlechtskrankb. des Wiedener
Krankenhauses.) Wiener med. Wochenschr. 1904, No. 28.
1) Das Jothion, ein Jodwasserstoffsäureester, stellt eine Flüssigkeit
von öliger Consistenz und nicht unangenehmem Geruch dar, die in Wasser
unlöslich, in Alkohol und Gelen löslich ist und 70 pCt. Jod enthält. Das
Mittel wurde zu Einreibungen in die Haut nach Art der allgemeinen
Quecksilberinunktionen verwandt; am zweckmässigsten erwies sich hierzu
nach verschiedenen Versuchen eine Salbe ans Jothion und Lanolin, anhydr.
zu gleichen Teilen, oder aus Jothion 2,0, Cerae alb. Lanolin, anhydr.
ana 0,5. — Im Speichel liess sich Jod durchschnittlich 1 Stunde, im Harn
l1^— 2 Stunden nach der Einreibung nachweisen; nach Aussetzen der Be-
handlung dauerte die Ausscheidung noch einige Tage bis zu einer Woche
und darüber fort. — Die therapeutischen Erfahrungen des Verf.’s beziehen
sich auf Fälle gummöser (14). maligner (2) und hereditärer Lues (2); sie
waren äusserst günstige, namentlich bei den in der Mund- und Rachen-
höhle lokalisirten Krankheitserscheinungen oft überraschende. Zeichen von
Jodismus oder Reizerscheinungeu seitens der Haut kamen nicht vor. Es
scheint hiernach das Jothion als Ersatzmittel des Jodkalium, besonders
wo dieses nicht vertragen wird, warnte Empfehlung zu verdienen.
2) L. hat nur das reine Jothion verwendet und zwar in der Weise,
dass er täglich genau 2 cm3 desselben mittelst Borstenpinsels abwechselnd
auf verschiedene Körperregionen aufpinselte, was jedesmal etwa 3 — 4 Min.
in Anspruch nahm. Bei 3 Kranken mit gummösen Infiltraten und Ge-
schwüren genügte der Verbrauch von 40 — 60 cm3 ohne jede anderweitige
Behandlung zur Heilung. Erscheinungen von Jodismus wurden auch bei
ihnen nicht beobachtet. H. Müller.
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NO. 3. SoOBEYBA«. AmAT. (tELPKE. 47
Soubeyran, L’epitbelioma primitif de l’urethre che* l’homme. Gazette des
höp. 1903, No. 120.
S. stellt ans der Litteratur 24 Fälle von primärem Carcinom der
Harnröhre zusammen und giebt auf Grund der Litteratur ein präcise Mono-
graphie dieser relativ seltenen Affektion; als einzige rationelle Behandlung
empfiehlt er die totale Kmasculation, die bereits von Bart und Albarran
erfolgreich ausgeführt worden ist. Karo.
Amat, Une sonde brisee dans l’urethre et la vessie. Expulsion spontan£e
des fragments. Bullet, gendr. de therap. 1903, p. 420.
A. berichtet einen Fall, in dem beim Znrückziehen eines Nelatons
dieser abbrach und in die Blase rutschte; die Bruchstücke wurden nach
wenigen Tagen vom Patienten ausurinirt. A. empfiehlt zur Vermeidung
solcher Vorfälle, vor jedem Katheterismus das einzuführende Instrumeut
auf seine Haltbarkeit zu prüfen. Karo.
Gelpke, Zur Frage der chirurgischen Behandlung der chronischen Nephritis.
Corresp.-Bl. f. Schweizer Aerzte 1904, No. 15.
Verf. kam, wie er des näheren ausführt, unabhängig von EDRBOHLS
auf die Idee, bei chronischer Nephritis die Nierenkapsel zu spalten und
abzuzieben, um einerseits abnorme Druckverbältnisse in dem erkrankten
Organ anfzubeben, andererseits eine Neubildung von Gefässen in dem nach
Entfernung der Kapsel die Nierenoberfläche umgebenden Gewebe anzuregen
und so einen Einfluss auf die Cirkuiation in der Niere selbst auszuüben.
Da zu diesem zweiten Zwecke die Fettkapsel wegen ihres Gefässmangels
ungeeignet erscheint, so will er im Gegensatz zu Edebohls, der die ent-
kapselte Niere einfach versenkt, das Organ entweder an die Rücken-
muskulatur anheften oder mit Peritoneum bekleiden. Das Peritoneum soll
der entkapselten Niere die Gefässe zuführen, ähnlich wie dies bei Ovarial-
tumoren geschehen kann, wenn die direkte Blutzufuhr zu ihnen durch eine
Stieldrehung gestört wurde. In einem solchen Falle, wo anfangs bedroh-
liche Erscheinungen auftreten, „intervenirt bald von allen Seiten das Peri-
toneum des Netzes und der Gedärme“ und die gefährdete Blutzufuhr des
Tumors wird durch rasch entstehende Adhäsionen wiederhergestellt. Die
erste Kapselspaltung der Niere führte Verf. bei einem 60jährigen Manne
aus, bei dem die klinischen Erscheinungen auf ein Nierencarcinom hinge-
wiesen hatten. Es fand sich aber nur eine Nephritis und so wurde dann
die Niere nach Ausführung der Kapselspaltung wieder versenkt. Die Be-
schwerden, die zur Annahme eines Nierencarcinoms geführt hatten,
schwanden nach diesem Eingriff, doch starb der Pat. vier Monate später
an einem erst bei der Sektion entdeckten Pankreascarcinom. In einem
zweiten Falle doppelseitiger Nephritis bedekte Verf. nach Abtragung der
Nierenkapscl die Niere mit Peritoneum. Seine an Hunden zuvor ange-
stellten Versuche hatten gezeigt, dass, wenn die entkapselte Niere mit
Netz überzogen wird, die ca. 2 Monate später entfernte Niere deutliche
Neubildung von Gefässeu zeigt. Das aufgenähte Netz ist mit der Nieren-
oberfläche überall locker verklebt und gefässreich. Der so operirte Patient
überstand den Eingriff gut, seine Albuminurie ging von 5 pM. auf l/z pM.
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48
IIüLMHOLl).
No. 3.
zurück, doch ist der Fall für ein endgültiges Urteil noch zu frisch. Im
ganzen warnt Verf. vor allzu sanguinischen Hoffnungen hinsichtlich der
chirurgischen Behandlung der Nephritis. Doch glaubt er, dass dieselbe
wohl geeignet ist für gewisse Fälle von Schrumpfniere und vor allem für
Stauungsniere mit Oligurie bei Herzfehlern. Dass solche Kranke nicht
mehr in extremis operirt werden sollen, lehren zwei Fälle, die Verf.
operiren wollte, die aber noch vorher, der eine an den ersten paar Tropfen
Chloroform, der andere in einem plötzlich eingetretenen urämischen Anfall
zu Grunde gingen. B. Marcuse.
Helmbold, Die operative Behandlung der Retroflexio uteri in den drei
letzten Jahren 1901 — 1 003. Charite-Annalen. XXVIII. Jahrg. Berlin 1904.
H. hat die während der drei letzten Jahre in der gynäkologischen
Klinik der Charite operativ behandelten Lageveränderungen des Uterus
einer Nachuntersuchung unterzogen. Von den 144 operirten Fällen gelang
es ihm 69 = 47,9 pCt. persönlich auf den durch die Operation erzielten
Erfolg hin zu utersuchen. In 13 Fällen war er auf das Untersuchung*-
ergebuis eines Collegen oder auf die blosse bliefliche Mitteilung der
Operirten angewiesen. Die ausgeführten Eingriffe betrafen Ventrofixationen.
Vaginalfixationen und Verkürzung der Ligamenta rotunda nach Alexander-
Adams. Aus den Ergebnissen ist hervorzuheben, dass bei sämmtlichen
25 Fällen, in denen die Alexauder-Adams’sche Operation wegen Retroflexio
uteri mobil is vorgenommen worden war, eine völlige Heilung zu ver-
zeichnen war. — H. fasst seine Ansichten über die Behandlung der Retro-
flexio uteri folgeudermaassen zusammen:
I. Führt bei Retroversio flexio uteri die Pessarbehandlung nicht zum
Ziele, so ist bei vorhandenen Beschwerden die operative Beseitigung der
Lageauomalie vorzunehmeu. 2. Ist eine Operation indicirt, so richtet sich
die zu wählende Operationsmethode danach, ob a) eine Retroversio uteri
mobilis oder fixata vorliegt und ob b) ausserdem noch andere Erkrankungen
im Bereiche des Genitalapparates gleichzeitig vorhanden sind. 3. Die
Alexander-Adams'sche Operation ist stets bei uncomplicirter Retroflexio
uteri mobilis auszuführen. 4. Besteht neben der Retroflexio uteri mobilis
ein Descensus oder Prolapsus vaginae, welcher operativ beseitigt werden
muss, so ist an die Kolpo- und Perineorhaphie, wenn die Frau im con-
ceptionsfähigen Alter steht, die Alexander-Adams’sche Operation, sonst
die Vaginalfixation an zusch Hessen. 5. Bei conceptiousfähigem Alter der
Frau ist die Veutrofixatiou auszuführen: a) bei Retroflexio uteri fixata, mit
oder ohne Complikation einer anderen Genitalerkrankung, b) bei Retro-
flexio uteri mobilis nur dann, wenn gleichzeitig eine Erkrankung vorliegt,
zu deren Beseitigung die Laparotomie vorgenommen werden muss. 6. Hat
die Frau das conceptionsfähige Alter überschritten, so kommt die Vagiuo-
fixation mit Entfernung der Plica vesico-uterina in Betracht: a) bei Retro-
flexio uteri fixata, b) bei Retroflexio uteri mobilis nur dann, wenn gleich-
zeitig eine vaginale Operation ausgeführt werden muss. Br. Wolff.
Kin»e nduiigiMi werden an die Adreaae de» Herrn Geh. Med.-Hat Prof. Dr. M. Bernhardt (Berliu W.
Französische Straus e 21) oder an die Verlagshandluug (Berlin MW., Unter den Linden 68) erbeten.
Verlag von August Hirschwald in Berlin. — • Druck ron L. Schumacher in Berlin N. 24.
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W ßrlicrniWT* onr li oh« ci»
1—2 Bogen ; am Nrlilutnc J
d« Jahrgang» Tiwl. N«/
men- and Sach-Regiedr.
Centralblatt
Prall doa Jahrgang«-*
28 Mark ; au besidicn
durch alle Ruchhand-
lungrn n. Po*tan*talt*n.
für die
mcfflcinischen Wissenschaften.
I Unter Mitwirkung von
Prof. 9r. H. Senator, Prof. Dr. E. Salkowskl, PpoffDr.P. Schult^
/ redigirt von / • - ■ - C.
Prof. Dr. M. Bernhar
<|t ;\,Ai"v 6
1905.
91. Januar. V ;. No. dr:
Iiilm.lt: Voit, Ueber das relative Gewicht der Organe. — Hiliikurani),
ScnoLz und Wietiso, Das Artericiisystem des Menschen im Röntgenbilde. —
Lüthje und Beboer, Ueber die Retention von Stickstoff. — Fai.ta, Der
Eiweissstoffwechsel bei der Alkaptonurie. — Nürnbkro, Zur Kenntnis der Auto-
lvse. — Dirwitzki, Fall von Chorionepitheliom der Harnblase. — Paoen-
stkchrb, Die Zerreissung der Kreuzbänder des Knies. — Schulz, Bell, Ueber
Perityphlitis und Appendicitis. — v. Burckhardt, Mixofibrolipom der Milz. —
VciutBT, Zufälliges Hineingelangen von Datura Strammonium in das Auge. —
Bürkxkh, Zerstörung des Trommelfells durch Blitzschlag. — Passow, Ent-
stehung von Gehörgangsfraktureu. — Gokkkr, Die Involution der Rachenmandel.
— Okodi uud Ehtz, Ueber Keratosis des Pharynx. — Küster, AVirkung des
Sauerstoffs auf Bakterien. — Georgii, Typhushandschuhe. — Soberniibim und
Jacoritz, Ueber die antibakteriellcn Heilsera. — Vörnkr, Haltbarmachung von
essigsaurer Thonerde. — Stbztzowsri, Arsengehalt und Arsenantidote. —
Voiot, Adrenalin gegen Blutungen. — v. Ritter, Ueber Bandwurmkuren im
Kindesalter. — Haikk. Tuberkulöse Meuiugitis bei Mittelohreiterung. — IIknne-
HBii., Ueber Ventrikel- und Ponstumoren. — Süsswrin, Spinocerebellare Ataxie
mit Sektionsbefund. — Schwab, Veränderungen des Ganglion Gasseri bei Trigeminus-
neuralgie. — Cattle, Stevens, Ueber Akromegalie. — Stenose, Zur Aetio-
logie der Facialisparalyse. — Mibelli, Behandlung der Epitheliome. — Neisseb,
Uebertragung der Syphilis auf Affen. — Voklckkr, Casper. Behandlung der
Prostatahypertrophie. — Deutsch, Die Radiotherapie bei Utcrustumoren.
E. Voit, Welchen Schwankungen unterliegt das Verhältnis der Organ-
gewichte zum Gesammtgewichte der Tiere? Zeitschr. f. Biol. Neue
Folge. Bd XXVIII, II. H
Verf. hat bei Untersuchungen über ElementarzusammeDsetzung des
tierischen Organismus das Gewichtsverhältnis der einzelnen Organe zum
Körpergewicht ermittelt. Er findet, dass das relative Gewicht eines Organs
bei derselben Tierart sehr verschieden ist. Ungleiche Behaarung, ungleiche
Füllung des Verdauungstraktus, verschiedener Fettgehalt und ungleicher
Eiweissbestand bedingen diese Schwankungen. Wenn man sich die Tiere
ohne Haare und ohne Inhalt des Verdauungstraktus vorstellt, ferner ohne
Fett und im normalen Ernährungszustände, so ist das Verhältnis bei der-
selben Tierart nahezu constant. Gust. Emanuel.
XLI1I. Jahrgang i
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50 HlLDKMRANIi, Scil»I.Z U.WlKTINO. — IjCTtMK U. BrBIIKK. — l' Al.I A. NO. 4.
Hildchraiid, Scholz und Wieling, Das Arteriensystem des Menschen im
stereoskopischen Küntgenbild. Wiesbaden 1904. Bei Bergmann.
Der erste Band der Sammlung stereoskopischer Röntgenbilder ans
dem neuen allgemeinen Krankenhaus zu Hamburg- Eppendorf liegt in
2. Auflage vor. Die 10 stereoskopischen Photographien sind in der Weise
hergestellt, dass von Leichenteilen, deren arterielles Gefässsystem mit
Quecksilbermasse injicirt worden ist, zwei Röntgogramme aufgenoratnen
siud, wobei die Lichtquelle um eine bestimmte Distanz verschoben wurde.
Die so gewonnenen Aufnahmen wurden verkleinert und erscheinen bei
stereoskopischer Verschmelzung in der Tat vollkommen plastisch, dabei
ist naturgemitss die Vollständigkeit und Genauigkeit der Lagerung grösser
als sie der geschickteste Präparator erreichen könnte. Die Bilder geben
auf einen Blick in anschaulicher Weise Aufschluss über viele Verhältnisse,
die man sich bei anderen noch so guten Tafeln erst aus mehreren Einzel-
bildern gedanklich zusammensetzeu müsste. Sie siud daher nicht nur zum
Unterricht geeignet, sondern auch für jeden, der sich schnell wieder die
Gcfässverhältuisse einer Region ins Gedächtnis rufen will.
G. F. Nicolai.
II. Lüthje und CI. Ilerger, In welcher Form kommt aus der Nahrung
retinirter Stickstoff im Organismus zur Verwendung? Deutsches Arch.
f. klin. Med. Bd. 81, S. 278.
L. und B. haben, um die Form festzustellen, in der im Körper
retinirter Stickstoff zurückgehalten wird, neben dem N zugleich das Ver-
halten der Phosphorsäure, des Kalkes, zuweilen auch des Natrons und
Kalis im Stoffwechsel ermittelt. Zwei Versuche sind an Reconvalescenten,
drei an Gesunden angestellt. In den beiden ersteren wurde Stickstoff,
Phosphor und Kalk in dem Verhältnisse zurückgehalten, wie es die An-
nahme von Knochen- und Fleischneubildung verlangt; im dritten wurde
Stickstoff ohne den entsprechenden Phosphor retinirt, während umgekehrt
im vierten und fünften Versuche ein Ueberscbuss von Phosphor im Körper
verblieb. Im dritten Versuche kann es sich nicht um Fleischneubildung
handeln, in den beiden letzten ist vielleicht eine Bildung von Nucleo-
albumin zu stände gekommen. — ln einer einer Eiweissmast folgenden
Nachperiode mit eiweissäriuerer Kost wird ein Teil des retinirten N und
der P205 wieder ausgeschieden, ein Teil bleibt jedoch im Körper zurück.
— Nach vorstehenden Ergebnissen darf man bei N-Retentionen nicht ohne
weiteres von Fleischansatz, höchstens von Eiweissansatz sprechen.
A. Loewy.
W. Faltii, Der Eiweissstoffwechsel bei der Alkaptonurie. Deutsches Arch.
f. klin. Med. Bd. 81, S. 231.
F. untersuchte zunächst den Einfluss verschiedener Eiweisskörper auf
die Homogentisinsäureausscheidung. Er legte einer constanten Nahrung
bestimmte Mengen von Casein oder Fibrin, Hämoglobin, Blutglobulin,
Serumalbuinin, Ovalbumin oder Leim zu und bestimmte, um wieviel danach
die Ausscheidung des Stickstoffs und der Homogentisinsaure zunahm. Er
fand, dass aus einem bestimmten . Eiweisskörper immer die gleiche Menge
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No. 4.
NYrnmkhu.
51
Homogentisinsäure gebildet wurde. Sie übertraf etwas diejenige Menge,
die nach unseren jetzigen Kenntnissen aus dem in den betreffenden Eiweiss-
körpern enthaltenen Tyrosin -f- Phenylalanin entstehen könnte. Es scheint
bei dem untersuchten Alkaptonuriker das Tyrosin und Phenylalanin quanti-
tativ in Homogentisinsäure übergeführt zu werden. — Führt man diese
beiden direkt per os ein, so wird fast quantitativ die ihnen entsprechende
Menge Homogentisinsäure mit dem Harn ausgeschieden.
Am meisten Homogentisinsäure entstand aus dem Casein, bei dem
100 Casein- N im Harn 53 der Säure entsprachen; 100 Fibriu-N entsprechen
ca. 51, 100 Oxyhämoglobin-N 44, 100 Blutglobulin-N ca. 36, 100 Ovalbumiu-N
ca. 23 der Säure. — Wurde bromirtes Tyrosin oder bromirtes oder jodirtes
Eiweiss eingeführt, so kam keine Homogentisinsäurebildung zu stände.
Danach dürften die Halogene dem aromatischen Complex angelagert sein.
— Auch aus einsclimelzendeni Körperei weiss wird Homogentisinsäure ge-
bildet, annähernd im selben Verhältnis wie aus dem Nahrungseiweiss;
wird N im Körper zurückgehalteu, so tritt auch eine Retention aromati-
scher Aminosäure ein. — Charakteristisch für die Alkaptonurie ist das
Unvermögen, die im intermediären Stoffwechsel gebildete Homogentisinsäure
weiter abzubauen, der Sitz der Störung befindet sich also auf der untersten
Stufe des Eiweissabbaues, sodass der Stickstoffwechsel durch die Störung
nicht tangirt werden kann. A. Loewy.
A. Nürnberg, Ceber die coagulirende Wirkung autolytischer Organextrakte
auf Albumosenlüsungen und Milch. Beitr. z. ehern Physiol. u. Patliol.
Bd. 4, S. 543.
Nachdem durch die Arbeiten von DanilewsKI, OküNEW und anderen
russischen Autoren die interessante Tatsache ermittelt war, dass Pepsin,
Trypsin und Papayotin ausser der proteolytischen auch eine labende Wir-
kung entfalten und insbesondere die Fähigkeit besitzen, in Albumose-
lösungen Niederschläge (Plasteine oder Coagulosen) zu erzeugen, war
es von Interesse, auch die intracellulären Fermente nach dieser Richtung
zu prüfen. In der Tat zeigen die durch Autolyse gewonnenen Säfte folgen-
der Organe mit abnehmender Stärke coagulirende Wirkung auf Albumosen:
Leber, Magen, Lunge, Pankreas, Dünndarm, Dickdarm, Nieren, Gehirn,
Eier, Muskel. Hinsichtlich der labenden Wirkung ist die Gruppirung eine
andere, indem die Milchgerinnung durch Pankreassaft kaum au Promptheit
der durch Lablösung nacbstcht. Dann folgt der Magenextrakt und dann
die übrigen Organsäfte, die im Gegensatz zu dem in wenigen Minuten
wirkenden Pankreassaft mehrere Stunden zur Vollendung der Reaktion be-
nötigen. Die Organextrakte vom Schwein zeigen im Vergleich zu denen
anderer Tiere (Hund, Rind, Kaninchen) die am kräftigsten coagulirende
Fähigkeit; das Maximum der Wirksamkeit liegt im Durchschnitt bei einer
IGstündigen Dauer der Autolyse und bei schwach saurer Reaktion der
Albumoselösungen.
Die Frage nach der Identität der aus den verschiedenen Organen ge-
wonnenen Fermente wie die nach der Gleichheit des coagulirenden und
labenden Enzyms lässt Verf. offen. Neu borg.
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52
Djkwitski. — I'aoknhtkuhkk.
No. 4.
Djewitzki, Ueber einen Fall von Chorionepitheliom der Harnblase. Virchow's
Arch. Bd. 178 (3), S. 451.
Bei der Sektion einer 75jährigen Virgo intacta, die unter den Zeichen
zunehmender Herzschwäche gestorben war, fand sich an der Rückwand der
Blase ein rundlicher, 5 cm im Durchmesser haltender Tumor, etwas über
die Oberfläche der übrigen Schleimhaut hervortretend, voii dunkelroter
Färbung, mit einen unebenen, ulcerösen. von Salzen inkrustirten Oberfläche.
Metastasen von ähnlicher Beschaffenheit fanden sich in Lungen. Bronchial-
drüsen, Milz und an der Flexura siginoides. Im Uterus waren eine Anzahl
bis hühnereigrosse Fibromyome; weder hier noch in der Scheide dem
Blasentumor ähnliche Geschwulstknoten. Histologisch bestand die Neu-
bildung durchweg aus zelligen Elementen zweier Typen, von denen die
einen durchaus den sog. Langhaus'schen Zellen, die anderen dem Syncitium
entsprachen. Vielfach war das Einwachsen in Gefässe zu beobachten; an
mancheu Stellen der Harnblasenschleimhaut licss sich in deu Blutgefässen
die beginnende Entwickelung von metastatischen Knoten nachweisen. Nach
alledem trägt Verf. kein Bedenken, die Diagnose Chorionepitheliom zu
stellen. Da es sich im vorliegenden Fall um eine Virgo intacta handelt,
so ist es hier vollsändig ausgeschlossen, die Geschwulst von fötalen
Elementen herzuleiten. Vielleicht ist eine Entstehung aus Resten des
WolfTschen Ganges anzunchmen, der im zweiten Monat des embryonalen
Lebens gerade dem Sitze des Tumors entsprechend mündet. Nicht ganz
von der Hand zu weisen ist aber auch die Annahme, dass die Geschwulst
aus dem Epithel der Harnblase hervorgegangen sei. Beitzke.
Pagensteeher, Die isolirte Zerreissung der Kreuzbänder des Knies.
Deutsche med. Wochenschr. 1903, No. 47.
Die Verletzungen der Kreuzbänder des Kniegelenkes kommen nach I’.
nicht allzu selten vor (P. hat dieselben in einem kurzen Zeitraum dreimal
beobachtet und bei der notwendigen Eröffnung des Gelenkes fcststellen
können). Wegen ihrer versteckten Lage können sie vorläufig mehr geahnt
als diagnosticirt werden. Da die Kreuzbänder bis zu einem gewissen Grade
den ganzen übrigen Bandapparat ersetzen können, müssen sie den Traumen
auch in hervorragender Weise exponirt sein. Ihre Zerreissung, Einrisse,
ihre Ausrisse aus der Insertion mit oder ohne Knochenknorpelstück, rät
P. als „innere Distorsion“ des Knies zusammenzufassen und sie so in einen
Gegensatz zu dem „Derangement interne“, der Lossprengung der Menisci
zu bringen. Rotationen, Hyperflexion und Hvperextension sind im stände,
die „Distorsio interna“ zu erzeugen; man wird sich, falls der Modus der
Verletzung bekannt ist, einen diagnostischen Rückschluss erlauben können.
Im klinischen Bilde treten Haemarthros und starke Schmerzhaftigkeit
hervor, welche zur Ruhigstellung des Gelenkes zwingen. Nur bei Ein-
wirkung einer sehr starken Gewalt, welche Nebenverletzungen, mindestens
Zerrungen anderer Bänder, bewirkte, kommt es zur abnormen Beweglich-
keit. Aus P.’s Beobachtungen und denjenigen der Litteratur geht hervor,
dass die Heilungsbedingungen für ernstere Verletzungen der Kreuzbänder
nicht ganz günstig liegen. Hier besteht ein Gegensatz gegenüber den Zer-
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No. 4.
,'l'HUl./ RkI.L.
53
reissungen der äusseren Bänder des Knies, welche wohl inaner durch ein-
fache Behandlung einer glatteu Heilung und Vereinigung entgegengeführt
werden.
Therapeutisch empfiehlt P. ein aktives Vorgehen, sowie ein grösserer
Bluterguss oder stärkere Beschwerden nach Ablauf der ersten entzündlichen
Periode bestehen bleiben. Ein passender Schnitt, welcher event. in den
früher von Kocher gewählten Bogenschnitt übergehen kann, entleert in
zweckmässiger Weise Blut und entzündliche Produkte. Man kann auch
zunächst nach dem Vorgang von LauenstbtN durch eine kleine Kapsel-
öffnnng das Gelenkinnere mit einer Knopfsonde abtasten und so vielleicht
zu einer genaueren Diagnose kommen. Liegt ein Schlottergelenk ohne
Schädigung des äusseren Bandapparates vor, so soll man mit der Eröffnung
des Gelenks nicht zaudern und die Naht der Kreuzbänder ausführen, deren
vorzügliche Wirkung aus P.’s Fällen hervorgeht. Joach i msthal.
1) 0. Schulz, Ueber Perityphlitis. Deutsche med. Wochenschr. 1903,
No. 43.
2) W. Kl. Bell, Chronic appendicitis. Brit. med. journ. 1904, 29. Oct.
1) S. berichtet über seine Erfahrungen an einem Materiale, das viel-
fach der Landpraxis entnommen ist und seine Ratschläge sollen deswegen
besonders dem Praktiker auf dem Lande einen Anhaltspunkt geben. Nachdem
Verf. die Kardinalsymptome gewürdigt hat. weist er besonders auf die Krank-
heiten hin, die zu Verwechslung Anlass geben und differentialdiagnostisch
.wichtig sind: Das ist selten die Koprostase (Puls und Temperatur können
hier ausschlaggebend sein), häufiger sind es geschwiirige und entzündliche
Prozesse am Darm, ferner Gallensteine und auch besonders Erkrankungen
des Uterus und seiner Adnexe. Für den Praktiker genügt die allerdings
nicht wissenschaftliche Einteilung in gutartige und bösartige Fälle. Unter
den therapeutischen Ratschlägen ist die Warnung vor dem Opium in den
ersten Tagen hervorzuheben; besser ist dafür Code'fn und Morphium. Im
übrigen bringen die Darlegungen für den mit dieser Erkrankung Vertrauten
nichts Neues. Unger.
2) Die hauptsächlichste Ursache der chronischen Appendicitis ist die
chronische Typhlitis. Die Ausdehnung des Coecum durch Gase vergrössert
die Möglichkeit des Eintritts von Kot in den Appendix, der dann sich zu
Concretionen verdichtet. Andererseits führt die Appendicitis durch Bildung
von Adhäsionen wieder zur Dilatation des Coecum. Der Entzündungs-
process beginnt in der Mucosa und deren lymphoiden Geweben und setzt
sich durch die Muscularis bis aufs Peritoneum fort. Die Diagnose kann
bereits in einem sehr frühen Stadium gestellt werden, und zwar ist der
Appendix beteiligt, wenn bei einem Fall von Dickdarmkatarrh ab und zu
Koliken in der Blinddarmgegend auftreten, wenn der Katarrh trotz jeder
medikamentösen Behandlung bestehen bleibt, und wenn die Schmerzen um
den Nabel und in der Magengegend durch Druck auf die Appendixgegend
hervorgerufeu werden können. Sobald die Diagnose gestellt ist, sollte
immer die Appendektomie gemacht werden. Philipsthal.
t
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U4 V. Bl R( KIIAItli 1 . — VlIl.l.KRT. — BllKKNRK N<>. 4.
II. v. Burckliardt, Exstirpation eines grossen Myxoflbrolipoms der Milz-
ligainente mit gleichzeitiger Exstirpation der Milz. Deutsche Zeitschr.
f. Chir. 74. Bd., S. 365.
Bei dem in der Ueberschrift gekennzeichneten Falle, bei dem die Milz
gesund war, indessen wegen inniger Verwachsung mit dem IOV2 kg schweren
gutartigen Tumor exstirpirt wurde, zeigte sich, dass die Entfernung der
Milz ohne schädliche Folgen blieb. Während der Patient in den ersten
2 — 3 Wochen nach der Operation stark an Gewicht verlor, erfreute er
sich l'/s Jahr später bester Gesundheit und war dauernd arbeitsfähig. —
Der Hämoglobingehalt des Blutes fiel nach der Milzentfernung von 90 pCt.
auf 61 pCt. (14 Tage nach dem Eingriff) und kehrte erst nach weiteren
37z Monaten auf 90 pCt. zurück. Während die Zahl der Erythrocyten
durch die Operation nicht wesentlich beeinflusst wurde, stieg die Leuko-
cytenzahl entsprechend dem Fallen des Hämoglobingehaltes von 8000 auf
40000 in 1 cbmm, um erst nach mehreren Monaten zur Norm zurück-
zukehren. Peltesohn.
Yollert, Ein Fall von Mydriasis und leichter Accommodationslähmung in-
folge des Hereinfallens eines Fruchtkörnchens von Datura Strammonii
in die Bindehaut des Auges. Klin. Monatsbl. f. Angcnbeilk. Jahrg. XI, II,
Bd. II, S. 468.
Der im Titel angegebene Unfall verdient dadurch allgemeines Inter-
esse, dass er ein in einer Fabrik künstlicher Blumen beschäftigtes Mädchen
betraf, wo die Kapseln von Datura Strammonii als distelartige Kelche an
künstlichen Blumen befestigt werden. Beim Eröffnen der Kapsel war dem
Mädchen ein Fruchtkorn mit den oben angegebenen Folgen gegen das linke
Auge gesprungen. Der Unfall lehrt, dass der Umgang mit dieser als
Schmuckgegenstand benutzten Giftpflanze der polizeilichen Regelung bedarf.
G. Abelsdorff.
Itiirkner, Ein Fall von Zerstörung des Trommelfelles durch Blitzschlag.
Berl. klin. Wochenschr. 1904, No. 25.
Ein ISjähriger Schüler, der infolge eines Blitzschlages Brandwunden
auf der linken Körperseite von der Schulter bis zur Brust und dem Arm
entlang bis zur Hand herab acquirirt hatte (typische Blitzfiguren), bemerkte
seit dem Unfall, dass er auf dem linken Ohre schwerhörig geworden war.
Dabei klagte er über beständiges pulsirendes Sausen auf demselben Ohr.
Die Haare in der Umgebung des Ohres waren verbranut. Früher nicht
ohrenkrank. Im Trommelfelle fand sich ein erbsengrosses Loch; an den
Trommelfellfetzen und am Hammergriff Blutgerinnsel; Paukenschleimhaut
blass. Später trat Eiterung aus der Paukenhöhle ein; schliesslich Heilung
mit Verschluss der Trommelfellperforationen. Verf. nimmt an, dass das
Trommelfell durch den Blitzschlag zerstört worden war. ob es sich aber
um eine direkte Wirkung des elektrischen Funkens auf die Membran oder,
bei dem Unverletztsein des Gehörganges, um eine mit der elektrischen
Entladung verbundenen heftigen Erschütterung (was ihm wahrscheinlicher
vorkommt) gehandelt habe, bleibt, nach Verf., ungewiss.
Sch wabach.
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No. 4.
I’asSOW. tioKRKK-
Oxora und Emtz.
55
Passow, Anatomische Untersuchungen über das Zustandekommen von Ge-
hörgangsfrakturen, und Krankenvorstellung. (Vortrag, geh. in d. Berl.
otol. Ges., 8. März 1904.) Deutsche med. Wochenschr. 1904, No. 31.
Auf Grund seiner Beobachtungen von drei einschlägigen Fällen spricht
sich P. über das Zustandekommen der indirekten Frakturen der unteren
Wand des äusseren Gehörgangs dahin aus, dass sie meist durch Stoss,
Schlag oder Sturz auf den Unterkiefer erfolgen und zwar in der Weise,
dass der Condylus desselben gegen die untere Wand des äusseren Gebör-
gangs prallt, die an der betreffenden Stelle ausserordentlich dünn ist. Am
leichtesten wird, nach P., der Gelenkkopf aus der Gelenkgrube lieraus-
gestossen, wenn die Zähne nicht ganz aufeinandergepresst sind, sich also
in vollkommener Ruhelage befinden, und wenn die Stossgewalt nicht direkt
von vorn kommt, sondern seitwärts einwirkt. Fast unvermeidlich scheint
das Eintreten einer Fraktur bei einem starken Stoss oder Sturz, wenn der
äussere Gehörgang vollkommen schräg steht, die Platte dünn, die äussere
Wand des Por. ac. extern, sehr schmal und die Spitze des Condylus so
geneigt ist, dass sie direkt in die dünnste Stelle des äusseren Gehörgangs
bineinfahren kann. Schwabach.
-M. (»oerke, Die Involution der Rachenmandel. Arcli. f. Laryngol. u.
Rhinol. Bd. 10, H. 1.
Die Involution der Rachenmandel tritt ein, wenn ihre Funktion über-
flüssig geworden ist. Sie ist weder ein Immunisirungsprocess noch ist sie
in ihrem normalen Ablauf mit Krankheitserscheinungen verknüpft, sondern
sie ist lediglich der Ausdruck einer auf anderem Wege erworbenen Im-
munität gegen gewisse, besonders dem Kindesalter eigentümliche Infektions-
krankheiten. Die histologischen Veränderungen bestehen in der Haupt-
sache im Schwund des follikullären Gewebes, das durch ein indifferentes
ersetzt wird. Nach der Involution hat man das Bild der normalen Rachen-
schleimhaut. Durch entzündliche Vorgänge kann die Involution verhindert
oder verzögert werden und alsdann unterscheidet sich das mikroskopische
Bild der nicht involvirten von der normalen Rachenmandel durch Ver-
änderungen, die mit jenen entzündlichen Vorgängen Zusammenhängen.
Eine Involution der Rachenmandel herbeizuführen ist auf anderem als
operativem Wege unmöglich. Ob der Schwund des adenoiden Gewebes zu
einer Pharyngitis sicca führen kann, lässt Verf. in Zweifel, hält es aber
für denkbar. W. Lublinski.
Onodi und Entz, Ueber Keratosis pharyngis. Arch. f. Laryngol. u. Rhinol.
Bd. lti. H. 2.
Das Wesen der Erkrankung ist eine von mässiger Bindegewebsentzün-
dung begleitete Verdickung und Verhornung des Epithels, also eine Meta-
plasie desselben. Ausserdem ist auffallend, dass das verhornte Epithel
sich in grossen Massen anhäuft entweder weil es sich in grossen Massen
bildet oder aber weil diese Epithellager mit einander fester Zusammen-
halten. Das Verhornen wird nicht durch Keratohyalin oder Eleidiukörner
vermittelt. Die braune Verfärbung der Epithelpröpfe ist teils die originelle
gelblich braune der Hornsubstanz, teils rührt sie von Blutextravasat her,
r
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•M? Küktkk. No. 4.
welches zwischen die Epithellagen geraten ist. Die lyrophoiden Zellen
zwischen Epithel und auf der Oberfläche desselben wandern durch die
unverletzte Schleimhaut zwischen den Epithelzellen auf die Oberfläche.
Die Erkrankung entwickelt sich auf chronisch-entzündlichem Boden
und wahrscheinlich ist der durch die wiederholten Entzündungen hervor-
gebrachte Reiz die Ursache der raschen Vermehrung der Epithelzelleu.
Die Leptotbrixfäden haben nur accidentelle Bedeutung; der Pilz hat keine
ätiologische Bedeutung. Die Verff. stimmen also Siebenmal bei. (Ref.
bat in seinem Aufsatz über Leukoplakie schon bervorgehoben, dass sowohl
diese wie die nahe verwandte Verhornung des Kryptenepithels der Ton-
sillen, die Pacbydermie etc. die Folge des wiederholten lokalen Reizes der
Schleimhaut seien.) W. Lublinski.
Kiistcr, Untersuchungen über Bakterienvernicbtung durch den Sauerstoff
der Luft und durch Wasserstoffsuperoxyd. Arch. f. Hyg. Bd. 50, S. 364.
Bei wiederholten bakteriologischen Untersuchungen der schnei Ifliessen-
den Schwarzwaldbäcbe waren auffallend niedere Keimzahlen gefunden
worden und auch nach Aufnahme verunreinigender Zuflüsse eine schnelle
Abnahme der Bakterienzahl festzustelleu. K. versuchte durch Labora-
torininsversuche zu eruiren, ob hierfür der Luftsauerstoff, dem bei den
Bächen besonders günstige Bedingungen, seine oxydirenden Einwirkungen
auszuüben, gegeben sind, verantwortlich zu machen sei. Er hat in ge-
eigneten Röhrchen bei verschiedenen Temperaturen Luft durch mehr oder
weniger keimhaltiges Wasser hindurchgeleitet und fand, dass mit Hülfe
von Luftdurchspülnng und gleichzeitiger Abkühlung die Keimzahl eines
Wassers beträchtlich herabgesetzt und dauernd niedrig gehalten werden
kann. Dieser Einfluss der Durchlüftung ist um so ausgeprägter, je mehr
es sich um verunreinigende Bakterien, nicht typische Wasserkeime handelt.
Hierfür kann die durch die Luftdurchieitung bedingte Erschütterung allein
nicht verantwortlich gemacht, es muss den Luftgasen ein direkter Einfluss
zugeschrieben werden. Von letzteren kommt aber nur der Sauerstoff in
Betracht. Ob dieser nun bereits in seiner inaktiven Form oder als aktive
Modifikation tätig ist, liess sich nicht entscheiden, jedenfalls war durch
entsprechende chemische Reaktionen die aktive Modifikation nicht nach-
weisbar.
Hat nun der Sauerstoff bereits unter natürlichen Verhältnissen eine
erhebliche keimtötende Wirkung, so ist eine solche für die aktive Modi-
fikation des Sauerstoffs, Ozon oder Wasserstoffsuperoxyd, um so mehr an-
zunchmen. K. konnte auch in der Tat nachweisen, dass Wasserstoffsuper-
oxyd stark keimhnltiges Wasser in kurzer Zeit sehr keimarm macht. Cholera-
vibrionen wurden durch Zusatz von 0,125 : 1000 innerhalb '/2 Stunde
abgetötet, für Typhusbacillen wurde ein definitives Urteil nicht gewonnen.
K. schlägt daher vor, dem Wasserstoffsuperoxyd mehr Aufmerksamkeit als
Trinkwasserdesinficiens zuzuwenden, da es auf Expeditionen leicht mitzu-
führen ist. Wenn es auch nicht gelang, das Wasser völlig keimfrei zu
machen, so sei doch anzunebmen, dass die pathogenen Keime weniger
widerstandsfähig seien als andere Wasserbakterien, es genüge vollkommen
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No. 4. GeuKOII. — SoHtSHMIKIM Ull'l JaCOBITZ. 57
den Keimgebalt erheblich herabzusetzen, ein keimfreies Trinkwasser sei
eine übertriebene Anforderung. H. Bisehoff.
(ieorgii, Typbushandschuhe. Münch, med. Wocbenschr. 1904, No. IG.
Zum Schutze der Pfleger von Typhus-, Ruhr-, Cholerakranken schlägt
G. vor, sie für die Hantirungen am Krankenbett mit Haudschuhcn aus
Paragummi, die mit Stulpen versehen sind, leicht an- und ausgezogen
werden können und gleichzeitig den Unterarm deckeu, zu versehen. Ge-
eignete Handschuhe liefert zum Preise von 3,GO das Paar das Sauitäts-
gescbäft von Emilie Bürk in Stuttgart, Poststr. 6, für Aerzte empfehlen
sich kurze Handschuhe. H. Bischoff.
Sobern heim und Jaoobitz, Ueber Wirkungsweise und Wirkungsgrenzen
der antibakteriellen Heilsera. Berl. klin. Wochenschr. 1904, No. 26/27.
Während das Diphtherie- und Tetanusantitoxin nicht nur immuuisirend
wirken, sondern auch eine erhebliche Heilkraft besitzen, hat das Cholera-
und Typhusserum bisher Heilkraft vermissen lassen, sodass man die Be-
hauptung aufstellte, dass nur die antitoxisch wirkenden Sera therapeutisch
wirksam seien, wärend die antibakteriellen für serumtherapeutische Zwecke
überhaupt nicht gut zu verwenden seien. Dass das Milzbrand-, Rinder-
pestserum u. a. gleichwohl trotz ihrer antibakteriellen Wirksamkeit Heil-
kraft besitzen, liess sich so erklären, dass es sich hier um Infektionsstoffe
bandelt, die nachweisbar Gifte nicht bilden, sondern durch ihre unbe-
schränkte Vermehrung dem Organismus verderblich werden, während
Typhus- uud Oholerabacillen au den Bakterien haftende Gifte bilden. Man
erklärte sich also das Ausbleiben der Heilwirkung so. dass, wenn auch
die Typhus- bezw. Cholerabacillen im Körper durch das antibaktericlle
Serum abegetötet wurden, immer noch die an den Leibern haftenden Gifte
blieben, welche, da dem Serum antitoxische Eigenschaften fehlten, in ihrer
Wirkung nicht behindert wurden. Wassermann hat aus der Seitenketten-
theorie eine andere Erklärung abgeleitet. Die injicirten älteren Sera be-
stehen lediglich aus Immunkörpern, welche im Organismus durch Hinzu-
treten von Complementen aktivirt werden müssen. Die im Organismus
vorhandenen Complemente sind aber beim Kampf gegen die Bacillen ver-
braucht. Somit kann das zugeführte Serum nicht aktivirt werden und
bleibt wirkungslos. Er schloss dann weiter, dass eine Stärkung der Heil-
kraft erzielt werden müsse . wenn neben dem Immunkörper haltenden
Immunserum frisches normales Serum, welches die erforderlichen Comple-
mente birgt, injiciit wird. Durch Experimente hat er diese Erklärung
gestützt. S. und J. haben nun die Versuche Wassermann’s wiederholt
und fanden, dass bei Verwendung mässig virulenter Choleracultur, wo der
Tierkörper mit grossen Mengen Bakterien überschwemmt wird, kurze Zeit
nach der Infektion allerdings ein erheblicherer Heileffekt nachweisbar ist,
sobald Immunserum und Normalserum injicirt, als wenn lediglich Immun
sernm eingespritzt wird. Bei Infektion mit virulenter Choleracultur dagegen,
wo nur geringe Bakterienmengen ähnlich wie bei der natürlichen Infektion
r
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VliilNKII. 8tHXYZU1VSKI.
VolOT.
No. 4
58
in den Organismus kommen, war es gleich, ob Immunserum allein oder
mit Normalserum injicirt wurde. Die Tiere konnten bis 5 Stunden nach
der Infektion noch gerettet werden, erfolgte die Seruminjektion später,
so gingen die Tiere in der gleichen Zeit ein wie solche, welche nicht mit
Serum behandelt wurden. Dies lässt nur die Erklärung zu, dass bei der
natürlichen Infektion bezw. künstlichen mit geringen Bakterienmeugen ge-
nügend Complemente zur Aktivirung des Serums vorhanden sind, dass
aber von einem gewissen Zeitpunkte an, obwohl die Bakterien abgetötet
werden, eine Kettung unmöglich ist, weil eben die Menge der in den
Bakterien enthaltenen Gifte nicht neutralisirt wird. Da eine Rettung der
Tiere noch durch Seruminjektion 5 Stunden nach der Infektion möglich
war, die nicht injicirten Tiere aber innerhalb 12 — 18 Stunden nach der
Infektion starben, so ist der Heilwert des antibakteriellen Choleraserums
verglichen mit der Heilkraft des Diphtberietoxins als nicht gering zu be-
zeichnen. H. Bisehoff.
1) H. Yiirner, lieber Haltbarmachung von Liquor aluminis acetici. Münch,
med. Wochenschr. 1904, No. 23.
2) (I. Strzyzowski, Sind unsere Arsengegengifte immer arsenfrei ? Ebenda.
1) Der officiuelle Liquor aluminii acetici und dessen Verdünnungen
trüben sich bei längerem Stehen, namentlich in der Wärme, sehr leicht';
diese trüben Lösungen sind weniger wirksam, als die frische, klare Flüssig-
keit. V. hat nun gefunden, dass Borsäurezusatz das Entstehen dieser
Trübung verhindert, ohne sonst irgendwie die Wirksamkeit der essigsauren
Thonerde zu verändern oder zu beeinflussen. Schon ein Zusatz von */4 pCt.
Borsäure zum unverdünnten Liquor aluminii acetici genügt, um letzteren
haltbar zu machen. Zusatz grösserer Mengen Borsäure steigert in gewissen
Fällen in sehr erwünschter Weise den therapeutischen Erfolg.
2) Antidotum arseniri wird bekanntlich unter Zusatz von Magnesia
usta bereitet; die letztere kommt aber im Handel, wie Verf. durch
41 Proben festseilen konnte, selten rein vor: 26 Proben enthielten Arsen.
Wenn der Arseugehalt auch ein so geringer ist. dass er für den mensch-
lichen Organismus als indifferent gelten kann, so könnte er in forensicher
Beziehung bei Verdacht von Arsenvergiftung doch vou Bedeutung sein. Der
Arsengehalt wird wahrscheinlich durch verunreinigte Schwefelsäure der
Magnesia bei deren Darstellung zugeführt. K. Kronthal.
Br. Voigt, Ueber Anwendung und Wirkung des Adrenalins am Kranken-
bett. Münch, med. Wochenschr. 1904, No. 15.
V. berichtet über zwei Fälle von Haemoptoc, die er mit Adrenalin
behandelte; von einer Lösung Viooo wurden 1 — 2 ccm subkutan eingespritzt.
Die Wirkung war eine prompte, besonders auffallend im zweiten Falle,
wo in dem Augenblick, in dem die Blutung begann, l'/j ccm injicirt
wurden, und nach 5 Minuten die Blutung sistirte, ohne wiederzukebren.
Immer kam es nach der Injektion zu einer Verstärkung der Herztätigkeit,
Angstgefühl u. dergl. (eine Beobachtung, die schon von anderen Autoren
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No. 4.
v. Kjttkii. — II.WKfc.
50
ausführlich beschrieben wurde. Ref.) Bei Anwendung per os sah V. keine
Wirkung. K. Kronthal.
(■. v. Kitter, lieber Bandwurmkuren im Kindesalter. Prager med. Wochen-
schrift 1904, No. 5.
Da zweifellos bei der Anwendung des Farrenkrautextraktes zur Ab-
treibung von Bandwürmern bei Kindern Vergiftungen Vorkommen können,
wurden im Kinderspitale zu Prag längere Zeit die Flores Kusso, ein be-
kanntlich unschädliches Mittel, zu dem genannten Zwecke verwandt. Die
Erfolge waren aber durchaus nicht befriedigende, sodass unter 28 Fällen
(27 Taenia solium und 1 Taenia mediocanellata) nur Gmal der Scolex
vorgefunden wurde. Man griff deshalb zu einem besonders für Kinder
empfohlenen Mittel, dem von JOSOOLAUSSES in Hamburg hergestellten
Kürbiskernextrakt. Mit diesem wurden sehr gute Erfolge erzielt. Unter
17 Fällen (15 Kinder, 2 Erwachsene; 10 Taenia solium und 1 Taenia
mediocanellata) waren nur 3 Misserfolge. Allerdings musste in 3 Fällen
die Kur zweimal vorgenomraen werden. 5— 10 Stunden nach der Ein-
nahme des Mittels erfolgte die Expulsion des Parasiten. Das Mittel wurde
im Allgemeinen, besonders aber im Vergleich zu anderen Anthelminthicis
sehr gut genommen und vertragen und wurden auch bei zweimal durch-
geführter Kur keinerlei unangenehme Nebenwirkungen beobachtet. In den
erfolgreichen Fällen ging der Parasit als ein Ganzes und nicht in Stücken
ab. — Der einzige Nachteil des so bewährten Medikamentes, welches auch
bei der pharmakologischen Untersuchung sich als absolut unschädlich
herausstellte, ist sein verhältnismässig hoher Preis, der sich im Detail-
verkauf auf 3,00 Kronen pro Büchse stellt. (Der Gebrauch von Kürbis-
kernen in Natur ist in verschiedenen Gegenden Deutschlands, besonders
bei der Landbevölkerung, als Abtreibungsmittel bei Darmparasiten ebenso
verbreitet, wie beliebt. Ref.) Carl Rosenthal.
Haike, Ausbruch tuberkulöser Meningitis im Anschluss an akute eiterige
Mittelohrentzündung, in dem einen Falle complicirt mit chronischem
Hydrocephalus internus. .Jahrb. f. Kinderheilk. Bd. 58, S. 633.
Verf. teilt die Krankengeschichten zweier Kinder — im Alter von
5 Jahren resp. 7 Monaten — mit, bei welchen in unmittelbarem Anschluss
an akute eiterige Otitis media eine Meningitis tuberculosa ausbracb. ltn
ersten Falle hatte weder die intra vitam vorgenommenene bakteriologische
Untersuchung des Ohrsekrets, noch die genaue makroskopische und mikro-
skopische Durchforschung der Paukenhöhle post mortem irgend welche
tuberkulöse Infektion aufdecken können, während sich eine Leptomeningitis
tuberculosa purulenta neben einem grossen schon lange bestehenden Hydro-
cepbalus internus fand. Im zweiten Fall, welcher nicht secirt wurde,
fanden sich im Ohreiler nur Kokken, in der Lumbalpunktionsflüssigkeit
dagegen Tuberkelbacillen. Auf das häufige Zusammentreffen von Hirn-
tuberkeln und chronischer Ohreiterung bei Kindern hat Verf. schon in einer
früheren Arbeit aufmerksam gemacht; es ist indes nicht ausgeschlossen,
/
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HO HkNSKHSKU. — SÜSSWBIN. Nfl. 4.
dass es in diesen chronischen Fällen sich um tuberkulöse Ohreiterung
handelte. In den zwei oben citirten Fällen ist eine direkte tuberkulöse
Infektion der Meningen vom Ohr her aber sicher auszuschliessen. Der
Zusammenhang beider Affektionen ist vielmehr — wie Verf. annimmt —
folgender: Nach MERKBNS und Körner erzeugen die toxischen Produkte
der Ohreiterung bei intensiverer Einwirkung durch Reizung der Meningen
eine seröse Meningitis. In einem Organismus, der irgendwo das tuber-
kulöse Virus beherbergt, wird dadurch der Ausbruch der tuberkulösen Er-
krankung in den Meningen günstig vorbereitet. Stadthagen.
R. Hejineberg. Ueber Ventrikel- und Ponstumoren. Charite-Annalen.
27. Jahrg. 1903.
In dem ersten der drei beschriebenen Fälle handelt es sich um ein
Gliom des Pons und der Med. oblongata mit vorwiegender Beteiligung der
linken Pyramidenbahn und mit gleichzeitigem ependymärcro Gliom der
Seitenventrikel. Das Leiden stellte sich bei dem lßjährigen Knaben an-
scheinend nach einem Trauma ein, und zwar l'/2 Monate nach demselben
mit Schielen auf dem rechten Auge, und 1 Monat später mit rechtsseitiger
Hemiplegie. Nach dem Trauma bestand vorübergehend Kopfschmerz, Be-
wusstlosigkeit, Schwindelgefühl. Es folgten Nystagmus, cerebrale rechts-
seitige Hemiparese mit Reflexsteigerung, linksseitige Abducenslähmung,
Blicklähmung nach links und rechts bei erhaltener Convergenz, Pupilleu-
differenz, Erbrechen, Schluck-, Sprachstörung u. s. w. Die Blicklähmung
wird auf Veränderungen in der Umgebung des oberen Teiles der Raphe,
proximal vom Abducenskeru zurückgeführt. In den zwei anderen Fällen
handelt es sich um Tumoren im 3. und 4. Ventrikel. Tumoren des 3. Ven-
trikels pflegen häufig psychische Störungen zu verursachen, und mitunter
eine Demenz, die fortschreitet. Herdsymptome treten am ehesten dann
auf, weun das hintere Ende des Tumors die Vierhügelgegend in Mitleiden-
schaft zieht (AugenmuskclstÖrungen). — Tumoren des 4. Ventrikels werden
mitunter mit Hirntumoren anderen Sitzes wegen der Neuritis optica ver-
wechselt oder auch mit Hysterie, Epilepsie, Dementia paralytica.
S. Kalischer.
■I. SÜNsweiii. Ein Fall subakuter, spinocerebellarer Ataxie mit anatomi-
schem Befund. Zeitschr. f. Ileilk. 24. Bd.. H. II.
ln dem Falle, den Verf. mitteilt, erkraukte eine 71jährige Frau mit
Schwäche in den Beinen, Gangstörung, Schwindel, Erbrechen. Dazu ge-
sellten sich Ataxie besonders der linken Körperhälfte, Schwindel, Schwanket!
des Oberkörpers, taumelnder ataktischer Gang, Herabsetzung der motori-
schen Kraft der Extremitäten, Nystagmus, Sprachstörung, Oscillation des
Kopfes, Muskclscbwäche (Asthenie), Fehlen der Patellarreflexe. So ver-
einigten sich spinale mit cerebralen Erscheinungen. Sektion wie mikro-
skopische Untersuchung ergaben Degeneration der intramedullären Auteile
der Wurzeln in den Hintersträngen, rechts mehr als links; das Bild glich
im grossen ganzen dem der initialen Tabes; Fettkörnchen waren reichlich
vorhanden. Die Blutgefässe waren im Lumen verengt, in ihren Wandungeu
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No. 4.
Schwab. -- Catti.k .‘■’tsvkn«.
61
verdickt. Im Kleiohirn war das an die graue Substanz angrenzende Mark-
gebiet degenerirt und akut zerfallen. — Arteriosklerose. Marasmus,
Tuberkulose scheinen diesen diffusen degenerativen Process in Kleinhirn
und Hintersträngen veranlasst zu haben. S. Kalischer.
S. F. Schwab, The microscopic findings in four Gasserian ganglia removed
for trigeminal neuralgia. Journ. of nerv, and ment. dis. Febr. 1903.
Der Werl der neuen Untersuchungen des Verf.’s an exstirpirten Gasser-
schen Ganglien beruht auf der Tatsache, dass er an zwei Objekten arbeiten
konnte, die entfernt wurden, bevor eine periphere Operation vorgenommen
worden war. Sowohl die letztere als auch eine Quetschung des Ganglions
selbst bei der Herausnahme machen es ungeeignet für den Zweck der hier
in Betracht kommenden Untersuchungen. In allen Ganglien wurden eine
Anzahl abnormer Zellen gefunden, diese lagen meist an der Peripherie
des Ganglions. Die Veränderungen bestanden in allen Graden von Chro-
matolysis und Kernwanderungen. Veränderungen an den peripheren Zweigen
zeigten sich nur da, wo vorher periphere Operationen ausgeführt worden
waren. Der Verf. zweifelt nicht daran dass allen Trigeminusneuralgien
Läsionen im Ganglion zu Grunde liegen. Aber er meint, dass die Zell-
veränderungen nicht die Ursache für die Neuralgie abgeben im Sinne einer
primären Zellerkrankung, sondern dass sie der Kffekt einer abnormen
oder gesteigerten Zeiltätigkeit sind Die Ursachen dieser letzteren aufzu-
decken sind wir noch nicht im stände. M. Brasch.
1) C. H. (’attlo, Oase of chronic acromegaly. Brit. med. journ. 1903,
April 4.
2) >V. S. Stevens, Oase of acute acromegaly. Ibidem.
1) Bei einem 30jährigen Mädchen entwickelte sich langsam im Laufe
einiger Jahre ein Krankheitsbild mit Kopfschmerzen (bisweilen mit Er-
brechen), Gliederschmerzen, allgemeine Schwäche, Amenorrhoe und Ver-
grösserung der Akra. Dazu trat starkes Durstgefühl und heftige Schweiss-
sekretion. Glykosurie fehlte, die Schilddrüse war vergrössert, der Puls
beschleunigt (120). Die Augen waren etwas vorstehend. Hirnsymptome
fehlten.
2) Die 20jährige Patientin erkrankte im Laufe von wenigen Jahren
an Sehstörungen, Kopfschmerzen und Vergrösserung der gipfelnden Teile,
es wurde bitemporale Hemianopsie und Sehnervenschwund festgestellt.
Krampfanfälle führten zu einem chirurgischen Eingriff (Trepanation), den
die Kranke nur wenige Tage überlebte. Bei der Sektion fand sich ein
grosser Tumor zwischen Pons und Stirnlappen an der Hirnbasis, welcher
den Türkensattel ausfüllte, die Hypophysis war nicht aufzufinden. Der
Tumor war ein Kundzellensarkom. Auch dieser Fall bestätigte, dass die
akute Akromegalie auf malignen Tumoren zu beruhen pflegt.
M. Brasch.
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f»2
Stknokk. — Mihki.i.i. — Nkiskkii.
No. 4.
Die rheumatische Facialisparaly.se und ihre ätiologischen Be-
ziehungen zum Ohr. Deutsches Arch. f klin. Med. Bd. 81, S. 583.
Als Ausgangspunkt der sogenannten rheumatischen Facialislähmung
wurde bisher die Läsion der Austrittsstelle des Nerven aus dem Forarn.
stylomast, angenommen; es ist aber nicht zu leugnen, dass diese Annahme
viele Fragen unbeantwortet und unerklärt lässt. Verf. konnte nun in
einigen Fällen von refrigeratorischer Gesichtsnervenlähmung eine auffallend
weite Oeffnung des pharyngealen Tubenostiums nacliwcisen und glaubt
dass hierdurch sehr günstige Bedingungen gegeben seien, dass ein kalter
Luftzug ungehindert zur Paukenhöhle eindringen könnte. Kommt dann
noch hinzu, was anatomisch wiederholt festgestellt worden ist, dass der
Facialis bei seinem Verlaufe in der Paukenhöhle ungeschützt liegt, so sind
die Bedingungen zu ungehinderter Einwirkung der Krkältungsnoxe erfüllt.
So erklärt es sich auch, dass in den meisten Fällen von rheumatischer
Facialisparalyse die Ohrsymptomc die primären sind, aber bei ihrer Ge-
ringfügigkeit weder vom Arzt noch von dem Patienten genügend beachtet
werden, zumal da sie im Gegensatz zur folgenden Lähmung oft schon nach
wenigen Tagen verschwunden und nicht mehr nachweisbar sind.
Bernhardt.
V. Mibelli, Die Epitheliome und ihre Behandlung. (Bericht, erstattet auf
dem V. intcmat. Oongress f. Dermatol.) Monatsh. f. prakt. Dermatol.
Bd. 39, No. 6.
Verf. empfiehlt die Behandlung der Epitheliome mit arseniger Säure
nach der etwas modificirton Methode von Czerny und Truneceki; er hat
so von 20 Fällen 15 vollständig und definitiv geheilt. Besonders zweck-
mässig erwies sich eine 2 — ä'/zptoc. Suspension des Acid. arsenic. in einer
Aether-Alkoholmischung, am besten in der Weise angewendet, dass ein
mit ihr getränkte! Wattebauch durch einen festen Verband dauernd mit
der zuvor gereinigten und angefrischten Geschwür. soberfläche in Contakt
gehalten wird. Die Heilung erfolgte mit einer flachen, wenig sichtbaren
Narbe. Das Verfahren ist bei allen beginnenden Hautepitheliomen von
nicht ausgesprochener Bösartigkeit indicirt; eine mehr oder weniger dauer-
hafte Besserung lässt sich mit ihm aber auch bei schwereren Formen er-
zielen. Ein etwaiger unvollständiger Erfolg verschlechtert die lokalen
Bedingungen für eine spätere andere Behandlungsmethode in keiner Weise.
Recidive kommen zwar bisweilen vor, weichen aber meist einer Wieder-
holung des Verfahrens. Die therapeutische Wirkung der arsenigen Säure
ist auf toxische Veränderungen besonderer Art zuriiekzufübren, die sie im
Protoplasma der Epithelzellen der epithelialen Neubildungen hervorruft.
H. Müller.
A. Neisser, Meine Versuche zur Uebertraguug der Syphilis auf Affen.
Deutsche med. Wocbenschr. 1904, No. 38, 39.
Verf. hat Uebertragungsversuche an Macacus rhesus mit ganz nega-
tivem Resultate vorgenommen; bei Macacus speciosus entstanden nach
mehreren Wochen an einigen der lnoculationsstellen verdächtige Infiltrate
nebst minimalen Drüsenschwellungen, deren Deutung N. aber vorläufig
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No. 4. VoKU'KKH. OaKCKH. BB
noch dahingestellt sein lässt. Er machte ferner einem Schimpansen viele
Monate laug subkutane Injektionen von menschlichem Blutserum (im ganzen
442 ccm), das von Kranken mit frischen sekundären Exanthemen stammte;
sofort nach der letzten Einspritzung wurde das Tier mit Material von
typischen sekundären Tonsillarplaques geimpft, mit dem Erfolge, dass
primäre Veränderungen an den Impfstellen und später Hauteruptionen von
durchaus syphilitischem Charakter auftraten. Aus diesem Versuche geht
einmal hervor, dass die Einführung selbst beträchtlicher Serummengen von
recent syphilitischen Menschen für den Schimpanse unschädlich ist, ins-
besondere keine Syphilis hervorruft., ein Ergebnis, das Verf. um so nach-
drücklicher betont, als er selbst vor Jahren wegen seiner Seruminjektionen
bei Menschen (Cbl. 1809, S. 846) heftigen Angriffen ausgesetzt war. l'er
Versuch zeigt aber zweitens, dass die Serumeinspritzungen nicht iramuni-
sirend wirken, 'was denjenigen recht zu geben scheint, die das Colles’sche
Gesetz nicht durch eine auf dem Wege des chemischen Stoffaustausches
zwischen Mutter und Kind zu stände kommende Immunisirung, sondern
durch Infektion der Mutter erklären. Dagegen beweist die Beobachtung
noch nicht, dass das Serum überhaupt keine immunisirenden Antikörper
enthält, da diese ja auch nur zu spärlich oder zu schwach sein könnten;
man wird deshalb prüfen müssen, ob cs nicht vielleicht dadurch, dass
man einem Tiere möglichst reichlich und oft Syphilisgift zuführt, gelingt,
ein kräftigeres Serum zu gewinnen. Andere Versuche können an die Mög-
lichkeit anknüpfen, dass die Syphilisparasiten durch ein specifisches Gegen-
gift (Quecksilber) zerstört werden und die aus ihnen gebildeteten Immun-
substanzen im Blute kreisen; man würde also das Serum recht energisch
mit Hg behandelten Syphilitischen zu entnehmen haben. Serum von
Menschen mit lange abgelaufener Syphilis hat N. selbst früher ohne Erfolg
verwandt. Endlich hat Verf. (abgesehen von einer Reihe weiterer Experi-
mente an Schimpansen, die nicht zu sicher verwertbaren Resultaten führten)
auch Uebetragungsversuche an Orang-Utans und an einem Gibbon ange-
stellt, aus denen, wenn auch nicht mit voller Sicherheit, so doch mit
grosser Wahrscheinlichkeit hervorgeht, dass auch sie für Syphilis em-
pfänglich sind. Es wäre dies schon deshalb von Wichtigkeit, weil diese
Tiere leichter in grösserer Zahl zu Versuchen zu beschaffen sind, als
Schimpansen. N. weist schliesslich auf die hohe Bedeutung solcher Tier-
experimente hin und skizzirt einen Teil der Kragen, die zu beantworten
ihnen obliegen wird. H. Müller.
1) Voeleker, Behandlung der Prostatahypertrophie mit perinealer Prosta-
tektomie. Arch. f. klin. Chir. 1903, Bd. 71, S. 1001.
2) Casper, Ueber die Behandlung der Prostatahypertrophie. Berl. klin.
Wochenschr. 1904, No. 24.
1) V. berichtet aus der Heidelberger Klinik 11 Fälle über perineale
Prostatektomie, darunter 2 Todesfälle, in 4 Fällen wurden gute Resultate
erzielt. Geeignet für die Operation sind grosse weiche, leicht blutende
Tumoren ohne schärferes Hindernis für den Katheter. Indicirt ist die
Operation in den Fällen, bei denen aus irgend einem Grunde, z. B. starke
/
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64 Dkutbcii. No. 4.
Cystitis, Blutungen, Schüttelfröste, Hodeiieomplikationen, Steiubildung Her
Katheterismus nicht durchführbar ist.
2) C. bespricht an der Hand von 131 Bällen die Behandlung der
Prostatahypertropliie, 61 Fälle worden ohne Operation behandelt, hiervon
starben 7 pCt., 00 Fälle wurden der ßottinischen Operation unterworfen,
drei Patienten wurden geheilt, 4 pCt. starben, 9 pCt. wurden gebessert,
10 Fälle wurden vasektoiuirt. Oie Vasektomie ist nur erfolgreich in Fällen
von Prostatismus, d. h. Fälle ohne Residualharn, und bei denjenigen Kranken,
die immer wieder Epididymitis im Anschluss au den Katheterismus be-
kommen. Absolut nutzlos sind die Castration, Elektrolyse, hoher Blasen-
stich und Sectio alta. Ueber die perineale Prostatektomie hat C. noch
keine Erfahrungen, die suprapubische ist ein schwerer Eingriff, dem nur
kräftigere Prostatiker unterworfen werden dürfen. Die besten Erfolge giebt
die systematische Katheterbehandlung, die in Fällen mit Residualharn und
Cystitis indicirt ist; bei schwierigem Katheterismus bewährt sich oft die
Permanenzkatheter Behandlung, d. h. die Kranken gehen mit einem Pezzer-
schen Katheter umher, dieser Katheter wird alle 4— 6 Wochen gewechselt.
Die Prostatismusfälle werden ohne Katheter symptomatisch behandelt. Die
Bottini’sche Operation muss als gefährlich angesehen werden und kann
nur in Betracht kommen bei chronischer Retention, sie schützt nicht vor
Recidiven; die Hauptgefahren der Operation sind Blutungen, Sepsis und
die Schwere des Eingriffs an und für sich. Im allgemeinen .ist die Be-
handlung der Prostatiker eine dankbare Aufgabe, sofern der Arzt über das
Wesen der Krankheit aufgeklärt ist und zu individualisiren versteht.
Karo.
Deutsch, Die Radiotherapie bei Gebärmuttergeschwülsten. Münch, med.
Wochenschr. 1904, No. 37.
D. berichtet über die Resultate, die er mit der Radiotherapie bei Ge-
bärmuttergeschwülsten erhalten hat. Kr konnte bei Myomen Verkleinerung
der Geschwulst, in einem Falle von inoperablem literuscarcinom Zurück-
gehen der Ausbreitungen in den beiden Parametrien und im Douglas und
ein Nachlassen der dadurch bedingten Beschwerden feststellen. Als auf-
fallende Erscheinungen während der Röntgentherapie zeigte sich bei zwei
Patientinnen mit Uterusmyom unmittelbar nach der Bestrahlung des Unter-
leibes Scheidenausfluss von blutig seröser Beschaffenheit. Bei einem Falle
von Uterusmyom mit starken Blutungen haben letztere ohne jede medika-
mentöse Behandlung nach einer Reihe von Bestrahlungen bedeutend nach-
gelassen. D. meint, dass es bei Uterusmyomen dem jeweiligen Ermessen
des Arztes überlassen bleiben dürfte, ob er solche Fälle operativ behandelt
oder ob er in diesen Fällen das conservative Verfahren mittelst Röntgen-
strahlen vorzieht. Jedenfalls glaubt er, dass in Fällen, wo Contraindika-
tionen gegen die Operation bestehen, die Röntgentherapie am Platze sein
dürfte. Br. Wolff.
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Unter Mitwirkung von
Fof. Dr. H. Senator, Prof. Dr. E. Salkowski, Pr
redigirt von
)N SchuT
y
Prof. Dr. M. Bernhardt MAR 17 1905 r
1905.
I. Febriim*.
Iiiliult: Jan kowski, Zur Entstehung des Corpus luteum. — Dixon,
L'eber die durch Nerven bewirkten Schiidelcindriicke. — Hetzer. Zum Bau
des Herzens. — Kita, Fettbestimmung mittels des Butyrometers. — Pflüger,
Ueber quantitative Glykogenbestimmung. — Poly, Molekulare Coneentratiou von
Blut und Harn bei Nierenkrankheiten. — Woiilgemutu, Herkunft der schwefel-
haltigen Stoffwechselprodukte. — Batki.li. Ueber Glykolyse. — Jorks, Die
Arteriosklerose bei Nephritis. — Heoinokr, Primäre angeborene Herzhypertrophie.
— Rimbert, Die Traktionsdivertikel des Oesophagus. — Bero, Mageucarcinom
und Durchbruch in das Colon. — Haim, Knochenveränderung bei akutem Gelenk-
rheumatismus. — Lennandkr, Nachoperatiou bei Exstirpation der Scapula. —
v. Brunn, Osteotomie des Femur bei Genu valgutn. — Klapp, Wirkung der
Nebennicrenpräparate. — Stkinmann, Beitrag zur Kropfversetzung. — Mas-
ninger. — Bildung brauchbarer Amputationsstiimpfe. — Kayskr, Ollendorf,
Schädigung der Augen durch Fliegenlarven. — Greeff, Fall von Anopbthalmus
mit anderen Missbildungen.” — Stein, Osteomyelitis der Gehörknöchelchen. —
Sachs, Diagnose der Sinusthrombose. — Breuer, Studien über den Vestibulai-
apparat. — Goldhann, Nekrose der unteren Nasenmuschel. — Merklin und
Broc, Gaumensegellähmung. — Luke, Anaesthesie bei Nasenoperationen. —
Kr o nac 11 er. Sterilisationsapparat für Verbandstoffe. — Hahn, Groth. Einfluss
der künstlichen Ernährung auf die Kindersterblichkeit. — Kazarinow, Infektiosität
des Dysentericbacillus. — Rosen thal. Neues Dysenterieheilserum. — Volland,
Sobc.o. Entstchungswcisc der Tuberkulose. — Silhehschmidt, Perlsucht- und
Tuberkelbacillen. — Müllek, Frühdiagnose der tuberkulösen Meningitis. —
Heidknhkim, Fall von Skorbut, durch Formaliu geheilt. — v. Cbikgrkn, Be-
handlung von Thoraxscbrmnpfung. — Vas, Diabetes und Albuminurie. —
Ppakhlkr, Jacohy, Erfahrungen über Cbologen. — Doehrklin, Fall von
Darmruptur und Lungenabscess. — Borri, Ueber Magengeschwüre im Climak-
tcrium. — Kachel, Purgatin bei Wöchnerinnen. — Rotch, Ueber infantilen
Skorbut. — Moser, Scrumbehandlung bei Scharlach. — Griffith, Ueber den
Typbus im Kindesalter. — Fried, Joachim und Kurpjuweit, Schenk,
Behandlung der Leukämie mit Röntgenstrahlen. — Aldkich. Ueber die Caisson-
krankheit. — Dana, Ueber Arthritis deformans. — v. Haseliiero, Augeuunter-
suchungen bei ßasisfraktureu. — Brasch, Ueber neurotische Muskolatropbie. —
Fuchs, Zur Frühdiagnose der Hypopbysistumorcn. — Flatau, CoIin, Zur
Kenntnis der Tabes. — Haenkl, Ueber amyotrophische Lateralsklerose. —
Taubebt, Erythromclalgic bei Syringomyelie. — Jacob, Fall von Gehirn-
echinococcus. — Voi.iiard, Ueber Augensymptome bei Armlähmungen, —
Jansen, Ueber die Hautsensibilität nach hydriatischen Proceduren. — Lew-
Dorn, Heilung von Cancroid mit Röntgenstrahlen. — Brosius, Syphilisendemie
and ihre Folgen. — Hutchinsoiin, Erfahrungen über Syphilis und Hautkrauk-
XLlil. Jabrgaug. •>
"r-o. * * ho*6*B
PRVlL , KOO«*
N V ;
\ - um*« - —
66
Jankowski. — DlXUN.
No. 5.
heilen. S r rashm a sm. Wirkung des Radiumbromids. GlAssmkr, Zum
ratheterismus posterior. — Thalu«», Das Ulcus gonorrhoicum serpiginosum. —
Hkkhold. Fall von subkutaner Ureterverletzung. — Küstkkr. Uebcr die Anti-
septik bei Laparotomie.
J. Jankowski, Beitrag zur Entstehung des Corpus iuteuui der Säugetiere.
Arch. mikr. Anat. Bd. 04, H. 3, S. 361.
In dem alten Streite um die Genese des Corpus luteum stellt sich J.
auf die Seite derer, die die Zellen der inneren Schichten der Follikelhülle,
der Theca interna, als Muttergewebe des Corpus luteum betrachten. Er
bekämpft insbesondere die Meinung Sobotta’s, der die Luteinzellen vom
Follikelepithel hatte abstammen lassen und führt zu Gunsten dieser An-
sicht etwa folgendes aus: Die Tunica interna der Theca reifer Follikel
besteht kurz vor dem Bersten aus einer mehr oder weniger mächtigen
Schicht von Luteinzellen; im Follikelepithel nehmen dagegen gegen Ende
der Entwickelung die Mitosen an Zahl stark ab, und während die peri-
pherischen Lagen in ihrer Entwickelung still stehen, beginnt centralwärts
bereits der Zerfall. Die Theca interna bildet gewissermaassen ein elasti-
sches Polster, das mit dazu beiträgt, die Spannung im Follikel zu erhöhen
und damit der Herausbeförderung des Eies zu dienen. Im frisch geplatzten
Follikel hat die innere Thecaschicht an Dicke bedeutend zugenommen, sie
bildet (beim Schwein) unregelmässige Yorwölbungeu gegen die Follikel-
höhle, in die sie die Membrana propria hineintreibt. Von dieser nach der
Höhle zu, stellenweise ganz abgehoben, linden sich die Epithelzellen, be-
sonders in den inneren Schichten ganz gegeneinander verschoben, aufge-
(ptollen; die äusseren Schichten zeigen einige Aehnlichkeit mit den Luteln-
zellen. Das ganze Follikelepithel kommt nach der Meinung von J. für
die Bildung des Corpus luteum nicht in Betracht: es wird zum Teil aus
der Höhle ausgestossen und was zurückbleibt geht sehr bald zu Grunde.
Die Zellen der Tunica interna verschliessen sehr bald die Rissöffuung,
alsbald tritt Gcfässentwickelung in den Vordergrund und damit hat das
Gebilde die Höhe seiner Entwickelung erreicht. .1. fügt noch seine An-
sicht über die Fuuktion des Corpus luteum hinzu, die dahin geht, dass es
gewissermaassen ein Reservoir darstelle, in das hauptsächlich zu Beginn
der Gravidität die Hauptmengc des dem Ovarium zuströmeuden Blutes
abgeleitet wird und dadurch deu zeitweise!) Stillstand der Follikelreifung
mit bedingt. Er wendet sich mit einigen Worten gegen die Versuche, in
dem Corpus luteum eine Art Drüse mit innerer Sekretion zu erblicken.
Poll.
Fr. Dixoii, On certain roarkings due to nerves and blood vessels upon
the cranial vault; their significance and the relative frequeucy of their
occurence in the different races of maukind. Journ. of anat. and physiol.
XXXVIII., H. 4, S. 377.
An macerirten Schädeln findet man häutig als Spur des Nervus
supraorbitalis eine mehr oder weniger weit verlaufende Rille. Da der
Verf. sich vorstellt, dass diese Rille dadurch zu stände kommt, dass die
langsam wachsenden Nerven in den schneller wachsenden Schädel ein-
schneiden (etwa wie ein Strick in das umschnürte I’aquet), so würde diese
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No, 5.
Rkt/.kk. — Kita.
67
Rille der Ausdruck einer verhältnismässig gut entwickelten Stirn sein.
Cm dieser Frage näher zu treten, hat er 2246 Schädel verschiedener Her-
kunft untersucht und dabei festgestellt, dass die Tasmanier, Australier,
Eskimos, Melanesier, Papuas die Rille am seltensten haben, Asiaten und
Polynesier bereits häufiger, die Afrikaner dagegen haben sie fast in der
Hälfte der Fälle. Da eine hohe Stirn immer noch von vielen für ein
Zeichen hoher geistiger Kräfte gehalten wird, dürfte es sich vielleicht
empfehlen, künftig nicht mehr nach dem Schädelumfang, sondern nach
dem Vorhandensein und der Ausbildung der Supraorbitalrinne die Intelli-
genz zu beurteilen. G. F. Nicolai.
R. Rotzer, Ueber die muskulöse Verbindung zwischen Vorhof und Ven-
trikel des Säugetierherzens. Arch. f. Anat. u. Physiol. Anat. Abteil.
1. 5 , I., 1904.
R. versucht die oft diskutirte Frage, ob sich eine Muskelverbindung
zwischen Atrium und Ventrikel des Säugetierherzens findet, mit Hülfe des
Mikroskops an Serienschnitten des Katzen-, Kaninchen-, Ratten- und Hunde-
lierzens zu lösen. Bei allen diesen Tieren fand er am oberen Ende des
Kammerseptums das gesuchte Atrioventrikularbündel. Andere gröbere
Faserbündel kommen weiter nicht vor, immerhin mag auch noch an anderer
Stelle eine Verbindung durch einzelne Fasern vorhanden sein. Einen noch
sichereren Beweis erbrachte R. durch die am vorher vorsichtig macerirten
— später, als er die Rage kannte, auch am frischen — Menschenherzen
ausgeführte makroskopische Präparation des Faserbündels. Dasselbe ver-
läuft in der Herzscheidewand; im Herzen des Pferdes, des Schweines, des
Pferdes, des Kalbes, des Schafes gelang es, trotz vorangegangener Mace-
ratiou, nicht, diese Muskelbrücken zu finden, offenbar, weil diese Herzen
an der fraglichen Stelle ein aussergewöhnlich derbes Bindegewebe besitzen,
das gegen die Macerationsflüssigkeit eben weitaus resistenter ist als die
dort befindlichen Muskelfasern. G. F. Nicolai.
T. Kita, Ueber die Fettbestimmung im Fleisch und Fleischwaaren mittels
des Gerber’scheu Acid- Butyrometers. Arch. f. Hyg. Bd. 51, S. 165.
K. hat das zur Fettbestimmung in der Milch viel verwendete Gerber'sche
Verfahren mittels des Acid- Butyrometers so modificirt, dass es auch für
Fleisch verwendbar wird, indem es unter sich und mit nach Soxhlet’s
Verfahren gewonnenen übereinstimmende Werte giebt. Dazu muss das
Fleisch 5— 7mal in der Fleischschneidemaschine durchgearbeitet werden;
dann wird es mit Schwefelsäure versetzt, deren spec. Gew. 1,82—1,825
ist und die zu gleichen Teilen mit Wasser verdünnt wurde. Benutzt man
das einseitig offene Butyrometer, so nimmt man 2,5 g Fleisch und 8 ccm der
Schwefelsäure, für das beiderseits offene 5 g Fleisch und 17 ccm Säure. —
Letzteres empfiehlt sich besonders bei fettreichem Fleische. Die Auf-
lösung des Fleisches erfolgt im Wasserbade von 60 — 70° in 6 — 10 Minuten.
— Wie beim Fleisch gelingt die Fettbestimmung auch bei Wurstwaaren.
Unsicher ist sie bei Fischfleisch, besonders bei geräucherten und gepökelten
Fischwaaren. A. Loewy.
5*
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HR
PfLI'OK*. — Pul.V. — WoHLOKMUTH.
No. 5.
E. Pflüger, Abgekürzte quantitative Analyse des Glykogens. Pflügers
Arcb. f. d. ges. Physiol. Bd. 103, S. 169.
Der folgende Gang der Glykogenbestimniung in Organen ermöglicht
nach P. die Ausführung der Bestimmung in wenigen Stunden, höchstens
in einem Tage. Es werden 100 g frischer Organbrei mit 100 ccm 60proc.
siedender Kalilauge 2 Stunden erhitzt. Nach Abkühlung Zufügung von
100 ccm sterilen Wassers, Fällung mit 400 ccm Alkohol (96 pCt. Tr.). —
Nach Absitzen des Niederschlages Filtration durch schwedisches Filter,
Waschung einmal mit einer Mischung von 1 Yol. 15proc. Kalilauge
2 Vol. Alkohol (96 pCt. Tr.), dann mit Alkohol von 66 pCt. Tr. -■
Lösung des Niederschlages in siedendem Wasser, Auskochen des Filters;
Neutralisation der Lösung. Nur wenn hierbei bedeutende Abscheidung von
Eiweiss eintritt, nochmalige Filtration und Auskochung des Rückstandes.
— Zusatz von Salzsäure, sotjass eine 2,2proc. HCl-Concentration entsteht,
dreistündige Inversion.
Nack Neutralisation und Filtration polarimetrische Zuckerbestimmung.
Der Zuckerwert mit 0,927 multiplicirt giebt den Glykogenwert.
A. Loewy.
F. Pol)’, Bestimmungen der molekularen Concentration des Blutes und
des Urins bei doppelseitigen Nierenerkrankungen. Deutsche med. Wochen-
schrift 1904, No. 23.
P. nahm bei 45 Nierenkranken, diu zum Teil im urämischeu Stadium
sich befanden, 112 Bestimmungen des Gefrierpunktes des Blutes, meist
auch des Harnes, und zwar des vor 24 Stunden gesammelten Harnes vor.
P. fand dem Gefrierpunkt des Blutes bei allen urämiefreien Fällen und
bei fast allen urämischen während der anfallsfreien Zeit normal, zwischen
— 0,65° und — 0,57°. Ebenso war er normal, wo nur leichte urämische
Symptome (Brechreiz, Schwindel, Kopfschmerz) vorhandeu waren. Bei
ausgesprochener Urämie dagegen war er meist abnorm niedrig, zwischen
— 0,58° und —0,646°, bis auf drei Fälle, in denen er trotz urämischen
Comas normal war. Demgegenüber war er in zwei Fällen nach einem
schweren urämischen Anfall noch Tage lang, indem einen bis zu 20 Tagen,
abnorm erniedrigt, trotz subjektiven Wohlbefindens. Eine abnorm hohe
molekulare Concentration des Blutes kann also Urämie nicht erzeugen. —
Aus dem Wert für den Gefrierpunkt des Harns multiplicirt mit der
24 ständigen Menge, der sogen. Valenzzahl, lassen sich charakteristische
Differenzen für interstitielle und parenchymatöse Nephritiden nicht ab-
leiten, wohl aber Beziehungen zur Funktionsuntüchtigkeit der Nieren, da
hierbei die Valenzzahl abnorm niedrig ist. - Nach P. lässt ein normaler
Blutgefrierpunkt gar keinen diagnostischen Schluss zu, ein abnorm niedriger
mit geringem Valenzwert des Harns spricht für Funktionsuntüchtigkeit der
Nieren. A. Loewy.
4. Wohlgemutll, Ueber die Herkunft der schwefelhaltigen Stoffwechsel-
produkte im tierischen Organismus. Zeitschr. f. physiol. Chem. Bd. 40.
S. 81.
Verf. stellte fest, dass Cystin, an Kaninchen verabreicht, eine Ver-
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No. 5. Batilu. — Jorrü. 61*
mehning der Sulfate und des nicht oxydirten Schwefels im Harn be-
dingt.
Die Giltigkeit der durch die Arbeiten von Neuberg und Friedmann
erkannten Beziehung des Cystins zur Isiithionsäure und dem Taurin hat
Verf. auch experimentell für den Tierkörper dartun können, indem der
Schwefelgehalt des alkoholischen Gallenauszugs und des wässerigen Leber-
extrakts nach Cystinfütterung erheblich zuniromt. Da Cystin bei der
Pankreasverdauung des Eiweisses entsteht, ist hierdurch die Frage nach
der Entstehung des Taurins im Organismus gelöst; unentschieden bleibt
zunächst, ob auch durch die Verdauung der intracellulären Fermente Cystin
ans I’rotemstoffen abgespalten wird.
Während v. Bergmann bei Beschäftigung mit demselben Gegenstand
fand, dass der Hund durch Cystinzufuhr nicht ohne weiteres zu einer vermehrten
Taurocholsäurebildung befähigt ist, sondern hierzu der Mitwirkung gleich-
xeitig zugeführter Cholsäure bedarf, ist aus Verf.’s Versuchen ersichtlich,
dass sich der Pflanzenfresser ganz anders verhält. Möglicherweise bildet
aber auch der Hund Taurin, das unverändert oder als Taurocarbaminsäure
durch den Harn ausgeschieden wird. Neuberg.
F. Hutelli, Ueber die vermeintliche alkoholische Gährung durch tierische
Gewebe. Compt. rend. de l’acad. des Sciences. B. 137, S. 1079.
In Uebereinstimmung mit 0. Cohnheim gelangt Verf. zu dem Schluss,
dass die von Stoklasa und Simacek beobachtete Zerlegung von Glukose
in C02 und Alkohol durch Bakterien bedingt war. Letztere erwiesen sich
unter Mikroskop als sehr bewegliche Stäbchen oder kettenförmige Kokken,
die oft bereits nach 4 Stunden vor Eintritt der C02-Entwickeluug in er-
heblicher Menge zugegen sind. In allen Fällen, wo durch ausreichenden
Zusatz eines Antisepticums (CHCI3, Toluol, NaF, Thymol, Saiicylsäure) die
Bakterienentwickelnng gehemmt war, fand auch keine Glykolyse statt.
Neuberg.
Jores, Ueber die Arteriosklerose der kleinen Organarterien und ihre Be-
ziehungen zur Nephritis. Virchow’s Arch. Bd. 178 (3), S. 367.
Verf. stellte sich zunächst die Frage, ob die bei chronischer Nephritis
häufig anzutreffenden Veränderungen der kleinen Arterien mehr in das
Gebiet der Arteriosklerose oder mehr der einfachen fibrösen Endarteriitis
angehören. An der Hand von 19 genauer beschriebenen Fällen entscheidet
er die Frage im ersten Sinne. Diese Gefässveränderungen sind aber nicht
in allen Fällen von Nephritis vorhanden. Nach den bisher gewonnenen,
wenn auch vielfach noch nicht ausschlaggebenden Erfahrungen hat es den
Anschein, als seien sie stets bei primärer, nicht aber bei sekundärer
Schrumpfniere zu finden. Bezüglich des causalen Zusammenhangs zwischen
Gefässveränderungen und Nephritis spricht Verf. sich dahin aus, „dass die
Arteriosklerose der kleineu Organarterien höchstwahrscheinlich keine ein-
fache Folgeerscheinung der Nephritis ist, sondern in frühzeitiger Ver-
knüpfung mit derselben den Ablauf der Niereuerkrankung und ihren Aus-
gang wesentlich beeinflusst.“ Bcitzke.
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70
HkIIINUKK. ItlKI'KRT. — RkHO.
No. 5.
Hedinger, Primäre angeborene Herzhypertrophie. Virchow’s Arcb. 1004,
Bd. 178, H. 2, S. 264.
Bei der Sektion eines 14 Monate alten Knaben, der ziendich plötzlich
gestorben war, fand sich ausser Bronchitis und bronchopneumoniscben
Herden ein enorm vergrössertes Herz von 190 g Gewicht, was etwa dem
eines 14— 15jährigen Individuums entspricht. In gleichem Maasse waren
die einzelnen Muskelzellenn vergrössert; hingegen verhielten sich die
grossen Gefässstämme dem Alter entsprechend völlig normal. Das Zu-
standekommen dieser congenitalen Herzhypertrophie ist unklar; die Nieren
waren ohne jede Besonderheit. Ein im linken Ventrikel Vorgefundener,
1 1/2 cm im Durchmesser haltender Kugelthrombus dürfte wohl ohne Be-
deutung sein. Uebersicht über die bisherige Litteratur. Beitzke.
Itibbert, Die Traktionsdivertikel des Oesophagus. Virchow’s Arch. Bd. 178,
H. 3, S. 351.
R. verteidigt seine Ansicht von der Genese der Speiseröhrendivertikel
gegen die Angriffe mehrerer Autoren, welche sieb für die Zenker’sche Auf-
fassung (Zug durch schrumpfende Bronchialdrüsen) aussprechen. R. nimmt
bekanntlich an, dass infolge einer Entwickelungsstörung bei der Trennung
der Trachea vom Oesophagus zwischen beiden ein — oft nur wenig aus-
geprägter — Bindegewebszug erhalten bleibt, und dass da. wo dieser Zug
sich an die Speiseröhre anheftet, deren Wand Defekte in den Muskellagen
aufweist. Wenn nun bei Verschiebungen des Oesophagus jener binde-
gewebige Strang die abnorme Wandstelle fixirt, so erfährt sie infolge ihrer
geringeren Widerstandskraft sehr leicht eine Ausbuchtung. R. beschreibt
des Genaueren 12 (zum Teil früher schon publicirte) Fälle, welche diese
seine Auffassung begründen. Wenn der oben genannte Bindegewebszug
nicht oder nicht sehr ausgeprägt vorhanden ist, wohl aber eine Unter-
brechung in der Muskulatur, so entsteht kein Traktions-, sondern . ein
Pulsionsdivertikel. Dies belegt Verf. mit 0 weiteren Fällen.
Beitzke.
II. YV. Berg. Carcinoma of the stomach and liver in male twenty-eight
years old — Perforation into the transverse colon. Mt. Sinai hospital
reports 1003, Vol. III, S. 59.
28jähriger russischer Schreiber. Massiger Alkoholiker, bisher immer
gesund. 7 Wochen ante exitum Beginn der Beschwerden mit Anorexie,
epigastrischen Schmerzen und rapider Gewichtsabnahme. Kein Erbrechen,
kein Fieber. Objektiv grosse Magerkeit und Anämie, geringe Druck-
schmerzhaftigkeit des Sternum, grosse in der Lebergegend, Oedem der
Beine. Im Magen keine freie Säure. Leptothrix, Kokken und Boas-
Oppler’sche Bacillen. Unter zunehmender Verschlechterung des Befindens
Exitus. Bei der Sektion findet sich von der Cardia beginnend auf vordere
und hintere Magenwand übergreifend ein infiltrirender Krebs. In der Mitte
der grossen Curvatur eine 2,5 cm weite Perforation ins Qoercolon. Die
nicht ergriffenen Teile der Magenschleimhaut sind geschwollen und von
Blutungen durchsetzt. Metastasen in der Leber. Beitzke.
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No. 5. IIaim. — Ijknnanhkh. — v. Brunn. 71
E. llailll, üeber Knochenveränderung beim akuten Gelenkrheumatismus
im Röntgenbilde. Zeitschr. f. Heilk. 1903, Bd. 24, S. 260
Beim akuten Gelenkrheumatismus findet man nach H. schon in den
ersten Tagen nach Beginn des Processes im Röntgenbilde diffuse Auf-
hellung der Knochenschatten sowie Verwischung der Struktur- und Contour-
teicbnung der spongiösen Gelenkenden. Diese Veränderungen kann man
als Ausdruck dafür auffassen, dass schon in den ersten Tagen der ent-
zündliche Process auf die knöchernen Gelenkenden übergreift, dass eine
akute Erweichung, Hyperämie und Schwellung der Gelenkenden stattfindet,
welche man als Ostitis der Epiphysen bezeichnen kann. Nach Ausheilung
des Entzüudungsprocesses gehen auch diese Veränderungen zurück. Es
bleibt nur eine geringgradige stabile Atrophie der knöchernen Gelenk-
enden zurück, welche sich im Röntgenbilde durch eine leichte Aufhellung
sowie durch eine scharfe, grobmaschige, nur spärliche Strukturzeichnung
kundgiebt. Joachimsthal.
K. (». Lennnnder, Exstirpation des rechten Schulterblattes wegen chroni-
scher Myelitis; Fixation des Oberarms am Schlüsselbein durch einen
Metalldraht und durch Muskelplastik. Arcli. f. klin. Chir. Bd. 71,
H. 2, S. 461.
Bei einem 22jährigen Patienten mit chronischer purulenter Osteo-
myelitis der rechten Scapula, die zum Teil mit einer Erkrankung im Alter
von 8 Jahren, zum Teil mit einer kurze Zeit vorher eingetretenen Ver-
stauchung beim Turnen in Zusammenhang gebracht wurde, waren die Ver-
änderungen in der Scapula und ihrer Umgebung zu einem so hohen Grade
gediehen, dass nur die Entfernung der Scapula mitsammt den eigentlichen
Scapulamuskeln (M. infraspinatos, supraspinatus und subscapularis) und
der Gelenkkapsel zwischen Scapula und Humerus in Frage kam. Die
Folge dieses Eingriffes war vollständige Heilung aber mit einem unbrauch-
baren Oberarm. Er war herabgesunken und hing schlaff am Rumpf herab.
Die wesentlichen Momente der Operation, die L. nun zur Ausführung
brachte, waren 1. die Fixation des Humerus an die Clavicula durch einen
starken Metalldraht in der Frontalebene, 2. Bildung einer festen Muskel-
wand an der medialen Vorderseite und einer auderen an der lateralen
hinteren Seite des „neuen Gelenks“ und 3. eine genaue Vernähung des
Deltoides an das Schlüsselbein, das Acromion uud den Trapezius. Der
Metalldraht, der aus Aluminiumbronce war, ist gesprungen, wurde indess
liegen gelassen, weil er dem Patienten keine Störuug verursachte und weil
er infolge von zwei Biegungen, einer im Oberarm und einer oberhalb des
Schlüsselbeins, dauernd dazu beitragen konnten, die Knochen aneinander-
halten. L glaubt, dass man bei derartigen Operationen starken Platin-
draht anwenden muss. Joachimsthal.
M. r. Brunn, Ueber die supracondyläre Osteotomie des Femur bei Genu
valgum, mit besonderer Berücksichtigung der definitiven Knochenform.
Beitr. z. klin. Chir. Bd. 40, H. 1, S. 213.
v. B. berichtet, über die Ausführung der lineären supracondylären
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72
Kl. APP. — Stbinmann.
No. 5.
Osteotomie des Femur wegen Genu valgum in der Tübinger chirurgischen
Klinik, die hier seit 1878 an 108 Patienten und an 137 Beinen vorge-
nommen wurde. Die geübte Operationsmethode wich nur wenig von der
Macewen’schen Originalvorschrift ab, nämlich nur darin, dass die Blutleere
fortfiel, die ganze Knochendurchtrennung mit ein und demselben schmalen
Meissei ausgeführt wurde, und in der Nachbehandlung mittelst Gebverband,
der dem l’at. schon am Tage nach der Operation das Umhergehen ge-
stattete. Irgend eine Störung des Wundverlaufes ist iu keinem Falle ein-
getreten. Die Operation lieferte funktionell und kosmetisch sehr gute
Resultate.
Die zur Ausgleichung der Deformität erforderliche Dislokation der
Fragmente blieb zwar in den meisten Fällen dauernd bestehen, doch fand
in der Regel eine bald geringere, bald stärkere Streckung des Knickungs-
winkels. also eine Annäherung an die normale Knochenform, statt. Der
Grad dieser spontanen Transformation des difform geheilten Femur scheint
von der Weichheit und Plasticität des Knochens zur Zeit der Operation
abzuhängen. Die höheren Grade von Geuu valgum erfuhren durchschnitt-
lich eine vollständigere Oorrektion der Knochenform als die geringeren
Deformitäten. Joach imsthal.
Klapp, Experimentelle Beiträge zur Kenntnis der Wirkung der Neben-
nierenpräparate. Deutsche Zeitschr. f. Ohir. Bd. 71, 3,
Es handelt sich um eine recht interessante Arbeit aus Friedrich’s
Klinik in Greifswald. Wenn man Lösungen irgend welcher Substanzen
zusammen mit Adrenalin subkutan injicirt, so wird die Resorption dieser
Stoffe gehemmt; sie geht langsam vor sich, weil der Blutkreislauf durch
die Nebennierenpräparate verlangsamt wird. K. hat Zucker zur Injektion
verwandt und zeigt an vergleichenden Curven, wie die Ausscheidung niemals
die Höhe en eicht, als wenn Zucker ohne Adrenalin injicirt wurde. Der
Stoff wird am Orte der Einspritzung festgehalten und kann hier, wie
Braun dies am Cocain nachgewiesen hat, grössere lokale Wirkungen ent-
falten; man kann also ungefährdet oft grössere Mengen des Cocains z. B.
als sonst injiciren, weil die Giftwirkung herabgesetzt wird. Unger.
F. Steininann, Beitrag zur Kropfverlagerung. Arch f. klin. Chir. 74. Bd.,
H. 4, S. 908.
Dass die Annahme Wölfler’s, der verlagerte Kropf verkleinere sich
spontan besonders bei partieller Gefässunterbindung, nicht zu Recht be-
steht, beweist der Fall eines von S. operirten jungen Mädchens, dem früher
die beiden Seitenlappen der Schilddrüse entfernt waren. Der zurück-
gebliebene Isthmus wurde verlagert, weil er Erscheinungen von Tracheal-
stenose liervorrief; dennoch wuchs der Kropf wieder, sodass auch noch
der untere Isthmuspol geopfert werden musste. Darnach völlige Heilung.
Auch Prkindlsberger's Ansicht, die Verkleinerung des verlagerten Kropfes
beruhe auf der Manipulation während der Operation, ist nicht stichhaltig;
denn dieses Moment war in S.’s Fall bei der schwierigen Isolirung ausge-
sprochen vorhanden. Peltesohn.
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No. 5
MaNNINOF.B. — KaYSBH. 0lI,BNDOKK. — ‘»KKEFK.
73
W. Manninger, Heber die für direkte Belastung geeigneten Amputations-
stumpfe. Budapesti Orvosi Ujsiig 1904, No. 10.
Die Amputationsstümpfe der unteren Extremität sind durch dreierlei
Verfahren belastnngsfähig zu machen: durch osteoplastische Bedeckung des
Knochenendes (Bier, Gleich, Eiselsbero, Bunge), durch zweckmässige
Nachbehandlung des Stumpfes (HiRSCH’sches Verfahren) und durch die
BuNGE’sche Methode. Der Verbreitung der ersten Methode steht die
Umständlichkeit der Operationstechnik im Wege, der zweiten Langwierig-
keit der Nachbehandlung sowie die dadurch bedingte Ermüdung des Arztes
und des Patienten. Infolgedessen ist der Bunge sehen Methode der Vorzug
zu geben; die Technik derselben ist folgende: Für die Ausmessung der
Hautlappen sind die altbekannten Regeln maassgebeud, am zweckmässigsten
ist es einen grösseren Vorder- und kleineren Hinterlappen zu bereiten, da
hierdurch die Hautnarbe ausser dem Gebiete der Belastung fällt. Nach
Durchschneiden der Muskeln wird das Periost an der Stelle, wo das Bein
durchgesägt werden soll, Umschnitten und distal heruntergeschoben. In
diesem Punkt weicht die Stumpfbildung von den früheren Verfahren ab.
Nach Durchsägung des Beines wird das Knochenmark bis auf 1 cm ex-
cochliirt, dann nach Versehen der Gefässe die Haut vereinigt. Die Vor-
züge dieses Verfahrens sind: einfache Technik und bei aseptischer Heilung
ist der Stumpf direkt belastungsfähig. Dem osteoplastischen Stumpf gegen-
über besitzt er noch den Vorteil, dass er um 4 — 5 cm länger ist, da das
4—5 cm grosse Tibialstück, welches zur osteoplastischen Lappenbildung
nötig ist, erhalten werden kann. Die Nachbehandlung ist eine höchst ein-
fache, da nur sehr zeitig eine vorläufige Prothese zu verfertigen ist. Mit
einer einfachen und billiget) endgiltigen Prothese ergiebt dies Verfahren
einen arbeitstüchtigen Stumpf. J. Hönig.
1) B. Kayser, Ueber Schädigung und Zerstörung der Augen durch Fliegen.
Med. Corresp.-Bl. d. Württemb. ärztl. Landesvereins 1904, No. 49.
2) Ullendorf, Insektenlarven im Auge. Ebenda.
1) K. berichtet über ein Kind, dem ein Insekt in das Auge geflogen
war. Die Conjnnktiva war danach stark geschwellt und gewulstet, an der
Uebergangsfalte mit kleinen Follikeln dicht besät und die Conjunctiva tarsi
mit einer leicht abziehbaren, zusammenhängenden Membran bedeckt.
Zwischen deu Conjunktivalwülsten fanden sich mehrere kleine weisse
Würmer von 1 mm Länge und 0,3 inm Breite. Nach Entfernung der-
selben heilte die Affektion. Es handelte sich um eine Larve der Gattung
Sarcophaga.
2) 0. beobachtete zwei Fälle, wo kleine weissliche Fliegenlarven eine
Bindehautentzündung erregt hatten. Horstmaun.
(ireefT, Ueber Anophtbalmus mit anderen Missbildungen am Auge und
deren Aetiologie. Arch. f. Augenheiik. Bd. LI, H. 1, S. 7.
G. beobachtete bei einem H/jjährigen Mädchen, das aus gesunder
Familie stammte, folgende Missbildung: rechtsseitiger Anophtbalmus, vom
XLHI. Jahrgang. t>
r
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74
Stein. — Sachs. — Breuer.
No. 5.
äusseren Augenwinkel verlaufen schräg nach oben und unten zwei tiefe
Hauteinschnitte. Geringes rechtsseitiges Makrostoma, rudimentäre Hasen-
scharte und Wolfsrachen sowie grosser Knochendefekt am oberen Rande
des Jochbogcns auf der rechten Seite. Ferner besteht ein Colobom des
linken Ober- und Unterlides. G. nimmt für diese Missbildungen eine
gleichartige Ursache an, indem er sie auf Einschnürungen und entwicklungs-
hemmenden Druck von Strängen und Verwachsungen des Amnions zurück-
führt. G. Abelsdorff.
Stein, Osteomyelitis der äusseren Gehörknöchelchen bei chronischem
trockenem Paukenhöhlenabscess (Lues hereditaria tarda). Arch. f.
Ohrenheilk. 61. Bd., S. 109.
Wegen <|Uälender subjektiver Ohrgeräusche, besonders rechts, excidirte
Verf. bei der 25jährigen Patientin Trommelfell, Hammer und Amboss
rechterscits. Die mikroskopische Untersuchung der beiden Gehörknöchelchen
ergab das Vorhandensein einer chronischen Osteomyelitis derselben (Ab-
bildung und nähere Beschreibung s. das Original), als deren Ursache, da
sonst keine Eiterung in der Paukenhöhle bestand, Verf. hereditäre Lues
annimmt und zwar auf Grund der anamnestischen Angaben, wonach Pat.
an einer Keratitis parenchymatosa gelitten haben sollte. Schwabacb.
W. Sachs, Zur Diagnostik der Sinusthrombose. Arch. f. Ohrenheilk.
61. Bd., S. 177.
Die Beobachtung, dass die Schluckbewegung sich durch die Jugular-
venc in den Sinns fortpilanzt und daselbst in Form einer undulirenden
Bewegung des Sinusrohres resp. der freiliegenden Sinuswand erscheint,
führte Verf. auf den Gedauken, dass das Fehlen dieser Erscheinung event.
als Anhaltspunkt für die Diagnose einer Sinusthrombose benutzt werden
könnte. Es sei Sache der klinischen und pathologisch-anatomischen Unter-
suchung, festzustellen: 1. ob das Schluckpbänomen am gesunden Sinus so
constant ist. dass man aus seiner Abwesenheit auf Thrombosirung schliessen
darf. 2. ob es auch bei Vorhandensein eines zarten, wenig umfangreichen,
obturirenden Thrombus positiv ausfällt. Wenn sich nur No. 1 bestätige,
werde das Schluckphänomen als wertvolles diagnostisches Mittel der Sinus-
thrombose zu verwerten sein. Schwabach.
Breuer, Studien über den Vestibularapparat. Sitzuugsber. d. Kaiserl.
Akad. d. Wisseusch. Mathem.-natnrw. Klasse. Jahrg. 1903, Okt./Nov.
S. 315.
B. versucht in vorliegender Arbeit Lücken der Theorie betr. die Lehre
vom statischen Sinn auszufüllen, anatomische Befunde und ihre Bedeutung
für die Funktion des Labyrinthes festzustellen. Alsdann werden die Er-
scheinungen erörtert, welche die Anwendung des Cocains auf das Labyrinth
beobachten lässt und damit die Angaben KöNIO’s bestätigt, dass die
Flourens’schen Phänomene des Kopfsrliwindelns, Kreisganges etc. Ausfalls-
erscheinungen sind, dass der galvanische Schwindel, die galvanotropische
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No. 5.
tjoI.DMANK. — MkIIKLIN Ullli BlSOC.
Luke.
75
Reaktion im Labyrinth ausgelöst wird, dass die der Zerstörung oder
schweren Schädigung eines oder beider Labyrinthe nach einigen Tagen
folgende Kopfverdrehung ebenfalls Ausfallserscheinung ist. Weiter berichtet
Verf. über neue Versuche, die einzelnen Ampullen galvanisch zu reizen
und ihre specifischen Reflexe hervorzurufen. Schliesslich sucht er die Be-
hauptung Henskn’s dass die Theorie von der statischen Funktion der
Bogengänge und des Otoiithenapparates „zoologisch, physikalisch, physio-
logisch und logisch nicht wohl möglich“ sei, zu widerlegen. Bezüglich
aller Einzelheiten muss auf das Original verwiesen werden.
Sch wabach.
Goltliiiuun, Ein Fall von Nekrose der unteren Nasensrauschel und des
Stirnbeins. Prager med. Wochenschr. 1904, No. 26.
Der Fall ist deshalb von besonderem Interesse, weil ein nekrotisches
Muschelbein 12 Jahre lang in losem Zusammenhang mit der Umgebung
getragen wurde, dass diese Nekrose ebenso wie die des Stirnbeins wahr-
scheinlich die Folge einer metastatischen Entzündung nach einem Puerpcral-
process war und dass endlich epileptiforme Krämpfe wahrscheinlich durch
die Nekrose des Stirnbeins, bei dem vielleicht auch die Lamina vitrea in
Mitleidenschaft gezogen war, bewirkt wurden. W. Lublinski.
Merkliu et Hroc, Paralysie du voile du palais gcneralisee non diph-
therique. Arch. gener. de med. 1904, No. 32.
Wenn auch in der vorbakteriologischen Zeit Lähmungen nach über-
standener Angina beschrieben worden sind, so haben dieselben doch nicht
die Beweiskraft, welche heutzutage verlangt werden muss. Die Beob-
achtung der Yerff. bietet das Beispiel einer Lähmung des Gaumensegels,
sicher nicht diphtherischer Natur mit Störungen der Accommodatiou,
Tachykardie und leichten dyspuoetiscben Anfällen. lu den Membranen
der Beläge fanden sich Strepto- und Staphylokokken. W. Lublinski.
Luke, The production of anaesthesia for brief operations on the naso-
pharynx. The Edinb. med. journ. 1904, July.
Verf. hält Aethylcblorid für das beste Anästheticum bei der Operation
der adenoiden Vegetationen; am besten bedient man sich der Rose'scben
Lage mit herabhängendem Kopf; ebenso genügt dieses Mittel bei Adenoiden
und Mandeloperation. Zur Entfernung von Polypen, Septumvorsprüngen,
bei der Turbinektomie wird Aethylchlorid zwar oft genügen, aber bei
länger anhaltenden Operationen wird man Aether nachschicken. Wird
Chloroform gebraucht, so sollte zunächst Aethylchlorid und Aether ge-
geben werden und von Chloroform nur so viel, um den Patienten zwischen
dem zweiten und dritten Stadium der Anästhesie zu halten. (Wenn auch
bei Aethylchlorid nur 1 Todesfall auf 12000 Fälle kommen soll, so ist
zur Operation der Adenoiden und der Mandel ein Anästheticum nicht von
Nöten Ref.). W. Lublinski.
76
KroNACHEK. — tlAHJi. Gbotii. — Kaearinow. Rubkrthal.
No. 5.
Kronaoher, Transportabler Sterilisationsapparat für Verbandstoffe und In-
strumente. Münch, med Wochenschr. 1904, Nr. 19.
K. bat seinen vor ca. 10 Jahren angegebenen transportablen Sterili-
sationsapparat’ von neuem modificirt und verbessert. Durch Ersatz des
einfachen durch einen doppelten, innen conkav gestalteten Deckel und Ab-
leitung des Dampfes nach unten ist der dem Apparat bisher anhaftende
Missstaud der Condenswasserbildung beseitigt worden, so dass die Verband-
stoffe, selbst wenn sie erst mehrere Stunden nach beendeter Sterilisation
dem Apparate entnommen werden, nicht mehr durchfeuchtet werden.
H. Bischoff.
M. Hahn, Statistik auf öffentlichen Impfterminen. Münch, med. Wochen-
schr. 1904, No. 21.
A. Grotli. Die wahrscheinliche Ausdehnung der natürlichen und künst-
lichen Ernährung in München und ihr Einfluss auf die Säuglingssterb-
lichkeit. Ebenda.
Wenn auch nach den Erfahrungen der Praxis allgemein als gültig an-
genommen wird, dass an der Mutterbrust ernährte Säuglinge günstigere
Lebensaussichten haben als künstlich genährte, so liegt doch bisher hier-
für wenig statistisches Material vor. H. regt an, auf öffentlichen Impf-
terminen Nachforschungen über die Ernährung der Säuglinge anzustellen.
Dieser Anregung ist G. für München nacbgekommen, er hat bei 2816 in
der Centralimpfaustalt geimpften Kindern, d. h. bei 37 pCt. der öffent-
lich und 27 pCt. aller 1903 geimpften Kinder, festgestellt, in welcher
Weise sie ernährt waren und fand, dass 67 pCt. garnicht oder weuiger als
1 Monat, 14,6 pCt. 1 — 3 Monat, 11,1 pCt. 8—6 Monat und 7,4 pCt. länger
als 6 Monat gestillt waren. Aus den Totenscheinen der 1902 verstorbenen
Säuglinge ging hervor, dass 92,9 pCt. nicht weniger als 1 Monat, 4,8 pCt.
bis 3 Monat, 2,5 pCt. 3 — 6 Mouat und 0,54 pCt. länger als 6 Monat gestillt
waren. Werden die beim Impfgeschäfte eruirten Verhältniszahlen auf alle
überlebenden Kinder übertragen und die für die verstorbenen mit in Rechnung
gestellt, so wurden von 16 982 lebendgeboreneu, wobei die kurze Zeit nach
der Geburt an allgemeiner Lebensschwäche gestorbenen nicht initgerechnet
sind, 72 pCt. weniger als 1 Monat gestillt, 12,6 pCt. 1—3 Monat, 9,4 pCt.
3 — 6 Mouat, 6 pCt. mehr als 6 Monat. Von denen, welche weniger als
1 Monat gestillt wareu, starben 25,7 pCt., 1 — 3 Monat 7,7 pCt., 3 — 6 Monat
5,4 pCt. 6 — 9 Monat 3,0 pCt., 9—12 Monat 1,9 pCt. H. Bischoff.
1) Kaz.arinow, Ueber die Rolle des Shigabacillus als Erreger der Dysenterie.
Arch. f. Hyg., Bd. 50, S. 66.
2) L. Koscnthal, Ein neues Dysenterieheilserum und seine Anwendung bei
der Dysenterie. Dtsch. med. Wochenschr. 1904, Nr. 19.
1) K. hat versucht, bei Kaninchen mittels Einverleibung von Dysenterie-
bacillen in den Magen die pathologisch-anatomischen Erscheinungen der
Ruhr hervorzurufen. Nur wenn den Thieren enorme Culturmengen io den
Magen mittels Sonde hineingegosseu wurden, nachdem durch Sodalösung
der Magensaft neutralisirt war, wurden, besonders wenn die Tiere vorher
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No. 3.
VoLLAKD. SuHOc.
77
gehungert hatten und Opium gegeben wurde, Veränderungen gefunden,
welche an die erinnerten, die im ersten Stadium der Dysenterie angetroffen
»erden, nämlich Hyperämie und Schwellung der Dickdarmschleimhaut,
stellenweise fibrinöser Belag, zahlreiche Blutergüsse im Stratum mucosum
und submucosum, oberflächliche Exulceration der Epithelschicht mit
Nekrose, Ansammlung von Schleim nnd Blut im unteren Abschnitt des
Mastdarms.
2) R. hat nach dem Ausfall der Tierversuche antitoxisch und bacte-
ricid wirkendes Dysenterieheilserum im Alt-Katharinenspital zu Moskau bei
157 Dysenteriefällen im Sommer 1903 angewandt. Das Serum enthielt in
1 ccm 100 Antitoxineinheiten. Die Wirkung war besonders frappant, wenn
es während der ersten 3 Tage der Erkrankung injicirt wurde. Hier wurde
in der .Mehrzahl der Fälle 1 — 2 Tage nach der Injektion der Krankbeits-
process coupirt, Blut und Schleim verschwanden, Schmerzen und Tenesmen
hörten auf und die Patienten wurden völlig gesund. Nicht so schnell war
die Wirkung des Heilserums bei späterer Anwendung (am Ende der ersten
Woche), wenn die Krankheit im vollen Zuge und alle Krankheitssymptome
sehr ausgeprägt sind. In solchen Fällen war nach 18 — 20 Stunden eine
Besserung zu constatiren, die Schmerzen und Tenesmen liessen nach, der
Stuhlgang wurde weniger häufig. Nach weiteren 24 Stunden tritt eine
weitere objectiv deutliche Wendung zum Besseren ein. Auch noch in sehr
schweren Fällen, wo schon alle Erscheinungen grösster Schwäche einge-
treten sind. Puls klein, Extremitäten kalt, Sphincter gelähmt sind und eine
blutigschleimige Masse aus dem Anus tröpfelt, kann das Serum noch
Heilung bringen. Von 150 an uncomplicirter Dysenterie Erkrankten starben
7 oder 4l/2 pCt., die durchschnittliche Behandlungsdauer betrug 9,9 Tage
In den anderen Krankenhäusern Moskaus starben in der gleichen Epidemie
an uncomplicirter Dyserie 10 pCt. der Kranken, die durchschnittliche Be-
handlungsdauer betrug 15,8 Tage. II. Bischoff.
1) Yolland, Zur Entstehungsweise der Tuberkulose. Münch, med. Wochen-
schrift 1904, No. 20.
2) J. Sorgo, Ueber die Sekundärinfektion bei Tuberkulose. Wien. klin.
Wochenschr. 1904, No. 20.
1) Angeregt durch die Veröffentlichungen v.Behring’s überPhthisiogenese
und Tuberkulosebekämpfung fasst V. seiue teils wenig beachteten, teils als
irrig bezeichneten Anschauungen über die Entstehungsweise der Tuberkulose,
die er in den letzten 15 Jahren bereits mehrfach bekannt gegeben hat, zu-
sammen. Mit V. Behring ist er der Meinung, dass die Inhalationstuber-
kulose so gut wie keine Rolle spielt. Auch er nimmt an, dxss der Grund
der Schwindsucht in der Regel im frühen Kindesalter gelegt wird, dass
eine Ansteckung im späteren Leben zu den Seltenheiten gehört, dass das
Tuberkelvirus nicht zuerst in die Lunge, sondern in die Lympbbahnen und
das Blut gelangt. Allein nicht durch den Verdauungstraktus, wie V. Behring
will, sondern auf dem Wege der Skrofulöse erfolgt die Ansteckung mit der
Tuberkulose am häufigsten. Die Skrofulöse ist nun aber im ersten Lebens-
jahre sehr selten, das zweite Lebensjahr wird sehr häufig befallen. Bei
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78
SlI.HKRb» IIMin r.
No. ft.
Untersuchung von 7 — 1 2jährigen Kindern fand er 03—94 pCt. mit ge-
schwollenen Halsdrüsen behaftet, so dass für fast alle Menschen skrofulöse
Erkrankung angenommen werden muss. Diese erwerben die Kinder durch
Berührung mit detn Boden und Schmutz. Gerade im 2. Lebensjahre ist
das Epithel des Mundes wegen des in Folge der Dentition reichlich ab-
gesonderten Speichels vielfach erweicht, so dass die Erreger leicht ein-
dringen können, ebenso wird aus der Nase reichlich Schleim secernirt, so
dass an der Uebcrgangsstelle der Schleimhaut zur Haut Schrunden ent-
stehen. In diese juckenden Partien reiben die Kinder Infektionserreger
ein. Da diese nach V.’s Ansicht in der Natur überall verbreitet sind, so
kann ein Kampf gegen die Bakterien mit Desinfektionsmitteln keinen
Erfolg haben, es bleibt nichts weiter übrig, als die Kinder vor dem Ein-
dringen des Krankheitserregers zu schützen. Dies muss so geschehen, dass
die Kinder, bis sie laufen können, vom Boden ferngehalten werden, dass
die Hände und das Spielzeug peinlich sauber gehalten werden und die
Kinder so erzogen werden, dass sie selbst den Schmutz an den Händen
bald verabscheuen lernen.
2) Auf Grund von klinischen Erfahrungen und bakteriologischen Unter-
suchungen und unter eingehender Berücksichtigung der einschlägigen Lite-
ratur kommt S. zu dem Schlüsse, dass das Bestreben, den verschieden-
artigen Verlauf der Tuberkulose auf Mischinfektionen zurückzuführen, zu
weit geht. Das hektische Fieber und andere fieberhafte Stadien sind nicht
ohne Weiteres auf Sekundärinfektion zuriiekzuführen, sie können auch bei
einer Tuberkelbacilletiinfektion bestehen. Besonders ist es unstatthaft, aas
dem Befunde der bakteriologischen Sputumuntersuchung, wie sie meist ge-
handhabt wird, oder aus dem Befunde von Mikroorganismen in der Ka-
vernenwand anzunehmen, dass diesen Keimen auch eine pathogene Wirkung
zukommt. Die einzig sichere Möglichkeit, zu einem bindenden Schlüsse zu
kommen, ist bisher die exakte pathologisch-anatomische Untersuchung.
Dass auch die pathologischen Anatomen hinsichtlich der Abgrenzung der
Mischinfektion nicht einig sind, daran ist schuld, dass die einzelnen Be-
funde nicht generalisirt werden dürfen. Für die klinische Diagnose scheint
S. aussichtsvoll akute Pleuritiden bei Phthisikern einer eingehenden
bakteriologischen Untersuchung zu unterziehen und das biologische Ver-
halten der von verschiedenen Phthisikern in verschiedenen Stadien ge-
züchteten Tuberkelbacillenkulturen zu prüfen. Das Augenmerk wäre nament-
lich zu richten auf die eventuelle Fähigkeit dieses oder jenes Stammes,
akut entzündliche Processe zu erzeugen, da es von vornherein nicht un-
möglich erscheint, dass hinsichtlich dieser Fähigkeit verschiedene Stämme
sich sehr verschieden verhalten. H. Bischoff.
W. Silherselunidt, Die Identificirung der Tuberkelbacillen bei Mensch und
Tier. Corresp. Bl. f. Schweiz. Acrzte 1904, No. 14.
Auf Grund der in der Literatur niedergelegten Befunde kommt S. im
Einklang mit der Mehrzahl der Forscher zu dem Schluss, dass Perlsucht-
bacillen und Tuberkelbacillen der Menschen nicht völlig verschiedene Arten
sind, sondern dass nur gewisse cultureile und Virulenzunterschiede be-
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No. 5.
Mi'li.kh.
70
stehen. Eine Infection des Darmtractus kann nicht von der Hand gewiesen
werden, wenn auch nicht sicher zu entscheiden ist, welche Bedeutung
diesem Infectionswege zukommt. Wenn auch das bacillenhaltige Sputum
Tuberkulöser die Hauptgefahr bildet, so sollen doch die Maassnahmen
gegen l'erlsuchtbacillen haltige Nährmittel nicht eingeschränkt werden.
Den Vorschlag V. Behring’s, Kindern durch Formaldehydzusatz conservirte
Milch zu verabreichen, weist er zurück. H. Bischoff.
1) W. Müller, Frühdiagnose der tuberculösen Meningitis durch Impfung
mit Liquor cerebrospinalis (nach der neuen Methode von Marmorek).
Rcaction precoce. Budapesti Orvosi Ujsäg 1904, 5.
2) Derselbe, Die Bedeutung der Reaction precoce in der Diagnostik und
der allgemeinen Hygiene. Budapesti Orvosi Ujsäg 19u4, No. 9.
Die Frühdiagnose der meningealeu Tuberkulose bei Kindern stiess bis-
her auf unüberwindliche Schwierigkeiten. Während der langen Incubation
der meningeaien Tuberkulose bieten die Anfangssymptome gar keinen Stütz-
punkt zur Annahme der richtigen Diagnose. Das Kind ist schlecht ge-
launt, es schläft unruhig, schreckt oft auf, also Alles so allgemeine
Symptome, deren Localisation gleich ins Gehirn zu stellen und auf Grund
derselben eine Meningitistuberkulose anzunehmen, kaum gerechtfertigt er-
scheint. Das neue Verfahren Marmorek's kann schon in diesem Stadium
der Krankheit ein sicheres Zeichen zur richtigen Diagnose geben. Die
Methode, die in Folge ihrer Eigenschaft, in jeder Flüssigkeit das Vor-
handensein der Tuberkulosebacillen durch Tuberculininoculation schon
innerhalb 2 — 3 Stunden bestimmt nachzuweisen, von Marnorek den
Namen „Reaction precoce“ erhielt, wird folgendermaassen ausgeführt:
V* Tropfen des vom ersten, zweiten Tag der Meningitis erlangten Liquor
cerebrospinalis wird dem Kaninchen unter die Haut injicirt (der Liquor
giebt mit physiologischer Kochsalzlösung eine vollkommen reine und durch-
sichtige Emulsion). 30 Minuten nach der Injektion führen wir durch das
mit einem feinen Trepanbohrer gewonnenen Lumen ^„tel Tropfen Tuber-
culin in das Gehirn des Kaninchens. Die Temperatur stieg danach rapid
und erreicht in 2 — 4 Stunden das Maximum, welches wenigstens 2 °, aber
grösstenteils 2,2— 2,7° Steigerung im Vergleich zur Temperatur vor dem
Versuche beträgt. Das in das Gehirn des Controlltieres injicirte Tuberculin
von derselben Menge bewirkt bloss eine 0,8—1,^° betragende Temperatur-
steigerung. Die Temperaturdifferenz der geimpften beiden Tiere schwankt
demnach zwischen 0.4 und 1 diese Differenz ist das bestimmteste Zeichen
der Meningitistuberkulose, da es die tuberculöse Natur der unter-
suchten Flüssigkeit bestimmt feststellt; mit demselben Verfahren — durch
Tuberculininjektion — können in jeder Flüssigkeit die Tuberkelbacillen
nachgewiesen werden, wo die mikroskopische Untersuchung — in Folge der
geringen Menge der Bacillen — im Stich lässt. Der praktische Wert dieser
Frühdiagnose liegt darin, dass im Anfangsstadium die Meningitistuberkulose
mit Marmorek's Serum zu heilen ist, hingegen bisher eine zielbewusste
Behandlung unmöglich war, da weder die chirurgische (Bergmann sebe
Trepanation, Quinckes Lumbalpnuktion) noch eine medikämentöse The-
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so
H K1I »KNHKI V.. — V. C'ttlKtiKRN.
No. 5.
rapie *um Ziel führte, eben deshalb war auch die frühere oder spätere
Diagnose für den Patienten irrelevant.
Mit vier auf Tuberkulose verdächtigen Flüssigkeiten stellte Verf. Ver-
suche an, um den Wert der Heaction zu prüfen; mikroskopisch waren in
keiner Flüssigkeit die Bacillen nachweisbar. Durch Injektion der be-
züglichen Flüssigkeit (einmal Fiter aus einem tuberkulösen Gelenk, das
andere Mal Urin, das dritte Mai Sputum, das vierte Mal Milch) bei Kaninchen,
die zugleich auch Tuberculininjection (von */80 Tropfen) bekamen, konnte
dem Controlltier gegenüber, das bloss mit '/ho Tropfen Tuberculin inoculirt
wurde, jedes Mal eine Teruperaturdiffereuz von 0,8 — 1,2° nachgewiesen
werden. Diese Untersuchungen eignen sich auch zur Feststellung der In-
fektion der Kuhmilch. J. Hönig.
lleidenheim, Ein Fall von Skorbut und Diabetes mellitus. Deutsche med.
Wochenscbr. 1904, No. 22.
Der in mehrfacher Hinsicht interessante Fall betrifft einen 67jährigen
Förster, der ohne jede nachweisbare Ursache an schwerem Skorbut er-
krankte; gleichzeitig wurde angeblich 0‘/z pCt. Zucker gefunden. Trotz
Anwendung der üblichen Mittel, u. A. auch Bierhefe, nahm der Skorbut
immer mehr zu, dem Kranken tropfte fortwährend braunes, faulendes Blut
aus den Mundwinkeln, er verbreitete einen ganz entsetzlichen Foetor, war
nicht mehr ira Stande, genügend Nahrung aufznnehmcn und schien ver-
loren. H. machte noch einen Versuch mit Formalin, 2—3 Theelöffel auf
eine Flasche Wasser, womit stündlich die Mundhöhle energisch ausgespült
wurde. Der Erfolg war ein überraschender: Blutungen und Foetor Hessen
nach und hörten sehr bald auf, der Pat. konnte wieder Nahrung zu sich
nehmen nnd erholte sich verbälnismässig schnell. Sehr auffallend war,
dass nach dein Formalingebrauch der Urin zuckerfrei wurde und ohne Inne-
halten einer Diät auch zunächst zuckerfrei blieb. Nach mehreren Monaten
bekam Pat. wieder leichten Foetor ex ore, Empfindlichkeit und Schwellung
des Zahnfleischs und gleichzeitig wieder 1 3/4 pCt. Zucker. Nach Formalin-
spülungen verschwand die Mundaffektion und der Zucker im Urin. Wahr-
scheinlich war der Skorbut das primäre, der Diabetes ein secundärer; da-
her das Verschwinden des letzteren nach Heilung des Skorbuts.
K. Kronthal.
V. l'riegern, Zur Behandlung einseitiger Thoraxschrumpfungen. Berl.
klin. Wochenschr. 1904, No. 29.
Einseitige Thoraxschrumpfungen, wie sie nacii Pleuritiden u. dergl.
entstehen, können nur dadurch zum Schwinden gebracht werden, dass die
afficirte Seite zum energischen Tiefatmen angehalten wird. Am besten
zwingt man die Patienten dazu, indem man die Athembewegungen der ge-
sunden Seite möglichst einschränkt. Verf. hat nun einen mit geringen
Hülfsmitteln herzustellenden Apparat construirt, durch den eine Thorax-
hälfte comprimirt und so in ihren Atmungsexcursionen beschränkt wird.
Im wesentlichen handelt es sich um einen von der gesunden Schulter zur
Hüfte der kranken Seite gehenden starken Gurt, an dem Quergurte be-
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No. 5
«1
Va».
festigt sind. Die Kinzelheiten des einfachen Apparats sind ans den dem
Original beigefügten Abbildungen leicht zu ersehen. K. Kranthal.
B. Vas, Der Diabetes im Verhältnis zu den Albuminurieen bezw. Nieren-
krankheiten. Wien. klin. Wocbenschr. 1004, No. 30.
Die Frage, wie oft Albuminurie bei Diabetes vorkommt, ist von ver-
schiedenen Autoren sehr verschieden beantwortet worden. V. fand bei
1821 Diabetesfällen, die er innerhalb sieben Jahren untersuchte, nicht
weniger als 1407 Mal Albuminurie, entsprechend 77,3 pCt., also mehr, als
in 3/4 aller Fälle; diese Zahl stimmt ungefähr mit der von Kublz ge-
fundenen überein. Von den zucker- und ciweisshaltigen Harnen zeigten
nur 19,5 pCt. Nierenelemente im Sediment. Die Menge des Zuckers ent-
spricht durchaus nicht immer der Menge des Eiweisses; auch zwischen der
Grösse der Zuckerausscheidung und der Häufigkeit der Cylindrurie liess
sich kein einfacher Zusammenhang constatiren. — Die beim Diabetes auf-
tretenden Albuminurieen lassen sich im Allgemeinen in zwei Kategorien
einteilen, nämlich in solche, die mit dem Diabetes als Grundleiden iu
direktem Zusammenhang stehen und die bloss Symptome einer anderen
organischen Krankheit sind. Zu der letzteren Gruppe würden zu zählen
sein die Albuminurieen, wie sie bei Entzündungen der Blase, des Nieren-
beckens, bei Pyelonephritis, bei Infektionskrankheiten, bei Gicht, bei
Arteriosklerose u. a. m. Vorkommen; hierher gehörtauch die agonale Albu-
minurie der Diabetiker. Von den mit dem Diabetes im Zusammenhang
stehenden Albuminurieen kann man drei Gruppen unterscheiden: 1. Albu-
minurieen, die weder klinisch noch morphologisch durch den Harnbefund
auf eine strukturelle Veränderung der Nieren hindeuten. Sie treten meistens
bei Patienten mit älterer Glykosurie und zwar gewöhnlich in nur ganz ge-
ringem Grade auf und verschwinden oder kehren wieder, je nachdem der
Zuckergehalt geringer oder grösser wird. 2. Albuminurieen mit grösserm
Eiweissgehalt und mit Niereneleraenten, die die strukturelle Veränderung
der Nieren anzeigen, jedoch ohne klinische Nierensymptome. Sie gesellen
sich gewöhnlich zu solchen Diabetesfälleu, welche schon längere Zeit
stärkere Glycosurie aufweisen. Im Sediment findet man hyaline und körnige
Cylinder, oft in grosser Anzahl; klinische Symptome sieht man weder von
Seiten des Herzens noch der Nieren. 3. Albuminurieen mit sowohl
klinischen als auch morphologischen Anzeichen einer bestehenden Nieren-
entzündung. Hier handelt es sich um eine schwere Gomplikation des
Diabetes; das Bild des letzteren tritt gegenüber der Nephritis immer
mehr zurück. Die Frage, weshalb in diesen Fällen die Glykosurie
häufig geringer wird oder sogar aufbört, bat bisher noch keine ein-
wandsfreie Lösung gefunden. Es scheint, dass der Blutzuckergehalt
nicht entsprechend der verminderten Zuckerausscheidung sinkt, dass viel-
mehr der Zuckergehalt des Blutes häufig beträchtlicher erhöht ist.
K. Kronthal.
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82
Pfakiimsb. Jacoby. — DoBHHKLIB.
No. 5.
1) 1’. I’faehler, Kasuistischer Beitrag zur Chologenbehandlung. Corresp.-
Bl. f. Scbw. Aerzte 1904, No. 3.
2) lt. Jacoby, Meine Erfahrungen mit Chologen (Glaser) bei Gallenstein-
erkrankuugen. Fortschr. d. Med. 1904, No. 14.
1) P. wandte in einem ihm geeignet erscheinenden Falle die von
Glaser eingeführtc Methode der Gallensteinbehandlung mit Chnlogen an,
um den Wert oder Unwert dieses Mittels festzustellen. Es handelte sich
um eine 27jährige Patientin mit krampfartigen Schmerzen in der Magen-
Lebergegend, die meist von Erbrechen begleitet waren. Die Intensität
dieser Schmerzanfälle war meist so gross, dass sie nur durch Morphium-
injektionen gemässigt werden konnte. Da auch eine durch 2 Monate ge-
wissenhaft fortgesetzte Ohologenkur keiuerlei Linderung brachte, vielmehr
die Anfälle fast jeden 3. — 4. Tag auftraten, dräugte die Patientin zur
Operation. Diese ergab eine normal grosse, mässig gefüllte Gallenblase
ohne jedwede Adhäsion. In ihr fühlte man deutlich einen haselnussgrossen
Stein. Bei der Incision der Gallenblase entleerte sieb klare, normale
Galle. Der Cysticus und Choledochus erwiesen sich frei. Es wurde in
der üblichen Weise eine Gallenfistel angelegt und die Patientin wurde nach
4 Wochen mit völlig geschlossener Wunde gesund entlassen. Sie blieb seit
jener Zeit vollkommen frei von allen Beschwerden.
Man hätte annehmen sollen, dass in diesem Falle, wo es sich um
einen Solitärstein bei Fehlen jeder entzündlichen Adhäsion und bei Durch-
gängigkeit der Gallenwege handelte, die günstigsten Bedingungen für den
behaupteten auflösenden Einfluss des Chologen gegeben sein müssten. Da
aber auch hier das Mittel vollständig versagte, so kann von einer
heilenden Wirkung des Chologens wohl kaum mehr die Rede sein.
2) J. hat mit dem Chologen (Glaser) bei Gallensteinerkraukungen gute
Erfolge gesehen. Für ihn giebt es keine Contraindikation bei der An-
wendung des genannten Mittels. Allerdings muss man wie überall, will
man anders günstige Resultate erzielen, streng individualisiren und event.
die Dosis vergrössern oder ihre Anwenduugsweise abändern. J. will den
Eindruck gewonnen haben, dass dem Chologen unter den bisherigen Mitteln
gegen Gallensteinerkrankungen eine hervorragende Rolle zukomme.
Carl Rosentbal.
Doebbelin, Ein Fall von Darmruptur und Lungenabscess. Dtsch. militär-
ärztl. Zeitschr. 1903, H. 8.
Bei dem Falle von Darmruptur, der einen 22jährigen Husaren betraf,
der gestürzt war und einen Huftritt gegen den Bauch erhalten hatte, ist
von besonderem Interesse das Auftreten eines Lungenabscesses während der
Heilungsperiode nach erfolgter Darmresektion. Die Entstehung der Ca-
tarrhalpneuroonie, die endlich zur Bildung eines Abscesses in der Lunge
führte, war auf zwei Ursachen zurückzuführen, erstens auf die Aether-
narkose, unter der die Laparotomie vorgenommen worden war und zweitens
auf eine Contusion des Brustkastens, die der Mann bei seinem Unfall er-
litten hatte. Der Lungenabscess wurde durch Resektion der 9. und
10. Rippe zugänglich gemacht, entleert und tamponirt. Trotzdem kam cs
zu einer jauchigen Phlegmone in der Umgebung der Wunde und rechts
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No. ft.
Bonn. — Kachki..
83
neben der Lendenwirbelsäule. An letztgenannter Stelle musste späterhin
die Phlegmone breit incidirt und drainirt werden. Nach diesen beiden
Eingriffen fing der Kranke endlich an, sich zu erholen. — Drei Monate
nach dem Unfall waren die Wunden vernarbt und der Auswurf, der bis
dahin reichlich und missfarben gewesen war, verschwunden. Seit dieser
Zeit verlief die Reconvalescenz ohne Störung. Trotz der schweren Ver-
letzung und der gefährlichen (Komplikationen ist der Kranke zur Zeit völlig
gesund. Die Bauchschnittnurbc ist durchweg fest, trotz des während der
Heilungsdauer bestehenden schweren Hustens. Die beiden subperiostal re-
secirten Rippen sind bereits wieder ergänzt. Ueber der rechten Lunge hört
man überall reines Vesiculäratmen, welches nur unterhalb der Rippen-
resektionsnarbe etwas schwächer ist als linkerseits an der entsprechenden
Stelle. Abgesehen von hin und wieder auftretenden ziehenden Schmerzen
im Leibe fühlt der Patient sich völlig wohl. Carl Rosen thal.
A. Ilorri, Ueber Magengeschwüre im (Klimakterium. Zentralbl. f. innere
Med. 1904, No. 27.
B. kommt auf Grund einer Reihe von Beobachtungen zu der Ueber-
zeugung. dass das Auftreten von Ulcus ventriculi rotundum im Climakterium
nicht zu den Seltenheiten gehört. Es ergiebt sich aus dieser Beobachtung,
dass, da das Auftreten des Magengeschwüres in der Menopause zweifellos
im Zusammenhänge mit den eigentümlichen climakterischen Oirkulations-
störungen steht, die mangelhafte oder auch gestörte Blutcirculation zwar
nicht das einzige, immerhin aber doch ein äusserst wichtiges, ätiologisches
Moment för die Entstehung des Magengeschwüres darstellt, wie dies ja
auch Rud. Virchow s. Zt. behauptet hat. Das Gesagte ist um so erklär-
licher, als ja bekanntlich zwischen Magen und Gebärmutter ein inniger Zu-
sammenhang besteht. So hat beispielsweise Kuttner nachgcwiescn, dass
abhängig von Reizungen der Gebärmutter Blutstauungen in der Magen-
schleimhaut entstehen können. Besonders ist dies dann der Fall, wenn
die Magenschleimhaut pathologisch verändert ist, mithin einen locus minoris
resistentiae darstellt. Auch die Tatsache, dass zur Zeit der Menopause
Haeraorrhodialbeschwerden sich zu steigern pflegen, Leber und Milz an-
schwellen, lässt sich für die Richtigkeit der Behauptung eines Zusammen-
hanges zwischen Uterus und den Verdauungsorganen etc. verwerten.
Carl Rosenthal.
Kachel, Ueber die Anwendung des „Purgatin“ als Abführmittel bei Wöch-
nerinnen. Therap. Monatshefte 1903, H. 8.
Das Purgatin, von vielen Leuten als mildes Abführmittes anerkannt,
wurde an 80 fast durchweg gesunden Wöchnerinnen statt des sonst ge-
bräuchlichen Ricinusöles angewendet. Man gab es am dritten Tage nach
der Entbindung, zuweilen etwas später, Morgens auf nüchternem Magen
das Mittel in Dosen von l'/2 — 2 g. Da es vollkommen geschmack- und
geruchlos ist, wurde es leicht und gern genommen. Nur in einem Falle,
der eine sehr empfindsame, an Nephritis gravidarum leidende Frau betraf,
wurde über Leibschmerzen geklagt, ln zwei weiteren Fällen beschwerten
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84
Rotch. — Mobkb.
No. 5
sicli Patientinnen über Schmerzen bei der Defaecation. Im Uebrigen war
die Wirkung stets eine milde und beschwerdefreie und erfolgte im Durch-
schnitt nach 7 bis 8 Stunden. Mehrfach trat die Wirkung erst nach 11 bis
16 Stunden ein. ln zwei Fallen endlich versagte das Mittel vollkommen.
Die Form des erfolgten Stuhles war etwa in einem Drittel der Fälle weich
und breiig, im Uebrigen teils fest, teils von ungleicher Consistenz. Der
in dem Mittel enthaltene Farbstoff färbte Stuhl und Urin, in welch letzterem
jedoch weitere Abnormitäten nicht gefunden wurden. Die Säuglinge wurden
in keinem Falle von dem Mittel irgendwie beeinflusst. Es empfiehlt sich
daher das Purgatin als ein mildes Abführmittel bei Wöchnerinnen.
Carl Rosenthal.
Th. M. Roteli, Infantile Scorbutus. The Med. News 1903, No. 11.
Verf. berichtet über 2 Fälle von infantilem Skorbut. Im ersten Fall
bestand eine beträchtliche Schwellung des Unterschenkels; die Diagnose war
auf Osteomyelitis gestellt und mehrfache chirurgische Eingriffe ausgeführt
worden. Im zweiten Fall bestand eine Schwellung beider Oberschenkel
ohne sonstige Zeichen von infantilem Skorbut und die Diagnose war auf
Osteosarcom gestellt. Zur Unterscheidung dieser Knochenkrankheiten, also
der Osteomyelitis und des Osteosarkoms von den subperiostalen Hämorrhagien
des infantilen Skorbuts empfiehlt Yerf., in allen zweifelhaften Fällen die
Röntgenstrahlen anzu wenden. Stadthagen.
I*. Moser, Die Serumbehandlung bei Scharlach. Wien. med. Wocbenschr.
1903, No. 44.
Verf. hat unter Leitung von Paltauf ein Scharlachstreptokokken-
sernm hergestellt, das durch Immunisirung von Pferden mit Streptokokken
aus dem Blute verschiedener Scharlachfälle ohne Tierpassage — also ab-
weichend von der Methode Marmorek’s und Aronson’s — gewonnen
war. Von diesem Serum wurden in der Regel 200 cms injicirt; und zwar
wurde die ganze Menge des Serums an einer Stelle, meist der Bauchhaut,
eingespritzt. Die Injektion wird nur einmal während der Erkrankung vor-
genommen. Verf. benutzt zur Injektion eine 100 cm3 haltige Duritstempel-
spritze oder nach Escherich’s Vorschlag den Apparat von Dieulafoy, wo-
bei die Verbindung zwischen Apparat und Serumflasche durch ein Gumnii-
drain hergestellt wird. Bisher sind nur die schwersten Fälle der Serum-
behandlung unterzogen worden. Der Erfolg ist, dass die hochfieberhafte
Temperatur nicht selten 4—30 Stunden nach der Injektion rasch absinkt
bis zu 3 Grad und darüber ohne erhebliche Gollapserscheinungen. Oft
findet innerhalb der ersten 30 Stunden noch eine durch wenige Stunden
anhaltende mässige Temperatursteigernng statt, der dann die Entfieberung
folgt. Puls- uud Respirationsfrequenz nehmen entsprechend der Temperatur
ab. Nicht immer ist diese starke Beeinflussung der Temperatur zu beob-
achten, insbesondere dort nicht, wo die Krankheit schon einige Tage be-
steht, wo Complikationen hinzugetreten sind oder das angewandte Serum
nicht hochwertig ist. Das Exanthem blasst oft schnell ab nach der In-
jektion. Das Allgemeinbefinden und insbesondere die Cerebralsymptome
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No. 5.
Grippitr.
85
zeigen eine auffällige Besserung. Erbrechen und Diarrhoen schwinden.
Die nekrotischen Schieiinhauterkrankungen lassen eine auffallende Heilungs-
tendenz erkennen. Ebenso geht Nephritis rasch in Heilung über. Die
dem Serum zugeschriebenen Nebenwirkungen (Exantheme, Gelenk- und
Drüsensc.hwellung, Durchfälle) sind in Folge der injicirten grossen Mengen
relativ häufig, schwinden aber ohne Störung. Ueber 138 injicirte Fälle
ist früher berichtet. Von 48 neu injicirten sind 35 genesen, 13 gestorben,
davon 4 am ersten Tage nach der Einspritzung, 9 in Folge schwerer
Compiikationen (Diphtherie, Tuberkulose, Erysipel etc.). Stadthagen.
J. P. Crozer Griffith. Typhoid fever in infancy and childhood. Med.
News 1903, S. 683.
Für das Säuglings- und Kindesalter kommt als besonders wichtige
Art der Ansteckung mit Typhus die Uebertragung durch Milch in Be-
tracht. Congenitale Typhen. d. h. solche, in welchen der Bacillus auf den
Fötus durch den Placentarkreislauf übertragen war, fand Verf. 23 in der
gesammten Literatur. Doch ist die Infektion des Kindes vor der Geburt
nicht in allen diesen Fällen sichergestellt. — Ueber die Häufigkeit des
Typhus im Alter bis zu 2 ,/2 Jahren ist man jetzt durch die Serumreaktion
sicherer als früher unterrichtet; es ist der Typhus in diesem Alter keine
grosse Seltenheit, aber er ist weit seltener als im späteren Lebensalter.
Im Ganzen hat Verf. 162 Fälle bei Kindern im 1. Jahre in der Literatur
aufgefunden, einschliesslich 18 eigene Beobachtungen. Der Grund der
relativen Seltenheit ist, dass Säuglinge, die nur Brustnahrung oder gekochte
Milch erhalten, weniger Gelegenheit zur Infektion haben als ältere Personen.
Die beiden wichtigsten Eigentümlichkeiten des Kindertyphus sind sein wenig
typischer Beginn und Verlauf und das Ueberwiegen der nervösen Symptome
über die intestinalen. Insbesondere wenig charakteristisch sind die Er-
scheinungen, welche der Typhus in den 2 ersten Lebensjahren macht,
während das Krankheitsbild vom 9. Jahre ab sich immer mehr dem des
Erwachsenen nähert. Durchfälle sind im ersten Lebensalter häufig, im
Alter über 2'/2 Jahre aber selten. Doch kommen in manchen Epidemien
Diarrhoen bei ältern Kindern häufig vor. Leibscbmerz ist ein häufiges
Symptom, Meteorismus dagegen selten. Roseola ist häufig, wird nur sehr
oft übersehen. Die Milz ist wahrscheinlich immer vergrössert. Oefter
leitet ein wildes Delirium den Beginn der Krankheit ein, so dass Meningitis
diagnosticirt wird. Die Temperatur steigt im Beginn meist rasch und fällt
schneller als beim Erwachsenen, so dass das Stadium der intermittirenden
Temperaturen sehr abgekürzt ist oder selbst fehlt. In den ersten Lebens-
jahren ist die Unterscheidung zwischen Enterocolitis und Typhus oft nur
durch die Widal’sche Reaktion möglich. In der späteren Kindheit ist die
Reaktion ebenfalls zur Unterscheidung von Influenza wichtig. Freilich er-
scheint die Reaktion öfter erst spät, so in einem Falle des Verf.’s am
27. Tage. — Gestorben sind von 432 Fällen des Verf.’s 23 = 5,32 pCt.
Dagegen ist die Sterblichkeit der Kinder unter 2*/2 Jahren eine sehr hohe;
von 18 eigenen Fällen verlor Verf. 5 = 27,7 pCt. und bei 278 Fällen,
welche er aus der Literatur zusammengestellt hat, betrug die Mortalität
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86
Fkiko. Joachim und Kchi'jlwkit. Sciiknk. — Ai.dhich.
No. 5.
sogar 51 pCt. — Mit allen kalten, selbst kühlen hydrotherapeutischen Pro-
ceduren sei man bei Kindern vorsichtig. Auch tempetirte Bäder werden
oft schlecht vertragen, selbst von älteren Kindern. Verf. verwendet laue
Tauchbäder von 95 — 100° F. Bisweilen tut auch eine Eisblase auf das
Abdomen gute Dienste. Stadthagen.
1) Fried, Vorläufiges Ergebnis der Röntgenbehandlung zweier Leukäiuikcr.
Mönch, med. Wocheuschr. 1904, No. 40.
2) Joachim und Kurpjuweit, Heber die Behandlung der Leukämie mit
Röntgenstrahlen. Deutsche med. Wochcnschr. 1904, No. 49.
3) Schenk, Ueber die Behandlung der Leukämie durch Röntgenstrahlen.
Münch, med. Wocheuschr. 1904, No. 48.
1) Aus den mitgeteilten Tatsachen geht hervor, dass die Symptome
der I^ukämie unter Röntgenbehandlung gebessert worden sind. Der Rück-
gang der Zahlen der weissen Blutkörperchen bis zur Norm oder fast bis
zur Norm, die Zunahme der roten Blutkörperchen und des Hämoglobin-
gehalts, die Verkleinerung der Milz sind besonders in dem ersten Fall
ausgesprochen deutlich, aber auch in dem zweiten beachtenswert; im Zu-
sammenhang damit trat sichtliche Hebung des subjektiven Befindens und im
ersten Fall auch Erhöhung des Körpergewichts ein. Ob der Erfolg dauernd
oder ob durch die Röntgenbehandlung nur eine Anbahnung eines Erfolges
gegeben ist, ist gleichgültig für die Frage der Berechtigung dieser ßehand-
lungsweise in initialen Fällen.
2) Auch die Verff. der zweiten Arbeit constatirten, dass unter dem
Einfluss der Röntgenbehandlung die leukämische BlutbeschafTenheit, die
leukämischen Milztumoren und die leukämischen Drüsenschwellungen zur
Rückbildung gebracht worden sind. Diese höchst überraschende Tatsache
ist um so bemerkenswerter, als man nach den bisherigen Erfahrungen an-
nehmen musste, dass die leukämischen Veränderungen unabänderlich seien
und unaufhaltsam fortschreitend zum Tode führen. Eine Rückbildung der
leukämischen Blutbeschaffenheit ist bisher nur unter dem Einfluss schwerer
akuter Infektionen beobachtet worden, aber es handelte sich dabei nicht
um einen eigentlichen Heilungsvorgang (wie bei der Röntgenbehandlung),
sondern um eine sozusagen künstlich erzeugte polynukleäre Leukocytosc,
wodurch allerdings das Blut seinen leukämischen Charakter verlor.
3) Wesentlich anders lauten die Erfahrungen des dritten Autors. In
dem beschriebenen Falle von einer Lymphocytenleukämie wurde durch
fortgesetzte Bestrahlungen eine Verkleinerung der Milz, eine Verminderung
der farblosen Blutkörperchen im Blute erreicht; dagegen nahm die Zahl
der roten Blutkörperchen ständig ab, ohne dass aller Wahrscheinlichkeit
nach die Bestrahlung eine Schuld trifft; der Gesamratverlauf der Krank-
heit wurde durch die Bestrahlung und die dadurch bewirkte Besserung
einiger Symptome nicht wesentlich beeinflusst; er führte — wie gewöhn-
lich — zum Tode. Schaefer.
Aldrich, Gompressed-air illness, or caisson disease. Med. News 1904,
Nov. 20.
Verf. berichtet über 50 Fälle von Caissonkrankheit, die bei dem Bau
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No. 5.
Dana. — v. Habklbkro.
87
eines 5 engl. Meilen langen Tunnels unter dem Erie-See zur Beobachtung
kamen. Sie variirten in ihrer Stärke von vorübergehenden Anfällen von
Kopfschmerz oder Schwindel bis zu heftigen Krämpfen, rapid verlaufendem
Coma und Tod. 4 Fälle boten das Bild der Hemiplegie, bei 16 traten
Paraplegien auf, bei 2 Monoplegien, bei 9 .standen heftige Kopfschmerzen
im Vordergrund. Schmerzen in den grossen Gelenken und im Bauche
waren bei dem Ausschleusen so gewöhnlich, dass die Arbeiter nicht mehr
darauf achteten. Besonders die paralytischen Fälle waren mit paralyti-
scher Orinretention verbunden. Diese Symptome treten sofort oder wenige
Stunden nach der Rückkehr zum Atmosphärendruck auf; in den neuralgi-
schen Fällen tritt nach 12 Stunden, spätestens 6 Tagen Heilung ein, von
den paralytischen erholen sich einige schnell, andere gehen nach langem
Krankenlager an Erschöpfung zu Grunde.
Prädisposition für den Eintritt der Krankheit schaffen Fettleibigkeit
und Alkoholismus, auch das Betreten der Caissons mit vollem Magen.
Direkt hervorrufend wirken: 1. zu schnelles Ansteigen des Druckes, 2. die
zu lange Aufenthaltsdauer unter erhöhtem Druck, 3. zu schnelles Aus-
schleusen, 4. ungenügendes Zeitintervall zwischen dem Verlassen der com-
primirten Luft und dem Wiederhineingehen, 6. Mangel genügender Venti-
lation der unter Druck stehenden Räume, G. Ausgesetztsein einer dumpfigen,
kalten Luft nach Verlassen der Schleuse, 7. aktive Muskelbewegung nach
dem Ausschleusen.
Ziemlich ungefährdet können die Leute arbeiten: 8 Stunden unter
einem Druck von 16—20 Pfund, unter 20—30 Pfund Druck ß Stunden in
zwei Schichten von je 3 Stunden, unter 30 Pfund Druck 2 Stunden in
2 einstündigen Schichten, unter 40 — 49 Pfund in 2 Schichten von je
40 Minuten. Alkan.
Ch. L. Dana, A case of so-called spondylosis rhizomelia (rheumatoid
arthritisj with autopsy. The transactions of the association of americ.
physic. 1902.
Ein 35jähriger Mann, der früher an einer Paraplegie gelitten hatte,
erkrankte zunächst an einer Arthritis deforrnans erst des linken Knie-
gelenks, dann auch des rechten und beider Hüftgelenke. Dann entwickelte
sich eine Steifigkeit und Schmerzhaftigkeit der Wirbelsäule. Die Hüft-
muskeln waren spastisch gespannt, die Sehnenreflexe sehr gesteigert, bis
zur Andeutung von Fussclonus. Die Sektion erwies eine Arthritis deforrnans
der betroffenen Gelenke und eine Unversehrtheit des Rückenmarks, wie
der Häute und Wurzeln. S. Kalischer.
v. Haselberg, Augenuntersuchungen bei Basisfrakturen. Charitd-Anualen.
27. Jahrg.
v. H. weist auf die Notwendigkeit der AugenuDtersuchung bei Basis-
frakturen hin. Als Späterscheiuungen durch Callusbildung kann gelegent-
lich eine Opticusatrophie zu stände kommen, auch bei kleineren Fissuren
der Basis. In dem von v. H. beobachteten Falle traten erst einige Wochen
nach der Basisfraktur mit Kopfschmerz und Schwindelgefiibl eine Ver-
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Hhas< ii — Fuchs. No. 5
schlecbterung des Sehens rechts eiu mit ceutralem Fnrbetiscotom, Ein-
engung des Gesichtsfeldes, Hemeralopie etc. Simulation war ausgeschlossen.
Ein Bluterguss in die Sehnervenscheiden oder spätere Gallusbildung mit
peripherischer Compression des Opticus musste als Ursache angesehen
werden. Unter 40 Fällen von Basisfraktur wurde viermal Stauungspapille
und zweimal mit günstigem Ausgang beobachtet. Mehrmals konnten Re-
siduen von Blutungen in die Sehnervenscheiden (Pigmentbildung) etc. beob-
achtet werdet). Vorübergehende Augenmuskellähraungen sind nicht selten
auf Blutergüsse mit Nervencompression in der Orbita oder Schädelbasis
zurückzuführen. Mehrere Male ist eine isolirte Trochlearislähmung fest-
gestellt (4 mal). In 20 von den 40 Fällen von Basisfraktur war der
Augenbefund in jeder Beziehung negativ. S. Kalischer.
M. Brasch, Ueber eine besondere Form der familiären neurotischen
Muskelatrophie (DfiJERiNE Sotta's). Deutsche Zeitschr. f. Nervenheilk.
26. Bd. (3).
In einer Familie war im Laufe von drei Generationen Klumpfuss vor-
gekommen und zwar in der ersten isolirt, in der zweiten und dritten je
einmal mit einem complicirten Krankheitsbild, das sich bei Vater und
Sohn etwa im 13. Lebensjahre entwickelte mit einer Schwäche der Beine
und Klumpfussstellung; um das 40. Lebensjahr traten hinzu eine Schwäche
in Armen und Händen mit schnell fortschreitendem Muskelschwund nach
dem Typus Aran-Duchbnne. Es bestanden ferner fibrilläre Muskel-
zuckungen, geringe Sensibilitätsstörungen an den Endteilen der Extremi-
täten, Fehlen der Sehnenreflexe, quantitative Herabsetzung der elektrischen
Erregbarkeit auch in den nicht gelähmten Muskeln. — Schmerzen und
Sphinkterenstürungen waren nicht vorhanden. Während dies Bild au die
progressive neurotische Muskelatrophie HoffmaNN’s erinnert, deuteten noch
weitere Symptome, wie Miosis, Pupillenstarre, Ataxie, Romberg’sches Phä-
nomen auf die Uebereinstimmung hin mit einem Krankheitsbilde, das
D&jbrine und Sotta 1893 bei zwei Geschwistern als eine Abart der pro-
gressiven neurotischen Muskelatrophie beschrieben. Nur lagen dort noch
Erscheinungen vor, die hier fehlten, wie objektive Sensibilitätsstürungen,
lancinirende Schmerzen und Nystagmus. Eine Hypertrophie der peripheren
Nerven, die in jenen Fällen sehr auffallend war, konnte hier nicht sicher
erwiesen werden, oder war nur andeutungsweise zu palpiren. — Der Verf.
geht sodann auf die Fälle ein, die klinisch dem oben beschriebenen irgend
wie ähneln und einen anatomischen Befund ergeben. Doch wie das klinische
Bild aller dieser Fälle Abweichungen zeigt, so ist es auch mit dem ana-
tomischen, das nicht einheitlich ist. S. Kalischer.
A. Fuchs, Zur Frühdiagnose der Hypophysistumoren. Wiener klin. Wochen-
schrift 1903, No. C.
Bei einem 30jährigen Manne bestanden seit ca. 4 Jahren Hinterkopf-
schmerz und zeitweiliges Erbrechen, ferner auffällige Gewichtszunahme
(Adipositas), Durstanfälle und seit 4 Monaten Sehschwache. Besonders
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No. 5. Flataij. Cohn. 89
im Nacken. Brust, Unterbaucli und Hüfte fanden sieb grosse Fettansamm-
lungen Es bestand Pupillendifferenz und bitemporale Hemianopsie; es
nahm besonders am rechten Auge die Sehschwäche schnell zu. Zeichen
von Akromegalie fehlten. Das Radiogramm zeigte eine deutliche Er-
weiterung und Vergrösserung der Sattelgrube am Schädel, ein Befund, der
auch von anderen bei Hypophysistumoren erhoben ist (OPPENHEIM, STERN-
BERO) Auch die auffallende Fettsucht konnte durch eine Hypophysis-
läsion eine Erklärung finden. Die Schilddrüse war vorhanden und palpabel.
F. weist darauf hin, dass das Radiogramm sehr wohl seinen Beitrag zur
Frühdiagnose der Hypophysistnmoren liefern könne, für die in erster Reibe
die bitemporale Hemianopsie charakteristisch ist. S. Kalischer.
1) G. Flatau, (kasuistische Beiträge zur Kenntnis der „Tabes incipiens“.
Berl. klin. Wochenschr, 1903, No. 5.
2) P. Polin, Zur Behauptung der Quecksilberätiologie der Tabes. Ein
statistischer Beitrag. Ebenda. No. 10.
1) F. betont die Schwierigkeiten in der Erkennung der Tabes incipiens.
Der Wert eines einzelnen, wenn auch cardinalen Symptoms, ist gering zu
veranschlagen, viel häufiger leitet die Gruppirung gewisser Symptome zur
Erkennung der beginnenden Erkrankung. Zwei objektive Symptome zu-
sammen mit charakteristischen subjektiven Zeichen bieten schon einen ge-
wissen Anhalt für die Diagnose. Umschriebene Analgesien, wenn sie sich
als ronstant erweisen, sind pathognomonisch wichtig. Den Angaben anderer
Autoren, dass das Achilles-Phänomen bei Tabes früher als der Kniereflex
ni schwinden scheine, pflichtet der Verf. bei. Indessen weist er darauf
hin. dass er in zwei von 100 untersuchten Fällen den Achillesreflex doppel-
seitig und in zwei anderen einseitig nicht hervorrufen konnte, ohne dass
eine Ursache dafür auffindbar war.
2) Die Krankengeschichten von 87 männlichen und 31 weiblichen
Tabischen aus der Mendel'schen Poliklinik liegen der Arbeit zu Grunde.
F,s ergab sich, dass unter 80 männlichen Tabikern 01 (fast 2 3/4) früher ein
venerisches Ulcus gehabt hatten, und dass unter diesen Ulcera 35 mit Be
stimmtheit als syphilitisch, 21 als weiche Schanker bezeichnet wurden.
Bei 5 blieb die Qualität unsicher.
Von 86 Tabikern haben überhaupt nur 23 jemals Quecksilberkuren
gemacht. Für die übrigen — 3/4 der Gesanimtzah! — ist also der Zu-
sammenhang zwischen ihrer Erkrankung und Quecksilber ausgeschlossen.
Von jenen 23 bekamen 0 verschwindend geringe Mengen Hg — sie scheiden
aus. Aber auch von den übrigen 17 war keiner mit einer sogen, inter-
mittirenden Kur Jahre hindurch behandelt worden. Unter den Frauen
(31) hatten 8 sicher, 2 wahrscheinlich früher Syphilis. Nur 5 waren mit
Hg behandelt worden. Aus diesen Zusammenstellungen ergiebt sich nicht
die Wahrscheinlichkeit, dass das Quecksilber ätiologisch etwas mit der
Tabes zu tun hat. M. Brasch.
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‘•0
Haknki..
Taübbrt. — Jacob.
VoLHARD.
No. 5.
H. Haenel, Zur Pathogenese der amyotrophischen Lateralsklerose. Arch.
f. Psych. 87. Bd., 1. H.
Es handelt sicli um einen typischen Fall von amyotrophischer I.ateral-
sklerose bei einer 45 Jahre alten Frau mit bulbärem Beginn und vor-
wiegend halbseitiger Entwickelung des Krankheitsbildes und psychischen
Störungen I/2 Jahr vor dem Tode. Anatomisch war der Befund auch ein
typischer, die klinische Halbseitigkeit blieb bei der strengen Symmetrie
der anatomischen Befunde unerklärt. Die Gefässe des Centralnerven-
systems zeigten entzändliche Veränderungen, woraus der Verf. schliesst,
dass es sich bei der in Hede stehenden Erkrankung, pathogenetisch be-
trachtet, oft um eine vasculär-toxämische Affektion handelt. Wenn diese
Erklärung auch nicht für alle Fälle zutrifft, so verdient sie doch Berück-
sichtigung bei denen, die ohnehin nicht dem Schulbilde entsprechen.
Ueberhaupt scheint es dem Verf., dass, wenn man aus dem Bilde der
Sei. lat. amyot. alle Fälle ausscheidet, bei denen andere als die beiden
motorischen Bahnen afficirt sind, es sehr fraglich bleibt, ob man die
Affektion noch lange als eine solche sni generis wird auffassen können.
M. Brasch.
Tnuberl, Ueber Erythromelalgie bei Syringomyelie der Cervicalmarks.
Deutsche med. Woc.henschr. 15)03, No. 3.
Der Kranke war 10 Monate lang als Zwicker beschäftigt und sehr
überanstrengt. Sein Leiden begann mit Schwäche, Zittern und Schmerzen
im rechten Arm, dann entwickelte sich Blaufärbung mit objektivem und
subjektivem Kältegefühl, Blasenbildung, eine Dupuytren’sche Contraktur,
schliesslich kamen heftige Schmerzanfälle mit Hitzegefühl und Rotwerden
des Armes qnd Muskelschwund mit analgischen Erscheinungen hinzu.
Der Fall wird als Syringomyelie mit erythromelalgischcn Symptomen
anfgefasst. M. Brasch.
P. Jacob, lieber einen Fall von Gehirnechinococcus. (Sicherstellung der
Diagnose durch Lumbalpunktion.) Fortschr. d. Med. 15)03, No. 1
Die 44 Jahre alte Frau litt seit mehreren Wochen an stetig wechseln-
den alarmirenden Symptomen, welche ein Hirnleiden wahrscheinlich machten,
ohne dass es wegen der Unbeständigkeit der Krankheitszeichen gelang, zu
einer sicheren Diagnose über Sitz und Wresen der Erkrankung zu kommen.
Paretischer Gang, Kopfschmerzen, Schwindel. Sprachstörungen, rechtsseitige
Hemiparese, Erbrechen, Muskelzuckungeu, Sensibilitätsstörungen, Augen-
muskellährouugen u. s. w. kamen und schwanden in stetem Wechsel. Die
Lumbalpunktion schaffte Aufklärung, denn es wurden mit dem Punktat
Echinokokkenhäkchen entleert und die Flüssigkeit enthielt reichlich Bern-
steinsäure und Chlornatrium. M. Brasch.
Fr. Yolliard, Ueber Augensymptome bei Armlähmungen. Deutsche med.
Wochenschr. 1904, No. 37.
Die beiden ersten von V. mitgeteilten Fälle betreffen vollständige
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No. 5 Jakäkm. 91
schlaffe Lähmungen eines Arms nach Unfall. Die beiden Männer waren
dem Treibriemen einer Maschine zu nahe gekommen, am Arme erfasst und
herumgeschleudert worden. In einem dritten Fall handelte es sich um
eine Brnwn-Sequard’sche Halbseitenläsion (Messerstich in den Nacken
zwischen dem dritten und vierten Halswirbel). Bei dem vierten Kranken
bestand eine Affektion der grauen Substanz vorwiegend in der Gegend des
8. Cervikal- und ersten Dorsalsegmentes. Indem wir, was die Einzelheiten
der vier ausführlich beschriebenen interessanten Krankheitsfälle betrifft,
auf das Original verweisen, betonen wir das bei allen Fällen vorhandene
Symptom einer Lähmung des Halssympathicus, bestehend in einer Miose
auf der Seite der Armlähmnng, einer Verkleinerung der Lidspalte und ge-
ringe Prominenz des Bulbus, bei freien Augenbewegungen und erhaltener
Reaktion der verengten Pupille auf Lichteinfall und Accommndation. Verf.
betont, dass gerade durch das Vorhandensein der Augensymptome in den
beiden ersten Fällen erwiesen sei, dass man es nicht mit einer Plexus-,
sondern mit einer Wurzel lähmung zu tun habe, da sonst der Ramus com-
municans sympathici der ersten Dorsalwurzel nicht mit beschädigt wäre.
Es zeigte sich bei dem einen zur Operation gekommenen Patienten in der
Tat, dass die Wurzeln des PI. brachialis an den Zwischenwirbellöchern
aus- oder abgerissen waren. Verf. betont besonders die Wichtigkeit der
Augensymptome behnfs Unterscheidung von Plexus- und Wurzellähmungen
und hält eine chirurgische Intervention bei Zerreissung der Wurzeln am
Foramen intervertebrale für ausgeschlossen. Auch bei den Fällen von
Armlähmung nach Hyperextension will Verf. statt der Quetschung eine
Ueberdehnung mit consecutiver Zerrung oder Zerreissung der Wurzeln an-
nehmen (wie dies ja neuerdings für die sogenannten Geburtslähmungen der
Kinder schon von verschiedenen Seiten betont worden ist. Ref.).
V. schliesst: Für den Chirurgen ist die Bedeutung der Augensymptome
bei Armlähmungen mehr eine negative. In diesen Fällen von Hyper-
extensionslähmung, welche nach der bisherigen Auffassung von Plexus-
quetschung eigentlich alle zur Neurolyse aufgefordert hätten, wird der
Chirurgie leider keine Gelegenheit geboten, ihre segensreiche Tätigkeit auf
das Gebiet der inneren Medicin auszudehnen. Bernhardt.
Jansen, Verhalten der faradokutanen Sensibilität nach Anwendung hydria-
tischer Proceduren. Berl. klin. Wochenschr. 1004, No. 21.
Die Prüfung der faradokutanen Sensibilität wurde direkt vor der An-
wendung einer hydriatischen Procedur und einige Minuten nachher mit der
negativen Elektrode des sekundären Stromes vorgenommen. Als Prüfungs-
stellen wurden die Hautinnervationsgebiete des N. axillaris, crnralis und
peroneus communis benutzt. Nach Anwendung des Dampfstrahls
(10 — 15 Minuten) mit nachfolgendem kurzem kaltem Strahl oder kalter
Waschung trat eine Herabsetzung der faradokutanen Sensibilität ein. Je
länger die Applikation des Dampfstrahles, um so stärker die Herabsetzung.
Abweichungen bei zwei nervösen resp. hysterischen Personen kamen vor.
Ein kurzer kalter Strahl nach dem Dampfstrahl lässt die farakutane Sensi-
bilität wieder ansteigen. In den meisten Fällen, wo Lichtbäder ange-
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92
Lbw-Dob*. — Baosiii». — Hittchihbon.
No. 5.
wendet wurden (Dauer 10 — 15 Minuten), trat, am meisten bei rotem Licht,
eine Herabsetzung eiu; nicht so bedeutend und nicht so constant bei An-
wendung weissen Lichtes. In einem Kalle fanden sich Steigerungen der
faradokutanen Sensibilität. Das Heissluftbad (Kastenbad) ergab fast
dieselben Resultate wie die Behandlung mit Lichtbädern. Nach kalten)
Tauchbad trat eine Steigerung ein; Bestrahlung mit blauem Licht brachte
eine Herabsetzung der faradokutanen Erregbarkeit. Die Ergebnisse nach
Anwendung eines kalten oder heissen Herzscblauches waren nicht ein-
deutig. Neurasthenie oder Hysterie liess bei den betreffenden Personen
ein von der Norm abweichendes Verhalten feststellen. Gleiche Proceduren
können bei verschiedenen Patienten mit demselben Leiden eventuell ganz
entgegengesetzte Wirkungen hervorrufen. Bernhardt.
M. Levy-Dorn, Ein Cancroid auf lepröser Grundlage bei starkem Diabetes,
behandelt mit Röntgenstrahlen. Berl. klin. W'ochenschr. 1904. No. 3R.
Der 59 Jahre alte Pat. litt seit 6 Jahren an Diabetes und seit 28 Jahren
an einem Lupus der rechten Hinterbacke, auf dem sich seit längerer Zeit
ein Cancroid entwickelt hatte. Unter anfangs einen Tag um den anderen,
später wöchentlich einmal vorgenommenen Röntgenbestrahlungen heilte das
Geschwür schnell bis auf 3 kleine Stellen; diese erforderten noch eine
mehrmonatliche Fortsetzung der Behandlung, die ohne Hcrvorrufung einer
wesentlichen Reaktion und ohne Belästigung des Kranken durchgeführt
wurde. Gegenwärtig ist das Geschwür vollständig vernarbt; allerdings er-
scheint die Haut noch verfärbt und uneben. — Verf. betont namentlich,
dass nach dieser Beobachtung der Diabetes keine Contraindikation gegen
die Anwendung der Röntgenstrahlen bildet. H. Müller.
W. llrosius, Eine Syphilisendemie vor 12 Jahren und ihre heute nach-
weisbaren Folgen. Arch. f. Dermatol, u. Syph. Bd. 71, S. 377.
7 Glasbläser im Alter von 18 — 30 Jahren, darunter zwei Brüder,
wurden 1891 von einem Arbeitscollegen durch Vermittelung der Glaspfeife
syphilitisch inheirt. 12 Jahre später litten 2 von ihnen an Tabes, 2 an
progressiver Paralyse, einer war noch gesund, die beiden letzten konnten
vom Verf. nicht untersucht werden, doch soll der eine auch verdächtige
Krankheitserscheinungen aufweisen. Von den beiden Brüdern hatte der
eine Tabes, der audere Paralyse. Bemerkenswert ist noch, dass die In-
fektion seiner Zeit von der Berufsgenossenschaft nicht als Betriebsunfall
anerkannt wurde, weil „eine allmählich eingetretene Krankheit vorliege“
und dass neuerliche Bemühungen, die damalige Entscheidung umzustossen,
wegen unterlassener fristgemässer Berufung ohne Erfolg blieben.
H. Müller.
J. Hutchinson, Sorne of my Opinions. Berl. klin. Wochenschr. 1904,
No. 37.
Von den Meinungsäusserungen des vielerfahrenen Verf.’s über ver-
schiedene dermatologische nud syphilidologische Fragen seien hier die be-
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No. 5.
Sl RASHMANX.
93
merkenswerteste!) wiedergegeben. — Die Behandlung der Syphilis soll, so-
bald die Diagnose möglich ist, begonnen werden und besteht am besten
in der 1 — 2 Jahre ohne Unterbrechung fortgesetzten Darreichung von
Quecksilberpillen (Hydrar. c. Creta), denen zur Verhütung von Durchfällen
Opium zuzusetzen ist. Die Ehe gestattet Verf. Syphilitischen 2 Jahre nach
dem Schanker, niemals aber früher. An eine Vererbung der Syphilis auf
die 3. Generation glaubt er nicht, jedenfalls hat er sie niemals gesehen.
Dagegen ist er von der Möglichkeit der pateruen Vererbung ohne direkte
Infektion der Mutter nicht nur überzeugt, sondern er hält diesen Modus
der Vererbung sogar für sehr häufig. Einer Frau, die Syphilis gehabt
hat, könne man auch nach noch so langer Zeit eine gesunde Nachkommen-
schaft niemals mit Sicherheit versprechen. Syphilitische Reinfektionen
hat H. oft gesehen, bisweilen schon ganz kurze Zeit, d. h. 1 — 2 Jahre,
nach der ersten Syphilis. — Die vom Verf. als ganz zuverlässige Zeichen
hereditärer Syphilis betrachteten Veränderungen der bleibenden mittleren
oberen Schneidezäbne stellen wahre Missbildungen dar, nicht blosse
Scbmelzdefekte; diese letzteren beruhen gewöhnlich auf einer in der Kind-
heit durchgemachten, meist mercuriellen Stomatitis. — Fast alle als Prurigo
urticans, Lichen urticatus, Urticaria perstans u. s. w., sowie ein Teil der als
Stropbulus bezeichneten Affektionen sind nach H. nichts weiter, als durch
Parasiten (Läuse, Flöhe, Wanzen, Mücken) hervorgerufene Krankheitser-
scheinungen. Aucb die Urticaria pigmentosa soll gewöhnlich eine Folge
von Wanzenangriffen bei Personen mit besonderer Idiosinkrasie sein. -
Für die einzige Ursache der Lepra hält Verf. nach wie vor den Genuss
schlecht conservirter Fische; durch reichliche gute Ernährung und abso-
lute Enthaltung von Fischen seien die meisten Leprösen zu heilen, unter-
stützend wirke dabei der innerlich^ und äusserliche Gebrauch von
Cbaulmongraöl. Lepra- und Tuberkelbacillen stellen wahrscheinlich nur
verschiedene Formen desselben Mikroorganismus dar. Uebertragen werden
könne die Lepra beim Stillen eines Kindes durch eine lepröse Mutter,
ferner durch Genuss von Nahrungsmitteln, die durch die Hände eines Le-
prösen besudelt worden sind. — Tripperrheumatismus kommt nach des
Verf.’s Erfahrungen fast nur bei Personen mit ererbter Gicht vor. —
Alopecia areata sei meist eine Folge von Herpes tonsurans. — Der lange
fortgesetzte Gebrauch von Arsenik (und vielleicht auch von manchen andern
mineralischen Substanzen) steigere die Disposition für maligne Geschwülste.
Der Schornsteinfegerkrebs sei auf arsenikhaltigen Russ zurückzuführen.
H. Müller.
K. Strassmaun, Klinische, bakteriologische und mikroskopischen Befunde
bei der Verwendung des Radinmbromids in der Therapie der Hautkrank-
heiten. (Aus der dermatol. Klinik in Breslau.) Arch. f. Dertnat. u.
Sypb., Bd. 71, S. 419.
Dem Verf. standen Hartgummikapseln mit je 10 mg reinem Radium-
bromid zur Verfügung, die zur Abhaltung von Feuchtigkeit, welche die
Wirkung des Präparats beeinträchtigt, bei der Applikation noch mit
Gummicondoms umhüllt werden. St. stellte zunächst Versuche anjuormaler
Haut an, die ergaben, dass die Stärke der Reaktion in direktem Verhältnis
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94
ttl.ASSNKR. — TUAI.UANS.
No. 5.
zur Expositionsdauer steht, wobei noch von Bedeutung ist. ob die Ein-
wirkung in einer Sitzung erfolgt oder ob die gleiche Expositionszeit auf
mehrere kürzere Sitzungen verteilt wird. Für die praktische Verwendung
erwies es sich zweckmässig, lange Pausen zwischen nicht allzu kurze Ex-
positionen einzuschalten. — Therapeutisch wurde das Radiumbromid —
meist mit sehr günstigem Erfolge — bei einer ganzen Reihe verschiedener
Hautkrankheiten angewendet, darunter bei 19 Cancroiden und zahlreichen
Lupusfällen. Hier insbesondere zeigte es sich, dass die guten Resultate
mit einer sehr grosseu Schonung der Gewebe zu erzielen sind, dass es
keineswegs nütig ist, es zu tiefeu Ulcerationen kommen zu lassen. Einige-
male wurden übrigens auch unaugenehme Folgen der Behandlung beob-
achtet. So traten bei einem oberflächlichen Hautcarcinom Wucherungen
auf, die erst durch Röntgenbestrahlungen wieder beseitigt werden konnten
und bei einem Lupus entstand ein höchst torpides Geschwür, das nach
der Excision recidivirte und ganz einem Röntgenulcus glich. — Bakterio-
logische Experimente, die sich ausser auf Prodigiosus, Staphylokokken,
Streptokokken und Tuberkelbacillen auch auf die Pilze der Trichophytie
und des Favus erstreckten, ergaben, dass die Abtödtung der Keime erst
nach verhältuismässig langer Bestrahlung erfolgt; dementsprechend hatten
auch therapeutische Versuche bei Herpes tonsurans, Favus und Sycosis
kein befriedigendes Ergebnis, — Die mikroskopische Untersuchung be-
strahlter Haut zeigte, dass die ersten nachweisbaren Veränderungen den
Gefässapparat betreffen uud dass die Reaktionen am Epithel erst in zweiter
Linie in Frage kommen. H. Müller.
Glässuer, Zum Catheterismus posterior. Müucli. med. Wochenschr. 1904.
No. 2.
Ein junger Arbeiter acquirirte infolge einer mangelhaft behandelten
Harnröhreuverletzung — man hatte es versäumt, ihn rechtzeitig und mit
genügender Ausdauer zu bougiren — eine impermeable Striktur der Pars
membranacea und prostatica der Harnröhre, die zur Abscess- und Fistel-
bildung führte. Eine allmähliche Dilatation konnte nicht ausgeführt
werden, weil auch die dünnste Sonde die Striktur uicht zu passiren ver-
mochte. Es wurde Urethrotomia externa versucht. Führte zu keinem Ziel,
weil das centrale Ende der Harnröhre nicht zu sehen war. Infolgedessen
wurde der Urethrotomia externa noch die Sectio alta und der Catheterismus
posterior hinzugefügt. Spülungen mit 3proc. Borsäurelösung. Nach acht
Wochen Herausnahme des Verweilcatheters. Danach Bougirungen mittels
Roser’scher Sonden bis No. 23 Charriere. Karo.
Thälmann, Das Ulcus gonorrhoicum serpiginosum. Arch. f. Dermatologie,
Bd. 71, H. 1. S 85.
Die Beobachtungen Tu. 's sind sowohl vom klinischen und thera-
peutischen Standpunkt wie rein wissenschaftlich von erheblichem Interesse.
Denn einerseits wurde durch sorgfältigste bakteriologische Untersuchung
der Nachweis erbracht, dass die in Frage stehenden Gcscbwürsbilduugen
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No. 5. Hbhholu.
wirklich und ausschliesslich durch dun Gonokokkus erzeugt wurden, anderer-
seit ermöglichte erst die Erkenntnis der gonorrhoischen Natur dieser
Ulcera die Heilung der Kranken durch bestimmte therapeutische Maass-
nahmen. Diese bestanden in dem Abspülen der ausgedehnten serpiginösen
Geschwüre mit Lösungen von Albargin (1 : 1000) oder Argentum nitricum
(3 bis 5:1000), Verbinden mit ltrol oder Argent. nitric. (*/2 pCt.j.
Aetzungen mit Argent. nitric. (10 pCt. oder Stift), Einreiben von Argentum
Collargoli. Das klinische Bild des ausgebildeten gonorrhoischen Ulcus
serpiginosum erinnerte ganz an das eines serpiginösen Ulcus rnolle. Die
während der Behandlung neu entstehenden Geschwüre glichen anfangs
Follicularscbankern. Sie schritten durch Unterminirung der Geschwürs-
ränder fort. Es handelte sieb also um ein Fortschreiten des Kranklieits-
processes in der Tiefe, im Untcrhautzellgewebe und sekundäre Zerstörung
der Hautdecke. Im ersten Falle Th. ’s bestand anfangs nur ein zebn-
pfennigstückgrosses Geschwür an der hinteren Commissur. Dasselbe dehnte
sich immer weiter aus und behielt trotz Anwendung von Jodoform, Aq.
Chlori, Liq. Alumin. acetic., Jodtinktur, 'Jodoforni-Kampferwein etc. und
trotz ausgiebiger Aetzungen mit dem Paquelin und Chlorziuk in Narkose
seinen serpiginösen Charakter. Ausgedehnte Abschnitte der Haut der
Genitalien nnd ihrer Umgebung wurden zerstört, die Patientin war all-
gemein erheblich geschwächt und abgemaggrt, die Temperaturkurve zeigte
ununterbrochen hektisches Fieber. Die 7 wöchentliche antigonorrhoische
Behandlung brachte die Hautulcera zur Heilung, das Rectal -Ulcus wurde
nur gebessert, die Gonorrhoe des Cervix und der Urethra bestanden bei
Entlassung der Patientin noch fort. Im 2. Falle ging das gonorrhoische
Ulcus von der Incisionswundc eines Bubo inguinalis gonorrhoicus aus.
B. Marcuse.
Herhold, E in Fall von subkutaner Ureterverletzung. Heilung durch Nieren-
exstirpation. Arch. für klin. Chirurgie, Bd. 74, H. 2, 8. 454.
In dem vom Vcrf. operirten interessanten Fall wurde vier Tage, nach-
dem der Pat. einen Hufschlag gegen die Magengegend erhalten hatte, eine
Dämpfung links hinten unterhalb des Schulterblattes bis zur Spina auterior
superior festgestellt, die sich nach weiteren vier Tagen auf die linke
Bauchhälfte vom Rippenbogen bis zur Leistenbeuge ausdehnte. Mehrmalige
Punktionen ergaben ll/2 — 2 I eines braunroten Exsudats, das nach den
Punktionen sich bald wieder sammelte. Weiterhin traten in Intervallen
koliknrtige, vom Kreuz nach der Blase strahleudeSchmerzen und Schwankungen
in der 24stündigen Harnmengen von 500 — 2300 ccm auf. Erst ca. G1/, Mo-
nate nach der Verletzung kam der Pat. in Behandlung des Verf., der in
der durch Punktion entleerten alkalischen Flüssigkeit aus dem die ganze
linke Bauchhälfte einnehmenden Tumor Harnstoff nachwies und cysto-
skopisch nach Injektion von Mcthylinblau feststellte, dass der rechte Ureter
normal funktionirte, der liuke aber nur einen feinen Strahl entleerte. Die
hiernach auf ,, Hydronepbro.se infolge partieller Strikturirung des linken
Ureters“ gestellte Diagnose erwies sich bei der Operation, nachdem aus
der zunächst freigelegten grossen Cyste l 1 Flüssigkeit durch Punktion ent-
fernt worden waren, als unrichtig. Die Niere lag normal und war von
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.Kübtxkk.
No. ö.
S)(!
normaler Grösse. Da in den folgenden Tagen der Verband regelmassig von
grösseren Harnmengen durchfeuchtet wurde, so wurde die Krankheit als
Ureterfistel erkannt. Bei der zweiten auf Grund dieser Diagnose vorge-
nommenen Operation gelang es infolge der zahlreichen relroperitonealen
Adhäsionen nicht, den linken Ureter freizulegen. Deshalb entschloss sich
Verf. zur Nephrectomie der gesunden Niere. Die Tatsache, dass im vor-
liegenden Falle von der Ureterverletzung nicht schliesslich das gesammte
retroperitoneale Gewebe aus mit Harn inti Itrirt wurde, erklärt sich durch
die Annahme, dass der zunächst nach der Verletzung entstandene retro-
peritoenale Sack bei einem gewissen Füllungsgrade den Abfluss des Harns
aus der Niere durch den verletzten Harnleiter hindurch in die Blase zu-
liess. Vielleicht war aber auch die Sekretion der linken Niere zeitweilig
reflektorisch vermindert oder aufgehoben. B. Marcuse.
kiistuer. Zur Kritik und Methodik aseptischer Kauteleu auf dem Gebiete
der gynäkologischen Laparotomie. Wien. raed. Presse 1904, No. 39.
Von allen Verfahren, die Wunden vor Keimen, welche den Händen
anhaften, zu schützen, erklärt K die Bekleidung mit sterilen Kautschuk-
Bundschuhen für das zuverlässigste. Diese Erkenntnis hat K. sich auf ge-
burtshilflichem Wege schon lange zu Nutze gemacht, auf gynäkologischem
erst später, seit dem Etatsjahr 1901/02. Hinsichtlich der an der K. 'scheu
Klinik befolgten Methode sei bemerkt: Die Handschuhe werden in Dampf
sterilisirt, nachdem die Hände mit Seife, Alkohol, Jodtinktur, Lysol des-
inticirt sind. Der Uuterarm von Assistenten und Operateur wird mit einer
sterilisirten Gummimanschette bekleidet, das Anziehen geschieht trocken,
während der Operation häutiges Anfeuchten der Handschuhe mit Lysol-
lösung. Niemals werden mit einer und derselben Gnmmibekleidung zwei
Operationen gemacht. In analoger Weise werden die Bauchdecken der zu
Operirenden mit sterilisirten) Biilroth-Battist, in welchem ein Schlitz ge-
schnitten und welchen man an die Bauchwunde, ehe das Peritoneum er-
öffnet wird, annäht, bekleidet. Diese Bekleidung wird erst entfernt, nach-
dem die Operation beendet und das Peritoneum durch fortlaufende Naht ge-
schlossen ist. Die Funktion des Lautenschlägers wird durch Sticher’sche
Coutroleure controlirt. Auf Grund einer Zusammenstellung und Kritik der
Resultate, die K. vor und nach Einführung dieser Methode gehabt hat,
kommt er zu folgendem Schluss: „Ein grosser Fortschritt auf dem Gebiet
der autibakteriellen Prophylaxe in der gynäkologischen Abdoroinalchirurgie
ist die definitive Ausschaltung der Hand- und Unterarmoberflächen der
Operateure und Assistenten, sowie der Bauchdeckenoberftächen der Operirten
und deren funester Einwirkung auf die zu setzenden Wunden und auf die
Oberfläche des geöffneten Peritoneums durch Ueberkleiduug mit sterilisir-
baren und sterilisirten dichten, nicht durchlässigen Gummiüberzügeu. Dieser
Fortschritt ist sicherlich der grösste, welcher seif Einführung der Anti-
sepsis gemacht worden ist.“ Br. Wolff.
Kiiisendungeii werden an di« Adresse des Herrn Geh. Med.-Itat Prof. Dr. M. Bernhardt (Berlin
Französische Strasse 21) oder an die VerUgshandluftg (Berlin NW,, Unter den Linden 68) erbeten
Verlag von August II i r sc h a I d in Berlin. — Drurk vun L. Schumacher in Berlin N. 24.
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Müsse
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Centralblatt
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28 Mark ; tu bexiehep
durch alle Buchhand*
luogen u. Posianstaltsn.
für die
edicinischen Wissenschaften.
Unter Mitwirkung von
Prof. Dr. H. Senator, Prof. Dr. E. Salkowski, Prof.
redigirt von
Prof. Dr. M. Bernhardt
ln Berlin.
1905.
flfl. Februar.
Inliult: v. Bergen. Zur Struktur des Protoplasmas. — Paulbhco,
Einfluss der Alkalisalze auf Hefezellen. — Halfern. Verhalten der Chloride im
Körper. — Bayer, Ueber plastci'nogenc Substanz. — Bernstein. Epididymitis
durch Pneumonicbacillen verursacht. — Jordan, Die Massage von Knochbriichen.
— Stewart, Kall von Herznaht. — Kabewsei, Ueber Appendicitis und Be-
handlung derselben. — Brach. Ueber Stauungsblutungen nach Rumpfcorapression.
— Lewinsohn, Zur Physiologie des Pupilleureflexes. — Voss, Behandlung der
otogenen Septicopyämie. — Voss, Zum Ohrenkatheterismus. — Bakatodx.
Paraffin be: atrophischer Rhinitis. — Gkauowkr, Die Innervation der Kehlkopf-
muskeln. — Ghant, Galvanokaustik bei Kehlkopfgcschwülsten. — Moroan,
Ueber die Anwesenheit von Bakterien in den Geweben. — Doptkr, Ueber
Agglutination von Scharlaehstreptokokkeu. I.atham, Friede ann. Ueber Im-
mnnisirung bei Tuberkulose. — Heidlrr, Aderlass bei Kohlenoxydvergiftung. —
Macranoe, Ueber Chloroformnarkose. — Helles, Ueber Oxyuris vermicularis.
— Möller, Ueber Koplik’schc Flecke, Diazoreaktion und Fieber bei Masern. —
Hast, Lungenerkrankungen bei Maseru. — Croczon, Ueber combinirte Rücken-
markssklerose. — Bernhardt, Neuropapathologische Beobachtungen. — Hen-
ning, Progressive Muskelatrophie nach Trauma. — Hcisuans, Trauma, Myelitis
und Syringomyelie. — Finger, Thibikrge, Ueber Hautsyphilide. — Bruns,
Impftuberkulose bei Morphinismus. — Ketdel, Kafsammeh, Ueber Uretcren-
katheterismus und Ersatz desselben. — v. Notthafft, Ueber Prostatitis.
Pr. v. Bergen, Zur Kenntnis gewisser Strukturbilder (Netzapparate, Saft-
kanälchen, Trophospongien) im Protoplasma verschiedener Zellenarten.
Arch. mikr. Anat. 1904, Bd. 04, H. 3, S. 498.
Unter dem Namen von Saftkanälchen, Saftlücke, Trophospongium u. s.w.
der Zelle werden zwei sehr verschiedene Arten von Bildern zusammen-
geworfen: die eine Art zeigt sich in Form gröberer und feinerer, oft fast
spaltenähnlicher Kanälchen, die sich nicht selten an der Oberfläche der
Zellen nach aussen öffnen, und sich mit Osmiumtetroxyd (nach Kopsch)
nicht färben lassen. Da sich zeigen lässt, dass sie sich durch bestimmte
Fixationen hervorrufen lassen, bei anderen ebenso constant ausbleibcn, so
sind sie als Kunstprodukte aufzufassen. Sie können in der Form von
Plüssigkeitsvacuolen im Zellenprotoplasma präformirt sein, können sicher-
lich aber auch ohne Vermittelung solcher entstehen: und zwar in einer
XLIII. Jahrgang. “1 7
’ f,.o- * Digitized by Google
av»1- boo»»
98
Paulkbco.
No. 6.
anderen und späteren Phase der Einwirkung des Fixationsmittels auf das
Plasma, als die, während der durch Plasmolyse flüssigkeitserfüllte Hohl-
räume auftreteD. — Es giebt indessen Bilder, die man zu Gunsten der
Auffassung der fraglichen Spaltenbildung als Ausdruck einer präexistenten
Protoplasmastruktur verwerten kann.
Die zweite Art zeigt sich nach Anordnung und Durchmesser etwa den
mit Golgi’s Chromsilbermetliode hergestellten „Apparato reticulare interno“
ähnlich. Sie überschreiten nie die Oberfläche der Zellen, und zeigen sich
nicht als Röhrchen, sondern als solide Fäden. Die Bilder leerer Kanälchen
sind als Artefakte durch unvollständige Fixirung, möglicherweise Lösung
der Fadensubstanz, zu beurteilen. Die Untersuchung der lebenden Zelle
(Prostata) liefert den Beweis für die Präexistenz dieser Netzbildungen im
Leben, ausserdem unterstützt ihr regelmässiger Bau diese Ansicht. Sie
lassen sich nicht als Saftkanälchen, Einrichtungen sekretorischer Art, oder
als Trophospongien, d. h zu trophischen Zwecken eingewachsene exogene
Zellenausläufer auffassen und Holmgren’s Bilder dieser Art sind durch
die von ihm angewandte Methodik zu erklären. Da auch in Knorpelzellen
und Leukocyten. Netzbilder nachgewiesen werden können, verliert die
„Tropbospongien-Hvpothese“ mit allen ihren Folgerungen jeden Halt
B ALLO WITZ’ Meinung, dass es sich um Centrophormien handeln könne,
verliert durch die mangelnde Lagebeziehung zwischen Mikrocentrum und
Netz in den verschiedenen Zellenarten an Wahrscheinlichkeit.
Der Verf. entscheidet sich auf Grund der Tatsache, dass auch bei der
besten Methodik niemals alle Zellen gleicher Art, das Netz zeigen, dafür,
dass man in diesem kein permanentes Zellengebilde zu erblicken habe: es
sei denn, dass man in jeder Zellengattung zwei Typen, einen mit und
einen ohne Netz zulassen wolle. Er stützt seine Ansicht, dass es sich um
vergängliche Bildungen handele, entstanden durch eyklisebes Auftreten
und Schwinden einer dickflüssigen, mit 0s04 sich schwärzenden (in den
Nervenzellen vielleicht myelinartigen) Substanz, durch den Nachweis von
Zellenbildern, die er als Entstehungs- und Schwundbilder deutet: in die
erste Reihe gehören die diffus zerstreuten intraprotoplasmatischen Körnchen,
kürzere Reihen solcher Körnchen, längere, netzförmig angeordnete Reihen,
Netzbilder, die znm Teil aus wirklichen längeren oder kürzeren Fäden,
zum Teil aus Körnchenreihen bestehen. In die zweite Kategorie, als Aus-
druck regressiver Veränderungen des Netzapparates, gehören solche, bei
denen die Fäden zum Teil durch Kanälchen ersetzt sind, leer sind, oder
wenigstens des färbbaren Inhaltes entbehren. Poll.
N. C. Paulesco, L’action des sels metaux aicalins sur la substance vivante.
Journ. de physiol. et de pathol. gener. T. VI, p. 629.
P. liess unter stets gleichen Bedingungen verschiedene alkalische Salze
auf Hefeaufschwemmungen wirken und bestimmte die Salzmenge, die not-
wendig war, um die Kohlensäurebildung gerade zu unterdrücken. Bei den
Chlor- und Bromverbindungen, den salpetersauren und sauren phosphor-
sauren Salzen des Kaliums, Natriums, Ammoniums, Rubidiums auch beim
chlorsauren Natron und beim schwefelsauren Ammonium ergab sich ein ein-
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No. 6.
Halfkbn. — Baykb.
99 •
facber Zusammenhang, insofern als annähernd die in einem Liter Wasser
gelöste Salzmenge, die die Kohlensäurebildung verhinderte, das doppelte des
Molekulargewichtes war. (Genauer: Molekulargewicht dividirt durch 0,55.
Die Grenze liegt etwas niedriger bei den Salzen mit niedrigem, etwas höher
bei den mit hohem Molekulargewicht.) Bei einigen anderen Salzen, wie
Lithiumsalzen, Calciumsalzen, jodsauren Alkalien, zwei- und dreibasisch
phosphorsaurem Natron trifft diese Regel jedoch nicht zu. Ueber die
Ursache der Abweichung soll später berichtet werden. A. Loewy.
M. Ualpern, Beitrag zur Frage des Verhaltens der Chloride im Körper,
ihrer Beziehungen zur Oedembildung und ihrer Bedeutung für die Diätetik
bei Nephritis. Festschr. f. E. Salkowski. Berlin. S. 125.
H. hat den Kochsalzstoffwechsel bei 10 Kranken mit akuten und
chronischen Nierenaffektionen untersucht und zum Vergleich den bei Ge-
sunden nnter gleichen Versucbsbedingungen festgestellt. Bei letzteren passt
sich die Kochsalzausfuhr leicht der Kochsalzufubr an — bei Uebergang
zu kochsalzarmer Diät in 2—3 Tagen — , wobei fast die gesammte NaCl-
Menge im Harn, nur wenig im Kot erscheint. Die NaCl-Meuge des Harns
verhält sich zur Gesammtasche wie 1 : 1,5, bei kocbsalzreicher Nahrung,
wie 1 : 2,6 bei kochsalzarmer. — Auch bei Nephritikern, ohne Unterschied
der Art der Nephritis, wird bei NaCl-reicher Nahrung die Kochsalz-
ausfuhr grösser, bei NaCl-armer geringer, wobei in Fällen starker Oedeme
auch bei letzterer die Kochsalzausfuhr immer noch sehr gross sein kann;
aber die Anpassung der Ausfuhr an die Nahrung geschieht sehr langsam
und bei kochsalzarmer Diät tritt dabei eine Kochsalzabgabe vom Körper
ein, die die Gesunder weit übertrifft. Auch die oben erwähnten Beziehungen
zwischen Kochsalz- und Gesammtasche im Harn werden nur langsam er-
reicht.
Bei jeder Form der Nephritis kann es durch kochsalzreiche Diät
zu einer Kochsalzretention kommen, aber nicht in jedem Falle tritt sie
auf; dabei reichern sich die Organe mit Kochsalz an, wobei zunächst keine
Wasserretention stattzufinden braucht. Später wird Wasser retinirt, das
Körpergewicht steigt, ohne dass zunächst Oedeme erscheinen, schliesslich
treten dann auch diese auf. Die Kochsalzretention ist also das Primäre.
Kochsalzarme Diät kann allein ein Schwinden der Oedeme berbeiführen.
— Zuweilen geht mit Kochsalzretention eine Blutdrucksteigerung, mit
Kochsalzabgabe eine Blutdrucksenkung einher. A. Loewy.
H. Bayer, Ueber die plasteinogene Substanz. Beitr. z. cbem. Physiol. u.
Pathol. Bd. IV, S. 554-62.
Bei der mangelhaften Uebereinstimraung über die Eigenschaften der
Plasteine, d. b. der durch Fermente in Albumoselösungen erzeugten Nieder-
schläge, bat Verf. Witte-Pepton im wesentlichen nach den Angaben von
E. P. Pick fraktionirt und in dem so gereinigten »Material nach der Mutter-
substanz der PlasteTne gefahndet, die in Analogie mit dem Fibrinogen als
„plasteinogene Substanz bezeichnet wird. Diese Substanz giebt keine der
7*
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100
BkKXSTKIN. .loRUAK, StEWART.
No. G.
charakteristischen Eiweissreaktionen, gehört also weder zu den Albumosen
noch Peptonen, sondern muss ein einfach gebautes Peptid sein, doch ist
mit der Möglichkeit zu rechnen, dass auch vorhandene Albumosen bei
Gegenwart dieses Peptids sich au der Plasteinbildung beteiligen können.
Das durch Lab aus diesem Material gewonnene Plastei'u zeigt eine
schwache Milion’sche und Hopkins’sche Reaktion und im Vakuum zur
Gewichtskonstanz getrocknet die Zusammensetzung: C = 38,43 pCt.;
H = 7,01 pCt.; N = 8,05 pCt. Nach diesen analytischen Daten kann
Danilewski’s ursprüngliche Auffassung der Plasteinbildung als „Eiweiss-
bildung;‘ nicht aufrecht erhalten werden, doch hat diese Reaktion eiu
weitergehenees Interesse, da sie die Isolirung sonst kaum fassbarer Ei-
weissabbauprodukte ermöglicht. Neuberg.
E. P. Bernstein, A case of infection of the epididymis and tunica vaginalis
by the Friedlaender Bacillus. Mt. Sinai hösp. reports 1903, Vol. III,
S. 551.
58jähriger Patient. Mit 22 Jahren Gonorrhoe, mit 51 Pneumonie.
Seit drei Wochen Schwellung, Rötung und Schmerzhaftigkeit erst des
rechten, dann des linken Hodens. Samensträge fingerdick. Incisionen in
beide Tunicae vaginales förderten einen dicken, gelben, sehr schleimigen
Eiter zu Tage. Beide Hoden unverändert, Nebenhoden voll kleiner Ab-
scesse. Auf der linken Seite fand sich ferner ein beträchtlicher Becken-
abscess. Incision über dem Poupart’schen Bande und Gegenincision am
Perineum; Drainage, prompte Heilung. Im Eiter fand sich mikroskopisch
und culturell der Friedländer’scbe Kapselbacillus; keine Gonokokken.
ßeitzk e.
Jordan, Die Massagebehandlung frischer Knocbcnbrüchc. Münch, med.
Wochenschr. 1904, No. 27.
Für die Behandlung mit Massage und Mobilisirung sind nach J. alle
Frakturen der oberen Extremität geeignet; und zwar empfiehlt sich die
regelmässige Anwendung der Massage mit jedesmaliger Fixirung bei den
Gelenkfrakturen und bei den Schaftfrakturen ohne wesentliche Dislokation.
Bei den Schaftfrakturen mit starker Dislokation und grosser Neigung zur
Wiederkehr derselben ist die Combination mit dauernder Fixirung bis zu
ausreichender Verlötung zweckmässig. Bei den Verletzungen der unteren
Extremitäten ist die Massagebehandlung auf die Gelenkfrakuren zu be-
schränken und in Combination mit Gehverbänden anzu wenden, bei den
Schaftfrakturen kann sie nur als vorbereitendes Verfahren empfohlen werden.
Joachimsthal.
Stewart, A case of suture of the heart, with recovery. Americ. journ.
of the med. Sciences. Sept. 1904.
St. hat in einem Falle von Verletzung des Herzens durch ein Messer
45 Minuten nach der Verletzung operirt. Der Schnitt wurde entlang der
2. Rippe 4 Zoll lang bis zum Sternum geführt, dann am linken Sternal-
raud abwärts und nach aussen entlang der 4. Rippe. Der Hautmuskel
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No. 6.
Kahwsxi. — Brius.
101
lappen wurde abpräparirt, 3. und 4. Rippe durchtrennt und nach rechts
zurückgeschlagen. Es zeigte sich, dass das Messer durch die linke Pleura,
die Lunge und das Pericard in den linken Ventrikel gedrungen war. Die
Lunge war collabirt, Pleura und Pericard mit Blut gefüllt. Es wurde die
Herzwunde durch eine fortlaufende Seidennaht vereinigt, wobei die Coronar-
arterie angestochen wurde und genäht werden musste. Sodann wurde das
Pericard durch fortlaufende Seidennaht bis auf eine Oeffnung zum Ein-
legen eines Gazedrains geschlossen, die Pleurahöhle gleichfalls drainirt
und die Hautwunde geschlossen. Nach einer wenige Tage anhaltenden
Eiterung der Hautwunde Heilung in 66 Tagen. St. giebt im Anschluss
eine Uebersicht über die gesaramte bisherige Litteratur der Herzchirurgie.
Philipsthal.
Karewski, Anatomische Befunde bei der Wurmfortsatzentzündung und die
Indikation zur Appendektomie. Berl. klin. Wochenschr. 1904, No. 10.
Dem vom Kliniker als akute Entzündung des Wurmfortsatzes con-
statirten Zustande gehen schleichende Prodrome voraus. Das Ideal der
Frühoperation besteht darin, die Appendix so zeitig zu entfernen, dass
man die Bauchhöhle völlig schliessen kann.
Wichtig unter den schleichenden Zuständen ist der Katarrh der
Schleimhaut, Appendic. granulosa haemorrhagica (RlEDEL), bei der es erst
zur Bildung von Granulationsgewebe, dann zur Erosion mit Ulceration oder
auch zu teilweiser narbiger Umwandlung kommen kann. Diese Narben
führen zu Stenosen uud teilweisen Einschnürungen. Den Ausgang der
meisten Erkrankungen bildet diese Appendicitis granulosa, die sich über
viele Jahre hinziehen kann.
In den ersten Stunden nach der Perforation ist ein mässiges, seröses
Exsudat vorhanden; dies wandelt sich in wenigen Stunden in ein puru-
lentes um. Wir kennen kein klinisches Merkmal, das den Uebergang von
der lokalen Schleimhautaffektion auf den Serosaüberzug und damit die
drohende Perforation anzeigt. Ebensowenig lassen sich klinisch Kotsteine,
abnorme Lagerung des Wurmfortsatzes mit Knickung und endlich die
Virulenz der eingeschlossenen Bakterien nachweisen. Demgemäss ist K.
ein Anhänger der Frühoperation und schliesst sich Gibson’s Ausspruch
an: „womöglich vor dem Anfall zu operiren!“ Unger.
H. Braun, Weiterer Beitrag zur Kenntnis der Stauungsblutungen nach
Rumpfcompression. Deutsche Zeitschr. f. Chir. 74. Bd., S. 411.
In Ergänzung seiner früheren Mitteilungen über Stauungsblutungen
nach Rumpfcompression hebt B. anlässlich eines neuen Falles dieser Art
die auffallend starke Protrusio bulbi hervor, welche dabei beobachtet
wurde und auf Blutungen in das retrobulbäre Fettgewebe beruhte.
Blutungen im Inneren des Auges bestanden auch in diesem Falle sicher
nicht; ihr Fehlen beruht wahrscheinlich auf dem intraocnlärem Druck und
dem Widerstand, den die Blutwelle beim Eintritt in die Schädelkapsel
findet. Als Ursache für das Ausbleiben von Blutungen in die Schädel-
höble sieht B. nach wie vor den intracraniellen Blutdruck an; genügte
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102
Lewiksobb. — Vobb.
No. 6.
doch in B.’s neuem Falle der Druck des Hemdenkragens, um Blutungen
der Hautgefässe an der entsprechenden Stelle des Halses zu verhindern.
Albuminurie bestand nicht. Peltesohn.
G. Lewinsohn, Beiträge zur Physiologie des Pupillenreflexes. II. v. Graefe's
Arch. f. Opbthalm. Bd. LIX, H. 3, S. 436.
Die von L. zur Bestimmung des cerebralen Sphinktercentrums ausge-
führten Versuche bilden im Wesentlichen eine Bestätigung der Bernheimkr-
schen Ausführungen, dass dasselbe im Edinger-Westphal’schen Kerne
(kleinzelligem Mediankern) zu suchen sei.
L. exstirpirte das Ganglion ciliare als centrales Neuron der Sphinkter-
fasern bei der Katze und konnte auf dem der operirten Seite entsprechen-
den Mediankerne Degenerationserscheinungen der Ganglienzellen (Nissl-
färbung) nachweise. Ferner wurde bei Reizung mit schwachen elektrischen
Strümen in den vordersten und medial gelegenen Teilen des vorderen
Vierhügels unterhalb des Aquaeductus Sylvii beim Hunde Pupillenbewegung
erzielt, wobei also die Gegend des Edinger-Westphal’schen Kernes gereizt
wurde.
Exstirpationsversuche des Sphinkterencentrums hatten nicht den von
Berkheimer erzielten eindeutigen Erfolg, da eine isolirte Zerstörung nicht
erreicht wurde.
Weitere Versuche galten der Feststellung des Verhaltens des vorderen
Vierhügels zum Pupillenreflex. Beim Kaninchen blieb die Abtragung des-
selben und der obersten Schichten der Haube bis unterhalb des Aquae-
ductus Sylvii auf Pupillen- und Blinzelreflex einflusslos. Erst eine Zer-
störung des vorderen Vierhügels ventralwärts vom Aquaeductus Sylvii
führt in der vorderen Hälfte zur Aufhebung des Pupillen- und Blinzel-
reflexes auf der gekreuzten Seite, in der distalen Hälfte nur zur Aufhebung
des Blinzelreflexes auf der gleichen Seite.
Wenn beim Kaninchen die centrifugale Reflexbahn ebenfalls im klein-
zeiligen Mediankern beginnt, muss die centripetale Pupillenbahn nach der
Kreuzung im Chiasma noch eine zweite Kreuzung erfahren, die unterhalb
des Aquaeductus Sylvii, entsprechend der Mitte des vorderen Vierhügels
zu suchen ist. G. Abelsdorff.
. Voss, Neuer Fortschritt in der chirurgischen Behandlung der otogenen
Septicopyämie. (Aus der Ohrenklinik der Kgl. Cbarite in Berlin.) Berl.
klin. Wochenschr. 1904, No. 28.
Bei einer 31jährigen Frau wurde wegen otogener Septicopyämie zu-
nächst der Sinus transversus ausgeräumt und da eine Besserung dadurch
nicht erzielt wurde, weiterhin die operative Ausräumung des Bulb, venae
jugul. nach dem von Grunert und Piffl zuerst empfohlenen Verfahren vorge-
nommen, d. h. nach Abtragung der vorderen und unteren Gebörgangswand des
Margo tyinpanicus und Bodens der Paukenhöhlen, bis der Bulbus freilag.
Spaltung des Bulbusdaches und Durchführung eines doppelten Jodoform-
gazestreifens von unten her, Durchspülung von derselben Stelle aus. Voll-
ständige Heilung. In einem anderen Falle gelang es dem Verf. den Bulb.
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No. 6.
V 088. — Baeatoux. — Grabowkb. — Grabt.
103
ven. jugul. von der Warzenfortsatzoperationsstelle aus freizulegen (die
nährere Beschreibung dieser Operationsmethode s. im Orig.). Auch dieser
Fall kam zur Heilung. Verf. empfiehlt diese von ihm beschriebene Me-
thode in einschlägigen Fällen als ersten Versuch; erst wenn derselbe miss-
lingen sollte, sei das von GRUNERT und Piefl angegebene Verfahren, als
das technisch schwierigere, als Ultimum rcfugium anzuwenden.
Schwabach.
Voss, Ein zweckmässiger Apparat zur Anwendung des Katheterismus bei
Ohrenkranken. (Aus der Ohrenklinik der Charite in Berlin.) Deutsche
med. Wocbenschr. 1904, No. 29.
Bei dem von V. empfohlenen Apparat wird an Stelle der von LüCAE
verwendeten mit flüssiger Kohlensäure gefüllten Bomben ein Handdruck-
bierapparat zur Herstellung der comprimirten Luft verwendet. Beschreibung
und Abbildung s. im Orig.) Scbwabach.
Baratoux, Du traitement de la rhinite atrophique par les injections inter-
stitielles de paraffine. Le progres med. 1904, No. 27.
Verf. ist von den Erfolgen der Paraffininjektion gleichfalls zufrieden-
gestellt; er wendet Paraffin bei etwa 55° an und injicirt etwa 1 g. Sollte
eine Wiederholung notwendig sein, so macht er sie erst nach 3 oder
4 Wochen. W. Lublinski.
Grabower, Die Verteilung und Zahl der Nervenfasern in den Kehlkopf-
muskeln und die Hinfälligkeit des Erweiterers der Stimmritze. Arcli.
f. Laryngol. u. Rhinol. Bd. 16, H. 2.
Die mikroskopischen Untersuchungen des Verf.’s ergaben, dass im
M. posticns eine spärlichere intramuskuläre Nervenverästelung statthat
als in den Adduktoren, dass in ihm die Verteilung der Nervenelemente
eine ungleicbmässigere ist und endlich, dass dieser Muskel in der Zahl
seiner innervirenden Elemente weit hinter jedem anderen vom N. recurrens
versorgten Muskel zurücksteht. Daraus ist wohl die grössere Hinfälligkeit
desselben bei Läsionen der zugehörigen Nervenstärame zu erklären und
somit auch das Rosenbach- SEMON’sche Gesetz auf seine natürliche Ursache
zurückgeführt. Auch ist es gleich, ob die Schädigung der Nerven durch
degenerative Processe entsteht, welche vom 'Centrum zur Peripherie fort-
scbreiten oder ob es periphere Ursachen, besonders Druckwirkungen, sind,
welche die Nerven treffeu. W. Lublinski.
D. Grant, Intralaryngeal growths treated by means of the galvanocautery.
The Lancet 1904, April 9.
Verf. empfiehlt mit Recht bei der Zerstörung der letzten Reste einer
Geschwulst im Kehlkopf die Anwendung der Galvnnocaustik. Allerdings
lässt sich trotz aller Vorsicht eine Verletzung der Nachbarteile nicht immer
vermeiden, was aber für den Kranken durchaus ohne Nachteil ist.
W. Lublinski.
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104
Mohoan. — Doptkb.
No. 6.
R. Morgan, The presence of bacteria in the Organs of healthj aoimals.
The Lancet 1904, Vol. 2, p. 21.
Während Meissner, HausKr, Neisser, Welch und Opitz bei ihren
Arbeiten zu dem Resultat kamen, dass die Organe gesunder Tiere steril
sind, fand Ford in 66 pCt. Reime. Er führt seine abweichenden Befunde
darauf zurück, dass er seine Culturen 17 Tage beobachtete, die anderen
nur 3 Tage. M. hat nun bei Kaninchen und Meerschweinchen das Peri-
tonealexsudat und die Organe nochmals unter Innehaltung aller Cautelen
auf Keimgehalt untersucht und fand in 80 Culturen von 10 Tieren in
26 pCt. der Fälle Keime. Zweimal wurden bei einem Tiere Bact. coli
nachgewiesen, doch war hier der Darm verletzt worden, im übrigen nur
Saprophyten, wie sie überall in der Luft Vorkommen. Um festzustellen,
ob etwa der Keiragehalt auf nachträgliche Luftinfektion zurückzuführen
sei, hat daun M. die Organe eines Tieres 20 Minuten im Autoklaven bei
128° sterilisirt, die Organe hierauf 5 bezw. 10 Minuten der Luft des Ob-
duktionsraumes ausgasetzt und dann in die Nährböden gebracht. Er konnte
hierbei bei einer grösseren Zahl der Organe die nämlichen Bakterien nach-
weisen wie vordem bei den Versuchen. M. ist daher der Ansicht, dass
die Organe gesunder Tiere keimfrei sind, und dass die abweichenden Be-
funde Folge von Luftverunreinigung sind. Damit stimmt auch überein,
dass bei allen 10 Tieren die Milz, welche stets zuerst entnommen wurde,
keimfrei war, während die Mesenterialdrüsen, welche zuletzt dem Körper
entnommen wurden, 7 mal von 10 keimhaltig gefunden wurden.
H. Bischoff.
Vopter, Sur l'agglutination des streptocoques receuillis cbez les scarlatineux.
Soc. de Biol. 1904, No. 17.
Entgegen den Befunden anderer Forscher, welche eine specifische
Agglutination von Streptokokken aus Scharlachanginen durch Serum
Scharlachkranker annehmen uud daraus auf eine ätiologische Bedeutung
einer besonderen Streptokokkenart für Scharlach schliessen, ist D. bei der
Prüfung von 20 Streptokokkenstämmen, welche aus Scharlacbfällen
stammten, und 6, die von Eiterabscessen oder Erysipelas herrührten, zu
anderen Resultaten gekommen. Die Streptokokken werden gemeinhin von
dem Blutserum der Patienten, aus denen sie selbst gezüchtet sind, hoch-
gradig agglutinirt. Es besteht kein Unterschied zwischen den aus Schar-
lachfällen oder anderen Erkrankungen gezüchteten Streptokokken, indem
ein Teil der Scharlachstreptokokken vom Serum Scbarlachkranker nicht
agglutinirt, während ein Teil anderer Streptokokken agglutinirt wird.
Ebenso agglutinirt das Serum von Kranken mit irgendeiner Streptokokken-
infektion ein Teil der Scharlachstreptokokken und ein Teil der andereo
Streptokokken. Aus den Agglutiuationsbefunden kann somit bisher auf
einen specifischen Scharlachstreptococcus nicht geschlossen werden, der
Erreger des Scharlach ist noch nicht entdeckt. H. Bischoff.
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No. 6.
Latiiam. Fbikdmanm.
105
1) A. Latham, On tbe use of Dr. Marmorek’s antituberculous serum.
Tbe Lancet 1904, Vol. I, p 979.
2) F. F. Friedmann, Ueber Immunisirung gegen Tuberkulose. Tberap.
Monatsh. 1904, No. 3, S. 123.
1) L. bat das Marmorek'scbe Antituberkuloseserum bei einigen drcissig
schweren Fällen während drei Monaten angewandt. Er fand, dass bei
sorgsamer Dosirung und Beobachtung durch das Serum Schaden nicht ge-
stiftet wurde. Inwieweit es als ein Specificum gegen Tuberkulose zu be-
zeichnen ist, lässt L. unentschieden, da die Behandlungszeit bisher zu kurz
ist. Bei einigen Fällen hatte er den Eindruck, dass tatsächlich eine
specifische antitoxische Wirkung durch das Serum ausgeübt wird. L. teilt
5 Krankengeschichten mit, bei denen allerdings während der Behandlung
eine deutliche Besserung hinsichtlich des Allgemeinbefindens, des Fiebers
und des Körpergewichts aufgetreten ist, allein die Veränderungen an den
Luogeo waren nach den klinischen Untersuchungsbefunden nicht ausser-
gewöhnlich zurückgegangen, sodass nicht entschieden werden kann, ob das
Serum hierbei einen specifischen Einfluss ausgeübt hat, oder ob der Kranken-
hansaufenthalt allein Ursache der Besserung gewesen ist.
2) F. fand bei zwei Schildkröten ausgedehnte Lungentuberkulose, in
dem einen Falle bandelte es sich um eine cavernöse Lungenerkrankung,
in dem anderen um eine Miliartuberkulose mit verkäsenden Herden, so
dass der Lungentuberkulose des Menschen sehr ähnliche Veränderungen
Vorlagen. Der aus den Fällen rein gezüchtete Schildkrötentuberkelbacillus
(Schdkr. T. B.) wuchs bei 22°, hatte aber sein Temperaturoptimum bei 37°.
Letztere Culturen waren von vornherein den von Menschen stammenden
sehr ähnlich, in der zweiten Generation waren sie davon nicht mehr zu
unterscheiden. Bei allen Kaltblütern rief der Schdkr. T. B. schnell ver-
laufende Miliartuberkulose hervor, dagegen war er für keine einzige Warm-
blöterspecies (geprüft wurde an Hühnern, Tauben, Hunden, Ratten, weissen
Mäusen, Kaninchen, Meerschweinchen, Ziegen, Schafen, Schweiuen, Affen,
Eseln, Pferden, Rindern) pathogen. Wurde er Meerschweinchen subkutan
beigebracht, so trat eine speciflsch tuberkulöser, aber regelmässig lokalisirt
bleibender Herd auf, der in vollkommene Heilung überging. Der Schdkr.
T. B musste sich demnach, da er in seinen Eigenschaften den mensch-
lichen Tuberkelbacillen sehr nahe stand, nur in der Pathogenität von
ihnen unterschieden war, besonders gut zu Immunisirungsversuchen eignen.
Diese wurden bei Meerschweinchen ausgeführt, und es gelang, diese Tiere
durch Behandlung mit Schdkr. T. B. gegenüber einer nach einiger Zeit
nachfolgenden Infektion mit virulenten Tuberkelbacillen vom Menschen, der
die Controlltiere in kürzester Zeit (3 Wochen) erlagen, zu schützen. War
die Dosis, welche von dem Schdkr. T. B. injicirt war, genügend gross,
so genügte eine einmalige Infektion zu Erzielung der gewünschten Im-
munität. Da der Mensch weniger empfänglich ist als das Meerschweinchen,
so ist F. der Meinung, dass auch Menschen durch Behandlung mit dem
Schdkr. T. B. iinmunisirt werden können. Da alle 12 in den Versuch ein-
bezogenen Säugetierspecies die Injektion mit Schdkr. T. B. ohne Schä-
digung ertrugen, so dürfte die Behandlung auch für den Menschen unge-
fährlich sein. H. Bischoff.
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lOfi
Hbipleb. — Macbangk. — Hkixeb.
No. 6.
H. Heidlor, Ueber einen Fall von lebensrettender Wirkung des Aderlasses
bei akuter Koblenoxydvergiftung. Prager nied. Wochenscbr. 1904, No. 29,
Die 59jährige Pat. hatte eine sehr schwere Kohlenoxydvergiftung:
tiefes Coma, Pupillen reaktionslos, starker Trismus, Puls stark gespannt,
100, Atmung stertorös. Es werden sofort nach der Aufnahme, am Morgen,
über 500 cm3 dunkelroten Blutes aus der linken Vena cephalica entleert,
und 250 cm3 physiologischer Kochsalzlösung in die Schenkel infundirt.
Nachmittag zweite Venaesektion, wobei 100 cm3 dunklen Blutes entleert
werden. Während des ganzen Tages wird reichlich Sauerstoff inhalirt.
Etwa 1 — 2 Stunden nach der zweiten Venaesektion zeigen sich Spuren der
Besserung, indem zunächst Puls- uud Atemfrequenz sinken. ln den
nächsten Stunden nimmt die Besserung zu und Pat. wird völlig wieder-
hergestelit. Erwähnt sei noch, dass am zweiten Krankheitstage durch
Darreichung von 100 g Traubenzucker eine beträchtliche Glykosurie hervor-
gerufen werden konnte. K. Kronthal.
G. Maurange, A propos des accidents de la chloroformisaticn; d'une
methode d'anösthesie mixte destinee ä les prevenir. Bullet, gener. de
therap. 1904, No. 2.
M. empfiehlt, etwa 30—46 Minunten vor Beginn der Chloroforrn-
narkose eine Mischung von 5 cg Sparte'in und 1 cg Morphin zu injiciren.
Das Excitationsstadium fehlt dann entweder ganz, oder tritt nur sehr
schwach auf, Erbrechen während der Narkose kommt nur ganz ausnahms-
weise vor und ist auch nach Beendigung der Operation seltener, als sonst,
der Puls, anfangs beschleunigt, erreicht sehr bald die normale Frequenz
und ist während der Narkose und auch nach Beendigung derselben auf-
fallend kräftig und regelmässig, die Atmung ist verlangsamt, tief und
gleichmässig. Die Narkotisirten erlangen schnell das Bewusstsein wieder,
pflegen aber mitunter noch ein bis zwei Stunden ruhig zu schlafen.
K. Kronthal.
A. Meller, Ueber Oxyuris vermicularis. Deutsches Arch. f. klin. Med.
Bd. 77, H. 1 u. 2.
Trotz des häufigen Vorkommens der Oxyuris vermicularis ist die
Kenntnis dieses Schmarotzers bei den Aerzten noch häufig eine unge-
nügende. Gelangt ein reifes Oxyurenei in den Magen eines Menschen, so
sprengt das Würmchen die Schale an einer bestimmten Stelle, nahe dem
Kopfende des Eies und begiebt sich dann vermutlich sofort in den Dünn-
darm. Hier machen die Oxyuren ihre Weiterentwickelung bis zur Ge-
schlechtsreife durch. Ist diese eingetreten, so findet die Begattung hier,
aber auch im Coecum und im Processus vermiformis statt. In den beiden
letztgenannten Darmabschnitten sammeln sich die befruchteten WTcibchen,
von wo sie dann später allmählich in die unteren Darmabschnitte, bis in
den Mastdarm _wandern. Hier endlich setzen die WTeibchen ihre Eier ab
und zwar teils auf die Kotballcn, teils in den Schleimüberzug des Dick-
darms, ja, sie können auch aus der Aftermündung kriechen und dort, wie
an entfernteren Stellen des Körpers ihre Eier ablegen. Die Wege der An-
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No. 6.
Mille». Habt.
107
steckung sind die, dass mit den Fingern, die mit aus dem Darmkanal
abgegangenen Eiern beschmutzt sind, letztere direkt in den Mund gelangen,
und zwar geschieht dies meist bei der Zubereitung von Speisen. Ferner
übertragen mit Oxyuren behaftete Menschen in ähnlicher Weise die
Schmarotzer auf ihre Umgebung, indem sie Nachts durch die aus dem
After kriechenden Tiere heftig gereizt, sich kratzen und unter den Nägeln
Eier, ja sogar ganze Würmer oder Teile von ihnen beherbergen. Was die
Behandlung betrifft, so ist bei ihr eine dreifache Aufgabe zu läsen. Erstens
muss die junge Brut aus dem Dünndarm entfernt werden, zweitens ist der
Dickdarm von allen erwachsenen Tieren zu reinigen und drittens ist der
Patient vor neuer Erwerbung zu schützen. Die erste Aufgabe erfüllt man
durch das Eingeben von Calomel, dem Santoniu oder ein anderes Wurm-
mittel und dann wiederum ein Abführmittel zu folgen hat. Das Calomel
bewirkt nämlich durch Wegschaffung des Dünndarmschleims, dass die
Würmer durch diesen nicht vor den Wurmmittelu geschützt werden. —
Den Dickdarm befreit man von den Weibchen am besten durch eine Aus-
spülung in Kuieellenbogenlage mit 1—3 Litern einer 0,25— 0,5 proc. Lösung
von Sapo medicatus. Zweckmässig ist es, diese Procedur nach 8 Tagen
noch einmal zu wiederholen, um etwa in den Divertikeln oder im Pro-
cessus vermiformis zurückgebliebene Exemplare zu beseitigen. Um die
Heilung aber dauernd zu gestalten, müssen auch alle Hausgenossen, die
mit Oxynris inficirt sind, die gleiche Kur durchmachen.
Carl Rosenthal.
1) 0. Müller, Beobachtungen über Koplik’sche Flecke, Diazoreaktion und
Fieber bei Masern. Münch, med Wochenschr. 1004, No. 3.
2) C. Hart, Anatomische Untersuchungen über die bei Masern vorkommen-
den Lungenerkrankungen. Deutsches Arch. f. klin. Med. Bd. 79, S. 108.
1) Verf. hat im Winter 1902/03 in der Marburger Universitätspoli-
klinik 215 Masernfälle beobachtet. Er stellt folgende Schlusssätze als
Ergebnis seiner Beobachtungen auf: Die Koplik’schen Flecke sind in reich-
lich Vs der Fälle vorhanden; sie treten häufig schon am ersten Krankheits-
tage auf; sie sind jedoch für sich allein für Masern nicht pathognomonisch,
da sie wiederholt auch bei Röteln beobachtet wurden. — Die Diazoreaktion
im Harn ist auf der Höhe der Krankheit fast ausnahmlos nachweisbar;
sie tritt in der Regel erst mit dem Ausbruch des Exanthems auf, ist also
kein Frühsymptora. — Die Fiebercurve der Masern weist in den meisten
uncomplicirten Fällen im Beginn des katarrhalischen Stadiums eine kurze,
starke Steigerung auf, dieser folgt eine 1 — 2tägigc Intermission und nun-
mehr tritt ein rasch ansteigendes, ca. 4 Tage dauerndes, continuirlicbes
Fieber ein, das meist kritisch wieder abfällt. Seltener steigt das Fieber
allmählich remittirend oder ohne jeden Vorboten plötzlich und schroff an.
2) Verf. hat im Stadtkrankenbause Friedrichstadt- Dresden eine Anzahl
Masernleichen secirt, in deren Lungen sich Abweichungen von der allge-
mein bekannten Darstellung katarrhalischer Pneumonie fanden. Bei der
mikroskopischen Betrachtung war das zerfressene Aussehen der Schnitt-
fläche aufgefallen, welches durch zahlreiche bronchiektatische Erweiterungen
der mittleren und kleineren Bronchien bedingt war. Die mikroskopische
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108
Cbouxon.
No. 6.
Untersuchung hatte dann darQber aufgeklärt, dass es sich um eine überaus
schwere Entzündung der ganzen Bronchialwand handelte, welche entweder
durch Eiterung oder aber direkte Nekrose zur vollständigen Zerstörung
führte. Schon frühzeitig waren die muskulösen und vor allem auch
elastische Elemente der Bronchialwand aufgelockert, durch das Infiltrat
auseinandergedrängt, und schliesslich zu Grunde gegangen, wobei auch im
mikroskopischen Bilde die Erweiterung des Lumens zumeist in Form un-
regelmässiger Ausbuchtungen auffiel. Die Entstehung der Bronchiektasien
erklärt Verf. aus der Wirkung des Luftdrucks auf die in ihrer Elasticität
geschädigte Bronchial wand; die in den erweiterten Bronchien vorhandene
Sekretstanung hält Verf. für sekundär. — Besonderes Interesse misst Verf.
dem Nachweis ausgedehnter Bindegewebswucherung bei sowohl innerhalb
der kleinen Bronchien als auch der Alveolen; und zwar fand Verf. die ob-
literirende Rindegewebswucherung nicht nur in Bronchien oder den Alveolen,
sondern in einem Falle in beiden zugleich mit allen nur möglichen Ueber-
gängen. Während die Bilder, welche Verf. von der Erkrankungsform der
Bronchien entwirft, völlig übercinstimmen mit der von LaKOE beschriebenen
Bronchitis obliterans, stimmt die Erkrankungsform der Alveolen mit der
Pneuraonia desquamativa obliterans Galdi’s. Die Verwandtschaft aber
zwischen diesen beiden Formen hält Verf. durch den letzterwähnten einen
Fall für bewiesen. Verf. nimmt an, dass das „Sitzenbleiben“ der Masern-
pneumonien nicht allein im Zugrundegehen von Lymphbahnen seinen Grund
hat — wie Kromayer annimmt — , sondern auch gleichzeitig in der
Schädigung der elastischen Bronchialwandelemente, deren Folge Bronchi-
ektasien und Pfropfbildung mit ihren sekundären Erscheinungen bilden.
Wenn auch Bronchialveränderungen in der Ausdehnung, wie Verf. sie be-
schrieben hat, selten sind, so glaubt er doch, dass Bronchiektasien bei
Kindern wahrscheinlich häufig auf eine Masernpneumonie sich werden
zurückführen lassen. Stadtbagen.
O. (’rotizon, Des scleroses combinees de la moelle. Travail du Service de
M. le Dr. P. Marie. Paris 1004.
C. teilt 55 Fälle combinirter Sklerosen des Kückenmarks mit und be-
zeichnet als solche die combinirte Erkrankung der Hinter- und Seiten-
strangbahn. Klinisch lassen sich dieselben einteilen in 1. congenitale und
familiäre Formen (Friedreich’sche Krankheit, die cerebellare Heredo-Ataxie
P. Maries und die familiäre spastische Paraplegie StrCmpell’s); 2. er-
worbene Formen. Zu letzteren gehören a) die combinirten Sklerosen der
Tabes, b) die der progressiven Paralyse, c) die spasmodischen combinirten
Sklerosen, d) die der Greise (arteriosklerotische Form), e) die subakute
Form bei Anämie, Intoxikationen, Cachexie). Nur die erworbenen Formen
werden hier näher besprochen. Topographisch unterscheidet der Verf. den
Typus, wo die gekreuzten Pyramidenbahnen und die Hinterstränge erkrankt
sind (häufigste Form), ferner den Typus, bei welchem die Hinterstränge,
gekreuzte Pyramidenbahnen und besonders die direkten Kleinhirnbahnen
betroffen sind; endlich den Typus, in denen neben Hinter- und Pyramiden-
seiteustrangbahnen auch die Vorderstrangbahnen erkrankt sind. Von den
echten combinirten Strangerkrankungen sind die combinirten pseudo-
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No. 6.
Bkbnuardt. — Henning. Huibkanb.
109
systematischen Sklerosen zu scheiden; diese treten sekundär auf nach Er-
krankung der Gefässe, Rückenmarksbaut und Lyraphwege; zu ihnen zählt
C. die senile, arteriosklerotische Form, diejenige nach Blutungen, peri-
arteriitischen Herden bei Ergotismus, perniciöser Anämie etc. Auch bei
den combinirten Formen der Tabes und Paralyse will der Verf. eine lym-
phatische Stase als Ursache für viele Fälle annehmen, sodass schliesslich
die grösste Zahl der combinirten Systemerkrankungeu nach ihm nur als
pseudo-systematisch anzusehen sind. S. Kalischer.
M. Bernhardt, Neuropathologische Beobachtungen. Salkowski- Fest-
schrift 1904.
Die 3 Beobachtungen B.'s betreffen zuerst einen Fall von Läsion des
Epiconus des Rückenmarks bei einem 14jährigen Knaben; dieselbe trat
nach einem Schreck erst recht zu Tage mit Lähmung der Beine und
der Sphinkteren. Nach 6—8 Wochen besserten sich diese Erscheinungen
ganz allmählich; nur blieb dauernd links eine Parese der Peroneal-
muskeln zurück. — Die zweite Beobachtung betrifft eine Bleilähmung
bei einem 4jährigen Mädchen, das in einer Stube mit seinen Eltern
wohnte und schlief in eitlem Zimmer, in welchem Kleiderbügel mit
Chromblei gefärbt wurden. Auch der Vater und die Mutter dieses Kindes
zeigten deutliche Erscheinungen der Bleiintoxikation infolge des Einatmens
der mit Bleistaub geschwängerten Luft. Die Lähmung der vier Extremi-
täten (Strecker) ging bei geeigneter Behandlung langsam zurück. B. be-
richtet sodann über Bleilähmungen bei Kindern aus der sonstigen Litteratur
und kommt zu dem Resultate, dass Kinder ebenso wie Erwachsene au Blei-
lähmungen erkranken können; auch bei ihnen können Koliken, anämische
Zustände, Erbrechen als erste Zeichen der Lähmung vorausgehen. Meist
werden die Peronealmuskeln, mitunter aber auch die vom Tibialis inner-
virten Muskeln zuerst und am intensivsten betroffen. Das Angeborensein
einer Bleilähmung erscheint noch nicht völlig sicher erwiesen. — Der
dritte Fall betrifft eine Melkerlähmung in der linken Hand. Die Melker-
lähmung kann bald links bald rechts auftreten und betrifft die für
die kleinen Hand- und Zwischenknochenmuskeln bestimmten Aeste des
N. inedianus und ulnaris; die Neuritis kann bei Melkern auch ohne Krampf-
erscheinungen auftreten. Hier waren geringe Atrophien und zum Teil auch
träge Zuckung EaR im Medianusgebiet vorhanden. S. Kalischer.
1) Henning, Ueber einen Fall von myopathiscber progressiver Muskel-
atrophie nach Trauma. Deutsche militärärztl. Zeitscbr. 1903, Febr.
2) L. Huismans, Trauma, Myelitis, Syringomyelie. Zeitschr. f. klin. Med.
48. Bd., 3. u. 4. H.
1) Bei einem 26jährigen Manne entwickelte sich nach einem Huf-
scblag, welcher den Rücken traf, ein Zustand von progressivem Muskel-
schwund, welcher die Rückenmuskeln und den Schulter- und Beckengürtel
betraf (juvenile Form der Dystrophie). Der Zusammenhang zwischen Trauma
und Entstehung des Leidens gilt dem Verf. nicht als strikte erwiesen, aber
doch als wahrscheinlich.
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Fuiqeb. Thibikrgb.
No. 6.
2) H. kommt auf einen bereits früher publicirten Fall zurück, bei
dem er wegen humerogcapularer Muskelatropbie, Skoliose, dissociirter
Empfindungsläbmung, BlasenstSrungen, Atrophie der Zunge, Nystagmus,
Fehlen des rechten Kniereflexes und Arthropathie des rechten Schulter-
gelenkes die Diagnose auf Syringomyelie gestellt batte.
Die Erklärung, warum Arthropathien bei Syringomyelie in den oberen,
bei der Tabes in den unteren Gliedmaassen Vorkommen, ist wohl einfach
aus der verschiedenartigen Lokalisation des anatomischen Processes bei
beiden Affektionen zu entnehmen, ohne dass es, wie H. meint, nötig wäre,
beide Läsionen als eine Myelitis aufzufassen. Was nun die traumatische
Entstehung der Syringomyelie anlangt, so ist H. selbst schwankend ge-
worden, ob man sie sich auf dem Wege einer Neuritis ascendens erklären
soll. Er neigt jetzt mehr dazu, sich die Entstehung der Krankheit ent-
weder durch Gliome oder durch die Sekundärinfektion einer Blutung in
das Rückenmark zu denken. Die Entschädigungsfrage sei, so lange wir
nicht festen Boden unter den Füssen hätten, zu Gunsten der Verletzten zu
entscheiden. M. Brasch.
1) E. Finger, Zur Klinik der Hautsyphilide. Berl. klin. Wocbenschr.
1904, No. 37.
2) (*. Thibierge, Les conditions du developpement de la „syphilide
pigmentaire“ (Leucoderma syphiliticum). Ebenda.
1) Syphilitische Recidivexantheme pflegen sich durch die geringere
Zahl und bedeutendere Grösse der einzelnen Efflorescenzen, durch die
Neigung zum Auftreten in Ringform oder zur Bildung von Gruppen, Kreisen
oder Kreissegmenten von dem ersten Exanthem zu unterscheiden, so dass
man aus diesen Verhältnissen Rückschlüsse auf das Alter der Syphilis
ziehen kann. Man muss aber wissen, dass hiervon auch Ausnahmen Vor-
kommen, insofern recidivirende Syphilide nach Grösse, Zahl und Verteilung
der Efflorescenzen vollständig den Charakter eines ersten Exanthems tragen,
andererseits bei der ersten Roseola, wenn sie lange besteht, durch Abheilen
des Centrums Ringbildungen entstehen können. — Verf. bespricht weiter
einige seltene Formen von Syphiliden. So wandeln sich bisweilen bei
scrophulo-tuberculösen Individuen die einzelnen Reosolaflecke in Gruppen
von syphilitischen Lichenpapeln um. Ferner sah F. mehrmals bei herunter-
gekommenen Individuen, bei denen schon der Primäreffekt einen schweren
Charakter zeigte, als erstes Exanthem ein lenticuläres Syphilid, bei dem
die rosenroten, frischen Psoriasisefflorescenzen ähnlichen Papeln, wenn sie
die Grösse eines Hellers erreicht hatten, sich mit einem vollen Hofe um-
gaben, auf dem oft Gruppen kleiner Papeln aufschossen. Eine anscheinend
nicht ganz seltene Form des papulösen Exanthems ist die, dass um die
von einer ersten Eruption zurückgebliebenen Pigmentflecke, aber von diesen
noch durch einen breiten Hof normaler Haut getrennt, ringförmige Gruppen
von lichenoiden und lenticulären Papeln auftreten. In einer grösseren Zahl
von Fällen endlich hat Verf. Erythema multiforme und nodosum als Be-
gleiterscheinungen recent syphilitischer Exautheme beobachtet.
2) Während fast alle französischen Autoren das ganz vorzugsweise bei
Frauen am Nacken vorkommende Pigmentsyphilid für eine primäre Er-
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No. 6.
Beins. — Keydel Rapsemmes.
111
scheinung halten, bei der eben die Pigmenthypertrophie das eigentlich
Pathologische ist, nehmen die Deutschen an, dass die hellen Inseln stets
aus anderen Syphiliden hervorgehen und dass das zwischen ihnen liegende
Pigmentnetz erst sekundär durch Verdrängung des Pigments entsteht. Verf.
hat sich nun davon, dass in der Tat die weissen Flecke immer an der
Stelle vorausgegangener Roseolaflccke auftreten, teils durch direkte Beob-
achtung überzeugt, teils dadurch, dass er erst die Roseolen, später die
weissen Flecke auf transparentem Papier durchzeichnen liess, wobei sich
zeigte, dass beide in ihrer Lokalisation einander genau entsprachen. Trotz-
dem hält er an der Ansicht fest, dass die Pigmentvermehrung das Wesent-
liche darstellt, weil die weissen Flecke gegenüber der normalen Haut
höchstens eine ganz geringe und nur vorübergehende Entfärbung erkennen
lassen. Deshalb sei auch die Bezeichnung Pigmentsyphilid der in Deutsch-
land üblichen des Leucoderma syphiliticum vorzuziehen. Die Ursachen des
Pigmentsypbilids scheinen sehr complexer, bisher nicht genügend erforschter
Natur zu sein; dem Verf. ist aufgefallen, dass bei diesen Kranken fast aus-
nahmslos eine mehr oder weniger ausgesprochene Lymphocitose der Cere-
brospinalflüssigkeit zu constatiren ist, was mit einer gewissen Vorsicht auf
einen nervösen Vorgang scbliessen lassen könnte. H. Müller.
0. Bruns, Impftuberkulose bei Morphinismus. (Aus der raed. Klinik zu
Leipzig ) Münch, med. Wochenschr. 1904, No. 37.
Bei einem 28jährigen, an Lungentuberkulose leidenden Manne, der
sich seit längerer Zeit mehrmals täglich an Brust, Bauch und Vorderseite
der Oberschenkel Morpiuminjektionen gemacht hatte, vor denen er die
betreffenden Stellen mit seinem Speichel zu befeuchten und die Canüle
mit dem Mund auszublasen pflegte, entstanden an den genannten Körper-
gegenden Stecknadelkopf- bis linsengrosse rote Knötchen, die weiterhin zu
tiefen, unregelmässigen Geschwüren mit unterwühlten Rändern zerfielen.
Ausserdem traten, hauptsächlich auf der Brust, subkutane erbsen- bis
pflaumengrosse, harte, schmerzlose Tumoren auf, die allmählich erweichten,
durchbrachen und Eiter entleerten. Machten diese Geschwüre und Knoten
schon klinisch den Eindruck von tuberkulösen Ulcerationen und Scrophulo-
dernoen, so bestätigten die histologischen Untersuchungen und Tierexperi-
mente vollends, dass es sich um tuberkulöse Autointoxikationen handelte.
Ueberdies konnte im Krankenhaus« direkt beobachtet werden, wie sich an
der Stelle von nach des Pat. Methode gemachten Injektionen die oben
beschriebenen Veränderungen ausbildeten, während unter aseptischen
Cautelen vorgenommene Einspritzungen niemals solche Folgen hatten.
H. Müller.
1) Keydel, Die intravesikale Trennung des Urins beider Nieren. Münch,
med. Wochenschr. 1903, No. 35.
2) Kapsanuner, Ueber üreterenkatheterisraus und funktionelle Nieren-
diagnostik. Wien. klin. Wochenschr. 1904, No. 51.
1) Es kann keinem Zweifel unterliegen, dass der Ureterenkathete-
n
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112
r. Notthafft.
No. 6.
rismus auch in der Hand eines Geübten oft versagt. Es giebt nur drei
Instrumente, die bezwecken, den Harn beider Nieren aufzufangen; zwei
davon teilen die Blase durch eine in ihrem Innern entrollte Membran ln
zwei Teile; es sind die Apparate von Luys und Cathelin; der dritte heb^
den Blasenboden zwischen den Ureten zu einer Falte, so zwei Rinnen\
bildend (Downe’s Instrument). Mit diesen hat K. Versuche angestellt and
berichtet über seine Ergebnisse, dieselben in Vergleich mit denen ihrer
Erfinder stellend. Als Resultat sei hervorgehobeu, dass, wenn auch oft
der Ureterenkatheterismus noch exaktere Resultate geben mag, oft zum
Vergleich beider Nierenfunktionen diese Instrumente, deren Technik viel-
leicht einfacher ist und deren Gebrauch jedenfalls nichts schaden kann,
ausreicheu können. Unger.
2) K. hält den Ureterenkatheterismus bei der Nierendiagnostik für
absolut unentbehrlich; jeder Versuch, ihn durch Harnsegregatoren zu er-
setzen, schlägt fehl; nach jedem Ureterenkatheterismus soll als Prophy-
lacticum eine 1 — 2proc. Argentumlösnng in den Ureter instillirt werden.
Was die funktionelle Untersuchung anlangt, so ergiebt sich aus K.’s Ver-
suchen, dass die gesunden Nieren in ungleicher Weise arbeiten, dass
normale Nieren in derselben Zeit ungleiche Mengen eines ungleichen
Sekretes ausscheiden, dass die Filtrations- und die Eliminationsfähigkeit
nicht Hand in Hand gehen. Dadurch verschiebt sich zwar die Basis für
die funktioneile Nierendiagnostik, doch werden die CaSPER- RlCHTER’schen
Methoden deshalb nicht wertlos. Karo.
A. v. NotthafTt, Ueber scheinbar mit der Prostata nicht zusammenhängende
aber dennoch durch Prostatitis bedingte Schmerzen, nebst einigen Be-
merkungen über chronische Prostatitis. Arcli. f. Dermatol. Bd. 70,
H. 2, S. 277.
Verf. fand bei einer Reihe der verschiedensten Beschwerden, von denen
hier Schmerzen im Bereiche des N. ischiadicus, in der Analgegend, in
den Hoden, in den Kuiegelenken genannt seien, als ätiologisches Moment
eine chronische Prostatitis, deren Behandlung zur Beseitigung der oft
schon lange Zeit vergeblich unter falscher Diagnose bekämpften Leiden
führte.
Auf Grund von 909 Fällen von Prostatitis kommt Verf. zur Auf-
stellung einer recht interessanten Tabelle über die Symptomatologie. Ge-
nauere Untersuchungen auf Gonokokken waren in 120 Fällen möglich, im
ganzen fand sich, dass je länger die gonorrhoische Infektion zurücklag,
um so seltener im Prostatasekret Gonokokken nachweisbar wurden, und
dass es sich auch da, wo noch Gonokokken da waren, häufiger um eine
Mischinfektion als um eine rein gonorrhoische Prostatitis handelte.
B. Marcuse.
Kinacudungcu «erden an die Adrosae den Herrn (»eh. Med. -Hat i'rof. Dr. M. Bernhardt (Berlin W.
Pranroaucho Strasse 21) oder an die VerlaK>handlung (Berlin NW., Unter den Linden 68) et beten.
Verlag von August Hirsch« »Id in Berlin. — Druck von L. Schumacher ln Berlin N. 24.
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längs Titel, Ne-
Centralblatt
I Sarh-Kegister.
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durch alle Buchhaud
luiigcn u. PwitAtvM<en.
für die
niediciiikhen Wissenschaften.
Unter Mitwirkung von
Prof. Dr. H. Senator, Prof. Dr. E. Salkowski, Prof.
redigirt von ( Q
Prof. Dr. M. Bernhardt
in Berlin.
1905.
18. Febril hc .
lulxilt : Hibscufkli), Der Wusserstoffwecbsel bei Diabetes iusipidus. —
Moll, Ueber Blutveriinderuogeti nach Eiwcissinjektioneu. — Westkriioeffbu,
Das Reichs- Fleischbeschaugesetz in Bezug auf Tuberkulose. — Fischer, Fälle
von Pachymeningitis interna chronica. — Luxer, Die Entstehung entzündlicher
Knocheuherde. — Münch, Ueber den Dilatator pupillae. — Wittmaace, Zur
pathologischen Anatomie des Gehörorgans. — Alexander, Zur Operationstechnik
bei otogener Pyämie. — Wrioht, Aktinomykose der Tonsillen. — Barth, Zur
Behandlung der spastischen Aphonie. — Cordes, Zur Aetiologie und Therapie
der Sängerkuötchcn. — Falcu, Die Desinfektion der Haut. — Schütze, Anti-
körper gegen Steapsin. — Thomson, Exanthem nach Lysolspülung. — Stevenson,
Detot und Kaufmann, Vergiftung mit Carbolsäure und Sublimat. — Douolas
und Handy, Boycott, Verhalten der Leukocytcu bei Eingeweidewürmern. —
Fsiedjuno und Hecht, Ueber die Katalyse der Milch. — Wohloehuth,
Zur Keuntnis der physiologischen Radiumwirkung. — Cutlbr, Ueber doppel-
seitige Schwellung der Parotis und Thränendrüsen. — Erbse. Fall von Tetanus
mit RücUcnmarksbefund. — Dodui, Combination von Tabes und Paralysis agitans.
— Obkrsteiner, Wirkung des Radiums auf das Nervensystem. — Hewetbon,
Payne, Fälle von Kropf. — Uallopbau. Hasnen, Lie, Zur Kenntnis der
Lepra. — Jadassohn, Ueber toxische Dermatosen. — Fucus, Bikhhoff,
Saalpeld, Behandlung der Gonorrhoe. — Klimek, Ueber Urethritis mem-
brauacea. — Fhbyer, Enukleation der Prostata. — Scumidleciinku, Ulcus
rodeus vulvae. — Scitiades und Farkas, Die molekulare Concentration des
Blutserums bei Schwangeren und Wöchnerinnen.
F. Hirsehfeld, Beobachtungen bei einem Fall von Diabetes insipidus.
Festschrift für R. Salkowski. Berlin. S. 187.
H. hat den Wasserstoffwechsel bei einem an Diabetes insipidus (ohne
erkennbare Aetiologie) leidenden Manne festgestellt und mit dem eines
Gesunden verglichen. Aufgenommen wurden im Durchschnitt bei gewöhn-
licher Kost 0700 ccm Flüssigkeit, mit dem Harn ausgeschieden <5000 ccm,
sodass nur 11 pCt. dem Körper für Respiration und Schwoiss zur Verfügung
blieben. Der Kot enthielt 28 pCt. Trockensubstanz (gegen 18,9 pCt. beim
Gesunden); es wurde nur halb so viel Wasser wie heim Gesunden mit dem
Kot entleert. Respiration -(- Schweiss betrugen beim Gesunden 1(500 ccm
gleich ca. 50 pCt. der Rinfuhr. Der Wasserverlust durch ein heisses Bad
mit Schwitzen ist bei dem Kranken auffallend niedrig, dagegen sank die
Harnausscheidung nur .wenig. — Steigerung der Riweissmenge von 81g
XLIH. .lahrgang.
8
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114
Moll. — Webt km iiokfkbu.
No. 7.
auf 116 g lasst die Harnmenge auf 7,7 1 ansteigen; die Mehraussclieidung
beginnt, bevor durch gesteigerten Durst mehr Flüssigkeit zugeführt ist. —
Herabsetzung der Ei weissmenge unter 84 g schränkt die Polyurie nicht
weiter ein. Dagegen bringen 2 — Imal täglich 1 g Antipyrin einige Zeit
genommen diese fast zum Verschwinden (nur noch 2— 2'/2 I Harn), wobei
Schweisse eintreten und der Wassergehalt des Kotes steigt. — Gesteigerter
Stickstoffumsatz war nicht festzustellen. A. Loewy.
L. Moll, lieber Blutveränderungen nach Eiweissinjektionen. Beitr. z ehern.
Physiol. u. Pathol. Bd. 4, S. 578.
Verf. hat eine Reihe mehr zufällig beobachteter Veränderungen der
verschiedenen Fraktionen der Bluteiweisskörper bei Immunisirung (M. JaCOBY,
E. P. Pick, Joachim) planmässig verfolgt und in einer Anzahl interessanter
Versuche, bezüglich deren Details auf das Original verwiesen werden muss,
festgestcllt, dass gesetzmässig eine Globulinvermehrung bei gleich-
bleibendem Eiweissgehalt der Sera statthat. Es erhebt sich nun
die Frage, ob das vermehrte Globulin an der Niederschlagsbestimmnng bei
der Präcipitinreaktion teilnimmt. Diese Frage, die für die Erkenntnis des
Wesens der gesummten Immuuisirungsvorgänge von grosser Wichtigkeit ist,
beantwortet Verf. folgendermaassen: Das Immunserum, das passive Reagens,
das Fällungssubstrat, wird durch das Immunisirungsmaterial, das aktive
Reagons, das Fällungsmittel ausgefällt. Nennt man Präcipitin den im
lmmunblut gelösten, durch die Vorbehandlung gebildeten mehr oder
minder specifischen Eiweisskörper, so bezeichnet Präcipitat die in un-
löslicher Form ausgefällte Modifikation desselbeu. Die Beziehung zwischen
Präcipitin und Präcipitat entspricht dem Verhältnis von Fibrinogen zu
Fibrin. Verf. ist der Ansicht, dass die Globulinbildung von mehr oder
minder specifischem Charakter auf vermehrtem Auftreten und Zerfall von
I.eukocyten beruht. Neuberg.
WestenhoefTer, Das Reichs-Fleischbeschaugesetz in Bezug auf die Tuber-
kulose nebst einigen Bemerkungen über die Fleischbeschau. Berl. klin.
Wochenscbr. 19D4, No. 45 n. No. 46.
Im ersten Teile seines Vortrages legt Verf. dar, dass die Bestimmungen
des Reichs-Fleischbeschaugesetzes bezüglich der Tuberkulose zu weit gehen,
wenn sie ganze Fleischviertel, in denen sich nur eine tuberkulös ver
änderte I.ymphdrüse befindet, für untauglich oder bedingt tauglich erklären.
Auf Grund eigener und fremder Arbeiten schliesst er, dass nur von dem
Fleisch von Rindern mit akuter allgemeiner Miliartuberkulose Gefahr droht;
bei allen übrigen Fällen von Tuberkulose ist der Genuss des reinen Fleisches
an sich nach sorgfältiger Entfernung aller kranken Teile unschädlich.
Im zweiten Teile pnlemisirt Verf. gegen deu § 6 des preussischen
Ausführungsgesetzes, welcher eine Nachbeschau auswärts untersuchten
Fleisches in Gemeinden mit Schlachthauszwang nur zu dem Zwecke ge-
stattet, uui festzustellen, ob das Fleisch inzwischen verdorben ist oder sonst
eine gesundheitsschädliche Veränderung seiner Beschaffenheit erlitten hat.
An der Hand von Statistiken weist Verf. nach, dass bisher 1,85 pCt. tier-
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No. 7.
Fischkk. — Lkxkb.
115
ärztlich voruntersuchter Rinderviertel, Kälber, Schafe, Ziegen und Schweine
bei der Nachbeschau beanstandet worden sind. Ist es schon bedenklich,
wenn nunmehr unter 100 Rindervierteln mindestens ein tuberkulöses un-
gehindert zum Verkauf gelangt, so wächst die Gefahr für die Consumenten
ins Ungemessene, wenn ein solches Fleischviertel zu Wurst verarbeitet
wird. Verf. stellt daher folgende Thesen auf: „Alles in Städte mit öffent-
lichen Schlachthöfen eingeführtc Fleisch muss einer Nacbbeschau durch
Sachverständige unterliegen. Kopf, Brusteingeweide, .Milz und Nieren sind
mit vorzulegen in Verbindung mit dem Körper oder, wenn dies nicht geht,
durch ein amtliches Attest als zu dem betreffenden Fleischteile gehörig
zu bezeichnen. Das eingeführte Fleisch muss sofort nach der Ankunft
einer der Untersuchungsstationen zugeführt werden. Für diese Nach-
beschau werden Gebühren nicht erhoben. Städte mit öffentlichen Schlacht-
höfen sind verpflichtet, Fleischvernichtungsanstalten einzurichten und in
eigenen Betrieb zu nehmen. In Städten mit öffentlichen Schlachthöfen
dürfen Hausschlachtungen zu privaten Zwecken nicht vorgenommen werden.
Die Fleischbeschautierärzte auf (fein Uaude und in den Städten sind so
zu besolden, dass sie auf Praxis verzichten können. Es ist dahin zu
streben, dass in jedem Beschaubezirk ein öffentlicher Schlachthof errichtet
wird, der so liegt, dass er von allen zugehörigen Ortschaften bequem er-
reicht werden kann. Als Leiter solcher Bezirksschlachthöfe sind vom
Staate zu ernennende und zu besoldende Tierärtzte anzustellen.“
Beitzke.
0. F isolier, Zur Frage der Pachymeningitis interna chronica cervicalis
hyperplastica. Zeitschr. f. Hcilk. 1904, Bd. 2ß, H. 10.
Bericht über zwei Fälle, junge Mädchen von 20 bezw. IG Jahren be-
treffend. Im ersten Falle handelt es sich um eine Epileptica, die während
eines Anfalls in die Klinik gebracht wenige Stunden später verschied;
irgendwelche Lähmungserscheinungen waren nie hervorgetreten. Im zweiten
Falle waren häufiger Fieber und Nackensteifigkeit aufgetreten; plötzlicher
Exitus unter Atemstillstaud. Beide Male fanden sich sehr wenig vorge-
schrittene chronisch hyperplastische Veränderungen der Leptomeningen und
der Dura, namentlich der Cervicalis. Im zweiten Falle kamen, noch frische
Erweichungsherde im verlängerten und im Ilalsmark hinzu, welche den
plötzlichen Tod verursachten und ihrerseits veranlasst waren durch eine
syphilitische Endarteriitis. Beitzke.
E. Leser, Die Entstehung entzündlicher Knochenherde und ihre Beziehung
zu den Arterienverzweigungen der Knochen. Arch. f. klin. Chir. Bd. 71,
H. 1.
Die tuberkulösen Knocbcnherde sind nach L. in der Mehrzahl
durch infi cirte Emboli oder kleine Bakterienhaufen entstanden; sie sitzen
an den langen Röhrenknochen mit Vorliebe in der Epi- und Metaphyse,
doch können auch Diaphysenhcrdc durch Emboli (bezw. Endarteriitis) von
Nutritiaästen entstanden sein. Die infiltrirende Schafttuberkulose kann
sowohl von einem enibolischen Herde ausgehen als durch massenhafte Ab-
S*
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Müncii.
No. 7.
1 lß
lagerung von virulenten Bakterien (ähnlich der Miliartuberkulose des
Markes) ins beben gerufen sein. Das Befallenwerden der Diaphyse an dert
kurzen Röhrenknochen erklärt sich aus anatomischen Gründen, da eine
verhältnismässig kräftige Nutritia in den Knochen eintritt und sich schnell
in feine Zweige auflöst. Der Zusammenhang eines Traumas mit nach-
folgender Knochentuberkulose ist am ehesten durch Zersprengung alter
Knochenherde zu deuten, doch ist die Möglichkeit nicht ausgeschlossen,
dass einmal ein tuberkulöser Embolus oder Bacillenhaufcn zufällig an der
Stelle der Knochenverletzung abgelagert wird.
Die Eiterherde durch Staphylo-, Strepto-, Pneumokokken, welche
mit den tuberkulösen Herden den Sitz an den Gelenkenden (Kpi- und Meta-
pliysen), in den Wirbeln und kurzen Knochen u. a. gemein haben, sind
zum Teil ebenfalls embolischen Ursprungs. Der Gefässpfropf stammt als
inficirter Embolus oder Bakterienhaufen aus dem primären Eiterherde, in
welchem ja stets Thrombophlebitis herrscht. Das Vorwiegen der Staphylo-
kokken als Erreger der eiterigen Osteomyelitis ist durch ihre Eigentüm-
lichkeit, zu Haufen anzuwachsen, bedingt, wodurch sich ein rein bakterieller
Embolus am Orte der Ablagerung eines Coccus bilden kann, besonders in
den feinen Gefässschlingen und Capillaren in der Umgebung der Wachstums-
zone der langen Röhrenknochen. Der nämliche Punkt muss zusammen mit
dem grossen Gefässreichtum dieser Knochen für die häufige Erkrankung
ihrer Gelenkeuden im Verhältnisse zu der seltenen Osteomyelitis der Wirbel,
kurzen Röhrenknochen etc. herangezogen werden. Die Markphlegmone
(bei isolirter und multipler) Osteomyelitis verdankt ihre spontane, d. h.
nicht traumatische Entstehung einer Ablagerung von sehr virulenten Eiter-
erregern (Staphylo-, Streptokokken) im Knochenmarke, oder ist durch
Emboli von Nutritiazweigen oder metaphysären Gefässen eingeleitet. Das
Verhältnis des Traumas zur Entwickelung der eiterigen Osteomyelitis kann
auf dreifache Art erklärt werden: a) zufällig in die Blutbahn geratene
Kokken siedeln sich am Orte der Verletzung, am Locus tuinoris resistentiae
an; b) das Trauma trifft einen Knochen, in dessen Mark aus der Biutbahn
aufgenommene Eitererreger durch die baktericiden Kräfte zurückgehalten
werden; c) das Trauma sprengt einen alten Knochenherd.
Pür beide Erkrankungen spielt betreffs der Bevorzugung des
jugendlichen Knochens sein grosser Gefässreichtum die wichtigste Rolle;
daneben ist auch die histologische Beschaffenheit des jugendlichen Knochen-
marks von Bedeutung.
Der Unterschied in der Häufigkeit der befallenen Knochen und Knochen-
abschnitte bei tuberkulösen und bei eiterigen Herden beruht darauf, dass
die Verschleppung von echten oder von bakteriellen Emboli aus dem
Primärherde bei der Tuberkulose der häufigere, bei der eiterigen Osteo-
myelitis der seltenere Vorgang ist. Joachimsthal.
K. Miiiu'h, Zur Anatomie des Dilatator pupillae. Zeitschr. f. Augenheilk.
Bd. Xlli, H. 1, S. 1.
M. vindicirt dem Stromazellennetz der Iris die Eigenschaft des Dilatator
pupillae. Die Stränge dieses Netzes sind überwiegend radiär, rein cirkulär
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NO. 7. WlTTMAACK. AlKXANDBB. 117
gerichtete sind höchst selten. In den hinteren Irisschichten stehen die
Strangfortsätze der Iriszellen in direkter Verbindung mit dem vorderen
1‘igmentepithelblatt (dem sog. M. dilatator). Ohne die Beteiligung des
letzteren an der Pupillenerweiterung zu bestreiten, kommt doch nach M.
dem Stromazellennetz, das er als tätiges Muskelnetz auffasst, die Rolle des
wahren Dilatator zu. G. Abelsdorff.
Wittinanck, Beiträge zur pathologischen Anatomie des Gehörorgans. (Aus
der Universitäts-Ohrenklinik zu Heidelberg.) Zeitschr. f. Obrenheilk.
47. Bd., S. 143.
W. berichtet über einige Beobachtungen, die dadurch von Interesse
sind, dass sie bisher noch nicht beschriebene Veränderungen aufweisen. Im
ersten Falle handelte es sich um eine Knochennekrose am Facialisporn.
Obgleich bereits 8 Jahre seit der wegen chronischer Mittelohrciterung vor-
geuonmienen Radikaloperation vergangen waren, war die Ausstossung der
nekrotischen Partie als Sequester nicht erfolgt. Die mikroskopische Unter-
suchung des durch einen Meisseischlag entfernten Stückes zeigte nun, dass
die Bildung einer Demarkationszone nirgends nachweisbar war und eine
Einschmelzung der Nekrose ganz nach Art der physiologischen Knochen-
resorption mit gleichzeitiger Bildung frischen Knochens sich eingeleitet
hatte. — Die zweite Mitteilung bezieht sich auf den mikroskopischen Be-
fund bei der Otitis chronica desquamativa eines Kaninchens, die mit
Labyrintheiterung cqmplicirt war. Der Uebergang von der Paukenhöhle
in das Labyrinth war auf dem Wege des runden Fensters, dessen Meinbraua
tympani secundaria vollständig defekt war, erfolgt. Die dritte Beobachtung,
betreffend einen Fall von Bulbusthrombose und Meningitis nach Mittelohr-
eiterung ist dadurch von Interesse, dass, nach Verf.’s Ansicht, die In-
fektionserreger am Mittelohr und entlang der den Paukenhöblenboden
durchbohrenden kleinen Gefässchen und Nervenästchen bis in die Nerveu-
scheiden der Nervi glossyph., vagus und accessor. und innerhalb dieser
wieder centralwärts bis in die Meningen vorgedrungen war. — Im dritten
Falle handelte es sich um eine polypoid-schleimige Degeneration der
Paukenhöhlenschleimhaut bei chronischer Schwerhörigkeit.
Schwabach.
G. Alexander, Ueber die Anlegung einer Jugularishauttistel in Fällen
otogener Pyämie. (Aus der Universitätsohrcnkliuik iu Wien.) Zeitschr.
f. Ohrenheilk. 47. Bd., S. 167.
Nach A. ist zur sichereu Diagnose des peripheren Jugularisendes in
allen Fällen von Zaufal’scher Jugularisoperation bei otogener Pyämie die
Herstellung einer Jugularishautfistel als typische Art der Versorgung des
peripheren Jugularisendes zu erstreben. Das offene Venenende soll, wenn
bei der Operation kein strömeudes Blut in der Jugularis getroffen wird,
cirkulär durch Nähte im oberen Hautwundwinkel fixirt werden; wenn
dagegen die Jugularis strömendes Blut enthält, so soll zunächst das ligirte
periphere Venenende in den oberen Hautwinkel eingenäht und 2 — 4 Tage
später die Fistel durch Abnahme der Ligatur hergestellt werden. Die
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118
Wrioht. — Maki ii. — Ciikiucs.
No. 7.
derartig versorgte Vene wirke als natürliches Drainrohr und besorge den
Sckrctabfluss aus der Jugularis und event. dem Bulbus durch die Fistel
nach aussen. Durch die Anlegung der Fistel werde die Sekretretention
im peripheren Jugularisstück principiell vermieden. Schwabach.
J. \V right, Actinomycosis of the tonsils. The americ. jonrn. of the med.
scienc. July 1904.
Verf. hebt mit Recht hervor, wie selten in der Litteratur über Aktino-
mykose der Tonsillen berichtet wird. Ausser von RUßE und Lesin sind
kaum Fülle berichtet worden. Verf. selbst hat unter mehr als 75 genau
mikroskopisch untersuchten Fällen nur einen bei einem 12jährigeu Knaben
gefunden, dem eine vergrösserte Tonsille exstirpirt wurde. Ausser dem
mikroskopischen Befund von Aktinomyces in der Tonsille war bei dem
Knaben nichts zu finden, auch stellte sich keine Metastase später ein.
Diese Seltenheit ist um so merkwürdiger, als in den bisher bekannten
Fällen von Aktinomykose der Mund und Rachen in 50 pCt. die Ringangs-
pforte des Pilzes sind, besonders cariöse Zahnhöhlen. Wahrscheinlich ist
es in erster Linie die Widerstandskraft des Kpithels, welche eine weitere
Verbreitung von der Tonsille verhindern. W. Lubliuski.
K. llarth, R in neuer Gesichtspunkt bei der Behandlung der Aphonia spastica.
Deutsche med. Wocbenschr. 1904, No. 32.
Verf. versuchte den übermässigen Glottisschluss, welcher die Ton-
gebung unmöglich macht, dadurch zu verhindern, dass er zwischen die
Stimmlippen einen Keil — Sondenknopf — einfügt. Die Empfindlichkeit
der Schleimhaut wurde zunächst durch Cocain aufgehoben und alsdann
durch Rinlegen der Sonde zwischen die Stimmlippen im vorderen Ab-
schnitt tönende Vokale erreicht. Durch Hebungen wurde alsdann tönende
Sprache erreicht und bei der Phonation sah man den normalen linearen
Spalt. Der Erfolg war in zwei Fällen ein dauernder, iu einem nicht.
W. Lublinski.
Cordes, Beitrag zur Aetiologie und Therapie der Sängerknötchen. Arch.
f. Laryngol. u. Rhinol. Bd. IG, H. 2.
Verf. versuchte die Frage zu entscheiden, ob die Sängerknötchen iu Be-
ziehung ständen zu einer an der Grenze des vorderen und mittleren Drittels
der Glottis dicht unter dem Stimmlippenraud gelegenen Drüse (B. FräNKBL).
Unter 18 Stimmbandknötchen fand Verf. nur 4, iu denen Drüsen nachge-
wiesen werden konnten. Er glaubt aber, dass, wenn alle Knötchen operativ
entfernt worden wären, diese Zahl grösser gewesen wäre. Laryngoskopisch
kann man beide Arten von Knötchen unterscheiden, da man bei den drüsen-
haltigen das Austreten des zähen, weissen Schleims aus der Spitze des
Knötchens sehen kann. Eine allgemeinere ätiologische Bedeutung für die
Bildung der Knötchen haben die Drüsen wohl nicht, aber sicher bedingen
sie in einzelnen Fällen eine besondere Schädigung des Organs. Thera-
peutisch empfiehlt sich bei ihnen Jod innerlich und lokal, was von Vorteil
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No. 7. Kam*. 119
seiu wird, wenn die Veränderungen an den Drüsen noch keine so tief-
greifenden sind, wie sie Vcrf. gefunden hat. Die drüsenfreien Knötchen
rechnet C. den Fibromen 7,u. W. Lublinski.
R. Knick. Darstellung und Anwendung consistenter Spiritusseifen zur
rationellen Reinigung und Desinfektion der Haut, besonders von an-
klebenden Schimmelpilzen. Arch. f. C’hir. H)04, Bd. 73, S. 405.
Verf., welcher sich mit dem Studium der höheren Pilze befasst, hatte
ein Interesse, eine bequeme, rationelle Reinigung und Desinfektion der
Hände von Schimmelpilzen zu erzielen. Da jedoch eine Verbesserung und
Vereinfachung der üblichen Händedesinfektionsmethoden auch für den
Mediciner, besonders den Chirurgen, von hohem Wert ist, so hat die Arbeit
auch für diese viel Interessantes. Für die Desinfektion der Hände kommen
von den höheren Pilzen nicht die vegetativen Formen in Betracht, sondern
lediglich die Sporen. Diese lassen sich in zwei Typen scheiden. Die einen
sind für die Verstaubung und Verbreitung der Luft besonders geeignet und
durch eine Luftschicht ausgezeichnet, welche der Epidermis so adhärirt,
dass die Sporen durch wässerige Lösungen nicht oder nur schwer benetzt
werden. Die anderen, die anklebenden Sporen, sind durch eine Gallert-
oder Schleimschicht geschützt. Zu den ersteren gehören die Sporen von
Penecillium, zu letzteren die der Mucorineen. Diese beiden Sporenarten
verhalten sich gegenüber Desinticicntien sehr verschieden; erstere werden
durch wässerige Lösungen nur sehr langsam beeinträchtigt, während sie
Alkohol schnell zum Absterben bringt, die mit Schleimschicht ver-
sehenen Sporen dagegen werden vom Spiritus nicht geschädigt, da die
Schleimhülle von diesem nicht durchdrungen wird. Eine rationelle Des-
infektion muss aber beide Sporenarten vernichten. Daneben ist zu berück-
sichtigen, dass die Sporen nicht nur auf der Hautoberfläche haften, sondern
auch in der Tiefe der Epidermis. Es ist also erforderlich, die Sporen von
der Haut zu lösen, aus der Tiefe herauszuheben und abzutöten. Für das
Löseu von der Haut leistet Seife das Beste, dierfo befördert auch, falls sie
ohne Schaumbildung in die tieferen Schichten der Haut gebracht und dann
erst durch Wasser zum Schäumen veranlasst wird, die in der Tiefe sitzen-
den Keime an die Oberfläche. Lni dies zu erreichen, kann man Seife in
alkoholischer Lösung in die Haut einreiben und darauf durch Benetzen
der Hände zum Schäumen bringen. Für dieses Einreiben der Seife eignet
sich Seifenspiritus, wenn er tropfenweise auf die Hand aufträufelt und
durch Verdunsten des Spiritus eine Anreicherung an Seife herbeigefübrt
wird, bequemer ist die Verwendung fester Soifenspirituspräparate. Diese
müssen so beschaffen sein, dass die Haut nicht durch den Spiritus ge-
härtet und dadurch die Poren geschlossen werden, was durch geringen
Wasserzusatz vermieden wird. Seifenpräparate, welche hinsichtlich ihrer
Wirksamkeit und Transportfähigkeit alles Wünschenswerte leisten, werden
unter dem Namen Snpal von der Spiritusraffinerie und Fabrik chemischer
Produkte von Arthur Wolff jun. in Breslau bergestellt, sie werden in
Stückchen von 50 ccm, welche für eine 3 — 5 Minuten währende Einreibung
in die Haut und somit für eine vollständige Desinfektion reichen, für
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1-20
SrutiTKB. — Thomson. — Stevenson. Dktot u. Kaufmann.
No. 7.
10 Pfennig in den Handel gebracht. Wird die Waschung mit der Spiritus-
scife combinirt mit folgender Waschung mit 2proc. Lysol- oder 1 prom.
Sublimatlösung, so ist, soweit Schimmelpilzsporen in Frage kommen, auf
sichere Sterilität zu rechnen. Sublamin- oder Lysoformlösungeu haben sich
als bedeutend weniger keimtötend erwiesen. H. Bischof f.
A. Schütze, lieber einen Antikörper gegen Steapsinsolution. Deutsche
med. Wochenschr. 1904, No. 9 u. 10.
Sch. hat mit einer aus dem physiologisch-chemischen Laboratorium
von Dr. G. Grübler (Dresden-Plauen) bezogenen Steapsinsolution, welche
ein fettspaltendes Ferment enthält, Kaninchen in steigenden Dosen itn-
munisirt, sodass die Tiere je 65 — 63 ccm Steapsinsolution insgesammt
injicirt erhielten. Er kountc hierdurch in dem Serum der Kaninchen Sub-
stanzen erzeugen, welche je nach der Menge des zugesetzten Serums und
des angewandten Steapsins eine Hemmung der durch dieses stark wirkende
Ferment hervorgerufenen Spaltung des Kicinusöls in Fettsäuren und Glycerin
bewirkten. Um eine vollständige Aufhebung der lipolytischen Wirkung zu
erzielen, war die Anwendung einer fünf- bis zehnmal grösseren Menge von
Antiserum gegenübei der zur Spaltung benutzten Steapsiulösung erforderlich.
Durch Aufbewahren bei einer Temperatur von 66° während 2 Stunden
wurde die Wirkung des Antiserums nicht beeinträchtigt. Das Serum nor-
maler Kaninchen hatte, wie zurControlle festgestellt wurde, diese hemmende
Wirkung nicht. H. Bisch off.
E. Thomson, Universelles Exanthem nach Scheidenspülung mit Lysol-
lösung. Therap. Monatsh. 1904, Aug.
Der Fall betrifft eine 28jährige Wöchnerin, bei der Scheideuspülungeu
mit einer nach Augenmaass hergestellten Lysollösung gemacht worden waren.
Pat. bekam zunächst heftiges Jucken, das sich von den Oberschenkel nach
abwärts verbreitete. Am nächsten Tage war der ganze Körper mit einem
intensiv rot gefärbten, auf Druck erblassenden, klein makulösen Exanthem
bedeckt, das am Hals und Gesicht zu grösseren roten Flächen confluirtc;
dabei hatte das Gesicht ein gedunsenes, glänzendes Aussehen. Temperatur
normal, Allgemeinbefinden gut, Urin frei von Eiweiss. Das Exanthem ver-
schwindet ohne Schilferung der Haut. Andere Ursachen, wie die erwähnten
Lysolspüluugen, kommen nicht in Betracht. K. Kroutbal.
1) L. E. Stevenson, A casc of carbolic poisouing in an iufant. Laucet
1904, Vol. 1, No. 19.
2) Detot et Kaufmann, Intoxication par une dose massive de sublime.
Anurie durant six jours; gangreue amygdalienne; cacbexie mercurielle;
mort le seizieme jour. Arch. gener. de med. 1904, No. 25.
1) Einem sechs Wochen alten Kinde war die Circumcisionswunde mit
Carbolöl 1 : 20 verbunden worden. Am nächsten Morgen stellte sich Er-
brechen ein, der Urin war duukel gefärbt. Trotzdem das Carbolöl sofort
fortgelasscn wurde, hielten die Vergiftungserscheinungen, bestehend in Er-
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No. 7.
Docolas und Hakiiy. Boycutt.
121
brechen, Appetitlosigkeit, Hautrötung, Fieber, Dunkelfärbung von Drin und
Stuhl u. $. w., doch etwa eine Woche an. St. hat in zahlreichen ähn-
lichen Fällen nie eine Carboivergiftung beobachtet.
2) Ein 23jähriger Mann nahm versehentlich von einer sehr starken,
zu photographischen Zwecken bestimmten Sublimatlösung ein halbes Glas,
entsprechend 'jj—1 g Sublimat; gleich darauf bekam er ein Brechmittel
und Ei weisswasser, erbrach mehrere Male und hatte heftigen Durchfall.
In der weiteren Krankengeschichte lassen sich zwei scharf abgegrenzte
Abschnitte unterscheiden: in dem ersten, der die ersten sechs Tage um-
fasst, waren die Hauptsymptome sehr zahlreiche, blutiggefärbte diarrhoische
Stühle und absolute Anurie; trotzdem objektive Zeichen eines Zerfalls
nicht wahrnehmbar waren, klagte Pat. über zunehmenden Kräfteverfall.
Die zweite Periode setzt ein mit dem Wiederbeginn den Nierentätig-
keit; die Urinmenge nimmt von Tag zu Tag rapide zu, es werden bis
4 Liter pro die entleert. Gleichzeitig stellen sich profuse Hämorrbagien
ein, die zum Teil von einer Gangrän der rechten Mandel herrübren, zum
Teil aus anderen uleerativen Processen des Verdauungskanals, blutige
Stühle treten von neuem auf, es kommt zu dyspnoischen Anfällen, Irregu-
larität des Pulses, rapider Abmagerung, hochgradiger Anämie und zu all-
gemeiner Prostration; unter comatösen Erscheinungen geht Pat. am
16. Krankheitstage zu Grunde. Eine Autopsie fand nicht statt. Auch
dieser Fall zeigt wieder, dass die bei Sublimatvergiftung häufig beobachtete
anfängliche Besserung durchaus nicht zu einer günstigen Prognose be-
rechtigt. K. Kronthal.
1) S. R. Douglas and F. YV. liardy, Some remarks on 50 cases of
bilharzia disease. The Lancet 1903, No. 4180.
2) A. E. Boyeott, A note on the differential leucocyte count in worm
infection. The Brit. raed. journ. 1903, No. 2237.
1) Beobachtungen an 50 Fällen von Bilharzia-Erkrankung (Soldaten,
die am Feldzug in Südafrika teilgeuommen hatten), die besonders sich auf
den Befund von weissen Blutkörperchen im Blut uud im Urin der Er-
krankten bezogen, führten zu folgenden Schlüssen. Was zunächst den
histologischen Befund des Blutes betrifft, so übertraf der Procentsatz an
grobgekörnten eosinophilen Leukocyteu mit verschwindenden Ausnahmen
um ein ganz erhebliches den im normalen Blute. Dieses Anwachsen geht
Hand in Hand mit einer proportionalen Verminderung des Procentsatzes
an polymorphonukleären Leukocyten. Geringer ist das Anwachsen der
grossen mononukleären Leukocyten und wo dieses der Fall ist, da ist es
wiederum mit einer Verringerung der Lympbocyten verbunden. Bezüglich
des histologischen Charakters der weissen Blutkörperchen im Harnsediment
ist zu bemerken, dass ein grosser Teil von ihuen grobgekörnte Eosinophilen
waren. Der Rest besteht zum allergrössteu Teile aus polymorphonukleären
Lymphocyten, während grosse mouonukleäre Leukocyten nur selten vor-
kommeu. Was das Auftreten von Eiern im Urin anlangt, so wechselt
deren Zahl von Tag zu Tag; oft zeigten sich grosse Quantitäten von Blut-
und anderen Zellen, während nur wenige Eier gefunden werden konnten.
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122
Fm ki uun<i und Hecht. Wuulukmutii.
No. 7.
2) Bekanntlich findet sich bei den verschiedensten Infektionen mit
parasitären Würmern ein Anwachsen der Zahl der eosinophilen Leukocyten
i in Blute. B. hat nunmehr diesbezügliche Zählungen bei einer Reibe von
mit den verschiedensten Schmarotzern befallenen Patienten vorgenommen
und vergleichsweise auch Gesunde untersucht. Bei normalen, nicht mit
Würmern behafteten Kindern war der Procentsatz an Eosinophilen nicht
höher als 5. Bei mit Oxyuren behafteten Kindern differirten die betreffen-
den Zahlen zwischen 0,4 und 13,7. Bei der Taenia saginata zählte B.
13,0 pCt.; bei der Taenia mediocannellata 0,8-7,2pCt.; bei der Taenia
solium 2,6— 5,0 pCt.; bei Ascariden 1,8 -2,8 pCt. und bei der Bilharzia
endlich 5,2 — 47,6 pCt. Carl Rosentbal.
K. Frictijinig und A. F. Hecht, lieber Katalyse und Fermentwirkungen
der Milch. Arch. f. Kindcrheilk Bd. 37, S. 346.
Verff. haben sich die Frage gestellt, wie weit die Katalyseoinetrie zur
praktischen Beurteilung des Wertes einer bestimmten Frauenmilch dienen
könne, und zur Beantwortung derselben eine Anzahl von Frauenmilchen
miTdeni „klinischen Katalyseometcru untersucht. Sic fanden, dass jeder
Brustmilch die katalytische Funktion eigen ist. Das Maass der Katalyse
kann nicht als sicheres Maass der Güte einer Milch gelten. Die guten
Milchen siud im allgemeinen die schwachspaltenden. Bei der ersten Unter-
suchung einer Amme ist die hohe Spaltung bei prall gefüllter Brust auch
darum verdächtig, weil sie mit einer längeren, zum Zweck der Täuschung
bewirkten Milcbstauuug Zusammenhängen kann. Wenn am Schlüsse einer
Brustmahlzeit im Gegensatz zum Beginn eine hohe Katalyse zur Beob-
achtung kommt, oder eine am Beginn hohe Katalyse abgenommen bat, so
spricht dies für geringen Milchreichtum der untersuchteil Brust. Nach der
Grösse ihrer katalytischen Funktion geordnet folgen die Milchen von
Mensch, Pferd, Hund, Kuh. Stadthagen.
Wohlgemutli, Zur Kenntnis von der physiologischen Wirkung des Radiums.
Berl. klin. Wnchenschr. 1304, No. 26.
Es wurde untersucht aus der Gruppe der Ei weisskörper und deren
Spaltprodukte das WiTTB-Pepton und Asparagin, aus der Gruppe der
Kohlehydrate das a-Methylglycosid, das bekanntlich durch Hefemaltase
schon nach ganz kurzer Zeit in Traubenzucker und Methylalkohol zerlegt
wird und aus der Gruppe der Fette das Olivenöl. Sämmtliche Versuche
fielen negativ aus; die untersuchten Substanzen zeigten in ihrer Zusammen-
setzung absolut keine Veränderung. Das war besonders merkwürdig in
Bezog auf das Fett, weil frühere Versuche, die Schwarz angestellt hatte,
zeigten, dass das Radium auf das Lecithin, das doch mit den letten nahe
verwandt ist, eine „elektive“ Wirkung ausübt. Nach Verf. ist das so zu
erklären, dass das Radium im Ei die Autolyse in Gang gebracht hat und
durch das autolytische Ferment das Lecithin gespalten wurde. — Es wurde
weiterhin die Wirkung des Radiums auf die Autolyse pathologischer
specicll tuberkulöser Lungenstückc geprüft; dabei zeigte sich, dass in der
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No. 7.
Cuti.hu. — Khusk. — Dunm.
1*23
mit Radium bestrahlten Portion 4 mal so viel Stickstoff in Lösung ge-
gangen war als in der Controllprobc. (Es ist das derselbe eklatante Effekt,
den Xeuberg bei seinen Radiumversuchen an carcinomatflser Leber er-
rielt hat.) Schaefer.
t’utler, Symmetrical enlargement of parotid and lacrimal glands — Nodular
iritis. Med. News 1904, Dec. 17.
Es handelt sich um einen Fall von symmetrischer Schwellung beider
Parotiden, beider Thränendrüsen, in geringerem (irade auch bei der Sub-
maxillardrüsen. Von Lymphdrüsen zeigten sich die präauricularcn, cervi-
kalen und inguinalen vergrüssert. Auf dem rechten Auge fand sich peri-
corneale Injektion, zahlreiche Descemet’sche Beschläge, mehrere feine
hintere Synechien, im Winkel der vorderen Kammer 6—7 feine, gelbliche
Knötchen. Auf dem linken Auge waren nur einige Descemet’sche Be-
schläge festzustellen. Die Blutuutcrsuchung ergab nur die Zeichen leichter
Anämie. Antisyphilitische Behandlung, Anwendung von Röntgenstrahlen
blieben erfolglos. Dagegen trat unter grossen Arsendosen fast völlige
Heilung ein Verf. schliesst Syphilis und die Mikulicz’sche Krankheit aus
und neigt dazu, die mannigfachen Drüseuschwellungen, wie auch die Ge-
schwülste auf der rechten Iris als Ausdruck einer pseudoleukämischen
Erkrankung anfzufassen. Alkan.
F. Erbse, Ein Fall von Tetanus mit interessantem Rückenmarksbefunde
nebst Darstellung der neueren Ergebnisse der Tetanusforschung. Arbeiten
aus dem pathol. Institut zu Würzburg. lOO.'l.
In einem Falle von Tetanus fand E. Veränderungen die mehr chroni-
scher Art und zufällig waren, wie die Obliteration des Centralkanals, peri-
centrale Gliose, Verdickung und Pigmentirung der Ganglienzellen und
massenhaftes Auftreten der Corpora amylacca. Der akute Erkrankung«-
process äusserte sich in einer Hyperämie mit Oedem über das ganze
Centralnervensystem. Die Hyperämie sieht E. als das Primäre an und als
eine Folge der Toxinwirkung auf die Gefässwand. Im Rückenmark waren
die Gliamasc.hen erweitert, das Gliagewebe gequollen und gelockert, auch
Markscheiden und Acbsencylinder in Quellung. Die Ganglienzellen der
Vorderhörner zeigten Tigrolyse, Zerfall in Körnchen, Kernveränderungen,
Vacuolenbildung. S. Kalischer.
G. Itoddi, Su di un caso di morbo di Parkinson combinato a tabe dorsale.
Ri vista critica di clinica medica 1903, No. 10.
D. berichtet über einen tötlicheu Krankheitsfall, der nebeu den Er-
scheinungen der typischen Tabes dorsalis 4l/2 Jahre vor dem Tode die
Symptome der Paralysis agitans aufwies. Die Sektion erwies, dass beide
Krankheiten ebenso klinisch wie in pathologisch anatomischer Beziehung
ihre Eigenheiten gewahrt hatten; speciel! die Pyramidcubahnen waren
intakt; die für die Parkinson’schc Krankheit verantwortlich zu machenden
Befunde deckten sich mit solchen allgemein seniler Natur (Anhäufung von
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1-24
ÖllKHhTKINKR - HkWKTDUH. I’AYKK.
Nu. 7.
Corpora arnylac., Vermehrung des Pigments der Ganglienzellen u. s. w.).
Aehnlicbe Fälle von einer Vereinigung von Tabes mit Paralysis ugitans
sind mehrfach beobachtet und ist als Bindeglied in einzelnen Fällen die
Lues angesehen worden. Der Verf. giebt hier nichts über diese Aetio-
logie an. S. Kalischer.
H. Obersteiiier, Die Wirkung der Radiumbestrahluug auf das Nerven-
system. Wiener klin. Wochenschr. 1904, No. 40.
Von 36 weissen Mäusen, deren Kopf der Bestrahlung durch Radium
1 — 4 Tage lang ausgesetzt worden war, ging die Mehrzahl bei starker Rin-
wirkung innerhalb weniger Tage, bei schwacher Einwirkung meist nach
3—6 Wochen zu Grunde. Es zeigten sich ausser Hautentzündung und
Haarausfall oft sehr stürmische nervöse Erscheinungen: Krämpfe, Läh-
mungen, Ataxie, Panophthalmie, Nekrosen an den Extremitäten, Ohren etc.
Meist fand sich post mortem Hyperämie des Gehirns und Rückenmarks,
auch Blutungen besonders in der Gegend der Bulbi olfactorii, ferner Rund-
zclleninfiltration in den Meningen und zweimal ein ausgebreiteter encephali-
tischer Herd in einer Kleinhirnhemisphäre. Die Nervenzellen waren oft
unverändert, oft aber auch verändert, durchlöchert und zerrissen. Die
Nervenfasern der weissen Substanz waren meist intakt. Einige Male er-
schienen die Epithelien der Spiualganglienzellenkapseln und die Gefäss-
eudothelien verfettet. Die peripheren Nerven boten keine Veränderungen
dar; dagegen fanden sich an den Bestrahlungsstellen (Rücken) intra-
muskuläre Blutungen und einzelne Muskelfasern waren deutlich verfettet.
Bernhard t.
1) 4. T. llewetson, Congenital goitre. Brit. med. journ. 1903, march 21.
2) Ed. M. Payne, Six cases of goitre, one associated with an attack of
acute myxoedema and five successfully treated with thyreoid extract.
Ibidem.
1) Eine 32 Jahre alte, nicht syphilitische Frau, welche schon sechs
Frühgeburten Überstunden hatte, gebar einen siebenmouatlichen Fötus; das
Kind schrie nach der Geburt, starb aber nach fünf Minuten. Es hatte
einen hühnereigrossen Kropf, der aus zwei Lappen bestand und die Speise-
röhre stark comprimirte. Andere Kröpfe waren in der Familie nicht nach-
zuweisen. Es handelte sich um einen typischen vaskulären Kropf, Cysten-
bildung und colloide Substanz fehlten vollkommen.
2) P. bringt Abbildungen und kurze Krankengeschichten von sechs
Fällen von Kropf. Einige derselben zeigten Vergrösserungen der Schild-
drüse von ganz beträchtlicher Dimension. Der erste Fall, zugleich der
mit dem grössten Kropf, wurde durch Thyreoidbehandluug nicht beeinflusst,
die anderen wurden sehr erheblich gebessert, ln mehreren Fällen handelte
cs sich um Kropffamilien, in zwei Fällen waren Herzsymptomc, in einem
Falle Myxödem mit vorhanden, ein Fall war ganz akut entstanden.
M. Brasch.
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No. 7.
Halloi’SAU. Hansen. Lik. — Jaiiassoiin.
125
1) H. Hallopeau, Sur une lepridc scarlatiniforme persistante avec atrophies
consecutives en foyers miliaires. Variete nouvellc. Beil. klin. Wochen-
schrift 1904, No. 37.
2) (». A. Hansen, Paraleprose. Deutsche med. Wochenschr. 1904, No. 38.
3) II. I*. Lie, Die Therapie der I.epra. Ebenda.
1) Bei einem jetzt 19 Jahre alten, in Indien geborenen Mädchen,
entstand vor 7 Jahren eine die Haut des ganzen Körpers überziehende
scharlachähuliche Rötung, die ohne weitere Krankheitserscheinnngen 5 Jahre
lang unverändert persistirte. Dann begann sie zu verschwinden, doch be-
stehen auch jetzt noch im Gesicht und an den Extremitäten etwas er-
habene erythematöse Flecke mit herabgesetzter Sensibilität, auf denen sich
in der letzten Zeit ganz unmerklich miliare Atrophien ausgebildet haben.
Obgleich eine histologische Untersuchung und der Nachweis der Bacillen
nicht möglich war, hält Verf. die Affektion für eine noch nicht beschriebene
Form von Lepra.
2) Glück hatte bei einer Anzahl von Kindern aus leprösen Familien
gewisse Veränderungen (Verdickung des N. auricul. inagn.. des N. uluaris
oder peroneus, Parese einer Gesichtsbälfto, Tic convulsif, Atrophie der
kleinen Handmuskeln, Krümmung einzelner Finger, Dystrophie der Nägel)
gefunden, die er wegen des völligen Fehlens von Anästhesien zwar nicht
für eigentlich lepröse hielt, aber doch auf die Lepra der Eltern oder Gross-
eltern zurückführte. Verf. hat nun 147 Nachkommen Lepröser genau
untersucht, solche „paralepröse“ Erscheinungen aber bei ihnen nicht ge-
funden. Man müsse bei solchen Feststellungen überaus vorsichtig sein)
der N. uluaris z. B. erscheine bei manchen Personen nur deshalb verdickt,
weil er sich bei ihnen leichter palpiren lasse, als bei anderen. H. be-
streitet nach seinen Erfahrungen überhaupt, dass die Lepra Degeneration
der Nachkommen oder erblich übertragbare Veränderungen der Organe
hervorrufe.
3) Die bekannte Tatsache, dass die Prognose der maculo-anästhetischen
Lepra eine sehr viel bessere ist, als die der tuberösen, führt L. zum Teil
darauf zurück, dass die Reaktion der Gewebe dem Leprabacillus gegen-
über bei jener eine ungleich stärkere ist, als bei dieser. Er empfiehlt
deshalb, bei der Behandlung der Lepra das Tuberkulin und das Jodkalium,
welche beide eine ausgesprochene Fähigkeit besitzen, bei dieser Krankheit
eine starke Reaktion hervorzurufen, einer erneuten und eingehenden, aber
vorsichtigen Prüfung zu unterziehen, Aehnlich scheinen Airol und Thio-
sinarain zu wirken; auch Sublimatinjektionen, Hetol, Köntgcustrahlcn und
Pinsenlicht wären weiter zu versuchen. H. Müller.
J. Jadassolm. Ueber infektiöse und toxische hämatogene Dermatosen.
Berl. klin. Wochenschr. 1904, --No. 37, 38.
Unter hämatogenen Dermatosen versteht Verf. nur diejenigen Affek-
tionen, bei denen das krankmachende Agens, das in pathogenen Lebewesen
oder in nicht organisirten gelösten Substanzen bestehen kann, durch das
Blut unmittelbar in die Haut gebracht wird, wo es seine Wirkungen ent-
faltet. An der Hand der Litteratur und eigener Beobachtungen giebt er
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126
Fuchs. BnmHorr. Saalcku).
No. 7.
einen L’eberblick über unser gegenwärtiges Wissen von diesen infektiösen
und toxischen hämatogenen Dermatosen. Wir kennen jetzt eine ganze
Anzahl von akuten und chronischen Infektionkrankbeiten, die Metastasen
in die Haut machen, welche als solche entweder durch den Nachweis der
Infektionsträger in den Hautläsionen oder durch ihre Infektiosität gekenn-
zeichnet sind (Syphilis, Lepra, Tuberkulose, Variola, Pyämie u. s. w.).
Diese bald mehr akut, bald mehr chronisch verlaufenden Exantheme zeigen
eine ausgesprochene Neigung zur Disseminiruug und symmetrischen Ver-
teilung und sind äusserst vielgestaltig. Wenn bei ihnen auch vielfach die
entzündlichen Veränderungen an den Venen lokalisirt siud (Philippson),
so werden doch bei der grossen Mehrzahl die Mikroben in den kleinsten
Gefässen abgelagert, die sie verstopfen oder von denen aus sie in das um-
gebende Gewebe gelangen. Bemerkenswert ist, dass die auf dem Blutwege die
Haut erreichenden Entzündungserreger im allgemeinen viel mildere Störungen
hervorrufen, als die von aussen eindringenden, was teils auf immunisirende
Vorgänge zurückzuführen, teils durch eine Abschwächung der Infektions-
träger durch das Blut oder die Endothelien, oder auch durch die ver-
schiedene Reaktion der perivasalen und der epidermidalkutanen Gewebs-
bestandteile zu erklären sein mag. — Zu den toxischen hämatogenen
Dermatosen gehören die medikamentösen, die autotoxischen und die durch
Mikroben-Toxinc (Serum-, Tuberkulinexantheme) hervorgerufenen. Sie sind
lange Zeit als Prototypen von Angioneurosen betrachtet worden; der für
gewisse Medikamenlo geführte Nachweis, dass ihre äusserliche und inner-
liche Applikation im Wesentlichen die gleichen Veränderungen erzeugt und
dass diese nicht einfache Erytheme, sondern wirkliche Entzündungen dar-
stellen, lässt aber schliessen, dass auch die toxischen hämatogenen Derma-
tosen durch direkte Einwirkung der krankmachenden Stoffe auf das Haut-
organ entstehen. — Schliesslich bespricht Verf. noch diejenigen Exantheme,
denen eine unbestritten oder wahrscheinlich infektiöse Allgemeinerkran-
kung (manche pyämisch-septikämische Affektionen, Diphtherie und andere
akute Infektionskrankheiten, Tuberkulose — Erythema exsudativum roulti-
forme und uodosum, Impetigo herpetiformis etc.) zu Grunde liegt, bei denen
aber die Infektionserreger nicht sicher oder nicht regelmässig in der Haut
nachgewiesen werden konnten und bei denen es also fraglich erscheint, ob
sie durch Toxine oder durch (abgeschwächte) Mikroben hervorgerufen sind.
Für die Tuberkulide wenigstens hält Verf. den letzteren Entstehungsmodus
für den wahrscheinlicheren. (Die zahlreichen Einzelheiten der Arbeit, die
hier nicht einmal angedeutet werden konnten, müssen im Original nach-
gelesen werden. Ref.). H. Müller.
1) Fuchs, Zur Abortivbehamllung der Gonorrhoe. Therap. Monatsh. 1903,
H. 10.
2) Hierhoff, On the abortive treatment of gonorrhoea in the male. Med.
News 1904, No. 1020.
8) Saalfeld, Zur inneren Behandlung der Urethroblennorrhoe. Therap.
Monatsh. 1903, No. 12.
1) F. hat in einigen Fällen die Gonorrhoe durch Injektion einer
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No. 7.
Ki.imbk. — L'rkvkh.
1-27
2proc. Albarginlösung coupirt, das Verfahren ist fast stets schmerzlos, in
keinem Kalle trat eine Complikation ein.
2) B. berichtet über seine Erfahrungen mit der Frank LKWJN’schen
Abortivbehandlung der Gonorrhoe, d. h. mit Protargol-Spülungen; unter
30 Fällen gelang es 15 mal, die Gonorrhoe in 4 Tagen zu heilen, die
übrigen 50 pCt. nahmen den normalen Verlauf; durch den Misserfolg der
Abortivkur wird der Gang der Gonorrhoe nicht schädlich beeinflusst.
3) S. empfiehlt Gonosan als internes Mittel zur Heilung der Gonorrhoe,
S. hat angeblich unter 63 Fällen von akuter Gonorrhoe 28 Heilungen,
unter 22 Fällen chronischer Gonorrhoe 10 Heilungen. (? ? Rof.).
Karo.
klimek, Zwei Fälle von Urethritis membranacea. Wiener raed. Presse
1903, No. 49.
K. berichtet zwei Fälle von Gonorrhoe, in denen mehr oder minder
grosse Fetzen der Harnröhrenschleimhaut atisgestossen wurden; in dein
einen Falle war die Urethritis metiihrauacea durch den Gebrauch der
Ricord’schen Emulsion, in dem anderen Falle durch eine concentrirte Kal.
perm. -Lösung bedingt worden. Karo.
Freyer, 110 cases of total enucleation of the prostate for radical eure of
enlargement of that organ. Lancct 1904, 23. Juli.
Die von F. zur Beseitigung der Prostatahypertrophie ausgeführte
Operation besteht in der Ausspülung dieses ganzen Organs von der durch
Sectio alta erüflheten Blase aus. Dabei arbeitet Verf. völlig stumpf, indem
er zunächst mit dem Fingernagel die Schleimhaut über dem vorspringendsten
Teil der Prostata einritzt und dann mittels des Fingers die Drüse von der
Urethra, in die ein Katheter eingeführt ist, und von der die hintere Fläche
deckende Beckenfascie loslöst. Mit einem ins Rectum eingeführten Finger
der zweiten Hand drängt er sich hierbei das Organ entgegen. Es gelingt,
die in die Blase vorgewälzte Prostata mittelst einer Zange durch eine er-
staunlich kleine Sectio alta-Oeffnung hervorzuziehen dank der Elasticität
und Compressionsfähigkeit der vergrösserten Drüse.
Verf. hat nach dieser Methode in 110 Fällen operirt. In dreien von
diesen erwies sich nach der Operation eine carciuomatöse Neubildung als
Ursache der Vergrösserung. Einer dieser Fälle starb 20 Tage nach der
anfangs günstig verlaufenen Operation.
Im übrigen starben von den 107 anderen Opcrirten, Männer zwischen
dem 53. und 84. Lebensjahre, deren Mehrzahl längere Zeit (bis zu 24 Jahren)
an den Gebrauch des Katheters gebunden war und bei denen die ver-
schiedensten Complikationen bestanden, im Zusammenhang mit diesen
Operationen zehn. Todesursache war hier zweimal Manie, einmal Coraa
durch Harnvergiftung, Pneumonie, Herzschwäche, Schrumpfniere und nur
zwei Fällen Septikämie. Bei dem einen dieser letzten zeigte die Sektion
ebenfalls ausgedehnte interstitielle Nephritis. 97 der Operationen waren
erfolgreich, Die Patienten bekamen die Fähigkeit, ihren Harn zu halten
und zu entleeren in vollem Maasse wieder. Von einem Recidiv der Be-
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128
Si iiMii>i.K« n.NKii. — Schmauk» und Faickas.
No. 7.
sch werden war niemals diu Rede. Die Mortalität von 0 pCt., die sitli
dennocli für die Prostatektomie ergiebt, ist kleiner als die Mortalität, die
Thompson für die Lithotomie für alle Lebensalter zusammen mit 121/» pCt.
berechnet hat. Würden nur ausgewählte Fälle operirt werden, so würde
die Mortalität noch vermindert werden können. Doch ist das nicht an-
gängig. Denn wollte man nur sonst gesunde Prostatiker operiren, so
müssten, wie Verf. ausführt, fünf Sechstel der von der Operation Heilung
Suchenden abgewiesen werden. B. Marcuse.
Sehmidleehner, Ulcus rodens vulvae Virchow. Arcli. f. Gynäkol. 1904,
Bd. 74, H 1.
Verf. beschreibt einen der seltenen Fälle von Ulcus vulvae rodens
Virchow. Hierunter muss eiue in der Vulva sich entwickelnde chronische
Ulceration verstanden werden, welche von einer diffusen Hyperplasie der
benachbarten Teile begleitet ist. Die Histologie der Erkrankung ergiebt ein
von anderen ulceröscn Processen abweichendes Bild. Tendenz zur Heilung
fehlt vollständig. Die Erkrankung ist nicht syphilitischen Ursprunges,
die Lues und die Zerstörung der Leistendrüsen müssen jedoch als prä-
disponirende Momente angesehen werden. Br. Wolff.
E. Scipiades und G. Farkas, Untersuchungen über die molekularen Con-
centrationsverhältnisse des Blutserums der Schwangeren, Gebärenden
und Wöchnerinnen sowie des Fruchtwassers. Gyuäkologia s. Orvosi
Hetilap 1903, No. 51.
Während der Schwangerschaft steigert sich der Gefrierpunkt des
Serums, die molekulare Conceutrntion ist also vermindert, um nach
der Geburt im Wochenbette auf den normalen Durchschuitt oder noch
darüber zu steigen. Die corrigirte elektrische Leitungsfähigkeit des
Blutserums im Wochenbette weicht trotz der gesteigerten Goncentratiou
nicht bemerkbar von der Leitungsfähigkeit während der Schwangerschaft
ab, was darauf zu deuten scheint, dass während der Gravidität die elektro-
lytische Molekular-Concentration unverändert ist und die Zahl der nicht
elektrolytischen Moleküle, die im grossen und ganzen dem organischen
Moleküle entsprechen, geringer ist, als im Puerperium. Der Eiweiss- und
Chlorgehalt zeigt keine charakteristischen Veränderungen. Die elektro-
motorische Kraft und die hieraus berechnete Hvdroxylions Concentration
variirt beim menschlichen Serum ebenfalls um die der Neutralreaktion
entsprechenden Werte (0,8 X 10~!). Die osmotische Analyse des Menschen-
Berums zeigt nach der Bugarszky-Taugl’schen Methode keinen wesentlichen
Uuterschied dem Serum der Säuglingstiere gegenüber. Das Fruchtwasser
ist eine Spuren von Eiweiss enthaltende hypotonische Lösung und nicht
ein einfaches Transsudat des Blutes. .1. Hönig.
Ktuseiiduugen worden au die Adrc.wo de« Herrn Geh. Med. -Hat Prof. I>r. M. Bernhardt (Berlin W.
Kranrösixche fctraase 21) oder an die Verlagshandlung (Borlin NW., Unter den Linden 68) erbeten
Verlag von August 11ir«chw*ld in Berlin. — Prurk ton L. Schumacher in Berlin N. 24.
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WArboutMi onoluiMcn
1-i M am Scltiuas«
de* Ja^ptng« Titel, Na<
I ttech-Kegiiter.
Centralblatt
Pr*l« «len JalirK*'i«t<»3
2S Mark ; au bealoltou
durch nll« Huchliand-
lungrn ti. PoKtaiiAUlleo.
für die
iiicdiciiiischeii Wissenschaften.
Unter Mitwirkung von
Prof. Dr. H. Senator, Prof. Dr. E. Salkowski, Pi
redigirt von
Prof. Dr. M. Bernhard
1905.
95. Februar.
Iiiliult: Weidenreich, Uebcr die Blutlympfadriisen. — Lierebmann,
Die Guajakreaktion des Blutes. — Rosin, Ucber die Entstehung des Frucht-
zucker-Diabetes. — Oppenheimer, Wirkung der Trypsinverdauung auf Präcipi-
tine. — v. Grapp. Primäre Lungenaktinomykose. — Schanz, Behandlung ver-
alteter Pateüarfrakturcn. — Bbvan, Mangelnder Descensus tcsticuli und Behandlung
desselben. — J e i k s , Operation pcriproktitischer Absccsse. — Brodnitz, Alkohol-
injektionen bei Hernien. — Alapv, Die Appendicitis im Kindesalter- — Oller,
Panophthalmic und Tetanus. — Quix, Die Stimmgabel iu der Otologie und
Physiologie. — Spaldino, Ueber Ohrgeräusehe. — Friedrich, Behandlung des
Empyems der Highmorshöhle. — Glas, Uebcr Drüsen in der Nascnschleimhaut.
— Todrneau, Drei Fälle von Tetanus. — Breton, Rolle der Mikroben im
Darmkanal. — Marmoren, Zur Wirkung des Tuberkulins. — Hockauf, Ver-
wechslung von Euzian- mit Bclladonnawurzel. — I. anooa ard, Ueber Eucainum
lacticum. — Sandheko, Uebcr die milchsaure Gährung im Magen. — Einhorn,
Die Magenschleimhaut in pathologischen Fällen. — Breton, Quecksilbeijodid bei
Syphilis. — Lkw, Nierenveränderung bei Hämoglobinurie. — Tolot und Sar-
vonat, Ueber Aortenruptur. — Gkhrino, Besonderer Fall von progressiver
Muskelatrophie. — Stibr, Ueber die Huntingtonsche Chorea. — Dekccm, Ge-
fässerkrarikung des Rückenmarks. — Glitsch. Zur Pathogenese der Narkosen-
lähmung. — Hutchinson, Ueber den Krebs. — Hallopkaü, Rosknthal,
Wklandkr, Behandlung der Syphilis. — Poboks, Nicht gonorrhoische Urethritis.
— Hirt, Diagnose der Hämaturie. — Heller, Ueber Phlebitis gonorrhoica. —
P eh am, Serumbehandlung bei Puerperalfieber.
Fr. Weidenreich, Studien über das Blut und die blutbildenden und
-zerstörenden Organe. II. Bau und morphologische Stellung der Blut-
IymphdrÜ8en. Arch. mikr. Anat. 1904, Bd. 04, H. 1, S. 1.
Aus den wichtigen Untersuchungen von W. sind folgende Punkte von
allgemeinem Interesse. Die adenoiden Organe sind im Körper in zwei
Abarten vorhanden: 1. als Lymphdrüsen, 2. als Milz- und Blutlymphdrüsen.
— In der Milz, nahm man früher an, steht entweder das arterielle und
venöse Blutgefässsystem in ununterbrochener Verbindung oder man glaubte
im Gegensatz zu diesem ,,gescblossenen“ au ein „offenes“ Gefässsystem
und betrachtete dann die Parenchyniräume als nicht gegen den Blutstrom
abgeschlossen. Dieser Gegensatz der Fragestellung schwindet, wenn man
die Verhältnisse der Lymphbahn zum Vergleich heranzieht. Hier ist ein
Teil des Gefässrohres, nämlich der in der Lymphdrüse gelegene, ersetzt
XLIll. Jahrgang. 9
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130
1.IKIIKRMANN.
No. 8
durch ein Maschenwerk, in dem die Lymphe strömt, ein Maschenwerk, das
in seinen anderen centralen Teilen von Leukocvten besetzt ist, nährend
der peripherische, der Lymphsinus, von ihnen verhältnismässig frei bleibt.
Aus lauter derartigen Einheiten bauen sich die grossen Lymphdrüsen auf.
Oie Milz lässt sich nach dem gleichen Schema in ihre einzelnen Bau-
elemente auflösen: die röhrenförmige Blutbahn — Milzarterie - ei weitert
sich an einer Stelle kuglig, das Lumen wird von einem Maschenwerk
durchzogen — und dieses ist von der Pulpa lienis besetzt. Oie Vene ent-
wickelt sich ans der Peripherie, die Arterie liegt mehr im Centrum.
Genau wie die Milz verhalten sich die Blutlymphdrüsen: auch hier löst
sich die zuführende röhrenförmige Blutbahn in ein Maschenwerk auf,
dessen Räume von Leukocvten eingenommen sind und es entwickelt sich
aus dichtem Maschenwerk eine Vene: das Ganze aber ist noch von einer
zweiten maschigen, reticulären Schicht umfasst, die statt der weissen,
wesentlich rote Blutkörperchen enthält — einen Blutsinus statt einen
Lymphsinus darstellt. Auch hier gehen die grossen Drüsen aus einer
sekundären Vereinigung vieler solcher kleiner Einheiten hervor. Die
grösste Complikation im Bau weisen endlich die Blutlymphdrüsen auf, die
nicht nur ab und zuführende, nach dem eben dargelegten Schema ver-
bundene ßlutbabnen enthalten, sondern bei denen in die äussere zweite
Reticulumschicht zu- und abführende Lymphgefässe eingeschaltet sind.
Den Weg des Blutes hat man sich allgemein so vorzustellen, dass es
aus der Arterie durch das mit Leukocyten infiltrirte Maschenwerk hin-
durchsickert, bis cs wieder in einen kanalisirteu Abschnitt der Bahn
gelangt. — Oie Lymphdrüseu dienen als Filter für die Lymphe, die
Milz und die Blutlymphdrüsen filtriren ebenso das Blut, dabei werden die
dem Untergange geweihten Erythrocyten in deu Maschenräuraen zurück-
gehalten und es können sich auch die die kanalisirte ßlutbahn auskleiden-
den Elemente (Endothelien) wie die Leukocyten an der Phagocytose be-
teiligen. In den Blutlymphdrüsen dienen die ßluträume zur Aufspeicherung
der roten Elemente, diese zerfallen dort und die Zerfallsprodukte werden
nach und nach von den Leukocyten des angrenzenden Gewebes aufge-
nommen: die in den Blutsinus geratenden Körperchen können mangels
einer direkten Verbindung mit der Vene nicht ohne weiteres entweichen.
Die Leukocyten, die in den Drüsen entstehen, finden ihre sofortige Ver-
wendung in der Verarbeitung der roten Elemente; der Ueberschuss gelangt
durch die Venen, ebenso wie die allenfalls mit den Zerfalls- und Ura-
setzungsprodukten beladenen Leukocyten, in den Kreislauf. Poll.
Ij. liiebermnnn, L’eber die Guajakreaktionen des Blutes. Pflüger's Arch.
f. d. ges. Physiol. Bd. 104, S. 227.
Blut allein färbt Guajaktinktur nicht sofort blau, wohl aber bei Zu-
gabe aktiven Terpentinöls. L. findet nun, dass, wenn man Blut mit
Terpentinöl schüttelt, ein inethämoglobinartiges Produkt entsteht, das für
sich allein schon Guajak bläut. Dasselbe geschieht, wenn man Methämo-
globin auf andere Weise, etwa durch Essigsäurezusatz zum Blute, er-
zeugt — Fügt man Methämoglobin zu i n aktivirter Guajaklösung, so erfolgt
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^0. 8. Kosin. — Oim*knhkimkh. — v. Urakp. 131
keine ßläuung, was dafür spricht, dass ersteres nictit direkt oxydirende
Wirkungen ausübt, vielmehr nur als Sauerstoffüberträger wirkt.
A. Loewy.
H. Rosin, lieber Fruchtzucker-Diabetes und über die Gewinnung von
Fruchtzucker aus anderen Kohlehydraten. Festschrift f. E. Salkowski.
S. 105.
R. bespricht zunächst noch einmal ausführlich den von ihm beob-
achteten Fall von Fruchtzucker-Diabetes, bei dem Fruchtzucker im Harn
und auch im Blute nachgewiesen wurde, ferner Fälle von schwerem Dia-
betes, in denen neben Traubenzucker zugleich auch Fruchtzucker in Harn
und Blut sich fand. — Bezüglich der Entstehung von Fruchtzucker fand
R., dass nicht nur Kochen mit Alkalien aus Traubenzucker Fruchtzucker
entstehen lässt, sondern auch Kochen mit Salzsäure. Ebenso bildet er sich
aus Dextrin, Amylnm, Glykogen durch Behandeln mit Salzsäure, ja schon
beim einfachen Kochen reiner TranbenztickerlOsungcn entsteht Frucht-
zucker. — Im Tierkörper könnte Fruchtzucker vielleicht durch eine Störung
der die Polysaccharide abbauenden Leberfunktion sich bilden oder sein
Auftreten sich daraus erklären, dass das abgelagerte Glykogen nicht das
Polysaccharid des Trauben-, sondern das des Fruchtzuckers ist.
Jedenfalls ergeben die Versuche von R., dass die Gegenwart von
Frucht- neben Traubenzucker nur anzunehmen ist, wenn beim Kochen mit
Resorcin und Salzsäure sofort Rotfärbung eintritt. A. Loewy.
K. Oppenheimer, Geber die Einwirkung der Trypsinverdauung auf die
Präcipitinreaktion. Beitr. z. ehern. Physiol. u. Patliol. Bd. 4, S. 259.
Während E. P. Pick sowie Obermayer und Pick die Resistenz des
Eierklarpräcipitins gegen Trypsin nachgewiesen haben, fanden Michaelis
und Oppenheimer die bindende Gruppe des Blutserums wie dessen Prä-
cipitin sehr empfindlich gegen tryptische Verdauung. Da ein principiell
verschiedenes Verhalten von Eierklar und Blutserum durchaus möglich war,
hat Verf. untersucht, ob 1. tryptisch verdautes Eiweiss noch Präcipitin er-
zeugt, 2. ob Antieierserum noch auf tryptisch verdautes Eierklar wirkt,
und 3. man die präcipitirende Wirkung dieses Serums durch Trypsin-
verdauung aufheben kann. Es ergab sich, dass Trypsin das Präcipitin wie
die bindende Gruppe vernichtet. Die entgegenstehenden Resultate der ge-
nannten Wiener Autoren sind nach Verf.’s Ansicht dadurch zu erklären,
dass dieselben nicht bis zum Verschwinden der Coagulation verdaut haben.
Neuberg.
v. Graff, Ein Fall von primärer Lungenaktinomykose, von der Spitze der
linken Lunge ausgehend. Zeitschr. f. Heilk. 1904, Bd. 25, H. 10, S. 352.
31jährige Näherin mit einer Erkrankung, die klinisch aufs Haar einer
tuberkulösen einseitigen Lungenphthise glich. Husten und spärlicher Aus-
wurf okne Tuberkelbacillen seit dem 16. Lebensjahr. 5—6 Wochen vor
dem Tode begannen Fieber und stärkere Beschwerden in der linken Brust-
seite. Bei der Sektion findet sich der ganze linke Oberlappen nmgcwandelt
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132
ScUANZ. — BüVAN.
No. 8.
in ein derbes schwieliges Gewebe, das von Eiterhöhten durchsetzt ist.
Zwischen hinterem Lnngenrand und Wirbelsäule ausserordentlich dicke
Schwarten, ln den letzteren sowie zwischen ihnen und der Wirbelsäule
viel käsig bröckliger oder dickflüssiger Eiter, teils in grösseren und
kleineren Höhlen, teils in Fistelgängen. Die Wirbelkörper sind rauh, der
siebente Brustwirbel oberflächlich cariös. Die Erkrankung hatte augen-
scheinlich in der Lungenspitze begonnen, wohin die Aktinomyceskeime,
ebenso wie die soviel gewöhnlichere!) Tuberkelbacillen jedenfalls mit der
Kespirationsluft gelangt waren. Beitzke.
A. Schanz, Eine neue Operation zur Behandlung veralteter Kniescheiben-
brüche. Münch, med. Wochenscbr. 1904, No. 30.
Der von S. besprochene Patient hat vor 5 Jahren einen Querbruch
der rechten Kniescheibe erlitten. Der Bruch kam nicht zur knöchernen
Verheilung. Die Diastase betrug 12 — 13 cm, der Kniestreckapparat war
vollständig ausgeschaltet. Die Wiederherstellung der verlorenen Streck-
fähigkeit gelang vollständig durch eine Verlagerung des Sartorius. Der
Hautschnitt wurde von Ansatzpunkt des Sartorius medial am Knie vorbei
bis zur Mitte des Oberschenkels geführt.' Der Sartorius wurde freipräparirt,
blieb hber an seinem Ansatzpunkte haften. Zwischen beiden Bruchstücken
fand sich ein fibröser Gallus, welcher das Gelenk geschlossen hielt. Von
den Fragmenten wurde der vordere Teil abgemeisselt, wobei flache l-ängs-
rinnen gebildet wurden, in welche der Sartorius verlagert und mit Draht-
nähten fixirt wurde. Der Erfolg war aktive Beuge- und Streckfähigkeit
des Knies in normalen Grenzen. Joacbimsthal.
Itevaii, Ein weiterer Beitrag zur chirurgischen Behandlung des nicht
herabgestiegenen Hodens. Arch. I klin. Chir. Bd. 72, 4.
B. giebt eine kurze Uebersicht über die Entwickelung und Ursache
des zurückbleibenden Hodens Aus seiner Methode zur Behandlung dieses
Leidens seien folgende Punkte hervorgehoben. Der Peritonealtrichter, der
den Hoden umgiebt, wird freipräparirt, und recht hoch nach oben unter-
bunden; der Hoden wird nun mobiliairt; eine grosse Anzahl von Fällen
hat B. gezeigt, dass die Spannung der Gefässe das Haupthindernis bildet,
um den Hoden herabzuziehen; deswegen werden die Gefässe weit in die
Bauchhöhle freipräparirt, ebenso das Dcferens, bis der Hoden etwa 10 cm
unterhalb des Lig. Poup. liegt; er wird dann in das Scrntum eingelagert,
der Leistenkanal durch eine Tabaksbeutelnaht geschlossen; diese Naht
wird an der Scrotalwurzel so angelegt, dass der Hoden zurückgehalten
wird. Die Schichten der Bauchwand werden über dem Samenstrang ver-
näht; wenn es nun nicht gelingt, die Gefässe zu lockern und zu dehnen,
so hat B. mit gutem Erfolge diese durchschnitten, ohne üble Folgen und
ohne Atrophie des Hodens zu erleben. Unger.
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No. 8
■Jki.kh. — Bbodnitz. — Alapv.
133
Jelks, My method of dealing with circumrectal iufections; case reports
and illustrations. New-York med. journ. 1904, Dec. 10.
Verf. empfiehlt bei der Operation periproktitischer Abscesse die ganze
Abscesswand, die gewöhnlichen aus harten callÖRen Massen besteht, mit
der Curette zu entfernen. Bei der Operation und in der Nachbehandlung
wendet er Irrigationen mit Formalinlösung an. Etwa zurückbleibende
Höhlen sowie Incontinenz des Afters werden durch sekundäre Naht geheilt.
Philipsthal.
Krotlnitz, Die Behandlung der Hernien mit Alkoholinjektionen. Münch,
med. Wochenschr. 1904, No. 41.
Die in den 70 er Jahren empfohlene und in neuester Zeit ausgegrabene
und gerühmte systematische Injektion von Alkohol in die Umgebung von
Bruchpforten zur Heilung von Hernien prüfte B. an 73 Fällen nach. Wenn
er auch auf diese Weise einen Verschluss der Bruchpforte erzielen konnte,
so können doch die Dauerresultate dieses Verfahrens mit den bewährten
Kadikaloperationen nicht concurriren. Höchstens wäre die Alkoholinjektion
zu empfehlen bei Kindern; bei Leuten mit Bruchanlage, welche das Tragen
eines Bruchbandes erfordert, bei Leuten mit durch Bruchband nicht zurück-
zuhaltendem Bruche und bei denen eine Operation contraindicirt ist; in
letzteren Fällen erzielt man wenigstens eine Verkleinerung der Bruch-
pforte, sodass mit einem Bruchband der Bruch zurückgehalten werden kann.
Peltesdli n.
II. Alapy, Die chirurgische Behandlung der Appendicitis im Kindesalter.
Orvosi Hetilap 1904, No. 18.
Die Appendicitis ist im Kindesalter von viel ernsterem Verlauf, als
bei Erwachsenen, in erster Reihe dadurch, dass sich öfter allgemeine
Peritonitis hinzugesellt, dann auch Darmobstruktion dabei häufig ist, die
Heilungsaussichten nicht günstig sind und dass die Appendicitis überhaupt
an und für sich bei Kindern viel öfter als schwerer Anfall auftritt. Hieraus
folgt, dass die operative Einwirkung notwendig ist und mit derselben
nicht gezögert werden darf. Deshalb ist Verf. in all deu schweren Fällen,
wo kein Collaps zugegen ist, ein Anhänger des raschen Eingriffes. Er
operirt auch während des Anfalles, beschränkt sich aber hier nur auf Er-
öffnung des Abscesses und schreitet erst in 3 — 4 Wochen zur Radikal-
operation: zur Exstirpation des Appendixes. Bei der Operation des ersten
Anfalls entfernt Verf. nur dann den Appendix, wenn er leicht auffindbar
ist oder wenn Ileussymptonie vorhanden sind oder wenn er vom Eiter um-
geben ist, aber keinen confluirenden Abscess bildet. Sämmtliche Auf-
fassungen, die bei einem Anfall erst am 3., 4. oder 5. Tag bei Vorhanden-
sein dieser oder jener Symptome die Operation zugeben, sind Verf.’s
Ueberzeugung gemäss unrichtig, denn die Indikation der Operation ist
durch die Abscessbilduug gegeben. Das einzig richtige Verfahren
ist durch eine frühzeitige, daher noch gefahrlose Operation der Abscess-
bildung und dadurch sämmtlichen gefährlichen Begleiterscheinungen der-
selben vorzubeugen. Nur so kann die jetzige 10 — 12 pOt. betragende
Mortalität auf 1 — 2 pOt. herabgesetzt werden. Bezüglich der chronischen
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Om.ee. — Qoix.
No. 8.
Appendicitis bezw. der Operationsindikation im freien Intervall steht Yerf.
auf dem Standpunkte, dass, wenn das Kind auch nur einen schweren An-
fall überstand oder wo chrouiscbe Unannehmlichkeiten bestehen, unbedingt
zu operiren ist, um die stete Gefahr, worin das Kind schwebt, abzuweudeu,
um so eher, da doch die Operation in diesem Stadium bekanntlich ganz
gefahrlos ist. J. Honig.
(Hier, Rin Fall von Pauophtbalmie mit Tetanus und tötlichem Ausgange.
Arch. f. Augenheilk. Bd. UI, H. 2, S. 121.
Einer 52jährigen Frau war das rechte Auge mit einer Heugabel ver-
letzt worden, im Anschluss hieran entwickelte sich eine stürmisch ein-
setzende Panophthaimie, die bei der Abneigung der Pat. gegen Enukleation
zuuiichst exspektativ behandelt wurde. Am 0. Tage nach der Verletzung
war eine vorher schon angedeutete, aber wegen der Schwellung des Ge-
sichtes zweifelhafte rechtsseitige Facialislähmung sowie Krämpfe der
Masseteren ausgesprochen. Die Enukleation vermochte die weitere Ent-
wickelung des Tetanus nicht aufzubalteu, sodass nach weiteren 3 Tagen
der Tod eintrat. Serum (der Fall wurde 1890 beobachtet) kam nicht zur
Anwendung. Die Untersuchung des cnukleirten Auges wies ausser den
durch die Panophthaimie erzeugten Veränderungen drei hinter dem Corpus
ciliare liegende pflanzliche Fremdkörper (Grashalmenteile) nach; in ihneu
selbst sowie in ihrer Umgebung lagen zahlreiche Kokken und Bacillen;
es wurden aber weder hier noch in Gulturen, die von den eitrig infiltrirteu
Wundrändern der Cornea angelegt waren, typische Tetanusbacillen oder
Sporen gefunden. G. Abelsdorff.
(Juix, Die Stimmgabel als Tonquelle in der Otologie und Physiologie.
Zeitschr. f. Ohrenheilk. 47. Bd., S. 323.
Q. will „in einfacher otologischer Sprache die physikalicheu Vorgänge
bei einer Stimmgabel auseinandersetzen“, wie er sich diese aus dem Studium
der Littcratur und eigenen Untersuchungen vorstellt. Demgemäss bespricht
er eingehend die Schwingungsform und Tonhöhe, die Bewegung der Luft
in der Umgebung der Stimmgabel, die Intensität des Schalles einer Stimm-
gabel, die Bewegung des Stiels derselben. Obgleich nun Verf.’s Betrach-
tungen zu dem Resultat führen, dass die Stimmgabel ein recht complicirtes
Instrument ist, so glaubt er doch, dass es nicht richtig sei, auf die An-
wendung desselben in der Otologie zu verzichten, da es keine andere
Tonquelle gebe, deren physikalische Eigentümlichkeiten leichter zu über-
sehen wären. Fast absolut constante Tonhöhe, Unveränderlichkeit durch
äussere Einwirkungen, Bequemlichkeit beim Mitführen, einfache Anwendung
und nicht am wenigsten ein erstaunlich grosser Intensitätsumfang, wodurch
man bei nicht zu tiefen oder zu hohen Gabeln minimale Gehörschärfen-
werte noch ganz genau bestimmen kann, seien nicht zu unterschätzende
Vorteile der Stimmgabeln gegenüber anderen Instrumenten. Die Möglich-
keit ferner, die Gehörschärfe durch Knochenleitung zu bestimmen, mache
die Stimmgabel ganz unentbehrlich. Schwabacli.
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No. 8.
SpALIIIKU. — FkIKI'RICH. (il.AS.
135
Spnlding, Ueber Ohrgeräusche mit dem Vorschlag einer sorgfältigeren
musikalischen Notirung derselben. Zeitschr. f. Ohrenheilk. 47. Bd.,
S. 371.
Verf. meint, es sei gar nicht schwierig, die Tonhöhe der subjektiven
Ohrgeräusche herauszutinden und sie musikalisch zu notiren; am geeignetsten
sei dazu die Tastatur eines Klaviers. Bezüglich der Lokalisation der sub-
jektiven Geräusche glaubt er die Theorie aufstellen zu sollen, dass wenn
die Wahrnehmung des Ohrgeräuschtones beim gleichzeitigen Erklingen
durch musikalische Instrumente dem Pat. angenehm ist, das Geräusch vom
Labyrinth herrührt; ist sie dagegen unangenehm und ist der Ton für das
Ohr empfindlich, so sei das Geräusch auf Leitungshindernisse zurück-
zuführen. Schwabach.
Friedrich, Zur Behandlung des chronischen Empyems der Highmorshöhlc.
Deutsche med. Wochenschr. 1904, No. 37.
Dem Verf. hat sich folgende Operation in verschiedenen hartnäckigen
Fällen bestens bewährt, die an das LucCaldwell’sche Verfahren erinnert,
aber nicht von der Mundhöhle her, sondern von aussen in folgender Weise
ausgeführt wird. Ein den Nasenflügel umgreifender, hart an dessen Basis
hin geführter, bis auf den Knochen gehender Schnitt von 2 cm Länge löst
deu Nasenflügel ab; auf die Mitte des bogenförmigen Schnittes wird ein
zweiter 1 — P/2 cm langer in der Richtung nach aussen unten gesetzt.
Nach Zurückhebelung von Weichteil uud Periost lässt sich die Crista uasalis
freilegen, sodass etwa 1 — 2 qcm der Facialflüche der Highmorshöble zu
Gesicht kommen. Mit Meissei, Hammer oder kräftiger Luer'scher Zange
wird die Crista und 1 (|cm oder etwas mehr von der vorderen Wand ab-
getragen und von dieser Oeffnung aus, hart am Boden der Kieferhöhle,
ihre nasale Wand in einer Höhe von 1 cm und Länge von ca. 3 cm abge-
kniffen event. eine schmale Spange der unteren Muschel fortgenommen,
ohne den Duct. nasolacrymalis zu verletzen. Die Kieferhöhle lässt sich
nunmehr überblicken und event. ausräumeu etc. Alsdann erfolgt breite
Tamponade der Höhle nach der Nase zu, Herausleiten dos Tampons aus
dem Nasenloch, sofortiges Annähen des Nasenflügels und sorgfältige Naht.
Nach einigen Tagen wird der Tampon entfernt; die Narben sind nach
Wochen kaum sichtbar. Die Höhle wird mit geschweifter Canüle für einige
Zeit gespült; Nachbehandlung unnötig. W. Lublinski.
Glas, Ueber intraepitheliale Drüsen, Cysten uud Leukocyteuhäufchen der
menschlichen Nasenschleimhaut. Arcli. f. Laryngol. u. Rhinol. Bd. 10,
H 2.
Verf. bat bei 12 Muschelhypertrophien und Polypen intraepitheliale
Drüsen gefunden, deren schleimiges Sekret nach aussen entleert wird.
Diese Drüsen sind pathologische Produkte und werden besonders gefunden,
wenn eine beträchtliche Verschleimung der oberflächlichen Epithelzellen
vorhanden ist.
Ausserdem fanden sich intraepitheliale Vacuoleti, welche zum Teil mit
der Bildung und dem Zugrundegehen der Becherzellen Zusammenhängen,
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136
Toikneau. — Breton.
No. 8.
zum Teil auf Auseinaudcrdrängen der Epithelien durch durchwandernde
Leukocyten zurückzuführen sind.
Die intraepithelialen Cysten der Naseuschleimhaut, welche Verf. als
erster beschreibt, sind meist Hetentiouscysten intraepithelialer Drüsen.
Doch giebt es auch solche, die durch AuseinanderdrängeiT der Basalaoteile
der langgestreckten Epithelzellen durch Leukocyten zu stände gekommen
sind, während in der Metaplasirung des Epithels (Ebner) nur einige ihre
Erklärung finden.
Endlich fanden sich im Epithel, wenn auch selten, eiförmige, aus
lymphoiden Zellen bestehende Gebilde, welche als intraepitbeliale An-
häufung von Wanderzellen (intraepitbeliale Leukocytenanbäufung) zu be-
zeichnen sind. W. Lublinski.
Touriieau, Drei Fälle von Tetanus. Deutsche med. Wochenschr. 1904,
No. 10.
T. macht Mitteilungen über drei Tetanusfälle, von denen der eine
dadurch bemerkenswert ist, dass der Tetanus bereits 24 Stundeu nach der
Verletzung auftrat und einen so stürmischen Verlauf nahm, dass der Patient
unter den schwersten tetanischen Erscheinungen 36 Stunden nach Auftreten
des Trismus verstarb. Bei den beiden anderen Fällen, welche ebenfalls
tötlich endeten, war der Tetanus 9 Tage nach der Verletzung aufgetreten,
die Antitoxinbehandlung das eine Mal 12, das andere Mal gar 8 Stunden
nach Auftreten der ersten Erscheinungen begonnen worden. Gleichwohl
wurde der Verlauf durch das Antitoxin nicht beeinflusst. Auf Grund der
eigenen Erfahrungen und der in der Litteratur niedergelegten Beobachtungen
kommt T. zu dem Schlüsse, dass bei ausgebrochenem Tetanus das Anti-
toxin keine Wirkung hat Die prophylaktische Anwendung des Serums
kommt nach T. für diu weit überwiegende Mehrzahl der Krankenhäuser
sowie im allgemeinen auch für die Privatpraxis bei der grossen Seltenheit
der Tetauusinfektionen und dem hohen Preis des Serums vorläufig nicht
in Frage. Von luteresse ist noch, dass der eine der mit Serum behandelten
Fälle trotz aller antiseptischeu Maassnahmen in der Klinik inficirt worden
ist, er ist einen Tag, nachdem der andere, bei dessen Wunde zu der Zeit
au eine Tetanusiufektion noch nicht gedacht wurde, operirt war, wegen
Hcrnia inguinalis operirt worden. H. Bischoff.
M. Kreton, Sur le röle kinasique des microbes normaux de l’intestin,
particulieremcnt chez l'enfant. Coinpt. reud. de la Soc. de Biol. 1904,
No. 1, p. 35.
B. hat die Frage zu lösen gesucht, ob die proteolytische Wirkung des
Darrasaftes durch die Stoffwechselprodukte der normaler Weise im Darm
vorkommenden Bakterien gefördert wird. Er konnte feststellen, dass die
Stoffwechselprodukte des Bac. lactis aerogenes und des Colibacillus die
eiweissverdauende Wirkung des tryptischen Fermentes fördert, besonders
ist dies bei Neugeborenen der Fall, wo dies wegen der geringen Wirksam-
keit der Fermente von besonderem Nutzen ist. H. Bischoff.
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No. 8.
Mahmorkk. — Hockauk. — Lakugaaru.
137
A. Marinorek, Effets de la tuberculine injectee immediatemeut apres l’in-
jection tuberculeuse. Corupt. rend. de la Soc. de Biol. 1903, No. 37.
Gemeinhin nimmt man an, dass zum Zustandekommen einer Tuber-
knlinreaktion erforderlich ist, dass in dem Körper tuberkulöse Verände-
rungen, und wären sie auch noch so gering, Platz gegriffen haben. Es
erschien somit erforderlich, dass die Infektion des Organismus bereits
längere Zeit zurückliege. M. hat nun von dem Tuberkulin und dessen
Wirkung eine andere Vorstellung als andere Forscher: er stellt sich vor,
dass das Tuberkulin die Bacillen veranlasst ein anderes Toxin zu secerniren,
welches die Ursache des Fiebers und der anderen Reaktionserscheinungen
ist. Demnach muss es möglich sein, eine Tuberkulinreaktion hervorzurufen,
wenn das Tuberkulin nur kurze Zeit nach den Bakterien injicirt wird.
M. konnte feststellen, dass das in der Tat der Fall ist. Wird ca. 15 Min.
nach der Bakterienir.jcktion eine Tuberkulindosis, die an sich bei dem
Versuchstiere ohne Einfluss ist, eingespritzt, so tritt in kurzer Zeit die
Tuberkulinreaktion auf. Je nach der Bakterienmenge und der Tuberkulin-
dosis ist die Reaktion mehr oder weniger heftig, bei hohen Dosen geht
das Tier ein. Es scheint die Menge des von den Bacillen gebildeten Giftes
von der Menge injicirten Tuberkulins abzuhängen, denn bei gleichen
Bacillenmengen ist die Reaktion von der Höhe der Tuberkulingabe ab-
hängig. M. stellte noch fest, dass das Reaktionsoptimnm gebunden ist an
ein Zeitintervall von 15 Minuten bis 1 >/2 Stunde zwischen Bacillen- und
Tuberkulininjektion. Erfolgt die Tuberkulininjektion später, so wird die
Reaktion schwächer, 20 Stunden nach der Bakterieninjektion ruft das
Tuberkulin eine Reaktion nicht mehr vor. M. erklärt dies daraus, dass
dann die Bacillen von den Leukocyten aufgenommen sind und dadurch
gegen die Tuberkulinwirkung geschützt werden. Erst wenn bei Zerfall von
Leukocyten Tuberkelbacillen wieder frei geworden sind, kann die Tuberkulin-
reaktion wieder beobachtet werden. Dies erklärt die bisherige Annahme,
dass zum Zustandekommen einer Tuberkulininjektion erforderlich ist, dass
die Infektion längere Zeit zurückliegt. H. Bischoff.
4. Hoi-kauf, Verwechslung von Enzianwurzel mit Belladonnawnrzel. Wiener
klin. Wochenschr. 1904, No. 31.
Drei Personen erkrankten nach dem Genuss von „Enzianschnaps“ an
ziemlich heftigen Vergiftungserscheinungen; diese äusserten sich in Brech-
reiz, Würgen im Halse, Erstickungsanfällen und Diarrhoe; diese Erschei-
nungen hielten einige Tage an. Die zur Herstellung des Schnapses ver-
wandte Wurzel wurde genauer untersucht, wobei sich ergab, dass statt
Enzian Atropa Belladonna benutzt worden war. Es liess sich aus der
Wurzel ein Alkaloid isoliren, das sämmtliche für Atropin bekannte
Reaktionen ergab. K. Krönt hat.
A. Langgaard, Eucainum lacticum. Therap. Monatsh. 1904, August.
Eucainuru lacticum, das milchsaurc Salz des Benzoyl-Vinyldiaceton-
alkamins, stellt ein weisses, nicht hygroskopisches, bei 155° schmelzendes
Pulver dar, das sich leicht in kaltem Wasser löst. Die Lösungen sind
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138
Sandhkkg. — Einhorn.
No. 8.
reizlos, erzeugen weder Hyperämie, noch Ischämie, wirken nicht schrumpfend
und rufen eine vollkommene lokale Anästhesie hervor. Für lufiltrations-
anästhesie genügen 0,12 proc. Lösungen, in der Augen- und Zahnheilkunde
benutzt man 2 — 3proc. Lösungen, für Nase, Rachen, Ohr 10 — löprocentige.
bei den schwächeren Lösungen empfiehlt sich ein Zusatz von Kochsalz.
K. Kronthal.
U. Nandberg, Ein Beitrag zur Bakteriologie der milchsauren Gährung im
Magen mit besonderer Berücksichtigung der „langen“ Bacillen. Zeitschr.
f. klin. Med. Bd. 71, H. 1 u. 2, S. 80.
Die Resultate seiner Untersuchungen über die in der Ueberscbrift
gekennzeichnete Frage fasst Verf. selbst in folgenden Sätzen zusammen:
Das Vorherrschen der „langen“ Bacillen in gewissen Fällen von Er-
krankungen des Magens ist haupsächlich darauf zurückzuführen, dass diese
Bacillen eine besondere Resistenz gegen höhere Milchsäuregrade besitzen,
eine Resistenz, die derjenigen der Hefe nicht nachzustehen scheint. So
können sie noch bei einem Milchsäuregehalt des Mageninhaltes gedeihen,
bei welchem alle übrigen Milchsäurebildner bereits zu Grunde gehen, und
überwuchern schliesslich die meisten übrigen Mikroorganismen.
Der Grundtypus der iu Rede stehenden Bakterienart sind kurze
Stäbchen. Sobald diese ihre milchsäurebildeude Fähigkeit lebendig ent-
falten können oder duicb die Wirkung anderer Bakterienarteu lebhaft
Milchsäure gebildet wird, wachsen sie zu langen Formen aus.
Die langen und kurzen Formen bilden für sich charakteristische
Colouien, zwischen denen sich besonders experimentell Uebergaugsformen
darstellen lasseu.
Die Colonie der Kurzstäbchen lässt sich in die Colonie der laugen
Formen experimentell überführen, ebenso die Colonie der langen Formen
iu die Colonie der Kurzstäbchen. Carl Rosenthal.
M. Einhorn, Ein weiterer Beitrag zur Kenntnis der Histologie der Magen-
schleimhaut in pathologischen Zuständen dieses Organs. Deutsche med.
Wochenschr. 1903, No. 43.
Im Anschluss an seine früheren Beobachtungen teilt E. eine weitere
Reihe von mikroskopischen Untersuchungen von Schleimhautstückchen des
Magens mit. Es handelt sich hierbei um 34 Fälle der verschiedensten
Magenerkrankungen, welche übersichtlich in einer Tabelle zusammengestellt
sind. Da es im Rahmen einer kurzen Referates nicht möglich ist, die
Einzelheiten der mikroskopischen Bilder aufzuführen, so sei der Interessent
auf das Origiual verwiesen. Als Resultat der E. 'sehen Arbeit können die
folgenden Sätze gelten:
1. Die sekretorischen Funktionsstörungen des Magens basiren nicht
auf primären Veränderungen der Magenmucosa; sie erzeugen vielmehr, falls
sie längere Zeit anhalten, nachträglich anatomische, mehr oder weniger
hochgradige Läsionen derselben.
2. Die Diagnose Magenkrebs kann unter besonders günstigen Um-
ständen aus dem Befund eines Magenschleimhautstückchens gestellt werden.
Digitized by Googli
No. 8.
Breton. — I.F.vv. — Tolot und Sarvosat.
139
und zwar, wenn ein direktes Hineinwuchern von Epithelzelleu iu die
Drüsensubstanz genau beobachtet wird.
Therapeutisch muss die Hauptaufmerksamkeit bei der Behandlung der
Sekretionsstörungen des Magens auf eine Besserung des Allgemeinzustandes
gerichtet sein, erst in zweiter Linie kommen etwaige specielle Maass-
nahmen für die vorliegende Verdauungsanomalie in Betracht.
Carl Rosenthal.
A. Breton, De l’emploi de la solution de biiodure de inercure ü haute
dose dans la therapeutique infantile. Kev. mens, des mal. de l'enf. 1903,
S. 544.
V’erf. hat sowohl bei erwachsenen Syphilitikern, als auch bei Kiuderu
sehr gute Erfolge mit der von Leredde empfohlenen Methode der In-
jektion grosser Dosen von gelöstem Hydrargyrum bijodatum erzielt. Verf.
benuzt eine Lösung, welche 0,03 g Hydr. bijod. auf 1 ccm enthält, und
injicirt von dieser Lösung jedesmal 2 ccm = 0,00 Hydr. bijod. in Zwischen-
räumen von 5 — 8 Tagen. Um das Quecksilberjodid vollkommen zu lösen,
setzt man einige Tropfen einer Lösung von 1 Jodnatrium: 4 Wasser hinzu.
Die Kinder vertragen die Einspritzungen — welche am besten in die
Muskulatur der Gesässgegend oder des Sacrolumbalis gemacht werden —
sehr gut, ohne dass Zeichen von Quecksilberintoxikation auftreteu. Der
Schmerz, welcher nach der Injektion auftritt, verschwindet in ca. 30 bis
40 Minuten unter dem Einfluss warmer Umschläge. — Die Methode eignet
sich besonders für schwere Fälle mit rapidem Verlauf, auch wenn sie
anderen Formen der Hg-Anwenduug widerstanden haben.
Stadthageu.
Levy, Untersuchungen über die Niereuveränderungen bei experimenteller
Hämoglobinurie. Deutsches Arch. f. klin. Med. 1904, 81. Bd., S. 359.
Die Untersuchungsresultate der im einzelnen zum Referat ungeeigneten
Arbeit sind folgende: 1. von den intravenös oder intraperitoneal einge-
führten Blutbestandteilen hat das Hämoglobin eine ihm eigene Nieren-
wirkung. 2. Diese Nierenwirkungen beruhen auf einer Läsion der ge-
wundenen Kanälchen, welche dann zur Bildung der Hämoglobincylinder
führt. 3. Die Nierenschädigungen, welche bei Transfusion fremden Blutes,
bei Injektion lackfarbenen Blutes und bei den Blutgiften auftreten, haben
ihren Urspruog in der Ausscheidung des Hämoglobins. Schaefer.
Tolot et .Sarvouat, Contribution ä l’etude de la rupture spontanee de
l’aorte. Rev. de med. 1904, Nov.
Au der Hand zweier Fälle von Aortenruptur stellen die Verff. über
das Zustandekommen dieses Processes folgende Sätze auf: Bei der spon-
tanen Aortenruptur kann der Durchbruch in den Herzbeutel quer durch
die Tunica externa geschehen, ohne dass diese perforirt wird. So hatte in
dem einen Falle das Blut nach Bildung eines Aneurysma dissecans (Per-
foration der Intima und Media) die Adventitia wie einen Schwamm durch-
tränkt, sie so passirt und den Herzbeutel erfüllt. Die Ruptur geschieht
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140
No. 8.
Gkiibisu. — Stikb.
am häufigsten an der Stelle atheromntöser Geschwüre, indess doch ziem-
lich oft auch ausserhalb derselben, selbst wenn das Atherom an anderen
Stellen der Aorta recht stark ausgebildet ist. Danach scheint es, dass das
Atherom für das Zustandekommen der Ruptur gar nicht so sehr wichtig
ist. Die Bedeutung der Syphilis für die Ruptur ist bis jetzt noch nicht
genügend klargelegt. Alkan.
A. (iehriug, Ein seltener Fall von juveniler progressiver Muskelatrophie
mit mangelhafter Entwickelung der motorischen Sphäre. Arbeiten aus
dem pathol. Institut. Würzburg 1903.
In einem bereits beschriebenen Falle von Dystrophia muscularis (Leit.
Dissertation. Würzburg 1893/94) wurde folgender anatomischer Befuud
erhoben: Sklerose und Verdickung des Schädeldachs; Verknöcherung der
Nähte; Atrophie der Centralwindungen, der Pyramidenbahnen, der Vorder-
stränge des Rückenmarks, der vorderen Wurzeln, der Vorderhörner, be-
sonders im Hals- und Brustmark; Atrophie der Muskeln des Schulter-
ßeckengürtels wie der Extremitäten. Die Muskeln zeigten mikroskopisch
sowohl einfache Atrophie wie Degenerationen (Vacuolenbildung, Verlust
der Querstreifung, Zerfall in Schollen, körniger Zerfall). Daneben waren
die Sarcolemmkerne, die Kerne des Bindegewebes und der Gefässe ver-
mehrt. Neben Fettgewebe fanden sich starke voluminöse Muskelfasern,
varicöse Hypertrophie einzelner Fasern, kolbige Anschwellungen etc. Die
peripheren Nerven innerhalb der Muskeln waren atrophisch und binde-
gewebig entartet, im Rückenmark fehlten entzündliche Erscheinungen; die
Ganglienzellen der Vorderhörner fehlten zum Teil; die Pyramidensträngc
waren dürftig entwickelt. Alle diese Befunde deuteten auf eine primäre
Entwickelungsstörnng im Bereich der motorischen Sphäre hin, die als
Grundlage der Dystroph, musc. progr. angesehen werden muss.
S. Kalischer.
E. Stier, Zur pathologischen Anatomie der Huntington'schen Chorea.
Arch. f. Psych, etc. 37. Bd. (1).
S. beschreibt einen klinisch eindeutigen und typischen Fall von
chronischer progressiver Chorea hereditaria, der bei der mikroskopischen
Untersuchung im ganzen Centralnervensystem Veränderungen aufwies, so
Atrophie des Gehirns, Verdickung des Ventrikelependyms, diffuse Ver-
mehrung der kleinen runden Zellen in der 2. und 3. Schicht der Hirn-
rinde, besonders in der motorischen Region, Vermehrung der Gliazellen
auch in den anderen Schichten, sowie in den basalen Hirnganglien und in
der Marksubstanz, Verschmälerung der Tangentialfasern, chronische Degene-
ration der kleineren und mittleren Pyramidenzellen der 2. und 3. Schicht
der Hirnrinde u. s. w. Aus dem Vergleiche dieses Befundes mit den
anderen aus der Litteratur kommt St. zu dem Schlüsse, dass die Hunting-
tnn’sche Chorea immer auf einer ererbten anormalen Anlage der motori-
schen Rindeucentren beruhe, welche schon makroskopisch als Asymmetrie
verschiedener Hirnabschnitte sich kennzeichnet. Die eigentliche Krankheit
beginnt mit einer Wucherung der Nenroglia in den motorischen Centren.
die herdweise oder diffus auftritt und vorwiegeud die 2. und 3. Rinden-
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No. 8. DltHCUU. GLITSCH. 141
schiclit (kleinere und mittlere Pyramidenzellen) ergreift. Damit geht meist
Hand in Hand eine Erkrankung der Gefässe mit lymphoider Auswanderung
in die perivaskulären nnd pericellulären Räume. Während die grossen
Ganglienzellen intakt bleiben, erkranken die kleineren. Bei längerem Be-
stehen kommt es zu einer Affektion der Hirnhäute, zum Schwund der
Tangentialfasern, zu Degenerationen im Hirn und Rückenmark sowie zu
allgemeiner Atrophie des Gehirns, dem die Demenz und geistige Verblödung
entspricht. S. Kalischer.
F. X. Dercuni, A case of colloid disease of the blood vessels of the
spinal cord. Journ. of nerv, and ment. dis. Eebr. 1903.
Bei einem 33jäbrigen Dienstmädchen traten intra vitara die Zeichen
einer Spinalläsion auf, welche anfänglich als Syringomyelie, später als
eine Geschwulstbildung im Rückenmark gedeutet wurden. Die Autopsie
ergab eine colloide Degeneration der spinalen Blutgefässe, welche zu einer
ausgedehnten Erweichung und Infiltration im oberen Rückenmarksabschnitt
geführt hatten. M. Brasch.
lt. Glitsch. Zur Pathogenese der Narkosenläbmuug. Münch, med. Wochen-'
Schrift 1904, No. 42.
Verf. führte bei einer 44jährigen Frau die supravaginale Ampu-
tation des myomatösen Uterus aus. Der linke Arm soll dabei nicht an-
dauernd in Hyperelevation, sondern in mässiger Abduktion vom Körper
gehalten worden sein. Am zweiten Tage nach der Operation fand sich
eine vollkommene l,ähmung des linken Arms und heftige Schmerzen im
linken Schultergelenk. Sehr allmähliche Besserung nach Monaten. Die
Schultergelenkkapseln waren beiderseits, besonders links, sehr schlaff: die
Mm. delt , supra- und infraspiu. sehr atrophisch. Verf. hat nun durch
Versuche an der Leiche festgestellt, dass bei Erhebung des Armes über
die Horizontale und gleichzeitiger starker Rotation nach innen bei ge-
öffneter Gelenkkapsel der Humeruskopf bedeutend weiter nach vorn tritt
und einen starken Druck auf den Plexus ausübt, der über dem Caput an-
gespannt ist, wie die Saite einer Violine über den Steg. — Bei dieser
Haltung des Armes erfährt der supraclaviculäre Teil des Plexus zwischen
Schlüsselbein und erster Rippe nicht den geringsten Druck. Auch in
seinem Falle, meint G., habe die schwerere Erkrankung der linken Schulter-
geienkkapsel dem Humeruskopf einen grösseren Spielraum gewährt: die
bei der Erhebung des Armes akut eingetretene Subluxation des Kopfes
habe die Nerven plötzlich stark gezerrt und die Lähmung herbeigeführt.
Wie andere Autoren vor ihm, verlangt auch Verf., dass die Hyper-
elevation des Armes bei diesen Operationen in der Narkose aufzugeben
sei: die Arme sollen längs des Körpers gehalten werden. Forensisch wichtig
ist im gegebenen Fall der Nachweis, dass in einem nach derartigen Ope-
rationen aufgetretenen Fall von Armlähmung das Bestehen einer primären
Gelenkerkrankung naebgewiesen werden kann. Bernhardt.
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142 IluTCKINSOM. — ll*l.l.ol'KAt'. ItoSKBTHAI.. Wül.ANDKB. N». 8.
J. Hutchinson, Bemerkungen über den Krebs. Deutsche med. Wochen-
schrift 1004, No. 38.
Lentigo maligna senilis nennt H. eine Affektion, bei der auf den
Wangen und gewöhnlich auch den unteren Augenlidern I’igmentflecke auf-
treten, die sich allmählich über die ganzen Wangen, die Augenlider, selbst
die Conjunktiven ansbreiten. Sie können im Laufe von Jahren mit Hinter-
lassung einer Pigmentatrophie wieder schwinden, häufig aber entstehen auf
ihnen Neubildungen von dem Charakter melanotischcr Sarkome, die jedoch
nach der Excision nicht zn recidiviren pflegen. Die Lymphdrüsen sind
nicht geschwollen. — Weiter beschreibt Verf. ein Ulcus crateri forme,
das, gleich dem Ulcus rodeus, meist die obere Gesichtshälfte älterer Per-
sonen befällt. Es beginnt mit einer sehr harten, furunkelähnlichen In-
duration, die nach einigen Monaten im Centrum kraterförmig zerfällt und
allmählich zu einem tiefen, unebenen Geschwör mit hartem Rande wird.
Die benachbarten Lymphdrüsen werden in Mitleidenschaft gezogen und ge-
wöhnlich tritt innerhalb 1—2 Jahren der Tod ein. Histologisch bietet die
Krankheit das Bild des Flpithelialkrebses. — Eine andere noch unbe-
schriebene Form von malignem Ulcus beobachtete H. im Gesicht älterer
Leute in Gestalt eines die ganze Dicke der Haut durchdringenden, aber
diese nicht überschreitenden unregelmässigen Geschwürs mit weichem Rande.
Im Gegensatz zu den gewöhnlichen flachen Carcinomen zeigt es aber, ebenso
wie das Ulcus crateriforme, nach ausgiebiger Excision oder Zerstörung
keine Neigung zu Recidiven. — Ein vom Verf. früher beschriebener
„kartoffelähnlicher Tumor des Halses“ ist später als Endotheliora erkannt
worden. Schliesslich erinnert er daran, worauf er schon frühzeitig binge-
wiesen hat, dass der lange fortgesetzte Gebrauch von Arsenik eine Prä-
disposition für maligne Neubildungen hervorrnft. H. Müller.
1) H. Hnllopenu, Grundsätze der Syphilisbehandlung. Deutsche med.
Wochenschr. 1904, No. 38.
2) 0. Rosenthal, Zur Behandlung der Syphilis. Ebenda.
3) E. Welander, Wie und wo sollen wir hereditär-syphilitische Kinder
behandeln? Berl. klin. Wochenschr. 1904, No. 37.
1) H. empfiehlt, den Primäraffekt, wo sein Sitz es gestattet, zu ex-
stirpiren, anderenfalls ihn lokal mit Quecksilbermitteln zn behandeln. Für
die sobald als möglich, schon vor dem Erscheinen von Sekundärsymptomen,
zu beginnende Allgemeinbehandlung der Syphilis genügt ihm die Fournicr’sche
Methode ihrer Pausen wegen nicht mehr; er verlangt eine mindestens
4 Jahre lang ohne jede Unterbrechung fortgesetzte intensive Behandlung
zunächst nur mit Quecksilber und, wenn sich gegen dessen weitere con-
tinuirliche Anwendung irgend welche Bedenken erheben, in der Weise, dass
nach je zwei Monaten Queckilbergebraneh eine einmonatliche Jodkaliumkur
eingeschoben wird. Zum Schluss macht H. noch 20 Tage lang täglich
eine Einspritzung von 3,0 — 4,0 Jodipin oder Lipijodol, wodurch dem Kör^r
grosse Mengen sich nur langsam ausscheidenden Jods einverleibt werden.
So oft sich die Gelegenheit dazu bietet, soll mit der allgemeinen eine ört-
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No. 8.
PoHOK». — lllKT.
143
liehe Behandlung mit leicht löslichen Quecksilberpräparaten in Form von
Bädern, Pflastern, Salben, Lösungen verbunden werden.
2) R. fängt die Allgcmcinbebandlnng erst bei dem Auftreten sekun-
därer Erscheinungen an, wenn nicht der Sitz oder die Schwere des Primär-
affekts, oder Schwangerschaft bei Frauen Ausnahmen erheischen. Kr ist
Anhänger der chronisch-intermittirenden Methode, die man aber nicht
schablonenhaft üben soll. Auch R. tritt der Furcht vor hohen Dosen und
lange fortgesetzter Anwendung des Hg als ganz unbegründet entgegen. Er
zieht die Injektionen schwer löslicher Quecksilberpräparate entschieden der
unsicheren und unwissenschaftlichen, aber oft doch nicht zu entbehrenden
Schmierkur vor. Beim Gebrauch sehr hoher Dosen Hg, der namentlich
zu differential-diagnostischen Zwecken gar nicht zu umgehen ist, empfiehlt
R. gegen die mitunter eintretenden Störungen (Fieber, Magenverstimmung.
Abgeschlagenheit), auch prophylaktisch, die Darreichung von Opium. —
Unter Umständen, z. B. bei Tabes, ist es angebracht, die Pat. während
einer Schmierkur im Bett zu halten.
3) W. verlangt, dass syphilitische Frauen schon während der Schwanger-
schaft und ihre Kinder von Geburt an einige Jahre lang intermittirend
mercnriell behandelt werden. Am geeignetsten hierzu erwies sich ihm die
Einatmungsmethode mit Quecksilbersäckchen oder den stärkeren Mercolint-
schurzen, die aber alle 10 Tage zu wechseln sind. Sehr zu wünschen
wäre, dass die hereditär-syphilitischen Kinder in ihrem eigenen Interesse
wie in dem ihrer Umgebung in besonderen Asylen untergebracht würden,
in denen sie 2 — 4 Jahre bleiben könnten. Verf. hat selbst ein derartiges
Heim in kleinem Maassstabe, für etwa 13 Kinder, begründet und in ihm
die erfreulichsten Erfolge erzielt. H. Müller.
Porges, Ueber nicht gonorrhoische metastasirende Urethritis. Prager med.
Wochenschr. 1903, No. 53.
Mitteilung einer primären, nicht gonorrhoischen Urethralerkrankung
bei einem jungen Mediciner mit hochgradiger Phimose und Verengerung
des Orificium extern. Bei der Operation erwies es sich, dass es sich nicht
um Phimose handelte, sondern um ein bei der rituellen Circumcision ver-
stümmeltes Glied, dessen Eichel fehlte. Nach der Operation Kutheterisinus,
daraufhin Urethralkatarrh. Drei Monate nach der Operation Kpididymitis,
später Prostataabscess mit Durchbruch ins Rectum; nach einem Jahr im
Anschluss an ein Trauma ein Abscess in der rechten Tibia; in allen drei
Abscssen wurden die nämlichen Mikroorganismen gefunden, sodass P. an
eine metastatische Erkrankung denkt. Karo.
Hirt, Die Diagnose der Hämaturie. Wiener klin. Rundschau 1904, No. 81
und No. 32.
Verf. erörtert ausführlich, welche verschiedenen Krankheitsznstände
der Harnorgane sieb durch das Auftreten von Blut im Harn kenntlich
machen können.
Von den mitgeteilten eigenen Beobachtungen interessirt als selten be-
f
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144
[Iki.lku. — Pkuah.
No. 8.
schriebene Aetiologie der Hämaturia der Befund zahlreicher kleiner
Aneurysmen in der Niere bei einem arteriosklerotischen alten Manne,
der an Apoplexie gestorben und wegen Hämaturie in Behandlung ge-
kommen war. Die Schwierigkeit, bei Nierenblutungen zu bestimmen,
welche Krankheit, Tumor, Stein, Tuberkulose vorliegt, illustrirt ein Fall
einseitiger Blutung aus dem linken Ureter, bei dem die klinischen Er-
scheinungen, Schmerzen in der Niere, Vergrösserung derselben, Geschwür
in der Umgebung des linken Ureterostiums auf Tumor oder Tuberkulose
wiesen, in Wahrheit aber ein Stein Ursache aller Beschwerden war. —
Um bei Verdacht auf Tuberkulose den zur Diagnose nötigen Bacillenbefund
zu ermöglichen, schlägt Verf. in geeigneten Fällen eine provokatorische
Tuberkulininfektion vor. B. Marcuse.
Heller, Ueber Phlebitis gonorrhoica. Berl. klin. Wochenschr. 1(X>4,
No. 23.
Bei dem vom Verf. beobachteten Falle von Phlebitis gonorrhoica der
Vena saphena minor seu postorior und des Plexus pampiriformis ging die
Infektion wahrscheinlich von einem versteckt sitzenden prostatischen Herde
aus. Die Krankheit begann ganz akut, nachdem wenige Tage zuvor der
von den Beschwerden einer Urethritis posterior und Prostatitis befreite
Patient seinen Dienst wieder aufgenommen hatte. Die Erscheinungen der
Phlebitis gingen in 24 Tagen zurück. — Die Therapie der Krankheit ist
die gleiche wie bei Phlebitiden anderer Aetiologie: Ruhigstellung und
Hochlagerung, feuchtwarme Umschläge, Resorbentien aller Art. Innerlich
kommen Antipyrin und Chinin in Betracht. — Im Anschluss an seine
Beobachtung giebt H. eine Zusammenstellung der Litteratur über gonor-
rhoische Phlebitis. B. Marcuse.
Peliain, Ueber Serumbehandlung bei Puerperalfieber. Arch. f. Gynäkol.
1004, Bd 74, H. 1.
P. berichtet über die Erfahrungen, die in derWiener Klinik von CHROBAK
mit einem von Paltauk hergestellten Antistreptokokkenserum bei Puerperal-
fieber erhalten wurden. — Er kommt zu den folgenden Ergebnissen:
I. Durch Streptokokkeuinfektion veranlasste Puerperalerkrankungen, selbst
schwerster Art, scheinen durch die Verabreichung von Paltauf schem Serum
beeinflusst zu werden. — II. Die gemachten Erfahrungen sprechen dafür,
dass die Wirkung abhängt von der möglichst frühen Verabreichung mög-
lichst grosser Dosen. — III. Bei langdauernden Erkrankungen oder bei
schon bestehenden schweren Organläsioncn ist das Serum wirkungslos; es
scheint auch die Weiterentwickelung lokal isirtcr Herde nicht immer ver-
hindern zu können. — IV. Ein schädlicher Einfluss des Serums, selbst in
den Fällen, die uicht durch Streptokokken verursacht sind, konnte nicht
beobachtet werden. Br. WTolff.
Elueeudungen werden an die Adrenee de» Herr« lieh. Med. -Hut Prof. Dr. VI. Bernherdl (Berlin W.
Französische Strasse 21) oder an die Vorlagshandlung (Berlin NW., Untor den Linden 68) ciboten
Vorlag von August Hirschwald in Berlin. — Druck von L. Schumacher In Berlin N. 24.
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Centralblatt
für dio
Lllllai llUII vv ibr
Unter Mitwirkung von
f Prof. Dr. H. Senator, Prof. Dr. E. Salkowski,
redigirt von
Prof. Dr. M. Bernhar
in Berlin. ^
Pr»U (kn Jalir^ainrf i
'J H Mark : kii
durch all« Buchhand-
lungen ii. Pivn^i^taUen.
1905.
4. iUiii'r..
Inliult: Kahm, Ueber die Geruchsknospen. — Bexhkft, Zur Krage der
Hämagglutinine. — Ganoiiofkkk und Lanokr, Resorption von unverändertem
Eiweiss, — Schittknhklm und SciirOtkb, Bakteritisclie Spaltung der Nuklein-
säure. — A iibikobsoff, Zur pathologiselien Anatomie der bungenphthi.se. —
Laupbr und Thieniier, Refractura patellae und Behandlung der Patellarbrüehe.
— Haasi.br. l'eber Darinstenosc. — Scott und Lb Coute, Ueber Pyoperi-
earditis. — Tiiiks, Die Combination von Cocain und Adrenalin. — Lkvinsohn,
Ueber Lidreflexe. — Korbei. , Geheilter otitischer Schläfeulappenabscess. —
H am mrrschlao, Aetiologie der Taubstummheit. — Tiievknot, Aktinomykose
der Tonsillen. — Rcckkbt, Knorpel und Knochen in den Tonsillen. —
Varste emiirbouk, Trocknes Wutgift. — Mioni, Entstehung der Hämo-
lysine. — Hohe, Uebergang der Typhusbacilleu in die Milch. — Winkler,
Zur Wirkung des heissen Wassers. — Jaulet, Wirksamer Bestandteil des Farn-
wurzelextrakts. — Enokl, Pulsirendes und fetthaltiges Pleuraexsudat. — Sommkb-
mu und Koedeb, Verhalteu von Lösungen im Magen. — Glakssneb, Ueber
die Tryptophanreaktion im Mageninhalt. — Lune, Gicht bei einem 7jährigen
Knabcu. — Rivikkk, Die Anämien des Kindesaltcrs. — Mbtcork, Ueber
menstruellen Ikterus. — Litten und Michaelis, Zur Theorie der pernielösen
Anämie. — Hudoveunio, Zur Kenntnis der Chorea tninor. — Putnam und
Kkadss, .Sarkom des Halsmarkes. — Sattler, Mal perforant uaeh Ischiadicus-
durchtreniiung. — Sainton und Cabtaione, Lebercirrhose und peripherische
Neuritis nebeneinander. — Rixen, Neuronal bei Epilepsie. — Pick und Asahi,
Kohchiiammkr, Kothe, Einfluss des Kosins auf schwere Hauterkrankungen. —
Foubnikb, Hauterkrankungen bei Appendieitis. — Boqoljcboff, Die Resektion
des Nebenhodens. — Ceebwknka, Ueber die Peritonealnabt nach Uterusexstir-
pation. — Daniel, Die cytologische Beschaffenheit des Amnioswassers.
K. Kamm, Ueber die Geruchsknospen. Arch. mikr. Anat. 1004, Bd. 04,
H. G, S. 053.
Seine Untersuchungen über die Geruchsknospen an Fischen und Säuge-
tieren, die er unternahm um die BLAUE’sche Theorie zu prüfen, haben den
Verf. zu der Ansicht geführt, dass diese zu Unrecht bestellt. Die Geruchs-
knospen und die Geschmacksknospen sind ganz verschiedene Gebilde und
man darf daher nicht, wie Blaue wollte, die Riechschleimhaut als ein
Stück äusserer Körperhaut auffassen, deren Rndknospen (Gesell maksknospen)
sich geinäss der andersartigen funktionellen Anforderungen als Geruchs-
organe specifisch differenzirf haben, [m einzelnen existiren in der Gernrhs-
XI. III. Jahrgang. 10
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146
IlKXIIKKT. — (fAMUnorKKH U.LaMUKK.
ScilITTKNMKLU U. ScillIÜTKH.
No. 9.
Schleimhaut der Säuger die (von Disse beschriebenen) Geruchsknospen als
solche überhaupt nicht, können also auch nicht den Geschinacksknospen
gleichgesetzt werden. Diese Knospen sind nichts anderes als concentrische
üruppirungen des Riechepithels um Einstülpungen und Faltenbildungen
gegen die Membrana propria, als Tangentialschnitte der Mündungen von
Bowman’schen Drüsen. Poll.
A. Rexhef'l, Beitrag zur Frage der Hämagglutinino. Pflüger ’s Arch. f. d.
ges. Physiol. Bd. 10 1, S. 235.
Normales Rinderserum agglutinirt Schweineblutkörperchen. B. wollte
feststellen, ob sich erstcrem die agglutinirende Substanz durch Zufügung
genügender Mengen Schweineblutzellen ganz entziehen lässt. Es zeigte sich,
dass das der Fall ist, und dass immer die gleiche Menge Schweineblut
dazu erforderlich ist. — Durch physiologische Kochsalzlösung können den
agglutinirten Schweineblutzellen die Agglutininc nicht entzogen werden.
Es scheint sich danach um eine eigene Substanz im Rinderserum zu handeln,
die die Agglutination der Schweineblutzellen bewirkt und die eine
chemische Verbindung mit den Schweineblutzellen cingekt
A. Loewy.
Gangholiier und J. Langer, lieber die Resorption genuiner Eiweisskörper
im Mageudarmknual neugeborener Tiere und Säuglinge. Münch, med.
Wocheuschr. 1904. No. 34.
G. und L führten Tieren in den ersten Lebenswochen per os
artfremdes Kiweiss zu und untersuchten den Uebergang dieser Eiweisse
dadurch, dass sie prüften, ob das Serum der gefütterten Tiere specifische
Niederschläge mit den homologen Immunsera von Kaninchen gab. Die
Versuche wurden mit jungen Hunden, Kätzchen, Kaninchen, Zickeln ange-
stellt und ergaben, dass bei einige Tagen alten Tieren, bis etwa zum
siebenten Tage, der Magendarmtrakt für genuines Eiweiss permeabel ist,
sodass dies im Blutserum mittels der specitischeu Präcipitinreaktion uach-
gewiesen werden kann. — Bei älteren Tieren kam ein Uebergang nur zu
stände, wenn der Magendarmtrakt mit übermässigen Eiweissmengen über-
schwemmt wurde, oder wenn der Magen aus der Verdauung ausgeschaltet
oder wenn seine Schleimhaut lädirt war. — Auch bei jungen Säuglingen
wurde der Uebergang nativen Eiwcisses ins Blut constatirt. — An einem
neugeborenen Zickel konnte die Bildung eiues Antikörpers constatirt werden
A Loewy.
1) A. Schittenhelm und F. Sehröter, Uebcr die Spaltung der Hefe-
nukleinsäure durch Bakterien. Zeitscbr. f. physiol. Chem. Bd. 40, S. 62.
2) Dieselben, Debor die Spaltung der Hefenukleinsäure durch Bakterien.
Ebenda. S. 70.
1) In Fortführung ihrer früheren Untersuchungen über diesen Gegen-
stand haben die Verff. festgestellt, dass ausser Bact. coli auch Staphylo-
coccus pyogenes albus, sowie Bakteriengemische aus Fäces Hefemikleiu-
säuro unter Abspaltung von Purinbasen zersetzen, aber mit verschiedener
Leichtigkeit. Die Gründe hierfür können in einer specifischen Wirkung
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Nu. 9. AllRIKOaBOh'K. 147
der Bakterien, ihrer wechselnden Anzahl und Empfindlichkeit gegen die
bei der Spaltung entstehenden Produkte gelegen sein. Bei den Versuchen
mit Coliarten und Fäcesbakterien tritt vom zweiten Tage an lebhafte Gas-
bildung ein.
2) Die Verff. haben das durch Colibacillen oder Fäcesbakterien aus
Nährlösungen entwickelte Gas untersucht, in denen Hefenuklemsäurc die
einzige N-Quelle bildete. Es ergab sich, dass hierbei freier N gebildet
wird; demnach vermögen Bakterien nicht nur Nitrate und Nitrite, sondern
sondern auch Amido-, resp. Imidgruppen (der Hefenukletnsäure) zu „deni-
trificiren“. Die gebildete COa stammt aus dem der Nährflüssigkeit
(IscHiNSKY'sche Lösung ohne asparaginsaurcs Natrium und milchsaures
Ammonium) zugesetzten Glycerin. Neuberg.
Abrikossoff, lieber die ersten anatomischen Veränderungen bei Lungcn-
phthise. Virchow’s Arch. 1 004, Bd. 178, H. 2, S. 173.
Unter 453 Sektionen fand Verf. in 8 Fällen kleine primäre tuberkulöse
Herdchcn in den Lungen. Die mikroskopische Untersuchung an Serien-
schnitten ergab, dass der tuberkulöse Process in den sieben ersten Fällen
mit Sicherheit, in dem letzten wahrscheinlich von einem intralobulären
Bronchus der Lungenspitze seinen Ausgang genommen hatte und zwar in
Form einer produktiven tuberkulösen Peribronchitis. Vom Ausgangsorte
geschieht die weitere Fortpflanzung des Processus auf verschiedene Art.
Zunächst verbreitet er sich längs des Bronchus und seiner Aeste in auf-
und absteigender Richtung als Lymphangitis tuberculosa. Das tuberkulöse
finmulationsgewebe kann in den’ Bronchus hineinwuchern und tuberkulöse
(bezw. käsige) Bronchitis erzeugen. Durch Aspiration infektiösen Materials
von da in benachbarte Bronchialäste kommt es sodann zu bronchopneu-
monischeu Veränderungen in der unmittelbaren Umgebung des primären
Herdes, womit bereits das zweite Stadium des tuberkulösen Processes er-
reicht wird. Nicht ganz einfach ist zu erklären, woher die primäre Lymph-
angitis peribronchialis kommt. Die Infektion geschieht jedenfalls nicht,
wie Aufrecht will, auf hämatogenem Wege; denn es liess sich allemal
mit Sicherheit nachweisen, dass die Gefässe in den untersuchten Herden
erst sekundär ergriffen waren. Andererseits lässt sich der bronchopneu-
monische Charakter des initialen Tuberkuloseherdes auch nicht ohne Weiteres
im Sinne einer inhalatorischen Entstehung der Infektion verwerten. Wie
Verf. sich durch Untersuchungen an der menschlichen Leiche sowie durch
Tierversuche überzeugte, können bronchopneumonische Atfektionen sowohl
bei bronchogener als auch bei hämatogener Infektionsweise entstehen.
Aber „der gewöhnliche Beginu des tuberkulösen Processes von einem
iotralobulären Bronchus im Verein mit der Selbstständigkeit und dem
primären Charakter der tuberkulösen AfTektion des Lungengewebes bei der
Phthise repräsentirt einen wichtigen faktischen Beleg zu Gunsten dessen,
dass die Lunge von Tuberkelbacillen, welche mit der Inspirationsluft in
dieselbe eindringeu, inficirt wird“. Auf diese Weise entsteht die Lungen-
phthise bei Erwachsenen; die Bevorzugung der Spitze erklärt Verf. damit,
dass daselbst infolge der schlechteren Lüftung stets eine Sekretstauung
and ein langsameres Strömen der Lymphe statthat, beides Umstände,
10*
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1 4S
I.U'l'tU. Tiiiknuku.
No. y.
welche die Ansiedelung der Tuberkelbacillen begünstigen. Bei Kindern
hingegen werden in der Regel primär auf dem Inhalationswegc die
Bronchialdriiscn afficirt und auf die Lungen pflanzt sich der Process erst
consecutiv fort. Einbruch der Bacillen von solch' einer tuberkulösen
Bronchialdrüsc konnte Yerf. an seinem Material nicht beobachten Dagegen
sah er in mehreren Fällen ein Durchwandern der Tuberkelbacillen aus
einer an die Bronchialwaud angelöteten kranken Drüse in die peri-
bronchialen Lymphrüume und sogar bis ins Bronchiallumen bei erhaltenem
Epithel. Im Gegensatz zu den tuberkulösen Lungenherden primärer
aerogener Herkunft weisen die sekundären Herde kein bestimmtes histo-
logisches Bild auf. Beitzke.
1) Lituper, Leber Refractura patellae. Corresp.-Bl. f. Schweizer Aerzte.
No. 10, S. 321.
2) K. Thionger, Zur operativen Behandlung frischer subkutaner Patellar-
frakturcu. Beitr. z klin. Chir. Bd. 36, S. 08 1.
1) Auf Grund von Erfahrungen im St. Thomas Hospital in London
und an der Berner chirurgischen Klinik nimmt L. an, dass i’atellar
rcfrakturen ungleich häutiger sind als Refraktoren irgend eines anderen
Knochens. Die Zeit zwischen der ersten Fraktur und der Refraktur variirt
sehr, je nach der Bchaudlungsweise. Das Maximum der Refrakturen nach
der Naht ist im 6. Monat, nach Massage nach 4 Jahren. Wirkliche Re-
frakturen treten im ganzen nur ein nach conservativer Behandlung und
werden sich bei dieser Behandlung kaum ausmerzen lassen. Refrakturen
nach Knocheunaht sind in der grössten Mehrzahl der Fälle keine eigent-
lichen Refrakturen, sondern ein Auscinandcrgchen der noch nicht knöchern
geheilten primären Fraktur durch zu frühes Bewegen. Diese uneigent-
lichen Refrakturen nach Knochennaht werden sich durch weitere ver-
besserte Behandlungsweise (längere Fixation in Streckstrellung und vor
sichtigere Bewegungen, Geduld in der Rückkehr der freien Bewegungen
des Gelenkes und eventuelles Tragen eines Apparates auf ca. 1 Jahr) ver-
meiden lassen. Bei den wirklichen Refrakturen (nach conservativer Be-
handlung) sitzt der Bruch gewöhnlich im grösseren oberen Fragment.
2) Nach Tu. ’s Bericht wurden im allgemeinen Krankenhause seit
mehreren Jahren sämmtliche zur Behandlung kommende Patellarfrakturen
nach Freilegung der Bruchstelle und Eröffnung des Gelenks genäht. Zur
Fixirung der Fragmente genügten gewöhnlich zwei Nähte. Als Naht-
material verwendete mau durchweg Silberdraht. Zuweilen fanden sich ein
oder beide querfrakturirte Fragmente noch in zwei oder mehrere Bruch-
stücke zersprengt, sodass neben der Querfraktur noch Längsfrakturen vor-
handen waren, ln solchen Fällen erzielt man die Vereinigung der Längs-
fraktur io der Weise, dass man nach Adaptirung der Querfraktur durch
Silberdrähte, die zu beiden Seiten der Längsfraktur angelegt wurden, diese
Nähte mit einem starken Seidenfaden umschlang und durch Anziehen des-
selben die Fragmente zur Adaption brachte. Risse im seitlichen Streck-
apparat wurden durch Seidenknopfnähte vereinigt. Darüber wurde die
Hautwunde vollständig und ohne Drainage geschlossen. Auf die Nach-
behandlung wurde ganz besondere Sorgfalt verwandt. Nach dem ersten
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No. 9.
Haasi.kk. — Scott und Lk Coi tk
1 49
Verbandwechsel, 8 Tage nach der Operation, und der Entfernung der Nähte
wurde zur Fixiruug des Beines eine dorsale Gypshanfschiene mit in die
Schiene selbst eingefügten Suspensionsringen angelegt. Diese wurde anfangs
2 — 3 mal wöchentlich abgenommen; die Streckenmuskulatur wurde dabei
massirt. Nach 4 Wochen liess man den Patienten mit einem das Knie
fixireiiden Verband, gewöhnlich mit einem bis zur Grenze des mittleren
und oberen Drittels des Oberschenkels reichenden abnehmbaren Wasserglas-
stiefel aufstehen unter täglich fortgesetzter Massage der Muskulatur des
verletzten Beines. Nach weiteren 2 Wochen blieb jeder fixirende Ver-
band fort.
Th. ’s Material erstreckt sich auf 0 Fälle an 6 Patienten Ein Kranker
kam zwei Monate nach seiner Entlassung nach einem Fall auf die geheilte
Patella wieder. Es fand sich eine Refraktor in der früheren queren Bruch-
linie. Die ehemalige Längsfraktur im »bereu Fragment war fest geblieben.
In allen Fällen war der Heilverlauf reaktionslos. Das operative Resultat,
vor der Entlassung stets durch Röntgenaufnahmen controllirt, war in allen
Fällen knöcherne Consolidation.
Auch die funktionellen Resultate waren durchwegs günstige. Mit Aus-
nahme eines Patienten, von dem keine Nachrichten zu erhalten waren,
konnten alle Patienten berichten, dass sie ihren früheren Beruf wieder
aufgenommen haben. Joachimsthal.
Hausier. Lieber Darmstenose. Arcli. f. klin. Chir. Bd. 71, 3.
Die häufigste Form der temporären Darmstenosc ist die traumatische
und zwar die durch Operation (termino-terminalc Darmvereinigung) be-
dingte. Im Gegensatz zu den chronischen, durch Carciuom oder Tuber-
kulose bewirkten, bessert sich diese Stenose häutig spontan: die inneren
Schichten des Darmlumens schrumpfen, die äusseren wuchern in der Richtung
der Peristaltik neues Gewebe bildend. Solche temporäre Stenosen beob-
achtet mau nach Reposition eingeklemmter Hernien oder nach L’ebernähung
des Schnürringes, endlich kommen sic bei Imagination zur Beobachtung;
für letztere giebt H. einige instruktive Abbildungen. Dagegen kommt es
bei multiplen Stenosen oft nicht zum Ausgleich des Lumens, auch wenn
es sich um relativ gutartige (Lues,) handelt. Die schwere Störung der
motorischen Funktion bedingt die Verschlimmerung. Stenosen zweifel-
haften Ursprungs werden zumeist der tuberkulösen Aetiologie zuzuzählen
sein. Unger.
Scott and Le Coute, Medical and sttrgical considerations in Pyopericarditis,
with report of cases. The americ. journ. of med. Sciences 1904, Sept.
Verff. stellen für Diagnose und Behandlung des Pyopericard eine Reihe
von Sätzen auf, von denen folgende die wichtigsten: Bei Krankheiten mit
hoher Temperatur wird durch die Anwesenheit des Pyopericards die Tem-
peratur herabgesetzt, Puls uud Atemzahl dagegen erhöht. Nach gestellter
Diagnose ist die einzige Behandlung Incision und gründliche. Drainage.
Probepunktion kann mit Sicherheit gemacht werden und ist entscheidend
für die Diagnose. Die Punktion soll mit einer feinen Nadel im 4. oder
5. Intercostalranm dicht am Sternum gemacht werden. Die Beziehungen
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150 Tiiiks. — LkViKsuuK. Koliii.i. No. !).
zwischen Pleura und vorderer Thoraswand werden durch die Ausdehnung
des Pericard nicht verändert. Meist ist der über dem Pericard liegende
Pleuraraum obliterirt. Lokalanästhesie ist meist vorzuziehen. Robert's
Osteoplastik ist der Excision von Kippenknorpeln vorzuziehen.
Philipsthal.
J. Tliies, Wird die Giftigkeit des Cocain durch Combination mit Adrenalin
herabgesetzt? Deutsche Zeitschr. f. Oliir. 74. Bd., 5. — G. H., S. 434.
Durch Tierversuche stellte T. fest, dass die Giftigkeit des Cocains
durch Adrenalin nicht absolut herabgesetzt wird. Wird das Adrenalin vor
dem Cocain injicirt, so treten die Vcrgiftungssyinptomo später auf und
kommen nicht so zur Geltung Das liegt an der die Resorption verlang-
samenden Wirkung des Adrenalin, indem dauernd dem Kreislauf uur kleine
Dosen zugeführt, das cirkulireude Gift verdünnt und ausgeschieden oder
zerstört wird. Sollte eine Verlangsamung der Ausscheidung durch Adrenalin-
wirkung, wie sie für Milchzucker nachgewiesen wurde, auch für Cocain
bestehen, so dürfte die experimentell von T. gefundene stärkere Gift-
wirkung eines Cocain-Adrenalin-Gemisches hierdurch erklärt sein. — T.
verwahrt sich schliesslich ausdrücklich dagegen, dass zu weitgehende
Schlüsse aus seinen Mitteilungen auf die Anwendung des Cocain-Adrenalin-
Gemisches in der Praxis gezogen werden, da im Gegensatz zn seinen mehr
theoretischen Ergebnissen bereits bedeutende Erfolge durch Lumbalanästhesie
mit Cocain-Adrcnalin erzielt wurden. Peltesohn.
G. I.eviiisohn, Ueber Lidreflexe, v. Graefe’s Arcli. f. Ophthalm. Bd. L1X,
H. 3, S 381.
Die Centren des Lidschlussreflexes sind ein cortikales und ein sab-
cortikales. Betreffs des cortikalen ergab sich, dass beiin Kaninchen und
der Taube nach Exstirpation der ganzen Hemisphäre der Reflex der ent-
gegengesetzten Seite herabgesetzt war. Beim Hund und Affen, bei welchen
eine genauere Lokalisation möglich ist, liegt das Reflexcentrum in der
H Munk'schcn Augenfühlsphäre (ebenfalls auf der entgegengesetzten Seite).
Die im Versagen des Reflexes auf feine Berührung sich zeigende Herab-
setzung schwindet wieder mit der Zeit.
Das subcnrtikale Centrum vermittelt den Lidschluss auf kräftigere
Berührung und liegt beim Kaninchen in den hinteren Schichten der Brücke
oder in den vorderen Teilen der Medulla und zwar auf der nämlichen
Seite wie der von ihm ausgelöste Lidschluss.
Der Bliuzelreflex auf Belichtung ist beim Kaninchen und der Taube
ebenfalls subcortikaler Natur; bei ersterein gellt der centripetale Weg
durch das Corpus geniciilatuni exteruum bis in die Nähe des Facialiskerns.
G. Abelsdorff.
Kochel, Durch Operation geheilter Fall von otitischem Schläfenlappen-
abscess. Med. Corresp.-Bl. d, Württemb. ärztl. Landcsvereins 1004, No. 31
u. Verhandl. d. Deutschen otol. Ges., 20 /21. Mai 1904.
K.'s Fall ist dadurch von Iiitcrcssc, dass bei vollständigem Coma der
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SO. 9. F] A HMCKSCHI, AG. — ThEVKMOT. RuCKKBT. — V A>» 1 KEMIKIKillK. 151
S
Patientin («jähriges Mädchen) operirt wurde, der Durchbruch in den
Ventrikel zweifellos bevorstand und trotzdem völlige Heilung ohne
Funktionsstörung eintrat. Schwabach.
Hammcrschlag. Zur Kenntnis der hereditär-degenerativen Taubstummheit.
II. Ueber die Beziehung zwischen hereditär degenerativer Taubstummheit
und der Consanguinität der Rrzeuger. Zeitschr. f. Ohrenheilk. 47. Bd.,
S. 147 u. 381.
Auf Grund statistischer Untersuchungen kommt Verf. bezüglich des
ätiologischen Zusammenhangs zwischen congenitaler Taubheit und Bluts-
verwandtschaft der Kltern zu dem Schluss, dass die letztere die Entstehung
der ersteren begünstige und zwar werde der Beweis für diesen Zusammen-
hang im Wesentlichen durch die Multiplicität des Auftretens der heredi-
tären Taubheit erbracht. Schwabach.
1) Thevenot, L'Actinomycose de l’amygdale. Gaz. des böp. 1904, No. 110.
2) Huckert, Ueber Knochen- und Knorpelbefunde in den Tonsillen. Virchow's
Arch. Bd. 177, H. 3.
1) Da die Mandel verhältnismässig selten die Kingangspforte für die
Aktinomykose des Menschen ist, teilt Verf. einen Fall aus Poncet’s Klinik
mit. Er betrifft einen 44jährigen gesunden Landmann, der vor etwa
0 Monaten eine rechtsseitige Mandelentzündung Überstand, die in Eiterung
überging; gleichzeitig zeigte sich unterhalb des rechten Kieferwinkels eine
indolente Anschwellung, auf der sich einige Pusteln erhoben, aus denen
sich kleine gelbliche Körner entleerten, die der Kranke den Eiern der
Seidenwürmer verglich. Er hatte niemals Trismus. Schlechte Zähne. Der
Arzt stellte die richtige Diagnose, die in der Klinik bestätigt wurde, zumal
sich auch die brettharte Induration äusserlich fand und die Untersuchung
des Eiters den Pilz ergab. Nach Incision und Einleitung einer Jodbehand-
lung wurde der Kranke entlassen. Als er sich wieder vorstellte war
wesentliche Besserung eingetreten. An der Mandel selbst konnte nichts
Krankhaftes gefunden werden.
2) Die Untersuchungen R.’s ergaben, 'dass der Kuochen in den Ton-
sillen nicht, wie Lubarsch meint, aus metaplastisch aus Narbengewebe
hervorgegangenem Knorpel zu erklären sei, soudern sich auf dem Boden
von Rudimenten des zweiten Schlundknorpels entwickele.
W. Lnblinski
P. Vausteenberghe, Procede de Conservation du virus rabique :t l’etat sec.
Compt. rend. de Soc. de Biol. 1003, No. 37.
Während das Wutvirus durch langsames Eintrocknen unter Gegenwart
des Luftsanerstoffs in kurzer Zeit stark abgeschwächt wird, so dass das
Rückenmark von Kaninchen, die an der fixen Wut gestorben sind, uach-
deni es 0 bis 7 Tage trockner Luft ausgesetzt ist, völlig unwirksam ist,
konnte V. durch schnelles Trockneu- über Schwefelsäure im luftleeren
Raume und unter Lichtabschluss innerhalb 24 Stunden ein Trockenpräparat
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152
MluNI. — Hl, kt.
No. 5).
herstcllen, das sicli danach beim Aufbewahren ohne besondere Vorsichts-
maassregeln während vieler Monate nicht mehr veränderte. Dieser Befund
ist für die Wutbehandlung, welche bisher darunter litt, dass die Vaccins
dauernd frisch hergestellt werden mussten, von hoher Bedeutung.
H. Bi sch off.
(J. Mioni, Le döveloppement de rhemolysine dans lesangsorti des vaisseaux.
Compt. rend. de la Soc. de Biol. 1003, No. 37.
Um festzustellen, ob das in den Adern fliessende Blut bereits hämo-
lytische Eigenschaften hat, oder ob die Annahme von Metschnikoff, dass
sich diese Substanzen erst ausserhalb des Körpers bilden, zu Recht besteht,
hat M. Blutplasma, welches er gewann durch Centrifugiren des reinen
oder des mit Kluornatrium versetzten Blutes, und Blutserum, das durch
Centrifugiren, nachdem das Blut zuvor geschlagen war, hergestellt wurde,
vom Kinde und Pferd auf gewaschene rote Blutkörperchen von Meer-
schweinchen einwirkeu lassen. Wurde das Plasma unmittelbar nach der
Blutentnahme hergestellt, so war es frei von Hämolysinen. Das Plasma
des cirjculirenden Blutes enthält den Immunkörper, die Substance sensi-
bilicatrice des Hämolysins, aber es fehlt das Complement, das häino-
lysirende Alexin, das erst ausserhalb des Gefässes gebildet wird. Diese
Bildung durch die zeitigen Elemente erfolgt nach und nach, sie gebt
schneller vor sich, wenn das Blut geschlagen war. Das Plasma des Fluor-
natriuinblutes vom Rinde enthält selbst 1 Stunde nach der Entnahme noch
nicht alles Hämolysin, während im Pferdeblute die Bildung schneller vor
sich geht. Der Eluornatriumzusatz in einer Concentration von 3 pro Mille
scheint ohne Einfluss auf die Geschwindigkeit der Alexinbildung zu sein.
H. Bischoff.
E. Hokc, Z ur Frage der Ausscheidung von Typhusbacillen und Typhus-
agglutiniuen durch diu Milch typhuskranker Wöchnerinnen. Centralbl.
f. inn. Med. 1004. No. 15.
H. konnte in der Milch einer typhuskranken Wöchnerin, obwohl au
diesem läge in dem Blute Bacillen nachweisbar waren und ein intensives
Roseolaexanthem eine Verbreitung der Bacillen durch den ganzen Körper
annehmen liess, Typhusbacillen nicht nachweisen. Er schliesst daraus und
aus den Experimenten von Bach und Wei.EMINSKY, welche bei ihren aus-
gedehnten Versuchen über die Ausscheidung von Mikroorganismen durch
die tätige Milchdrüse Tvphusbacillen wohl im Blute der inficirten Versuchs-
tiere, niemals aber in der Milch nachwiesen, dass die Milch typhuskranker
Wöchnerinnen stets frei von Typhusbacillen ist. Dieser Schluss dürfte zu
weitgehend sein; zumal wenn inan bedenkt, dass auch mit dem Urin nur
bei einer Zahl der Krankeu und auch bei diesen nicht constant Bacillen
ausgeschieden werden, wird eine derartige Verallgemeinerung eines Falles
als nicht zulässig zu bezeichnen sein. Die Prüfung auf Typhusagglutinine
in der Milch fiel positiv aus. H. Bischoff.
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No. !).
WlMKLKM. — J*<(UKT.
153
F. Winkler, Ueber die Einwirkung tberroischer Hautreize auf die Herz-
arbeit und auf die Atmung. Zeitschr. f. k I in. Med. 54. Ild., S. 01.
Uni die Wirkung von Heisswasserproceduren auf die Herzarbeit fest-
zustellen, beobachtete W. das Verhalten des Blutdrucks in der Garotis und
irn linken Vorhofe bei inittelgrossen Hunden, deren untere Körperpartien
rasch mit heissem Wasser übergossen und sofort abgetrocknet wurden.
Dabei wurde auch die Beeinflussung der Atmung beobachtet, und es zeigto
sich, das zunächst, mit einer forcirtcn Exspiration beginnend, beschleunigte
und vertiefte Atembewegungen aufireten, die aber nach kurzer Dauer einem
normalen Atmungstypus wieder Platz machen; bei narkotisirten Tieren
kommt es zu einer schuell vorübergehenden Dyspnoe. Was die Wirkung
auf den Blutdruck anlangt, so sieht man unmittelbar nach Aufgiessen
heisseu Wassers den Druck ansteigen, bald darauf aber zur Norm und unter
dieselbe sinken; bei tief Chloroform irten Tieren ist die Steigerung nur
gering. Die Untersuchungen des Carotisdrucks und Drucks des linken
Vorhofs an curarisirten Hunden ergaben zu Beginn eine starke Steigerung
des Carotisdrucks und eine geringe Erhebung des Vorhofdrucks; dann folgt
ein Abfall, dann ein wiederholtes Steigen und Fallen, bis endlich der Druck
unter das Anfangsniveau sinkt. Der thermische Heiz führt also zu einem
labilen Herzzustand, daher ist bei Herzen, die von vornherein labil sind,
Vorsicht geboten. Weitere Untersuchungen beziehen sich auf wechsel-
warme Proceduren (schottische Douchen u. dergl.); es zeigt sich, dass die
Herzarbeit durch diese verschlechtert wird. Uebertriigt man die Erfahrungen
des Tierexperiments auf den Menschen, so erscheinen Heisswasserproceduren
überall da contraindicirt, wo im kleinen Kreislauf leicht Stauungen ent-
stehen können, und der Druck im linken Vorhof steigen kann, also bei
Klappenfehlern, Coronarsklero.se, cardialem Asthma. Aneurysmen, Neigungen
zu Hämoptoe u. dergl. K. Kronthal.
A. Jaqiiet, Die wirksamen Bestandteile des Extractum Filicis maris und
ihre therapeutische Verwendung. Therap. Monatsh. 1904, Aug.
Bei der bekannten Unglcichmässigkeit des Farnwurzelextraktes sind
wiederholt Versuche gemacht worden, die wir kamen Bestandteile des Mittels
rein darzustellen, doch haben die Versuche bisher zu keinem befriedigenden
Resultat geführt. J. berichtet nun über neue derartige Versuche, die von
Kraft ausgeführt wurden; es gelang diesem, u. A. folgende Körper zu
isoliren: Filixsäure, die zu 3,5 pCt., Flavaspidsiiure und Albaspidin, die
zu 0,1 pCt., uud eine amorphe Säure, Filmaron genannt, die zu 5 pCt. in
dem Extrakt enthalten sind. Filmamn ist ein strohgelbes, amorphes
Pulver mit einem Schmelzpunkt von ca. 00°, leicht löslich in Aceton,
Chloroform uud Aether, schwer löslich in Alkohol und unlöslich in Wasser;
es ist in Lösung bei höherer Temperatur leicht zersetzlicli, dagegen in
trockenem Zustande vollkommen beständig. Tierversuche zeigten Ver-
giftungserscheinungeu, die fast vollständig mit dem Bilde der Filixsäure-
vergiftung überei nstiuimten. Die anthelminthische Wirksamkeit des Fil-
marons wurde an 38 mit Taenia saginata behafteten Kranken versucht.
Das Mittel wurde in einer Dosis von 0,5 — 1.0, durchschnittlich 0,7 g, in
r
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154
KkUKL. — SuMMKRt-El.O Ulld ItoKUKB. — Cil.AESSNKB.
No. !».
1 — 2 g Oliloroforra und 20 — 30 g Ricinusöl gelöst, gegeben; eiue Stande
später erhielten die Pat. 1 — 2 Esslöffel Ricinusöl. Unangenehme Neben-
wirkungen wurden, abgesehen von leichten Störungen, nicht beobachtet.
Der Wurm ging 2Bmal mit Kopf ab. 6 mal war es zweifelhaft, ob der
Kopf mit abgegaugen war, ein Misserfolg war 4 mal zu verzeichnen; doch
handelte es sich bei den Misserfolgen 3 mal um Kinder, bei denen die
Dosis wahrscheinlich zu niedrig gewählt war. Im Ganzen war das Resultat
also ein recht günstiges. Was die übrigen oben erwähnten Bestandteile
des Farnwurzelextrakts betrifft, so war zwar auch eine deutliche anthelmin-
thische Wirkung festzustellen, doch erwies sich Filixsäure als ziemlich
unzuverlässig. K. Kronthal.
K. Engel, Zur Casuistik des Kxsudatum pleuriticum pulsans und Ex-
sudatum pleuriticum adiposum. Deutsche med. Wochenschr. 1904, No. 61.
Die beiden relativ seltenen, in der Ueberschrift erwähnten Eigen-
schaften pleuritischer Exsudate fanden sich in dem vom Vcrf. mitgeteilteu
Falle vereint vor. Das Exsudat war, wie in der grossen Mehrzahl der
Fälle von Pulsation, ein linksseitiges und reichliches (über 7 Liter); es
war ferner blut- und fetthaltig. Ein Chylothorax war aus anatomischen
und chemischen Gründen auszuschliesseu, und Verf. ist der Ansicht, dass
der Fettgehalt des Exsudates durch fettigen Zerfall von morphologischen
Elementen entstanden sei. L. Perl.
I*. Sommerfeld und H. Reeder, L’eber das physikalische Verhalten von
Lösungen im menschlichen Magen. Berl. klin. Wochenschr. 1904, No. 50.
Versuche mit hypotonischen, isotonischen und hypertonischen Lösungen
im Magen ergaben, dass jede in das genannte Organ ohne Mitwirkung des
Speichelsekretes eingeführte Lösung ihre molekulare Conceutration ver-
ändert. Und zwar in der Weise, dass sich blutisotouischc und hypertonische
Lösungen verdünnen, während im Gegenteil blulhypotouische sich ver-
dichten. Was die hypertonischen Lösungen anlangt, so wird von ihneu
nach mehr als einstündigem Verweilen im Magen ein Wert erreicht,
welcher noch über dem Gefrierpunkt des Blutes liegt. Solche Lösungen
verlassen also den Magen im hypertonischen Zustande. Eine Vermehrung
der Flüssigkeit im Magen konnte nicht festgestellt werden.
Carl Rosenthai.
K. Glaossner, Tryptophanreaktion und Magencarcinom. Berl. klin. Wochen-
schrift 1903, No. 20.
Der Umstand, dass das Tryptophan (Protninochromogen) bei der Pepsin-
verdauung auftreten kann, bewog G.. den Mageninhalt von Personen mit
gesunden und kranken Mägen nach Darreichung von Eiweiss auf die ge-
nannte Reaktion hin zu prüfen. Es ergab sich bei diesen Prüfungen, dass
die Tryptophanreaktion im Mageninhalt gesunder Menschen nicht auftrat
und ebensowenig in den meisten Fällen von pathologischen Zuständen der
Magenmucosa. Dagegen wurde sie bei saurem Katarrh des Magens einmal,
bei Ulcus ventriculi mit starker Hyperclilorhydrie zweimal und bei Carciuout
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No. y.
I.unz. — Rivikrü. — Mktzokk.
155
auf dem Boden eines Ulcus mit starkem Salzsfturegehalt einmal atigc-
troffen. Weitere Versuche, in denen ein Stück Krebsgewebe dem Magen-
saft normaler Personen bei Bruttemperatur beigefügt wurde, ergaben nach
einigen Stunden typische Tryptophanreaktion, als Zeichen einer vielleicht
infolge autolytischer Vorgänge eingetretenen Spaltung der Eiweisskörper. Hin-
zufügung normalen Gewebes zum Magensaft ergab niemals die Tryptophan-
reaktion. Dagegen gelang es nicht, oder doch nur ein einziges Mal. die
genannte Reaktion zu erzeugen, wenn Magensaft oder Mageninhalt eines
carcinomatösen Magens mit normalem Magensaft oder Pepsinsalzsäure
digerirt wurde. Carl Rosenthal.
R. Lun/., Ein Fall von Gichterkrankung bei einem 7jährigen Kinde.
Deutsche med. Wochenschr. 1904, No. 33.
7 Jähriger jüdischer Knabe, der seit mehreren — angeblich t j*/s —
Jahren an typischen Gichtanfällen der Hände leidet. Bisher sollen nur
H Fälle von Gicht im Kindesalter publicirt worden sein.
Stadth agen.
CI. Ri viere, The anaemias of infancy. The Lancet 1903, S. 1419.
Verf. teilt eine Anzahl Fälle von schwerer chronischer Anämie im
Kindesalter mit und kommt zu folgenden Schlusssätzen: Jede Anämie im
Kindesalter, die schwer genug ist, kann Anlass werden zur Entstehung des
als Anaemia splenica infantum und Anaemia pseudoleucaemica infantum
Jakschii beschriebenen Symptoniencomplexes. V. JaKsch hat eine Trennung
dieser beiden Formen der Anämie versucht, indem er als Unterscheidungs-
merkmale angab, dass bei der ersteren die Zahl der Leukocyten geringer
ist, dass die Leukocyten sich nicht progressiv vermehren und dass ausge-
sprochene Rachitis vorhanden ist. Beide Zustände sind aber keine speei-
fischen Blutkrankheiten, sondern repräsentiren nur verschiedene Stadien
einer schweren Anämie. Die häufigste Ursache schwerer Anämien im
Kindesalter sind Gastrointestinalerkrankungen mit ihrer Toxinbildung, sei
es dass die Toxine durch Mikroorganismen oder .bei der Verdauung ent-
stehen. Leucaeroia infantum ist ebenfalls keine besondere Krankheit,
sondern nur ein weiter vorgeschrittenes Stadium der Anämie, also nur
quantitativ nicht qualitativ von den anderen schweren Anämien verschieden.
Stadthagen.
Metzger. Zur Gasuistik des menstruellen Ikterus. Zeitschr. f. k I in. Med.
1904, 53. Bd., S. 149.
Es handelt sieb um das Auftreten eines Ikterus bei einer gesunden,
im klimakterischen Alter befindlichen Frau regelmässig kurz vor Beginn
oder während der Menstruation. Der Zusammenhang ist wohl so zu deuten,
dass ebenso wie andere nervöse Symptome während der Menses auftreten
können, auch hier reflektorisch eine Gontraktion der Gallengänge zu stände
kommt, welche daun ihrerseits zu Ikterus führt. (N.B. ! SENATpR hat für
einen ähnlichen Fall Hyperämie der Leber angenommen, welche eine
Schwellung der Gallengänge und Stauung der Galle verursacht.)
Scbaefer.
r
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l*>fi 1.11 TEN U. MiC'IAKI.IS. — lluUOVKIlNIU. — l'UTMAM II. KaAUHB. No. 9.
Litten und Michaelis, Zur Theorie der perniciösen Anämie. Fortschr. d.
Med. 1004, No. 3(1.
Seitdem durch BoRDBT und Ehrlich eine Form von Blntgiften in
Gestalt der speeifischen Hämolysine bekannt geworden ist, hat man ver-
sucht, auch die perniciöse Anämie auf solche zurückzuführen. Maraoua.NO
beispielsweise will in dem Serum perniciös Anämischer ein Hämolysin
nachgewiesen haben, das die Blutkörperchen des Patienten selbst im
Reagensglase auflöst. Verff. prüften diese Angaben nach, auch mit Hülfe
der I.ANDSTEIN ERschen Kältemethode, konnten jedoch an dem Serum
perniciös Anämischer weder die eigenen, noch fremde Blutkörperchen
lösende Eigenschaften finden. Dagegen wirkten die untersuchten Sera
auf die Blutkörperchen mancher Individuen stark agglutinirend, was jedoch
durchaus nicht für das Serum gerade der perniciös Anämischeu charak-
teristisch ist. Jedenfalls liess sich kein Anhaltspunkt dafür gewinnen,
dass das bei der perniciösen Anämie supponirte Blutgilt ein complexes
Hämolysin im Bordet- EiiRLiCH’schen Sinne sei. Alkan.
('. Iludovernig. Beitrag zur pathologischen Anatomie der Chorea minor.
Arch. f. Psych. u. Nervenkrank!). 37. Bd. (1).
Ein lGjähriges Mädchen erkrankte an Polyarthritis und einige Monate
darauf an schwerer Chorea mit psychischen Erscheinungen und tötlicbem
Ausgang. Die Sektion erwies im ganzen Körper Hämorrhagien wohl in-
folge der durch die Kohlensäureintoxikatiou bedingten letalen Couvulsiouen.
Die bakteriologische Untersuchung ergab ein negatives Resultat. Es fanden
sich am Gehirn mässige Veränderung der Blutgefässe mit partieller Ver-
dickung der Gefässwand; ferner Neubildung von Gefässen und Rundzellen-
iufiltratiou, besonders in Pons und Med. oblongat., Auftreten von kugeligen,
colloiden Gebilden in der Nähe der GefSsse; Ependvmitis, Leptomeningitis,
leichteren Grades, körniger Zerfall der Nervenzellen und besonders der
Pyramidenzellen in der Hirnrinde. — Die Chorea muss nach H. als eine
infektiöse Krankheit hämatogenen Ursprungs angesehen werden; in leichteren
Fällen bestehen nutritive Störungen, in schwereren Veränderungen der Blut-
gefässe mit Ablagerung von Colloidkörperchen. Die choreatischen Be-
wegungen sind Ausdruck einer direkten oder indirekten Reizung der
Pyramidenbahn an irgend einer Stelle ihres Verlaufs. S. Kalischer.
.1. W. Putiuim and W. C. Krauss, Sarcoma of the third cervical segmout.
Operation. Removal. Continued improvement. Americ. journ. of the
med. Sciences 1903, Januarv.
Eine 4&jährige Frau erkrankte im Herbst 1900 mit Nacken- und
Hinterhauptschmerzen; dieselben traten in Anfällen mit grosser Intensität
auf. Dazu gesellten sich der Reihe nach Schwierigkeiten bei Entleerung
des Darms und der Blase, Taubheitsgefühl und Schwäche im liukeu Arm
und Hand, einige Zeit darauf auch in der rechten, dazu traten Parästhesien
und Schwäche der Beine. April 1902 zeigte sie gesteigerte Patellarreflexe.
Fusscionus, Decubitus über dem Kreuzbein, Insufficienz der Spliiuktcren,
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No. 9, Sath.kk. — Saint»« und Cahtaicmk. — Hixkn. 157
völlige Anästhesie des Körpers von der Höhe der Schlüsselbeine abwärts,
Parese des linken Arms und Heins; die Diagnose wurde auf einen Tumor
des dritten Rückenraarkssegmentus gestellt. Die Operation wurde vorge-
nonimen und ein subdural sitzender kleiner Tumor (Sarkom) von 2 Zoll
Lauge entfernt. Rs ging der Kranken die zehn Wochen nach der Operation
gut, insofern als die Heilung glatt war; es stellten sich einzelne Punk-
tionen nieder her, doch bot diu Kranke kurz nach der Operation das Bild
der Brown-Seqnard'schen Lähmung (Kmpfiudungslosigkeit der rechten und
Bewegungslosigkeit der linken Körperhälfte). Die Schmerzen blieben ganz
aus, die Sphinktereu wie auch die oben genannten Kmpfindungs- und Be-
wegungsstörungen besserten sich langsam. Es ist dieser Fall durch die
Lage des Tumors (obere Cervikalregion) besonders ausgezeichnet.
S. Kalischer.
M. Sattler, Z wei Fälle von Mal perforant du pied nach Durchtrennung
des Nervus ischiadicus als Spätfolge dieser Verletzung. Wiener klin.
Rundschau 1903, No. 13.
ln beiden Fällen handelte es sich um Durchtrennungeu des N. ischia-
dictts mit sofort cinsetzenden schweren Lähmungen. Beide Male gingen
die Lähmungserscheiniingen von selbst im Laufe der Zeit zurück, während
sensible und ttophische Störungen unter diesen — Mal perforant — ztirück-
blieben. M. Brasch.
P. Saintou et J. t'astaigne, Coexistence de 1a cirrhose alcoolique et de
nevrites peripheriques. Arch. gener. de med. 1904, No 39.
Zunächst weisen Verff. nach, dass das Zusammenvorkommen von
Lebercirrhose und nervösen Störungen infolge von Alkoholmissbrauch sich
häufiger findet. Rs existiren darüber sowohl Mitteilungen in der Litteratur,
wie auch haben sie selbst dahingehende Beobachtungen gemacht. Rs ist
aber nicht die atrophische Lebercirrhose, sondern die sogenannte Cirrhose
grnisseuse, welche sich mit der alkoholischen Polyneuritis am häufigsten
verbindet. Ist dies der Fall, so zeichnen sich, wie Verff. meinen, die
Polyneuritiden dadurch aus, dass neben den unteren auch die oberen Rx-
tremitäten esgriffen sind, dass Blasenstörungen Vorkommen und dass
psychische Störungen sich auffallend häufig und intensiv zeigen. (? Ref).
Störungen in der Leberfunktion sind die Ursachen dieser Verhältnisse; bei
Erkrankungen der Leber kann ihre Funktion, schädliche Stoffwechsel-
produkte zu vernichten und speciell den Alkohol timzusetzen, nicht mehr
zur Geltung kommen, weshalb derselbe mit um so grösserer Rnergie und
bedeutenderem Rffekt das Nervensystem schädigt. Bernhardt.
Rixen, Neuronal bei Rpilepsie. Münch, med. Wocbenschr. 1904, No. 48.
Das Neuronal ist bei epileptischen Rrregungs- und Verwirrtheits-
zuständen ein wirksames Beruhigungs- und Schlafmittel; meist genügen
1— 2 g zur Beruhigung, bei grosser Rrregung und motorischer Unruhe wird
in der Regel durch 3 — 4 g pro die Rrfolg erzielt. Insbesondere wirkt
Neuronal günstig auf die nach epileptischen Anfällen auftretenden heftigen
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158
I'lCK Ullll AsAHI. Kolli miiammkk. Kotiik.
No. !».
Kopfschmerzen, sowie auf nervöse Meostruationsbesch werden. Unangenehme
Nebenwirkungen kamen bisher nicht zur Beobachtung. (Chemisch wird
das Mittel als Bromdiäthylacetamid bezeichnet werden können.)
Schaefer.
1) F. 4. Piek und K. Asnhi, Zur Eosin-Licht-Behandlnng. Vorläufige
Mitteilung. (Aus der dermatol. Universitätsklinik in Prag.) Berl. klin.
Wochenschr. 1904, No. 37.
2) Forehhaniiner, Eine klinische Mitteilung über Lichtbehandlung nach
Sensibilisation. (Aus Finses’s med. Lichtinstitut in Kopenhagen.) Deutsche
med. Wochensclir. 1904, No. 38.
3) R. Kotlie, Ueber den Einfluss photodynamischer Substanzen auf die
Wirkung der Röntgenstrahlen. (Aus dem St. Johanneshospital in Bonn.)
Ebenda.
1) Verff. haben nach der Methode von Tappeiner und Jksionek
(('bl. 1904, S. 335) 12 Fälle von Lupus, je 1 Fall von Tuberculosis cutis
verrucosa und Ulcus rodens, 5 Trichophytien und 3 Scrophulodermen be-
handelt. Die kranken Partien wurden des Morgens ausgiebig mit einer
1 proc. Lösung von Eosin in physiologischer Kochsalzlösung bepinselt, dann
tagsüber zur Verhütung der Eintrocknung öfters mit Kochsalzlösung ange-
feuchtet und soviel wie möglich dem Sonnenlicht exponirt; über Nacht
wurde ein indifferenter Salbenverband angelegt. Die Resultate waren bei
allen genannten Krankheiten sehr erfreuliche. Beim Lupus bildeten sich
die entzündlichen Infiltrate zurück und die Vernarbungsprocesse machten
rasche Fortschritte; die Trichophytien heilteu in wenigen Tagen.
2) Die Versuche wurden zunächst in 350 Sitzungen bei 23 Lupösen
genau nach den Anweisungen von Dreyer vorgenommen; kutane oder
subkutane Einspritzung einer 1 pro. Lösung von Erythrosin in physiologi-
scher Kochsalzlösung und 4 — H Stunden später 15—20 Minuten dauernde
Belichtung mit der Finsen-Lampe. Die Behandlung ist fast immer von
starken, erst bei Beginn der Lichtwirkung auftretenden Schmerzen be-
gleitet, die Reaktion eine äusserst intensive, das therapeutische Resultat
aber steht damit gar nicht im Einklang und bleibt hinter dem der ein-
fachen Lichtbehandlung ohne Sensibilisation entschieden zurück; zudem
hiuterlässt das Verfahren oft für lange Zeit unangenehme Infiltrationen. —
Versuche, Schleimhautlupus der Nase durch Belichtung von aussen nach
Einführung eines mit Erythrosinlösung getränkten Tampons in die Nase
zu behandeln, fielen wenig ermutigend aus. Auch die mannigfachen Be-
mühungen, die Dreyer'sche Methode durch Modifikationen (insbesondere
Benutzung schwächerer Erythrosinlösungen und Lichtquellen, Einschaltung
von gefärbten Flüssigkeiten zwecks Ausscbliessung der chemischen Strahlen)
verwendbar zu machen, hatten ein ganz negatives Ergebnis.
3) K. suchte festzustellen, ob nicht auch die Wirkung der Röntgen-
strahlen durch vorausgeschickte subkutane Injektion von Eosinlösung
(1 : 100 — 1 : 1000) verstärkt werden könne. Es zeigte sich bei der Be-
handlung von Warzen und je eines Falles von Lupus verrucosus und
vulgaris, sowie bei Tierexperimenten, dass dies in Tat der Fall ist; die
reaktiven Erscheinungen traten früher und viel intensiver auf, als in nicht
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No.
Kuinunmi. — Booouunoi'i'. — (’zkkwknka.
159
vorbereitetem Gewebe. Verf. hofft, dass diese verstärkte Reaktion sich
namentlich bei der Behandlung maligner Geschwülste zweckmässig wird
verwerten lassen. H. Müller.
11. F ournier, Gousiderations sur i|tielques manifestations cutauees qui
peuvent accompagner les appendicites chroniques. Berl. klin. Wochen-
schrift 1904, No. 37.
Verf. hat öfter bei der unter vielgestaltigen und unbestimmten Sym-
ptomen verlaufenden chronischen Appendicitis verschiedene Hautaffektionen
(Purpura, Ekzem, Pruritus, Urticaria, Prurigo, Acne) auftreten sehen, die
durch die übliche Behandlung nicht beeinflusst wurden, dagegen unter
einer dem Darmleiden augepassten strengen, unter Umständen rein vege-
tarischen Diät rasch heilten, also wohl durch eine intestinale Autoiutoxi-
kation bervorgernfen waren. Man soll deshalb bei derartigen beständig
recidivirenden und den gewöhnlichen Mitteln hartnäckig trotzenden Hant-
leiden. für die eine andere Ursache nicht aufzufinden ist, immer auch an
den möglichen Zusammenhang mit einer versteckten Appendicitis denken.
H. Müller.
Uo£oljubofr, Die Resektion des Nebenhodens bei Tuberkulose. Arcli. f.
klin. Cbir. Bd. 74, H. 2, S. 261.
Die Resektion des Nebenhodens unter Zurücklassung des Hodens im
Körper ist nach den Ausführungen des Verf.’s in erster Reihe in den An-
faugsstadien der chronischen Hodentuberkulose indicirt. Denn diese be-
ginnt meist im Nebenhoden und bleibt längere Zeit auf denselben beschränkt.
Auch befällt die Krankheit meist jüngere Männer, für die eine Erhaltung
des Hodens wichtig ist. Der nach Entfernung des Nebenhodens zurück-
bleibende Hoden aber verfällt nicht der Atrophie, ein Umstand, aus dem
Verf. darauf schliesst, dass der Hoden wenigstens im Sinne einer inneren
Sekretion weiter funktionirt. Ausserdem trägt die Erhaltung des Hodens
zum dauernden Fortbestände der Potentia coeundi bei. Auch bei Mit-
beteiligung von Prostata und Saraenblaseu empfiehlt Verf., sofern der Hode
selbst intakt ist, die Resektion. Auf Grund einer Zusammenstellung der
l.itteratur und grösserer eigener Erfahrungen kommt er zu dem Schlüsse,
dass die Resultate der Nebenhodenresektion in Bezug auf Heilung des
Processes den Resultaten der Castration wohl kaum nachstehen und dass
die Resektion des Nebenhodens, in den entsprechenden Fällen ausgeführt,
eine ebenso radikale Operation ist wie die Gastration selbst. Aus den
zum Beweise dieser Ansicht beigebrachten Zahlenangaben sei hervorgehoben,
dass in 10 Fällen die Kranken während einer Beobachtungszeit von über
drei Jahren (im Maximum von zwölf Jahren nach Resektion der Epididymis
recidivfrei bleiben. B. Marcuse.
("zerwenku, Ist die Peritonealnaht nach vaginaler Totalexstirpation des
Uterus überflüssig? Arch. f. Gynäkol. 1004, Bd. 74, H. 1.
Den Anlass zu seiner Erörterung über die zweckmässigste Versorgung
der Wunde nach vaginaler Uterusexstirpation gab Gz. die Beobachtung
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Daniki,.
No. !).
KiO
eines Kalles, in dem es nach vaginaler Uterusexstirpation am 8. Tage zu
einem Vorfall des Netzes kam. — Wenn auch dieses Ereignis äusserst
selten eintrete» dürfte, so ist es doch immerhin nichtig genug, bei Ver-
sorgung der Schcidcnnunde einen Verschluss zu wählen, der durch kein
Accideus während der Wundheilung durchbrochen wird. — Cz. rät daher,
den Abschluss in der von KALTENBACH warm befürworteten Weise durch
Nahtverschluss des Bauchfells und Drainage der supravaginalen Bauch-
wunde (Heoar) auszuführen. Er befolgt dabei aber die Modifikation, dass
er nach genügender Evertirung der Stümpfe das hintere Peritonealblatt
ca. 2 cm oberhalb des Randes des vorderen Blattes an dieses aunäht, um
den übrigbleibenden unteren Teil des vorderen Bauchfellblattes durch Ver-
nähung mit dem Vaginalwutidraude zur Deckung der hinteren Blasenwand
benutzen zu können. Hierdurch sucht er der Blasenwand eine Stütze zu
geben, die ihr physiologischer Weise von der Cervix Uteri geboten wurde.
Ist die Serosa allerdings nicht genügend dehnbar, so muss man sich mit
der Vereinigung der beiden Peritonealblätter begnügen und zufrieden sein,
wenn der Verschluss zwischen ihnen und den in die Scheidenwundwinkel
eingenähten Stümpfen ein exakter ist. — Die Bauchhöhle wäre nur dann
zu drainiren, wenn eine gründliche Säuberung derselben nicht gelang, oder
wenn nach Lösung und Zerreissung von Adhäsionen blutende Wundflächen
Zurückbleiben. -■ Der supravaginale Wundraum wird nach der Naht des
Peritoneums mit steriler Jodoformgaze drainirt. Br. Wolff.
Daniel, Rocherches sur la cytologie du litpiide amniotiipie. Annalcs de
gynecol. et d’obstct. Aoüt 1904.
Die interessanten Untersuchungen des Verf.'s über die cytologische
Beschaffenheit des Amnioswassers führten zu den folgenden Resultaten:
1. Bei der normalen Schwangerschaft hat das Anmioswasser ein milchiges
Aussehen und eine, wie es scheint, constante cytologische Beschaffenheit;
es finden sich fast ausschliesslich epidermoidale Zellen, häufig vermischt
mit einer kleinen Zahl amniotischer Zellen. — 2. Während der Entbindung
findet sich im Ainnioswasser, ausser den gewöhnlichen epithelialen Zellen,
in 50 pCt. der Fälle eine kleine Anzahl Leukocyteu. — 3. Bei patho-
logischer Schwangerschaft (Erkrankungen der Mutter oder des Eies) con-
statirt man bedeutende Veränderungen der cytologischen Beschaffenheit.
Hydramnios, Syphilis und Albuminurie scheinen eigenartige Veränderungen
hervorzurufen. Die variable Zahl der Leukocyteu und der roten Blut-
körperchen bildet das besondere Charakteristiken der verschiedenen Flüssig-
keiten. Br. Wolff.
Druckfehler-Berichtigung.
In No. 7 des Centralbl., S. 117, Zeile 9 von unten, muss es heissen:
„Drainage4 statt Diagnose.
Einiendangeu worden an die Adresse de» Herrn Cielt. Med.-Hat Prof. Dr. M. Hern har dt (Berlin W.
PranzosUcho ßiraaae 21) oder an dio VerU^handlung (Berlin NW., Untor don Linden 68) eiboten
Vor l»|f von August II i r «c h u a I d in Berlin. — Druek von L. Schumacher in Berlin X. 24.
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sl
1 - J 1 ; »ui Schlau*«
6*Ji i*i Titel, Na-
fftid l>«ch Register.
Centralblatt
Tmli dt« Jahrganges
18 Mark ; au betielien
durch alle Bachhand*
langen u. Post&nMalteo.
für die
niedicinischen Wissenschaften.
Onter Mitwirkung von
Prof. Dr. H. Senator, Prof. Dr. E. Salkowski, Prof. Dr. P. Sohuttt, —
redigirt von
Prof. Dr. M. Bernhardt
in Berlin.
1905.
ff. IVlftrz.
O/
’V " 'Cv\
APfm J905 rl
Juliitlt: P iKKtis. Ueber Haarscheibeu. — Likheruanm, lieber pllanz
liehe Katalyse. — Moll, Umwandlung von Albumin in Globulin. — Zieler,
Ueber eine dem Carcinom nahestehende Hauterkrankung. — IIkhshkimkr und
Hall, Ueber die Entkapselung der Niere. — Robinson, Zur Nierenchirurgie. —
Murphy, Ueber Appendicitis. — Pes, Entzündung der Tbränendrüse bei Gonorrhoe.
— SraiNOEE, Entwickelung von Hämangiomen. — Kelly, Besichtigung des
Aotrum Uigbmori. — Spiebs, Ueber einseitige Posticusläbmung. — Zauooeh
Natur der Immunkörper. — Silrkbschhidt, Perlsucht- und Tuberkelbaeillen
— Rosenthal, Das Dysenterictoxin. — v. Szaboky, Ueber den Temperatur
verlauf bei Tuberkulose. — Habe, Behandlung von inneren Blutungen. — Sorgo
Einfluss der Armstellung auf den Puls. — Macclaire und Infroit, Zur Dia
gnose der Gallensteine. — Hochsinoer, Ueber den Stridor der Säuglinge. —
Reiciimann. Ueber den Einfluss der Inspiration auf den Puls. — Fauconnet.
Ueber Herzbigeminie nach Digitalisgebraucb. — Picb, Ueber sensorische Aphasie.
— Sciimi», Ueber die Lähmungen bei Meningitis cerebrospinalis. — Renon und
Geuacdel, Ueber Neuritis nach Pneumonie. — Doran, Biro, Ueber Epilepsie.
— Bauuenuel'br und Samkkth, Zwei Fälle von Facialis-Hypoglossus-Anasto-
raose. — Donath, Ueber Convergenzläbmung. — Bote«, Ueber hereditäre Lues.
— n* Am cts, Besondere Scabiesform. — Pklagatti, Mycosis fungoidis und
Leukämie. — Zuckere andi., Stocher, Baklino, Wallach, Ueber Prostata*
Operationen. — Drueli.e. Ueber Geschwürsbildungeu in der Vulva. — Richter,
Thrombose und Embolie im Wochenbett.
F. Pinkus, Ueber Hautsinnesorgane neben dem menschlichen Haar (Haar-
scheiben) und ihre vergleichend-anatomische Bedeutung. Arch. mikr.
Anat.’ 1904, Bd. 64, H. I, 8. 121.
Seine ausgedehnten vergleichend- anatomischen und histologischen Unter-
suchungen fasst P. etwa folgeudermaassen zusammen. Bei den Säugetieren
kommen an der behaarten Haut circumskripte Bezirke vor — Haarscheiben
— die aus einer Kappe eigenartig modifleirten Epithels und einer Cutis-
papille bestehen: sie .sind der Sitz besonderer Nervenendorgane. In der
menschlichen Haut sind sie fast über den ganzen Körper verbreitet und
stellen rundliche, 1 mm und darüber messende Gebilde dar, dicht neben den
Haaren im spitzen Winkel zwischen Hautoberfläche und Haarschaft gelegen.
Im stumpfen Winkel genau der Haarscheibe gegenüber liegt beim Menschen
ein deutlich begrenztes, glattes Hautfeld, das P. als Schuppeurudiment deutet.
Haarscheibe und Schiippenrudiment bilden mit den bekannten Anhangs-
XI. III. Jahrgang. 11
r
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lilKKKKM AMN.
No. 10.
162
gebildet) des Haares (Drüsen, Muskeln, Nerven, Gefässeu etc.) zusammen
einen wohlabgegrenzten Haarbezirk. Gerade die niedersteil Säugetierformen
(Monotremen) zeigen die Haarscheiben in der ausgebildetsten Form: daher
sie nicht als im Säugcrstamme neuentstandene, sondern ererbte Gebilde auf-
zufassen sein dürften, und zwar sind sie wahrscheinlich mit den einzigen
ihnen ähnlichen Nervenendapparaten, den Tastflecken der Reptilien und
Amphibien zu vergleichen. Die Haarbezirke sind morphologische Aequi-
valentc der Reptilienschuppen. Die Schuppe (Schuppenrudiment) der
Säugetierbaut entspricht stets nur einem Teil der Reptilienschuppe. Das
Säugetierhaar hat in der Reptilienschuppe kein Aequivalent, es entspricht
einem Platze, der dort iudifferenzirt ist. Auch von der Haarpapille ist dort
nichts vorhanden, sic ist mit der Schuppenpapille nicht vergleichbar.
Poll.
1) Ij. Lieberinann, Ueber die Wasserstoffsuperoxyd- Katalyse durch die
Fermente des Malzauszuges. Pflüger’s Arch. f. d. ges. Physiol. Bd. 104,
S. 176.
2) Derselbe, Ueber die Wasserstoffsuperoxyd Katalyse einiger Pflanzen-
stoffe. Kbenda. S. 201.
3) Derselbe, Versuche über Wasserstoffsuperoxyd-Katalyse mit einigen
Extrakten. Ebenda. S. 203.
1) L. zeigt, dass Auszüge aus frisch gekeimter Gerste sich in mannig-
facher Beziehung anders als colloidale Platinlösungen verhalten. Sie zer-
setzen energisch Wasserstoffsuperoxyd, enthalten jedoch keinen aktiven
Sauerstoff; auch vermögen sie nicht durchgeleiteten Sauerstoff zu aktiviren.
— Erwärmen schon auf 30° schädigt die katalytische Wirkung des Malz-
auszuges; eine Erholung bei Einleiten von Sauerstoff findet nicht statt.
Durchleitung von Stickstoff oder Sauerstoff bei gewöhnlicher Temperatur
ist ohne Einfluss auf die katalytische Kraft des Malzes; Wasserstoffsuper-
oxyd schädigt die katalytische Kraft. — Erwärmen bei Luftzutritt wirkt
schädlicher als bei Luftabschluss. — Die katalytische Wirkung des Malzes
scheint derart zu erfolgen, dass die H204 zersetzenden Fermente vom H202
direkt oxydirt und in labile Fermentoxyde oder Superoxyde verwandelt
werden, welche dann sekundär mit H202 molekularen Sauerstoff geben. —
Diese Abhandlung enthält eine Beschreibung und Abbildung eines ein-
fachen Apparates zur Messung der bei der Zersetzung des Wasserstoff-
superoxydes freiwerdenden Gasmengen.
2) L. fand weiter, dass in den Kartoffeln (nicht in ungarischem Tabak)
Fermente enthalten sind, die sich wie die in den Malzauszügen verhalten.
Sie zersetzen H202; die katalytische Wirkung wird geschwächt durch höhere
Temperaturen, besonders wenn Luftzutritt gestattet ist.
3) L. konnte auch in Auszügen von Organen, die annähernd blutfrei
sind, katalytische Wirkungen constatiren; in solchen vom Glaskörper und
Linse nur geringe, energischere in Knorpel- und Hirnauszügen, sehr erheb-
liche in der Fettsubstanz. Aktiver Sauerstoff war nicht nachzuweisen;
Guajak wurde — im Gegensatz zu den Malzauszügen — nicht gebläut.
Höhere Temperaturen wirken weniger schädlich als bei den Malzauszügen.
A. Loewy.
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No. 10.
Mni.L. — ZlKI.HH. — H KKXHEIMKlt 1111(1 11*1.1..
163
L. Moll, Leber die künstliche Verwandlung von Albumin in Globulin.
Beitr. *. ehern, l’hysiol. u. Pathol. Bd. 4, S. 503.
Rekanntermaasscn erfahren die Immunsera durch Erwärmung auf be-
stimmte, empirisch ermittelte Temperaturen Veränderung ihrer Wirkungen;
ausgehend von der Annahme, dass diese auch durch chemische Diffe-
reozirung nachweisbar sein müssten, hat Verf. den Einfluss der Wärme
auf die Eiweissstoffe des Blutserums untersucht. Durch Erwärmen von
nativem Blutserum während 1 Stunde auf 60° erhielt Verf. eine unzweifel-
hafte Vermehrung der Globulinfraktion neben Alkalialbuminat-
bildung, bei halbstündigem Erwärmen auf 50° wurde allein erstere beob-
achtet. Die gleichzeitige Entstehung des im übrigen in vielen Punkten
sich ähnelnden Globulins und Alkalialbuminats (Hammausten) hängt von
der Temperatur, der Tierart und der Dauer des Erhitzens ab.
Durch besondere Versuche hat Verf. ermittelt, dass bei niederer Tem-
peratur (Körpertemperatur bei 37 — 38°) keine künstliche Bildung von
Globulin aus Albumin statthat. Letztere ist eine Funktiou der Hydro-
xylionen, sie wechselt mit dem Grade der Dissociation, wird auch von
organischen Basen (Anilin, Pyridin) bewirkt und von Neutralsalzen, welche
die Dissociation zurückdrängen, gehemmt, am meisten durch Ammoniak-
salze. Auch Nichtelektrolyte beeinflussen in bisher unaufgeklärter Weise
die künstliche Globuiinbildung, z. B. wirkt Harnstoff fördernd, Zucker
hemmend. Neuberg.
Zieler, Ueber die unter dem Namen „Paget’s disease of the nipple“ be-
kannte Hautkrankheit und ihre Beziehungen zum Carcinom. Virchow’s
Arch. Bd. 177, H. 2, S. 293.
Verf. beschreibt sechs neue Fälle der bekannten, sich gewöhnlich an
der weiblichen Brust lokalisirenden Erkrankung anatomisch, zwei davon
auch klinisch. Verf. steht auf Seite derjenigen Autoren, welche das oft
über Jahre sich hinziehende Leiden für eine selbstständige Erkrankung
ansehen, die an sich kein Krebs ist, aber stets zu Krebs führt. Es liegt
ein typisches Beispiel einer primären, zur Geschwulstbildung führenden
Epithelveränderung im Sinne Hauser’s vor-, die Annahme einer Entstehung
aus verlagerten Zellen oder versprengten embryonalen Keimen ist bei
dieser Erkrankung auszusch Hessen. Die Aetiologie ist noch unklar; die
als Erreger beschriebenen Protozoen und Hefen haben keine Anerkennung
gefunden. Beitzke.
Herxheimer und Hall, Ueber die Entkapselung der Niere. Virchow's
Arch. Bd. 179, H. 1, S. 153.
Verff. prüften die von Edebohl’s zur Heilung der Nephritis vorge-
schlagene Entkapselung der Niere an Kaninchen und zwar sowohl an
normalen Tieren als auch an solchen, die durch Chromsalze ncphritisch
gemacht waren. Ihre Resultate sind folgende: „Die Nierenkapsel bildet
sich nach Dekapsulation bald neu und übertrifft an Dicke u. s. w. die alte
beträchtlich. Anastomosen der umgebenden Gewebe bezw. der neugebildeten
Kapsel mit der Niere, sodass von einem ausgedehnten Collateralkreislauf
gesprochen werden könnte, bilden sich hierbei nicht. Die Tiere vertragen
11 •
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lt>4
KuHINSUK. MlUl-HY. — 1*K».
No. 10.
die Dckapsulation ohne dauernde oder besondere Schädigung. Diese drei
Tunkte haben auch auf vorher mit Ammoniumchromat behandelte Tiere
Bezug. Die hierdurch erzeugte Nierenveränderung wurde bei Tieren durch
Operation, soweit sich dies klinisch und anatomisch beurteilen liess, weder
nachteilig noch günstig beeinflusst." Beitzke.
Robinson, The elective line of renal incision. The natural division of
the kidneys. Hyrtl’s cxsanguinated renal zone. New-York med. journ.
1904, 10. Dec.
Verf. hat durch Untersuchungen an injicirten Nieren gefunden, dass
die Capillaren des Ham. dors. und des Ram. ventr. art. renalis nicht mit
einander communiciren. Dadurch entsteht eine Zone der geringsten Vasku-
larisation, die etwa l/2 Zoll dorsal vom Aequator der Niere liegt. Diese
Zone ist bei Incision der Niere die geeignetste, um mit möglichst geringer
Blutung zu operiren. Philipsthal.
J. H. Murphy, Two thousand operations for Appendicitis. Americ. journ.
of the med. Sciences 1904, August.
M. präcisirt auf Grund von 2000 Operationen wegen Appendicitis
seinen Standpunkt in dieser Frage dahin, dass er bei jeder Wurmfortsatz-
entzündung unverzüglich operirt, wenn die klinischen Symptome es er-
fordern. ln Bezug auf den Operationstermin unterscheidet er vier Stadien,
nämlich 1. innerhalb der ersten 48 Stunden; die Schwere der Erkrankung
ist nicht zu erkennen und die Gefahren der Operation (Exstirpation des
Proc. verm.) sowie die Dauer der Reconvalescenz sind nicht grösser als
bei einer Probelaparotomie. 2. Vom 2. — 6. Tage, wo die Entzündung fort-
schreitet; da die Gefahr der allgemeinen Intoxikation beträchtlich ist und
das Zuwarten sie vermehrt, muss unter grösster Schonung eventueller Ad-
häsionen und möglich schnell die Drainage des Eiters gemacht werden.
Spülung ist zu vermeiden. Der W'urmfortsatz ist nur zu entfernen, wenn
er gerade vorliegt und nur wenig Eiter vorhanden ist. 8. Nach dem
5 — 7. Tage, wo die Entzündungserscheinungen abklingen und der Process
sich abkapselt, besteht die Gefahr der Thrombophlebitis und des Durch-
bruchs von Abscessen ins Peritoneum. Resistenzen in der Ueocoecalgegend
sind auch in diesem Stadium zu eröffnen. 4. Im freien Intervall. Neigung
zu Recidiven und Schmerzen, bedingt durch Adhäsionen, Stenosen etc., die
Gefährlichkeit neuer Attacken, und die völlige Gefahrlosigkeit der Operation
zwingen zur Exstirpation des Wurmfortsatzes in diesem Stadium.
Peltesohn.
0. Pes, Die akute bilaterale Entzündung der Thränendrüse bei Blennor-
rhagie der Urethra. Arcli. f. Augenheilk. Bd. LI, H. 2, S. 144.
P. beobachtete bei vier Männern mit akuter oder chronisch exacer-
birender Gonorrhoe der Urethra eine rasch heilende, den ganzen Tbränen-
drüsenapparat beiderseits ergreifende Entzündung, welche ohne Mitbeteiligung
anderer Augenteile verlief. Da das Thränensekret frei von Gonokokken
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No. 10.
SpnwoEH. — Kbll.it. — Spikes. — Zauuiikk.
165
war, wird der Process als ein sekundär entzündlicher, durch Toxine hervor-
gerufener aufgefasst. G. Abelsdorff.
Springer, Zur Entwickelung von Hämangiomen im Anschluss an das
„Obrringestechen“. Prager med. Wocbenschr. 1004, No. 84.
In dem ersten der von S. mitgeteilten Fälle vergrüsserte sich ein an-
geborenes stecknadelkopfgrosses Hämangiom der Haut des Ohrläppchens
im Anschluss au die Durchstechung des letzteren und Einführung eines
Seidenfadens mit nachfolgender Eiterung des Sticbkanals. 1m zweiten Falle
trat das Hämangiom nach derselben Procedur an einem vorher gesunden
Ohrläppchen auf. Verkleinerung der Geschwulst wurde in beiden Fällen
nur durch Applikation des Holländer'schen Heissluftgebläses erzielt.
Schwabach.
Brown Kelly, Inspection of the antrum of Highmore. The Lancet 1004,
Sept. 17.
Unter Cocainanästhesie wird mittelst eines Trokars an der Zahnfleisch-
lippenfalte die Fossa canina durchbohrt, so dass man Platz für das Ein-
fuhren von Specula hat, mittelst deren man die verschiedenen Abweichungen
vou der normalen Schleimhaut erkennen kann. Ueber die Resultate der
Behandlung scheint auch Verf. nicht sehr entzückt zu sein.
W. Lublinski.
G. Spiess, Die Stimme bei der einseitigen Posticuslähmung. Arch. f.
Laryngol. u. Rhinol. Bd. 16, H. 3.
Das Resultat der vom Verf. unternommenen Untersuchungen über diese
wichtige Krage, die bisher noch gar nicht angeschnitten war, lautet, dass,
wie schon bekannt, die Stimme bei einseitiger Posticuslähmung vollkommen
normal sein kann. Besteht eine Störung, so ist dieselbe dadurch ver-
ursacht, dass das gelähmte Stimmband in einem anderen Niveau steht als
das gesunde und zwar steht es in etwa 00 pCt. tiefer. Diese Niveau-
differenz lässt sich durch methodische Stimmübung ansgleichen und wieder
eine klare Stimme erzielen; alle anderen Heilmethoden sind zwecklos.
W. Lublinski.
H. Zaugger, Deutung der Eigenschaften und Wirkungsweisen der Immun-
körper. Corresp.-Bl. f. Schweiz. Aerzte 1004, No. 3 u. 4.
Während Ehrlich seine Seitenkettentheorie, durch die er die Ent-
stehung und Wirkungsweise der Immunkörper dem Verständnis näher ge-
rückt hat, auf der Basis rein chemischer Vorstellungen aufgebaut hat, ist
Z. der Meinung, dass die chemischen Vorstellungen, die Annahme von
Bindungeu nach Art von Säuren und Alkalien eine Erklärung nicht bieten
können. Er versucht die Eigenschaften und Wirkungsweise der Immun-
körper durch die Annahme näher zu rückeu, dass die physikalischen Eigen-
schaften, insbesondere die Colloideigeoschaften maassgebend sind.
H. Bischof f.
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löti f'ILIIKKJll IIMll'T. — RohKMTIMI.. — V. SüABl.KT. No. 10.
W. Silbcrschinidt, Die Identificirung der Tuberkelbacillen bei Mensch
und Tier. Corresp.-Bl. f. Schweiz. Aerzte 1904, No. 14.
S. fasst die in letzter Zeit über die Tuberkulose erschienene Litteratur
zusammen und kommt mit der Mehrzahl der Autoren zu dem Schlüsse,
dass es weder auf Grund der botanischen Eigenschaften, noch der Virulenz,
noch der specifischen Immunitätsreaktionen möglich ist, die Perlsuchtbacillcu
von den Tuberkelbacillen des Menschen strikte zu trennen. Wenn auch
das tuberkelbacillenhaltige Sputum als die Hauptinfektionsquelle anzusehen
ist, so berechtigen die bisherigen Befunde nicht, die Maassnahmen gegen
die Tuberkulose zu ändern. H. Bischoff.
L. Romenthal, Das Dysenterietoxin (auf natürlichem Wege gewonnen).
Deutsche med. Wochenscbr. 1904, No. 7.
Im Gegensatz zu anderen Forschern, welche in den bakterienfreien
Filtraten von Bouillonculturen der Dysenteriebacillen Toxine nicht nach-
weisen konnten, sondern sich zur Darstellung des Toxins der Autolyse der
Bacillen bedienen mussten oder Hitzeextrakte benutzten, gelang es R. bei
Verwendung schwach alkalischer Bouillon, der aus Schweinsmagen ge-
wonnenes Pepton zugesetzt war, in den Filtraten mehrwöchentlicher Culturen
specifische Dysenterietoxine zu gewinnen. Die Toxinlösung rief einmal bei
Kaninchen die nämlichen Veränderungen hervor wie Bacilleninjektionen,
ausserdem konnte gegen das Toxin durch Serum von Tieren, welche mittels
Dysenteriebacillen immunisirt waren, Schutz gewährt werden, wie anderer-
seits das Serum mit Toxin immunisirter Tiere gegen Bacilleninfektion
schützte. Das Toxin ist widerstandsfähiger als Diphtherietoxin, Erwärmung
auf 70— 100° schwächt zwar seine Wirkung ab, vernichtetes jedoch nicht.
Schwache Säuren haben auf das Toxin keine Einwirkung, starke Lösungen
(4 pCt.) von Salzsäure oder Natronlauge zerstören es. Bei Fällung von
Alkohol erhält man einen weisslichen, flockigen Bodensatz, der sich in
physiologischer Kochsalzlösung auflöst und die toxischen Eigenschaften
besitzt. H. Bischoff.
4. V. Szaboky, Beobachtungen über den Temperaturverlauf der Tuber-
kulose und die Verwertung desselben bei der Prognose. Wiener klin.
Rundschau 1904, No. 30.
Vcrf. richtete bei seinen an zahlreichen Tuberkulösen vorgenommenen
Temperaturuntersucbungen seine Aufmerksamkeit hauptsächlich auf die
„Amplitude“, d. h. auf die Tagesschwankung der Temperatur und auf die
Gleichmässigkeit der Temperatur bezw. der Temperaturschwankungen. Er
fand, dass meistenteils eine Besserung im Zustande der Krankheit entrat
1. wenn die Amplitude abnahm, 2. wenn Amplituden-Gleichheit vorhanden
war, hauptsächlich, wenn sich dieselbe öfters und mehrere Tage hindurch
zeigte, 3. wenn die durchschnittliche Amplitude gering war und 4. wenn
der Temperaturverlauf ein gleichmässiger war. Je mehr von diesen vier
Bedingungen zutrafen, um so besser war die Prognose. Es sei jedoch aus-
drücklich bemerkt, dass das nur für einen Teil, durchaus nicht für alle
Fälle von Tuberkulose gilt. K. Kronthal.
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No. 10. Haue. — Souao, — Mmxlaikk und Inproit. Ih7
Fr. Hare, The medical treatment of deep-seated baemorrhage. The Lancet
1904, Vol. II, No. 8.
Wendet man bei Häraorrhagien Adrenalin oder ähnliche Mittel au, so
tritt bekanntlich eine Gcfässverengerung auf, und es kann zweifelhaft sein,
ob nicht durch die hierdurch bedingte Blutdrucksteigerung eher das Gegen-
teil der beabsichtigten Wirkung, nämlich eine Verstärkung der Blutung,
hervorgerufen wird. H. versuchte daher Mittel, die eine entgegengesetzte
Wirkung haben, also die Gefässe erweitern uud den Blutdruck herabsetzeu;
ein solches Mittel ist das Amylnitrit. In der Tat wurden bei fünf Fällen
von Häraorrhagien durch Einatmen von Amylnitrit augenblickliche Erfolge
erzielt. In einem Falle handelte es sich um einen Mann mit Mitral-
insufticienz, der häufig an Hämoptysis litt, die anderen Fälle betrafen
Phthisiker. Interessant ist ein weiterer Fall, der eine 25jährige an Angina
pectoris leidende Frau betraf; die Pat. bekam ihre Anfälle stets einen Tag
vor Beginn oder am ersten Tage ihrer Menses. Die Anfälle von Angina
pectoris wichen prompt auf Amylnitritinhalationen, gleichzeitig hörten aber
nach den Einatmungen regelmässig die Menses auf. K. Kronthal.
J. Sorgo, Von den Armstellungen beeinflusste Differenzen der Radialis-
ptil.se bei schrumpfenden Processen im Thoraxraume. Wiener klin.
Wochenschr. 1904, No. 50.
Verf. beobachtete in einem Falle von Endotheliom der Pleura, dass
bei hängenden Armen eine auffallende Differenz der beiden Radialispulse
zu Gunsten der gesunden Seite bestand, diese Differenz aber bei vertikal
erhobenen Armen verschwand. Er schloss daraus, dass Verwachsungen
zwischen der schwieligen Neubildung und der Art. subclavia der betroffenen
Seite bestanden, die zu einer Abknickung des Gefässes führten, welche bei
erhobenem Arme sich wieder ausglich. Er untersuchte darauf 397 Tuber-
kulöse mit Rücksicht auf das eben erwähnte Phänomen und constatirte bei
31 derselben, d. h. in 8 pCt. der Fälle, Pulsdifferenzen, die sich durch
I.agewechsel der Arme beeinflussen liessen. FIr schliesst aus seinen Re-
sultaten, dass nicht selten im Verlaufe der Lungentuberkulose infolge von
Ausbildung von Verwachsungen der schrumpfenden Lungenspitzen mit einer
oder beiden Subclavien Differenzen der Radialispulse sich entwickeln.
Falls die durch die Zerrung des Gefässes bedingte Abknickung eine Cor-
rektur durch veränderte Stellung der Bestandteile des Schultergürtels zu-
lässt, so tritt das Symptom der Pulsdifferenz nur bei einer bestimmten
Armhaltung in Firscheinung uud wird durch die entgegengesetzte Stellung
der Arme zum Verschwinden gebracht. Diese Art der Pulsdifferenz zeigt
das Bestehen eines Schrumpfungsprocesses an. Kommt es im Verlauf einer
Lungentuberkulose zu einer derartigen Pulsdifferenz, so ist dieselbe (bei
Ausschluss ander Ursachen) als Symptom der beginnenden oder fort-
schreitenden Spitzenschrumpfung anzusehen. L. Perl.
Mauclaire et Infroit, Diagnostic des calculs biliaires par la radiographic
preliminaire. Compt. rend. de l’acad. des Sciences 1903, No. 12.
Bei eiucr Kranken, bei welcher Gallensteine, verbunden mit Peri-
cholecystitis und Verwachsungen im Danu das Bild einer durch Krebs ver-
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1<>8
floCHKINOKR.
No. 10.
ursachteu Darmobstruktion gabeh, wurde vor dem geplanten operativen
Eingriffe die Radiographie des rechten Hypochondriums vorgenomtiien.
Das Bild zeigte aufs deutlichste die im Grunde der Gallenblase lagernden
Steine. Es ist dieses der erste Fall in Frankreich, in welchem die klinische
Diagnose auf Gallensteine durch die Radiographie so sicher bestätigt werden
konnte. Im Allgemeinen bieten die Steine einmal durch ihre chemische
Zusammensetzung und dann durch ihre Lage in einem Körperteile, der
durch die Respiration in steter Bewegung bleibt, der Radiographie ein
Hindernis. Allerdings bestehen die meisten aus Cholesterin, einen für
Strahlen durchgängigen Körper, andere aus mineralischen Substanzen iu
Verbindung mit dem erstcren oder auch ohne diesen. Viel trägt zum Ge-
lingen aber auch die Ausführung der Radiographie selbst bei.
Carl Rosenthal.
C. Hochsinger, Stridor thymicus infantum. Wiener raed. Wochenschr.
1903, No. 46.
Der Stridor congeuitus, das geräuschvolle Schweratmen Neugeborener,
ist seltener angeboren , meist entsteht der Stridor in den ersten Lebens-
monaten, dauert einige Monate und verschwindet dann für immer. Das in
Rede stehende Geräusch begleitet die Atmung, ist in- und exspiratorisch,
auf Distanz hörbar, meist von rauhem Charakter. Die Kinder sind dabei
vollkommen wohl, haben weder Cyanose noch eigentliche Atemnot, obwohl
inspiratorische Einziehungen bestehen. Das Geräusch persistirt während
des Schlafes, nur ist es während desselben schwächer als im Wachen.
Etwas Husten besteht häufig. Heiserkeit und andere Kehlkopferscheinungen
fehlen in uncomplicirten Fällen. Die Einziehungen und die StenoRen-
geräusche deuten auf die Trachea als Entstehungsort. Nur in einigen
wenigen Fällen, in welchen das Geräusch einen mehr schnarchenden Cha-
rakter hat, sind adenoide Vegetationen im Nasenrachenraum als Veran-
lassung desselben aufgefunden worden; bei diesen Kindern fehlt die in-
spiratorische Einziehung. Ausnahmsweise geht die Atmungsanomalie, weiche
den trachealen Stridor veranlasst, in letal endende Suffokationszustände
über, als deren anatomisches Substrat stets eine intensive Hyperplasie der
Thymus gefunden wurde. Dieser Befund sowie der Umstand, dass Verf.
in allen Fällen von Stridor eine Verbreiterung der Thymusdämpfung bei
der Perkussion fand, veraulasste ihn, die Thymusdrüse als Ursache des
Atmungshindernisses anzusehen. Eine Verbreiterung der Tbymusdämpfung
nimmt Verf. dann an, wenn sie seitlich die Ränder des Brustbeins be-
trächtlich überragt; meist ragt sie dann nach links weiter hervor als nach
rechts. Die von vergrösserten Mediastinaldrüsen ausgehenden Dämpfungen
endigen in der Höhe der zweiten Rippe, während Thymusdämpfungen
weiter gegen die Brustapertur hinaufreichen. Trotz der Leichenexperimente
Schbelb’s ist — wie H. meint — an der Möglichkeit einer intravitalen
Compression der Luftröhre durch die Thymus nicht zu zweifeln, da beim
lebenden Kinde nicht nur die Schwere des vergrösserten Organs, sondern
auch seine Spannung und der Widerstand, welchen das starre Brustbein
bildet, in Betracht kommen. Die radiographische Untersuchung von ge-
sunden und mit Stridor behafteten Säuglingen ergab Folgendes: Bei nor-
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No. 10.
llot'IKilKfjEH.
16!)
malen Säuglingen präsentirt eich ein von beiden hellen Lungenfeldcru
flankirter Mittelschatten, welcher im Ganzen die Form einer Flasche mit
plumpem Körper und schmalem Halse hat. Oer Halsteil dieses flaschen-
förmigen Mittelschattens reicht vom 1. oder 2. bis 5. oder 0. Dorsalwirbel-
körper; er gehört der Hauptmasse nach der Thymus an, während der Körper
des flaschenförmigen Schattenbildes der Herzmassc angehört. Schwankungen
in Bezug auf die Grösse des Thymusschattens kommen in bestimmten,
nicht allzu weiten Grenzen auch bei normalen Kindern vor. Bei grossen
Thymusdrüsen confluirt der der Thymus angebörige Schatten mit dem Herz-
schatten und die Randpartien dieses combinirten Schattenbildes sind in der
Regel gegen die Lungenhelle etwas verschwommen. Bei den angeborenen
Herzfehlern ohne Thymushyperplasie hingegen ist der Herzschatten ge-
wöhnlich scharf von der Lungenhelligkeit abgesetzt. Ganz anders bei der
BronchialdrQsenhyperplasie. Bei dieser erscheinen an der oberen Grenze
der cardialen Verbreiterung des Mittelschattens in der Lungenhelligkeit
Schattenflecke zu beiden Seiten des Herzschattens, welche dem letzteren
dicht auliegen uud als rundlich convexe Protuberanzen imponiren. Eine
wesentliche Verbreiterung des Mittelscbattens, insbesondere aber ein Uebcr-
lagertwerden des rechtsseitigen Anteiles des Herzschattens in grossem Um-
fange vom Thymusschatten kommt nur bei perkutorisch feststellbarer
Tymushy pertrophie vor. Am häufigsten kommt diese radiographisch und
perkutorisch nachweisbare Thyraushypertropbie bei Kindern mit Stridor
congenitus vor. Diese Kinder haben immer vergrösserte Thymus und fast
ausnahmslos bedeutend verbreiterte Thymusschatten, während Kinder, bei
weichen normale perkutorische und radiographische Verhältnisse der
Thymus Vorlagen, niemals von Stridor congenitus befallen waren. Von
20 Kindern mit Stridor congenitus standen alle im 1. Lebensjahr, die
meisten im Alter von 2 bis 4 Monaten. Bei Abnahme des Steuosen-
geräusches war auch ein Kleinerwerden des Thymusschattens zu constatiren
als Folge der physiologischen Involution der Thymus. Nach allem besteht
ein causaler Zusammenhang zwischen Stridor congenitus und Thymushyper-
plasie und Verf. schlägt deshalb vor den Namen Stridor congenitus durch
Stridor thymiens zu ersetzen. Ein grosser Teil der Kinder mit Thymus-
vergrösserung bietet überdies Zeichen von Rachitis. Das in Rede stehende
Geräusch ist nicht immer ein rein tracheales Stenosengeräusch, sondern
kann zum Teil auch am Aditus laryngis gebildet werden. Infolge der
Trachealstenose können nämlich die Organe d« Kehlkopfeinganges bei
jeder Inspiration nach innen aspirirt werden und hierbei kann die Epi-
glottis umgekrämpt werden, wie dies Ckrf, Sutherland u. A. beschrieben
und irriger Weise als congenitale Missbildung des Kehldeckels gedeutet
haben. — Auch bei adenoiden Vegetationen kann geräuschvolle Atmung
von mehrmonatlichen Bestände im Säuglingsalter Vorkommen. Das Ge-
räusch ist aber hierbei von schnarchendem Charakter, beim Stridor thymiens
ist es rauh, röchelnd. Uebrigens kommt eine Combination von Thyrnus-
vergrösserung und adenoiden Vegetationen öfter vor. Sonst kommen noch
differentialdiagnostisch in Betracht: 1. Bronchialdrüsenhypertrophie; bei
dieser bestehen Heiserkeit und krampfartiger Husten, bisweilen Staunngs-
ersebeinungen in den Halsvenen, oft auch haben die Kinder ein leidendes
r
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170
II K1CHMANN. KaUCONNK I .
No. 10.
Aussehen, während die mit thymogenem Stridor normal sich entwickeln.
— Bei Brouchitis capillaris ist die Inspiration in der Regel ziemlich frei,
die Kxpiration giemend und pfeifend, dabei sind die Kinder cyanotisch.
Stadthagen.
Reicliinanii, Die inspiratorische Verkleinerung des Pulses (sog. Pulsus
paradoxus). Zeitschr. f. klin. Med. 1904, 53. Bd., S. 112.
Verf. kommt zu dem Ergebnisse, dass die inspiratorische Verkleinerung
bezw. (wenn in stärkster Weise ausgebildet) das inspiratorische Aussetzen
des Pulses verursacht wird durch eine Störung des normalen Verhältnisses
zwischen arteriellem Blutdruck und den durch die Respiration vcranlasstcn
intrathoracischcn Druckschwankungen zu Gunsten des letzteren. Da die
Wirkung einer solchen Störung also darin besteht, dass die normaler Weise
zwar vorhandenen, für unsere jetzigen Hülfsmittel aber für gewöhnlich
nicht nachweisbaren Aenderungen der Pulswelle für uns erkennbar werden,
so haben wir demgemäss eigentlich eine Steigerung eines normalen Phä-
nomens vor uns. Deshalb ist auch die Bezeichnung „Pulsus paradoxus“
nicht glücklich und man spricht besser nur von einer mehr oder weniger
ausgesprochenen inspiratorischen Pulsverkleinerung. Die diagnostische Be-
deutung dieser Pulsart ist also eine geringe (wenn nicht gleichzeitig ein
inspiratorisches Anschwellen der Halsvenen vorhanden ist — aber dann
handelt es sich um abnorme Verwachsungen im Mediastinum). Wodurch
die oben erwähnte „Störung“ des normalen Verhältnisses verursacht wird,
wird in jedem einzelnen Falle zu untersuchen sein. Schaefer.
Fauconnet, Ueber Herzbigeminie nach Digitalisgebrauch. Münch, med.
Wochenschr. 1904, No. 51.
Verf. berichtet über einen Fall von Herzbigeminie, die bei einer
Patientin mit Mitralinsufficionz während der Darreichung von Digitalis
auftrat. Kr betrachtet dies Phänomen nicht als eine Intoxikationserschei-
nung, vielmehr leitet er dessen Zustandekommen aus den durch die Digi-
talis geschaffenen mechanischen Verhältnissen ab. Schon durch die Mitral-
iusufficienz an sich kommt es zur Stauung und Drucksteigerung im linken
Vorhof. Entfaltet nun das Medikament seine volle pharmakodynamische
Wirkung (stärkere G’ontraktion der Herzmuskulatur und bessere Füllung
der Herzhöhlen), so wird flie Blutmenge bei den vorhandenen anatomischen
Veränderungen mit um so grösserer Gewalt in den Vorhof zurückströmen
und hier an den Einmündungsstellen der grossen Venen als Extrareiz eine
Extrasystole auslösen. Diese findet aber zu einem mechanisch recht un-
vorteilhaften Augenblick statt, nämlich, wenn der Ventrikel noch unge-
ügend gefüllt ist, und der in der Aorta herrschende Druck noch annähernd
maximal ist. Die Kleinheit der zweiten Pulswelle, die häufig nur durch
den Spbvgmograph zu erkennen ist (Pseudobradycardie), zeigt dies deut-
lich. So schafft die Digitalis gerade durch ihre anregende Wirkung auf
die Herzmuskulatur bei gewissen Veränderungen des Klappenapparates für
den Kreislauf deletäre Verhältnisse. Alkan.
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No. 10.
Pick. — Sciimid. Käkok und (iäKAUiiKL..
171
A. Pick, Fortgesetzte Beiträge zur Pathologie der sensorischen Aphasie.
Arcb. f. Psycb. u. Ncrvenkrankh. 37. Bd. (I)
In dem von P. beobachteten Falle handelt es sich um eine 80jährige
Magd mit massiger auf beginnende Hirnatrophie hinweisender amnesti-
scher Aphasie. Nach einem Schlaganfall ohne Lähinungserscheinungen,
aber mit rechtsseitiger Hämianopsie, bestand nicht vollständige Worttaub-
heit, indem das Gehörte als Wort gut aufgefasst wurde und dadurch das
Nachsprechen gelegentlich ermöglicht war. Die willkürliche Sprache zeigte
Gemisch von Paraphasie und amnestischer Aphasie; dabei bestand ein Ver-
ständnis des eigenen Sprachdefekts, Verständnis gehörter Musik;' das
Schreiben war aufgehoben, Lesen nur in geringem Grade möglich. Man
musste zunächst eine Läsion der linksseitigen 1. Schläfenwiudung und des
angrenzenden Gyrus angularis annehmen und für das Verständnis des Ge-
hörten als Wort eine Erklärung suchen. Dass es sich weder um eine
partielle Läsion der Schläfenwindung (oder transcortikale), noch um eine
Rückbildung einer vollständigen Worttaubheit handelte, lehrte die Sektion,
welche eine völlige Zerstörung des linksseitigen akustischen Wortcentruras
erwies. Die Auffassung des Gehörten als unverstandene Worte musste
durch das rechtsseitige snbstituirend eintretende akustische Wortcentrum
erklärt werden, das aber durch die allgemeine Hirnatrophie mit erkrankt
war und daher nicht zur vollen Leistungsfähigkeit kommen konnte. —
Das fast vollständige Verständnis für den eigenen gemischten amnestisch-
paraphasischen Sprachdefekt wird dadurch erklärt, dass die Kranke zu
jenem Sprachtypus (Charcot) gehörte, bei welchem die motorischen Wort-
vorstellungen die leitende Rolle in der inneren Sprache besassen. Das
motorische Sprachcentrum musste hier den Lapsus linguae erfassen und
zu corrigiren versuchen. S. Kalischer.
1) J. Seliinid, Zur Kenntnis der Lähmungen bei der Meningitis cerebro-
spinalis. Deutsche Zeitschr. f. Nervenheilk. 23. Bd. (1./2.).
2) L. Renon et E. Ueraudel, Nevrites post-pneuraoniques. Arcb. gener.
de med. 1903, No. 7.
1) Bei einem früher gesunden Menschen entwickelte sich plötzlich das
Bild der Meningitis cerebrospinalis epidemica mit Fieber, Kopfschmerz,
Erbrechen, Nackensteifigkeit, Muskeibyperästbesie, Herabsetzung der Puls-
frequenz. ln der Cerebrospinalflüssigkeit war der Weichselbaum’sche Diplo-
coccus nachweisbar. Im Verlaufe der Erkrankung traten hervor eine
Lähmung des linken Deltoideus, Infraspinatus, sowie eie Schwäche des
Pectoralis major, Biceps und Triceps. Ira Deltoideus bestand Atrophie und
vorübergehende Entartungsreaktion; auch eigentümlich lokalisirte Sensi-
bilitätsstörungeu begleiteten die Lähmung, die nach einigen Monaten wieder
völlig zuriiekging. Zeichen einer Erkrankung der peripheren Nerven und
des Plexus fehlten, vielmehr wiesen die Art der Lähmung wie der Verlauf
auf das Vorhandensein kleinerer spinaler Horde hin, sodass man eine
Myelitis disseminata, die sich zu der Meningitis cerebrospinalis hinzuge-
scllte, annehmen musste.
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172
Ddran. Brno
No. 10.
2) Die Verff. beobachteten zwei Fälle vun pust-pneumonischen Neuri-
tiden. Im ersten Falle bestand zuerst eine Neuritis des N. ulnaris rechts
und alsdann nach Ausbruch einer Urticaria eine linksseitige Neuritis des
N. ulnaris. Die Pneumonie war rechtsseitig. Die Neuritis trat am 11. Tage
nach Beginn der Pneumonie auf und war sensibler Natur; links erschieu
sie 8 Tage später. Im zweiten Falle bestand ebenfalls eine rechtsseitige
Pneumonie, doch mit Delirien, Hallucinationen, Nackensteifigkeit u. s. w.
Am 6. Tage entstand plötzlich ein Decubitus in der linken Kreuzbcingegeud,
der seiner Lage und den Begleiterscheinungen nach (Sensibilitätsstörungen)
auf ueuritischc Basis zurückgefübrt wird. — Wie andere postinfektiöse
Störungen tritt auch die Pneumonie-Neuritis erst mit der Abnahme des
Fiebers ein; die Prognose ist, wie die beiden beschriebenen Fälle lehreu,
eine günstige. S. Kalischer.
1) K. E. Dorun, Operative interference in epiiepsy. Albany raed. annals
1902. Dec.
2) M. Biro, Ueber Epilepsie. Deutsche Zeitschr. f. Nervenbeilk. 23. Bd.,
1. u. 2. H.
1) D. giebt zunächst einen Ueberblick über die Anzahl der Anfälle
bei Epileptischen vor und nach der Trepanation. Die Fälle waren alle
schon früher einmal operirt worden und bekamen auch nach der Trepa-
nation Brom: in einem Falle traten von Januar bis April über 1000 An-
fälle ein, dann wurde operirt und in den folgenden 8 Monaten ereigneten
sich nur noch 20, ira ganzen folgende Jahre 81 Anfälle. Im zweiten Falle
(Operation April 1900) kam es im Jahre 1900 zu 54 Anfällen, im Jahre
1901 zu 40 Anfällen. Im dritten Falle (Operation November 1900) traten
1900 125, 1901 80 Anfälle auf. D. selbst findet diese Erfolge nicht er-
mutigend. Es folgt der Bericht über 4 Laparotomien: Im ersten Falle
wurde bei einer 37jährigen Patientin (mit Kopftrauma), erfolgloser Trepa-
nation und Dysmennorrhoen, die schon einmal 17 und einmal 5 Jahre an-
fallsfrci gewesen war, wegen gehäufter Anfälle der Uterus (Retentionscyste)
und die Adnexe entfernt, sie blieb 20 Monate ohne Anfall. Ebenso besserte
sich eine Kranke mit Anfällen, die der „grossen Hysterie“ glichen. Sie
wurde von adbärenten und cystisch degenerirten Ovarien befreit. In
einem dritten Falle bestanden 8 Jahre lang grosse epileptische Anfälle zur
Zeit der dysmennorrhoischen Periode. Beide Ovarien waren adhärent, nur
das rechte konnte entfernt werden. Die Pat. besserte sich im allgemeinen
erheblich nnd hatte keine Menstruationsbeschwerden, aber einige Anfälle
kehrten noch wieder. Ein vierter Fall besserte sich nach einer Oopho-
rektomie, aber die Beobachtung war zu einem endgiltigen Urteil noch
zu kurz.
2) Unter 288 Fällen waren 150 Männer und 135 Frauen, 60 pOt. der
Erkrankungen entfallen auf das Lebensalter bis zum 20. Lebensjahre, ln
der Aetiologie ergäuzen sich oft die Heredität und sonstige ursächliche
Faktoren. Primär kann die Epilepsie entstehen nach physischen und
psychischen Traumen, seltener reflektorisch von Erkrankungen anderer Or-
gane aus oder auf Grund allgemeiner Erkrankungen oder Iufektionen, oft
nach chronischer Alkoholvergiftung. Hat man auf die eine oder andere
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No. 10.
HaKI>K.NI!KL'KII und Samhktu. — Ddmatii
173
Art Epilepsie erworben, so kann man sie anf die Nachkommen vererben,
ebenso können hereditär Belastete durch eines der genannten Momente
leicht an Epilepsie erkranken. Die Gapitel über Symptomatologie eignet
sich nicht zum Referat an dieser Stelle, im Kapitel „Therapie“ wird eine
kurte Oebersicht über die üblichen Behandlungsmethoden gegeben.
M. Brasch.
Bardenheuer und Sambeth, Zwei Fälle von Facialis-Hypoglossus-Ana-
stomose. Festschr. zur Eröffnung d. Akademie zu Cöln. 1904. S. 210.
Nach einer schweren Phlegmone der linken Halsseite bestand bei
einem 28jährigen Fräulein seit 16 Jahren eine linksseitige Facialislähmung.
Obgleich sich bei der Operation ein grosser Defekt im N. facialis vom
Foramen styl, bis zur Aussenfläche des Unterkiefers zeigte, war angeblich
die elektromnskuläre Erregbarkeit erhalten geblieben. Es wurde der
N. bvpoglossus nahe der Zunge quer durchtrennt und an den Facialis-
stumpf angenäht. Der Erfolg war ein sehr guter; nur die Stirnmuskeln
zeigten keine Besserung ihrer Beweglichkeit. Die Ausfallserscheinungen
von Seiten der gelähmten linken Zungenhälfte glichen sich nach einigen
Wochen aus. Da der N. hypoglossus darchtrennt und überpflanzt war,
fehlten Mitbewegungen der Zunge.
In einem zweiten Falle war bei einem 37jährigen Mann eine links-
seitige Facialislähmung nach verschiedenen, wegen linksseitiger Mittelobr-
eiterung unternommenen Operationen eingetreten. Heftige Kopfschmerzen
and Scbwindelanfälle nötigten zu einer Eröffnung des Schädels und Ent-
fernung von verdickten Verwachsungen der Dura mit dem Periost. (Näheres
s. im Original.) Hierauf wurde die Vernähung des peripherischen Facialis-
stumpfes mit dem centralen Hypoglossusende ausgeführt. Der Erfolg war
ein guter; schon nach kaum drei Wochen sollen die Gesichtsmuskeln alle
prompt auf den faradischen Strom reagirt haben (? Ref.). Die Stirn-
Nasenmuskeln zeigten auch hier in ihrer Beweglichkeit den geringsten
Fortschritt. Verff. empfehlen bei der Operation die vollkommene Durch-
trenuung des N. hypogl., da so die Mitbewegungen der Zunge ausgeschaltet
würden. Dass aber durch diese Methode die Atrophie der Zunge, wie die
Autoren S. 232 oben sagen, vermieden würde, will dem Ref. nicht ein-
leuchten, der übrigens selber die Wahl des Hypoglossus vor der des
N. accessorius bevorzugt, wie den Autoren beim Citiren des Körte’schen
Falles offenbar entgangen ist. Bernhardt.
4. Donath, Bemerkungen über die Convergenzlähmung und die Centrcn
der associirten Augenbewegungen. Szemeszet No. 1. Beilage zu Buda-
pest; Orvosi Ujsäg 1904, No. 7.
Im Anschluss an einen Fall von Ponserkrankung, wo neben ver-
schiedenen anderen Symptomen auch eine Convergenzlähmung — und zwar
stärker am linken wie am rechten Auge — vorhanden war, befasst sich
Verf. eingehend mit den associirten Augenbewegungen. Sämmtliche Augen-
bewegungen sind bekanntlich bilateral und zwar funktioniren die gleich-
namigen Muskeln gleichzeitig, nur beim Lateralsehen funktion irt der Reclns
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174
BoKCK. l>K -\ llll lS.
No. 10.
int. des einen Auges mit dem Hectus ext. des anderen. A priori ist an-
zunebmen, dass die willkürlichen Augenbewegungen ein cortikales Centrum
besitzen, was auch durch Tierexperimente bekräftigt ist. Aber falsch wäre
es, AdamOck’s Ansicht und den nicht einwandsfreien anatomisch patho-
logischen Befunden gemäss anzunehmen, dass die Cortikalcentren der
Augenbewegungen vom Gyrus angularis durch die Quadrigemina zu den
Nervenkernen der Augenmuskeln hinziehen. Besonders Marina’s neuere
Untersuchungen beweisen, dass synergetische Augenbewegungen auch mit
transplantirten Muskeln durchführbar sind, indem er an Stelle des ent-
fernten Kectus int. den Obliquus sup. oder Hectus ext. und Vice versa
transplantirte und nach erfolgter Heilung die Convergenz mit den ver-
tauschten Muskeln ganz gut gelang zum Beweise dessen, dass die identi-
schen Combinationen der Bewegungen auch mit Hülfe anderer Bahnen und
Centren durchführbar sind. Infolgedessen ist es ganz überflüssig, ein be-
sonderes subcortikales ('entrum dazu anzunehmen. Auch dieser Umstand
spricht für die Annahme eines cortikalen Centrums. Zur Erklärung der
bei Ponserkrankung vorkommenden Convergenzlähmung genügt, anzu-
uehmen, dass von den willkürlichen Bahnen, die vom Cortex direkt zum
zum Kern der Mm. interni ziehen, die zu dem einen Kern führende Bahn
nicht weit von dort, wo sie sich in den Kern vertieft, lädirt ist. Dies
erklärt auch den verschiedenen Grad der Convergenzlähmung an den beiden
lnternusmuskeln. J. Honig.
C. lioeck, Hereditäre Lues in der zweiten Generation. Berl. klin. Wochen-
schrift 1904, No. 37.
Verf. berichtet über drei Fälle, in denen hereditär-syphilitische Mütter,
ohne dass bei ihnen Verdacht auf eine Reinfektion vorlag, wieder hereditär-
syphilitische Kinder zur Welt brachten. Dass es sich bei den letzteren,
die erst 5—10 Monate alt zur Beobachtung kamen, etwa um acquirirte
Syphilis handelte, glaubt B. nach den beobachteten Krnnkheitserschcinungen
sicher ausschliessen zu dürfen. Auch auf den Umstand, dass über die Ge-
sundheit der Väter in zweien der Fälle nichts festgestellt werden konnte,
legt er keinen besonderen Wert, weil er mit Matzenauer u. A. das Vor-
kommen einer paterucn Syphilisvererbuug bezweifelt. H. Müller.
Th. de Amieis, Un nouveau cas de gale norvegienne ou crofiteuse. Berl.
klin. Wochenschr. 1904, No. 37.
Ein 13jähriges rachitisches und schlecht genährtes Mädchen litt seit
einem Jahre an einem stark juckenden Ausschlage, der zunächst den Ein-
druck einer Psoriasis rupioides machte. Die Haut des ganzen Körpers
vom Halse nach abwärts war gerötet und mit Schuppen bedeckt, die sich
an den Knieen und Ellenbogen, am unteren Teile des Vorderarms, an Hand-
und Fingerrücken zu dicken grauweissen Krusten gehäuft hattcu. Hand-
teller, Interdigital- und Achselfalten waren ebenso wie das Gesicht frei. —
Erst als der Vater des Kindes sich mit einer ganz gewöhnlichen Scabies
vorstellte, entstand der Verdacht, dass es sich bei dem Mädchen um die-
selbe Krankheit handeln könnte. In der Tat zeigten sich die Krusten zum
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No. 10.
1'ki.aoatti. — /[iTkkkk aniil. Stöcker. Bakmno. Wali.ack.
175
grossen Teil aus Krätzmilben, deren Eiern und Fäces zusammengesetzt und
unter der gewöhnlichen Scabiesbchandlung erfolgte rasche Heilung.
H. Müller.
M. Pelagatti, Mycosis fungoides und Leukämie. (Aus der Klinik des Prof.
V. Mibklli in Parma.) Monatsh. f. prakt. Dermatol. Bd. 39, No. 7, 8.
Verf. berichtet über einen typischen Fall von Mycosis fungoides, der
nach etwa S’/jjähriger Dauer mit dem Tode endete. Die schon währeud
des Lebens wiederholt coustatirte ausgesprochene Leukocytose des Blutes
in Verbindung mit den Veränderungen, die bei der Sektion das Knochen-
mark, die Leber, die Milz, die Lymphdrüsen zeigten, sowie der überein-
stimmende histologische Befund in der erkraukten Haut und den genannten
inneren Organen führen P. zu dem Schlüsse, dass bei einem Pat. neben
der Mycosis fungoides eine myelogene Leukämie bestand und dass die
erstere überhaupt nur als eine besondere Form der Hautleukämie anzu-
sehen ist. H. Müller.
1) Zuckerkand!, Uebcr die Totalexstirpation der hypertrophischen Prostata.
Wiener klin. Wochenschr. 1903, No. 44.
2) Stöcker, Observations on suprapubic prostatectomy. The Brit. med.
journ. 1904, No. 2248.
3) Hurling. Prostatic enlargement and its treatment by Freyer’s method. lbid.
4) Wallaee, An anatomical criticism of the procedure known as total
prostatectomy. Ibidem.
1) Z. verfügt über 10 Fälle von Exstirpation der hypertrophischen
Prostata; zwei Fälle wurden nach der Freyerschen Methode durch Sectio
alta entfernt, in beiden trat infolge Urosepsis der Tod ein; demnach ist
die Operation ein gefährlicher Eingriff, der nur für Ausnahmefälle in Be-
tracht kommt. Harmloser und wirksamer ist die perineale Operation, die
in allen 8 Fällen zum Ziel führte; die Technik ist leicht zu beherrschen,
die Gefahren des Eingriffs können als gering angesehen werden. Indicirt
ist die Operation bei chronischen, completen Harnverhaltungen der Prosta-
tiker, bei der incompleten Form der Retention, wenn diese mit quälenden
lokalen Symptomen einhergeht, häufig complet wird, oder wenn die Harn-
röhre für Katheter schwierig passirbar ist und leicht blutet, endlich wo
die Prostatahypertrophie mit recidivireoden Blasensteinen complicirt ist.
2) St. berichtet 3 Fälle vou erfolgreicher suprapubischer Exstirpation
der Prostata nach der Freyer 'selten Methode.
3) ß. teilt 10 Fälle mit, die gleichfalls nach der Freyer’schen Me-
thode mit gutem Resultat operirt wurden.
4) Die gewöhnliche Form der Prostatahypertrophie ist adenomatösen
Charakters; das adenomatöse Gewebe umgiebt die ganze Pars prostatica
urethrae; auch bei der sogenannten Totalexstirpation der Prostata bleibt
stets die chirurgische Kapsel mit etwas Drüsengewebe zurück. Die Fascia
recto-vesicalis und die Prostatagefässe werden bei der subcapsulären
Enukleation nicht verletzt; handelt es sich um die Exstirpation einer
grossen Prostata, so muss stets die Urethra prostatica in grosser Aus-
dehnung verletzt, werden. Karo.
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170
DhUKI.LK. ltlCUTKH.
No. 10.
M. Druelle, Ulcörutions blennorrhagiques de la vulve. Arch. gener. de
rai'd. 1904, No. 29.
Unter den bei der weiblichen Gonorrhoe vorkommenden Geschwürs-
bildungen sind zwei Gruppen zu unterscheiden. Die erste umfasst die im
akuten Stadium auftretenden, flachen, unregelmässig gestalteten und meist
multiplen Erosionen der Schleimhaut. Sie heilen rasch bei sorgfältiger
Lokalbehandlung und bieten diagnostisch keine Schwierigkeiten. Die
zweite Klasse von Ulcerationen sind diejenigen, welche eine wohlbegrenzt«
Form annehmeu; meist sind sie rund, bisweilen kommen sie aber auch als
Fissur oder Rhagade zwischen Schleimhautfalten vor. Ihr Verlauf ist
chronisch und die Differeutialdiagnose von anderen venerischen Geschwüren
bisweilen nicht leicht. Sic sind Folgen einer chronischen Gonorrhoe und
können nur durch Ausheilung dieser zur Vernarbung gebracht werden. —
Verf. teilt im Anschluss an diese Ausführungen zwei Beobachtungen mit,
in denen die Differentialdiagno.se zwischen gonorrhoischem Ulcus und
syphilitischem Primäraffekt Schwierigkeiten darbot. B. Marcusc.
Richter, Thrombose und Embolie im Wochenbett sowie die auf derselben
Grundlage beruhenden Lungenerkrankungen der Wöchnerinnen. Arch. f.
Gynäkol. 1904, Bd. 74, H. 1.
R. teilt in der der interessanten Arbeit die Erfahrungen mit, die in
der Dresdener Frauenklinik über Thrombosen und Embolien bei Wöchne-
rinnen gesammelt wurden. Besonderen Wert legte er auf die Feststellung
der Bedeutung eines Phänomens, auf das Mahler die Aufmerksamkeit ge-
lenkt hat, nämlich des kletterartigen Ansteigens des Pulses als
Zeichen drohender Embolie. — Verf. fand auf rund 1GOOO Wochen-
betten 20 Embolien und 78 Thrombosen sowie 18 „puerperale Lungen-
affektionen.“ — Von den Embolien waren 00 pCt. tötlich, 40 pOt. konnten
geheilt werden. Bei 12 zum Exitus führenden Embolien trat der Tod lOrnal
plötzlich, d. h. gleich beim ersten Anfall, auf, nur zweimal gingen ihm
leichtere embolische Anfälle voraus. — Das Mahler’sche Zeichen fand R.
in 03 pCt. der Fälle deutlich positiv, in 34 pCt. undeutlich positiv —
(wegen der schon vorher bestehenden Temperatursteigerungen) — und nur
in 2 pCt. war es negativ (einmal war die Curve verloren gegangen). —
In 19 Fällen von Lungenaffektionen wurde 8mal das Mahler’sche Zeichen
deutlich positiv gefunden, in 10 Fällen kam es wegen des bestehenden
Fiebers nicht deutlich zur Darstellung, doch war cs meist positiv; einmal
war es direkt negativ. — Der Wert des Mahler’schen Zeichens zur Früh-
diagnose von Thrombose und Embolie sowie zur Erkennung „puerperaler
Luugenaffektioneu“ ist daher ein sehr grosser und es dürfte dieses Symptom
nur sehr selten im Stich lassen. Sein Wert ist um so grösser, als es das
einzige Frühsymptom ist und bei bestehendem Verdacht auf Thrombose,
wozu das Auftreten des Mahler’schen Zeichens unbedingt auffordert, eine
streng durchgeführte Prophylaxis das geeignetste und bisher auch wohl
das einzige Mittel zur Verhütung von Embolien ist. Br. Wolff.
Kinscndungeii worden au die Adresse de» Herrn (»eh. Med. -Kal Prof. Dr. M. Bernhardt (Berlin W.
Französische Strasse 21) oder au die Verlagshandlung (Berlin NW., Unter deu Linden €8) et beten
Verla« »on August llirsrh«a Id in Herlin. — l>rurk ton I>. Schumacher In Berlin N. SM.
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irlfntlirli Mt irheitien
1-2 popen \Ma Schlüsse
s TiteL, Na-
bu Register.
Centralblatt
Praia dea Jahrgang««
38 Mark : au beziehen
durch alle Buchhand-
lungen u. Pos'.anstalten.
für die
edicinischen Wissenschaften.
Unter Mitwirkung von
Prof. Dr. H. Senator, Prof. Dr. E. Salkowski, Prof J>r. P. Schultz,
redigirt von
1905.
Prof. Dr. M. Bernhardt
in Berlin.
<8. März.
iiiliu.it: Bahtkls. Die Lymphgefässe des Pankreas. — ■ Eppingbr,
Autolyse der Punktionsflüssigkeiten. — Gkünhaum. Zur Kenntnis des miitter-
lichen und fötalen Blutes und des Fruchtwassers. — Kurajkpf, lieber Plastein.
— Pfeiffer, Zur Unterscheidung von Menschen- und Tierblut. — Schwarz,
Abstammung der einkernigen Exsudatzellen. — v. FrikdlXkdeb, Uebcr die
Operation des Klumpfusses. — Eroelmann, Zur Kenntnis der Sakraltumoren. —
Wolkowitsch, Behandlung der Gelenktuberkulose. — Müller, Complikation
von Mittelohreiterungen. — Panse, Otologische Mitteilungen. — Nbiirkorn,
Zur Entfernung von Fremdkörpern aus den Bronchien. — Bölling, Krieo,
Behandlung der Kehlkopf- und Lungentuberkulose. — Hbllwig, Zur Serum-
therapie des Tetanus. — Schmih, Die Zeckenkrankheit der Rinder. — Luzzatto,
Leber die Morphinglykosurie. — Bkknhrim, Ueber die Beeinflussung des Pulses
durch das Zählen. — Sticker, Erleichterung der Palpation des Abdomens. —
Menge lsohn, llippenknorpelanomalieu und Lungentuberkulose. — Variot und
Saint-Aldin, Bloch. Zur Kenntois der Säuglingsatrophie. — Fkbrannini,
Wirkung von Kocbsalzinjektioncn bei Nephritis. — Rothhann, Seitenstrang-
erkrankung und spastische Spinal paralyse. — Meyer, Ischias mit eompliciren-
dem Herpes. — Lassak. Ueber Finsenbehandlung. — Sampson, Ueber auf-
steigende Niereninfektion. — Uekmans, Behandlung der Ruptur der Urethra.
— v. Bardrlehrn, Ueber die Gefahren der instrumentelleu Muttermunds-
erweiterung.
liartels, Ueber die Lymphgefässe des Pankreas. 1. Ueber lymphatische
Verbindungen zwischen Duodenum und Pankreas. Arch. f. Anat. u.
Physiol. Anat. Abteil. Jalirg. 1904, H. 4, 5, 6, S. 299.
Mittels der Gerota’schen Injektionsmethode und Conservirung in Pormol
hat B. durch Einstich in den rechten Lappen des Pankreas ausser den in
die regionären Lymphknoten (Lymphoglandulae mesentericae, coeliacae,
gastricae speriores, wahrscheinlich auch gastricae inferiores und hepaticae)
messenden Lvmphstämmen auch zarte Zweige darznstellen vermocht, die
ein perilobnläres Netzwerk des Pankreas mit einem in der Duodenalwand
gelegenen Netzwerk in Verbindung setzen. Was die morphologische Be-
deutung dieser, von Wesling und Hoqoan zuerst wahrgenommenen Ver-
bindungen aniangt, so handelt es sich um direkte Verbindungen zwischen
den feinen Darmnetzen und dem gröberen pankreatisclicn Netze. Tn seltenen
XLUI. Jahrgang. 12
r
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178
Eitinok». — I inCNlIUM.
No. 11
Fällen wird auf indirektem Wege durch Anastoinosen, welche die Gefässe,
die die Darinnetze mit den Mesenterialdrüsen verbinden, mit dem pankreati-
sehen Netzwerk eingelien, eine Verbindung hergestellt. Diese Uommuni-
kationen sind echte Lymphgefässe und deshalb vom morphologischen Stand-
punkte aus nicht als ein besonderer Bestandteil des Lymphsystems zu be-
trachten; allerdings sind solche direkten Verbindungen bisher von keinem
anderen Organe bekannt; wohl aber indirekte zwischen benachbarten
Organen. Die physiologische Bedeutung dieser Comniunikationen liegt
darin, dass das Vorkommen zuführender Lymphgefässe im Körper, das von
vielen bestritten wird, durch diesen Befund bewiesen ist. mag die Richtung
des Stromes, wie für gewöhnlich anzunehmen ist, vom Darm zum Pankreas
oder umgekehrt gehen. Vom klinischen Standpunkte tritt ausser der
Möglichkeit für das Uebergreifen von F.ntzündungs- und Eitererregern auf
dem Wege der Blutgefässe und der Ausfuhrwege auch noch der Weg der
Lyraphbahn hinzu. Vielleicht ergiebt eine specielle Untersuchung, dass
auch beim Pankreas nach Analogie der Mastitis die primären Entzündungen
in solche sich einteilen Dessen, die auf dem Wege der Drüsengänge ent-
stehen (vorwiegend parenchymatöse Processe) und in solche, die auf dem
Wege der lymphatischen Verbindungen zu stände kommen (vorwiegend
interstitielle phlegmonöse Processe), ausserdem selbstverständlich in
metastatische Processe, die auf dem Wege der Blutbahn entstehen.
Poll.
II. Kppinger,* Ueber Autolyse in Punktionsflüssigkeiten Zeitschr. f. Heilk.
Bd. XXV, 8. 378.
E. hat an neun möglichst aseptisch aufgefangenen Pnnktionsflüssig-
keiten den Umfang der durch Autolyse erfolgenden F.iweissspaitung be-
stimmt. — Fünfmal in Fällen von serösen Ergüssen bei Tuberkulose, bei
Herzfehler, bei Lebercirrhose, fand er keine autolytischen Vorgänge. Wohl
aber zweimal bei eitrigen Ergüssen und bei zwei serösen auf carcinnma-
töser Grundlage. Um zu entscheiden, ob es sich hier um Autolyse im
engeren Sinne, oder um sog. Heterolyse handelt, d. h. ob das Carcinom
cineu Einfluss auf die Zersetzung der Eiweisskörper in der Punktions-
flüssigkeit habe, hat E. Carcinompresssaft mit seröser Punktionsflüssigkeit
zusammen der Autolyse überlassen und gefunden, dass ersterer die Auto-
lyse in letzterer anztiregen vermag. — Die Tatsache, dass carcinomatöse
Transsudate sich autolytisch verändern, ist nach E. differential-diagnostisch
wichtig; vielleicht erklären auch die autolytischen Eigenschaften des
Carcinomgewebes den schnellen Eintritt der Cachexie. A. Loewy.
D. Griinbituni, Vergleichende Untersuchungen über die molekulare Con-
centration des mütterlichen und fötalen Blutes und des Fruchtwassers
unter Berücksichtigung der chemischen Zusammensetzung des Frucht-
wassers. Verhandl. d. physikal.-med. Gesellschaft zu Würzburg. 1904.
ln dieser sehr umfassenden, auch die Litteratur ausgiebig berück-
sichtigenden Arbeit bringt G. zunächst Material über die molekulare Con-
centration (Gefrierpunkt) des mütterlichen und fötalen Blutes, sowie des
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So. 11.
Kukajkfk.
17!)
Fruchtwassers beim Menschen während der Austreibungsperiode. Das
mütterliche Blut entstammt dem retroplacentarcn Hämatom, das fötale dem
Nabelstrang. Weiter berichtet er über zahlreiche Versuche am Blute und
an der Amnion- bezw. Allantoisflüssigkeit beim Rinde in den verschiedenen
Perioden der Trächtigkeit, sowie über einige an Ziege, Schwein, Hund,
Katze. — G. findet, dass beim Menschen mütterliches und fötales Blut die
gleiche molekulare Concentration haben und dass diese etwas geringer ist
(J = — 0,63°) als bei nicht schwangeren Frauen (J = — 0,50°). Dagegen
ist id bei trächtigen Tieren und bei nicht trächtigen gleich. — Das mensch-
liche Fruchtwasser ist weniger concentrirt als Blut, J = — 0,425°, der
fötale menschliche Harn noch weniger (J = — 0,20°). — Beim Rind ist
das Amnionwasser bis gegen Ende der Trächtigkeit dem Blute annähernd
gleich concentrirt, dann etwas weniger. Das Allantoiswasser ist anfangs
dem Blut ähnlich concentrirt, dann in der Mitte der Trächtigkeit wird es
sehr viel weniger concentrirt, um gegen Ende dem Blut wieder fast gleich
zu werden. — Ziege, Hund, Katze verhalten sich ähnlich wie das Rind,
nur beim Schwein ist in der zweiten Hälfte der Trächtigkeit das Amnios-
wasser weniger als das Blut concentrirt. — Zieht man neben dem physi-
kalisch-chemischen Verhalten zugleich das chemische mit in Betracht —
und G. hat genau nicht nur die organischen, sondern auch die Mineral-
bestandteile ermittelt — so kann man schliessen, dass das Amnionwasser
einem Transsudate entspricht, das Allantoiswssaer ist im Anfang Trans-
sudat, später hauptsächlich fötaler Harn; das menschliche Fruchtwasser
ist ein Gemisch aus Transsudat und Fötalharn. — Im Allantoiswasser des
Rindes linden sich in der zweiten Hälfte der Entwickelung reichlich
Peptone, im Fruchtwasser aller Haussäugetiere dauernd Lävulose und zwar
bei Rind und Ziege mehr im Allantois-, beim Schwein mehr im Amnion-
wasser. Beim Menschen und Hund findet sich keine Lävulose.
A. Loewy.
I). Kurajeir, Ueber das Piastern aus krystallisirtem Ovalbumin nnd über
das Verhalten der Plasteinalbumosen zur Magen- und Dünndarmschleim-
haut des Hundes. Beitr. z. ehern. Physiol. u. Pathol. Bd. 4, S. 476.
In einer durch 3tägige Pepsinverdauung gewonnenen Lösung von
krystallisirtem Ovalbumin entsteht nach Filtration von den durch
Neutralisation mit Soda entstehenden, sowie bei nachfolgender Ansäuerung
mit HCl erfolgenden Niederschläge durch Zusatz von Lablösung von 3 pCt.
im Brutschrank eine Fällung; dieselbe wird nach 36 Stunden abfiltrirt.
Diese Substanz bezeichnet Verf. als Plastein A. Nimmt man dieselbe
Procedur mit einer 18 Tage peptisch verdauten Ovalbuminlösung vor, so
erhält man das Plastein B. Beide Verbindungen geben Biurctreaktion,
die Schwefelbleiprobe und die Reaktion von Moliscii und Adamkiewicz.
Die procentische Zusammensetzung ist auch dieselbe, und zwar C =
58,87 — 68,92, H = 7,34—7,22, N = 14,44—14,31, S = 1,24.
Verdaut man diese Plasteine mit Pepsin-HCI, so erhält man die
Plasteinalbumosen, welche die Eigenschaft besitzen, durch Magen-
schleimhaut in coagulabele Substanzen zurückverwandelt zu werden.
Bringt man in eine aus Ovalbumin dargestellte Albumoselösung unter
12 *
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180
l'FEirrKH. — Schwahz. — v. 8kiki>i,Xm>kr.
No. 11.
ähnlichen Bedingungen statt Lab Papayotin, so erhält man eine Coagu-
lose genannte Verbindung, die sich schwerer als die Plastetne in NaOH
löst. — ln physiologischer Hinsicht ist bemerkenswert, dass nur die echten
Proteinstoffe zur Plastclnbildung befähigt zu sein scheinen, indem die
Albuniinoide wie Gelatine und Keratinabkömmlinge keine bei Pepsin-
verdauung abspaltbare „plastelnogene Gruppe“ besitzen. Neuberg.
11. Pfeiffer, Erfahrungen mit der Marx-Ehrnrootb’schcn Methode zur
forensischen Unterscheidung von Menschen- und Tierblut. Deutsche med.
Wochenschr. 1904, No. 30.
Das Marx-Ehrnrooth’schc Verfahren beruht auf der Tatsache, dass die
Erythrocyten einer Tierart von dem Serum einer zweiten, nicht allzu nahe
verwandten Art agglutinirt und aufgelöst werden, was beim homologen
Serum im Allgemeinen nicht der Fall ist. V’erf. prüfte diese Methode unter
Bedingungen, die den natürlichen Verhältnissen möglichst nahe kommen,
und kommt zu dem Schlüsse, dass die Methode unter Beachtung ver-
schiedener Cotitrollen „in vielen Fällen gestatten wird, mit Sicherheit über
die Artgleichheit oder Artverschiedenheit gegebener Eiweisslösnngen zu
entscheiden.“ Beitzke.
G. Schwarz, Ueber die Herkunft der einkernigen Exsudatzellen bei Ent-
zündungen. Wiener klin. Wochenschr. 1904, No. 44.
Nach Einbringung chemisch indifferenter Körper in das subkutane
Gewebe bei Kaninchen findet man schon nach ganz kurzer Zeit, im Ver-
lauf der ersten beiden Stunden, beträchtliche histologische Veränderungen.
Schon zu dieser Zeit beteiligen sich die einkernigen Zellen fast ebenso
am Aufbau des Exsudates wie die polymorphkernigen. Als Hauptijuelle
für sie kann man das cirkulirende Blut in den ersten Stunden durch zahl-
reiche Emigrationsbilder nachweisen. Die Entstehung der einkernigen
Exsudatzellen aus Gefässendothelien, Advenditiazellen, mobilisirten Binde-
gewebs- und Muskelzellen ist zwar möglich, aber nicht sicher zu beweisen.
Bei tzke.
F. v. Friedländer, Beitrag zur operativen Behandlung des Klumpfusses
und des Plattfusses. Wiener klin. Wochenschr. 1903, No. 40.
v. F. hat bei einem 5*/2jährigen Mädchen mit angeborenem beider-
seitigem Klumpfuss, der mehrfachen Versuchen der unblutigen Behandlung
getrotzt hatte, ein Operationsverfahren zur Anwendung gebracht, das er
als einen Ersatz der nach seiner Ansicht allerdings selten indicirten Keil-
excision empfiehlt.
Ein bogenförmiger nach unten convexer Schnitt wurde unterhalb des
Malleolus externus von der Insertion der Achillessehne nach vorne bis
zum prominirenden Teil des Taluskopfes geführt, wobei der laterale Teil
der Strecksehne blossgelegt, aber nicht verletzt wurde. Es folgte die Er-
öffnung des Talocalcaneusgelenkes. Unter forcirter Supination des Kusses
wurde das Gelenk immer mehr zutu Klaffen gebracht, das Talonavieular-
gelenk an seiner plantaren Seite eröffnet, worauf der Fuss so umgeklappt
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No. 1 I . Kkuklhank. — Woi.Kowi rici.. 1 8 1
wurde, da«« die Sohle nach oben sah. Hierauf wurde mit Meissei und
scharfem Löffel die deforme Gelenkfläche des Talus und Calcaneus niodellirt,
sodass erstere convex, letztere conkav gestaltet wurde. Hierbei wurde von
der Aussenseite der Gelenkflächen etwas mehr entfernt als von der Innen-
seite. Hierauf folgte die Correktur der Adduktion des Vorfusses. Von
der breit klaffenden Wunde aus wurden die letzten Bandreste, welche das
Navicularc mit dem Talus verbanden, durchschnitten. Dasselbe geschah
mit dem Gelenke zwischen Fersenbein und Cuboideum, sodass das ganze
Chopart'sche Gelenk breit klaffte. Alle sich spannenden Stränge der
Planta und die Ligamenta calcaneo-cuboidea fielen diesem Akte der
Operation zum Opfer. Nunmehr liess sich die Stellung des Vorfusses
leicht corrigireu. Durch leichten Druck wurde schliesslich die Torsion
und fnflexion des Vorfusses behoben.
Zur Zeit der Publikation war die Stellung der Fiisse im Verbände
gut. die Behandlung indessen noch nicht abgeschlossen.
Joachimsthal.
Engeliiiaiiii, Beitrag zur Kenntnis der Sakraltumoreu. Arch. f. kliu. Chir.
Bd. 72, 4.
Zwei Theorien werden zur Erklärung der Sakraltumoren herangezogen:
die eine leitet diese Geschwülste aus einer Verschiebung und Verlagerung
der Keimblätter desselben Embryo her (unigerminale), die zweite behauptet,
dass es sich um Einlagerung (inclusion) eines zweiteu Fötus (Foetus in
foeto) handele (bigerminaler Ursprung). E. hat in dieser Richtung sehr
bemerkenswerte Tumoren in der v. Bergmann’schen Klinik untersucht. So
fand er z. B. in einem über faustgrossen Tumor eines 3 Tage alten Kindes
Zellen, die sich in ihrer Verschiedenartigkeit von allen 3 Keimblättern
ableiten Hessen, unter anderen auch Zellen, die als Teile des Darmes auf-
zufassen waren, insbesondere auffallend aber sind grosse Gliazellen, wie
denn überhaupt die Entwickelung des Giiagewebes die grösste Rolle hier
spielt. Die Neuroglia findet sich vorzüglich an den Stellen, wohin die
grösste Wachstumsenergie des Tumors zu verlegen ist; dabei entstehen
Bilder ähnlich der Syringomyelie. Organähnliche Bildungen iu diesen
Tumoren sind Zufallsprodukt. Der bigerminale Entstehungsmodus ist nur
für die Tumoren anzunehmen, die wirkliche Doppelbildungen und fertige,
dem hinteren Stammesende nicht entsprechende Organe enthalten; die
meisten Steissgeschwülste sind jedenfalls unigeruiinai. Unger.
P. Wolkowilsdi, Zur Frage der operative Behandlung der Tuberkulose
der grossen Gelenke der Extremitäten und speciell der Resektion der-
selben. Deutsche Zeitschr. f. Chir. 74. Bd., 5. — 6. H., S. 493.
W. verurteilt die Excocbleation bei tuberkulösen Fisteln und Knochen-
herden; dafür sollte stets die Ausschneidung resp. Ausmeisselung im Ge-
sunden eintreten, wodurch die Gefahr der mechanischen Infektion der
frisch entblössten Gewebe vermieden wird. — Ebenso sollte man auch bei
dem operativen Angreifen der Gelenke Vorgehen und das zu rcsecirende
Gelenk nicht stets eröffnen, W. umgeht das Gelenk, indem er sich an die
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182
Ml'LLKH — Pakhb.
No. 11.
Gelenkkapsel halt, die Gelenkenden absägt und schliesslich die Lostrennuug
der Kapsel beendet. — Die tnöglicheu Einwände werden von W. widerlegt;
dass eine grössere Knochenmenge, als die Ausbreitung des Krankheits-
processes erfordert, und dass die Epiphysenlinie entfernt wird, lässt sieb
technisch leicht vermeiden, besonders weil die erkrankte Synovialkapsel
stark verdickt geschrumpft und sich daher leicht vom Knochen lösen lässt.
Auch der Einwand, dass die Nichteröffnung des Gelenkes den Ausbreitungs-
grad der Infektion nicht erkennen lässt, sei nicht stichhaltig, da die Re-
sultate der Arthrektomie bei ausschliesslicher Synovialtuberkulose schlechte
seien und ein Herd im Knochen leicht übersehen werden kann. — Wichtig
scheint W. die Tatsache, dass die gute, direkte Adaptation von Knochen-
flächcn vor Recidiven der Tuberkulose schützt.
Es werden schliesslich die von W. ausprobirten Methoden der Gelenk-
resektion ohne Gelenkcröffnung einzeln besprochen und eine Reihe von
Krankheitsgeschicbten mitgeteilt. Die Resultate sind gute.
Peltesobn.
R. Müller, Complikationen von Mittelohreiterungen. Fortschr. d. Med.
1004, No. 22.
Von den beiden mitgcteilten Fällen ist der erste insofern von Inter
esse, als er als ein Beispiel für die Unsicherheit der Diagnose der intra-
craniellen Erkrankungen im Anschluss an Mittelobreiterungen dienen kann.
Während alle klinischen Erscheinungen mit hoher Wahrscheinlichkeit
direkt auf eine pyämische Phlebitis oder Sinusthrombose hinwiesen und
dementsprechend operativ eingegriffen wurde, ergab die Sektion eine eitrige
Leptomeningitis von einer Ausdehnung und einer- Mächtigkeit, die nur in
einer wochenlangeu Entwickelung sich hatte herausbilden können und die
in vollem Widerspruch stand zu der Geringfügigkeit der in der Zeit der
Entwickelung beobachteten Symptome. Die Lumbalpunktion war unter-
blieben, weil mau auch ohue dieselbe Meningitis glaubte ausschliesseu zu
können. — Im zweiten Falle handelte es sich um einen präauriculären-
epizygomatischen Abscess, der im Anschluss an eine mit Otitis externa
complieirte akute Otitis media aufgetreten war. Schwabach.
Panse, Klinische und pathologische Mitteilungen. IV. Gliom des Acusticus.
Arch. f. Ohrenheilk. (51. Bd., S. 261.
Die von P. beschriebene Geschwulst hatte ihren Sitz im inneren Gehör-
gang und ihre Hauptausdehnung in der der Pyramideukante senkrechten
Ebene durch den Modiolus. Sie ist ringsum, ausser nach der Lamina
cribrosa zu, scharf abgegrenzt, also an sich leicht aussebälbar und hat
den inneren Gchörgang bedeutend nach unten erweitert. Bei der mikro-
skopischen Untersuchung erwies sich der Tumor als Fibrogliom. Am
N. facialis keine Veränderungen, während der Acusticus bis auf wenige
Fasern in den Tumor aufgegangen ist. Bezüglich einer event. in einem
analogen Falle in Frage kommenden Operation ist, nach Verf., der Weg
durch die Pauke das Gegebene. Nach Aufmeisselung des inneren Ohres
bis vorn zum Schneckengang und zur Carotis, unten bis zum Bulb, jugul.,
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Nu. 11. Nkiikkokn. — Bli.uk«. Kkiku. 183
hinten bis zum Sinus und durch Emporheben des Schläfenlappens würde
Platz zur Entfernung eines Tumors bis fast Hühnereigrösse sein.
Sch wabach.
Nehrkor«, Zur direkten Bronchoskopie zwecks Extraktion quellbarer
Fremdkörper. Deutsche med. VVochenschr. 1904, No. 40.
Auf Grund seiner Erfahrung an Czbkny’s Klinik tritt Verf. dafür ein,
dass bei Aspiration von Bohnen oder anderer quellbarer Körper bei Kindern
und bei zu erwartender Quellung resp. Auflockerung der Fremdkörper auf
die direkte obere Bronchoskopie zu verzichten und dem leichtereu Vor-
gehen der unteren Bronchoskopie mit primärer Tracheotomie der Vorzug
zu geben sei. Denn einmal verlängert die Schwierigkeit des Eiuführens
bronchoskopischer Röhren in Trachea und Broncbea bei jungen Kindern
und das Arbeiten in dünnen langen Röhren die Operation, dann aber kann
der Druck des Tubus auf die Stimmbänder bei der Länge der Operation
verhängnisvoll werden. W. Lublinski.
1) Uuliing, Inhalation mit phenylpropiolsaurero Natron gegen Kehlkopf-
und Lungentuberkulose. Mönch, med. Wochenscbr. 1904, No. 36.
2) Krieg, Ueber chirurgische Behandlung der Kehlkopftuberkulose. Arch.
f. Laryngol. u. Rhinol. Bd. 16, H. 2.
1) Verf. lässt mit seinem Zerstäuber zweimal täglich 200 g zunächst
einer 1 proc. Lösung von phenylpropiolsaurem Natron inhaliren und diese
Lösung von Woche zu Woche bis 3 pOt. steigern, bei welcher man bleibt.
Hämoptoe bildet keine Contraindikation; selbst eine Temperatur von 45°
wird vertragen ohne dass sich Bluthusten einstellt. Genaue Indikationen
kann Verf. nicht geben. Er lässt Tuberkulöse jeden Stadiums inhaliren.
Bei tuberkulösen Geschwüren sollen die subjektiven Beschwerden schon
nach wenigen Tagen nachlassen, nach einigen Monaten (! Ref.) heilen.
Ebenso soll bei Lungentuberkulose eine bedeutende subjetive Erleichterung
eintreten. Atemnot nachlassen, leichteres Abhusten eintreten; im 1. und
2. Stadium sollen die Heilerfolge sehr gut sein, im 3. Stadium Besserung
eintreten. Ueber die Resultate bei Mischinfektiouen kann Verf. nichts an-
geben.
2) Wenn Ref. mit dem Verf. auch nicht darin übereinstimmen kann,
dass jede Larynxtuberkulose, wenn nur der Kranke von seiner Lunge aus
lange genug lebt, immer mit böser Dyspnoe und Dysphagie endet, so kann
er ihm doch darin beipflichten, dass die trostlose Ansicht von der Uubc-
einflussung durch die Therapie unrichtig ist. Es wird, und das zeigt
Verf., allerdings nur eine kleinere Anzahl geheilt, eine grosse Anzahl da-
gegen so gebessert, dass ihr Leben in lebenswertem Zustand verlängert
wird. Verf. führt in seiner Arbeit 60 Heilungen, Vernarbungen von nicht
lupöser Tuberkulose an, darunter nicht wenige ausgedehnte Processe. Dabei
sind die unteren Stände überwiegend vertreten, die unter ungünstigen Ver-
hältnissen behandelt werden mussten; bei der Mehrzahl ist entsprechend
der Heilung des Kehlkopfes auch die Lunge besser geworden, manchmal
allerdings auch schlechter. Gerade die letzteren beweisen die Wirksamkeit
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184
No. 1 1.
Hki.i.wici. — Schmidt.
der chirurgischen Behandlung. Verf. bevorzugt die Galvanokaustik; indem
er die Bedenken gegen dieselbe zurückweist, führt er die V'orzüge an,
welche dieselbe gegen diu schneidenden Instrumente bat.
W. Lublinski.
W. Ilellwig, Zur Serumtherapie des Tetanus. Deutsche uied. Wochen-
schrift 1904, No. 7.
H. teilt zwei Fülle von Tetanus mit, welche mittels Antitoxin be-
handelt wurden und zur Heilung kamen. Dur eiue Fall war von vorn-
herein leicht im Verlaufe, der andere nahm aber, trotzdem die Incubations-
zcit 9 Tage betrug und mehrmals Antitoxin injicirt wurde, anfangs einen
sehr bedrohlichen Verlauf, sodass der Exitus letalis erwartet wurde. Gleich-
wohl kam der l’atient durch. Bei ihm wurde, als bereits die Tetanus-
symptome völlig geschwunden waren, aus der Wunde ein Kleiderfetzeu
entfernt, in dem hochvirulente Tetanusbacillen nachgewiesen wurden. Es
hat somit die Antitoxininjektion, wenn sie auch die bereits gesetzten Ver-
änderungen im Central nervensy stem nicht aufheben konnte, sodass es zu
einer schnellen Besserung gekommen wäre, das an dem Infektionsherde
ständig producirte Gift unschädlich gemacht, neutralisirt. Da man nun
nicht immer in der Lage ist, den Krankheitsherd chirurgisch sicher zu
cliuiiniren, so erscheint es dringend geboten, das Antitoxin in jedem Falle
anzuwenden. H. Biscboff.
A. Schmidt. Die Zeckenkrankheit der Kinder — Haemoglobinaemia ixo
dioplasmatica bovum — in Deutsch-, Englisch-Ostafrika und Uganda.
Arch. f. Wissenschaft!, u. prakt. Tierheilk. 1904, Bd. 30, S. 42.
Sch. hat die Zeckenkrankheit der Kinder, welchen Namen er als den
bezeichnendsten vorschlägt, da die sonst üblichen Namen wie Texasfieber,
Kindermalaria, Btulharneo. Gelbes Fieber etc. teils das Wesen der Krank-
heit nicht trifft, teils zu Verwechselungen bezw. falscher Auffassung führen
kann, in Afrika genau studirt. Bei dieser Krankheit, welche durch Zeckeu
übertragen wird, treten 8—18 Tage nach der Infektion die ersten Krank-
heitserscheinungen auf; sie bestehen darin, dass sich das Haar zu sträuben
beginnt, matt und glanzlos wird. Anfangs leidet das Temperament der
Tiere wenig, erst zwischen der ersten und zweiten Woche werden die Tiere
matt, dann treten Fiebererscheinungen auf, mit welchen Eingenommenheit
des Bewusstseins einhergeht, die Tiere fressen nicht, magern stark ab,
dann fällt die Temperatur und die Tiere gehen unter den Zeichen höchster
Blutarmut ein. In einigen Füllen ist das Blut von gelöstem Blutfarbstoff
rotbraun bis .schwarzbraun gefärbt. Das Stroma der zerstörten Blut-
körperchen führt zu Verlegung der Gallcnkapillaren, wovon dann, falls die
gesunden Partien der Leber zur Zerlegung und Ausscheidung des Blut-
farbstoffes nicht mehr ansreichen, die Folge ist, dass Ikterus auftritt. Zu-
weilen treten auch Verlegungen der Glomeruli in den Nieren auf und es
kommt zur Anurie. Es werden somit als Krankheitsbilder beobachtet:
entweder Hämoglobinämie allein, oder Hämogtobinämie und Ikterus, oder
Hämnglobinämie, Ikterus, Hämoglobinurie und Anurie. Die Ursache der
Krankheit sind Protozoen im Blute, welche die roten Blutkörperchen
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No. 11.
.Schmidt.
185
befallen, innerhalb 48 Stunden zur vollen Entwickelung kommen, sich
dann teilen und von neuem Blutkörperchen befallen. Diese Vermehrung
der Parasiten im Rinde ist jedoch nicht unbeschränkt, sie erfolgt nur
18 — 24 Wochen lang. Innerhalb dieser Zeit muss ein Wirts- und damit
gleichzeitig ein Generationswechsel des Parasiten eintreten, sofern er nicht
zu Grunde gehen soll. Dieser Wirtswechsel erfolgt so, dass das parasiten-
lialtige Blut von der Zecke — Ixodes bovis — aufgenommen wird. Diese
fällt, nachdem sie vollkommen geschlechtsreif geworden ist, von ihrem
Wirte, und legt wenige Tage später im Grase bis zu 0000 Eier ab, auf
welche die Parasiten übergehen. Aus den Eiern entwickeln sich in 3 bis
4 Wochen die sechsfüssigen Larven, welche sich auf der Unterseite von
Blättern und Gräsern aufhalten, und sich dort 3 Wochen, selten ein bis
zwei Monate lebensfähig erhalten können. Die Larven geben nun auf neue
Tiere über und sind da nicht an eine besondere Art gebunden. Alle Säuge-
tiere, auch Vögel und Amphibien können ihnen als Wirte dienen, doch
ist nur das Rind für den Parasiteu empfänglich. Nach 8 Tagen häuten
die Larven zum ersten Male und entwickeln sich zur achtfüssigen Nymphe,
aus welcher sich nach einer zweiten Häutung in 18 — 28 Tagen die ge-
schlechtliche Zecke entwickelt. Der Entwickelungsgang der Zecke erfolgt
somit in ungefähr 50 Tagen.
Die Differeutialdiagnose der Zeckenkrankheit gegenüber der Rinder-
pest und der Tetsekrankheit stösst zuweilen auf erhebliche Schwierig-
keiten. sie ist absolut sicher erst aus dem mikroskopischen Rlutbefunde
und dem Ausfall von Impfversuchen zu stellen. Der Parasit trägt bisher
verschiedene Namen, er ist als Pyrosoma, Apiosoma, Piroplasma bezeichnet
worden, Sch. schlägt dafür den Namen Ixodioplasma - Zeckenplasmodium
— vor. Die Mortalität der Krankheit ist eine sehr hohe, zwei Drittel
aller von ihr befallenen Rinder gehen zu Grunde und von den an Hämo-
globinurie erkrankten fallen 00 pCt. Die Uebertraguug auf Rinder gelingt
sowohl durch direkte Injektion parasitenhaltigen Blutes wie auf natür-
lichem Wege durch iuficirte Zecken leicht, und zwar sind alle Rinder
gleich empfänglich. Auf andere Tier konnte die Seuche nicht übertragen
werden, unbekaunt ist nur noch das Verhalten der verschiedenen Antilopen-
arten. Unter natürlichen Verhältnissen kommt die Infektion aut der Weide
zu stände. Rinder, welche durch Ueberstehen der Krankheit eine relative
Immunität erworben haben, beherbergen noch Monate lang Parasiten im
Blute und liefern den InfektionsstofT, welcher durch Zecken übertragen
wird. Durch derartige scheinbar gesunde, aber nur relativ immune Rinder
können die Parasiten dann weit verbreitet werden. Für die Bekämpfung
der Seuche kommt daher vor allem in Betracht das Verbot der Viehaus-
fuhr aus verseuchten Gegenden, eine Revision der Rinder bei deren Ein-
fuhr und eine Vernichtung der Zecken. Das Verbot der Wiedereinfuhr
aus verseuchten Gegenden hat eine gute Wirkung, solange die verseuchten
und nicht verseuchten Gebiete durch einen genügend breiten Länderstreifen
von einander getrennt sind. Die Revision eigeführter Rinder wird nur
einen partiellen Schutz bieteg; eine Vernichtung der Zecken aber in der
Natur ist aussichtslos und au den Rindern, selbst wenn sie gelingt, ohne
Bedeutung, da die relativ immunen Rinder die Parasiten verbreiten. Als
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186
Lukzatto. — Bkknhkim.
No 11.
eine weitere Vorbeugungsmaassregel ist zu betrachten Aufgeben des Weiden-
ganges und Einfuhren von Stallfütterung; hier stösst man aber in den
Ländern mit extensiver Weidewirtschaft auf die grösste Schwierigkeit. Als
letzte Maassnahme zur Abwehr der Krankheit bleibt die Immunisirung des
Nachwuchses und des einzuführenden Viehes. Zur Erzielung einer aktiven
Immunität hat Sch. ein Verfahren ausgearbeitet, welches auf dem Ver-
halten der Zecken im Kinde basirt. Während von den auf der Weide in-
ficirten Rindern 00 pCt. eingehen, sterben bei der Infektion mit Blnt
von Rindern die 4—0 Wochen krank sind nur 25 pCt., werden 10 bis
15 Wochen alte Parasiten übertragen, so sterben nur noch 3— 4 pCt. und
waren die Rinder, welche den InfektionsstofT geben, 18 — 24 Wochen krank,
so sterben die damit iuficirten überhaupt nicht, werden aber immun. Es
tritt somit eine Abschwächung der Virulenz im Rinde ein. Neben diesem
Verfahren der aktiven Immunisirung kann auch passiv immunisirt werden.
Rinder, die die Krankheit überstanden haben oder aktiv immunisirt sind,
werden 0— 8mal mit 10 ccm virulenten, defibrinirten Blutes subkutan
geimpft. Das Serum dieser Rinder hat dann Schutzwirkung und auch
Heilkraft. Für die Bekämpfung der Seuche giebt aber Sch. der aktiven
Immunisirungsmethode den Vorzug, da die passiv immunisirten Tiere doch
noch nachträglich behufs Erlangung einer dauernden Immunität der In-
fektion ausgesetzt werden müssen, welche danu mit Material erfolgt, dessen
Virulenz nicht bekannt ist, während bei der aktiven Durchseuchungsmethode
die Virulenz genau bestimmt werden kann, sodass Verluste vermieden
werden. H. Bischoff
R. Lnz/.ntto, Ueber die Natur und die Ursachen der Morpbinglykosurie.
Arch. f. experim. Pathol. u. Pharmakol. 52. Bd., S. 95.
Spritzt man einem Hund oder Kaninchen eine grössere Dosis Morphium
subkutan oder intravenös ein, so enthält der Urin einige Stunden später
Zucker. Diese Glykosurie hält aber nicht lange an, sie verschwindet mit
dem Aufhören der Morphiumwirkung vollkommen. Die Glykosurie wird
bedingt durch Hyperglykämie, entsteht also nicht, wie bei anderen Sub-
stanzen, Phlorizin u. dergl., in den Nieren. Die Nahrung scheint keinen
bedeutenden Einfluss auf die Zuckerausscheidung auszuüben: sowohl bei
Flcischfiitterung allein, wie bei gemischter Kost scheidet der Hund nach
Morphium Zucker aus. Lässt mau aber den Hund mehrere Tage vor der
Einspritzung hungern, so bleibt die Glykosurie aus. Wichtig ist die Frage
nach dem Auftreten der Glykosurie bei Morpbiumgewöhnung; es zeigt
sich, dass durch vorsichtige, allmähliche Gewöhnung an Morphin das Auf-
treten der Glykosurie verhindert wird. Ob die Glykosurie auf einen ver-
mehrten Eiweisszerfall zurückzuführen ist, ist recht zweifelhaft; es scheint
eher, dass zwischen Stoffwechselveränderungen und Glykosurie keine Be-
ziehung besteht. K. Krouthal.
ltcru heim, De l’acceleration et du ralentissement du pouls par nnmeration
acc^leree et ralentic ä haute voix. Rev. de roed. 1904, No. 12.
Verf. hat die Beobachtung gemacht, dass der Puls bei gesunden oder
kranken Menschen, falls man mit lauter Stimme schneller zählt als der
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No. 11. Sti«.'KKH. — Mkniiüi.siiiin. 1B7
Pulszahl entspricht, eine Neigung hat <licsem beschleunigten Zählen zu
folgen, d. h. selbst beschleunigt wird. Am besten bedient man sich zur
Constatirung dieser Tatsache des Marey'schen Sphygmographen. Die Be-
schleunigung beträgt t> — 15 Pulse in der Minute, bei Individuen mit ge-
steigertem Druck im Arteriensystem jedoch nur 3—10 Pulse in der Minute.
Umgekehrt tritt bei Verlangsamung der lauten Pulszählung eine Verlang
samung der Pulszahl um 4,5 — 9 Pulse, bei gesteigertem Druck im Arterien-
system jedoch nur um 3 — 7,5 Pulse in der Minute ein. Verf. sieht als
Ursache dieser Tatsache eine suggestive Beeinflussung der Herztätigkeit an.
L. Perl.
G. Sticker, Die Palpation des Abdomens im warmen Bade. Centralbl. f.
inn. Med. 1904, No. 9.
Allgemein bekannt ist die Tatsache, dass die Palpation der Bauch-
eingeweide und ihrer Veränderungen häutig grossen Schwierigkeiten be-
gegnet, sei es durch Empfindlichkeit der Patienten, sei es durch unwill-
kürliche Anspannung der Bauchdecken oder durch Fettreichtum der letzteren
und anderes mehr. Um dem zu begegnen, hat man nicht selten die
Ghloroformuarkose einleiten, ja, zuweilen sogar die Probelaparotomie vor-
nehmen müssen. St. hat nun bereits seit mehr als 10 Jahren ein ein-
faches Mittel angewandt, welches in vielen Fällen sowohl Narkose als
Bauchschnitt überflüssig macht. Es besteht dieses Mittel einfach darin,
dass man den zu Untersuchenden in ein warmes Vollbad legt und in
diesem die Palpation vornimmt. Es gelang auf solche Weise in vielen
Fällen, krankhafte Verlagerungen und Anheftungen der Baucheingeweide,
Vergrösseruogen und Schrumpfungen der Leber, der Milz, der Nieren, Stein-
bildungen in der Gallenblase und im Nierenbecken, Exsudate, Narben-
stränge und Tumoren deutlich tastbar zu machen, die vorher entweder nur
undeutlich oder garnicht abzutasten waren. St. kam auf diese Art der
Untersuchung bei einem Kranken, dem er wegen heftiger Koliken warme
Bader verordnet hatte und dessen Leib er zufällig ira Bade betastete. Er
fand bei dieser Gelegenheit, obgleich er vorher nichts hatte entdecken
können, in der Tiefe des rechten Hypochondriums einen Tumor, der sich
späterhin als das prall gefüllte rechte Nierenbecken erwies. Verf. macht
nochmals auf diese Art der Untersuchung aufmerksam, um sie einem
weiteren ärztlichen Kreise vertrauter zu machen. Carl Rosentbal.
L. Mendelsohn, Rippenknorpelanomalien und Lungentuberkulose. Arch.
f. Kinderhcilk. Bd. 38, S. 57.
Verf. hat seine Untersuchungen an Leichen von Kindern bis zu 1 Jahr
angestellt, bei denen irgendwie erhebliche Zeichen von Rachitis nicht vor-
handen waren. Er kommt zu folgenden Schlüssen: Die vou Freund beob-
achtete abnorme Kürze des t. Rippenknorpels kommt als angeborener
Zustand im Säuglingsalter vor. Die Lungentuberkulose der Säuglinge ist
in ihrer Lokalisation unabhängig von dieser Knorpelanomalie. Ein Zu-
sammenhang zwischen abnormer Kürze des 1. Rippenknorpels und hereditär-
tuberkulöser Belastung besteht nicht. — Weitere Untersuchungen werden
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188
Vashit und .Saint- Ai. ihn. Bmkti.
No. 11.
— wie Verf. meint — zu entscheiden haben, ob nicht neben der ange-
borenen abnormen Kürze derselbe Zustand bei älteren Kindern infolge
eines Zurückbleibens im Wachstum verkommt und ob diese Wachstums-
störung nicht .vielmehr Folge als Ursache der l/okalisation der Tuberkulose
in der Spitze ist. Stadthagen.
1) G. Variot et Haiut-Albin, Deus types d'atrophie infantile d’origine
gatro intestinale avec troubles de la calorification mesurös au caloriraetre.
Gaz. des hop. 1903, No. 124.
2) K. Bloch, Die Säuglingsatrophie und die Panetb’schen Zellen. Jalirb.
f. Kinderheilk. Bd. 59, S. 1.
1) Nach Heubner soll beim atrophischen Säugling der (Jalorien-
verbrauch durch Wärmeabgabe von Haut und Lungen grösser sein als beim
gesunden. Verf. hat die Richtigkeit dieser Angabe bei zwei an Athrepsie
leidenden Säuglingen inittcls des (Kalorimeters von Langlois nachgeprüft.
Während das eine Kind — pro Kilo und Stunde berechnet — eine grössere
Menge von (Kalorien abgab als normal, war das Verhalten des zweiten
umgekehrt; seine (Kalorienabgabe war geringer als in der Norm. Verf.
glaubt, dass diese Untersuchungen fflr die Regulirung der Nahrungszufuhr
neben den Gewichtsbestimmuiigeu von Bedeutung sein könneu.
2) Verf. berichtet über das Ergebnis der anatomischen Untersuchung
der Verdauungsorgane von drei an Atrophie verstorbenen Säuglingen Die
Untersuchung bestätigte die von Heubner aufgestellte Behauptung, dass
die sogenannte Darmatrophie nur auf Ausdehnung und Verwesung des
Darms zurückzuführen sei. Es fand sich im Fall 1: (Kolitis und Degeneratio
adiposa hepatis, in den Fällen 2 und 3; Gastritis interstitialis, im Fall 3
ausserdem gleichzeitig Zerfall einzelner Lieberkühn’scher Drüsen. Alle diese
Veränderungen sind inconstant und nach Verf.’s Meinung nicht die Ur-
sachen der Atrophie. (Konstant ist nur eine Eigentümlichkeit vorhanden,
nämlich die ungewöhnlich geringe Anzahl .sekretgefüllter I’anetb’scher
Zellen. An deren Stelle sah Verf. gewöhnliche, übrigens gut erhaltene
Cylinderzellen, in denen sich nicht die geringste Andeutung von Sekret-
kügelchen fand. Dieses Verhalten zeigte bei weitem der grösste Teil der
Drüsen des Dünn- und Dickdarms, während bei normalem Verhalten der
Därme sich stets viele sekretgefüllte Paneth’sche Zellen in den Drüsen der
Dünndärme und bei Säuglingen auch in einer Anzahl Drüsen des Dick-
darms vottinden. Als eine Folge der Inanition kann dieses abnorme Ver-
halten nach Panetb’s Tierversuchen nicht angesprochen werden; gegen
diese Auffassung beweist auch der Umstand, dass Verf. bei Kindern, die
an Inanition aus anderen Ursachen verstorben waren, die Paneth 'sehen
Zellen mit Sekretkügelchen gefüllt gefunden hat. Der Mangel der Panetb-
schcn Zellen ist der Ausdruck einer funktionellen Störung der Verdauungs-
drüsen und Verf. hält es für sehr wahrscheinlich, dass auf diese Funktions-
störung die mangelhafte Verdauung der Nahrung — welche die Ursache
der Säuglingsatrophie ist — zurückgeführt werden muss.
Stadthagen.
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No. 11.
Kkbkannini. — Rothmann.
189
Ferraiiitini , lieber die Wirkungen subkutaner Kochsalzinfusionen bei
Nephritis mit Rücksicht auf die neueren Theorien über den Wert des
Kochsalzes bei den Krankheiten der Nieren. Ccntralbl. f. inn. Med.
1905, No. 1.
Gegenüber den neueren Arbeiten über die schädliche Wirkung des
Kochsalzes bei Nephritis und der daraufhin aufgestellten Lehre von der
Notwendigkeit der Entchlorung lässt sich die Tatsache nicht wegleugnen,
dass subkutane Kochsalzinfusionen bei desolaten Nephritikern mit bestem
Erfolge angewendet werden. Diesen Widerspruch zwischen den theoreti-
schen Untersuchungen und den Ergebnissen der klinischen Beobachtung
suchte Verf. durch folgende Versuchsanordnung zu lösen: Die Kranken
wurden während der Dauer des Versuchs auf ausschliessliche Milchkost
gesetzt. Täglich wurden Mengen des Urins, spec. Gewicht, Eiweissgehalt,
Gesammt-N, Harnstoff N, der übrige Stickstoff, ferner Alloxur-N, Chlor-
gehalt und Sediment uutersucht. Nach einer Vorperiode erhielten die
Patienten an zwei auf einander folgenden Tagen je eine subkutane In-
fusion von V* Liter physiologischer NaCl-Lösung. Waren danach auf-
tretende etwaige Veränderungen wieder geschwunden, so wurden au zwei
weiteren aufeinander folgenden Tagen je */z Eiter sterilen destillirteu
Wassers subkutan injicirt. Es ergab sich folgendes: Auf die Oedeme hatteu
die Injektionen nie Einfluss, auch die Diurese wurde nicht auffällig erhöht.
Albumengehalt und Nierenelemente nahmen nach den Kochsalzinfusionen
zunächst zu, etwas weniger ausgesprochen auch nach den Wasserinjektionen.
Verf. setzt diese Erscheinungen auf Rechnung der durch die Flüssigkeits-
menge verursachten Blutdrucksteigerung. Nach dieser Zunahme machte
sich dann aber bald eine auffällige und anhaltende Abnahme der Albu-
minurie und ein wenig auch der Cylindrurie bemerkbar, während gleich-
zeitig der Allgemeinzustand sich erheblich besserte. Die NaCI- Injektionen
batten stets eine mehr oder minder ausgesprochene Steigerung der NaCI-
Ausscheidung zur Folge, was durch die subkutanen Wasseriujektionen nicht
erreichbar war Aus den für die verschiedenen N-Arten erhaltenen Werten
lässt sich nur soviel folgern, dass die Alloxur-N- Werte bei Nephritikern
bei weitem höher als normal sind, und dass nach den NaCI-Injektioncn
(in geringerem Grade auch nach den W’asserinjektionen) eine Ansfuhr-
steigerung der N haltigen Substanzen eintritt, der dann eine auffällige
Verminderung nachfolgt (Reizwirkung der Injektionen auf die Oxydation).
Die Kochsalzinfusionen schaffet) also durch eine, allerdings begrenzte,
Besserung des Allgeroeinzustaiides und der Nierenfuktion nur Nutzen. Die
Kutchlorungskur bei Nephritis bezeichnet Verf. als absolut bedeutungslos.
Alkan.
M. Kothniaiin, Seitenstrangerkrankung und spastische Spinalparalyse.
Deutsche med. Wochenschr. 1903, No. 24 u. 25.
Die Betrachtungen R.’s, die sich zum Teil auf seine eigenen experi-
mentellen Untersuchungen stützen, führen zu dem Schlüsse, dass keine
Beweise dafür vorliegen, dass eine spastische Paralyse bei Menschen die
Folge einer reinen Pyramidenerkrankung ist. Im Gegenteil, die Boob-
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190
Mkykr. — Nassau.
No. 11.
achtungen am Menschen in Verbindung mit den beim Affen vorhandenen
anatomischen Verhältnissen machen einen solchen Zusammenhang sehr un-
wahrscheinlich. Was die Frage der spastischen Spinal paralyse anbetrifft, so
ist die Zahl der auch nur annähernd reinen Fälle nach K. eine so geringe,
dass sich darauf ein klinisch und anatomisch scharf abgegrenztes Krank-
heitsbild nicht aufbauen lässt. Die STRCMt’ELL’schen Untersuchungen allein
scheinen das Besteben einer familiären Form mit einem solchen Symptomen-
compiex und annäherndem derartigen anatomischen Befunde zu beweisen.
Will man an dieser Krankheitsform festhalten, so will Verf. den Namen
der Erb’schen spastischen Pseudoparese vorziehen und den Begriff der
spastischen Spinaiparalyse besser für den bei verschiedenen Kückenmarks-
affektionen zu beobachtenden spastischen -paretischen Symptomcncomplex
mit wirklicher Lähmung der Beine angewandt wissen. Die Steigerung der
Sehnenreflexe und eventuell auch eine leichte Schwäche der Extremitäten
wird durch den Ausfall der Pyramidenbahnen verursacht. Die spastischen
Zustände sind als Folge einer auf die Vorderhornzellen reizend wirkenden
Veränderung anzusehen, die bisher nicht anatomisch festzustellen war,
vielleicht auch, wie R. annimmt, keine einheitliche Ursache hat. Dabei
könne die Degeneration der Pyramidenbahnen höchstens prädisponirend
wirket). S. Kalischer.
H. Meyer, Ein Fall von Ischias mit complicirendem Herpes. Münch, med.
W'ochenschr. 1905, No. 4.
Ein 27jähriger vorher gesunder Mann erkrankte mit heftigen Schmerzen
in der linken Gesässgegend, die sich bald über die ganze Rückseite des
linken Beines verbreiteten. Unter Schüttelfrost, Kopfschmerz, Erbrechen
und Fieber trat dann an der Rück- und Aussenseite des linken Ober-
schenkels ein typischer Herpes auf unter Vermehrung der neuralgischen,
jetzt auch an der Vorderseite des Schenkels im Crnralgebiet auftretenden
Schmerzen. Der Ausschlag wurde pustulös, die umgebenden Hautpartien
waren gerötet und entzündlich inffltrirt. Allmähliche Besserung; die Pusteln
zeigten einen centralen, nekrotischen Zerfall. Urin andauernd eiweiss- und
zuckerfrei. Mit dem Abklingen des Ausschlags waren auch die ischia-
dischen Beschwerden verschwunden. Bernhardt.
0. Lassar, Uebcr Finsenbehandlung. Beiträge znr wissenschaftlichen
Medicin und Chemie. Festschrift f. E. Salkowski. Berlin 1904.
S. 459.
L. hat die von FiNSEN für die Pocken eingeführte Behandlung im
Rot- oder Dunkelzimmer bei Varicellen, generalisirter Vaccine, Acne
varioliformis angewendet und dabei rasches Sistiren des KrankbeitsproCesses
und narbenlose Heilung beobachtet. Auch Masern und Scharlach, wie
überhaupt akute fieberhafte Exantheme zweifellos bakterieller Natur, er-
weisen sich für sie zugänglich. — Die Finsenbehandlung mit concentrirtem
Bogenlicht, die einen enormen Apparat erfordert, dessen Installation, Unter-
haltung und Verwendung ausserordentliche Ansprüche an Geld, Zeit, Mühe
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No. 11.
SawesoN. — Hbkhanh.
191
und Geduld stellt, hat sich bisher eigentlich nur beim Lupus als uner-
setzlich bewährt. Gancroide und Alopecia areata lassen sich nach anderen
Methoden schneller und sicherer heilen; dagegen gelingt es manchmal,
Hache Gefässnaevi mit sonst kaum zu erreichendem kosmetischem Erfolge
zu beseitigen. — Verf. lenkt die Aufmerksamkeit auf eine gewisse Gefahr,
der io den Finsenlicht-Instituten infolge der Anhäufung Lupöser an anderen
Krankheiten Behandelte ausgesetzt sind; jedenfalls sei denkbar grösste
Sauberkeit und Desinfektion, namentlich der G’orapressionslinsen geboten,
empfehlenswert erscheine auch, die Lupusbehandlung besonders einge-
richteten Anstalten zuzuweisen. Finsenlicht und ältere Methoden vermögen
einander vielfach zu ergänzen und zu unterstützen. Von hervorragender
Wichtigkeit ist die Entdeckung frischester, leicht zu exstirpirender Lupus-
formen, um die sich Kreis-, Impf- und Schulärzte, Schulinspektoren, Geist-
liche und Lehrer verdient machen könnten. H. Müller.
Sampson, Ascending renal infection; with sepecial reference to the reflux
of urine from the bladder into the urcters as an etiological factor in
its causation and maintenance. Bullet, of the Johns Hopkins Hospital
1908, Vol. 14, p. 334.
S. hat durch zahlreiche Präparate und Experimente nachgewiesen, in
welcher Weise einer ansteigenden Infektion der Nieren vorgebeugt ist. Der
Verlauf der Ureteren hindert ein Rückströmen des Blaseninhalts nach den
Nieren; einzelne Fälle, in denen trotzdem ein Zurückströmen stattgefunden
haben kann, beweisen nichts für die Allgemeinheit. Für die Mikroorga-
nismen kommen bei der aufsteigenden Infektion als Wege in Betracht die
allgemeine Blutcirkulation, eine Anastomose zwischen den Gefässen der
Blase, des Uterus, der Ovarien und Nieren, die Blutgefässe der Ureteren,
die Lymphgefässe; ferner bei mannigfachen Verletzungen das Lumen des
Harnleiters. Als wichtige Hülfsursachen einer aufsteigenden Renalinfektion
kommt in Betracht eine verminderte Widerstandsfähigkeit der Niere, sowie
allgemeine Schwäche des betreffenden Individuums. Im allgemeinen sind
die Fälle von aufsteigender Infektion der Harnwege äusserst selten.
Karo.
Herinans, La rupture traumatique de l’uretre et son traitement. Journ.
med. de Bruxelles 1904. No. 32.
Da, wo nach schwerem Trauma Erscheinungen einer Harnröhrenruptur,
Blutung aus der Harnröhre, Schwellung am Damme, Unmöglichkeit der
spontanen Harnentleerung auftreten, warnt Verf. vor dem Versuche des
Katheterismus, der den Zustand der Wunde in der Harnröhre, sei es rein
mechanisch, sei es durch Infektion verschlimmern kann und doch häufig
nicht zum Ziele führt. Ist schnellste Hülfe nötig, so kommt die mehrfach
empfohlene Blasenpunktion, eventuell in Verbindung mit Blasendrainage
durch die Punktiousöffnung in Betracht. Am meisten aber empfiehlt sich
die sofortige Ausführung des Dammschnitts; denn diese Operation verbürgt
allein das Ausbleiben einer Harninfiltration. Sind die beiden Enden der
getrennten Harnröhre nach seb ich t weiser Trennung der überliegenden Ge-
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192 v. Rakmki.khkn. No. 11.
webe aufgefuudeu, so solleu sie durch Naht vereinigt werden, in die Harn-
röhre wird ein Dauerkatheter eingeführt, die Dammwunde drainirt. Wo
es die äusseren Verhältnisse nicht erlauben, sofort die Naht auszuführen,
ist doch die Damniincision mit nachfolgender Drainage zu empfehlen. Die
in solchen Fällen entstehenden, hartnäckigen und zu Recidiven neigen-
den traumatischen Strikturen sind am besten durch sekundäre Naht der
Harnröhrenwunde zu vermeiden. B. Marcuse.
v. Hardeleben, Spätfolgen des Eutbindungsverfahrens mit schneller
mechanisch instrumenteller Muttermundserweiterung. Arch. f. tiynäkol.
1904, Bd. 73, H. 1.
v. B., der schon früher auf die Gefahren des Bossi’schen Dilatations-
verfahrens bingewiesen hatte, erörtert in einer ausführlichen Arbeit das
unrichtige Princip dieser Methode, speciell im Vergleich zur Ballon-
dilatation des Muttermundes. Er weist ferner auf Grund von Nachunter-
suchungen entbundener Frauen auf die Gefahren jenes Verfahrens sehr
nachdrücklich hin — Die häufigste und unheimlichste Art der durch das
Bossi’sche Instrument verschuldeten Risse steht mit der direkten Druck-
wirkung nicht in ursächlichem Zusammenhang. Sie entstehen vielmehr
allein durch Ueberdehnung und dementsprechend plötzlich und sogleich in
beträchtlicher Ausdehnung. Sie kommen eben daun zu stände, wenn mau
trotz der hochgradigen Dehnung weiter dehnt und weiter dehnen muss,
weil man sonst gar nicht zum Ziele gelangt, dessen Erreichung die Um-
stände in einer gewisseu Zeit vorschreiben. Beim Dilatationsverfahren
fehlt ein deutliches Kriterium, um die Grenze der Dilatationsfähigkeit er-
kennen zu lassen. Der Ballon dagegen passt sich der besonderen
Eigenart des Gewebes an. — v. B.’s Nachuntersuchungen ergaben bei
0 mittelst des Bossi'schcn Verfahrens entbundenen Frauen 4 mal Cervix-
risse, einmal doppelseitige grosse Portiorisse und einmal eine ausschliess-
lich in der Pars supravaginalis cervicis gelegene ungewöhnliche Verletzung.
Diese Zahlen übertreffen bei weitem diejenigen, die sich hinsichtlich der
grösseren Geburtsverletzuugen unter den in anderer Weise entbundenen
Frauen feststellen Hessen. Nach operativer Beendigung der Geburt war
der Procentsatz für grosse Portiorisse 18,1 pCt., für Cervixrisse 12,1 pCt,
nach spontaner Geburt sogar nur 3,6 pCt. bezw. 1,4 pCt. (wobei es sich
um Patientinnen, die die Poliklinik aufsuchten, bandelte). Alle Patien-
tinnen mit Cervixrissen hatten auch parametrische Schwielen, die zu typi-
schen Beschwerden führen. — v. B. wünscht, dass „diese traurigen Er-
fahrungen beitragen, den Dilatator mitsammt dem ihm anhaftenden trügeri-
schen Nimbus der Universaldilatationsfähigkeit aus der Geburtshülfe wieder
zu vertreiben, ehe noch mehr Frauen dadurch invalide oder erwerbsunfähig
gemacht werden.“ Br. Wolff.
Kiiisomlungeu worden an die Adres.se des Herrn Geh. Med.-Kat Prof. Dr. M. Bernhardt (Berlin W.
Französische Strasse 2|) oder an die Vorlagshandlung (Berlin NW., Untor den Linden 68) eiboten.
Verl*« von August llirschwald in llorlin. — l>ruok von I«. Schumacher in Berlin X. ‘ii.
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tVOckwililt h eatbeln«ii
1-2 B<*g«u; J^S i ltitiM«
äts Jahr^an^r Titel, Na-
idcu- und ■cb'Kfgitter.
Centralblatt
Trail dt*
28 Mark j tu bexielicn
durch alle Radikand*
langen u. Posfan*u'ten.
für die
nedicinischen Wissenschaften.
Unter Mitwirkung von
Prof. Dr. H. Senator, Prof, Dr. E. Salkowski, Pro£<l^f9lchtä6P/
redigirt von
APR 27 1905
Prof. Dr. M. Bernhardt
ia Berlin.
1905.
95. Marx.
Isilmlt: Bkuhns, Die Lympbgefnssc der Prostata. — Charis. Wirkung
steriler Nahrungsmittel. — Zunz, lieber die Verdauung der primären Albumosen.
— Glassneb, Heber die Autointoxikation bei Obstipation. — Coplin, lieber
die Veränderungen der Intercostalmuskeln bei Pleuritis. — Schulz, Kall von
Defekt der Tboraxmuskulatur. — Mivaer, Zur Kenntnis der Myositis iufectiosa.
— Payr, Die Mobilisirung des Duodenum nach Kocher. — Pkscurl, Stypticin
bei Chorioiditis haemorrliagiea. — Fhikuhich, Behandlung der otogenen Cerebro-
spinalmeuingitis. — Leopold, Heilung der Ozaena mit Finsen-Licht. — Obe«»-
dorfke, Hygiene des Fleisches. — Petruschky, Unwirksamkeit des Oriserin.
— Kisch, Ucber den Stickstoffgehalt des Scbweisses. — Gundrum, Ueber
Purgen. — Heichelheim und Kramer, Salzsäureingiessung bei Achylie. —
Babohrkix, Ucber dipbtberitischc Lähmungen. — Gkssner, Sachs, Fälle von
amaurotischer Idiotie. — Shaw, Ueber Erythromelalgie. — Holur, Fall von
Tetanus durch Antitoxin geheilt. — Seiffku, Seltene periphere Nervenlähmuugen.
— Rayrosii, Hirt und Alouikh, Durch Fibrosarkom bedingte Facialis-
lähmung. — Alexander, Hakttunu und Alexander, Ueber Folliclis uud
Erythema induratum. — Schölte, Wasserstoffsuperoxyd in der Dermatologie und
Urologie. — Kraus, Ueber Hauttuberkulosc. — Güter, Ueber Tuberkulose des
Harnapparates. — Armstrong, Zwei Fälle von Blasengeschwiir. — Poly,
Wildbolz, Zur Nierendiagnostik. — Heymann, Einfluss der Castration auf den
Phospborgebalt des Organismus. — Scheikdlechnek, Uebergang der Toxine
auf deu Fötus.
C. Bruhns, Untersuchungen über die Lymphgefässe und l.ympbdrüsen der
Prostata des Menschen. Arch. f. Anat. u. Physiol. Anat. Abteil. Jahrg.
1904, H. 4, 5, C, S. 330.
An 33 Kinderleichen hat B. gelungene Injektionen der Lymphgefässe
nach der Methode von GKROTA ausgeführt, an Erwachsenen gelang dies
nur in ganz unbefriedigender Weise. Es fand sich, dass die aus der
Prostata hervortretenden Lymphbahnen sehr zahlreich sind und vorwiegend
der hinteren und oberen, zum geringeren Teile der seitlichen und der
vorderen Fläche entspringen. Sie haben ihren Hauptabfluss in die zwischen
Art. iliaca externa und Art. hypogastrica gelegenen Lymphnglandulae
iliacae. Aus der hinteren und oberen, seltener aus der seitlichen Prostata-
fläclie treten nach jeder Seite sechs bis acht Lymphstämmcben hervor, die
zu drei bis vier grösseren Stämmen confluirend zu diesen Drüsen verlaufen.
XLltl. Jahrgang
q. HOEBf»
13
PAL
Booms
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194
ChARIN. — ZoMZ.
No. 12.
Von den Lymphoglandulae iliacae aus gehen zahlreiche Verbindungsäste
zu den lateral von der Arteria iliaca externa und communis und Aorta
gelegenen Drüsen, so dass von der Prostata aus die ganze bis zu den
Artt. renales hinaufreichende Drüsenkette injicirt werden kann. Ein
anderer Teil der Lymphbahnen der Prostata mündet, von der hinteren
Fläche ausgehend, in die auf dem Beckenboden über dem Steiss- und
Kreuzbein gelegenen Drüsen. Es besteht ferner eine Verbindung der
Lymphbahnen der Prostata mit denen des Vas defereus. Die Lymphbahnen
der Prostata stehen mit denen der Blase in Verbindung, man kann von
der Prostata aus Injektionen der Lymphbahnen und Lymphdrüsen der
Blasenmuscularis erhalten. Es siud reichliche Verbindungen zwischen den
Lymphbahnen der Prostata und denen des Rectums vorhanden. Poll.
M. A. Clinrin, lnfluence de la Sterilisation des aliments. Oompt. rend.
1904, No. 2, p. 102.
Meerschweinchen, die mit aseptischem Futter genährt wurden, starben
meist früher, als die Control Itiere, denen — neben dem ebenfalls sterili-
sirten Futter — noch etwas schmutzige Erde verabreicht wurde. In dem
Darme der steril ernährten Tiere verschwinden die Bacillen nach 3 bis
4 Wochen und nur die Kokken bleiben übrig. Da in vitro gezeigt werden
konnte, dass dieser bacillenfreie Darmsaft Albumosen weit langsamer, als
normaler Darmsaft, Cellulose aber gar nicht angreift, glaubt der Verf.,
dass die constatirte — oft mit Gallenrctention verbundene Enteritis —
darauf beruht, dass vor allem die unverdaute Cellulose im Darme als
Fremdkörper eine abnorme Reizung bewirkt. Er schliesst aus seinen Ver-
suchen, dass es im Darm neben den schädlichen auch nützliche fermentativ
wirkende Bakterien giebt. Nicolai.
E. Zunz. Recherches sur la digestion pepsique et gastrique des albumoses
primaires. Annal. de la soc. royale des Sciences med. XIII. Bruxelles
1904.
Z. hat aus Wittepepton dargestellte Heteroalbumoie, Protalbumose.
Synalbumose der peptischen Verdauung unterworfen und ihre weiteren
Veränderungen studirt. Sie verhalten sich dabei verschieden. Die Syn
albumose ist schon nach 24 Stunden gelöst, Heteroalbumose ist noch vor-
handen, nach drei Tagen nicht mehr, Protalbumose noch nach einem
Monat. Heteroalbumose lässt Deuteroalbumosen der Gruppen A, B und C
nach Pick entstehen, Protalbumose solche der Gruppen A und B, Syn-
albumose solche der Gruppe C. — Die Menge der Deuteroalbumosen nimmt
im Verlauf der Verdauung allmählich ab, aber auch nach 6 Monaten sind
sie noch nachweisbar. Weiter bilden sich Peptone, Peptoide und durch
Phosphorwolframsäure nicht fällbare Produkte; dabei entstehen aus Syn-
albumose mehr Peptone und Peptoide als durch Zinksulfat fällbare
Stoffe, aus Protalbumose umgekehrt letztere in grösserer Menge. — Die
Veränderung der Heteroalbumose im Magen entspricht einer kurten
peptischen Verdauung, die Protalbumose ändert sich im Magen anders als
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No. 12.
(tLXBBNKR. — CoPLIN.
195
es einer ktirxen peptischen Verdauung entspricht. — Die Ergebnisse ent-
sprechen im Wesentlichen den von Pick frülier erhaltenen.
A. Loewy.
K. Uliissner, Zur Frage der Autointoxikation bei Stuhlverstopfung. Zeit-
schrift f. experim. Pathol. u. Therap. Bd. I, S. 132.
G. erxielte bei Hunden durch ßarmgegenschaltung längerdauernde
Obstipationszustände und bestimmte die Aenderungen im Verhalten von
Harn und Kot gegenüber der normalen Darmentleerung. G. fand, dass im
Stauungskot die Trockensubstanz erheblich vermindert ist. Der Stickstoff-
gehalt des Kotes nimmt nicht ganz in demselben Verhältnis wie die
Trockensubstanz ab. Dabei siud die nicht coagulablen Stickstoffsubstanzen
gegenüber den coagulablen vermehrt und zwar bestehen erstere vorwiegend
aus durch Phosphorwolframsäure fällbaren Stoffen. Es tritt also bei der
Obstipation ein für die Dickdarmverdauung charakteristischer Eiweiss-
abbau in den Vordergrund.
Während der Obstipation steigt die Ammoniakausscheidung im Harn
an bis zum doppelten bis dreifachen der Norm, um nach jeder Entleerung
wieder abzusinken. A. Loewy.
Coplin, Changes in the intercostal museles and diaphragm in infective
processes invnlving the lung and pleura. Proc. of the pathol. soc. of
Philadelphia. Bd. 7, No. 3, S. 65. März 1904.
Bekanntlich findet man bei Pleuritis häufig eine Spannung und ver-
mehrte Resistenz der Intercostalmuskeln sowie Intercostalneuralgie und
Rheumatismus. Verf. hat für diese Zustände ein anatomisches Substrat
gefunden, indem er in 7 Fällen von Pleuritis die Intercostalmuskeln (und
das Zwerchfell) mikroskopisch untersuchte. Zweimal handelte es sich um
fibrinöse Pneumonien mit produktiver Pleuritis, zweimal um akute Pneumo-
kokken Pleuritiden, zweimal um tuberkulöse pleuritische Ergüsse und im
siebenten Falle um ein chronisches Empyem. Auf Schnitten durch die
Muskulatur fanden sich teils degenerative Veränderungen an den Muskel-
fasern wie Granulirung, Vacuolisirung oder Herde völliger Nekrose, teils
traten diese Veränderungen in den Hintergrund vor einer starken Zell-
infiltration, welche die Muskelfasern auseinanderdrängte; hierbei waren oft
Mikroorganismen zu finden und zwar manchmal in langen Zügen innerhalb
der Lymphräume. Bei länger dauernder Krankheit (Fall 7) näherte sich
der Process mehr einer chronischen sklerosirenden Myositis; es fand sich
Schrumpfung der Muskelfasern, Ersatz des Muskelgewebes durch Fett- und
Bindegewebe. Die Pathogenese dieser Myositis intercostalis ist ohne
weiteres klar. Bekanntlich wird die Lymphe aus dem Pleurasack grössten-
teils durch die thoracalen, zum kleinsten Teile durch die pulmonalen
Lymphgefässe abgeführt. Bei bestehender Pleuritis werden die Intercostal-
muskeln also fortwährend von einer Lymphe durchströmt, welche bakte-
rielle Gifte oder die Bakterien selber enthält; Schädigungen sind daher
unausbleiblich. Beitzke.
13*
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196
Schulz. — Miyake.
No. 12.
0. E. Schulz, Ueber einen Fall von angeborenem Defekt der Thorax-
inusknlatur mit einer Verbildung der gleichseitigen oberen Extremität.
Wiener klin. Wochenschr. 1904, No. 33.
Bei dem ‘26jährigen Patienten, über den Sch. berichtet, fand sich
neben einem Defekt des sternocostaleu Anteils des rechten M. pectoralis
inajor eine Verbildung der rechten oberen Extremität. An den nicht sehr
deformen Humerus lagerte sich ein länglicher Knochen an, der mit seinem
proximalen Fortsatz als Ulna gedeutet werden musste, während sein distales
Stück der Carpus, Metacarpus und zum Teil auch die Phalangen zu einem
gemeinsamen Stück verschmolzen waren. Det Radius fehlte und war nur
durch einen Vorsprung am Humerus angedeutet. Joachimsthal.
Miyake, Beiträge zur Kenntnis der sogenannten Myositis infectiosa Mitteil.
aus d. Grenzgeb. d. Med. u. Chir. Bd. 13, H. 2, S. 156.
M. hat bei seinen Experimenten zur Erzeugung der primären eiterigen
Myositis ausschliesslich Kaninchen beuutzt, weil hier die intravenöse In-
jektion leicht ausfidirbar ist, und andererseits die Staphylokokken auf
diese Weise am sichersten zur Wirkung kommen, lujicirt wurde Staphvlo-
coccus aureus, der aus dem Eiter von primärer Myositis, Furunkeln, Pan-
aritien und Lymphadenitis genommen war. Einige Versuche wurden auch
mit dem aus Myositiseiter gewonnenen Staphylococcus albus gemacht. Die
Injektionsflüssigkeit wurde jedesmal filtrirt, um eine durch den Bodensatz
der Bouilloncultur hervorgerufene Embolie zu vermeiden. M.’s Versuche
zerfallen in folgende 5 Versuchsreihen:
a) die subkutane, intraperitoneale und intravenöse Injektion von
Staphylococcus polymyositicus nach Martinotti;
b) die subkutane Läsion eines Muskels mit Finger oder Zange und nach-
folgende Injektion von Staphylococcus aureus aus einer Myositis;
c) analoge Versuche mit Staphylococcus aureus aus akuter Lymph-
adenitis und Panaritium;
d) die vorherige Anlegung der elastischen Ligatur an Extremitäten
mittelst Gummisclilauch und darauffolgende intravenöse Injektion
von Staphylococcus aureus aus Myositis und Panaritium;
e) die direkt nach der Vollendung der langdauernden Muskelreizung
mittelst Induktionsstrom (Ermüdung) erfolgende intravenöse Injektion
von Staphylococcus aureus aus Myositiseiter.
In der ersten Versuchsreihe ist es M. bei seinen zwei Versuchen nicht
gelungen, Muskelabscesse zu erhalten. Zu der zweiten Versuchsreihe
wurden 1 1 Tiere benutzt, darunter 5 mit positivem, C mit negativem Er-
gebnis. M. schliesst aus seinen diesbezüglichen Feststellungen, dass die
Existenz einer traumatischen Läsion im Muskel in hohem Maasse die Mög-
lichkeit einer Infektion durch cirkulirende Bakterien steigert, weiterhin,
dass dem aus Myositiseiter gezüchteten Staphylococcus aureus keine speci-
fisclie Wirkung auf unversehrte Muskeln zukommt. Alle 3 Tiere der dritten
Versuchsreihe brachten positive Ergebnisse. Es können somit durch den
Staphylococcus aureus, der von akuter Lymphadenitis oder von Panaritium
stammt, an traumatisch gereizten Muskeln ebenso gut Abscesse hervor-
gerufen werden wie aus den durch Myositis.
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No. 12.
Payr. — Pkscbki.. — Fbikdhich.
197
Die Versuche der vierten Reihe ergaben ein negatives und zwei posi-
tive Resultate. M. scliliesst aus seinen Beobachtungen, dass durch vor-
herige Stauung der Glieder und nachfolgende intravenöse Injektion von
Stapbylococc.us aureus in den von der Abbindung peripher gelegenen
unverletzten Muskeln Absccsse verursacht werden können.
In der letzten Versuchsreihe endlich war der Erfolg bei 5 Tieren
positiv, bei 2 halb positiv (d. h. es bildeten sieb nicht nur an den ge-
reizten, sondern auch an anderen Muskeln Abscesse), bei 7 negativ. M.
hält sich demnach zu der Anuahme berechtigt, dass man ohne Existenz
irgendwelcher Traumen auf dem Wege elektrischer Reizung im Sinne reiner
Ueberanstrengung eines Muskels durch intravenöse Injektion von Bakterien
an den elektrisirten Teilen Muskelabscesse erzeugen kann.
Alles in allem glaubt M. durch seine Experimente nur die klinische
Erfahrung bestätigt zu haben, dass Traumen, Ueberanstrengungen und
Stauungen als prädisponirende Momente für die primäre eiterige Myositis
anzusehen seien, ein specifischer Erreger aber fehle. Joachimsthal.
Payr. Die Mobilisirung des Duodenum nach Kocher zur Entfernung retro-
duodenal liegender Choledochussteine. Deutsche Zeitscbr. f. Chir. 75. Bd .
S. 1
Die von Kocher für die Uastroduodenostomia lateralis empfohlene
Mobilisirung des Dnodenum bewährte sich P. bei einem Fall von an der
Papilla Vateri gelegenem Choledochusstein von Haselnussgrösse, indem es
ihm dadurch gelang, den Stein in den weiten supraduodenalen Teil des
Ductus choledochus zu schieben und so die Aufschneidnng des Zwölffinger-
darmes resp. die retroduodenale Choledochotomie zu vermeiden. Die Me-
thode verringert die Gefahr des Uebersehens von tiefer sitzenden Steinen
nach Entfernung höher gelegener und bedeutet in technischer Beziehung
einen grossen Fortschritt für die Chirurgie der Gallenwege, des Duodenums
und des Pankreas. Die Technik wird genau beschrieben Peltesohn.
M. Peschei, Stypticin gegen hämorrhagische Chorioiditis. Deutsche med.
Wochenschr. 19U4, No. 44.
P. hat wiederholt bei chronischer Chorioiditis und recidivirenden Glas-
körperhämorrhagien durch inneren Gebrauch von Stypticin eine unzweifel-
hafte Heilwirkung in dein Sinne erzielt, als das Medikament hämorrhagische
Nachschübe verhinderte und daher Aufhellung des Glaskörpers eintrat,
indem die Resorption der vorhandenen Trübungen ohne Unterbrechung
verlief. Horstmann.
Friedrich, Ueber die chirurgische Behandlung der otogenen eitrigen
Cerebrospinalmeningitis. Deutsche med. Wochenschr. 1904, No. 32.
Als Operationsmethode der otogenen eitrigen Arachnitis kommt, nach
P., von allen bisher in dieser Richtung gemachten Versuchen nur die Er-
öffnung der Schädelhöhlc und des Subarachnoidealraums in Verbindung mit
Anlegung einer Gegenöffnung an der tiefsten Stelle des Wirbelkanals in
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108
I.KOPnl.l«. OilEHNUORKKK.
No. 12.
Betracht. Er selbst hat in zwei Fällen die Laminektomie ausgeföhrt, nach-
dem der primäre Krankheitsherd im Schläfenbein eine Eröffnung des
Schädelinnern notwendig gemacht hatte. Beide Fälle endeten letal, weil
sie erst spät zur Operation kamen. Die Indikatiousstcllung ist allerdings
schwierig, da die Operation nur für gewisse in den basalen und spinalen
Subarachnoidealräumen lokalisirte Formen der eiterigen Arachnitis in Frage
kommen kann; aber nachdem mit Sicherheit Heilungen von sog. seröser
Meningitis durch die Lumbalpunktion constatirt worden sind und in Fällen,
wo die Meningitis als das Frühstadium einer Arachnitis gedeutet werden
musste, müsse man der Frage näher treten, ob nicht auch eine bereits
ausgedehnte Arachnitis unter gewissen Umständen operabel sei.
Schwabach.
Leopold, Heilung der Ozaena mit kaltem fPinsen-) Lichte. Fortschr. d.
Med. 1904, No. 29.
Verf. teilt 5 Fälle mit üblem Geruch aus der Nase mit — ob alle
wahre Ozaena scheint Ref. zweifelhaft — , die durch Finsenlicht geheilt
worden sind. Die Belichtung der Nasenhöhlen fand mit dem von Strebel
construirten Apparate statt. Zur Abhaltung der intensiven Hitze ist ein
Kühlmantel angebracht, durch welchen fortwährend kaltes Wasser fliesst.
Das durch Linsen concentrirtc Bogenlicht wird mittelst Glasstäben mit
entsprechender Krümmung in die Nasenhöhle geleitet. Schon nach der
ersten Belichtung wurden die begleitenden Kopfschmerzen gemildert. Nach
fünfmaliger jeden zweiten Tag vorgenommener Belichtung war der üble
Geruch verschwunden, C3 entwickelten sich keine Borken mehr und es
war nur noch stärkere katarrhalische Sekretion vorhanden. Ausser der
Lichtbehandlung wurde zur Beseitigung der Borken Ausspülung mit lauem
Salzwasser angeordnet. W. Lublinski.
S. Oberndorfer, Hygiene und volkswirtschaftliche Bedeutung des Fleisches.
Deutsche Vierteljahrsschr. f. öffentl. Gesundheitspfl. 1904, Bd. 36, S. 311.
In übersichtlicher Form und klar bespricht 0. die Gesundheitsschädi-
gungen durch Fleisch und die dadurch gebotene Fleischbeschau, die ver-
schiedenen Verfahren der Fleischconservirung und deren Geeignetheit, eine
Einfuhr von Fleisch aus viehreichen in vieharme Länder zu ermöglichen,
endlich ist der Arbeit eine Besprechung der Fleischersatzmittel ange-
schlossen. Verf. ist bestrebt, nicht allein aus der Litteratur das Tatsachen-
material zusammenzutragen, vielmehr unterzieht er die heutigen An-
schauungen vom gesundheitspolizeilichen und volkswirtschaftlichen Stand-
punkte aus einer Kritik. Hinsichtlich der Zulassung von Fleisch nicht
völlig gesunder Tiere denkt 0. sehr liberal, da er der Meinung ist, dass
eine Verteuerung und damit Entziehung des Fleisches viel mehr Schaden
stiftet, als gelegentlicher Genuss nicht völlig einwandsfreien Fleisches.
Lassen sich diese Ansichten von O. noch unbedenklich vertreten, so kann
die Ceberscbätzung des Fleisches und tierischen Eiweisses nicht unwider-
sprochen bleiben. Für 0. ist das Eiweiss und als dessen Hauptvertreter
das Fleisch die (Quelle der Kraft, gerade für schwer Arbeitende soll es
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No. 12.
Pitbvscuky. — Kisch.
199
unentbehrlich sein, während doch die exakten Forschungen der letzteu
Jahre einwandfrei dargetan haben, dass keineswegs das Eiweiss Haupt-
kraftquelle ist, und dass gerade schwer Arbeitende leichter ohne animali-
sches Eiweiss auskommen als Leute mit geringerem Kraftwechsel, da sie
in der grösseren Menge von Nahrungsstoffen selbst bei verhältnismässig
eiweissarmer Kost leichter den Eiweissbedarf decken können, während bei
Leuten mit geringerem Kraftwechsel hierfür eine unnötige Belastung des
Körpers erforderlich werden würde. Infolge dieser hohen Eiuschätzung
des Eiweisses für die Ernährung misst 0. denn auch den Fleischmitteln,
den Eiweiss- Nährpräparaten, eine Bedeutung zu, er meint, dass,
wenn auch bereits heute eine grosse Menge von Nährpräparaten auf
den Markt geworfen wird, dieser ganze Zweig der chemischen Industrie
wohl erst den Anfang einer mächtigen Bewegung darstellt, die vielleicht
einmal geeignet sein wird, unsere ganze Ernährung zu reformiren und
rationeller zu gestalten. Jedenfalls steht die Erfahrung der letzteu Jahre
mit dieser Auffassung von dem Werte und der Zukunft der Eiweiss-
präparate nicht im Eiuklang, von den anfangs mit enormer Reklame, die
den Preis der Mittel mindestens verdreifacht, auf den Markt gebrachten
Eiweisspräparaten, voran dem Tropon, ist es allmählich stiller und stiller
geworden. Es dürfte kaum gelingen, den gemeinen Mann davon zu über-
zeugen, dass er in dem im besten Falle geschmacklosen und löslichen
Pulver einen Ersatz für das Fleisch hat, jeder will für das aufgewandte
Geld etwas zwischen den Zähnen haben, sonst glaubt er nicht an den
Wert des Päparates. Jedenfalls wäre aber wünschenswert gewesen, dass
trotz der Wertschätzung der Eiweisspräparate darauf liingewiesen wäre,
wie durch die Reklame die Mittel unnötig verteuert worden sind, sodass
sie zur Zeit mindestens so teuer zu stehen kommen wie das Fleisch an sich.
H. Bischoff.
Petrusellky, Kann durch „Griserin“ eine „innere Desinfektion“ bewirkt
werden? Berl. klin. Wochenschr. 1904, No. 50.
In einer vorläufigen Mitteilung giebt P. Laboratoriumsversuche be-
kannt, in denen er die Wirkung des von Küster mit Emphase empfohlenen
Griserins als inueres Desinfektionsmittel geprüft hat. Nachdem festgestellt
war. dass Loretin und auch sein Salz das Griserin Milzbrandbacillen noch
in erheblicher Verdünnung in der Entwickelung hemmen und auch abtöten,
und dass Mäuse die zur Eutwickelungshemmung erforderliche Menge
Griserin vertragen, wurde bei diesen Tieren versucht, ob eine vorhergehende
Einspritzung von Griserin gegen eine sonst tötlich verlaufende Milzbrand-
infektion schütze. Der Erfolg war ein völlig negativer, die mit Griserin
behandelten Mäuse gingen ebenso schnell ein wie die Controlltiere. Somit
ist eine innere Desinfektion des Körpers mittels Griserin nicht möglich.
H. Bischoff.
Fr. Kisch jun., lieber die Beziehungen des Stickstoffgehaltes in Schweiss
und Harn bei rheumatischen Erkrankungen. Zeitschr. f. Heilk. XXV. Bd.,
No. 8, S. 241.
Die Ausführung exakter Schweissuntersuchungen begegnet mancherlei
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200
fiuNimcii. — Heichelheim und Krame»
No. 12.
Schwierigkeiten. Verf. ging bei seinen Untersuchungen in der Weise vor.
dass er zur Erzeugung des Schweissausbruches das elektrische Glühlichtbad
verwendete und durch einen über Hand und Arm gezogenen und mit einem
Ablaufbahn versehenen Gummiärmel den von einem Arm producirten
Schweiss sammelte, also auf Auffangen und Untersuchen der Gesammt-
schweissmenge verzichtete. Es zeigte sich nun, dass derartige Schwitz-
proceduren bei chronischem Gelenkrheumatismus eine Beschleunigung und
mässige Vermehrung der Stickstoffausscheidung herbeiführen. Diese Ver-
mehrung der Stickstoffausscheidung macht nach einer gewissen Zeit wieder
einer normalen oder auch subnormalen Platz, bis der Organismus wieder
in Stickstoffgleichgewicht kommt. Ein Antagonismus zwischen Stickstoff-
ausscheidung in Harn und Schweiss ist bei rheumatischen Erkrankungen
nicht nachzuweisen, während bei Nierenkranken bekanntlich ein solcher
Antagonismus besteht. Bemerkt sei schliesslich noch, dass regelmässig
ein kurzdauerndes Sinken des Blutdrucks festgestellt werden konnte, und
dass ebenso regelmässig die Pulsfrequenz für kurze Zeit um 14—34 Schläge
zunahm. K. Kronthal.
Fr. Gundrum, Ueber* Purgen. Wiener klin. Rundschau 1904, No. 36.
Purgen, Dihydroxyphtalophenon, wurde früher in Ungarn als Zusatz
zu gewissen Weinsorten gebraucht, und es zeigte sich dabei, dass derartige
Weine stark abführend wirkten. Das Mittel kommt jetzt in Tablettenform
in den Handel, und zwar in drei Sorten, als Baby-Purgen, enthaltend 0,05.
als Purgen für Erwachsene mit 0,1 und als Purgen für Bettlägerige mit
0,5 g Purgen. Genauere Tierversuche konnten nicht gemacht werden, da
das Mittel bei Tieren nicht abführend wirkt. Eingehende Harn- und Stuhl-
Untersuchungen zeigten, dass nur sehr geringe Mengen durch den Harn
ausgeschieden werden, dass der bei weitem grösste Teil, gegen 90 pCt,
nicht resorbirt, sondern unverändert mit dem Stuhl wieder ausgeschieden
wird. Die Wirkung ist eine prompte, Beachtung verdient, namentlich die
gute Wirkung bei Kindern, zumal das Mittel gut schmeckt und daher von
Kindern gern genommen wird. K. Kronthal.
Heichelheim und Kramer, Ueber den Einfluss von Salzsäureeingiessungen
auf den Pepsingehalt des Mageninhaltes bei Achylien nebst einigen Be-
merkungen über die quantitativen Pepsinbestimmungsmethoden. Münch,
med. Wochensc.hr. 1904, No. 8.
Verff. haben in zahlreichen Versuchen an einem grösseren Materiale
den Einfluss der Salzsäure bei den verschiedenen Formen der Anacidität
resp. der Hypacidität geprüft und insbesondere nachgeforscht, ob sich
hierbei nicht eine gewisse Gesetzmässigkeit je nach der Art und der Ur-
sache der Achylie ergeben würde. Die Ergebnisse ihrer Untersuchungen
werden von den Verffn. kurz in folgenden Schlusssätzen wiedergegeben:
1. Gesetzmässige Unterschiede im Pepsingebalt des Mageninhaltes und
in der Beeinflussung desselben durch Salzsäureeingiessungen lassen sich für
die verschiedenen Formen der Achylie nicht feststollen.; insbesondere hat
sich ein gesetzmässig verschiedenes Verhalten der einfachen Achylien
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No. 12.
BahmNNCIX.
201
gegenüber den carcinomatösen Acliylien uacb dieser Richtung hin nicht
gezeigt.
2 lu fast allen Kälten von Acbylie fanden wir eine Herabsetzung des
Fermentgehaltes. Sie war im Allgemeinen relativ gering bei Carcinomen;
bei den übrigen Formen fanden wir ein wechselndes Verhalten, bei einigen
sogar ein völliges Erloschensein des Pepsingehaltes.
3. Es scheint, dass ein relativ hoher Pepsingehalt, der durch Salz-
säureeingiessung mehr gesteigert wird, vorwiegend bei Carcinomen zu beob-
achten ist, ein Verhalten, das im Verein mit den übrigen Symptomen von
einigem diagnostischen Wert sein kann.
4. Bei Achylie spricht das Auftreten von Rlutbeimengung nach Salz-
säureeinguss, Braunfärbung des Wiederausgeheberten, für Carcinom:
Als Nebenbefund hat sich noch ergeben:
5. Bei Acliylien und Hypochylicn scheint für genaue quantitative
Pepsinbestimmung die Volhard'sche Methode zur Zeit die beste zu sein.
Für den gewöhnlichen klinischen Gebrauch, d h. für grobe Pepsinschätzung,
ist die alte Mett’sche Methode ausreichend. Carl Rosenthal.
J. liahoitueix, Paralysies diphtheriques et neunte ascendante. Rev. mens,
des mal. de Penf. 1904, p. 145.
Bisher ist es keinem Experimentator gelungen, typische postdiphthe-
rische Lähmungen experimentell bei Tieren zu erzeugen; vielmehr trugen
alle experimentellen Lähmungen den Charakter der Landry’schen Paralyse.
Verf. betrachtet als charakteristisch für die postdiphtherischen Lähmungen,
dass sie entweder ausschliesslich die Muskeln der Region befallen, welche
an Diphtherie erkrankt war, oder dass die Lähmung, wenn sie sich ver-
allgemeinert, von der erkrankt gewesenen Region aus sich über andere
Körpergegenden verbreitet. Dies geht so weit, dass in vielen Fällen, wenn
die Diphtherie auf eine Seite des Rachens beschränkt bleibt, auch die
Gaumensegellähmung einseitig bleibt. Solche örtliche Lähmungen konnte
Verf. hervorrufen, wenn er Hunden oder Kaninchen wenige Tropfen einer
schwachen Diphtheriegiftlösung in eine Hinterpfote einspritzte; nahm er
ein oder zwei Tropfen mehr zur Injektion, so schlossen sich öfter an die
Lähmung der injicirten Pfote allgemeine Lähmungen an. Grobe anatomische
Veränderungen waren in den gelähmten Gliedern bei der Sektion der Tiere
nicht aufzufinden. Um über die Art und Weise, wie die Lähmung zu
stände kommt, Aufschluss zu gewinnen, injicirtc Verf. Tieren direkt einige
Tropfen des verdünnten Diphtheriegifts in den N. ischiadicus. Es ent-
stand dann im Laufe einiger Tage eine Lähmung der Pfote der injicirten
Seite. Diese lalhmung ist nicht traumatischen Ursprungs; sie entsteht
nicht bei Tieren, die gegen Diphtheriegift immunisirt sind, lnjicirt mau
ein paar Tropfen weniger in den Nerven, so verbreitet sich allmählich die
l«thmnng von der injicirten Pfote auf den Sphincter ani et vesicae, dann
auf die nicht injicirte Hinterpfote. Eine solche Art der Ausbreitung spricht
— wie Verf. meint — dafür, dass das Gift sich im Nerven gegen das
Mark bin verbreitet, aber nicht durch die Gefässe seinen Weg nimmt. —
Bei der Sektion der gelähmten Tiere fand Verf. diffuse Erkrankungen der
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202
Gköüaer. Sachs. — Shaw.
No. 12.
der Zellen ira Rückenmark (Zerfall der chromatophilen Körner, Chromato-
lyse, hypertrophische Schwellung etc.). Ausserdem fand Verf. in einem
Fall körnigen Zerfall aller Fasern einer oder zweier hinterer Wurzeln der
gelähmten Seite im Niveau ihrer Eintrittsstelle in das Rückenmark; in
einem anderen Falle fand Verf. ausgesprochene Degenerationen der vor-
deren Wurzeln heim Eintritt in die Lendenanschwellung, ebenfalls degene-
rative Veränderungen in dem Spinalganglion und aseendirende Degeneration
des Hinterstrangs der gelähmten Seite. — Verf. nimmt an, dass diese Ver-
änderungen aus einer ascendirenden Neuritis bervorgegangen sind, doch sind
seine Versuche nach dieser Richtung nicht beweisend. Stadthagen.
1) C. Gessuer, Zur Casuistik der familiären amaurotischen Idiotie. Münch,
med. Wochenschr. 1003, No. 7.
2) B. Sachs, Ein weiterer Beitrag zur amaurotischen familiären Idiotie,
einer Erkrankung hauptsächlich der grauen Substanz des Centralnerven-
systems. Deutsche med. Wochenschr. 1903, No. 28.
1) Der Fall von amaurotischer Idiotie, den G. beobachtete, betrifft
ein lV4jäbriges jüdisches Mädchen, das im 7. Lebensmonat mit zunehmen-
der Lähmung und Verblödung erkrankte und den charakteristischen
ophthalmoskopischen Befund (runde weisse Fläche mit rotem Centrum in
der Maculagegend) neben Atrophia nerv, optic. aufwies. Von den ca. 48
bisher ärztlich beobachteten Fällen der familiären amaurotischen Idiodie
betreffen nur drei christliche Kinder. — Ueber Heredität oder Krankheits-
verhältnisse in der Familie wird in dem beschriebenen Falle nicht be-
richtet.
2) S. teilt einen neuen Fall der amaurotischen familiären Idiotie mit
mikroskopischem Befunde ausführlich mit. Wie Hirsch fand er wesent-
liche Veränderungen der centralen grauen Substanz im Gehirn und Rücken-
mark. Die Entartung der weissen Fasern in den Rückenmarkssträngen
(vorderen und Seitensträngen) schien sekundärer Natur zu sein und ent-
sprach hier nicht der starken Veränderung der grauen Substanz. S. nimmt
eine Entwickelungsstörung des Centralnervensystems als Ursache an, welche
zu einem degeucrativcn Process den Anstoss giebt. Die Störung der nor-
malen Entwickelung pflegt erst im 4. — 6. Monat sich zu zeigen; aber der
vitale Defekt der Anlage und Entwickelung ist angeboren.
S. Kalischer.
II. II. Shaw, The morbid anatomy of erythromelalgia based upon the
examination of the amputated extremities of three cases. Brit. tned.
journ. 1003, March 21.
Es handelt sich um drei jugendliche Individuen im Alter von 20, 24
und 20 Jahren, bei denen die Schmerzanfälle von erythromelalgischem
Charakter (es waren auch trophische Störungen in der Haut und den
Nägeln vorhanden) einen so heftigen Grad annahmen, dass zur Amputation
der Gliedmaassen geschritten werden musste. Die Arterien dieser am-
putirten Glieder waren alle an der Intima verdickt, ebenso verhielten sich
die Venen, in denen cs häufig zu Thrombosen gekommen war. Die Nerven-
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No. 12. Holub. — S KIFFER. 203
stamme wurden bis in ihre Bndverzweigungeu verfolgt aber intakt ge-
funden. M. Brasch.
A. Holub, Ein Fall von Kopftetanus mit Hypoglossusparese, geheilt nach
Duralinfusion von Behring’schem Antitoxin. Wiener klin. Wochenschr.
1903, No. 17.
Rin 11 jähriger Knabe, der an der linken Schläfe durch einen Stein-
wurf verletzt worden war, bekam nach 3 Tagen Kaubeschwerden und
4 Tage später allgemeine Krämpfe. Die Untersuchung ergab TrismuS,
Nackenstarre, Starre der Brust- und Bauchmuskeln, Opisthotonus und
typische tetanische Krampfanfälle. Die Zunge wich nach links ab.
Durch subdurale Infusionen von Behring’schem Antitoxin trat zuerst
Besserung dann Heilung ein. Vier Wochen nach dem Aufhören der An-
fälle kam es zu periodischen Reizerscheinungen in den Beinen und Sphink-
teren, welche spinalen Charakter trugen und wohl auf die mechanische
Irritation der Meningen gelegentlich der l.umbaiinfusionen zu beziehen
waren. M. Brasch.
Seiffer, Ueber zwei seltene Fälle peripherer Nervenlähmung. Monatsschr.
f. Psych. etc. Bd. lö, H. 4.
Der erste Fall S.’s betrifft ein lVjähriges Mädchen, welches eitle
doppelseitige Halsrippc und einseitige Lähmungserscheinungen auf motori-
schem und sensiblem Gebiet darbot. Die subjektiven, schon in der Kind-
heit aufgetretenen Beschwerden bestanden in Schmerzen und Parästhesien
in der rechten Oberschlüsselbeingrube und an der Innenseite des rechten
Armes und der Hand; objektiv liess sich eine degenerative Lähmung und
Atrophie der rechten Dauraenballenmuskeln und ein Sensibilitätsdefekt an
der Innenseite des rechten Armes nachweisen. Als Ausgangspunkt dieser
Beschwerden erschien eine schmerzhafte Stelle in der rechten Oberschlüssel-
bein grübe, an welcher das Röntgenbild das Vorhandensein einer Halsrippe
nach wies. Obgleich in der Fossa supraclavic. kein Pulsiren oder gar ein
Aneurysma der Art. subclavia nachweisbar war, war die rechte Hand oft
röter und kälter als die linke. Bei extremer Vertikalerhebung des Armes
und äusserster Wendung des Kopfes nach rechts und bei tiefer Inspiration
verschwand der Radialpuls. Nach der Kxstirpation der rechten Halsrippe
trat eine leichtere Lähmung des Deltoideus ein und eine Schwächung der
Armbewegungen in allen Gelenken. Diese Störungen verschwanden inner-
halb 4—6 Wochen. Die Bemerkungen des Verf.’s über die eigentümlichen
Sensibilitätsverhältnisse in diesem Falle und das (trotz Vorhandensein einer
Halsrippe auch links) Intaktbleiben dieser linken Seite s. im Original.
Die zweite Beobachtung S.’s betrifft den seltenen Kall einer isolirten
Lähmung des rechten N. musculocutaneus bei einem 52jährigen Musiker.
Der degenerativen Lähmung war eine fieberhafte Infektionskrankheit voraus-
gegangen; zugleich hatte der Pat. seinen rechten Arm .lahre lang als
Musiker überanstrengt.
Interessant ist in diesem Falle die schon früher beobachtete vicariirende
Funktion des M. supin. longus als Beuger und die Möglichkeit, vom Radialis-
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2* *4 Kaymhnd, Huist 11. Alquikk. — Ai.kxanukk. Hakttunc u.Alkxanukii.
No. 12.
anteil des gelähmten M. brach, int. aus diesen Anteil des Muskels in nor-
maler Weise zur Contraktion zu bringen. Bernhardt.
F. Raymond, Huet et Alqnier, Paralysie faciale periphörique due ä un
fibro-sarcome englohant le nerf ä sa sortie du bnlbc. Arch. der neuro).
1905, Janvier.
Bei einer 66jährigen Frau trat ohne äussere Ursache eine linksseitige
vollkommene, bis zum Lebensende nach 13 Jahren unverändert bestehen
gebliebene Facialislämung auf. Der Tod trat infolge einer Broncho-
pneumonie ein. Rin Fibrosarkom hatte den linken N. facialis an seinem
Austritt aus der Med. oblong, in seinen Bereich gezogen und com-
primirt, die Med. oblong., das Kleinhirn, den 8.. 9. und 10. Hirnnerven
bei Seite schiebend, ohne sie irgendwie schwerer in ihrer Integrität
zu beeinträchtigen. So konnte auch dieser Fall während des Lebens
nicht diagnosticirt werden. Die genauere Untersuchung ergab den Ur-
sprung der Neubildung aus der Scheide des N. facialis bei seinem Aus-
tritt aus dem Bulbus. (Die feineren Details der histologischen Unter-
suchung siehe im Original.) Obgleich die Lähmung 13 Jahre bestanden
hatte, wurden doch nirgends im Centralnervensystem oder au den Nerven-
wurzeln auch nur Gescbwulstaudeutungen gefunden. Bernhardt.
\) A. Alexander, Folliclis und Erythema iuduratum Bazin. (Aus der
dermatol. Abteil, des Allerheiligen-Hospitals zu Breslau.) Berl. klin.
Wochenschr. 1904, No. 34.
2) W. Harttung und A. Alexander, Weitere Beiträge zur Klinik uud
Histologie des Erytheme indure Bazin, Arch. f. Dermatol, u Svph.
Bd. 71, S. 385.
1) Folliclis und Erythema induratum sind die beiden Hauptrepräsen-
tauten der sog. Tuberkulide. Die hauptsächlich an den Extremitäten uud
an den Ohren lokalisirte Folliclis ist charakterisirt durch schubweise
auftretende hirsekorn- bis bohnengrosse tiefgelegene harte Knötchen, die
entweder spontan unter Braunfärbung der Oberhaut wieder schwinden,
oder, allmählich in die Höhe rückend, sich mit einem Krüstchen bedecken,
ulceriren und schliesslich mit einer charakteristischen kleinen Narbe heilen.
Histologisch kann man eine oberflächliche und eine tiefe Form der Folliclis
unterscheiden; bei der letzteren findet man im allgemeinen rein tuber-
kulöse, bei der ersteren mehr entzündliche Veränderungen. — Das am
häufigsten die unteren Extremitäten, namentlich die Waden, befallende
Erythema induratum erscheint in Gestalt von grösseren und stabileren,
meist schmerzlosen knotigen, zuweilen auch mehr diffusen, platten und
strangförmigen, selten ulcerirenden Einlagerungen in die Tiefe des Oorium,
über denen die Haut blaurot bis hellrot verfärbt ist Histologisch haben
sie mit der Folliclis grosse Aehulichkeit, auch klinisch kommen Ueber-
gangsformen zwischen beiden vor. — Dass die Folliclis wie das Erythema
induratum mit der Tuberkulose in engem Zusammenhang stehen, wird
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No. 12.
Schoi.t*. — Kinos.
205
wohl allgemein auerkaunt, strittig ist aber noch, ob sie auf eine Toxin-
wirkung, oder auf einen bacillären Ursprung zurückzuführen sind.
2) Verff. berichten über 5 Fälle von Erythema induratum und die
histologischen Befunde bei ihnen. Sie halten an der tuberkulösen Natur
der Krankheit fest und sind der Ansicht, dass es sich bei ihr um ein-
bolische Vorgänge auf hämatogenem Wege handelt; ob dabei lebende, ab-
geschwächte oder tote Tuberkelbacillen eine Rolle spielen, lässt sich vor-
läufig nicht sagen. H. Müller.
ff. Schultz, Ueber die Verwendung des 30proc. Wasserstoffsuperoxyd von
Merck in der Dermatologie und Urologie. (Ans der Universitätspoliklinik
f. Hautkranke in Königsberg i. Pr.) Arch. f. Dermatol, u. Sypli. Bd. 71,
S. 371.
Verf. empfiehlt das Merck’sche Wasserstoffsuperoxyd seiner antisepti-
schen, reinigenden und desodorisirenden Wirkung wegen vor allem bei der
Behandlung ulceröser und besonders gangränöser Processe der Haut und
Schleimhaut, bei denen es entweder rein oder schwach verdünnt (I :2 bis
1:3) einmal täglich zum Aufpinseln oder Auswischen, oder in */2 — 1 proc.
Lösung zum Verband benutzt wird. Sehr günstig beeinflusst das Mittel
die Stomatitis merrurialis, namentlich wenn sie mit eitrigem Belage des
Zahufleischrandes, mit Ulcerationen und Foetor ex ore verbunden ist; neben
Spülungen mit 2— 3 proc. Lösungen macht man hier Piuselungen mit dem
reinen Präparat, dem oft zweckmässig 10 — 20 pCt. Argent. nitr. zugesetzt
werden. Kerner sind torpide vereiternde Bubonen, gangränöse oder serpi-
ginöse weiche Schanker geeignete Objekte der Wasserstoffsuperoxyd-
behandlung.* Bei Leukoplakia oris hat Verf. mit Pinselungen Heilung
oder Besserung erzielt, dagegen blieb die Wirkung bei Comedonen, Acne,
Rphelideu und anderen Pigmcntirungen hinter seinen Erwartungen zurück.
— In der Urologie glaubt Sch. das Mittel empfehlen zu dürfen bei manchen
chronischen Cystitiden in Form von Spülungen mit l/3 — I proc. Lösungen,
ferner im Endstadium der Gonorrhoe, bei chronischer Gonorrhoe und
namentlich bei chronischen postgonorrhoischen Urethritiden zu Injektionen
vou */| — 1 proc Lösungen, am besten mit einem Argentumzusatz von
1:4000 — 1:1000, oder zu Spülungen mit etwas schwächeren Lösungen.
H. Müller.
A. Kraus, Ueber multiple in Knotenform auftretende, primäre Zellgewebs-
tuberkulose der Haut. (Aus der dermatol. Klinik des Prof. F. J. Pick.)
Prager med. Wochenschr. 1904, No. 28.
Bei einem 12jährigen Mädchen bestanden, neben einem Lupus der
Nase und Scrophnloderma an den Fussrändern, unregelmässig am Stamm,
im Gesicht und an den Extremitäten verteilte erbsen- bis haselnussgrosse,
in der Tiefe der Haut gelegene, derbe, weder spontan noch auf Druck
schmerzhafte Knotenbildungen mit normal erscheinender Bedeckuug. Die
ausgesprochene lokale Reaktion auf Tuberkuliuinjektionen (Rötung, Schwel-
lung. Schmerzhaftigkeit der Knoten), das positive Ergebnis von Tier-
t
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206
GOTZK. — AbMSTRONII. Kl f'Ol.V. WlLDHOl.Z.
No. 12.
versuchen und der histologische Befund Hessen keinen Zweifel darüber,
dass es sich um multiple primäre Zellgewebstuberkulose der Haut handelte,
die sich im klinischen Bilde und im Verlauf (Fehlen von Erweichung*-
processon) wesesentlich vom Scrophuloderma unterschied. H. Müller.
Götze, Uebcr absteigende Tuberkulose des Harnapparates. Prager med.
Wochenschr 1903, No. 48.
Im Anschluss an zwei einschlägige Krankengeschichten erörtert G.
den Infektionsweg bei der urogenitalen Tuberkulose; im Gegensatz zu der
Guyon’schen Theorie handelt es sich in den meisten Fällen um eine
hämatogene Infektion zunächst einer Niere, die lange latent bleibt und
dann absteigend den Urogenitalapparat inficirt. Die Prognose des I«eidens
hat sich durch Verbesserung der Diagnostik, namentlich durch die Cystn-
skopie und die funktionelle Nierenuntersuchung wesentlich gebessert.
Karo.
Armstrong, Single ulcer of the bladder, nontuberculous and nonmalignant,
with report of cascs. Transactions of the americ. surg. association 190.'!,
Vol. 21, p. 100.
A. berichtet zwei Fälle von solitärem, nicht tuberkulösem Blasen-
geschwür bei jugendlichen Individuen, beide Patienten wurden durch lokale
Behandlung geheilt, die Symptome der Krankheit erinnern an die bei
Blasentuberkulose. Karo.
1) Fr. Poly, Bestimmungen der molekulären Concentration des, Blutes und
des Urins bei doppelseitigen Nierenerkrankungen. Deutsche med Wochen-
schrift 1904, No. 23.
2) II. Wildbolz, Ueber funktionelle Nierendiagnostik. Gorresp.-Bl. f.
Schweizer Aerzte 1904, No. 13.
1) Die aus der Lcube'schen Klinik stammende Arbeit kommt auf
Grund von Untersuchungen bei doppelseitigen Nierenerkrankungen zu dem
Resultat, dass eine normale Gefrierpunktserniedrigung (d) des Blutes
(zwischen 0,56 — 0,57°) nicht zu irgendwelchen diagnostischen oder pro-
gnostischen Schlüssen berechtige, dass wohl aber die Erhöhung von S in
einem Anfalle fraglicher Urämie differentialdiagnostisch verwertbar ist.
Eine normale Gefrierpmiktscrniedrigung des Blutes hat Verf. in drei Fällen
von schwerer Urämie gefuuden, doch sind dies Ausnahmen. Jedenfalls
ist die Entstehung der Urämie nicht von einer Steigerung der molekulären
Blutconcentration abhängig. Die Gefrierpunktsbestimmung des Harns ist
bei doppelseitigen Nierenerkrankungen erst in Combination mit dem 24 stän-
digen Volumen des Urins (Valenzzahl von Strauss) und bei continuir-
lichen Untersuchungen maassgebend für eine Anschauung von der Nieren-
funktion. Auf die bei einseitiger Nierenerkrankung mittels Ureteren-
kathetcrismus getrennt ausgeführte Kryoskopie geht Verf. nicht ein, giebt
aber hier die Bedeutung von J allein für die Erkenntnis der Nieren-
fnnktion zu.
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No. 12.
Hkymann,
207
2) Vei'f. hat bei 30 Nierenkranken durch Bestimmung des Blutgefrier-
punktes, bei 23 zugleich durch physikalische Untersuchung der mittels
Creterenkatheterismus getrennt aufgefangenen Flame beider Nieren die
Funktion dieser nach der von Koranyi einerseits, L. Casper und Richter
andererseits angegebenen Methode festustellen gesucht. Die Phloridzin-
probe allerdings sowie die Prüfung des elektrischen Leitungswiderstandes
der Harne führt er nie aus.
Durch seine Untersuchungen konnte er bestätigen, dass fiie Gefrier-
pnnktserniedrigung des Blutes bei genügender Nierenfunktion — abgesehen
von einigen schon durch Koranyi constatirten Abweichungen bei be-
sonderen Zuständen — constant zwischen 0,54—0,68° liegt, und dass die
Kryoskopie der getrennt anfgefangenen Nierenurine grossen praktischen
Nutzen für die Erkenntnis der Ausdehnung von Nierenkrankheiten und die
Beurteilung der Leistungsfähigkeit der Nieren besitzt. Denn trotzdem der
Gefrierpunkt des Harns normalerweise durchaus nicht bei einer constanten
Temperatur liegt, so zeigen doch die von jeder Niere zur gleichen Zeit
aasgeschiedenen Harmengen gesunder Menschen dieselbe Gefrierpunkts-
lage. Eine geringere Erniedrigung des Gefrierpunktes bei dem Harne
der einen Niere weist aber auf eine geringere Molekularconcentration
des von dieser Niere gelieferten Harns und auf eine Minderwertigkeit
der Funktion dieser Niere im Verhältnis zur anderen. Die bei der
Kryoskopie der Ureterenharne gewonnenen Zahlen haben also, wie übrigens
auch Oasprr wiederholt betont hat, nicht absoluten sondern relativen
Wert.
Von den mitgeteilten Krankengeschichten interessirt in praktischer Hin-
sicht am meisten ein Pall von Blasentuberkulose, bei dem die klinischen
Symptome auf primäre Tuberkulose der rechten Niere wiesen. .Diese war
vergrössert fühlbar und auf Druck schmerzhaft. Wider Erwarten wurde
aber beim Ureterenkatheterismus links eitriger und rechts klarer Haru
entleert. Da beide stark aibumenhaltig waren, wäre eiue Operation unter-
blieben, wenn nicht die Kryoskopie des Harnes eine relativ gute Funktion
der rechten Niere ergeben hätte.
Die Untersuchung mittels des Ureterenkatheterismus führte in diesem
Falle also erstens dazu, dass auf der richtigen Seite operirt wurde;
zweitens zeigte sie, dass überhaupt eine Operation gewagt werden durfte.
Der weitere Krankheitsverlauf war günstig und bestätigte die Richtigkeit
der vorher gewonnenen Anschauung von der Nierenfunktion. Dasselbe er-
gaben hinsichtlich des Wertes der Kryoskopie die anderen vom.Verf. unter-
suchten und später operirten Fälle. B. Mareuse.
F. Heymaun, Zur Einwirkung der Castration auf den Phosphorgehalt des
weiblichen Organismus. Arch. f. Gynäkol. 1904, Bd. 73, H. 2.
H. gelangt auf Grund experimenteller Untersuchungen zu den folgen-
den Resultaten: Es ist sicher, dass die Castration weiblicher Säugetiere
keine dauernde Phosphorretention zur Folge hat. — Es scheint vielmehr
als Folge der Castration eine Verminderung des Phosphorgehalts des Or-
*
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208
bcMMlKI>I.KCHNKIt.
No. 12.
gunismus einzutreten. — Diese Verminderung scheint sowohl die Phosphate
der Weichteile wie die des Skeletts zu betreffen. — Der Lecithingehalt
wird durch die Castration nicht beeinflusst.
Bei weiteren Untersuchungen in gleicher Richtung wäre in erster
Linie einerseits der Gesammtphosphorgehalt des ganzen Körpers, sowie
der des Skeletts, andererseits der Gehalt des Orgauisinns an den übrigen
in Krage kommenden Substanzen (Calcium, Magnesium, Stickstoff, Fett) in
ähnlicher Weise wie in den Untersuchungen LOthjb’s in Betracht zu
ziehen. Br. Wolff.
K. Schmiedlechner, Der Uebergang der Toxine von der Mutter auf den
Fötus. Gynäkol. 4. Beil. z. Orvosi Hetilap 1903, No. 51.
Bei gewissen infektiösen Erkrankungen bewirken die durch den
Stoffwechsel der Bakterien entstandenen Toxine die Symptome und
die histologischen Veränderungen der schweren Erkrankungen. Zweck
der Untersuchungen war, zu erforschen, welche Wirkung die Toxine
während der Gravidität auf den intrauterinen Fötus üben. Geht das
producirte Toxin bei der Erkrankung oder Intoxikation der Mutter auf
den Fötus über und wenn ja, welche Veränderungen verursacht es
am l.eben und im Organismus desselben? Die Versuche wurden
au Kaninchen mit Diphtherietoxin vollführt mit folgendem Ergebnis: Ist
die Menge des applicirten Toxins so gross, dass das Tier nur 24 bis
36 Stunden am Leben bleiben kann, so entwickeln sich die Zeichen einer
subakuten Intoxikation, das erste und charakteristischste Symptom ist die
Hyperämie und Schwellung der Nebenniere, danach folgt die parenchyma-
töse Degeneration der parenchymatösen Organe. Bleibt das Tier 2 Tage
lang oder länger am Leben, so entsteht das Bild einer chronischen Ver-
giftung, deren Symptome Schleimhantblutungen, hyperämische Bauchorgane,
fettige Degeneration der parenchymatösen Organe und grosse hyperämische
Nebenniere sind. Bei Intoxikation des schwangeren Tieres geht ein Teil
des Toxins auch in die Cirknlation des Fötus über und bewirkt dort die-
selben pathologischen Veränderungen wie im Mutterorganismus, mit dem
Unterschiede, dass dieselben beim Fötus sich rascher entwickeln wie bei
dem Muttertier. Der Intensitätsgrad der Veränderungen hängt von der
Menge des in die Cirknlation der Mutter gelaugten Toxins ab. Zum Ueber-
gang des Toxins in die Cirkulation des Fötus genügt sehr kurze Zeit, und
kann der Uebergang nur durch die Placeuta erfolgen. Das in die Blut-
bahn des Fötus gelangte überschüssige Toxin bleibt eine Zeit lang unver-
ändert. Das Blut des Fötus in den Organismus eiues anderen Tieres ge
bracht, erzeugt dort dieselben charakteristischen Veränderungen wie im
Orgauismus der inficirten Mutter. J. Honig
Biusciidungen werden au die Adreiwo des Herrn Geh. Med.-Kat Prof. Dr. M. Bernhardt (Berlin W.
Französische Strasse 2t) odor an die VorlagKhandluug (Berlin NW., Unter den Linden OS) erbaten
Verlag von August llirachaald in Berlin. — (>ru<*k von L. 8chumarlier In Berlin N. M.
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W.'«hriitii< ^erscheinen
1—1 Bogeaf ain Schluss*
Je* Jaltipiigt Titel. Na-
«net.- Mtl Sach -Register.
Centralblatt
Fr«ia dei Jahr^aii;««
23 Mark : t u bcxieheu
durch all« ßuchliaud
hingen u. Po*tan#ta’t*n.
für die
mcdicinischen Wissenschaften«
Unter Mitwirkung von M
Prof. Dr. H. Senator, Prof. Dr. E. Salkowskk'fröf. -BrrPrSchüfi^:
redigirt von (** jyj^y 3 1905
t
Prof. Dr. M. Bernhaf
in Berlin.
/
1905.
fl. April.
to. 13.
luliiilt: Brandenburg, Zur Wirkung des Digitalius. — Kostin,
l'eber die Entstehung des Atemrhythmus. — Ahon. Einfluss der Alkalien auf
das Kuochenwachstum. — Keulkrhann, Ausscheidung des Jods durch den
Schweiss. — Schambeho und Gildersleeve, Zur Bakteriologie des Scharlachs.
- Koutchouk, lieber die binukleären Zellen. — KEB-rtsz, Ueber den Mecha-
nismus der Brucheinklemmung. — Sau eener, Zur Pathogeuese des Naphthalin -
staares. — Freit, Die Ankylose des Hammcr-Amboss-Gelenkes. — Nkufei.d und
RiMrAi-, Ueber die Antikörper des Streptokokkenimunserum. — Bükui, Rubber,
Wert und Verhalten des Fleischextrakts. — Kottmann. Bibkbgkil, Ueber
Wirkung und Anwendungsweise des Digalins. — Boas, Diagnose des Magen-
geschwürs durch occulte Blutungen. — Wolke, Ueber apiastische lymphatische
Leukämie. — Biklschowsky, Ueber associirte Blicklähmuug. — Bokrnkk,
Halsdbrome mit Beziehungen zum Rückenmark. — Rolly. Ueber I.andry'sche
Paralyse. — Joteyko, Der physiologische Mechanismus der Entartuilgsreaktion.
— Tuibm, Ueber Psoriasis vulgaris. — Walker, Lupus, Carcinom und Röntgen-
strahlen. — Levack. Behandlung des Naevus mit Röntgenstrahleu. — Kbo-
yayer. Heilung der Alopecia areata mit Eisenlicht. — Rosenstein, Blasen-
ruptur bei der Bottini’schen Operation. — Neuhann, Die Leukocytose bei
gynäkologischen Erkrankungen. — Zuntz, Ueber Tubargravidität.
K. Brandenburg;, Ueber die Eigenschaft des Digitalin, beim Froschherzen
die selbstständige Erzeugung von Bewegungsreizen an der Grenze von
Vorhöfen und Kammern anzuregen. Arch. f. Anat. u. Physiol. Physiol.
Abteil. Suppl. 1004.
Ebeu wirksame Vagusreizung am schwach kurarisirten, aber sonst
normalen Froscbherzen, verringert zuerst die Systolenstärke der Vor-
kammern. Bei Verstärkung des Reizes hört die Tätigkeit des Sinusgebietes
auf, das Herz erhält keine Bewegungsreize mehr und steht still. Nach
Abklingen der Hemmung wird die neue Herzaktion durch eine Contraktion
des Venensiuus eingeleitet.
Das Digitalinfroschherz zeigt nach reflektorischer Vagusreizung unter
gewissen Bedingungen ein ganz anderes Verhalten; es schlägt für einige
Zeit in umgekehrtem Rhythmus. Die Herzbewegung beginnt an der
Kammer, und nicht am Sinus. Die Reaktion zeigt sich am schönsten nach
XLUI. Jahrgang. _ — 14
PAUL s
HOEB
u Bof'
R
l
St ,
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210
Kostin.
No. 13.
20— 30 Stunden ; danach beobachtet man ein Abklingen der Erscheinungen
bis zur Norm, woraus schon hervorgeht, dass es sich nicht etwa um Ab-
sterbcerscheinungen infolge tötlicher Dosen handelt.
Dieselbe Umkehr des Rhythmus tritt ein, wenn man, wie beim
Stannius’scben Versuch dauernd den Sinus vom übrigen Herzen trennt.
Bei geeigneten Dosen kommt das Herz auch nicht vorübergehend zu Ruhe,
sondern schlägt dauernd in umgekehrtem Rhythmus fort. Dadurch unter-
scheidet sich der Stannius'sche Versuch beim Digital inherzen wesentlich
von dem bei normalen Herzen.
B. deutet die beobachteten Tatsachen folgendermaassen: Während
beim normalen Herzen die automatische Fähigkeit zu Bewegungs-
impulsen an der Atrioventriculargrenze gegenüber den Sinusimpulsen
zurücktritt und sich nur nach vollkommener Trennung des Sinus vom
übrigen Herzen, wie beim Versuch von StaNNIüS, für kurze Zeit tnani-
festirt, erfährt sie bei mässig starker Digitalinvergiftung eine Steigerung;
es genügt eine kurze nervöse Hemmung des Sinusgebietes, urn diese
Automatie in Erscheinung treten zu lassen. Die Blockfasern übernehmen
die Rolle des Sinusgebietes und das Herz bekommt atrioventriculären
Rhythmus.
Da das Digitalinherz die Fähigkeit hat, vorübergehend die auto-
matische Tätigkeit des Herzens zu steigern, gleichzeitig aber auch die
Anspruchsfähigkeit des Herzmuskels für künstliche Reize herabzusetzen,
ist Verf. zu der Bemerkung berechtigt, dass das Digitalin das Herz in
seinem physiologischen Verhalten vorübergehend dem embryonalen Zustand
nähere.
B.’s Versuche sind auch klinisch wichtige Beiträge zum Verständnis
der Digitaliswirkung. Beispielsweise sei nur erwähnt, dass nach B.’s Er-
klärung der Pulsus bigeminus nach Digitalis der Ausdruck des Bestehens
zweier automatischer Herde in der Herzwand ist, die unabhängig von ein-
ander Bewegungsreize liefern. Gust. Emanuel.
8. Kostin, Zur Frage nach Entstehen des normalen Atemrhythmus. Arch.
f. Anat. u. Physiol. Suppl. S. 51.
Das Atemcentrum soll durch die Beschaffenheit des Blutes unter nor-
malen Verhältnissen dauernd inspiratorisch erregt werden, sodass durch
diese Wirkung allein ein dauernder Zwerchfell-Tetanus zu stände kommen
würde. Dass dies bei völliger Isolirung des Atemcentrums auch wirklich
geschieht, beweisen Versuche mit durchschnittener Medulla und durch-
schnittenem Vagus. Da, wenn eine dieser Verbindungen intakt ist, eine
rhythmische Atmung zu stände kommt, glaubt K., dass sowohl von den
oberen Hirnteilen als auch durch den Vagus rhythmische inspirations-
hemmende Einflüsse übermittelt werden können. Diese Wirkung kann
vom Vagus aus sowohl durch elektrische Reizung des Nerven, als auch
durch I.ungenblähung auf natüilichem Wege erhalten werden. Wenn man
daher durch Pleurastich die Lunge collabiren lässt, so fällt die natürliche
Vagusreizung fort und dieser Collaps wirkt genau so, wie die Vagotomie.
Auch dies konnte K. durch phrenographische Curven sowohl bei Tieren
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No. 13.
Abos. — Kki.i.kkmann
211
mit erhaltener, wie bei solchen mit durchschnittener Oblongata zeigen;
Bei ersteren giebt beides verlangsamte und vertiefte Atmung, bei letzteren
lnspirationstetanie. Er schliesst aus allen diesen Versuchen, dass der
Vagus nur inspirationshemmende Fasern hat, und hält den oft schon beob-
achteten inspiratorischen Erfolg des Lungencollapses für eine Ansfalls-
erscheinung: das durch die stattgebabten Hemmungen aasgeruhte Atem-
centrum kann nun bei Fortfall der Hemmung seine aufgespeicherte Energie
ausgeben. Die von Rosenthal beobachtete inspiratorische Wirkung der
schwachen elektrischen Vagusreizung hält er für einen Beobachtungsfehler,
da Rosenthal nicht eine wirkliche tetanische Muskelzusammenziehung,
sondern nur den normalen Tonus des Zwerchfells beobachtet hätte, über
den hinaus es bei wirklicher (starker) Vagusreizung noch weiter erschlaffen
könne. G. F. Nicolai.
H. Aron, Ueber den Einfluss der Alkalien auf das Knochenwachstum.
(Vorläufige Mitteilung.) Pflüger’s Arch. f. d. ges. Physiol. Bd. 106,
S. 91.
Aus A.’s Entersuchungen ergiebt sich, dass durch stark verminderten
Natrium- und stark gesteigertem Kaligehalt der Nahrung trotz einer aus-
reichenden Calcium- und Phosphorzufuhr der Kaikansatz und damit das
Knocbenwacbstum hinter der Norm zurückbleibt. Die Zusammen-
setzung der gebildeten Knochensubstanz ist dabei die gleiche wie in der
Norm. — Auch in vitro übt Natrium- und Kaliumchlorid einen erheblichen
Einfluss auf die Abscheidung unlöslicher Calciumphosphate aus. Setzt
mau diese zu Lösungen von primärem Calciumphosphat und erhitzt
zum Kochen, so ist der sich bildende Niederschlag von unlöslichen
Calciumphosphaten geringer als ohne ihren Zusatz bezw. bleibt ganz
aus. Dabei wirkt das Kaliumchlorid erheblich stärker als das Natrium-
chlorid. A Loewy.
Kelleriiiaun, Ueber die Ausscheidung des Jods im Schweiss. Zeitschr. f.
experim. Pathol. u. Therapie. 1., S. 189.
K. bat in acht Fällen gleichzeitig den Uebergang von Jod in den
Harn und in den durch Schwitzbäder erzeugten Schweiss studirt. Er findet,
dass entgegen der allgemeinen Annahme der Jodübergang in den Schweiss
durchaus nicht leicht erfolgt. Er fand sich nur in 4 Fällen, und auch da
weit schwächer als im Harn. Die Nieren sind al«o die Hauptausscheidungs-
stätte für das Jod. Sie scheinen insbesondere bei kürzer dauernder Jod-
zufuhr dessen Ausscheidung allein zu übernehmen, erst nach wiederholten
Jodgaben beginnt auch die Ausfuhr mit dem Schweiss. Die Grösse der
notwendigen Joddosis ist individuell verschieden; in einem Falle er-
schien kein Jod im Schweiss trotz Einnahme von 3 g pro die, dagegen
in anderen schon bei 1 — 1,5 g. A. Loewy.
*
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14
212
Schamrkrq u. Gildekslibvk. — Koutchouk. — K*rt£sz.
No. 13.
Schamberg und Gildersleeve, A bacteriologic study of the throats of
one hundred cases of scarlat fever, with remarks on tbe relation of
bacteria to the disease. Proc. of the pathol. soc. of Phyladelphia 1904,
September.
Streptokokken und Staphylokokken sind bei der grossen Mehrzahl
aller Scharlachfälle im Rachen zu finden; dabei ist jedoch zu bemerken,
dass Streptokokken auch bei einem hohen Procentsatz gesunder Individuen
im Rachen Vorkommen. Beide Mikroorganismen stehen zweifellos oft in
Beziehungen zu Complikationen der Krankheit, können jedoch nicht als
ihre specifische Ursache angesehen werden. Der von C'LASS als Ursache
des Scharlach beschriebene Diplococcus wurde nur in einem geringen
Procentsatz der Fälle angetroffen; auch ihm ist keine ätiologische Be-
deutung beizumessen. Vielleicht weisen die interessanten Befunde protozoen-
ähnlicher Körper Mallorg’s anf die rechte Spur. Beitzke.
Koutchouk, Donnees nouvelles ä l’etude des cellules binucleaires. Arch.
des scienses biolog. de St. Petersbourg. Bd. 10, No. 4, p. 352.
Verf. iujicirte einer Serie von Meerschweinchen Phosphor, in Oel ge-
löst, einer zweiten Serie Bouillonculturen des Bacillus icteroides Sanarelii,
und untersuchte den Einfluss dieser Injektion auf die Zellen der Leber.
Während die Vergiftung mit Phosphor eine relative Vermehrung der Zahl
der binukleären Zellen in der Leber nach sich zog, hatte die Injektion
des Bacillus icteroides die entgegengesetzte Wirkung. Der mikroskopische
Befund näherte sich in diesem Falle demjenigen, den Verf. früher nach
Unterbindung des Choledochus hatte erheben können. Man wird somit
dazu gedrängt, die beiden Processe in Parallele zu setzen. Beitzke.
J. Kertesz, Experimentelle Studien über die Mechanik der Brucheinklem-
mungen. Orvosi Hetilap 1903, S. 77.
Ist die Bruchpforte so eng, dass sie die ausgetretene und beim Aus-
treten gewöhnlich leere Darmschlinge so stark strangulirt, dass sofort nach
dem Austritt Cirkulationsstörungen am Darm eintreten infolge der mehr
weniger grossen Compression der Mescnterialgefässe, daun entsteht jene
Form der Incarceratiou, welche die elastische, recte Strangulation
genannt wird. Bei dieser Form übt auf das Zustandekommen derselben
der Darminhalt gar keinen Einfluss. Bei weiterer Bruchpforte kommt
dem Darminhalt ebenfalls eine wesentliche Rolle in dem Zustande-
bringen der Incarceratiou zu. Ist die Bruchpforte so weit, dass sie an
den Schenkeln der Darmschlinge den Zustand der Stenose bewirkt (nach
Busca), dann entsteht durch Mitwirkung der Peristaltik die wahre, aus-
gesprochene Form der Incarceratiou: die wahre Incarceratio sterco-
racea. Bei noch weiterer Bruchpforte, wo der eine (und zwar der hin-
führende) Schenkel oder beide offen sind, kann eine Kotstauung eintreten,
die bei einer etwas engeren Pforte manchmal das Bild der wahren In-
carceratio stercoracea vorspiegeln kann. Bei derselben Pforte kann durch
mehrfache Knickung des in den Bruchsack getretenen Darms eine solche
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No. 13. Salffsrh. — Frey. 213
Form der Incarceratio stercoracea entstehen, die etwa einen Uebergang
bildet von der wahren Incarceratio stercoracea zur Kotstauung. Ist die
Bruchpforte endlich so weit, dass sie der doppelte Breite des normalen
Lumens des ausgetretenen Darms nahesteht oder sie gar übertrifft, dann
wird — so keine sonstigen Hindernisse in der Darmcirkulation bestehen —
überhaupt nicht einmal Kotstauung entstehen. J. Hönig.
0. SalfTner, Zur Pathogenese des Naphthalinstaares. v. Graefe’s Arcli. f.
Ophthalm. LIX., S. 520.
Bei dem Zustandekommen der Naphthalinkatarakt ist das Naphthalin
selbst nicht der die Linse direkt schädigende Faktor. Vielmehr werden
die Naphthalinproduktc wie in andere Organe auch ins Auge auf dem
Blutwege befördert. Wenn man bei der Naphthalinvergiftung für die Zer-
störung der Zellen in Leber und Niere, in Netzhaut und Ciliarkörper ohne
weiteres einen chemischen Reiz verantwortlich macht, so ist dies auch für
den Zerfall der Linsenfasern zu tun. Zu der Zeit, wo dieses Gift im Blute
kreist, geht das Kapselepithel der Linse makroskopisch und mikroskopisch
wahrnehmbare Veränderungen ein, lange bevor der Ciliarkörper sammt
seinem Epithel überhaupt eine Alteration aufweisen lässt, wahrscheinlich
tritt das Gift in Lösung aus dem Blute heraus, passirt das Kammerwasser
und greift direkt das Linseuepithel an. Erst später erkranken die Zellen
des Ciliarepithels und der Netzliautelemente. Und wie gegen das Gift die
Zellen der einzelnen Organe und der einzelnen Teile des Auges verschieden
empfindlich sind, so scheint auch ein gewisser Unterschied in der Wider-
standskraft der Linsenepithelien einzelner Zonen zu bestehen. Der langsam
sich ausdehnende Krankheitsprocess des Epithels, der in Form von kleinen
Vacuolen zwischen den Zellen seinen Anfang nimmt und dann auf das
Protoplasma und den Kern bestimmter Zonen und schliesslich der ganzen
Linsenoberfläche übergeht, hält in einer Weise Schritt mit der Linsen-
quellung, dass dieser Linsenepithelverfall mit der Pliissigkeitsaufnahme
in ursächliche Beziehung gebracht werden darf. Die Linsenquellung vom
Anfang der Vergiftung aft setzt ein ohne vorhergehende Schrumpfung
gleichzeitig mit den ersten Epithelveränderungen. Horstmann.
Frey, Die Ankylose des Hammer Amboss Gelenkes. (Aus der K. K. Univ.-
Klinik f. Ohrenkrankh. in Wien ) Arch. f. ohrenheilk. 61. Bd., S. 234.
Auf Grund zweier eigener, ausführlich mitgeteilten und unter Berück-
sichtigung der in der Litteratur vorliegenden Beobachtungen glaubt Verf.
als anatomisches Substrat der Haramer-Ambossankylose folgende typische
Veränderungen hinstellen zu sollen: 1. die periartikuläre bindegewebige
Ankylose, 2. die periartikuläre knöcherne Ankylose, 3. die intraartikuläre
knöcherne Ankylose und 4. Misch formen, bei denen sowohl intra- als peri-
artikuläre Veränderungen teils durch Bindegewebszunahme, teils durch
Verkalkung und Knochenneubildung bestehen. Bezüglich der Aetiologie
hält es Verf. für mehr als zweifelhaft, ob katarrhalische Veränderungen
im Mittelohr eine Ankylose der Hammer Ambossverbindung erzeugen
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214
Nkuczuj imd Kimpau.
No. 13.
können; bis zum Beweise des Gegenteils sei diese Veränderung in das
grosse Gebiet der chronischen Adhäsivprocesse nach abgelaufener Mittel-
ohrentzündung resp. Eiterung einzureihen. Schwabach.
F. Neufeld und W. Rinipau, Ueber die Antikörper des Streptokokken-
und Pneumokokken-Immunserums. Deutsche nied. Wochenschr. 1904,
No. 40.
N. und R. sind auf Grund von Versuchen mit Streptokokken- und
l’neumokol^ken-lmmunserum zu dem Resultate gekommen, dass es neben dem
Typus des antitoxischen und baktericiden Immunserums noch eine andere
specihsche Serumwirkung giebt, welche im Princip der baktericiden nahe-
steht, aber im Gegensatz zu dieser einer direkten cellulären Mitwirkung
bedarf. Dbuts und Leclef zeigten bereits 1895, dass die I.eukocyten
normaler und gegen Streptokokken immunisirter Kaninchen, wenn sie in
normalem Kanincbenserum aufgeschwemmt wurden, nicht im stände sind,
die Streptokokken aufzunebmen, wurden aber die Leukocyten normaler
oder immunisirter Kaninchen in Immunserum aufgeschwemmt, so trat eine
lebhafte Pbagocytose und Abtötung der Streptokokken ein. Hieraas
schlossen Deuvh und Leclef, dass die Leukocyten des imraunisirten Tieres
die Fähigkeit Streptokokken aufzunehmen und abzutöten von dem Serum
empfangen. Auf Grund dieser Versuche hat dann Bordet die Streptokokken-
immunität ausschliesslich auf Phagocytose zurückgeführt.
Bei ihren Versuchen konnten nun N. und R. die von Deuys und Leclef
gefundene Tatsache bestätigen. Ein hochwertiges Streptokokken-Immun-
serum, welches in einer Dosis von 0,2 ccm Mäuse gegen 0,1 —0,2 ccm einer
Streptokokenbouillou iramunisirte, von der für die Controllen 0,000001 ccm
tötlich war, liess weder im frischen Zustande noch nach Zufügung frischen
Serums als Complement eine abtötende oder auflösende Wirkung auf Strepto-
kokken erkennen. Wurden dagegen normale Kaninchenleukocyten hinzu-
gefügt, so trat schnell eine lebhafte Phagocytose ein. Im Gegensatz dazu
trat bei den mit normalem Serum angesetzten Controllen keine Pbagocytose
ein, sondern die Streptokokken vermehrten sidh lebhaft, ohne dass sich
ihnen die Leukocyten auch nur näherten. Um zu entscheiden, ob dieses
Phänomen mit Metschnikoff und dessen Schule so zu erklären, dass das
Immunserum stimulirend auf die Leukocyten einwirkt, oder ob dieses auf
die Bakterien einwirkt, wurden einmal Leukocyten 20 Minuten lang bei
37° mit Immunserum zusammengebracht, dann abcentrifugirt, in normalem
Serum aufgeschwemrot und nun mit Streptokokken zusammengebraebt, in
einem anderen Versuche wurden zunächst die Streptokokken mit dem
Immunserum stehen gelassen, daun centrifugirt, mit physiologischer Koch-
salzlösung gewaschen und nun mit normalem Serum und Leukocyten zu-
sammengebracht. Während im ersteren Falle die Streptokokken von den
Leukocyten nicht aufgenommen wurden, trat im zweiten lebhafteste Phago-
cytose ein. Das Immunserum wirkt also nicht stimulirend auf die Leuko-
cyten, sondern es wirkt verändernd auf die Bakterien ein, welche nun-
mehr sekundär von den Zellen aufgenommen werden. Durch weitere Ver-
suche wurde dann festgestellt, dass diese Veränderung der Bakterien nicht
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No. 13.
Büboi. Rcbnbr.
215
durch das Compieraent bewirkt wird, sondern dass ein relativ faitze-
beständiger Stoff, der mit den Immunkörpern in Analogie zu setzen ist,
mit den Bakterien in Verbindung tritt. Oie Veränderung, welche die
Bakterien erfahren, ist eine völlig specifische, Schädigung irgend welcher
Art, selbst Abtötung genügt nicht, um die Phagocytose auszulösen, ebenso
werden in ihrer Virulenz abgescbwächte Bakterien nicht ohne Weiteres
von den Leukocyten aufgenommen. Ob sich nun die Wirkung des speci-
tischen Serumbestandteiles darauf beschränkt, dass dieser nur die Auf-
nahme der Bakterien in die Zelle ermöglicht, oder ob der Amboceptor auch
bei der Auflösung der Streptokokken mit tätig ist, indem in der Zelle an
ihn ein passendes Complement tritt und dadurch die Verdauung der Keime
bewirkt wird, ist noch zu entscheiden. Mit den Reagensglasversnchen
stehen die Tierversuche im Einklang. Auch hier findet in dem freien
Exsudat der Bauchhöhle eine Auflösung der Bakterien nicht statt, sondern
bei den immunisirten Tieren werden die Streptokokken von den Leukocyten
aufgenonimen, in denen sie der Auflösung verfallen, wobei auch die Leuko-
cyten Erscheinungen der Auflösung und Degeneration aufweisen.
Die mit Pneumokokken ausgeführten Versuche zeigten die nämlichen
Resultate wie die mit den Streptokokken. Es liegt nahe anzunehmen,
dass auch bei der Immunität gegenüber anderen Krankheiten, insbesondere
bei solchen, die unter dem Bilde der Septikämie verlaufen, die gleichen
oder ähnliche Vorgänge, wie sie bei Streptokokken und Pneumokokken
beobachtet worden sind, eine wichtige Rolle spielen. H. Bischoff.
E. Rürei, Der Nutzwert des Fleischextraktes. Arcb. f. Hyg. 1904,
Bd. 51, H. 1.
M. Kubner, Ueber das Verhalten der Extraktivstoffe des Fleisches im
Tierkörper. Ebenda.
In beiden Arbeiten ist gegenüber Frestzel und Toriyama, welche
auf Grund ihrer Versuche annehmeD, dass die eiweissfreien Extraktivstoffe
des Fleisches zu einem recht erheblichen Teile, zu etwa % ihrer Menge
am Stoffwechsel teilnehraen, d. h. dem Körper Energie liefern auf Grund
der alten Rubner’schen und neuer Versuche die alte Rubner’sche Ansicht
vertreten worden, dass den Extraktivstoffen für den Kraftwechsel eine sehr
geringe, im Vergleich zum sonstigen Stoffumsatz praktisch völlig zu ver-
nachlässigende Bedeutung zukommt. „Die Bedeutung der Extraktivstoffe
liegt, wie die praktische Erfahrung lehrt und wie die Versuche von
Pawlow in interessanter Weise dargelegt und bewiesen haben, in einer
ganz anderen Richtung, nämlich in ihrem Einfluss auf den Ablauf der
Magenverdauung“. Sie geben uns ferner die Möglichkeit, die gleiche Wir-
kung. die das Fleisch auf den Verdauungsprocess ausübt, einzulciten, ohne
durch Ueberlastung des Körpers mit Eiweiss eine unter Umständen uner-
wünschte Steigerung des Kraftwechsels herbeizufilbren. Die Extraktivstoffe
erscheinen fast unverändert im Harn wieder, sie werden verhältnismässig
schnell aus dem Körper wieder ausgeschieden, wobei aber beim Durchgang
dnrch den Körper eine Art Trennung des Stoffgemisches eiutreten dürfte,
indem zunächst kohlenstuffreiche Verbindungen zurückgehalten und etwas
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•216
Kottmann. Rirkhkkii..
No. 13.
kohlenstoffärmere (oder umgewandelte) austreten dürften. Von dem ein-
geführten Stickstoff sind bei Fleischextrakt innerhalb 12 Stunden fast
80 pCt. im Harn ausgeschieden, während bei Fleischxufuhr nur 07, bei
Eiweisszufuhr etwa 05 pCt. des aufgenommenen Stickstoffes in der Zeit im
Harn erschienen sind. H. Bischoff.
1) K. Kottmaiui, Klinisches über Digitoxinum solubile Cloetta (Digalen);
ein Beitrag zur subkutanen und intravenüsen Digitalistherapie. Zeitscbr.
f. klin. Med. 50. Bd , S. 128.
2) E. Bibergeil, Digalen. ein Ersatzmittel des Digitalisinfuses. Berl. klin.
Wocbenschr. 1904, No. 61.
1) Das von Cloetta dargestellte Digalen giebt die bekannte Reaktion
des Digitoxins, hat auch dessen Giftwirkung, unterscheidet sich aber
von dem krystallinischen Digitoxin dadurch, dass es sehr viel leichter in
Wasser löslich ist. Sowohl das Digitoxin, wie das Digitalinuin verum
rufen bei subkutaner Injektion sehr heftige Reizungs- und Entzündungs-
erscheinungen hervor und sind daher zu Einspritzungen nicht geeignet;
übrigens zeigten Tierversuche, dass nach Einspritzung von Digitoxin die
Wirkung erst nach 24 Stunden oder noch später auftrat. Dagegen eignet
sich das Digalen sehr wohl zur subkutanen Injektion; wohl treten >/2 Stunde
nach der Injektion oder später Schmerzen auf, die auch mitunter einige
Zeit anbalten, wohl kommt es mitunter, trotz strengster Antisepsis, zu
leichten Infiltationen, aber ernstere oder beunruhigende Entzündungserschei-
nungen fehlen. Gewöhnlich wurden drei bis vier Mal am Tage 0,25 bis
0,3 mg injicirt; die Gefahr der Cumulirung ist gering, sodass man das
Mittel längere Zeit hintereinander geben kann. Deutliche Digitaliswirkung
zeigte sich durchschnittlich nach 24 Stunden, auch in Fällen, in denen
Digitalisinfus, Strophantus u. dergl. ohne jede Wirkung geblieben war.
Zweckmässig ist mitunter eine Corabination mit Theocin.
Weitere Untersuchungen des Verf.’s beschäftigten sich mit der Frage,
ob es nicht möglich wäre, eine schnellere Wirkung herbeizuführen; es lag
nabe, Versuche mit intravenöser Injektion zu machen. Nachdem durch
Tierversuche die Möglichkeit und Unschädlichkeit intravenöser Digalen-
injektionen erwiesen war, wurde beim Menschen zunächst mit ganz kleinen
Dosen begonnen; es zeigte sich sehr bald, dass grössere und selbst auf-
fallend grosse Dosen ganz unschädlich und zur Erreichung der gewünschten
Wirkung notwendig waren. Die Technik ist eine ziemlich einfache; zur
Injektion eignet sich am besten die Vena mediana oder eine andere Arra-
vene. Die Wirkung ist, wenn die Dosis nicht zu klein gewählt wird. d. h.
1,5—3 mg und darüber, eine sehr schnelle; schon nach wenigen Minuten
kann mau eine Blutdrucksteigerung feststellen. Diese Steigerung hält etwa
24 Stunden an, noch weit länger dauert die ebenfalls schnell eintretende
Diurese; die Pulsfrequenz wird dagegen nur wenig oder gar nicht be-
einflusst.
Die sehr schnell auftretende Wirkung nach intravenöser Injektion von
Digalen dürfte namentlich in den Fällen erwünscht sein, in denen man
eine schnelle Digitaliswirkung zwar für notwendig hielt, sie aber mit den
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No. 13.
Boas.
217
bisherigen Präparaten nicht erzielen konnte; zu diesen Fällen gehört in
erster Reihe die akute Herzschwäche, das Asthma cardiale. In einem von
K. so behandelten Falle war der Erfolg fast ein augenblicklicher und
glänzender, Puls- und Respirationsfrequenz sanken, das Angstgefühl verlor
sich. Auch bei bedrohlichen Herzcollapsen war eine sofortige Wirkung zu
erzielen.
2) B. hat in der Senator’schen Klinik eine Reihe von Patienten mit
Digalen behandelt, doch wurde das Mittel nicht subkutan oder intravenös,
sondern per os gegeben. Von der im Handel vorkommenden wässerigen,
mit Glycerin versetzten Lösung wurde drei Mal täglich 1 ccm verabreicht,
gewöhnlich in süssem Wein, um den schlechten Geschmack zu verdecken.
Die Resultate waren recht zufriedenstellend, eine cumulative Wirkung wurde
nicht beobachtet. Von seiten des Verdauungstraktus wurde das Mittel gut
vertragen, auch von Kranken, die Digitalisinfus erbrachen. Bei Darreichung
per rectum wurden irgendwelche Reizerscheinungen nicht wahrgenommen.
K. Kronthal.
J. Boas, Ueber die Diagnose des Ulcus ventriculi mittels Nachweises
occulter Blutanwesenheit in den Fäces. Deutsche med. Wochenschr.
1903, No. 47.
Ausser den manifesten Hämorrhagien per os oder per anum giebt es
eigentlich kein objektives Zeichen, welches die Diagnose Ulcus ventriculi
sichern könnte. Im Hinblick hierauf ist es von nicht zu unterschätzen-
dem Werte, dass bei dem genannten Leiden relativ häufig occnlte
Magenblutungen Vorkommen, deren Nachweis die Erkennung jener Er-
krankung wesentlich erleichtert. Dieser Nachweis kann auf zwei Wegen
geschehen, indem man entweder den Mageninhalt oder die Fäces auf die
Anwesenheit von Blut hin prüft. Der erste, scheinbar leichtere Weg ist
jedoch nicht ein solcher, denn nicht selten kommt es bei der Einführung
der Sonde bei starken Pressbewegungen zu artificiellen, wenn auch ganz
unbedeutenden Schleimhautverletzungen, bei denen es zur Ergiessung einiger
Blutstropfen kommen kann, die dann leicht mit spontanen Blutungen ver-
wechselt werden; zudem ist es nicht ratsam, bei Ulcusverdüchtigen
häufig zu sondiren. Besser ist es in jedem Falle, die Fäces auf occultes
Blut hin zu untersuchen. (Wie B. feststellte kommt bereits nach Genuss
von nur 3 ccm Blut dieses unverändert im Kot zur Ausscheidung.) Natür-
lich muss bei der Untersuchung die Beimischung künstlichen oder anderen
Verdauiingsabschnitten entstammenden Blutes ausgeschlossen werden. Zu
diesem Zwecke darf man zwei Tage vor der vorzunehmenden Untersuchung
weder rohes noch halb durchgebratenes Fleisch oder Wurst geniessen
lassen. Man muss ferner für eine breiige Consistenz des Stuhles Sorge
tragen, damit iro Kot kein Blut aus den unteren Darmabschnitten (Hämor-
rhoiden. Dickdarmkatarrh) beigemischt werde, man muss Urinbeimengungen
zum Stuhl verhüten und endlich bei der Menstruation nicht untersuchen.
Die Blutungen sind keineswegs constaut vorhanden, öfters dann, wenn kurz
vorher über Magenschmerzen geklagt wurde. Infolgedessen muss man zu
wiederholten Malen die Fäces untersuchen. Wenn auch ein negativer Be-
fund nicht unbedingt gegen Ulcus spricht, so hat doch der positive occulte
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218
WoLKK.
No. 13.
Blutbefund dieselbe Bedeutung, wie der manifeste. Zu beachten ist dabei
ferner, dass natürlich, wie beispielsweise bei parenchymatösen, varicösen
und atheromatösen Magenblutungen der occulte Blutbefund in den Fäces
ebenso wenig für Ulcus ventriculi spricht, wie die manifeste Blutung in
diesen Fällen. Es muss hier wie dort das Gesammtkrankheitsbild berück-
sichtigt werden. Wichtig ist auch, dass nachweisslich nach eingeleitetcr
Milchdiät in zahlreichen Fällen der bis dahin vorhandene Blutgehalt in
den Fäces aufhört. Man wird deshalb die Blutprobe auch bezüglich der
Beurteilung des Nutzens einer angewandten Therapie oder der Frage, ob
ein ulcerativer Process ausgeheilt ist, benutzen können. Die Methodik der
Stuhluntersuchung auf occultes Blut ist eine sehr einfache und selbst ohne
chemische Vorkenntnisse leicht auszuführende. Näheres über diese Frage
ersehe man im Original. Carl Rosenthal.
A. WollT, Ueber aplastischc lymphatische Leukämie und über Stillstand
(Remission) bei Leukämie. Berl. klin. Wochenschr. 1905, No. 2.
Die Diagnose „Leukämie“ wurde früher nur auf die zahlenmässige
Vermehrung der Leukocyten hin gestellt. Seit Ehrlich kommt aber dazu
als gleichberechtigter Faktor die Beobachtung der qualitativen Verschiebung
der Arten der weissen Blutkörperchen. Ist die Zahl nun auch nicht mehr
ein absoluter pathognomonischer Faktor, so ist sie doch immerhin von
erheblicher prognostischer Bedeutung. Es können nämlich im Verlaufe
der Leukämie Leukocytenverminderungen durch wahre Remissionen be-
dingt sein, andererseits können sie ein Signum pessimi ominis darstellen,
wenn bei vorhandenen qualitativen Blutveränderungen die hämatopoetischeo
Organe den an sie gestellten Anforderungen nicht genügen. So berichtet
Verf. von einem Falle, in dem die weissen Blutkörperchen die normale
Zahl (5000) hatten, relativ allerdings (bei einer Erythrocytenzahl von nur
600000—1000000) vermehrt waren. Bei der Sektion fanden sich nirgends
Lympbdrüsenschwellungen, die Milz war nicht vergrössert, dagegen die
Leber beträchtlich und von zahlreichen Lymphocytenwucherungen durch-
setzt. Das Knochenmark sah gelb-grau aus, enthielt nur vereinzelte
Lymphocyten und Normoblasten, zeigte also qualitativ die Veränderungen
der lymphatischen Leukämie, quantitativ dagegen enthielt es weniger
Lymphocyten als normales Mark. Die Diagnose: Leukämie mit Aplasie
der hämatopoetischen Organe (apiastische Leukämie) wäre dann zu stellen
aus der Procentzahl der grossen Lymphocyten, die Aplasie aus der ge-
ringen Leukocytenzahl und vor allem aus der geringen, iro Verlauf der
Erkrankung noch immer weiter abnehmenden Erythrocytenzahl. Weiter
macht Verf. darauf aufmerksam, dass die, zumal unter der modernen
Röntgenbehandlung, bei der Leukämie beobachteten Remissionen sehr wohl
nur Pseudoremissionen sein können, indem nur ein vermehrter Zerfall von
in ganz gleicher Menge wie zuvor gebildeten weissen Blutkörperchen ein-
tritt, die destruktiven Processe aber das färberische Verhalten der Leuko-
cyten so verändern, dass sie der Tinction entgehen. Nur mit der Koma-
nowskv’schen Methode vermochte Verf. das Vorhandensein eines grossen
Teils von in Lyse befindlichen Leukocyten aufzudecken. Alkan.
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No. 13.
Biklschowsky. — Bokhseh. — Rollt.
219
A. Bielschowsky, Das klinische Bild der associirten Blicklähmung nnd
seine Bedeutung für die topische Diagnostik. Münch, raed. Wochenschr.
1903, No. 39.
B. sucht im Anschluss an einen klinisch beobachteten Fall von
associirter Blicklähmung bei einem Herd in der Brücke nachzuweisen, wie
unzulänglich die herrschenden Vorstellungen von dem Mechanismus der
Association der Blickwender noch sind. Eine geringfügige Variirung der
Untersuchungsmethode gab ein wesentlich verschiedenes Urteil ab; nament-
lich ist die Prüfung der Augenbewegungen bei passiver Drehung des
Kopfes noch nicht methodisch verwertet worden. Für die Frage, welcher
Art bei totalem Ausfall der willkürlichen Seitenbewegnng die Lähmung
des Abducens ist, ob supranuklear oder nuklear resp. peripher, kann zu-
verlässig nur die Prüfung der willkürlich nicht erregbaren Muskel auf
ihre reflektorische Erregbarkeit vermittels passiver Drehung des Kopfes
nach der Seite des normalen Antagonisten entscheiden.
S. Kalischer.
E. Boerner, Uebcr Fibrome des Halses mit Beziehungen znm Rücken-
mark. Deutsche Zeitschr. f. Cbir. Bd. 67.
B. beobachtete einen Fall von Fibrom des Halses, das hinter dem
M. sternocleidomastoideus gelegen war. Der bimförmige Tumor ging mit
einem Stiel an die Halswirbelsäule heran, war mit derselben verwachsen
und schickte noch einen Fortsatz durch ein stark erweitertes Foraraen
intervertebrale in den Wirbelkanal. Dieser Fortsatz zeigte einen Zusammen-
hang mit der Medulla spinalis resp. mit ihren Häuten. Es ist dies ca. die
4. Beobachtung, in welcher Halsflbrorae mit dem Rückenmark selbst in
Zusammenhang standen und spinale Symptome auslösten; in 6 anderen
Fällen bestanden Verwachsungen mit der Wirbelsäule allein. Der Tumor
schien im Bindegewebe neben der Wirbelsäule oder am Periost entstanden
und dann in den W'irbelkanal hineingewachsen zu sein; es handelte sich
um ein zellreiches Fibrom, in welches Ganglienzellen des Sympathicus
mitverwachsen waren. Klinisch bestanden motorische Schwäche der
oberen Extremitäten mit Atrophie der Strecker, kleinen Handrauskeln, der
Mm. biceps, triceps, deltoideus. Die Sensibilität war erhalten, die Sehnen-
reflexe erhöbt, ohne dass EaR. vorhanden war. An den unteren Extremi-
täten bestand eine spastische Parese. Mit dem Wachstum des Tumors
nahmen die Erscheinungen zu. Die Operation erwies, dass das Fibrom die
Ursache dieser Erscheinungen war, indem die spinalen Erscheinungen fast
unmittelbar nach der Operation sich mehr und mehr zurückbildeten, um
dann ganz zu verschwinden. S. Kalischer.
Rolly, Zur Kenntnis der Landry’schen Paralyse. Münch, med. Wochen-
schrift 1903, No. 30/31.
R. teilt die Krankengeschichten und Sektionsbefunde von 7 Fällen von
Landry’scher Paralyse mit. Der klinische Verlauf war in allen Fällen der
gleiche: Aufsteigende Lähmung mit Erlöschen der Reflexe und Entartungs-
reaktion im Nerv-Muskelapparat (in zwei Fällen von kurzer Dauer fehlte
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220
JOTBYKO.
No. 13.
sie), Atrophien im späteren Stadium, seltener Schmerzen, Sensibilitäts-
wie Spliiiikterenslöningen. Die Untersuchung ergab ausnahmslos eine
periphere Neuritis und zwar nur eine solche, wenn man von den beiden
ersten nicht genügend untersuchten Fällen absieht. Die Landry’sche
Paralyse von der multiplen Neuritis abzusondern liegt kein Grund vor.
M. Brasch.
4. Jotcyko, Der physiologische Mechanismus der Entartnngsreaktion der
Muskeln. Zeitschr. f. Elektrotherapie etc. 1904, Mai.
.1. geht von den Ergebnissen einer Reihe von Physiologen aus, welche
nacligewiesen haben, dass die an Sarkoplasma reichen Muskeln (glatte und
rote gestreifte) sich träger contrabiren, später absterben, widerstandsfähiger
und weniger erregbar sind, als die sarkoplasmaarmen, aber an Fibrillen
reichen Muskeln (weisse quergestreifte Muskeln). Für das Sarkoplasma
stellen isolirte Induktionsströme keinen adäquaten Reiz dar. Beim an
Sarkoplasma reichen Muskel besteht eine grosse Disproportionalität zwischen
der isolirten Zuckung und dem Tetanus: die tetanisirende Erregung ist
unvergleichlich wirksamer, während beim weissen quergestreiften Muskel
nur eine leichte Differenz zu Gunsten des Tetanus besteht.
Beim entarteten Muskel ist die quergestreifte Substanz sehr reducirt,
das Protoplasma erfüllt fast für sich allein die Sarkolemmascheide. Eis
verhält sich so wie bei einer in Entwickelung begriffenen Muskelfaser.
Unter dem Einfluss der Durchtrennung des Nerven nimmt das nicht
riifferenzirte Protoplasma der Muskelfaser zu, und bringt die quergestreifte
Substanz zur Atrophie. Es handelt sich für die Faser um Rückkehr zum
embryonalen Zustand. Der Muskel verliert die Eigenschaften eines quer-
gestreiften und erhält die Merkmale eines glatten. Die faradische Erreg-
barkeit geht nun unter Erhaltung der galvanischen verloren und die
Zuckung wird träge.
Untersucht man die chemische Erregbarkeit degenerirter Muskeln, so
findet man ihre chemische Reizbarkeit grösser, als die des normalen
Muskels. Ferner zeigt sich, dass die scheinbar erloschene faradische Er-
regbarkeit durch längeren Einfluss gewisser chemischer Reizmittel wieder-
hergestellt werden kann. Immer aber reagiren die Muskeln mit trägen
Contraktionen.
Bei dem Studium der Frage, wie sich das undifferenzirte Protoplasma
dem polaren Einfluss gegenüber verhält, ergab sich (Studien von Verworn
und Ludloff), dass es im normalen Zustand eine Formelumkebrnng zeigt,
wie der degenerirte quergestreifte Muskel, der wieder embryonal geworden
ist: also Vorwiegen der Anodencontraktion bei Schliessung des galvani-
schen Stromes. Die glatten Muskeln, die zwar Nerven und Muskelfasern
enthalten, aber an Sarkoplasma sehr reich sind, zeigen auch in der Norm
Umkehr der Formel, wie die entarteten quergestreiften Muskeln. Also nur
die normalen quergestreiften Muskeln, die an Sarkoplasma armen, aber an
Fasern sehr reichen, folgen dem Pflüger’schen Gesetz der polaren Erregung
durch die Schliessung des Stromes an der Kathode hervorgerufen. Es er-
giebt sich demnach, dass die polaren Wirkungen Characteristica der Er-
regbarkeit der verschiedenen contraktilen Substanzen sind. Die Erregung
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No. 13.
Tin mm — Wai.kkk. Lsvack.
2-21
der anisotropen fibrillären Substanz tritt an der Kathode bei Stromesschluss
ein; die Erregung des Protoplasmas (Plasma der Rhizopoden, Sarkoplasma
der Muskeln) tritt bei Stromesschluss an der Anode ein. Es existirt so
eine Art Antagonismus zwischen differenzirtem und nicht differenzirtem
Protoplasma; bei dem ersteren ist die Erregung kathodisch (Schliessung),
bei dem letzteren anodisch (Schliessung). Auch die von ClüZET und
anderen beim Absterben beobachteten Zustände und die bei Vergiftungen
erklären sich so, dass die Gifte die anisotrope Substanz zerstören, das
Sarkoplasma aber erregen. Nach dem Tode entscheidet das überlebende
Sarkoplasma über die Gestaltung der Erregbarkeit. Ob jede Entartungs-
reaktion an einen sarkoplasmatischen Inhalt des betreffenden Organs ge-
bunden ist, bleibt freilich noch erst zu beweisen. Jedenfalls sind die
wichtigsten Zeichen der Entartungsreaktion der Verlust der faradischen
Erregbarkeit der Muskeln mit Erhaltung der galvanischen und die Zuckungs-
trägheit. (Vgl. Cbl. 1904, S. 143.) Bernhardt.
P. Thimni, Psoriasis vulgaris der Haut und Schleimhaut, ihre patho-
logische Stellung und Aetiologie. Monatsh. f. prakt. Dermatol. Bd. 39,
No. 1.
Bei einem Manne, der seit Jahren an Psoriasis litt und bei dem auch
auf der Ober- und Unterlippe typische Efflorescenzen bestanden, die von
der äusseren Haut auf das Lippenrot und die Schleimhaut der Lippe und
.Nase Übergriffen, traten ausserdem auf der Mundschleimhaut, neben einer
vorhandenen Leukoplakie, umschriebene, rundlich gewölbte, schmutzig
gelbliche Flecke mit rauher, wie zernagter Oberfläche auf. Sie erschienen
gleichzeitig mit allgemeinen Eruptionen der Schuppenflechte und schwanden
zugleich mit ihnen wieder unter Arseninjektionen, während die Leukoplakie
unverändert blieb. Wie schon das klinische Krankheitsbild, sprach auch
das Ergebnis der histologischen Untersuchung für die echt psoriatische
Natur dieser Schleimhautplaqnes. Sie zeigten ganz ähnliche Veränderungen
wie die Psoriasis der Haut, nur dass die parakeratotischen Schuppen-
auflagerungen fehlten. Dazu kam aber eine sonst bei der Schuppenflecbte
nicht beobachtete Erscheinung, nämlich ein dichtes Zellinfiltrat, das von
der Peripherie gegen das Centrum hin an Mächtigkeit zunahra und in der
Mitte des Herdes das Epithel gänzlich verdrängte. Verf. sucht- an der
Hand seines Befundes darzutun, dass der psoriatische Process nur als eine
chronische Entzündung aufgefasst werden könne, und dass diese eher auf
eine parasitäre als auf eine neuropatbische Aetiologie der Krankheit hin-
weise. H. Müller.
1) N. Walker, Lupus, Carcinoma and X-Rays. Scott, med. and surg. journ.
1904, July.
2) J. R. Levack, The treatment of Naevus by X-Rays. Ibidem.
1) W. hat gleichzeitig vier Fälle in Beobachtung, bei denen sich auf
Lupus ein Carcinom entwickelte uud da drei von ihnen mit Röntgenstrahlen
behandelt worden waren, wirft er die Frage auf, ob diese vielleicht für
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222
Kbomaykk. — Ro8*K8TBIS.
No. 13.
die Entstehung der malignen Neubildung verantwortlich zu machen seien.
Er hält wenigstens einen indirekten Zusammenhang insofern für plausibel,
als man sich vorsteilen dürfe, dass bei der infolge der Behandlung rasch
eintretenden Vernarbung leicht abgetrennte Fragmente des Epithels im
Bindegewebe eingescblossen werden könnten, von denen dann das Carcinom
ausgeht. Dieser Annahme widerspreche auch nicht Tatsache, dass solche
Carcinome durch fortgesetzte Bestrahlungen wieder zum Verschwinden ge-
bracht worden sind; übrigens aber sei ihre Entfernung mit dem Messer
vorzuziehen, so lange sie keine grössere Entwickelung erreicht haben.
2) L. hat ein die ganze linke Seite des Gesichts einnehmendes flaches
Gefässmal und bei zwei anderen Personen kleinere, aber mehr geschwulst-
artige Naevi mit sehr günstigem kosmetischen Erfolge vermittelst der
Röntgenstrahlen behandelt. H. Müller.
Kromayer, Behandlung und Heilung der Alopecia areata durch direkte
Bestrahlung mit kaltem Eisenlicht. Deutsche rned. Wochenschr. 1904,
No. 81.
Verf. verwandte das sehr energisch aber oberflächlich wirkende kalte
Eisenlicht der Tripletlampe bei 6 Fällen von schwerer, vorher längere Zeit
mit anderen Mitteln vergeblich behandelter Alopecia areata. Die Ent-
fernung der Elektroden von der Hautoberfläcbe betrug dabei 5 cm, die
Stromstärke 15 Ampere, die Dauer der ohne Drucklinse vorgenoramenen
Belichtung der einzelnen Stellen 4 Minuten. Die eintretende intensive
Reizung wurde während einiger Zeit (etwa 14 Tage) unterhalten, dann
eine Pause gemacht, um den Erfolg abzuwarten und die Behandlung, wenn
nötig, zu wiederholen. In allen 6 Fällen, unter denen sich zwei mit seit
mehreren Jahren bestehender totaler Alopecie des Kopfes befanden, trat
Heilung ein, bei zweien schon nach einmaligem Behandlnngsturnus, bei
den anderen nach zwei- bis sechsmaliger Wiederholung desselben. Verf.
hält nach diesen Erfahrungen das Eisenlicht für das bei weitem beste und
sicherste Mittel gegen die Alopecia areata, dessen Anwendung überdies
bequem und wenig* zeitraubend ist. Er erklärt sich die Heilwirkung durch
eine oberflächliche Entzündung der Haut, die sich längs des Haarbalges
in die Tiefe fortsetzt und die Haarwurzel zu neuer Proliferation anregt.
H. Müller.
P. Rosenstein, Physikalische Versuche zur Erklärung einer bisher nicht
gewürdigten Gefahr der Bottini’schen Operation. Deutsche med. Wochen-
schrift 1904, No. 36.
Bei einer von sachkundigster Hand ausgeführten Bottini’scheu Ope-
ration, die in Chloroformnarkose und bei Füllung der Blase mit 200 ccm
Luft vorgenommen wurde, entstand plötzlich, nachdem schon zwei In-
cisionen in die Prostata vollendet waren, kurz nach Beginn der dritten
Incision unter einem „nicht sehr lauten, explosionsartigen Knall“ eine
Blasenruptur. Die zuvor durch die Bauchdecken als prall gefüllter Tumor
zu palpirende Blase war nicht mehr zu fühlen und über der Leber war
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No. 13.
Nkumann.
223
perkutorisch eine bei wechselnder Lage des Kranken frei bewegliche grosse
Luftblase nachweisbar. Die sofort vorgenommene Laparotomie ergab eine
„Ruptur der Blase rechts seitlich im Douglas in einer Ausdehnung, welche
den Finger bequem in das Blasenloch einführen Hess“, ausserdem Em-
physem und hämorrhagische Durchtränkung des anliegenden subperitonealen
Gewebes.
Der Kranke erlag am 11. Tage post Operationen) einer putriden,
wahrscheinlich metastatiscben Bronchopneumonie.
Die zur Aufklärung dieses unglücklichen Ereignisses vom Verf. ange-
stellten physikalischen und physiologischen Versuche ergaben folgende
Erklärung: Beim Eindringen des zur Weissglut erhitzten Bottini’schen
Incisors in feuchtes organisches Gewebe kommt es zu der als Leidenfrost-
sehes Phänomen bekannten Erscheinung, nämlich der Bildung von kleinen
auf dem glühenden Metall tanzenden Wassertröpfchen. Wird der Incisor
hiernach bis zu einem bestimmten Grad abgekühlt, so erfolgt plötzlich
mit explosionsartiger Geschwindigkeit die Verdampfung der vorher tanzen-
den Wassertröpfchen. Hierbei nimmt jedes Tröpfchen um das 1720fache
au Volumen zu und so kann der zur Ruptur der Blase nötige Ueberdruck
entstehen. Wenn dies nicht stets bei der Bottini’scben Operation ge-
schieht, so liegt der Grund dafür in der Möglichkeit des Abzuges des
Wasserdampfs neben dem Incisor. Auch ist die Menge der plötzlich ver-
dampfenden Wassertropfen gewöhnlich nicht gross genug, um die Ruptur
herbeizuführen.
Fernerhin ist das einmal beobachtete Ereignis um so mehr geeignet,
andere Methoden zur Behandlung der Prostatahypertropbie wünschenswert
zu machen, als Verf. nicht Voraussagen kann, ob es in Zukunft möglich
sein wird, die beschriebene neue Gefahr der Bottini'schen Operation zu ver-
meiden. Und' so teilt Verf. im Anschluss an diesen unglücklichen Krank-
heitsfall einen von Israel nach der Methode von Füller operirten Fall
von Prostatahypertrophie mit. Die Prostata wurde durch Sectio alta ex-
stirpirt, alsdann zum Zwecke der Drainage die Urethrotomia externa aus-
geführt. Trotzdem es sich um einen 73jährigen, jahrelang kranken und
deerepiden Mann gehandelt hatte, gelang die Heilung. B. Marcuse.
Neumann, Zur Frage der Verwertung der Blutkörperchenzählung für die
Diagnostik und Indikationsstellung bei gynäkologischen Erkrankungen.
Wiener klin. Wochenschr. 1004, No. 42.
Die Beobachtungen des Verf. ’s führten zu folgenden Resultaten: 1. Die
mit eitriger Exsudation einhergehenden entzündlichen Processe der Adnexe
und des Parametriums zeigen im Stadium der Progredienz in der Mehrzahl
der Fälle eine Vermehrung der Leukocyten. — 2. Diese Leukocytose ver-
schwindet mit der Abkapselung bezw. Lokalisirung des Processes in relativ
kurzer Zeit, sodass zur Zeit, wo die Patientinnen in Beobachtung kommen,
die Leukocytose oft bereits fehlt. — 3. Die Leukocytose kann auch im
Stadium der akutesten Eiterung bei mangelnder Tendenz zur Ausbreitung
fehlen; sie wird vermisst in Fällen von mangelhafter Reaktionsfähigkeit
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224
ZlJMTZ.
No. 13.
des Organismus bei herabgekommenen Individuen. — 4. Bei Gegenwart
eines Eiterherdes (paratuetraner, Tuboovarialabscess, Abscess des Becken-
bindegewebes) sinkt eine bestehende Leukocytose mit der Entleerung (Re-
sorptiou des Exsudates) in der Regel langsamer als die Temperatur, wohl
ein Hinweis auf eine partielle Retention von Abscessinhalt. Nach völliger
Elimination des Eiters sinkt die Leukocytenzahl und, ihr voraus eilend
oder parallel mit ihr, die Temperatur zur Norm ab. — 5. Leukocytenwerte
über 15000 sprechen fast mit Sicherheit für die Gegenwart von Eiter (bei
Ausschluss von Pneumonie). Werte zwischen 11000 und 15000, die sich
constant erhalten, sind bedeutungsvoll, ohne etwas zu beweisen. —
6. Ektopische Schwangerschaft kann unmittelbar nach Abortus oder Ruptur
mit einer massigen Leukocytose im Sinne einer posthämorrhagischen
Leukocytose einhergehen. — 7. Die akute Stieltorsion einer Cyste scheint
mit einer beträchtlichen Leukocytose verbunden zu sein. — 8. Die benignen
Geschwülste (Cysten, Myome, Dermoide) rufen keine quantitativen Ver-
änderungen der Leukocytenzahl hervor. — 0. Bei malignen Geschwülsten
(Carcinomen, Sarkomen, Kystomen) findet sich zuweilen eine mässige Ver-
mehrung der Leukocyten, namentlich bei bestehender Ulceration und
Jauchung als Ausdruck einer bydrämisch-kachektischeu Leukocytose
(Hayen). — 10. Das Fehlen einer Vermehrung der Leukocyten scbliesst
die Gegenwart voo Eiter nicht aus. Br. Wolff.
L. Zuntz, Erfahrungen über Tubargravidität. (Bericht über 100 Fälle.)
Arch. f. Gynäkol. Bd. 73, H. 1.
Aus den eingehenden Erörterungen, die Z. an ein Material von 10t)
im Krankenhaus Moabit-Berlin beobachteten Fällen von Extrauterin-
gravidität knüpft, seien die folgenden Einzelheiten hervorgehoben: Für
2/3 der Fälle würde die Entstehung auf der Basis voraufgegangener ent-
zündlicher Erkrankung wahrscheinlich sein, wobei aber die Gonorrhoe
gegenüber den puerperalen Infektionen sehr in den Hintergrund tritt. Für
die übrigen Fälle muss man sich hinsichtlich der Aetiologie mit einem
Iguoramus begnügen. — Unter den Irrliimern, denen man bei der Dia-
gnose einer Extrauteringravidität leicht ausgesetzt ist, sind hauptsächlich
zwei häufig: Einmal wird leicht eine Tubargravidität mit einem Adnex-
tumor bezw. eine Hämatocele mit einem entzündlichen intraperitonealen
Exsudat ueben einem solchen verwechselt. Andererseits wird häufig eine
intrauterine Gravidität neben einem Adnextumor bezw. — wenn die Tubar-
gravidität ganz im Anfang ist — ohne einen solchen angenommen. —
Als ein beinahe souveränes diagnostisches Hülfsmittel empfiehlt Z. die
Probepunktion von der Scheide aus. — Bei der Operation einer Tubar-
gravidität, aus Furcht vor einem Recidiv auf der anderen Seite, die ge-
sunden Adnexe mit zu entfernen, hält er nicht für berechtigt.
Br. Wolff.
Kinaetidu iigen worden an die Adresse des Herrn Geh. Med. -Kat Prof. Dr. M. Bernhardt (Berlin W.
Französische fStrawe 21) oder an die VorlagahaudluriK i Borlin KW. . Unter den Linden 68) eibeten.
Vorlag »on August Hirsch« ald in Berlin. — !>rark Ton I*. 8c hum acht r in Berlin N. 34.
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H'ÄfhfltiJh erscheinen
1— S llo Mn ; am Kchluw»«
de« Jiljpau gs Titel, Na-
1 t*a ch- liebster.
Centralblatt
Prel» de« Jahrgsnreg
28 Mark : ru beftieliett
durch alle Buchhand'
lungen u. Postanstalten.
für dio
iiedicinischen Wissenschaften.
Unter Mitwirkung von
Prof. Dp. H. Senator, Prof. Dp. E. Salkowsl^
redigirt von
Prof. Dr. M. Beruh;
1905.
8. April.
Inliult: Mibirvini, Ueber die Nebennieren. ■ — Schateknikoff, Ein-
fluss des Sauerstoffs der Atemluft auf den Verbrauch. — Bürkeb, Die physio-
logische Wirkung des Höhenklimas. — Monn. Verhalten der Kohlehydrate bei
der F’hosphorvergiftuiig. — Feinschmidt, Ueber das glykolytische Ferment in
den Organen. — Buntino, Primäres Carcinom des Ueum. — NiKHAps, Zur
Behandlung der Frakturen. — Trinkleb, Die syphilitische Affektion des Pan-
kreas. — Vaharia, Erzeugung von Katarakt durch Massage der Linse. —
Richvei, Ueber gangränöse Paehymcningitis. — Lubarsch, Knochenbildung in
Lymphknoten. — Deuut, Ueber Cysten in den Mandeln. — Blanchakd,- Ueber
die Schlafkrankheit. — v. Sui-mthal, Serutnbehandlung bei Erysipel. — Mcu.ee,
Ueber Adrenalin-Gaze und -Tampons. — Doyon und Kahkff, Vergleichung der
Wirkung mehrerer Alkaloide. — Keitmann, Fall von primärem Klappentumor. —
Cohnqeim, Olivenöl bei Magenkrankheiten. — Knoepfei.macuer, Alimentäre
Glykosurie und Myxödem. — Schmid, Tod hei Struma congenita. — Bbbhabd
und Saloede, Experimentelle Tuberkulose des Herzens. — Maas, Ueber das
Stottern. — Bernstein, Zur Diagnose der Rückenmarksverletzungeu. — Starb,
W ooLiKr, Chirurgische Behandlung von Hirntumoren. — Ghameona, Zur
Elektrodiagnostik. — W'ildbolz, Concremeuthildung iu der Haut. — Lassab,
Ueber Syphilisimpfung bei Affen. — Faulds, Erleichterung der Cystoskopie. —
Scblaointweit, Zur Technik der Gefrierpuuktsbestimmung. — Fisches, Dia-
gnostische Verwendung von Methylenblau. — Kcbdirowsky, Zur Kenntnis des
Geburtsaktes.
R. Minervini, Des capsules surrSnales, developpemcnt, structure, fonction.
Journ. de l’anat. et de la physiol. 1004, No. 6 ef G.
Ans seinen Beobachtungen und litterarischen Studien, die allerdings
die wesentlichen Erkenntnisse der letzten Jahre nicht berücksichtigen, zieht
M. etwa folgende Schlüsse. Der mesenchymale Ursprung der Nebenniere
ist zu verwerfen. Die Herleitung vom Keimepithel schliesse die Beob-
achtung von Glomerulis im embryonalen Organ aus. (! Dieser Befund ist
lediglich durch Beobachtungsirrtümer bedingt. Ref). Daher käme nur die
Abkunft vorn Mesonephros oder Pronephros in Frage. Da die Anlage der
Nebenniere zugleich mit der Anlage des WoKTschen Körpers erscheint, so
bleibe allein die Herkunft von der Vomiere - aus übrig (deren Möglichkeit
etwa 1 Jahr vor dem Erscheinen der Arbeit von M. durch SoULlfl als un-
haltbar nachgewiesen worden ist. Ref.). Die vergleichend anatomischen
XL11I. Jahrgang. 15
fnOM
PAUL. £3 . HOEBER
Meoical Book»
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226
SCHATERNIKOFP.
No. 14.
Gründe, die M. zu Gunsten seiner Vorstellung anführt, sind folgende: Die
drei Kategorien der allmählichen Vervollkommnung des Nebennierenappa-
rates — Fehlen der Organe bei Acraniern und Cyclostomen (dass die
„Nebennieren“ dieser Tiere seit 2 Jahren bekannt sind [Giacomini], weiss
der Verf. nicht. Ref.), Vorhandensein einer sehr einfachen, der Niere an-
gegliederten Nebenniere (Anamnier), und einer wohldifferenzirten, von der
Niere unabhängigen Nebenniere (Amnioten) entspreche völlig den drei
Stufen in der Ausbildung der Exkretionsorgane: nehme man an, dass ans
dem Pronephros die Nebenniere hervorgehe, so sei das Fehlen in den
niedersten Vertebratengnippen erklärt. Bei den mit einem Mesonephros
ausgestatteten Wirbeltieren sei die Verbindung mit der Nebenniere ver-
ständlich, denn jener hänge genetisch mit der Urniere zusammen. Der
Mangel einer Verbindung bei den Amnioten rühre von der vollkommenen
Atrophie des Pronephros her. — Was die Struktur der Nebennieren an-
lange, so betrachtet M. sie wesentlich als drüsige Organe, nur sei die
Marksubstanz (die in der Tat genetisch, histiologisch und funktionell mit
der Rindensubstanz gar nichts zu tun hat. Ref.) weniger weit in der Ent-
wickelung fortgeschritten, als die Corticalis. Beide Substanzen wirken
überdies gleichermaassen toxisch und gleichermaassen blutdruckerhöhend.
(Diese Behauptung ist für die Rinde seit vielen Jahren als unrichtig er-
wiesen. Ref.). ln betreff der Funktion der Nebennieren erklärt M., dass
er sie für endocrine Drüsen halte, ihre Bedeutung sei keine einfache,
sondern eine mehrfache und complicirte. Ausser der Rolle, die sie bei
der Zusammensetzung des Blutes wahrscheinlich spielen und ihrem Einfluss
auf die Genese und Zerstörung von Farbstoffen, haben sie eine beträcht-
liche antitoxische Bedeutung gegenüber den Giften des Stoffwechsels, be
sonders denen, die aus der Muskeltätigkeit entstehen. Durch die blut-
drucksteigernde Wirkung beherrschen sie mit die Regulation der Cirku-
lation. Endlich neutralisiren sie bakterielle Gifte und hängen auch mit
den Phasen des sexuellen Lebens in irgend einer unbekannten Weise zu-
sammen. Poll.
M. Schaternikoff, Zur Frage über die Abhängigkeit des 02- Verbrauches
von dem 02-Gehalte in der einzuatmenden Luft. Arch. f. Anat. u.
Physiol. Physiol. Abteil. 1904. Suppl.-Bd. I. Hälfte.
Die viel diskutirte Frage über die Abhängigkeit des 02- Verbrauches
von dem 02-Gehalte in der einzuatmenden Luft war ziemlich allgemein in
dem Sinne entschieden worden, dass der respiratorische Gaswecbsel von
der Beschaffenheit der eingeatmeten Luft in weiten Grenzen unabhängig
ist. So fand z. B. Loewy, dass Vermehrung des Sauerstoffgehaltes der
Atraungsluft bis über das Doppelte, oder Verminderung ihres Sauerstoff-
gehaltes bis zu dem Grade, dass die alveoläre Sauerstoffspannung etwa
40 — 45 mm Hg beträgt, C02-Ausscheidung und 02-Aufnahme nicht zu
ändern vermag.
In letzter Zeit bat nun Rosenthal Versuche an Hunden und Katzen
angestellt, die ihm bezüglich der angedeuteten Frage ganz andere Resultate
lieferten. Es ergaben sich grosse Differenzen in der 02-Aufnabme je nach
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No. 14.
BCrrrr.
227
seinem Gehalte in der Atmungsluft, dass sie nicht durch eine vermehrte
oder verminderte Anhäufung des 02 im Blute zu erklären waren. Rosen-
thal war daher gezwungen, anzunehmen, dass ausserhalb der Blutgefässe
Oj anfgespeichert wird; er zieht zu diesem Zweck das Protoplasma der
Gewebszelle heran. Den hier deponirten 02 nennt er „intracellulären“,
der dann ausgenutzt wird, wenn der Körper infolge der Atmung mit
Oj-armer Luft zu wenig Sauerstoff aufnimmt.
Verf. hat nun die Rosenthal’schen Versuche am Menschen mittels
einer sehr genauen von ihm ausgearbeiteten Methode nachgeprüft und
kommt zu dem Resultat, dass die Abhängigkeit des 02-Verbrauches von
dem 02-Gehalte der einznatmenden Luft in keinem der untersuchten Fälle
nachzuweisen war. Damit werden Rosbnthal’s Folgerungen hinfällig.
Unabhängig vom Verf. hat auch Dcrig Rosenthal’s Untersuchungen
wiederholt; auch er konnte die Abhängigkeit des 02-Verbrauchs von dem
02-Gehalte nicht finden. Gust. Emanuel.
K. Bürker, Die physiologischen Wirkungen des Höhenklimas. I. Die
Thoma-Zeiss’sche Zählkammer. Die Gerinnungszeit des Blutes im Hoch-
gebirge. Der Eisengehalt der blutbereitenden Organe und des Blutes im
Hochgebirge. Pflügers Arcli. f. d. ges. Physiol. Bd. 105, S. 480.
Der erste Teil der B. 'sehen Arbeit besteht in einer Untersuchung der
Zuverlässigkeit der Thoma-Zeiss'schen Zählkammer und der Abhängigkeit
der Resultate von äusseren Bedingungen. Sofort nach Aufbringen eines
Blutstropfens auf das Zählbrett muss auch das Deckglas aufgederkt werden;
wartet man damit, so tritt eine ungleichmässige Verteilung der Zellen
derart ein, dass die Mitte sehr reich, die Randpartien arm daran sind.
Am besten verfährt man so, dass man die leere Kammer fast vollständig
mit dem Deckglas bedeckt, auf den noch freien Randteil den Blutstropfen
bringt, der sich nun gleichmässig durch Capillarität einsaugt. — Die
Newton'schen Farbenringe können trocken oder feucht erzeugt werden, die
KammerhOhe differirt dabei nur um 0,0003 mm, was nicht in Betracht
kommt. Auch Temperaturdifferenzen (bis zu 20° C.) ändern die Kammer-
höhe so gut wie nicht. Liegt das Deckglas selbst an drei Rändern so
auf, dass Newton’sche Ringe entstehen, so ist die Kammer doch nicht
luftdicht geschlossen; sie ist also unabhängig vom Luftdruck. Erhöhter
oder verminderter Druck bat als solcher keinen Einfluss auf die Kammer-
höhe, nur bei schnellen Luftdruckschwankungen ändert sich ihre Höhe.
Im zweiten Teil der Arbeit zeigt B., dass das Blut im Hochgebirge
etwas schneller gerinnt als im Tieflande. Die Versuche sind am Menschen
nach B.’s Methode ausgeführt. Der Eisengehalt, nach A. Neumann be-
stimmt, steigt bei Tieren (Kaninchen), die ins Hochland gebracht wurden
(Schutzalp 611 mm Bar), in der Leber zunächst an, sinkt dann in ihr
wieder, um nach drei Wochen unter den ursprünglichen Werten zu sein;
der der Milz zeigt keine regelmässige Aenderutigen; der des Blutes steigt
zunächst, sinkt wieder, um nochmals zu steigen und erhöht zu bleiben. —
Das aus der Leber hergegebene Eisen deckt etwas mehr als die Hälfte
des zur Hämoglobinneubildung notwendigen Eisens. Der Rest des Eisens
15*
f
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228
Mohr. — Fsimrchhidt. — Bürtimo.
No. 14.
muss aus anderen Depots, vielleicht aus dem Knochenmark, das nicht
untersucht wurde, stammen. A. Loewy.
L. Mohr, Ueber das Verhalten der Kohlehydrate im Körper phosphor-
vergifteter Tiere. Zeitschr. f. experim. Pathol. u. Therapie. 1., S. 184.
M. hat den Einfluss, den Phosphorvergiftung auf die Glykogen- und
Gesammtkohlehydratmenge des Körpers ausübt, an Ratten untersucht.
Eine Anzahl Tiere wurde vergiftet, eine Anzahl diente der Controlle; die
Tiere jeder der beiden Gruppen wurden gemeinsam verarbeitet. M. fand,
dass im Mittel (4 Reihen mit Bestimmung des Glykogens, 3 mit Be-
stimmung der Kohlehydrate), die Glykogenmenge der vergifteten Tiere um
ca. 55 pCt., die der Kohlehydrate um ca. öl pCt. geringer war, als hei
den normalen. Am Erheblichsten ist die Abnahme in der Leber. — Es
muss noch fraglich bleiben, ob der Glykogenschwund einfach auf die be-
stehende Inanition bei gesteigerten Zersetzungsprocessen beruht.
A. Loewy.
J. Feinschmidt, lieber das zuckerzerstörende Ferment in den Organen.
Beitr. z. ehern. Physiol. u. Pathol. Bd. 4, S. 511.
Verf. fand, dass Presssäfte von Pankreas, Leber und Muskeln, sowie
der Brei dieser Orgaue zuckerzerstörende Kraft besitzen. Die Glykolyse
stellt einen selbstständigen cellulären Vorgang dar, der aber nicht an der
lebenden Zelle haftet, sondern in deren Presssaft übergeht und hieraus
durch Fällung mit Alkohol-Aether bis zu einem gewissen Grade isolirt
werden kann. Die Glykolyse erfolgt bei aörober wie anaerober Atmung,
als ihre Produkte treten COs, Alkohol und Säuren auf. Die Alkohol-Aether-
Fällungen wirken häufig stärker als die Presssäfte. Bemerkenswert ist,
dass wie bei der Bucbner’schen Zymase ein Ueberschuss von Antsepticis
das Ferment völlig zerstören kann. Die Glykolyse erfolgt bei Luftabschluss
energischer als bei O-Zutritt; sie setzt meist nicht momentan, sondern erst
nach 2l/j — 6 Stunden ein. Die Natur der entstehenden Säure ist nicht
aufgeklärt; ihre Menge ist aber so gross und überwiegt die Menge des
entstehenden Alkohols so bedeutend, dass die Glykolyse kein der „alkoholi-
schen Gährung“ vergleichbarer Fermentprocess sein kann. Verf. bat auch
einen früheren Befund von M. Jacoby und F. Blumenthal bestätigen
können, dass der diabetischeu Leber kein glykolytisches Vermögen zukomrot.
Neuberg.
ltunting, Multiple priraary carcinomata of the ileum. -lohtis Hopkins
hospital bullet. Bd. 15, S. 88!).
Bei einem 62 Jahre alten Neger, der an einem Herzklappenfebler zu
Grunde gegangen war, fanden sich im Ileum auf eine Strecke von 50 cm
verteilt sechs Knoten von krebsigem Bau, anscheinend ausgehend von den
Lieberkühn’scben Krypten; keine Metastasen. Da kein anderweitiger Tumor
vorhanden war, von dem aus die in Rede stehenden sekundär entstanden
sein konnten, da ferner keiner der Knoten als Primärtumor für die übrigen
anzuseben war, hat inan es augenscheinlich mit multiplen primären Carci-
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No. 14.
Niehaus.
229
nomen zu tun. Es sind bereits sechs ähnliche Fälle beschrieben, über die
kur* berichtet wird. Nach Abschluss der Mitteilung kam noch ein zweiter
Fall zur Beobachtung: BOjähriger Mann, Tod an Ileus. Bei der Sektion
finden sich je ein obstruirender bezw. das Darmlumen stark verengender
Tumor im Ileum, Coecum und an der Fiexura sigmoidea. Die histologische
Untersuchung ergab Adenocarcinom; Metastasen waren nicht vorhanden.
Beitzke.
P. Nieliaiis, Zur Frakturbehandlung durch temporäre Annagelung. Arch.
f. klin. Chir. Bd. 73, H 1, S. 167.
N. empfiehlt für die Behandlung der Frakturen des unteren Humerus-
endes, besonders im Kindesalter, die temporäre Annagelung der Fragmente.
Zur Erlangung eines übersichtlichen und vollkommen ausreichenden Zu-
ganges wird die Streckermasse sammt dem Olecranon, letzteres durch
temporäre Resektion, umgeklappt. Nach Reposition der Fragmente werden
dieselben mit Nägeln fixirt und nun der Haut-, Muskel-, Olecranonlappen
in seine normale Lage zurückgebracht. Am 4. — 7. Tage, je nach dem
Alter und allgemeinen Befinden des Patienten, werden die Nägel, deren
Kopfenden frei aus der Wunde hervorragen, mit einer starken Zange durch
Zug unter leicht drehenden Bewegungen entfernt. Die Fragmente sind
schon genügend fest verwachsen, dass man den Arm wieder nur mit einem
einfachen sterilen Schutzverband verbinden nnd sich selbst zur weiteren
Heilung überlassen kann. Das osteoplastische Ulnastück heilt ohne weiteres
wie jede genähte Olecranonfraktnr. Für die Annagelung benutzt N. ver-
nickelte Stahlnägel verschiedener Länge und Dicke mit vierkantiger Spitze.
Für jede feste und sichere Fixation sind jedenfalls zwei Nägel notwendig,
da sonst eine Drehung und Verschiebung des einen Fragments nm einen
einzigen Nagel als Achse immer möglich ist. Einzig und allein durch
das Anlegen von zwei Nägeln erzielt man eine vollkommene und sichere
Coaptation. Gerade bei ganz kleinen, ein- bis zweijährigen Kindern, deren
Humerusschaft sehr dünn ist, zeigt sich der grosse Vorteil der Annagelung
gegenüber der Vereinigung mit Silberdraht, welcher leicht einschneidet und
als Fremdkörper wieder entfernt werden sollte Das gleiche gilt für die
bei Erwachsenen vielfach angewendeten Nägel und Schrauben, die ab-
sichtlich zurückgelassen werden.
Bei den 12 mit temporärer Annagelung behandelten Fällen sind die
Endresultate entsprechend gut und ermutigend. Das Princip kann selbst-
verständlich auch bei manchen anderen Frakturformen Verwendung finden,
z. B. bei Condylenbrüchen im Kniegelenk, bei Frakturen im Collum tibiae,
bei welchen sehr schwer die Einknickung in der Bruehlinie zu verhindern
ist, bei queren Frakturen des Fersenhöckers u. dgl. m. Endlich ist die
Verwendung langer Nägel bei Kniegelenksresektionen — gleichgültig ob
cvlindermantel- oder keilförmige Abtragung gewählt wird — überaus
nützlich zur absoluten Richtigstellung und raschen Vereinigung der Knochen-
enden. Ein Gypsverband ist hierbei vollkommen entbehrlich; die Volk-
mann'sche Resektionsschiene genügt. Die ersten Verbandwechsel sind für
den Kranken wie für den Arzt überaus erleichtert. Joachimsthal.
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230
Tuikki.kr. — Yamakia.
No. 14.
Trinkler, Zur Diagnose der syphilitischen Affektionen des Pankreas.
Deutsche Zeitschr. f. Cbir. 75. Bd., S. 58.
T. fand bei der Laparotomie einer Frau, bei der die mutmaasslicbe
Diagnose auf Cbolelithiasis lautete, die Gallenwege etc. völlig intakt; da-
gegen war das Pankreas nach aussen gedrängt, verdickt, derb, höckerig
und aus einzelnen kleinen Lobis bestehend, mit durchschimmernden Knoten
und Knötchen von gelber Farbe verschiedener Grösse und Consistenz. Da
keine ähnlichen Eruptionen iu den angrenzenden Organen vorhanden waren,
war eine Neubildung unwahrscheinlich und eine gummöse Pankreasaffektion
auzunehmen; diese Diagnose wurde durch eine antiluetische Kur sicher-
gestellt. Hinsichtlich der Diagnose und des klinischen Verlaufes der Krank-
heit lassen sich folgende Thesen aufstellen: Syphilitische Pankreasaffek-
tionen werden häufig gleichzeitig mit Erkrankungen anderer parenchyma-
töser Organe, sowie anderer Syphilismauifestationen einhergehen. Zweitens
lässt das Vorhandensein vou hartnäckigem Ikterus und anderen Erschei-
nungen von Cholelithiasis, wenn zugleich links von der Mittellinie eine
Geschwulst vorhanden ist, eine Pankreaserkrankung vermuten. Die Lapa-
rotomie bei Verdacht auf Lues des Pankreas ist indicirt, weil sie die Frage
der Behandlung löst, die Diagnoscnstellung erleichtert (Probelaparotomie)
und die Möglichkeit gewährt, bei eventueller Compression des Cboledochus
durch das Gumma rechtzeitig die Cholecystcnterostomie vorzunehmen. Die
charakteristischen Darmstörungen der Pankreatitis (Steatorrboe) und Dia-
betes werden nicht bei Lues des Pankreas beobachtet. Peltesohn.
E. B. Yainnria, Experimentelle Untersuchungen über die Erzeugung von
Katarakt durch Massage der Linse, v. Graefe’s Arch. f. Ophthalm.
L1X., S. 568.
Nach Atropinisirung eröffnet V. beim Kaninchenauge die vordere
Kammer und massirt mit dem Rücken eines Schildplattlöffels die vordere
Linsenfläche. Nach 6—12 Stunden zeigt sich eine diffuse grauweisse
Trübung der Corticalis. Die Trübung wird mit der Zeit intensiver und er-
reicht die Peripherie. Die so behandelten Linsen wurden einer anatomischen
Untersuchung unterworfen: die erste Veränderung bestand in der mechani-
schen Ablösung, in den Zerreissungen und Faltungen, welche die Epithel-
zellen der vorderen Unsenkapsel während der Massage erlitten. Die
Degenerationserscheinungen, die man an den Epithelzcllen beobachtete,
waren nur sekundär und nicht allein die Folge des Traumas, sondern auch
des Vorhandenseins der unter der Kapsel eingedrungenen Flüssigkeit.
Sowie einmal das Epithel abgelöst war, so war das Hindernis, welches
dem Eindringen des Kamraerwassers gesetzt war, verschwunden, und
letzteres bildete dann die subkapsulare Schiebt, indem es eben so rasch
wie reichlich eindrang. Dann traten Veränderungen in den Linsenfasern
auf und die Katarakt war gebildet. Die erste Periode der Kataraktbildung
beruhte somit auf der mechanischen Einwirkung und infolge des Vor-
handenseins des Kammerwassers traten Degencrationserscheinungen auf. die
zweite Periode war durch Ernährungsstörungen bedingt. Horstmaun.
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No. 14.
Richtf.b. — Lcbabsch. Dkoot. — Blanchard.
231
Richter, Gangränöse Pachymeningitis und Wasserstoffsuperoxyd Merck zum
Blutuachweis. Monatsschr. f. Ohrenheilk. 1904, No. 7.
Als gangränöse Pachymeningitis beschreibt Verf. einen Fall von
otogener Duraentzündung, bei dem die auf der Dura gelegentlich der
Radikaloperation Vorgefundenen Erscheinungen aus dem Rahmen gewöhn-
licher otogener Duraentzündungen hei austraten und auf den erkrankten
Durateilen sich nicht die Zeichen purulenter Reaktion fanden, sondern
schwarzbraune Missfärbung, fetzige Auflockerung, starker Foetor. Gelegent-
lich der von ihm vorgenommenen Desinfektion der Wunde mit H20a (Merck)
machte er Beobachtungen, welche eventuell zum Nachweise von Blut durch
dieses Präparat dienen können. Das Nähere hierüber s. im Orig.
Schwabach.
1) Lubarsch, Ueber Knochenbildung in Lymphknoten und Gaumenmandeln.
Virchow’s Arch. Bd. 177, H. 3.
2) Deguy, Kystes epitheliaux de l’amygdale. Arch. gener. de med. 1904,
1. Nov.
1) Nach den Untersuchungen des Verf.’s ist das Auftreten von Knochen-
bildungen in verschiedenen Lymphknoten im Anschluss an verkalkende
Tuberkniose ein häufiges Ereignis. Diese • Knochenbildungen entstehen
durch Metaplasie aus der den tuberkulösen käsigen Herd umschliessenden
Bindegewebskapsel und die Ablagerung reichlicher Kalksalze im nekroti-
schen Herd giebt den Anstoss. Die Knorpel- und Knochenbildungen in den
Gaumenmandeln sind zum Teil auf fötale Knorpeleinlagerungen, z. B. auf
metaplastiscbe Entstehung aus entzündetem Bindegewebe zurückzuführen.
2) Verf. macht auf die epithelialen Cysten der Mandeln aufmerksam,
welche einen pseudopurulenten Inhalt haben, der fast ausschliesslich aus
Pflasterzellen, teils fast normalen, teils degenerirten und abgestorbenen,
besteht. Diese Cysten kommen in jedem Lebensalter vor, besonders bei
Individuen, die häufig an lakunärer Angina gelitten haben. Gewöhnlich
litten die Kranken vorher an käsigen Pfröpfen in den Krypten. Wenn nun
der Ausführungsgang obliterirt, dann verwandelt sich die Krypte in die
geschlossene Krypte, welche die Grösse einer Erbse erreichen kann. Man
findet bei der Untersuchung der Mandel eine erbsengrosse, weisse Stelle,
auf der sich die rötlichen varicösen Gefässe abzeichnen. Die Schleimhaut
ist nicht entzündet; bei der Berührung fühlt man Fluktuation. Wenn man
den Inhalt mit einer Nadel oder Pipette entleert, so fällt die Höhle ohne
viel zu bluten zusammeu. Der Pseudoeiter hat eine salbige Consistenz.
Lymphdrüsenschwellungen fehlen, ebenso Schmerz; es ist mehr das Gefühl
eines Fremdkörpers vorhanden. (Es finden sich diese kleinen oberfläch-
lichen Abscesse der Mandel ausser aus diesem von Verf. angegebenen
Grunde auch häufig infolge von Eindringen kleiner Fremdkörper in die
Mandel. Ref.). W. Lublinski.
U. ßlauchard, Sur un travail de M. le Dr. Brumpt intitule: Quelques
faits relatifs ä la transmission de la maladie du sommeil par les Mouches
tsetse. Bullet, de l'acad. de med. Paris 1904, No. 23.
Brumpt, welcher zum Studium der Glossinaartcn nach französisch
*
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232
v. Sülmthal.
No. 14.
Congo gesandt worden ist, stellte fest, dass die Schlafkrankheit sich von
Westafrika, wo sie heimisch ist, längs der an den Flüssen entlang ziehen-
den Karawanenstrasscn in das Innere verbreitet. Die an den Flüssen
lebenden Glossinaarten nehmen die Trypanosomen durch das Stechen in-
ficirter Träger und Soldaten auf und übertragen sie auf Gesunde. Auf
diese Weise ist die Trypanosomiasis von dem äquatorialen Westafrika nach
Uganda verschleppt worden. Ueberall da, wo die Tsetsefliegen, Glossina
palpalis, heimisch sind, ist eine Verseuchung leicht möglich. Allein die
Krankheit ist auch in Gegenden, Mayomba, verschleppt worden, wo nicht
Glossina palpalis, sondern Glossina fusca vorkommt. Da nun die Trypano-
somiasis von Tieren, Nagana und Surra, welche B. für identisch hält,
sowohl durch Glossinen wie Tabanus- und Stanoxysarten verbreitet werden
kann, so ist nicht von der Hand zu weisen, dass auch andere Stechfliegen
als Ueberträger der Trypanosomiasis des Menschen tätig sein können. Ist
dies der Fall, so ist aber eine Verbreitung der Seuche durch ganz Afrika
möglich und es sind daher geeignete prophylaktische Maassregeln dringend
geboten. B. hält es für erforderlich, dass eine Kommission von Aerzten
und Naturforschern nach Afrika gesandt werde, um dort die Verbreitung
der Glossinen zu studiren und deren Fähigkeit, die Schlafkrankheit zu
übertragen. Doch soll man die Resultate dieser Forschungsreise nicht ab-
warten, sondern dafür sorgen, dass Träger, Soldaten und sonstige Einge-
borene nicht aus inflcirten in gesunde Gebiete ziehen, ebenso muss den
Bewohnern gesunder Gebiete das Betreten inficirter versagt werden. Die
Behörden sollen die Weissen wie die Eingeborenen über die Gefahr be-
lehren, welche die Stiche von Fliegen im Allgemeinen und die der Tsetse-
fliegen im besonderen bedeuten, und es für notwendig erklären, dass die
Niederlassungen ausserhalb der Gegenden, wo die Fliegen Vorkommen,
verlegt werden. Die auszusendende Kommission soll die Gegenden, welche
frei von als gefährlich erkannten Glossinen sind, ermitteln, und dann
sollen zwangsweise die Faktoreien und Dörfer in diese Gegenden verlegt
werden. Gleichzeitig müssen die Trypanosomakrankheiteu der Tiere und
die Zwischenträger dieser Krankheiten festgestellt werden. Sollte sich
herausstellen, dass auch in Europa vorkommende Tabauus- und Stomaxys-
arten die Infektion vermitteln können, so muss der Import von Tieren aus
verseuchten Gegenden nach Frankreich verboten werden. Auch das Vor-
kommen von Trypanosomen beim Menschen in Algier bedarf eines sorg-
fältigen Studiums. H. Bischoff.
H. v. Sulmthal, Eine neue Methode von Serumbehandlung bei Erysipel.
Fortschr. d. Med. 1904, No. 27.
Verf. hat Reconvalescenten von Erysipel, hei denen durch Anamnese
und klinische Untersuchung Vorhandensein anderer Krankheit ausgeschlossen
wurde, zur Ader gelassen und mit dem Serum Erysipelkranke mit gutem
Erfolge behandelt. Die Wirkung der Injektionen war nicht stets die
gleiche, was Verf. ausser auf verschiedene Schwere der Infektion auf ver-
schiedenen Autitoxingehalt des Serums zurückführt. So konnte er fest-
stcllen, dass Serum, welches später als fünf bis sechs Tage nach der Ge-
nesung entnommen wurde, weniger wirksam war. Injicirt wurden stets
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No. 14.
MOllbb. — Doyon und Karekf. — Reitmann.
233
2 ccm, im ganzen im Durchschnitt 8 ccm, doch wechselte die Menge je
nach der Schwere der Erkrankung. Alle Fälle gingen in Genesung Ober,
der Krankbeitsverlauf war abgekürzt, bereits nach der ersten Injektion
wurde meist ein Stillstand beobachtet. H. Bischoff.
B. Müller, Zur Verwendung des Suprarenins und Adrenalins bei Blutungen.
Wiener klin. Rundschau 1904, No. 35.
M. benutzte zur Blutstillung in der chirurgischen und geburtshülflichen
Praxis mit Suprarenin bezw. Adrenalin imprägnirte Gaze. Die Herstellung
einer solchen Gaze ist nicht ganz leicht, da bei dem Imprägnirungsver-
fahren und dem Sterilisiren die Mittel leicht zersetzt und daher unwirksam
werden. Ueber die Art, wie Verf. dieser Schwierigkeit Herr geworden ist,
kann er zur Zeit nichts angeben, da das Verfahren zum Patent angemeldet
und daher Geschäftsgeheimnis ist. Hergestellt werden J/2 — 1 proc. Gaze,
Vioproc. '.Vatte und aus beiden zusammengesetzte Tampons.
K. Krontbal.
X. Doyon et N. KarefT, Action comparöe de l’atropine, de la pilocarpine,
de rhyoscyaraine. Compt. rend. hebd. de la soc. de biolog. 1904, No. 21.
Injektionen von Atropinum sulfuricum in Mengen von 1 cg pro Kilo
Körpergewicht verursachen beim Hunde Narkose und beträchtliches Sinken
des Blutdrucks; die Curve zeigt entsprechend der sehr schwachen und
frequenten Herzaktion nur geringe Hebungen und Senkungen, die aber
allmählich zunehmen. Eine neuerliche Injektion ruft dasselbe Bild hervor.
Die Atmung wird verlangsamt und vertieft. Wendet man ebenso in gleicher
Menge Pilocarpinum hydrochloricum an, so sieht man ebenfalls zunächst
ein Sinken des Blutdrucks; sehr bald aber steigt der Blutdruck wieder zu
früherer Höhe an und selbst darüber hinaus. Die Tiere werden übrigens
nach Pilocarpininjektionen sehr erregt und erbrechen häufig. Bemerkens-
wert ist, dass bei Anwendung kleiner Dosen die Wirkung beider Mittel
gerade entgegengesetzt ist; nach kleinen Atropinmengen werden die Tiere
erregt, die Temperatur steigt, die Atmung wird beschleunigt; nach kleinen
Pilocarpindosen werden sie träge, mürrisch, die Atmung ist verlangsamt.
Was endlich das Hyoscyamin betrifft, so ruft es nach Injektion der oben
erwähnten Menge genau dieselben Erscheinungen, wie das Atropin, hervor;
beim Hunde gerinnt das Blut danach weniger leicht. K. Kronthal.
K. Reitmann, Ein Fall von primärem Klappentumor des Herzens. Zeit-
schrift f. Heilk. 1905, H. 1.
Bei einem 74jährigen Manne, bei dem die Diagnose intra vitam auf
Thrombose der linken Art. fossae Sylvii nebst Folgeerscheinungen 'gestellt
worden war, wurde bei der Sektion als zufälliger Befund ein ca. erbsengrosser
Tumor gefunden, der dem Nodulus Arantii der vorderen Semilunarklappe
der Art. pulmonalis gestielt aufsass. Auf Grund der histologischen Unter-
suchung möchte Verf. den in Rede stehenden Tumor, der klinisch keine
Erscheinungen hervorgerufen hatte, als Hyalofibrom einregistriren.
L. Perl,
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234
CoUMIKIH.
No. 14.
P. Cohnheim, Weitere Mitteilungen über die Heilwirkung grosser Dosen
von Olivenöl bei Erkrankungen des Magens und des Duodenums, Ulcus.
Hyperchlorhydrie, spastischen und organischen Pylorusstenosen und deren
Folgezuständen (Gastrektasie). Zeitschr. f. klin. Med. ßd. 52, H. 1 u.2,
S. 110.
Das Reobachtungsmaterial, an welchen C. seine Erfahrungen über die
in der Ueberschrift genannte Heilwirkung gesammelt hat, erstreckt sieb
auf einige 30 Fälle. Die sehr interessante und eingehende Arbeit eignet
sich nicht zu einem kurzen Referat und soll deshalb hier nur das Resume
in einer Anzahl von Leitsätzen wiedergegeben werden.
1. Fälle von Gastrektasie, welche nicht durch ein organisches Hindernis,
sondern durch einen Spasmus des Pylorus infolge Ulcus oder Fissur am
Magenausgang hervorgerufen sind, werden durch Eingiessungen grosser
Oelmengen (100 — 150 g täglich) in kurzer Zeit geheilt oder erheblich ge-
bessert.
2. Fälle von organischer Pylorusstenose mit sekundärer Gastrektasie
werden durch methodische Anwendung grosser Oelgaben ebenfalls relativ
meist geheilt, d. b. bleiben bei vorsichtiger Lebensweise beschwerdefrei.
In diesen Fällen wirkt das Oel mechanisch durch Verminderung des
Reibuugswiderstande8.
3. Fälle von relativer Stenose des Pylorns und des Duodenums, die
sich klinisch durch Hypersecretio continua und Pylorospasmus mehrere
Stunden nach den Hauptmahlzeiten dokumentiren, werden ebenfalls durch
Oeldarreichung erheblich gebessert oder gänzlich geheilt.
4. In Fällen von carcinomatöser Pylorusstenose wird durch die Oel-
anwendung der Pylorospasmus aufgehoben oder gelindert.
5. Fälle von Ulcus pylori mit oder ohne Hyperchlorhydrie, bei welchen
meist 1 — 4 Stunden nach dem Essen krampfartige Schmerzen auftreten,
werden durch den Gebrauch von Oel oder Mandelmilch in kurzer Zeit
geheilt, sofern noch keine Complikationen (Perigastritis) vorliegen.
6. Das Oel wird am besten längere Zeit hindurch dreimal täglich
i/*-l Stunde vor dem Essen genommen resp. per Sonde eingegossen. In
der Regel genügt es, früh ein Weinglas voll, Mittags und Abeuds je zwei
Esslöffel nehmen zu lassen. In leichteren Fällen oder während der Besse-
rung bei schwereren Fällen giebt man zweckmässig die Mandelmilch.
7. Die Oelanwendung genügt drei Indikationen, der Sistirung des
Pylorospasmus, der Reibungsverminderung und der Hebung der Ernährung,
da das Oel selbst bei hochgradigen Stenosen in den Dünndarm gelangt
und dort resorbirt wird.
8. Das Oel wirkt beim Pylorospasmus wie ein Narkoticum (z. B.
Belladonna); es verursacht keinerlei unangenehme Nebenwirkung, voraus-
gesetzt, dass es nicht ranzig ist, es bewirkt weder Aufstossen noch
Diarrhoen. Nur von einzelnen Patienten wird es ungern genommen; diesen
giebt man dann Maudelölemulsion.
9. Bei rein nervösen (hysterischen) Magenkrämpfen hat Verf. bisher
keine günstige Wirkung erzielen können; woraus sich differential-diagno-
stische Gesichtspunkte zur Unterscheidung des nervösen und organischen
Pylorospasmus ergeben.
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No. 14.
Knoepfki.hacheb. — Scheid. — Brbnard u. Salohon.
235
10. Auch in Fällen von sog. „schmerzhafter Magenleere“ (Boas), wie
sie sowohl bei Hyperchlorhydrie als auch bei Gastritis atrophicans beob-
achtet wird, hat Verf. sehr günstige symptomatische Wirkungen von Oel
gesehen.
11. Mit Hülfe der Oelkur gelingt es, eine Reibe von Pylorusstenosen
mit schwerer consekutiver Gastrektasie soweit zu bessern, dass ein chirurgi-
scher Eingriff vermieden wird. Vor jeder wegen Pylorusstenose beab-
sichtigten Magenoperation sollte daher zunächst die Oelbehandlung ver-
sucht werden.
12. Die Oeltberapie verhindert, prophylaktisch in geeigneten Fällen
angewendet, das Entstehen von Gastrektasieen und verhütet Recidive.
Carl Rosenthal.
H'. Knocpfelinacher, Alimentäre Glykosurie und Myxödem. Wiener klin.
Wochenschr. 1904, No. 9.
Bei zwei Kindern mit congenitalem Myxödem im Alter von 3 resp.
5 Jahren fand Verf., dass die Assimilationsgrenze für Zucker abnorm hoch
lag. Die Ursache ist nach Verf.’s Meinung die beim Myxödem träge
Peristaltik, verlangsamte Resorption und Cirkulation. — Die Einführung
ton Schilddrüsensubstanz hatte bei beiden Kindern eine wesentliche Herab-
setzung der Assimilationsgrenze für Traubenzucker zur Folge.
Stadthagen.
Sehmid, Tod eines zweitägigen Kindes an Struma congenita. Med.
Corresp.-Bl. d. Württemb. Aerztl. Standesvereins 1904, No. 23.
Eine Frau, die in einer Kropfgegend lebte und selbst mit einem Kropf
behaftet war, hatte zwei Kinder zur Welt gebracht, die beide infolge Struma
congenita in den ersteu Lebenstagen wieder verstorben waren. Als die
Frau zum dritten Male schwanger war, Hess Verf. sie vom fünften Monate
bis zum Finde der Schwangerschaft mit periodischen Unterbrechungen
Tbyreoidintabletten einnebmen. Das Kind wurde gesund geboren und blieb
am Leben. Stadthagen.
Bernard et Salomon, Tuberculose experimentale du coeur et de Faorte.
Revue de roed. 1905, No. 1.
Angeregt durch die Untersuchungen von Michaelis und Blum, die
durch intravenöse Injektion von Tuberkelbacillen nach Verletzung der
Aortenklappen typische endocardiale, tuberkulöse Flfflorescenzen erzielten,
injieirten Verff. ebenfalls Koch’sche Bacillen nach Verletzung des F'ndo-
cards bei Hunden und Kaninchen. Die Autopsie fand nach 20 — 50 Tagen
statt. Es landen sich an verschiedenen Stellen des Endocards Knötchen
>on der Grösse eines Stecknadelkopfes bis zu der einer Linse, und zwar
Dicht ausschliesslich an den verletzten Stellen. Nirgends bot sich das bei
F.odocaiditis sonst gewöhnte Bild verrucöser Auflagerungen, sondern es
zeigten sich makroskopisch typische Tuberkel, wie man sie sonst auch in
anderen Organen findet. Mikroskopisch zeigten diese endocardialen Knötchen
jedoch nur reichlich mit F’ibrin durchsetztes Granulationsgewebe, dessen
Struktur mit den bei sonstigen entzündlichen Läsionen der betr. Häute
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236
Maas. — Bernstein.
No. 14
beobachteten Veränderungen übereinstimmt, obwohl die tuberkulöse Natur
hier durch das Vorhandensein von Bacillen bewiesen wird. Dagegen fanden
sich im Myocard und im subpericardialen Gewebe typische Tuberkel aus
Lymphocyten und epithelioiden Zellen. Alkan.
0. Maas, Einige Bemerkungen über das Stottern. Deutsche Zeitschr. f.
Nervenheilk. 24. Bd. (5. u. 6.)
Dem Verf. fiel bei der objektiven Untersuchung der Stotterer besonders
auf, dass die herausgestreckte Zunge eine Deviation aufwies, und zwar in
mehr als 40 pCt. der Fälle, während diese Deviation bei nichtstotternden
Kindern nur in 18 pCt. auftrat. Auch Facialisdifferenzen waren ziemlich
häufig, ebenso wie Schiefstand des Zäpfchens — Erscheinungen, die auch
bei Gesunden nicht selten Vorkommen. - In ätiologischer Beziehung weist
M. auf das Reflexstottern (bei Würmern, Nasenrachenläsionen) besonders
hin. In einer nicht geringen Zahl dürfte nach M. das Stottern nicht eine
einfache Neurose sein, sondern auf bestimmte lokalisirte organische Ver-
änderungen im Centralnervensytem, centralwärts von den Nervenkernen
beruhen.' “(Organisches Stottern.) S. Kalischer,
R. Hornstein, Zur Diagnose und Prognose der Rückenmarksverletxungen.
Ein Fall von Luxation mit Fraktur des Epistropheus. Deutsche Zeitschr.
f. Chir. 70. Bd , 1.-2. H.
In den beiden ersten der drei mitgeteilten handelt es sich um trau-
matische Blutungen in den unteren Cervikalsegmenten und in der Cauda
equina. Der dritte Fall war besonders auffallend durch das späte Auf-
treten von Erscheinungen, die auf eine Beteiligung des Rückenmarks hin-
wiesen. Ein IHjähriger Kutscher erlitt eine Luxation des Epistropheus
mit Drehung des Kopfes nach links und Vorwärtsbeugung desselben. Neben
der Stelle, an der der dritte Halswirbeldorn zu erwarten war, fühlte man
rechts einen abnormen Knochenvorsprung, links eine Einsenkung. Läbmungs-
erscheinungen fehlten völlig, als der Kranke 4 Wochen nach der Verletzung
aufgenommen wurde; von Repnsitionsversucben wurde abgesehen; erst am
72. Tage nach dem Unfall traten Lähmungen auf und zwar spastischer
Natur erst am rechten Arm, dann am rechten Bein, später an den links-
seitigen Extremitäten, an Blase und Mastdarm; die Sehnenreflexe waren
gesteigert; Fussclonus vorhanden. Vor dem am 101. Tage erfolgten Tode
waren Schmerzen in den Gliedern, Phrenicuslähmung und Decubitus hinzu-
getreten. Die Sektion erwies eine Drehungsluxation im Atlas- Epistrophens-
gelenk mit einer callösen Knochenwucherung an der Innenfläche des Bpi-
stropheus-Dornfortsatzes. Ueber den Befund am Rückenmark ist nichts
näheres ausgesagt, dasselbe schien comprimirt zu sein. Die mikroskopische
Untersuchung dürfte nicht viel Aufschluss geben, da die Sektion erst einige
Tage nach dem Tode im Hochsommer erfolgte. — Zwei ähnliche Fälle
mit Auftreten von Lähmungserscheinungen erst nach einigen Monaten der
Läsion sind von Pkeiss und Costbs mitgeteilt; einmal handelte es sich
um eine Verrenkung des dritten gegen den zweiten Halswirbel, ein anderes
Mal um eine partielle Luxation des Epistropheus gegen den Atlas.
S. Kalischer.
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No. 14.
Stark. Woolsey. — (traukon*.
237
1) M. A. Starr, The results of surgical treatment of brain tumours. Journ.
of nerv, and raent. dis. 1903, July.
2) U. Woolsey, A contribution to the surgery of cerebral tumors. Americ.
jonrn. of med. sc. 1903, December.
1) St. konnte bis Ende 1902 365 Fälle von Operationen bei Hirn-
tumoren sammeln. In 111 wurde der Tumor nicht gefunden, in 27 ge-
funden aber nicht entfernt, in 59 starb der Kranke nach der Entfernung,
in 168 genas er. Der Verf. stellt fest, einmal, dass die Genauigkeit in
der Diagnose und Lokalisation zugenommen hat, dass man also sowohl
das Vorhandensein wie die Erreichbarkeit des Tumors beim Eingriff ziem-
lich exakt bestimmen kann. Sodann habe sich die Technik vervollkommnet
(Trepan — Meissei — elektrische Säge — Haut-Periost-Kuochen-Lappen).
Ungünstig liegen prognostisch wegen ihrer Unzugänglichkeit noch immer
die Kleinhirntumoren. Misserfolge beruhen erstens auf fehlerhafter Dia-
gnose und Lokalisation, zweitens darauf, dasB verschiedene Tumoren einen
infiltrirenden Charakter haben (Gliome) und stark vaskularisirt sind, woraus
sich oft die Unmöglichkeit der radikalen Entferrung ergiebt, drittens auf
der Gefahr der Blutung und der infektiösen Meningitis.
Der übrige Teil der Arbeit besteht aus Tabellen.
2) Die Betrachtung von 101 Fällen chirurgisch behandelter Hirn-
tumoren, deren Krankengeschichten in den letzten fünf Jahren bekannt
gegeben worden sind und welche vom Verf. tabellarisch übersichtlich zu-
samtnengestellt worden sind sowie eine eigene reiche Erfahrung haben in
dem Verf. die folgenden Ansichten über die Materie befestigt:
1. Das Bereich chirurgischen Eingreifens bei Hirntumoren hat sich
erstreckt und soll sich erstrecken auf die motorische Rindenregion und
die angrenzenden präfrontalen, parietalen und occipitalen Kindenbezirke.
2. Die Prognose, sowohl die unmittelbare wie die zukünftige, ist eine
ebenso gute oder sogar bessere als bei auderen Eingriffen wegen maligner
Gewächse an anderen Orten.
3. Sie bat sich gebessert mit der Verfeinerung der lokalen Diagnostik
und der Technik der Operationen und mit der zunehmenden Beschränkung
der radikalen Eingriffe auf gut lokalisirte Fälle.
4. Die palliativeu Operationen sind streng iodicirt nur zur Behebung
von Symptomen in Fällen, wo man nicht genau lokalisiren oder der Tumor
entfernt werden kann. Explorationis causa zu operiren, soll vermieden
werdeu.
5. Alle circumskripten Gewächse von mässiger Grösse versprechen
guten Erfolg.
6. Man sollte die osteoplastische Methode und diejenige Technik an-
wenden, welche nach den Umständen die schnellste und vollkommenste ist.
M. Brasch.
A. G. Gramegna, Sul valoredel potentiale elettrico in elettro-diagnostica.
Rivista crit. die clinica med. 1905, No. 8.
Zweck vorliegender Untersuchungen war, den Einfluss der anfänglichen
elektrischen Spannung auf die Resultate elektrodiagnostiscber Unter-
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238 Wildbolz. No. 14.
suchungen ausfindig zu machen. Indem wir, was die Anordnung der
einzelnen Versuche betrifft, auf das Original verweisen, heben wir die
Schlussfolgerungen des Verf.’s aus seinen zahlreichen Versuchen hervor.
Es ergab sich, dass wenn inan nur die nötigen Vorsichtsmaassregeln zur
Vermeidung des wechselnden Widerstandes des Körpers trifft, die Er-
regbarkeit der Nerven und Muskeln eine gleiche ist, d. h. bei derselben
Stromesintensität cintritt, gleichviel, ob diese Intensität durch Spannungen
erzielt wird, die zwischen 10 und 100 Volt variiren und gleichviel, ob
man mit der Kathode oder der Auode reizt. L)a hohe Spannungswerte
am ehesten geeignet sind, den Widerstand des Körpers auf ein Minimum
herabzusetzen, so soll man sie für elektrodiagnostische Untersuchungen
wählen.
Da also die elektrische Erregbarkeit der Nerven und Muskeln des
Menschen bei hohen wie bei niedrigen Spannungen dieselbe bleibt, soll
man die bei Stromesschluss Vorgefundene Stromesintensität als den ge-
eignetsten Ausdruck der elektrischen Erregbarkeit ansehen. Um beste
Resultate zu erhalten, soll die indifferente Elektrode io der Hohlhand
oder an der Pusssohle ruhen; die Elektroden müssen fixirt und bei gleicher
Temperatur und gleichem Druck gehalten werden; die Unterbrechungen
haben im Stromkreise zu erfolgen; der Strom muss in kürzester Zeit ge-
schlossen werden und an einem aperiodischen Galvanometer die Werte
abgelesen werden können. Hobe Spannungen sind von Anfang an zu ver-
werten. Bernhardt.
H. Wildbolz, Ueber Bildung von phospborsauren und kohlensauren Con-
crementen in Haut und Unterhautgewebc. (Aus der dermatol. Universitäts-
klinik in Bern.) Arch. f. Dermatol, u. Syph. Bd. 70, S. 435.
Bei einer 57jährigen Frau entstanden seit mehreren Jahren an der
Beugeseite der Finger, namentlich den Fingerbeeren, in geringerem Grade
auch an den Zehen, nach vorgängigen akuten Entzündungserscheinungen
unregelmässige Verhärtungen und später kleine Geschwüre, aus denen eine
körnig-breiige, gelblich-weisse, oft grössere kalkartige Concremente ent-
haltende Masse austrat. Bisweilen durchwanderten auch einzelne zackige
Sternchen langsam die Haut und durchbrachen die Epidermis. Ueber dem
einen Ellenbogeugelenk bildete sich, ebenfalls nach entzündlichen Pro-
dromen, eine Fistel, aus der sich mehrere Tage lang ein kalkiger Brei
entleerte und nach deren spontaner Heilung mehrere Knoten zurückblieben,
die schliesslich, weil sie sich beständig vergrösserten und schmerzten, ex-
stirpirt wurden. Der eine, taubeneigrosse, im Unterhautgewebe gelegene,
liess sich leicht als weiche, glaserkittähnlicbe Masse aus einem binde-
gewebigen Balge herausschälen, der andere, etwas kleinere, erstreckte sich
aus den tiefen Schichten der Cutis in die Subcutis und zeigte auf dem
Durchschnitt teils zerstreute, teils herdweise gruppirte Concremente, von
denen die kleineren meist in einem von jeder entzündlichen Reaktion
freien Bindegewebe lagen, während die grösseren vielfach von Granulations-
gewebe eingeschlossen waren. Die breiige und die kittähnliche Substanz
wie die grösseren Concremente bestanden fast ausschliesslich aus phosptior-
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No. 14.
La88AR. FaUI.DS. ScHLAOINTWElT. FlRCUCR.
239
sauren und kohlensanren Salzen ohne Spur von Harnsäure. Die Krankheit
hatte also nichts mit Gicht zu tun; über ihre Aetiologie und Pathogenese
gab auch die sorgsame histologische Untersuchung keinen Aufschluss, nur
schien es, dass den Kalkablagerungen eine regressive Metamorphose des
Gewebes vorausging. H. Müller.
0. Lassar, Ueber eine Weiterimpfung von syphilitisch inficirten Chim-
pansen. (Demonstrirt in der Berl. med. Gesellsch.) Bert. klin. Wochen-
schrift 1904, No. 30.
Dem Verf. war es, wie früher (Cbl. 1904, S. 350) mitgeteilt, gelungen,
die Syphilis vom Menschen auf einen Chiropansen zu verimpfen. Nun hat
«r weiter auch mit Erfolg versucht, die Krankheit von diesem Tiere aul
einen zweiten Chimpansen zu übertragen. Nach zweiwöchiger Incubations
reit entwickelten sich an zweien der Impfstellen deutliche Primäraffekte,
denen später ausgesprochene syphilitische Papeln, namentlich an Hand-
tellern und Fusssoblen, folgten. Das Ableben des Affen infolge einer
akuten Miliartuberkulose verhinderte die weitere Beobachtung.
H. Müller.
Faolds, On the use of oxygen gas in distending the bladder for cystoscopy.
The Brit. med. journ. 1904, No. 2253.
F. empfiehlt bei der Cystoskopie, sofern die kalten Lampen ange-
wendet werden, die Blase langsam mit Sauerstoff zu füllen, hierdurch wird
die Cystoskopie wesentlich leichter, nur muss man vorsichtig das Gas ein-
strömen lassen, damit die Blase nicht überdehnt wird. Der Sauerstoff
schädigt die Blase nicht, oft übt er auf bestehende Cystitis einen wohl-
tuenden Einfluss auf. Karo.
F. Schlagintweit, Apparat zur Gefrierpunktsbestimmung des Harnes,
Blutes etc. mit schneeförmiger Kohlensäure als Kältespender. Münch,
med. Wochenschr. 1904, S. GIG.
Der vom Verf. empfohlene Apparat, der durch zwei Abbildungen
illnstrirt ist, empfiehlt sich durch Reinlichkeit und Schnelligkeit in der
Ausführung der Gefrierpunktsbestimraung. Wegen der bei der Anwendung
zu beacbtetenden Maassnahmen sei auf den Originalartikel verwiesen.
B. Marcuse.
Jt. Fischer, Ueber den Gebrauch des Methylenblau zur Diagnose der Er-
krankungen der Harnwege. Münch, med. Wochenschr. 1904, No. 14.
Die Tatsache, dass per os oder subkutan dem Körper einverleibtes
Methylenblau schon nach wenigen Stunden dem Harn eine dunkelblaue
Farbe verleiht, will Verf. dazu benutzen, bei cystoskopischen Unter-
suchungen das Auffinden der Ureteren und das Erkennen von Funktions-
störungen an ihnen zu erleichtern. Er giebt zwei Stunden vor der Cysto-
skopie dem Patienten 0,5 g Methylenblau, spült daun unmittelbar vor der
Cystoskopie die Blase so lange aus, bis die Spülflüssigkeit farblos abläuft
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240
Kurdinowshy.
No. 14.
und beobachtet nunmehr in der farblosen Blasenflüssigkeit den blaugefärbten
aus den Uretermündungen vorspritzenden Harnstrabi. Namentlich soll ein
Leergehen des Ureters der einen Seite durch diese Methode leichter znr
Anschauung kommen. Gegen Beschwerden, die durch das Methylenblau
bisweilen erzeugt werden und in einer Reizung der Blase mit häufigem
Harndrang bestehen, wirkt prophylaktisch der von Liebreich empfohlene
Gebrauch von gepulverter Muskatnuss (messerspitzenweise). Auch bei
AbdomiDaltumoren mit wässerigem Inhalt imd zweifelhaften Fisteln der
Lutnbaigegend kann ein -•ripmenhang mit den Nieren bezw. anderen
Teilen des Harntraktus bisweilen durch das Methylenblau nachgewiesen
werden, bei Blasenscheidenfisteln mit versteckter Lage erleichtert es di«
topische Diagnose. Für die funktionelle Nierenprüfung ist es dagegen nicht
brauchbar. B. Marcuse.
Kurdinowsky, Der Geburtsakt, am isolirten Uterus beobachtet. Adrenalin
als ein Gebärmuttermittel. Arch. f. Gynäkol. Bd. 73, H. 2.
Auf Grund von 26 Versuchen, die er an der isolirten, mit Locke’scher
Flüssigkeit genährten Gebärmutter anstellte, kommt K. hauptsächlich zu
den folgenden Resultaten: Die Gebärmutter ist in allen Perioden ihres
geschlechtlichen Lebens einer automatischen zusammenziehenden Tätigkeit
fähig; die jungfräuliche Gebärmutter stellt in dieser Beziehung keine Aus-
nahme dar. — Die Gebärmutter ist durchaus reaktionsfähig auf thermische
und mechanische Reize; unter ihrem Einfluss verstärken und vermehren
sich die Zusammenziehungen der Gebärmutter und nehmen einen mehr
oder weniger ausgesprochen tetanischen Charakter an. Kälte und Wärme
wirken auf die Gebärmutter gleich energisch. Als Quelle der thermischen
Reize erscheint weniger die absolute Höhe der Temperatur, als vielmehr
deren relative Schwankungen. — Gegen elektrische Reize ist die isolirte
Gebärmutter verhältnismässig wenig empfindlich. — Die sich am Ende
der Schwangerschaft befindende, isolirte Gebärmutter ist zweifellos des Ge-
burtsaktes fähig. Bei Beobachtung dieses letzteren ziehen besonders die
ganz selbstständigen und im Sinne des Geburtsmechanismus durchaus
zweckmässigen Zusammenziehuugeu des breiten Mutterbandes die Auf-
merksamkeit auf sich. — Dem Anschein nach hängt die Gebärmutter,
wenigstens in ihrer zusammeuziehenden Tätigkeit, wenig von den Einflüssen
des Centralnervensystems ab. Die Beobachtung der isolirten Gebärmutter
rückt die wichtige Rolle ihrer lokalen Innervation in den Vordergrund.
Durch weitere Versuche suchte K. die Wirkung von Adrenalin auf
die isolirte Gebärmutter festzustellen. Er fand, dass Adrenalin die zu-
sammenziehende Tätigkeit der Gebärmutter bedeutend mehr verstärkt als
jene Mittel, welche für sie als specifisch gelten — Dieser Umstand, ver-
bunden mit der ausserordentlich starken, gefässverengenden Wirkung des
Adrenalin wird gewiss zum klinischen Studium dieses Mittels anregen.
Br. Wolff.
tiinitendungeti werden an die Adresse de» Herrn Geb. Med. -Kat Prof. Dr. M. Bernhardt (Berlin "
Französische 8tra**e 21) oder an dio Verlagshaiidlung (Berlin MW., Unter den Linden 68) erbeten
Verla? von August llirachwald In Berlin. — Druck von I«. Schumacher in Berlin N 34
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Dnter Mitwirkung von
Prof. Dr. H. Senator, Prof. Dr. E. Salkowski, Prof.
redigirt von /o
Prof. Dr. M. Bernhardt
in Berlin.
1905.
15. April.
IiilmK: Mulon, Ueber die hypertensiven Drüsen. — Ostet tn er, Ueber
Farbenveränderungen der Iris. — Joslin, Einfluss der Fette auf die Aceton-
bildung. — Lüthje, Pflüger, Zur Frage der Zuckerbildung aus Eiweiss. —
Donath, Vorkommen des Cholins in der Cecebrospinalflüssigkeit bei Epilepsie. —
Sacconaqhi, Heber Leukanämie. — Arrkookb, Die eeutrale Luxation des
Oberschenkels. — Silberhark, Heber Spinalanalgesie. — Lapi.ack, Die Ent-
lernung innerer Hämorrhoideu. — Hkine, Ueber congenitale Amblyopie. — Best,
Ueber hereditäre Maculaaffektion. — Schwab ach. Anatomische Befunde an Taub-
stummenlabyrinthen. — Bowrn. Lublinski, Accidentclle Vacciuation der Nasen-
schleimhaut. — Schier hbck, Ueber die Zusammensetzung der Fiices. — Hein-
richsdobff, Beobachtungen über Agurinwirkungen. — Frank, Traumatische
Entstehung der Hcrzmuskelcrkrankungcu. — Lederer, Goodall, Heber Humi-
nation und Hämophilie. — Tkkkiek und Lamv, Die Lage der Herzspitze bei
Kindern. — Mackintosh, Kohekann, Zur Kenntnis der Paralysis agitans. —
hioNTHAL, Biologie und Leistung der Nervenzelle. — Kronthal, Leukocyt
und Nervenzelle. — Goldstein, Ueber Eruptionsikterus bei Syphilis. — Cum-
sto», Behandlung der Ineontinenz bei Frauen. — Bicbkrstbtii, Moyniiiam,
Thomas, Ueber Harnscgregatoren. — Kreidi. und Manoi., Untersuchungen über
die Wechselbeziehungen zwischen Fötus und Mutter.
P. Mulon, Les glandes hypertensives ou Organes chromaftiues. Arch.
gener. de med. 1904, No. 52.
Aus der Reihe seiner Untersuchungen zieht M., der sich schon vielfach
mit der Nebenniere beschäftigt hat, folgende Schlüsse von allgemeiner
Giltigkeit. Alle chrombraunen (chromophilen, chromalfinen, phacochromen)
Organe bieten ähnliche Beziehungen zum Symphaticus dar, sie haben eine
bestimmte anatomische Individualität. In ihrem feineren Aufbau stimmen
sie überein und ihre Zellen ähneln morphologisch einander: es sind Drüsen
mit innerer Sekretion, die den identischen Bau aufweisen; sie haben auch
eine histiologische Individualität. Endlich zeigen sie (mindestens) drei
specifische Farbreaktionen an ihren Zellcngranulationen: ihnen kommt also
auch eine histio-cberaische Individualität zu. Viertens besitzen sie über-
dies eine gemeinsame physiologische Reaktion, die wegen ihrer Specifität
von höchster Wichtigkeit ist: also kommt ihnen auch eine, physiologische
XLUI. Jahrgang Ui
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242
(iSTFTTNEB. JoSI-IS.
No. 15.
Individualität zu. Mau muss zugeben, dass diese Organe einander wohl
gleichwertig sind. — Diese Gleichmässigkeit verdanken diese Organe der
Art ihres Sekretes, dem Adrenalin, denn diese Substanz weist die gleichen
Farbreaktionen und die gleichen physiologischen Reaktionen wie diese
Drüsen auf. Es sind diese also als adrcnalinogene oder hypertensive (blut-
drucksteigernde) Drüsen zu bezeichnen. Besonders fordert die Nachbar-
schaft, die zuweilen bis zu einer tiefen Durchdringung geht, hohes Interesse
heraus, die diese Drüsen mit den vaso-motorischeu sympathischen Ganglien
verknüpft. Festgestellt ist, dass bei allen Wirbeltieren und natürlich auch
den Säugern mit Einschluss des Menschen, multiple blutdrucksteigenidc
Drüsen Vorkommen, und dass diese von der Rindensubstanz der Neben-
niere total verschieden sind. Infolge dessen müsste man beim Studium
pathologischer Tatsachen die Prüfung dieser Drüsen mindestens ebensogut
berücksichtigen, wie die der Muskeln, der Leber und vielleicht auch der
Kindensubstanz der Nebenniere, die alle nur das Adrenalin, sei es fixiren
oder abbauen, während die chrombraunen Organe es bereiten. Poll.
M. Gstettner, Leber Farbenveränderungen der lebenden Iris bei Menschen
und Wirbeltieren. Arch. f. d. ges. Physiol. Bd. 105, 7. n. 8. H.
Exner glaubte vor Jahren beobachtet zu haben, dass „lichte Augen“
(mit blauer oder grüner Iris) heller erschienen, wenn sie nach längerem
Verweilen im Dunklen plötzlich beleuchtet wurden. Diese Beobachtung
liess er durch Verf. auf ihre Richtigkeit genauer untersuchen. Sie konnte
sowohl bei Menschen als auch bei Tieren ausser dem Hellerwerden der
Iris bei Lichteinfall an hellen und selbst manchen braunen Augen noch
eine merkwürdige Tatsache constatiren: Augen, welche je nach der Be-
leuchtung verschiedene Farben zeigten, wiesen bei heller Beleuchtung
immer eine solche Farbe auf, als wäre ihrer ursprünglichen Farbe etwa«
Gelb bezw. Hellbraun beigemeugt worden. Eine Ausnahme davon machen
tiefblaue Augen, die bei Belichtung weisslichblau werden; ebenso werden
braune Augen heller.
Verf. erklärt die Helligkeitsveränderungen an der Iris durch das
Trüberwerden ihres Gewebes, „welches auf den Eintritt der Doppel-
brechung ihrer Fasern bei Contraktion des Sphincter pupillae und der
dadurch bedingten Zerrung entsteht.“ Untersuchungen haben gezeigt,
dass die Kraft des genannten Muskels zur Erzeugung jenes Grades ton
Doppelbrechung ausreicht, der bei dieser Erklärung vorausgesetzt werden
muss. Gnst. Emantiel.
E. 1*. Joslin, The influence of various fats on the formation and exeretion
of acetone. Journ. of mcd. research. XII, 3.
J. hat am Menschen 12 Versuchsreihen von je 4 Tagen Dauer über
den Einfluss von Fettnahrung auf die Acetonausscheidung in Harn und
Atemluft ausgeführt. (Der zweite und dritte Tag jeder Reihe waren
Hnngertage.) Die Acetonbestimmung in der Atemluft geschah stets nur
für Perioden von 15 Minuten 5 mal täglich. — J. fand, dass die Unter-
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No. 15. Lüthjk. PpUSokb. — Donath. 243
suehung der Hervorrufung von Acetonurie durch Fett wenig Wert hat, wenn
nicht auf die Resorption der zugeführten Fette geachtet wird. Neutral-
fette der höheren oder niederen Fettsäuren steigern die Acetonurie eines
hungernden Individuums während der beiden ersten Hungertage nicht.
Das miteingeführte Glycerin genügt, sie hintanzubalten. Buttersäure ist
gleichfalls wirkungslos, Oelsäure steigert jedoch erheblich die Aceton-
ausscheidung. Palmitin- und Stearinsäure haben keine Wirkung, doch er-
klärt sich dies aus der geringen Resorption der Säuren. Dagegen steigert
die Acetonurie palrnitinsaures Natrium. A. Loewy.
1) H. Liithje, Zur Frage der Zuckerbildung aus Eiweiss. Pflüger’s Arcb.
f. d. ges. Physiol. Bd. 106, S. 1 GO.
2) K. Pflüger, Die Bedeutung der neuesten Arbeiten über den Pankreas-
diabetes. Vorläufige Mitteilung. Ebenda. S. 108.
1) L. teilt einen Stoffwechselversuch an einem pankreaslosen Hunde
mit, der Nutrose oder Casein teils für sich, teils mit Serum oder Butter
als Nahrung erhielt. Er schied in ca. 3 Wochen 1176 g Zucker aus, mehr
als auch bei ungünstigster Nahrung aus vorhandenem Glykogen entstanden
sein konnte. L. schliesst, dass der Ueberschuss von 919 g Zucker ans
Eiweiss entstanden sei.
2) P. kritisirt zunächst die Lüthje'sche Arbeit. Nach seiner Rechnung
sind mindestens 256 g Zucker von Lüthje’s Hund ausgeschieden worden,
die durch Glykogen nicht gedeckt sein können. Auch aus etwaigen prä-
formirten Kohlehydratcomplexen des Eiweisses kann er nach P.’s Rechnung
nicht erklärt werden. — Aber entgegen L.’s Anschauung leitet P. den
überschüssig ausgeschiedenen Zucker nicht vom Eiweiss, sondern vom
Fett ab. Als Stütze zieht er die RumpFschen Ergebnisse und die
Steigerung der Zuckerausscheidung durch Aminosäure(EMBDBN und Salomon)
heran, die P. für indirekt bewirkt ansieht. A. Loewy.
J. Donath, Das Vorkommen und die Bedeutung des Cholins in der Cerebro-
spinalflüssigkeit bei Epilepsie und organischen Erkrankungen des Nerven-
systems nebst weiteren Beiträgen zur Chemie derselben. Zeitschr. f.
physiol. Chern. Bd. 39, S. 526.
Verf. hat gefunden, dass die durch Lumbalpunktion gewonnene Cere-
brospinalflüssigkeit Epileptischer in der Regel Cholin enthält, und dass
dieses durch Reiz auf die Hirnrinde die bekannten Krampferscheinungen
bewirkt. Vermutlich stammt das Cholin, das schon früher von Mott und
Halliburton im Blut und in der Cerebrospinalflüssigkeit bei Erkrankungen
des Nervensystems gefunden hatten, aus zerfallenem Lecithin. Bei Hysterie,
Neurasthenie und anderen Nervenkrankheiten wurde kein Cholin gefunden.
Als anderweitige Bestandteile der Cerebrospinalflüssigkeit er-
wiesen sich NaCI, K, NH3, H3P04. gelegentlich Lecithin, eine reducirende
Substanz (Traubenzucker?; und Eiweiss. — HCl- Chol in, das Hunden
intravenös oder intracerebral beigebracht wird, erscheint bei Gaben von
3 — 7 cg im Harn nicht wieder. Während die Substanz aber im Blute
1(1 •
/
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244
Sacconaghi. — Arreggbr.
No. 15.
verbrannt wird, bewirkt sie bei direkter Applikation auf die Hirnrinde die
schwersten klonischen und tonischen Krämpfe. Dem Cholin ganz gleich
wirkt das Neurin; übrigens hat bereits 1885 Brikger die Giftigkeit beider
Basen festgestellt. Gestützt auf diese Tierversuche und die Befunde in
der Cerebrospinalflüssigkeit sieht Verf. in der Tat im Cholin das kraiupf-
auslüsende Moment bei der Epilepsie; er wendet sich gegen die Annahme
von Krainsky, dass karbaminsaures Ammonium hier irgend eine Itolle
spielt. Von Bedeutung scheint dagegen die Beobachtung dieses Autors,
dass nach epileptischen Anfällen die P205-Ausscheidung erheblich steigt,
was auf einen vermehrten Lecithinzerfall deutet. Neuberg.
Sacconnghi, Sulla leucanemia. Gazzetta med. ital. 1904, No. 11, 12, 14.
Sep.-Abdr.
Ein junger Mechaniker kommt mit den Zeichen einer pernieiösen
Anämie in die Poliklinik. Lyraphdrüsen fühlbar aber nicht sichtbar ge-
schwollen, Milz und Leber leicht vergrössert, palpabel. Hämoglobin 32pCt.
Fleischl, rote Blutkörperchen 1340000, weisse ilOOO, weisse : rote =
1 : 122. Therapie: Eisen, Arsen, Chinin. Nach zwei Monaten zeigt sich
der Kranke wieder in wesentlich schlechterem Zustande. Die Schwellung
von Lymphdrüsen, Milz und Leber hat im Vergleich zu früher nur wenig
zugenommen. Dagegen hat sich der Blutbefund völlig verändert und ist
nunmehr ausgesprochen leukämisch: weisse Blutkörperchen 151000,
weisse : rote = 1 : 6,05; auch die Leukocytenformel hat sich auf Kosten
der multinukleäreu und der Lymphocyten zu Gunsten der Myelocyten ver-
schoben. Leider entzog sich der Kranke der weiteren Beobachtung. Die
Diagnose lautete: Schwere megaloblastische Anämie und gemischtzeilige
Leukocytämie wahrscheinlich infolge chronischer proliferirender Erkrankung
des Knochenmarks. E9 folgt eingehende Besprechung der in der Litteratur
niedergelegten analogen Fälle. Auf Grund dieser vergleichenden Studien
kommt Verf. zu dem Schluss, dass in seinem Falle nicht nur der haupt-
sächlichste Sitz, sondern auch der Ursprung der Krankheit ins Knochen-
mark zu verlegen ist. Die Leukanämie verrät im Allgemeinen einen
leukämischen Proress mit hervorragender Beteiligung des Knochenmarks.
B e i t z k e.
J. Arregger, Beitrag zur Kenntnis der centralen Luxation des Ober-
schenkels im Hüftgelenk. Zeitscbr. f. Cliir. Bd. 71, II. 5 u. ß.
Die Luxatio centralis ist, wie A. auf Grund der Litteratur und an der
Hand eiuer Beobachtung iiu Bürgerspital Luzern ausführt, eine der seltensten
Hüftgelenksluxationen. Sie entsteht bei rascher Einwirkung einer grossen
Gewalt auf den Trochanter, wobei der Femurkopf durch das Acetabulum
in das kleine Becken verlagert wird. Die Hauptsymptomc dieser Ver-
letzung bestehen in Auswärtsrotation des Beines, leichter und meist wenig
schmerzhafter Redrcssionsmöglichkeit und langsamem Zurücksinken in die
fehlerhafte Stellung nach Aufhören der redressirenden Gewalt, Verkürzung
der Distanz zwischen Symphyse und Trochanter bei Stand des letztere!) in
der Axillarlinie bei gleichzeitigem Vorhandensein extraperitonealer lläma-
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No. 15.
Sll.BKKSIAKK. — Ljtn.ACK.
245
tome. Vorspringeu des Femurkopfes und der Beckenlrümmer ins Innere
des kleinen Beckens. Der allein sichere Nachweis der Verletzung geschieht
durch intraabdominelle Untersuchung von der Vagina oder dem Rectum
aus. combinirt mit einer radiographischen Darstellung des knöchernen
Beckens. Die Untersuchung hat wegen der Gefahr von Darm- und Blasen-
verletzung so schonend wie möglich zu geschehen. Die Therapie besteht
bei reponiblctn Femurkopf in Anlegung einer seitlichen und einer Längs-
extensioo mit baldigem Beginn der orthopädischen Behandlung oder in der
Herstellung eines bis über den Rippenbogen reichenden Gypsverbandes,
bei irreponibleni Femnrkopf in Hochlagerung in Schiene oder Extensions-
verband, bei Störungen der Beckenorgane durch das Caput femoris oder
sehr schlechter Stellung des Oberschenkels in Beckenrection und Reposition
des Femurkopfes, bei Complikationen wie Blutungen, Läsionen des Darmes
und der Harnorgane in dem für diese Verletzungen allgemein üblichen
Vorgeben. Der Verlauf ist bei leichten Fällen und zweckentsprechender
Behandlung ein günstiger, da im Beckeninnern für den Femurkopf ein
neues funktionsfähiges Gelenk aus den Trümmern des Acetabulum entsteht.
Bei schweren Fällen tritt meist in kurzer Zeit der Tod infolge von Shock,
Sepsis und Eingeweideverletzung ein. Joachimsthal.
Silherinnrk, Ueber Spinalanalgesie. Wiener klin. Wochensclir. 1904, No.4<1.
Bei 205 zum Zwecke chirurgischen Eingreifens vorgenotnmenen In-
jektionen anästhesirender Flüssigkeit in den Duralsack gelang 200 mal die
Analgesirung vollkommen und gewährte eine 25 Minuten bis l3/4 Stunden
dauernde Empfindungslosigkeit. Es wird von einer frisch bereiteten sterilen
3proc. Lösung von Eucaiu oder Eucain-/? 1 — 2 ccm injicirt. Störungen
intra operationem, bestehend in Collaps, Erbrechen, Brechreiz, Singultus,
Muskelzittern und Abkürzung der analgetischen Periode, traten vorzugs-
weise bei jugendlichen Individuen auf. Die Nachwirkungen, besonders
Kopfschmerzen, sind derartige, dass darin eine Contraindikation nicht ge-
funden werden kann. Die schon früher beobachtete Temperatmsteigerung
in den ersten 2—3 Tagen ohne erkennbaren Grund stellte auch S. häufig
fest — Folgende Sätze werden zum Schluss anfgestellt: 1. Die Spinal-
analgesie ist nicht gefährlicher als die Inhalationsnarkose und der Infiltrations-
methode deswegen überlegen, weil sie die anatomischen Verhältnisse nicht
verwischt. 2. Sie kann bei allen Operationen in der Leiste, an den Ge-
schlechts- und Harnorganen und den unteren Extremitäten bei Individuen
über 16 Jahre ohne jedes Bedenken angewendet werden. Insbesondere
bei alten oder decrepiden Personen ist sic ein guter Ersatz der meist
schädlichen Narkose. 3. Cocain ist wegen seiner Giftigkeit zu vermeiden.
Pe I teso h n.
Laplaee, The removal of internal baemorrhoids by excision. New- York
med. journ. 1904, 24. Dec.
Verf. entfernt grosse innere Hämorrhoidalknoten auf folgende Art:
Jeder Knoten wird an seinem oberen und unteren Ende mit einer Klemme
gefasst und dann mit der Schere so abgetrageu, dass nach jedem Scheren-
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248
Heine. — Best. — Schwabacii.
No. 15.
schlag die entstandene Wunde sofort durch fortlaufende Naht vereinigt
wird. Die Naht verläuft parallel dem Rectum. Verf. hat die Methode in
83 Fällen angewandt, ohne jemals eine Complikation zu erleben.
Philipsthal.
Heine, Ueber das centrale Skotom bei der congenitalen Amblyopie. Klin.
Monatsbl. f. Augenheilk. XLI1L, 1, S. 10.
Als congenitale Amblyopie aufznfassen ist jede höchstgradige und ge-
ringste Herabsetzung der Sehschärfe, die weder in den brechenden Medien
noch im ophthalmoskopischen Bilde ihre Erklärung findet und allem An-
schein nach als stationär auzusehen ist. Als Ursache der congenitalen
Amblyopie finden wir in 90 pCt. aller Fälle ein centrales Skotom, dessen
Ausdehnung der Sehschärfe etwa entspricht. Es ist rund oder oval, ab-
solut oder relativ, oft monocular, leichter noch binocular nachweisbar. Die
Peripherie ist meist frei, seltener findet sich eine mässige concentrische
Einschränkung. Entstanden denken kann man sich das centrale Skotom
auf zweierlei Weise. Entweder ist es fuuktionell bedingt, in frühester
Kindheit erworben oder es ist anatomisch bedingt, also angeboren. Für
letztere Annahme spricht sehr der fast regelmässige Befund eines centralen
Skotoms, auch in Schielaugen, wo man die grösste Hemmung in derjenigen
Netzhautregion annehmen sollte, welche mit der Macula des früheren
Auges Sehrichtungsgemeinschaft hat, nicht aber in der Macula. Möglicher-
weise kann der angeborene Defekt funktionell vergrössert werden. In der
Aetiologie des Strabismus spielt ein congenitaler Defekt im Bereich der
einen Macula eine bedeutende Rolle. Er erklärt aber das Zustandekommen
des Strabismus nicht allein, da nicht alle congenital amblvopischen Augen
schielen. Horstmann.
Best, Ueber eine hereditäre Maculaaffektion. Zeitschr. f. Augenheilk.
Bd. XIII, H. 3, S. 199.
B. hat in einer sehr zahlreiche Mitglieder besitzenden Familie aus der Um-
gebung Giessens 59 Individuen untersucht, von welchen 31 an verschiedenen er-
erbten Augenfehlern litten, wieAinblyopie, Strabismus convergens, Nystagmus.
Besonders bemerkenswert ist, dass bei 8 Mitgliedern die Macula lutea der
Netzhaut 6 mal doppelseitig und 2 mal einseitig einen hellrötlichen, cioer
abgelaufenen Chorioiditis ähnlichen Herd aufwies. Die Erblichkeit wird
durch einen beigefügten Stammbaum erläutert; weder Verwandtenehen noch
Lues kommen als ätiologischer Faktor in Betracht. G. Abelsdorff.
Sclnvnbach, Anatomische Befunde an Taubstummenlabyrinthen. Verband),
d. deutschen otol. Gesellsch. XIII. Versamml. in Berlin 1904, S. 33.
Sch. berichtet über die anatomischen Befunde von 0 Labyrinthen von
3 Taubstummen. In den beiden ersten Fällen musste, entgegen den
anamnestischen Angaben, dass die Taubheit in den ersten Lebensjahren
erworben worden sei, auf Grund des histologischen Untersuchungsergebnisses
angenommen werden, dass es sich um einen angeborenen Defekt handelte,
bedingt durch eine Entwickelungshemmung im häutigen Labyrinth, die sich
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No. 15.
BoWKN. LuRUSSKI. — ScHIKRHKCK.
247
dokumentirte durch Atrophie rcsp. Hypoplasie des Ganglion spirale und
Atrophie der von diesem ausgehenden Nervenfasern zwischen den beiden
l^tiuellen der Lumina spiralis ossea und in der mangelhaften Entwickelung
resp. dem vollständigen Fehlen des Corti'scben Organes. Im dritten Falle
konnte an der Angabe, dass die Taubheit erworben war, nicht gezweifelt
werden. Es handelte sich um die Folgen einer im 7. Lebensjahr über-
standenen Meningitis cerebrospinalis, die zu einer vollständigen Ausfüllung
der Schnecke mit neugebildetem Knochen auf beiden Seiten und zu einer
ganz eigenartigen Neubildung im Vestibulum, ebenfalls beiderseits, geführt
hatte. Dieselbe bestand im wesentlichen aus einem Convolut markhaltiger
Nervenfasern und bot ganz das Aussehen, wie es Virchow bezüglich der
Ampulatious-Neurome beschrieben hat. Schwabach.
1] Kuweit, Accidental vaccinia of the nasal cavity. The Lancct 1904,
Jtily 2.
2) Lithliuski, Accidentelle Vaccination der Naseuscbleimbaut. Münch,
med. Wochenschr. 1904, No 52.
1) Zu den sehr seltenen Fällen von zufälliger Uebertragung von Kuh-
pockenlymphe auf die Nasenschleimhaut gehört auch der von Vcrf. be-
schriebene Fall. Derselbe bezieht sich auf eine Frau, die sich von ihrem
eben geimpften Kinde inticirte und eine richtige Impfpustel in der rechten
Xasenseite auf dem Naseuboden nahe der Scheidewand davontrug. Sie
hatte dabei starkes Oedem des Gesichtes mit starker Schwellung der
rechten Nasenseite, Oberlippe und Wange. Ebenso waren auch die Augen-
lider so stark geschwollen, dass das Auge vollkommen verdeckt war. Der
Fall ging in Heilung über.
2) Ref. berichtet über eine Uebertragung der Vaccine von einem Säug-
ling auf die Nasenschleimhaut einer Frau, die an Erosionen der Nasen-
scheidewand litt. Gleichzeitig weist er auf die grosse Gefährlichkeit der
Impfung ekzemkranker Kinder hin, die nicht eher vorgenommen werden
soll, als bis das Ekzem vollkommen abgeheilt ist. Auch empfiehlt es sich,
Personen, die mit frisch geimpften Kindern umgehen, die grösste Sorgfalt
und die peinlichste Sauberkeit anzuempfehlen, da die accidentelle Vacci-
nation namentlich der Conjunktiva von den bösesten Folgen begleitet sein
kann. W. Lublinski.
M. I*. Sdlierbeck, Die chemische Zusammensetzung des Kotes bei ver-
schiedener Nahrung. Arch. f. Hyg. 1904, Bd. 51, S. 62.
RüBNEK und ebenso Prausnitz haben wiederholt darauf hingewiesen,
dass der Kot nur zum geringen Teile aus nicht resorbirter Nahrung be-
steht. zum grössten Teile aus Darmsäften. Sie fanden, dass der Stickstoff
gehalt der Trockensubstanz des Kotes eine ziemlich coustante Grösse ist
beim Genüsse gewöhnlicher gemischter Kost bei demselben Individuum
und dass auch bei verschiedenen Individuen verhältnismässig geringe
Schwankungen besteheu, im Durchschnitt hält sich der Stickstoffgehalt
auf 6 pCt. der Trockensubstanz. Wird dagegen eine besonders gut ver-
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•248
Sl’UlEKRKCK.
No. 15.
dauliche Nahrung gereicht, wie Reis, Fleisch, Weissbrot, so steigt das
Stickstoffprocent auf 8 bis 9 pCt. Umgekehrt wird bei schwerer verdau-
licher Kost, so bei grobem Roggenbrote ein niedrigerer Stickstoffgebalt
des Kotes gefunden, er fällt auf ca. 4 pCt. Auch bei den beiden anderen
im Kote bisher bestimmten Substanzen, dem Aschegehalt und Aether-
extrakt, Hess sich nachweisen, dass jeder für sich einen ziemlich con-
stanten Bruchteil der Kotmasse sowohl beim selben wie bei verschiedenen
Individuen ausmacht. Unter vornehralicher Berücksichtigung des Verhaltens
des Stickstoffs hat Prausnitz diese Verhältnisse folgendermaassen zu er-
klären versucht. Kr nimmt an, dass bei besonders gut verdaulicher Nahrung.
Reis, Fleisch, Semmel der Kot im Wesentlichen nur aus Darmsäften be-
steht und er bezeichnet diesen Kot mit ca. 8 pCt. Stickstoff, 12— 18 pCt
Aetherextrakt nnd 11 — 15 pCt. Asche als Normalkot. Unter gewöhnlichen
Ernährungsverhältnissen nun wird dieser Normalkot durch Residuen der
Nahrung in seiner Zusammensetzung verändert, und es muss, da der Stick-
stoffgehalt der Nahrung niedriger ist als der des Normalkotes, das Stick-
stoffprocent um so mehr herabgedrückt werden, je mehr Residuen von der
Nahrung bleiben, je weniger leicht verdaulich die Nahrung ist.
Sch. teilt nun in der vorliegenden Arbeit Untersuchungsergebnisse
mit, welche mit der Erklärung von Prausnitz nicht in Einklang za
bringen sind. Kr fand ebenfalls, dass Totalstickstoff, Aetherextrakt und
Asche bei demselben Individuum einen ziemlich constanten Bruchteil der
Trockensubstanz des Kotes, und zwar unabhängig von den Mengenverhält-
nissen dieser Stoffe in der Kost, bilden, konnte die nämlichen Verhältnisse
auch für Albuminstickstoff. Cellulose und Pentosane ermitteln; allein im
Gegensatz zu den früheren Versuchen stellte er fest, dass der Totalstick-
stoffgehalt des Kotes nicht bei allen Individuen bei gemischter Kost um
ca. 6 pCt. liegt, sondern bei einigen bedeutend niedriger, bei anderen
höher sein kann, und dass sowohl bei besonders gut verdaulicher wie bei
wenig gut verdaulicher Nahrung das Stickstoffprocent denselben Wert be-
halten kann wie bei gemischter Kost, und zwar sowohl, wo das Stickstoff-
procent besonders niedrig, wie da, wo es besonders hoch ist. Hinsichtlich
des Totalstickstoffgehaltes des Kotes giebt es somit wenigstens drei ver-
schiedene Typen von Individuen, der eine hat bei jeder Kostform ein sehr
niedriges Stickstoffprocent des Kotes, etwa 4 pCt., der zweite ein ver-
hältnismässig hohes von 6 — 7 pCt. und der dritte hat bei der groben,
stark kotbildenden Kost ein niedriges Stickstoffprocent, ca. 4, bei gewöhn-
lichen Kostverhältnissen ca. 6, bei sehr gut verdaulicher Nahrung 7 bis
8 pCt. Der Gehalt von Albnminstickstoff im Kote war dagegen bei dem
selben Individuum stets derselbe bei jeder untersuchten Kostform, auch
da, wo der Wert des Totalstickstoffs schwankte. Ebenso zeigte sich, dass
Fett, Asche, Cellulose und Pentosane stets in etwa dem gleichen Procent-
gehalt vorhanden waren, gleich welcher Art die Nahrung und wie gross
die Menge der Kotmasse war.
Will man nuu die Erklärung von Prausnitz auch für Individuen
gelten lassen, bei denen das Stickstoffprocent bei verschiedenen Kostformen
unverändert bleibt, so muss man annehmen, dass alle Nahrung in der
Hauptsache vollständig resorbirt wird, auch bei Kost aus gröbstem Brote,
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No. 15.
Hkikricusdoki'f.
•249
und das« der Stickstoffgehalt der Darmsekrete bei den verschiedenen In-
dividuen verschieden ist, bei den einen ca. 4. bei anderen 6 — 7 pCt. beträgt.
I)a nun Cellulose und Pentosane nicht wohl anders denn als Nahrungs-
reste aufgefasst werden können, so kann von einer vollkommenen Resorption
uicht die Rede sein. Vielmehr muss angenommen werden, dass der Orga-
nismus regulirend auf die Zusammensetzung des Kotes einwirkt, sodass
sich unabhängig von der Kost im Darm eine Kotmasse bildet, deren einzelne
chemische Bestandteile stets in fast constantem Verhältnisse zueinander
stehen.
Bei den beiden Typen, bei denen das Stickstoffprocent unabhängig
von der Kost gleich bleibt, das eine Mal ca. 4, das andere Mal 6 — 7 pCt.
muss der Verlust an Stickstoff bei der Verdauung der ausgescbiedenen
Kotmasse proportional sein; entspricht also bei beiden derselben Nahrung
die gleiche Kotmasse, so wird der Verlust an Stickstoff bei ihnen ein sehr
verschiedener sein. Bisher ist angenommen worden, dass es abgesehen
von kleineren Schwankungen keine wesentlichen individuellen Verschieden-
heiten der Ausnutzung giebt. Sch. konnte nun bei zwei Individuen, deren
Kot constant ca. 4 bezw. 6,5 pCt. Stickstoff aufwies, feststellen, dass bei
ihnen der Unterschied im Stickstoffgehalte keineswegs durch die Kotmengc
compensirt wurde, sondern dass sogar das Individuum mit hohem Stick-
stoffprocent im Kote grössere Mengen Kot ausschied, sodass hinsichtlich
der Ausnutzung der Albuminstoffe recht erhebliche individuelle Schwan-
kungen bestehen können. H. Bischoff.
C. HeinriehsdorlT, Klinische Beobachtungen über Agurin. Therap. Mouatsh.
1904, Oktober.
Agurin (über dessen chemische und pharmakologische Eigenschaften
hier schon berichtet wurde; s. d. Cbl. 1903, No. 23. Ref.) wurde von H.
bei 28 Patienten versucht; 5 litten an lokalem Ascites, 6 an chronischer
Nephritis nnd 17 an Erkrankungen des Herzens. Das Mittel wurde in
Pulver- oder Tablettenform in Eiuzeidosen von 1/2 — 1 g und in Tagesdosen
von 3 g gegeben. In den 5 Fällen von lokalem Ascites hatte Agurin keine
Wirkung; weder stieg die Urinmenge, noch wurden Ascites, Transsudate
oder Oedeme in irgend einer Weise beeinflusst. Unter den 0 Fällen von
chronischer Nephritis war viermal ein negatives Resultat zu verzeichnen;
dagegen konnte in den beiden anderen Fällen ein deutlicher Erfolg con-
statirt werden. Ob diese Wirkung längere Zeit andauert, konnte nicht
entschieden werden, da kurz nach der letzten Agurindosis der eine Pat.
starb und der andere entlassen wurde. Bei den Erkrankungen des Herzens
waren die Resultate zufriedenstellender; unter den 17 Fällen hob sich
13 Mal die Diurese beträchtlich, wobei verschiedene Fälle waren, die auf
Digitalis, Stropbantus, Diuretin und Chlorbaryum nicht reagirten. Unter
den 4 Misserfolgen waren 2, bei denen das Agurin, da es nicht vertragen
wurde, schon am ersten bezw. zweiten Tag ausgesetzt werden musste. Das
Mittel verursachte auch in anderen Fällen nicht gerade selten Uebelkeit
und Erbrechen. Zeigt sich in den ersten Tagen keine deutliche Wirkung,
so tritt diese auch später kaum ein. Eine Wirkung scheint nur dann sich
r
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250 Krank. — Leokhek. (ioooam.. No. 15.
zu zeigen, wenn Hydropsicn vorhanden sind; schwinden diese, so sinkt die
Diurese wieder; bei gesunden Menschen wird sie überhaupt nicht erhöht.
Kine Dauerwirkung nach Aussetzen des Mittels scheint nicht stattzufinden.
Die Frage, ob das Agurin auf das Herz oder auf die Nieren oder auf
beide wirkt, lässt Verf. offen. K. Kronthal.
A. Frank. Zur Frage der traumatischen Entstehung von Herzmuskel-
erkrankungen. Prager mcd. Wochenschr. 1905, No. 8.
Ein bis dahin gesunder 39jähriger Bremser, dem beim Rückschnellen
einer ausgezogenen Bremse deren Kurbel die untere linke Thoraxhälfte
traf, zeigte bei der zwei Tage später vorgenommenen Untersuchung (abge-
sehen von einem akuten Bronchialkatarrh) lediglich eine diffuse Blutunter-
laufung an der unteren Thoraxwand linkerseits. Einige Monate später
erkrankte Patient ziemlich plötzlich unter sehr bedrohlichen Erscheinungen
seitens des Herzens (hochgradige Atemnot, Ohnmachtsanwandlungen, Collaps-
erschcinungen); Verf. coustatirte jetzt Verbreiterung der Herzdämpfung
nach links, am Herzen leise, dumpfe Töne, einen frequenten, kleinen,
arhythmischen Puls; man diagnosticirte eine Myodegeneration des Herzens,
deren Erscheinungen erst im Laufe von Monaten soweit nachliessen, dass
Patient wiederum einen leichteren Dienst absolviren konnte. In längerer
Auseinandersetzung sucht Verf. nachzuweisen, dass zwischen dem Anfall
und der in Rede stehenden Herzaffektion ein ursächlicher Zusammenhang
besteht. L. Perl.
1) 0. Lederer, Ueber Ruminatio humana und ihre Beziehungen zur
Hämophilie. Wiener klin. Wochenschr. 1904, No. 21.
2) Uoodall, A contribution to the histology and genealogy of haemophilia.
The Scottish med. and surg. journ. 1905, Febr.
1) L. macht darauf aufmerksam, dass sich zuweilen Ruminatio humana
mit Hämophilie vereint findet, bekanntlich zwei als Degenerationserschei-
nungen bezeichnete Krankheitszustände. Bezüglich der Beziehungen zwischen
diesen beiden Anomalien giebt der Verf. an, dass die Phosphaturie, die
er regelmässig in Fällen von Ruminatio humana constatiren konnte, insofern
wohl bedeutungsvoll sein kann, als sie den Ausdruck für eine vermehrte
Kalkausscheidung bildet, und da mau heute allgemein annimmt, dass die
löslichen Kalksalze für die Gerinnung des Blutplasmas unbedingt notwendig
sind, eine erheblichere Störung des Kalkstoffwechsels vielleicht Hämophilie
zur Folge haben könnte. Dazu kommt ferner im Allgemeinen, dass beide
Krankheitsformen meist nur bei Männern Vorkommen und dass auch die
Vererbung gerade keine Seltenheit darstellt. Wenn auch das Gesagte sich
lediglich auf hypothetischem Boden bewegt, so soll es doch wenigstens
dazu die Anregung geben, dass der Arzt in jedem Falle von Ruminatio
humana auf das Vorhandensein etwaiger Hämophilie fahndet. — Der
speciell beschriebene, einen 32 Jahre alten Mann betreffende Fall von
Wiederkäuen deckt sich im Allgemeinen mit den bisher bekannten Kranken-
geschichten. Was den oesophagoskopischen Befund betrifft, so sah man
bei der Untersuchung in der Rückenlage die offenstehende Gardia in Form
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No. 15. Tkkkien und I.amv. 251
eines rosettenförmigen Kranzes von Schleimhautfalten. Tiefer unten er-
schien die faltige Magenschleimhaut. Aus der Tiefe kam stossweise Flüssig-
keit. Beim Zurückziehen des Instrumentes erschien die Schleimhaut des
nicht erweiterten Oesophagus blass mit glasigem Schleim bedeckt, während
einzelne Gefässe injicirt waren (Zeichen eines chronischen Katarrhs).
Dlcerationen und Seitentaschen fanden sich nicht.
Carl Rosenthal.
2) Verf. berichtet zunächst von einem 14 Jahre alten Knaben, der
seit 3 Wochen an unstillbarem Nasenbluten litt und unter der fortschreiten-
den Anämie zu Grunde ging. Diesem Patienten abgenommenc Blutstropfen
zeigten erst nach 30 Minuten Geriunung, am Tage vor dem Tode erst
nach 50 Minuten. Bei der Sektion liess sich in der Leber reichlich freies
Eisen chemisch nae.hweisen, sonst nur extreme Blässe aller Organe. Am
mikroskopischen Blutbefund fiel neben der Oligocythämie nur eine leichte
Poikilocytose auf.
In diesem Fall litt die Grossmutter mütterlicherseits häufig an Nasen-
bluten, deren Mann war gesund. Ueber die Grosseltern väterlicherseits
liess sich nichts eruiren, der Vater des Pat. war jedoch in der Jugend
ausgesprochen hämophil. Pat. hat 7 Geschwister, von denen 2 Knaben
ebenfalls Bluter sind.
Ferner teilt Verf. den Stammbaum einer Bluterfamiiic durch 4 Gene-
rationen mit, in der die Hämophilie teilweise auch bei Frauen auftritt,
andererseits auch durch Männer vererbt wurde. Alkan.
E. Terrien et L. Laniy, Situation et deplacements physiologiques de la
pointe du coeur chez les enfants de 5 ä 15 ans. Rev. mens, des mal.
de l'enf. 1903, S. .548.
Verff. haben bei einer Reihe durchaus gesunder Kinder im Alter von
5 — 15 Jahren die Lage und Verschieblichkeit der Herzspitze bestimmt.
Sie kommen zu folgenden Ergebnissen: In der Rückenlage befindet sich
gegen das 5. Lebensjahr hin die Herzspitze im 4. Intevcostalraum; sie
steigt allmählich mit zunehmendem Alter in fast senkrechter Richtung
herab, fast immer ausserhalb der Mammarlinie, bis sie im Alter von
10 Jahren den oberen Rand der 5. Rippe erreicht. Um diese Zeit hat sie
sich auch der Mammarlinie sehr genähert. Gegen das 14. Lebensjahr
hin befindet sich der Spitzenstoss im 5. Intercostalraum innerhalb der
Mammarlinie. — In der linken Seitenlage entfernt sich die Spitze ziemlich
beträchtlich aus ihrer Normalstellung und zwar in der Richtung nach
unten und aussen. Im Alter von 5 Jahren beträgt die Abweichung nach
links 18 — 20 mm, nach unten nur 5 mm; im Alter von 7 Jahren ist die
transversale Verschiebung 22 mm, nach unten 14 mm; bei 12— 15jährigen
30 mm horizontal, 20—25 mm vertikal. — In der rechten Seitenlage ist
die Verschiebung weit geringer. Im Alter von 5—7 Jahren steigt bei
dieser Lage die Spitze fast senkrecht aus ihrer Anfangsstellung und zwar
um etwa 15 mm herab, dabei nur eine geringe Verschiebung nach iunen
machend. Bei 7jährigen und älteren Kindern steigt die Spitze nur wenig
herab und bewegt sich nur in geringem Maasse nach iunen. Die Kenntnis
/•
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252
Mackintosh. Uthkmann — Kkoktmal.
No. 15.
dieser Verhältnisse ist von besonderer Wichtigkeit für die Diagnose der
Verwachsungen des Herzbeutels. Stadtbagen.
1) A. W. Mackintosh, ßulbar Symptoms in paralysis agitans. The
Scottish med. and surg. journ. 1903, Oct.
2) K. Rtilieitiann, Ueber Schüttellähmung nach Unfällen, ßerl. klin.
Wochenschr. 19U4, No. 13 — 15.
1) ln einem Falle typischer Paralysis agitans war ein schon
mehrfach dabei beobachtetes Symptom, ein dauernder Speichelfluss, die
quälendste Erscheinung. Daneben bestand eine Schwäche der Stimmt,
bulbäre Sprache und eine Schwäche der Zungenbewegung (mit Abweichung
nach links). M. glaubt, dass diese Störungen bulbären Läsionen und Ge
fässveränderungen in der Brücke zuzuschreiben sind, die analog sind den
anderen diffusen arteriosklerotischen Herden, die man für die Paralysis
agitans verantwortlich machte, und also gelegentlich eine Complikation
des Leidens darstellen. Nach anderen dürften cerebrale cortikale Läsionen
auch diese bulbären Störungen veranlassen können, die als nicht seltene
Symptome der Paralysis agitans zu bezeichnen sind. Auch Dysphagie ist
neben Dysarthrie und profuser Salivation gelegentlich beobachtet.
2) R. berichtet über 35 Fälle von Paralysis agitans (aus der Nerven-
klinik der Charite); 7 die mit einem Trauma ursächlich im Zusammenhang
standen, werden ausführlich mitgeteilt. Als sonstige Ursachen in den
anderen Fällen kamen in Betracht Gemütsbewegungen, Erkältungen, In-
fektion*- und Intoxikationskrankheiten, Ueberanstrengung, neuropathisebr
Disposition ii. s. w. Die Syphilis scheint ätiologisch keine Rolle zu spielen,
in 29 Fällen fehlten sichere Zeichen einer vorausgegangenen Lues; nur
dreimal sollte bei den 35 Fällen eine luetische Infektion vorausgegangen
sein. Das Durchschnittsalter der 16 Männer bei Beginn der Erkrankung
war otP/j Jahre, das der 19 Frauen 58 Jahre. — R. vertritt die Ansicht,
dass in einer nicht unbeträchtlichen Zahl der Fälle ein causaler Zusammen
hang der Paralysis agitans mit Unfällen nachgewiesen werden kann. Meist
treten die charakteristischen Erscheinungen erst eine Zeit lang nach dem
Unfall in die Erscheinung und zwar meist zuerst an dem Gliede. das von
dem Trauma betroffen war: sonsl war der Verlauf und die Symptomato-
logie der traumatisch entstandenen Fälle nicht abweichend von den anders
bedingten Fällen. Namentlich bei jungen Leuten, wo alle anderen Ursachen
der Krankheit fehleu und die bis zum Trauma gesund waren, lässt sich
oft ein Zusammenhang der Schüttellähmung mit dem Trauma nachweisen.
Natürlich sind die Fälle von traumatischer Hysterie hierbei ahzugrenzen
und auszuschalten. S. Kalischer.
1) 1*. Knillthal, Biologie und Leistung der centralen Nervenzelle. Neurol.
Centralbl. 1903, No. 4.
2) Derselbe, Zum Kapitel: Lcnkocyt und Nervenzelle. Anat. Anz. 1903.
XXII. Bd.
1) K. geht von folgenden Ueberlegungen aus: Reizung eines peripheren
Nervcnstammes oder des weissen Marks oder der grauen Hirnrinde führt
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No. 15.
Kronthai..
253
ui Maskeicontraktionen. Im ersten und zweiten Falle werden zweifellos
Kasern gereizt, im dritten Falle ein Gewebe, das aus Zellen und Fasern
besteht. Die Nervenzelle wird von Fasern durchzogen (Apathy, Bette),
also scheint der Schluss, dass auch bei Rindenreizung die Muskelcontraktion
auf Faserreizung beruhe, nicht unberechtigt. Dass die Zelle als Kom-
mandeur eine Anzahl Fasern unter sich hat, wie man annimmt, dein wider-
sprechen die Untersuchungen von Bette (Fasern durchziehen die Zellen
continuirlich von einem Dentriten zum andern, der Neurit kommt nahe
der Zelle zur Auflösung oder er geht eine Strecke weit und wir meinen
er ende in Muskeln, Drüsen etc.). Bewiesen werde das weder durch die
Golgi’scben Bilder noch durch die Entwickelungsgeschichte. „Es enden
wohl alle Neuriten im Centralnervensystem.'* Was leistet dann die Nerven-
zelle? Als Organismus, für den wir jede Zelle halten müssen, müsste sie
Nahrung verbrauchen und verarbeiten — das tut sie nicht, denn sie hat
sich als unabhängig von der Ernährungsweise des Individuums erwiesen
(Hungerversuche). Auf Gifte (Chloroform) reagirt nicht die Nervenzelle
primär, sondern alles weist darauf hin, dass zuerst die Peripherie afficirt
wird und dass, wenn diese Affektiou hochgradig wird, sich centrale
Störungen einstellen. Wie pflanzt sich die Nervenzelle fort? Wir sind
überzeugt davon, dass ein Individuum nicht mit den Nervenzellen, mit
denen es zur Welt kommt, nach 70—80 Jahren stirbt, aber noch Niemand
hat Nervenzellen in Teilung begriffen gesehen. Da sie keiue Nahrung
verarbeiten, können sie sich auch nicht fortpflanzen. Auch beim Embryo
teilt sich die Nervenzelle nicht. Die Nervenzelle ist also kein Organismus
und das beweisen nach K.’s Ansicht auch Präparate, die nach einer neuen
Methode gefertigt sind und von ihm demonstrirt werden. Aus ihnen geht
hervor, dass die Nervenzellen, aus Verschmelzung von l.eukocyten entstehen,
welche sich um die Fasern legen. Diese Gebilde entstehen und vergehen
in raschem Wechsel, die Bahnen, welche sie umgreifen bestehen fort. Was
leisten diese Zellen? Sie heben die Isolirung der. centralen Bahnen auf.
Auf diese Weise erklärt K. die sogen, psychischen Processe, wie er im
Schluss dieses Vortrages noch im Einzelnen weiter ausführt.
2) K. fand bei Behandlung des Centralnervensystems nach einer von
ihm selbst ersonnenen Methode in der grauen Substanz Zellen mit alleu
Charakteren der Leukocyten, welche in dem Fasergewirr festgehalten
werden, dieses umfliessen und so von ihm durchzogen werden (Apätby-
Bette'scho Fasern). Diese Zellen sterben ab und confluiren mit einander,
sie hören damit auf Organismen zu sein. Aber auch bei der Nervenzelle,
soweit man sie bisher kannte, spricht alles dagegen, dass sie ein Orga-
nismus ist (s. die vorhergehende Arbeit desselben Verf.’s). K. ist der
Ansicht, dass jene oben beschriebenen Zellen das darstelleu, was wir bisher
als Nervenzellen ansahen. Diese Zellen haben die Wirkung, dass sie die
Isolirung der einzelnen Fasern aufheben; der dauernde Wechsel der Bahri-
combinationen durch das beständige Werden und Vergehen der Nerven-
zellen sichert eine gegenseitige Beeinflussung aller Elementarorganismen.
Die Fasern sind das Bestehende. Die Dentriten sind Protoplasmamasse,
die längs der Fasern verfliesst. Die vorliegende Arbeit stellt eine Ant-
wort dar auf Einwände, die gegen K. auf Grund seiner Monographie über
✓
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254
(ioMlSTKIN. CtlMSTON.
No. 15.
die Nervenzelle und des oben referirten Vortrages erhoben worden sind.
Zuerst setzt er sich mit Fuagnito über Prioritätsansprüche auseinander.
Sodann widerlegt er die Entgegnungen, welche unter Hinweis auf die
Golgi’scben Zellbilder gegen seine Lehren gemacht werden, indem er be-
tont, dass man garnicht wisse, was das Golgi’sche Reagens färbe, ob
Räume mit oder ohne Zellen u. s. w. und dass sie Conturcn aber nicht
Strukturen färbe, vor allem nicht die die Zellen durchziehenden Fibrillen
und darauf komme cs an. Sodann widerlegt K. die Einwände, welche
aus der Entwickelungsgeschichte gegen seine Gedankengänge erhoben
werden und beruft sich auf die llis’schen Bilder in dessen bekannter
Arbeit. Er ist der Ansicht, dass die peripheren Fasern sich an Ort und
Stelle bilden. Dass der ungemein feine Bau der Nervenzelle beweise, dass
sie ein Organismus sei, bestreitet K. Endlich ist er der Ansicht, dass die
Verschiedenheit in der Form der Ganglienzellen je nach ihrer Lokalisation
ebensowenig zu Gunsten der Anschauung spreche, sie seien Organismen,
ihre Form richte sich aber nach der Verschiedenheit der Faserrichtuug.
M. Brasch.
0. Goldstern, Zwei Fälle von Eruptionsiktcrus bei Syphilis. (Aus der
Universitätsklinik f. Geschlechts- u. Hautkrankh. des Prof. E. Finger in
Wien.) Wiener med Wochensehr. 1904, No. 40 — 42.
Der Eruptionsikterus bei Syphilis, der namentlich durch sein zeitliches
Zusammentreffen mit dem Ausbruch syphilitischer Erscheinungen, das Fehlen
anderer nachweisbarer Ursachen, durch die beträchtliche Leber- und Milz-
schwellung, die mangelnde Acholie der Stühle ebarakterisirt ist, scheint
recht selten zu sein, da ihn Verf. unter 7402 Fällen von Frühsyphilis nur
20 mal fand. Ueber die eigentliche Pathogenese dieses Ikterus sind be-
kanntlich die verschiedensten Hypothesen aufgestellt worden (Compression
des Ductus choledochus durch geschwellte Drüsen, Exanthem der Gallen-
gangschleimhaut etc.). G. hält es für das Wahrscheinlichste, dass man es
bei ihm in Analogie mit dem bei gewissen anderen Infektionskrankheiten,
wie bei Pneumonie, Pyämie, Malaria, biliösem Typhoid, Fcbris recurrens
auftretenden Ikterus mit einem durch das Contagiuui der Syphilis hervor-
gerufenen, von der Leber primär seinen Ausgang nehmenden Process zu
tun hat. Sein Auftreten wird vielleicht durch eine besondere Disposition
des Organs, etwa infolge einer früheren Erkrankung, begünstigt; wenigstens
hatten in den beiden vom Verf. mitgeteilten Fällen die Patientinnen schon
früher einmal an Gelbsucht aus anderen Ursachen gelitten.
H. Müller.
('iiinston, The surgical treatment of acquired incontinence of urine in
women. Med. News 1904, No. 3.
Die erworbene lncontiuenz traumatischen Ursprungs ist oft bedingt
durch Verletzungen der Urethra bei deren Erweiterung, z B. bei Abgang
von Steinen oder Tumoren; auch während der Schwangerschaft wirkende
Traumen führen oft zur lncontiuenz; ferner beobachtet man eine solche
gelegentlich bei Verlagerungen der Geuitalorgane, speciell bei Uterusprolaps,
ebenso bei sich retrahirenden Narben der Vagina. Entsprechend der Ir
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No. 15.
Bickekstetu. Moyhihau. Thomas. — Krkidl u. Mandl.
255
sache wechselt auch die Behandlung, die meistens viel Geduld von Arzt
und Patient erfordert. Karo.
1) Bickersteth, Intravesica) Separation of the urines coming from the
two ureters as an aid to diagnosis in surgical cases of the kidneys.
The Lancet 1004, No. 4204.
2) It. G. A. Moynihnm, Note on the intravesical Separation of the urinu
from each kidney. Brit. med. journ. 1004, No. 2270.
3) J. L. Thomas, A note on L)r. Cai’HELIN's urinc Separator. Ibidem.
1) B. teilt seine Erfahrungen mit dem Luys’schen Segregator mit, den
Ureterenkatheterismus beherrscht er zu wenig, um ihn erfolgreich ver-
wenden zu können; seiner Meinung nach dürfte er nie eine allgemeinere
Bedeutung erlangen. Karo.
2) Verf. beschreibt die von Luys und von Cathelin construirten Harn-
segregatoren, die innerhalb der Blase durch Aufrichtung einer senkrechten,
in der Medianebene des Körpers einzusetzenden künstlichen Scheidewand
den von beiden Ureteren gelieferten Harn getrennt auffangen wollen. Er-
möglicht wird dies durch Einführung eines katheterartigen Instrumentes,
welches das zusammengefaltete künstliche Septum in sich birgt und zu-
gleich mit einem Mechanismus zur Entfaltung und Aufrichtung dieses
Septums versehen ist. Die Hauptschwierigkeit des Verfahrens beruht in
der richtigen Adaptirung der Instrumente. Bei dem Cathelin'schen werden
neuerdings verschiedene Grössen von Septen geliefert; welches von diesen
für einen bestimmten Kall zweckmässig ist, wird durch vorherige Bestim-
mung der Blasenkapacität festgestellt. Im ganzen zieht Verf. das In-
strument von Lurs für Frauen, das von Cathelin für Männer vor. Kr
hält beide Instrumente für praktisch wertvoll und stellt eine Veröffent-
lichung seiner klinischen Erfahrungen damit in Aussicht.
3) Verf. empfiehlt den Harnsegregator von CaTHEI.IN; um darzutun,
dass durch die in der Blase aufgerichtete Scheidewand wirklich der Harn
beider Nieren getrennt wird, erwähnt er eines Falles von rechtsseitiger"
Nierenblutung, bei dem eine vollkommene Trennung der beiderseitigen,
sehr differenten Harne durch das Instrument gelang. Wenn er aber in
dem am Schluss der Arbeit mitgeteilten Fall bei mehreren Untersuchungen
mit dem Harnsegregator von der einen Seite überhaupt keinen Harn er-
hielt, so hielt er es hier doch für nötig, sich durch die Cystoskopie von
dem Zustande der Uretcrmündungen zu überzeugen. Erst die cystoskopische
Betrachtung der nicht funktionirenden üretermündung war ausschlaggebend
für die Ueberzeugung, dass die eine Niere wirklich keinen Harn lieferte,
und dass bei den Untersuchungen mit dem Segregator nicht etwa der
l’reter künstlich verschlossen worden war.
Dass der Ureterenkatheterismus durch diese Segregatoren ersetzt werden
kann, ist nach Meinung des Ref. nicht wahrscheinlich. B. Marcuse.
Kreidl und .Mandl, Experimentelle Beiträge zu den physiologischen Wechsel-
beziehungen zwischen Fötus und Mutter. Sitzungsberichte der kaiserl.
Akademie der Wissenschaft. CVIII. Bd., VI. u. VII. H. Wien 1904.
Die Verff. haben äusserst interessante und bedeutungsvolle Unter-
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*256
Kkkidl und Mani>l.
No. 15.
suchungen über die Bildung von Hämolysinen im mütterlichen und fötalen
Blut und die etwaige Durchlässigkeit der Placenta für Hämolysine ange-
stellt. — Die Versuchsergebuisse müssen des genaueren im Original nach-
gelesen werden. Hier sei nur folgendes hervorgehoben: Die Verff. fanden
zunächst die bemerkenswerte Tatsache, dass gewisse Körper des Rinder-
hintes, die allgemein als den Eiweisskörpern nahestehend betrachtet werden,
aus dem Fötus in die Mutter gelangen. Damit wurde ein Beweis für ein
Vorkommnis erbracht, das seit langem postulirt und für das Leben des
Fötus für bedeutungsvoll angenommen wurde. — Produkte des Fötus
können an die Mutter abgegeben werden; denn es zeigte sich, dass der
Fötus Hämolysine zu bilden im stände ist und dass er dieselben zum Teil
an die Mutter abgiebt. — Aus den Versuchen geht ferner hervor, dass der
Fötus schon iutrauterin — wenigstens in den vorgeschrittenen Stadien
seiner Entwickelung — mit der Fähigkeit begabt ist, gegen fremde, ihm
zugeführte Stoffe mit der Bilduug von Antikörpern zu reagiren. — Was
die Frage anbetrifft, in welcher Weise die Substanzen, welche dem Fötus
einverleibt werden, auf die Mutter übergehen, so ging aus Versuchen,
welche sich mit der Prüfung von fötalem Serum nach Einverleibung einer
fremden Blutart in die Mutter beschäftigten, hervor, dass die in der
Mutter gebildeten Hämolysine als solche die placentare Scheidewand
passiven. Dagegen konnte man nach Vorbehaudlung des Fötus in
der Mutter unter gewissen Umständen sowohl das Auftreten passiver als
auch aktiver Hämolysine beobachten. — Sehr auffallend war, dass in allen
jenen Fällen, in welchen die Föten die experimentelle Einverleibung der
Sera nicht übel lebten und vorzeitig ausgestossen wurden, stets im mütter-
lichen Serum der Nachweis aktiver Hämolysine zu erbringen war, während
in einem Falle, in welchem der Fötus den Eingriff durch lange Zeit ertrug
und lebend entwickelt wurde, nur der Nachweis einer passiven Immuni-
sirung der Mutter gelang. Aus der Tatsache, dass in jenen Fällen im
mütterlichen Serum aktive specitische Hämolysine auftreteu, ist der Schluss
"zu ziehen, dass hier die zur Bildung der Hämolysine erforderlichen Be-
standteile der fremden, dem Fötus injiciiten Blutart in den Kreislauf di-r
Mutter gelangt sind, eine Tatsache, die die Verff. des genaueren zu erklären
suchen. — Schliesslich untersuchten K. und M auch das Verhalten der
Amnios- und Aliantoisflüssigkeit auf Hämolysine. Weder die speci-
ffschen Hämolysine der Muttertiere, noch die specifischen Hämolysine des
Fötus waren in der jeweiligen Amnios- oder Ailautoisflüssigkeit nach-
zuweisen. Weder durch Hinzufügen des inaktivirten Serums der Mutier
oder eines normalen Ziegenserums gelang es in den genannten Flüssig-
keiten die specifischen Hämolysine für Rinderblut nachzuweisen. Nach
diesen Befunden ist also mit Sicherheit zu behaupten, dass weder aus dem
mütterlichen noch aus dem kindlichen Serum Hämolysine in das Frucht-
wasser übergehen und dass daher, wie auch Polano gefunden hat, da«
Fruchtwasser weder reines kindliches noch reines mütterliches Serum sein
könne. Br. Wolff.
Hinwendungen «erden au die Adresse des Herrn Lieh. Med.-Kat Prof. Dr. M. Bernhardt (Berlin H
Kr^nxÖsiftche Strasse 1*1) oder an die Vorlagshandlung (Berlin NW,. Unter den Linden 68) erbeten
Verlag von August H irttrli« »Id in Berlin. — l'ruek foa I«. Sr hu mar her in llrrlia X 94.
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Centralblatt
Heilster.
Praia dea Jahrgang««
28 Mark ; zu beziehtMi
<lur<*h alle Buchbaud-
I linken u. Posianstalteo.
für die
edicinischen Wissenschaften.
Unter Mitwirkung von
Prof. Dr. H. Senator, Prof. Dr. E. Salkowski,
redigirt von
Prof. Dr. M.
in Barlin.
1905. **• April-
liitx.lt: Wilson, Vorkommen eines vierten Molarzahncs. — Form,
leber die Kormelemente des Colostrums. — Hkkq, du Boi» - Hk v mo nh und
Zcxtz. Die Arbeitsleistung beim Radfahren. — Monjour, Verteilung des Gallen-
farbstoffs bei Ikterus. — Einhorn und Hrusr.it. Bestimmung des Indols in den
Fäces. — Lanqbtkin und Maveh, Die Ei vreisskörper des Blutes bei Infektion. —
Boinkt, Rachitisartige Euchondrose. — Nibdnbr, Uebur ankylosireude Wirbel-
entzündung. — Likrlein, Hilijkeranbt, Ucber Perityphlitis. — Ballance,
Thorakoplastik bei Empyem. — Bkckkh. Ucber den Farbensinn bei künstlicher
Beleuchtung. — Vogt, Wirkung der Anilinfarben auf das Auge. — Schulze.
Seltener otogener Senkungsabscess. — Iwanofk, Ueber Pharyngitis granulosa. —
Kistke und Tbautmann. Wernkh. Zur Desinfektion mit Formaldehyd. —
Rom, Fickkb und Hoffmann, Ueber deu Nachweis von Typhusbacillen. —
Loeb, Zur Wirkung des Pyrenols. — Kl i kn kbkrgkr, Fortleitung der Geräusche
im Thorax. — Hermann, Krauhk. Zur Magenchirurgie. — Zufpingrr, Wert
der Scbutzimpungen gegen Diphtheritis. — v. Taboua. Zur Diaguostik der Pleura-
exsudate. — Oppenheim. Ueber Polymyositis. — Benjamin, Lungengaugrän
und Hirnabsress. — Huer, Elektrisch-diagnostische Mitteilungen. — Jksionek
und Kiolrmrnoglou, Protozoönartige Gebilde bei Syphilis. — Gassmann,
Nephritis nach Einreibung von Perubalsam. — Polland, Therapeutische Ver-
suche mit Radium. — Trkvithick, Nachweis von Tuberkelbacillen im Harn. —
Johnson, Zur Blasentuberkulose. — Pollak, Ueber Hypoplasie uteri.
J. T. Wilson, Two cases of fourth molar teeth in the skulls of an
australian aboriginal and a New-Galedonian. Journ. of anat. and physiol
1905, p. 120.
W. beschreibt einen Eingeborenen-Schädel von Queensland mit einem
vierten Molaren jederseits im Oberkiefer. Der überzählige Zahn ist etwas
kleiner als die vorderen Backzähne, im übrigen aber wohl ausgebildet.
Im Unterkiefer waren nur drei Molaren vorhanden, doch fand sich rechts
distal vom Weisheitszabn eine Zuckerkandl’sche Delle, eine rudimentäre
Alveole. Ein zweiter Fall stammt aus Neu-Caledonien und zwar ebenfalls
von einem männlichen Craniuni. Auch hier ist beiderseits im Oberkiefer
ein kleiner überzähliger Molar vorhanden. Dieses Vorkommen ist überaus
selten, es sind nur wenige Fälle bekannt. Reste einer vierten Molaralveole
lassen sich indessen häutiger bei iugendlichen Schädeln in Form einer
XL1II. Jahrgang. 17
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258
Popi-kr. — Rnu;. du Bois-Reymond und Zuktz.
No. 16.
blind endenden Nische oder Grube bei jüngeren, als Dellen bei älteren
Schädeln nachweiseu. Vierte Molaren sind, wie das nicht sehr reichliche
statistische Material ergiebt, bei Negern häufiger als bei Europäern, bei
Australierschädeln sind sie ebenfalls teils ausgebildet, teils rudimentär
öfters angetroffen worden (W. Krause). — Gelegentlich treten auch bei
anderen Primaten vierte Molaren auf, so beim Chimpanse. Zu der Frage,
ob dieser Variation eine phylogenetische Bedeutung zukomme, stehen sich
die Ansichten der Autoren schroff gegenüber. In der Tat muss man weit
in der Tierreihe zurückgehen (Beutler), um auf eine Vierzahl der Molaren
zu stossen. Bradley hat sich in einem ähnlichen Falle dahin ausge-
sprochen, dass man in einer überzähligen Zahl lediglich eine Variation,
bedingt durch eine über das gewöhnliche Maass hinausgehende Verlängerung
der Zahnleiste zu erblicken habe, und dieser Ansicht schliesst sich W. an.
In der Tat findet sich auch beim Vorhandensein eines vierten Molaren
stets der Alveolarfortsatz nach hinten verlängert. Die Ursprungsweise des
dritten Volaren, die Häufigkeit seiner gelegentlichen Unterdrückung, seiner
Existenz als nicht durchgebrochener Zahn wiederhole sich beim vierten,
nur ist das Zahlenverhältnis ein ungemein viel ungünstigeres. Ueber die
beim Embryo wirkenden Ursachen sind wir allerdings völlig im Dunkeln.
Ist eine fortgesetzte Proliferationskraft des frei wachsenden hinteren Zabn-
leistenendes gegeben, zusammen mit einer alveolar-segmentaleu Wieder-
holung vasoformativer Reize, so dürfte der Erfolg der sein, dass so weit
der Raum reicht, in dem verlängerten Alveolarfortsatz weitere Keime unter
Erhöhung der Gliederzahl der Reihe zur Entwickelung gelangen. Poll.
II. Popper, Ueber die Formelemente des Colostrums, ihre Entstehung und
Bedeutung. Arch. f. ges. Physiol. Bd. 105, 11. u. 12. H.
Verf. macht eine Anzahl von Gründen gegen die Ueukocytenherkunft
der Colostrumkörperchen geltend und kommt zu dem Schluss, dass sie
vom Epithel stammen. Er fasst das Colostrum als Sekretionsprodukt der
Milchdrüsen des Menschen und der Säugetiere beiderlei Geschlechts und
jeden Alters auf, zu Zeiteu, in welchen es Zellen nicht entzündlichen Ur-
sprunges in grösserer Zahl enthält. Die verschiedenen Colostrumarten sind
qualitativ gleich zusammengesetzt. Differenzen bestehen nur in der Ur-
sache der Entstehung. Die Colostrumkörperchen sind Zellen, die vom
Epithel der Alveolen oder Gänge losgelöst sind und dann in’s Lumen
geraten. Hier können sie noch eine kurze Zeit Lebenserscheinnngeu auf-
weisen, verfallen aber bald der fettigen Degeneration.
Gust. Emanuel.
W. Berg, R. »ln Hois-Keymond und L. Zuntz, Ueber die Arbeitsleistung
beim Radfahren. Arch. f. Anat. u. Physiol. Physiol. Abteil. Suppl.
1904. S. 20.
Nach einer neuen Methode wurde die zur Fortbewegung eines Rades
mit darauf sitzendem Radfahrer nötige Arbeitsleistung bestimmt und mit
den von Zuntz schon früher gefundenen Werten für den genannten Energie-
aufwand des Radfahrers verglichen. Es ergab sieb dabei, dass nur etwa
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No. 16.
Monjocr. — Einhorn und Hühner.
25»
28 pCt. der Gesammtenergie zur Fortbewegung ausgenützt werden, wonach
das Rad als eine für den menschlichen Körper verhältnismässig unrentable
Maschine zu betrachten ist Dass wir trotz dieses grossen Kraftaufwandes
auf dem Bade verhältnismässig wenig ermüden, beruht nach den Ver-
mutungen der Verff. auf einem psychologischen Moment, denn offenbar
wird die Empfindung der Anstrengung durch die Schätzung der Arbeit
beeinflusst, und diese muss falsch sein, weil wir das Vorwärtskommen auf
dem Rade unbewusst mit dem Vorwärtskommen beim Laufen vergleichen.
Bekanntlich wird besonders beim schnellen Fahren der grösste Teil der
Arbeit zur Ueberwindung des Luftwiderstandes aufgebracht und in dieser
Beziehung ist es interessant, dass es gelang, nachzuweisen, dass 1,5 m
hinter dem Rade der Luftwiderstand für ein folgendes Rad immer noch
etwa 25 pCt. kleiner ist als für des vorausfahrende; ein Befund, der vor
allem in Bezug auf die arbeitsparende Wirkung der Schrittmacher be-
deutungsvoll ist. Endlich betonen die Verff., dass die krumme Haltung
des Radfahrers nicht nur in Bezug auf den Luftwiderstand die günstigere
ist. sondern auch das jedesmalige Heben der Schenkel wesentlich erleichtert,
weil dabei der Ileopsoas von vorn herein gespannt ist. Die Aerzte haben
daher nicht ohne weiteres das Recht, auf eine „gute“ Haltung beim Rad-
fahren zu dringen. G. F. Nicolai.
Ch. Monjour, Sur la teneur du liquide cäphalo-racbidien en pigments
biliaires dann les icteres choluriques. Compt. rend. de la soc. de biol.
T. LV1I, p. 397.
M. entnahm bei 6 Ikterischen gleichzeitig Ham, Blut durch Venen-
punktion und Cercbro8pinalflüssigkeit und untersuchte deren Gallengehalt.
Er fand, dass die Cerebrospinalflüssigkeit nicht deutlich fluorescirt, dass
sie Gallenpigmente nicht in der Menge enthält, um mittels klinischer Me-
thoden nacbgewiesen werden zu können, während Harn und Serum reich
daran sind; dass sie Gallensäure in Spuren aufweist. Entweder stellt die
Cerebrospinalflüssigkeit kein Transsudat dar, oder die Galienbestandteile
werden in ihr schnell verändert. A. Loewy.
M. Einhorn und R. Hühner, Colorimetrische Bestimmung von Indol in
Fäces und Harn vermittelst der Ehrlich’schen Dimethylaininobenzaldehyd-
Reaktion. Festschrift für E. Salkowski. Berlin 1904. S. 89.
Baumstark verglich die Rotfärbung des mit Ehrlich’s Reagens ver-
setzten alkoholischen Fäcesextraktes mit Indollösungen bestimmter Stärke.
Da die Farbe der letzteren unbeständig ist, stellten die Verff. Cobalt-
chloridlösungen her (Cobaltchlorid 4,0, Acid. hydrochlor. 1,0, Aqu. dest.
100,0), die sie durch Verdünnen einer Lösung von 0,001 bczw. 0,002 Indol
ad 1000 gleich machen und bestimmen mit ihrer Hülfe colorimetrisch den
Indolgehalt der alkoholischen Fäcesauszüge. A. Loewy.
17*
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260
Lasgstkin und Mayer. — Boikkt. — Nied»««.
No. 16.
L. Langstein und M. Mayer, Deber das Verhalten der Ei weisskörper
des Blutplasmas bei experimentellen Infektionen. Beitr. z. ehern. Pbysiol.
u. Pathol. Bd. 5, S. 69.
Die Verff. zeigen, dass Blut nicht nur morphologisch bei verschiedenen
Krankheiten erhebliche Aenderungen aufweist, sondern dass sich auch
solche in der quantitativen Zusammensetzung der Piasmaei weisskörper zu
erkennen geben. Nach bekannten Methoden wurde ermittelt, dass der
Pibrinogengehalt des Plasmas normalerweise schwankt, derselbe erfährt
eine starke Vermehrung unter dem Einfluss der Streptokokken- und
Pneumokokkeninfektion, während Impfung mit anderen Infektionserregern
kein eindeutiges Resultat ergeben. Das Verhältnis von Globulin zu Albumin,
der „Eiweissquotient“, sinkt in der Norm beim Kaninchen nicht unter den
Wert 1:2; bei fast sämmtlichen immunisirten oder infektiös erkrankten
Tieren ist eine Zunahme des Gesammtglobulins und Abnahme des Albumins
von solcher Stärke zu constatiren, dass der Quotient unter 1 : 1 sinkt,
ln allen Fällen von Infektion ist der Gesammteiweissgehait des Blutes
erhöht. Neuberg.
Boinet, Enchondrose rachitiforme. Arch. genör. de möd. 1904, No. 43.
Genauer Bericht über zwei neue Beobachtungen dieser seltenen Krank-
heit, einer davon mit Oduktionsbefund. Beide Male bandelte es sich um
Contusionen der Metacarpophalangealgegend im Alter von 8 — 9 Jahren,
also in der Wachstumsperiode. Einige Jahre später traten an diesen
Stellen Enchondrome auf, weiterhin auch an Metatarsalknochen, an den
Epiphysen der langen Röhrenknochen, welche vielfach rachitische Ver-
krümmungen und Verkürzungen zeigten, ferner an den Rippen unter gleich-
zeitiger rachitischer Deformirung des Thorax. In einem Falle blieben die
Geschwülste gutartig. Im anderen Falle dagegen entwickelte sich an
Stelle des excidirten Primärtumors ein Recidiv in Gestalt eines Chondro-
myxsarkoms. Der Patient ging unter den Erscheinungen eines Hirntumors
zu Grunde; bei der Sektion fand sich ein Osteochondromyxom des Keil-
beins von Mandarinengrösse, welches das Chiasma und die Hypophysis
comprimirt und sich iu den rechten Schläfenlappen eingebohrt hatte.
Beitzke.
0. Niedner, Heber die der chronischen ankylosirenden Wirbelsäulen-
entzündung zu Grunde liegenden anatomisch-pathologischen Verhältnisse.
Charite-Annalen. 18. Jahrg.
Auf Grund von Röntgenuntersuchungen bei einem 62jährigen Patienten
mit dem Bechterew’schen Typus der ankylosirenden Wirbclentzündung
nimmt N. an, dass das pathologisch-anatomische Substrat dieser Form
ganz in gleicher WTeise wie das der sog. Marie-Strümpell’schen Form oder
der Spondylose rhizomeliqnc in einem ossifleirenden Process, welcher die
Zwischenwirbelscheibeu und Bandapparate der Wirbelsäule in Mitleiden-
schaft zieht, zu suchen ist. Joachims thal.
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No. 16.
Likulkin. Hildkrrandt.
261
1) V. Lieblein, Ueber die Behandlung des akuten perityphlitiscben An-
falles mit besonderer Berücksichtigung der Frühoperation. Prager med.
Wochenschr. 1904, No. 42 — 40.
2) W. Hildebrandt, Deber complicirende Nephritis bei Perityphlitis.
Mitteil, aus d. Grenzgeb. d. Med. u. Chir. 14. Bd., 1. u. 2. H., S. 202.
1) Folgende zwei Tatsachen drängen mehr und mehr dazu, alle Fälle
von akuter Perityphlitis innerhalb der ersten 48 Stunden chirurgisch be-
handeln zu lassen: erstens, dass bereits um diese Zeit schwere Verände-
rungen am Wurmfortsatz und am Bauchfell vorhanden sein können,
zweitens, dass es oft ganz unmöglich ist, aus den klinischen Symptomen
die anatomische Diagnose der vorliegenden Erkrankung zu stellen. — Von
9 seit dem Jahre 1903 ohne Auswahl des Materials innerhalb der ersten
zwei Tage operirten Fällen starb nur einer, ein 78jähriger schwer septi-
scher Mann 2 Stunden nach der Operation im Collaps. Die erhobenen
Befunde waren überaus mannigfaltig und lehrreich: innerhalb der ersten
24 Stunden: 1 Fall mit Entzündung des Wurmfortsatzes und beginnender
Nekrose, Peritoneum frei; 2 Fälle mit Perforation des Wurmfortsatzes,
Eiter frei in der Bauchhöhle; 1 Fall mit Perforation des Wurmes und
diffuser eitriger Peritonitis. Innerhalb des zweiten Tages der Erkrankung
wurden operirt: 1 Fall mit diffuser eitriger Peritonitis (f); 3 Fälle mit
begrenzter eitriger Peritonitis nach Perforation resp. Gangrän des Wurm-
fortsatzes; 1 Fall mit trübserösem Exsudat im Bauchraum. — „Wir müssen
darnach trachten, dass die Frühoperation der Perityphlitis eine Früh-
operation in des Wortes wahrster Bedeutung sei, d. h. dass wir den Proc.
vermif. noch erreichen, bevor er gangränös und bevor er perforirt ist.“
Bei Fällen, bei denen der Bauchraum tamponirt werden musste, kommt
als Nachoperation der radikale Verschluss der Bauchwunde durch Sekundär-
naht hinzu. Dieselbe ist bei granulirender Wunde 2 — 6 Wochen nach der
ersten Operation, besser nach völliger Vernarbung zu bewerkstelligen. Bei
der Frühoperation gelangt, wenn überhaupt, fast ausschliesslich das erstere
Verfahren zur Ausführung und führt zu guten Resultaten.
2) Leichte Albumiuurie kommt nicht selten bei Perityphlitis vor und
ist keine gefahrvolle Erscheinung. Hingegen beschrieb Dibülafoy im
Jahre 1903 mehrere Fälle von akuter toxischer Nephritis als Teilerschei-
nung einer durch Appendicitis bedingten sogenannten „Appendicemie.“
Er rät, um die Gefahr dieser Allgemeinintoxikation zu vermeiden, in jedem
Falle von Perityphlitis sofortige Operation. — H. beschreibt sehr ein-
gebend einen Fall von akuter Perityphlitis, complicirt durch akute hämor-
rhagische Nephritis. Ein 16jäbriger Jüngling, der bis dahin gesund war,
wird am zweiten Krankheitstage cingeliefert. In den beiden folgenden
Tagen tritt die an sich schwere Perityphlitis völlig in den Hintergrund
gegenüber der schweren Nephritis (5,5 pM. Albanien bei ausserordentlich
geringer Drinmenge, Cylinder etc.). Nach 14 Tagen heilt die Nephritis
ab; während schon am 8. Krankheitstage die Bildung eines perity phliti-
schen Abscesses sieb anbahnt, der schliesslich am 27. Krankheitstage,
nachdem die Nephritis völlig abgeheilt ist, eröffnet wird. Der Kranke
genas. — Auf Grund dieses Falles widerspricht H. dem Rat Dieulafoy’s,
sofort zu operiren, da von den 4 von diesem Autor beobachteten derartigen
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262
Ballanck. — Bkckek. — Voot.
No. 16.
Kranken 2 starben. Man soll in derartigen Fällen nicht sofort eingreifeD.
selbst bei Perforation des Wurmfortsatzes, da die Kranken an ihrer Ne-
phritis resp. an den Folgen der Narkose und Operation zu Grunde gehen.
Peltesohn.
11. A. Hallnnce, Seven cases of thoracoplasty performed for the rclief of
chronic empyema. Brit. med. journ. 1904, 10. f)ec.
Verf. verwirft bei der chirurgischen Behandlung des Empyems die
Delorme’sche Operation (Abstreifung der verdickten Pleura pulmonalis)
wegen der Gefahr der septischen Pneumonie. Er hat in seinen 7 Fällen
nach Schede operirt. Ein U-förmiger Hautmuskellappen wird gebildet,
die vorliegenden Rippen bis zum Angulus resecirt und die darunter liegende
Pleura pariet. sammt Mm. intercost. weggeschnitten und nach Drainage
der Höhle der Lappen zurückgeklappt. Von B.’s 7 Fällen starben 2. Verf.
rät, die Operation nicht früher als 6 Monate nach Entleerung des Empyems
zu machen. Philipsthal.
F. Becker, Untersuchungen über den Farbensinn bei künstlicher Be-
leuchtung. v. Graefe’s Arch. f. Ophthalm. LIX., S. 424.
Es besteht noch kein künstliches Licht, das in seinem Farbencbarakter
einigermaassen dem Tageslicht nahe käme. Gemeinsam ist allen künst-
lichen Lichtarten eine starke Herabsetzung des Farbencontrastes für Gelb.
Die warmen Lichtarten, zu denen Gas, Petroleum, elektrisches Licht ge-
hören, setzen den Rotcontrast herab, während derselbe bei den kalten,
Auerlicht und Acetylen, eine Steigerung erfährt. Der Grüncontrast er-
scheint bei den warmen Lichtarten nicht so gesteigert, wie man erwarten
sollte. Den höchsten Wert für den Grüncontrast erhält mau bei dem
kalten Acclylenlicht. Der Blauconstrast erscheint bei Petroleum und elek-
trischem Glühlicht etwas gesteigert, beim Auerlicht ist er nahezu normal,
beim Acetylenlicht wieder etwas erhöht. Horstmann.
A. Vogt, Weitere experimentelle und klinische Untersuchungen über den
schädlichen Einfluss von künstlichen Anilinfarben auf das Auge. Zeit-
schrift f. Augenheilk. Bd. XIII, H. 2, S. 117 u. H. 3, S. 226.
Die grosse Zahl der in der Baseler Augenklinik vorkommenden Fälle
von Augenvcrletzungen durch Anilinfarben bei Arbeitern der dortigen Farb-
werke bildet die Veranlassung der vorliegenden am Kaninchenauge ausge-
führten Experimente: dieselben ergaben, dass die sauren, neutralen und
Beizenanilinfarbstoffe sowie die wasserunlöslichen bei Einführung in den
Conjuntivalsack keine oder sehr geringe Reizerscheinungen hervorrufen.
Im Gegensatz hierzu erzeugen die basischen Farbstoffe schwere, sich zu-
weilen bis zur Panophthalmie steigernde Entzündungen. Die Ursache für
diesen Unterschied zwischen der Schädlichkeit basischer und der Unschäd-
lichkeit saurer Anilinfarbstoffe liegt möglicherweise darin, dass basische
Farbstoffe weit leichter in die Zelle eindringen und bekanntlich zu dem
Kern eine ausgesprochene Verwandtschaft besitzen.
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No. 16.
Schulze. — Iwanoff.
•263
Therapeutisch ist mit Tannin, das mit den basischen Farbstoffen un-
lösliche Verbindungen bildet, die Giftigkeit der Anilinfarben dadurch auf-
zuhebeo, dass der Conjuuktivalsack mit 5 — 10 proc. Tanninlösung gründlich
aasgespült wird. Spülungen mit Wasser oder anderen Lösungen vermochten
den schweren Verlauf nicht aufzuhalten, während alle Versuche mit Tannin
(einige Minuten nach Applikation des Farbstoffes) die giftige Wirkung be-
seitigten. Um die rechtzeitige Anwendung zu ermöglichen, wäre es em-
pfehlenswert, in den betreffenden Farbfabriken solche Tanninlösungen stets
bereit zu halten. G. Abelsdorff.
W. Schulze, Eine seltene Form von otogenem Senkungsabscess. (Aus
der Universitäts-Ohrenklinik in Halle a. S.) Arch. f. Ohrenheilk. 61. Bd.,
S. 256.
SCH. ’s Mitteilung bezieht sich auf einen Fall von chronischer Mittel-
ohreiterung, der trotz Ausräumung des Sinus transversus und Bulbus venae
jugtilaris von der Thrombose des Sinus petrosus superior et inferior und
einen letalen Ausgang nahm. Die Thrombophlebitis breitete sich weiter
auf den Plexus basiiaris aus, und dessen Vereiterung führte zu einer extra-
duralen Eiteraosammlung an der Schädelbasis am vorderen Bande des
For. magn. und entlang der Medulla oblongata bis zum 2. Halswirbel in
den Wirbelkanal hinein. Das Zustandekommen dieser ungewöhnlichen Form
von Extraduralabscess war wesentlich bedingt durch auffallend starke Ent-
wickelung der Sinus petrosi, wodurch, nach Verf., die Propagation der
infektiösen Thrombose in dieser Richtung Vorschub geleistet wurde. Eine
weitere ebenfalls in diesem Sinne wirksame anatomische Abnormität wurde
durch die breite Communikation des Sinus petros. in f. mit dem Plexus
basiiaris gebildet und zwar durch eine, nicht immer constant gefundene,
hier stark ausgebildete und ebenso wie die Sinus petrosi eitrig zerfallene
Thromben enthaltende Vene. Schwabach.
Iwanoff, Ueber Pharyngitis gratiulosa. Arch. f. Larvngol. u. Rhinol.
Bd. 16, H. 2.
Da die Granula, welche bei mit adenoiden Wucherungen behafteten
Kindern beobachtet werden und die Granula, die bei chronischer Pharyngitis
Vorkommen, von vielen Autoren trotz der verschiedenen äusseren Form für
identisch gehalten werden, so unternahm Verf., ihre histologische Struktur
zu untersuchen. Diese Untersuchungen ergaben auch eine wesentliche Ver-
schiedenheit derselben; das Epithel der adenoiden Granula behält seinen
normalen Charakter, während das der entzündlichen stellenweise verdickt
und selbst verhornt, stellenweise verdünnt und selbst geschwunden ist.
Dabei ist die Grenze gegen die Mucosa durch ein rundzelliges Infiltrat
verstrichen. Ferner sind bei den adenoiden Granula das lymphoide Ge-
webe sowie die Schleimdrüsen hypertrophisch, deren Ausführungsgänge
stellenweise erweitert, während die bindegewebige und elastische Grenz-
schicht nicht verändert ist. Bei den entzündlichen Granula sind sowohl
die Schleimdrüsen als auch die bindegewebige Grenzschicht von rund-
zeiligem Infiltrat durchsetzt. W. Lublinski.
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264
Kister uud Tractmann. Werner.
No. 16.
1) Kister und Trautmann, lieber Versuche mit Formaldehydwasserdampf
nach dem Verfahren V. Esmarch’s. Zeitschr. f. Hyg. 1904, Bd. 40,
S. 379.
2) G. Werner, Zur Kritik der Formaldehyddesinfektion. Arch. f. Hyg.
1904, Bd. 50, S. 305.
1) Verff. brachten in einem Apparate von 1 cbm Inhalt 1 — 2proc.
Formaldebydlösung so zur Verdampfung, dass die Temperatur in dem
Raume 60 — 75° C. betrug. Gleichzeitig wurde der Raum um 200— 500 mm
evakuirt. Der Formalindampf wirkte bis zu 2 Stunden ein. Als Test-
proben waren an Seidenfäden angetrocknete Milzbrandsporen, Staphylo-
kokken und Colibakterien ausgesetzt. Es zeigte sich, das bei der ge-
wählten Versuchsanordnung es nicht möglich ist, den ganzen Innenraum
des Apparates mit Formaldehydwasserdampf zu füllen. Eine Tiefenwirkung
war nicht nachweisbar.
2) W. hat die von SPENGLER uud Roemer gegen die Formaldehyd-
desinfektion erhobenen Bedenken nachgeprüft und ist zu wesentlich andereu
Resultaten gekommen. Spengler hatte tuberkulöses Sputum als Test-
objekt benutzt uud die Abtötung der Tuberkelbacillen nicht durch das
Tierexperiraent geprüft, vielmehr das Material auf dem von Hesse em-
pfohlenen Heyden-Agar ausgestrichen. Daraus, dass er dann bei Unter-
suchung mittels Klatschpräparates an einzelnen Fällen Tuberkelbacillen in
mehr oder weniger grossen Haufen fand, batte er geschlossen, dass die
Tuberkelbacillen sich auf dem Nährboden vermehrt hatten, also nicht ab-
getötet waren. W. weist nun nach, dass Spengler vermutlich Opfer einer
Täuschung geworden ist. Derartige Häufungen von Tuberkelbacillen an
einzelnen Stellen findet mau unmittelbar nach dem Ausstreichen, die
stärker bacillenhaltigen Bröckelchen machen eine homogene Verteilung der
Tnberkelbacillen auf dem Nährboden unmöglich. Da sich der Heyden-Agar
überhaupt als ein nicht besonders günstiger Nährboden für Tuberkel-
bacillen erwies, so wird die erfolgte Abtötung nach wie vor durch das
Tierexperiment controllirt werden müssen. Roemer hatte aus dem Ausfall
von 4 Desinfektionsversuchen, die zum Teil nach wenig leistungsfähigen
Verfahren ausgeführt waren, geschlossen, dass die bisher mitgeteilten
günstigen Resultate dadurch zu erklären seien, dass die Experimentatoren
die Kntwickelungsheminung des Formaldehyds nachträglich nicht ausge-
schaltet hätten, sodass lediglich Scheinerfolge zu verzeichnen seieu. W.
konnte nachweisen, dass die Nachbehandlung der Testobjekte mit Aramoniak-
wasser, welche Roemer fordert, nicht die Resultate durchgreifend ändert;
vielmehr keimten nicht selten die unmittelbar in den Nährboden gebrachten
Proben eher aus, als die mit Ammoniakwasser behandelten.
W. benutzte zu seinen Versuchen als Testobjekte Milzbrandsporen,
Staphylokokken und tnberkelbacillenhaltiges Material, der Formaldehyd
wurde in der Regel mittels des Breslauer Apparates, einige Male mittels
des combinirten Aeskulap von Schering, einmal mitttels des Autoklaven
von Trxllat entwickelt. Die Abtötung der Proben wurde durch Uebcr-
tragen in Nährbouillon, bei den Tuberkelbacillen durch den Tierversuch
controllirt. Es zeigte sich, dass bei Sommertemperaturen mit den gewöhn-
lichen Methoden der Formaldehyddesinfektion eine Abtötung der Tubcrkel-
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No. 16.
Roth. Kickkr und Hoffmans. — Lokh.
265
bacillen, Staphylokokken und Milzbrandsporen erzielt werden kann, dass
dies aber bei letzteren nicht mit Sicherheit der Fall ist, selbst wenn die
Formaldehydmengen ganz bedeutend gesteigert werden. Es muss daher,
wenn die Temperatur des Raumes unter 10° liegt, eine Anwärmung er-
folgen. Hierbei ist dann aber in Betracht zu ziehen, dass stärker erwärmte
Flächen durch Formaldehyddämpfe selbst nicht desinficirt werden, sowie
dass ein nicht vollständig geschlossener warmer Ofen mit Abzugsrohr einen
namhafteu Abdichtungsfehler darstellt. H. Bischoff.
E. Roth, Versuche über die Einwirkung des Trimethylxanthins auf das
Bacterium typhi und coli. Arch. f. Hyg. 1904, Bd. 49, S. 199.
M. Fieker und W. Hoffmann, Weiteres über den Nachweis von Typhus-
bacillen. Ebenda. S. 229.
In zahlreichen sorgfältig ausgeführten Versuchen über die Einwirkung
von Alkaloiden auf Typhus- und Colibacilleu fand R., dass durch einen
Zusatz von gewissen Mengen Coffein zu bestimmten Nährböden die Ent-
wickelung, ja sogar die Lebensfähigkeit des Bact. coli vollständig gehemmt
werden kann, während unter den nämlichen Verhältnissen Typhusbacillen
garnicht oder nur wenig beeinflusst werden. Auf Grund der Versuche von
R. haben F. und H. das erste wirkliche Anreicherungsverfahren für Typhus-
bacillen ausgearbeitet, ln eine mit Coffein und Krystallviolett versetzte
Bouillon wird von dem zu untersuchenden Stuhle eine Einsaat gemacht
und diese 13 Stunden bei 37° gehalten. Nach dieser Zeit wird auf
Drigalski-Conradi-Plattcn ausgestrichen, ln der Vorcultur findet nur eine
relative Anreicherung der Typhusbacillen gegenüber Colibakterien statt,
andere Bakterien vermehren sich ebenfalls, zum Teil schneller als die
Typhusbacillen. Diese Bakterien werden dann aber auf dem Drigalski-
Conradi-Agar zurückgehalten. Nach dem Verfahren gelang es Typhus-
keime aus dem Stuhle mit Sicherheit selbst noch bei einem Gehalt von
1 Typhusbacillus auf 600Ü0 Fäceskeime nachzuweisen, auch für den Nach-
weis von Typhuskeimen im Wasser leistet die Methode viel.
H. Bischoff.
F. Loeb, Ueber den therapeutischen Wert des Pyrenols, nebst Bemerkungen
zur Frage der Salicylwirkung auf das Urogenitalsystem. Berl. klin.
Wochenschr. 1904, No. 41.
Pyrenol, eine Verbindung von Salicylsäure, Benzoesäure und Thymol,
ist ein weisses, krystallinisches, leicht hygroskopisches Pulver von aroma-
tischem Geruch und süsslichem, leicht prickelndem Geschmack; es ist in
Wasser (1 : 5) und in Alkohol (1 : 10) löslich. Seine Wirksamkeit ent-
faltet es nach Angabe verschiedene Autoren bei Erkrankungen der Respi-
rationsorgane, bei rheumatischen Affektionen und solchen infektiöser Natur;
L. berichtet nur über die Beeinflussung der Respirationskrankheiten durch
das Pyrenol. Als Hauptwirkung des Mittels wurde constatirt: 1. eine ex-
pektorirende, solvirende, 2. eine die Neubildung des Sekretes beschränkende
und 3. eine auf den Husten sedative Wirkung bei Asthma. Erwähnt sei
noch, dass es weit weniger schweisstreibend wirkt, als reine Salicylsäure,
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Klik.nkiikkckk. — Hkiuiann. Kkausk.
No. 16.
dass es weder auf die Cirkulationsorgane, noch auf den Verdanungstraktus
nachteilig wirkt, und dass es, wie die Salicylreaktiou des Urins zeigt,
schnell resorbirt wird. Man giebt zweistündlich entweder 1 Tablette
ä V2 g, oder einen Esslöffel einer 4— 5proc. Lösung, Kindern (bei Keuch-
husten u. dergl.) entsprechend weniger. Verf. kommt im Anschluss daran
zu der in letzter Zeit viel erörterten Frage, ob Salicyl auf den Harnapparat
schädlich wirkt (s. dieses Cbl. 1004, No. 43. Ref.). Er kommt zu dem
Resultat, dass Salicyl in Dosen, wie sie der Praktiker anzuwenden pflegt,
niemals eine Nierenreizung (toxische Nephritis) erzeugt.
K. Krontbal.
C. Klieneberger, Ueber die Fortleitung von Herz- und Gefässgeräuschen
im Thorax. Deutsches Arch. f. k I in. Med. Bd. 82, H. 1 n. 2.
Verf. hat an einer grösseren Anzahl normaler und herzkranker In-
dividuen die Frage der Fortleitung der akustischen Phänomene des Herzens
geprüft und kommt dabei zu folgenden Resultaten: Bei einer gewissen,
relativ geringen Intensität werden die am Herzen und an den grossen Ge-
lassen auftretenden akutischen Erscheinungen im ganzen Thorax fortgeleitet,
ln der Norm hört man am Thorax an bestimmten Punkten (Supraclavicular-
region links und rechts, ebenso die Intraclavicuiarregion beiderseits, ferner
in der rechten Seitenwaud und, wesentlich stärker, in der liukcn, sehr
leise in den Fossae supraspinatae etc.) ein leises systolisches Geräusch
und einen wenig accentuirten zweiten Ton. Eine Verstärkung dieser Phä-
nomene findet sich bei Klappenfehlern und bei chlorotischen und anämi-
schen Geräuschen. Systolische Geräusche der Mitralis pflanzen sich be-
sonders in die linke Thoraxhälfte, specicll in die untere Hälfte des linken
Interscapularraumes fort; das präsystolische und diastolische Geräusch der
Mitralis wird besonders in die linke Achsel fortgeleitet. Durch die Aorten-
insufficienz resp. -Stenose wird häufig ein systolisches Brausen in den
grossen Gefässen erzeugt, das sich durch die ganzen Lungen fortleitet und
besonders deutlich in den Fossae supraspin. erscheint. Ein systolisches
lautes Brausen über den Lungen kann durch Aortenfehler, durch Mitral-
fehler, durch Pulmonalfebler und durch angeborene Anomalien bedingt
werden. Im Allgemeinen wird die Intensität dieses Phänomens bei den
letzten Kategorien von Erkrankungen am grössten sein. L. Perl.
1) A. Hermann. Zur chirurgischen Behandlung gutartiger Magensteuosen.
Wiener klin. Wochenschr. 1903, No. 48.
2) P. Krause, Erfahrungen in der Magenchirurgie. Berl. klin. Wochenschr.
1903, No. 47 u. 48.
1) Bei der chirurgisches Behandlung der narbigen Magenstenose räumt
eine Reihe der Autoren der Gastroplastik die erste Stelle ein, während
die andere Reihe die cirkuläre Resektion für viele Fälle indicirt erachtet.
H. kann auf Grund seiner Erfahrungen, die er im Rudolfinerhause in
Wien-Döbling unter GersüNY gemacht hat, weder der einen noch der
anderen Ansicht beipflichten. Er hält vielmehr die Gastroenterostomie für
die Normaloperation bei gutartigen Magenstenosen, während er die Gastro-
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No. 16.
ZcPPINIJKR
267
plastik nur auf sehr wenige, streng ausgewählte Fälle beschränkt wissen
will. Was endlich die cirkuläre Resektion anbetrifft, so kommt diese
nach ihm nur da in Betracht, wo die beiden anderen Methoden überhaupt
nicht ausgeführt werden können, und wo die Zurücklassung der erkrankten
Magenpartie nicht ratsam erscheint.
2) Es interessiren hier besonders die Erfahrungen, die K. bei der
Chirurgie des Magenearcinoms gemacht hat. Während Jahren wurden
im ganzen 79 Magenoperationen ausgeführt und zwar 8 Gastrotomien,
45 Gastroenterostomien, 14 Magenresektionen, 7 Jejunostomien, 2 Ex-
cisionen eines Magengeschwüres, 3 Pyloroplastiken. Bei 16 wegen gut-
artiger Erkrankungen vorgenommenen Gastroenterostomien und bei 3 wegen
Pylorusstenose vorgenommenen Pyloroplastiken wurde Heilung erzielt.
Unter 29 wegen Carcinom des Magens Gastroenterostomirten starben 14 —
48 pCt. Mortalität. Diese grosse Sterblichkeit beruht darauf, dass K. bei
Magenkrebs die Indikation für die genannte Operation sehr weit stellt.
Es starben von ihnen 6 au Pneumonie, 6 an Herzcollaps, 1 weil bei ihm
die Enteroanastomose nicht angeschlossen worden war. Nur einer starb
an Peritonitis, dagegen aber wurde bei 11 ein guter Erfolg erzielt, die
sonst dem baldigen Hungertode verfallen gewesen wären. Bessere Re-
sultate erzielte die radikale Operation. Nach 12 wegen Krebs ausgeführten
Magenresektionen starben 3 Kranke, 2 an Herzschwäche, 1 an Peritonitis.
Endlich starb noch eine 62jährige Kranke 14 Tage nach der Operation
an Entkräftung. Es entspricht dies einer Mortalität von 33 pCt. Dass
bei dem geringeren operativen Eingriff der palliativen Gastroenterostomie
die Mortalität eine weit höhere ist, als bei der eingreifenderen radikalen
Operation erklärt sich einfach daraus, dass die letztere nur bei noch aus-
reichender Körperkraft vorgenommen wurde, während die erstere auch in
den verzweifeltsten Fällen gewagt werden musste. Carl Roscnthal.
K. A. Zuppinger, Ueber den Wert der Schutzimpfungen gegen Diphtheritis.
Wiener klin. Wocbenscbr. 1904, No. 2.
Verf. berichtet über 1000 Schutzimpfungen, ausgeführt bei Kindern
im Alter von den ersten Lebenstagen bis zum 14. Jahre. Alle Geimpften
waren Geschwister Diphtheriekranker und selbst im Elternhause verblieben,
während die Kranken in das Krankenhaus überführt waren. Von den
1000 Geimpften sind 18 innerhalb der ersten 4 Wochen an Diphtherie er-
krankt, davon 11 innerhalb der ersten 3 Tage; diese letzteren waren also
wohl zur Zeit der Infektion bereits inticirt. Sämmtliche 18 Kinder wurden
in wenigen Tagen geheilt, während bei ihren zuerst erkrankten Geschwistern
die Diphtherie eineu zum Teil sehr schweren, in 3 Fällen sogar tätlichen
Verlauf nahm. Anfangs verwandte Verf. 3— -500 1.- E., später 2—800 I.-E.
Der Erfolg der kleineren Dosen ist derselbe wie bei den grösseren. Nach
4 Wochen scheint die Schutzkraft der Immunisirungen vorüber zu sein;
die Zahl der Erkrankungen ist dann nicht mehr geringer bei den Iramuni-
sirten wie bei den Nichtimmunisirten. — Neben den Präventivimpfungen
dürfen die allgemeinen Maassregeln der Isolirung und Desinfektion nicht
versäumt werden. — Durch die Präventivimpfungen im Krankenhanse er-
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268
v. Taboha. — Oppenhbim.
No. 16.
zielte Verf. besonders eine Abnahme der Croupfälle bei Masern und eine
Abnahme der Scharlachmortalität. Stadthagen.
V. Tabora, Zur physikalischen Diagnostik der Pleuraexsudate. Münch,
med. Wochenschr. 1904, No. 52.
Intensive Dämpfung mit starker Perkussionsresistenz, Kehlen von Atem-
geräusch und Pectoralfremitus über derselben erlauben häutig doch nicht,
die sichere Differenzialdiagnose zwischen Pleuraexsudat und pneumonischer
Infiltration zu steilen. Verf. teilt nun mit, dass er, zumal bei jugendlichen
Individuen, bei der Perkussion der Lungenspitzen nach KröNIG schou bei
handbreitem Exsudat auf der befalleneu Seite Verschmälerung des Spitzen-
isthmus fand. Diese war bedingt namentlich durch das Einwärtsrücken
der lateralen Grenzlinie. Die Grenze zwischen bypersonorem bezw. tym-
panitischem Schall und absoluter Dämpfung blieb dabei sowohl bei leiser
wie starker Perkusion haarscharf. Nur selten fand sich das Symptom bei
abgelaufener Pleuritis mit Schwartenbildung, niemals bei lobulär-pneumo-
nischen Unterlappeninfiltraten. Verf. erklärt das Zustandekommen des
Symptoms durch die nach dem Hilus hin sich vollziehende Retraktion der
betr. Lunge. Alkan.
li. Oppenheim, Ueber die Polymyositis. Berl. klin. Wochenschr. 1903,
No. 17.
Der Verf. beschreibt das klinische Bild der Polymyositis und macht
auf einige Eigentümlichkeiten im Verlauf derselben besonders aufmerksam.
Nach den Allgemeinsymptomen im Beginn sind der Schmerz, die Be-
wegungshemmung Druckempfindlichkeit, Schwellung, Oedem, Dermatitis,
Temperatursteigeruug die constantesten Erscheinungen. Schon früh ist
oft eine Contraktur im Biceps oder Atrophie der Deltoidei vorhanden. Die
Sehnenphänomene sind in leichteren Fällen erhöht, in schwereren abge-
schwächt oder geschwunden. Das Exanthem tritt in verschiedenster Form
auf (Erythem etc.) und kann zu Pigmentirung, Schälung und Schuppung
führen. Die Augenmuskeln (Ptosis, Diplopie), Schling-, Respirations-
muskeln wie der Herzmuskel (Tachycardie, Arhythmie, Herzschwäche)
können beteiligt sein. Milzschwellung, Blutungen (Nase, Darm), Nephritis
sind seltenere Begleiterscheinungen. Häufig wird die gleichzeitige Be-
teiligung der Schleimhäute (Stomatitis, Angina) übersehen; und spielt
gerade sie eine bedeutende Rolle bei der Erkrankung; Rachen-, Zungen-,
Gaumen-, Wangen-, Kehlkopf-, Bindehautschleimbaut können intensiv mit-
erkranken, multiple Geschwürsbildungen aufweisen und zu den quälendsten
Symptomen führen. — Auch submuköse Sugilationeu und Pigmentirungen
der Schleimhäute kommen vor. — 0. schlägt daher für die ganze Krank-
heit den Namen Dermatomucosomyositis vor. — Was die Beziehungen der
Dermatomyositis zur Sklerodermie anbetrifft, so lehren die Beobachtungen
des Verf.’s, dass es eine Form der Sklerodermie giebt, die sich unter den
Erscheinungen der Dermatomyositis entwickelt oder umgekehrt eine Form
der Dermatomyositis, die ihren Ausgang in Sklerodermie nimmt. Die
Differentialdiagnose ist oft ungemein schwierig. Die Scheidung von den
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No. 16.
Beüjahis. — Hüet.
269
Muskelabscessen und den eitrigen Formen der Polymyositis erscheint leichter,
aber notwendig. Die schwere, diffuse Form der Dermatomyositis, die unter
dem Bilde einer akuten oder subakuten Infektionskrankheit verläuft, hat
eine ungünstigere Prognose, als die durchaus nicht lebensgefährliche
chronische und lokalisirte Form der Myositis, die oft garnicht mit schweren
Allgemeinerscheinungen verbunden ist. Selbst unter schweren Allgemein-
erscheinungen einsetzende Fälle können in Heilung übergehen. Unter
10 Fällen general isirter Dermatomyositis sah 0. in 5 Fällen eine voll-
ständige oder fast völlige Heilung. Therapeutisch rät er zu einer energi-
schen Diaphorese durch Einpackungen, Zuleitung heisser Luft, Aspirin,
heisse Getränke. Dazu kommen Thermomassage, Massage, Gymnastik,
Elektrotherapie. S. Kalischer.
R. Benjamin, Lungengangrän und Hirnabscess. Charite-Annalen 1903.
B. teilt zwei Fälle von Lungengangrän und Hirnabscess mit. Im
ersteren traten l1/* Jahr ca. nach kurz vorher scheinbar geheilter fötider
Bronchitis mit Pleuritis und Lungengangrän plötzlich epileptiforme Anfälle
und Sprachstörung ein. Eine Trepanation war erfolglos. Die Sektion
erwies Lungengaugrän im rechten Oberlappen und einen Hirnabscess unter-
halb der linken Centralwindungcn. Im grossen ganzen scheint unter
90 Fällen von Lungengangrän einmal ein Hirnabscess aufzutreten. Im
zweiten Falle war der Verlauf des Lungenleidens akuter und unbestimmter.
Hier entstand nach 5 tägiger Fieberlosigkeit plötzlich ein apoplektischer
Insult mit consekutivem Hirnabscess; hier führte gleich der erste Insult
zum tätlichen Ausgang. S. Kali sc her.
W.G.Huet, Elektro-diagnostiscbe Mitteilung. Zeitschr. f. Elektrotherapie etc.
H. 11, S. 383.
H. berichtet zunächst über eine 40jähige Frau, welche mit Kopf-
schmerzen, Erbrechen, Durchfall, Bewusstseinsverlust und Fieber erkrankte.
Es fand sieb danach rechtsseitige Lähmung mit Aphasie und linksseitige
Oculomotoriuslähmung.
Vcrf. glaubt, worauf wir an dieser Stelle nicht näher eingehen wollen,
dass es sich hier um eine Meningitis cerebrospinalis epidemica gehandelt
habe. Interessant aber ist die Feststellung der zuerst von Wertheim-
Salomonson mitgeteilten Beobachtung der Eutartungsreaktion bei galvani-
scher Reizung des ptotisch gesenkten oberen linken, dem gelähmten
Oculomotoriusgebiet ungehörigen M. levator palp. super. In Bezug auf
das, was Verf. über die Verschiebung des motorischen Punktes (Wertiieim-
Salomonson) beibringt, verweise ich auf das in diesem Blatte hierüber
früher Gesagte.
Die zweite Beobachtung betrifft eine 41jährige Frau, bei der zuerst
während einer Schwangerschaft eine Neuritis der Nn. ulnaris und medianus
auftrat und sich bei einer folgenden Schwangerschaft wiederholte. Infolge
eines Influenzaanfalles wurde der Nerv zum dritten Male getroffen. Beide
Hände waren betroffen, die rechte mehr als die linke. In den geschädigten
Nervengebieten bestand teils vollständige, teils partielle Entartungsreaktion.
Allmähliche Besserung nach galvanischer Behandlung.
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270 Jesionkk und Kiolkxenooloo. — Gamsmann. No. 16.
Im dritten Falle trat bei einem 22jährigen Manne, nachdem etwa
6 Wochen vorher Kolik, Constipation, nachher Diarrhoe vorausgegangen
war, schnelle Ermüdung beim Gehen ein: die Schwäche hatte, wie Patient
sagte, ihren Sitz in der linken grossen Zehe, die nicht so wie die rechte
bochgehoben werden kann. Es besteht ein subjektives Taubheitsgfübl am
Fussrücken und am untersten Zweidrittelteil des Unterschenkels nach aussen
von dem Schienbein. Hs ergab sich (auch bei elektrischer Untersuchung),
dass nur der M. extensor hallucis longus gelähmt war und partielle Ent-
artungsreaktion zeigte. — Die der Lähmung vorausgegangene Darmaffektion
glaubt Verf. als eine Bleikolik ansehen zu dürfen, da Patient als Elektro-
techniker mit Blei häufig in Berührung gekommen. Ausserdem hatte er
C Jahre vorher Beschwerden am rechten Fusse, der seitdem ein Plattfuss
geblieben. (In der Krankengeschichte scheint mir Verf. rechts und links
mehrfach verwechselt zu haben; jedenfalls war die Affektion nur einseitig.)
Bernhardt.
Jesionek und Kiolemenoglou, Ueber einen Befund von protozoenartigen
Gebilden in den Organen eines hereditär-luetischen Fötus. (Aus der
dermatol. Klinik des Prof. Posselt in München.) Münch, med. Wochen-
schrift 1904, No. 43.
Die Verff. fanden in den Nieren, den Lungen und der Leber eines
vom Vater hereditär-syphilitischen achtmonatlichen Fötus neben ungewöhn-
lich hochgradigen und reinen luetischen Gewebsveränderungen eigenartige
zeitige Gebilde, die sie für Protozoen und zwar für eine Art Gregarinen
halten. Sie waren am reichlichsten im interstitiellen Gewebe der Nieren
vorhanden, wo sie sie häufig zu 10 — 20 — 40 zusammenlagen, während
sie in Leber und Lungen nur spärlich und meist einzeln angetroffen werden.
Ein gewisses Gewicht legen die Verff. darauf, dass die untersuchten Organ-
teile in Sublimat fixirt worden waren, weil in einigen in Formol fixirten
Teilen die fraglichen Gebilde sich kaum erkennen liessen und jedenfalls
leicht übersehen werdeu konnten. Einen zweiten luetischen Fötus haben
sie mit negativem Resultat durchforscht, dagegen fanden sie in Schnitt-
präparaten von in Sublimat fixirten breiten Condylomen „verdächtige Ge-
bilde“, die noch näher zu prüfen sind. — Weitgehende Schlussfolgerungen
wollen die Verff. aus ihren vorläufig vereinzelten Befunden selbst nicht
ziehen. H. Müller.
A. Gnssinnnn, Schwere Nephritis nach Einreibung eines Scabiösen mit
Perubalsam. (Aus der Hautabteil, der med. Klinik in Basel.) Münch,
raed. Wochenschr. 1904, No. 30.
Bei dem 26 Jahre alten kräftigen und gesunden Manne waren an zwei
auf einanderfolgenden Abenden diejenigen Körperpartien, an denen ein
starkes impetiginöses Ekzem bestand (etwa J/3 der Hantoberfläche) mit
50proc. Perubalsamvaselin, die übrigen mit 30proc. Schwefelvaselin ein-
gerieben worden. Für jede Einreibung wurden etwa 25 g Perubalsam ver-
braucht. Am zweiten Tage nach Beendigung der Kur entstand ganz akut
eine schwere fieberhafte Nephritis mit 3 pCt. Eiweiss, Cylindern, Leuko-
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No. 16.
P Ol, LAND. TbKVITHICK.
271
und Erythrocyten, Nierenepithelien in dem spärlichen Urin, Oederaen des
Gesichts und der Beine, Ergüssen in Brust- und Bauchhöhle. — Ob der
Patient vielleicht schon vorher eine geringgradige chronische Nieren-
erkrankung gehabt batte, lässt sich nicht bestimmt sagen, weil der Urin
vor den Einreibungen nicht untersucht worden war. Das verwendete Prä-
parat zeigte eine schwache Verunreinigung mit Styrax, entsprach aber
sonst den Anforderungen der Pharmakopöe. — Da bisher nur wenige Fälle
von Nephritis nach Gebrauch von Perubalsam bekannt geworden sind,
muss man annehmen, dass es sich bei dem Pat. um eine besondere Idio-
synkrasie gegen das .Mittel handelte. H. Müller.
R. Polland, Therapeutische Versuche mit Radium und sensibilisirenden
Substanzen. (Aus Prof. Kreibich’s Klinik in Graz.) Wiener klin.
Wochenschr. 1904, No. 44.
Die Versuche mit Radium — 1 cg Radiumbromid in Metallkapsel
wurde gewöhnlich täglich für eine Stunde oder länger aufgelegt — ergaben
bei drei Hautkrebsen und einem Melanosarkom teils ein ganz negatives,
teils ein wenig befriedigendes Resultat, sodass operative Eingriffe ange-
schlossen werden mussten. Eine elektive Wirkung war ebensowenig zu
erkennen, wie eine Zerstörung tieferliegender Gebilde bei Erhaltung der
oberflächlichen Schichten. Der Gewebszerfall dauerte noch lange nach
dem Anssetzen der Bestrahlung fort und die entstandenen Substanzverluste
heilten sehr laugsam. Besser war das Ergebnis in zwei Fällen von Haem-
aogioma cavernosum, wo auch eine Art Fernwirkung eintrat, da sich die
Tumoren, obwohl die Kapsel nur an einigen Stellen applicirt worden war,
in ihrer ganzen Ausdehnung zurückbildeten, wohl infolge eines sich durch
die Blntcavernen fortpflanzenden Gerinnungsprocesses, doch traten dort,
wo es bei den Bestrahlungen noch nicht zur Geschwürsbildung gekommen
war, bald neue Angiome auf. Auch bei nicht zu ausgedehnten flachen
Gefässmälern war das Behandlungsresultat, das sich hier aber auf die
direkt bestrahlten Stellen beschränkte, ein recht gutes. — Bei den Sensi-
bilisirungsversuchen an mehreren Lupösen wurden 1—3 ccm einer 1 prom.
Eosinlösung in die Krankheitsherde injicirt und diese dann sofort 3 bis
4 Stunden lang dem direkten Sonnenlicht ausgesetzt. Oberflächliche Ulcera-
tionen vernarbten dabei sehr rasch, doch war eine dauernde Zerstörung
alles lupösen Gewebes selbst bei langdauernder Behandlung nicht sicher
za erzielen. Einigemale wurde auch der Lupus nach den Eosineinspritzungen
statt dem Sonnenlicht den Radiumstrahlen ausgesetzt; eine Verstärkung der
Radiumwirkung durch die vorausgegangene Eosininjektion war nicht zu
constatiren. H. Müller.
Trevithiek, A note on the method of demonstrating tnbercle bacilli iu
tbe urine. Brit. med. journ. 1904, No. ‘2244.
T. empfiehlt bei der Untersuchung des Urins auf Tuberkelbacillen,
das Sediment mehrere Male mit destillirtem Wasser zu centrifugiren,
dadurch lösen sich die Salze und die Bacillen, die im Urin leichter als
im Sputum zu finden sind, haften leichter auf dem Objektträger.
Karo.
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272
Johnson. — Pollak.
No. 16.
A. B. Johnson, Sorae reraarks on tuberculosis of the urinary biadder.
Med. News 1904, 14. Mai.
Von den Ausführungen des Verf.’s über die Blasentuberkulose, die
zunächst allgemein bekannte klinische und pathologische Tatsachen über
Aetiologie, Symptomatologie, Diagnose und Anatomie bringen, interessiren
hier in erster Linie die therapeutischen Ansichten des Verf.’s, der zwar in
seiner Arbeit fast alle gegen die Blasentuberkulose empfohlenen Behand-
lungsmethoden anführt, den Hauptwert aber für die Heilung der Blaset-
affektion auf allgemeine diätetische und klimatische Behandlung legt. Da
wo die Rlasentuberkulose sekundär von der Niere her entsteht, erfolgt —
wie auch von anderen Autoren beobachtet worden ist — nach Exstirpation
der Niere oft eine Ausheilung der Blasenerkrankung. In erster Reibe ist
daher Wert auf eine geuaue Diagnose zu legen, auf eine Entscheidung der
Frage, ob ausser der Blase andere Teile des Urogenitaltraktus erkrankt
sind, wie dies am häufigsten der Fall ist. Hinsichtlich der Niere sind
hier die cystoskopisch sichtbaren Veränderungen am Ureterwulst maass-
gebend. Eine operative Behandlung der Blase alleiu ist, wenn in den
Nachbarorganen tuberkulöse Herde bestehen, erfolglos. Vielmehr ist die
Entfernung derartiger Herde das erste Erfordernis. Von der lokalen Be-
handlung der Blase mit Injektionen (Sublimat, .lodoformemulsionen) und
ebenso von der internen Verabfolgung der Harnantiseptica erwartet Verf.
keinen Erfolg. Bei äusserst schweren Harnbeschwerden sowie bei heftigen
Blutungen hält er eine suprapubische Incision und Drainage für zulässig,
bei lokalisirten Ulcerationen der Blase kann von der suprapubischen In-
cisionswunde aus die Zerstörung des Geschwürs mit dem Thermokauter,
bei geeigneter Lage auch die Excision unternommen werden.
B. Marcuse.
Pollak, Beitrag zur Kenntnis der Hypoplasia Uteri. Wiener klin. Rundschau
1904, No. 43.
P. weist besonders auf die Beziehungen zwischen übermässiger Ent-
wickelung des Fettpolsters und Hypoplasia Uteri hin. — Die Er-
fahrung, dass sowohl nach anticipirter als auch nach Eintritt der natür-
lichen Klimax eine oft bedeutende Zunahme des Fettpolsters zu bemerken
ist, lässt auch in umgekehrter Richtung den Schluss zu, dass bei durch
Ueberernährung gesteigertem Fettansatz wohl zunächst die Keimdrüse in
den der anticipirter oder natürlichen Klimax entsprechenden Zustand, d. h.
in Atrophie, versetzt wird und dass nun sekundär der Uterus ebenfalls der
Schrumpfung anheimfällt resp. in seiner weiteren Entwickelung gehemmt
wird. Der engere Zusammenhang zwischen dem Fettansatz und der Störung
der Eierstockfunktiou lässt sich wohl am ungezwungensten mit dem Aus-
fall der inneren Sekretion dieses Organs erklären; fraglich bliebe hierbei
nur, ob der Fettansatz als das primäre die innere Sekretion des Ovariums
chemisch beeinflusst, oder — in diesem Falle das sekundäre Moment —
bereits ein Zeichen eingetreteuer Störung darstellt. Br. Wolff.
Einsendungen werden an die Adresse des Herrn Geh. Med.-Hat Prof. Dr. M. Bernhardt (Berlin W.
Krauzöaischo Strasse 21) oder an die Verlagshandlung (Berlin NW., Unter den Linden €8) erbeten.
jogle
Verlag »on August Hirsch »«Id in Berlin. — Drurk von L. Schumacher ln Berlin N. 24.
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1 - BojjA ; am S<-Iilu«s*
des Jahrpmfpt Titel, Na-
I iSach-Re guter.
Centralblatt
Pr*l» d©i J all r 4» litten
98 Mark : tu bciidicu
durch alle Ruchhaiid-
luDg«*Q 11. Poshiistalun.
für die
ledicinkhen Wissenschaften.
Unter Mitwirkung von
Prof. Dr. H. Senator, Prof. Dr. E. Salkowski, ^rviTDr. £»„S.ehi
JUN r 1905
redigirt von
Prof. Dr. M. Bernhardt *
* J
1905.
90. April.
^ r
Iiiliult: Förster, Bedeutung des Wangenfettpfropfes. — Piper, Das
elektromotorische Verhalten der Retina von Eledone. — Richtkb, Stoffwechsel
in der Reconvaleseenz. — Umher, Ueber Magensaftsekretion beim Menschen. —
Schwarz, Zur Theorie der Säurebilduug im Magen. — Cramkh, Embolie der
A. mesenterica sup. — Pearce und Winne, Ueber Bakterien. — Wahrer,
Seltene Entstehung von Fingerbrüchen. — Bogoanik, Zur Operationstechnik an
der Harnblase. — Bali, Behandlung des Pruritus ani. — Msu.sk, Keratitis
punctata leprosa. — Bach und Mxver, Trigeminus und Pupille. — Hinsiikro,
Zur Entstehung otitischcr Hirnabscesse. — Sinnhubkr, Ueber motorische Reiz-
erscheinungen im Pharynx und Larynx. — Küster, Einwirkung des Sauerstoffs
auf Bakterien. — Salus, Zur Biologie der Fäulnis. — Bikrnacki, Eiufluss des
Arseniks auf das Blut. — Hkitlkk, Ueber Accentwechsel der Herztöne. —
Bonniger. Einfluss des Kochsalzes auf die Magenvordauuug. — Puimr, Gaugrän
des Eusses beim Neugeborenen. — Schlesinokh, Zur Kenntnis der Pädatrophie
und Gastroenteritis. — Lkdihuiiam und McKerron, Mkykh und Eisk.shrich.
Werdel, Schirffer, Wikeler, Milchmrr und Mosse, Behandlung der
Leukämie mit Röntgenstrahlen. — Fleming, Retinablutung bei Fraktur der
Schädelbasis. — Rossoliko, Ueber Herderkrankungen des Hirustammes. —
Haoelstam, Syringomyelie mit Dilformitäten der Wirbelsäule. — Tracy, Zur
Behandlung der Epilepsie. — Gokdon, Neue Reflexe. — Wink leb, Psammome
der Haut. — Philip, Zur Behandlung des Ulcus cruris. — Geringer, Geheilte
Psoriasis, — Bkoadhert, Ueber posturaie Albuminurie. — Carry und Laird,
Ueber Ureteritis cystica. — v. Herff, Ueber Sehwangerschaftszeichen.
A. Förster, Ueber die morphologische Bedeutung des Wangenfettpropfes.
Seine Beziehungen zu den Kaumuskeln und zu der Glandula orbitalis.
Arch. f. Anat. u. Physiol. Jahrg. 1904, H. 4—0, S. 197.
P. konnte nachweisen, dass erstens die Involution der Orbitaldrüse
und der Rückgang in der Stärke der Kaumuskeln die Ausbildung des Corpus
adiposum malae in der Tierreihe bedingen. Die Aufgabe dieses Polsters
dürfte der Hauptsache nach darin bestehen, den durch die Verkleinerung
des Drüsenkörpers freigewordenen Raum auszufüllen. Das Corpus adiposum
malae des Menschen und der Primaten ist das Homologon des extraorbitalen
Fettpolsters von i.emur, welches von der Berührung mit der Periorbita
durch die Ausbildung des knöchernen Abschlusses, insbesondere des Bodens
der Orbita zu seinem grössten Teile abgeschlossen wurde. Ein kleiner
Fortsatz gleichsam ist nur mit der Periorbita in Contakt geblieben, und
XLIII. Jahrgang. IS
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PlPKK.
No. 17
erschein! in die Augenhöhle verlagert. Andererseits hat eine Vergrösserung
des Wangenfettpfropfes in der Serie der verschiedenen Gruppen der Affen
und beim Menschen mit der Verkleinerung des Volumens der Kaumuskeln
und der Orbitaldrüsc stattgefunden. Der Hauptteil des Corpus adiposum
malae liegt dabei dem unteren Teile der lateralen Wand der Orbita als
eine breite Platte von aussen auf. Beim Menschen zieht sich diese weit
auf die hintere Fläche des Oberkieferkörpers aus. Es gehen von der-
selben nach verschiedenen Richtungen Fortsätze aus, welche in der reich-
lichsten Entfaltung in der menschlichen Wange anzutreffen sind. Hier kann
inan als solche ein oberflächliches temporales Polster, ein Masseterpolster,
ein tiefes temporales Polster mit tiefen temporalen Fortsätzen, einen Pro-
cessus pterygoideus, einen Processus pterygo-palaticus und einen Processus
orbitalis unterscheiden. In den verschiedenen l.ebensepochen sind diese
Fortsätze verschieden entwickelt, sowohl im Verhältnis zu einander als zu
dem Hauptteil des Corpus adiposum malae. Auch bei mageren Individuen
ist die Fettgewebsansammlung in mächtiger Entwickelung vorhanden und
erfüllt auch da seine Aufgabe: den freien Raum zwischen den Kaumuskeln
einzunehmen. Ein ganz besonderes Interesse beansprucht schliesslich das
Masseterpolster, das sogenannte „Saugpolster in der menschlichen Backe“
von H. Ranke, welches nach unserer Auffassung der Hauptsache nach als
eine Fettreserve zu gelten hat ohne wesentliche Bedeutung für den Saugakt,
in anbetracht seiner Lage auf dem Masseter unter der Fascia parotideo-
masseteriea und nicht auf dem Buccinator. Poll.
H. Piper, Das elektromotorische Verhalten der Retina von Eledone moschata.
Arch. f. Anat. u. Physiol. Physiol. Abteil. 5 /G., S. 468.
Schon EnoelmaNN hatte darauf hingewiesen, dass die selektive Ab-
sorption der verschiedenwclligen Strahlen durch das Wasser von hervor-
ragender Bedeutung für die Biologie der Wasser-Fauna und -Flora ist.
P. hat jetzt wenigstens an einem Beispiele nachgewiesen, dass auch das
speciell zur Reaktion auf die Energieform der Strahlung eingerichtete
Sinnesorgan das Auge der Meertiere im gleichen Sinne den Lichtbedingungen
des Milieus angepasst ist. Denn er konnte dadurch, dass er die Stärke
der Aktionsströme des Kcphalopodenauges bei Belichtung mit spektralen
Farben maass, nacliweisen, dass das Maximum der Empfindlichkeit nicht
wie bei den landbewohuenden Tieren im Gelben oder Gelbgrünen liegt,
sondern weiter in den kurzwelligen Teil des Spektrums ins Blaugrüne ver-
schoben ist. Da nun durch colorimetrische Beobachtungen festgestellt ist,
dass das physikalische Energiemaximum der Strahlen an der Stelle der
Natriumlinie liegt, und da wir ferner wissen, dass gerade die gelben und
roten Strahlen im Wasser schnell absorbirt werden (daher rührt eben die
blaue oder grüne Farbe des Wassers), so scheint der Umstand, dass sowohl
die Land- wie die Wassertieraugen auf die für sie maximal vorhandene
Energieform auch mit maximaler Empfindlichkeit eingestellt sind, in der
Tat darauf hinzuweisen, dass hier eine sehr interessante Anpassungs-
erscheinung an die besonderen physikalischen Bedingungen des Milieus
vorliegt. Nicolai.
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No. 17.
UmiTKit. — I'.mhkk. — Schwark.
275
P. F. Richter, Ueber den Stoffwechsel im Reconvalescenzstadiura nach
chronischer Unterernährung. Herl. klin. Wochenschr. 1904, No. 49.
R. hat den Stoffumsatz bei einer Person, die durch narbige Oesophagus-
stenose stark heruntergekommen war, zu der Zeit untersucht, wo sie durch
Bougierungen wieder in den Stand gesetzt wurde, Nahrung zu sich zu
nehmen. — Besonders bemerkenswert ist das sehr starke Bestreben des
Körpers, Giweiss zurückzuhalten. Die Eiweissretention steht dabei in enger
Beziehung zur Eiweisszufuhr: je höher diese, um so mehr Eiweiss wird
retinirt, sodass an einzelnen Tagen bis zu 21 g N retinirt wurden. — Der
Stickstoffretention geht das Körpergewicht nicht parallel, es ist geringer
bei hoher N-Zurückhaltung und umgekehrt. Entgegen dem Eiweissumsatz
war der Gesammtumsatz, wie ihn die Untersuchung des Gaswechsels ergab,
normal sowohl im nüchternen Zustande wie nach Nahrungsaufnahme. —
Der Stoffwechsel geht hier also wie nach akuten fieberhaften Erkrankungen
vor sich: Sparung an Eiweiss, nicht herabgesetzter Verbrauch an N-freien
Stoffen. Deren Ansatz kann nur durch gesteigerte Zufuhr erlangt werden.
A. Loewy.
Cinbor, Die Magensaftsekretion des (gastrostomirten) Menschen bei „Schein-
fütterung“ und Rectalernährung. Beil. klin. Wochenschr. 1905, No. 3.
U. hat an einem wegen (wahrscheinlich .maligner) Oesophagus.steno.se
gastrostomirten Manne die Magensaftsekretion bei Scheinfütterung studirt.
Die Magenfunktion bei Nahrungsaufnahme in den Magen war gut; der
Kranke war gewohnt bei der Scheinfütterung alles Gekaute und allen
Speichel auszuspeien. — 3 Minuten nach Beginn des Kauens begann die
Sekretabsonderung im Magen — ein wasserheller klarer Saft — und dauerte
nach Beendigung des Kauens noch eine Zeit lang (ca. */4 Stunden) fort.
Der Saft war Salzsäure- und pepsinreich; je mehr Salzsäure er enthielt,
um so höhere molekulare Concentration hatte er. Diese schwankte sehr
erheblich, sodass d zwischen — 0,15° und 0,52° lag. Milchsäure war
nicht nachzuweisen. Wurde Fleisch gekaut, so war die Saftabscheidung
reichlicher, als bei Brod; bei diesem war der Salzsäuregehalt noch höher
als bei Fleisch (0,35 pCt. gegen 0,24 pCt.). Der Fermentreichtum war der
gleiche. — Eine Beobachtung U.’s spricht auch für das Zustandekommen
eines psychischen Magensaftes. — Nach Ausspüleu des Mundes mit
Alkohol wurde sehr wenig saurer Saft abgeschieden, bei Kauen von Gummi
keiner, auch keiner bei Tabakkauen. Nach Tabakkauen bis zur Ermüdung,
trat bei Brodkauen eine sehr verspätete und zögernde Magensaftabsonderung
ein. — Nach Applikation eines Nährklysraas trat bald ein nicht reich-
licher, aber fermentativer Magensaft aus. A. Loewy.
L. Schwarz, Theorie der Säurebildung im Magen. Beitr. z. ehern. Physiol.
Bd. 5, S. 68.
Bekce Jones hat zuerst darauf aufmerksam gemacht, dass zwischen
Magensaftbildung und Reaktion des Harns Beziehungen bestehen, derart,
dass mit lebhafter Säurebildung im Magen Alkalescenz des Urins parallel
geht. Für diese Erscheinung sind zwei Deutungen möglich. Entweder
18*
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276 Ckamkk. — Pkakck und Winmk. No. 17.
wird NaCI in den Drüsenelementen so zerlegt, dass Na2003 in die Blut-
bahn und durch die Niere in den Harn, HOI in das Magenlumen wandert,
oder das NaCI hat mit der Säuresekretion im Magen gar nichts zu tun,
verdrängt aber Na2C03 aus dem Blut und erzeugt so die Urinalkalescenz
(Gruber und Falck). Zwischen dieser „Sekretions- und Verdrängungs-
hypothese“ suchte Verf. zu entscheiden durch Ueberlegung, dass, wenn die
Verdrängungstheorie richtig wäre, jedes Neutralsalz, nicht allein NaCI, die
Wanderung von Na2C03 in den Harn zur Folge haben müsste. Durch ins
Chlorbunger angestellte Versuche ergab sich, dass Chloride und Bromide,
aber nicht Jodide, Nitrate, Sulfate den Urin alkalisch machen. Dieser
Befund steht allein mit der Sekretionshypothese im Einklang, und Verf.
ist der Meinung, dass die Magenmucosa die ihr im Chlorhunger zuströmen-
deu Halogenioneu mit Begierde an sich reisst und in indifferenter Form
für die vom Nervensystem ausgelöste Sekretion aufspeichert.
Neuberg.
11. Craitier, Embolie der Arteria mesenterica superior im Puerperium.
Münch, med. Wochenschr. 1904, No. 46.
22 jährige Primipara, normale Geburt und Wochenbett. Am 11. Tage
Schmerzen im Leibe, Durchfall, Erbrechen, dann allmählich sich ent-
wickelnder Ileus und tiefer Collaps. Bei der alsbald vorgenommenen
Operation fand sich eine jauchige Peritonitis infolge scharf abgegrenzter
Gangrän der unteren lleumschlingen. Patientin blieb auf dem Operations-
tisch, eine genaue Sektion war leider nicht möglich. Doch ist mit grösster
Wahrscheinlichkeit eine Embolie der Art. mesenter. sup. unterhalb des
Abgangs der Art. colica dextra anzunehmen; die Herkunft des Embolus
muss freilich unklar bleiben. (Thrombus aus einer Beckeuvene, durch
ein abnormerweise offenes Foramen ovale V). Beitzke.
Pearce and Winne, Concerning hemagglutinius of bacterial origin and
their relation to hyaline thrombi and liver-necroses. Albany med. annals
1904, Nov.
Die filtrirten, autolysirten Produkte einer Reihe von Bakterien besitzen
Häinagglutinine von geringer Aktivität; die Bildung derselben kann ge-
steigert werden durch Wachstum der Mikroorganismen auf bluthaitigen
Nährböden. Die Injektion dieser Filtrate erzeugt bei Hunden und Kaninchen
in manchen Fällen Lebernekrosen mit Thromben aus verklumpten roten
Blutkörperchen; ähnliche Thromben können in anderen Organen Vorkommen.
Diese Thromben gleichen in ihrem Bau den gewöhnlich als „hyaline“ be-
schriebenen Thromben. Der Nachweis der Agglutination in vitro und das
Zusammentreffen der verklumpten Blutkörperchen mit den Leberläsionen
lässt an eine Beziehung des Agglutinins zu diesen Läsionen denken. Diese
Beziehung katiu indessen nicht als bewiesen angesehen werden, da sich
eine unmittelbare Giftwirkung auf die Leberzellen nicht ausscbliessen lässt.
Andererseits stützt die Aehnlichkeit dieser Läsionen mit den ausgesprochenen
Nekrosen, die man mit den kräftigen Agglutininen cytolytischer Immunsera
erzeugen kann, durchaus die Möglichkeit einer solchen Beziehung.
Beitzke.
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No. 17.
Waunkk. — Boudanik.
277
Wagner, Seltene Entstehungsursachen von Fingerbrüchen. Militärärztl.
Zeitsohr. 1904, Mai.
Unter den fünf von W. beobachteten Fällen von Fingerbruch, die in
der Weise zu stände gekommen waren, dass die Patienten die Zügel oder
Halfterketten in der Hand hielten, während die Pferde aufgeregt an den-
selben zerrten, war viermal das Grundglied nnd zwar stets am Capitulum
verletzt, einmal das Mittelglied; aber auch hier ging der Bruch in das
Köpfchen hinein. In allen fünf Fällen war die exakte Diagnose erst durch
die Röntgenphotographie gestellt worden. Die klinischen Gardinalsymptome
einer Fraktur fehlten oder waren unvollständig. Es hat dies seinen Grund
in dem straffen Bandapparat der Finger, welcher die Dislokation der Bruch-
enden erschwert und die Crepitation verhindert. So ist auch nur in einem
Falle und zwar erst nach Verlauf mehrerer Tage eine Verschiebung der
Bruchenden aufgetreten. Alsdann war das abgesprengte Knochenstück
proximalwärts gerückt und der Finger ulnarwärts abgebogen. Während
man sich bei den übrigen Fälleu damit begnügen konnte, die gebrochenen
Finger auf einer volaren Pappschiene zu lagern, wurde in dem letzt-
erwähnten Falle ein Extensionsverband in folgender Weise angelegt; Ein
Heftpflasterstreifen wurde in Gestalt einer Schleife, welche die Fingerspitze
etwa um 1 cm überragte, an beiden Seiten des Fingers angelegt und durch
einige cirknläre Streifen befestigt. Dann wurde Unterarm und Hand auf
einer volaren Holzschiene festgelagert, sodass diese Schiene die Finger-
kuppen noch um ein beträchtliches überragte. Auf das Ende dieses über-
ragenden Schieuenteiles wurde gegenüber dem gebrochenen Finger eine
Schleife aus einem Gummidrainrohr genagelt; dann legte man durch diese
Schleife und jene des Heftpflasterstreifens am Finger einen festen Bind-
faden und näherte die beiden Schleifen so einander, wobei sich das Gummi*
drainrohr dehnen musste. Es wirkte nun also am gebrochenen Finger ein
dauernder elastischer Zug. Der gebrochene Finger hat in diesem Extensoins-
verband 1U Tage gelegen; alsdann war genügend fester Gallus vorhanden,
sodass die Dislokation nicht wieder eintrat.
In sämmtlichen fünf Fällen ist die Dienstfähigkeit wiederhergestellt.
Joachimsthal.
J. ßogdauik, Intraperitonealer Schnitt und Schnürnaht bei Operationen
an der Harnblase. Wiener med. Presse 1904, No. 45.
Beim hohen Blasenschnitt hütete man sich bisher, das Peritoneum zu
berühren und drang zwischen Symphyse und Bauchfellfalte ein. Einem
Vorschläge Rydygier’s folgend, erötfnete B. transperitoneal die Blase an
ihrer vom Peritoneum bedeckten Fläche zur Entfernung von Papillomen
der Blase. Der Vorteil der Methode besteht darin, dass beim Schluss der
Blasenwunde Serosa auf Serosa zu liegen kommt, auf diese Weise die
Wundränder schnell verkleben und die Vernarbung beschleunigt wird.
Vorbedingung ist peinlichste Asepsis und exakte Naht, deren Ausführung
genau geschildert wird (Schnürnaht mit 2 Nadeln). Peltesohn.
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278
Ball. — Mkli.kb. — Bach und Mkykh. Hinhiehg.
No. 17.
Kall, The treatmeut of inveteratu pruritus ani. Brit. med. journ. 1905,
21. Jan.
Verf. rät in Fällen von reinem neurogenen Pruritus ani (ohne Der-
matitis) die Durchschneiduug der zum Anus führenden sensiblen Nerven-
fasern analog der Operation bei Trigeminusneuralgie. Kr umschneidet den
After mit einem elliptischen Schnitt, präparirt die Haut von der Muskel-
unterlage ab und durchtrennt die Endfasern der Hautnerven. Die Wunde
wird dann wieder zugenäht. Verf. hat das Verfahren in 3 Fällen mit aus-
gezeichnetem Erfolg erprobt. Bei Beteiligung der Vulva wird der hintere
Rand derselben in gleicher Weise behandelt. Philipsthal.
J. Meller, Ueber die Keratitis punctata leprosa. Klin. Monatsbl. f. Augcn-
heilk. XLIII, I, S. 06.
Bei einem an Lepra tuberosa leidenden Patienten trat auf beiden
Augen eine Keratitis punctata auf. Die ganze Hornhaut war durchsetzt
von vielen äusserst feinen, intensiv weissen und scharf begrenzten Pünktchen,
welche unmittelbar unter dem Epithel unter den oberflächlichen Hornhaut-
schichten lagen. In den abgeschabten Partikelchen wurden ausser den
Epithelzellen der Hornhaut und wenigen Rundzellen Haufen von dicht ge-
drängten Leprabacillen, die in grossen Zellen eingeschlossen Ovaren, ge-
funden. Horstmann.
Ii. Bach und H. Meyer, Ueber die Beziehungen des Trigeminus zur Pupille
und zum Ganglion ciliare. Zeitschr. f. Angenheilk. Bd. XIII, H. 3.
B und M. lähmten die sympathischen Zellen des Ganglion ciliare und
Ganglion cervicale Supremum des Halssympathicus durch venöse Nikotin-
einspritzung beim Kaninchen und erzielten durch Reizung der lateralen
Partien der Medulla oblongata und des Trigeminus Pupillenverengerung der
gleichen Seite. Die Fasern des Trigeminus, welche die Pupille zu ver-
engern vermögen, können daher nicht in Beziehung zum Ganglion ciliare
treten, es ist vielmehr wahrscheinlich, dass motorische Trigeminusfasern
beim Kaninchen direkt zum Sphincter pupillae ziehen.
G. Abelsdorff.
Hinsberg, Zur Entstehung- der otitischen Kleinhirnabscesse: Infektion, durch
den Hiatus subarcuatus. (Aus der Uni v.-Poliklinik f. Ohren-, Nasen- u.
Kehlkopfkrankh, in Breslau.) Deutsche med. Wochenschr. 1904, No. 39.
Auf Grund zweier ausführlich mitgeteilten und unter Berücksichtigung
einiger in der Litteratur vorliegender Beobachtungen glaubt Verf. die bis-
her geltende Anschauung, dass das Vorhandensein eines otitischen Cere-
bellarabscesses zum mindesten unwahrscheinlich sei, dahin modificireu zu
sollen, dass neben den beiden Hauptinfektionspforten für die Kleinhirn-
grube als dritter der Hiatus subarcuatus eine nicht zu vernachlässigende
Bedeutung besitzt, ln den ersten der vom Verf. selbst beobachteten und
operirten Fälle war einerseits eine andere Entstehungsweise für den Abscess
(Sinusthrombose, Labyrintheiterung) mit Sicherheit auszuschliessen, anderer-
seits zeigte der Hiatus deutliche Veränderungen, sodass sich der Weg der
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No'. 17.
SlNNHlRKH. ~r- KÜJ>TKR.
279
Infektion vom Alltrum bis zum Kleinhirn unter dem Mikroskop verfolgen
liess. Im zweiten Falle zeigten weder die Gefässe des Hiatus noch das
sic umgebende Bindegewebe deutliche pathologische Veränderungen, aber
trotzdem hält Verf. die Annahme für gerechtfertigt, dass durch die Ge-
fässe infektiöses Material aus der Schleimhaut der erkrankten Warzenfort-
satzzellen in der Dura embolisch verschleppt wurde und dass sich hier
ein entzündlicher Process etablirte und zum Kleinhirnabscess führte, während
im Hiatus selbst keine Spur dieses Vorganges zurückblieb.
Schwabach.
Siiinliuber, lieber motorische Reizerscheinungen im Pharynx und Larynx.
Berl. k 1 in. Wochenschr. 1004, No. 29.
Bei einem 4Gjäbrigen Potator zeigt sich ausser einem ständigen Zucken
am Halse, im unteren Facialisast, auch ein solches am Kehlkopf und
Pharynx und zwar am weichen Gaumen, der hinteren Pharyxwand, den
Stimmbändern und an den Aryknorpeln. Das Zäpfchen wird beständig
gehoben und gesenkt, die Pharynxwand zieht sich synchron nach der Mitte
zusammen, die Stimmbänder machen bei der Respiration beständig addu-
cirende Bewegungen. Dieselben erfolgen etwa 1-IOmal in der Minute und
hören beim Schlaf nicht auf. Beim Phoniren schliessen die Stimmbänder.
Im Facialisgebiet sind die Zuckungen unregelmässig, im Vago-Accessorius-
gebiet rhythmisch-clonisch. Die elektrische Erregbarkeit giebt keine Ab-
weichung. Verf. hält die Erkrankung für eine solche der hinteren Schädel-
grube. Zwei ähnliche Fälle ergaben bei der Autopsie die Diagnose Tumor
cerebelli. W. Lublinski.
Küster, Untersuchungen über Bakterienvernichtung durch den Sauerstoff
der Luft und durch Wasserstoffsuperoxyd. Arch. f. Hyg. 1004, Bd. 50,
S. 364.
In den schnell fliessenden Gebirgsflüsschen, bei denen dem Sauerstoff
besonders günstige Einwirkungsbedingungen gegeben sind, erfolgt nach
der Aufnahme von Verunreinigungen eine schnelle Abnahme des Bakterien-
gebaltes. K. konnte in Laboratoriumsversuchen, bei denen er Luft durch
mehr oder weniger verunreinigtes Wasser, das bei verschiedenen Tempera-
turen gehalten wurde, durchleitete, feststellen, dass durch diese Luftdurch-
spülung bei gleichzeitiger Abkühlung die Keimzahl des Wassers bedeutend
herabgesetzt und dauernd niedrig gehalten werden kann. Dieser des-
inficirende Einfluss der Durchlüftung trat um so stärker hervor, je mehr
es sich um verunreinigende, gewöhnlich im Wasser nicht vorkommende
Bakterien handelte, während typische Wasserkeime weniger beeinflusst
wurden. Das bakterientötende Moment ist, wie durch geeignete Gontroll-
versuche festgestellt wurde, nicht die Erschütterung, sondern die Luftgase,
vornehmlich der Sauerstoff, sind hierfür verantwortlich zu machen. Ob
dieser bereits in seiner inaktiven Form keimtötend wirkt, oder zunächst
in aktiven Sauerstoff übergeführt wird, blieb unentschieden; es war K.
nicht möglich, die aktive Modifikation nachzuweisen.
Ist nun bereits für den Luftsauerstoff unter natürlichen Verhältnissen
eine erhebliche keimtötende Wirkung anzunehmen, so muss die aktive
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Saltj».
No. 17.
280
Modifikation, Ozon und Wasserstoffsuperoxyd um so wirksamer sein. K.
fand denn auch, dass Zusatz von Wasserstoffsuperoxyd bereits in geringen
Mengen die Zahl der Bakterien in verhältnismässig kurzer Zeit herabsetzt.
So wurden Gholeravibrionen durch einen Gehalt von 0,125 auf 1000 inner-
halb t/2 Stunde abgetötet; für Typhuskeime wurden die entsprechenden
Werte nicht fesfgestellt. K. empfiehlt daher, das Wasserstoffsuperoxyd als
Triukwasserdesinficiens mehr als bisher zu berücksichtigen, da es sich
leicht mitführen lässt und gegenüber anderen Chemikalien den Vorteil
bietet, dass es nicht wieder aus dem Wasser entfernt werden muss. Das
Wasser wurde allerdings bei kurzer Einwirkungsdauer nicht völlig steril;
allein es sei anzunehmen, dass die pathogenen Keime zuerst zu Grunde
gingen. H. Bischoff.
(i. Salus, Zur Biologie der Fäulnis. Arch. f. Hyg. 1004, Bd. 51, S. 97.
Während bereits Pasteur Anaerobier für die Erreger der Fäulnis er-
klärte und dem Luftzutritt eine fäulnishcmmende Wirkung zuschrieb, ist
nach der Entdeckung der Protei diese Bakteriengruppe fast allgemein als
typische Fäulnisbakterien angenommen und bis jetzt trotz einzelner ent-
gegengesetzter Meinungsäusserungen in dieser Rolle anerkannt worden.
Nachdem aber Btknstock nachgewiesen hat, dass durch die Bakterien der
Proteusgruppe eine Zersetzung des Fibrins nicht bewirkt werden kann,
was auch S. durch Versuche bestätigen konnte, muss für die Fibrinfäulnis
den Protei ein Einfluss abgesprochen werden. Aber auch für die Eiweiss
fäulnis ist die Rolle der Protei zum mindesten eine zweifelhafte, vielmehr
sind hierfür wie für die Fibrinfäulnis sporenbildende Anaörobier verant-
wortlich zu machen. Aus natürlicher Fleischfäulnis wurden von S. zwei
Bacillen isolirt und rein gezüchtet, die beide obligate endospore Anagrobier
sind; der eine bildet Köpfchensporen (Bac. carnis saprogenes) der andere ist
ein Clostridium (Clostridium carnis foetidum). Jeder von beiden ist im-
stande für sich allein Fibrin unter Bildung charakteristischer Spaltungs-
produkte in Fäulnis zu versetzen; nach Maassgabe der gebildeten Gase
greift jeder von ihnen an einer anderen Gruppe des Eiweissmoleküls an.
Der Bac. saprogenes ist ein energischerer Fäulniserreger, er bildet mehr
Gas und spaltet das Fibrin unter mächtiger Wasserstoff- und Ammoniak-
cntwickelung, das Clostridium bildet als gasförmiges Hauptprodukt Kohlen-
säure. Treten beide zusammen in Tätigkeit, so verläuft die Fäulnis meist
langsamer, als wenn der Bac. saprogenes allein vorhanden ist. Methan
wird nicht, Schwefelwasserstoff in geringen Mengen gebildet Die beiden
Bacillen, welche mit wenigen Verwandten zwei Gruppen obligat anaerober
Bacillen, von denen teils erwiesen, teils zu vermuten ist, dass sie Fäulnis
erregen, bilden, scheinen die gewöhnlichen Erreger der Leichenfäulnis zu
sein; sie kommen schon mit dem Körper in den Boden, können aber auch
durch anaerobe Erdbakterien vermehrt werden. Die Fäces erhalten normaler-
weiser keine grösseren Mengen von fäu luiserregenden, sporenbildenden
Anaerobiern, die Vermehrung derselben erfolgt erst portmortal.
H. Bischoff.
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No. 17. Bikxsacki. — Hx rn. ich 281
E, Biernaeki, Geber die angeblich blutbildende Wirkung des Arseniks.
Wiener med. Wochenschr. 1904, No. 25 — 27.
Verf. hat schon in früheren Arbeiten darauf hingewiesen, dass die
Mehrzahl der als Anämie oder Chlorose in der täglichen Praxis diagnosti-
cirten und behandelten Fälle keine anämischen Blutveränderungen zeigten,
sondern im Gegenteil manchmal eine „fibernormale“ Blutzusamniensetzung
(Hyperglobulie); in diesen Fällen von Pseudoanämie erzielt man mit
Arsenik die glänzendsten Resultate, während die Eisenbehandlung hier ge-
wöhnlich im Stich lässt. B. trat nun der Frage näher, ob dem Arsenik
überhaupt eine blutbildende Wirkung zukommt, und machte daher bei
15 Patienten vor und nach der Darreichung von Liquor Fowleri genaue
Blutuntersuchungen. Das Resultat war, dass der längere Gehrauch selbst
von ganz massigen Arsendosen Verschlechterung der Rlutzusammensetzung
in Bezug auf die Blutkörperchenzahl und den Trockenrückstandgehalt be-
dingt, mitunter bis zur Entwickelung einer deutlichen Hydrämie. Arsen
hat genau die entgegengesetzte Wirkung wie das Eisen. So erklärt sich
auch die unbestreitbare Wirkung des Arsens bei den oben charakterisirten
Pseudoanämien, da die Verschlechterung der Blutzusammensetzung der
Hyperglobulie entgegenwirkt. Bei wahren Anämien ist dagegen von der
blutbildenden Wirkung des Arseniks nichts zu erwarten.
K. Kronthal.
M. Heitler, Geber Accentwechsel der Herztöne. Centralbl. f. innere Med.
1905, No. 8.
Bei der Auscultation der Herztöne an der Herzspitze verschiedener
Individuen findet man entweder den ersten Ton stärker accentuirt als den
zweiten, oder den zweiten accentuirter als den ersten; in letzterem Falle
wird der erste Ton auch dumpler und kürzer, der zweite Ton länger und
breiter. Die Töne zeigen in den Fällen, in denen beim Wechsel der erste
Ton schwächer und der zweite stärker wird, die mannigfaltigsten Ab-
stufungen ihrer Intensitätsbezichungen; in diesen Fällen ist der zweite Ton
an der Herzspitze der zweite Pulmonalton (was durch den Charakter dieses
Tons bewiesen wird). In den Fällen, in denen beim Accentwechsel beide
Töne stärker werden, ist der zweite Ton an der Herzspitze der zweite
Aortenton. Wenn an der Herzspitze der verstärkte zweite Pulmonalton
erscheint, so ist derselbe auch an der Tricuspidalis hörbar. Die Stärke-
abnahme des ersten Tones und die durch Verstärkung des zweiten Pulmonal-
toues bedingte Stärkezunahme des zweiten Tones an der Herzspitze treten
auf, wenn der Puls kleiner oder kleiner und zugleich frequenter oder auch,
wenn er lediglich weicher wird. Auftreten und Dauer des Tonwechsels
sind bei den verschiedenen Individuen sehr verschieden. — Der Tonwechsel
in den Fällen, iu denen an der Herzspitze der erste Ton schwächer wird,
erklärt sich durch die verminderte Contraktionsenergie des linken Ventrikels,
während das Auftreten des verstärkten zweiten Pulmonaltoucs an der Spitze
den erhöhten Druck im kleinen Kreislauf anzeigt. L. Perl.
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282
Böhnigkk. — Pbeki>y.
StllLKHlNGKH
No. 17.
M. Hüiiniger, Ueber den Rinfluss des Kochsalzes auf die Magenverdaunng.
Münch, ined. Wochenschr. 1904, No. 2.
Die Bedeutung des Kochsalzes bezüglich der Magensaftsekretion wird
von verschiedenen Autoren verschieden eingeschätzt. B. hat, um die Frage
zu klären, Versuche an einem Pawlow’schen Fistelhunde vorgenommen, bei
denen als wichtigstes Resultat die Tatsache festgestellt wurde, dass die
Saftsekretion des Magens durch Kochsalz äusserst stark gehemmt wird.
Diese Hemmung scheint noch stärker zu sein, als die durch Zucker be-
wirkte. Die Frage, wie diese Wirkung des Kochsalzes zustande kommt,
ist dahin zu beantworten, dass sie nur durch Nerveneinflüsse auf reflektori-
schem Wege möglich ist, indem nämlich die sensiblen Nervenendigungen
in der Magenschleimhaut gereizt werden und nicht, wie das SchCle meint,
durch lokale Beeinflussung der Mucosa. Bezüglich der Beschaffenheit des
Magensaftes war seine Acidität eine hohe. Sie schwankte zwischen 130
und 154, sodass eine stärkere Herabsetzung der Acidität durch Kochsalz
nicht festzustellen war. Ebenso zeigte sich die verdauende Kraft in nor-
malen Grenzen.
Verf. glaubt, die beschriebenen, am Hunde gemachten Beobachtungen
im grossen und ganzen auch auf den Menschen übertragen zu können.
Carl Rosentbal.
I). C. Freedy, A case of gangrene of the right foot occuring in the
newly born. The Lancet 1904, No. 575.
Bei einem kräftig entwickelten Neugeborenen, der unmittelbar nach
der Geburt starb, fand sich eine ausgedehnte feuchte Gangrän des rechten
Kusses. Dieselbe betraf ausschliesslich Haut und Unterhautbindegewebe,
nicht die tieferen Schichten des Kusses. Abnormitäten des Amnion, welche
zur Abschnürung des Kusses führen konnten, fanden sich nicht. Weder
die makroskopische Untersuchung aller Organe noch die mikroskopische,
welche sich auf Arterien und Nerven des Kusses bezog, gab Aufklärung.
Stadthagen.
K. Hehlesinger, Die Anämie und Ueukocytose bei der Pädatrophie und
Gastroenteritis. Arcli. f. Kinderheilk. Bd. 37, S. 321.
Das Ergebnis seiner Untersuchungen fasst Verf. in folgende Sätze:
Bei Atrophien mässigen Grades ergiebt die ßlutuntersuchung eine mässige
Anämie. Die Zahl der Erythrocyten sinkt uuter den physiologischen Grenz-
wert, der Hämoglobingehalt liegt durchschnittlich noch an der unteren
physiologischen Grenze, wobei es nicht selten zu einer Vermehrung der
Hämoglobinmenge im einzelnen Blutkörperchen kommt; am deutlichsten
lässt das specitische Gewicht die Verdünnung des Blutes erkennen. — Bei
schweren Fällen von Atrophie liegen die Werte allenthalben innerhalb der,
gerade bei Kindern grossen, physiologischen Breite, manchmal, besonders
bei Säuglingen der ersten Lebensmouate, eher an der oberen als an der
unteren Grenze des normalen. Dieser Befund ist nur scheinbar ein nor
maler; vielmehr handelt es sich auch hier eigentlich und ursprünglich um
eine anämische Blutbeschaffenheit, die aber weiterhin ausgeglichen und
verdeckt wird durch eine Goncentration des Blutes durch Plasmaverlust. —
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No. 17. LKHisnHAM und M< Kkkhon. Mktkk und Ehikmukicu etc« *283
Bei Fällen von sehr schwerer Atrophie und entsprechender Anämie —
nicht oder nur ausnahmsweise complicirt durch Diarrhoen und Erbrechen
— nimmt weiterhin die Zahl der Erythroryten und der Hämoglobingehalt
in der Raumeiuheit zu, allerdings ohne durchschnittlich die normalen
Werte zu übersteigen; das specifische Gewicht geilt aber so weit über die
physiologischen Grenzen hinaus, dass es ohne Weiteres die Eindickung
des Blutes, die Verschleierung der jedenfalls hochgradigen Anämie er-
kennen lässt. — Eine sehr hoho Blutdichte giebt übrigens an sich keines-
wegs eine schlechte Prognose; fast trifft das Gegenteil zu, indem die aller-
schwersten, sozusagen verlorenen Fälle wieder ein sehr viel niedrigeres
specifisches Gewicht und auch niedrigere Zahlen der Erythrocyten und des
Hämoglobins aufweisen, und besonders ist ein Sinken des specifischen Ge-
wichts bei zunehmender Atrophie der Vorbote baldigen Todes. — Bei den
mit Erbrechen und Durchfällen einhergehenden Fällen von Gastroenteritis
liegen die Durchschnittswerte für die Zahlen der Erythrocyten, des Hämo-
globingehalts und ganz besonders auch der Blutdichte erheblich höher
durch deu stärkeren Plasmaverlust, den geringeren Hämoglobinuntergang
als bei gleichem Körpergewichtsveriust bei den reinen Pädatrophieu. Einige
Zeit vor dem Tode findet auch hier ein rapides und starkes 8inken der
Zahl der Erythrocyten und der Blutdichte statt. — Schwere endoglobuläre
Veränderungen der roten Blutkörperchen fehlen im Allgemeinen bei der
Pädatrophie wie auch bei der Gastroenteritis. Häufig sind Dellenformen
und kleine Erythrocyten. — Bei der reinen Pädatrophie ist die Zahl der
taukocyten bald die normale, bald besteht — bei den verschiedenen Graden
von Atrophie — eine mehr oder weniger ausgesprochene Hypoleukocytose,
beide Male mit normalem Verhältnis der einzelnen Leukocytenformen; aus-
nahmsweise findet sich eine mässige polynukleäre Hyperleukocytose, be-
dingt nicht durch die Intestinalaffektion, sondern durch Ekzem, Bron-
chitis etc. — Dagegen weisen die Fälle von Gastroenteritis in der grossen
Mehrzahl eine manchmal sehr starke Hyperleukocytose auf, und zwar aus-
gesprochen eine lymphocytäre; bei den übrigeu überwiegen gleichfalls in
einem das gewöhnliche Verhältnis überschreitenden Maasse die Lynipho-
cyten. — Diese Eigentümlichkeit der Hyperleukocytose bei der Gastro-
enteritis findet eine bemerkenswerte Analogie in der experimentellen lymphn-
cytären Hyperleukocytose an Kaninchen nach Injektion von Bacterium coli.
Stadthagen.
1) Ledingham and McKerron, The X-Ray treatment of leucaemia. The
Lancet li*05, Vol. I, No. II.
2) Meyer und Kisenreieh, Die Behandlung der Leukämie mit Röntgen-
strahlen. Münch, med. Wochonschr. 1905, No. 4.
Wendel, Zur Röntgenbehandlung der Leukämie. Ibidem.
SchiefTer, Weitere Beiträge zur Behandlung der Leukämie mit Köntgen-
strahlen. Ibidem.
Winkler, ZurTechuik der Behandlung derlamkämie mit Köntgenstrahlen. Ihid.
Milchner und Messe, Zur Frage der Behandlung der Blutkrankheiten mit
Röntgenstrahlen. Berl. klin. Wochenschr. 1904, No. 49.
1) Die Arbeit giebt neben einer ausführlichen Aufzählung der bis-
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284
Fl.EMIMi.
No. 17.
hörigen Veröffentlichungen mit Röntgenstrahlen behandelter Fälle von
Leukämie die Krankengeschichte eines weiteren derartigen Falles. Bei
dem Patienten, einem 11jährigen Knaben, handelte es sich um spleuo-
mcdulläre Leukämie. Es bestand hochgradige Macies, die Milz reichte
bis fingerbreit oberhalb der Symphyse, die Mittellinie überschritt sie um
2 Zoll. Blutbefund: 3 570000 Erythrocyten, 234000 Leukocyten, darunter
zahlreiche Myelocyten. Arsen wurde schlecht vertragen, nach 6monat-
licher Beobachtung war noch keine Besserung zu vei zeichnen. Jetzt be-
gannen die Bestrahlungen: Der Milztumor, die unteren Femurepiphysen
gelegentlich auch Sternum und Wirbel) wurden jeden zweiten Tag, eine
Zeit lang auch täglich, 10 — 15 Minuten in 5 Zoll Entfernung bestrahlt.
Diese Behandlung währte 3 Monate. In dieser Zeit gingen die Leuko
cyten von 234000 bis auf 23000 zurück, die roten Blutkörperchen stiegen
auf 4Vj — 5 Millionen. Der vorher bettlägerige Patient vermochte schon
nach einem Monat Treppen zu steigen. Der durch die Milz aufgetriebene
Bauch ging von 32 Zoll Umfang auf 293/4 Zoll zurück.
2) Die ersten 8 Arbeiten berichten über zusammen 8 Fälle lienaler
Leukämie, in denen durch Röntgcnbetrahlungen erhebliche Besserungen,
zum Teil Heilungen erzielt wurden. Die Weiterbeobachtung liess aber,
meist schon nach kurzer Zeit, wieder beträchtliche Rückfälle erkennen.
Winkler macht auf die Gefahr der Hautverbrennung aufmerksam
Zu ihrer Vermeidung empfiehlt er: Abdeckung der Umgebung mit l/2 mm
dicken Bleiplatten ; einmal belichtete Teile sollen vor Ablauf von 14 Tagen
nicht wieder bestrahlt werden; es sollen mittelweiche bis harte Röhren
in 28 cm Abstand verwandt werden. Verf. empfiehlt dringend die An-
wendung des Cbromoradiometers von Holzknecht.
Um für die zahlreichen Heilungen resp. Besserungen der Leukämie
unter Röntgenbestrahlungen die theoretische Basis zu schaffen, bestrahlten
Milchner und Mosse bei Kaninchen die eine hintere Extremität mit
Röntgenstrahlen, während die andere durch Bleiplatten vor deren Ein-
wirkung geschützt wurde. Es wurden harte, also relativ stark in die
Tiefe wirkende Röhren Stunden lang angewendet. Die im bestrahlten Beine
beobachteten Veränderungen des Knochenmarkes erstreckten sich nur auf
die weissen Blutkörperchen, und zwar sowohl auf die der lymphoiden, wie
diejenigen der myeloiden Reihe. Dagegen blieb die Reihe der hämo-
globinhaltigen Elemente, d. b. die kernhaltigen Zellen (Normo- und
Megaloblasten) und die kernlosen unbeeinflusst. Es findet also eine Art
Auslese statt.
Die Resistenz der Erythrocyten gegenüber den Röntgenstrahlen zeigte
sich auch darin, dass eine Aufschwemmung in physiologischer Kochsalz
iösung, 2 Stunden den Strahlen ausgesetzt, keinerlei Veränderungen zeigte.
Alkan.
It. A. Fleming, Retinal haemnrrhages a diagnostic feature in fraetnre of
the base of the skull and in subarachnoid haemorrhage. Edinb, tned.
journ. 1903, April.
Bei der Untersuchung von Fällen von Schädelfraktur konnte F. in der
ersten Gruppe 5 Fälle feststellen, in der die subarachnoideale Blutung ein-
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No. 17. UumtoUMo. — IIauki.hi am 2 SA
seitig war und die retinale Rlutung ebenfalls einseitig und gleichseitig
stattfand; es handelte sich um Schädelbasisfrakturen. ln 2 Fällen
(Gruppe II) war die Hämorrbagie beiderseitig und ebenso die retinalen
Blutungen, ln der 3. Gruppe (5 Fälle von Basisfraktur) waren retinale
Blutungen nicht nachweisbar; in diesen waren die subarachnoidealen
Blutungen nur wenig ausgeprägt; in dem einen Fall war durch di<j
Blutung und den Druck die Opticusscheide verschlossen resp. verlegt.
S. Kalischer.
G. 4. Kossoliiuo , Thermoauästhesie und Analgesie als Symptom von
Herderkrankung des Hirnstarames. Deutsche Zeitschr. f. Nervenheilk.
23. Bd. (3. u. 4.)
Mit 4 neuen ausführlich beobachteten Fällen des Verf.'s sind circa
14 Fälle von Herderkrankung des Hirnstamines bekannt, in denen als
Hauptsymptom eine Thermoauästhesie und Analgesie hervortritt (syringo-
myelitische Dissociation); dieselbe kann heroiplegisch, gekremt, alternirend
oder partiell (eine Kurapfbälfte und die Extremitäten einer Seite ohne das
Gesicht) lokalisirt sein. Mehr oder weniger constaut sind ferner Ataxie,
Augenmuskelstörungen, Lähmungen des Facialis, Trigeminus, Vagus, Glosso-
pharyngeus. Nicht wesentlich zur Krankheitsgruppe gehören subjektive
Sensibilitätsstörungen, Schwindelgefühl, Reflexanomalien, vasomotorische
und trophische Störungen, Störungen des Tastsinnes, des Muskelsinnes,
Paresen und Affektionen der höheren Sinnesorgane. Fast stets ist der
Beginn akut und apoplektisch mit Schwindel, Uebelkeit, Kopfschmerz, Er-
brechen. — Die Fälle lehren jedenfalls, dass eine circumskripte Läsion
gewisser Regionen der Varolsbrücke (Formatio reticularis) und der Med.
oblongata klinisch in dissociirter Anästhesie von syringomyelitischem Typus
zum Vorschein kommen kann Die Leitungsbahnen für Wärme- und
Schmerzempfindung im Hirnstamm dürften in den lateralen Regionen seiner
dorsalen Abschnitte gelegen sein, die eine Fortsetzung bilden von Fasern
des Grundbündels des Vorderseitenstrangs des Rückenmarks.
S. Kalischer.
4. llagelstain, leber die Bedeutung der Difformitäten der Wirbelsäule
und des Brustkorbes bei der Diagnose der Syringomyelie. Zeitschr. f.
klin. Med. 49. Bd., 1. — 4 H.
H. beschreibt zwei Fälle von Syringomyelie mit Difformitäten der
Wirbelsäule. Der erste gehörte dem bumero-scapularen Typus an unter
Mitbeteiligung des verlängerten Marks und war ziemlich typisch in der
Entstehung und im Verlauf. Der zweite machte wegen der lumbalen Lokali-
sation zuerst sehr erhebliche diagnostische Schwierigkeiten. Im ersten
Falle war eine hochgradige Kyphoskoliose vorhanden mit einer Brustkorb-
difformität nach dem Typus des „Thorax en bateau“, iiu zweiten Falle
war in den ersten Stadien die Difformität der Wirbelsäule so sehr das den
Krankheitszustand beherrschende Bild, dass der Fall vorerst für eine
deformirende Arthritis mit sekundärer Beteiligung des Rückenmarks gelten
konnte. Schliesslich entpuppte sich doch das klare Bild der Syringomyelie,
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286
TüACV. (IoKOON. — W'lNKIKH.
No. 17.
besonders als zn dem dorso lumbalen auch der cervikale Tvpus der Er-
krankung sich hinzugeseilte. M. Brasch.
S. <». Traey, Higli frequency, high potential currents and X radiations in
the treatment of epilepsy. New-York med. journ. 1905, No. 9.
T. behandelt die Epilepsie nach seinen Angaben mit Erfolg durch
combinirte Anwendung von Röntgcnstrahlen und Hochfrequenzströmen. Die
Röntgeustrahlen lässt er aus einer Höhe von 6 — 10 cm oberhalb des Kopfes
auf dessen Vorder- und Hinterseite einwirken; sodann werden Hochfrequenz-
ströme 10 Minuten auf den Kopf und 5 Minuten auf die Wirbelsäule
dirigirt. Da aber Verf. auch den Bromgebrauch trotz dieser Behandlung
fortgesetzt hat, so dürfen seine Resultate nur mit grosser Vorsicht anfge-
nommen werden. Bernhardt.
(iordon, A new reflex: paradoxic flexor reflex. Journ. of nerv and ment,
disease 1905, No. 2, p. 123.
Unter dem obigen Namen beschreibt G. einen neuen Reflex, welcher
durch einen tiefen Druck auf die Wadenmuskeln (er muss die Flexoren
mitbeteiligen) ausgelöst wird; es strecken sich dann die grosse Zehe oder
alle Zehen. Dieser Reflex war jedesmal dann vorhanden, wenn die Patellar-
reflexe erhöht waren. Häufig fand sich dieser Reflex, wo der Babinski'sehe
fehlte. Bei Tabes, Hysterie, Paralysis agitans und bei normalen Individuen
fehlte der Reflex, ln der Diskussion über den Wert und das Wesen dieses
neuen Reflexes waren einige Autoren der Meinung, dass er dem von Oppen-
heim beschriebenen (dieses Cbl. 1903, S. 312) Reflexe sehr ähnlich wäre,
während wieder andere ihn von diesem unterschieden oder als eine Ver-
besserung angesehen wissen wollten (McCarthy, Mills, Dercum).
Bernhardt.
M. Winkler, Ueber Psammome der Haut und des Unterhautgewebes (Aus
der dermatol. Universitätsklinik in Bern.) Virchow’s Arch. Bd. 178,
S. 323.
Bei einem 10jährigen skoliotischen Mädchen bestanden an der rechten
Seite des Rückens drei in den tieferen Schichten der Cutis und in der
Subcutis gelegene etwas ovale, 2 — 4 cm lange, flach kugelig erhabene,
derbe Tumoren und zwar zwei nahe der Mittellinie in der Höhe des 4.-5.
und 7. — 8. Brustwirbels, der dritte mehr seitlich in der Höhe der rechten
Niere. Die beiden oberen setzten sich in einen deutlich palpirbaren nach
der Wirbelsäule hin ziehenden cylindrischen Strang fort, der sich bei der
einen Geschwulst bis zum Knochen verfolgen liess. Die Haut selbst wir
über dem einen Tumor kaum verändert, über den beiden anderen erschien
sie im Centrum leicht deprimirt, graurötlich verfärbt, wie atrophisch, was.
wie die weitere Untersuchung zeigte, auf Pigmentzellenvermehrung und
Schwund elastischer Fasern beruhte. Histologisch entsprachen die ex-
stirpirten Geschwülste ganz dem Psammom der Hirnhäute; ihren Ausgangs-
punkt bildeten allem Anscheine nach Nervenscheiden von meningealem
Charakter, welche in diesem Falle die Nerven nicht wie gewöhnlich, nur
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No. 17.
I'bILIP. (iKKINÜKH. — BkOAIUIKST. — CaHKY U. I.AIRU.
287
bis zum Spinalgnuglion, sondern weiter bis ins Unterhautzcllgewebe be-
gleitet hatten. H. Müller.
C. Philip, Ueber Heftpflasterverbände bei Ulcus cruris. (Aus der dermatol.
Poliklinik von Dr. P. G. Unna.) Münch, med. Woclienschr. 1904, No. 4B.
Verf. verwendet den alten Baynton'schen Heftpflasterverband, benutzt
aber dazu von Beiersdorf u. Co. unter dem Namen „Philipbinde“ in den
Handel gebrachte Streifen von Leukoplast, die in der Mitte eine von
Pflastermasse freien Teil besitzen. Dieser kommt über das zuvor mit
Jodoform, Airol, Ichthargan u. dcrgl. bestäubte, sonst aber unbedeckte
Geschwür zu liegen und lässt dessen Sekrete durch. Die Pflasterstreifen
werden, sich dachziege) förmig deckend, unter starker Compression von
2 Finger breit unter bis ebensoweit über dem Ulcus angelegt und kreuzen
sich auf der gegenüberliegenden Seite des Unterschenkels. Der nach 2 bis
3 Tagen zu erneuernde Verband ist mit viel weniger Umständen herzu-
stellen als der Unna’sche Zinkleimverband und soll diesen in vielen Fällen
ersetzeu können. H. Müller.
Joh. Geringer, Schwere Psoriasis und überraschend plötzliche Abheilung.
Deutsche militärärztl. Zcitscbr. 1904, H. 11.
Eine Psoriasis von fast universeller Ausbreitung, die monatelang mit
den üblichen Mitteln (Arsen ionerlich und subkutan, Teer, Chrysarobin u.s. w.)
ohne jeden Brfolg und die letzten 3 Wochen gar nicht mehr behandelt
worden war, zeigte sich ganz plötzlich nahezu vollständig geheilt, als der
Patient zwei Nächte hindurch äusserst profuse Schweissausbrüche gehabt
hatte. Die Haut erschien jetzt an der Stelle der Krankheitsherde pigmentlos,
leukodermaähnlich, und war vollkommen glatt. H. Müller.
Ilroadhent, A note on postural albuminurie. The Brit. med. journ. 1004,
No. 2244.
B. versteht unter dieser Bezeichnung Fälle von Albuminurie, die beim
Aufstehen aus dem Bett auftritt, um im Laufe des Tages zu verschwinden,
Fälle, die besonders häufig bei Knaben und jungen Männern, die sich zu
einem Examen vorbereiten, gefunden werden; meist handelt es sich um
nenropathische Individuen mit leichter Erregbarkeit der Gefässe. Die
Albuminurie ist unabhängig von der Nahrung, tritt nicht auf, wenn der
Patient im Bett bleibt und verschwindet, sobald sich der Kranke legt.
Die Albumenmenge ist meist nur gering, kann aber auch beträchtlich
werden; der Puls ist verschieden, stark gespannter Puls muss den Ver-
dacht einer Nierenaffektion oder von Gicht hervorrufen. Die Prognose des
Leidens ist günstig, meist genügt kräftige, einfache Nahrung, frische Luit
und körperliche Bewegung, sowie Regelung der Darmtätigkeit durch Aloe.
Karo.
VV. Carey and A. T. Laird, A peculiar hypertrophy of the prostate ac-
companied by an ascending infection and cysts in the urcters with a general
disenssion of ureteritis cystica. Albany med. annals 1904. July, p. 532.
ln dem ersten der mitgeteilten Sektionsfälle handelte es sich um eine
r
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28b v. Hkio'k. No. 17.
eigentümliche Form von Prostatahypertrophie. Die Hauptvergrösserung
betraf nämlich den rechten Seitenlappen und dieser war durch eineu Stiel
mit dem übrigen Teil der Drüse verbunden, sodass er im beträchtlichen
Maas.se frei beweglich und imstande war, den engen zur Blase führenden
Weg zu verschliessen. Ein zweiter interessanter Befund war in diesem
durch ascendirte Pyelonephritis zu Grunde gegangenen Falle die doppel-
seitige Ureteritis cystica, die durch das Vorkommen zahlreicher kleiner
Cysten an der inneren Oberfläche des Ureters ausgezeichnet ist. Dieselbe
Veränderung fand sich an den Uretereu bei einem Falle von Pyelonephritis
calculosa. Die histologische Untersuchung der Uretcrcysteu ergab, dass
sie von einer aus der Submucosa des Ureters hervorgehenden Membrana
propria bekleidet sind ; die Innenfläche der Cyste ist von einem Ueber-
gangsepithel bedeckt, der Innenraum von oftmals hämorrhagischer, beim
Anstechen hervorspritzender Flüssigkeit mit desquamirten, vielfach ver-
änderten Kpithelien erfüllt. Das Epithel des Ureters geht an der Aussen-
Seite der Cyste nur unvollkommen über die Membrana propria hinweg.
Was die Entstehung der Cysten betrifft, so handelt es sich nach ASCHOFF
um eine Umbildung der von Brunn'schen Epithelnester des Ureters durch
centrale Degeneration von Epithelzellen und Transsudation von Flüssigkeit
ins Innere der Nester. Als hauptsächlichen ätiologischen Faktor bei dieser
Entwickelung fasst Verf. eine ascendiretide Infektion auf. — Uretercysten
können makroskopisch Tuberkel Vortäuschen. Eine Ruptur ihrer Wandung
kann zu Hämaturie führen. B. Marcuse.
v. Herff, Giebt es sichere Zeichen der Schwangerschaft in den ersten
Monaten? Corresp.-Bl. f. Schweizer Aerzte 190t, No. 21.
Kindesbewegungen kann man zweifellos schon von der 16. Woche an
nachweisen, nicht bei jedem Falle und nicht bei jeder Untersuchung, aber
doch so häutig, dass es sich verlohnt, in zweifelhaften Fällen danach zu
fahnden. Man fühlt hierbei entweder einen raschen, sanften Stoss gegen
das Ohr oder man hört deutlich ein sanftes, leichtes Reiben oder Schaben
an der Uteruswand. — Herztöne der Frucht dagegen konnte V. H., trotz
aller Bemühungen, vor der 18. Woche der Schwangerschaft nie hören. —
Sichere Zeichen der Gravidität sind kräftige, ausgesprochene Zusamuien-
ziebungen des Uternskörpers und regelmässiges Wachstum der Gebärmutter.
— Am wenigsten sicher zu verwerten ist die bekannte Verfärbung des
Scheideneingangs und der Scheide. Wenn aber die Verfärbung sehr aus-
gesprochen ist, tief blaurot oder violett-purpurn, wenn sie fleckig und gut
ausgebildet auftritt. zumeist in Streifen entlang den Vertiefungen zwischeu
den Falten der Haut, besonders auf dem Harnröhrenwulst, dann ist diese
Erscheinung ein Zeichen, das mit einer an Sicherheit grenzenden Wahr-
scheinlichkeit für Schwangerschaft spricht. Br. Wolff.
Kinaeudungeu werden an die Adresse de« Hern» Geh. Med. -Kat Prof. Dr. M. Bernhardt (Berlin W.
Franrosiäche Htraaae 21) odor an di« Vorlagsbaudluog (Berlin NW., Unter den Linden 68) eibeten
Verla* von August llirnrhwald in Berlin. — hruek von L. 8rh uiuar her in Berlin N 24.
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WfohenOjA erscheinen
1—2 Bomu ; am Schi ums«
de* J&^hrang* Titel, N»-
mcn- 4unJ äach-Regieter.
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Centralblatt
Prell dei Jihrgme«*
28 Mark; au belieben
durch alle Buchhand-
lungen u. Poslan.Htalten.
für die
mediciiikhen Wissenschaften.
Unter Mitwirkung von
Prof. Dr. H. Senator, Prof. Dr. E. Salkowski
redigirt von
Prof. Dr. M. Bemhar
in Berlin.
O. Mal.
1905.
Iniiult: Rkibb, Die Katalase der Milch. — Limio, Resorption der
Kohlensäure im Magen. — Blum, Schicksal des Cystins im Tierkiirper. — Stoi.tr,
Verhalten der Monaminsiiure im Organismus. — v. Saar, Cystadenom der Parotis.
— Rcbrscb, Zur Kenntnis der Galaktokelc. — v. FbieulXndrr, Behandlung
der Osteomyelitis der Röhrenknochen. — Brauer, Ucberdruckverfahren bei
l’neumothorax. — Clooo, Perforation von Duodenalgeschwüren. — Paul,
Serumtherapic bei Hornhautgeschwüren. — Hölscher, Paraffin in der Oto-
chirurgie. — Tiianibcu, Ein neuer Atticspüler. — v. Seillkr, Kihhkb, Z.ur
Inhalationstherapie. — Wn. ln er, Schwere tracheostcnotische Erscheinungen bei
Kehlkopfcroup. — Colb, Zur Typhusimmunität. — Cole, L'eber Agglutination
bei Typhus. — v. Tapp einer und Jodlhaurr, Einfluss fluorcscirendcr Substanzen
auf Toxine. — Manoeb, Hypnotica per rectum gegeben. — Hahviv, Spann -
rauer, Strühmbeho, Verschiedene Vergiftungsrälle. — Ckcikab, Die syphili-
tischen HerzalTektionen. — Hitbciimann. Ueber Veneupulse bei Lebercirrbose. —
Kactenbero, Ueber antiperistaltische Bewegungen des Magens. — Rensrueo,
Zur Buttermilchernährung. — Be rnhrim - K a rreb. Pylorusstenose im Säuglings-
alter. — Lisas, Zur Therapie der Ischias. — v. Kobnilow, Ueber Reflexe. —
Bartels, Erkrankung der Cauda equina. — Moctikr und Cballahbl, Ein-
fluss der Arsonvalisation auf den Blutdruck. — Coulon, Dermatitis nach
Vohimbin. — Zesab, Atherom und Carcinom. — Hoppmann, Ueber die Primel-
krankheit.— Blake, Behandlung der Hodentuberkulose. — Apert, Harnfärbung
nach Pyramidon.
E. Reiss, Die Katalase der Milch. Zeitschr. f. klin. Med. Bd. 56, S. 1.
R. untersuchte, an welchen Bestandteil der Milch und in welcher Art
das Wasserstoffsuperoxyd zersetzende Ferment, das in ihr entballen ist,
gebunden ist. R. bestimmte die katalytische Kraft aus der Menge des
freigemachten Sauerstoffes. Kr fand, dass die Milchkatalase mit den Fett-
kügelchen vergesellschaftet ist, dass sie sich aus dem Rahm mit Wasser
und physiologischer Kochsalzlösung ausziehen lässt, dass sie sich an
Kieselgur — als an eine Substanz mit grosser Oberfläche — anlagern
lässt. — Die Bindung der Katalase an die Milchkügelchen dürfte danach
eine rein physikalische, durch Oberflächenwirknng bedingte sein. — Die
Katalase ist im colloidalen Milch plasma unlöslich, während sie sich in
colloidfreien Flüssigkeiten löst. A. Boewy.
XLIII. Jahrgang.
19
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290
I.önino. — Blüh. — Stoi.tk.
v. S*AH.
No. 18.
K. Lüning, Das Verhalten der Kohlensäure im Magen. Zeitschr. f. k I in.
Med. Bd. 56, S. 26.
L. hat bei Hunden und Menschen kohlensäurehaltige Wässer in den
Magen eingeführt, die Menge der ein geführten Kohlensäure und die Menge
der nach verschiedener Zeit noch vorhandenen bestimmt. L. fand, dass
erhebliche Mengen Kohlensäuren im Magen resorbirt werden, dass die Re-
Sorption am schnellsten in den ersten fünf Minuten vor sich geht, wo die
Hälfte resorbirt wird, während nach 10-- 15 Minuten 3/4 resorbirt ist.
Dann wird kaum noch etwas resorbirt. Im ganzen können bis 90 pCt.
verschwinden. — Eine Wasserresorption findet dabei nicht statt. — Auch
aus alkoholischen Getränken wird Kohlensäure reichlich resorbirt.
A. Loewy.
L. Blum, Ueber das Schicksal des Cystins im Tierkörper. Beitr. z. chem.
Physiol. u. Pathol. Bd. 5, 8. 1.
Nach Verfütterung von Cystin an Hunde per os konnte Verf. dasselbe
im Harn nicht wiederfinden, dagegen reichliche Mengen von Thioschwefel-
säure constatiren, daneben tritt stets H2S04 in Form von Sulfaten auf.
deren Menge gegen die Norm gesteigert ist. Bei subkutaner Verabfolgung
von Cystin tritt dieses gleichfalls nicht in den Harn über, wohl aber bei
intravenöser Zufuhr in periphere Körpervenen. Die Leber vermag Cystin
nicht zu oxydiren, in vivo aber in noch unaufgeklärter Weise zu verändern,
derart, dass die Galle einen bleischwärzeudcn Schwefelbestandteil enthält.
Neuberg.
K. Stolte, Ueber das Schicksal der Monoaminosäuren im Tierkörper nach
Einführung in die Blutbahn. Beitr. z. chem. Physiol. u. Pathol. Bd. 5,
S. 15.
Durch Bestimmung der N-Formen im Harn hat Verf. ermittelt, dass
sich die Monoaminosäuren nach Einführung in die Blntbahn des Kaninchens
verschieden verbalteu. 1. Tyrosin und Phenylalanin verursachen keine
erkennbare Harnstoff Vermehrung. — 2. Letztere wird hervorgerufen durch
Alanin, Asparaginsäure und Glutaminsäure, daneben findet sich
auch der N-Gchalt der Monoaminosäurenfraktion vermehrt. — 3. Glykokoll
und wahrscheinlich auch Leucin erhöhen anhaltend den Harnstoffgebalt,
während eine rasch verschwindende Ausscheidung von Aminosäuren selbst
daneben auftritt. Neuberg.
v. Saar, Congenitales Cystadenom der rechten Parotis. Prager med.
Wochenschr. 1904, No. 52.
l1/!jähriger Knabe mit mannsfaustgrosser Geschwulst an der rechten
Halsseite, die bei der Geburt bereits hühnereigross gewesen sein soll. Der
Tumor wurde klinisch für ein Sarkom gehalten und nicht operirt. Arsen,
Röntgenbehandlung und wiederholte Punktionen an fluktuirenden Stellen
hatten keinen Erfolg; der Tumor wuchs beständig, und das Kind ging unter
zunehmendem Marasmus zu Grunde. Bei der Sektion zeigte sich die Ge-
schwulst gut abgekapselt und nirgeuds mit der Umgebung verwachsen; sie
enthielt zahlreiche bis haselnussgrosse, mit schleimigem Inhalt gefüllte
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No. 18.
Kchkscu. — v. Fiokiu.änkkk — Bkaukh.
291
Cysten. Die mikroskopische Untersuchung ergab Cystadenom; im Tumor
eingeschlossen fand sich ferner quergestreifte Muskulatur, Lymphdrüsen-
und Knorpelgewebe. Beitzke.
Rubesch, Zur Kenntnis der Galaktokele. Prager ined. Wochenschr. 1905,
No. 4.
Bei einer 25jährigen Frau wurde im 11. Monate nach der Entbindung
die mannskopfgrosse linke Mamma wegen Sarkomverdacht amputirt. Die
Geschwulst soll erst in der Laktation entstanden sein. Beim Einschneiden
fand sich eine Cyste mit 1/a cm starker Wand, welche ca. */2 Liter Milch
enthielt. Den Anlass zur Entstehung der Cyste gab ein intrakanalikuläres
Fibrom. Beitzke.
Fr. v. Friedländer, Die tuberkulöse Osteomyelitis der Diaphysen langer
Röhrenknochen. Zeitschr. f. Chir. Bd. 73, H. 1 — 3.
Bei der Behandlung der tuberkulösen Herde der Diaphyse ist V. F.
folgenden Indikationen gefolgt. Es sind unbedingt solitäre Herde durch
breite Eröffnung und Atismeissclung bis in das Gesunde zu entfernen. Bei
multiplen Herden ohne Beteiligung von Gelenken ist in derselben Weise
vorzugehen. Bestehen neben den Knochenherden in der Diaphyse noch
Weichteil- und Gelenkerkrankungen, welche so gelegen oder so ausge-
dehnt sind, dass ihre operative Behandlung keinen Erfolg verspricht, so
jst trotzdem jeder Diaphysenherd operativ zu behandeln, welcher durch
seine Lage ein noch nicht inficirtes Gelenk bedroht, da eine weitere Aus-
breitung der Tuberkulose auf ein neues Gelenk die Aussichten der spon-
tanen Ausheilung der übrigen Herde verschlechtert. Contraindicirt ist die
Operation bei der progressiven Infiltration; bei ihr käme höchstens dann
die Amputation in Betracht, wenn nur ein Knochen oder eine Extremität
erkrankt ist.
Die Technik der Operation weicht nicht ab von der bei osteomyeli-
tischen Herden anderer Natur gewöhnlich geübten. Es wird die möglichst
breite Freilegung des erkrankten Gebietes, die exakte Entfernung alles
Verdächtigen geübt. Soweit es möglich war, wurde von v. F. die von
v. Mosktig angegebene Jodoformplombe mit dem besten Erfolg verwendet,
in letzter Zeit auch in jenen Fällen, in welchen infolge Fehlens aus-
reichender Weichteilbedeckung an eine Einheilung derselben uiclit zu
denken war. Gerade in diesen Fällen offenbart sich der ausserordentliche
Wert der Methode. Es wäre nur in Betracht zu ziehen, ob nicht bei
Kindern und besonders dann, wenn die Plombe eine Höhle in nicht
sklcrosirtem Gebiete zu füllen bestimmt ist, der Ersatz von Jodoform durch
ein anderes Antiseplicum anzustreben wäre. Joachimsthal.
L. Brauer, Die Ausschaltung der Pneumothoraxfolgen mit Hülfe des
Ueberdruckverfahrens. Mitteil. a. d. Grenzgeb. d. Med. u. Chir. 18. Bd.,
3. H., S. 488.
Das Sauerbruch’sche Verfahren zur Ausschaltung der Pneumothorax-
folgen beruht bekanntlich auf dem Princip, eine constante Druckdifferenz
19*
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•292
Clooo.
No. 18.
zwischen Aussen- und Innenfläche der Lungen durch Rinpassung des Thorax
in eine luftverdünnte Kammer zu bewirken. Der Dehuungszustand der
Lungen, welcher normalerweise durch die Rlasticität der Thoraxwand be-
dingt wird, sowie die Möglichkeit der Selbstregulirung der Atmung (im
Gegensatz znr künstlichen rhythmischen Aufblähung der Lungen) kann bei
offenem Pneumothorax indessen auch durch constante Druckdifferenz mittels
intrabronchialer Druckerhöhung erhalten werden. Dieses Verfahren
ist von B. ausführlich durcbgearbeitet worden; und er versucht nunmehr,
die Rinwände, die hiergegen erhoben wurden, zu entkräften, speciell in
Bezug auf den Cirkulations- und Kespirationsapparat. B. kommt zu dem
Schluss, dass, sobald Pneumothorax besteht, ein Unterschied in der Wirkung
der beiden Verfahren nicht vorhanden ist, indem in beiden Fällen ein auf
die Innenflächen der Lungen ausgeübter Druck dieselbe gespannt erhält
und beide Male das Capillarsystem der Lungen einer geringen Druck-
wirkung ausgesetzt wird, die ihm bei erhaltenem Thorax nicht zugeinutet
wird. Indessen fällt diese Cirkulationsbehinderuug praktisch nicht ins
Gewicht, da sie mit Leichtigkei vom Herzen compensirt wird. Auch der
Rinwand SaüKRBUCH’s, dass bei einseitigem Pneumothorax durch den Ueber-
druck die nicht freiliegende Lunge übermässig gebläht werde, ist nach B.
nicht mehr aufrecht zu erhalten. Was schliesslich die Cirkulationsstörungen
des unteren Rumpfes betrifft, so können dieselben, analog dem Sauerbruch-
sehen Verfahren, durch Kinbringen desselben iu einen Cylinder mit er-
höhtem Luftdruck verhindert werden, das erweist sich indessen praktisch
als unnötig.
Der B.’sche Apparat besteht aus einem l/2 cbm grossen Kasten, in den
der Kopf des Patienten mittels einer Gummimanschette eingedichtet wird.
Durch zwei Hähne wird die Druckluft in beliebiger Menge zu- resp. ab-
geführt. Die Narkose wird durch einen entsprechend roodificirten Roth-
Dräger’schen Apparat bewirkt und die dazu nötigen Hantirungen durch
die luftdicht abgeschlossenen in den Kasten geführten Hände des Narko-
tiseurs ermöglicht. Der Vorteil gegenüber der Sauerbruch’schen Kammer
besteht in der leichteren Beschaffung, leichterer Trausportfähigkeit und
darin, dass der Patient erst kurz vor Herstellung des Pneumothorax in
den Apparat gebracht zu werden braucht. Peltesohn.
('logg, Perforated duodenal ulcer. Brit. med. journ. 1905, 21. Jan.
Verf. hat 3 Fälle von perforirtem Magengeschwür mit Erfolg operirt.
Im Anschluss an deren Mitteilung giebt er einen Ueberblick über die bisher
in der Litteratur mitgeteilten Fälle und die Symptomatologie der Erkran-
kung. Dieselbe kommt meist bei Männern mittleren Alters vor und ver-
läuft symptomlos, bis die Perforation erfolgt. Diese tritt in ca. 50 pCt.
der Fälle ein. Der Erfolg der Operation ist sehr verschieden, je nach der
Zeit, die zwischen Perforation und Operation verstreicht. Im Durchschnitt
werden 20 — 25 pCt. geheilt. Für die Differentialdiagnose gegenüber Appen-
dicitis, durchgebrochenem Gallenblasenempyem u. a. giebt C. folgende
Zeichen an: 1. die Abwesenheit irgend welcher Symptome von Ausbruch
der Erkrankung. 2. Die Lokalisation der ersten Schmerzen im rechten
Digitized by Googl
So. 18.
Paul. — Hölscher. — Thaniscii.
293
F.pigastrium, höher als bei Appenditis. 3. Die Schmerzhaftigkeit bei tiefem
Druck über den unteren Rippen hinten und seitlich. 4. Das deutliche An-
wachsen der Schmerzen bei tiefer Inspiration bereits im Beginn der Er-
krankung. 5. Der Nachweis von Gas in der Bauchhöhle.
Philipsthal.
L. Paul, Beitrag zur Serumtherapie, speciell des Olcus corneae serpens.
Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. XLIII., I, S. 54.
Römer gelang es, nachzuweisen, dass bei gegen Pneumokokken im-
munisirten Tieren auch Pneumokokkeninfektionen der Hornhaut viel leichter
als bei normalen Tieren verlaufen. Diese Resultate gaben ihm den Mut,
auch beim Menschen eine Serumtherapie beim Ulcus serpens zu versuchen.
Er injicirte den Patienten nur eine verhältnismässig kleine Serummenge
subkutan, gleichzeitig aber führte er subconjunktivale Seruminjektionen
und Einträufelungen auf das Ulcus selbst aus. Später gab er die sub-
conjunktivalen Injektionen auf, verabreichte aber viel grössere subkutane
Dosen. P. behandelte nach der ersten Methode 6 Patienten. Dieselben
erhielten 3—4 ccm Pneumokokkenserum subkutan injicirt, gleichzeitig er-
hielten sie snbconjunktival */2 ccm und 1— 2stündlich einen Tropfen Serum
auf das Ulcus selbst geträufelt. Bei zwei Patienten heilte unter dieser
Therapie das Ulcus glatt, bei den vier anderen versagte sie vollständig,
drei Fälle mussten kauterisirt werden und im letzten erwies sich die
Saemischsche Spaltung unumgänglich. Weitere 4 Fälle behandelte P.
nach der neueren Vorschrift. Auch diese Therapie hatte nicht die er-
warteten Erfolge; in einem Falle konnte man davon reden, dass das Ge-
schwür in seinem Fortschreiten gehindert wurde, in den übrigen musste
kauterisirt werden, da das Ulcus sich stark weiter verbreitete.
Horstmann.
Hölscher, Ueber die Verwendung von Paraffin in der Otochirtirgie.
Württemb. med. Gorresp. Bl. 1904, No. 33.
H. hat in drei Fällen von chronischer Mittelobreiterung, welche die
Radikaloperation nötig machte, nach dem Vorgänge von Frey die Ope-
rationshöhlen mit Paraffin ausgefüllt und empfiehlt das Verfahren be-
sonders deshalb, weil es die Heilungsdauer wesentlich abkürzt. Eineu
sofortigen völligen Verschluss der Hautwunde hält er nicht für empfehlens-
wert, vielmehr sei es besser, zunächst noch eine Oefifnung als Sicherheits-
ventil zu lassen und diese erst dann zu schliessen, wenn die Einheilung
des Paraffins erfolgt ist. Für die Ausfüllung eignet sich, Dach Verf., am
besten Weicbparaffin. Schwabach.
Titanisch, Ein neuer Atticspüler. Monatsschr. f. Obrenbeilk. 1904, No. 8.
Der von Th. empfohlene Apparat zum Ausspülen des Recessus epi-
tympauicus besteht aus einem Glasbehälter, an dessen Hals eine Anbänge-
vorrichtung für das Knopfloch oder die Seitentaschen des Arztes in Ver-
bindung mit einem Sicherheitsverschluss für den Kork angebracht ist.
Die luftzuführende Röhre steht mit einem Doppelgebläse in Verbindung,
während das Steigrohr durch einen Schlauch mit dem bekannten Pauken-
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294
V. SkII.I.KB. FlKHKH. — Wll.I.NKR — CoLK.
No. 18.
röhrchen verbunden ist. Durch den durch das Gehläsc in der Flasche er-
zeugten Druck wird die Spülflüssigkeit durch das Steigrohr, den Verbindungs-
schlauch und das Paukenröhrchen nach ihrem Bestimmungsort befördert
und zwar in Form eines constanten Strahles. Der Apparat kann ohne
Assistenz angewendet werden und darin besteht sein Vorteil vor den bisher
gebräuchlichen. Abbildung s. im Original. Schwabach.
1) v. Seiller,' Zur Inhalationstherapie. Wiener k I in . Wocheuschr. 1904,
No. 43.
2) Fieber, Erfahrungen mit Bulling’s Inhalationsapparaten. Wiener med.
Wochenschr. 1904, No. 30.
1) Aus den Beobachtungen des Verf.’s im Wiener Elisabethspital geht
hervor, dass man bei der akuten und chronischen Bronchitis, insbesondere
bei Bronchitis chron. sicca, bei Bronchialasthma und akuter Laryngitis
durch medikamentöse Inhalationen mit dem Thermovariator Bulling’s sehr
gute Erfolge erzielen kann, die eine innere Medikation entbehrlich machen.
Selbstverständlich ist das nicht bei jedem Kranken der Fall. Auch zeigen
die Inhalationsversuche mit Jodkalium, dass dieses auch bei direkter üeber-
tragung auf die Bronchialschleimbaut einwirkt.
2) Verf. empfiehlt das Bulling’schc Inhalationsverfahren bei den ver-
schiedenartigen entzündlichen Erkrankungen der Atmungsorgane.
W. Lublinski.
Willner, üeber einen Fall von Kehlkopfcroup mit schwersten tracheo-
stenotischen Erscheinungen. Prager med. Wochenschr. 1904, No. 35.
Dieser Fall von Kehlkopfcroup bei einem 21 Monate alten schwäch-
lichen Kind ist deshalb bemerkenswert, weil bereits im Verlauf des erstell
Tages zwei Sernminjcktionen vorgenommen wurden, am 2. und 3. Krank-
heitstage noch je eine. Trotzdem traten am vierten Krankheitstage die
schwersten tracheostenotischen Erscheinungen ein, die das Leben des Kindes
in hohem Maasse bedrohten. Verf. schreibt den glücklichen Ausgang den
Einreibungen mit Ung. cincreum in grossen Dosen bei, die am 3. und
4. Tage vorgenommen, seiner Meinung nach, von besonderem Einfluss auf
die Lösung der Membranen gewesen seien, wenn er auch den maassgeben-
den Einfluss des Serums nicht bestreitet. W. Lublinski.
R. J. Pole, Experimenteller Beitrag zur Typhusimmuuität. Zcitschr. f.
Hyg. 1904, Bd. 4«, S. 371.
Verf. stellte fest, dass Kaninchen, welche einmal infolge von Injektion
von Typhusbacillen Agglutiuine gebildet, sie aber im l^aufe der Zeit wieder
verloren haben, bereits nach Injektion einer minimalen Dosis, die bei nor-
malen Kaninchen so gut wie keine Reaktion hervorruft, von neuem einen
hohen Agglutiningehalt des Serums aufweisen. Die Ursache der nach
Ueberstehen einer Infektion lange Zeit zurückbleibenden Typhusimmunität
ist somit vielleicht nicht allein in einer Unempfindlichkeit der Zellen
gegenüber den Typhusbakterien und Giften zu suchen, sondern diese
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No. 18.
CoLE. — V. TaPPKINKK und Joi'I.ltAt'EK.
295
histngene Immunität kann auch auf die Fähigkeit der die Immunstoffe
liefernden Organe, bei neu eintretender Infektionsgefahr leichter Antikörper
abzugeben, zurüekgeführt werden. Es genügen dann schon Mengen von
Typhnsbacillen, die nicht ausreichen, von neuem die pathologischen Ver-
änderungen des Typhus hervorzurufen, um die specifischeu Scliutzstotfu
auf dein Kampffelde erscheinen zu lassen. H. Bischoff.
R. J.CoIe, Uebcr die Agglutination verschiedener Typhusstämme. Zeitschi',
f. Hyg. 1904, Bd. 46, S. 367.
Nach übereinstimmenden Versuchen verschiedener Forscher ist bekannt,
dass einzelne Typhusstämme schwerer agglutinirt werden als andere. Um
festzustellen, ob die Ursache hierfür in einem verschiedenen (jehalte des
Serums an Agglutinin für verschiedene Typhusstämme beruht, oder ob der
Grund hierfür auf Verschiedenheiten der Bakterienstämme, d. h. auf einem
Unterschiede im Gehalte an agglutinirbarer Substanz zu suchen ist, hat
Verf. auf Veranlassung von Wassermann Imunsera mit verschieden leicht
agglutinablen Stämmen hergestellt und diese gegen die verschiedenen
Stämme geprüft. Er konnte feststellen, dass auch das mit agglutinirbaren
Stamme hergestellte Serum, diesen Stamm weniger leicht agglutinirte,
während andere Stämme bei den gleichen Verdünnungen agglutinirt wurden,
bei denen dies von Seren, die mittels leicht agglutinirbarer Stämme ge-
wonnen waren, erfolgte. Es ist somit die Verschiedenheit der Stämme in
Bezug auf ihre Agglutinirbarkeit auf einem Unterschiede im Gehalt an
agglntinirbarer Substanz und nicht auf Eigentümlichkeiten des benutzten
Serums, auf das Agglutinin, zurückzuführen. Da nun die agglutinirbare
Substanz aus einer bindenden und einer Funktionsgruppe besteht, so
konnten Unterschiede in der haptophoren oder der Funktionsgruppe die
Ursache der ungleichen Agglutinirbarkeit sein. Da Verf. feststellen konnte,
dass die schwer agglutinirbaren Stämme weniger Agglutinin aus einem
Serum entfernen, so muss ein Mangel an agglutininbildenden Gruppen als
Ursache der schweren Agglutinirbarkeit angenommen werden.
H. Bischoff.
H. v. Tappeiiier und •fodlbauer, lieber die Wirkung fluorescirender
Stoffe auf Diphtherietoxin und Tetanustoxin. Münch, med. Wochenschr.
1904, No. 17.
Verff. konnten feststellen, dass Lösungen von Diphtherie- oder Tetanus-
toxin, denen kleine Mengen einer fluorescirenden Substanz, Eosin, dichlor-
antbracendisulfosaures Natron, Fluoresceln oder Methylenblau, zugesetzt
sind, und welche drei Tage im zerstreuten Tageslichte aufbewahrt werden,
an Wirksamkeit ausserordentlich einbüsseu, während ohne Zusatz der
fluorescirenden Substanzen die Abscbwächung sehr gering war. Bei Zusatz
von Eosin oder dichloranthracendisulfosaurem Natron war die 120fache
tätliche Dosis nicht mehr wirksam, während Fluoresceln- oder Methylen-
blauzusatz eine geringere Abschwächuug bewirkten. Es wurde auch fest-
gestellt, dass Tiere, denen drei Stunden vor Beibringung des Toxins kleine
Dosen pbotodyuamischer Substanz eingegeben und die Haare geschoren
Digitized by Google
"296 Manoks. — Harvey. Spannhacek. Sthühurkro. No. 18.
waren, eine mehrfache tötliche Dosis vertragen. Diese Resultate lassen
die Möglichkeit einer Behandlung der Diphtherie des Meuschen durch
photodynamischc Stoffe diskutirbar erscheinen. Bezüglich der Auswahl
der zu solcher Behandlung geeigneten fluorescirenden Stoffe ist zu berück-
sichtigen, dass die Lichtstrahlen um so tiefer in das Gewebe eindringen,
von je grösserer Wellenlänge sie sind, es wären also die Stoffe zu bevor-
zugen, welche durch Strahlen grösserer Wellenlänge (grün, gelb, rot) zur
Fluoresceuz erregt werden, andererseits wird der Stoff den Vorzug ver-
dienen, der zu denjenigen Organen besondere Affinität hat, in denen sich
auch das Toxin fixirt. H. Bischoff.
M. Manges, The rectal administration of the newer hypnotics. Med. News
1904, No. 13.
M. hat schon iu einer früheren Arbeit darauf hingewiesen, dass die
meisten Schlafmittel per rectum gegeben werden können; auch wenn es
sich um unlösliche Präparate, wie Sulfonai, Trional oder dergl. handelt,
deren Resorption vom Rectum aus unwahrscheinlich ist, so entfalten diese
Mittel doch, wie die klinische Erfahrung zeigt, fast dieselbe Wirksamkeit,
als wenn sie per os gegeben werden. Das neueste vielgebrauchte Schlaf-
mittel, das Veronal, kann ebenfalls per rectum gegeben werden. Dar-
reichung in Suppositorienform ist nicht empfehlenswert. Man löst das
Veronal in warmer Milch oder besser in verdünntem Sherry und fügt, um
die Resorption zu beschleunigen, etwas Salz oder Zucker hinzu. Die Dosen
müssen etwa grösser gewählt werden, als sie bei der Darreichung per os
üblich sind. K. Kronthal.
1) 1*. G. Harvey, A case of aniline poisoning. The Lancct 1004, Vol. II,
No. 14.
2) Spannbauer, Vergiftung nach äusserlicher Anwendung von Kupfersulfat
(Blaustein). Wiener med. Wochenschr. 1904, No. 43.
3) C. Strölnnberg, Sechszehn Vergiftungsfälle mit Methylalkohol. Petersb.
med. Wocbeuschr. 1904, No. 39 u. 40.
1) Die Vergiftung rührte her von einem anilinhaltigen Bleistift, den
l’at., eine 22jährige Frau, sehr häufig im Munde anfeuchtete. Die Ver-
giftungserscheinungen, die übrigens erst nach langem Gebrauch des er-
wähnten Bleistifts auftraten, bestanden in einer blauen Verfärbung der
Wangenschleimhaut und des Zahnfleischrandes, ähnlich wie bei der Blei-
vergiftung, Schwellung dieser Teile, häufigem Erbrechen, Hinfälligkeit und
Kurzatmigkeit. Der etwas dunkel gefärbte Urin enthielt keine pathologi-
schen Bestandteile. Nach Entfernung der schädlichen Ursache war Pat,
in kurzer Zeit wiederhergestellt.
2) Ein 23jähriger, kräftiger und sonst gesunder Mauu hatte sieb
wegen eines schuppenden und juckenden Ekzems des Kopfes die Kopfhaut
mit einer Lösung von Blaustein in Milch eingerieben. Nach etwa 24 Stun-
den erkrankte er schwer mit sehr heftigem Durchfall und Erbrechen, nach
wenigen Stunden bot er ein Kraukheitsbild dar, das an das asphyktisebe
Stadium der asiatischen Cholera erinnerte. Das Erbrochene zeigte anfäng-
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No. 18.
Ckcika«.
207
licli eine deutlich blaue, später eine grünlich-gelbe Karbe; cs liess sich
unschwer Kupfersalz darin uachweisen. Nach Entfernung der blaugefärbten
Borken und Krusten der Kopfhaut und Hebung der darnicderlicgcnden
Herztätigkeit erholte sich der Krauke, nach längerer Anurie entleerte er
etwas trüben, dunklen, eiweisshaltigen Urin. Unter roborirender Diät,
reichlicher Zufuhr von Flüssigkeit wurde Pat. in wenigen Tagen vollständig
wiederhergestellt; auch der Urin wurde wieder klar und eiweissfrei.
3) Als zur Zeit der Mobilisirung der Schnapsbandel verboten war,
wurden 18 schwere Vergiftungsfälle, darunter 15 mit tätlichem Ausgang,
beobachtet, die auf Genuss von sogenanntem „Kuntzenbalsanr1 zurück-
zuführen waren. Dieser Balsam entspricht etwa der früheren Aqua vulneraria
spirituosa und besteht ausser geringen Mengen verschiedener Pflanzenöle
hauptsächlich aus 50grädigem Spiritus. Wieviel von diesem Balsam ge-
nossen wurde, konnte natürlich nicht genau festgestellt werden, in drei
Fällen hatte jeder der Beteiligten mindestens 400 g zu sich genommen.
Die anfänglich zweifelhafte Diagnose konnte durch die charakteristische
Augenerkrankung sicbergestellt werden: bei zwei leichter erkrankten
Patienten kam es zu einer schweren Amblyopie mit vorübergehender
Amaurose; der Augenspiegelbefund ergab Verengerung der Netzhautarterien
und Blässe des temporalen Papillcnsegments. Als Ursache dieser Neuritis
optica retrobulbaris acuta konnte nach Ausschluss anderer Substanzen der
Methylalkohol angesprochen werden. Aus dem Krankheitsbild sei folgen-
des hervorgehoben: es fehlt nach dem Genuss von Methylalkohol im
Gegensatz zum Aethylalkohol das Kxaltationsstadium, es setzt sofort eine
Depression ein. Der Gang wird taumelnd, es tritt ein Schmerz hinter dem
Sternum und in der Magengegend auf, dazu kommt Schüttelfrost, Schlaf-
sucht, Erbrechen, Leibschmerz, Gliederschmerzen, Oppressionsgefühl, ober-
flächliches, beschleunigtes Atmen, Cyauose, Coma. In dreizehn Fällen
konnte die Sektion gemacht werden. Das Blut ist kirschfarbcn, flüssiger
als gewöhnlich, aber weniger flüssig als bei Erstickung. Die Muskulatur
hat einen ausgesprochen rötlichen Farbenton. Das Herz ist schlaff, zeigt
mitunter Ecchymosen. Die Lungen sind hyperämisch und stark ödematös,
l/eber und Milz hyperämisch, Magen- und Darmschleimhaut injicirt. ln
den Nieren sind Papillen und Rindensubstanz hyperämisch und dunkel-
gefärbt; Blasenschlcimhaut stark gerötet. Hirn und Meningen waren meist
sehr blutreich. K. Kronthal.
J. Cecikas, Des atfections syphilitiques du coeur. Revue de med. 1904,
No. 12.
Nach Verf. sind die syphilitischen Affektionen des Herzens nicht so
selten, wie manche Autoren glauben; wenngleich sie relativ häuflg im
Gefolge der hereditären Syphilis auftreten, so werden sie doch besonders
bei der erworbenen Syphilis constatirt: man beobachtet sie am häufigsten
zwischen dem 3. und 10. Jahre nach erfolgter Infektion, während sie nach
dem 20. schon sehr selten sind. Am Herzen manifestirt sich die Krank-
heit entweder in Form von mehr oder weniger zahlreichen Tumoren oder
aber sie bildet eine Infiltration im Verlaufe der kleinen Gefässe. Die Neu-
bildung unterliegt bald einer käsigen resp. sklerosirenden Entartung; dazu
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298
Hithchmann. — Rautknhkho.
No. 18.
gesellen sich unter Umständen (unter dem Einfluss eines Gumma) eine
Pori- oder Endocarditis mit den üblichen Folgeerscheinungen. Relativ
häufig werden die Arterien befallen (Aorta resp. Coronararterien) und die
hierdurch hervorgerufenen Veränderungen stehen denen bei der gewöhn-
lichen Arteriosklerose sehr nahe. Die Syphilis der Coronararterien kann
mit Anfällen von Angina pectoris einhergehen und zum plötzlichen Tode
führen; zwischendurch kommt Tachv- oder, seltener, Bradycardie und
Störung des Rhythmus der Herzbewegungen zur Beobachtung. Die Affektion
der Aorta kann ebenfalls mit Angina pectoris einhergehen, wobei das erste
Symptom gewöhnlich ein wütender Schmerz hinter dem Brustbein ist; dazu
gesellen sich dann Erscheinungen von Dilatation und Verlängerung der
Aorta mit abnormen Pulsationen an den oberen Intercostal räumen rechter-
seits vom Sternum. Der Verlauf der Herzsyphilis ist mehr oder weniger
chronisch. Die Diagnose des syphilitischen Charakters der Affektionen ist
sehr schwierig; sie wird relativ leicht, wenn sich die oben beschriebenen
Erscheinungen bei jungen Individuen mit syphilitischer Anamnese mani-
fest iren. Die Behandlung ist eine langwierige; Quecksilber in verschiedenen
Darreichungsweisen und Jod (letzteres durch Jahre hindurch angewendefi
bilden die Hauptbestandteile der Therapie. L. Perl.
E. Hitschmann, Ueber Venenpulse an den Vorderarmen bei atrophischer
Lebercirrhosc. Centralbl. f. inn. Med. 1904, No. 2.
ln einer Reihe von Fällen vorgeschrittener atrophischer Lebercirrhose
sah H. an den Venen des Vorderarms und auch des Handrückens zuweilen
vorübergehend, oft aber auch viele Monate constant starke, sowohl mit
der Respiration als auch mit der Herzaktion synchrone Pulsationen. Bei
jedem Inspirium zeigte sich ein starker Collaps der Venen und es bestand
überdies ein sehr deutlicher negativer Vcnenpuls. ln schönster Ausbildung
sah man diese Erscheinungen an der der Radialseite des Unterarms auge-
hörigen Hautvene. H. glaubt, dass die genannten Phänomene an den
Venen als eine direkte Folge des durch die peripylephlebitische Cirrhose
eigenartig modificirtcn Veuenblutkreisiaufcs aufzufassen sind. Man muss
deshalb diesem Befunde eine diagnostisce Bedeutung zusprechen in anderen
Krankheitsfällen, die gleichfalls wie die genannte Affektion init Ascites
und Beinödemen einhergehen.
Zur Erklärung der beschriebenen Venenpulse wird angeführt eine Ver-
stärkung der Drtickschwankungen gegenüber den normalen, resp. das tiefe
Druckminimum im Vorhof des Herzens iufolge des gestörten Leberkreis-
laufes. Die Entscheidung, ob es sich um positive oder negative Veneu
pulse handelte, war keineswegs immer leicht und soll weiteren Beob-
achtungen überlassen bleiben. Carl Roseutbal.
E. Rauteilberg, Ueber antiperistal tische Bewegungen des Magens. Deutsches
Arch. f. klin. Med. Bd. 77, H. 3 u. 4, S. 308.
Antiperistaltischc Bewegungen des Magens sind bislang äusserst selten
beobachtet worden. Nichtsdestoweniger hatte R. Gelegenheit, zwei solche
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No. 18.
Hensmjru.
299
Fälle in der Universitätspoliklinik zu Königsberg i. Pr. anfangs des Jahres
11)03 zu beobachten. Der erste Fall betraf eine 50 jährige Frau. Ihre
Krankheitserscheinungen boten das Bild einer MageuafTektion, die mit Salz-
säuremangel und der Anwesenheit spärlicher langer Bacillen einberging.
I>a auch unterhalb des linken Rippenbogens 1 — 2 Finger breit über der
.Nabelhöhe und links von der Mittellinie ein länglicher wurstförmiger Tumor
gefühlt wurde, so war damit der Verdacht auf eine maligne Erkrankung
gerechtfertigt. Als man zur Sicherung der Diagnose eine Kohlensäure-
aufblähung des Magens vornahm, wurden deutliche peristaltische Be-
wegungen dieses Organs wahrgeuommen, die jedoch nach einigen Minuten
durch entgegengesetzt verlaufende abgelöst wurden. Im weiteren erwies
sich der gefüllte Tumor als dem Pylorus angehörig. Die Diagnose lautete
also: Tumor malignus pylori. Ptosis ventriculi. Motus peri- et anti-
peristalticus ventriculi.
Die oben beschriebenen peristaltischen Bewegungen des Magens konnten
bei der Patientin noch wochenlang regelmässig wahrgenomtnen werden,
aber nur dann, wenn das Organ mittels Kohlensäure aufgebläht wurde.
Ein zweiter Fall, der wenige Monate darauf zur Beobachtung kam,
zeigte bei Kohlensäureaufblähung, aber auch ohne diese, deutliche anti-
peristaltische Bewegungen, die von der grossen Curvatur im rechten Meso-
gastrium über die Mittellinie schräg aufwärts zur Cardia liefen. Dieser
Fall betraf einen Mann mit allgemeinen Magenbeschwerden.
Carl Rosenthal.
II. Reitsburg, Beitrag zur Buttermilchernährung und deren Indikation.
Jahrb. f. Kinderheilk. Bd. 69, S. 74.
Unter 19 Kindern, die Verf. mit Buttermilch ernährte, wurde nur in
einem Fall eine nicht befriedigende Zunahme erzielt. — 100 ccm einer für
Säuglinge verwendbaren Buttermilch sollen 7 ccm Normalnatronlauge
neutralisiren. Die käufliche Buttermilch hat eine weit höhere Acidität,
weil sie von den Händlern mit sauer gewordener Magermilch versetzt
wird. — Verf. reicht gewöhnlich 100 Calorien Buttermilch pro kg, doch
kann mau bis 1(50 Calorien pro kg geben. — Den üblichen Zusatz von
gewöhnlichen Mehlen zur Buttermilch vertrugen viele Kinder schlecht;
dieser Uebelstand ist durch Verwendung eines dextrinisirten Kindermehles
zu beseitigen. — In der Buttermilch ist das Eiweiss in der leichtest ver-
daulichen Form enthalten. Indikationen für die Anwendung sind: 1. grosse
Empfindlichkeit gegen Eiweiss, wenn jede andere Darreichutigsform der
Milch versagt hat; 2. Empfindlichkeit gegen Fett und 3. gegen Mehl, sodass
Fettmilch und Liebig-Keller’sche Malzsuppe ebenfalls nicht verdaut werden.
— Um Erfolge zu erzielen darf man sich aber an keine starre Methode
der Butterrailchbereitung binden, sondern muss die Mischungsverhältnisse
jedem einzelnen Fall anpassen. Man kann die Buttermilch sowohl ohne
Mehl als auch mit geringen oder grösseren Mengen dextrinisirten Mehls
mengen und nach Bedarf Rahm zusetzen. Eine aus einwandsfrei bereiteter
Buttermilch verfertigte Conserve hat SELfEK hersteilen lassen (s. Deutsche
med. Wochenschr. 1903, No. 27). Stadthagen.
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300
Bkkmikim*Karkkk. — Lamik. — v. Koomluw.
No. 18.
Bentheim-Karrer, Ueber Pylorusstenose im Säuglingsalter. Corresp.-Bl.
f. Schweizer Aerzte 1904, No. 8.
Die Pylorusstenose der Säuglinge wird von einzelnen Aerzten als Folge
einer echten myomartigen Geschwulst des Pylorus gedeutet, während andere
sic aus einem Pyloruskrampf hervorgehen lassen. Dieser letzteren Auf-
fassung tritt auch Freund bei, weil er in zwei Fällen im stände war. den
Pylorustumor durch einen Wasserdruck von 100 cm Höhe völlig zum Ver-
schwinden zu bringen. Da zur Erschlaffung der „physiologischen Pvlorus-
contraktur“ nach PFAUNDLER schon ein Druck von 20 — 30 cm Wasserbölie
genügt, so folgert Verf., abweichend von Freund, dass in den Fällen
Freunds eine verdickte Wand zu dehnen war. Dagegen lassen andere
Fälle, insbesondere der von Knoepfelmacher, die Deutung einer reflek-
torischen Contraktur des Pylorus als möglich zu. — Verf. selbst hat einen
Fall beobachtet, in welchem die Erscheinungen am 8. Lebenslage ein-
setzten. Das Kind starb 38 Tage alt. Bei der mikroskopischen Unter
snehung der Pylorusmuskulatnr stellte Verf. fest, dass die Muskelkerne
viel weiter von einander entfernt standen, als bei einem Controllprärarat,
das von einem magengesunden Säugling stammte, dass ferner die Muskel-
<|uerschnitte viel grösser waren, als bei dem Controllpräparat und dass in
den längs getroffenen Muskclschichten die Zellkerne des kranken Magens
grösser waren als diejenigen des gesunden. Aus diesem Befunde schliesst
Verf. auf eine Hypertrophie der .Muskelschicht des Pylorus, die wahr-
scheinlich congenital war. Stadtbagen.
Lange, Beitrag zur Therapie der Ischias. Münch, med. Wochenschr. 1904,
No. 52.
Anschliessend an die Versuche Schleich's, der durch Infusion seiner
1 prom. -Lösung Ischias zu heilen suchte, injicirt Verf. an der Austrittsstelle
des N. ischiadicus direkt in den Nerven 70— 100 ccm einer 1 prom.
Eucain /9-Lösung in 8 prom. Kochsalzlösung. Zunächst bildet er dabei in
der Haut eine Quaddel, dann geht er sofort mit entsprechend langer Nadel
(7—7 Vj cm) unter stetem Ausspritzen auf den Nerv. Der Stich durch
Haut und Muskel ist völlig schmerzlos, dagegen zucken die Patienten bei
Berührung des Nervs resp. der Nervenscheide zusammen unter dem Gefühl
eines elektrischen Schlages, der sich bis in die letzten Verzweigungen des
N. peroneus und tibialis erstreckt. Wenn dadurch die richtige Lage der
Nadelspitze angezeigt ist, wird ziemlich schnell die Lösung injicirt. Die
Schmerzen waren danach schnell verschwunden, doch mussteu zur an-
dauernden Heilung die Injektionen in mehreren Fällen wiederholt werden.
An Nebenwirkungen berichtet Verf. von schnell vorübergehender Uebelkeit
und leichten Temperatursteigerungen am Tage nach der Injektion.
Alkan.
A. v. Korniluw, Ueber cerebrale und spinale Reflexe. Deutsche Zeitschr.
f. Nervenheilk. 23. Bd. (3 /4.)
Die Ausführungen K.’s lehren, dass die Wissenschaft in der letzten
Zeit um zwei Reflexe reicher geworden ist, den Scapulohumeralreflex, der
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No. 18.
Bartki.h.
301
durch Perkussion des inneies Randes der Spina scapulae infolge von Con-
traktion der hinteren Bündel des M. deltoides entsteht und zweitens den
Orbitalreflex, der bei Perkussion der Knochen und Haut rings um die
Orbita zu stände kommt und kaum zu den wirklichen Reflexen gehört. —
Das Babinski-Pliänomen, bei dem die Extension der grossen Zehe die Haupt-
sache ist, gehört nicht zu Sohlenreflcxen oder den Hautreflexen; denn es
kann auch durch Berührung anderer Hautsteilen erzeugt werden. Es
kommen auch Fälle von Entartung der Pyramidenbahnen vor ohne Babinski-
sches Phänomen und umgekehrt. Die differential-diagnostische Bedeutung
des Rabinski sehen Phänomens zur Unterscheidung der organischen von
den funktionellen Hemiplegien ist nicht pathognomonisch. — Es giebt ferner
einen Knochen- und Muskelreflex. Die reflektorische Natur des Knochen-
reflexes ist zweifellos, die des Muskel reflexes wahrscheinlich. Die übrigen
Beweise sprechen weder zu Gunsten der reflektorischen noch zu Gunsten
der mechanischen Hypothese der Sehnenphänomene. S. Kalischer.
M. Bartels, Ueber Erkrankung der Gauda equiua im Gefolge von Tuber-
kulose der Symphysis sacroiliaca und der angrenzenden Beckenknochen.
Greuzgeb. d. Med. u. Chir. 11. Bd. (3).
Neben zwei Fällen eigener Beobachtung konnte B. einen von Cestan
und Babonneix beschriebenen Fall von Tuberkulose der Symphysis sacro-
iliaca und folgender Erkrankung der Cauda equina mitteilen. Eine primäre
Tuberkulose des Kreuzbeines uud der Symphyse scheint heute zweifellos
anerkannt werden zu müssen. Der Beginn derselben ist meist im Mittel-
stück des Kreuzbeins zu suchen. Häutig brechen dabei Abscesse nach
aussen durch, in der Glutaealgegend. Schmerzen, Haltungsanomalien,
Skoliose, Gangstörungen können früh schon ohne Beteiligung der Nerven
hervortreten. Einfache Parästhesien bis starke Schmerzen in den Füssen
sind die ersten Zeichen der Gauda-Erkraukung; sie treten anfallsweise auf
und sind bohrend, reissend, mitunter in beiden Ischiadicusgebieten; Gehen
und Stehen steigert die Schmerzen; es folgen sodann Ausfallserscheinungen
der sensiblen Sphäre (Anästhesien) in Form der Reithosenanästhesie, im
perianalen Bezirk, an der hinteren Fläche der Uber- und Unterschenkel,
der Rectal-, Urethralschleimhaut. Lähmungen und Störung der Sphinkteren
sind fast stets vorhanden. Die motorischen Ausfallserscheinungen an den
Extremitäten wechseln oft in ihrer Stärke; sie befallen die Gesässmuskeln,
Auswärtsroller, die Muskeln der Hinterseite der Oberschenkel, die Unter-
schenkel- und Zehenmuskeln. Atrophie, Entartungsreaktion folgen gewöhn-
lich der Lähmung oder begleiten sie; ebenso Decubitus am Kreuzbein.
Tritt Compression im oberen Teil des Sakralkanales ein, so sind Glutaeal-,
Achillessehnen- und Sohlenreflex erloschen; dabei sind die Patellarreflexe
in der Regel gesteigert. Der Verlauf ist stets ungünstig. Die Indika-
tionen zu eiuera operativen Eingriff müssen erst durch weitere Beob-
achtungen sichergestelit werden. S. Kalischer.
r
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302
Moütikr und Ciiai.i.amkl. — Coulom.
No. 18.
1) A. Montier et A. ('hnllnmcl, Etüde comparative sur l’action de la
cage autoconductrice et du lit condensatenr dans le traitement de l'hyper-
tension arterielle par la d'Arsonvalisation. Oompt. rend. 1905, No. (t,
p. 002.
2) Dieselben, De l’abaissement de la pression au dessons de la normale
par la d'Arsonvalisation. Ibidem. No. 11, p. 742.
1) Früher hatten die Verff. nachgewiesen, dass wenn man einen an
abnormer Spannung des arteriellen Systems leidenden Menschen auf dem
Gondensatorbett der Einwirkung hochgespannter Wechselströme aussetit,
man eine Herabsetzung des arteriellen Druckes beobachtet und dass diese
Herabsetzung noch verstärkt wird, wenn man unmittelbar nachher den-
selben Kranken in die sogenannte Cage autoconductrice bringt. In der
neuen Untersuchungsreihe haben sie den umgekehrten Weg eingeschlagen:
War der Kranke zuerst im selbstleitenden Käfig, so erniedrigte sieh sein
Klutdruck und hob sich unter dem Einfluss des Condensatorbettes; wurden
die Kranken dann zum zweiten Male in den autoconduktorischeu Käfig
gebracht, so kam der Blutdruck wieder auf dieselbe Höhe wie vorher, ja
er erniedrigt sich sogar noch etwas. Man wende also zur Behandlung
arteriellen Ueberdrucks die Cage autonconductrice an und nicht das Con-
densatorbett.
2) In einer neuen Mitteilung an die Akademie betonen die Verff., dass
es nicht wünschenswert sei, den Blutdruck unter den normalen herab-
zusetzen; man solle während der Behandlung den Blutdruck der Kranken
häufiger messen, um den gewünschten Zweck nicht zu verfehlen. Sank
der Druck zu tief, so konnten ihn die Verff. durch Applikation von Arsonval-
strömen längs der Wirbelsäule unmittelbar wieder ansteigen lassen.
Bernhardt.
(i. Coulon, Dcrmatite medicamenteu.se par absorption de Yohimbine.
Arch. gencr. de med. 1!K)4, No. 45.
Bei einem Manne, der wegen abnehmender Potenz Yohimbin, zuerst
während 5 — 0 Tagen in Tabletten, dann 2 Tage lang als Pulver aus einem
0,1 g enthaltenden Röhrchen in nicht näher zu bestimmender Menge ge-
nommen hatte, trat Thränen der Augen, heftiges Jucken im Gesiebt und
an den Händen und einige Stunden später ein aus meist linsengrossen
Koseolaflecken und weniger zahlreichen Papeln bestehendes Exanthem auf.
das sich bald vom Gesicht aus unregelmässig über deD ganzen Körper
verbreitete. Am 3. Tage begann unter fortdauerndem Jucken eine, be-
sonders auch am behaarten Kopfe sehr reichliche kleien förmige Ab-
schuppung, welche die einzelnen Flecke mit einem weisslichen Saum um-
gab. Fieber oder sonstige Krankheitserscheinungen waren nicht vorhanden,
die Schleimhäute blieben intakt, Haarausfall wurde nicht bemerkt. Als
Verf. den Pat. 10 Tage nach Beginn des Ausschlags zuletzt sah, schien
dieser im Abheilen begriffen zu sein; das Jucken hatte sich bereits ver-
loren. H. Müller.
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No. 18.
7.K8AB. floPFMANN. — Bl. AKK.
303
D. G. Zesas, Ceber die krebsige Entartung der Kopfatherome. Münch,
med. Woclienschr. 1904, No. 37.
Die 08jährige Pat. gab an, seit mehr als 20 Jahren Atherome auf
dem Kopfe gehabt zu haben, die beim Kämmen öfter verletzt und seit
etwa 5 Jahren zu Geschwüren geworden seien. Sie klagte über Schwindel,
beständige Kopfschmerzen und war in der letzten Zeit sehr abgemagert.
Ks bestand ein mehr als die hintere Hälfte der Kopfhaut, namentlich die
linke Seite, einnehmendes eiterndes, mit der Unterlage fest verwachsenes
l'lcus mit hartem Rande; an einzelnen Stellen lagen die Schädelknochen
bloss. Die Lymphdrüsen hinter dem linken Ohr und unter dem linken
Unterkiefer waren geschwollen. Das Geschwür wurde, zum Teil mit dem
Periost, excidirt und die histologische Untersuchung bestätigte, dass es
sich um carcinomatöse Degeneration mehrerer Atherome handelte. Die
Pat. erlag nach 4 Wochen einer Pneumonie. — Aehnliche Fälle sind nicht
ganz selten beobachtet worden. Die krebsige Entartuug der Atherome
scheint namentlich durch häufige mechanische Insulte angeregt zu werden;
die Operation liefert günstige Resultate nur so lange die Geschwülste keine
grössere Ausdehnung erreicht haben und ohne Abtragung der obersten
Knocheniagen entfernt werden können. H. Müller.
E. HofTtnann, Ueber die Primelkrankheit und andere durch Pflanzen ver-
ursachte Hautentzündungen. Münch, med. Wochenschr. 1904, No. 44.
Dass bei manchen Personen die Berührung gewisser Primelarten und
des Giftsumachs (Rhus toxicodendron) recht unangenehme ekzem- oder
erysipelartige Dermatitiden hervorruft, ist jetzt wohl ziemlich allgemein
bekannt. Aehnliches bewirken die sogen. Klephantenläuse, die Früchte
von Anacardium orientale und occidentale, die als Volksmittel gegen
rheumatische Beschwerden auf die Haut aufgelegt werden und das zu dem-
selben Zwecke oft benutzte, aus den Früchten des Lorbeerbaums gewonnene
Lorbecröl („grüne Lore“). Ausserdem giebt es aber auch eine ganze Reihe
anderer Pflanzen, die bei dazu disponirten Menschen gelegentlich entzünd-
liche Hauterkrankungen verursachen. So sah Verf. solche bei einer Gärtners-
frau wiederholt nach der Beschäftigung mit Chrysanthemum indicum im
Gesicht, an Händen und Armen auftreten. Bei zwei anderen Pat. hatten
die Blätter und Zwiebeln der Meerzwiebel ' (Scilla maritima) eine mit
Bläschenbildung einhergehende 14 Tage dauernde Hautentzündung veran-
lasst. Ein Mann, der Blätter des Lebensbaums (Thuja occidentalis) zwischen
den Fingern zerdrückt und mit diesen daun sein Gesicht berührt hatte,
bekam eine heftige und ihn sehr peinigende, von leichtem Fieber be-
gleitete roseähnliche Hautentzündung des Gesichts und der Hände, die
nach etwa 10 Tagen unter ziemlich starker Schuppung abheilte.
11. Müller.
4. A. Hinke. Some considerations in the treatment of tuberculosis of the
testicle. Med. News 1904, 14. Mai.
Verf. verfügt über 8 Fälle von Hodentuberkulo.se, bei denen er die
*■
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304
Arm.
No. 18.
Castration mit Entfernung des Samenstrangs, zweimal mit gleichzeitiger
Exstirpation der Sainenblase ausgeführt hat. In einem Falle nahm er die
doppelseitige Castration vor. Stets war die Krankheit auf das Genital-
systeni beschränkt ihit Ausnahme eines Falles, bei dem in drei nachein-
ander vorgenommenen Operationen Niere, Ureter, linker Hoden, beide
Samenblasen und der grösste Teil der Prostata exstirpirt wurden. Seit der
letzten Operation böi diesem Kranken sind drei Jahre verflossen, der
Patient ist gesund und auch von der Cystitis geheilt, die mit seinen
anderen Krankheitserscheinungen verbunden war. In einem anderen Falle,
wo Verf. vor 6 Wochen Hoden, Vas deferens und Samenblase exstirpirtc.
zeigt das Präparat, dass sich die Krankheit nicht continuirlich längs des
Vas deferens vom Nebenhoden her ausbreitet, sondern dass sie sprung-
weise verläuft, derart, dass einzelne Knoten an verschiedenen Stellen des
Vas deferens entstehen.
Eine alleinige Entfernung des Nebenhodens (Epididymectomie) hält
Verf. für unzweckmässig. Nur wenn die Erkrankung doppelseitig ist, will
er nach Möglichkeit den Hoden der einen Seite zum Zwecke der „inneren
Sekretion“ schonen. Das Vas deferens hat Verf. in allen von ihm operirten
Fällen mit entfernt: er verlängert hierzu den für die Hodenexstirpatinn
erforderlichen Schnitt nach aufwärts bis zu einem dem inneren I^eisten-
ringc entsprechenden Punkte, durchtrennt die Aponeurose des Musculus
obliquus externus und löst stumpf das Vas deferens, das von den anderen
Teilen des Samenstrangs zu isoliren ist, vom Peritoneum, bis der Finger
die Ampulle erreicht. Hier wird so hoch wie möglich unterbunden,
alsdann durchschnitten und die Wunde so wie nach einer Herniotomie
vernäht.
Die Samenblase will Verf, soweit eine Erkrankung derselben nach-
weisbar ist, namentlich im Hinblick auf die Infektionsgefahr für den
zweiten Hoden entfernt wissen. Zu diesem Zweck benutzt er eine halb-
mondförmige tncision am Damm (nach ZlICKEKKANDI.) und kann von hier
aus eventuell gleichzeitig Herde in der Prostata erreichen.
B. Marcuse.
Apert, Des urines rouges, dans la mcdication par le pyramidon. Arch.
gener. de med. 1904, No. 27.
Nach Gebrauch von Pyramidon beobachtet man oft, aber nur bei
gewissen Meuschen, eine Hotfärbung des Harns. Sie kann schon nach
kleinen Dosen des Medikaments auftreten und beruht auf der Ausscheidung
eines Zersetzungsproduktes des Pyramidons, der Kubazonsäure. Man könnte
bei der Hotfärbung des Harns an Hämaturie und ähnliches denken, kann
aber schon durch blosses Ausschütteln des Harns mit Chloroform, in
welchem die Kubazonsäure gelöst wird, diese Veränderung von Hämaturie
unterscheiden. B. Marcuse.
KiuariidunKeu werden an di« Adresse des Herrn Geh. Med. -Kat Prof. Dr. M. Bernhardt (Berlin W.
Pranxöaischo .Strasse 21) oder au die Vorlagshandlung (Berlin >'W„ Unter den Linden 68) eibeten
Vorlag von Augnal II i rar h * « I d in Berlin. — Druck von L. Ach um ach er in Berlin V. SM-
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|\VMi<‘itwb *r*rH*lnen
3 i liomn ; am Sch t uwie
d«i JatÄanirs Titel« Na-
men- Ad Ha<h-Hegi>ter.
Centralblatt
für die
1905.
IS. Mal.
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28 Mark; *u ln»zi*>li«n
durrh alle Buchhand-
lungen u. PuntaiiMalttD.
OM
Unter Mitwirkung von
frof. Dr. H. Senator, Prof. Dr. E. Salkowski,
redigirt von /V
Prof. Dr. M. Bernhard^*
in Berlin.
JUn/TiDOR 1 |
Inlmlt: Loeh, Zum Stoffwechsel Magenkranker. — Schwarte und
hAVSRB, Ueber fettzersetzende Mikroben. — Rosenfei.u, Indolbildung beim
Kaninchen. — Seyfferth, Chloroform gegen nitrose Dämpfe. — Grawitz,
Fall von multiplen Primärtumoren. — Smith, Verhalten nekrotischer Herznmskel-
infarkte. — Hohmarr. Behandlung des Schiefhalses. — Roy neu Barkks und
Haide, Missbildung der Hände und Füsse. — Martina, Entstehung der peri-
herniösen Phlegnome. — IIofmann, Zur Behandlung des Empyems. — Bi.anu-
Suttor, Multiple Steine in der Niere. — Szczyhalbki, Ulcus corneae durch
Bacillus pyocyaneus. — Bednarski. Pathologische Veränderungen der Zonula Zinnii.
— Baikk, Tuberkulöse Meningitis bei Otitis media. — Brzold, Ueber Knochen-
bildung im Obr. — Alkxander, Gehörorgan bei albinotischen Katzen. — Lub-
linski, Ueber die adenoiden Vegetationen. — Hauer. Rolle der Nasenscbleimhaut
bei Lepra. — Gram ans, Ueber das Eickert'sche Tvphusdiagnostikum. — Weher und
Taute, Umwandlung der Tuberkelbacillen beim Kaltblüter. — Grösser. Ueber
die v. Behring’scbo Tuberkulosetheorie. — West, Behandlung des Pyopneumo-
tborax. — Hroos, Wert des Hetols bei Tuberkulose. — Sarartiikz, Cusiiino
und Clakke, Zur Behandlung des Typhyus. — Coiiniirim, Palpation und Aus-
kultion des Pylonis. — M adelunu, Etitwickclung von Echinokokken nach Operation.
— Brei- ki. i, Pseudodiphtheritischer Symptomeneomplcx bei Neugeborenen. —
Fürbrinoer, Lryickik. Ueber das tiuinquaud’schc Zeichen. — Hoppk-Srylkr,
Ueber Glykosurie. — Sihelius, Knecht, Schwere Erkrankung nach Kohlenoxyd-
vergiftung. — Seifper, Zksas, Ueber hysterische Skoliose. — Zimukrmann,
Hydroelektrische Behandlung von Herzstörungen. — Drruw, Behandlung des
Lupus. — Manassr, Arhovin gegen Gonorrhoe.
A. Locb, Beitrag znm Stoffwechsel Magenkranker. Zeitschr. f. klin. Med.
Bd. 56, S. 100.
L.’s Beobachtungen ergaben, dass Chlorverlust durch Erbrechen oder
Ausheberung des Mageninhalts Stoffwechselstörungen hervorruft, die in
einer Verminderung der Ammoniakausfuhr durch den Harn (bis auf </ 10 des
normalen Wertes) und wohl auch in einer vermehrten Serumalkalescenz
sich kundgeben. Dementsprechend konnte L. zeigen, dass während der
Verdauung in den ersten Stadien gleichfalls die Ammoniakmenge im Harn
sinkt, erst in späteren ansteigt. Danach nimmt L. an, "dass in der Norm
ein Teil des Harnammoniaks einer Regulirung der während der Verdauung
durch Resorption der Magensalzsäure gestörten Alkalescenzverhältnisse des
Körpers seinen Ursprung verdankt. A. Loewy.
XLin. Jahrgang. “ 20
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Schwarte u. Kayseb. — » KnsEsmi.n. — Seyffebtii- — (tbawitz.
No. 19.
G. Seitwärts und II. Kayser, lieber die Herkunft von Kettsäurenadeln
in Dittrich’schen Pfröpfen und den Nachweis von fettzersetzenden
Mikroben. Zeitschr. f. klin. Med. Bd. 56, S. 111.
Sch. und K. haben die in den (sog. Dittrich’schen) Pfröpfen, die sieh
bei Lungengangrän und putrider Bronchitis finden, vorkommenden Mikro-
organismen rein gezüchtet und sie auf Fett und Lecithin wirken lassen,
um festzustellen, ob durch bakterielle Einflüsse das Auftreten von Fettsäure
in den Pfröpfen zu erklären sei. Sie benutzten als Nährboden entweder
mit Agar überschüttete Hinderfettplatten (nach Eijkmann) oder Mandelöl
mit Peptonkochsalzwasser (nach Rubner-Schreibkr). — Sie fanden in
den Pfröpfen den Staphylococcns pyogenes albus und dieser zersetzte aerob
und anaerob Fett. Der Coccus war nicht pathogen. Keimfrei filtrirte
Culturen sowie abgetötete Kokken zersetzen Fett nicht. — Lecithin wurde
nicht zersetzt. — Mit putriden Processen steht das Auftreten von Fett-
säuren in keinem direkten Zusammenhänge; erstere können bestehen ohne
Bildung letzterer. A. Loewv.
F. Rosenfeld, Die Iudolbildung beim hungernden Kaninchen. Beitr. z.
ehern. Physiol. u. Pathol. Bd. 5, S. 83.
Auch mit der scharfen, von P. Ehrlich angegebenen Indolreaktion
mit Hülfe von Dimethylaminobenzaldehyd hat Verf. in Uebereinstimmung
mit früheren Versuchen kein Indol im Darminhalt normal ernährter wie
hungernder Kaninchen nachweisen können. Selbst bei starker Indikanurie
findet sich in den Fäces kein Indol, sodass Verf. einen Parallelismus
zwischen beiden Erscheinungen bestreitet. Bezüglich der früher aufge-
stellten Behauptung, dass Phloridzin eine durch Ei weisszerfall bedingte
Indikanurie erzeugt, weist Verf. darauf hin, dass diese nur bei unter-
ernährten Tieren auftritt. Durch Versuche mit stark tryptophanhaltigen
Antodigestionsflüssigkeiten fand Verf., wie schon Ellinoer und Gentzen
nachgewiesen haben, seine frühere Ansicht widerlegt, dass Skatolamino-
essigsäure die Vorstufe des durch Gewebszerfall sich bildenden Indols sei.
Neuberg.
Seyffertli, Chloroform als Gegenmittel nach Einatmung nitroser Dämpfe.
Concordia, Zeitschr. f. Arbeiter- Wohlfahrtseinrichtungen. Bd. 10, S. 319.
Einatmung von Stickoxyden erzeugt durch Heizung sensibler motori-
scher Nervenendigungen Krampfanfälle, die tötlich verlaufen köuuen. Als
Gegenmittel empfiehlt Verf. auf Vorschlag von E. Weis KOPF Chloroform,
das die convulsivischen Zustände vermindert oder aufhebt. Das CHCI3
wird in Dosen von 3 — 5 Tropfen (0,045 — 0,078 g) auf ein Glas Wasser
alle 10 Minuten, in toto pro die 1,5 g verabreicht. Neuberg.
I*. firnwitz, Ueber multiple Primärtumoren. Deutsche med. Wochenschr.
1904, No. 49.
Bei der Sektion einer 67jährigen Frau fanden sich nebeneinander gut-
artige Uterusmyome, ein bösartiges, metastasirendes Sarkom des Ligamentum
laturn und ein Dünndarmkrebs, ebenfalls mit Metastasen. Der Ursprung
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No. 19.
.Smith. — Hohkann.
307
jeder einzelnen Metastase konnte aus der Art der sie zusammensetzenden
Zellen ohne Weiteres erschlossen werden; dass parasitäre Keime anderer
Abstammung als die Zellen der beiden Priraärtumoren wirksam gewesen
seien, ist als ausgeschlossen zu betrachten. Beitzke.
A. J. Smith, On the histological behaviour of the cardiac muscle in two
examples of Organization of myocardial infarct. Univ. of Pennsylvania
med. bullet. Vol. 17, No. 7.
Am Rande nekrotischer Herzmuskelinfarkte zeigt sich zunächst eine
Auflösung (Sarcolyse) der äussersten Muskelfibrillen, welche an den In-
farkt anstossen, wenigstens eine kurze Strecke weit. Die Muskelkerne
können hierbei durch Karyolyse zu Grunde gehen. Bleiben sie bestehen,
so vergrössern sie sich in der Regel und vermehren sich durch direkte
Teilung. Solche persistirenden Kerne sind von einem schmalen Hof
hyalinen Myoplasmas umgeben und bilden so die spindelzelligen Elemente,
die von einigen als myogenes Bindegewebe gedeutet sind. Die Bestimmung
dieser persistirenden Kerne mit ihrer zellähnlichen Protoplasmaumkleidung
ist nicht ganz klar. Wahrscheinlich fallen auch sie dem Untergang anheim;
keinesfalls Hessen die mikroskopischen Bilder den Schluss zu, dass sie in
echtes Bindegewebe übergehen. Beitzke.
li. Holtmann, Zur Behandlung des Schiefhalses. Zeitschr. f. orthop. Chir.
Bd. 13, H. 1.
Nach H.'s Bericht legt Lange- München bei der Behandlung des musku-
lären Schiefhalses unter Anspannung des verkürzten Kopfnickers einen
etwa 3 cm langen Hautschnitt auf dem Muskel selbst parallel seiner Ver-
laufsrichtung an, der ungefähr am Ansatz am Warzenfortsatz beginnt.
Fascie und Platysma werden durchtrennt, dann der Sternocleidomastoideus
freigelegt und auf dem Kocher’schen Rlevatorium quer durchtrennt. Sind
alle Stränge durchschnitten, so wird der Kopf ausgiebig redressirt. Die
kleine Wunde wird genäht und zweimal 24 Stunden mit Sublimatdocht
drainirt. Zur Fixiruug des Operationsresultates wird ein Gypsverband an-
gelegt, der Brust und Stirn cirkulär umgreift und unter Freilassung der
Kehlkopfgegend vorn, den Kopf von der Seite her in leichter Uebercorrektur
hält. Vor Uebertreibung der Gorrektur ist wegen leicht eintretenden Col-
lapses zu warnen. 10 Tage nach der Operation können durch die Fenster
im Verband die Nähte entfernt werden. Der Gypsverband selbst bleibt
14 Tage liegen. Dann beginnt die eigentliche Nachbehandlung mit Hülfe
einer Kravatte, die nach einem Gypsabguss in übercorrigirter Stellung aus
Celluloidstahldraht angefertigt wird. Sie wird zunächst 14 Tage lang Tag
und Nacht getragen, dann kann sie am Tage fortgelasseil werden. An
ihre Stelle tritt täglich 1i3 Stunde Suspension in der Sayre’schen Kravatte,
wobei der Riemcu auf der Seite der Deformität kürzer geschnallt wird als
auf der anderen Seite und gleichzeitig der Kopf so gedreht wird, dass das
Ohr der gesunden Seite nach vorn sieht. Die Nachbehandlung wird 2 bis
3 Wochen fortgesetzt. Joachirasthal.
20*
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Roy uns Bakhks und Gaidk. — Martina. — Hofmann.
No. 19.
Le ltoy des Harros et (Haide, Malformations congenitales des mains et
des pieds. Gaz. des höp. 1904, No. 70.
Hei einem 13jährigen Mädchen constatirten die Autoren an den Händen
und Füssen symmetrisch angeborene Anomalien. An jeder Hand fand sich
nur ein dem fünften entsprechender Finger. Im Mctacarpus fand sich
ausser dem 5. noch der 4. Mittelhandknocheu. Die zweite Handwurzei-
reihe zeigte im Röntgenbilde nur einen offenbar dem Os hamatum ent-
sprechenden Knochen, während die erste Reihe die normale Zahl erkennen
liess. An den Füssen waren nur eine laterale drei- und eine mediale
zweigliedrige Zehe ausgebildet, denen zwei Metatarsalknochen entsprachen.
Der zwischen beiden Teilen des Fusses vorhandene Spalt erstreckte sich
bis in den Tarsus hinein, welch’ letzterer sich aus 5 Knochen: Talus,
Calcaneus, Naviculare, Guboideum und Guneiforme I zusammensetzte.
Joachimsthal.
Martina, Bin Beitrag zur Entstehung der periherniösen Phlegmone.
Deutsche Zeitschr. f. Chir. 75. Bd., S. 281.
In dem beschriebenen Falle entstand bei einer 52jährigen Frau eine
periherniöse Phlegmone (NlCOLADONl) im Anschluss an Taxisversuche, tiie
bei einer grossen als incarcerirt angenommenen Schenkel hernie unter Zu-
hülfenahme des Aethersprays vorgenommen wurden. Bei der Aufnahme
ins Krankenhaus wurde zuerst ein zwischen Bruchsack und Unterhaut-
zellgcwebe befindlicher Abscess ohne Brnchsackbeteiligung eröffnet. Einen
Tag später stellten sich schwere peritonitische Reizsymptome ein, sodass
nunmehr von einer der Phlegmone entfernten Stelle aus der Bruchsack
eröffnet wurde. In demselben fand sich, durch adhärentes Netz von ein-
ander getrennt, intakter Dünndarm (V/t m) einerseits, unterstes Ileum,
Goecum und gesammter Dickdarm andererseits. Die Wand des Goecuni
war mit der vorderen Bruchsackwand verwachsen und wies, ebenso wie
das Ileum, erbsengrosse Perforationen auf, deren Substanzverlust an der
Serosa grösser war als an der Schleimhaut, sowie mehrere von Serosa
entblösste Stellen. Daraus geht hervor, dass das Primäre in diesem Falle
die periherniöse Phlegmone war und erst später ein Durchbruch der
Eiterung in den Darm erfolgte. Pcltesohn.
('. Hofinann, Wie unterstützen wir einfach und zweckmässig die Wieder-
ausdehnung der Lunge nach der durch Rippenresektion vorgenommenen
Entleerung eines Pleuraempyems? Münch, med. Wochenschr. 1904, No. 47.
So wichtig auch der negative Druck im Pleuraraum für die Erhaltung
der erreichten Wiederausdehnung der Lunge nach früherer Rippenresektion
sein mag, der Anstoss zur Wiede.rentfaltung geht nur von der respiratori-
schen Eigenbewegung der Lunge aus. Da nun diese letzte Eigenschaft der
Lunge durch lange Untätigkeit verloren geht, so folgt daraus für die Praxis,
bei jedem Pleuraempyem möglichst früh, also mit dem ersten operativen
Eingriff, Maassnahmen für die Entfaltung der Lunge zu verbinden. Es
muss vermieden werden, dass der einmal gewonnene Grad von Lungen-
ausdehnung bei der nächsten Inspiration dadurch wieder verloren geht.
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No. 19.
BlASD-SCTTON. Szt'ZYDALBKf. BkONARSM.
309
dass der ganze Atmosphärendruck durch die Thorakotomieöffnung auf die
Lungenaussenfläche einwirken kann. — H. glaubt dieses am einfachsten
dadurch zu erreichen, dass er unter Vermeidung jeglicher Drainage der
Thorakotomiewunde diese mit einem mehrschichtiger) aseptischen Verbände
bedeckt, dessen oberste Schichten bei Durchtränkung erneuert werden, und
erst am 3. — 5. Tage, wo die Handverklebung zwischen Pleura costalis und
pulmonalis eingetreten ist, zwei dünne, eben in den Pleuraraum reichende
Gummidrains einlegt. Die auf diese Weise erzielte kleine, völlig abge-
schlossene Abscesshöhle heilt schnell völlig aus. Peltesohn.
Itiand-Sutton, Kiduey, wich contained more than forty thousand iridescent
calcnli. Brit. med. journ. 1905, 21. Jan.
Ein 38jäbriger Mann, der seit 15 Jahren über Schmerzen in der
rechten Seite klagte, aber nie einen Stein verloren hatte, zeigte bei der
Operation eine stark vergrösserte Niere mit verengtem Ureter. Die grössere
Hälte der Niere wurde durch einen Sack eingenommen, der mehr als
40000 irisirende Steine enthielt, von denen der grösste die Gestalt eines
kindlichen Talus hatte. Chemisch bestanden die Steine aus einer Schale
aus Calciumphosphat und einem Kern aus fast reinem Calciumoxalat.
Philipsthal.
Pli. Szczybalski, Ein Fall von Ulcus corneae durch Infektion mit Bacillus
pyocyaneus. Arch. f. Augenheilk. LI., 3, S. 249.
Einem Knecht kam beim Strohtragen Staub ins linke Auge. Danach
entwickelte sich ein grosses flaches Ulcus corneae mit Hypopyon. Nach
ausgiebiger Kauterisation heilte dasselbe allmählich. Culturversuche er-
gaben, dass es sich um den Bacillus pyocyaneus handelte, welcher die
Affektion erzeugt hatte. Horstmann.
A. Bcdnarski, Geber die pathologisch-anatomischen Veränderungen der
Zonula Zinnii. Arch. f. Augenheilk. LI., 3, S. 247.
Nach den Untersuchungen von B. werden in pathologischen Zuständen
die einzelnen Zonulafascrn dicker, färben sich schwächer, haben eine
schwächere Lichtbrechungskraft und ein homogenes Aussehen, sie unter-
liegen also der hyalinen Entartung. Die Contouren der Fasern, anfangs
gut erhalten, werden später unregelmässig, länglich rund, bis endlich die
Zonulafasem zu gestaltlosen homogenen Massen verwandelt werden. Da-
neben findet) wir Bilder, die für die Verflüssigung der Zonulafasem in
serösem Exsudat sprechen. Wir sehen dann ebenfalls dickere, sich
schwächer färbende und schwächer Licht brechende Fasern von körnigem
Aussehen und vou serösem Exsudat umgeben; die Grenze zwischen den
Fasern und dem Exsudat ist nicht immer scharf ausgeprägt. Die Ver-
dickung der Zonulafasem entspricht der Atrophie derselben und, abgesehen
von der Verdickung einzelner Fasern, kommt diese letztere noch zu stände
durch das Zusammenlegen einiger Fasern. Ausnahmsweise können die
einzelnen Zonulafasem durch zeitige Elemente zusammengewachsen sein.
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Haike. — Bnzm.p. — Alexander.
No. 19.
Eine Hypertrophie der Zonulafasern existirt nicht. Bei Staphylomen steht
die Atrophie der Zonula in Zusammenhang mit der Atrophie des Ciliar-
körpers. An der Seite der grösseren Atrophie des Ciliarkörpers finden
wir auch eine grössere Atrophie der Zonula. Horstmann.
Haike, Ausbruch tuberkulöser Meningitis im Anschluss an akute eitrige
Mittelohrentzündung, in einem Falle complicirt mit chronischem Hydro-
cephalus internus. Jahrb. f. Kinderheilk. N. F. 58. Bd.. 4. H.
In den von H. mitgeteilten Fällen (Bjähriges und 7 monatliches Kind)
traten im unmittelbaren Anschluss an akute eitrige Otitis media die Er-
scheinungen von Meningitis tuberculosa auf. Die Affektion des Ohres
erwies sich als eine nicht tuberkulöse. Bezüglich des ätiologischen Zu-
sammenhangs dieser beiden Erkrankungen meint Verf., es liege die
Annahme nahe, dass in einem Organismus, der das tuberkulöse Virus
beherbergt, eine Einwirkung der Toxine vom Eiterherde in die Pauke und
auf die benachbarten Hirnhäute stattfinden könne, derart, dass der Boden
für den Ausbruch der tuberkulösen Erkrankung in den Meningen günstig
vorbereitet werde und die den Organismus im Allgemeinen wenig ge-
fährdende eitrige Entzündung des Mittelohres so die Gelegenheitsursache
für die tötliche Meningitis tuberculosa werden könne. Schwabach.
Itezold, Weitere Untersuchungen über „Knochenleitung“ und Schallleitungs-
apparat im Ohr. Zeitschr. f. Ohrenheilk. 48. Bd., S. 107.
Als wesentlichstes Ergebnis der B. 'sehen Untersuchungen ist folgendes
zu verzeichnen: Die Schallwellen, welche aus der Luft die Schädelober-
fläche treffen, vermögen weder ein Gehör für Sprache noch für Töne zu
vermitteln, soweit der Verschluss des Gehörgangs ausreichend genug ge-
macht werden kann, um ihr Eindringen auf dem natürlichen Wege durch
den Gehörgang zu verhindern. Aller Wahrscheinlichkeit nach beschränkt
sich unsere Hörperception nicht nur in Luft-, sondern auch in Knochen-
leitung ausschliesslich auf die Schallwellen, welche auf ihrem Wege zum
Labyrinth den Schallleitnngsapparat passirt haben und bleiben die Schall-
wellen, welche das Labyrinth direkt, d. h. ohne geeignete Vermittelung
des letzteren treffen, frei und unhörbar. Die Aufgabe des Schallleitungs-
apparates für die Hörperception besteht darin, die longitudinalen Schall-
wellen der Luft ebenso wie die den Schädel direkt durchsetzenden longi-
tudinalen Schallwellen in transversale Schwingungen umzuwandeln, welche
allein im stände sind, die nervösen Endapparate des Ohres in percepirbare
Mitscbwingungen zu versetzen. Schwabach.
Alexander, Zur vergleichenden, pathologischen Anatomie des Gehörorgans,
I II. Weitere Studien am Gehörorgan unvollkommen albinotischer Katzen.
Zeitschr. f. Ohrenheilk. 48. Bd., 4. H., S. 378.
Als auffallenden und neuen Befund der von ihm untersuchten albino-
tischen Katzen verzeichnet Verf. eine enorm starke Entwickelung der Blut-
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No. 19.
LcHLISSKI. HaGKR. — (iSAUASN.
311
gefässe der Labyrinthkapsel, besonders im Beruiclie der Pars inferior. Boi
dieser Entwickelung sind Arterien und Venen in gleicher Weise beteiligt
und zwar sind die Gefässe nicht allein an Zahl vermehrt, sondern auch
zum Teil gegenüber der Norm vergrössert; besonders ist das Ganglion
spirale stellenweise von sehr grossen Blutgefässen durchzogen.
Schwabach.
\V. Lublinski. Einige Bemerkungen über adenoide Vegetationen. Bert,
kin. Wochenschr. 1904, No. 28.
Schwellung der Lymphdrüsen am Halse bedeutet durchaus nicht immer
Skropbulose, sondern ist sehr häufig Folge der erkrankten Rachenmandel.
Diese wirkt nicht nur mechanisch, da auch bei geringer Vergrösserung
eine Reihe von Folgen, wie Fortleitung von Entzündungen auf die Nachbar-
orgaue, Gaumenmandeln, Ohr, Nase, Auge auftreten können, die rein
mechanisch nicht zu erklären sind Ferner verweist Ref. auf den immer
wiederkehrenden Husten, der die Adenoiden häufig begleitet, ebenso auf
die Fieberzustände, die bei der akuten Entzündung der Rachenmandel auf-
treten und früher als Pfeiffer’sches Drüsenfieber bezeichnet wurden, auf
die Schädigung der Gesammtconstitution etc. Ob die verschiedenen Er-
krankungen, welche mit den Adenoiden in Zusammenhang gebracht werden,
wie Aprosexie, Morbus Basedowi, Enuresis u. s. w. nur diesen ihren Ur-
sprung verdanke, scheint Ref. zweifelhaft. Die Tuberkulose der Rachen-
mandel spielt praktisch kaum eine wesentliche Rolle. Eine andere Be-
handlung als die operative giebt es nicht. W. Lublinski.
Hager, Ueber die leprösen Veränderungen der oberem Atmungswege.
Wiener med. Wochenschr. 1904, No. 45.
Die von Verf. beobachteten Fälle widersprechen der Ansicht, dass der
Primäraffekt der Lepra in der Nase zu suchen sei. Trotzdem an 3 der
5 Kranken vor den Augen der Aerzte die Lepra sich entwickelte, war es
nicht möglich, in der Nase Veränderungen zu finden, welche den Ver-
änderungen vorausgegangen waren. Es fanden sich auch im Sekret der
Nase keine Bacillen. Trotzdem besteht die Wahrscheinlichkeit, dass in
sehr vielen Fällen die Nasenschleimhaut die Eingangspforte bildet; sie
bildet eine Prädilektionsstelle. Nachdem in Verf.’s Fällen die Nasen-
schleimhaut ergriffen war, diente das Nasensekret als wesentlicher Ver-
breiter. Ein Beispiel bietet ein Kranker, an welchem der Ausbruch auf
der Klinik erfolgt; erst etwa 1 Jahr nach dem Auftreten der Hautflecke
bildete sich auf dem Unterschenkel ein bacillenhaltigen Eiter absonderndes
Geschwür, während das Nasensekret schon anfangs reichlich Bacillen ent-
hielt. Deshalb verdient dasselbe die sorgsamste Beachtung.
W. Lubiinski.
(irainann. Zur Serodiagnostik des Typhus abdominalis mittelst des Ficker-
schen Diagnostikmus. Deutsche med. Wochenschr. 1904, No. 22.
G. prüfte das Ficker'sche Typhnsdiagnostikum am Serum von Ge-
sunden, Typhuskranken und anderweitigen Kranken, sowie an verschiedenen
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312
Weber und Taute. — Gebesbb.
No. 19.
Immunseris. Er fand, dass es absolut specifiscli reagirt, sodass es als
Ersatz von Typhusculturen beim Anstellen der Gruber-Widalscben Reaktion
mit Vorteil verwendet werden kann. Es bietet vor Culturaufsckwemmungeu
den Vorzug, dass es steril ist, also nicht mehr mit lebenden Typhus-
culturen gearbeitet werden muss, dass es ein constantes Reagens ist, und
dass für seine Verwendung ein Brutschrank nicht erforderlich ist.
H. Bischoff.
A. Weber und Taute, Zur Frage der Umwandlung der Tuberkelbacillen
im Kaltblüterorganismus. Deutsche med. Wochenschr. 1904, No. 28.
Durch die verschiedenen Arbeiten, welche sich mit der Uebertragung
der Tuberkulose auf Kaltblüter und mit der Anpassung der Parasiten an
den Kaltblüterorganismus beschäftigt haben, ist bewiesen, dass Tuberkel-
bacillen in dem Kaltblüterorganismus eine längere Zeit am Leben und für
Meerschweinchen virulent bleiben, und dass sich in den Organen von Kalt-
blütern, die mit Tuberkelbacillen geimpft worden sind, säurefeste Bacillen
finden können, die nicht für Meerschweinchen pathogen sind. Nicht strikte
bewiesen dagegen ist, dass diese Bacillen durch Umwandlung aus den ein-
geimpften Tuberkelbacillen bervorgegangen sind. Da säurefeste Bacillen
in der Natur weit verbreitet sind, so ist es bei der eigentümlichen Ein-
richtung des Lymphsystems der Kaltblüter und dem Fehlen von Lyroph-
drüseu garnicht so unwahrscheinlich, dass Kaltblüter auch sonstwie säure-
feste Bacillen in ihre Organe aufnehraeu können. Unter Anwendung der
von Spekqler angegebenen Methode, die Reinzüchtuug von Tuberkel-
bacillen dadurch zu erleichtern, dass Begleitbakterien durch kurze Zeit
währende Formaldehydeinwirkung geschädigt werden, gelang es den Verffn.,
aus den Organen von Fröschen, die nicht mit Tuberkelbacillcn geimpft
waren, säurefeste Bakterien zu züchten, welche wie die der Blindschleichen-
tuberkulose und der Froschtuberkulose nur unterhalb 30° wachsen und für
Meerschweinchen nicht pathogen sind. Ebenso wurden diese Bakterien im
Schlamm und am Moos aus Aquarieu und Gläsern, in denen sich unge-
impfte Frösche befanden, isolirt. Das Ergebnis dieser Versuche lehrt, dass
die Umwandlung der Tuberkelbacillen im Kaltblüterorganismus keineswegs
bewiesen ist, womit auch die weitergehenden Schlüsse hinsichtlich Menschen-
uud Rindertuberkulose fallen, welche sich auf diese Anschauung stützen.
H. Bischoff.
>V. Uessner, Ist v. Behriso’s Tuberkulosetheorie vom bakteriologischen
Standpunkt aus begründet!1 Centralbl. f. inn. Med. 1904, No. 36.
Dass von Säuglingen in den ersten Wochen genuine Eiweisskörper,
wie Diphtherie- und Tetansantitoxin, vom Darmtraktns aus aufgenommen
werden und unverändert iu den Kreislauf übergeben, dass ebenso Bakterien
in den ersten 3 Wochen vom Darmtraktus aufgenommen werden können
und dadurch eine Infektion hervorgerufen werden kann, erklärt sich nach
G. nicht allein durch die Annahme einer leichteren Durchgängigkeit der
Darmschleimhaut. Begünstigend kommt hinzu, dass, während der Lymph-
apparat^des Neugeborenen dem des Erwachsenen völlig gleicht, in der
Blutcirkulation des Darmes wesentliche Unterschiede bestehen, indem der
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So. 19.
Wüst. — Heogs.
313
Hurt, venös. Aurantii und der Duct. Botatli bis zu 3 Wochen nach der
Geburt durchgängig bleiben. Durch die Dannwand hindurchtretetende
Stoffe gelangen somit durch den Duct. venös. Aurantii von der Pfortader
unter Umgebung der Leber in die Vena cava, ebenso unter Umgehung der
Lunge vom rechten Herzen durch den Ductus Rotalli in den grossen Körper-
kreislauf. Hierdurch werden diese Substanzen der antitoxischen und bak-
tericiden Punktion der Leber, die „für den Pfortaderkreislauf uugefähr das
ist, was die Lympbdrüsen für die Lymphbahnen, was das Siebbein der Nase
für die Lungen (?J bedeuten, nämlich eine wichtige Schutzeinrichtung für den
Ganimtorganismus“, entzogen. Wie vom Darm aus zu der Zeit Substanzen
aufgenommen und im Organismus verbreitet werden können, so auch von
anderen Körperstellen; so glaubt G. die Gefährlichkeit der otitischen Er-
krankungen in den ersten Lebenswochen auch auf dieses Besonderheiten
des Kreislaufes zurückführen zu sollen. Wie das Offenstehen des Duct.
venös. Aurantii und des Duct. Botalli für Infektionen von Wichtigkeit ist,
so können diese Verhältnisse aber auch zum Heile der Säuglinge nutz-
bringend verwandt werden, indem Antikörper dem Säugling mit der
Nahrung zugeführt werden. So hält G. den Versuch für berechtigt, ob
nicht an Stelle der im ersten Lebensjahre stattfindenden aktiven Pocken-
immunisirung, welche auch heute zweifellos noch mit gewissen Gefahren
für den zarten Organismus verbunden sei, jene völlig gefahrlose, passive,
intestinale Immunisiruug entweder mit Pockenimmunmilch oder mit
stomachaler Einverleibung von menschlichem Pockenimmunserum gesetzt
werden könne. H. Bischoff.
8. West, The treatment of pyo-pneumothorax The Lancet 1904, Vol. II,
No. 17.
Im Allgemeinen ist das Vorgehen bei Pneumothorax und Pyopneumo-
tborax ein zu zaghaftes. Bei jedem Pneumothorax sollte, wenn auch nur
leichte Suffokatiooserscheinungen sich zeigen, die Paracentese gemacht und
so oft, als notwendig, wiederholt werden; genügt dies nicht, so ist für
eine ausgiebige Eröffnung zu sorgen. Sobald sich ein Ex- oder Transsudat
bildet, ist der Charakter desselben sofort sicher festzustelleu. Handelt es
sich um Eiter, so muss für eine leichte Entleerung gesorgt werden. Rippen-
resektionen sind dabei nicht immer notwendig, sind sie erforderlich, so
sollten nicht mehr entfernt werden, als zu einer guten Drainage uötig
sind. Der Gebrauch von Aspiratoren ist zu verwerfen; sie sind unnötig
und gefährlich. Die gegen die chirurgische Behandlung des tuberkulösen
Pyopneumotborax gemachten Einwendungen können als stichhaltig nicht
anerkannt werden. K. Krontbal.
T. B. Heggs, The value of hetol in pulmonary tuberculosis. The Lancet
1904, Vol. II, No. 17.
H. berichtet über 7 Fälle von Lungentuberkulose, die er nach den
Vorschrifen von Länderer mit Hetol behandelte. In allen Fällen enthielt
das Sputum Tuberkelbacillen, zum Teil war der Kraukheitsprocess schon
ziemlich weit vorgeschritten. Zweimal erstreckte sich die Behandlung über
6 Monate, sonst dauerte sie 6 — 7 Wochen. Mit der Dosis wurde schnell
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314
■Sahaktiiek. Cushiku und Ci.akkk. — Coiimikim.
No. 19.
gestiegen, mituuter nur bis 20 mg, häufig aber auch bis 50 lug. Das Ke-
sultat war ein recht günstiges. Der Allgemeinzustand hob sich, die Menge
des Sputums wurde geringer, mitunter verschwand es ganz, der Husten
und die Nachtschweisse Hessen nach, die physikalischen Erscheinungen
wurden geringer, das Körpergewicht nahm beträchtlich zu. Regelmässig
wurde nach den Einspritzungen eine starke Leukocytose beobachtet. Das
Hetol ist zwar kein Specificum gegen Tuberkulose, aber bei der Behand-
lung ein äusserst wertvolles Unterstützungsmittel. K. Kronthal.
1) H. Sh hart hex, Traiteinent de la fievre typhoide par Ic Pyramidon.
Arch. gener. de med. lf)05. No. 5.
2) E. F. Ciishing and T. W. l'lHrke, Copious water-drinking and polyuria
in typhoid fiever. Americ. journ. of the med. Science 1905, Kebruary.
1) S. empfiehlt auf Grund von 85 mit Pyramidon behandelten Typbus-
fällen die planmässige Behandlung des llcotvphus mit diesem Arzneimittel
Nach jedesmaliger Darreichung des Mittels tritt ein, allerdings vorüber-
gehender, TemperaturabfalJ ein, zugleich mit reichlichen Schweissen und
gesteigerter Urinabsonderung; dabei regulirt sich die Darmtätigkeit, die
Durchfälle lassen nach, ebenso wie die Tympanie, das Allgemeinbefinden
bessert sich erheblich. Das Pyramidon wird in vier täglichen Dosen von
je 0,25 g dargereicht, so zwar, dass alle 0 Stunden eine Portion verabfolgt
wird; im Notfälle kann man innerhalb 24 Stunden bis auf 1,25, ja selbst
bis 1,5 g steigen. Das Mittel muss regelmässig während der ganzen Dauer
der Krankheit bis 4ur Reconvalescenz gegeben werden; es ist in seiner
Anwendung viel bequemer und behaglicher als die Bäderbehandlung, auch
wirkungsvoller als letztere. Von den 85 behandelten Fällen ist nur ein
einziger gestorben. —
2) C. und Ct. empfehlen beim Ileotyphus die systematische Darreichung
grosser Mengen kalten Wassers (alle Viertelstunden 4 Unzen im wachen
Zustande des Patiententen ansteigend von 8-14 Pint innerhalb 24 Stunden);
ausserdem erhielten die Patienten alle 2 Stunden bei Tage und ein- bis
zweimal während der Nacht abwechselnd 6 Unzen Milch und 6 Unzen
Eiweisswasser. Eklatant günstig war die erhebliche Steigerung der Diurese
sowie der Einfluss auf die toxischen nervösen Symptome. Die Mortalität
schien güustig beeinflusst zu werden. L. Perl.
F. t'ohnheim, Leber Palpation und Auskultation des normal grossen
Pylorus und deren Bedeutung für die sog. Phantomtumoren im Abdomen.
Deutsches Arch. f. klin. Med. Bd. 78, H. 3 u. 4, S. 291.
In 16 Fällen, von denen jedoch nnr 4 wegen der absoluten Gleich-
wertigkeit des Befundes beschrieben werden, gelang es C., den normal
grossen Pylorus teils zu palpiren, teils zu auskultiren. Diese Tatsache ist
um so wichtiger, als es nicht gar zu selten vorkommt, dass der normal
grosse, durch die Bauchdecken fühlbare Pylorus von Untersuchern als ein
Abdominaltumor angesprochen wurde. Ein Hauptunterscheidungsmerkmal
besteht darin, dass beim fühlbaren normalen Pylorus der durch ihn be-
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No. 19.
Madkluno. — Basem. i.
315
wirkte Tuiuor infolge der Contraktion des genannten Magenabsclmittes ab-
wechselnd verschwindet und wieder auftritt. Dazu kommt noch, dass man
zuweilen, wenn auch nur selten, die Pyloruscontraktionen sehen, viel
häufiger aber fühlen und hören kann. Die Untersuchungen und Beob-
achtungen gipfeln in folgendem Besinne:
1. Bei vielen stark abgemagerten Individuen mit angeborener oder
acquirirter Enteroptose und Diastase der geraden Bauchmuskeln fühlt man
sehr häufig die rhythmischen, peristaltischen Bewegungen des Pylorus im
Epigastrium, welche sich in einem zeitweise Härterwerden des Organes mit
hör- und fühlbarem Spritzphänomen (von links nach rechts) äussern.
2. Diese Erscheinung ist zwar für die Erkennung der Grundkrankheit
ohne Bedeutung, aber für die Lokalisirung der einzelnen Magenparticu
sehr gut verwertbar, ihre Kenntnis ausserdem zur Vermeidung von Ver-
wechslung mit malignen Tumoren des Magens und des Colon durchaus
nötig. .
3. Das dauernde Hartbleiben eines nicht vergrösserten Pylorns scheint
für eine maligne Erkrankung zu sprechen. Carl Rosenthal.
0. Madelung, Ueber postoperative Pfropfung von Echinokokkencysten.
Mitteil, aus d. Grenzgeb. d. Med. u. Chir. Bd. 13, H.T, S. 21.
Bei einem 31jährigen Mann wurde ein Echinococcus von der Leber-
coukavität nach der üblichen Methode eiuzeitig operirt. Operation, sowie
weiterer Verlauf boten nichts Aussergewöhnliches. Zwei Jahre später fand
man in der Narbe zwei Knoten, die nach Aussage des Patienten bald nach
der Entlassung aufgetreten und stetig gewachsen waren. Es zeigte sich
sogleich, dass die beiden Knoten zwei in der Bauchwandnarbe an ge-
trennten Stellen entwickelte Echinococcuscysten waren. Sie wurden beide,
ohne dass die Bauchhöhle dabei geöffnet zu werden brauchte, entfernt.
Was die Deutung dieser Beobachtung anlangt, so kann diese nur darin
bestehen, dass bei oder unmittelbar nach der Operation kleinste Ecbino-
kokkenkeime zwischen die Schichten der Bauchwand geraten waren und
dort sich weiter entwickelt hatteu. Es handelte sich also um eine post-
operative Aufpfropfung von Echinokokkenkeimen. Aehnliche Beobachtungen,
wie die genannte, sind auch von verschiedenen anderen Autoren gemacht
worden und zwar stimmen die beschriebenen Fälle meist merkwürdig mit-
einander überein. Es versteht sich von selbst, dass diese Erfahrungen in
Zukunft insofern fruktificirt werden müssen, dass mau bei der Operation
intraperitoneal gelegener Kokken bei der Entleerung der Flüssigkeit mit
der grössten Vorsicht verfährt. Carl Rosenthal.
A. P. Breceli, Ueber einen pseudodiphtherischen Symptomencomplex bei
Neugeborenen. Jahrb. f. Kinderheilk. Bd. 59, S. 54.
Durch mechanische Läsionen entstehen bei Neugeborenen und Säug-
lingen an der Gaumenschleimhaut leicht Nekrosen und Defekte des Epithels.
Durch gröbere Insulte oder wohl auch durch Tätigkeit der in der Mund-
höhle vorhandenen Mikroorganismen können diese nekrotisirenden und ent-
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316
PüBBBlNOVB. Lkvicsik.
No. 19.
züudlichcn Processe weiter, als cs den typischen Bednar’schen Aphthen
entspricht, sowohl in die Breite als auch in die Tiefe greifen. Daraus
resultiren ausgebreitete Nekrosen des Epithels und der Schleimhaut, Ge-
schwüre und pseudomembranöse Auflagerungen. Schon diese Processe —
obwohl zumeist noch gutartiger Natur — können nach blossem Aussehen
gelegentlich für diphtheritische Affektionen gehalten werden. — Das von
Epstein unter dem Namen „Pseudodiphtheritis septhämischen Ursprungs'1
aufgestollte Krankheitsbild hat Verf. entsprechend der vorliegenden Schil-
derung an Pallen seines Materials wiedergefunden und teilt auch die patho-
genetische Auffassung Epstein's, wonach es sich bei den lokalen Ver-
änderungen im Rachen oder Gaumen teils um Reaktionserscheinungen an
der Eintrittspforte des septischen Processes, teils um sekundäre septische
Affektionen handelt. Sowohl die lokalen Veränderungen in den oberen
Luft- und Speisewegen als auch der allgemeine Verlauf der Krankheit
können in der Tat eine gewisse Aehn I iclikeit mit der Diphtherie aufweisen.
— Eine neue Gruppe von „diphtherieähnlichen“ Fällen der Beobachtungen
des Verf.’s betreffen Neugeborene, die an schwerer Atembehinderung, be-
dingt durch Compression der Trachea von Seiten einer angeborenen Struma
(vielleicht auch vergrösserten Thymus) litten. Die falsche Deutung des
Leidens hatte in diesen Fällen zu Eingriffen in den Mund und Rachen ge-
führt, welche bezweckten, das vermeintliche Atmungshindernis zu beseitigen
Durch diese Eingriffe war die Gaumenschleimhaut lädirt worden. Die
Reaktion der Schleimhaut auf die Läsionen äusserte sich in krankhaften
Veränderungen, die den diphtherischen ähnelten und so deutet Verf. das
bei Neugeborenen anscheinend nicht seltene Zusammentreffen von Gaumen-
geschwüren mit stridoröser Atmung. (Angeborene Strumen kamen in Graz
— in dessen Universitäts-Kinderklinik die Untersuchungen des Verf.'s an-
gestellt sind — nach Verf.’s Angabe häufig vor.) Stadthagen.
1) Fiirbringcr, Zur Würdigung des Quinquaud'schen Zeichens, besonders
in seiner Beziehung zum Alkoholmissbrauch. Deutsche med. Wochen-
schrift 1904, No. 27.
2) Levicnik, Ueber das Quinquaud’sche Phänomen. Wiener klin. Wochen-
schrift 1904, No. 51.
1) Das Symptom besteht darin, dass bei Aufsetzen der gespreizten
Finger des zu Untersuchenden auf den Handteller des Untersuchers der
letztere nach einigen Sekunden ein bald einem Reiben, bald einem Knarren
und Krachen ähnliches Gefühl verspürt, das manchmal nur angedeutet,
manchmal auch mit grosser Intensität in Erscheinung tritt, und nicht ron-
tinuirlich, sondern in hintereinander erfolgenden Stössen wahrzunehmen ist.
(Levicnik lässt die Finger nicht senkrecht aufstellen, sondern mit der
Volarfläche auflegen.)
F. kommt nach seinen Untersuchungen zu dem Schluss, dass wohl
Beziehungen zwischen dem Phänomen und dem Alkoholismus vorhanden
seien, dass es aber nicht als pathngnomonisch anzusprechen sei. Es kann
bei positivem Ausfall höchstens den Verdacht auf Alkoholismus erregen.
Tremor braucht bei positivem Quinquaud durchaus nicht gleichzeitig vor-
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No. 19.
OorPK-P*YI.K». — SlllKLlL'S. KnKCHT.
317
banden zu sein. Wahrend also F. angiebt, dass ein intensiver Grad des
Phänomens wenigstens mir einer Wahrscheinlichkeit von 2 : 8 den Potator
anzeigt, möchte Levxcnik diese Zahlen noch mehr einschränken. Dagegen
fand Levicnik bei positivem Quin<|uaud fast regelmässig Tremor.
2) Positiver Quinquaud ist nach L. jedenfalls ein sicheres Reagens
für Prüfung feinerer muskulärer Bewegungsvorgängc, als sie der Tremor
manuum anzeigt, und das Vorhandensein des Phänomens kann bei Ab-
wesenheit greifbarer, den Zustand der Muskulatur beeinflussender Ursachen,
wie Alkohol- und Nikotinmissbrauch, ein wertvolles Hülfsmittel abgeben
zur Eruirung nervöser Zustände. Alkan.
Iloppp-Seyler, Ueber nichtdiabetische Glykosurie. Med. Klinik 1905,
No. 2.
Ganz geringe Zuckermengen kommen auch in normalem Urin vor.
Eine alimentäre Glvcosuria e saccharo (Nadnyn) findet sich nach Dar-
reichung von 100 g Traubenzucker beim Frühstück namentlich bei Neu-
rosen (traumatischen, hysterischen), Morbus Rasedowii, fieberhaften In-
fektionskrankheiten, akuter Alkoholintoxikation, ferner bei manchen Ge-
hirnkrankheiten, namentlich wenn eine Läsion der Medulla oblongata in
Frage kommt.
Spontane Glykosurie, also eine solche, die erfolgt, ohne dass grössere
Mengen von Traubenzucker gegeben werden, sehen wir bei manchen Ver-
gütungen: Kohlenoxyd, Curare, Methyldelphinin, Strychnin, bei Narkosen
durch Morphin, Chloroform, Aether, nach Phloridzin, Aether.
Bei Ueberkrankheiten pflegt i. a. die Verarbeitung des Trauben-
zuckers gut stattzufinden, während dagegen bei Lävulosezufuhr leicht Aus-
scheidung derselben durch den Urin auftritl.
Häufiger wiederum, allerdings transitorisch, tritt spontane Glykosurie
bei Störungen des Centralncrvensystems auf. Verf. führt besonders an:
Traumatische Meningitis, die die Gegend der Rautengrube mitbefallen hat,
Blutungen in der hinteren Schädelgrube, die sümmtliche Ventiikel erfüllen,
endlich Hirntumoren mit starker Drucksteigerung.
Kleinere transitorische Mengen (meist unter 1 pCt.) fand Verf. bei
schlecht genährten Leuten, die längere Zeit ein unstätes Wanderleben ge-
führt und dabei hauptsächlich eine vegetabile, kohlehydratreiche Kost zu
sieb genommen hatten. Alkan.
1) dir. Nibelius, Zur Kenntnis der Gehirnerkrankungen nach Kohlenoxyd-
vergiftung. Zeitschr. f. klin. Med. 49. Bd., 1. — 4. H.
2) E. Knecht, Zur Kenntnis der Erkrankungen des Nervensystem nach
Kohlenxydvergiftung. Deutsche med. Wochenschr. 1904, No. 34.
1) Der 20jährige Patient war nach einer intensiven CO-Einatmung
einen Tag bewusstlos und blind, er fieberte und zeigte schwere Hirn-
erscheinungen (Bewusstlosigkeit, Krämpfe, Pupillenstarre etc.). Es folgte
nun unter schweren Cerebralsymptomen ein dreimonatliches Krankenlager,
in dem bisweilen der Eindruck einer meningitischen Erkrankung entstand.
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318
■Skiffs« Zksas.
No. 19
Bei der Sektion fanden sich starke Veränderungen in den Wandungen
der Blutgefässe (homogene Degeneration der Intima, Auseinandersprengung
der Ad ventitia- Lamellen, Zerbröckelung der Gefässwandungen, Infiltrate
und Wucherungen), Blutungen und multiple Degenerations- resp. Er-
weichungsherde in der grauen Substanz (Linsenkern, Rinde), endlich
Faserschwund in der Tangentialschicht, Corpus callosum, ira weissen
Hemisphärenmark, in den PySSt sowie Gliawucherungen.
Der Fall beweist nichts für die Entstehung der Erweichungsherde aus
Thromben nach CO-Vergiftung. Vielmehr scheint er dafür zu sprechen,
dass eine einmalige heftige CO-lntoxikation sowohl zu diffusen und herd-
förmigen Hirnläsionen als zu Gefässläsionen führen kann, welch’ letztere
dann (sekundär) noch andere Erweichungen hervorbriugen können (Ischämie,
Hämorrhagie) — Encephalitis plus Encephalomalacie. M. Brasch.
2) Zwei Fälle von Kohlenoxydvergiftung mit schwerer Erkrankung des
Centralnervensystems werden von K. ausführlich beschrieben. Im ersteren
Falle musste ein hämorrhagischer oder encephalomalacischer Krankheits-
herd in der linken Grosshirnhemisphäre Vorgelegen haben; es bestand an-
dauernd das Symptom der motorischen Aphasie. Im zweiten Fall sass der
Herd in der linken Hemisphäre, es bestand rechtsseitige Hemiparese mit
Sensibilitätsstörungen und Störungen des stereognostischen Sinnes; die
Hemiplegie ging hier bis auf einen kleinen Herd rasch zurück. Ausser-
dem bestanden hier Cyanose und ödematöse Schwellungen mit Pemphigus-
blasenbildung und Parästhesien an den Extremitäten; auch traten Nekrosen
hinzu. Alle diese Störungen lagen ähnlich wie der Herpes zoster in den
Grenzen peripherer Nerven verteilt, sodass sie auf neuritische Verände-
rungen zurückgeführt werden müssen; diese sind ebenso wie ähnliche Haut-
affektionen mehrfach nach Kohlenoxydvergiftung zur Beobachtung ge-
kommen. S. Kalischer.
1) W. SeilTer, Hysterische Skoliose bei Unfallkranken. Charite-Annalen.
1904.
2) G. Zcsas, Ueber die hysterische Skoliose. Arch. intern, de chir. 1904,
Vol. II, Fase. 1.
1) S. berichtet hier über zwei einschlägige Fälle, in denen keineswegs
eine einseitige Contraktur der Rückenmuskeln der hysterischen Skoliose
zu Grunde lag, wenn auch eine andauernde Contraktion der Rücken-
muskulatur vorhanden sein kann. Wie in den beiden beschriebenen Fällen
hält der Verf. die hysterische Skoliose für eine Haltungsanomalie rein
psychogener Natur, durch welche der Kranke itgend eine Reihe von krank-
haften Autosuggestionen zum Ausdruck bringt, sei es, dass dieselben mit
der Absicht, einen Schmerz zu unterdrücken, verknüpft sind, sei es, dass
sie sich unter Einwirkung eines lebhaften Affektes in dieser bestimmten
Weise geäussert haben. Das Röntgenbild zeigte keine Formveränderung
der Wirbelkörper; eine organische Skoliose war auszuschliessen, ebenso
eine Zerrung oder Quetschung der Muskeln oder Rückenmarkswurzeln oder
Nerven.
2) Z. veröffentlicht zwei Fälle rein hysterischer Skoliose und berück-
sichtigt die übrigen in der Litteratur verzeichneten Fälle. Es ist aus
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No. 19.
XlMMEKMANN. DftKUty’-
319
ihnen ersichtlich, dass diese Affektion besonders Mädchen in der Pubertäts-
zeit befällt und zwar meist stark hereditär behaftete Individuen. Bald ist
sie das erste oder einzige Stigma der Hysterie, bald finden sich andere
hysterische Symptome gleichzeitig. Ermüdung, Anämie, Trauma sind Ge-
legenheitsursachen. Als charakteristisch aber nicht constant ist das plötz-
liche Auftreten und Schwinden der Wirbelsäuledeviation anzusehen. Die
Schmerzen, die oft intermittirend sind und als intensiv bezeichnet werden,
stehen im Gegensatz zu der schmerzlosen aktiven und passiven Beweg-
lichkeit der Wirbelsäule und variiren sehr bei der jedesmaligen Unter-
suchung. Meist handelt cs sich um totale Verbiegungen, deren Sitz je
nach der Muskelcontraktur schwankt. Meistens fehlen die compensatori-
sehen Krümmungen. Das Röntgenbild zeigte keine abnormen Verhältnisse.
Bei längerer Dauer der hysterischen Skoliose kann es auch zu anatomi-
schen Veränderungen kommen. Es handelt sich mehr um eine Muskel-
asthenie, Schwäche als um eine primäre Contraktur; nur besteht das Be-
streben, eine bestimmte Stellung einzuhalten. S. Kalischer.
(J. Zinimerinanii, Leber hydroelektrische Behandlung der Herzfunktions-
störungen. Münch, med. Wochenschr. 1!K)5, No. 12.
Durch sinusoidale Wechselstrombäder erzielte Z. in vielen Fällen eine
Besserung der subjektiven Beschwerden seiner Kranken in Bezug auf
Appetit. Schlaf, Kurzatmigkeit und Herzklopfen. Was die objektiven
Beobttchtnngsresultate betrifft, so warnt Verf. vor dem Gebrauch der in
Rede stehenden Bäder bei Herzhypertrophien: er ist nur berechtigt, wenn
die Hypertrophie nicht mehr den von ihr verlangten Leistungen entspricht.
Was die Herzerweiterungen betrifft, so sind nur die zu behandeln, bei
denen die Erweiterung das compensatorische Maass überschreitet; es muss
aber noch genügende Reservekraft vorhanden sein, um eine Hypertrophie
bervorrtifen zu können. Contraindicirt ist die Behandlung bei akuten
Dilatationen nach Strapazen etc.: hier wirken Ruhe und Schonung genügend,
um Wiederherstellung zu bringen. Zunächst habe Bettruhe einzutreten und
erst nach dieser Erholungspause schreite man zur Anwendung der in Rede
stehenden Bäder. Indicirt sind nach Verf. die Wechselstrombäder bei
Cirkulationsstöruugen mit herabgesetztem Blutdruck, bei beginnender
mangelhafter Uompensation, bei massiger Fettinfiltration bei Adipositas
universalis und bei atonischen Zuständen der Herziuuskulatur und der
Arterien. Bei beginnender Arteriosklerose fand Z die Combination von
Wechselstrom- mit kohlensauren Bädern und längeren Gebrauch von
kleinen Jodkaliumdosen vorteilhaft: auch bei in frühem Lebensalter ent-
standenem Emphysem erwiesen sich die Bäder nützlich: die Erweiterung
des rechten Ventrikels ging dabei dauernd zurück. Bernhardt.
Dreuw, Die Behandlung des Lupus durch den praktischen Arzt nebst
histologischen Untersuchungen. (Aus Dr. Unna's Dermatologicum.) Berl.
klin. Wochenschr. 1904, No. 47.
Ueber die Behandlungsmethode des Verf.’s ist an dieser Stelle (Cbl.
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320
Manassk.
No. 19.
1904, S. 207) bereits berichtet worden: die Lupusherde werden mit Chlor-
äthyl vereist und dann sofort mit roher Salzsäure, die D. in letzter Zeit
noch mit freiem Chlor sättigt, kräftig eingericben. Vcrf. hat neuerdings
die Salzsäureätzungen öfters auch unter Chloroformnarkose vorgenommen,
so besonders bei Lupus multiplex, bei Lupus der Nasenhöhle oder der
Lippen, bei tuberkulösen Abscessen und Fisteln, ferner wenn das Vereisen
nicht vertragen wurde, oder ein besonders energisches Vorgehen nötig er-
schien. Bei circuraskriptem Lupus soll man die Epidermis zwar gründlich
ätzen, aber, um Narbenbildung zu vermeiden, nicht vollständig zerstören,
wie D. früher angab; es ist besser, einigeraale eine Flächenätzung und
nachher Punktalätzungen zu machen. Zu den letzteren bedient sich Verf.
jetzt schräg zugespitzter, in die gesättigte Salzsäure getauchter Glasröhrchen.
— Was die histologischen Vorgänge betrifft, so constatirte D. eine un-
mittelbar an die Aetznng (auch wenn diese nach vorgängiger Vereisung
vorgenommen wurde) sich anschliessende enorme Ueberschwemmung des
Lupusherdes mit aus den maximal erweiterten Gefässen auswandernden
Leukocyten und collaterales Oedein der Umgebung. — Verf. glaubt, sein
Verfahren, das neben den guten Heilungsergebnissen, die durch einige
Krankengeschichten nebst Abbildungen erläutert werden, sich durch Ein-
fachheit und Billigkeit auszeichnet, namentlich für den im Entstehen be-
griffenen Lupus empfehlen zu dürfen; zweckmässig wird es oft auch mit
anderen Methoden, besonders der Lichtbehandlung, zu combiniren sein.
H. Müller.
Mniias.se, Arbovin, ein neues Antigonorrhoicum für den innerlichen und
und äusserlichen Gebrauch. Therapeut. Monatsh. 1904, .luli.
Das von dem Chemischen Institute des Dr. Horkwitz dargestellte
Arhovin ist ein Additionsprodukt des Diphenylamins und der esterificirten
Thymolbenzoesäure. Verf. hat, trotzdem er nach seiner Angabe mit einer
gewissen Skepsis an die Prüfung des Mittels gegangen ist, sowohl bei
interner Behandlung (3mal täglich 2 Kapseln a 0,25 g) wie bei Injektionen
mit einer 2proc. Lösung des Arhovin in Olivenöl gute Resultat bei akuter
Gonorrhoe gehabt. Bei den intern mit Arhovin behandelten 11 akuten
Fällen wurden gleichzeitig Injektionen von Kali hypermang. in der üblichen
Concentration von 0,02 : 100,0 gemacht. Ein Schluss aus dem Verschwinden
der Gonokokken in diesen Fällen erscheint daher nach Ansicht des Ref.
unzulässig. Auch fehlen Angaben über den endgültigen weiteren Verlauf.
In 4 mit Arhovininjektionen behandelten Fällen schwanden die Gonokokken
in 9 bis 11 Tagen. In 2 Fällen nicht gonorrhoischer Cystitis wurde durch
die interne Darreichung des Arhovin erreicht, dass „der trübe, ammonika-
liscbe Reaktion zeigende Harn nach einigen Tagen wieder sauer reagirte.“
Auch hier fehlen nähere Angaben über den weiteren Verlauf. — Neben
Wirkungen wurdeu nicht beobachtet. B. Marcuse.
Einsendungen worden in die Adresse des Herrn Geh. Med. -Kat Prof. Dr. M. Bernhardt (Berlin W.
Franxöaiftcho Strasses 21) oder an die Vorlagshandlung (Berlin NW., Untor den Linden 68) et beten
Verls« von Augnat II i r t r h w a I <1 in Berlin. — hrurk von I«. Seliumacliet in Berlin N 24.
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0^
ÜtMIdl mrh«»n«**»l
1 -2 am Nchlu#*^
<J*i Jahrgangs Titel,
men- und Öich-Kegisto
Centralblatt
Pr«ia dea Jahr^an?«^
-S Mark : xu besielteu
durch all« Buchhand-
lungen u. Po stans tal reu.
für die
niedi/inischen Wissenschaften.
Unter Mitwirkung von
Prof. Dr. f. Senator, Prof. Dr. E. Salkowski, Pr
redigirt von /o
Prof. Dr. M. Bernhar<
in Berlin.
1905.
•O. Mal.
liiliult: C ajal, Bau der Rücken marksganglien. — Adamokp, Zur
Physiologie des Glykogens. — Gooitidsk, Zur Abstammung des Milchfetts. —
Feecnd, Ueber die Resorption des Nahrungseiweiss. — Morawitz, Zur Kenntnis
der Blutgerinnung. — Quinau, lieber Erythrolysc. — Puld und Spiro, Einfluss
gerionungshemmendcr Substanzen auf das Vogelplasma. — Blum, lieber Anti-
tminbildung bei Autolyse. — W it 1 1. , Fall von tötlicber Pankreasnekrose. —
Kosesri ach. Zur pathologischen Anatomie der Gicht. — Ehhet, Ueber die
Skoliose nach Ischias. — Lai nay, Geheilte Herzwunde. — Karewski, Ueber
Blascnheinien. — Ahmour, Ueber Anlegung von Magendarmfisteln. — Drky-
russ, Fall von Dakryadenitis. — Straub, Skrophuloge und Tuberkulose in der
Augenheilkunde. — Paul, Ueber Hornhautulcorationen durch Diplobacilleu. —
Kirlao, Thrombophlebitis des Sinus cavernosus. — Scukiiik, Üebcr Empyem
bei Mittelohrentzündung. — Stkmoer. Zur Theorie des Hörens. — Kobrack,
Leber Mittelohrdiphtherie. — Jaqukt, Behandlung des Schluckwehs. — Hkr-
hold, Fall von Kehlsackbildung am Halse. — Hopemann, Behandlung der
Stirnhöbleueiterung. — Nikidin, Therapie der Kchlkopftubcrkulose. — v. Calcak,
Zur Kenntnis des Diphtheriegiftes. — Brieokr und Mayer, Gewinnung speci-
fischer Substanzen aus Typhusbacillen. — Kheidl und Manul, Uebergang von
Iramunhämolysinen auf den Fötus. — Isaac und v. n. Velden, Einfluss von
Botbriocephalus auf das Blut. — Nitsch, Ueber die Heilung der Tollwut. —
Kühlen, Zur Pathogenese der Tuberkulose. — J a kusche witsch, Ueber Hämo-
lysine bei entmilzteu Tieren. — Küster, Griserin bei Lungenschwindsucht. —
Stroux, Ueber Neuronal. — Isaksohn, Ueber Hopogan und Ektogan. — Gold-
Scheider, Kaiserlino, Ueber Herzperkussion und das Pnnendophou. — Kuiin,
Ueber das Burgbart’sche Symptom. — Rothschild, Herzkrankheiten und Lungeu-
iflektioDen. — Kermoroaut, Ueber Lurahricose. — Reiter, Die Embolie
der A. meser. sup. — Landsteierr, Ueber das Sarkom der Gallenblase. —
Villarrt. Häufigkeit der Blinddarmentzündung. — Mobzkowicz, Ueber schwere
Perityphlitis. — Kkeurl, Die akute Darminvagination. — Hei man und Ei.s-
beeo, Typbus mit Darmperloration beim Kind. — Blumenthal, Seröse Menin-
gitis und Lumbalpunktion. — Spieler. Skolikoiditis und Perityphlitis bei Kindern.
— Schönborn, Ueber Kryoskopie der Transsudate und Exsudate. — Leo,
Heilung und Latenz des Diabetes mellitus. — Friede ander. Zur Behandlung
pleuritischer Schwarten. — Stepuensohn, Eruslöii, Polyneuritis nach Mor-
phium und Sulfonal. — Dktkrhann, Schulter, Zur Kenntnis der Tabes. —
Meyer. Ueber Alkobolpsycbosen. — hiLPiN, Ueber den Hirnabscess. — Küster,
Centrale Störung der Geschmacksempfindung. — Stkmbo, Fuchs, v.Bechtkrkw,
Ueber Reflexe. — Grobeb, Hcrdsymptome bei Hydroeephalus. — Tedrsko,
Knocbcnatropbie bei Syringomyelie. — Pick, Ueber Acne teleaugiectodes. —
Weitlaukb, Dermatotherapeutiscbe Beobachtungen. — Hirschekld und Pollio,
XL111. Jahrgang. 21
*
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322
Cajai.. — AiuMorp.
No. 20.
Hkfptkr, Ueber Resorption von Jod aus Jodkaliumsalben. — Waliei. Bau
der vergrösserten Prostata. — Stoi.tz, Die Spioalaoästhesie durch Tropocecaio
— Jacoby, Die Bougiemcthode zur Unterbrechung der Schwangerschaft.
S. R. (Injal, Typ es celluiairex dans les ganglions rhachidiens de Phomine
et des mammiferes. Soc. de biol. 1005, No. 10, p. 452.
Mit der neuen Silberimprägnationsmethode ist es C. gelungen, im
Plexus nodosus vagi und den Spinalganglien ausser dem bekannten uni-
polaren Zcllentypus noch andere Formationen nachzuweisen: 1. einen mulli-
polaren Zellentypus, der sich durch kurze, dicke, an ihren Hilden aufge-
blähte Dendriten anszeichnet, die innerhalb der Kapsel enden Wie die
gewöhnlichen Spinalganglicnzellen besitzen auch diese einen gewundenen
Achsencylinder. 2. Einen unipolaren Typus, der indessen mit sehr feinen
Dendriten ausgestattet ist, die bald an der Körperoberfläche selbst, bald
am Ursprung des Achsencylinders entspringen. Diese Dendriten verdicken
sich allmählich und enden mit enormen Kugeln, die von einem ganzen
System kernhaltiger concentrischer Hüllen umgeben sind. Zuweilen teilen
sie sich und besitzen dann zwei Rndkugeln. Dieser Typus zeigt mehrere
Variationen, je nachdem die Enden innerhalb der Kapsclhülle oder weiter
oft recht weit von ihrer Ursprungszclle entfernt enden. 3. Ein gefensterter
Typus, d. h. eine Zellenform, die am Ursprünge des Achsencylinders von
zwei, drei oder noch mehr Oeffnungen durchbohrt ist. Die Oeffnungen
sind durch intrakapsuläre Neurogliazellen ausgefüllt. Die Neurofibrillen
bilden an diesen Stellen oft unentwirrbare Netze Aus einem Zuge dieses
Netzes entwickelt sich .der Achsencylinder, der oft viel schmächtiger, wie
eines der netzbildenden Bündel. Diese Zellenform stellt also, entgegen der
ersten Annahme, die sich auf den Befund solcher Elemente bei Wut und
bei Arsenikvergiftung am Hunde stützten, ein normal dem Ganglion ange
hörendes Element dar, allein nur bei Personen des reiferen und des Greisen-
altcrs. Bei 25jährigen Menschen fehlen sie. 4. Einen Typus der mit
kleinen Grübchen und mit verzweigten Anhängen versehen ist, die aber
den Bereich der Kapsel nicht überschreiten. In den weiten von diesen
Anhängen eingefassten Maschenräumen liegen zahlreiche Neurogliaeleuiente.
Diese Form findet sich im Greisenalter vor; zu dieser Zeit beobachtet
man denn auch eine grosse Anzahl zu Grunde gehender Zellen, dir mit
Pigment erfüllt sind und deren Neurofibrillen keine Verwandtschaft zum
Silbernitrat mehr wahrnehmeti lassen. Poll.
W. Ailamoff, Ein Beitrag zur Physiologie des Glykogens. Zeitschr. f.
Biol. Bd. 40, 8. 281.
A. hat den Glykogcngehalt eben ausgeschlüpfter Hühnchen, ferner
den neugeboreuer Kaninchen und den in den Lebern von menschlichen
Föten und Neugeborenen bestimmt. Sie beschreibt genau ihre Methode,
die eine Modifikation der Pflügcr'schen darstellt. — Ihre Resultate sind
folgende: Eben ausgeschlüpfte Hühnchen enthalten nur verschwindend ge-
ringe Mengen Glykogen. Etwas mehr findet sich vom vierten Tage an.
wenn sie ihr Dottermaterial aufgebraucht haben und gefüttert werden. —
Neugeborene Kaninchen enthalten pro Kilo Tier 4,30 g Zucker, also auch
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No. 20.
OodlTIDSK. FeEUBI).
323
wenig im Verhältnis zu dem gefütterter Tiere. Die menschliche fötale
Leber enthält nur soviel wie die erwachsener hungernder Tiere. —
Glykogenreichtum ist danach also nicht ein Charakteristicum embryonaler
Organe trotz deren Wachstumsenergie. A. Loewy.
S. Gogitidse, Vom Uebergang des Nahrungsfettes in die Milch. (Weitere
Mitteilung.) Zeitschr. f. Biol. Bd. 46, S. 403.
In Fortsetzung früherer Versuche hat G. an milchende Ziegen japani-
sches Wachs verfüttert, das hauptsächlich Palmitin enthält und sehr arm
an ungesättigten Verbindungen ist (Jodzahl 4,2). Die Jodzahl des Milch-
saftes sank dabei sehr unbedeutend (von 33,5 auf 29,6), wohl weil das
Wachs nur schlecht im Darme resorbirt wird. — G. verfütterte alsdann
anstatt Fett die Fettsäuren, um festzustellen, ob diese als Material zur
Bildung des Milchfettes dienen können. Zunächst in zwei Versuchen
Leinölseifc. Danach trat ein erhebliches Steigen der Jodzahl auf, das auf
Uebertritt von Leinöl in die Milch bezogen werden muss, da freie Leinöl-
säure nicht überging, wie Säurebestimmungen in der Milch zeigten. Um-
gekehrt sank die Jodzahl erheblich bei Fütterung mit stearinsaurem Natron.
G. möchte die Synthese zu den Neutralfetten, die die Seifen erfahren haben,
in die Kpithelien der Milchdrüsen verlegen, da kein Beweis für den Ueber-
gang fertiger neutraler Fette in das Milchdrüsenepithel vorliegt. — Bei
Fütterung mit Walrat, einem Cetylester, ergab sich, dass Cetylalkohol in
der Milch nicht nachweisbar war. Es muss also ein Zerfall des Walrats
in seine Componenten im Körper stattgefunden haben, aus denen ein
andersartiges Fett — nach G durch die Tätigkeit der Milchdrüsenzellen —
wieder aufgebaut wird. — Nicht das gesammte Milchfett kann dem
.Nahrungs- oder Depotfett entstammen, dagegen spricht schon seine chemisch
differente Beschaffenheit.
Auch das Fett der Frauenmilch änderte sich durch Zusatz von Lein-
und Hanföl zur Nahrung. G. hebt die Wichtigkeit seiner Befunde für
die Aminendiätetik hervor. A. Loewy.
E. Freund, Ucber die ersten Veränderungen des in Resorption befindlichen
Nahrungseiweisses. Wiener klin. Rundschau 1905, No. 1,
F. hatte früher gefunden, dass bei Durchblutungen der Leber, sei es
mit normalem Blut, sei es mit Blut, dem Globulin oder Wittepeplon zu-
gefügt war, dass abfiiessende Blut keine Anreicherung an Eiweissabbau-
produkten zeigt. Wohl aber war das der Fall, wenn zugleich auch der
Darmtraktus mit durchblutet wurde. Es mussten also entweder Eiweiss-
abbauprodukte der Leber aus dem Darm zugefübrt worden sein, oder doch
so modificirles Eiweiss, dass es abbaufähig für die Leber war. Zur Ent-
scheidung zwischen beiden Möglichkeiten wurde nun das Blut der Vena
portarum auf Eiweissabbauprodukte untersucht in Durchblutungsversuchen,
die einerseits den leeren, andererseits den mit Nahrung gefüllten Darm
betrafen. — Bei leerem Darm fand sich iin Portalblut keine Zunahme
von Eiweissspaltprodukten, bei gefülltem eine so geringe, dass sic nicht
die Ursache des in der Leber gebildeten Harnstoffes sein kann. Das Eiweiss
21*
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324
Mokawitz. — Qdikaü.
No. 20.
gelangt aus dem Darm in coagulirbarer Form ins Blut und zwar wie sich
zeigte in Form einer pseudoglobulinartigen Substanz.
Durchströmt man nun mit solchem Blut die Leber, so erfolgt in ihr
ein Abbau zu Albumosen und zu niedrigen Spallprodukten, auch zu Harn-
stoff. Danach hätte also der Darm die Funktion, die Eiweisskörper der
Nahrung in eine Form zu bringen, dass sie durch die Leber abgebaut
werden können. A. Loewy.
P. Morawitz, Beiträge zur Kenntnis der Blutgerinnung. Beitr. z. cheni.
Physiol. n. Pathol. Bd. 5, S. 138; Arch. f. klin. Med. Bd. 78, S. 1.
Verf. hat früher gezeigt, dass es eine Vorstufe des Fibrinferments
giebt, das durch eine in sämmtlichen Geweben enthaltene Kinase bei Gegen-
wart von Kalksalzen aktivirt werden kann. Wegen der Verschiedenheit
dieses Proferments von a- und ^-Prothrombin bezeichnet Verf. dasselbe als
Thrombogen, die zugehörige Kinase als Th rom bok i nase. Beispiele
dieser Fermentwirkung sind folgende: Vogelplasma, das vorsichtig mit
reiner Kanüle dem Gefäss entnommen ist, gerinnt nicht, sofort aber nach
Zusatz eines Tropfen Gewebssaft. Säugetierplasma zeigt folgendes Ver-
halten: Fibrinogenlösungen gerinnen auch bei Anwesenheit von Ga-Salzen
nicht mit Gewebssaft. Ein Zusatz des letzteren kürzt die Geriunnugszeit
des Gesammtblutes um das 4 — 6 fache ab; Peptonplasma gerinnt auf
Zusatz von Gewebssaft schon in Sekunden. Blutegelextrakt enthält
eine Substanz, die in vitro quantitativ Ferment neutralisiren kann. Fängt
man Blut in steigenden Mengen Extrakt auf, so beobachtet man, dass die
von selbst nicht gerinnenden Plasmaproben bei geringem Gehalt an Ex-
trakt sehr schnell gerinnen, bei erheblichem dagegen nicht. Diese Er-
scheinung wird am ungezwungensten durch die Annahme erklärt, dass die
im Plasma enthaltene Thrombogenmenge durch die Kinase aktivirt wird;
ist die Menge des gebildeten Thrombins ausreichend, den Antikörper zu
neutralisiren, so erfolgt Gerinnung, im anderen Falle bleibt das Plasma
flüssig. Fluoridplasma gerinnt meist nach Zusatz der nötigen Menge
Kalk auf Zusatz von Gewebssaft, doch stets langsamer als Pepton- und
Blutegelplasma. Serum wird durch Zusatz von Kinase bei Anwesenheit
von Kalksalzen aktivirt, d. h. seine Wirkung um das 20— 40fache be-
schleunigt. - Die Beteiligung der Th rombokinase an der nor-
malen Blutgerinnung ist wahrscheinlich, obgleich die Kinase bisher
vorwiegend in den Gewebssäftcn gefunden wurde; sie ist jedoch auch in
normalen Blutbestaudteilen, in Lymphocyten und Erytbrocyten, vorhanden.
Diese Mitteilung zeigt, wie verbreitet die Profermente sind, deren Aufgabe
die Aktivirung von Enzymen ist. Neuberg.
('1. (Juiiuiu. lieber specifische Erythrolyse. Beitr. z. cbem. Physiol. u.
Pathol. Bd. 5, S. 95.
Unter „specifischcr Erythrolyse“ wird jene Art der Lösung von roten
Blutkörperchen verstanden, die durch das Serum eines mit den betreffen-
den Blutkörperchen vorbelmndellen Tieres bewirkt wird. Bei diesem Vor-
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No. 20.
Fl-i.k und Spiuu. — Blum.
325
gang spieleu nun, wie Verf. fand, die diffusibelen Substanzen keine Rolle,
sie dienen allein zur Aufrecliterlialtuug des osmotischen Druckes. Von den
Bluteiwcisskörpern hat für die Erythrolysc das uiilöslichc Globulin sicher
keine, das lösliche sowie das Serumalbumin vermutlich auch keine Be-
deutung, von Belang scheinen allein specifischc Colloide zu sein, die nach
Art der Fermente wirken. Neuberg.
K. Fuld und K. Spiro, Der Einfluss einiger gerinnungsheinmcnder Agenzien
auf das Vogelplasma. Beitr. z. ehern. Physiol. n. Pathol. Bd. 5, S. 171.
Die Versuche der Verff., bezüglich deren vielen experimentellen Einzel-
heiten aufs Original verwiesen werden muss, ergaben folgendes: Pepton-
plasma und normales Plasma vom Vogel unterscheiden sich nur in einer
dem ersten eigentümlichen minimalen Schutzwirkung gegen die Folgen
eines wenig behutsamen Auffangens. Beim Blutegelplasma findet
zwischen dem Hirudin und Cytozym (d. i. der wirksame Bestandteil des
Organextrakts) kein Neutralisationsvorgang statt, wonach das Holoziu (d. i.
das wirksame Ferment) reagirt. Die Frage, ob das Zeitgesetz der Ge-
rinnung den Aktivirungsvorgang eines in direkter Proportionalität wirken-
den Enzyms ausdrückt, oder die Wirkungsweise desselben selbst, ist un-
entschieden. Neuberg.
L. Blum, Ueber Antitoxinbildung bei Autolyse. Beitr. z. ehern. Physiol.
u. Pathol. Bd. 5, S. 142.
Die Antikörperbildung ist der Ausdruck einer Funktionssteigerung
der Zelle; ausgehend von den Gedanken, dass bei den zur aktiven Im
nmuität führenden Processen auch Bedingungen für einen vermehrten Zell-
zerfall gegeben sind, hat Verf. untersucht, ob bei der Autolyse Substanzen
entstehen, die dem Organismus als Schutmittel dienen können. Beob-
achtungen beim aktiven Immunisirungsprocess (Fieber, Leukocytose und
Gewichtsabnahme) sprechen in der Tat für eine vitale Autolyse. Zur
Beantwortung der Frage, ob bei der Autodigestion antitoxische Stoffe ent-
stehen, hat Verf. die Produkte der antiseptischen Autolyse lymphatischer
Organe (Lymphdrüsen, Milz und Thymus vom Rind, Pferd und Hund) in
ihrer Wirkung auf Tetanus-, Diphtherieantitoxin und Kobragift untersucht.
Es ergab sich, dass nur die Autolyse von Rinderlymphdrüsen Gegengifte
gegen Tetanustoxin liefert. Die autolytischen Antikörper treten bereits
nach 36 tägiger Autodigestion auf, nehmen bei längerer Dauer (bis zu
1 Jahr) erheblich zu. Durch besondere Versuche wurde festgestellt, dass
die frischen Organe (Presssäfte) derselben keine antitoxischen Verbindungen
enthalten, dass letztere vielmehr erst durch den Proccss der Selbstverdauung
entstehen. Bezüglich der Natur der autolytischen Antikörper wurde er-
mittelt, dass sie gleich den typischen Antitoxinen nur partiell durch
Chamberlandkerzen filtriren; ihre Wirksamkeit verlieren sie bei einer
Temperatur, die mit dem Coagulationspunkt der betreffenden begleitenden
Eiweisskörper zusainrncnfallen. Verf. konnte an diesen Produkten auch
AI. JaCobt’s Feststellungen für Antiricin bestätigen, dass kürzere Ein-
wirkung verdünnter Säuren und Alkalien nicht schädige. Die Haltbarkeit
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326
Weil. — Rosenbaoi.
No. 20
der unter Toluol im Eisschrank aufbewahrten Produkte betrug zumeist
1 Monat und länger. Pie Versuche, mit Alkohol oder Alkoholäther die
wirksame Substanz auszufällen, missglückten; bis zu einem gewissen Grade
hatte die Aussalzung mit Ammonsulfat Erfolg; eino Entfernung der mit-
gefällten Eiweisskörper durch Trypsinverdauung, die nach M. Jacobt bei
den Toxinen zum Ziele führt, nach demselben Autor, sowie nach E. P. Pick
bei den Antitoxinen jedoch versagt, gelang aber auch hier nicht. —
Bedenkt man, dass nur wenige Organe nach dieser Richtung und nur in
vereinzelten Stadien der Autolyse geprüft sind, so kann es nicht befremden,
dass kein Diphtberieantitoxin gefunden ist. Das Ergebnis, dass Lymph
drüsenautolysat allein gegen Tetanusgift wirksam ist, steht mit der Specifität
der Antitoxine im besten Einklang. Die Frage, ob das bei der Auto-
digestion entstehende Tetanusantitoxin mit dem typischen identisch ist,
entzieht sich noch der Entscheidung. Die Differenz der Bildungsgeschwindig-
keit spricht a priori nicht dagegen, da die Bedingungen für künstliche
und intravitale Autolyse nicht ohne weiteres vergleichbar sind, indem
in vivo stets sich erneuerndes, in vitro ein der Schöpfung unterliegendes,
iu der Menge beschränktes Material zur Verfügung steht. Die Specifität
der Antikörper kann sehr wohl mit dem Umfang des autolytischen Abbaues
Zusammenhängen. Neuberg.
E. Weil, Ueber einen Fall von tötlicher Pankreas- und Fettgewebsnekrose.
Prager raed. Wocbenschr. 1904, No. 50.
Fettleibiger Patient erkrankt plötzlich mit Magenkrämpfen und F,r-
brcchen und geht innerhalb dreier Tage in zunehmendem Collaps zu Grunde.
Bei der probatorischen Laparotomie 9 Stunden vor dem Tode fand sieb
eiue Verwölbung in der Pankreasgegend; eine ausgiebige Untersuchung
war wegen des elenden Zustandes des Patienten nicht ausführbar. Pie
Sektion orgab im Wesentlichen Nekrosen und Blutungen im Pankreas,
Fettgcwebsnekrosen in diesem selbst und in seiner Umgebung, ferner Gallen-
steine. Der Fall spricht für die Ansicht von ChiaRI, wonach die durch
den Pankreassaft bedingte Nekrose des Pankreasgewebes als das primäre
Moment bei dieser immer noch rätselhaften Krankheit anzusehen ist.
Beitzke.
Fr. Rosenbaeh, Zur pathologischen Anatomie der Gicht. Virchow’s Arcb.
Bd. 179, S. 359.
Bekanntlich wird lebhaft darüber gestritten, ob bei der Gicht die
Nekrosen oder Gichtablagerungen das Primäre sind. Von Ebstein und
seinen Schülern, welche die ersterc Anschauung verteidigen, wird die Ab-
lagerung harnsaurer Salze in mikroskopisch unverändertem Gewebe als
postmortaler oder agonaler Vorgang angesehen. Verf. konnte bei zwei Fällen
in der Niere an Gichtablagerungen ohne Nekrose zahlreiche Riesenzellen
und Rundzellinfiltrate nachweisen, welche unmöglich erst agonal entstanden
sein können. Damit ist bewiesen, dass der Ablagerung harnsaurer Salze
bei der Gicht eine lokale Nekrose nicht vorauszugehen braucht. Auch
in den Knochen, meist im unmittelbaren Anschluss an Gelenk-Gichtherde,
fand Verf. Gichtknoten; das Knochengewebe war in ihnen meist voli-
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No. 20.
Kürst.
327
kommen nekrotisch, Ricsenzellen in der Umgehung der Nekrosen sehr
zahlreich. Beitzke.
II. Ehret, Weitere Beiträge zur Lehre der Skoliose nach Ischias. Mitteil,
aus d. Grenzgeb. der Med. u. Chir. Bd. 13, H. 1, S. 53.
E. führt die Entstehung der bei und nach Ischias so häufig auftreten-
deu Skoliose auf eine eigentümliche Stellung des erkrankten Beines zurück,
die sich schon bei den bettlägerigen Kranken gleich in den ersten Tagen
der Krankheit cinstellt. Da diese Stellung des erkrankten Beines, wie
anatomische Untersuchungen lehrten, den N. ischiadicus von Druck und Zug
entlastet, ist sie zweckmässig als Selbsthülfestrllung zu bezeichnen. Sie
besteht im wesentlichen in Abduktion, Flexion im Hüftgelenk und Rotation
des Beines nach aussen. Dazu gesellt sich noch eine leichte Flexion im
Kniegelenk. Steht der Ischiaskranke auf, so wird diese Beinstellung beibe-
hilten. Um bei der bestehenden Abduktion des erkrankten Beines ein
Gehen zu ermöglichen, muss das Becken auf der kranken Seite gesenkt
werden. In dieser sekundären Beckensenkung ist die Ursache der seit-
lichen Verbiegung der Wirbelsäule zu suchen. Um die Rotation des kranken
Beines uach aussen zu verdecken und zu compensiren, wird das Becken
im entgegengesetzten Sinne gedreht, der Oberkörper wiederum wird durch
eine Drehung der Wirbelsäule (im entgegengesetzten Sinne der Beckeu-
drehung) nach vorn gerichtet. Darin findet E. die Erklärung der schon
längst gemachten Beobachtung, dass die Beckenqueracbse und die Quer-
achse des Rumpfes in Schulterhöhe bei Skoliose nach Ischias gelegentlich
nicht in einer Ebene liegen. Die Flexion des Hüftgelenks endlich er-
fordert eine grössere Neigung des Beckens ihrerseits, die, da der Rumpf auf-
gcrichtet werden muss, eine Verstärkung der physiologische Lordose der
Lendenwirbelsäule darstellt, welche bei Skoliose nach Ischias, sowohl in
stehender wie in liegender Stellung nie fehlt. Andere Formen der Skoliose
nach Ischias (homologe, alternirende Formen) werden durch besondere
Verhältnisse bedingt, die mit der eigentlichen Ischias nichts zu tun haben,
die aber die primäre Stellung des Beines oder die sekundäre Stellung des
Beckens in dem einen oder anderen Funkt beeinflussen.
In prophylaktischer Beziehung empfiehlt E. einmal das schädigende
.Moment, nämlich das Aufstehen der Patienten, hinauszuschieben, bis die
•Schmerzen und mit ihnen die Selbsthülfestellung wenn möglich ganz ver-
schwunden sind. Unser zweites Streben soll dahin geben, die schon im
Bette sich einleitende Compensation der Selbsthülfestellung des Beines
durch Becken- und Wirbelsäulenveränderung unmöglich zu machen. Diesen
Zweck erreichte E. durch das Anlegen eines festen, später abnehmbar zu
gestaltenden Wasserglasverbandes um das befallene Bein, unter strengster
Innehaltung, ja sogar unter einer gewissen Uebertreibung der vorhandenen
oder mangelhaft entwickelten Selbsthilfestellung des Beines. Diese Fixirung
der Beinstellung in der offenkundigen nicht compensirten Selbsthülfestellung
entbindet nicht nur den Kranken von der ängstlichen Anstrengung der
lnnchaltung derselben, sie verhindert auch zum grossen Teil das spätere
Zusandekommeu der Compensation durch Becken- und Wirbelveränderung,
und zwar hauptsächlich dadurch, dass das Knie in der stärkeren Flexions-
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328
Launay. — Kakkwkki.
No. 20.
Stellung 'fixirt ist. Der Verband, den E. bisher in 14 Fällen augewendet
hat, und der abgesehen von seiner prophylaktischen Wirkung in Bezug
auf die Skoliose sehr stark beruhigend auf die Schmerzen wirkt, bleibt,
je nach den Umständen, mindestens 10 Tage, selteu länger als 3 Wochen
liegen. Sobald die schmerzhaften Prozesse sich vermindert haben oder
ganz geschwunden sind, wird er anfänglich 1 — 2 Stunden täglich, allmählich
längere Zeit, entfernt. Er muss das ganze Bein, von den Zehen bis hoch
hinauf an den Oberschenkel, in seltenen Fällen auch die Hüfte, umfassen.
Joachimsthal.
P. Launay, Double plaie du coeur suturöe et gudrie depuis deux ans.
Mort de tievre typhoide. Examen anatomique du coeur. Arch. gener.
de med. 1904, No. 47.
L. hatte Gelegenheit, die Sektion des Herzens eines Mannes zu machen,
der sich zwei Jahre früher in selbstmörderischer Absicht mit einem 7 mm-
Revolver eine Schussverletznng des linken Ventrikels beigebracht hatte,
den L. 3*/2 Stunden spätei operirte und der geheilt wurde. Der Patient
starb jetzt an Typhus. Die Sektion ergab, dass die Kugel die Wände des
linken Ventrikels in schräger Richtung durchbohrt hatte, woraus sich das
bei der Operation beobachtete Phänomen leicht erklärt, dass Blut aus den
Herzwunden nur bei der Diastole austrat, die Blutung aber bei der Systole
stand. Das Wichtigste der Beobachtung ist das Fehlen irgend einer
schwachen Stelle an den Narben; die auch hier vorgenommene Catgut-
übernähung der Herzwunden gewährt also völlige Sicherheit. Ob die
gleiche Festigkeit der Narbe nach Verletzung mit schneidendem Instrument
und geradem Verlauf der Herzwandwunde cintritt, lässt L. dahingestellt.
Peltesobn.
Karewski, Klinische und anatomische, sowie experimentelle Beiträge zur
Kenntnis der inguinalen und cruralcn Blasenhernien. Arch. f. klin. Chir
Bd. 7B, H. 2.
Nach Beschreibung von G Fällen von Blasenbruch, wovon 5 operirt
und geheilt wurden, beschäftigt sich K. experimentell mit der Frage des
Vorkommens von Blasenteilen in und am Bruchsack resp. des Vorfalls ohne
eigentliche Hernie. Er stellte an frischen Leichen durch künstliche Füllung
der Harnblase Blascnprolapsc her und präparirte die Bruchpforten frei.
Anatomisch fand sich, dass bei normalen Verhältnissen die mit ca. 150 ccm
Flüssigkeit gefüllte Blase sich bereits bis zum äusseren Leistenring, bei
ca. 250 ccm sogar bis zum inneren Leistenring seitlich ausdehnt, was
durch künstlich nachgeahmte Steigerung des intraabdominalen Druckes
noch gesteigert werden kann, und dass Traktionen an der Fascia vesicae
und dem prävesicalen Fett eine Ausstülpung der Blasenwand erzeugen.
Bei stärkerer Füllung retrahirt sich die Ausstülpung und verschwindet
schliesslich völlig, sodass die prall gefüllte Blase eine künstliche Divertikel
bildung nicht gestattet. — In Bezug auf die Frage, welche Nebenumstände
den eigentlichen Prolaps der Blase begünstigen, stellte K. fest, dass bei
grosser Bruchpforte und alten Brüchen relativ leicht eine dauernde laterale
Verlagerung der Blase zu stände kommen kann, die ohne eigentliche Blasen-
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No. 20.
Akmoi/H. — Dhkvposs. — Straub.
32!»
hernie die Abklemmung durch Ligatur ermöglicht, seihet bei Mangel von
adhäsiven Processen am Peritoneum und Bruchhüllen, und dass Schwächung
der Blasenwand begünstigend auf Cystocclenentstehung einwirkt. — Ver-
ursacht wird nach K. die Herauszerrung der Blase entweder durch Vor-
fällen des Peritoneums bei mangelndem Schluss der Bruchpforten und
l'ebertragung der Abwärtsbewegung mittelst des präperitonealen und prä-
vesicaien Fettes auf die Blase (extra-intraperitoneale Cystocele) oder durch
blossen Zug am Blasenteil der Fascia transversalis und dem prävesiealen
Fett, wobei zuerst ein kleiner Blasenzipfel ausgestülpt wird, welcher beim
Wachsen des Lipoms gedehnt oder stark vergrössert werden kann (extra-
peritoneale Cystocele).
In klinischer Beziehung ergiebt sich aus den anatomischen Unter-
suchungen, dass bei Operationen von Leisten- und Schenkclbrüchen tlic
Gefahr einer Harnblasenläsion stets vorliegt, indem man unversehens die Wand
ligirt oder anschneidet. Zur Diagnose der Cystocele soll die Cystoskopic
als souveränes Erkcnnnngsmittcl herangezogen werden. Peltesohn.
Armour, The Operation of gastro-duodenostomy ; especially in reference
to Finney’s Operation of gastro-pylo-dnodenostomy. Brit. med. journ.
1905, 21. Jan.
Die gewöhnliche Art der Anlegung einer Magendarmfistel bei gut-
artigen Strikturen des Pylorus ist die Gastro-Jejunostomie. Verf. empfiehlt
die bereits von FlNNEY beschriebene Gastro- Duodenostomie. Dieselbe er-
möglicht den Eintritt des Mageninhalts in den Darm oberhalb der Ein-
mündungsstelle von Galle und Pankreassaft; ferner wird die Bildung eines
Circulus vitiosus unmöglich. Endlich ist die Bildung eines Ulcus pepticuni
im Darm, wie bei der Gastroduodenostomie. ausgeschlossen. Die Haupt-
sebwierigkeit der Operation besteht in der Freilegung des Duodenum und
Pylorus aus den Adhäsionen. Au der Hand von 0 guten Abbildungen
wird die Operation genau beschrieben. Philipsthal.
4. Dreyfuss, Ein Fall von Dakryadeuitis chronica. Behandlung mit
Vibrationsmassage. Heilung. Münch, med. Wochenschr. 1905, No. 2.
Bei einem 13jährigen Schüler bestand eine chronische Entzündung der
linken Thränendrüse, die anfänglich durch gewöhnliche Massage mit Ung.
Kali jodati ohne Erfolg behandelt wurde. Darauf wurde 2 Monate lang
dreimal wöchentlich die elektrische Vibrationsmassagc angewandt, nach
der die AfTektion heilte. Horstmann.
M. Straub, Skrophulose und schlummernde Tuberkulose in der Augenheil-
kunde. v. Graefe’s Arch. f. Ophthalm LX., S. 145.
Im Conjunktivalsack der mit sog. skrophulösen Entzündungen be-
hafteten Kranken wurden in zwei Drittel der Fälle Staphylokokken ge-
funden. Die praktische Erfahrung bezüglich der Lokalisation der Ekzeme,
ihre Ausbreitung und ihrer Empfindlichkeit für lokal angewandte Heil-
mittel spricht für den ektogenen Ursprung, am deutlichsten in den leichten
Fällen, auch die oberflächliche Lage befürwortet denselben. Hiervon unter-
scheiden sich die skrophulösen durch ihre Hartnäckigkeit und Neigung zu
XL111. Jahrgang. 22
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330
Paul. — Fislao. — Schisibb.
No. 20
Recidiven charakterisirtcn Proccsse. Hier muss die Tuberkulose als das
gesuchte begünstigende Moment angesehen werden, und zwar handelt es
sich um eine latente oder schlummernde Tuberkulose. Dieselbe kann unter
gewissen Bedingungen an Kraft gewinnen und sich zur gewöhnlichen Tuber-
kulose emporarbeiten. Die zweite Gefahr der schlummernden Tuberkulose
bilden die schwach virulenten Metastasen, die wegen ihrer Gutartigkeit
weder an den Gelenken, noch an den Augen anfangs als Tuberkulose er-
kannt würden und den tuberkulösen Anteil der skrophulösen Erscheinungen
bilden. Die dritte Gefahr bilden die nicht tuberkulösen skrophulösen Er-
scheinungen, welche teils durch chemische, teils durch mikrobielle Agenden
bedingt werden. Horstmann.
L. Paul, Ueber Horuhautulcerationen durch Diplobacillen. Klin. Monatsbl.
f. Augenheilk. XL11L, I, 2, S. 185.
Nach den Untersuchungen von P. können nicht nur durch Petit’sche
Diplobacillen, sondern durch Morax-Axenfeld’sche Diplobacillen gelegentlich
schwere Eiterungsprocesse der Hornhaut herbeigeführt werden. Das Bild
weist gewöhnlich keine oder nur ganz vorübergebende Aehnlichkeit mit
typischem Ulcus serpens auf. Der Verlauf ist im ganzen erheblich
gutartiger, als er vom echten Ulcus serpens bekannt ist. Die Geschwüre
treten meistens nach vorangegangenen Verletzungen auf. Ein Thränenleiden
besteht gewöhnlich nicht. Dagegen findet sich meist typischer Diplo-
bacillenkatarrh der Bindehäute. In den meisten Fällen lässt sich ab-
wartende Behandlung ohne Kauterisation der Cornea durchführen. Als Be-
handlungsweise bewährte sich bis jetzt am besten Zink in Verbindung mit
leichten Antisepticis. Horstmann.
Finlug, Ueber einen Fall von Thrombophlebitis des Sinus cavernosus,
complicirt durch Empyem der Keilbeinhöhle und der Siebbeinzellen,
irrtümlicherweise für eine Thrombophlebitis des Sinus lateralis gehalten.
Zeitschr. f. Ohrenheilk. 48. ßd., S. 227.
Die Ueberschrift giebt im Wesentlichen den Inhalt der Arbeit wieder.
Bemerkenswert ist, dass die Mittelohreiterung, welche deu Verf. zur Mastoid
Operation veranlasste, nach dem Ergebnis der Autopsie keineswegs weder
primär noch sekundär für die dem ungünstigen Ausgang des Falles vorher-
gehenden Symptome verantwortlich zu machen war, welch’ letztere sieb
ausschliesslich und allein auf die Mitbeteiligung des Sinus cavernos. an
dem Keil- und Siebbeinempyem zurückführen Hessen. Schwabach.
Scheibe, Aetiologie und Pathogenese des Empyems im Verlaufe der akuten
Mittelohreiterung Zeitschr. f. Ohrenheilk. 48. Bd., S. 1.
Die von anderen Autoren mehr oder weniger deutlich ausgesprochene,
aber, nach Verf.’s Meinung nicht bewiesene Behauptung, dass das Empyem
im Verlauf der akuten Mittelohreiterung nicht durch Kleinheit oder un-
günstige Lage der Trommelfellperforation, sondern in erster Linie durch
absoluten oder relativen Verschluss pneumatischer Zellen zu stände kommt,
glaubt Sch. durch seine in vorliegender Arbeit mitgeteilten klinischen
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No. 20. Stkkukk. — Kubhack. — Jaqukt. — Hksiiulu. 33 1
Untersuch uti Ren direkt bewiesen und die speciellen dabei sich abspieleudeu
Vorgänge in klares Licht gestellt zu haben. Schwabach.
Stenger, Zur Theorie des binauralen Hörens. Zeitschr. f. Ohrenheilk.
48. Bd„ S. 219.
Bei Zuleitung eines bestimmten Tones zu beiden Ohren besteht eiue
subjektive, diotische Gehörsempfindung, die, dem Bewusstsein als solche
mitgeteilt, einheitlich lokalisirt wird. Diese Lokalisation findet ihren Platz
meist in der .Medianebene des Kopfes. Wird die Schallquelle einem Ohr
genähert, so verschiebt sich die einheitliche Lokalisation von der Median-
ebeue nach diesem Ohre hin, dem Bewusstsein nach anscheinend unter
diotischer Zuleitung. Bei Schallquellen verschiedener Qualität und In-
tensität percipirt jedes Ohr für sich; jedes leitet die seinerseits als stärkere
Gehörsempfindnng aufgenommenen zum Oentralorgan hin und wir haben
die Empfindung verschiedener Gehörseindrücke. Es besteht im wirklichen
Sinne ein diotisches Hören derart, dass das eine Ohr durch das vom
anderen Ohr Aufgenomraene nicht beeinflusst wird. Bei diotischer Zu-
leitung qualitativ gleicher Töne erscheint das eine Ohr, dessen Tonzuleitung
von Intensität geringer ist, für den bewussten Hörakt taub. Schwabach.
Kobrack, Ueber Mittelohrdiphtherie ohne Membranbildung. (Aus der
Abteil, f. Ohren- etc. Krankheiten im Allerheiligenhospital zu Breslau.)
Arch. f. Ohrenheilk. 02. Bd., S. 11.
Nach K. ist die Membranbildung oder mindestens die Entleerung von
Pseudomembranen aus der Pauke für die Diphtherie der Mittelohrschlcim-
liaut durchaus kein notwendiges Postulat. Echte Diphtherie des Mittel-
ohres könne auch unter dem Bilde der gewöhnlichen Mittelohrentzündung
verlaufen; die Diphtheriebacillen vermögen auch hier reine Eiterungen,
zum mindesten ohne erkennbare Pseudomembranbildung auszulösen, die
bakteriologische Untersuchung des Ohreiters sei wichtiger und beweis-
kräftiger, als der Nachweis selbst sicher fibrinöser Pseudomembranen.
Sch wabach.
■laquet, Zur Behandlung des Schluckwehs. Corresp.-Bl. f. Schweizer
Aerzte 190-1, 1. Nov.
Verf. verwendet eine 10 — 20proc. ölige Lösung von Acetonchloroform
(von den Amerikanern Chloreton genannt) zur Behandlung des Schluck-
wehs. Mit 3—4 Pinselungen täglich ist Verf. in den meisten Fällen aus-
gekommen; sowohl einfache wie lakunäre Anginen, Diphtheritis, syphili-
tische Ulcera, tuberkulöse Geschwüre der Epiglottis und des Kehlkopf-
einganges wurden erfolgreich behandelt. Bei den akuten infektiösen
Processen kommen noch die antiseptischen Eigenschaften des Präparats
zur Geltung. (In den gleichen Fällen ist eine täglich einmalige Ein-
pulverung von Anästhesin von demselben Nutzen. Ref.) W. Lublinski.
Herhold, Ueber einen Fall von Kehlsackbildung am Halse. Deutsche
tned. Wochenschr. 1904, No. 44.
Bei einem Klarinettbläser trat beim Blasen in der linken Reg. thyreo-
22*
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332
HoFFMASN. — NlKlTIM.
No. 20.
hyoidca eine hiihuereigrosse Geschwulst auf, welche sich weich, elastisch
anfühlte und mit der Zeit vergrösserte ; ebenso seit kurzem eine kleinere
auf der rechten Halsseite. Verf. hält dieselbe für eine Laryngocele und
nicht für einen Luftsack bronchiogenen Ursprungs, da das Leiden erst
nach dem 24. Lebensjahr auftrat, keine Scbluckbeschwerden und keine
Rumination bestand, das Leiden doppelseitig ist, beim Sprechen Be-
schwerden hervorruft und erst sekundär infolge des Rlasens entstanden
ist. Bisher sind erst fi Fälle bei Sektionen und 2 an Lebenden (W'heeler
und Ledderhose), ausser dem jetzt, berichteten, beschrieben worden.
W. Lublinski.
llofTinann, Ueber operative, besonders osteoplastische Eingriffe an der
Stirnhöhle wegen chronischer Eiterung derselben. Wiener klin. Rund-
schau 1904, No. 45.
Operationen an der Stirnhöjile wurden ausgeführt in 40 Fällen
(38 chronische, 8 akute). Von den chronischen waren 11, von den akuten
1 doppelseitig. Bei den akuten war die einfache Aufmeisselung gertügend.
Von den 38 chronischen wurden 26 nach KuffJJT operirt, in 4 wurde die
vordere Stirnhöhlenwand temporär nach KOCHER aufgeklappt, in 8 Fällen
(2 doppelseitig) wurde die Stirnhöhle osteoplastisch aufgemeisselt. 20 mal
war das Siebbein, 14 mal noch daneben die Kieferhöhle miterkrankt.
Die Stirnhöhle allein war in 6 Fällen (2 doppelseitig) erkrankt. Die
Heilungsrcsultate waren folgende: Von den 26 nach Kchnt operirten
sind 16 geheilt; 2 doppelseitig Erkrankte starben, 1 an Hirnabscess, der
andere vor Abschluss der Behandlung an einer „anderweitigen“ Erkrankung.
Bei den osteoplastischen Operationen wurden 2 Fälle temporärer Auf-
klappung nach Kocher geheilt; der dritte ist eben abgeschlossen. Zwei
Fälle osteoplastischer Aufmeisselung sind gebeilt; 1 bekam ein Recidiv.
1 starb an Meningitis; 4 sind erst seit einigen Monaten abgeschlossen.
Die complicircnden Eiterungen dauern bei den nach Kuhnt operirten Fällen
noch in 4 aus der Kieferhöhle, in 3 aus der Siebbeinhöhle fort. Der
kosmetische Erfolg bei den osteoplastischen Operationen war ein guter.
W. Lubliuski.
Nikitiii, Zur Therapie der Kehlkopftuberkulose. Pctersb. mcd. Wochen-
schrift 1904, No, 45.
Interessant ist in diesem Aufsatz, der sonst nichts neues bietet, der
Bericht über einen Fall, in dem Verf. nach dem Vorgang von Goris bei
einem 19jährigen Mädchen nach vorhergegangener Tracheotomie die Laryngo-
tomie ausführte, worauf das Infiltrat der hinteren Wand und der Geschwüre
am linken Proc. vocalis ausgelöffelt und galvanokauterisirt wurde. Nach
6 Tagen kounte die Patientin, als die Kanüle hcrausgenommeu wurde, un-
gehindert schlucken. Der Verlauf war, da die Lungen sehr wenig afficirt
waren, sehr günstig. Seit der Operation sind mehr als zwei Jahre ver-
gangen und gegenwärtig lässt vielleicht Dank den sehr günstigen Lebens-
verhältnissen die Gesundheit der Pat. nichts zu wünschen übrig.
W. Lublinski.
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NO. 20. v. Cal cah. — Brikoeh u. Mavk«. — Kiikiiii. u. Mahdi.. 333
R. P. van Calcar, Ueber die Konstitution des Diphtheriegiftes. Eine
neue Methode zum Nachweis der Toxone. Berl. klin. Wochenschr. 1004,
No. 39.
v. C. hat Diphtherietoxin in der Dialyse verschiedenem Druck
unterworfen. Wird eine tierische Membran durch Druck gespannt, so er-
weitern sieb die Poren, so dass Stoffe, welche normaler W’eise durch die
Membran nicht dialysiren, diese passiren können. Er konnte feststellen,
dass, nachdem die Salze aus der Bouillon entfernt waren, und nun die
Membran gespannt wurde, diese zunächst lediglich von Toxinen passirt
wurde, während die Toxone in der der Dialyse unterworfenen Flüssigkeit
Zurückbleiben. Dass es sich das eine Mal um Toxine, in dem Reste um
Toxone handelte, hat v. C. durch Tierversuche dargetan. Da aber das
Dialysat hinsichtlich seiner Konzentration nicht bestimmbar ist, so erscheinen
diese Tierversuche nicht völlig beweisend, weil eben kein Massstab für die
wirklich injicirte Menge von Toxinen vorhanden ist. H. Bischoff.
L. Brieger und H. Mayer, Zur Gewinnung spezifischer Substanzen aus
Typhusbazillen. Deutsche med. Wrochenschr. 1904, No. 27.
Verf. stellen fest, dass, wenn 24 ständige lebende Typhusbazillen in
destillirtem Wasser aufgeschwemmt werden, und die Suspensionen 6 bis
24 Stunden bei Zimmertemperatur stehen, in die Suspensionsffüssigkeit die
Substanzen, die im Tierkörper specifische Agglutiuine und Bacteriolysiue
erzeugen, in grosser Menge übergehen und bei Filtration mittels Pukall-
filters in dem keimfreien Filtrate enthalten sind. Die Ausbeute wird
grösser, wenn die Suspensionen dauernd im Schüttelapparate bewegt
werden. Derartige Substanzen eignen sich bei Typhusbazillen und wahr-
scheinlich auch anderen Bakterien gut zu Zwecken aktiver Immuuisirung,
da sic nicht toxisch wirken. Werden dagegen die Suspensionen bei Brut-
temperatnr gehalten und somit der Autolyse unterworfen, so erweisen sich die
Filtrate als stark toxisch für Kaninchen, was auf den grossen Gehalt an
aufgelöster Leibessubstanz der Bakterien zurückzuführen ist. Für die Er-
zeugung hoher Werte der Agglutination und Bakteriolyse genügte die
Injektion minimaler Mengen der durch Ausschütteln gewonnenen Filtrate,
die Vioo bis V200 Oese entsprachen. Das Vorhandensein specifiischer Sub-
stanzen in solchen Filtraten liess sich durch die Präcipitiureaktiori beweisen.
Bei Untersuchung mit dem Ultramikroskop erwies sich das Filtrat als
gehaltreich an feinsten ultramikroskopischen Teilchen, aus deren Zahl ein
Schluss auf den Gehalt an wirksamer Substanz zu ziehen sein dürfte.
H. Bischoff.
A. Kreidl und L. Mandl, Ueber den Uebergang der Immiiuhämolysine
von der Frucht auf die Mutter. Wien. klin. Wochenschr. 1904, No. 22.
Nachdem sie festgestellt hatten, dass bei Ziegen nach einmaliger Vor-
behandlung mit Rinderblut innerhalb 5 — 6 Tagen Hämolysine auftreten,
deren Gehalt in den folgenden 8 Tagen erheblich wächst, prüften die
Yerff. den Uebergang von specifischen Hämolysinen von der Mutter auf die
Frucht und fanden, dass die Hämolysine wohl gelegentlich die placentaren
j
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Isaak lind v. i>. Vkli>kn. — Nitkch.
No. 20.
Scheidewände zu dtirchdringcn vermögen, dies aber keineswegs immer tun.
Was die Ursache dieses verschiedenen Vorhaltens ist, ist nicht entschieden,
vermutlich sprechen hierbei. individuelle Verschiedenheiten mit und ist der
Gehalt an Hämolysinen im Blute der Mutter von Einfluss. Das Resultat
bei Vorbehandlung der Föten war nun folgendes: überlebten die Föten den
Kingriff nicht und wurden sic vorzeitig ausgestossen, so traten im mütter-
lichen Blute specitische Hämolysine gegenüber Rinderblut auf, welche als aktiv
im mütterlichen Organismus gebildet aufzufassen sind, da einmal der Gehalt
an diesen Stoffen allmählich noch wuchs, andererseits in dem einzigen
Falle, in dem auf das fötale Blut untersucht werden konnte, dieses keine
Hämolysine enthielt. Uebcrstanden dagegen die Föten den Kingriff und
wurden sie lebend entwickelt, so waren in deren Blute aktive Immun-
hämolysine vorhanden, im mütterlichen nur passiv übergegangen. Dass es
bei den Föten, welche abortirt wurden, nicht zur Hämolysinbildung kam,
während sie im mütterlichen Organismus aktiv gebildet wurden, erklären
sich Verff. unter der Annahme, dass entweder die Föten zur Zeit des Ex-
perimentes noch nicht fähig waren, Immunkörper zu bilden, so dass das
eingebrachte fremde Blut in ihrem Körper kreiste, ohne eine specifische
Reaktion auszulösen, oder dass der Fötus infolge des Eingriffes derart
geschädigt wurde, dass die schon bestehende Fähigkeit der biologischen
Reaktion nicht zur Geltung kam. Bei dem zwischen Mutter und Fötus
statthndeuden Stoffaustausche sollen dann die fremden Bestandteile als
solche an die Mutter abgegeben werden und hier erst die specifische
Reaktion auslösen. H. Bischoff.
S. Jsnnc und von den Velden, Eine specifische Präcipitinreaktion bei
Bothriocephalus latus beherbergenden Menschen. Dtsch. med. Wochenschr.
1004, No. 27.
Verf. konnten im Blutserum einer mit Bothriocephalus latus behafteten
Patientin, die infolge dieses Parasiten leicht anämisch war, Präcipitine für
eine durch Autolyse gewonnene Bothriocephalus-Lösung nachweisen. Im
Blutserum eines Gesunden waren diese Präcipitine nicht nachweisbar, sie
traten im Tierkörper nach subkutaner Injektion der Bothriocepbalus-Lösung
auf. Verf. sehen in dem Befunde eine Stütze dafür, dass bei Bothriocephalus
eine Giftwirkung auf den Wirtsorganismus ausgeübt wird. Es werden
Bothriocephalus-Eiwcissstoffe aufgenommen, welche zur Bildung von Prä-
cipitinen Veranlassung geben. Diese Stoffe müssen durch die Darmwand
aufgenommen werden. H. Bischoff.
R. Nitsch, Bemerkungen über die Pastenr’sche Methode der Schutz-
impfungen gegen Tollwut. Wiener klin. Wochenschr. 1904, Nr. 30.
Obwohl die Zahl der Arbeiten über Huudswut eine recht ansehnliche
ist, so ist doch an der Methode der von Pasteur eingeführten Schutz-
impfung so gut wie nichts geändert worden. Noch heute wird meist so
verfahren, dass durch wiederholte Passage von Kaninchen ein Virus fixe
gewonnen wird, und dass das Rückenmark von Kaninchen, die infolge sub-
duraler Injektion dieses Virus an Wut verendet sind, nachdem es ver-
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So. 20.
KttHLKH.
335
schieden lange Zeit bei bestimmten Temperaturen über Aetzkali getrocknet
ist, emulsionirt und unter die Haut injicirt wird. Es wird meist begonnen
mit Injektionen von Rückenmark, das 10 — 14 Tage getrocknet ist, und
geendet mit 4 — 5 tägigem Marke, indem täglich injicirt und nach und
nach von den weniger wirksamen zu den frischeren Marken übergegangen
wird. Nur bei sehr ausgedehnten Wunden, besonders des Gesichts, und
wenn der Biss von einem Wolfe herrührte, hat man sich dazu entschlossen,
verstärkte Knren anzuwenden, und bis zu 2-, selbst 1-tägigem Mark vor-
zuschreiten. Nur wenige Experimentatoren haben von vornherein frischere
Marken verwendet, mit 6 — 0 tägigen begonnen und sind bis zu völlig
frischem Marke allmählich übergegangen. Obwohl nun nach diesen forcirten
Kureu niemals eine experimentelle Wutinfektion sicher beobachtet worden,
im Gegenteil die Erfolge dieser verstärkten Behandlungsart günstiger sind
und obwohl auch von einigen Seiten das Virus fixe als ein modificirtes
Strassen virus aufgefasst worden ist, ähnlich wie der Vaccineimpfstoflf sich
zu dem der Variola verhält, so hat man es doch nicht gewagt, die Konse-
quenzen zu ziehen, Impfungen mit älteren Marken ganz zu unterlassen und
sogleich mit frischen Präparaten zu beginnen. Dass die subkutane Injektion
frischen Markes für Menschen unschädlich ist, lehrt auch die Dilntions-
methode von IIOGYES, der nur frische Marke verwendet, die Emulsionen
aber verdünnt. Durch einen Selbstversuch konnte N. auch dartun, dass
das frische Mark bei subkutaner Injektion keine Wutinfektion hervorruft.
Alle diese Betrachtungen drängen dahin, die Schutzimpfungsmethode bei
Wut zu modificiren, nicht erst mit den wertlosen Injektionen alter Marke
Zeit zu verlieren, und sogleich zu frischen Marken zu greifen. Hierdurch
wird die Behandlungszeit ganz wesentlich abgekürzt, etwa auf die Hälfte
herabgesetzt. Ausserdem steht zu erwarten, dass ein grosser Teil derjenigen,
die jetzt während oder kurz nach der Behandlung erkranken und als nicht
mehr heilfähig gelten, noch gerettet wird. H. Bischoff.
F. Köhler, Zur Patogenese der Menschentnberkulo.se nach v. Behring.
Wiener klin. Rundschau 1004, No. 37.
K., welcher als Chefarzt der Heilstätte Holsterhausen bei Werden
a. d. Ruhr gewiss eine grosse Erfahrung in der Tuberkulosefragc besitzt,
beleuchtet in vorliegender Arbeit die von v. Behring und R. Koch auf-
gestellten Hypothesen der Tuberkuloseentstehung. Er ist der Ansiebt, dass
auf Grund des bisher vorliegenden Tatsachenmaterials weder die eine noch
die andere als endgültige erwiesen anzusehen ist, dass aber auch die Ein-
wände, welche besonders gegen die BEHRiKO’schen Leitsätze der Phthisio-
genese erhoben worden sind, nicht stichhaltig sind. Endlich bestreitet er,
dass die Annahme dieser Hypothesen gleichbedeutend sei mit einem Auf-
geben der bisherigen prophylaktischen Maassnahmen, welche einen be-
achtenswerten Erfolg in der Bekämpfung der Tuberkulose zu verzeichnen
hätten. Die interessant geschriebene Arbeit in einem kurzen Referate
anschaulich wiederzugeben, ist nicht möglich, und muss daher auf das
Original verwiesen werden. II. Bischoff.
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Jakükcmk WITSCII. — KCstkr.
336
No. '20.
Jakuschew itseli, Ueber Hämolysine bei entmilzten Tieren. Zeitschr. für
Hyg. 1904, B<l. 47, S. 407.
J. bat Kaninchen, Meerschweinchen und Ziegen, denen die Milz es-
stirpirt war, verschiedene Zeit nach der Operation rote Blutkörperchen
von Meerschweinchen, Kaninchen und Hammel injicirt, um fcstzustellen.
ob die Milzexstirpation auf die Hämolysinbildung von Einfluss ist. Gr
fand, dass nach Massgabe der Iramunisirung der hämolytische Wert des
Blutserums sowohl bei den entmilzten wie bei den Konfrontieren wächst
Zu allen Zeitpunkten der Untersuchung war der hämolytische W'ert des
Blutserums der entmilzten Tiere etwas höher als der der Kontrolliere. Gs
ist dabei ohne Einfluss, an welchem Tage nach der Spleuektomie mit der
Iramunisirung begonnen worden ist. Besonders war der Gehalt an Immun-
körpern gesteigert, so dass, wenn inaktivirtes Serum mit Komplementzusatz
verwendet wurde, eine erhebliche Steigerung des Hämolysingehaltes nach
weisbar war. Es kann somit die Bildung von Hämolysinen nicht aus-
schliesslich der Milz zugesprochen werden. Für die stärkere Bilduug von
Hämolysinen bei den entmilzten Tieren ist bisher eine sichere Erklärung
nicht zu geben, .1. ist der Meinung, dass die Veränderungen im Organismus
nach der Splenektomie, besonders die Erhöhung der Leukocytose und die
Veränderungen int Knochenmark hierfür in Frage kommen.
H. Bischoff.
K. Küster, Ueber eine erfolgreiche Behandlung der Schwindsucht und
anderer schwerer Infektionskrankheiten durch ein inneres Desinfektion«
mittel. Berl. klin. Wochenschr. 1904, No. 43.
Das Mittel, um das es sich handelt und das unter dem Namen
„üriserin“ in den Handel kommt, ist das früher viel benutzte, aber dann
fast vergessene Loretin, das durch den Zusatz von Alkalien leichter löslich
gemacht ist. Man giebt es in Dosen von 0,2 — 0,5 g, kleine Dosen ver-
stopfen, grössere führen ab. Der Stuhl ist danach leicht rötlich-gelb
gefärbt, ebenso Urin und Schweiss. Irgend welche unangenehmen Neben-
wirkungen fehlen. Mit Rücksicht auf die bakterientötenden Eigenschaften
selbst schwacher Lösungen versuchte K. das Mittel bei einer Reihe von
Infektionskrankheiten und anderen Erkrankungen, die vielleicht als In-
fektionskrankheiten aufgefasst werden können. Die meisten Versuche
beziehen sich auf Tuberkulose, speciell Lungentuberkulose. Hier wurde
nicht nur eine subjektive Besserung erzielt, sondern auch die physikalischen
Erscheinungen änderten sich derartig, dass man von einer vollkommenen
Heilung sprechen kanu. Gleich gute Resultate wurden bei Kniegelenks-
tuberkulose und tuberkulösen Kehlkopfgeschwüren erzielt.
Die zweite Gruppe von Krankheiten, die mit Griserin behandelt
wurden, betrifft die bösartigen Geschwülste. Bei Garcinom wird schon
nach wenigen Tagen die Umgebung der Knoten weicher, die Knoten selbst
werden deutlich, wenn auch langsam, kleiner. K. hält hierdurch den
Beweis für erbracht, dass Carcinom durch Bacillen verursacht wird. In
welcher Weise Sarkome beeinflusst werden, stehe noch nicht sicher fest
diese Beeinflussung ist aber nicht zu leugnen.
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No. 20
Stroux. — Ibmmoiin. — Goi.iibciiriokr. Kaiskri.ino.
337
Weitere überaus günstige Resultate wurden bei «len verschiedensten
Infektionskrankheiten, Diphtherie, Scharlach, Pneumonie etc. erziel), nur
hei akutem Gelenkrheumatismus versagte das Mittel. Ueberraschcnd waren
die Erfolge bei verschiedenen Hautkrankheiten, bei Eczem, Psoriasis,
Furunkulosis und bei Lupus. Erwähnt sei endlich noch, dass das Griserin
auch bei der Syphilis unzweifelhaft, wenn auch langsamer wie das Queck-
silber, wirkt. Nach K. haben wir also endlich ein Mittel, mit dem wir
allen in den Körpern eingedrungenen Mikroorganismen beikommen können!
K. Kronthal.
H. Stroux, Neuronal. Dtscli. med. Wochenschr. 1904, No. 41.
Neuronal, Broradiaethylacetamid, istein weisslich-graues,krystallinisches,
mentholähnlich schmeckendes Pulver mit etwas modrigem Nachgeschmack;
es ist schwer löslich in Wasser, leicht löslich in Aether, Alkohol, Benzol,
Oel u. s. w. In Dosen von 1 — 2 g ruft es einen ruhigen, gleich massigen,
dem normalen ähnlichen Schlaf hervor; mitunter genügt auch schon lj2 g,
andererseits sind gelegentlich grössere Dosen, bis 3 g auf einmal erlorderlich.
Das Mittel ist nur sehr wenig giftig; Störungen im Gebiete der Ver-
dauungs- und Circulationsorgane wurden nur sehr selten, und auch dann
nur in leichtem Grade beobachtet. Vereinzelt blieb bei einer Geistes-
kranken das Auftreten von Kopfschmerzen, die nach Aussetzen des Mittels
verschwanden. Bei mehreren Geisteskranken mit Erregungszuständen wurde
Neuronal mehrmals täglich in Dosen von je 1/2 g gegeben und wirkte
meistens schnell beruhigend; auch hier hatte das Mittel in Tagesdosen bis
zu 3,5 g keine oder nur unbedeutende Nebenwirkungen. Bei zwei Fällen
von Epilepsie verringerte sich nach Anwendung von Neuronal die Zahl
der Anfälle; es scheint dies erklärlich, da das Mittel 41 pCt. Brom enthält.
K. Kronthal.
J. lsaksohu, lieber therapeutische Präparate, die nascirenden Sauerstoff
entwickeln, insbesondere Hopogan und Ektogan. Fortschr. d. Med. 1904,
No. 31.
Hopogan, Magnesiumsuperoxyd, und Ektogan, Zinksuperoxyd, entwickeln
bei Zusatz von Säuren nascirenden Sauerstoff. Hopogan, zu innerlichem
Gebrauch bestimmt, bewährt sich namentlich bei abnorm starken Fäulnis-
und Gährungsprocessen im Vcrdauungskanal; bei Vorhandensein von reich-
lichen Säuren im Magen giebt man es zweckmässig in keratinirten Pillen.
Ektogan, äusserlich angewandt, hat sich in der dermatologischen Praxis
glänzend bewährt; unterstützt wird die Wirkung durch gleichzeitge, inner-
Darreichung von Hopogan. Zweckmässig erscheint die Anwendung des
Kktogans als Mundwasser an Stelle des Wasserstoffsuperoxyds.
K. Kronthal.
Goldseheider, lieber Herzperkussion. Deutsche med. Wochenschr. 1905,
No. 9 und 10.
0. Kaiserling, lieber die Verwendbarkeit des Panendophon zur Feststellung
der Organgrenzen. Deutsche med. Wochenschr. 1905, No. 10.
G. betont, dass über die zweck mässigste Methode der Perkussion der
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Kuiin. — Rnriiscmi.n.
No. 20.
Herzgrenzen die Ansichten noch immer nicht genügend geklärt sind. Er
selbst fand, dass diu wahren rechten Herzgrenzen sowie die Gegend der
grossen Gefässc über dem Herzen besonders scharf und leicht bei tiefer
Exspiration perkutirt werden können, wie sich bei Prüfung der betreffenden
Resultate vermittels des orthodiagraphischen Verfahrens erwies, bezüglich
der linken Herzgrenze empfiehlt Vcrf. die Perkussion in mittlerer Atmnngs-
stellung, dann aber auch stets bei tiefer Inspiration; ebenfalls eignet sich
für difc Bestimmung des unteren Teils der rechten Herzgrenze die Perkussion
bei tiefer Inspiration. — Was die Technik des Verfahrens anlangt, so be-
fürwortet Verf. eine ganz leise Perkussion, die eben noch gerade Schall
erzeugt („Schwellenwertsperkussion“).
K. hat das von G. v. Hoffmann für die Bestimmung der Organ-
grenzeu empfohlene modificirte Pbonendoscop (sog. Panendophon) nach-
geprfift. Indem wir bezüglich der Technik des Verfahrens auf das Original
verweisen, heben wir hervor, dass Verf. vorläufig das Verfahren noch nicht
empfehlen kann. L. Perl.
Kuhn, Feinblasige Rasselgeräusche über den vorderen unteren Lungen-
kanten als Frühsymptom der Lungenschwindsucht (BüRQHART’sches
Symptom). Deutsche militärärztl. Zeilschr. 1005, Heft 2.
BuröHART (sieheCbl. 1000, Seite 793) hat darauf aufmerksam gemacht,
dass bei ganz geringfügigen Katarrhen der Lungenspitzen, bei denen
Rasselgeräusche über den Spitzen nur zeitweilig auftreten, sehr häutig
Rasselgeräusche am unteren Rande der Lungen, und zwar an einer zwischen
Mammillar- und vorderer Axillarlinie gelegenen Stelle zu konstatiren sind.
B. nimmt an, dass die hier erfolgte Ansammlung von Sekret durch
Aspiration von Schleim aus den eigentlichen Herden des Katarrhen zu
Stande kommt. Verf., der auf Grund eines sehr reichen Materials den
diagnostischen Wert des „ßURQHART'schen Symptomes“ bestätigt, hält in
vielen der in Frage stehenden Fälle diese Geräusche für bedingt durch
eine leichte, feuchte oder trockene Pleuritis. L. Perl.
I). Rothschild, Chronische Lungenentzündungen bei Herzkranken. Berl.
klin. Wochcnschr. 1905, No. 13.
Nach dem Vorgänge von Rokitansky wird von vielen Aerzten an-
genommen, dass organische Herzklappenfehler, insofern sic eine venöse
Stauung in den Lungen bedingen, das Auftreten der Lungentuberkulose
verhindern; umgekehrt giebt die Pulmonalstenose, die geradezu eine Anämie
der Lunge zur Folge hat, eine exquisite Disposition zur chronischen
Lungentuberkulose ab. Diese relative Immunität bezieht sich nicht auf
diejenigen Fälle, wo sich zu einer Lungentuberkulose erst sekundär nach
einem Gelenkrheumatismus ein Herzfehler gesellt. In therapeutischer
Beziehung weisst Verf. darauf hin, dass dio jetzt so moderne Liegekur
eine passive Hyperämie der Lunge bedingt, sodass diese venöse Stase in
den Luftwegeu eine Erklärung für die therapeutische Wirksamkeit der in
Rede stehenden Kur bei Lungentuberkulose abgiebt. Hervorzuheben ist
noch, dass die Tuberkulose bei Herzfehlern nur so lange in ihrer Ent-
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No 20.
Kekmorhaot. Kkitkh.
339
nickelung gehemmt wird, als der Herzmuskel sufficient bleibt. — Alle
übrigen Formen der chronischen Pneumonie vergesellschaften sich geradezu
gesetzmässig mit Herzfehlern, speciell weist Verf. auf eine Reihe von
Fällen chronisch fibröser Processe hin, die sich erstens am Myo- oder
Pericard, zweitens an der Pleura, drittens au den entsprechenden Unter-
lappen der erkrankten Seite abspielen. Die Erkrankung beginnt gewöhnlich
tnit einer Pleuritis, die zu einer Schwartenbildung führt; dann kommt es
zu einer pneumonischen Infiltration mit Schrumpfungsprocessen und gleich-
zeitig tritt durch das Uebergreifen des Processes auf das Pericard eine
Herzarhythmie auf, während sich in allen diesen Fällen noch eine Myo-
degeneration hinzugesellt. L. Perl.
M. Kermorgaut, Observation» de lombricose aux colonies. Bulletin de
l’Academie de Medicine 1904, No. 10.
Es scheint, dass die Anwesenheit von Ascaris lnmbricoides insbesondere
bei Krankheiten in den französischen Kolonien eine wichtige Holle spielt,
sodass der Arzt in Fällen, wo es sich, sei es bei Europäern, sei es bei
Eingeborenen, um einen abnormen Symptomenkomplex handelt, stets an
die Gegenwart dieser Parasiten denken muss. Die Erscheinungen der
Träger dieser Parasiten sind sehr wechselnde; Schmerzen im Epigastrimu,
Koliken, Uebelkeit und Erbrechen, abwechselnd Diarrhoe und Verstopfung,
Meteorismus und verschiedenartige Reflexpbänomenc. Zuweilen tritt sogar
der Tod ein und zwar unter heftigen Konvulsionen und unter den Er-
scheinungen der Peritonitis, während die Würmer durch Mund, Nase und
After entleert werden. Es wurden auch eine Reihe schwerer Erkrankungs-
fälle beobachtet, bei der der Parasit zweifellos nicht nur eine Begleit-
erscheinung, sondern eine schwere Komplikation, eventuell auch die Ursache
der Erkrankung darstellte. So 2 Fälle von allgemeiner Lumbricose mit
Eiterung der Heber, ferner ein Fall von Peritonitis infolge Durchbruchs
eines Parasiten, sowie ein ähnlicher von Dysenterie mit komplicircndcr
Perforationsperitonitis, ferner ein mit Lumbricose komplicirtcr Fall von
Typhus, ein solcher von Dannobstruktion, ferner einer mit Appcndicitis
und endlich ein Fall, bei dem sich die Parasiten in einer Bruchschlinge
vorfanden. Carl Rosenthal.
K. Reiter, Zur Diagnose der Embolie der Arteria mesenterica superior.
Münch, med. Wochenschr. 1905, No. 5.
Bei einer 45 jährigen, verheirateten Frau, die lange Zeit einen un-
compensirten Herzfehler gehabt hatte und bei der im Laufe dieser Krankheit
ein Lungeninfarct aufgetreten war, trat eine plötzliche Verschlimmerung
ihres Zustandes durch schwere Darmstörung mit Blutungen ein. Diese
leltztere Complication wurde auf eine Embolie der Arteria mesenterica
superior zurückgeführt. Da der Tod erst nach verhältnismässig längerer
Zeit erfolgte, so wurde die Embolie nicht im Hauptstamm der Arterie
angenommen, sondern in einem ihrer Aestc. Bei der ausserordentlich
sorgfältigen Necroscopie wurden jedoch die Aeste der Arteria mesenterica
superior und inferior frei von Embolis gefunden. Man musste daher an-
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LaKDSTKIKKII. — V II.!. All KT
No. 20.
nehmen, dass die Ursache der schweren Ernährungsstörungen der Darm-
wand die Folge einer diphtheritischen Entzündung war. Der vorliegende
Fall beweist, dass man ans dem pathologisch-anatomischen Darmbild allein
auch dann noch nicht eine Darmarterienembolie diagnosticiren darf, wenn
ein möglicher Ursprungsort solcher Embolie nachgewiesen ist.
Carl Hosenthal.
K. Landsteiner, Ueber das Sarkom der Gallenblase. Wiener klin. Wochen-
schrift 1904, No. 0.
Im Gegensatz zu dem so häufig auftretenden Oarcinom der Gallenblase
ist das primäre Sarkom der Gallenblase eine verhältnismässig seltene und
wenig bekannte Affektion. Es ist deshalb nicht uninteressant, einen ein-
schlägigen von L. beobachteten Fall zu referiren.
Der 68 Jahre alte Patient hatte bereits seit einem Jahre trüben Urin
und seit 5 Wochen eine schmerzhafte Anschwellung der rechten Flanke.
Im rechten Hypochondrium konstatirte man einen mehr als kopfgrossen,
wenig verschieblichen Tumor. Bei der Laparotomie erwies sich dieser als
die enorm vergrösserte, dickwandige und mit Eiter gefüllte Gallenblase.
Es wurden aus ihr, abgesehen von einer grossen Menge Eiter, 4 kirschen-
grosse und 1 erbsengrosser Stein entleert. Bei der Obduktion wird die
Länge der Gallenblase 16 cm, der rpiere Durchmesser 9 cm gefunden.
Die Wanddicke bjträgt im Durchschnitt 3 cm. In den verdickten, voll-
kommen starren Wandungen konstatirte man grauweisse derbe Geschwulst-
massen, die nur an einzelnen Stellen die Form rundlicher Knoten an-
nehmen, während sie im übrigen die Gallenblasen wände gleichmässig
durchsetzen Die Geschwulst greift auch auf die lieber über, ohne aber
tief in deren Gewebe einzudringen, insbesondere ist die Begrenzung gegen
das normale Leberpareuchym eine ganz unklare. Histologisch erweist sich
die Geschwulst als ein Myosarkom der Gallenblase.
Carl Rosenthal.
Villaret, Ist die Blinddarmentzündung heute häufiger als früher? Deutsche
med. Wochenschr. 1904, No. 1.
Die Ansicht, dass Blinddarmentzündungen heute in viel grösserem
Maassstabe vorkätuen, als früher und dass sie besonders dadurch ent-
stünden, dass vou den vielgebrauchten emaiilirten Kochgeschirren Splitterchen
in die Speisen und von dort in den Wurmfortsatz gelangen, ist eine völlig
irrige. Umgekehrt kommen heute eher weniger Blinddarmentzündungen
vor als früher, nur werden sie infolge der besseren Diagnosenstellung weit
mehr und rechtzeitiger erkannt. Dem entspricht auch die Tatsache, dass
die Anzahl solcher Erkrankungen, die ohne deutliche Symptome verlaufen
und die man früher teils als Lebererkrankungen, teils als chronische
Magenatfektionen ansah, an Zahl viel geringfügiger geworden sind. V. hat
auf Grund der Armeestatistik nachgewiesen, dass von 1873 — 1901 die
Fälle von Blinddarmentzündung um 70 pCt. zugenommen, dagegen die
Lcberleiden um 64,2 pCt. die Bauchfellentzündungen um 70,2 pCt. und
die chronischen Magenleiden um 79,9 pCt. abgenommen haben. Alle
4 Krankheitsgruppen zusammen haben in dem genannten Zeiträume um
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No. 20.
MosZKOWICZ. — K KKtlKl..
341
41,5 pCt. abgenommeu. Hiermit ist bewiesen, dass die Znnabme der
Blinddarmentzündung in neuerer Zeit mir eine scheinbare ist und nur auf
sichererer Diaguosenstellung beruht, sodass infolgedessen andere, früher
unklare Krankheitsformen entsprechend jener Zunahme abgenommen haben.
Carl Koseutbal.
L. Moszkowicz, Ein Frühsymptom der schweren Fälle von Perityphlitis.
Vorläufige Mitteilung. Münch, med. Wochenschr. 1904, No. 4.
Bisher fehlte es an einem frühzeitig auftreteoden Symptom, welches
cs ermöglichte, die leichten von den schweren Fällen von Perityphlitis zu
unterscheiden, um daraufhin eventuell einen operativen Eingrifl vorzunehmen.
Nunmehr glaubt M. ein solches in dem serösen Erguss in der ganzen
Bauchhöhle gefunden zu haben, der besonders bei den schweren Fällen als
Frühsymptom auftritt. Unter 17 Fällen, die nicht später als 48 Stunden
nach Auftreten der ersten Krankheitszeichen operirt wurden, befanden sich
nicht weniger als 11 mit diffuser-seröser, serös-fibrinöser und eiteriger
Exsudation in der Bauchhöhle (freie Peritonitis SPRENOEL's). In der
grösseren Zahl dieser Fälle war der Wurmfortsatz gangränös oder perforirt
und enthielt einen Kotstein. Doch giebt es auf der anderen Seite auch
Fälle, bei denen ohne Perforation des Appendix eine diffuse Exsudation
stattfindet. Konnte man nun anuehmen, dass der seröse Erguss in solchen
Fällen stets ein Zeichen von übelster Bedeutung ist, so müssten alle diese
Fälle operativ behandelt werden. Es fragt sich nur, ob nicht gerade diese
peritoneale Reizung die Operation zuweilen contraindicirt erscheinen lässt.
Dagegen sprechen aber wiederum die günstigen Resultate Spkengel’s,
Payr’s, Relm’s, Riese s und des Verf.’s. In jedem Falle aber wäre es
wünschenswert, dass die Acrzte, die öfter in die Lage kommen, die
Perityphlitis in ihren Aufangsstadien zu beobachten, ihr Augenmerk auf
das Vorhandensein eines freien, flüssigen Exsudates in der Bauchhöhle
richteten. Carl Rosenthal.
L. Kretlel, Ueber die akute Darminvagination im Kindesalter. (Mitteil. a.
d. Grenzgeb. d. Med. u. Cbir. Bd. 12, S. 698.)
Unter den Gefahren der Operation bei der akuten Darminvagination
kleiner Kinder steht die des Shock weitaus voran. Um ihm vorzubeugen,
ist es durchaus nötig, so früh als irgend möglich zu operiren, und zwar
um so eiliger, je kleiner das Kind ist. Bei Kindern im Alter von erst
einigen Monaten soll man den Termin für die Operation nicht nach Tagen,
sondern nach Stunden rechnen. Der Begriff der Frühoperation, oder
richtiger rechtzeitigen Operation ist nicht über 24 Stunden hinaus aus-
zudehnen. Eine Operation am zweiten Tage kommt häufig schon zu spät.
Die Dringlichkeit des Eingriffs ist die gleiche, ja sogar grösser als bei ein-
geklemmten Hernien. Wassereinläufe oder Lufteinblasuugen sollte mau
bei Kindern unter 1 — 2 Jahren garuiebt erst versuchen, ausgenommen als
Vorakt für die unmittelbar folgeude Operation. Wird bei der Operation
die lnvagination irreducibel gefunden, so ist die Prognose auch heute noch
ausserordentlich ungünstig. Vielleicht wird die vom Verf. versuchte Unter-
bindung des Mesenteriums mit gleichzeitiger Anlegung einer temporären
r
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IIkiman und Kuuieau. — Blumkntiui.. — Si'iki.kk.
No. 20
Darmfistel zuweilen von Nutzen sein, iu ganz verzweifelten Fällen eventuell
auch die Einnälniug und Eröffnung der nächstbesten geblähten Darm-
schlinge. Nur wenn die Kinder das 2. Lebensjahr überschritten haben
und noch kräftig genug sind, wird man an complicirtere Eingriffe
(v. Mikulicz, Hofmeister, Israel u. a.) denken können.
Stadthagen.
H. Heimat! und Ch. A. Eisberg, Typhoid fever in a child of 6*/2 years;
intestinal Perforation; recovery. Sinai Hospital Reports. Bd. 3, S. 75.
6*/2jähriges Mädchen. Eintritt der Perforation in der 5. Woche des
Typhus. Die Perforation wurde aus folgenden Zeichen erschlossen: plötz-
licher Abfall der Temperatur, bald gefolgt von einem Wiederanstieg; an-
dauerndes Ansteigen der Pulsfrequenz; plötzlicher Eintritt heftiger Leib-
schmerzen; zunehmende Ausdehnung des Abdomen; allgemeine Druck-
cmpfindlichkeit des Abdomen; Contraktur der Bauchmuskeln; Vermehrung
der Leukocyten von 7400 auf 18000; plötzlicher Eintritt von Erbrechen.
Die Operation wurde 8 Stunden nach Eintritt der Perforation unternommen
und endete in Genesung. Bisher sind 26 Fälle vou Operationen wegen
Perforation bei Kindern im Verlauf des Typhus beschrieben mit einer
Mortalität von nur 36 pCt., während die Mortalität der Erwachsenen 77 pCt.
beträgt. Stadthagen.
M. Itlumenthal, Seröse Meningitis und Lumbalpunktion. Arch. f. Kinder-
heilk. Bd. 38, S. 18.
Bei einem 8jährigen Knaben stellten sich nach einem schweren Fall
auf den Kopf unerträgliche Kopfschmerzen — anfangs verbunden mit un-
stillbarem Erbrechen — , steife, in den Nacken gezogene Kopfhaltung
ein. Die Vena temporalis media tritt beiderseits stark gefüllt hervor. —
Nach vergeblicher Anwendung anderer Mittel Lumbalpunktion, die 40 g
einer schnell fliesseuden, serösen, sterilen Flüssigkeit entleerte. Nach
vorübergehender Besserung kehren die Kopfschmerzen nach 14 Tagen
wieder. Zweite Lumbalpunktion entleert 100 g seröser Flüssigkeit. Seit-
dem bleibt das Befinden andauernd normal; objektiv zeigt sich aber nach
wie vor die starke Füllung des Temporalvenengebietes. — Verf. nimmt au,
dass bei dem Knaben ein chronischer Hydrocephalus bestand — der wahr-
scheinlich auf dem Boden einer schweren Rachitis sich entwickelt hatte —
und dass der Fall auf den Kopf eine akute Exacerbation des Hydrocephalus
zur Folge hatte. In dem erzielten Heilerfolge sieht Verf. eine Aufmunterung,
die Lumbalpunktion auch therapeutisch bei akuter und subchronischer
Meningitis serosa «u verwerten. Stadthagen.
Fr. Spieler, Leber akute Skolikoiditis und Perityphlitis im Kindesalter.
Wiener kliu. Wochenschr. 1904, No. 1.
Verf. stellt folgende Schlusssätze auf: Die Skolikoiditis (= Appen-
dicitis) ist im Kindesalter noch weit häufiger als beim Erwachsenen. Es
überwiegen im Kindesalter entschieden die schweren „diffusen“ Formen
der Erkrankuug. Die foudroyant zu schwerer septischer Peritonis führende
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No. 20.
34M
ScHONBOllS.
ausgedehnte Gangrän des Appendix ist hier nicht selten. — Für die
schweren Formen der Skolikoiditis in Betracht kommende causalc Momente
sind: 1. Hohe Virulenz der Infektionsträger. 2. Kotsteine; während wirk-
liche Fremdkörper — seien es leblose oder lebende (Helminthen) — wegen
ihrer relativen Seltenheit keine wesentliche Rolle spielen. 3. Abnorme
Lage-, Form- und Grössenverhältniss des Appendix. 4. Oirkulations-
störungen, z. B. durch Torsionen des Proc. vermif. — Die Widerstands-
kraft des kindlichen Organismus bei der Ueberwindung schwerer, diffuser,
sogar septischer Peritonitis im Anschluss an Skolikoiditis ist eine erstaun-
liche. Nur hühergradige Leukopenie scheint eine absolut ungünstige Pro-
gnose zu gestatten. Sie bildet also eine Gegenanzeige der Operation,
während der Symptomencomplex selbst einer schweren septischen Allge-
meininfektion und diffusen Peritonitis im Anschluss an Skolikoiditis bei
Kindern den operativen Eingriff nicht contraindicirt. — Ebeu wegen des
Ueberwiegens der schweren und foudroyant verlaufenden Fälle und mit
Rücksicht darauf, dass kein klinisches Symptom uns die Stellung der
anatomischen Diagnose und Prognose im Frühstadium der Perityphlitis mit
Sicherheit gestattet, ist bei Kindern noch energischer als beim Erwachsenen
die chirurgische Indikationsstellung dahin zu formuliren: „Jede Skoli-
koiditis ist unbedingt und sofort zu operiren, sobald ihre klinische Dia-
gnose sicher gestellt ist.“ — Für die Operation ist unbedingt der ab-
dominelle Weg zu empfehlen, der allein die sofortige Entfernung des
kranken Wurmfortsatzes und die Aufsuchung und Entleeruug aller etwa
vorhandenen Eiterherde gestattet. — Zur richtigen epikritischen Beurteilung
einer Skolikoiditis, insbesondere zur Entscheidung darüber, ob cs sich um
„Pseudoappeudicitis“ (KOttnek) gehandelt habe oder nicht, ist die genaue
histologische Untersuchung des abgetragenen Wormfortsatzes unerlässlich.
. Stadthagen.
Setiünbura, Ueber Kryoskopie der Transsudate und Exsudate. Forlschr.
d. Med. 1906, No. 4.
Füllt man Bauch- oder Pleurahöhle eines gesunden Tieres mit einer
Lösung von bestimmter, von der des Blutes abweichender molekularer C011-
centration, so sieht man nach einiger Zeit diese Lösung mit dem Blute
isotonisefa werden. Ist die Isotonie hergestellt, so wird die Lösung all-
mählich vom Körper resorbirt. In der menschlichen Pathologie findet man
nun sowohl Ergüsse, deren Goncentration über, als auch unter der des mensch-
lichen Blutes liegt, als auch solche, wo Blut und Erguss isotonisch sind.
Entsprechend der Theorie müssten nun die hypotonischen und isotonischen
Ergüsse sich von selbst resorbiren, die hartnäckig allen Punktionen trotzen-
den Ergüsse müssten hypertonisch sein. Die Beobachtungen des Verf.’s
in der Praxis bestätigten aber die Theorie nicht. Waren die Ergüsse hypo-
tonisch oder isotonisch, so erfolgte nur in 3/s der Fälle Spontanresorption,
bei hypertonischen Ergüssen erfolgte iu */5 der Fälle keine Resorption, in
•/s trat sie trotzdem ein. Alkan.
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344
Leo. — Fhikui.anokk
No. -20.
Leo, Uober Heilung und Latenz des Diabetes mellitus. Herl. klin. Wochen-
schrift 1004, No. 50.
Gegenüber verschiedenen Autoren, die von einer „Heilung“ des Dia-
betes schon dann sprechen, wenn nur massige Mengen von Kohlehydraten
andauernd ohne Glykosurie aufgenommen werden können, fordert Verf.,
dass von einer Heilung des Diabetes nur dann gesprochen werden dürfe,
wenu ein Individuum, das früher bei einer von löslichen Kohlehydraten
freien Nahrung Zucker im Urin ausschied, trotz excessiv gesteigerter Zu-
fuhr von stärkcmehlhaltiger Nahrung dauernd einen Urin ausscheidet, in
welchem durch die gebräuchlichen Keagentien Zhcker ohne weiteres nicht
nachweisbar ist. Dies war der Fall bei einem von Verf. beobachteten
Kranken, einem erst 38 Jahre alten Manne. Der Diabetes war keineswegs
als leicht zu betrachten, denn erst nach strenger 7 tägiger Kohlehydrat-
karenz war der Urin zuckerfrei, ln der Folge steigerte sich aber die
Assimilationsfahigkeit für Kohlehydrate derartig, dass der Patient beliebige
Mengen davon aufnehmen konnte, ohne mit Zuckerausscheidung darauf zu
reagiren. Kin Vierteljahr lang war der l’at., auch nach den Ansprüchen
des Verf.’s, als geheilt zu betrachten. Dann stellte sich aber von neuem
Diabetes ein, der jedoch auch diesmal unter geeigneter Diät zur Heilung
kam. Alkan.
Friedliinder, Zur Behandlung pleuritischer Schwarten. Wiener klin.
Rundschau 1905, No. (5.
Gegen das Siechtum, das stärkere Pleuraschwarten durch mechanische
Behinderung der Exkursionen der betr. Lunge, durch Lungencirrhose,
Broncbektasien, Hcrzdislokutionen u. s. w. bedingten, erwies sich die
Therapie ziemlich machtlos. Richtige Ernährung, ruhiger Aufenthalt in
reiner Luft, Abreibungen, ev. Massage mit Sapo viridis, Ichthyol u. dergl.
schafften nicht viel. Am meisten leistete noch die Pneumatische Kammer.
Aber gerade die schweren Fälle von Pleura- und sekundärer Lungen-
schrtimpfung erlauben nicht leicht den Aufenthalt unter einem Druck von
1 — 2 Atm. In einem derartigen Falle vermochte Verf. noch durch sub-
kutane Injektionen von Thiosinamin eklatante Heilresnltatc zu erreichen.
Im Verlauf von 3 Monaten iujicirtc er zunächst wöchentlich zweimal je
2 Teilstriche einer lOproc. Thiosinaminlösung (Thiosinamin 3,0, Glycerin,
Aq. dest. ana 16,0) und steigerte die Menge um 2 Teilstriche, bis der
Patient eine gauze Pravaz’schc Spritze vertrug; diese Injektionen wurden
nach je 4 — 6 Tagen wiederholt. Binnen wenigen Wochen konnte Verf.
eine Aufhellung des Pcrkussionsschalles, die Möglichkeit, das Atemgeräusch
wieder durch die Pleura hindurchzuhören, eine bedeutende Erleichterung
und Vertiefung der Atmung, Abnahme der Atemfrequenz, allmähliches
Zurückgehen der durch Schwarten dislokirteu Nachbarorgane und ein zu-
nehmendes subjektives Wohlbefinden constatiren. Alkan.
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No. 20.
StEPIIKNSOHN. EkBSLÖH. — Df.TKUMANS. ScHULTZE.
345
1) Fr. H. Steplienson, Multiple Neuritis. A case resulting probably from
morphine-toxaemia. N. Y. med. joiirn. 1004, 10. April.
2) W. Erbslöh, Zur Pathologie und pathologischen Anatomie der toxi-
schen Polyneuritis nach Sulfonalgebrauch. Deutsche Zeitschr. f. Nerven-
heilk. 23. Bd., 3. u. 4. H.
1) Ein SOjähriger Mann machte nach ca. 12jährigem Morphium-
gebrauch eine Entziehungskur (,.gold eure“) durch, in welcher er ebenfalls
Medikamente unbekannter Art erhielt. Er wurde völlig morphiumfrei,
zeigte aber bald nach der Entziehung eine schwere multiple Neuritis mit
sensiblen und motorischen Störungen, von denen er im Laufe der Zeit
völlig geheilt wurde. Der Verf. sieht als Ursache dieser Neuritis den
Missbrauch des Morphiums an und die Wirkung der Toxine dieses Giftes.
S. Kalischer.
2) Eine an Carcinom der Portio leidende Frau, welche starke Blutungen
gehabt hat, bekommt in 5 Tagen im Ganzen 10 g Sulfonal wegen Schlaf-
losigkeit. 5 Tage nach der letzten Dosis bekommt sie Wadenschmerzen
und eine Lähmung der Beine, die Lähmung steigt nach oben auf und ver-
schont Hände und Füsse am längsten, 10 Tage später stirbt sie an Re-
spirationslähmung; gleichzeitig mit der Lähmung setzten Verwirrtheit-s- und
Erregungszustände ein nach Art der Korsakow’schen Psychose, jedoch mit
dem Unterschiede, dass Merkfähigkeit und Erinnerungsvermögen an frühere
Ereignisse nahezu intakt blieben. Bei der anatomischen Untersuchung fand
sich eine Erkrankung der peripheren Nerven (Degeneration der Mark-
scheiden und Achsencylinder), mit Osmium schwärzten sich nicht die ganzen
Markscheiden, sondern nur einzelne Myclinschollen, die Wurzeln waren
völlig unversehrt geblieben. M. Brasch.
1) Determann, Die Diagnose und die Allgemeinbehandlung der Früh-
zustände der Tabes doralis. Habilitationsschrift. Freibnrg. April 1004.
2) F. Schnitze, Diagnose und Behandlung der Frühstadien der Tabes.
Deutsche raed. Wocheuschr. 1004, No. 48.
1) D. berichtet über 132 von ihm behandelte Fälle von Tabes dorsalis.
Von diesen hatten 94 (71,2 pCt.) sichere Lues, 22 (16,0 pCt.) keine Lues.
Zu den Symptomen des ersten Stadiums gehören vor allem die lancinircn-
den Schmerzen, ferner rudimentäre, wenig ausgeprägte Krisen, die oft als
Magenleiden, Darmleiden, Herzerkrankung, Kehlkopfleidcn angesehen werden
und Jahre lang hartnäckig das Krankheitsbild beherrschen, oder immer
wiederkehren, ohne durch eine zweckmässige Behandlung beeinflusst zu
werden. Namentlich sind dio Herzkrisen im Beginn schwer zu erkennen.
Auch Gehörsstörungen (Abnahme des Gehörs verbunden mit klingenden
Geräuschen) kommen im initialen Stadium nicht selten vor. Par- und
Hypästhesien am Rumpf beobachtete D. im Frühstadium häufiger als
Anästhesien. Oft gehen Störungen des Allgemeinbefindens voraus, so
grosse Ermüdbarkeit, Mattigkeitsgefühl, Abmagerung, fahles Aussehen, der
multilukuläre Sitz der Erscheinungen wie ein Wechsel der Symptome ist
ist ebenfalls von Wichtigkeit für die erste Diagnose. In 20 von 25 Fällen
beginnender Tabes, diu der Verf. mit Quecksilberkurcu behandelte, konnte
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34«
Mkykr. — Kil.IIS.
No. 20.
er einen Rückgang einiger Symptome und fast stet» eine Besserung des
Allgemeinbefindens feststellen; dabei kamen jedoch auch hygienisch physi-
kalisch-diätetische Heilmethoden gleichzeitig in Betracht. Biner besonderen
Schonung und Pflege bedürfen die Teile des Körpers, an welchen sich die
hauptsächlichsten {Erscheinungen geltend machen. Der Verf. kommt zum
Schluss seiner Arbeit zu der Anschauung, dass wir wohl im stände sind,
früh erkannte Fälle von Tabes zu einer Art Vernarbung, zu einem fast
gänzlichen oder lange Zeit dauerndem Stillstand des Leidens mit Residuen
zu bringen.
2) S. weist auf die selteneren tabischen Erscheinungen im Beginne
hin, die leicht zu Verwechslungen Anlass geben können. Statt der Magen-
krisen treten oft aufallsweise auf Cardialgien, Uebelkeiten, Parästhesien
im Hals u. s. w. Ebenso treten statt charakteristischer Darmkrisen andere
Darmstörungen periodisch auf, so Anfälle von Durchfällen; das gleiche ist
der Fall bei den abortiven Krisen der Cirkulations- und Respirationsorgane.
Schwierig zu deuten sind auch die anfänglichen cerebralen Störungen, wie
Kopfweh, Schwindel, oder die tabischen Gehörsslöruugen. Im Auge zu
halten ist ferner, dass auch das Erhaltenseiu von Pupillar- und Patellar-
reflexen noch nichts gegen eine beginnende Tabes spricht. In der Therapie
stehen Schonung, Abhaltung von Schädlichkeiten und lange, mit Pausen
fortgesetzte antisyphilitische Kuren obenan. In der Hydrotherapie sollten
nur schonende Mittel angewandt und heisse Proceduren wie energische
Kaltwasserkuren besser gemieden werden. S. Kalischer.
E. Meyer, Geber akute und chronische Alkoholpxychosen und über die
ätiologische Bedeutung des chronischen Alkoholmissbrauches bei der
Eutstchung geistiger Störungen überhaupt. Arch. f. Psych. u. Nerven-
krank!). 38. Bd. (2).
M. weist auf die complicirten Verhältnisse hin, die bei den chroni-
schen Psychosen paranoischer Färbung bei Alkoholisten bestehen. Der
chronische Alkoholmissbrauch vermag an sich jeder Form geistiger Störung
als ausschliessliche Ursache zu dienen, wenn er auch mit Vorliebe in be-
stimmten bekannten Krankheitsformen seinen Ausdruck findet. Jedoch ist
keineswegs jede bei einem Gewohnheitstrinker entstandene Geistesstörung
in diesem Sinne eine alkoholische. Wir können vielmehr nur dann von
alkoholischen Psychosen (als chronische Psychosen paranoischer Färbung)
sprechen, wenn direkte Entwickelung aus den typischen Erkrankungsformen
(Delirum tremens oder akute Alkoholparanoia) vorliegt oder wenn wenigstens
vielfache nervöse und psychische Störungen der chronischen Geistesstörung
vorangegangen siud. Andernfalls werden wir in dem chronischen Alkohol-
missbrauch nur eine Hülfsursache für die Entstehung der chronisch-para-
noiden Geistesstörungen sehen. S. Kalischer.
Kilpin, Zur Symptomatologie und pathologischen Anatomie des Hirn-
abscesses. Deutsche Zeitschr. f. Nervcnheilk., 25. Bd. (5— 6).
Bei einem 33 jährigen Manne stellte sich linsseitiger Kopfschmerz,
Erbrechen, Schüttelfröste ein. 2 Monate später trat Benommenheit ein,
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No. 20. Köster. — Stbmbo. Fuchs, v. Bbciitbkkw. 347
c.s folgten rechtsseitige Lähmung, komplette sensorische Aphasie und Para-
phasie, Neuritis optica, Pulsverlangsamung, Coma und tötlichcr Ausgang.
Obwohl die Trommelfelle intra vitam als völlig intakt befunden waren,
und jede Perforation fehlte, konnte die Obduktion und weitere Untersuchung
doch das Vorhandensein einer Otitis media feststellcn. Von hier aus war
ein linksseitiger Schläfenabscess entstanden. K. beschäftigte sich alsdann
mit der mikroskopischen Untersuchung der Abscessmembran und konnte
feststellen, dass bei deren Bildung nur Elemente beteiligt sind, die mit
den Gefässeu resp. dem sie begleitenden Bindegewebe im Zusammenhang
stehen. Die Glia kam dabei nicht in Betracht. Während der akute
Abscess sich bildet und vergrössert durch Einschmelzung des Gewebes,
wächst der chronische oder abgekapsclte im wesentlichen durch Eiter-
sekretion von der Membran aus und oft in zweiter Reihe durch Ein-
schmelzung der in der Peripherie sich immer wieder neubildenden Kapsel.
S. Kalischer.
U. Köster, Eine merkwürdige centrale Störung der Geschmacksempfindung.
Münch, med. Wochenschr. 1004, No. 8 u. 9.
Bei einem Kranken, der keine hysterischen Stigmata hatte, wohl aber
Erscheinungen der recidivirenden Lues und der Artcriosclerose aufwies,
bestand eine hartnäckige, ausgesprochene Geschmacksstörung und zwar
eine Mischung von Parageusie mit Ageusie. Das Erhaltenscin einer einzigen
Geschmacksqnalität durch 7 Jahre (Geschmack für bitter) bei Verlust aller
anderen spricht dafür, dass die Specificität der 4 Geschmacksqualitäten
nicht in der specischeu Energie der Endorgane zu suchen ist. Der Fall
zeigt gewisse Analogien zur Worttaubheit und Rindcnblindheit, und nimmt
K. daher als Ursache eine luetische Veränderung (Blutung und Erweichung)
der rorticalen Geschmackscentren an. Dieselben scheinen nicht im Ammons-
horn zu suchen zu sein, sondern in der Gegend des Operculum und des
Riechcentrums. Man muss einen symmetrischen beiderseitigen Herd an-
nehmen mit stärkerer Beteiligung der rechten Hemisphäre, da die linke
Zungeuhälfte intensiver betroffen war. Die Geschmacksstörung blieb
während der Beobachtung (8 Jahre) eine isolirte Herderscheinung.
S. Kalischer.
1) L. Stenibo, Oberer Patellarreflcx und seine Bedeutung. Neurologisches
Centralblatt 1903, No. 18.
2) A. Fuchs, Ein Reflex im Gesicht. Ebenda 1904, No. 1.
3) W. v. Bechterew, Ueber den Glutaealreflex. Ebenda 1904, No. 18.
1) Der „obere Palellarreflex“ besteht ebenso wie der gewöhnliche in
einer schleudernden Bewegung des Unterschenkels oder in fühlbaren Cou-
tractiouen des Quadriceps und wird ausgelöst, wenn man auf den Teil
Ligam. patellae klopft, der oben an der Basis der Kniescheibe (oberhalb)
sich inserirt. (Ligament, patellae superius.) Wendet man den JENDRASSIK’-
schen Handgriff an, so ist ist der obere Patellarreflex bei Erwachsenen in
50 — 00 pCt. zu erhalten und bei 16—20 pOt. ist er zugleich mit allen
anderen tiefen Reflexen gesteigert. Bei Kindern ist er in 40 pCt. aus-
zulösen Der obere Patellarreflex ist bei den Affectioueu der Pyramiden*
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ti HOHER. — TüDKSKO. No. 20.
bahnen gesteigert und sein Seilwinden geht bei Tabikern dem Verlust des
unteren (bishei igen) Patellarreflexes voran.
2) F. weist auf einen Gesichtsreflex hin, der vom ersten sensiblen
Trigeminusast auf den Facialis übergeht; man erhält denselben, wenn
man bei leichtem Lidschluss einen geringen Fingerdruck auf den Bulbus
ausübt; dann kommt es zu einer Bewegung im Gebiete des Mnndfacialis
(Mm. Zygomatici und Quadrat, lab. sup.). Von 100 Personen, die unter-
sucht worden, zeigte ihn mehr als die Hälfte. Der Reiz fehlt bei Facialis-
lähmung, war bei Tetanie auffallend gesteigert. Bei Kindern und be-
nommenen Kranken wird die Prüfung dieses Reflexes besonders gut zu
verwerten sein.
3) Der Glutaealreflex, der nicht bei aufrechter Körperhaltung geprüft
werden soll, zeigt nach Bechterew keine grosse Konstanz; er gehört nicht
zu den pathologischen Reflexen und tritt vorzugsweise bei Leuten mit leb-
haften Reflexen auf, sowohl bei gesunden Individuen wie bei solchen mit
funktionellen und organischen Krankheiten des Nervensystems. Bedeutung
hat er nur bei starker Ungleichheit auf beiden Seiten, bei hochgradiger
Steigerung oder, wenn er dort fehlt, wo alle übrigen Reflexe an den
unteren Extremitäten übermässig gesteigert sind. Er entsteht durch Ver-
mittelung der unteren Lendenwurzeln und ist von dem von SchClleu
beschriebenen Abductoreureflex zu scheiden. Dieser Condylus enternus-
Reflex führt zur Abduction des Oberschenkels und zur Contractur im
Tensor fase, lat., Glutaeus medius u. s. w. S. Kalischer.
Jul. A. Grober, Herdsymptome bei Hydrocephalus acutus internus der
Erwachsenen. Mitth. a. d. Grenzgebiete. 11. Bd., 1. u. 2. H.
G. teilt den Fall einer 28jährigen Frau mit, bei welcher sich neben
allgemeinen Hirndrucksymtomcn (Kopfschmerz, Erbrechen, Stauungspapille,
Nackensteifigkeit, Benommenheit, Pulsvcrlangsamung, keine Temperatur-
Steigerung), Spasmen im rechten Facialis, Hypacsthesie im rechten Supra-
orbitalgebiet, Parese des linken Facialis, liukcn Hypoglossus, Steigerung des
rechten Patellarreflexes entwickelt hatten. Der Ehemann stand im Ver-
dacht, Lues gehabt zu haben, eiue Jodkaliumtherapie war aber erfolglos.
Die Ergebnisse der Lumbaljunction sprechen auch für einen Tumor.
Bei der Autopsie fand sich akuter innerer Hydrocephalus mit Kpendymitis
granularis. M. Brasch.
F. Tedesko, Ueber Knochenatrophie bei Syringomyelie. Deutsche Zeit-
schrift f. Nervenheilk. 26. Bd., 4—6. H.
Die osteoporotischcn Erscheinungen verlaufen im klinischen Bilde der
Syringomyelie nach den Beobachtungen (11 an der Zahl) des Verf. latent, bis
etwa eine Spontanfraktur die Aufmerksamkeit auf sie hinlenkt. Da zu-
gleich Muskelatrophien bestehen, so ist an eine gemeinsame Entstehungs-
weise zu denken, ob auch bezüglich der Anomalien der Haut und der
Schweisssekretion, die ebenfalls immer gleichzeitig vorhanden waren, lässt
T. dahingestellt. Im Radiogramm erscheint stets das Bild der chronischen
Knochenatrophie, d. h. eine gleichmässige Aufhellung des Knochenschattens
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No. 20.
} ’ I <' K . — WkIYLAUKB.
349
sowohl an Ej»i - wie Diaphysen bei Erhaltensein der Struktur und Grösse
des betreffenden Knochenteils. Ob im Beginn ein akuter, atrophischer
Frocess im Knochen einsetzt, ist nicht mit Sicherheit zu sagen. Inaktivität
spielt bei der Entstehung dieser Knochenatrophie sicherlich keine oder
eine ganz untergeordnete Rolle. Die atrophischen und porotischen Knochen
sind ausserordentlich brüchig, was dafür spricht, dass bei der Genese der
Üsteoathropathien iu Fällen von Syringomyelie die mechanischen Vorgänge
eine nicht zu unterschätzende Rolle spielen. M. Brasch.
W. Pick, Zur Kenntnis der Acne teleangiectodes Kaposi (Acnitis Bar-
th&lemy). (Aus der dermatol. Universitätsklinik in Wien.) Arch. f.
Dermat. u. Syph., Bd. 72, S. 193.
Verf. berichtet über zwei Fälle der, seiner Ansicht nach mit Unrecht,
vielfach mit dem Lupus follicularis disseminatus identificirteu Krankheit.
Bei den Fatienten, zwei Männern von 65 und 37 Jahren, entwickelten sich
zuerst und vorwiegend im Gesicht, aber auch am Halse, an den Extremi-
täten und Genitalien, bei ihrem Entstehen in der Tiefe der Haut gelegene,
später an die Oberfläche rückende, stecknadelkopf- bis erbsengrosse,
violette, braun- oder auch hellrote Knötchen, auf denen sich, wenn sie
nicht, was häufig geschah, schon vorher wieder resorbirt wurden, weiterhin
eine kleine Pustel bildete. Diese trocknete zu einem Knötchen ein, nach
dessen Entfernung ein scharfrandiger, seichter Substanzverlust zu Tage
trat, der schliesslich mit Hinterlassung einer ganz kleinen, leicht de-
primirten, am Rande bräunlich pigmentirten Narbe heilte. Die Entwickelung
des einzelnen Knötchens und seine Rückbildung nahmen je 8— -14 Tage iu
Anspruch, durch immer neu auftretende Efftorescenzen zog sich aber die
Krankheit über viele Monate hin. Bei beiden Fatienten ergab weder die
Anamnese noch die Untersuchung der inneren Organe irgend welchen An-
halt für Tuberkulose; Tuberkelbacillen waren in der Haut nicht nach-
zuweisen. Histologisch bestanden die Knötchen aus einem scharf ab-
gegrenzten vascularisirten Granulatiousgewebe mit zahlreichen epithelioiden
und Kiesenzcllen, denen aber der typische Aufbau zu Tuberkeln vollständig
fehlte. Auch im übrigen entsprach das histologische Bild ebenso wenig
wie das klinische, dem einer tuberkulösen Aflfektion. Aber auch unter
den Begriff der Acne ist die Krankheit nicht unterzubringen, weil nichts
darauf schliessen lässt, dass sie von den Talgdrüsen ausgeht. — Verf. hält
die Acne teleangiectodes für identisch mit der von Barthelemy schon viel
früher beschriebenen Acnitis, unterscheidet sie aber streng von der mit
dieser gewöhnlich zusammengeworfenen Folliclis, die fast nur bei nach
weislich Tuberkulösen vorkommt und wohl allgemein den Tuberculiden
zugezählt wird. H. Müller.
F. Weitlancr, Dermatotherapeutische und urologischc Beobachtungen.
Monatsh. f pract. Dermat. Bd. 39, No. 10.
Bei Hyperidrosis pedum lässt Verf. Mesotan mit gleichen Teilen
Olivenöl jeden Morgen in geringer Menge auf die Fusssohlen leicht ein-
■r
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350
IIlRKCHFKI.il und l’Ol.l.IO. — Hkffter.
No. 20.
reiben, was ohne Nachteil lange Zeit fortgesetzt werden kann. Das Mittel
wirkt sch weiss herabsetzend tmd desodorisirend, ist äusserst bequem an-
zuwenden und auch billig, da 30 g der Mischung worhenlang ausreichen. —
Gegen Kopfschuppen und Haarausfall bewährte sich ihm vorzüglich der
officinellc Kampferspiritus; er wird am zweckmässigsten aus einer Flasche
mit Parfümspritzkork aus Britanuiametall auf der Kopfhaut aufzutragen. —
Bei einem Manne mit sehr enger Harnröhrenstriktur in der Pars meni-
branacea entstand nach jeder Sondirung starkes Harnfieber. Dies blieb
aus, als der Patient dreimal täglich 0,6 Urotropin nahm; zugleich wurde
der Urin klar und die Striktur liess sich sofort viel leichter passiren.
Ausser bei Cystitis und Phosphatarie verwendet Verf. das Urotopin mit
bestem Erfolge auch bei Lumbago, bei dem schmerzhaften Gürtelgefühl
der Tabiker und bei spinaler Neurasthenie. H. Müller.
1) Hirschfeld und I’ollio, Ueber die Resorption von Jod aus Jodkalium-
Salben. (Aus der dermatol. Universitätsklinik in Bern.) Arcli. f. Dermat.
u. Syph. Bd. 72, S. 103.
2) A. HefTter, Ueber die Resorption von Jod aus Jodkalium Salben. Be-
merkungen zur Abhandlung der Herren Dr. Hirschfeld und Dr. Pollio.
Ebenda S. 171.
1) Die Untersuchungen knüpfen an eine frühere Arbeit von Lion au
und ergaben zunächst in Uebereinstimroung mit diesem die vorläufig nicht
recht erklärliche Tatsache, dass das Jodkaliuni von der intakten Haut
zwar aus Vaseliu-, nicht aber aus Lanolin-, Adepslanae und Resorbinsalben
resorbirt wird. Um ein positives Resultat zn erhalten, braucht mau nicht,
wie Lion annahm, das Jodkaliumvaseline in grösserer Menge (50—100 g)
aufzutragen, dagegen scheint eine gewisse Concentration nötig zu sein, da
bei derselben Person der Nachweis von Jod im Harn zwar nach Applikation
von 6 g der 10 proo., nicht aber von 60 g einer 1 proc. Salbe gelang. —
Im Gegensatz zu Lion halten es die Verf. für wahrscheinlich, dass nicht
das Jodkalium als solches, sondern frei werdendes Jod zur Resorption
kommt; denn wenn sie Natriumthiosulfat, das ja freies Jod bindet, der
Jodkaliumsalbe in grösserer Menge zusetzten, so wurde dadurch die Resorption,
wenn auch nicht ganz verhindert, so doch wesentlich vermindert und ver-
zögert. Ebenso zu deuten ist die Beobachtung, dass, wenn Jodlithion- statt
Jodkaliumvaselin auf die Haut gebracht wurde, im Urin zwar Jod, aber
nicht das so leicht und sicher nachzuweisende Lithion zu finden war, falls
nicht eine starke Dermatitis auftrat. Es muss also das Jodlithion auf
der Haut zersetzt, aber nur das Jod, nicht das Lithion aufgenomnieu
worden sein, woraus man bei der gleichartigen Constitution von Jodkaliuni
und Jodlithion schliessen darf, dass auch bei jenem die Resorption von
freigewordenem Jod stattfindet. Oefter als Lion sahen die Verff unter
Jodkaliumvaselinverbändeii eine Hautreizung entstehen, die für die Resorption
des Jod eine gewisse Bedeutung haben mag, ohne sie doch allein erkläret)
zu können.
2) H. führt die Abspaltung von Jod aus dem Jodkalium auf der Haut
darauf zurück, dass sich im Sekret der Talgdrüsen (wie in tierischen Fetten
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No. 20. Walkkk. — Stoi.tjs. 351
überhaupt) bei Gegenwart von Wasser und Luft kleine Mengen von Wasser-
stoffsuperoxyd bilden, die auf das Jodkaliuni zerlegend einwirken.
H. Malier.
J. W. Th. Walker, The surgical anatomy of the normal and enlarged
prostate. Brit. med. journ. 1!*04, 9. Juli.
Verf. hat an vier anatomischen Präparaten, die von iutra vitam mit
Prostatektomie behandelten Männern stammten, die anatomischen Verhält-
nisse nach der Operation untersucht. In der nach der Exstirpation zurück-
gebliebenen Höhle waren zweimal pfeilerartig hineinragende Teile der Urethra
proslatica nachweisbar, die Wände der Höhle wurden aus den die Prostata
normalerweise umhüllenden Fascien und Muskelschichten, die zum Teil
continuirlich mit der Blasenmuskulatur Zusammenhängen, gebildet. Die
Strukturverhältnisse der durch die Prostatektomie entfernten Gewebsmasscu
hat Verf. an 73 von Operationen P. J. Freykr’s stammenden Präparaten
untersucht. Er unterscheidet hier diejenigen Präparate, bei denen ein Teil
des Tumors intravesikal lag, von denjenigen, bei welchen die vergrössertc
Drüse keinen solchen in’s Blasencavum hineinragenden Anteil besass. Au
den zur ersten Gruppe gehörigen Objekten ist die Grenze zwischen intra-
und extravesikalem Anteil des Tumors durch eine tiefe Furche gebildet,
deren Entstehung auf den Druck des hypertrophischen M. sphincter int.
zurückzuführen ist. Im ganzen kommt Verf. auf Grund dieser Präparate
zu der Ansicht, dass die Operation Freybr’s wirklich eine vollständige
Entfernuug der Prostata mitsammt ihrer Capsula propria unter Zurück-
lassung der äusseren durch die Beckenfascie gebildeten, den venösen Plexus
prostaticus enthaltenden Prostata„scheide“ darstellt. Dass gelegentlich
kleinste Teile von Prostatagewebe zurückgelassen werden können, ändert
au dieser Auffassung nichts. B. Marcuse.
Stoltz, Die Spinnlanästhe8ie mit besonderer Berücksichtigung ihrer Ver-
wendung in der Gynäkologie und Geburtsbülfe. Arch. f. Gynäkol. 1904,
Bd. 73, H 3.
Auf Grund der bei 155 gynäkologischen und 25 geburtshülflichen
operativen Eingriffen gesammelten Erfahrungen gelangt St. zu den folgen-
den Schlüssen: Die Spinalanalgesie mit 0,05 bis 0,08 Tropacocain, das im
Liquor cerebrospinalis gelöst wird, erwies sich als ungefährlich und er-
zeugte nur ausnahmsweise geringfügige Folgeerscheinungen. — Die An-
algesie schreitet in gesetzmässiger Weise vorwärts und steigt von den
untersten Sacralgegendeu zu den Dorsalsegmenten empor. Ihr Erlöschen
erfolgt in umgekehrter Richtung, sodass die Anal- und Genitalregion am
frühesten und längsten analgetisch ist. — Grössere Dosen erhöhen die
Dauer und Intensität, grössere Flüssigkeitsmengen die Ausbreitung der
Analgesie. Deshalb ist es zweckmässig, entsprechend dem Vorgänge von
Bier, womöglich soviel Cubikcentimeter der Cerebruspinalflüssigkeit zur
Lösung des Tropacocain zu verwenden als Centigramme desselben zur
Analgesie injicirt werden sollen. — Die Spinalanalgesie eignet sich vor-
züglich zur Ausführung aller Operationen am Anus und am äusseren üeui-
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352
Jacoby.
No. 20.
tale, insbesondere zu den Plastiken und Pisteloperationen. Hier genügt
bei Operationen, deren Dauer nicht über 45 Minuten betrügt, die Injektion
von 0,05 Tropococain, das in 5 ccm der Spinalflüssigkeit gelüst ist. Opera-
tionen von längerer Dauer bedürfen der Injektion von 0,07 bis 0,08 Tropa-
cocain. — Die Spinalanalgesie eignet sich auch zur Ausführung von Kolpo-
coeliotomien und Coeliotomien. Hierzu ist die Injektion von 0,07 bis 0,08
Tropacocain erforderlich, das wenigstens in 6 ccm der Cerebrospinalflüssig-
keit gelöst ist. Viele Laparotomien lassen sich dann ohne Störung voll-
enden, andere bedürfen infolge ihrer längeren Dauer oder einer früh er-
wachenden Sensibilität der Fortsetzung der Analgesie durch die Inhalations-
narkose. In einer dritten Gruppe ist die Spinalanalgesie unzulänglich und
muss sofort durch die Narkose ergänzt werden. — Die Inhalationsnarkose
nimmt nach der Spinalanalgesie häufig einen eigentümlichen Verlauf. Zu-
weilen genügt eine leichte Berauschung, um die schon erwachte oder noch
nicht geschwundene Sensibilität rasch zu unterdrücken, zuweilen ist auf-
fallend geringes Quantum des Narkoticums zur Einleitung oder Erhaltung
der Betäubung ausreichend. — Bezüglich der Gegenanzeigen hebt St.
hervor, dass ihm ausser nervösen AfTcktionen auch entzündliche Processe
die Spiualanalgesie ungünstig zu beeinflussen schienen. — Was die ge-
burthülflichen Erfahrungen anbetrifft, so genügt die Injektion von 0,05
Tropacocain, das in 5 ccm Gerebrospinalfiüssigkeit gelöst ist, um in der
Geburt das äussere Genitale für eine Stunde zu analgcsiren. — Die Wehen
werden durch die Spinalanalgesie weder in ihrer Dauer und Intensität
noch in ihrer Heftigkeit beeinträchtigt, eher lässt sich eine Steigerung der
Wehentätigkeit wahrnehmen. — Die reflektorische Tätigkeit der Bauch-
prcssc wird ausgeschaltet; doch kann die Bauchmuskulatur willkürlich in
Tätigkeit versetzt werden. — Die Spiualanalgesie eignet sich in der Ge-
burtshülfe für operative Eingriffe, doch ist die Lumbalpunktion wesentlich
schwerer als bei nicht schwangeren Frauen. Br. Wolff.
Jacoby, Uebcr die künstliche Unterbrechung der Schwangerschaft durch
die Bougiemethode. Erfahrungen über Indikation und Methode aus
228 Fällen. Arcli. f. Gynäkol. 100t, Bd. 74, H. 2.
J. bespricht 121 Fälle künstlicher Frühgeburt aus dem Wöchnerinnen-
asyl zu Mannheim. Was die Erfolge für die Mutter anbetrifft, so schaltet
Verf. bei der Berechnung der Gesammtmorbidität 0 Fälle aus, bei denen
ein chronisches Allgemcinlciden die Ursache der Temperatursteigeruug
abgab und ferner einen Todesfall bei engem Becken, da derselbe an Ver-
blutung erfolgte. Unter den übrigbleibenden 118 Fällen betrug die Ge-
sammtmorbdität 8,48 pCt. Was die Erfolge der künstlichen Frühgeburt
bei engem Becken für die Kinder anbetrifft, so konnten hier 05 pCt. der
Kinder lebend entlassen werden. — Verf. tritt sehr warm für die Vorzüge
der Bougiemethode zur Einleitung der künstlichen Frühgeburt ein.
Br. Wolff.
Riiiatviidiinecii werden an die Adro.vse de» Herrn <ieh. Med. -Hat Prof. Dr. M. Bernhardt (Berlin W.
Kranxötische fStrasitc 21} oder au die Vorlagahandiuug (Berlin NW., Unter deu Linden 68) erbeten
Verlag von AuguMi llirachwald in Berlin. — l»rurk von L. ftehumacher in Berlin S 84.
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Ich emrhtinen
; im Schlume
rgangg Titel, Na-
und Bach-KoirUter.
Centralblatt
Prot* d*a
28 Mark : tu beziehen
durch alle Bucbhand
luogcn u. P»Mausta1t«n.
für die
incdicinisfkn Wissenschaften.
Unter Mitwirkung von
Prof. Dr. H. Senator, Prof. Dr. E. Salkowsk
redigirt von
Prof. Dr. M. Bernha:
in Berlin.
1905. «• Mal-
Inlmlt: Flkckbkdeu, lieber den menschlichen Speichel. — Xkuhkro,
Chemisches zur Carcinomfrage. — Hissen und Stadi.ii, Nachweis der Leukn-
cytose. — 0 s w als, lieber das Harneiweiss. — Dkutschländkr, Zur Behand-
lung der angeborenen Hüftverrenkung — I, amkrib, Zur Kenntnis des angeborenen
Schulterhochstandes. — Kr&uuch, Die Radikaloperation bei tuberkulösen lleo-
eoecaltumoren. — Amkrrokr, Zur Operation der Adnexerkrankungeii.
Follkrton, Die Fixation der Wanderniere. — Mocllih, Behandlung der
Thrombose der Vena saphena. — Iianok, lieber das Wesen der progressiven
Myopie. — Hrss, Ueher den Bau der Linse. — Mau kr, Geschmacksstörungen
bei Mittelohrerkrankungen. — Alkxahhrk, Behandlung der Facialisparaly.se. —
Bkrknt, Bedeutung des Rückganges der Stiinmbandlähmung. — Skala, Primärer
Luftröhrenabscess, Luftröhrenschnitt. — Bruck, Zur Theorie der Immunität. —
Wirois, Autisep tische Wirkung der Alkohole. — Bhunkk, Wirkung des Ader-
lasses. — Grans, Ueber Alboferin. — Golinkr, Zur Eisentherapie. — Schwarz,
Myelümie, Diabetes mellitus und Tuberkulose. — Arnhkim, Fall von angeborener
Pulinonalstenose. — Kühl, Fall von Taenia cucumerina. — Erstkin, Exodin,
ein neues Abführmittel. — Pottbr, Diarrhöen und Marasmus bei Kindern. —
Xklknski und Nitscii, Aetiologie der Cystitis im Kindesalter. — Graul,
Lävulosurie und Diabetes mellitus. — FCre, Zur Kenutnis der Epilepsie. —
Stumhk, Ueber Bauchmuskeldefekte. — Aoyama, Poliomyelitis anterior. —
Schott. Traumatische Hämatomyelie. — Bottstkin, Pruritus nach Tabak-
genuss. — Holi.stkin, Ueber Hautgangrän. — Adolpiii, Abortivbchandlung
der Gonorrhoe. — Schhid, Geheilte Pyonephrose, Nephrotomie, später Nephrek-
tomie. — Ehrlich, Ueber das Bossi’sche Dilatatorium.
R. Fleckseder, Einige Beobachtungen am „gemischten Speichel“ von
Gesunden und von Kranken. Central!)!, f. inn. Med. 1906, No. 2.
F. giebt kurz die Ergebnisse umfänglicher Untersuchungen über die
Beschaffenheit des Speichels unter verschiedenen Bedingungen. — Der
Speichel des Verf.’s reagirte stets deutlich alkalisch; starke Alkalescenz
fand er häufig bei Nierenleiden und Ulcus ventriculi. Mit Fieber einber-
gebende entzündliche Erkrankungen des Magendarmkanals gehen oft mit
saurem Speichel einher, ebenso; schwerer Diabetes, Neoplasmen, besonders
am Magen, schwere Blnterkrankungen. — Stets fand sich Ammoniak ini
Speichel (ca. 0,1 pM.) auch im durch Katheter getvonneuen Parotisspeichel.
Es scheint im einem gebundenen Zustande vorzukommeu. Erwärmung ver-
mindert die NHj-Reaktion nicht deutlich. Nach den Mahlzeiten nimmt
XLIII. Jahrgang. 23
*
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354
Nkl’iikko. — Hirsch uud Staih.kk.
No. 21.
seine Menge ab. Bei einer Reibe schwerer Erkrankungen ist seine Menge
abnorm gering. — Die nach Zusatz von Jodzinkstärkekleister auftretende
Blaufärbung möchte Verf. auf allmähliche Uebertragung des Luftsauerstoffs
auf das Jodid beziehen — Das Chlor bleibt im Inanitionszustande im
Speichel länger erhalten als das Harnchlor. — Die Rhodanmenge zeigt
Schwankungen mit der Tageszeit, unabhängig von der Nahrungsaufnahme.
Am höchsten ist sie nach dem Schlafe. Im kachektischcn Zustande ist
die Menge des Rhodans vermindert. — Nach dem Rauchen sah F. Rosa-
färbung des Speichels nach Kochen mit etwas Salpersäure; Blutrotfärbung
bei einem Falle von Urämie (Harnstoff im Speichel) gleichfalls bei Kochen
mit HN03. — Im Mittel fand sich 0,07 — 0,09 pCt. Eiweiss; bei Nephri-
tikern häufig mehr. — Die diastatische Kraft zeigte nie die von Hof-
U AU Elt angegebenen Tagesschwankungen. — Harnstoff fand F. nie im
Speichel von Gesunden oder Nierenkranken, wenn er spontan entleert
wurde; nur im Pilocarpinspeichel einer Urämischen konnte er ihn nacli-
weisen. — Bei Ikterischen traten keine Gallenbestandteile auf, wohl aber
Zucker bei schweren Diabetikern. Auch Aceton bei Inanitionszuständeu,
jedoch keine Acetessigsäure. — Verminderung der Speichelabsonderung
findet sich bei kachektischen Zuständen, wobei der Speichel stark getrübt
und consisteut ist, umgekehrt verhält er sich bei Ptyalismus. — Von
letzterem beobachtete Verf. iutermittirende und remittirende Fälle reflekto-
risch durch Magendehnung infolge Pylorusstriktur bedingt. A. Loewy.
C. Neuberg, Chemisches zur Carcinomfrage. II. Ueber anormale fermen-
tative Vorgänge beim Krebs. Berl. klin. Wochenschr. 1905. No. 6.
ln Fortsetzung seiner früheren Versuche hat N. nochmals festgestellt,
dass in metastatischen Carcinomen der Leber, die von einem primären
Magcncarcinotn aus entstanden waren, bei der Autolyse sich Pentosen
bilden. Demgegenüber entstanden sie aus dem primären Magentnmor selbst
nicht. Auch bei der Autolyse normaler Leber bilden sich keine. — Die
autolytischen Fermente der Magencarcinomzellen müssen also bei ihrer
Wanderung in die Leber eine Aenderung erfahren haben.
Unterwirft man ein Gemisch von Lebersaft und Lunge der Autolyse,
so üben die Fermente des Lebersaftes keine spaltende Wirkung auf die
Kiweisskörper der Lunge, aber die gebildeten Albumosen werden weitgehend
verändert. Liess N. jedoch Lebercarcinomsaft auf Lunge desselben Indi-
viduums wirken, so fand er eine der Norm entgegengesetzte Wirkung,
indem der Carcinomsaft das Lungeneiweiss spaltete, aber die entstandenen
Albumosen nicht weiter abbaute. Also auch hier zeigt sich eine Aenderung
in den fermentativen Eigenschaften. A. Loewy.
C. Hirsch und F.d. Stadler, Ueber makroskopischen Nachweis der Leuko-
cytose. Zeitschr. f. physiol. Cbem. Bd. 41, S. 125.
Joh. MCller hat gezeigt, dass man einen mit dem Auge kaum mehr
wahrnehmbaren Eitergehalt des Harns durch die Gelatinirung nachweisen
kann, die ein Zusatz von etwas KOH durch Quellung der Leukocyten be-
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No. 21.
Oswald. — Dki.tschi.anukk. — Lamekiü.
355
wirkt. Durch die gleiche Probe kann auch ein vermehrter Leukocyten-
gehalt des Blutes erkannt werden, da normales Blut durch KOH mir in
sehr geringem Grade visköser wird. Neuberg.
A. Oswald. Untersuchungen über das Harneiweiss. Beitr. z. ehern. Physiol.
u. Patbol. Bd. 5, S. 234.
Die für die Kenntnis der Nierenkrankheiten und der Albuminurie
wichtige Frage nach der Natur des iui Harn ausgeschiedenen Eiweisses hat
Verf. an Material bearbeitet, das in Fällen von „cyklischer“ Albuminurie
gesammelt war. Durch die bekannte Art der Fraktionirung wurde fest-
gestellt, dass der fragliche ProteTustolf vorwiegend aus Euglobulin be-
steht. Frühere Angaben, dass hier ein Nukleoalbumin vorliege, fand Verf.
nicht bestätigt; der minimale P-Gehalt kann höchstens auf spureuweise
Beimengung eines solchen, vielleicht auf einen geringen l.ecithingelialt,
bezogeu werden. Neuberg.
C. Deutschliinder, Zur Beurteilung der unblutigen Reposition der ange-
borenen Hüftverrenkungen. Zeitschr. f. Gbir. Bd. 73, H. 1 — 3.
Nach D. erfolgt nach der unblutigen Reposition der angeborenen
Hüftverrenkung eine Heilung in anatomischem Sinne, bei der sich eine
reguläre Pfanne an richtiger Stelle wieder bildet, höchens etwa bis
zu einem Drittel der Fälle und zwar gilt dieses nur von einseitigen
Luxationen. Bei doppelseitigen Luxationen findet eine völlige Heilung in
diesem Sinne nur recht vereinzelt statt; häufiger ist hier nur eine partielle
Heilung auf einer Seite, die ungefähr in demselben Verhältnis wie bei
der einseitigen Luxation eintritt. Etwa in einem Viertel oder Fünftel
sämnitlicher Luxationen hat man mit Complikationen oder direkten Miss-
erfolgen zu rechnen. Alle übrigen Fälle, also etwa die Hälfte, gehören
in die Kategorie der Besserungen, und von diesen stellt zwar ein Teil be-
friedigende Resultate dar, ein überwiegend grösserer Teil ist jedoch recht
zweifelhafter Natur, da es noch nicht feststeht, wie lange die Besserung
von Bestand ist.
Auf Grund persönlicher äussert günstiger Erfahrungen, die D. an einer
Serie von blu tigen Repositionen in den letzten beiden Jahren hat machen
können, glaubt D., dass eine erneute Prüfung dieser Operation wohl am
Platze wäre. J oachimst)ial.
II. 4. Lameris, Beitrag zur Kenntnis des angeborenen Schulterblatthoch-
standes. Arch. f. klin. Chir. Bd. 73, H. 2.
M. faud bei einem 6jährigen Mädchen mit angeborenem Hochstand
des rechteu Schulterblattes am Schulterblatt selbst sowie am knöchernen
Thorax keine Abnormitäten. An der medialen Kante der Scapula fand
sich ein harter Strang, welcher bis zum Proc. spin. vertebr. dors. IV ver-
lief. Dieser Strang war nur als die pathologisch veränderte untere Portion
des M. rhomboides und zwar als eine Verkürzung durch Bindegewebs-
schrumpfung aufzufassen. Bei der operativen Freilegung stellte sich heraus,
dass der untere Teil des Muskels in einen weissen, gläuzenden Biude-
gewebsstrang umgewandelt war, welcher etwa bleistiftdick, ungefähr 7 mm
28*
i1
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35b Kiiriiii.icn Amhkkokr. No. 21.
breit war. Die höher gelegene Portion des Muskels schien normale Struktur
zu besitzen. Die Insertion am Rande der Scapula wurde durchtrcnnt und
darauf durch einen zweiten, soweit als möglich medianwärts geführten
Schnitt der unter dem Messer knirschende Strang exstirpirt. Die Nach-
behandlung nach der Operation war eine zweifache. Erstens wurde auf
die rechte Schulter ein Tragband gelegt, das mit 2 kg belastet wurde, um
die Scapula nach abwärts zu ziehen. Zweitens sollte durch passive und
aktive gymnastische Uebungen die Funktion des M. serratus ant. tnaj. ver-
bessert werden. Schon 15 Tage nach Beginn der Nachbehandlung konnte
festgestellt werden, dass die Difformität geringer geworden war (die Höhen-
differenz der Schulter war geringer geworden), und dass die Elevation
des Armes viel leichter stattfand.
Die Untersuchung des exstirpirten Muskels ergab einen abgeschlossenen
pathologischen Process, den man als Myositis fibrosa deuten musste.
Joachimsthal.
Fröhlich, Die Radikaloperation bei tuberkulösen lleocoecaltnmoren. Wiener
kltn. Wochenschr. 1904, No. 50.
Drei Fälle von tuberkulösen Ileocoecaltumoren, davon ein Fall, bei
dem primäre Darmtuberkulose wahrscheinlich ist; in den beiden anderen
Fällen bestanden tuberkulöse Processe auch anderer Organe. — Die Be-
handlung kann nur eine chirurgische sein. Bei schlechtem Allgemein-
zustand des Kranken infolge anderweitiger tuberkulöser Processe muss die
Enterostomie oder die Ausschaltung durch Enteroanastomo.se erfolgen, um
durch Schonung der erkrankten Darmpartie vor stetiger mechanischer
Reizung allmählich Ausheilung herbeizuführen. Bei gutem Kräftezustand
ist nach Möglichkeit die Resektion des ganzen Tumors angezeigt, da, selbst
bei Tuberkulose anderer Organe, eine stete Infektionsquelle dadurch be-
seitigt und bei dem nicht seltenen Vorkommnis der Ausheilung der Lungen-
tuberkulose die Bedingung zur vollen Gesundung gegeben ist. — In dia-
gnostischer Beziehung ist das Alter, das Bestehen anderweitiger Tuberkulose
sowie das von König beschriebene Darmstenosengeräusch (Entleerung einer
Spritze), ferner der Nachweis von Tuberkelbacillen im Stuhlgang und
positive Diazoprobe von Bedeutung. Peltesohn.
Amberger, Zur Operation eiteriger Adnexerkrankungen durch ventrale
Laparotomie. Arch. f. klin. Cbir. Bd. 75, S. 69.
A. weist an der Hand von 85 von RKHN-Frankfurt a. M. operirten
eitrigen Adnexerkrankungen nach, dass die Vorteile der abdominellen
Operation die jeder Laparotomie als solcher anhaftenden Nachteile bei
weitem übertreffen. Die Vorzüge der veutraleu Laparotomie vor der vagi-
nalen bestehen in der besseren Uebersicht, der Möglichkeit exakter Blut-
stillung und besserer Asepsis; ihre eventuellen Gefahren, wie Shok durch
Manipuliren an den Därmen und Austritt von Eiter in die Bauchhöhle,
lassen sich leicht vermeiden. Uebrigens wurde von A. niemals nach Aus-
tritt von Eiter aus einer Pyosalpinx allgemeine Peritonitis beobachtet,
was u. a. auf die sofortige Ausspülung mit steriler Kochsalzlösung zurück-
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No. 21. Follüiuon. — IIoulmn. — Lanok. 357
geführt wird. l)cr Nachteil der vaginalen Operation beruht auf der Un-
übersichtlichkeit der örtlichen Verhältnisse, sodass man sich meist mit der
Jncision der Pyosalpinx begnügen muss; eine radikale Heilung derselben
ist indessen nur durch Exstirpation der durch die Erkrankung funktions-
unfähigen Tube möglich; in diesem Fall führt Laparotomie schneller zur
definitiven Heilung und ist daher aus socialen Gründen angezeigt. Weitere
Complikationen, wie Appendixerkrankungen, Darmläsionen werden bei
vagiualem Operiren nicht erkannt. — Von 85 Patientinnen wurden 70 ge-
heilt; 9 starben, wovon 0 mit allgemeiner Peritonitis zur Aufnahme kamen.
— Ventralhernien lassen sich durch exakte Bauchdeckennaht vermeiden.
Pel tesoh n.
A. FuUertou, An Operation for fixing movalde kidney. Brit. med. journ.
1904, 24. Dec.
Verf. benutzte zur Fixation der Wanderniere deu verdickten oberen
Rand der Fase, lumbodorsal., das Lig. lumbocostale. Es wird von der
Hinterwand der Niere ein hufeisenförmiger Lappen der Kapsel losgelöst
und dieser durch einen Schlitz des Lig. lumbocost. gezogen und vernäht.
Verf. hat bisher 3 Fälle mit Erfolg nach seiner Methode behandelt.
Philipsthal.
Moullin, A note on the treatment of thrombosis of the superficial veins
of the lower extremities. Brit. med. journ. 1904, 24. Dec.
M. zieht bei der Behandlung der Thrombose der Ven. saphena die
operative Methode der conservativen vor. Er spaltet die Vene, entfernt
den Thrombus, unterbindet und excidirt den Rest der Vene.
Philipsthal.
0. Lauge, Zur Frage nach dem Wesen der progressiven Myopie, v. Graefe’s
Arcb. f. Ophthalm. LX., S. 118.
Von der Ansicht ausgebend, dass die elastischen Fasern einen grossen
Einfluss auf die Elasticität der Sklera ausüben und für die Entwickelung
der Myopie und deren Fortschreiten von grosser Bedeutung sind, hat L.
4 stark myopische Augäpfel anatomisch untersucht. Er fand in allen
4 Fällen die Sklera ganz auffallend arm an elastischen Fasern. Mit Aus-
nahme der den N. opticus unmittelbar begrenzenden Teile, der Duralscheide,
der Pialscheide und des lockeren episkleralen Gewebes konnten in der
Sklera selbst uur Spuren derselben nachgewiesen werden, in den meisten
Schnitten fehlte sie hier fast vollständig. Demgegenüber zeigte die Sklera
von 5 emmetropiseben Augen in allen Schnitten ungemein zahlreiche, viel-
fach sehr dicke, auf grosse Strecken zu verfolgende, zum Teil leicht ge-
wellte. meist aber geradlinig gestreckt verlaufende elastische Fasern. Nach
L. ist die mangelhafte Entwickelung elastischer Fasern in der Sklera als
das Wesen der progressiven Myopie auzuseben. dieselbe ist angeboren
Horst mann.
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358
Hess. — Maosr. — Alexander. — Bkrrst.
No. 21.
C. Hess, Ueber Linsenbildchen, die durch Spiegelung am Kern der nor-
malen Linse entstehen. Arch. f. Augenheilk. Bd. LI, H. 4, S. 355.
H. fand, dass normale menschliche Augen jenseits der Mitte der
zwanziger Jahre nicht 2, sondern 4 Linsenbilder zeigen, indem bei ge-
eigneter Untersuchung mit scharf begrenzter Lichtquelle nicht nur an
vorderer und hinterer Linsenfläche, sondern auch an der vorderen und
hinteren Kernoberfläche der Linse Bildchen durch Spiegelung zu stände
kommen. Der Uebergang vom Brechungsindex der Rinde zu dem des
Kernes nimmt demnach nicht so allmählich zu, wie bisher angenommen
wurde, sondern muss der Erzeugung der Bilder gemäss mehr sprungweise
erfolgen. Der Strahlengang am Auge übertrifft die bisherigen Annahmen
noch an Complicirtheit; es kommen nicht 3, sondern 5 gesonderte Flächen
in Betracht. G. Abelsdorff.
E. Mager, Ueber Geschmacksstörungen bei Mittelohrerkrankungen. Zeit-
schrift f. Ohrenheilk. 48. Bd , S. 178.
Nicht nur bei chronischen, sondern auch bei akuten Mittelohrentzün
düngen und wohl auch bei Sklerosen treten, nach Verf., Geschmacks-
lähmungen auf der betreffenden Zungenseite auf durch Mitbeteiligung der
Chorda und des Plexus tympanicus. Die meist zuerst ausfallenden Ge-
schmacksempfindungen sind sauer und salzig. Am längsten empfunden
wird süss. Bei akuten Otitiden treten als charakteristisch zu bezeichnende
Perversionen für salzig und sauer auf. Die Versorgung der Zunge unter-
liegt individuell grossen Schwankungen von einseitiger Versorgung durch
die Chorda bis zur einseitigen Versorgung durch den Glossopharyngeus.
Anastnmosen zwischen beiden Zungenhälften scheinen nicht zu bestehen.
Nicht alle Geschmacksfasern führen in jedem Falle durch die Paukenhöhle.
Schwabach.
(i. Alexander, Zur chirurgischen Behandlung der peripheren Facialis-
lähmung: Pfropfung des Facialisstammes an den Nervus hypoglossns.
Arch. f. Ohrenheilk. 02. Bd., S. 1.
In Anschluss an die Mitteilung eines von ihm operirten Falles und
unter Berücksichtigung der einschlägigen Litteratnr spricht sich Verf. dahin
aus, dass vor Ausführung der Operation mindestens 6 Monate lang der
Versuch gemacht werden sollte, durch Massage oder elektrische Behänd
lung die Wiederherstellung der Funktion zu erwirken. Nach Ablauf dieser
Zeit seien alle Fälle zu operiren, in welchen noch keine willkürliche Gon-
traktion möglich geworden ist, keine faradische Erregbarkeit zu con-
statiren ist. die direkte galvanische Erregbarkeit trotz der Behandlung
quantitativ abnimmt. Besteht die Lähmung länger als 0 Monate, eventuell
schon Jahre lang, dann ist ein Resultat nur dann zu erwarten, wenn noch
ein Rest direkter galvanischer Erregbarkeit vorhanden ist.
Schwabach.
Berenf, Zur differeutiMI-diagnostischen Bedeutung der zurückgehenden
Stimmbandlähmung. Berl. klin. Wochenschr. 1904, No. 48.
Dass durch intrathoracische Aneurysmen bedingte Stirnmbandstörungen
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No. 21.
Sk al*. — Brock.
359
zarückgehen können, ist schon mehrfach beschrieben worden. Deshalb ist
dieses Symptom von Gkossmaxn auch diagnostisch hervorgehoben worden,
um die Differentialdiagnose zwischen Mcdiastiualgeschwülsten und Aneu-
rysmen besser stellen zu können. Von klinischer Seite ist aber bisher
dieses Zeichens keine Erwähnung getan worden. Deshalb ist die Mitteilung
des vom Verf. beschriebenen Falles beachtenswert, weil im wesentlichen
auf dieses Symptom gestützt — Rückbildung einer Recurrenslähmung in
eine Posticuslähmung — die Diagnose eines Aneurysmas beibehalten wurde,
obwohl manches für einen Mediastinaltumor sprach. Die Sektion bestätigte
die Diagnose. W. Lublinski.
Skala, Primärer Luftröhrenabscess. Luftröhrenschnitt. Heilung. Wiener
klin. Rundschau 1904, No. 41 u. 42.
Bei einem 14jährigen Mädchen stellten sich 8 Tage vor der Aufnahme
ins Spital ohne Grund Atembeschwerden ein und zwar in Form eines
Stridors. Die Stimme war rein, der laryngoskopische Befund negativ. Der
Kehlkopf rückte bei der Inspiration nicht herab. In der ersten Zeit
schwankte die Diagnose zwischen Stenose durch die vorhandene Struma
oder Erkrankung der retrobronchialen Drüsen. Als aber mit Frösteln,
hohem Fieber und rapider Steigerung der Stenosensymptome sich das
Krankheitsbild verschlimmerte, trat die Annahme eines Luftröhrenabscesses
in den Vordergrund. Nach Eröffnung der Luftröhre fand man dieselbe
ausgefüllt von einer länglichen, der hinteren Wand aufsitzenden, weichen
Geschwulst, welcher eine schmutzig-gelbe Membran auflag. Die Geschwulst
wurde eröffnet, wobei sich ein halber Esslöffel dicken, gelben, blutigen
Eiters entleert. In dem Eiter fanden sich Streptokokken. Nach der
Operation ruhiges Atmen. Heilung. W. Lublinski.
C. Bruck, Experimentelle Beiträge zur Theorie der Immunität. Zeitschr.
f. Hyg. 1904, Bd. 46, S. 176.
Nach der Ehrlichkeiten Seitenkettentheorie kommt beim Process der
Antikörperbildung die Bindungsfähigkeit der haptophoren Gruppe des
Toxinmoleküls an die Receptorcn des Antikörper spendenden Organismus
hauptsächlich in Frage, während der toxophoreu Gruppe eine nebensäch-
liche Bedeutung zukommt. Allein gewisse Beobachtungen, z. B. bei der
Bildung der Isohämolysine, weisen darauf hin, dass für die Neubildung
der von der haptophoren Gruppe besetzten Receptoren, d. h. für die Anti-
toxinbildung, noch ein gewisser Reiz bestehen muss. Um die Bedeutung
der toxophoren Gruppe für den Immunisirungsprocess zu studiren, hat B.
mit zwei mehrere Jahre alten Tetanusgiften, von denen das eine völlig
ungiftig, das andere nur schwach giftig war, bei denen beiden aber wie
das Bindungsvermügen für Antitoxin zeigte, die haptophoren Gruppen in-
takt waren. Kaninchen immunisirt. Nur das Serum des mit dem schwach
giftigen Toxin immunisirten Kaninchens enthielt deutlich Antitoxin, was
beweist, dass für die Antitoxinbildung nicht allein die Wirkung der hapto-
phoren Gruppe des Toxinmoleküls, sondern auch der Reiz, der durch die
toxophore Gruppe ausgelöst wird, in Betracht kommt. Da es aber mög-
y
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360
Wirgix. — Broker.
No. 21.
lieh ist, dass die Wirkung der toxophoren Gruppe nur darin besteht, dass
die infolge Bindung durch die haptophore Gruppe neugebildeten Recep-
toren ins Blut abgestossen werden, so muss noch festgestellt werden, für
welche Phase der Antitoxinbildung der Reiz der toxopboren Gruppe er-
forderlich ist. H. Bischoff.
G. Wirgin, Vergleichende Untersuchung über die keimtötenden und eut-
wickelungxhemmenden Wirkungen von Alkoholen der Methyl-, Aethyl-,
Propyl-, Butyl- und Amvlreihen. Zeitschr. f. Hyg. l‘J()4. Bd. 46, S. 149.
W. hat die entwickelungsbemmende Wirkung verschiedener Alkohole
gegenüber mit 1 Tropfen 24— 48stündiger Bouilloncultur geimpfter Agar-
culturen. welche bei 37 °C. unter Vermeidung von Verdunstung aufbewahrt
wurden, und die bakterientötende Kraft gegen feuchte und trockne Keime
untersucht. Kr fand, dass sich die Alkohole betreffs ihrer Desinfektions-
leistungen nach den Molekulargewichten ordnen; der Methylalkohol ist der
schwächste, der Amylalkohol der stärkste. Ausnahmen von der Regel
machen die tertiären Alkohole; der Tertiärhutylalkohol wirkt nämlich
schwächer als die Propylalkohole, der tertiäre Amylalkohol schwächer als
die Butylalkohole. Die isomeren Normal- und Isoalkohole der Propyl-
und Bntylreibe sind einander an Desinfektionswirkung annähernd gleich.
Das Vermögen der Alkohole, die roten Blutkörperchen von Kaninchen zu
lösen, steigt ebenfalls mit dem Molekulargewicht und wie bei der Eut-
wickclungshemraung stärker als dieses. In der Methylreihe wirkt trocknen
Keimen gegenüber die 60 — TOproc. Alkoholwassermischung am kräftigsten,
in der Aethylreihe die 60 procentige, in der Propylreihe die 30proceutige.
In den höheren Reihen, wo die Wasserlöslichkeit beschränkt ist, sind die
gesättigten Wasserlösungen der Alkohole die kräftigsten. Nach ihrem
baktericiden Vermögen reihen sich die Alkohole folgendermaassen: SOproc.
Propyl-, 60proc. Aethyl-, 60proc. Methylalkohol, gesättigte wässerige
Lösungen des Isobutyl-, des Tertiäramyl- und des Amylalkohols. Alle
diese Alkoholmischnngen sind I proc. Oarbolwasser überlegen und nähern
sich in ihrer Desinfektionskraft 3 proc. Oarbolsäure. Keiner der Alkohole
tötet bei Zimmertemperatur Sporen. Gegen tiockne Keime sind die ab-
soluten Alkohole beinahe wirkungslos, das gleiche gilt von den höchsten
Coocentrationen der wasserlösliche Alkohole. Gegen feuchte Keime scheinen
die höchsten Coucentrationen der wasserlöslichen Alkohole ebenso kräftig
wie die mittleren zu wirken. Die kräftigst wirkenden Alkobolmischungen
fibertreffen bedeutend einige schwächere Antiseptica wie 4proc. Borsäure,
Borax- und Kaliumrhloratlösung oder 2 proc. Bleiacetat-, Zinksulfat und
Kupfersulfatlösungen. Gegen in Serum eingetrocknete Staphylokokken-
keime erwiesen sich die Alkohole wirksamer als 2prom. Sublimat- oder
5 proc. Formalinlösung. H. Bischoff.
W. Bruner, Ueber die therapeutische Anwendung des Aderlasses. Zeit-
schrift f. klin. Med. 53. Bd., S. 326.
B. sieht die Hauptwirkung des Aderlasses in einer mechanischen Ent-
lastung und hält ili'n daher dann für indicirt, wenn der Widerstand im
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No. 21.
ItHASN. UtM.lSKIt. — ScilWABÄ.
361
Cirkulatioussystcm vermindert, die Forderungen an die Herzarbeit herab-
gesetzt werden sollen. So wandte er den Aderlass mit gutem Erfolge bei
der croupösen Pneumonie an, ferner bei Lungenemphysem und bei Herz-
fehlern mit Compensationsstörungen. Ist die Degeneration des Herzmuskels
schon weit fortgeschritten, was allerdings wohl nur selten festgestellt
werden kann, so ist die Wirkung des Aderlasses eine nur sehr geringe.
Sonst aber kann man bei Herzfehlern sogar wiederholt zur Ader lassen.
Bei Apoplexien scheinen ja die Indikationen des Aderlasses gegeben; doch
sah Verf. ebensowenig, wie andere Autoren, einen Erfolg. Eine Erkrankung,
bei der wohl die Ausführung des Aderlasses allgemein ist, ist die Urämie;
auch hier sieht B. die Wirkung nur als eine rein mechanische an. Die
in neuerer Zeit wieder warm empfohlene Ausführung des Aderlasses bei
der Bleichsucht hält Verf. für ganz zwecklos. K. Kronthal.
1) E. Granit, Ueber Alboferin. Prager med. Wochenschr. 1904, No. 26.
2) Goliner, Beitrag zur Eisentherapie. Tberap. Monatsh. 1904, Juli.
1) Alboferin, eine Verbindung von Eiweiss (90 pCt.), Eisen (0,7 pCt.)
und Phosphor (0,3 pCt.), ist ein hellbraunes, geruch- und geschmackloses,
in kaltem Wasser leicht nnd vollkommen lösliches Pulver. Das Mittel
wird vom Verdauungskaual gut vertragen, greift die Zähne nicht an und
ruft weder Durchfall, noch Obstipation hervor. Die beste Darreichungs-
form sind die im Handel vorkommendeu Tabletten, wovon man dreimal
täglich drei Stück giebt (Angabe über die in den Tabletten enthaltene
Menge fehlt. Ref.). Krankengeschichten illustriren die Wirksamkeit des
Mittels auch in Fällen, wo andere Eisenpräparate versagten. Der Preis
des Alboferins ist ein niedriger.
2) Unter dem Namen „Guderin“ bringt die Firma Gude & Co. ein
neurales Eisen Mangan- Pepton in den Handel, das aus 0,4 pCt. Eisen,
0,1 pCt. Mangan, Eiweissstoffen, Zucker, Wein, Wasser, Weingeist, Glycerin
und aromatischen Substanzen zusammengesetzt ist. Das Mittel ist von
gutem Geschmack und hat keine unangenehmen Nebenwirkungen auf die
Verdauungsorgane. Die Dosis ist für Erwachsene 4 — 5 mal täglich bei den
Mahlzeiten ein Esslöffel, mit Milch verdünnt, für Kinder 2mal täglich ein
Kinderlöffel voll in Milch. Die von G. mit dem Guderin erzielten Re-
sultate waren derartig günstige, dass er den Gebrauch des Mittels ange-
legentlich empfiehlt. K. Kronthal.
E. Schwarz, Ein Fall von Myelämie mit Diabetes mellitus und Miliar-
tuberkulose. Wiener med. Wochenschr. 1905, No. 9.
Der vom Verf. beobachtete Fall ist (abgesehen von einem von Re-
BITZER publicirteu) der einzige in der Litteratur vorliegende. Verf. glaubt,
dass die Leukämie die ältere Erkrankung bei dem 13jährigen Kuaben ge-
wesen ist (vermehrte Leukocyten, zahlreiche neutrophile und eosinophile
Myelocyten, reichliche Mastzellen, Abnahme der Erythrocyten neben dem
Auftreten von kernhaltigen roten Blutkörperchen, Hyperplasie der Milz
und der Lymphdrüsen). Der Diabetes war ein schwerer. Ueber die Frage
nach dem Zusammenhang der Leukämie mit dem Diabetes äussert sich
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362 Arnhkiu. — Kern.. No. 21.
der Verf. sehr vorsichtig. — Häufiger ist die Uombination zwischen Leu-
kämie und Miliartuberkulose; es scheint, dass die hyperplastischen Drüsen
leicht von Tuberkelbacillen inficiit werden, und dass mit der starken Aus-
schwemmung von neugebildeten Zellen auch leicht eine General isation der
Bacillen ermöglicht wird. L. Perl.
ti. Arnheim, Ein Fall von angeborener Pulmonalstenose sowie Bemerkungen
über die Diagnose des offenen Ductus Botalli. Berl. k I in. Wochenschr.
1905, Nu. 8.
In diesem, einen 5jährigen Knaben betreffenden Falle wurde intra
vitam die Diagnose auf einen offenen Ductus Botalli nebst einer erweiterten
Pulmonalarterie gestellt (enorm verbreiterte Herzdämpfung, besonders nach
rechts; eine der Herzdämpfung kappenförmig aufgesetzte Dämpfung am
linken Sternalrand; systolisches, oft in die Diastole sich fortsetzendes,
stark brausendes Geräusch mit grösster Intensität im zweiten und dritten
linken Intercostalraum; Herztöne an der Spitze sehr leise, ein zweiter
Pulmonalton überhaupt nicht zu hören). Bei der Autopsie fand sich der
Anfangsteil der Pulmonalarterie durch Verwachsung der Pultnonalklappen
enorm verengt, alle fötalen Wege (Septum, Foramen ovale) geschlossen,
spcciell der Ductus Botalli obliterirt, daneben Tuberkulose der Lungen
sowie verschiedener Unterleibsorgane. — Dieses Verhalten der fötalen Wege
bei angeborener Pulmonalsteno.se ist äusserst selten: unter 40 in der neueren
Litteratur vorliegenden Fällen wnrde es nur zweimal constatirt. — Uebrigeus
geht aus diesem Falle hervor, dass die Diagnose des offenen Ductus Botalli
auch jetzt noch recht unsicher ist. L. Perl.
0. Köhl, Taenia cncumerina bei einem (5 Wochen alten Kinde. Münch,
med. Wochenschr. 1904, No. 4.
Da die Zahl der bisher beobachteten Fälle von Taenia cucumerina
beim Menschen noch sehr gering ist, so muss jeder neue mit Interesse
aufgenommen werden. K. sah einen solchen bei einem 6 Wochen alten
Kinde. Bei diesem wurden die ersten Abgänge von Gliedern am 40. Lebens-
tage und dann weiterhin jeden i. — 3. Tag beobachtet. Die Infektion schien
in diesem Falle, da ein Hund nicht im Hause gehalten wurde, von der
Hauskatze ausgegangen zu sein, von der vermutlich beim Naschen aus dem
Milchtopfe ein Parasit (Trichodectes oder Pulex) in die für das Kind be-
stimmte Nahrung hineingeraten war. Die vorliegende Beobachtung lässt
aber auch einen gewissen Schluss auf die Dauer der Entwickelung zu.
welche die Taenia von der Aufnahme des Cysticercoids in den Verdauungs-
kanal des Kindes bis zum erstmaligen Abgänge von geschlechtsreifen
Gliedern brauchte. Da nämlich die Mutter das Kind selbst 17 Tage lang
gestillt hatte und der Abgang der Glieder vom 40. Tage an beobachtet
wurde, so kann diese Dauer auf höchstens 3 Wochen bestimmt werden. —
Was die Behandlung anlangt, so wurden im vorliegenden Falle zunächst
zweimal je 5 Pulver ä 1 g t'amala im Laufe je eiues Tages, jedoch ohne
Erfolg, verabreicht. Erst als man dem genannten Medikamente 0,015 ()a-
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So. *2 J .
EbsTKIN. — f'oTTKK
363
lomel zugesetzt hatte, wurde der Darmsch inarotzer entleert und zwar in
einem sehr geschädigten und veränderten Zustande, was vermutlich darauf
zurückzuführen war, dass die Taenia zwar schon durch die ersten Camala-
dosen abgetötet, aber nicht aus dem Darm ausgestossen worden war, was
dann erst durch die abführende Wirkung des Calomel geschah.
Carl Rosenthal.
W. Ebstein, Exodin, ein neues Abführmittel. Deutsche tued. Wochenschr.
1904, No. 1.
Das unter dem Namen Exodin eingeführte Abführmittel ist ein Oxy-
anthrachinonderivat und steht als solches dem bekannten Purgatin und
Emodin nahe. Es stellt ein gelbes Pulver dar, welches bei 180 — 190°
schmilzt, unlöslich in Wasser, schwer löslich in Alkohol ist und endlich
weder Geruch noch Geschmack besitzt. Die Versuche, welche Verf. mit
dem genannten Mittel anstellte, haben in vollem Maasse befriedigt. In
Gaben von ‘/z K hei Kindern und 1 g bei Erwachsenen bewirkt es fast
stets ohne jede Nebenerscheinung nach 8 — 12 Stunden eine völlig schmerz-
und beschwerdelose Entleerung. Insbesondere fehlt auch jenes unange-
nehme Diarrhoegefühl, welches sich so oft bei sonst sehr guten Abführ-
mitteln einstellt. Nachdem die erste Entleerung in breiiger oder gebundener
Form erfolgt ist, folgen einige Stunden später meist 1 — 3, zuletzt nicht
selten dünne Ausleerungen, während wässerige garnicht beobachtet wurden.
Die Fäces behalten ihre natürliche Färbung — Nur bei Kranken mit
hartnäckiger Koprostase und druckempfindlichem Abdomen, bei denen eine
sogenannte spastische Stuhlverstopfung besteht, ist das Exodin nicht an-
wendbar. Einen besonderen Vorzug besitzt das Exodin vor dem sonst auch
sehr brauchbaren Purgatin, dass es nicht, wie letzteres dem Harn eine
färbende Kraft verleiht, wodurch es zu unangenehmen, bräunlich gelben
Flecken in der Wäsche kommt. Was endlich die Anwendungsweise des
Exodins anlangt, so wird es zweckmässig in Form von Tabletten a 0,5 g
gegeben und zwar genügt eine, wie gesagt, für Kinder, zwei durchschnitt-
lich für Erwachsene. Um es in möglichst fein verteiltem Zustand in den
Magen gelangen zu lassen, lässt E die Tabletten in einer entsprechenden
Menge Wasser zergehen und letzteres unter stetem Dmrührem mit einem
Löffel austrinken. Carl Rosenthal.
P. A. Potter, The relation of proteids to edema in marantic children;
with urinanalyses in infantile diarrhea. Med. News 1904, S. 66.
Akute Diarrhöen der Kinder sind nicht begleitet von anatomischen
Veränderungen der Nieren. Es besteht daher kein Bedenken, Alkohol,
falls erforderlich, als Stimulans zu reichen. Oedeme, während der Diarrhoe
bei marantischen Kindern auftretend, sind von schlechter, aber nicht letaler
Vorbedeutung; sie sind nicht auf Erkrankung des Herzens oder der Nieren
zu beziehen. Der schlechte Allgemeinzustand dieser Kinder wird am besten
behandelt durch Erhöhung des Eiweisses in der Nahrung.
Stadthagen.
*
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364 Zei.knski um] Kitsch. — üuiil. — Feke. No. 21.
T. Zelcnski und ß. Nitseli, Zur Aetiologic der Cystitis im Kiudesalter.
Wiener k 1 in. Wochenschr. 1904, No. 5.
Beinahe alle einen Blaseukatarrh bei Erwachsenen auslösende l'r
Sachen können, wiewohl seltener, auch Cystitis beim Kinde hervorrnfen.
Cystitis ist bei Mädchen häutiger als bei Knabeu; am seltensten bei älteren
Knaben, wenn man von der sekundären Cystitis als Folge der Blasensteiue
absieht. Am häufigsten veranlassen Bakterien Cystitis, und unter ihnen
besonders oft Bact. coli. Doch genügt die Anwesenheit der Bakterien in
der Blase noch nicht, eine Entzündung hervorzurufen; die Cystitis entstellt
vielmehr erst, wenn andere Schädlichkeiten, insbesondere Trauma und
Harnverhaltung den Bakterien zu Hülfe kommen. Nur der Bac. Proteus
besitzt die Fähigkeit, selbstständig ßlasenkatarrh zu erzeugen. Verf. hatte
Gelegenheit, gerade bei älteren Knaben schwere chronische mit tieferen
anatomischen Veränderungen verbundene Cystitiden zu beobachten In
einem Falle handelte es sich um einen dem Staphylococcns pyogenes ähn-
lichen Mikroben, welcher sich von diesem aber durch den Mangel jeglicher
Tierpathogenität unterschied. Dieser Staphylucoccus hatte, wahrscheinlich
unter dem Einfluss eines Traumas, die Entzündung der ßlasenschleimhaut
bewirkt, ln den anderen Fällen konnten Tuberkelbacillen im centrifugirten
eitrigen Sedimente des Harns nachgewisen werden, welche bei Impfung
auf Meerschweinchen sich vollvirulent zeigten. Stadthagen.
Graul, Lävulosurie und Diabetes mellitus. Centralbl. f. inn. Med. 1905,
No. 7.
Fruchtzucker wird in normaler Weise im Urin ausgeschieden, wenn
ca. 200 g auf einmal in den nüchternen Magen gelangen. Werden 100 g
oder noch weniger Lävulose, nüchtern genommen, nicht vollständig be-
wältigt, so können wir, entsprechend der alimentären Melliturie, von einer
alimentären Lävulosurie sprechen. Diese wird bei Leberkranken so häufig
angetrotfen, dass sie jetzt geradezu als ein Symptom funktioneller In-
su fficienz der Leber gilt. Alimentäre Dextrosurie wird bei Leberkranken
ungleich seltener gefunden, denn für Traubenzucker kommen als Glykogen-
bildner ausser der Leber noch die Muskeln in Betracht. Die Lävulose ist
dagegen zu ihrer Glykogenisirung einzig auf die Leber angewiesen. Lävu-
losnrie bei Diabetes ist von besonderem Interesse, weil der Diabetiker von
allen Zuckerarten gerade den Fruchtzucker am besten assimilirt. Verf.
teilt einen einschlägigen Fall mit, in dem neben Traubenzucker Lävulose
im Urin auftrat, besonders nach reichlicherer Weinaufnahme. Er bringt
diese Erscheinung in Zusammenhang mit Leberveränderuugen, die bei dem
Patienten palpatorisch nachweisbar waren. Alkau.
Uh. Fere, Note sur la courbature comme equivalent epileptique. Revue
de med. 1903, No. 5.
F. lenkt hier die Aufmerksamkeit auf Aufälle von plötzlicher Mattig-
keit, Ermüdung, Bewegungsunfähigkeit, die den epileptischen Anfällen
vorausgehen und folgen, aber auch allein als Acquivalent des Anfalles auf-
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No. 21.
^TOV-MK.
Aovama.
3fi5
treten können unil zwar bei klarem Bewusstsein; bald ist der ganze Körper,
bald nur die oberen Extremitäten oder einzelne Muskeln befallen, nicht
selten gebt das Gefühl des Eingeschlafenseins dem Versagen der Glieder
voraus. Aehnlich giebt es auf psychischem Gebiete Zustände von Apathie
und Willenlosigkeit, die ein oder mehrere Tage dauern und den epilepti-
schen Anfall ersetzen können; dabei kann ebenfalls die motorische Sphäre
beteiligt sein. S. Kalischer.
E. G. Stumme, Leber die symmetrischen congenitalen Bauchmuskeldefekte
und über die Goinbination derselben mit anderen ßildungsanomalien des
Rumpfes. Grenzgeb. d. Med. u. Chir. 11. Bd. (4).
Im Anschluss an die Mitteilung eines Palles von congenitalen sym-
metrischen Bauchmuskeldefekten geht S. auf die ähnlichen Beobachtungen
der Litteratur, etwa 8, näher ein. Alle Patienten waren männlichen Ge-
schlechts; meist handelt es sich um schwächliche Individuen und es fehlten
fast sämmtliche seitliche Bauchmuskeln bis auf einzelne Fasern; auch der
Rectus abdominis fehlte mehrfach. Die Palpirbarkeit der Bauchhöhle war
infolgedessen eine ganz aussergewöhnliche. Ausser den Muskeldefekten
fanden sich in einzelnen Fällen eine Abweichung der Nabelform, eine
teigige Beschaffenheit der Bauchhaut, Missbildungen in Form und Lage
der Harnblase, Dilatation der Ureteren, freie Beweglichkeit der Leber und
Milz, Enteroptose. Verlagerung der Hoden, Eingesunkensein des unteren
Sternnmteiles, Thoraxdeformitäten Klinisch traten hervor Atembeschwerden,
Magenkrämpfe, Blasenbeschwerden beim Aufrichten und Umdrehen des
Rumpfes etc. ln manchen Beziehungen erinnerten die Fälle an solche mit
Ectopia vesicae. Hinsichtlich der Entstehung des Defektes der Bauch-
muskeln und ihres Folgezuslandes spricht St die Ansicht aus, dass es
infolge eines in später Embryonalzeit eingetretenen Harm Öhren Verschlusses
zur Harnstauung kommt, auf welche Blase und Ureteren mit Hypertrophie
und Dilatation reagiren. Durch . Druck der dilatirten Blase entsteht dann
z. B. eine Atrophie des Reet, abdomin. im subumbitikalen Teil, ausserdem
eine Dehnung der anderen Bauchmuskeln, die ebenfalls atrophiren.
S. Kali sc her.
T. Aoyania, Ueber einen Fall von Poliomyelitis anterior chronica mit
Sektionsbefund. Deutsche Zeitschr. f. Nervenheilk. 20. Bd., 4. — 0. H.
Das Leiden begann bei einem 35 Jahre alten Arzte schleichend und
führte in 2 Jahren zum Tode. Es ging mit zunehmender Schwäche in den
Extremitäten einher und endete unter Lähmung der Atmung und mit einer
pneumonischen Erkrankung. Die Sehnenreflexe waren abgoschwächt, nur
der Tricepsreflex war gesteigert. Die Untersuchung des Rückenmarks ergab
einen Schwund der grauen Vorderhornsäulen vom Sacral- bis zum Hals-
mark hinauf. Die Zelldegeneration war diffus, im Sacralmark war die
mediale Zellgruppe vollkommen erhalten. Im Vorderstranggriindbünde!
und im Seiten- und Türk’scheti Strang sah man einen mehr oder minder
mässigen Faserausfall. M. Brasch.
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366 Schott. — Botthtkin. — Hollstkin. No. 21.
A. Schott, K in Fall von traumati.sch entstandener Hämatntnyclie. Deutsche
Zeitschr. f. Nervenheilk. 26. Bd., 4.-6. H.
Im Anschluss an einen Sturz trat bei einem 29jährigen Manne eine
schlaffe Paraplegie ein mit Steigerung aller Sehnen- und Kehlen der Sohlen-
reflexe. Die engen Pupillen reagirten. Später kam es zu Rigidität in den
Rumpf- und Beinmuskeln, Lähmung der Zwerchfells- und Exspirations-
muskeln, sowie mehrerer Hirnnerven (VII., IX., X., XI., Xll.), endlich zu
Reizzuständen im Gebiet des N. 111. und V. Noch später war der linke
Arm paretischer als der rechte und die Lähmung der Beine wurde spastisch.
Die Störungen der Hirnnerven gingen zurück, es blieb eine Schwäche in
den Gliedmaassen und in den Sphinkteren von wechselnder Stärke zurück.
Die Wirbelsäule war an der Vertebra prominens druckempfindlich und
rigide. Au den Händen kam es zu leichter Krallenstellung. Die Sensi-
bilität (taktile) war zuerst linksseitig gestört, später nur an den linken
Gliedmaassen, noch später nur in der dorsalen Rumpfgegend, am Arm und
in allen Gliedmaassen, schliesslich nur noch am Kücken, die übrigen
(Qualitäten waren in wechselnder Form gestört. Es wurde eine trauma-
tische Hämatomyelie diagnosticirt und vermutet, dass es sich um mehrere
Herde handeln musste. M. Brasch.
Kottsteiu, Drei Fälle von Pruritus nach Tabakgeuuss. Monatsh. f. prakt.
Dermat. Bd. 39, No. 10.
Die drei Patienten rauchten hauptsächlich kurze Pfeifen, der eine da-
neben auch Cigaretten. Das Jucken beschränkte sich bei dem ersten auf
die Augenbrauengegend, bei dem zweiten auf Oberschenkel, Analregion
und Scrotum, bei dem dritten erstreckte es sich auf den ganzen Körper.
Es verlor sich, wenn die Kranken das Rauchen aufgabeu und kehrte
zurück, wenn sie es wieder aufnahmen. Cigarren schienen weniger
schädlich zu wirken als Pfeife und Cigaretten. H. Müller.
C. llollstein, Zur Casuistik der spontanen und arteficielleu Hautgangrän
auf nervöser Grundlage. Deutsche med. Wochenschr. 1904, No. 43.
Einen wegen der Reinheit und Vollständigkeit des Kraukheitsbilde-s
bemerkenswerten Fall von Raynaud'scher symmetrischer Gangrän beob-
achtete H. bei einor 48jährigen Frau. Der Pat. war es zuerst vor etwa
3 Jahren aufgefallen, dass Nachts bald der eine, bald der andere Arm
einschlief, was mit dem Gefühl von Taubsein und Kribbeln in den Fingern
verbunden war. Einige Monate später bemerkte sie, dass gelegentlich,
besonders nach Kälteeinwirkung, alle Finger der rechten Hand abstarben,
zuerst wachsbleich, dann für einige Minuten tief schwarzblau, zugleich
eiskalt und völlig empfindungslos wurden, Erscheinungen, die sich erst
2 Jahre später auch auf die linke Hand erstreckten und an die sich
wiederholt eine dellenartige, schwärzliche Narben [unterlassende Entzündung
einzelner Fingerkuppen anschloss. Schliesslich bildeten sich bei einem
dieser asphyktischen Anfälle am rechten kleiuen Finger, an dem die Blau-
färbung ungewöhnlich lange angebalten hatte, drei Blutblasen, die zu einem
schwarzen nekrotischen Schorfe eintrockneten, während der ganze Finger
heiss, schmerzhaft und gerötet war. Seitdem haben sich an beiden Händen
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No. 21.
Aimi.PlII. — ScilMIH.
3G7
öfters kleine eiternde oder gangränöse Herde im Anschluss an die Anfälle
entwickelt.
In einem zweiten Fall handelte es sich um eine arteficielle Gangrän
bei einem 40jährigen schwer hysterischen Fräulein, das von einem Schar-
lach in der Kindheit linksseitige Taubheit und Facialisparese zurück-
behalten hatte und in späteren Jahren nach einander an einer anscheinend
tuberkulösen Affektion des rechten Ohres, einer Proctitis granulosa ulcerosa,
einer tubetkulösen Infiltration der rechten Lungenspitze und .Blasentuber-
kulose behandelt worden war. Seit 2 1jt Jahren litt sie an beständig auf
den äusseren Genitalien wiederkehrenden Ausbrüchen von schmerzhaften
Pusteln, die sich auf roten Flecken erhoben, zum Teil im Centrum gangränös
wurden und geschwürig zerfielen. Oie Dermatose, die schon früher hinter
dem rechten Ohr und in der Nabelgegend aufgetreten war, wurde für ein
Tuberculid (Tuberculides acneiformes et necroti(|ues) gehalten. Da auch
die Abtragung der Vulva die Pustelausbrüche nur für 3 Wochen unter-
brach, wurde die Pat. behufs genauerer Beobachtung in ein Krankenhaus
gebracht. Hier fand man bei ihr ein Fläschchen mit einer 50proc. Chlor-
zinklösung und sie gestand schliesslich, diese Flüssigkeit nicht nur zur
Erzeugung der Pusteln benutzt, sondern sich auch in den Mastdarm — der
später wegen Strikturen exstirpirt werden musste — eingespritzt zu haben.
Die Eruptionen hörten jetzt sofort und für immer auf. Da es nicht gelang,
mit der Lösung gleiche gangränöse Herde hervorzurufen, muss man an-
nehmen, dass, wie dies die Hysterischen bei ihren Selbstbeschädigungen
häufig tun, die Pat. mit der chemischen noch eine mechanische Einwirkung,
etwa durch Kratzen mit den Nägeln oder dergleichen, verband. H. Müller.
Adolphi, Ein Fall von Abortivbehandlung der Gonorrhoe. Petersb. med.
Wocbenscbr. 1904, No. 35.
ln dem vom Verf. mitgeteilten Falle wurde 69 Stunden nach dem in-
ficirenden Coitus und 14 Stunden nach dem Beginn leichter Reizerschei-
nuugen die Abortivbehundlung mit 4proc. Protargollösung begonnen. Es
wurden am ersten Tage drei Injektionen von fünf, drei und zwei Minuten
Dauer nacheinander gemacht. Die anfangs heftige Reaktion der Harn-
röhre auf diesen Eingriff ging rasch zurück, sodass am zweiten Tage Vor-
land Nachmittags je eine Injektion von fünf Minuten Dauer mit 1 proc.
Protargollösung gemacht werden konnte. Die Heilung wurde unter weiterer
Benutzung von l/zProc- Zinc. sulfo-carbolic. in einer Woche erzielt. Zu
beachten ist nach Meinung des Ref. bei diesem Erfolg nicht nur der frühe
Beginn der Behandlung, sondern auch die kurze Inkubationsdauer von nur
zwei Tagen, die diesem Falle eigen war. B. Marcuse.
Schntid, Pyonephrose, Nephrotomie, zwei Jahre später Nephrektomie,
Heilung. W'ürltemb. Corresp.-Bl. 1904, No. 88.
Verf. berichtet über einen Fall von einseitiger Nierentuberkulose, in
welchem die Heilung durch Nephrektomie gelang nachdem zwei Jahre
zuvor wegen Pyonephrose die Nephrotomie ausgeführt worden war. Der
nach der Nephrotomie zurückgebliebene Fistelgang wurde bei der Nephrek-
tomie, um das Eindringen von Eiter in die neue Wunde zu verhüten, zn-
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Khhi.icii.
No. 21.
368
nächst, mit einem Laminariastift ausgefüllt, dann wurde der Fistelgang aus
der alten Narbe herauspräparirt, mit einem starken Seidenfaden zugesclmürt
und fest vernäht Die Hilusgefässe in den Nieren mussten gemeinsam mit
dem Ureter durch eine Massenligatur unterbunden werden, da sie in eine
harte, die Isnlirung hindernde Narbenmasse eingebettet waren. Nach der
Operation wurde eine Vermehrung der täglichen Harnmenge beobachtet.
Kitte Rrklärung dafür kann Verf. nicht sicher geben, glaubt aber, dass
vielleicht die Compensation der gesunden Niere erst dadurch zur vollen
Kntwirkelung kam, dass der vor der Rxstirpation vorhandene „pyämische
Zustand'1 beseitigt wurde. Angaben über funktionelle Nierenuntersuchun®
fehlen. B. Marcuse.
Ehrlich, Zur schnellen Erweiterung des Muttermundes nach Bossr auf
Grund von 30 weiteren Fällen. Arch. f. Gynäkol. 1004, Bd. 73. H 3.
E. bespricht in einer ausführlichen Arbeit, in der er sich auf die Er-
fahrungen, die an 47 Fällen in der Dresdener Frauenklinik gesammelt
wurden, stützt, das Bossi’sche Verfahren der Erweiterung des Mutter
tnnudes. — Hervorgehoben sei folgendes: Nur die dringendsten Anzeigen,
die eine ernstliche Gefährdung des mütterlichen oder kindlichen Lebens
in sich schliessen, berechtigen dazu, das Dilatationsverfahren zur Anwen-
dung zu bringen. — Der vornehmste Grundsatz der Dilatation ist, lieber
zahlreichere und kürzere Umdrehungen auszuführen, als seltene und aus-
giebige, wobei die Erweiterung um je einen Grad des Zeigers innerhalb
von 5 Minuten dieser Vorschrift gerecht werden dürfte. — Von besonderer
Wichtigkeit ist die Frage der Einrisse: Bei verstrichener Portio waren
niemals Eingriffe von erheblicher Tiefe, die mehr als 1—2 Nähte er-
forderten, zu verzeichnen. Wurde dagegen bei wulstiger oder noch er-
haltener Portio dilatirt, so ergaben sich häufigere Verletzungen, die
allerdings, dank der hier geübten grösseren Vorsicht, ebenfalls in den
allermeisten Fällen den bei operativ beendigten Geburten nicht selten
beobachteten Einrissen entsprachen. — In keinem einzigen Falle hat die
mechanische instrumentelle Dilatation nach Bossi eine bemerkenswerte
Coraplikation des Wochenbettes herbeigeführt. — Alles in allem kommt E.
zu dem Resultat, dass das Bossi'sche Verfahren auch fernerhin in Anbc
tracht seiner hohen Vorzüge in der Klinik seine Anwendung finden wird,
freilich mit' auf Grund strengster Indikationen, und ohne dass dabei andere
wertvolle Methoden, die zur Beschleunigung oder Beendigung der Geburt
dienen, eine Einschränkung erfahren. Aber schon jetzt darf behauptet
werden, dass die einst so gefürchteten Metalldilatatoren längst den Ruf der
Gefährlichkeit verloren haben und insbesondere das Bossi'sche Dilatatorium
sich einen hervorragenden Platz in der Geburtshülfe errungen hat. Das
Bossi’sche Verfahren dürfte daher, da es uns die Möglichkeit giebt, die
Geburt sowohl schnell als auch sicher und gefahrlos zu beendigen, als ein
bemerkenswerter Fortschritt in der operativen Geburtshülfe zu betrachten
sein. Br. Wolff.
Linsend trugen werden au üi« Adresse de» Herrn lieh. Med. -Kat Prof. Dr. M. Bernhardt (Berlin 'v
Französische Ntrasse 31) oder an die Verlagahandlung (Berlin NW., Unter den Linden 6$) erbeten
Verlag von August II ir ich« »Id in Berlin. — Druck von L. Srhumarher in Berlin X
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UentHcW fnrhAinen
Bo (ttimnm 8flilu»»(
du' Jahrgmt« Titel, Na*
pach-IUgiiKr.
Centralblatt
Prell des Jahrganges
28 Mark ; tu bestehen
durch alle Burhhand-
lungen u. Postanataltao.
für die
ficdiciiiischen Wissenschaften.
Unter Mitwirkung von
jf. Dr. H. Senator, Prof. Dr. E. Salkowski,
redigirt von
Prof. Dr. M. Bern
in Berlin.
Schultz,
1905.
3. Juni.
Inhalt: Arblods, SouliC und Toujan, Ueber du: "Bildung des
Adrenalins in den Nebennieren. — Cavazzani, Zum Vorkommen des Nucteons.
— Bergen und Haank, Ueber den Enzyragehalt der Magenschleimhaut. —
Gbelhuyukn, Zur Kenntnis der Acetonbilduug. — Wikskl, Gefässverände-
rangen bei Typhus. — Westenhoeepbr, Pseudoeyste am Pankreas. —
v. Brunn, Ueber juvenile Osteoarthritis. — Bavon, Ueber Chondrodystrophia
foetalis. — Hekoabd, Ueber Ovarialbernien. — Tkrtsch, Die diphtberieähn-
licben Bacillen der Conjunktiva. — Kboslop, Hemianopsie und Diabetes insipidus.
— Alexander, Congenitale Missbildung des inneren Obres. — Le im kr.
C.uuistischer otologischer Bericht. — Boeningiiads, Ueber nervösen Halsschmerz.
— Sehon, Ueber Kehlkopfkrebs. — Kanui, Die Actiologie des (iclbfiebers. —
Schadd'inn, Einwanderung von Ankylostoraum durch die Haut. — Zajacz-
eowski, Ueber Diurctin und Harnstoff. — Stabck, Ueber akute Herzdilatation.
— Fm«, Vortiiusehung der Gallenblase. — Nagki.i, Vortäuschung von Peri-
typhlitis. — Wimteebteikeb, Ueber die Bleonorrhoe der Neugeborenen. —
Quest, Die Darmgase bei Tympanitis der Neugeborenen. — Bektaiikli.i, Zur
Kenntnis der Wutkrankheit. — Kölpin, Tuberkulöse Erkrankung des Atlanto-
Occipitalgclenks. — Davidsohm und W' brtheiukb, Complicirte Tabes. —
Sikmkhli. inu. Bedeutung der Cerebrospinalflüssigkeit für die Diagnose. —
Clement, Behandlung des Zitterns. — Jobdan, Hautveränderungen bei Nieren-
kranken. — L vds ton. Erworbene Syphilis beim Kind. — Lydston, Ueber
Prostatektomie.
Abelous, Souli«. et Toujan, Sur la formation de l’adrenaline par les
glandes surrenales. Soc. de biol. 1905, No. 12, p. 533.
Die französischen Forscher haben durch eine sehr geschickte Versuchs-
auordnung die Frage zu entscheiden versucht, ob die Nebennieren selbst
das Adrenalin produciren oder ob sie nur das an irgend einem anderen
Orte des Organismus producirte Sekret aufspeichern. Sie konnten nach-
weisen, dass eine colorimetrische Jodbestimmung des Adrenalins höhere
Werte ergiebt, wenn man eine Portion einer fein verriebenen Kochsalz-
aufschwemmung 24 Stunden lang im Brutofen bei 40° verweilen lässt, als
eine andere Portion desselben Gemisches, das bei 0° aufbewahrt wurde.
Es muss sich also unter dem Einfluss der höheren Temperatur aus der
Nebennierensubstanz selbst Adrenalin gebildet haben. — Die weitere Frage,
die sie nach dieser Methode zu entscheiden unternahmen, war die, welche
XLIII. Jahrgang. 24
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370 Cavazzaki. — Bknokk und Haake. No. 22
der beiden Nebennierensubstanzen, die Rinde oder das Mark der Adrenalin-
bildner sei: und es stellte sich bei diesen Versuchen heraus, dass der
Rindensubstanz die Bildung, der Marksubstauz die Aufspeicherung der
wirksamen Substanz obliegt. - Poll.
K. Cavazzani, Das Nucleon in ostrea edulis. Centralbl. f. Physiol. XVIII.,
S. 666.
Nach C. und Manjcandi findet sich Nucleon in vielen Organen bei
Säugetieren und in Vegetabilien. C. hat nun festgestellt, dass es sich in
der Auster in doppelter Menge wie bei den Säugern findet, nämlich zn
0,3726 pCt. Er bringt dies mit dem starken Mineralstoffwechsel der Auster
in Beziehung. — Bei Pisum sativum nimmt die Nucleoumenge beim Beginn
des Keiraens erheblich ab, später ganz erheblich zu, sodass sie am 39. Tage
das 7 — Sfache des Anfangswertes ausmacht. Bei voller Blüte beträgt sie
das 71 fache, und zur Zeit der Reife das lOOfache. Dann nimmt die Menge
wieder ab. — Zur Zeit der Blüte ist in Wurzel, Stiel, Blättern die gleiche
Menge Nucleon enthalten, später überragt die im Samen. Das Nucleon
dürfte in Beziehung zu den Vorgäugen bei der Fortpflanzung stehen.
A. Loewy.
F. Bongen und G. Hanne, Ueber den Enzymgehalt der Magenschleimhaut
des Schweines und den Wechsel desselben während der Verdaunng
Pflüger’s Arch. f. d. ges. Physiol. Bd. 106, S. 267.
B. und H. haben frühere Untersuchungen von ELLENBERGER und HOF-
MEISTER wiederholt und fortgesetzt. Sie prüften die Menge und Art der
Enzyme, die in der Schleimhaut der drei Abteilungen des Magens ent-
halten sind, die man beim Schweine unterscheidet. In der Mitte liegt der
Fundusteil, dessen Drüsen Belegzellen führen, der Cardia- und Pylorusteil
haben Drüsen ohne Belegzellen. Es wurden Extrakte hergestellt, deren
Wirksamkeit untersucht wurde. Die Verff. finden Folgendes: Die Drüsen
des Cardiateils enthalten nur amylolytisches Ferment. Die der Fundus-
region führen peptisches, amylolytisches, Labferment und ein schwach fett-
spaltendes. Der Pylorusteil enthält — abgesehen vom Fett spaltenden
Ferment — die gleiche Fermente, aber was peptisches und amylolytisches
betrifft, schwächer wirksam.
Während der ersten Verdauuugsstuude ist der Pepsingehalt der Fundus-
drüsen am höchsten, um dann abzufallen bis zur 9. — 10. Stunde. Dann
steigt er wieder an. Im Pylorusteil steigt der Pepsingehalt in der 2. bis
3. Verdauungsstunde. Ein Wechsel der Labfermcutmenge im Fundusteil
konnte nicht festgestellt werden. — Die Fundusdrüsen haben einen weit
stärkeren Säuregehalt als die Pylorus- und besonders als die Cardiadrüsen.
— Das amylolytische Ferment wechselt an Menge in den verschiedenen
Verdauungsstunden. — Im Fundusdrüsenextrakt ist mehr Mucin nachiu-
weisen als in dem vom Pylorus, trotzdem dieser zäher und fadenziehender
ist. — Am wenigsten Mucin führt der Cardiadrüsenextrakt.
A. Loewy.
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No. 22.
filCKLMl'VDKH. WlKSKI.. WkSTKNIIOKFI'BB.
371
H. Chr. Geelmuyden, Ueber den Acetongehalt der Organe am Coma
diabeticum Verstorbener nebst Beiträgen zur Theorie des Acetonstoff-
wechsels. Zeitschr. f. physiol. Chem. Bd. 41, S. 128.
Durch Untersuchung der Organe von im Coma verstorbenen Diabetikern
fand Verf., dass dieselben mehr Aceton enthalten als normale Organe,
deren geringen Acetongehalt v. Jaksch 1885 festgestellt* hat. Die Leber
wurde in allen Fällen, d. h. bei Diabetikern und Nichtdiabetikern aceton-
ärmer befunden als alle übrigen Organe. Der Harn der Diabetiker kann
viel mehr Aceton enthalten als das Blut desselben Individuums. Verf. ist
der Meinung, dass Aceton und Acetonkörper (Acetessigsäure, /i-Oxybutter-
säure) normale Stoffwechsclproduktc sind; die bekannte Wirkung der Kohle-
hydrate, eine bestehende Acetonurie zum Verschwinden zu bringen, erklärt
Verf. durch die Hypothese, dass Aceton und Kohlehydrate sich im inter-
mediären Stoffwechsel durch eine Synthese verbinden, die für die weitere
Umsetzung der Acetonkörper notwendig und deren Schädigung resp. Auf-
hebung die Acetonurie bedingt. Die Eigenschaft des Fettes, eine bestehende
Acetonurie verstärken, aber auch verringern zu können, erklärt Verf. durch
die Annahme, dass die Fette im intermediären Stoffwechsel auf zwei ver-
schiedenen Wegen abgebaut werden, von denen der eine über die Kohle-
hydrate, der andere über die Acetonkörper führt. Bezüglich der Betrach-
tungen, welche diese Hypothesen stützen sollen, muss auf das Original
verwiesen werden. Neuberg.
Wiesel, Ueber Veränderungen am Cirkulationsapparate, speciell dem peri-
pheren Gefässsysteme bei Typhus abdominalis. Zeitschr. f. Heilk. Bd. 30,
H. 2, S. 107.
Bezüglich des Herzmuskels bei Typhuskranken bestätigt Verf. die
Untersuchungen von Bomberq, wonach constant eine interstitielle Myo-
carditis anzutreffen ist. Neu und wichtig sind des Verf.’s Untersuchungs-
resultate an mittelstarken Körperarterien. Die Veränderungen betrafen
ausschliesslich die mittlere Gefässbaut. Die Muskelfasern waren durchweg
verschmälert, das intermuskulärc Bindegewebe hatte bedeutend zugenommeu,
stellenweise fanden sich starke Anhäufungen der zelligen Elemente. Be-
sonders stark verändert war das elastische Gewebe. Es war vielfach
unterbrochen, die Fasern zerrissen, öfter in kleine Körnchen und Bröckelten
zerfallen; au besonders schwer erkrankten Stellen fehlte das elastische
Gewebe gänzlich. Ebenso wie die Romberg’sche Myocarditis fanden sich
auch die hier beschriebenen mesarteriitischen Veränderungen constant vor.
Wie bei heilenden Typhusfällen die Restitution erfolgt, darüber konnte
leider mangels geeigneten Materials kein Aufschluss erhalteu werden. Bei
eioem Patienten, der ein Vierteljahr nach überstandenem Typhus an Pneu-
monie zu Grunde ging, fanden sich keine der beschriebenen Proces.se
mehr vor. ßeitzke.
WestenhoefTcr, Pseudocyste am Pankreas bei doppelseitigem Kystadenoma
malignum der Ovarien. Charite Annalen. Bd. 28, S. 783.
46jährige Frau mit starkem Ascites und weichen Halsdrüsenschwel-
lungen; früher Resektion des linken Ellenbogeugeleuks wegen Tuberkulose.
•24*
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372
v. Rkckk. — Rayon.
No. 22
Klinische Diagnose: Tuberkulöse Peritonitis. Während 2*/4jähriger Kranken-
hausbehandlung wurden der Patientin insgesammt 150 1 Ascitesflüssigkeit
abgelassen. Nach der Punktion ist im Leib ein kindskopfgrosser Tumor
unterhalb der Leber tastbar. Exitus an einer intercurrenten fieberbafteu
Erkrankung. Die Sektion ergab chronische Peritonitis, doppelseitiges
malignes Ovarialkystom und eine kalbskopfgrosse, zwischen Leber und
Pankreas gelegene Cyste; Obliteration des Forameo Winslowii. In der
Cyste fand sich eine bräunliche Flüssigkeit, welche keine Pankreasfermentc
enthielt und deren chemische Untersuchung einen auffallend hoben Procent-
Ammoniakstickstoff im Verhältnis zum gelösten Stickstoff ergab. Die
histologische Untersuchung zeigte, dass die Wand der Cyste allseitig vom
Peritoneum gebildet war, das Pankreas hatte nirgends unmittelbaren Anteil
daran. Nach alledem handelt es sich nicht um eine Pankreascyste, sondern
um einen abgesackten Ascites in der Bursa omentalis. Beitzke
M. v. Brunn, Ueber die juvenile Osteoarthritis des Hüftgelenks. Beitr.
z. klin. Chir. Bd. 31, H. 3.
Nach v. B. giebt es auch im jugendlichen Alter eine dem Maluni
coxae senile entsprechende Arthritis deformans coxae. Dieselbe kommt
bei beiden Geschlechtern in gleicher Weise einseitig oder doppelseitig vor.
Aetiologisch spielen nicht, wie bisher angenommen wurde, Traumen die
allein ausschlaggebende Holle, jedenfalls kommt auch eine idiopathische
Form der Erkrankung vor. Die letzte Ursache der Knochenumbildung ist
uns noch unbekannt. Es liegt im Wesen der Erkrankung, dass je nach
der Gestaltung der Gelenkflächen die Symptome wechselnde sind. Sie
können der Coxa vara sehr ähnlich werden. Von Stellungsanomalien ist
die constanteste die Aussenrotation; daneben kommt aber auch Inneu-
rotation, Abduktion [und Flexion in mannigfacher Combination vor. Die
Bewegungsbeschränkungcn können sehr hohe Grade erreichen und die
schwersten Funktionsstörungen veranlassen. Sie können alle Bewegungen
betreffen. Constant sind Ab- und Adduktion sowie Rotation behindert,
seltener die Flexion, noch seltener die Extension. Besonders charakte-
ristisch scheint ein Wechsel des Befundes bei Rotationsbewegungen zu sein,
je nachdem man in Beuge- oder Streckstellung untersucht. Therapeutisch
sollte zunächst exspektativ verfahren werden. Eine zeitweise Ruhigstellung
in möglichst corrigirter Stellung kann besonders bei Reizzuständen des
Gelenkes von Vorteil sein; am wichtigsten aber sind Bewegungsübungen,
die der fehlerhaften Stellung entgegenwirken. Nur im Notfall kommt die
Resektion in Frage. Joachimsthal.
I*. (». Bnyon, Ueber angebliche verfrühte Synostose bei Krctinen und die
hypothetischen Beziehungen der Ohondrodystrophia foetalis zur Atliy-
reosis. Beitr. z. pathol. Auat. u. zur allgem. Pathol. Bd. 36, H. 1, S. 119.
Nach B. findet eine verfrühte Synostose irgendwelcher Fuge bei keinem
echten Kretin statt. Die gegenteilige Anschauung beruht auf Verwechslung
des Kretinismus mit der Chondrodystrophia foetalis hypoplastica, bei welcher
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No. -22.
Hkkgaakd.
373
Erkrankung übrigens keine verfrühte Synostose, sondern nur ein Stillstand
des enchondralen Wachstums stattfindet. Die Chondrodystrophia foetalis
hypoplastica bietet pathologisch -anatomisch keine Identität mit dem
Kretinismus; ätiologisch ist bis jetzt kein Berührungspunkt beider Er-
krankungen uacbgewicsen worden. Joachimsthal.
Heegaard, Ueber Ovarialhernien. Arch. f. klin. Chir. 75. Bd., 2. H.,
S. 425.
Das Ovariura wird als Bruchinhalt in jeder Art von Hernien gefunden;
während nun beim weiblichen Geschlecht die Cruralhernien überwiegen,
prävaliren die Inguinalhernien, sobald das Ovarium den Bruchinhalt bildet.
Diese Tatsache beruht wahrscheinlich unter anderem darauf, dass ein Teil
der Kranken männliche Hermaphroditen sind. Was die Entstehung der
Inguinalhernien betrifft, so handelt es sich nach H. nicht um wirklich
congenitale Verlagerungen des Ovariums, sondern stets um Vorfall des
Organs nach der Geburt, wie bei allen übrigen Hernienarten, in einen prä-
formirten Bruchsack. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass sich normaler-
weise beim weiblichen Fötus keine dem Ligamentum rotundum folgende
Ausstülpung des Peritoneums findet und ein dem Descensus testiculi ana-
loger Vorgaug, wie vielfach behauptet, beim weiblichen Geschlecht nicht
stattfindet. Dass bei offenem Leistenkanal die Bauchpresse das Ovarium
abwärts dislociren kann, ist bei der länglichen Form, der glatten Ober-
fläche und der grossen Beweglichkeit des Organs leicht erklärlich. Der
gleiche Entstehungsraodus dürfte auch bei den mit sonstigen Anomalien
der Genitalsphäre combinirten Ovarialhernien der Fall sein, ebenso wie
bei den seltenen Cruralovarialhernien, welche am häufigsten deswegen erst
im späteren Lebensalter entstehen, weil das Ovarium im Kindesalter weit
vom Cruraikanal entfernt liegt und dieser überhaupt sehr wenig entwickelt
ist. — Betreffs der Funktion des hernirten Ovariums ergiebt die Beob-
achtung, dass bei geschlechtsreifen Individuen periodisch im Anschluss an
die Menstruation mehr oder weniger starke Volumvermehrung eintritt, dass
mithin die abnorme Lage nicht direkt hindernd auf die physiologische
Funktion einwirkt, dagegen auf rein mechanischem Wege Schwierigkeiten
bei der Befruchtung etc. entstehen, sodass Ovarialhernie für Extrauterin-
schwangerschaft disponirt. — Das verlagerte Ovarium findet sich häufig
im Zustande chronischer Entzündung und wurde mehrfach cystisch oder
tnaligue degenerirt angetroffen. Weiter wurde mehrmals Stieltorsion und
Incarceration beobachtet. — Nach Besprechung der Symptome und der
Diagnose stellt H. für die Behandlung folgenden Satz auf: Da der operative
Eingriff zwecks Radikalheilung ein an sich gefahrloser ist, andererseits
eine unblutige Reposition das Vorhandensein eines schwer pathologischen
Zustandes des Ovariums nicht erkennen lässt, so muss die Herniotomie
vorgenommen werden und je nach dem Zustande des Ovariums dieses
reponirt oder entfernt werden unter Berücksichtigung des Umstandes, dass
es dem Patienten mehr frommt, ein Ovarium einzubüssen, als den Ge-
fahren einer Peritonitis ausgesetzt zu werden. Peltesohn.
*
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374
Tkrtsch. — Redslop, — Alexander.
No. ‘22.
Tortsoll, Ein Beitrag zu dem Diphtheriebacillus ähnlichen Stäbchen des
Oonjunktivalsackes. Zeitschr. f. Augenheilk. XII., S. 621.
T. untersuchte 32 Stämme von Diphtherie ähnlichen Bakterien, von
welchen 23 aus der normalen, 5 aus einer an Katarrh erkrankten und 4
aus einer xerotischen Cojunktiva stammten. Es gelang ihm 6 Stämme zu
finden, welche in hohen Weiten mit einem hochwertigen agglutinirenden
Diphtherieserum agglutinirbar waren, welche also echte Diphtheriestämme
sind. Unter den avirulenten diphtherieähnlichen Bakterien des Conjnnktival-
sackes sind 3 Gruppen zu unterscheiden. In die erste Gruppe gehören
alle mit einem hochwertigen Serum in hoben Werten agglutinirbaren
Stämme, die als echte, aber avirulente Löffler’sche Diphtheriebacillen zu
betrachten sind. Dieselben wachsen etwas schwächer, als der virulente
Bacillus, geben einen teilweise positiven Ausfall der Neisser'schen Doppel-
färbung und produciren in geringerem Grade Säure als die echten Diph-
theriestämrae. In die zweite Gruppe gehören alle jene schlecht wachsen-
den und wenig widerstandsfähigen Stämme, die in Bouillon eine gewisse
Säurebeständigkeit haben und in ihren culturellen Eigenschaften dem echten
Löffler-Bacillus sehr ähnlich sind. Die dritte Gruppe umfasst die üppig
wachsenden, reichlich Alkali producirenden Stämme, die in jeglicher Be-
ziehung von den echten Diphtheriebacillen zu unterscheiden sind. Nicht
ganz unwahrscheinlich ist, dass zwischen der ersten und zweiten Gruppe
Uebergänge bestehen. Die Untersuchungen von T. bestätigen die Tatsache,
dass es avirulente Diphtheriebacillen giebt, doch bleibt die Frage immer
noch offen, ob diese avirulenten Bacillen unter gewissen Umständen virulent
werden können, ob also eine Diphtherie ohne Infektion von aussen ent-
stehen kann. Horst mann.
E. Redslop, Bitemporale Hemianopsie und Diabetes insipidus. Kl in.
Monatsbl. f. Augenheilk. XLIII, I, S. 226.
Nach dem Falle eines schweren Sackes auf den Hinterkopf entwickelte
sich bei einem 14 jährigen Mädchen Diabetes insipidus unter dem Bilde
der Folvuric, Polydipsie und verminderten specifischen Gewichts des Urins
mit gleichzeitiger typischer bitemporaler Hemianopsie. Die Sehschärfe war
herabgesetzt, die Papillen weisslich verfärbt. Da nach der Verletzung
Blutungen aus Nase, Mund und Ohren .stattgefunden und am unteren linken
Orbitalrand eine Knochenfissur abtastbar war, so konnte eine vorausge-
gangene Fraktur der Schädelbasis diagnosticirt werden. Der Verf. hält
den Diabetes insipidus und die bitemporale Hemianopsie für zufällig neben-
einander vorkommende Folgezustände dieser Verletzung, die sowohl im
Hinter- oder Nachhirn (Diabetes) als auch am Chiasma (Hemianopsie)
zerstörend einwirkte. G. Abclsdorff.
(■, Alexander, Zur vergleichenden pathologischen Anatomie des Gehör-
organs. II. Zur Kenntnis der congenitalen Missbildungen des inneren
Ohres. Zeitschr. f. Ohrenheilk. 48. Bd., S. 259.
A. berichtet über das Ergebnis der mikroskopischen Untersuchung
eines 11 mm laugen Katzenembryo der Form .laniceps asyiuraetros syo-
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No. 22.
Leimes. — Boknimobaus. — Semok.
375
cephalus, der schon makroskopisch die deutlichen Zeichen einer Synotie
erkennen liess. Kr kommt zu dem Schluss, dass die synotischen Laby-
rinthe schon sehr frühzeitig und zwar zu einer Zeit eine mangelhafte und
rückständige Kntwickelung aufweisen, zu welcher von Einfluss mechanischer
Umstände, wie sie sich später durch die enge Aneinanderlagernng der
beiden Gehörorgane ergiebt, noch keine Rede sein kann. Schwabach.
Leimer, Operative Kröffnung des Warzenteiles in 80 Fällen von Otitis
media purulenta acuta mit Rinpyem in den Warzenzellen während der
Jahre 1892 — 1901. (Aus d. königl. otiatrischen Universitätsklinik zu
München.) Zeitschr. f. Ohrenheilk. 48. Bd., S. 281.
Zu kurzem Referat nicht geeignet, siehe deshalb das Original.
Schwabach.
Ilopiiinghaus, Ueber nervösen Halsschmerz. Deutsche med. Wocbenschr.
1904, No. 40.
Bei Kranken, die objektiv im Halse wenig erkennen lassen, das die
Beschwerden rechtfertigen könnte, findet man bei Palpation des äusseren
Halses recht häufig Druckpunkte und zwar einen oberen seitlich zwischen
Zungenbein und Schildknorpel und einen unteren kurz über der Clavicula,
dicht neben der Luftröhre. Der obere Punkt entspricht dem Durchtritt
des einen Astes des N. laryng. sup., der andere dem des N. recurrens.
Die Therapie besteht in äusserer Massage des Halses. (Wenn sich auch
nicht immer diese Druckpunkte nachweisen lassen, so ist doch richtig, dass
in vielen Fällen von „nervösem Halsschraerz“ die äussere Massage des
Halses die Beschwerden beseitigt. Ref.) W. Lublinski.
F. Seinon, An address on cancer of the larynx. The Lancet 1904, Nov. 5.
Verf. hebt von neuem hervor, wie wichtig eine möglichst frühzeitige
Diagnose bei Krebs des Larynx sei und wie besonders der praktische Arzt
bei hartnäckiger Heiserkeit ohne besondere Ursache, die Personen im
mittleren und höheren Alter befällt, vorsichtig sein soll. Die klinische
Diagnose genügt in den meisten Fällen, wenn sic auch nicht absolut ist
und selbst erfahrenen Beobachtern [rrtümer unterlaufen können. Deshalb
ist vor der Radikaloperation die mikroskopische Untersuchung eines vorher
entfernten Teils notwendig. Aber auch diese ist nicht immer eindeutig
und sollte wiederholt vorgenommen werden event. eine explorative ThyrCo-
tomie. Die intralaryngeale Methode der Entfernung hält Verf. für nicht
geeignet. Ob die subhyoide Pharyngotomie in einer sehr kleinen Anzahl
der Fälle genüge, steht noch nicht fest. Die ideale Methode, wenn früh-
zeitig unternommen, ist die Thyreotomie bei dem sog. inneren Krebs. Die
halbseitige Laryngektomie kommt in Frage, wenn sich nach Eröffnung des
Kehlkopfes herausstellt, dass dio Laryngotomie nicht mehr genügt. Die
Lymphdrüsen sind zu entfernen, selbst wenn sie anscheinend nicht erkrankt
sind. Die totale Laryngektomie sollte für deu äusseren Krebs reservirt
werden und für diejenigen Fälle des inneren, in dem beide Seiten ergriffen
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37«
Bandi.
No. 22.
sind und wo die Erkrankung zu weit vorgeschritten ist. Dabei müssen
die beiderseitigen Lymphdrüsen zugleich entfernt werden.
W. Lublinski.
4. Bandi, Klinisch-experimentelle Studien über die Aetiologie und Patho-
genesis des gelben Fiebers. Zeitschr. f. Hyg. 1904, Bd. 46, S. 81.
Im Aufträge der Direktion der öffentlichen Gesundheitspflege von
St. Paulo hat ß. in Rio de Janeiro 1902, als daselbst das Gelbfieber un-
gewöhnlich heftig wütete, diese Krankheit studirt und sich besonders mit
der Klärung der Frage beschäftigt, ob der Bac. icteroides von SANARKLLl
der Erreger des Gelbfiebers ist, oder ob die von den amerikanischen
Militärärzten auf Grund ihrer Versuche in der Umgebung von Habana ver-
tretene Theorie, dass der Erreger des Gelbfiebers zu den Protozoen gehört
und von Moskitos, in denen er eine besondere Umwandlung durchmachen
müsse, übertragen wird, das Richtige treffe. Die bakteriologische Unter-
suchung an Gelbfieberkranken und -Leichen hat zu folgenden Ergebnissen
geführt. Das Blut der im Fieberstadium (Eindringungsstadium) befindlichen
Kranken erwies sich bei Cultur in den üblichen Nährsubstraten als steril.
Im zweiten Stadium der Krankheit (Verminderungsstadium) können ver-
schiedene Keime im Blute nachgewiesen werden, auch der Bac. icteroides
stellt sich im Blute der Gelbfieberkranken während des zweiten Stadiums
ein, er ist aber weder in diesem noch in dem agonalen Stadium regel-
mässig im Blute nachweisbar. Auch in den Organen der Leiche wird er
nicht regelmässig gefunden; falls es gelingt, ihn zu isoliren, so ist er doch
uicht in grosser Menge vorhanden. Am ehesten ist er in der Leber nach-
weisbar. Da aber der Bac. icteroides von allen Keimen, welche aus dem
Gelblieberkranken und aus der Leiche isolirt sind, der einzige ist, der nur
dem Gelbfieber eigen ist, bei keiner anderen Krankheit gefunden wird, da
er allein fähig ist, auch in den Versuchstieren ein Gift zu erzeugen, welches
rasch auf das Zellprotoplasma überhaupt und besonders auf die Leberzelle
einwirkt, sodass nekrobiotische Processe höchsten Grades, wie man sie im
Gelbfieber des Menschen beobachtet, eintreten, so ist B. geneigt, den Bac.
icteroides als den bisher wahrscheinlichsten Erreger anzusehen. Dass das
Serum der Kranken den Bac. icteroides nicht agglutinirt, kann gegen seine
ätiologische Bedeutung nicht sprechen; dieser Mangel an specifischen
Agglutininen stehe in Zusammenhänge mit der besonderen Natur der
Krankheit, die sich als eine Intoxikation charakterisire ähnlich der Diph-
therie und dem Tetanus, wo auch specifische Agglutininc nicht nachweisbar
seien.
Zur Klärung der Frage, ob den Moskitos für die Verbreitung des
Gelbfiebers eine Rolle beizumessen sei, hat B. die zwei in Rio de Janeiro
vorherrschenden Arten von Hausmoskitos, den Culex latigans und die ge-
ringelte Stegomyia oder Culex taeniatus, welche letztere für die Aetiologie
des Gelbfiebers nach der Ansicht der nordamerikanischen Commission ver-
antwortlich sein soll, bakteriologisch und histologisch auf das Genaueste
untersucht. Es wurden hierfür aus den Eiern gezüchtete Exemplare ge-
wählt und zwar einmal solche, welche sicher nicht Gelbfiebcrkranke ge-
stochen hatten, andererseits Moskitos, welche verschieden lange Zeit Blut
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So. 22.
ScHAlmiHN.
377
der Kranken aufgenommen hatten. Weder die bakteriologischen noch
histologischen Untersuchungen, letztere in Form von Serienschnitten aus-
geführt, ergaben einen Unterschied zwischen den Tieren, die nicht Blut
aufgenommen, und denen, die gesaugt hatten. Es müsste demnach, falls
die Moskitotheorie zu Recht bestände, ein bisher völlig einzig dastehendes
Verhalten obwalten, der Erreger des Gelbfiebers müsste ein unsichtbarer
Blutparasit sein, welcher in der Mücke Umwandlungen durchraachte, ohne
hierbei in irgend einem Organe zu irgend einer Zeit Veränderungen hervor-
zurufen.
Zum Schluss unterzieht B. die Arbeiten der nordamerikanischen Com-
mission in Habana einer eingehenden Kritik. Einmal seien die Ueber-
tragungsversuche in einer Gegend vorgenommen, in der das Gelbfieber
endemisch sei, sodass Ausschliessung einer anderweitigen Infektion auf
Schwierigkeiten stiess. Die Vorkehrungsmaassnahmen, diese auszuschliessen,
hält B. nicht für genügende. Sodann ständen die Resultate in einem ge-
wissen Widerspruch zu denen von Finlat, der zuerst die Moskitotheorie
vertreten und auf ihr eine Immunisirungsmethode aufgebaut habe. Während
dieser fand, dass die Moskitos nur während weniger Tage unmittelbar
nach der Blutaufnahme infektionstüchtig sind, wurde von der nordamerika-
nischen Commission festgestellt, dass die Moskitos in den ersten Tagen
nach der Rlutaufnahme nicht die Krankheit übertragen, sondern dass dies
erst nach Verlauf von durchschnittlich 12 Tagen der Fall sei. Ferner hält
B. die Art, wie die erzeugte Krankheit als Gelbfieber identificirt wurde,
nicht für einwandfrei. Die Symptome im ersten Stadium und selbst bis
ins zweite hinein, seien so wenig prägnant, dass aus ihnen die Diagnose
wohl während einer Epidemie gestellt werden dürfe, sie köunten aber
nicht für derartige Experimente als ausschlaggebend angesehen werden.
Endlich seien die Erfolge bei der Bekämpfung des Gelbfiebers in Habana
nicht allein aus dem Kampfe gegen die Moskitos zu erklären, es seieu von
den Amerikanern die hygienischen Verhältnisse überhaupt seit der Okku-
pation wesentlich verbessert worden.
Für die Moskitotheorie könne lediglich angeführt werden, dass Gelb-
fieber nur in Gegenden endemisch oder epidemisch auftrete, in denen die
geringelte Stegomyia vorkomme. Dies sei kein hinreichender Grund, um
auch einen Zusammenhang auzunehmen. Gegen die Uebertragung durch
Stegomyia spreche die allgemeine Erfahrung, dass die Infektion nachts
stattfinde — .nur der Nachtaufenthalt in Gelbfiebergegenden sei gefährlich,
der Tagaufenthalt nicht — während die Stegomyia mit Vorliebe am Tage
steche, zum mindesten nicht allein Nachts. Dass Neuerkrankungen erst
längere Zeit nach Einschleppung eines Falles in einer bisher verschonten
Gegend aufträten, muss nicht mit einem Umwandlungsprocesse in der
Stechmücke Zusammenhängen, ähnlich lägen die Verhältnisse auch bei
Cholera und Pest, bei deren Verbreitung die Mücken keine Rolle spielten.
H. Bischoff.
F. Scliaudinit, Ueber die Einwanderung der Ankylostomumlarven von der
Haut aus. Deutsche med. Wochenschr. 1904, No. 37, S. 1338.
Nachdem Leichtenstern durch Fütterungsversuche einen Infektions-
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378
Zajaci’.kowski. — .Starck.
No. 22.
modus bei der Ankylostomiasis festgestellt hat, hat Looss auf Grund einer
Selbstiufektion und von Versuchen an Tieren darauf hingewiesen, dass die
Ankylostomcnlarven durcli die unversehrte Haut cindriugen und so in den
Darm gelangen können. Die Angaben von Looss sind von verschiedenen
Seiten auf das heftigste bekämpft worden, jetzt erfahren sie durch Experi-
mente von Sch. im Kaiserlichen Gesundheitsamte ihre Bestätigung. Sch.
hat Affen auf eine geschorene Partie zwischen den Schulterblättern Ankv-
lostomumlarvcn gebracht. Das eine Tier starb nach 12 Tagen, im Darme
wurden einige Larven nachgewiesen, zwei frei, eine grössere Zahl in der
Tiefe der Schleimhaut nahe der Submucosa. Ein anderer Affe wurde mehr-
fach inticirt, das letzte Mal kurz vor dem Töten. Auch hier wurden Larven
im Darm, ferner eine grosse Zahl in den tieferen Hautschichten na eh ge-
wiesen. Nach Sch. hat Looss auf dem internationalen Zoologencongress
in Bern (14. — 20. August 1904) seine Präparate über die Einwanderung
der Ankylostomumlarven demonstrirt und nachgewiesen, dass die Larven
in die Hautvenen übergehen, mit dem Blute durch das rechte Herz in die
Lungencapillarcn gelangen. Von hier dringen sie in die Alveolen ein und
wandern durch die Bronchien, Trachea, Kehlkopf, Oesophagus. Magen in
den Darm. Ein Teil gelangt von der Haut in die Lymphgefässe, von wo
sie ebenfalls in die Venen kommen, falls sie nicht in Lymphgefässen fest-
gehalten werden. SCH. konnte bei dem aus dem zweiten Versuche stammen-
den Materiale 5 Larven im Herzblute nach weisen, wodurch die Angaben
von Looss ebenfalls bestätigt werden. Es dürfte danach an der Einwan-
derung der Ankylostomumlarven durch die Haut nicht mehr zu zweifeln
sein. H. Bischoff.
J. Zajaczkowski. Ueber Diuretin und Harnstoff. Wiener med. Presse
1904, No. 44.
Als ganz ausgezeichnetes Diureticum empfiehlt Verf. Pulver, die aus
gleichen Teilen Diuretin und reinem Harnstoff bestehen. Nur darf man
die Dosis nicht zu klein wählen, da 2 g pro die kaum eine Wirkung haben,
und andererseits selbst Tagesdosen von 10 g, abgesehen von oft nicht un-
erwünschten Durchfällen, nicht schädlich wirken. Da aus dem Diuretin
durch Einwirkung von Salzsäure Salicylsäure ausgeschieden wird, so giebt
man das Mittel zweckmässig erst mehrere Stunden nach dem Essen. Verf.
berichtet über mehr als 30 so behandelte Fälle, unter denen die meisten
uncompcnsirte Herzklappenfehler betreffen. Am günstigsten waren die
Resultate bei Insufficienz der Aortenklappen, aber auch bei Mitralfehlern
war die Wirkung meist zufriedenstellend; in den wenigen Fällen von
Mitralinsufficienz, die nicht rcagirten, war auch Digitalis unwirksam. Recht
gute Resultate erzielte Z. bei Lebercirrhose, wo häufig die Harnmenge bis
zur doppelten Menge stieg, und dementsprechend die Krankheitserschei-
nungen zurückgingen. K. Kronthal.
H. Starck, Zur Frage der akuten Herzdilatation. Münch, med. Wochenschr.
1905, No. 7.
Ueber die Frage, ob das menschliche Herz sich akut vergrössern und
rasch wieder zur Norm zurückkehren kann, differiren die Ansichten der
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So. 22.
Fink. Naukli.
379
Autoren resp. Experimentatoren. Verf. bejaht diese Frage auf Grund eines
eklatanten Falles eigener Beobachtung, der einen 20jährigen Studenten
betrifft, in dessen Anamnese sich Scharlach, Influenza sowie ein lang-
wieriger Darmkatarrh befanden. Nachdem er schon im Anschluss an eine
Radtour einen bald vorübergehenden Herzcollaps mit Herzschmerzen durch-
gemacht und ähnliche Erscheinungen bei einer Schlägermensur dargeboten
hatte, trat bei einer zweiten Mensur, 2 */» Wochen nach der ersten, bei
einer Pulsfrequenz von 160 Schlägen ein schnell vorübergehender Collaps
mit Herzscbmerzen auf; am Tage darauf constatirte Verf. eine leichte Ver-
breiterung des Herzens nach links. Eine dritte Mensur musste wegen
heftiger Herzschmerzen und hoher Pulsfrequenz suspendirt werden; eine
halbe Stunde später constatirte Verf. eine enorme Dilatation des Herzens
nach links und eine geringe nach rechts: 8 Stunden später hatte das Herz
nahezu die frühere Grösse erreicht und im Verlauf von 8 Tagen schwanden
die Schmerzen und die Irregularität der Herztätigkeit. Verf. ist der An-
sicht, dass an dem Versagen der Herztätigkeit uud auch an dem raschen
Rückgang der akuten Dilatation im vorliegenden Falle hauptsächlich die
Psyche ursächlich beteiligt war. L. Perl.
1) F. Fink, Ein Fall von Vortäuschung der Gallenblase. Prager med.
Wochenschr. 1904, No. 20.
2) H. Nägeli, Ueber einen Fall von vorgetäuschter Perityphlitis. Corresp.-
Blatt f. Schweizer Aerzte 1904, No. 11.
1) Bei einer Gallensteinoperation beobachtete F. eine höchst seltene
Formveränderung der Leber, die zu einer falschen Diagnose Veranlassung
gab. Bei einer 63jährigen Kaufmannswittwe, die an Kolikanfällen litt,
erschien am unteren Rande der Leber während der Anfälle ein schmerz-
hafter Tumor, der nach dem Anfall sich wieder verkleinerte und schmerzlos
wurde. Die Geschwulst wurde denn auch als vergrösserte Gallenblase an-
gesprochen. Bei der Operation stellte es sich jedoch heraus, dass eine
Gallenblase überhaupt nicht vorhanden war, und dass der vergrösserte
rechte Leberteil nicht die Form des sogenannten Kiedel’schen Lappens
zeigte, sondern dass es sich vielmehr um eine ziemlich gleichmässige, vor
Her Incisur nach rechts herüberreichende Schwellung der Leber handelte,
welche als Gallenblase imponirte. Was das Fehlen der Gallenblase an-
laugt, so schien infolge der seit 20 Jahren bestehenden Kolikanfälle ein
bei der Operation im Ductus cboledochus gefundener haselnussgrosser Stein
aus der Blase in den genannten Gang gewandert zu sein, diesen verlegt
zu haben, worauf die Gallenblase schrumpfte.
2) Der in der Ueberschrift genannte Fall betrifft eine 67 Jahre alte
Patientin, die 28 Jahre vorher eine Blinddarmentzündung durchgemacht
hatte. Sie erkrankte nunmehr an plötzlichen heftigen Schmerzen der
lleocoecalgegend und an anderweitigen Krankheitserscheinungen, die nur
auf eine Perityphlitis bezogen werden konnten. Da sich nach kurzer Zeit
Symptome einer allgemeinen Peritonitis bemerkbar machten, so wurde die
sofortige Laparotomie vorgeschlagen, von der Kranken jedoch abgelehnt.
Kurze Zeit darauf verstarb die Patientin. Bei der Sektion zeigte es sich
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380
Wl* TKHSTKINKB. QuKST.
No. 22
nunmehr, dass es sich nicht um eine Perityphlitis gehandelt hatte. Der
Processus vermiformis von ungefähr G cm Länge war vollständig obliterirt
und nirgends verwachsen Vielmehr fand sich eine Nekrose des Coecums.
deren Ursache allerdings eine befriedigende Erklärung nicht fand. Car-
cinom oder Tuberkulose waren ebensowenig wie Lues vorhanden. Auch
an irgend eine andere mit Geschwüren verlaufende Darmerkrankung, wie
Typhus, Dysenterie, eitriger Darmkatarrh konnte nicht gedacht werden.
Am wahrscheinlichsten war die Ursache und die erste Veranlassung für
die Nekrose ein mit der Nahrung aufgenommener Fremdkörper. Der Fall
hat insofern ein Interesse, als die Diagnose nach den zu Tage tretenden
Krankheitssymptomen garnicht anders als auf Perityphlitis gestellt werden
konute, während doch der Sitz der Erkrankung ein völlig anderer war.
Carl Rosenthal.
Wintersteiner, Bemerkungen über Häufigkeit und Verhütung der Blen-
norrhoea neonatorum. Wiener klin. Wochenschr. 1904, No. 37.
Uuter 2483 augenkianken Kindern, welche Verf. in den letzten 3 Jahren
int St. Anna-Kinderspital in Wien behandelt hat, waren 122 = 5 pCt. an
Blennorrhoea neonatorum erkrankt. Gegenüber dieser hohen Erkrankungs-
ziffer hält Verf. das Crede’sche Verfahren — selbst wenn es in regelrechter
Art durchgeführt wird — für unzulänglich, den Ausbruch der Blennorrhoe
in allen Fällen zu verhüten. In 2 Fällen kamen die Kinder bereits mit
ausgebildcter Blennorrhoe zur Welt. In 40 Fällen, also in uahezu 1j3 der
Fälle, entstanden die ersten Zeichen der Eiterung erst nach dem 5. (bis
21.) Tage. Diese Späterkrankungen sind nach Meinung des Verf.’s in ihrer
Mehrzahl nicht als Infektionen beim Geburtsakt aufzufassen; für sie ist
vielmehr eine sekundäre Infektion durch das Lochialsekret der Mutter an-
zunehmen. Diese Späterkraukungen kommen fast nur in der häuslichen
Pflege, und zwar ganz vorwiegend der armen Bevölkerung zur Beobachtung,
während sie in den Gebärkliniken vermieden werden können. Der Weg
zur Verhütung dieser Spätinfektionen ist der, die ärmere Bevölkerung durch
die Hebammen über die Gefahren, welche das Verschmieren des Lochial-
sekrets für die Augen des Kindes herbeiführen kann, zu belehren. Die
ausgebrochene Blennorrhoe rät Verf. nach Stellwag zu behandeln. (I bis
2stüudlich Spülungen des Conjunktivalsacks mit hellweinroter Kalium-
hypermanganicumlösung und 1 — 2 malige Touchirung mit 2proc. Argenturu-
nitricumlösung.) Stadthagen.
R. (Juest, Untersuchungen über Darmgase bei Säuglingen mit Tympanites.
Jahrb. f. Kinderheilk. Bd. 69, S. 293.
Die Art der Ernährung hat bei Säuglingen keinen Einfluss auf die
Zusammensetzung der Magengasc, während sie für die Zusammensetzung
der Darmga.se wichtig ist. Die Stickstoffmenge ist bei Ernährung mit
Frauenmilch am grössten, bei kohlehydratreicher Nahrung am geringsten.
Umgekehrt verhält sich die Wasserstoffbildung. Für die Entstehung des
Froschbauches aber ist die Art der Gase im Magen ohne Einfluss, die der
Darmgase jedenfalls nicht entscheidend. Alle Arten von Gasen werden
von den Gefässen der Dannwandungen des gesunden Säuglings, auch wenn
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No. 2‘2. Bkb l'ARKU.I. Köf.PlN. 381
sie in grossen Mengen vorhanden sind, aufgenommen oder als Flatus ent-
leert. Als Ursache für die Entstehung des Froschbauches muss deshalb
neben der Intensität der Gasbildung auf Grund der Untersuchungen von
Kader vor allem eine Störung der ßlutcirkulationsverhältnisse in den
ßanchorganen angenommen werden. Bei Störungen des Blutzu- und Ab-
flusses im Darme wird die Gasresorption behindert und es resultirt die
Ausbildung einer Tympanie. Stadthagen.
ltertarelli, Die neuen Erfahrungen und Fortschritte auf dem Gebiete der
Pathologie der Wutkrankbeit. Wiener klin. Rundschau 1905, No. 9.
Nach den Arbeiten Nkgki’s u. a. genügt zur Diagnose der Wutkrank-
lieit die Prüfung der Pyramidenzellen im Ammonshorn, in denen bei rund
1000 wutkranken Tieren und Menschen in nur 3 Fällen die Negri’schen
Körperchen vermisst wurden. Sie sind nach Behandlung der Stücke mit
Osmiumsäure und nach Alkoholhärtung schwarz gefärbt und in mit der
Hand ausführbaren Schnitten leicht zu finden. Die Wutdiagnose ist nach
diesem einfachen Verfahren jetzt bereits in wenigen Stunden zu stellen.
Die Frage, ob die Negrrschen Körperchen die alleinigen Uebertrager
der Lyssa sind, ist noch unentschieden. Jedenfalls erzeugte das Filtrat
einer Wutvirusemulsion, in dem nichts mehr zu finden war, was auch nur
entfernt an eine parasitäre Form erinnerte, schon in massiger Quantität,
subdural inokulirt, bei Kaninchen den Tod mit typischen Wuterscheinungen.
AI kan.
0. Kiilpln, Ueber den klinischen und anatomischen Befund in einem Falle
von tuberkulöser Erkrankung des rechten Atlanto-Occipitalgelenks. (Zu-
gleich ein Beitrag zur Kenntnis des Ursprungs des spinalen Accessorius.)
Arch. f. Psych. u. Nervenkrank!). 37. Bd. (3).
In dem von K. beschriebenen Falle handelt es sich um Tuberkulose
des rechten Atlanto-Occipitalgelenks, die sich bei einem 22jährigen Mädchen,
das an tuberkulöser Erkrankung fast aller Organe litt, mit Nackensteifig-
keit und Beschränkung der Kopfbewegung einleitete; es folgten Schmerzen
beim Schlucken, spastische Parese der Beine, degenerative Lähmung im
Mm. cucullaris und sternocleidomastoideus resp. im Gebiete des linken
N. accessorius, leise Sprache, Respirationslähmung. Weniger betroffen
waren die Muskeln, deren Ursprung und Innervation im 3. — 5. Oervical-
segment liegt, wie die Mm. interossei, serratus, deltoideus etc. — Neben
einer tuberkulösen Caries des rechten Atlanto-Occipitalgelenks erwiesen die
Sektion und mikroskopische Untersuchung einen prävertebralen Abscess,
pachymeningitische Auflagerungen in der Höhe des Halsraarks und eine
allgemeine Meningitis spinalis mit Wurzelneuritis; auch war der linke
N. accessorius parenchymatös degenerirt und im Halsmark eine Zellgruppe
degenerirt, die als Ursprungszellen des N. accessorius anzusehen sind. Die
Ausdehnung dieses Kerns unterliegt erhebücheu individuellen Differenzen;
doch kommen nur die 3 — 4 obersten Halssegmente in Betracht; innerhalb
dieser Grenzen existirt der Kern als eine gut differenzirte Zellgruppe, die
in den obersten Ebenen in der Mitte des Vorderhorns liegt, dann bald
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382 Davidsohn u. Werthkimkii — Sikmkrling. — Ci.k.mk vr . No. 22.
lateral- und etwas dorsalwärts rückt, und an die Peripherie des Vorder-
horns zu liegen kommt; in den unteren Ebenen nimmt sie die basalen
Partien des lateralen Vorsprungs des Vorderhorns ein. S. Kalischer.
E. Davidsohn und B. Wertheimcr, Heber einen Fall von Tabes mit
Kehlkopfaffektion (Vagus-Accessoriusläbmung) und Erkrankung des Ohr-
labyrinths. Deutsche med. Wochenschr. 1904, No. 47.
ln dem Falle von Tabes, den die Verff. beschreiben, bestanden ausser
anderen typischen Erscheinungen eine beiderseitige Parese des N. laryngeus
superior, links complete Recurrensläbmung, beiderseitige Gaumensegel-
lähmung, degenerative Atrophie der unteren zwei Drittel des linken
Cucullaris, beginnende des rechten und links eine Labyrinthaffektion. Die
Seltenheit der Accessoriusbeteiligung bei Tabes ist bekannt, es dürfte dies
circa der 11. Fall sein, der näher beschrieben ist. Ebenso selten ist die
Sensibilitätsstörung des Larynx, die hier in hohem Grade neben der mangel-
haften Reflexerregbarkeit bestand; hier lag völlige Anästhesie vor, sodass
die Sonde garnicht gefühlt wurde. — Die linksseitige Hörstörung war
durch die völlige Taubheit, die aufgehobene craniotympanelle Leitung, den
negativen Ausfall des Weber’schen Versuches als eine Erkrankung des Ohr-
labyrinths resp. des Hörnerven anzusehen. S. Kalischer.
E. Siemerling, Uebcr den Wert der Untersuchung des Liquor cerebro-
spinalis für die Diagnose der Nerven- und Geisteskrankheiten. Berl.
klin. Wochenschr. 1904, No. 21.
S.’s cytodiagnostische Untersuchungen erstreckten sich auf 38 Fälle
von Dementia paralytica, 3 Fälle von Del. trem., 5 Alkoh. ebron., 4 Epi-
leptiker, (5 Psychosen verschiedener Art, 15 Fälle der verschiedensten
Hirn- und Rückeninarksleiden und Neurosen, 4 Fälle von Meningitis
(2 tuberc., 1 purulenta). Von 38 Paralytikern hatten 37 Leukocytose im
Punktat. S. glaubt, dass diese Erscheinung unter die Frübsymptome der
Paralyse zu rechnen sei. Die in der obigen Aufzähluug nun folgenden
4 Kategorien von Kranken zeigten niemals oder nur ganz vereinzelt Leuko-
cytose. Positiv war dagegen das Ergebnis bei Lues cerebrospinalis, Tabes,
Tumor med. spin., Sclerosis multiplex, Pyämie, Meningitis tuberc.; in den
Neurosen wiederum negativ.
S. erblickt in der Cytodiagnostik, in dem chemischen und tiuktoriellen
Verhalten des Liquor cerebrospinalis eine wertvolle Bereicherung unserer
diagnostischen Methodeu. Ausgesprochene Leukocytose weist immer auf
eine meningitischc Reizung hin. Mit der Leukocytose ist meist verbunden
eine Trübung nach Magnesiumsulfatzusatz, eine Vermehrung des Eiweiss-
gehalts. M. Brasch.
E. Clement, Sur l’action de i’aeide formique dans les maladies ä tremble-
inents. Corapt. rend. 1905, No. 18, p. 1198.
In zwei Fällen schon Jahre lang bestehenden Zitterns bei zwei hoch-
betagten Personen hatte Verf. durch Darreichung der gewöhnlichen (?)
Dose von 4 g Ameisensäure in einer Normallösung ganz überraschend
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No. 22.
Jordan. — I.vdston.
383
günstige Resultate erzielt. Die Wirkung des sonst gebrauchten Hyos-
cvatnins war dagegen ein geringe. Das Zittern, an welchem die beiden
oben erwähnten Kranken litten, soll weder das gewöhnliche Alterszittern,
noch Paralysis agitans gewesen sein. G. erwartet Günstiges bei verschie-
denen Formen von Chorea; über die Wirkung bei Paralysis agitans kann
er zur Zeit noch nichts aussagen. Bernhardt.
A. Jordan, Ueber Hautveränderungen bei Nierenkranken. (Aus dem
1. Stadthospital zu Moskau.) Monatsbl. f. prakt. Dermatol. Bd. 30, No. 11.
Von Hauterkrankungen, die anscheinend mit gleichzeitig vorhandener
Albuminurie in causalem Zusammenhänge standen, beobachtete Verf. zwei-
mal unerträglichen Pruritus, zweimal hartnäckige Furunkelbildung. Bei
einem weiteren Pat. mit Morbus Brightii und heftigem Hautjucken traten
an den unteren Extremitäten zwei silbcrrubelgrosse Gangränherde, sowie
mehrere erbsengrosse scharfrandige Geschwüre, an den Handrücken nässende
Ekzeme auf. — Bei einem jungen Mädchen, in dessen Urin sich Eiweiss
und spärlich hyaline Cylinder fanden, bestand beiderseits symmetrisch ein
stark juckender papulopustulöser Ausschlag auf den Knieen und am Gesäss
und ein umschriebenes nässendes Ekzem an den Händen. — Der letzte
Fall betraf eine Frau, bei der sich zu einer Schwangerschaftsnephritis ein
universelles Ekzem gesellte. Bei allen diesen Kranken hatte die anfangs
rein örtliche Therapie keinen Erfolg und erst die gleichzeitige Behandlung
des Nierenleidens (Orte zur Besserung. Verf. hält es aber nicht für ange-
bracht, eine besondere Gruppe der albuininurischen Dermatosen aufzustellen.
Die Haut erlangt seiner Ansiebt nach durch die Störung der Nierenfunktion
nur eine grössere Disposition zu allerhand Erkrankungen, wie Ekzem,
Furunkulose, Gangrän, die sich aber von den durch andere Ursachen
liervorgerufenen nicht durch besondere Kennzeichen unterscheiden.
H. Müller.
(1. Fr. Lydston, A case of Syphilis in a boy six years of age, contracted
by coitus. New- York med. journ. l'J04, 8. Oct.
Bei dem 6jährigen Knaben fanden sich die Reste einer Sklerose am
Kande des phimotischen Präputismus, ein maculo- papulöses Syphilid,
multiple Drüsenschwellungen und Papeln auf den Tonsillen Inficirt hatte
er sich bei einem 9 Jahre alten Mädchen mit Condylomen an der Vulva,
das ihn wiederholt zu Coitusversuchen veranlasst hatte. Wie dieses Kind
zu der Syphilis gekommen war, konnte nicht festgestellt werden.
H. Müller.
(«. Fr. Lydston, The indications for and the tcchnique of prostatectomy.
New-York med. journ. 1904, Bd. 80, No. IV.
Dass eine chirurgische Behandlung der Prostatahypertrophie den Vor-
zug vor der Anwendung des Katheterismus verdient, das folgt aus dem
progredienten, zu den verschiedensten Coraplikationen führenden Charakter
dieser Krankheit. Verf. ist im Princip für eine möglichst frühzeitige
Operation. Denn je früher operirt wird, um so geringer sind die zu über-
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384
Lydstojt.
No. 22.
windenden Schwierigkeiten. Im ersten Stadium der Krankheit handelt es
sich anatomisch nach den Erfahrungen des Verf.’s meist um Adenome in
der Prostata, erst sekundär treten die Veränderungen im Bindegewebe
hinzu, die schliesslich mit dem Untergänge drüsiger Bestandteile und der
Bildung eines schrumpfenden fibrösen Gewebes die für operative Eingriffe
schwierigere fibröse Form der Prostatahypertrophie erzeugen. Sobald die
Diagnose der Prostatahypertrophie gestellt ist, soll also, wenn nicht be-
sondere Contraindikationen bestehen, operirt werden. Contraindikationen
bilden zunächst schwere Veränderungen der Blase und der Nieren. Hier
ist als Palliativmittel die Sectio alta anzuweuden. Bei Männern über
65 Jahren, die jahrelang den Katheter ohne erhebliche Beschwerden ge-
braucht haben, soll bei sonst gesundem Organismus nur dann operirt
werden, wenn der Patient dringend die Befreiung vom Katheterieben
wünscht. Cystitis bei gesunder Niere ist keine Contraindikation. Doch
glaubt Verf., dass nach jahrelangem Kathetergebrauch die Schwäche der
Blasenmuskulalur ein günstiges Resultat der Operation verhindern kaun.
Bei ernsten Complikationen können Palliativoperationen ohne Rücksicht
auf das Alter des Patienten nötig werden. Doch werden bisweilen auch
solche Eingriffe bei schweren Veränderungen der Nieren verhängnisvoll
und man muss hier an die „Nephritis ex vacuo“ denken. Bei Patienten
über siebzig Jahre zieht Verf., sofern überhaupt eine Prostatektomie in
Frage kommt, eine suprapubische Drainage als vorbereitende Operation in
Betracht. Im ganzen neigt er, trotzdem nicht das Alter des Pat. an sich,
sondern in erster Reihe der Zustand der inneren Organe und besonders der
Nieren maassgebend ist, bei ganz alten Leuten zu einem mehr conserva-
tiven, vorsichtigen Vorgehen.
Als Operation der Wahl, die überall, wo möglich, atiszuführen ist,
betrachtet Verf. die perineale Prostatektomie. Falls es nötig ist, soll die
Sectio alta mit der zuerst auszuführenden Sectio perinealis combinirt in
Anwendung kommen. Aus den technischen Bemerkungen des Verf.’s sei
hier erwähnt, dass er nach Oeffnung der Kapsel der Prostata möglichst
stumpf mit Hülfe der Finger die Auslösung der Tumormassen vornimmt
und Verletzungen der Urethra dabei nach Möglichkeit vermeidet. Nur in
einigen Fällen äusserst fibröser Hypertrophie ist die Entfernung durch Zer-
stückelung mit einer schneidenden Zange nötig. Eine Erhaltung der Potenz
war, soweit dieselbe noch vor der Operation bestand, dem Verf. möglich.
Was aber die Heilresultate betrifft, so kann gelegentlich Incontinentia
urinae entstehen. Ueberhaupt warnt Verf. vor einer allzu optimistischen
Auffassung sowohl hinsichtlich der Schwere der Operation und der dabei
möglichen Complikationen, wie bezüglich der Resultate. Denn auch nach
Entfernung der Prostata bleiben die Blase und die Nieren eines alten
Mannes zurück. Unter günstigen Umständen aber ist die frühzeitige Pro-
statektomie eine sichere und wirksame Radikalbehandiung, die Verf. mit
der Ovariotomie und der Exstirpation des Wurmfortsatzes in der anfalls-
freien Zeit auf eine Stufe stellt. B. Marcuse.
Einsendungen werden in die Adresse des Herrn («eh. Med.-Hat Prof. Dr. M. Bernhardt {Berlin W.
Französische Strasse 2l) oder an die Verlagshandluog (Berlin NW., Unter des Linden 68) erbeten
Vorlag von August flirscliwnld in Berlin. — Dniek von L. Nclinmaeher I» Berlin N. 34.
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Centralblatt
Fr*lu dei
3« Mark ; *u bosielteu
durch »Ile Huchhand
Itingni u. Pontanttaltaii.
für die
cdicinischcn Wissenschaften.
Unter Mitwirkung von
Prof. Dr. H. Senator, Prof. Dr. E. Salkowski,
redigirt von
Prof. Dr. M. Bernhard
In Berlin.
1905.
flO. Juni.
Inhalt: Kuliabko, Wirkung des Veratrins auf
Ri'hl, Pan, Ueber den Vorhofvenenpuls bei Extrasystolen. — Bickel, Magen-
saftsekretion der Herbivoren. — London und Soxoiorr. Einfluss der Anämie
auf die Magensaftsekretion. — Pilzecker, Die Galle bei Phosphor- und Arsen-
vergiftung. — Jones, Das Enzym der Thymusdrüse. — Christian, Ueber Fett-
degeneration. — Börner, Zur Lehre von den Gclenkmäusen. — Meisbi-, Zur
Operationstechnik bei Mammacarcinom. — Harms, Ueber Verschluss der Vena
centr. retinae. — Arklsdorff und Pipbr, Zur Lichtreaktion der Pupille. —
Millioan, Ueber Meniere’sche Krankheit. — Kutvirt, Airol zur Erkennung
cariiiser Ohrenentzündung. — Josri, Kollargol bei Angina uud Diphtherie. —
Fbiedbicii, Dressmann, Diagnose und Behandlung der Kieferhöhleneiterung. —
Münzer, Serumbehandlung des Gelenkrheumatismus. — Kraus und LipschOte.
Ueber Bakterienhämolysine und Antihämolysine. — Colä, Zur Typhusimmunität.
— Gbasbmanh, Gebrauch des Morphiums bei Herzkranken. — Latham, Eisen-
chlorid bei Erysipel. — Hofbauer, Ursachen der Atemstorungen bei Pneumo-
thorax. — W iNBRi. mann, Operationen hei unheilbaren Krebskranken. — Reiner,
Ueber sogenannte Gelenkentzündung im Kindesaltcr. — Comhk, Fall von Beuedict-
schem Symptomeucomplex. — Klkmpebek, Experimentelles zur Tuberkulosefrage.
— Lichtwitz, Sarkom der Dura mater und Trauma. — Gallavarüin und
Varay. Fälle von sekundärem Krebs des Centralnervensystems. — Williamsok,
Ueber das Vibratiousgefühl bei Nervenkranken und Diabetes. — Diibuw, Exstir-
pations- und Operationsfeder. — Drtre, Reinfektion und Primärulcus. — Marx
und Sorge, Histologische Veränderungen der Placenta bei der Sublimatvergiftung.
A. Kuliabko, Ueber die Erscheinung der Tonusschwankungen am isolirten
Kaninchen herzen bei Veratrinvergiftung. Pflüger’s Arch. 1906, Rd. 107,
S. 238.
Verf. beobachtete an Kaninchenherzen, die künstlich mit Locke’scher
Flüssigkeit durchspült waren, dass nach Injektion von minimalen Dosen
von Veratrin die Amplituden der verzeichneten Contraktionen beträchtlich
gesteigert wurden, und dass zugleich die Fusspunkte sich weiter von der
Abscisse entfernten. Verf. deutet dies so, dass durch das Veratrin eine
Erregungssteigerung hervorgerufen wird, die zu einer Steigerung des Tonus
führt, welch letztere sich eben in der Erhebung von der Abscissenachse
ausdrückt. Bei starker Vergiftung ist die Tonussteigerung derart, dass das
Herz maximal contrahirt wird und keine weiteren rhythmischen spontanen
Contraktionen ausführen kann, es kommt zura systolischen aktiven Still-
XLUI. Jahrgang 25
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386
Hkrino. Rim.. Pan. — ßicKNi..
No. 23.
stand. Wird das Gift teilweise wieder ausgewaschen, führt das Herz von
neuem sehr schwache Bewegungen aus, bleibt aber noch immer in bobein
Grade der ContrakMir. Hierbei, wenn der grösste Teil des Giftes schon
ausgewaschen ist, kommt es zu rhythmischen periodischen Anfüllen er-
höhter Contraktur, die allmählich immer kürzer und seltener werden.
Neue Vergiftung kann die Erscheinung von neuem hervorrufen. Zur Er-
klärung dieser Erscheinungen greift Verf. auf die Sarkoplasmatheorie von
Botazzi zurück. P Schultz.
II. K. Hering, Ergebnisse experimenteller und klinischer Untersuchungen
über den Vorhofvenenpuls bei Extrasystolen. Zeitschr. f. exper. Pathol.
u. Tberap. I., 1. H., S. 26.
4. Itilil. Experimentelle Analyse des Venenpulses bei den durch Extrasystolen
verursachten Unregelmässigkeiten des Ganglienherzens. Ebenda. S. 43.
(). Pan, Ueber das Verhalten des Venenpulses bei den durch Extrasystolen
verursachten Unregelmässigkeiten des menschlichen Herzens. Ebenda. S 57.
Im Verein mit zwei Assistenten versuchte Hekinq sowohl klinisch als
auch experimentell aus der Analyse der Venenpulscurve Anhaltspunkte für
die Entscheidung der Frage zu gewinnen, welche Herzabteilung als Aus-
gangspunkt der jeweiligen Unregelmässigkeit des Herzens anzusehen ist.
In folgendem möchte ich nur die klinischen Befunde referiren und er-
wähnen, dass das Tierexperiment sich damit in Uebereinstimmung bringen
lässt. Ventrikuläre Extrasystolen, die bei ungestörtem Rhythmus der Vor-
hofwellen sich meist durch auffallend hohe und steile Wellen auszeichnen
und die nach Hkrinu weniger auf einer grösseren Auspruchsfähigkeit als
auf einer häufigeren Extrareizung des Ventrikels zu beruhen scheinen, sind
in allen 14 untersuchten Fällen beobachtet worden. Speciell werden dann
noch interpolirte ventrikuläre Extrasystolen (die sich einschieben und den
Rhythmus der Herztätigkeit nicht stören) und retrograde Extrasystolen (die
auf die oberhalb des Ventrikels gelegenen Herzteile übergehen) unter-
schieden. Auriculäre Extrasystolen, bei denen stets die grossen Erhebungen
an den Venen fehlen, sind nur an zwei Kranken beobachtet, bei denen
aber auch gleichzeitig Extrasystolen des ventrikulären Typus vorkanien.
In Bezug auf die theoretische Begründung, wie die Extrasystolen mechanisch
den Venenpuls beeinflussen sollen, verwoise ich auf die Originalabhandlung.
G. F. Nicolai
A. Bickel, Experimentelle Untersuchungen über die Magensaftsekretion
bei den Herbivoren. Beil. klin. Wochonschr. 1905, No. 6.
Analog Pawlow’s Vorgehen beim Hunde hat B. bei einer Ziege am
Labmagen einen Nebenmagen angelegt, der sein Sekret nach aussen ent-
leerte und so eine Untersuchung seiner Absonderungsbedingungen und seiner
Beschaffenheit gestattete. — Das Verhalten im nüchternen Zustande war
nicht festzustellen, da auch bei dreitägigem Hungern der Magen der Ziege
noch gefüllt war. Dementsprechend fand eine ununterbrochene Sekret-
bildung statt, im Gegensatz zum Hunde. Aber der nach längerer Nahrungs-
entziehung gebildete Saft ist alkalisch und spärlich. Während der
Fütterung nimmt er an Menge zu, wird sauer und zeigt nach einiger Zeit
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No. 23. London und Sokoloff. — Pilzbckrb. 387
freie Salzsäure. Die Acidität ist geringer als bei Mensch und Hund.
Nach der Fütterung tritt in umgekehrter Folge wieder das alte Verhalten
ein. Parallel damit steigt die verdauende Kraft des Saftes, der solange
er alkalisch ist überhaupt keine verdauenden Eigenschaften besitzt, an.
Unter Umständen gelingt es durch Ansäuern den alkalischen Saft ver-
dauungsfähig zu machen. Aehnlich der peptischen Kraft verhält sich die
labende.
Der Gefrierpunkt des Saftes uuterliegt in den verschiedenen Ver-
dauungsperioden Schwankungen; im Mittel scheint er höher als bei Mensch
und Hund zu liegen. Die elektrische Leitfähigkeit ist geringer als bei
diesen. — Nur die Aufnahme der Nahrung bewirkt sauren Magensaft
und zwar auf reflektorischem Wege, nicht das Wiederkäuern Damit ist
wohl die dauernde Nahrungsaufnahme bei den Wiederkäuern in Beziehung
zu bringen. A. Loewy.
E. S. London et A. P. Sokoloff, Etüde sur la digestion gastrique sous
l’influence de l’anemie aigue experimentale. Arch. des Sciences biolog.
de St. Petersburg. X., p. 861.
L. und S. bestimmten bei nach Pawlow opcrirten Hunden die Menge
und Verdauungskraft des von dem Nebenmagen bei Fleisch-, Milch- und
Brotfütterung secernirteti Saftes. Sie entnahmen dann ein '/a der Gesa mint-
menge betragendes Blutquantum und wiederholten die Versuche während
der nächsten Tage und Wochen. — Sie fanden, dass der Effekt der
Fütterung nun ein anderer ist. Die Sekretion setzt langsamer ein, liefert
pro Stunde weniger Saft, dauert aber länger, sodass die gesammte Saft-
menge gesteigert ist; das peptische Vermögen des Saftes ist vermindert.
So ist es 7 bis 8 Tage nach dem Aderlass. Während der zweiten und
dritten Woche nimmt die Dauer der Saftabscheidung wieder ab und wird
normal, die abgeschiedenen Saftmeugen bleiben jedoch gesteigert, ihre
Verdauungskraft ist normal oder erhöht, es besteht also Hypersekretion.
In der dritten oder vierten Woche wird dann die Sekretion normal. —
Im einzelnen ergaben sich einzelne Abweichungen von diesem Gange.
Besonders fand sich nach einem zweiten Aderlass die Gesammtsaftmeuge
nach Fleischfütterung nicht vermehrt, sondern vermindert. A. Loewy.
A. Pilzeeker, Gallenuntersuchungen nach Phosphor- und Arsenvergiftung.
Zeitschr. f. physiol. Cliem. Bd. 41, S. 157.
Verf. hat die Versuche von Brauer über die Gallenzusammensetzung
unter pathologischen Bedingungen fortgeführt, und zwar bei Phosphor-
vergiftung mit Phosphoröl und Arsenvergiftung durch Fowler’scbe Lösung.
Nach der ersten Injektion von Phosphoröl nimmt die Galle bereits
dunklere Färbung an; nach der fünften beginnt statt des normalen Sekrets
eine braunrote, blutähnliche Masse zu fliessen. Das specifische Gewicht
uimmt um ein geringes zu Aehnlich wie bei der Intoxikation durch Arsen
tritt bald in der Galle ein Eiweissgehalt auf, der in der Norm fehlt. —
Bei den Arsen versu che n uimmt die Galle hellere Färbung an; am auf-
fälligsten ist auch hier die Albumincholie, die viel früher auftritt als die
•25*
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388
•foNKB. CHRISTIAN.
No. 23.
gleich falls bewirkte Albuminurie. Zucker fehlt hier wie bei den Versuchen
mit Phosphor. Bezüglich der Details der Anordnung und Ausführung der
Versuche siehe das Original. Neuberg.
W. Jones, Ueber das Enzym der Thymusdrüse. Zeitscbr. f. physiol. Chero.
Bd. 41, S. 101.
Früher hat Kutscher angegeben, dass die Thymus ein Enzym enthält,
das aus den Bestandteilen der Drüse lediglich Lysin, NH3 und wahrschein-
lich Thymin erzeugt; dann fand Araki in der Thymus ein Enzym, das
lösend auf die Kernsubstanz der roten Blutkörperchen der Vögel wirkt und
a-Thymusnuklelnsäure in die ^-Verbindung zu verwandeln vermag. Verf.
fand nun, dass die Drüse ein bei Siedetemperatur leicht zerstörbares, lös-
liches Enzym enthält, das bei der Ausfüllung der Nukleoprotelde diesen
anhaftet und bei der Umfüllung aus Sodalösung erhalten bleibt. Infolge
dieses Verhaltens ist die Möglichkeit gegeben, die Zersetzungsprodukte des
Nukleoprote'ids durch dieses Enzym frei von anderen Drüsenbestandteilen
zu untersuchen. Es ergab sich, dass das Ferment bei Körpertemperatur
das NukleoproteTd sehr schnell (z. B. bereits in 15 Stunden) unter Bildung
von Phosphorsäure und Xanthinbasen zersetzt. Letztere erwies sich als
vorwiegend Xanthin neben wenig Hypoxanthin, sind also andere, als bei
Säurehydrolyse gebildet werden (Guanin und Adenin). Entgegen Kutschers
Ansicht ist das betreffende Enzym sicher vom Trypsin verschieden, da is
am besten in saurer Lösung wirkt und durch Alkalien bei Körpertemperatur
sogar zerstört wird. * Neuberg.
H. A. Christian, Some newer aspect of the pathology of fat and fatty
degeneration. Bullet, of the Johns Hopkins hosp. Vol. XVI, S. 1.
Unter Zugrundelegung eigener histologischer und chemischer Unter-
suchungen und unter Berücksichtigung der einschlägigen Litteratur giebt
Verf. eine Uebersicht über den gegenwärtigen Stand der Lehre von der
fettigen Degeneration. Seine Schlusssätze sind folgende: Osmiumsäure
färbt nicht alle Erscheinungsformen von Fett und Fett als solches, liefert
also nur eine unvollkommene Methode zur Darstellung von Fett. Sudan III
und Scharlach R. geben trotz ihrer Nachteile befriedigendere Resultate.
Sichtbares Fett ist normalerweise in vielen Körperzellen vorhanden,
während sich extrahirbares Fett in allen Geweben vorfindet. Unter ab-
normen Bedingungen erscheint sichtbares Fett in den Zellen in vermehrter
Menge und ist dann ein Anzeichen für eine Zellschädigung. Fettinfiltration
ist physiologisches Sichtbarwerden von Fett in normalen Zellen und fettige
Degeneration Sichtbarwerden von Fett in geschädigten Zellen; das Fett
ist mehr ein Anzeichen als eine direkte Folge der Zelldegeneration. In
beiden Fällen ist der Ursprung des Fettes wahrscheinlich derselbe, nämlich
vorzugsweise ausserhalb der Zelle gelegen, vermittelt durch Transport von
irgendwelchen Fettdepots, kann aber auch innerhalb der Zelle liegen und
zwar in den fettähnlichen, nicht in den Eiweisssubstanzen.
Beitzke.
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>No. 23.
ßttRNKR. — MkISSL.
389
E. Börner, Klinische und pathologisch-anatomische Beiträge zur Lehre
von den Gelenkmäusen. Zeitschr. f. Chir. Bd. 70, H. 3 — 4.
Ein beim Operationscurs zufällig gewonnenes Präparat eines noch nicht
völlig gelösten Körpers aus der Gelenkfläche des Condylus internus femoris
gab B Veranlassung das Material an Gelenkmäusen, das Prof. MÖLLER in
Aachen und Rostock gewonnen hat, weiterhin einige Fälle, die Prof. Garrk
und Prof. Graser in Rostock operirt haben, einer klinischen und histo-
logischen Bearbeitung zu unterziehen. Er gelangte dabei zu folgenden
Ergebnissen:
1. Das Vorkommen der allmählichen Lösung von Gelenkkörpern aus
den artikulirenden Gelenkenden wird auch durch B.'s Beobachtungen be-
stätigt. Der zumeist nur zum Teil gelöste Körper kann lange, vielleicht
oft jahrelang, mehr oder weniger in seinem Defekt festsitzen und macht
während dieser Zeit bald grössere, bald geringere allgemein Beschwerden
(wechselnder Reizzustand des Gelenks). Diese Tatsache ist nicht nur
wissenschaftlich interessant, sondern gelegentlich auch im Hinblick auf die
moderne Unfallgesetzgebung von Wichtigkeit.
2. Im Gegensatz zu KöNIO neigt B. sich bezüglich der Vorgänge bei
völligen Lösung dieser Stücke aus der Gelenkfläche der Auffassung VöLKER’s
zu, dass diese Lösung rein mechanisch zu erklären sei.
3. Den Untersuchungen Barth’s kann B. für die Frage der Entstehung
der Corpora mobilia eine entscheidende Bedeutung nicht zusprechen.
Im Gegensatz zu ihm hat er nur ausserordentlich selten in den Gelcnk-
mäusen normalen Gelenkknorpel, gewöhnlich aber solchen mit Zeichen der
Nekrose gefunden. Die gute Kernfärbung, auf die sich Barth besonders
stützt, kann nicht als Beweis für das Leben eines Gewebes betrachtet
werden.
4. Für einen entzündlichen Vorgang bei der Entstehung freier Ge-
lenkkörper. wie solcher dem Namen der Osteochondritis dissecans ent-
sprechen würde, hat auch B. keinen Anhalt gefunden.
Joachimsthal.
Meissl, Ueber die operative Therapie des Mammacarcinoms und deren
Dauererfolge. Wiener klin. Wochenschr. 1904, No. 51.
M. hat die von 1890—1901 an der I. Universitätsklinik in Wien
operirten Mammacarcinome zusammengestellt, bei welchen folgende Me-
thoden zur Anwendung gelangten: 1. partielle Amputation mit Drüsen-
ausräumung; 2. Amputatio totalis; 3. Amputatio totalis mit Entfernung
der Pectoralisfascie nach v. Volkmann; 4. dieselbe mit Entfernung der
oberflächlichen Pectoralisschicht nach HeidenhatN; 6. dieselbe mit Weg-
nahme der Sternalportion des Pectoralis maior und des Pectoralis minor
nach Rotter. M. betont vorzüglich, dass der Wert der einzelnen Operations-
verfahren des Mammacarcinoms aus den Dauerheilungsresultaten nur be-
messen werden kann, wenn das Stadium, in welchem die Fälle zur Ope-
ration gelangen, berücksichtigt wird. Als Maassstab des Stadiums kann die
Procentzahl der nach vorgenommener Operation an inneren Metastasen
ohne Lokalrecidive Verstorbenen gelten. Unter dieser Voraussetzung er-
giebt die Rotter'scbe Methode (5) die besten Heilungsdauerresultate, welche
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390
Harms. — AHKi.snoRn-- und Pipkr. — Mii.i.ioan.
No. 23.
darauf beruhen, das» diese Methode die radikalste ist. — Da die absolute
Heilungsziffer der Wiener Klinik von 1890—1901 nur ca. 18 pCt beträgt,
so muss das Bestreben der Aerzte dahin gehen, ebenso wie beim Uterus-
carcinom, die Kranken so frühzeitig als nur möglich zur Operation zu ver-
anlassen und aufklärend zu wirken. Peltesohn.
CI. Hanns, Ueber Verschluss der Vena centralis retinae. Klin. Monatsbl.
f. Augenheilk. XLIII., I, 2, S. 113.
Verf. berichtet über den anatomischen Befund von zwei Fällen von
Retinitis haemorrhagica mit nachfolgendem Glaukom und zwei Fällen von
Glaucoma haemorrhagicum. Bei allen fand sich ein Verschluss der VeDa
centralis retinae. Derselbe war veranlasst einmal durch maranthische
Thrombose, das andere Mal durch Thrombose jenseits einer verengten
Stelle in annähernd normal weitem Lumen, im dritten Falle durch primäre
Meso- und Rndophlebitis und im letzten durch Thrombose auf Grundlage
einer vorher bestehenden Rndophlebitis. Horstmann.
(1. AbelsdorfT und 11. Piper, Vergleichende Messungen der Werte der
direkt uud der consensuell reagirenden Pupille. Arch. f. Augenheilk.
LI., H. 4, S. 366.
Die bisher vielfach erörterte aber doch unentschiedene Frage, ob die
direkt belichtete Pupille stärker als die consensuell reagirende sich ver-
enge, wurde von den Verffn. in der Weise entschieden, dass sie beide
Augen durch eine Scheidewand trennten, nur das eine Auge belichteten
und die Pupillen beider Augen durch Blitzlichtaufnahme mit einer stereo-
skopischen Camera photograpbirten. An den entwickelten und durch Pro-
jektion vergrösserten Negativen wurden die Pupillendurchmrsser mit einer
Genauigkeit von 0,05 mm gemessen. Die Versuche ergaben übereinstimmend,
dass gleich weite Pupillen bei einseitiger Belichtung ungleich werden,
indem die belichtete Pupille die eugere wird. (Grösste beobachtete Dif-
ferenz 34,7 pCt., absolut 0,02 mm.)
Aus den Versuchen ergiebt sich die Forderung, bei der Diagnose einer
pathologischen Pupillendifferenz stets eine ungleiche Belichtung auszu-
schliessen. Sie zeigen ferner, dass jede Iris bis zu einem gewissen Grade
Spielraum zu selbstständiger Bewegung hat und das fast allgemein giltige
Schema der Pupillarreflexbahn sich nicht mehr auf die Gleichheit der
direkten uud cotisensuellen Lichtreaktion als auf eines der Beweismittel
seiner Richtigkeit stützen kann. G Abelsdorff.
Millignn, Menieres disease: A clinical and experimental inquiry. Brit.
med. journ. 1904, Nov. 5.
Bei drei Patienten, die jahrelang an wiederholten Anfälleu von sub-
jektiven Geräuschen und Schwindel mit zunehmender Schwerhörigkeit
litten, hat Verf nach erfolgloser Anwendung der üblichen Mittel die Ent-
fernung der halbcirkelförmigen Kanüle vorgenommen (bezüglich des Öpera-
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No. 23.
Kutvibt. — Justi. — Fbibdbicr. Dhessmann.
391
tionsverfahrens siehe das Original). In zwei Fällen wurde der Schwindel
beseitigt und die Patienten konnten wieder ihrer Arbeit nachgehen; die
subjektiven Geräusche wurden nicht gebessert, das Gehör ging ganz ver-
loren. Im dritten Fall trat Kiterung ein; er befindet sich noch in Be-
handlung. Schwabach.
Kutvirt, Airol als Diagnosticum bei cariösen Olirentzündungen. Wiener
klin. Rundschau 1904, No. 44.
Zum Nachweis cariöser Ohrentzündungen empfiehlt K. Einführen von
Airolgaze in das Ohr. Die Gaze wird, wenn eine Knochenaffektion vor-
handen ist, schwarz gefärbt (in geringem Grade zeigt Dermatolgaze die-
selbe Erscheinung) und zwar infolge Reaktion des Wismuths auf den bei
cariösen Processen sich durch Bakterienwirkung entwickelnden Schwefel-
wasserstoff. Schwabach.
K. Justi, Kollargolpinselungen bei Angina und Diphtherie. Münch, med.
Wocnenschr. 1904, No. 49.
Da das Diphtherieseruni infolge der langen und heissen Reise in dem
Wirkungsgebiet des Verf.’s (Hongkong) nur in sehr fragwürdigem Zustand
ankommt, so verzichtet Verf. lieber auf dasselbe und versuchte das Kol-
largol bei infektiösen Processen des Mundes und des Rachens, ln zahl-
reichen Fällen von Angina follicularis und bei einigen Fällen von Diph-
therie haben sich ihm Pinselungen mit einer 5proc. wässerigen Kollargol-
lösung recht bewährt. (Silberlösungen der verschiedensten Art sind bei
akuter Angina lokal frühzeitig angewandt von eklatanter Wirkung. • Rcf.).
W. Lublinski.
1) Friedrich, Diagnose und Behandlung der Kieferhöhleneiterung. Deutsche
med. Wochenschr. 1904, No. 48.
2) D ress in an n . Die Radikalbehandlung der chronischen Kieferhöhlen-
eiterung. Deutsche Zeitschr. f. Chir. Bd. 75, H. 5 u. C.
1) Verf. teilt in diesem klinischen Vortrag seine Meinung über die
Kieferhöhlenerkrankung mit, die im allgemeinen der jetzt üblichen ent-
spricht. Als wichtigsten Grundsatz bei der Behandlung sieht er mit Recht
strenges Individualisireu an, zumal daran festzuhalteu ist, dass in der
Mehrzahl der Fälle die übrigen pneumatischen Zellen der Naseuhöhle mit-
erkrankt sind, sodass nur eine auch diese berücksichtigende Behandlung
Aussicht auf Erfolg bietet. Nicht minder berechtigt ist des Verf.’s Warnung
vor Selbsttäuschung über den operativen Erfolg der Behaudlung.
2) Verf. empfiehlt seine radikale Operationsmethode, wenn die Be-
sichtigung des Inneren der Kieferhöhle ergiebt, dass die Entfernung der
Schleimhaut ganz oder wenigstens zum grössten Teil zweckmässig ist. Da
es äusserst schwierig ist, bei ausgedehnter Erkrankung nur die kranken
Partien der Schleimhaut zu entfernen und die gesunden zu schonen und
man also den grössten Teil derselben opfert, so sieht Verf. nicht ein,
warum man nicht durch Resektion der knöchernen lateralen und hinteren
Wand die Ausheilung zu beschleunigen bestrebt sein soll. Demgemäss
verfährt Verf. Die wegzunehmende Knoclienpartie reicht nach oben bis
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392
Menzkr. — Krals und I.ipbchüte.
No. 23.
zur Orbitalplatte, nach unten bis an den Boden der Kieferhöhle, nach
hinten bis kurz vor den Ansatz der flügelförmigen Fortsätze an den Ober-
kiefer. nach vorn bis hinter den Ursprung des Proc. zygomat. des Ober-
kiefers. Es bleibt nur ein schmaler Kuochenstreifen als Verbindung
zwischen Jochbein und Oberkiefer vorn lateralwärts bestehen. Verf.’s Er-
fahrungen gründen sich auf zwei Fälle. W. Lublinski.
Mciuter, Ergebnisse der Serumbehandiung des akuten und chronischen
Gelenkrheumatismus. Münch, med. Wochenschr. 1904, No. 33.
M. teilt die Endergebnisse der Serumbehandlung bei akutem und
chronischem Gelenkrheumatismus, welche im Jahre 1902 und 1903 erfolgte,
mit und kommt zu dem Schluss, dass die Streptokokkenserumbehandlung
den übrigen Behandlungsmethoden überlegen ist. Sie vermag auch chronisch
gewordene Erkrankungen noch zu heilen bezw. zu bessern. Akuter Ge-
lenkrheumatismus bietet bessere Heilungsaussiebten und vor allem wesent-
lich günstigere Chancen für die Heilung der Endocarditis. Die Serum-
behandlung bewahrt besser als die bisherigen Behandlungsmethoden vor
Rückfällen. Da die Serumbehandiung chronisch entzündliche Herde zu
der akuten Entzündung hinzufügt und eine gewisse Kraftleistung von dem
Organismus verlangt so kann das Serum bei Pericarditis und Pleuritis mit
grösserem Exsudat schädlich wirken, desgleichen wird bei stärkerer Steno-
sirnng eines Ostiums durch chronische Endocarditis eine Zunahme der ent-
zündlichen Schwellung an den Klappen zu den bedenklichsten Zuständen
führen können. In beiden Fällen ist daher die Serumbehandiung contra-
indicirt. Ebenso eignen sich Leute mit vorgeschrittener Arteriosklerose
und von sehr hohem Alter für die Serumbehandiung nicht; eine gewisse
Regenerationskraft des Körpers setzt die Rehandlungsmeshode voraus. Da-
gegen wendet sich M. scharf gegen Sinnhüber, welcher die Serumbehand-
iung nur für die subakuteu und chronischen Fälle angewandt wissen will,
für die akuten aber nicht. H. Bischoff.
R. Kraust und R. Lipschiitz, Ueber Bakterienhämolysine und Antihämo-
lysine. Zeitschr. f. Hyg. Bd. XL VI, S. 49.
Durch Reagensglasversuchc haben Verff. festgestellt, dass, während
specifische Antitoxine sich von den im normalen Serum vorhandenen da-
durch unterscheiden, dass erstcre zum Toxin höhere Avidität besitzen,
sodass sie die Toxine sogleich neutralisiren, was normale Antitoxine erst
in längerer Zeit tun, das normale Antihämolysin und das Immunantibimo-
lysin in Bezug auf seine Avidität zum Gift ganz gleiches Verhalten zeigen.
Ebenso vermögen sowohl das Immunserum als auch normales Serum
Multipla von Giftdosen in Multiplis zu neutralisiren und das bereits ver-
ankerte Hämolysin unschädlich zu machen, also bereits vergiftete Blut-
körperchen zu heilen. Die Verschiedenheit beider Antihämolysine ist nur
graduell, nicht funktionell. H. Bischoff.
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NO. 23. CoLÄ. • tUAHMMASN. — IjATHAM. 393
R. J. Cole, Experimenteller Beitrag zur Typhusimmunität. Zeitschr. f.
Hyg. 1904, Bd. 46, S. 371.
Nach dem Ueberstehen von Infektionen bleibt eine langdauerudc Im-
munität zurück, welche noch anhält, wenn selbst in dem Blutserum Schutz-
stoffe nicht mehr nachzuweisen sind. v. Behring hat daher neben der
durch Schutzstoffe nachweisbaren hämatogenen eine histogene Immunität
unterschieden, die in einer specifischen histogenen Veränderung zu suchen
ist. Verf. hat nun experimentell nacbgewiesen, dass Tiere, die gegen
Typhus iramunisirt waren und bei denen Schutzstoffe im Serum nicht mehr
nachzu weisen sind, auch durch Impfung mit ganz geringen Mengen Typhus-
bakterien, auf welche normale Tiere noch nicht mit der Bildung von Anti-
körpern antworten, zu reicher Antikörperbildung veranlasst werden. Es
kann demnach die Ursache für die lange Zeit zurückbleibende Typhus-
immunität nicht nur in einer histogenen Immunität, d. h. in einer Un-
empfindlichkeit der Zellen gegenüber der Typbusinfektion zu suchen sein,
sondern hierfür auch in Frage kommen, dass infolge der überstandenen
Infektion die die Antikörper bildendeu Organe die Fähigkeit behalten
haben, bei neu eintretender Infektion leichter Antikörper zu bilden.
H. Bischoff.
K. (irassmann, Einiges über den Gebrauch des Morphiums bei Herz-
kranken. Münch, med. Wochenschr. 1904, No. 28.
Viele Aerzte scheuen sich behanntlich, bei Herzkranken zum Morphium
zu greifen; und doch besteht keine Berechtigung, das Morphium innerhalb
der gebräuchlichen therapeutischen Dosen als Herzgift anzuseben und des-
halb seine Anwendung bei Herzkranken principiell zu verwerfen. Nur bei
Herzschwächen und Herzkranken, die erheblichere Erkrankungen der Re-
spirationsorgane, namentlich akuter Natur darbieten, sowie bei akuten
Processen des Endo- und Mvocards ist Vorsicht geboten. Dagegen kann
bei rein nervösen Herztörungen. speciell bei nicht organisch bedingter
Angina pectoris Morphium unbedenklich gegeben werden; direkt indicirt
erscheint seine Anwendung bei allen schwereren Anfällen von Asthma
cardiale zur augenblicklichen Hülfeleistung. Bei organisch basirter An-
gina pectoris, bei Stenocardie und bei chronischer Dyspnoe ambulanter
Herzkranker kann man vorsichtig kleine Dosen versuchen. Häufig
erzielt man eine glänzende Wirkung mit Morphium bei Herzkranken,
bei denen Digitalis und andere Herzmittel versagen oder nicht mehr recht
wirken. Sehr zu empfehlen ist es als präparatorisches Mittel vor der
Digitaliskur bei sehr erregten, schlaflosen und heruntergekommenen Herz-
kranken. K. Kronthal.
P. W. Lathain, On the action of perchloride of iron in blood poisoning
and other disorders. The l.ancet 1904, Vol. II, No. 21.
Auf die günstige Wirkung des Ferrum sesquichloratum bei Erysipel,
Scharlach und anderen Erkrankungen hat L. schon in einer früheren Arbeit
(Practitioner 1897, p. 352) hingewiesen; auch von vielen anderen Seiten
wird dies auf Grund zahlreicher Erfahrungen bestätigt. Die Wirkung sei
wohl hauptsächlich dem freien Chlor zuzuschreiben. Grosse Dosen sind
r
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394
HoFBAUKK. — WlNSKl.MANN.
No. 23.
Dicht erforderlich und, da sie schlecht vertragen werden, schädlich. Man
giebt am besten alle sechs Stunden eine kleine Menge und ersetzt sie ab
und zu durch Chlorwasser. Auch die Wirkung des Chlorwassers bei
Scharlach und ähnlichen Erkrankungen schätzt L sehr hoch. Es könnte
die Frage aufgeworfen werden, ob man nicht zweckmässig die Heilserum-
behandlung mit der Darreichung obenerwähnter Chlorpräparate verbinden
könnte, eine Frage, deren Beantwortung sich Verf. für später vorbebält.
K. Kronthal.
L. Hofbauer, Ursachen der Atemstörung bei Pneumothorax. Centraibl.
f. inn. Med. 1905, No. 12.
Die Atemnot beim Pneumothorax erschien den meisten Autoren leicht
erklärlich als Folge der Compression der Lungen durch die in den Pleura-
raum eingedrungene Luft. Die Beobachtungen am Krankenbette lehren
jedoch, dass die Erschwerung lediglich auf die Exspiration beschränkt ist.
während die Inspiration ohne jede Behinderung vor sich geht. Die normale
Inspiration wird durch Muskelkräfte besorgt, und beim geschlossenen Pneumo-
thorax, bei dem zwischen Lunge und Thoraxwand ein gewisses, constant
gross bleibendes Luftquantum eindringt, wird die Lunge bei der Inspirations-
bewegung der Thoraxwände trotz der eingedrungenen Luft ausgedehnt.
Anders liegt die Sache beim offenen oder Ventilpneumothorax: hier, wo
so viel Luft in den Pleuraraum eindringen kann, dass schlimmsten Falls
der ganze durch die Inspirationsbewegung frei werdende Raum durch Luft
ausgefüllt wird, wird in die Lunge keine Luft eindringen können — aber
selbst hier würde der Mensch nicht kurzatmig werden, da ja weniger als
ein Zehntel der respiratorischen Fläche genügt, um dem in Ruhelage be-
findlichen Menschen genügende Luftmengen zuzuführen. In Wirklichkeit
kommt es jedoch, wie Tierexperimente zeigen, niemals dazu, dass die
Lunge der befallenen Seite garnicht atmet. Demgegenüber wird die Ex-
spiration in der Norm lediglich durch elastische Kräfte besorgt, wobei zu
erwähnen ist, dass die lebende Lunge eine wesentlich grössere Retraktion-
kraft besitzt als die Leichenlunge. Beim Eintritt eines Pneumothorax wird
sieb einerseits die Lunge der erkrankten Seite so stark als möglich
retrahiren; andererseits wird auch die Lunge der gesunden Seite erheblich
dadurch geschädigt, dass das Mediastinum sofort nach der gesunden Seite
hinübergezogen und dadurch der Lunge die Möglichkeit gegeben wird, sich
zu retrahiren — allerdings nur in dem Fall, wenn das Mediastinum un-
verändert und zart ist; ist es dagegen durch entzündliche Infiltration und
schwartige Auflagerungen schwer beweglich gemacht, so wird die Ent-
faltung der gesunden Seite nicht beeinträchtigt und es kommt weniger
Atemnot zu stände. L. Perl.
Winselimtiiii. Erleichternde Operationen bei unheilbaren Krebskranken.
Münch, med. Wochenschr. 1904, No. 6.
Auch in Fällen von unheilbaren Krebserkraukungen der Bauchorgane
kann man Operationen vornehmen, die im stände sind, die schweren Leiden
der betreffenden Kranken nicht unwesentlich zu erleichtern und ihr Leben
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No. 23.
Reiner.
395
entsprechend zu verlängern. Zunächst ist dabei zu bemerken, dass man
auch in den schwersten diesbezüglichen Fällen recht bedeutende Eingriffe
wagen darf, ohne an einen bösen Ausgang denken zu müssen. So hat W.
in 5 sehr schweren Fällen von Krebs einmal die Resectio ventriculi totalis,
einmal die Enteroanastomosis ileo-sigmoidea, einmal Ventrifixatio Uteri
myomatosi, endlich einmal Colotomia inguinalis sioistra mit bestem Er-
folge ausgeführt, während nur einmal der Exitus letalis eintrat bei einer
Resectio transversa lobuli dextri hepatis cum vesica fellea. Im letzteren
Falle war sogar von vornherein eine Heilung fast ausgeschlossen. — W.
schlägt im Allgemeinen vor, bei unheilbarem Pyloruskrebs die Gastro-
enterostomie, bei anderen durch ihre Grösse oder ihren Sitz schmerz-
erregenden Magenkrebsen die Excision der Geschwulst oder des ganzen
Magens, bei Dünndartukrebs einfache Darmausschaltung, bei Dickdarmkrebs
je nach seinem Sitze entweder die Enteroanastomosis ileo-sigmoidea oder
die Anlegung eines Anus praeternaturalis mit vollständiger Darmdurch-
trennung ohne Fistelbildung; bei inoperablem Nierencarcinom Einpflanzung
des zugehörigen Ureters in den Dickdarm, bei Blasencarcinoin Einpflanzung
beider Ureter in den Dickdarm, bei Prostatacarcinom endlich die Sectio
alta mit Fistelanlage oder die Witzel'sche ßlasentistelopcration. Arbeitet
man zwar bei alledem an wenig dankbarem Material, so befreit man doch
die armen unheilbaren Kranken von ihren vielen und zum Teil unerträg
liehen Qualen und braucht vor allen Dingen Niemandem als „inoperabel“
sozusagen das Todesurteil zu sprechen. Carl Rosenthal.
31. Reiner, Ueber die multiple sogenannte chronisch-rheumatische Ge-
lenkentzündung im Kiudesalter. Zeitschr. f. Heilk. Bd. 24, S. 157.
Verf. giebt drei von Röntgenbildern erläuterte Krankengeschichten
betreffend chronisch-rheumatische Gelenkentzündung bei Kindern im Alter
von 6, 11 und 10 Jahren. Nach den Ausführungen des Verf. ’s bean-
spruchen die Fälle aus zwei Gründen Interesse: 1. Weil sich an ein und
demselben Individuum gleichzeitig verschiedene Typen chronischer Gelenk-
entzündung finden, nämlich a) die chronisch-adhäsive Form des Rheuma-
tismus articulorum, b) eine in die Gruppe der deformirenden Arthritis
einzureihendc Form und c) eine der Arthritis nodosa ähnliche Form.
2. Wegen der Folgezustände, welche die chronischen Gelenkentzündungen
für das Skelett aus dem Grunde nach sich gezogen haben, weil die Er-
krankung im frühesten Kindesalter aufgetreten ist. Es sind dies: a) die
hochgradige concentrische Atrophie der langen Röhrenknochen und b) die
an den Epiphysen der kurzen Röhrenknochen sichtbare Zerteilung des
Epiphysenkerns in einzelne Stücke. Diese Zerteilung erklärt Verf. so,
dass derselbe Umwandlaugsvorgang, durch den der Knorpel der erkrankten
Gelenke in vaskularisirtes Bindegewebe übergebt, die ganze knorpelige
Epiphyse ergriffen und nur einzelne Knorpelinseln verschont hat. Indem
diese Knorpelinseln nachträglich ossificirten, war die scheinbare Zer-
sprengung der knöchernen Epiphyse gegeben. Stadthagen.
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396
CoMHK. Ki.KMI’KKKU.
No. 23.
A. Combe, Syndrome de Benedict inferieur Rev. mens, des mal. de l'enf.
1004, S. 1.
Benedict bat Fälle von Hemiparese mit gekreuzter Lähmung des
Oculomotorius und Zitterbewegungen in den gelähmten Teilen beschrieben.
Den Sitz dieser (Erkrankung suchte er in dem Pedunculus cerebri in der
Gegend des Ursprungs des N. oculomotorius. Verf. beobachtete einen
3jährigen Knaben, bei welchem sich im Anschluss an eine Influenza, die
er im Alter vou 2 Jahren überstanden hatte, allmählich eine Hemiparese
der rechten Seite, eine incomplete Lähmung des linken Oculomotorius.
Lähmung des linken Trochlearis, Abducens und Facialis mit Hemichorea
dextra und nystagmiformeu Bewegungen des linken Auges entwickelt hatte.
Von den Fällen Benedict’s unterscheidet sich der vorliegende also haupt-
sächlich durch die Beteiligung des 6. und 7. Nerven. Verf. nimmt des-
halb ausser dem Herde im Pedunculus cerebri noch einen zweiten Herd
in der Nachbarschaft der linken Pyramide in der Gegend des Austritts
des Abducens und Facialis an. Die langsame (Entwickelung, das Fehlen
von Kopfschmerzen, von Schwindel etc. sprechen gegen Hämorrhagie,
Embolie, Tumor und für Encephalitis. Mit Rücksicht auf den von ihm
angenommenen Sitz des Hauptherdes in der Nähe der Pyramide schlägt
Verf. die von ihm in der Ueberschrift gebrauchte Bezeichnung vor.
S tad t h agen.
F. Klemperer, Experimenteller Beitrag znr Tuberkulosefrage. Zeitschr. f.
klin. Med. 56 Bd., S. 241.
v. Beuring’s Entdeckung der Immunisirbarkeit des Rindes gegen Perl-
suchtinfcktion durch intravenöse Zufuhr von Menschentuberkelbacilleu gab
die Möglichkeit, die Frage zu prüfen: Wie wirkt die Behring'sche Im-
munisirung beiin bereits tuberkulös inflcirten Rinde? Verf. stellte seine
Versuche an natürlich erkrankten Rindern, wie auch an experimentell in-
ficirten Tieren an und fand einen deutlichen Einfluss der nachträglichen
Immuni8irung mit Menschentuberkelbacillen auf die tuberkulöse Infektion
des Rindes. Bei einer Immnnisirung 10 Tage nach der Infektion wird die
bereits eingetretene geringe lokale AflFektion zum Stillstand und zur Rück-
bildung gebracht, das Tier bleibt gesund, während das Controlltier tuber-
kulös wird. Immerhin ist die Wirkung der nachträglichen Immunisirung
eine begrenzte, die intravenöse und intraperitoneale Infektion wird in ihrem
schnellen und letalen Verlaufe nicht aufgehalten, auch stärkere subkutane
Infektionen wurden durch die 18 Tage nach der Infektion beginnende Ira-
munisirungsbebandlung nicht mehr unschädlich gemacht, wohl aber der
Krankheitsverlauf gehemmt und abgeschwächt. Jedenfalls ist aber die
nachträgliche Immunisirung des perlsuchtinficirten Rindes überhaupt mög-
lich, und die Immunisirungsbehandluug mittels Meuscbentuberkelbacilien
vermag auf die Tuberkulose des Rindes einen den Ablauf verzögernden
Einfluss auszuüben.
Nach den Untersuchungen Koch's und seiner Schüler ist für den
Menschen eine aktive Immunisirung gegen Tuberkulose nur durch lebende
Bakteriell, nicht durch Bakterieuprodukte zu erwarten. Um nun festzu-
stellen, ob die dazu nötige Zufuhr abgeschwächter oder artfremder leben
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No. 23. Lich twitz. — Gai.lavakmk und Vahay. 397
der Tuberkelbacillen beim Menschen ohne Gefahr möglich ist, injicirte
Verf. sich selbst sukutan eine für Meerschweinchen hochvirulente, frische
Rindertuberkelbacillenaufschwemmung. Nach G Monaten war an der In-
jektionsstelle noch eine entzündliche Schwiele vorhanden, deren excidirtes
Gewebe aber nirgends Tuberkelbacillen erkennen liess. Subkutan beige-
bracbte Rindertuberkelbacillen kommen beim gesunden Menschen, ebenso
auch bei Phthisikern, also zuin Verschwinden, ohne Tuberkulose zu er-
zeugen. Ob regelmässig wiederholte Subkutaninjektionen von Rinder-
tuberkelbacillen wirklich eine Immunisirung auch der bereits inficirten
Menschen ermöglichen, müssen erst weitere Versuche erkennen lassen.
A lkan.
L. Lichtwitz, lieber einen Fall von Sarkom der Dura mater und über
dessen Beziehungen zu einem vorangegangenen Trauma. Virchow’s Arch.
Bd. 173, H. 2.
Eine 36jährige Frau zeigte nach einer Verletzung des Kopfes (mit
einer Stange) mit folgender 1/2stündiger Bewusstlosigkeit rechtsseitige
heftige Kopfschmerzen, Vergesslichkeit, Schwindelgefühl, Neigung zu Ohn-
mächten, Abmagerung, Schwachsichtigkeit bis zur Erblindung, Pulsver-
langsaroung, Erbrechen und endlich den tötlichen Ausgang. Oie Sektion
zeigte ein Sarkom der Dura mater in der mittleren Schädelgrube. Es fehlte
zwar irgend eiu anatomisches Substrat für den Unfall (wie Callusbildung,
Blutherd), doch erscheint die Bedeutung des Trauma für die Entstehung
der Geschwulst hier sehr wahrscheinlich, wenn auch eine Erklärung hierfür
nicht gegeben werden kann. S. Kalischer.
L. Gallavardin et F. Varay, Etüde sur le cancer secondaire du cerveau,
du cervelet et de la muelle. Rev. de roed. 1903, No. 6 et 7.
Die Verff. teilen zunächst 4 Fälle von sekundärem Krebs des Central-
nervensystems mit. Int ersten Falle war der primäre Sitz der Uterus und
dann das Peritoneum und die Lungen. Es fand sich ein nussgrosser Herd
in der vorderen Centralwindung, der erst lokalisirte Krämpfe, dann eine
rechtsseitige Hemiplegie verursachte. Im zweiten Fall war die rechte
Niere der primäre Sitz, sekundär waren die Bronchien, die Lungen, der
W urm des Kleinhirns und der Temporallappen der linken Hirnhemisphäre
betroffen; es bestand cerebellärer Gang, Diplopie, Stauungspapille. Im
dritten Falle bestand primär ein latenter Krebs des Oesophagus, mit sekun-
dären Herden in der Leber und in deu Muskeln des Oberschenkels, sowie
in der hinteren Hirnhälfte (ein grosser ausgedehnter Herd); nach Jackson-
scheu Krämpfen war eine rechtsseitige Hemiplegie aufgetreten. — Im
vierten Falle bestanden zahlreiche Herde in allen Organen und mehr als
lOO kleine Herde im Gehirn. 8 Jahre vor der allgemeinen Ausbreitung
über die Haut und die inneren Organe war ein dunkel gefärbter Tumor
iu der linken Schlüsselbeingrube aufgetreten. - Von 68 Fällen mit sekun-
därem Krebs des Centralnervensystems aus der Litteratur zeigten 10 diffuse
Symptome eines Hirntumors, 13 eine Hemiplegie mit und ohne Aphasie,
10 Jackson’sche Epilepie, 22 unbestimmte Beschwerden resp. Angaben,
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398 WlU.IAMSOK. — DrüUW. No. 23.
5 Paraplegien; 3 blieben völlig latent. Der primäre Tumor (Krebs) sass
24 mal in der Brust, 12 mal in den Lungen, (imal im Magen. 4 mal in
der Niere, 4 mal in Femur oder Tibia, je 2 mal im Ovarium, Hoden,
Rectum, Uterus u. s. w. Meist fanden sieb neben dem primären Sitz und
der Gehirnmetastase andere Metastasen, so 24 mal in den Engeweiden und
Lungen, 12 mal nur in den Eingeweiden. Von den 68 Fällen der Hirn-
metastase war 66 mal das Grosshirn und zwar 49 mal dies allein betroffen.
11 mal war Grosshirn und Kleinhirn zugleich der Sitz, einmal war das
Rückenmark neben dem Gehirn und zweimal neben dem Kleinhirn von der
Metastase mitbefallen, ln 13 Fällen bestanden Herde im Kleinhirn. Von
50 Fällen mit Grosshirumetastasen zeigten 21 nur einen Herd, 9 zeigten
zwei Herde, 5 drei Herde, 10 multiple und 6 unzählige Herde.
S. Kali sch er.
R. T. Williainson, The vibrating Sensation« in affections of the nervons
System and in diabetes. Lancet 1905, April 1.
W. empfiehlt für eine schnelle klinische Untersuchung des Vibrations-
gefühls den Gebrauch einer grossen, 0 Zoll langen Stimmgabel, welche
auf den Proc. styloid. der Ulna, den inneren Knöchel, die innere Ober-
fläche und an den vorderen Rand des Schienbeins etwa in der Mitte des
Knochens und auf die Mitte des Brustbeins aufgesetzt wird. Bei 125 In-
dividuen, die teils gesund waren, teils an Krankheiten, jedenfalls aber
nicht an solchen des Nervensystems, litten, wurde die Stimmgabel an der
Ulna, am Knöchel und am Schienbein deutlich empfunden.
Von 45 Diabeteskranken wurde die Stimmgabel von 30 au allen den
untersuchten Punkten gefühlt; von 7 wohl au der Ulna, aber schlecht an
der Tibia oder dem inneren Knöchel; bei 8 fehlte die Empfindung über
dem Schienbein und dem inneren Knöchel. Die letztere Gruppe zerfiel in
noch kleinere Abteilungen, deren genauere Beschreibung man im Original
nachlese; alle Diabetiker litten nur an der leichten Form der Krankheit;
alle waren über 40 Jahre alt.
In Bezug auf seine Beobachtungen über das Vibrationsgefühl bei
Nervenkranken kommt Verf. zu folgenden Schlüssen. In den Frühstadien
der Tabes kann dasselbe verloren sein, ehe noch andere Sensibilitäts-
störungen vorhanden sind, ja noch bevor das Romberg’sche Zeichen oder
Ataxie bestellt. Bei einzelnen Fällen von spastischer Paraplegie ist es an
den Beinen verschwunden, während andere Gefüblsqualitäten nicht afficirt
sind. Bei einzelnen Fällen von Diabetes und chronischer Glykosurie ist
es bei Intaktheit anderer Empfindungen oft verloren. Von Intaktheit der
Sensibilität kann man daher nur dann reden, wenn auch das Vibrations-
gefübl als normal nachgewiesen ist. Bernhardt.
Dreuw, Exstirpations- und Operationsfeder. (Aus Dr. Unna’s Derinato-
logicum in Hamburg.) Deutsche med. Wochcnschr. 1904, No. 44
D. hat zur beejuemeu, raschen und schmerzlosen Exstirpation von
Hautstückeben oder wenig umfangreichen pathologischen Affektionen der
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No. 23.
Dktrk.
399
Haut (beginnenden Cancroiden, Warzen, Naevi, Molluscum contagiosum
und dergleichen) von C. W. Bolte in Hamburg ein kleines Instrument
anfertigen lassen, das die Form einer Sohreibfedcr mit scharfer Spitze und
scharf geschliffenen senkrecht stehenden Rändern hat und auch wie eine
solche auf einen Federhalter gesteckt wird. Man hebt die zu exstirpirende
Stelle in eiue Falte auf, vereist diese gründlich mit Chloräthyl und durch-
sticht sie mit dem Instrument flacher oder tiefer, je nach dqr Tiefe der
Cutis, die man erreichen will, worauf das Hautstückchen in der Höhlung
der Feder liegt. Auch die messersebeuesten Pat. lassen sich diese harmlos
erscheinende Operation gern gefallen. H. Müller.
L. Detre, Reinfektion und Primärulcus. Budapesti Orvosi Ujsäg 1904,
No. 5.
Dass der Syphilitiker während der Dauer seiner Lues keine Primär-
läsion acquiriren kann, ist so allgemeiu bekannt bei den Syphylidologen,
dass, wenn ein Luetiker mit einem neuen Ulcus durum erscheint, die
frühere Lucs als geheilt betrachtet wird. Aber nur das ist bestimmt, dass
keine Primärläsion während der Krankheit entsteht, hieraus kann jedoch
nicht auf die Unmöglichkeit einer Reinfektion gefolgert werden. Logisch
wäre der Standpunkt der Syphilidologen, wenn es bewiesen wäre, dass
Syphilisinfektion immer in Form einer typischen Primärläsion auftritt.
Wes ist aber bisher noch nicht bestimmt festgestellt. Auch mit dem Be-
griff der Immunität stimmt obige Erfahrung der Syphilidologen nicht
überein. Die Frage lässt sich bloss durch Versuche klarstellen: da Verf.
mit Syphilisvirus keine Experimente machen konnte, untersuchte er die
Hauttuberkulose der Kaninchen, da er in der Hauttuberkulose der-
selben eine mit der Lues des Menschen in vieler Hinsicht analoge Er-
krankung fand, indem die Tuberkuloseinfektion nach einer kurzen In-
kubation Ulcus, Bubo und allgemeine specifischc Organerkrankung bewirkte.
Die Untersuchung bezog sich darauf: 1. Welche Symptome entstehen bei
der Injektion der Tuberkelbacillen in ein Tier, das schon ein offenes Ulcus
besitzt? 2. Ist die Krankheit des zweimal inficirten Tieres schwerer, als
die der bloss einmal inficirten? Die Ergebnisse der verschiedenen Ver-
suchsreihen fasst Verf. folgendcrmaassen zusammen: 1. Dasselbe Virus
kann vom normalen ganz verschiedene Symptome bervorbringen bei solchen
Tieren, die an jener von demselben Virus verursachten Krankheit bereits
leiden. 2. Lediglich ist das Bild der primären Lokalwirkung per absolutem
nicht so charakteristisch für ein Virus, dass es allenfalls als Kriterium der
eingetretenen Infektion gelten könnte. 3. Gewisse Verschiedenheit des
primären Symptomencomplexes von der Norm kann durch den pathologisch
veränderten Biocheraismus des tierischen Organismus und muss nicht auf
Grund der Immunität erklärt werden. 4. Bei vollständigem Fehlen des
typischen primären Symptomencomplexes kann dennoch eiue Superinfektion
entstehen. Schon infolge dieser auf Tierexperimente fussenden Ergebnisse
muss — solange für die frühere Auffassung der Syphilidologen kein ex-
perimenteller Nachweis erbracht wird — die Frage des Neuauftretens der
luetischen Primärläsion von der Reinfektion ganz abgesondert behandelt
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400
M**x und Sohuk.
Nd. 23.
werden. Ein Luetiker kann demnach während der Dauer seiner Krankheit
wohl kein Primäruicus bekommen, aber ob er Oberhaupt mit Lues reinficirbar
ist, diese Frage kann in Betrachtnahme der analogen Experimenten nicht
mehr bestimmt negirt werden. Verf. ist geneigt, theoretisch die Möglich-
keit einer Reinfektion resp. Superinfektion auch bei totalem Mangel einer
Primärläsion (Ulcus durum) und Bubo zuzugestehen. J. Honig.
Marx und Sorge, Ueber die histologischen Veränderungen der Placenta
bei der Sublimatvergiftung. Vierteljahrsschr. f. gerichtl. Med. etc. 1905.
XXIX. Bd., 1. H.
Die Verff. haben experimentell bei Tieren die Veränderungen studirt,
die an der Placenta infolge Subliraatvergiftung auftreten. — Sie
fanden, dass die Vergiftung mit grossen Dosen immer Veränderungen
an Nieren und Placenta hervorruft. Das Gift gelangt nach der subkutanen
Injektion alsbald in die Blutbahn. Mit dem Blutstrom wird es in die
Placenta geführt, schädigt hier zunächst die Zellen des mütterlichen Anteils,
der Serotina, gelaugt in die laminaren Bluträume und bewirkt hier eine
tiefgehende Nekrose des Endothels. Nachdem so diese natürliche Schranke
durchbrochen ist, kann es zu Alteration des fötalen I’lacentaranteils
kommen, und jetzt sind dem Eintritt des Giftes iu die fötalen Blutwege
die Thore geöffnet. So war auch in den Nieren der Kaninchen- und Meer-
schweinchenembryonen die Giftwirkung histologisch nachzuweisen. —
Trächtige weisse Mäuse starben nun schon nach Gaben von einem halben
Milligramm und Veränderungen an den mütterlichen Nieren findet man
hier nach der Injektion von ll/z Deciiuilligramm. Dagegen bleiben die
Veränderungen der Placenta bei einer Dosis von 2 mg aus, bei einer Dosis
also, an der das Muttertier zu Grunde geht und bei der die hochgradigsten
Nierenveränderungen bei der Mutter gefunden werden. Uteruswand und
Serotina zeigen auch hier verminderte Färbbarkeit der Kerne, und der
Blutgebalt der Placenta ist wenig verändert. Dagegen zeigen die Zellen
des Endothels, die Epithelien der Churionzotten ein durchaus normales
Aussehen; vor allem aber behalten die Amnionzotten ihre Färbbarkeit. —
Aus diesen Tatsachen, denen zufolge also bei kleinen Dosen Sublimat
das Gift vor den Zellen, die als Grenzschicht zwischen mütterlicher und
fötaler Placenta aufgerichtet sind. Halt machen musste, schliessen die
Verff. — in Uebereinstimmung mit einer von F. Strassmann aufgestellteo
Hypothese — folgendes: „Die Vergiftung mit grossen Dosen lässt dss
Sublimat in den Fötus übergehen, weil es zur ausgedehnten, auf den
fötalen Anteil übergreifenden Zellnekrose der Placenta führt. Kleinere,
selbst für das Muttertier tätliche Dosen bewirken keinen Uebergang des
Giftes von der Mutter auf den Fötus, weil die Epithelien der Grenzzonen
in der Placenta intakt bleiben.“ Br. Wolff.
Kiitaetiduijgeii werden an die Adretuie dc<* Herrn üeh. Med. -Kat Prof. Dr. M. Bernhardt (Berlin W.
Französische Strasse 2l) oder au die Verlagshaudluog (Berlin SW., Unter den Linden 68) et beten
Verla« von August llirechwald in Berlin. — l>rurk von L. Rehutnacher in Berlin S 34
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il ml Sach Uegister.
Centralblatt
Prell des Jahrgangs«
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durch alle Buchhand-
lungen u. Postanstaltsa.
für die
Prof. Dr. H. Senator, Pc
f. Dr. P. Schultz,
1905.
19. Juni.
No. 24.
Inhalt: Grützkkr, Mechanismus der Magenverdauung. — Githkns,
Zusammensetzung des Blutplasmas. — Biltz und Gruzkwska, Ultramikro-
skopische Beobachtungen an Glykogenlösunge». — Holmes, lieber Leukocyten.
— v. Hovokka, Ueber Stelzbeine. — Elschniu, Behandlung von Glaskürper-
blutungen. — Pfeiffer und Hübet, Zur Bakteriologie des Trachoms. —
Grus» und No vors. Die Lichtempfindlichkeit des Auges. — Grunkrt und
Dallmakn, Aus der Hallenser Ohrenklinik. — Nrumann, Ohroperationen in
Lokalanästhesie. — Ort mann. Hörstörungen, Hörprüfungen. — Phkindls-
urrof.r. Neoplasmen der Mandeln. — Hrnrici und Hrppner, Einfluss der
Nebeuhühlenerkrankungen auf das Gesichtsfeld. — Cole, Hirstein, Die Agglu-
tination von Typhusbacillen. — Ho pp mann, Tuberkulose und Hetolbehandlung. -
Pleiin, Die akuten Infektionskrankheiten der Neger. — Pkiedkhero, Citarin
bei Gicht. — Ooo, Behandlung der Bleikrankcn mit Schwefelbädern. — Golu-
plam, Fall von Lungenhernie. — Joachim. Bedeutung von Blutspureil in den
Fäces. — Bechtold, Magengeschwür im Kindesalter. — StIobli, Meningo-
typhus. — Jancso, Schwankungen der endemischen Malaria. — Wolpp, Zur
Pathologie des Lesens und Schreibens. — Piltz, Unregelmässigkeiten des Pupillar-
randes. — Iulippk. Ueber multiple Sklerose. — Ecleniidbo, Böhmio, Wall-
bacm, Kcrella, Elektrische Unfallverletzungen besonders bei Telephonistinnen.
— Wablsch, Acne uiticata. — Hürner, Albuminurie bei Scabies. — Platter,
Eigentümliche Eiweissabsonderung. — Kapsammer, Nierenchirurgie und funktio-
nelle Diagnostik. — Horwitz, Züm Busch, Operationen bei Prostatahyper-
trophie. — Schult zk, Ueber die körperliche Ausbildung der Früchte.
P. Urützner, Ein Beitrag zum Mechanismus der Magenverdauung. Pflüger’»
Arch. f. d. ges. Physiol. Bd. 106, S. 403.
G.’s Untersuchungen betreffen die Frage, ob der Mageninhalt zu einer
gleicbmässigen Mischung verarbeitet wird, oder sich in verschiedenen
Schichten auordnet. — Nach einer historischen Uebersicht berichtet G.
über eine neue Methode, deren er sich bediente. Er bringt den abge-
bnndeuen Magen gammt Inhalt in eine Eismischung, lässt ihn gefrieren
und schneidet ihn auf. — G. hat zahlreiche Versuche derart an Fröschen
und Kröten, sowie an Nagern, Hunden und Katzen ausgeführt. Er fand,
dass der Mageninhalt sich in ganz gesetz massiger Weise schichtet, indem
die zuerst eingeführten Nahrungsmittel den Magenwaudungen am nächsten
zu liegen kommen, die späteren von den älteren umschlossen in der Mitte
XL1II. Jahrgang. 26
402
lIlTHCKS. Bll. tz und (ikuzkwska. — Hoi.mks.
No. 24.
liegen. So ist cs insbesondere in der linken Magenhälftc, wo die Speisen
lange Zeit ruhen können, ohne mit Magensaft in Berührung zu kommen.
Deneben werden die in den rechten pvlorischen Teil gelangten Portionen
verdaut, durcheinander gemischt und bald ins Duodenum befördert. —
G. weist darauf hin, dass wenn mittels Sonde, wie das von klinischer Seite
gewöhnlich geschieht, Teile des Mageninhalts heraushefördert werden, diese
ein verschiedenes Bild von der Magenverdauung gehen müssen, je nach
der Gegend in der das Sondenende sich befindet und zu falschen Diagnosen
Anlass gegeben werden kann.
Neben diesen Ergebnissen enthält die Arbeit zahlreiche Angaben über
die Verteilung der Fermente in der Magenschleimhaut der untersuchten
Tierarten, sowie eine eingehende Kritik der Mett’schen Methode der Be-
stimmung der peptischen Kraft. G. empfiehlt ihr gegenüber seine bekannt«
Carminfibrinmethode A. Loewy.
Th. St. Githens, Der Einfluss von Nahrungs- und Blutentziehung auf die
Zusammensetzung des Blutplasmas. Beitr. z. ehern. Pbysiol. u. Pathol.
Bd. 5, S. 51B.
Zur Entscheidung der Frage, ob die Bluteiweisskörper direkt aus uni-
gewandeltem Nabrungseiweiss hervorgehen, oder von bestimmten Organen
producirt werden, hat Verf. den Einfluss von Hunger und Blutentziehung
auf die Blutzusainmensetzung untersucht. Durch Bestimmung der ver-
schiedenen Eiweissfraktionen nach Spiro und Poruks ergab sich, dass
Fibrinogen offenbar am schwersten von allen Bluteiweisskörpern verdaut
wird, Albumin aber dem Nabrungseiweiss am nächsten steht; beide Blut-
eiweisskörper enstammen offenbar verschiedenen Quellen. Neuberg.
\Y. Biitz und Z. Gatin-Gruzcwska, ültramikroskopische Beobachtungen
an Lösungen von reinem Glykogen. Compt. rend. de l’acad. des Sciences.
Bd. 139, S. 507.
Gleicti Rakhlman’N fanden die Verff., dass sich auch reinstes Glykogen
bei ultramikroskopiscber Betrachtung als ein Gemisch von Teilchen mit
wechselnder Grösse darstellt; letzteres bängt von den Bedingungen ab,
unter denen die Lösung dargestellt ist. Zusatz von Fällungsmitteln ändert
die Grösse gleichfalls in regelmässiger Weise. Neuberg.
Th. K. Hol nies, The behaviour of leucoytes linder the influencc of certain
bacterial and other substances. Guy’s liosp. reportg, Vol. LIX, p. 155
u Inaug.-Dissert. Cambridge 1905.
Verf. injicirte bei Kaninchen lebende und tote Bakterienculturen sowie
allerlei andere toxische Substanzen und untersuchte den Einfluss dieser
Experimente auf die Leukocytenformel. Die Resultate der sehr fleissigen
Arbeit sind folgende: Die Injektion toten, nicht toxischen tierischen
Materials, wie tierische Zellen und rote Blutkörperchen, bringt b«im
Kaninchen eine Reaktion hervor, die ausschliesslich die einkernigen Leuko-
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No. -24.
v. Hovorka. — Ecschkks.
403
cyten betrifft. Einverleibung reiner Fettsäuren aus Tuberkelhacillen giebt
eine ähnliche Reaktion. Die Injektion von Toxinen verursacht eine reine
polynukleäre Leukocytose, falls nicht rascher Tod eintritt. In den späteren
Stadien, wenn die Zahl der polynukleären Leukocyten abriimmt, wächst
die Menge der mononukleären, wahrscheinlich zum Zwecke der Fort-
srhaffung des toten Materials. Die Reaktion auf Serum, welches haupt-
sächlich indifferente tierische Materie enthält, ist vorzugsweise rnononukleär.
Der Hitze unterworfene Mikroorganismen, wobei Rakterium und Toxin zer-
stört sind, bringen bei Injektion die grösste Wirkung auf die mononukleären
Leukocyten hervor. Die Einspritzung lebender Mikroorganismen erzeugt
hauptsächlich eine polynukleäre Leukocytose oder eine gemischte Leuko-
cytose, in welcher die mononukleäre Reaktion nur sekundär ist. Aus
alledem geht hervor, dass — wenigstens beim Kaninchen — die poly-
nukleären Leukocyten vorzugsweise der Zerstörung toxischer Produkte und
lebender Bakterien dienen, während die mononukleären Leukocyten sich
hauptsächlich der nichttoxischen Stoffe und der Nährsubstanzen bemächtigen.
Beitzke.
0. v. Hovorka, lieber Stelzbeine und ihre Verwendung in der Massen-
praxis. Wiener med. Wochenschr. 1904, No. 10.
v. H. lässt die Stelzbeine nicht aus Holz, sondern ans Metall un-
fertigen und zwar das Gerüste des Körpers aus weitmaschigem Draht-
geflecht, welches mit Bleichstreifen versteift und innen entsprechend ge-
polstert ist. Das Gerippe eines solchen Drahtgeflechtes, z. B. für Gritti-
stümpfe, verläuft in zwei Seitenschienen ebenfalls aus Drahtgeflecht, von
denen die mediale kürzer ist als die laterale. Der Umstand, dass eine
solche Hülse sowohl für links- als rechtsseitige Stümpfe verwendbar ist,
erhöht bei Massenbedarf ihre Brauchbarkeit. Das Drahtgerüst ist mittelst
Stahlplatte und Schrauben in eine hohle Holzkapsel eingefasst, und an
diese wieder ist der aus leichtem, doch sehr festem englischen Stahlrohr
bestehende Stock befestigt. Joachimsthal.
Klschnig, Hämolysininjektionen bei recidivirender Glaskörperblutung. Arcb.
f. Augenheilk. LI., S. 354.
Vor zwei Jahren zeigte Römer, dass man Blut im Glaskörper des
Kaninchenauges nahe zu sofort zum Verschwinden bringen kann, wenn
man einige Tropfen von hämolytischem Immunserum von Meerschweinchen
in den Glaskörper injicirt. Wenige Monate später versuchte E. dies Ver-
fahren am kranken menschlichen Auge. Es handelte sich um einen
34jährigen Mann, dessen linkes Auge neben einer Netzhautablösung von
einer grossen Glaskörperblutung ergriffen war. Er injicirte hierein hämo-
lytisches Immunserum vom Kaninchen, ln den nächsten Tagen entwickelte
sich eine sehr heftige plastische Iritis, welche nach einiger Zeit die
Enukleation des Bulbus notwendig machte. Horstmau n.
26*
*
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404 PrKIKFKH U. KoHMT. - (im.INS II. NdVOKS. ■ ( ml'NKRT U. DaI.I.MANN. - NkUHANN. No.24.
R. Pfeiffer und H. Kuhnt, Eine kurze Notiz zur Bakteriologie des Trachoms.
Zeitschr. f. Augenheilk. Bd. XIII, H. 4, S. 321.
Da bisher vergeblich nach den Erregern des Trachoms gesucht worden
ist, lag die Versuchung nahe, dass die Kleinheit der Mikroben für unsere
optischen Hülfsmittel nicht wahrnehmbar wäre. Die Verff. haben daher
aus excidirten trachomatösen Uehergangsfalten eine Emulsion hergestellt
und diese durch Berkefeldfilter filtrirt. Das so gewonnene sterile Gewebs-
filtrat, das die supponirten ultramikroskopischen Mikroorganismen hätte
enthalten müssen, wurde während mehrerer Wochen in den normalen Con-
junktivalsack eingeträufelt, ohne jemals eine Infektion hervorzurufen.
Die Versuche machen daher die Annahme sehr unwahrscheinlich, dass
kleinste, bakteriendichte Filter passirende Mikroben die Erreger des
Trachoms sind. G. Abelsdorff.
G. Grijns und A. K. Noyons, Ueber die absolute Empfindlichkeit des
Auges für Licht. Arch. f. Auat. u. Physiol. Physiol. Abteil. 1905,
H. 1 u. 2, S. 25.
Die Verff. Hessen sehr kleine Lichtmengon während sehr kurzer Zeit
auf das Auge einwirken, indem sie znm Teil mit Hülfe eines rotirenden
Spiegels, zum Teil mittels eines Pendelapparates die Beleuchtungsdauer
variirten und bei dem ersten Verfahren durch Spaltvorrichtungen, bei dem
zweiten durch Nicoldrehung das polarisirte Licht in seiner Intensität ab-
stuften. Es ergab sich, dass die Menge der für das Zustandekommen einer
Lichtempfindung erforderlichen Energie keine absolute Grösse ist, sondern
die Zeit der Einwirkung von grösster Bedeutung ist. Mit der Beleuchtungs-
dauer nimmt die zur Auslösung einer Lichtempfindung notwendige Energie-
grösse des Reizes ab. G. Abelsdorff.
Grunert und Rallmann, Jahresbericht über die Tätigkeit der König!.
Universitäts-Ohrenklinik zu Halle a. S. vom 1. April 1903 bis 31. Män
1904. Arch. f. Ohrenheilk. Bd. 02, S. 74.
Von besonderem Interesse in vorliegendem Berichte sind 4 Fälle, bei
denen wegen infektiöser, bis auf den Bulbus venae jugularis ausgedehnter
otogener ßlutlciterthrombose ausser der Sinusoperation mit Unterbindung
der Vena jugularis interna auch der Bulbus venae jngularis operativ frei-
gelegt und von seinem infektiösen Inhalt befreit worden ist. Die einzelnen
Fälle siche im Original. Schwabacb.
Xeuinann, Ueber eingreifende Ohroperationen in Lokalanästhesie. (Aus
der Universitäts-Ohrenklinik [Politzer] in Wien.) Wiener klin. Wochen-
schrift 1904, No. 41.
Bei Warzenfortsatzoperationen wegen akuter Mastoiditis erzielte Verf
vollständige Anästhesie mit subperiostaler Injektion eines Gemisches von
1 proc. warmer Cocainlösung und Tonogen Richter (5 Tropfen Tonogen
auf 1 cm* 1 proc. Cocain); auch bei Radikaloperationen wurde dies Ver-
Digitized by Google
No. 24.
OsTMANN. — PKJ£lNDLHHKRaKH. HkNKIC! Und HEKKKKIt.
405
fahren in einer Reibe von Füllen mit Erfolg gebraucht. An Stelle des
Cocain wurde mehrere Mal Eucain verwandt. Es wurden 3 Pravazspritzen
unter das Periost des Proc. mast., 1 — 2 Pravazspritzen hinter der Ohr-
muschel unter das Periost der vorderen Warzenfortsatzfläche und 2 bis
3 Spritzen unter das Periost des knöchernen Gehörgangs von Gehörgang
aus injicirt. Dasselbe Gemisch kam in Anwendung und zwar mittels sub-
periostaler Injektion im äusseren Gehörgang (bezüglich der Technik siehe
das Original) beim Trommelfellschnitt, bei der Lösung von Hammcr-
synechien, bei der Tonotomie des Tensor tympani, der Extraktion von
Hammer und Amboss etc. Schwabach.
1) Ostnuuui, Klinische Studien zur Analyse der Hörstörungen. III. Teil.
Arch. f. Ohrenheilk. 62. Bd., S. 26.
2) Derselbe, Die Erweiterung meiner Hörprüfungstabellen zu Empfind-
lich keitstabel len des schwerhörigen Ohres. Ebenda. S. 48.
3) Derselbe, Eine montirte Stimmgabel als allgemin gütiges objektives
Hörmaass. Ebenda. S. 53.
1) Nach 0. bleibt bei der durch Thrombus sebaceus bedingten Schall-
leitungsstörung die Empfindlichkeit für die höheren Töne, trotz der grösseren
Einbusse, die ihre normale Empfindlichkeit erfährt, doch grösser als für
die tieferen. An der normalen Empfindlichkeitscnrve ausgemessen behält
die Empfindlichkeitscurve eine gegen clv stark ansteigende Richtung. Der
Verlauf der Empfindlichkeitscurve wird durch objektive Messung schon allein
mit C und clv bestimmt.
Bezüglich der Einzelheiten von 2) und 3) muss auf das Original ver-
wiesen werden. Schwabach.
Preindlsberger, Zur Exstirpation von Neoplasmen der Tonsille. Wiener
klin. Rundschau 1004, No. 48.
In einem Fall von Epithelialcarcinom der Tonsille resecirte Verf., um
den Pharynx besser zugänglich zu machen, ein Stück vom Angulus mandi-
bnlae, nachdem vorher der M. masseter abgelöst worden war. Dies bringt
den Vorteil, dass die Continuität des Unterkiefers erhalten bleibt und dabei
doch eine genügende Zugänglichkeit erreicht wird. Verf. glaubt, dass
diese Operation in vielen Fällen jene Eingriffe, welche eine Pharyngotomia
lateralis erfordern, erleichtert und eine ausgedehntere Knochenoperation
erspart. W. Lublinski.
Henrici und Heffner, Bedingen Eiterungen der Nebenhöhlen eine Ein-
engung des Gesichtsfeldes. Münch, med. Wocbenschr. 1904, No. 40.
Die Ansichten betreffs der Einwirkungen von Eiterungen der Nasen-
nebenhöhlen auf die Grösse des Gesichtsfeldes sind durchaus noch nicht
geklärt, weshalb die Verff. an einer grösseren Reihe von Patienten Unter-
suchungen anstellten. Dieselben haben bei 37 Patienten stattgefunden, bei
36 fand sich ein normales Gesichtsfeld, während ein Fall in anderem
Sinne (Simulation) zu deuten ist. Verff. sind daher der Meinung, dass sie
mit Sicherheit behaupten dürfen, dass selbst lange bestehende Nebenhöhlen-
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406
Colh. Kirstkim. — Hoffharn.
No. 24
eiterungeu an »ich nicht im stände sind, Gesichtsfeldeinschränkungen
herbeizuführen. W. Lublinski.
1) R. J. Uole, Ueber die Agglutination verschiedener Typhusstämroe
Zeitschr. f. Hyg. 1904, Bd. 46, S. 367.
2) F. Kirstein, Ueber Beeinflussung der Agglutinirbarkeit von Bakterien,
insbesondere von Typhusbacillen. Ebenda S. 229.
1) C. untersuchte, wie sich die Bindungsverbältnisse der Haptophoren
und Punktionsgruppe der agglutinablen Substanz zu den entsprechenden
der agglutinirenden in quantitativer Beziehung bei verschieden agglutinablen
Typhusstämmen verhalten. Indem er mit verschieden leicht agglutinablen
Stämmen Kaninchen immunisirte, konnte er feststellen, dass die schwer
agglutinablen Stämme auch durch das mit ihnen selbst erzeugte Immun-
serum weniger hochgradig agglutinirt werden, als leichter agglutinable
Stämme. Es muss demnach die Verschiedenheit der Stämme in Bezug auf
Agglutinationsfähigkeit auf einer den Bakterien selbst eigenen Verschieden-
heit beruhen, d. h. auf einem Unterschiede der agglutinirbaren Substanz,
und zwar konnte Verf. feststellen, dass die grössere Agglutinationsfähigkeit
mit grösserer Bindekraft für Agglutinine verbunden ist.
2) Es ist nicht nur von theoretischem, sondern auch von recht erheb-
lichem praktischen Interesse, ob die Bakterien in ihrer Agglutinirbarkeit
constant sind, zumal heute die Identiflcrung der Stämme meistens mittels
der Agglutinationsmethode erfolgt. K. konnte nun in zahlreichen Versuchen,
die hauptsächlich mit Typhusbacillen angestellt wurden, nachweisen, dass
die Agglutinirbarkeit nicht völlig constant ist, dass aber die einzelnen
Stämme sich verschieden verhalten. Züchtung in agglutininhaltiger Bouillon
führte bei einigen Stämmen dazu, dass die Agglutinirbarkeit verringert
wurde, was auch noch nach mehrmaliger Ueberimpfung auf gewöhnlichen
Nährboden nachweisbar war, sich aber daun verlor. Ebenso wirkte Ueber-
tragen auf stark alkalischen Nährboden. Bei Züchtung auf eiweissfreiem
Nährboden nach dem Vorgänge von ÜSCHISSKY wurde ein Stamm derart
empfindlich, dass bereits bei Aufschwemmung in physiologischer Kochsalz-
lösung Spontanagglutiuation auftrat, welche Empfindlichkeit jedoch eben-
falls nach mehrfacher Züchtung auf gewöhnlichem Agar wieder verloren
ging. Praktisch die wichtigste Erfahrung ist die, welche K. im Einklang
mit anderen Forschern machte, dass zuweilen frisch aus dem Kranken ge-
züchtete Stämme nur wenig durch Immunserum beeinflusst werden, während
sie nach mehrmalider Uebertragung auf Nährböden leichter agglutinirt
werden. H. Bischoff.
A. HulTniniiii, Untersuchungen über den Einfluss der Hetolbehandlung auf
die Impftuberkulose der Meerschweinchen und Kaninchen. Arch. f.
Wissenschaft), u. prakt. Tierheilk. 1904, Bd. 30, S. 162.
II. inticirte Kaninchen und Meerschweinchen subkutan, intravenös oder
intraperitoneal mit einer Aufschwemmung von Tuberkulosereincultur. 1 mg
auf 10 ccm sterile Bouillon, wovon den Meerschweinchen */a ccm. den
Kaninchen 1 ccm injicirt wurde. Drei Tage nach der Injektiou wurden
teils subkutan, teils intravenös wöchentlich zweimal Hetolinjektioneu vor-
Digitized by Google
No. 24.
Plkh». — Kkikdkhkrg.
407
genommen, wofür eine j/j — 2proc. Lösung in wechselnden Quantitäten ver-
wandt wurde. Während die unbehandelten Tiere successive abmagerten
und in verhältnismässig kurzer Zeit eingiugen, war der Ernährungszustand
der mit Hetol behandelten Tiere zunächst ungestört; allein die Tiere gingen,
wenn auch später als die Controlltiere, ebenfalls ein, wofür wohl die hohe
Infektionsdosis der Grund war. Bei den • behandelten Tieren waren die
Tuberkel durchschnittlich klein, scharf gegen die Umgebung abgesetzt, und
von Leukocyten umgeben, ln der Peripherie bestand Bindegewebsueubil-
dung, ferner fand sich au einigen Stellen bindegewebige Durchwachsung.
Es unterliegt somit keiuem Zweifel, dass dem Hetol eine Bedeutung in der
Behandlung der Tuberkulose zukommt. Die Bestrebungen des Organismus,
den Tuberkel durch bindegewebige Umhüllung und Durchwachsung un-
schädlich zu machen, werdeu durch die Hetolbehandlung unterstützt. Die
injicirten Dosen müssen sich in bestimmten Grenzen halten, zu grosse
Dosen wirken schädlich. H. Bisch off.
A. rielin, Die akuten Infektionskrankheiten bei den Negern der äquato-
rialen Küsten Westafrikas. Virchow’s Arch. 1903, Bd. 174. Suppl.-H.
S. 1.
Während bei den Weissen an den äquatorialen Küsten Westafrikas die
iu der gemässigten Zone heimischen Infektionskrankheiten nicht wesentlich
anders verlaufen als dort, findet man bei den Negern eine ausgesprochene
Widerstandsfähigkeit gegenüber einer Reihe akuter Infektionskrankheiten,
vor allem gegen Wundinfektionskrankheiten, Gonorrhoe. Dysenterie, Malaria
und Gelbfieber. Diese Widerstandskraft lässt sich mit fehlendem Alkoho-
lismus nicht allein erklären. Für die Malaria beispielsweise nimmt P. an,
dass eine relative Immunität angeboren ist, dass sie nicht, wie KOCH an-
nimmt. durch Ueberstehen der Malariakachexie in der Kindheit erworben
wird. Gegen Blattern dagegen sind die Neger ausserordentlich empfäng-
lich, sodass selbst das Ueberstehen der natürlichen Blattern keinen dauern-
den Schutz verleiht und dass der Impfschutz zuweilen bereits innerhalb
weniger Monate nicht mehr nachweisbar ist. Ebenso tritt die Beriberi in
einer ungemein verderblichen Form auf. H. Bischoff.
Friedeberg, Zur Anwendung des Citarin bei Gicht. Centralbl. f. inu. Med.
1004, No. 47.
F. bestätigt die guten Erfahrungen mit Citarin bei akuter Gicht.
Giebt man sofort bei Beginn des Anfalls 8 — 10 g Citarin pro die, so lassen
die Schmerzen schon am ersten oder zweiten Tag erheblich nach, der
Schlaf wird besser und ruhiger; der Anfall ist von kürzerer Dauer, die
Rötung und Schwellung der Gelenke ist geringer, die Beweglichkeit tritt
früher ein. als sonst. Bestehende Tophi werden nicht verändert. Oft
zeigt sich nach Darreichung von Citarin eine ganz profuse Harnabsonderung.
Bei Nachlass der Schmerzen verringert man die Dosis, giebt aber noch
etwa 3 g einige Tage nach Ablauf der Schmerzen. Sehr selten verursacht
das Mittel Appetitlosigkeit, andere unangenehme Nebenerscheinungen
4*
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408
Ooo. — Goldflam.
No. 24.
wurden nicht beobachtet. Bei chronischer Gicht ist zwar die Wirkung
nicht so frappant, doch sieht man auch hier Nachlass der Schmerzen und
besseren Schlaf. Iu einem mit Diabetes complicirten Fall hatte das Citarin
auf die Zuckerausscheidung keinen Einfluss. Alles in allem ist das Citarin
kein Heilmittel gegen Gicht, wohl aber ein sehr brauchbares symptomati-
sches Mittel. K. Rronthal.
Th. A. W. Ogg, The use of sulphur thermal baths and waters as an aid
to tbe elimination of lead in the treatment of chronic plumbism.
The Scott, med. and surg. journ. 1904, Nov.
Blei kann auf dreierlei Wegen in den Körper gelangen, durch die
Verdauungsorgane, die Respirationsorgane und durch die Haut. Im Körper
verbindet es sich mit dem Zellprotoplasma, wirkt dort als Zellgift, beein-
trächtigt die Funktion der Zelle, gelangt daun gelegentlich ganz plötzlich
wieder in den Kreislauf und verursacht schwere Vergiftungserscbeinungeo;
gewöhnlich wird das Blei sehr langsam durch den Urin, die Galle, den
Schweiss, die Milch und durch den Darm ausgeschieden. Viel angewandt
wird das Jodkali, das eine schnellere Ausscheidung des Bleis durch den
Urin bewirkt; der Process spielt sich wahrscheinlich in der Form ab, dass
das Jod einen Reiz auf die Zelle ausübt, das darin enthaltene Blei frei-
macht, und es zum Teil als lösliche Verbindung, zum Teil als unlösliches
Jodblei in den Kreislauf gelangt und durch die Nieren ausgeschieden wird.
Dadurch, dass plötzlich grössere Mengen löslicher Bleisalze iu den Kreis-
lauf gelangen, die nicht schnell genug elimimrt werden, treten häufig
heftige Vergiftungserscheinungen auf; auch vereinzelt beobachtete plötz-
liche Todesfälle sind wohl so zu erklären. Ein besseres Eliminationsniittel
ist der Schwefel, sowohl in Form von Schwefelbädern — täglich ein Bad
von 35° C. und etwa halbstündiger Dauer — als auch innerlich in Form
einer Schwefelquelle. Es bilden sich fast nur unlösliche Schwefelbleiver-
bindungen, die durch Nieren, Darm und Haut entfernt werden; zu einer
plötzlichen Ueberladung des Blutes mit Bleisalzen kommt es nicht. Als
geeignete Quellen empfiehlt Verf. die Wasser von Harrogate und Strath-
peffer. K. Krontbal.
S. Goldflam, Ein Fall von Uungenhernie. Wiener kiin. Rundschau 1905,
No. 14, 15, 17.
Lungenbernien, d. h. Ausstülpungen des Lungengewebes durch die
Thoraxwand unter die unverletzte Haut, kommen sehr selten zur Beob-
achtung; sie entstehen nur dann, wenn die Thoraxwand, sei es im
knöchernen, muskulären, pleuralen oder fibrösen Teile eine entweder an-
geborene oder erworbeno Herabsetzung ihrer Widerstandskraft erlitten hat.
Die nächste Veranlassung zur Entstehung der Lungenhernie geben hart-
näckige starke Hustenanfälle (bei Bronchitis, Emphysem etc.), auch Hebung
schwerer Lasten sowie das Spielen auf Blasinstrumenten. Der Inhalt der
Hernien ist gewöhnlich emphysematöses Lungengewebe, und zwar meistens
am vorderen oder unteren Lungenrand. Verf. publicirt einen Fall eigener
Beobachtung; hier lag der herniöse Tumor in der linken Scapularlioie, ein
wenig nach unten vom unteren Schulterblattwinkel, hatte eine weiche,
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No. 24.
Joachim.
409
elastische Consistenz und gab einen gedämpften Luugenschall. Es fand
sich ferner eine Fraktur der 8. Rippe mit staffelförmiger Dislokation der
Brucbenden; diese durch das Röntgenbild bestätigte Rippeufraktur war
offenbar auf einen im zweiten Lebensjahre erlittenen Sturz aus grosser Höhe zu
beziehen. Durch die Annahme der Lungenhernie Hessen sich alle an der
Geschwulst wahrnehmbaren Erscheinungen am besten erklären: das ziemlich
plötzliche Bemerktwerden einer wenig mobilen Geschwulst am Thorax, die
ohne Schmerz und ohne entzündliche Symptome in Erscheinung trat, ihre
weiche, elastische Consistenz mit Pseudofluktuation, der Grössenwechsel
unter dem Einfluss der Respiration (Entspannung und Verkleinerung bei
tiefer Inspiration, Vergrösserung bei Exspiration, am erheblichsten bei
forcirter Exspiration mit Glottisschluss wie beim Husten und Pressen),
endlich die Möglichkeit, die Geschwulst durch äusseren mechanischen
Druck in die Brusthöhle zu reponiren. Zu erwähnen ist noch, dass der
Tumor bei der Palpation knisternde Geräusche ergab, bei der Auskultation
vesikuläres Atmen. Bei dem in Rede stehenden Kranken, der an seiner
Affektion sehr wenig litt, trat Selbstheilung ein, vielleicht nur temporär.
L. Perl.
U. Joachim, Ueber die Bedeutung des Nachweises von Biutspuren in den
Fäces. Berl. klin. Wochenschr. 1904, No. 18.
Die Bedeutung des Nachweises von Blut in den Fäces ist in ihrem
diagnostischen Werte erst vor kurzem erkannt worden. Um dieser Frage
näher zu treten, wurden mehrere Wochen hindurch sämmtliche neuein-
tretende Kranke ohne Unterschied auf den Blutgehalt ihrer Fäces hin
untersucht und zwar sowohl mit der Guajak- wie mit der Albinprobe.
Dabei stellte es sich heraus, dass bei solchen Personen, bei denen der
Befund von Blut in den Fäces nicht recht erklärlich gewesen wäre, ein
solcher nur dann gemacht wurde, wenn sie kurz vorher bluthaltige Nahrungs-
mittel, wie etwa Blutwutst genossen, oder an Nasenbluten gelitten hatten.
Dagegen konnte weder bei Hämoptyse noch bei Pneumonikern mit blutigem
Auswurf Blut im Stuhle nachgewiesen werden; bei beiden wohl deshalb
nicht, weil das Sputum nicht verschluckt wurde. Beim Carcinoma oesophagi
wurde unter 19 Fällen 18 mal Blut aufgefunden, wenn auch nur in ge-
ringen Spuren, so doch ausserordentlich constant. Bei Ulcus ventriculi
wurde unter 28 Fällen in 83 pCt. Blut nachgewiesen, doch nicht constant,
sondern wechselnd, bald mehr, bald weniger. Dagegen fand man niemals
Blut bei tuberkulösen Darmgeschwüren. — Unter 6 Fällen von Darmtyphus
wurde zweimal Blut nachgewiesen. Hier war besonders der eine Fall von
Interesse, bei dem bereits einen Tag vor Eintreten einer schweren Blutung,
Blut nachgewiesen werden konnte (prämonitorische Blutung). Bei allen
übrigen gewöhnlichen Magenkatarrhen, bei Gastroptosen, bei Perityphlitis,
subphrenischem Abscess u. s. w. fielen die Proben negativ aus, ebenso
wunderbarer Weise bei Lebercirrhose mit beträchltlicher Stauung im Pfort-
adergebiet, während bei allgemeiner starker Stauung infolge incompen'
sirter Herzfehler wiederholt Blut nachgewiesen werden konnte. Bei Chole-
lithiasis fiel die Probe stets negativ aus, dagegen positiv bei Icterus
catarrhalis auf dem Höhepunkt der Erkrankung, ebenso bei einem sekun-
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"110 Bkchtoi.d. — StXuhi.i. Jakc»o. No. 24.
dären Lebercarcinom. Beim Carcinom des Pankreaskopfes mit hochgradigem
Ikterus konnte kein Blut gefunden werden, dagegen wiederum bei lifunor
rhagischer Pankreatitis. Nach alledem kommt dem Nachweis von Blut
mehr eine klinische, als eine diagnostische Bedeutung zu, da die Anzahl
derjenigen Erkrankungen. bei denen die Proben positiv ausfallen, eine allzu
grosse ist. Carl Roscnthal.
(J. Hechtold, Ein Kall von chronischem perforirendem Magengeschwür im
Kindesalter. .lahrb. f. Kinderheilk. Bd. 60, S. 347.
Ein 5jähriges Mädchen litt 6 Monate lang an Abmagerung, Appetit-
losigkeit, blassem Aussehen, ab und zu an Leibschmerzen, ohne dass eine
bestimmte Diagnose gestellt werden konnte. Blutiges Erbrechen, blutiger
Stuhl waren nie beobachtet worden. Als Zeichen einer Peritonitis auf-
traten, wurde eine Appendicitis angenommen und Laparotomie vorge-
nommen, ohne dass am Wurmfortsatz etwas Pathologisches entdeckt wurde.
Bald darauf starb das Kind. Die pathologisch anatomische Diagnose lautete:
Ulcus ventriculi rotuudum chronicum perforat. Gastromalacia gelatinosa
(postmortalis). Peritonitis acuta suppur. Perigastritis adbaesiva.
Stadthagen.
Stüubli, Meningismus typhosus und Meningotyphus. Deutsches Arch. f.
klin. Med. 82. Bd., 1. u. 2. H., S. 90.
Verf. beschreibt drei Fälle von bakteriologisch und anatomisch sicher-
gestelltem Typhus abdominalis, die. deutlich meningitische Symptome
boten. Während die Lumbalpunktion resp. Sektion bei zwei Fällen an
den Hirnhäuten nichts Pathologisches erkennen liess, lag im dritten Falle
eine eitrige Cerebrospinalmeningitis und ein Abscess im rechten Frontal-
hirn vor. Im Eiter landen sich hier massenhafte, meist intracellulär ge-
legene Stäbchen, die durch Agglutination und Cultur sich lediglich als
Typhusbacillen erwiesen. Für Fälle der letzteren Art reservirt Verf den
Namen Meningotyphus, für die Fälle mit mcningitischem Symptomen-
complex ohne nachweisbares anatomisches Substrat schlägt er die Be-
zeichnung Meningismus typhosus vor. Alkan.
N. Janeso, Untersuchungen über die Ursachen der jahreszeitlichen
Schwankungen der Malariaendemic. Orvosi Hetilap 1903, No. 50.
Verf. stellte Versuche an, inwiefern die Hitze die Entwickelung der.
sexuellen Generation bei den Anopheles beeinflusst, und inwiefern dieselbe
mit den jahreszeitlichen Schwankungen der Endemie in Congruenz gebracht
werden kann. Zahlreiche graphische Aufzeichnungen zeigen als Ergebnis
der Untersuchungen, dass die jahreszeitliche Steigerung der Endemie in
hohem Maasse von der Hitze abhängt, aber dxs periodische Auftreten der
einzelnen Parasitenarten mit der Hitze in keinen Zusammenhang gebracht
werden kaun. J. Honig.
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No. -24.
WoLFF. PlLTZ.
411
G. WollT. Zur Pathologie des Lesens und Schreibens. Allgero. Zeitschr.
f. Psych. 60. Bd. (4).
Bei einem Untersuchungsgefangeneu mit angeborenem Schwachsinn
massigen Grades (Imbecillität) und chronischem Alkoholismus konnte der
Yerf. einen umschriebenen Defekt in der intellektuellen Verrichtung fest-
stellen, der auf einem Bildungsmangel beruhte und in einer eigenartigen
Form von Agraphie und Alexie bestand. Dem Kranken fehlte die Fähig-
keit, etwas Gehörtes niederzuschreiben sowie die Fähigkeit des Spontau-
scbreibens und Lesens (abgesehen von seinem Namen, Geburtstag und Ort).
Dagegen vermag er das meiste in deutscher Druck- oder Kurrentschrift
Vorgelegte abzuschreiben, ohne jedoch das Mindeste zu verstehen und das
akustische Bild dafür zu bekommen. Auch in einem zweiten Falle bei
einem nach einem Kopftrauma aphasisch gewordenen Manne bestand
daneben der gleiche Defekt, dass er zwar Abschreiben, aber nicht Lesen
konnte. Während die anderen aphasischen Störungen durch das Trauma
bedingt waren, stellte es sich heraus, dass der Kranke auch vorher nicht
lesen konnte, während er Abschreiben konnte. Auch nach einer Trepa-
nation schwand die Sprachstörung völlig, während die Lesestörung so blieb,
wie sie von Hause aus, also auch schon vor dem Trauma, bestand, ln
zwei weiteren Fällen konnte der gleiche Defekt nachgewiesen werden;
einmal als andauernd auf Imbecillität beruhend, ein anderes Mal als
sekundär entstanden nach einem apoplektischen Insult; es bestand Verlust
des Scbriftverständnisses ohne Sprachtaubheit. S. Kalischer.
J. Piltz, Heber den diagnostischen Wert der Unregelmässigkeiten des
Pupillarrandes bei den sog. organischen Nervenkrankheiten. Neuro).
Centralbl. 1003, No. 14 u. 15.
P. unterscheidet folgende pathologische Veränderungen das Pupillar-
randes: 1. Temporäre oder wechselnde Unregelmässigkeiten, welche durch
eine wechselnde ungleichmässige Beweglichkeit einzelner Abschnitte der
Iris bedingt sind. 2. Störungen in der Lage der ganzen Pupille. 3. Con-
stante Unregelmässigkeiten des Pupillarrandes. Alle diese Veränderungen
des Pupillarrandes stellen eine bei der Paralysis progressiva, Tabes dorsalis
und Lues cerebrospinalis sehr häufig vorkommende Erscheinung dar; auch
bei anderen Nerven und Geisteskranken kommen sie gelegentlich vor,
doch nur ganz ausnahmsweise bei Gesunden. Die Erscheinung der
wechselnden ungleichmässigen Beweglichkeit kommt auch bei Katatonie
vor. Die Unregelmässigkeiten des Pupillarrandes können mitunter das
Anfangsstadium des Argyll-Robertsonschen Phänomens bilden. Experi-
mentell konnte P. die gleichen Unregelmässigkeiten des Pupillarrandes
erzeugen durch Reizung, Parese, Paralyse der einzelnen Abschnitte der
Iris, welche durch Veränderungen in den einzelnen Fäden der Nn. ciliares
breves et lougi oder in den Kernen hervorgerufen wurde. Die ungleich-
mässige Beweglichkeit einzelner Abschnitte der Iris hängt von einer Parese
des entsprechenden Fadens der Ciliarnerven ab: Paresis iridis partiulis.
Störungen in der ganzen Lage der Pupille sind ein Ausdruck einer Cora-
bination von Zuständen der Reizung, der Parese verschiedener Fäden der
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412
IliLlKFK.
Eulkmburo, Böiiuio. W ai.i.havm. Klrki.ua.
No. 24.
Nn. ciliares breves oder longi. Constante Unregelmässigkeiten des Pupillar-
randes sind ein Ausdruck einer endgiltigen Paralyse einzelner Irisabschnitte:
Iridoplegia partialis. Dieselben sind wahrscheinlich bedingt durch krank-
hafte Veränderungen der entsprechenden Pupillarfäden resp. in ihren Kernen.
S. Kalischer.
Smith E. IdlifTe, Multiple sclerosis: its occurrence and etiology. Journ.
of nerv, and ment. dis. 1904, July.
Der Verf. berichtet über das Material der Allen Starr’schen Klinik
im Verlauf von 16 Jahren (31602 Fälle). Es kamen 109 Fälle von
Sclerosis multipl. zur Beobachtung: also etwa 1 Fall auf 300 andere. Es
waren 68 Männer und 41 Frauen. Das am stärksten befallene Lebensalter
waren die 3. — 6. Dekade. Dass besondere Berufe besonders stark er-
krankten, war nicht ersichtlich. Auch die Gravidität spielte kaum eine
Rolle (6 mal nervöse Belastung). Ueber vorangegangene Infektionskrank-
heiten fehlen in 50 pCt. alle Angaben, bei den übrigen 55 Fällen war die
Nachforschung 14mal positiv (Malaria 5, Syphilis 2, Tuberkulose, Gelenk-
rheumatismus, Erysipel, Influenza, Diphtherie, Pneumonie etc. je 1 mal.
In 13 Fällen ging ein Trauma voran. M. Brasch.
1) A. Eulenburg, Ueber Nerven- und Geisteskrankheiten nach elektrischen
Unfällen. Berl. klin. Wochenschr. 1905, No. 2 u. 3.
2) H. Bühmig, Hysterische Unfallerkraukungen bei Telephonistinnen.
Münch, med. Wochenschr. 1906, No. 16.
3) G. W. Wallbaum, Ueber funktionelle nervöse Störungen bei Tele-
phonistinnen nach elektrischen Unfällen. Deutsche med. Wochenschr.
1905, No. 18.
4) H. Kurdin, Eiektropathologie. Zeitschr. f. Elektrotherapie etc. 1904,
H. 7, 8 u. 9.
Derselbe, Zur Eiektropathologie des Telephons. Ebenda. 1905, H. 1.
1) Mit Jellinbk erkennt auch E. einen elektrischen Unfall nur dann
als gegeben an, wenn tatsächlich Elektricität auf den menschlichen Körper
übergegangen ist. Dabei ist nach Verf. einmal nicht zu vergessen, dass
ein elektrischer Unfall wie andere Formen von Betriebsunfällen zu den
bekannten traumatischen Unfallsneurosen Veranlassung geben kanu und
zweitens, dass es sich bei einigen sogenannten elektrischen Unfällen gar
nicht um das Eindringen von Elektricität in den Körper handelt, sondern
wo die Elektricität Dur als ein psychisch beeinflussendes Moment wirkt.
Dies ist nach E. vorwiegend bei den Unfällen der Telephonistinnen der
Fall. Hier werden die jüngeren, anämischen und nervös disponirten
Beamtinnen bei Benutzung der Kopffernhörer oft (ferne Gewitter) knall-
artigen Erschütterungen ausgesetzt. An einigen Beispielen wird gezeigt,
dass es sich hierbei wesentlich um emotionelle, auf psychischem Wege zu
stände gekommene Vorgänge handelt. Betriebsunfälle seieD es wohl, nur
keine elektrischen. Immerhin wird die Möglichkeit eines wirklichen
Stromübergangs auf den menschlichen Körper auch bei der Benutzung von
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No. 24.
Waki.^ch.
413
Telephonen nicht in Abrede gestellt, sodass es zu schweren nervös-seeli-
schen Folgeerscheinungen wohl kommen kann.
Des weiteren werden sehr bemerkenswerte Fälle von progressiver
Paralyse und multipler Sklerose aus eigener und anderer Autoren Er-
fahrung mitgeteilt und weiter Fälle, die zwar mit beiden Krankheiten
grosse Aehnlicbkeit haben, ohue ihnen jedoch in jeder Hinsicht zu ent-
sprechen. Wie schon andere Autoren macht auch Verf. auf die Wichtig-
keit der Leitungswiderstände, der absoluten Stromstärke und Stromdichte,
auf die Art des Stromes, die Brührungsstellen etc. aufmerksam. Fälle,
wo Ströme von 500 Voltspannung und mehr ohne Nachteil ertragen
wurden, während nach Strömen von kaum 100 Volt der Tod eintrat, sind
bekannt.
2) B. beschreibt die Krankheitserscbeinungen, welche er nach soge-
nannten Unfällen alsbald bei Telephonistinnen zu sehen und zu untersuchen
Gelegenheit hatte. Ohne auf Einzelheiten einzugehen, teilen wir hier nur
die Endansicht des Verf. ’s mit seinen eigenen Worten mit: In keinem der
Fälle sind — trotz Jahre langen Bestehens — organische Veränderungen
nachweisbar. Es handelt sich also um unzweifelhafte traumatisch-hyste-
rische Störungen. Vor allen Dingen aber, meint B., sind die Fälle, bei
denen er schon wenige Stunden nach dem Unfall die schweren Erschei-
nungen der Neurose constatiren konnte, ein Beweis gegen die noch heute
vertretene Annahme der Entstehung dieser Neurose durch Begehrungs-
vorstellungen oder durch Suggestion infolge häutiger Untersuchungen.
Bernhardt.
(Schluss folgt.)
L. Waelsch, Ueber Acne urticata. Arch. f. Dermatol, u. Syph. Bd. 72,
S. 340.
Die von Kaposi unter dem Namen der Acne urticata beschriebene,
ganz vorzugsweise im Gesicht an Stirn, Nase, Kinn, Wangen auftretende
AfTektion ist im Wesentlichen charakterisirt durch die Jahre lang sich
wiederholende Eruption von bohneu- bis kreuzergrossen blassroten, quaddel-
artigen, sehr harten Erhebungen der Haut, die wegen des ganz ausser-
ordentlich heftigen Juckens und Brennens, das sie veranlassen, von den
Kranken sehr bald zerkratzt und zerquetscht werden, sich dann mit serös-
blutigen und eitrigen Krusten bedecken und schliesslich mit Hinterlassung
von Narben abheilen. Der Austritt von Serum und Blut infolge des Auf-
kratzens bringt wohl einige Erleichterung, doch dauert es gewöhnlich ge-
raume Zeit bis die barten Knoten, das Jucken und die damit verbundene
nervöse Unruhe und Schlaflosigkeit ganz geschwunden sind. — Verf. be-
richtet über zwei von ihm beobachtete Fälle dieser Art, findet es aber
nicht angebracht, die Krankheit mit der Acne in Verbindung zu bringen,
sondern hält sie für eine chronische Form der Urticaria, die er „Urticaria
papulosa necroticans recidiva“ zu benennen vorschlägt. H. Müller.
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414
Hüiimkb. — Platt-kr. — Kapsammrr.
No. 24.
II. Hühner, lieber Albuminurie bei Scabies. (Aus der dermatol. Uni-
versitätsklinik zu Leipzig.) Zeitschr. f. klin. Med. Bd. 55, S. 549.
Verf. konnte mit dem Spiegler’schen Reagens bei 47 von 50 Scabies-
kranken Eiweiss im Urin nachweisen, mit der Koch- und Essigsäure- Ferro-
cyankaliprobe aber nur bei zweien und selbst bei diesen beiden schien es
sich um eine „physiologische Albuminurie“ zu bandeln. Einreibungen mit
der Wilkinson’scben Salbe änderten an diesem Cntersuchungsergebnis
nichts, waraus man schliessen darf, dass dieser keine nierenreizende Wir-
kung zukommt. Aus dem positiven Ausfall der Spiegler’schen Probe, die
bekanntlich noch einen Eiweissgehalt bei der Verdünnung von 1 : 350000
anzeigt, sind wohl weitere Schlüsse nicht zu ziehen, da sich derartige
Spuren im Harn fast jedes gesunden Menschen finden. Auch in dem zur
Controllc untersuchten Urin an anderen Hautkrankheiten Leidender Hess
sich mit dem Spieglcr’schen Reagens in der Regel, mit der Koch- und der
Ferrocyankaliprobe nur dann Eiweiss nachweisen, wenn eine Herz- oder
Gefässaffektion, eine Infektionskrankheit oder Fieber auch eine andere Er-
klärung dafür boten. H. Müller.
N. I'lfttter, Uebcr einen Fall eigentümlicher Sch Weissabsonderung. Münch,
med. Wochenschr. 1904, No. 50.
Bei einer Dame, die seit 3 Jahren wegen fast täglicher heftiger
Migräneanfälle in grossen Dosen Migränin nahm, bestand ebensolange eine
sehr profuse, intensiv braune, dicke Schweissabsonderung unter den Armen.
Mit dem nach Besserung der Kopfschmerzen möglich gewordenen Aussetzen
des Medikaments verlor sich auch das abnorme Schwitzen; es trat später
nur noch einmal für einen Tag ein, als die Kranke wieder ein Migränin
pulver genommen hatte. H. Müller.
Kapsnniiner, Nierenchirurgie und funktionelle Diagnostik. Wiener klin.
Wochenschr. 1904, No. 28.
Verf. bespricht auf Grund der Litteratur und eigener Erfahrungen die
Methoden der funktionellen Nierendiagnostik. Während er hinsichtlich der
Bestimmung des Gefrierpunktes des Harnes und des Blutes vor zu weit-
gehenden Schlüssen warnt, erkennt er die Bedeutung der nach Phloridzin-
injektion auftretenden Glykosurie für die Beurteilung der Nierenfunktion
an. Aber ebenso wie bei der Verwertung der Gefrierpunktsemiedrigung
muss auch bei der Verwertung des Procentgehaltes an Zucker die Menge
des ausgeschiedenen Harnes berücksichtigt werden. Denn durch den
Ureterenkatheterismus kann, wie Verf. ausführt, reflektorisch sowohl ein-
seitige Polyurie wie Oligurie hervorgerufen werden. Daraus erklärt es
sich auch, dass, wenn man nur den Procentgehalt des Harns an Zucker
berücksichtigt, zu verschiedenen Zeiten vorgenommene Untersuchungen des-
selben Kranken verschiedene Resultate haben können. Ausser der Berück-
sichtigung der von jeder Niere ausgeschiedenen Flüssigkeitsmerige empfiehlt
Verf. auf Grund eigener Erfahrungen den Zeitpunkt zu beachten, an welchem
nach Phloridzininjektion die Zuckerausscheidung beginnt. Normalerweise
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No. 24.
Hobwit*. Zu m Busch.
415
erscheint die Znckcrreaktion 12 — 15 Minuten nach der Injektion. Tritt
sie erst 20 —30 Minuten danach auf, so ist die Niere „zwar in ihrer
Fuktion gestört“, kann aber nach den bisherigen an 70 Fällen gesammelten
Krfahrungen des Verf.’s noch die Gcsammtfunktion übernehmen. Tritt die
Zuckerreaktion erst nach 30 Minuten auf, so ist eine Nephrektomie der
andere Niere contraindicirt. Ausser der Phloridzinmethode räumt Verf.
auch der ludigocarminprobe einen Platz in der funktionellen Nieren-
diagnostik ein. Ueberhaupt kommt es in jedem Falle darauf an, alle zu
Gebote stehenden Methoden zur Untersuchung der durch den Ureteren-
katheterismus gewonnenen Harnproben zu benutzen. Die Nierenchirurgie
ist durch Anwendung dieser Methoden erheblich gefördert worden.
B. Marcuse.
1) 0. Horwitz, The best method of operating to effekt a radical eure of
senile hypertrophy of the prostatc glanri: based on the study of
150 radical operations. New-York med. jouru. 1904, No. 0, 7, 8 (Aug.)
2) Zinn Husch, Die Entfernung der vergrösserten Prostata vom hohen
Blasenschnitt aus. Münch, med. Wochenschr. 1904, No. 25.
1) Neben den auf die Totalexstirpation der Prostata hinzielcnden
Operationen empfiehlt Verf. für gewisse Fälle die Bottini’sche Operation.
Bei schweren Veränderungen der Blase ist nur die 'suprapubisebe Drainage
auszuführen Die Totalexstirpation ist indicirt, wenn ein sonst kräftiger
Mann, durch die Prostatahypertrophie zu täglichem Gebrauch des Katheters
gezwungen ist. Bei guter Auswahl der zu operirenden Fälle kann die
Mortalität auf 5 — 7 pCt. herabgesetzt werden. Operation der Wahl ist
Zwecks Exstirpation eine einfache Sectio mediana, von der aus in den
meisten Fällen die totale Auslösung gelingt. Wo dies wegen der Grösse
des Tumors unmöglich ist, soll die Sectio alta mit dem Dammschnitt coro-
binirt werden. Zur Nachbehandlung empfiehlt Verf. ausser der perinealen
Drainage einen weichen Dauerkatheter in die Harnröhre zu legen. Die
Neubildung der mehr oder minder vollständig mitsammt der Drüse ex-
stirpirten Pars prostatica urethrae geschieht so am leichtesten und die
Bildung einer Blasen- Mastdarmfistel wird am ehesten dadurch vermieden.
In den Fällen, wo wegen eines in die Blase vorspringenden Tumors der
Prostata zunächst der suprapubische Operationsweg indicirt ist, soll auch
die perineale Drainage damit combinirt werden. Verletzungen der Ductus
ejaculatorii sind bei der Operation nicht zu vermeiden.
2) Verf. stellt die nach McGill’s und Freyer’s Methode der supra-
pubischen Prostatektomie operirten Fälle zusammen. Berücksichtigt man
zur Berechnung der Mortalität nur diejenigen Autoren, die fortlaufende
Serien von mindestens 10 Fällen operirt haben, so ergiebt sich eine Ge-
sammtmortalität von ca. 10 pCt. Verf. selbst hat 4mal die Prostatektomie
ausgeführt. Zwei der Operirten wurden vollständig geheilt, ein dritter
ging, nachdem er zunächst den Eingriff gut vertragen hatte, vier Monate
nach der Operation unter Erscheinungen von Urämie zu Grunde. Die
Fähigkeit der spontanen Harnentleerung war auch bei diesem Kranken
vollständig wieder hergestellt worden. Der vierte Patient starb am 4. Tage
nach der Operation an Herzschwäche.
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Schult xk.
No 24.
Verf. rät, nur aus bestimmter Indikation zu operiren und zwar ersten»
daun, wenn ein sauberer Katheterismus aus äusseren Gründen unmöglich
ist, zweitens bei Combination mit ßlaseustein. drittens bei jüngeren Männern,
denen man durch die Operation ein jahrelanges Katheterleben ersparen
kann. Da, wo nicht die adenomatöse, für die Exstirpation besser geeignete
Form der Hypertrophie vorliegt, sondern die fibröse, soll man sich nicht
auf die Totalexstirpation versteifen, sondern nur den die Harnpassage
hindernden Teil der Drüse entfernen. Gegen Blutungen, die bei und nach
der Operation in verschiedenem Maassc Vorkommen, bewährten sich heisse
Borsäurespülungen, in einem Falle Compression mit einem in Adrenalin
getauchten Gazebausch. Um bei der Operation die Prostata besser zu er-
reichen, lässt sie Verf. sich durch einen Assistenten vom Rectum aus ent-
gegendrücken. Dagegen vermeidet er es im Interesse der Asepsis, die
eigene Hand nach dem Vorgänge Frkyer’s hierfür zu benutzen.
B. Marc use.
E. Schnitze, Ueber die körperliche Ausbildung der Früchte am Ende der
Schwangerschaft. Vierteljahrsschr. f. gerichtl Med. etc. XXIX Bd.
Suppl.-H. 1905.
Im Anschluss an die Mitteilung eines forensischen Falles, in dem es
sich um die Entscheidung der Frage handelte, ob es möglich wäre, dass
ein am 3. April 1902 geborenes, 51cm langes, 3540 g schweres Kind
durch einen am 8. August 1901 vollzogenen Beischlaf erzeugt sein könne,
unterzieht Scu. die über die körperliche Ausbildung der Früchte am Ende
der Schwangerschaft bekannten Tatsachen einer eingehenden Besprechung.
Er kommt zu dem Resultat, dass der medicinische Sachverständige sehr
vorsichtig in der Fassung eines Gutachtens über einen etwa möglichen
Termin der Zeugung sein müsse. Er wird den Ursachen, die für die
Grössenentwickelung der Früchte verantwortlich gemacht werden, nach
Möglichkeit nachzuforschen haben: Zahl der Schwangerschaften, Alter.
Prädilektionsalter, Ernährungsverhältnisse der Mutier, Constitution und
Kraftentwickelung beider Eltern u. s. w. — Die Entwickelung des
Kindes kann einmal in frühen Wochen so weit gediehen sein,
wie wir sie gewöhnlich erst am Ende der Schwangerschaft
finden. — Verf. schliesst sich den Worten Krahmer’s an, der gesagt
bat: „Bis jetzt kann der Gerichtsarzt, der sich über sein Wissen keine
Illusion macht, nur sagen, dass gegen die Möglichkeit einer sehr ver-
schiedenen Entwickelung der Frucht im Mutterleibe und des Vorkommens
einer sogenannten Früh- oder Spätgeburt reifer Kinder keine Gründe vor-
liegen. Es wird mithin nur aus den besonderen Umständen des einzelnen
Falles beurteilen können, ob die zu prüfende Berechnung der Schwanger-
schaft Zutrauen verdient oder erhebliche Zweifel zulässt.11
Br. Wolff.
Kiu»<iiduhgeti werden an die Adresse de« Herrn Och. Med. -Kai Prof. Dr. M. Bernhardt (Berlin *
Französische Strasse 21) oder an die Verlagshaudlung (Berlin NW., Untor den Idnden £8) erbeten
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Praia des Jahrgangoo
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durch alle Buchhand-
lungen «I.
medicinischeii Wisseiiscliaftcn.
UiUfJr »Mitwirkung vorf- ^V
Pror. Dr. H. Senator, Prp^TJr, E. SalKowskk'pwf. Dr. P. Schultz,
\ # redigirt von f
\ Nr wf
Prof. Dr. ÄL Bernhard^
1905.
94. Juni.
No. 25.
Inliult: Kbonkckeb, Zur Innervation des Herzens. — Bhikgkr und
Hkrz, Einfluss der Wasserbehandlung auf Kreislauf und Atmung. — Rotii-
Rekurs und W intkrhero, Wirkung der Eck’schen Fistel. — Bruosch, Stoff-
wechsel beim Hunger. — Vanpevkldb, Einfluss von Wasserstoffsuperoxyd auf
Fermente. — Vandeveldb. dr Warle und Suoo, Proteolytisches Ferment
der Milcb. — Lombhobo, Wirkung der Unterbindung der Pankreasgänge. —
Hofmeister, Beinverkiümmung nach Kniegelenkresektion. — Grcnkrt, Mohr,
lieber Torsion des Samenstranges. — Sehfelder. Das Jet|uiritol. — Urata,
Wert des sog. Crede’schen Tropfens. — Stenoer, Zur Kenntnis der Mittelohr-
eiterung. — Grademioo, Ueber cireumskripte Leptomeningitis bei Otitis. —
Sonderhams, Zur Diagnose uud Therapie der Nasenerkrankungen. — Hkmpel,
Thienoer, Antithyreoidin bei M. Basedow». — Mauaoliano, Präcipitinreaktion
bei Magencareinom. — van Calcab, Zur Constitution des Diphtheriegiftes. —
Kosradi, Baktericide Wirkling der Seifen. — Buntinq, Giftwirkung des Calo-
mels. — Korpjuweit, Letale Anämien im Greiseualter. — Likhlkin, Fiil-
lertok, Entfernung von Fremdkörpern aus der Speiseröhre. — Budin und
Planchon, Zur Ernährung der Säuglinge. — v. Dobrzynikcki, Zahuerkran-
kutigen bei Influenza. — Schwarz, lieber iutra- und extrapoutine Erkrankungen.
— Nkwmark, Familiäre spastische Paraplegie. — Eülbnuubg, BOiinis,
Wallbaum, Kukella, Elektrische Unfallverlctzungen besonders bei Telephoni-
stinnen. (Schluss.) — Pick, Persistirende Form des Erythema nodosum. — Eb-
stein, HetraliD, ein neues internes Harnantiseptikum. — Simpson, Vererbung
von Ovarialkystomen.
il. Krön eck er, L’extension des etats fonctionnels de l’oreilette au ventricule
se fuit-elle par voie musculaire ou par voie nerveux? Compt. rend.
CXL., p. 529. Paris 1905.
Verf. hat die sog. Blockfasern, d. i. die muskuläre Verbindungsbrücke
zwischen Vorhof und Ventrikel des Herzens, die durch ein Muskelbflndcl
von der hinteren Vorhofscheidewand zum Ventrikel dargestellt wird, beim
Hund umstochen und in mehreren Ligaturen abgeschnürt. Trotzdem also
dadurch die muskuläre Leitung von Vorkammer zu Kammer unterbrochen
war, trat keine Acndermig der Schlagfolge ein. Verf. ist daher der An-
sicht, dass jenes Bündel nicht die motorischen Impulse leitet, sondern dass
das allein durch Nervenvermittelung geschieht. P. Schultz.
XL1U. Jahrgang.
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Brikokru. Hkrz. — Hothhkrokkd.Wintkrhp.ro. — Bri OSCH.
No. 25.
Ij. Brieger und M. llorz, Ueüer den Einfluss kurzdauernder hydriatischer
Proceduren auf den Kreislauf und die Atmung. Zeitschr. f. experini.
Pathol. u. Tberap. I., H. 1, S. 125.
Länger andauernde Kältereize auf die Haut (bei denen ein gleich-
zeitiger mechanischer Heiz möglichst vermieden wurde) bewirken beim
Menschen je nach der Applikationsart und -Stelle eine Verlangsamung
oder Beschleunigung der Atmung, dagegen scheint fast constant eine Ver-
tiefung der Atmung einzutreteu. Die Pulsfrequenz wird durch Kälte herab-
gesetzt; eine anfängliche Steigerung beruht auf mechanischen Einflüssen.
Der Blutdruck steigt, bei Combination mit mechanischen Reizen sinkt er.
Die Einwirkung von Wärmereizen ergab sehr inconstante und gering-
fügige Resultate; nur der Blutdruck scheint meist zu sinken.
G. F. Nicolai.
('. J. Kothberger und H. Winterberg, Ueber Vergiftungserscheinungen
bei Hunden mit Eck’scher Fistel. Zeitschr. f. experiui. Pathol u. Tberap.
Bd. I, S. 312.
R. und W. haben eine umfassende Nachprüfung der von Nexcki,
Pawloff und deren Schülern ausgeführten Untersuchungen über die Wir-
kung der Eck’schen Fistel auf das Verhalten und den Stoffumsatz der
operiiten Tiere an 43 Hunden nachgeprüft. 22 Hunde lebten nach der
Operation länger als fünf Tage und von ihnen starben dann weiter noch 4,
sodass die Ergebnisse an 18 Tieren den Schlussfolgerungen der Verff. zu
Grunde liegen. — Die Verff. beschreiben sehr genau die Operationstechnik,
das Verhalten der operirten Tiere. Sie finden, meist in Uebereinstimmung
mit Filifpi, dass nicht alle Tiere durch Fleischfütterung krank werden.
Einzelne bleiben auch bei Zwangsfütterung mit Fleisch gesupd; andere
zeigen danach Erbrechen, Mattigkeit, Gangstörungen, andere schwere Ver-
giftuugserscheinungen mit Krämpfen etc. — Zuweilen machen auch Fütte-
rungen mit Blut, Kohlehydraten, Milch, Brot die typische Vergiftung. —
Manche Tiere, die zuerst Vergiftuugserscheinuiigen zeigen, gewöhnen sich
allmählig an Fleisch. Das rührt nicht her von Ausbildung eines Collateral-
kreislaufes zwischen Darm und Leber, wie Injektionen mit farbigen Massen
zeigten, und Versuche mit Giften (Strychnin, Toluylendiamin). — Durch
Aramonsalze konnten die VerfL keine Vergiftungserscheinungen hervor-
rufen, durch Glykokoll ein wechselndes Krankheitsbild. — Die Symptome
der Vergiftung mit Fleisch, mit Carbaminsäure, mit Glykokoll decken ein-
ander nicht. A. Loewy.
Tb. Brugsch, Eiweisszcrfall und Acidosis im extremen Hunger mit beson-
derer Berücksichtigung der Stickstoffverteilung im Harn (nach Unter-
suchungen an dem Hungerkünstler Succi). Zeitschr. f. experiui. Pathol.
u. Therap. I., S. 41a.
B.’s Untersuchungen betreffen den 21. bis 30. Fasttag des Hungercrs
Succi. Die Harnstickstoffmenge betrug täglich 4,2 — 6,4 g; nur am 30. Tage,
wo mehr als gewöhnlich (ca. */4 I) Wasser getrunken wurde, stieg sie auf
8,4 g. Es wurden also stickstoffhaltige Bestandteile ausgeschwemmt, was
darauf hinweist, dass der Harnstickstoff im protrahirten Hunger keiu ge-
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No. 25. Yakiirvkluk. — Vamikvki.uk. iik Wahl* u. Sctgo. — Lomhroso. 419
nanes Maass des Umsatzes ist. — Der Harnstoff machte nur 54 pCt. bis
09,3 pCt. des Gesammsticktoffes aus, dafür war das Ammoniak auf 15,4 pCt.
bis 35,3 pCt. gesteigert. Die Ursache hierfür liegt in einer abnormen Aus-
scheidung von /S-Oxybuttersänre, die bis zu 13,0 g pro Tag stieg. Für
diese Acidosis scheint der Zerfall des Körperfettes maassgebend zu sein.
Succi war noch am Ende des Fastens beträchtlich fettreich. Dagegen trat
bei einer an carcinomatöser Oesophagusstenose leidenden Frau, die post
mortem kaum Spuren von Fett zeigte, trotz ausgesprochenster lnanition
keine Acidose auf! —
Auch die Aminosäurefraktion im Harn war gegen die Norm gesteigert;
sie trägt mit zu der starken Verminderung der Harnstoffausscheidung bei.
— Die Purinkörper waren nicht deutlich vermindert. — Stickstoff zu
Phosphorsäure im Harn war = 6,9 : 1, ein Wert, der so hoch bei pro-
trahirtem Hunger noch nicht gefunden war. A. Loewy.
A. J. 4. Vandevelde, Ueber die Einwirkung von Wasserstoffsuperoxyd
auf Enzyme. Beitr. z. ehern. Physiol. u. Pathol. Bd. 5, S. 558.
H202 beeinflusst günstig die Knzymwirkung von Lab, Pepsin, Trypsin
und dem proteolytischen Ferment der Milch, und zwar mit wachsender
Uoncentration, sodass hier eine kinaseartige Wirkung nicht ausgeschlossen
ist. Auf Diastase und Löw’s Katalase übt H202 einen hemmenden Einfluss
aus; eine Theorie dieser Erscheinungen lässt sich zur Zeit nicht geben.
Neuberg.
A. J. 4. Vnndevelde, II. de Waele und K. Sugg, Ueber proteolytische
Enzyme der Milch. Beitr. z. chem. Physiol. u. Pathol, Bd. 5, S. 571.
Babcock und Rüssel haben bereits 1900 ein proteolytisches Enzym
in der Milch nachgewiesen. Durch H202 lässt sich nun eine Sterilisirung
der Milch ohne Schädigung der Enzyme erreichen; letztere lassen sich so
genau untersuchen. Es hat sich gezeigt, dass dieses proteolytische Milch-
ferment am besten bei alkalischer Reaktion wirkt. Die eingetretene Ver-
änderung der Milcheiweisskörper, namentlich des Caseins, lassen sich durch
die Präcipitinireaktion nachweisen. Neuberg.
lT. Loinbroso, Sur la structure iiistologique du pancreas apres ligature
et section des conduits pancreatiques. Jouru. de physiol. et de pathol.
genAr. Bd. 7, No. 1, p. 3.
Verf. unterband und durchschnitt bei 24 Hunden beide Pankreas-
Ausführungsgänge; bei 4 weiteren Hunden wurde das ganze duodenale
Ende des Pankreas exstirpirt und der Stumpf in eine Hauttasche eingenäht.
Ferner schaltete Verf. bei 16 Tauben, deren Pankreas bekanntlich aus drei
getrennten Teilen besteht, die beiden vorderen Teile durch Ligatur und
Durchtrennung ihrer Gänge aus. Die Pankreasdrüsen wurden in verschie-
denen Zeiträumen (ö — 140 Tage) nach der Operation histologisch unter-
sucht. Nur bei zwei Hunden fanden sich schwerere Veränderungen; einmal
eine Pankreatitis mit parenchymatöser Degeneration des Drüsengewebes
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Hofmkistkk.
No. 25.
und starker Zellinfiltration, das andere Mal eine Atrophie des Pankreas,
das in einen fibrösen Strang mit spärlichen Drüsenresten umgewandelt
war. ln den übrigen Fällen waren die am Pankreas Vorgefundenen Ver-
änderungen verhältnismässig geringe. Das Volumen der Drüse war ver-
kleinert, die Drüsengänge meist etwas erweitert, die Acini sowohl wie die
Lungerhans’schen Inseln waren nicht wesentlich oder garnicht verändert.
Zuweilen fand sich geringe Zellinfiltration und Zunahme des Bindegewebes.
Alle diese Veränderungen waren nicht etwa in ihrer Intensität der zwischen
Operation und Untersuchung verflossenen Zeit proportional. Vielmehr hatte
Verf. speciell bei den operirten Tauben den Findruck, dass die anfänglich
auftretenden Alterationen der Drüse sich später wieder zurückbildeten.
Jedenfalls folgt aus den Versuchen, dass bei Hunden und Tauben eine
völlige Unterbrechung der Pankreassekretion weder zu schweren noch zu
bleibenden Veränderungen der Drüse zu führen braucht. Beitzke.
F. Hofmeister, Leber Verkrümmung des Beines nach Kniegelenksresektiou
im Kindesalter. Beitr. z. klin. Chir. Bd. 37, H. 1.
Die von H. an dem .Material der Tübinger chirurgischen Klinik ge-
machten Feststellungen über Verkrümmungen des Beines nach Knie-
gelenksresektionen zeigen, dass die relative Häufigkeit der späteren
Flexionskrümmungen und speciell der schweren Verkrümmungen um so
grösser ist, je jünger die Kinder zur Zeit der Operation waren, sowie dass
solche Verkrümmungen, wenigstens bei der in der v. Bruns’schen und wohl
auch den meisten deutschen Kliniken üblichen langdauernden Nachbehand-
lung mit fixirenden Verbänden bei Patienten, welche zur Zeit der Operation
das 14. Lebensjahr bereits überschritten batten, nicht mehr Vorkommen.
Kin Teil der später festgestellten Contrakturen gebt in ihrem ersten
Beginn auf die erste Zeit nach der Operation zurück und erreichte
ziemlich rasch (im Verlaufe von einem oder wenigen Jahren) einen hohen
Grad. Darunter sind eine ganze Anzahl von Fällen, in deneD schon bei
der Operation die vollkommene Gcradestellung des Beines nicht gelang,
in denen also der Beginn der sekundären Krümmung mit der Operation
zusaramenfällt. Diesen Fällen steht eine andere^Gruppe gegenüber, in
denen ein anfänglich gerades oder kaum gekrümmtes Bein im Laufe vieler
Jahre ganz langsam und allmählich sich verbiegt. Kndlich kann
mau noch eine dritte Gruppe von Fällen unterscheiden, in denen ein
Trauma die Veranlassung dazu bietet, dass ein vorher gerades Bein in
kurzer Zeit sich krümmt bezw. eine bis dabin unbedeutende Flexions-
krümmung sich rasch verschlimmert.
H. unterscheidet: I. winklige Knickungen an der Stelle der früheren
Gelenkspalten und 2. bogenförmige Krümmungen des unteren Femurendes.
Die Tibia ist an den Flexionskrümmungen nicht beteiligt.
Von den aktiven Kräften, welche die Flexionssteilung heibeiführen.
stellt H. den Zug der Beugemuskulatur in den Vordergrund.
Für die operative Beseitigung der Verkrümmungen möchte H. das
allgemeine Princip aufstellen, dass wir im Einzelfalle zunächst durch
Skiagramm bestimmen, welche der beiden Contrakturformen vorliegt bezw.
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No. 25.
Grcnkrt. Mohr.
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wie sich die Krümmung auf die beiden typischen Stellen verteilt und je
nach dem Ergebnis an der Stelle der stärkeren Krümmung oder nötigen-
falls auch an beiden Stellen die Trennung des Knochens vornehmen. Für
diejenigen Fälle, in denen die Flexion noch in der Hauptsache auf die
Epiphvsengegend lokalisirt ist, und das Alter des Patienten und das
Röntgenbild noch eine knorplige Epiphyse erwarten lassen, empfiehlt H.
durch Steigerung der Flexion eine traumatische Epiphysenlösung herbei-
zuführen, die Beugemuskeln zu trennen und event. durch Nachbehandlung
mit Extension die Geradestellung zu erzielen, sofern sie nicht unmittelbar
gelingt.
Um die Prädisposition der resecirten kindlichen Glieder dauernd zu
beseitigen, empfiehlt H. prophylaktisch die dauernde operative Ausschaltung
des Einflusses der Beugemuskulatur auf den Unterschenkel bezw. die
untere Femurepiphyse durch Verlagerung der Flexoreninsertion an den
Oberschenkel. Joachimsthal.
1) Grunert, Ein Fall von Torsion des Samenstranges. Münch, med.
Wochenschr. 1904, No. 43.
2) Mohr, Ueber unvollständige Torsionen des Samenstranges mit spontanem
Rückgang. Ebenda.
1) Zur Torsion des Samenstranges und Hodens prädisponiren eine
Keilte von Abnormitäten während des Descensus tcsticuli, bestehend in
einer abnorm grossen Beweglichkeit. Diese ist ihrerseits durch Anomalien
des Gnbernaculuui Hunteri oder des Mesorchium bedingt. Der in der
Mehrzahl der Fälle in der Litterntur verzeichnete Kryptorchismus bestand
auch in dem von G. beschriebenen Falle, wo sich als auffallende Abnormität
eine völlige Trennung von Vas deferens einerseits und A. und V. sperma-
tica andererseits fand. — Was die unmittelbare Ursache für die Torsion
betrifft, so besteht dieselbe wahrscheinlich stets in einem, wenn auch noch
so geringfügigen Trauma. — Klinisch verlaufen die Fälle von Torsion
unter dem Bilde einer incarcerirten Hernie, zunächst äusserst stürmisch,
später nach 2 — 4 Tagen unter plötzlichem völligem Verschwinden der
Symptome.
2) In den beiden von M. beobachteten Fällen von Samenstrangtorsion
mit spontanem Rückgang war die Torsion nur eine unvollständige; eine
Nekrose des Hodens fand nicht statt. Während im ersten Falle keine
Abnormität im Bereich der Genitalorgane bestand, fand sich im zweiten
zurückgebliebener Leistenhoden, Nctzhernie und Hydrocele, Processus vagi-
nalis. Diese Anomalien stehen mit Wahrscheinlichkeit in Zusammenhang
mit dem Auftreten der Samenstrangtorsion, indem eine abnorme Beweglich-
keit und Kleinheit des Hodens schon bei verhältnismässig kurzem Stiel zu
der Drehung am Saroenstrang zwischen parietalem und visceralem Blatt
führt; was die akut aufgetretene Hydrocele anlangt, so ist dieselbe ver-
mutlich eine Folge der Einklemmung oder Torsion oder eines oft unbe-
deutenden Traumas. Während nun die Torsiou direkt durch das Abwärls-
pressen des Leisteubodens bei Anspannung bei Bauchpresse veranlasst wird,
beruht die spontane Detorsion bei bestehender Hydrocele mit Wahrschein-
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422
Skkfkloer.
No. 25.
lichkeit auf der durch die wachsende Fliissigkeitsansammlung wieder-
erlangten noch grösseren Beweglichkeit.
Betreffs der Diagnose der Erkrankung handelt es sieh stets nur um
Wahrscheinlichkeitsdiagnosen per exclusionem, wobei aber die anormale
Lage des Hodens schwer ins Gewicht füllt, ebenso wie die Anamnese, in
welcher sich das anfallsweise Auftreten von akuten Entzündungserschei-
nungen im Bereich des Hodens mit brüskem Beginn und raschem Rück-
gang findet. — Die Prognose der unvollständigen Torsion richtet sich
darnach, ob wirkliche oder scheinbare Heilung eintritt, d. h. ob spontane
Detorsion eintritt oder ob trotz Schwindens der klinischen Symptome die
Torsion bestehen bleibt. In letzteren) Falle tritt Atrophie des Hodens ein.
Anderenfalls hängt der Ausgang von der Dauer des Bestehens der Torsion,
von dem Grade der Drehung, der Länge, der Spannung des Samenstranges
ab. Hämorrhagischer Hodeninfarkt tritt nur selten ein, da nur in 7 pCt.
der Fälle die Arteria spermatica eine wirkliche Endarterie ist. Die Gefahr
des Recidivs mit eventueller vollständiger Torsion und deren Folgen bleibt
bestehen, falls nicht operative Freilegung uud Orchidopexie erfolgt.
Peltesohn.
Neefelder, Das Jequiritol. Klin. Montsbl. f. Angenheilk. XLIII., I, S. 273.
S. berichtet über die Erfahrungen an 29 Augen, die 21 Personen an-
gehörten, woselbst das Jequiritol angewandt wurde. Die Jequiritolbehand-
lung soll womöglich immer nur eine klinische sein. Ausnahmsweise kann
ein Auge ambulatorisch behandelt werden. Gegen eine gleichzeitige An-
wendung an beiden Augen besteht kein Bedenken. Die Dosirbarkeit des
Mittels ist zweifellos. Individuelle Schwankungen in der Reaktion sind
selbstverständlich. Die Eigenschaft absoluter Ungefährlichkeit ist ihm
nicht zuzuerkennen, da es auch bei vorsichtiger Anwendung Dakryocystitis
und Hornhautgeschwüre erzeugen kann. Daher ist es contraindicirt bei
Erkrankungen der Thräncnwege und geschwürigen sowie mit Neigung zu
Geschwürsbildung einhergehenden Processen der Hornhaut, umsomehr als
das Serum jede Schädlichkeit nicht gut zu machen vermag. Die Frage
der klinischen Verwendbarkeit des Serums ist somit noch nicht endgültig
entschieden. Die Behandlung ist abhängig von der Zahl der Ophthalmien
und den eventuellen Complikationen. Bei glattem Verlauf dürften für eine
Ophthalmie durchschnittlich 8 Tage zu rechnen sein. Die Immunität wird
selten eine Kürzung bedingen, da sie nur ausnahmsweise innerhalb der
ersten 3 Wochen einzutreten scheint. Eine intensive Ophthalmie gewähr-
leistet einen besseren Erfolg als schwächere Reaktionen. Doch kann man
auch mit diesen Erfolge erzielen. Ein Einfluss des Jequiritols auf den
Trachomfollikel ist nach den bisherigen Erfahrungen nicht auszuscblicssen.
Seine Eigenschaft als Hornhautaufhellungsmittel ist unbestritten und ist e>
hierin den sonst gebräuchlichen überlegen. Trotzdem ist es nur anzuwenden,
wenn diese versagt haben und besondere Gründe zu weiteren Aufhellnngs-
versuchen drängen. Den Verlauf der interstitiellen Keratitis vermag es
nicht zu kürzen. Unbedingt indicirt ist es nur bei altem Pannus tracho-
matosus, bei frischem Pannus hat die übliche Behandlung vorauszugehen
Horst mann
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No. 25.
Uhata. — Stkkokh. — Ghadmnioo. — Sondkbmann.
423
Irata, Experimentelle Untersuchungen über den Wert des sogenannten
Crede’scben Tropfens. Zeitscbr. f. Augenheilk. Bd. XIII, H. 3 u. 4,
S. 242.
Die klinisch bewährte prophylaktische Einträufelung (Credk) von
Argent. nitr. gegen den Ausbruch der Blennorrhoea neonatorum findet in
den Untersuchungen U.’s ihre experimentelle Bestätigung. U. brachte in
den Conjunktivalsack beider Augen von Kaninchen verschiedene Bakterien-
arten, träufelte dann in das eine Auge ein Medikament ein und entnahm
später aus beiden Augen Proben zum Culturversuch und zählte die aufge-
gangenen Colonien. Nach dieser Methode fand Verf., dass auf Staphylo-
kokken, Streptokokken, Pneumo- und Gonokokken 2proc. Argent. nitric.-
Lösung am stärksten einwirkt, wesentlich schwächer wirkte l/4proc. Zinc.
sulfur., während 1/2proc. Argent. nitr. Gonokokken und Pneumokokken
noch ziemlich rasch abtötet. G Abelsdorff.
Stenger, Ueber die Bedeutung der seitlichen Halsdrüsenschwellungen bei
Mittelohreiterungen. Arch. f. Ohrenheilk. 62. Bd., S. 211.
Nach St. finden sieb bei akuten Ohrentzündungen mit schneller oder
lebhafter Beteiligung des Warzen fortsatzes regelmässig etwas unter dem
letzteren hinter dem Sternocleidomastoideus mehrere nicht schmerzhalt
geschwollene Drüsen. Besondere Berücksichtigung verdiene diese Drüsen-
schwellung bei solchen akuten Eiterungen, die ohne ausgesprochene Sym-
ptome verlaufen und bei denen das Fortbestehen der Eiterung als einziges
Zeichen auf eine Miterkrankung des Warzenfortsatzes scliliessen lasse.
Schwabach.
(•radenigo, Ueber circumskripte Leptomeningitis mit spinalen Symptomen
und über Paralyse des N. abducens otitischen Ursprungs. Arch. f.
Ohrenheilk. 62. Bd., S. 256.
Auf Grund einiger in der Litteratur vorliegenden und mehreren von
ihm selbst beobachteten Fällen hält sich G. für berechtigt, die im Ver-
laufe von akuter Mittelohrentzündung mit persistirenden Schmerzen in der
Schläfen-Scheitelbeingegend auftretende Paralyse oder Parese des M. rectus
externus auf eine circumskripte eitrige Leptomeningitis zurückzuführen.
Diese zeige in der Mehrzahl der Fälle eine Tendenz zur Heilung und zwar
spontan oder nach operativen Eingriffen am Trommelfell (Paracentese) oder
an der Warzengegend, welche die Infektion zu bekämpfeu im stände sind.
Unter bestimmten Bedingungen jedoch könne die Leptomeningitis sich aus-
breiten und in kurzer Zeit zum Tode führen. In dem einen der von Verf.
mitgeteilteu Fälle war die Leptomeningitis hauptsächlich am Rückenmark
lokalisirt. Schwabach.
Sondermanu, Eine neue Methode zur Diagnose und Therapie der Nasen-
erkrankungen. Münch, raed. Wochenschr. 1005, No. 1.
Verf. bedient sich der Saugkraft zur Entfernung des Sekretes aus der
Nase und deren Nebenhöhlen und hat zu diesem Zweck ein Iustrument
construirt, das aus einem nach einer Seite offenen Hohlkörper besteht,
V
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424
HeHPEL. TiIIENOER. — MAEAGLtANO.
No. 25.
dessen Form der Nase angepasst und dessen Rand behufs luftdichten Ab-
schlusses auf der Haut mit einem Gummiring versehen ist. Der Hohl-
körper stellt durch einen Schlauch mit einem Gummiball in Verbindung.
Durch ein Ventil wird bewirkt, dass beim Zusammendrücken desselben
die Duft nur nach aussen entweicht. Nach dem Rachen wird der Luft-
abschluss durch das Aussprechen eines i oder durch den Schluckakt erzielt.
Der Vorgang vollzieht sich so, dass man die Maske auf die Nase drückt,
den Ball zusammendrückt und während ein langgedebntes I gesprochen wird,
sich wieder entfalten lässt. In der vorher gereinigten Nase sieht man
nach dem Saugen wie die Schleimhaut sich rötet und etwaiges Sekret sich
aus der Nase und den Nebenhöhlen entleert. Aus welchem Teil dasselbe
stammt, lässt sich schwer sagen; die Behandlung soll bei Schwellung der
Schleimhaut, Empyemen, Ozaena erfolgreich sein. (Vor Jahren hat SEIFFERT
dieses Verfahren, ausgeführt mit dem Politzer’schen Ballon „das umge-
kehrte Politzern“ schon angegeben; es ist also durchaus nicht neu und
wird meist angewandt, um sich zu überzeugen, ob noch irgendwo in der
Nase oder deren Nebenhöhlen Eiter enthalten ist. Ref.)
W. Lublinski.
1) Hempel, Ein Beitrag zur Behandlung des M. Basedowi mit Antithyreoidin-
serum (Moebius). Münch, med. Wochenscbr. 1905, No. 1.
2) Thienger, Einige Bemerkungen über Moebius’ Antithyreoidin. Ebenda.
1) Verf. hat mit dem nach Moebius’ Vorschrift bereiteten Serum aus
schilddrüsenlosen Hammeln aus der Fabrik von E. Merck eine Frau erfolg-
reich behandelt. Als Beweis der Wirksamkeit wird das Kleiner- und Weicher-
werden des Kropfes, das nicht nur vorübergehend war, ferner die Gewichts-
zunahme angeführt. Der Puls war von 120— -140 auf 96. heruntergegangen
2) Verf. hat 3 Frauen und 1 Mann mit dem Moebius’schen Serum
behandelt. Die Kranken erhielten Tag um Tag 5 ccm in Süsswein. Sub-
jektiv wurde bei den 3 Frauen das Allgemeinbefinden gebessert; objektiv
trat Hebung des Körpergewichts, Absinken der Pulsfrequenz ein. Struma
und Exophthalmus blieben unverändert; vielleicht weil zu wenig Serum
angewendet wurde. Um so eklatauter war der Erfolg bei dem jungen
Mann mit eiuem plötzlich nach Art einer Infektionskrankheit einsetzen-
den und, wie die rapide Verschlimmerung erkennen liess, rasch verlaufen-
den Basedow. 5 Tage vor seinem Eintritt bemerkte Pat. die ersten Er-
scheinungen, 4 Tage nachher zeigte er, hochfiebernd, alle Folgen der
deletären Wirkung des Basedow-Stofi'wechselgiftes. W. Lublinski.
D. Mnrngliano, Der Präcipitationsvorgang der Antikörper und seine An-
wendung in der Pathologie. Berl. klin. W'ochenschr. 1904, No. 27.
Verf. giebt zunächst, was durch die Experimente von Moll ebenfalls
nachgewiesen ist, eine sehr einfache Methode an, wie direkt ad oculos
demonstrirt werden kann, dass bei dem Präcipitationsvorgange infolge
Zusammenbringens eines präcipitinhaltigen Immunserums mit dem homo-
logen Serum das Präcipitat nicht aus letzterem, sondern ans dem Immun-
serum ausgefällt wird. Sodann teilt er Versuche mit, die specitischen
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No. 25. VAN CaLCAR. — KoNRAÜl. 425
Präcipitine für die Diagnose des Magencarcinoms zu verwenden. Er hat
den Magenkrebskranken die von Salomon vorgeschlagene Diät gereicht
and ihnen Abends den Magen gespült. Am nächsten Morgen erhielten die
Patienten ein halbes Glas physiologische Kochsalzlösung zu trinken, welche
durch den Magenschlauch wieder abgesaugt wurde. Mit dieser Flüssigkeit
wurden, falls sie deutlich Eiweiss enthielt, Kaninchen zweimal in der
Woche injicirt. Die Dosis betrug 10 — 15 ccm. Nach ca. 10 Einspritzungen
wird den Kaninchen Blut entnommen. Aus dem Serum werden zunächst
alle Präcipitine für normales Menschenseruni ausgefällt. Ist dies geschehen,
so wird das Serum gegen die zu untersuchende Magenflüssigkeit ausgespielt.
Jetzt tritt ein neuer Niederschlag auf. Ob diese Reaktion für Magen-
carcinomsaft streng specifisch ist, vermag M. noch nicht mit voller Sicher-
heit zu sagen. H. Bischoff.
R. P. van Calcar, Ueber die Constitution des Diphtheriegiftes. Berl.
klin. Wochenschr. 1904, No. 39.
V. C. ist es gelungen mittels Dialyse durch eine gespannte tierische
Membran das Diphtheriegift in zwei verschiedene Componenten zu zerlegen,
von denen die eine die Wirkungen (jes Toxins, die andere die des Toxons
aufwies. Wird zunächst die von Bacillenleibcrn abfiltrirte Diphtherie-
bouillon in gewöhnlicher Weise der Dialyse unterworfen, so gehen die
Salze aus ihr heraus, die Giftwirkung wird nicht beeinträchtigt. Wird
nun aber die Membran stärker gespannt, wofür sich v. C. einen besonderen
Apparat construirt hat, so tritt zunächst nur das Toxin durch die Membran,
sodass nach einer gewissen Zeit die zurückbleibende Gifthouillon nur noch
Toxonwirkung besitzt. Die Mitteilung v. C.'s ist gerade jetzt, wo der Streit
zwischen Ehrlich und Madsen-Arrhenius, ob das Diphtheriegift tat-
sächlich aus Toxin und Toxon besteht, noch nicht völlig ausgetrageu ist,
von hohem Interesse. Auffällig ist, dass nach v. C.'s Versuchen das Toxon
ein grösseres Molekül haben müsste als das Toxin. H. Bischoff.
D, Konrüdi, Untersuchungen über baktericide Wirkung der Seifen. Buda-
pesti Orvosi Ujsäg 1904, No. 6.
Die unter dem Namen „Szent Läszlö (Sankt Ladislaus), desinficircnde
Toiletteseife“ in den Handel gebrachte Seife verdankt ihre desinficirende
Wirkung bloss den aromatischen Bestandteilen (Terpinol, Vanillin, Cumarin,
Heliotropin), denn die Seifensubstanz selbst ist ganz wirkungslos. Verf.
untersuchte den baktericiden Wert von 103 verschiedenen Seifen englischen,
französischen, deutschen, österreichischen und ungarischen Fabrikats und
fand, dass die St. Läszlö-Seife eine stark baktericide Kraft besitzt, denn
sie vernichtet innerhalb zwei Minuten die Anthrax-Sporcn; die Firnis-,
Autbrasol-, Schwefel-, Anthrosol- und Salicyl-Schwefel- Firnisseife vernichtet
ebenfalls die Anthrax-Sporen, aber erst in fünf Minuten. Die St. Lüszld-
Seife ist demnach ein sehr gutes Desinfektionsmittel, die baktericide Kraft
kann durch Zugabe mehrerer Odorisirungsmittel gesteigert werdeu und
zwar dermaassen, dass die hierdurch jetzt bergestellte Seife dieses Fabrikats
Digitized by Google
Bcntino.
No. 25
426
Hem bisher bekannten besten Desinfektionsmittel, Hem Sublimat, an Hie
Seite zu stehen kommt. Ha Hie lOproc. Lösung Her St. Laszlo-Scifc, welche
sich beim Waschen fertigste! It, eine ebensolche baktericiHe Wirkung besitzt,
als Hie 1 proc. Sublimatlösung. Praktische Bedeutung gewinnt Hieser Um-
stand dadurch, Hass das Sublimat ein sehr starkes Gift ist, hingegen Hie
Hie St. Laszlo Seife absolut nicht toxisch ist, wie sich Verf. durch eiuen
Zufall überzeugen konnte, als ein 2jähriges Kind ein ziemliches Stück \on
dieser Seife aus Versehen ass, ohne den geringsten Schaden zu nehmen.
Verf. benutzt die Seife beständig im pathologischen Institut zu Kolozsvär
an Stelle des Sublimats zur Desinfektion und zwar mit dem besten Er-
folg. Auf Grund dieser Daten sind in der St. Läszlö-Seife sftmmtliche
Vorzüge der guten Toilettenseife vorhanden, dabei ist es zugleich ein vor-
zügliches Desinficiens, da es für die Bakterien nicht nur entwickelungs-
hemmend wirkt, sondern die grosse Resistenzfähigkeit besitzenden Anthrax-
Sporen in kurzer Zeit auch abtötet. Der angenehme Geruch, der billige
Preis (100 g davon kosten 50 Heller, wogegen dieselbe Menge von der
ganz wirkungslosen Kliederseifc 111 Heller und von der Lilienmilcbseife
100 Heller kostet), sowie der Umstand, dass sie die Haut, die Instrumente,
Möbel, Kleider nicht angreift, sie der allgemeinen Verbreitung wert macht,
wozu noch der Vorzug kommt, dass sie leicht und einfach anwendbar,
nicht toxisch ist und auf Luft- und Lichteinwirkung an Kraft nicht verliert.
.1 . H ö n i g.
T. Ii. Kunting, Calomel as a poison, with au illustrative case. The
Lancet 1904, Vol. II, No. 22.
Bekanntlich ist die Giftwirkung des Calomeis nicht nur bei ver
schiedenen Individuen, sondern auch bei ein und derselben Person zu ver-
schiedenen Zeiten sehr verschieden; grosse Dosen werden oft anstandslos
vertragen, während mitunter schon kleine Mengen heftige Quecksilberver-
giftungen hervorrufen. Es erklärt sich das dadurch, dass Calomel selbst
ungiftig ist, ein Teil des eingeführten Calomeis aber durch die freie Salz-
säure des Magens in Sublimat umgewandelt wird. Gewöhnlich kommt es
nach Umwandlung eines kleinen Teils zu einer starken Entleerung, wobei
der Rest des Calomeis unverändert entfernt wird; bleibt diese Entleerung
aus, so bilden sich grössere Mengen Sublimat, und es kommt zn heftigen
Vergiflungserscheinungen. Bei subkutaner Injektion des Calomeis ver-
wandelt sich ein Teil ebenfalls in Sublimat, und, da hier die schnelle Aus-
stossung des übrigen Teils wegfällt, sind derartige Calomelinjektionen mit
Recht als gefährlich gefürchtet. Welche kolossalen Mengen von Calomel
mitunter gut vertragen werden, zeigt ein von B. beobachteter Fall. Es
handelt sich um ein 3'/2jähriges Kind, das auf einmal 110 Gran Calomel
nahm. Nach etwa 20 Minuten wurden Brechmittel gegeben, es wurde
mehrmals erbrochen und dann der Magen, um die Salzsäure zu neutrali-
siren, mit Natronlösung ausgewaschen. Das Kind erbrach nur noch einmal,
hatte zwei starke Entleerungen und blieb völlig gesund.
K. Kronthal.
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No. 25.
Kl'rimuwkit. — Liihlkin. Fli.i.khion.
427
0. Kurpjuweit, Heber letale Anämien im Greisenalter. Deutsches Aich,
f. klin. Med. Bd. 82, H. 5 u. 6.
Unter mehr als 80 Fällen von schwerer und perniciöscr Anämie, die
in den Jahren 1888—1904 auf der Königsberger Klinik zur Beobachtung
gelangten, hebt Verf. zwei hervor, die einen 08 resp. 02 Jahre alten Mann
betrafen. Klinisch ist bei beiden ein hohes Fieber mit derber Vergrösse-
rung der Milz erwähnenswert; das Blut zeigte bei 1. eine massige Anämie
mit entsprechendem Hämoglobingehalt (2300000 rote Blutkörperchen,
55 pCt. Hb, bei II. war der Hämoglobingehalt relativ geringer, es bestand
eine geringe Poikilocytose). Während bei ersterem genaue Zählungen der
weissen Blutkörperchen nicht gemacht wareu, betrug bei II. die Zahl 1000
und sank in einigen Tagen auf 600, die Lymphocyten waren relativ zahl-
reich (68 pCt.) und ihre Zahl sank in kurzem auf 28 pCt , die der poly-
nukleären neutrophilen Leukocyten stieg von 23 auf 67 pCt. Bei der
Autopsie von I. enthielt das Knochenmark keine specifischen Elemente,
war fast vollkommen atrophisch, während sich bei II. zum Teil Ivmphoides
Mark in den Röhrenknochen fand, ferner herdförmige Nekrosen und
Blutungen. Indem Verf. betont, dass bei perniciöser Anämie die Combi-
nation von erheblichem Fieber und .Milzschwellung kein gewöhnliches
Ereignis darstellt, indem er ferner den in seinen beiden Fällen constatirtcu
eigentümlichen Blutbefund hervorhebt, gelangt er zu folgendem Resultat:
Es giebt im Greisenalter primäre chronische Anämien mässigen Grades mit
Milzschwellung, geringer Poikilocytose der roten Blutkörperchen und ex-
cessiver Leukopenie ohne wesentliche Knochenmarkselemente, die unter
teils hohem, teils mässigem Fieber von continuirlichem oder interraittiren-
detn Charakter zum Tode führen. Die Symptome einer hämorrhagischen
Diathese treten erst recht spät und nnf in geringem Grade auf. Das
Knochenmark zeigt eine vollkommene Atrophie oder die Zeichen eines
akuten Untergangs. L. Perl.
1) V. Lieblein, Zur Casuistik der Fremdkörper der Speiseröhre. Prager
med. Wochenschr. 1904, No. 4.
2) A. Fullerlon, A foreigu body impacted for seven months in thc Oeso-
phagus. The Brit. med. journ 1904, No. 2262.
1) Seit der Einführung und Ausbildung der Oesophagoskopic ist die
Extraktion von Fremdkörpern aus dem Oesophagus in der Regel vom
Munde aus zu bewerkstelligen, ohne dass man zu einem operativen Ein-
griff. insbesondere der Oesophagotomie, genötigt wäre. So berichtet bei-
spielsweise V. Hacker, dass er seit dem Jahre 1887 noch jeden Fremd-
körper der Speiseröhre unter Anwendung des Oesophagoskops per os habe
entfernen können. Dass sich jedoch die Operatiou nicht in allen Fällen
umgehen lässt, beweisen 3 von L. mitgeteilte Fälle, die an der Wölfler-
schen chirurgischen Klinik in Prag innerhalb weniger Monate beobachtet
wurden. Der erste betraf ein l1/* Jahre altes Mädchen, die einen grossen
23 mm im Durchmesser betragenden Hornknopf verschluckt hatte, der im
Oesophaguseiugang eingekeilt war und sich derart in die Ocsophaguswand
eingebohrt hatte, dass diese bis auf Seidenpapierstärke verdünnt erschien.
Dabei zeigte sie, sowie das perioesophageale Gewebe deutliche Zeichen
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428
Bi'ins und Blaxcbom.
No. 25.
beginnender Phlegmone. Da alle Extraktionsversuche sich als vergeblich
erwiesen, musste zur Oesophagotomie geschritten werden; doch verstarb
die kleine Patientin 12 Stunden nach dieser an Bronchopneumonie.
Der zweite Fall betraf einen 5jährigen Knaben, der eine runde Zungen-
pfeife, eine sogenannte Nachtigall, verschluckt hatte. Mittels der Sonde
konnte man den Fremdkörper 14 cm hinter der Zahnreihe deutlich nach
weisen. Bei der Röntgenaufnahme zeigte er sich dementsprechend in der
Höhe des 1. Brustwirbels. Da nach dem Unglücksfall bereits 8 Tage ver-
strichen waren und sich infolgedessen eine erhebliche Schwellung der
Schleimhaut um den Fremdkörper hei um ansgebildet hatte, gelang es nicht,
ihn mittels des Münzenfängers zu entfernen. Die Oesophagotomia externa
brachte hier völlige Heilung.
Aehnlich waren die Verhältnisse im 3. Falle, in dem ein 17 jähriges
Dienstmädchen einen Gansknochen verschluckt hatte. Auch dieser wurde
durch Operation entfernt uud die Patientin genas. Es beweisen diese Fälle,
dass man hier, wie überall, individualisiren muss, und dass es besonders
bei einem bestehenden Missverhältnis zwischen der Grösse des verschluckten
Fremdkörpers und der Weite des Oesophagus nicht immer möglich sein
wird, den ersteren per os zu entfernen.
2) Ein sieben Jahre altes Kind hatte 7 Monhte bevor es in Behand-
lung kam eiu */i*PeDn>'8tück verschluckt, welches in der Speiseröhre
stecken blieb. Das Interessante des vorliegenden Falles liegt zunächst in
der langen Zeitdauer, während deren der Fremdkörper im Oesophagus ver-
blieb Ferner in dem Umstand, dass bis 3 Wochen vor der Einlieferung
in das Hospital der Fremdkörper keinerlei Krankheitserscbeinungen zeitigte,
während dann allerdings die Oesophaguswände sich in vorgeschrittenem
Maassstabe ulcerirt erwiesen. Audi der Sitz des Geldstückes ist erwähnens-
wert; er befand sich nämlich in der Nähe des Aortenbogens, der infolge-
dessen durch die Möglichkeit einer Ulceration stark gefährdet war. Diese
Lage hätte auch bei Anwendung von Sonden verhängnisvoll werden können.
Die Münze wurde auf operativem Wege entfernt und die Heilung trat nach
einigen Zwischenfällen ein, sodass das Kind in bester Gesundheit entlassen
werden konnte. Carl Rosenthal.
M. P. Budin und M. P. Planchen, Note sur Palimeutation des enfants.
Bullet, de l'acad. de med. 1004, S. 23.
Die Anzeige, von der reinen Brustnahrung zum Allaitement mixte über-
zugehen, ist gegeben, wenn einerseits die Gewichtszunahme des Kindes bei
sonst gutem Befinden und normalem Stuhl unzureichend ist, andererseits
die Wägungen vor und nach dem Stillen die unzureichende Sekretion der
Brust ergeben Man beginne mit Zulage von ganz kleinen Quantitäten
Kuhmilch und steigere allmählich, wenn die Gewichtszunahme des Rindes
nicht befriedigt. Man verfährt am besten so, dass man das zur Ergänzung
der Muttermilch erforderliche Tagesquantum Kuhmilch auf möglichst viele
Mahlzeiten verteilt, weil sonst infolge des bei einzelnen Mahlzeiten fehlen-
den Saugreizes das Sekret der Mntterbrust weiter abnimmt. So z. B., falls
man 120 g Kuhmilch als Zukost geben will, verteile mau diese Menge anf
No 25.
v. Dohbzynikc'ki. — Schwab*. — Nkwmabk.
429
4 .Mahlzeiten mit je 30 g und gebe die Milch in unmittelbarem Anschluss
an die Brustmahlzeit. — Bei künstlicher Ernährung raten Verff. ungefähr
den 10. Teil des Körpergewichts reiner Kuhmilch mit einem Bnttergehalt
von 38 g per Liter als Tagesration zu geben, falls die Kinder 3 — 4 Monate
alt sind und 5 —6 Kilo wiegen. Man kann dieselbe procentische Menge
Milch auch bei älteren Kindern festhalten, nur fügt man gegen Ende des
ersten Lebensjahres Mehlabkochungen hinzu. Auch im 2. Lebensjahr be-
schränken Verff. die Kinder auf Milch und Milchsuppen, vermeiden Bouillon
und Ei. Bei Einhaltung dieser Kegeln sind die Erfolge, wie Verff. im
Säuglingsheim erprobt haben, sehr gute uud wird Ueberernährung mit
ihren schweren Folgen verhütet. Stadthagen.
v. Dobrzyniecki, Zahnerkrankungen bei Influenza. Wiener med. Wochen-
schrift 1905, No. 8.
Verf. beobachtete bei 6 Fällen von Influenza starke Zahnschmerzen
im Oberkiefer. Besonders heftige Druckemptindlichkeit bestand in der
Höhe der Wurzelspitzen. Objektiv liess sich diffuse Entzündung der Bein-
haut des Oberkiefers feststelleu, bei absolutem Ausschliessen von lokalen
Krankheitsprocessen als Ursachen dieser Erkrankungen; die Uebergangs-
falte der Mundschleimhaut vom Knochen zur Wange zeigte keinerlei
Schwellung Der ganze Process verlief in 4— 10 Tagen ohne Neigung zur
Vereiterung. Alkan.
E. Schwarz, Zur Differentialdiagno.se der intra- und extra pontinen Er-
krankung. Petersb. med Wochenschr. 1903, No. 35.
S. weist im Anschluss an die Mitteilung mehrerer einschlägiger Fälle
auf die Schwierigkeit hin, basale (extrapontine) und medulläre Tumoren
der hinteren Schädelgrube zu unterscheiden und stellt im Anschluss an
an seinen Fall den Satz auf, dass die einseitige reflektorische Pupillen-
starre in einem Symptomencomplex, das auf die Gegend des Pons hin-
weist, eine Unterscheidung, ob die Läsion von der Basis oder im Pons
ihren Ursprung hat, ermöglicht und für einen intrapontinen Sitz spricht,
wenn sie im Beginn auftritt. S. Kalischer.
L. Newmark, Ueber die familiäre spastische Paraplegie. Deutsche Zeit-
schrift f. Nervenheilk. 27. Bd., 1. u. 2. H.
N. bringt weitere Mitteilungen über den Verlauf der spastischen Para-
plegie bei zwei Familien, deren Krankengeschichten er bereits vor zwölf
Jahren bekannt gegeben hat. Bei allen diesen Kranken handelt es sich
um eine reine spastische Paraplegie ohne Beteiligung der Sensibilität, der
Sphinkteren oder irgend welcher Hirnsymptome. In einem der Fälle, der
sehr vorgeschritten war, kam es dann übrigens zu „unbestimmten“ Störungen
des Hautgefühls. Der Beginn des Leidens (in Bezug auf das Lebensalter
der Entstehung) kann recht verschieden sein, ebenso der Verlauf. In
einem Falle, der intercurrent an Tuberkulose zu Grunde ging, war es
mflgtich die Autopsie zu machen. Die histologische Untersuchung ergab
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430
KlILKNBUftG. Böhmig. Wallraum. Kurklla.
No. 25.
eine Degeneration der Pyramidenbahnen und der Goll’schen Stränge sowie
einen Schwund der Clarke’schen Säulen bei intakter KISB.
M. Brasch.
1) A. Kulenhurg, lieber Nerven- und Geisteskrankheiten nach elektrischen
Unfällen. Herl. klin. Wochenschr. 190B, No. 2 u. 3.
2) II. liöhiiiig, Hysterische Unfallerkrankungen bei Telephonistinnen.
Münch, ined. Wochenschr. 1905, No. 16.
3) G. \V. Wall Iran in, Ueber funktionelle nervöse Störungen bei Tele-
phonistinnen nach elektrischen Unfällen. Deutsche med. Wochenschr.
1905, No. 18.
4) H. Kurelin, Elektropathologie. Zeitschr. f. Elektrotherapie etc. 1904,
H. 7, 8 u. 9.
Derselbe, Zur Elektropathologie des Telephons. Ebenda. 1905, H. 1.
(Schluss.)
3) W. hat eine Reihe von Unfällen bei Telephonistinnen beobachtet,
welche entgegen der Ansicht EuleküüRO’s nicht durch Schalleinwirkung,
sondern durch richtige elektrische Unfälle erkrankt waren. Die Tele-
phonistinnen bekommen sehr oft den sogenannten „Kurbelstrom'1, .wie W.
des Näheren auseinandersetzt, welcher bis zu einer Spannung von 5 bis
10 Volt kaum unangenehm empfunden wird Olt ist er aber erheblich
stärker und es kommen dann schwerere Krankheitszustände zur Beob-
achtung. Es resultiren dann schwere Reizzuständc des Nervensystems
(Krämpfe, Schmerzen, Sensibilitätsstörungen etc.), zu denen sich Sym-
ptome hochgradiger Erschöpfung gesellen können (Paresen, Gefässnerven-
lähmungen, ödematöse Anschwellungen der Glieder, Erschöpfbarkeit der
Gchirntätigkeit etc.), vor allen Dingen aber schwere Störungen der Herz-
tätigkeit (Pulsunregelmässigkeit, abnorm gesteigerte Herzaktion, krampf-
hafte Zustände, Gefühl abnormer Schwäche und Vernichtung), endlich
trophische Störungen, wie hochgradige Abmagerung. In Bezuf auf die
Diagnose meint Verf., dass es sich unzweifelhaft um funktioneile Er-
krankungen des Centralnervensystems handele und dass die Mehrzahl der
Fälle als Hysterie aufzufassen sei. Die Prognose ist, was dauernde
Dienstfähigkeit betrifft, sehr ungünstig, wenngleich Besserungen erzielt
werden können. Verf. macht auf die Wichtigkeit der Untersuchungen bei
der Annahme der Beamtinnen aufmerksam: hereditär belastete Individuen
oder solche, deren Eltern an schweren chronischen Erkrankungen ver-
storben sind, sollten genau in Bezug auf die Gesundheit des Gcfässsystems
und des Nervensystems vor Eintritt in den Dienst untersucht werden. Bei
der Behandlung empfiehlt Verf. die Suggestionstherapie, warnt vordem
faradischen Strom tiud empfiehlt die Influcnzelektricität. Massage und
kohlensaure Bäder wirkten am günstigsten auf Hebung des Stoffwechsels
und Beruigung der abnormen Herztätigkeit. —
Prophylaktisch seien die Apparate zur Verhütung von Betriebsunfällen
zu vervollkommnen, namentlich aber habe man Verunglückte nicht zu früh
wieder in den Dienst zu schicken.
4) Zunächst teilt K. ausführlich die Krankengeschichten zweier bei
einem Fernsprechamt beschäftigten Beamten mit (es waren ein Fräuleiu
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No. 25.
PlCK.
431
und ein Mann) welche dadurch verunglückten, dass eine Verbindung des
Telephondrahtes mit einem Leitungsdraht der Strassenbahu, der einen Strom
von 500 Volt führte, zu stände gekommen war. Es bestanden sowohl all-
gemeine wie lokale Symptome, was im Original nachzulesen. Nach K. ist
es wahrscheinlich, dass der Hörer die Holle eines Condensators gespielt
hat, der wiederholt durch die selbstverständlich nicht nur einmalige,
sondern lockere und deshalb variable Berührung zwischen Telephon- und
Bahnleitung geladen worden ist und sich dann in den Kopf der Getroffenen
hinein entladen hat. Dasselbe würde nach K. auch für das Hineingeraten
atmosphärischer Entladungen in die Telephonleitung gelten; für das Ein-
dringen eines vollen Blitzschlages, der die Isolirungen an den Spulen und
der Muschel des Hörers verbrennt, lägen nach K. die Dinge complicirter.
Indem wir, was die eingehende Brücksichtigung der Litteratur durch
den Verf. betrifft, auf dessen Arbeit selbst verweisen, betonen wir hier
nur die Schlussfolgerungen K.’s, dass in jedem Falle, wo ein Starkstrom
in die Telephonleitung hineingeraten ist, Vorsicht in der Prognose von
Nöten ist. ln Bezug auf die Therapie hat man ausserdem noch auf
einen sehr wichtigen Faktor Rücksicht zu nehmen, nämlich auf die Auto-
tmd Fremdsuggestioneu.
Die Einwirkungen vom Telephon aus auf das Hörorgan bei verschie-
denen Spannungen, besonders auf ein durch anhaltendes Telephoniren schon
in Anspruch genommenes Hörorgan können schon bei 20 Volt Spannung
schmerzlich werden, besonders bei nervös disponirten Personen, und bei
Wiederholungen können sich Congestionen gegen den Kopf ausbilden. (Er-
fahrungen der bayerischen Telegraphenverwaltung.) — Therapeutisch
bemühte sich K., durch psychische Behandlung der Leidenden einer hypo-
chondrischen Auffassung ihrer Beschwerden entgegenzuwirken. Es ent-
wickeln sich eben sehr leicht ausgesprochene Phobieu, namentlich bei den
durch Blitzschlag Geschädigten. — Aber nicht nur die Individualität des
Telephonirendcn, sondern noch andere Umstände sind von Einfluss auf das
Hervorbringen pathologischer Zustände, so der mechuische Einfluss des
Druckes des am Kopfe fixirten Apparates, die starken telephonischen Ge-
räusche (das „in die Ohren Läuten“) und schliesslich die Ueberanstrengung
der Aufmerksamkeit. So kann es denn nach Verf. wohl möglich sein,
dass das berufsmässige Telephoniren ätiologisch von Bedeutung wird.
Bernhardt.
W. Pick, Ueber die persistirende Form des Erythema nodosum. (Aus
d. Universitätsklinik f. Dermatol, u. Syph. in Wien.) Arch. f. Dermatol,
u. Syph. Bd. 72, S. 361.
Verf. zeigt, dass die als Erythema induratum beschriebenen, mit der
Tuberkulose in Zusammenhang gebrachten Fälle in zwei Gruppen zu
scheideu sind. Bei der einen, von der er zwei Beispiele mitteilt, entwickeln
sich aus einem akut entstandenen Oedein heraus einige wenige erythema-
töse Efflorescenzen mit starker, bis ins Fettgewebe reichender Induration,
die dann unter Umwandlung der Rötung in bräunliche Pigmentation lange
Zeit als derbe Knoten bestehen bleiben. Histologisch findet man zwar auch
*
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432
KbSTKIN. SlHriON.
No. 25.
in diesen Fällen epithelioide und Riesenzeilen, sie sind aber lediglich auf
atrophische Veränderungen im Fettgewebe zurückzuführen. — Bei der
zweiten Gruppe treten allmählich zahlreiche Knoten auf, die zum Teil ei-
ulceriren. Auch bestehen neben dieser Erkrankung häufig andere Formen
der Hauttuberkulose, besonders Scrofuloderma, oder die Pat. sind sonst
tuberkulös oder tuberkulös belastet. Während sich also hier das Erythema
induratum allem Anschein nach auf tuberkulöser Grundlage entwickelt,
bietet sich für eine solche Annahme bei den Fällen der ersterwähnten
Gruppe gar kein Anhalt; vielmehr zeigen diese klinisch wie histologisch
die grösste Aehnlichkeit mit dem Erythema nodosum, als dessen per-
sistirende Form sie zweckmässig bezeichnet werden können.
H. Müller.
Ebstein, Ueber Hetralin, ein neues internes llarnantiseptikum. Deutsche
med. Wochenschr. 1904, No. 35.
Vcrf. hat in 10 Fällen, die auf der inneren Abteilung des Städtischen
Krankenhauses im Friedrichshain behandelt wurden, das Hetralin in Form
von Tabletten ä 0,5 g angewandt. Mit Ausnahme zweier tuberkulöser
Cystitiden, bei denen sowohl Urotropin wie Hetralin vergeblich dargereicht
wurden, bewährte sich das Medikament in den 8 übrigbleibenden Fällen von
Cystitis verschiedener Aetiologie als rasch wirkendes Heilmittel, das sowohl
bei alkalischer wie bei saurer Reaktion des cystitischen Harnes nützlich
war und namentlich in zwei Fällen, akuter fieberhafter Cystitis und Pyelitis
eine schnelle Heilung herbeiführte. Nebenwirkungen wurden nicht beob-
achtet. In einem Falle von Cystitis mit gleichzeitiger Nierenerkrankung
(Albuminurie und Cylinder im Harn) erwies sich das Hetralin gegenüber
dem zuvor erfolglos angewandten Urotropin, von dem das Präparat chemisch
abstammt und dem es sonst in der Wirkungsart gleicht, überlegen.
B. Marcuse.
Simpson, Heredity in ovaria cystoma. The Scottisb med. and surg. journ.
1905, April.
S. teilt einen interessanten Fall mit, in dem es sich um die Ent-
wickelung von Ovarialkystomen bei drei Patientinnen, und zwar bei
einer Mutter und zwei Töchtern derselben, handelte. — Die ver-
hältnismässige Seltenheit, mit der wir Erblichkeit bei Ovarialkystomen im
Vergleich zum Krebs beobachten, erklärt sieb, nach S., einmal dadurch,
dass der Krebs sowohl den Vater wie die Mutter betreffen, also von beiden
Seiten auf das Kind vererbt werden kann; ferner erklärt sie sich dadurch,
dass bei einer Erkrankung der Eierstöcke, wie das Ovarialkystom sie
darstellt, die Zeugungsfähigkeit überhaupt vermindert ist.
Br. W'olff.
Kiiiftt-iHiungcii werden an die Adresse de« Herrn Geh. Med. -Rat Prof. L)r. M. Bernhardt (Berlin W.
Franzoaiurhe Strasse 21) oder an die Verlagshandlung (Berlin NW., Unter den Linden AS) erbeten
Verlag von Augtiat II Irifh« »M in Berlin. — T*rurk von L Kehumaeher in Berlin N. 24.
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Wärhtnülrb erscheinen
2 Bogen; am Schlüsse
des Jahrgangs Titel, Na-
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Centralblatt
Preia de* Jalirgaiir*>a
28 Mark; tu beziehen
durch alle Buchhand-
lungen u. Postaristalten.
für die
Mitwirkung von " y ^
Dp. H. Senator, Pqof. DAiJEß S^lkfj
% ^ . . j' -.i
Prof.
jf. Dr. P. Schultz,
redigirt von
Prof.
1905.
I. «lull.
No. 26.
luliitlt: ßORNioüH.Die elastische Spannung der Haut. — Aulkh, lieber
Keaktionen der Kohlehydrate. — Umber, lieber die Banti'sche Krankheit. —
Kawmann, Ueber Roggenpollen oder Heufiebergift. — Sciimid-Nirlskn. Wir-
kung der Radiumstrahlen auf Chymosin. — Kearr, lieber Caput obstipum. —
Waoneb, lieber postoperative Parotitis. — Kertesz, Mechanik der Bruchein-
klemmung.— Sattler, Behandlung bei Netzhautablüsung. — Braunschwkio,
Ueber putsireuden Exophthalmus. — Kiev und Hammerschlag, Ueber den Dreh-
schwindcl bei Taubstummen. — Kunwald, Behandlung der Kehlkopftuberkulose
mit Sonnenlicht. — Rkthi, Die sekretorischen Nervenceotren des weichen Gaumens.
— Bauhgakten, Ausbreitung der Tuberkulose vom Gcnitalapparat aus. — Ro-
9TOSKI, Ueber die Bindung von Präcipitin und Eiweiss. — Cummins. Ueber die
Diazoreaktion. — Lommbl, Gerhardt, Ueber Verdoppelung der Herzfrequenz
und Extrasystole. — Steinhaus, Fall von Ffortadcrthrombose und Leberver-
änderungen. — Hunter, Ueber Darmtuberkulose bei Kindern. — Pfaundler.
Säureintoxikation bei magendarmkranken Kindern. — Richter, Ueber Niercn-
wassersuebt. — Nonne, Querlähmung des Rückenmarks. — Wilms, Hyper-
algetische Zonen bei Kopfschüssen. — Rumpf, Untersuchungen über Polyneuritis.
— Vekaouth. Ueber Mikropsie und Makropsie. — Schau dinn und Hoff-
manx. Buscukk und Fischer, Metschnikoff und Roux, Ueber die Syphilis-
erreger. — FOrstenhkim, Behandlung des Piostatacarcinoms. — Schein,
Spina bifida occulta und Hypertrichosis sacralis. — Gache, Schwangerschaft und
Geburt bei jugendlichen Erstgebärenden. — Halbbnst aedter, Einwirkung der
Röntgenstrahlen auf Ovarien.
Ä. B (inniger, Die elastische Spannung der Haut und deren Beziehungen
zum (Jedem. Zeitscbr. f. experim. Pathol. u. Therap. I., 1, S. 103.
Yerf. hat an gesunden und kranken — vor allem ödematösen - Leichen
Hautstücke gemessen, herausgeschnitten, wieder gemessen und damit die
natürliche Spannung in situ bestimmt; darauf bestimmte er durch Be-
lastungsproben die Elasticität der betreffenden Stücke. Er fand dabei,
dass die Spannung an verschieden Körperteilen sehr verschieden ist (an
den Gelenken besonders klein), dass sie beim Kind und beim Greis ver-
ringert und beim Oedein vergrössert ist. Die Elasticität der Haut ist
nicht sehr hochgradig und wächst dauernd mit zunehmendem Alter. Da-
gegen ist die elastische Vollkommenheit die denkbar grösste. Schlechte
Ernährung, Kachexie und (Jedem sind ohne Einfluss auf sie.
Xf.HI. Jahrgang. 28
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434
Am. ku. — Umber.
No. 26.
Verf. bekämpft auf Grund dieser Ergebnisse die LANDEKER'sche An-
sicht, wonach die verminderte elastische Spannung der Gewebe als die
Ursache des Oedems anzusehen sei. G. F. Nicolai.
K. Adler und 0. Adler, Ueber einige Reaktionen der Kohlehydrate. Erste
Mitteilung, l’flüger’s Arch. f. d. ges. Physiol. Bd. 100, S. 323.
R. u. 0. A. haben den qualitativen Nachweis von Pentoseu zu ver-
einfachen gesucht. Sic erhitzen gleiche Teile Eisessig und Anilin zum
Kochen und setzen von dem zu untersuchenden Zucker hinzu. Es tritt
prächtige Kotfärbung bei Gegenwart von Pentosen auf. Anstatt des Anilins
kann man auch Toluidine nehmen. — Methylpentosen geben bei analoger
Behandlung eine Gelbfärbung. Hexosen, Di-, Trisaccharide geben keine
Reaktion.
Erhitzt man Eisessig, dem wenige Tropfen Salzsäure hinzugefügt sind,
und Resorcin, mit Fruktose und anderen Ketosen, so erhält man Rotfärbung,
die von den Aldosen nicht gegeben wird. Auch können die Phlorogluciu-
und Orcinreaktionen auf Pentosen so ausgeführt werden, dass man Eis-
essig mit etwas Salzsäurezusatz benutzt.
Glukose mit Eisessig und Anilin erhitzt giebt rotbraune Färbung, die
bei weiterem Erhitzen einer Grünfärbung weicht. Ebenso verhalten sich
Mannose, Galaktose, Fruktose, Sorbinose. Die Disaccharide, Trisaccharide
und auch Glykogen und Stärke geben die Reaktion nach vorheriger Spaltung.
A. Loewy.
K. Umber, Zur Pathogenese der „Banti'schen Krankheit“ mit besonderer
Berücksichtigung des StoiTumsatzes vor und nach der Splenektomie.
Zeitschr. f. klin. Med. Bd. 65, S. 28!).
U. teilt Untersuchungen an einem Falle von Banti’scher Krankheit
bei einem 15jährigen Knaben mit, die geeignet sind, die Pathogenese der
Erkrankung erheblich zu klären. Es bestand grosser glatter Milztumor,
Leben ergrösserung, leichter Ikterus, auffallende Blässe. Das Blut zeigte
eine progrediente Abnahme der roten Zellen, die kernige Degeneration er-
kennen liessen, und des Hämoglobingchaltes. Es wurde die Splenektomie
ausgeführt, wonach die Leber in drei Wochen normal wurde, der Ikterus
schwand, ebenso auch die pathologische BlutbeschafTenheit. - Wichtig ist
auch das Verhalten des Stoffwechsels. Vor der Operation bestand ein
abnorm gesteigerter Eiweisszerfall, der auch bei Steigerung der Eiweiss-
zufuhr auf 100 g und der Calorienmenge auf das Doppelte der Norm noch
nicht beseitigt wurde — erst bei Zufuhr von 113 Cal. pro Körperkilo kam
es zu Eiweissansatz — , während nach der Operation sich der Eiweiss-
umsatz normal verhielt. — Das lässt schliessen, dass die erkrankte Milz
den Ausgangspunkt der Krankheit abgiebt, dass von ihr ein blutzerstören-
des und den Eiweissnmsatz toxisch beeinflussendes Moment ausgeht, das
durch die Exstirpation der Milz aus dem Körper entfernt wurde.
Trotzdem während des Stoffwechselversuchs purinfreie Nahrung ge-
reicht wurde war die Ausscheidung der Purinkörper durch den Harn keine
gleichmässige, vielmehr eine periodisch gesteigerte. U. bezieht dies auf
zeitweises Eiuschwemmen von Trümmern weisser Blutzellen aus der Milz
Digitized by Google
No. 26.
Kamkann. — Schmwt-Niei.skn. — Kkmpf.
435
in die Leber. — Auch die Ammoniakwerte des Harns liegen vor der
Splenektotnie etwas hoher als normal, die Harriaminosäuren nahmen an
Menge um so mehr ab, je mehr durch Steigerung der Nahrung der toxische
Eiweisszerfall eingeschränkt wurde. — U. teilt zum Schluss einen zweiten,
klinisch dem vorstehenden sehr ähnlichen Fall mit. bei dem jedoch der
Kiweissumsatz normal war. Kr ging ohne Operation in Genesung über.
A. Loewy.
Knill nianii. Zur Kenntnis des Koggenpollens und des darin enthaltenen
Heufiebergiftes. Beitr. z. chem. Physiol. u. Patbol. Bd. 5, S. 346.
DuHHar hat gezeigt, dass das Heufieber durch Pollen von Pflanzen
und Gräsern hervorgerufen wird, speciell in Deutschland durch Roggen-
pollen. Verf. stellte fest, dass das wirksame Princip ein Toxalbumin
ist, das sich durch NaCI-Lösung von 5 pCt. bei 37° dem Pollen entziehen
lässt; es ist empfindlich gegen Alkali, resistent gegen Schwefelsäure und
thermostabil. Durch Ganzsättigung mit Ammoniumsulfat ist es aus seinen
Lösungen aussalzbar. Durch proteolytische Knzyme (Pepsin, Trypsiu) wird
die physiologische Wirksamkeit des Toxalbumins geschwächt, aber nicht
vernichtet. Neuberg.
S. Schmidt-Nielsen, Wirkung der Radiumstrahlen auf Chymosin. Beitr.
z. chem. Physiol. u. Pathol. Bd. B, S. 398.
Verf. hat gefunden, dass die Wirksamkeit von Lab durch mehrstündige
Bestrahlung mit Radium abnimmt; er schreibt die schädigende Wirkung
nicht den Becquerelstrahlen selbst zu, sondern dem durch Phosphorescenz
erzeugten ultravioletten Licht. Neuberg.
Fr. K i*iii pf, Ucber Ursache und Behandlung des Caput obstipum musculare.
Zeitschr. f. Chir. Bd. 73, 4.-6. H., S. 351.
Die histologischen Befunde am Kopfnicker des Schiefhalses sind nach
L. nicht beweisend für die entzündliche Natur des Leidens. Sie sprechen
vielmehr für eine ischämische Entstehung des Caput obstipum musculare.
Für den Eintritt von Ischämie bietet der Kopfnicker vermöge seiner ex-
ponirten Lage und der eigentümlichen Gefässverhältnisse besonders günstige
Bedingungen. In manchen Fällen können trophoneurotische Vorgänge die
Wirkung der Ischämie steigern. Die Indurationen des Stemocleidomastoi-
deus sind pathologisch-anatomisch dem hämorrhagischen Infarkt vergleich-
bar; sie können, ohne Schädigungen zu hinterlassen, verschwinden, ge-
legentlich aber auch die ischämische Contraktur einleiten. Ischämisch-
neuropathisebe Einflüsse können den Sternocleidomastoideus intrauterin,
post partum und im späteren Leben treffen.
ln der Hannoverschen Kinderheilanstalt (Dr. KREDEL) wurden mit
der offenen Durchschneidung des Kopfnickers von einem parallel und
direkt oberhalb der Clavicula geführten Schnitt aus stets ein guter Erfolg
erzielt. Joachimsthal.
28
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436
WaONXH — K KKTKMZ.
No. 26.
G. A. Wagner, Ueber postoperative Parotitis. Wiener klin. Wochenschr.
1904, No. 52.
W. beschreibt 5 Fälle von Parotitis im Anschluss an Operationen,
ohne dass epidemische Parotitis oder irgend ein Eiterherd im Körper vor-
handen war, speciell im Operationsgebiete. Unter Bezugnahme auf weitere
43 derartige Fälle der Litteratur wird kurz über das Krankheitsbild be-
richtet; die Erkrankung setzt meist am 5. — 7. Tage nach der Operation
akut mit hoher Temperatur und schmerzhafter Schwellung der Parotis ein.
In der Mehrzahl der Fälle kommt es zur Suppuration und es tritt trotz
rechtzeitiger chirurgischer Behandlung unter pyämischen Erscheinungen
Tod ein. Von W.’s 5 Fällen starben 3, bei denen Vereiterung der Drüse
eingetreten war und sich stets eine eitrige Bronchitis mit Lobulärpneu-
monien entwickelte. Die zwei zur Genesung führenden Fälle verliefen
von vornherein leicht und ohne Suppuration der Parotis. — In Bezug auf
die Aetiolugie kommen zwei Infektionswege in Betracht; 1. die Infektion
auf dem Blulwege, 2. die Infektion vom Munde her durch den Ductus
Stenonianus. Ueber bakteriologische Befunde verfügt W. nicht. Die Ent-
stehung der Parotitis beruht wahrscheinlich auf einor Störung der Speichel-
produktion, wie sie experimentell von Pawlow bei Laparotomien nach-
gewiesen wurde und welche durch direkte Lähmung der Speicheldrüsen
bei Chloroformnarkosen bewirkt wird, mit folgendem Eindringen von
Keimen der Mundhöhle in den Drüsenausführungsgang. Vielleicht kommt
auch einer traumatischen Schädigung der Parotis eine Bedeutung zu,
wie eine solche durch das Vorhalten des Kiefers an den Kieferwinkelu
während der Narkose durch den beständigen Druck der Finger des Nar-
kotiseurs auf die Parotisgegend hervorgerufen wird. Dass fast ausschliess-
lich die Parotis befallen wird, beruht ferner auf der offenen Lage der
Mündungsstelle des Ductus Stenonianus und dem Fehlen eines baktericiden
Stoffes im Sekret der Parotis. — Bezüglich der Therapie soll man nicht
auf das Eintreten von Fluktuation warten. In prophylaktischer Beziehung
muss vor der Operation auf peinlichste Mundpflege der grösste Wrert ge-
legt werden. Peltesohn.
J. Kertesz, Experimentelle Studie über die Mechanik der Brucheinklem-
mung. Örvosi Hetilap 1903, No. 47 — 62.
Ist die Bruchpforte so eng, dass sie die ausgetretene und beim Aus-
treten gewöhnlich leere Darmschlinge so stark strangulirt, dass sofort
nach dem Austritt Cirkulationsstörungen am Darm eintreten infolge der
mehr oder weniger grossen Compression der Mesentcrialgefässe, dann ent-
steht jene Form der Incarceration, welche die elastische recte Strangu-
lation genannt wird Bei dieser Form übt auf das Zustandekommen der-
selben der Darminhalt gar keinen Einfluss aus. Bei weiterer Bruchpforte
kommt schon dem Darminhalt ebenfalls eine wesentliche Rolle in dem
Zustandebringen der Incarceration zu. Ist die Bruchpforte so weit, dass
sie an den Schenkeln der Darmschlinge den Zustand der Stenose bewirkt
(nach Büsch), dann entsteht durch Mitwirkung der Peristaltik die wahre
ausgesprochene Form der Incarceration; die wahre Incarceratio
stercoracea. Bei noch weiterer Bruchpforte, wo der eine (und zwar der
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So. 26.
Sattler. — Bbacnscbweio.
437
binführende Schenkel oder beide offen sind, kann eine Kotstauung ein-
treten, die bei einer etwas engeren Pforte manchmal das Bild der wahren
Incarceratio vorspiegeln kann. Bei derselben Pforte kann durch mehr-
fache Knickung des in den Bruchsack getretenen Darmes eine solche Form
der Incarceratio stercoracea entstehen, die etwa einen Uebergang bildet
von der wahren Incarceratio stercoracea zur Kotstauung. Ist die Bruch-
pforte endlich so weit, dass sie der doppelten Breite des normalen Lumens
des ausgetretenen Darms nahesteht oder sie gar übertrifft, dann wird — so
keine sonstigen Hindernisse in der Darmcirkulation bestehen — überhaupt
nicht einmal Kotstauung entstehen. .1. Honig.
H. Sattler, Behandlung der Netzhautablösung. Deutsche med. Wochen-
schrift. 1905, No. 1 u. 2.
Für die friedliche Behandlung der Netzhautablösung empfiehlt S.
ruhige, flache Rückenlage, eine in zweckmässigen Grenzen sich haltende
Diaphorese und unter Umständen die subconjunktivalen Kochsalzein-
spritzungen. Von allen operativen Verfahren hatte die einfache Skleral-
punktion die meisten günstigen Resultate, allerdings nur in Fällen von
nicht zu langer Dauer und bei nur partiellen Ablösungen. Das punkt-
förmige Ansengen der Lederhaut an mehreren Stellen nach Dor empfiehlt
S. weniger, ebenso die Elektrolyse nach Schüler. Das Einlegen einer
Filtrationsschlinge aus Golddraht nach de Wecker, das Einspritzen von
Jodlösung in die Netzhaut nach Galezowski oder in den Glaskörper nach
Schöler verwirft er. Nach dem DEUTSCHMANS’schen Verfahren hat er
keine Heilung gesehen. Horst mann.
Kraunschweig, Zur Diagnostik des pulsirenden Exophthalmus. Klin.
Monatsbl. f. Augenheilk. XLIII., 1, S. 356.
B.’s Patient hatte sich vor s/4 Jahren bei einem Selbstmordversuche
eine Revolverkugel in die rechte Schläfe geschossen, hiernach sei das
rechte Auge mit gleichzeitiger Entzündung der Hornhaut hervorgetreten.
Ausser der Cyanose des Kopfes zeigte der Patient rechts pulsirenden Ex-
ophthalmus mit deutlich hörbarem Blasegeräusch, das bei Oompression der
Carotis erlosch, sodass die Diagnose eines Aneurysma arterio-venosum der
Carotis interna gestellt wurde. Ausserdem waren mehrere Oculomotorius-
äste, der Trochlearis und Abducens paretisch, ebenso der erste und zweite
Ast des Trigeminus; ferner bestand sensible und motorische Schwäche des
linken Armes.
Die Röntgenaufnahme zeigte das Geschoss der Mitte des Orbital-
eingangs gegenüber in der Höhe des oberen Endes der Fissura orb. sup. ;
hinter der hinteren Orbitalwand, dem Sinus cavernosus entsprechend, war
als zweiter Schatten ein Stück des Messingmantels nachweisbar.
Systematische Compression der Carotis hatte eine fortschreitende
Besserung sämmtlicher Symptome zur Folge. G. Abelsdorff.
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438
FhbY und H AMMEB8CHLA0. — KcNWAl.I). — Rkthi.
No. 26.
Frey und Haminerschlag, Untersuchungen über den Drehschwindel der
Taubstummen. Zeitschr. f. Ohrenheilk. 48. Bd., 4. H., S. 331.
Die Untersuchungen um F. u. H. wurden an 93 Zöglingen des Allge-
meinen österreichischen israelitischen Taubstummeninstituts vorgenommen
und führten im Wesentlichen zu dem Ergebnis, dass es nicht möglich ist,
aus dem Ausfall des Drehversuches bestimmte Schlüsse auf die besondere
Art der Taubstummheit zu ziehen und dass hier namentlich differential-
diagnostische Merkmale zwischen der congenitalen Form dieses Gebrechens
einerseits und den verschiedenen Formen der erworbenen Taubheit anderer-
seits auf diesem Wege sich nicht gewinnen lassen. Ferner glauben Verff.
die Frage, oh Beziehungen zwischen dem Grade der Hörstörung und der
Einschränkung in der Funktion des Bogengangsapparates sieb feststellen
lasseu, dahin beantworten zu sollen, dass die der hereditären Taubheit der
Menschen zu Grunde liegenden pathologischen Veränderungen keine ab-
solute Conformität aufweisen, sondern vielmehr eine deutliche graduelle
Verschiedenheit erkennen lassen. Bei der Mehrzahl der Fälle erweise sich
der cochleare Labyrinthanteil als funktionsunfähig, der Bogengangsapparat
intakt, bei den anderen und zwar namentlich den schwer belasteten Fällen
war auch der Bogengangsapparat funktionsunfähig. Ebenso setzten die
zu erworbener Taubheit führenden Krank beitsprocesse weitaus am häutig-
sten den cochlearen und den vestibulären Anteil des Labyrinths ausser
Funktion. Scbwabacb.
Kunwald, Ueber die Behandlung der Kehlkopftuberkulose mit Sonnenlicht.
Münch, med. Wochenschr. 1905. No. 2.
Nach dem Vorbilde Sokqo’s hat Verf. in der Heilanstalt Alland die
Behandlung der Kehlkopftuberkulose mit Sonnenlicht bei 14 Kranken tort-
gesetzt. Die Erfolge entsprachen den Erwartungen in hohem Grade: mit
Ausnahme eines Falles, bei dein die vorwiegende Erkrankung in einem
Oedem der Aryknorpelgegend bestand, ergab die Sonnenbelichtung eine
wesentliche Besserung. Am günstigsten wurden die tumorartigen Infiltrate
beeinflusst; viel schwerer und weniger rasch wurde die diffuse, stark ge-
rötete Infiltration der Stimmbänder gebessert. Randständige Geschwüre
der Stimmbänder erfordern gleichfalls einen längeren Heilungsverlauf als
auf der Oberfläche sitzende Geschwüre. Vorläufig glaubt Verf. die ödema-
töse Schwellung als Contraindikation der Sonnenbehandlung ansehen zu
sollen. W. Lublinski.
Rcthi, Die sekretorischen Nervencentren des weichen Gaumens. Wiener
med. Presse 1904, No. 48 u. Sitzungsber. der K. Akad. d. Wissen sch.
Bd. 113, H. 6.
Der Kern der im Facialisstamm enthaltenen sekretorischen Fasern des
weichen Gaumens liegt unter der Rautengrube und zwar für jede Seite je
1 Kern. Für die im Halsstrang des N. sympathicus verlaufenden Nerven-
fasern für die Drüsen des weichen Gaumens liegt der Kern in der Höhe
des 5.-6. Brustwirbels beiderseits von der Mittellinie. Die Kerne liegen
hier sowohl wie in der Med oblongata der Medianlinie ziemlich nahe;
möglicherweise giebt es auch Fälle, in denen wenige sekretorische Fasern
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No. 26.
BziMOAKTIiN. — RobTOSKI.
439
ihren Ursprung im Kern der gegenüberliegenden Seite haben. Klinisch
wird die Beurteilung der Sekretionserscheinungen durch diese doppelte
Innervation sehr erschwert. W. Lublinski.
I*. liuumgnrteu, Experimente über die Ausbreitung der weiblichen Genital-
tuberkulöse im Körper. Berl. klin. Wocbenschr. 1904, No. 42.
B. hat durch Versuche au Kaninchen verfolgen lassen, wie die Weiter-
verbreitung der Tuberkulose vor sich geht, speciell ob ein Uebergreifen
vom Harnapparat auf den Genitalapparat und ein Uebergang vom Peri-
toneum auf den Genitalapparat nachzuweisen ist. Die Versuche wurden
an über 50 Kaninchen angestellt, als Infektionsmaterial dienten ausschliess-
lich Perlsuchtbacillen, die entweder in einer SuspensionsRüssigkeit, herge-
stellt aus dem Quetschsaft frischer Perlknoten, oder mit der festen Sub-
stanz von Knötchen aus frischer Impfperlsucht der Kaninchen eingeführt
wurden. Es wurde gefunden, dass eine aufsteigende Verbreitung der Tuber-
kulose nicht stattbat, sondern dass die Richtung des normalen Sekret-
•stromes bezw. beim Genitalapparat die Richtung des Sekretstromes, welcher
die losgelösten Eichen durch die Tuben in den Uterus führt, für die Aus-
breitung der Tuberkulose maassgebend ist. Es kommt somit ein Ueber-
greifen der Tuberkulose vom Harnapparat auf den Genitalapparat nicht
vor. Wird, was nicht selten ist, bei der Sektion eines Tuberkulösen Tuber-
kulose des Harn- und des Genitalapparates gefunden, so stehen diese nicht
in direkter Beziehung, vielmehr haben sie eine gemeinsame Ursache, von
der sie auf dem Blutwege ausgelöst werden. In den unteren Teil der
Peritonealhöhle eingeführte Tuberkelbacillen wurden nicht ebenso wie die
Eichen oder wie eingeführte leblose Fremdkörper in die Tuben und weiter
in den Uterus fortgeführt. Der Grnnd hierfür liegt darin, dass die in die
Bauchhöhle eingebrachten virulenten Bacillen sehr rasch degenerativc Ver-
änderungen an den Peritonealepitlielien und pathologische Exsudation be-
wirken. wodurch der normale, nach den abdominalen Oeffnungen der Tuben
gerichtete intraperitoneale Flüssigkeitsstrom gestört werden muss.
H. Bischoff.
0. Rostoski. Ueber die Bindung von Präcipitin und Eiweiss im Tier-
körper. Beitr. zur wissensch. Med. u. Chem. SaLKOWSKI- Festschrift.
Berlin 1904, S. 351.
Wenn einem Tiere Eiweiss in grösseren Mengen per os, hauptsächlich
aber parenteral eingeführt wird, so ist im Urin für einige Zeit Eiweiss
nachweisbar. Die Eiweissausscheidung durch die Nieren unterbleibt jedoch,
wenn das Tier vorher wiederholt mittels Eiweissinjektionen behandelt war.
Der Grund hierfür kann ein doppelter sein: entweder ist das bei den vor-
bchandelten Tieren gebildete Präcipitin der Grund, oder infolge der wieder-
holten Eiweissinjektionen hat sich eine Resistenz des Nierenepithels aus-
gebildet. R. konnte nun nachweisen, dass ein Zusatz von präcipitinhaltigem
Serum zu der Eiweisslösung vor der Injektion eine Ausscheidung des
Eiweisses durch die Nieren nicht verhindert. Es fragt sich nun, ob über-
haupt im Körper des Tieres eine Bindung zwischen Präcipitin und präci-
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440
ClJMMINB. — I.OMMEI.- (iKBHARDT.
No. 26.
pitabler Substanz stattfindet. Dass dies der Fall ist, lehrt einmal die
Abnahme des Präcipitiux nach Neuinjektion, ausserdem konnte H. mehr-
fach feststellen, dass, sobald kurz nach der Neuinjektion dem Tiere Blut
entnommen und das Serum mit Kochsalzlösung verdünnt wurde, in dieser
Verdünnung eine Trübung und Niederschlagsbildung auftrat, welche aus-
blieb, sobald das Serum unverdünnt blieb. Es muss somit angenommen
werden, dass die Verbindung Präcipitin -|- präcipitable Substanz in dem
concentrirten Serum löslich ist. Eine gleiche Rolle, wie die hohe Eiweiss-
concentration, spielt auch Zusatz von Glycerin im Verhältnis 1 : 3.
H. Bischoff.
W. T. Cummins, A clinical study of the diazo-reaction. Univ. of Pelina,
med. bullet. 1904, Sept.
Diazoreaktion findet man in den meisten Fällen von Typhus; sie er-
scheint am dritten bis fünften Tage und hält bis zur dritten Woche, fast
nie bis über den zwanzigsten Krankheitstag hinaus an. Ein frühzeitiges
Verschwinden der Reaktion weist auf eine nicht sehr starke Infektion bin.
Beim Wiederauftreteu von Krankheitserscheinungeu in der Reeonvalesceni
spricht das Wiederauftreten der Diazoreaktion für Rückfall, das Fehlen
für eine Complikation; hier ist also die Reaktion von hoher differential-
diagnostischer Bedeutung. Eine ebensolche Bedeutung kommt der Diazo-
reaktion bei Röteln und Masern zu: bei Röteln fehlt sie stets, bei Masern
ist sie meist vorhanden. Prognostisch wichtig ist die Diazoreaktion bei
der Lungentuberkulose. Hier tritt sie erst spät auf, zeitig nur bei rapid
verlaufenden Fällen. Bemerkenswert ist dabei, dass wenn bei Tuberkulose
die Diazoreaktion einmal aufgetreten ist, sie auch bis zum Tode anbält.
Die durchschnittliche Lebensdauer derartiger Kranker ist etwa noch sechs
Monate. Diazoreaktion bei Phthisikern ist also stets von übler prognosti-
scher Bedeutung. Endlich sei noch erwähnt, dass Reaktion bei starker
Verdünnung nur bei Typhus auftritt, während stärkere Lösungen auch bei
verschiedenen anderen Infektionskrankheiten eine Reaktion geben.
K. Kronthal
1) F. Lommel, Lieber anfallsweise auftretende Verdoppelung der Herz
freiptenz. Arch. f. klin. Med. Bd. 82, H 5 u. 6.
2) D. Gerhardt, Beitrag zur Lehre von den Extrasystolen. Ebenda
1) L. war in der Lage, bei einem Kranken mit paroxysmaler Tachy-
kardie wohlgelungene Curven aus allen Stadien des Anfalles aufzunehmen.
Dieselben bestätigten das von A. Hoffmann beschriebene Verhältnis, wo-
nach bei Beginn des Anfalles eine annähernd genaue Verdoppelung, beim
Ende desselben eine genaue Halbirung der Herzfrequenz eintritt; ja, Hoff-
mann hat sogar beobachtet, dass beim tachykardischen Anfall nicht nur
eine Verdoppelung, sondern auch eine Vervierfachung des Herzrhythmus
zu stände kommen kann. Zum Verständnis dieses Verhaltens zieht L eine
von v. Kries gemachte physiologische Beobachtung herbei. Dieser Autor
konnte dadurch, dass er durch quer um das Froschherz gelegte metallene
Röhrchen verschieden temperirtes Wasser strömen liess, die Temperatur
gewisser Herzzonen beliebig ändern; wurde z, B. der Vorhof inässig er-
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No. 26.
StEINHAL'5.
441
wärmt, die Atrioventrikulargrenze aber abgekühlt,- so gelang es, ein Ver-
hältnis zu erzielen, bei dem die Frequenz des Vorhofes ein Multipluin der-
jenigen des Ventrikels war: der Quotient dieses Verhältnisses war nun
stets eine Potenz von 2. Diese „polyrhythmische“ Herztätigkeit bot dem-
nach eine grosse Aehnlicbkeit mit der tacbykardischen des Menschen. L.
weist nun aus seinen Curven nach, dass beim Uebergang von der lang-
samen Scblagfolge in die verdoppelte Frequenz ein echter Pulsus alternans
besteht, der am besten durch allmähliches Anwachsen der Reaktionsfähig-
keit des Herzens zu erklären ist. Weniger typisch als der Beginn des
Anfalles verläuft das Ende desselben; in den meisten Curven fand sich
eine inehr oder weniger lange Reihe unregelmässiger, teilweise sehr lang-
samer Pulse als Uebergangsstadium eingeschaltet, und diese Arhythmie
wird man wohl als Ausdruck einer vorübergehend stark gesunkenen
Reaktionsfähigkeit des Herzens aufzufassen haben. —
2) G. erwähnt, wie durch zahlreiche Autoren nachgewiesen ist, dass
bei der Entstehung von Unregelmässigkeiten des Herzschlages dem Auf-
treten von Extrasystolen eine grosse Rolle zukommt, und zwar kamt man
eine ventrikuläre und eine aurikuläre Form dieser Extrasystolen mit Sicher-
heit unterscheiden. Die aurikuläre Form ist gewöhnlich daran zu er-
kennen, dass der Arterienwelle am Venenpuls eine durch die Vorhofs-
contraktion bewirkte präsystolische Welle vorangeht. Zum Unterschied
hiervon geht bei den ventrikulären Extrasystolen der Kammerzuckung keine
Vorhofscontraktion und also auch keine präsystolische Venenwelle voran;
dafür sieht man an den Venen häufig ein rasches Anschwellen, das dadurch
bedingt ist, dass die normale Vorhofszuckung mit der verfrühten Kammer-
zuckung zusammenfällt. Die ventrikulären Extrasystolen sind ferner ge-
wöhnlich gekennzeichnet durch eine volle compcnsatorische Pause, die
aber bei langsamer Schlagfolge des Herzens fehlen kann. Indem wir
wegen der detailürten Auseinandersetzungen des Verf.’s auf das Original
verweisen, erwähnen wir nur noch, dass sich für die Erklärung der
paroxysmalen Tachykardie G. im Wesentlichen der HotTmann’schen- Lehre
vom gesteigerten Contraktionsvermögen des Herzens zuneigt. L. Perl.
F. Steinhaus, Ein seltener Fall von Pfortaderthrombose mit hämorrhagi-
scher Infarzirung und Nekrotisirung der Leber, zugleich ein Beitrag zu
den Veränderungen der Leber nach Pfortaderthrombose. Deutsches Arch.
f klin Med. Bd. 80 (3 u. 4), S. 364.
Auf Grund der Beobachtung des in der Ueberschrift genannten seltenen
Falles, der durch einen Hufschlag gegen die rechte Bauchseite eines
28 Jahre alten Mannes verursacht worden war. legte sich St. die Frage
nach den Leberveränderungen im Gefolge von Pfortaderthrombose vor, die
er dem heutigen Stande der Wissenschaft entsprechend in folgenden Sätzen
präcisirt:
I. Eine grosse Zahl von Pfortaderthrombosen erzeugt keine Verände-
rungen in der Leber, weil die Cirkulation des Blutes ungestört vor sich
gehen kann, sodass das Lebergewebe in seiner Funktion keinerlei Beein-
trächtigungen erleidet.
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442
Huntkk.
No. 26.
a) Diese Thrombosen können abhängig sein von einer Erkrankung der
[‘fortaderwand im Sinne der Ansehauung von Borkmann.
b) Sie können aber auch eintreten, ohne dass eine anatomisch nach-
weisbare Erkrankung der Pfortader vorliegt.
II. Bildet sich nach einer autochthonen oder embolischen Thrombo-
sirung der Pfortader eine Cirkulationsstörung im venösen Körperkreisläufe,
spcciell im venöseu Kreisläufe der Leber aus unter gleichzeitiger Ab-
schwächung der arteriellen Blutzufuhr, so kommen die sog. „atrophischen
roten Infarkte“ (Zahn) zu Staude.
III. Erstreckt sich die Thrombose bis in die interlobulären Aestc der
Pfortader, so kommt es zu Nekrose und Hämorrhagie in der Leber infolge
totaler Verlegung der arteriellen Blutzufuhr. Dabei können die Aeste der
Art. hepatica unverändert sein oder aber bedeutsame pathologische Ab-
weichungen aufweisen.
Was den eigentlichen Krankheitsfall betrifft, so gelten über ihn
folgende Sätze:
1. Der Fall ist als eine autochthone und traumatische Pfortader-
thrombose mit consekutiven Veränderungen in der Leber aufzufassen, die
sich in Form von selten ausgedehnten Nekrosen und echten hämorrhagi-
schen Infarkten darstellen.
2. Diese Leberveränderungen sind als die Folge der totalen binde-
gewebigen Obturation der interlobulären Pfortaderäste zu betrachten.
3. Die Pfortader ist von einer wahrscheinlich primären, fleckweise
auftretenden Endophlebitis befallen. Diese hat vor der Einwirkung des
Traumas bereits weitgehende Veränderungen an den kleineren und kleinsten
Pfortaderästeu hervorgerufen und Nekrosen im Lebergewebe dadurch be-
wirkt, da ausgedehnte cirrhotische Processe und eine über das gewöhnlich
beobachtete Maass hinausgehende Wucherung von Gallengängen auf ein
höheres Alter des ganzen Processes hinzuweiseu scheinen.
4. Das Trauma (Hufschlag gegen das Epigastrium und die Regio
hypochondriaca dextra) hat eine akute Fettgewebsnekrose im Pankreas,
eine frische Thrombose der r. V. suprarenalis mit Hämorrhagie und Ne-
krose der Nebenuiere, sowie eine frische Thrombose der grösseren Pfort-
aderäste erzeugt.
5. Der Fall liefert einen neuen Beweis von der ätiologischen Be-
deutung des Traumas für die akute Fettgewebsnekrose des Pankreas sowohl
wie auch für die Thrombose der Pfortader. Carl Roscntbal.
W. Hunter, The occurrencc of primary tuberculous infection of the in-
testinal tract in children. Brit. med. journ. 1904, S. 1126.
Yerf. hat im Jahre 1902/03 in Hongkong 6142 Leichen von Chinesen
obducirt; 35 pCt. derselben waren Kinder unter 6 Jahren. Tuberkulose
war ein sehr häufiger Befund; aber nur in 5 Fällen begegnete Verf. einer
primären Tuberkulose des Darms. Alle diese 5 Fälle betrafen Kinder
unter 5 Jahren. Ebenso fand Verf. nur 5 Fälle von primärer Mesenterial-
drüsentuberkuiose. Beide Formen sind also sehr selten.
Stadthagen.
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No. 26.
PrAOiim-KB. — Richtkk. — Nonhb.
443
M. Pfaundler, Zur Frage der Säurevergiftung beim chronisch magendarm-
kranken Säugling. Jahrb. f. Kindetheilk. Bd. 00, S. 719.
Die erhöhte normale NH3-Ausscheidung des Säuglings ist Folge des
hohen Fettgehalts der Nahrung. Diese Fütterungs-Acidose kommt bei ge-
sunden sowie kranken Säuglingen zu stände; der Zustand des Kindes hat
darauf so gut wie gar keinen Finfluss. Freilich ist der hohe Fettgehalt
der Säuglingsnahrung nicht die einzige Ursache für den relativ hohen
Wert des Harnammoniaks im ersten Kindesalter. Zum Teil ist die hohe
NHj-Ausscheidung auch in einer Eigentümlichkeit des kindlichen Orga-
nismus begründet; denn bei fettarmer Nahrung sinkt der Ammoniak-
Coefficient des Haros wohl, aber nicht auf die Höhe wie beim Erwachsenen.
— Bei chronisch magendarmkranken Kindern kommt es vor, dass der
Ammoniak-Coefficient (Verhältnis des NH3-Stickstoffs zum Gesammtstick-
stoff) excessiv ansteigt. In solchen Fällen fand Verf. die oxydative
Leistungsfähigkeit des auch anatomisch in Mitleidenschaft gezogenen Leber-
gewebes sehr beträchtlich herabgesetzt. Die Ursache für die hohe renale
NH3-Ausscheidnng dieser Fälle ist — wie Verf. vermutet — in der ge-
hemmten Verarbeitung des Ammoniaks zu Harnstoff zu suchen.
Stadthagen.
I*. F. Richter, Experimentelles über die Nierenwassersucht. Berl. klin.
Wochenschr. 1905, No. 14.
Verf. wendet sich mit seinen Versuchen gegen die herrschende Theorie,
dass die hydropischen Erscheinungen bei Nephritikern wesentlich abhängig
seien von der Zufuhr von Chloriden. Er erzielte bei Kaninchen nach In-
jektion geringer Mengen von Urannitrat (0,0075 — 0,015 g) innerhalb
weniger Tage gleichzeitig mit einer schweren akuten Nephritis ausgedehnte
Ergüsse in die Körperhöhlen, häufig auch Hautödeme. .Jedoch vermochte
das Uran dieses Bild (des akuten Morbus Brightii nur bei wasserreicher
Fütterung hervorzurufen; ob viel oder gar keine Salze gleichzeitig zuge-
führt wurden, hatte keinen Einfluss auf das Zustandekommen der Hydropsien.
Kochsalzretention findet bei allen Nephritikern statt, ob Hydropsien vor-
handen sind oder nicht. Ein causaler Zusammenhang zwischen Salz-
retention und Stärke der Wassersucht ist nicht nachzuweisen. Für die
Verhütung und Behandlung von Hydrops bei akuter Nephritis ist also der
Regelung der Flüssigkeitszufuhr besondere Aufmerksamkeit zu schenken.
Reichliche Flüssigkeitsaufnahme in irgend welcher Form entfernt nicht die
Zerfallsprodukte in grösserer Menge aus dem Körper, vermag nicht den
Nierenverschluss zu sprengen, sondern das Wasser staut sich im Körper
an. Dies ist auch für die so beliebte reine Milchdiät und die Darreichung
von Mineralwässern zu beachten. Alkan.
Nonne, Ueber akute Querlähmungen bei maligner Neubildung der Wirbel-
säule. Ein Fall von akuter transversaler Degeneration des Dorsalmarks
bei allgemeiner Carcinose. Beil. klin. Wochenschr. 1903, No. 32.
In 4 Fällen konnte N. beobachten, wie eine mehr oder weniger akute
Aufhebung der Leitung im Rückenmark durch eine Umklammerung des
Rückeumarkes seitens der sarkoraatöseu oder carcinomatöseu Dura auftrat.
Digitized by Gcfogle
444
Wimm. — Rumpf.
No. 26.
In einzelnen dieser Fälle war die Wirbelsäule intakt und es fehlten alle
Anzeichen einer bösartigen Neubildung resp. für die Actiologie der akuten
Querscbnittscrkrankung. In einem 5. Falle lag eine akute Querschnitts-
erkrankung im unteren Dorsalmark bei einem Manne vor, der bereits un-
gefähr ein Jahr vorher an einer chronisch verlaufenden Tabes erkrankt
war. Er war dann von einem Prostatacardnom befallen, das bald das
ganze Knochensystem metastatisch ergriff Für die akute Querschnitts-
erkrankutig des Rückenmarks konnte hier nur die allgemeine (toxische)
Carcinomatose verantwortlich gemacht werden, wie ja derartige Herd- und
Systemerkrankungen in letzter Zeit mehrfach bei Sarkomatose und Carci-
nomatose beobachtet sind. Das bereits chronisch erkrankt gewesene
Rückenmark (Tabes) bot einen Locus minoris resistentiae für die Lokali-
sation des im Blute kreisenden Giftes. Es lag mikroskopisch nicht eine
echte Myelitis oder wirklich entzündliche Erkrankung des Rückenmarks
vor, sondern eine einfache Degeneration. — Bei dunklen Fällen der Myelitis
acuta kann oft nur der weitere Verlauf, die genaue Körperuntersucliung
oder endlich der Sektionsbefund die ätiologische Quelle in einer Carcinoma-
tose oder Sarkomatose erweisen. S. Kalischer.
Wilms, Hyperalgetische Zonen bei Kopfschüssen. Mitteil. a. d. Grenzgeb.
d. Med. u. Chir. 11. Bd. (6).
Der Verf. beschreibt 4 Fälle von Kopfschüssen, die gemeinsam batten
eine enorme Schmerzhaftigkeit in einer bestimmten Zone am Hals uud
Hinterkopf. Es handelte sich um eine reine Hvperalgesie, centrale Schmerz-
erregung, die bei leichter Berührung und Druck zunahm. Die Schmerzen
treten meist symmetrisch und auf beiden Seiten gleich stark auf. Die
obere Grenze der Zone entsprach jedesmal der Grenze der Sensibilitäts-
zone des Trigeminus, doch glich die Ausbreitung der schmerzhaften Zone
nicht den Versorgungsgebieten peripherer Nerven. In 8 — 10 Tagen waren
die Schmerzen völlig geschwunden, sonstige Störungen von Seiten des
Gehirns waren gering. Die Zouen entsprechen den Segmentläsionen und
Schmerzzoneu bei Rückenmarkserkrankungen. Die Tastempfindung blieb
unversehrt. Als Ursache muss für diese Fälle eine Sympathicusverletzuog
angenommen werden und zwar des Fasernetzes um die grossen Gefässe im
Sinus cavernosus. Diese Fasern, die gereizt waren, gehen durch das
Ganglion cervicale superius nach dem oberen Cervicalsegment des Rücken-
marks, von dem aus durch Reizung der sensiblen Centren und Nerven jene
dem Trigeminus angrenzenden Hautteile reflektorisch erregt werden resp.
hyperalgetisch erscheinen. In einem zur Sektion gekommenen Falle dieser
4 Beobachtungen lag die Kugel in der Tat in der Gegend des Sinus
cavernosus im Keilbeinkörper. Auf diese Weise erklären sich die scheinbar
peripheren Schmerzen bei intracraniellen Verletzungen. S. Kalischer.
Th. Rumpf, Weitere Untersuchungen über Polyneuritis uud die chemischen
Veränderungen gelähmter und degencrirter Muskeln. Deutsches Arch.
f. klin. Med. 79. Bd., 1. u. 2. II.
ln Verfolg früherer Untersuchungen, bei denen nur erkrankte Muskeln
des gelähmt gewesenen Individuums zur Verfügung standen und auf die
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No. 26. VkrAOUTH. — ScHAUOIKN U.HoFFMANN. — BuBCHKK U. FlSCHKK ett\ 445
vergleichende Heranziehung gesunden Muskelgewebes verzichtet werden
musste, hat R. nunmehr einen Fall untersucht, der an Polyneuritis litt,
aber nur an den Beinen gelähmt war, während die oberen Extremitäten
verschont blieben. Die Ergebnisse dieser Untersuchung stimmen mit dem
früheren Befund überein: der Fettgehalt der degenerirten Muskeln ist er-
höht. Der Wassergehalt, auf 1000 Teile fetthaltige Substanz verrechnet,
zeigt eine wesentliche Herabsetzung, ebenso der N-Gehalt, der CINa-Gehalt
ist erhöht und zwar auf mehr als das Doppelte. Nach Verrechnung der
Na mit dem CI bleibt in der degenerirten Muskulatur eine höhere Menge
überschüssigen Na zu anderweitiger Bindung frei als in der normalen. Das
h'a erscheint vermindert. M. Brasch.
0. Yeraguth, Ueber Mikropsie und Makropsie. Deutsche Zeitschr. f.
Nervenheilk. 24. Bd., 6. u. 6. H.
V. teilt vier Krankengeschichten mit (Epilepsie, Augenmuskellähmung,
Hysterie, Erschöpfuugsneurose), in denen Mikropsie und Makropsie eine
Holle spielteu. Er ist der Ansicht, dass dieses Symptom bei Neurosen,
Psychosen, Epilepsie, Tic convulsif und auch — vielleicht — bei organi-
schen Erkrankungen der Augenmuskelkerne Vorkommen kann, ohne dass
es einen besonderen pathognomonischen Wert für eine dieser Erkrankungs-
formen besitzt. Das Phänomen tritt hierbei isolirt auf oder combinirt mit
Gesichtsfeldseinschränkungen, Dyschromatropsie, vorübergehender Amblyopie
und Augenmuskelparesen. Ueber das Wesen der Mikropsie und Makropsie,
d. h. über den Ort im Verlauf der Sehbahn resp. im Sehorgan, an welchen
diese Störung zu verlegen sei, herrscht noch Unklarheit, doch scheint der
Verf. sich der Ansicht derjenigen Autoren zuzuneigen, welche in diesem
Symptom eine Innervationsstörung des Augenmuskelsinns erblicken.
M. Brasch.
1) F. Sehautlinn und E. Hoffinann, Ueber Spirochaete pallida bei Syphilis
und die Unterschiede dieser Form gegenüber anderen Arten dieser
Gattung. (Aus dem Protozoenlaboratorium d. Kaiserl. Gesundheitsamtes
u. aus der König!. Universitätsklinik f. Haut- u. Geschlechtskrankh. zu
Berlin) (Demonstration in d. Berl. med. Gesellsch. am 17. Mai 1905.)
Berl. klin. W'ochenschr. 1905, No. 22.
2) A. Ruschke und W. Fischer, Ueber das Vorkommen von Spirocliaeten
in inneren Organen eines syphilitischen Kindes. (Aus d. syphilido). Ab-
teilung d. städt. Krankenhauses am Urban zu Berlin.) Deutsche med.
Wochenscbr. 1905, No. 20.
■7) EI. MetschnikofT et Km. Roux, Recherches raicrobiologiques sur la
syphilis. Bullet, de l’acad. de med. 1905, No. 20.
1) Sch. und H. konnten in 7 (zum Teil geschlossenen) syphilitischen
Priroäraffekten, 1 Anal- und 8 Genitalpapeln, ferner in exstirpirten frisch
erkrankten Leistendrüsen (2 Fälle) und in dem durch Punktion gewonnenen
Saft solcher Drüsen (10 Fälle), endlich im Milzblut einer in der Eruptions-
periode der Syphilis befindlichen Person, sowohl lebend als durch Färbung
io fixirten Ausstrichpräparaten eine äusserst zarte, blasse, lebhaft beweg-
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446
Fübbtrmhkim.
No. 2G.
liehe echte Spirochaete nachweisen, die ihnen von anderen specifisch ver-
schieden zu sein scheint und die sie Spirochaete pallida nennen. Von den
bisher bekannten Arten der Gattung Spirochaete, besonders von der bei
Papillomen und Balanitis beobachteten gröberen Form, welche die Verff,
als Sp. refringens bezeichnen, unterscheidet sich die Sp. pallida durch ihre
Kleinheit und Zartheit, ihr weit geringeres Lichtbrechnngsvermögen, vor
allem aber durch die Art ihrer korkzieherförmigen, zahlreichen, regelmässigen,
engen und tief gebuchteten Windungen. Dazu kommt ihre geringe Färb-
barkeit, die noch am besten mit der Giemsa'schen Mischung gelingt. Bei
Balanitis, in einem durch weichen Schanker bedingten Bubo, in carcinoma-
tösem, sarkomatösem und lupösem Gewebe wurde die Sp. pallida niemals
angetroffen. Bin abschliessendes Urteil über die ätiologische Bedeutung
ihres Befundes wollen die Verff. vorläufig nicht abgeben. — ln einem
Nach trage (1. c. No. 23) teilt H. mit, dass er neuerdings dieselben Or-
ganismen bei einem 10 Stunden nach der Geburt an congenitaler Syphilis
verstorbenen Kinde, besonders reichlich in der auch histologisch in typi-
scher Weise erkrankten Leber und in der Pemphigusblasenflüssigkeit, in
geringerer Menge in der Milz und den geschwollenen Inguinaldrüsen nach-
zuweisen vermochte. Auch konnte er, wie Metschnikoef und Wechsel-
MAKN, ihr Vorhandensein in völlig geschlossenen sekundären Hautpapeln
constatiren.
2) B. uud F. fanden in der Leiche eines 10 Wochen alten hereditär-
syphilitschen Kindes in Ausstrichpräparaten von Leber und Milz ausser-
ordentlich zahlreiche Spirochaeten, die von SchaüDJNN und HoffmavH
mit den von ihnen beschriebenen identificirt werden. Nicht nachweisen
Hessen sic sich im Lymphdrüsensaft, im Gewebesaft excidirter Papeln und,
bei Lebzeiten des Kindes, im Blut.
3) M. und R. haben, durch die Mitteilungen von SCHAtTDlNN und
Hoffmakn veranlasst, die Spirochaete pallida bei syphilitisch inficirteu
Affen gesucht und in 4 von 6 Fällen gefunden, nämlich in dem Schanker
am Penis bei einem Schimpansen und in den Primäraffekten an den Augen-
brauen bei einem Cynocephalus sphinx und zwei Makaken. Von den beiden
Fällen mit negativem Untersuchungsergebnis betraf der eine den in voller
Heilung begriffenen Primäraffekt eines Chimpansen, der andere den eines
Makak. Bei der ausserordentlich verschiedenen Zahl und der sehr un-
gleichen Verteilung der Spirochaeten in den Syphilisprodukten halten die
Verff. solche gelegentlichen Misserfolge für durchaus erklärlich. Auch in
sekundär syphilitischen Papeln des Menschen konnten sie die Sp. pallida
in 4 von 0 Fällen nachweisen; namentlich wurde sie in ganz jungen
Papeln gefunden. H. Müller.
Förstenlieim, Frühdiagnose und chirurgische Behandlung des Prostata
carcinoms mit besonderer Berücksichtigung der Bottini'schen Operation
als Palliativverfahren. Inaug.-Dissert. Leipzig 1904.
Die Frühdiagnose des Carcinoms der Prostata ist deshalb von Be-
deutung. weil in frühzeitig erkannten und noch nicht mit Metastasen com-
plicirteu Fällen die Möglichkeit der Heilung durch Totalexstirpation gegebeu
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No. 26.
ScilKIN.
447
ist. Verf. hat in der Litteratur einige Fälle gefunden, wo sich ein ex-
cidirter Tumor der Prostata als carcinomatös erwies und wo die Kranken
doch wenigstens neun bis vierzehn Monate nach der Operation recidivfrei
blieben. Je früher eine Vergrösserung der Prostata als maligner Tumor
erkannt und behandelt wird, um so mehr ist Aussicht vorhanden, dass
einmal eine endgültige Heilung auf diesem Wege gelingt. Und so sind
die Bemühungen des Verf.’s, die klinischen Erscheinungen des Prostata-
careinoms von denen der einfachen Prostatahypertrophie zu differenziren,
um so mehr berechtigt, als das Carcinom dieses Organs durchaus keine
Seltenheit ist. Andererseits sind die Schwierigkeiten der Differential-
diagnose auch unter Berücksichtigung der vom Verf. angegebenen Merk-
male so gross, dass man wohl nur selten das Prostatacarcinom frühzeitig
und mit Sicherheit durch klinische Beobachtung erkennen wird, sich viel-
mehr meist mit dem Verdachte begnügen und die sichere Diagnose von
der Untersuchung des exstirpirten Präparates erwarten muss. Der wichtigste
klinische Unterschied zwischen Hypertrophie und Carcinom der Prostata
ist durch das schnellere Wachstum des malignen Tumors gegeben. Je
kürzere Zeit die Beschwerden zurückliegen, je rascher sich die Harn-
reteution entwickelt bat, um so eher ist an eine bösarstige Geschwulst
der Prostata zu denken. Daneben sind die stärkere Druckempfindlichkeit
des Carcinoms, seine unregelmässige Oberfläche, ferner ausstrahlende
Schmerzen ins Kreuzbein, Beckenknochen und Oberschenkel und in älteren
Fällen Drüsenmetastasen sowie die feste Verwachsung des Prostatatumors
mit dem Nachbargewebe diagnostisch zu beachten. Da, wo es zur Total-
exstirpation zu spät ist, kann nach den vom Verf. mitgeteilten Kranken-
geschichten die Bottini’sche Operation zeitweilige Linderung bringen, erst
in zweiter Reihe kommt die suprapubische Incision und Drainage in Betracht.
B. Marcuse.
M. Schein, Spina bifida occulta und Hypertrichosis sacralis. Budapest.'!
Orvosi Ujsag. 190, No. 7.
Verf. konnte bei einem 22jährigen Patienten dem Kreuzbein ent-
sprechend eine Hypertrichosis beobachten, die Haare sind dünn, schwarz
und laufen in der Mitte des Kreuzbeins gerade, an den Seitenteilen con-
vergirend nach unten, um in der Höhe des III. Kreuzwirbels in einen
Haarknollen sich zu vereinigen, der, wenn er nicht abgeschnitten ist, bis
zur .Mitte des Schenkels hinunterreicht. In der Höhe des I. Kreuzwirbels
ist eine haarlose ovale Stelle, in deren Mitte eine ovale, atrophische Narbe
liegt. Der Processus spinosus des I. Kreuzwirbels fehlt, an dessen Stelle
ist in einer Vertiefung fibröses Gewebe zu fühlen. Vor 10 Jahren hatte
der Patient an der Kreuzgegend eine schmerzhafte Wunde, die auf ärzt-
liche Behandlung in 2 Wochen zulieilte. Verf. nimmt an, dass eine spontan
geheilte Meningocele vorhanden war, welche die Haut in Form eines ovalen
Tumors so stark hervorwölbte, dass durch den Druck einesteils die Haar-
papillen dort ganz atrophirten, anderenteils in der Mitte des ovalen Tumors
an der Stelle der Narbe die Haut sich verdünnte, wodurch sich die Meningo-
cele öffnete und ihres Inhaltes sich entledigte. So entstand die Spina
bifida occulta. Als der Hauttumor sich stets verminderte und die Haut
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448
(tacrk. — Hai.bebstakdtrr.
No. 26.
sich immer stärker der Basis anschmiegte, blieb auch das Flächenwacbstum
der Haut steheu und sie wurde daher um so besser genährt. Die Ueber-
ernährung wurde aber nicht zum Weiterwachstum der Haut verwendet,
sondern zur Haarentwickelung. Hierdurch sieht Verf. seinen schon früher
behaupteten Standpunkt bekräftigt, dass das Flächenwachstum der Haut
und die Haarbildung in umgekehrtem Verhältnis steht. J. Honig.
8. Gnche, La grossesse et l’accouchement chez les primipares de 13, 14,
15 et 16 ans. Annales de gynecol. et d'obstetrique 1904, D6c.
Beobachtungen, die G. in Buenos-Ayres an jugendlichen Erstgebären-
den anstellte, ergaben: Frauen von 13, 14, 15 und IC Jahren sind Aborten
und Schwangerschaftscomplikationen nicht in höherem Maasse ausgesetzt
als andere. — Unter 91 Frauen, die G. untersuchte, fand sich nur eine
mit einem infolge eines Entwickelungsfehlers verengtem Becken und 3
andere mit leicht verengtem Becken, bei denen mit gutem Ausgang die
Zange angelegt wurde. — Die Entbindungen dieser Minderjährigen ver-
liefen normal, und es wurde nur beobachtet, dass die Geburtsdauer bei
ihnen über die mittlere Dauer verlängert war. — Unter 91 Erstgebärenden
handelte es sich 85mal um Schädellagen, 5mal um ßeckeuendlagen; drei-
mal war ein Abort eingetreten. Indikation zur Anlegung des Forceps bot
sich 6 mal dar, 3 mal infolge leichter Beckenverengung und 3 mal wegen
Störung im Befinden des Kindes. — Scheidendummverletzungcn waren
selten und alle sind schnell geheilt. — Insertion der Placenta im unteren
Uterinsegment wurde nicht constatirt. — Das mittlere Gewicht der Kinder
war 3039 g. — Das Verhältnis der Geschlechter war nahezu das gleiche:
44 Knaben auf 45 Mädchen. Br. Wolff.
Halherstuedter, Die Einwirkung der Röntgenstrahlen auf Ovarien. Bert
klin. Wochenschr. 1905, No. 3.
H. berichtet über die Resultate von Experimenten, die er angestellt
hat, um die Einwirkung der Röntgenstrahlen auf die Eierstöcke von
Säugetieren zu studiren. — Es zeigte sich, dass bei Bestrahlung des einen
Ovariums bei Kaninchen das bestrahlte Ovarium makroskopisch und
mikroskopisch gegenüber dem nicht besttahlten Veränderungen aufweist. —
Es handelte sich bei diesen Veränderungen hauptsächlich um einen schon
makroskopisch wahrnehmbaren Schwund der Follikel. — Die Ovarien
haben bedeutend grössere Empfindlichkeit den Röntgenstrahlen gegenüber
als die Haut. — H. folgert aus seinen Untersuchungen, dass es notwendig
ist, die in Röntgen laboratorien beschäftigten Wärterinnen in entsprechen-
der Weise zu schützen und dass wir bei therapeutischen Bestrahlungen der
Abdominalhaut bei Frauen daran denken müssen, dass event. eine Schi
digung der Ovarien dabei eintreten kann. Br. Wolff.
Ri iu»r ml un ge n werden an die Adrevie de» Herrn CJeh. Med. -Kat Prof. Dr. M. Bernhardt (Berlin W.
Kranxusinthe Strasse 21) oder an die Verlagshaudluiig (Berlin NW., Unter den l.inden Alt) etbwten
Verla«: »an August II Irsrh« «Id in Berlin. — Druek voa L. Reh« ma«* her in Berlin N 3«
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WBchentllell *r*ehein«n
] 2 Bogen ; am Sohlu*»«
d« Jahntajxf* Titel, Na-
tseu- uu«l Bach-Keg'****»
Centralblatt
4
für die
Pr*le de» Jahr#*«*«
28 Mark ; Mi belieben
durch alle Buchhand-
lungen u. Postanstalten.
1905. »• Juli. No. 27.
Inlilllt: Takayaha, Zur Hümatoporphyrinprobe. — Laho, Verhallen
der Methylglykosido im Organismus. — Sciimiht-.Niki.skn, Verhallen der Enzyme
im Finseulieht, — Banh, Lieber das Lahfermenl des Blutserums. — Sciiank,
Behandlung der Ellbogenankylose. — Bai.i.owitz, L'eber llypcrdaklylie. —
Kxnkk, Radiunibehandlung des Careinoms. — Bahr, L'elier Slaaroperalion. —
Iiki.pkk, Ueber metastatisehe Aderhautkrebse. — Schar. Thiosinamin bei Mittel-
ohrkatarrh. — Schar, Medikamentöse Anilinvergiftung. — tiuKieii, Mandel-
erkrankungen und fielenkrheumatismus. — Daviushiin und Wksthkimkk,
Tabes mit Kehlkopfaffcktion. — Caiuns, Yersin’s Serum bei Best. Kühn,
Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten. — Marcüsk, Tuberkulose und Wohnung.
— Mutmmann, Ueber Isopral. — Euhbm, Ueber die Anfangsstadien der Tuber-
kulose. — LuHRiscn, Ueber habituelle Obstipation. — Mkrcadr, Der kalte
Abscess der Zunge. - — Sonic., Verdickung der rhalangen bei Rachitis. —
Hki.rrb, Entstehung der Blutplättchen. — Karakasciikkp, Die bangerhans-
schen Inseln bei Diabetes. — Fkrkabnini. Ueber Infantilismus. — Huk.
Blamkh, Sthkkt, Ueber Myasthenia gratis. — Simi.i.kk und Camp, Fülle v ■ • 1 1
multipler Sklerose. — Si-ii.lrr, Fall von Fehlen des liesichtssinnes. — Krkss,
Ueber die elcktromagneliscbc Therapie. — Jbsionkk, Zur Vererbung der Syphilis.
— Sachs, Ueber Herpes zoster. — Möu.nn, Ooutkauc, Beobachtungen über
Gonorrhoe. — Walthkr, Wasserstoffsuperoxyd in der gynäkologischen Praxis. —
Schui-tze, Künstliche Atmung durch Schwingen tief scheintot geborener Kinder.
— V.vcTniN, Vollständiges Fehlen der Scheide und seine chirurgische Behandlung.
M. Takayama, Beitrag zur Hämatoporphyrinprobe. Vierteljahrsschr. f.
gerichtl. Med. Bd. 251. Snppl.
Die zum Nachweis von Blutspnren von KraTTER empfohlene Hämato-
porphyrinprobe wird durch Anwesenheit von Kohle, die bei Ausführung
der Probe entsteht, und von gewissen Farbstoffen, wie Indigo, gestört.
Verf. beseitigt die Schwierigkeiten folgendcrntaassen: Kr nimmt zur Ver-
arbeitung eines fünfpfennigstückgrossen Materiales nur 1 ccm Schwefelsäure,
für ein markstückgrosses 2 ccm, für ein zweimarkstückgrosses 3 ccm. —
Man lässt 5 — 7 Tage stehen, dann erst ist die Verkohlung der vor-
handenen organischen Substanzen beendet und der Blutfarbstoff gelöst.
Nun verdünne man mit zwei Teilen Wasser und — das ist das Wesent-
liche — erhitze über einer Spiritusflammc nur 10—12 Sekunden, wenn
man ein fünfpfennigstückgrosses, 12 — 16 Sekunden, wenn man ein mark-
XLIII. Jahrgang. 29
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450
Lang. — Schmidt-Niki.skn. — Bans.
No. 27.
strickgrosses Material benutzt hat. — Nach Filtration spektroskopirt man,
event. nach tropfenweiser Verdünnung, wenn die Farbconcentration zu stark
ist oder durch längere Röhren, wenn sie zu gering ist. A. Loewy.
S. Lang, Ueber das Verhalten der stereoisomereu Methylglykoside im ge-
sunden und diabetischen incnschlichon Organismus. Zeitschr. f. klin.
Med. Bd. 55, S. 242.
L. fand, was für einige andere Substanzen bereits bekannt ist, dass
der sterische Aufbau der Methylglykosido von Einfluss auf deren Zerleg-
barkeit im Körper ist. Gesunde Menschen scheiden das «-Methylglykosid,
wenn es zu mehr als 5 g pro die zugeführt wird, zum grossen Teile
(ca. 60 pCt.) wieder aus, verbrennen jedoch die /J-Verbindung vollständig.
Diabetiker scheiden gleichfalls die « Verbindung wieder aus, währeud sie
die /(-Verbindung spalten und den entstandenen Traubenzucker ausscheiden.
A. Loewy.
8. Schmidt-Nielsen, Die Enzyme, namentlich das Chymosin, Cbymosinagen
und Antichymosin, in ihrem Verhalten zu concentrirtem elektrischen
Licht. Beitr. z. ehern. Physiol. u. Pathol. Bd. 5, S. 355.
Verf. hat in dem von FlNSEN construirten Apparat die Wirkung des
conccntrirten elektrischen Lichtes auf Enzyme untersucht. Indem bezüglich
der Einzelheiten der Versuchsauordnung auf das Original verwiesen sei,
sind folgende Punkte hervorzuheben. Proportional der Belichtungsdaner
sinkt die Wirksamkeit bestrahlten Labenzyms, und zwar stärker in ver-
dünnten, als in concentrirten Lösungen. Die wirksamen Strahlen sind die
ultravioletten, eine Nachwirkung ist unverkennbar, dagegen eine Sensi-
bilirung für andere Spektralgebiete durch Fluorescenzerreger kaum nach-
weisbar. Das Proferment des Labs, das Chymosinagen, zeigt annähernd
das gleiche Verhalten zum Licht, auch das Antichymosin des Serums
zeigt eine Schwächung. Neu borg.
I. Bang, lieber die Labwirkung' des Blutserums. Beitr. z. ehern. Pysiol.
u. Pathol. Bd. 5, S. 305.
Fuld und Spiro haben das im Pferdeblut vorhandene Lab für ver-
schieden vom typischen Chymosin gehalten. Verf. zeigt nun, dass das
vom Blutlab erzeugte Gerinnsel aus gewöhnlichem Paracaseinkalk besteht.
Die Fällungsgrenzen von Lab und labender Blutsubstauz siud zwar ver-
schieden, indem reines Chymosin durch Ammonsulfat von 34 pCt. nicht
gefällt wird, das Blutlab bei dieser Concentration aber in den Euglobulin-
niederschlag eingeht. Es zeigt sich, dass auch typisches Lab bei der Aus-
füllung von reinem Euglobulin mit niedergerissen wird. Verf. hält daher
beide labenden Substanzen wahrscheinlich für identisch. Neuberg.
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No. 27.
ScHAHZ. BaLLOWITZ. KxNEH.
451
A. Schanz, Zur Behandlung der knöchernen Versteifung des Ellbogen-
gelenks. Mönch, med. Wochenschr. 1904, No. 50.
S. berichtet über eine 25jährige Patientin mit Versteifung des rechten
Ellbogengelenks in stumpfwinkliger Stellung nach einem akuten Gelenk-
rheumatismus, bei welcher er das knöchern verwachsene Humero- Ulnar-
gelenk in Gestalt der von J. Wolff angegebenen Artbrolysis ausmeisseltc
und in dasselbe einen gestielten Lappen von Unterhautfettgewebe legte.
Es wurde dadurch ein gebrauchsfähiges Gelenk mit fast normaler Excursions-
breite erzielt, bei einer kurzen, für die Patientin völlig schmerzlosen Nach-
behandlung. S. hält das Fettgewebe wegen seiner Verschieblichkeit für be-
sonders geeignet als Interpositionsmaterial bei Bildung von Nearthrosen.
<• Joachimsthal.
K. Itallowitz, Welchen Aufschluss geben Bau und Anordnung der Weich-
teile hyperdaktyler Gliedmaassen über die Aetiologic und die morpho-
logische Bedeutung der Hyperdaktylie des Menschen? Virchow’s Arch.
Bd. 178, H. 1.
B. hat alle bisher veröffentlichten Fälle von genaueren Zergliede-
rungen der Weichteile menschlicher Hyperdaktylien, soweit ihm die Litte-
ratur zugänglich war, zusammengestellt. Die Befunde sprechen nach seiner
Auffassung entschieden dafür, dass die Hpcrdaktylie des Menschen eine
durch Spaltung der indifferenten Anlage entstandene Missbildung darstellt
und nicht als Atavismus aufgefasst werden kann. Joachimsthal.
A. Exner, Ueber die bisherigen Daucrresuitate nach Radiumbehandlung
von Carcinomen. Deutsche Zeitschr. f. Ghir. 75. Bd., 5. — 0. H., S. 379.
In zwei Fällen von Pflasterzellencarcinom der Wange mit Durchbruch
und Ulcerationen nach beiden Seiten, von denen der eine von autoritativer
Seite wegen seiner Ausdehnung als inoperabel erklärt wurde, gelang es,
eine Dauerheilung von bisher 1 Jahr durch Radiumbestrahlung zu erzielen.
Es wurde nach dem Vorschläge Beck’s vorher der grösste Teil des Tumors
mit dem scharfen Löffel ausgekratzt und danach die Bestrahlung vorge-
nommen. Die Tumormassen wurden bei der Heilung durch eine derbe,
stark vaskularisirte Narbe ersetzt. — Ueber die Wirkungsart der Radiura-
bestrablung hat E. an Hautmetastasen eines Mammacarcinoms mikro-
skopische Untersuchungen angestellt, aus denen hervorgeht, dass durch
das rasch wachsende Bindegewebe der Carcinomknoten in zahlreiche kleine
Zellgruppen zersprengt wird, die immer weiter durch dazwischenwachsendes
Bindegewebe zerteilt werden und schliesslich zu Grunde gehen; E. vermutet,
dass auf diese Weise eine direkt mechanische Schädigung der Carcinom-
zellen, vielleicht nach Art eines Druckschwundes, stattfindet und dass eine
Schädigung der Gefässe, wie sie im mikroskopischen Präparat zu sehen
ist, eine weitere Ursache für die Rückbildung des Carciuoms ist.
Peltesohn.
29*
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452
Bahr. — Orlpkk. — Sogar.
No. 27.
C. Balir, Ueber Staaroperation und Staarreifung. Münch, med. Wochen-
schrift 1905, No. 7.
Nach B. soll man sich bei der Staaroperetion von vornherein nicht
unbedingt binden an eine bestimmte Operationsmethode, gleichgültig
welcher Art, sondern von Kall zu Kall, je nach der Korm des Staares, die
Methode bestimmen. Wenn es irgend tunlich ist, führe mau die Operation
ohne Iridektomie aus wegen ihrer Ueberlegenheit im Endeffekt des Seh-
vermögens und ihres kosmetischen Vorteils. Bei unreifen und langsam
reifenden Staaren und bei solchen, über deren Struktur kein sicheres Urteil
zu erlangen ist, ist die Maturatiou mit frühzeitiger anschliessender Ex-
traktion am Platze, weil wir erst durch das Maturationsverfahren die Ge
wissheit bekommen, dass wir operiren können und wie wir zu operiren
haben. Horstmann.
Th. (Jelpke, Zur Casuistik der metastatischen Aderhautkrebse. Klin.
Monatsbl. f. Augenheilk. XL1IL, 1, S. 492.
Bei einer 51jfibrigen Krau hatte eine Struma, die sich in den zwanziger
Jahren entwickelt hatte, mit dem Beginn des Klimakteriums zugenomuicn,
im Anschluss hieran entwickelte sich eine Infiltration des linken oberen
l.ungeulappens und Vergrösserung der Cervikaldrüsen. Das linke Auge
war zur Zeit der Untersuchung bereits am Glaukom erblindet und wurde
wegen Schmerzen enukleirt. ö Wochen später trat durch allgemeine Er-
schöpfung der Tod ein. Die anatomische Untersuchung des Augapfels
zeigte ein Aderhautcarcinom, das zu totaler Netzhautablösung geführt hatte,
ln den Lungen, Leber, Milz und Nieren fanden sich Tumorknoten, die
Struma war krebsig degenerirt. In diesem Medullarcarcinom der Struma
wird der primäre Ausgang gesucht, der zu den Metastasen in den anderen
Organen, speciell der Aderhaut des Auges, geführt hatte. Der Kall ist
erst der zweite in der Litteratur verzeiclmete, dass die Schilddrüse den
Ausgang eines metastatischen Aderhautcarcinoms bildete, in der über-
wiegenden Mehrzahl war der primäre Tumor in der Mamma gelegen.
G. Abelsdorff.
Sugnr, Ueber Thiosinarain-Behandlung des chronischen Mittelohrkatarrhs.
Arch. f. Obrenheilk. Bd. 62, S. 241.
S. hat bisher das obengenannte Mittel „in 10 ausgesucht schweren
Fällen“ angewandt. Darunter waren 8 Källe von chronischem Mittelohr-
katarrh und 2 Källe von „adhärentem Trommelfell nach abgelaufeoer
Mittelohrentzündung.“ Das Mittel wurde entweder in wässeriger Glycerin-
lösung (10 pCt.) täglich in der Dosis vou 5 — 6 Tropfen 3 Wochen lang
durch den Katheter in die Tube eingespritzt oder in lBproc. alkoholischer
Lösung 3 mal wöchentlich 3 Teilstriche der Pravaz’schen Spritze subkutan
injicirt. Nach S. sind seine Erfolge so ermutigend, dass er mindestens
zur weiteren Anwendung des Thiosinamins anregen möchte.
Sch wabacb.
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No. 27. Sugar. — Gi BICH. — Davidsohn u. Westhcimkr. — Oairns. 453
Sugar, Akute Anilinvergiftung nach Anwendung eines Lokalanästheticum
im Ohr. Arch. f. Ohrenheilk. 62. Bd., S. 248.
Akute Anilinvergiftung: Uebelkeit, Kopfweh, Erbrechen, Schwindel,
Polyurie, Convulsionen beobachtete S. bei einem 9jährigen Mädchen, bei
dem er unter lokaler Applikation des von Gray empfohlenen Anästheti
cums (Cocain, mur. 1,0, 01. anilin., Spir. vin. rectif. ana 5,0) Granulationen
mittels des scharfen Löffels aus dem Ohr entfernt batte. Dass es sich
um Anilin- und nicht um Cocainvergiftung gehandelt batte, schliesst Verf.
daraus, dass die spektrale Untersuchung des bei der Auskratzung der
Granulationen gewonnenen Blutes in seiner wässerigen Lösung in deut-
licher Weise das Absorptionsband des Methämoglobins zeigte. Verf. mahnt
auf Grund seiner Beobachtung zur Vorsicht bei der Verwendung nicht nur
dieses Mittels, sondern auch bei der des Orthoforms und des Anästhesins,
da beide Anilinderivate sind. Schwabach.
(iurieli, Ueber die Beziehungen zwischen Mandelerkrankungen und dem
akuten Gelenkrheumatismus. Münch, med. Wochenschr. 1904, No. 47.
Nach Verf.’s Beobachtungen wird der akute Gelenkrheumatismus in
der überwiegenden Mehrzahl der anginösen Fälle durch eine ganz be-
stimmte Form der Angina erzeugt, nämlich durch die chronische des-
quammative Entzündung der Mandelgruben, die Angina fossularis. Auf
Grund seiner Erfahrungen glaubt Verf., dass man geeignete Fälle von
akutem Gelenkrheumatismus durch Behandlung der chronischen fossulären
Angina heilen kann und zwar dauernd, wodurch vielen Folgckratikheiten
vorgebeugt wird. W. Lublinski.
Davidsohn und Westheimer, Ueber einen Fall von Tabes mit Kehlkopf-
afUktion (Vagus- und Accessoriuslähmuug) und Erkrankung des Ohr-
labyriuths. Deutsche mcd. Wochenschr. 1904, No. 47.
Was diesen Fall laryngologisch interessant macht, betrifft die
motorische und sensible Nervenerkrankung des Kehlkopfes. Während
die ein- nnd doppelseitige Posticuslähmung, die tabische Stimmbandlähmung
par excellence darstellt, gehört die einseitige Recurrenslähmung zu den
selteneren Vorkommnissen, die doppelseitige, wie in diesem Fall, zu den
verschwindenden Ausnahmen. Das linke Stimmband steht unbeweglich in
Kadaverstellung, während das rechto, etwas mehr der Mittellinie genähert,
»och geringe Adduktionsbewegungen macht, die während der Beobachtungs-
zeit an Intensität abnebmen. Nicht geringeres Interesse verdient der Fall
durch die Störung der Sensibilität des LaryDX, eine ebenfalls sehr seltene
Complikation. W. Lublinski.
L. Cairns, Beobachtungen über die Behandlnng der Bubonenpest mittels
intravenöser Anwendung von Yersin’s Serum. Therap. Monatsh. 1904,
S. 221.
C. konnte feststelleu, dass nach Injektion von Yersin’s Serum in die
Lymphbahn des Bubo die Pestbacillen in dem Bubo in ihrer Gestalt und
Färbbarkeit verändert wurden. Die Bacillen im Bubo nahmen kugelige
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454
KPhn. — Marcube.
No. 27.
Gestalt mit unscharfen Oonturen an und zeigten nicht die bipolare Tinktion,
sondern waren gleich mässig schwach gefärbt, während die Bacillen in den
inneren Organen ihre Gestalt und färberische Eigentümlichkeit bewahrt
hatten. C. schloss daraus, dass das Serum wohl ausreichend war, die
Bacillen im Bubo zu beeinträchtigen, dass die angewandte Dosis bei der
Applikationsweisc dagegen nicht ausreichtc, auch auf die Bacillen in
Inneren einzuwirken. Infolgedessen wurden bei späteren Injektionen die
Dosen erhöht — • anfangs ca. 30 ccm, später bis 300 ccm — und das
Serum wurde subkutan und intravenös eingespritzt. Bei dieser Behand-
lungsart wurden die therapeutischen Erfolge bedeutend bessere, besonders
folgten den intravenösen kritischer Abfall der Temperatur und der Puls-
schläge. C. empfiehlt daher vor allem die intravenöse Darreichung des
Serums, diese wirke antitoxisch und baktericid. Die intravenös zu gebende
Portion ist nach der Schwere der Erkrankung zu bemessen.
H. Bischoff.
Kühn. Womit sind die ansteckendeu Geschlechtskrankheiten als Volks-
seuche im deutschen Reiche wirksam zu bekämpfen? Deutsche Viertel-
jahrsschr. f. öffentl. Gesundheitspfl. 1904, Bd. 36, S. 405.
Nachdem Verf. das Wesen und die Verbreitungsweise der venerischen
Krankheiten kurz und klar dargetan, geht er auf die Mittel ein, in welcher
Weise eine erfolgreiche Bekämpfung möglich erscheint. Hauptquelle der
Geschlechtskrankheiten ist die Prostitution, darum muss hier der Hanpt-
hcbel angesetzt werden. Dies hat nicht durch repressive, polizeiliche
Maassnahmen zu erfolgen, sie sind wirkungslos, da ein Bedürfnis der Pro-
stitution vorhanden ist. Nur mit sanitären Maassnahmen ist etwas zu er-
reichen, die polizeilichen sollen nur die Auswüchse der Prostitution be-
kämpfen. Neben diesem Vorgehen ist vor allem die therapeutische Seite
mehr zu betouen und dafür zu sorgen, dass der ärztlichen Behandlung der
Geschlechtskrankheiten nicht Schwierigkeiten entstehen infolge anders-
artiger Behandlung der Geschlechtskranken von Seiten der verschiedenen
Krankenfürsorgeeinrichtungen. Sodann ist eine geeignete Belehrung über
die Prophylaxe dieser Krankheiten soviel wie möglich zu insceniren. Zuro
Schluss kommt er auf die Versuche zu sprechen, die moralischen An-
schauungen zu vertiefen Und zu befestigen. Neues bringt der Aufsatz
nicht, stellt aber das bisher Gebotene in klarer und würdiger Sprache an-
schaulich zusammen. H. Bischoff.
J. Marcu.se, Die Wohnnng in ihrer Beziehung zur Tuberkulose. Deutsche
Vierteljahreschr. f. öff. Gesundheitspfl. 1904, Bd. 36, S. 493.
Auf Grund einer Wohnungsenquete in Mannheim, die am 1. Januar
1903 begonnen und bis zum 31. December 1903 fortgeführt wurde, suchte
M. den Einfluss der Wohnungsdichtigkeit auf die Tuberkulosemorbidität
zu erhärten. Die Nachforschungen erstreckten sich auf insgesammt 2372
erwerbsunfähige Kranke aller Art, unter denen sich 329 Tuberkulöse be-
fanden. Es wurden die specifischen Wohnungsverhältnisse der Kranken,
die Zahl der ihnen zur Verfügung stehenden Wohnräume, des Luftquautums.
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No. 27.
Mcthmakn. — Edhüm.
455
der Betten etc., kurzum das Wohnungsmilieu, in dessen Abhängigkeit die
infektiösen Einflüsse vorzugsweise zur Geltung gelangen und daher als
ätiologische Momente für die Entstehung und Bekämpfung der Tuberkulose
herauzuzielien sind, eingehend berücksichtigt. Völlig übereinstimmend mit
den in anderen deutschen Industriestädten im Laufe der letzten Jahre er-
hobenen Befunde, hat sich auch für Mannheim hcrausgestellt, dass die
Wohnungsdichtigkeit für die Verbreitung der Tuberkulose ausschlaggebend
ist. Der stete und nahe Contakt, in dem die Insassen von überfüllten
Wohnräumen miteinander stehen, ist eine unversiegbare Quelle tuber-
kulöser Infektion, die damit wächst, dass nicht selten in diesen überfüllten
Räumen eine grosse Anzahl an Tuberkulose erkrankter Individuen mit
anderen das Bett teilt. H. Bischoff.
A. Muthmann, Leber das Isopral, ein neues Hynotikum. Münch, med.
Wochenschr. 1004, No. 32.
Isopral (über das hier bereits mehrfach berichtet wurde; cfr. Cbl. f.
d. ined. Wiss. 1904, No. 16 u. 29. Rcf.) wurde vou M. auf der Baseler
Irrenanstalt in zahlreichen Fällen zur Anwendung gebracht. Ueble Neben-
wirkungen wurden auch bei grösseren Dosen, auch bei Herzkranken, nicht
beobachtet; nur sollte man bei Magenkranken das Mittel nicht in Sub-
stanz (Tabletten od. dergl.), sondern nur in Lösung verabreichen, da sonst
leicht Druckgefühi entsteht. Die sedative Wirkung bei unruhigen Kranken
am Tage ist keine gleichmässig sichere; indessen kann bei der relativen
Ungiftigkeit des Mittels immerhin ein Versuch gemacht werden. Dagegen
bewährte sich das Isopral als durchaus zuverlässiges Mittel bei leichter
Schlaflosigkeit. Auch bei schweren Fällen steht es, in grösserer Menge
gegeben, ähnlichen Mitteln kaum nach. Für gewöhnlich kommt man mit
einer Dosis von 1 g aus, kann aber, wenn es sich nicht um Herzkranke
handelt, unbedenklich bis zu 3 g steigen. Nephritiker vertragen das Mittel
gut, in einem Falle sank sogar der Kiwoissgehalt beträchtlich. Bemerkens-
wert ist die sehr schnelle Resorption und dementsprechend der schnelle
Eintritt des Schlafes. Bei längerem Gebrauch scheint Gewöhnung einzu-
treten, man muss also dann ab und zu das Mittel durch ein anderes er-
setzen. K. Kronthal.
Falbem, La pretubercnlose. Arch. gendr. de med. 1905, No. 15.
Verf. bespricht die Erscheinungen des „präbacillären Stadiums“ der
Lungentuberkulose. Von Seiten des Nerveusystoms finden sich die
Zeichen der sogenannten reizbaren Schwäche, der gemütlichen Depression,
der verschiedensten Schmerzen (Kopf-, Intercostal-, ischiadische etc.
Schmerzen); das Gefässsystem zeigt die längst bekannte Anämie (Hypo-
globulie mit Hyphämoglobinämie), Tachykardie bis zu 120 — 130 Schlägen
(die mit der normal bleibenden Temperatur contrastirt), Herabsetzung der
arteriellen Spaunung, Kälte der Extremitäten u. s. w. Der Verdauungs-
apparat ergiebt die Symptome der prätuberkulösen Dyspepsie (Appetit-,
losigkeit, herabgesetzte Motilität des Magens, Stuhlverstopfung, Gastralgie)
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456
Lohbisch.
No. 27.
Von Seiten des Respirationsapparates ergeben sich die Symptome des
Thorax paralyticus, ferner der herabgeseten Vitalkapacität, eine leichte
Dyspnoe beim Gehen, unbestimmte Schmerzen am Thorax, leichter Husten,
sog. Erkältungspleuritiden. Die Harnorgane ergeben nach verschiedenen
Autoren mannigfaltige Veränderungen des Harnes (Albuminurie, Polyurie,
herabgesetzter Säuregrad etc.). Das Knochensystem und die Gelenke
bieten Symptome dar, die sich selbst zu denen des akuten Gelenkrheuma-
tismus oder der Arthritis nodosa steigern können, sich aber durch charak-
teristische Züge von letzteren unterscheiden lassen (Fehlen oder Gering-
fügigkeit des Fiebers, Versagen der Salicylbehandlung, nachfolgende
Ankylose etc.). Am lymphatischen System ergeben sich die Symptome
der sog. Skrophulose, ferner Hypertrophie der Mandeln, die Haut weist
häutig Acne und Furunkulose auf; die Untersuchung des Stoffwechsels
lässt Erscheinungen erkennen, die denen bei Fiebernden ähneln (Phosphat-
uric und gesteigerte Stickstoffausscheidung durch den Harn; Vermehrung
der durch die Düngen ausgeschiedenen Kohlensäure u. s. w.), ferner Ab-
magerung. — Verf. empfiehlt bei den in Rede stehenden Individuen
Tuberkulininjektionen sowohl zu diagnostischen als zu therapeutischen
Zwecken; er geht von der Voraussetzung ans, dass die oben besprochenen
Symptome auf der Einwirkung der tuberkulösen Toxine beruhen.
L. Perl.
H. Lohrisch, Die Ursachen der chronischen habituellen Obstipation im
Lichte systematischer Ausnutzungsversuche. Deutsches Arcli. f. klin.
Med. Rd. 79, H. 5 u. 6, S. 383.
Durch ausgedehnte Ausnutzungsversuche fand L. die Beobachtungen
von Schmidt und Strasburgkr bestätigt, dass nämlich bei chronischer
habitueller Obstipation im Vergleich zum normal funktionironden Darme
eiue zu gute Ausnutzung der Nahruugsmittcl stattfindet, uud dass dies
eben der eigentliche Grund für die Verstopfung ist. Die erwähnten Unter-
suchungen förderten aber auch noch weitere Ergebnisse zu Tage. In eiuer
Anzahl von Fällen der genannten Krankheit findet man eine auffallend
geringe Menge von Trockensubstanz. Diese wird bedingt durch eine sehr
ausgiebige Resorption der eingeführten Nahrungsstoffe, also durch eine im
Vergleich zum Normalkot zu gute Ausnutzung der Nahrung. Der an Nähr-
stoffen arme Kot bildet nun aber für die Darmbakterien eineu ungünstigen
Nährboden zur Entfaltung ihrer zersetzenden Tätigkeit. Mit dem hierdurch
bedingten Wegfall reichlicher Gährungs- und Fäulnisprodukte im Darm
geht auch ein äusserst wichtiger Reiz für die Darmperistaltik verloren
und so kommt es endlich zu einer mehr oder weniger erheblichen Ver-
langsamung der Darmbewegung und damit endlich zur habituellen Ob-
stipation. Ob diese Ergebnisse eine Verallgemeinerung zulassen oder nicht,
bleibt weiteren Untersuchungen Vorbehalten; jedenfalls aber kann man
bezüglich der Therapie heute schon sagen, dass eine günstige Beeinflussung
der genannten Zustände nicht durch Hebung der motorischen Apparate
des Darmes zu erzielen sein wird. Carl Rosenthal.
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Mo- 27. Mkbcade. — Sobel. — Helbel. 457
M. S. Meroade, Absces froid de In langue. Gaz. des hop. 1904, No. 102.
Bei der Seltenheit des Auftretens kalter Abscesse der Zunge (es
existireu kaum 20 derartige Beobachtungen in der Litteratur), die meist
die Kolge tuberkulöser Infektion darstellen, ist die Beschreibung eines
jeden solchen Vorkommnisses gerechtfertigt. Es handelt sich hier um ein
8 Jahre altes Mädchen, welches an der linken Zungenhälftc einen kleinen
runden Tumor zeigte, der von der Grösse einer Erbse, die Oberfläche des
Organes etwas überragte. Er hatte eine weissliche Färbung, war von
scheinbar gesunder Schleimhaut umgeben und wies eine sehr deutliche
Fluktuation auf. Seine Entwickelung war die eines jeden kalten Abscesses,
langsam, schmerzlos, ohne Fieber. Auch beim Essen und Sprechen genirte
der Tumor keineswegs. Die Untersuchung des Kindes ergab nichts, was
für Tuberkulose gesprochen hätte, insbesondere waren die Drüsen nicht
geschwollen. Die Behandlung bestand in einfacher Incision und Aus-
löffelung. Der dabei entleerte Eiter hatte alle Charaktere des tuber-
kulösen, doch konuten Tuberkelbacillen in ihm nicht nachgewiesen werden.
Carl Roscnthal.
J. Sobel, Enlargement of the phalanges in rickets; a report of two cases.
Med. News 19o4, S. 297.
Bei einem 3- und bei einem 4jährigen Kinde, die an schwerer Rachitis
litten, beobachtete Verf. starke Verdickung der Phalangen der Finger.
Diese Verdickung betraf vorwiegend das .Mittelstück der Phalangen, weit
weniger Epiphysen. Die Haut der Finger war normal; auch bestand kein
Schmerz. In dem einen Fall war die Verdickung an sämmtlicbcn Pha-
langen der Finger, im anderen nur an einem Teil der Phalangen beider-
seits nachweisbar. An den Zehen bestanden ähnliche Veränderungen, aber
in weit geringerem Maasse. Syphilis und Tuberkulose waren auszuschliessen.
Verf. nimmt an, dass wahrscheinlich subperiostale Zellwucherungcn mit
unvollständiger und verzögerter Ossifikation diese Verdickuugen hervor-
bringen. Einmal darauf aufmerksam geworden hat Verf. in anderen minder
schweren Fällen von Rachitis häufig Verdickungen au Fingern und Zehen,
nur weniger intensiver Art, gefunden. Neurath hat in der Wiener klin.
Wochcnschr. v. 4. Juni 1903 ebenfalls auf diese Verdickung der Phalangen
bei rachitischen Kindern aufmerksam gemacht. Stadthagen.
Helber, Feber die Entstehung der Blutplättchen und ihre Beziehung zu
den Spiudelzelleu. Deutsches Arch. f. klin. Med. 82. Bd. (1. u. 2.),
S. 81.
Verf. unterscheidet, je nach dem färberischeu Verhalten, Plasma-
plättchen. die er als protoplasmatische Abschnürungen betrachtet, und
echte oder Kernplättchen. Auffalleuderweise fand er bei Tieren mit kern-
haltigen roten Blutkörperchen keine echten Plättcheu, im Gegensatz zu
den Tieren mit kernlosen Erythrocyten. Diese Tatsache führt auf die Ver-
mutung, dass zwischen der Entstehung der Plättchen und der Kernfrage
nahe Beziehungen bestehen. Untersuchungen an Embryonen Hessen dann
auch mit grösster Wahrscheinlichkeit erkennen, dass der ursprüngliche
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458
Karakabcheff. — Ferrannim.
No. 27.
Staroin der Plättchen aus den Kernen der roten Blutkörperchen kommt,
die Schwankungen bezw. Vermehrung und Verminderung können wieder
von einer vermehrten oder verminderten Bildung von Erythroblasteu ab-
hängen. Hinsichtlich der morphologischen Stellung sieht Verf. die echten
Plättchen als selbstständige Gebilde (dritter Formbestandteil des Blutes)
au, wenn auch sämmtlichc Bedingungen für die Selbstständigkeit einer
Zelle (Kernmembran, Selbstständigkeit der Vermehrung) an den Kern-
plättchen nicht erfüllt sind. Spindelzellen, die sich nur im Blute von
Poikilothermen fanden, sind nicht Analoga der Plättchen des Menschen,
sondern stehen den weissen Blutkörperchen näher. Alkan.
Knrnkaschcff, Ueber das Verhalten der Langerhans’schen Inseln des
Pankreas bei Diabetes mellitus. Deutsches Arch. f. klin. Med. 82. Bd.
(1. u. 2.), S. 00.
Aus der Untersuchung der Bauchspeicheldrüsen von 11 Fällen von
Diabetes entnimmt K., dass die Erkrankung des Pankreasparenchyms im
ganzen ausschlaggebend für die Entstehung des Pankreasdiabetes ist. Die
Inseln fand er mehrfach in einzelne Zellhäufchen aufgelöst uud er konnte
beobachten, wie durch Umbildung von Inselschleifen neue Drüsenacini zu
stände kamen, wie überhaupt im postembryonalen Leben die Inseln die
Vorstadien der Entwickelung der Drüsenacini bilden. Diese Umwandlung
geschieht allgemein überall da, wo aus irgend einer Ursache Drüsen-
parenchym zerstört wird. Bei diffuser Schädigung des Pankreas sind die
Langerhans’schen Inselu die widerstandsfähigsten Elemente und vermögen
noch neue Drüsenacini zu bilden. Ob diese Proliferation im stände ist,
auf die Dauer normales Parenchym genügend reichlich zu bilden, ent-
scheidet den Ausgang des Diabetes. Alkan.
L. Ferrannini, Ueber von der Schilddrüse unabhängigen Infnutilismus.
Arch. f. Psych. etc. 1004, 38. Bd. (1.)
F. weist auf die Verschiedenheit der Typen des Infantilismus hin.
Der Typus des Lorain’schen Infantilismus kann mit dem Infantilismus
disthyreoideus (Brissaud) nicht verwechselt werden; bei dem einen haben
wir einen Menschen cn miniature mit verlangsamter oder doch fast voll-
endeter Entwickelung, bei dem anderen den wahren Infantilen aber ciu
Individuum, das in seiner Entwickelung auf der Stufe der Kindheit stehen
geblieben ist. Bei dem Infantilismus nach dem Typus Lorain können wir
verschiedene Formen mit bestimmten Merkmalen unterscheiden, den tuber-
kulösen, syphilitischen, Malaria-Infnntilismus, ferner den toxischen und
schliesslich den auf Störungen am Cirkulationsapparat beruhenden Infanti-
lismns, von dem wir besonders zwei Arten, den pulmonalen und den
mitralen kennen. In einem Falle von Mitralinfantilismus lehrte die Stoff-
wechselprüfung, dass eine beständige Eiweissersparnis herrschte, eine
quantitative Insufficienz der Eiweissoxydation. Die Bilanz entsprach im
grossen ganzen einem Alter, das niedriger war, als das der Kranken. —
Einige interessante Beispiele der von der Schilddrüse unabhängigen Formen
des lufantilismus werden ausführlich beschrieben. S. Kalischer.
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No. 27.
Hon. Bi.auer und Strkkteh. — Ppiller und Camp.
459
H. Hun, G. Blamer and L. Streeter, Myasthenia graviR. Albany med.
jnurn. 1904, Jan.
Die Verff. teilen einen Fall von Myasthenia gravis mit Sektions-
befund ausführlich mit. In klinischer Beziehung ist von Interesse das
anfängliche einseitige Auftreten wie die starke Dyspnoe. Die anatomische
und mikroskopische Untersuchung erwies ein völlig intaktes centrales und
peripheres Nervensystem, doch eine lymphoide Infiltration der Muskeln
und der Thymusdrüse, sowie eine Wucherung der Drüsenelemente; die
Bilder glichen denen des Lymphosarkoms. — II UN stellte nun 114 Fälle
von Myasthenie aus der Litteratur zusammen, von denen 40 männliche
und 72 weibliche Individuen betrafen; am meisten tritt das Leiden zwischen
dem 20. und 30. Lebensjahr auf, von den drei Fällen, die unter 10 Jahren
beobachtet wurden, ist nur einer als zweifellos anzusehen. In 42 Fällen
werden nervöse Ursachen ätiologisch hervorgehoben, so 13 mal nöuro-
patbische Prädisposition, Nervosität in 7, Migräne in 8, geistige Anomalien
in 11, Poliomyelitis in 1 Falle; in 22 Fällen werden Infektionen (Tuber-
kulose in 9, Influenza in 6, Typhus in 2, Diphtherie in 2, Malaria in 3)
beschuldigt und in 7 Fällen toxische Ursachen wie Alkoholismus, Rheu-
matismus. Erschöpfende Ursachen, Uebcrarbeitung scheint in 12 Fällen
eine Rolle gespielt zu haben, Schwangerschaft lag in 9 Fällen vor. In
95 Fällen trat das Leiden langsam und allmählich auf und zwar 37 Fälle
zuerst mit Ptosis; in 12 Fällen war die Ptosis das zweite Symptom;
Diplopie als erstes Symptom trat 13mal, Augenmuskellähmungen im ganzen
in 45 pCt. der Fälle als erstes Symptom. In IG Fällen waren Sprach-
störungen, in 4 Schluckbeschwerden, in 3 Facialislähmungen, in 37 Fällen
Schwäche der Arme und Beine das erste Krankheitszeichen. — In 108 Fällen
war der Verlauf ein chronischer, in 5 Fällen akut oder subakut, in 16 Fällen
stetig langsam progressiv, in 98 mit grossen Remissionen, Schwankungen
und Besserungen; in 42 Fällen waren erhebliche Besserungen ja freie
Intervalle für Wochen, Monate, Jahre; 50 von den 114 Fällen endeten
tätlich, 7 wurden geheilt und 57 leben noch unverändert oder gebessert.
— Der Befund in dem beschriebenen Falle gleicht denen von Weigert,
Link, Goldflam, Hödelmoser etc. Möglicherweise tritt gleichzeitig eine
Infiltration der Thymusdrüse und der Muskein mit lymphoiden Zellen ein;
auch mag die Thymusdrüsenveränderung mitunter einen plötzlichen Tod
herheiführen; doch kann Hun den Muskelveränderungen eine ursächliche
Bedeutung für die Krankheit an und für sich nicht zuschreiben. Wohl
kann die veränderte und gestörte Lymphcirkulation in den Muskeln das
Symptom der Ermüdbarkeit erklären; allein durch Toxine und krank-
hafte Stoffwechsel Vorgänge in den Muskeln kann diese Lymphzellen-
intiltration sehr wohl eine sekundäre sein; auch ist diese Infiltration eine
langsame und chronische; sie ist von Goldflam schon intra vitam fest-
gestellt. S. Kalischer.
>V. G. Spiller and C. D. Camp, Multiple sclerosis, with a report of two
additional cases, with necropsy. Jonrn. of nerv, and ment. dis. 1904, July.
Die beiden Krankengeschichten betreffen Individuen in den zwanziger
Jahren, von denen das eine durch eine Wirbelfraktur vorzeitig zu Grunde
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460 Spii,lbr. — Krkss. No. 27.
ging. Hier verlief das Leiden unter dem Bilde der transversalen Myelitis.
In beiden fallen waren Sehstörungen vorhanden und dementsprechend
wurden Plaques in den Sehnerven gefunden. Ebenso waren beide Male
Sensibilitäts- oder Blasenstörungen vorhanden. Ueber die Natur des ana-
tomischen l’rocesses äussern sich die Verff. auf Grund ihrer eigenen Beob-
achtungen nicht mit Bestimmtheit. Sie fanden entzündliche neben sklero-
tischen Erscheinungen, in dem einen Kalle war die perivaskuläre Zcll-
infiltration sehr deutlich ausgesprochen, aber es war unmöglich, eine
stringende Beziehung dieses Zustandes zu den sklerotischen Plaques zu
constatircn. M. Brasch.
W. (i. Spillor, A case of comptete absencc of the visuel systeni in an
adult. William Pepper Laborat. 1902, No. 3.
Es handelt sich um einen Idioten von 22 Jahren mit spastischer
Paraplegie, der mit Mangel der Sehorgnue geboren wurde. Die Bulbi, die
Nn. optici, die Foramina opt., Chiasma, Tract. opt. und Corp. genic. ext.
fehlten. Aus dem genaueren anatomischen Befunde, dessen Einzelheiten
hier nicht wiedergegeben werden können, schliesst der Verf. folgendes:
Das hauptsächlichste primäre Opticuscentrum ist der äussere Kniehöcker.
Ebenso ist das Pulvinar ein wichtiges Sehcentrum. Der vordere Vierhügel
hat unwichtige Beziehungen zum Sehakt, Corpus subthalamicum, habenula.
innerer Kniehöcker wahrscheinlich gar keine. Die Rinde um die Fissura
calcarina herum kann nahezu die normale Anzahl von Zellen enthalten,
auch wenn der übrige Sehapparat nicht ausgebildet ist, auch die Augen-
muskelnervcn und -Kerne können in diesem Falle entwickelt sein. Die
congenitale spastische Paraplcgie kann die Folge anatomischer Defekte
im Centralnervensystem sein, auch wenn diese letzteren unter dem Mikro-
skop schwer zu entdecken sind. M. Brasch.
Kress, Zur Frage der elektromagnetischen Therapie. Therap. Monatsh.
1906, No. 0.
K., der für die elektromagnetische Behandluug seiner Patienten sich
des Trüb'scbeu Systems bediente, schaltete zeitweilig durch Lösung des
Leitungsdrahtes die Magneterregung aus und hat trotzdem bei verschie-
denen funktionellen Störungen des Nervensystems durch Suggestivwirkung
Erfolge gesehen. Bei organisch bedingten Schmerzeu waren mit und ohne
Magneterregung nur episodische Besserungen zu constatircn. Alte hart-
näckige Neuralgien besserten sich erst dann, wenn Verf. zur combinirten
Behandlung mit alten bewährten Methoden schritt. Besserer Schlaf trat
auch ohne Magnetcrregnng durch reine Suggestivwirkung ein. Negativ
waren auch die Erfolge bei Kopfschmerzen, Migräne und Spasmen ver-
schiedenster Art. Nach Verf. ist es jedenfalls erlaubt, sich dieser Be-
handlungsform zu bedienen, gleichviel ob es sich um specifische oder
Suggestivwirkung handelt, aber grosse Kritik sei nötig betreffs der Beur-
teilung der Erfolge, Bernhardt.
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So. 27.
Jksionkk.
461
Jesionek, Ein Beitrag zur I.ehre von der Vererbung der Syphilis. (Aus
der dermatoi. Klinik des Prof. Possklt in München.) Münch, med.
Woclienschr. 1904, No. 50, 51.
Der von J. mitgeteilte interessante Fall widerspricht der neuerdings
von Matzenacer (Cbl. 1903, S. 705) vertretenen Anschauung, dass es eine
paterne Vererbung der Syphilis und somit auch einen Chor, en retour, d. h.
eine Infektion der gesunden Mutter durch den vom Vater her syphilitischen
Fötus nicht gebe. — Ein wegen eines gonorrhoischen Cervixkatarrhs auf-
genommenes junges Mädchen, das ausserdem, wie sich später herausstellte,
schwanger war, wurde aus besonderen Gründen gleich von vornherein und
später vielfach in der allereingehendsten Weise auch auf Syphilis unter-
sucht, ohne dass sich dabei jemals auch nur die Spur eines PrimärafTekts
oder einer sonstigen syphilitischen Affektion fand. Da trat bei ihr, als sie
bereits über 4 Monate im Krankeuhause lag, plötzlich eine ausgebreitete
Roseola auf und zugleich werden frische multiple Drüsenschwellungen
constatirt. In den Hohlhänden nahm der Ausschlag das typische Aus-
sehen einer syphilitischen Psoriasis palmaris an und auf beiden Tonsillen
entstanden oberflächlich zerfallende Papeln. Die durchaus den Charakter
eines ersten Syphilids tragende Roseola blieb 8—9 Wochen bestehen und
hinterliess am Halse Leukodermaflecke. 2*/2 Monate nach dem Beginn des
Exanthems, in der Mitte des 8. Schwangerschaftsrnouats, gebar die Pat.
einen seit 2 Tagen abgestorbenen Knaben mit den ausgeprägten Erschei-
nungen einer weit fortgeschrittenen hereditären Syphilis in fast allen
inneren Organen. Der Fall läst sich kaum anders deuten, als dass die
Frucht vom Vater her syphilitisch war und nach vollendetem l'lacentar-
kreislauf seine Krankheit auf die Mutter übertragen hat.
Matzenauer macht gegen die paterne Vererbung besonders geltend,
dass der Samen nicht infektiös sei. Verf. hält diese Annahme für durchaus
nicht sichergcstelli ; die spärlichen bekannt gewordenen Impfversuche mit
dem Sperma Syphilitischer seien wenig beweisend, da ja natürlich der
Samen nicht bei jedem Kranken und nicht zu jeder Zeit ansteckend zu sein
brauche. Dass er es aber sein künnn, sei theoretisch möglich und nach
manchen praktischen Erfahrungen sogar wahrscheinlich. So erkläre sich
vielleicht die auffallende Häufigkeit der Primäraffekte an der weiblichen
Portio vaginalis bei der relativen Seltenheit sekundärer Erscheinungen am
männlichen Gliede durch Infektion vermittelst des Spermas. In gleichem
Sinne deutet Verf. eine von ihm bei einem Arzte gemachte Beobachtung.
Dieser hatte sich bei einer Operation am Zeigefinger syphilitisch inficirt
und später die gewöhnlichen sekundären Affektionen durchgemacht, ohne
dass jedoch jemals irgend eine Veränderung am Penis aufgetreten war.
Nach Beseitigung aller Krankheitserscheinungen hatte er eine Cohabitation
mit seiner Frau, die einige Wochen darauf eine Sklerose auf der Vaginal-
schleimhaut bekam und zwar genau an der Stelle, dicht hinter dem In-
troitus, wo, wie der Gatte mit Bestimmtheit angeben zu können glaubte,
die Ejaculation stattgefunden hatte. J. folgert aus seinen Beobachtungen:
1. Das Sperma eines Syphilitikers kann Contaktinfektion bewirken. 2. L>as
Sperma kann die Syphilis vom Vater auf die Frucht übertragen; es giebt
eine paterne Vererbung. 3. Es giebt einen „Choc en retour.“ H. Müller.
*
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462 Sachs. — Möi.leh. Codtkadd. No. 27.
0. Sachs, Zur Lehre vom Herpes zoster nebst Mitteilung über eiue in
Breslau beobachtete Zosterepidemie. (Aus der dermatol. Universitäts-
klinik zu Breslau.) Zeitschr. f. Heilk. Bd. XXV. S.-A.
Verf. vertritt die Ansicht, dass der Herpes facialis und progenitalis
und der Herpes zoster nur verschiedene Formen desselben 1‘rocesses dar-
stellen. Dafür spricht, dass bei eben den Krankheiten, bei denen cr-
fahrungsgemäss häufig Herpes facialis auftritt, ab und zu auch typischer
Zoster beobachtet wird. Ferner lassen die Kinzeleffiorcscenzen beider
weder wesentliche anatomische noch klinische Unterschiede erkennen,
Recidive und Doppelseitigkeit kommen, freilich nur ganz ausnahmsweise,
auch beim Herpes zoster, Neuralgien und nervöse Störungen auch beim
Herpes progenitalis vor. Wohl ebenfalls nicht mit Recht wird von manchen
Autoren noch ein Herpes febrilis (Febris herpetica) und eine Angina
herpetica von den anderen Herpesformeu abgetrennt. — S. geht dann die
Einwirkungen durch, von denen man sicher weiss, dass sie einen Zoster
hervorrufen können (Traumen, reflektorische Reizungen des Nervensystems,
toxische Ursachen, Erkältungen) und erörtert die Frage, ob der sogenannte
„idiopathische“ Zoster vielleicht infektiöser Natur sei. Für diese Annahme
lässt sich ausser einer Reihe anderer Gründe insbesondere das öfter beob-
achtete gehäufte Vorkommen von Zosterfällen zu gewissen Zeiten und an
einzelnen Orten ohne sonstige nachweisbare Ursachen geltend machen. In
der dermatologischen Universitätsklinik und im Allerheiligen-Hospital zu
Breslau wurden in den Monaten Juui bis November 1900 20 Herpesfälle
beobachtet, in derselben Zeit des vorigen Jahres bei gleicher K ranken -
frequeuz dagegen 69 und zwar: Fälle von Herpes labialis und facialis 8,
Herpes progenitalis 19, Zoster facialis 12, Zoster occipito-collaris 8, Zoster
cervico-brachialis 8, Zoster brachialis 1, Zoster dorso-pectoralis 5, Zoster
dorso abdominalis 3, Zoster lumbo-inguinalis und lumbo-femoralis je 5.
Der Charakter der Epidemie war ein milder, Prodrome fehlten meist, sub-
jektive Beschwerden und Störung des Allgemeinbefindens waren gewöhnlich
gering. — Nachdem Verf. noch die verschiedenen Ansichten über den Aus-
gangspunkt der Zostererkrankuug und über die Ursachen ihrer Lokali-
sation und Ausbreitung auf der Haut besprochen hat, hebt er aus den
Breslauer Beobachtungen einzelne besonders interessirende heraus, indem
er ihnen ähnliche aus der Litteratur zur Seite stellt. Zu erwähnen sind
namentlich mehrere Fälle von hämorrhagischem Zoster, solche mit be-
sonders ausgeprägten regionären Lyraphdrüsenschwellungen, ein Fall von
Zoster ophthalmicus, der zum Verlust des Auges führte, und zwei Fälle
von Trigeminuszoster im Inneren der Mundhöhle. — Der Arbeit ist ein
umfangreiches Litteraturverzeichuis beigegeben. H. Müller.
1) M. Möller, Gonorrhoe- Beobachtungen bei Männern. Arcli. f. Dermatol.
Bd. 71, S. 209.
2) Couteaud, Hyperostose blcnnorragique du membre inferieur. Gaz. des
höp. 1904, 29. Sept.
1) Die lesenswerte und auf reichen Erfahrungen beruhende Arbeit des
Verf.’s zerfällt in eine Reihe einzelner Abschnitte, die verschiedene Fragen
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No. 27.
Wai.theb.
463
aus dem Gebiete der männlichen Gonorrhoe behandeln und von denen hier
nur über zwei berichtet werden soll, die Abortivbehandlung der Gonorrhoe
und die Folliculitis gonorrhoica urcthrae. Zur Abortivbehandlung benutzte
Verf. bis zum Jahre 1902 teils Spülungen der Urethra anterior nach Janet
mittelst übermangansauren Kalis, teils Protargolinjektionen nach We-
lander, seit 1902 Ichthargan und mit sehr gutem Erfolge Albargin.
Behandelt wurden bis 1902 in dieser Weise 262 Kranke, die sämmtlich
uncomplicirte, frische Gonorrhoea anterior hatten. Als Grenze galt eine
Zeit von einer Woche nach Beginn des Ausflusses und von 1 */2 nach dem
inlicireiiden Coitus. Bitte dauernde Beseitigung der Gonokokken innerhalb
von 24 Stunden bis zu 12 Tagen galt als Erfolg und wurde in 66,5 bis
G8 pCt. der Fälle erreicht, und zwar bei den nach Janet Behandelten in
66,5 pCt., bei den mit Protargol Behandelten in 68 pCt. Die besten Re-
sultate ergab die Abortivbehandlung da, wo die Sekretion erst einen Tag
bestand. Als eine der Ursachen ihres Misslingens in den übrigbleibenden
Fällen stellte Verf. mehrfach eine Infektion tiefgehender Urethraldrüsen
fest, die klinisch als schmerzhafter harter Knoten innerhalb der Harnröhre
meist dicht hinter dem Orificium externum urethrae imponirt. Die von
diesen Drüsengängen ausgehenden Recidive waren mehrfach so hartnäckig,
dass nach Erschöpfung aller anderen Behandlungsmethoden, die Exstir-
pation der Knoten nötig wurde. So war dem Verf. die histologische Unter-
suchung dieser Bildungen möglich, für die er den Namen der Folliculitis
gonorrhoica urethrae vorschlägt, und die er — wie auch Ref. auf Grund
einiger Beobachtungen bestätigen kann — für nicht seltene Ursachen eines
schweren Gonorrhoeverlaufes ansieht.
2) Verf. beschreibt den seltenen Fall einer gonorrhoischen Periostitis.
Es handelte sich uni einen 24jährigeu Soldaten, der im September 1903
eine Gonorrhoe acquirirtc und im December an Gelenkrheumatismus er-
krankte. Anfangs war nur das rechte Fussgelenk betroffen, später auch
das Kniegelenk dieser Seite. Im März 1904 constatirtc Verf. bei dem
Kranken eine erhebliche Verdickung der Knochen der ganzen rechten
unteren Extremität, Ankylose des Kniegelenks und des ersten Metatarso-
phalangealgeleuks, teilweise Ankylose des Tibiotarsalgelenks rechts, Atrophie
der Muskulatur. Während Anfangs starke Schmerzen bestanden, war die
Affektion später schmerzlos, abgesehen von Beugungsversuchen im Knie.
Die Funktionsstörung wurde durch zweimonatliche Behandlung mit Jod-
kalium und Schwefelbädern erheblich gebessert. B. Marcuse.
H. Walther, Wasserstoffsnperoxyd-Merck (Perhydrol) in der gynäko-
logischen Praxis. Med. Klinik 1905, No. 3.
W. hat das Perhydrol in 1— 3proc. Lösungen (3proc. Lösung =
1 Teil Hj02 : 9 Teile Wasser) angewandt und zwar hat er es entweder im
Speculum in die Scheide eingegossen oder mit der Lösung getränkte Gaze
eingelegt, die einen Tag liegen blieb. Auf Grund seiner Erfahrungen em-
pfiehlt er das Perhydrol iu der soeben erwähnten Form der Anwendung
zum Gebrauch bei: 1. allen eiterigen und geschwürigen Processen der
Vulva und Vagina, einschliesslich der Vulvovaginitis kleiner Mädchen,
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464
ScHULTBE. — VaUTRIN.
No. 27.
sowie bei eiteriger Kolpitis in der Schwangerschaft. 2. Bei allen ge-
schwungen und eiterigen Processen in der Scheide und an der Cervix:
z. B. Decubitalgeschwiire, stinkender Ausfluss bei Blasenscheidenfistel, ver-
jauchtem inoperablem Carcinoma uteri wie vaginae. 3. Bei einfacher
Krosionsbildung und starkem Fluor. 4. Bei putrescirenden Entzündungen
des Endometrium, besonders nach Fehlgeburt sowie bei puerperalen Ge-
schwüren. Br. Wolff.
1t. S. Schultze, Die angeblichen Gefahren und die sicheren Vorteile der
künstlichen Atmung durch Schwingen des tief scheintot geborenen Kindes.
Münch, med. Wochensehr. 1905, No. C.
Henqoe hat die subkapsularen Blutungen bei Neugeborenen mit Wahr-
scheinlichkeit, zahlreiche kleine Blutaustritte in der Wand des Dünndarms
mit Bestimmtheit als Erfolge Schultze’scher Schwingungen gedeutet. —
Demgegenüber weist Seil, darauf hin, dass es am nächsten liegt, die hier
in Rede stehenden Blutungen auch bei Kindern, die wiederbelebt worden,
als Effekte der in utero bestandenen Erstickungsnot aufzufassen, da dpr
Tod der Kinder in der Geburt fast ausnahmslos ein Erstickungstod ist und
da scheintot geborene Kinder nur eben vor vollendeter Erstickung geboren
werden. — Es wäre ganz falsch, wenn man jedes scheintote Kind
schwingen wollte. Nur für den schlaffen, den bleichen, den früher soge-
nannten anämischen Scheintod hat SCH. das Schwingen empfohlen. Hat
die Haut noch Farbe, haben die Muskeln noch Tonus, dann erholt sich
das Kind entweder ganz von selbst i in Bade oder Hautreize genügen, die
Atmung in Gang zu bringen. Auch auf anderem Wege als von der Haut
aus ist das Atcmcentrum Reflexreizen zugänglich (Laborde’sche Zungen-
traktionen). Tm schlaffen bleichen Scheintod reagirt die Medulla auf
Reflexreize fast nie mehr. Ihre Erregbarkeit muss durch Sanerstoffzufuhr
wieder hergestellt werden. Künstliche Atmung ist ilidicirt. Das Schwingen
der Kinder nach Sohultze’s Methode ist hierbei allen anderen Wieder-
belebungsversuchen überlegen. Br. Wolff.
Vautrin, Considerations sur Fabsence totale du vagin et son traitement
chirurgical. Annales de gynöcol. et d’obstetr. 1905, Fevrier.
Das vollständige Fehlen der Scheide ist eine heilbare Missbildung,
die kein absolutes Hindernis für die Ehe sein kann. Indem man auf chirur-
gischem Wege eine utero vaginale Mündung schafft, kanu man vor den
Complikationen der Hämatometra und Hämatosalpinx schützen. Die beste
Operationsmethode ist die Incision nebst nachfolgender plastischer Ver-
wendung losgelöster Lappen. — Die Methode von SüfsGüiREFF, der eine
Vagina mit Hülfe eines Teils des Mastdarms bildete, ist viel complicirter
und die Vorzüge dieses Verfahrens werden durch seine Nachteile bei weitem
aufgewogen. Br. Wolff.
Einsendungen werden au die Adresse des llorrn Geh. Med.-Rat Prof. Dr. M. Bernhardt (Berlin "
Französische Strasse 21) oder an die Verla^shandlting (Berlin NW.. Unter den Linden 69) erbeten
Vorlag von August Hirsch «nid in Berlin. — Druck ton I». Schumacher in Berlin K 24.
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/
,/
Ichentlich erscheinen
/l— 2 Bogen; am Schlüsse
/ des Jahrgangs Titel, Na-
ouj- und Sach-Uegister.
Centralblatt
Tür die
Treis des Jahrgsnres
28 Mark ; tu beziehen
durch alle Uuchhaud
lungen u. PostnnsUlten
üischaftcn.
Mitwirkung voiC^
Prof. Dr. H. Senator, ^rof. .jSftl^^^skir^rof. Dr. P, Schultz,
redigirt
ProfMfc»!
1905.
iS. Juli.
No. 28.
Iulmlt: Mann, Die Orcinreaktion zum Zuckernachweis. — Tiui.lat und
Tlrciiet, Neues Verfahren zum Nachweis von Ammoniak. — Narayama, Ueber
das Erepsin. — Bano, Zur Chemie der lymphatischen Organe. — Fischer, Die
Luxation des 1. Metatarsus. — Finckh, Moses, Veränderung der Tibia bei con-
genitaler Syphilis. — Damianos, Ueber aufsteigende Darmeinstülpungeu. —
IIklhbon, Behandlung der Myopie. — Mc. Kkb, Rcsorptiouswirkung des Dionins.
— Römer, Pathogencso der Cataracta senilis. — Katz, Die Stria vascularis der
Fledermaus. — Jübokns, Verätzung der grossen Halsgefässe vom Ohr aus. —
Smith. Acccssorische Thyreoidea an der Zunge. — Röpke, Das Endotheliom der
Nasenhöhle. — Pbölls, Dio Milcbversorgung der Gressstädte. — Eirenbeuq,
Ueber die Verschiedenheit der Dyscnteriebacillen. — Eltino, Pathologie uud
Behandlung des Tetanus. — Strassmann und Schulz, Ueber Kohlenoxydver-
giftung. — Holz, Fall von Atropinvergiftung. — Hebz, Eine Funktionsprüfung
des Herzens. — Askanazy, Vorkommen von Distomum felineum. — Schloss-
*»»*, Menge und Bedeutung des Phosphors in der Milch. — Strasiiubgeb,
Einfluss der Bäder auf die Herztätigkeit. — Donath, Bedeutung des Cholins in
der Epilepsie. — Sato, Ueber Cysticerken im Gehirn. — Kaiuokr, Ueber
Nervenkrankheiten nach elektrischem Trauma. — Baum, Zur Lehre von der
Urticaria. — Prokscii, Zur Geschichte der Syphilis. — Sasskhath, Gonor-
rhoische Phlebitis. — Hirscubero, Deciduale Zellbildungen am Wurmfortsatz
bei Tubenschwangersehaft.
G. Mann, Die Brauchbarkeit der Orcinreaktion nach Neumann für die
Zuckeruntersuchung des Urins. Berl. kliu. Wochenschr. 1905, No. 9.
M. hat zunächst an reinen Zuckerlosungen die A. Neumann’scIiimi
Ergebnisse bezüglich der Farbenreaktionen der verschiedenen Zuckerarten
bei Behandlung mit Orcin bestätigen können. — Bei Harnen fand er
eine positive Reaktion bis zu 0,1 pCt. Dextrose herab; in einigen Fällen
war die Orcinreaktion noch positiv, wo Nylander und Trommer versagten.
Nichtdiabctische Harne gaben nie die Orcinreaktion für Dextrose. —
Ebenso brauchbar war die Orcinreaktion bei Lävulosuric. — Wo Zweifel
über deren Gegenwart sich ergaben, brachte die Ausschüttelung mit Amyl-
alkohol Aufklärung: waren Spuren Lävulose zugegen, so wurde die charak-
teristische Farbe nach der Ausschüttelung deutlicher, wenn nicht, so wurde
die Färbung des Harnes blasser oder schwand. — Eiweiss stört die Orcin-
XTjIII. Jahrgang. 30
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466
Tiullat und Tühchst. — Nakayama. — Bang.
No. 28.
reaktion auf Dextrose; Eiweissharne sollten also zunächst enteiweisst werden.
Urate, Phosphate, Gallenfarbstoffe scheinen ohne Einfluss zu sein.
Die Neumann’sche Orcinprobe auf Harnzucker ist danach für die
Praxis zu empfehlen. A. Loewy.
A. Tri Hat et Turehct, Nouveau procede de recherche de i'aromoniac;
application pour caracteriser la purete des eaux. Compt. rend. biolog.
T. 58, p. 270.
T.’s und T.’s Verfahren des Arnmoniaknachweises beruht auf der Dar-
stellung von Jodstickstoff, das im Wasser eine intensive Schwarzfärbung,
bei Anwesenheit von Säuren eine Braunfärbung hervorruft. Noch Vsoooe«
Ammoniak ist so nachweisbar. — 20 ccm des zu analysirenden Wassers
werden mit 3 Tropfen lOproc. Jodknliumlösung versetzt und mit 2 Tropfeu
einer concentrirten Lösung von unterchlorigsaurem Natron (Eau du Javel).
Ein Ueberschuss von letzterem ist zu vermeiden. Es bildet sich Chlorjod
und bei Gegenwart von Spuren Ammoniak .Jodstickstoff nach der Formel:
SC1J NH3 -f- 3NaOH = 3NaCl -f- N.J3 -f- 3H20. — Besonders gut ist die
Probe bei Wässern anzuwenden, die organisches Zersetzungsmaterial ent-
halten als Schwefelwasserstoff, wo die Nessler’sche Probe unsicher wird.
A. Loewy.
M. Nakayama, Ueber das Erepsin. Zcitschr. f. physiol. Chem. Bd. 41,
S. 348.
Die Individualität des von Cohnheim entdeckten proteolytischen
Enzyms, des Erepsins, ist von mehreren Autoren in Zweifel gezogen.
Verf. bringt folgenden Beweis für den specifischen Charakter des Ferments,
der namentlich seine sichere Verschiedenheit vom Trypsin dartut. Die
aus den Spermatozoon von Hamo dargestellte Hamonuk lei nsäure wird
vom Trypsin kaum, dagegen leicht von Erepsin zerlegt. Auch die Darm-
nukleinsäurc, die Thymusnuklei'usäurc und die MilznukleTnsäurc werden
vom Erepsin zerlegt. Uebrigens findet sich Erepsin, das Counheim aus
Ilundedarm isolirt hatte, auch beim Kind und Kaninchen. Neuberg.
I. Ifang, Chemische Untersuchungen der lymphatischen Organe. Vierte
Mitteilung. Beitr. z. chem. Physiol. u. Palhol. Bd. 5, S. 317.
Verf. hat durch genaue Analysen der Purinbasen seiue frühere Be-
hauptung bestätigt, dass das eigentliche nuklcinsanre Histon 1 Mol.
Adenin und 1 Mol. Guanin enthält, dagegen im nativen NukleTnat 2 Mol.
Adenin auf 1 Mol. Guanin kommen. Durch fermentative Spaltung mittels
Diastase hat Verf. bei der Thymusnuklelnsäure eine Reduktion con-
statirt, während bei der Säurehydrolyse der Zucker bekanntlich als Lävu-
linsäure abgespalten wird. — Bezüglich der Natur des Histous aus
Gänseblutkörperchcn teilt Verf. mit, dass es nur aus Histon und
Nukleinsäure besteht. Neuberg.
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So. 28.
Fische». — Finckh. Moses.
467
G. Fischer, Zur Luxation des 1. Metatarsalknochens. Zeitschr. f. Cliir.
Bd. 1—2, S. 54.
Es handelte sich bei einem 17jährigen Patienten um eine dorsolaterale
Luxation des 1. Metatarsale, complicirt mit Zerreissung der Haut neben
Frakturen seiner Gelenkflächen und des 1. Keilbeins. Dabei war das
Metatarsale abducirt und nach aussen rotirt; während infolge seiner
dorsalen Aufrichtung die grosse Zehe sich etwas gesenkt hatte, aber jene
Abduktion und Aussenrotation nicht mitmachte. Die Reposition gelang
erst nach Resektion des Gelenkendes des Metatarsale in einer Ausdehnung
von l1/* cm. Joachimsthal.
1) E. Finckh, Zur Säbelscheidenform bei Syphilis hereditaria tarda. Beitr.
x. klin. Cliir. Bd. 44, H. 3.
2) H. Moses, Beitrag zum Wesen der congenital-syphilitischen „Tibia en
lame de sabre.“ Ebenda.
1) Wie Wieting erblickt F. in der reellen Verkrümmung der Tibia
und in der Vermehrung ihres Längenwachstums ein charakteristisches
Merkmal der ererbten Spätsyphilis. In dem von ihm mitgeteilten Falle,
in dem bei der 24jährigen Patientin sowohl mit Rücksicht auf die speci-
tische Erkrankung der Eltern als auch die allmählich sich manifestirenden
Symptome bei der Kranken selbst — parenchymatöse Keratitis, Knochen-
schmerzen, Arthropathie, Geschwüren und Knochenauftreibungen — die
Annahme einer hereditären Lues keinem Zweifel begegnete, hat die Röntgen-
untersuchung gezeigt, dass einmal die Achse der Tibia wirklich verbogen
war und ferner die hintere Fläche des Knochens dieser Biegung auf das
Genaueste folgte — ein unwiderstehlicher Beweis für die Existenz einer
reellen Verbiegung. Auch an den Wadenbeinen, besonders an der linken
Fibula, war ein vermehrtes Wachstum deutlich ausgesprochen.
2) ln dem von M. mitgeteilten Falle hat bei dem 24 jährigen Patienten
die beiderseitige hochgradige Verkrümmung der Unterschenkel die Indi-
kation für eine Operation, bestehend in einer keilförmige Resektion der
Tibiae und einer Durchmeisselung der Fibulae gegeben. Der Effekt der
Operation war ein befriedigender. Die Verkrümmungen wurden fast völlig
ausgeglichen und dem Patienten war das Gehen erheblich erleichtert
worden.
Die resecirten Knochenstücke Messen erkennen, dass die cortikale
Schicht besonders an der Vorderseite eine erhebliche Verbreiterung durch
Hyperostosenbildung erfahren hatte. An dem einen Keile sah mau am
vorderen Rande eine kleine usurirte Stelle, in deren Nachbarschaft der
Knochen weithin scheinbar total eburnisirt war. Eine 4 mm dicke hier
abgesägte Knochenscheibe liess jedoch im Röntgenbilde fast überall, auch
an Stellen, die ganz elfenbeinern erschienen, feine Kanälchen und Bälkchen
erkennen. Andererseits zeigte die Röntgenaufnahme eines Keiles von der
Basis her — also im anteroposterioren Durchmesser des Knochens — nur
einen tiefen Schatten, in dem keinerlei Struktur wahrnehmbar war und
doch ergab die nähere Untersuchung des Knochenstückes, dass sich in
demselben eine erbsengrosse Höhle befand, die zum Teil mit morschen
30*
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468
Damiano«. — Hei.hkon. — Mo. Kkk.
No. 28.
Knocbenbälkchen erfüllt war. Dieser Rarefikationsherd — der offenbar
der Sitz eines gummösen Processes gewesen war — markirte sich als«
absolut nicht bei der Durchstrahlung, sondern wurde durch das ihn um-
gebende total sklerosirte Knochengewebe völlig verdeckt. Man muss also
annehmen, dass es nicht möglich ist, mittelst der Röntgenuntersuchung in
Knochenpartien, die durch luetische Processe stark sklerosirt sind, Guui
mata nachzuweisen. Joacbimsthal.
N. Damianos, Ueber aufsteigende Darmcinstülpungen. Deutsche Zeitschr.
f. Chir. 76. Bd., S. 439.
Fülle rückläufiger Darmeinstülpungen sind seltene Vorkommnisse; bei
ihnen erfolgt die Einscbiehung einer Darmpartic in den nach aufwärts zu
liegenden Darmabschnitt im Sinne antiperistaltischer Bewegung. Eiuen
derartigen Fall beobachtete D. bei einem 3jährigen Mädchen, bei welchem
nicht weit vom Coecum entfernt die Invagination von 20 cm einer unteren
in eine gleiche Länge einer oberen Ileumschlinge vorlag. Die Operation
erfolgte in extremis. — Was das Vorkommen der aufsteigenden Imagina-
tionen betrifft, so ist erwiesen, dass dieselbe unter den gleichen Be-
dingungen stattfindet wie die absteigende, auch bei ganz intaktem Darm
und Peritoneum. Auch in D.’s Fall erfreute sich das Kind bis zum Tage
der plötzlichen Erkrankung vollster Gesundheit. Die aufsteigende Invagi-
nation kommt derart zu stände, dass infolge eigenartiger und uns unbe
kannter Störungen normaler Darmperistaltik auf eine ringförmige Con-
traktiou einer Darmstelle die weiter aufwärts liegende Darmpartie durch
Aktion ihrer Längsmuskulatur eine lippenförmige Umstülpung über die
contrahirte Partie erzeugt, die den Beginn der spontan weiter schreitenden
Einstülpung darstcllt. — D. stellt aus der Littcratur 9 weitere Fälle von
aufsteigender Darmeinstülpung zusammen. Pcltesohn
llelhron, Entstehung und Behandlung der Kurzsichtigkeit, ßerl. klin
Wochenschr. 1906, No. 12.
H. spricht sich für die Vollcorrektion der Myopen für die Nähe und
die Ferne aus; vorausgesetzt, dass letztere nicht durch Presbyopie oder
excessive Grade der Kurzsichtigkeit verboten ist. Iiorstmann.
S. 11, Me. Kee, Experimentelle Untersuchungen über die resorbirenden
Eigenschaften des Dionin. Klin. Monatsbl. f. Augcnheilk. X 1,1 II-, I,
S. 374.
Um die resorbirende Eigenschaft des Dionins zu prüfen, injicirte Verf.
eine Tuscheemulsion in die vordere Augenkamuier des Hundes, der Katze
und des Kaninchens. Nachher behandelte er das Auge mit einer lOproc.
Dioninlösung, wovon zwei Tropfen täglich eingeträufelt wurden. Bei dem
Hunde und der Katze trat danach Chemosis auf, während dies beim
Kaninchen nicht der Fall war. Bei letzterem war auch kein resorbirender
Einfluss des Dionin festzustellen, dagegen war beim Hund und der Katze
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No. 28.
Romkb.
469
die Tuscbresorption deutlich. Ausserdem hatte das Mittel eine bemerkens-
werte resorbircnde Kraft für die Hornhauttrübungen. Wahrscheinlich ist
die die Chemose erzeugende Wirkung eine Vorbedingung für die resorbircnde
Wirkung des Dionins. Horstniann.
P. Römer, Die Pathogenese der Cataracta senilis vom Standpunkt der
Seruinforschung. 1. Der Altersstaar als Oytotoxinwirkung und das Gesetz
der Cytotoxinretcntion durch die sekretorischen Apparate des Auges,
v. Graefe’s Arch. f. Ophtalra. LX., 2, S. 175.
Derselbe, II. Die Ernährung der Linse nach der Reccptorentheoric und
der Nachweis des Receptorenaufbaucs des Linsenprotoplasmas. Ebenda.
S. 239.
R.’s neue Hypothese über die Entstehung der Alterscatarakt lasst sich
dahin zusammenfassen, dass bei der regressiven Metamorphose des senilen
Organismus im Blute Antikörper in Freiheit gesetzt werden, die, wenn sie
vom Sekretionsorgane des Auges nicht zurückgehalten werden können,
vermöge ihrer specitischen Affinität zum Linsenprotoplasma schädigend auf
dasselbe einwirken.
V'erf. zeigt zunächst, dass unter normalen Verhältnissen die Hämo-
lysine des normalen Serums am Uebcrtritt in das Kammerwasser und den
Glaskörper gehindert werden.
Ebenso werden auch artfremde Oytotoxiue vom Sekretionsorgane des
nicht entzündeten Auges zurückgehalten, wie sich durch Injektion bakteri-
cider Heilsera erweisen lässt. Es waren z. B. nach intravenöser Injektion
hochwertigen Choleraimmunserums von der Ziege beim Kaninchen virulent
inficirte Meerschweinchen mir dann zu retten, wenn mit der Choleracultur
Kaninchenserum injicirt wurde, während Zusatz von Kammerwasser oder
Glaskörper der Kaninchen wirkungslos war.
In der zweiten Arbeit führt R den Nachweis, dass die Linse iu der
Tat Antikörper bindende Receptoren besitzt: Linseneiweisslösungen (Schwein)
brachten Kaninchen — und zwar nur Kaninchenblutkörperchen zu starker
Agglutination. In der Linse liegen also specifische Hümagglutinine. (Re-
ceptoren 2. Ordnung Ehrlich’s).
Von den beiden im Tetanusgift enthaltenen Toxinen, dem Tetanolysin
und Tetanospasmin, wird nur das erstere von der Linse gebunden (Re-
ceptor 1. Ordnung); mittels dieses in der Linse vorhandenen Antitetano-
lysin gelingt es, die Giftwirkung des Tetanolysins auf Kaninchenblut zu
nentralisiren.
Ausser diesen die einfachen Toxine bindenden Receptoren lassen sich
in der Linse antihämolytische Funktionen nachweiscn, welche die in der
Hämolyse zum Ausdruck kommenden Komplemente des Serums verankern.
Linsenprotoplasma hebt die hämolytische Wirkung des Menschenserums
auf. Ein bemerkenswerter Unterschied besteht zwischen Kinde und Kern
der Linse in Bezug auf die antihämolytisebe Wirkung. Die Cortikalis-
mavsen von wegen Catarakt extrahirten menschlichen Linsen zeigten näm-
lich eine viel deutlichere Hemmung der Hämolyse des Serums als der
sklerosirte Kern, in welchem die Complementbildung durch complemento-
phile Receptoren zwar nicht fehlt, aber erschwert ist.
je
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470 Kat*. — JfraaKH«. — Siiitii. — Röpke. No. 28.
Durch diese Erforschung der Affinitätsgesetze des Linsenprotaplasmas
wird zum ersten Male ausser der rein physikalischen Betrachtung der
Linsenernährung (Diffusion etc.) ein neuer Weg beschritten, der unsere
Kenntnisse von der biologischen Funktion des Linsenprotoplasmas erheb-
lich erweitert. G. Abelsdorff.
L. Katz, Die Stria vascularis der Fledermaus. Arch. f. Ohrenbeilk. G2. Bd.,
S. 271.
Auf Grund seiner Untersuchungen an der Fledermaus hält K. im
Gegensatz zu anderen Autoren die Stria vascularis nicht für ein echtes,
gefässfiihrcndes Epithel, sondern für ein aus mehreren verschiedenartigen
Gewebsartcn, nämlich 1. aus einreihigen, fibrillär gestreiften cy 1 i n d rischen
Epithelzellen, 2. aus Gefässen, 3. aus bindegewebigen Beimengungen be-
stehendes Gebilde. Schwabach.
Jürgens, Ein Fäll von chemischer Verätzung der Vena jugularis und Art.
carotis vom Ohr aus und Tod durch Blutung aus demselben. Monatsschr.
f. Ohrenheilk. 1!K)4, No. 10.
Dass die in dem mitgeteilten Fall aufgetretenen wiederholten profusen,
schliesslich zum Tode führenden Blutungen durch chemische Aetzungen
bedingt gewesen seien, schliesst Verf. aus der Verschorfung der Wunde
des äusseren Gehörganges, „der Wegätzung aller weichen Teile in der
Paukenhöhle“ und zwar müsse es sich um Säureverätzung gehandelt haben,
da auch die Knochenränder zwischen den grossen Gefässen, N. facialis und
Paukenhöhle wegeschmolzen wareu. Schwabach.
Olliver Smith, Acccssory thyreoid ou the posterior third of the tongue.
N.-Y. mcd. journ. and Philad. med. journ. 1!K)4, Oct. 20.
Bei der grossen Seltenheit sei dieser Fall erwähnt, der bei einer
50jährigen Frau vorkam. Der Tumor, welcher schon zweimal vorher ent-
fernt worden war, hatte eine ovoide Form, entsprang dem hinteren Drittel
der Zunge, drückte die Epiglottis nieder und ragte bis zum Kachendach;
er fühlte sich zwar fest aber elastisch an. Verf. entfernte ihn unter lokaler
Anästhesie vom Munde her. Die Blutung war nicht erheblich.
W. Lublinski.
Röpke, l’ebcr das Endotheliom der Nasenhöhle. Münch, med. Wochen-
schrift 1904, No. 33.
Bisher sind nur 7 Fälle von Endotheliom der Nasenhöhle beobachtet
worden, denen Verf. einen achten anschliesst, dessen erste ausgesprochene
Symptome sich direkt im Anschluss an ein Schädeltrauma zeigten. Wahr-
scheinlich war der Ausgangspunkt der linke Proc. pterygoidens. Von da
aus ergriff die Geschwulst die Flügelgaumengrube und durch das Foramen
sphenopalatinum die obere Nasenhöhle, durchsetzte die Siebbeinzellen, die
Keilbeinhöhle und wahrscheinlich die Kieferhöhle, wucherte in deu Nasen-
rachen und griff auf die andere Nasenseite über. Später erfolgte der
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So. 28.
Pröli.8. — Eiskniikko. — Eltin«.
471
Durchbruch in das Schädelinncre. Pat. starb unter den Erscheinungen
der Meningitis. Keine Sektion. W. Lublinski.
Prülls, Die Milchversorgnng unserer Grossstädte unter Anlehnung an die
Hamburger Milchausstcllung 1003. Vierteljahrsschr. f. öffentl. Gesund-
heitspflege 1904, Bd. 36, S. 508.
P. führt ans, dass die bisherigen gesetzlichen Bestimmungen teils
nicht ausreichend sind, teils das Wesentliche bei der Milchversorgnng, die
hygienische Frage, zu wenig berücksichtigen. Da die Qualität der Milch
weit mehr durch Fehler am Ort der Gewinnung als durch fehlerhafte Be-
handlung in der Stadt beeinflusst wird, so liegt der Schwerpunkt nicht in
der polizeilichen Controlle des Milchmarktes, sondern in der Ueberwachung
der Milchviehställe und des Melkegeschäftes. Von nachträglichen Unter-
suchungsverfahren giebt hierüber allein eine Bestimmung des Schmutz-
gehaltes der Milch Aufschluss, worauf von den Bestimmungen zu wenig
Wert gelegt wird. Neben dieser Gontrolle der Milchproduktion ist der
Transport der Milch und der Vertrieb verbesserungsbedürftig. Für den
Transport sind die Errungenschaften der Kälteindustrie mehr, als dies
bisher geschieht, dienstbar zu machen. Die Grossstädte selbst können die
Güte der Milch dadurch günstig beeinflussen, dass sie ähnlich den Schlacht-
höfen centrale Milchhöfe einrichten, welche mit Kühlräumen, Sterilisir- und
Reinigungsvorrichtungen und mit Milchuntersuchungslaboratorien zu ver-
sehen sind. Diese Milchhöfe muss alle Milch passiren, hier wird sie in
verschlossene Flaschen gefüllt und von hier an die Consumenten abge-
geben. Die kleinen, nicht controllirbaren Milchgeschäfte, in denen eine
rationelle Behandlung der Milch ausgeschlossen und reichlich Gelegenheit
zu Milchinfektionen’ gegeben ist, sind zu beseitigen. H. Bischoff.
Pli. Eisenberg, Ueber die Verwandtschaft der verschiedenen Dysenterie-
stämme. Wiener klin. Wochenschr. 1904, No. 43.
Durch Untersuchung der Agglutinabilität von Shiga-Kruse- und Flexner-
bacillen und des Gehaltes an präcipitabler Substanz von Bouillonculturcn
stellte E. im Einklang mit der Mehrzahl der Forscher fest, dass die beiden
Typen der Dysenteriebacillen zu unterscheiden sind. Die mit ihnen her-
gestellten Immunsera beeinflussen die homologen Bacillen wesentlich stärker
als die audere Art, wenn auch diese eine gewisse Beeinflussung zeigen,
aus der auf Verwandtschaft geschlossen werden kann. Da nun bei Ver-
wendung eines specifischen Serums für Heilzwecke unmöglich erst durch
bakteriologische Untersuchungen festgestellt werden kann, welcher Bacillus
in einem fraglichen Falle als der Erreger anzusehen ist, so schlägt E. vor,
polyvalente Dysenteriesera herzustellen. H. Bischoff.
A. W. Etting, The pathology and treatment of tetanus. Albany med.
annals 1904, Vol. XXV, p. 105.
Verf. bringt aus der Litteratur kurz und anschaulich, was über die
Aetiologie, Pathologie und Therapie des Tetanus bekannt ist. Hieran
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472
Strassmaxn und Scum.z. — Holz.
No. 28.
schliesst er die Beschreibung von drei Tetanusfällen, die er mittels Anti-
toxininjektionen behandelt bat. Von ihnen sind zwei genesen, ein sehr
akut verlaufender Fall gestorben. Wenn somit auch die Antitoxinbehand-
lung nicht allen Anforderungen gerecht wird,' so ist sie doch das Beste,
was bisher zur Verfügung steht. E. empfiehlt bei schweren Fällen zur
subduralcn Injektion zu greifen. Er hat auf einmal 5 ccm subdural in-
jicirt, ohne dass hierdurch eine Schädigung des Gehirnes hervorgerufen
worden ist. H. Bi sch off.
1) Fr. Stra.ssinann und A. Schulz, Untersuchungen zur Kohlenoxydver-
giftung. Bcrl. klin. Wochenschr. 1004, No. 48.
2) 11. Holz, Ueber Atropinvergiftung. Ebenda. No. 40.
1) Die für den Gerichtsarzt wichtige Frage, oh Kohlenoxyd unver-
sehrte Leichenteile durchdringen und sich mit dem in unverletzten Ab-
schnitten des Gefäßsystems enthaltenen Blute verbinden könne, wurde bis
vor kurzem negativ beantwortet. Erst in neuerer Zeit wiesen Beob-
achtungen darauf hin, dass in der Tat Kohlenoxyd durch unversehrte Haut-
decken in Leichen eindringen könne. Um diese Frage experimentell zu
entscheiden, stellten Verff. Versuche in der Weise an, dass sie Leichen
Erwachener in feste verschlossene, nur mit Ein- und Ausgangsöffuungen
versehene Holzkästen brachten und durch diese Oeffnung viele Stunden
lang Leuchtgas hindurchleiteten; durch ein in dem Kasten angebrachtes
Fenster konnte die Farbe der Totenflecke jederzeit controllirt werden. Zum
Nachweis des Kohlenoxyds wurde neben anderen Proben der sehr empfind-
liche Palladiumchlorürnachweis angewandt. Es konnte zunächst zweifellos
festgestellt werden, dass sich im Gefässblut derartig behandelter Leichen
regelmässig Kohlenoxyd vorfand. Es fehlt im Blute der Adergeflechte und
der Gefässplatte. Sehr auffallend ist das Aussehen der Leber, bei der ein
deutlicher Farbenunterschied zwischen der kohlenoxydhaltigen Oberfläche
und dem dunklen übrigen Teil besteht. Man kaun überhaupt bei der post-
mortale)) Diffusion von Kohlenoxyd ein allmähliches Vordringen des Gases
von der Peripherie nach dem Centrum deutlich wahrnehmen, beispiels-
weise an den verschiedenen Schichten der Brustmuskulatur. Im Gegensatz
hierzu steht das Bild der Kohlenoxydvergiftung, bei der eine derartige
ungleiche Verteilung des Giftes unmöglich ist. Noch ein zweites Charak-
teristikum giebt es zur Entscheidung der Frage, ob Kohlenoxydvergiftung
oder postmortales Eindringen von Kohlenoxyd vorliegt: das ist die Menge
des im Blute gefundenen Kohlenoxyds. Bei postmortalem Eindringen finden
sich immer nur so geringe Mengen, dass weniger empfindliche Proben,
z. B. die spektroskopische, regelmässig versagen.
2) Der Fall betrifft ein 7jähriges Mädchen, dass versehentlich einen
Theelöflel einer 1 prom. Atropinlösung genommen hatte. Die Vergiftungs-
crscheinuugen waren: grosse Unruhe, die sich bis zu Delirien steigerte,
maximale Erweiterung der Pupillen, Haut hochrot, trocken, heiss, starker
Meteorismus, lebhaft gesteigerte, fliegende Respiration, sehr frequenter,
flatternder Puls. Nach zwei Morphiuminjektionen trat Beruhigung, Schlaf
und vollständige Heilung ein. K. Kronthal.
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No. 28. Hshz. — Abkanazv. • 473
M. Herz, Eine Funktionsprüfung des kranken Herzens. Deutsche med.
Wochenschr. 1905, No. 6.
Hui die Sufficienz resp. (nsufticienz des Herzmuskels festzustellen, be-
dient sich Verl, folgender einfacher Funktionsprüfung: man lässt den
Patienten seinen Vorderarm so langsam, wie es ihm bei gespannter Auf-
merksamkeit möglich ist, und gleichmässig beugen und wieder strecken,
nachdem man den Puls gezählt hat; nach der Uebung zählt man den Puls
wieder und beachtet die Differenz. Diese sog. „Sclbsthemmuugsbewegung“
(S.) lässt die Pulszahl bei gesunden Individuen entweder unverändert oder
beschleunigt sie in mässigem Grade, während jeder irgendwie afficirte
Herzmuskel auf die S Bewegung mit einer Verlangsamung des zugleich
voller und kräftiger werdenden Pulses reagirte. Diese Verlangsamung
beträgt bei schon verlangsamtem oder normalem Pulse gewöhnlich 4 bis
10 Schläge in der Minute, während man bei erhöhter Pulsfrequenz Diffe-
renzen bis zu 40 Schlägen pro Minute beobachten konnte. Beachtenswert
ist, dass in zwei Fällen von habitueller, seit frühester Jungend bestehender
Bradykardie die S-Probe im Stiche liess. — Deutliche Resultate ergab die
Probe in Fällen von beginnender Herzmuskelerkrankung bei Atherose,
ferner bei constitiftionellen Erkrankungen (Diabetes) und chronischen Ver-
giftungen (starkes Tabackrauchen). Inconstant waren die Befunde beim
Fettherz und bei chronischer Nephritis; diagnostisch bedeutsam erwies
sich die Probe behufs Unterscheidung von Asthma bronchiale und cardiale.
Nervöse Tachykardie wird durch eine S- Bewegung niemals herabgesetzt,
sondern erheblich gesteigert, ein Umstand, der von differentiell-diagnosti-
scher Bedeutung ist. — Verf. ist nicht geneigt, die so häufig bei Herzmuskel-
affektiouen auftretenden Veränderungen der Herzganglien für die abnorme
Verlangsamung des Pulses bei der S-Probe verantwortlich zu machen; für
wahrscheinlich hält er vielmehr einen reflektorischen Vorgang, der in der
Hirnrinde beginnt und über die Mcdulla oblougata zum Herzen geht, wo
sodann bei Erkrankungen des Herzmuskels eine starke Wirkung auf den
Vagus hervortritt. L. Perl.
M. Asknnazy, Die Aetiologie und Pathologie der Katzenegelerkrankung
des Menschen. Deutsche med. Wochenschr. 1904, No. 19.
Das Distomum felineum, ein bei Katzen und Hunden nicht selten an-
zutreffender Parasit wird beim Menschen nur äusserst selten beobachtet.
So fand WitiOGRADOFF in Sibirien 9mal diesen Parasiten und zwar zufällig
bei der Sektion. An sonstigen Orten Europas ist er bisher niemals bei
Menschen gefunden worden. Da starb im Jahre 1900 in der Königsberger
Klinik ein aus dem Kreise Heidekrug stammender Altsitzer an Leberkrebs
und bei dessen Obduktion fand man mehr als 100 der obengenannten
Distomeu in den Gallengängen. Bei dieser Gelegenheit stellte es sich
auch heraus, dass bei einem ebenfalls aus Heidekrug stammenden, an
Ischias leidenden Patienten im Stuhle genau dieselben Distomeneier ge-
sehen, aber nicht recognoscirt worden waren. An diese Tatsache knüpfen
sich drei wichtige Fragen; 1. Handelt es sich nur um ein zufälliges Zu-
sammentreffen oder um einen verräterischen Vorposten eines bisher noch
e
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474
ScHLOÜSUANN.
No. 28.
nicht entdeckten Krankenherdes? 2. Steht der Leberkrebs in irgend einer
Beziehung zu dem Kindringen des Distommn? und 3. woher stammt der
l’arasit und auf welchem Wege erfolgt die Infektion? Was die erste Frage
aulangt, so ist sie dahin zu beantworten, dass am Dfer des kurischen Hafts
zweifellos ein bisher unbekannter Herd von Katzenegelinfektion beim
Menschen besteht. Die Antwort auf die zweite Frage ist, dass ein Causal-
nexus zwischen Distonium und Krebs nicht von der Hand zu weisen ist,
zumal man ja auch annehmen muss, dass die durch die Distomen hervor-
gerufene epitheliale Proliferation der Gallenwegc sich zu einer Carcinom-
bildung steigern kann. Die dritte Frage endlich wird dahin beantwortet,
dass die, resp. eine Quelle mit Distomum felincnni in den Fischen, be-
sonders in den Plötzen (Leuciscus rutilus), zu suchen ist.
Carl Rosenthal.
A. .Schlussmann, Ueber Menge, Art und Bedeutung des Phosphors in der
Milch und über einige Schicksale desselben im Säuglingsorganismus.
Arch. f. Kinderheilk. Bd. 40, S. 1.
Der Phosphorbedarf des Säuglings ist ein verhältnissmässig sehr hoher
wegen des intensiven Wachstums des Nerven- und Kifochcnsystms. Die
natürliche Nahrung des Kindes enthält aber hinreichend Phosphor, um
dieses Bedürfnis voll zu decken; das gleiche gilt von einer rationellen
künstlichen Krnährung. Der Gesammtphosphorgehalt der Milch beträgt
nach den vom Verf. ausgeführten Bestimmungen im Liter Milch
Verhältnis
P
p2o5
von P206 : N
1. der Kuh . .
. 0,7907
1,8097
1 :2,7
2. des Esels .
. 0,6651
1,5233
1 : 1,16
3. der Ziege .
. 0,9576
2,1982
1 : 2,2
4. der F'rau .
. 0,19
o’45
1 : 6,4
Aeussere Verhältnisse, wie Dauer der Laktation, Menstruation, Fieber
haben keinen ausschlaggebenden Fanfluss auf den Phosphorgehalt der Milch
Von bestimmenden Einfluss auf denselben ist allein der CaseTngehalt der
Milch. F’est steht, dass ein Teil des Phosphors in organischer Bindung
in jeder Milch enthalten ist, nämlich im Casein; der Gehalt der Milch an
anderen Nukleonen und an Lecithin ist dagegen durchaus noch nicht ge-
klärt. — Verf. konnte im Aetherextrakt der (nicht eingedampften) Milch
— auch selbst nach stundenlangem Schütteln — kein Lecithin nachweisen.
Die geringen Mengen P-haltiger Verbindungen, die nach sehr langem
Schütteln mit Aether in letzteren übergehen, sind wahrscheinlich Casein.
Wenn man die Lecithinbestimmung nach den Angaben von Stoklasa vor-
nimmt (14stündigcs Kxtraliiren mit siedendem Alkohol), so wird das Casein
zersetzt, und aus diesem, nicht aus dem Lecithin, stammt der im alkoholi-
schen Auszug nachweisbare Phosphor. Für diese Deutung sprechen auch
die im alkoholischen Extrakt nachweisbaren Mengen N. — Ob die Milch
eine Verbindung des Lecithins, etwa ein Lccithalbumin, enthält, ist noch
unentschieden; jedenfalls nicht mit der gleichen Sicherheit wie das Vor-
handensein des Lecithins zu bestreiten. Neben dem Lecithin hat mau noch
andere organische P-baltige Substanzen in der Milch finden zu können ge-
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No. 28.
Strabbcbukb.
475
glaubt, vor allem die Phosphorfleischsäure. Auch deren Existenz hält
Verf. nicht für erwiesen; wahrscheinlich sind die vermeintlichen Funde
organischer Verbindungen immer wieder und wieder auf die labilen Com-
ponenten des Caseins zurückzuführen. — Zur Trennung der anorganischen
von den organischen Phosphorverbindungen in der Milch bediente sich
Verf. verschiedener Methoden; (1. Fällung mit Almen’scher Gcrbsäurelösung,
Extraktion des Niederschlages mit 1/i\iroc. Essigsäure, 2. Fällung nach
Kitthausen, Extraktion mit 1 proc. HCl). Es ergab sich, dass in der
Kuh- und Ziegenmilch etwa der dritte Teil des Gesammtphosphors (s. o.)
sich in organischer Bindung findet, in der Esel- und Frauenmilch finden
sich weniger organische Phosphate, sowohl absolut als relativ. — Eine
Trennung der organischen und anorganischen Phosphorverbindungen im
Kot und Urin des Kindes hält Verf. mit Hülfe der heute zu Gebote stehen-
den Methoden für nicht ausführbar und daher darauf zielende Stoffwechsel-
versuche für wertlos. Dagegen konnte Verf. in einigen Versuchen, in denen
die Kinder in der einen Periode Frauenmilch, in der anderen Kuhmilch
oder Kuhmilchderivate erhielten, feststellen, dass die Resorption der ge-
summten Phosphormenge in der letzteren Periode eine bedeutend bessere
war als in der Frauenmilchperiode. So blieben in einem Versuch von dem
mit der Frauenmilch aufgenommenen P 15,14 pCt. unresorbirt, in einer
Sahnenmischungsperiode nur 4,72 pCt. unausgenützt, trotzdem in der Sahnen-
periode die doppelte Menge P pro Kilo Kind aufgenommen wurde. Dass
der Körper des Säugliugs also Not zu leiden hätte in Bezug auf die
P- Resorption bei künstlicher Nahrung, erscheint ausgeschlossen.
Stadthagen.
Strasburger, Uebcr Blutdruck, Gefässtonus und Herzarbeit bei Wasser-
bädern verschiedener Temperatur und bei kohlensäurehaltigen Soolbädern.
Deutsches Arcli. f. klin. Med. 82. Bd., 5. u. 6. H., S. 459.
Bei Wasserbädern zeigt die Curve des systolischen Blutdrucks während
des Bades einen dreiteiligen Typus: Ansteigen — Senkung — Ansteigen.
Es sind aber nicht immer alle drei Phasen ausgebildet. Am constantesten
ist die mittlere Senkung. Nach dem Bade erfolgt stets ein Fallen des
Druckes, in der Regel bis unter das Ausgangsniveau. War der Druck zu
Schluss des Bades schon unter diesem, so bleibt er hier noch einige Zeit.
Je kälter das Bad, um so ausgesprochener ist die Anfangssteigerung,
je heisser, um so ausgesprochener die Schlusssteigerung des Blutdrucks.
Bei heissen Bädern (über 40° C.) befindet sich während des Bades
der Druck dauernd über dem Ausgangsniveau.
Bei warmen Bädern (bis 40° C.) pflegt "der Blutdruck, abgesehen
davon, dass die Anfangssteigerung gering ist, oder fehlt, im ganzen tiefer
zu sinken, als bei kalten Bädern.
Die Curven des systolischen Blutdruckes bei Bädern nicht weit ober-
halb des Indifferenzpunktes können aber denen von Bädern nicht weit
unterhalb dieses Punktes zum Verwechseln ähnlich sehen.
Bäder gleich oberhalb des Indifferenzpunktes scheinen auf den Blut-
druck regulirend zu wirken.
Der Indifferenzpuukt für den Blutdruck befand sich bei 34 und 35° C.
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476
Dohath.
No. -28.
Der Indifferenzpunkt für die Pulsfrequenz umfasst bei einfachen Wasser-
bädern die Temperaturen 34, 35 und 30° C. Unterhalb dieses Punktes
findet man Pulsveriangsamung, oberhalb -Beschleunigung.
Der diastolische Druck bewegt sieb gleichsinnig mit dem systolischen,
geht ihm aber keineswegs völlig parallel.
Aus dem Verhalten des Blutdruckquotienten und aus seinem Vergleich
mit dem systolischen Druck ergiebt sich, dass bei einfachen Wasserbädern,
deren Temperatur unterhalb 40° C. liegt, der Verlauf der Druckcurve gani
vorwiegend durch das Verhalten des Gefässtonus bestimmt wird. Insbe-
sondere ist bei kalten Bädern der primäre Druckanstieg Folge der Gefäss-
contraktion, das darauffolgende Sinken Folge der Gefässcrweitcriing
(Reaktion). Friert der Patient, so bleibt infolge von Gefässcontraktion
der Druck erhöht resp. steigt wieder an.
Der Druckanstieg gegen Schluss heisser Bäder (über 40° C.) ist Folge
vermehrter Herzarbeit.
Die Herzarbeit ist bei Wasscrbädcrn über 40° C. stark vermehrt,
nnterhalb dieser Temperatur bis zum Indifferenzpunkt gewöhnlich etwas
erhöht, unterhalb des Indifferenzpunktes in der Regel etwas herabgesetzt.
Bei kohlensäurehaltigen Soolbädcrn unterscheidet sich die Curve des
systolischen Druckes nicht principiell von der bei einfachen Bädern und
wird hauptsächlich durch die Temperatur des Bades bestimmt. Der Puls
wird eventuell während des Bades weniger, nach dem Bade stärker ver-
langsamt, als bei einfachen Bädern von der entsprechenden Temperatur.
Die kohlensäurehaltigen Soolbäder regen das Herz während des Bades unter
Vermehrung des Schlagvolumens zu grösserer Arbeit an, eine F.igenscbaft,
die die einfachen kühlen Bäder in der Regel nicht besitzen.
Heisse Bäder stellen also in jeder Beziehung erhebliche .Mehrforde-
rungen an das Herz. Es gilt dies wahrscheinlich besonders von denen,
die zur Erhöhung der Körpertemperatur führen.
Kühle Bäder bedeuten für das Herz zugleich eine Uebung und Schonung.
Bei kohlensäurehaltigen Soolbädern machen sich diese beiden Faktoren in
anderer, günstigerer Weise geltend, als bei einfachen Wasserbädern. Ins-
besondere greift bei kohlensäurehaltigen Soolbädcrn die Anregung zur
Uebung am Herzen selbst an, ähnlich einer vorübergehenden Digitalis-
wirkung. Dabei geht übrigens letztere mit Gefässverengerung, erstere mit
Gefässerweitcrung einher. Man kann sagen: kohlensäurehaltige Soolbäder
üben das Herz unter erleichterten, schonenden Bedingungen.
Alle angeführten Resultate sind durch Versuche an gesunden Personen
gewonnen und beziehen sich streng genommen zunächst nur auf diese.
Alkan.
4. Donath, Die Bedeutung des Cholins in der Epilepsie. Nebst Beiträgen
zur Wirkung des Cholins und Neurins sowie zur Chemie der Cerebro-
spinalflüssigkeit. Deutsche Zeitschr. f. Nervenheilk. 27. Bd (1. u. 2).
D. konnte durch chemische und mikroskopische Untersuchungen der
durch die Quincke’sche Lumbalpunktion gewonnenen Cerebrospinalflüssig-
keit feststellcu, dass diese bei Epileptikern in der Regel Cholin enthält;
ferner lehrten Tierexperimente, dass Cbo.in bei ihnen heftige Convulsioneu
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No. 28.
Sato.
477
erzeugen und bei der Auslösung des epileptischen Anfalls wahrscheinlich
eine wichtige Rolle spielt. Bei Jackson’scher und syphilitischer Epilepsie
wie bei Hystero-Kpilepsie war der Cholinbefund meist positiv, ebenso aber
auch bei anderen organischen Erkrankungen des Centraluervensystems, bei
welchen ein Untergang von Nervengewebe und ein vermehrtes Freiwerden
von Lecithin uud Abspaltung von Cholin angenommen werden muss. Auch
das ,Neurin erwies sich als krampfmacheudes Gift, doch wirkte Cholin und
Neurin bei intracerebraler Applikation besser als bei intravenöser. Damit
das Cholin krampferregend wirke, erscheint dem Verf. das Vorhandensein
einer niedrigeren Reizschwelle der Hirnrinde nötig zu sein (durch Hyper-
ämie, chrouisch entzündliche Processe u. s. w.). Selbst bei der progressiven
Paralyse scheinen die epileptiforme» Anfälle dem Verf. durch das Cholin
in Verbindung mit der reizbaren hyperämischen Hirnrinde zu stände zu
kommen. — Zum Schluss wendet sich 1). gegen die Karbaminsäuretheoric
von Kraissky. S. Kalischer.
T. Nato, lieber Cysticerken im Gehirn des Menschen. Deutsche Zeitschr.
f. Ncrvenheilk. 27. Bd. (1./2.)
Nach der Mitteilung von 4 einschlägigen Fällen von Hirncysticerken
konnte S. 128 Fälle aus der Litteratur zusammenstellen. Meist ist das
Alter zwischen dem 40. und GO. Lebensjahr betroffen. Die Lebensdauer
der einzelnen Cysticerken beträgt 3 — 6 Jahre. Die klinischen Erschei-
nungen hängen weniger von der Grösse der Blase als von dem Sitz der-
selben ab. In 18 von 128 Fällen, wo der Tod ganz plötzlich eintrat,
sassen die vereinzelten Blasen in den Ventrikeln uud an der Hirnbasis.
Convulsionen und epileptiforme Anfälle kamen fast nur bei der Lokali-
sation an der Peripherie und in der Rindensubstanz der Grosshirnhemi-
sphären vor. Fast nie fehlt Hydrocephalus internus bei den Gehirn-
cysticerken und zwar durch Ependymitis oder durch Druckerscheinungen.
In 19 Fällen von den 128 war der Cysticcrkus im Gehirn völlig latent
geblieben und wurde nur gelegentlich bei der Sektion gefunden. — Nach
Sitz und klinischen Erscheinungen teilt S. die Cysticerken des Gehirns in
3 Gruppen. Die erste umfasst diejenigen an den Häuten des Gehirns, an
der Hirnrinde, an der Hirnriudensubstanz. Hier fanden sich 31 Fälle die
das Bild der Epilepsie in wechselnden Formen, cortikale und allgemeine,
mit ohne psychische Störungen aufwiesen. Diese Fälle enden häutig mit
Psychosen, die an das Bild der Dementia paralytica erinnern. Meist ist
Kopfschmerz, Schwindel, auch Erbrechen dabei, ln 38 pCt. der Fälle (48)
lagen die Cysticerken iu den Ventrikeln und besonders war der 4. Ven-
trikel bevorzugt. 9 Fälle, in deneu der Cysticcrkus solitär im Ventrikel
sass, verliefen symptomlos; stets war in den anderen Fällen Kopfschmerz,
Schwindel, Erbrechen und taumelnder Gang vorhanden; bei dem Sitz im
4. Ventrikel trat oft ein plötzlicher Tod ein. — In 24 Fällen war der
Sitz des Cysticerkus an der Gehirnbasis und im Kleinhirn; dabei können
die Hirnnerven mitbeteiligt sein. — Erschwert wird die Diagnose durch
die Mannigfaltigkeit, Vielgestaltigkeit und den rapiden Wechsel der Sym-
ptome, ferner durch das meist multiple Vorhandenhein der Parasiten, durch
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478 RXbiokh. — Baum. No. 28.
den häufigen Mangel lokaler Symptome. Das Auffinden einer Taenie oder
eines Hautcysticerkus erleichtert mitunter die Diagnose. Im Gegensatz zur
idiopathischen Kpilepsie befällt die- durch den Cysticerkus verursachte
Kpilepsie gewöhnlich erst das Alter vom 30. — 40.; namentlich im Verein
mit geistigen Störungen, Kopfschmerzen, Erbrechen sollte die Kpilepsie
dieses Alters auf das Vorhandensein von Cysticerken hinweisen.
S. Kali sch er.
A. Rnbiger, Zur Casuistik der Nervenkrankheiten nach elektrischem
Trauma. Deutsche mcd. Wochenschr. 1905, No. 22.
Nach Verf. handelt es sich auch bei deu durch elektrische Unfälle
hervorgerufeneu Erkrankungen von Telephonistinnen um Mischformen von
Hysterie, Neurasthenie und Hypochondrie, eventuell um einfache Psychosen.
Als Grundlage können pathologisch-anatomische Veränderungen des Nerven-
systems nicht angenommen werden, zumal nicht mit Sicherheit zu ent-
scheiden, ob tatsächlich ein Uebergang des elektrischen Stromes auf den
Körper stattgefunden, oder ob es sich lediglich um einen psychischen Shock
handelt. Verf. giebt zu, dass sich aus den immer wiederkchrenden funk-
tionellen Störungen schliesslich, wie dies besonders bei den Störungen der
Herztätigkeit zu beobachten ist, organische Veränderungen (Herzerweite-
rung) ausblilden können. • Bernhardt.
J. Kaum, Beitrag zur Kehre von der Urticaria. (Aus der dermatol. Uni
versitätsklinik zu Breslau.) Berl. klin. Wochenschr. 1905, No. 1.
Die zufällige Beobachtung, dass man durch Acthylenglvkol (und eine
Reihe anderer Substanzen) auf der durch leichtes Abreiben mit Schmirgel-
papier ganz oberflächlich lädirten menschlichen Haut typische Quaddeln
erzeugen kann, veranlassten ß., sich mit der Pathogenese der Urticaria zu
beschäftigen und zwar benutzte er zu seinen Untersuchungen die Schwimm-
haut des Frosches, in deren durchsichtigem Gewebe sich die Vorgänge
unter dem Mikroskop direkt verfolgen lassen, nachdem er sich überzeugt
hatte, dass auf ihr ein Tropfen Aethylenglykol schon ohne vorgängige
Läsion ein der menschlichen Urticariaquaddel analoges akutes traumatisches
Oedem hervorruft. Das Experiment gelang übrigens nur bei Winter-, nicht
bei Sommerlröschen. Unter dem Mikroskop zeigt sich nun nach dem Auf-
tupfen des Aethylenglykol alsbald eine gesteigerte arterielle Zufuhr und
zunächst eine Kweiterung der Capillaren mit Verlangsamung der Cirku-
lation in ihnen und stellenweiser Stase. Dann tritt eine ödematöse Schwel-
lung auf, in deren Bereiche die Capillaren sich unter dem Drucke des aus
den Gefässen austretenden Serums wieder verengern. Nirgends sieht inan
eine Exsudation von roten oder weissen Blutkörperchen. Nachdem der
Zustand 10—20 Minuten ungehalten hat, fangen die Cirkulationsstftrungen
an, sich wieder auszugleichen und das Oedem verschwindet allmählich,
ohne dass irgend eine nachweisbare Gewebsveränderung zurückbleibt. In
keiner Phase des Processes ist eine Verengerung der Venen, eine Störung
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No. 28.
Prokscii. — Sasserath.
479
des Abflusses vorhanden; es kann also die Unna’sche Theorie vom Veneu-
spasmus als Ursache der Quaddel nicht richtig sein. II. Müller.
4. K. Prok.sch, Beiträge zur Geschichte der Syphilis. Bonn 1904. P. Hau-
stein. 54 S.
Verf. bekämpft, wie schon in seiner „Geschichte der venerischen
Krankheiten“, die Anschauung von dem neuzeitlichen Ursprung der Syphilis.
Er geht von den angeblichen Syphilisendemien aus, die unter verschiedenen
Bezeichnungen (Radesyge, Skerlievo, Spyrokolon u. s. w.) im 18. bis etwa
zur Mitte des vorigen Jahrhunderts so viel von sich reden machten und
sucht zu zeigen, dass sie in Wirklichkeit niemals existirt haben, der
Glaube an sie nur dadurch zu stände gekommen sei, dass man ein Heer
der mannigfachsten Krankheiten mit der Syphilis verwechselte und mit
ihr unter einem Sammelnamen vereinigte. Hieraus schliesst der Verf.
weiter, dass es sich mit der bekannten grossen Syphilisepidemie am Ende
des 15. Jahrhunderts ganz ebenso verhalten habe; denn wenn man noch
bis 50 Jahre vor unserer Zeit auf Grund solcher Verwechslungen von
Syphilisendemien sprechen konnte, sei nicht anzunehmen, dass Aerzte,
Behörden und Chronisten 400 Jahre früher klarer in diesen Dingen ge-
sehen haben. Man könne also getrost behaupten, dass auch jene Epidemie,
die übrigens schon von einigen der ältesten Syphilographen geleugnet
werde, in Wahrheit gar nicht bestanden hat. Im Wesentlichen auf den-
selben Grund, d. h. das Zusammenwerfen mit anderen Krankheiten, selbst
der Variola, führt Verf. die Meinung zurück, dass die Syphilis damals
einen anderen, bösartigeren Charakter gezeigt habe, als gegenwärtig; dafür,
dass dies nicht der Fall gewesen, beruft er sich namentlich auf die Schriften
des Paracelsus. Endlich tritt P. der Lehre von der amerikanischen Her-
kunft der Syphilis entgegen und citirt die Aussage einiger zeitgenössischer
Schriftsteller, die seiner Ansicht nach beweisen, dass die Krankheit schon
vor den Reisen des Columbias in Europa bekannt gewesen ist. — Ref. hat
hier nur kurz den Gedankengang des Verf.’s skizziren können; wer sich
ein eigenes Urteil in der Streitsache bilden will, muss die kleine Schrift
selbst zur Hand nehmen. 11. Müller.
Sasserath, Phlebitis gonorrhoica. Inaug.-Dissert. Berlin 1904.
Verf. entwirft auf Grund eines Falles der Lesser’schen Klinik und
einer sorgfältigen Zusammenstellung der Litteratur ein Bild der relativ
selten zu beobachtenden gonorrhoischen Phlebitis. Im ganzen hat er
28 Fälle dieser Art gefunden, 10 davon sind hinsichtlich des Zusammen-
hanges von Phlebitis und Gonorrhoe einwandfrei, bei den übrigen kommen
neben der Gonorrhe andere ätiologische Momente in Frage. Die Erkrankung
betraf in 3/4 der Fälle Männer und zwar fast durchweg solche aus schwer
arbeitenden Ständen, deren Vcnensystem nach Meinung des Verf.’s durch
die andauernde körperliche Anstrengung geschwächt war. Differential-
diagnostisch bietet die Unterscheidung der Phlebitis von einer Lymphangitis
bisweilen Schwierigkeiten. Für Phlebitis spricht vor allem das Fehleu
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480
IIlHSinilKBO.
No. 28.
schmerzhafter Drüsetischwellungen, wie sie die Lymphangitis meist be-
gleiten, weiterhin sind Verlauf und Dicke des schmerzhaften Stranges zu
beachten. Bei der vom Verf. neu mitgctcilten Krankenbeobachtung waren
die Venne basilicac beider Oberarme betroffen. Es handelte sich um einen
24jährigen Anstreicher, bei dem 10 Tage nach Beginn des Ausflusses Ent-
zündungen des linken Handgelenks und eines Metacarpophalangealgelenks
der rechten Hand aufgetreten waren; nach weiteren 6 Tagen kam Epi-
didymitis sinistra hinzu; Pat. wurde deshalb ins Krankenhaus geschickt,
wo ausser den erwähnten Erscheinungen gonokokkenhaltiger Ausfluss und
ein systolisches Herzgeräusch fesigestcllt wurden. Aus dem weiteren
Krankheitsverlaufe ist von Interesse, dass die Affektion sich in Form von
bleistiftdickcn, leicht gegen Haut und Unterlage verschieblichen Strängen,
die mässig schmerzhaft waren und hin und wieder von Knotenbildungen
unterbrochen wurden, centripetal auf bestimmte Venen beider Yordcrame
fortsetzte. Bald darauf kam es zu Oedcmen der Vorderarme und Hand-
gclenkgegcndcn und infolge Einreibens der Stränge mit Unguent. einer, zu
einem Hg- Erythem. Doch gingen sämmtliche Erscheinungen im Verlaufe
von 14 Tagen im wesentlichen zurück. B. Marcuse.
A. Hirschberg, Deciduale Zellbildungen am Wurmfortsatz bei Tuben-
Schwangerschaft (Periappendicitis dccidualis). Arch. f. Gynäkol. 1905,
Bd. 74, H. 3.
Deciduale Zell Wucherungen kommen bei jeder Art von Gravidität am
Bauchfell des Beckens vor. Sic künnen makroskopisch in Form von
Knötchen, Fäden oder Platten in die Erscheinung treten. — Deciduale
Zellwucherungen bei Schwangerschaft kommen auch am Peritonealübcrzuge
der im grossen Becken und in der Bauchhöhle gelegenen Organe vor.
Beobachtet sind sie bis jetzt am Dünndarm, am grossen Netz sowie, in
einem in der vorliegenden Arbeit vom Verf. ausfühlich beschriebenen Falle,
am Wurmfortsatz. — Für einen Teil dieser Fälle besteht eine unmittelbare
Beziehung mittels peritoneal adhäsiver Verklebung zum Fruchthalter bezw.
Fruchtsack; für einen auderen Teil dagegen haudelt es sich um direkte
Fernwirkung der Gravidität im eigentlichsten Sinne des Wortes. — Die
decidnalcn Zellwucherungcn sind als Derivate der Bindegcwebszellen der
Serosa principiell zu unterscheiden von den gewuchcrteu, hypertrophischen
Peritonealendothclien. Letztere werden bei produktiven Baucbfellentzün
düngen jeglicher Aetiologie ebenso wie auch bei den histologisch gleich-
wertigen Processen der Organisationsvorgänge nach Blutungen im Peritoneal-
raum beobachtet. — Hypertrophische Bauchfellcudothelien bei Gravidität
haben daher selbst bei äusserer Aehnlichkeit mit isolirten Decidnazellen
weder mit letzteren noch überhaupt mit specifischen Fernwirkuugen der
Schwangerschaft wie sie durch echte Peritoncaldecidua repräsentirt werden,
etwas zu schaffen. Br. Wolff.
Kluge ndtmgeu werden an die Adresse des Herrn Geh. Med. -Kat Prof. Dr. M. Bernhardt (Berltu W
Krauzöahrbo .Strasse 21) oder au dio VerlaKshaudlung (Bor! in NW., Untor den Linden 6$) eibeten
Verla«: ron August II l rar h« nid in Berlin. — l>ru*'k von L Seit um «eher in Berlin S. li
Digitized by Google
M'frhcntllrh Jp*rh*inen
1- 3 Dogen , mw Schluss«
des jAhrrraij#^ Titel, Na-
m«u- und «ch-Keguter.
Centralblatt
Pr*la dra Ji»hrfc*tt|*f^
28 Mark : tu bestellen
durch alle BuchUand-
lungcn u. Po*tan«talten
für die
niisM/
Dnter Mitwirkung von
rof. Dr. H. Senator, Prof. Dr. E. Salkowski, Prof.
redigirt von
Prof. Dr. M. Bernhardt
in Berlin
1905.
«9. .lull.
Iiilmlt: v. n. Lkvkn, lieber die Schleimzone des Magen- und Darm-
epithels. — Hkrino, Zur Innervation des Herzens. — litrsen und Kkinbolia,
leber die Bindung von Stickoxyd durch Methämoglnhin. — Köppk, Zur Kenntnis
der Blutkörperchen. — Hausmann, Biologischer Arsennachweis. — Satta, lieber
die Aretonbildung im Organismus. — Embdkn und Salomon, Fütterungsversuche
am pinkreasloseu Hund. — Orth, Zur .Kenntnis des Lungcuemphysems. —
Th k s n p. i. k nb r ko . Ucber die Knochennabt bei Kuicseheibeubrüchen. — Bikb,
Klapp. Behandlung von Eiterung und Entzündung mit Stauungsbyperiimie. —
Asb, Behandlung dos Scbichtstaars. — Dknkkk, Die Tube Eustachii des Ameisen-
fressers. — Ebkv, Ueber Knochen bildung bei Mittelohreiterung. — Müller,
Decubitalgeschwüre im Pharynx. — Epstkin. Angiua, Erythema und Pleuritis.
— ■ Jüruens, Zur Diagnose des Typhus. — Fihaho, Antitoxin und Agglutinine
im Blut immunisirter Tiere. — v. Bokay, Das polyvalente Serum hei Scharlach.
— Paton, Adrenalin bei Diabetes. — Jacobsoiin, lieber Velosan. — Weihs,
Ucber interkostale Phonationserscheinungen. — Bkhr, Tuberkulose des Wurm-
fortsatzes. — Suaw. Starkeverdauung bei Säuglingen. — Lepas, lieber corpus-
kuläre Anämie. — Waciismctu, lieber cerebrale Kinderlähmungen. — Wkr-
nickk, Pall von Crnmpus-Neurosc. — Hoppmann, Halbseitige Gesichtshyper»
tropliie. — Clark, Die Respiration bei Hemiplegie. — Blabchko, Syphilis als
Berufskrankheit der Acrzte. — Pobnkb, Innere Behandlung des Blascnkatarrhs.
— Siikii.i), Wbioht, Fall von Steiubildung ungewöhnlicher Grösse. — Waunke,
Verkalkung in den Fimbrien der Tuben.
K. von der Leyen, Leber die Schleimzone des menschlichen Magen- und
Darmepithels vor und nach der Geburt. Virchow’s Arch. Hd. 180, H. 1,
S. 99.
Verf. hat au der Magen- und Darmschleimhant von Föten, Neuge-
borenen und Kindern die Magen- und Darmschleimhnut über die Verhält-
nisse der oberflächlichen Schleimschicht untersucht. Sie konnte in Ueber-
einstimmung mit den voraufgegangenen Forschungen, besonders den Er-
gebnissen von Rether, feststellen, dass die histologische Zusammensetzung
des Oberflächen- und Drüsenepithels beim Neugeborenen keinerlei Erklärung
für eine leichtere Durchlässigkeit für Bakterien liefert, wie sie v. Behring
für die Schutzlosigkeit der intestinalen Schleimhäute gegen Tuberkelbacillen
in xtnspruch genommen hat. Vielmehr ist der obere Teil des Magen-
epithels vom Fötus von 27 cm Länge ah bis zu dem vom einjährigen
XLIII. Jahrgang. 31
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482
IJüBINO.
No. 29.
Kinde von einer continuirliehen, meist distinkt färbbaren Schleimznne ge
bildet. Diese ist von wechselnder Breite, bei gleichalterigen Kindern ver-
schieden breit. Auch in der Entwickelung und Zahl der Becherielleo
zeigt der Darmkanal des Foetus und der Neugeborenen einen von dem
älterer Kinder in keiner Weise abweichenden Befund. Poll.
1) II. E. Hering, Nachweis, dass das His’sche Uebergangsbündel Vorhof
und Kammer des Säugetierherzens funktionell verbindet. II. Mitteilung
Pflüger’s Arch. Bd. 108, S. 267.
2) Derselbe, lieber die unmittelbare Wirkung des Accelerans und Vagus
auf automatisch schlagende Abschnitte des Säugetierherzens. Ebenda.
S. 281.
1) Während Verf. in seiner ersten Mitteilung gezeigt hatte, dass die
funktionelle Verbindung zwischen den Vorhöfen und den Ventrikeln iji der
Scheidewand gelegen ist, zeigt er in seinen neuen Versuchen, dass ein sehr
kleiner Schnitt in der Scheidewand genügt, die funktionelle Verbindung
vollständig und dauernd aufzuheben. Dieser Schnitt muss jene Stelle
treffen, wo das von HlS beschriebene Uebergangsbündel liegt. Die Folgen
des Schnittes sind nämlich (beim Hundeherzen): Die Kammern schlagen
seltener als die Vorhöfe, beide aber regelmässig. Von den Vorhöfen geht
weder zu den Kammern, noch von diesen zu den Vorhöfen eine spontane
oder künstlich ausgelöste Erregung über. Wie die Vorhöfe, so schlagen
auch die Kammern jetzt automatisch. Damit ist der Beweis für die Be-
deutung des Uebergangsbündels erbracht.
2) An isolirten Hundchcrzen und nicht isolirteu Kaninchenherzen beob-
achtete Verf., dass unabhängig von einander schlagende Abschnitte des
Säugetierherzens durch die centrifugalen Herznerven unabhängig von ein-
ander und unmittelbar beeinflusst werden, und zwar nicht bloss bezüglich
ihrer Con traktionsstärke, sondern auch bezüglich ihrer Contraktionsfrequenz.
Ferner lehrten die Versuche, dass, wenn das Uebergangsbündel zerstört
war, die extracardialen Herznerven die Vermittelung der Erregungsleitung
zwischen Vorhof und Ventrikel nicht übernehmen. Da Aenderuogen in
der Stärke der Vorhofscontraktioneu nicht ebensolche Aenderungen an den
Kammern zur Folge haben, so können die Aenderungen in der C-ontraktions-
stärke beim Säugetier überhaupt nicht durch Leitung, also auch nicht
durch nervöse, hervorgebracht werden, sondern es wirkt die jeweilige
Ursache unmittelbar auf den betreffenden Abschnitt ein. Da also die
stärkeändernde wie die frequenzändernde Wirkung der extracardialen
centrifugalen Herznerven unmittelbar auf die betreffendend Herzabteilung
geht, so erübrigt sich die Annahme einer nervösen Leitung. Verf. siebt
sich durch die neuen Versuche in seiner früher ausgesprochenen Annahme
bekräftigt, dass es nur zwei Arten centrifugaler Herznerven giebt. Denn
Vagus und Accelerans wirken jeder immer gleichzeitig frequenzändernd
und stärkeändernd, aber cs kann die stärkeänderndc Wirkung an einem
Herzabschnitt allein auftreten, ohne dass die Frequenz des Herzens sich
ändert, wenn dieser Herzabschnitt nicht automatisch schlägt.
P. Schultz
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No. 29.
HiirNKR und Heinroli*. — Köpfe.
483
G. Hiifner und B. Reinbold, Absorptiometrische Bestimmungen der Menge
des Stickoxyds, die von der Gewichtseinheit Methämoglobin gebunden
war. Arch. f. (Anat. u.) Physiol. 19U4. Suppl. S. 891.
Methämoglobin nimmt nach HOfnkr und Otto mit Stickoxyd eine
purpurrote Färbung au. — H. und R. versuchten nun die Beziehungen
zwischen den Gewichtsmeugeu Methämoglobin und Stickoxyd, die sich zu-
sammenlagern, festzustellen. Sie benutzten Methämoglobin aus Schwein-
und Pferdeblutkörperchen und verfuhren nach der von Hüfner früher an-
gegebenen Methode. Sie fanden dabei, dass das von 1 g Methämoglobin
aufgenommene Stickoxyd volum fast doppelt so gross ist, wie das Kohlcn-
oxydvolutn, das sich an Hämoglobin anlagert. A. Loewy.
1) U. Koppe, Ueber die Volumenbestimmung der roten Blutkörperchen durch
Centrifugiren im Hämatocriten. Pflüger’s Arch. f. d.ges. Physiol. Bd. 107,
S. 187.
2) Derselbe, Ueber das Lackfarbenweiden der roten Blutscheiben. Dritte
Mitteilung. Lackfarbene Blutkörperchen, die wieder deckfarben werden.
Ebenda. S. 183.
1) Die Volumbestimmung der roten Blutzellen mittels der bisher be-
nutzten Centrifugen ergab nie absolut richtige und auch nur mit Vorsicht
zu verwertende relative Werte. Benutzt man die neue Thilenius’sche
Centrifuge mit über 5000 Umdrehungen, so stellen die Blutzellen eine
durchsichtige Schicht dar, die dadurch zustande kommt, dass zwischen
den Zellen sich keine Flüssigkeit mehr befinden soll, ist dem so, so
müsste die Höhe der Blutzellensäule das absolute Volum der Zellen an-
geben, wenn, was K. annimmt, die Zellen beim Centrifugiren wohl ihre
Form, aber nicht ihr Volum geändert haben.
2) Bisher ist noch nie beobachtet worden, dass lackfarben gewordenes
Blut wieder deckfarben wurde, denn das Lackfarbenwerden ging stets mit
Zerstörung der Blutzellcn einher. Nur K. hatte gefunden, dass bei Be-
handlung von Blut mit Ammonsalzen die Zellen durchsichtig werden, aber
nicht zu Grunde gehen. — K. findet nun jetzt, dass beim Centrifugiren
von Blut mit über 5000 Umdrehungen pro Minute (K. bediente sich einer
neuen von ThileniUS angegebenen Centrifuge) die Blutzelleu stets durch-
sichtig werden (K. sagt „lackfarben'1). Brachte man das Blut dann auf
ein Uhrschälchen, so war es wieder deckfarbig. Mikroskopisch boten die
Zellen keine Besonderheiten. — K. erklärt dieses Verhalten so, dass bei
dem sehr sch ne 1 1 en Centrifugiren zwischen den Blutzellen keine Flüssig-
keit mehr verbleibt, die Zellen Wand an Wand aneinanderliegen. Die
Wand der Zellen enthält einen fettartigen Stoff, der transparent ist. Sind
die Zellen in Wasser suspendirt, so wird dieses undurchsichtig, deckfarben,
wie eine Emulsion, infolge der verschiedenen Lichtbrechung. Liegen aber
alle Zellen so zusammen, dass keine anders brecheude Flüssigkeit sich
zwischen ihnen befindet, so müssen sie transparent erscheinen.
A. Loewy.
31 •
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4S4 IIausaann. — Satt*. — Emkdkn u. Sai.ohok. — Obth. No. 29.
W. Hausmann, Zur Kenntnis des biologischen Arsennach weises. Beitr.
z. cltcni. Physiol. u. I’athol. Bd. 5, S. 3'J7.
Die Actinie Aiptasia dinphana lebt in Symbiose mit Algenzellen;
bringt man die Actinie in schwach arsenhaltiges Meerwasser (0,03 mg in
100 ccm), so entwickelt sich bereits nach 3 Stunden ein vermutlich von
Arsiuen herrührender kuoblauchartiger Geruch. Dabei wandern nuu die
.symbiotisch leben Algen aus, sodass man durch diese Art der Vergiftung
ein principielles Mittel zur Aufhebung der Symbiose hat. Teil urigsaures
Na und die entsprechende Selenverbindung verhalten sich analog; auch
hier sind die Algen die Producenten der übelriechenden Gase-
Neuberg.
(i. Satt», Studien über die Bedingungen der Acetonbildung im Tierkörper.
Beitr. z. ehern. Physiol. u. Patbol. Bd. 6, S. 1.
Aus eigenen und in der Litteratur vorhandenen Versuchen zieht Verf.
den Schluss, dass die Ausschaltung der Kohlehydrate aus der Nahrung
oder die verminderte Fähigkeit des Orgauismux, die Kohlehydrate weiter
umzusetzeo, eine Veränderung des intermediären Stoffwechsels hervorruft;
letztere dokumentirt sich in der vermehrten NH3-Ausscheidung, in der ge-
störten Zersetzung der Fettsäuren, vielleicht auch in einem gestörten Um-
satz der Purinkörper. Die Substanzen, welche die Bildung von Aceton
hemmen, wirken wahrscheilich schon auf die Vorstufen der ^-Oxybuttcr-
säure, nicht auf letztere selbst. Kine kleine Quantität Kohlehydrate ge-
nügt, um das Auftreten einer Acetonurie zu verhüten, dagegen bedarf cs
grösserer Quantitäten, eine bereits bestehende zum Schwinden zu bringen.
Als Quelle der Acetonkörper kann ausser Fett unter Umständen auch das
Kiweiss in Betracht kommen. Neuberg
G. Knibdcii und II. Saloinon, Fütterungsversuche am pankreaslosen Hund
Beitr. z. ehern. Physiol. u Patbol. Bd, 0, S. G3.
ln Fortsetzung ihrer früheren Versuche teilen die Verff. mit, dass
Milchsäure, Glykokoli und Asparagin beim pankreaslosen Hund die Zucker-
ausfuhr steigern. Neuberg.
Orth, Beitrag zur Kenntnis des Lungenemphysems. Berl. klin. Wochen-
schrift 1905, No. 1.
Für das Zustandekommen des Emphysems sind zwei Faktoren niaass-
gebend: primäre Gewebsstörungen in der Dunge sowie der In und Exspirations-
druck. Der Inspirationsdruck kommt dann zur Geltung, wenn Teile der Lunge
von der Atmung ausgeschaltet sind und andere vicariirend dafür eiutreten
müssen. Handelt es sich um vorübergehende Zustände, z. B. um eine akute
Bronchitis mitCollapsherden,so kommt es in den stärker angestrengten Lungen-
teilen in der Regel nicht zu Emphysem, sondern cs erfolgt völlige restitutio
ad integrum. Bei chronischen Schrumpfungsprocessen jedoch bildet sich
echtes Emphysem, d. h. RareSciruug des Lungengewebes aus, wobei sieb
Blasen von Erbsengrösse und darüber bilden können. Auch erhöhter Et
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No. 29.
Thendklenbijho — Bier. Klapp.
485
spirationsdruck (Husten bei chronischer Bronchitis, Musiker) führt bekannt-
lich oft zu Emphysem, aber durchaus nicht immer und nicht bei allen
Personen, die den gleichen Bedingungen ausgesetzt waren. Es muss also
noch eine Schädigung bezw. verringerte Widerstandskraft des Lungen-
gtwebes hinzukommcu, die erworben, aber auch angeboren bezw. ererbt
sein kann. Ja es giebt sogar Fälle, wo keine mechanische Ursache für
ein Emphysem vorliegt und wo nur die Annahme einer geweblichen An-
lage übrig bleibt. Selten betrifft diese Anlage die ganzen Lungen, häufiger
einzelne Abschnitte, welche sich auch makroskopisch sofort dadurch aus-
zeichnen. dass sie kein oder doch fast kein Kohlepigment enthalten. Diese
Abschnitte können also von früher Jugend an nicht an der Atmung teil-
genommen haben. Ganz besonders evident war das in einem Falle (Tod
an Pankreasnekrose), wo sich die linke Lunge sehr klein, emphysematos
und fast völlig' frei von Kohle erwies; die rechte hingegen war bedeutend
grösser als die linke, und normal schiefrig pigmentirt. Hier kann es sich
nur um eine congenitale Störung gehandelt haben, denn im extrauterinen
Leben kommt eine echte Hypertrophie einer Lunge, wie sie hier vorhanden
war, nicht vor. Beitzke.
F. Trendelenburg, Die Erfolge der Knochennaht bei Kniescheibenbrüchen.
Therapie der Gegenw. 1905, No. 1.
T. verfügt über 62 seit dem Jahre 1878 von ihm mittelst Knochen-
naht behandelte Fälle von frischen Kniescheibenbrüchen. Nur in einem
Falle trat nach zunächst reaktionslosem Verlauf, aber dann zu früh (schon
am achten Tage) und zu heftig begonnenen passiven Bewegungen Gelenk-
eiterung mit nachfolgender Ankylosirung des Gelenks ein. Mit einer Aus-
nahme können alle Patienten das Kniegelenk bis weit über den rechten
Winkel hinaus aktiv beugen, durchschnittlich bis zu einem Winkel von
etwa 50° zwischen Oberschenkel und Unterschenkel, und das Knie mit
voller Kraft strecken. T. hält die Operation, die er gewöhnlich G bis
10 Tage nach dem Unfall ansführt, bei allen jüngeren Leuten und bei
allen Arbeitern für indicirt, wenn die Diastase nicht so gering ist, dass
auf eine knöcherne Vereinigung zu rechnen ist. Die Knochennaht bei
veralteter Fraktur mit grosser Diastase der Fragmente hält T. für eine
undankbare Operation, die er nach einem Misserfolge 1882 überhaupt nicht
wieder unternommen hat. Joach i ms t h al.
1) Bier, Behandlung akuter Eiterungen mit Stauungshyperümie. Münch,
med. Wochenschr. 1905, No. 5—7.
2) Klapp, Ueber die Behandlung entzündlicher Erkrankungen mittelst
Saugapparaten. Ebenda. No. 16.
1) B. hat in 110 Fällen ausgesprochener akuter und subakuter Eite-
rung das von ihm eingeführte Verfahren der Stauungshyperäraie angewandt
und berichtet ausführlich über Technik, Wirkung, Indikation und theoretische
Grundlagen des Verfahrens, welches einen völligen Umschwung in der Be-
handlung der Eiterungen herbeiführen würde. — B. sieht die Entzündung
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486
Asb.
No. 29.
als etwas Nützliches an; er bekämpft sie daher nicht durch Antiphlogose,
sondern verstärkt sie durch die Stauungshyperämie. — Die Technik bei
Kiterung an den Extremitäten wird in grossen Zügen geschildert Ober-
halb des Krankheitsherdes und entfernt von diesem legt man um das be
fallene Glied in mehreren Gängen eine Gummibinde so fest an, dass eine
starke Stauungshyperämie entsteht; es soll womöglich ein rotes, feuriges
Oedem erreicht werden. Peripher vom Entzündungsherde sitzende Körper-
teile werden nicht eingewickelt. Bei akuten Eiterungen wird die Binde
10 — 22 Stunden täglich getragen und keine Rücksicht auf lymphangitisrhe
Stränge genommen. — Die Wirkung dieser Methode ist: prompte Linderung
der Schmerzen, ein Symptom, das am auffallendsten bei den schmerzhaften
akut vereiterten Gelenken und Sehnenscheidenphlegmonen ist; ferner Still
stand der Eiterung, Resorption schon gebildeten Eiters; Umwandlung
hoisscr in kalte Abscesse und Umwandlung von Eiter in Serum. In der
Regel tritt indessen Vermehrung der Eiterung, dann schneller Ablauf der-
selben, rasche Abstossung der schon brandig gewordenen Gewebe ein. Am
wichtigsten ist indessen die Erhaltung von Körperteilen, deren Absterbeo
bei der bisherigen Behandlung als etwas selbstverständliches angesehen
wurde und die Ersparung grosser verstümmelnder Schnitte durch Lokali-
sirung der Eiterung. Die anfangs durch Stauung vermehrte entzündliche
Schwellung bildet sich später trotz Liegenbleibeus der Gummibinde zurück.
— An der Hand der Krankheitsgeschichten werden diese Einwirkungen
genauer besprochen. 6 Fälle lehren, dass die Unterdrückung beginnender
akut entzündlicher Infektionsherde das dankbarste Gebiet der Stauungs-
hyperämie sein wird. Dem Verschwinden von Abscessen unter Stauung liegt
ein ähnlicher Vorgang zu Grunde wie der Resorption appendicitischer Ab-
scessc durch das Bauchfell. Diese Naturheilung soll man indessen durch
Entleerung des Eiters auf dem geradesten Wege durch möglichst kleinen
Einschnitt befördern. — Ferner findet die Stauungshypeiämie Anwendung
bei Vereiterung grosser Gelenke, wo es in mehreren Fällen unter als-
baldiger Vornahme passiver Bewegungen gelang, die vollständigste Funktion
selbst bei den schwersten Gelenkeiterungen zu erzielen. Tritt in derartigen
Fällen nicht sehr bald nach Beginn des Verfahrens Besserung ein. so
müsste das Gelenk punktirt, ausgewaschen resp. durch Incision eröffnet
werden. Drainage und Tamponade ist bei Gelenken zu vermeiden. —
Von 9 Fällen akuter Osteomyelitis mit sicher nachgewiesener erheblicher
Eiterung heilten unter Stauungshypeiämie 4 ohne jede Nekrose, 2 mit ge-
ringer Nekrose aus; 2 Fälle führten zu erheblicher Nekrose, ein Fall, bei
dem bereis Pyämic bestand, führte zum Tode. In den Fällen, wo schon
Abscesse vorhanden sind, werden diese durch Punktion oder so kleine
Incison entleert, dass der Knochen nicht weit freiliegt. Peltesohu
(Schluss folgt)
Fr. Ask. Zur operativen Behandlung des Schichtstaars. Klin. Monatsb!
I. Augcnheilk. XLIII., I, S. 474.
Bei der Operation des Schichtstaars ist nach A. die Iridektomie der
Entfernung der Linse vorzuziehen, wenn die küuslliche Erweiterung der
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No. 29. Dknkku. — Frey. — Mülles. 487
Popille und der stenopäische Spalt das Sehvermögen zu einem in ge-
wöhnlichen Lebensberufen einigermaassen genügenden verbessern. Hei
gleichzeitigem Vorkommen von hochgradiger Myopie und Schichtstaar ist
es anzuraten, die Linse auf einer Seite zu entfernen, um damit dem Be-
treffenden ein fernsichtiges Auge ohne lriscolobotn zu verschaffen. Ist die
Linsentrübung von solchem Umfang, dass die oben erwähnten Bedingungen
für die Irisoperation nicht erfüllt werden können, kommt natürlich nur die
Linsenentfernung durch Discision oder Extraktion in Betracht.
Horst mann.
Denker, Die Eustachi’sche Röhre des Ameisenfressers. Zeitschr. f. Morphol.
u. Anthropol. Bd. VIII, S. 1. S.-A.
Durch D.’s Untersuchungen ist die Existenz der bisher bei Myrmi-
cophaga didactyla nicht bekannten Ohrtrompete festgestellt. Sie ist nicht
in ein scheidenartiges Rohr ausgezogen, sondern stellt einen von membra-
nüsen Wandungen umgebenen weiten Hohlraum dar. An Stelle einer Tuba
ossea findet sich in der hinteren unteren Ecke der Paukenhöhle ein
rundliches Loch, an welchem sich die häutige Tuba befestigt.
Schwab ach.
Frey, Beitrag zur Kenntnis der Knochenneubildung im Mittelohr bei chroni-
schen Eiterungen. Arch. f. Ohrenheilk. 03. Bd., S. 12.
F.’s Mitteilung bezieht sich auf den Nachweis ausgedehnter um-
schriebener Exostosenbildung an der lateralen Seite des horizontalen Bogen-
ganges in drei Fällen: zweimal am Lebenden, einmal am macerirten
Präparat. Das letztere wird genauer beschrieben. Es zeigte sich, dass
die Exostose neben cariöser Zerstörung im Knochen aufgetreten resp. aus
dem zerstörten Knochen selbst hervorgewachsen war und zwar ist, nach
VerL, anzunehmen, dass die Neubildung dem Zerstöruugsprocess nicht
torangegangen, sondern gefolgt ist. Es sei danach wahrscheinlich, dass es
sich auch bei der entzündlichen Knochenbildung in anderen Teilen des
Schläfenbeins ebenso verhalte, womit die Ansicht derjenigen Autoren be-
stätigt werde, welche der Osteosklerose als einer wirklichen Schutzvor-
richtung des Organismus keinen Wert zuerkenuen wollen.
Sch wabaclt.
Müller, Ein Beitrag zur Entstehung der Decubitalgeschwüre im Pharynx.
Münch, med. Wochenschr. 1005, No. 42.
Es war durch Sturz von einem Baum infolge Zcrreissung der hinteren
Teile einer starken Struma ein Hämatom entstanden. Deren Druck hatte
deu Ringknorpel derart an den Pharynx gedrängt, dass an den gegenüber-
liegenden Stellen der vorderen und hinteren Pharynxwand Decublital-
geschwüre entstanden. Das vordere war über linsengross und flach, das
hintere fast pfenniggross und verursachte die ganze Wand durchsetzend
eine Verbindung mit dem Hämatom, die zu Hautemphysem führte. Tod.
W. Lublinski.
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48« I *'l*bTKIN. — JOltOKM* M"- 29.
Epstein, Angina, Erythema exsudativum mnltiforme, Pleuritis exsudativa
dextra. Wiener klin. Rundschau 1905, No. 5.
Es handelt sich um ein junges Weib, das zur Zeit einer Influenza-
epidcmie plötzlich unter dem Bilde einer Infektionskrankheit erkrankt.
Der Erreger dringt durch die Mundhöhle in den Organismus, erzeugt eine
Angina, gelangt in die Blutbahn und lagert sich in der Pleura und der Haut
ab, eine Pleuritis und ein Erythema multiforme erzeugend. Das letztere
erscheint auf der Höhe der Krankheit und verschwindet mit den übrigen
Krankheitssymptomen. In der Punktionsflüssigkeit des Brustfells fehlten
Lymphocyten, dagegen fanden sich polynukleäre Lcukocyten, was gegen
den tuberkulösen und für den rheumatischen Charakter der Affektion sprach.
W. Lublinski.
Jürgens, Zur ätiologischen Diagnose des Abdominaltyphus. Deutsche
med. Wochenschr. 1904, No. 34.
Im Anschluss an die Beschreibung einer leicht verlaufenden Typhus-
erkrankung eines Laboratoriumsdieners, der sich in dem Laboratorium, in
dem zu der Zeit mit Typhus- und Paratyphusbacillen gearbeitet worden
war, inficirt hatte, führt J. aus, welche Schwierigkeiten sich der ätiologi-
schen Diagnose in den Weg stellen können. In dem Falle war es anfangs
nicht möglich, aus dem Blute oder den Käces trotz wiederholter Versuche
den Erreger zu züchten, auch liess die Widal'sche Reaktion völlig im Stich,
indem sowohl der Eberth’sche wie der Schottmüller’sche Bacillus nur bei
einer Sernmvcrdiinnnng von 1 : 30 deutlich agglutinirt wurde. Erst während
eines Recidivs stieg die Agglutination für den Paratyphusbacillus erheblich,
gleichzeitig wurde aber aus den Fäces der wirkliche Typhusbacillus isolirt.
Erst der Castellani’sche Versuch, teilweises Absättigen der Agglutinations-
kraft durch Typhus- bezw. Paratyphusbacillen, lehrte, dass der für Typhus-
bacillen gefundene niedrigere Agglutinationswert der specifische war,
während der für Paratyphusbacillen festgestellte höhere Agglutinationswert
als Mitagglutination aufzufassen war. Dieser nunmehr ausser von J. auch
von anderer Seite mehrfach erhobene Befund, dass der Ausfall der Aggluti-
nationsprobo beim Typhus nicht kritiklos zur ätiologischen Deutung der
Erkrankung vdfwertet werden darf, ist gewiss beherzigenswert; allein er
berechtigt nicht, die ätiologischen Methoden der Typhusdiagnose nun zu
unterschätzen. Die völlige wissenschaftliche Klarstellung derartige Fälle
ist schliesslich nur mit Hülfe der ätiologischen Untersuchungsmethoden zu
leisten. Dass diese complicirt, nicht von jedem praktischen Arzte zu
handhaben sind, indem sie ausser einer besonderen Schulung des Unter-
suchenden ein Laboratoriumseinrichtung erfordern, macht ihre Anwendung
in der Praxis vielleicht schwierig, zuweilen gar unmöglich. Allein der
diagnostische Wert für die Praxis würde doch erst dann leiden, wenn Fälle
wie der von J. beschriebene besonders häufig wären nnd nicht, wie nach
den bisher vorliegenden Verötfentlichungen anzunehmen ist, die Ansnahrae
bilden. Ist letzteres der Fall, so würden sich nicht mehr Schwierigkeiten
ergeben, als dies der Fall ist bei der bakteriologischen Diphtheriediaguose
infolge des gelegentlichen Vorkommens sehr diphtherieähnlicher Pseudo-
dipbtheriebucillcn. In derartigen Fällen müssen dann eben alle Hütfs-
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No. 29.
Figaui. — v. Bokay.
•ISO
mittel herangezogen werden, tim zu einer endgültigen Diagnose zu gelangen,
während in der Mehrzahl der Fälle die sonst üblichen abgekürzten Ver-
fahren völlig ausreichend sind. II. Bischoff.
F. Figrari, Antitoxin und Agglutinine im Blut immunisirter Tiere. Berl.
k I i 11 Wochenschr. 1004, No 7.
F. hat durch Versuche festzustellen versucht, ob die Agglutinine und
Antitoxine der Tuberkulose in der Serumflnssigkeit des Immuntieres ent-
halten sind, oder ob sie als Produkte der Phagocyten anzusehen sind. Kr
hat von immunisirten Tieren Blut aus der V. jugularis entnommen, von
dem ein Teil der gewöhnlichen Gerinnung überlassen wurde, während ein
anderer Teil sogleich defibrinirt und centrifugirt wurde. Auf diese Weise
erhielt er ein Coaguiations- und ein Centrifugationsserum. Der beim Centri-
fugiren verbleibende Rückstand wurde mittels destillirten Wassers extrahirt
und so ein Kxtrakt aus den körperlichen Bestandteilen oder Extractum
coagttli gewonnen. Es wurde die Agglutinationskraft der drei Präparate
gegenüber homogenen Tuberkuloseculturen ermittelt, ferner wurde fest-
gestellt, welche Dosis ein gesundes Meerschweinchen vor der tätlichen
Dosis Tuberkulin (wässeriges Tuberkulin MaragliaNü’s) schützte. Es zeigte
sich, dass der Agglutinin wie auch der Antitoxingehalt des Coaguiations
serums oder des Extract coaguli grösser ist als der des Centriftigations-
serums. Hieraus ist zu schliessen, dass die Antitoxine und Agglutinine
sich nicht frei cirkulirend im Blute finden. Da das Extract. coaguli, das
Extrakt aus den roten und weissen Blutkörperchen, ebenso wirksam ge-
funden wurde wie das Coagulationsserum, andererseits wegen der speci-
fisehen physiologischen Funktion der roten Blutkörperchen es unwahr-
scheinlich ist, dass diese die Bildungsstätten der Antikörper sind, so muss
die Bildung oder wenigstens Aufspeicherung der Agglutinine und Antitoxine
Her Tuberkulose den Leukocyten zugeschriebeu werden.
H. Bischoff.
4. v. linkay, Erfahrungen mit dem Moser’schen polyvalenten Scharlachserum.
Orvosi Hetilap 1903, S. 47.
Nach ausführlicher Erörterung der Geschichte des Moser’schen Scharlach-
serums weist Verf. auf die Unterschiede hin, die zwischen Marmorek’s
Serum nnd Moser’s polyvalentem Scharlachserum bestehen Nachdem Moser,
Escherich und POSPISCHILL in einer Reihe der Fälle schöne Erfolge mit
dem polyvalenten Serum erzielten, erprobte auch Verf. in 12 Fällen von
Scharlach dasselbe und fand nach Anwendung desselben eine rasche Besserung
des Allgemeinbefindens oft schon nach den ersten 24 Stunden; auffallend
war das rasche Verschwinden der Cerebralsymptorae, was besonders damals
zum Vorschein kam, als nach den ersten 24 Stunden die auffallende
Temperaturerniedrigung eintrat, die durchschnittlich 2,1° C. betrug. Das
Exanthem bleichte nach der Injektion ab, die Halssymptome gingen eben-
falls zurück. Nachteilige Folgen nach der Injektion wurden nicht beob-
achtet; Serumexanthem trat siebenmal, also in 58 pOt der Fälle auf,
gewöhnlich in Form von Urticaria und Erythema multiforme, heilte aber
v
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490
Patoh. — JaCoIISOHK. — Wkib».
No. 29.
rasch ab. Aus den wenigen Versuchsfällcn will Verf. keine weitgehenden
Folgerungen schliessen, auf Grund der günstigen Impressionen glaubt er
sich aber mit Recht der Auffassung Moser'x und Escheiuch’s auschliesseri
zu können, dass das polyvalente Scharlachscrnm eine antitoxische Heil-
wirkung auf den Krankheitsverlauf der Scarlatina übt. Er betrachtet seine
Versuche noch nicht als abgeschlossen, hofft aber, dass die bisherigen
günstigen Erfahrungen durch die künftigen Versuche nicht vernichtet
werden. Da das Morer Serum bisher bloss iin Wiener Seruminstitut des
Prof. Paltauf in sehr beschränktem Quantum hergestellt wird und aus-
schliesslich Versuchszwecken in Krankenhäusern dient, kann es in der
allgemeinen Praxis noch nicht verwertet werden. In Anbetracht dessen,
dass die Höchster Fabrik sich bereits mit der Bereitung dieses Serums
im grossen eingehend befasst, dürfte die allgemeine Verbreitung desselben
in einigen Monaten erfolgen. Bis dahin kann von der Einführung des
MoSER-Serums in die Praxis überhaupt keine Rede sein. J. HOnig.
I>. Noöl 1‘aton, The influence of adrenalin and thyroid extract on tlie
metabolism in diabetes mellitus. The Scott, med. and surg. journ. 1904,
December.
Morphium hat bekanntlich die Eigenschaft, bei Gesunden Zucker Her-
vorrufen zu können, während es bei Diabetikern den Zuckergehalt herab-
setzt. Da nun Adrenalin, subkutan injicirt, bei Gesunden ebenfalls leicht
Glykosurie hervorruft, lag es nahe, die Wirkung des Adrenalins bei Dia-
betikern festustcllen. Die Versuche wurden an zwei sorgfältig beobachteten
Diabetikern angestellt; es wurden ihnen zweimal täglich 0,5 ccm einer
1 pront. Lösung subkutan injicirt. Gegen Erwarten fiel aber nicht der
Zuckergehalt, sondern stieg, besonders im ersten Falle, ganz beträchtlich.
Gleichzeitig stieg auch die Stickstoffausscheidung, aber nicht so stark und
nicht entsprechend der Zuckerausscheidung. Anschliessend wurden Ver-
suche mit Schilddrüsensubstanz angestellt, doch zeigte sich hiernach keine
wesentliche Aendcrung der Zucker- und Stickstolfausscheidung.
K. Kroutlial.
■I. Jacohsohn, Velosan, ein neues Salicylpräparat zu äusserlichem Ge-
brauch. Therap. Monatsh. 1904, December.
Velosan ist eine Salicylsäure und Salol enthaltende Salbe, deren Grund-
lage Fetron ist; sie ist von gelber Farbe, angenehmem esterartigem Geruch
und gut haltbar. Das Velosan lässt sich leicht in die Haut einreibet),
ohne diese zu reizen, und wird schnell resorbirt. Die Indikationen sind
die bekannten der Salicylsäure. K. Krönt hat.
E. W eiss, Leber die interkostalen Plionntionserscheinungen als Basis einer
neuen Untersucliungsiiiethode. Prager med. Wocliensclir 1905, No. 19.
Verf. macht darauf aufmerksam, dass bei der Phonation gewisse Be-
wegiingsersclieinungen in der Lumbalgegemi sowie am Abdomen und endlich
in den Interkostalräumen zu constatiren sind. Indem er letztere studirt,
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No. 29. Bkhr. - Shaw. 491
fand er, dass sich beim Sprechen z B des Buchstaben I) gewisse Partien
der Intcrkostalräume (besonders in der Parasternallinie im zweiten bis
dritten Interkostalraum, ferner an gewissen Partien der Axillarlinien sowie
in der Scapularlinie) pbonatorisch hervorwölben, Erscheinungen, die beim
continuirlichen Sprechen allmählich verloren gehen. Diese Hervorwölbungen
werden offenbar dadurch bervorgerufen, dass sich der phonatorische Luft-
strom beim Sprechen, im Moment des Ansatzes, infolge des Glottisschlusses
nach allen möglichen Seiten, also auch zwischen den Rippen, hervordrängt;
nach und nach erschöpft sich im Laufe des Sprechens der Luftstrom, auch
scheinen sich die Interkostalmuskeln zu contrahiren, sodass allmählich die
phonatorischen Hervorwölbungen mehr und mehr abnehmen. Bemerkens-
wert ist, dass auch die pleuralen Exsudate und Transsudate diese Hervor-
wölbungen mitmachen, während feste Organe (Leber und Milz) dies nicht
tun; die interkostalen Phonationserscheintingen liefern uns also ein Hülfs-
mitte), um Leber und Milz nicht allein von der Lunge, sondern auch von
einer Exsudatdämpfung abzugrenzen. L. Perl.
M. Hehr, Ein Fall von Tuberkulose des Wurmfortsatzes. Mitteil. a. d.
Grenzgeb. d. Med. u. Chir. Bd. 13, H. II, S. 224.
Es handelt sich um einen Fall von Tuberkulose des Wurmfortsatzes,
der bei Lebzeiten symptomlos verlief, und deshalb intra vitam nicht dia-
gnosticirt wurde. Ein 29 Jahre alter Cigarrenmachcr, der an Lungen-
tuberkulose verstarb, zeigte bei der Sektion eine ausgebreitetc Tuberkulose
vier Lungen und des Darmes, inbesondere war der Wurmfortsatz stark ver-
grössert (10 cm lang), enthielt eine dickflüssige gelbe Masse und in seinem
Inneren reichliche Geschwürsbildungen, wie solche auch im Inneren des
Darmes, mit Ausnahme des vollkommen freien Coecums, gefunden wurden.
Bemerkenswert ist zunächst der Umstand, dass bei Lebzeiten des Patienten
keineswegs Zeichen der Erkrankung des Darmes Vorlagen. Niemals be-
stand Durchfall, niemals Schmerz. Es beweist dies, dass schwere Ver-
änderungen des Dünndarmes, verbunden mit Vereiterung des Wurmfort-
satzes absolut symptomlos verlaufen können. Weiterhin ist die Tatsache
bemerkenswert, dass bei tuberkulöser Veränderung des Appendix das
Coecurn nicht mitergriffen war, obgleich bisher das Umgekehrte als untim-
stössliche Regel galt. Im Allgemeinen ist die tuberkulöse Erkrankung des
Appendix nicht sehr häufig, was um so auffallender erscheint, als gerade
dieser Darmteil schädlichen Einwirkungen der verschieden Art am meisten
ausgesetzt erscheint. Carl Rosenthal.
II. L. Reith Shaw, Stareh digestion in infancy. Albany med. journ.
25. Jabrg. S. 143.
Verf. hat eine Reihe von Versuchen angestellt, um zu prüfen, ob
Kinder unter 2 Monaten fähig sind. Stärke zu verdauen. Ad 1 wusch er
den Kindern den Magen aus und fütterte sie dann mit Gerstenwasser,
heberte den Mageninhalt nach 15 Minuten bis 2 Stunden aus und prüfte
auf Stärke, Erythrodextrin und Maltose; ad 2, 1/2- 2 Stunden nach der
Fütterung wurde der Mageninhalt ausgehebert und auf Gehalt an diastati-
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492 l.KFAS. — WaCHSMCTII. — WkRNH'KK. No. 29.
sehen) Ferment geprüft; ad 3, das gleiche geschah mit Mundscbleim, den
Verf. dadurch gewann, dass er den Kindern Lutschbeutel aus Gaze und
Watte in den Mund steckte, während er die Speichelsekretion durcli einen
unter die Zunge gelegten Salzkrystal I anregte. Das Ergebnis der Versuche
ist folgendes; der Speichel junger Kinder enthält ein diastolisches Enzym,
das geringe Mengen von Stärke in Maltose untwandeln kann. Die Wirkung
dieses Enzyms dauert noch 2 Stunden lang im Magen nach der Nahrungs-
aufnahme an. Junge Kinder haben also die Fähigkeit, geringe Mengen
Stärke zu verdauen. Stadthagen.
Lefas, L’ariömie corpusculaire. Arch. gener. de m6d. 1!(05, No. 12.
Bei drei fieberfreien, anämisch aussehenden Patienten, bei denen sonst
nur eine leichte Vergrösserung der Milz nachzuweisen war, fanden sich
im Blute stark verminderte Erythrocyten (960000 — 3 200000), Poikilocytose
und sehr zahlreiche Plättchen. Die weissen Blutkörperchen verhielten sich
normal. In den Erythrocyten eingeschlossen zeigten sich schon im frischen
Präparate runde, selten ovale Körperchen, die manchmal von einem helleren
Hofe umgeben waren. Die intravenöse Infusion des Blutes derartiger
Kranker erzeugte bei Kaninchen eine beträchtliche Anämie, die oben ge-
schilderten Einschlüsse liessen sich auch hier im Blute und in der Milz
nachweisen. Die Cultnr der betr. Parasiten ist noch nicht gelungen
Alkan.
II. W aehsmiith, Beiträge zur cerebralen Kinderlähmung. Arch. f Psych
u. Nervenkrank!). 38. Bd. (3).
In dem ersten Falle von Idiotie mit Epilepsie, den W. mitteilt, handelt
es sich um Hypoplasie in der rechten Kopfhälfte, Entwickelungshemniuiig
des Gehirns, Mikrogyrie, Hypoplasie des Rückenmarks und des Herzens.
Im zweiten Fall bestand neben Idiotie mit Epilepsie ein Situs inversus,
ein angeborener Herzfehler und Hemianopsie. Im dritten Fall bestand
neben dem Bilde der cerebralen Kinderlähmung (Idiotie mit Epilepsie)
Zwergwuchs. — W. geht sodann auf die Unterschiede der Epilepsie der
cerebralen Kinderlähmung von der genuinen Epilepsie näher ein. Es
scheint sich zu bewahrheiten, dass die Epilepsie der cerebralen Kinder-
lähmung zwischen dem 40. und 50. Lebensjahr erlischt. Aura, Stertor,
Nachwehen, Schaum, Zungeubiss, unwillkürliche Entleerungen kommen liier
seltener vor als bei genuiner Epilepsie. Dagegen scheinen verkehrte Hand-
lungen, Schwindelaufälle, Zustände von Verwirrtheit und Erregung beiden
Kategorien gemeinsam zu sein Auffallend ist noch bei der Kinderlähmungs-
epilepsie das brüske Einsetzen der Anfälle, und der unvermittelte l'eber-
gang zum Bewusstsein. S. Kalischer.
c. w ernicke, Ein Fall von Crampus- Neurose. Berl. klin. Wochenschr.
1904, No. 43.
Bei einem Alkoholisten beobachtete W. eine Krankheitsform, die im
wesentlichen in auffallend starken, und verbreiteten schmerzhaften Muskel-
krämpfen bestand und von ihm als eigenartige Neurose. Crampus Neurose
bezeichtet wird. Die Krämpfe traten nie spontan, sondern stets nur bei
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No. 29.
HoFFMANN. — Ol.ARK. Bl.ARCHKO.
493
Versuchen zu kraftvoller Bewegung auf und steigerten sich bis zu völliger
Starre und Hülflosigkeit, die einige Minuten anhielt. Es fehlten Lähmungen,
Contrakturen, Ataxie, Druckempfindlichkeit der Nervenstümme, Zeichen
von Tetanie, Myotonie etc. W. führt die Erkrankung auf eine dauernde
Uebererregbarkeit der ersten spinalen Muskelcentren zurück, die teils durch
die Giftwirkung (Alkohol), teils durch die häufige Wiederkehr der Crampi
entstanden ist und funktioneller Natur sein dürfte. Die Krämpfe ver-
breiteten sich sehr leicht von den Gliedmaassen auf den Rumpf. Auf das
Vorhandensein leichter neuritischer Zustände wiesen hin die zeitweiligen
spontanen Schmerzen wie die Herabsetzung der elektrischen Erregbarkeit
der Muskeln und Nerven. Indessen können die neuritiseben Erscheinungen
resp. leichten Veränderungen die beschriebene Neurose nach W. nicht hin-
reichend erklären. S. Kalischer.
A. liofrmnnn, Hemihypertrophia facialis progressiva. Deutsche Zeitschr.
f. Nervenheilk. 24. Bd. (5. u. 0 )
H. giebt die Beschreibung und Abbildung eines Falles von halb-
seitiger Gesichtshypertrophie bei einem 14jährigen .Mädchen aus gesunder
Familie, welches, normal geboren, vom 2. Lebensjahre ab diese Entstellung
allmählich acquirirt hatte. Die Wachstumsanomalie betraf vorzugsweise
Haut und l'nterhautzellgewebe und auch einen Teil der Gaumenschleini-
haut. Auf der Uberlippe der erkrankten Seite war es zur Entwickelung
eines starken Bartwuchses gekommen. Hautgefühl, Vaskularisation, Muskel-
und Knochenentwickelung zeigten nichts Abnormes. In der Litteratur sind
nur noch fünf ähnliche Fälle bekannt gegeben. M. Brasch.
A. I*. Clurk, The movements of superior intercostal muscles in hemi-
plegies. Arneric. journ. of mcd. sc. 1903, Dec.
Der Verf. konnte in Uebereinstimmung mit den früheren Beobachtungen
von Jackson an mehreren hunderten von Hemiplegischen ohne Beziehung
zu Alter, Charakter, Dauer und Intensität der Lähmung feststellen, dass
die gewöhnliche Respiration, d. Ii. die automatische, auf der gelähmten
Seite ausgiebiger von statten geht als auf der gesunden (wegen Wegfalls
der cerebralen Hemmungen auf den medullären Automatismus), dass aber
bei willkülichen stärkeren Atembewegungen die gelähmte Seite hinter der
gesunden zurückbleibt — es überwiegt eben bei bilateralen Bewegungen
die contralaterale Innervation über die homolaterale. M. Brasch.
A. Hla.schko, Syphilis als Berufskrankheit der Aerzte. (Vortrag, geh. in
d. Berl. med. Gesellschaft am 14. Dec. 1904.) Berl. klin. Wochenschr.
1904, No 52.
Bei Aerzten, die sich in ihrem Berufe syphilitisch inficiren — B. hat
12 derartige Fälle gesehen — , sitzt der Primäraffekt begreiflicherweise
gewöhnlich an den Fingern, wo er so sehr einem Panaritium gleichen
kann, dass er erst spät richtig erkannt wird. Weniger nahe liegt eine
Verwechselung mit dem Herpes digitalis, dem Leichentuberkel oder dem
an den Fingern viel selteneren weichen Schanker, der hier charakteristische
tief sinuöse, unter Karboiätzung und Jodoform sich rasch reinigende Ge-
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494
ßl.AHCHKO.
No. 29
schwüre mit weit überhäugeudeu Rändern bildet. Bisweilen ist auch der
Primäraffekt so unbedeutend und heilt so schnell, dass erst Drüscnsch Wei-
tungen und Sekundärerscheinuugcn von der stattgehabten Infektion Kunde
geben. Nur in einem von B.’s Kälten hatte der Primäraffekt seinen Siti
im Gesicht, wo sich der Pat. nach der Entbindung einer wahrscheinlich
syphilitischen Frau mit den Nägeln gekratzt hatte.
Die Ansteckung im Berufe kann dadurch zu stände kommen, dass sich
der Arzt bei einer Operation an syphilitisch erkrankten Geweben
— anscheinend genügt es zur Infektion nicht, dass der Kranke überhaupt
syphilitisch ist — eine Wunde zuzieht; in des Verf.’s Beobachtungen er-
folgte sie meist bei der Exstirpation von Bubonen. Die blosse Stichver-
letzung, z. B. mit einer eben bei einem Syphilitischen gebrauchten In-
jektionsnadel, scheint in der Regel nicht inficirend zu wirken. Viel häufiger
als frische, bilden schon bestehende kleine Wunden und Rhagaden die
Eintrittspforte für das syphilitische Virus bei Gelegenheit von Operationen,
Aborten, Entbindungen, gynäkologischen Untersuchungen. Ein pathologi-
scher Anatom hatte sich an der Leiche einer mit syphilitischer Papel an
der Vulva behafteten Person angesteckt.
Um sich vor der Infektion, soweit dies möglich ist, zu schützen, tut
der Arzt gut, bei jedem operativen Eingriff, jeder Untersuchung von Vagina,
Mastdarm u. s. w. an die Möglichkeit zu denken, dass er ein syphilitisches
Individuum vor sich hat; ganz verwerflich ist insbesondere die gynäko-
logische Untersuchung ohne vorherige lnspektion der äusseren Genitalien unter
dem Deckbett. Ebenso sorgfältig soll der Arzt seine eigenen Hände auf
Wunden, Rhagaden, Nietnägel prüfen, deren Zustandkonimcn durch das heut
übliche Desinfektionsverfahren der Hände so begünstigt wird. B. giebt zu er-
wägen, ob sieb dies Verfahren nicht sehr vereinfachen Hesse, wenn man
mehr als auf die präoperative, auf die leichter und sicherer zu bewerk-
stelligende sofortige postoperative Reinigung, besonders nach Berührung
infektiösen Eiters, Wert legen wollte; bei septischen Operationen, Aborten,
Entbindungen sollte noch mehr als jetzt von Gummihandschuhen Gebrauch
gemacht werden. — Jede bestehende Rhagade wird am besten zunächst
mit einer 2 — 3proc. Argentumlösuug betupft und nach sorgfältigem Ab-
trocknen mit einen) möglichst kleinen Heftpflaster (Leukoplast) bedeckt;
dieses schützt man noch durch einen Gollodiumüberzug oder besser durch
einen Condom- Fingerling, dessen Verwendung bei gynäkologischen Unter-
suchungen sich unter alleu Umständen empfiehlt.
Ist trotz aller Vorsicht syphilitisches Gift in eine frische Wunde ein-
gedruiigen, so hat man von Höllensteinätzungen odet Sublimatwaschungen
nicht viel zu hoffen. B. pflegt verdächtige Stichwunden schleunigst erst
mit Wasser reichlich auszuwasclien und dann Jodtinktur — vielleicht
eignet sich das Merck’sche Wasserstoffsuperoxyd hierzu noch mehr — in
den Stichkanal fliessen zu lassen. Auch die elektrolytische Nadel oder
der Galvanokauter dürften am Platze seiu.
Der Verlauf der Syphilis ist bei Aerzteu, die sich im Berufe inticirt
haben, kein anderer als sonst, nur pflegen Aerzte zu hypochondrischen
Uebertreibimgen zu neigen und zu einer therapeutischen Polypragmasie,
die recht unangenehme Zustände von körperlicher und seelischer Depression
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So. 29.
l’ohNKK. SUKILD. WltlGHT.
495
veranlassen kann. B. ist ein Gegner der Fournier’schen Methode und be-
handelt auch die Syphilis nur, wenn sich Krank heitscrscheinungen zeigen,
— Was schliesslich das Verhalten des syphilitischen Arztes in seinem Be-
rufe betrifft, so wird er sich, so oft und so lange floride Erscheinungen,
namentlich an Händen und Armen, bei ihm bestellen, von operativen Ein-
griffen, gynäkologischen Untersuchungen u. dergl. fernhalten, dagegen ist
das Verlangen ganz unberechtigt, dass er auch in recidivfreien Zeiten und
während der ganzen Dauer der infektiösen Periode, also mindestens 2 bis
3 Jahre lang, auf die Ausübung der Praxis verzichten soll. H. Müller.
Posner, Zur inneren Behandlung des Blasenkatarrhs; Urotropin und dessen
Ersatzmittel. Beil. klin. Wochenschr.*1905, No. 2.
Es sind im wesentlichen drei innerlich anzuwendende Arten von Heil-
mitteln, die neben der allgemeinen Regelung der Diät bei der Cystitis in
Betracht kommen, die Mineralwässer, die Balsamica und die Harndesin-
ficientien. Von Mineralwässern empfiehlt Verf. für subakute Cystitiden die
milderen Quellen von Fachingen, Bilin, Giesshübel und Wernarz, die Wil-
dtinger Quellen sollen für die eigentlichen chronischen Fälle reservirt
bleiben, vorausgesetzt dass ihr Gebrauch eine schon vorhandene Harn-
alkalescenz nicht steigert. Bei akuten Cystitiden sind die Mineralwässer
besser ganz zu vermeiden. Von den Desinficientien ist in erster Reihe das
Urotropin zu nennen, das nur bei Tuberkulose und Gonorrhe wirkungslos
ist, von seinen neueren Ersatzmitteln (Neuurotropin, Helmitol, Hetralin)
aber nach den Erfahrungen des Verf.’s in den für seine Anwendung ge-
eigneten Fällen von bakteritischer Cystitis nicht übertroffen wird. Auch
als Prophylakticuin gegen Katheterinfektion, bei Typhus und auch bei
Scharlach ist es von Bedeutung. Die Balsamica leisten am. meisten bei
akuten gonorrhoischen Urethrocystitiden und sind auch in chronischen
Fällen am meisten schmerzlindernd. Für gewisse Fälle chronischer Cystitis
empfiehlt Verf. nach der Anwendung des Urotropins zu einem vorsichtigen
Gebrauch des im wesentlichen antikatarrhalisch wirkenden Oleum Terebinth.
überzugehen. Für die Tuberkulose sind die inneren Medikamente, auch
das Griserin, wirkungslos. ß. Marcuse.
1) M. Nlieild, A case of gigantic renal calculus. The Lancet 1904, 15. Okt.
2) W right, A vesical calculus of tinusual size. New-York med. journ.
1904, No. 15.
1) Im Anschluss an die Entfernung eines sehr grossen ein Pfund
schweren Nierensteiues durch Laparotomie und sekundären Lendenschnitt
betont Verf. die Tatsache, dass gerade grosse Steine wenig klinische Be-
schwerden machen können. Im vorliegenden Fall war der grösste Stein
im oberen Teil der Niere gelegen, von Nierensnbstanz umschlossen und
zugleich derart unter dem Rippenbogen verborgen, dass vor der Operation
nur ein weicher aus den erweiterten eitergefüllten Nierenkelchen bestehen-
der Tumor gefühlt wurde. Patient hatte früher mehrfach Anfälle von
Hämaturie und Pyurie gehabt, den ersten 13 Jahre vor der Operation, un-
mittelbar vor derselben aber war der Harn sauer und frei von Blut und
Albumen, der in der linken Lendengegend fühlbare Tumor war Zweifel-
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496
Waunkr.
No. 29
haftcr Natur und in der Vorstellung, dass eine grosse maligne Geschwulst
mit intrarenalen Blutungen vorliegen könnte, wurde die Laparotomie aus-
geführt. Trotzdem sich ausser dem erwähnten Stein ein circumskripter
peritonitischer Abscess fand, der ausser Eiter zwei kleine Steine enthielt,
und trotzdem aus der Pyonepbrose reichlicher eiteriger Inhalt in die Lapa-
rotomiewunde und über die Intestina geflossen war, gelang die Heilung
des Kranken.
Auch in einem zweiten mitgeteilten Falle gelang Verf. die Exstirpation
einer pyonephrotischen Steinniere durch die Laparotomie. Trotz der grossen
Schwierigkeiten, die hierbei die Isolirung des Tumors und die Exstirpation
bereiten, giebt Verf. doch für solche Fälle der Laparotomie den Vorzug
vor dem Lendenschnitt.
2) Verf. entfernte bei einem 7 jährigen, äusserst elenden Knaben, der
seit dem 2. Lebensjahre an erheblichen Blasenbeschwerden litt, einen 14,9 g
schweren Phosphatstein mittelst Sectio alta. Ausser der Grösse des Steins
war die Länge der Zeit, innerhalb deren er unerkannt blieb, bemerkens-
wert. Dementsprechend fanden sien bei der Operation bedeutende sekundäre
Veränderungen der Blase, Verdickung der Gesammtwand und F.ntzündung
der Schleimhaut. Die Nachbehandlung wurde zwei Tage mittelst Blnsen-
drainage und Dauer kalhcter, später bis zum 10. Tage nur mit einem jeden
zweiten Tag gewechselten Dauerkatheter ohne Störung durchgeführt.
B. Marc use.
Wagner, Leber Verkalkung in den Fimbrien der Tuben. Arcli. f. Gynäkol.
1905, Bd. 74, H. 3.
W. teilt einen Fall mit, in dem sich bei der Sektion einer 33jährigen.
unter den Erscheinungen eines Vitium cordis gestorbenen Frau Ablagerungen
von Kalk in den Tubenfransen fanden. Der Kalk war in Form
grösserer schon makroskopisch wahrnehmbarer bis allerkleinster Schollen
und Schüppchen in allen Gewebsteilen der Fimbrien nachweisbar. Ein
ganz analoger Fall ist von E. Schmitt beschrieben worden. Sowohl in
der Beobachtung von W. wie in der von E. SCHMITT handelte es sich um
ein jugendliches Individuum; senile Veränderungen, die zur Kalkablagerung
führen, lagen also nicht vor. In keiuem der beiden Fälle bestandeu Zer-
störungsprocesse des Knochensystems, in keinem Nierenerkraiikungen,
sodass auch eine „Kalkmetastase“ im Sinne ViRCnowr’s auszusch Hessen
war. Auch Gewebsschädiguungen durch chemische oder bakterielle Gifte
lagen nicht vor. — In beiden Fällen aber bestand eine hochgradige
venöse Hyperämie, und diese macht Verf. für das Auftreten der Kalk-
ablagerung in den Fimbrien der Tube ätiologisch verantwortlich. Gegen
diese Annahme spricht, wie Verf. erörtert, durchaus nicht etwa der Um-
stand, dass diese Veränderung der Tubeufranscn so selten zur Beobachtung
gelangt. Wir wissen, dass Gewebsschädigungen, die zur Kalkabiagcrung
führen, durchaus nicht immer eine solche zur Folge haben müssen.
Br. Wolff.
El ii»ci)du iigen werden an die Adrowo de» Herrn Oeh. Med. -Rat Prüf. Dr. M. Bernhardt (Berlin W.
Prantöaische htr&aae 21) oder an die Verlagshandlung (Berlin KW., Unter den (Juden £S) ethetf*
Verlag von August llirsrhwald In Berlin. — Hruek von L. Sehiimaeher in Berlin \ 24
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2—2 Bcgtii; am ScIiIuü^c
des Jahrgangs Titel, Na-
meu- und Sach-Kagiater.
/
Centralblatt
für die
Praia d«a
28 Mark ; zu beziehen
durrh all« Buchhand-
lungen u. Postaufttaltan.
Unter Mitwirkung von
Prof. Dr. H. Senator und Prof. Dr. E. Salkowski,
redigirt von
Prof. Dr. M. Bernhardt
in Berlin.
1905. »».Juli. No. 30.
Nachruf!
Am 18. d. Mts. verschied im Alter von nur 41 Jahren
unser verehrter Mitredakteur Herr Prof. Dr. Paul Schultz,
Abteilungsvorsteher am Physiologischen Institut der Universität.
Wenn der Verstorbene auch schon längere Zeit leidend
war. kam sein Hinscheiden doch ganz unerwartet. P. Schultz
hat der Redaktion dieses Blattes nur verhältnismässig kurze
Zeit angehört, jedoch haben wir hinreichend Gelegenheit ge-
habt, seine hervorragenden Eigenschaften als Gelehrter und
College kennen zu lernen und zu schätzen. Wir betrauern
in ihm einen bewährten Mitarbeiter.
Sein Andenken wird von uns stets in Ehren gehalten
werden. Die Redaktion.
Iiilualt: Krank, lieber Registrirspicgel und den Aorteupuls. — Dücret
und Gautrb lrt, Gallenfarbstoff in der Cerebrospinalflüssigkeit. — Land, Ucber
Dcsaroidirung im Tierkörper. — Duval, Die Protozoen des Scharlachs. — Koch.
Beiträge zur Sebnenplastik. — Birk, Klapp. Behandlung von Eiterung und
Entzündung mit Stauungshyperämie. (Schluss.) — Erdhank, Ueber Diplobaeilleu-
geschwüre der Cornea. — Espenschied, Tbnzkk, Augenhintergrundbefund bei
Ohrenerkrankungen. — Kri.lv, Ueber das Empyem des Antrum Higbmori. —
Wistkkhokffkr, Ueber die tuberkulöse Infektion im Kindesalter. — Bloch,
Die Assanirung von Beuthen. — v. Ofrnchowski, Sklerose und Erweiterung
der Coronarartericn rechts. — Kahineh, Euporpbin als Kxpectorans. — Vihert,
Ueber Herzaffektion bei der Arbeit. — Mivakk, Ueber Bothriocephalus liguloides.
— LarlP. und Dkhakque, Diphtheriebacillen bei Impetigo. — Zklknski und
Cvbclsri, Ueber Myelocyten im kindlichen Blut. — Mkvkr, Polyurie uud
Diabetes insipidus. — Siefkrt, Himmetastasen des Deciduoma malignum. —
Takoikccht, Distomumerkrankung des Gehirns. — Marie und Guillain. Zur
Kenntnis der Hemiplegie. — Brownino. Bekämpfung der Schmerzen bei Hirn-
XLIII. Jahrgang. 32
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498
Framk. — Ducket- Gactbei.kt.
No. 30.
tumoren. — Scnt.Xrp.EB. Einfluss der Vibration auf das Faradisationsgeffihl. —
Adrian, Guszman, Combination von Syphilis und Tabes. — Welt-K akuls,
Ueber Vulvovaginitis bei kleinen Mädchen.
0. Frank, Construktion und Durchrechnung von Hegistrirspiegeln. Zeit-
schrift f. Biol. XLVI. N. F. XXVIII, S. 421.
Derselbe, Der Puls iu den Arterien. Ebenda. S. 441.
Verf. weist darauf hin, dass die Leistungsfähigkeit eines elastischen
Manometers im wesentlichen von der Dauer seiner Eigenschwingungen ab-
hängt. Es dürfte leicht einzusehen sein, dass ebenso wie beim Galvano-
meter ein langsam schwingender Apparat viel zu träge ist, um schnellen
Druckänderungen folgen zu können. Andererseits — da der Apparat meist
nicht aperiodisch ist — werden sich die jedesmal abklingenden Schwin-
gungen störend dem Curvenbilde beimischen. Rechnerisch, worauf hier
nicht eingegaugeu werden kann, wird dann das „Auflösungsvermögen“ des
elastischen Manometers gleich dem Quadrat der Schwingungszahl bestimmt.
Die Versuche sind mit Manometern von 10, 35, 55 und 104 Schwingungen
angestellt. Die ersteren, die den gebräuchlichen Manometern etwa ent-
sprechen, sind überhaupt unbrauchbar, mit den Apparaten von 35 und
55 Schwingungen, die im wesentlichen gleiches leisten, kann man den
peripheren Puls (in der Femoralis) genügend genau messen, weil hier
offenbar die im Herzen vorkommenden sehr schnellen Druckschwankungen
durch die windkesselartige Wirkung der Arterienwand bereits gedämpft
sind; für die exakte Registrirung des centralen Pulses sind nur die opti-
schen Manometer von über 100 Schwingungen verwendbar, wenigstens ge-
lingt es hiermit allein, die zwei der eigentlichen Systole vorausgehenden
Schwingungen aufzuzeichnen, die Verf. als Zeichen der Ausbiegung der
Klappen und als Ausdruck der Vorhofscoutraktion deutet. Im übrigen
schliesst er aus seinen Curven im wesentlichen, dass sich am centralen
Puls in der Aorta der Klappenschluss deutlich als Incisur markirt, dass
diese Incisur jedoch gegen die Peripherie hin gegenüber den durch Re-
flexion in den kleinen Arterien entstehenden und mit der centralen Pulsation
interferirenden rückläufigen Wellen bis zur Unmerklichkeit zurücktritt,
während andererseits diese reflektirten Wellen durch gegenseitige vielfache
Interferenz in der Aorta unmerklich werden. Zum Schluss analysirt er
den durch Sphygmographen gewonnenen Radialispuls am Menschen und
hebt besonders hervor, dass diese Analyse ebeu nur für die Radialis Geltung
habe (schon an der Cubitalis lagen die Verhältnisse anders). Hier soll
die centrale Incisur noch durchaus bemerkbar sein. G. F. Nicolai.
R. Ducret et J. (lautrelet, Presence des pigments biliaires dans le liquide
cephalo-rachidien apres suppression physiologique des plexus choroides.
Soc. de biol. T. 58, p. 161.
D. und G. spritzten bei Hunden mit experimentell erzeugtem Ikterus
Methylviolettlösung in die Carotis interna. Der Farbstoff schlägt sich bald
(in 15 Minuten) auf deu Plexus choroidei nieder und nun erscheinen die
Gallenpigmeute in der Cerebrospinalflüssigkeit, die vorher troti des Ikterus
davon frei war. Allmählich, in einigen Fällen in 24 Stunden, geben die
Plexus Methylviolett wieder ab und werden wieder für die Gallenpigmeute
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No. 30.
Land. — Dcval.
499
undurcbgängig. Sie verhalten sich in der Norm also nie Drüsen und
secerniren die Cerebrospinalflüssigkeit. Durch das Methylviolett wird
ihre Drüsentätigkeit unterdrückt. Die Cerebrospinalflüssigkeit stellt nun
ein Transsudat dar. A. Loewy.
S. Lang, Heber Desamidirung im Tierkörper. Beitr. z. chem. Physiol. u.
Pathol. Bd. 5, S. 321.
Schon früher ist die physiologische Abspaltung von Amidgruppen aus
Aminosäure in vivo beobachtet, so von GoNNRRrfANN beim Tyrosin, von
Nbobekg und Langstein beim Alanin. Verf. hat diesen Vorgang an
einzelnen überlebenden Organen stndirt, indem dieselben unter aseptischen
Kanteten mit dem amidhaltigen Körper kurze Zeit geschüttelt oder einer
längeren antiseptischen Autolyse unterworfen wurden. Es ergab sich
folgendes. Gegenüber Glykokoll wurde bei Milz und Lymphdrüsen keine,
bei Niere, Nebenniere, Leber und Hoden eine massige, bei Pankreas und
Darm eine starke Ammoniakabspaltung constatirt, und zwar durch Be-
stimmung des mit MgO austreibbaren NH3 im Vergleich zu giykokollfreien
Controllproben. Stärker als bei diesen antiseptischen Versuchen tritt bei
der Leber bei aseptischer Versuchsanordnung die NH3 abspaltende Wir-
kung zu Tage. — Tyrosin wird in der Leber kaum, etwas in der Neben-
niere angegriffen, Phenylalanin ist gleichfalls gegen Leberbrei resistent,
Leucin wird in der Leber reichlich gespalten, Cystin ist gegen Lymph-
drüsen beständig, dagegen wurde bei der Einwirkung von Leber einmal
NH3- Abspaltung beobachtet. — Bei den Säureamiden Glutamin und
Asparagin wird von sämmtlichen Organen der gesummte Amid-N als
NH3 freigemacht, beim Acetamid sind nur Leber und Niere von erheb-
licher Wirksamkeit. Harnstoff wird in der Leber unvollkommen, durch
l’aukreas stärker gespalten. — Glykosamin wird in geringem Umfange
von allen Organen mit Ausnahme des Pankreas desamidirt, die Harn-
säure ist durch Leber, Darm, Niere Milz, wenig durch Muskel angreifbar.
Vermutlich ist die Ammoniakabspaltung in allen diesen Versuchen fermen-
tativ, der Umfang des Vorganges ist jedoch noch unsicher. Neuberg.
Ch. Dural, Die Protozoen des Scharlachfiebers. Virchow’s Arch. Bd. 179,
H. 3, S. 485.
Mallory hatte in der Haut Scharlachkranker protozoenähnliche Ge-
bilde gefunden. Es gelang Verf., ebendieselben in dem durch ein Vesicator
(Ammoniak) gewonnenen Serum der Kranken wiederzufinden, freilich nur
io 5 unter 18 Fällen. Die Gebilde lassen sich in vier Gruppen einteilen:
1. Formen mit unregelmässigen und veränderlichen Contouren und aroöben-
äbnlichem innerem Bau; 2. kugelige Formen von 3—6^ Durchmesser in
rosettenartigen Verbänden. Sie entsprechen dem Stadium der Sporozoiten-
bildung der besser bekannten Parasiten; 3. kleine ovale und komma-
förmige Gebilde, die sich ebenso stark wie die Rosetten färben. Nach
Grösse und Form sind sie fraglos durch Segmentation der grösseren Ge-
bilde der Gruppe 2 entstanden; 4. sich hell färbende Gebilde mit einem
deutlichen grobmaschigen Netzwerk. Inmitten jeden Flecks befindet sich
ein dunkler Punkt. Verf. verzichtet darauf, aus diesen Bildern eineu Ent-
32*
Digitized by Google
500
Koch. — Bikk. Ki.*rp.
No. 30.
wickelungscyklus zii construiren; doch glaubt er es sicher mit verschiedenen
Entwickelungsstadien eines Protozoons zu tun haben. Beitzke.
Jos. Koch, Beiträge zur Sehnenplastik. Zeitschr. f. orthopäd. Chir.
Bd. 13, H. 4.
Die mikroskopische Untersuchung des spinal gelähmten Muskels ergab
K. die wichtige Beobachtung, dass überall dort, wo eine herdweise Degene-
ration von Muskelfasern eintritt, gleichzeitig eine reichliche Regeneration
von neuen Rasern stat (findet. Die Bildung der neuen Fasern kann con-
tinuirlich und discontinuirlich erfolgen, d. h. sie kann im Zusammenhang
oder ohne direkten Zusammenhang mit der alten Faser vor sich gehen.
Die Tatsache der Regeneration vod neuem Muskelgewebe macht die klinische
Erfahrung verständlich, dass der gelähmte Muskel sich in vielen Fällen
wieder erholen, d. b. seine Funktion wieder aufnehmen kann. Makro-
skopisch kann der spinal gelähmte Muskel verschiedene Verfärbungen auf-
weisen; zwischen einer normal roten bis rosaroten oder gelbweissen Farbe
kommen alle Uebergänge vor. Die drei verschiedenen Verfärbungen sieht
man zuweilen — eine Beobachtung, auf die schon Kimik hingewiesen hat
— an einem und demselben Muskel. Sie erklären sich durch den ver-
schieden starken herdweisen Untergang bezw. die Regeneration von Musku-
latur oder deren Ersatz durch gelbes Fettgewebe. Sofern noch coDtraktile
Substanz vorhanden resp. eine Regeneration von neuen Muskelfasern statt
gefunden hat, ist der Muskel nie vollkommen, sondern nur partiell ge-
lähmt; theoretisch müsste man von solchen Muskeln verlangen, dass sie
je nach der Menge der erhaltenen und neugebildeten Fasern verschieden
kräftig funktionirten. Dass es trotzdem nicht der Fall ist, liegt daraD,
dass den spinal gelähmten Muskeln zwei für ihre Contraktion sehr wichtige
Faktoren verloren gegangen sind, nämlich die elastische Spannung und
der normale Muskeltonus. Der Muskel ist im gelähmten Zustand über-
dehnt, uicht contraktionsfähig, obschon sich oft noch genug contraktile
Substanz regenerirt hat, seine Kraft schlummert gewissermaassen. Geben
wir diesen Muskeln ihre elastische Spannung wieder, so können sie wieder
funklioniren. Dieses erreichen wir durch die Schnenverkürzung oder bei
eventueller Transplantation durch die Spannung, die wir bei der Vernähung
dem Muskel geben. Joachimsthal
1) Bier, Behandlung akuter Eiterungen mit Stauungshyperämie. Münch
nied. Wochenschr. 1905, No. 5 — 7.
2) Klapp, Ueber die Behandlung entzündlicher Erkrankungen mittelst
Saugapparaten. Ebenda. No. 16.
(Schluss.)
Während es bisher durch Incision nur in den seltensten Fällen frischer
Sehnenscheidenphlegmonen gelang die Sehne vor Nekrose und damit da«
betreffende Glied vor dauernder Verstümmelung zu bewahren, konnte B.
mit seiner Methode in 8 von 13 Fällen Ausheilung mit Erhaltung der
Sehne erzielen; unter den übrigen 5, mit Sehnennekrose verlaufenden Fälleu
waren mehrere verschleppte Fälle, bei denen die Sehne schon bei Begiun
der Stauuugshyperämie zweifellos nekrotisch war. Bemerkenswert ist, dass
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No. 30.
Ebdmahn.
501
bei grösseren Eiteransammlungen diese durch kleinen Rinschnitt ohne
Tamponade (welche durch Feuchtigkeitscntziebung die Nekrose begünstigt)
eröffnet und die Wunde sich selbst überlassen wird.
Einen Schaden hat B. niemals durch sein Verfahren entstehen sehen;
nur in einem Falle schweren Knochen- und Sehnenscheidenpanaritiums
wurde die Stauung nicht vertragen, indem die Schmerzen erheblich Zu-
nahmen.
Die Lehre von der Wirkung der Hyperämie als einem der grossen
Heilmittel der Natur ist nicht nur für die innere Medicin, Chirurgie und
Gynäkologie, sondern auch für die kleineren Fächer, z. B. die Otologie,
bedeutungsvoll. B. hat u. a. die Behandlung der Obreiterungen mit be-
friedigendem Erfolg in Angriff genommen. — Zum Schluss betont B. noch-
mals, dass die Hyperämie nicht eine Verschlechterung, sondern eine Ver-
besserung der Ernährung darstellt. Die Stromverlangsamung bei der Ent-
zündung hat den Zweck, durch Unschädlichmacben der Bakterien und ihrer
Gifte und durch reichliche Ernährung die Nekrosen zu verhüten.
2) Die guten Erfolge, weiche Bier bei der Behandlung infektiöser
Processe mit Stauungsbyperämie an den Extremitäten erzielte, Hessen es
wünschenswert erscheinen, auch für die lokalen oberflächlichen Entzün-
dungen des Rumpfes ein entsprechendes Verfahren zu versuchen. Gegen-
über der bisher allgemein üblichen, langwierigen und verstümmelnden
Methode der ausgiebigen radiären Einschnitte der Mamma bei Mastitis,
bedient sich K. einer Glasglocke, welche um die entzündete Mamma luft-
dicht angesetzt wird. Verdünnt man in dieser Glocke, welche eine kleine
Oeffnung zum Einsetzen einer Luftpumpe hat, die Luft, so wölbt sich die
Brustdrüse entsprechend dem Grad der Luftverdünnung vor und es tritt
Stauungsbyperämie ein. Subjektiv stellt sich das Gefühl ein, als wolle die
Brust platzen. Durch Individualisirung in der Zeitdauer der Applikation
(täglich 20 — 00 Minuten) gelingt es unter Eröffnung der sich bildenden
oberflächlichen Abscesse mittelst kleinster Incisionen in der Zeit von
3 Wochen die Mastitis zu heilen. Von 16 Mastitiden war bei 4 keine
Incision notwendig. Das Verfahren ist schonend und erhält einen grossen
Teil Drüsengewebe am Leben, der bei den früheren Methoden verloren
ging. — In analoger Weise erzielt K. durch Anwendung entsprechender
kleiner Glassaugapparate bei Furunkeln, Karbunkeln, oberflächlichen Ab-
scessen, Panaritien und Paronychien ausserordentlich günstige Resultate. —
In der Hand des Laien kann dieses Verfahren gefahrvoll werden durch
Uebertreibung der Luftverdünnung. Peltesohn.
P. Erdmann, Ein Beitrag zur Kenntnis der Diplobacillengeschwüre der
Cornea nebst Untersuchungen über die Widerstandsfähigkeit der Diplo-
bacillen gegen Austrocknung in Sekreten. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk.
XLIIL, I, S. 661.
Verf. beobachtete unter 342 Fällen von Diplobacillenconjunktivitis in
der Rostocker Augenklinik 30 Hornhautaffektionen, von denen 18 einer
eingehenden bakteriologischen Untersuchung unterworfen wurden. Hierbei
teigte es sich mehrfach, dass die oberflächlichen Geschwürslagen voll-
kommen frei von Bakterien waren und dass ihr Nachweis nur nach Heraus-
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Espenscbikk. Thnzeh.
No. 30.
beförderung der tiefen Schichten des Ulcus gelang. Unter den unter-
suchten Fällen fanden sich 8 mit kleineren oder grösseren Randgeschwüren
der Cornea, bei welchen 6mal typische Diplobacillen nachgewiesen wurden
bei gleichzeitigem Vorhandensein dieser Mikroorganismen im Conjunktival-
sack. ln 8 weiteren Fällen lagen mehr oder minder bösartige, mit Hvpo-
pyon und Iritis einhergehende Geschwüre vor, welche zum Teil den Cha-
rakter des Ulcus serpens und eine dementsprechende Therapie erforderten.
7 mal wurden hierbei die Morax-Axenfeld'schen Diplobacillen in Reincultur
gefunden.
In den meisten Fällen kam hierbei die Uebertragung durch Finger
und Gebrauchsgegenstände in Frage. Ausserdem liess sieb auch nach-
weisen, dass die Diplobacillen in eingetrocknetem Conjunktivalsekret bis
14 Tage keimfähig bleiben konnten. Auch im Nasenschleim waren häufig
Diplobacillen nachweisbar, die leicht durch Taschentücher, Finger u. s. w.
in den Bindehautsack gelangen können. Es ist anzunehmen, dass die
Diplobacillen gelegentlich im Conjunktivalsack als harmlose Schmarotzer
leben und nur bei bestehender Disposition eine Entzündung auslösen.
Horstmann.
1) Espenschied, Ein Beitrag zur Frage der Beziehungen zwischen Caries
des Felsenbeins und Neuritis optica. (Aus der Universitätsohrenklinik
in Tübingen.) Arch f. Ohrenbeilk. 03. Bd., S. 1.
2) Tenzer, Ueber das Verhalten des Augenhintergrundes bei Erkrankungen
des Gehörorgans. (Aus d. Ohrenkl. der Kgl. Charite zu Berlin.) Arch.
f. Ohrenbeilk. 63. Bd., S. 23.
1) Nach E. ist Hyperämie der Sehnervenscheiden in einer Anzahl von
Mittelohreiterungen zu finden, die bei conservativer Behandlung zur Heilung
gelangen. Ausgebildete Neurit. nerv, optic. bezw. Stauungspapillen fand
er stets in Fällen, die auch wegen sonstiger bedrohlicher Erscheinungen
operirt werden mussten. Die Vermittelung zwischen der Ohren- und Augen-
erkrankung geschieht durch die Hirnlymphe, „deren vom Eiterherd im
Felsenbein mit giftigen Bestandteilen geschwängerte Bestandteile auf die
Papillae opticae entzündungserregend und deren vermehrte Spannung auf
dieselben Schwellung erzeugend wirkt.“ In den in unmittelbarer Folge
der Hirnerkrankung zum Tode führenden Fällen ist das Zwischenglied
meist eine bakterielle Leptomeningitis. Die Erhaltung des Lebens ist in
den Fällen von Caries des Felsenbeins mit Neuritis optica unsicher. Mit
der Ausheilung des Herdes im Schläfenbein geht gewöhnlich die Sehnerven-
erkrankung zurück. Das Sehvermögen ist von Anfang an gar nicht oder
nur wenig herabgesetzt und pflegt im besten Falle wieder normal zu
werden. Ein Ausgang der Sehnervenerkraukung in Atrophie ist nicht zu
erwarten.
2) Auf Grund eines 76 Fälle aus der oben genannten Klinik um-
fassenden Beobachtungsmaterials spricht sich T. bezüglich der Bedeutung
der Augenhintergrundsveränderungen bei Ohrenkrankheiten dahin aus, dass
intracrauielle Erkrankungen jeder Art und jeder Ausdehnung die letzteren
begleiten können, ohne dass es zur Entwickelung von Veränderungen am
Augenhintergrunde kommt; normaler Hintergrund finde sich sogar häufiger.
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No. 30.
Kki.lv. — Wkhtknhokkvkh
503
Andererseits sei das Vorhandensein von Opticusentzündungen bei der grossen
Seltenheit des Auftretens derselben bei reinen Mittelohr- und Warzen-
fortsatzeiterungen ein bedeutsames Symptom für die Annahme eines Ueber-
greifens des Krankheitsprocesses von Mittelohr oder Warzenfortsatz auf
die Organe des Schädels. Auf die Art der intracranicllen Erkrankungen
lassen sich, nach Verf., aus dem ophthalmoskopischen Befunde keine Rück-
schlüsse ziehen, auch über Verlauf und Ausgang der intracraniellen Er-
krankungen geben die Augenhintergrundveränderungen keinen Aufschluss.
Das Auftreten selbst der schwersten Veränderungen im Fundus oculi
schliesst einen günstigen Verlauf der Krankheit nicht aus.
Schwabach.
Kelly, The so called empyema of tbe antrum of Highmore in infants
(Osteomyelitis of the superior maxilla). The Edinb. med. journ. 1004,
October.
Verf. weist überzeugend nach, dass eine sehr grosse Aehnlichkeit be-
steht zwischen der akuten Ostitis oder Osteomyelitis des Oberkiefers der
Erwachsenen und dem kindlichen Empyem der Kieferhöhle. Nach Verf.
ist der pathologische Process im wesentlichen bei beiden Erkrankungen
derselbe und die etwaigen Verschiedenheiten sind die Folge der anatomi-
schen Verschiedenheiten zwischen einem entwickelten Oberkiefer und dem
eines neugeborenen Kindes. Dazu kommt noch, dass die ätiologischen
Momente bei beiden Erkrankungen dieselben sind, Trauma, Erkältung und
Infektion, besonders tuberkulöse und syphilitische Erkrankung. Entgegen
der allgemeinen Ansicht sieht Verf. den Alveolus und nicht die Nase als
den primären Sitz der Erkrankung an. W. Lublinski.
WestenhoefTer, Ueber die Wege der tuberkulösen Infektion im kindlichen
Körper. Berl. klin. Wochenschr. 1904, No. 7/8.
Verf. hat eine grössere Zahl Meerschweinchen subkutan mit tuber-
kulösem Material geimpft und dabei auch Bilder erhalten, welche dem
Bild einer Fütterungstuberkulose entsprechen. Dies spricht dafür, dass
nicht stets die regionären Lymphdrüsen zunächst und am meisten befallen
sind, sondern dass diese auch gelegentlich umgangen werden. Man kann
daher nicht ohne weiteres aus dem pathologisch-anatomischen Befunde der
Leiche einen Rückschluss auf den Infektionsmodus machen. Es ist somit
auch aus dem häufigeren Vorkommen tuberkulöser Veränderungen der
Mesenterialdrüsen bei Kindern nicht ohne weiteres, wie Behring tat, zu
schliessen, dass die Infektion durch den Magendarmtraktus erfolgte. Die
Annahme v. Behring’s, dass die Darmschleimbaut des Säuglings für Bak-
terien leichter durchgängig sei als die des Erwachsenen ist ein Analogie-
schluss, welcher noch nicht bewiesen. Tatsache ist, dass bei Kindern in
der zweiten Hälfte des ersten Lebensjahres die Zahl der Tuberkulose-
erkrankungen schnell zunimmt. Da nun mit dieser Zeit die Dentition ein-
hergeht, während welcher physiologisch das Epithel der Mundschleimhaut
grosse Lücken bekommt, so ist es höchst wahrscheinlich, dass die Dentition
mit der Häufung der Tuberkulose in einem ursächlichen Zusammenhang
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Bloch. — v. Oprnchowski.
No. 30.
stehe. Die Säuglinge sind gewöhnt, alles in den Mund zu stecken, und
so ist auch Gelegenheit geboten, Tubcrkclbacillen in den Mund zu bringen.
Für die Prophylaxe kommt somit W. trotz seiner gegenteiligen Ansicht
über deu Infektionsmodus zu dem nämlichen Schluss wie V. ÜEHK1NG, dass
der Kampf gegen die Tuberkulose im Säuglingsalter mit erhöhter Energie
geführt werden muss. H. ßischoff.
Bloch, Die hygienischen Fortschritte der Stadt Beuthen (Oberschlesien)
innerhalb des letzten Decenniums. Deutsche Vierteljahrsschr. f. öffeutl.
Gesundheitspfl. 1904, Bd. 36, S. 596.
Was die Auseinandersetzungen der Sachverständigen nicht zu stände
gebracht haben, die indolente Bevölkerung davon zu überzeugen, dass
hygienische Maassnahmen dringend geboten seien, dass die Verhältnisse in
Beuthen, wie sie bis vor kurzem waren, allen Erfahrungen der Hygiene
Hohn sprachen, hat die schwere Typhusepideraie des Sommers 1896, an
der 1498 erkrankten und 80 starben, vermocht. Seitdem sind die Assani-
rungsarbeiten, die schon lange projektirt, aber immer wieder auf die lange
Bank geschoben sind, energisch in Angriff genommen und jetzt fast fertig
gestellt worden. An Stelle der ganz unzulänglichen Wasserversorgung aus
der befahrenen Carsten-Centrumgrube trat eine einwandfreie Wasserversorgung
durch Anschluss an die Leitung aus der seit langer Zeit stillliegendeu
Kosaliengrube stammenden Leitung des Kreises Kattowitz. Die Stadt hat
eine Kanalisation erhalten und für Reinigung der Abwässer ist eiue bio-
logische Kläranlage geschaffen worden. Gleichzeitig sind auch andere
hygienische Verbesserungen geschaffen worden, sodass Beuthen nicht mehr
hinter anderen gleichgrossen Städten zurücksteht, zum Teil diesen voraugeht.
H. Bischoff.
T. v. Openeliowski, Sklerose und Erweiterung der Coronararterie des
rechten Herzens durch Digitalis ermittelt. Berl. klin Wochenschr. 1904,
No. 40.
Verf. hat schon in einer früheren Arbeit den Satz aufgestellt, dass
Digitalis stärkend nur auf das linke Herz wirkt, indem es die linke
Coronararterie ad maximum erweitert, und zugleich die Arbeit des rechten
Ventrikel schwächt, indem es die rechte Coronararterie verengt. Ein
klinisch genau beobachteter und durch die Autopsie bestätigter Fall er-
wies die Richtigkeit dieser Auffassung. Es handelte sich um einen Mann
mit schwerer Mitral- uud Aorteninsufficienz, Ascites, Oedemen u. s. w.
Nach jeder Darreichung von Digitalis verschlimmerte sich der Zustand,
indem es zu einer vermehrten Tätigkeit des rechten Herzens und zu einer
verminderten Tätigkeit des linken Herzens kam. v. 0. schloss aus dieser
Beobachtung, dass es sich um eine Veränderung der rechten Coronararterie
handele, die die Contraktion derselben völlig hindere; wahrscheinlich be-
stand eine Sklerose und Dilatation der rechten Coronararterie. Die Sektion
bestätigte die Richtigkeit dieser Diagnose. Selbstverständlich kann in
solchen Fällen die Digitalis nur Schaden stiften. K. Kronthal.
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No. 30.
KaHISEH. V IBKRT.
505
S. Kaminer. Euporphin als Expectorans. Beitr. z. wlss. Med. u. Ctair.
(Salkowski Festschrift. S. 205.
Ruporphin, über dessen Wirkung als Expectorans von Michaelis
schon berichtet wurde, besitzt vor dem ihm verwandten Apomorphin den
Vorzug, dass es das Herz nicht schädigt und weniger leicht Erbrechen
hervorruft. K. erprobte das Mittel bei zahlreichen Patienten der Königl.
Poliklinik für Lungenleidende. Die Erfolge bei Phthisikern sind nicht
sehr bemerkenswert, da ja hier überhaupt die Anwendung von Expecto-
rantien nur recht selten indicirt sein dürfte; in einem Falle trat nach der
Anwendung des Euporpbins Hämoptoe auf. Recht günstig waren dagegen
die Erfolge bei chronischen Bronchitiden, zumal bei den auf Emphysem
beruhenden, bei Stauungskatarrhen infolge von Herzfehlern, bei Asthma
bronchiale, bei Bronchiektasie und ähnlichen Erkrankungen. Nur einmal
klagte ein Patient über leichtes Magendrücken, sonst wurden unangenehme
Nebenwirkungen nicht beobachtet. Die Dosis ist 5 mg, man giebt es ent-
weder in Pastillenform oder in wässeriger Lösung. K. Kronthal.
Ch. Vibert, Affections cardio aortiqnes et accidents du travail. Annales
d’hygiene publique et de medecine legale 1905, Mai.
Verf. behandelt auf Grund einer Reihe von eigenen Beobachtungen
die Todesfälle, die bei Herz- resp. Aortenkrankheiten im Gefolge von Un-
fällen bei der Arbeit eintreten. Was zunächst die akute Aortitis an-
langt, so sind die durch dieselbe veranlassten Todesfälle weniger selten,
als man nach der vorliegenden Litteratur glauben könnte; allerdings muss
man bei den Autopsien die Aorta in ihrer ganzen Ausdehnung untersuchen.
Es handelt sich relativ häufig um plötzlichen Tod, unter Umständen ohne
vorangegangene ernste Krankheitserscheinungen. In einer Anzahl von
Fällen schien sich die akute Aortitis im Anschluss an ein Trauma ent-
wickelt zu babon; letzteres betraf entweder die Aorta direkt oder auf dem
Umwege über eine von einer beliebigen Verletzung ausgehende Infektion.
— Unter den chronischen Herzleiden sind zunächst die Fälle zu er-
wähnen, bei denen es zu einer Ruptur des Herzens kommt; die ein-
schlägigen forensischee Beziehungen dieser Fälle zu Unfällen werden vom
Verf. ausführlich gewürdigt. Schwieriger ist die begutachtende Tätigkeit
des Gerichtsarztes in Fällen von präexistirenden Herzkrankheiten (Sklerose
oder anderweitige Entartungen des Myokardiums, Verengung oder Ver-
schluss der Coronararterien, Verwachsungen des Perikards); hier tritt der
plötzliche Tod meistens unter der Einwirkung körperlicher oder seelischer
Erregungen ein, zuweilen allerdings ohne jede nachweisbare nähere Ver-
anlassung. Uuter den vom Verf. mitgeteilten Fällen eigener Beobachtung
befinden sich auch zwei, in denen die Läsionen der Kranzarterien des
Herzens durch eine Infektion veranlasst schienen, welche ihren Ausgang
von Verletzungen anderer Körperteile nahm. L. Perl,
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506
Miyakr. — I.abi.e und Dkuahqcr.
So. 30.
H. Miyake, Beitrüge zur Kenntnis des ßothriocephalus liguloides. Mitteil,
a. d. Grenzgeb. d. Med. u. Cbir. Bd. 13, H. II, S. 145.
Der ßothriocephalus liguloides oder die Ligula Mansoni kommt beim
Menschen nur äusserst selten und zwar ausschliesslich in China und Japan
vor. Unter 19 beobachteten Fällen betrafen 18 Japaner und nur einer
einen Chinesen. Das Alter und Geschlecht der Patieuten haben keinen
Einfluss. Was die Uokalisirung des W'urmes betrifft, ist zwar Bestimmtes
noch nicht anzugeben, doch scheinen gewisse Stellen des Körpers, wie die
Umgebung des Auges, sowie der Urogenitaltraktus besonders disponirt zu
sein. Unter den genannten 19 Fällen kamen die Tiere viermal aus der
Umgebung des Bulbus und sechsmal spontan beim Uriniren aus der Urethra
hervor. Der Parasit scheint die Eigenschaft zu haben, im Körper herum-
zuwandern und an beliebigen Stellen desselben zu erscheinen. Nur meidet
er dabei die freien Höhlen, wie Blase, Nierenbecken und Uretereu. Was
die Symptome anbetrifft, so klagt die Mehrzahl der Patienten über anfalls-
weise auftretende Schmerzen und Druckerapfind lichkeit an den betreffenden
Stellen. Diese Beschwerden sind jedoch nicht charakteristisch für die
Wurmkrankheit, sondern Folgeerscheinungen des mechanischen Reizes.
Zuweilen sieht man bei oberflächlichem Sitz der Affektion eine Anschwel-
lung der betroffenen Gegend oder auch einen weichen diffusen Tumor mit
mit Pseudofluktuation. Auch Abscesse kommen in der Gegend des Wurmes
vor. Die Diagnose ist, da kein charakteristisches Merkmal vorhanden ist.
die Krankheit vielmehr symptorolos verläuft, schwierig. Meist wurde sie
nur durch das Erscheinen des W’urmes gestellt. Bezüglich des Verlaufes
und Ausganges ist zu bemerken, dass nach Entfernung des Parasiten die
Wunde gut verheilt, dass aber bei längerem Bestände der Wurm entweder
uach Durchbruch des Gewebes zum Vorschein kommt oder an seinem Sitz
eine Eiterung eintritt. Bezüglich der Morphologie des ßothriocephalus
liguloides muss auf das Original verwiesen werden, weil diese sieb nicht
in einem kurzen Referat wiedergeben lässt. Carl Rosenthal.
R. Lahle et Remarque, U’impetigo et Uecthyma ä bacilles diphtberiques.
Rev. mens, des mal. de l’enf. 1904, S. 49.
Bei zwei Kindern im Alter von 3 und 4 Jahren, welche mit ausge-
dehnten impetiginösen Geschwüren und Borken bedeckt waren, fanden
Verff. bei der bakteriologischen Untersuchung der erkrankten Hautstellen
neben Strepto- und Staphylokokken Diphtheriebacillen. Die nunmehr vor-
genommene Untersuchung des Rachenschleims wies die Löffler’schen Ba-
cillen auch in diesem nach. Die Hauterkrankung unterschied Rieh iu
ihrem Aussehen durchaus nicht von den gewöhnlichen Impetigoformen.
Auf Grund der Anamnese nimmt Verf. an, dass die Kinder, ehe sie in
seine Beobachtung kamen, eine diphtherische Halsaffektion überstanden
hatten, und dass von dieser aus sekundär die Infektion der früher vor-
handenen Hautgeschwüre mit Diphtheriebacillen erfolgt war. Zur Zeit der
Untersuchung bestand keine klinische Diphtherie im Halse. Das eiue
Kind genas, das andere starb an Bronchopneumonie trotz Injektion von
Heilserum. Stadtbagen.
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No. 30.
Zki.knski und Cyuci.ski. — Mkykk.
507
Th. Zelenski und Tli. Cybulski, Ueber das Vorkommen der Markzellen
(Myelocyten) im kindlichen Blute. Jahrb. f. Kinderheilk. Bd. 60, S. 884.
In der französischen l.itteratur ist mehrfach der Versuch gemacht
worden, eine neue Einteilung der infantilen Anämien auf Grund des Vor-
kommens der Markzellen (im Sinne Ehrlich’») im Blute zu schaffen.
Weil und Clerk wollen auf Grund der Anwesenheit der Markzellen im
Blute eine neue, dem Kindesalter und Erwachsenen gemeinsame Krankheits-
gruppe der schweren Anämien abgrenzen, der sie den Namen „ Spleno-
megalie chronique avec anemie et myelömie geben. Die Untersuchungen
des Verf.’s haben aber ergeben, dass die Anwesenheit der Markzellen im
Blute kranker Kinder in den ersten Lebensjahren eine durchaus banale
und jeglichen Charakters der Specifität entbehrende Erscheinung ist. Je
jünger das Kind, desto geringer die Bedeutung der Markzellen; in den
ersten Lebenswochen können sogar einzelne Markzellen auch unter normalen
Verhältnissen im Blute Vorkommen. Als schädigende Einflüsse, die beim
Kinde am häufigsten zur Ursache der Myelocytose werden, sind aller Wahr-
scheinlichkeit nach die im Blute kreisenden Toxine zu betrachten, so z. B.
bei Lues und Tuberkulose. Unter diesen Umständen kann es nicht über-
raschen. dass wir auch bei der infantilen Anämie mit Milztumor den Mark-
zellen im Blute begegnen. Aber man kann bei der Häufigkeit des Vor-
kommens dieser Zellen weder in Beziehung auf die Abgrenzung der
Anaemia inf. pseudoleuc. von anderen verwandten Krankheitszuständen,
noch — wie Weil und Clerc wollen — in Beziehung auf die Differenzirung
und Einteilung dieser Gruppe der Anwesenheit dieser Zellen eine grosse
Bedeutung beimessen. Dagegen beweist das Vorkommen dieser Zellen im
Blute Erwachsener immer eine schwere Schädigung der hämatopoetischen
Organe; die Zusammenfassung einer für Erwachsene und Kinder gemein-
samen Gruppe von Anämien ist auch aus dieser Verschiedenwertigkeit der
Zellen für die verschiedenen Altersstufen nicht zweckmässig. — Dagegen
kommt der Anwesenheit kernhaltiger roter Blutkörperchen im kindlichen
Blute eine eminente Bedeutung zu, zumal wenn eine grössere Anzahl dieser
Formen vorhanden ist. Sie beweisen, dass der sich im Blute abspielende
Krank heitsprocess, mag er primär oder sekundär entstanden sein, gegen-
wärtig als selbstständige Krankheit in den Vordergrund rückt. Wenn also
auch der Begriff der Anaemia pseudoleucacmica inf. als selbstständige
pathologische Einheit in Frage gestellt wird, so haben doch die von
v. Jaksch angegebenen Merkmale (Milzanschwellung, Leukocytose und
kernhaltige rote Blutkörperchen) bis jetzt von ihrer Bedeutung nichts ein-
gebüsst. Stadthagen.
Meyer, Ueber Diabetes insipidus und andere Polyurien. Deutsches Arch.
f. klin. Med. 83. Bd , S. 1.
1. Unter Diabetes insipidus versteht mau eine primäre Polyurie, die
durch die Unfähigkeit der Niere, einen Harn von normaler Concentration
zu liefern, bedingt ist. Infolge dieser Störung braucht der Diabetes in-
sipidus-Kranke zur Entfernung der harnfähigen Stoffwechselprodukte
grössere Wassermengen als der Normale. Da er auf Aendernngen der Er-
nährung nicht wie dieser, oder nur ganz ungenügend, mit Aenderung der
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508
SlEFBHT,
Tanoinuchi.
No. 30.
Harnconcentration reagiren kann, so muss er, um das Gleichgewicht seiner
Körpersäfte zu erhalten, mit grösseren Schwankungen der Harnmenge ant-
worten als der Gesunde.
2. Durch das Verhalten gegenüber vermehrter zugeführter Salzmenge,
durch die die Harnflut erheblich gesteigert wird, unterscheidet er sich
von den Patienten mit primärer Polydipsie, deren Nieren die normale
Concentrationskraft besitzen.
3. Während er mit dem Nierenkranken, der an interstitiellen oder
pyelitischen Processen leidet, die Unfähigkeit teilt, einen concentrirten
Harn zu liefern, unterscheidet er sieb von ihm durch die grössere Con-
stanz der Harnconcentration und die prompte und gleichmässige Aus-
scheidung der gelösten Bestandteile.
4. Theocin bewirkt beim Diabetes insipidus eine Erhöhung der Con-
centration ohne Steigerung der Harnmenge. Seine Wirkung kann nicht
durch Störung der Rückresorption erklärt werden.
5. Die als phosphorsaures Natron zugefübrte Phosphorsäure wird ohne
Vermehrung der Harnmenge vom Normalen und Diabetes insipidus-Kranken
ausgesebiedeu. Alkan.
E. Siefert, Ueber die Hirnmctastason des sogenannten Deciduoma malignum.
Arch. f. Psych. u. Nervenkrankh. 1904, 38. Bd., 1. H.
Zu den 6 Fällen aus der Litteratur, in denen das im Uterus vor-
handene Deciduoma malignum Metastasen an Hirn oder Hirnhäuten machte,
teilt S. einen neuen (7.) Fall ausführlich mit. Hier bestand ein grosser,
fester, blutig verfärbter Tumor im Marklager des hinteren Teils des
Schäfenlappcns und des Occipitallappens mit einigen Durchbruchstellen
des Tumors nach der Rinde; in der Nähe des Tumors lagen Blutungen;
auch die Hirnmetastase resp. der Tumor selbst zeigt massige Blutungen,
degencrativen Zerfall, Reichtum an körnigem Pigment, einen ausge-
sprochenen Polymorphismus der Zellen mit Ueberwiegen des epithelioiden
Elements, endlich Bildungen von Riesenzellen und sonderbaren Kernforraen.
Dadurch wich die Tochtergeschwulst (sekundäre) von der Mutterform ab.
Ferner verbreitete sich die Geschwulst ähnlich wie die Carcinommetastasen
innerhalb der Meniugen weiter, sobald der Herd die Rinde durchbrochen
hat (einseitige Piawucberung in der Umgebung des Herdes). Eine Hinter-
strangerkrankung, die gleichzeitig vorlag, konnte nicht sicher in Bezug
auf Entstehung und Zusammenhang mit dem Tumor gedeutet werden. Wie
bei Hirncarcinose kann die metastatische Erkrankung unter dem Bilde
einer akutcu Psychose oder Meningitis verlaufen. Jedoch ist das Wachstum
bei dem Deciduoma malignum schneller und die Druckerscbeinungen mehr
hervortretend. S. Kalischer.
Tanginuehi, Ein Fall von Distomumerkrankung des Gehirns mit dem
Symptomencomplex von Jackson’scher Epilepsie von Chorea und Athetose.
Arch. f. Psych. u. Nervenkrankh. 1904, 38. Bd., 1. H.
Dass eine Lungendistomum-Erkrankung, wie sie in Japan häufig vor-
kommt, auch Gehirnsymptome erzeugen kann, ist schon mehrfach fest-
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No. 30. Marik und Guillain. — Brownino. 509
gestellt. InoüYE berichtet über 11 Fälle von dieser Art, in denen Gehirn-
syniptome bei Lungendistomum-Erkrankung sich zeigten. 6 Fälle davon
batten halbseitige Krämpfe mit Hemiparese, 2 allgemeine Epilepsie u. r. w.
Von den 11 Fällen gelangten 4 zur Sektion und bei zwei von diesen vier
Fällen konnten keine anatomischen Veränderungen festgestellt werden. In
dem hier beobachteten und beschriebenen Falle handelt es sich um ent-
zündliche Erweichungsherde im Marklager der rechten Grosshirnhemisphäre,
die durch die Eier des Lungenegels erzeugt waren; die Herde erschienen
als Flecke, Cysten, Hohlräume mit amorpher Substanz, zerfallenen Blut-
resten und mit einer zweifachen Wand, von denen die äussere Schicht mit
dem adventitiellen Gewebe benachbarter Gefässwände zusammenhing; die
innere Schicht ist oft schlingenförmig und ähnelte der Membr. elastica
der Gefässe. Die Eier dürften auf emboliscbem Wege von den Mutter-
tieren der Lunge in das Gehirn gelangen. — Klinisch bestanden die Er-
scheinungen der Jackson’schen Epilepsie mit Chorea und Athetose der
rechtsseitigen Extremitäten, die allmählich spastisch- paretisch wurden.
S. Kalischer.
P. Marie et G. Guillain, Le faisceau pyramidal homolatüral. Le cöte
sain des hemiplegiques. Rev. de med. 1903, Oct.
Die Autoren stellten sich bei ihren Untersuchungen drei Fragen:
1. Giebt es bei Hemiplegischen Störungen auf der gesunden Seite? 2. In
welchen Fällen kommen sie vor und wo fehlen sie? Die Antwort lautet:
Sie fehlen beim grössten Teil der Erwachsenen und da, wo man sie beob-
achtet, hat man immer an eine doppelte, wenn auch unvollkommene Hemi-
plegie zu denken. Es handelt sich hierbei meist um alte Arteriosklero-
tiker mit vielfachen Herden in beiden Hemisphären. 2. Findet man beim
hemiplegischen Individuum in den Seitensträngen beider Seiten Degenera-
tionen? Diese Frage wird dahin beantwortet, dass man mit der Marclii-
schen Methode vereinzelte Degeneration der dem Herde homolateralen Seite
bisweilen nachweisen kann. 3. Erklärt die bilaterale Degeneration, wenn
sie vorkommt, die klinischen Phänomene? Diese Frage wird mit „nein“
beantwortet. M. Brasch.
W. Browning, A method for the relief of pain in toumours of the brain.
Journ. of nerv, and ment. dis. 1903, Nov.
B. empfiehlt für die unerträglichen Kopfschmerzen in den inoperablen
Fällen von Hirntumor die Anwendung von Drogen, welche den Blutdruck
verändern (herabsetzen wie Aconitin, Veratrin, Gelsemium). Besonders
rühmt er den Erfolg dieser Medikation für den Kopfschmerz, der aus dem
allgemein gesteigerten Hirndruck entspringt, aber auch für denjenigen, der
auf paroxysmalen Blutdrucksteigerungen beruht und ebenfalls anfallsweise
auftritt. Ist die Beteiligung der Meningen oder Austreten der sensiblen
Nerven die Ursache des Schmerzes, so helfen die Mittel nur insoweit, als
Blutdrucksteigerungen mitwirken bei der Hervorbriugung des Kopfschmerzes.
M. Brasch.
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510
Schläpfeb. — Adrian. Gitszman.
No. 30.
V. Sehläpfer, Ueber den Einfluss der Vibration auf das Faradisatious-
gefüllt. Münch, med. Wochenschr. 1905, No. 19.
E. K. Müller hat den von ibtn erfundenen elektromagnetischen
Apparat dahin weiter ausgebaut, dass er in beliebiger Combination mit dem
Elektromagnetismus als sekundärer Sinusoidalstrom, als wärmeerzeugend
und zur mechanischen Vibration dienen kann.
A. Müller hat nun festgestellt, dass wenn man seinen Körper an
diesem Apparat gleichzeitig dem Elektromagnetismus, dem sekundären
Sinusoidalstrom und der Vibration aussetzt, daun das bekannte charakte-
ristische faradokutane Gefühl ganz bedeutend herabgesetzt wird Dieses
„Faradovibrationsphänomen“ hat nun Verf. eingehend untersucht. Es ergab
sich, dass wenn der zu Untersuchende zugleich mit der Einwirkung des
Elektromagnetismus und der Vibratiou mit sekundären Strömen von einer
Intensität faradisirt wurde, die, allein applicirt, das faradische Gefühl in
aller wünschenswerten Deutlichkeit hervorriefen, dasselbe entweder ganz
fehlte oder doch bedeutend herabgesetzt war. Eine weitere Untersuchung
ergab nun, dass das magnetische Wechselfeld keine Einwirkung auf das
Faradovibrationsphänomen bat und dass simultane Vibration eine Dissociation
der physiologischen Wirkung des faradischen Stromes in dem Sinne her-
vorruft, dass die sensorische Reaktion vermindert, die motorische aber
nicht beeinträchtigt wird. Es ergab sich weiter, dass das Phänomen nicht
auf Contaktunterbrechung beruht und dass simultane Vibration bei galvani-
scher Reizung keine Herabsetzurg der galvanischen Sensibilität bewirkt,
also keine dissociirenden Wirkungen, die dem Faradovibrationsphänomen
entsprächen.
Es zeigten dann die fortgesetzten Untersuchungen, dass mit der Ent-
fernung der Vibration vom Orte der Faradisation das faradokutane Gefühl
zunimmt. Es hängt somit das Phänomen von dem gegenseitigen Grössen-
verhältnis der faradischen und der vibratorischen Einwirkung ab. Die
Uebertäubung des faradischen Gefühls durch die Vibration ist ein centraler
Vorgang. Bei Hyperkinesen und bei Myalgien könnte nach Verf. das neue
combinirte Verfahren von Vorteil sein. Bernhardt.
1) C. Adrian, Ueber das gleichzeitige Vorkommen von manifester Syphilis
und Tabes. Zeitschr. f. klin. Med. Bd. 55, S. 327.
2) J. (jiuszman. Zur Tabes-Syphiüsfrage im Anschluss an einige mit mani-
fester Syphilis verbundene Tabesfälle. (Aus dem dermatol. Iustitut der
Universität zu Budapest.) Monatsh. f. prakt. Dermatol. Bd. 39, No. 12.
1) A. stellt in Tabellenform 9G Fälle der in der Ucberschrift be-
zeichneten Art aus der Litteratur zusammen; iu 16 von ihnen fanden sich
bei der Sektion neben der Tabes aktive syphilitische Erscheinungen im
Centralnervensystem, bei 15 in anderen Organen, in 65 Fällen handelte
es sich um gleichzeitige Tabes und manifeste (meist tertiäre) Syphilis bei
Lebenden. Von 69 Kranken, deren Geschlecht angegeben ist, waren
48 Männer und 21 Frauen, dem Alter nach überwogen ganz bedeutend die
30er und 40er Lebensjahre. Der Beginn der Tabes fiel in 22 von 33 ver-
wertbaren Fällen auf die ersten 15 Jahre nach der syphilitischen Infektion;
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No. 30.
Amman, (idszman.
511
in 11 Fällen lag diese 15 — 30 Jahre zurück. Nur Oraal traten Tabes und
syphilitische Späterkrankungen nahezu gleichzeitig auf, in den anderen
Fällen bestand die Tabes beim Erscheinen der letzteren seit Monateu und
meist seit Jahren (bis zu 23). Wie oft sich Tabes überhaupt mit mani-
festen Symptomen der Syphilis combinirt, lässt sich natürlich schwer
sagen; jedenfalls scheint es nach dieser Zusammenstellung öfter vorzu-
kommen, als man gewöhnlich annimmt. Recht häufig (in mehr als 12pCt.)
gab die Anamnese gar keinen Aufschluss über eine vorausgegangene
syphilitsche Infektion; solche Fälle wären ohne das Auftreten der Spät-
erscheinungen neben der Tabes für die Theorie von Fournibr-Erb ver-
loren. Aus Statistiken dieser beiden Forscher ergiebt sich, dass im All-
gemeinen der Tertiarismus (der Haut) der Infektion in einem wesentlich
geringeren zeitlichen Abstande folgt, als die Tabes; jener erreicht die
grösste Häufigkeit schon im 3., diese erst im 6. — -9. Jahre oder (nach Erb)
noch später. Daraus folgt, dass die Aussichten auf ein Zusammentreffen
beider um so geringer sein werden, je später die Tabes in Erscheinung
tritt. Das Auftreten aktiver syphilitischer Organveränderungen bei oft
schon lange bestehender Tabes beweist, dass die Syphilis zu dieser Zeit
im Körper noch keineswegs erloschen ist, es spricht besonders deutlich
lür einen engen Zusammenhang beider und lässt es nicht angängig er-
scheinen, die Tabes als eine post- (para-, meta-) syphilitische Krankheit
der Syphilis selbst gegenüberzustcllen. Es empfiehlt sich, Tabes sowohl
wie specifische Manifestationen der Haut und inneren Organe mit Erb als
Processe „syphilitogenen“ Ursprungs zu bezeichnen, ein Name, der bezüg-
lich der Art des Zusammenhangs mit Syphilis nichts präjudicirt. — Da
die Tabes im Allgemeinen später auftritt, als die Späterscheinungen der
Syphilis, so wird man es, wo beide coincidiren, häufig mit Frühformen der
Rückenmarkserkrankung zu tun haben und deshalb, wofür auch manche
Erfahrungen sprechen, auf eine bessere Prognose und günstigere Aussichten
für eine specifische Behandlung hoffen dürfen.
2) Die 4 von G. mitgeteilten Fälle betrafen Frauen zwischen 42 und
54 Jahren. Bei der ersten fanden sich neben einer Tabes im ataktischen
Stadium exulcerirte Gummen am Halse. Der Mann, mit dem sie seit
25 Jahren in Conkubinat lebte, litt an progressiver Paralyse. Von einer
vorausgegangenen Syphilis wusste sie ebensowenig, wie die zweite Patientiu,
bei der ausser einer Tabes incipiens seit 2 Monaten ein typisches serpigi-
nöses Syphilid an der Nase bestand. Nach mehreren Aborten zu urteilen,
lag die Infektion mindesten 5 — 6 Jahre zurück. Die dritte Kranke war
etwa 2 */4 Jahre früher wegen frischer Syphilis in Behandlung gewesen und
hatte mehrere Schmierkuren durchgemacht. Die Anfangssymptome hatten
sich bei ihr den sekundären Syphiliserscheinungen unmittelbar angeschlossen.
Die letzte Patientin litt seit mehreren Jahren an lancinirenden Schmerzen
and an serpiginösen Syphiliden, die stellenweise neben ausgesprochener
Tabes zur Zeit noch bestanden. — Verf. zieht aus seinen Fällen ganz ähn-
liche Schlussfolgerungen wie Adrian und betont namentlich die Notwendig-
keit, alle Kranke mit syphilitschen Späterscheinungen sorgsamst auf Tabes
zu untersuchen. H. Müller.
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512
Wki.t-Kakulu.
No. 30.
8. Welt-Kakuls, Vulvovaginitis in little girls. A clinical study of
190 cases. New-York med. journ. 1904, No. 15, 16, 17, 18.
Unter 11578 Kindern, die innerhalb von 10 Jahren in Behandlung
kamen, fanden sich 190 Fälle von Vulvovaginitis. Es handelte sich daltei
um Mädchen vom 1. bis 13. Lebensjahre, am stärksten war die Frequent
zwischen dem 2. und 5. Lebensjahre. Die Mehrzahl dieser Erkrankungeu
war gonorrhoischer Natur, nur eine kleine Minorität rein katarrhalisch.
Urethritis war zwar in den frischen Fällen gonorrhoischer Vulvovaginitis
meist vorhanden, doch ist dieselbe kein für die Diagnose unerlässliches
Symptom. Die Bartholin’schen Drüsen waren in wenigen Fällen ver-
grössert und druckempfindlich, doch wurde nie eine Vereiterung beobachtet.
Auch die oftmals vergrösserten Inguinales gingen nie in Vereiterung über.
Fieber kam nur in schweren Fällen zu Beginn vor. Aetiologisch ist hin-
sichtlich der gonorrhoischen Fälle von Interesse, dass die Inkubationsleit
zwischen drei und fünf Tagen liegen soll, also etwas kürzer ist als oft-
mals beim Erwachsenen, wie Verf. in Uebereinstimmung mit anderen
Autoren berichtet. Bei den nicht gonorrhoischen Fällen kamen ätiologisch
Uusauberkeit, Fremdkörper, Traumen in Betracht. Namentlich bei Kindern
unter 2 Jahren wurde die Krankheit mehrfach infolge Unsauberkeit während
einer Sommerdiarrhoe erzeugt. Dreimal fanden sich Verwachsungen zwischen
den Labien, nach deren Trennung die Heilung leicht gelang. Doch ist es
fraglich, ob diese Verwachsungen oder ob die Vulvovaginitis die primäre
Veränderung darstellten. Bei einem achtjährigen Kinde bestand gleich-
zeitig mit dem Ausfluss ein syphilitischer Primäraffekt, bei einem anderen
ein diphtherisches Geschwür der Vagina. Hinsichtlich des Verlaufes hebt
Verf. mit Recht die grosse Neigung der gonorrhoischen Fälle zu Kecidiven
auch nach scheinbar völliger Heilung hervor. Cystitis gonorrhoica sah
Verf. nur einmal bei einem zweijährigen Mädchen. In einem Falle beob-
achtete sie bei einem dreijährigen Kinde mit gonorrhoischer Vulvovaginitis
eine akute fibrinöse Peritonitis, die zum Tode führte. Aus dem peritoniti-
sehen Exsudat wurden auf l/2proc. Glukoseserum-Agar Diplokokken ge-
züchtet, die die Eigenschaften der Gonokokken besassen.
Zur Behandlung wandte Verf. im Anfang Waschungen der Vulva mit
schwachen Lösungen von Kalipermanganat oder Liq. Alurnin. acetic., nach
Abnahme der Schwellung der äusseren Teile Irrigationen der Vagina mittelst
Seidenkatheters an. Dazu dienten ausser Kal. hypermangan. '/» — 1 pCt.
Creolin, */2 — l/iprom. Sublimatlösungen, Liq. Alurnin. acetic. sowie im
chronischen Stadium Argent. oitric. (1 : 200 bis 1 : 800). Mit Protargol
hat Verf. nur wenig Erfahrungen gemacht. Eine Behandlung der Urethra
soll im akuten Stadium nicht statthaben. Am Schlüsse der umfangreichen
und eine reiche Litteratur verwertenden Arbeit finden sich eine Anzahl
ausgewählter Krankenberichte. B. Marcuse.
Kinsrniiuiiiceii werden au die Adresse de* Herrn Geh. Med. -Hat Prof. Dr. M. Bernhardt (Berlin W.
Französische Strasse 2l) oder an die VorlaicidiandlutiK (Berlin MW., Unter den Linden GS) eibele«
Verla* ron August ilirachwalri in Berlin. — Druck *on L. Nebanarhcr »n Berlin !*. >4.
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y
WJfhwitlicb erscheinen
1—3 Bo^eu ; am Schlüsse
des Jahrgangs Titel, Na-
men- und Bach-Register. lungen u. PoManstalten.
für die
mediciniNchen Wissenschaften.
Unter Mitwirkung von
Prof. Dr. H. Senator und Prof. Dr. E. Salkowski,
redigirt von
Prof. Dr. M. Bernhardt
in Berlin.
1905. S- August. No. 31.
Inliu.lt: Barak, lieber Wärmeregulation nach Firnissen. — Süii.i.ifcRs,
Hydrolisirerides Ferment bei Weinbergschnecken. — Moritz, Ueber die Eiweiss-
körper des Harns. — Movkat, Fall von Myelom der Wirbelsäule. — Pollack,
Ueber das Pankreastrypsin. — Hart, Seltener Fall von Herzruptur. — Schlk-
simokr, Blutgefässendotheliom. — Schanz, Verfahren nach Schiefhalsoperationen.
— Ehrhardt, Peritonitis von den Galleuwegen ausgehend. — Hkikk, Eine
neue Glaukomopcration. — Hkndkhson, Extraduraler Abscess bei Mittelohr-
entzündung. — Barwkli, , Dkmpkl, Behandlung der Kehlkopftuberkulose. —
Czapi.rwski, Ueber eine Geschirrspülmaschine. — Mosoravk und Clkoo,
Ueber Cultivirung und Bedeutung der Amöben. — Patschkowski, Urotropin
als Prophylaktikum bei Scharlach. — Ulbici, Veronal gegen Nachtschweisse. —
Stakhki.in, Moritz, Dietlen, Ueber Herziusufficienz und Herzdilatation. —
Lucksch, Ascariden als Emboli in der Luugenarterie. — Tklbkv, Behandlung
der Verätzung der Speiseröhre. — Hrcrnkr, Zur Energiebilanz beim Säugling.
— Rorenkki.1», Ueber Aneurysmen der Arteria pulmonalis. — Lxrnt, Zur
Arbeitsbehandlung von Nervenkranken. — Wilmamson, Aspirin bei Cborca. —
v. Ritter, Ueber progressive spinale Muskelatrophie. — Quincke und Gross,
Ueber akutes umschriebenes Oedem. — Herzog, Ueber traumatische Geburts-
lähmung. — Sondermann, Saugtherapie bei Lupus. — Guszman und Hudo-
vernio, Syphilis und Tabes. — Wichmann, Ueber Prostatahypertrophie. —
Schultz, Die Reaktion des Prostatasekrets. — Burckhard, Die Gefahren
Scbultze’scher Schwingungen.
E. Itabäk, Ueber die Wärmeregulation nach der „Firnissung“ der Haut.
Nach den gemeinschaftlich mit Dr. A. Stych durchgeführten respiro-
metrischen und calorimetrischen Versuchen. Pfliiger’s Arcb. Bd. 108,
No. 8/9, S. 309.
Verf. fasst seine Versuchsergebnisse dahin zusammen: Durch die Be-
streichung der Kaninchen mit wirklich indifferenten Stoffen (Weizenkleister,
Gelatine) kann die Wärmeabgabe wochenlang bis uni 140 pCt. gesteigert
werden, ohne irgendwelche bemerkenswerte Schädigung der Tiere hervor-
zubringen. Es entwickelt sich nämlich in verhältnismässig kurzer Zeit
eine so hochgradige Anpassung des Wärmeregulationsapparates au die er-
höhten Wärme Verluste, dass die Körpertemperatur bald auf normaler Höhe
constant bleibt. Im ganzen erscheint die Regulation der Wärmeproduktion
XLUI. Jahrgang. 33
■
/
Centralblatt
Prsls des Jahrganges
38 Mark; tu beziehen
durch alle Buchhand'
d
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514 Seu.i ,if!R8. — Moritz. — Moppat. No. 31.
(„chemische Wärmeregulation“) unerwartet gross. Bei den höheren Säugern,
besonders beirii Menschen, scheint hingegen die Regulation der Wärme-
abgabe („-physikalische Wärmeregulation“) bedeutend ausgebildct. Die
Herabsetzung der Körpertemperatur nach Bestreichen mit Oel, Firniss und
dergleichen scheint nicht so sehr durch abnorm erhöhte Wärraeverluste,
als vielmehr durch ungenügend arbeitende Wärmeproduktion bedingt zu
sein. Die Abkühlung der gefirnissten Tiere kann höchstens für einen
sekundären Faktor gelten, welcher allerdings die Tätigkeit der primären
Todesursache fördern kann. Diese besteht vermutlich in einer Vergiftung.
P. Schultz.
H. Seilliers, Sur la presence d’une diastase hydrolysant la xylane daus
le suc gastro-intestinal de l’escarpot. Compt. rend. biolog. T. 68. p. 409.
S. entnahm 20 Weinbergsschnecken das in ihrem Verdauungkanal ent-
haltene, aus dem Hepatoprankreas stammende, Sekret. Die Menge beträgt
ca. 1 ccm. Er Hess cs auf Xylanlösung wirken bei 35° für 24 Stunden
und fand, dass das Xylan hydrolytisch verändert war. Es hatten sich
Pentosen gebildet, wohl Xylose, die durch die Orcinreaktion und Osazon-
darstellung nachgewiesen wurden, daneben fanden sich Spuren von Hexosen.
Zuvor gekochtes Sekret veränderte das Xylau nicht. A. Loewy.
ü. Moritz, Zur Kenntnis der Eiweisskörper im nephritischen Urin. Petersb.
med. Wochenschr. 1906, No. 9.
M. beschäftigt sich zunächst mit der nicht seltenen Erscheinung, dass
bei Zusatz des Esbach’schen Reagens zum Harn keine Fällung eintritt.
vielmehr nur eine Trübung des Harns. Dieses Verhalten wurde auf das
Vorhandensein von Nukleoalbumin bezogen. M. zeigt, dass Nukleoalbumine
an sich gut mit dein Esbach'schen Reagens ausfallen. Ihm scheinen
vielmehr Albumosen dabei eine Rolle zu spielen. Es handelt sich ge-
wöhnlich um eine infektiöse (fieberhafte) Nierenreizung, deren Prognose gut
ist und die keine Tendenz hat, in eine echte Nephritis überzugehen. —
Auf Grund von Untersuchungen über den sog. Eiweissquotienten des Harns.
<1. h. das Verhältnis von Albumin zum Gesammtglobulin des Harns kommt
M. zu dein Schluss, dass er praktisch keine grössere ßedeudung hat. —
Ein hoher Quotient, d. h. viel Albumin bei wenig Globulin, spricht für
eine Schrumpfniere. A. Loewy.
C. W. Paget Moffat, Myelopathie albumosuria. The Lancet. Jan. 1905,
p. 207.
M. teilt unter tabellarischer Zusammenstellung von 39 bisher bekannt
gewordenen Fällen und Besprechung von deren Eigentümlichkeiten einen
neuen Fall mit. Er betrifft einen 49jährigen Mann, bei dem sich zunächst
objektiv Hervortreten und Schmerzhaftigkeit des elften Rückenwirbels fest-
steilen Hess. Dann traten Erscheinungen von seiten des Rückenmarks auf.
Es bildeten sich Tumoren der Wirbelsäule aus und die Autopsie ergab
noch Spontanfrakturen der Rippen und Tumorbildung an ihnen. — Der
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No. 31.
Pollack. — Hakt.
515
Harn hatte alle für den Bence-Jones’schen Körper bekannten Eigenschaften
gezeigt. — Eine genaue mikroskopische Untersuchung steht noch aus.
A. Loewy.
L. Pollack, Zur Frage der einheitlichen und specitischen Natur des
Pankreastrypsins. Beitr. z. ehern. Physiol. u. Pathol. Bd. G, S. 95.
Während der streng specitische Charakter der saccharaficirendeu
Enzyme seit langem erwiesen ist, liegen bezüglich des ähnlichen Ver-
haltens der proteolytischen Fermente nur vereinzelte Angaben in der
Litteratur vor. Durch geeignete Behandlung des Pankreasextraktes mit
n.-HCl (die notwendige Menge schwankt sehr und muss experimentell für
jedes Pankreaspräparat ermittelt werden) und nachfolgende Behandlung
mit u.- Lauge kaim man diesem die verdauende Wirkung auf die Eiweiss-
körper von Serum und Kierklar, sowie auf Fibrin nehmen, während die
auf Gelatine erhalten bleibt. Demnach haftet die Leimverdauung an einem
besonderen Trypsinbestandteil, für das Verf. den Namen „Glutinase“ vor-
schlägt; er wirkt auch schwach auf Edestin.
Im Pankreasinfus findet sich eine Antiglutinase; sie wird beim Er-
hitzen auf 70° manifest, dialysirt nicht und wird durch Kochen während
5 Minuten nicht zerstört. Es findet sich dieser Antikörper auch in biuret-
freien und enteiweissten Pankreaslösungen; seine Muttersubstauz ist fällbar
dorch Alkohol und Ammoniumsulfat, findet sich aber in verschiedenen
Pankrcasauszügen in ungleicher Menge. Er hindert vornehmlich die Gelatine-
verdauung, die. der übrigen Proteinstoffe erst in starker Concentration.
Durch Zusatz dieses Antiferments kann man aus frischem Pankreasinfus
Lösungen erhalten, die angenähert nur Serumeiweiss verdauen. Das Trypsin
ist also jedenfalls ein Enzymgemenge. Ncuberg.
C. Hart, Ein seltener Fall von spontaner Herzruptur. Vircbow’s Arch.
Bd. 180, H. 2, S. 273.
36jähriger Briefträger, vor einem Vierteljahr an Herzleiden behandelt,
erkrankte mit hohem Fieber und grosser Herzschwäche. Tod unter zu-
nehmenden Erscheinungen der letzteren nach wenigen Tagen. Bei der
Sektion fand sich der Herzbeutel ganz mit Blutgerinnseln ausgefüllt, welche
das Herz allseitig fest umhüllten. Letzteres hatte die doppelte Grösse der
Faust. Beide Ventrikel, besonders der linke, waren dilatirt und hyper-
trophisch, das Aortenostiuni war infolge alter Verwachsungen und frischer
blumenkoblartiger Auflagerungen an den Klappen so stark verengt, dass
es nur noch für einen Gäusefederkiel durchgängig war. Die Efflorescenzen
setzten sich auch auf die Pars membranacea der Kammerscheidewand fort,
und hier war es teils unter der Einwirkung dieser malignen Endocarditis,
teils infolge des enorm gesteigerten Druckes im linken Ventrikel zu einer
Perforation in den rechteu Vorhof gekommen. Ausserdem fand sich eine
Perforation in den Herzbeutel, welche jedenfalls die unmittelbare Todes-
ursache abgegeben hatte. Beitzke.
33*
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516 ScHLBSIMOEB. — ScUANZ. NO. 31.
E. Schlesinger, Blutgefässcndotheliom, entstanden auf dem Boden von
Hämorrhoiden. Virchow's Arch. Bd. 180, S. 515.
Die Entwickelung solcher Geschwülste in Hämorrhoiden ist sehr selten,
vorausgesetzt, dass man mit dem Namen Endotheliom nicht die vom
Pleuroperitoneal- Endothel ausgehenden zu den Carcinomen und die von
dem Saftspalten-Endothel stammenden zu den Sarkomen gehörenden Ge-
schwülste belegt, sondern nur die auf einer primären Wucherung des Blut-
und Ly mpbgefäss- Endothels beruhenden.
Bei Sch.’s Patienten sah man am Anus fünf kranzförmig angeordnete,
über wallnussgrosse, rote, harte, unebene, stellenweise ulcerirte Tumoren,
die der Hautschleimhautgrenze mit kurzem breitem Stiel aufsassen. Der
Rektaleingang war strikturirt. Ein excidirtes Probestück sah makroskopisch
wie ein Carcinom aus, liess aber mikroskopisch an ein gFOsszelliges Rund-
zellencarcinom denken.
Operation in Morphium-Skopulamin-Narkose. Heilungsverlauf günstig.
Das gewonnene Präparat präsentirte sich als 5 gestielte Knollen von
der Form grosser thrombosirter Hämorrhoidalknoteu von rotbrauner Farbe
und harter Consistenz und hatte wenig Blutgefässe
Mikroskopisch liess sich anfangs keine genaue Diagnose stellen, erst
als Verf. Stellen aus den jüngeren Geschwulstpartien in der Nähe des
Stieles nahm, gelang die Sicherung der Diagnose. Hier fand sich nämlich
ein lockeres Bindegewebe mit Zellzügen, die sich schlauchförmig in das-
selbe hineinerstreckten und den Saftzellen folgten. Auf Querschnitten
ähnelten diese Schläuche Krebsnestern. Die sie bildenden. Zellen waren
grosse, platte Zellen. Als Ausgangspunkt für die Wucherung liess sich
das Endothel der Gefässe der Submukosa nachweiseu. Einzelne Gcfässe
zeigten eine beginnende Wucherung iu das Lumen hinein, andere waren
bereits obliterirt, bei noch anderen die Wand durchwuchert.
Geissler.
A. Schau/., Ueber das Recidiv nach Schiefhalsoperationen. Zeitschr. f.
orthopäd. (’bir. Bd. 13, H. 4.
Sch verhindert das Eintreten eines Recidives nach Schiefhalsopera-
tionen durch 6 Wochen lauge Applikation eines Watteverbandes, dessen
elastischer Druck eine Extension des Halses und eine Auseinanderlagenmg
der Muskelwundflächen bewirkt. Auf die genähte Wunde kommt zunächst
ein kleiner aseptischer Verband. Dann umwickelt SCH. den Hals mit eiuer
drei- bis vierfachen Watteschicht, die durch Bindentouren festgelegt wird.
Darüber kommt eine zweite Wattelage, .in die man auf der operirten Seite
behufs Uebercorrektur ein Wattekissen einfügen kann. Diese Watteschicht
wird wieder durch Bindentouren, die schon straffer als die ersten ange-
zogen werden, festgelegt. Ob man noch eine dritte Lage darüberlegt oder
nicht, hängt davon ab, ob die Wattehülle schon die nötige Festigkeit und
Druckkraft erlangt hat. Lockert sich der Verband, was gewöhnlich in 3
bis 4 Tagen geschieht, so wickelt man ihn ab uud legt ihn frisch an oder
man legt eine Binde und eine neue Wattelage herüber.
Derselbe Verband wird von Sch. mit recht günstigem Erfolg auch bei
der Behandlung der Spondylitis corvicalis verwendet. Joachimsthal
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No 31.
Ehrhardt. — Hkink. — Hkndkrson.
517
Ehrhardt, Ueber die von den Gallenwegen ausgehenden Peritonitiden.
Arch. f. k I in. Chir. 74. Bd., 3. H., S. 658.
Normale Galle ist nicht im Stande, Peritonitis zu erzeugen. Tritt
Galle in die Peritonealhöhle, so wird sie resorbirt und es kommt zur
Cholämie und Gallenvergiftung, wenn der intraperitoneale Gallenfluss lange
genug besteht. — Anders natürlich in den Fällen, wo keimbaltige Galle
aus den Gallenwegen in die Bauchhöhle fliesst. Hier tritt Perforations-
peritonitis auf, welche indessen auffallend mild verläuft. Den Grund
für letztere Tatsache konnte E. durch experimentelle Untersuchungen nach-
weisen; es ist höchst wahrscheinlich, dass die antitoxische Wirkung der
Galle und die Neigung der Gallenperitonitiden zu Verklebungen und Ab-
kapselungen eine wesentliche Rolle dabei spielen. — Klinische Beob-
achtungen lehren, dass die Prognose der von den Gallenwegen ausgehen-
den Peritonitiden eine günstige ist, um so günstiger, je früher bei Gallen-
perforation operirt wird. Von 16 aus der Litteratur zusammengestellten
operirten Fällen der Art heilten 11, eine Heilungsziffer, die sonst bei
keiner anderen Art von Perforationsperitonitis auch nur annähernd erzielt
wird. Peltesohn.
Heine, Die Cyclodialy.se, eine neue Glaukomoperation. Deutsche med.
W'ochenschr. 1905, No. 21.
Die Cyclodialyse bezweckt durch Herstellung einer künstlichen Com-
munikation zwischen Vorderkammer und Suprachorioidealraum die Tension
des Bulbus herabzusetzen. 8—9 mm oben aussen vom Corneosklerallimbus
hebt man eine kleine Bindehautfalte an und schneidet mit der Schere ein.
Der so gebildete Lappen wird cornealwärts umgeschlagen und das darunter
liegende Episkleralgewebe wird da entfernt, wo man den Einschnitt in die
Sklera zu machen gedenkt. 4—5 mm vom Limbus entfernt führt man mit
einer geraden Lanze durch vorsichtiges Auf- und Abschnciden die Incision
der Sklera aus. Man merkt sofort, wenn man dieselbe an einer Stelle
völlig durchschnitten hat. Im Zurückgehen verlängert man diese Schnitt-
wunde noch etwas. Dieselbe kann die Sklera senkrecht oder auch etwas
schräg cornealwärts durchsetzen. Nun geht man mit einem gewöhnlichen
Stilet, indem man sich hart an der inneren Skleralfläcbe hält, bis zum
Lig. pectinatum vor, durchstösst dieses, alsbald erscheint das Instrument
in der Vorderkammer. Nun zieht man es langsam zurück. Hat man kein
Kamraerwasser verloren, so ist die Tension nach der Operation unverändert,
und erst nach zwei bis drei Tagen kommt die Druckherabsetzung. Hat
man etwas Kammerwasser abfliessen lassen, so ist Tension sofort ent-
sprechend vermindert. Horstmann.
Henderson, A case of extradural abscess complicating acute middle-ear
catarrh without Perforation of the uiembraua tympani; Operation;
recovery. The Lancet 1904, p. 1837, Dec. 10.
Der Fall betrifft ein 7jäbriges Mädchen, bei dem in Anschluss au
einen akuten Mittelohrkatarrh eine Mastoiditis auftrat, bei deren Operation
sich ein perisinuöser Abscess fand. Perforation des Trommelfells bestand
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518
Barwkli.. Dkui-kl. — Czaplkwaki.
No. 31.
nicht. Ein Jahr nach erfolgter Heilung trat wieder ein Abscess am Proc
mast, auf, der geöffnet wurde; die bakteriologische Untersuchung des Eiters
ergab das Vorhandensein von Pneumokokken. Da der ersten Erkrankung
des Ohres eine leichte Pneumonie vorausgegangen war, glaubt Verf. das
erneute Auftreten der Ohraffektion auf eine „Infektion in latenter Form
mit periodischen Ausbrüchen" zurückfübreu zu sollen. Schwabacb.
1) H. Barwell, Laryngeal tuberculosis; its treatmeut and prognosis. The
Edingb. raed. jonrn. 1905, Febr.
2) Dcmpel, Ueber die Behandlung der Kehlkopftuberkulose mit Pbenosalyl.
Therap. Monatsh. 1006, April.
1) Im allgemeinen sind die Ansichten des Verf.’s den allgemein
üblichen entsprechend; in der Therapie bedient er sich von eingreifenden
Medikamenten einer von Lake empfohlenen Mischung von Acid. lactis 50,0,
Formalin 7,0, Acid. carb. 10,0 auf 100 Aq„ mit der er zufrieden ist. Bei
massiger Infiltration und ausgedehnter Ulceration bedient er sich gleich-
falls der Scarifikation und des Curettement. Von der Galvanokaustik und
der Elektrolyse halt er wenig. Die Tracheotomie lässt er nur bei drohen-
der Dyspnoe zu, wenn mit Curette und Zange kein Erfolg zu erzielen ist
Die totale Laryngektomic verwirft er vollkommen. Der Zustand der Lunge
ist auch für ihn entscheidend in Bezug auf die mehr oder minder ein-
greifende Behandlung.
2) Verf. hat ausschliesslich eine 3proc. wässerige Lösung meist 2
bis 3 Mal wöchentlich angewandt; wenn die spontanen Schmerzen
gering waren, war eine Cocainisirung der Schleimhaut nur selten, etwa
3 bis 4 Mal notwendig. Am besten zeigte sich die Wirkung des Mittels
bei seichten Geschwüren und Erosionen; nach 3 bis 5 Pinselungen heilten
dieselben. Tiefere Geschwüre erforderten 1 — 2 Monate oder verheilten
häufig überhaupt nicht. Massige Infiltrationen waren ein dankbares Objekt,
bedeutende trotzten der Behandlung und liessen nur in gewissen Fällen an
Umfang nach. Wo noch nebenbei Geschwüre bestanden, wurde der Ausgang
durch die Tiefe derselben bedingt; je tiefer dieselben, desto aussichtsloser
die Behandlung. Was den Einfluss auf den Schlingakt betrifft, so hält
Verf. denselben für sehr wohltuend, wenn er auch nicht in der Lage ist,
sich der Ansicht v. Stein’s, des Erfinders des Mittels, anzusch liessen.
(Phenosalyl hat vor den gebräuchlichen ätzenden Medikamenten keine Vor-
züge. Ref.). W. Lublinski.
Czaplewski, Ueber Versuche mit einer hygienischen Geschirrspülmaschine.
Vierteljahrsschr. f. öff. Gesundbeitspfl. 1904, Bd. 36, S. 579.
Das Reinigen der Geschirre in Restaurants ist nach mancher Richtung
hin verbesserungsbedürftig. Die Reinigung ist kostspielig, nicht zuver-
lässig, und nicht genügend, um gelegentlich an dem Besteck oder am
Teller haften bleibende Krankheitserreger zu vernichten. Dies ist besonders
wichtig für das Geschirr in Krankenhäusern. Cz. beschreibt eine Geschirr-
spülmaschine „Columbus“, welche in Cöln an verschiedenen Stellen bereits
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No. 31 Musohavk und Ci.kog. 519
eingeführt ist. Mit ihr gelingt es, das Geschirr peinlich sauber zu reinigen,
bei der Reinigung gehen Krankheitserreger sicher zu Grunde. Die Maschine
arbeitet sparsam, da sie ein grosses Personal entbehrlich macht, und
Bruch bei ihr so gut wie ausgeschlossen ist. H. Bischoff.
W. E. .Musgrave and M. T. Clegg, Amebas: their cultivatinn and etiologic
significance. Department of the Interior, Bureau of Government Labo-
ratories. Biological Laboratory, Manila 1904, No. 18, p. 1.
M. und C., welche für jede Art der Infektion die Bezeichnung Amocbiasis
ähnlich den Bezeichnungen Pilariasis, Trypanosomiasis etc. einführen, sodass
dies im Gegensatz zu Amöbendysenterie oder Amöbenenteritis die allge-
meinere, umfassendere Bezeichnung ist, unterziehen in der vorliegenden
Arbeit die Veröffentlichungen über Ainöbenerkrankuugen einer eingehenden
Kritik und geben eigene Versuche bekannt. Während es unschwer gelingt,
Amöben aus Wasser, Boden und anderen Medien in Verbindung mit Bak-
terien — sog. gemischte Reincultur Frosch’s — zu züchten, stösst mau
auf erhebliche Schwierigkeiten, Amöben aus dem Tierkörper zu isoliren.
Dies ist aber kein Grund die Dysenterieamöben von den anderen abzu-
greuzen, da jene auch im Wasser, an frischem Gemüse etc. nachgewiesen
werden können und dann leicht züchtbar sind. Sobald reingezüchtete
Amöben durch den Tierkörper geschickt werden, sei es dass sie subkutan
injicirt oder dem Gastrointestinalkanal einverleibt werden, werden dieselben
anspruchsvoller hinsichtlich der Symbiose mit Bakterien und die Züchtung
auf künstlichen Nährböden wird schwieriger. Bisher ist noch nicht sicher,
welche Bakterien das W:achstum der Amöben auf künstlichen Nährböden
besonders fördern. Die Reinzüchtung der Amöben auf künstlichen Nähr-
böden hat sicher ergeben, dass es mehrere Arten von Amöben giebt.
Was nun die ätiologische Bedeutung der Amöben anlangt, so ist das
beobachtete vorübergehende Vorkommen von Amöben im gesunden Darm-
kanal kein Beweis gegen die Pathogenität der Amöben, bisher ist noch
niemals ein regelmässiges Vorkommen während längerer Zeit, als dem
Inkubationsstadium der betreffenden Erkrankungen, das nach den Beob-
achtungen von M. und C. auf 5 Monate anzunehmen ist, entspricht, fest-
gestellt worden. Waren Amöben längere Zeit nachweisbar, so konnten
beim Tode infolge intercurrenter Erkrankung krankhafte Veränderungen
in der Dickdarmschleimhaut nachgewiesen werden. Dieses sowie der Be-
fund, dass nach der Injektion einer Mischcultur von Amöben aus Wasser
und Bacillen Ruhr beim Affen wie beim Menschen auftrat, während der
Bacillus, für sich injicirt, keine Erkrankung verursachte, spricht dafür,
dass die Amöben das ätiologische Moment für die gemeinhin als Amöben-
dysenterie in den Tropen bezeichnete Krankheit sind. Aus diesen Gründen
sind auch bei allen, bei denen in den Tropen Amöben im Stuhle nachge-
wiesen werden, entsprechende therapeutische Maassnahmen zu ergreifen,
ohne dass Auftreten der klinischen Symptome der Dysenterie abgewartet
wird. H. Bischoff.
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520
Patschkowski. — Ulbici. — Stakbklin. Miiritz. Dikh.kn.
No. 31.
K. Patsehkowski, Urotropin als Prophylaktikum gegen Scharlachnephritis.
Therap. Monatsb. 1904, Dec.
Verf. wandte nacli dem Vorschläge von Widowitz als Prophylaktikum
gegen Scharlacbnephritis das Urotropin an; Kindern wurde 0,26, Er-
wachsenen 0,5 g dreimal täglich gegeben. Im ganzen wird über 53 der-
artig behandelte Fälle berichtet, die in eine recht bösartige Epidemie
fielen. In 8 Fällen wurde das Urotropin 10—21 Tage hintereinander ge-
geben; nur einmal trat eine leichte Albuminurie ohne Cylinder auf. In
44 Fällen erhielten die Pat. das Urotropin vom 1. — 4., vom 9.— 12. und
17.— 20. Tage. Von diesen 44 Patienten erkrankten nur zwei au Nephritis,
ein mit Rücksicht auf die Schwere der Scharlachfälle recht günstiges Re-
sultat. Der letzte Patient endlich kam schon mit einer Nephritis in Be-
handlung; nach zweitägiger Urotropinbehandlung verschwand das Eiweiss
und trat auch im weiteren Krankheitsverlaufe uicht mehr auf. Eine schäd-
liche Nebenwirkung kam nicht zur Beobachtung, auch nicht in den Fällen,
in denen das Urotropin 21 Tage hintereinander gegeben wurde.
K. Kronthal.
H. Ulrici, Ueber Nachtschweisse bei Lungentuberkulose und deren Be-
kämpfung, insbesondere durch Veronal. Therap. Monatsh. 1904, Dec.
Ceber die Ursache der Nachtschweisse bei Lungeutuberkulose existiren
die verschiedensten Erklärungsversuche, die aber alle nicht befriedigeu.
Am plausibelsten erscheint noch die Auffassung der Scbweisse als ein
Symptom der Wirkung tuberkulöser Toxine; doch lässt sich auch dagegen
mancherlei einwendeu. Am auffallendsten ist das Auftreten der Schweisse
im Zusammenhang mit dem Schlafe, eine Tatsache, für die eine ausreichende
Erklärung vollständig fehlt. Die Zahl der gegen die Nachtschweisse em-
pfohlenen Mittel ist recht gross. In erster Reihe stehen die bekannten
hygienisch-diätetischen Maassnahmen, Hautpflege u. dergl., mit denen man
bei Sanatoriumbehaudlung häufig allein auskomrat. Von den zahlreichen
äusseren und inneren Medikamenten scheint sich noch am meisten die
Salicylsäure, Tannoform, Formalin und vor allem das Atropin bewährt in
haben. Aber auch alle diese Mittel versagen mitunter. Verf. empfiehlt
nun als relativ unschädliches und gut wirkendes Mittel das Veronal in
kleinen Mengen. Im allgemeinen genügen 0,3 g, nur selten braucht man
bis zu Vs g und darüber zu steigen. Unangenehme Nebenwirkungen des
Veronals (über die ja hier mehrfach berichtet wurde Ref.) kommen bei
diesen kleinen Dosen nicht vor. Die Wirkung hält gewöhnlich einige
Zeit an. K. Krontbal.
1) R. Ntaehelin, Einige Fälle von Herzinsufficienz im Militärdienst.
Corresp.-Bl. f. Schweizer Aerzte 1905, No. 9.
2) F. Moritz, Ueber Herzdilatation. Münch, med. Wochenschr. 1905, No. 15.
3) H. Dietlen, Ueber Herzdilatation bei Diphtherie. Ebenda.
1) St. berichtet über eine Reihe von Herzaffektionen, die er als
Militärarzt an einer Schweizer „Rekrutenschule“ in Andermatt beobachtet
hat; die Anforderungen an die körperliche Leistungsfähigkeit der in Frage
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No. 31.
Staehklim. Mohite. Dieti.es
521
stehenden Truppen sind zum Teil sehr erheblich. Als Anfangsstadium der
Ueberaustrengung des Herzens finden sich Klagen über Herzklopfen, bei
dem man ausser verstärktem Spitzenstoss und geringer Tachykardie nichts
Krankhaftes nachweisen kann: völlige Herstellung nach eintägiger Bett-
ruhe. Grössere Beschwerde!) zeigen Fälle mit objektiv nachweisbarer Ver-
grösserung des Herzens, die auf alte Herzaffektionen zu beziehen sind und
bei denen nur die subjektiven Beschwerden und eine erhöhte Pulsfrequenz
darauf hindeuten, dass das pathologisch veränderte Herz im Begriff steht,
unter dem Einfluss der Anstrengungen insufheient zu werden. In der
Litteratur liegen nun Fälle von akut einsetzender Dilatation vor, die sogar
zum Tode führten, bei leichterem Verlauf einige Zeit andauerten und häufig
bleibende Störungen hinterliessen ; ob es von solchen Affektionen bis dahin
gesunder Herzen infolge von Ueberanstreugung beim Marschiren, beim
Sport etc. schwächere Grade giebt, die häufig Vorkommen und häufig
bleibende Störungen hinterlassen, ist unter den Autoren noch strittig:
durch orthodiagraphische Untersuchungen ist es noch nie gelungen, eine
Vergrösserung des Herzens nach Anstrengungen nachzuweisen. Verf. bringt
aus seinem Material 3 Fälle, die man als Ueberdchnuug eines gesunden
Herzens ansehen muss, darunter einen, bei dem das vor dem Militärdienst
untersuchte Herz gesund befunden worden war, und wo es zum Ausgang
in eine bleibende Störung kam. St. ist der Ansicht, dass man jeden Fall
von akuter Verbreiterung der Herzdämpfung, die nach zwölfstündiger Bett-
ruhe nicht verschwunden ist, nach Hause entlassen resp. in ein Spital
senden sollte.
2) M. weist auf die Versuche von Frank am Kaltblüterherzen hin,
wonach das Herz regelmässig Schwankungen seines Volumens unterliegt,
sobald die Druckverbältnisse, unter denen die Ventrikel sich füllen und
entleeren, eine Aenderung erfahren; dass diese Tatsachen auch für das
Herz des Warmblüters resp. des Menschen Geltung haben, bezeichnet Verf.
als sehr wahrscheinlich. Seine Erwartung, mit Hülfe der Orthodiagraphie
häufige Grössenveränderungen auch beim gesunden Herzen aufzufinden, je
nachdem sich dasselbe unter veränderten Belastungs- und Ueberlastungs-
drucken befindet (nach Radfahren, Ringen, nach grösserem Biergenuss etc.)
hat sich bisher nicht bestätigt. M. hebt hervor, dass jede grössere
Volumenszunahme des Herzens und jede Volumenszunahme, die sich nicht
mehr oder nur langsam zurückbildet, als pathologisch aufgefasst werden
muss; erhebliche Veränderungen der Herzgrösse bei Gesunden sind bisher
nur im Anschluss an den Valsalva’schen Versuch und infolge von Wechsel
der Körperstellung beobachtet worden.
3) Im Anschluss an die eben erwähnte Arbeit erinnert D. daran, dass
bei Diphtherie sowohl klinisch als anatomisch nicht selten eine beträcht-
liche Erweiterung der Herzhöhlen, und zwar meistens des rechten Ventrikels,
gefunden wird; über die Grösse und über etwaige Rückbildung derselben
liegen nur spärliche Mitteilungen vor. I). bat nun bei 47 Diphtheriefällen
der Greifswalder Klinik das Herz orthodiagraphisch untersucht; unter diesen
47 bestanden bei 20 myokarditische Erscheinungen, und bei 15 dieser
letzteren Fälle (also in 75 pCt. der Myokarditis) wurden Herzdilatationen
verschiedenen Grades uachgewiesen. Die Dilatationen bildeten sich in den
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522
Lockkch. — Tklkkv.
No. 31
meisten Fällen wieder zurück; leichte Dilatationen können der Perkussion
ganz entgehen. L. Perl.
F. Lucksch, Ascariden als Emboli in der Lungenarterie. Wiener klin.
Wochenschr. 1905, No. 15.
Ein 25jähriger junger Mann, der sich in der Trunkenheit angeschossen
hatte und dem das unter der Kückenhaut befindliche Projektil bereits ent-
fernt worden war, wurde 3 Tage darauf in ein Krankenhaus aufgenommen.
Nach verhältnismässigem Wohlsein stellte sich unter Temperatursteigerung
rechts hinten unten an der Lunge eine Dämpfung ein, es folgten starke
Schmerzen in derselben Gegend und endlich unter rapidem Verfall der
Tod des Patienten. Bei der Obduktion zeigte es sieb, dass die durch das
Projektil gesetzte Magenwunde sowie die übrigen Continuitätstrennungen.
die den Ductus choledochus und die Vena cava betrafen, bereits auszii-
heilen im Begriffe waren, ohne dass es vermutlich zu einer Fistel- oder
Aneurysmabildung gekommen wäre. Dagegen fand man bei der Präparation
der Arteria pulmotialis zwei Ascariden, von denen je einer von der Teilungs-
stelle rechts und links in die Aeste der genannten Arterie eiugedrungen
war. Der Vorgang kann nur der gewesen sein, dass die Spulwürmer den
Darm verlassen hatten und auf dem Wege des Ductus choledochus in die
Vena cava inferior gelangt waren. Von dort wurden sie dann durch den
Blutstrom in das rechte Herz und von da in die Arteria pulmotialis fort-
geschwemmt. So fungirten diese aus dem Darme entkommenen Spul-
würmer als septisches Emboli und mussten so den Tod des Verletzteo
herbeiführen, der ohne dieses kuriose Vorkommnis vermutlich mit dem
Leben davongekommen wäre. Carl Kosen tbal.
L. Teleky, Die Laugenverätzungen der Speiseröhre. III. Teil. Zeitscbr.
f. Ileilk. 1904, XXV. Bd., H. VI, S. 97.
Bezüglich der Frage der Behandlung bei Laugenverätzungen der Speise-
röhre stellt T. folgende Leitsätze auf:
Mit der methodischen Dilatatiou der mit der Verätzung bedingten Ver-
engerungen der Speiseröhre mittels Sonden soll man in der Kegel nicht
früher als 2 — 3 Monate nach dem Eteiguis beginnen. Sollte vor dieser
Zeit die Unmöglichkeit, auch nur flüssige Nahrungsmittel zu schlucken,
eintreten, so muss man von Zeit zu Zeit den Versuch machen, durch Son-
dirung wenigstens die Ernährung zu ermöglichen. Erweist sich diese
jedoch als unmöglich, so ist statt des Versuches einer methodischen Be-
handlung zur Gastrostomie zu schreiten, nachdem man vielleicht vorher
die Behandlung mit Thiosiuamiu versucht hat.
In solchen Fällen, wo es gelungen ist, den Kranken ohne methodische
Dilatationsbebandlung bis zum 4., oder noch besser bis zum 6. Monat aus-
reichend zu ernähren, soll ein Versuch mit 5 — 10 Thiosinamininjektionen
gemacht werden. Gelingt letzterer, so soll man den Patienten aus der
Behandlung entlassen, auch für den Fall, dass der objektive Befund noch
keiu befriedigender ist. Gelingt er nicht, so ist nur bei mittelweiter
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No. 31.
Hrurnkh. — RosBNmi.D.
5‘23
Striktur (Charriere No. 15) die methodische Dilatationsbehandlung einzu-
leiteu Anderenfalls muss die Gastrostomie gemacht und darauf die Bougie-
rung ohne Ende eingeleitet werden. Letztere muss stets mit grösster Zart-
heit ausgeführt werden. Im allgemeinen soll man vor jedem aktiveren
Vorgehen stets erst den Versuch macheu, durch langundauernde möglichste
Ruhestellung der Speiseröhre und Vermeidung jeglichen Reizes* derselben
(absolute Milchdiät eventuell Bettruhe, Unterlassen von Sondirungsversuchen)
etwa bestehende Entzündungserscheinungen zum Schwinden zu bringen
und dadurch die Striktur günstig zu beeinflussen. Carl Rosen thal.
O. Ifeuhner, Ein weiterer Beitrag zur Kenntnis der Energiebilanz beim
Säugling. Jahrb. f. Kinderheilk. Bd. 61, S. 426.
H. batte einen Stoffwechsel versuch bei einem 5 Monate alten sehr
kräftigen Brustkinde aus hier nicht näher zu erörternden Gesichtspunkten
angestellt. Trotz reichlicher Nahrungszufuhr nahm das Kind, welches bis
dahin sehr gut gediehen war, während der 4 Versuchstage nicht zu, verlor
vielmehr am 1. Tage 250 g an Gewicht, die es dann an den folgenden
3 Tagen aber wieder ersetzte. Der Grund war, dass das Kind nach der
Unterbringung in den Respiralionsraum anhaltend schrie und in der leb-
haftesten Weise agirte, insbesondere am ersten Tage, während es an den
folgenden 3 Tagen sich etwas beruhigt hatte. Infolge dieser mechanischen
Arbeitsleistung vermochte das Kind seinen Energieverbrauch während des
Versuches nicht zu decken, sondern musste vom eigenen Körper (Fett oder
Glykogen) hergeben. Während das Kind von dem N der Zufuhr einen
reichlichen Ansatz bewirkte, war die C- Ausgabe am ersten Tage um 11,56,
am 4. Tage um 18 grösser als die Einnahme. Doch würde diese negative
Schwankung des Kohlenstoff-Stoffwechsels in keiner Weise ausreichend den
Gewichtssturz am 1. Tage erklären können. Derselbe ist vielmehr haupt-
sächlich auf deu gesteigerten Wasserverlust — welcher durch Abgabe aus
Lungen und Schweiss infolge des anhaltenden Schreiens entstand — zurück-
zufühlen. Der in den folgenden 3 Tagen bei weit geringeren Ausscheidungen
sich vollziehende Wasseransatz stellt nach H.'s Meinung lediglich den
raschen Ersatz eines raschen Verlustes dar. (Den Wasseransatz berechnet
H. in leidlicher Uebereiustimmung mit der Gewichtszunahme vom 2. bis
4. Tage auf etwa 200 g). — H. meint, dass in Zukunft bei der Beurteilung
des Ernährungseffekts die Berücksichtigung der täglichen Arbeit an Ge-
schrei, Unruhe etc. mehr als bisher wird in Rechnung gezogen werden
müssen. Stadthagen.
Rosenfcld, Zur Diagnostik der Aneurysmen der Arteria ptilmonalis. Fest-
schrift f. Senator, p. 205.
Bei einem kräftigen Manne fand sich bei aufrechter Körperhaltung
eine Erhöhung der Pulsfrequenz von 70 bis auf 120 Schläge, dio vor dem
Sichniederlegen nicht abnahm. Verf. schloss nun, es müsse im Thorax-
innern eine Ursache vorhanden sein, die im Stehen raumbeengend wirke
und so durch schwache Vagusreizung Pulsbeschleunigung (cfr. SCHIFF,
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524
IjAhh. — Williamdom.
No. 31
Moleschott, Giamozzi) hervorriife. Die Perkussion ergab als einzigen
Befund eine in der Höbe des 2. ICR. am linken Sternalrande der Herz
däropfung aufsitzende Dämpfungsfigur von der Grösse einer Fingerbeere.
Die Durchleuchtung ergab eine deutliche Vergrösserung des linken Herz-
und Gefässschattens, die bei dem Valsalva’scheu Versuch noch grösser
wurde. Dies letztere Symptom ist (nach Gromnach und Wieden mann)
auf ein Aneurysma resp. Dilatation der Arteria pulmonalis zu beziehen,
das den Rain, vagi sin. bei seinem Durchtritt zwischen Aorta und dem
Ram. sin. art. pulmonalis comprimirt. Alkan.
M. 1/iihr, Bemerkung zur Arbeitsbehandlung Nervenkranker. Zeitschr. f.
klin. Med. 1904, 53. Bd.
L. weist auf den Erfolg der Arbeitsbehandlung hin, den er nament-
iich bei Neurasthenie, Hysterie und bei psychopathisch Minderwertigen
sowie bei Unfallsneurosen erzielen konnte, ln vielen dieser Fälle muss
man von vornherein verzichten, eine definitive Heilung in dem Sinne zu
erzielen, dass sie wieder fähig gemacht werden, sich in relativer Selbst-
ständigkeit dem Kampf ums Dasein auszusetzen, man muss sich vielmehr
damit begnügen, dass durch die Gewöhnung an eine regelmässige Arbeit
die einseitige Selbstbeobachtung und das unfruchtbare Phantasieleben
unterdrückt werden und dass ferner mit der Möglichkeit eines harmoni-
scheren Verlaufes des psychischen Lebens eine beschränkte Arbeitsfähigkeit
erreicht wird. Natürlich darf die Arbeitsbehandlung nicht ohne Auswahl
als Universalmittel gegen jeden nervösen Zustand angewandt werden; und
damit sie nicht einseitig und übertrieben werde, sind alle Heilfaktoren
mit in Betracht zu ziehen. Im grossen ganzen giebt L. mit auderen Autoren
der manuellen Arbeit den Vorzug vor der Kopfarbeit, selbst bei Kranken,
die nnr an die letztere gewöhnt sind, abgesehen davon, dass Stoffumsatz
und Bluthewegung davon gleichzeitig günstig beeinflusst werden. Zu den
eifrigsten Arbeitern in der Tischlerwerkstatt, wie im Garten, gehörten bei
L. gerade die Kranken mit intellektuellen Berufszweigen. Der Hauptwert
soll nicht auf die Mannigfaltigkeit der Arbeitsgelegenheit, sondern auf
deren Vertiefung und praktische Nutzbarmachung gelegt werden. Dazu ist
eine gewisse Anregung und Organisation nötig. S. Kalischer.
R. T. Williamson, Note on the treatment of Chorea by aspirin. The
Lancet 1903, 22. Aug.
W. behandelte 35 Fälle von Chorea mit Aspirin. Selbst in länger
dauernden Fällen zeigte dies Mittel eine gute Wirkung und auch da, wo
bereits andere Mittel versucht urtd angewandt waren. Oft will W. selbst
in frischen Fällen plötzliche Besserungen durch den Aspiringebrauch er-
zielt haben. Er begann gewöhnlich mit 0,6 Aspirin zweimal täglich und
stieg schnell bis zu 0,6 — 1,0 Aspirin viermal täglich. Bei Kindern unter
7 Jahren sind kleinere Dosen anzuwenden. Toxische Erscheinungen wie
Gastritis, Erbrechen, Ohrensausen siud zu berücksichtigen. Alkalische
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No. 31.
v. Kittkh. — Qujkckk und Gross. — Bkrzoo.
525
Wässer sind gleich nach dem Einnehmen des Mittels zu meiden, das gut
in Citronenwasser vertragen wird. S. Kalischer.
G. v. Kitter, Zur Kenntnis der progressiven spinalen Muskelatrophie im
frühen Kindesalter Jahrb. f. Kinderheilk. 59. Bd., 2. H.
R. teilt zwei Krankengeschichten mit, die dem von Hoffmann,
Brunner u. A. geschilderten Typus der progressiven spinalen Muskel-
atrophie im frühen Kindesalter augehören. Eine Familiarität war in beiden
Fällen nicht nachweisbar, ungewöhnlich war ferner das frühe Alter, in
dem die Kinder dem Leiden erlegen sind (15 Monate und 2 Jahre). End-
lich ist die post mortem im Muskelgewebe gefundene ziemlich ausgebreitete
Lipomatose erwähnenswert, welche bei früheren Beobachtungen nur eine
sehr untergeordnete Rolle spielte. Im übrigen glichen die Fälle dem
Hoffniann-Wernich’schen Typus durchaus. M. Brasch.
(juincke und Gross, Ueber einige seltenere Lokalisationen des akuten
umschriebenen Oedems. Deutsche raed. Wochenschr. 1904, No. 1—2.
Die Autoren beschreiben zunächst eiuige Fälle von flüchtigen ödema-
tösen Periostschwellnngen, neben denen auch Hautödeme einhergingen.
Befallen waren Ulna, Radius, Humerus, Rippen, Stirnbein. Auch das
naheliegende Bindegewebe und die benachbarten Sehnenscheiden waren
Sitz ähnlicher Oedeme. Es folgen einige Krankengeschichten über akute
Oedeme im Larynx und den hinteren Luftwegen, ferner solche, bei denen
mit Oedera der Haut, Schwellungen der Zunge und des Digestionstraktus
einhergingen (Gaumen, Magen, Schleimhaut) (?). Die Verff. weisen darauf
hin, dass umschriebene Exsudationeu auf anginueurotischer Grundlage ein
Vorgang von allgemeinerer Geltung zu sein scheinen und sie stellen es als
möglich hin, dass viele akute Affektionen, die sich in verborgeneren,
schwer controllirbaren Organen abspielen, wie der akute flüchtige Muskel-
schmerz (Hexenschuss), Neuralgien, Migräne u. s. w. dieser Exsudation
ihre Entstehung verdanken. M. Brasch.
Fr. Herzog, Ein Fall von traumatischer Geburtsläbmung. Deutsches Arch.
f. klin. Med. 1905, Bd. 83, S. 140.
Nach Mitteilung eines selbst beobachteten Falles von traumatischer
Geburtslähmung bei einer Frau und gestützt auf die in der Litteratur vor-
handenen Angaben kommt Verf. zu folgenden Schlüssen. Es werden bei
der traumatischen Geburtslähmung gerade diejenigen Muskeln, nämlich die
Mm. peronei, am meisten verschont, welche bei gleichmässiger Schädigung
des ganzen N. peroneus am wenigsten Widerstand leisten. Die vorwiegende
Beteiligung des Peroneus bei den Geburtslähmungen und die Verteilung
der Paralyse in seinem Gebiete hat ihren Grund in der topographischen
Lage des Nerven im Becken: es sind die im Truncus lumbo-sacralis ver-
laufenden Nervenfasern unter allen Teilen des Plexus lumbo-sacralis die
am meisten exponirten. — Es verlaufen hier hauptsächlich Fasern für die
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526
Sohdkkmann. — (hrsjüiAK und Ilnni>v**Kio
No. 31.
Extensoren des Unterschenkels und nur teilweise solche für die Mm. peronei.
Erstere Muskeln erhalten also ihre Nerven aus dem Lumbalmark, letztere
ausser aus diesem noch aus dem Sacralmark.
Zwischen der Zangenoperation und der traumatischen Peroneuslähmung
besteht nach Vcrf. kein causaler Zusammenhang; die häufiger vorkommende
Anwendung der Zange bei Geburten, welche zu traumatischen Lähmungen
führen, hat ihren Grund ebenso wie die Lähmungen selbst in der langen
Dauer der betreffenden Geburten. Der Verlauf der Lähmungen ist ein
langwieriger, ihre Prognose gerade keine gute. Bernhardt.
Sondermann , Saugtherapie bei Lupus. Monatsh. f. prakt. Dermatol.
Bd. 40, No. I,
S. hat für die Behandlung des Lupus mit Stauungshyperämie, tu der
Bier trockcno Schröpfköpfe benutzte, einen Saugapparat construirt, der
aus einem von einem hohlen Gummiringe umrandeten metallenen Hohl-
körper besteht. An ihn wird vermittelst eines Schlauches ein Saugball
angcschlossen; Ventile im Schlauch und Ball gestatten beim Zusammen-
drücken des letzteren der Luft nur nach aussen zu entweichen. Der
Apparat wird einfach auf die kranke Stelle aufgedrückt und in dieser
Lage durch entsprechend häufiges Zusammenpressen des Balls festgehalten.
Er kann auch mit einer Vorrichtung verbunden werden, die eine gleich-
zeitige beständige Berieselung des von ihm umschlossenen Bezirks mit
einer Flüssigkeit — Verf. verwandte dazu nur Wasser — ermöglicht, wo-
durch die durch das Saugen hervorgerufene Hyperämie noch verstärkt
werden soll. H. Müller.
4. (iuszinnn und C. Hudovemig, Ueber die Beziehungen der tertiären
Lues zur Tabes dorsalis und Paralysis progressiva. (Aus dem dermatol.
Institut u. der psychiatr. Klinik der Universität in Budapest.) Monatsh.
f. prakt. Dermatol. Bd. 40, No. 1.
Die Verff. untersuchten 50 tertiär-syphilitische Kranke, deren Infektion
mindestens 3 Jahre zurücklag, auf Tabes und Paralyse. Bei 22 von ihnen
erwies sich das Centralnervensystem gesund, bei 6 bestanden verdächtige,
aber eine sichere Diaguose nicht gestattende Symptome, 12 litten an Tabes.
7 an progressiver Paralyse, 4 an Taboparalyse; also 46 pCt. mit Tabes
und Paralyse gegenüber 44 pCt. Gesunden. — Bezüglich einer etwaigen
erblichen ncuropathischcn Belastung konnten nur 28 Patienten verwertbare
Angaben machen, nach denen 11 als belastet, 17 als nicht belastet anzu-
sehen waren; von jenen zeigten 7 (04 pCt.), von diesen ebenfalls 7 (41 pCt.)
eine Erkrankung des Nervensystems, wobei die verdächtigen Fälle mitge-
rechnet sind. Die Verff. schliessen hieraus, dass das belastete Nerven-
system unter dem Einflüsse der Syphilis erheblich leichter an Tabes oder
Paralyse erkrankt, als das nicht belastete. Ein Einfluss des Fehlens
specifischer Behandlung im Frühstadium auf die Entwickelung von Er-
krankungen des Centralnervensystems war nicht zu constatiren, aus den
Zahlen lässt sich sogar das Gegenteil herauslesen; denn von C „bin-
Digitized by Google
No. 31.
WicfixANH. — Schultz.
527
reichend“, d. h. planmässig nach der chronisch-intermittirenden Methode
behandelten Patienten erkrankten nicht weniger als 5, von 0 „massig“
behandelten 3, von 15 „kaum“ behandelten nur ß und von 23 gar nicht
behandelten 14. Auch zeigten sich die ersten Erscheinungen des Nerven-
leidens — meist lancinirende Schmerzen und Blasenstörungen — , die im
Mittel 71/2 Jahre nach der Infektion auftraten, am frühesten (nach 1 Jahre)
bei einem „hinreichend“ und am spatesten (nach 27 Jahren) bei einem
„kaum“ Behandelten. Die Verff. wollen aber aus diesen Zahlen, weil sie
zu klein seien, keine Schlüsse auf den Einfluss der Behandlung ziehen.
Die gegen die tertiäre Syphilis eingeleitete speciflsche Therapie hatte auf
Tabes und Paralyse keine unzweideutige Wirkung. In einigen Fällen ver-
loren sich die subjektiven Beschwerden, in anderen besserten sich einzelne
der objektiven Symptome etwas, in noch anderen blieben die Erscheinungen
stationär oder entwickelten sich weiter. H. Müller.
Wichmann, Anatomische Untersuchungen über die Aetiologie der Prostata-
hypertropbie. Virchow’s Arch. Bd. 178, H. 2, S. 279.
Verf. hat an 25 Leichen, die in der pathologisch-anatomischen Anstalt
des Krankenhauses Friedrichshain zur Sektion kamen, die Prostata mikro-
skopisch untersucht. Sechsmal handelte es sich um hypertrophische Vor-
steherdrüsen, in 14 Fällen war Jeeine makroskopische Veränderung vor-
handen. Das Lebensalter lag zwischen einem und 85 Jahren. In 16 der
untersuchten 25 Fälle waren mikroskopische Veränderungen nachweisbar,
12 mal erhebliche Erweiterungen von Drüsengängen, die auch bei Kindern
Vorkommen können und nicht pathologische Bedeutung haben müssen.
Von den 6 Fällen mit hypertrophischer Prostata gehörte die Hälfte der
fibromuskulären Form der Hypertrophie an, in drei Fällen bestand eine
erhebliche Hyperplasie des Drüsengewebes. Im Stroma fanden sich 15mal
kleinste Herde mononukleärer Rundzellen. Stärkere Rundzelleninfiltration
mit Beimischung von Leukocyten war nur fünf Mal vorhanden. In einem
dieser Fälle bestand gleichzeitig eiterige Urethritis, in dreien waren auch
Infiltrate in der Harnröhrenschleimbaut nachweisbar. Die Infiltration der
Prostata lag 4 mal periglandulär, einmal perivaskulär. Periglanduläre
Infiltration kann zwar zur Erweiterung der Drüsen und zu weiteren Ver-
änderungen an ihnen führen, doch ist in der weitaus grössten Zahl der
Fälle von Drüsenerweiterung ein derartiger Zusammenhang nicht nach-
weisbar. Für das Zustandekommen der Prostatahypertrophie kam nur in
einem der untersuchten Fälle den Drüsenerweiterungen die hauptsächlichste
Bedeutung zu. Die Infiltrate in der Prostata sind von Urethritiden ab-
hängig. Doch fand Verf. im ganzen chronisch entzündliche interstitielle
Processe in der Prostata erheblich seltener als andere Autoren.
B. Marcuse.
Fr. Schultz, Notiz zur Reaktion des normalen Prostatasekrets. Wiener
klin. Wochenschr. 1904, No. 43.
Bei 15 Untersuchungen normalen Prostatasekrets, das von niemals
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528
ßuHCKHARI).
No. 31.
gonorrhoekrankeu Männern stammte, fand Verf. 9 mal rein alkalische.
1 mal rein amphotere und ömal amphotere Reaktion „mit deutlicher
Neigung zur alkalischen.“ Bei diesen Prüfungen der Reaktion waren nur
solche Sekrete brauchbar, die frei von Sperma sowie von Eiterkörperchen
erhalten werden konnten. Angestellt wurde die Reaktion mit Lakmus-
papier. Die Untersuchung mit Phenolphthalein ergiebt im Gegensatz
hierzu eine saure Reaktion des Prostatasekrets, die infolge der stufen-
weisen Dissociation der vorhandenen mehrbasischen Säuren zustande-
kommt.
Die blosse Constatirung einer alkalischen Reaktion bei Prüfung mit
Lakmuspapier kann man jedenfalls nach Meinung des Verf. ’s nicht als
pathologischen Befund auffassen, wie das frühere Autoren getan haben,
die auf diese Reaktion Störungen in der Beweglichkeit der Spermatozoen
und impotentia generandi zurückführen wollten. Damit ist aber nicht
gesagt, ob nicht Steigerungen der Alkalescenz des Prostatasekrets in dieser
Beziehung von Bedeutung sein könnten. Um das zu entscheiden wäre»
quantitative Bestimmungen der Alkalescenz normaler und pathologischer
Prostatasekrete notwendig. B. Marcuse.
Iturekhard, Beobachtungen über die Gefahren Schultze’scher Schwingungen.
Münch, med. Wochenschr. 19U5, No. 6.
Während bekanntlich durch asphyKtische Zustände Ecchymosen auf
Pleura und Perikard infolge von vergeblichen Atembeweguogen Vorkommen,
künneu wir Blutungen im Rückenmarkskanal kaum mit Sicherheit auf die-
selbe Ursache zurückfüliren. Es ist vielmehr wahrscheinlich, dass wir das
ätiologische Moment dafür in den Manipulationen suchen müssen, die an
dem kindlichen Körper während und nach der Geburt vorgenommen werden,
und zwar kommen Extraktion und Schwingungen hier in Betracht. Zum
Glück sind die Wirkungen der Blutnustritte nicht sehr häutig. Unzählige
Kinder werden extrahirt oder asphyktisch geboren und durch Scbultze’scbe
Schwingungen wieder belebt, ohne dass sie für ihr künftiges Leben die
geringste Schädigung ihrer Gesundheit davontragen. — Es dürfte daher
die Eorderung Menuoe's, man solle mit der Anwendung Schultze’scber
Schwingungen in der Wiederbelebung Neugeborener sparsam sein und die
selben durch einfachere Methoden ersetzen, eine zu weitgehende sein. Alle
anderen Methoden leisten nicht dasselbe wie die Schultze'schen Schwin
gütigen und werden bei tiefen Asphyxien meist versagen. Allerdings muss
man Henqoe Recht geben, wenn er sagt, dass man bei früh geborenen
Kindern grosse Vorsicht walten lassen müsse und vor allem, dass man
die Technik der Schwingungen beherrschen muss, damit man nicht durch
falsche Ausführung den Kindern schade. Br. Wolff.
Ki nsc ml uti gen werden au die Adresse de« Herrn Geh. Med. -Hat Prof. Dr. M. Bernhardt (Berlin w
Französische Strasse 21) oder au die Vorlagshandlung (Berlin SW., Unter den Linden CS) erbeten
Vorlajr von August llirsehuald in Berlin. — I’ruek «nn I«. Sr hum «eher (n Berlin S. B
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Praia de« Jahre» nr«i
2ft Mark ; tu httlehrn
durch alle Buchhaud-
luogen u. Posunsulteo.
Unter Mitwirkung von
Prof. Dr. H. Senator und Prof. Dr. E. Salkowski,
redigirt von
Prof. Dr. M. Bernhardt
In Berlin.
1905. **• August. No. 32.
Inliult: Desgbez und Aly Zaky Bey, Einfluss organischer Phosphor-
Verbindungen auf den tierischen Organismus. — Seelig, Ueber Aetherglykosurie.
— Carnot und Chassevant, Uebcrtritt von Eiwelss aus dem Magen in den
Dann. — Glakssneb, lieber menschliches Pankreassekret. — Castaionb und
Katubby, Angeborene Nierenerkrankungen. — Jeiile, Ueber SpoBdvlitis tuber-
culosa. — IIaoa, Kriegschirurgische Erfahrungen. — Wessely, Druckverband
bei Netzhautablüsung. — Mann, Zur Lehre der Blutbewegung in der Vena jugu-
laris interna. — Scheirr, Seltene Verletzung der Paukenhöhle. — Wabnecbk,
Ueber Autoskopie des Kehlkopfs. — Salüs, Zur Biologie der Fäulnis. — Walter,
Zur Typhusdiagnose. — MacCallum, Wirkung der Abführmittel. — Meyer,
Fall von Wanderleber. — Roskntual, Ein neues Dysenterieheilserum. —
Plachte, Megalerythema epidemicum. — Hohlfeld, Zur Pathologie der Nieren
des Säuglings. — Cottet, Ueber physiologische Oligurie. — Bibergeil, Er-
gebnisse cytodiagnostischer Untersuchungen. — Gaufp, Zur Prognose der pro-
gressiven Paralyse. — Willi am son, Fälle von Diabetes mellitus. — Kleist,
Beziehungen der hinteren Kückenmarkswurzeln zu den Spinalganglien. — Henne-
bebo, Ueber chronische progressive Eucephalomalacie. — Lrsseb, Zur Patho-
genese der Syphilisrecidive. — Fraenkel, Hkrxueimer und Hühner, Giemsa,
Restmann, Ueber Spirochaete pallida. — Wille, Beitrag zur Nierenchirurgie.
— Drbuw, Kathetersterilisator.
A. Desgrez et Aly Zaky Bey, ßtude de l’influence de quelques com-
poses organiques phosphores sur l'organisme animal. Journ. de pliysiol.
et de pathol. gener. VII., p. 213.
D. und A. Z. B. haben in Fortsetzung früherer Untersuchungen Meer-
schweinchen und Hunde mit Lecithin, Nuklein, Nukleinsäure und Protylin,
einer künstlichen Verbindung von Albumin mit Phosphorsäure, lange Zeit
gefüttert und die Stickstoff- und Phosphorausscheidung durch den Harn
festgestellt, sowie den Eiweiss-, Fett-, Aschebestand der Tiere ermittelt.
Neben diesen Tieren geschahen gleiche Untersuchungen an Controlltieren.
— Sie finden, dass die genannten Stoffe eine bessere Stickstoffverwertung
herbeiführen. Die mit ihnen gefütterten Tiere hatten einen weit eiweiss-
reicheren Körper als die Control ltiere, dabei weniger Fett und weniger
Wasser. — Grössere Dosen von Lecithin und Protylin vertrug der Körper
der Tiere, Nuklein und besonders Nukleinsäure wirkten in grossen Mengen
schädlich auf den Stoffwechsel. Von letzteren schon 0,05 pro Meer-
XLlil. Jahrgang 34
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530
SeKUQ. CaiUIÜT und ClUSSKVAST. — Glaebsnkk.
No. 32.
schweinchen von etwa 300 g. — Die günstige Wirkung von Organpräparaten
müchten die Verff. auf die in ihnen enthaltenen organischen Phosphor-
verbindungen beziehen. — Die Verff. lenken die Aufmerksamkeit noch auf
die erheblich grösseren Fettmengen in ihren weiblichen als in ihren männ-
lichen Tieren. A. Loewy.
A. Neelig, lieber Aetherglykosurie und ihre Beeinflussung durch intra-
venöse Sauerstoffinfusionen. Arch. f. experim. Pathol. u. Pharmakol.
Bd. 62, S. 481.
S. findet, dass die nach Aetherinhalation zu beobachtende Glykosurie
bei Hunden nur einsetzt, wenn diese mit Fleisch gefüttert werden. Sie
überdauert die Narkose nur kurze Zeit. Bei Kohlehydratfütteruug tritt sie
nicht ein. Macht man bei bestehender Glykosurie intravenöse Sauerstoff-
infusionen, so kann man die Glykosurie nicht aufheben. — Mit der
Glykosurie geht eine Hyperglykämie einher und der Glykogengehalt der
Leber scheint herabgesetzt zu sein. — Wenn mit der Aetherinhalation
gleichzeitig Sauerstoff infundirt wird, gelingt es die Glykosurie hintanzu-
halten. — Intravenöse Kohlenoxydzufuhr machte kaum Glykosurie.
A. Loewy.
I*. (Jnrnot et A. Chassevaut, La traversee pylorique de I'ovaibumine
suivant son etat physique, soli-liquide ou solide. Compt. rend. de la
soc. de biol. T. 58, p. 599.
C. uud Ch. untersuchten an Tieren mit Duodenalfisteln die Art und
Schnelligkeit des Uebertritts von Eiweiss aus dem Magen in den Darm.
Es fand sich ein principiellcr Unterschied, je nachdem das Eiweiss in
fester oder flüssiger Form in den Magen gebracht war. — Rohes Hühner-
eiweiss in wässeriger Lösung trat sehr schnell ins Duodenum über, sodass
nach 20 Minuten schon fast alles den Magen verlassen hatte. Wurde
jedoch zerkleinertes coagulirtes Hühnereiweiss in Wasser aufgescliwemmt
in den Magen gebracht, so floss während einiger Minuten eine mässige
Menge der Eiweisssuspension aus der Duodenalfistel, dann jedoch fast nur
reines Wasser, während die Eiweisspartikel zurückgehalten wurden. Nach
20 Minuten folgen noch einige Eiweisspartikel, dann versiegt der Ausfluss.
Nach langer Zeit erst trcteu peptisch verdaute Eiweissportionen ins Duo-
denum über. — Es scheint also eine Art Sedimentirung stattzufindeu und
der nicht durch vorhandenes Wasser verdünnte und in seiner Verdauungs-
kraft geschwächte Magensaft kann auf das zurückgebliebene Eiweiss
energisch wirkeu. A. Loewy-
K. Glaessner, Uebor menschliches Pankreassekret. Zeitschr. f. physiol.
Chcm. Bd. 40, S. 465.
Verf. war in der seltenen Lage, den bei einer Operation am Ductus
choledochus durch ein Drainrohr abfliessenden ganz normalen Pankreassaft
des Menschen zu analysiren und folgendes fcstzustelien. Die Menge des
secernirten Sekrets beträgt täglich 500 — 800 ccm; das Sekret enthält kein
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No. 32.
Castaignb und Rathkky. JsHI.K.
531
Trypsin, sondern eine Vorstufe desselben, die durch Darrasaft aktivirt wird.
Das fettspaltende und diastatische Ferment wird durch Darmsaft und Galle
erheblich verstärkt. Die Hydrolyse der Stärke erfolgt nur bis zur Maltose,
deren weitere Spaltuug durch Darmsaft erfolgt. Disacchiride vom Typus
des Milchzuckers und der Saccharose werden vom Pankreassekret nicht
zerlegt. Saftquantität, Alkalität und Fermeutinenge sind im nüchternen
Zustande am geringsten, steigen bald nach Nahrungsaufnahme an und er-
reichen in der 4. Stunde ihr Maximum, um bis zur 8. Stunde der Ver-
dauung abzunehmen. Neuberg.
Castaigue et Rathery, Altörations renales d’origine congenitale. Arcli.
de med. exp. T. 17, p. 20.
In der menschlichen Pathologie giebt es eine ganze Reihe angeborener
Krankheitserscheinungen von seiten der Niere, die sich klinisch äussern
als Nierenschwäche, angeborene Albuminurie und manchmal auch als tflt-
lich verlaufende Fälle; bei den letzteren zeigt die Autopsie schwere Nieren-
veränderungen, die sich in frühester Kindheit oder manchmal sogar schon
beim Neugeborenen entwickelt haben. Verff. konnten experimentell ganz
analoge Erscheinungen erzeugen, teils durch Injektiou nephrotoxischer
Substanzen bei trächtigen weiblichen Tieren, teils indem sie Weibchen
decken Hessen, bei welchen sie vorher Nierenveränderungen erzeugt hatten.
Bei der Sektion der Früchte Hessen sich in einer Anzahl der Fälle leichte
Erkrankungen nachweisen, wie sie etwa der Nierenschwäche in der mensch-
lichen Pathologie entsprechen; in anderen Fällen zeigten sich schwere,
diffuse Veränderungen, analog den Nierenaffektionen solcher Kinder, die
von urämischen Müttern stammen und wenige Tage nach der Geburt,
sterben. Verff. constatirten im Serum und in der amniotischen Flüssigkeit
ihrer weiblichen Versuchstiere nephrotoxische Eigenschaften und glauben,
dass die gefundenen Nierenveränderungen durch einen Uebergang dieser
giftigen Stoffe auf den Fötus während der ganzen Dauer der Schwanger-
schaft hervorgerufen werden. Beitzke.
A. Jeltle, Zur Casuistik der Spondylitis tubcrculosa. Wiener klin. Wochen-
schrift 1904, No. 38.
J. bespricht vier Fälle von tuberkulöser Spondylitis, in denen sich
trotz eingehendster Untersuchung durch Wochen und Monate die Krankheit
nicht erkennen liess. Im ersten Falle stand ein offenbar auf die be-
ginnende Spondylitis zu beziehendes Empyem im Vordergrund der Er-
scheinungen, im zweiten Falle Wurzelsymptome in Gestalt von Neuralgien
im Bereiche des lleohypogastricus, lleoinguinalis und Genitocruralis. Die
Beteiligung des Urogenitalsystems, das Nachlassen der Beschwerden nach
der Harnentleerung erweckten den Verdacht auf Steiuincarceration. Beim
dritten und vierten Falle traten zu Beginn der Spondylitis Deviationen der
Wirbelsäule auf, wie sie zu den Seltenheiten gehören, das eine Mal eine
linksconvexe Skoliose des unteren Dorsal- und ganzen Uumbalsegments,
der oben eine etwas schwächere rechtsconvexe Dorsalskoliose entsprach
34*
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532 Haoa. — Wkbskly. — Mann. No. 32.
mit starker Stammverschiebung nach rechts. Bei dem vierten Patienten,
einem 3jährigen Mädchen, war der Kopf etwas nach rechts geneigt und
derart nach hinten gebeugt, dass das Hinterhaupt auf dem Kücken auf-
ruhte. Mit dem Auftreten eines Retropharyngealabscesses und eines Al>-
scesses an der linken Halsseite wurde die Diagnose auf Spondylitis cervicalis
gesichert und durch die Operation bestätigt. Joachimstbal.
Hag», Kriegschirurgische Erfahrungen aus der Zeit der nordchinesischen
Wirren 1900. Arch. f. klin. Chir. Bd. 74, H. 3, S. 539.
Das von H. während des obenbezeichneten Krieges im Lazaret in
Hiroshima beobachtete Material beläuft sich auf über 7000 Verwundete
und Kranke. Nach ausführlicher Besprechung der Schussverletzungen geht
H. zum Schluss auf die Statistik ein, die von neuem die Tatsache beweist,
dass die modernen Geschosse weniger verstümmelnde und entstellende Ver-
letzungen liefern als die früheren Geschosse, dass sie mithin in dieser
Beziehung tatsächlich human sind. Es ergiebt sich im besonderen die
Tatsache, dass im Gegensatz zu den Bleigeschossen die Mantelgeschosse
in der Entfernung von 200— 300 m sowohl bei Weichteil- wie bei Knochen-
schüssen kleinere Ein- und Ausschussöffnungen der Haut setzen und dass
dadurch die Heilungsbedingungen ausserordentlich günstig sind; so zwar,
dass H. Weichteilschüsse infolge von modernen Geschossen, welche eiterten,
fast niemals sah. — Hervorgehoben wird, dass das Mantelgeschoss ausser-
ordentlich mörderisch ist, indem es mehr tötliche und schwerste Wunden
erzeugt, denen die Verwundeten in der Mehrzahl unmittelbar auf dem
Schlachtfeld erliegen. In Bezug auf den Grad der definitiven Heilung
ergab sich, dass das moderne Geschoss mehr Halbinvalide, weniger Ganz-
invalide erzeugte. Peltesohn.
K. Wessely, Casuistischer Beitrag zur Wirkung des Druckverbandes bei
Netzhautablösung. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk XLIII., I, S. 654.
Ueber den von Samelsohn in der Therapie der Netzhautablösung ein-
geführten Druckverband sind besonders in letzter Zeit sehr abfällige Ur-
teile gefällt worden. Wessely beobachtete einen Fall, dessen günstigen
Ausgang er direkt mit der energischen Anwendung des Druck verbände.«
in Verbindung brachte. Es handelte sich um eine 42jährige Patientin,
deren Netzhaut in einer Ausdehnung von 2/g des Fundus abgelöst war
Wiederholte energische Anwendung des Druckverbandes hatte eine dauernde
Heilung zur Folge. Horstmann.
Mann, Ein neuer Beitrag zur Lehre vom Mechanismus der Blutbewegung
in der Vena jugularis interna. Verhandl. d. deutscheu otol. Gesellsch.
1904, S. 121.
Auf Grund seiner Untersuchungen an einigen einschlägigen Fällen
kommt Verf. zur Aufstellung folgender Sätze: 1. Bei starker Seitwärts-
drehung des Kopfes nach rechts oder links erfolgt auf der Seite der
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.No. 32.
ScHEIEK. — WaKRECEE. SaLL’8.
533
uegativen Sternokleidostellung (bezüglich der vom Verf. als „positive und
negative Sternokleidostellung“ bezeiebneten Kopfhaltung s. das Original)
eine wesentliche Behinderung des Blutabflusses in der Jugularis interna.
Dies würde in kurzer Zeit zu schweren Stauungserscheinungen im Schädel
führen, wenn nicht gleichzeitig auf der Seite der positiven Sternokleido-
stellung die Jugular. int. wesentlich erweitert und unter ansaugende
Kraft des rechten Vorhofs gestellt würde. 2. Auf der Seite der negativen
Sternokleidostellung tritt aber trotzdem eine gewisse venöse Stauung ein.
3. Bei freigelegten) Sinus sigm. kann man mit Hülfe der positiven Sterno-
kleidostellung den Nachweis liefern, ob die Jugul. int. incl. Sinus an irgend
einer Stelle von einem obturirenden Thrombus verschlossen ist. 4. Die
bei Sinusverletzung beobachteten Fälle von Luftembolie erkläret) sich nur
durch die positive Sternokleidostellung. 5. Durch geeignete Lagerung des
Kranken bei Operationen und Verbänden am Sinus lässt sich Luftembolie
mit Sicherheit vermeiden. C. Durch abwechselndes Herbeiführen der
positiven und negativen Sternokleidostellung lässt sich feststellen, ob eiue
oder beide Jugul. int. weit genug sind, um den venösen Abfluss des Blutes
aus der Schädelhöhle allein zu übernehmen. Es werden sich also, nach
Verf., künftig die Todesfälle vermeiden lassen, die bei Unterbindung einer
Jugul. int. infolge mangelhafter Entwickelung der anderen eingetreten sind.
Schwabaclt.
Seheier, Ueber eine seltene Verletzung der Paukenhöhle. Münch, tned.
Wochenschr. 1904, No. 35.
Der Fall betrifft eine Dame, die sich mit einer Haarnadel ins linke
Ohr gestossen hatte und dabei heftiges Ohrensausen verspürte. Bei der
otoskopischen Untersuchung faud sich im Gebörgang ein Fremdkörper, der
extrahirt wurde und sich als intakter Amboss dokumentirte. Perforation
des Trommelfelles hinten oben und Ausfluss soll früher nicht bestanden
haben, jetzt geringe Menge serösen Sekrets. Heilung der Perforation mit
Narbenbildung. Schwabach.
Warnecke, Acht Jahre Autoskopie des Kehlkopfes und der Luftröhre.
Sbnatob’s Festschr. Berlin 1904.
Für Verf. ist in diagnostischer Beziehung die Spatel laryngoskopie im
früheren Kindesalter bis zum 3. oder 4. Lebensjahr die primär anzu-
wendende Normalmethode, beim Erwachsenen die sekundär anzuwendende
Ergänzungsmethode der Spiegel laryngoskopie. Im späteren Kindesalter
wird man bei fügsamen Kindern lieber zunächst zum Spiegel, bei wider-
spenstigen zum Spatel greifen. Auch in therapeutischer Beziehung bat
Verf. die Autoskopie gute Dienste geleistet. W. Lublinski.
(i. Salus, Zur Biologie der Fäulnis. Arch. f. Hyg. 1904, Bd. 51, S. 97.
Wenn man faulendes Material bakteriologisch untersucht, so findet
man eine grosse Anzahl Bakterien. Bisher wird vielfach die Ansicht ver-
treten, dass die grosse Zahl von Bakterien sich daraus erkläre, dass die
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534
Salus.
No. 32.
verschiedenen Species die Eiweisskörper immer nur bis zu bestimmten
Zwischenstufen abbauen. Sind diese erreicht, so müssen neue Arten den
weiteren Abbau fortführen. Es hat danach den Anschein, als ob zur Zer
Störung der abgestorbenen Eiweisskörper mehr Organismen erforderlich
wären als zur Schädigung der lebenden. Allein dies ist nur scheinbar der
Fall. Es muss streng unterschieden werden zwischen Fäulnis und Ver-
wesung. Unter letzterer ist der Abbau von Eiweisskörpern unter Zutritt
von Sauerstoff zu verstehen, sie erfolgt also unter Oxydation. Die Fäulnis
dagegen verläuft unter Luftabschluss. Es kommt hierbei nicht wie bei der
Verwesung zur Bildung mineralischer Endprodukte, sondern es entstehen
verhältnismässig zusammengesetzte organische Endprodukte. Dass die
Fäulnis unter Ausschluss des Luftsauerstoffs durch die Tätigkeit anaerob
wachsender Bakterien erfolgt, und dass der Zutritt von Luft eine fäulnis-
hemmende Wirkung hat, ist bereits von PasteüR angenommen, wurde
aber von verschiedenen Seiten bekämpft. Als Hauser aus Fäulnis-
gemischen die Proteusarten isolirte, wurde diesen Bakterien die Fäulnis-
erregung zngesebrieben, was auch jetzt noch vielfach der Fall ist. Allein
es ist nicht bewiesen, dass Proteusarten Eiweisskörper zum Faulen bringen,
für das Fibrineiweiss ist im Gegenteil von Bienstock bewiesen, dass es
durch Protei nicht zersetzt wird. Dass beim Beginn der Fäulnis zo zahl-
reiche Keime nachweisbar sind, erklärt sich daraus, dass für auaerobe
durch Beseitigung des Sauerstoffs aus dem Material der Boden geebnet
werden muss, wozu eben jede aerob wachsende Bakterienart, die zufällig
in das Gemisch fällt, gut ist und heraugezogen wird. Ist eiumal der Sauer-
stoff beseitigt, so beginnen die anaerob wachsenden eigentlichen Fäulnis-
bakterien zu wuchern, die dann die Eiweisskörper zerlegen. Man findet
daher, wenn die Fäulnis voll im Gange ist, nur wenig verschiedene Bak-
terienarten. S. hat aus natürlich in Fäulnis geratenem Eiweiss zwei
Bacillen isolirt und reingezüchtet, die beide obligate endospore Anaerobier
siud; der eine bildet Köpfchensporen (Bac. carnis saprogenes), der andere
zeigt bei der Sporenbildung eine Auftreibung des Körpers (Clostridium
carnis foctidum). Jeder von beiden ist im stunde, für sich allein Fibrin
unter Bildung charakteristischer Spaltungsprodukte in Fäulnis zu versetzen,
und zwar greift jeder uach Maassgabe der gebildeten Gase eine andere
Gruppe des Eiweissmoleküls an. Der Bac. saprogenes bewirkt energischer
Fäulnis, er bildet mehr Gas und spaltet das Fibrin unter mächtiger
Wasserstoff- und Ammoniakentwickelung, das Clostridium dagegen bildet
als gasförmiges Hauptprodukt Kohlensäure. Treten beide zusammen in
Tätigkeit, so erfolgt die Zersetzung. langsamer, als wenn der Bac. saprogenes
allein zugegen ist. Methan wird nicht, Schwefelwasserstoff nur in geringen
Mengen gebildet. Die beiden Bacillen scheinen die gewöhnlichen Erreger
der Leichen- und Kadaverfäulnis zu sein, sie kommen schon mit dem
Körper in den Boden, können aber noch durch anaerobe Erdbakterien ver-
mehrt werden. Die Fäces enthalten normalerweise keine grösseren Mengen
von fäulniserregenden, sporenbildenden Anaerobiern, deren Vermehrung
erfolgt erst post mortem. H. Biscboff.
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No. 32.
Walte«. — MacCali.ui«.
535
K. Walter, Zur Typbusdiagnose. Deutsche med. Wochenschr. 1904. No. 33.
W. unterzieht die für die Typhusdiagnose rur Verfügung stehenden
bakteriologischen Methoden einer vergleichenden Kritik und spricht dem
Agglutinationsphänoraen einen hoheu Wert zu, falls es nicht schematisch
angewandt wird. Seine Leistungsfähigkeit lässt sich durch regelmässige
Heranziehung der „Typhoidbacillen“ zur Agglutinationsprobe steigern. Sehr
vereinfacht wird die Agglutinationsprobe durch das Ficker’sche Verfahren,
das auch den prakticirenden Arzt, dem eine Laboratoriumseinrichtung nicht
zur Verfügung steht, in die Lage versetzt, diese Methode zu verwerten.
Für wissenschaftliche Untersuchungen will W. der makroskopischen Beob-
achtung nicht volle Gleichberechtigung zuerkennen, hier sei die mikro-
skopische allein am Platze. Das Ficker’sche Verfahren möchte er insofern
erweitert sehen, als er ein Diagnosticum für Typhoidbacillen oder Her-
stellung eines Miscbdiagnosticuins wünscht. H. Bischoff.
i. Bruce MacCallum, Ueber die Wirkung der Abführmittel und die Hem-
mung ihrer Wirkung durch Calciumsalze. Arch. f. Physiol. Bd. 101,
S. 421.
Die Wirkung salinischer Abführmittel, der Cascara sagrada, des Rha-
barbers und des Pilocarpins wurde an narkotisirten Kaninchen und Hunden
festgestellt, und zwar indem der Darm blossgelegt und direkt beobachtet
wurde; die Mittel wurden zum Teil per os gegeben, zum Teil intravenös
mjicirt oder auf die Oberfläche des Darms gebracht.
Die salinischen Abführmittel wirken, intravenös oder subkutan injicirt,
in kleineren Dosen und schneller, als wenn sie in den Magendarmkanal
gebracht werden. Sie rufen nicht nur eine vermehrte Peristaltik hervor,
sondern steigern auch die Sekretion von Flüssigkeit im das Darmlumen;
diese Sekretionszunahme verursacht hauptsächlich die Verflüssigung des
Kotes. Die meisten harntreibenden Salze haben auch abführende Wirkung;
entgegengesetzte Wirkung haben diejenigen Salze, die die Harnabsonderung
hemmen, z. B. Calcium- oder Magnesiumchlorid. Lösungen dieser beiden
Salze hemmen sowohl die Peristaltik, wie die durch die salinischen Ab-
führmittel vermehrte sekretorische Darmtätigkeit. Eine zweite Reihe von
Versuchen ergab, dass die oben geschilderte Wirkung salinischer Abführ-
mittel auch bei Darmschlingen eintritt, die aus dem Körper heraus-
geschnitten sind, die also vom Centralnervensystem getrennt sind, und in
denen jede Cirkulation aufgehört hat.
Cascaraextrakt löst sich nicht in destillirtem Wasser, wohl aber in
einer (sonst indifferenten) Lösung von Natriumbicarbonat. Träufelt man
eine solche Lösung auf die Darmoberfläche, so sieht mau gesteigerte peri-
staltische Bewegungen, deren Auftreten man durch Zusatz von Calcium-
cblorid hemmen kann. Bei intravenösen und subkutanen Einspritzungen
kommt es zu Steigerung der Peristaltik und Darrasekretion ; auch liier tritt
Hemmung durch Calciumchlorid ein. Vom Magen wird Cascaraextrakt
nicht resorbirt, wohl aber vom Dünndarm, daher die etwas spät eintretende
Wirkung. Auch zwischen Pilocarpin und Calciumchlorid konnte ein Anta-
gonismus nachgewiesen werden. K. Kronthal.
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536
Meter. — Rosf.nthal.
No. 32.
E. Meyer, Ein Fall von Wanderleber beim Mann. Berl. klin. Wochen
schrift 1904, No. IG.
Wanderleber beim Mann kommt besserst selten vor. Bisher sind in
der Litteratur nur 5 derartige Fälle beschrieben worden. Ein sechster,
den M. zu beobachten Gelegenheit hatte, betraf einen Strassenbahnschaffner
im Alter von 35 Jahren. Der bisher stets gesund gewesene Mann ver-
spürte an einem Tage bei einem heftigen Stosse seines elektrischen Wagens
ein eigentümliches Druckgefühl im Leibe, welches in den nächsten Tagen
in ausgesprochene Schmerzen überging. Bei der Untersuchung des Patienten
zeigten sich Herz, Lungen, Nervensystem und Harnapparat vollkommen
gesund. Bei der Palpation und Perkussion des Bauches im Stehen beob-
achtete man an der schmerzhaften Partie einen grossen Tumor. Da unter-
halb des rechten Rippenbogens oberhalb dieser Geschwulst, beim Stehen
des Patienten tympanitischer Schall festgestellt wurde, während in der
Rückenlage an derselben Stelle Dämpfung bestanden hatte, so konnte der
glatte und harte Tumor nichts weiter sein, als die berabgesunkene Leber,
ln der Tat liess sich auch die Geschwulst mit leichter Mühe in die nor-
male Lage der Leber zurückdrängen, wobei das Organ allerdings den
Rippenrand um 3 cm überragte. Auch die Anteflexion der Leber, die von
Landau als wichtiges Symptom für die Wanderleber angesehen wird, fand
sich bei dem Patienten vor. Zur Sicherung der an sich zwar zweifellosen
Diagnose wurde noch eine Untersuchung mit Röntgenstrahlen vorgenommen,
welche ein äusserst klares Bild des pathologischen Zustandes der Wander-
leber ergab. Ob das Organ an sich erkrankt war, konnte nicht festgestellt
werden. Eine Complikation mit Wanderniere bestand jedenfalls nicht.
Bezüglich der Therapie sei bemerkt, dass zunächst die Anlegung einer
Bandage versucht wurde und, falls diese nicht genügen sollte, die Fixation
des Organes auf operativem Wege in Aussicht genommen wurde.
Carl Rosenthal.
L. Rosenthal, Ein neues Dysenterieheilserum und seiue Anwendung bei
der Dysenterie. Deutsche med. Wochenschr. 1904, No. 19.
Nach der Entdeckung des specifischen Erregers der epidemischen
Dysenterie lag es nahe, ein Immunisirungsverfahren gegen diese Erkraukung
zu finden. Ein solches wurde bereits von Shiqa und Kruse, den Ent-
deckern der Dysenteriestäbchen, gefunden. Nunmehr hat Gabrilschewsky,
R.’s Chef, beide Methoden combinirt und mit dem dadurch erhaltenen
Serum wurde eine grosse Reihe von Dysenteriekranken behandelt. Die
Resultate dieser Behandlung waren folgende: Das Dysenterieheilserum wirkt
günstig auf alle subjektiven und objektiven Symptome der Krankheit ein.
In der Regel begiunen schon nach 24 Stunden die Tenesmen und die
Schmerzen zu schwinden. Die Stuhlgänge werden seltener und das Blut
verschwindet aus ihnen mehr und mehr. Ueberhaupt wird die Krankheits-
dauer in der grössten Mehrzahl aller Fälle erheblich verkürzt und der
sonst häufige Uebergaug der akuten Krankheit in die chronische Form
gehört zu den Seltenheiten. Was speciell die Todesfälle anlangt, so sinkt
deren Zahl unter der genannten Behandlung um mehr als die Hälfte.
Weit günstiger ist jedoch die Wirkung des Heilserums, wenn dieses im
Digitized by Google
No. 32.
PlACHTB.
537
Laufe der ersten drei Tage angewendet werden kann. In solchen Fällen
nämlich schwindet die Kraukheit in 1 — 2 Tagen vollkommen.
Carl Roseuthal.
Plachte, Das Megalerytheraa epidemicum. Die Grossflecken. (Erythema
infectiosum Sticker. Ein akutes Kinderexanthem.) Berl. klin. Wochen-
schrift 1904, No. 9.
Die unter obigem Namen beschriebene Erkrankung ist infektiös. Verf.
hat dieselbe im Mai 1903 bei drei Geschwistern im Alter von 3 — 7 Jahren
beobachtet. Der Symptomencomplex ist folgender: Ohne vorhergehendes
Unwohlsein treten im Gesicht fingernagel- bis fünfzigpfennigstückgrosse
Flecken von blassroter bis intensiv roter Farbe auf, die sich stark heiss
anfühien. Die einzelne Efflorescenz ist im centralen Teil ödematös er-
haben, geht allmählich in die gesunde Haut über. Subjektive Empfindungs-
Störungen fehlen vollkommen. Der einzelne Fleck persistirt 1 -2 Tage;
bei der Rückbildung sinkt zuerst das ödematös erhabene Centrum ein.
Es hinterbleibt weder Schuppung noch Pigraentirung. Während die
Effloresconzen im Gesicht heilen, treten die gleichen Erythemflecke, nur
in etwas grössereu Dimensionen und mit der ausgesprochenen Neigung
zum Confluiren au den oberen und unteren Extremitäten auf; hier erreichen
sie PüDfmarkstück- bis Flachhandgrösse. Bei der Rückbildung präsentirt
sich nach dem Einsinken des Centrums der Rest dieser ausgedehnten
Flecken in Form guirlandeuartiger Bänder. Zuletzt wird in ähnlicher
Weise der Rumpf befallen. Dann treten regellos über den ganzen Körper
zerstreut einzelne Recidive auf, bis nach einer Gesammtdauer von 8 bis
9 Tagen der Process vollständig abgelaufen ist. Eine Mitbeteiligung der
Schleimhäute findet nicht statt, Fieber fehlt, Allgemeinbefinden ist unge-
stört. — Zuerst ist die Aflektion von Tschamer während einer Rötel-
epidernie in Graz beschrieben und als „örtliche, modificirte“ Röteln auf-
gefasst worden. Kleinere Epidemien haben Sticker in Giessen und Tripke
in Coblenz, unter der Bezeichnung Erythema infectiosum, L. Feilcelenfeld
in Berlin unter dem Namen Erythema simplex marginatum beschrieben. —
Von Röteln nnterscheidet sieb das Megalerythem — abgesehen von der
Form des Exanthems: 1. durch die Dauer des Floritionsstadiums (2 bis
4 Tage Rubeolae, 5—10 Tage Megal.); 2. durch die Incubationsdauer
(17 — 24 Tage Rubeolae, 5 — 10 Megal.); 3. durch die Lokalisation des
Ausschlages; bei den Röteln werden der Reihe nach befallen: Gesicht,
Rumpf, Arme und Beine; bei dem Megalerythem: Gesicht, Extremitäten,
Rumpf. — Weiter kommt für die Differentialdiagnose in Betracht: 1. die
Scarlatinois von TrammeR; sie dauert nur 1 — 2 Tage und ist von Ab-
schuppung gefolgt. 2. Das Erythema exsudativum multiforme; bei diesem
bestehen schmerzhaftes Brennen und erhebliche Störungen des Allgemein-
befindens; die Temperatur der erkrankten Hautstellen ist kühl, beim Megal-
erythem heiss. Das Erythema exsudativum multiforme dauert 2 — 6 Wochen,
es befällt fast immer nur Hand- und Fussrücken, selten Stamm und Ge-
sicht. — Die Prognose des Megalerythem ist absolut günstig; die Therapie
kann sich auf hygienische Maassnahmen beschränken. Stadthagen.
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538
Hoblfklu.
No. 32.
M. Hohlfeld, Zur Pathologie der Nieren bei den Magendarm- Erkrankungen
des Säuglings. II. Teil. Deutsches Arch. f. klin. Med. Bd. 79, S. 316.
Im zweiten Teil der Arbeit berichtet Verf. über 35 anatomische Unter-
suchungen von Nieren magemlarmkranker Säuglinge. Es fanden sieb
mancherlei Abweichungen von dem gewöhnlichen mikroskopischen Bilde,
welche Verf. für physiologische Attribute der jungen Niere hält. Soweit
es sich um wirklich pathologische Veränderungen handelt, gehören sie in
den Rahmen der parenchymatösen Nephritis, in deren Verlaufe hier und
da Veränderungen an den Blutgefässen und dem Bindegewebe der Nieren
aufgetreten sind. Niemals findet sich das Bild der reinen interstitiellen
Nephritis; nur bei 2 Fällen prävaliren eigenartige infarcirende Processe.
und in 1 Fall fand sich die hämorrhagische Infarcirung einer ganzen
Niere infolge Thrombose der Nierenvenen. Verf. erörtert sodann die Frage,
ob die Veränderungen der Nieren als Folge der Magendarmerkrankung
aufzufassen sind. In den meisten Fällen fanden sich auch Erkrankungen
des Respirationstraktus vor. Gegen ihre ursächliche Beziehung zur Ne-
phritis spricht aber, dass sie meist erst einsetzten, als die Nierenerkrankung
schon vorhanden war, und dass ihr Eintritt keine erkennbare Steigerung
der Nephritis zur Folge hatte. In vielen Fällen handelte es sich nur um
Bronchitis oder um wenig ausgedehnte Erkrankungen des Lungenparenchyms,
welche gegenüber der schweren Darmerkrankung für die Aetiologie der
Nephritis nicht in Betracht kommen konnten. — In einer Anzahl von
Fällen war durch Katheterismus Cystitis bei den darmkranken Kindern
entstanden; aber die anatomische Untersuchung liess eine ansteigende
Nephritis in jedem dieser Fälle mit Sicherheit ausschliessen. — Ebenso-
wenig ist nach Verf.’s Meinung der Otitis media purulenta oder anderen
Coraplikationen ein Anteil an der Entstehung der Nephritis zuzuschreiben.
— Dafür, dass die Magendarmerkrankung die einzige oder doch wenigstens
wichtigste Ursache der Nephritis ist, spricht die Beobachtung, dass die
Schwere der Nierenaffektion von der Heftigkeit der Darmaffektion abhängt
und dass in manchen Fällen ein Parallelismus in dem Verlauf beider in
Bezug auf Besserung und Verschlimmerung zu constatiren ist. — Das Bild
der parenchymatösen Nephritis ist dasselbe, wie es bei anderen Formen
von Intoxikationen und Infektionen beobachtet wird. Bakterielle Embolien
hat Verf. in seinen Fällen nicht beobachtet. Die infarcirenden Processe
weisen gleichzeitig darauf hin, dass sich mit den Wirkungen der Intoxi-
kation und Infektion die Folgen allgemeiner Kreislaufstörungen verbinden.
Einen embolischen Arterienverschluss hat Verf. nicht aufgefunden, dagegen
Zeichen der Stagnation des Blutes in den Capillaren und auch in den
grösseren Venen. — Die Veränderungen an den Blutgefässen und dem
Bindegewebe der Nieren kommen nur bei chronischen oder doch pro-
trahirteren Verdauungsstörungen vor; Verf. sieht sie als Folgen der allge-
meinen Ernährungsstörung an und hält es für unrichtig, die interstitiellen
Veränderungen auf Lues zurückzuführeu. — Die klinischen Symptome sind:
selten und nur in geringem Grade besteht Wassersucht, die Albuminurie
ist im Allgemeinen mässig, das Sediment enthält spärliche rote und
weisse Blutkörperchen neben oft reichlichen Nierenepithelien und Cylindern.
Stärkere Hämaturie spricht für hämorrhagischen Infarkt. Beim akuten
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No. 32.
CoTTET. ßlBKKCEIl.
539
Dickdarmkatarrh sind die schwersten, beim chronischen Magendarmkatarrh
die leichtesten entzündlichen Veränderungen des Nierenparenchyms zu er-
warten. Der Verlauf der Nephritis ist ein akuter oder snbaknter. — Die
Prognose der Nierenerkrankung wäre an sich nicht ungünstig — abge-
sehen von der Nierenvenenthrombose — aber sie gewinnt dadurch ernste
Bedeutung, dass sie auf ein schweres Grundleiden aufgepfropft ist. Doch
kann es Vorkommen, dass mit dem Grundleiden die Nephritis verheilt.
HeL’BNER hat in einem Fall Uebergang in chronische Nephritis beobachtet.
— Die Therapie fällt ganz mit der des Grundleidens zusammen; wo die
Harnsekretion infolge der Wasserverluste vom Darm aus versagt, mache
man Kochsalzinfusionen. Stadthagen.
Cottet, De Poligurie habituelle physiologique. Rev. de med. 1905, No. 4,
p. 288.
Unter physiologischer Oligurie versteht Verf. eine Diurese, die stetig
unterhalb 1500 ccm bei Männern, unterhalb 1300 ccm bei Frauen beträgt,
die aber einzig das Ergebnis fehlerhafter Ernährungsweise ist. Der Oli-
guriker trinkt zu wenig, meist infolge falsch ausgelegter ärztlicher Ver-
ordnungen, so insbesondere bei Gastrektasien und bei Fettleibigkeit. Der
Urin ist bei solchen Leuten concentrirt, von erhöhtem specifischem Gewicht,
getrübt und zeigt Bodensatz, meist L'rate, Phosphate und Oxalate, zu deren
Lösung die zu geringe Wassermeuge nicht ausreicht. An sich nicht patho-
logisch, kann derartiger Urin durch seine hohe Concentration und die
vielen mitgeführten Krystalle auf das harnleitende System direkt schädlich
wirken, dann aber schädigt die ungenügende Wasserversorgung die Er-
nährung der Zellen überhaupt. Man muss weiter zwischen absoluter und
relativer Oligurie unterscheiden; Für gewöhnlich genügt eine 24stündigo
Urinmenge von 1500 ccm; sie ist aber noch zu gering bei gichtisch oder
arteriosklerotisch hereditär belasteten Leuten. Hier hat von Kindheit an
die Erziehung auf eine reichlichere Flüssigkeitsaufnahme hinzuweisen. Bei
zu trocken lebenden Fettleibigen und Gastrektatikern wird man ebenfalls,
zumal ausserhalb der Mahlzeiten, soviel Flüssigkeit zulegen können, dass
eine genügende Durchspülung des Körpers zu Stande kommt. Alkan.
Bibergeil, Ergebnisse cytodiagnostischer Untersuchungen. Festschrift f.
Senator, p. 99.
Verf. resumirt seine Untersuchungen folgendermaassen:
1. In Exsudaten längeren Bestehens finden sich regelmässig ausser
einer geringen Zahl von multinukleären, eosinophilen Leukocytcn und
Mastzellen grössere Mengen von einkernigen Zellen, geringere von Endothel-
zellen.
2. Die Lymphocytenbefunde lassen sich in älteren Exsudaten nicht für
eine bestehende Tuberkulose diagnostisch verwerten.
3. Die Menge der in den serösen Exsudaten vorhandenen multi-
nukleären Zeilen kann als Anhaltspunkt für die Dauer des jeweiligen Ent-
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540
Gacpp-
No. 32.
zündungsprocesses dienen, indem ihre Zahl mit zunehmender Cbronicität
der Erkrankung abnimmt.
4. Das Vorhandensein von eosinophilen Lcukocyten in Ergüssen längeren
Bestehens ist mit Wahrscheinlichkeit auf eine aktive Emigration zurück-
zuführen. Dieselbe wird vermutlich durch die Zerfallsprodukte der Endothel-
zellen hervorgerufen, welche auf die eosinophilen Zellen chemotaktisch zu
wirken vermögen.
5. Das regelmässige Vorkommen von .Mastzellen in den Exsudaten be-
ruht auf der Cbronicität der Entzündungen. Diese Elemente sind nicht
als hämatogene, sondern als histogene Mastzellen zu bezeichnen, und nicht
aktiv emigrirt, sondern ausgeschwemmt oder mechanisch abgeschilfert.
ü. Die einkernigen Zellen mit den charakteristischen Zeicbeu der
Lymphocyten sind als histogene Bildungen aufzufassen, deren Entstehung
auf die chronischen Entzündungsvorgänge zu beziehen sind. Diese Zellen
sind nicht ausgewandert, sondern passiv in die Exsudate gelangt.
7. Der Befund der unter 1. genannten Zellelemente bei einem Fall
von Stauungsascites kann vorläufig keine ausreichende Erklärung Hoden.
Vielleicht wird die Bestätigung desselben an weiteren älteren Stauungs-
ergüssen Aufschlüsse über die Bedeutung dieser Zellen und ihr Hinein-
gelangen in die Flüssigkeit geben. Alkan.
K. Gnu pp. Die Prognose der progressiven Paralyse. Deutsche med.
Wochenschr. 1904, No. 4 u. 5.
G. weist darauf hin, dass die Gesammtdauer der progressiven Para-
lyse infolge der Latenz der ersten Anfänge und Symptome häufig zu kurz
angegeben wird. Der Gesammtdurcbschnitt bei Männern betrug in den
Fällen des Verf.’s nur 2*/2 Jahre. Bei den Frauen war der Verlauf lang-
samer und zwar nicht nur wegen des Ucberwiegens der chronisch-dementen
Formen, sondern auch bei den klassischen expansiven Formen. Auch bei
Frauen verliefen die hypochondrisch-depressiven und akuten ängstlicb-
agitirteu Formen schneller. Selten war die Dauer über 6 Jahre, nie über
10 Jahre. Bei erblich schwer belasteteten Individuen scheint die Ge-
sammtdauer eine längere zu sein. Dass der Verlauf der Paralyse in den
letzten Jahrzehnten sich geändert habe (Mendel), will der Verf. nicht
anerkennen; jetzt werden die langsamer verlaufenden chronisch-dementen
Formen nur schneller und leichter diagnosticirt. — Günstiger scheinen im
allgemeinen die typische-klassische Paralyse, die cirkuläre, paranoide,
katatonische Form der Paralyse zu verlaufen. — Ein frühes Auftreten
tabischer Erscheinungen ist ohne ungünstige Bedeutung für die Dauer der
Krankheit. — Im jugendlichen Alter und im Senium ist ein abnormer
Verlauf nicht selten. Die juvenile Form dauert mitunter 7 — 9 Jahre; auch
die senile Form verläuft langsam und ohne stürmische Erscheinungen, ohne
Sprachstörung u. s. w. Die sog. Taboparalyse, wo Hinterstrangerkrankung
und paralytische Rindenerkrankung zeitlich ungefähr zusammenfallen, ver-
läuft meistens langsamer als die rein spastische Form. Dagegen führt die
Tabesparalyse, wo zu langjähriger Tabes eine geistige Erkrankung hinzu-
tritt, nicht immer zu einem unheilbaren Verblödungsprocess (Demenz niebt-
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No. 32.
Wn.LliMSON. — Klkist.
541
paralytischen Charakters). — Eine sichere Heilung der Paralyse scheint
nicht vorzukommen. Die Durchsicht der Krankengeschichten von 30 schein-
bar geheilten Fällen von Paralyse aus der Heidelberger Klinik lehrte, dass
es in allen Fällen sich um andere Erkrankungen (falsche Diagnosen)
handelte; bald lagen Pseudoparalysen alkoholistischen oder syphilitischen
oder traumatischen Ursprungs vor; oder es bestanden katatonische, melan-
cholische, hysterisch-degenerative Geistesstörungen mit isolirten körper-
lichen Störungen, wie Pupillendifferenz oder unsichere Sprache oder Ohn-
machtsanfälle u. s. w. Vollständige Interraissionen kommen in dem Verlaufe
der Paralyse vor, doch nur selten; häufiger jedoch sind unvollständige
Remissionen, indem bald die körperlichen, bald die psychischen Störungen
oder beide zugleich zeitweilig sich zurückbilden. Doch kommt die Re-
mission kaum in 10 pCt. der Fälle vor, die Intermission noch nicht in
1 pCt. Bei akuten Ausbrüchen sind die Remissionen häufiger. Die Fälle
sog. stationärer Paralyse gehören meist zu den Formen der traumatischen
Demenz, der Dementia praecox und zu den arteriosklerotischen Hirn-
erkrankungen. S. Kalischer.
R. T. Williams«», Changes in the spinal cord in diabetes mellitns.
Brit. med. journ. 1904, No. 2246.
Der Verf. hatte bereits im Jahre 1894 zwei Fälle von Diabetes mit-
geteilt mit degenerativen Veränderungen in den Hintersträngen. In einem
neuen Falle von schwerem Diabetes fanden sieb ebenfalls degenerative
Veränderungen in den Goll’schen Strängen, besonders in der Cervikal-
region, und ferner in den Burdach’schen und in den intramedullären hinteren
Wurzelgebieten. Die Patellar- und Achillessehnenreflexe fehlten in diesem
Falle. Die peripheren Nerven wurden nicht untersucht, doch fehlten alle
Anzeichen einer Affektion derselben, sodass W. in diesem wie in ähnlichen
Fällen den Verlust der Patellarreflexe bei Diabetikern nicht immer von
einer peripheren Neuritis herleiten möchte. Die Degeneration der hinteren
Wurzeln könnten diesen Verlust zur Genüge erklären. S. Kalischer.
K. Kleist, Experimentell anatomische Untersuchungen über die Beziehungen
der hinteren Rückenmarkswurzeln zu den Spinalganglien. Virchow's Arch.
175. Bd., H. 3.
Die Durchtrennung der hinteren Wurzeln ruft innerhalb derselben
einen Zerstörungsprocess hervor, welcher in centrifugaler Richtung an
Intensität und Ausdehnung abnimmt und schon innerhalb des Ganglions
erlischt; ob eine spärliche Degeneration bis in die austretenden Bünde)
fortsebreitet, ist nicht mit Sicherheit zu entscheiden. Von den Spinal-
ganglienzellen geht etwa der sechste Teil zu Grunde, betroffen wird hierbei
der proximale Pol und das dorsale Randzellenlager. Die erhalten bleiben-
den Zellen werden einfach atrophisch. Vermehrtes Bindegewebe tritt an
Stelle der zerstörten nervösen Gebilde. Es entsteht eine unbedeutende
Kern Wucherung in der Achse des Ganglions und an der ventralen
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542
Hknnkbkbu. Lksskr.
No. 32.
Rindenpartie und im dorsalen Randlager ein faserig-narbiges Zwischen
gewebe. M. Brasch.
R. Henneberg, Ueber chronische, progressive Eucephalomalacie und Be-
merkungen über den „harten Gaumenreflex“. Arch. f. Psych. 38. Bd.,
2. H.
Eine 32jährige Frau erkrankte zwei Tage nach der Entbindung mit
Verwirrtheit und Unruhe, wurde stuporCs und bekam gleichzeitig eine ganz
allmählich fortschreitende, zuerst spastische, später schlaffe Lähmung beider
Beine und des rechten Armes. Die Sektion ergab weit verbreitete, teils
diffuse, teils herdförmige encephalomalacische Läsionen, keine als primär
anzusehende Gefässveränderungen, eine mässig starke Atrophie der Hirn-
rinde und diffus aufgetretene meningo-myclitische Veränderungen im
Rückenmark.
Die Erweichungen werden als durch Giftwirkung ohne Mitwirkung
von Gefässverstopfungcn entstandene betrachtet. Intra vitam wurde ein
Reflex, durch Bestreichen des harten Gaumens auslösbar, beobachtet, bei
dem eine Contraktion des Orbicnlaris oris erfolgte. Dieser Reflex findet
sich regelmässig bei doppelseitigen Hirnaffektionen. Er dürfte ähnlich zu
Stande kommen wie der Saugreflex des Neugeborenen. M. Brasch.
E, Besser, Zur Pathogenese der Recidive der Syphilis. Festschrift für
Prof. Senator. Berlin 1904, S. 201.
Lang hat schon vor vielen Jahren die Vermutung ausgesprochen, dass
die Syphilisrecidive von Keimen ausgehen, die in den Geweben von der
ersten Ucberschwemmung des Orgauismus mit dem Sypbilisvirus zurück-
geblieben sind und diese Anschauung fand eine wesentliche Stütze in dem
von Neumann erbrachten Nachweis, dass au der Stelle scheinbar völlig
abgeheilter Krankheitsherde noch lange Zeit sehr erhebliche histologische
Veränderungen, besonders zeitige Infiltrationen in den Gefässwaudungcn,
persistiren. Dazu kommt die nicht ganz selten zu machende klinische
Beobachtung, dass sich papulöse und maculöse Recidive im engsten ört-
lichen Anschluss an noch sichtbare Residuen (Pigmentirungen, in einem
Falle L.’s auch Leukodermaflecke) früherer Eruptionen, gleichsam als deren
Fortsetzung, entwickeln, wofür Verf. einige besonders markante Beispiele
mitteilt. Es macht durchaus den Eindruck, dass an den Orten der ersten
Erkrankung, namentlich an deren Peripherie, Krankheitskeime liegen ge-
blieben sind, die durch gewisse Umstände zu neuer Wucherung angeregt
wurden. Diese Hypothese über die Entstehung der Recidive erklärt auch
ungezwungen, woher es kommt, dass, während das erste Exanthem ein
mehr oder weniger universelles und symmetrisches zu sein pflegt, die
späteren Rückfälle beständig an Ausbreitung und Symmetrie verlieren und
sich schliesslich auf vereinzelte Herde beschränken, da ja mit der Zeit
immer mehr von den in der Haut zerstreut zurückgebliebenen Keimen zu
Grunde gehen werden. Ausserdem scheint dem Verf. jene Anschauung,
wenn sie richtig ist, sehr energisch zu Gunsten der intermittirenden Syphilis-
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No. 32.
KhAKNKLI.. litRMIKUIKll Utld ilßUNKB. GlKMSA. RkSTKANN.
543
bebandlung, also der Behandlung auch in symptomeufreien Zeiten zu
sprechen; denn es sei doch auzunehmen, dass das Quecksilber ebeuso wie
auf die sichtbaren, auch auf die makroskopisch nicht wahrnehmbaren In-
filtrate wirke und dass seine wiederholte Anwendung die übrig gebliebenen
Keime, von denen die Recidive ausgehen, rascher und vollständiger zum
Schwinden bringen werde, als es bei unzulänglicher Behandlung geschehen
würde. H. Müller.
1) C. Fraenkel, Ueber das Vorkommen der Spirochaete pallida bei Syphilis.
Münch, med. Wochenschr. 1905, No. 24.
2) K. Herxheimer und H. llübuer, Oeber Darstellungsweise und Befund
der bei Lues vorkommenden Spirochaete pallida. Deutsche med. Wochen-
schrift 1905, No. 20.
3) G. Giemsa, Bemerkungen zur Färbung der Spirochaete pallida (Schau-"
pinn). Ebenda.
4) K. Kcstmunii, Zur Färbung der Spirochaete pallida SCHAUDINN. (Aus
der Universitätsklinik f. Dermatol, u. Sypli. in Wien.) Deutsche med.
Wochenschr. 1905, No. 25.
1) F. konnte die Spirochaete pallida (Cbl. 1906, S. 445) in 0 von
ihm untersuchten Syphilisfällen nachweisen und ihr Fehlen bei nicht
syphilitischen spitzen Condylomen feststellen. Die Untersuchung ist wegen
der höchst unregelmässigen Verteilung der überaus feinen Gebilde sehr
mühsam und geschieht am besten mit starken Vergrösserungen (Oel-
iinmersion, Ocular 8). Die Spirochaete zeigt meist 8 — 10 Windungen,
nicht selten aber auch 4 — 6 oder 12—14. Verf. ist fest überzeugt, dass
sie in der Tat den Erreger der Syphilis darstellt.
2) H. und H. fanden die Spirochaete pallida bei 15 von IG Patienten
in primären und sekundären Syphilisprodukten, besonders in Ausstrichen
von der Unterfläche excidirter Papeln, einmal auch in einem Gewebs-
schnitt von einem indurirten Schanker. Meist waren die Organismen in
sehr geringer, bisweilen aber auch, wie in einem papulo-pustulösen Syphilid
am Rücken, in grösserer Zahl vorhanden. Zu ihrer Färbung erwies sich
ausser der Giemsa’schen Mischung eine filtrirte wässerige Lösung von Nil-
blau oder Capriblau (1 : 1000, etwa 16—24 Stunden) geeignet. Im hängen-
den Tropfen schien den Verfifn. die Spirochaete infolge ihrer Bewegungen
leichter auffindbar zu sein, als im gefärbten Trocken präparat. Bisher
nicht geglückt ist ihnen ihr Nachweis im Lymphsaft specifisch veränderter
Drüsen, im kreisenden Blute und bei hereditärer Lues. (Eis liegen ausser-
dem eine grössere Zahl von Mitteilungen über denselben Gegenstand vor,
die hier einzeln zu besprechen um so weniger notwendig erscheint, als sie
alle das gleiche besagen, nämlich, dass die Spirochaete pallida, wenn auch
oft erst nach langem Suchen, bei Syphilis mehr oder weniger regelmässig,
in nicht syphilitischen Krankheitsprodukten dagegen niemals gefunden
wurde. Ref.).
3) Die Zusammensetzung einer von G. neuerdings angegebenen Farb-
lösung ist folgende: Azur Il-Eosin 3,0, Azur 110,8 Glycerin (Merck, chemisch
rein) 250, Methylalkohol (Kahlbaum 1) 2,50. Ausführung der Färbung:
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WlM-K. — : DltEUW.
No. 32.
Härtung des lufttrocknen, sehr dünnen Ausstrichs in Alcoh absol. (15 bis
20 Min.), Abtupfen mit Fliesspapier. Verdünnung der Farblösung in eiuein
weiten Reagensglas unter Umschütteln (1 Tropfen der Farblösung auf etwa
1 ccm Wasser). Uebergiessen des Präparats ohne jeden Verzug mit der
verdünnten Lösung, Färbdauer 10 — 15 Minuten. Abwaschen im scharfen
Wasserstrahl, Abtupfen mit Fliasspapier, nach dem Eintrocknen Einbetten
in Canadabalsam. Für die Spirochaete pallida ist bei einstündiger Ein-
wirkung des Farbgemisches das Optimum erreicht.
4) Nach der folgenden Methode K.’s soll sich die Spirochaete pallida
in kurzer Zeit intensiv färben lassen, sodass sie auch von weniger geübten
Untersuchern leicht zu finden ist. Das lufttrockene, möglichst dünne Prä-
parat wird 10 Min. in absolutem Alkohol fixirt, dann durch Aqu. dest. auf
5 Min. in 2proc. Phosphorwolframsäurelösung übergefübrt. Hierauf wird
es mit Aqu. dest. und 70proc. Alkohol gründlich abgespült, wieder in
destillirtes Wasser gebracht und dann mit unverdünnter Carboifuchsin-
lösung unter Erwärmen über der Flamme bis zur intensiven Dampfbildung,
aber möglichst ohne Aufwellen, gefärbt. Das Deckglas wird daun gut mit
Leitungswasser abgespüit, kurz in 70proc. Alkohol geschwenkt, wieder in
Wasser gewaschen, getrocknet, montirt. Die Spirochaeten erscheinen ziem-
lich intensiv rot gefärbt. H. Müller.
Wille, A contribution to the surgery of nephritis; Report of case. N.-Y.
med. journ. 1904, Bd. 80, No. 17.
Bei einem 18jährigen Mann, der nach einer Influenza an Nephritis
erkrankt und 2 Monate und 8 Tage im Hospital diätetisch und medika-
mentös ohne Erfolg behandelt worden war, wurde am 20. April die rechte
Niere, am 11. Mai die linke Niere freigelegt und entkapselt. Die tägliche
ausgeschiedene Albumenmenge von 4,2 bis 15,55 g sank nach der ersten
Operation auf 2,6 bis 4,95 g, nach der zweiten Operation auf schliesslich
0,5 g, die vor den Operationen reichlich vorhandenen hyalinen und granu-
1 i r teil Cylinder wurden selten, das Allgemeinbefinden erheblich gebessert.
B. Marcuse.
Dreuw, Kathetersterilisator. Münch, med. Wochenschr. 1904, No. 44.
Der von F. und M. Lautenschläger fabricirte Apparat ermöglicht
die Sterilisation einer grösseren sowohl wie einer kleineren Anzahl von
Kathetern mittelst Wasserdampfes, der Lumen und Aussenfläche der Ka-
theter berührt. Besonders praktisch scheint, dass die Katheter von aussen
sichtbar sind und in einfacher Weise einzeln steril entnommen werden
können. Wegen der speciellen Einrichtung des Apparates sei auf die
Originalarbeit verwieseu. B. Marcuse.
Kinseudu ugen werden an die Adresse des Herrn Geb. Mod. -Kat Prüf. Dr. M. Bernhardt (Berlin W.
Französische Ntraaae 21) oder an die Verlagshandluog (Berlin MW., Unter den Linden flfl) erbeten
Verla* ron August II Irar li *» * I «I in Berlin. — f'rtirk von I«. Rehnmseher (n Berlin N Jl
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Centralblatt
Pr»ll des Jahrg»u«*«
38 Mark : tu bexicheu
durch all« Buchlund-
langen u. Postanntalten.
für die
iiicdiciiiischeii Wissenschaften.
Dnter Mitwirkung von
Prof. Dr. H. Senator und Prof. Dr. E. Sg
redigirt von /
Prof. Dr. M. Bernhardt \ *
ln Berlin. ^
10. August.
SEP 29 1905
Infinit: Schilling, Fluorescenz des Harns bei Diabetes. — Kumink,
Einfluss der Lymphagoga auf die Leber. — v. Jaksch, Ueber Stickstoff im Harn
bei Pbosphorvergiftung. — Mevkk. Myristinsäure und Laurinsäure. — Weihs,
l'eber Trypsinverdauung. — Weichsel» aum und Bartel, Latenz der Tuber-
kulose. — Lissaueb, Aneurysma am Stamm der Pulmonalarterie. — Zksah,
Die chronische aukylosirende Entzündung der Wirbelsäule. — Kempf, Ursache
und Behandlung des Caput obstipum muscularc. — B ardenii euer, Neuralgie
des UI. Trigeminusastes. — Lbzenius, Aetiologie der Cataracta zouularis. —
Haikk, Wirkung vou Natrium salicylicum und Aspirin auf das Gehörorgan. —
vas Eicken. Lokalanästhesie des äusseren Gehörganges. — Wolvf, Ueber das
Heufieber. — Cabini. Agglutination der Milzbrandbacillen. — Bertarklli,
Immunisirung gegen Cholera. — Cabini, Ueber pathogene Trypanosomeu. —
Loewen heim, Erfahrungen mit „Phytin". — Lommel, Therapie von Leukämie
and Pseudoleukämie mit Röntgenstrahlen. — Kittetrinkb, Chologcnbehandlung
der Chotelithiasis. — Pbndl, Volvulus des Magens. — Salgk. Zur Bakteriologie
des Enterokatarrhs. — Beck. Tetanie beim Kinde. — v. d. Bkhgh, Enterogene
Cyanose. — Aufschläger, Zur Lokalisation der Hemichorca. — Brook, Fall
totaler Paraplegie. — v. Hokbslin Ueber peripherische Schwangerschaftsläh-
muügen. — Mangrlsuorp, Ueber ein Phänomen am Magcii bei Migräne. —
Ki.ien. Morbus Basedowii. — Kollarits, Migraine ophthalmoplcgif|ue. — Pior-
eowski, Syphilisimpfung beim Pferde. — Strasse«, Lupus erythematodes. —
Oppenheim, Behandlung des Lupus erythematosus. — Bettmann, Abortiv-
behandlung der Gonorrhoe. — NicoY.ich, Behandlung der Prostatahypertrophie.
— Plattneh, Blasensteiubildung nach PfäbluDgsverletzung,
F. Schilling, Fluorescenz des Harns bei schwerem Diabetes. Gentralül.
f. inn. Med. 1905, No. 14.
Sch. konnte die zuerst von Stryzowski gemachte Beobachtung einer
Fluorescenz des mit 5 pCt. Foi'malin versetzten diabetischen Harnes be-
stätigen. Harne mit 0,5 — 2,6 pCt. Zucker geben sie noch nicht, dagegen
stets solche mit über 4 pCt. — Traubenzuckerlösungen von 4 pCt. zeigen
sie nicht, auch nicht nach Acetonzusatz, dagegen fluorescirt stark zucker-
haltiger Harn auch noch nach der Vergährung des Zuckers auf Formalin-
msatz. jj-Oxybuttersäure und Acetessigsäure sind auch nicht an der
Fluorescenz beteiligt. Es bandelt sich vielleicht um besondere, durch den
abnormen Stoffzerfall entstehende und in den Harn übergehende Farbstoffe.
A. Loewy.
XL.lt!. Jahrgang 115
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546
Kl'SMINE.
v. Jaksch. — Meyer. — Weise.
No. 33.
K. Kusminc, Untersuchungen über die Eigenschaften und die Entstehung
der Lymphe. Sechste Mitteilung: Ueber den Einfluss der Lymphagoga
(Lebergifte) auf die Leber. Zeitschr, f. Biol. Bd. 46, S. 554.
K. hat, von der Asber’schen Anschauung ausgehend, dass die Lympba-
goga die Tätigkeit der Leber anregen, untersucht, ob nicht nach intra-
venöser Injektion derselben morphologische Veränderungen der Leber
zur Ausbildung kommen. Sie benutzte Hunde, entnahm ihnen vor der
Injektion ein Leberstückchen zur Untersuchung und dann eine Stunde nach
der Injektion ein zweites. Sie fand, dass Pepton, Krcbsmuskelexlrakt.
und Blutegelextrakt constant morphologische Veränderungen der Uber
hervorrufen. Das Protoplasma erscheint dichter und leichter färbbar, die
Vacuolisirung der Zellen verschwindet, die Zellgrenzen werden undeutlicher,
die Blutcapillaren weiter. Dabei treten eigenartige kugelige Gebilde ver
schiedener Grösse auf, deren Natur noch nicht festgestellt ist. Abgesehen
von letzterem Befund wird die Leber der Hungerleber ähnlich. Aber auch
die Leber hungernder Hunde zeigt nach der Iujektion Veränderungen.
— In dieser Veränderung der Leberzellen sieht Verf. den Ausdruck der
lymphagogen Wirkung der oben genannten drei Lymphagoga.
A. Loewy.
11. v. Jaksch, Ueber die Verteilung des Stickstoffs im Harne bei einem
Falle von Phosphorvergiftung nebst vergleichenden Beobachtungen über
einige neuere Methoden der Harnstoffbestimmung. Zeitschr. f. physiol.
Chem. Bd. 40, S. 123.
Die in der Mitteilung niedergelegten Zahlenwerte beanspruchen allein
ein klinisches Interesse; hervorgehoben zu werden verdient das Ergebnis,
dass die Phosphorintoxikation des menschlichen Organismus zu einer er-
höhten Ausfuhr aller wichtigen Stickstoffformen der Stoffwechselprodukte,
insbesondere auch der Harnsäure, Veranlassung giebt. Neuberg.
L. F. Meyer, Ueber die Beziehungen zwischen Molekulargewicht und
physiologischer Wirkung bei höheren Fettsäuren. Erste Mitteilung.
Myristinsäure und Laurinsäure. Zeitschr. f. physiol. Chem. Bd. 40.
S. 550.
Besonders durch ältere Versuche von .1. Munk (Virchow’s Arch. Bd. 80.
S. 10) ist bewiesen, dass die gewöhnlichen Fettsäuren der tierischen Fette
(Oel-, Stearin- und Palmitinsäure) den Eiweissverbrauch schützen, und im
Sinne Voit’s Nährstoffe sind. Gleiches hat Verf. durch exakte Stoffweelisel-
verstiche atu Hund für die kohlenstoffärmeren Säuren, Laurinsäure,
Ci2H2402, und Myristinsäure, Ci<H2802, nachgewiesen. Neuberg.
II. It. Weiss, Zur Kenntnis der Trypsinverdauung. Zeitschr. f. physiol.
Chem. Bd. 40, S. 480,
Die Halogensalze der Alkalien stören die Trypsinverdauung sehr wenig,
aut stärksten NaCI, weniger KCl, noch weniger die entsprechenden Bromide
und Jodide. Natriumoxalat wirkt sicherlich stärker hemmend als NaCI.
Digitized by Google
No. 33.
Weichbelbaum und Bartei.. — Lisbaueb.
547
Erheblich stärker als die Halogensalze schädigen die Sulfate hei gleicher
Concentration ; als fördernd erweist sich Dinatriumphosphat, ohne Einfluss
ist der Borax.' Neuberg.
1 ■ / ' . . . , t !
WeichseUiftuiu und Kartei« Zur Frage der Latenz der Tuberkulose.
Wiener klin. Wocheuschr. l‘J05, No. 10.
Verff. verimpften Drüsen verschiedener Körperregionen von Kindern,
hei denen weder die genaueste makroskopische noch mikroskopische Unter-
suchung Tuberkulose feststellen konnte, auf Meerschweinchen. In 8 Fällen
entwickelte sich Tuberkulose der geimpften Versuchstiere. Verff. schlicssen
daraus, dass in Lymphdrüsen gelangende, lebende Tuberkelbacillen sich
in diesen eine gewisse Zeit hindurch lebensfähig erhaltet) können, ohne
dass es hierbei zu specihschen tuberkulösen Veränderungen zu kommen
braucht. Diese Zeit der Lateuz kann vielleicht eine ziemlich lange sein.
Verff. warnen auf Grund dieser Untersuchungen davor, Schlüsse auf die
Eintrittspforten der tuberkulösen lufektion zu machen, lediglich gestützt
auf manifeste tuberkulöse Veränderungen. Beitzke.
M. Lissauer, Ueber das Aneurysma am Stamme der Pulmonalarterie.
(Aus d. pathnl. Institut des Krankenhauses am Friedricbsbain zu Berlin.)
Virchow’s Arch. Bd. 180, S. 462.
So häufig Aneurysmen an den kleinen Aesten der LuDgenarterien sind,
wo sie sich dann meist in Cavernen finden, so selten sieht man sie am
Stamm oder an den Hauptästen der Lungenarterieu. Verf. beobachtete
einen solchen Fall bei einem 24jährigen Mann. Er fand bei der Sektion
eine Dilatation und Hypertrophie beider Herzkammern, besonders der
rechten. Am Ostiuiu der Aorta sassen nur zwei gleich grosse, zarte
Klappen. Die Pulmonalarterie wies unmittelbar über ihrer Herzklappe
eine hühnereigrosse, sackförmige Ausbuchtung und an deren distalem Ende
eine Stenose auf. Beide Pulmonaläste waren kaum für einen dünnen
Katheter passirbar. Der. Ductus Botalli zeigte eine aneurysroatische Er-
weiterung. In der Intima der Aorta fanden sich zahlreiche weisse Striche
und Flecke. Die Aorta war eug, die Intercostalarterien gingen unregel-
mässig ab und waren verschieden weit. Zahlreiche Verdickungen der
Intima waren auch in der Pulmonalarterie vorhanden; die Lungen empbyse-
matisch erweitert.
Verf. bringt dann eine Zusammenstellung von 21 Fällen aus der
älteren und neueren Litteratur. Er glaubt, dass die Stenose angeboren
sei, da ja auch der Ductus Botalli offen geblieben ist und die sehr enge
Aorta nur zwei Klappen besitzt. Die Folge der Stenose ist die Erweiterung
der Arterie, weiterhin die Herzveränderung und die Arteriosklerose. Die
auffällige Hochgradigkeit des Emphysems war wohl eine Folge der
Cirkulationsstörung, In einem zweiten, schon früher im Friedricbsbain
beobaohteten Fall war der rechte Ventrikel stark dilatirt und hyper-
trophisch, die Lungenarterie unmittelbar über ihrer Herzklappe zu einem
wailnussgrossen, links gelegenen Sack uiit dicken Wänden und tbrombo-
35*
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548
7.ES.VB. KüMI’F.
No. 33.
tischen Auflagertingen erweitert. Der linke Ast der Pulmonalis war voll-
ständig obliterirt, der rechte stark verengt, das Poramen ovale stand weit
offen. Die Ursache für das Aneurysma war auch hier die wohl angeborene
Gefässverengerung.
In anderen Fällen war die Entstehung sicher dem Offenbleiben des
Ductus Botalli zur Last zu legen auf Grund der Blutdruckerböhung, der
die Arterie hierbei ausgesetzt ist.
Einmal batte auch die Verödung zahlreicher Capillaren bei einem
hochgradigen Emphysem zur Bildung der Aussackung geführt. Zum Schluss
erwähnt Verf. noch einige für die event. klinische Diagnose wichtige
Punkte, bemerkt aber gleich, dass intra vitam nur zweimal die Stellung
der Diagnose gelang. Geissler.
I). G. Zpsu.h , Beitrag zur chronischen ankylosirenden Entzündung der
Wirbelsäule. Zeitschr. f. Chir. Bd. 74, H. 5—6, S. 407.
ln den beiden von Z. mitgeteilten Fällen scheinen rheumatische Schäd-
lichkeiten als ätiologisches Moment am schwersten in die Wagscbalc iu
fallen. Beide Patienten machten eine akute fieberhafte Gelenkaffektion
durch; anschliessend an diese Erkrankung entwickelte sieb das Wirbel-
sätileleiden. Beachtenswert ist ferner, dass beide Patienten ihren Beruf
in einen gewissen Zusammenhang mit der Wirbelsäulenankylose zu bringen
geneigt waren, ln der ersten Beobachtung musste der Kranke täglich acht
Stunden mit stark nach vorn gebeugtem Oberkörper arbeiten; ebenso war
der zweite Patient genötigt, bei seinen Schreibarbeiten in vornübergeneigter
Haltung zu verharren. Beide Kranke empfanden starke Schmerzen in
Bereiche der Wirbelsäule, nachdem sie längere Zeit in der erwähnten
Haltung gearbeitet hatten und konnten sich nur allmählich und mit Mühe
aufrichten. Hereditäre Belastung, traumatische Einwirkungen und luetische
Infektion waren nicht nachweisbar. Joachimsthal.
Keinpf, lieber Ursache und Behandlung des Caput obstipum musculare.
Zeitschr. f. Chir. Bd. 73, H. 4 — 6, S. 361.
Die histologischen Befunde am Kopfnicker des Scbiefhalsigen sind
nach K.’s Beobachtungen in der Hannoverschen Kinderheilanstalt nicht be-
weisend für die entzündliche Natur des Leidens. Sie sprechen vielmehr
für eine ischämische Entstehung des Caput obstipum. Für den Eintritt
von Ischämie bietet 71er Kopfnicker vermöge seiner exponirten Lage und
seiner eigentümlichen Gefässverhältnisse besonders günstige Verhältnisse.
In manchen Fällen können trophoneurotisebe Vorgänge die Wirkung der
Ischämie steigern. Die Indurationen des Sternocleidomastoideus sind
pathologisch-anatomisch dem hämorrhagischen Infarkt vergleichbar; sie
können, ohne Schädigungen zu (unterlassen, verschwinden, gelegentlich
aber auch die ischämische Contraktur einleiten. Iscbämisch-neuropathiscbe
Einflüsse können den Sternocleidomastoideus intrauterin, intra partum und
im späteren Leben treffen.
K. hält auf Grund seiner Beobachtungen an 37 von KREDSL-Hannover
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No. 33.
Babiiknhkijer. — Lezkmus.
549
operirten Fällen die offene Durchschneidung des Kopfnickers mit querem
Hautschnitt für das Nurmalverfahren. Joachimsthal.
Bardcnheuer, Neuralgie des III. Trigeminusastes geheilt durch Einlagerung
desselben in Weichteile. Festschrift zur Eröffnung der Akad. d. prakt.
Med. in Cöln 1904, S. 65.
Das neue als „Neurinsarkoklesis“ bezeichnete Verfahren zur Heilung
von Neuralgien beruht auf B.’s Ansicht, dass die Ursache für jede Neur-
algie der knöcherne Kanal ist, welchen der Nerv auf seinem Wege vom
Hirne oder Rückenmark zur Peripherie passirt. Tritt eine venöse Hyper-
ämie im Knochenkanale aus irgend einem Grunde — Trauma, Infektion etc.
— auf, welche durch die Enge der Ein- und Ausgangsöffnung oder durch
die Idnge des Knocbenkanals unterhalten und plötzlich gesteigert wird,
so stellt sich ein neuralgischer Anfall ein. — Auf dieser Grundlage hat
B. vor einigen Jahren in 5 Fällen hartnäckiger, veralteter Ischias, bei
welcher alle anderen Methoden vergeblich versucht waren, die Entfernung
der knöchernen Kanäle der Ischiadicuswurzeln ausgeführt und damit Dauer-
heilungen von 3 — 8 Jahren erzielt. In analoger Weise behandelte B. jetzt
einen Fall von hartnäckiger schwerster Neuralgie des 111. Trigeminusastes
rechts bei einem 41jährigen Schreiner, der seit 3 Jahren an dieser Krank-
heit litt, bei dem alle Zähne des rechten Unterkiefers ohne Erfolg gegen
die Anfälle eztrahirt waren und bei dem die leiseste Berührung der Haut
und Schleimhäute der rechten Kopfhälfte sogleich einen heftigen Anfall
auslöste. Er meisselte nach Aufsuchen des Foramen submeotale die
äussere Fläche des Unterkiefers nach hinten zu soweit auf, bis der Nervus
alveolaris blosslag; in ähnlicher Weise in der Mundhöhle vorgehend, wurde
der obere Abschnitt des Nerven freigelegt. So wurde der Nerv in seinem
ganzen Verlauf im Knochen herausgehoben und das Periost über den
Knochen vernäht, darüber der Nerv gelegt. Nach 3 Monaten waren die
Schmerzen nicht wieder aufgetreten. Der zufällig durchgerissene N. alveolaris
wurde sofort wieder vernäht, sodass das Fortbleiben der Beschwerden
nicht etwa auf die zufällige Durchtrennung des Nerven zurückzuführen ist.
— Die analoge Operation führte B. ferner bei einem Falle von Neuralgie
des II. Trigeminusastes mit gutem Erfolge aus. Hierbei wurde eine starke
Erweiterung der begleitenden Venen beobachtet und somit diese als Ur-
sache der Neuralgie bei gleichzeitigem Fehlen von Veränderungen im
Nerven selbst nachgewiesen. Pöltesohn.
Lezenius, Zur Aetiologie der Cataracta zonularis. Petersb. med. Wochen-
schrift 1905, No. 21 u. 22.
Nach L. kann Cataracta zonularis angeboren sein, in der überwiegen-
den Mehrzahl der Fälle aber ist er in den ersten Lebensjahren erworben.
Rachitis spielt bei der Entstehung der Cataracta zonularis eine unleugbare
Rolle, aber nicht die Rachitis als solche, sondern die durch sie hervor-
gerufenen Krämpfe. . Horstmann.
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550
Haiku. — van Eicken. — Wolfe. — Cahini.
No. 33.
Haike, Experimentelle Untersuchungen zur Wirkung des Natrium salicylicum
und des Aspirins auf das Gehörorgan. Arch. f. Ohrenheilk. G3. Bd.,
S. 78.
Verf. fand bei seinen Untersuchungen dieselben anatomischen Ver-
änderungen der Ganglienzellen im Ganglion vestibuläre, Ganglion spirale,
wie sie Wittmaack für das Chinin festgestellt hat (s. Cbl. 1903, S. 509),
die im Wesentlichen den Nissl’schen Körper betreffen. Mit Wittmaack
nimmt er an, dass dem gewöhnlich als erstes Symptom nach Gebrauch
von Chinin- resp. Salicylpräparateu auftretenden Ohrensausen ein Reiz-
zustand der Zellen des Ganglion spirale entspricht und hält deshalb einen
therapeutischen Versuch mit Hrompräparaten für angezeigt. Die zuweilen
nach Gebrauch der betreffenden Präparate eintretende vollständige Er-
taubung ist, nach Verf., auf irreparable Zerstörung in den Ganglienzellen
wie im N. acustic. zurückzuführen. Schwabach.
van Eicken, Zur Lokalanästhesie des äusseren Gehörganges und des
Mittelohres. Verhandl. d. deutschen otol. Gesellsch. 1904, S. 169.
Verf. empfiehlt die Injektion einer '/aproc. Cocainlösung, welcher
2 Tropfen der Original-Adrenalinlösung auf 1 ccm zugesetzt werden, in die
hintere Umschlagsstelle der Ohrmuschel und von derselben Einstichsöffnung
aus bei geöffnetem Munde parallel der Vorderwand des knorpeligen Gehör
gaugs; nach wenigen Minuten tritt eine vollkommene Anästhesie des
äusseren Gehörgangs ein; das Trommelfell wird nicht vollständig an
ästhetisch aber weniger empfindlich. Verf. glaubt, dass durch diese In-
jektionen der Therapie der Furunkulose des äusseren Gehörgangs rein
neuer sehr erfolgreicher Weg geöffnet ist.“ Ganz besonderen Vorteil ver-
spricht er sich von der Methode bei der Extraktion von Fremdkörpern in
schwierigen Fällen. Schwabach.
A. Wolir, Ucber das Heufieber in klinischer, ätiologischer und therapeuti-
scher Beziehung. Sknator’s Festschrift. Berlin 1904.
Im Pollantin von Donbar und im Graminon von Weichardt besitzen
wir Präparate, welche beim Heufieberkranken die Wirkung des Pollen-
endotoxins abzuschwächen vermögen. Diese Abschwächung erfolgte gegen
über dem Polleneudotoxin während und ausserhalb der eigentlichen Heu
fieberzeit. Die Wirkung der Präparate ist günstiger, wenn sie prophylaktisch
vorher angewandt werden. Die Wirkung der Sera ist nicht mit der einer
antitoxischen zu vergleichen. Eine befriedigende theoretische Erklärung
für die Wirkung derselben lässt sich vorläufig noch nicht geben.
W. Lublinski.
A. Carini, Ueber die Agglutination des Milzbrandbacillns. Deutsche med.
Wochenschr. 1904, No. 33.
Entgegen Sobernheim, welcher sich nicht davon überzeugen konute,
dass dem Milzbrandimmuuserum als solchem Agglutinationskraft zukommt,
oder diese etwa gar dem Schutzwerte des Serums parallel geht, fand C.,
dass das Milzbranditumunscrum deutlich Agglutinationswirkung zeigt.
H. Bischoff.
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No. 33.
Bkrtarklm. — Cabini.
551
E. Bertarelli, Ueber aktive Immunisirung des Menschen gegen Cholera.
Deutsche med. Wochenschr. 1904, No. 33.
B. hat durch orientirende Untersuchungen festzusteilcn versucht, ob
die von Shioa-Neisser zur aktiven Immunisirung gegen Typhus vorge-
schlagene Injektion freier Receptoren, d. h. der keimfreien Infiltrate abge-
töteter und der Autolyse unterworfener Aufschwemmungen von Typhus-
agarculturen, auch für die aktive Immunisirung gegen Cholera brauchbare
Resultate liefert. Er hat an Kaninchen und sich selbst Versuche angestellt
und gefunden, dass die Agglutinations- wie auch baktericide Kraft des
Blutserums nach der Injektion freier Receptoren erheblich steigt. Prin-
cipiell ist somit diese Methode verwendbar, eine gewisse Schwierigkeit
besteht darin, dass verhältnismässig grosse FlQssigkeitsmengen injicirt
werden müssen. Dieser Nachteil ist allerdings bereits durch Versuche
von Wassermann, welcher die filtrirten autolysirten Culturaufschwem-
mungeo im Vacuumapparat getrocknet und so das wirksame Agens her-
gestellt hat, welches dann genau dosirt werden kann, überwunden.
H. Bischoff.
Carini, Die pathogenen Trypanosomen des Menschen und der Tiere.
Corresp.-Bl. f. Schweizer Aerzte 1904, No. 12, S. 392.
In den letzten Jahren sind bei einer grösseren Zahl von Tier- und
auch Menschenkrankheiten Trypanosomen als Erreger festgestellt worden.
Dies sind mit einer Geissei versehene Protozoen von fischartiger Gestalt,
mit einer undulirenden Membran an der einen Längsseite versehen. Im
vorderen Körperdrittel befindet sich der Kern, im hinteren die Geissel-
wurzel, das Centrosom. Die Vermehrung der Trypanosomen erfolgt durch
Längsteilung, ihre Uebertragung durch stechende Insekten. Bisher sind
bekannt: Tryp. Lewini, welches bei Ratten sehr häufig ist, ohne diese
krank zu machen, Ueberträger sind Flöhe und Wanzen; Tryp. Brucei, Er-
reger der Nagana oder Tsetsekrankheit, vornehmlich in Afrika, Ueberträger
ist die Tsetsefliege (Glossina morsitans); Tryp. Ewansi, Erreger der Surra-
krankheit, heimisch in Ostasien und auf Mauritius, Ueberträger Tabanus
tropicus und Tabanus lineola; Tryp. equiperdum, Erreger der Dourine oder
Beschäikrankheit, heimisch in Nordafrika und Persien, Uebertragung durch
den Coitus; Tryp. equinum, Erreger des Mal de Gaderas in Südamerika,
Ueberträger Stomoxysarten; Tryp. Theileri, bei kranken Rindern in Süd-
afrika gefunden, Uebertragung geschieht durch Hyppoboscusarten; endlich
das Tryp. gambiense oder ugandense, Erreger der Trypana nosomiasis
oder des Gambiafiebers des Menschen, als dessen Eudstadium die Schlaf-
krankheit, bei welcher die Trypanosomen im Liquor cerebrospinalis ge-
funden werden, anzusehen ist. Uebertragung durch Gossina morsitans.
Die Trypanosomen der Nagana, Surra, Dourine, des Mal de Caderas und
der Schlafkrankheit zeigen grosse Uebereinstimmung, wie auch die Krank-
heiten sehr ähnlich sind, sodass diese Trypanosomen vermutlich identisch
sind. H. Bischoff.
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552
LoKWENHKIM. — liOMMKI.. — Kit tstkinkh.
No. 33.
4. Loewenheim, Physiologische und therapeutische Erfahrungen mit dem
organischen Phosphor, insbesondere mit „Phytin“. Beri. klin. Wochen-
schrift l!t()4, No. 47.
Phytin, das Kalk -Magnesium -Doppelsalz der Anbydrooxymetbylen-
Diphosphorsäure, ist ein weisses, gerucb- und fast geschmackloses Pulver,
das sich in W'asser löst und ohne Widerwillen lange Zeit hindurch nehmen
lässt; in den Handel kommt es in Gelatinekapseln a */« g, wovon man
pro Tag etwa 4 Stück nehmen lässt. Das Phytin enthält 22,8 pCt. Phosphor,
während Lecithin nur 3— -4 pCt. enthält; der Phosphor des Phytins ist
kein künstlich zugeführter, sondern der in Pflanzensamen, Knollen,
Wurzeln etc. enthaltene. Es war von vornherein mit Sicherheit anzu
nehmen, dass ein derartig starkes Pbosphorpräparat die Ernährung der
Zellen anregen und auf den Gesammtstoffwechsel günstig einwirken würde.
Nachdem Verf. sich von der Unschädlichkeit des Phytins überzeugt hatte,
versuchte er es bei einer Reihe von Krankheiten, bei denen der Stoff-
wechsel ganz besonders darniederlag. Bei Rachitis, Neurasthenie, bei sehr
schwächlichen, blutarmen Kranken, bei Männern, die an sexueller Schwäche
auf neurasthenischer Grundlage litten, und bei ähnlichen Erkrankungen
wurden ganz hervorragend günstige Resultate erzielt. Dasselbe gilt für
die Lungentuberkulose, bei der sich nicht nur der Ernährungszustand und
das subjektive Befinden besserte, sondern auch der objektive Lungeubefund
Zeichen von Besserung darbot. Verf. steht nicht an, das Phytin als „das
mächtigste Anregungsmittel des Stoffwechsels zu bezeichnen, das die Medicin
jemals zur Verfügung gehabt hat.“ K. Kronthal.
F. Lominel, Zur Behandlung der Leukämie und Pseudoleukämie mit
Röntgenstrahlen. Münch, med. Wochenschr. 15)05, No. 19.
In einem Falle von Leukämie, der der Röntgenbestrahlung unter-
worfen wurde, sank die Zahl der Leukocyten innerhalb 65 Tagen von
554000 auf 12000, und zwar betraf dieser Abfall in erster Reihe die
Mvelocyten; die Zahl der roten Blutzellen stieg in 6 Wochen von 3 188000
auf 5700000; die sehr grosse Milz kehrte zur Norm zurück. Die Besserung
war jedoch nicht anhaltend: die weissen Blutkörperchen stiegen wieder
auf 46220, darunter 11,2 pCt. Myelocyten; über etwaige Erfolge der er-
neuten Bestrahlungskur liess sich noch nichts aussagen. — Ein ca. */4 Jahr
alter Knabe, der an einer Anaemia pseudoleucaemica litt, wurde ebenfalls
der Röntgenbestrahlung unterworfen; unter derselben kam es zwar zu eitjer
Besserung, die aber nur vorübergehend sich bemerkbar machte. Schliess-
lich trat der Tod ein. L. Perl.
Kittsteiner, Ucber Chologeubehandlung der Cholelithiasis. Therap. Mooatsh
15)04. 18. Jahrg. H. II.
Bei seinen Beobachtungen über die Wirkung der Glaser'schen Chologen-
behandlung der Cholelithiasis hat Verf. den Eindruck gewonnen, dass das
Chologen, besonders wenn man es mit den übrigen zweckmässigen thera-
peutischen Maassnahmen bei Gallensteinkoliken verbindet, lediglich ein
Beruhigungsmittel darstellt und vielleicht geeignet ist, längere freie Iuter-
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No. 33.
Pekul. — Salok.
553
valle zwischen den einzelnen Kolikanfällen zu bewirken. Dagegen kann
es auf keinen Fall als ein eigentliches Heilmittel, das die Auflösung oder
Abtreibung der Gallensteine bewirkt, angesehen werden. Andererseits ist
die Anwendung des genannten Mittels in solchen Fällen, wo es sich um
chronischen Choledochusverschluss, um Cholecystitis suppurativa und ähn-
liche Zustände handelt, geradezu von verderblichem Einfluss, da nur kost-
bare Zeit verloren und die hier einzig angebrachte Hülfe des Chirurgen
verzögert wird. Carl Rosenthal.
F. Pendl, Ein Fall von Volvulus des Magens. Wiener klin. Wochenschr.
1904, No. 17.
Die Seltenheit der in der Ueberschrift genannten Erkrankung des
Magens rechtfertigt die Publikation eines jeden derartigen Falles. Es
handelte sich um einen 63 Jahre alten Mann, der, bis dahin gesund, nach
einer ausgiebigen Abendmahlzeit an heftiger Flatulenz erkrankte, dann
plötzlich einen Schmerz im Bauche verspürte, worauf keine Winde mehr
abgingen. Der sehr verfallen aussehende Patient zeigte bei der Unter-
suchung eine starke Vorwölbung des linken Epigastriums, während der
übrige Bauch eingesunken war. An der Stelle der Vorwölbung bestand
stark tympanitiscber Schall, der sich weit ins Hypochondrium hinein fort-
setzte. Bedeutender Zwerchfellbochstand. Da man au eine Knickung oder
Torsion des Magens, eventuell auch des Dünndarms dachte, so schritt man
zur sofortigen Eröffnung des Abdomens. Dabei stellte sich denn tatsäch-
lich heraus, dass es sich um einen Volvulus des Magens handelte, der ver-
mutlich so zu Stande gekommen war, dass der gefüllte Magen durch ab-
norm starke Peristaltik des Colons gehoben und nach hinten umgeworfen
worden war. Wahrscheinlich war ein Teil des sich als abnorm lang er-
weisenden Quercolons gegen die linke Zwerchfellkuppe vorgetriebcu worden,
der nunmehr an dem verhältnismässig kurzen Ligamentum gastrocolicum
den Magen nach sich zog, der nunmehr bei seinem starken Füllungs-
zustande nach hinten umfiel und das Colon noch weiter nach sich zerrte.
Die Operation gelang vollkommen, der Patient verliess 14 Tage nach ihr
das Bett und seine Verdauungsorgane funktionirten völlig normal.
Carl Rosenthal.
B. Salge, E in Beitrag zur Bakteriologie des Enterokatarrhs. Jahrb. f.
Kinderbeilk. Bd. 59, S. 399.
In den Stühlen von Säuglingen, die an akutem toxischem Entero-
katarrb litten, hat Escherich mittelst der Gram-Weigert’schen Färbung
grampositive Bakterien aufgefunden, deren ätiologische Bedeutung für den
Katarrh freilich noch nicht sichergestellt ist. Dem Verf. war es aufge-
fallen, dass der Stuhl bei den Fällen von schwerem Enterokatarrh in der
Zeit, wo die Kinder Milch erhielten, auffallend stark sauer reagirte, zumal
wenn die Milch viel Fett enthielt. Dies brachte ihn auf den Gedanken,
dass der grampositive Bacillus auf saurem Nährboden gut gedeihen und
selber Säure aus Fetten produciren möge. Diese Annahme fand Verf. be-
stätigt, als er den Bacillus in traubenzuckerhaltiger Bouillon züchtete; die
Züchtung gelang nur bei schwacher Ansäuerung der Bouillon. Weit aus-
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554
Becs. — v. u. Behgh.
No. 33.
giebiger aber war das Wacbstum, wenn Verf. der Bouillon oleinsaures
Natron zusetzte. Die nach Zusatz des fettsauren Salzes anfangs trübe
Bouillon klärte sich nach einiger Zeit; alsdann war keine Oleinsäure mehr
nachweisbar, sondern lediglich ein Gemisch von Propion- und Buttersäure.
Die Oleinsäure war also unter Bildung niederer Fettsäuren zersetzt. Dass
die schweren Symptome des Darmkatarrhs auf Acidose zu beziehen sind,
hält Verf. auf Grund der Czerny’schen Untersuchungen für sehr wahr-
scheinlich. Andere Toxine konnten bisher weder in den Stühlen der an
Enterokatarrh leidenden Kinder noch in den Stoffwechselprodukten der
grampositiven Bacillen naebgewiesen werden. Verf. hält es deshalb für
sehr wahrscheinlich, dass die toxischen Erscheinungen, welche den Entcro-
katarrh begleiten, als Säurevergiftung zu deuten sind und dass diese Säure
von den in Rede stehenden Bacillen aus dem Fett der Milch gebildet wird.
Stadthagen.
€. Beck, Ein Beitrag zur Tetanie im Kindesalter. Jahrb. f. Kinderheilk.
Bd. 59, S. 277.
Bei einem 6jährigen Knaben bestanden die Zeichen der Tetanie,
daneben Albuminurie mit den Zeichen der chronischen Nephritis, Ectasia
ventriculi, Vergrösserung der Milz und Leber. Diese letzteren in Ver-
bindung mit eigenartigen Veränderungen der Haut der Handflächen und
Fusssoblen erweckten — wie Verf. meint — den Verdacht auf Lues con-
genita. Da das Kind hartnäckiges und häufiges Erbrechen hatte, wurde
als letzter Versuch, das Leben zu retten, die Gastroenterostomie gemacht.
Zwei Tage darauf Exitus. — Bei der Sektion stellte Verf. fest: degene-
rative Veränderungen der Ganglienzellen des Grosshirns, vornehmlich der
motorischen Rindenregion, Anhäufung von Fcttkörnchenzellen und Körnchen-
kugeln um die Gefässe des Gehirns, fettigen Zerfall von Markfasern in
den hinteren Wurzeln des Rückenmarks. Die vorderen Wurzeln waren
vollkommen intakt. Dieser Befund gewinnt an Bedeutung dadurch, dass
Verf. in einem zweiten Fall von Tetanie die gleichen anatomischen Ver-
änderungen gefunden hat; doch will Verf. Schlüsse aus diesen Befunden
nicht ziehen. — Die Nieren waren im Zustande einer weit vorgeschrittenen
Nephritis interstitialis. Der Magen war stark erweitert, das Pylorusostiuro
verengt, infolge einer beträchtlichen Hypertrophie der Muscularis der Pars
pylorica. Verf. meint, dass die von ihm angenommene Lues congenita
sowohl die Ursache der Verdickung der Pylorusmuskulatur wie der Ne-
phritis sein könne. Die Tetanie kann dann sowohl auf das Magenleiden
wie auf die Nierenaffektion zurückgefübrt werden. Stadthagen.
H. v. (1. Bergh, Enterogene Cyanose. Deutsches Arch. f. klin. Med.
Bd. 83, S. 86.
Zu dem von Stokvis vor wenigen Jahren beschriebenen Krankheits-
bilde der „autotoxischen enterogenen Cyanose“, bei der im Blute Methämo-
globin nachzuweisen war, liefert Verf. zwei interessante Beispiele:
im ersten Falle handelt es sich um einen 9jährigen, stark cyanotischen,
wenig entwickelten Knaben, bei dem sich ausser stinkenden Durchfällen
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No. 33.
AtTKSCm.AOEB. — BhoOK.
555
und einer sehr engen Analöffnung eine urethro-rectale Fistel fand. Spektro-
skopisch wurde im Hlute Sulfhämoglobin fcstgestellt, das auch durch Ein-
wirkung des Stuhles des Patienten auf normales Oxyhämoglobin erhalten
wurde. Aus dem Stuhle Hessen sich ferner auf Agar und Bouillon H2S-
bildende Bakterien züchten, die ebenfalls normale Ohbl-Lösung in Sulf-Hbl
fiberzuführen vermochten. Der Urin des Patienten führte dagegen, wie
jeder faulende Urin, durch Bildung von Nitriten, in Ohbl-Lösung zur Bildung
von Methbl.
Die H2S-Gährung im Darm wurde jedenfalls durch den durch die
Fistel eingeschlossenen faulenden Urin eingeleitet. Wie es aber zur Auf-
nahme von H2S ins Blut und consekutiver Bildung von Sulfhbl. kam, ist
dunkel; denn in anderen Fällen von Enteritis mit starker H2S-Bildnng
war Sulfhämoglobinämie nicht zu beobachten.
Therapeutisch wurde eiweissfreie Kost verabreicht, ferner ein Verweil-
katheter eingelegt, sodass der Urin nicht mehr in den Darm überfliessen
konnte. Es trat eine wesentliche Verminderung der Sulfhämoglobinämie
auf. Völliges Verschwinden wird vielleicht durch plastischen Verschluss
der Fistel eintreten.
Bei dem 2. Falle lag eine chronisch parenchymatöse Nephritis (die
übrigens bald gebessert wurde) und eine autotoxische echte Methämo-
globinämie vor. Worauf letztere beruhte, ob das Nierenleiden eine Rolle
dabei spielte, war nicht festzustellen. Jedenfalls hing die Cyanose auf
das Genaueste von der Diät ab: Sobald man nämlich den Patienten auf
absolute Milchdiät setzte, wich innerhalb 2 mal 24 Stunden die Cyanose
normaler Hautfarbe, und gleichzeitig verschwand im Spektrum der Methbl-
Streifen. Führte man dann mittags wieder gemischte Nahrung zu, so be-
stand schon abends wieder der frühere Zustand. Weitaus den stärksten
Einfluss auf das Zustandekommen der Methämoglobinämie hatte Fleisch-
nahrung. Alkan.
Aufschläger, Beitrag zur Lokalisation der Hemichorea. Zeitschr. f. klin.
Med. 51. Bd. (3. u. 4 ).
Bei einer 43jährigen Kranken, die an fortschreitender Lungenphthise
litt und an akuter tuberkulöser Meningitis starb, bestanden seit 15 Jahren
choreatische, schleudernde Bewegungen der linken Körperhälfte, ohne dass
ausgeprägte Lähmungserscheinungen oder Sensibilitätsstörungen auftraten.
Diese Hemichorea musste durch eine apoplektische Cyste im rechten
Thalamus opticus erklärt werden. Der Herd reichte hier an die Pyraraiden-
fasern nicht heran; auch im Rückenmark erwiesen sich die Pyramiden-
stränge als intakt. Die Hemichorea war hier infolge des Herdes anstatt
der Hemiplegie aufgetreten. Die Sehnenreflexe waren weder different auf
beiden Körperhälften, noch gesteigert. S. Kalischer.
W. H. Brook, A case of total paraplegie due to caries of the middle
dorsal vertebra. Costo-transversectomy ; complete recovery. The Lancet
1904, Febr. 20.
In einem Falle von totaler Paraplegie etc. bei Caries der Wirbel
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55G
v. Hoessli», — Mahoei.sdokf.
No. 33.
wurde von dem Verl, die Operation mit bestem Erfolge vorgenommen. Das
Ende der 8. Rippe wie der 8. Wirbelkörper waren cariös gefunden und
wurden die cariösen Teile entfernt. Obwohl völlige Paraplegie mit Steige-
rung der Sehnenreflexe, Blasenmastdarmparese, Gürtelgefühl bestanden
hatten, trat sichtliche Besserung ein, und der Kranke war wieder im Stande
zu gehen (etwa 6 Monate nach der Operation), nachdem er vorher einen
Stützapparat getragen hatte. S. Kaliscber.
R. v. Hoesslin, Ueber peripherische Schwangerschaftslähmungen. Münch,
med. Wochenschr. 1005, No. 14.
v. H. unterscheidet unter den Schwangerschaftslähmungen zwei Haupt-
gruppen. die myopathiseben und die neuritischen Lähmungen. Die myo-
pathiseben Lähmungen sind entweder osteomalacische oder es handelt sich
um Polymyositis. Die neuritischen Lähmungen zerfallen in 1. die trauma-
tische Neuritis pucrperalis, traumatische Geburtslähmung; 2. die Neuritis
puerperalis per contiguitatem; 3. die Neuritis puerperalis postinfectiosa;
4. die toxische Neuritis gravidarum et puerperarum Bei der traumatischen
Form handelt es sich meist um Zangengeburten, oder um Beckeudifformi-
täten verschiedener Art; Schmerz und Lähmung treten meist während oder
gleich nach der Geburt auf; häufig ist das Peroneusgebiet hier am stärksten
und dauerndsten betroffen. Die postinfektiöse puerperale Neuritis tritt
seltener nach schweren septischen und pyämischen Processen auf; häufiger
handelt es sich um leichte, nur mit geringem Fieber einhergehende
Pucrperalerkrankungen. Hier ist meist das Gebiet des Nn. ulnaris und
medianus befallen. — Die toxische Neuritis der Schwangeren und Gebären-
den ist oft mit einem normalen Wochenbett verbunden; mitunter spielen
Ueberanstrengungen, Alkoholismus, Hypercmesis gravidarum dabei eine
Rolle; meist müssen wir auf Autointoxikationen dabei xurückgreifcn. Die
Neuritis kann hier einzelne Nerven und einzelne Extremitäten befallen, oft
aber handelt es sich um eine generelle Polyneuritis mit symmetrischen
Atrophien; auch psychische Störungen uud der Korsakow’sche Symptomen-
complex kommen dabei nicht selten vor. Eine künstliche Unterbrechung
der Schwangerschaft bei diesen Neuritiden kommt nur in Betracht, wo
eine drohende Lebensgefahr (Beteiligung des Respirationsnerven etc.) vor-
liegt. Die Toxine und Neuritiden entwickeln sich oft auch erst noch im
Puerperium. S. Kalischer.
Mangelsdorf, Ueber ein Phänomen am Magen bei Migräne und Epilepsie.
Berl. klin. Wochenschr. 1903, No. 44.
M. will bei Kranken, die an Migräne leiden, während des Anfalls
eine .Magenerweiterung gefunden und seit 1892, wo er auf diese Erschei-
nung aufmerksam wurde, auf dieselbe bei 469 Fällen gefahndet haben.
In 418 dieser Fälle konnte er nur den Magen untersuchen: 9ma! war er
nicht abzugrenzen, von den übrigen 409 Kranken zeigten alle eine Atonie.
die M. als Folge der häufigen Erweiterung auffasst, bis auf ein Mädchen
von 18 Jahren, die aber noch nicht lange an Migräne litt. Ganz analoge
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No. 33.
KlIKN. — KoLLARITS. — PlOHKOWSKI.
557
Zustände entwickeln sieb nach M.’s Beobachtungen in der Berner Klinik
an Epileptikern. M. Brasch.
H. Klien, lieber die Bedeutung der bei Morbus Basedowii im Central-
nervensystem nachgewiesenen pathologisch-anatomischen Befunde. Dtsch.
Zeitschr. f. Nervenheilk. 25. Bd., 6. — 6. H.
Der Verf. berichtet von einem Fall von Morbus Basedowii, welcher
unter Bulbärerscbeinungen zu Grunde ging. Bei der Sektion fand sich
Hyperämie mit kleinsten Hämorrhagien am Boden des 4. Ventrikels. Die
mikroskopische Untersuchung ergab einen starken Markscheidenzerfall in
den Wurzeln der Hirnnerven und in den Systemen, welche das verlängerte
Mark und das Rückenmark mit dem Kleinhirn verbinden, ferner in der
Formatio reticularis. Geringer war der Zerfall in der Schleife, im hinteren
Längsbündel und streckenweise in den Pyramidenbabnen. Viele Kerue
zeigten Zellverfettung, besonders der Nucl. VII, Deiters, ambigens, XII,
reticularis tegmenti, centralis inf., lateralis, luneatus, in den Vorderhörnern
des Halsmarks. Die Sympathicuszelien waren geschrumpft.
In einer Tabelle stellt der Verf. 37 Fälle von Morbus Basedowii mit
Sektionsbefunden und zwar 24 mit anatomischen Läsionen im Central-
nervensystem zusammen (Hyperämie, Blutungen, Erweichungen, Leuko-
cytenemigration u. s. w.). Alle Fälle, in denen die Schwere der Basedow-
Erkrankung ausdrücklich hervorgehoben worden war, ergaben positive Be-
funde. Aber dem Verf. will es bei der Deutung dieser Befunde scheinen,
dass man in den Läsionen der Medulla oblongata nicht die Ursache des
Morbus Basedowii zu erblicken habe, sondern dass man sie wahrscheinlich
als eine Wirkung des Basedow-Giftes auffassen müsse. M. Brasch.
J. Kollnrits, Ueber Migraine opbtbalmoplägique. Deutsche Zeitschr. f.
Nervenheilk. 26. Bd., 1.— 2. H.
Bei einem 17jährigen, hereditär nicht belasteten Mädchen, welches
auf dem rechten Auge von jeher kein gutes Sehvermögen hatte, stellten
sich vom 7. Lebensjahre ab hemicranische Anfälle ein, in deren Gefolge
einige Tage lang Oculomotoriuslähmung, Hyperästhesie im rechten obersten
Trigeminusaste (später Parese) und drei Wochen hindurch eine Amaurose
des rechten Auges auftraten. Es trat Besserung ein, aber eine Schwäche
im rechten N. 111 und eine Amblyopie des rechten Auges blieb bestehen.
Anfälle mit und ohne Lähmungserscheinungen wechselten bei dieser
Kranken. M. Brasch.
Piorkowski, Vorläufige Mitteilung über Syphilisimpfung am Pferde.
(Vortrag, geh. in d. Berl. med. Gesellsch. am 7. Dec. 1904.) Berl. klin.
Wochenschr. 1904, No. 51.
P. hat etwa 80, zum Teil bereits energisch behandelten Patienten, die
mit den verschiedensten Krankheitsformen der Syphilis behaftet waren und
in deren verschiedensten Epochen standen, aus Fingerbeere oder Obr-
*
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558
Strasskr. — OprRNHKm.
No. 33.
läppeben Blut entnommen, es in ein flüssiges Medium gebracht und etappen-
weise, gewöhnlich in der Dosis von 5 — 10 ccm, einem Pferde direkt in die
Jugularvene eingespritzt. Ab und zu wurde auch eine Portion subkutan
verimpft. Die Injektionen wurden sehr gut vertragen, nur folgte ihnen
jedesmal eine leichte, bald vorübergehende Erhöhung der Körperwärme
um 1/2 Grad. Sobald die Temperatur zur Norm zurückgekehrt war, wurde
die Einspritzung wiederholt. In der 4. Woche begann sich ein papulöses
Exauthem an der rechten Seite des Tieres zu zeigen, das sich bald weiter
ausbreitete. Die meisten Papeln, deren Gesammtzahl schliesslich HK) oder
mehr betrug, waren linsen- bis bohnengross, mit Borken bedeckt, sassen
auf nicht entzündeter Haut und gingen zum Teil spontan zurück, während
an anderen Stellen neue auftraten. Eine beträchtliche indolente An-
schwellung der Submaxillardrüsen kam erst später zum Vorschein; ein
Primäraffekt war nicht beobachtet worden. — Hervorragende Tierärzte er-
klärten, ein derartiges Exanthem beim Pferde noch nicht gesehen zu haben
und mehrere Syphilidologen fanden es syphilitischen Eruptionen des
Menschen ähnlich. — Wiederholt wurde dem Pferde zwecks Serum-
gewinnung etwas Blut entzogen; dieses Serum vertrugen Mäuse, Meer-
schweinchen und Kaninchen ohne jede Reaktion, sodass Verf. auch Ver-
suche am Menschen mit ihm für berechtigt hält. H. Müller.
J. Strasser, Lupus erythematodes und das papulo-nekrotische Tuberkulid.
(Aus Prof. Eiirmann’s dermatol. Ambulatorium in Wien.) W’iener med.
Presse 1905, No. 0.
Verf. teilt 3 Fälle mit, bei denen neben einem Lupus erythematodes
ein papulo-nekrotisclies Tuberkulid (Acnitis, Folliculitis) bestand und sieht
in diesem, auch von anderen schon öfter beobachteten Zusammentreffen
zweier Affektionen, von denen die eine, das Tuberkulid, allgemein mit der
Tuberkulose in Zusammenhang gebracht wird, einen Hinweis auf die gleiche
Aetiologie der anderen. In demselben Sinne deutet er die Tatsache, dass
er bei 21 von 32 an Lupus erythematodes leidenden Patienten anderweitige
Erscheinungen einer Tuberkulose oder unzweideutige Reste einer solchen
fand. H. Müller.
M. Oppen heim. Die combinirte Chinin-Jodbeliandlung des Lupus erythe-
matosus nach Holländer und eine Erklärung für diese Therapie. (Aus
der Universitätsklinik f. Geschlechts- u. Hautkrankh. in W:ien.) Wiener
klin. Wochenschr. 1905, No. 3.
Verf. hat das Holländer’sche Verfahren (Cbl. 1903, S. 14, wo es aber
dreimal täglich 0,6 Chinin, statt 0,05 heissen soll) in etwas modificirter
Weise bei G Patienten mit ausnahmslos günstigem Erfolge angewendet.
Er lässt das Chinin — weil es so besser vertragen wird — in allmählich
steigender Dosis nehmen: erst drei Tage zweimal 0,5, dann nach je drei
Tagen 0,5 täglich mehr, bis zu 4,0 pro die. Bei dieser höchsten Tages-
dosis bleiben die Kranken, bis eine deutliche Abblassung und Abflachung
der Lupusberde zu constatiren ist, worauf sie in derselben Weise wieder
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No. 33.
Bkttmank.
559
bis auf zweimal 0,5 zurückgehen. Vor der .Jodpinselung, die früh und
abends 5— 10 Minuten nach dem Rinnehmen des Chinins vorzunehmen ist,
werden die kranken Stellen durch Betupfen mit Alkohol und Aether von
Auflagerungen befreit. Pausen in der Behandlung wurden nicht gemacht,
nur wenn die Patienten über Ohrensausen und Schwerhörigkeit klagten,
wurden die Dosen vorübergehend herabgesetzt. Beunruhigende Symptome
infolge des grosseu Chininverbrauchs — über 100 g innerhalb weniger
Wochen — kamen nicht vor. — Die Umkehrung des Verfahrens — inner-
lich Jodnatrium, äusserlich Aufpinseln einer Chininlösung — hatte keine
Wirkung. — Dass auch der innerliche Chiningebrauch allein den Lupus
erythematosus günstig beinflusst, ist schon früher beobachtet worden; der
erheblich grössere Erfolg der combinirten Behandlung ist, wie Verf. aus
Tierversuchen schliesst, darauf zurückzuführen, dass der Chiningehalt der
erkrankten Haut durch die Jodirung gesteigert wird und zwar infolge der
chemotaktischen Wirkung des Jods auf das Chinin. Er stellte nämlich
bei Kaninchen, denen er Chinin subkutan injicirte, zunächst fest, dass
dieses überhaupt in nachweisbaren Mengen in der Haut, sowohl in der
mit Jod behandelten, wie in der nicht behandelten, zu finden war, ferner,
dass die jodirte Haut erheblich mehr Chinin enthielt, als die nicht jodirte,
endlich, dass der Chiningehalt der Haut entsprechend dem vermehrten
Jodgehalt zunahm, wenn dieser durch Aufpinseln eines mehr Jod abgeben-
den Mittels (Jothion) gesteigert wurde. H. Müller.
Hottniann, Zur Abortivbehandlung der akuten Gonorrhoe. Münch, med.
Wochenschr. 1904, No. 28.
Das nur bei frischen uncomplicirten Gonorrhoen und nur bei zuui
ersten Male inficirten Patienten anzuwendende Abortivverfahren des Verf. 's
besteht in täglich einmaligen Auspinselungen der Urethra anterior mit
einer 20proc. Protargollösung, die mit Wasser und Glyceriu zu gleichen
Teilen bereitet wird. Als Arzneimittelträger dient ein einfacher Haar-
federkielpinscl, dessen oberer Teil durch eine Gummikappe gedeckt ist
uud der ohne Schmerz unkachirt in die Harnröhre eingeführt werden
kann. Es wurden höchstens 6 Auspinselungen bei einer Behandlungsdauer
von acht Tagen im Maximum vorgenommen, und zwar wurde ein 6 bis
8 cm langer Abschnitt der vorderen Harnröhre vom Orific. ext. an ge-
rechnet ausgepinselt. Je frischer die Erkrankungen waren, um so bessere
Resultate ergab die Methode, liu ganzen gelang sie in 20 von 42 Fällen,
die am 3. — 5. Krankheitstage in Behandlung kamen. Von den 9 schon
am 3. Tage behandelten Fällen dieser Reihe waren 6 positiv, 2 negativ,
1 zweifelhaft. Unter den negativen Fällen waren zwei verschiedene Gruppen
zu unterscheiden, die eine, wo die Behandlung nicht vertragen wurde,
d. h. wo eine nach jeder neuen Pinselung sich verstärkende heftige Eite-
rung auftrat, ohne dass die Gonokokken verschwanden. In diesen Fällen
rät Verf., die Therapie abzubrecben. In einer anderen Reihe der nega-
tiven Fälle trat, nachdem die Abortivkur anfangs gelungen erschien, nach
welligen Tagen ein Recidiv auf. Doch blieben diese Fälle im weiteren
Krankheitsveriaufe auffallend gutartig: unter den 15 genügend lange beob-
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560
Nicol ich. — Plattnbh.
No. 33.
achteten negativen Fällen kam es nie zu einer Cornplikation, auch nicht
zu einem Fortschreiten der Krankheit auf die hintere Harnröhre. Verf.
empfiehlt daher sein Verfahren als einfach und gefahrlos. Auch bei ge-
wissen Fällen weiblicher Urethralgonorrhoe, auf die Verf. nicht näher ein-
gebt, soll die Methode nützlich zu verwenden sein. B. Marcnse.
Nicolieh, Behandlung der Frostatahypertrophie bei incompletter Harn-
retention mit Blasendilatation. Wiener klin. Wochenscbr. 1904, No. 41.
Verf., der mit dem Katheterismus bei Prostatikern mehrfach schlechte
Erfahrungen gemacht hatte, führte bei einem 67 jährigen Manne von einer
Sectio alta aus die Resektion des Mittellappens der Prostata aus und tam-
ponirte die ganze Blase fest mit Jodoformgaze. Der von den Niereti
kommende Harn sollte dabei durch diesen Tampon aufgesaugt werden.
Trotzdem die Operation in dem beschriebenen Falle von Erfolg war, kann
das Verfahren der Blasentamponade, das Verf. ja nicht nur zwecks Dila-
tation der Blase, sondern auch um die Wunde zu comprimireu, also zur
Blutstillung, anwandte, ohne Gegendrainage nach der Harnröhre zu nicht
als allgemeine Methode, sondern nur als überhaupt unter gewissen Um-
ständen möglicher Weg gelten. B. Marcnse.
Plilttner, Blaseusteinbildung nach Pfählungsverletzung. Prager med.
Wochenscbr. 1904, No. 47.
Der 26jährige Patient war im August 1903 beim Kirschenpflücken
derart auf einen Zaun gestürzt, dass das spitze Ende eines Pfahles in die
Üammgegend eindrang und abbrach. Patient entfernte selber dies Pfahl -
fraginent, konnte aber nach der Verletzung nicht mehr spontan Harn
lassen. Nachdem der am nächsten Tage gerufene Arzt mittelst Katheters
eine grosse Menge blutigen Harns entleert hatte, heilte die Dammwunde
zwar angeblich rasch, es blieben aber sehr hartnäckige cystische Be-
schwerden bestehen, wegen deren Patient in verschiedenen Krankenhäusern
erfolglos behandelt wurde, bis er im Februar 1904 ins Innsbrucker Kranken-
haus kam. Hier wurde cystoskopisch ein wallnussgrosser Stein festgestellt,
bei der Röntgenaufnahme war in dem rundlichen Steinschatten ein helleres
Centrum auffällig, ein Umstand, der den Verdacht auf einen Fremdkörper
als Kern des Steines bestärkte. Wegen dieses Verdachtes wurde auf eine
Lithotripsie verzichtet und die Sectio alta durch Prof. Schlosser ausge-
führt. Der entfernte 3,5 : 2,5 : 2,6 grosse Stein bestand grösstenteils ans
phosphorsaurem Kalk, enthielt aber, wie sich beim Durchsägen ergab, in
der Tat im Centrum einen Fremdkörper und zwar ein Stück grauen Hosen-
stoffes, das bei der Pfählungsverletzung in die Harnblase hineingetrieben
worden war. B. 5Iarcuse.
Kin*endu»geu werden au die Adrense des Herrn (»eh. Med. -Kal Prof. Dr. M. Bernhardt (Berlin
KranzöaUche Strasse 21) oder an die Vorlagghandlung (Berlin JsW., Unter den Lindcu <*>*) erbeten
Verlag von August Hirsrbwald in Berlin. — druck von h. Schumacher In Berlin N M.
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IhenUIrli erscheinen
1 Bogen ; am Schlüsse
s Jahrgangs Titel, Na-
■ uud 8ach-Kegister.
Centralblatt
für die
l*r«l« dca Jahrganges
2H Mark ; xu beziehen
durch alle Huchhand-
lungen n. Postanstalten.
medicinisrhen Wissenschaften.
1905.
Unter Mitwirkung von
Prof. Dr. H. Senator und Prof. Dr. E. Sal
redigirt von
Prof. Dr. M. Bernhardt
in Berlin.
S6. Anglist.
lailiult: Bürkkk, Neue Zählkammer. — Vöi.tz, Einfluss der Eiweiss-
körper auf den Stickstoffumsatz. Otto, Verhalten von Salzlösungen im Magen. —
Israel, Theorie der Tumoren. — Bhault und Tanton, Kall von Mclano-
sarkom. — Busse und Blech er, Ueber Myositis ossificans. — Scui.ksinokr,
L'cber Coxa vara. — Ricard und Chevrier, Geber Gastroenterostomie. —
Lossen, Eine Bluterfamilie. — Pealz, Skogei., Zur Krage der Myopie. —
Manassb, Das primäre Endotheliom des Mittelohrs. — Stk.nokr, Entstehung
der otitischen Hirnsinustbrombose. — Winceleh, Die Aufmeissclung des Warzen -
fortsatzes. — Simmonds, Alterssäbelscheidcntrachea. — Gkhrbh, Diagnose und
Behandlung der Kiefercysten. — Pick und Scuwonek, Zur Kenutnis des Diph-
therieantitoxins. — Prikumann, Iminunisiruug von Rindern gegen Perlsueht. —
Rariho witsch, Ueber Geflügcltuberkulose. — Schömberg, Vlach, Wert des
(iriserins. — RiInon und Visrliac, Ueber Cachexie aiievrismatique. — Tonsey,
X Strahlen bei der Diagnose der Magenerkrankungen. — Ehrlich, Schmerzhafte
Magenleerc. — Stbinitz, Ernährungsstörungen im Säuglingsskörper. — Quad-
ronb. Wirkung der Röntgenstrahlen. — Southarh und Roderts, Fall von
chronischem Hydrocephalus internus. — Bonhobfykr, Ueber die Sensibilität bei
, Hirnrinden läsionen. — Buch holz, Geistesstörungen bei Arteriosklerose. —
Landau, Fall von Hemiatrophia linguae. — Neisseh und Sirrkrt. Calomelol-
salbe als Ersatz des Ungt. einereum. — Nobl, Zur Grenzbestimmung lupöser
Hautläsionen. — Frkyrr, 57 Fälle von Prostatektomie.
K. Riirker, Eine neue Form der Zählkammer. Pflügers Arch. f. d. ges.
Physiol. Bd. 107, S. 420.
B. giebt nach Hervorhebung der Mängel der bisherigen Thoma-Zeiss-
schen Zählkammer die Beschreibung einer neuen Kammer. Sie bildet
keinen geschlossenen Raum, ist vielmehr an zwei Seiten offen. Man legt
das Deckglas auf den den Zähltisch umgebenden Rand und lässt die Blut-
■nisebung sieb vom Rande her darch Capillarität einsaugen. Der Zälil-
tiscli besteht aus zwei Hälften, die für sich gefüllt und zur Zählung
benutzt werden können. Entweder wird nun mit Hülfe verschieden grosser
Blenden im Ocular ein bestimmter Teil der Kammer ins Gesichtsfeld ge-
bracht und in ihm die Zählung vorgenommen, oder man bedient sich eines
Objektuetzmikrometers zur Ermittelung des untersuchten Blutquantums -
Man kann über der Grundfläche der ganzen Kammer, die 50 qmm beträgt,
zählen; die Kammer ist, da offen, unabhängig vom Luftdruck; die Verteilung
XLlll. Jahrgang. SG
t
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562
Voltz. — Otto.
No. 34.
der Zellen ist eine gleichntässige. Die Zählungsresultate sind sehr günstige,
da bei Auszählung von nur HO Quadraten die Abweichungen vont Mittel
nur ± 0,6 pCt. betrugen. A. Loewy
W. Volt/, Heber den Rinfluss verschiedener Eiweisskörper und einiger
Derivate derselben auf den Stickstoffumsatz, mit besonderer Berück-
sichtigung des Asparagins. Pflüger’s Arch. f. d. ges. Physiol. Bd. 107,
S. 360.
V. giebt zunächst einen Ueberblick der bisherigen Untersuchungen über
die Bedeutung der Amide als Nährstoffe. Kr selbst untersuchte, ob sich
Atnide speciell das Asparagin mit verschiedenen Eiweisskörpern ver-
füttert gleich oder different verhaltet). Er fütterte Hämalbumin, Casein.
Paranuklein, Hefe, Pferdehirn. Bestimmt wurde der Stickstoffumsatz und
der calorische Gehalt der Nahrung. V. verfügt über 36 Versuchsreihen
aut Hunde und faud folgendes:
Der Parauukleinstickstoff wird etwas besser resorbirt als der des
Senimalbumins, letzterer jedoch gelaugt etwas besser zum Ansatz. Da«
Asparagin wird nicht vollständig resorbirt; 4,6 — 12,9 pCt. erschienen
wieder im Kot. Stets erwies es sich bezüglich des Eiweissansatzes oder
Erhaltung des Eiweissbestandes weniger wirksam als Eiweisskörper. —
Füttert man Casein neben Asparagin, so tritt eiue erhebliche Steigerung
der Eiweisszersetzung ein, sodass kaum Stickstoffgleichgewicht zu erzielen
ist; weniger ist das der Fall, wenn neben Asparagin Nuklein oder Para-
nuklein gereicht wird, am wenigsten bei Fütterung mit Serumalbutnin.
Hier kann Asparagin eine gewisse Menge Eiweiss sogar vor dem Zerfall
schützen. A. Loewy.
E. Otto, Heber das Verhalten von Salzlösungen im Magen. Arch. f. ezperitu.
Puthol. u. Pharmakol. Bd. 52, S. 370.
O.’s Versuche betreffen die Frage, ob aus dem Magen so concentrirte
Salzlösungen in den Darm übertreten können, dass event. Wasser aus den
Blutgefässen in den Darm eintritt. Sie wurden an einem Hunde mit
Duodenalfistel augestellt, dem im Verlaufe der Untersuchung zugleich noch
eine Speichelfistel angelegt wurde. Die Salzlösungen wurden mit Schlund-
soude eingeführt, die aus der Fistel sich ergiessende Flüssigkeit unter-
sucht. Benutzt wurde Wasser, hypo- und hypertonische Magnesium-
sulfatlösungen. Es ergab sich, dass dünne wie concentrirte Lösungen im
Magen nie auf Isotonie gebracht werden, wenn sie sich auch im Sinne der
Isotome verändern. Der Darm also muss aus ihnen dem Blute isotonisebe
Lösungen hersteilen. Der Magen hat demnach nur beschränkte Schutzkraft
gegen das Eintreten verschieden concentrirter Lösungen in den Darm. —
Die Schnelligkeit des Uebertritts ist am grössten bei isotonischen
Lösungen, geringer bei nichtisotonischen. Dabei gehen Wasser und con-
centrirte Lösungen in nicht viel verschiedener Zeit über. — Von dem
schwer resorbirbaren Bittersalz wurden im Magen aus concentrirten Lösungen
bis zu 20 pCt. resorbirt. A. Loewy.
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No. 34. Israki.. — Braui.t und Tarton. 5fi3
ö. Israel, Oie biogenetische Theorie der Geschwülste und die Aetiologie
des Carcinoms. Berl. klin. Wochenschr. 11105, No. 13.
Verf. bestreitet überhaupt die Möglichkeit specifischer Parasiten. Nach
ihm können alle möglichen lange andauernden Schädigungen funktioneller,
mechanischer, thermischer, bakterieller Natur Tumorbildung bervorrufen.
..Das infolge recurrirender Defektbildungen immer wieder von neuem aus-
gelöste Teilungsgeschäft ist es, das an nicht verletzten Zellen die erforder-
lichen Eigenschaften hervorbringt; Anpassung und Vererbung sind es, die
die Fähigkeit der Zellen für diese Funktion steigern, und diese einseitige
Fähigkeit führt zum Zurücktreten anderer Funktionen. So bildet sich
auch die Krebszelle mit allen ihren, von denjenigen der regulären Deck-
zellen so weit abweichenden Eigenschaften. Sie alle sind erworben in der
Descendenz von der ersten heterotopen, in die Bindesubstanzbasis gelangten
Zelle und unter der unaufhörlichen Einwirkung der hier zur Geltung ge-
langenden abweichenden' Bedingungen.“ Beitzke.
i. Hrault et J. Toulon, Etüde clinique et anatomo-pathologiquc d'une
tumeur paradoxale observee sur la plante du pied d’un indigene algerien.
Arcb. de med. experim. etc. 1905, No. 3, p. 318.
Die Autoren berichten über einen 70jährigen tauben Mann, dem ein
Tumor in der Mitte der vorderen unteren Fläche des rechten Fasses sass,
der einem breiten Pilz mit Stiel und Hut ähnelte und eine bräunliche
Farbe mit hier und da ziehenden wcisseti Streifen hatte. Er blutete bei
Berührung und sonderte bei Druck eine stark riechende, eiterähnliche
Masse ab.
Die Geschwulst wurde mit der Glühschlinge entfernt, die Einpflanzungs-
stelle des Stieles kauterisirt. Heilungsverlauf ohne jede Störung. Das
Gewicht des Tumors betrug 9(5 g. Bei Ueberimpfung von Gcschwnlst-
massen auf verschiedene Nährböden wuchs eine Art Staphylococcus albus
und der Micrococcus ccreus flavus. ln Schnitten konnte man einige maul-
beerförmige Haufen von Staphylokokken sehen. Von zwei Tieren, denen
von den Culturen subkutan und intraperitoneal etwas injicirt worden war,
ging das eine nach 4 Wochen zu Grunde, und es Hess sich aus dem Blut
Staphylococcus alb. züchten, beim anderen bildete sich nur ein kleiner,
schnell heilender Abscess.
Die pathologisch-anatomische Untersuchung ergab ein unerwartetes
Resultat Der Tumor bestand makroskopisch und mikroskopisch aus zwei
Teilen; einem Stiel und einem darauf sitzenden Hut. Der Stiel bestand
grösstenteils aus jungem Bindegewebe verteilt auf parallele Felder mit
wenig Zellen. Hin und wieder fanden sich kleine infiltrirte Stellen, wenig
Gefässe aber mit ziemlich grossem Kaliber, im Innern frei von Geschwulst-
zellen. Je mehr man sich von der Einpflanzungsstelle entfernte und dem
Hut näherte, desto mehr gingen die Bindegewebszüge auseinander. Durch
eine fortschreitende Teilung entstand ein richtiges Netzwerk von Binde-
gewebsfasern, innerhalb deren grösstenteils spindelförmige Zellen lagen.
Sie waren ziemlich gleich gross, in der Nähe des Kerns dunkel gefärbt
und bildeten eine Art Anhängsel an den Bindegewebsfasern. An der
36*
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564
Hubs« und Blrciikk. — Sciilkhingkk.
No. 34.
Peripherie iles Hutes war das Bindegewebsgeflecht weniger derb, hatte fast
das Aussehen von Schleimfasern, die Zellen nahmen an Menge zu, wareu
aber kleiner. An der Vereinigungsstelle von Stiel und Hut fanden sich
drüsige Gebilde. Das Auffälligste am Tumor war ausser der Natur der
Zellen das eisenfarbene Pigment, das sich besonders am Hut fand.
Hs handelte sich um ein Melanosarkom, das insofern von erheblichem
Interesse war, als es eine so gute Heilungstendenz ohne jede Neigung zum
Kecidiv zeigte. GeiBsler.
ltusse und Blecher, Geber Myositis ossificans. Zeitschr. f. Chir. Bd 73,
H. 4—6, S. 388.
In dem ersten Kalle, über den B. und B. berichten, handelte es sich
wohl unzweifelhaft um einen Bluter, der ausser langdauernden Blutungen
aus Wunden vorzüglich Neigung zu .Muskelblutungen zeigte. Dicht unter-
halb der Ursprungsstelle des M. quadriceps vom Becken lag eine knochen-
harte, leicht unebene, gänsecigrosse Geschwulst, die sich nach der Exstir-
pation als aus derbem Kasergewebe, Knochen, Knorpel und quergestreiften
Muskelfasern bestehend ergab und mit dem Oberschenkel nicht in Ver-
bindung stand. Ihre Entstehung war nicht vdllig klar. In den 4 anderen
Fällen handelte es sich um Muskelverknöcherungen, die 4 bez. 5 Wochen
nach einmaligem Trauma entstanden waren. Im 2. Kall fand sich ein
Knochenherd, der keinen Zusammenhang mit dem Humerus zeigte, im
3. zwei Herde, beweglich in der Muskulatur liegend und einer in fester
Verbindung mit dem Knochen, im 4. und 5. Falle Verknöcherungen, die
in mehr oder weniger fester Verbindung mit dem Skeletknochen standen.
Joachimsthal.
A. Schlesinger, Zur Aetiologie und pathologischen Anatomie der Coxa
vara. Arch. f. k I in. Chir. Bd. 76, H. 3, S. 629.
Soh. bespricht die Aetiologie und pathologische Anatomie der Cos*
vara an der Hand von 11 Fällen der v. Bergmann’schen Klinik. Von
diesen gehören zwei in die Gruppe der Coxa vara adolescentium. einer,
in dem eine Resektion zur Ausführung kam, zur Coxa vara traumatica
(traumatische Epiphysenlösung), zwei zur Coxa vara gesunder Kinder, die
übrigen sechs zur Coxa vara rachitica. In dem von dem Resektionsfall
gewonnenen Präparat fielen nekrotische Veränderungen auf, die nicht nur
in dem untersten Teil des Kopfes, sondern in geringem Grade auch in den
übrigen Teilen des Kopfes, dagegen nirgends im Halse bestanden. Sch.
betrachtet sie als das Resultat einer schweren Ernährungsstörung, die den
ganzen abgerutschten Kopf und am meisten die untersten Partien befalleu
haben, nicht deswegen, weil dieselben ausser Contakt mit der Pfanne
waren (sonst müssten ja die oberen Partien verschont geblieben sein),
sondern weil sie diejenigen waren, die am meisten den Contakt mit dem
für ihre Ernährung sorgenden Schenkelhälse verloren hatten. SCH glaubt,
dass das Missverhältnis zwischen statischer Inanspruchnahme und statischer
Leistungsfähigkeit allein genügt, die Coxa vara adolescentium zu erklären,
und dass wir nicht nötig haben, eine imaginäre Knochenkrankheit, für die
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No. 34. r 1CAR1> Ull<1 ClIKVUlKH. liOBSKN. • > * > Ö
wir keine anatomischen Anhaltspunkte haben, anznnehmen. Nur ist die
Ueberlastung nicht als ein gleichmässiger Druck des Körpers auf das
obere Femurende aufzufassen, der langsam eine Verbiegung herbeiführt,
sondern als eine fortlaufende Reihe von Traumen, die schliesslich einmal
eine Lockerung in der Epiphysenlinie bewirken, welche entweder sofort
oder allmählich durch die weitere Belastung zur Abrutschung des Kopfes
gegen die Epiphyse führt. Identisch mit dieser Form ist die Coxa vara
der gesunden nicht rachitischen Kinder, bei der wir gleichfalls die Ab-
rutschung des Kopfes gegen den Hals finden. Bei rachitischen Formen
fand Sch. symmetrische Verbiegungen der Hälse gegen den Schaft neben
Frakturen oder Infraktionen im Scheukelhals. Joachimsthal.
Ricard et Chevrier, De la gastro-enterostomie. Gazette des höp. 1005,
No. 9.
R. und C. haben zur Vermeidung des Circulus vitiosus nach der
Gastroenterostomie — ein Zustand der durch richtige Lagerung der obersten
Jejnnalschlinge übrigens zu vermeiden ist — folgende technische Besonder-
heit angegeben. Nach Durchziehen der grossen Magencurvatur durch den
Mesocolonschlitz wird aus der Magenwand eine senkrechte Falte gebildet,
an diese kommt die richtig gedrehte Jejunalschlinge zu liegen. Nun werden
die beiden Darmwände in ca. 6 cm mit ihren Serösen aneinander genäht
und die Eröffnung des Magen- resp. Darmlumens nur in der oberen Hälfte
gemacht. Danach typische Vernähutig wie bei Knteroanastomose. Auf
diese Weise läuft beim Zurücklegen in die definitive Lage das Jejunum
ein Stück von oben nach unten an der hinteren .Magenwand entlang und
die eigentliche Gastroenterostomie findet sich an einem tieferen Punkte. —
Ein Eintreten von Speiseteilen in den duodenalen Teil der obersten Jejunal-
schlinge wird auf diese Weise vermieden, da dieser Darmabschnitt nach
der Operation senkrecht nach oben zieht. Eine Stase der Duodenalsäfte
ist nach Ansicht der Verff. nicht zu befürchten. Peltesohn.
Lossen, Die Bluterfamilie Mampel in Kirchheim bei Heidelberg. II. Be-
richt. Deutsche Zeitschr. f. Chir. 76. Bd., 1. H., S. 1.
L. hat die „Bluterfamilie“ Mampel in Kirchheim bei Heidelberg, deren
Geschichte er im Jahre 1876 in der deutschen Zeitschrift für Chirurgie
schrieb, jetzt, d. h. nach 28 Jahren, einer neuen Untersuchung unterworfen.
Die Familie weist seit den ersten genauen Aufzeichnungen von 1827 nun-
mehr die IV. Generation auf. Im ganzen enthält der Stammbaum uuter
111 männlichen Mitgliedern 37 Bluter; von diesen sind 18 an Verblutung
zu Grunde gegangen, meist bis zum 10. Lebensjahr. Unter den weiblichen
Mitgliedern sind keine Bluter. Es bestätigt sich auch in dieser Familie
folgendes Gesetz der Vererbung: Die Anlage zu Blutungen wird nur durch
die Frauen übertragen, die selbst keine Bluter sind. Nur Männer sind
Bluter, vererbeu aber, wenn sie Frauen aus gesunder Familie heiraten, die
Bluteranlage nicht. — Bemerkenswert ist in dieser Bluterfamilie die grosse
Fruchtbarkeit, welcher eiue auffallende Kindersterblichkeit — abgesehen
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566
PFALZ. SkGOKL. — M ANAH8K.
No. 34. I
von den Todesfällen durch Verblutung — gegenübersteht. — Was die
Ursachen der Hämophilie anlangt, so ist man auch heute noch völlig im
Unklaren darüber; das Bild der Krankheit wird beherrscht 1. durch die
Verletzbarkeit der kleinsten Gefässe, 2. durch die schwierige Blutstillung.
L. bestätigt übrigens, dass das Blut von Blutern tatsächlich gerinnt im
Gegensatz zu älteren gegenteiligen Anschauungen und zwar am sichersten
durch Verschorfung mit der rotglühenden Platina candens. Möglicherweise
kreisen im Blut der Hämophilen Stoffe, welche die Wirkung des Fibrin-
ferments (Thrombin) verhindern. Peltesohn.
1) Pfalz, Die Bedeutung der optischen Emmetropirung für die Behandlung
der Kurzsichtigkeit. Münch, med. Wochenschr. 1005, No. 18.
2) Seggel, Zur Frage nach dem W’esen der progressiven Myopie. Ebenda
1) P. empfiehlt die vollständige Correktion des jugendlich myopischen
Auges, da sich durch die praktische klinische Erfahrung erwiesen bat,
dass die Furcht vor einer schädlichen Wirkung vollcorrigirender Gläser,
die schon aus physiologischen Gründen zurückzuweisen ist, gegenstandslos
ist. Die Kurzsichtigkeit nimmt in uncorrigirten Augen in höherem Grade
zu, als in corrigirten, und unter diesen wieder in mässigem Maasse bei
den für die Nähe nur teilweise corrigirten Augen, während es durch Voll-
correktion in einem hohen Procentsatz von Fällen gelingt, vollständigen
Stillstand der Myopie zu erzielen, in einem weiteren das Fortschreiten zu
krankhaft hohen Graden mit ihren deletären Folgezuständen zu hemmen.
2) S. empfiehlt bei jugendlichen Myopen mit guter Accommodations
kraft die Correktion, bei schwacher Ac.coromodationskraft hochgradiger und
mittlerer Myopen nur die teilweise Correktion. Die Myopie entsteht bei
Minderwertigkeit des hinteren Skleralabschnittes; diese ist gegeben bei
Mangel oder geringer Zahl an elastischen Fasern in der Sklera Auch
dürfte die Dicke der Sklera von Einfluss auf die späterere Refraktion sein,
indem eine dünne Sklera die Entwickelung der Myopie begünstigt, eine
dicke Wandung derselben sie hindert oder mässigt. Wenn die Ringportion
des Ciliarmuskels schwach oder gar nicht entwickelt ist, zerren die meri-
dionalen Fasern dieses Muskels, der eigentliche Tensor chorioideae bei der
Accommodation die Chorioidea und die äusseren Retinalschichteu. Alle
drei Defekte führen zu progressiver deletärer Myopie. Richtige Brillen-
wahl und vor allem gute hygienische Bedingen können dem Fortschreiten
der Myopie und der Schädigung von Sehschärfe und Lichtsinn Einhalt tun.
Horstmann.
Manassp, Demonstration zur Lehre vom primären Endotheliom des Mittel-
ohres bezw. des Felsenbeines. Verhandl. d. Deutschen otol. Gesellscb.
1904, S. 147.
M. berichtet kurz über drei einschlägige Fälle, eine 46jährige Frau,
einen 49jährigen und einen 55jährigen Mann betreffend. Der erste Fall
zeigte noch 3 '/4 Jahre nach der Operation kein Recidiv, die beiden anderen
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NO. .-54. StKNOKR. — WlRCKLBK. SlMMORDS 567
Fälle endeten der eine 25 Tage, der audere 4 Monate nach der Operation
letal. In allen drei Fällen war der äussere Gehörgang frei.
Schwabacb.
Stenger, Untersuchungen über die Entstehung der otitischen Hirnsinus-
thrombose. Verhandl. d. Deutschen otol. Gesellsch. XIII. Versauaml.,
20. Mai 1904, S. 109.
Auf Grund experimenteller Untersuchungen an Hunden spricht sich
St. dahin aus, dass der nicht mechanischen Thrombusbildung eine Er-
krankung der Gefässwand mit nachfolgender Veränderung des Hintes vor-
ausgeht und dass die Bakterien nicht durch Ansiedelung auf der lutima
Veranlassung zur Thrombose geben, sondern dass die Thrombose hervor-
gerufen werde infolge entzündlicher Veränderungen des Blutes, die indirekt
durch Bakterieninvasion bedingt sei. Sogenannte wandständige Thromben
kommen, nach St., nicht zur Beobachtung. Die Thrombenbildung erfolgt,
ehe die Bakterien in die Blutbahn gelangt sind. Die Infektion der Thromben
ist sekundär. Schwabach.
Winekler, Ueber die Aufmeisselnng des Warzenfortsatzes und Eröffnung
des Antrums mit folgender Gehörgangsplastik. Verhandl. d. Deutschen
otol. Gesellsch. 1904, S. 133.
W. trägt bei allen Mastoidoperationen die hintere Gehörgangswand
in grösserer oder geringerer Ausdehnung ab, zugleich aber auch die Spitze
des Warzenfortsatzes; eine Ausnahme macht er nur bei dem Proc. mast,
kleiner Kinder. Er behauptet, dass die Wundverhältnisse bei dieser Ope-
rationsmethode sich viel einfacher gestalten, als bei der alten, voraus-
gesetzt, dass man stets in der Nähe des Trommelfells eine Spange der
hinteren knöchernen Gehörgangswand schont. Lücken und Vertiefungen,
wie sie bei der alten Methode zuweilen mit in den Kauf genommeu werden
müssen, Hessen sich mitunter ganz vermeiden oder auf eine tiefliegende
Narbe reduciren. ln einzelnen Fällen, z. B. bei engem Gehörgang, bei
abnorm breitem Warzen fortsatz und relativ kleinem Antrum macht Verf.
gleich im Anschluss an die Mastoidoperatiou event. nach Ausgranulirung
der geschaffenen Wundhöhlen eine Plastik des Gehörgangschlauches. Das
Nähere hierüber siebe im Original. Schwabach.
Siiiiinonds, Ueber Alterssäbelscheidentrachea. Virchow's Arch Bd. 179,
H. 1.
Es ist eine Tatsache, dass diese Trachealveränderung nur bei starker
Verknöcherung der Luftröhrenknorpel angetroffen wird. Da der Ver-
knöcherungsprocess regelmässig den vorderen Bogen der Trachealringe
bevorzugt, so ist es begreiflich, dass der ossificirende Knorpel hier zuerst
einknickt infolge des von den Nachbarorganen auf ihn einwirkenden
Druckes, und dass nach und nach eine säbelscheidenartige Form entsteht.
Die grossen Verschiedenheiten, die unregelmässige Ausbreitung des Pro-
cesses an manchen Luftröhren hängt von der verschiedenen Intensität der
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568 Gkhbek. — Pick und Sciiwomsb. No. 34
Knorpeldegeneration und den zeitlichen Verschiedenheiten desselben ab.
Neben der starken Einengung findet man die Zeichen des chronischen
Katarrhs. In den Lungen ist besonders auffallend das häufige Vorkommen
von Lungenemphysem; unter 61 Fällen 44 mal. Verf. fasst das Knopbysem
als Folge der Verengerung der Trachea auf. Die Diagnose ist durch Pal-
pation nicht zu stellen. Eher meint er mit Hülfe des Kehlkopfspiegels
einen Einblick gewinnen und durch Nachweis einer allgemein seitlichen
Einengung die Diagnose stellen zu können. W. Lublinski.
derber, Leber die rhinoskopische Diagnose und die Behandlung der Kiefer-
cysten. Arch. f. Laryngol. u. Rhinol. Bd. 16, H. 3.
Nach Verf. wachsen die meisten Zahncysten früher oder später gegen
den Nasenboden empor und sind deshalb auch rhinoskopisch zu diagnosti-
ciren. Man sieht dann eine unter dem vorderen Ansatz der unteren Muschel
erscheinende Vorwölbung unter normaler nur verdünnter Schleimhaut, bei
Druck meist nachgebend und fluktuirend, eine blaue Farbe annehmend.
Bisweilen täuscht dies Bild eine doppelte untere Muschel oder einen dem
Nasenboden aufsitzenden Polypen vor. In einzelnen Fällen bei kleineren
Cysten sind andere Symptome nicht vorhanden. Die geeignete Therapie
ist bei den kleineren Cysten die Eröffnung von der Nase aus. Bei den
grösseren empfiehlt sich nach Partsch die Excision der vorderen Cysten-
wand und das Hineinklappen eines mit seiner Basis am Alveolarfortsatz
sitzenden Schleimhautlappens. Dieselbe Therapie empfiehlt Verf. für die-
jenigen Kieferhöhlenempyeme, die man von der Fossa canina offen be-
handeln will. W. Lublinski.
E. P. Pick und J. Scliwoner, Beiträge zur Kenntnis des Diphtherie
antitoxins und seiner Beziehungen zum Toxin. Wiener klin. Wochenscbr.
1904, No. 40.
Die Beziehungen, welche zwischen Toxinen und Antitoxinen bestehen,
sind bisher nach der Hinsicht geprüft worden, dass die Abhängigkeit der
Constitution von Toxin-Antitoxingemischen von dem Toxin berücksichtigt
wurde, während bisher die Abhängigkeit der Constitution der Toxin Anti-
toxingemische von der Natur des Antitoxins allein bei stets gleichbleiben-
der Toxinlösung und unter gleichen Mischungsverhältnissen systematischen
Untersuchungen nicht unterzogen wurden. Dies haben Verff. nachgeholt, sie
haben unter Verwendung eines bestimmten Toxins Mischungen hergestellt,
in denen einmal eine grössere Menge von Toxineinheiten mit der doppelten
oder mehrfachen Menge Antitoxins übersättigt worden war (einfach und
mehrfach übercompensirte Gemenge), ferner neutrale Mischungen, in denen
ebenfalls grössere Antitoxin- und Toxinmengen angewandt wurden. Sie
fanden, dass in den nbercotnpensirten Mischungen eine mehr oder weniger
grosse Abnahme des Antitoxinwertes stattfindet, indem manche Immunsera,
und zwar gehören hierzu meist die hochwertigen, 40 bis 50 pCt. des
rechnerisch zu erwartenden Antitoxinwertes einbüssen (Verff. bezeichne!!
diese als toxolabile Antitoxine), während unter den nämlichen Bedingungen
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No. 34
Krimimann. — It ahinowitncii
569
andere Diplitherieimniunsera, meist handelte es sich um minderwertige
Sera, den rechnerisch zu erwartenden Antitoxinwert in dem Gemisch nahezu
vollständig aufweisen (toxostabile Antitoxine). Wird also die gleiche An-
zahl Immunitätseinheiten toxostabiler und toxolabiler Immunsera mit der
nämlichen Toxinmenge gemischt, so resultiren verschiedenartige Mischungen.
Die Aenderung des Antitoxingehaltes in den Gemischen erfolgte nicht
allmählich, sondern mit grosser Reaktionsgeschwindigkeit. Nachdem ein-
mal toxolabile Immunsera mit Toxin partiell abgesättigt sind, so sind dann
die resultirenden Antitoxinlösungen toxostabil. Neutrale in multiplen her-
gestellte Mischungen von Toxin und toxolabilem Antitoxin bleiben stabil
und lassen sich mit Hülfe präcipitirenden Immunserums in ihre Bestand-
teile nicht zerlegen. H. Bischoff.
F. F. Friedmann, l'eber Immunisirung von Rindern gegen Tuberkulose
(Perlsucht) und über Tuberkulose-Serumversuche. Deutsche med. Wochen-
schrift 1904, No. 46.
Nachdem F. gefunden hatte, dass die von ihm aus einer Schildkröte
isolirten Tuberkelbacillen (Sch. T.-B.) für Warmblüter völlig ungefährlich
sind, und dass es gelingt, durch Impfung mit Sch. -T.-B. den für Tuber-
kulose so empfänglichen Meerschweinchen hochgradige Immunität gegen-
über späterer Infektion mit virulenten Tuberkelbacillen zu verleihen, ist
er dazu übergegangen Kälber durch Injektion von Sch. -T.-B. gegen Perl-
sucht zu immunisiren. Durch Laboraforiurasversuche konnte festgestellt
werden, dass dies möglich ist, die Uebertragung dieser Schutzimpfung in
die Praxis ist auf der Majoratsherrschaft des Reichsgrafen v. Oppersdorff
erfolgt. Sodann hat F. festgestellt, dass durch Immunisirung mit Sch. -T.-B.
in das Serum der behandelten Tiere Scbutzstoffe übergeben, welche zu
passiver Immunisirung verwendbar sind. Bei diesen an Meerschweinchen
angestellten Versuchen fand er, dass die Injektion von Serum eines vor-
behandelten Meerschweinchens für Meerschweinchen wirksamer ist als die
Injektion des Serums eines vaccinirten Rindes. Für passive Immunisirung
von Rindern wird es sich daher empfehlen das Serum immunisirter Rinder
zu verwenden. Um hier einen möglichst hohen Schutz mittels Injektion
geringer Serumdosen zu erreichen, empfiehlt es sich bei den das Serum
liefernden Tieren zunächst durch Injektion von Sch -T.-B. eine Grund-
immunität zu erzeugen und diese durch wiederholte Injektion von Perl-
suchtbacillen in die Höhe zu treiben. H. Bischoff.
L. Kahiuow itseh. Die Geflügeltuberkulose und ihre Beziehungen zur
Säugetierktuberkulose. Deutsche med. Wochenschr. 1904, No. 46.
R. hat unter 200 secirten Vögeln der verschiedensten Arten bei
55 Tieren mehr oder weniger ausgesprochene tuberkulöse Veränderungen
gefunden und hat 34 verschiedene Stämme isolirt. Unter diesen waren 2,
welche ihrem culturellen Verhalten nach und hinsichtlich ihrer Patho-
genität für Meerschweinchen etc. sowie ihrer fehlenden Virulenz für Hühner
als Säugetiertuberkulose angesprochen werden mussten. Diese beiden Fälle
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570
ScUOMHLKO. Vl.ACM.
No. 34.
betrafon 2 Raubvögel, und zwar Gaukler, während bisher nur bei Papa-
geien Säugetiertuberkulose festgestellt worden ist. Für die Verbreitung
der Tuberkulose unter den Vögeln kommt die direkte Infektion von Vogel
auf Vogel nach R. wenig in Betracht, auch die congenitale L'ebertragung
scheint keine grosse Rolle zu spielen, wenn auch bei hochgradig tuber-
kulösen Tieren einmal eine Erkrankung des Hodens, zweimal des Eierstocks
festge.stellt wurde, in einem anderen Fall im Eileiter zwei missbildete Eier
aufgefunden wurden, von denen das eine bereits mit Tuberkulose inficirt
war. Eine wesentliche Rolle für die Tuberkulose scheint dagegen die Auf-
nahme der Bacillen mit der Nahrung zu spielen, hierbei kommt in Be-
tracht die Aufnahme von Kotteilchen mit Bacillen, dann aber die Ver-
speisung von kleinen Nagetieren, von denen mehrere spontan tuberkulös
gefunden wurden. Zur Feststellung, ob die Säugetiertuberkulose auf Vögel
übertragbar ist, hat R. Eier mit Vogel-, Menschen- und Rindertuberkulose
inficirt. Ein Abschluss der Versuche liegt noch nicht vor, von den mit
Geflügeltuberkulose inficirten Eiern wurden nur 10 pCt. ausgebrütet, von
den mit Menschentuberkulose inficirten 30 pCt., und von den mit Perlsucht
inficirten 00 pCt. Demnach scheinen die Geflügeltuberkelbacillen, resp.
ihre 'Toxine auf die Hühnerembryonen eine bedeutend stärkere deletäre
Wirkung auszniiben als Säugetiertuberknlosebacillen. Nach den bisherigen
Erfahrungen und Beobachtungen, die noch nicht abgeschlossen sind, hält
sich R. für berechtigt, die Erreger der Geflügel- und Säugetiertuberkulose
nicht als getrennte Arten, sondern nur als verschiedenen Tierspecies ange-
passte Varietäten einer Art aufzufassen. H. Bischoff.
1) Schomhiirg, Beitrag zum therapeutischen Wert des Griserius. Berl.
klin. Wochenschr. 1906, No. 1.
2) A. V Inch, Ueber den therapeutischen Wert des Griserins. Prager med.
Wochenschr 1906, No. 3.
1) Verf. versuchte das von Küster empfohlene Griserin in zwölf
Fällen von Tuberkulose; es handelte sich um Phthisiker verschiedenen
Grades und andere Tuberkulöse, die alle gleichzeitig unter die besten
hygienischen Verhältnisse gebracht wurden. Die Dosis war dreimal täg-
lich 0,2, steigend bis 0,6. Abgesehen von leicht zu stillenden Durchfällen
wurden wesentliche Schädigungen nicht beobachtet; die von Küster be-
hauptete Ausscheiduog durch die Haut (gelbliche Färbung der Wäsche)
konnte nicht beobachtet werden. Die so mit Griserin behandelten Patienten
verspürten weder selbst eine Verminderung der Kraukheitserscheinungen,
noch konnte an ihnen objektiv eine Veränderung des tuberkulösen Krank-
heitsherdes wahrgenommen werden. Trotzdem die Anwendung keine lang-
dauernde war, glaubt Verf. sich doch von der Wirkungslosigkeit des Mittels
überzeugt zu haben.
2) Zu einem gleich absprechenden Urteil kommt V. auf Grund seiner
Beobachtungen an 37 Patienten, die an Cystitis, Abdomiualtyphus, zum
bei weitem grössteu Teil aber an Lungentuberkulose litten. V. gab ge-
wöhnlich zweimal täglich l/4 gi mitunter kam es zu leichtem Durchfall,
in zwei Fällen trat nach längerer Verabreichung leichte Albuminurie auf.
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No. 34.
Uänon und Vkri.iac.
TuKBRV. — KlllIl.lUII.
571
Die therapeutischen Erfolge waren durchweg negativ. V. fasst sein Urteil
dahin zusammen, dass dem Griserin irgendwelche günstige Einwirkung auf
die Tuberkulose oder eine innere desinficireude Eigenschaft nicht zukomme,
und warnt vor einer planlosen Verabreichung des für die Nieren nicht
ganz indifferenten Mittels. K. Kronthal.
L. Renon et V erliac, La cachexie anevrysmatique. Arch. genör. de med.
1905, No. 22.
Bei einem von den Verffn. beobachteten Falle von beträchtlichem
Aneurysma des Aortenbogens betonen dieselben das Nebeneinandervor-
kommen einer Cachexie, eines enorm vergrösserten Herzens und einer
interstitiellen Nephritis. Die Cachexie war (nach der Terminologie der
Verff.) eine „cardiorenale“, d. h. sie beruhte im Wesentlichen auf der
Affektion des Herzmuskels und der Nieren, und Verff. sind der Ansicht,
dass die aneurysmatische Cachexie gewöhnlich diesen Ursprung hat.
L. Perl.
S. Tonsey, The relation of the Xray and radioactive Solutions to exami-
nation of the stomach. N. Y. med. journ. and Phila. med. journ. 1004,
Mai. Bd. LXXIX. No. 21.
Die Versuche des Verf.’s, die X-Strahlen und radioaktive Lösungen
zur Diagnose von Magenerkrankungen zu benutzen, ergaben folgendes Re-
sultat:
1. Radioaktive und fluorescirende Lösungen können ohne Schädigung
für den Patienten sowohl per os als subkutan angewendet werden.
2. Sie bringen weder einzeln noch in Verbindung genügende Fluorescenz
zur Untersuchung des Magens hervor, wenn mau nicht die notwendige
Fluorescenz durch anderweite Maassnahmen vergrössert.
3. Dagegen unterstützen sie in gewissen Fällen die Diagnose von
Magenerkrankungen mittels der Röntgographie.
4. Auch bei der Behandlung der genannten Affektionen mittels der
X-Strahlen scheinen sie in gewissen Fällen unterstützend zu wirken.
Carl Rosenthal.
F. Ehrlich, Ist die „schmerzhafte Magenleere“ eine nervöse Erkrankung?
Münch, med. Wochenschr. 1904, No. 20.
Meist wird die „schmerzhafte Magenleere“ als eine nervöse Er-
krankung beschrieben. Nach den Erfahrungen E.'s ist dies jedoch in einer
grossen Zahl der Fälle nicht an dem. Vielmehr beobachtete er in nicht
weniger als 8 einschlägigen Fällen, dass es sich stets, sei es um ein Ulcus
ventriculi rotundum, sei es um ein solches im Duodenum, handelte. Wenn
es ihm auch nicht gelang, in jedem Falle von schmerzhafter Magenleere
naclizuweisen, dass es sich nicht einfach uni eine Magenneurose handelte,
so glaubt er doch soweit unbedingt gehen zu dürfen, dass in jedem Falle
der mehrfach gedachten Magenaffektion mindestens ein dringender Verdacht
auf das Vorhandensein eines Magen- oder Duodenumgeschwürs besteht, und
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572
No 34.
Stkiritz. — Quadroke.
dass man folgerichtig auf ein solches mit allen Mitteln der Diagnose
fahnden soll. Carl Kosenthal.
K. Steinitz, Lieber den Einfluss von Ernährungsstörungen auf die chemische
Zusammensetzung des Säuglingskörpers. .lahrb f. Kiuderheilk. Bd. 59,
S. 447.
Chemische Untersuchungen des gesammten Säuglingskörpcrs sind zuerst
von C AM BEER und Söldner ausgeführt und zwar an dem Körper eines
gesunden Neugeborenen. Dann haben Sommerfeld und nach ihm Ohl-
mOller die Körper je eines gesunden Neugeborenen und einiger atrophi-
scher Kinder analysirt. — Verf. hat einerseits bei einem an Krämpfen
verstorbenen Neugeborenen und drei chronisch magendarmkranken Kindern
gleichartige Untersuchungen angestellt. Aus dem Vergleich der Analysen
aller bisher untersuchten Fälle ergiebt sich, dass der Fettgehalt gut und
schlecht genährter Kinder sehr grosse Unterschiede aufweist (1,8 — 13,1 pCt.
der Leibessubstanz), dass dagegen der Wassergehalt nur wenig schwankt.
Der Unterschied des Wassergehalts zwischen gut und schlecht genährten
Säuglingen beträgt allerdings bis zu 10 pCt , aber diese Schwankung ist
nur eine scheinbare und lediglich rechnerisch durch die Abnahme des
Fettgehalts bei den atrophischen Kindern bedingt. Sowohl beim (ettfreien
neugeborenen wie magendarmkranken Kinde beträgt der Wassergehalt wenig
über oder unter 81 pCt. der Leibessubstanz. Ebenso hat der Gehalt des
Körpers an Stickstoff und Asche (auf die fettfreie Körpersubstanz berechnet)
durch die Ernährungsstörung keine Acnderung erfahren, (n allen vom
Verf. untersuchten Fällen ist also — abgesehen vom Fettgehalt — die
grobchemische Zusammensetzung des Organismus die gleiche geblieben,
wie sie bei Neugeborenen von Camerer und Söldner gefunden wurde.
Daraus folgt, dass der Organismus auch unter ungünstigen Ernährungs-
bedingungen an seiner relativen Zusammensetzung festhält. Zu geringe
Zufuhr einer Nahrungscomponente beantwortet er nicht mit Verarmung
an dieser, während im übrigen Wachstum weiter stattfindet, sondern seine
Zusammensetzung bleibt unverändert. Stadthagen.
({uadrone, Klinische und experimentelle Untersuchungen über die Wirkung
der Röntgenstrahlen. Centralbl. f. klin. Med. 1905, No. 21.
Im Urin der Leukämiker und bei allen der Leukämie nahestehenden
Blutkrankheiten findet sich meist eine gesteigerte Ausscheidung der Harn-
säure und der gesammteu Phosphorsäure, ein Befund, der wahrscheinlich
von einer excessiven Nukleinspaltuug infolge Zerstörung der weissen • Blut-
körperchen im leukämischen Blute herrührt. Die Röntgenstrahlen üben
nun eine leukolytische und leukotoxische Wirkung aus. Dementsprechend
fand sich bei derart behandelten Fällen eine gesteigerte Absonderung dieser
Substanzen durch die Nieren, die auch noch einige Tage nach dem Aus-
setzen der Behandlung anhielt. Die Curve der Harnsäureansscheidung geht
der der Phosphorsäureausscheidung nicht parallel, erstere vollzieht sieh
sehr unregelmässig, die der Phosphate mehr regelmässig.
Digitized by Google
No. 34.
SoUTHAKU Ulli] UlIHKKTS. BoNIKIKFFEH.
573
Ks herrscht jetzt ziemlich allgemein die Ansicht, dass die -Cytase (das
Alexin) von den Leukocyten herstammt, sei es nun, dass sie die Frucht
einer ihrer vitalen Sekretionen ist, oder dass sie nur daun in Freiheit ge-
setzt wird, wenn die Leukocyten abgestorben oder alterirt sind. Ks liegt
nun die Frage nahe, ob die Röntgenstrahlen durch ihre die Leukocyten
teilweise zerstörende Wirkung die Schutzsubstanzen freimachen. Die ange-
stellten Versuche ergaben, dass unter der Einwirkung der Röntgenstrahlen
eine Vermehrung der hämolytischen Cytase auftritt, und dass diesen Strahlen
ausgesetzte Tiere eine auffällig gesteigerte Resistenz gewissen für sie patho-
genen Keimen gegenüber aufweisen. Alkan.
E. Southard and W. F. Roberts, A case of chronic internal hydro-
cephalus in a youth. Journ. of nerv, and ment. dis. 1004, Febr.
Ein 17jäbriger Knabe, der 10 Jahre zuvor eine Schädelfraktur tinks
vom Scheitel erlitten hatte und nach 4 Monaten geheilt war, hatte vor
7 Jahren eine Contusion am Hinterhaupt mit geringer Wunde erhalten.
Seit 7 Monaten litt er an Schwindel, Ataxie, Anfällen von Bewusstlosigkeit,
Erbrechen, Kopfschmerz, Erblindung (Stauungspapille). Die Trepanation
konnte keine Neubildung erweisen, doch eine grosse Menge Flüssigkeit
wurde aus dem rechten Seitenventrikel entleert. Der Knabe starb einige
Wochen nach der Trepanation. Man fand eine basale Meningitis, einen
Hydrocephalus internus und eine lokale Sklerose der rechten Art. chorioidea
anter. Dieser Fall vermehrt die Casuistik der Fälle von chronischem
Hydrocephalus internus bei Erwachsenen. — Dass auch eine Thrombose
und Verschluss anderer Gefässe einen Hydrocephalus erzeugen kann, be-
weist der Fall von NewmaN (Thrombose der Vena magna Galeni). Die
Autoren sehen hier in dem Verschluss der Art. chorioid. anter. eine mög-
liche Ursache des Hydroc. intern. S. Kalischer.
K. BoiihoelTcr, üeber das Verhalten der Sensibilität bei Hirnrinden-
läsionen. Deutsche Zeitschr. f. Nerveuheilk. 26. Bd. (1. — 2.)
In der ersten Beobachtung B.’s lag eine Pialäsion im Bereich der
mittleren Centralwindung vor; es bestand eine leichte motorische Störung
der linken Hand mit Beteiligung der Tastfähigkeit und der Lokalisation.
Im zweiten Falle war nach einem Trauma ein Knochenstück in der Rinde
der Centralwindung eingekeilt, das eine Parese und leichte sensible Störung
der rechten Hand erzeugte. Nach der Entfernung des Knochenstücks ver-
schlimmerte sich die Störung des Tastgefühls und der Lokalisationsfähig-
keit. Drei weitere Fälle mit ähnlichen Symptomen werden ausführlich
beschrieben. In allen Fällen lag eine cortikale Läsion vor, und zwar vor-
wiegend die vordere Centralwindung; die feineren motorischen Fertigkeiten
waren dabei mehr gestört als die gröberen; dreimal trat eine Parese des
Daumeus hervor. Die Sensibilitätsstörungen waren in den distalen Teilen
am ausgeprägtesten (Endglieder der Finger); dabei sind Schmerz- und Be-
rührungsempfindung fast gar nicht oder nur sehr wenig gestört. In aileu
Fällen war das Lokalisationsvermögeu gestört, in dreien ausserdem die
Digitized by Google
574 Bucmou. — Lahoait. No. 34.
Lage- und Rewcgungseinpfindung. Auch das taktile Wiedererkennen von
Gegenständen war in allen Fällen mitgestört, wenn auch in verschiedenem
Grade. Als charakteristisch für eine Rindenläsion muss eine Störung des
Lokalisationsvermögens und des taktilen Wiedererkennens bei nur gering-
fügiger Sensibilitätsstörung angesehen werden. S. Kalischer.
ßucliholz, Geber die Geistesstörungen bei Arteriosklerose und ihre Be-
ziehungen zu den psychischen Erkrankungen des Seniums. Arch. f.
Psych. 39. Bd. (3).
B. teilt 5 Fälle von Arteriosklerose mit Geistesstörungen und ana-
tomischem Befunde mit. Wenngleich die bei den 5 Kranken zu beob-
achtenden Symptome recht zahlreich und in ihrer Art von einander ab-
weichend waren, so sind doch einige Erscheinungen, die bei diesen Affektionen
oft zur Beobachtung kommen, nicht vorhanden gewesen; so fehlten sowohl
aphasische Störungen als auch Bulbärerscbeinungen. Hervor trat unter
anderem ein auffallend schneller Wechsel in der Intensität der Krankheils-
erscheinungen in einigen der Fälle. Die Krankheitsbilder ähnelten auf der
einen Seite der Dementia paralytica ausserordentlich, auf der anderen den
Bildern, die wir unter seniler Demenz zusammenfassen. Daneben bestehen
eigenartige gemischte Krankheitsbilder. Ebenso vielgestaltig war der ana-
tomische Befund. Der krankhafte Process ist bald mehr im Bückenmark,
bald mehr im Hirnstamm oder im Gehirn in besonderer Stärke entwickelt;
im Gehirn selbst ist bald das Mark weiss. bald die Hirnrinde mehr be-
troffen. Erweichungen, Blutungen, sklerotische Processe, senile Rinden-
veränderung, perivaskuläre Gliose, Encephalitis subcorticalis chronica,
Höhlenbildungen, Aneurysmen, Cirkulationsstörungen aller Art bestehen
bald nebeneinander, bald vereinzelt. Dazu kommen allerlei Ernährungs-
störungen im Centralnervengewebe, in den Gcfässen. in den Nieren, Im
grossen ganzen kommen dadurch nur selten typische, einfache Krankheits-
bilder zu Staude. S. Kalischer.
H. Landau, Drei Fälle von halbseitiger Atrophie der Zunge (Heinia-
trophia linguae). Deutsche Zeitschr. f. Nervenheilk. 26. Bd.. 1. ii. 2. H.
Die drei Fälle boten als gemeinsames Symptom einen halbseitigen
Schwund mit Lähmung der Zungenmuskulatur dar. Im ersten Falle lag
der Erkrankung eine Affektion der Hirnbasis, wahrscheinlich syphilitischen
Ursprungs, zu Grunde; neben allgemeinen Hirnsymptomen waren Lähmungen
einzelner Hirnnerven erkennbar (N. X, XII), auch der zweite Fall war
wohl trotz der Erfolglosigkeit der specifischen Behandlung ein syphilitischer
(Erweichungen infolge von Arteriitis). Am eomplicirtestcn ist dje Lokali-
sation der Krankheitserscheinungeu und demgemäss auch des anzuuebmen-
den anatomischen Processes im dritten Falle, wo alles darauf hinweist
dass eine Anzahl Wurzeln im lumbalen Rückenmarksgebiet und die Wurzeln
des Facialis und Hypoglussus auf der linken Seite afticirt waren (Meningo-
myelitis, wahrscheinlich auch luetischer Natur). M. Brasch.
Digitized by Google
No. 34.
N>:i8srb und Sikmbt. — Nom..
575
A. Neistser und C. Sichert, lieber die Verwendung der Calomelolsalbe
(„Unguentum Heyden“) zu antisyphilitischen Schmierkuren. (Aus der
dermatol. Universitätsklinik in Breslau.) Med. Klinik 1905, No. 1.
Das Calomelol, ein von der von Heyden'schen Fabrik hergestelltes
eolloidales Calomel, ist ein weissgraues, feines, fast geschmack- und ge-
ruchloses, in etwa 50 Teilen kaltem Wasser, auch in nicht zu concentrirten
Salzlösungen, in Eiweisslösungen und Blutserum lösliches, in Alkohol,
Aetber, Benzol unlösliches Pulver, das 75 pCt. Calomel und 25 pCt. Kiweiss-
stoff enthält, was einem Gehalt von 66 pCt. Hg entspricht. Die Calomelol-
salbe(Ungt. Heyden) stellt eine leicht zu verreibende, weissgraue, 30 pCt. Hg,
also etwa 45 pCt. Caloiuelolpulver enthaltende Salbe dar, die — was ihr
besonderer Vorzug ist — auf der Haut einen kaum sichtbaren, die Wäsche
nicht verunreinigenden Ueberzug hinterlässt. Sie wurde bei 54 Syphili-
tischen an Stelle des Ungt. ciuereum zu Einreibungen meist in täglichen
Dosen von 8 oder 10 g, verwendet. Die Wirkung kam ungefähr derjenigen
milder Injektionen oder mässiger gewöhnlicher Schmierkuren gleich. Reiz-
erscheinungeu (Folliculitiden u. dergl.) wurden niemals beobachtet, zwei-
mal trat ein Quecksilberexanthem auf und in 4 Fällen leichte Stomatitis.
Im Urin liess sich Hg gewöhnlich nach der 5. Inunktion nachweisen. —
Vergleichende Versuche zeigten, dass sowohl die respiratorische wie die
perkutan« Resorption bei der grauen Salbe eine reichlichere ist, als bei
dem Ungt. Heyden, doch lässt sich die Wirkung des letzteren durch Hinzu-
fügung von 2 pCt. sehr fein verteilten freien Quecksilbers erheblich steigern,
ohne dass seine sonstigen wertvollen Eigenschaften darunter leiden. Die
jetzt von der Fabrik fertig in den Handel gebrachte Salbe enthält bereit«
diesen Zusatz und ist in der mittleren täglichen Dosis von 0 g zu Schmier-
kuren sehr zu empfehlen. Gleichzeitige Schwitzproccduren sind aber zu
vermeiden, weil dabei ein grösserer Teil des Calomelols in Lösung gebracht
und so von der Haut entfernt wird. — Zur inneren Darreichung und zu
Injektionen eignet sich Calomelol nicht; dagegen ist es in Salbenform oder
als Streupulver, mit indifferenten Pulvern gemischt, z. B. Calomelol. 6,0,
Zinc. oxyd. Arnyl. ana 2,5 — rein verursacht es Brennen — zur lokalen
Behandlung von ulcerösen oder iinpetiginösen Syphiliden, nässenden Papeln
u. s. w. sehr zweckmässig zu verwenden. H. Müller.
(4. Nobl, Zur klinischen, anatomischen und experimentellen Grenzbestim-
mung Inpöser Hautläsionen. Arch. f. Dermatol, u. Syph. Bd. 73. S.-A.
Verf. hat in 25 Fällen den Lupus radikal operirt und zwar in der
Weise, dass er sich immer */3 — 1 cm von der sichtbaren Infiltrationsgrenze
entfernt hielt. Die mikroskopische Untersuchung der excidirten Stücke
zeigte, dass der Schnitt dabei überall in gesundes Gewebe gefallen war.
Der normale periphere Hautsaum hatte eine Breite bald von 3 — 4, bald
von 5 — 8 mm; an iün schloss sich nach innen eine das lupöse Plasmom
unmittelbar umgebende, von specifischen Elementen freie, wahrscheinlich
durch Toxinwirkuug hervorgerufene entzündliche Reaktionszone, die durch
Quellung des collagenen Stützgerüstes im Bereiche des Papillarkörpers und
der Tunica propria, sowie durch mässige Rundzelleuinfiltratiou um die
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5 i t> Kkktki.. No. 34.
Gefässverzweigungen und glandulären Anhänge charakterisirt war. Diese
Zone pflegt bei den nodulären, langsam wachsenden, planen Uupusherden
äusserst schmal, bei den rascb sich ausbreitenden, ulcerirenden Formen
mächtiger zu sein; im klinischen Bilde ist sie, je nach ihrer Intensität,
entweder gar nicht angedeutet, oder erscheint als schmaler erythematöser
Hof. Rin Vordringen der lupösen Infiltrate nach unten in die Fettschicht
war in keinem der Fälle zu constatiren. — Der therapeutische Rffekt der
Operation bewies ebenfalls, dass alles Kranke entfernt worden war; nur
zweimal traten kleine Recidive auf, die aber, da es sich um an constitu-
tioneller Tuberkulose leidende Kranke handelte, wahrscheinlich Metastasen
darstellten und nicht aus zurückgebliebenen Resten hervorgegangen waren.
— In 6 Fällen versuchte Verf. auch die lokale Reaktion auf Alttuberkulin
zur Grenzbestimmung der spccifischen Infiltrate zu verwerten. Die erythe-
matösen Reizerscheinungen wechselten aber hierbei so sehr an Intensität
und Ausbreitung, dass sie nicht als Maassstab dienen konnten; auch zeigte
die histologische Untersuchung, dass die Kxstirpation, obgleich sie inner-
halb dieser Reaktionszone vorgenommen worden war, im gesunden Gewebe
stattgefunden hatte. H. Müller.
Freyer, A further scries of 57 cases of total exstirpation of the prostate
for radical eure of cnlargemcnt of that organ. Brit. nied. journ. 1004,
•29. Oct.
Zwanzig der zu dieser Serie gerechneten Fälle von Prostatektomie
nach der bekannten suprapubischeu Methode des V eff. 's sind schon im
Mai mitgeteilt worden. Unter 37 neu veröffentlichten waren 34 erfolg-
reich, dreimal kam es zum Kxitus letalis, der einmal durch Herzschwäche,
zweimal durch Septikümie verursacht war. Diese beiden Fälle von Septi-
kämie sind die einzigen, die Verf. unter im ganzen 110 nach seiner Me-
thode Operirten erlebt hat. Ks handelte sich dabei um Hospital patienten,
die benachbarte Betten innehatten und bei denen, zumal da die ersten Tage
nach der Operation günstig verliefen, Verf. äussere Ursachen für die
Septikämic verantwortlich macht. Unter den 110 operirten Fällen stellte
sich die Erkrankung der Prostata dreimal als maligner Natur heraus,
dabei bestand nur einmal der Verdacht hierauf vor der Operation. Von
diesen 3 Fällen kamen zwei zur Genesung, einer starb 20 Tage nach der
Operation. Von den übrig bleibenden 107 Fällen einfacher Prostatahyper-
trophie heilten 97; 10 starben, darunter nur 5 an den direkten Folgen
der Operation, die anderen 5 an Krankheiten, die von dem hohen Alter
der Patienten abhingen. Dieses schwankte zwischeu 53 und 84 Jahren
und betrug im Durchschnitt 08 Jahr. Die Mortalität der im entsprechen-
den Alter ausgeführten Lithotomie beträgt nach Sir H. Thompson's Statistik
33>/s pOt. Die bei ungünstigster Berechnung für die von F. ausgeführte
Operation anzunehmende Mortalität von 9 pOt. ist also im Vergleich hier-
mit gering B. Marcuse.
KiiMD-ndungen worden au die Adresse de» Herrn (leh. Med.-Kat Prof. Dr. M. Bernhardt (Berlin "
Krantöaiacho Strasse 21) oder an die Verlagahandluug (Berlin KW., Unter den Linden £$) et beten
Verlag rnn August Ttirsrhwald in Berlin. — l>rurk von L. Hehumaeher in Berlin N 24.
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W.V h*»njJFh erscheinen
1-J ; «na Schlüsse
JmiTgvng* Titel, Na-
' und Snch-Regiater.
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Treis des Jahrganges
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lungen u. Pnsianstalteo.
für die
medicinisclien Wissenschal
Unter Mitwirkung von
Prof. Dr. H. Senator und Prof. Dr. E. Salk/#6kLOT'/^
,. . . 1 - DGT 4 1905 ‘ ,
redigirt von
1905.
Prof. Dr. M. Bernhardt
io Berlin.
*. September.
-4£brabJ;
NoTöS
Iiiliult: P«v», Milz und Pankreas. — Müller und Saxl, Ueber Chlor-
ausscheidung im Harn. — Schot, Hepatogene Lävuiosurie. — Obtu, Morphologie
der Krebse. — Geyer, Behandlung von Deformitäten. — Wenzel, Behandlung
grosser Mastdarmvorfälle. — Hautbniiero, Ueber die hämorrhagische Pankreas-
nekrose. — Broauhekt, Acute Aortitis. — Lieber, Zur Pathogcuie des Glau-
koms. — Bloch, Ueber dysthyre Schwerhörigkeit. — M a nasse. Operative Be-
handlung der otitischen Meningitis. — Skmon, Chronische Hypertrophie der
Schleimhaut der oberen Luftwege. — Violkt, Intratracheale Behandlung von
Lungenerkrankungen. — Slacohteh, Ueber die Pest in Indien. — Wollstein,
Dysenteriebacillus. — Neubauer, Anaerobe Bakterien im Rinderdarm. —
Morelli, Kress, Berliner, Burke, Fälle von Vergiftung. — Muszkat,
Ein Fall von Bronchialkatarrh. — v. Mikulicz, Zur Physiologie der Speiseröhre
und der Cardia. — Lbiiniiorkp, Morbus Barlow. — Morse, Caloricnbedarf vor-
zeitig geborener Kinder. — Fbilchknekld, Zur Behandlung des Diabetes in-
sipidus mit Strychuininjektionen. — Faucornkt, Fall von Glykosurie. — Donath,
Bbeoman, Catöla, Cukscuuan». Fälle von Tabes dorsalis. — Stiller,
Myotonia congenita. — Stokltznkb, Fall angeborener Akroangioneurose. —
Vöenkii, Herpes zoster. — Krohayer, Eine neue Epilationsmethode. — Bisn-
»orr, Infektiöse Prostatitis. — Liciitknstern, Erfahrungen über Harnsegre-
gation. — Dienst, Retroversio Uteri gravidi iucarccrata.
ft. Prym, Milz und Pankreas. II. Teil. Versuche mit Infusen beider
Organe. Pflüger’« Arch. f. d. ges. Physiol. Bd. 107, S. 599.
Die Versuche über die aktivirende Wirkung der Milz auf Pankreas
haben bis jetzt zu widersprechenden Ergebnissen geführt. P. giebt einen
historischen Ueberblick über alle einschlägigen Untersuchungen und teilt
daun eigene Versuche mit, die zunächst die etwaige Wirkung von Bakterien
aufbellen sollen. Herzen hatte sich als antiseptischen Zusatzes zu den
•Milz-Pankreasinfusen einerseits der Borsäure bedient. P. weist nun nach,
dass dieser Zusatz unsicher wirkt und bakterielle Einflüsse nicht aus-
scbliesst. — Ferner hatte Herzen G lycerinauszüge von Pankreas benutzt.
Hier hindert der Wassermangel die Lösung des zu verdauenden Fibrins
und Zusatz wässerigen Milzinfuses begünstigt sie eben durch seinen Wasser-
gehalt Die Milz übt an sich keinen specifisch aktivirenden Einfluss auf
den Pankreassaft; das tut allein die Darmschleimhaut. A. Loowy.
XLlll. Jahrgang.
«7
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578
MCller und Saxl. — ScnoT. — Oeth.
No. 35.
A. Müller und P. Saxl, Die Chloransscheidung im Harn und ihre Be-
ziehungen zu den Verdauungsvorgängen. Zeitschr. f. klin. Med. Bd. 56,
S. 546.
M. und S. haben den zeitlichen Ablauf der Chlorausscheidung an sich
selbst festgestellt, speciell ihre Beziehung zur Nahrungsaufnahme. Sie
fingen dazu den Harn in kürzeren Perioden auf und bestimmten seinen
Chlorgehalt und seine Dichte. Aus letzterer berechneten sie den Gesammt-
gehalt an festen Bestandteilen, die sie im wesentlichen als stickstoffhaltige
ansehen. — Ein Einfluss der Nahrungsaufnahme ist deutlich zu erkennen.
Zuerst eine kleine Steigerung, die die Verff. auf die Resorption der Chloride
im Magen beziehen. Dann eine Senkung, die mehrere Stunden dauert und
die die Verff. mit dem Verbrauch des Chlornatriums des Blutes für die
Salzsäurebildung im Magen in Zusammenhang bringen; endlich eine noch-
malige Steigerung, parallel der Kochsalzresorption im Darm. — Speciell
für die Senkung der Chlorausscheidung wiesen die Verff. nach, dass sie
nicht der im Hungerzustande zu beobachtenden Chlorverarmung des Or-
ganismus analog ist, und sie betonen, dass nach diesem Befunde die Magen-
salzsäure nicht dem Chlor — wie Köppe wollte — ihre Entstehung ver-
danke. — Die zweite Steigerung der Chlorausscheidung kommt erst spät
— am folgenden Tage — zum Vorschein. — Bei zwei Kranken mit carcinn-
matöser Achylie fehlte die Senkung der Chlorausscheidung, die der Salz-
säureproduktiou im Magen entspricht. A. Loewy.
E. Schot, Zur Frage der hepatogenen Lävulosurie. Zeitschr. f. klin Med.
Bd. 56, S. 505.
Sch. hat die Wirkung verschiedener tierischer Organe auf die Zer-
setzung der Lävuloso untersucht. Er benutzte mit Aceton bereitete Pulver
der aseptisch entnommenen Organe , die er zwischen Chloroform und
Toluol auf die Lävuloselösungen wirken liess. Er überzeugte sich stets
von der Keiiufreiheit der Lösungen zum Schluss der einzelnen Versuche.
Zum Vergleich führte S. gleiche Versuche mit G ly kose lösungen aus.
Bei letzteren fand er, dass kein Organ (Muskel, Leber, Speicheldrüse,
Schilddrüse, Nebenniere) ausser Pankreas Traubenzucker zerlegen kann.
Die bei Pankreas schwache Wirkung wurde durch Muskelzusatz sehr ge-
steigert, entsprechend den Angaben Gohnheim’s. — Die Lävulose ver-
mochte kein Organ für sich in nennenswerter Weise zu zerlegen, auch
nicht Pankreas -f- Muskel! Eine sehr geringe Zerlegung scheinen Leber
und Speicheldrüse zu bewirken. Lävulose verhält sich demnach ganz ab-
weichend von der Glukose. A. Loewy.
Orth, Die Morphologie der Krebse und die parasitäre Theorie. Berl. klin.
Wochensebr. 1905, No. 11 u. 12.
Die Krebse gehören zu den Epitheliomen. Gutartige Epitheliome sind
das Epithelioma papillare und das Adenoma simplex; die bösartigen, lietero-
topen Epitheliome oder Krebse werden eingeteilt in solche mit typischer
Anordnung (Adenoma malignuin und Cancroid) und in solche mit atypischer
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No. 35.
Bcykr.
579
Anordnung der Krebszellen (Cancer). Es giebt kein sicheres morphologi-
sches Kennzeichen für die eingetretene krebsige Umwandlung von Epithel-
zellen; für die sichere Diagnose „Krebs“ ist immer noch der Nachweis
unerlässlich, dass die epithelialen Zellen ihre physiologischen Grenzen
überschritten haben, heterotop gewuchert sind. Verf. geht dann näher ein
auf die Metastasenbildung, auf die UebertragungSversuche mit Krebs und
die Krebsätiologie und gelangt zu folgenden Schlüssen: „Das Wesentliche
bei allen Krebsen, primären wie sekundäreil, sind die Krebszellen; ohne
Krebszellen keine Krebsmetastascn. Zur Erklärung der Metastasenbildung
brauchen wir keine Parasiten, dazu reichen wachstumsfäbige Krebszellen
vollkommen aus. Eine Analogie der Krebsmetastasen mit den metastati-
schen Eiterungen, Tuberkelbildungen oder sonstigen infektiösen Granuiom-
nucberungen liegt nicht vor, somit kann auch kein Analogieschluss auf
eine parasitäre Entstehung des Krebses gemacht werden. Die gelungenen
Uebertragungen von Krebs auf ein anderes Individuum können ohne Zu-
hülfenahme der Parasitentheorie durch die Annahme einer durch über-
tragene Zellen vermittelten Metastase auf ein anderes Individuum erklärt
werden. Was von Parasiten bisher beschrieben worden ist, ist noch weit
entfernt davon, für wissenschaftliche Theorien eine geeignete Grundlage
zu bieten — oder mit anderen Worten: die parasitäre Theorie schwebt für
die Krebse immer noch völlig in der Luft.“ Beitzke.
J. L. Beyer, öeber die Behandlung von Deformitäten mit Hülfe elastischer
Heftpflasterzugverbände. Therap. Monatsh. 1904, Okt.
Zur Ausübung des elastischen Zuges bedient sich B. bei der Behand-
lung von Deformitäten eines etwa 3 — 4 cm breiten Gummibandes und zwar
des besten mit Seide ühersponneuen Paragummis. Je nach dem Zuge, der
ausgeübt werden soll, lässt man zwei oder drei Stücke des Gummibandes
Übereinandernähen. Die Vereinigung mit dem Heftpflaster (am brauch-
barsten erwies sich hier das Collemplastrum adbacsivum „mite“ der
Chemischen Fabrik von Helfenberg) geschieht am besten nicht durch
direktes Vernähen. Es erscheint zweckmässiger an den Heftpflasterstücken
einen Ring aus Stahldraht anzunäheu und an den Enden des Gummibandes
an entsprechenden Stellen einen Haken zu befestigen Den elastischen
Zug hängt man erst ein, wenn das Heftpflaster genügend festklebt. An-
fänglich ist es namentlich bei sehr starker Spannung ratsam, den Zug
durch Aushängen des Gummibandes stundenweise zu entfernen. Die Heft-
pflasterstücke sucht B. möglichst gross zu nehmen, um ausgedehnte Haft-
flächen zu gewinnen, z. B. bei Genu valgum so gross, dass die Innenfläche
des Oberschenkels und Unterschenkels beinahe bedeckt wird und nur die
Kniegelenksgegend freibleibt, welche von dem angespannten Gummizug
überbrückt wird. Für gutes Anliegen des Heftpflasters ist Sorge zu tragen
und Faltenbildung durch Einkerben zu verhüten. Man wird meist einen
brauchbaren Zug erhalten, wenn man den Abstand der beiden am Heft-
pflaster befestigten Schlingen doppelt so gross macht, als die Länge des
Gummibandes in nicht gedehntem Zustande beträgt. Joachjmsthal.
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Wbnzkl. — Rautenhbbo. — Bhoadbeht.
580
No. 35.
Wenzel, Zur Pathogenese und Radikaloperation der grossen Mastdarm-
vorfälle. Deutsche Zeitschr. f. Chir. 76. Bd., 1. H., S. 19.
Hauptsächlich zwei Faktoren begünstigen die Entstehung der grossen
Mastdarmvorfälle: 1. die Schlaffheit und Schwäche der Muskulatur des
Beckcubodens und besonders des Sphincter externus, 2. der Tiefstand des
Cavum Douglasii. Die Von Bier zur Beseitigung der Erkrankung ange-
gebene Methode (reffende Naht der Mastdarrahäutc nach Abpräparirung
und Eutfernung der Schleimhaut) beseitigt nur den ersten Faktor durch
Bildung eines derben Beckenbodens, der den nach dem Douglas vordrängen-
den üannschlingen einen genügenden Widerstand entgegensetzt. Besteht
indessen ein hochgradiger Tiefstand des Douglas mit Hedrocelenbildung
— wie so häufig bei grossen Mastdarmprolapsen — so ist dem Bier’schen
Verfahren die Verödung des Douglas per laparatomiaui vorauszuschicken,
was sich dem Verf. bei einem derartigen Fall ausserordentlich gut be-
währte. Peltesoho.
Rautenberg, Zur Klinik und Pathologie der hämorrhagischen Pankreas-
nekrose. Mitteil. a. d. Grenzgeb. d. Med. u. Chir. Bd. 14, l.u. 2. H.,
S. 95.
R. beschreibt 3 neue Fälle von hämorrhagischer Pankreasnekrose aus
der Königsberger Klinik und geht genauer auf die Diagnose der Erkran-
kung ein. Ausser den bekannten Symptomen spricht nach ihm für Pankreas-
nekrose die Hyperlettkocytose bei Fehlen von Fieber; ferner weist er darauf
hin, dass ludikanurie und Fehlen von Diabetes durchaus nicht gegen
Pankreasnekrose spricht. Ein weiteres wichtiges pathognomonisches Sym-
ptom ist Ikterus, wenn eine primäre Lebererkrankung auszusch Messen ist.
— ln pathologisch- anatomischer Hinsicht fand R., dass die Nekrose stets
von der Peripherie des Drüsenläppchens ausgeht und von hier iu das
Innere vordringt. Daraus ist zu schlicssen, dass die Nekrose der Drüsen-
substanz durch ein von aussen her wirkendes Agens verursacht wird, ver-
mutlich so, dass nach Austritt des Ferments ans dem Kanalsystem aus
unbekannter primärer Schädigung des Parenchyms zunächst das Fettgewebe
und das interstitielle Gewebe ergriffen werden und sekundär — vielleicht
durch Zersetzungsprodukte der Fettgewebsnekrose — Nekrose der Drüsen-
substanz eintritt. Peltesohn.
W, Itroadbent, Acute Aortitis. The Lancet 1905, 27. Mai.
Ein 45jähriger Mann klagte über Schmerzen in der linken Brustseite,
die sich allmählich steigerten. Die Radialis war etwas stärker als ge-
wöhnlich, leicht znsammendrückbar. Spitzenstoss in der linken Brust-
warzenlinie, zwei Zoll unterhalb der Warze, schwach. Erster Ton schwach,
zweiter deutlich, in der Diastole ein kurzes Geräusch. Ucber Aorten- und
Pulmonalklappe kurzes systolisches Geräusch. Rheumatismus und Syphilis
wurden in Abrede gestellt. Unter dauernder Schmerzzunahme, auch im
linken Arm, plötzlicher Tod nach 17 Tagen.
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No 35.
I.KKKII. — B|.UCII.
581
Bei der Sektion zeigten sich Innen- und Aussenseite des Anfangsteils
der Aorta bis zur Anonyma hellrot gefärbt. Aortenklappe .schlussfähig,
verdickt. Beginnendes Atherom der Aorta. Coronararterien an ihrer Ab-
gangsstelle nur für eine Schweineborste durchgängig. Rechts war der
Verschluss durch Kalkplatten, links durch lntimaschwellung zu Staude
gekommen. Im linken Ventrikel keine Entzündungserscheinungen, Herz-
muskel derb.
Mikroskopisch perivaskuläre Infiltration der Aorta, Leukocyten rund
uqj die Vasa vasorum herum, besonders deutlich in der äusseren Hülle.
Die Herzschnitte zeigten weder fettige noch bindegewebige Degeneration,
nur geringe Farbstoffablagerung rings um die Kerne.
Todesursache: Verschluss der Coronararterien durch Intimaentzündung.
Geissler.
Th. lieber, Sur la filtration de l’oeil et sur son röle dans la pathogenie
du Glaucome. Remarques relatives au travail de M. le Dr. Uribe
y Troncoso. Annal. d’ocul. CXXXIII, p. 401.
L. hält die Einwände, welche Uribe Y TRONCOSO gegen die Zuver-
lässigkeit seines Filtrationsmanometers erhebt, nicht für richtig. Die
Werte, welche L. für die physiologische Filtration des Auges bei Ein-
spritzungen in die vordere Kammer erhielt, können nur wenig von der
Wirklichkeit abweichen. Cribe y Troncoso will ferner gefunden haben,
dass die Filtration bei Anwendung einer eiweisshaltigen Flüssigkeit ge-
ringer sei, als bei Anwendung einer physiologischen Kochsalzlösung,
ausserdem will er nachgewiesen haben, dass bei Glaukom das Kammer-
wasser einen sehr hohen Eiweissgehalt habe. Demgemäss nimmt Uribe
Y Troncoso an, dass das Glaukom durch einen zu hohen Eiweissgehalt
des Auges bedingt sei, welcher die Filtration erschwere. Dem entgegen
hebt L. hervor, dass er einen hohen Eiweissgehalt stets bei entzündlichen
Veränderungen des Auges mit Abnahme der Tension, Panophthalmie, lrido-
cyclitis, Netzhautablösung gefunden habe. Man wird bei den Präparaten
an den Anblick von gekochtem Eiweiss erinnert. L. kann sich nicht er-
innern, ähnliche Erscheinungen au glaukomatösen Augen beobachtet zu
haben. Horstmann.
Bluch, Die dysthyre Schwerhörigkeit. Verhandl. d. Deutschen otol. Ges.
1904, S. 115.
Nach ß. kommt in Verbindung mit Kropf und Kretinismus eine Form
der Schwerhörigkeit vor, die sich in ihren höchsten Stufen unmittelbar an
die dysthyreoti8che (krctinistische, endemische) Taubstummheit anreiht.
Diese dysthyre Hörstörung ist stets eine nervöse mit allen Attributen einer
solchen. Verf. vermutet, dass es sich um eine Art von toxischer Neuritis
handelt, die, wie andere Hirn- und Rückenmarksnerven, auch den Acusticus
befällt. Therapeutisch empfiehlt 11. den Gebrauch von Schilddrüsentabletten
zu 0,1 täglich 1— 2mal bei Kindern und 0,3 täglich 2mal bei Erwachsenen.
Pausen wegen zu starker Wirkung müssen öfter gemacht werden; die Be-
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582
Manassk.
Skmon.
VlOLET.
No. 35.
handlung ist auf Jahre hinaus anzulegen, die Prognose vorsichtig zu
stellen. Schwabach.
Manasse, Ueber die operative Behandlung der otitischen Meningitis.
Zeitschr. f. klin. Med. 55. Bd. S.-A.
In drei von M. mitgeteilten Fällen kam die otitische Meningitis zur
Heilung und zwar in dem einen Fall durch einfache Ausräumung des Eiter-
herdes ira Knochen, in einem zweiten durch Punktion des Meningealsackes
an der primären Stelle des Infektes, und endlich in einem dritten Falle
durch Punktion des Meningealsackes combinirt mit Incision der Dura. In
diesem letzten Falle war eiterige Meningitis vorhanden, im zweiten wahr-
scheinlich nur Meningo-Encephalitis serosa und im ersten ist die Art der
Meningitis nicht festgestellt. Jedenfalls handelte es sich in allen 3 Fällen
um frühe Stadien der Meningitis, die gleich bei Beginn der schweren
Symptome in Behandlung kamen, ein Umstand, der, nach Verf., als Ursache
des günstigen Ausganges anzusehen ist. Schwabach.
F. Semon, A peculiar form of chronic hyperplasia of the nincous mem-
brane8 of the upper respiratory tract. The Lancet 1905, Febr. 22.
Verf. beobachtete einige Fälle, in denen die Schleimhaut des ge-
summten Pharynx, die Epiglottis, die Aryfalten und Knorpel gleichmässig ver-
dickt war und ein gelbliches, durchscheinendes, gelatinöses Aussehen hatte.
Die Infiltration war glatt, die Beweglichkeit des Knorpels unvermindert, die
des Gaumens etwas schlaff. Die histologische Untersuchung eines Teilchens
der Uvula ergab dieselben Ergebnisse wie im zweiten Stadium der hyper-
plastischen Rhinitis, Wucherung des fibrillären Gewebes und kleinzellige
Infiltration um die kleinen Blutgefässe. Brown Keli.t hat ähnliche Fälle
als sklerotische Hyperplasie beschrieben, während es sich in dem von
Uogan Turner wohl um eine septische Infektion als Ursache handelte,
in denen von D. Grant und Uogan um Lues und Tuberkulose; dagegen
war in den S. 'sehen Fällen weder eine dieser Erkrankungen noch auch
Rhinosklerom vorhanden. Da es sich auch nicht um fortschreitende Er-
krankung gehandelt hat, im Gegenteil sogar Heilung eintrat, so findet
Verf. auch nicht die Bezeichnung „sklerosirende Hyperplasie“ (Brown
Kelly) angängig, sondern einfach chronische Hypertrophie, bis man etwas
Näheres über diese Krankheit wissen wird. W. Lublinski.
Yiolet, Les injections intratracheales dans les affections pulmonaires et
en particulier dans la tuherculose pulmonaire. Gaz. des böp. 1905,
No. 22.
Verf sagt mit Recht, dass man bevor die intratracheale Methode der
Behandlung empfohlen werden kann, vergleichende Versuche anstellen
muss zwischen der Anwendung der gerühmten Medikamente etwa Eucalyptol
und Guajacol auf diesem Wege oder dem der iuueren, der subkutanen,
der rektalen Anwendung unter denselben äusseren Verhältnissen. Selbst-
verständlich müsste mau sich bei der intratrachealen Methode nur der einzig
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No. 35.
.Si.AL'aii'rKH. — Wöllstein.
583
sicheren Methode der Einführung des Medikaments durch den Katheter
unter der Leitung des Spiegels bedienen. W. Lublinski.
R. Nlaughter, The plague in India. A study of the results of the Haff-
kine prophylactic. Johns Hopkins Hosp. Bullet. 1903, S. 307.
S. hat während eines längeren Aufenthaltes den Wert der Haffkine-
schen Schutzimpfungen gegen Pest in Indien studirt. Es werden dort 5 ccm
des Vaccins inj ici rt, die Injektion wird alle drei Monat wiederholt, da sich
herausgcstcllt hat, dass der Schutz etwa so lange währt. Entgegen anderen
Berichten, wonach unmittelbar nach der Immunisirung eine geringere Wider-
standsfähigkeit gegen Pest bestehen soll, kann S. aus den statistischen
Erhebungen feststellen, dass, wenn auch nicht sogleich der Höchstgrad
von Immunität erworben wird, zum mindesten eine Steigerung der Em-
pfänglichkeit nicht nachweisbar ist, dass nach Ablauf von 24 Stunden
aber ein deutlicher Schutz besteht. Falls die Injektion zu einer Zeit vor-
genommen wird, wo eine Infektion mit Pest bereits besteht, ohne dass
aber Krankheitssymptome bereits vorhanden sind, kann infolge der Schutz-
impfung die Erkrankung abgeschwächt werden. Auf das Auftreten anderer
Krankheiten hat die Injektion keinen Einfluss, höchstens wird zuweilen
Auftreten eines Ekzems beobachtet. Nach den in Form von Experimenten
vorgenommenen Schutzimpfungen, bei deuen von einer Bevölkerung die
Hälfte injicirt wurde, die andere nicht, ist den Schutzimpfungen ein hoher
Wert beizumessen. Einmal ist die Zahl der Erkrankungen unter den Ge-
impften kleiner als bei Nichtgeimpften, sodann ist, falls Geimpfte von der
Pest befallen werden, die Zahl der Todesfälle erheblich niedriger. Es
scheint verwunderlich, dass in Indien trotz der zahlreichen Schutzimpfungen
und der sonstigen Bestrebungen der Engländer die Bekämpfung der Pest
so wenig Fortschritte macht. Allein wenn jemand die Verhältnisse ge-
nauer kennen lernt, so kommt er bald zu anderer Einsicht. Einmal ist
die Zahl der vorgenommenen Impfungen verschwindend klein im Verhältnis
zu der grossen Zahl Exponirter; nur auf kleinen abgegrenzten Distrikten
kann systematisch vorgegangen werden. Sodann muss berücksichtigt werden,
dass die hygienischen Verhältnisse, die religiösen Vorurteile und die Lebens-
gewohnheiteu der Verbreitung der Seuche aufs Beste Vorschub leisten.
H. Bischoff.
M. Wöllstein, The dysentery bacillus in a series of cases of infantile
diarrhoea. Proceedings of the New-York pathol. Society 1903, S. 119.
W. hat bei 114 Kindern, die an Sommerdiarrhoe litten, den Stuhl
bakteriologisch untersucht und bei 38 Kindern Dysenteriebacillen vom
Typus Flexner, bei einem solche vom Typus Shiga naebweisen können.
Der Nachweis der Bacillen während des Lebens kann allein Aufschluss
über diese Erkrankung geben, da die Serumreaktion unsicher ist, sie kann
noch in der zweiten Krankheitswocbe fehlen. Die Bacillen sind im Stuhlu
zwei oder drei Wochen nachweisbar, sie können jedoch auch länger vor-
handen sein. H. Bischoff.
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584
Xkuuaukk. — Morki.i.i. Khkss. Berliner. Bcrkk.
No. 35.
J. Neubauer, Ueber anaerobe Bakterien im Rinderdarra. Arch. f. Wissen-
schaft). u. prakt. Tierheilk. 1905, Bd. 31, S. 153.
Während von einzelnen Bakteriologen angenommen wird, dass der
Darm der Pflanzenfresser eine Brutstätte für anaerobe wachsende Bakterien
ist, ist von anderer Seite der Nachweis von pathogenen Anaerobiern im
Darminhalte nur sehr selten gelungen. N. hat den Darm von Rindern
untersucht, von den verschiedenen Stellen Proben entnommen und anaerob
gezüchtet. Er fand nur 4 verschiedene Stämme, einer von ihnen wurde
aus dem Dünndarminbalt isolirt. Bacillen oder Sporen des Tetanus oder
des malignen Oedems wurden niemals gefunden, obwohl doch Rinder grosse
Mengen Krdpartikel, an denen die Sporen dieser Keime haften, aufnehmen.
Die mit der Nahrung aufgenommenen anaeroben Bakterien müssen also
im Darme zu Grunde gehen. N. ist der Meinung, dass sie im Magen oder
Zwölffingerdarm des Rindes zerstört werden. H. Bischoff.
1) G. Morelli, Dreifacher Fall von Wurstvergiftung (Botulismus). Wiener
med. Wochenschr. 1904, No. 46.
2) Kress, Beitrag zur Wirkung des Veronals. Therap. Monatsb. 1905,
Januar.
3) U. Berliner, Ein Fall von Vergiftung durch Chloralhydrat mit töt-
lichem Ausgange. Ebenda.
4) Ch. V, Burke, Observations on carbolic acid poisoning. New-York
med. journ. 1904, No. 16.
1) Es handelte sich um drei Soldaten, die einige Stunden nach dem
Genuss von Wurst mit Uebelkeit, Erbrechen, Kopfschmerz erkraukteu.
Nach zwei bis drei Tagen kam es zu starken Schstörungen, die Kranken
sahen alles verschwommen, doppelt, die Thränenabsonderung hörte auf,
die Conjuuktiven wurden trocken und unempfindlich, die Pupillen, ad
maximum erweitert, reagirten weder auf Licht noch auf Accommodation.
Gleichzeitig traten heftige Schluckbeschwerden auf (Lähmung der Pharyngeal-
muskulatur), Trockenheit im Munde und Halse; dabei Trockenheit der Haut,
Abschuppung, Verstopfung, erschwertes Uriniren. Grosse Hinfälligkeit,
Puls verlangsamt, aussetzend, Sensorium frei. Die Kranken wurden mittelst
Magenrobr kräftig ernährt, erhielten hohe Eingiessungen und, gegen die
Trockenheit, Pilocarpin. Am 10. Tage Hessen die bedrohlichen Erschei-
nungen nach, am 16. Tage hörten die Urinbeschwerden, am 35. das Doppelt-
selten, am 43. die Accommodationsstörungcn, am 44. die Schlingbeschwerden
und erst aut 60. die allgemeine Trockenheit auf. Alle drei Pat. konnten
geheilt entlassen werden.
2) Verf. sah in drei Fällen nach abendlichen Dosen von */z S Veronal
am 3. bezw. 4. Tage eine cuntulirende Wirkung, die sich in Schlaftrunken-
heit, verminderter Nahrungsaufnahme u. dergl. zeigte.
3) Pat. erhielt 5 Pulver Chloralhydrat a 2,0 g mit der W'eisung,
Abends 1 Pulver zu nehmen; er nahm alle 10 g auf einmal und starb am
nächsten Tage unter Erscheinungeu der Bewusstlosigkeit und Asphyzie.
Man soll Patienten nie so grosse Mengen eines differenten Mittels iu die
Hände geben.
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No. 35. Muszkat. — v. Mikulicz. -'85
4) Verf. beobachtete 12 Fälle von Garbolsäurevcrgiftung, und zwar
handelte cs sich durchweg um Selbstmordversuche; nur zwei davon ge-
nasen. Der eine dieser Fälle ist nicht zu verwerten, da wegen hoch-
gradiger Hysterie die Vorgeschichte und die Symptome unklar blieben,
ln dem zweiten Fall wurde Pat. wiederhergestellt, trotzdem er fast eine
halbe Stunde bewusstlos war. Garbolsäure wird schnell resorbirt und be-
wirkt eine Lähmung des Herzens; nur hierdurch, und nicht, wie vielfach
angenommen wird, durch Stillstand der Atmung erfolgt der Tod. Er-
brechen und Krämpfe scheinen fast immer zu fehlen; nur bei kleinen
Mengen kommt es zu heftigen Schmerzen. Die üblichen Gegenmittel,
Glaubersalz und Bittersalz, sind wirkungslos; in einem Falle wurde un-
mittelbar nach dem Verschlucken der Garbolsäure reichlich Glaubersalz
gegeben, und doch trat schnell der Tod ein. Am besten hat sich Alkohol
bewährt, wenn möglich per os, sonst subkutan oder per rectum gegeben.
Ausserdem ist eine sofortige Auswaschung des Magens erforderlich. B.
empfiehlt hierzu die Einführung einer starren, gut eingefetteten Sonde, da
man mit einer weichen Sonde schwerer zum Ziel gelangt; die vielfach ge-
fürchteten Aetzungen, Verschorfungen u. s. w. bilden sich erst in einem
späteren Stadium. Nach der Auswaschung giebt man wiederum Alkohol.
K. Kronthal.
A. Muszkat, Ein Fall von Bronchialkolik infolge Broncholithiasis. Berl.
klin. Wochenschr. 1905, No. 25.
Der in Rede stehende Fall betrifft einen 44jährigen Schausteller, der
bei seinen Unternehmungen sich des Drummond'schen Kalklichtes bediente;
wegen Kurzsichtigkeit musste er dabei dem Kalkcylinder und den Aether-
dämpfen sehr nahe kommen. Erkrankung mit starkem Husten, mit vor-
wiegend rechtsseitigen Schmerzen sowie mit vorübergehenden Temperatur-
steigerungen. Das Allgemeinbefinden wurde schlechter, der Auswurf nahm
an Menge zu, batte zum Teil Blutbeimengung. Nach Aushustung eines
steinharten Körpers von Erbsengrösse besserten sich die Beschwerden mit
einem Schlage. Die chemische Untersuchung des Gonkrementes ergab das
Vorhandensein vou phosphorsaurem und kleinen Mengen kohlensauren
Kalkes; die Röntgenuntersuchung des Patienten hatte im Stich gelassen.
— Verf. erwähnt, dass es am Atmungsapparat sowohl zu parenchymatösen
wie zu intrakanalikulären Kalkinkrustationen kommen kann, uud zwar teils
aus allgemeinen, teils aus lokalen Entstehungsbedingungen. Das klinische
Gesammtbild des vorliegenden Falles glaubt Verf. am besten mit dem
Namen „Brouchialkolik“ zu charakterisiren. Die Diagnose vor etwaiger
Herausbeförderung lässt im Stich, ebenso wie die Therapie. L. Perl.
■J. v. Mikulicz, Beiträge zur Physiologie der Speiseröhre und der Gardia.
Mitteil. a. d. Grenzgeb. d. Med. u. Ghir. Bd. 12, II. 5, S. 569.
V. M. hat eine Reihe von Untersuchungen am Menschen vorgenommen,
um einige Fragen des physiologischen Verhaltens der Speiseröhre und der
Gardia zu klären. Die Hauptergebnisse dieser seiner Untersuchungen fasst
er in folgenden Schlussbemerkungeu kurz zusammen:
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586
Lkhnuohkf.
No. 35.
Die Speiseröhre des erwachsenen Menschen ist nur im Halsteile ge-
schlossen. In ihrem Brustteile stellt sie ein weites offenes Rohr dar,
welches im Zustande der Ruhe Luft enthält. Der im ruhenden Oesophagus
herrschende Druck ist im Mittel um ein Geringes niedriger, als der atmo-
sphärische Druck. Bei der ruhigen Inspiration erniedrigt sich der Druck
bis — 9 cm Wasser, bei forcirter Inspiration bis — 20 und selbst darunter.
Bei ruhiger Exspiration steigt der Druck bis auf -j- 10 cm Wasser, bei
forcirter Exspiration auf -)- 20. Beim Hustenstoss kann der Druck auf
60 — 80, ja, selbst bis auf 160 mm Hg getrieben werden.
Beim Schluckakt steigt der positive Druck im Oesophagus kaum höher
wie beim forcirten Ausatmen, und lange nicht so hoch, wie beim Husten.
Die gefundenen Werte schwanken zwischen 0,8 und 22 cm Wasserdruck.
Der Oesophagus entleert beim Schluckakt nicht seinen gauzen Luft-
gehalt, sondern behält stets einen Teil zurück. Nur durch kräftige Husten-
stösse kann er vorübergehend ganz leer gepresst werden.
Die Cardia ist im Zustand der Ruhe geschlossen und sondert Magen
und Oesophagus vollkommen von einander ab. Dieser Verschluss ist ein
zweifacher:
a) ein rein muskulärer, durch den normalen Tonus der Cardia-
muskulatur erzeugt;
b) ein Ventilverschluss.
Das Ventil, an der lnsertionsstelle des Oesophagus in den Magen
liegend, wird durch den im Magen herrschenden positiven Druck ge-
schlossen und hält mit Sicherheit nur so lange dicht, als die Magen-
muskulatur sich im Zustande des normalen Tonus befindet.
Die Cardia öffnet sich auch ohne Schluckakt leicht für Flüssigkeiten
und Gase, die aus der Speiseröhre in den Magen treten, gestattet dagegen
sehr schwer den Durchtritt in entgegengesetzter Richtung.
Die Oeffnung der Cardia von der oesophagealen Seite aus wird auto-
matisch ausgeiöst durch jede, ein gewisses Maass überschreitende Druck-
steigerung im Oesophagus, gleichgültig ob sie durch künstliches Ein-
pumpen von Luft oder Eingiessen von Flüssigkeiten oder aber durch den
Schluckakt hervorgerufen wird. Der hierzu nötige Druck ist in der Regel
kleiner, als der Druck einer den Brustoesophagus ausfüllcnden Flüssigkeits-
säule. Mitunter beträgt er nur einen Bruchteil davon und nur unter be-
sonderen Umständen (die Oesophagusschleimbaut reizende Flüssigkeiten)
ist er höher. Carl Rosenthal.
II. LelitidorfT, Zur Kenntnis des Morbus Barlow. Röntgenbefund. Arcb.
f. Kinderheilk. Bd. 38, 8 161.
Verf. hat bei einem 8 Monat alten, an Morbus Barlowii erkrankten
Kinde, Röntgenphotographien von den Extremitäten in der 3. Woche der
Erkrankung angefertigt. Der Oberschenkel war in seiner unteren Hälfte
in tolo verbreitert. Der Knochen selbst war anscheinend nicht afficirt; er
zeigte scharfe Contouren und war in seiner Form nicht verändert. Parallel
mit dem unteren Femurende verlaufend zeigte sieb ein Schatten. Der-
selbe beginnt scharf an der Diaphysengreuze, verläuft in einer convexen
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No. 35.
Mokbk.
Kkii.vukbfki.u.
587
Linie und überschreitet an der Stelle der grössten Verbreiterung, das ist
ca. 2 cm vom unteren Diapbysenende entfernt, den Knochenschatten beider-
seits um 8 — 10 mm. Die Intensität dieses Schattens ist am stärksten
peripher an der Grenze gegen die Weichteile und nimmt allmählich gegen
den Knochen hin ab. Das Kniegelenk ist vollständig normal. Da es
nicht wahrscheinlich ist, dass Periost oder Bluterguss einen Schatten geben,
so deutet Verf. den Schatten so, dass infolge der längeren Dauer der Er-
krankung (3 Wochen) das durch Blut abgehobene Periost junge neue
Knochenbälkchen bildete. Aehnliche Veränderungen waren au beiden
Unterschenkelknocheu zu beobachten. Ausserdem bemerkte man eine
mehrere Millimeter breite Aufhellungszone unterhalb des Schattens der
Verkalkungslinie, welche ganz besonders deutlich am oberen Ende der
Tibia zu sehen war. Diese Aufhellungszone entspricht nach Verf. ’s Deutung
der bei Autopsien von Schoedel, und Nauwerk u. A. nachgewiesenen
mangelhaften Knochenbildung iu der Gegend der Epiphysen.
Stadthagen.
J. L. Morse, A study of the caloric needs of premature infants. The
Americ. journ. of the med. sc. No. 384, S. 463.
Verf. hat bei 5 vorzeitig geborenen Kindern den Calorienbedarf fest-
gestellt. Aus eigenen und fremden Analysen berechnet Verf. den Tages-
bedarf der vorzeitig geborenen Säuglinge in der Zeit vom 15.— 90. Lebens-
tage auf 122,7 Calorien pro Kilo Körpergewicht, und auf 142,9 Calorien für
die Zeit vom 90. — 125. Lebenstage. Der Tagesbedarf rechtzeitig geborener
Säuglinge beträgt nach Heubner 70—100 Calorien pro Kilo Körper-
gewicht bei Brustnahrung, 120 bei Ernährung mit Kuhmilch. Der Calorien-
bedarf vorzeitig geborener Kinder ist also relativ grösser als derjenige
rechtzeitig geborener. Dieser grössere Bedarf ist zum Teil darin begründet,
dass unreif geborene Kinder eine im Verhältnis zu ihrer Körpermasse
relativ grosse Oberfläche haben und deshalb relativ mehr Wärme abgeben
als andere Neugeborene. Ferner sind ihre Verdauungsorgane in einem
schwächeren Zustande als bei rechtzeitig geborenen und sie nutzen daher
die eingeführte Nahrung schlechter aus. Aus diesem Verhalten erklärt es
sich, wie wichtig es ist, unreife Neugeborene gegen Wärmeverluste zu
schützen und ihnen eine Nahrung zu reichen, die möglichst geringe An-
forderungen an ihre Verdauungskraft stellt. Stadthagen.
Feilchenfeld, lieber die bisherigen Resultate der Behandlung des Diabetes
insipidus mit Strychnininjektionen. Med. Klinik 1905, No. 3.
Verf. berichtet über weitere 11, durch Strychnininjektionen meist
günstig beeinflusste Fälle von Diabetes insipidus. Er beginnt jetzt mit
0,001 Strychnin nitr. und spritzt einen um deu anderen Tag ein, indem
er die Dosis jedesmal um 0,001 vergrössert bis 0,005, dann wieder ebenso
bis zur anfänglichen Dosis heruntergeht. Eine befriedigende Erklärung
der Wirkung ist bisher uoch nicht gegeben. Alkan.
f
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588 Faucon nit. — Donath. Brkuman. Catola. Curachmanx. No. 35.
Faucoiiiict, Ein Fall von Glykosurie nach medikamentöser Quecksilber-
Verabreichung. Münch, med, Wochenschr. 1005, No. 20.
Es handelt sich um einen Patienten, bei dem durch Quecksilber,
sowohl nach Einreibung wie auch nach Einspritzung, eine Glykosurie ohne
sonstige Intoxikationserscheinungen hervorgerufen wurde. Dieses Symptom
trat nach längerer anfänglicher Toleranz erst durch Anhäufung des Queck-
silbers ein. Verf. fordert auf, bei Hg-Kuren systematisch auf Zucker zu
untersuchen. Alkan.
1) 4. Donath, Wiederkehr des Kniephänomens bei Tabes dorsalis ohne
Hinzutreten von Hemiplegie. Neurol. Centralbl. 1005, No. 12.
2) L. Bregmnn. Sehnenreflexe und Sensibilitätsstörungen bei Tabes dorsalis.
Ebenda. No. 1.
3) G. Catola, Ueber den Bauchdeckenreflex bei Tabes dorsalis. Ebenda.
No. 1.
4) H. Cnrschmann, Geber Convergenzkrämpfe bei Tabes dorsalis. Ebenda
No. 1.
1) D. beobachtete bei einem Tabiker durch wiederholte Untersuchungen
eine Wiederkehr der Patellarreflexe, j>hne dass, wie in ähnlichen Fällen,
eine Hemiplegie hinzugetreten wäre. Lues war in der Anamnese nicht zu
erweisen. 22 Monate nach der ersten Untersuchung nach dem innerlichen
Gebrauch von Qnccksilberjodid und Kaltwasserkuren, waren die Patellar-
reflexe schwach vorhanden und nach weiteren 5 Monaten waren sie leb-
haft. Ein ähnlicher Fall ebenfalls von Tabes ohne Lues ist von Bergbr
beschrieben Diese Wiederkehr der Patellarreflexe erinnert an die von
Eichhorst beschriebene intermittirende Pnpillenstarre bei Tabes; die eine
Pupille zeigte auch in dem hier beschriebenen Fall eine Wiederkehr der
geschwundenen Accommodations- und Convergenzreaktion. Es kann sich
daher bei Wiederkehr der Reflexe nicht um eine Zerstörung des Reflex-
centrums oder Reflexbogens gehandelt haben, sondern um eine Schädigung
anatomischer Natur, die reparabel ist, oder um eine funktionelle Herab-
setzung oder Hemmung. Da sich auch andere Krankheitserscheinungen
hier gleichzeitig besserten, dürfte mehr eine reparable Läsion des spinalen
Reflexceutruras in Frage kommen.
2) B. berichtet über 3 Fälle von Tabes, in denen die Achillessehnen-
reflexe geschwunden waren, während die Patellarreflexe, die allerdings un-
gleich waren, noch lange erhalten waren. Damit stimmt die Tatsache
überein, dass bei Tabes an den unteren Extremitäten das Gebiet der
5. Lumbal- und 1. Sacralwurzel in vielen Fällen auch der anderen Sacral-
wurzeln zuerst und am stärksten von Sensibilitätsstörungen betroffen werden,
also Wurzelgebiete, die durch dieselben Wurzeln wie der Achillessehnen-
reflex vermittelt werden.
3) Von 3 Fällen von Tabes im Frühstadium war in einem der Bauch-
deckenreflex lebhaft, im zweiten ungleich uud im dritten normal; von
35 Fällen alter Tabes war der Abdominalreflex in 25 Fällen noch vor-
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No. 35.
Sfiller. — Stobltzrkb.
589
handen. Der Bauchdeckenreflex und sein Schwinden steht in keinem
direkten Verhältnis zum Alter der Erkrankung; die Abschwächung oder
Aufhebung desselben in älteren Fällen ist durchaus nicht ein regelmässiges
Symptom.
4) Bei einem Tabiker fand C. neben einer doppelseitigen Abducens-
parese, Nystagmus, einen bei Blickrichtung nach links und rechts, nach
oben und innen auftretenden Convergcnzkrampf des jeweilig abducirten
Auges, oder beider nach oben gerichteten Augen mit gleichzeitiger Pupillen-
verengerung. Diese tabischeu Convergeuzkrämpfe scheinen ausserordentlich
selten zu sei; bei Paralyse resp. Taboparalyse sind sie mehrfach beob-
achtet. S. Kalischer.
W. (1. Kpiller, General or localizated hypotonia of the muscles in child-
liood (Myotonia congenita). Pennsylvania med. bullet. 1905, No. 11.
S. beobachtete einen Fall von congenitaler Myotonie (Oppenheim) mit
Sektionsbefund. Auch hier handelt es sich um eine angeborene constante
Schlaffheit der Muskeln bei einem ls/4 Jahre alten Kinde, das eine ganz
abnorme Beweglichkeit der Glieder und Gelenke aufwies. Das Kind konnte
nicht sitzen, den Kopf nicht halten, noch stehen. Die elektrische Reaktion
der Muskeln war erhalten, die eine gewisse aktive Beweglichkeit zeigten,
welche im Laufe der Zeit weder zu- noch abnahm. Das Kind schien auch
geistig nicht normal entwickelt. — Die anatomische und mikroskopische
Untersuchung zeigte ein intaktes Centralnervensystem, auch die peripheri-
schen Nerven waren unversehrt. Dagegen zeigten die Muskelfasern eine
Hemmung in ihrer Entwickelung, hyalines Aussehen, auffallende Schmal-
heit; Fett, Bindegewebe und ihre Kerne waren stark gewuchert. — Auf-
fallend war noch, dass die Muskelatonie noch nach dem Tode anhielt
(20 Stunden), indem die Muskelstarre ausblieb. — Wie schon Oppenheim
hervorhebt, lässt die Annahme, dass eine Muskelhypoplasie als Ursache
der Affektion anzusehen ist, es erklärlich erscheinen, dass mitunter Besse-
rungen des Zustandes beobachtet wurden. S. Kalischer.
W. Stoeltzner, Ein Fall von angeborener Akroangioneurose. Charite-
Annalen. 28. Jahrg. 1904.
St. beobachtete ein 2jähriges Kind, das von Geburt auf an continuir-
licher Rötung der Haut, Füsse, Nasenspitze und Ohrmuscheln mit erhöhter
Temperatur litt, die ergriffenen Teile juckten und waren in geringem Grade
geschwollen. Ira Laufe der Zeit trat eine unverkennbare Tendenz zur
spontanen Besserung ein, sodass schliesslich nur an Händen und Fässen
an Intensität ziemlich geringe Paroxysmeu ohne erhebliche Beschwerden
auftrateu. Die Einwirkung der Kälte war eiue ungünstige, ebenso ver-
schlimmerte sich der Zustand, als das Kind im 9. Monat im Anschluss an
die Entwöhnung körperlich herunterkam. Der Fall kam alsbald zur völligen
Heilung. . M. Brasch.
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590
VftBKKB. — ' KbOMAYEB.
No. 35.
U. V iirner, Ueber wiederauftretenden Horpes zoster, im besonderen über
Zoster erythematosus und Zoster vegetans. (Aus der Leipziger med.
Poliklinik, Abteil, f. Hautkranke.) Münch, med. Wochensclir. 1904, No, 39.
ln dem ersten der drei vom Verf. mitgeteilten Fälle handelte es sich
um einen mehrfach recidivirenden Zoster im Gebiete des N. auricularts
magnus auf der Haut des rechten äusseren Ohres. — Bei dem zweiten
Pat. entstand etwa 3 Monate nachdem er einen linksseitigen vom oberen
Augenlide über die Stirn bis zum Scheitel sich erstreckenden Zoster
bullosus durchgemacht hatte, ganz in derselben Ausbreitung und mit der
Mittellinie scharf abschneidend, unter ziehenden und brennenden Schmerzen
eine lebhafte difTu.se Hütung und Schwellung der Haut. Nirgends zeigten
sich Knötchen oder Bläschen. Tast- und Temperaturempfindung waren auf
der gegen Berührung ziemlich empfindlichen erkrankten Partie erheblich
gestört; unerträgliche Schmerzen verursachte Druck gegen das Foramen
supraorbitale. Im Laufe von etwa 5 Wochen erfolgte Abheilung der vom
Verf. als Zoster erythematosus recidivus bezeichneten Affektion. — Der
dritte Fall betraf einen jungen Mann mit einem Zoster buccalis, der sich
auf der linken Wange vom Mundwinkel bis zum weichen Gaumen aus-
dehnte und auch auf das Zahnfleisch Übergriff. Kin Vierteljahr später
wiederholte sich dasselbe Exanthem in der gleichen Lokalisation, doch
entwickelten sieb diesmal nach einigen Tagen an einem grossen Teile der
Bläscheugruppe schmerzhafte granulationsartige Geschwülstchen, die an
ulcerirende syphilitische Papeln, aber auch an Herde von Pemphigus
vegetans erinnerten (daher der Name zoster vegetans) nnd langsam unter
Hinterlassung von Narben heilten. Später trat noch ein zweites, der Art
und Lokalisation nach gleiches Recidiv auf. — Verf. ist der Ansicht, dass
die ungewöhnicben Formen des zweiten und dritten Falles nicht nur als
Kccidive, sondern auch als erste Eruption Vorkommen. H. Müller.
Kromayer, Ueber eine neue Epilationsmethode: das Stanzen. Deutsche
med. Wochenschr. 1905, No. 5.
Die neue Methode besteht in dem Ausschneiden oder Ausstanzen der
missliebigen Haare nebst Wurzelscheide und Papille mittels scharfer loch-
eisenähnlicher Hohlcylindermesser, die durch eine Tretmaschine oder durch
einen Motor in rasche rotirende Bewegung versetzt werden (ein Verfahren,
das übrigens zur Entfernung von kleinen Hautgeschwülsten, Naevis u dergl.,
zu der es Verf. auch benutzt, schon früher von F. Büsch empfohlen worden
ist. Ref.). Die „Kleincyliuder-“ oder „Epilations-“ Messer müssen, damit
sie keine Narben veranlassen, einen Durchmesser von nicht über 1 mm
(am besten 0,8— 0,9 mm haben. Vor ihrer Verwendung schneidet man die
Haare mit einer auf 1/2 mm eingestellten Haarschneidemaschine kurz und
färbt sie, um sie besser sichtbar zu machen, mit dem Haarfärbmittel Henna
und Reng. Bei der Operation schiebt man das Cylindermesser über den
freien Haarschaft, stösst es in der Richtung desselben mit einem raschen
kurzen Ruck gegen und in die Haut und zieht es sofort wieder zurück,
wobei ihm gewöhnlich der ausgestanzte, das Haar umschliessende kleine
Hautcylinder von selbst folgt, widrigenfalls er mit einer besonders dazu
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No. 35. Bierhoff. — Lichtenstbrm. 591
construirten Pincettc herausgezogen werden muss. Ueber die Dicke der
Cutis (etwa l1/* mm) braucht man mit dem Stanzen nicht hinauszugehen,
auch wenn die Haarwurzel, wie bei den in Betracht kommenden Haaren
fast immer, mehr oder weniger tief im subkutanen Bindegewebe endet;
sie sitzt in diesem so lose und beweglich, dass sie, wenn nur die Cutis
durchtrennt ist, einem leichten Zuge folgt. Ebensowenig wie die Beweg-
lichkeit der Haarwurzel und aus demselben Grunde ist ihr im Unterhaut-
gewebe oft krummer Verlauf — welche beide Umstände die vielen Misserfolge
der elektrolytischen Epilation verschulden — störend für das neue Ver-
fahren, mit dem sich in einer Sitzung bequem 100 - 200 Haare entfernen
lasserr. Das Stanzen ist nicht schmerzhafter als der Stich mit einer
scharfen Nadel; bei sehr empfindlichen Personen kann man Aethylchlorid
zur lokalen Anästhesie verwenden, wodurch allerdings die Operation sehr
aufgehalten wird. Blutungen sind durch Andrücken von Watte leicht zu
stillen; die kleinen Wunden heilen unter einem Krüstchen rasch und nach
etwa 14 Tagen ist von ihnen nichts mehr oder kaum noch etwas zu sehen.
— Ein Nachwachsen der Haare kann natürlich nur erfolgen, wenn man
beim Stanzen die Richtung nicht genau getroffen und die Papille zurück-
gelassen hat. H. Müller.
ltierhofT, A contribution to the study of infections of the prostate from
the urethra. Med. News 1904, Bd. 85, No. 17.
Verf. sieht als Ursache der Ausbreitung einer Gonorrhoe auf die
hintere Harnröhre und die Prostata einen sehr häufig bei Gesunden aus-
gebildeten Congestionszustand dieser Organe an, der durch geschlechtliche
Perversionen sognt wie durch sitzende Lebensweise entstehen soll und an
einer vermehrten Sekretion der leicht vergrösserten Prostata zu erkennen
ist. Dabei soll das Sekret verdünnt, d. i. ärmer an den normalen Be-
standteilen des Prostatasaftes sein als unter normalen Verhältnissen. Dass
die Infektion der Prostata meist auf das Drüsenepithcl beschränkt bleibt
und nur selten das tiefere interstitielle Gewebe erreicht, führt Verf. auf
die eine Ausbreitung der Gonokokken störende alkalische Reaktion des
Prostatasekrets zurück. Von 62 Fällen, die Verf. beobachtete, waren 47
endoglandulär, d. h. klinisch ohne stärkere Schwellung und Verhärtung
und nur auf das Oberflächenepithel der Drüsen beschränkt, 11 mal handelte
es sich um die follikuläre Form mit tiefergreifender Drüsenerkrankung
und Retention in den Drüsen, und 4 mal um die parenchymatöse. Von
letzteren 4 Fällen stellten zwei Abscesse der Prostata dar. In 57 Fällen
war die Prostata rein gonorrhoisch inficirt, in 5 Fällen lag eine Misch-
iufektion vor. Therapeutisch empfiehlt Verf. vorsichtige Massage in Com-
bination mit Spülungen der Harnröhre. B. Marcusc.
Liclitenstern, Erfahrungen über Harnsegregation. Wiener klin. Wochen-
schrift 1904, No. 39.
Verf. hat an einer grösseren Reihe chirurgischer Nierenerkrankungen
günstige Erfahrungen mit der Anwendung des Luys’schen Harnsegregators
/
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592
Diknbt.
No. 35.
gewonnen. Um zu prüfen, ob das Instrument wirklich im Stande ist, den
Harn jeder Niere gesondert zum Abfluss zu bringen, wurde in einer ge-
wissen Zahl von Fällen das durch den Segregator erhaltene Resultat
mittelst Ureterenkatherismus nachuntersucht, dabei ergab sich Ueberein-
stimraung der Befunde. In Fällen, wo eine Niere exstirpirt war oder gar
nicht funktionirtc, konute ebenfalls festgestellt werden, dass der Segregator
nur auf der funktionirenden Seite Harn entleerte, der Abschluss gegen die
nicht funktionirende Seite war vollkommen. Allerdings muss der Segre-
gator gut eingefnhrt werden, da er nur bei völlig richtiger Einstellung
funktioniren kann. Die Blase ist vor der Ausführung leerzuspülen, auch
muss eine cystoskopische Untersuchung der Segregation vorhergehen. Den
Ureterenkathcterismus kann das Luys’sche Instrument da nicht ersetzen,
wo es auf bakteriologische Untersuchung des Nierensekrets ankommt. Denn
bei der Segregation passirt das Nierensekret die Blasenschleimhaut und
kann so verunreinigt werden. Gontraindicirt ist die Segregation ferner bei
Schrumpfblase, Prostatabypertrophie, hochgradiger Anteversio und Ante-
flexio uteri. Indicirt dagegen ist die Methode für alle Erkrankungen
ohne besondere Beteiligung der Blase, bei deuen es nicht auf genaue
bakteriologische Untersuchung ankommt. Die Einführung des Instrumentes
soll namentlich bei Frauen leicht und schmerzlos gelingen. Vor dem Ge-
brauche kann das Instrument ausgekocht werden. B. Marcuse.
Dienst, Ueber Retroversio uteri gravidi incarccrata an der Hand eines
mit schwerstem wirklichen Heus coraplicirt gewesenen Falles. Deutsche
mcd. Wochenschr. 1905, No. 16.
In dem bemerkenswerten F'alle von Retroversio uteri gravidi
incarcerata, den D. mitteilt, batte die Patientin vermutlich schon vor
ihrer letzten Schwangerschaft eine Retroversio gehabt. Der Uterus wurde
gravid, die Frucht hatte, durch Ausladung der vorderen Uteruswand und
Hochsteigen der Portio vaginalis bis ins Abdomen, eine Länge von 19 cm
erreichen köunen. Nachdem alsdann die ad maximum ausgedehnte Scheide
einem weiteren Hinaufwachsen der Portio vaginalis nach dem Abdomen
Einhalt geboten hatte, waren Incarcerationssymptome aufgetreten, die zu-
nächst unter dem Bilde der Ischuria paradoxa in die Erscheinung kamen.
Incarcerationsnekrose der Harnblase hatte sich nicht eingestellt, da die
Frau regelmässig katheterisirt worden war. Jedoch war es, vermutlich
infolge von filamentösen Strängen zwischen dem incarcerirten retrovertirten
graviden Uterus und dem Darmrohr, zu einer Abknickung des letzteren
gekommen und damit zu dem in diesem Falle das ganze Krankheitsbild
beherrschenden „wirklichen“ Ileus. — Die Reposition des Uterus
gelang in diesem Falle; die Abklemmung des Darmrohrs kam darauf mit
dem Hinaufgelangen des Uterus in’s grosse Becken in Wegfall. Die Frau
erholto sich wieder und genas. Br. Wolff.
Kiimptidiiiigcn worden au die Adresse de# Herrn Geh. Med. -Kat Prof. Dr. M. Bernhardt (Berlin W.
Französische Strasse 21) oder au die Verlagshaiidlung (Berlin NW., Unter den Binden £8) erbeten
Verlag von August Hirsch»* Id in Berlin — Druck ton T<« Nchuraaeher in Berlin N W.
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3&2.
' tarn einen
1— «logen; j^rhluiM
de« JahrgaMr Titel, Na*
tcA- umlÄirh-Keginter.
Centralblatt
Pr«l* da« JahrgaoirM
28 Mark; tu betleheit
durch alle Buchhand-
lungen u. PostanstaJteu.
für die
diciiiischen Wissenschaften.
Unter Mitwirkung von —
Prof. Dr. H. Senator und Prof. Dr. E. Sal)r öiß^eo^x
redigirt von ( Q)
I r\ r\c\c
Prof. Dr. M. Bernhardt
OCT U/1905
9. September.
Inliult: Bertram, Oxydation durch liarn. — Battri.li und Stsbn,
Ueber Philo- und Anticatalase in tierischen Geweben. — Trileat und Santon,
Neue Methode der Milchuntersuchung. — PFi.t!oKn, Ucbcr den Ursprung des
Zuckers bei Pankreasdiabetes. — Riman, Zur Entstehung echter, freier Gelenk-
körper. — Wirtino, Tuberkulöse Schleimbcutelaffektionen in der Becken-Hiift-
gegend. — Winbi.ow, Stauungsblutung durch Thoraxeompression. — Ci.abkk,
Septischer Ursprung von Magen-Duodenalgeschwüren. — Fkilkk, Schwere Augen-
verletzung. — Geh ii eh. Ausbleiben des Knochenersatzes am operirten Schläfen-
bein. — Halasz, Fall von Dormoidcyste. — II ah ermann, Ohrenerkrankungen
infolge von Kretinismus. — Baemoahten, Hämatome des Septum narium. —
Mayer und Scbrribb, Angina ulcerosa membranacca. — Baemqarten,
Periodische Blutungen der oberen Luftwege. — Gbuiiku, Tuberkulose und
Wohnungsnot. — Bkitzkk, Zur v. Behring'schen Tuberkulose-Infektionstheoric.
— Dkurk-Dketsch, Superinfektion und Primäraffekt. — Marx, Liebreich.
Goeinf.b. Ueber Nährpräparate. — Lkwin, Sobotta und Rath, Pracvalidin
bei Lungentuberkulose. — Micuki.kau, Vermehrte Cblorausscheidung bei tuber-
kulöser Pleuritis — Reinhard. Casuistik des chronischen continuirlichen Magen-
saftllusses. — Zweio, Ueber Acrophagie. — Rkinach, Guinon, Ueber die Er-
nährung der Säuglinge mit Milch. — Görl, Behandlung der Strumen mittelst
Röntgenstrablen. — Biklbchowsky, Spii. i, kr und Bacxhan, Frank, Berr,
Fälle von Myasthenie. — Saenhhy und Hkwktson, Fall von Oesophagus-
carcniom mit Nervenerscheinungen. — Kur, Ueber Dystasia angiosclerotica. —
Miuki.i.1, Neue Mischung zur Herstellung von Theerbädern. — Rohekdhr, Ueber
N'afalen. — Jksionkk und v. Tappeiner, Behandlung der Hautcarcinome mit
fluorescirenden Stoffen, — Yodno, Gebrauch des Cystoskopes bei Prostata-
bypertrophie.
H. Bertram, Ueber Oxydation durch Harn. Pflüger’s Arch. f. <1 ges.
Physiol. Bd. 108, S. 100.
B. hat zunächst die Versuche von B. SCHWARZ, betreffend die Oxy-
dation arseniger Säure durch menschlichen Harn zu Arsensäure wiederholt
und bestätigt gefunden. Im Mittel oxydirten 100 ccm Harn in fünf Ver-
suchen 0,0016 g arsenige Säure. — Einfacher lässt sich die oxydirende
Kraft des Harns erweisen durch die Veränderungen, die Natriumhydrosulfit
erleidet. Man muss dieses unter vollkommenem Luftabschluss zu dem durch
Kohlensäuredurchleitung luftfrei gemachten Ham hinzufügen und durch
Titration mit Ferricyankäliumlösung (-f- Eisenvitriol) die Menge des nicht-
XTilTI. Jahrgang 38
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594 Battklli u. Stern. — Trillat u. Santo*. — Pflüger. No. 36.
oxydirtcn Sulfits berechnen. — Es ergab sich, dass das Oxydationsvermögen
des Harns nach beiden Methoden quantitativ das gleiche ist. A. Loewy.
F. Bnttclli et li. Stern, La philocatalase et l'anticatalase dans les tissus
animaux. Compt. rend. de l’acad. T. 140, p. 1197.
B. und St. hatten gezeigt, dass in vielen tierischen Geweben, speciell
in der Milz, ein Ferment enthalten ist, das bei Sauerstoffzutritt die Ge-
webscatalasc zerstört (Anticatalase). Alkohol und Aceton zerstören sie,
dagegen kann man sie durch Ausfällen mit Ammonsulfat gewinnen. Essig-
säure schlägt sie nicht nieder. Sie erhält sich in dieser sauren Lösung
mehrere Tage wirksam. — Intravenös injicirt verschwindet sie unmittelbar
aus dem Blute; das Blutserum und Gewebsextrakt hindern ihre Wirkung
auf die Catalasc durch ein Ferment, das die Anticatalase zerstört. Die
Verff. nennen es Philocatalase. Es lässt sich durch Alkohol in wirk-
samem Zustande ausfällen. — Auch an Anticatalase reiche Gewebe ent-
halten Philocatalase, die durch Alkoholfällung gewonnen wird, während
dabei die Anticatalase zerstört wird. Die Philocatalase ist in neutralem
Stadium wirksam, nicht in saurem; darum eben bleibt die Anticatalase
lange in saurem Stadium wirksam. A. Loewy.
A. Trillat et Sftnton, Sur un nouveau mode de caracterisation de la
purete du lait base sur la recherchc de l’ammoniaque. Compt. rend.
de l’acad. T. 140, p. 1206.
T. und S. weisen Ammoniak in der Milch so nach, dass sie sie mit
Jodtrichlorid ausfällen und mit Kalkmilch vorsichtig alkalisch machen.
Hei Gegenwart von Ammoniak tritt Schwarzfärbung durch Jodstickstoff
ein. — Frische und reine Milch gab die Reaktion nie, auch nicht Milch,
die mit Essig-, Milch-, Buttersäurebacillen inficirt war, oder mit Colibacillen,
oder Strepto-Staphylokokkcn, Choleramilzbrandkeimen. Wohl aber trat sie
auf bei Impfung mit Mikrococcus ureae oder Flügge’schem Bacillus, oder
Beimischung von Harn oder unreinem Wasser. — Anwesenheit von
Ammoniak beweist also Verschmutzung der Milch, Abwesenheit kein Frei-
sein von Keimen im allgemeinen. A. Loewy.
Eil. PIliiger, Ein Beitrag zur Frage nach dem Ursprung des im Pankieas-
diabetes ansgeschiedenen Zuckers. Pflüger’s Arch. f. d. ges. Physiol.
Bd 108, S. 115.
P. hat an drei Hunden, denen das Pankreas zu einem mehr oder
weniger grossen Teile entfernt war, lange Stoffwechselreihen ausgeiührt
mit fett- und kohlehydratfreiem Eiweiss. Am besten erwies sich hierzu
das Kabliaufieisch (event. mit Nutrose gemischt). Die Hunde schieden
dabei so grosse Zuckermengen aus (bis zu 30 pCt. des Körpergewichtes),
dass sie aus Kohlehydrat Vorräten des Körpers nicht abgeleitet werden
können. Der Zucker muss also aus Fett oder Eiweiss entstanden sein.
Seine Menge überstieg nicht den Wert, der aus dem Körperfett abgeleitet
werden konnte. — Trotz enormen Fettschwundes bei diesen Hunden ist
das Gewicht der Leber ein erhebliches, es übertrifft das procentische
Gewicht gesunder Tiere; sie hat normale chemische Zusammensetzung nnd
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No. 36.
RlMAN. — WlETINö.
595
mehr Fett als die übrigen Organe. — Die Zuckerausscheidung hatte keine
constante Beziehung zu der des Stickstoffes; die Relation D : N schwankte
zwischen 0 lind 2,3. — P. erklärt die Zuckerbildung aus einer Arbeit der
Leberzelle, die Glykogen und Fett in Zucker umbilden könne. Wenn
zwischen Eiweissstoffwechsel und Zuckerausscheidung eine Beziehung be-
steht, so rührt sie daher, dass Fiweissnahrnng die zuckerbildende Tätigkeit
der Leber anregt. A. Loewy.
11. Kimnn, Experimenteller Beitrag zur Lehre von der Entstehung der
echten, freien Gelenkkörper. Virchow’s Arch. Bd. 180, S. 440.
V’erf. bespricht zunächst die verschiedenen Theorien über die Ent-
stehung der freien Gelenkkörper, so die durch Trauma (.Monrob), dann
„aus einer Knorpelwucherung im parasynovialen Bindegewebe“ (Laennkc),
durch einen entzündlichen Process — Athritis sicca — (Broca), endlich
durch einen entzündlichen Process nach einem Trauma (Kraoelund);
einer Ansicht, der Kötua beitrat für eine Gruppe von echten, nicht durch
Athritis deformans bedingten Gelenkkörpern, während er für andere Fälle
eine spontane dissecironde Entzündung der artikulirten Gelenkenden —
ähnlich wie Broca — annahm.
Da keine der angeführten Hypothesen eine befriedigende Lösung der
Frage der Entstehung brachte, unternahm Verf., einer Anregung Orth’s
folgend, eine Reihe Versuche. Er eröffnete iusgesamrat 6 Tiergelenke zum
Teil unter Blutleere und stellte mit dem Hohlmeissel am centralen Ge-
lenkteil je zwei gestielte Knorpelknochenstücke her. Das Periost und der
Knochen in dünner Schicht blieben unverletzt. Die Stücke blieben also
central wärts durch eine Periostknochenbrücke im Zusammenhang. Die
Bildung der Absprengungen wurde nur da vorgenommen, wo keine Sehnen
über sie hinweggingen, die sie hätten festhaltcn können. Nach Schluss
der Kapsel und Hautnaht wurde ein leichter aseptischer Verband gemacht.
Die drei Tiere, ein Ziegenbock und zwei Hunde, wurden baldmöglichst
viel bewegt. Nach durchschnittlich dreissigtägiger Beobachtung, während
der sich in allen Fällen eine völlig reaktiouslose Heilung abspielte, wurden
die Tiere getötet, ln zwei Gelenken waren vier abgesprengte Körperchen
resorbirt, in vier Gelenken acht mit ihrer Bruchfläche wieder verheilt.
Die gewonnenen Resultate erscheinen geeignet, die König’sche Ansicht über
die Entstehung der Gelenkkörper zu widerlegen, und so kommt Verf. zu
der Geberzeugung, dass nur ein Trauma für ihr Zustandekommen ver-
antwortlich gemacht werden kann. Begünstigend wirken, wie er glaubt,
disponirende Gelenkveränderungen, die sich vorzugsweise bei jüngeren
tuberkulösen Personen finden und makroskopisch in einer Verfärbung, Er-
weichung und Aufquellung des Gelenkknorpels, mikroskopisch in grober
Auffaserung, stellenweisem Schwund des Knorpels und eigenartigen Ver-
änderungen des darunterliegenden Knochens bestehen. Geissler.
4. Wieting, Beitrag zu den Affektionen, namentlich der Tuberkulose der
Schleimbeutel in der Becken Hüftgegend. Zeitschr. f. Chir. Bd. 74,
H. 5—6, S. 443.
W. möchte den eigenartigen Sitz der Türken und den durch ihn be-
3S*
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596
VVlNBl.OW.
No. 36
dingten chronischen Reiz für die Entstehung der von ihm in Konstantinopel
häufiger beobachteten namentlich tuberkulösen Schleimbeutelaffektionen
am grossen Rollhügel verantwortlich machen. Die Türken sitzen, den
Oberschenkel und Kuiee stark gebeugt, den Oberschenkel zugleich abducirt
und stark nach aussen rotirt. In dieser Stellung liegen die hinteren
oberen Ränder der Trochantesen der Unterlage, die durchaus nicht immer
weich ist, direkt auf, und zudem müssen besonders die vorderen Abschnitte
des Glutaeus maximus durch die starke Rotation bei Beugestellung über
den Knochen ziemlich stark gespannt werden. Somit würden Belastungs-
und Spannungsdruck Zusammenwirken, einmal zum Selbstschutz überhaupt
den Schleimbeutel zu einer gewissen Ausbildung zu bringen und zweitens
ihn durch den chronischen Reiz zur Ansiedlung des Tuberkelbacillus zu
prädisponiren. Die von W. beobachteten Fälle von tuberkulösen Schleim-
beutelerkrankungen am grossen Trochanter zeigten alle sehr ausgedehnte
und mit allen Produktionen des tuberkulösen Processcs ausgestattete Höhlen,
serös flockigen Eiter, typische Granulationen mit deutlich erkennbaren
Tuberkeln und als festeren Schutzwall eine mehr oder weniger derbe
bindegewebige Kapsel. Es waren grosse ovale Taschen, die den Trochanter
bedeckten und ihn nach oben, besonders aber nach unten zu weithin über-
ragten. In mehreren Fällen war es anatomisch nicht mehr möglich zu
entscheiden, ob die Bursa subcutanea oder die Bursa trochanterica profunda
der Ausgangspunkt für die Tuberkulose war. Man geht aber nicht fehl,
anzunehmen, dass die Bursitis subcutanea nur sehr ausnahmsweise die
Fascie durchsetzen und zwischen den Muskeln sich ausbreiten wird; dazu
hat sie kaum Grund, denn der Widerstand der derben Fascie ist ein grosser,
die Ausdehnungsfähigkeit in der Subcutis aber unbeschränkt. Wir dürfen
also wohl sagen, wenn die Eiterung unter der Glutealmuskulatur resp der
derben Fascie oder dem Schncnansatz herauskommt und zwischen den
Muskeln an der Ausscnseite des Oberschenkels sich ausbreitet und schliess-
lich, die Fascie durchbohrend, unter der Haut erscheint, wo sie sich dann
wie eine Bursitis subcutanea verhält, dass wir dann die Bursa profunda als
Ausgangspunkt anzusehen haben. Es liegt auf der Hand, wie wichtig die
Kenntnis von dem Vorkommen dieser Schleimbeuteleiterungen für die
Differentialdiagnose gegenüber den übrigen meist von den Knochen aus-
gehenden Eiterungen ist
Ausser den in der Bursa trochanterica lokalisirten Tuberkulosen be-
richtet W. noch über eine Beobachtung, iu der der Ausgangspunkt der
Erkrankung offenbar in der Bursa mucosa, M. bicipitis femoris sup. ge-
sucht werden muss. Dieser Schleimbeutel liegt zwischen den Ursprungs-
sehnen des M. biceps femoris und des M. semimembranosus.
Die Therapie kann nur in breiter Incision, Ausräumung und ausge-
dehnter Exstirpation der Sackwandungen , Ausreiben der Wunde mit
Jodoformpulver und Nahtverschluss der Wunde bis auf ein kleinstes
Drainageloch bestehen. Joachimsthal.
R. Winslow, A case of so call ed traumatic asphyxia. Med. News 1905,
S. 207.
W. beschreibt einen typischen Fall von Stauungsblutung durch Thorax
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No. 36.
Clarks. — Kkilkk. — (tekbku.
597
compression. Interessant ist der mikroskopische Befund eines excidirten
Huutstiickes. Es zeigte sich, dass die Capillaren mehr oder weniger stark
durch Blut ausgedehnt waren, dass aber nirgends ein Blutaustritt in das
Gewebe erfolgt war, sodass dessen Struktur völlig normales Aussehen hatte.
Peltcsoh u.
W. Bruce Clarke, The septic origin of gastric and duodenal uleers.
The Lancet 1905, S. 346.
Folgender Fall wird von C. als Beitrag und Beweis für die septische
Entstehung der Magen- und Duodenalulcera angesprochen, d. h. dafür, dass
durch Genuss verdorbener Speisen diese Krankheit entstehen kann. Ein
55jähriger bis dahin gesunder Matrose musste sich hei einem Schiffbruch
während 16 Tagen ausschliesslich von schimmligem, madigen Brot und
jauchigem Wasser ernähren. Zwei Tage nach seiner Rettung erkrankte er
mit Schmerzen in der Magengegend und ötägiger Haematemesis. Seit der
Zeit dauernde Magenschmerzen und häufiges Erbrechen. Bei der Operation
fand sich eine beträchtliche Pylorusstenose mit starken Verdickungen am
Magen und Duodenum. Eine Gastroenterostomie mit Enteroanastomose
befreite den Patienten von seinen Beschwerden. Peltesohn.
O. Feilke, Doppelte Perforation eines Augapfels durch Häkelnadel.
Günstige Heilung mit voller Sehschärfe. Arch. f. Augenheilk. Bd. LII.
In der Casuistik schwerer Augapfelverletzungen ist der beschriebene
Fall eine Seltenheit: Ein Sjähriges Mädchen hatte sich abgleitend eine
Stahlhäkelnadel mit Wucht in’s linke Auge gestossen, sodass vordere und
hintere Bulbuswand perforirt wurden. Der Haken sass in der hinteren
Wand so fest, dass heim Zuge der ganze Augapfel nach vorn rückte. Der
Haken musste erst noch tiefer gestossen werden, um die Spitze zu befreien
und den Haken berauszuziehen.
Die reaktionslose Heilung mit Erhaltung der vollen Sehschärfe findet
zum Teil dadurch ihre Erklärung, dass die Perforation die Linse nicht
traf und in der Peripherie der hinteren Bulbuswand, das centrale Sehen
nicht beeinträchtigend, lag. G. Abelsdorff.
(«erber, Ausbleiben des Kuochenersatzes am operirten Schläfenbein. Arch.
f. Ohrenheilk. 63. Bd., S. 134.
Bei dem 8jährigen Kinde blieb nach operativer Freilegung der Dura
und des Sinus transversus der Knochenersatz aus. Der nur von Epidermis
bedeckte Defekt hatte über der Dura eine Grösse von 2 cm. Der Sinus
liegt 2 cm weit frei. Einen plausiblen Grund für die fehlende Knochen-
bildung konnte Vcrf. nicht auffinden, doch hielt er es nicht für unmöglich,
dass das Periost infolge eines lange vor der Operation schon vorhandenen
subperiostalen Abscesses eine Alteration erfahren habe, die ihm späterhin,
nachdem Sinus und mittlere Schädelgrube in relativ weitem Umfange frei-
gelegt waren, eine Deckung der entstandenen, dem Hirndruck ausgesetzten
Lücken nicht mehr möglich machte. Verf. beabsichtigt, wenn der Defekt
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508
II AL AK/.. — IIahkKMANN. — B Af MG AH I KN. M AYKR U. ScHRKIKR.
No. 36.
sich nicht doch noch schliessen sollte, eine operative Deckung mit einem
Haut-, 1’criost- und Knochenlappcu vorzunehmen. Schwabach.
Hains/., Dermoidcyste an der Mastoidealgegend. Arch. f. Obrenheilk.
63. Bd„ S. 141.
Die 25jährige Kranke wurde dem Verf. zur Operation eines angeblich
durch Periostitis des Proc. mast, entstandenen Abscesses überwiesen Der
normale Befund am Ohr und das seit langer Zeit beobachtete Wachstum
der Geschwulst Hessen den otogenen Ursprung derselben ausschliessen und
legten den Gedanken an eine Neubildung nahe. Dieselbe wurde extrahirt
und es ergab sich, dass es sich um eine Dermoidcystc handelte.
Schwabacb.
llnhermaiin, Zur Hehre der Ohrenerkrankungen infolge Kretinismus. Arch.
f. Obrenheilk. 03. Bd., S. 100.
Nach H. kann die angeborene Taubstummheit infolge von Kretinismus
auf einer angeborenen Entwickelungshemmung der Epitbelien am Ductus
cochlearis, insbesondere des Corti’schen Organs, beruhen. Die häutig bei
Kretinen beobachtete Schwerhörigkeit beruht vorwiegend auf einer Er-
krankung des schallemptindenden Apparates, wahrscheinlich der centralen
Teile desselben. Häufig werden bei Kretinen auch Erkrankungen der Nase,
des Rachens und des Mittelohrs beobachtet, die, wenn sie einen höheren
Grad erreichen, das Gehör noch mehr verschlechtern werden.
Schwabach.
Itftiimgurten, Die Hämatome der Nasenscheidcwand, deren Umwandlungen
und einfache Behandlungsart. Wiener klin. Rundschau 1905, No. 13.
Nach Verf. sind die als Perichondritis septi idiopathica etc. be-
schriebenen Erkrankungen meist aus einem Hämatom entstanden, das durch
ein Trauma entstanden ist. Es wird am häufigsten im Kindesalter ge-
funden und ist gewöhnlich beiderseitig. Sich selbst überlassen werden sie
entweder aufgesaugt oder gehen in die als Perichondritis serosa bezeichnete
Form über, welche gewöhnlich purulent wird und sich selbst überlassen
zu Perforationen des Septum führt. Verf. behandelt die Hämatome in der
Weise, dass er durch in die Nase eingeführte Carbolwatte einen constanten
Druck auf die Hämatome ausübt uud sie dadurch beseitigt. Von 40 Fällen
kam es nur 5 mal zum Abscess. In chronischen Fälleu und bei Abscessen
eröffnet Verf. mit einem Messer die Hervorwölbung, klappt den halbmond-
förmigen Lappen nach oben und überzeugt sich, ob Perforation vorhanden
ist. Ist das der Fall, so werden die Ränder derselben ausgekratzt, die
Lappen wieder angelegt und mit Jodoform oder Dermatolgaze tamponirt.
Heilung nach 8—10 Tagen. W. Lublinski.
Mayer und Sehreier, Zur Klinik und Aetiologie der Angina ulcerosa
membranacea. Deutsche med. Wochenschr. 1905, No. 16.
Nachdem die Aufmerksamkeit der Aerzte durch die Arbeiten Plauts
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No. 36.
BadXOAUTKN. ÜHIIllEH. BeI TZKK.
599
und Vincents auf diese Erkrankung gerichtet wordeu ist, zeigte es sich
bald, dass es sich um ein ziemlich häufiges Krankheitsbild handelt. Trotz-
dem aber seither zahlreich über den Befund spiessförmiger Bacillen und
feiner Spirochaeten berichtet worden ist, ist die Frage der ätiologischen
Bedeutung dieser Organismen noch nicht geklärt. Die Reinzüchtung und
künstliche Infektion mit ihnen ist noch nicht einwandfrei gelungen.
Während fast alle beobachteten Fälle einen leichten Verlauf nahmen, sind
nur wenig schwere berichtet worden. Verf. berichtet über einen, der zu
Grunde ging und durch das klinische Bild einer pernieiösen Anämie com-
plicirt wurde. W. Lublinski.
Baumgarten, Ueber periodische Blutungen der oberen Luftwege. Wiener
med. Presse 1905, No. 16.
Periodische Blutungen treten am häufigsten als Vorboten der Men-
struation auf, sehr selten an Stelle derselben, ferner in der Schwanger-
schaft und zur Zeit der Involution, meistens daun, wenn Veränderungen
im Uterus vorhanden sind. Die häufigsten periodischen Blutungen erfolgen
von der Nase, selten vom Kehlkopf und aus der Luftröhre, am seltensten
aus dem Rachen. In den letzten Jahren sind Verf. solche Nasenblutungen
viel seltener aufgestossen, wie er meint, weil das Nasenbluten bei Frauen
und Mädchen häufiger behandelt und dadurch dass die betreffenden
Blutungsstellen verätzt wurden, die periodische Wiederkehr verhindert
worden ist. Blutungen bei Stauungen, so bei Herz-, Nerven- und Leber-
leiden sind hierher nicht zu rechnen, da sie nur zufällig in gleichen Ab-
ständen erfolgen. W. Lubliuski.
M. (»ruber, Tuberkulose und Wohnungsnot. Sociale Streitfragen XVI.
Verl. „Bodenreform.“ Berlin.
Wenn auch die Tuberkulose nicht in dem Sinne als eine Wobnungs-
krankheit aufzufassen ist, als ob eine Besserung der Wohnungsverhältnisse
allein die Tuberkulose wirksam bekämpfen biesse — dagegen spricht schon,
dass auch die Wohlhabenden nicht wenig unter dieser Krankheit zu leiden
haben — so hängt doch die Ausdehnung und Verbreitung der Tuberkulose
mit der Wobnunsnot zusammen. Die Wohnungsreform ist die unentbehr-
liche Vorbedingung für die wirklich durchgreifende und nicht blos mehr
oder weniger dilettantische und spiegelfechterische Durchführung des Feld-
zugsplanes gegen den Tuberkelbacillus. H. Bischoff.
H. Beitzke, Ueber Untersuchungen an Kindern in Rücksicht auf die
v. Behring’sche Tuberkulose-Infektionstheorie. Berl. klin. Wochenschr.
1905, No. 2.
Um die v. Behring in seinen Leitsätzen der Phthisiogenese aufge-
stellte Theorie, dass Lungenschwindsucht die Folge einer infolge infantiler
Infektion entstandenen Disposition sei, zu prüfen, sind im pathologischen
Institute der Cbaritö bei Kinderleichen Blutproben entnommen und diese
Meerschweinchen injicirt worden. Bei 48 Leichen, die nicht tuberkulös
waren, gelang es genügend Blut aus dem Herzen zu gewinnen. Die damit
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600
DkIIHK-DkI TM.Ii.
No. 36.
injicirteu Meerschweinchen zeigten, als sie nach ca. 3 Monaten getötet
wurden, keinerlei tuberkulöse Veränderungen. Dass andererseits die ange-
wandte Methode zu positiven Resultaten führt, wenn im Blute wirklich
Tubcrkelbacillen vorhanden sind, lehrte der Ausfall der Versuche, bei
welchen Blut von Kindern mit Miliartuberkulose bezw. Darmtuberkulose
injicirt wurde. H. Bischoff.
L. Dehre-Deutsch, Superinfektion und Primäraffekt. WicDer klin. Wochen-
schrift 1904, No. 27.
Die Tatsache, dass ein Luetiker während der Dauer seiner Lnes
keinen zweiten, mit dem primären identischen Affekt acquirirt, ist von
allen Syphilidologen anerkannt und es wird sogar für den sichersten Be-
weis der Heilbarkeit der Syphilis angesehen, dass bei Leuten, bei denen
früher sicher diagnosticirte Syphilis bestand, viele Jahre nach einer anti-
luetischen Cur ein Primäraffekt festgestellt worden ist, indem dieser nnr
dann auftreten kann, wenn die Lues geheilt war. Daraus wird dann
weiter geschlossen, dass eine zweite Infektion, eine Superinfektion nicht
möglich ist, so lange die Syphilis noch nicht völlig geheilt ist. Ks soll
somit ein Luetiker gegen eine zweite Infektion geschützt, immun, sein,
so lange die erste noch nicht völlig überwunden ist. Dies widerspricht
den Erfahrungen bei anderen Infektionskrankheiten und den Vorstellungen
der Immunität, welche sonst nur nachweisbar ist, wenn der Krankheits-
process abgelaufen ist. Dass ein zweiter Primäraffekt nicht nachweisbar
wird, solange die alte Lues nicht ausgeheilt ist, lässt sich aber auch
anders erklären, dass nicht die Haut eine Immunität gewonnen hat, sondern
dass der Organismus bei der Snperinfektion anders antwortet als bei der
ersten Infektion. Völlige Klarheit hierüber können nur Tierversuche
bringen; da diese bisher für die Syphilis in einwandfreier Weise nicht
durchführbar sind, ist man auf Analogieschlüsse angewiesen. Dem Ver-
laufe der Syphilis ist ähnlich die der Impftuberkulose des Meerschweinchens
bei subkutaner Einbringung des Virus. Auch hier tritt zunächst nach
einer kurzen Latenzperiode eine lokale Reaktion an der Impfstelle ein. es
bildet sich ein kleiner Tumor, der exulcerirt und ein Hautgeschwür ver-
ursacht, hieran schliesst sich die Anschwellung der regionären Lympb-
drüsen, endlich die allgemeine specifischc Erkrankung der Organe. Ganz
anders ist der Verlauf der Impftuberkulose bei Tieren, welche bereits in-
ficirt sind. Hier tritt bei der Superinfektion zuuächst eine hochgradige
Temperatursteigerung auf, dann entwickelt sich eine entzündliche An-
schwellung an der lnjektionsstelle, welcher ein ausgedehntes Oedem folgt.
Das Oedem schwindet, die lnjektionsstelle verschorft, der Schorf wird ab-
gestossen und es bildet sich an der Stelle neue Epidermis. Die super-
inficirten Tiere gehen früher ein als die einmal inficirten und bei der
Obduktion sind an der Stelle der Superinfektion tuberkulöse Veränderungen
nicht nachweisbar. Es verläuft somit die Superinfektion völlig anders als
die Primärinfektion.
Wenn nun aber ein Virus in Tieren, die durch dasselbe Virus bereits
inficirt sind, von der Norm abweichende Initialsymptome hervorrufen kann,
so kann das Vorhandensein oder Fehlen des typischen Primäraffektes kein
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No. 36.
Maux. Litmuacii. Gulimau.
601
sicheres Kriterium der erfolgten Infektion abgeben. Nicht bloss die Im-
munität, sondern auch der durch eine frühere Infektion krankhaft ver-
änderte Biochemismus des Organismus kann es verursachen, dass der
primäre Symptomencomplex ein von der Norm abweichendes Verhalten
aufweist. Bei vollständigem Fehlen des typischen PrimärafTekts kann der
kranke Organismus dennoch eine Superinfektion acquirirt haben. Fis muss
somit auch für den Luetiker, solange dies nicht durch einwandfreie Ex-
perimente widerlegt ist, zugestanden werden, dass eine SuperiDtektion trotz
Fehlens eines zweiten Primäraffektes erfolgt sein kann. Möglicherweise
sind gerade die besonders schwer verlaufenden Syphilisfälle durch Super-
infektion zu erklären. - H. Bischoff.
1) K. Marx, Erfahrungen mit „Bioson“, einem Eiweiss Eiscn-Lecithin-
Nährpräparat. Deutsche med. Wochenschr. 1905, No. 1.
2) Liebreich, Ueber tonisirendc Weinpräparate. Therap. Monatsh. 1905,
Januar.
3) Goliner, Beitrag zur Wirkung des Lecithins. Sep.-Abdr. aus Reichs-
Med. -Anzeig. 1905, No. 1.
1) Bioson enthält als Eiweissstoff Casein, das, in eigenartiger Weise
gewonnen, sehr rein, haltbar, geruch- und geschmacklos und leicht be-
kömmlich ist; ferner Eisen 0,24 pCt. in organischer Form und Lecithin
1,27 pCt. Es ist absolut reizlos, verursacht, auch monatelang genommen,
keine Verdauungsstörungen, greift die Zähne nicht an, regt den Appetit
an, steigert das Körpergewicht, den Hämoglobingehalt des Blutes und die
Zahl der roten Blutkörperchen. Die gewöhnliche Tagesdosis ist 50 g, zwei-
mal täglich 25; ira ganzen 'wurden 1 — 3 kg verbraucht.
2) Chinaweine scheiden bei längerem Lagern gerbsäurehaltiges Material
ab, wodurch der Wert des Weins vermindert wird; durch Zusatz von
Glycerin wird die eigentliche tonisirende Wirksamkeit aufgehoben. Man
muss also Cbinawein jedesmal frisch hersteilen lassen, was aber aus
äusseren Gründen nicht immer durchführbar ist. L. empfiehlt als guten
tonisirenden Weiu „Vials Wein“, einen Chinawein, dem Fleischextrakt und
Calciumlaktophosphat hinzugefügt sind. Fis handelt sich also um ein toni-
sirendes und gleichzeitig nährendes Mittel.
3) Die Wirkung des Lecithins in F'ällen, in denen es sich um Hebung
des Kräftezustandes, um Beseitigung der Unterernäbrnng oder um Stärkung
des Organismus in der Reconvalescenz handelt, ist von vielen Seiten
zweifellos anerkannt; nur war bisher die Form der Darreichung, z. B. bei
Kindern, mitunter schwierig. Als ein Fortschritt ist daher ein neues
Präparat zu begrüssen, Müller’sche Lecitbin-Chokolade — Tabletten, die
aus Eigelb, Lecithin (0,05 pro Tablette) und Chokolade bestehen. Diese
Tabletten werden auch von Kindern gern genommen, wirken, wie die von
G. angeführten Krankengeschichten zeigen, sehr gut und haben keinerlei
üble Nebenwirkungen. K. Krönt hat.
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602 Ijkwin. Sobotta und Rat». — Micuklbau. — Rkihhako. No. 36.
1) C. Lewin, Ueber das Epinephrin (Epirenan). Fortsclir. d. Med. 1905,
No. 1.
2) Sobotta und Ilatli, Erfahrungen mit Praevalidin bei der Behandlung
der Lungentuberkulose. Ebenda.
1) Epirenan ist das reinste und, nebenbei bemerkt, auch das billigste
Nebennierenpräparat; die von L. damit erzielten Resultate entsprechen den
bekannten Wirkungen der Nebenniere. Subkutane Injektion von Epirenan
verursacht ebenso, wie andere Nebenuierenpräparate, Glykosurie. Versuche
an Kaninchen zeigten, dass es sich dabei um Glukose bandelt, deren Aus-
scheidung nach etwa 25 Minuten beginnt, nach B Stunden den Höhepunkt
erreicht (bis 2*/2 pCt.) und nach weiteren 3 Stunden verschwindet. Dies
Phitnomeu zeigt sich schon nach Injektion von zehntel Milligrammen,
während selbst 1 mg, per os gegeben, keine Glykosurie hervorruft.
2) Das Praevalidin, eine Kampfer und Perubalsam enthaltende Salbe,
deren Anwendung bei Lungentuberkulose von anderer Seite warm em-
pfohlen wurde, hat sich Vcrffn. nicht sonderlich bewährt. Wohl sahen
sie ab und zu subjektive und auch geringe objektive Besserungen, doch
war die Wirkung keine gleichmässige und zuverlässige. Auch schädliche
Nebenwirkungen, Temperatursteigerungen, Herzklopfen, Nasenbluten u. dergl.
wurden mehrfach beobachtet. K. Kronthal.
E. Micholenu, Hyperchlorurie et plcuräsie tubcrculcusc. Arcli. gener. de
med. 1905, No. 25.
In Anknüpfung au seine früheren Arbeiten erwähnt Verf. das Auf-
treten vermehrter Ghlorausscheidting durch die Nieren ira Verlauf von
Pleuritiden auf tuberkulöser Basis; er bringt 5 neue einschlägige Fälle.
Nach seiner Erfahrung ist bei der prognostischen Würdigung einer Pleuritis
die Hauptsache, zu erforschen, ob der Kranke schon tuberkulös ist oder
ob und eventuell wann er es werden wird. In dieser Beziehung betont
Verf. diu Wichtigkeit der in Rede stehenden Harnausscheidung neben den
sonstigen klinischen Erscheinungen, namentlich mit Bezug auf die Ver-
breitung der Tuberkulose im Organismus. L. Perl.
Reinhard, Zur Casuistik des chronischen continuirlicben Magensaftflusses.
Münch, med. Wochenschr. 1904, No. 19.
Fälle von reinem uncomplicirten chronischen continuirlicben Magen-
saftfluss sind verhältnismässig seltene Erscheinungen. So hat Bittdorf in
seiner einschlägigen Arbeit ausser über einen eigenen Fall nur über 12
weitere in der Litteratur aufgefundene berichtet. Wegen dieser Seltenheit
rechtfertigt sich auch die Beschreibung des folgenden Krankbeitsberichtes:
Der 58jährige Patient klagte bereits seit 27 Jahren über Magenbeschwerden,
bestehend in Druck, Sodbrennen, Uebelkeit und Appetitlosigkeit mit Neigung
zur Verstopfung. Erbrechen war niemals eingetreten. Die Untersuchung
des sonst gesunden Mannes ergab Aufgetriebensein und Druckempfindlich-
keit der Magengegend Ausheberung, 1 Stunde nach Ewald’schem Probe-
frühstück ergab 1100 ccm Mageninhalt ohne alte Nahrungsreste und über-
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No. 36.
Zwtua. — Hkimacu. Gui.su.v
603
haupt ohne alle festen Bestandteile. Deutliche Reaktion auf Salzsäure.
An Pylorusstenose und Magenerweiterung konnte also nicht gedacht werden,
vielmehr an eine starke Sekretion in den Magen hinein. Dem entsprach
auch der Umstand, dass nach völliger Entleerung des Magens am Abend
zuvor am folgenden Morgen bis zu 315 ccm wasserheller Flüssigkeit ge-
wonnen wurden, die sich bei der Untersuchung als reiner Magensaft erwies.
Da bei dem Patieuten Magengeschwür und eine Magenerweiterung mit
Sicherheit auszuschliessen war, so konnte es sich nur um einen uncom-
plicirten Fall von continuirlichem Magensaftfluss handeln.
Carl Rosenthal.
ff. Zweig, Ueber Aerophagie. Wiener med. Wochenschr. 1904, No. 23.
Das als Aerophagie bczeichnete Krankheitsbild ist bekanntlich in
erster Linie von französischen Autoren gezeichnet und als eine hysterische
Krankheit aufgefasst worden. Mathiku stellt 4 klinische Formen dieser
Krankheit auf: 1. leichte Aerophagie bei nervöser Dyspepsie, 2. schwere
Aerophagie bei nervöser Dyspepsie, 3. spastische Aerophagie bei schwerer
Neurasthenie und Hysterie, 4. sekundäre oder zu einer schweren Magen-
erkrankung hinzutretende Aerophagie. Auf Grund eines einschlägigen
Falles, einen 51 Jahre alten Rechtsanwalt betreffend, eines Falles, der
sich als leichte Aerophagie darstellte, schildert Z. die genannte Affektion
etwa folgendermaassen: Es bandelt sich hierbei in den meisten Fällen um
eine unbeabsichtigte, oft sogar um eine ganz unbewusste Schluckbewegung,
durch welche, da sie tagsüber unzählige Male ausgeführt wird, endlich
eine Luftauftreibung des Magens resultirt. Wenn diese letztere eine ge-
wisse höchste Spannung erreicht hat, wird die Luft durch weithin hörbare,
häufige explosionartige Ructus aus dem Magen herausgcschleudert. Man
beobachtet dieses Leiden zumeist bei neuropathischeti Individuen, die auch
sonst noch Zeichen von Neurasthenie oder Hysterie zu bieten pflegen. In
schweren Fällen beobachtet man Complikationen, wie Herzarhythmie,
Dyspnoe und mehr oder weniger eingreifende Ernährungsstörungen. Was
die Behandlung unserer Affektion anlangt, so muss sie sich in erster Linie
im allgemeinen gegen die Neurasthenie wenden. Dabei kann man unter-
stützend Sondirungen des Oesophagus, sowie innerlich Validol, Brom,
Chloroformwasser u. ä. m. anwenden. Carl Rosenthal.
1) Reiiiach, Erfahrungen mit gelabter Kuhmilch in der Ernährungstherapie
kranker Säuglinge. Jahrb. f. Kinderheilk. Bd. 59, S. 462.
2) M. h. Guiuoit, De Tabus du lait en therapeutique infantile et parti-
culierement au cours des dyspepsies et gastro entörites chroniques du
second äge. Rev. mens, des mal. de l’enf. 1904, S. 97.
1) Verf. kommt zu folgenden Ergebnissen: In den mit gelabter Kuh-
milch behandelten Fällen chronischer Ernährungsstörungen kranker Säug-
linge hat sich weder in Bezug auf die Ausheilung der Darmstörungen noch
in Bezug auf die Hebung des gesummten Ernährungszustandes ein Vorzug
gegenüber den Erfahrungen mit ungelabter Milch ergeben. — Dies gilt
insbesondere auch für die Fälle, in welchen das Auftreten von Flocken
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604
Rkimauii. Uuikon.
No. 36.
— sog. Paracasei'nbröckel — stark positiver Millonprobe und stark alkali-
scher Reaktion des Stuhls auf Störung in der Oasemeiweissverdauung
schliessen Hessen. — Bei vorwiegenden Kohlehydratdyspepsien hat die un-
gelabtc, verdünnte Milch mindestens ebensoviel geleistet wie die gelabte.
In Fallen von stark saurer Stuhlreaktion mit reichlichem mikroskopischem
Fettbefuud scheint ein Versuch mit im Fettgehalt reducirter oder abge-
rahmter gelabter Milch tätlich, besonders bei solchen Säuglingen, wo die
hierbei sonst vorzügliche Kohlehydrattherapie contraindicirt ist. In einer
grösseren Reihe von chronischen und akuten Störungen mit vorwiegendem
Erbrechen und Unruhe nach dem Trinken wurden diese Symptome durch-
weg in der günstigsten Weise beeinflusst. Fülle von Reizerscheinungen
von seiten des Centralnervensystems zeigten mitunter sofortiges Ver-
schwinden dieser Zustände.
2) Für das Gedeihen von Kindern am Ende oder jenseits der Säug-
lingsperiode ist eine einseitige Ernährung mit Milch oft nachteilig, sei es,
dass die Kinder ausschliesslich Milch oder doch zu grosse Mengen der-
selben (1 1/2 Liter pro die) neben anderer Nahrung erhalten. Bei manchen
der so genährten Kinder stellen sich dyspeptische Störungen ein, die —
falls die Milch nicht für einige Zeit ausgesetzt oder deren Tagesmenge
wenigstens verkleinert wird — sich steigern und chronisch werden. Die
Kinder verlieren den Appetit, werden hartnäckig verstopft oder bekommen
stinkende Diarrhoen, das Allgemeinbefinden leidet, sie magern ab und bis-
weilen stellt sich auch Fieber ein. Die Qualität der Milch ist an diesen
Misserfolgen nicht Schuld; 'zumeist gehören diese dyspeptischen Kinder
den wohlhabenden Kreisen an. Der ungünstige Einfluss der Milchnahrung
ist daraus zu erklären, dass der Magen mancher Kinder gegenüber den
gereichten grossen Mengen Milch chemisch und motorisch insufficieot ist.
dass die Eiweisskörper und speciell das Casein der Milch im Magen und
Darm fehlerhaft verdaut und unter Mithülfe von Fäulnisbakterien im Darm
Toxine aus denselben gebildet’ werden. Dagegen verdauen diese Kinder
Amylaceen in normaler Weise und die Beimischung entsprechender Mengen
von Kohlehydraten zur Nahrung vermag sogar das Eiweiss vor der fauligen
Zersetzung im Darm zu schützen. — Die Behandlung muss darin bestehen,
dass man bei dyspeptischeu Kindern jenseits der Säuglingsperiode die
Tagesration der Milch beträchtlich einschränkt oder besser die Milch ganz
aussetzt. Für 2—6 Tage kann man ausschliesslich wässerige Abkochungen
von Milcbpräparaten reichen. Bei manchen Kindern bewirkt aber die
gänzliche Entziehung der Milch eine beträchtliche Gewichtsabnahme bis
zu 500 g in 8 Tagen. Bei diesen muss man suchen, sobald als möglich
die Milch in anfangs kleinen, dann steigenden Gaben in die Nahrung
wieder einzuführen. Dann geht man zu Milchspeisen mit Gelbei, Gemüse
in Pureeform, später zu Eiern über. Manche Kinder, die nicht kauen
mögen, verweigern aber jede festere Nahrung. Diesen Kindern kann man
Buttermilch oder Kefir geben, welche nicht gleich der Milch der fauligen
Zersetzung im Darm unterliegen. Man verwendet zunächst aus Mager-
milch bereiteten, dann den gewöhnlichen Kefir. Von letzterem giebt man
100— 120 g zwischen zwei Mahlzeiten kinderlöffclweise. Wo Kefir nicht
zur Verfügung steht, kann man rohe Milch verwenden. Uebrigens können
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No. 36.
liftBi.. — Biki.»chow»ky. Spillkh ii. Bai kman. Krank. Bciut.
605
die meisten dieser Kinder nach einigen Wochen wieder zur gewöhnlichen
abgekochten Milch zurückkehren. — Die nachfolgende Anämie bekämpft
man durch rohes Hammelfleisch in Tagesdosen von 5 — 10 g, grüne Gemüse
und Eisenpräparate. Stadthagen.
(•örl, Ein neues Feld für die Radiotherapie? (Strumenbehandlung). Münch,
mcd. Wochenschr. 1005, No 20.
Angeregt durch die Verkleinerungen, die zuerst von Albers-Schönberü
durch Röntgenbestrahlungen bei Kaninchenhoden erzielt wurden, setzte Verf.
Strumen der Einwirkung von Röutgenstrahlen aus. Da die Schilddrüse
nur von einer dünnen Gewebsschicht bedeckt ist, vermag ein grosser Teil
der Strahlen in das Drüsengewebe selbst einzudringen. Ferner enthalten
Strumen viele, nicht mehr normale Zellen, die nach den Erfahrungen an
anderen Geweben noch viel leichter als gesunde Drüsenzellen bei der Ein-
wirkung der Strahlen zerfallen.
In sämmtlichen 8 behandelten Fällen trat nach wenigen Sitzungen
Besserung, zum Teil Heilung ein, jedenfalls wurden die Atembeschwerden
in allen Fällen beseitigt. Irgendwelche Folgen auf das Allgemeinbefinden
waren nicht wahrzunehmen
Es empfehlen sich mittelweiche bis weiche Röhren in 10 — 20 cm Ent-
fernung in ca. 10 Minuten währenden Sitzungeu. Alkan.
1) A. Bielschowsky, Die Augensymptome bei der Myasthenie. Münch,
med. Wochenschr. 1004, No. 51.
2) \V . G. Spiller and E. [I. Ituck man. Myasthenia gravis witli paralysis
confined to the ocular muscles. Americ. journ. of the med. Sciences
1905, No. 397, April.
3) M. Frank, Myasthenia gravis. Ebenda.
4) Ch. W. lturr, A case of myasthenia gravis with autopsy. Journ. of
nerv, and ment. dis. 1905, No. 3.
1) B. beschreibt einen Fall von Myasthenie, in dessen Mittelpunkt die
bilaterale Parese der extensiven Augenmuskeln sowie der Stirn- und Schliess-
muskeln der I.ider neben Dysarthrie bestand. Wie in diesem Falle bildeten
etwa in ‘/s der Fälle von Myasthenie die Augensymptome das erste Sym-
ptom des Leidens, und nur ausnahmsweise bieten dieselben die zur Er-
kennung des Grundleidens notwendigen Merkmale. Die I’tosis, die in
80 pCt. auftritt, folgt oft erst der abnormen Ermüdbarkeit der Augenlider
oder begleitet dieselbe; sie combinirt sich nicht immer mit einer Parese'
des Stirn- und Lidfacialis. Das Schwanken in der Intensität der Ptosis
sowie ein periodisches Verschwinden ist ebenfalls nicht constant; oft liegt
von vornherein eine echte Parese oder eine dauernde Lähmung der Augen-
muskeln vor. Die Augenmuskeln sind bald einzeln betroffen, bald liegen
streng associirte Beweglichkeitsdefekte, Lähmungen associirter Bewegungen
vor. Dass die Ermüdung bei dem Grade der Ptosis, auch wenn sie
nicht myasthenischer Natur ist, eine Rolle spielen kann, dürfte bekannt
sein.
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006
Sauhdby und IIkwktson. — Km».
No. 36.
2) Der Fall von Myasthenie, den St’, und B. beschreiben, ist durch
seine ßeschiänkung auf die Augenmuskeln ausgezeichnet; im M. sterno-
cleidomastoideus bestand gleichzeitig myasthenische Reaktion. Die inneren
Augenmuskeln waren frei.
3) M. F. beobachtete einen Fall von Myasthenie bei einem 10jährigen
Mädchen, das seit ca. 4 Jahren Ptosis und später die anderen Erschei-
nungen der Myasthenie aufwies.
4) B. teilt einen typischen Fall von Myasthenia gravis mit, der ausser
den charakteristischen Erscheinungen, Verlauf und tätlichem Ausgang,
mehrfaches Interesse bot. In klinischer Beziehung war eine Veränderung
des Gesichtsfeldes hervorzuheben (Einengung, partielle Verwechslung der
Farben rot und blau etc.). Diese Erscheinung wird als Complikation
typischer Natur angesehen, obwohl andere typische Erscheinungen fehlten.
Bei dem Sektions- und mikroskopischen Befund sind hervorzuheben eine
Intaktheit des Centralnervcnsystems, die Persistenz der Thymusdrüse, die
krankhaft verändert war, und lymplioide Zellinfiltration und Herde in den
Muskeln. Thymusdriisenverämlerung mit oder ohne Zellinfiltration in den
Muskeln fanden bei Myasthenie bisher Wbigkut, Link, Hokdblmoser,
Hon, Goi.DFI.am. Diese Befunde, die an Zahl mehr und mehr zunchmen,
weisen auf den Zusammenhang der Myasthenie mit Veränderungen in der
Thymusdrüse und in den Muskeln hin, während alle bisherigen Befunde und
Anomalien am Nervensystem bei Myasthenie zur Erklärung weniger aus-
reichen dürften. S. Kalischcr.
R. Saundby and J. F. Hewetson, Remarks on extensive Carcinoma of
the oesophagus with unusual nervous complications. Brit. med. journ.
1904, March 12.
In einem Falle von ausgedehntem Oesophaguscarcinom waren die
Schluckbeschwerden nicht auf eine Verkleinerung des Lumens der Speise-
röhre znrückzuführen, sondern durch eine Störung der peristaltischciT Con-
traktionen. Schmerzen in der rechten Schläfengegend waren durch einen
Druck der vergrösserten Ccrvikaldrüsen auf die Cervikalnerven bedingt.
Anfälle von Erbrechen deuteten auf einen Druck oder Läsion des Vagus
hin; ebenso schienen Herzbeschwerden durch Läsion des N. sympathicus
verursacht zu sein. Die Nn. recurrcn. laryng. wurden mikroskopisch unter-
sucht und zeigten eine Zerstörung ihrer Axencylinder. Die Stimme fehlte
dem Kranken 2 Monate vor dem Tode völlig. Die Muskeln waren eben-
falls hochgradig verändert, doch die Adduktoren weit mehr als die Ab-
duktoren. Die Mm. cricothyreoid. wie der N. laryng. extern, waren unver-
sehrt. — Der Fall zeigt eine Abweichung von dem Semon’schen Gesetz:
hier waren bei der Läsion der Kehlkopfsnerven die Adduktoren früher
und intensiver betroffen als die Abduktoren. S. Kalischcr.
W. Erb, (Jeher Dystasia angiosclerotica („interraittirendes Hinken“). Münch,
med. Wochenschr. 1904, No. 21.
E. teilt seine neueren Erfahrungen über das intermittirende Hinken
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No. 36.
M 1HKI.T.I. Hom.KIlKIl.
607
mit, welchen 45 Beobachtungen aus den letzten 6 .Iahten zu Grunde liegen.
Er schildert nochmals kurz den Symptomencomplex mit seinen subjektiven
und objektiven Zeichen (Ermüdungserscheinungen, Fehlen der Pulse in den
Fussarterien, Arteriosklerose u. s. w.), weist auf gewisse atypische Fälle
hin, wo die Intermission fehlt und nur allgemeine Ermüdungserscheinungen
anftreten, die Symptome am Puls aber deutlich sind. In 30 Fällen war
das Leiden doppelseitig, in 15 einseitig (11 mal linksseitig!). Die Fuss-
pulse fehlten bei den 30 doppelseitigen Fällen 26 mal (in allen oder einigen
Arterien), in vier Fällen waren sie schwach sichtbar. Bei den einseitigen
Fällen fehlten die Pulse 13 mal. .37 Fälle zeigten allgemeine Arterio-
sklerose, 32 Fälle wiesen vasomotorische Störungen (kalte Fiisse etc.) auf.
In 2 Fällen kam Gangrän vor. Plattfussbildung sah E. nicht. Die Dia-
gnose ist leicht, wenn man die Fusspulse untersucht und eine Spinal-
erkrankung ausschliessen kann. Gelegentlich ist die Differentialdiagnose
schwieriger, wie E. an einem Falle des Näheren erörtert, wo der Gedanke
an Tabes nicht ganz abzuweisen war. E. sah fast nur Kranke aus höheren
Ständen, in der Klinik hat er bisher nur 2 Fälle beobachtet. Fast aus-
schliesslich handelte es sich um Männer (14 Juden, 29 Christen). Vor
dem 40. Jahre erkrankten 8, jenseits dieser Grenze 37 Fälle. Syphilis
war in 10 Fällen (221/* pCt.) vorausgegangen. Auch der Alkohol spielte
in der Aetiologie offenbar keine wichtige Rolle, eher schon der Tabak-
genuss. Thermische Schädlichkeiten wirkten wohl in 12 Fällen ein.
Seinen früher gemachten therapeutischen Vorschlägen hat E. nichts hinzu-
zufügen. M. Brasch.
A. Mibelli, lieber eine neue Formel zur Bereitung von Bädern, Waschungen
und Umschlägen mit Oleum cadinum und Anthrasol. Monatsh. f. prakt.
Dermatol. Bd. 40, No. 3.
Die vom Vcrf. erprobte Mischung zur Herstellung von Theerbädern
bestellt aus: Oleum cadinum 67,00, Kolophonium 11,10 und 20 proc. Soda-
lösung 21,90. Diese Emulsion mischt sich leicht in jedem Verhältnis mit
Wasser und hält sich unbegrenzt lange. Die mittlere Dosis für ein
Vollbad beträgt 160 g. In 2proc. Mischung mit Wasser ist die Emulsion
auch gut zu feuchten Umschlägen bei verschiedenen Hautkrankheiten,
namentlich bullösen, zu verwenden. In demselben Verhältnis wie das
Oleum cadinum lässt sich das farblose Theerpräparat Anthrasol ebenfalls
emulgiren. H. Müller.
Rohleder, Das Nafalen und die naphtahaltigen Salben in der dermato-
logischen Praxis. Therap. Monatsh. 1904, No. 12.
Das Nafalen ist gleich dem Naftalan ein reiner Kohlenwasserstoff, der
aus einer im Kaukasus gefundenen Naphtha gewonnen nnd durch Zusatz
von einigen Procent Seife zu einer Salbenmasse verarbeitet wird. Es hat
sich wie das Naftalan am besten bewährt bei oberflächlichen Hauterkran-
kungen, bei denen eine beruhigende, sedative Wirkung angebracht ist,
besonders bei Verbrennungen, bei Ekzemen, namentlich Gewerbeekzemen,
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608
.1 KHIONKK und V TaPPKISKH. — YotlHO.
No: 36.
^>ei Intertrigo u. dergl. Therapeutisch von Bedeutung ist nach Ansicht
deus Verf.’s hei den lieidcn genannten und bei ähnlichen Mitteln, wie
Sapolan, Petrolan, Vaselinum saponatum adustum l’etrosapol u. s. w.,
allein der auämisirend wirkende Kohlenwasserstoff, der im Nafaleu und
Naftalan am reinsten vorhanden zu sein scheint. H. Müller.
A. Jesionek und H. von Tnppeiner, Zur Behandlung der Hautcarcinoine
mit fluorescirenden Stoffen. Deutsches Arch. f. klin. Med. Bd. 82,
8. 223.
Durch Photogramme illustrirter Bericht über C in der Münchener
dermatologischen Klinik mit Aufpinselungcn oder Injektionen photodynami-
scher (fluorcscircndcr) Stoffe und gleichzeitiger möglichst ausgiebiger Ex-
position im Sonnen- oder Bogenlicht behandelte Fälle von Carcinomen der
Haut und der Lippcnschleimhaut. Die benutzten photodynamischen Sub-
stanzen waren: Salze der Fluorescenzreihe, insbesondere Eosin, die sowohl
für Tiefen- wie Oberflächenwirkung verwendbar sind und dichlornnthracin
disulfosaures Natron, das sich nur für die letztere eignet, aber den
Vorteil besitzt, dass es die behandelten Stellen nicht auffällig färbt.
Von den C Fällen wurden durch die Behandlung 2 nur vorübergehend
günstig beeinflusst, die 4 anderen sind seit 5 — 11 Monaten geheilt und
recidivfrei. H. Müller
11. Yoting, The usc of the cystoscopo in cases of prostatic hypertroph«’.
Johns Hopkins hosp. bullet. 1901, November.
Verf. ist von dem Gebrauche besonderer Cystoskope bei ProstaU-
hypertrophie. wie er sin früher anzuwenden pflegte, zurückgekommen. Er
empfiehlt vielmehr, auch bei Prostatahypertrophic das einfache Cystosknp
zu benutzen und von den bei den bei acht verschiedenen Stellungen des-
selben entstandenen Bildern schematische Zeichnungen zu entwerfen, aus
deren vergleichender Betrachtung sich ein Bild des Sitzes und der Art der
Vergrösscrung gewinnen lässt. Die einzelne Zeichnung stellt das cysto-
skopische Bild des Orificium vesicae dar, wie es bei einer bestimmten
Richtung des Cystoskopspiegels erscheint. Durch Hypertrophie der ein-
zelnen Teile der Prostata ergaben sich Abweichungen der Begrenzungs-
linien des Orificium, und so lassen sich, wie Verf. darlegt, bei den ver-
schiedenen Arten von Hypertrophie bestimmte, differente Schemata ent-
werfen, aus denen Sitz und Grad der Vergrösserung zu erkennen ist.
Für die operative Behaudlung der Krankheit kann, wie aus den mit-
geteillen Krankengeschichten erhellt, eine derartige cystoskopische Unter-
suchung von maassgebender Bedeutung sein. B. Marcusc.
Kinto'ndiingen worden an di* Adroaae de» Herrn Qeh. Med. -Kat Prof. Dr. M. Bernhard! (Berlin "•
Französische Sirasae 2t) oder an dio Verlagshandlung (Berlin KW., Unter den Linden 6S) eibeie«
Verlag von August Uir|t*h«ald in Berlin. — Prüde .rnn I., Schumacher in Berlin N 24-
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Ich erscheinen
gen; am Schlüße
hrpan*» Titel, Nl-
Sach-Begister.
Centralblatt
für die
Preis des Jahrganges
28 Mark ; tu bestehen
durch alle Buchhand-
lungen u. Pottanstalten.
nicditinischeii Wissenschaften.
Unter Mitwirkung von
Prof. Dr. H. Senator und Prof. Dr. E. Salkowski,
' CT 23/' . ,
\ ^ X redigirt von
. • Fyo£ Dr. M. Bernhardt
ln Berlin.
1905.
SB. September.
No. 37.
Iixlmlt: Pugliesb, Ueber das Vorkommen von Antithrombin. — Catin,
Verhalten des Manuan’s zu Fermenten. — Cebnovodkanu und Hknbi. Hämo-
lytische Wirkung der Sera* — Nadler, Fall von Myositis ossiticans. — Fisches,
Luxation des Keilbeins. — Morison, Ueber Pyloroplastik. — Franz, Ueber
Aneurysma arteriovenosum. — Neübnborn, Hypoplasie des N. facialis. — Gra-
obkioo, Bedeutung der Abducenslähmung bei Mittelohrentzündung. — Kluo,
ßetropharyngealabscess bei Mittelohreiterung. — Hödlmosrr, Fremdkörper im
Larynx. — Stbnobr, Ueber maligne Tumoren im Nasenrachenraum. — Rüpin,
Cultur der Vaccine auf Lymphe. — Donovan, Menschliche Piroplasmosis. —
Fromme und Gawronsrv, Ueber das Sterilisiren der Gummihandschuhe. —
Beuntoh, Behandlung der Anämie mit Knochenmark. — Chauvel, Ueber
organische Silberverbindungen. — Hopbader, Die paradoxe Zwerchfellscontraktion.
— Schilling, Magenkrankheiten durch Schimmelpilze. — Sciiaudinn, Ein-
dringen der Ankylostomumlarven durch die Haut. — Nathan, Seröse Pleuritis
und Tuberkulose im Kindesalter. — Laddeb, Ueber Scharlachinfektion. —
v. Oepele. Wirkungsweise der Opiate bei Diabetes. — Schipfmann, Marescb,
Ueber die Negri’schen Körperchen. — Dana, Frazibb. Ueber Kleinhirntumoren.
— Herpel, Thiknger, Foster, Lohrr, Dürio, Ueber Morbus Basedowii
und Myxödem. — Bernhardt, Seltenere peripherische Lähmungen. — Hart,
Ueber Paralysis agitans. — v. Rad, Tumor der Medulla oblongata. — Freund,
Einwirkung der Elektricität auf Magensaftsekretion. — Hoppmann, Aetiologie des
Erythema nodosum. — Rost, Hansen, Ueber Lepra. — Caspeb, Ueber Nieren-
tuberkulose. — Ludwig, Ueber Dermoidcysten der Ovarien.
K. Pugliese, Contribution ä la connaissance des substances anticoagulantes
du sang et des Organes et tissus. Journ. de pbysiol. et de pathol. gener.
T. VII, p. 437.
P. zog mit schwachen Kochsalzlösungen 24—36 Stunden tierische
Organe und Blut aus, fällte das Filtrat mit essigsaurem Blei, behandelte
das Filtrat davon mit Kohlensäure und fügte Alkohol bis zur Bildung
eines Niederschlages hinzu. Nach Filtration resultireD bräunliche, mit
Alkalien einen Niederschlag gebende Flüssigkeiten. Diese wirken nun
gerinnunghemmend, mit Ausnahme des Hirnextraktes, das zu Hämolyse
führte. Eine enge Beziehung zwischen der Menge des benutzten Extraktes
und der gerinnunghemmenden Wirkung besteht nicht; Leber-, Nieren-,
Muskelextrakte wirken stärker als Blutextrakte, Vogelblut stärker als
Hundeblut. — Fügte man zu dem durch Zusatz von Orgauextrakten unge-
XI, III. Jahrgang. 39
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«ro
Patin. — Ceknoyoiikanu und Hkkri. — Nam.kb.
No. 37.
rinnbar gemachten Blut Kalksalze, so trat keine Gerinnung ein. wohl aber
auf Zusatz von Hundeserum oder mit Wasser oder Salzlösung hergestellten
Leberextrakten. — Die die Gerinnung hemmenden Extrakte wirken durch
Gegenwart eines Antithrombins, das der Erhitzung .wiedersteht und
dilTusibel ist. — Verf. hält für das wertvollste Resultat die Tatsache, dass
er im Blut selbst eine gerinnunghenimende Substanz fand. Er glaubt, dass
diese die Nichtgerinnung des Blutes im Gefässsystcm bewirke, daher auch
das Vogelblut, das mehr Antithrombin enthält, langsamer gerinnt als
Hundeblut. A. Loewy.
Mino, et M. C.-L. Cntin, Action de quelques diastases animales sur cer-
taines mannanes. Compte retid. de la soc. de biol. T. 58, p. 847.
C.’s wollten feststellen, ob bei höheren Tieren ein Ferment vorhanden
ist, das Mannane in Mannose umwandelt, wie das bei Pflanzen der Fall ist
Sie Hessen auf Salepextrakt Kaninchenblut, Hühnerblut, Huudepankreav
extrakt wirken, ferner auf Lösungen von Johannisbroteiweiss, das Mannane
und Galaktane enthält, Hühnerblut und Macerationen von Hühnerdarm und
Hühnerpankreas. In keinem Falle fand eine fermentative Veränderung
statt. A. Loewy.
1*. Ornovodcnnii et Victor Henri, Etüde de Phemoly.se produite par
des melauges de serums. Compt. rend. do la soc. de biolog. T. 58,
p. 855.
C. und H. Hessen verschiedene Sera (vom Hund und Huhn) gleich-
zeitig auf Pferdeblut wirken. Sie fanden, dass die hämolytische Wirkung
grösser ist, als die Summe der Wirkung der beiden einzelnen Sera
Dabei ist die Wirkung der Hämolyse um so erheblicher, jo mehr das
Hühnerserum im Verhältnis zum Hnndeserum überwiegt. Die Wirkung ist
analog der, die verschiedene Colloide auf einander ansüben. — Ein nicht
hämolytisch wirkendes Serum wirkt demgegenüber hindernd auf die Hämo-
lyse durch ein wirksames Serum; so hemmt Pferdeserum die des Hunde-
serums auf Hühnerblutzellen und zwar stärker, wenn man den Hühner-
zellen zunächst das Pferdeserum, dann erst das Hnndeserum zusetzt. —
Auf 5C° erhitztes Pferdeserum wirkt weniger hemmend. Das Pferdeserum
muss sich dabei in dem Hühnerplasma befinden. Gentrifugirt man das
Hühnerblut-Pferdeserumgemisch und fügt zu den in Kochsalzlösung auf-
geschwemmten Zellen Hundeserum, so sind nun die Zellen empfindlicher
als normal geworden. — Das Verhalten von Pferde- zu Hundeserum ist
analog dem von colloi'dalem Eisen zu einem Serum. A. Loewv.
K. N'rtdler, Myositis ossificans mit spontanem Zurückgang der Muskel-
verknöcherungen. Zeitsclir. f. Chir. Bd. 74, H. 6— C, S. 420.
In der ersten der beiden von N. mitgeteilten Beobachtungen traten
bei einem 32jährigen Zimmermann nach einer Fractura snbtubercularis
humeri dextri Knochenneubildungen im M. biceps und triceps, in der
zweiten bei einem 20jährigen Monteur solche im Biceps und Brachial»
internus auf. Beide Kranken lehnten einen operativen Eingriff ab und
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No. 37. Fischkh. — MontsoN. — Fräs*. 611
konnten sehr lange beobachtet weiden. Auffallenderwei.se zeigten beide
einen spontanen Rückgang der Verknöcherungen in den befallenen Muskeln
und Schritt für Schritt damit eine Resserung der Gebrauchsfälligkeit der
erkrankten Extremität. Joachiinstlial.
G. Fischer, Zur Luxation der Keilbeine. Zeitchr. f. Cbir. Bd. 73, H. 4 — 6,
S. 438.
Ein SSjähriger Schlosser ging in weichen Pautoffeln eine Treppe herab,
trat auf die Kante der drittletzten Stufe und glitt aus. In demselben
Augenblicke, in dem er eine Anstrengung machte, um nicht zu fallen und
schliesslich noch das Geländer fasste, empfand er einen starken Schmerz
am linken Fuss und konnte nicht mehr auftreten. Bei der Untersuchung
am folgenden Tage fühlte man auf dem Fussrücken und am Innenrande
einen Vorsprung, der dem nach innen und oben luxirteu 1. Keilbein ent-
sprach. Der innere Fussrand war conkav und verkürzt. Ein Repositions-
Versuch in Narkose mittelst Plantarflexion, Abduktion und Daumcridruck
misslang; daher wurde nach 8 Tagen das 1. Keilbein exstirpirt. Patient
wurde wieder arbeitsfähig, Joachiinstlial.
Morison, Pyloroplasty. The Lancet 1905, H. 6, p. 351.
M. hat, um den Wert der jetzt kaum noch geübten, durch die Gastro-
enterostomie verdrängten Pyloroplastik bei gutartigen Pylorusstenosen zu
ermitteln, 20 nach dieser Methode operirte Patienten nachuntersucht. Aus
der interessanten Zusammenstellung ist folgendes zu entnehmen: 2 Todes-
fälle, davon 1 nach 18 Monaten an Carcinom, welches als gutartige Stenose
augesprochen worden war, 1 nach 2 >/* Jahr an Phthisis pulmonum. 1 Patient
war nicht zu ermitteln. Von den übrigen 17 Operirten bekamen 2 eine
neue Pylorusstenose und wurden wiederum operirt; bei einem dritten fand
sich gelegentlich einer Nachoperation der Pylorus für 3 Finger durchgängig.
8 Patienten sind, völlig beschwerdefrei, geheilt. Bei den den übrigen (i
bestanden nach der Operation noch mehr oder weniger unbestimmte Magen-
besch werden, bedingt durch Gallensteinleiden, Alkoholmissbrauch etc. Doch
war auch bei dieseD dauernde Gewichtszunahme festzustellen. Diese Nach-
untersuchungen erstrecken sich über einen Zeitraum von 6 4/4 bis 10 Jahren
und beweisen, dass die Pyloroplastik bei gutartigen Stenosen sehr gute
Resultate giebt und, da dieselbe die normalen anatomischen und physio-
logischen Verhältnisse am meisten berücksichtigt, gegenüber der Gastro-
enterostomie bevorzugt werden sollte. Peltesolin.
Franz, Klinische und experimentelle Beiträge betreffend das Aneurysma
arteriovenosum. Arch. f. klin. Cliir. 75. Bd., 3 H., S. 572.
F. giebt zunächst ausführlich die Kraukheitsgeschichte eines 12jährigen
Knaben, den er von einem durch Messerstich erlittenen Aneurysma arterio-
venosuin am Oberschenkel durch Exstirpation des Aneurysmas heilte. Be-
merkenswert war die Temperaturerhöhung am kranken Unterschenkel um
39*
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NeIIENHORS. (iRAKBRIOO.
No. 37
til 2
ca. 1,5°, ferner eine Verlängerung des kranken Beines uro 3 cm. — F. hat
nun Beobachtungen an künstlich erzeugten Aneurysmen arteriovenös, ge-
macht, indem er einmal einfache Fistulae arteriovenosae, dann anrh
Aneurysmen mit intermediärem Sack (durch Eiuschalten eines anderen
Venenstückes zwischen A. und V.) bei Hunden anlegte. Die Beobachtungen
erstrecken sich auf die Natur und Entstehung des typischen Geräusches,
auf die Blutdruckschwankungen und die Temperaturen. — Intra operationein
war stets zu constatiren Dilatation und Pulsation des peripheren Venen-
abschnittes, Schwirren und continuirliches Geräusch mit systolischer Ver-
stärkung. Diese beiden letzten Symptome beruhen auf dem freien Abfluss
des arteriellen Blutes in den centralen Venenabschnitt, haben aber nichts
mit dem peripheren Venenabschnitt zu tun. Die alte Anschauung, dass
der Zusammenprall von venösem und arteriellem Blut die Ursache ist, ist
hinfällig. Das Geräusch wird auch trotz Verlegung des peripheren Venen-
abschnittes in centrifugaler Richtung fortgeleitet und wird ein discontitmir
liebes durch Verlegung des centralen Venenabschnittes. — Die Anacrotie
des Sphygmogrammes ist der Ausdruck der Krafteinwirkung des Arterien-
blutes auf den peripheren Veucnteil resp. die Wand des Aneurysmasackes.
Die Curven des centralen Venen- und peripheren Arterienteils stellen eine
niedrige Wellenlinie dar. — In Bezug auf die Temperatur findet P., dass
die durch die Operation hervorgerufenen Cirkulatiousstörungen stets eine
unmittelbare Erniedrigung bedingen, welche jedoch sehr bald wieder aus-
geglichen wird, ln der Nähe der Communikatiou, soweit die Bildung der
Collateralen reicht, kann sogar eine Temperaturerhöhung eintreten, während
die entfernteren distalen Teile der Extremität stets eine Temperatur-
erniedrigung zeigen. — Uebrigens kann die operative Gommunikation
zwischen A. und V. Monate lang dauern, ohne dass eine Thrombose eintritt.
Pcl tesohn.
Neuenborn, Rudimentär entwickelte missbildete Ohrmuschel mit congeni-
taler einseitiger Facialislähmung infolge Hypoplasie des Nerven. Arch.
f. Ohrenheilk. 03, Bd., S. 113.
Verf. glaubt die iu seinem Palle beobachtete Pacialislähmung auf eine
abnorme Enge des Canalis Fallopii und dadurch bedingte Verhinderung
des Nerven in seiner Entwickelung zurückführen zu sollen. Auf die sup
ponirte Enge dieses Canales glaubt er daraus schliessen zu sollen, da«
der betreffende äussere Gehörgang schwächer entwickelt und die Kopf
maasse der betr. Seite kleiner sind als auf der gesunden Seite.
Sch wabach.
(»radenigo. Sur un syndrome particulier de complications endocraniennes
otitiques, paralysie de l'abducteur d’origine otitique. Annales des mal
de l’or. 1004, No. 8, p. 120.
G. glaubt, auf Grund einiger eigenen und unter Berücksichtigung in
der I.itteratur vorliegenden Beobachtungen sich bezüglich des Vorkommens
von Abduccn8lähmung, verbunden mit Schmerzen in der Temporal-
gegend bei akuter Otitis media dahin aussprechen zu sollen, dass als
ursächliches Moment für diese Erscheinungen eine circumskripte Meningitis
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No. 37.
Klgo. — Huedlmobkh. — Stkmqke.
613
purulenta anzusehen sei, die in der grossen Mehrzahl der Fälle spontan
oder nach Vornahme geeigneter operativer Eingriffe (Paracentese, Mastoid-
operation) zur Heilung komme, die aber auch gelegentlich sich ausbreiten
und zum Exitus letalis führen könne. Schwabach.
Klug:, Absces retropharynge d’origine auriculaire; erosion de la carotide;
rnort par hemorrhagie 24 heures apres l’ouverture de l’absces. Annales
des mal. de l’or. 1904, No. 7, S. 33.
Der Kall betrifft ein 12jähriges Mädchen, das seit dem 2. Lebens-
jahr an chronischer Mittelohreiterung litt. Die letztere hatte, im Verlaufe
von Scharlach und Nephritis, zur Bildung eines Rctropharyngealabscesses
geführ, der incidirt wurde. 24 Stunden später erfolgte die tötliche Blutung
aus der, wie die Obduktion ergab, arrodirten Carotis. Im Uebrigcn fand
sich allgemeine Miliartuberkulose. Schwabach.
Hoedhnoscr, Beitrag zur Casuistik der Fremdkörper im Larynx. Wiener
klin. Wochenschr. 1905, No. 13.
Interessant ist die lange Dauer (eine Woche) des Fremdkörpers, eines
dreieckigen flachen Knochens im Larynx eines 9jährigen Knabens, dann
das Gelingen der Entfernung auf endolaryngealem Weg in einer einzigen
Sitzung, bei schon beträchtlicher Larynxstenose infolge der reaktiven Ent-
zündung, ohne Anästhesie. W. Lublinski.
Stenger, Zur Kenntnis der Frühsymptome maligner Tumoren des Nasen-
rachenraums. Deutsche med. Wochenschr. 1905, No. 13.
In den beiden Fällen bilden Ohrbeschwerden die ersten Anzeichen der
sich entwickelnden Neubildung nnd dies schon zu einer Zeit, in der eine
Verstopfung des Nasenrachens noch nicht vorhanden war. Im ersten Fall
traten ein Jahr vor dem Tode Ohrensausen, Schmerzen und Abnahme des
Hörvermögens auf: drei Monate später heftige Schmerzen, Nasen- und
Augenstörungen, dann Augenmuskellähmungen. Im Verlauf einer inter-
current auftretenden Mastoiditis wird der retronasale Tumor festgcstellt,
der unter meningitischen Erscheinungen zum Tode führt.
Im zweiten Fall traten gleichfalls Ohrensausen, Schwerhörigkeit und
stechende Schmerzen in der Ohrgegend auf; später verschieden lokalisirt
Schmerzen im linken Hinterhaupt, Nacken mit gleichzeitigem Verstopftsein
der linken Nase. Alsdann wird der Tumor gefunden, der sich trotz des
jugendlichen Alters (29 Jahre) als Carcinom erwies. Die Entfernung auf
operativem Wege Hess sich noch erreichen.
Es ergiebt sich also, dass als Frühsymptome ausser solchen von Seiten
der Nase und des Nasenrachens resp. der neuralgischen Beschwerden auch
solche von Seiten des Ohres auftreten können und dass daher eine sorg-
fältige Untersuchung der Nase und des Nasenrachens bei diesen ange-
zeigt ist. W. Lublinski.
r
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614
Repin. — Donovan. — Küommb und (iawecnsky.
No. 37.
[topin, Essais de culture de ia vaccine dans la lymphe de cheval non
coagulee. Oompt. rcnd. de la Soc. de Biol. 1904, No. 30, p. 355.
H. hat unter allen Kautelen der Asepsis aus dem Lymphstamme am
Halse vou Pferden Lymphe mittels paraffinirter Kanülen in paraffinirten
Reageusgläsern aufgefangcn. Die ersten Proben coagulirten, vermutlich
weil von der Wunde her Plasmase abgeschieden wurde, die darauf ge-
wonnenen ca. 30 ccm coagulirten nicht. Sie wurden mittels einer Centri-
fuge mit 10000 Umdrehungen in der Minute ausgeschleudert uod daun
auf sterile Reagcnsgläscheu verteilt. Diese nicht coagulirte Lymphe wurde
sodann mit bakterienfreier Lymphe beschickt, und zwar einmal mit alter
Glycerinlymphe, sodann mit frischer Lymphe, die durch Chloroform- bezw.
Tymolzusatz keimfrei gemacht war, nachdem diese Substanzen sorgfältig
entfernt waren. Die Proben wurden teils belichtet, teils nicht, einige bei
37°. andere bei 25° gehalten. In keinem Falle war ein Anzeichen vor-
handen, dass sich das Vaccineagens vermehrte, es wurde nur festgestellt,
dass es in den 8 Tage bei 37° gehaltenen Röhrchen noch wirksam war,
während es sonst bei dieser Temperatur innerhalb 2 Tagen seine Wirk-
samkeit verliert. Wenn man annimmt, dass das Vaccinevirus ein extra-
cellulärer Parasit ist, so sind die ihm bei dieser Versuchsanordnung ge-
gegebeuen Wachsturasbedingungen die denkbar besten; da nun aber gleich-
wohl eine Vermehrung ausblieb, so hält R. dies für einen Beweis, dass
das Vaccineagens ein intracellulärer Parasit ist. H. Bischoff.
Dunovan, Human Piroplasmosis. The Lancet 1904, Vol. II, p. 744.
’ Boi einer grösseren Zahl in Madras beobachteter Erkrankungen, die
gemeinhin als chronische Malaria bezeichnet werden, bei denen aber Malaria-
parasiten nicht nachweisbar sind und die auf Chinin nicht reagiren, hat
1). in Ausstrichpräparaten aus der Milz post mortem und dem durch Milz-
punktion intra vitam gewonnenen Material dem Piroplasma bigeminura
gleichende Parasiten in den Zellen nachgewiesen. Diese Parasiten gleichen
deu von I.EtsnMANN in der Biskrabeule gefundenen Körperchen, weswegen
auch D. die beobachtete Krankheit für Kala-azar hält. H. Biscboff.
Fromme und Gnwronsky, Ueber mechanische Sterilisation der Gummi-
handschuhe. Münch, med. Wochenschr. 1904, S. 1773.
Die zahlreichen Arbeiten über Händedesinfektion haben einwandfrei
dargetan, dass es höchst selten gelingt, wirklich die Hände steril zu be-
kommen, und dass, falls dies wirklich der Fall ist, die Sterilität nur kurze
Zeit anhält, indem in der Tiefe der Haut liegende Keime allmählich mobil
werden. Unter diesen Umständen ist es für den praktischen Arzt besonders
wichtig, dass von Dettmer, ferner von Wandel und Hoehne festgestellt
worden ist, dass Gummihandschuhe durch mechanische Reinigung mit
Heisswasser und Seife steril werden. Verff. haben diese Angaben nach-
geprüft und gefunden, dass dies nicht der Fall ist, dass die Handschuhe
nur steril werden, wenn einer Heisswasser-Seife- Waschung eine Sublimat-
waschung von 2 Minuten angeschlossen wird. Dann ist aber sicher auf
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No. 37.
BbUNTOH. CllAUVEL. — HoPHAUKH.
615
Sterilität zu ruchneu, mögen von vornherein sterile Handschuhe während
der Operation inficirt worden sein, oder mögen unsteril angezogene Hand-
schuhe benutzt werden. Ks ist somit für den Operateur nicht erforderlich
sterile Gummihandschuhe mitzuführen, er kanu die Oberfläche ante ope-
rationcm sterilisiren. Bei kleineren Operationen, bei denen nur die Finger
mit der Wunde in Berührung kommen, ist bei der Verwendung guter völlig
intakter Gummihandschuhe nur eine vorhergehende Sterilisation der Hand
erforderlich. Wird aber die ganze Hand mit der Wundfläche in Berührung
gebracht, wie bei der manuellen Lösung der Placenta und der Wendung,
so muss Hand und Vorderarm zuvor sterilisirt werden, falls nicht den
ganzen Unterarm bedeckende Gummihandschuhe benutzt werden.
H. Bisch off.
4. Bruntoii, A case of pernicious anaemia showing marked improvement
under arsenic and bone marrow. The Lancet 1905, Vol. I, No. 2.
Ks handelte sich um eine 55jährige Frau, die die charakteristischen
Symptome der pernieiösen Anämie darbot, und bei der die Blutuntersuchung
die Diagnose bestätigte. Unter Arsenbehandlung anfänglich keine Besserung,
die Schwäche wurde hochgradig und bedrohlich. Ks wurde dann Knochen-
mark versucht, anfangs frisches, später aus Kxtrakt hergestellte Tabletten.
Schon nach kurzer Zeit trat eine sehr wesentliche Besserung ein, und nach
etwa dreimonatlicher Behandlung waren der l’at. kaum noch Spuren ihres
Leidens anzusehen. Für eine dauernde Besserung beweist der Fall aller-
dings nichts, da Fat. etwa ein halbes Jahr später einer Lungen- und Brust-
fellentzündung erlag. K. Kronthal.
(hnuvel, Sur un travail de M. le Dr. Dahier, relatif ä la superiorite des
sels organiques d’argent sur le nitrate d'argent. Bull, de i’aead. de med.
1905, No. 3.
Darier rühmt in enthusiastischer Weise die Ueberlegenheit der orga-
nischen Silbersalze gegenüber dem Höllenstein. Als neuestes und bestes
empfiehlt er das Argyrol, sowohl wegen seines hohen Silbergehalts, als
auch wegen seiner vollkommenen Löslickeit, seiner mächtigen antiseptischen
Kigenschaften und seiner vollständigen Unschädlichkeit, selbst in grossen
Dosen. Demgegenüber weist Ch. auf die leichte Zersetzlichkeit und die
dann eintretende Wirkungslosigkeit des Mittels hin; andererseits ist die
Wirkung und die Anwendungsweise des Höllensteins so genau bekannt,
dass Schädlichkeiten leicht vermieden werden können. Wenn die Dar-
stellung der organischen Silbersalze auch freudig zu begrüssen ist, so liegt
zu begeisterten Lobeshymnen vorläufig koch keine Veranlassung vor.
K. Kronthal.
L. Hofbauer, Die paradoxe Zwerchfellscontraktion. Centralbl. f. inn.
Med. 1905, No. 26.
Kienböck hat 1898 bei Röntgendurchleuchtung eines Falles von
Pyopneumothorax beobachtet, dass bei der Inspiration die Oberfläche der
in der Pleurahöhle angesammelten Flüssigkeit ein Aufsteigen, bei der Kx-
spiration ein Tiefertreten derselben erkennen liess. Dieses von Kienböck
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610 Schi ki .ING. ■ — ScilACIlINN. No. 37.
als „paradoxe Zwerchfel lseontraktion“ bezeichnet« Phänomen ist seither
von einer Unzahl von Autoren bestätigt worden; in einer Reihe von Fällen
kommt es nur zu einer Ruhestellung des Zwerchfelles der kranken Seite,
währen in anderen Fällen die paradoxe Zwerchfellscontraktion zu Stande
kommt. Nach der Auffassung des Verf.’s sind sowohl die paradoxe Be-
wegung als die Ruhe des Zwerchfelles auf der Pneumothoraxseite Folge-
erscheinungen des Mangels der „vitalen Retraktion“ der Lnnge, die in der
Norm das expiratorisch erschlaffte Zwerchfell hinaufzieht; letzteres bleibt
daher beim Erschlaffen in der Horizontalen, wenn kein Exsudat auf ihm
lastet („Ruhe“), oder es sinkt beim Erschlaffen in den Bauchraum hinab,
wenn Exsudat auf ihm haftet („paradoxe Zwerchfellsbewegung“).
L. Terl.
F. Schilling, Magenkrankheiten durch Schimmelpilze. Fortschr. d. Med.
1904, No. 18.
Dass eine Reihe von Magenleiden durch die Anwesenheit von Schimmel-
pilzen in diesem Organ bedingt werden kann, ist seit langem bekannt,
aber verhältnismässig wenig gewürdigt. SCH. wurde auf einen derartigen
Fall aufmerksam durch einen Patienten, der nach Genuss von verdächtigem
Pumpernickel an Magenbeschwerden erkrankte. Er untersuchte daraufhin
das verdächtige Brot und fand in ihm reichliche Wucherungen von Asper-
gillus, Mukor und Botrytis. Auch in dem ausgeheberten Mageninhalt fand
er Rasen von den genannten Pilzarten. Kurze Zeit darauf konnte Yerf.
dieselben Erfahrungen bei einem Patienten machen, der verschimmelten
Kuhkäse genossen hatte. Es ist bekannt, dass die Schimmelpilze im
Magen sich ansiedeln könueo, da sie durch die Acidität seines Inhalts
nicht behindert werden. Die Erscheinungen die durch diese Schmarotzer
hervorgerufen werden, sind bald mehr, bald weniger schwerer Natur. Sie
bestehen im Wesentlichen in Brennen in der Magengegend, Druck und
Atifstossen, Hyperacidität, in einer Reihe vermutlich nervöser Reizerschei-
nungen, wie Appetitlosigkeit, in katarrhalischen Beschwerden und endlich
gelegentlich in Brechdurchfall. Alles dies sind vermutlich die Folgen
einer chemischen Einwirkung der Schimmelpilze auf die Magenschleimhaut
denn sie enthalten, wie unlängst festgestellt wurde, eine Reihe von Fer-
menten, und man hat ihre Wucherungen, ähnlich wie beim Soor, bis in
die Mucosa eindringen sehen. Carl Rosenthal.
F. Nclinudinii, Heber die Einwanderung der Ankylostomnmlarven von der
Haut aus. Deutsche mea. Wochenschr. 1904, No. 37.
Die Ansicht von Looss, dass die Ankylostomalarven zuweilen auch
durch die unverletzte Haut dringen und von dort aus den Darm erreichen
können, wurde bislang von einer grossen Reihe von Forschern als unbe-
gründet abgclehnt. Auf Grund eines Auftrages des Kaiserl. Gesundheits-
amtes hat nunmehr Sch. Versuche an jungen Affen der Gattung Jnuns
angcstellt, um nachzuweisen, ob in der Tat jene Larven den von Looss
beschriebenen W'eg gehen können, was ihm auch in zwei Fällen zweifellos
gelungen ist. Unterdessen hat Looss Präparate demonstrirt, die einen
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No. 37.
Nathan. — Laudek.
617
ganz sicheren Aufschluss über den Weg geben, den die Larven von der
Haut bis zum Darme nehmen. Sie gelangen nämlich zunächst in die
Hautvenen, von da durch das rechte Herz in die Lungencapillaren. Von
hier dringen sie in die Alveolen ein und wandern sodann durch' die
Bronchien, Trachea, Kehlkopf, Oesophagus und Magen endlich in den
Darm. Ein Teil der Larven gelangt von der Haut aus in das Lyrnph-
gefässsystem und kann dann, vorausgesetzt dass er nicht vorher in den
Lymphdrüsen aufgehalten wurde, ebenfalls in die Venen gelangen. Aehn-
liche wie die oben genannten Befunde, konnte Sch. späterhin gleichfalls
machen. Carl Koseuthal.
F. Nathan, Ueber den Zusammenhang zwischen seröser Pleuritis und
Tuberkulose im Kindesalter. Arcb. f. Kindcrheilk. Bd. 38, S. 183.
Die Frage, ob die idiopathische Pleuritis serosa ein Frühsymptom der
Tuberkulose sei, ist immer noch strittig. Speciell für das Kindesalter
liegt nur eine Arbeit von BagiXSKY vor, welche den ätiologischen Zu-
sammenhang der Pleuritis und Tuberkulose behandelt. Verf. hat zur
Beantwortung der Frage 73 Fälle von Pleur. ser., welche in der Zeit
1893 — 1903 im Kaiser- und Kaiserin Friedrich Kinderkrankenhaus be-
handelt waren, mittelst aller zu Gebote stehenden Methoden controllirt.
Hauptsächlich legt Verf. dem Tierexperiment und der längere Zeit fort-
gesetzten klinischen Weiterbeobachtung der betreffenden Patienten Wert
bei. Das Ergebnis der Untersuchung lautet dahin, dass nur in einem
kleinen Teil der Fälle sich ein Zusammenhang zwischen kindlicher Pleuritis
und Tuberkulose feststellen lässt. Dieses Ergebnis ist in Uebercinstimmung
mit der von BagiXSKY und Henoch vertretenen Anschauung, dass die
Pleuritis bei Kindern in keiner engen Beziehung zur Tuberkulose steht.
Stadthagen.
B. E. Lautier, An inquiry into the source of scarlatinal infcction and its
bearing upon hospital treatment. The Lancet 1904. S. 712.
Die Infektionen, welche aus den Krankenhäusern in die Familien ent-
lassene Scharlachreconvalescenten verbreiten, sind nach den Untersuchungen
des Verf.’s nicht darauf zurückzuführen, dass die Kinder noch schuppend
entlassen werden. Diese Ansteckungen bei der Heimkehr kommen viel-
mehr nur dann zu Stande, wenn noch Schwellung und Abschuppung seitens
der Schleimhaut der Nase, des Rachens, der Tonsillen oder des Ohres
bestehen. Bei normalem Zustand dieser Gebilde sind die Kinder, auch
wenn sie noch schuppen, keine Infektionsgefahr mehr. Verf. hat auf Grund
dieser Erkenntnis folgendes Verhalten bei der Aufnahme und Entlassung
Scharlachkranker mit ausgezeichnetem Erfolge eingehalten: Frische Fälle,
deren Nasenrachenraum noch erkrankt ist, werden im Krankenhause von
den vorgeschritteneren Reconvalescenten getrennt gehalten. Ist das akute
Stadium abgelaufen, so werden die Kinder auf den Reconvalescentensaal
überführt. Tritt aber bei ihnen Ausfluss aus der Nase oder dem Ohr,
Vergrösserung der Tonsillen oder der Drüsen ein, so werden die Kinder
auf einen eigens für diese Fälle reservirten Pavillon verlegt. Ende der
3. Woche werden die Kinder, deren obere Luftwege normal sind, nach
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618 v. OeKKI.K. ScMlf KUANN. MäHKSCH. N 0. 37.
einem Bade in einem besonderen Kaum untergebracbt, und ihre Nase.
Rachen, Ohr täglich mit anliseptischeu Losungen gereinigt. Ende der
4. Woche, nach einem abermaligen Bade werden diese Kinder, unabhängig
davttn, wie stark sie schuppen, in die Familie entlassen. Durch dieses
Verfahren gelang es, Infektionen und Recidive zu verhüteu, und die Zahl
der Erkrankungen von Nase, Ohr, Drüsen bedeutend zu vermindern.
Stadthagen.
V. Oefele, Zur Kritik der Opiate bei Diabetes Wiener med. Presse 1905,
No. 24.
Für die den Zuckergehalt bei Diabetes mellitus herabsetzende Wirkung
der Opiate giebt Verf. folgende Erklärung: Aus den oberen Partien des
Dünndarms werden organische Säuren der Essigsäure- und Milchsäure-
gruppe resorbirt, dagegen aus dem Dickdarm, speciell der Flexura sigmoidea,
organische Basen und Ammoniak. Die Opiate verlängern nun hauptsäch-
lich das Verweilen des alkalisch reagirenden Dickdarminhalts und tragen
durch die so bediugte vermehrte Alkaliresorption zur Abstumpfung der
Blutsäuren bei. So will Verf. auch die Wirkung der sonstigen Diabetes-
mittel, wie z. B. Jambul, erklären, die in der Hauptsache durch ihren
hohen Gerbsäuregebalt obstipirend wirken. Alkan.
1) NchifTmnnn, Zur Kenntnis der Negri’scben Körperchen bei der Wut-
krankheit. Wiener klin. Wochenschr. 1905, No. 26.
2) Maresch, Ueber die feinere Struktur der Negri’schen Körperchen.
Ebenda.
1) Unter den Negri’schen Einschlüssen lassen sich 3 Abarten unter-
scheiden:
1. Grosse, verschieden geformte, runde, polygonale und längliche
Formen, die in ihrem Innern eine grössere Anzahl scharfumgrenzter, ring-
artiger Gebilde enthalten.
2. Formen, welche einem einzigen solchen Innengebilde entsprechen.
3. Formen, die in ihrem Innern homogen gebaut sind; solcher Formen
giebt es bis zu den kleinsten, punktförmigen, die an Grenze der Wahr-
nehmung stehen.
Bei Passagen durch Kaninchen verringern sich die complicirt gebauten
Formen an Zahl; nach vielen Passagen sind in klinisch positiven Fälleo
selbst in den Pyramidenzellen der Ammoushörner auch keine kleinsten
Störungen mehr zu finden.
Ebenso wechseln bei üeberimpfungen auf andere Tierarten die Formen
der Körperchen, sodass eine Abhängigkeit von der Tierart, der Zelle, als
sicher betrachtet werden kann.
2) Verf. bediente sich der Silberimprägnationsmethode von Biel-
SCHOFSKY. Hierbei nahmen die bei der sonst gewöhnlich angewandten
Mann sehen Färbung farblosen eingeschlossenen Körner eine tiefschwarze
Farbe an, die sonst rot gefärbte Hülle blieb farblos. Meist findet sich
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No. 37.
Dana. Fuazier.
619
ein grösseres centrales Korn, das von an der Grenze der Wahrnehmbarkeit
stehenden, punktförmigen Körnchen umgeben ist. Alkan.
1) Ch. L. Dann, The cerebellar seizure (cerebellar fits) a syndrome
characteristic of cerebellar tumors. New-York med. journ. 1005, No. 1367,
Februar.
2) Ch. H. Frazier, Remarks upon the surgical aspects of tumors of the
cerebellum. Ibidem.
1) D. beschreibt im Anschluss an einen näher beschriebenen Fall einen
Symptomencomplex, den er als charakteristisch für Tumoren des Klein-
hirns und der hinteren Schädelgrube ansieht. Derselbe besteht in lauten
und hohen Ohrgeräuschen, die plötzlich an Intensität zunehmen und mit
Knattern, Krachen verbunden sind, ferner in Schwindel, in Reizung nach
einer Seite zu fallen, in Anfällen plötzlicher Blindheit und plötzlichen
Verlustes des Bewusstseins, in schweren tonischen Krampfzuständen von
10 — 15 Minuten Dauer mit besonderer Beteiligung der Extensoren. Diese
Anfälle kommen bei älteren Leuten häufiger vor als bei jüngeren; sie
gehen über den Typus der Ohrlabyrinth-Symptome hinaus. Mitunter ist
Uebelkeit dabei und ein Bedürfnis ruhig zu liegen. Auch in einem Falle
von hereditärem Kleinhirndefekt konnte D. dieses Symptomenbild beob-
achten.
2) F. weist darauf hin, dass für die Operation der Kleinhirntumoren
im grossen ganzen die gleichen Principien gelten wie für die der Gross-
hirntumoren. Die Schwierigkeit der Lokalisation bei Kleinhirntumoren
sollte zu häufigeren und schnelleren Kxplosivtrepanationen veranlassen.
Wo der Tumor nicht gefunden oder lokalisirt werden kann, oder wo er
nicht zu entfernen ist, ist eine palliative Trepanation oft von Nutzen gegen
den Kopfschmerz, Schwindel ; auch kann sie mitunter die Entwickelung
der Stauungspapille der Neuritis optica mit folgender Blindheit verhüten.
F. geht sodann auf die operative Technik ein, auf die Punktion der Ven-
trikel und auf die Lumbalpunktion mit continuirlicher oder zeitweiliger
Entziehung von Cerebrospinalflüssigkeit, ferner auf die Freilegung des
Kleinhirn-Brücken- Winkels, auf die gleichzeitige Freilegung der Hemi-
sphären (bilaterale Craniektomie), die Ligatur der Sinus etc. Von den
6 Fällen, die F. beobachtete, starb der erste kurz nach der Operation, der
zweite wurde Dach der Entfernung des Tumors gesund, der dritte besserte
sich nach der Entfernung einer Cyste länger als ein .lahr, ein anderer
wurde ebenfalls besser nach einer palliativen Trepanation und in einem
6. Fall wurde der Tumor nicht gefunden. — Von 110 Fällen aus der
Litteratur, in denen Kteiuhirntumoren operativ behandelt wurden, wurde
in 45 pCt. der Tumor gefunden, in 55 pCt. nicht, in 15 pCt. wurde er
entfernt mit Heilung, in 13,9 pCt. mit Besserung, in 0,9 pCt. ohne eine
solche; in 12,9 pCt. war der Ausgang tötlich nach Entfernung des Tumors
und iii 28,7 pCt. ebenfalls, ohne dass der Tumor gefunden oder entfernt
wurde. — Ein statistischer Vergleich der früheren Operationen mit denen
der letzten 5 Jahre zeigt, dass die Chancen sich erheblich gebessert
haben. S. Kalischer.
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620
Hkmi'ki.. Tiiiknukh. Fobtkh. Umbr. Di uiu. — Bkhmiakdt.
No. 37.
1) H. Heinpol, Ein Beitrag zur Behandlung des Morbus Basedowii mit
Antithyreoidinserum (Möbius). Münch, med. Wocbenschr. 1905, No. 1.
2) K. Tllienger, Einige Beobachtungen über MÖBIUS’ Antithyreoidin.
Ebenda.
3) N. B. Koster, Myxoedema following exophthalmic goitre. Americ. journ.
of tbe med. Sciences 1905, April.
4) II. Lorner, Antithyreoidin-MOBIUS bei Basedowscher Krankheit mit
Psychose. Münch, med. Wocheuschr. 1905, No. 18.
5) Diirig, Ein Beitrag zur Serumhehandlung des Morbus Basedowii. Ebenda.
1) II. verabreichte einer an Morbus Basedowii leidenden Krau das
Serum von schilddrüsenlosen Hammeln per os, und zwar jeden 3. Tag
5 g, und später jeden zweiten Tag die gleiche Dosis. Halsumfang, Puls-
frequenz, Unruhe besserten sich erheblich, nachdem 90 g des Serums ver-
braucht waren. Bei dem Aussetzen des Mittels für zwei Wochen stieg die
Pulsfrequenz wieder an, während der Kropf dauernd kleiner blieb.
2) Th. sah in drei älteren Fällen von Morbus Basedowii und in einem
akuten Falle nach einer Infektionskrankheit günstige Erfolge von der
Serumbehandlung nach Möbius. In den ersten drei Fällen besserte sich
das objektive Befinden, sowie die Pulsfrequenz und das Körpergewicht,
während die Struma unverändert blieb. Die angewandten Mengen des
Serums waren relativ geringe. In dem 4. Falle war die Besserung auf-
fallend.
3) F. beschreibt einen Fall von Morbus Basedowii, zu welchem sich
die Erscheinungen des Myxödems hinzugesellten. Die Darreichung von
Thyreoidinextrakt hatte hier auf die Symptome beider Affektionen keinen
Einfluss. Aelmliche Fälle sind von v. Krafet-Ebino, Felin, FaüER,
Osler beschrieben.
4) L. wand das Thyreoidserum nach MÖBIUS bei einem Kranken mit
Morbus Basedowii und Psychose innerlich an. Es gelang nur, die Puls-
frequenz im Ruhezustände, nicht im allgemeinen herabzudrücken. Ferner
war die Wirkung nur vorübergehend, zwei Tage nach dem Aussetzen des
Mittels stieg die Pulsfrequenz zur alten Höhe. Es handelte sich um einen
chronischen ungünstigen Fall bei dem das Serum nur symptomatisch vor-
übergehend wirkte.
5) D. sah in einem Falle von Morbus Basedowii von dem Serum einen
auffallend günstigen Effekt. Nach längerem Gebrauch grosser Dosen
(dreimal täglich 70 Tropfen) traten unangenehme Nebenerscheinungen wie
Kopfschmerzen, Mattigkeit, Gefühl der Verblödung, Apathie ein, die aber
bald wieder schwanden. Andererseits schienen kleine und verzettelte Dosen
in diesem Falle nutzlos. S. Kalischer.
M. Bernhardt, Ueber einige seltener vorkommende peripherische Läh-
mungen. Berl. klin. Wochenschr. 1905, No. 18.
Der erste Fall, den B. beschreibt, betrifft eine Tabeskranke, die eine
isolirte Lähmung des rechten N. suprascapularis mit Atrophie der Mm.
supra- und infraspinatus aufwies. Ausser diesem dürften ca. 16 ähnliche
Fälle bekannt sein, doch bisher keiner bei Tabes dorsalis. — Im zweiten
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No. 37.
Habt. — v. Rau. — Kkkcnd.
621
Falle bestand eine doppelseitige traumatische Lähmung der Mm. rhomboidei,
Serrat. antic. major und der unteren Abschnitte derTrapezii; die Lähmung
war rechts mehr ausgeprägt als links. Der Beginn der Lähmung lag
23 Jahre zurück. — Als dritter Fall wird eine linksseitige Ulnarislähmung
und linksseitige isolirte Lähmung des M. extens. hall, longus nach Typhus
beschrieben. Das isolirte Befallensein dieses Muskels bei toxischen oder
infektiösen Affektionen des N. peroneus ist ungemein selten.
S. Kalischer.
T. St. Hart, Paralysis agitans: some clinical observations based on the
study of 210 cascs secn at tho clinic of Prof M. Allen Starr. Journ.
of nerv, and ment. dis. 1004, March.
Unter 219 Fällen von Paralysis agitans, welche in 15 Jahren zur
Beobachtung kamen, war das Verhältnis der Männer zu den Frauen 7 : 4.
Der früheste Beginn war mit 22, der späteste mit 78 Jahren bei Männern,
mit 33 bezw. 72 bei Frauen. 40 pCt. der Fälle begannen zwischen 50. und
00. Lebensjahre, 25 bezw. 20 p(Jt. in der voraufgehenden bezw. nach-
folgenden Dekade. Beschäftigung, Ci v i Island und Heredität scheinen
ätiologisch keine Rolle zu spielen, eher Gemütsbewegungen, Trauma, Ueber-
arbeitung. Ls folgen statistische Nachweise über die Symptomatologie
(Tremor, Lokalisation, Ort des Einsetzens, Rigidität. Tendenz zu fallen, Ver-
änderung der Reflexe, der Stimme, Schmerzen, Parästhesien, Hyperidrosis
u. s. w ), endlich Bemerkungen über die Behandlungsweise.
M. Brasch.
C. v. Itad, Casuistischer Beitrag zur Lehre von den Tumoren des obersten
Cervikalmarks und der Medulla oblongata. Deutsche Zeitgehr. f. Nerven-
heilk. 26. Bd., 3. H.
Ein 33jähriger Mann erkrankte an heftigen Genickschmerzen, die sich
allmählich bis zur Unerträglichkeit steigerten, an einer von der Schulter
abwärts sich erstreckenden Lähmung des rechten Arms, zu der nach
7 Monaten eine Lähmung des rechten Beins trat. Nach 9 und 5 Monaten
setzte eine Lähmung des linken Arms und Beins ein mit Sensibilitäts-
störungen. Vor dem Tode traten epileptische Insulte auf, ferner Dysphagie
und Dyspnoe. Der Verf. vermutete nach reiflichen Erwägungen einen
intramednllären Tumor. Ein solcher fand sich auch im Bereich des ver-
längerten Marks und oberen Rückenmarks in einer Grösse von 2,5 : 3,5 cm
(Gliom). M. Brasch.
R. Freund, Experimentelle Untersuchungen über die Einwirkung der
Elektricität auf die sekretorische Tätigkeit des Magens. Virchow’s Arch.
Bd. 180, S. 238.
Seine Versuche stellte Verf. an Hunden an, denen nach Pawlow ein
kleiner Magen angelegt war. Eine Elektrode kam durch die Fistel in den
Magen, die andere auf den vorher rasirten Rücken. Eine Einführung der
Elektrode in den Magen ohne Stromschluss bewirkte keine Veränderung.
Es wurde sowohl mit dem faradwehen wie mit dem galvanischen Strom
*
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622
Hoffmans. — Rost. — Hansen.
No. 37.
geprüft. Aus den Versuchen ergab sich, dass elektrische Reizung des
Magens keine specifische Saftabscheidung auslüst, sondern lediglich zur
Absonderung eines spärlichen, schleimigen, mehr oder weniger stark
alkalisch reagirenden Sekretes führt. Die Magendrüsen reagiren also nur
auf den adäquaten Reiz hin (Nahrung) in ihrer specifischen Weise. Weiter
lehren die Versuche, dass durch den elektrischen Strom allein die Ab-
sonderung eines specifischen Magensekrets nicht erzielt werden kann.
Bernhardt.
E. Hoffinann. Uebcr Aetiologie und Pathogenese des Erythema nodosutu.
(Aus der Universitätsklinik f. Haut- u. Geschlechtskrankh. in Berlin.)
Deutsche med. Wocbenscbr. 1904, No. 51.
Die Aetiologie des idiopathischen Erythema nodosum ist noch völlig
unbekannt, soviel aber scheint gewiss, dass es sich bei ihm nicht um eine
Angioneurose, sondern um echt entzündliche, tief ins subkutane Gewebe
reichende Processe handelt. Nach eigenen und fremden Untersuchungen
hält Vcrf. die Aunahme für gerechtfertigt, dass dem Erythema nodosum
die akute metastatische Entzündung einer tiefen subkutanen Vene zu Grunde
liegt und zwar stellt er sich vor, dass die (noch nicht bekannten) Krank-
heitserreger von der Schleimhaut der Tonsillen, der Yerdauungs- oder auch
der Luftwege aus in den Blutstrom und in die subkutanen Venen gelangen,
wo sie sich ansiedeln und eine Phlebitis hervorrufen, an die sich eine
besonders das Unterhautgewebe betreffende hämorrhagische Entzünduug
anschliesst; häutig erstreckt sich ihre Wirkung auch auf einzelne Gelenke,
selten auf die Herzklappen und die serösen Häute. Die typische Lokali-
sation an der Streckseite der Extremitäten, namentlich der Unterschenkel,
erklärt sich aus anatomischen Besonderheiten der hier verlaufenden Venen,
besonders der Beschaffenheit ihrer von vielen direkt ins Lumen der Vene
mündenden Vasa vasorum durchzogenen Wandung und den zahlreichen
Klappen, welche die Festsetzung von Mikroorganismen begünstigen.
H. Müller.
1) K. R. Rost, On the pathology and treatment of leprosy. Brit. med.
journ. 1905, Febr. 11.
2) G , A. Hansen. The dccline of leprosy in Norway. Scott, med. and
surg. journ. 1905, Jan.
1) R. ist cs, wie er behauptet, gelungen, den Leprabacillus auf voll-
ständig chlorfrei gemachtem Nähragar mit Leichtigkeit zu züchten. Aus
diesen Reinculturen hat er dann — im wesentlichen der ursprünglichen
Vorschrift Koch’s für die Gewinnung des Tuberkulins folgend — ein
Leprolin hergestellt, dessen Injektion bei Leprösen regelmässig eine allge-
meine wie lokale Reaktion heryorrufen und therapeutisch sehr wirksam
sein soll. Die Anästhesien verlieren sich angeblich besonders rasch, die
Knoten sinken ein und selbst lange bestehende Geschwüre vernarben; bis
jetzt will Verf. in 4 Fällen vollständige Heilung erreicht haben. Das
Leprolin scheint in Indien bereits vielfach verwendet zu werden.
2) In Norwegen ist die Lepra in beständigem Rückgänge; 1856 wurden
2833 Kranke gezählt, 1900 nur noch 673. Diese schnelle Abnahme ist.
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No 37.
Caspkk.
623
wie H., einer gegenteiligen Ansicht HüTCHINSON’s entgegentretend, zeigt.
Her Isolirung eines grossen Teils der Leprösen in besonderen Asylen zu
verdanken Zwei dieser Anstalten sind bereits als entbehrlich geschlossen
worden und die beiden noch bestehenden, die für 500 Patienten einge-
richtet sind, werden voraussichtlich in absehbarer Zeit ebenfalls anderen
Zwecken dienstbar gemacht werden können. H. Müller.
L. (’asper. Zur Diagnostik nnd Therapie der Nicrentuberkulose. Deutsche
med. Wochenschr. 1905, No. 4.
Für die Pathologie der Nierentuberkulose ist der Nachweis der Tat-
sache, dass die Erkrankung des Harntraktus durch hämatogene Infektion
von der Niere aus entsteht und zu Beginn fast stets einseitig ist, von
fundamentaler Bedeutung gewesen. Dabei sind Genital- und Urinaltuber-
kulose scharf von einander zu trennen. Eine ascendirende Infektion der
Niere von der Blase her ist äusserst selten. Vielmehr ist meist die tuber-
kulöse Inlektion der Blase Folge einer Nicrentuberkulose. Die Tatsache
des einseitigen Beginnes der Erkrankung wird nur durch frühzeitig zur
Diagnose gelangende Fälle bewiesen. Dass man bei Sektionen oft doppel-
seitige Nierentuberkulose findet, spricht nicht gegen den einseitigen Ur-
sprung. Die Frage aber, ob die Erkrankung noch auf die eine Niere
beschränkt blieb oder schon roetastatisch auf die andere überging, ist im
Einzelfall für die Therapie entscheidend. Deshalb ist die Frühdiagnose
von grösster praktischer Wichtigkeit und die diagnostischen Angaben, die
Vcrf. aus seinen reichen Erfahrungen auf diesem Gebiete macht, sind all-
gemeinsten Interesses sicher. Hier mag nur auf einige weniger bekannte
klinische Erscheinungen hingewiesen werden, die leicht andere Affektionen
Vortäuschen können, so den Beginn der Erkrankung mit Nierenkoliken,
die durch zeitweisen Verschluss der Harnpassage zu stände kommen und
mit Blutungen. Natürlich war die Krankheit, che diese Erscheinungen
auftraten, längere oder kürzere Zeit latent. Dabei braucht das Allgemein-
befinden der Kranken oft wenig oder nur unmerklich gelitten zu haben.
Mit Recht warnt Verf. davor, zu viel von der Nierenpalpation zu erwarten,
denn die vergrössert gefühlte Niere braucht weder die einzig erkrankte,
noch die stärker erkrankte zu sein, die Vergrösserung kann im Gegenteil
das Ergebnis einer compensatorischen Hypertrophie darstellen. Im übrigen
ist die Diagnose durch bakteriologische Harnuntersuchung, Cystoskopie
und funktionelle Nierenuntersuchung mittelst des Uroterenkatheterismus
da, wo einmal der Verdacht auf Tuberkulose entstanden ist, sicher zu
stellen. Der Nachweis der Tuberkelbacillen im Harn gelang in 80 pCt.
der Fälle des Verf. ’s. Bei der Oystoskopie ist auf kleine Knötchen in der
Biasenschleimhaut nicht zu viel Wert zu legen, denn solche kommen auch
bei nicht tuberkulöser Cystitis granulosa vor.
Was nun die Behandlung der Nierentuberkulose betrifft, so muss man
vor allem die inoperablen von den operablen Fällen unterscheiden. Hier
ist zunächst die funktionelle Nierendiagnostik maassgebend. Schlechtes
Allgemeinbefinden verbietet nur, wenn es durch andere Ursachen, allge-
meine Tuberkulose, Herzschwäche, Arteriosklerose etc. verursacht wird, die
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Lnnwin.
No. 37.
Operation. Oie umgekehrte Frage, ob man auch wirklich in jedem Falle
operiren soll, sobald die Diagnose der einseitigen Nierentuberkulose mit
intakter zweiter Niere feststeht, ist, indem man das Schicksal nicht operirter
Kranker verfolgt, nach den interessanten Beobachtungen C.'s dahin zu
beantworten, dass man mit dem Operiren einer tuberkulösen Niere so lange
warten kann, bis Fiter im Harn auftritt. Fin Stillstand, ja sogar viel-
leicht ein Ausheileu des Processes in der Niere kann Vorkommen, ist aber
— wie überhaupt das Fehlen der Pvurie — äusserst selten. Was aber
die Resultate der Nephrektomie bei Benutzung der neuen, in erster Reihe
durch den Verf. geschaffenen Untersuchungsmethoden betrifft, so zeigt die
zum Schluss der Arbeit aufgestellte vergleichende Statistik der mit und
ohne funktionelle Nierendiagnostik operirten Fülle von Nierentuberkulose
den zweifellosen Fortschritt: erstere hatten 10 pCt., letztere 21,7 pCt.
Mortalität bei 130 bez. 129 Nephrektomien. B. Marcuse.
Ludwig, Ueber primäre maligne Degeneration der cystischen embroiden
Geschwülste der Ovarien. Wiener klin. Wmchenscbr. 1905, No. 27.
L. bespricht auf Grund einer Uebcrsicht über die Litteratur und einer
eigenen Beobachtung die pathologische Anatomie und die Klinik der
maligne degenerirten sogenannten Dermoidcysten des Ovariums. Hervor-
gehoben sei hier folgendes: Die carcinomatüs degenerirten cystischen Ge-
schwülste haben — wenigstens solange die maligne Neubildung noch nicht
allzusehr fortgeschritten ist — ein charakteristisches Aussehen: in die
Wandung eingelagert, entsprechend dem Dermoidzapfen oder in dessen
Nähe, findet sich ein harter Knollen von rundlicher bis kugelförmiger Ge-
stalt, der auf dem Durchschnitt manchmal eine mehr fibröse Textur er-
kennen lässt, häufiger eine homogene weisslich-grauc Masse darstellt von
markiger Consistenz. — Ob, wie Krukenubrg augenommen hat, wirklich
die Trägerinnen mehrerer cystischer embryoider Tumoren besonders zur
malignen Degeneration eines derselben disponirt sind, bleibt unentschieden.
— Bezüglich des Alters der Patientinnen ergiebt sieb, dass das V. Lebens-
decennium am meisten heimgesucht ist. Solange der cystische degenerirte
Tumor allein besteht, sind die Beschwerden fast immer sehr gering, häufig
fehlen sie ganz und stellen sich erst beim weiteren Fortscbreiten der
malignen Degeneration ein. Eine besondere, etwa die der Epitheliome
anderer Lokalisation übertreffende Malignität dieser Tumoren braucht man
nicht anzunehmen. Wenn sich nur die Früh Operationen mehren, so wird
sicii die Prognose in Zukunft günstiger gestalten, als dies in den bis-
herigen Erfahrungen der Fall war. Die besondere Tücke dieser Erkrankung
liegt freilich darin, dass die Geschwulst sich der Trägerin eben meist erst
bemerkbar macht, wenn sie schon Nachbarorgane ergriffen hat und das
Gelingen der Radikaloperation fraglich geworden ist. Br. Wolff.
Eliiaeudungeu werden au die Adresse de* Herr« (leb. Med. -Kat Prof. L)r. M. Bernhardt (Berlin W.
FrancotUcho Ntraa-ie 21) odor an dio Verlagahandlung (Berlin NW., Unter den Linden 68) erbeten
Vor lau von Auguat Hiriehwald in Berlin. — Druck ron L. Hr h u m a« li e r in Berlin N. 94.
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P Bogen ; atn Schluss«
t Jahrgang» Titel, Na-
i* and Sach-begi«ter.
Centralblatt
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38 Mark ; au b*aiehen
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lungen u. Postanstaltan.
für die
Unter
Wissenschaften.
Mitwirkung von /CT —
Prof. Dr. H. Senator und Prof. Dr. E. Salpi&rskJ,
redigirt von
Prof. Dr. M. Bernhardt
in Berlin.
1905
1905.
«3. September.
No. 38.
I.ilinlts du Bois-Reymond, Ueber das sog. Lackfarbenwerden des
Blutes. — Kiesel, Speciricität der Verdauungsfermente. — Sasaki, Einfluss von
Bouillon auf die Magensaftsekretion. — Marx und Soröe, Einfluss der Sublimat-
Vergiftung auf die Placenta. — B ahdkniieueb und Limmartz, Extensions-
bebandiung des Genu valgum. — Kbooius, Hinterstoissrr, Chirurgische
Behandlung des Magengeschwürs. — Blasciiek, Paradoxe Mitbewegungen zwischen
Lid und Auge. — Thbfrop, Lombard und Cahoche, Zur Behandlung von
labyrintbaffektiooen und Otitis media. — Hknrioi, Die Tuberkulose des Warzen-
fortsatzes im Kindesalter. — IIenle. Zur Behandlung des Schnupfens. — Gerber,
lieber Kieferhühlenbehnndlung. — Grünbkbo und Rolly, Selter. Flatau
und Wilkk. Eiculer, Skutezkv. lieber Agglutination von Typhusbacillen. —
Moshy, Die Hospitalbchandlung Tuberkulöser. — Bertram, Zur Therapie des
Bronchialasthmas. — Bayer, Blinddarmblähung bei Dickdarmverschluss. —
Hirscbpeld, Miliares Aneurysma einer Magenartcrie. — Babinsky, Heber
akuten Gelenkrheumatismus bei Kindern. — Thieiipeld, Bemerkenswerter Fall
von Enteritis membranacea. — dr Rothschild und Brunirr, Marmorck-Serum
bei Tuberkulose. — Cadwaladeb, Das Blut bei Bleivergiftung. — Westphal,
Zur Kenntnis der Korsakow’schen Psychose. — K nöpp k i.m acii er, Alimentäre
Glykosurie und Myxödem. — Raymond, Hirntumor mit Aufhebung der Schnen-
reflexe. — Larbieh und Maillard, Heber die Bonnier’sehe Krankheit. — Neu-
rath. Beteiligung des Nervensystems bei Keuchhustens. — Jolly, Querschnitts-
erkrankuugen des Rückenmarks. — Hirschfeld, Begleiterscheinung der Parese
des N. peroneus. — Boicx, Ueber das Sarkoid. — L esser, Zur Lupusbehand-
lung. — Baum, Die Silberbebandlung der Gonorrhoe. — Hahl, Der Stoffwechsel
bei Schwangerschaft.
R. du ItoiN-Reyniond, Zur Demonstration der Aufhellung des Blutes.
Centralbl. f. Physiol. Bd. XIX, No. 3, S. 65.
V'erf. polemisirt gegen den Ausdruck „lackfarbenes Blut.“ Lack sei
in keinem Falle eine durchsichtige, gefärbte Flüssigkeit. Solche durch-
sichtige Farbfiüssigkciten hiessen Lasur- oder Saftfarben. Auch der zweite
hierfür gebrauchte Ausdruck, die „Aufhellung“ des Blutes sei falsch. Denn
wenn man die aufgelösten Erythrocyten durch eine Emulsion von Xylol
oder besser Paraffinöl ersetzte (natürlich muss man dein unveränderten Blute
eine entsprechende Menge von NaCI-Lösung hinzusetzen), so erscheinen
beide Blutproben sowohl im durchfallenden, wie im auffallenden Lichte
durchaus gleichgefärbt. Als einwandsfrei wird der Ausdruck „das Blut
durchsichtig machen“ vorgeschlagen. G. F. Nicolai.
XLIII. Jahrgang. 40
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Kikhki.. — Sasaki. — Marx und Sohok.
No. 38.
ti‘2(i
K. Kiesel, Uober weitgehende Specificität einiger Veidanungsfermente.
Pflüger’s Arch. f. d. ges. Physiol. Bd. 108, S. 343.
K. wollte feststellen, ob die proteolytischen und milchcoagulirenden
Fermente von Hund und Rind specifisch auf das Casein des das Fermem
liefernden Tieres wirken. Kr Hess durch Magenschleimhautextrakte Casein
verdauen bezw. Milch coaguliren und fand, dass Schleimhaut des Hunde-
magens energischer Hundecasein verdaute und Hondemilch zur Gerinnung
brachte, als Kuhcasein bezw. Kuhmilch und umgekehrt. Pankreaslab
und Trypsin wirkten nicht in dieser Weise specifisch. Verf. schliesst
daraus auf eine Differenz der Magenfermente von Hund und Rind. — K.
fand ' ferner, dass Kuhcasein durch Erhitzen über 90° zum Teil alkali-
unlöslich wird, HundecaseTn nicht. Jedoch vermag letzteres danach mehr
Alkali zu binden als nicht erhitztes, ist also sauer geworden.
A. Loewy.
K. Sasaki, Experimentelle Untersuchungen über die Bedeutung der Ex-
traktivstoffe des Fleisches für die Magenverdauung. Deutsche med.
Wochenschr. 1905, No. 19.
An einem nach PAWLOW operirten Hunde wollte S. feststellen, ob der
Genuss von Bouillon die Magensaftsekretion bei einer nach der Bouillon
verabreichten Nahrung beeinflusst. Es wurden abwechselnd 100 ccm
destillirten Wassers und danach 100 ccm Milch oder 100 ccm Bouillon
und 100 ccm Milch dem Tiere beigebracht und die Menge, Acidität und
verdauende Kraft des aus dem Nebenmagen sich entleerenden Sekretes
bestimmt. — S. fand, dass nach der Bouillon viel grössere Mengen eines
stärker sauren aber nicht stärker verdauenden Saftes entleert wurden. -
Die Darreichung von Bouillon bei darniederliegender Magensaftsekretion
erscheint danach gerechtfertigt. A. Loewy.
Marx und Sorge, Ueber die histologischen Veränderungen der Placenta
bei der Sublimatvergiftung. Vierteljahrsschr. f, gerichtl. Med. Bd. 29.
H. 1, S. 85.
Durch Strassmann war festgestellt, dass bei Vergiftung mit kleinen
Sublimatdosen das Gift nicht von der Mutter auf den Fötus übergeht, wohl
aber bei grossen Giftdosen. Verff. bringen die Erklärung dafür durch
Untersuchung der Placenteu. Als Versuchstiere dienten Mäuse. Bei Ver-
giftung mit grossen Dosen traten beim Muttertiere nicht nur die bekannten
schweren Nierenveränderungen auf, sondern es fanden sich auch tiefgreifende
Nekrosen des Endothels der lacunären Bluträume in der Placenta Hier
konnte also das Gift in die fötale Cirkulation gelangen. Beim Vorhanden-
sein der Placentarveränderungen fanden sich stets auch Degenerationen in
den fötalen Nieren, und zwar auf die gewundenen Kanälchen beschränkt.
Dosen von 2 mg reichten nicht mehr aus, die Placenta merklich zu
schädigen, töteten aber noch das Muttertier. — Sublimat ist öfter als
Abortivmittel genommen worden. Aus den Untersuchungsergebnissen der
Verff. erhellt, dass ein Abort infolge von Sublimatvergiftung sehr wohl
denkbar ist. Doch müsseu solche Dosen, welche Abort herbeiführen, stets
auch den Tod der Mutter bewirken. Beitzke.
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No. 38. BAROKhUÜUKR U. LlHKAHTK. — KrOOIOS. HlKl KRSTOISBKH. 827
Barden heuer und Linnnrtz, Die Extensionsbehandlung bei Genu valgum
nach Osteoklase. Festschr. z. Eröffnung d. Akademie f. prakt. Med. in
Cölu. Cöln 1904. S. 259.
B. und L. empfehlen auf Grund ihrer Erfahrungen beim Genu valgum
nach der Osteoklase, die im wesentlichen bis zur Altersgrenze von 6 bis
7 Jahren geübt wird, die Anwendung der Extensionsbehandlung. Nach
erfolgter Osteoklase wird ein Heftpflasterstreifen von entsprechender Breite
über die zu corrigirende Extremität gelegt, beginnend in der Leistenbeuge
und endigend in der Trochauterengegend. Verwendet wird das Ziuksegel-
tuebheftpflaster, das mittelst cirkulärer Touren, die sich eng berühren, auf
das Glied befestigt wird. Etliche Mullbindentouren vervollständigen den
Strenkverband. Zweckmässig ist es, über das Ganze einen Trikotstrumpf
zu ziehen, weil sonst die Rindentouren von den kleinen Patienten gern
heruntergezupft werden.. Der Querzug, der immer der Verstellung ent-
gegenzuwirken hat, soll jedesmal in ca. 6 cm Breite über der Frakturstelle
gelegt werden. Besonders wichtig sind die Gegenzüge, die in geeigneter
Eutfernung von der Bruchstelle oben und unten angebracht werden und
gleichsam die Drehpunkte darstellen, um welche die Fragmente in der
gewünschten Stellung hinübergezogen werden. Der Neigung der Extremität
nach auswärts zu rollen, begegnet man am besten dadurch, dass man die
Gegenzüge gleichzeitig zu Kollzügen umwandelt. Anstatt die Züge in
Schleifenform über das Glied zu legen, wickelt man das eine Ende cirkulär
um das Bein. Bei Belastung wirkt nun die Contraextension gleichzeitig
tangential an der Extremität und führt die gewünschte Rollwirkung herbei.
Nach der Osteoklase beider Oberschenkel im unteren Drittel resp.
beider Unterschenkel im oberen Drittel wird in der gewöhnlichen Weise
die Längsstrecke angelegt und die Bruchstelle mit dem Querzuge versehen.
Auf dem Lager ruhend werden beide Beine vertikal mittels eines Rahmens
oder zweier Extensionsgalgen nach oben extendirt. Dann wurden beide
Füsse zusammeugebundeu, so zwar, dass beide inneren Fussränder hart an
einander zu liegen kommen. Auf diese Weise spart man sämmtliche
Gegenzüge unter Vermeidung der Auswärtsdrehung. Dieses Verfahren ist
das einfachste und hat ausnahmslos die schönsten Resultate geliefert.
Joachimsthal.
1) Krogius, Ein Wort für die radikale operative Behandlung des chroni-
schen Magengeschwürs. Arch. f. klin. Chir. 75. Bd., 4. H., S. 817.
2) liinterstoisser, Zur chirurgischen Behandlung des callösen, penetriren-
den Magengeschwürs. Wiener klin. Wochenschr. 1905, No. 3.
1) Bisher hat man in der Regel nur die Folgeerkrankungen und
Gomplikationen des chronischen Magengeschwürs, wie Pylorusstenose, Per-
forationsperitonitis etc., operativ durch palliative Methoden (Gastroentero-
stomie oder Pyloroplastik) zu beeinflussen gesucht. Die allgemein ver-
breitete Auffassung, dass diese Operationen durch Schaffung einer guten
Passage zwischen Magen und Darm das Magengeschwür selbst unschädlich
machen resp. zur Heilung bringen, bekämpft K. in der vorliegenden Arbeit.
So starben in kurzer Zeit in K.’s Klinik ö Patienten mit Magengeschwür
bald nach den obengenannten Operationen an Blutungen resp. Perforations-
40 •
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RlASCHKK. ThKKBOI*. LuMBAUD Ulld CABOfTUB.
No. 38.
R28
peritonitis. Daraus ergiebt sich, dass das latente oder scheinbar geheilte
palliativ-operirte Magengeschwür stets eine grosse Gefahr für das Leben
des Patienten ist. Ferner bestehen die Ulcusbeschwerden trotz dieser
Operationen in zahlreichen Fällen weiter und es kommt häufig zur Bildung
eines Ulcus jejuni pepticum nach Gastroenterostomie oder zur Entwickelung
eines Carcinoms auf ülcusbasis. — K. gelangt daher auf Grund von 13
operirten Fällen (3 Todesfälle) zu folgenden Schlüssen: Sowohl bei steno-
sirenden, wie bei nicht stenosirenden offenen Magengeschwüren bat die
radikale Excision des Geschwürs als die ideale Operation, die palliative
Gastroenterostomie oder Pyloroplastik als „Verlegenheitsoperation“ zu
gelten. — Auch empfiehlt es sich, bei profusen Ulcusblutungen, die das
Leben des Patienten direkt bedrohen, operativ einzuschreiten; feiner giebt
eine glücklich überstandene Ulcusblutung die Indikation zur radikalen
Operation im freien Intervall ab.
2) H. giebt die ausführlichen Krankheitsgeschichten von 3 Patienten
mit penetrirenden, mächtige narbige Veränderungen der Ränder und aus-
gedehnte Verwachsungen zeigenden Magenulcera, io welchen durch cirku-
läre Magenresektion das geschwulstartige Magengeschwür entfernt und so
die Patienten von langjähriger Krankheit geheilt wurden. — In derartigen
Fällen genügt nach H. die Gastroenterostomie allein nicht; radikale Heilung
bringt nur die völlige Entfernung des Ulcustumors. Peltesohn.
A. Blaschck, Ein Erklärungsversuch der paradoxen MitbewegungfD
zwischen Lid und Auge. Zeitschr. f. Augenheilk. Bd. XIII, S. 760.
B. beobachtete bei zwei Patienten mit Ptosis auf Grund syphilitischer
Oculomotoriuslähmung bei Adduktion des gelähmten' Auges Erweiterung,
bei Abduktion Verengung der Lidspalte, ferner bei Hebung der Blickebene
geringe, bei Senkung erhebliche Erweiterung der Lidspalte. Da B. fand,
dass normale Menschen bei Adduktion meist eine Hebung und bei Ab-
duktion eine Senkung des Lides zeigen (oft auch umgekehrt), so ist das
beschriebene Phänomen nur eine Steigerung des physiologischen Vorganges.
Die Erscheinung des Klappens der Lidspalte beim Abwärtsblicken des
ptotischen Auges erklärt sich aus dem Spasmus des Levator und zum ge-
ringen Teil aus der Senkung des Unterlides. G. Abelsdorff.
1) Trefrop, Resultats personnels du traitement des vertiges, des bour-
donnements, de la surdite par la raethode de Babinski. Annales des
mal. de l’or. etc. 1904, No. 12, p. 550.
2) Lombard et Caboche, Ponction lombaire et affections de Poreille.
Ibid. p. 661.
1) T. empfiehlt die Lumbalpunktion, nach dem Vorgänge von Babinski.
bei Fällen von reiner Labyrinthaffektion. Er sah erhebliche Besserung
resp. vollständige Beseitigung der Schwindelerscheinungen und der sub-
jektiven Geräusche fast regelmässig eintreten. Das Hörvermögen wurde
in drei Fällen gebessert.
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No. 38.
Hbnhici. — Hkni.k (tKRRKK.
629
2) L. und C. haben die Lumbalpunktion bei chronischem Mittelohr-
katarrh angewandt, ohne jedoch irgend einen erheblichen Erfolg, weder
bezüglich der subjektiven Geräusche, noch der Hörfähigkeit zu erzielen.
Die Schwindelerscheinungen schienen in einigen Fällen etwas gebessert.
Sch wabacb.
Henrici, Die Tuberkulose des Warzen fortsatzes ira Kindesalter. Habili-
tationsschrift. Wiesbaden 1904.
Gestützt auf eine Anzahl eigener und unter Berücksichtigung der in
der Litteratur vorliegenden Beobachtungen glaubt Verf. die Warzcnfortsatz-
tuberkulose im Kindesalter als eine relativ häufige Erkrankung bezeichnen
zu sollen; sie sei in den meisten Fällen eine primär-ossalo, d. h. auf dem
Wege der Blutbahn inducirte Erkrankung, selten sei sie sekundär im An-
schluss an eine Paukenhöhlentuberkulose entstanden; sie sei meist ein rein
lokales und relativ gutartiges Leiden, der Therapie wohl zugänglich und
gebe, falls sie rechtzeitig zur Operation komme, gute Aussicht auf Heilung.
Bei der Operation gelinge die Entfernung alles Krankhaften meist dyrch
die einfache Warzenfortsatzaufmeisselung, nur in wenigen Fällen sei man
gezwungen, die Paukenhöhle, wie bei der Radikaloperation, mit aufzudecken
und auszuräumen. Die sichere Diagnose auf das Vorhandensein einer tuber-
kulösen Erkrankung könne man nur selten aus dem makroskopischen Bilde
bei der Operation stellen, sie werde meist erst durch die mikroskopische
Untersuchung möglich. Facialislähmung sei verhältnismässig selten bei
der tuberkulösen Mastoiditis der Kinder, spreche, wo sie vorhanden, für
einen vorgeschrittenen Process im Warzenfortsatz. Eine Tuberkulose der
Rachenmandel habe keine wesentliche Bedeutung für das Entstehen einer
Warzenfortsatztuberkulose bei Kindern. Schwabach.
Henle, Zur Behandlung des akuten Schnupfens. Deutsche med. Wochen-
schrift 1905, No. ö.
Verf. versuchte bei einem heftigen Schnupfeu die Bier’sche Stauung
an sich selbst indem er einen Hohlschlauch mit einem Druck von 25 mm
Quecksilber sich um den Hals legte. Die Wirkung war auffallend; die
lästigen Beschwerden nahmen ab, der Kitzel in der Nase, das Thränen der
Augen verschwand, die Sekretion liess nach. Zunächst liess Verf. die
Binde eine Stunde liegen; als nach zweistündiger Pause sich wieder Kitzel-
gefühl einstellte, staute er von neuem 3 Stunden. Der Kitzel verschwand;
am nächsten Tage war das gewöhnliche Gefühl eines überstandenen
Schnupfens vorhanden. Die Stauung hatte abgesehen von der durch die
Binde und hauptsächlich durch die schliessende Klammer bedingte Unbe-
weglichkeit des Halses keinerlei Beschwerden gemacht, ln 6 andereu
Fällen trat gleichfalls in 5 der Erfolg ein; nur in einem, mehr chronischen
Process fehlte jeder Erfolg. W. Lublinski.
Gerber, Principien der Kieferhöhlenbehandlung. Arch. f. Laryngol. u.
Rhinol. Bd. 17, H. 1.
Das erste Princip ist, die erkrankte Kieferhöhle möglichst von dort
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630 GhÜmibrou.Rolly. Sbi.tkr. Fi.atau u.VYilkk. Eichlkr. Skutkzky. No. 38.
aus zu behandeln, wo ihre natürliche Verbindung mit der Nasenhöhle ist
und die Anlegung neuer dauernder Verbindung mit der Mundrachenhöhle
zu vermeiden. Frische und leichte Fülle sind Aufangs vom mittleren
Nasengang mit spitzer Kanüle zu spülen; bei länger dauernder Eiterung,
zu dicker Absonderung, starkem Geruch, ist die Oeffuung im mittleren
Nasengang zu erweitern, eveut. selbst nach dem unteren Nasengang zu.
Chronische und schwere Fälle müssen von der Fossa canina eröffnet werden.
Die Oeffnung wird aber nach Inspektion und Ausräumung der Höhle und
Anlegung einer breiten Gegenöffnung im mittleren Nasengang sorgfältig
geschlossen und die Nachbehandlung vom mittleren Nasengang geleitet.
Nur die. Fälle, bei denen eine hochgradige Nasenverengerung die
nasale Behandlung nicht gestattet und diejenigen Kranken, die weder in
ärztlicher Behandlung bleiben, noch die Selbstbehandlung vom mittleren
Nasengang aus erlernen können, sind einer oralen Behandlung (Cowper
oder Desadlt-KOster mit Lappenbildung nach Partsch oder Gerber, zu
unterziehen. \V. Lublinski.
1) Grimberg und Itolly, Beitrag zur Frage der agglutinirenden Eigen-
schaften des Serums Typhuskranker auf Paratypbus- und verwandte
Bakterien. Münch, med. Wochcnschr. 1905, S. 105.
2) H. Selter, Zur Typhusdiagnose mittelst des Typhusdiagnostikums von
Ficker Ebenda S. 108.
3) (i. Flntau und A. Wilke, Ueber FlCKER’s Typhusdiagnostikum. Ebenda
S. 1 10.
4) F. Eieliler, Ueber die Verwertbarkeit des Ficker’schen Typhusdiagnosti-
kums in tropischen Gegenden. Ebenda. S. 112.
5) A. Skiite/.ky, Ueber den Wert des Ficker’schen Typhusdiagnostikums
im Vergleich zur ursprünglichen Gruber-Widal’scheu Reaktion. Zeitschr.
f. Heilk. 1904, Bd. 25. Abt. f. interne Med. S. 253.
1) Verff. haben das Blutserum von 40 klinisch sicheren Typhuskranken
— bei 32 war ausserdem die Diagnose durch den Nachweis von Typhus-
bacillen im Blute gesichert — hinsichtlich seiner Agglutinationskraft gegeo-
über Typhusbacillen, Colibakterien, Paratyphusbacillen A. und B., Bac
enteritidis Gärtner und Bac. botulinus geprüft. Die Untersuchung erfolgte
teils einmal, teils unmittelbar nach der Aufnahme auf die Klinik und in
der Reconvalescenz. Die Beobachtung erfolgte mikroskopisch. Es zeigte
sich, dass auf die Schwere des Krankheitsfalles weder aus der Zahl der
Typhusbacillen im Blute noch aus der Höhe der Agglutinationskraft ge-
schlossen werden konnte. Ferner machten Verff. die auffällige Beob-
achtung, dass in 70 pCt. aller Fälle Mitagglutination mit den Paratyphus-
bacillen nachweisbar war, in 85 pCt. wurden diese Bacillen sogar höher
agglutiuirt als Typhnsbacillen. Auch Bac. enteritidis Gärtner und Ooli-
bacillen wurden verhältimmässig häutig agglutinirt, währeud der Bac
botulinus Ermengem nicht beeinflusst wurde. Diese Befunde weichen von
den Beobachtungen anderer Autoren so wesentlich ab, dass mau ihre Be-
stätigung wird abwarten müssen, bevor man auf Grund derselben der
WidaPschen Reaktion jeden diagnostischen Wert abspricht, wie die« ge-
schehen müsste, wenn die Befunde allgemein zutreffend sein sollten.
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No. 38.
Mobny.
631
2) S. giebt zu, das» das Ficker’sche Typhusdiagnostikuni eine gewisse
Vereinfachung in der Anstellung der Widal’schen Reaktion bedeutet und
deshalb als ein Fortschritt in der Typbusdiagnose zu bezeichnen ist; allein
nach ihm vermag es die Anstellung der Widal’scheu Reaktion mit leben-
den Typhusbacillen bei mikroskopischer Beobachtung nicht zu ersetzen.
Bei letzterer Ausführung soll, wie er durch vergleichende Prüfung von
Seris gegenüber Typhusculturen und Typhusdiagnostikum feststellte, die
Reaktion in früherem Krankheitsstadium auftreten und auch in der Re-
convalescenz länger erhalten bleiben. Das Typhusdiagnostikum könne
somit die Widal’sche Reaktion mit lebenden Culturen nicht ersetzen. Dies
um so weniger, als gelegentlich neben der Agglutination von Typhus-
bacillen die von Paratyphusbacillen in Frage kommen, worüber in Labo-
ratorien leicht Aufschluss zu erhalten sei, während dann das Diagnostikum
versagt Man solle vielmehr dahin wirken, dass centralisirte Untersuchungs-
Stellen geschaffen werden, dann würden die Aerzte ebenso schnell das
Resultat erfahren, wie wenn sie selbst die Reaktion mittels des Diagnosti-
kums austeilten.
3) F. und W. kommen dagegen auf Grund ihrer Untersuchungen mit
Serum von Typhuskranken, Reconvalescenten und anderen Kranken zu dem
Resultat, dass das Typhusdiagnostikum die lebende Typhuscultur zu er-
setzen vermöge.
4) E. hat das Typhusdiagnostikum während einer Reise durch die
Tropen, wobei es mehrere Monate lang einer Temperatur von 30—34° C.
ausgesetzt war, mehrfach mit gutem Erfolge verwandt. Auch nach seiner
Rückkehr war das Diagnostikum noch völlig brauchbar. Er wünscht, dass
das Diagnostikum auch in kleineren Dosen abgefüllt werde, da ein wieder-
holtes Oeffnen der Flasche und Entnehmen von Proben vielleicht die Güte
des Präparates beinträchtigen könnte.
5) Sk. hat das Ficker’sche Typhusdiagnostikum bei Typhuskranken,
Gesunden und anderweitig Kranken geprüft und mit der ursprünglichen
Methode der Gruber-Widal’schen Reaktion verglichen. Er bekam mindestens
ebenso gute Resultate mit dem Typhusdiagnostikum wie bei Verwendung
von Typhuscultur. Da die Ficker’sche Methode ein sehr gleicbmässiges
Arbeiten gestattet, vom Laboratorium unabhängig macht, so ist sie der
ursprünglichen Form der Gruber-Widal’schen Reaktion vorzuziehen.
H. Bischoff.
K. Mosny, Hospitalisation des tuberculeux. Ann. d’hyg. publ. Juillet 1904,
p. 15.
Nach der Ansicht von M. sind die Tuberkulösen eine grosse Gefahr
für ihre Umgebung, wenn sie in die allgemeinen Krankenhäuser aufge-
nommen werden. Dafür spricht, dass Leute, die wiederholt längere Zeit
in Krankenhäusern gewesen sind, vielfach tuberkulös werden, und dass
von den Krankenpflegern, besonders von den Ordensschwestern, die Mehr-
zahl an Tuberkulose stirbt. Wenn nun auch durch peinliche Achtsamkeit
und Fürsorge, dass die Infektionserreger nicht verschleppt werden, viel
geleistet werden kann, so ist dies doch ein unvollkommener Kampf, er
muss durch Isoliruug der Kranken vervollkommnet werden. Solange in
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632 Bertram. — Bayer. No. 38.
allgemeinen Krankenhäusern lediglich bestimmte Säle für Tuberkulöse
reservirt werden, ist die wichtigste Förderung, Schutz der anderen Patienten
gegenüber den Tuberkulösen. Ganz anders liegen die Verhältnisse, sobald
gesonderte Krankenhäuser für Tuberkulöse errichtet werden, diese sind
dann als ein wichtiger Faktor im socialen Kampfe gegen die Tuberkulose
aufzufassen und sind dementsprechend auszugestalten. H. Bischoff.
H. Bertram, Zur Therapie des Bronchialasthmas. Centralbl. f. inn. Med.
1905, No. 5.
Die zweifellos günstige Wirkung eines vielbenutzten Gebeimmittels,
des Tucker’schen Asthmamittels, gab B. Veranlassung, die Zerstäubungs-
flüssigkeit einer genauen Untersuchung zu unterziehen. Es ist ist dies eine
braunrote, klare Flüssigkeit von angenehmem Geruch. Sie enthält Natrium-
nitrit, ca. 4,0 pCt., Glycerin und beinahe 1 pCt. Atropinsulfat; ausserdem
etwa V* pCt. eines näher nicht zu bestimmenden Pflanzenextrakts. Diese
Flüssigkeit wird nun durch einen sinnreich construirten Zerstäubungsapparat
in Form eines sehr feinen Nebels in die Nase gestäubt, um von da durch
tiefes Einatmen in die Trachea gebracht zu werden. Lässt man den Apparat
etwa 3 Minuten gehen, eine Zeit, die meistens zur Coupirung des Anfalls
genügt, so werden etwa 0,012 g Flüssigkeit zerstäubt und etwas mehr als
!/l0 mg Atropin verwendet. Nach der gedruckten Anweisung darf der
Apparat aber auch längere Zeit und mehrmals am Tage benutzt werden,
sodass man schliesslich zu nicht unbedenklichen Mengen Atropin gelangen
kann. — Die Anwendung von Atropin bei bronchialem Asthma ist übrigens
schon lange bekannt und wissenschaftlich begründet, u. A. von Trousseac;
auch Natriumnitrit wird, besonders bei Angina pectoris vielfach gegeben.
Der Apparat und die Flüssigkeit Hessen sich wohl beträchtlich billiger
herstellen. Bemerkt sei endlich, dass eine von Schilling herrührende
Analyse der Zerstäubungsflüssigkeit ganz abweichende Resultate ergiebt,
nämlich 1 pCt salzsaures Cocain, 5 pCt. Kalium nitricum, 35 pCt. Glycerin,
35 pCt. Bittermandelwasser, 4 pCt. Pflanzenextraktivstoffe (vermutlich aus
Stramoniumkraut). K. Kronthal.
K. Bayer, Lokale Blinddarmblähung bei Dickdarmverscbluss. Zeitscbr. f.
Heilk. XXV. Bd., H. III, S. 88.
Neben 5 in der Litteratur bekannten Fällen von lokaler Coecalauf-
bläbung bei Dickdarmverschluss, deren Erklärung bislang noch keine aus-
reichende und übereinstimmende ist, führt B. noch weitere 5 Fälle an.
Der erste Fall betrifft eine 29 Jahre alten Patienten mit einem cirkulär
stenosirenden Carcinom im S. romanum. Der zweite einen 48 Jahre alten
Mann mit einem impermeablen Carcinom an derselben Stelle. Aehnlicb
verhält sich der dritte Fall eines 66 Jahre alten Schneiders mit einem
cirkulären Carcinom im S. romanum. Auch der vierte, eine 57 Jahre alte
Frau betreffende Fall zeigt ein Carcinom desselben Darmabschnittes. Im
letzten Falle endlich konnte die Ursache des Dickdarmverschlusses nicht
einwandsfrei festgestellt werden. Bei allen genannten Patienten zeigte sich
ohne jede Ausnahme als Begleiterscheinung des Dickdarmverscblusses eine
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No. 38.
HlKSCHKRI.n. — Baoinsky.
633
mehr oder weniger starke Aufblähung des Bliuddarmes. Die Ursache für
diese Erscheinung glaubt B, durch die folgenden Sätze einwandsfrei er-
klären zu können:
1. Es giebt einen lokalen Meteorismus des Coecums.
2. Er wird verursacht durch übermässige Anstauung des Inhaltes bei
Dickdarm Verschluss.
3. Der anatomische Grund für seine Entstehung ist in der Dünn-
nandigkeit des Coecums zu suchen.
4. Durch die Arbeit des Darmes, Antiperistaltik, erhöhte Peristaltik,
welche das Hindernis zu überwinden sucht wird die Anstauung schubweise
and gewaltsam gesteigert; und durch den Druck der freien Gasansammlung
wird das Coecum leicht überdehnt, erleidet Serosaeinrisse und verfällt der
Gangrän. Je näher dem Coecum der Verschluss sich befiudet, desto rascher
tritt Gangrän ein. Carl Rosenthal.
H. Hirschfeld, Rin Eall von tötlicher Magenblutung infolge miliaren
Aneurysmas einer Magenschleimhautarterie. Berl. klin. Wochenschr. 1904,
No. 22.
Magenblutungen infolge von Aneurysmen kleinster Magenarterien sind
ausserordentlich selten. Es bestehen zur Zeit nur 6 solcher Fälle in der
Litteratur. Einen siebenten Fall beschreibt Verf., den er im Krankenhaus
zu Moabit beobachtet hat. Es handelt sich um einen 38 Jahre alten
Arbeiter, der nach seiner Aussage auch bei den kleinsten Verletzungen
starke Blutungen gehabt hatte. Seit dem Jahre 1883 begann er an Magen-
blutungen zu leiden, die sich bis zum Jahre 1903 13 mal wiederholten.
Der letzten Blutung erlag er. Objektiv war bei dem Kranken, abgesehen
von den Zeichen starken Blutverlustes, nichts festzustellen. Bei der Ob-
duktion zeigten sich alle Organe, besonders auch die Leber, frei von krank-
haften Veränderungen. Auch im Magendarmkanal konnte man anfangs
Abnormes nicht finden, bis endlich ein am Grunde eines kleinen Schleim-
hautdefektes sitzendes, geplatztes, miliares Aneurysma entdeckt wurde, das
aber als solches nur mikroskopisch deutlich erkennbar war. Dass der
Kranke aus solchem kleinen Aneurysma sich verbluten konnte, war nur
dadurch erklärlich, dass er zweifellos ein Hämophile war. Ob es je mög-
lich sein wird, bei einem Menschen, der einmal oder mehrfach an Magen-
blutung leidet, die Diagnose „Aneurysma einer Magenarterie“ zu stellen,
ist sehr unwahrscheinlich. Dagegen ist es wohl möglich, dass manche
Fälle scheinbar parenchymatöser Magenblutungen aus dem Vorhandensein
solcher kleinster Aneurysmen oder Varicen sich erklären lassen.
Carl Rosenthal.
A. Iiagin.sky, Der akute Gelenkrheumatismus der Kinder. Berl. klin.
Wochenschr. 1904, No. 47.
B. legt seinen Betrachtungen 66 Fälle von Gelenkrheumatismus zu
Grunde. Die Mehrzahl der Fälle kommt auf die Zeit des lebhaftesten
Wachstums (7 — 8, 12 — 13 Jahre); kein Fall ereignete sich im ersten
Lebensjahre. Die Sommermonate bleiben keineswegs verschont. Eine ge-
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634
Thikkkri.ij.
No. 38.
wisse Heredität bei den Erkrankten war öfter festzustellen. Ein häufiges
Vorkommen von Anginen als Vorläufer oder Begleiter des Gelenkrheuma-
tismus bei Kindern konnte Verf. nicht bestätigen. Befallen wurden bei
Kindern in der Regel zuerst die Knie- und Sprunggelenke, weit- seltener
begann der I’rocess in den Gelenken der oberen Extremitäten. Bei Be-
fallcnsein der Hüftgelenke — die nicht häufig erkranken' — klagten die
Kinder zumeist über tiefe Bauchschmerzen. — Auffällig ist immer schon
in den ersten Tagen, und je länger der Process währt, desto nachhaltiger
die beträchtliche Anämie der Kinder; irgend eine wesentliche Veränderung
des Blutes ist dabei nicht nachweisbar. — Was das Verhältnis des Ge-
lenkrheumatismus zur Chorea betrifft, so sind von der Chorea zwei Haupt-
gruppen zu unterscheiden — die rheumatische und die nervöse Gruppe — ,
welche letztere etwa s/s aller Choreafälle umfasst. — Abgesehen von der
Chorea sind nervöse Complikationeu im Verlaufe des Gelenkrheumatismus
der Kinder selten. Ein sogenannter cerebraler Rheumatismus ist ß. nie
begegnet. — Das Charakteristikum der Polyarthritis rhcumatica der Kinder
ist die frühe und überaus häufige Mitbeteiligung des Herzens. Ganz frei
blieben unter den von B. in Betracht gezogenen Fällen nur 8, in denen
der Verlauf ein ganz leichter war. In 17 Fällen bestanden Herzaffektionen,
die abheilten; 35 Fälle hatten bleibende Herzfehler, 6 starben. — Die
adhäsive fibrinöse Pericarditis mit der Neigung zur bindegewebigen Um-
änderung der fibrinösen Entzündungsprodukte und völligen Verwachsung
von Herz und Herzbeutel ist die eigenartige und hervorstechende ana-
tomische Reaktion des kindlichen Organismus auf den Reiz des rheuma-
tischen Virus. Diese fibrinös-pericarditische Affektion hat die kolossalen
boucardischen Herzen zur Folge. In Mitleidenschaft gezogen werden das
Myocard — vor allem die Papillarmuskeln — , in geringerem Grade das
Bndocard. Das schliesslich Deletäre aber ist die Degeneration des ge-
sammten Myocards. — Bei dem Uebergang der akuten in die chronisch
rheumatische Erkrankung spielt vielleicht Lues hereditaria eine Rolle.
Dass der chronische Rheumatismus der Kinder mit Tuberkulose in Be-
ziehung steht, wie französische Aerzte behaupten, bezweifelt Verf.; wahr-
scheinlich liegen bei den französischen Fällen Verwechselungen der rheuma-
tischen Erkrankung mit echt tuberkulöser vor. — In Fällen von schwerer
akuter Endo-Pericarditis bat Verf. von keinem der sonst empfohlenen
Mittel einen Erfolg gesehen. Nur dem Jodkalium in Gaben von 1 — 2— 3 g
pro die schreibt er einen günstigen Einfluss in einzelnen Fällen zu, ins-
besondere bei Complikationeu mit Pneumonie und Pleuritis.
Stadthagen.
R. Thierfeld, Ein Fall von Enteritis mentbranacea bei einem 9jährigen
Knaben. Prager med. Wochenschr. 1904, No. IC.
Bei einem 9jährigen, sonst gesunden, nicht nervösen Kinde hatten
8 Tage lang die Erscheinungen einer Enteritis membranacea bestanden.
Nachdem ein grosses Stück Watte mit den Fäces entleert war, trat auf-
fallend rasche Besserung ein. Verf. nimmt daher an, dass die Watte die
Ursache der Enteritis war. Stadthagen.
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No. 38.
i'K Rothschild u. Bkunikr. — Capwaladkk. — Wkstphal.
635
II. de Rothschild et L. Hrunicr, Qnatre cas de tuberculose traites par
les injections souscntanöes de serum de Marmorkk. Le progres med.
1904, No. 17.
Die Injicirten waren zwei Erwachsene und zwei Kinder im Alter von
6 uud 10 Jahren. Verff. halten das Serum für unschädlich nach ihren
bisherigen Erfahrungen, wenn man folgende Cantelen beobachtet: Die
.Maximaldose der Einzelinjektion darf 10 ccm nicht übersteigen und nach
6 — 8 Injektionen ist eine mehrtägige Pause einzuschalten. Einer der Fälle,
eine tuberkulöse Erkrankung des Sternoclaviculargelenks, ist geheilt, die
drei anderen sind durch die Behandlung gebessert worden.
Stad thagen.
Cadwalader, Stndies on the basophilic granulations of the crythrocyte
in lead poisoning and other conditions, with special reference to the
relation which they bear to the nuclei of the red blood corpuscles. The
Americ. journ. of the med. Sciences 1905, p. 213.
Normalerweise findet man schon in den roten Blutkörperchen des
Menschen basophile Granulationen in spärlicher Anzahl. Diese nehmen
au Zahl stark zu unter manchen pathologischen Verhältnissen, zu denen
besonders die Bleivergiftung gehört. Bei letzterer finden sieh im Blute
gewöhnlich kernhaltige Erythroeyten , deren Zunahme von einem ent-
sprechenden Anwachsen der Zahl der granulahaltigen roten Blutkörperchen
begleitet ist. Diese granulirteu Zellen stammen möglicherweise aus den
blutbildenden Geweben und sind wahrscheinlich bedingt durch den Zerfall
des Kerns der roteu Blutkörperchen.
Die bei der Bleivergiftung auftretende sekundäre Anämie ist gewöhn-
lich nur raässigen Grades. Alkan.
A. Westphal, Ueber Bewegungserscheinungen an gelähmten Augenmuskeln
in einem Fall von Korsakow’scher Psychose. Berl. klin. Wochenschr.
1904, No. 8.
In einem Falle von Korsakow'scher Psychose nach Alkoholismus be-
stand ausserdem eine associirte Blicklähmung nach oben und unten; trotz-
dem die Lähmung der die Bulbi nach oben drehenden Muskeln eine voll-
ständige war, verschwand dieselbe sofort, sobald der Orbicularis oculi in
Funktion trat. Bei intendirtem aber durch Auseinanderhalteu der Lider
verhindertem Lidschluss trat sofort eine ausgiebige Bewegung der Bulbi
nach oben und aussen auf, zugleich mit einer starken Contraktiou der auf
Licht sehr wenig und träge reagirenden Pupillen. Dabei konnte nachge-
wiesen werden, dass das untere Augenlid in keiner Weise durch mechani-
schen Druck gegen den Bulbus bei der fraglichen Bewegung beteiligt war.
Das Aufwärtsfliehen des gelähmten Bulbus konnte nur durch die Annahme
einer Mitbewegung erklärt werden und erinnert an das Verhalten gelähmter
Pupillen, die sich bei den vom Facialis ausgehenden Innervationsimpulsen
deutlich contrahiren können und weist auf gewisse funktionelle Beziehungen
des oberen Facialis zum Oculomotorius hin. Die anatomische Grundlage
der vorliegenden Erscheinungen, Sitz der Läsion blieb bei der alkoholischen
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636
Km'pflmacukk — Raymonu.
fiARUIKR und MaiI.LARO.
No. 38.
Basis unentschieden, doch wies die associirte Blicklähmung auf das Be-
fallrnsein der Kernregiou des Oculouiotorius hin. S. Kalischer.
W. Knöpfclinacher, Alimentäre Glykosurie und Myxödem. Wiener klin.
Wochenscbr. 1904, No. 9.
Bei zwei Kindern mit Myxödem (congenitaler Natur) fand K. die
Assimilationsgrenze für Zucker abnorm hoch liegend (ebenso wie bei er-
worbenem Myxödem [Hirschl]). Die Einführung von Schilddrüsensubstanz
hatte eine wesentliche Herabsetzung der Assimilationsgrenze für Trauben-
zucker im Gefolge (schon bei geringen Dosen). Die pathologisch erhöhte
Assimilationsgrenze bei Myxödem wird auf verlangsamte Resorption infolge
von träger Peristaltik, verlangsamter Resorption und Cirkulation, trägem
Stoffwechsel zurückgeführt Der Hyperthyreoismus mit beschleunigter
Peristaltik, Resorption etc. erzeugt eine niedrige Assimilationsgrenze.
S. Kaltscher.
Raymond, Turoeur cerebrale avcc abolitiou des röflexes tendineux. Arcli.
de neurol. 1904, Janvier.
Bei einer 24jährigen Frau bestanden Schwindel, Kopfschmerz, Er-
brechen, Diplopie, doppelseitige Ophthalmoplegie, Amaurose, Anosmie,
Parese des rechtsseitigen unteren Facialis, des rechten Armes neben rechts-
seitiger Hyperästhesie. Die Lumbalpunktion lehrte, dass die Menge des
Liquor cerebrospinalis erheblich vermehrt war; auch Stauungspapille war
vorhanden. Auffallend war der Verlust der Sehnen- und auch der Patellar-
reflexe an den unteren und oberen Extremitäten. Es handelte sich zweifellos
um einen Hirntumor in der Gegend der Hirnscbenkel. Der Verlust der
Sehnenreflexe, der auf Gompression des Rückenmarks resp. der hinteren
Wurzeln zurückgeführt wird, ist oft das einzige Symptom dieser Com-
pression; oft geht eine Abschwächung der Reflexe dem Verluste voraus
und meist sind auch die Reflexe der oberen Extremitäten abgeschwächt
oder geschwunden; mitunter kommen auch paroxystische Schmerzen im
Nacken, Armen, Beinen vor, aber nie von solcher Intensität wie bei der
Tabes; und auch Hypästhesien an den oberen Extremitäten (Innenseite des
Arms) finden sich. Nie kommt es jedoch zu einem ausgeprägten tau-
schen Symptomenbilde durch Gompression des Rückenmarks infolge von
Hirntumoren. S. Kalischer.
N. Larrier et Maillard, Syndrome et Maladie de Bonnikr Arcb. gener.
de med. 1904, No. 7.
Ein 48jähriger Fischer erkrankte plötzlich bei der Arbeit, als ihm
ein Sack Aepfel auf die Schultern gelegt wurden, mit Schwindel, Sausen
im linken Ohr, Zwangsfallen auf die linke Seite, Angstgefühl auf der
Brust, heftigem Schmerz in der linken Infraorbitalgegend, Kriebeln in der
linken Schläfe und anssergewöbnlich heftigem Durst. Nach einigen Minuten
konnte er unter Schwanken nach Hause gehen, und zwar zogen die Gegen-
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No. 38. Neurath. — JOLLY. 637
stände, die er sali, immer uacli links. Die gleichen Anfälle wiederholten
sich mehrfach und in den Intervallen blieben zurück ein starker Durst,
Muskelschwäche, Taumel beim Geben, Abmagerung, die rapide auftrat.
Die Polydipsie bestand anfangs allein; später gesellte sich Polyurie hinzu. —
Complicirt war der Fall durch ein fieberhaftes Lungenleideu und durch
eine linksseitige Hemibypästhesie mit Herabsetzung der Sinnesfunktionen
links. Doch waren diese letzteren hysterischen Erscheinungen schon 1874
nach einer Verletzung des linken Auges aufgetreten. Hinzutraten anfalls-
weise auftretende Gesichtsröte und amnestische Anfälle, mit Vergessen der
jüngsten Eindrücke. — Die oben geschilderten Anfälle gleichen denen, die
Bonnier zuerst beschrieb und auf eine Affektion des Deiters sehen Kernes
bezog; sie bestehen in Schwindel mit Sehstörungen, Schmerzen im Trigo-
minusgebiet, Verlust des Gleichgewichts, Gehörsstörungen resp. Ohrensausen,
Uebelkeit und Erbrechen. Dieser Bonnier’sche Symptomencomplex ent-
steht gewöhnlich bei einer bulbären Affektion (Erweichung), welche die
Centren der Ernährung, Respiration, Cirknlatiou, Urinsekretion betrifft und
durch eine Läsion resp. Erweichung der seitlichen Teile des Bulbus im
Gebiete der Wurzelarterien (Älteres radiculnires) bedingt ist. Zur Bonnier-
schen Krankheit gehören auch Polyurie oder Glykosurie, Abmagerung,
muskuläre Asthenie, Anorexie, vasomotorische Störungen. Die seitlichen
Teile der Med. oblongata, in denen die Wurzelarterien verlaufen und diese
Kerne (Deiters 'sehe Kerne, Vagus-Glossopharyngeus, Trigeminus etc.) liegen,
neigen besonders zu Apoplexien und Erweichungen. Auffallend im Krank-
heitsbilde sind der anhaltende Schwindel, der aussergewöhnliche Durst, das
Ohrensausen, die Angstgefühle, die rapide Abmagerung und ihre Com-
bination. Ein Teil der Erscheinungen beruht auf ausstrahlenden Reizungen
der benachbarten bulbären Kerne. — Die Hysterie wird hier als zufällige
Complikation angesehen. — In einem Falle konnte Bonnier seine An-
nahme durch die Autopsie belegen. S. Kalischer.
ü. Neurath, Veränderungen im Centralnervensystem beim Keuchhusten.
Wiener klin. Wochenschr. 1903, No. 40.
In 17 zur Obduktion gekommenen Fällen war das mikroskopisch
untersuchte Nervensystem nur einmal intakt, sonst fanden sich meningitis-
ähnliche Zustände wie Verdickung oder Lockerung des pialen Gewebes,
Blutungen in verschiedener Intensität zwischen Pia und Hirn, ln der
Rinde des Hirns waren die Lymphräume erweitert, ausserdem waren
ödematöse und hämorrhagische Veränderungen nachweisbar. Die Leuko-
cyteuinfiltration der Pia deutet N. als Entzündurigserscheinungen, in Bezug
auf die Blutungen drückt er sich reservirter aus. M. Brasch.
F. Jolly, Ueber einige seltenere Fälle von Querschnittserkrankung des
Rückenmarks. Arch. f. Psych. 37. Bd , 2. H.
Der von J. mitgeteilte Fall betrifft eine doppelseitige Halbseiten-
erkrankung, welche sich bei einem 37jährigen Kranken in zwei aufeinander-
folgenden Anfällen entwickelt batte. Alles sprach für eine syphilitische
Digitized by Göogle
638 lIlRSCHXKl.l). — ßoKCK. No. 38.
Aetiologie der nach einander auf beiden Seiten des Rückenmarks ent-
standenen Herde von meningo-myelitiscliem Charakter, deren einer, wie
iutra vitam vermutet werden musste, die Mittellinie überschritten haben
musste. Die Sektion hingegen zeigte, dass der centrale Rückenmarksherd
keine sicheren Zeichen von Lnes darbot, dass er rein myelitiscb war ohne
Beteiligung der Meningen. Die beiden Rückenmarkshälften waren zwar
in ungleicher Ausdehnung erkrankt, aber in zusammenhängender Form,
wenigstens liess sich die ursprüngliche Entstehung aus zwei Herden ana-
tomisch nicht mehr nachweiseil. M. Brasch.
II. Hirselifeld, Uebcr eine bisher noch nicht bekannte Begleiterscheinung
der Parese des N. peroneus. Berl. klin. Wochenschr. 1905, No. 11.
H. fand, dass bei Peroneusparesen der Winkel, um welchen die Dorsal-
flexion des Fusses statttiudet, bei gestrecktem Bein ein geringerer ist, als
wenn man das Bein im Kniegelenk beugt. Es kann da zu Unterschieden
von 30 — 40 Grad kommen. — Die Erscheinung erklärt sich dadurch, dass
bei gestrecktem Bein durch die Dorsalflexion des Fusses die Waden-
muskulatur stärker gespannt wird, als bei im Kniegelenk gebeugtem Bein,
weil im letzteren Falle eine Entspannung der Wadenmuskulatur durch
Näherung der Ansatzpunkte eintritt Der antagonistische Widerstand, der
also durch den normalen Tonus der Wadenmuskulatur am Fusse ptantar-
wärts ausgeübt wird, ist bei Beugung des Beines im Kniegelenk ein ge-
ringerer, als bei Streckung. Man lasse also bei eintretender Genesung
einen Kranken die Versuche zu einer Hebung der Fussspitze immer erst
bei gebeugtem Knie beginnen. Die beschriebene Erscheinung wird, ab-
hängig von individuellen Verhältnissen, hier und da vermisst werden; so
sah z. B. Verf. einmal bei gleichzeitiger Schwäche der vom N. tibialis
innervirten Muskeln die Erscheinung nur wenig ausgeprägt.
Bernhardt.
(!. lioeck, F 'ortgesetzte Untersuchungen über das multiple benigne Sarkoid.
Arch. f. Dermatol, u. Syph. Bd. 73, S. 71 u. 301.
Verf. hat die von ihm beschriebene Krankheit bei 7 weiblichen und
3 männlichen Personell im Alter zwischen 15 und 41 Jahren beobachtet.
Sie befällt mit Vorliebe Gesicht, Rücken, Schultern, Streckseite der Arme
und erscheint unter drei, häufig nebeneinander bestehenden, Hauptformen:
einer grossk notigen, bei der meist erbsen- bis bohnengrosse Tumoren
auftreten, einer kl ein knotigen mit Stecknadelkopf- bis hanf korngrossen
Knötchen und einer vorzugsweise im Gesicht lokalisirten, diffus in-
filtrirten, bei der sich etwas erhabene Infiltrate oder Plaques bilden.
Die erkrankte Hautoberfläche zeigt bei allen drei Formen eine bläulich
oder bräunlichrote oder gelbe Verfärbung und gewöhnlich sein feine Ab-
sehuppung; niemals kommt es zu Zerfall und Eiterung. Die einzelnen
Krankheitsherde sind ungemein persistent, könneu viele Jahre bestehen
und breiten sich sehr langsam peripherisch aus, wobei sie in der Mitte
etwas einsiuken. Im Involutionsstadium sind eine mehr oder weniger
ntensive Pigraentirung und zahlreiche verzweigte, teleangiektatiseli er-
Digitized by Google
No. 38.
LKH3KK.
639
weiterte Blutgefässe die douiinirendeu Erscheinungen, häufig findet man
auch eingesprengte Milien. Das eigentlich Charakteristische aber der Haut-
veränderungen liegt in ihrer Zusammensetzung aus lauter einzelnen, unter
Glasdruck deutlich hervortretenden stecknadelspitz- bis stecknadelkopf-
grossen graubraunen Herden, die bei der diffusen Form zerstreut in die
Cutis eingelagert, bei den beiden anderen Formen zu Knötchen und Knoten
gehäuft sind. Histologisch bestehen diese, von den perivaskulären Räumen
ausgehenden, scharf begrenzten Herde ganz überwiegend aus epithelioiden
Zellen mit sehr spärlichen Rundzellen. — Bei einigen der Pat. waren be-
trächtliche Schwellungen, namentlich der Cubital-, Femoral- und Inguinal-
drüsen, nicht aber der Halsdrüsen, vorhandeu; vier der Kranken litten
jahrelang, bisweilen schon vor dem Auftreten der Hautaffektion, an hart-
näckigen Nasenkatarrhen mit Schwellung und diffuser Infiltration der
Schleimhaut. Auch Conjunktiva, Zahnfleisch und Lippen wiesen einigemal
ähnliche Veränderungen auf. — Therapeutisch bewährte sich der Arsenik,
lange und in hohen Dosen gebraucht, als zuverlässiges Heilmittel.
Yerf. hat die Ueberzeuguug gewonnen, dass die Krankheit, für die er
jetzt den Namen des benignen Miliar Lupoid vorschlägt, eine tuberkulöse
Affektion, oder eine mit der Tuberkulose sehr nahe verwandte constitutio-
neile Infektionskrankheit darstellt, besonders deshalb, weil er in der er-
krankten Nascnschleimhaut eines seiner I’at. Bacillen fand, die morpho-
logisch wie tinktoriell von Tuberkelbacillen nicht zu unterscheiden waren.
Verimpfung von Schleimhautfragmenten auf ein Meerschweinchen hatte
allerdings ein im wesentlichen negatives Ergebnis. Verf. verhehlt sich
auch nicht, dass das histologische wie klinische Bild der Krankheit sehr
bedeutende Abweichungen von der Tuberkulose zeigt. L’eberdies litten
seine Pat nicht an anderen tuberkulösen Erscheinungen und waren zum
Teil sogar besonders gesunde und kräftige Menschen. H. Müller.
E. Lesser, Zur Finsenbehandlung des Lupus. (Vortrag, geh. in der Berl.
med. Gesellscb. am 11. Januar 1905.) Berl. klin. Wochenschr. 1905,
No. 4.
Ist mit der Finsenbehandlung eine vollständige, dauernde Heilung des
Lupus zu erreichen und mit einem guten kosmetischen Effekt? Die erste
Frage lässt sich mit Bestimmtheit nur nach sehr lange fortgesetzter Beob-
achtung der Krankeu beantworten und dazu ist die seit Einführung der
Methode verflossene Zeit noch zu kurz. Immerhin kann man schon soviel
sagen, dass Recidive nach der Finsenbehandlung zum mindesten länger
ausbleiben, als nach der Mehrzahl der audereu Behandlungsmethoden und
auch das bedeutet schon einen grossen Fortschritt. — Ganz ohne Rückhalt
darf man die zweite Frage bejahen. Der günstige kosmetische Effekt der
Finsenbehandlung übertrifft den aller bisherigen Verfahren; er beruht darauf,
dass sie in hohem Grade elektiv wirkt, lediglich das Kranke zerstört. Im
Grunde sind die Lichtstrahlen auch nichts anderes als Aetzmittel im
weitesten Sinne des Worts, nur dass die durch sie hervorgerufene Schädi-
gung am stärksten die pathologischen Zellen betrifft, die bei einer gewissen
Dosirung absterben, während die normale Zelle sic übersteht. — Aber
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640
RAUM.' — Raul.
No. SH.
auch die Finsenbehandlung findet bei besonders ausgebreiteten, tiefgreifen-
den oder vorzugsweise die Schleimhäute betreffenden Fällen ihre Grenzen
und muss hier mit den älteren Methoden, mit der Heissluftbehandlung und
auch mit Röntgenbestrahlungen, die sich für sich allein bei Lupus wenig
bewährt haben, combinirt werden. H. Müller.
Kaum, The silver salts in Gonorrhea. Med. News 1904, 15. Okt.
Verf. kommt auf Grund mehrfacher klinischer Beobachtungen zu dem
Schlüsse, dass bei Behandlung der Gonorrhoe mit organischen Silbersalzen
nicht die Tiefenwirkung dieser maassgebend ist, sondern ihre baktericide
Tätigkeit. Der längere Zeit hindurch auf die Urethralschleimhaut aus-
geübte Druck irgendwelcher Injektionsflüssigkeit bedingt nach der Vor-
stellung des Verf. 's eine Compression der Capillaren. Das Aufhören dieses
Druckes führt zur Erweiterung der Capillaren und zur gesteigerten l>euko-
cytose durch die Gefässwände. Erst die so an die Oberfläche der Schleim-
haut geschafften Gonokokken unterliegen der Einwirkung der Silbersalze,
von denen Verf. im übrigen Argyrol als das beste empfiehlt. Bei den 10
mitgeteilten Krankengeschichten erstmaliger Gonorrhoeen, die mit ganz
verschiedenen Präparaten behandelt wurden, ist von Complikationen keine
Rede. Ob der vom Verf. empfohlene prolongirte Druck auf die Urethral-
schleimhaut nicht in anderen Fällen Complikationen verursacht hat, wie
das namentlich zu befürchten ist, wenn der Pat. selbst zur Ausübung dieses
Verfahrens angehalten wird, darüber wird nicht berichtet. Jedenfalls zeigt
die Arbeit des Verf.’s, dass bei der Gonorrhoetherapie Theorie und Praxis
von einer völligen Uehereinstimmung noch weit entfernt sind, wenngleich
die Rccidive scheinbar geheilter Gonorrhoeen ausser der mangelnden Tiefen-
wirkung der Iujektionsflüssigkeilen bekanntermaassen auch bei erstmaligen
Gonorrhoeen verschiedenen anderen Momenten zur Last fallen.
B. Marcuse.
Haiti, Beitrag zur Kenntnis des Stoffwechsels während der Schwanger-
schaft. Arch. f. Gynäkol. 1905, Bd. 75, U. 1.
H.’s Untersuchungen ergaben die folgenden Resultate: Während der
letzten Zeiten der Schwangerschaft findet eine ziemlich starke Stickstoff-
ersparung statt. — 2. Die Stickstoffersparung wird stufenweise vermindert,
je näher die Zeit der Entbindung kommt, wobei jedoch möglicherweise
kurz vor dem Partus eine Steigerung in der Ersparung vorhanden sein
kann. — 3. Die Stickstoffbehaltung des Organismus ist während dieser
Tage völlig genügend, um die Aufgaben, welche die Schwangerschaft mit
sich führt, zu decken. — 4. Nach der Entbindung erleidet der Körper
einen Stickstoffverlust, wahrscheinlich besonders durch die Involution des
Uterus verursacht. — 6. Dem Verlust, welcher ca 2 Wochen anbält, folgt
eine erneute besonders starke Stickstoffersparung. Br. Wolff.
Einsendungen werden au die AdroH.se de« Herrn Geh. Med.-Rat Prof. Dr. M. Bernhardt (Berlin
Französische Strasse 2l) oder au die Verlagshandlung (Berlin NW., Unter deu Linden 68) erbeten
Verlag von August llirsrhw nid in Berlin. — Druck eon L. Schumacher in Berlin X. 14.
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JrhcntlAh «rar kein an
1 2 Bofl/n ; am Schl um«
des Jah^iuiga Titel, Na-
1 Sach -Register.
Centralblatt
Praia da« Jahrgang«?
28 Mark ; tu beaichen
durch alle Buchhand-
laogen u. Postanstaltan.
für die
cdiciiMen Wissenschaften.
Unter Mitwirkung von
Prof. Dr. H. Senator und Prof. Dr. E. Salko
rodigirt von
Prof. Dr. M. Bernhardt
io Berlin.
1905.
341. September.
Iiilmlt: Spallita, Der Gasgehalt dünnen Blutes. — Sculäffkh,
Eigenschaften des Kauinchenhlutes. — Hu rkl. Einfluss von Alkalien und Säuren
auf die Mageusaftsekretion. — Boldusrf, Die Arbeit des Verdauungsapparates
ausserhalb der Verdauung. — Scheide man t kl, Aortcnverkalkung nach Adrenalin-
injektionen. — Spitzy, L'eber Obturatorius-Cruralisplastik. — Tuomsoh, Ueber
die Atembeschwerden beim Kropf. — Voot, Erbliche Luxation der Linse. —
Lkhmoybz und Bkllin, Behandlung der Meningitis nach Mittelohrentzündung. —
Nblmann, Antiseptische Behandlung der Mittelohreiterung. — Gi.ab, lieber
blutende Septumpolypen. — Denker, Ueber das Griserin. — Martinrcr, Das
Ficker’sche Typhusdiaguostikum. — Hokk, Ueber Baktericidie im Organismus. —
Hödlmoskr, Wert des Pyramidons bei Typhus. — Kkiir. Ueber Gallenstein-
Operationen. — Loeb, Ueber Dyspeptin. — Lakomeau, Fälle von Hämorrhagic
der Nebenniere bei Kindern. — Jundbi.l, Die 24stüudigen Temperaturschwan-
kungen bei Kindern. — GrOnhkrokr, Acetessigsäure in der Cerebrospinal flüssig-
keit bei Diabetes. — v. Malaise, Zur Diagnostik der Bückenmarkstumoren. —
HOller, Ueber den Status hemiepilepticus. — Lik, Ueber Caissonkrankheit.
— Foooir, Cerebrale Lähmung nach Keuchhusten. — Khomaver. Ueber Ekzem-
beharidlung. — Hopfmann, Veuenerkrankungen bei Syphilis. — Milton, Litho-
trypsie grosser .Steine in Aegypten. — Halb an, Ueber die innere Sekretion der
Ovarien. — v. Hebpp, Behandlung der Gesichtslageu.
Fr. Spallita, Der Gasgehalt des Blutes uach Salzwasserinfusiou. Centralbl.
f. Physiol. Bd. XIX, No. 4, S. 97.
Hunde, welche infolge Blutentnahme und darauf folgender Kochsalz-
infusion starke Blutverdünnungen (24 — 41 pCt. Hämatin) überlebten und
die nicht dyspnoisch waren, zeigten einen kaum veränderten C02-Gehalt
des Blutes, dagegen nur 4,4— 7,6 Volumprocent 02, eine Quantität, die
bisher nur im Venenblut unter ungünstigen Atmungsbedingungen gefunden
wurde. Es ist dies ein Beweis, dass Tiere mit >/a bis */. de* normalen
Sauerstoffgehaltes ziemlich normal leben können. G. F. Nicolai.
V. Schlaffer, Eigenschaften des Kaninchenblutes. Pflüger’s Arch. CVI1I.,
10-12, S. 537.
Das Blut und gewisse Organe von Kaninchen (vor allem von albino-
tischen) besitzen auch in überlebendem Zustand die Fähigkeit eine Art
XLIII. Jahrgang. 41
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642
Bickel. — Buluihkef.
No. 39.
Lichtstrahlen auszusenden, die die photographischen Platte in charakte-
ristischer Weise verändern. Diese Photoaktivität ist zweifellos abhängig
vom Sonnenlicht, wild z. B. in einer nicht mehr aktiven Ulutmeuge durch
Belichtung mit Sonnenlicht wieder hervorgerufen. CHN hebt diese Eigen-
schaft auf, KCI03 verstärkt sie. Die Photoaktivität wird vom Sonnenlicht
zweifellos beeinflusst. Der Verf. glaubt, dass diese Eigenschaft auf Oxy-
dationsprocessen beruht, in denen Körper von der Gruppe der Lecithine
sich beteiligen, und* dass dem Blute die Rolle eines Lichtüberträgers zn-
kommt. R. Go laut (Berlin).
A. Bickel, Experimentelle Untersuchungen über den Einfluss von Alkalien
und Säuren auf die sekretorische Funktion der Magenschleimhaut. Berl.
klin. Wochcnschr. 1905, No. 28.
An nach Pawlow operirten Hunden hat B. den Einfluss von Alkali-
und Säurezufuhr auf die Magensaftabsonderung studirt. B. bestätigt zu-
nächst Pawlow’s Ergebnis, dass Alkali (Natr. bicarbon.) die Magensaft-
sekretion herabsetzt, und er fand weiter, dass auch die durch Pilocarpin
stark gesteigerte Saftmenge dadurch zum Versiegen gebracht wird. —
Zuführen dünner Salzsäure hatte an sich keinen Einfluss auf die Saft-
abscheidung eines an chronischer Gastritis leidenden Hundes, dagegen war
die Saftsekretion nach folgender Milchnahrung reichlicher als wenn keine
Salzsäure zuvor gegeben war und der Magensaft enthielt freie Säure,
während er sonst nicht sauer reagirt. A. Loewy.
W. N. Boldireff, Le travail periodique de l’appareil digestif en dehors
de la digestion. Arch. des scienc. biolog. de St. Petersb. T. XL p. 1.
In dieser sehr umfassenden, dem Pawlow'schen Institut entstammenden
Arbeit bespricht B. die Tätigkeit des Verdauungsapparates ausserhalb
der Zeit der eigentlichen Verdauungsarbeit. Er bringt ausser ge-
nauer Beschreibung der eigenen Versuche eine ausgiebige üebersicht der
Litteratur. — Auf Einzelheiten des umfangreichen Tatsachenmateriales kann
i-m Rahmen eines Referates nicht eingegangen werden; nur die hauptsäch-
lichsten Ergebnisse seien wiedergegeben. — Nach der Verarbeitung der
Nahrung kommt der Magendarmkana! in einen Zustand periodischer Tätig-
keit, indem eine 20—30 Minuten dauernde Arbeit mit etwa zweistündigen
Ruheperioden abwechselt. Dabei kommt es zu Muskelcontraktionen am
Magen und Darm und zu Abscheidung von Darm- und Pankreassaft, zu
Schleimabsonderung am Magen und Darm- und Gallenausfluss. Während
einer Periode können an 30 ccm Saft das Duodenum passiren; er ist
alkalisch und spaltet Eiweiss und Fette. Der vom Pankreas abgeschiedene
Saft ist aktiv, der Darmsaft enthält Kinase, Lipase, Diastase, Invertin. —
Der Saft wird im Darme vollkommen resorbirt. — Die notwendige Be-
dingung für die periodische Tätigkeit ist die Abwesenheit einer Magen-
saftabscheidung oder von Salzsäure im Magen. — Sonst sistiren die
rhythmischen Magen- und Darmbewegungen; die Gallen- und Pankreassaft-
abscheidung wird continuirlich. Auch das Eiubringen anderer Säuren in
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No. 39.
ScilKIDKMANTKL.
643
den Magen oder Darm bindert die periodische Tätigkeit. Bei Erkrankung
des Mngendarmkanals kommt sie nicht in normaler Weise zu stände. —
Die Darmsaftlipase wirkt schwächer als die des Pankreas, aber sie hält
sich länger aktiv als letztere. Der ohne jede Reizung des Darmes ge-
wonnene Darmsaft ist fermentativ viel wirksamer als der dem selbst nur
durch einen weichen Kautschukschlauch gereizten entströmende. — Die
periodischen Magendarmbewegungen haben nach B. den Zweck, die Re-
sorption der ausgeschiedenen Darmsekrete zu befördern. A. Loewy.
E. Scheideiiiantel, Ueber die durch Adrenalininjektion zu erzeugende
Aortenverkalkung der Kaninchen. Virchow.’s Arch. Bd. 181, H. 2.
Verf. hat, angeregt durch die Versuche von Josef:, Erb, Fischer und
anderen, denen es gelungen war, bei Kaninchen durch Adreualininjektion
Veränderungen in der Aorta hervorzurufen, welche arteriosklerotischen
durchaus glichen, neue Versuche angestellt. Er spritzte jedesmal anfangs 3,
nach acht Tagen 6 und später 10 Tropfen Adrenalin 1,0 : 1000,0 in 0,5 ccm
physiologischer Kochsalzlösung in die Ohrvenen. Die ersten makroskopisch
sichtbaren Veränderungen in Form von zwei stecknadelkopfgrossen, rund-
lichen, körnigen, weissen Stellen sah er bei einem Tiere, das in 11 Tagen
7 Injektionen bekommen hatte. Viel stärker waren sie bei einem anderen
Tiere, das in 14 Tagen achtmal injicirt worden war. Schon an der Aussen-
seite der Aorta fanden sich mehrere halbkugelige Ausbuchtungen, die sich
von der Innenseite der Aorta gesehen als napf- und kahnförmige Gebilde
dokumentirten und kalkartig inkrustirten Aneurysmen entsprachen. Im
Grunde enthielten sie kreuz und quer verlaufende Vorsprünge. Neben den
Aneurysmen sah man weisse, band- und strichförmige Wandverdickungen
mit glatter oder gekörnter Oberfläche. Die Tiere reagirten ganz ver-
schieden auf die Injektionen, auch Sitz und Verteilung der Veränderungen
boten viele Verschiedenheiten; unter Zwerchfellhöhe gingen sie in der
Aorta nur ganz selten hinab. An den kleinen Arterien wie den Mesenterial-
gefässen und den abdominalen Aortenästen fiel einige Mal das klaffende
Lumen auf, Verkalkungen aber fanden sich nicht. So ähnlich sich makro-
skopisch arteriosklerotische und infolge von Adrenalininjektionen veränderte
Aorten waren, so durchaus verschieden waren die mikroskopischen Be-
funde. Bei der ersteren finden sich Neubildung elastischer Fasern und
knollige und knotige Verdickungen der Intima mit späterer Verfettung
und Verkalkung. Die Media ist kaum je verändert, auch nicht bei starken
Veränderungen der Intima. Bei der letzteren wird ganz besonders die
Media ergriffen und in Kalklamellen umgewaudelt, die Intima zeigt keine
oder nur geringe auf die aneurysmatischen Stellen beschränkte Ver-
dickungen. Aus diesem Grunde tut man gut, die durch den Versuch er-
zeugte Aortenveränderung und die Mediaverkalkung der Arterien an den
Extremitäten alter Leute auf eine Stufe zu stellen, aber sie nicht mit der
Arteriosklerose zu identificiren. Geissler.
41*
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Spitxy.
No. 39.
H. Spitzy, A us den Grenzgebieten der Chirurgie und Neurologie. Oie
Obturatorius-Cruralisplastik. Zeitschr. f. orthopäd. Chir. Bd. 14, H 1.
Oie Topographie der Lähmung des N. cruralis sowie der Versuch, ihn
vom N. obturatorius her zu „neurotisiren“, bildet an der Hand von Tier-
versuchen, Leichenexperimenten sowie von zwei bereits am Menschen aus-
geführten Operationen den Vorwurf der vorliegenden Arbeit.
Es kann nach Sp. ohne Schaden der ganze oberflächliche Obturatoriusast
bez. dessen Zweige zur Plastik verwandt werden; denn der vom tiefen Ast
versorgte mächtige M. adductor magnus genügt noch immer reichlich zur
Ausführung der Adduktionsbewegung bei dem ohnehin funktionsschwachen
Bein. Die Art der Plastik ist die einer centralen Implantation. Das
centrale Ende des bahngebenden N. obturatorius wird in den gelähmten
Cruralis eingepfropft. Der Hautschnitt wird 6 cm lang vom Leistenband
nach abwärts und etwas nach aussen von der fühlbaren A. femoralis ge-
führt. Einige quer ziehende, zur V. saphena führenden Venen müssen vor
ihrer Durchschneidung ligirt werden, ebenso die Arteria und Vena circum-
flexa ilium superficialis knapp an ihrem Abgänge von den Hauptgefässeu
unterbunden werden, da eine wegen der Nähe des Hauptstammes mit
grosser Wucht auftretende Blutüberschwemmuug die Auffindung der Ncrven-
äste sehr erheblich behindert. Wenn man sich bei der Präparation immer
lateral an dem M. ileopsoas hält, kann man den Cruralisstamm freilegen,
ohne überhaupt die grossen Gefässe zu Gesicht zu bekommen. Wichtig
ist, den Nerven bis knapp unter das Poupart’sche Band freizupräpariren.
Ein zweiter Schnitt, etwas länger, zieht vom Tubercul. pub. nach abwärts
parallel und etwas medial von der leicht durchzufühlendeu Sehne des
Adductor longus. Sogleich nach Durchtrennung der Haut kommt die weiss-
glänzende Sehne des M. adductor longus zum Vorschein und dient bei dem
weiteren Vorgehen als Wegweiser. Nach der Ligatur der querziehenden
Art. und Ven. pudend. ext. öffnet man die Adduktorenfascie, geht zwischen
dem M. pect, und Adduct. long. ein, zieht sie mit Haken auseinander und
hat nun die Verzweigung des Obturatorius vor sich liegen. Man kann
leicht den zum Gracilis führenden Ast sowie die langen zum Adductor
longus und brevis ziehenden Aeste isoliren; sie werden knapp vor ihrem
Eintritt in die Muskeln abgeschnitten, möglichst zart am anhaftenden
Bindegewebe erfasst, dürfen niemals gequetscht oder geknickt werden und
sind möglichst hoch hinauf zu mobilisiren. Die zu einem Bündel ver-
einigten Nervenäsle werden mit einem dünnen Faden möglichst perineural
mit einer Längsschlinge gefasst und mit Hülfe einer geraden Nadel durch
einen mit einem stumpfen Instrument vorsichtig über dem Gefässpaket
gemachten Tunnel gezogen und in einem mit einem kleinen Tenotora
gemachten Längsschlitz des lateralen Anteiles des N. cruralis mit nach
abwärts gerichtetem Querschnitt implantirt und hier durch eine lockere
längsgerichtete Schlinge (Seide oder Catgut) fixirt. Dabei ist wichtig, dass
keine Spannung besteht, denn gezerrte Nerven sind in nicht geringerer
Gefahr wie gequetschte. Nach Schluss der Hautwunde werden Extremität
und Becken durch einen Gypsverband fixirt.
Die Operation ist am Menschen unschwer auszuführen. Schlägt der
Versuch fehl, so bleiben in den Sehnenplastiken weitere Mittel, den
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No. 39.
Thomson. — Voot. — I.krmovkz und Bkllin.
645
Motilitätsausfall zu corrigiren. Es ist ohnehin meist nötig, der passiven
Ccberdehnung der gelähmten Muskeln vor der Nervenplastik oder zugleich
mit derselben durch entsprechende Verkürzungen abzuhelfen.
Joach i m.st hal.
Thomson, The relief of respiratory embarassment in malignant goitre.
Edinburgh med. journ. 1905, S. 363.
Die Atembeschwerden bei Kröpfen hängen nicht so sehr von der
Malignität der Geschwulst als von ihrer Lage zur Trachea ab, welche, sei
es in toto dislocirt oder zusammengedrückt, sei es durch Oedem ihrer
Schleimhaut oder Eindringen von Tumormassen stenosirt wird. Bei retro-
sternalen Geschwülsten treten Anfälle von Asphyxie besonders häufig ein
and führen leicht durch Herzlähmung oder Thrombose zu plötzlichem Tod.
— Bei solchen Erstickungsanfällen ist sofortiger Eingriff, bestehend in
Tracheotomie oder Entfernung des Tumors, notwendig. Die Tracheotomie
ist meistens durch Unruhe des Patienten, Unmöglichkeit der Einführung
einer Canüle wegen Stenose und der später wieder wachsenden Tumor-
massen schwierig resp. ein ungenügender Behelf. Th. bewährte sich in
zwei Fällen maligner Kropfgeschwülste mit Asphyxieanfällen dio möglichst
ausgiebige Ausräumung der Tumormassen. Meist wird schon dadurch resp.
durch die Durchtrennung des Isthmus die Atmung frei; sonst muss noch
die Tracheotomie angeschlossen werden, welche aber dann wesentlich
leichter ist. Bei retrosternalem Tumor erleichterte der nicht narkotisirte
Patient durch starkes Husten und dadurch bedingtes Hervorpressen des
unteren Tumorpols die Operation. Peltesohn.
A. Vogt, Dislocatio lentis spontanea als erbliche Krankheit. Zeitschr. f.
Augenheilk. Bd. XIV, H. 2, S. 153.
V. teilt die Krankengeschichten und den Stammbaum einer Familie
mit, in welcher seit etwa einem Jahrhundert zwischen 20. und 66. Lebens-
jahr spontane Linsenluxation auftrat, ohne dass Zeichen von Entzündung
oder angeborener Ektopie der Linse vorausgegangen waren. Während im
allgemeinen die Prognose der Linsenluxation wegen Sekundärglaukoms eine
schlechte ist, war der Verlauf dieser erblichen Spontanluxation meist gut,
nur vereinzelt wurden glaukomatöse Erscheinungen beobachtet.
Die Luxation bevorzugte die männliche Linie, von 30 männlichen
Nachkommen erkrankten 15, von 26 weiblichen nur 3. In der weiblichen
Descendenz wurde keine W'eitervererbung beobachtet. G. Abelsdorff.
Lermoyez et Rellin, (Kontribution k la eure chirurgicale de la meningite
purulente günöralisee otogene. Annales des mal. de Tor. 1904, No. 10,
p. 317.
Verff. berichten über zwei Fälle von chronischer Mittelohreiterung,
bei denen sich Erscheinungen eingestellt hatten, welche von ihnen als
meuingitisebe gedeutet wurden, und zwar namentlich mit Rücksicht auf
das Ergebnis der Lumbalpunktion, welche in dem einen Falle zwar klare
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646
NKtmAKN. — Gub.
No. 39.
Flüssigkeit aber unter beträchtlich erhöhtem Druck, in dem anderen Falle
eine trübe, lediglich polynukleäre Zellen enthaltende Flüssigkeit tu
Tage förderte. Kine bakteriologische Untersuchung wurde nicht vorge-
nommen, doch glauben Verff. diesem Umstande keine erhebliche Bedeutung
beimessen zu sollen. Nach mehrfach wiederholter Lumbalpunktion, voll-
ständiger Freilegung der Mittelohrräume und der entsprechenden Partien
der Dura, und Incision der letzteren über dem Lobus temporalis trat in
beiden Fällen vollständige Heilung ein. Auf Grund dieser Beobachtungen
empfehlen Verff. in analogen Fällen das von ibuen eingeschlagene Ver-
fahren, über das ausführlich berichtet wird. Scbwabacb.
N'eumanu, Kine antiseptische Behandlung der Mittelohreiterungen. (Aus
d. K. K. Universitätsohrenklinik in Wien.) Wiener med. Presse 1904,
No. 46.
Nach N. wirkt die Combination von Wasserstoffsuperoxyd mit Kal.
hypermang. nicht nur desinficirend, sondern auch mechanisch insofern, als
die durch das stark verdünnte (1 : 1000) übermangansaure Kali coagulirteo
Sekrete durch die bei der nachfolgenden Applikation des Wasserstoff-
superoxyds frei werdenden Sauerstoffbläschen auch aus den seitlichen Zell-
räumen des Mittelohres an die Oberfläche gerissen werden Die Resultate
dieser combinirten Behandlungsmethode sind, nach Verf., besonders günstig
bei ausgedehnten Trommelfelllückeu, aber auch bei kleinen Perforationen
immerhin noch günstiger als die einfache Anwendung des Wasserstoff-
superoxyds. Bezüglich der Anwendungsweise s. das Original.
Schwab ach.
(Jlas, Zur Histologie und Genese der sog. blutenden Septumpolypen. Arcb.
f. Laryngol. u. Rhinol. Bd 17, H. 1.
Die blutenden Septumpolypen sind auf entzündlicher Basis entstandene
Neubildungen, welche bei entsprechend disponirter Schleimhaut entstehen.
Für die entzündliche Genese ist das histologische Bild beweisend. Die
Hauptbestandteile sind Granulatiousgewebe und neugebildete Gefässe.
Genetisch sind die Septumpolypen mit der Rhinitis sicca ant. verwandt;
sie entwickeln sich zumeist auf dem Boden einer atrophischen Schleimhaut,
welche besonders das subepitheliale Bindegewebe und die Drüsen befallen
hat. Das leichte Bluten erklärt sich aus der innigen Einlagerung der
kerotohyalinähnlichen Schicht in das Tumorepithel, aus der Atrophie des
subepithelialen Bindegewebes, aus dem Missverhältnis zwischen elastischem
Fasernetz und Gefässnetz und aus der Coagulationsnekrose der oberen
Schichten. Warum sich auf der Basis der Rhinitis sicca ant. einmal ein
blutender Septumpolyp, ein andermal ein Ulcus perforans septi entwickelt,
liegt an dem Verhalten der Drüsen. Ist der atrophische Process auf diese
übergegangen, so kommt es zu Granulationsbildung, welche zur Entstehung
der Septumpolypeu führt. Ist der atrophische Process jedoch noch nicht
so weit fortgeschritten, sind noch die Drüsen mit ihren Ausführungsgängen
vorhanden, dann kommt es durch Bakterieninvasion zu einer progressiven
Nekrose, welche mit der Perforation des Septum endigt.
W. Lublinski.
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No. 39. Dknekk. — . Mahtinkck. — fioKI. 647
Th. Deneke, Ueber das angebliche „innere Desinfektionsmittel“ Griserin.
Münch, med. Wochenschr. 1905, S. 113.
D. hat das mit vieler Reklame als Heilmittel für die Tuberkulose
empfohlene Griserin, das identisch ist mit dem vor Jahren von den Höchster
Farbwerken als Ersatz des Jodoforms auf den Markt gebrachten Loretin,
von diesem sich nur durch Zusatz von Natr. carbonicum oder bicarbonicum
unterscheidet, an 13 Tuberkulosepatienten geprüft und konnte eine erkenn-
bare Wirkung auf den tuberkulösen Process, obwohl das Mittel bis zu
46 Tagen genommen wurde, nicht feststcllen. Abgesehen von ungünstiger
Beeinflussung des Auswurfs — dieser bekommt eine zähbreiige Beschaffen-
heit, was die Patienten sehr lästig empfanden — war die einzige nach-
weisbare Wirkung die eines Abführmittels, und zwar eines sehr unzuver-
lässigen. H. Bischoff.
Martineck, Das Ficker’sche Typhusdiagnostiknm und die technische Aus-
führung der Gruber- Widal’schen Reaktion in der Praxis. Deutsche
militärärztl. Zeitschr. 1904, S. 511.
M. beurteilt das Ficker’sche Diagnostikum günstig, es ist der gewöhn-
lichen Typbusculturaufschwemmung oder auch der durch Formalinzusatz
abgetöteten Typhuscultur, welche von anderer Seite empfohlen worden ist,
in der Gleiclunässigkeit seiner Zusammensetzung, der Einheitlichkeit der
Methode der Reaktionsanstelluug und in der Eindeutigkeit der Beurteilung
des Reaktionsausfalls überlegen. Nicht einverstanden ist M. mit der Aus-
gestaltung des Instrumentariums, welche nicht von Ficker, sondern von
der Firma Merck erfolgt ist. Er macht Vorschläge, wie das Instrumen-
tarium auszugestalten ist, damit die Gruber- W'idal’sche Reaktion mit dem
Typhusdiagnostikum wirklich zum Gemeiugut aller Aerzte werden kann.
Statt der Abmessung mittels graduirter Pipette schlägt er Verdünnung
mittels Tropfenmethode vor, den Schröpfkopf will er durch eine Lanzette
ersetzen, für das Auffangen der Blutproben empfiehlt M. kurze Spitz-
gläschen. die aus Glasrohr leicht herzustellen sind. Das Genauere ist im
Original uachzulesen. H. Bischoff.
E. Hoke, Ueber Baktericidie im normalen und im infleirten Organismus
und über die Schutzorgane des Körpers gegen Infektionserreger. Zeitschr.
f. Heilk. 1904, Bd. 25, Abteil, f. int. Med , S. 197.
In den Versuchen über baktericide Eigenschaften des Serums sind
bisher die Wechselwirkungen zwischen dem Serum und den Organen des
Körpers ausser Acht gelassen worden. In der vorliegenden Arbeit hat H.
dies nachzuholen versucht. Er konnte durch eine grosse Zahl völlig gleich-
mässig ausgefallener Versuche, deren Anordnung im Original nachzulesen
ist, nachweisen, dass die Baktericidie des Serums für Milzbrand-, Typhus-,
Coli-, Cbolerabacillen und Staphylokokken durch Organcontakt aufgehoben
wird. Am besten anlibaktericid wirkten Niere und Pankreas, am schlech-
testen oder garuicht Leukocyteu und Knochenmark. Schlecht wirkt häufig
die Milz, namentlich bei Typhusbacillen und Staphylokokken. Die Ein-
wirkung der Organzellen ist als eine Reaktion nicht von abgestorbenem,
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648 IlöDLMOBKK. NO. 39.
sondern noch aktionsfähigein Protoplasma aufzufassen. Die Organe binden
das Complement der baktericiden Stoffe, Niere und Nebenniere auch den
Immunkörper. Hinsichtlich der Bedeutung des leukocytären Apparates
auf die Serumbaktericidie des normalen Tieres fand H., dass Leukocyten
und Knochenmarkszellen ohne Einfluss sind. Sie wirken in der Regel
nicht baktericid in Kochsalzlösung, inaktive Sera werden durch sie nicht
ergänzt. Sie verhindern auch nicht, dass die Baktericidie des Serams
durch Zusatz von Organbrei aufgehoben wird. Nur gegenüber den Staphylo-
kokken sind Knochenmark und Leukocyten wirksam. — Durch Versuche
an inficirten Tieren wurde festgestellt, dass das Serum trotz der InfektiOD
seine baktericide Kraft behält, sogar noch beim toten Tiere. Auch beim
inficirten Tiere wird die Serumbaktericidie durch Contakt mit Organzellen
aufgehoben, nur Leukocyten und Knochenmark beeinflussen sie wenig oder
garnicht. Werden Leukocyten oder Knochenmark Organbreien zugesetzt,
so heben sie die antibaktericide Wirkung der Organbreie auf, sodass Ent-
wickelungshemmung nachweisbar ist. Diese Entwickelungshemmung tritt
auch ohne Serumzusatz auf. W'ährend aber Serum die Bakterien schnell
abtötet, scheint Knochenmark nur langsam zu wirken. — Wie die Verhält-
nisse im immunisirten Tiere liegen, ist noch nicht völlig klargelegt, nur
hinsichtlich der Agglutinine macht H. Angaben, diese wurden durch Zusatz
von Leber, Niere, Knochenmark nicht gebunden, quantitative Austitrirung
hat aber noch nicht stattgefunden. H. Bischoff.
C. Hödlmoser, Uebcr den Wert des Pyramidons für die Behandlung des
Abdominaltyphus. Wiener klin. Wochenschr. 1905, No. 6.
H. wandte bei seinen zahlreichen Typhusfällen regelmässig Pyramidon
an und erzielte ebenso wie vor ihm Valentini (Deutsche med. Wochen-
schrift 1903, No. 16) hervorragend günstige Resultate. Es wurden von
Anfang an — und zwar ist auf möglichst frühzeitigen Beginn der Behandlung
Wert zu legen — dreistündlich 0,2 g Pyramidon gegeben, in leichteren Fällen
seltener, 1 — 2mal täglich, bei Kindern entsprechend kleinere Dosen. Die
Wirkung auf die Temperatur ist eine geradezu enorme: unter Schweiss-
ausbruch, der aber keinerlei lästige Begleitsymptome mit sich führt, sinkt
die Temperatur, und es gelingt häufig, im weiteren Verlaufe der Krankheit
die Patienten fast fieberfrei zu erhalten. In keinem Falle, auch nicht bei
sehr schwachen Individuen, wurden Collapserscbeinungen beobachtet, ebenso-
wenig anderweitige schädliche oder unangenehme Nebenwirkungen; tritt in
vereinzelten Fällen Erbrechen auf, so giebt man das Mittel per clysma.
Ebenso günstig, wie auf die Temperatur, wirkt das Pyramidon auf das
Sensorium und die nervösen Erscheinungen; selbst Kranke, die mit be-
nommenem Sensorium und Delirien in Behandlung traten, erlangten wieder
klares Bewusstsein und behielten dies während des weiteren Krankheits
Verlaufs. Dementsprechend fehlten auch diejenigen Complikationen, die
in erster Reihe auf Benommenheit des Sensoriums zurückzuführen sind,
so die Complikationen von Seiten der Lunge, der durch Beschmutzung
und dergleichen hervorgerufene Decubitus. Recidive konnten zwar nicht
immer vermieden werden, verliefen aber günstig. Im Ganzen war der
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No. 39.
Kumt. — Lokh.
649
Krank heitsverlauf, ohne dass man eine specifische Wirkung anzunehmen
braucht, ein milder und wohl auch kürzerer. Namentlich bei Epidemien
dürfte das l'yramidon berufen sein, die recht umständliche Wasserbehand-
lung zu ersetzen. K. Kronthai.
H. Kehr, Die Dauerresultate meiner letzten 500 Gallensteinlaparotomien
(•400. — 900. Operation). Münch, med. Wochenschr. 1904, No. 14.
Unter 460 Gallensteinlaparotomirten (50 weitere bleiben wegen zu
kurzer Beobachtungszeit ausgeschlossen) starben in der Klinik 72 = 16 pCt.,
von diesen nur 3 pCt. an der eigentlichen Gallensteinoperation, dagegen
13 pCt. an complicirendem Carcinom, Cholangitis etc. Späterhin, nach
der Entlassung aus der Klinik, starben noch 21 und zwar die meisten an
Carcinom, 2 an Lugentuberkulose, 1 an Apoplexie, 1 durch Selbstmord.
Von den übrigbleibenden 350 Patienten (von 7 konnten keine Angaben
erhalten werden) waren 89 pCt. völlig geheilt, während nur 39 = 11 pCt.
Grund zur Klage hatten. Während früher in 4 pCt. der Fälle Steine
zurückgelassen werden mussten, war dies bei den jetzt Operirten nur in
2,5 pCt. der Fall. Wo früher in 7 pCt. Hernien entstanden, wurde dies
diesmal nur bei 2 pCt. beobachtet. Endlich wurden statt wie früher in
17 pCt. diesmal nur in 5 pCt. Adhäsions und Entzünduugskoliken registrirt.
Diese auffallende Besserung ist zunächst darauf zurückzuführen, dass bei
wachsender Cebung des Operateurs die Operationen früher als sonst beendet
werden konnten. Ferner wurde au Stelle der Cystostomie häufiger die
Ektomie vorgenommen und endlich statt der Choledochotomie mit Naht
die Hepaticusdrainage. All das Genannte fordert dazu auf, in Fällen von
Galiensteinleiden die chirurgische Therapie nach Möglichkeit zu verallge-
meinern. Carl Rosenthal.
P. Loeb, Unsere Erfahrungen mit „Dyspeptine“ Hepp. Deutsche med.
Wochenschr. 1904, No. 11.
Unter dem Namen „Dyspeptine“ wurde vor einiger Zeit ein aus dem
Magensaft des Schweines hergestelltes Mittel publicirt, welches in allen
solchen Fällen von Magenkrankheiten wirksam sein sollte, deren Cardinal-
syroptom in einer mangelhaften Salz- oder Gesammtsäureproduktiou be-
steht. Das Mittel war nach den Angaben seines Entdeckers, eines fran-
zösischen Arztes, für solche Fälle als ein Universalheilmittel zu betrachten.
Nachprüfungen L.’s haben die Haltlosigkeit dieser Angaben erwiesen. Bei
einer Anzahl von Magenkrankheiten, die mit Hypo- oder Achlorhydrie ein-
hergingen, wurde das Mittel auf seinen Wert als Stomachicum und in
Bezug auf seinen Einfluss auf die Sekretionsverbältnisse des Magens studirt.
Fast in allen Fällen, in denen vor Anwendung der Dyspeptine durch
geeignete Diät und Therapie weder die herabgesetzte Gesammtsäure-
produktion zur Steigerung, noch die gänzlich geschwundene Salzsäure-
ausscheidung zum Wiedererscheinen gebracht werden konnte, war dies auch
bei Anwendung des Schweinemagensaftes der Fall. Aber auch abgesehen
von der Nutzlosigkeit des Mittels in der Therapie bei Magenaffektionen ist
auch seine Zusammensetzung, wie sie sein Eilinder beschreibt, indem es
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650
LaNOMEAD — JlNDEl.L.
No. 39.
nämlich 2,25 pM. Acidität besitzen soll, nicht als richtig befunden worden.
Auch die Prüfung des Mittels auf seine eiweissverdanende Kraft endlich,
fiel durchaus uegativ aus.
Nach alledem ist es wohl verständlich, dass man über dieses Mittel,
zumal als „Universalmittel“ zur Tagesordnung übergehen muss.
Carl Rosenthal.
/
Fr. Langmend, On three cases of suprarenal apoplexy in children. Tbe
Lancet 1904, p. 1496.
Hämorrbagiu der Nebennieren kann zur Ursache plötzlicher Todesfälle
im Kindesalter werden. Die Aetiologie dieser Hämorrhagie ist uoch un-
klar. Man unterscheidet 3 Formen: Die erste — bei Neugeborenen —
wird dem schädlichen Druck zugeschrieben, welchem die Unterleibsorgane
bei schweren Geburten ausgesetzt sind. Zumal Steissgeburten, bei denen
der Operateur am Abdomen manipulirt, sollen in Betracht kommen. Gegen
diese Auffassung ist aber einzuwenden, dass die Hämorrhagie auch narb
leichten Entbindungen Vorkommen kann. Die zweite Form wird auf In-
fektion vom Nabel her bezogen; die dritte — bei älteren Kindern — mit
toxischen und infektiösen Erkrankungen erklärt, doch ist es bisher nicht
gelungen, den Krankheitserreger nachzuweisen. Verf. teilt 8 Fälle mit
Sektionsresultat mit. Im ersten handelte es sich um einen Neugeborenen,
der am dritteu Tage schwer atmete, Convulsionen stellten sich ein, Blu-
tungen aus Mund und Nase und das Kind starb am Tage der Erkrankung.
Die beiden anderen Fälle betreffen Kinder von 2 resp. 7 Monaten und
gehören der Gruppe 3 an. Der Symptomencomplex war der von Talbot
geschilderte: Die vorher anscheinend gesunden Kinder werden plötzlich
von Leibschmerz und Erbrechen befallen, sie erscheinen gleich schwer
krank. Die Temperatur steigt an. Purpura und andere Blutungen können
erscheinen,' bisweilen auch Purpura fulminans von Henooh. Allgemeine
Convulsionen treten auf und das Kind stirbt nach wenigen Stunden Krank-
seins. Stadthagen.
4. Jtindell, Ueber die nykthemeralen Temperaturschwänkungen im ersten
Lebensjahre des Menschen. Arch. f. Kinderheilk. Bd. 59, S. 521.
Nur die Curven gesunder Säuglinge wurden für die Messungen ver-
wertet, d. h. solcher Kinder, welche in normaler Weise gediehen und
welche schon einige Zeit vor Beginn der Messungen eine regelmässige
Temperaturcurve gezeigt hatten. Die Messungen wurden in 4stündlichen
Abständen vorgenommen und zwar wurde das Thermometer, während die
Kinder an der Brust lagen, in den After eingeführt und nach 5 Minuten
langem Liegen abgelesen. Die Zeit des Badens wurde vermieden, stärkere
Unruhe durch das Messen während des Säugens verhütet. Die Unter-
suchung, für welche über 3000 Einzelbeobachtungen gemacht sind, ergab,
dass die Schwankungsbreite in der Tagesfluktuation der Eigenwärme von
den ersten Lebenstagen bis zu den ersten Lebensjahren stetig und allmäh-
lich zunimmt. In den ersten Lebenstagen sind diese Fluktuationen sehr
gering, unentwickelt, betragen ca. 0,1° C. (36,77 — 36,86). Die Morgen-
steigeruug beginnt beim Neugeborenen erheblich früher als beim Er
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No. 39.
GbCNBKUGKR.
651
wachsenen, ebenso auch der Nachmittagsabfall. Am Ende des ersten
Lebensmonates betragen die Schwankungen 0,25 — 0,30° (30,96 — 37,21),
am Ende des zweiten Monats 0,30— 0,37° (30,96— 37,25); bei einem halben
Jahre erreichen sie schon den Wert von 0,57° C. (30,80 — 37,37) und im
späteren Teil der ersten Kindheit, im 2. — 5. Lebensjahre den Wert von
0,95° C. (30,42—37,37) und es scheint, dass die Eluktuationsbreite beim
Erwachsenen im Mittel etwas geringer — 0,83° - ist (30,39 — 37,22), als
diejenige der letztgenannten Epoche der Kindheit. — Mit Ausnahme dieser
Verschiedenheit stimmen die Curven der verschiedenen Lebensepochen im
grossen ganzen gut überein. — Nach den Untersuchungen von JOHANSSON
sind alle Tagesschwankungen der Körpertemperatur durch Schwankungen
der Muskeltätigkeit zu erklären. Durch vollständige Muskelruhe kann
mau die COj-Abgabe des Körpers, welche wir als Maass für den Stoff-
wechsel benutzen können, um ca. (/s herabsetzen, von etwa 31 bis 21 g
pro Stunde. Dabei zeigt die C02Abgabe während der verschiedenen
Stunden einen mehr constanten, weniger als bei gewöhnlicher Beschäftigung
schwankenden Wert. Zur Erreichung dieses Resultats genügt aber nicht
die einfache Bettruhe, sondern die Versuchsperson muss sich bemühen,
alle Muskelbewegungen zu vermeiden: Sprechen, Lagewechsel, Muskel-
spannungen. Entsprechend der Kohlensäureabgabe werden auch die Tages-
schwankungen der Körpertemperatur bedeutend kleiner (0,34 beim Er-
wachsenen im Zustande der Muskelruhe). Dass die Schwankungen nicht
ganz zu unterdrücken sind, ist nach Johansson daraus zu erklären, dass
die unwillkürlichen Muskelbewegungen fortdauern und nach dem jeweiligen
psychischen Zustande wesentlich schwanken. — Die Ergebnisse der Unter-
suchungen des Verf.’s geben dieser Theorie eine wichtige Stütze. Neuge-
borene, deren psychische und körperliche Tätigkeit weit geringere Schwan-
kungen erfahren, als sie je beim Erwachsenen zu erzielen sind, haben
auch minimale Tagesschwankungen (0,1° C.). Dass diese nicht ganz ver-
schwinden, liegt darin begründet, dass der Einfluss des Tageslichts, zu-
fälliger Geräusche, der Zimmertemperatur nicht ganz auszuschalten sind.
Mit der körperlichen und psychischen Entwickelung der Kinder nehmen
die täglichen Temperaturschwankungen an Intensität zu, bis sie im Alter
von 2 — 5 Jahren das Maximum von 0,95 erreichen. In diesem Alter sind
sie also grösser als beim Erwachsenen (0,83), weil einerseits die Kinder
fortwährend in lebhafter Unruhe sind, andererseits ihr Schlaf tiefer ist
als der der Erwachsenen. Dass der Anfang der Tagesperiode beim Säug-
ling früher einsetzt als beim Erwachsenen erklärt sich daraus, dass sie
früher als letztere erwachen. — Auch die Mittelwerte der Temperatur der
verschiedenen vom Verf. untersuchten Säuglinge schwankten in sehr engen
Grenzen: 36,63 — 37,0° bei Neugeborenen, 36,90 — 37,36° bei älteren Säug-
lingen. Die Schwankungen bei ganz gesunden, regelrecht gepflegten Säug-
lingen sind also nicht so gross, als man bisher geglaubt hat.
Stadthagen.
Griinberger, Ueber den Befund von Acetessigsäure in der Cerebrospinal-
flüsRigkeit bei Coma diabeticum. Centralbl. f. inn. Med. 1906, No. 26.
Bei einem Fall von Coma diabeticum (im Urin war reichlich Aceton,
r
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652 v. Mai.aihb. — Mn.i.KR. No. 39.
Acetessigsäure und l-Oxy buttersäure) ergab die Lumbalpunktion eine wasser-
klare Flüssigkeit mit einem Druck von 110 mm Wasser. In dieser war
Acetessigsäure deutlich positiv. Dieser Befund beausprucht insofern Inter-
esse, als die Cerebrospinalflüssigkeit gegenüber den im Blute kreisenden
Stoffen, x. B. Jod, Salicylsäure u. a., sich elektiv verhält. Alkan.
v. Malaise, Zur Differentialdiagnose der extra- und intramedullären Kücken-
markstumoren. Deutsches Arch. f. klin. Med. 1904, 80. (1 — 2).
Für den Sitz einer Rückenmarksgeschwulst kann schon die Art der-
selben (Metastase) Aufschluss geben. So kommt das Carcinom im Rücken-
mark nur sekundär zur Beobachtung und sein Vorkommen im Marke selbst
wird jetzt allgemein in Abrede gestellt. Das Sarkom kommt intramedullär
vor, doch überaus selten im Vergleich zur Häufigkeit des Auftretens an
den Rückenmarkshäuten. — Bei Wirbeltumoren kann auch die Radiographie
Aufschluss geben, die aber zuweilen im Stiche lässt. Es giebt kein Sym-
ptom, welches ausschliesslich den extra- oder intramedullären Rncken-
markstumoren zukommt; nur aus der Aufeinanderfolge der Dauer, der Zeit,
des Auftretens der einzelnen 8ymptome ergeben sich wertvolle Unterschiede.
Sehr wichtig ist das neuralgische Vorstadium bei extramedullären Ge-
schwülsten, das Monate oder Jahre lang isolirt bestehen kann; sein
Fehlen spricht nicht absolut gegen einen Tumor der Häute. Hochgradige
Schmerzen an der Wirbelsäule bei uncomplicirten Marktumoren kommen
nicht zur Beobachtung; Steifigkeit dagegen und Schmerzhaftigkeit bei Be-
wegungen ist auch bei intramedullärem Sitz nicht ausgeschlossen. — Die
dissociirte Empfindungslähmung ist für die Geschwulst im Mark charak-
teristisch. — Motorische Reizerscheinungeu sind bei Markgeschwülsten
seltener, doch kommen sie auch vor. Das Symptom der Brown Sequard-
schen Halbseitenläsion ist hauptsächlich bei extramedullären Geschwülsten
vorhanden. Während der Marktumor einen regellosen Verlauf zeigt und
durch unvorhergesehene Zwischenfälle ausgezeichnet ist, zeigt der extra-
medulläre Tumor einen typischen Verlauf, indem nach langem isolirten
Bestehen des einseitigen Wurzelstadiums meist eine einseitige Markcotn-
pression folgt, welche dann bald in das Stadium der vollständigen t^uer-
schnittsuuterbrechung übergeht. S. Kalischer.
L. Müller, Ueber Status hemiepilepticus idiopathicus. Deutsche Zeitschr.
f. Nervenheilk. 28. Bd. (1).
M. teilt 8 Fälle ausführlicher mit, in denen sich das schwere Krank-
heitsbild des halbseitigen Status epilepticus bezw. des Status epileptieus
nach Jackson’schem Typus bot, ohne dass eine anatomische Erklärung
dafür gefunden werden konnte. Dieser analog dem allgemeinen Status
epilepticus vorkommende halbseitige Status kann eine ebenso üble Prognose
bieten wie der erstere und wie dieser auch des anatomischen Substrats
entbehret!. Aetiologisch scheinen ähnliche Faktoren eine Rolle zu spielen
wie bei der allgemeinen Epilepsie resp. dem allgemeinen Status epilepticus,
so z. B. Kopftrauma, Tuberkulose, Diabetes, chlorotischer Habitus, ln-
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No. 39.
Fogoik.
653
Luc. —
fektionskrankheiten (Masern); sic führen zur epileptischen Veränderung des
Nervensystems, die sich bald als allgemeine bald als partielle oder halb-
seitige idiopathische Epilepsie äussern kann. Durch das Bekanntwerden
der partiellen und halbseitigen idiopathischen Epilepsie dürften manche
Misserfolge der Hirnchirurgie erklärt und verhütet werden können.
S. Kalischer.
II. F. Lie, Veränderungen in dem Nervensystem beim plötzlichen Ueber-
gang vom hohen zum normalen Barometerdruck. Virchow’s Arch. Bd. 178,
H 1.
L. teilt einen neuen Fall von Erkrankung eines Caissonarbeiters resp.
Tauchers mit, der letal endete und zur Obduktion kam. Derselbe hatte
in letzter Zeit in Pausen von etwa einer halben Stunde jedesmal in 88 bis
47 in Tiefe gearbeitet. Er erkrankte mit Schwindel, Schmerzen in Armen,
Kreuz, Parese der Beine mit allmählich schwindender Sensibilität, dazu
traten ßlasenlähmung, Parese der Arme, Atmungsbeschwerden, gestörte
Artikulation, Pulsbeschleunigung, Temperatursteigerung. Der Tod erfolgte
int Coma wenige Tage nach Beginn der Erkrankung. Sektion und
mikroskopische Untersuchung erwiesen punktförmige Blutungen in der
weissen Substanz des Grosshirns; Blutungen in der wcissen und grauen
Substanz des Cervikal- und Brustmarks. Auch in der Med. oblongata
waren kleinere Blutungen vorhanden. Die Kückenmarkswurzeln wie die
peripherischen Nervenfasern zeigten atrophische Fasern und Vermehrung
des Bindegewebes. Die Gefässe zeigten keine deutliche Veränderungen.
Auch* an einzelnen inneren Organen fanden sich kleine Blutungen. Nicht
an allen Punkten will der Verf. die im Blute frei gewordenen Gase, welche
die Gefässe sprengen, als Ursache der Blutungen ansehen. Zwei Gruppen
von Caissonarbeitern- resp. Tauchererkrankungen scheinen zu unterscheiden
zu sein. In der einen Gruppe (Leyden, Schdltze) tritt der Tod lange
Zeit nach dem Insult ein (infolge von Cystopyelonephritis) und es fehlen
sichtbare Blutungen, während in der anderen Gruppe (NlKIFOROFF und
Lie) der Tod als unmittelbare Folge des Insults auftritt und mit Blutungen
verbunden ist, was vielleicht auf eine intensivere Gewalteinwirkung zurück-
zuführen ist und auf grössere Druckschwankungeu. — Eine Gefahr scheint
erst einzutreten beim Arbeiten in mehr als 30 m Tiefe; doch bei zunehmen-
dem Alter, nach 40 Jahren, wächst auch bei dieser Tiefe die Gefahr.
S. Kalischer.
W. E. Foggie, A case of cerebral diplegia after whooping cough. Scott,
ined. and surg journ. 1903, Jan.
Das 2*/2jährige Kind, von dem F. berichtet, bekam mit ti Monaten
einen Keuchhusten und wurde im Anschluss an einen heftigen Hustenanfall
bewusstlos unter Verfall in allgemeine Krämpfe. Es blieb zwei Wochen
comatös und war spastisch als es wieder zu sich kam. Mit 21li Jahren
war es geistig entschieden zurückgeblieben, alle vier Giicdmaassen zeigten
spastische Parese. Die Entstehung dieses Zustandes wird vom Verf. auf
eine meningeale Hämorrhagie bezogen. M. Brasch.
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654
Khouaykr. IIokfmann.
No. 39.
Kroinayer, Fortschritte in der Ekzembehandlung. Wiener med. Wochen-
schrift 1905, No. 3.
Als die wesentlichsten Fortschritte in der Ekzemtherapie seit Hbbra
bezeichnet Verf.: die Einführung der Pasten durch LASSAK für die Behand-
lung der akuten Ekzeme und als medikamentöse Applikationsform, ferner
die Verwendung der Pyrogallussäure, des Chrysarobins und ihrer Derivate
(Eugallol) an Stelle des Schwefels bei den seborrhoischen und psoriasi-
formen Ekzemen und den Ersatz der gewöhnlichen Theerpräparate durch
das farblose Anthrasol bei den aus länger dauernden und öfter recidiviren-
den akuten Ekzemen hervorgegangenen chronischen Infektionszuständen
der Haut. Bei den höchst rebellischen stark juckenden Ekzemen endlich,
die mit beständigen akuten Nachschüben verlaufen, hat sich fortgesetzt
das Lenigallol, das meist als lOproc. Zinkpaste benutzt wird, vorzüglich
bewährt. Durch die aus ihm an den kranken Hautstellen sich abspaltende
Pyrogallussäure übt es eine leichte, schmerzlose Aetzwirkung aus, die bei
nicht zu tief sitzender Erkrankung die schmerzhaften Aetzungen mit Kali-
lauge entbehrlich macht. Wegen seiner Reizlosigkeit ist das Lenigallol
bei allen Formen des Ekzems, mit Ausnahme der ganz akuten, von Nutzen,
nur soll man es nicht zu lange hintereinander anwenden, sondern, wenn
die akuten Erscheinungen geschwunden sind, durch die Tbeerbebandlung
ersetzen. H. Müller.
E. Iloffmann, Venenerkrankungen im Verlauf der Sekundärperiode der
. Syphilis. (Aus der Universitätsklinik f. Haut- u. Geschlechtskrankh. in
Berlin.) Arcli. f. Dermatol, u. Syph. Bd. 73, S. 39 u. 245.
Ausser der bekannten strangförmigen Phlebitis ist, wie erst neuere
Untersuchungen gezeigt haben, auch das nodöse Syphilid (die knoten-
förmige Periphlebitis) und das Erythema nodosum et multiforme syphil.
zu den in der Sekundärperiode vorkommenden syphilitischen Venenerkran-
kungeu zu rechnen. Verf. beschäftigt sich in der vorliegenden Arbeit vor-
zugsweise mit der erstgenannten Krankheitsform, von der er 6 Fälle selbst
beobachtet und 33 aus der Litteratur gesammelt hat. — Die strang-
förmige Phlebitis tritt ungefähr eben so oft etwa gleichzeitig mit dem
ersten Exanthem, als einige Wochen bis Monate später auf und ist bei
Männern ungleich häufiger als bei Frauen. Sie befällt ganz überwiegend
die Vcnae saphenae, besonders die Saphena magna, viel seltener subkutane
Armvenen und erstreckt sich gewöhnlich über grössere Abschnitte der Ge-
fässe; häufig erkranken mehrere Venen zugleich oder nacheinander, ln
der Regel entsteht die strangförmige Phlebitis ziemlich plötzlich und verrät
sich durch mehr oder weniger heftige, bei Bewegungen und auf Druck
sich steigernde Schmerzen und das Auftreten eines harten, cylindrischen,
unter der Haut verschieblichen Stranges, an dem sich fast immer eine
Anzahl knotiger Verdickungen fühlen lässt. Bisweilen ist auch anfangs
ein roter Streifen und eine meist geringe ödematöse Schwellung der Haut
über dem Gefäss festzustellen. — Die Prognose ist eine gute; unter der
combinirten Behandlung mit Hg und Jodkalium heilt die Phlebitis gewöhn-
lich vollständig und schnell, uur selten bleibt eine mässige Sklerose der
Gefässe zurück; niemals ist es zu einer Embolie gekommen. — Verf.
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No. 39.
Milton.
655
konnte in einem seiner Fälle excidirte Stücke der erkrankten Vene unter-
suchen und fand eine hauptsächlich die Media und Intima betreffende,
wahrscheinlich von den Vasa vasorum ausgehende Entzündung der Venen-
wand, die sekundär zu einer das Lumen fast ganz ausfüllenden Thrombose
geführt hatte. Charakteristisch für die syphilitische Natur der Verände-
rungen ist vielleicht, neben der starken Erkrankung der Vasa vasorum und
Lymphspalten, das Vorhandensein zahlreicher Riesenzellen, namentlich in
in den peripheren Abschnitten des Thrombus. — Die Thrombophlebitis
einer tieferen Vene, und zwar der Vena poplitea, ist bisher nur dreimal
beobachtet worden; sie verlief ebenfalls günstig, unter den Erscheinungen
einer Phlegmasia alba dolens (Schmerzeu in der Kniekehle, starkes Oedem
des Fusses und Unterschenkels).
Die sog. nodösen Syphilide treten subakut, oft schon bald nach
dem ersten Exanthem, fast nur am Unterschenkel, mit Vorliebe bei Frauen
um varicöse Venen, und meist in geringer Zahl auf. Sie bilden bohnen-
bis wallnussgrosse, im subkutanen Gewebe gelegene, aber mit der dunkel-
bräunlichrot verfärbten Haut verwachsene Knoten, die auch bisweilen er-
weichen und zerfallen. In üebereinstimmung mit Marcuse konnte Verf.
in einem Falle feststellen, dass es sich um periphlebitische Entzündungen
handelt; die Erkrankung nimmt ihren Ausgang von einer specifischen
thrombosirendcn Phlebitis.
Das Erythema nodosum und das Erythema multiforme syphil.
kommen jedes für sich allein wie nebeneinander in der Frühperiode vor
und haben mit dem gleichnamigen vulgären Erythemen die grösste Aehn-
lichkeit. Auch für das Erythema nodosum syphil., das sich von dem
nodösen Syphilid durch den akuten, meist fieberhaften Verlauf und das
frisch hellrote Colorit der meist zahlreicheren Knoten unterscheidet, konnte
Verf. nachweisen, dass es von einer Phlebitis kleiner subkutaner Venen
ausgeht. Dass das Erythema multiforme syphil. auf einer Erkrankung
kutaner Venennetze beruht, ist zwar sehr wahrscheinlich, doch histologisch
noch nicht sicher erwiesen. — Auch die drei zuletzt genannten Krankheits-
formen reagircn gut auf Quecksilber und .lodkalium. H. Müller.
Fr. Milton, Lithotrity in Egypt for large stones. The Lancet 1904, 1. Okt.
Auf Grund einer Statistik, die 159 Blasensteine mit einem Gewicht von
je über 50 g betrifft und ohne Auswahl aus der Praxis des Verf. ’s und
der von H. M. N. Milton in Cairo entnommen wurde, empfiehlt Verf.
auch für grosse Steine, soweit die Urethra zur Aufnahme seines Litho-
tryplors fähig ist, die Lithotrypsie.
Der grösste Stein von 995 g Gewicht, bei dem der Lithotryptor nicht
anzulegen war, wurde erfolgreich durch Laparotomie entfernt, und ist in
der Statistik nicht mitgerechnet. Durch Lithotrypsie wurden 84 Fälle mit
5 Todesfällen, durch perineale Lithotrypsie 47 mit 7 Todesfällen, durch
snprapubische Lithotomie 22 mit 8 Todesfällen und durch linksseitliche
Lithotomie 6 ohne Todesfall behandelt. Der grösste durch Lithotrypsie
entfernte Stein wog 452 g, während bei der suprapubischen Lithotomie
das Höchstgewicht 392 g. bei der perinealen Lithotrypsie 387 g und bei
der seitlichen Lithotomie 90 g betrug. Die Meinung, dass die Steine in
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656
H.u.han.
V Hürkk.
No. 39.
Aegypten oft besonders weich sind und in Verbindung mit Obylurie Vor-
kommen, ist falsch. Das für die Lithotrypsie benutzte Instrument war
nach den Angaben von H M. N MlLTON gebaut und von besonderer Grösse.
Wo es die Harnröhre nicht passiren kann, empfiehlt Verf seine Rinführung
von einer perinealen Incision aus. B. Marcuse.
llalban, Die innere Sekretion von Ovarium und Placenta und ihre Bedeutung
für die Funktion der Milchdrüse. Arcb. f. Gynikol. 1905, Bd. Tß, H. 2.
Auf Grund im wesentlichen klinischer, sehr eingehender Studien ge-
langt H. hauptsfichlicb zu den folgenden Ergebnissen: Der Pubertätsimpuls
des normalen Weibes ist von Stoffen abhängig, welche vom Ovarium ge-
bildet werden. — Die menstruellen Veränderungen der Matnma sind- von
Stoffen abhängig, welche vom Ovarium stammen. — Die Ovarien stellen
in der Schwangerschaft nicht, wie dies ausserhalb der Gravidität der Fall
ist, das trophische Centrum des übrigen Genitales und der Mamma dar.
Ihre Funktion ist vielmehr in dieser Hinsicht während der Schwanger-
schaft nicht von Bedeutung. Auf die Schwangerschaftshyperplasie der
Mamma und auf die Milchsekretion haben die Ovarien keinen Rinfluss. —
Der Fruchtkörper hat nichts mit Auslösung der Schwangerschaftsreaktionen
zu tun. — Die aktiven Schwangerschaftssub.stanzen sind ein Effekt der
Placenta bezw. des Trophoblasts und Chorionepithels. — Der erste oder
embryonale Wachstumsimpuls der Mamma ist als ein Effekt der Placentar-
substanzen aufzufassen. — Placentar- und Ovarialstoffe haben die allge-
meine Eigenschaft, Hyperämie und Hämorrhagien zu erzeugen. Von den
ovariellen und placentaren Substanzen werden ganz analoge Wirkungen
ausgeiibt, nur ist der Effekt der placentaren Stoffe ein wesentlich inten-
siverer. — Während der Gravidität übernimmt die Placenta die protektive
Funktion des Ovariums und führt sie potenzirt durch. — Es kann nur die
Placenta bezw. das Chorionepithel sein, deren biologische Ausschaltung
den Anstoss zur Milchsekretion abgiebt. — Das Ovarium wirkt in geeigneten
Fällen ganz ähnlich — nur in der Regel quantitativ schwächer — wie die
Placenta und zwar nicht nur hyperplasirend auf das Mammagewebe, sondern
auch hemmend auf dessen Sekretion. Br. Wolff.
V. HerfT, I ,ässt die Haltungsverbesserung bei Gesiclitslagen einen besonderen
Vorteil erwarten? Münch, med. Wochenschr. 1905, No. 32.
V. H. empfiehlt für die Hauspraxis bei Gesichtslagen dringend die ab-
wartende Behandlung, in erster Linie weil gerade sie die beste Aussicht
für Mutter und Kind gewährt .Bei Stirnlagen andererseits rät er zu dem
Versuch der Herstellung einer Hinterhauptslage und, wenn nicht möglich,
einer Gesichtslage, zumal dieses leichter durch Herabziehen des Mundes
durchführbar ist. Stets sind aber hierbei die von v. H. in seiner Abhand-
lung näher eröterten Anzeigen und Gegenanzeigen zu berücksichtigen und
es besteht die Richtschnur, weiterhin nur bei dringender Anzeige zu
operiren. Br. Wolff.
Ri nt« ad äugen worden an die Adrc«ae des» Herrn (Ich. Mud. -Kat Prof. Dr. M. Bernhardt (Berlin W.
Französische Strafe 21) oder an die Verlagshandlung (Berlin NW., Untor den Linden 6$) erbeten
Vorlag von Auguai Hirachwalri in Berlin. — Prack ton L. Rehamanher in Berlin S 34.
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Centralblatt
Pr*I» dea J»hrK»ng*s
38 Mark; zu h«zinh«n
durch alle Buchhand'
lungen u. Postmutalten.
für die
dicinkhen Wissenschaften.
Dnter Mitwirkung von
Prof. Dr. H. Senator und Prof. Dr. E. Sali
rodigirt von
Prof. Dr. M. Bernhardt] [\J0V 14 1905 v
in Berlin ^
* *
1905.
9. Oktober.
u «eS>
• 40.
Iniiult: Mackenzie und Wbnkebacii, Zur Physiologie des Herz-
schlages. — Kretschmann. Funktion der lulthaltenden Hohlräume des Ohres. —
Whichauot, lieber das Ermüdungstoxin. — v. Rzkntkowski, Zusammen-
setzung des Blutes. — Stbrnrkro, lieber ein Hämoangiotheliom des Hodens. —
Oppenheimer, Ueber Aortenruptur und Arteriosklerose. — Baruenueuku und
Lossen, Leontiasis ossea. — Born und Beattik, Ueber die Dekapsulation der
Niere. — v. Hippel, Myopieoperation und Netzhautablosung. — Birch-Hirsch-
rei.n, Hosen, Elschnio, Ueber die Ursachen der Kurzsichtigkeit. — Raoult,
Wirkung der N-Strahlen auf das Gehör. — Mionon, Schweres Ekzem des Ohrs. —
PmoBiAiaiHiiv, Ueber Blutungen aus den oberen Luftwegen. — Heckino,
Ueber Blutungen nach Tonsillotomie. — Gonskr, Zur Therapie des Milzbrandes.
— PtLCER und Ebbrson, Antistreptokokkenserum im Wochenbettlieber. —
SoiiKRNHKiM. Agglutination der Milzbrandbaktcrien. — Galli- Vai.kkio und
Rocraz de Jonou, Zur Malaria-Prophylaxe. — Baum. Wirkung von Brenz-
katechin auf die Cirkulation. — KautbkyBky, Zur Kenntnis der Bilharzia-
krankheit. — Yoisin, Meningitis bei Pneumonie der Kinder. — Wood und
Hoydt, Kochmann, Wirkung des Alkohols auf den Blutkreislauf. — Fürn-
»ohr, Ueber den Oppenheim’schen Fressrellex. — Hamilton, Ueber Erytbromel-
algie. — Barnes, Bedeutung des Plantarreflexes. — Galewsky, Ueber Formalin-
onychien. — Bares und Panea, Rauritschkk, Rille, Plokoeb, Oppen-
heim und Sachs, Kiolemrnoolou und v. Coke, Hoppmann, Tuesino,
Ueber Spirochaeten bei Syphilis. — Schenck, Nierenblutung unerklärten Urspungs.
— Campbell, Zur Aetiologie der Uterusfibrome.
4. Mackenzie und K. F. Wenkebach, Ueber an der Atrioventrikulargrenze
ausgelbste Systolen beim Menschen. Arcb. f. (Anat. u.) Physiol. 1905,
3,/4. H., S. 235.
Extrasystolen können, wie bekannt war, entweder vom Ventrikel aus-
gelöst werden — dann folgt eine compensatorische Pause, weil ja der
normale Rhythmus durch die unveränderte Vorkammerschlagfolge aufrecht
erhalten wird — oder sie können vom Vorhof ausgelöst werden — und
dann folgt keine compensatorische Pause, weil dadurch offenbar die normale
Reizbildung an den venösen Ostien gestört wird. Ausserdem sind aber
längere Folgen von schnell aufeinanderfolgenden Herzpulsationen (bruits
de coeur en salves) beschrieben, die auch schon mehrfach als Extrasystolen
XLIII. Jahrgang 42
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KRETSC'tlMANN.
Weich ardt.
No. 40.
in Anspruch genommen worden sind, deren Ursprung aber dunkel blieb.
Die Verff. weisen nun in einer vorläufigen Mitteilung darauf hin, dass
dieses Phänomen offenbar durch eine Reizung der Rlockfasern bedingt ist.
denn, wie wir ja wissen, antwortet das Herz auf einmalige Reizung dieser
Gegend mit einer Reihe von Schlägen. G. F. Nicolai.
F. Krotsehinann, Die akustische Funktion der lufthaltendeu Hohlräume
des Ohres. Pflüeer’s Arch. CV 111., 10 — 11 — 12.
Durch eine systematische Reihe von Versuchen, in denen der Yerf.
die Verhältnisse des Ohres künstlich nachahmt, gelingt es ihm folgendes
zu zeigen.
Die Mittelohrhohlräume bilden einen Apparat, der im stände ist klaug-
verstärkend zu wirken. Die Möglichkeit des Entstehens von Eigentönen
wird vermindert, wenn ein solcher Resonator, wie es im Ohr der Fall ist,
durch Knochenlamellen in einzelne Hoblräume geteilt wird. Zur Variirung
des immerhin noch bemerkbaren Eigentons dient das Trommelfell, welches
durch den M. tensor tympani, der durch akustische Reize reflektorisch
erregt wird, zweckmässig gespannt werden kann. In den Gehörknöchelchen
nebst dem Muskelpaaro, das an den Enden des Bogens, den die Knöchelchen
bilden, angreift, sieht der Verf. eine Vorrichtung, um die Membranen des
dem Labyrinth vorliegenden Hohlraumes zu spannen und dadurch den
Schall zu variiren. Da auch der M. stapedius reflektorisch erregt wird,
so folgt aus dem oben Gesagten, dass das ganze Mittelohrsystem uoter
anderem als ein Accommodationsapparat dient. Im Labyrinth wirkt die
Flüssigkeitssäule durch Mitschwingen auf den Schall ebenfalls verstärkend.
Auch Muschel und Gehörgang haben eine resonatorische Wirkung.
Alle Organe, welche der Schallleitung dienen, haben also auch die
Wirkung, den Schall gleichzeitig bedeutend zu verstärken.
R. Golant.
>V. Weiehardt, Ueber das Ermüdungstoxin und dessen Antitoxin. (Dritte
Mitteilung.) Münch, med. Wochenschr. 1906, No. 26.
In Fortsetzung seiner Untersuchungen fand W., dass man eine be-
sonders reichliche Ausbeute von Ermüdungstoxin aus den Muskeln erhält
wenn man die ermüdende Muskelarbeit im luftverdünnten Raum vornehmen
lässt. Ebenso giebt der Presssaft ermüdeter Muskeln mehr an Toxin her,
wenn man ihn mit Reduktionsmitteln, z. B. mit schwefligsaurem Natron,
behandelt. Selbst aus Muskeln nicht ermüdeter Tiere kann man durch
Einwirkung reducirender Stoffe toxische Substanzen gewinnen, die Ermüdung
machen, ebenso aus anderem Eiweissmaterial mit Placenta, Gehirn, Pollen,
ja selbst aus Hühnereiweiss. Alle diese werden durch Ermüdungsantitoxin
teilweise abgesättigt. — Die Imuiuuisirung gegen Ermüdung gelingt am
besten durch sog. Simultanimmunisirung, d. h. durch Fütterung anti-
toxinhaltiger Präparate und uachherige Injektion von Ermüdungstoxin.
A. Loewy.
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No. 40.
v. Rzkntkowbki. — Sternbkbo.
659
K. v. Rzentkowski, Uebcr den Gehalt des Blutes und der Es- und Trans-
sudate an Trockensubstanz, Gesammt- und Reststickstofif bei verschie-
denen Krankheiten. Virchow’s Arch. f. patbol. Anat. Bd. 179, S. 405.
v. R.’s umfangreiche Untersuchungen führten zu den folgenden Er-
gebnissen. Beim gesunden Menschen enthält das Blut im Darchschnitt
21,233 Gew.-pCt. Trockensubstanz, 3,6188 Vol.-pCt. GesammtstickstofT und
0,0469 Vol.-pCt. Reststickstoff. — In Krankheiten: akuteD wie chronischen,
fieberhaften und fieberlosen, zumal in anämischen Zuständen, findet sieb
eine Blutverwässerung. Sie findet sich auch bei Nierenentzündungen mit
einem Maximum bei Urämie. — Bei fibrinöser Pneumonie besteht zugleich
eine Zunahme des Reststickstoffes, vielleicht infolge des Zerfalls des Lungen-
exsudates. Dasselbe auch bei Nephritiden, zumal bei Urämie, und zwar
bei chronischer in höherem Maasse als bei akuter. — Eindickung des
Blutes kommt bei dyspnoischen Zuständen, auch beim Lungenemphysem
vor, wobei hauptsächlich die roten Blutzellen eine (compensatorische) Zu-
nahme erfahren. — Bei Oedemen durch Nierenerkrankung besteht eine
Blutverwässerung, bei solchen infolge Herzerkrankung ist das Blut normal
oder eingedickt. — Transsudate sind sehr eiweissarm. Sie sind nach
Verf. in statu nascendi eiweissfrei; sie sollen ursprünglich eine wässerige
Lösung von Mineralsalzen darstellen. Ihr Eiweiss wäre eine sekundäre
Beimengung aus den Höhlen, in die sie sich ergiessen. Exsudate sind so
abweichend vom Blute zusammengesetzt, dass sie nicht reine Filtrate sein
können. A. Loewy.
Sternberg, Ein peritheliales Sarkom (Hämoangiotheliom) des Hodens mit
„chorionepitheliomartigen Bildungen“. Zeitschr. f. Heilk. Bd. 26, H. 4,
S. 105.
Verf. beschreibt des genaueren einen jener Fälle von ausserordentlich
bösartiger Hodengeschwulst, die man wegen ihrer makroskopischen und
mikroskopischen Aehnlichkeit mit dem Chorionepitheliom des Weibes
diesen Geschwülsten zugerechnet hat und sie von Resten fötalen Ektoderms
herleitet, die sich in Teratomen des Hodens erhalten haben. Gegen diese
Auffassung nimmt Verf. Stellung. Es ist übersehen, dass man in Tera-
tomen nur fertiges oder in Entwickelung begriffenes Gewebe vorfindet,
niemals aber Gewebe der ersten Keimanlage, aus dem bekanntlich das
Chorionepithel entsteht. Ferner ist zu beanstanden, dass die Identität der
in Rede stehenden Geschwülste mit den Chorionepitheliomen sich lediglich
auf das Vorhandensein syncytiumartiger Bildungen stützt. Solche Gebilde
kommen nämlich auch in Tumoren verschiedener Histogenese, Carcinomen
und namentlich auch Endotheliomen vor. Die Untersuchung des vorliegen-
den Falles ergiebt vielmehr, dass die genannten protoplasmareichen Ge-
bilde endotheliale Elemente sind, die Gefässanlagen bilden. Verf. kommt
demnach zu dem Schluss, dass es sich in diesen Fällen um von Gefäss-
wandzellen oder einem derartigen Keimgewebe ausgehende Geschwülste
(Endo- und Peritheliome, perivaskuläre Sarkome) handelt, die teils in
Teratomen zur Entwickelung kommen, teils selbstständig in gewissen Or-
ganen (Keimdrüsen, vielleicht auch Uterus) entstehen können, und in
welchen durch Proliferation des Gefässendothels eigentümliche Riesenzellen
42*
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660
OpPKNilBiMKR.
No. 40.
und syncytiale Gebilde entstehen, die Gefässanlagen darstellen. Es können
solche Bildungen in histologisch verschiedenen Tumoren entstehen, und
es liegt kein Grund vor, dieselben mit Rücksicht auf den Befund jener
eigenartigen Gebilde zu einer Gruppe zusammenzufassen und insgesammt
als Teratome mit Einschlüssen fötalen Ektoderms zu deuten.“
Beitzke
R. Oppenheimer, [Jeher Aortenruptur und Arteriosklerose. Ein Beitrag
zur Entstehung der Arteriosklerose. (Aus dem patholog. Institut der
Universität Würzburg.) Virchow’s Arch. Bd. 181, H. 2.
Nach einigen Bemerkungen über den noch immer strittigen Ausgangs-
punkt der Arteriosklerose berichtet Verf. folgende sehr interessante Fälle:
Ein 9jäbriges Mädchen verstarb, nachdem sie drei Tage vor dem Todes-
tage über Kopfschmerzen und allgemeine Mattigkeit geklagt, sieb dann
aber wieder wohlgefühlt hatte, plötzlich. Die Obduktion ergab eine
grosse Blutansammlung im Herzbeutel und in der Aorta bei der Be-
sichtigung von ihrer Innenfläche her l/2 cm oberhalb der Schlusslinie der
Klappen einen 3 cm langen, 4/8 — 2 cm breiten Spalt. Der Riss durchsetzte
Intima und Media, in der Adventitia fand sich aber nur ein für eine dünne
Knopfsonde eben passirbares Loch. Die Gefässscheide der Aorta enthielt
bis in ihren Bauchteil hinein reichliche Blutungen. Die Intima besass
dicht oberhalb der Klappe zwei derbe schwielige Verdickungen. Arterio-
sklerotische oder luetische Veränderungen waren sonst nirgends zu finden.
Im vorliegenden Fall handelte es sich um eine im kindlichen Lebensalter
überaus selten vorkommende Längsruptur der Aorta. Mikroskopisch fand
sich im Gebiet der Rupturstelle die Elastica der Media durch Bindegewebe
ersetzt. An den vorerwähnten Stellen der schwieligen Verdickungen waren
beide Schichten der Innenbaut gewuchert. Die Elastica zeigte Lücken,
welche von Bindegewebe angefüllt waren. Stellenweise war dies Gewebe
fettig degenerirt, aber nirgends geschwürig zerfallen. Schnitte der an
anderen Stellen ganz intakt erscheinenden Aorta zeigten Risse in der Media,
angefüllt von jungem Bindegewebe. Diese letzten Bilder zeigten den
jüngsten Kraukheitsprocess, die Wucherungen sind reaktive Erzeugnisse.
Der zweite Fall betraf einen 10jährigen Knaben, welcher an Nephtitis
verstorben war. Hier fanden sich die Gefässveränderungen in Form arterio-
sklerotischer Plaques 3—4 cm oberhalb der Aortenklappen, sonst nirgends.
Mikroskopisch liess sich naebweisen, dass der Krankheitsprocess von der
Adventitia ausgegangeu war. Sie war in toto verbreitert, die Wand der
Vasa vasorutn verdickt. Infolge lebhafter Wucherung der Intima war bei
einzelnen völliger Verschluss des Lumens erfolgt, an anderen zeigte die
W'and hyaline Degeneration. Im vorgeschrittenen Stadium der Aorten-
erkrankung, dargestellt durch die Plaques, war es zu einer Mitbeteiligung
der Media und der Intima, welche sich in Hypertrophie und Wucherungs-
Vorgängen dokumentirte, gekommen. Verf. kommt zu dem Schluss, dass
sich die Arteriosklerose weder in Bezug auf ihre Lokalisation noch auch
hinsichtlich der Art des Krankheitsprocesses rubriciren lässt.
Geissler.
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No. 40.
Bakdexhkuer und Lossen. — Boyd und Beattie.
661
Bardenheuer und Lossen, Leontiasis ossea. Festschr. z. Eröffnung der
Akad. f. prakt. Med. in Cöln. Cöln. p 166.
Bei dem 17 jährigen- Patienten mit Leontiasis ossea, über den B.
und L. berichten, war der linke Oberkiefer massig stark nach aussen vor-
getrieben Weiterhin bestand eine starke Vergrösserung des knöchernen
Gerüstes der Nasenmuscheln und eine Verdickung des Jochbeins. Nach
erfolgloser Jodkaliurakur wurden nach Entfernung des Oberkiefers die be-
nachbarten stark sklerosirten und verdickten Partien des Jochbeins, der
Klügelfortsätze des Keilbeins Schicht um Schicht bis ins Gesunde abge-
meisselt. Der Knochen zeigte dabei eine sehr grosse Härte und fast völlige
Sklerosirung. Die Zähne erschienen im Proc. alveolaris wie eingemauert,
die Gaumenplatte stark verdickt, die Highmorshöhle völlig obliterirt. Da
in der Folgezeit auch der linke Unterkiefer andauernd gewachsen war,
wurde ein Vierteljahr nach dem ersten Eingriff die linke Unterkieferhälfte
mit dem Kiefergelenk exstirpirt, ausserdem eine Hebung des herabgesunkenen
Bulbus durch Einlegen eines gestielten Haut-Periost-Knochenlappens von
der Schläfe an die Stelle des unteren Orbitalrandes bewirkt.
Die Knochenwucberung erwies sich bei der mikroskopischen Unter-
suchung als aus einem engmaschigen Netz ziemlich schmaler unregel-
mässiger Knochenbälkchen bestehend. Die Knochenbälkchen bestanden aus
gut verkalktem Knocbengewebe und enthielten teils verästelte, teils spindelig
aussehende Knochenkörperchen. Um die Knochenbälkchen herum lag viel-
fach eine Reihe spindeliger Zellen, welche Osteoblasten darstellten. Sehr
spärlich fanden sich Osteoklasten und Hawship’sche Lacuuen. Die Zwischen-
ränme zwischen den Knochenbälkchen waren mit teils zellarmcm, teils
ziemlich zellreichem Bindegewebe ausgefüllt, das jugendlichem Bindegewebe
ähnelte und sich gut färbte. Es enthielt ziemlich zahlreiche Gefässe.
Lymphoide Zellen oder Leukocyten waren nur spärlich zu finden.
Joacbimsthal.
Boyd und Beattie, Note on decapsulation of the kidneys. The Edinburgh
med. journ. 1905, p. 337.
In einem Falle chronischer Nephritis, bei welchem die Edebohl’sche
Nierendekapsulation einseitig vorgenommen war, hatten Verff. Gelegenheit,
die Nieren des 4 Monate später gestorbenen Mannes zu untersuchen. —
Es ergab sich, dass sich eine feste neue Kapsel gebildet hatte, welche
reichlich Gefässanastoraosen mit den obersten Schichten der Nierenrinde
enthielt; indessen kaum mehr als durch die Operation zerstört worden
waren; ferner dass reichlich Bindegewebszüge in der Nierenrinde einge-
drungen, also die interstitielle Entzündung verstärkt worden war. — In
klinischer Beziehung folgte der Dekapsulation unmittelbar eine starke
Diurese, Herabsetzung der Eiweissmenge und Ansteigen der Harnstoff-
ausscheidung. Doch kann die gesteigerte Diurese nicht auf die Gefäss-
neubildung zurückgeführt werden, da sie schon 48 Stunden post operationem
auftrat, ist vielmehr entweder auf die veränderte Spannung und die dadurch
bedingten Cirkulationsverhältnisse in der Niere oder auf Einwirkung der
Operation auf die sympathischen Centren zurückzuführen. — Dasselbe Re-
sultat ist sowohl in anatomischer als kliuischer Hinsicht durch die ein-
i
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662 v. Riri’Ei.. — Bikch-Hirschpkld. Hoscii. Ei.bcbmio. — Raoci-t. No. 40.
fächere Nephrotomie (Incision) zu erreichen, und es ist deshalb diese
Operation der Dekapsulation vorzuziehen. Wenn auch vorübergehende
Besserung (gesteigerte Diurese) eintritt, so ist doch von keiner der beiden
Operationen eine Heilung zu erwarten. Feltesohn.
A. v. Hippel, Myopieoperation und NetzhautabiÖsung. Deutsche med.
Wochenschr. 1905, No. 26.
Verf. hat die Myopieoperation an 275 Augen ausgefübrt, und zwar
63 mal doppelseitig, 149 mal einseitig. Von diesen blieben 269 Augen in
weiterer Beobachtung. 25 mal beobachtete er Netzhautablösung, doch nur
13 mal in den ersten drei Jahren nach der Operation. Verf. führte die
Operation nur bei solchen Patienten aus, welche durch ihre Kurzsichtigkeit
arbeitsunfähig waren und kurzsichtige Gläser nicht vertrugen.
Horstmano.
A. Birch-Hirsehfeld, Zur Frage der elastischen Fasern in der Sklera
hochgradig myopischer Augen, v. Graefe’s Arch. f. Ophthalm. LX., 3,
S. 652.
G. Hosch, Zur neuesten Theorie der progressiven Kurzsichtigkeit von
Prof. Lange. Ebenda. LXI., S. 227.
Elschnig, Die elastischen Fasern in der Sklera myopischer Augen. Ebenda.
LXI., 1, S. 237.
Lange’s an dieser Stelle bereits referirte Befund, dass die elastischen
Fasern in der Sklera kurzsichtiger Augen fehlen oder hochgradig ver-
mindert seien, findet in den Untersuchungen der genannten Autoren keine
Bestätigung. Alle drei stimmen überein, dass ein Mangel oder Vermin-
derung der elastischen Fasern in der Sklera nicht nachweisbar sei.
Elschnig, der seine Untersuchungen an einem sehr grossen Materiale an-
stellte, erklärt die Täuschnng Lange’s durch das äusserst launenhafte
Verhalten der elastischen Fasern der Sklera gegenüber Tinktionsmitteln
und durch die abweichende Struktur der Sklera des myopischen von der
des emmetropischen Auges. Gegenüber dem strobmattenähnlichen Bau der
letzteren herrscht bei der ersteren der lamelläre Bau vor, sodass an
Meridionalschuitten nur die punktförmigen Querschnitte der elastischen
Fasern hervortreten, während die an der Oberfläche der längsverlaufenden
Bindegewebsbündel vorhandenen im Längsschnitt nur in kleinerer Anzahl
und schwieriger sichtbar sind; so ist die Sklera anscheinend arm an
elastischem Gewebe.
Die neue Hypothese Lange’s, dass die Myopie auf angeborener mangel-
hafter Entwickelung der elastischen Fasern der Sklera beruhe, wird hier-
nach für unbegründet erklärt. G. Abelsdorff.
Ituoult, Recherches sur l'action des rayons N. sur l’audition. Annales
des mal. de l’or. 1904, No. 11, p. 461.
Untersuchungen, die Verf. gemeinschaftlich mit Charpentier vorge-
nommen hat, führten zu dem Ergebnis, dass unter der Einwirkung der
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No. 40. Migmon. — Prkbobrashknsky. — Bkukino. 663
N. -Strahlen (das Nähere hierüber s. im Original) eine beträchtliche Ver-
stärkung der Töne sowohl der Uhr als auch der Stimmgabel und der
Galtonpfeifen eintritt und zwar sowohl bei Annäherung der Quelle der
N. -Strahlen an das Ohr selbst als auch namentlich an das Hörcentrum,
d. h. die obere Partie der Regio temporalis. Schwabach.
Mignon, Forme grave d'eczema de l’oreille. Annales des mal. de l’or.
1904, No. 9, p. 209.
Der Fall betrifft eine 80jährige Frau, bei welcher im Anschluss an
eine akute Exacerbation eines alten Eczema auriculae et meat. audit. ext.
hochgradige Schwellung und Schmerzhaftigkeit am Proc. mast , Facialis-
paralyse und profuse Eiterung aus dem Ohr auftrat, Erscheinungen, welche
der Verf. zur Vornahme der Mastoidoperation veranlassten. Wenige Tage
nach der Operation zeigte sich ausgedehnte Gangrän der Ohrmuschel und
am 8. Tage trat plötzlich der Exitus letalis ein, den Verf. auf eine Embolie
zuriiekföhren zu sollen glaubt. Obduktion wurde nicht gemacht.
Sch wabach.
Prerobrashensky, Ueber die Rolle der Nase, des Rachens und der Kehle
bei Haemoptoe, Pharyngitis haemorrhagica. Arch. f. Laryngoi. u. Rhinol.
Bd. 17, H. 1.
Blutungen aus den oberen Wegen sind weit häufiger als angenommen
wird. Am häufigsten erfolgen sie aus entzündeten Bezirken oder blos aus
erweiterten Blutgefässen. Bei richtiger Erkenntnis sind sie leicht heilbar.
Die Blutmenge spricht weder für das eine noch für das andere Organ ;
selbst bei profuser Blutung kann der Ursprung im Rachen sein. Die Be-
nennung hämorrhagische Pharyngitis ist ebenso berechtigt, wie die einer
hämorrhagischen Laryngitis und Tracheitis. W. Lublinski.
Heuking, Ueber Ursache und Behandlung bedrohlicher Blutungen nach
Abtragung der Gaumenmandeln. Arch. f. Laryngoi. u. Rhinol. Bd. 17,
H. 1.
Für die allermeisten Fälle von heftiger Blutung fehlt noch jede Er-
klärung. Zur teilweisen Ausfüllung dieser Lücke kann die vom Verf. in
5 Fällen gemachte Beobachtung dienen, dass hartnäckige Blutungen nicht
aus dem Parenchym der amputirten Mandel, sondern aus einer Verletzung
des hinteren Gaumenbogens mit dem Tonsillotom stammen. Zur Verhütung
stärkerer Blutung dient, die Operirten einige Stunden unter Aufsicht zu
behalten und zwar in sitzender Stellung-, ausserdem soll die sich im Munde
ansammelnde Flüssigkeit bei leicht vorgeneigtem Kopf zum Munde heraus-
laufen. Dadurch hat man eine Controlle über etwaige Blutung; dies ist
besonders wichtig bei vorhergegangenor (Jocainisirung. Die Behandlung
einer etwaigen Blutung besteht in der Digitalcompression der blutenden
Stelle, nachdem man sich über dieselbe orientirt hat. Ein ruhiges Liegen-
lassen der mit Verbandgaze umwickelten Fingerspitze mit ganz leisem
Druck klärt die Situation bald; in einem Falle musste dieselbe allerdings
r
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564 (ioNSKK - PlLCKH U. EbKBBON. - SoBKIlNllKIfc. - tiiUl-VtUUO U.DE JoKGIl. No.40.
l‘/a Stunden ausgeführt werden. In verzweifelten Fällen bei Blutern und
nach Verletzung grosser Gefässe ist cs ratsam, die Carotis zu unterbinden.
W. Lublinski.
K. G unser, Beitrag zur Milzbrandtherapie mit Versuchen über die immuni-
sirende Wirkung des Serums. Therap. Monatsh. 1904, S. 500.
G. hat in der Klinik von Brunner im Kantonsspital Münsterlingen
zwei Fälle von Pustula maligna mit dem Ferrum candens behandelt, beide
sind in Heilung übergegangen. Da bei der Pustula maligna die Milzbrand-
bacillen anfangs oberflächlich liegen, so scheint die oberflächliche Kauteri-
sation besonders geeignet, zumal durch sie Blutgefässe nicht eröffnet werden,
sodass Allgemeinwerden der Infektion nicht zu befürchten ist. Das Serum
des Patienten, welches 4 Wochen nach der Infektion entnommen war, übte
bei Mäusen auch nicht andeutungsweise immunisatorische Wirkung aus.
G. steht der Serumtherapie bei Milzbrand sehr skeptisch gegenüber und
empfiehlt Anwendung des Ferrum candens. H. Bischoff.
H. Pilcer und M. Eberson, lieber die Behandlung des Wochenbettfiebers
mit Antistreptokokkenserum. Therap. Monatsh. 1904, S. 509.
Verff. haben 28 Fälle von Wochenbettfieber mit Autistreptokokken-
serum behaudelt, es wurden zunächst 40 ccm Serum injicirt, die Dosis
wurde wiederholt oder, wenn die Temperatur zur Norm zurückging infolge
der ersten Injektion, 20 ccm. Im ganzen wurden bei einer Patientin nicht
über 100 ccm injicirt. Das Antistreptokokkcuserum hat sich ihnen in Ver-
bindung mit anderen Mitteln, besonders der Inunktion von Arg. colloidale,
gut bewährt. Mit Menzer nehmen Verff. an, dass es eine Leukocyten-
bildmig im Organismus anregt. Auffällig ist als Wirkung die Herabsetzung
der Temperatur und Schaffen einer Euphorie, die die Kranken zur An-
wendung anderer therapeutischer Maassnahmen sehr geeignet macht.
H. Bischoff.
G. Soberiiheim, Heber die Agglutination der Milzbrandbakterien durch
spccifisches Serum. Deutsche med. Wochenschr. 1904, No. 41.
Im Gegensatz zu Carini, welcher durch specifisches Serum Milz-
brandbacillen in sehr hohen Verdünnungen agglutinirt werden sah, hält S.
daran fest, dass dies kein specifischer Vorgang sei, weil die verschiedenen
Milzbrandculturen in sehr weiten Grenzen verschieden beeinflusst werden
— das nämliche Serum agglutinirt die einen Stämme in tausendfacher
Verdünnung, andere garnicht — und weil auch das Serum normaler Tiere
nicht selten starke Agglutinationswirkung zeigt. H. Bischoff.
Galli-Yalerio und Itochaz de Jongh, lieber Vernichtung der Larven und
Nymphen der Guliciden und über einen Apparat zur Petrolirung der
Sümpfe. Therap. Monatsh. 1904, S. 452.
Von den zahlreichen Mitteln, die Verff. in ihrer Wirkung gegenüber
Larven und Nymphen von Culex und Anopheles prüften, bewährten sich
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No. 40. Baum. — Kautskv Bkv. 665
am besten Petroleum und Saprol. Diese beiden Stoffe lassen sich als
gleichmässiger Schleier auf Wasserlachen ausbreiten, dringen in die Tracheen
ein und machen sie dadurch für die Atmung unbrauchbar und verdunsten
nicht so schnell. Benzin, Xylol, Toluol, Benzol sind, obgleich sie auch
auf Larven und Nymphen starke vernichtende Fähigkeit besitzen, un-
brauchbar, weil sie zu schnell verdunsten. Andere Stoffe, wie Oele und
Fette, eignen sich nicht, da sie meist nicht eine zusammenhängende
schleierartige Schicht bilden. Nur bei der Ueberziehung von Trinkwasser
ist Petroleum und Saprol wegen des schlechten Geschmackes nicht zu
verwerten, dann sind Olivenöl. Mohnöl u. a. vorzuziehen. Das Ueberziehen
der Wässer bat gleich nach dem Winter zu geschehen. Zur gleichmässigen
Verteilung des Mittels geben Verff. einen Apparat an, welcher, ohne von
dem Mittel zu vergeuden, gestattet, eine völlig zusammenhängende Schicht
zu bilden. H. Bischoff.
J, Baum, Die örtliche Einwirkung von Nebennierensubstanz, Brenzkatechin
und Spermin auf die Cirkulation. Berl. klin. Wochenschr. 1905, No. 4.
Nebennierensubstanz wirkt, wie man an der Schwimmhaut des Frosches
feststellen kann, auf die kleinsten Arterien und Venen, nicht aber auf die
Capillaren. Auf krankes Gewebe wirkt das Mittel um so schwächer, je
stärker die pathologische Veränderung des Gewebes, ist. Bei chronischen
Veränderungen folgt der anfänglichen Anämie eine mehr oder minder
starke venöse Hyperämie, ein Vorgang, den man auch bei normalem Ge-
webe beobachten kann, wenn man dieselbe Stelle wiederholt mit Adrenalin-
präparaten behandelt; daher ist bei stark verändertem Gewebe und ferner
bei wiederholter Anwendung auch bei normalem Gewebe grosse Vorsicht
geboten. Auf unversehrte Haut wirkt die Substanz überhaupt nicht ein,
es müssen stets kleine Continuitätstrennungen vorhanden sein.
Die von anderer Seite nachgewiesene grosse chemische Aehnlichkeit
zwischen Nebennierensubstanz und Brenzkatechin liess auch ein gleiches
physiologisches Verhalten erwarten: in der Tat kann man auch mit Brenz-
katechin dieselben anämisirenden Erscheinungen hervorrufen. Beiden Sub-
stanzen kommt ferner eine starke reducirende Kraft zu; sie selbst werden
bei diesen Reduktionsprocessen nicht verändert, wirken also im Pöhl’schen
Sinne als Katalysatoren. Im Gegensatz hierzu hat Pöhl für ein anderes
Mittel, das Spermin, nachgewiesen, dass es auf oxydative Processe kata-
lytisch wirkt. Eis war daher zu vermuten, dass das Spermin in Bezug auf
lokale Wirkung sich dem Adrenalin und Brenzkatechin entgegengesetzt
verhalten würde. In der Tat kann man an der Schwimmhaut des Frosches
beobachten, dass nach Aufträufeluug von Spermin eine starke Beschleunigung
der Cirkulation und Erweiterung der Arterien und Capillaren eintritt.
K. Kronthal.
A. Kautsky Bey, Blutuntersuchungen bei Bilharziakrankheit. Zeitschr. f.
klin. Med. Bd. 52, H. 3 u. 4, S. 192.
Bei einer grossen Reihe Eingeborener Aegyptens findet man nicht
selten eine ausgesprochene Anämie. Diese beruht nach K.’s gründlichen
Untersuchungen nicht sowohl auf der Anwesenheit von Ankylostomum
r
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666
VolSIN.
No. 40.
duodenale, sondern ist vielmehr die Folge der Bilharziose. Die Gründe
zu dieser Annahme beruhen, abgesehen von den sichtbaren Blutverlusten,
bei der Bilharziakrankhcit auf folgenden Beobachtungen: Erstens auf der
Seltenheit der Ankylostomuroeier in den Stühlen der untersuchten Kranken,
eine Seltenheit, die entweder auf eine frische Infektion mit einer geringen
Anzahl von Parasiten oder auf eine unvollkommene Entwickelung der
letzteren schliessen lässt. Ferner auf das Verhalten der Hämoglobinwerte,
welches aus den betreffenden Tabellen zu ersehen ist und endlich auf dem
Verhalten der eosinophilen Zellen, welches demjenigen der Hämoglobin-
werte parallel geht und nur von der Bilharziose abhängen kann. Die
Bilharziaanämie ist nämlich charakterisirt einmal durch das Missverhältnis
zwischen den Hämoglobinwerteu und der Zahl der roten Blutkörperchen.
Es handelt sich daher bei ihr im Wesentlichen um eine Oligochromämie,
eine Chlorose. Weiterhin wird sie charakterisirt durch eine starke Eosino-
philie. Wenn auch die Anämie in Aegypten in der Regel keinen exceesiven
Grad erreicht, so ist sie doch im pathologischen Sinne nicht zu übersehen,
da nachgewiesenermaassen ca. die Hälfte aller Kinder der Eingeborenen
einen Hämoglobingehalt von weniger als 75 pCt. aufweisen.
Carl Rosenthal.
R. V oisin, Les meninges au cours des infections aigues de l'apparcil
respiratoire (broncho-pneumonie et pneumonie). Rev. mens, des mal. de
l’enf. 1904, S. 193.
Verf. bespricht auf Grund eigener und fremder Untersuchungen die
Veränderungen, welche den meningitischen Symptomen zu Grunde liegen,
die im Verlaufe der Pneumonien und noch häufiger der Bronchopneumonien
der Kinder auftreten können. Man kann als feststehend ansehen, dass die
gleichen grob anatomischen Befunde sich bieten können an dem Gehirn
von Kindern, mag deren Bronchopneumonie mit oder ohne klinische Er-
scheinungen von Meningitis verlaufen sein. Auf der einen Seite findet
man bisweilen ein ganz normales Verhalten bei der Sektion auch in Fällen,
die mit schwereren meningitiseben Erscheinungen intra vitam complicirt
waren; auf der anderen Seite findet man seröse oder selbst purulente
Meningitis auch beim Fehlen klinischer Symptome. Ebenso sind die Ver-
änderungen des intra vitam entleerten Liquor cerebrospinalis für beide
Kategorien die gleichen: Zunahme der Menge und des Druckes der Flüssig-
keit, Trübungen aller Grade, Zunahme des Eiweissgehalts, Anwesenheit
von Leukocyten, Abnahme der Chloride. — Im Gehirn gelingt es in
manchen Fällen Pneumo- oder Staphylokokken, seltener Influenzabacillen
nachzuweisen, und zwar auch in Fällen mit geringen anatomischen Ver-
änderungen. Die gleichen Mikroben kommen auch im Liquor cerebro-
spinalis vor, in diesem meist nur in geringer Zahl und in stark abge-
schwächtem Zustande. — Auf Grund seiner bisherigen Untersuchungen hält
Verf. es für wahrscheinlich, dass die feineren Veränderungen der Zellen,
welche durch die Methode von Nissl aufgedeckt werden, sich ausschliess-
lich in den Fällen nachweisen lassen, welche intra vitam meningitische
Symptome geboten hatten. — Abgesehen von diesem einzigen Unterschied
steht die Schwere der nachweisbaren Veränderungen am Gehirn in keiner
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No. 40.
Wood und Hovdt. Kociimash.
667
Beziehung zur Schwere der meningitischen Symptome. Verf. zieht aus
dem Ergebnis seiner Untersuchungen den Schluss, dass in allen Fällen
von Bronchopneumonie eine allgemeine Intoxikation und Infektion statt-
findet, die sich auch in allen Fällen auf das Gehirn erstreckt. Die Kokken
gelangen in das Schädelinnere entweder mit dem Blutstrum oder — seltener
— von der Paukenhöhle und den Nebenhöhlen der Nase aus. Wie die
Erkrankung der Nieren bei der Bronchopneumonie bald latent, bald mit
Albuminurie verläuft, kann auch die Erkrankung der Meningen in einem
Fall latent bleiben, im anderen Erscheinungen hervorrufen. Es hängt dies
ab von noch nicht genügend aufgeklärten Ursachen (Prädisposition, Virulenz
der Mikroben etc.), vielleicht auch von den oben erwähnten feineren Ver-
änderungen der Zellen. Stadthagen.
1) Wood and Hoydt, Abstract of a paper upon the action of alcohol
upon the circulation. University of Pennsylvania med. bullet. Vol. XVIII,
p. 70.
2) Kochmann, Die Wirkung des Alkohols auf den Blutkreislauf des
Menschen. Deutsche med. Wochenschr. 1905, No. 24.
1) Die zahlreichen, an Hunden vorgenommenen Experimente ergaben
bei normalen Tieren keinen besonderen Einfluss des Alkohols auf den
Blutdruck, jedenfalls war eine auch nur leichte Blutdrucksteigerung nur
inconstant zu erhalten. Wurde dagegen durch quere Durchtrennung des
Cervikalmarkes der Einfluss des Vasomotorencentrums auf die Gefässe aus-
gescbaltet, so erhöhte der Alkohol entschieden und constant den arteriellen
Druck. Messungen mit der Ludwig’schen Stromuhr zeigten, dass schon
kleine Aikobolmengen die Geschwindigkeit des Blutstromes in den grossen
Arterien erhöhten, ohne dass eine Veränderung des Blutdrucks dem ent-
sprach. Am isolirten Reptilienherzen waren bei Durchströmung mit
*/4 — */a proc. alkoholhaltiger Flüssigkeit die in der Zeiteinheit ausge-
triebenen Flüssigkeitsmengen erhöht. Zusammenfasseud bezeichnen die
Verflf. die Wirkung mässiger Alkoholdosen auf die Cirkulation als Anreiz
auf das Herz mit Gefässerweiterung infolge Schwächung des vasomotori-
schen Centrums.
2) Die am Menschen angestellten Blutdruckversuche ergaben, dass
kleine Alkoholmengen (40 — 60 ccm 10 pCt.) eine Blutdrucksteigerung bis
30 mm Hg hervorzurufen vermögen. Diese erreicht nach 20— 30 Minuten
ihr Maximum und klingt dann allmählich ab; nach 60 — 75 Minuten ist
sie wieder vollkommen verschwunden. Mittlere Dosen (60 — 80 ccm 20 pCt.)
bewirken zunächst eine geringe Erhöhung, dann aber eine Senkung des
Blutdruckes um wenige Millimeter Quecksilber unter den Ausgangswert.
Grosse Gaben (50 ccm 50 pCt.) haben von Anfang an eine Senkung des
arteriellen Druckes zur Folge, die aber nie mehr als 10 mm Hg beträgt.
Nach 60 Minuten ist auch hierbei der Anfangsdruck wieder erreicht. Diese
Zahlen beziehen sich auf Personen, die sonst nahezu abstinent sind. Bei
Alkoholgewöhuten sind für dieselben Wirkungen grössere Gaben nötig.
Der Puls wurde unter mässiger Alkoholdarreichuug grösser und der
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668
Fübnbohb.
No. 40
Katadikrotismus trat deutlicher hervor. Die Pulsfrequenz blieb während
der Versuche constant.
Diese Erscheinungen und auch die Ergebnisse von Tierversuchen zeigen,
dass der Alkohol eine auf Erschlaffung der peripheren Gefässe beruhende
Gefässerweiterung bewirkt, gleichzeitig aber auch ein Ansteigen des Blut-
druckes. Diese Steigerung beruht auf einer Vasocnnstriktion im Splancbnicus-
gebiet, die genügend stark ist, die von der peripheren Vasodilatation ge-
schaffene Blutdruckherabsetzung zu übercompensiren.
Durch diese Blutdrucksteigerung kommt es zu einer besseren Durch-
blutung auch des Herzmuskels, welche so durch den Alkohol zu erhöhter
Tätigkeit angeregt wird. Alkan.
W. Fünirohr, Studien über den Oppenheim’schen „Fressreflex“ und einige
andere Reflexe. Deutsche Zeitschr. f. Nervenheilk. 27. Bd. (6. u. 6.)
K. konnte den Saugreflex resp. Fressreflex bei 20 Kindern zwischen
dem 1. und 7. Lebenstag 17 mal feststellen durch Berühren der Zunge des
harten Gaumens oder der Lippen. Im 8. und 9. Monat zeigen die Kinder
diesen bis dahin physiologischen Reflex schon weniger constant; vom
11. Monat ab ist er gar nicht mehr auszulösen. Ferner konnte F. diesen
Reflex in pathologischer Stärke bei älteren Kindern und Menschen ähnlich
wie Oppenheim feststellen, so bei cerebraler Kinderlähmung (2 Fälle), im
Coma epilepticum (2 Fälle); auch in einem apoplektiformen Anfall der
Paralyse wurde der Fressreflex vorübergehend von ihm gefunden, ferner
bei Hydrocephalus mit schweren Gehirnsymptomen. In allen diesen Fällen
des pathologischen Saug- resp. Fressreflexes handelte es sich um vorüber-
gebende oder dauernde schwere Schädigung der Funktion der Grosshirn-
rinde. Ein gemeinsames Centrum für die Kau-, Saug-, Schmeck-, Schluclc-
bewegungen besteht nach Rethi im Thalamus opticus, nach Basch in der
Med. oblongata. Dieses subcortikale Centrum wird bei diesem Reflex io
Tätigkeit gesetzt, ohne dass die normale Hemmung der Hirnrinde regu-
lirend eintritt in den pathologischen Fällen. — Was den harten Gaumen-
rcflex Hennebero’s anbetrifft, so konnte auch F. diesen Reflex unter
normalen Verhältnissen sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen so gut
wie nie festselleu. Von 138 Nervenkranken zeigten ihn 29 und zwar IS
mit Hemiplegie der verschiedensten Art, 2 mit multipler Sklerose, 2 mit
Epilepsie, mit Paralyse, Idiotie etc. Alle zeigten die schnäuzcben- und
rüsselförmige Vorwölbung der Lippen bei schwachen Reizen, die auf den
barten Gaumen angewandt wurdet); in einigen Fällen wurde der Mund ge-
schlossen, der Unterkiefer gehoben; bei den Hcmiplegikern trat dies nur
auf der gelähmten 8eite ein. — Der „R6flex buccale“ von Toulouse und
VuRPAS scheint durch mechanische Reizung der Nervenendigungen aas-
gelöst zu werden und ist kein eigentlicher Reflex, sondern nur der Aus-
druck einer abnormen mechanischen Ueberempfiudlichkeit. Es besteht kein
sicherer Zusammenhang zwischen ihm und dem harten Gaumen- oder dem
Fressreflex. S. Kaliscber.
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No. 40.
Hamilton. — Bannes.
669
A. S. Hamilton, Report of a case of erythromelalgia witb tbe post-mortem
findings. The journ. of nerv, and ment, disease. Voi. 31 (4).
In dem beschriebenen Falle von Erythromelalgie trat der erste Anfall
im 39. Lebensjahre auf und zwar im linken Zeigefinger. Erst 3 Jahre
später folgte ein neuer Anfall. Wie in anderen Fällen von Eryfhromel-
algie kam es auch hier zu Gangrän der Finger resp. Zehen. Kälte linderte
die Anfälle resp. die Schmerzen. Es bestand ausserdem eine starke Herz-
hypertrophie und Zeichen einer chronischen Nephritis, die nach Seh-
störnngen, Convulsionen u. s. w. zum Tode führte; auch ist wohl auf sie
die einseitige Scbweissneigung zurückzuführen, wie das Oedem. Die mikro-
skopische Untersuchung erwies eine hochgradige Endarteriitis obliterans
und eine geringe Degeneration der peripherischen Nerven, während das
Rückenmark unversehrt war. Es scheint dem Verf. die Endarteriitis die
primäre ursächliche Veränderung bei der Erythromelalgie zu sein, denn
sie war hier der auffallendste und constanteste Befund in den Extremitäten.
— H. beschreibt noch einen anderen klinisch beobachteten Fall von Ery-
thromelalgie, in welchem Aspirin bei den Anfällen gute Dienste tat.
S. Kaiischer.
St. Barnes, The diagnostic value of tbe plantar reflex. Rev. of neurol.
and psychol. 1904, May.
Die Arbeit ist basirt auf die Untersuchung von 2500 Kranken, von
denen die Hälfte an organischen, Vs au funktionellen Nervenerkrankungen
litten, während es sich bei dem Rest um nicht nervöse Zustände haudelte.
Die Schlussfolgerungen, welche B. aus seinen Untersuchungen zieht, sind
folgende: Bei Erwachsenen kommt der Babinski’sche (Extensoren ) Reflex
nie bei gesunden Individuen vor, er ist immer das Zeichen einer organi-
schen Erkrankung. Dazu ist eine erhebliche Pyramidenläsion nicht nötig,
es genügt schon z. B. eine intracranielle Drucksteigerung, welche zu gar
keiner demonstrablen Pyramidenaffektion führt; z. B. bei Hydrocephalus,
Meningitis, Tumor ist der Extensorenreflex in comatösem oder halbcomatösem
Zustande auslösbar. Ebenso bei Convulsionen organischen Ursprungs
(Epilepsie, Urämie u. s. w.), niemals bei hysterischen Zuständen. Der
plantare Flexorenreflex ist der normale Sohlenreflex der Erwachsenen, auch
dieser kommt bei Erkrankung der Py vor und zwar bei akuten, wenn ein
geringer Teil des Py-Einflusses aufgehoben wird und bei chronischen,
wenn ein grösserer Anteil desselben paralysirt wird. Bisweilen kann man
je nach der Position des Kranken bald einen Extensoren- bald einen
Flexorenrcflex erhalten. B. nennt dies „position of pyramidal equilibrium11.
Dieses Pyraraidenglcicbgewicht ist niedriger bei frischen, akuten als bei
alten chronischen Zuständen. Je chronischer und unbedeutender bei Er-
wachsenen die Py- Läsion ist, desto eher stellt sich statt des Extensoren-
reflexes wieder der Flexorenreflex ein, selbst wenn das Bein noch con-
trakturirt und paralytisch bleibt. Bei Kindern unter 2 Jahren hängt die
Art des Reflexes von der Entwickelung der Pyramideubahnen ab. Der
Extensorenreflex stellt sich isochron mit der Py-Läsion ein, er verschwindet
nicht bei Totaldurchtrennung des Rückenmarks. Bei kalten, feuchten
Füssen fehlt der Plantarreflex auch de norma, öfter auch bei Hysterie,
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fi70 Galkwskv. — Bauksu. Panka. Raumtsohfk. Rille. Plokueb etc. No. 40
multipler Neuritis, infantiler Paralyse und schwerer Tabes. 13 Kranken-
geschichten sind der Arbeit angefügt. M. Brasch.
Ualewsky, Ueber berufliche Formalinonychien und -Dermatitiden. Münch,
med. Wochenschr. 1905, No. 4.
Verf. sah die Erkrankung bei 3 Aerzten, einem Diener des patho-
logischen Instituts und einem Apotheker, die längere Zeit viel mit 4- und
lOproc. Forraalinlösungen zu tun gehabt hatten. Die Nägel zeigten ge-
wöhnlich zuerst eine bräunliche Verfärbung, erweichten dann allmählich,
zerfaserten, rissen weiterhin immer mehr ein und verdickten sich, blieben
dabei aber stets weich und zerreisslich. Fast alle Patienten klagten über
Brennen und Bohren in den Fingerspitzen, einige auch über eigenartige,
in den Unterarm aufsteigende Schmerzen. In dreien der Fälle schloss sich
den Veränderungen der Nägel eine mehr oder weniger starke ekzematöse
Dermatitis der Finger und der Hand an. Die Erkrankung war immer eine
äusserst hartnäckige-, durch Tragen von Gummihandschuhen bei der Arbeit
konnte sie aber verhütet und im Beginn aufgehalten werden. Mikroskopisch
schien die anfängliche starke Pigmentirung von Lufteintritt in die Nägel
herzurühren. H. Müller.
1) V. Babea und J. Panea, Ueber pathologische Veränderungen und
Spirochaete pallida bei congenitaler Syphilis. (Aus d. pathol.-bakteriol.
Institut in Bukarest.) Berl. klin. Wochenschr. 1905, No. 28.
2) II. Raubitsehek, Ueber einen Fund von Spirochaete pallida im kreisen-
den Blut. (Aus der Infektionsabteil, des Franz Joseph-Spitals in Wien.)
Wiener klin. Wochenschr. 1905, No. 28.
3) Rille, Ueber Spirochaetenbefunde bei Syphilis. (Aus der dermatol.
Klinik zu Leipzig.) Münch, med. Wochenschr. 1905, No. 29.
4) H. Ploeger, Die Spirochaeten bei Syphilis. (Aus der dermatol. Poli-
klinik des Prof. Dr. Kopp in München.) Münch, med. Wochenschr. 1905,
No. 29.
ö) M. Oppenheim und 0. Sachs, Eine einfache und schnelle Methode
zur deutlichen Darstellung der Spirochaete pallida. (Aus der Universitäts-
poliklinik f. Syphilidol. u. Dermatol, in Wien.) Deutsche med. Wochen-
schrift 1905, No. 29.
6) B. Kioleinenoglou und F. v. Cube, Spirochaete pallida (Schaüdikk)
und Syphilis. (Aus der dermatol. Klinik des Prof. Dr. Posselt in
München.) Münch, med. Wochenschr. 1905, No. 27.
7) K. HofTinaiin, Ueber das Vorkommen von Spirochaeten bei ulcerirten
Carcinomen. (Aus der Universitätsklinik f. Haut- u. Gescblecbtskrankh.
zu Berlin.) Berl. klin. Wochenschr. 1905, No. 28.
8) C. Thesing, Kritische Bemerkungen zur Spirochaete pallida bei Syphilis.
Münch, med. Wochenschr. 1905, No. 28.
1) B. und P. berichten über den Sektionsbefund bei 3 Fällen von
congenitaler Syphilis mit überaus hochgradigen Veränderungen in fast allen
Organen; bei zweien von ihnen, in denen es sich uro die hämorrhagische
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No. 40.
ScttKNCK.
671
Form der Kraukbeit bandelte, zeigte das Blut einen eigentümlichen leukä-
mischen Typus. Bei dem dritten, unmittelbar nach der Geburt gestorbenen
und kurz darauf secirten Kinde konnten die Yerff. die Spirochaete pallida,
ohne Beimengung anderer Mikroorganismen, in grosser Menge (manchmal
zu 20 und mehr in einem Gesichtsfelde) in den Nebennieren, weniger zahl-
reich in Leber und Lympbdrüsen, noch spärlicher in der Milz und im
Lnngensaft, nur in wenigen Exemplaren in den Nieren, im Herzblut, im
Gonjunktivalsekret und in der Arachnoideaflüssigkeit nachweisen. Am zweck-
massigsten erschien zu ihrer Darstellung mindestens 14stündige Roma-
no wsky- Färbung.
2) R. fand die Spirochaete pallida bei einem vor etwa 2*/z Monaten
inficirten, mit breiten Condylomen und einem frischen maculo-papulösen
Syphilid behafteten jungen Mädchen vereinzelt in allen Präparaten von
dem einer Fingerbeere entnommenen Blute.
3) R. hatte bis jetzt positive Ergebnisse zu verzeichnen in Ausstrichen
von 5 Primäraffekten, einer exstirpiiten Ioguinaldrtt.se, Condylomen von
den weiblichen Genitalien und einer grosspapulösen, allerdings mit einer
Kruste bedeckten RffloresceDz am Vorderarm. Er äussert sich über die
ätiologische Bedeutung der Befunde mit Vorsicht und wirft unter anderem
die Frage auf, ob nicht die Spirochaete pallida vielleicht nur eine Variante
der fast ubiquitären Spirochaete refringens sei, die speciell in der Tiefe
des Gewebes Korkziehergestalt und schwächere Tingirbarkeit annehmen
könnte. Im Allgemeinen aber neigt er doch zu der Ansicht, dass die Ge-
sammtheit der int einzelnen nicht genügend beweiskräftigen Beobachtungen
und besonders das Vorkommen der Gebilde auch in nicht erodirten Haut-
papeln für deren Specifität spreche. H. Müller.
(Schluss folgt.)
Schenck, Renal haematuria of unexplained origin. Report of a case with
cessation after nephrectomy. Med. News 1904, Dec. 24.
Der vom Verf. mitgeteilte Fall renaler Hämaturie unbekannten Ur-
sprungs betraf eine sonst gesunde 46jäbrige Frau, die zuerst im Mai 1902
Blut im Harn bemerkte und zugleich heftige Kopfschmerzen batte. Die
Blutausscheidung hatte anfangs intermittirenden Charakter, wurde aber
dann während des Sommers dauernd, ohne erheblichen Wechsel im Grade.
Die Kreuzscbmerzen waren links etwas stärker als rechts, traten aber nicht
anfallsweise auf. Die allgemeine innere Untersuchung sowie die Nieren-
palpation ergaben kein Resultat. Cystoskopisch wurde festgestellt, dass
der blutbaltige Harn aus dem linken Ureter kam; der durch Ureteren-
katbeterismus erhaltene Harn war trübe, braunrot, neutral, enthielt viel
Albumen und im Sediment Erythrocyten und Epithelien. Tuberkelbacillen
wurden in vielen Präparaten vergebens gesucht, auch andere Bakterien
fehlten. Die Nephrotomie wurde am 30. Oktober ausgeführt, während im
linken Ureter ein Katheter belassen wurde. Durch diesen hindurch wurde
bei der Operation das Nierenbecken mit Flüssigkeit gefüllt. Die Niere
war frei von Verwachsungen und erschien auch nach Ausführung der Ne-
phrotomie normal, ebenso wie das Nierenbecken. Steine waren nirgends
r
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672 Camphkl.1.. No. 40.
nachweisbar. Die Nierenwunde wurde daher vernäht. Ans der weiteren
Krankengeschichte ist hervorzubeben, dass ein 10 Tage post Operationen]
wiederum ausgeführter Ureterenkatheterismus ergab, dass die linke Niere
normale Harnmengen ausschied. Die Hämaturie verschwand allmählich
und blieb vom 22. November an (d. h. vier Wochen nach der Operation)
dauernd fort. Ein während der Operation entnommenes kleines Stückchen
Nierengewebe erwies sich histologisch als normal. Doch schliesst Verf.
mit Recht hieraus nicht darauf, dass die ganze Niere frei von histologi-
schen Veränderungen war, lässt vielmehr die Frage nach der anatomischen
Ursache der Hämaturie unentschieden. Bemerkenswert ist jedenfalls die
Heilung des Leidens durch Nephrotomie, eine auch mit den Angaben
anderer Autoren übereinstimmende Beobachtung. B. Marcuse.
Malcolm Campbell, Pathological conditions of the ovaries as a possible
factor in the etiology of uterine fibroids. The Scottish med. and sorg,
journ. 1905, Vol. XVI, No. 5.
Verf. hat Untersuchungen darüber angestellt, ob in Fällen von l'terns-
fibromen die Eierstöcke constante oder besonders häufige Abweichungen
von der gewöhnlichen Struktur aufweisen. Er untersuchte in 20 Fällen
von Uterusfibromen, wo die Hysterektomie ausgeführt worden war und die
Patientinnen im Alter zwischen 25 und 45 Jahren standen, die Ovarien.
Die Befunde verglich er mit den Befunden an Ovarien von Personen des
gleichen Alters, die infolge akuter, mit den Beckenorganen nicht in
Zusammenhang stehender Krankheiten gestorben waren und bei denen die
Besichtigung des Uterus mit blossem Auge keine Veränderung ergab. Die
Eierstöcke der an Uterustibromen leidenden Frauen erwiesen sich als
schwerer, länger, breiter und dicker als diejenigen Ovarien, die durch die
Sektion gewonnen waren. Es ergab sich ferner bei den Fibromovarien,
der Regel nach, ein Fehlen der normalen Funktion der Ovulation. Ferner
waren regressive pathologische Processe an den Graafschen Follikeln und
an der Corpora lutea bemerkbar. — Es bestellt ein auffallender Parallelismus
zwischen den Ovarien von Fibromkranken und den Eierstocksveränderungen,
die durch Gravidität bedingt sind: In beiden Fällen ist die specifische
Funktion der Drüse — d. i. die Ovulation — aufgehoben. — Bei den
Schwangeren äussert sich, wie Verf. meint, die durch Aufhebung der Ovu-
lation zurückgehaltene Energie in der Reifung des physiologischen Corpus
luteum und in einer inneren Sekretion, die die gleichmässige und sym-
metrische Hyperplasie des Muskelgewebes des schwangeren Uterus hervor-
ruft. — Bei den Ovarien der Myomkranken bedingt die Aufhebung der
Ovula statt dessen die pathologische Veränderung der Corpus lutea, und
es scheint Verf. nicht unwahrscheinlich, dass auch hier eine innere Sekretion
besteht, die hier nun zu einer asymmetrischen und unregelmässigen Hyper-
trophie des Uerusgewebes Veranlassung giebt. Br. Wolff.
(Einsendungen werden an die Adresse de» Herrn Geh. Mod. -Kat Prof. Dr. M. Bernhardt (Berlin
Französische Strass« 21) oder an die Vorlagshandlung (Berlin NW., Unter den Linden &Aj erbet«».
Verlag ron August IJireehwatd in Berlin. — l»rurk tan L. «dm mach er in Berlin S 24.
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Centralblatt
Pr*ii de» JahrgAngm
28 Mark ; tu beiielico
durch alle Buchhand*
lungcn u. Postensulten.
für die
cdicinischen Wissenschaften.
Unter Mitwirkung von
Prof. Dr. H. Senator und Prof. Dr. E. Salkowski
1905.
redigirt von
Prof. Dr. M. Bernharj
io Berlin.
11. Oktober.
Inlin.lt: Held, Zum Bau des Nervensystems. — Tawaka, Topographie
und Histologie der Brückenfasern. — .Tolles und Oppknhkim, Ueber das kata-
lytische Blutferment. — Baumgabtxn, Zur Kenntnis des Diabetes mellitus. —
Gulland und Goodall, Ueber perniciöse Anämie. — Hilgebmann, Trauma-
tische Erkrankung des Pankreas. — Braun, Behandlung der Luxatio coxae con-
genita. — Tissot, Ueber Cbloroformwirkungcn. — Elschnig, Bau der Sklera
bei Myopie. — Münch, Innervation der Stromazellen der Iris. — Bellin, Ulce-
ration der Carotis interna bei Mastoiditis. — B kühl. Zur pathologischen Anatomie
des Gehörorgans. — Buhchakut, Die Luftströmung in der Nase. — Gerber,
Ueber tibrinöse Entzündung der oberon Luftwege. — Schlkgtendal und Peben,
Der Unterleibstyphus und seine Bekämpfung. — Bruns. Zur Desinfektion bei
Ankylostomiasis. — Hikbchpelu. Chronische Phenacetinvergiftuug. — Jonas,
Eumydrin gegen Naehtscbweisse der Phthisiker. — Qiiadiosi, Zur Rüntgen-
strahlen-Bebandlung der Pseudoleukämie. — Schilling, Bergmann, Die Prokto-
Sigmoideskopie und die Erkrankungen der Flexura sigmoidea. — Kapsammer,
Epidurale Injektionen bei Enuresis. — Schlesinger, Ermüdungsmessungen an
Schulkindern. — Sasaki, Einfluss des Digalens auf das Froschherz. — Minor
und Mc. Gregor, Chronische Neurose. — Potts, Besonderer Fall von Muskel-
atropbie. — Bares und Panra, Raubitschek, Rille, Ploeoer, Oppen-
heim und Sachs, Kiolemknoglou und v. Cure, Hopkmann, Thebing,
Ueber Spirochaete pallida. — Posxer und Rapaport, Prostatasekret und Pro-
statitis.
H. Held, Zur Kenntnis einer neurofibri lläreD Continuität im Centralnervcn-
system der Wirbeltiere. Arch. f. Anat. u. Physiol. Anat. Abteil. 1905,
H. 1, S. 55.
H. fasst auf Grund von Studien am Trapezkern, am vorderen Acusticus-
kern, den Purkinje-Zellen mittelst der Cajal-Methode und an der Retina
mit Hülfe der Alsol-Hämatoxylinfärbung gewonnene Beobachtungen etwa
dahin zusammen, dass ira Centralnervensystem ausgewachsener Wirbeltiere
Neuronengrenzen nicht existiren. Fibrillen treten durch die Neuriten-
endflächen bezw. durch die Nervenendfüsse hindurch, welche in ihrem
Protoplasma zierliche Fibrillennetze enthalten. Von diesen zweigen sich
dann die Verbindungsfibrillen ab und diese vereinen sich mit den Fibrillen-
gittern eines nächsten Zellenelements. Sie sind feiner und vielfach nach
der Cajal’schen Methode schwerer färbbar. Die Fibrillen im Ganglien-
XLIIL Jahrgang. 43
t
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674
Tawaju. — Jot.i.Kti und Oppembbih.
No. 41.
zellenkörper selber laufen nicht, wie Bethe will, isolirt und getrennt neben
und über einander her, sondern bilden im Körper, auch in den Dendriten,
Gitter. Und weiter ist nicht, wie Bethk meint, das Golginetz der Ort der
umfangreicheren Vereinigung verschiedenzeiliger Gittersysteme, sondern
direkt gehen zahlreiche Fibrillen in die Nervenendfussgitter über, die den
Zellen direkt aufgelagert siud. Mit der Cajal-Methode hat H. bisher nichts
von Golginetzen darstellen können, andererseits allerdings nur ganz ver-
einzelt partielle Pibrillenfärbungen im pericellulären nervösen Terminalnetz.
Nicht nur im Inneren einer centralen Gauglienzelle, söndefn auch schon
vorher im Umkreise ihrer Oberfläche hängen die flbrillären Leitungen zahl-
reicher Neunten von Zellen zusammen. Die lokalen nervösen Terminal-
netze bekommen insofern bereits den Charakter einer mehr diffusen Ein-
richtung in der grauen Substanz, als sie direkt durch längere oder kürzere
Verbindungsfibrillen in Verbindung gesetzt werden können. Poll.
8. Tawara, Die Topographie und Histologie der Brückenfasern. Ein Bei-
trag zur Lehre von den Purkinje’schen Fäden. Centralbl. f. Phvsiol.
XIX., No. 3, S. 70.
T. hat 44 Säugetierherzen (meist vom Menschen) in Serienschnitte
zerlegt und dabei nur ein einziges System embryonaler Muskelzelleti, die
Brückenfasern, entdecken können, die er als cardiomotorisches Centruiu
bezeichnet, doch gelang es ihm, nachzuweisen, dass dieselben sowohl nach
oben wie nach unten sich weiter erstrecken als bisher bekannt. Sie nehmen
ihren Anfang an der Valvula Thebesii, bilden in der Vorhofsscheidewand
dicht über dem Septum fibrosuin atrioventriculare einen geflechtartigeo
Knoten und ziehen von diesem Knoten in zwei Bündeln abwärts. Von
diesem Knoten zieht ein Faserbündel nach rückwärts oft bis zur vorderen
Umrandung des Sinus coronarius und ein zweites Faserbündel geht nach
vorn abwärts durch das Septum fibrosum atrioventriculare, wo es sich als
das System der Purkinje’schen Fäden in bisher unbekannt grossartigem
Umfange auflöst. Das System der Purkinje’schen Fäden ist bei den Hul-
tieren besonders gut histologisch differenzirf, doch glaubt Verf , dass es
auch dort, wo es schwieriger oder gar nicht von der übrigen Muskulatur
zu trennen ist, in ähnlichem Umfange vorhanden sei. G. F. Nicolai.
A. Jolles und M. Oppenheim, Beiträge zur Kenntnis der Blutfermente.
Virchow’s Arch. f. pathol. Anat. Bd. 180, S. 185.
J. und 0. haben die katalytische, wasserstoffsuperoxydzersetzende Kraft
des Blutes Gesunder und Kranker untersucht. Sie geben eine genaue Be-
schreibung ihrer Methode und kommen zu dem Ergebnis, dass die Menge
der wasserstoffsuperoxydzersetzenden Katalasen des Blutes durch die Menge
des zersetzten Wasserstoffsuperoxyds gemessen werden kann, wenn stets
die gleiche Zeit und ein gleiches Verhältnis von Blut zu Wasserstoffsuper-
oxyd genommen wird. Dann zeigt normales Menschenblut annähernd gleiche
katalytische Wirkung, indem 1 ccm Blut ca. 23 g Ha02 zerlegen. — Tem-
peraturerniedrigung oder -Erhöhung und Enzymgifte (Alkohol, Chloro-
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No. 41.
Ba[imoabtk*i. — Guu.ah!> und Goopall.
675
form u. A.) schwächen die katalytische Wirkung. Die Beschaffenheit des
Hämoglobins hat keinen Einfluss auf den Umfang der Zersetzung, auch
in Kohlenoxydblut geht diese vor sich. — In Krankheiten wechselt die
katalytische Kraft erheblich, sie kann bedeutend vermindert sein, ohne
dass sich etwas Gesetzliches zeigte. Besonders tief lag sie bei Tuberkulose,
Nephritis, Carcinose. — Kaltblüter zeigen eine geringere katalytische Kraft
als der Mensch. Wassertiere eine noch geringere als Amphibien und
Reptilien. A. Loewy.
0. Bauingarten, Ein Beitrag zur Kenntnis des Diabetes mellitus. Zeitschr.
f. experim. Pathol. u. Therap. II., S. 53.
B. hat eine Reihe von dem Zucker verwandten Stoffen, nämlich
d Glukonsäure, d-Zuckersäure, Schleimsäure, Glykuronsäure, salzsaures
Glykosamin, Bernsteinsäure, d-Weinsäure, ferner zwei Aldehyde: Salicyl-
aldehyd und Vanillin Diabetikern und pankreaslosen Hunden zugeführt. —
Sie wurdet) wie vom Gesunden verbrannt! Danach muss man annehmen,
dass die Unfähigkeit des Diabetikers, den Zucker zu verbrennen, darauf
beruht, dass er die Aufspaltung des Zuckermoleküls, die dessen Oxy-
dation voraufgeht, nicht zu leisten vermag. Diese Aufspaltung dürfte durch
ein Ferment bewirkt werden, das dem Diabetiker mangelt.
A. Loewy.
L. (»ulland and A. Goodftll, Pemicious anaemia: a histological study of
seventeen cases. Journ. of pathol. and bacteriol. 1905, S. 125.
Das charakteristische Zeichen der Krankheit ist eine „megaloblastische
Anämie“. Die Megaloblasten finden sich in Blut und Knochenmark in
gleicher Menge, besonders reichlich in akuten Fällen. Die Leukocyten-
menge ist im Knochenmark bedeutend grösser als im Blut. Der augen-
scheinlich beträchtliche Zerfall roter Blutkörperchen in Leber, Milz, Blut-
lymphdrüsen und Knochenmark ist nicht sowohl ein Zeichen einer patho-
logisch gesteigerten hämolytischen Wirkung gewisser Gewebe, als vielmehr
einer abnormen Vulnerabilität der Blntzellen. Die Anhäufung von Eisen
in der Leber, ein für pernieiöse Anämie durchaus nicht specifischer Vor-
gang, rührt von dem vermehrten Zerfall roter Blutkörperchen her, der
sich teils in, teils ausserhalb der Leber vollzieht. Bei älteren Krankheits-
fällen findet man statt des Eisens in der Leber vorzugsweise eisenloses
Pigment. Die Krankheit wird erzeugt durch eine irgendwo im Körper,
mitunter im Darm (ßothriocephalus!) gebildetes Gift; dasselbe reizt das
Knochenmark zu Normoblasten- und später Megaloblastenbildung an und
übt eine negative Chemotaxis auf die Leukocytcn, besonders die neutro-
philen, aus. Die so producirtcn grossen Erythrocyten werden infolge ihrer
geringeren Widerstandskraft bald eine Beute der Endothelzellen und Leuko-
cyten in den „hämolytischen“ Organen, besonders Blutlymphdrüsen, Milz
nnd Knochenmark. Es ist möglich, dass manche Individuen, infolge einer
angeborenen Schwäche des Knochenmarks zu der Krankheit besonders dis-
ponirt sind. Beitzke.
43*
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676
1Tii,ükrhann. — Braun.
No. 41.
R. Hilgermann, Rin Beitrag zu den traumatischen Erkrankungen des
Pankreas. (Aus dem pathol. Institut zu Breslau.) Vircbow's Aich.
Bd. 181, H. 2.
Das Pankreas in seiner geschützten Lage ist Traumen recht selten
ausgesetzt. Von ganz besonderem Interesse dürften daher die Erkrankungen
sein, in welchen sich an ein Trauma nicht ein einfacher chronisch-entzünd-
licher oder degenerativ-indurirender Process im Drüsengewebe, sondern
eine bösartige Neubildung anschliesst. Verf. sah einen derartigen Fall:
Ein Grubenarbeiter stürzte über ein Seil. Nach einigen Monaten stellte
sich zunehmende Appetitlosigkeit und Druck in der Magengegend ein,
später auch Ikterus. Die Beschwerden steigerten sich ständig, das Körper-
gewicht nahm ab. Eine vorgenommene Laparotomie konnte den tätlichen
Ausgang nicht abwenden. Bei der Sektion fand sich eine harte Geschwulst-
bildung am Kopf des Pankreas, das in ganzer Ausdehnung mit dem Magen
fest verwachsen war. Diese Geschwulst hatte durch Compression des
unteren Teils des Ductus choledochus zu einer Aussackung der Gallenblase,
Ausweitung sämmtlicher Gallenwege und zum Stauungsikterus und durch
Druck auf den Ductus Wirsungianus zu einer ampullären Erweiterung des-
selben geführt. Die histologische Untersuchung des Pankreaskopfcs ergab
Zellschläuche, ihrem Aussehen nach typischen Drüsen ähnlich. Ihr Epithel
bestand aus hohen Cylinderzellen mit dunklen basalen Kernen, vielfach
mehrschichtig angeordnet. Diese Zellen zeigten die Neigung, die Membrana
propria zu durchbrechen, wichen durch diese Neigung also von einer gut-
artigen Neubildung, wie dem Adenom, ab. Die Zellscbläucbe drangen in
unregelmässiger Weise in die Tiefe und ins Bindegewebe vor und waren
auch in die Muscularis des Duodenums eingewuebert. Es ergab sich somit,
dass eine bösartige Neubildung und zwar ein Carcinom vorlag, das aber
Körper und Schwanz des Pankreas verschont und auch nicht zu Metastasen-
bildungen geführt hatte. Dass im vorliegenden Falle tatsächlich das
Trauma zur Entstehung der Geschwulst geführt hatte, wird bewiesen durch
die feste Verlötung des Pankreas mit dem Magen. Verf. neigt zu der
Ansicht, dass iu einem Fall wie dem vorliegenden die Frage, ob aus jenem
Unfall Schadenersatzansprüche erwachsen seien, bejaht werden müsse.
Geissler.
0. lirnun, Zur unblutigen Therapie der Luxatio coxae congenita. Arch.
f. klin. Chir. Bd. 74, H. 8.
B. berichtet über die von Lexbr in der Berliner chirurgischen Poli-
klinik mit der unblutigen Behandlung der angeborenen Hüftluxatiou er-
zielten Resultate. Diese Therapie wurde in allen Fällen versucht, in denen
die Einstellung des Kopfes in die Pfannengegend noch möglich war. Nnr
bei völliger Unmöglichkeit der Ueberführung des Kopfes in die Repositions-
stellung wurde von vornherein zur blutigen Behandlung geschritten. Sämmt-
liche seit 1807 behandelte Fälle wurden ohne Anwendung der bis dahin
benutzten Extensionsschraube rein manuell durch Beweguugsmanöver mit
gelindester Muskelkraft und zwar durchweg ambulant behandelt.
Von 121 Kindern, bei denen die unblutige Behandlung vor mindestens
Jahresfrist abgeschlossen war, sind 60 Patienten — 50 pCt. — völlig heil,
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No. 41.
Tissot. — Elsciinio. — Münch.
677
im dem Sinne, dass sie einen normalen Gang besitzen und das Hüftgelenk
alle funktionellen Anforderungen wie ein gesundes erfüllt. Auf die Zahl
der Gelenke berechnet sind von 160 congenital luxirten Gelenken 86
— 633/4 pCt. — zur funktionellen Restitution gebracht worden. Die Statistik
enthält 20 Fälle, welche sich als ungeeignet für die Lorenz'sche Behand-
lung erwiesen und deshalb nach erfolgter unblutiger Probereposition blutig
behandelt wurden; sie wurden bei Erwähnung des obigen Heilresultats
trotzdem mitgerechnet, weil ihre Abstraktion den faktischen Wert cinej-
objektiven Statistik beeinflussen würde. Rechnet man ferner 11 Fälle ab,
deren Status zur Zeit nicht controllirbar war, so liegen die Resultate der
durchgefübrten Behandlung an 90 Rindern vor — 117 Gelenke — , von
denen in 60 — 72 Gelenken völlige funktionelle Heilungen erzielt wurden —
in 2/3 aller Fälle. Joachimsthal.
Tissot, Recherches experimentales sur les relations entre la pression
arterielle et les doses de chloroforme absorbees. Compt. rend. Bd. 140,
S. 459.
T. konnte an Hunden experimentell folgende Sätze nachweisen: 1. Die
den Blutdruck und die Herzkraft herabsetzende Wirkung des Chloroforms
wächst proportional der absorbirten Chloroformmenge. 2. Chloroformdosen,
welche beim Hunde den Blutdruck nicht tiefer als auf 10 cm Hg herab-
setzen, sind ungefährlich. 3. Atemstillstand tritt bei 10 — 6 cm Hg,
4. Herzlähmung bei ca. 5 cm Hg ein. — Daraus ergiebt sich, auf den
Menschen übertragen, dass die fortdauernde Beobachtung des Blutdrucks
durch genau registrirende Druckmesser ein absolut sicheres Mittel ist, jede
Gefahr bei der Narkose (ohne Rücksicht auf die Art der Verabfolgung)
zu vermeiden. Atmungsstörungeo treten stets erst auf, wenn durch die
Beobachtung des Blutdruckes angezeigt ist, dass Gefar im Verzüge ist.
Pcltesohn.
A. Klschnig, Die elastischen Fasern in der Sklera myopischer Augen.
Wiener klin Rundschau 1905, No. 29.
Zur Controlle der Angaben Lajjoe’s, dass die Sklera myopischer
Augen sehr arm an elastischen Fasern wäre, untersuchte E. eine Reihe
myopischer Bulbi und fand bei allen reichliche elastische Fasern daselbst.
Die Sklera des myopischen Auges weicht indessen in ihrer Textur wesent-
lich von der des emmetropischen Auges ab. Im allgemeinen herrscht
lamelläre Struktur vor oder wird infolge der Dehnung der Sklera auch
bei tatsächlich vorhandenem strohmattenähnlichem Typus vorgetäuscht.
Doch kann man sich bei genauerer Untersuchung und strenger Einhaltung
aller Kautelen mit absoluter Sicherheit davon überzeugen, dass bezüglich
der elastischen Fasern in der Sklera das myopische Auge mit dem emme-
tropischen übereinstimmt. Horstmann.
R. Münch, Ueber die Innervation der Stromazellen der Iris. Zeitschr. f.
Augenheilk. XIV., 2, S. 130.
Für die bisher vergeblich in der Iris gesuchten Ganglienzellen glaubt
M. den Nachweis erbringen zu können. Er unterscheidet in der Iris zwei
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678
Rellin. — Bbühl. — Bl-bchahdt.
No. 41.
Zelltypen: 1. die „Stromazellen“ (nach M. Muskelzellen) mit Pigment-
gehalt und kräftigen Ausläufern; 2. nicht pigmentirte, protoplasmaarme,
kleine rundliche Zellen mit grossem Kern. Die Zellen des zweiten Typus
spricht Verf. als Ganglienzellen von primitivem Typus an, da es ihm durch
ein im Original einzusehendes „Molybdänirungsverfahren“ gelang, diese
Zellen als Knotenpunkte eines Fasernetzes darzustellen, das wiederum als
Netz von Nervenfasern gedeutet wird. Die Nervenfasern treten mit den
Stromazellen in Verbindung 1. in Form eines einfachen Contakts; 2. in
emer den „tacbes motrices“ Ranvier’s analogen Form; 3. indem eine
Ganglienzelle, der Stromazelle aufsitzend, selbst den Endhügel bildet.
G. Abelsdorff.
Bcllin, Hdmorragies de la carotide interne gauche compliquant une
mastoidite chronique chez un tuberculeux. Annales des mal. de l’or.
1904, No. 10, p. 400.
Bei einem 32jährigen Phthisiker, der an linksseitiger chronischer
Mittelohreiteruug mit Caries des Felsenbeins litt und bei dem schon wieder-
holt geringe Blutungen aus Mund und Ohr eingetreten wareD, erfolgte
4 Wochen nach der Totalaufmeisselung, wobei ein grosser Sequester ent-
fernt wurde, eine profuse Hämorrhagie aus Mund, Nase und Ohr, die sich
am nächsten Tage wiederholte. Es wurde deshalb die Carotis communis
unterbunden. Die Blutung kehrte nicht wieder, doch trat 5 Tage später
der Exitus letalis ein. Bei der Obduktion fand sich neben alten pleuri-
tischen Verwachsungen rote Hepatisation des linken Oberlappens der Lunge.
Im linken Felsenbein, entsprechend der vorderen unteren Partie der Pauken
höhle liegt die Carotis frei und zwar ulcerirt in einer Ausdehnung von
3 mm. Schwabach.
Brühl, Beiträge zur pathologischen Anatomie des Gehörorgans. Zeitschr.
f. Ohrenheilk. 49. Bd., S. 34.
Bei dem ersten der von B. mitgeteilten Fälle von Gehörgangs-
geschwülsten ergab die mikroskopische Untersuchung: Oedematöses Fibrom
mit Endothelwucherung und intraepithelialen Cysten; beim zweiten bandelte
es sich um ein Fibrom, reich an Drüsen und elastischen Fasern mit
Cholesteatombildung im Plattenepithelzapfen; beim dritten um eine weiche,
condylomartige Geschwulst mit atypischer Epithelwucherung und Bildung
centraler Cholesteatome. Zum Vergleich mit diesem letzteren Fall be-
schreibt ß. ein gleichzeitig zur Beobachtung gekommenes Carcinom des
Schläfenbeins. Schliesslich berichtet Verf. noch über einen Fall von
Cholesteatom und Cystenbildung in einem nur von Cyl inderepithel be-
kleideten Ohrpolypen. Schwabach.
Burchardt, Die Luftströmung in der Nase unter pathologischen Verhält-
nissen. Arcb. f. Laryngol. n. Rhinol. Bd. 17, H. 1.
Verf. zeigt, dass die normale Luftströmung durch geringe Anomalien
des Naseninneren nicht nachweisbar beeinflusst wird, dass aber gröbere
Veränderungen im stände sind, die Bahn der Ein- und Ausatmungsluft
erheblich abzulenken. Es treten an Stellen, wo dem Lufbstrom grössere
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No. 41.
(vERBER. — Seil LEGT ES DAL Und PbRKN.
679
Hemmnisse entgegenstehen, Wirbel auf und die Luft hinter den Hemm-
nissen stagnirt. Bei Defekten ganzer Muscheln wird die Bahn des Luft-
stroms vollkommen verändert.
ln welcher Weise die mechanische Reinigung der Atmungsluft durch
die Veränderung der Luftbewegung geschädigt wird, zeigen Staubversuche.
Dass dadurch auch die Anfeuchtung und Erwärmung der Atmungsluft er-
schwert wird, ist klar. Es folgt daraus, dass destruktive Operationen in
der Nase, wie z. B. die Entfernung einer Muschel oder eines grösseren
Teils derselben, nicht gleichgültig ist. Schliesslich warnt Yerf. vor der
von manchen Autoren geübten Neigung, den Wert indirekter nicht immer
zuverlässiger Untersuchungsmethoden zu überschätzen gegenüber den direkten
einfachen und deshalb sicheren Untersuchungsmetboden.
W. Lublinski.
Gerber, Die bakteriologische und die klinische Diagnose bei den fibrinösen
Entzündungen der oberen Luftwege. Berl. klin. Wochenschr. 1905, No. 31.
G. unterscheidet zwischen fibrinöser diphtherischer und fibrinöser nicht
diphtherischer Erkrankung der oberen Luftwege. Beide können bald mit
leichten, bald mit schweren Lokal- und Allgemeinerscheinungen einher-
gehen, daher ist die Differentialdiagnose mir bakteriologisch festzustellen.
Von 40 Fällen von Rhinitis fibrinosa zeigten drei Viertel Diphtherie-
bacillen, bei ebensovielen fehlten Allgemeinerscheinungen und Fieber und
zwar ebenso bei denen mit Diphtberiebacillen, wie bei denen ohne. Von
127 Fällen von Pharingitis fibrinosa waren noch nicht einmal die Hälfte
diphtherischer Natur, und diese boten nicht häufiger Allgemeinerschei-
nungen als die nichtdipbtherischen. Dieser Umstand uud das häufige Vor-
kommen von Diphtheriebacillen bei Gesunden fordern dazu auf, nur da eine
Serumbehandlung einzuleiten, wo schwere klinische Erscheinungen und der
Befund von Diphtheriebacillen Zusammentreffen. Stur mann.
Schlegtendal und Peren, Der Unterleibstyphus und seine Bekämpfung.
Deutsche Vierteljahrsschr. f. offen tl. Gesundheitspfl. 1904, Bd 36, S. 691.
Bei der Berichterstattung über die Bekämpfung des Unterleibstyphus
für d ie Medicinalbeamtenconferenz am 4. December 1903 zu Aacheu batten
Verff. den Stoff so geteilt, dass Sch. das Bild der Krankheit und die Wege
der Ansteckung besprach, P. die prophylaktischen Maassnahraen erörterte,
welche zur Zeit für die Medicinalbeamten und Verwaltungsbehörden ge-
boten und möglich sind. In dem ersten Teile der Arbeit wird unter Ver-
wendung der Litteratur und eigener praktischer Erfahrungen vor allem auf
die Verbreitungswege des Typhus eingehend eingegangen. Die Entstehung
des Typhus aus üblen Gasen und Gerüchen wird kurz von der Hand ge-
wiesen, dagegen wird dem Boden eine wesentlich höhere Rolle beigemessen.
als dies gemeinhin von Bakteriologen geschieht. Sch. nimmt eine recht
lange — mehrjährige — Lebensdauer der Typhusbacillen im Boden an,
ja er hält es für wahrscheinlich, dass auch unter geeigneten Bedingungen
eine Wucherung der Parasiten im Boden stattfinden kann. Nur so lässt
sich seiner Meinung nach erkläreu, dass nicht selten in bestimmten Häusern
s
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fi80
Bhi.tis.
No. 41.
immer und immer wieder Typhus beobachtet wird, selbst nach mehrjähriger
Pause, auch wenn eine Neueinschleppung nicht nachzuweisen ist. Ebenso
wie im Boden sollen sich auch an Gebrauchsgegenständen Typhusbacillen
bedeutend länger halten als gemeinhin angenommen wird. Dass der Con-
taktinfektion eine hohe Bedeutung beigemessen wird, ist wohl natürlich;
allein SCH. ist der Meinung, dass heute die Contaktinfektion übertrieben
in den Vordergrund gestellt werde, es sei fast zur Manie geworden, beim
Auftreten von Typhus den vorhergehenden Fall, der als Infektionsquelle
anzusehen sei, auszukundschafteq. Es werde dabei zu einseitig verfahren,
es lasse sieb eben nicht immer eine ununterbrochene Kette nachweisen.
weil eben auch eine Infektion von der Umgebung, dem Boden, Gebranchs-
gegenständen etc. erfolgen könne.
P. führt aus, welche Maassnahmen auf Grund der wissenschaftlichen
Errungenschaften und mit Hülfe der gesetzlichen Bestimmungen zur Be-
kämpfung des Typbus zu unternehmen sind. Auch er warnt davor, sein
Augenmerk einseitig auf Contaktinfektion, die Wasserversorgung etc. zu
richten: der Hygieniker muss alle Uebertragungsmöglichkeiten im Auge
behalten. Er führt dann aus, wie in einzelnen Fällen zu verfahren ist,
das Hauptaugenmerk ist auf Feststellung der Krankheit, Isolirung des
Kranken und Desinfektion zu richten. H. Bischoff.
Bruns, Versuche zur Frage der Desinfektion bei Ankylostomiasis. Münch,
med. Wocbenschr. 1005, No. 2 — 4.
Nachdem B, durch Laboratoriumsversuche, über welche im Klin. Jahrb
Bd. 12 berichtet ist, klargestellt hatte, inwieweit Desinficientien entweder
die Entwickelung der Eier bis zur infektionstüchtigen encystirten Larve
verhindern' oder encystirte Larven abzutöten vermögen, ist er nunmehr
dazu übergegangen, praktische Versuche unter Tage anzustellen. Hatte
bereits der Ausfall der Laboratoriumsversuche die Erwartungen beträchtlich
herabgesetzt, indem die verwandten Desinfektionsmittel nur bei sehr langer
Einwirkung Erfolg aufwiesen, so musste die praktische Durchführbarkeit
von Desinfektionen wegen der ungeheuren Ausdehnung der Stollen von
vornherein höchst unwahrscheinlich erscheinen. Gleichwohl sind in einem
abgeschlossenen Stollen Versuche ausgeführt worden. Es kamen 10—1001
Desinfektionsflüssigkeit auf 1 qm, eine Menge, die, wenn man bedenkt, dass
die gesammten Stollen einer Zeche nicht selten eine Länge von über 100km
haben, kaum noch bewältigt werden kann. Die Kalkmilch zeigte sieb
verhältnismässig wenig wirksam, sodass deren Verwendung nicht praktisch
erscheint, die besten Resultate wurden mit einer Saprol- oder auch Montaoin-
lösung gezeitigt. Auch hier musste aber eine mehrwöchentliche Berieselung
mit dem Desinficiens vorgenommen werden. Eine Desinfektion der Stollen
ist somit praktisch undurchführbar. Für die Desinfektion des Kübelinhaltes,
bei der es besonders bei den Verhältnissen unter Tage auch darauf an-
kommt, dass eine Desodorisation ausgeübt wird, weil sonst ein unüber-
windbarer Widerwille gegen die Benutzung der Abortanlagen besteht,
eignete sich Kalkmilch schlecht, hier ist am meisten das Ankylotapbio
oder Saprol zu empfehlen.
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No. 41.
Hi»8rHrKi.i>. Jonas.
681
Bei diesen geringen Erfolgen, die Strecken selbst zu desinficiren ist
der bisher eingeführten Bekämpfungsart der Ankylostomiasis erhöhtes
Interesse zuzuwenden, der Fernhaltung inficirter Fäces von den Arbeits-
stellen. Hierfür verspricht nur ein Mittel Erfolg, die Ausmusterung der
Wurmbehafteten, und zwar nicht nur derjenigen, welche bereits Krankheits-
symptome aufweisen, sondern auch der sog. Wurmträger. Diejenigen,
welche Ankylostomumeier in ihren Fäces beherbergen, müssen einer speci-
fischen Kur unterworfen werden, sie dürfen in Gruben, die für die Weitcr-
entwickelung der Eier die geeigneten Bedingungen aufweisen, nur dann
arbeiten, wenn sie von den Würmern völlig befreit sind. Dieses Vor-
gehen hat bereits günstige Resultate' gezeitigt. H. Bischoff.
M. Hirselifeld, Ein Fall von chronischer Phenacetin-Vergiftung. Deutsche
med. Wochenschr. 1905, No. 2.
Eine 23jährige, sonst gesunde Frau bekam nach längerem Phenacetin-
gebrauch eigentümliche Hauterscheinungen: an beiden Unterschenkeln ent-
standen zahlreiche punkt- und streifenförmige Petecchien, vereinzelt auch
grössere Blutextravasate. Nach Aussetzen des Mittels verschwand die
Affektion, um aber sofort wiederzukehren, als Pat. später noch einmal
Phenacetin nahm. Während das Vorkommen derartiger oder ähnlicher
Hautaffektionen nach Antipyrin bekannt ist, sind solche Fälle nach Phen-
acetingebrauch bisher noch nicht beschrieben worden. K. Kronthal.
S. Jonas, Ueber die Wirkung des Atropinderivates Eumydrin auf die Nacht-
schweisse der Phthisiker. Wiener klin. Wochenschr. 1905, No. 4.
Eumydrin, Methylatropiniumnitrat, ist das salpetersaure Salz der
Methylammoniumbase des Atropins; es ist ein weisses, geruchloses, gut
krystallisirbares Pulver, vollkommen luftbeständig, in Wasser leicht löslich;
1,1 mg Eumydrin enthält ungefähr die gleiche Atropinmenge wie 1,0 mg
Atropin, sulfur. Bei der Umwandlung in Eumydrin büsst das Atropin
seine Wirkung auf das Ccntralnervensystem ein, während seine periphere
Wirksamkeit erhalten bleibt. Gegen Nachtschweisse giebt man das Mittel
gegen Abend in Dosen von 1 — 2 mg, und zwar in Pulver- oder Pillenform,
bei Tag- und Nachtschweissen auch Morgens 1 mg. In 30 so behandelten
Fällen bewährte sich das Eumydrin recht gut: in der grossen Mehrzahl
der Fälle wurde hei fortgesetzter Darreichung eine wesentliche Besserung
erzielt, die aber beim Aussetzen des Mittels nur vereinzelt, und auch dann
nur kurze Zeit, anhielt. Die Schweisse vollkommen und dauernd zu ver-
treiben, gelang nicht. Bemerkt sei noch, dass das Mittel, während des
Schwitzens selbst gegeben, wirkungslos blieb. Im Gegensatz zu Atropin
wurden ernstere Vergiftungserscheinungen nie beobachtet, auch Herzklopfen
und Erregungszustände fehlten. Mitunter wurde über Trockenheit im Halse
geklagt, die aber nach Aussetzen des Mittels rasch wieder schwand.
K. Kronthal,
r
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682
Qi ADHONK. — ScHll.l.LNO. BERGMANN.
No. 41.
C. Quadrone, Ueber das Auftreien einer exsudativen Pleuritis in zwei
Fällen von lymphatischer Pseudoleukämie während der Behandlung mit
Röntgenstrahleu. Central!)!, f. inn. Med. 1905, No. 31.
Zu den schädlichen Nebenwirkungen der bei Leukämie und bei lym-
phatischer Pseudoleukämie sonst so günstig wirkenden RöntgenstrahleD
rechnet Verf. das in zwei Fällen eigener Beobachtung constatirte Auftreten
einer exsudativen Pleuritis. In dem ersten Falle handelte es sich um eine
tuberkulöse lymphatische Pseudoleukämie bei einem 12jährigen Mädchen
mit grossen Drüsenpaketen u. a. am rechten Lungenhilus. Nach 10 radio-
therapeutischen Sitzungen war eine eklatante Besserung der subjektiven
Erscheinungen neben fast völligem Verschwinden der Drüsen nachweisbar;
es stellte sich jedoch eine rapide zunehmende Flüssigkeitsansammlung im
rechten Pleuraraum ein, die nach mehrmaliger Punktion unter Zutritt eines
linksseitigen Pleuratranssudates unter den Erscheinungen einer enormen
Asystolie zum Tode führte. Autopsie nicht gestattet. Verf. ist der An-
sicht, dass sicherlich eine tuberkulöse Pleuritis vorlag, wofür nicht nur
die Anwesenheit zahlreicher kleiner Lymphocyten und roter Blutkörperchen,
sondern auch das fast gleichzeitige Auftreten einer Pericarditis sprach. -
In dem zweiten Falle handelte es sich um eine lymphatische Pseudo-
leukämie bei einem 28jährigen Manne mit grossen Lymphomen in der
linken Cervikal-, Supraclavicular- und Axillargegend; hier trat nach
30 Sitzungen zwar eine wesentliche Verkleinerung der Drüsen ein, aber
gleichzeitig allgemeiner Verfall unter den Erscheinungen der Magendarm-
intoxikation. Die nach einer genügenden Unterbrechung wieder aufge-
nommenen Bestrahlungen gingen mit Ausbildung einer linksseitigen Pleuritis
einher, die nach Punktion (Befund der Flüssigkeit fast derselbe wie im
ersten Falle) fast völlig heilte. Mit Rücksicht auf mehrere Tatsachen
klinischen Charakters möchte Verf. eine ursächliche Beziehung zwischen
Pleuraaffektion und radiotherapeutischer Behandlung in diesen Fällen an-
nehmen. L. Perl.
1) F. Schilling, Die Prokto-Sigmoideskopie. Wiener klin. Rundschau
1904, No. 30.
2) W. Bergmann, Zur Casuistik der Erkrankungen Flexura sigmoidea.
Prager med. Wochenschr. 1904, No. 26.
1) Nach Beschreibung der zur Prokto-Sigmoideskopie notwendigen
Specula und anderer Instrumente, sowie der Anwendung dieser, empfiehlt
SCH. die genannte Untersuchungsmethode, weil sie nicht allein die Dia-,
gnose der in Betracht kommenden Krankheiten bereichert, sondern auch
in Zukunft die Therapie zu beeinflussen in der Lage ist. Nicht allein,
dass man mit ihrer Hülfe die Permeabilität, Stenosen und Strikturen,
Katarrhe und Neoplasmen erkennen und behandeln kann, macht man auch
gelegentlich Beobachtungen seltenerer Natur. So konnte Verf. bei einem
an Hartleibigkeit leidenden Asthmatiker feststellen, dass infolge der ange-
strengton^Atmung^mit der Respiration die vordere Rektalwand sich derart
bewegte, dass das Lumeu des Mastdarms sich abwechselnd verengerte und
erweiterte. Bei einigen luetisch Erkrankten sah er plaquesähnliche Ver-
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NO. 41. KaP.sAMMKR. — ScHLESINüfcU. 683
Änderungen und kleine Ulcerationen im Rektum und an der unteren Flexur.
— Zum Schluss folgen noch eine Reihe anderweiter Beobachtungen, die
den Wert dar Prokto-Sigmoideskopie weiterhin illustriren.
2) Es handelt sich um zwei Fälle einer gleichartigen Erkrankung,
nämlich einer Achsendrehung des Sigmoideum romanum bei einem 26 und
einem 47 Jahre alten Manne, von denen der erste genas, der zweite
starb. Bei beiden war die Laparotomie vorgenommen worden. EHi
dritter Fall beansprucht grösseres Interesse. Durch die bedeutende Er-
weiterung und Verlagerung des sigmoideum romanum bei einem 23 Jahre
alten Beamten war es nicht nur zu einem nahezu vollständigen Verschluss
des Pylorus gekommen, sondern es hatte sich auch in der weiteren Folge
ein Divertikel im Oesophagus herausgebildet, welches Monate lang intra
vitam constante Erscheinungen gemacht hatte. Die anatomischen Verhält-
nisse in diesem Falle, besonders der Mangel irgend welcher peritouitischer
Erscheinungen im Bereiche des Mesosigmoideum lassen es als sehr wahr-
scheinlich annehmeu, dass die abnorme Länge der Flexur hier das Primäre
war. Carl Rosenthal.
(>. Kapsainmer, lieber epidurale Injektionen bei Enuresis der Kinder.
Arcb. f. Kinderheilk. Bd. 38, S. 876.
Verf. hat die von Cathelin in die Enuresistherapie eingeführten
epiduralen Injektionen (s. Cbl. 1903, S. 861) in einer Anzahl von Fällen
angewandt. Von 25 früher geheilteu sind 2 recidiv geworden; von 20
neubehandelten sind 15 geheilt, 5 gebessert. Da die Technik exakt aus-
geführt werden muss, so beschreibt Verf. dieselbe genau. Eingespritzt
wurde nur physiologische Kochsalzlösung und zwar meist grössere Mengen:
10—40 ccm; io jenen Fällen, wo anfangs mit kleinen Mengen ein gün-
stiges Resultat nicht zu erzielen war, bat die Injektion von grösseren
Mengen zum Ziele geführt. Bei Injektion derselben treten oft vorüber-
gebende Schmerzen in den Beinen auf; sonst bat Verf. bei 500 Injektionen
keine unangenehmen Nebenwirkungen gesehen, nur zweimal Erbrechen.
Bei hartnäckigen Fällen zeigt sich der Erfolg oft erst nach Verabreichung
grösserer Mengen und anfangs ganz vorübergehend. Durch scheinbare
Misserfolge soll man sich also nicht leicht abschrecken lassen. Aber auch
in Fällen, wo nach der ersten Einspritzung die Enuresis nocturna aufge-
hört hat, mache man wenigstens 3 Injektionen im Laufe einer Woche, da
sonst leicht Rückfälle eintreten. Stadthagen.
E. Schlesinger, Aesthesiometrische Untersuchungen und Ermüdungs-
messungen an schwach begabten Schulkindern. Arch. f. Kinderheilk.
Bd. 41, S. 184.
Verf. stellt folgende Schlüsse auf: Die Aestbesiometrie ist brauchbar
zur Messung geistiger Ermüdung, wenn sie auch keinen mathematisch ge-
nauen Maassstab derselben abgiebt. Bei Schwachbegabten Schulkindern
hat sie vor dem physiologisch-pädagogischen Prüfungsmethoden den Vorzug,
dass sie sehr geringe Anforderungen an die Intelligenz der Versuchspersonen
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684
Sasaki.
No. 41.
stellt. — Bei Anstellung der Prüfungen ist namentlich möglichste Gleich-
artigkeit der äusseren Versuchsbedingungen, eine möglichst kurze Dauer
der einzelnen Prüfungen, ein möglichst gleichmässiger und geringer Druck
beim Aufsetzen der nicht zu spitzen Cirkelbranchen zu erstreben. Mit
dem spitzen Tastercirkel erhält man in der Hälfte der Fälle niedrigere
Raumschwellen als mit dem kugelförmig abgeschliffenen. — Von 70 debilen
Kindern der Hülfsschule im Alter von 8— 12 Jahren waren 16 = 23 pCt.
infolge mangelhafter Begriffsbildung zu den Untersuchungen unfähig. Bei
den übrigen lag, im Durchschnitt aus allen Versuchsreihen, der Schwellen-
wert bei 21 mm gegenüber 19 mm bei gleichaltrigen normalen Schul-
kindern, die aber ausnahmslos für die Untersuchung befähigt waren. Je
höher die Schwellwerte gelegen sind, desto breiter ist die Sphäre der un-
sicheren Antworten. Auch machen sich bei den Schwachbegabten Kindern
sehr bald Zeichen subjektiver Ermüdung, Unsicherheit, Verwirrung bei
fortgesetzter Prüfung bemerkbar. — Von den normalen Volksschulkindern
wies im Laufe des Vormittagsunterrichts '/s keine Aenderung des Schwellen-
wertes auf, ein weiteres Drittel eine geringe Erhöhung desselben, '/« «ine
starke Erhöhung (meist mässig veranlagte, aber aufmerksame Schüler),
'/e fortschreitende Erhöhung (meist sehr schlechte Schüler). In der Hülfs-
scbule ist die Zahl der Kinder, bei denen es im Laufe des Vormittags zu
einer stärkeren Ermüdung kommt, viel kleiner; umsomehr wächst, gegen-
über den normalen Schülern, die Zahl derer, die während dieser Zeit keine
Aenderung des Schwellenwertes oder eine Erniedrigung aufweisen. — Auf-
fallend ist die Häufigkeit eines hohen Schwellenwertes am Morgen, vor
Beginn des Unterrichts, ferner die Seltenheit einer Erholnngswirkung
während der zweistündigen Mittagspause, schliesslich die verhältnismässige
Häufigkeit, in der während des Nachmittages die Ermüdung wächst. —
Fortschreitende Ermüdungen kommen namentlich bei den relativ bestver-
anlagten Schulkindern zur Beobachtung, Erholungserscheinungen namentlich
bei den stärker schwachsinnigen. — Für die Praxis ergiebt sich aus den
Versuchen, dass eine Ueberbürdung der schwachbefähigten Kinder nicht
besteht. — Vielleicht wäre aber der Beginn des dreistündigen Morgen-
unterrichts etwas hinauszuschieben, vor allem aber die zweistündige
Mittagspause um 1 Stunde zu verlängern, um den Nachmittagsunterricht
(1 — 3 Uhr) aus der Periode der Verdauung herauszurücken.
Stadthagen.
Sssaki, Experimentelle Untersuchungen über den Einfluss des Digalens
auf das Froschherz. Berl. klin. Wochenschr. 1906, No. 26.
In einer Versuchsreihe wurde von der im Handel vorkommenden
Digitoxinlösung (Digalen) alle 10 Minuten ein Tropfen auf das Froschherz
aufgeträufelt, in einer zweiten Versuchsreihe wurden alle 10 Minuten
0,1 ccm der Lösung in den rechten Inguinallymphsack der Tiere einge-
spritzt. Die beigegebenen Curven zeigen nach beiden Anordnungen, dass
nach wenigen Tropfen die einzelnen Contraktionen energischer und die
Diastolen ergiebiger wurden. Aber schon sehr bald trat insofern eine Ver-
änderung ein, als der Ventrikel auch bei der Diastole nicht mehr voll-
kommen erschlafft, sondern in leichtem Contraktionszustand verharrt. Nach
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No. 41.
Minor und Mc. Grkooh. — Pott».
685
ca. 4 Tropfen wurde die Systole deutlich verlangsamt, bei nur geringer
Verlangsamung der Diastole; letztere wird nach etwa 8 Tropfen ebenfalls
sehr verlängert. Bei weiterer Digalenzufuhr beobachtet man nicht nur
noch weitere Verlängerung der Systolen und Diastolen, sondern es gesellt
sich auch Arrhythmie dazu. Arrhythmische Störungen treten aber erst in
dem allerletzten Stadium der Digalenvergiftung auf und erreichen auch
hier nie höhere Grade. Alkan.
T. K. Minor and A. N. Mc. Gregor, A chronic neurosis characterised
by frequent paroxysms of pain, swelling and baemorrhage in various
points of the body. The Lancet 1904, No. 4207.
Ein 28jäbriger Mann litt zuerst an periodisch auftretenden Schwel-
lungen und Schmerzen in beiden Knieen, die 1—2 Tage anhielten und
durch Bettruhe schwanden. Aehnliche Anfälle traten in den Ellbogen auf
und betrafen die Schwellungen und Ergüsse bald das Gelenk, bald das
periartikuläre Gewebe; auch in den Hüften, in den Vorderarmen, Ober-
armen traten symmetrische schmerzhafte Schwellungen auf. Auch blut-
haltige kleine Blasen zeigten sich mitunter an den Extremitäten und später
waren auch btuthaltige Schwellungen an den Genitalien und an Stellen,
wo ein starker Druck ausgeübt wurde, hervorgetreten. Dann folgten
pulmonale Attacken mit Beklemmung und starkem Auswurf und auch
ödematöse periodische Zustände im Larynx und Pharynx, die später einen
hämorrhagischen Charakter aunahmen, und ebenso wie am Respirations-
traktus auch an der Zunge und äusseren Haut (Händen und Füssen) immer
ausgedehnter wurden. Der Tod trat nach einer Lungenblutung ein. Die
Sektion erwies eine Lungentuberkulose und Hämorrhagie in Haut und
inneren Organen. Das Centralnervensystem war unversehrt. Der Kranke
stammte nicht aus einer Bluterfamilie (sein Vater litt an Epilepsie); auch
Leukämie etc. lag nicht vor, oder Purpura rheumatica. Das Leiden er-
innerte sehr an Qüinckb’s angioneurotisches Oedem; doch war hier der
vorausgebende Schmerz und der blutige Inhalt der Flüssigkeit merkwürdig.
Auch mit der Purpuraform des Erythems findet sich Aebnlichkeit. Die
Verff. betrachten das Leiden als eines, das auf neurotischen Ursprung
zurückzuführen ist. S. Kalischer.
Ch. S. Potts, A case of progressive spinal muscular atrophy in which
the atrophy began in the extensors of the band and fingers. Univ. of
Penna. med. bullet. 1904, May.
Bei einem Manne von 40 Jahren hatte sich seit 3 Jahren eine zu-
nehmende Schwäche und Atrophie in den Vorderarmmuskeln beider Seiten
entwickelt. Zuerst links in folgender Reihenfolge: Ext. dig. min., ext.
indic., biceps, snpiu. long., deltoid., supraspin., infraspin., teres min., kleine
Handmuskeln — dann rechts in ähnlicher Aufeinanderfolge, dazu treten
fibrilläre Zuckungen, Aufhebung der Reflexe, elektrische Störungen bei er-
haltener sensibler Funktion.
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686 Ha HKS u. P ANKA. RaCHITSCHKK. ItlLI.K Pl.OKQCH. OfPEKMKIM U. SaCHS 6tC. No.41 .
Es war also ein Fall von spinaler progressiver Muskelatrophie, bei
dem die initialen Störungen sich in einer vom Typus stark abweichenden
Weise lokalisirten. (Vgl. Bernhardt, Dieses Obi. 1890, S. 635.)
M. Brasch.
1) V. Babes und J. Pinien, Ueber pathologische Veränderungen und
Spirocßaete pallida bei congenitaler Syphilis. (Aus d. pathol.-bakteriol.
Institut in Bukarest.) Berl. klin. Wochenschr. 1905, No. 28.
2) II. Itaubitschek, Ueber einen Fund von Spirochaete pallida im kreisen-
den Blut. (Aus der lufektionsabteil. des Franz Joseph-Spitals in Wien.)
Wiener klin. Wochenschr. 1905, No. 28.
3) Rille, Ueber Spirochaetenbefunde bei Syphilis. (Aus der dermatol.
Klinik zu Leipzig.) Münch, med. Wochenschr. 1905, No. 29.
4) II. Ploeger, Die Spirochaeten bei Syphilis. (Aus der dermatol. Poli-
klinik des Prof. Dr. Kopp in München.) Münch, med. Wochenschr. 1906,
No. 29.
5) M. Oppenheim und 0. Sachs, Eine einfache und schnelle Methode
zur deutlichen Darstellung der Spirochaete pallida. (Ans der Universitäts-
poliklinik f. Syphilidol. u. Dermatol, in Wien.) Deutsche med. Wochen-
schrift 1905, No. 29.
6) B. Kiolemenoglou und P. v. Tube, Spirochaete pallida (ScHAunnts)
'• und Syphilis. (Aus der dermatol. Klinik des Prof. Dr. Posselt in
München.) Münch, med. Wochenschr. 1905, No. 27.
7) E. Hoffmann, Ueber das Vorkommen von Spirochaeten bei ulcerirten
Carcinomen. (Aus der Universitätsklinik f. Haut- u. Gesehlechtskrankti.
zu Berlin.) Berl. klin. Wochenschr. 1905, No. 28.
8) U. Thesing, Kritische Bemerkungen zur Spirochaete pallida bei Syphilis.
Münch, med. Wochenschr. 1905, No. 28.
(Schluss.)
4) Auch P. konnte die Pallida bei 8 Syphilitischen nachweisen: im
Sekret von zwei Sklerosen, in dem durch Punktion gewonnenen Saft einer
Leistendrüse bei einem Pat. mit papulomaculösem Syphilid, in 3 Papeln
vom Anus und einer von der Vulva, auf einer Plaque an der Tonsille und
in dem Blute, das er nach Abschabung eines Primäraffekts von einem Pat.
mit beginnender Roseola gewann-, im letzten Falle wurden die Spirochaeten
freilich in dem gleichzeitig der Fingerbeere und einer Roseola entnommenen
Blute vermisst. Ebenso fehlten sie in 3 gummösen Bildungen und in einem
geschwollenen Lymphstrang. Controllnntersuchungen des Eiters einer kleinen
Verletzung, von Pemphigus vulgaris, spitzen Condylomen, herpetischen Ge-
schwüren, Balanitis hatten ein durchaus negatives Ergebnis. P. färbt die
luftrockenen, nicht fixirten Präparate 1 Minute lang mit einer Carbol-
gentianaviolettlösung (lOproc. concentrirte alkoholische Gentianaviolett-
lösung in 2'/sproc. Oarbollösung), spült gut ab und untersucht mit der
gewöhnlichen Leitz'schen Oelimmersion und Ocular 3.
5) Die Färbungsmethode gleicht im wesentlichen der oben augegebenen
PloeöER’s. Nur benutzen 0. und S. zu der Herstellung der Carbolgentiaoa-
violettlösung eine 5proc. wässerige Carbolsäurelösung und erhitzen das
Präparat nach Uebergiesseu mit dem Farbstoff bis zur Dampfbildung über
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Mo. 41.
P08NKH Ulld RaPAPOHT.
687
der Bunsenflamme. Die deutlich blau gefärbten Spirochaeten sollen auch
ohne besondere Vorübung leicht aufzufinden sein.
Sprachen sich die bisherigen Mitteilungen überwiegend, wenn auch
mit Vorbehalten, zu Gunsten der ätiologischen Bedeutung der Spirochaeten
pallida aus, so neigen die nachfolgenden zu einer mehr skeptischen Auf-
fassung
6) K. und C. bestätigen zwar das Vorkommen der Pallida in syphi-
litischen Krankheitsprodukten, sie sahen dieselben Gebilde aber auch in
ganz charakteristischen Exemplaren bei nicht syphilitischen Processen und
zwar bei einfacher Balanitis, im Eiter von skrophulodermatischen Abscessen,
in den Zerfallsprodukten eines jauchigen Carcinoma und im Saft spitzer
Condylome. Neben der Spirochaete pallida war immer auch die Spiro;
chaete refringens in reichlicher Zahl vorhanden; ausserdem aber zeigten
sich oft in demselben Gesichtsfelde zahlreiche atypische Formen, die mit
der einen oder der anderen der beiden typischen Arten zn identificiren
schwer oder unmöglich war. Es fehlte also zum mindesten noch an
charakteristischen Unterscheidungsmerkmalen zwischen den bei luetischen
und nicht luetischen Krankheiten vorkommenden Spirochaetenformen.
7) Auf der ulcerirten Oberfläche eines Cervixcarcinoms und zweier
Hat^tcarcinome wurden Spirochaeten gefunden, von denen zwar die meisten
deutlich die Charaktere der Spirochaete refringens besassen, einzelne aber
durch ihre Zartheit und die grössere Zahl der Windungen der Spirochaete
pallida im Aussehen sehr nahe standen. H. glaubt allerdings, dass sich
von einem geübten Auge beide auch rein morphologisch, namentlich nach
der Art der Windungen, auseinänderhalten lassen, giebt aber zu, dass
sicherere Unterscheidungsmerkmale sehr erwünscht wären.
8) Th. bestreitet die Berechtigung, die Spirochaete pallida den Pro-
tozoen zuzurechnen, weil an ihr weder Kerne, noch Geissein, noch eine
undulirende Membran zu sehen seien. Er hält ferner Differenzen in der
Färbbarkeit und der Steilheit der Windungen nicht für ausreichende Art-
unterschiede. Weiter bemängelt Th., dass die von SCHAUDINN nnd Hoff-
MANN demonstrirten Präparate und Photogramme zahlreiche andere Mikro-
organismen aufwiesen, von denen sich nur annehmen liess, dass sie von
aussen, sei es von der Hautoberfläche oder mit dem Farbstoff, hineinge-
kommen seien. Warum sollte die Spirochaete pallida nicht auf demselben
Wege dahin gelangt sein? Auch in die Tiefe der Gewebe und in die
Drüsen könnte sie recht wohl als harmloser Saprophyt von der Hautober-
fläche- einwandern. Zu diesen Bedenken komme, dass der Nachweis der
Spirochaete pallida im Blute nur ausnahmsweise gelungen sei, sowie das
Fehlen von Culturen und Impfungen. H. Müller.
Posner und Rapnport, Prostatasekret und Prostatitis. Deutsche med.
Wochenschr. 1905, No. 13.
Verff. haben, von der Tatsache ausgehend, dass bei Prostatitis die für
den Prostatasaft charakteristischen Lecithinkörperchen an Menge abnehmen
oder gänzlich verschwinden, den Ursprung dieser Gebilde beim Gesunden
und ihren Verbleib bei Erkrankungen der Drüse durch Färbung mit Osmiurn-
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688
P OHNKK Uli'] KaI'AI'IIRT.
No. 41.
säure und mit Scharlachrot festzustellen gesucht. Die Schnittpräparate
normaler Prostatae wurden zwecks Scharlachrotfärbung nach Formalin-
fixation mit dem Gefrierraikrotom hergestellt, die Sekretpräparate direkt
durch Zusatz eines Tropfens der Scharlachrotlösung vital gefärbt. Was
die Frage des Ursprungs der Lecithinkörperchen betrifft, so fand sieb, dass
dieselben normalerweise zuerst innerhalb der einzelnen Epithelzellen der
Drüsengänge in reihenförmiger Anordnung um den Kern herum auftreten
und dass sie in Tröpfchenform ohne Zerfall der Epithelzellen ins Drüsen-
lumen übertreten, sodass also hier ähnlich wie dies für die Fettsekretion
anderer Drüsen (Mamma, Talgdrüsen, Thränen- und Speicheldrüsen etc.)
festgestellt worden ist, und im Gegensatz zu früheren Anschauungen eine
wahre Sekretion (d. i. Absonderung ohne Untergang der secernirenden
Zellen) stattfindet. Dabei ist die Menge der Lecithinkörper in verschie-
denen Teilen der Prostata zu gleicher Zeit verschieden und zwar wahr-
scheinlich gemäss dem Zustande der Ruhe oder der Sekretion dieser Drüsen-
abschnitte.
Die Untersuchung krankhafter Prostatasekrete ergab, dass sich die mit
Scharlachrot gefärbten Lecithinkörner regelmässig innerhalb von Leuko-
cytcn eingeschlossen finden. Und zwar sind in den meisten polynukleären
Zellen nur einige wenige dieser Körner enthalten, ausserdem aber sind
grosse mononukleäre Zellen vorhanden, die nach Art der „ Makrophagen“
mit Lecithinkörnern ganz vollgestopft sind. Die Lecithinkörper werden
also bei Prostatitis von den Leukocyten aufgenommen und schwinden in
demselben Maasse aus dem Sekrete, wie die Zahl der Eiterzellen steigt.
Was aber, so fragen sich Verff. weiter, veranlasst die Leukocyten-
einwanderung? Für die meisten Fälle handelt es sich dabei um chemo-
taktische Bakterienwirkung, es giebt aber auch sicher nicht infektiöse
Prostatitiden, die gleiche oder ähnliche klinische Erscheinungen wie die
durch Bakterienwirkung erzeugten darbieten. Für sie, glauben Verff, sei
eine Stauung des Prostatasekrets verantwortlich zu machen, es entstehe in
Analogie mit Veränderungen in der Milchdrüse am Ende der Schwanger-
schaft eine Retentionsentzündung, wobei die erwähnten mit Lecithin voll-
gestopften Makrophagen Analoga der Colostrumkörper darstellen. Für die
Auffassung des Zusammenhangs von Prostatahypertrophie und Prostata-
entzündung sind diese Anschauungen nicht ohne Einfluss. Im Gegensatz
zu einzelnen dieses Gebiet behandelnden Arbeiten führen sie zu der An-
nahme, dass die Hypertrophie primär ist und erst durch Erschwerung des
Sekretabflusses die nicht seltene gleichzeitige Entzündung herbeiführt.
Therapeutisch ergiebt sich für die Behandlung der chronischen Pro-
statitis die Zweckmässigkeit derjenigen Methoden, die auf eine Hebung
des Muskeltnnus zielen, damit die Drüse in den Stand gesetzt wird, sich
aus eigener Kraft zu entleeren. Hierzu dienen, wie bekannt, in erster
Linie Massage, Hydrotherapie und Elektricität. B. Marcuse.
Einsendungen werden sn die Adresse des Herrn Geh. Med. -Kat Prof. Dr. M. Bernhardt (Berlin W.
Französische Strasse 2l) oder an die Verlagshandlung (Berlin KW., Untor den Linden £8) eibeun
Verlag von August II frech* altl in Berlin. — Druck von L. Schumacher in Berlin S J4
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Centralblatt
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28 Mark ; zu b«ziHion
durch alle Buchhand-
lungen u. Postanstalten.
für die
edicinischeii Wissenschaften.
Unter Mitwirkung von
Prof. Dr. H. Senator und Prof. Dr. E. Salkow
redigirt von ^ Q)
Prof. Dr. M. Bernhardt
in Berlin.
1905.
91. Oktober.
Inl.ult: Hum. Ueber die Cardiadrüsen des Magens. — Fawcat*t,
Die Verknöcherung des Unterkiefers. — Rl-hlrr. Einfluss der Kälte auf die
Leitfähigkeit der Nerven. — Carlson. Die Ganglienzellen des Herzens. — Bahab,
Einfluss des Nervensystems auf die Metamorphose des Frosches. — Schade,
Beeinflussung der Zuckerverbreunung. — Ostwald, Ueber die Quellung der
Gelatine. — KhOpfklmachkr und Lrhkdorff, Das Hautfett der Säuglinge. —
Tral'bk und Blumkntiial, Bedeutung des Oberfläehendrucks. — Ewino, Ueber
die Vaccinekörperchen. — Babtkl, Habtl und Herrmann. Ueber Inhalation
zerstäubter Flüssigkeiten. — Schwkdrnhebo, Carcinose des Ductus thoracicus.
— Höftman, Schanz. Behandlung der angeborenen Hüftverrenkung. — Müllbr,
Ueber Bronchitis und Pneumonie nach Operationen. — Ha »eher. Geheilte ein-
geklemmte Treitz'sehe Hernie. — Fleischer, Das Bell'scbc Phänomen. —
Schultz, Zur Entstehung der einseitigen Stauungspapille. — Boenninqhaus,
Zur Thorie der Schallleitung. — Hahermann, Ueber angeborene Taubstummheit.
— Halasz, Naseusteinbildung und Mittelohreutzündung. — Läquyer, Cocain-
missbrauch und Folgen desselben. — Schwab und Green, Fall von Rhinor-
rhoca cerebrospinalis. — Clark, Gliom der Nase. — Turner, Behandlung der
Eiterung des Frontalsinus. — Kretschuann, Akustische Funktion der Hohl-
räume im Ohr. — Kaiser, Bact. coli im Brunnenwasser. — Hauser, Ueber
Säuglingsimmunität. — Loepplkk, Neues Verfahren zur Gewinnung von Anti-
körpern. — Courmont und Nicolas, Virulenz des Humor aquens bei Huuds-
wut. — Milchner, Zur Entstehung der Hühnertuberkulose. — Kaminer, Dia-
gnostische Bedeutung der Tuberkulininjektion. — Courmont und Lacommk,
Anwendung des Coffeins in der Bakteriologie. — Bubskniub, Ueber die Bedeutung
der Typhusbacillen für die Diagnose. — Buorr, Zur Keuntnis der Ratten-
trypaoosomen. — Coakley, Anwendung des Stovains. — Bucht, Bürger,
Die Anwendung von Guajakol und Lysol. — Schmiedehkkg, Ueber das Theo-
phyllin. — IIelsingius, Verdoppelung des Herzspitzenstosses. — Gibbon, Ueber
Bradycardie. — Hofpmann, Fall von schwerer Magenblutung. — Grober, Wir-
kung der Antiseptica auf Pepsin. — Baumstark, Thiosinamiu bei Erkrankungen
der Verdauungsorgane. — Wiksinoer, Akute Pankreatitis durch Laparotomie ge-
beilt. — v. Hoton, Die Pasteurisirung der Milch. — Trautmann, Ueber das
Drüsenfieber. — Halipu£, Ueber die schmerzhafte Lähmung der Kinder. — Hkcht,
Die reducirende Eigenschaft der Milch. — Erhebe, Ueber die Contraktion der
Galleublase. — Mendel, Ueber Trachealinjektionen. — Fischi.ee, Ueber sypbi-
logene Erkrankungen des Nervensystems. — Hoppe, Centrale Lokalisation des
Tastsinns. — Ort-off, Anatomischer Befund bei Epilepsie. — Ubbantschitsch,
Einfluss von ührerkrankungen auf das Nervensystem. — Bruo, Die Abnützung
des Rückenmarks. — Ulivkr. Hudson, Ueber Gehirngeächwülste. — Siven,
Ueber ankylosirende Entzündung der Wirbelsäule. — Fersler, Verhalten des
XLIII. Jahrgang 44
*
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690 H A AKK. — FAWCATT. No. 42.
N. radialis bei Oberarmbrüchen. — Juliusbubo, üefrierbehandluug bei Haut-
krankheiten. — IIkbookleb, lieber einige Tropen krankbeiten der Haut —
Lkdkkmahb, Kail von Pyodermite vegetante. — Horrmia. Ucber die Syphilis-
Ucbcrtragungsversuche. — (is unkst, Main, lieber die Torsion des Saraen-
stranges. — De lobe und Dctkil, Ueber Anurie infolge von Nierenstein. —
Bluhbkbo, lieber Deciduazellen in der Cervix uteri. — Offbbgbld, Organ-
anlagen in den Ovarialembrvonen.
G. Hanne, Ueber die Cardiadrüsen und die Oardiadrüsenzonen des Magens
der Haussäugetiere. Arch. f. Auat. u. Pliysiol. Anat. Abteil. Jahrg.
• 1905, H. 1, S. 1.
H. macht einen Unterschied zwischen eigentlichen Cardiadrüsen und
einer eigentlichen Cardiadrüsenzone einerseits und cardialen belegzellenfreien
Drüsen und einer belegzellenfrcien cardialen Schleimhautzone andererseits.
Kchte Cardiadrüsen sind eine besondere Art von Magendrüsen, die F.i.lkx-
hekger beim Schwein entdeckt hat, und die sich anatomisch und physio-
logisch von den anderen Drüsenformen unterscheiden. Sie liefern ein
amylolytisches Sekret, aber kein proteolytisches, kein Lab-, kein fett-
spaltendes, kein Milchsäure- und kein iuvertirendes Kuzym. Ob sie HCl
produciren ist fraglich. Ks handelt sich um geschlängelte, tubulöse oder
aiveolotubulöse Drüsen, die ohne Gruppenbildung in der Tunica propria
liegen. Dadurch unterscheiden sie sich von den Pylornsdrüsen, die ausser-
dem auch Schleimreaktion zeigen. Sie enthalten keine Belegzellen, wie
die Fundusdrüsen, und ihre Zellen färben sich stärker mit sauren Farb-
stoffen, als die Hauptzellen der Fundusdrüse. Die Cardiadrüsenzone gellt
allmählich in die anderen Schleimhautpartieu über, sodass immer inter-
mediäre Gebilde vorhanden sind, in denen je zwei Drüsenarten neben-
einander Vorkommen. Die verschiedenen Säuger zeigeu diese Zone in
recht verschieden bedeutender Ausbildung. Poll.
E. Fawcatt, Abstract of paper on ossiheation of the lower jaw of man.
Journ. of anat. and physiol. 191)5, Vol. 39, Part. IV, July. p. 494.
Das erste Organ, das in der Unterkiefergegend deutlich angelegt wird,
ist der N. dent. inf., nach innen von ihm tritt daun der Meckel'sche
Knorpel, nach ausseu der Belegknochen auf. Der Nerv teilt sich dann in
Aeste zum Kinn und den Incisivi, nach vorn und unten von diesen er-
scheinen die ersten Ossifikationen bei Embryonen von 18 mm Iiluge und
einem Alter von 6 Wochen. Die Verknöcherung schreitet nicht fort, indem
unabhängige Centren auftreten, sondern es erscheinen zusammenhängende
Fortsetzungen der Ossifikation in dem Blastem zwischen den Unterkiefer-
Kaumuskeln. An diesen Stellen schreitet der Process rasch fort und der
Knochen verdickt sich alsbald — diese Verdickungen erscheinen dann an
aufgehellten Präparaten als separate Centra, sind indessen keine. Der
innere Alveolarrand bildet sich durch Hinüberwachsen des Knochens über
den Meckel’schen Knorpel hinüber, vom Mentalis an nach hinten fort-
schreitend. Dann wächst der Knochen einwärts und vorwärts bis mr
Mittellinie. Die Canäle werden durch Knochenbälkchen gebildet, die von
der inueren nach der äusseren Wand hinwachsen. — Der Meckel’scbe
Knorpel verbreitert sich vorn, sein distales Ende, vom For. ment, bis zur
Symphyse wird in Belegkuochen eingeschlossen und ossificirt in der zehnten
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No. 42.
BCtll.KK. r Alu. AON. — Ba»AM.
691
Woche. Während des dritten Monats erscheint ein Knorpelstab im Con-
dylus. Collum und in der Basis des Proc. coronoideus, und ossificirt als-
bald von einem Centrum; er ist ausser allem Zusammenhang mit dem
Meckel’schen Knorpel. Demnach existiren also 3 getrennte Verknöcherungs-
centra. Anormalerweise kann das Coronoid und ein Mentale unabhängig
ossificiren. Poll.
K. Biihler, Heber den Einfluss tiefer Temperaturen auf die Leitfähigkeit
des motorischen Froschnerven. Arch. f. Anat. u. Physiol. Physiol.
Abteil. 1905, H. 3/4, S. 239.
Der Froschischiadicns wurde in situ auf einer Strecke seines Verlaufs
abgeküblt; es zeigte sich, dass die Leitfähigkeit dabei nur langsam sank,
plötzlich aber (bei — 2° bis — 10° C.) auf einen ganz geringen Wert
herabging und von hier wieder langsam bis zum völligen Verschwinden
sank. Verf. konnte nachweisen, dass in dem kritischen Moment des plötz-
lichen Absinkens der vorher unterkühlte Nerv gefriert. Die Ursachen für
das Eintreten dieser Unterkühlung sind unbekannt, doch kommt sie auch
bei Muskeln und toten Nerven, ja bei Wollfäden vor, die mit physiologi-
scher Kochsalzlösung getränkt siud. G. F. Nicolai.
A. J. Carlsoi, Die Ganglienzellen des Bulbus arteriosus und der Kammer-
spitze beim Salamander (Nicturus maculatus). Pflüger’s Arch. C1X.,
11 — 12, S. 51.
Verf. glaubt auf Grund von Methylenblaupräparaten, dass beim Sala-
mander nicht nur an gewöhnlichen Stellen, sondern auch im Conus arteriosus
und in der Ventrikelspitze Nervenzellen vorhanden sind, die, wenigstens
zum Teil, durch unmittelbare Verbindung mit dem Nervenplexus charak-
terisirt werden konnten. Wenn nun auch der überall vorhandene innigste
Zusammenhang zwischen Nerven- und Muskelgewebe die Entscheidung,
welches als Ursache des Herzrhythmus anzusehen sei, erschwert, so
glaubt Verf. doch in Analogie zu seinen Versuchen am Limulusherzen, wo
er den neurogenen Ursprung des Rhythmus sicherstellen konnte, dass auch
hier die von 'ihm nachgewiesenen Nervenzellen eine Rolle spielen. Hierfür
scheint ihm auch zu sprechen, dass neben den üblichen Stellen der Conus,
wie er durch Versuche zeigen konnte, hochgradig befähigt ist, rhythmische
Contraktionen auszulösen. Ob diese Fähigkeit auch der Ventrikelspitze,
in welcher doch auch Nervenzellen nachgewiesen sind, zukommt, ist nicht
ausgemacht worden. G. F. Nicolai.
E. Bitball, Ueber die Beziehungen des centralen Nervensystems zu den
Gestaltungsvorgängen der Metamorphose des Frosches. Pflüger’s Arch.
. C1X., 1—2, S. 78.
Der Verf. findet eine constante Beziehung zwischen den Gestaltungs-
vorgängen der Metamorphose des Frosches und dem Centralnervensystem,
die sich in einer Verzögerung der Wachstums- und Reduktionsvorgänge
der Kaulquappen, ganz speciell in der parallel verzögerten Reduktion des
Schwanzes und der Kiemen nach der Entfernung gewisser Hirnteile äussert,
und zwar vermutet der Verf., dass nicht alle Gehirnabschnitte im gleichen
44*
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«92
•ScHAUK. — OsTWAMJ.
No. 42.
Maasse an diesen Erscheinungen beteiligt sind, da die Erscheinungen desto
sicherer auftreten, je weiter zur Medulla liegende Teile durch die Operation
zerstört werden. (Vorderhirnexstirpation giebt keine Resultate.)
Die Erklärung dieser Beziehung sowohl durch eine Störung des Alt-
gemeinzustandes der Tiere uach der Operation, wie durch irgendwelche
gestaltende Erregungen, die vom Gehirn in den Nervenbahnen zu den be-
treffenden Organen zufliessen könnten, hält der Verf. für unwahrscheinlich:
die erste — wegen des Nichtvorhandenseins der Debilitätssymptome nach
der Operation, die zweite — der Unbestimmtheit wegen. Da die Meta-
morphose mit gewaltigen Aenderuugen des Kreislaufs ursächlich verbunden
ist, äussert der Verf. die Vermutung, dass die Verzögerungserscheinungen
durch vermittelnde Faktoren der Cirkulations- und Gaswecbselverhältnisse
hervorgerufen werden. Diese Hypothese muss noch experimentell ent-
schieden werden. R Golant.
H. Schade, Ueber die katalytische Beeinflussung der Zuckerverbrennung.
Mitteilung I. Münch, med. Wochenschr. 1905, No. 23.
Sch. zeigt, dass eine grosse Zahl anorganischer Stoffe die Verbrenn-
lichkeit des Zuckers beeinflusst, meist fördert, seltener hemmt. Diese
Aenderung der Verbrennlichkeit betrachtet Sch. als eine Art katalytischer
Wirkung. Sie kommt bei Rohr- wie bei Traubenzucker zu stände. Bringt
man auf ein Stückchen Zucker ein Eisenuxydulsalz und hält es in die
Flamme, so verbrennt es mit heller Flamme. Ebenso wirkeu Kupfersalze.
Natriumsalze (besonders Soda), Chlorammonium, Seignettesalz, auch Metalle,
wie Kupfer. Zink, Aluminium-, nicht Eisen oder Eisenoxyd. — Kupfer-
pulver (auch Silber, Platin u. A.) beschleunigen die Zersetzung des Zuckers
in Lösungen, Eisen hemmt sie. — Alkalische Reaktion ist nicht not-
wendig zur Zersetzung des Zuckers in Lösungen. A. Loewy.
W. Ostwald, Ueber den Einfluss von Säuren und Alkalien auf die Quellung
von Gelatine. Pflüger’s Arcb. f. d. ges. Physiol. Bd. 108, S. 563.
Wie 0. findet entspricht der zeitliche Verlauf der Quellung von
Gelatineplatten in Säuren und Alkalien dem von HOFMEISTER in Wasser
und Salzlösungen beobachteten. Nur ist hier die Quellung meist schneller
uud stärker und damit spielen die Elasticitätsverhältnisse der Platten eine
grössere Rolle. — Bei sehr schwachen Concentrationen (^— ^ez*.
j— KHO) ist die Quellung schwächer als in Wasser, bei höheren
wächst sie aber bis zu einem Maximum von -~r HCl und ", KHO. Dann
40 3«
nimmt sie wieder ab. Bei der optimalen Säureconcentration wird 3 — 4mal.
bei der optimalen Laugenconcentration ca. 3 mal so viel Wasser aufge-
nommeu als aus reinem Wasser. — Der gefundene Verlauf zeigt genauen
Parallelismus mit dem von V. SCHRÖDER für das Erstarrungsvermögen
von Gelatinelösungen bei Säure- oder Alkalizusatz gefundenen. — Derselbe
Verlauf findet sich auch für den Einfluss von Salzen sowohl auf die Ge-
rinnungstemperatur von Eiweisslösungen wie auf die Leitungsfähigkeit
colloidaler Eiweisslösungen. A. Loewy.
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No. 42. KxÖrPELHACHK« u. I JERMDUNKK. — Tiucrk u. Blumkstuai.. — Kwinu. 693
W. Knöpfolmacher und H. Lehndorff, Das Hautfett im Säuglingsalter.
Zeitsclir. f. experim. Pathol. u. Tberap. II., S. 133.
K. und L. haben die früheren Versuche KnöPFELMACHKK’s wieder auf-
genonimen. Sie bestimmten nicht wie früher an den Fettsäuren, sondern
an den Fetten den OelRäuregehalt mittels der Jodzahl und konnten das
frühere Ergebnis bestätigen, dass der Oelsäuregehalt des ünterhautfettes
bei Kindern in den ersten LebeDsmonaten von Monat zu Monat zunimmt.
Bei älteren Säuglingen finden sich grössere Schwankungen, die mit dem
wechselnden Ernährungszustände Zusammenhängen. — Auch die Art der
Ernährung ist von Einfluss: der Oelsäuregehalt ist höher bei Frauenmilch
(allein oder mit Beikost) als bei Kuhmilchnabrnng. A. Loewy.
4. Traube und F. Hlunienthal , Der Oberflächendruck und seine Be-
deutung in der klinischen Medicin. Zeitsclir. f. experim. Pathol. u.
Therap. II., S. 117.
T. und B. geben zunächst eine kurze Zusammenfassung ihrer Theorie,
nach der die Richtung und Geschwindigkeit der osmotischen Vorgänge
durch den Unterschied der Oberflächenspannungen der in Betracht kommen-
den Flüssigkeiten bedingt wird. Diejenige Flüssigkeit, deren Oberflächen-
spannung die geringere ist, wandert zu der mit grösserer Spannung. Diese
ist verschieden vom osmotischen Druck und bängt nicht nur von der An-
zahl gelöster Moleküle und Jonen, sondern auch von ihrer Art ab. —
Im allgemeinen ist die die Osmose bewirkende Kraft dem Unterschied der
Oberflächenspannungen direkt, dem Unterschied der Anzahl der gelösten
Moleküle umgekehrt proportional.
Die Verff. bedienten sich zur Messung der Oberflächenspannung einer
Tropfpipette (des Traube’schen Stalagmometers), bei der man nur die in
der Zeiteinheit ausfliessende Tropfenzahl zu bestimmen braucht. Je grösser
sie, um so geringer das Tropfenvolumen und diesem ist die Oberflächen-
spannung proportional. — Es wurden nun verschiedene Blutarten unter-
sucht. Ihre Oberflächenspannung wich nicht sehr von der des Wassers
ab. In ausgehebertem Mageninhalt war die Oberflächenspannung besonders
niedrig bei Erschwerung der Resorptionsvorgängc. — Beim Harn erwies
sich Zuckcrbeimiscbung ohne wesentlichen Effekt auf die Oberflächen-
spannung. — Bei der Milch machte sich die Anhäufung von Pepton durch
Verminderung der Oberflächenspannung geltend. A. Loewy.
4. Kwing, Structure of vaccine bodies in insolated cells. Proceed. of the
New-York pathol. soc. Vol. 4, S. 120.
Ausser in Schnitten untersuchte Verf. die vielumstrittenen Vaccine-
körperchen auch noch in Klatschpräparaten, die von der Cornea inficirter
Kaninchen angefertigt waren. In diesen wie Blutanstriche behandelten
Präparaten waren die Bilder von seltener Klarheit, und es liess sich zu-
nächst feststellen, dass die in Schnittpräparaten um die Körperchen sicht-
bare helle Zone ein Artefakt ist. Die Körperchen hängen continuirlich
mit dem Cytoplasma zusammen, desseu Nctzstruktur sie aufweisen. Sie
r
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694
Baiitkl. Harti. und Hkrhmans.
Nu. 42.
enthalten jedoch auch Chromatin und sind in manchen Fällen vom Kern
schwer abzugrenzen, sodass man sie mit dem Chromidial-Netzwerk der
Protistenzelle in Parallele setzen kann. Das Schicksal der Vaccine-
körperchen ist ein körniger Zerfall. Nach alledem glaubt Verf. die
Körperchen nicht als Parasiten ansprechen zu sollen, sondern als Bestand-
teile der Zelle selbst. Da sie jedoch bei keiner anderen Krankheit, auch
nicht bei anderweitiger Infektion der Kaninebencornea (mit Bakterien oder
Bakteriengiften) zu finden sind, so scheinen sie immerhin für die Pocken
specifisch zu sein. Vielleicht ist in ihnen ein kleinerer, sie verursachender
Parasit vorhanden. Beitzke.
1) J. Bfirtel, Gin Apparat für Inhalationsversuche. (Aus d. pathol.-anat
Institut iu Wien.) Wiener klin. Wochenschr. 1905, No. 30.
2) Hartl und Herrinann, Zur Inhalation zerstäubter bakterienhaltiger
Flüssigkeit. Ebenda.
1) Zum Zwecke des Studiums der Inhalationstuberkulose hat B. einen
Apparat construirt, dessen Princip darin besteht, dass die ausserhalb des-
selben befindlichen Versuchstiere unter hohem Druck äusserst fein ver-
stäubtes Material inhaliren, während die Atmungsvorgänge unter normalem
Druck erfolgen.
2) Die Autoren haben zu ihren Versuchen den von Bartel ange-
gebenen, in No. 30 der Wiener klin. Wochenschr. von 1905 genau be-
schriebenen Inhalationsapparat benutzt. Die Versuchstiere wurden teils 10,
teils 2 Minuten zur Inhalation von versprayten Aufschwemmungen von
Bact. prodigiosum gezwungen, dann schnell getötet und möglichst entblutet,
.letzt wurden ihnen unter aseptischen Cautelen Stückchen der Lungenrand-
partien, der Stammbronchien des Kehlkopfes und der Trachea, etwas feuchter
Belag der Mundhöhle und der NaRe entnommen; diese Massen wurden zer-
quetscht und auf Agarplatten ausgestrichen. Einige Male wurden auch
Hals- und Mesenterialiymphdrüsen, Leber, Magen- und Darminhalt unter-
sucht, aber stets frei gefunden von Prodigiosuskeimen. Die vorerwähnten
Agarplatten wurden nach einem Tage angesehen und die gewachsenen
(Kolonien gezählt Es liess sich unschwer feststellen, dass die eingeatmeten
Keime gegen die Peripherie der Lunge hin abnahmen, ihre Hauptmassen
in Maul, Nase, Rachen und Kehldeckel niedergeschlagen wurden. Ihre
Anzahl in den Randpartien der Lungen war ausserordentlich gering. Ob
sie dort in den feineren und feinsten Bronchien oder auch in den Alveolen
lagen, wurde nicht entschieden, da eine histologische Untersuchung wegen
der geringen Aussichten auf Erfolg unterblieb. Eine Aspiration von Flüssig-
keitsteilchen hat wohl nicht stattgefunden, sondern die Keime sind mit
dem Luftstroro zu ihrem Fundort gelangt. Da die Luft niemals so grosse
Mengen von Keimen enthält wie bei den Versuchen, so wird durch die
Atmung nur eine ganz verschwindend kleine Anzahl von Keimen iD die
Alveolen gelangen, sondern sie werden schon in den oberen Luftwegen
festgehalten werden. Geissler.
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No. 42. ScHWKDESBKRO. — n ÖK I MAN. ScHAKE. 695
Th. Schwedcnberg-, Ueber die Carcinose de» Ductus thoracicus. (Aus
dem pathol. Institut des allgera. Krankenhauses Hamburg- Eppendorf.)
Virchow’s Aich. Bd. 181, H. 2.
Yerf. berichtet zunächst über die Litteratur und kommt zu dem Schluss,
dass Carcinose des Ductus thoracicus gar nicht so selten ist. Er hat in
zwei Jahren zwölf Fälle gefunden, die er genauer bespricht. Elf Mal
handelte es sich um primären Krebs der Unterleibsorgane, im zwölften
um einen Brustkrebs. Der Ductus thoracicus lag stets in typischer Lage
und liess sich gut präpariren. Varietäten wies er nicht auf. Sein Durch-
messer schwankte zwischen Gänsefederkiel- bis Kleinfingerdicke. Einmal
war er ganz mit Tnmormassen angefüllt, ein anderes .Mal enthielt er nur
ein winziges Knötchen. Sein Lumen war bald enger, bald freier. Die
Tumorzellen im Lumen zeigten die verschiedensten Formen. Bisweilen,
wenn sie einzeln lagen, war ihre Herkunft schwer nachzuweisen. Waren
sie in Complexen vorhanden und hafteten der Waud an, so waren sie
nach dem Lumen hin von Thrombusinassen bedeckt oder auch in Gerinnsel
eingeschlo8.sen. Einzelne Haufen zeigten ein nekrotisches Centrum. Einige
Male waren im Ductus zahlreiche Partien vorhanden, die nnr Blut- und
Lymphthrombusmassen enthielten. Die Ansiedelung kommt nach Verf.’s
Ansicht in der Weise zu stände, dass in Thrombusmassen eingeschlossene
Tumorzellen in den Ductus gelangen, hier haften bleiben und nach Organi-
sation des Thrombus zur Gefässintima weiterwachsen und sie zerstören,
vielleicht ist aber auch die Ansiedelung von Zellen das Primäre und die
Thrombenbildung das Sekundäre. Der Ductus stellt den Hauptweg dar,
auf welchem Carcinomzellen von Organen der Bauchhöhle zu denen der
Brusthöhle gelangen. Durch seine Vermittelung, aber auch auf retrogradem
Lymphwege, gelangen Tumoreleraente in die Lungen und passiren diese,
meist jedoch ohne Metastasen zu bilden. Auch Keime die in den grossen
Kreislauf geraten führen nicht immer zu Metastasenbildungen, sondern
gehen vorher zu Grunde. Geissler.
1) Höftnian, Zur Reposition congenitaler Oberschenkelluxationen. Zcitschr.
f. ortbopäd. Chir. Bd. 13.
2) A. Schanz, Zur unblutigen Behandlung angeborener Hüftverrenkung.
Centralbl. f. Chir. 1904, No. 41.
1) H. hyperflektirt bei der angeborenen Hüftluxatiou bei Adduktion
das Bein und rotirt es sodann stark nach aussen; der Kopf gelangt so in
die Pfannengegend. Hierauf sucht er das Bein nach hinten zu hyper-
extendiren, was nur möglich ist, wenn man die starke Rotation nach aussen
etwas ermässigt und dadurch das Y-ßand etwas entspannt. Hierauf folgt
bei andauernder Hyperextension eine Circumduktion nach innen, sodass
aber am Ende immer noch eine leichte Aussenrotation bestehen bleibt,
danach Eingypsen in leicht hvperextendirter und leicht aussenrotirter
Stellung, bei der man die Aussenrotation um so mehr verringern kann, je
mehr man das Bein der Adduktionsstellung nähert, da durch Adduktion
das Ligamentum Bertini gespannt erhalten wird. Die Kinder können so-
gleich in verhältnismässig guter Stellung ohue starke Abduktion gehen.
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696
Müt-lkb.
No 42.
Die drei bisher von H. behandelten Fälle sind zti frisch, als dass der
Autor über die Endresultate berichten könnte.
2) SCH. empfiehlt einen Handgriff, der sich ihm bei der Einrenkung
in einer beträchtlichen Reihe von Fällen bewährt hat und der ihm Vor-
teile vor den bisher angegebenen Handgriffen zu bieten scheint. Er lässt
das Becken des Patienten durch einen auf der kranken Seite stehenden
Assistenten fest auf der Tischplatte fixiren. tritt auf die gesunde Seite und
legt den einzurenkenden Oberschenkel so über den Bauch des Patienten,
dass die Femurachse über den Nabel verläuft. Das Hüftgelenk kommt
also in Flexion und Adduktion. Sch. fasst nun in das gebeugte Knie and
übt einen Zug in der Richtung der Oberschenkelachse aus. Damit ist bei
maucheu Fällen schon die Reposition erreicht; meist muss man noch eine
Drehung des Oberschenkels im Sinne einer Innenrotation hinzufügen oder
einige Male zwischen Innen- und Aussenrotation wechseln. Bei jüngeren
Kindern erreicht man mit diesem Handgriff überraschend schnell die Re-
position. Man braucht die Kinder nicht in tiefe Narkose zu bringen, in
vielen Fällen ist die Reposition ohne Narkose, sonst in Halbnarkose aus-
zuführen. In schwierigen Fällen, besonders bei älteren Kindern, kann mau
den Handgriff noch durch einen Druck unterstützen, den man in der
Richtung der Femurachse auf den Trochanter ausüben lässt. Sch. ist bei
einem 11jährigen Kinde mit Hülfe dieses Handgriffes in der ersten Sitzung
zur Einrenkung gekommen. Bei dem Handgriff kommt der Kopf nur lose
auf die Pfanne; festgehalten wird er in derselben erst, wenn man das Bein
in die Retentionsstellung, also in starke Abduktionsstellung, bringt. Bei
dem Uebergange von der Repositions- in die Retentionsstellung giebt man
einen Gegenhalt mit der Hand gegen den Trochanter.
Die Fixation in dem üblichen Gypsverband beschränkt Sch. auf 3 bis
6 Wochen und überlässt den Kindern die Nachbehandlung in der Haupt-
sache selbst auszuführen. Mit den Resultaten der Behandlung ist Sch.
sehr zufrieden. Joachimsthal.
B. Müller, Wie verhütet mau Pneumonien und Bronchitiden nach Opera-
tionen. Fortschr. d. Med. 1905. No. 10.
Die postoperativen Pneumonien und Bronchitiden lassen sich in zwei
Hauptklassen einteilen: 1. die durch die Narcotica selbst, nicht infektiösen,
2. die durch eingedrungene Bakterien hervorgerufenen Lnngenerkrankungen.
In der ersten Klasse handelt es sich nur um eine blosse Reizung der vom
Narkotikum zu passireuden Lungenepithelien, welche eine vermehrte Schleim-
absonderung der Bronchialschleimhaut und darauf folgende Ansammlung
des Schleimes in den Alveolen hervorruft. Aus diesen nicht infektiösen
Scbleiminfiltrationen, die übrigens M. bei Ausschaltung aller anderen Schäd-
lichkeiten experimentell sicher erzeugen konnte, entwickeln sich die circum-
skripten kleinen Pneumonien, die oft über die ganze Lunge diffus verteilt
sind und in der Regel in ein bis zwei Tagen reaktionslos verlaufen. —
Während nun die einfach gereizte Epithelzelle der Infektion durch Bakterien
einen ziemlich beträchtlichen Widerstand leistet, kann die Zelle ihre bak-
tericide Kraft nicht mehr ausüben, wenn die Lungenepithelien fettig
degeneriren. Dieser Zustand tritt nach lange dauernden Narkosen jeglicher
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No. 42.
IIahkkkr.
697
Art ein und führt schliesslich zu völliger Zellnekrose. An derartigen
Stellen können sich die Bakterien ansiedeln, in die Lyroph- und Blut-
bahnen der Lunge übergehen und unter günstigen Bedingungen zu Pneu-
monien führen. Die Bakterien stammen aus Mund und Pharynx, sie werden
entweder eingeschlosseu in feinsten Tröpfchen des Speichels, mit der In-
spirationsluft angesogen oder fliessen in den Mundsekreten bei ungünstiger
Lagerung direkt in den Kehlkopf. — Begünstigend für postnarkotische
Lungenerkraukungen ist die Abkühlung der Inspirationsluft durch Ver-
dunsten des Narkotikums, womit einerseits eine Reizung der Luftwege,
andererseits wirkliche messbare Abkühlung und Erkältung der Lunge und
damit der ganzen Körpertemperatur einhergeht.
Daraus ergiebt sich für die Verhütung der Lungenkrankheiten: Solange
ein Katarrh besteht, ist nach Möglichkeit keine Narkose vorzunehmen; ist
eine solche erforderlich, so soll Chloroform angewendet werden. Die starke
Schleimsekretion ist durch vorherige Injektion von Atropin zu bekämpfen.
Gegen die Aspiration während der Operation werden forcirte Reklination
und ähnliche Lagerungen des Kopfes empfohlen. Gründliche Mund-
desinfektion durch eventuelles Betupfen der Schleimhaut mit Tinctura jodi.
Wichtig ist nach der Operation die sofortige Herausbeförderung der
secernirten Schleimmassen aus den abhängigen Lungenteilen durch syste-
matische Atemgymnastik unter Aufsicht eines Wärters. — Vor allen Dingen
ist die Wiederholung der Narkose innerhalb 3—4 Tagen zu vermeiden,
um eine gehäufte Schädigung der von der ersten Narkose veränderten
Lungenepithelien zu vermeiden. Peltesohn.
llaberer. Ein operativ geheilter Fall von incarcerirter Treitz’scher Hernie.
Wiener klin. Wochenschr. 1906, No. 11.
Es bandelt sich um eine iucarcerirte, retroperitoneale Duodenojejuual-
hernie in dem Recessus duodenojejunalis. Der einschnürende Ring wurde
durch die Plica duodenojejunalis gebildet, in welcher bekanntlich die Vena
mesenterica^ inferior verläuft. H. sah sich bei der Operation genötigt,
diese zwischen zwei Ligaturen zu durchschneiden, da die Lösung der In-
carceration sonst unmöglich gewesen wäre. Es zeigte sich, dass die Vene
bereits thrombosirt war.
Wenn auch die Annahme begründet ist, dass durch die ziemlich reichen
Auastomosen zwischen Vena mesent. inf. und superior ein genügender
Collateralkreislauf zu stände kommt, so besteht bei Unterbindung der Vena
mesent. inf. stets die Gefahr einer eventuellen Fortsetzung der Thrombose
in die Venae portae. — Der Heilungsverlauf war im vorliegenden Fall
glatt. Nur traten in den ersten Tagen profuse Diarrhoen auf. H. glaubt
den Grund dafür in der Unterbindung der Vena mesent. inf. suchen zu
sollen, indem es bis zur Ausbildung des (kdlateralkreislaufs zu einer be-
trächtlichen Stauung iin Gebiet der Vena mesent. inf. kommen muss, womit
eine erhebliche seröse Durchtränkung der Darmwand, vermehrte Trans-
sudation ins Darmlumen und hierdurch bedingte Verhinderung der Fäces-
eindickung Hand in Hand geht. Peltesohn.
XL1II. Jahrgang. 4ö
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6!)«
Ki.kischkr. — .Schult*. — Ri.kkninohacb.
No. 42.
R. Fleischer, Das Bell’sche Phänomen. Arrh. f. Augenheilb. Bd. UI,
H. 4, S. 359.
In dem von F. beobachteten Falle wurde der Bulbus beim Lid-
schluss nicht dem Bell’schen Phänomen entsprechend nach oben, sondern
nach unten gedreht. Der Patient hatte durch eine Sprengladung das
rechte Auge verloren, während am linken intakten Bulbus der obere Lid-
rand defekt war. Nach einer plastischen Operation gelang der Lidschluss,
wenn auch unvollständig; der Bulbus rollte sieb hierbei nach oben aussen.
Im Laufe von zwei Monaten war das Oberlid am inneren Teil narbig ver-
dickt, am äusseren hatten sich narbige Wülste der grannlirenden Con-
junctiva gebildet. Jetzt wurde der Bulbus bei leichtem Lidschluss nach
unten, bei kräftigem Schluss nach oben gestellt. Zwei Jahre später trat
bei jeglichem Lidschluss, bei dem aussen eine Spalte offen blieb, eine
Drehung des Auges nach unten innen ein; die Cornea verschwand fast
ganz unter dem sich nach oben schiebenden Unterlid.
Verf. sieht die Bedeutung dieser Beobachtung, bei welcher das Bell’sche
Phänomen sich von einer Aufwärts- in eine Abwärtsbewegung des Bulbus
umwandelte, darin, dass er gegen die Annahme einer anatomischen Ver-
bindung zwischen Oculomotorius und Facialis und für die Annahme eines
die betreffenden Muskeln des Oculomotorius mit dem Orbicularis zu coordi-
nirter Tätigkeit bringenden subcortikalen Centrums spricht. Andererseits
erscheint die Beobachtung als eine Stütze der Nagel’schen Annahme, dass
die Mitbewegung beim Bell’schen Phänomen reflektorisch ausgelöst wird,
indem die Cornea hinter den Lidern die Stelle des geringsten Druckes
sucht. Bei der Drehung nach oben wäre der Bulbus in eine sehr un-
günstige Lage geraten; die von ihm eingenommene Stellung (unten) ent-
sprach derjenigen, wo die Cornea am wenigsten gedrückt wurde.
G. Abelsdorff.
I*. Schultz, Bin Beitrag zur Kenntnis der Genese einseitiger Stauungs-
papille. K I in. Monatsbl. f. Augenheilk. XLIIL, II, S. 153.
Ein 45jähriger Patieut, der an Demenz und Krämpfen litt und bei
dem die Diagnose zwischen Lues cerebrospinalis und Tumor cerebri
schwankte, zeigte opthalmosknpisch rechts das Bild der einfachen Seb-
nervenatrophie, links das der Stauungspapille. Die Sektion ergab eis
Cholesteatom, das iD den rechten Seitenventrikel hineingewachseu den
rechten Thalamus opticus und Corpus Striatum zum Schwund gebracht,
den rechten Sehnerv unmittelbar beim Cbiasma zerquetscht und bis zum
Foramen opticum umwuchert hatte. So führte der Hirntumor einerseits
direkt zur Compressionsatrophie des rechten Sehnerven, andererseits in-
direkt durch Steigerung des intracraniellen Druckes zur linksseitigen
Stauungspapille. G. Abelsdorff.
Roenninghaiis, Zur Theorie der Schallleitung. Zeitschr. f. Ohrenheilk.
49. Bd., S. 1.
B. sucht die vou Bezold gegen die Ansicht des Verf.’s, wonach die
Basilarfasern durch Molekularbewegungen, nicht durch Massenbewegung
zur Schwingung gebracht werden, vorgebrachten Einwendungen zu wider
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No. 42. Haukrmann. — Halabz. — IjftqtnrüH. — Schwad u. Orkus. 699
legen. Seine Argumente stützen sich im Wesentlichen auf Untersuchungen
am Gehörorgan des Wales, aus denen sich, wie bereits früher von ihm
»itgeteilt worden ist, ergiebt, dass der Stapes des Wales im ovalen Fenster
so fest sitzt, dass für die in Betracht kommenden Kräfte eine Bewegung
desselben gegen das Labyrinthwasser undenkbar, der Stapes also im physio-
logischen Sinne starr sei. Schwabach.
Hahennann, Zur Lehre von der angeborenen Taubstummheit. Arch. f.
Ohrenheilk. 63. Bd., S. 201.
H, berichtet über den mikroskopischen Befund an den Ohren einer
44jährigen Taubstummen, aus dem hervorgeht, dass die Taubstummheit,
nicht wie von den Angehörigen behauptet wurde, erworben, sondern ange-
boren war. Neben charakteristischen Veränderungen in der Stria vascularis
fand sich eine mehr oder weniger hochgradige Ausdehnung des Ductus
cochlearis. Ausserdem constatirte Verf. das Vorhandensein einer mässigen
Hyperostose des Knochens am Promontorium und eine gleiche an der
vorderen Hälfte der Steigbügelbasis, die auch zu einer umschriebenen
Ankylose des letzteren geführt hatte. Schwabach.
llnltLsz, Ein Fall von Nasensteinbildung und infolge derselben entstandenen
eitrigen Mittelohrentzündung. Arch. f. Ohrenheilk. 63. Bd., S. 214.
Der Fall betrifft ein 14jähriges Mädchen, das an stinkender Eiterung
aus der rechten Nasenhälfte und an rechtsseitiger Mittelohreiternng litt.
Beide Affektionen kamen nach Entfernung eines Nasensteines zur Heilung.
Schwabach.
Lequyer, Un cas de cocainisme chronique par la muqueuse nasale. Journ.
med. de Bruxelles. No. 16, 1905.
Bei einem 20jährigen Mädchen konnte Verf. eine erschreckende Ab-
magerung und eine abnorme Blässe des Gesichts ohne irgend welche andere
Erscheinungen feststellen. Als Grund ergab sich, dass die Kranke von
einer Cocainlösung 1 : 20, die ihr gegen eine Conjunktivitis verordnet
war, nachdem sie bei einem Schnupfen die wohltätigen Folgen verspürt,
abnorme Mengen verbraucht hatte, in den letzten Monaten zwischen 20
und 25 g. Nebenbei bestanden noch Gehör- und Gesichtsballucinationen
und hochgradige nervöse Erregbarkeit, Schlaflosigkeit war beinahe die
Regel. Natürlich wurde das Cocain sofort entzogen, trotz der gesteigerten
Erregbarkeit in den ersten Tagen, die Diät geregelt etc. Nach 6 Wochen
hatte sich das Körpergewicht um 6 Kilo gehoben. W. Lublinski.
Schwab and Green, A case of cerebrospinal rhinorrhoea with retinal
changes. The Ametic. journ. of the med. Sciences. May 1905.
Es existiren etwa 20 sichere Fälle von Rhinorrhoea cerebrospinalis,
welche St. Clair Thompson unter Hinzufügung eines von ihn) beobachteten
Falles näher analysirt hat. Von diesen waren 8 mit Augenaffektionen com-
plicirt. Dazu kommt noch ein von Freudenthal bekannt gemachter Fall
und der nunmehr von den beiden Verff. beschriebene, der eine 32jährige
Frau betraf. Die Hydrorrhoea fand auf der rechten Nasenseite statt. Es
45 *
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700
Clakk. — Tcrmkk.
KhKT8<IIMANN.
No. 42.
bestand beiderseitige Neuroretinitis, der höhere Grad der Atrophie bestand
auf dem linken Auge. 4 Jahre nach Beginn der Ketinalerkrankung begann
die Hydrorrhoe. W. Lublinski.
Clark, Glioma of the nose. The Americ. journ. of the med. science.
May 1905.
Gliome werden fast ausschliesslich im Zusammenhang mit dem Central-
nervensystem beobachtet. Diejenigen der Retina werdeB von einigen als
Rundzellensarkome aufgefasst; heterologisch kamen Gliome in der Niere,
dem Ovarium und den Testikeln vor. Verf. beobachtete zweimal in der
Nase diese selteue Geschwulst, die mikroskopisch von Wriqut festgestellt
wurde und zwar bei einem 2jäbrigen und einem 10 Wochen alten Kinde.
Beidemal war dieselbe angeboren, in dem ersten Fall bestand auch eine
äussere Entstellung. Im ersten Fall wurde die Geschwulst entfernt, ohne
dass >/2 Jahr später ein Recidiv auftrat. W. Lublinski.
Logan Turner, The operative treatment of chronic suppuration in the
frontal sinus. The Edinburgh med. journ. March 1905.
Nachdem Verf. die Indikationen zur Eröffnung der Stirnhöhle be-
sprochen, die etwaigen intracranicllen Coinplikationen erwähnt, die ver-
schiedenen operativen Proceduren, besonders die Ogston-Luc’sche und deren
Resultate, erörtert, bespricht er die operative Obliteration des Sinus, ihre
Resultate und vergleicht sie mit der erwähnten sowohl der Heilung als
den Todesfällen nach. Ferner wird die osteoplastische Operation, die
Killian’sche erörtert und endlich auseinandergesetzt, dass die eitrigen Pro-
cesse der Stirnhöhle je nach dem einzelnen Fall operirt werden müssten.
Schliesslich regt er eine „collektive Investigation“ über diese Frage an.
W. Lublinski.
F. Kretsclimann, Die akustische Funktion der lufthaltenden Hohlräume
des Ohres. Pflüger’s Arch. f. Physiol. 1905, Bd. 108, S. 499.
Nachdem Verf. zunächst durch einige Versuche festgestellt batte, dass
feste Körper durch Luftwellen zum Mitschwingen und Mittönen veranlasst
werden und das auch für Knochen und besonders für Knorpel gilt, ahmt
er durch eine Reihe weiterer Versuche die anatomischen Verhältnisse der
Hohlräume des Obres nach, um deren Einfluss auf Stimmgabelschwingungen
zu studiren. Seine Ergebnisse sind: Das schallleitende Organ ist in hohem
Grade geeignet, die Wirkung des eiufallenden Schalles zu erhöhen. In
dieser Richtung wirken die Ohrmuschel durch ihre Form und ihr Gewebe
und der Gehörgang, sowie das Mittelohr als Resonatoren. Die ßinnen-
muskeln der Paukenhöhle in Verbindung mit der Gehörknöchelchenkette
vermögen dem Hohlraum diejenige Einstellung zu geben, die der jeweiligen
Schallintensität am besten entspricht. Die Luft der Hohlränme wird sowohl
durch das Trommelfell, als auch durch die Knochenwand in Schwingung
versetzt, die Labyriuthflüssigkeit sowohl durch jedes der beiden Fenster,
als auch durch die knöcherne Labyrinthwand. Sturmann.
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No. 42.
KaIBRH. — HaUSKK. — f.OKPFl.KH.
701
M. Kaiser, Ueber die Bedeutung des Bact. coli im Brunnenwasser. Areh.
f. Hyg. 1905, Bd. 52, S. 121.
Unter Verwendung geeigneter Anreicherungsverfabren stellte K. fest,
dass das Bact. coli commune im Wasser einwandfrei angelegter Brunnen
sehr selten ist, dass auch Bact. coli im weiteren Sinne nicht so ubiquitär
ist, wie vielfach angenommen wird. Je zahlreicher Bakterien im Wasser
waren, je weniger die Anlage der Brunnen hygienischen Anforderungen
gerecht wurde, um so häufiger wurde auch Bact. coli gefunden. Es kann
somit der Nachweis des Bact. coli ini Brunnenwasser herangezogen werden,
um eine Fäkalverunreinigung wahrscheinlich zu machen. H. Bischoff.
Hauser, Ueber Säuglingsimmunität. Beitr. z. klin. Med. Festschr. f. Senator.
1904, S. 155.
Der Erfahrungssatz, dass Säuglinge gemeinhin verhältnismässig wenig
zu Infektionskrankheiten neigen, dass sie ungleich weniger, als ältere
Kinder erkranken, darf nicht ohne weiteres darauf zurückgeführt werden,
dass die Säuglinge von der Mutter Immunität ererben oder während der
Laktationszeit erwerben. Die Schlussfolgerungen, welche aus Tierexperi-
menten gezogen worden sind, sind nicht stichhaltig, da bei diesen eine
künstliche Infektion besteht und diese kurz vor dem Gebären statthat.
Eine genauere Prüfung der Frage an der Hand statistischen Materials er-
giebt denn auch, dass eine ererbte oder während der Laktationszeit er-
worbene Immunität zum mindesten höchst fraglich ist. Dass Säuglinge
seltener erkranken, ist auch ungezwungen so zu erklären, dass sie seltener
Infektionen ausgesetzt sind. H. Bischoff.
F. LoelTler, Ueber ein neues Verfahren zur Gewinnung von Antikörpern.
Deutsche med. Wochenschr. 1904, No. 52.
Ausgehend von der Erfahrung, dass Enzyme im trockenen Zustande
hoch erhitzt werden können, ohne dass sie ihre specifischen Eigenschaften
dabei verlieren, hat L. getrocknete Infektionserreger durch Einwirkung
trockener Hitze abgetötet, dann zerrieben und nun Kaninchen injicirt. Er
fand, dass das Serum der geimpften Tiere sowohl Agglutinine wie auch
Baktericide und bakteriolytische Antikörper enthielt. In gleicher Weise
wurde Material von Geschwülsten, Carcinomen, getrocknet, zerrieben und
injicirt und dadurch ein Serum gewonnen, welches Präcipitine enthielt.
Auch zu therapeutischen Zwecken wurde ein solches Carcinomserum ver-
wandt, es stellte sich heraus, dass infolge der Injektion in die Nähe des
Tnmorgewebes eine lebhafte örtliche und allgemeine Reaktion auftrat, unter
der sich der Allgemeinzustaud hob und heftige vom Tumor ausgehende
Schmerzen für einige Tage schwanden, dass aber das Carcinom fortschritt.
Für die Herstellung präcipitinhaltigen Serums für forensische Untersuchungen
hat die neue Methode den Vorteil, dass Leichenblut für Injektionen verwandt
werden kann, weil infolge der Behandlung Bakterien im Blute abgetötet
werden. „Das neue Verfahren stellt eine generelle Methode dar, um alle
möglichen Substanzen, Mikroorganismen, Organteile von gesunden und
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(foogle
702
Cocrmokt und Nicolas. — Mh.chnkr. — Kaminer.
No. 42.
kranken Individuen, Geschwülste aller Art zur Antikörperbildung in be-
quemer, ganz gefahrloser Weise zu verwenden. Die trocken erhitzten
Materialien stellen, im Exsikkator dunkel aufbewahrt, Präparate von un-
begrenzter Haltbarkeit dar. Sie sind abwägbar, also genau dosirbar.“
H. Bischoff.
Courmont et Nicolas, Etüde sur la virulence de l’humeur aqueu.se des
lapins morts de la rage. Journ. de physiol. et de pathol. gener. T. VI,
1904, p. (59.
In einer grösseren Versuchsreihe konnten Verff. feststellen, dass der
Humor aqueus bei Kaninchen, welche infolge intracerebraler Injektion von
Virus fixe wutkrank geworden sind, häufig virulent wird, jedoch nicht
regelmässig. Etwa in der Hälfte der Fälle ist intracerebrale Injektion des
Humor aqueus auf neue Kaninchen wirkungslos. Da wo aber durch die
Injektion des Humor aqueus Wut hervorgerufen werden kann, handelt es
sich nicht um ein Uebergehen von Toxinen in den Humor aqueus, sondern die
Wuterreger selbst müssen in ihn übergehen, da die Wut stets in Reihen
weiter übertragbar ist. H. Bischoff.
R. Milchner, Beiträge zur Entstehung der Hühnertuberkulose auf dem
Wege der Eiinfektion. Beitr. z. klin. Med. 1904. Senator-Festschrift.
S. 229.
Während Baumgakten und MafüCCI angenommen haben, dass ins Ei
injicirte Tuberkelbacillen auf dem Wege der Blutbahn in den Embryo über-
gehet), machen es die Versuche von M. wahrscheinlich, dass die Bacillen
in den Eidottersack und so in den Darm des Embryo übergehen. Hieraus
erklärt sieb auch, dass eine vollkommen normale Ausbildung des Embryo
zunächst vor sich geht uud erst nach dem Ausschiüpfen die Tuberkulose
zur Entwicklung kommt. Da es sich bei diesen Versuchen um eine künst-
liche Infektion nach der Befruchtung und Beginn der Entwicklung handelt,
so können hieraus Schlüsse auf kongenitale Uebcrtragung der Tuberkulose
von der tuberkulösen Henne auf das Küken nicht gezogen werden.
H. Bischoff.
S. Kaminer, lieber den Stand der Frage nach der diagnostischen Bedeu-
tung von Tuberkuliuinjektionen. Beitr. z. klin. Med. Senator-Festschr.
1904, S. 179.
Unter kritischer Würdigung der reichen einschlägigen Literatur unter-
sucht K. die Frage, inwieweit probatorische Tuberkulininjektionen für die
Diagnose der Tuberkulose berechtigt und ausschlaggebend sind. Das erste
Erfordernis, dass probatorische Injektionen eine ernstere Schädigung nicht
hervorrufen, ist nach Ansicht von K. erfüllt. Die zweite Frage, inwieweit
die Ergebnisse der Injektion am Menschen berechtigen, die nach der In-
jektion auftretende Fiebersteigernng als sicheres Kriterium für bestehende
Tuberkulose zu deuten, beantwortet er dahin, dass Ausbleiben der Reaktion
bei nicht manifester, vorgeschrittener Phthise ein Freisein von Tuberkulose
sehr wahrscheinlich macht. Die Höhe der Reaktion kann mit Vorsicht
auch für die Frische der Erkrankung verwertet werden, indem die frischen
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No. 42.
Colkmont und Lacumhe. — Blssknicu. — Byi.oke.
703
Fälle gemeinhin am stärksten reagiren. Ist nun jeder, der reagirt, wirklich
als tuberkulös zu bezeichnen und bedarf er der Behandlung? Da ver-
mutlich auch Leute mit latenten und ausgeheilten Herden reagiren können,
abgekapselte Herde in Drusen zu der Tuberkulinreaktion Veranlassung
geben, so ist es nicht möglich, alle, welche reagiren, einer Heilstätten-
behandlung zu unterwerfen. Es muss verlangt werden, dass infolge der
Injektion noch andere klinische Symptome auftreten, welche die Diagnose
Tuberkulose stützen. Die Ansicht, dass die probatorische Tuberkulin-
injektion in Zukunft das allein entscheidende Moment für die Diagnose
und für die Einleitung der Therapie sein soll, kann der Kritik auf die
Dauer nicht standhalten. H. Bischoff.
Courinont et Laconune, La cafeine en bacteriologie. Essai de differeu-
tiation du B. d’Eberth et du ß. coli. Isolemeut des streptocoques in-
testinaux. Journ. de physiol. et de pathol. gen£r. 1904, T. VI, p. 286.
YerfF. können im Grossen und Ganzen die von FlCHER und Hoffsiann
erhobenen Befunde, dass Coffein auf Colibakterien stärker entwicklungs-
hemmend wirkt als auf Typhusbacillen, so dass sich Coffeinzusatz zu Au-
reicherungsculturen für Typhusbacillen empfiehlt, bestätigen. Allerdings
fanden sie auch bei einigen, lange Zeit im Laboratorium fortgezüchteten,
aber auch frisch aus dem Körper isolirten Culturen eine stärkere Entwick-
lungshemmung, als bei Colibakterien, so dass sich die verschiedenen
Typhusstämme nicht völlig gleich verhalten; allein diese Befunde waren
Ausnahmen. Für die Isolirung von Typhusbacillen aus Fäces halten gleich-
wohl Verff. coffeinhaltige Nährböden nicht für geeignet. Dagegen wachsen
Streptokokken in diesen Nährböden üppig. H. Bischoff.
W. Biissenius, Die Verwertung unserer Kenntnisse von der Verbreitung
der Ebertli - Gaffky’schen Bacillen im Körper des Typhuskranken zur
Diagnosestellung. Beitr. z. klin. Mod. Festschr. f. Senator. 1904, S. 121.
Auf Grund der einschlägigen Literatur und eigener Untersuchungen
resumirt B. unsere Kenntnisse über die Verbreitung der Typhusbacillen im
Körper des Kranken und zieht daraus Schlüsse für die Diagnosestellung.
H. Bischoff.
K. Bjioff, Ein Beitrag zur Kenntnis der Rattentrypanosoroen. Sitzungsber.
der Akad. d. Wissensch. zu Wien. Mathem.-naturw. Kl. 1904, S. 111.
B. hat die Rattentrypauosomen bei wilden Ratten studirt und mittels
derselben zahme Ratten inficirt. Während jene infolge der Infektion ein-
gehen, werden die zahmen Ratten wenig beeinträchtigt und überstehen die
Infektion gut. Die in die Peritonealhöhle mit Blut eingespritzten aus-
gewachsenen Formen gehen vorerst nnr in geringer Menge in das Blut
über. Offenbar tritt schon in der Peritonealhöhle empfänglicher Tiere ein
Teilungsprozess auf. Die durch denselben gelieferten Produkte gelangen
daun in die Blutbahn, wo sie anscheinend rasch und unter Bildung sehr
verschiedener Teilungsformen heran wachsen. Fortgesetzte Teilungen, die
sowohl nach dem Typus der Längsteilung, der Segmentirung und möglicher-
«•
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704
CoRKl.KY. HECHT. Bl'ROER
No. 42.
weise auch uach anderen Typen zustande kommen, führen zur Bildung
sehr kleiner Elemente, welche schliesslich am dritten oder vierten Tage
nach der Infektion in beträchtlicher Menge vorhanden sind. Diese kleinsten
Gebilde wachsen heran und teilen sich dann wieder. Der Teilungsprozess
geht zu Ende, wenn eine sehr reichliche Ueberschwemmnng mit Trypano-
somen stattgefunden hat. Das Blut der zahmen Hatten wird nach dem
Ueberstehen der Infektion wieder frei von Trypanosomen. Der Teilungs-
vorgang des Zellkörpers verläuft bei Längsteilung wie Segmentirungs-
vorgängen stets unter Erscheinungen, welche der Mitose am ähnlichsten
sind. Die Geisselwurzel zeigt während des Teilungsvorganges ein Verhalten,
das an das der Zentralkörper anderer Zellen erinnert. H. Bi sc hoff.
C. G. Coaklcy, Report on the use of stovaine. Med News. 1905, No. 15.
G. wandte das Stovain, abwechselnd mit Cocain, als lokales Anästhe-
ticum bei Hals- und Nasenoperationen an und kam hierbei zu folgenden
Resultaten: Das Stovain ist als lokales Anästbeticum dem Cocain gleich-
wertig. Die Auästhesie tritt bei beiden Mitteln ziemlich gleichzeitig ein.
Die nach Cocain auftretenden Schleimhautcontraktionen sind nach Stovain
weuiger deutlich ausgeprägt, ein Umstand, der bei gewissen Operationen
vorteilhaft, bei anderen nachteilig ist. Toxische Wirkungen werden nach
Stovain nicht festgcs teilt.; allerdings kam in der betreffenden Zeit auch
kein deutlicher Fall von Cocainismus zur Beobachtung. Erwähnt sei end-
lich noch, dass einzelne Patienten den eigentümlichen, an alte Fische er-
innernden Geruch und den stark bitteren Geschmack des Stovains unan-
genehm empfanden. K. Krontbal.
1) liecht, Zur endermatischen Anwendung des Guajak‘ols. Müncb. med.
Wochenschr. 1905, No. 9.
2) F. Burger, Ueber innerliche Darreichung von Lysol bei Anämie und
seine mächtig den Appetit anregende Wirkung. Ebenda.
1) Aufpinselungen von Guajakol wurden gegen fieberhafte Krankheiten
mehrfach empfohlen, doch scheiterte die allgemeine Einführung daran, dass
grössere Dosen häufig nicht vertragen wurden, während kleinere meist
nicht genügend wirksam waren. H. versuchte daher, das Guajakol mit
anderen Mitteln zu combiniren und wählte dazu die altbewährte Salicyl-
säure. Er verschreibt: Guajakol, Acid. salicyl., Ichthyol aa 5,0, Vaselin,
ad 50. Diese Salbe bewährte sich namentlich bei Kindern, was vielleicht
mit dem grösseren Absorptionsvermögen der kindlichen Haut zusammen-
häugt. Aber auch bei Erwachsenen, die an Gelenkrheumatismus oder
Pleuritis litten, war der Erfolg mitunter ein übcrrascheud schneller. Man
darf die Salbe nicht zu oft an derselben Stelle appliciren, da nach
mehreren Einreibungen die Haut ihre Resorptionsfähigkeit verliert.
2) Innerliche Darreichung von Lysol wurde vor einiger Zeit in markt-
schreierischer Weise als Universalmittel empfohlen; durch die „innere
Antisepsis“ wurden angeblich die schwersten Erkrankungen beeinflusst.
Natürlich wurde sehr bald die völlige Unwirksamkeit des Mittels fest-
gestellt. Indessen bei gewissen Erkrankungen erzielte B. mit Lysol recht
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No. 42.
ScHMIKDKRKRG. — HkI.SINOICS.
705
gute Erfolge, nämlich bei abnormen Gärungen im Darm und dadurch be-
dingten Verdauungsstörungen und Anämien, Erkrankungen, die namentlich
bei Kindern nicht selten sind. Hier zeigten sich schon nach kurzem Ge-
brauch beträchtliche Besserungen, und auffallend war besonders eine
beträchtliche Steigerung des Appetits. B. giebt das Lysol in Pillen ä 0,1
und sah selbst bei Tagesdosen von 1 — 2 g keine unangenehmen Neben-
erscheinungen. K. Kronthal.
ö. Sehmiedeberg, Ueber die Anwendung des Theophyllins als Diureticum.
Deutsches Arch. f. klin. Med. 82. Bd., S. 396—408.
Das Auftreten von Krämpfen nach dem Gebrauch von Theophyllin
(Theocin) ist mehrfach beobachtet worden; insbesondere haben zwei von
Allard beschriebene, letal endende Fälle berechtigtes Aufsehen erregt
(cfr. Centralbl. für die med. Wisseusch. 1904, No. 51. Ref.). Verf. ist nun
der Ueberzeugung, dass es sich in allen diesen Fällen bei der Entstehung
der Krämpfe nicht um Theophyllinwirkung gehandelt haben kann. Abge-
sehen davon, dass der zeitliche Zusammenhang meistens nicht klarerwiesen
ist, eutspricht der Charakter der beschriebenen Krämpfe nicht den nach
reiner Theopbyllinvergiftnng beobachteten; in diesem letzteren Falle handelt
es sich stets um tetanische Krämpfe, während in den oben erwähnten
Krankengeschichten von epileptiformen, epileptischen oder eklamptischen
gesprochen wird. Bekannt ist ja übrigens, dass nach starker Steigerung
der Diurese und plötzlicher Resorption grosser hydropischcr Ergüsse nicht
selten ähnliche Erscheinungen beobachtet wurden; selbstverstäudlich kann
man dann dem diuretischen Mittel nicht die Schuld daran zuschieben. —
Als charakteristische Vergiftungssymptome sind ferner starke Reizungen
desVerdauungstraktes,speciell Blutungen in die Magenschleimhaut beschrieben
worden. Indessen kann es nach Sch. bei Anwendung der üblichen Dosen
wohl zu Magenstörungen, Uebelkeit, Erbrechen und Durchfällen kommen,
nie aber zu Aetzungen oder Blutungen. — Was die diuretische Wirkung
des Theophyllins anlangt, so hängt sie zum Teil von der Steigerung der
Funktionstätigkeit der Nierenepithelien ab, zum Teil aber wohl auch von
eine Anregung der Lyrnphabsonderung. Eine Reizung der Nieren findet
übrigens bei den üblichen Gaben nicht statt, so dass man das Mittel auch
bei acuter Nephritis ohne Gefahr geben kann. Ist eine sofortige Wirkung
nicht dringend erforderlich, so beginnt man zweckmässig mit kleinen
Dosen; empfehlenswert ist eine wässerige Lösung von Theophyllinnatrium,
in geeigneten Fällen zugleich mit Digitalis. K. Kronthal.
0. F. Helsingius, Ein seltener Fall von Verdoppelung des Herzspitzen-
stosses. Fortschr. d. Med. 1905, No. 15.
Die Fälle von Verdoppelung des Herzspitzenstosses werden entweder
im Sinne der Bigeminie (d. h. zweier rasch aufeinander folgender Herz-
contraktionen) oder im Siune der Hemisystolie (d. h. der ungleichzeitigen
Contraktionen der Herzventrikel) gedeutet; anders zu erklären ist jedoch
der Fall, den Verf. publicirt. Hier wurde intra vitam eine wirkliche Ver-
doppelung des Herzspitzenstosses gefunden neben Vergrösserung des rechten
9
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706
GlHSON. — UoFKMANN.
No. 42.
und des linken Herzens infolge von Insufficienz der Mitral- und der
Aortenklappen mit Exacerbation der Rmlocarditis. Die Autopsie bestätigte
die Diagnose; ausserdem fand sieb die Wand des rechten Ventrikels an
der Spitze hochgradig verdünnt: sie bestand an der Spaltungsstelle der
Spitze nur aus Endo- und Epicard mit einer dazwischen eingelagerten
Schicht von Fettzellgcwebc. Verf. vermutet, dass die Verdoppelung des
Hcrzspitzonstosses im wesentlichen durch die zweite acccssorische Herz-
spitze, die eine besondere Spitze des rechten Ventrikels bildete, bedingt
war. Diese accessorische Spitze wurde am Schlüsse der Diastole unter
dem Einflüsse des Blutdruckes gedehnt und veranlasste eine fühl- und
sichtbare Vorstülpung des Interkostalraumes, welche die erste Hälfte des
doppelten Herzspitzenstosses bildete. L. Perl.
I«. A. Gihsnn, Bradycardia. Edinburgh med. journal. July 1005.
Eine bei einem erwachsenen Manne zu constatirende Pulsfrequenz unter
50 Schlägen in der Minute ist pathologisch. Die Erscheinung kauu auf
einer familiären Anlage beruhen, auch wohl auf persönlicher Idiosynkrasie;
zahlreich sind die veranlassenden Momente (die verschiedensten Affektionen
des Nervensystems vom Hirn abwärts, mannigfache Leiden des Herzens,
der Lunge, der verschiedenen Unterleihsorgane; toxische Einflüsse teils bei
metallischen Vergiftungen, teils bei solchen mit verschiedenen pflanzlichen
oder mikrobischen Giften; endlich beträchtliche Steigerung des Blutdruckes
aus verschiedener Veranlassung). Das Phänomen vergesellschaftet sieb
unter Umständen mit nervösen Anfällen, die Aehnlichkeit mit dem „petit
mal“ haben (Adams-Stokes Symptomeocomplex). In einigen vom Verf.
publicirten Fällen zeigten die von der Jugularvene und von der Radial-
arterie aufgenommenen Kurven eine bemerkenswerte höhere Frequenz der
Jugularpul8e, ein Umstand, der entweder auf eine gesteigerte Tätigkeit der
Vorhöfe oder auf einen Schwächezustand der Ventrikelaktion hinweist. —
Die oben erwähnten, bei manchen Fällen intermittirend auftretenden Hirn-
erscheinungcn beruhen in erster Reihe auf Sklerose der Hirngefässe und
sind ätiologisch analog der „Clatidication intermitteute“. L. Perl.
lloffinann, Ein Fall von schwerer Magenblutnng. Deutsche militärirztl.
Zeitschr. 1004, H. 5, S. 278.
Es handelt sich um die Krankengeschichte eines Gefreiten T.. die
beweist, dass auch ausserordentlich ausgiebige Blutungen aus dem Magen
mit drohendsten Erscheinungen noch gut überstanden werden können. Man
nimmt allgemein an, dass bei Blutverlusten bis zur Hälfte der Gesammt-
blutmcnge des Körpers das Leben durch Kochsalzinfusion noch zu erhalten
ist. Dagegen soll dies bei Blutverlusten über a/3 der Gesammtmenge nicht
mehr möglich sein. Demgegenüber zeigte unser Fall, bei dem nahezu
3 Liter reinen Blutes erbrochen wurde, während ausserdem noch 1 Liter
stark blutig • gefärbter Flüssigkeit per os abging, während endlich auch
der Stuhlgang mehrere Maie schwarz gefärbt war, ein Zeichen, dass eben-
falls durch den Darm zu wiederholten Malen Blut abging, dass auch bei
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No. 42.
Groukk. — Baumstark.
707
Verlust von !/3 der Gesararatmenge des Rlutes durcli reichliche Kochsalz-
infusion das Leben gerettet werden kann. Der Patient erhielt 3 Stunden
nach der ersten Blutung abends 8 Uhr 1000 ccm physiologischer Koch-
salzlösung von 37° C. infundirt, während 2 Stunden später eine zweite der-
artige Infusion von 700 ccm folgte. In den ersten Tagen wurde der Kranke
lediglich durch den Mastdarm ernährt, daneben noch ca. 14 Tage lang
nur mittels kleiner Mengen Milch per os. Erst 14 Tage nach der Blutung
erhielt der Patient zum ersten Male Fleischbrühe mit einem weichgekochten
Ei und 4 Tage darauf zum ersten Male fein geschabten Scbinkeu. Die
gewöhnliche Ernährung wurde erst 4 Wochen nach der Blutung wieder
aufgenommen. Eine Wiederholung der Hämatemesis fand nicht statt.
Carl Rosenthal.
J. A. Grober, Ueber die Wirkung gewisser Antiseptika (Toluol etc.) auf
das Pepsin. Archiv f. d. ges. Physiologie. Bd. 104, H. 1 u. 2, S. 109.
Versuche, die G. über die Wirkung gewisser Antiseptika, besonders
Toluol und Chloroform, auf das Pepsin angestellt hat, beweisen, dass diese
Mittel eine schädigende Einwirkung auf die verdauenden Eigenschaften der
Fermente, speciell des Pepsins ausüben. Sie tun dies insbesonders bei
inniger Mischung, doch auch, wenn auch entsprechend geringer, bei der
gewöhnlichen Anwendung. Worauf die Schädigung eigentlich beruht, lässt
sich mit Sicherheit nicht sagen. Eis kann sich einmal um eine Hemmung
der Wirkung des Fermentes, das im übrigen quantitativ nicht verändert
wird, handeln, oder auch vielleicht um eine Zerstörung des Fermentes.
Carl Rosenthal.
R. Baumstark, Ueber Thiosinaminwirkung bei Erkrankungen der Ver-
dauungswege. Berl. klin. Wochenschr. 1904, No. 24.
B. erprobte die Wirkung des viel gerühmten Thiosinamin bei Er-
krankungen der Verdauungswege, die durch Narben und Adhäsionsbilduug
hervorgerufen werden. Es wurde in allen behandelten Fällen eine 20proc.
Glycerinwasserlösung des genannten Mittels benutzt und zwar wurde jedes-
mal 1 ccm injicirt, abgesehen von den beiden ersten Einspritzungen, die
nur 3 resp. 6 Teilstriche betrugen. Die Einwirkung auf maligne Tumoreu
(3 stenosirende Pyloruscarcinome und 2 Oesophaguscarcinome) war absolut
gleich Null, wie das auch nicht anders zu erwarten war. Was auf der
anderen Seite die benignen Erkrankungen anlangt, so war in 2 Fällen
einer Pericholecystitis und einer Perigastritis ein Erfolg nicht zu verkennen.
Nicht nur das subjektive Beünden der Patienten besserte sich, sondern es
kounte auch objektiv insofern eine Besserung constatirt werden, als die
Druckemptindlichkeit in der Leber- und Magengegend bedeutend nachliess.
Inwieweit jedoch diese Besseruug auf das Mittel oder auf die allgemeine Be-
handlung und auf die schonende Diät zurückzufübren ist, lässt sich schwer
bestimmen, ln anderen benignen E'ällen hat sich jedenfalls die Thiosinamin-
therapie erfolglos erwiesen. In jedem E'alle beweisen diese Ergebnisse, dass
man die Hoffnungen auf die gute Wirkung der Behandlung, sei es maligner,
sei es benigner Strikteren, mittels Thiosinamin durchaus nicht zu hoch
spannen darf. Carl Rosenthal.
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708
WlKSIKOEII. — V. HoTOK.
No. 4‘2.
Wiesinger, Zwei Fälle von akuter Pankreatitis mit disxeminirter Fett-
nekrose, geheilt nach Laparotomie. Deutsche med. Wochenschr. 1904,
No. 35.
In letzter Zeit ist zweifellos festgestellt worden, dass die disseminirte
Fettnekrose keine eigene Erkrankung, vielmehr ein Symptom krankhafter
Störung der Pankreasfunktion darstellt. Insbesondere kommt sie im Ge-
folge akut entzündlicher Processe der Bauchspeicheldrüse vor. W. giebt
die Krankengeschichte zweier einschlägiger Fälle, welche beide durch Lapa-
rotomie geheilt wurden. Die Frage, ob überhaupt bei akuter Pankreatitis
operativ eingegriffen werden soll oder nicht, beantwortet W. in bejahendem
Sinne, indem er darauf hinweist, dass die erste und wichtigste Pflicht des
Chirurgen darin besteht, bei irgend welchem phlegmonös entzündlichen
Processe eventuell durch ausgedehnte Einschnitte in die betreffenden Teile
für genügenden Abfluss der pathologischen Sekrete zu sorgen. Was speciell
die operative Behandlung der akuten Paukreatitis aulangt. so sind bisher
nur wenige derartiger Fälle gebeilt worden (Hahn, Halstedt. Pkls-
Leusden, Körte, Wi, singer). Der Grund für diese traurige Erscheinung
liegt wohl zumeist darin, dass die Grundsätze der Behandlungsweise erst
in den letzten Jahren festgestellt und allgemein angenommen worden sind.
Die Operation selbst anlangend, soll sie in der Regel die Form der Probe-
laparatomie wahren und ohne Narkose ausgeführt werden, um den bereits
bestehenden Erschöpfungszustand nicht noch zu steigern. Dass es möglich
ist, die Fettgewebsnekrose anatomisch zu heilen, dafür wird zum Schluss
noch der interessante Beweis erbracht, indem bei Wiedereröffnung des
Leibes bei einem der beiden Patienten ein Jahr nach der ersten Operation
festgestellt werden konnte, dass von der früher reichlich vorhandenen
Fettnekrose nicht eine Spur mehr vorhanden war. Carl Rosenthal.
v. Huton, La pasteurisation domestiqne du lait. Journ. med. de Bruxelles.
1904, No. 18.
Die jetzt vielfach empfohlene Methode, die zur Säuglingsnahrung be-
stimmte Milch am offenen Feuer rasch aufzukochen und kühl aufzubewahren,
hält Verf. für verwerflich. Bei dieser Art des Erbitzens ohne Wasserbad
werden die einzelnen Schichten der Milch ganz ungleicbmässig erwärmt,
infolge des Zutritts der Luft bildet sich das bekannte Milchhäutchen, das
viele, auch pathogene Bakterien einschliesst und vor der Abtötung durch
die Hitze schützt. Endlich findet, zumal in Krankenhäusern, leicht eine
Neuinfektion der Milch in den offenen Gefässen statt. Da die Milch bei
Temperaturen von 70 — 75° C. und darüber chemische Veränderungen er-
leidet, so ist das beste Verfahren, die Milch zur Säuglingsnahrung vor-
zubereiten. sie bei einer Temperatur von 00— 65° zu pasteurisiren. Verf.
hat einen einfachen, für den Hausgebrauch bestimmten Apparat ersonnen,
welcher ermöglicht, die in einem mit Wattefilter geschlossenen und mit
Hahn versehenen Kruge befindliche Milch mit Hilfe eines W7asserbades,
aber ohne Gebrauch eines Thermometers, auf ca. 05° zu erwärmen Bei
dem Erwärmen auf 65° werden alle pathogenen Bakterien abgetötet, aber
nicht die Sporeu der normalen Milehbakterien. Bei Temperaturen von
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No. 42.
ThaUtmann.
Hai.iprC.
709
16 — 25° keimen diese rasch wieder aus. In jedem Fall ist daher die bei
65° pasteurisirte Milch in spätestens 24 Stunden zu verbrauchen; hei
heissem Wetter aber verwende man lieber bei 100 0 sterilisirte Milch.
Stadthagen.
G. Trautmann, Beitrag zum Wesen des Drüsenfiebers unter Berücksichti-
gung des Lymphsystems und der Bakteriologie. Jahrb. f. Kinderheilk.
Bd. t*0, S. 603.
Beim Drüsentieber handelt es sich um secundäre Lymphadenitiden,
welche von einer Entzündung im Nasenrachenraum, speciell der Pharynx-
tonsille aus entstehen. Dabei können entzündliche Nebenerscheinungen in
der Mundhöhle und Nase bestehen. Die Lymphadenitis betrifft vorwiegend
die Nackendrüsen, kann sich aber weiter auf die übrigen Hals- und die
Achseldrüsen verbreiten. Die Lymphadenitis stammt aus dem Lymphquell-
gebiete des Infektionssitzes, welcher mit den afficirten Drüsen in Verbindung
steht. — Bei der Weiterverbreitung des Infektionsstoffes bilden die hinteren
und seitlichen Pharynxdrüsen die erste Durchgangsstation. Im fort-
geschrittenen Alter atropbiren die inconstanten retropharyngealen Drüsen,
während die constanten lateralen persistiren. Das seltene Vorkommen des
Drüsenfiebers bei Erwachsenen erklärt sich aus der physiologischen Atrophie
der Pharynxtonsille und der retropharyngealen Drüsen. Die seltenen Fälle
von Drüsenfieber bei Erwachsenen betreffen eben solche Individuen, bei
denen ausnahmsweise die Rachenmandel persistirt und von da aus die In-
fektion sich auf die lateralen Gland. pharyngeales ausbreitet. Gelegentlich
kann auch einmal bei Erwachsenen die Schleimhaut des Nasenrachenraums
selbst der Sitz der Infektion sein. — Bei Erkrankung der Gaumenmandel
bleiben die Nackendrüsen frei; von diesen aus gelangt der Infektionsstoff
zu den Gland. submaxillares. Sind Nasenrachenraum und Mundhöhle gleich-
zeitig Sitz der primären Infektion, so können Nacken- und Submaxillar-
drüsen anschwellen. Das Drüsenfieber ist kein Morbus sui generis; sondern
eine Infektionskrankheit mit verschiedener bakteriologischer Aetiologie. —
Ob der Krank hei tsprocess sich auf die nächstgelegenen Drüsen beschränkt
oder auch auf entferntere Lymphdrüsen übergeht, ob Complikationen
(Nephritis etc.) auftreteu, ist von der Resistenz des befallenen Körpers
und der Virulenz des jeweiligen Krankheitserregers abhängig.
Stad thagen.
A. Halipre, La paralysie douloureuse des jeunes enfauts existe-t-elle?
Rev. mens, des mal. de l’enf. 1904, S. 241.
Die sogenannte schmerzhafte Lähmung der Kinder (ChassaIGNAC),
welche sich im Gefolge eines brüsken Zuges, eines Stosses oder Falles am
Arm einstellt, ist nach Verf.'s Erfahrungen, die er durch einige Beispiele
belegt, nicht Folge einer nervösen Lähmung, sondern durch eine chirur-
gische Erkrankung zu erklären. Wenigstens gilt dies für die weitaus
meisten Fälle. Es handelt sich um eine Subluxation des Radiusköpfchens
nach vorn oder nach hinten, oder um eine Verzerrung des Ligamentum
annulare radii mit Einklemmung desselben zwischen Radiusköpfchen und
Humerus. Stad thagen.
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710
Hkcht. — Fbkrbb. — Mkndki..
So. 44.
A. Fr. Hecht, Die Reduktion als Lebensfunktion der Milch. Arch f.
Kinderheilk. Bd. 38, S. 349.
Der nativen Frauenmilch kommen bei Sauerstoffmangel reducirende
Eigenschaften zu, die am besten durch Entfärbung von Methylenblau
sichtbar gemacht werden können. Bei coloströser Beschaffenheit der Milch
sind die Entfärbungszeiten viel kürzer, reife Milch reducirt manchmal so
langsam, dass bakterielle Einflüsse nicht ausgeschlossen werden können.
Erhitzen auf 60 — 68° beeinträchtigt die Reduktion dauernd; längeres leb-
haftes Kochen hingegen führt zu Bildung neuer, sehr intensiv reducirender
Substanzen. Die Reduktion hängt in erster Linie vom Gehalt der Milch
an Protoplasma, dann auch vom Gehalt an Milchkügelchen ab. Das Ver-
halten des Rcduktionsvermögeus der Milch bei der Verdauung lässt sich
infolge des dabei herrschenden Bakteriengohalts nicht verfolgen. Ob der
Reduktionsfälligkeit der Milch im Stoffwechsel des Säuglings eine Rolle
zukommt, ist aus den Untersuchungen des Verf.’s nicht zu entscheiden.
Stadthagen.
Freesp, The force of contraction of the gall bladder and the course of
its motor and iuhibitory nerve fibers. Bullet, of the John Hopkins Hosp.
Vol. XVI, p. 236.
Bei Reizung von den motorischen Nerven vermag die Gallenblase sich
gegen einen Druck von mindestens 220 mm Ringer’scber Flüssigkeit (spee
Gewicht = 1,004) zusammenzuziehen. Die höchste von der Gallenblase
durch Contraktion ausgeübte Kraft übertrifft nicht wesentlich den Sekretions-
druck der Galle. Die Muskulatur der Gallenblase besitzt motorische (con-
trahirende) und hemmende (dilatorische) Nervenfasern, die zu dem Gebiet
des Splanchnicus gehören. Beide Nervenarten entspringen vom Rücken-
mark in den Wurzeln des 6. Dorsal- bis 2. Lumbalnerven. Die Hauptaus-
trittsstelle für die contrahirenden Fasern ist der 10., 11. und 12. Dorsaluerv.
Die dilatatorischen Fasern erscheinen ein wenig höher, besonders vom
8. bis 12. Dorsalnerven. Alkan.
Mendel, A lecture on tracheal inject ion; its simplitication and its use in
pulmonary tuberculosis. Lancct 1905, July 16.
Verf. behauptet, dass Injektionen in die Trachea nicht notwendig
Husten und Erstickungsanfälle erregen, sondern bei reizlosem Medikament,
z. B. Olivenöl, vollkommen reaktionslos ertragen werden. Die Injektion
braucht nicht mit Hülfe des Kehlkopfspiegels zu geschehen, sondern es
genügt, gegen die seitlichen Teile der hinteren Rachenwaud kräftig zu
spritzen, während die Zunge des Patienten herausgezogen ist und nicht
schluckt. Der Pharynx bildet [dann einen Trichter, der nur nach der Glottis
hin eine Oeffnung hat. Als Medikamente werden 6— lOproc. ölige Euka-
lyptus- und Gomenollösungen empfohlen. Wenn es auch wohl zu opti-
mistisch ist, die angeführten Besserungen im Lungenbefund Schwindsüchtiger
einzig auf diese Injektionen zurückzuführen, so kann diese Art der Medi-
kation doch immerhin durch Reinigung der Trachea und des Larvnx von
eingedickten, anhaftendes Sputis Gutes wirken. Alkan
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No. 42.
Fischlkk. HOPPS
711
Pr. Fischlor, Ueber die syphilogenen Erkrankungen des centralen Nerven-
systems und über die Frage der „Syphilis ä virus nerveux.“ Deutsche
Zeitschr. f. Nervenheilk. 28. Bd. (5—0). •
F. beschäftigt sich hier mit der Frage, ob es Formen von Syphilis
gebe, welche mit ihrer Schädigung mit Vorliebe das Nervensystem heim-
suchen (Syphilis ä virus nerveux) und durch ihre Produkte, Toxine, Blut-
tnischung gerade bestimmte nervöse Elemente angieift. Von diesem Stand-
punkt aus betrachtet er in 4 Gruppen folgende in der Litteratur behandelten
Fälle: 1. Infantile und juvenile Tabes, Taboparalyse, Paralyse mit Lues,
aber ohne postluetische Erkrankung der Erzeuger. 2. Syphilogene Nerven-
erkrankungen bei Ehegatten. Conjugale reine Tabes. Conjugale Tabo-
paralyse. Andere syphilogene Nervenleiden bei Ehegatten. 3. Fälle von
familiärer Tabes, Taboparalyse, Paralyse und andere syphilogene Erkran-
kungen und Mischformen familiären Charakters. 4. Gruppenerkrankungen
aus einer gemeinsam bestimmten Infektionsquelle bei mehreren Individuen
ohne verwandtschaftliche oder familiäre Beziehungen u. s. w. Die kritische
Beurteilung des hier vorliegenden und zusammengestellten Materials hat
zwar bisher keinen zwingenden Beweis einer Existenz der Lucs nervosa er-
bracht, sie ergiebt aber viele Momente, die deren Existenzmöglichkeit als
höchstwahrscheinlich hinstellen. Wie manche Diphtherie- und Typhus-
Epidemien schwere Lähmungen und Complikationen mit sich bringen, so
dürften auch bei dem Syphilisgift verschiedene biologische Eigenschaften
und Differenzen möglich sein. — Art und Zeit der Infektion, Verlauf der
Infektion und Nachkrankheiten, Eigenheiten des Individuums, Constitution,
Belastung, äussere und exogene Schädlichkeiten, sind in jedem einzelnen
Falle zu berücksichtigen; dazu kommt die Frage nach Ausbreitung weiterer
Luesfälle aus derselben Quelle u. s. w. S. Kalischer.
H. Hoppe, A clinical und pathological contrihution to the study of the
central localization of the sensory tact. The journ. of nerv, and ment,
disease 1004. May.
H. teilt 10 Fälle mit Obduktionsbefund mit, in denen bei Hirn-
erkrankungen die sensiblen resp. sensorischen Funktionen beteiligt waren.
Kr kommt zu dem Schlüsse, dass akute Erweichungen der Hirnrinde im
Gebiete der mittleren Hirnarterie neben completer Hemiplegie complete
Hemianästhesie erzeugen können. Chronische Degenerationen und Atrophie
der unteren Rolando’schen Furche, wie z. B. bei Thrombose eines Astes
der mittleren Hirnarterie, war nicht begleitet von einem andauernden Ver-
lust des Gefühls auf dem gegenüberliegenden Arm und Gesicht. Tumoren,
welche die Rinde und die subcortikalen Partien der motorischen Zonen
zerstören, haben oft subjektive Gefiihlsstörungen zur Folge, wie Schmerzen,
Ameisenlaufen, Taubheit; die objektiven Störungen der Sensibilität sind
dabei meist gering und häufig durchaus nicht proportional dem completen
Lähmungsgrade. In der Mehrzahl der Fälle (66 pCt.) der Läsionen der
motorischen Zonen oder Bahnen (Pyramiden) fehlen sensible Störungen.
Mit v. Monakow nimmt H. zur Erklärung dieser Tatsache an, dass die
allgemeinen Körperempfinduugen eine bilaterale Centralisation besitzen und
r
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712
Orloff. — Urbrmyscuitsch.
No. 42.
auf verschiedenen Bahnen ihre Centren erreichen. Hauptsitz für Schraerz-
und Temperatureropfindung sind die anderen Teile des Lohns parietalis
und für Tast- und Muskelsinn sind die Rolando’schen Windungen resp.
Centren in Anspruch zu nehmen. Zur Leitung der sensiblen Bahnen ist
das thalamo-cortikale Neuron in Betracht zu ziehen; akute hämorrhagische
Zerstörung des Thalamos opticus wie akute Zerstörung der Corona radiata
zwischen Rinde und Thalamos führen zu Hemianästhesie. Tumoren und
chronische Läsionen dieser Gegend können diese Gefühlsstörung vermissen
hissen. S. Kali sch er.
N. OrlofT, Zur Frage der pathologischen Anatomie der genuinen Epilepsie.
Arch. f. Psych. etc. 38. Bd. (2).
Der Verf. uutersucbtc vier Fälle genuiner Epilepsie und fand zu-
nächst eine Gliawucherung. Diese Gliawucherungen bilden aber in ihrem
Auftreten, Anordnung oder Bildung nichts Charakteristisches für Epilepsie.
Ihr Vorkommen ist in allen Fällen lange währender Geisteskrankheit als
Regel anzusehen und ihre Anordnung in allen Fällen die gleiche. Ebenso-
wenig boten die Veränderungen der Ganglienzellen und der Gefässe etwas
Charakteristisches. Während die Gliawucherungsprocesse in den ersten
3 Fällen sich auf allen Gebieten des Gehirns verbreiteten, war in dem
4. Falle eine selbständigere ja vielleicht angeborene Sklerose des Ammons-
horns hervorgetreten; auch im allgemeinen lässt sich nichts mehr sagen,
als dass das Ammonshorn mitunter bei Epilepsie besonders starke Wuche-
rungen aufweist. Die Tangential- und Radiärfaseru waren in keinem der
Fälle vermindert. S. Kalischer.
V. l'rbiintscliitseh, Ueber die von den seusiblen Nerven des Kopfes aus-
gelösten Schrift- und Sprachstörungen, sowie Lähmungen der oberen und
unteren Extemitäten. Deutsche Zeitschr. f. Nervenheilk. 20. Bd. (3).
Der Verf. weist zunächst auf die vom Ohr ausgehenden Reflexläbmungen
der oberen und unteren Extremitäten hin. Diese Reflexparesen bei Mittel-
ohrentzündungen betreifen bald die oberen bald die unteren Extremitäten,
bald die gleiche bald die entgegengesetzte Seite; sie äussern sich bei
leichteren Graden in Schwäche, Zittern, Ermüdung, Unsicherheit. In dem
hier beschriebenen Falle mit beiderseitigem Mittelohrkatarrb erfolgte jedes-
mal nach Bougierung des Tubenkauals und Lufteintreibungen in das Mittelohr
eine auffallende Besserung des Gehens und der Bewegungen. In anderen
Fällen können gerade Manipulationen am Ohr (Einführen des Katheters
in die Rachenmündung u. s. w , Tamponade) eine derartige Reflexparese
erzeugen. — Auf ähnlicher Basis beruhen die vom Ohr reflektorisch aus-
gelösten Schriftstörungen. Mit Beginn einer eitrigen Mittelohrentzündung
tritt mitunter eine auffällige Verschlechterung der Schrift ein (Ermüdung,
Zittern, Unsicherheit). Mitunter trat nach einem operativen Eingriff sofort
die frühere gute Schrift wieder auf. Bei 60 Fällen von Drucktamponade
der inneren, freigelegteu Wand der Paukenhöhle trat 11 mal eine Schrift-
veränderung eiu. Auch Ausspritzung, Lufteinblasung, Bougierung kann zu
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No. 42.
Bruo. — Oi.ivrr. Hudson,
713
ähnlichen Stillungen führen Diese Schriftveränderung, die auf feinere
funktionelle Muskelstürungeu zu beziehen ist, betraf mitunter die Schrift
beider Hände. — Auch reflektorisch erzeugte Paresen der Sprachmuskeln
und Sprachstörungen konnten durch OhrafTektionen und Eingriffe am Ohr
erzeugt werden, so rasche Ermüdung, verlangsamte, stockende Sprache, er-
schwertes oder mangelndes Aussprechen der S- oder L-Laute, Lallen.
Diese Störungen könnten Tage bis Monate anhalten und bessern sich mit-
unter nach Heilung des Katarrhs wie nach operativen Eingriffen. Dabei
sind die Störungen wenig anders, wenn das rechte oder das linke Ohr
betroffen ist. — Auch vorübergehende schwerere amnestische und aphasische
Störungen, die eine organische Hirnveränderung ausscb Hessen lassen, konnte
U. bei Ohraffektionen und nach Mittelohroperationen beobachten; vielleicht
spielen hyperämische, ödematöse Zustände in den Sprachcentren und ver-
änderte Druckverbältnisse dabei eine Rolle. — Endlich können verschiedene
Reflexparesen gemeinschaftlich an den oberen unteren Extremitäten wie an
den Sprach- und Schreibmuskeln bei Mittelohrleiden sich zeigen; sie können
mitunter apoplektiform einsetzen und zu Täuschungen Anlass geben. Die
Reflexparesen können auch gelegentlich den Facialis treffen. — Auch
sensible und setisorische Reflexstörungen wie Hyp- und Hyperästhesien
und Algesien und Asthenopien können von Mittelohraffektionen aus ent-
stehen und mitunter durch Cocain-Anästhesirung der Paukenhöhle ebenso
beseitigt werden wie die Reflexparesen. S. Kalischer.
R. Brtig, Die Abnützung des Rückenmarks (Friedreich’sche Krankheit und
Verwandtes). Deutsche Zeitschr. f. Nervenheilk. 26. Bd., 1.— 2. H.
B. wendet die Edinger’sche Ersatztheorie auf die Erklärung des Zu-
standekommens der sog. Friedreich’schen Ataxie an, indem er nachzuweisen
sucht, wie auf dem Boden einer hypoplastischen Anlage des Rückenmarks
und mangelhaften Ersatzes der bei der Funktion consumirten Stoffe pari
passu je mit den funktionellen Ansprüchen, welche das heranwachsende
Kind an einzelne Neurone stellt, diese der Erkrankung anheimfallen (Ab-
nützung des Rückenmarks). Die klinischen und anatomischen Befunde bei
der in Rede stehenden Erkrankung scheinen darauf hinznweisen, dass gerade
diese Krankheitsform das beste Paradigma und die sicherste Stütze für die
Edingersche Hypothese abgebe und zwar in einwandsfreierer Weise als
die Tabes. B. eröffnet ausserdem noch Ausblicke (auf Grund ähnlicher
Gedankengänge) auf das Verständnis für die Pathogenese anderer con-
genitaler und familiärer Zustände, deren Entstehung heute noch im Dunkeln
liegt. M. Brasch.
1) Th. Oliver, History of a case of central tuniour eight and a-half years
after rernoval. Brit. med. journ. 1903, Jnly 11.
2) W. 11. Hudson, A enntribution to the surgery of the brain, with the
report of two cases of tumours of the cerebellum which where located
and on which operations were performed. Americ. journ. of med. Sciences
1903, September.
1) 0. berichtet über den Verlauf eines Falles von Augiom der linken
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714
SivtN. — Fkbslkh.
No. 42.
motorischen Rindenzone, den er mit WlLLlAMSON zusammen behandelt,
operirt und 1898 berichtet hat. Es musste damals, weil der Tumor nicht
circumskript war, ein grösserer Teil gesund erscheinender Rindenpartien
mit fortgenommen werden und die Patientin war nachher aphasiscb.
8‘/2 Jahre nach der Operation war das Spontansprechen sehr ge-
bessert, der Wortschatz ein ziemlich reicher geworden, die Kranke batte
ein treffliches Gedächtnis, beantwortete einfache Fragen correkt, rechnete
und zählte leidlich gut, schrieb mit der linken Hand. Im rechten Facialis
und rechten Bein war eine leichte Parese vorhanden, in der rechten Hand
waren Contrakturen sichtbar, während der Arm beweglich erschien, die
feineren manuellen Verrichtungen waren demzufolge gestört
2) Die beiden Fälle sind uicht nur von lokalisatorischem. .sondern
besonders von chirurgisch-technischem Interesse, denn sie greifen eine
Hirnregion an, die bisher als unnahbar galt und zwar (im ersten Falle)
mit einem Erfolg endgiltiger Heilung, ln diesem Falle (Cyste im rechten
Lappen) kam die Symptomatologie der Lokalisation zu Hülfe, da die
rechte Seite druckempfindlich war, eine rechtsseitige Lähmung des C. und
7. Hirnnerven, rechtsseitiger Nackenschmerz und eine gekreuzte Hemiparese
vorhanden waren. Im zweiten Falle fehlte die gekreuzte' Lähmung, aber
es bestand neben sonst gleichen Symptomen Taubheit für Luft- und Knocben-
leitung auf der Seite der anderen Hirnnervenlähmungen und Rotation des
Körpers von links nach rechts um die Längsachse. Die Entfernung des
Tumors gelang auch im zweiten Falle, aber der Patient starb am ll.Tage
an Erschöpfung durch Diarrhoen. Ueber die Technik der Operation sehe
mau das Original ein. M. Brasch.
V. 0. Siven, Zur Kenntnis der sog. chronisch ankylosirenden Entzündung
der Wirbelsäule. Zeitscbr. f. klin. Med. Bd. 49, H. 1 — 4.
S. teilt vier Fälle mit, von denen einer auch zur Sektion und aoa
toinischeu Untersuchung kam. Darin liegt das Hauptinteresse der Arbeit,
deren klinische Details man im Original einsehen wolle. Die Gelenkunter-
suchungen au der Wirbelsäule ergaben nun, dass die vorgeschrittensten
Veränderungen in den Gelenken zwischen Rippen und Wirbeln anzutreffen
waren — es war eine völlige Ankylose eingetreten, die intervertebralen
Knorpel waren nur leicht erkrankt. Es handelte sieb um eine entzünd-
liche Geleukaffektion, welche schliesslich zu völliger Ossifikation der kleinen
Gelenke der Wirbelsäule führte (Arthritis chronica ankylopoetica — Ziegler).
Der Krankheitsprocess ist nach des Verfassers Ansicht von der genuinen
Arthritis deformans verschieden und deshalb auch nicht als Spondylitis
deformans schlechtweg zu bezeichnen. Ob er als vollständig eigenartige
Krankheit zu bezeichnen sei, lässt S. unentschieden. M. Brasch.
4. Fessler, Die Lagerung des Nervus radialis bei Oberarm b röchen der
Diaphyse. Deutsche Zeitschr. f. Chir. Bd. 78, S. 60.
Aus der fleissigen Arbeit F.’s heben wir zunächst die Bemerkung her-
vor, dass die Integrität der radialen Sensibilität dann am häufigsten be-
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No. 42.
JüLlOBBBBO.
715
obachtet wird, wenn der Bruch (mit Verletzung des Nerven) in der Mitte
oder im unteren Drittel des Oberarmes liegt. Liegt der Bruch oberhalb
der Knochenmitte, und ist ausgiebige Dislokation vorhanden, so kann man
das Vorhandensein des Punctum maximum der Anästhesie zwischen Os
metacarpi prim, und Os metacarpi sec. (LßTiLVANT) differential diagnostisch
für vollkommene Nervenzerreissung verwerten. Sehr wichtig ist die durch
eigene Beobachtungen und aus den Nachweisen der Literatur gestützte Be-
hauptung, dass die nicht sofort mit der Fraktur einsetzende, sondern sich
erst später einstellende, als sekundär bezeichnete Lähmung sich durch eine
allmählich oder rasch einsetzende und dann fortdauernde Ueberdebnung
des Nerven über die mehr oder weniger dislocirten Knocbenstücke ent-
wickelt. F. unterscheidet nach seinen Studien drei Formen der Radialis-
lähmung bei Humerusfrakturen: 1. Primäre, sofort eintretende Lähmung
durch Quetschung, Zertrümmerung oder Aufspiessen des Nerven an den
Fragmenten; 2. nach Wochen oder Monaten eintretende Paralyse (sekundäre
Form) bei Fistelbildung, Nekrose, Callusbildung, auch nach abgelaufener
Fraktur bei Pseudarthrosen. Endlich 3. eine Uebergangsform zwischen
2. und 3., eine während der Bruchheilung in ihren Anfängen schon bei
der Frakturirung begründete, aber erst in den nächsten Stunden oder
Tagen mit zunehmender Dehnung des Nerven zunehmende Form. Den
Schluss der Arbeit geben wir mit des Verfassers eigenen Worten wieder:
Bei Brüchen im chirurgischen Hals des Humerus, auch bei Luxationen
kann der Nerv durch den nach innen und oben dislocirten Oberarmschaft
gedehnt und gedrückt werden. Bei Brüchen oberhalb des Ausatzes des
Deltoides kann sich ein nach hinten und innen vorspringender Knochen-
winkel der Bruchenden bilden; hier wird der Nerv hauptsächlich über das
nach innen abweichende obere Fragment gedehnt. Bei Brüchen im mittleren
Drittel des Knochens wird das durch den Triceps nach hinten oben ver-
schobene untere Fragment dem Nerven am nächsten kommen; hierher ge-
hören die meisten der Radialisverletzungen in ganz typischer Weise. Bei
Brüchen im unteren Drittel drückt am ehesten das nach oben und aussen
dislocirte untere Fragment gegen den Nerven. Bei Brüchen dicht oberhalb
des Ellenbogengelenks kommt am äusseren unteren Ende des Nervenspiral-
ganges das obere nach aussen unten und vorn aufgeklappte Bruchende am
häufigsten dem Radialnerven zu nahe. Bernhardt.
M. Juliusberg, Gefrierbehandlung bei Hautkrankheiten. (Aus der dermat.
Universitätsklinik in Breslau.) Berl. klin. Wochenschr. 1905, No. 10.
Verf. verwandte zu seinen Versuchen die Kohlensäure, die er durch
eine Art kleiner Brause aus dom Ballon gegen die Haut ausströmen liess.
Schon in wenigen Sekunden ist diese fest gefroren und bleibt es etwa 20
bis 30 Sek. Es tritt zunächst Anämie, dann Hyperämie und nach etwa
einer halben Stunde starke seröse Transsudation ein; nach 12 Stunden
kommt es zu entzündlicher Rötung und Blasenbildung, bei energischerem
Gefrieren zu Ulceration. Histologisch erscheint zunächst und am stärksten
das Epithel, in geringerem Grade aber auch das Bindegewebe geschädigt;
alle flüssigen Gewebsbestandtheile gerinnen, schon in kurzer Zeit stellt
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Hknogki.ki;.
No. 42.
sich eine enorme I.eukocytose ein. — Bei Her therapeutischen Verwendung
liess J. die Kohlensäure etwa 30— 60 Sek. einwirken, indem er in kurzen
Intervallen das Ventil des Ballons öffnete und schloss. Wiederholt werde
das Verfahren erst nach Ablauf der Reaktion, was 5— 10 Tage dauerte;
meist genügten hei oberflächlichen Affektionen 3 Sitzungen, um ein Resultat
zu erhalten. Die Erfolge waren bei Psoriasis, beim Lupus vulgaris, beim
Röntgengeschwür keine günstigen, bei Acne, oberflächlichen sycotischen
Processen und beim Ulcus cruris dagegen recht befriedigende. Die besten
Ergebnisse werden aber (wie auch schon von ARN'ING mit der Bengue'schen
Aetbyl-Methylchloridmischung) beim Lupus erythematodes erzielt. — Verf.
hat ferner die von Drbuw (Cbl. 1904, S. 207) angegebene Combination
der Gefrierbehandlung mit Salzsäureätzungen versucht, wobei er nur das
Chloräthyl durch die schneller und inteusiver wirkende Kohlensäure er-
setzte, und kann dessen günstige Erfahrungen beim Lupus vulgaris be-
stätigen. Ueberhaupt scheint sich das Verfahren vorzugsweise für tuber-
kulöse llauterkrankungen zu eignen; aber auch ulcerirte syphilitische
Primäraffekte und Unterschenkelgeschwüre vernarben rasch. Zur Heilung
cinigermaassen tiefgreifender Processe waren gewöhnlich 4 — 5 Sitzungen
innerhalb 2 Monaten erforderlich. Grössere Herde werden in Narkose be-
handelt. H. Müller.
Ilenggeler, Ueber einige Tropenkrankheiten der Haut. Monatsbl. f. prakt.
Dermat. Bd. 40, No. 5.
Von den Hautkrankheiten, welche Verf. an der Ostküste Sumatras
studiren konnte, bespricht er zunächst die Framboesia tropicalis (Yaws,
PlAN), eine in den tropischen Küstenlandschaften weit verbreitete chronische
contagiöse Infektionskrankheit. — Am Orte der, einen Epidermisdefekt
voraussetzenden Ansteckung entsteht nach einer Inkubationszeit von 3 bis
6 Wochen als „Mutterefflorescenz-* ein torpides Geschwür, dessen wuchernde
Granulationen zu einem fungösen Tumor auswachsen. Es folgt eine zweite
Inkubation von 1 — 3 Monaten, worauf, eingeleitet von deutlichen Prodromal-
erscheinungen (Fieber, heftigen Gelenkschmerzen) eine Allgemeineruption
auftritt. In sehr verschiedener Zahl erscheinende kleine rote Flecke ent-
wickeln sich rasch zu Papeln und zu nussgrossen Knoten; reisst die Epi-
dermis über diesen ein, so tritt eine rote, zerklüftete, an eine Himbeere
oder au Feigwarze erinnernde Geschwulst zu Tage, die eine klebrige Flüssig-
keit absondert. Wenn die nässenden Framboesieknoten confluiren. bilden
sie eine flach erhabene schmierige Fläche, die breiten Condylomen sehr
ähnlich ist. Schleimhäute und innere Organe bleiben unbeteiligt, dagegen
ist das Auftreten der Efflorescenzen stets von einer Schwellung der regio-
nären Lymphdrüsen begleitet. — Die einzelnen Knoten können sich im
Laufe einiger Wochen znrückbildeu, da jedoch Rückfälle sehr häufig sind,
zieht sich die Krankheit bisweilen über mehrere Jahre bin. Ihr gewöhn-
licher Ausgang ist aber — auf Sumatra wenigstens — völlige Genesung
Nach einigen Autoren sollen nach Jahren Späterscbeinungen (Knochen- und
Geleukerkrankungen, Geschwüre der Haut und Schleimhaut u. s. w.) *uf-
treten; Verf. hat solche niemals gesehen.
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No. 42.
IjKDBHMANN. — Höckmann.
717
Die Framboesie befällt am häufigsten Kinder und junge Leute, bei
Europäern kommt sie ungleich seltener vor, als bei Eingeborenen. Dass
das Virus im Sekret und Blut der Knoten enthalten ist, haben erfolgreiche
Verimpfungen bewiesen. — Die vom Verf. vorgenommene histologische
Untersuchung juuger Knötchen zeigte eine ausgesprochene Piasmombildung,
namentlich iu der Papillarschicht, die sich rasch mit entzündlichen Er-
scheinungen combinirt. Dazu treten bald Veränderungen im Epithel: Hyper-
trophie der Stachelschicht, eine Hyper- und Parakeratn.se mit Einwanderung
von Leukocyten.
ScHEüBE u. A. halten die Framboesie für eine durch Rasseneigen-
türolichkeiten u. dergl. modificirte Syphilis. Den unverkennbaren Aebn-
lichkeiten beider Krankheiten, zu denen auch gehört, dass die Framboesie
gleich der Syphilis durch Quecksilber und Jod günstig beeinflusst wird,
stehen aber noch bedeutendere Unterschiede gegenüber, wie z. B. das Fehlen
von Erkrankungen der Schleimhäute, der Augen, Nerven, inneren Organe
bei der Framboesie. Insbesondere spricht auch gegen die Identität, dass
Chaklouis mit Erfolg Framboesie auf Syphilis verimpfte und dass anderer-
seits Personen, die Framboesie durchgemacht haben, später an Syphilis
erkranken können. — Therapeutisch hat nach des Verfassers Erfahrungen
Arseuik keinen Einfluss, Jodkalium und Zittmann’sches Decoct wirken
schneller und sicherer als Quecksilber. H. Müller.
R. Ledermann, Ein Fall von Pyodermite vegötante. Berl. klin. Wochen-
schrift. 1905, No. O.
Bei einer 20 jährigen Frau trat, zuerst an der Nase, später auch um
den Nabel und an vielen anderen Körperstellen, ein aus miliaren Pusteln
sich zusammensetzender, meist in grösseren Herden beiderseits .symmetrisch
verteilter Ausschlag auf. Die beständig sich wiederholenden Pustelausbrüche
erfolgten teils auf intakter, teils auf entzündeter Haut und besonders in
scharf begrenzten serpiginösen Linien am Rande schon vorhandener Plaques.
Platzten die Pusteln, so entstanden nässende, eiternde, leicht vegetirende,
sich schliesslich mit Krusten bedeckende Flächen. Eine im Verlaufe der
Krankheit auftretende universelle Eruption wurde von hohem Fieber und
schwerer Störung des Allgemeinbefindens begleitet. Die Heilung, welche
etwa 2 Jahre nach Beginn des Exanthems eine ziemlich vollständige war,
schien besonders durch Teerpräparate (Tinctura Rusci, Anthrasol), neben
innerlichem Arsengebrauch, befördert zu werden. — Verf. glaubt, dass der
Fall Hallopeaü's Pyodermite vögetante am nächsten steht; er hält aber
diese Krankheit nicht, wie Hallopeau selbst es jetzt tut, für eine Unter-
art des Pemphigus vegetans. H. Müller.
E. HofTmann, Die Bedeutung der neueren Versuche, Syphilis auf Tiere zu
übertragen. Berl. klin. Wochenschr. 1005, No. 6.
Verf. giebt einen Ueberblick über die neueren, zum Teil so erfolg-
reichen Versuche, die Syphilis auf Tiere zu übertragen, deren Fortführung
reiche Früchte versprechen. Zu warnen sei aber vor der voreiligen Ver-
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I IRl'NKKT.
No. 42.
Wertung der doch noch recht dürftigen und unsicheren Ergebnisse zu weit-
gehenden Schlüssen auf die Möglichkeit einer Schutzimpfung und Serum-
therapie. Dergleichen Andeutungen gehen auch sofort in die Tagesblätter
über und machen das Publikum nur gegen die einstweilen noch allein
sicher bewährten Heilmittel der Syphilis, Quecksilber und Jodkalium, miss-
trauisch. H. Müller.
1) (»runert, Ein Pall von Torsion des Sameustranges. Münch, med. Wochen-
schrift. 1904, No 43.
2) Mohr, Ueber unvollständige Torsionen des Samenstranges mit spontanem
Rückgang. Ebenda.
1) Ein 5l/2jähr. Knabe, bei dem im Alter von 6 Wochen ein Leisten-
bruch constatirt worden war, der aber hiervon nie Beschwerden gehabt
hatte, erkrankte plötzlich unter den Erscheinungen einer incarcerirten
Leistenhernie und wurde auch unter der Diagnose einer solchen drei Tage
nach Beginn der ersten Erscheinungen operirt. Nach Eröffnung des als
Bruchsack imponirenden Wulstes in der Leistengegend und Entleerung
einer geringen Menge blutig- seröser Flüssigkeit daraus stellte sich jedoch
der rechte Testikel mit dem Funiculus spermaticus ins Gesichtsfeld ein.
beide um 300° im Sinne des Uhrzeigers gedreht, ödematös und tief blau-
roth verfärbt. Da unter Berücksichtigung der Dauer dieser Torsion und
bei dem beschriebenen Zustande der Organe eine Restitutio ad integrum
nach der Reposition nicht zu erwarten war, wurde die Oastration ausge-
führt. — Die unmittelbare Ursache für eine solche Torsion, die bis zur
Hodennekrose führen kann, ist nach Meinung des Verf. meist ein Trauma,
das, wenn die Prädisposition zur Torsion gegeben ist, an sich unbedeutend
sein kann. I'rädisponirt ist der Hoden zur Torsion da, wo Störungen beim
Descensus infolge mangelhafter Funktion oder abnormer Ausbildung des
Guberuaculuin Hunteri sowie des Mesorchium vorgekommen sind. Denn
hier bestehen Auomalien, die eine leichtere Beweglichkeit des oft nicht
normal liegenden Hodens ermöglichen.
2) Während in den meisten der in der Literatur beschriebenen Fälle
von Torsion des Samenstranges erst die Operation der unter dem Bilde
einer akuten Orchitis und Periorcbiis oder einer eingeklemmten Hernie oder
einer Einklemmung des Leistenhodens erkrankten Patienten die richtige
Diagnose erkenneu lies», hat Verf. Beobachtungen gemacht, bei denen
leichtere klinische Erscheinungen mit der Tendenz zur spontanen Rück-
bildung die Diagnose einer unvollständigen Torsion des Samenstranges
wahrscheinlich machten. Im Gegensatz zur vollständigen Torsion, die eine
Nekrose des Hodens herbeiführt, sind die Schädigungen dieses Organes in
den vom Verf. beobachteten Fällen geringer. Prädisponirend wirken in
erster Reihe Anomalien der Lage des Hodens im Zusammenhang mit
abnormer Stieluug (unvollständige Rückbildung des Mesorchiums oder
abnorm freier Verlauf des Samenstranges). Hydrocele des offen gebliebenen
Processus vaginalis kann im Verein damit die Beweglichkeit des Hodens
noch vermehren.
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No. 42.
DSi.obk und Rutbii.. — Blumhkko.
719
Diagnostisch können die Fälle unvollständiger Torsion erhebliche
Schwierigkeiten bieten. Hei normal gelagertem Hoden kann der akute
Beginn der als schmerzhafte Orchitis imponireuden Erkrankung unter Aus-
schluss einer anderen Ursache (Infektionskrankheit, grobes Trauma), sowie
namentlich die Wiederholung solcher Anfälle den Gedanken einer recidi-
virenden unvollständigen Torsion des Samenstranges erwecken. Bei abnorm
gelagertem Hoden ist, falls Incarcerationserscheinnngen auftreten, im Princip
stets auch an die Möglichkeit einer Samenstrangstorsion zu denken.
Prognostisch ist von Wichtigkeit, dass nach Enijerlen’s Tierversuchen
eine löstündige Torsion des Samenstranges noch nicht den Hoden schädigt,
erst nach 22stündiger Torsion verfällt das Organ der Atrophie.
Therapeutisch kommt in den recidivirenden Fällen, namentlich bei
normal liegendem Hoden die operative Freilegung und Festheftung in Be-
tracht. In den ersten Stunden eines Anfalles ist die Detorsion durch
äussere Handgriffe zu versuchen. B. Marcuse.
Delore et Duteil, Anurie calculaire et rein unique Arch. general, de med.
1904, No. 51.
Ein 42jähriger, seit 5 Tagen anurischer Patient, der seit 2 Jahren an
rechtsseitigen Nierenkoliken gelitten hatte, wurde nephrotomirt, starb aber
im Collaps am nächsten Tage. Die Niere wurde bei der Operation stark
vergrössert, von tiefroter P'arbe gefunden, die incision der Niere führte
trotz Compression des Stieles zu einer sehr starken Blutung. Im Nieren-
becken fand sich ein nussgrosser Uratstein, der entfernt wurde. Bei der
Autopsie wurde das Gewicht der Niere auf 420 g bestimmt. Im rechten
Ureter fanden sich zwei Steine, deren einer erbsengross war und im intra-
vesicalen Ende lag, sodass er die Mündung verschloss. Auf der linken
Seite fehlten Niere, Harnleiter und Nierengefässe völlig. Dementsprechend
war in der Blase keine Spur einer linksseitigen Uretermündung vorhanden,
die ganze linke Hälfte des Trigonum war atrophisch und wies nicht die
normale Wulstung auf. — Im Anschluss an diese Beobachtung besprechen
Verff. die Pathogenese, Diagnose und Behandlung bei ähnlichen Zuständen
und bringen zum Schluss eine Zusammenstellung solcher Fälle von Anuria
calculosa aus der Literatur, hei denen die Autopsie das Fehlen der zweiten
Niere erwies. Zur Behandlung der Anurie empfehlen sie die möglichst
frühzeitige Nephrotomie. B. Marcuse.
llluinberg, Ueber Deciduazellen in der Cervix uteri bei intracorporaler
Gravidität. Arch. f. Gynäkol. Bd. 75, H. 2, 1905.
Verf. untersuchte zwei Fälle von Oervixdecidua aus dem Material der
L. Landau’schen Klinik. Er gelangte zu folgenden Resultaten: 1. In ge-
wissen Fällen von Gravidität im Corpus uteri findet sich eine deciduale
Umwandlung der Stromazellen in der Cervixmucosa. — 2. Diese Decidua-
zellbildung scheint hauptsächlich in circumskripten, oberflächlich gelegenen
Bezirken vorzukommen, seltener in Herden grösserer Ausdehnung. Sie
findet sich im Cervixkanal namentlich auf der Höhe der Falten des Arbor
✓
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720
< Ifpkhqki.h.
No. 42.
vitae oder in kleinen Polypen, aber auch bis tief an den äusseren Mutter-
mund heran, ja selbst auf der Portioaussenfläcbe im Bereich einer sonst
typischen Erosion. — Nach den bisherigen Erfahrungen handelt es sich
in den einschlägigen Fällen wesentlich um tiefen Sitz der Placenta bezw.
Placenta praevia. — 4. Es kann daher unter Umständen der Nachweis von
Deciduazellen in einem excidirten Stück einer Erosion bei einer Gravida
auf einen tiefen Sitz der Placeuta bezw. Placenta praevia schliessen lassen.
Br. Wolff.
Offergeld, Organanlagen in den Ovarialembryomen mit besonderer Berück-
sichtigung pathologischer Vorgänge. Arch. f. Gynäkol. 1005, Bd. 75.
H. 1.
Aus den Resultaten des Verf.’s sei hier folgendes hervorgehoben: Die
Frage nach der Existenz einfach ektodermaler Dermoidcysten im Ovarium
ist bisher weder stricte zu bejahen noch zu verneinen; hierüber sind erst
noch weitere Untersuchungen anzustellen. — Sicher fest steht die Existenz
teratoider Cysten in der weiblichen Keimdrüse, die WlLMS zweckmässiger-
weise Embryome genannt hat, weil sie Derivate aller drei Keimblätter in
einer dem normalen Embryo ähnlichen Anordnung enthalten. — 0. stimmt
mit Bonn KT darin überein, dass die Ovarialembryome aus Blastomeren
entstehen, welche aus dem Zellverbande zu verschiedener Zeit der Furchung
ausgeschieden werden, in die Urogenitalanlage des sich normal entwickeln-
den Eies gelangen und dort durch Specificität auch einen Embryo aufzu-
bauen versuchen. — Wunderbar scheint es, bei der Art ihrer Entstehung,
dass man solchen genitalen Embryonen nicht öfter begegnet und dass sie
erst von der Pubertät an wachsen. Diese Tatsachen sucht 0. durch
die folgende Hy potbese zu erklären: Erst wenn durch die heranreifendeu
Eier die Produkte der „inneren Sekretion“ im Ovar gebildet werden,
werden, wie er annimmt, die Reste der embryonalen Periode zu neuem
Leben aus ihrem Scheintode erweckt und versuchen das Versäumte durch
nachträgliche Bildung des ihnen möglichen Embryo nachzuholen. Gleich-
zeitig werden aber auch von der fertigen Eizelle die albuminoiden Körper
gebildet, welche auf abnorm einverleibte Eisubstanz vernichtend wirken
— Ovulotoxine — und sie unschädlich machen; da nun ja das in das
Ovarium versprengte Blastomer, der Eizelle nahestehend, auf abnorme
Weise dem Körper einverleibt wurde, wird es der Giftwirkung dieser
Eiweisskörper erliegen. Erfolgt jedoch aus irgend einem (krankhaften)
Grunde die Toxinbildung nicht, ist also nur der Einfluss der „inneren
Sekretion“ im bisherigen Siune vorhanden, so werden die abgesprengten
Blastomeren sich entwickeln können und die für sie möglichen Organe,
soweit die Umgebung und die äusseren Verhältnisse es erlauben, aufzu-
bauen versuchen. Br. W'olff.
Kinseiidungeii werden an die Adrease de» Herrn Geb. Med. -Kat Prof. Dr. U. Bernhardt (Berlin W.
Französische .Strasse 21) oder an die Vorlagfthaodlung (Berlin NW’., Unter den Linden M; erbet*«
Vorlag von August H i r n r li w n I il in Berlin. — Druck *«»n I». Schumacher in Berlin KW.
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Wie taktil 4)' ei$ch«
► Bdjjk n : «tn jpr]
Centralblatt
Pr«la de« Jahr*»»*«
88 Mark; iu beildiH
durch alle Buchhand*
langen u. Postanstalten.
für die
icinischen Wissenschaften.
Unter Mitwirkung von
Prof. Dr. H. Senator und Prof. Dr. E. Salkowsk,
redigirt von
Prof. Dr. M. Bernhardt
ln Berlin.
1905. »8. Oktober.
Nq,4S.
Inlmlt: Skwkll. Der Santoriui’sche Muskel. — Sommer, Licbterschei-
nungen beim Reiben von Glühlampen. — Scheunkrt, Einfluss der Bewegung
auf die Verdauung. — Gt.uu, Fall von Uterusmyom und Nierentumoren. —
BtKDuuiu» und Eller. Irrcponible Zeigefingerluxatiou. — Ci.ahkt, Ver-
halten des Harns nach Laparotomie. — Stoewer, Das Diplobacillengeschwür der
Hornhaut. — Parrons, lieber Netzbautablösung bei Strkom. — Zkroni, Zur
Pathologie des inneren Ohres. — Roth, Die entzündlichen Erkrankungen des
lymphatischen Rachenringes. — Meter. Zwei neue Lokalanästhesien. — Her-
rin«. Fall von Sarkom des Voracr. — Rau, Ueber Typhusbacillen ira Sputum
bei Pneumotypbus. — Br übe. Ueber den Schutz des Cblorzinkschorfes gegen In-
fektion. — Fickkh, Die Keimdichtheit des Darmkanals. — Matthews, Mahne,
lieber Atropin- und Wismuthvergiftung von der Haut aus. — Canthu, Ueber
Massage der Herzgegend. — Elsner, Die Prüfung der motorischen Magenfunktion.
— Pfaunoler, Ueber die aktuelle Reaktion des kindlichen Blutes. — Geiser,
Ueber die wirksamen Bestandteile des Kaffees. — Kaufmann, Fall vou heredi-
tärer kindlicher Tabes. — Finckh. Beiträge zur Lehre von der Epilepsie. —
Chile und Maclkou. Wirkung des Wechselstroms auf Hunde. — Kraus, Ein
Fall von eigenartiger Hauttuberkulose mit Verkalkungen. — Kbisskr, Ueber-
tragung der Syphilis auf Affen. — Milchner, Zur Diagnose der Nierentuber-
kulose. — v. Illtkh, Ueber den therapeutischen Ureterkatheterismus. — Winter,
Myom und Menopause.
S. Sewell , The small or superficial tliyro arytaenoideus muscle. The
journ. of anat. and physiol. 1905, Vol. XXXIX, Part 111, p 301.
Dieser kleine von Santoiuni bereits beschriebene Muskel ist häufiger
vorhanden, als angenommen wird: in 93 pCt. der Fälle. Er ist sehr
variabel und lässt vier Hauptgruppen unterscheiden: die häufigste An-
ordnung ist die, dass der Muskel ein schmales Bündel bildet, das vou der
Ala des Thyroids oberhalb des Ursprungs der Thyreoidea aryt. ext. ab-
zweigt, von hier in leichter, abwärts conkaver Krümmung vor- und abwärts
zieht und sich am lateralen Rand des Aryknorpels befestigt, uumittelbar
oberhalb des Ansatzes des Crico-aryt. lateralis. Zuweilen sondern sich die
Muskelfasern in eine oberflächliche und eine tiefe Lage. Zweiter Typus:
Ursprung vom Flügel des Schildknorpels nahe am oberen Rande. Verlauf
rückwärts-abwärts. Einige Fasern setzen an der Seite des Aryknorpels
an, der Rest läuft weiter vorwärts und untermischt sich untrennbar mit
XL1U. Jahrgang. 40
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722
SomntB. — Soheünert.
No. 43.
den Bündeln des Thyreo-aryt. ext. Dritter Typus: Der Muskel besteht
aus zwei deutlich getrennten Teilen, der oberflächliche entspringt in der
gewöhnlichen Weise von dem Thyreoid und setzt am Aryknorpel an, der
tiefere entspringt seitlich an der Epiglottis oberhalb des Schildknorpels,
läuft ab- und rückwärts, kreuzt deu Ventriculus und vereinigt sich mit
der oberflächlichen Portion, bleibt aber immer etwas tiefer und höher
liegen. Der Ansatz liegt an der Seite des Aryknorpels. Vierter Typus:
Der Muskel befestigt sich durch eine dünne platte Sehne seitlich am Ary-
knorpel-, vorn laufen die Fasern vor- und aufwärts und breiten sich ver-
mischt mit den Fasern der Thyro-aryt. ext. in mannigfaltiger Wreise ans.
Dieser Typus ist am seltensten. - Die Nervenversorgung liegt dem Re-
currens ob, und zwar dem Rest, der von dem starken Stamm zum Thyreo-
arytaenoideus übrig bleibt. Poll.
Sommer, Lichterscheinungen nach Reibung der menschlichen Haut mit
Glühlampen. Deutsche med. W'ochenschr, XXXI., 8, S. 303.
Der Titel kann insofern zu einem Missverständnis verleiten, als er
anzudeuten scheint, dass Lichterscheinungen an der Haut auftreten, wenn
man sie mit einer Glühlampe reibt, oder dass überhaupt die Haut — und
gar die menschliche Haut — eine wesentliche Bedingung des Phänomens
sei. Tatsächlich aber wird uns nur berichtet, was ja als allgemein be-
kannt nicht unbedingt vorauszusetzen ist, dass ein von Glas umschlossener
luftverdünnter Raum (also auch eine Glühbirne) Lichterscheinungen zeigt,
wenn man das Glas mit schlechten Leitern (also auch mit der mensch-
lichen Haut) reibt. Da Verf. aber darauf hinweist, dass er schon in früheren
Arbeiten behauptet habe, ein solcher Vorgang sei nicht rein physikalisch
zu erklären, so hat er in der Tat Recht, wenn er die Priorität für die un-
physikalische Auffassung physikalischer Vorgänge für sich in Anspruch
nimmt und vir können nur mit dem Verf. bedauern, dass er nicht „den
populären Ruhm geerntet, der jetzt HarnaCK infolge seiner Mitteilung zu
Teil geworden ist.“ G. F. Nicolai.
A. Scheunert, Ueber den Einfluss der Körperbewegung auf die Verdauung
und NährstofFabsorption des Pferdes. Pflüger’s Arch. f. d. ges. Physiol.
Bd. 109, S. 145.
Sch. *s Versuche sind an Pferden ausgeführt. Sie erhielten nach
36stündigem Hungern 1500 g Hafer und blieben nach dem Fressen ent-
weder ruhig stehen oder wurden zu mehr oder weniger energischer Be-
wegung angehalten. Nach 1 bis 5 Stunden wurden sie getötet, die Bauch-
höhle geöffnet, der Magen sowie der Dünndarm in 1-2 m langen Stücken
abgebunden und ihr Inhalt untersucht. — Die Ergebnisse der sehr zahl-
reichen Versuche sind folgende. Die während der Verdauung stattfindende
Bewegung des Körpers verzögert die Entleerung des Magens besonders in
den ersten Verdauungsstunden. Der Mageninhalt der bewegten Pferde
enthielt 70—80 pCt. Wasser, der der ruhenden nur 60 — 70 pCt. Der Mebr-
gehalt an Wasser ist hauptsächlich auf eine gesteigerte Wassersekretion
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No. 43.
Eller.
723
der Magenschleimhaut zu beziehen. Selbst bei im Galopp bewegten Tieren
tritt eine Durchmischung des Mageninhalts nicht ein. — Die im Magen
des Pferdes erhebliche Kohlehydratverdauung wird durch Körperbewegung
erheblich gesteigert; die Verdauung der Stickstoffsubstanzen wird in den
ersten Stunden stark herabgesetzt, später gesteigert. Die Bewegung
regt die Absonderung der .Magenenzyme und der Salzsäure an. — Die
Resorption aus dem Magen geht proportional der Verdauung; sie ist
gesteigert, wenn letztere gesteigert ist und umgekehrt.
Im Magen nnd Darmkanal rückt der Inhalt gleichmässig vor, es
bleiben nicht etwa die schwer verdaulichen Bestandteile zurück, während
die leicht verdaulichen vorrücken. — Im Magen des Pferdes verbleibt die
Hauptmeuge der Nahrungsstoffe bis zur sechsten Stunde, in den Darm
treten immer nur geringe Nahrungsmengen über. Die Verdauungs- und
Resorptionsvorgänge im Darm werden durch Körperbewegung nur wenig
beeinflusst. — Die gesammte Verdauung der Nährstoffe sowie ihre Re-
sorption wird durch Körperbewegung gefördert. Verdaut sind in zwei
bis drei Stunden ca. 35 pCt. der Kohlehydrate uud Eiweisse bei Ruhe,
ca. 50 pCt. bei Bewegung, resorbirt ca. 20 pCt. bei Ruhe, 30 — 35 pCt.
bei Bewegung. — Die Tatsache, dass die Mehrzahl der Menschen sich nach
dem Essen am wohlsten bei Körperruhe fühlt, führt Verf. auf die er-
wähnte Tatsache zurück, dass bei Bewegung sich der Magen erheblicher
mit Flüssigkeit füllt, wodurch eine, vielleicht nervös bewirkte, Belästigung
herbeigeführt wird. A. Loewy.
It. Eller, Geber die Beziehungen eines Uterusmyoms zu gleichzeitig vor-
handenen multiplen Tumoren beider Nieren. (Aus dem Königl. Pathol.
Institut der Universität Göttingen.) Virchow’s Arch. Bd. 181, H. 2.
Verf. beschreibt folgenden Fall: Ein kräftiges weibliches dementes
Individuum musste wegen starker Gangrän beider Beine auf die Göttinger
chirurgische Klinik aufgenommen werden und ging trotz vorgenommener
Operation zu Grunde. Die Sektion ergab schwere Hirnveränderungen und
eine Obliteration beider Art. iliacae. Hochinteressant war der Befund von
Nieren uud Uterus. In der Nierenrinde in grosser Zahl, ganz vereinzelt
aber auch an der Grenze von Rinden- und Marksubstauz lagen kleinste
bis stecknadelkopfgrosse weisse Knötchen, die sich gegen ihre Nachbarschaft
scharf abgrenzten. Sie bestauden durchweg aus glatten Muskelfasern, die
je nach Lage des Schnittes sich als Stäbchen oder runde Gebilde präsen-
tirten. Gefässe waren mässig reichlich, Bindegewebe spärlich vorhanden.
Ein Knötchen erwies sieb als ein Lipom, einige andere zeigten eine Mischung
von Fett- und Muskelgewebe. An der rechten Uteruswand sass ein typi-
sches Myom mit Drüsenschläuchen. Man könnte auf Grund des vorstehen-
den Befuudes geneigt sein, an Metastasen des Uterusadenomyoms in den
Nieren zu denken. Dagegen sprechen aber die verschiedene histologische
Beschaffenheit und die Ansiedelung von Metastasen nur in den Nieren,
während alle übrigen Organe metastasefrei sind. Metastasen von Myomen
sind beobachtet worden, unterschieden sieb in ihrem Bau aber nie vom
primären Tumor. Gegen Metastasenbildung spricht im vorliegenden Fall
46*
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724
Babdbnhecer und Klleb. — Claret.
No. 43.
auch noch der Umstand, dass in der Umgebung der Knötchen keine Ver-
drängungserscheinungen zu sehen sind. Die Entstehung der von einander
ganz unabhängigen Bildungen der Nieren und des Uterus ist höchstwahr-
scheinlich auf congenitale Keimverlagerungen zurückzuführen.
Geissler.
Bardenlieuer und Eller, Ein Fall von irreponibler Zeigefingerluxation mit
Interposition eines Sesambeines. Festschrift zur Eröffnung der Akademie
f. prakt. Med. in Cöln. S. 249.
In dem von B. und E. mitgeteilten Falle handelte es sich bei einem
durch Fall auf die rechte Hand veiunglückten 21 jährigen Mädchen um eine
wegen Interposition der Kapsel und eines Sesambeines irreponible
Luxation im Metacarpophalangealgelenk des Zeigefingers. Das
Röntgenbild zeigte eine dorsale Verrenkung. Zwischen die beiden luxirten
Knochen hatte sich ein hier bestehendes Sesambeiu eingeschoben. Bei der
Operation erwies sich die Kapsel an der volaren Seite des Metacarpus ein-
gerissen und das Köpfchen des Mittelhandknochens durch die entstandene
Oeffnung durchgeschlüpft. Dabei war die Kapsel unter der Gelenkfläcbe
des Metacarpus hergezogen und hatte sich in zwei Hälften über die volar-
wärts evertirte Gelenkfläche des Grundgliedes, dieselbe vollständig ver-
deckend, ausgespannt. Die Kapselhälften waren dabei straff in die Länge
gezogen und hatten das Metacarpusköpfchen knopflochartig umspannt
sodass ein Zurückweichen desselben unmöglich war. Das im Köntgenbilde
nachgewiesene Sesambeiu sass in dem ulnarwärts gelegenen Teil der Faser-
platte der Kapsel. Seine Gelenkfläche, die für gewöhnlich dem Gelenke
zugekehrt ist, war nach oben verdreht und sah gegen die Vota des Fingers.
Um das Sesambein zu erreichen, musste das radialwärts gelegene Seiten-
band durchtrennt werden; erstercs wurde darauf aus der ulnaren Hälfte
excidirt, die Luxation reponirt, das seitliche Kapselband sowie die Haut
primär genäht und der Finger eingegypst. Das erzielte Resultat war nach
glatter Wundheilung ein vollkommenes. Joachimsthal.
Ularet, La decharge azoturique post-operatoire dans les grandes inter-
ventions abdominales. Son importauce pronostique. Arch. gener. de
med. 1905, No. 9.
Die systematische Untersuchung der Urine laparotomirter Patienten
ergab für 0. folgenden Grundsatz: Nach einer Laparotomie ist das Er-
scheinen eines reichlichen Harnsäuresediments innerhalb der ersten 24 bis
48 Stunden ein günstiges prognostisches Zeichen, das Nichterscheinen un
günstig. —
Von 23 operirteu Patienten zeigte sich bei 4 neben einer normalen
Phosphorausscheidnng eine Menge von nur 3 — 4 g Harnstoff in den ersten
oder zweiten 24 Stunden und überaus wenig Harnsäure; alle diese Kranken
starben. In den 18 übrigen Fällen stieg die Menge des Harnstoffs und
der Harnsäure alsbald nach der Operation ganz enorm an und kennzeichnet
sich durch ein mehr oder weniger reichliches Sedimentiuin lateritium.
Das Sediment ist so charakteristisch, dass eine Verwechselung mit anderen
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No. 43.
Stoeweb.
725
ausfallenden Substanzen unmöglich ist und daher die alleinige Besichtigung
ohne chemische Analyse oder mikroskopische Untersuchung stets ausreicbte.
Es ixt bei Infektion des Peritoneums am reichlichsten. — Die letztgenannten
18 Fälle gingen sämmtlich in Heilung über; von ihnen boten 6 nach der
Operation einen so schlechten Gesammteindruck dar, dass ohne Berück-
sichtigung der Stickstoffausscheidung die Prognose ungünstig, d. h. falsch
gestellt worden wäre. In einem Falle (doppelseitiger Pyosalpinx, Ex-
stirpation der Adnexe) trat zuerst reichliches Sediment auf: der Zustand
war gut, die Peritonealwunde in Heilung; am vierten Tage stellte sich
sekundär Bauchdeckenphlegmone ein, an welcher Patientin am achten Tage
starb, nachdem sie deswegen zum zweiten Male operirt worden war. Nach
der zweiten Operation hatte sich kein Sediment im Urin gezeigt; die Pro-
gnose wurde daher trotz des besseren Allgeraeinzustandes ungünstig ge-
stellt und bestätigte sich.
Das Auftreten des Sediments hängt nicht von der Concentration des
Urines ab, die Krystalle fallen bei 0,68 — 0,60 g Harnsäure pro Liter Urin
aus. — Was die Ursache der postoperativen Hypersekretion des Stickstoffs
anlangt, so steht diese in Wechselbeziehung zu der vielfach beobachteten
postoperativen Hyperleukocytose, welche auch von C. bei den Fällen mit
günstigem Ausgange stets beobachtet wurde, so zwar, dass wahrscheinlich
die Stärke der Zerstörung der Leukocyten die Grösse der Stickstoffaus-
scheidung im Urin bedingt. Peltesohn.
Stoewcr, Ueber das Diplobacillengeschwür der Hornhaut. Klin. Monatsbl.
f. Augenheilk. XLIII., II, 8. 142.
St. fand unter 93 Fällen von infektiösen Hornhautgeschwüren 32 mal
Diplobacillengeschwüre. In allen konnte die Anwesenheit von Diplobacillen
nachgewiesen werden. Anfänglich weist hierbei die Hornhaut eine meist
central oder paracentral gelegene, oft nur minimale punktförmige, grau
inGltrirte Stelle auf. Nach einigen Tagen pflegt sich hieraus das typische
Diplobacillengeschwür zu entwickeln. Das Auge ist heftig injicirt, die
Hornhaut zeigt ein scheibenförmiges Geschwür von einigen Millimeter
Durchmesser, dessen Boden von einer grauglasigen, manchmal als Propf
abhebbaren Masse bedeckt ist. Der Rand ist häufig leicht erhaben, hin
und wieder unterminirt. Stets ist die Hornhaut in der Umgebung des Ge-
schwürs in ihrer Transparenz verändert. Am häutigsten ist eine leichte,
oberflächliche, hofartige Trübung mit Stippung des Epithels vorhanden.
Als Begleiterscheinung ist in den meisten Fällen eine Diplobacillen-
conjunktivitis nachzuweisen. Die Prognose des Ulcus diplobacillare ist
wesentlich günstiger als die des Ulcus serpens. Totalverluste des Auges
beobachtete St. dabei gar nicht. Bei der Therapie genügt neben einem
Mydriaticum die Anwendung einer '/j— lproc. Zinc. sulf.-Lösung. Versagt
diese, so empfiehlt sich die Galvanokaustik. — Der Erreger des Ulcus
diplobacillare ist zweifellos der Diplobacillus. In der Regel sind es kleine
Verletzungen, durch welche die Bacillen in die Hornhaut dringen.
Horstmann.
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72fi
Paesons. — Zbeoni. — Roth. — Mete».
No. 43.
J. H. Parsons, Frühablösung der Netzhaut bei Sarkom der Chorioidea.
Klin. Monatsbl, f. Augenheilk. XLI1I , II, S. 135.
P. betont auf Grund zahlreicher anatomischer Untersuchungen, dass
beim Sarkom der Aderhaut frühzeitig, abgesehen vom Sitze der Geschwulst,
eine seichte Netzbautablösung in der unteren Hälfte eintritt, die ihre Ur-
sache in der durch den Tumor als Reiz wirkenden gesteigerten Sekretion
der Chorioidea hat: es sammelt sich unter der Retina ein eiweissreiches
Exsudat an, das der Schwere folgend nach unten sinkt.
Es ist deshalb in allen Fällen anscheinend uncomplicirter Netzhaut-
ablösung sorgfältigst bei maximal erweiterter Pupille nach einem Tumor
zu fahnden. G. Abelsdorff.
Zeroni, Beitrag zur Pathologie des inneren Ohres. Arch. f. Ohrenheilk.
63. Bd., S. 174.
Ausführliche Beschreibung des mikroskopischen Befundes bei einem
durch schwache Mittelohreiterung bedingten Fall von Erkrankung des
inneren Ohres. Bemerkenswert sind die Beobachtungen des Verfassers über
das Zustandekommen der bei dem betreffenden Kranken beobachteten, nur
zeitweise in wechselnder Stärke auftretenden Schwindelerscheinungen. Es
fanden sich der horizontale und hintere häutige Bogengang zum grössten
Teil zerstört, die Kanäle mit Granulationsgewebe ausgefüllt bis nahe an
die Ampullen, dagegen der funktionell wichtigste Teil, die Nerven und
Epithelien der Ampullen und Leisten gut erhalten, in anscheinend normalem
Zustande. Verf. neigt der Ansicht zu, dass die Unregelmässigkeit des Auf-
tretens der Schwindelerscheinungen in momentanen Veränderungen des
Granulationsgewebes, bedingt durch Schwankungen in der Blutfülle des-
selben, zu suchen sei. Die dadurch veranlasste temporäre Voluruens-
zunahme musste sich, da die starren Wandungen keine Möglichkeit zum
Ausweichen zuliessen, gegen die Ampullen und den Vorhof hin richten
und Verschiebungen der Labyrinthflüssigkeit hervorrufen, welche ihrerseits
als Reiz auf die Nervenendigungen in die Ampullen wirkten.
Sch wabacb.
Roth, Die entzündlichen Erkrankungen des lymphatischen Rachenringes.
Wiener med. Presse 1905, No. 20 u. 21.
Der lymphatische Rachenring bildet ein aus gleichartigem Gewebe
bestehendes Ganzes, das auch bei entzündlichen Erkrankungen gleichartige
Veränderungen aufweist. Klinisch sind die Erscheinungen infolge akuter
Entzündung analog denen der Gaumantonsillen. Die chronische Entzündung
äussert sich entweder als übermässige Sekretion oder als Hyperplasie;
nicht selten sind alle Teile gleichmässig ergriffen. Die Hyperplasie ruft
direkte Erscheinungen oder sekundäre hervor. Alle Störungen können
nur durch operative Entfernung des byperplastischen Gewebes beseitigt
werden. W. Lublinski.
A. Meyer, Zwei neue Lokalanästhetica in der rhino-laryngologischen Praxis
(Milchsaures Eucain, Stovain.) Therap. Monatsb. 1905, Mai.
Sowohl das milchsaure ß- Eucain als das Stovain sind bis zu einem
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No. 43.
Herbimo. — Rau.
727
gewissen Grade geeignet, das Cocain zu ersetzen. Beide sind weniger
giftig, billiger und auch sterilisirbar; sie erzeugen nur Anästhesie, nicht
Ischämie. Bei Nasenoperationen ersetzen sie das giftigere Cocain, Stovain
ist etwas überlegen. Im Kehlkopf versagt Eucain; Stovain kann in einem
Teil der Fälle genügende Anästhesie hervorrufen, in einem anderen Cocain
sparen. Angewendet wird Eucain oberflächlich in 15proc. Lösung, sub-
mukös in 1 proc. Lösung mit Zusatz von l0/ooo Adrenalin. Stovain in der
Nase 5 — 10 pCt.; zur Infiltration 0,5 pCt. mit Adrenalin, im Larynx in
20 pCt. durch reines Pulver verstärkt. (Für den Kehlkopf bleibt Cocain
das beste Anästheticum; für die Nase kann es durch die beiden anderen
annähernd ersetzt werden. Ref.). W. Lublinski.
A. P. Herring, Sarcoma of the vomer, with extensive involvement of the
adjacent structures and roetastasis in the cranium. Americ. journ. of
med. Sciences 1905, Aug.
Bei einem 17 Jährigen, der mit rechtsseitigen Kopf- und Obrenschmerzen
erkrankt war, zeigte sich neben dem Bilde schweren Kräfteverfalls zunächst
ein kleiner, leicht blutender Polyp an der rechten Nasenscbeidewaadfläcbe
und ein anästhetischer Bezirk, der dem 1. und 2. Trigeminusaste entsprach.
Schnelles Wachstum des Tumors bis zum Verschluss der rechten Choane
und Ausdehnung nach oben bis zum Nasenrachendacb, nach unten bis in
die Pars oralis pharyngis, Vorwölbung der rechten Wange, Exophthalmus
und Lähmung des 3., 4. und 6. Nerven. Überkieferresektion, Tod. Der
Sektionsbefund zeigte vollständige Auflösung der Nasenscheidewand, des
Keilbeins und Siebbeins, Zerstörung des Proc. basilaris des Hinterhaupt-
beins bis zum Rande des Foramen magnum, des hinteren Teiles der
medialen Orbitalwand (Exophthalmus). Nur der kleine Keilbeinflügel war
intakt und daher Foramen opticum und der Sehnerv unverletzt. Voll-
ständig getrennt von diesem ganzen Erweichnngsherde fand sich rechts an
der Spitze der Felsenbeinpyramide ein glatter, runder Tumor von Wallnuss-
grösse, der ebenso wie der primäre Tumor sich als Spindelzellensarkom
erwies. Diese Metastase hatte durch Druck den 3. bis 0. Hironerven ge-
lähmt. Sturmann.
M. R. Rau, Ueber das Auftreten von Typhusbacillen im Spotum und über
einen typischen Fall von „Pneumotyphus“ ohne Darmerscheinungen.
Zeitschr. f. Heilk. 1904, Bd. 25. Abteil, f. inn. Med. S. 385.
Verf. teilt die Krankengeschichte eines Pneumotyphus mit, bei dem
im Auswnrf Typhusbacillen bakteriologisch nachgewiesen wurden, während
andere Pneumonieerreger nicht nachweisbar waren. Von Seiten des Darmes
bestanden klinische Erscheinungen nicht, da der Fall in Genesung über-
ging, ist nicht entschieden, ob am Darm nicht gleichwohl krankhafte Ver-
änderungen bestanden. H. Bischoff.
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728
Baöac. — Ficker. — Matthews. Mahne.
No. 43.
P. Bröse, Schützt der Chlorzinkschorf aseptische Wunden gegen eine In-
fektion mit virulenten Bakterien? Deutsche med. Wochenschr. 1904,
No. 62.
Durch Versuche an Kaninchen mit Hühnercholera und Milzbrand-
bacillen stellte B. fest, dass Chlorzink in 50proc. Lösung, obwohl es keine
Desinfektionswirkung ausübt, einen Aetzschorf setzt, welcher aseptische
Wunden gegen Infektion mit pathogenen Bakterien schützt. Bei der ausser-
ordentlichen Tiefenwirkung des Chlorzinks schützt es die Wunden auch
noch gegen die Infektion, wenn es kurze Zeit, bis eine Minute, nach der
Infektion angewandt wird. Der Chlorzinkätzschorf ist für Bakterien kein
Nährboden, diese gehen darauf in kurzer Zeit zu Grunde.
H. Bischoff.
M. Ficker, Heber die Keimdichte der normalen Schleimhaut des Intestinal-
traktus. Arch. f. Hvg. 1905, Bd. 52. S. 179.
F. hat die Frage der Keimdichte der normalen Magendarroschleimhant
von neuem experimentell geprüft, indem er grosse Quantitäten von Sapro-
phyten verfütterte, kurze Zeit danach die Tiere tötete und darauf das Blut
und die Organe, welche letzteren zunächst zerkleinert wurden, in flüssige
Nährböden übertrug. Er fand, dass bei ausgewachsenen Fleischfressern
— Hunden und Katzen — normalerweise die Schleimhaut bakteriendicht
ist, dass aber bei Kaninchen nicht selten, ohne dass Veränderungen an der
Schleimhaut nachweisbar waren, Sapropbyten vom Darminhalt in die Organe
übergehen. Bei säugenden Tieren wurde ein Durchdringen der Schleimhaut
stets beobachtet. H. Bischoff.
1) V. Matthews, Two cases of poisoning from the cxternal application
of belladonna or atropine. The Lancet 1906, Vol I, No. 11.
2) W. Mahne, Ueber Wismuthvergiftung. Berl. klin. Wochenschr. 1905,
No. 9.
1) In dem ersten Fnile zeigten sich bei einem 53jährigen Manne nach
Applikation eines Belladonnapflasters auf die unversehrte Haut, im zweiten
Falle, bei einem 63 jährigen Manne, nach Anwendung einer Salbe von
Atropin, sulfuric. gegen Ekzem deutliche Zeichen einer Atropinvergiftnng.
Beide Patienten klagten, nachdem sie am Abend die Mittel angewandt
hatten, am nächsten Morgen über Trockenheit, Durst und Aufregungs-
zustände; die Pupillen waren erweitert. Die Vergiftungserscheinungen
gingen nach Entfernung des Pflasters bezw. der Salbe schnell vorüber.
2) Eine 36jährige schwächliche Frau hatte ausgedehnte, fast ein
Drittel der Körperoberfläche umfassende Verbrennungen 2. und 3. Grades.
Die Behandlung bestand in Applikation einer lOproc. Wismuth-Paraffin-
salbe, die während der ersten Woche und, nach vierzehntägigem Aussetzen,
3 Wochen hintereinander benutzt wurde. Am Ende dieser 3 Wochen klagte
Pat. über schlechten Geschmack und Schmerzhaftigkeit des Zahnfleisches;
letzteres zeigte einen blauschwarzen Saum, schwarze Flecke traten auch
an der Zunge und Mundschleimhaut auf. Trotzdem die Wismuthsalbe
sofort entfernt wurde, traten heftige Diarrhoen auf, ferner Albuminurie,
und in kurzer Zeit ging Pat. zu Grunde. Die Sektion ergab schwane
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No. 43. Castru. — Ki.snkr 729
Verfärbung der Colon-Schleimhaut und parenchymatöse Nephritis. Bei
dieser Schleimhautschwärzung handelte es sich um eine Schwefel-Wismuth-
verbindung, nicht, wie häufig bei Verbrennungen, um altes Blutpigment.
Der Urin war auf Wismnth nicht untersucht worden. Möglicherweise war
die Resorption des Wismuths durch die Salbengrundlage, Unguent. paraffini,
erleichtert worden; nach Anwendung der bekannten Wismuth- Brandbinden
wurden Intoxikationserscheinungen auch bei sehr ausgedehnten Verbren-
nungen bisher nie beobachtet. K. Kronthal.
F. Cantru, Contribution ä l’etude du „massage precordial“ dans les
afTections du cocur. Arcli. gener. de nted. 1905, No. 33.
Die Untersuchungen des Verf.’s beschäftigen sich mit der Frage, ob
resp. welche Wirkungen die Massage der Herzgegend bei einer Reihe cardio-
vaskulärcr Störungen auszuüben vermag, zunächst auf den arteriellen Druck.
Verf. fand, dass die Differenz zwischen arteriellem und capillarera Druck,
der in der Norm mindestens 10 — 12 cm Quecksilber beträgt in gewissen
Fällen von Hyposystolie bei Herzleidenden auf Null reducirt sein kann;
in solchen Fällen sieht man unter der Herzmassage eine Erhöhung des
herabgesetzten Arteriendruckes eintreten, die nach 5 — 10 Minuten langer
Massage sich für die Dauer einiger Stunden bemerkbar macht und nach
einer Reihe von Massagesitzungen dauernd bleiben kann; umgekehrt kann
der zu sehr erhöhte Blutdruck unter der Massage zurückgeben. — Auch
aul den Puls übt die Herzmassage eine regulirende Wirkung aus: der
frequente kleine Puls erfährt eine Verlangsamung und zeigt eine grössere
Amplitude der Einzelschläge. Durch Modifikationen in der Ausübung der
Massage gelingt es, die zu erhebliche Pulswelle herabzusetzen bei gleich-
zeitiger Steigerung des Arteriendruckes. — Endlich gelingt es auch durch
eine zweckmässige Massage, die Grösse der Herzdämpfung zu vermindern.
— W’ir fügen schliesslich hinzu, dass das Verfahren, das bei richtiger
Ausführung absolut gefahrlos ist, auch die subjektiven Beschwerden der
Kranken, speciell die Herzschmerzen, lindert oder beseitigt. L. Perl.
H. Elsner, Ueber die Prüfung der motorischen Magenfunktion. Berl. klin.
Wochenschr. 1904, No. 25.
Um leichtere Grade von Motilitätsstörungen des Magens nachzuweisen,
sind eine ganze Reihe von Methoden angegeben worden, wie beispielsweise
die Leube’sche Methode, die Salol- und Jodipinprobe, die Oelmethode u. a. m.
Allen diesen haften jedoch grössere oder geringere Fehlerquellen an, die
den gewünschten Nachweis mehr oder weniger erschweren. Auch die sonst
recht brauchbare sogenannte Restbestimmungsmethodc nach Mathieü und
R&MOND ist insofern nicht brauchbar, als sie nicht gestattet, die motorische
lnsufficienz von der Hypersekretion abzugrenzen. E. glaubt bessere Re-
sultate dadurch zu erzielen, dass er nach einem Probefrühstück neben der
gesammten Inhaltsmenge des Magens gleichzeitig auch noch die Menge der
vorhandenen festen Rückstände bestimmt. Das Verhältnis dieser letzteren
zur Gesammtmenge lässt gewisse Rückschlüsse auf das Vorhandensein einer
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730
Pfaundler.
No. 43.
motorischen Insufficienz oder einer Hypersekretion ziehen. Bei Anwendung
der genannten Methode an Personen ohne nennenswerte Magensymptome
ergab sich ein GesammtrQckstand im Bereich des Normalen. Bezüglich
der Menge der festen Rückstände scheinen 100 ccm die Grenze des nor-
malen Verhaltens zu bezeichnen. Wird diese überschritten, so liegt eine
motorische Insufficienz vor. Besteht eine nennenswerte Vermehrung der
festen Rückstände im Magen, ohne dass gleichzeitig der Gesammtinhalt ver-
mehrt ist, so muss es sich um eine motorische Insufficienz ohne wesent-
liche Steigerung der Sekretion handeln. Ist dagegen neben der Vermehrung
der festen Rückstände auch eine solche des Gesammtinhalt vorhanden, so
bandelt es sich um solche Fälle, in denen, wie das so oft vorkommt, die
motorische Insufficienz zu einer Steigerung der Drüsensekretion geführt
hat. Gin abschliessendes Urteil über die genannte Methode lässt sich zur
Zeit noch nicht fällen. Carl Rosenthal.
M. Pfaundler, Ueber die aktuelle Reaktion des kindlichen Blutes. Arch.
f. Kinderheilk. Bd. 41, S. 161.
Das gemeinsame und daher charakteristische Merkmal aller alkalischen
wie sauren Lösungen ist die Anwesenheit von überschüssigen OH- bezw.
H-Jonen in derselben. Die OH-Jonen wirken nach Höber als Fermente.
Verf. stellte sich die Aufgabe, die OH-.Ionenconcentration des Blutes in
verschiedenen Lebensaltern zu bestimmen, speciell das Verhalten neuge-
geborener und frühgeborener Individuen vergleichend festzustellen. Die
vom Verf. angewandte Messungsmethode der „aktuellen Reaktion'* ist von
Höber ausgearbeitet (s. Orig.). Das für die Untersuchung notwendige
Blut wurde zumeist aus dem rechten Vorhof oder Ventrikel der Leiche
*/2 Stunde post mortem entnommen, seltener durch Venäsektion vom
Lebenden gewonnen. — Die OH-Jonenconcentration ist in Blut und Serum
fast genau dieselbe. Verf. bestimmte daher in seinen Versuchen fast nur
das Verhalten des Serums. — ln einem Falle, in dem Verf. das Verhalten
des Serums einige Zeit vor und unmittelbar nach dem Tode prüfen konnte,
war eine irgend beträchtliche Differenz nicht festzustellen. Doch ist es
fraglich, ob dieses Verhalten ein gesetzmässiges ist, da wahrscheinlich die
aktuelle Reaktion des Blutes durch Kohlensäurestauung in der Agone Ver-
änderungen erleidet. — Das Lebensalter scheint von Einfluss auf die
aktuelle Reaktion des Blutes zu sein. Nur ausnahmsweise fiadet sich
höhere Alkalescenz bei Säuglingen, nur ausnahmsweise neutrale Reaktion
bei älteren Kindern. Bei Erwachsenen liegen die gewonnenen OH-Werte
durchweg ziemlich hoch. Ferner dürften Beziehungen zwischen der aktuellen
Reaktion des Blutes und dem jeweiligen allgemeinen Ernährungs- und
Kräftezustand des Individuums bestehen. Bei kräftigen Kindern überwiegt
die Concentration der OH-Jonen jene der H-Jonen um das 5— lofache.
Bestehende floride Rachitis, auch höheren Grades, scheint auf die aktuelle
Reaktion des Blutes keinen Eiufluss zu haben. — Das Blut atrophischer,
chronisch-magendarmkranker Säuglinge wurde teils stark sauer, teils neutral,
teils stark alkalisch befunden. — Der febrile Zustand hat keinen Einfluss
auf die Reaktion des Blutes. In einem Falle von langdauernder Com-
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No. 43.
Gbibeh. — KiurM*™.
731
pensationsstörung bei Herzklappenfehler wurde — vermutlich infolge starker
Kohlensäuerling des Blutes — der OH-.Ionengehalt niedrig befunden. —
Excessiv niedrige Werte für die OH-Concentration und damit saure Reaktion
des Blutes wurde nur bei frühgeborenen, lebensschwachen und zwei atrophi-
schen Säuglingen angetroffen. Die Ursache dafür ist wahrscheinlich in der
mangelhaft regulirenden Tätigkeit der entsäuerndeu Organe zu suchen. —
Manches spricht dafür, dass eine gewisse Beziehung zwischen Blutalkalescenz
und natülicher Widerstandskraft des betreffenden Organismus gegen bakte-
ritische Processe bestellt. — Alle diese Angaben bedürfen nach Verf.
weiterer Prüfung. Stadthagen.
Geiser, Welche Bestandteile des Kaffees sind die Träger der erregenden
Wirkung? Arch. f. exper. Pathol. u. Pharmakol. 83. Bd., S. 112.
Verf. untersuchte die Frage, ob an den hauptsächlichen Kaffeewirkungen
das Coffein oder aromatische, beim Rösten gebildete Stoffe, vor allem das
sog. Coffeon schuld sind. Er stellte sich folgende Präparate her: 1. Ge-
rösteten und ölfreien Kaffee. 2. Coffeinfreies Kaffeepulver mit Oeigehalt.
3. Gewöhnlichen Menadokaffee. Als Reagens auf die Wirkung benutzte
er: 1. psychische Vorgänge; er maass nämlich die Expositionszeit, die
nötig ist, damit die Versuchsperson die Farbe einer gezeigten Tafel wahr-
nimmt (Reaktionszeit). 2. Tonometrische und sphygmographiscbe Messungen
des Einflusses der Präparate auf die Cirkulation. Eis ergab sich, dass der
Aufguss von geröstetem, gutem Kaffee in einer Menge von 15 g auf 150
Wasser i. a. die Farbenreaktionszeit verkürzt und am Sphygraogramm
charakteristische Veränderungen hervorruft, die vollkommen identisch sind
mit der Wirkung des reinen Coffeins, ausserdem eine geringe Steigerung
des arteriellen Druckes bewirkt. Der Aufguss des gerösteten, aber coffein-
und ölfreien Kaffees ist ohne jeden Einfluss sowohl auf die psychischen
Vorgänge wie auch auf die Pulscurve. Der Aufguss des gerösteten coffein-
freien, aber ölhaltigen Kaffees ist ohne Eiinfluss auf das Sphygmogramm
und den Blutdruck, lässt dagegen in grossen Dosen eine Verkürzung der
Reaktionszeit erkennen. Diese Wirkung kommt aber bei der Beurteilung
der Kaffeewirkung garnicht in Betracht, da ja bei derart grossen Dosen
die Coffeinwirkung bei weitem alles übertönen würde. Alkan.
R. Kaufmann, Ueber hereditäre, infantile Tabes. Wiener klin. Rundschau
1904, No. 35.
K. beobachtete einen 10jährigen Knaben, der von einem Tabiker und
einer gesunden Mutter stammend, seit seinem 6. Jahr Incontinentia urinae
und seit seinem 9. Jahr gastrische Krisen hatte. Ausserdem bestanden
reflektorische Pupillenstarre, Westphal'sches Zeichen, Romberg’sches Phä-
nomen u. s. w. Es fehlten Zeichen von cerebraler Miterkrankung und von
Lues cerebrospinalis, sodass der Verf. hier das Vorhandensein einer echten
infantilen und hereditären Tabes annimmt. Die Ataxie, Schmerzen, wie
Sensibilitätsstörungen fehlten hier, wie häufig bei der infantilen Tabes.
Von Zeichen hereditärer Lues waren vorhanden Hutchinson’sche Zähne und
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732
Fikckh.
No. 43.
Verdickung peripherer Arterien; bei dem Vater, der ebenfalls an Tabes
litt, waren Zeichen von Lues nicht nachweisbar. Auffallend bleibt es,
dass von 11 Fällen echter Tabes im Kindesalter viermal die gleiche Er-
krankung bei Vater und Mutter vorlag. Neben der Lues ist eine familiäre
Veranlagung zur Tabes, eine hereditäre Prädisposition nicht von der Hand
zu weisen. S. Kaliscber.
J. Finckh. Beiträge zur Lehre von der Epilepsie. Arch. f. Psych. 1905,
39. Bd. (2).
F. berichtet über 152 Fälle genuiner Epilepsie aus eigener Beob-
achtung. Er unterscheidet ätiologisch eine genuine Epilepsie, eine solche
nach fieberhaften und ansteckenden Krankheiten (Meningitis etc.), aus
organischen Ursachen, Trauma, Alkoholmissbrauch. Diese Formen gleichen
sich klinisch mit Ausnahme der organisch bedingten. In */4 der Fälle ist
die hereditäre Belastung als Ursache anzusehen und in l/s der Fälle trat
direkte Vererbung ein meist durch die Mutter. Von den auf here-
ditärer Belastung beruhenden Fällen trat in */5 der Fälle der Ausbruch
vor dem 20. Lebensjahr ein. — Die Kindereklampsie ist wie die Epilepsie
auf durch hereditäre Belastung erzeugte verminderte Widerstandsfähigkeit
und Reizbarkeit des Gehirns zurückzuführen; sie tritt besonders stark und
häufig in den ersten Lebensjahren der Epileptiker auf und ist kein selbst-
ständiges Krankheitsbild. — Das prämonitorische Stadium vor dem Anfall
ist nicht häufig und oft ein Zeichen zunehmender epileptischer Erregung,
während die Aura häufiger ist, etwa in 87,8 pCt. der genuinen Epilepsie,
meist ist sie gleichförmig. Eine Hemmung des epileptischen Anfalls in
der Aura erfolgt gelegentlich durch motorische und sensible Gegenreize,
die auch durch den Willen erzeugt werden können, aber meist auf der
motorischen Wirkung desselben beruht. — Epileptoide Zustände erscheinen
nicht pathognomonisch für Epilepsie, sie kommen auch bei einer Reibe
von funktionellen und organischen Störungen des Centralnervensystems und
bei anderen Organerkrankungen vor. Der Nachweis echter epileptischer
Attacken wie der hartnäckige torpide Charakter epileptoider Zustände
(Angst, Schwindel) spricht für den epileptischen Charakter. — Die Epi-
lepsie beginnt und verläuft mit um so schwereren Erscheinungen, je früher
sie einsetzt. Die postepileptische Verwirrtheit ist von ungünstiger Be-
deutung Erhebliche geistige Schwächezustände sind bei der Frühepilepsie
häufiger. — Die traumatische Epilepsie betrug 17,6 pCt. der Gesammt-
summe; ihr Charakter ist ein schwerer. Psychische Traumen wirken nur
als auslösende Ursache bei vorhandener Prädisposition. — Als Spätepilepsie
betrachtet F. die Fälle, die nach dem 25. Lebensjahre einsetzen; sie ist
bei Männern häufiger; die Arteriosklerose spielt dabei eine Rolle, ist aber
nicht ausschliessliche Ursache der Spätepilepsie. Heredität findet sich
hier in zwei Drittel der Fälle. Der Verlauf der Spätepilepsie ist im all-
gemeinen milder und neigt seltener zu dem Auftreten gehäufter Anfälle.
Demenz und postepileptischer Verwirrtheitszustände. S. Kalischer.
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No. 43.
Crilr und Maci-kod. — Kraus.
733
U. W. Crile and J, J. R. Macleod, Some observations on the effect of
alternating currents of moderat«: frequency on dogs. Americ. journ. of
med. Sciences 1905, p. 417, March.
Die Verff. experimentirten an ätberisirten Hunden. Ob der Tod
durch die Einwirkung der Wechselströme eintritt, hängt von der Stellung
der Elektroden ab: lagen diese im Maul und Mastdarm, so trat bei
1000 Volt der Tod augenblicklich ein. Lagen sie aber am Kopf und
Hinterpfote, so verursachte auch ein Strom von 2300 Volt, 1 — 10 Sekunden
wirkend, keinen Tod. Warum doch einige Male das letale Ende eintrat,
erklären die Verff. so: Es hängt dies von dem Verhalten des Blutdrucks
ab, der nach kurzer Steigerung sinkt. — Der Vagus soll nach den Verffn.
hierbei keine Rolle spielen, wohl aber die fibrillären Herzkamroercontrak-
tionen; die Herzohren fahren in normaler Weise fort zu schlagen.
Die respiratorischen Bewegungen kamen während der Stromapplikation
stets zum Stillstand: wenn aber der Strom nur kurze Zeit einwirkte und
keine fibrillären Herzcontraktionen eingetreten waren, so kam die Atmung
wieder in Gang.
Der etwa eintretende Tod hängt ab von dem Wege, den der Strom
durch den Körper nimmt; wird das Herz auf dem Stromwege getroffen,
so tritt der Tod ein. Für Arbeiter, die starken Strömen ausgesetzt sind,
empfehlen die Verff. das Tragen von Corsets aus leitendem Material; es
muss (aus Kupfer hergestellt) Hals und Schultern und den unteren Teil
des Rumpfes fest umschliesseu gegenüber der Herzgegend soll ein nicht
leitender Gürtel aus Kautschuk liegen. Bernhardt.
A. Kraus, lieber eine eigenartige Hauttuberkulose, gleichzeitig ein Beitrag
zur Kenntnis der Verkalkung in der Haut. (Aus der deutschen dermatol.
Universitätsklinik in Prag.) Arch. f. Dermatol, u. Syph. Bd. 74, S. 3.
Bei einem 15jährigen schwächlichen Mädchen mit verdächtiger rechter
Lungenspitze bestanden in der Haut des linken Vorderarms eine Anzahl
sehr fester, an der Oberfläche leicht livid verfärbter Knoten und Stränge
und am Oberarm ein klein erbsengrosses ebenfalls sehr derbes Knötchen.
Eine bestimmte Diagnose liess sich nicht stellen; man dachte in erster
Reihe an sarcoide Geschwülste. Die Gebilde wurden sämmtlich cxcidirt.
Die Tumoren vom Vorderarm bestanden aus einem dichten Bindegewebs-
lager, das grosse und kleine mit teils unregelmässig scholligen, teils klein-
körnigen Massen von kohlensaurem Kalk ausgefüllte Hohlräume umschloss.
Ueber die Herkunft des Kalks gab die Untersuchung des Knötchens vom
Oberarm Aufschluss. Dieses zeigte nämlich das typische histologische Bild
der Tuberkulose: epithelioide Tuberkel mit zahlreichen Riesenzellen und
Verkäsung. Es handelte sich in dem Falle offenbar um von der Subcutis
ausgegangene tuberkulöse Infiltrate, die schliesslich eine regressive Meta-
morphose in Form der Verkalkung eingegangen waren. Eine Tuberkulin-
injektion rief nicht nur in der Umgebung der Excisionsstelle am linken
Oberarm, sondern aucl/ an mehreren Stellen des rechten Arms, wo klinisch
etwas Pathologisches noch nicht zu sehen war, eine ausgesprochene lokale
Reaktion (Rötung uud Schwellung) hervor. H. Müller.
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734
Nribskk.
No. 43.
A. Neisser, Versuche zur Uebertragung der Syphilis auf Affen. Zweite
Mitteilung. Deutsche raed. Wochenschr. 1905, No, 19.
Die neuen Versuche — über die früheren wurde S. 62 berichtet —
sind von N. in Gemeinschaft mit G. Barrmann an 53 verschiedenen,
niederen Arten angehörigen Affen angestellt worden und bestanden zunächst
in der kutanen Verimpfung von menschlicher Syphilis auf diese Tiere.
Es wurden Stellen an den Augenbrauen, am Präputium, an der Cutis penis,
der Bauch- und Brustbaut ziemlich energisch, bis zu leichtem Bluten,
scarificirt und mit dem Impfmaterial (Primäraffekten, breiten Condylomen)
mindestens eine Minute lang eingerieben. Mit zwei Ausnahmen war das
Resultat bei den 25 so geimpften Affen (Arten von Macacus, Cynocephalus,
Cercopithecus) immer ein positives, d. h. es entwickelte sich zwischen dem
20. und 35. Tage am Orte der Impfung eine bald grössere, bald kleinere
Schwellung mit Rötung, Infiltration und Schuppung. Typische primäre
Drüsen und Allgemeinerscheinungen waren nicht zu beobachten. Auch
kutane Impfung mit primären menschlichen Lymphdrüsen wurden zweimal
mit Erfolg vorgenommen. — Dagegen hatten subkutane Inokulationen,
ebenso subkutane und intraperitoneale Einspritzungen von frischem uu-
defibrinirtem Blut oder von Blutserum Syphilitischer immer ein negatives
Ergebnis.
In einer weiteren Reihe von Esperimenten versuchten N. und B.
Uebertragungen von Tier auf Tier, indem sie die durch Impfung mit
menschlicher Syphilis bei Affen erzeugte örtliche, als Primäraffekt ange-
sprochene Läsion auf andere Affen kutan verimpfte. Das Resultat war
auch hier iu der grösseren Zahl der Fälle ein positives; Tiere, bei denen
die Impfung keinen Erfolg hatte, reagirteu später auf die Inokulation
menschlicher Syphilis in der gewöhnlichen Weise. Etwas Sicheres über
eine verschiedene Virulenz des Syphilisgiftes je nach der Quelle aus der
es stammt, liess sich aus der Art und dem Verlauf der primären Affekte,
die durch Impfung mit Syphilismaterial verschiedener menschlicher und
tierischer Herkunft hervorgerufen wurden, nicht erschliessen. Insbesondere
konnte eine Abschwächung durch Tierpassage, wie sie Metschnikoff
beobachtet haben will, nicht festgestellt werden. Dagegen ist die Empfäng-
lichkeit der einzelnen Affenarten zweifellos eine sehr verschiedene. Beim
Schimpansen und, wie N. gesehen zu haben glaubt, beim Orang-Utan treten
ausser dem Primäraffekt auch primäre Drüsenscbwellungen und Sekundär-
ersebeinungen auf, nicht aber bei den niederen Affenarten. Unter diesen
scheinen Cercopithecus- nnd Cynocephalusarten empfänglicher zu sein als
die Macaci. Eine von Metschnikoff nach der Empfänglichkeit entworfene
Reihefolge zeigt eine ziemliche Analogie mit der von den Zoologen auf-
gestellten, so zwar, dass die im System am höchsten steheuden Affen auch
am empfänglichsten für Syphilis erscheinen. Nuttall hat durch bio-
logische Blutuntersuchungen eine ähnliche Reihe für die Verwandtschaft
und Aehnlichkeit der Affen mit dem Menschen hergestellt.
Die klinische Diagnose der bei den Affen erzeugten Primäraffekte
stützt sich, ausser auf ihre grosse Aehnlichkeit mit* den menschlichen, auf
ihr Auftreten nach mehrwöchiger Inkubation, den langsamen schleichenden
Verlauf, den in zwei Fällen beobachteten Einfluss des Quecksilbers auf
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No. 43.
Milchnib. — v. Illyes.
735
ihre rasche Heilung und ganz besonders darauf, dass bei den mit Erfolg
geimpften Tieren später wiederholte Impfungen immer ohne Erfolg blieben.
Um zu prüfen, ob im Körper der inficirten Affen impffähiges Virus
vorhanden sei, wurden Versuche mit Milz und Knochenmark, einmal auch
mit Leber, vorgenommen. Diese Impfungen hatten ein negatives Resultat.
Bemerkenswert erscheint aber, dass ein mit Knochenmark vom Schim-
panse kutan geimpftes Tier zwar keine lokalen Erscheinungen bekam,
aber auf eine spätere energische Impfung mit breiten Condylomen nicht
reagirte, was bei allen anderen der Fall war.
Constatirt wurde endlich noch, dass zerkleinerte nässende Papeln, die
in einer physiologischen Kochsalzlösung 30 Minuten lang auf 60° erhitzt
worden waren, ihre Virulenz verloren hatten. H. Müller.
Milchner, Ein Beitrag zur Diagnostik der Nierentuberkulose. Berl. klin.
Wochenschr. 1904, No. 49.
Bei einem 11jährigen, infolge von Hämaturie sehr anämischen Mädchen
fand sich ein linksseitiger Nierentumor, Albuminurie und ira Sediment Ba-
cillen, die sich bei Gabbet’scher Färbung als säurefest erwiesen. Diese
für Tuberkelbacillen gehaltenen Bakterien führten zur1 Diagnose einer
Nierentuberkulose. Bei der von Prof. Rotter ausgeführten Operation
ergab sich aber statt dessen eine ausgesprochene Hydropyonephrose, Zeichen
von Tuberkulose fehlten in der Niere. Nunmehr wurde der Nachweis er-
bracht, dass die früher für Tuberkclbacillen gehaltenen, säurefesten Stäbchen
in Wahrheit Smcgmabacillen waren, die aus dem zwischen den Labien des
Kindes befindlichen Sekrete stammten. Verf. kommt auf Grund dieser
Erfahrung zu dem Postulat, dass in jedem Falle einer mutmaasslichen
Nierentuberukulose der Operation ein Tierimpfversuch vorangeschickt
werden solle. So berechtigt diese Forderung für alle Fälle ist, so muss
doch hervorgehoben werden, dass auch im vorliegenden Falle die Prüfung
des Grades der Säurefestigkeit das Resultat hatte, dass die Smcgmabacillen
darin wirklichen Tuberkelbacillen nachstanden. Üeberhaupt empfiehlt es
sich bei der Untersuchung von Harnsedimenten auf Tuberkelbacillen statt
der Gabbet’schen Methylenblauschwefelsäure salzsauren Alkohol zur Ent-
färbung und einfache Methylenblaulösung zur Nachfärbung zu benutzen.
B. Marcuse.
v. Illyes, Ueber den therapeutischen Ureterkatheterismus. Deutsche Zeit-
schrift f. Chir. Bd. 76, H. 1, S. 33.
Verf. berichtet über sieben, in der Klinik des Prof. Dollinger zu
Budapest behandelte Fälle, in tlenen der Ureterenkatheterisinus zu thera-
peutischen Zwecken angewandt wurde.
Die Möglichkeit, durch den in den Harnleiter höher oder tiefer ein-
geführten Katheter Flüssigkeit zu entleeren, war in verschiedenen dieser
Fälle genügend, um noch bevor die Frage nach dem operativen Eingriff
entschieden werden konnte, Linderung und selbst Beseitigung schwerer von
einer Retention im Nierenbecken abhängiger klinischer Symptome zu ge-
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736
WlNTLK.
No. 43.
währen. Dabei konnte namentlich da, wo doppelseitige Nierenerkrankung
eine Operation contraindicirte, durch die Entleerung von Eiter aus dem
Nierenbecken und nachfolgende Spülung mit Borsäure und Argentum-
lösungen eine relative Heilung erzielt werden. Auch bei nephrotomirten
Kranken wurde der Ureterkatheter angewandt, wenn die Harnabsonderuog
nach der Blase zu durch Schwellung der Schleimhaut des Ureters behindert
war. Wiederholt blieb der Katheter ohne Schaden mehrere Tage hindurch
im Harnleiter. Von Interesse erscheinen vor allem die beiden Fälle von
Steineinklemmung, die zwar zur Operation kamen, bei denen aber zunächst
durch den Ureterkatheterismus erstens der Sitz des Hindernisses festgestellt,
zweitens wenigstens zeitweise der Eiterabfluss aus dem Nierenbecken herbei-
geführt werden konnte. In einem Falle von Ectopia vesicae wurde die
recidivirende doppelseitige Pyelitis in leichtester Weise durch Nierenbecken-
spülungen behandelt und von einer Operation der Ectopie abgesehen, um
den bei dem recidivirenden Charakter der Pyelitis notwendigen Ureter-
kateterisraus nicht künstlich zu erschweren. B. Marcuse.
W inter, Myom und Menopause. Berl. klin. Wochenschr. 1906, No. 27.
Während bei gynäkologisch Kranken, die an den Zeitpunkt der Meno-
pause nicht beeinflussenden Krankheiten leiden, 11 pCt. über das 50. Jahr
hinaus menstruiren, tritt unter den Myom kranken die Menopause bei
67 pCt. erst nach dem 50. Jahre ein. Die conservative Therapie der
Myome kann daher in der bevorstehenden Menopause vor dem 50. Jahre
überhaupt keine Stütze finden. Erst von dem 55. Jahre an kann die Meno-
pause mit Recht als unmittelbar bevorstehend erwartet werden. Vor voll-
ständig eingetretener Menopause ist die Myomkranke nicht vor schweren
Symptomen bewahrt. Ein nicht unbedeutender Procentsatz (nach Wintek's
Erfahrungen 17 pCt.) muss sich nach dem für gesunde Frauen normalen
Zeitpunkte des Eintretens der Menopause einer Myomoperation unterwerfen.
— Den Einfluss, den die Menopause auf die Uterusmyome auszuüben pflegt,
formulirt W. folgermaasseu: 1. Die Menopause bringt in den weitaus über-
wiegenden Fällen Stillstand des Wachstums und Beschwerdelosigkeit. —
2. Die Symptome, welche man bei Myom in der Menopause beobachtet,
erklären sich: a) durch die nicht seltene Ausstossung submuköser Myome,
b) durch erhöhte Neigung zu sarkomatöser Degeneration, c) durch gelegent-
liche aus unbekannten Ursachen auftretende Blutungen. — 3. Myome
wachsen zuweilen auch ohne sekundäre Degeneration im Klimakterium
weiter; am häufigsten subseröse, am seltensten interstitielle Myome. —
4. Myomoperationeu in der Menopause gehören nicht zu den Seltenheiten
(bei Wintek’s Material 19 unter 392 — 5 pCt.). — Der alte Erfahrungs-
satz, dass die Myome nach eingetretener Menopause keine klinische Be-
deutung haben, hat demnach seine Gültigkeit verloren. Br. Wolff.
Einsendungen werden an die Adresse des Herrn Ueü. Mod. -Kat Prof. Dr. M. Bernhardt (Berlin "
Französische Strasse 21) oder an die Vcrlagshaudlung (Berlin NW., Unter den Linden
Vorlag von August ilirschuald in Berlin. — Druck ron L. Schumacher in Berlin X U
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Wöchentlich
1—2 Bogen ; i
des Jahrgangs TjM\t Na-
meu- und Sachregister.
Gentralblatt
J
Treii de« Jahrganges
28 Mark; zu beziehen
durch alle Hurbhaud
lungcn n. PoitanstaUtn.
für die
(liniiisehen Wissenschaften^
Unter Mitwirkung von
Prof. Dr. H. Senator und Prof. Dr. E. Salkav
redigirt von ' n
Prof. Dr. M. Bernhardt
in Berlin.
1905.
<1. November.
No. 44.
Iiilmlt: Ksith, Ueber da« Zwerchfell und die Pleurahöhlen. — Hkrr-
mann, Vorkommen von Lithium im Organismus. — Frommer, Neue Reaktion auf
Aceton. — Ordner und Croniikim, Neue Milchsäureprobe. — Jones, Enzym
der Thymusdrüse. — Gkklmuyden, Acetongehalt der Organe. — Abderhalden,
Bekukll und Doerpinquaub, Verhalten des Körpereiwciss im Hunger. —
Leonhabdt, Ueber Myxome des Herzens. — Richter, Ueber Luxation im Talo-
cruralgelcnk. — Stibda, Ueber den Verschluss von .Scbädeldefcklen. — Mas-
lkitner, Zur Kenntnis der Augentuberkulose. — Sokolowsky, Behandlung
otogener Meningitis. — Finder, Ueber Kehlkopfkrebs. — Imhopek, Behandlung
der Tonsillitis. — Landeshkro, Ueber Tuberkulose und Lues des Kehlkopfes. —
J akcbchewitbch, Hämolysine bei entmilzten Tieren. — Wassermann und
Ostertao, Ueber polyvalente Sera. — Asami, Zur Untersuchung auf Hypho-
rnyceten. — Kaplan, Adrenalin bei Asthma. — Doervlkr, Behandlung der
Pleuritis bei Tuberkulose. — Schilling, Ueber Eehinokokkenflüssigkeit. —
Seidelin, Der Magensaft älterer Personen. — Rky, Enuresis der Kinder. —
Pawinski, Einfluss des Klimakterium auf die tirkulation. — Lancebeaux,
Albuminurie und Diabetes. — Treitel, Imbccillität und Taubstummheit. —
Scheuer, Behandlung der Ischias. — Finklkniiuro, Ueber Drucksteigerung im
Rückenmark. — Bruandkt und Hcmhkbt, Kilvinoton, Ueber Nervenregene-
ration. — Ball, Behandlung des Pruritus ani. — Polland, Fall von Jod-
pempbigus. — Meter, Ueber eingeklemmte Ureterensteine. — H erring, Ueber
die Vergrösserung der Prostata. — Sarvey, Ueber fakultative Stcrilisirung.
A. Keitli, The nature of the mammalian diaphragm and pleural cavities.
The journ. of anat. and physiol. 1905, Vol. XXXIX, P. Ilf, p. 243.
K. betrachtet die Lungen nie die Hodeu als Organe, die im Laufe
der Entwickelung hernienartig aus der Bauchhöhle herausgestossen worden
sind. Das Zwerchfell ist ein Teil der Körperwand, der durch die extra-
abdominale Entwickelung der Lungen in die Leibeshöhle hineingepresst
wurde; es flacht sieb nicht, wie man früher annahm, bei der Respiration
ab, sondern steigt in seiner Gesammtheit zum Nabel bin herab; cs wirkt
nicht auf die Lungen, sondern auf die Abdominalorgane und regul irt den
Druck in der Bauchhöhle. Die innigen Beziehungen des Centruin tendincum
zum IVricard und zur Lungenwurzel sind Erscheinungen der Rückkehr zu
primitiveren Zuständen (Mensch, grosse Anthropoiden); sie sind weit weniger
innig bei typischen Säugern (Kaninchen, niedere Affen). Als Elemente
XLUI. Jahrgang 4T
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738
Kkitii.
No. 44.
des Zwerchfells unterscheidet K. den sterno-costalen und den spinalen Teil
und die zwischen ihnen liegende Sehne: beim Menschen verwachsen sie
normalerweise aufs innigste miteinander, doch sind die Grenzen — Hiatus
spino-costalis — immer noch zu ziehen, Persistirt, wie in Fällen von
Zwerchfellhernien, die Pleuroperitonealöffnung, so begrenzen sie alle drei
Zwerchfellelemente. Bei der Annahme des aufrechten Ganges und der
dadurch bedingten Aenderung der Atmung wanderte die Spinalportion
lateralwärts und überdeckte sich so mit der Sternocostalportion. Aus der
Teilung des Phrenicus in zwei Acste für die beiden Portionen erhellt gleich-
falls die Doppelnatur der Diaphragmaelemente. Nähere vergleichend ana-
tomische Untersuchungen ergaben die Richtigkeit der Theorie, dass das
Zwerchfell aus dorsalen und ventralen Muskelbändern entstanden ist, die auf
die Lungenwurzeln wirken. Bei hochspecialisirten schwanzlosen Lurchen
(Pipa, tenoper) findet K. ein Zwerchfell, das aus einem dorsalen Teile, der
vom M. transvcrsalis, einem ventralen Teile, der vom vierten Segmente
des Rcctus abdominis abzuleiten ist, aus einem centralen Teile besteht,
der vorn der cervikalen Aponeurosis des Bauches entstammt. K. betrachtet
die Amphibien- und Säugerform des Diaphragmas, die so weitgehende
Uebereinstimmungcn, auch in der Nervenversorgung zeigen, als Abkömm-
ling einer Ausgangsform bei primitiven Amphibien (Stegocephaleo). So
abweichend die Zwerchfellfunktion in Bezug auf die Lungen sich darstellt,
so sehr stimmt sie bei beiden Klassen in Bezug auf die Wirknng auf die
Cirkulation (Füllung des Herzens mit Blut) überein. Dieses ist als die
primäre Funktion des Diaphragmas zu beurteilen. Bei den Säugern stülpt
sich die Lunge aus der Bauchhöhle heraus, durch das Diaphragma hin-
durch, das dadurch in eine infrapulmonale Lage und zu einer inspiratori-
schen Funktion kam. Im Zusammenhänge hiermit kam es zur Bildung
einer Lungenspitze im Gegensätze zur Lungenwurzel, die beide früher *n-
sammenfielen. Die Durchbruchsöffnungen bezeichnen die Pleuroperitoneal-
öffnuugen. Die Rippen und Rippenknorpel entwickeln sich zuerst behufs
Regulirung des abdominalen Druckes; durch ihre Verlängerung bei ge-
wissen frühen Formen der Amphibien wurde die mittlere Schicht der
Körperwand inspiratorisch tätig. Die inneren und äusseren Lagen behielten
ihre Ausatmungsfunktion. Die Respirationsorgane der Reptilien und Säuger
sind unabhängig von einander von einem Amphibienstadium entstanden.
Bei den Reptilien ist das ganze Ampbibiendiaphragma nach vorn zur
Lungenspitze gerichtet, die Muskelelemente sind geschwunden. Bei den
Vögeln, die den Säugern in diesem Punkte näher stehen als die Reptilien,
ist es durchbrochen, die cervikalen Elemente sind verloren gegangen und
durch thoracale ersetzt. Bei den Säugern ist es durchbrochen, aber in
seiner Gesammtheit erhalten. Die Bildung eines Halses und die Aus-
höhlung eines Pleuraraumes in der Körperwand vor der Bauchhöhle haben
Kopf und Pharynx weit von der Bauchhöhle entfernt. Herz, Leber und
Abdominalorgane bewahren ihre embryonalen Beziehungen zum Nabel;
andererseits fallen die cervikalen und vorderen dorsalen Segmente der
Körperwand einer enormen Verlängerung anheim uud rücken so Kopf und
Larynx vorwärts. Nicht Herz und Leber wandern, sondern die Körperwand.
Poll.
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No. 44.
Hkrrmann. — Frommer. — Croner und Croniirim.
739
E. Hermann, Ueber das Vorkommen von Lithium im menschlichen
Organismus. Pflüger’s Arch. CIX., 1 — 2, S. 26.
Verf. untersucht spektralanalytisch verschiedene Organe und Gewebe
des menschlichen Körpers auf Lithium und findet, dass dieses Element,
wenn auch in kleinen Spuren, in allen Geweben nachweisbar ist. Auf-
fallend regelmässig findet der Verf. das Lithium in der Lunge, was nicht
auf den Luftstaub, als eine einzelne Quelle zurückzuführen ist, da auch in
der fötalen Lunge das Lithium nachweisbar war. Das Vorhandensein des
Lithium in den anderen Organen der Neugeborenen und unausgetragenen
Föten hält der Verf. für einen Beweis dafür, dass es ein regelmässiger
Bestandteil der Gewebe ist und nicht nur, durch die Nahrung aufgenommen,
in den Organen abgelegt wird. Ob das Fehlen der Lithiumreaktion in
Organen eine pathologische Bedeutung hat, ist noch heute nicht zu ent-
scheiden. K. Golant.
V. Frommer, Neue Reaktion zum Nachweis von Aceton, sarnmt Be-
merkungen über Acetonurie. Berl. k 1 in. Wochenschr. 1905, No. 32.
F. fügt zu ca. 10 ccm Harn 1 g Kaliumhydrat in Substanz, dazu, ohne
dessen Lösung abzuwarten, 10 — 12 Tropfen Salicylaldehyd und erwärmt
auf 70°. Bei Gegenwart von Aceton bildet sich an der Berührungsstelle
von Harn und Kaliumhydrat ein purpurroter Ring. — Bei bereits ge-
löstem Kaliumhydrat tritt allmählich eine gelbe, purpurrote, endlich
carmoisinrote Färbung des Harnes auf. Noch '/tooo mg Aceton in 8 ccm
Lösung soll so nachweisbar sein. — Der chemische Vorgang ist der, dass
ein Mol. Salicylaldehyd sich mit einem Mol. Aceton condensirt zu Oxy-
benzolaceton. Dieses geht bei Gegenwart von Alkali mit Salicylaldehyd
eine nochmalige Condensation zu Dioxy-Dibenzolaceton ein, dessen Alkali-
salze intensiv rot gefärbt sind. A. Loewy.
w. c roner und VV. Cronhcim, Ueber eine neue Milcbsäureprobe. Berl.
klin. Wochenschr. 1905, No. 34.
In Abänderung eines Verfahrens von VoRiNASOS empfehlen die Verff.
Milchsäure im Magensaft folgendermaassen nachzuweisen. Sie lösen 2 g
Jodkalium in 5 ccm Wasser, fügen dazu 1 g gepulvertes Jod, füllen, nach
Filtrirung durch Asbest, auf 50 ccm auf und setzen 5 ccm Anilin hinzu. —
Einige Cubikcentimeter des Mageninhaltes werden mit lOproc. Kalilauge
stark alkalich gemacht, gekocht und mit einigen Cubikceutimetern des
ningeschüttelten Reagens versetzt. Es tritt — eventuell erst nach noch-
maligem Kochen — der widerliche, leicht erkenntliche Geruch des Iso-
nitrils bei Gegenwart von Milchsäure auf. Noch bei 2,5 mg Milchsäure
in 100 ccm Lösung ist er erkenntlich. — Die Probe ist auch als Modifi-
kation der Lieben’scbeti Probe auf Aceton im Harn zu benutzen. — Das
Reagens hält sich mehrere Monate. * A. Loewy.
47*
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7 40 JoNES.-ÜRKUlUYDKJI.-ABDEBHALDIiM.BliHOÜLLU.DoKBPIMaHABS.-LKOHHAÄDT. No.44.
W. Jones, Ueber das Enzym der Thymusdrüse. Zeitschr. f. physiol. Cbem.
Bd. 41, S. 101.
In der Thymusdrüse ist ein Ferment vorhanden, das die Fähigkeit
besitzt, Adenin und Guanin in Xanthin umzuwandeln. Wohlgemuth.
H. Cli. Ueelmuyden, Ueber den Acetongehalt der Organe an Coma dia-
beticum Verstorbener nebst Beiträgen zur Theorie des Acetonstoffwechsels.
Zeitschr. f. physiol. Chem. Bd. 41, S. 128.
In 5 zur Sektion gekommenen Fällen von Coma diabeticum be-
stimmte Vcrf. den Acetongehalt in sämmtlichen Organen und fand, dass
sie weit mehr Aceton enthielten als die entsprechenden Organe von nicht
diabetischen Menschen. Ueber die theoretischen Erörterungen s. Original-
arbeit. Wohlgemuth.
E. Abderhalden, I*. Bergeil und Th. Doerpinghaus, Verhalten des
Körpereiweisses im Hunger. Zeitschr. f. physiol. Cbem. Bd. 41, S. 153.
Kraus und Umber haben angegeben, dass bei hungernden phlorizin-
diabetischen Tieren (Katzen, Mäuse) eine partielle Abartung des Körper-
eiweisses erfolgen kanu. Die Verff. konnten bei einer Nachprüfung der
Versuche die Angaben nicht bestätigen. Wohlgemuth.
A. Leonhardt, Ueber Myxome des Herzens, insbesondere der Herzklappen.
(Aus dem patbol. Institut der Universität Heidelberg.) Virchow’s Arch.
Bd. 181, II. 2.
Myxome des Herzens können sehr leicht mit organischen Thromben
verwechselt werden; besonders muss man mit der Diagnose: Myxom vor-
sichtig sein, wenn der Tumor an der Prädilektionsstelle der Thromben im
linken Vorhof am Septum in der Gegend der Klappe des Foramen ovale
oder im linken Herzohr sitzt. Zur Sicherung der Diagnose bedarf es der
Mucinfärbemethoden durch Anilinfarben mit metachromatiscben Eigen-
schaften. Verf. sah einen kleinen Tumor auf dem hinteren Mitralsegel,
dessen mikroskopische Untersuchung und mikrochemisches Verhalten ihn
als ein Myxotu auswiesen. Nach Besprechung seines Falles geht er näher
auf die anderen bekannten 7 Fälle ein. Bezüglich der Entstehung der
Myxome schliesst sich L. der Ansicht Ribbert’s an, dass es dazu einer
embryonalen Keimanlage bedürfe, in der die mucinösen Eigenschaften des
embryonalen Gewebes erhalten blieben, um aus irgend einem plötzlichen
Anlass zum Myxom zu werden. Solch ein plötzlicher Anlass wird viel-
leicht gegeben durch die ständige Bewegung der Klappen, oder durch das
dauernde Vorbeiströmen von Blut. Der Ausgangspunkt der Myome ist
stets das subendocardiale Gewebe, das gerade auch noch beim Neuge-
borenen Beste fötalen Scbleimgewebes enthält. Gcissler.
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No. 44.
Richtkb. — Stimm. — Manleitkkr.
741
Joh. Richter, Eiu Beitrag zur Kenntnis der traumatischen Luxationen des
Busses im Talocruralgelcnke. Zeitschr. f. Chir. Bd. 77, S. 24C.
Es handelt sich in dem von R. mitgeteilten Balle um eine unvoll-
kommene Verrenkung des Busses nach hinten mit Bruch der Bibula bei
einem gesunden, kräftig gebauten Mädchen, entstanden durch Ball vorn-
über aus uicht erheblicher Höhe mit Aufschlagen auf den Boden in ge-
streckter Körperhaltung. Die Reposition gelang leicht. Es kam zu völliger
Heilung. Joachimsthal.
Stiedn, Beitrag zur Brage des Verschlusses traumatischer Schädeldefekte.
Arch. f. klin. Chir. 77. Bd., S. 532.
St. unterzog die Schädelverletzten der Hallenser Klinik aus einem
Zeitraum von 7 Jahren einer Nachuntersuchung, um über die Frage, ob
Schädeldefekte offen bleiben sollen, Klarheit zu gewinnen. 33 Bälle von
traumatischen und durch Operation gesetzten Continuitätsunterbrechungen
des Schädels wurden nachuntersucht. Es waren bei complicirten Schädel-
frakturen 15mal die sofortige Implantation vorgenommen, lOmal nach
einigen Tagen und 8 mal erst nach verheilter Wunde osteoplastische
Deckung des Knochendefektes ausgeführt worden. Von den 15 primär
implantirten Bällen (5 Verletzungen des Stirnbeins, 10 der Scheitelbeine)
sind 11 vollkommen beschwerdefrei, bei keinem wurden Krämpfe beob-
achtet; bei dreien bestehen Klagen über zeitweilige Kopfschmerzen, bei
einem bestanden schon vorher Tobsuchtsanfälle. Von den 10 Bällen, bei
denen wegen ungeeigneter Wundverhältnisse erst nach einigen Tagen die
Einpflanzung der eigenen beim Dibridement entnommenen Knochenstückchen
vorgenommen wurde, wurde bei 6 ein knöcherner Verschluss erzielt, wovon
nur 2 völlig beschwerdefrei sind, die anderen an Kopfschmerzen, Flimmern
vor den Augen, Schwindelanfällen leiden. Von den Fällen mit offenem
Schädeldefekt ist nur ein einziger ganz beschwerdefrei; bei den übrigen
wurden Schmerzen in der Scbädellücke, Brausen, Pochen, Schwindelgefühl,
Intoleranz gegen Alkohol beobachtet. In zwei Bällen der letzteren Art
kamen regelrechte epileptische Anfälle vor. Bis auf einen sind die
Patienten mit spät ausgeführter osteoplastischer Deckung von Schädel-
lücken völlig beschwerdefrei. — Auf Grund dieser Untersuchungen em-
pfiehlt St. dringend, die traumatischen Schädeldefekte möglichst frühzeitig
zu schliessen, und zwar 1. bei aseptischen oder aseptisch zu gestaltenden
Wundverhältnissen durch primäre Implantation der beim Debridement ent-
nommenen Knochenstückchen mit Verschluss der Hautwunde, oder 2. nach
eingetretener Vernarbung der Wunde durch Excision der Narbe und osteo-
plastische Operation mit dem Hautperiost-Knochenlappen oder mit Periost-
knochenlappenbildung. Pcl tesohn.
C. Manleitner, Zur Kenntnis der Augentuberkulose bei Rind und Schwein,
v. Graefe’s Arch. f. Ophthalm. XLI., 1, S. 152.
Nach kritischer Sichtung der Litteratur und eigenen Beobachtungen
des Verf.'s mit pathologisch anatomischer Untersuchung ist eine tuberkulöse
Erkrankung der Augeulider, der Coujunctiva sowie der sonstigen Adnexe
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742
SoKOI.OWSKY. KlNMBll. — I HIIOKBR.
No. 44.
des Bulbus unbekannt. Die intrabulbäre Tuberkulose, die am häufigsten
in der Aderbaut lokalisirt ist, kommt beim Schwein seltener vor als beim
Rinde. Unter 200 tuberkulösen Rindern und 250 tuberkulösen Schweinen
waren die Augen bei Rindern in 5 pCt., bei Schweinen in 1,6 pCt. der
Fälle tuberkulös erkrankt. Analog der bei weiblichen Tieren häufigeren
Tuberkulose wurden auch die meisteu tuberkulösen Augenerkrankungen bei
weiblichen Tieren constatirt. Rinder erkrankten gewöhnlich erst im 5. bis
10. Lebensjahre, Schweine dagegen häufig schon im 1. Lebensjahre an
Augentuberkulose.
Im allgemeinen ist bei Rindern und Schweinen die Augentuberkulose
ein seltenes Vorkommnis; sie tritt nur als Teilerscheinung generalisirter
Tuberkulose, und auch hierbei nur in einem geringem Procenlsatz der
Fälle auf. Bei der Lokaltuberkulose eines oder weniger Organe wurde
eine Erkrankung des Auges nicht beobachtet. G. Abelsdorff.
Nokolowsky, Zur Diagnose und zur Frage der Operabilität der otogenen
diffusen eiterigen Meningitis. Arch. f. Ohrenheilk. 63. Bd., S. 238.
Im Anschluss an die Mitteilung eines (in der Gerbcr’schen Klinik in
Königsberg i. Pr.) durch Operation geheilten Falles von sicher naclige-
wiesener otitischer Meningitis und unter Berücksichtigung und kritischer
Sichtung der in der Litteratur vorliegenden einschlägigen Fälle spricht sich
Verf. dahin aus, dass es zur Zeit noch kein sicheres Unterscheidungs-
merkmal für die der Operation zugänglichen Fälle gebe. Trotz der Er-
gebnisse der Lumbalpunktion müsse das klinische Bild maassgebend sein.
Bei ausgesprochenen und einwandsfrei diagnosticirten Meningitiden will er
derart Vorgehen, dass nur die Fälle mit absolut akutem, stürmischem Ver-
lauf, die sich oft von Stunde zu Stunde rapid verschlechtern, unoperirt
bleiben, während er bei mehr hlande und subakut verlaufenden Fällen,
die klinisch einen relativ guten Eindruck machen, trotz des Punktions-
ergebni8ses noch die Operation wagen würde. Schwabach.
Fintier, Zur Diagnose und Behandlung des Kehlkopfkrebses. Berl. klin.
Wochenschr. 1905, No. 21.
Auch Verf. vertritt die jetzt allgemein geteilte Ansicht, dass keine
Operationsmethode für alle Fälle von Kehlkopfkrebs unterschiedslos in
Anwendung zu kommen habe. Die Indikation richtet sich nach dem Grad
der Erkrankung Je mehr sich die Deberzcugung Bahn bricht, dass der
Kehlkopfkrebs in seinen Anfängen ein rein lokales Leiden sei, das sieb
oft nur durch geringe Heiserkeit bemerkbar macht, um so mehr werden
die radikalen Methoden zugunsten der conservativen in den Hintergrund
treten. W. Lublinski.
Imhufer, Zur Behandlung der Tonsillitis chronica. Prager med. Wochen-
schrift 1905, No. 22.
Verf. empfiehlt bei der Tonsillitis chronica mit oder ohne I'fropfbilduug
Massage der Tonsille mit einem dem Hartmann’schen ähnlichen rollen-
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No. 44.
liANDKEHKHG. — J AKOSCIIKWITRCB. WASSERMANN U. OsTKRTAO.
743
förmigen Instrument. Man kann diese Methode mit den Schmidt’schen
Schlitzungen combiniren.
In derselben Nummer der Prager med. Wochenschrift wird ein In-
strument zum selben Zweck von Springer empfohlen, das aus zwei
Branchen bestehend auch zur Compression nach Tonsillotomie dienen kann.
W. Lublinski.
R. Landesberg, Beitrag zur Diagnostik der Tuberkulose und Lues des
Kehlkopfes. Wiener klin. Wochenschr. 1905, No. 28.
Einen Fall von Geschwüren im Kehlkopf, der Monate lang als tuber-
kulös behandelt wurde und bei dem schliesslich die Tracheotomie gemacht
werden musste, hat Verf, da alle Zeichen von Tuberkulose fehlten und
Anamnese wie Körperbefund für Lues sprachen, mit einer Quecksilberkur
geheilt. Empfehlung von 30proc. Wasserstoffsuperoxyd zur liepinselung
von Kehlkopfgeschwüren. Sturmann.
Jakuschewitsch, Leber Hämolysine bei entmilzten Tieren. Zeitschr. f.
Hyg. 1904, Bd. 47, S. 407.
J. hat Ziegen die Blutkörperchen vom Hammel, Meerschweinchen die
von Kaninchen und Kaninchen solche von Meerschweinchen intraperitoneal
injicirt. Die Injektion erfolgte teils an normalen, teils an entmilzten Tieren.
Die entmilzten Tiere wurden teils wenige Tage nach der Operation, teils
erst nach Ablauf von 3 bis 5 Wochen, nachdem sich die Tiere vollkommen
erholt hatten, in Behandlung genommen. Zu verschiedenen Zeiten nach
Beginn der Imraunisirung wurden Blutproben entnommen und diese auf
ihren Hämolysingehalt untersucht, indem einmal das Serum direkt, dann
das inaktivirte und durch Complementzusatz reaktivirte Serum geprüft
wurde. Es zeigte sich, dass nach Maassgabe der Immunisirung der hämo-
lytische Wert des Blutserums sich sowohl bei den entmilzten wie bei den
Controlltieren steigert, und zwar war er zu allen Zeitpunkten der Unter-
suchung bei den entmilzten Tieren nicht nur nicht geringer als bei den
Controlltieren, er wurde sogar grösser befunden. Wann bei den entmilzten
Tieren die Immunisirung begonnen wurde, ob bald nach der Operation oder
erst, nachdem sich die Tiere wieder völlig erholt hatten, bedingte keinen
Unterschied. Zum Nachweise des Hämolysingehaltes eignete sich inakti-
virtes und durch Zusatz von Complement reaktivirtes Serum besser als
das frische, aktive Serum. Es kann somit die Bildung der Hämolysine
im Organismus nicht ausschliesslich der Milz zugeschrieben werden. Dass
die entmilzten Tiere ein stärker hämolytisches Serum lieferten als die
normalen, führt .). darauf zurück, dass nach der Milzexstirpation im Orga-
nismus compensatorische Veränderungen, vicariirende Zunahme der Leuko-
cyten und Erhöhung der Funktion des Knochenmarks Platz greifen.
_____ H. Bischoff.
A. Wassermann und R. Ostertag, Ueber polyvalente (multipartiale) Sera
mit besonderer Berücksichtigung der Immunität gegenüber den Erregern
der Schweineseuche. Zeitschr. f. Hyg. 1904, Bd. 47, S. 41(>.
Bei der Darstellung von Streptokokkenserum ist es bereits seit längerer
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744
Asaiii. — Kapi.ai«.
No. 44.
Zeit üblich, Streptokokken von den klinisch verschiedensten Streptokokken-
krankheiten zur Herstellung des Serums zu verwenden; derartige Sera
werden dann als polyvalente bezeichnet. Verschieden hiervon ist das von
W. und 0. eingeschlagene Vorgeheu, sie verwenden verschiedene Stämme
des die nämliche Krankheit erzeugenden Bakteriums. Dies hat sich als
erforderlich herausgestellt besonders beim Serum des Schweineseucben-
erregers. Ein für einen bestimmten Stamm sehr hochwertiges Serum kann
sich einem anderen, keineswegs stärker virulenten Stamme gegenüber fast
wirkungslos erweisen. Es müssen hier Verhältnisse vorliegen, wie sie
Ehrlich und Morqenroth für die Hämolysine nachgewiesen haben, dass
sich der hämolytische Amboceptor aus einzelnen Partialamboceptoren zu-
sammensetzt, und dass dem entsprechend der Ausgangskörper, das Blut-
körperchen, aus einzelnen Partialreceptoren bestehen muss. In gleicher
Weise muss für die Erreger der Schweineseuche, und ähnliche Verhält-
nisse dürften für Typhus- und andere Bacillen obwalten, angenommen
werden, dass gewisse Unterschiede bestehen. Je grösser dem entsprechend
die zur Gewinnung des Serums dienende Anzahl von Stämmen ist, um so
mehr bestellt Aussicht, dass möglichst alle jeweilig in Betracht kommen-
den Receptorcn einen Amboceptor treffen, an den sie verankert und der
Wirkung des Complements zugängig gemactit werden können.
H. Bischoff.
K. Asahi, Beitrag zur Untersuchung auf Hyphomyceten. Prager med.
Wochenschr. 1905, No. 12.
A. giebt eine von Sasagawa in der japanischen Zeitschrift für Dermato-
logie und Urologie veröffentlichte Methode, Dermatomykosen zu studiren,
bekannt. Um die Verbreitung der Pilzfäden in die Epidermis gut verfolgen
zu können, empfiehlt er, die erkrankte Partie mit Celloidinlösung zu be
streichen. Wird das erstarrte Celloidin von der Haut abgelöst, so lösen
sich die Hornschicht und die darin befindlichen Pilzfäden mit ab. Die
Celloidinhaut wird auf ein Deckgläschen gebracht, das Celloidin mittels
Alkohol und Aether entfernt, und nun können die Pilzfäden genau studirt
werden. H. Bischoff.
I). M. Kaplan, On the hypodermatic use of adrenalin Chloride in the
treatmeut of athmatic attacks. Med. News 1905, No. 19.
Verf. hat schon in einer frühereu Arbeit Adrenalininjektionen gegen
asthmatische Anfälle empfohlen (s. Centralbl. f. d. med. Wissensch. 1904,
No. 23. Ref.); er berichtet nunmehr über die bei einer grossen Zahl von
Injektionen gemachten Erfahrungen. Zunächst sei hervorgehoben, dass
sich in keinem Falle schädliche Wirkungen zeigten; selbst Arteriosklero-
tiker vertrugen sie sehr gut Bekanntlich wurde nach Adrenalininjektion
nicht selten das Auftreten von Glykosurie beobachtet. K. wandte diesem
Punkte natürlich eingehende Aufmerksamkeit zu, untersuchte jedesmal vor
und nach der Einspritzung den Urin und berichtet über 360 derartige
Untersuchungen; niemals konnte auch nur eine Spur von Zucker nach-
gewiesen werden. Ja noch mehr: iu drei Fällen von Diabetes war nach
der Injektion die ausgeschiedenc Zuckermenge geringer als vorher. Diese
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No. 44.
Dokrplkk. — Schilling.
745
Feststellungen sind um so bemerkenswerter, als ziemlich grosse Dosen von
Adrenalin zur Verwendung kamen. Im Allgemeinen wurde mit kleinen
Dosen wenig Erfolg erzielt; bei der relativen Unschädlichkeit ging Verf.
zu immer grösseren Mengen über und berichtet über einen Fall, in dem
er selbst vor einmaligen Dosen von 20 Minims nicht zurückscheute. Eine
allgemeine Regel über die notwendige Menge lässt sich nicht aufstellen,
hier muss eben von Fall zu Fall entschieden werden. Zum Schluss ver-
wahrt sich Verf. gegen die Annahme, dass das Adrenalin ein Heilmittel
des Asthmas selbst sei; die Krankheit als solche wird durch das Adrenalin
in keiner Weise beeinflusst, auch prophylaktische Injektionen erwiesen sich
als nutzlos. K. Kronthal.
II. Doerfler, Beitrag zur Behandlung der Pleuritis exsudativa im Verlaufe
der Lungentuberkulose. Festschrift für G. Merkel. Deutsches Arch.
f. klin. Med. Bd. 84, H. 1—4.
Verf. hat beobachtet, dass scheinbar ungünstig verlaufende Fälle von
Lungentuberkulose mit einem Schlage eine Wendung zum Besseren er-
fuhren, wenn zu dieser Krankheit eine Pleuritis exsudativa serosa hinzu-
getreten und das Exsudat durch Thorakocentese entfernt worden war;
unter 45 Fällen von Pleuritis exsudativa sah Verf. nur 5 Fälle, in denen
der temporäre Erfolg ausblieb. Verf. erklärt sich den Zusammenhang so,
dass er voraussetzt, jeder die Lunge comprimirende Flüssigkeitserguss
müsse notwendig auch zu einer Compression der Blutgefässe de3 betroffenen
Lungenteiles führen; die nachfolgende Entleerung des Ergusses führt dann
zu einer mindestens mehrere Tage andauernden mächtigen Blutüberfüllung
von Lunge und Rippenfell und damit zu einer günstigen Beeinflussung des
tuberkulösen Gewebes (Bier). — Auf Grund seiner Erfahrungen rät Verf.
zur Entleerung auch kleinerer Exsudate, d. h. solcher, die die Mitte der
Scapula hinten und die vierte Rippe vorn erreichen. — Verf. empfiehlt
als besten Zeitpunkt für die Operation den einer etwa 8 tägigen Druck-
wirkung des Exsudates auf die Lunge; Fieber bildet keine Contraindikation;
was die Menge des zu entleerenden Exsudates anlangt, so soll mau so
gründlich als möglich entleereu. — Auf experimentellem Wege wäre zu
prüfen, oh nicht manche Fälle von Lungentuberkulose durch künstliche
Schaffung eines Hydrothorax und rechtzeitige Wegnahme desselben der
Heilung näher gebracht werden könnten. L. Perl.
T. Schilling, Ueber Echinokokkenflüssigkeit. Centralbl. f. inn. Med. 1904,
No. 33.
Nach den Untersuchungen Sch.’s lässt bei der Diagnose „Echino-
coccus“ nicht selten sowohl die chemische Zusammensetzung, als auch der
mikroskopische Befund im Stich. Er glaubt, dass vielleicht in Zukunft
von der Bestimmung des Gefrierpunktes dieser Flüssigkeit etwas zu hoffen
ist. Er fand diesen dem der menschlichen Säfte ganz gleich und ebenso
seinen Chlornatriumgehalt, ein Umstand, der in chemisch physiologischer
Hinsicht so merkwürdig ist, dass man vielleicht mit Recht anuehmen
kann, dass die Echinococcusblasenflüssigkeit in vielen Fällen nichts anderes
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746
Skidklin. — Kky.
No. 44.
ist, als ein blosses Dialysat des menschlichen Körpers. Immerhin wird
auch die Bestimmung des Gefrierpunktes der Flüssigkeit die Erkennung
des Blasen vvurnis kaum erleichtern, da es nicht anzunehmen ist, dass der
Flüssigkeitsinhalt der mit Echinococcus am häufigsten verwechselten
Tumoren (Hydronephrose, Cysten verschiedenen Ursprunges) ein anderes
physikalisches Verhalten zeigen wird. Carl Rosenthal.
H. Seidelin, Untersuchungen des .Mageninhaltes bei älteren Individuen.
Berl. kliu. Wochenschr. 1904, No. 36.
Bei Untersuchungen des Mageninhaltes älterer Leute, die S. an 70 In-
dividuen im Alter von 50 — 89 Jahren vornahm, zeigten sich folgende
Resultate:
Unter den 70 Untersuchten fehlte bei 28 = 40 pCt. constant die freie
Salzsäure. Nur in C Fällen, einem Procentsatz von kaum 10 entsprechend,
zeigten die Werte freier Salzsäure constant normale Grenzen, ln 7 Fällen
bestand dauernd Hypochlorhydrie, in 7 weiteren Hyperchlorhydrie, während
in 22 Fällen die Salzsüuremengen bedeutend schwankten. Im Allgemeinen
(das Nähere siehe im Original) muss inan annehmen, dass zweifellos die
Magensekretion bis ins höchste Alter hinein und zwar ziemlich unge-
schwächt bewahrt bleiben kann, obwohl andererseits ausgesprochene Alters-
erscheinungen sich bemerkbar machen. Ferner aber ist es ebenso un-
zweifelhaft, dass eine grosse Anzahl älterer Individuen an Achlorhydrie
leidet, und dass zwischen dieser und der Arteriosklerose ein bestimmtes
Verhältnis zu bestehen scheint, wenn wir dieses auch nicht näher kennen.
Als wichtigstes praktisches Ergebnis der Untersuchungen ist die Tatsache
zu betrachten, dass man hinfort sehr vorsichtig sein muss, der Achlor-
hydrie bei älteren Individuen irgend eine diagnostische Bedeutung beizu-
legen. Carl Rosenthal.
J. (1. Roy, Enuresis der Kinder. Berl. klin. Wochenschr. 1904, No. 35.
Verf. hat 52 Fälle von Enuresis bei Kindern mehrere Jahre lang genau
beobachtet. Auf Grund dieser Erfahrung ist Verf. zu der Ansicht gelangt,
dass in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle — in denen keine Er-
krankung des Central nervensystems, keine Idiotie, Infantilismus, Atbyreosis
als Ursache gefunden wurde — ein Erkrankung der Blase oder deren
Nachbarorgane als Ursache der Enuresis und Pollakiurie anzusehen ist.
In der Regel handelt es sich allerdings um Erkrankungen der Blase oder
Anomalien des Harns, die nicht sehr auffällige Erscheinungen machen;
am häufigsten ist die Colicystitis, dann die einfache schleimige Cystitis,
seltener Phosphaturie oder vermehrte Harnsäureausscheidung zu finden
Die Behandlung muss dieser Aetiologie entsprechend in den meisten Fällen
eine worwiegend diätetische sein: am besten wirkt eine Milchdiät, d. b.
4 — ömaligc Mahlzeiten von Milchsuppen oder Milchbrei unter Vermeidung
jeder anderen Kost, insbesondere von Obst und Näschereien und innerlich
Salol. Nur bei den Fällen mit vermehrter Harnsäureausscheidung führt
eine vegetabile Diät besser zum Ziel. Nach dem Heilen der Blasenerkran-
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No. 44.
Pa WIMSKI. — I.ANI'KBBAL'X.
747
kung bleibt bei manchen Kindern das Bettnässen infolge von Angewöhnung
an die Unreinlichkeit bestehen. Das sind die Fälle, in denen Faradisation,
epidurale Injektionen helfen, Mittel, die so lange der Blasenreiz noch be-
steht, unwirksam bleiben. Stadthagen.
Pawinski, Sur l’hyposthenie cardio-vasculaire climacterique. Kcv. de mt$d.
1905, No. 2.
Meist vergesellschaften sich die klimakterischen Beschwerden mit einer
Erhöhung des arteriellen Druckes. Daneben kommen aber auch Fälle vor
von Blutdruckerniedrigung bei beträchtlich geschwächter Herztätigkeit
gleichzeitig mit tiefgehenden Störungen der Leistungen des Nervensystems,
Aengstlichkeit, Phobien aller Art, leichter Erregbarkeit, ausgesprochener
Myasthenie. Diese Schwäche erstreckt sich nun auch auf den Herzmuskel,
der leichter als gewöhnlich ermüdet. Bei den geringsten Bewegungen
treten heftige l’alpitationen auf. Die Herzaktion ist meist verlangsamt,
nur in wenigen Fälien beschleunigt. Die Herztöne sind im allgemeinen
leise, besonders der 1. Ton an der Spitze und der 2. Aortenton, eine
wirkliche Dilatation ist aber uur äusserst selten nachweisbar. Der Puls
ist klein, von geringer Spannung, regelmässig. Auf dem Sphygmogramm
sieht man weder Dikrotismus noch Klasticitätsschwankungen. Neurasthe-
nische oder hysterische Symptome waren in den betreffenden Fällen vor
Eintritt des Klimakteriums nicht nachweisbar. Verf. betrachtet diesen
Symptomcncomplex als Ausdruck einer Autointoxikation durch Stoffe, deren
Wirksamkeit durch den Ausfall der funktionirenden Ovarien bedingt ist
und die ihren Angriffspunkt am vasomotorischen Centrum finden.
Alkan.
Lancereaux, L’albuminurie dans ses rapports avec le diabete; ses con-
ditions pathogeniques et ses formes diverses (diabete albumineux avec
ou sans glycosurie). Bullet, de l’acad. de med. T. LIV, p. 145.
Die im Verlaufe des Diabetes mellitus auftretenden Albuminurien
zeigen in ihrem Wesen durchaus keine Uebereinstimmung mit der Schwere
des Diabetes oder der Menge des ausgeschiedenen Zuckers. Daraus folgt,
dass die Albuminurie nicht direkt von dem Diabetes abhängig sein kann.
Vielmehr finden wir 1. Albuminurien bei gleichzeitiger Arteriosklerose, die
ihrerseits Nieren und Herz geschädigt hat. Die Albuminurie zeigt sich iu
diesen Fällen zu der Zeit, wo sie auch sonst bei Arteriosklerotischen auf-
tritt, nämlich zwischen 45 und 55 Jahren. Der Urin ist dabei reichlich,
blass, von relativ niedrigem specifischem Gewicht (1010 — 1020) und zeigt
nur geringe Eiweissmengen. Der Tod tritt dabei öfter infolge urämischen
als diabetischen Comas ein; 2. finden sich neben der Glykosurie Albu-
minurie epithelialen Ursprung infolge intercurrenter Krankheiten. Als
solche kommen besonders in Betracht die Nierentuberkulose und die
speciell bei diabetischen Frauen häufige, eitrige Cystitis. 3. Albuminurie
ohne deutliche Schädigung der Nieren, die mit der Höhe der Glykosurie
alternirt und, wie diese, von einer nervösen Störung abhängt. Die Dia-
betiker, bei denen sich diese Form der Albuminurie findet, bieten lauge
r
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748 Thritkl. — Sc ft Kl: Ml — Fikklimicru. No. 44.
das Bild völliger Gesundheit, erfreuen sich eines reichlichen Fettpolsters
und sind dabei leistungsfähig, sodass ihr Leiden nur selten und dann nur
zufällig entdeckt wird. Polyurie, Polyphagie und Polydipsie fehlen meist
oder zeigen sich nur in Intervallen und auch dann nur in einer vorge-
schrittenen Krankheitsepoche. Der Urin hat gewöhnlich ein specifisches
Gewicht von 1025 — 1035, ist normal gefärbt und enthält pro Tag 2— 4 g
Eiweiss, auch mehr, zeigt aber mikroskopisch weder zeitige Elemente noch
Cylinder. Diabetische oder urämische Intoxikatiou tritt bei dieser Form
nur selten auf und dann nur nach Gemütsbewegungen, Erkältungen oder
fieberhaften Krankheiten. Anatomisch ist in diesen Fällen io den Nieren
nichts nachzuweisen. Verf. nimmt an, dass Vorgänge am Roden des
4. Ventrikels, von wo aus man ja sowohl Albuminurie wie auch Glykosurie
experimentell hervorrufen kann, die Ursache sind. Auffallenderweise trifft
diese Form des Diabetes (nach L. der eigentliche Diabetc albumineux) fast
ausschliesslich gichtisch veranlagte Individuen. Alkan.
Treitel, Ueber die Beziehungen von Imbecillität und Taubstummheit. Arch.
f. Psych. etc. Bd. 39 (2).
Unter 43 taubstummen Kindern fand T. 7 Imbecille und 5 der Taub-
stummen hatten imbecille Geschwister. Andere Autoren geben den Pro-
ccntsatz der Imbecillen unter den Taubstummen von 5 — 10 an. Als Ur-
sachen kommen in Betracht Alkoholismus, Lues, Cretinismus, Erblichkeit,
Consanguinität. Die verwandten Ehen scheinen schon zur Erzeugung vod
Kindern mit Imbecillität wie mit Taubstummheit zu disponiren, auch wenn
bei ihnen keine erbliche Belastung oder Degeneration vorliegt.
S. Kalischer.
V. Scheuer, Contribution au traitement de la növralgie sciatique par les
injections intra-musculaires d’antipyrine. Jonrn. med. de Bruxelles 1904,
No. 4 u. 5.
Seil, empfiehlt die intramuskulären Injektionen von Antipyrin (mit
Aqu. dest. ana) zur Behandlung der Ischias; dabei muss die Lösung wie
Spritze möglichst steril gehalten werden. Mitunter ist eine Injektion aus-
reichend, oder dieselbe wird nach 3— Stägigen Zwischenräumen wiederholt
Meist genügt als Dosis 0,75 g. S. Kaliscber.
K. Finklenhurg, Experimentelle Untersuchungen über Drucksteigerungen
im Rückenmark. Deutsches Arcb. f. klin. Med. 76. Bd., 4. u. 5. H.
F. experimentirte an Hunden und Kauinchen. Bei beiden gelingt es
durch Drucksteigerungen im Subarachnoidealraum des Rückenmarks von
einer gewissen Höhe an den Kniereflex abzuschwächen bezw. zum Schwinden
zu bringen. Geringe, hierzu nicht ausreichende Drucksteigerungen führen
in der Regel zu einer Reflexsteigerung und lösen tonische Krämpfe in den
Hinterbeiuen aus. Diese beruhen auf Reizung des Rückenmarks oder der
Wurzeln, da sie auch nach Ausschaltung des Hirudrucks auftreten.
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No. 44.
Bruaxdet und Huhdkbt. Kiltikoton.
749
Nach Ablauf der tonischen Krämpfe war der Reflex wieder vorhanden,
wenn auch schwächer ausgebildet. Eine weitere Druckerhöhung führte zu
einer weiteren Abschwäcbung oder zu einem Verschwinden des Reflexes.
Die Hautreflexe waren fast immer vorhanden und fehlten nur selten. Die
Höhe des wirksamen Com pressionsgrad es wechselte bei verschiedenen
Tieren und auch bei demselben Tiere an den verschiedenen Versuchstagen
u. s. w. Der Verf schliesst ans diesen Versuchen, deren Einzelheiten hier
nicht wiedergegeben werden können, dass bei den akuten wie bei den
chronischen Drucksteigerungen in der Schädel- Rückgratshöhle stets örtliche
Faktoren wie Hyperämie, Entzündung, BlutuDg concurriren, welche die
Nervensubstanz schädigen, dass aber auch die Drucksteigerung an und für
sich eine Rolle spielen kann bei der Entstehung klinisch wichtiger Sym-
ptome und zwar auf dem Wege direkter mechanischer Einwirkung.
M. Brasch.
1) A. Rruandet et M. Humbcrt, De la texture des nerfs; application ii
ranastomose nerveuse. Arch. gener. 1905, No. 11.
2) 1t. Kilvington, An investigation on the regeneration of nerves, with
regard to the treatment of certain paralyses. Brit. med. journ. 1905,
Sept. 16.
1) In einem Nervenstamm sind die Fasern für die einzelnen Aeste
diffus verteilt. Eine Hemisektion eines Nervenstammes darf, wie die Verlf.
an hemiresecirten Nn. ischiadici von Hunden und an Hemiresektioncn des
Recurrens bei denselben Tieren nachgewiesen haben, keine vollkommenen
Lähmungen bedingen: die Funktion bleibt, wenn auch vielleicht im motori-
schen Effekt etwas abgeschwächt, erhalten. Man soll also bei unheilbaren
Facialislähmungen das peripherische Ende dieses Nerven nicht mit dem
vollkommen durchschnittenen N. accessorius, sondern nur mit den durch
Hemisektion dieses Nerven erhaltenen Faserabteil vereinigen und weiter
z. B. bei vollkommenen ülnarisdurchtrennungen sein peripherisches Ende
nicht mit dem Medianns durch Implantation verbinden, sondern den N. med.
halb durcbneiden und einen Teil seiner Fasern mit dem peripherischen
Anteil des gelähmten Uinaris vereinigen. Mau könne so die Funktion der
Hand und Finger wiederherstellen, ohne mit einer Neuerziehung der
„Centren“ rechnen zu brauchen.
2) Wir heben aus den Untersuchungen des Verf.’s nur das wesentliche
Ergebnis hervor, dass bei Nervenläsionen das Anfspalten des Nerven der
direkten Vernähung zweier distaler Nerven mit dem centralen Ende des
einen von ihnen vorzuziehen sei. So wäre es nach K. geraten, bei der
Herstellung einer Anastomose zwischen dem N. facialis und N. accessorius
den letzteren in zwei Teile zu teilen, indem man die eigentlichen Nerven-
fasern so wenig wie möglich schädigt. Ein Teil dieses gespaltenen Nerven
soll dann mit dem distalen Ende des Facialis vereinigt werden, und das
andere abgespaltene Ende des Nerven mit dem Ganzen seines eigenen
distalen Abschnitts. So würden die störenden associirten Schulterbewegungen
vermieden oder wenigstens sehr herabgesetzt werden; in dem Spaltwinkel
könnten wohl einige Fasern verletzt worden sein, sodass sie nach abwärts
r
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750
Ball. — Pollakd.
No. 44.
in beide Muskelgruppen hineinwüchsen. In Bezug auf weitere Details, die
ohne die vom Verf. beigefügten Zeichnungen doch nicht verständlich sein
würden, verweisen wir auf das Original. Bernhardt.
Ch. Ball, On the treatment of inveterate Pruritus ani. Brit. med. journ.
1905, Jan. 21.
In drei Fällen von inveterirtem, auf keine andere Weise zu beseitigen-
dem Pruritus ani versuchte Verf mit vollem Erfolge ein chirurgisches
Verfahren, das zura Zweck hat, die das juckende Gebiet versorgenden
sensiblen Nerven, welche von Acsten des 3. und 4. Sacralnerven stammen,
zu durchtrennen, bevor sie nach Durchbohrung des Sphincter ani cxt. in
die Haut eintreten. Die juckende Partie um den After hat gewöhnlich
eine elliptische Gestalt und ihr Durchmesser in der Richtung vom Steiss-
bein zum Perineum ist reichlich doppelt so lang als der quere von einer
Seite zur anderen. B. Umschnitt nun dieses ganze Gebiet bis auf den
Muskel so, dass nur vorn und hinten eine kleine Brücke blieb und prä-
parirte mit der Schere auf beiden Seiten die Haut von dem Schnitt bis
zu ihrem Uebergang in die Mastdarmschleimhaut von dem darunter liegen-
den Sphincter cxt. ab; ebenso unterminirte er auch die beiden stehen-
gebliebenen Hautbrücken. Nach sorgfältiger Blutstillung wurde dann der
Lappen wieder in seine Lage gebracht und durch Nähte befestigt. — Die
unmittelbare Folge des Eingriffs war Anästhesie der umschnittenen Partie
und völliges Aufhören des Juckens. Auch wo sich später die Hautsensi-
bilität wieder einstellte, kehrte der Pruritus nicht zurück. Der älteste der
Fälle ist seit nahezu 2 Jahren geheilt. — Sollten später doch noch Recidive
auftreten, so würde Verf. die Entfernung der hinteren Wurzeln des 3. und
4. Sacralnerven mit ihren Ganglien in Erwägung ziehen. H. Müller.
U. l’olland. Ein Fall von Jodpemphigus mit Beteiligung der Magen-
schleimhaut. (Aus Prof. Krbibich’s Universitätsklinik in Graz.) Wiener
klin. Wochenschr. 1905, No. 12.
Bei dem an chronischer Nephritis mit starken Oedemen und mangel-
hafter Harnausscheidung leidenden Pat. traten, nachdem er 10 Tage lang
täglich 1 g Jodnatrium genommen hatte, zuerst am Handrücken, dann an
den Augenlidern, an der Schläfe, am Halse, an Lippen, Zunge, Zahnfleisch
auf entzündlich infiltrirter Basis Blasen und Bläschen mit blutig-fibrinös-
eitrigem Inhalt auf, aus denen, wenn sie platzten, schmerzhafte Substanz-
verluste mit wallartigeu infiltrirten Rändern und durch Confluenz grössere
Geschwüre bervorgingen. Der Pat. starb etwa eine Woche nach Beginn
des Ausschlags unter urämischen Symptomen. Bei der Sektion fanden sich
im Magen denen der Haut analoge Veränderungen. Auf der verdickten
und geschwellten Schleimhaut bestanden zahlreiche linsen- bis bohnen-
grosse oberflächlich zerfallene Infiltrate und ein grosses Geschwür mit
tumorartig gewucherter Basis am hinteren Umfange des Pylorus. Linsen-
grosse knötchen- und bläschenartige Erhebungen stellten offenbar die An-
fangserscheinungen dar, die sich später in Geschwüre umwandeiten. Der
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No. 44.
Meyer. — Herriko.
751
in der Blase enthaltene Urin gab noch dentliche Jodreaktion, obwohl die
letzte Verabreichung von Jodnatrinm vor 12 Tagen stattgefunden hatte. —
Eine ganz ähnliche Beobachtung von Joddermatitis mit schwerer Magen-
erkrankung, die ebenfalls einen Fat. mit Nephritis und Urämie betraf, hat
schon N'kumann (Cbl. 1900, S. 43) mitgcteilt. Es kann kaum zweifelhaft
sein, dass auf das Zustandekommen der seltenen Exanthemform das Nieren-
leiden von wesentlichem Einfluss war; man wird deshalb bei derartigen
Kranken die Jodmedikation am besten ganz vermeiden. Was die Magen-
affektion betrifft, so hält es Verf. nicht für unwahrscheinlich, dass bei
ihrer Entstehung die Abspaltung von freiem Jod infolge der Anwesenheit
von Nitriten im Mageninhalt bei gleichzeitiger Hyperacidität desselben eine
Rolle spielte. H. Müller.
W. Meyer, Nephrotomy and ureterotomy for impacted ureteral calculus.
New-York med. journ. 1904, Nov. 19.
In dem ersten ausführlich mitgeteilten Falle musste bei einer 29jähr.
Patientin wegen dringender klinischer Symptome noch vor Untersuchung
mit Ureterkatheter und Röntgenstrahlen die Nephrotomie ansgeführt werden.
Trotzdem an der Nierenoberfläche zahlreiche miliare Abscesse gefunden
wurden, die nach der weiteren Untersuchung Bacterium coli enthielten,
wurde die Niere nicht entfernt, weil die Funktionstüchtigkeit der zweiten
Niere nicht feststand. Im Nierenbecken fand sich kein Stein, wohl aber
war weiter abwärts im Ureter ein Widerstand nachzuweisen, der den
Ureter für von oben injicirte Flüssigkeit undurchgängig machte. Wegen
des Allgemeinzustandes der Patientin wurde von sofortiger Ureterotomie
Abstand genommen, die Nephrotomie wurde offen behandelt. Erst zwei
Monate später, nachdem durch Ureterkathetismus und Röntgenuntersuchung
Art und Sitz des Hindernisses im Ureter festgestellt worden waren, wurde
von einer I.aparotomiewunde aus der Ureter freigelegt und ein bohnen-
grosser Stein daraus entfernt. Die Patientin wurde danach unter Verschluss
der Nephrotomiefistel gesund.
In z.wei anderen vom Verf. kurz erwähnten Fällen gingen die Patienten,
die mit eingeklemmtem Stein zur Behandlung kamen, an akuter Sepsis zu
Grunde, in einem Falle, nachdem die Nephrotomie ausgeführt worden war,
im anderen noch bevor dies möglich war. Deshalb verlangt Verf. für alle
Fälle, wo schwere septische Symptome eine länger dauernde Nierenkolik
compliciren, rasche chirurgische Behandlung, aber auch bei Nachlass der
klinischen Erscheinungen ist auf Entfernung des Steines während des
Intervalls zu dringen. B. Marcuse.
H. T. Herring, The cause of enlarged prostate together with a note on
the prostatic glands. Brit. med. journ. 1904, Oct. 29.
Verf. will die Prostatahypertrophie als Folge chronischer Entziindungs-
proeesse betrachten und nicht, wie das von anderen Autoren vielfach an-
genommen worden ist, auf eine Geschwulstbildung zurückführen. Nach
Meinung des Verf. 's müsste eine Geschwulstbildung aus einem Reste
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752
Sarvet.
No. 44.
embryonalen Gewebes und von einem einheitlichen Centrura aus erfolgen,
ferner müsste das Gewebe der Geschwulst ohne Funktion und Ausführungs-
gang sein, Postulate, die sich wohl kaum allgemeiner Anerkennung er-
freuen dürften. Um das Wesen der als Prostatahypertrophie bezeichneten
Veränderung zu erkennen, sind nach Verf. verschiedene Untersuchungswege
einzuschiagen, ausser der genauen anatomischen Untersuchnng die bakterio-
logische des Inhalts der Prostata und auch intra vitam die genaue Prüfung
des zu cxprimirenden Sekrets. Daneben ist die Entstehung der Prostata-
concremente zu verfolgen. Um die Frage zu entscheiden, ob alle erkrankten
Drüsenteile durch Ausführungsgänge mit der Urethra in Verbindung stehen,
hat auf Veranlassung des Verf.’s I.awrenzk .Metallausgüsse der Urethra
prostatica mitsammt den Prostatadrüsen hergestellt, Präparate, aus denen
sich der äusserst complicirte Bau dieser Organe ergiebt. B. Marcuse.
Sarvey, Ueber Indikationen und Methoden der fakultativen Sterilisirung
der Frau. Deutsche med. Wochenschr. 1905, No. 8.
S. hält, unter der Voraussetzung strengen Individual isirens, die Indi-
kation zu künstlicher Sterilisirung zunächst in allen Fällen für gegeben,
in denen der am Ende der Schwangerschaft absolut oder relativ indicirte
Kaiserschnitt von der Frau abgelehnt wird. Angezcigt ist die fakultative
Sterilisirung ferner als selbstständige Operation bei allgemeinen und lokalen
Krankheiten, welche mit einer erheblichen, vom Arzte objektiv festgestellten
Prostration des Allemeinbefindens einhergehen und bei welchen eine Ver-
schlimmerung des Zustandes durch den Eintritt einer Schwangerschaft
sicher zu erwarten oder auch nur wahrscheinlich ist. Am schwierigsten
abzugrenzen und mit besonderer Vorsicht zu verwerten ist die dritte Indi-
kation, die S. die sociale nennen möchte. Er hält es für berechtigt, dass
der Arzt, im vollen Bewusstsein seiner ganzen Verantwortung und nach
reiflicher Erwägung aller einschlägigen Verhältnisse für die fakultative
Sterilisation in jenen Fällen eintritt, in welchen sich Kinderüberflnss mit
offenkundiger Armut verbindet, in welchen die Frau durch die gehäuften
Schwangerschaften, Geburten und Wochenbetten ihre Gesundheit aufs Spiel
setzt und in dem notwendigen täglichen Broterwerb dauernd beeinträchtigt
ist. — S. bespricht darauf zunächst die Mittel, welche eine nur temporäre
Sterilisirung auf nicht operativem Wege bezwecken, alsdann die Verfahren,
welche eine permanente Sterilisirung durch operative Eingriffe herbeiführen.
Als typische Operation empfiehlt er: Eröffnung des Douglas’schen Baumes
durch die Colpotomia posterior; Hervorstülpung des Uterus und der Adnexe
durch die Colpotomiewunde; Abtragung der ganzen Tube mittelst je zweier
Klammern, die sofort durch Ligaturen ersetzt werden, mit oder ohne Keil-
resektion, jedenfalls aber mit Uebernähen des unterbundenen uterinen Tuben-
stumpfes mit Peritoneum; Reponirung des Uterus und Verschluss der
Scheidenbauchhöhlenwunde durch die Naht. Br. Wolff.
Einsendungen worden an die Adre.w© de« Herrn Geh. Mod. -Rat Prof. Dr. M. Bernhardt (Berlin
Französisch« Strasse 21) odor an di« Verlagshandlung (Berlin NW., Unter den Linden 68} ettxtea
Verlag von August Hirschwald in Berlin. — Druck von L. Schumacher in Berlin S. 14.
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Centralblatt
für die
Prel» dra «lAtirgBiigco
98 Mark ; zu beziehen
durch alle Buehhand-
luogen u. Poatanstalten.
Unter Mitwirkung von
Prof. Dr. H. Senator und Prof. Dr. E. SflJkowekVi ,
redigirt von
Prof. Dr. M. Bernhardt
in Berlin.
DEC CO 1905 H
1905.
1 fl. November.
Iiilmlt: Lach«, Ueber die Struktur der Neurofibrillen. — Kalischkr,
Das Grosshirn der Papageien anatomisch und physiologisch. — Tisbot, Zur
Kenntnis der Chloroformnarkosc. — Pbtit und Mim, lieber Guajakreaktionen.
— Fischer, Hervorrufung und Hemmung von Glykosurie durch Salze. —
M oldovah, Ueber Sarkom- und Fibrombildung in der Haut. — Silhbrmark,
Ueber die Plombirung von Knochenhöhlen. — Rovsiko, Ueber Funktions-
prüfungen bei NiercnaSektion. — Fuchs, Ueber sympathisirende Entzündung. —
Locak, Hülfsmittel für Schwerhörige. — Navratil, Ueber Oporationsmethoden
bei Kehlkopfkrebs. — Mayer, Ungewöhnlicher Fall von Glottisödem. — Engel,
Hygienische Wirkung der Wüste. — Beitzir. Prüfung der Behring’schen Tuber-
kulosetheorie an Kinderteicheu. — Hitzig, Starker Calomelgebrauch bei einem
Herzkranken. — Penzoldt, Fall von geheiltem tuberkulösen Pyopncumothoraz.
— Cooks, Ueber Pruritus ani. — Pospischill, Ueber Rubeola und Doppel-
exanthem. — Wkinbbroer, Zur Digaleutberapie. — Morawitz, Ficki.br,
Skipper, Ueber multiple Sklerose. — Ludlum, lieber Nervenregeneration. —
Sc hk im, Behandlung spitzer Condylome mittels Erfrierung. — Spitzer, Para-
urethraler Gang in der Geuitoperinealrapbo. — Comuamim, Behandlung des
Uteruskrebses bei Schwangerschaft.
G. Lache, Sur la structure de la neuro-fibrille (au moyen de la nouvelle
metbode de Cajal). Sur les neurosomes de H. Held. Soc. de Biol.
LVIII., No. 22, p. 1002.
Die Neurofibrille ist nicht, wie man annehmen sollte, ein homogenes
Fädchen, sondern hat ihre besondere Struktur, die man an feinen Endi-
gungen am besten wahrnehmen kann. Es sind mindestens zwei Bestand-
teile zu unterscheiden, eine Grundsubstanz und Granulationen. Der Grund-
substanz wohnt, nicht überall ganz gleichmässig, die Fähigkeit inne, Silber
zu reduciren, sie verleibt der Fibrille Form und Färbbarkeit. Die Granu-
lationen sind wie Perlen auf einer Schnur hintereinander aufgereiht, sind
rund und von der Silberwirkung nicht oder in geringerem Grade betroffen,
als die Umgebung. Es giebt ganz kleine, aber auch ganz grosse, die der
Fibrille, da sie ungefärbt bleiben, ein vakuolisirtes, und da sie grosser
sind als der Durchmesser der Fibrille, ein aufgetriebenes Aussehen ver-
leihen. Daneben kommen kleine überimprägnirte Punkte vor, entstanden
XLTTI. Jahrgang 48
*
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754
KaUSI'HKII.
No. 45.
vielleicht durch eine stellenweise stärkere Anhäufung der sich imprägniren-
den Substanz. Der Gesammteffekt der Abwechslung zwischen den ver-
schiedenen stark gefärbten Fibrillenstrecken giebt den Fibrillen das Aus-
sehen einer undeutlichen Streifung. Die grossen dicken Fibrillen geben
das einfache schwarze Imprägnationsbild. L. nimmt an, dass hier das
Strukturbild maskirt sei. — L. identificirt die Granulationen mit den
Held’schen Neurosomen, und hält somit die, nunmehr durch zwei ganz ver-
schiedene Methoden nachgewiesenen Gebilde mit grösserer Sicherheit für
reelle Zellenbestandteile. Die Cajal’sche Methode hat den Vorzug, dass
sie auch das Verhalten der Granulationen zu den Fibrillen aufdeckt
Ausserhalb dieser existiren keine Neurosomen und keine Granulationen.
Die von Held sogenannten „Haufen“ sind die Ausbreitungen der Achsen-
cylinderendigungen. Der granuläre Zerfall bei der Degeneration ist nichts
anderes, als eine weitere Ausbildung des schon normalerweise vorhandenen
Zustandes. Das letzte Element eines jeden Netzes und Fadens ist immer
ein Granuluro, daher kann der granuläre Bau der Neurofibrillen nicht über-
raschen. Poll.
0. Kaliseher, Das Grosshirn der Papageien in anatomischer und physio-
logischer Beziehung. Pr. Akad. d. Wissenscli. Berlin 1905.
Verf., der schon wiederholt über Untersuchungen des Grosshirns der
Papageien Mitteilungen veröffentlichte, berichtet in diesem Werk über dis
Resultat von Forschungen, die er an 60 Papageien angestellt bat. Ein-
gehende Untersuchungen über die Anatomie des Papageiengehirns sind
bisher nur einmal, von Edinger, ausgeführt worden; in einer Reibe wesent-
licher Punkte kommt K. zu abweichenden Resultaten. Von besonderer
Wichtigkeit ist es, dass er eine funktionsfähige Gehirnrinde im Gegensau
zu Edikger nur in verhältnismässig geringer Ausdehnuug fand, „dass mit
Ausnahme der Wulstfaserung, deren Züge eventuell als Rindenzüge aufzn-
fassen sind, keinen anderen Bahnen Rindenursprung zukommt“. Auch in
Bezug auf die Ausdehnung einzelner Ganglien des Grosshirns kommt Verf.
zu neuen Resultaten, so z. B. für das Hyperstriatum.
Auch in Bezug auf die Physiologie des Papageiengehirns hat Verf.
eine grosse Reihe wichtiger Resultate erzielt; namentlich ist es ihm ge-
lungen, die funktionelle Bedeutung vieler Teile nachzuweisen. Bis jetzt
war über Uokalisation im Vogelhirn fast nichts bekannt. Schräder z. B.
hatte am Schluss seiner Forschungen über das Vogelgehirn erklärt, „das*
eine funktionelle Ungleichheit der einzelnen Abschnitte des Vogelgehirns
nicht mit Sicherheit nachgewiesen werden konnte“.
K. hat nun vor allem für das Sehen und Sprechen der Papageien die
Centren bestimmt. In Bezug auf das Sehen fand er, dass zwischen dem
Sehen „der Schnabelzone“ und dem des Hauptteils der Retina zu unter-
scheiden ist, dass die der ersteren zugeordneten Nervenfasern zu einem
Centrum im Mittelhirn, letztere zu einem Centrum im Grosshirn, dem Epi
striatum ziehen.
Das Spracbcentrum ist nach K. im Mesostriatum gelegen und zwar
hatten nur doppelseitige Exstirpationen den Effekt, das Sprechen dauernd
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No. 45.
Tisbot.
755
za stören. Wurde nur eine Seite exstirpirt, so wurden stets die geläufigsten
Worte wie zuvor gesprochen; ob überhaupt eine Hemisphäre für das
Sprechen Uebergewicht über die andere hat, liess sich nicht sicher ent-
scheiden. Die von K. beobachteten Sprachstörungen hatten im wesent-
lichen den Charakter der motorischen Aphasie; in Bezug auf das senso-
rische Sprachcentrum ist Verf. infolge operativer Schwierigkeiten in
dem in Betracht kommenden Gebiet zu keinem entscheidenden Resultat
gelangt.
ln den weiteren Kapiteln berichtet Verf. über eine Fülle von Ergeb-
nissen in Bezug auf Motilität und Sensibilität, teils durch Exstirpationen,
teils durch elektrische Reizung erzielt.
Das Werk ist anregend und klar geschrieben und auch für den ana-
tomischer und experimenteller Forschung Fernerstehenden von hohem
Interesse. Otto Maas.
J. Tis.sot, Etüde experimentale des conditions qui determinent la pene-
tration des vapeurs de chloroforme dans le sang pendant l’anesthesie
chloroformique et de l’influence des variations de la Ventilation pulmo-
naire sur cette peuetration. Compt. rend. CXL., 10, p. 681.
Derselbe, Etüde experimentale des relations entre la pression arterielle
et la Ventilation pulmonaire dans i'anaesthesie par le chloroforme. La
polypnee est u»e cause determinante des accidents de la cbloroformisatien.
Ibidem.
Verf. bekämpft die Ansicht, als ob bei der Anästhesirung mittelst
eines titrirten Chloroform-Luftgemisches sich ein stabiles Gleichgewicht
zwischen dem Chloroforradruck in der Luft und im Blute herstellte und zeigt
durch Versuche in vitro und durch Tierexperimente, dass einmal der dem
üblichen 12 pCt. Chloroformgemisch wirklich entsprechende Chloroform-
gebalt ins Blut die tätliche Dose um etwa das Doppelte überschreitet,
dass aber diese Menge sich im Blute meist nicht findet, weil die Aus-
scheidung des Chloroforms normalerweise schneller vor sich geht. Wird
aber die Aufnahme des Giftes durch artificiell beschleunigte Atmung ver-
mehrt, so steigt der Chloroforrogehait bedeutend und es kann der Tod
eintreten. Dementsprechend sieht Verf. die Hauptgefahr bei der Narkose
in allen Momenten, welche die Atmung, wenn auch nur vorübergehend,
beschleunigen und vertiefen, so während des Excitationsstadiums, bei der
Vornahme von Eingriffen vor völliger Anästhesirung u. s. w. Unter Be-
rücksichtigung der hierdurch bedingten Gefahren, erscheint die alte
Tropfmethode vorteilhafter, weil sie individuell und schnell regulir-
bar ist.
Zu erwähnen ist noch, dass Verf. die Blutdruckänderungen während
der Narkose, wenigstens bei Hunden, nicht für peripher bedingt hält,
sondern die Steigerung des Blutdrucks für eine Folge der frequenteren
Atmung, das Sinken des Blutdruckes für eine Folge der durch das Chloro-
form bedingten Herzintoxikation ansieht. G. F. Nicolai.
48*
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756 Pktit und Meykr. — Fischrr. — • Moldoyak. No. 45.
I*. Petit et Mayer, Sur quelques röaetions de la resine de gaiac. Oompt
rend. de l’acad. T. 141, p. 193.
P. und M. Süden, dass Guajaktinktur in Wasserstoffatmosphäre sich
bläut auf Zusatz von Eisenoxyd-Manganoxydsalzen, von Silbernitrat und
Sibercarbonat (0,02 mg auf 100 Lösung). Diese werden dabei reducirt. —
Mit Eisenchlorür tritt Verfärbung nur bei Luftzutritt ein, bei Mangancblorür
auch so nicht, dagegen wohl bei Manganlactat und -Acetat. — Die blaue
Substanz löst sich in Chloroform und Alkohol, wenig in Benzol. Es tritt
bald Entfärbung ein. — Gegenwart von Eiweiss hemmt die Empfindlichkeit
der Reaktion, die dann vom Säuregrade der Lösung abhängt und durch
ihn begünstigt wird. A. Loewy.
M. H. Fischer, lieber die Hervorrufung und Hemmung von Glykosurie
in Kaninchen durch Salze. Pflügers Arch f. d. ges. Physiol. Bd. 109.
S. 1.
F. fand in Fortsetzung früherer Untersuchungen, dass intravenöse Ein-
führung von ’/grool. Lösungen von NaCI, NaBr, NaJ, NaN03 (75 — 100 ccm
in 15 Minuten) Polyurie und Glykosurie hervorruft. Erstere tritt bald,
letztere später ein und hört nach 6—8 Stunden auf. Durch weitere Ein-
spritzung ist dann wohl Polyurie doch keine Glykosurie zu erzeugen.
Lösungen, die schwächer als ’/s Mol. sind, machen nur Polyurie-, je mehr
die Lösungen '/e Mol. übertreffen, um so schneller tritt die Polyurie ein.
— Zusatz von CaCI2 (25 ccm 3/g Mol. auf den Liter) hemmt die Zuckerius-
scheidung; ist sie hervorgerufen, so versiegt sie auf CaCl2 erst nach längerer
Zeit. — Der Angriffspunkt der Salze scheint die Med. oblongata zu sein;
wird die Einspritzung in ein zur Oblongata ziehendes Gefäss gemacht, se
genügt sehr wenig der Lösung zur Hervorrufung der Glykosurie. Auch
LiCl, KCl, SrCI2 erwiesen sich als wirksam, unwirksam NaCI — tötlich
CaCI2 und MgCI2. — Zuführung von diesen Salzlösungen zu molekularen
Lösungen von Glycerin oder Harnstoff macht keinen Diabetes.
A. Loewy.
i. Moldovan, Ueber congenitale Sarkom- und Fibrombildung der Haut.
(Aus Prof. Chiari’s pathol.-anat. Institus an der deutschen Universität
Prag.) Prager med. Wochenschr. 1905, No. 29 u. 30.
Angeborene Geschwülste sind am häufigsten auf der Haut lokalisirt
und gehen hier teils von der Epidermis, teils von den Gewebsbestandteilen
der Cutis und Subcutis aus. Einige entstehen auch aus Gewebskeimen,
die sonst nicht zu der Haut in Beziehungen stehen. Am häufigsten findet
man Angiome, dann multiple Neurofibrome, Rankenueurome, weiche, meist
multiple Fibromata mollusca und Lipome. Myome, solitäre Sarkome und
harte Fibrome sind überaus selten. M. sah einen eiförmigen Tumor von
6*/* cm Länge und 4 cm Dicke, der durch Operation von der linken Wade
eines 5 Tage alten Knaben gewonnen wurde. Die Geschwulst hatte starke
Neigung zum Bluten und wurde aus diesem Grunde entfernt. Mikroskopisch
Dessen sich reichliche Mengen von kleinen Spindelzellen, die sich stellen-
weise in Form von Scheiden um die Blutgefässe gruppirten, feststellen;
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No. 45.
SlI.RKRHARK.
757
Bindegewebe war nur spärlich, Blutgefässe besonders in der Peripherie
sehr reichlich vorhanden. Sehr auffällig waren die massenhaften Kern-
teilnngsfiguren. Die Diagnose lautete: Spindelzellensarkom mit besonders
progressiver Wachstumstendenz. Verf. bringt dann eine Zusammenstellung
der Litteratur über angeborene Hautsarkome, aus der hervorgeht, dass es
sich meist um Spindel- und Rundzellensarkome, seltener um Myxo- und
Angiosarkome handelt und dass sie alle sehr bösartig sind. Die zweite
Geschwulst, welche M. beschreibt, sass in der Gegend des rechten Warzen-
forsatzes. Das Kind starb 24 Stunden post partum infolge einer Blutung
zwischen die Gehirnhäute. Der Tumor bestand aus weiten Hohlräumen,
die zum Teil mit frisch geronnenem Blut, zum Teil mit schon zu Lebzeiten
verkalkten Thromben gefüllt waren. Die Höhlen besassen ein flaches
Endothel und waren durch bindegewebige Septen von einander getrennt.
Nach der Oberfläche zu war das Bindegewebe stärker entwickelt. Wegen
dieser Bindegewebsmengen wurde die Diagnose auf Fibroma cavernosum
gestellt. Weiter schildert Verf. eine Geschwulst, welche bei einem 3jähr.,
sonst gesunden Mädchen am distalen Ende der Nasenbeine sass und etwa
erbsengross war. Der angeborene Tumor hatte keine Wachstumsneigung
gezeigt. Die mikroskopische Untersuchung des entfernten Gebildes ergab
ein hartes Fibrom mit mässig vielen Kernen und ziemlich reichlichen Blut-
gefässen. Diagnose: Fibroma durum. Zum Schluss berichtet der Autor
über eine Geschwulst, welche einem 7 Monat alten Knaben vom rechten
äusseren Knöchel fortgenommen, aber nach der ersten Operation reci-
divirt war. Die Geschwulst bestand histologisch aus kernarmen, fibril-
lären ßindegewebsbündelri, einigen Gefässen, spärlichen Mastzellen und
zeigte stellenweise leukocytäre Infiltration. Die Epidermis über ihr war
verdünnt und entsandte in Abständen Epithelzüge in die Geschwulst hinein;
tief im Geschwulstkörper lagen einige Schweissdrüsen, wohl infolge des
schnellen Wachstums des Tumors dort zurückgeblieben. Diagnose: Fibroma
durum. Wie die mitgeteilte Litteraturzusammenstellung zeigt, sind der-
artige angeborene Fibrome überaus selten. Die congenitalen Geschwülste
überhaupt gelten als die Hauptstütze der Cobnheim’schen Theorie, dass
nämlich zur Zeit der embryonalen Entwickelung aus dem Zusammenhang
gelöste Zellen oder Zellgruppen die Matrix der Geschwulstbildung bilden.
Diese Theorie kann wohl auch Anwendung finden auf die meisten der vom
Verf. mitgeteilten Beobachtungen. Geissler.
M. Silbennark, Ueber die geweblichen Veränderungen nach Plombirung
von Knochenhöhlen. Zeitschr. f. Chir. Bd. 75, H. 2 — 4, S. 290.
S. hat, um die Veränderungen zu beobachten, welche in allseits ge-
schlossenen, nach aussen von Periost und Weichteilen bedeckten plombirten
Defekten an der Plombenmasse vor sich gehen, in dem physiologischen
Institut der Wiener Universität an mittelgrossen Hunden jugendlichen Alters
eine Reihe von Plombirungen mit der v. Mosetig’schen Jodoform-
knochenplombe vorgenommen. Am geeignetsten für die Plombirung
erschien S. der lange Metatarsus der hinteren Extremität, insbesondere die
Innenfläche des proximal stark entwickelten Gelenkendes.
758
Rovsiho.
No. 45.
Der Operation schliesst sich eine äusserst lebhafte Reaktion auf das
stattgehabte Trauma und den eingeführten Fremdkörper an, wobei als
Fremdkörper zunächst dicht nur die Plombenmasse, sondern auch der durch
den Bohrakt in die Knochenhöhle eingebrachte Gewebsdetritus wirkt. Aus-
druck dieser Reaktion ist eine lebhafte Gewebsneubildung in Form recht
dicht gelagerter, sich mannigfach durchkreuzender, spindeliger Zeitformen,
deren Herkunft zweifellos von den bindegewebigen Riementen sowohl des
Knochenmarks als auch des die Markhöhle erfüllenden Gewebes abzuleiten
ist. Dieses Gewebe entwickelt sich zwischen der Innenfläche des durch
die Bohrung gesetzten Hohlranms und der correspondirenden Plombenober-
fläche und vermehrt sich proportional dem Schwunde der Plombenmasse.
Anfänglich ist in der Umgebung der Plombenmasse noch eine geringe Menge
von Blutcoagulum zu sehen, welches rasch von dem vorrückenden jungen
Gewebe durchsetzt und substituirt wird, sodass letzteres binnen kurzem in
die Plombenmasse selbst eindringt. Unter den proliferativen Vorgängen
im Bereiche der Knochenkanälchen kommt es zu einer beträchtlichen und
lange Zeit noch zunehmenden Erweiterung der Kanälchenquerscbnitte unter
gleichzeitiger Bildung sehr zahlreicher, oft continuirlich gelagerter wand-
ständiger Elemente nach Art von Osteoblasten. Im Bereiche des die
Knocbenhöhle erfüllenden spindelzelligen Gewebes kommt es frühzeitig zur
Bildung von osteoideu Bälkcben, welche unter Kalksalzaufnahme allmählich
zu .einer neugebildeten Spongiosa heranreifen und mit der Compacta in
innige Verbindung treten. Vom Periost her wird gleichfalls neues Knochen-
material gebildet, welches sich, soweit die Beobachtung reicht, bleibend
durch seine eigentümliche Struktur von der alten umgebenden Compacta
unterscheidet.
Auf diese Weise wird von zwei Seiten her die Plombenmasse
durch junges Knochenmark allmählich substituirt, welches sich
mit dem alten Knochengewebe in unlöslicher Weise derart verbindet, dass
schliesslich keine Unterbrechung der Continuität etwa im Sinne dazwischen-
gelagerten Narbengewebes zn constatiren ist. Joachimstbal.
Rovsing, Ueber die Methoden, vor den Niereuoperatiouen die physiologische
Leistungsfähigkeit der Nieren zu bestimmen. Arcb. f. klin. Chir. 75. Bd.,
4. H„ S. 867.
Von den bisher versuchten Methoden, die Leistungsfähigkeit der Nieren
vor den Nierenoperationen zu bestimmen, kommen hauptsächlich die Blut-
und die Urinkryoskopie, die Caspar’sche Phloridzinprobe und die quanti-
tative HarnstoflFbestimmung in Betracht. An der Hand von 50 nach diesen
Methoden untersuchten Fällen hält R. die Kryoskopie und die Phloridzin-
probe für ungeeignet, die Funktionsfähigkeit der „anderen“ Niere anzu-
zeigen, ja geradezu für irreleitend und verderblich, da dadurch Patienten
der allein lebensrettenden Operation unter Umständen entzogen werden.
Was die von KOmmell empfohlene Blutkryoskopie betrifft, so be-
weisen 6 Fälle, dass ein abnorm niedriger Gefrierpunkt durchaus nicht als
Beweis für doppelseitige Nierenaffektiou gelten kann; andererseits ist ein
normaler Blutgefrierpunkt keine Gewähr für normalen Zustand der Nieren.
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No. 45. Fuchs. 759
R. warnt daher dringend davor, sich bei der Frage, ob eine Operation
vorgenommen werden soll oder nicht, auf die Resultate der Blutkryoskopie
zu verlassen. Genau dasselbe gilt für die Urinkrynskopie, welche ja
theoretisch auf der gleichen Grundlage und in einiger Wechselbeziehung
mit der Blutkryoskopie steht und mit letzterer fällt.
W'as die Phloridzinprobe und die Harnstoffprobe anlangt, so sind sie
bei positivem Resultate eine wertvolle Stütze, indem eine kräftig reagirende
Niere nicht funktionsuntüchtig sein kann. Bei negativem Resultat braucht
eine völlige Aufhebung oder starke Herabsetzung der Nierentätigkeit nicht
zu bestehen; denn mangelnde Zuckerausscheidung beweist nicht, dass die
Nierenzellen arbeitsunfähig sind, sondern nur, dass sie in dem betreffenden
Augenblick nicht arbeiten. Erfahrungsgemäss kann auch eine Krankheit
der einen Niere reflektorisch eine Herabsetzung der Tätigkeit der anderen
sonst leistungsfähigen bewirken; es ist dann das einzige Mittel, eine normale
Funktion dieser Niere wieder herbeizuführen, die Entfernung der kranken
durch Operation. Ein negatives Resultat der Phloridzin- und Harnstoff-
probe darf daher für die Operation keine Contraindikation sein. 8 Fälle
werden zum Beweise angeführt.
Die Harnstoffprobe ist die einfachste, zuverlässigste und (im Gegensatz
zur manchmal schädlichen Pbloridzinprobe) ungefährlich.
Von der grössten Bedeutung für die Operationsindikation ist dagegen
die Ureterenkatheterisation und die chemische, mikroskopische und bakterio-
logische Untersuchung des Urins jeder Niere. Erweist sich der Urin der
„anderen“ Niere als gesund, so darf man in den allermeisten Fällen
operiren. In einzelnen, zweifelhaften Fällen muss vor der Operation der
kranken Niere operativ die andere zwecks Besichtigung und Betastung
freigelegt werden. Peltesohn.
E. Fuchs, Ueber syrapathisirende Entzündung (nebst Bemerkungen über
seröse traumatische Iritis), v. Graefe's Arch. f. Ophthalm. LXI., 3,
S. 365.
Unter 200 Augen, welche wegen Veränderungen enukleirt worden
waren, die unter Umständen zur sympathischen Entzündung Veranlassung
geben konnten, fanden sich 20, welche wirklich sympathische Entzündung
veranlasst hatten. Die meisten Fälle entfallen naturgemäss auf die per-
forirenden Verletzungen, nämlich 17, auf Operationen 7, auf perforirendes
Hornhautgeschwür 3 und auf Iridocyclitis 3. In dem sympathisirenden
Auge findet man eine Infiltration von charakteristischem Verhalten, welche
als sympathisirende Infiltration zu bezeichnen ist. Das Charakteristische
liegt sowohl in der Art der zeitigen Elemente, aus welchen dieselbe be-
steht, sowie in der Verteilung der Infiltration, in den einzelnen Geweben
des Auges. Die Zellen, die man in der infiltrirten Uvea sympathisiren-
der Augen findet, sind vor allem kleine, einkernige, runde Zellen,
epithelioide Zellen und Riesenzellen. Die sympathisireude Entzündung ent-
steht wahrscheinlich durch einen Reiz, der im Gewebe selbst seinen An-
griffspunkt hat. Daher führt sie zuerst zu einer Infiltration innerhalb des
Gewebes, ohne Exsudation auf die Oberfläche. Die traumatische Irido-
cyclitis, Endophthalmitis, unterscheidet sich von der sympathisirenden Ent-
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760
Lccak.
No. 45.
zündung in vieler Hinsicht. Die Endophthalmitis setzt früher ein und läuft
rascher ab als die sympathisirende Entzündung. Der Sitz der Entzündung
ist bei der ersteren in den oberflächlichen Schichten der das Auge aus-
kleidenden Membranen, im Ciliarkörper die Pars ciiiaris retinae, weiter
hinten die Netzhaut selbst. Die darunter liegende Aderhaut leidet nur
dann, wenn ihr die Netzhaut nicht genügend Schutz gewährt. Sonst ist
sie nur in ihrem vorderen und hinteren Rande infiitrirt. Bei der sym-
pathisirenden Entzündung ist das Stroma der Uvea der Sitz der Entzün-
dung; die Pars ciiiaris retinae und die Netzbaut bleibt oft frei davon.
Dem verschiedenen Sitze der Entzündung entspricht die Ablagerung des
Exsudats. Diese findet bei der Endophthalmitis an der Oberfläche der
Membranen statt, bei der sympathisirenden Entzündung bleibt das Exsudat
im Gewebe selbst liegen. Auch die Art des Exsudates ist verschieden.
Bei Endophthalmitis besteht dasselbe aus Fibrin und Leukocyten, bei der
sympathisirenden Entzündung fehlt die Fibrinausscbeidung gewöhnlich, die
Infiltration besteht aus Lymphncyteu. Dazu kommen häufig noch die Ab-
kömmlinge der fixen Gewebszellen in Form der epithelioiden Zellen und
der Riesenzellen. Die sympathisirende Infiltration hat die Neigung, längs
der durch die Sklera nach aussen führenden Emmissarien weiter zu wandern
und die Augenhüllen zu durchbrechen. Dies tut die Endophthalmitis nicht
Beide Arten von Entzündungen können sich combiniren und zwar entweder,
indem zu einer langbestehenden sympathisirenden Entzündung ein leichter
Grad plastischer Exsudation binzutritt, oder indem von vornherein beide
Processe parallel und unabhängig von einander in demselben Auge be-
stehen.
In allen Fällen sympathisirender Entzündung des zweiten Auges war
am ersterkrankten Auge ein typischer Befund vorhanden. In den Fällen
der sympathischen Irritation fehlte derselbe. Horstmann.
Lucae, Ueber Mängel der Hörrohre und über zwei wichtige von Normal-
und Schwerhörigen bisher wenig beachtete Hülfsmittel. Münch, med.
Wochenschr. 1905, No. 6.
Auf Grund von Prüfungen an den am meisten benutzten Hörrohren
kommt L. zu dem Resultat, dass kein einziges den an dasselbe zu stellen-
den Anforderungen genügt. Ein Hauptfehler der Apparate ist, dass dnrch
sie die Ohrmuschel ausgeschaltet wird, welche besonders als Resonator für
sehr hohe Töne aufzufassen ist. Ein sehr einfaches Hülfsmittel, welches
alle künstlichen Apparate an Wirksamkeit übertrifft, ist der bekannte
Kunstgriff, die Hohlband so hinter die Ohrmuschel zu legen, dass diese
in einen grossen Schallfänger umgewandelt wird. Weniger bekannt ist,
nach L., der grosse Vorteil, den man bei gleichzeitig doppelseitiger
Anwendung dieses Hülfsmittels durch Summirung der Eindrücke
auf beide Ohren erzielt. Keinen Nutzen hat das Verfahren in solchen
Fällen, in denen eine starke Herabsetzung resp. der Ausfall der hohen
Resonanztöne des Ohres (c4) auf nervöse Schwerhörigkeit scbliessen lässt.
Ein zweites Hülfsmittel, das, nach L.’s Ansicht, noch viel zu wenig benutzt
wird, ist das Ablesen vom Munde, dessen Erlernen er, und zwar in einer
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No. 45.
Nayratii.. — Mayer
761
Anstalt, in welcher der Kranke unter steter Aufsicht des Lehrers ge-
zwungen wird, mit den verschiedensten Personen auf diese Weise zu ver-
kehren, dringend empfiehlt. Schwabach.
Navratil, Ueber die Indikationen und Methoden der Operation des Kehl-
kopfkrebses. Arch. f. klin. Chir. Bd. 76, H. 3.
Die endolaryngeale Methode ist indicirt, wenn der Krebs als
innerer nnr in Form eines kleinen Knötchens auftrat, vollkommen um-
schrieben ist, weder Fixation noch Metastasen hervorgerufen bat. Die
Entfernung einzelner Teile ohne Tracheotomie bei lokaler An-
ästhesie durch Laryngofission ist angezeigt, wenn sich die Geschwulst
bei der Probeexcision als nicht verhornter Plattenepithelialkrebs erwies,
als innerer Krebs in geringer Ausdehnung und wenn er auch in diffuser
Form auftritt, weder Fixation noch Metastasen erzeugt und der zu ex-
stirpirende Teil kleiner als '/s des Kehlkopfes ist. Die Entfernung
einzelner Teile des Kehlkopfes in Narkose und mit präventiver
Tracheotomie durch Laryngofission ist angezeigt, wenn es sich um
Plattenepitbel- oder Basalzellenkrebs handelt ohne Metastasen und wenn
es nicht nötig ist, mehr als die Hälfte des Kehlkopfes zu entfernen. Bei
äusserem Krebs ist es nur der Kehldeckelkrebs, bei welchem Exstirpation
mit vorheriger Tracheotomie indicirt ist. Die Totalexstirpation ist
notwendig: ira Anfangsstadium des verhornten Epithelioms und des Medullar-
krebses, beim ausgebreiteten Plattenepithelkrebs, wenn weder in den Drüsen
noch anderswo Metastasen vorhanden sind. Auch beim nicht verhornten
Plattenepithelkrebs, bei relativ gutem Zustand des Patienten und besonders
seiner Atmungsorgane, ohne Metastasen bei kleinen aber nicht fixirten
Drüsen ist noch die Totalexstirpation mit Erfolg auszuführen. Dagegen
bei ausgebreitetem auch den Oesophagus befallenden Krebs, wenn es sich
um einen verhornten Epithelialkrebs oder ein medulläres Carcinom handelt,
selbst ohne metastatische Drüsen, ist die Totalexstirpation coutraindicirt.
ln solchen Fällen ist die Tracheotomie inf. auszuführen, bei der der Kranke
noch bis zu 5 Monaten leben kann. Eine weitere Contraindikation ist
hohes Alter, obwohl nicht immer die Zahl der Jahre, sondern der Zustand
des Organismus ausschlaggebend ist. W. Lublinski.
E. Mayer, An unusual case of oedema of the glottis. Americ. journ. of
med. Sciences 1905, Aug.
Akut entzündliches Oedem an der Zungenbasis, das den einen Sinus
pyriformis ausfüllte und fast die ganze Epiglottis einnahm, wurde durch
Incisiou und nachfolgendem Adrenalinspray und Dampfinhalationen geheilt.
Es zeigte sich hinterher, dass ein grosser Epiglottisdefekt und Ver-
wachsungen zwischen dieser und der seitlichen Pharynxwand bestanden,
der Patient also eine Lues gehabt hatte, ohne irgend welche Symptome
von seiten des Halses. Sturmann.
w
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762
Engki.. — Rkitzke.
No. 45.
H. Kugel, Zur Hygiene und Therapie der Wüste. Zeitschr. f. klin. Med.
1906, Bd. 56, S. 480.
E. hat in der Nähe des in der arabischen Wüste bei Heluan gelegenen
Sanatoriums Al Hayat Untersuchungen angestellt, in welcher Zeit die im
tuberkulösen Sputum enthaltenen Tuberkelbacilien, ferner Typhusbacillen
und Staphylokokken unter dem Einfluss der Wüstensonne abgetötet werden.
Dies ist in wesentlich kürzerer Zeit der Fall als es für Deutschland fest-
gestellt worden ist. Praktisch ist die Zeitdauer fast eine minimale, weil
die Sonnenscheindauer im Verhätnis zu Deutschland ungleich grösser ist.
So wurden Tuberkelbacillen bei 6 Stunden Sonnenscheinexposition abge-
tötet, wozu ein halber Tag hinreichte, während in Deutschland hierfür
ca. 80 Stunden Sonnenschein erforderlich sind, deren wir uns nicht selten
erst in einer Zeit von mehreren Wochen erfreuen. Die Luft der WTüste
ist sehr keimarm, die in ihr vorkommenden Keime besitzen keine Tier-
pathogenität. Auch im Boden sind pathogene Keime nicht nachgewiesen
worden. E. macht dann noch Angaben über meteorologische Beobachtungen
während des Sommers und tritt dafür ein, dass die Wüste nicht nur als
Winterkurort Verwendung findet, sondern auch im Sommer besonders für
Nephritiker, Gichtiker, Rheumatiker, ferner für Herzkranke zu empfehlen ist.
H. Bischoff.
11. Bcitzke, Leber Untersuchungen an Kindern in Rücksicht auf die von
v. Behring’sche Tuberkulose-Infektionstheorie. Berl. klin. Wochenschr.
1905, No. 2.
Um die von v. Behring aufgestellte Theorie, dass zur Entwickelung
einer Phthise erforderlich sei, dass der betreffende Mensch in seiner Jugend
bereits eine Tuberkuloseinfektion durcbgemacht habe, und dass diese mittels
der Milch vermittelt werde, nicht nur durch theoretische Erwägungen ab-
zutun, sondern auch durch das Experiment die Richtigkeit zu prüfen, hat
B. bei Kinderleichen im Alter von 2 Tagen bis 9 Jahren das Herzblut auf
Tuberkelbacillen untersucht, nachdem durch Control 1 versuche festgestellt
worden war, dass bei Leichen, die infolge allgemeiner Miliartuberkulose
oder auch schwerer Lungen- und Darmtuberkulose gestorben waren.
Tuberkelbacillen in der Hälfte der Fälle bei der angewandten Methode
(subkutane bezw. intraperitoneale Impfung von Meerschweinchen) im Herz-
blutc nachzuweisen waren. Zur Verfügung standen 138 Kinderleichen,
von denen aber 40 wegen nachweisbarer tuberkulöser Veränderungen aus-
scheiden. Da es nun nicht stets gelang, die erforderliche Blutmenge —
1 — 3 ccm — aseptisch zu entnehmen, eine Zahl der geimpften Tiere auch
frühzeitig einging, so blieben für die Beantwortung der gestellten Frage
noch 48 Falle. In keinem derselben gelang es, Tuberkelbacillen im Blute
nachzuweisen, weder durch den Tierversuch noch mikroskopisch nach der
von Joüsset eingeführten Methode der Inoskopic — künstliche Verdauung
der Blutgerinnsel und Färben des durch Centrifugirung ausgeschleuderten
Bodensatzes. Die Behauptung von der Existenz einer latenten infantilen
Infektion und ihrer Rolle in der menschlichen Phthisiogenese erfährt
durch die Untersuchungen B.’s keine Stütze. H. Bischoff.
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No. 45.
H irr Ki. — Pknzoldt. — Coukk.
763
Th. Hitzig, Ueber einen Fall von lange fortgesetztem Calomelgebraucb
bei Vitium cordis. Corresp.-Bl. f. Schweizer Aerztc 1905, No. 8.
Der 59jälirige Patient brauchte 23/4 Jahre lang ungefähr alle vierzehn
Tage die bei Vitium cordis übliche Calomelkur, d. h. er nahm drei bis
fünf Tage hintereinander 0,6 g Calomel pro die. Anfangs kam es zu einer
mässig starken Stomatitis, die aber nach Entfernen der schadhaften Zähne
sich nie wieder zeigte; im übrigen wurde das Mittel anstandslos vertragen,
interessant war, dass das Calomel dauernd wirksam blieb, während Ver-
suche, es gelegentlich durch Digitalis, Agurin, Theocin oder Chlorbarium
zu ersetzen, resultatlos verliefen. Im Ganzen nahm Patient in den
2 */4 Jahren 130 g Calomel. K. Kronthal.
F. Penzoldt, lieber die Heilung des tuberkulösen Pneumopyothorax. Fest-
schrift für G. Merkel. Deutsches Arch. f. klin. Med. Bd. 84, H. 1 — 4.
Ein jetzt 30jähriger tuberkulöser Arzt erkrankte vor 4 l/a Jahren unter
fieberhafter Temperaturerscheinung an einem linksseitigen Pneumothorax,
dessen Heilung durch langsam erfolgte Bildung eines die ganze Seite aus-
fallenden flüssigen Ergusses eingeleitet wurde; letzterer enthielt Eiter-
körperchen mit körnigem Detritus, aber — abgesehen von Tuberkelbacilleu
— keine patbogeneu Bakterien. Der Erguss verursachte (mit Ausnahme
der ersten 4 Woeben der Erkrankung) nie das geringste Fieber; die Lunge
war nach mindestens 3/4jähriger Compression durch Luft und Flüssigkeit
noch völlig ausdehnungsfähig. Die Heilung sowohl des tuberkulösen
Pneumopyothorax als auch der Lungentuberkulose bestand noch nach
mehr als 4 '/2 Jahren; sie erfolgte bei strengster Freiluftruhekur unter
Anwendung wiederholter Punktionen, zum Teil mit nachfolgender Jodoform-
injektion. — Dass dieser glänzende Erfolg bei der in Kede stehenden ernsten
Erkrankung nicht der gewöhnliche ist, dafür bringt Verf. mehrere Kranken-
geschichten. L. Perl.
A. B. Cooke, Pruritus ani. N'.-Y. med. journ. and Phila. med. journ.
1904, No. 1344.
Das vielfach verbreitete und lästige Leiden des Afterjuckens beruht
auf den verschiedensten Ursachen. Zunächst kommen constitutionelle
Krankheiten in dieser Hinsicht in Betracht und zwar giebt es kaum eine
von ihnen, die nicht einmal mit unserem Leiden vergesellschaftet gewesen
wäre. Insbesondere sind zu nennen: Diabetes mellitus, die verschiedenen
Arten der Nierenentzündung, Gicht, Rheumatismus, Leberleiden und endlich
Darmstörungen der mannigfaltigsten Art, welch’ letztere nach den Er-
fahrungen des Verf.’s eine Hauptursache für den Pruritus ani darstellen.
Ein weiteres ätiologisches Moment sind lokale Ursachen und zwar erstens
die Congestion und zweitens pathologische Entleerungen. Häufig wirken
auch diese beiden zusammen. Endlich ist der Pruritus ani auch eine
Reflexerscheinung. Zur Frage der Behandlung des Pruritus ani äussert
sich der Verf. folgeudermaassen : Zunächst ist die erste und Hauptbedingung
absolute Reinlichkeit. Ferner muss man die betreffenden Teile vor jeder
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764
Pospischim..
No. 45.
Heizung uud Reibung sorgfältig schützen. Fernerhin kommen lokale
Applikationen in Betracht, die sich je nach der Individualität des Falles
richten und dahin streben, einmal das Jucken zu beseitigen und dann die
veränderte Haut zur Norm zurückzuführen. Endlich kann man in Aus-
nahmefällen in die Lage kommen, die erkrankten Hautpartien und zwar
am besten mittels chemischer Aetzmittel zu zerstören.
Carl Rosenthal.
I). Pospischill, Ueber Rubeolae und Doppelexantheme. Jahrb. f. Kinder-
heilk. Bd. 69, S. 728
Die Röteln sind — wie heute wohl von den meisten Aerzten aner-
kannt wird — durch charakteristische Merkmale von den Masern ge-
schieden. Die Itikubationsdauer beträgt nach den Beobachtungen des
Verf.’s 13, meist 14 Tage. Angaben über längere Inkubationsdaucr er-
klären sich daraus, dass die Haftung nicht immer schon am 1. Tage der
Berührung Gesunder mit Rubeolakranken stattfindet. Ueberstandene Röteln
gewähren keinen Schutz gegen Masern und Durchmaserung keinen gegen
Röteln. Das Koplik'sche Zeichen ist, wenn vorhanden, pathognomonisch
für Masern. Prodrome sind in der Hälfte der Rötelfälle verzeichnet; am
constantesten ist unter ihnen der Schnupfen. Meist ist das Prodromal-
stadium fieberlos. Nicht selten geht dem Exanthem ein Exanthem der
Mundschleimhaut voraus, aber beide sind nur durch ein kurzes, kaum ein-
tägiges Intervall von einander getrennt. Ein specifisches, auch in differential-
diagnostischer Beziehung bedeutsames Symptom ist die plumpe, fleckige
Röte der Wangen, deren grobgenetzte Zeichnung sie von der gleichmässigen
der Scharlachkranken unterscheidet. Diese starke Röte neben normalen
oder subfebrilen Temperaturen weist in dieser Combination schon auf
Röteln hin. — Im Gegensatz zu der Behauptung der meisten Autoren fand
Verf , dass das Exanthem oft mit einem Schube oder in rascher Folge an
den verschiedenen Körperstellen hervortritt. Hierdurch unterscheidet sich
das Verhalten von dem der Masern. — Hämorrhagien im Rötelexanthem
sind selten; sie kommen besonders vor bei Complikation mit Pertussis
oder Scarlatina. Die Temperaturen uncomplicirter Röteln erheben sich
nicht über subfebrile Höhen; dagegen können Influenzaerkrankungen, zu
denen Röteln binzutreten, eine grosse Aehnlickeit mit Masern darbieten.
Umgekehrt ist die Neigung der Röteln zu Sekundärinfektion mit Influenza,
wie überhaupt zu Sekundärinfektionen, sehr gering. — Bei den Erzählungen
von schwer verlaufenen Röteln handelt es sieb immer um Complikationen,
am häufigsten mit Scharlach. Bei den Mischinfektionen von Röteln und
Scharlach ist die Prominenz und ziegelrote Färbung des Exanthems ge-
ringer ausgesprochen als bei den mit Scharlach gemischten Masern. Das
Exanthem der Röteln wird daher dem Scharlach häufiger zugereebnet als
das der Masern bei Masern-Scharlachfällen. Indess sind nicht nur bei den
Masern, sondern auch bei den Röteln und Serumexantbemen für die frühe
Diagnose der Scharlachcomplikation die Symptome der Confluenz, beet-
artigen Erhabenheit und ziegelroten Färbung von Wichtigkeit und zwar
schon zu einer Zeit, in welcher von dein Scharlachexanthem noch nichts
zu sehen ist. Das Ende des Prodromalstadiums und der Beginu der Pro-
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No. 45.
WsiNBKRGBH.
765
ruption der Masern sind die Zeiten, zu welchen die Disposition der Er-
krankung an Scharlach am grössten ist. Die Zahl der Masern-Scbarlach-
fälle war zeitweilig bei dem Beobachtungsmaterial des Verf.’s eine recht
hohe. Dies erklärt sich daraus, dass die Masern die Empfänglichkeit für
Scharlach bei dem befallenen Individuum beträchtlich erhöhen, ähnlich
wie die für Erkrankung an Croup. — Nach dem Abblassen des Scharlach-
ausschlages wird eine etwa folgende Sepsis, wenn die Mischinfektion nicht
erkannt ist, auf die vorangegangenen Masern oder Varicellen bezogen;
Verf. ist sogar geneigt anzunehmen, dass jede Sepsis bei oder nach Masern
oder Varicellen in der Complikation mit Scharlach ihre Erklärung findet.
Das Gleiche gilt für die akute hämorrhagische Nephritis, welche ab und
zu nach Masern, Rubeolen oder Varicellen beobachtet wird; sie ist stets
als postscarlatinöse aufzufassen. Meist ist in diesen Eällen das com-
plicirende Scharlachexanthem sehr flüchtig. — An der Scharlachnatur der
„scarlatiniformen Serumexantheme“ ist nicht mehr zu zweifelu. Dabei
kann es sich aber nicht um Wundscharlach, ausgehend von der Injektions-
stelle, handeln. Denn die Tracheotomiewunden geben nur selten zur In-
fektion mit Scharlach Anlass. Der Grund ist vielmehr darin zu suchen,
dass zur Zeit des Auftretens eines Serumexanthems die Empfänglichkeit
für Scharlach gesteigert ist. Eiuen Beweis für die Richtigkeit dieser
Deutung sieht Verf. darin, dass bei scharlachkranken Kindern, die Strepto-
kokkenserum erhalten habeu, bisweilen in unmittelbarem Anschluss an das
Serumexanthem ein sogenanntes Schariacbrecidiv auftritt. Ab und zu kommt
es nach Injektion von Diphtherieserum vor, dass eine Serumexanthem nicht
auftritt, der Scharlach aber zu der Zeit, in welchem die Serumexatherae
sonst zu erscheinen pflegen, beginnt; dieser Scharlach ist der Ausdruck der
den übrigen Symptomen des Serumexanthems coordinirten Dispositions-
steigerung und so gewissermaassen ein Aequivaient des Serumexanthems.
Seitdem durch Vervollkommnung der Serumtherapie Serumexantheme
seltener und milder geworden sind, ist auch die Frequenz der Scharlach-
erkrankung bei Injicirten gesunken. In Verfolg dieser Anschauungen rät
Verf. serotherapeutisch behandelte Scharlachfälle schon vor dem 9. Tage
nach der Injektion vor der Nachbarschaft frischer Fälle zu bewahren.
Stadthagen.
Weinberger, Zur Digalentherapie. Centralbl. f. inn. Med. 1906, No. 27.
Das Digalen wurde bei chronischer Myocarditis und incompensirten
Klappenfehlern ira allgemeinen in täglichen Dosen von 2 — 3 ccm bis zum
Eintritt einer deutlichen Pulsverlangsamung meist subkutan gegeben. Zu-
weilen setzte die Diurese sogleich ein, oft aber auch 8 — 10 Tage später.
Unangenehme Cumulationserscbeinungeu traten nie auf. Abgesehen von
Fällen, die nach der Natur des Krankheitsprocesses sich nachträglich als
ungeeignet erwiesen, war bei der Digalenmedikation eine zuverlässige
Digitaliswirkung nie zu vermissen. Dabei sind als wesentliche Vorzüge
vor dem alten Digitalisinfus zu nennen: 1. die genaue Dosirbarkeit infolge
stets gleicher Zusammensetzung, 2. 'die beinahe absolute Reizlosigkeit, die
neben der Verabreichung per os die oft erwünschte und zuverlässige sub-
kutane und intravenöse Applikation gestattet, 3. die eben dadurch gegebene
*
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766
Moiuwitis. Kuki.kh. Sbikpkb.
No. 45
Möglichkeit, durch rasche Einverleibung grosser Dosen oft in kürzester
Zeit eine maximale Wirkung zu erzielen* Dazu eignet sich vor allem die
vollständig schmerzlose intravenöse Applikation, bei der relativ grosse
Rinzeldosen (3 — 5 ccm) notwendig sind und auffallend gut vertragen werden.
Alkan.
1) P. Morawitz, Zur Kenntnis der multiplen Sklerose. Deutsches Arch.
f. klin. Med. 82. Bd. (1/2).
2) A. Fickler, Ein Beitrag zur Pseudosklerose. Deutsche med. Wochen-
schrift 1904, No. 51.
3) W. Seiffor, lieber psychische, insbesondere Intelligenzstörungen bei
multipler Sklerose. Arch. f. Psych. etc. 40. Bd. (1).
1) M. sucht statistisch zu erweisen, dass die multiple Sklerose bei der
ländlichen Bevölkerung die häutigste organische Erkrankung des Central-
nervensystems ist. Die klassische Form der multiplen Sklerose im Sinne
Charcot’s ist selten, ca. in 12 pCt. Am seltensten ist die scandirende
Sprache (12 pCt.), häufiger, etwa in der Hälfte der Fälle, bestanden
Nystagmus und lntentionstremor. Die Differentialdiaguose der multiplen
Sklerose gegenüber der Hysterie 'wird erleichtert durch die Kenntnis der
Augen- und Sensibilitätsstörungen, durch das Verhalten der Hautreflexe
und der Blasenbeschwerden bei der multiplen Sklerose. Der Bauchdecken-
reflex, der bei Hysterie oft sehr lebhaft ist, fehlt in der Hälfte der Fälle
der multiplen Sklerose. -In einigen Fällen zeigte Gedächtnis und Intelligenz
eine Abnahme bei der multiplen Sklerose. In 70 pCt. der Fälle fanden
sich Sensibilitätsstörungen von wechselnder Intensität in den distalen Enden
der Extremitäten. Schwankende Störungen der Blasentätigkeit (meist
Paresen mit Incontinenz) fanden sich in 60 pCt. der Fälle.
2) F. beschreibt zwei Fälle ausführlich, die klinisch das Bild der
multiplen Sklerose boten, anatomisch aber keine entsprechende Verände-
rungen im Centralnervensystem zeigten. Im ganzen stellt F. 11 sichere
Fälle aus der Litteratur zusammen. Meist betrifft die Krankheit hereditär
belastete Individuen, auch tritt sie familiär auf. Der Beginn fällt in das
Kindes-, Jugend- oder Maunesalter. Meist fehlen ätiologische Momente, in
einzelnen Fällen wird Lues, Typhus, Alkoholgenuss verantwortlich gemacht.
Die ersten Erscheinungen bestehen in Schwäche und Unsicherheit der
Beine oder in Doppeltsehen, Taubheit in den Händen, Kopfschmerzen,
Schwindel. Meist überwiegen motorische Reizerscheinungen, nur vorüber-
gehend sind Lähmungserscheinungen beobachtet. Das Zittern betrifft vor-
wiegend die Arme und gleicht dem Flügelschlagen oder Scbwimm-
bewegungen. Meist ist es rein oscillatorisch, selten arhythmiscb oder
ataktisch. Daneben besteht eine Erhöhung des Muskeltonus in verschie-
denem Grade; mitunter zeigt auch das Gesicht eine ausgeprägte Starre im
Ausdruck. Nystagmus fehlt häufig. Im späteren Verlauf treten oft tonisch-
klonische Krämpfe mit Bewusstseinsverlust, Pupillenstarre auf. Die Sprache
ist bald bulbär, bald scandirend, mitunter verlangsamt oder wenig gestört.
Die Sehnenreflexe sind gesteigert, die Hautreflexe normal. Constant sind
die psychischen Erscheinungen, wie Abnahme des Intellekts, Steigerung
der Gemütsbewegungen. Neigung zu Jähzorn und Gewalttätigkeit. Mitunter
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No. 4f>.
IitTOLUM. SCHKIN.
707
besteht Zwangsweinen und Zwangslachen, Phosphaturie, starke Acne-Ent-
wickelung etc. Der Verlauf ist langsam progressiv; die Dauer beträgt
viele Jahre, bis zu 13 in einem Fall. Der Tod tritt in epileptiformen,
apoplektiformen Anfällen auf oder an Entkräftung. Die pathologische
Anatomie giebt bisher noch keinen genügenden Aufschluss über Sitz und
Art der Erkrankung.
3) S. machte genaue Intelligenzprüfungen bei 10 Fällen von multipler
Sklerose und konnte feststellen, dass Intelligenzdefekte bei multiplerSklero.se
sehr häufig sind, sodass man von einer polysklerotischen Demenz sprechen
kann, die jedoch keine qualitativen Unterschiede von anderen Formen der
Demenz aufweist. Das Einzige, was sie charakterisirt, ist die beinahe
constante Verknüpfung der Intelligenzstürung mit einer krankhaft gehobenen
Stimmung (Euphorie) oder einer häufigen Labilität und plötzlichem Wechsel
der Stimmung, wobei diese Stimmungsauomalien in ihrer Stärke in keinem
Verhältnis stehen zu dem meist nur geringen Grade der Demenz. Gestört
sind oft das Erinnerungsvermögen für jüngstvergangene, doch auch für
zurückliegende Eindrücke, die Ideenassociation, die Aufmerksamkeit, die
Schnelligkeit der intellektuellen Leistungen. Die vorwiegend spinalen
Formen zeigen geringere Intelligenzdefekte als die mehr cerebralen. Ein
direkter Zusammenhang zwischen Krankheitsdauer und Grad der Intelligenz-
störung liess sich nicht feststellen. S. Kalischer.
S. D. Luflluin, An experimental study on the regeneration of peripheral
nerves. Journ. of nerv, and ment. dis. 1005, No. 8.
Aus seinen vorwiegend an Kaninchen angestellten Versuchen ergab
sich dem Verf. die Tatsache, dass im peripherischen Abschnitt durcb-
trennter Nerven neuentwickelte Fasern nur dann nachgewiesen werden
konnten, wenn eine Vereinigung mit dem centralen Ende stattgefunden
hatte, dass aber, wo dies nicht der Fall war, weder Myelinscheiden noch
Achsencylinder im distalen Teil zu finden waren. Bernhardt.
M. Schein, Die Behandlung des Condyloma acuminatum mittels Erfrierung.
W'iener klin. Wochenschr. 1905, No. 5.
Als ein einfaches, schnell und sicher wirkendes, nur mässig schmerz-
haftes Verfahren zur Beseitigung spitzer Condylome erprobte Verf. die Ver-
eisung mittels des Aetbylchloridstrahles; die Gebilde werden nach dem
Gefrieren erst blaurot, dann schwarzblau und fallen nach einigen Tagen
von selbst ab. Sowohl kleinere, einzeln stehende, wie zu förmlichen Ge-
schwülsten gehäufte Papillome können mit der, nötigenfalls mehrfach zu
wiederholenden Vereisung erfolgreich behandelt werden. Nur muss der
Strahl des Aethylchlorids ein kräftiger sein und nicht allein gegen die
Oberfläche, sondern auch gegen die Basis der Condylome gerichtet werden;
denn das Absterben beruht jedenfalls zum grossen Teil auf der Thrombo-
sirung der durch den Stiel tretenden Gefässe. Recidive kommen wie bei
allen anderen Behandlungsmethoden vor, vielleicht etwas seltener.
H. Müller.
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768
SpiTEBB. — CoHDAMIH.
No. 45.
Spitzer, Vurkominen eines paranrethralen Ganges mit cystischen Er-
weiterungen in der Genitoperinealraphe. Wieuer med. Fresse 1005,
No. 9.
Der vom Verf. beobachtete paraurethrale Gang bestand in einem feder-
kieldicken, leicht gewundenen Strang, der l1^ cm hinter dem Orificium
ext. urethrae mit feingeschlitzter, von scharfen geröteten Rändern um-
gebener Oeffnung mündete und von hier aus dicht unter der Haut 8 cm
weit nach hinten in der Raphe des Penis und weiterhin des Scrotums ver-
lief. Während dieses Verlaufes war der Gang mit mehreren rosenkranz-
artigen Auftreibungen versehen, aus denen sich auf Druck milchige Flüssig-
keit durch die beschriebene Oeffnung entleeren liess. Der Gang wurde
exstirpirt und mikroskopisch untersucht. Dabei fand sich in einigen der
cystischen Erweiterungen ein Epithel, das in seinem Bau ganz der Epi-
dermis entsprach. Verf. schliesst hieraus und aus der Lage des Ganges
im Verlauf der Raphe, dass derselbe durch einen Hemmungsprocess bei
der Schliessung dor embryonalen Urethralrinne entstanden sei und zwar
durch eine Hemmung bei der Verklebung der an die Urethralrinne an-
stossenden äusseren Haut, nicht auf Kosten der Urethra. Er nimmt an,
dass der ganze Gang ursprünglich mit Epidermis ausgekleidet gewesen
ist und führt auf diese Bekleidung die Tatsache zurück, dass der Gang
während einer chronischen Gonorrhoe der Urethra des Patienten nicht in-
ficirt wurde, wie die klinische und mikroskopische Untersuchung ergab.
B. Marcuse.
Condntniii, De l’hysteräctoraie vaginale pour cancer du col sur Uterus
gravide. Annales de gyn. et d’obstetr. 1905, Mars.
Wird ein Krebs des Gebärmutterhalses während der Schwangerschaft
festgestellt, so ist es Pflicht des Chirurgen einzugreifen; denn einerseits
besteht, wenn man rechtzeitig die Totalexstirpation vornimmt, die Aussicht,
die Mutter zu retten und andererseits sind die Lebensaussichten der Frucht,
wenn man die Schwangerschaft weitergehen lässt, sehr herabgesetzt. —
Wenn das Parametriura (Ligamentum lata, Blasenwand) ergriffen sind, so
ist die Mutter verloren; man hat sich dann nur mit dem Kinde zu be-
schäftigen. — Im sechsten oder siebenten Monat der Gravidität, wenn der
Krebs noch im Beginn ist und der Arzt meint, dass er auch, wenn er ein
oder zwei Monate wartet, noch die Radikaloperation ausfübren kann, darf
er die Lebensfähigkeit der Frucht abwarten. Ist der Krebs aber noch
operabel und dürfte er es einige Zeit später nicht mehr sein, so muss man
eingreifen, ohne sich um das Kind zu kümmern. — Operation der Wahl
ist die vaginale Hysterektomie. — Von dem Augenblick an aber, wo das
Kind eine gewisse Grösse erreicht hat, d. i. vom achten Monat an, wird
man im allgemeinen den abdominellen Weg wählen müssen.
Br. Wolff.
Kiusendu ngeu wurden an die Adresse de« Herrn Geh. Med. -Rat Prof. Dr. M. Bernhardt (Berlin W.
Prantösiache Strasse 21) oder an die Verl&gshandiuag (Berlin MW., Unter den Linden 4$) eibeten
Verlag ton August Hirsch «»Id in Berlin. — Druck ron L. 8 c hu mar her in Berlin Ä. B.
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Wöchentlich ersclSlnen
1 — 2 Bogeo; am 8 Al um e
de« Jahrgangs Tipi, Na-
men* und Sachregister.
Centralblatt
Preii de« Jahrganges
28 Mark ; EU belieben
durch alle Buchhand-
lungen u. Postansulten.
für die
riicinkheii Wissenschaften.
Unter Mitwirkung von
Prof. Dr. H. Senator und Prof. Dr. E. Salicowskl,' M£>T'\
,. . , To? — rc\
redigirt von f \
Prof. Dr. M. Bernhardt DEC CO 1905 r|
in Berlin. I ^ J
L iS. November. nZNai 40/
Inlmlt: Löwt, Rückbildung der Allantois beim Menschen. — Katzen-
3TKiK, Entstehung des arteriellen Collateralkreislaufes. — Monüry, Ucber den
Jodgebalt der Schilddrüse. — Lupine und Boulüd, Verteilung des Zuckers im
Blut. — Aiilkr, Rost«, Bedeutung der Reaktion von Seliwanoff im Harn. —
Heymann, Einfluss der Castration auf den Phosphor im Körper. Kycs, Lecithin
und Schlangengift. — A bdkbhaldkn und Rona, Bildung von Zucker aus Fett.
— K allknberokh, Zur Pathogenese der Yaricen. — Seooel, Zur Physiologie
des Gelenkknorpels. — Burkhabdt, Uehcr die Hämolyse bei Verbrennungen. —
Zirm, Einfluss des Sonnenlichtes auf die Netzhaut. — Manasbe, Zur Pathologie
des inneren Ohres. — Müller, Bakterienbefunde im Mittelohr. — Sinexon,
Nasenschlcimhaut und Sexualfunktion. — Nakayama, Congenitale Membranbildung
im Kehlkopf. — Herzog, lieber latente Pest. — Lkvy, Zur Kenntnis der
Tuberkelbacillen. — Sakngsr, Ueber BoCilleneinatmung. — Wechsler, Thymo-
bromal gegen Keuchhusten. — Ruueuann, Ueber Mesotanvaselin. — Baumlkh,
Perkussionserscheinungen bei Pleuritis. — Schütz, Fäulnisbakterien bei Darm-
katarrhen. — Cu rbc h mann, lieber Rachitis tarda. — Maass, Ueber die Pilz-
vergiftung. — Weyoandt, Zur Lehre vom Cretinismus. — Spiller, Dia-
gnostische Bedeutung der Blicklähmung. — v. Frankl-Uochwart, Zur Kenntnis
der Pseudosklerose. — Mabcou, Neuritis nach Appendicitis. — Sieokl, Neue
Untersuchungen über die Aetiologie der Syphilis. — Flügel, Ueber Rektal-
gonorrboe bei Kindern. — Sarvev, Frühzeitige Hörbarkeit der fötalen Herztöne.
H. Löwy, Die Rückbildung der Allantois beim Menschen. Arcb. f. Anat,
u. Physiol. Anat. Abteil. Jahrg. 1905, H. 2/3, S. 159.
Bei 7,8 mm langen Embryonen ist die Allantois in ihrer ganzen Aus-
dehnung wegsam, bei 9 mm Länge beginnt die Obliteration, die am
placentaren Ende zuerst auftritt; späterhin sind die sich rückbildenden
Strecken unregelmässig verteilt. Bei 14 mm langen Früchten sind Stellen
vorhanden, an denen der Gang völlig vermisst wird. Die Reste erhalten
sich teils als Stränge epithelialen Charakters, teils als von platten bis
cubischen Epithelzellen ausgekleidete Gänge und Erweiterungen. Beim
Urachus tritt die Verödung bei 17 — 23 mm grossen Embryonen individuell
verschieden anf, am frühesten im distalen Teile. Die Obliteration kann
sich sowohl auf den ganzen Urachus, als auch bloss auf Teile erstrecken.
Poll.
XLIU. Jahrgang.
49
t
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770 Katzenstein. — MonCby — Lepine u. Boulud. — Adler Rost». No. 46.
M. Katzenstein, Ueber Entstehung und Wesen des arteriellen Collateral-
kreislaufes. Arch. (f. Anat.) n. Physiol. 1005, H. 1/2, S. 228.
Bei Unterbindung von Arterien findet auch nach Ausschaltung des
vasomotorischen Centralorgans eine länger dauernde bis */j des Normal-
drucks betragende centrale Blutdrucksteigerung statt (bei Ligatur der Aorta
länger als 3 Monate beobachtet), die durch eine Mehrarbeit des Herzens
bedingt ist und im wesentlichen als eine- Anpassung an die vermehrten
Widerstände im Collateralkreislauf aufzufassen ist. Die Steigerung des
anfangs sehr geringen peripheren Blutdrucks, die Zunahme des Querschnitts
der Collateralen und die Druckabnahme in den centralen Partien gingen
durchaus einander parallel einher. G. F. Nicolai.
A. Monery, Etudes nouvelles sur le metabolisme de l’iode dans l'economie
et sur la fonction thyrotdienne. Journ. de physiol. et de patbol. gener.
T. VII, p. 611.
Nach einer ausführlichen Mitteilung aller einschlägigen Arbeiten bringt
M. Versuche über den Jodgehalt der Thyreoidea in Frankreich, und dessen
Beeinflussung durch verschiedene Bedingungen. Er bestätigt zunächst die
Zuverlässigkeit der Baumann’scben colorimetrischen Methode. Entsprechend
den sonst gefundenen Verhältnissen war das Schilddrüsengewicht im Mittel
in Lyon niedrig (7,58 g Trockensubstanz), der Jodgehalt der Drüse 4,535 mg.
In dem kropfreichen Savoyen betrug ersteres 13,08 g, letzteres nur 1,54 mg.
— Bei Schiachttieren war dasselbe Verhältnis festzustellen. — Schilddrüsen
von Personen im Alter von 40—60 Jahren hatten den höchsten Jodgehalt
(7,4 mg), einen geringeren die von 15 — 40 Jahren, noch weniger die von
60—80. In Kröpfen fand sich abnorm wenig Jod. Bei Geisteskranken
war der Jodgehalt gesteigert, weun es sich um excitative, vermindert,
wenn es sich um depressivt Zustände handelte. — Beim Carcinotn der
Thyreoidea war in den erkrankten Partien weniger Jod als normal.
A. Loewy.
I{. Lepine et Boulud, Sur la röpartition des matieres sucrees entre le
plasraa et les globules du sang. Compt. rend. de Tacad. T. 141, p. 175.
L. und B. bestimmten den Blutzucker in einer Probe defibrinirten
Blutes und in einer zweiten schnell centrifugirten den im Serum und in
den Körperchen gesondert. Sie finden, dass die Blutzellen mindestens ein
Drittel des Blutzuckers enthalten. Zuweilen, so nach Alkoholintoxikation.
soll der Zuckergehalt der Zellen den des Serums übertreffeu können 1 Dass
man bisher die Zellen für zuckerfrei hielt, soll an der Nichtberücksichtignng
der Glykolyse gelegen haben. A. Loewy.
R. Adler und 0. Adler, Ueber eine Reaktion im Harn bei der Behand-
lung mit Resorcin. Zeitschr. f. physiol. Chem. Bd. 41, S. 206.
II. Rosin. Bemerkung zur Mitteilung von R. Adler und 0. Adler:
„Ueber eine Reaktion im Harn bei der Behandlung mit Resorcin. Ebenda.
S. 549.
Die erstgenannten Autoren hatten gefunden, dass mitunter Harne
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No. 46. Hrymasn. — Kycs. — Ahdrrhaldrh u. Roma. — Kallekbbbgek. ? < 1
selbst wenn sie keine Spur von Fruchtzucker enthalten, die SeliwanofTsche
Reaktion (Rotfärbung beim Erhitzen mit Resorcin -f- Salzsäure) geben,
und konnten zeigen, dass der positive Ausfall bedingt war durch die An-
wesenheit von salpetriger Säure. Sie warnten darum allein aus dem posi-
tiven Ausfall der Reaktion auf die Anwesenheit von Rohrzucker zu schliessen.
Hiergegen wendet sich Rosin, indem er auf die von ihm angegebene
Verschärfung der S. 'sehen Reaktion hinweist. Dieselbe besteht darin,
dass man den durch Erhitzen mit Resorcin -f- Salzsäure hervorgerufenen
roten Farbstoff aus dem Harn mit Amylalkohol nach vorhergegangener
Neutralisation extrahirt und spektroskopisch nntersucht (Streifen im Grün).
Wohlgetnuth.
F. lleymanu, Zur Einwirkung der Castration auf den Phosphorgehalt des
weiblichen Organismus. Zeitschr. f. physiol. Chem. ßd. 41, S. 246.
Quantitative Phosphorbestimmungen an castrirten Ratten ergaben, dass
nach Castration eine Phosphorretention, wie man verschiedentlich annimmt,
für die Dauer nicht eintritt, souderu eher eine Abnahme des Phosphors.
Dieselbe trat deutlich hervor bei der Untersuchung des Skeletts und der
Weichteile, während in den lccithinhaltigen Körpern der Phosphorgehalt
unverändert gefunden wurde. Wohlgemuth.
Pr. Kycs, I .ecithin und Schlangengifte. Zeitschr. f. physiol. Chem. Bd. 41,
S. 273.
Verf. konnte zeigen, dass die hämolytische Wirkung der verschiedenen
Schlangengifte abhängig ist von der Bindung des Lecithins in den Blut-
körperchen, und zwar tritt die Hämolyse um so eher ciu, je lockerer das
Lecithin gebunden ist. Wohlgemuth.
E. Abderhalden und P. Rona, Bildung von Zucker aus Fett. Zeitschr.
f. physiol. Chem. Bd. 41, S. 303.
Seeoen und nach ihm WEISS hatten behauptet, dass, wenn man
Leberstücke mit defibrinirtem Blut und Fett bei 37° auf bewahrt, der
Zucker eine bedeutende Zunahme erfährt, und glaubten ihre Versuche als
einen Beweis für eine Znckerbildung aus Fett anführen zu können. Verff.
konnten indess bei gleicher Versuchsanordnung eine Zunahme des Zuckers
nach Fettzusatz nicht constatiren. Wohlgemuth.
W. Kallenberger, Beitrag zur Pathogenese der Varicen. Virchow’s Arch.
Bd. 180, H. 1.
Verf. untersuchte einen Varix der Vena saphena sinistra. Die Unter-
suchung der aus der Mitte stammenden, nach der Elastieafärbungsmethode
von Weigert oder auch nur mit Hämatoxylin und Eosin gefärbten
Querschnitte ergab eine dickere und eine dünnere Stelle der Venenwand.
An der dickeren war die Intima normal, an der dünneren die Elastica
intern, gespalten und zwischen beide Lamellen Bindegewebe abgelagert;
an der überhaupt dünnsten Stelle war von der Intima nur noch das Endothel
49*
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772
Sbogkl. — Bükkhabdt.
No. 46.
übrig. Die Media nahm gleichmässig nach den dünnen Stellen hin ab.
verlor ibre elastischen Fasern und Muskelelemente zum grossen Teil und
wies zwischen den letzteren ein kernarmes Bindegewebe auf. Die Elastiea
externa war an der dünnsten Stelle durchbrochen. Die Adventitia enthielt
zahlreiche ßindegewebskerne, Lymphocyten, einzelne Leukocyten, etwas
Blutpigment. Die distalen und proximalen Stücke des Varix boten auf
Längsschnitten einen sehr ähnlichen Befund. Das ab- und zuführende
Veucnstück enthielt zum Teil orgauisirte Thromben und bot im Uebrigen
das Bild einer Phlebothrombose. K. nimmt an, dass diese Sklerose die
Veranlassung zum Einreissen der Klastica interna und externa geworden ist
und dann durch Dehnung der Varix entstanden ist.
Ein erheblich anderes Bild hot die Untersuchung eines Varix der
Vena jugularis externa, welcher sich als ein abgekapseltes Convolut von
erweiterten und zusammengeflossenen Venen darstellte. Mikroskopisch sab
man im Innern einer Kapsel von Bindegewebszügen zahlreiche bald isolirte.
bald netzartig zusammenhängende Septen. Kapsel und Septen enthielten
elastische Elemente. In den Feldern zwischen den Septen fand sich Blut
Ein Trauma oder eine Entzündung konnten für diesen Varix nicht die
Ursache abgegeben haben. Verf. glaubt auf Grund der Jugend des
8jährigen Patienten eine angeborene Schwäche der Wand im Gebiet einer
congenitalen Missbildung als Ursache annehmen zu müssen.
Geissler.
K. Seggel, Experimentelle Beiträge zur Anatomie und Pathologie des Ge-
leukknorpels. I. Verhalten des Knorpels bei Übertragung in die Bauch-
höhle. Zeitschr. f. Cliir. Bd. 75, H. 2 — 4, S. 326.
Nach S.’s Experimenten besitzt der aus der Continuität in die Bauch-
höhle versetzte Gelenkknorpel des Kaninchens — im Gegensatz zu den bis
jetzt festgestellten Befunden — eine sehr ausgesprochene Vitalität und
erfährt mit der Zeit eine Umwandlung in Knochengewebe durch Apposition
und Metaplasie ohne gleichzeitige regressive Veränderungen.
J oach ims thal.
lturkhardt, Ueber Art und Ursache der nach ausgedehnten Verbrennungen
auftretenden hämolytischen Erscheinungen. Arch. f. klin. Ghir. Bd. 75,
4. H., S. 845.
Im Gegensatz zu den Untersuchungen DlKTIUCH's im russischen Archiv
für klinische Chirurgie konnte B. in einer grossen Versuchsreihe an Ka-
ninchen niemals toxische Hämolysine nach Verbrennungen mittelst der
Reagensglasmethode nachweisen. Es werden bei der Verbrennung Auto-
häntoiysine nicht gebildet und es findet eine Auflösung der Erythrocyten
infolge toxischer Substanzen nicht statt. Daraus ergiebt sich, dass eine
Giftwirkung auf das Blut für deu tötlichen Ausgang nach schwerer Ver-
brennung nicht verantwortlich gemacht werden kann. — Die io vielen
Versuchen aufgetretenen typischeu hämolytischen Erscheinungen künneu
nur die Folge der direkten Einwirkung der Hitze auf das Blut sein, und
zwar durch Zerfall der Erythrocyten, oder infolge einer Läsion der Con-
tinuität der halbdurchlässigen Wand derselben. Es handelt sich also um
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No. 4<i.
Zirm. — Manasöe. — Müller.
773
Wärmebämolyse, nicht um toxische Hämolyse. Im übrigen sind die hämo-
lytischen Erscheinungen in den meisten tötlich endenden Fällen von Ver-
brennungen nicht intensiv genug, um den Tod zu erklären. Vielleicht
werden bei Verbrennung Cytotoxine anderer Art gebildet.
Peltesohn.
E. Zirm, Fall von bleibenden ausgedehnten Veränderungen der beiden
Maculae durch direktes Sonnenlicht, v. Graefe’s Arch. f. Ophthalm.
LX., 3.
Bei einem Knaben, der seine Augen ganz abnorm lange der direkten
Wirkung des Sonnenlichtes ausgesetzt hatte, fanden sich an der Macula
lutea beiderseits ausgedehnte Veränderungen in Form von grauschwärz-
lichen Ringen. Das centrale Sehvermögen war auf Fingerzählen in 4 bis
5 M. herabgesetzt, während das Gesichtsfeld nicht beschränkt war. Wahr-
scheinlich sind die Veränderungen die Folge von centralen Hämorrhagien.
Horstmann.
Manasse, Zur pathologischen Anatomie des inneren Ohres und des Hör-
nerven. III. Mitteilung. Zeitschr. f. Ohrenheilk. Bd. 49, 2. H., S. 109.
M. berichtet über 4 von ihm klinisch und anatomisch untersuchte
Fälle von Erkrankungen des Labyrinthes und des Hörnerven infolge von
akuter eitriger Mittelohrentzündung. Besonders bemerkenswert bezüglich
des Weges, auf dem der entzündliche Process vom Mittelohr auf das innere
Ohr geleitet wird, ist die Beobachtung, dass bei den akuten Fällen in erster
Linie die häutigen Abgrenzungen, also Membrana fenestrae rotundae und
Ligamentum annulare, im Gegensatz zu den bei chronischer Eiterung bevor-
zugten knöchernen Teilen, in Betracht kommen. Bezüglich der von Verf.
genau beschriebenen anatomischen Veränderungen selbst muss auf das
Original verwiesen werden. Schwabach.
R. Müller, Bakterienbefunde im Mittelohr. Zeitschr. f. Ohrenheilk. 49. Bd.,
2. H., S. 137.
M. bestätigt die Behauptung Lermoyez’, dass von Haus aus der Ohren-
eiter meist nur von einer Bakterienart bevölkert sei. Dies in Verbindung
mit der Tatsache, dass monobacilläre Ohreneiterungen meist schneller zur
Heilung kommen, als sekundär noch anderweit inücirte, fordert zur pein-
lichsten Asepsis bei der Behandlung der akuten Mittelohreiterungen auf.
Als besonders bemerkenswerte Befunde verzeichnet Verf. das Vorkommen
von Typhusbacillen fast in Reinkultur in einem und von Diphtheriebacillen
in einem anderen Falle. In dem ersten trat unter stetiger Verschlechterung
des Allgemeinzustandes der Tod ein, während in dem anderen zwar die
Mastoidoperation nötig wurde und auch im Wundeiter Diphtheriebacillen
sich fanden, nichtsdestoweniger aber der Verlauf ein durchaus günstiger
war und vollständige Heilung eintrat. Schwabach.
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774
SlNKXON. N'aKAVAMA. H KKZO I i .
No. 46.
Sinexon, Nasal conditions dependeut upou tlie generative Organs. Med. News
1905, May 6.
Verf. meint, dass während des Zeugungsakts immer eine Anschwellung
der Nasenschleimhaut eintrete und ein deutlicher Grad von Hyperästhesie
bestehe. Ferner werde bei der Menstruation dasselbe beobachtet, ebenso
bei der Schwangerschaft. Operationen, welche die Funktionen der Genital-
organe aufheben, verursachen auch eine Rückbildung der Nasenschleim-
haut. Bei den niederen Tieren ist sexuelle Erregung immer von Verschluss
der Nase begleitet, während beim Menschen Epistaxis oder Hydrorrhoea
dabei auftreten kann. Auch glaubt Verf., dass die fortgesetzte Deberreizung
der Naseuschleimhaut durch sexuelle Erregung zu einer Erschlaffung der-
selben durch Vasomotorenparese führen kann, die zuletzt entweder zu
Hyperplasie oder Atrophie führt. Von Hysterie oder Neurasthenie sind
diese Zustände unabhängig. W. Lublinski.
Naknyama, Congenitale Membranbildung an der hinteren Wand des Larynx.
Prager med. Wochenschr. 1905, No. 21 u. 22.
Es ist bekannt, dass die von der hinteren Larynxwaud entspringenden
Membranen weit seltener sind, als die von der vorderen Wand ausgehenden.
Bisher sind nur 3 Fälle von Chiari, Fein und Harmer, bekannt. Diesen
reiht sich der Fall des Verf.’s an, der eine doppelte Bildung der Membran
hatte, was bisher nur zweimal an der vorderen Larynxwaud beobachtet
wurde. Was die Genese aubetrifft, so schliesst sich Verf. der Bruns’scben
Ansicht an, nach der die Membranbildung auf eine mangelhafte Lösung
der embryonalen epithelialen Verklebung im Anfangsteil des Luftrohres
zurückzuführen sei. W. Lublinski.
M. Herzog, Ueber latente und ambulatorische Pest. Virchow’s Arch.
1905, Bd. 179, S. 337.
Der Gouverneur von Hongkong batte an den Colonialminister von
Grossbritannien in einem Berichte über die Pest in Hongkong behauptet,
dass die Pest durch die verschiedensten Tiere verbreitet werden könne,
dass auch bei Gesunden im Blute nicht selten Pestbacillen nachzuweisen
seien, sodass eine latente Pestform anzunehmen sei. An der Hand des
ihm in Manila zur Verfügung stehenden Materials hat H. die Angaben des
Gouverneurs von Hongkong nachgeprüft und ist im wesentlichen zu
den nämlichen Resultaten wie die dentsche Pestcommission gekommen
Bei den Haustieren wurden Pestbacillen nicht nachgewiesen; durch Blut-
untersuchungen an 245 Philippinern und Chinesen, die zum Teil uuter den
ungünstigsten hygienischen Verhältnissen lebten und auch mit Pestkranken
bezw. -Leichen in Berührung kamen, stellte er fest, dass eine latente Pest
nicht vorkorome. Für den endemischen Charakter der Pest sei auch die
Hypothese einer „Schlummerpest“ völlig unnötig, die mangelhaften hygieni-
schen Verhältnisse erklärten ungezwungen, weswegen die Pest in Hong-
kong nicht auszurotten sei. Dagegen kämen zuweilen ambulatorische
Formen der Pest vor, und H. beschreibt geuauer einen derartigen Fall.
Ein junger Mann war bis zu seinem ganz plötzlich erfolgenden Tode ge-
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No. 4(5.
I.y.vr. — Saknoer.
775
sund und arbeitsfähig gewesen. Hei der Leichenschau wurden Bubonen
festgestelit und durch die bakteriologische Untersuchung wurde der Pest-
verdacht bestätigt. H. Bisch off.
E. Levy, Zur Morphologie und Biologie der Tuberkelbacillen. Zeitachr. f.
klin. Med. 1905, Bd. 55, S. 164.
Auf Grund seiner langjährigen Studien der Tuberkelbacillen tritt L.
dafür ein, dass die stärker lichtbrecbenden, schwerer Farbstoff annehmen-
den und diesen fester haltenden Körperchen in den Tuberkelbacillen als
Sporen nach Art der Aktinomycetensporen aufzufassen sind, welche aller-
dings besonders hinsichtlich der Resistenz gegen feuchte Hitze den Bakterien-
sporen nicht an die Seite gestellt werden können, die aber gleichwohl zur
Erhaltung der Art mit beitragen. Den Aktinomyceten nahe verwandt sind
die Tuberkelbacillen auch infolge ihrer Eigenschaft, keulenförmige Ver-
dickungen und Verzweigungen zu bilden. Die Verzweigungen sind be-
sonders ausgesprochen bei den Bacillen der Vogeltuberkulose, seltener bei
denen der Rindertuberkulose und am wenigsten häutig bei den vom Menschen
stammenden Bacillen. Letztere werden auch durch Züchten bei höheren
Temperaturen, wozu sie allmählich gewöhnt werden können, nicht zu
reichlicher Bildung von Verzweigungen und Keulcnformen veranlasst. Es
gelang L. auch nicht durch Züchten bei hohen Temperaturen, er verwandte
8 Wochen bei 41° bezw. 10 Wochen bei 42,5° gewachsene Culturen, eine
Virulenzabschwächung der Tuberkelbacillen hervorzurufen; von diesen bei
erhöhter Temperatur gezüchteten Culturen töteten Meerschweinchen ebenso
geringe Mengen wie von Culturen, die bei 37,5° gewachsen waren. Nach
Art der von Pasteur hergestellten Vaccins für Milzbrandschutzimpfungen
Tuberkelbacillenvaccins zu gewinnen, gelang L. nicht. H. Bischoff.
M. Saenger, Ueber Bacilleneinatmung. Virchow’s Arch. 1905, Bd. 179,
S. 266.
S. bestreitet mit Berücksichtigung der physikalischen Gesetze, dass
der aerogene Infektionsweg für Phthisiogenese praktisch in Betracht komme.
Es sei nicht bewiesen, dass die Bacillen, welche in die Lunge kommen,
ausschliesslich oder fast ausschliesslich mit der Einatmungsluft in die
Alveolen getragen würden. Wenn bei den zur Klärung dieser Frage an-
gestellten Tierversuchen tatsächlich Bakterien mit dem Luftstrome bis in
die Lungen getragen würden, so beständen doch bei den Versuchen ganz
exceptionelle Verhältnisse, indem den Tieren so ungeheure Mengen Bak-
terien zugeführt würden, wie dies unter natürlichen Verhältnissen nie der
Fall sei. Viel wahrscheinlicher sei ein anderer Weg der direkten Ein-
führung der Bakterien in die Lunge, dass sie nämlich wie die an der Wand
der Luftwege haften bleibenden Bakterien mit vermehrtem Schleim aspirirt
würden. Bestehe eine Vermehrung des Schleimes nicht, so sei ein direktes
Vordringen von Bakterien bis in die Lungen fast ausgeschlossen, es sei
vielmehr anzunehmen, dass die Keime in die Lymphbahnen gelangen und
mit dem Lymphstrom in die Lungen. H. Bischoff.
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776
WeCHSLKR. UrilEMANN. — BaüMLKK.
No. 46.
E. Wechsler, Thymobromal, ein neues Keuchhustenmittel. Wiener med.
Presse 1906, No. 22.
Thymobromal wird durch Maceration von Herba thymi, Folia castaneae
vescae und Radix Senegae hergestellt; das Perkolat wird mit Zucker zu
einem Syrup gekocht und pro 6 g (ca. 1 Kaffeelöffel) 3 Tropfen Bromoform
binzugefügt; letzteres wird hierbei in Lösung erhalten. Die Dosis ist
mehrmals tilglicb 15—20 Tropfen bei ein- bis zweijährigen Kiudern, später
*/a — 1 Kaffee- bezw. Kinderlöffel. In 30 mit Thymobromal behandelten
Fällen von Keuchhusten hat sich das Mittel recht gut bewährt, die An-
fälle nahmen an Zahl und Intensität ab, der Heilungsverlauf wurde sicht-
lich beschleunigt. Unerwünschte Nebenwirkungen wurden nicht beobachtet,
speciell sei hervorgehoben, dass es nie auch nur zu einer leichten Bromo-
formvergiftung kam. Das Mittel wurde von Kindern gern genommen.
K. Kronthal.
4. Ruhemann, Anwendung des Mesotanvaselins. Deutsche med. Wochen-
schrift 1905, No. 19.
Bei der üblichen Auwendungsform des Mesotans, d. h. bei Verwendung
einer Mischung von gleichen Teilen Mesotan und Olivenöl, wird das Mittel
aufgepinselt, kann aber nicht eingerieben werden, da sonst leicht Reizungen
der Haut entstehen; es ist klar, dass bei dieser Anwendungsform die Wirk-
samkeit nicht voll ausgenutzt wird. R. benutzte daher statt des Oels
gelbes Vaselin, und zwar kam etwa doppelt bis dreifach soviel Vaselin,
als Mesotan zur Verwendung. Dieses Mesotanvaselin kann man in die
Haut einreiben und die befallenen Stellen direkt damit massiren. Wird
die massirte Stelle hinterher in Watte gewickelt, so tritt niemals eine
Reizung auf. Es ist darauf zu achten, dass die Haut trocken ist, anderen-
falls kommt es leicht zu mässigem, vorübergehendem Brennen. Die Wir-
kung ist eine ungleich stärkere, als die des Mesotanöls, was zum Teil auf
die kräftigere Salicylwirkung, zum Teil auf die gleichzeitige Massage zurück-
zuführen ist. K. Kronthal.
Räumlcr, Ueber ein eigentümliches Auftreten tympanitischer Schallbezirke
im Gebiet der Flüssigkeitsansamrolung bei Sero- und Pyopneumothorax.
Festschrift für G. Merkei.. Deutsches Arch. f. klin. Med. Bd. 84,
H. 1-4.
Verf. macht darauf aufmerksam, dass man in Fällen, in denen ein
grosser Flüssigkeitserguss neben einer Luftansammlung in einem Pleurasack
nachweisbar ist, unter Umständen neben den gewöhnlichen Perkussions-
erscheinuugen einen ausgesprochen tympanitisch schallenden Bezirk inner-
halb des Bereiches der Flüssigkeitsdämpfung (und zwar vorwiegend vorn
und hinten unten) zu constatiren vermag. Er begründet diese Tatsache
durch 5 sehr sorgfältig beobachtete einschlägige Fälle; er weist darauf hin.
dass eine einheitliche Erklärung für diese Erscheinung nicht gegeben
werden kann, dass vielmehr verschiedene Möglichkeiten in Betracht ge-
zogen werden müssen. Es, kann sich handeln um teilweise comprimirte,
der Brustwand noch adhärente Lunge; oder es kann dem Pneumothorax
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No. 46.
Schütz.
777
angehörende Luft, wenn frühere Verwachsungen bestehen, den tyrapaniti-
schen Schal 1 geben, indem durch die Verwachsungen bedingte Buchten
des Luftraumes durch dünne Schichten Flüssigkeit oder luftleeren Lungen-
gewebes hindurch perkutirt werden. Eine andere Ursache kann in fibri-
nösen Membranenbildungen und netzartig verstrickten Fibrinmassen bestehen,
indem sich Luftblasen unter denselben ansammeln; endlich scheint bei
gewissen Spannungsverbältnissen und vielleicht auch bei einer bestimmten
Richtung des Ferkussionsstosses durch Flüssigkeit hindurch in einem
grösseren, oberhalb derselben befindlichen Luftraum tympanitischer Schall
hervorgerufen werden zu können. L. Perl.
Schütz, Fäulnisbakterien als Erreger chronischer Verdauungsstörungen.
Deutsches Arch. f. klin. Med. Bd. 80, H. 5 u. 6.
Die Frage der Bedeutung der Bakterien bezüglich der Entstehung und
Unterhaltung chronischer Verdauungsstörungen ist bisher noch nicht aus-
reichend gewürdigt worden. Es liegt dies besonders an der Schwierigkeit,
festzustellen, ob eine Bakterienart, die unter normalen Verhältnissen im
Darme nicht vorkommt, dagegen bei einer bestimmten Verdauungsstörung
in grossen Mengen aufgefunden wird, letztere verursacht hat oder nur
einen sekundären Befund darstellt. Sch. berichtet nun über einen Fall,
in dem er nachweisen zu können glaubt, dass bakterielle Verhältnisse eine
wesentlich ursächliche Rolle in ihm gespielt haben. Es handelt sich um
ein 13 Jahre altes Mädchen, deren akute Verdauungsstörung in der massen-
haften Entwickelung wilder Fäulnisbakterien zu suchen war. Durch absolut
genaue Beobachtungen konnte festgestellt werden, dass 2 Wochen vor dem
jedesmaligen Diarrhoeanfall eine bedeutende Vermehrung des Bakterien-
gehaltes in den Fäces stattfand. Diese Vermehrung erfuhr dann plötzlich
eine noch höhere Steigerung und mit ihr setzten exquisit faulige Diarrhoen
ein. Die in Betracht kommenden Keime konnten mit Sicherheit als Fäulnis-
bakterien identificirt werden. Die Sekretion und Resorption im Dünndarm
war dabei zunächst ungestört; erst einige Tage später wurden Muskelfasern
und Fett ausgeschieden. Dabei war der Schleimabgang ein ganz minimaler.
Es handelt sich hier also zweifellos primär um eine rein bakterielle
Diarrhoe, als Folge des Reizes der Fäulnisprodukte auf die Darmperistaltik
und erst sekundär um eine Störung der Dünndarmverdauung (Fleisch- und
Fettverdauung). Wenn somit die Auffassung der akuten Verdauungs-
störung gesichert erscheint, wie steht es andererseits um diejenige der
chronischen Verdauungs- und Ernährungsstörungen, die sich bei dem be-
treffenden Mädchen einstellten? Auch für letztere machte Sch. jene wilden
Keime (Streptococcus, Staphylococcus und Proteus) verantwortlich, weil
bei der gewaltigen Steigerung ihres Wachstums die Entwickelung des
Kindes durch die erheblichen Eiweissverluste, die für den Aufbau jener
Keime notwendig sind, Einbusse erleiden musste. Dann kommen noch
weiter ümsetzungsprocesse, wie Gährung und Fäulnis in Betracht. Endlich
noch der schädigende Einfluss auf die Dünndarmfunktion. Da der gesunde
Darm das Bakteriumwachstum in ihm regelt, zumal er auch baktericide
Einrichtungen von grosser Wirkung besitzt, so müssen im vorliegenden
r
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778
CuRHCtlMANN.
No. 46.
Falle die letztere« vollkommen versagt haben, um ein solches Ueberhand-
nebmen von Fäulniskeimen erklären zu können. Carl Rosenthal.
H. Curst-hmanii, Ueber Rachitis tarda. Mitteil. a. d. Grenzgeb. d. Med.
u. Chir. Bd. 14, S. 341.
Verf. teilt einen Fall von Rachitis tarda, betreffend ein 18jähriges
Mädchen, mit und entwirft im Anschluss an diese Mitteilung folgendes
Krankheitsbild der Rachitis tarda. — Die Aetiologie ist noch unklar. Ob
hereditäre Disposition in Betracht kommt, ist noch nicht zu entscheiden;
ebensowenig die Frage, ob die Rachitis tarda nur ein Recidiv der Früh-
rachitis darstellt. Unter den Lebensaltern überwiegt die Pubertät, seltener
ist der Beginn des Leidens schon im 9. — 12. Lebensjahre. Die Mehrzahl
der sichergestellten Fälle betrifft Mädchen. — Die ersten subjektiven und
objektiven Erscheinungen finden sich stets an den unteren Extremitäten:
Gefühl von Spannung und Steifigkeit, bald auch zunehmende Schmerzen
in den Muskeln und besonders in den Gelenken und den langen Röhren-
knochen, vor allem in den Hüftgelenken. Der Gang wird watschelnd, wie
bei Hüftgelenkskranken. Es finden sich leichte Verkrümmungen des Femur,
Auftreibungen besonders der distalen Epiphysen desselben, die zusammen
mit den Epiphysenverdickungen der Tibia eine beträchtliche Volumszunahme
des Kniegelenks (ohne Flüssigkeitserguss) bewirken. Die Diapliysen der
Tibiae sind meist weit stärker befallen als die des Femur. Meist entsteht
das typische Säbelbein der Frührachitis. Auch die Malleolen zeigen Auf-
treibungen. Fast in allen Fällen entsteht Pes planus. — Befallen diese
Erkrankungen — wie meist — das eine Bein vorwiegend, so bildet sich
das typische Bild des Genu valgum oder varum. Diese Veränderungen
der unteren Extremitäteu können — so bei den monosymptomatischen
Fällen von Mikulicz, Billroth u. A. — allein den rachitischen Process
ausmachen. In anderen Fällen besteht daneben eine mehr oder minder
generalisirte Erkrankung des Knochensystems, so an den Armen — be-
sonders an den unteren Epiphysen von Radius und Ulna. Besondere
Neigung zu Spontanfrakturen zeigen die Fälle nicht. — Die Wirbelsäule
zeigt bei den Fällen general isirter Rachitis meist nur geringe Ver-
änderungen; schwerere Formen von Scoliosis und Kypboscoliosis adoles-
centium, die als spätrachitische Processe aufgefasst werden können, kommen
nur als einzige Lokalisation des Leidens vor. — Relativ stark ist bei der
Spätrachitis die Mitbeteiligung des Beckens; sie erklärt sich leicht als Be-
lastungs- und Druckdeformität bei den trotz des Leidens noch relativ lange
zum Gehen und Stehen gezwungenen Patienten. — Der Thorax zeigt keine
wesentliche Veränderungen der Form im Sinne des Pectus carinatura oder
dergleichen; nur der rachitische Rosenkranz besteht in allen Fällen sehr
ausgebildet. — Der Hirn- und Gesichtsschädel zeigt keine Veränderungen.
Es besteht keine Neigung zu Gastroenteritis, kein Trommelbanch. - Was
das Nervensystem betrifft, so zeigten einige Fälle eine deutliche, wenn auch
nicht hochgradige Hypertonie der Muskeln an den am stärksten von dem
Leiden befallenen unteren Extremitäten. Dementsprechend sind die Patellar-
reflexe stark gesteigert. Im übrigen findet man keine Veränderungen des
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No. 46.
M»AS8.
779
Nervensystems. — Erwähnenswert ist noch ein aus den Verkrümmungen
der unteren Extremitäten resuitirendes Symptom, das den Patienten ge-
wöhnlich sehr auffällt, dass sie an Körperlänge allmählich abzunehmen
scheinen. — Die Therapie der Rachitis tarda unterscheidet sich in ihren
wesentlichen Zügen nicht von der der Frührachitis. Bei Schmerzen in den
Beinen, Wirbelsäule ist Bettruhe notwendig. Ausserdem Phosphor, Leber-
thran, eventuell Salzbäder, Hydrotherapie. — Die Prognose scheint bei
rechtzeitiger Behandlung günstig, quoad sanationem, wenn auch der Ver-
lauf sehr protrahirt sein kann. — Auch das scheinbar monosymptomatische
Genn valgum adolescentium kann nach der Ansicht von Mikulicz — welche
eine Beobachtung des Verf.’s bestätigt — Teilerscheinung einer sonst wenig
manifesten generalisirten Rachitis tarda sein. Verf. rät deshalb, bei Fällen
von Genu valgum und varum adolescentium niemals die specifiscke interne
Behandlung der Rachitis — Bettruhe, Phosphor etc. — zu unterlassen.
Stadthagen.
Maa.ss, Ueber die Pilzvergiftung. Berl. klin. Wochenschr. 1905, No. 26.
Bei den Vergiftungen durch Pilze hat man es oft mit drei auf ganz
verschiedener Basis beruhenden Erkrankungen zu tun: 1. Die Pilze sind
an sich ein ausserordentlich eiweiss- und zum Teil auch fettreiches Nahrungs-
mittel. Im Uebermaass genossen führen sie daher sehr leicht zu Ver-
dauungsstörungen (Intoxicatio ex abusu); 2. kann ein an sich ungiftiger
Pilz dadurch, dass er nicht frisch genossen wird, giftige Substanzen
(Ptomai'ne) entstehen lassen, ein besonders im Hinblick auf den Eiweiss-
reichtum erklärlicher Process; 3. giebt es Pilze, die stets eine giftige Sub-
stanz in sich enthalten und so die eigentlichen Pilzvergiftungen verursachen.
Im Speciellen sind auf dem Gebiete der Pilzgifte erst wenig fest-
stehende Ergebnisse vorhanden. Gut bekannt sind die wirksamen Stoffe
des Secale cornutum und des Polyporus officinalis, der u. a. das Agaracin
liefert. Dagegen ist bei unserem häufigsten Giftpilz, Amanita phalloides,
über die chemische Natur seines Giftes noch nichts Sicheres bekannt.
Klinisch zeigen sich 6—20 Stunden nach dem Genuss die ersten Erschei-
nungen: Eebelkeit, Erbrechen, Speichelfluss, Koliken, Durchfälle, brennen-
der Durst., Prostration. Dann folgen von Seiten des Nervensystems Delirien,
Schreie, tonische Krämpfe. Die Pnpillenweite schwankt, die Haut zeigt oft
urticariaähnliche Ausschläge, die Leber ist stark vergrössert und als ver-
härtet palpabel. Die Mortalität beträgt 76 pCt. Therapeutisch kommen
starke Abführmittel in Betracht, andererseits Tannin in seiner Eigenschaft
als Alkaloidfällmittel. Der Sektionsbefund bietet eine verblüffende Aehn-
lichkeit mit der Phosphorvergiftung.
Zu den im rohen Zustande giftigen Pilzen gehört die Morchel (Hclvella
esculenta), deren Gift, die Helvellasäure. aber in heissem Wasser so leicht
löslich ist, dass das gewöhnliche einmalige Aufkochen und Abgiessen des
Wassers zur Entgiftung völlig genügt. Im Fliegenschwamm (Agaricns
muscarius) fand man zwar schon früh das Muscarin; jedoch wurde neuer-
dings nachgewiesen, dass dieser Stoff in zu geringer Menge vorhanden ist,
als dass er die beobachteten Vergiltungserscheinungen anslösen könnte.
Es muss hier also noch eine zweite Substanz, das „Pilztoxin“, vorliegen.
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780 WuiOAMUT. Sl’ILLKB. No. 46.
Der forensische Nachweis der Pilzvergiftung ist mit einiger Sicherheit
nur für Amanita pballoides zu führen, wenigstens wenn man Alkohol-,
Phosphor- und Chloroformvergiftuug ausschliessen kann. Alkan.
W. Weygnndt, Weitere Beiträge zur Lehre vom Cretinismus. Verband!,
d. phys.-med. Gesellschaft zu Würzburg 1904, Bd. 37, No. 2.
Im ersten Abschnitt behandelt W. die Scbilddrüsenbehandlung bei
endemischen Cretinismus und berichtet über gute Resultate bei jugend-
lichen Cretinen aus Unterfranken. Die Heilwirkung der Organbebandlung
konnte am Knocbensystem durch Röntgenuntersuchung nachgewiesen werden.
Sodann wird ein Fall von Cachexia strumipriva beschrieben. Im dritten
Abschnitt berichtet er über Exkursionen in Cretinengegenden. Abschnitt
vier handelt von Virchow’s „neugeborenen Cretins“. W. kommt zu dem
Resultate, dass Fälle neugeborener Cretins, wie der Virchow’scbe, mit seiner
vorzeitigen Schädclbasisverkrümmung unter den Cretinen keineswegs nicht
selten, vielmehr garnicht Vorkommen; sie gehören in die Gruppe der
Mikromyelie oder Chondrodystrophie, die mit dem Cretinismus nicht
das geringste zu tun hat, vielmehr hinsichtlich des Eintrittes der Ossi-
fikation geradezu einen Gegensatz dazu darstellt. Endlich untersuchte W.
die Hirnrinde von Cretinen und thyriekotomirten Tieren und fand eine
Aehnlichkeit der Befunde. S. Kalischer.
W. (». Spiller, The importance in clinical diagnosis of paralysis of
associated movements of the eyebells (Rlickiähmung) especially of upward
and downward associated movements. The journ. of nerv, and ment,
disease 1905, Vol. 32 (7).
Sp. hatte Gelegenheit 4 Fälle seitlicher Blicklähmung und 9 Fälle
von Blicklähmung in senkrechter Richtung zu beobachten. 4 Fälle von
diesen konnten mikroskopisch untersucht werden. Die seitliche Blick-
läbmung scheint sicher durch eine Läsion des hinteren Längsbündels in
der Nähe des Abducenskernes bedingt zu sein, dabei scheint der N. abducens
der gelähmten Seite mehr betroffen zu sein, als der Rectus internus.
Ferner erscheint es sicher, dass ein cortikales Centrum für die associirte
Seitwärtsbewegung in dem hinteren Teil des Stirnlappens liegt; doch hat
die seitliche Blicklähmung cortikalen Ursprungs immer nur einen transi-
torischen Charakter. Bei dauernder Blicklähmung nach oben und unten
ist eine Läsion in der Nähe des Aquaeductus Sylvii anzunehmen. Dagegen
ist es zweifelhaft, ob eine auf die Corpora quadrigemiua beschränkte
Läsion, die auf die Nachbarschaft nicht comprimirend wirkt, eine associirte
Blicklähmung verursachen kann. Fälle, in denen eine Läsion der Corpora
quadrigeinina ohne Blicklähmung und Augenbewegungsstörung vorliegt,
sind mehrfach beobachtet. Ausser den eigenen 9 Fällen konnte der Verf.
38 Fälle von Blickiähmung nach oben und unten aus der Litteratur
sammeln. In 26 Fällen war die Blicklähmung nach oben vorhanden,
während die associirte Bewegung nach unten erhalten war, in 16 wäret)
beide gemeinschaftlich; in 15 war die Blickiähmung nach oben mit Störung
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No. 46.
v. Fhakki.-Hochwart. — MiRCou.
781
der seitlichen Bewegungen verbunden, in 22 war diese ungestört; in 5 Fallen
war lediglich die associirte Bewegung nach unten gestOrt. ln 15 Fällen
war der Opticus, in 14 die Pupillenreaktion mit verändert; in 15 Fällen
war die Convergenz gestört, in 7 bestand Ptosis. 19 mal liegt ein Ob-
duktionsbefund vor; in allen Fällen waren Teile des Aquaeductus Sylvii
mit lädirt, und zwar 14 mal durch Traumen. In 41 Fällen lagen gleich-
zeitig andere Symptome von Seiten des Centralnervensystems vor. Die
dauernde associirte Blicklähmung nach oben und unten wird durch Läsionen
in der Nähe des Oculoraotoriuskernes bedingt; die Läsion extracerebraler
Nervenfasern oder eine peripherische Oculomotoriuserkrankung verursacht
keine Blicklähmung. Cortika) bedingte Blicklähmungen sind stets nur
transitorischer Natur. Hysterie kann gelegentlich eine Blicklähmung ver-
ursachen. Ausser Tumoren können entzündliche Processe, wie durch Lues
und Alkoholismus, eine Blicklähmung bedingen. S. Kalischer.
L. v. Frankl-Hoehwart, Zur Kenntnis der Pscudosklerose (Westphal-
StrCmpell). Arbeit a. d. Obersteiner’schen Institut. 1903. Sep.-Abdr.
Der Fall, von dem die Untersuchungen des Verf.’s ausgehen, ist
folgender:
Fiin Weber, geboren 1830, erleidet 1846 einen Fall und verliert für
•/* Stunde die Sprache. Nach drei Monaten: Schwäche der Beine, Er-
brechen, Intentionskrämpfe. 1849: Hitzegefühl, Kältegefühl. 1852: Zwangs-
laufen, Herzklopfen. 1860: Zittern der Arme bei Bewegungen. 1867: Pro-
pulsion, Ohnmacht. 1870 — 80: Contrakturen an den Gliedmaassen. 1881 — 88:
Langsame Sprache, Zunahme des Zitterns. 1894: Kopfzittern. 1899:
Blasenstörung. 1900: Schlingbeschwerden, Magenschmerz, Verfall. 1902:
Exitus. Die Autopsie ergab: Magenkrebs, Pacchioni’sche Granulationen in
ungewöhnlicher Verteilung, sonst makroskopisch und mikroskopisch einen
völlig negativen Befund. Im Anschluss daran erfolgt der Versuch, das
Krankheitsbild von der multiplen Sklerose, der Paralysis agitans, der
Hysterie abzugrenzen, dann zeichnet der Verf. das der Pseudosklerose eigen-
tümliche Krankheitsbild. Es folgt dann die besondere Unterscheidung von
der multiplen Sklerose unter Hervorhebung dreier Symptomengruppen,
deren erste beiden Krankheiten zukommt, deren zweite gewisse Aehnlich-
keiten aufweist und deren dritte nur der multiplen Sklerose zuknmmt. Der
Pseudosklerose eigentümlich scheinen allein epileptiforme Krämpfe zu sein.
Endlich wird die Abgrenzung der diffusen Sklerose unternommen.
M. Brasch.
Marcou, La nevrite appendiculaire. Arch. gener. de med. 1906, No. 36.
Bei einem Holzbildhauer trat im Anschluss an eine Appendicitis eine
mit Schmerzen und Lähmung einhergehende rechtsseitige neuritische
Lähmung des N. ulnaris ein. Verf. vergleicht dieses Vorkommen mit der
auch bei anderen Infektionskrankheiten speciell bei Typhus nunmehr ziem-
lich häufig beobachtetn neuritischen Affektionen verschiedener peripheri-
scher Nerven, besonders auch des N. ulnaris und polemisirt speciell gegen
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782
SlKOKL.
No. 46.
Raymond und Guillain. — Diese hatten bei einem Kranken im Anschluss
an eine Appendicitis eine Neuritis im Ouralis- und Ischiadicusgebiet mit
Lähmungen (aber ohne Sensibilitätsstörungen und ohne Beteiligung der
Blase und des Mastdarms) auftreten sehen. Auch der N. obturatorius war
ergriffen. Die Verff. nahmen keine Polyneuritis auf infektiöser und toxi-
scher Basis an, sondern behaupteten, es mit einer ascendirenden Neuritis
zu tun gehabt zu haben. Speciell hiergegen richtet sich die Polemik M.'s.
(Wenn der Autor sagt, dass sein Krauker weder ein Trauma erlitten habe,
noch ein Säufer war und dass auch in seiner Profession kein ätiologisches
Moment gefunden werden könnte, so erinnere ich an die von Bruns beob-
achteten Ulnarislähmungen bei Xylographen; eine Disposition könnte doch
wohl durch den Beruf gegeben gewesen sein. Ref.). Bernhardt.
J. Siegel, Neue Untersuchungen über die Aetiologie der Syphilis. Münch,
med. Wochenschr. 1905, No. 28, 29.
Ueber die Morphologie der vom Verf. bei Syphilis gefundenen und mit
dem Namen Cytorrhyctcs luis belegten Flagellaten ist hier schou berichtet
worden. In der vorliegenden Arbeit giebt S. eingehendere Anleitung zu
der schwierigen Untersuchung, die mit den besten optischen Hülfsmitteln
und nach gewissen Vorübungen angestellt werden soll. Um die Struktur
dieser Protozoen näher zu studiren, ist ihre Färbung durchaus notwendig.
Für die Tinktion der Kerne, die zu 2 — 4 — 8 — 16 vorhanden sind, hat sieb
die folgende Methode als als ganz zuverlässig erwiesen. Ein Ausstrich
von Blut oder Gewebssaft von syphilitischen Menschen, noch besser von
mit Syphilis geimpften Tieren, wird ganz kurz mit Grenacher’s Hämatoxylin
übergosseu, mit destillirtem Wasser abgespült und mit 1 proc. Salzsäure-
alkohol oder Essigsäurelösuug entfärbt. Man bringt dann das Präparat
durch die Alkoholstufen in destillirtes Wasser und färbt ’/2 Stunde in er-
wärmter, oder einige Stunden in kalter Lösung von Azur II (1 : 1000).
Nach dem Färben kurzes Eintauchen in absoluten Alkohol, Xylol, Canada-
b als am. Die Kerne erscheinen dunkelblau. Dasselbe Verfahren ist auch
zur Darstellung der Parasiten in Schnitten, die sehr dünn sein müssen,
anzuwenden. Die Geisselfärbuug gelingt am besten, aber doch nicht immer,
nach der alten Giemsa’schen Vorschrift; man muss drei Tage färben und
dabei täglich die Farlösung wechseln. — Die Menge der Flagellaten im
Blute steht in einem bestimmten Verhältnis zur Entwickelung der Krank-
heit; in den ersten Tagen nach der Impfung siud sie bei Tieren nicht
nachzuweisen, am zahlreichsten erscheinen sie in der 2. und 3. Woche.
Verf. hat auch vielfache Versuche an Tieren angestellt, aus deren Er-
gebnissen er folgert, einmal, dass die Syphilis sich nicht nur auf Affen,
sondern auch auf Kaninchen und Meerschweinchen verimpfen lässt und
zweitens, dass die Cytorrhyctes luis in der Tat den Erreger der Krankheit
darstellt. Den Kaninchen und Meerschweinchen wurden teils Emulsionen
von Primäraffekten oder breiten Condylomen subkutan iujicirt, teils wurde
das Impfmaterial auf die geritzte Iris übertragen. Nach etwa 5 — 9 Tagen
stellte sich Fressunlust ein und in der 2. Woche Hessen sich in jedem
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No. 46.
FlÜqkl.
783
Blutstropfen Cytorrhyctesflagel laten nacbweisen, ebenso in kleinen Knötchen,
die sich regelmässig an der geritzten Iris entwickelten. Bei einigen der
subkutan geimpften Tiere traten auch, vom Verf. als Sekundärerscheinungen
gedeutete schuppende Papeln auf der Haut, einmal sogar tiefere Geschwüre
auf. Erst nach vielen vergeblichen Versuchen gelang es, auch durch
kutane Impfung am Ohr Knötchen hervorzurufen, die zwischen Bundzellen-
anhäufungen grosse Mengen des Cytorrhyctes enthielten. In neuerer Zeit
konnte S. durch Uebertragung syphilitischen Materials von geimpften
Kaninchen auf Affen den Beweis liefern, dass es sich bei den Kaninchen
wirklich um Syphilis handelte. (Leider fehlen über die ganz besonders
interessirenden Versuche alle näheren Angaben. Bef.).
Von Affen benutzte S. zu seinen Experimenten 12 Exemplare von
Macacus rhesus und 1 Cebos capuzinus. Zwei der Tiere wurden mit
Emulsionen von menschlicher Sklerose und Glycerinwasser, die übrigen
mit Emulsionen aus Nieren und Blut von geimpften und auf der Höhe der
Erkrankung getöteten Kaninchen, Meerschweinchen oder Affen i nficirt —
alle mit positivem Erfolge. Die Uebertragung des Materials geschali ent-
weder auf die geritzte Iris, oder durch subkutane Einspritzung, oder durch
Einreibung auf die in weiter Ausdehnung geritzte Stirnhaut. Weder die
die Wahl des Impfstoffs noch die Art der Uebertragung batte einen wesent-
lichen Einfluss auf die Wirkung; dagegen schien sich mit der steigenden
Menge des verimpfteu Materials die Inkubationsdauer zu verkürzen. Der
Primäraffekt, der sich zwischen dem 10. — 30. Tage zeigte, erschien bei den
Makaken immer in Form ödematöser Knötchen, die nur unter der Ein-
wirkung leichter Verletzungen ulcerirteu und daun einem menschlichen
Primäraffekt mehr ähnlich sahen. Sehr charakteristische Erscheinungen
traten bei allen geimpften Affen in der Hohlband auf. Es entstanden
hier hirsekorngrosse schwarzgrüne Punkte, die bis zu pfennigstückgrossen
Scheiben wuchsen, auf denen sich dann die Oberhaut abstiess, wodurch sie
zu roten glänzenden, mit einer dünnen Sernmschicht überzogenen Wund-
flächeu wurden. Auch an der Dorsalseite der Finger zeigten sich nicht
selten schuppende und geschwürige Knötchen; Anschwellungen der axillaren
und inguinalen Lymphdrüsen fehlten nie. Die Cytorrhyctesflagellaten
wurden im lebenden Blute bei jedem Impftiere, ferner ai ch in Schnitten
von Hautpapeln, sowie bei drei zur Sektion gekommenen Affen in
allen Organen und zwar als alleinige Parasiten und in grosser Menge
gefunden, niemals dagegen bei gesunden Tieren. Verf. hält sich des-
halb für berechtigt, sie als die Erreger der Syphilis zu bezeichnen.
H. Müller.
Flügel, Ueber Bektalgonorrhoe bei Vulvovaginitis infantum. Berl. klin.
Wocbenschr. 1905, No. 12.
Unter 66 Fällen von gonorrhoischer Vulvovaginitis infantum, die seit
dem Jahre 1896 im städtischen Krankenhause zu Frankfurt a. M. beob-
achtet wurden, war 11 mal Gonorrhoe des Bektums durch mikroskopische
Untersuchung zu constatiren. Nur in drei dieser Fälle bestand reichlich
schleimiger Ausfluss aus dem Bektum, in den übrigen wurde die Bektal-
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784
S*gy*y.
No. 46.
gonorrhoe allein dadurch entdeckt, dass jeder einzelne Fall von Vulvo-
vaginitis darauf untersucht wurde. Bei diesen Kindern konnte man öfter
mittels eines kleinen Nasenspeculuins der Schleimhaut ziemlich fest an-
haftende kleine eitrige Streifen sehen. Die subjektiven Erscheinungen
waren meist gering, der Verlauf im ganzen günstig. Bei 7 Mädchen waren
die Gonokokken nur 4 — 14 Tage lang nachweisbar, in anderen Fällen
blieben sie länger da, auch zeigte die Krankheit bisweilen Neigung zum
Recidiv. In den bei weitem meisten Fällen gelang die völlige Heilung.
Dabei kanten verschiedene Maassnahmen zur Anwendung: Suppositorien,
die 0,01 Argent. nitr. oder Albargin enthielten, Ichthyolsuppositorium,
Spülungen des Rektums mit Lösungen von Argent. nitric. 1 : 3000, daneben
die gleichzeitige lokale Behandlung der Vulvovaginitis, von der aus ja
durch Herabfliessen des Sekretes die Rektalgonorrhoe erzeugt worden war.
Rin besonderer Unterschied in der Wirkungsweise der verschiedenen Be-
handlungsarten konnte nicht festgestellt werden. B. Marcuse.
Sarvey, Weitere Erfahrungen über die frühzeitige Hörbarkeit der fötalen
Herztöne. Deutsche med. Wochenschr. 1SH)5, No. 33.
Nach S. sind die fötalen Herztöne nicht, wie allgemein angenommen
wird, erst von der Mitte der Schwangerschaft ab, sondern schon von der
13. Schwangerschaftswoche an mit derselben Regelmässigkeit wie in der
zweiten Hälfte der Gravidität durch die Auskultation nachweisbar, und
zwar sind sie so gut wie stets an einer bestimmten, eng umschriebenen
tief gelegenen Stelle der vorderen Uteruswand dicht über der Horizontal-
ebene des inneren Muttermundes zu hören. — Zu diesem frühzeitigen
Nachweis der fötalen Herztöne ist aber unbedingt erforderlich: ein normal
funktionirendes und in der Auskultation geübtes Gehör, völlig Ruhe im
Untersuchungszimmer, grösste Geduld des Untersuchers, vollständige Ent-
leerung der Harnblase mit dem Katheter und die Anlagerung der vorderen
Uteruswand an die vordere Bauchwand, eventuell unter gleichzeitiger
Elevation des ganzen Uterus in Verbindung mit tiefer Einstülpung der
Bauchdecken hinter der Symphyse mittels des Sthetoskops. — Die prak-
tische Bedeutung des geschilderten Auskultationsbefundes liegt in dem
Umstande, dass wir mit dem Nachweis der fötalen Herztöne ein jede
Täuschung ausschliessendes, absolut sicheres Schwangerschaftszeichen schon
zu einer Zeit besitzen, in welcher uns andere ebenso sichere und ebenso
constant vorhandene Zeichen noch nicht zur Verfügung stehen. Die früh-
zeitige Diagnose gewinnt hierdurch in allen Fällen von Schwangerschaft
des 4. und 5. Monats an Sicherheit und wird ganz besonders in den nicht
seltenen differential-diagnostisch schwierigen Fällen weseutlich erleichtert
oder überhaupt erst ermöglicht. Br. Wolff.
Kinsendungen werden ad die Adresse des Herrn (ich. Med.-Rat Prof. Dr. II. Bernhardt (Berlin "-
Französische Strasse 21) oder an die Verlagshandlung (Berlin NW., Unter den Linden 68) erbeiea.
Verlag von Auguat Hirsch» »Id in Berlin. — Druck von L. Schumacher in Berlin N. 24.
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Prof. Dr. H. Senator und Prof. Dr. E. Salkow*tn,,
redigirt von v *o~, CA
Prof. Dr. M. Bernhardt/^? mOn
JAN O
95. November.
No.;^
Inhalt: Wintheueht, Einfluss des Nervensystems auf die Entwicklung
von Kaulquabben. — Bauer, Ueber die Ehrlich’sche Aldehydreaktion. — Mobitz,
Säure-Baseu-Rilanz im Harn. — Kossel und Dakin, Ueber die Arginasc. —
Landsrkro, Alkoholgehalt der Gewebe. — Donath, Phosphorsäuregchalt der
Cerebrospinalflüssigkeit. — Unoer, Zur Lehre vom Hermaphroditismus. — Gott-
strin, Erkennung der Skoliose. — Schneidkrlin, Radikaloperation bei Ulcus
cruris. — Schikok, Das Melanosarkom des Uvealtraktus. — Sanitkr, Verwen-
dung des Asbest bei Aetzungen. — Boenninohaus, Doppelseitige cerebrale
Hörstörung mit Aphasie. — Mahn, Zur Mastoidoperation. — Davidsohn, Tätlich
verlaufener Pockenfall. — Pasteur, Pneumococcus bei Rachenentzündung. —
Wassermann, lufektionsweg bei Lungentuberkulose. — Eriien. Fall von Para-
kolouinfektion. — Roepke und Hubs, Uebertragungen durch den Abendinahls-
kelcb. — Johnson, Fall von Digitalisvergiftung. — Aarastzow, Ueber
accessorische Herztöne. — Glakssnkr und Siokl, Behandlung von Pankreas-
erkrankungen. — Ufpknheimkr, Ueber Diphtherie und Scharlach. — Kinos-
ford, Infektionswege bei Lungentuberkulose. — Sobernheim, Marctin bei Ge-
lenkrheumatismus.— Preorra.iensky und Maroouliks, Jessen und Edens,
IIdatii. Sick, Ueber Polymyositis und Polyneuritis. — Wintkbnitz, Ersatz
des elektrischen Vierzellenbades. — Lano, Ueber Pagot'sche Krankheit. —
Buschke und Schmidt, Einwirkung der Röutgenstrahleu auf Drüsen. — Finger,
Behandlung der Gonorrhoe. — Addinskli,. Schwangerschaft bei einer Nicht-
raenstruirten. — Sitzenfret, Ueber den Scharabeinschnitt.
P. Wintrebert, Sur la developpement des larves d’auvures apres ablation
nerveuse totale. Soc. de Biol. 1905, 17. Juni, p. 1023.
W. hat Versuchsreihen an jungen Kaulquabben angestellt, bei denen
er das gesammte Centralnervensysteni entfernte. Ausser dem regelmässigen
Herzschlag boten die meisten Larven keine, sei es willkürliche, sei es
reflektorische Bewegung dar. Die Entwickelungsprocesse selbst sind nur
wenig verzögert. Es existirt bei den ältesten operirten Larven die Mög-
lichkeit, unmittelbar, unabhängig vom Nervensytem, Muskelbewegung aus-
zulösen. Die reflektorische Erregung bedarf, auch bei existirendem centri
petaleu (vielleicht ektodermalen) Wege, einer Nervenleitung. Poll.
XI, TTT. Jahrgang
50
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78fi
Hauer. — Moritz. — Kossei. u. Dakin. — Laniisrkeo.
No. 47.
It. Hauer, Hie Ehrlich’sche Aldehydreaktion im Harn und Stuhl. Centralbl.
f. inn. Med. 1905, No. 84.
Die Ehrlich'sche Harnreaktion mit Dimethylparamidobenzaldebyd und
Salzsäure wird von verschiedenen Autoren auf Urobilinogen zurückgeführt.
B. zeigt nun, dass Ueberführung des letzteren in Urobilin mittels Wasser-
stoffsuperoxyd sie verschwinden lässt. Umgekehrt tritt sie in Harn auf.
dessen Urobilin mittels Natriumamalgam zu Urobilinogen reducirt worden
ist. Das spricht für das Urobilinogen als Grundlage der Ebrlich'schen
Reaktion. — Formalinznsatz hindert die Reaktion. — Die in den Flees
auftretende Reaktion ist nicht auf Indol zu beziehen, wie Baumstark
angab, vielmehr auch auf Urobilinogen. Das Indol der Fäces lässt sich
also mittels der Reaktion nicht bestimmen. A. Loewy.
F. Moritz, Ueber Bestimmung der Bilanz von Säuren und Basen in tieri-
Flüssigkeiten. II. Mitteilung: Ueber Ammoniak- und Kohlensäurebestim-
niung im Harn. Deutsches Arcli. f. klin. Med. Bd. 83, S. 5G7.
Analog wie Polin bestimmt M. das Ammoniak des Harns dadurch,
n
dass er den Harn mittels ^ NaOH alkalisirt und nach Ueberschichten mit
Olivenöl das Ammoniak an der Strahlpumpe in gemessenen Mengen —
Säure übersaugt. Die Menge der neutral isirten Säure wird titri metrisch
bestimmt. — In gleicher Weise wird die Kohlensäure des Harnes er-
mittelt. Der Harn wird zunächst nach Zusatz von oxalsaurem Natron
und Kochsalzlösung gegen Phenolphthalein neutralisirt, eine gemessene
Menge— Säure hinzugefügt und abgesaugt. Dann wird mit — NallO
titrirt. A. Loewy.
A. Kossel und H, D. Dakin, Ueber die Arginase. Zeitschr. f. physiol.
Chem. Bd. 41, S. 321.
Aus der Leber lässt sich ein harnstoffbildendes Ferment (Arginase)
isoliren, das die Fähigkeit besitzt, Arginin in Ornithin und Harnstoff zu
zerlegen. Wohlgemuth.
(i. Lnndsberg, Ueber den Alkoholgehalt tierischer Organe Zeitschr. I
physiol. Chem. Bd. 41, S. 505.
In fast allen Geweben findet sich Alkohol in geringen Quantitäten;
bei der Autolyse nimmt seine Menge nicht zu, wohl aber bei der bakte-
riellen Zersetzung. Wahrscheinlich stammt der Alkohol von der Zerstörung
der Kohlehydrate im Magendarmkanal durch Hefepilze und Bakterien.
Wohlgemuth.
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No. 47.
Donath. — Unokk.
787
J. Donath, Der Phosphorsäuregehalt der Cerebrospinalflüssigkeit bei ver-
schiedenen, insbesondere Nervenkrankheiten. Zeitschr. f. physiol. Chem.
Bd. 42, S. 141.
Den höchsten Gehalt an P205 enthält die Cerebrospinalflüssigkeit bei
Tumor cerebri, Tabes dorsalis, progressiver Paralyse, also gerade bei jenen
Erkrankungen, die mit einem rascheren Untergehen von Nervengewebe
einhergehen. Gleichzeitig konnte bei all' diesen Krankheiten ein erhöhter
Kiweissgehalt der Cerebrospinalflüssigkeit constatirt werden.
Woh (gern uth.
E. l’nger, Beitrag zur Lehre vom Hermaphroditismus. Nach einem Vor-
trag, gehalten in der Berl. med. Gesellschaft. Aus der König). Chirurg.
Universitätsklinik Berlin (Excellenz v. Bergmann). Berl. klin. Wochen-
schrift 1905, No. 17.
Verf. weist in der Einleitung auf die Litteraturzusammenstellungen
von Neugebaubr und Taruffi hin. Da sämmtliche Beobachtungen fast
nur von Lebenden herrühren, dürfte sein Fall, bei dem durch die Sektion
auch ein genaues Bild der inneren Geschlechtsorgane gewonnen wurde,
interessiren.
Bei der 37 jährigen Schneiderin ist die Menstruation niemals aufge-
treten, bezüglich ihrer Neigungen ist ihrer Familie niemals etwas wesent-
liches aufgefallen. Wegen Trigeminusneuralgie wurde sie in die Klinik
aufgenommen und ging nach Entfernung des Ganglion Gasseri infolge
Collapses während der Narkose (epileptischer Zustand?) zu Grunde.
Sektionsbefund: Die Leiche machte im Allgemeinen den Eindruck des
weiblichen. Haupthaar etwa 15 cm lang, einzelne fast 1 cm lange Scbnurr-
barthaare. Auffällig sind 2 — 8 cm lange Haare an den Unterschenkeln.
Rechte Mamma li/2mal so gross als die linke. Mamilla beiderseits über
linsengross. In der rechten fühlt man einen gut entwickelten Drüsen-
körper. Der Mons veneris ist reichlich behaart. Statt der Ulitoris findet
sich ein dem kindlichen Penis ähnliches, haselnussgrosses Gebilde, welches
durch einen kleinen, mit Smegma gefüllten Sulcus coronarius von der Um-
gebung geschieden ist. Spreizt, man die Beine, so sieht man eine wallnuss-
gros.se, einer Vagina ähnliche Höhle, die zu beiden Seiten von den grossen
Labien, hinten von einem Hymen und vorn von der Harnröhre eingeschlossen
ist. Die kleinen Labien fehlen. Das Hymen hat Ringform. Die Urethra
liegt dicht vor dein Hymen, ist 2 1/2 cm lang. Die Scheide endet blind
und besitzt eine vordere und zwei seitliche Columnae. Der Damm ist
3 cm lang, schlaff. Nach Eröffnung der Bauchhöhle werden die Därme
nach oben geschoben. Der Uterus fehlt, die Ovarien und Tuben sind nicht
sichtbar. Aus dem inneren Leistenring hängt beiderseits ein etwa daumen-
starkes Gebilde über dem inneren Beckenrand ins kleine Becken herab,
aus drei Abschnitten bestehend, nämlich dem Ring zunächst 1. einem
kirschgrossen, glatten, derben, dann 2. einem wallnussgrosscn ovalen,
weissen, weichen Körper, der im Innern mehrere härtere, gelbe Knoten
enthält und auf dem Durchschnitt bräunlich ausgieht; diesem zweiten
Körper sitzt 3. ein kaffeebohnengrosser, weicher, gelblicher kappenartig
auf, vod welchem ein 1 cm langer, rötlicher Appendix herabhängt. Die
50*
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788
(vOTTSTRIM.
No. 47.
Blase liegt in der Mittellinie und wird in ihrer Lage durch ein breite«
Band gehalten, das sich senkrecht quer im kleinen Becken ausspannt. In
diesem verläuft je ein derber, stricknadcldickcr Strang bis zum ersten
Körper, senkt sich dicht vor dem Blasenscheitel in das Band ein und trifft
mit dem der anderen Seite an der Rückwand der Blase zusammen. Zu
beiden Seiten der Scheide liegt dicht unterhalb des Treffpunktes blind be-
ginnend je ein Gang, der an der Rückwand der Blase entlang läuft, um
in Höhe des Hymens wieder blind zu endigen. Von den vorgenannten
Körpern tritt je ein etwa bleistiftstarker Stiel in den Lcistenkanal hinein,
um im Labium majus zu endigen.
Mikroskopisch erweist sich der dem Leistenring anliegende Körper
aus Muskolfasern gebildet; ein Lumen ist nicht zu finden. Er ist als Uterus
anzusprechen. Der von ihm ausgehende Strang enthält eine Arterie und
zwei Venen und hat selbst eiu feines Lumen. Seine Wand ist mit teils
ein-, teils mehrschichtigem kubischem Epithel ausgekleidet. Dieser Strang
ist der Müller’sche Gang, der zweite Gang, welcher den WoIfT sehen Gang
darstellt besitzt zahlreiche Gefässe, eine glatte Muskulatur und im Innern
ein niedriges, sich schlauchartig in die Wrand einsenkendes Epithel.
Der an den Uterus anschliessende weisse Körper zeigt mikroskopisch
atrophische Hodenkauälchen ohne Zeichen von Spermatogenese und einzelne
Herde eines alveolär gebauten grosszeiligen, destruirenden Geschwulst-
gewebes. Diesem Hoden schliesst sich dann der kappenförmige Körper
an, der das Bild eines Nebenhodens mit daran hängender Hydatide bildet.
Nach der Klebs’schen Einteilung handelt es sich um einen Fall von Pseudo
hermaphroditismus inasculinus externus et internus sive completus.
Verf. berichtet dann noch einen zweiten Fall. Es handelt sich ura
ein 27jäbriges Individuum, das auf einen Mädchennamen getauft, ah
Mädchen erzogen und auch in Mädchenstellungen tätig gewesen sein wollte
Als es sich zur Irrenpfiege meldete und ärztlich untersucht wurde, stellte
sich sein Geschlecht als männlich heraus. Zuneigung soll weder zum
männlichen noch zum weiblichen Geschlecht vorhanden sein. Die Unter-
suchung ergiebt einen vollkommen männlichen Habitus. Penis 6 cm lang,
hat auf der Unterseite eine flache Rinne aus Schleimhaut, keine Harnröhre.
Der Hodensack ist gespalten und auseinanderklappbar. Urethra und Anus
liegen dicht voreinander, der Damm fehlt, ln den Skrntalhälften fühlt
man je ein als Hoden anzusprechendes Gebilde. Innere Genitalien lassen
sich nicht sicher feststellen. Dieser Fall stellt eine hochgradige Rypo-
spadia penisscrotalis und einen Anus nrethralis dar, also keinen Zwitter.
Hinsichtlich der forensischen Würdigung solcher Scheinzwitterfälle
wie des ersten schliesst sich der Verf. an Virchow’s Ansspruch an; -Wir
können hier nicht sicher die Frage entscheiden, ist es ein Mann oder ein
Weib?“ Gei8s!er.
Gottstein. Die Erkennung der beginnenden Skoliose. Prager med
Wochenschr. 1905, No. 14.
Zur Feststellung minimaler seitlicher Abweichungen des Körpers
bedient sich G. mit Vorteil des Gonodiarneters von ThöLK, eines einfacher
Instrumentes, das sich auch zum Winkelmessen gut eignet. Der eine Knopf
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No. 47.
Sc'HNKIDKHI.IN. — ScHIECK.
789
wird auf die Spina anterior superior ossis ilei gesetzt, der andere auf die
mit Blaustift markirte untere Schultcrblattspitze der entgegengesetzten
Seite; daun liest man den ermittelten Abstand ab und bestimmt darauf
die „steile Diagonale“ der anderen Seite. Die Differenz der steifen Dia-
gonalen ist ein empfindliches Maass, welches auch da meist zu finden ist,
wo die anderen einfachen Methoden versagen. Joachimsthal.
Schneiderlin, Radikaloperation bei Ulcus cruris. Münch, med. Wochen-
schrift 1905, No. 17.
Die von Wenzel angegebene Peritomie bewährte sch Sch. in zahl-
reichen Fällen von schwerem Ulcus cruris, besonders varicosum, ausge-
zeichnet. Derselben liegt folgende Ueberlegung zu Grunde: Die Hautvenen
des Beines sind infolge der chronischen Entzündung dauernd überlastet
und werden insufficient. Der Rückfluss des Blutes wird nun seinerseits
durch die Insufficienz verzögert. Das Ulcus steht also dauernd unter
venöser Hyperämie. Auf Hochlagerung tritt, da die Hyperämie verschwindet,
Heilung ein; diese ist nur vorübergehend, wenn die Hochlagerung auf hört.
Schaltet man nun die kranken Hautvenen dauernd aus und zwingt man
das Blut, seinen Rückweg durch die funktionsfähigen Muskelvenen zu
nehmen, so ist damit die Hauptursache der Geschwürsbildung beseitigt. —
Die Methode besteht dementsprechend in der cirkulären Umschneidung des
Oberschenkels im unteren Drittel durch die Haut bis auf Muskeln und
Fascien, sorgfältiger Unterbindung sämmtlicher, auch der kleinsten Ge-
fässe central und peripher. Zum Schluss Hautnaht. Empfehlenswert ist
die gesonderte Resektion der V. saphena in 10 cm Ausdehnung. Die Er-
folge sind günstig. Peltesohn.
F. Scllieek, Das Melanosarkom des Uvealtraktus in seinen verschiedenen
Formen, v. Graefe’s Arcb. f. Ophthalm. UX., 3, S. 377.
Sch. untersuchte 3 Fälle von Sarkom des Uvealtraktus. Nach der
althergebrachten Nomenklatur handelte es sich um ein Leukosarkom und
zwei Melanosarkome. Ordnet man sie nach dem Typus der Zellen, so wäre
der erste Fall eine gemischtes Rund und Spindelzellensarkom mit spär-
lichen Inseln von gewucherten Chromatophoren, der zweite Fall ein Tumor
aus fixen Pigmentzellen, ungefärbten und gefärbten Spindelzellen und un-
gefärbten Rundzellen, und der dritte Fall schliesslich eine Geschwulst nur
aus Chromatophoren und hier und da gefärbten Spindelzellen. In Wirk-
lichkeit aber sind alle drei Tumoren Repräsentanten eines einzigen Typus,
des Melanosarkoms allerdings in verschiedenen, auf den ersten Blick be-
fremdlich und einander ganz unähnlich erscheinenden Stadien. Die Ader-
haut selbst ist bis zu Beginn des siebenten Fötalmonats absolut pigmentfrei,
die Zellen derselben unterscheiden sich in nichts von den übrigen embryo-
nalen Bindegewebszellen. Mit der Zeit nimmt der Umfang dieser Zellen
immer mehr zu, wenn auch nicht durebgehends in gleichem Maasse, und
die jungen Vertreter des Typus bilden nunmehr auch sprossenartige Aus-
läufer, sodass sie zu spindel- oder sternförmigen Zellen werden. Erst
wenn die fortschreitende Entwickelung hiermit in ein gewisses Stadium
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790
SaNITER. — RoKNNfKGHAUa. Mahn.
No. 47.
getreten ist, wird den Zellen die specifische Tätigkeit, Pigment aufzunehmen,
zu eigen. Und zwar ist diese Pigmentbildung überall an das Protoplasma
der fixen Bindegewebszellen gebunden. Bei der Genese von Sarkomen,
welche aus Chromatophoren aufgebaut sind, waren zweierlei Möglichkeiten
denkbar; einmal, die fertige Chromatophore teilt sich und das Produkt
wäre dann sofort das Vorhandensein von zwei völlig ausgebildeten Zellen,
oder das Melanosarkom wächst nach dem Typus der embryonalen Ent-
wickelung. Dass dies letztere der Kall ist, konnte Sch. beweisen. Das
erste Stadium des Melanosarkoms ist das unpigmentirte Rundzellensarkom,
das unpigmentirte Spindelzellensarkom das zweite Stadium, das pigmentirte
Spindelzellensarkom ist das dritte Stadium der Entwickelung des Melano-
sarkoms und geht dem Stadium des vollausgebildeten Cbromatopboroms
unmittelbar voraus. Horstmann.
Saniter, Verwendung von Asbest und modificirten Aetzsonden bei der Be-
handlung der oberen Luftwege. Eine Anregung. Zeitschr. f. Ohrenheilk.
Bd. 49, H. 2, S. 141.
S. empfiehlt zum Betupfen und Aetzen erkrankter Schleimhautpartien
an Stelle der Watte den Asbest, der sich unmittelbar vor dem Gebrauch
durch Ansglühen in der offenen Flamme sterilisiren lässt, dessen Auf-
saugungsfähigkeit für Flüssigkeiten ebenso gut ist wie die der Watte und
der durch keine der in Betracht kommenden Aetzfiüssigkeiten angegriffen
oder chemisch beeinflusst wird. Schvvabach.
Hoenningliaus, Ein Fall von doppelseitiger cerebraler Hörstörung mit
Aphasie. Zeitschr. f. Ohrenheilk. Bd. 49, H. 2.
Der von ß. mitgeteilte Fall, dessen Einzelheiten im Original uachzu-
sehen sind, vermag, nach Yerf., die Anschauung, dass der Acusticus jeder
Seite mit beiden Schläfenlappen in Verbindung stehe, dass dieser Nerv
also nach Art des Opticus sich nur teilweise kreuze, wesentlich zu unter-
stützen. Jedenfalls beweise der Fall, dass wenigstens das linke Ohr direkt
mit dem linken Schläfenlappen in Verbindung stehen muss und er habe
gezeigt, dass ein wichtiges Centrum des Gehirns einseitig vollkommen
funktionslos werden kann, ohne dass die Folgen des Ausfalles auf die
Dauer bemerkbar zu sein brauchen. Schwabach.
(i. Mahn, La methode la plus simple de panser les fivide*. Annales des
malad, de l’oreille 1905, No. 7.
Verf. empfiehlt für die Nachbehandlung der durch Ausräumung des
Warzenfortsatzes gesetzten Wundhöhle; Verschluss des Höhleneinganges mit
einem sterilen Gazebausch, kurzer Gazestreifen am Boden der Höhle als
Drain, Vermeidung jeder Berührung der Wunde selbst mit der Gaze, nach
einiger Zeit eventuell Borsäureeinblasung, Verbandwechsel je nach der
Menge der Sekretion täglich oder jeden zweiten Tag. Doch ist dieses Vor-
gehen, bei dem die Höhle sich sehr schnell schliesst, nur bei einfacher
Knochenerkraukung zulässig, während bei Cholesteatom oder Tuberkulose
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No. 47.
Davibsohh. — Pasteur. — Wassermann. — Erber.
791
die Wundhöhle mit allen Mitteln in der Form erhalten werden muss, die
ihr bei der Operation gegeben wurde. Sturmann.
Davidsohn, Töt I ich verlaufener Pockenfall mit besonderer Beteiligung der
oberen Atmungs- und Verdauungsorgane. Berl. klin. Wochenschr. 1906,
No. 21.
Bei der grossen Seltenheit tötlich verlaufender Pockenfälle und be-
sonders derer mit Beteiligung der tlalsorgane, ist der Sektionsbefund dieses
von grossem Interesse: Zunge dicht mit Bläschen vom Aussehen der Haut-
pocken besetzt bis zum Foramen coecum. Harter Gaumen dicht mit grossen
weissrandigen Pocken besetzt. Tonsille und weicher Gaumen geschwollen
mit borkiger diphtherischer Bedeckung. Kehlkopfeingaug mit grünlich-
jauchigen Massen belegt. Schleimhaut des Kehlkopfes und der Luftröhre
stark gerötet. Auf deren unterem Abschnitt und den Hauptbronchien linsen-
grosse weissrandige Herde und Geschwüre. W. Lublinski.
Pasteur, On pneumococcal sorethroat with notes of a fatal case. The
Lancet 1906, May 27.
Primäre Entzündung der Rachenorgane durch den Pneumococcus be-
dingt, gehört zu den grössten Seltenheiten. Verf. teilt einen solchen Fall
mit, der einen 3'/jjährigen Knaben betrifft, der mit hohem Fieber ins
Krankenhaus kam. Uvula, weicher Gaumen und Gaumenbögen leicht
ödematös und intensiv gerötet, ebenso die Tonsillen, kein Belag. Milz
vergrössert, kein Eiweiss. Nach und nach grauer gangränöser Belag; links-
seitige Bronchopneumonie, Diarrhoen, Tod.
Während des Lebens wurden nur Mikrokokkeu gefunden, nach dem
Tode der Diplococcus pneumoniae, dessen Reincultur für eine Maus
pathogen war. W. Lublin ski.
M. YV nsserinaiin, Beitrag zur Kenntnis der Infektionswege bei Lungen-
tuberkulose. Berl. klin. Wochenschr. 1904, No. 48.
W. giebt einige Krankengeschichten, welche die vor ihm bereits vor
Jahren veröffentlichte Ansicht, dass nicht selten bei der Lungentuberkulose
ein bestimmter Infektionsweg innegehalten wird, belegen. Der Tuberkel-
bacillus dringt durch die Tonsillen ein, es erkranken die Halslymphdrüsen,
durch die Lymphgefässe wird er nach der Pleura verschleppt, zunächst
erkrankt das parietale Blatt, dann kommt es zu einer Verwachsung des
parietalen und visceralen Blattes und nun greift die tuberkulöse Erkrankung
auf die Lungenspitzen über. Dieser Infektionsweg erklärt, weswegen bei
gesunder Lunge häutig Verwachsungen der Pleuren an der Lungenspitze
beobachtet werden. H. Bischoff.
F. Erben, Ein Fall von Parakoloninfektion. Prager med. Wochenschr.
1905, No. 10/11.
E. teilt ausführlich einen Krankheitsfall mit, bei dem im Anschluss
an Masern ein atypischer Typhus beobachtet wurde. Aus den Fäces wurde
r
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792
Robpkk und Hcr». — JollKSOII. 0b0»3T*OW.
No. 47.
ein dem Parakolonbacillus STERNBERG ähnlicher Mikroorganismus gezüchtet,
der durch das Blut des Kranken specifisch agglutinirt wurde. Da die Er-
krankung in Heilung ausging, sind die pathologisch-anatomischen Ver-
änderungen nicht bekannt. Klinisch wurde eine erhebliche Vergrösserung
der Milz festgestellt. H. Bischoff.
0. Roepke und E. Muss, Untersuchungen über die Möglichkeit der Ueber-
tragung von Krankheitserregern durch den gemeinsamen Abendmahlskeleb
nebst Bemerkungen über die Wahrscheinlichkeit solcher Uebertragung
und Vorschlägen zu ihrer Vermeidung. Deutsche med. Wochenschr. 1905.
No. 3.
Verff. wiesen nach, dass bei der Benutzung des Abendmahlskelches
sowohl an der Berührungsstelle pathogene Krankheitserreger haften bleiben,
wie auch, dass solche in den zurückfliessenden Wein übergehen. Wenn
somit auch der Kelch während der Abendmahlsfeier gedreht wird, sodass
jeder eine neue Stelle mit den Lippen berührt, so kann er mit dem Weine,
der zuvor mit anderen Lippen in Berührung war, pathogene Keime auf-
nehmen. Das übliche Abreiben des Kelchrandes mit einem Tuche entfernt
die Krankheitserreger von dem Rande nicht, verschmiert sie vielmehr
darauf. Die eigentliche Lösung der Frage des Abendmahlskelches sei, dass
jeder Teilnehmer seinen eigenen Kelch mitbringe. Ausserdem müssten
aber auch mehrere Kelche vorrätig gehalten werden, die nach jedesmaliger
Benutzung sterilisirt werden müssten. H. Bischoff.
W. N. Johnson, A case of digitalis poisoning with very low temperature
without collapse; recovery. New-York med. journ. 19U5, No. 19.
Der Fall betrifft eine 66jährige Frau, die irrtümlicherweise eine grosse,
nicht genau festzustellende Menge Digitalistinktur nahm; es stellten sich
heftige Schmerzen im Epigastrium, Erbrechen und Durchfälle ein, doch
verschwanden diese Vcrgiftungsersebeinungen schon nach kurzer Zeit. Sehr
auffallend war aber eine andere Erscheinung: trotzdem kein Collaps be-
stand, zeigte das Thermometer in der Achselhöhle eine Temperatur von
nur 94° F. (etwa 34,6° C.) ; diese excessiv niedrige Temperatur hielt etwa
drei Stunden an. Pat. wurde völlig wiederhergestellt. K. Krönt hat.
W. 1*. Obrastzow, Ueber die verdoppelten und accessorischen Herztöne
bei unmittelbarer Auskultation des Herzens. Zeitscbr. f. klin. Med. Bd. 57.
H. I u. II.
Die Herztöne stellen eine complicirte Schallerscheinung dar, die durch
mehrere physikalische Ursachen bedingt wird: der erste Ton durch eine
Summe von G und sogar von 8 Schallerscheinungen, der zweite durch zwei
gleichzeitig vor sich geheude Erscheinungen. Unter pathologischen, aber
auch unter physiologischen Bedingungen findet nun eine sog. „Verdoppe-
lung‘‘ eines oder, seltener, beider Herztöne statt; diese Verdoppelung, die
hauptsächlich von den verschiedenen Phasen der Atmung abhängt, ist bei
normalen Individuen von den Autoren verschieden erklärt worden. Am
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No. 47.
C*MRA8 TZOW.
793
Wahrscheinlichsten ist es, dass die erste Hälfte des verdoppelten ersten
Tones von der Contraktion des Vorhofes herstamint, wobei es nur schwer
zu erklären ist, weshalb man diese Verdoppelung nicht bei allen gesunden
Menschen hört. Verf. stellt nun fest, dass man bei der Verdoppelung des
ersten Tones bei herzgesnnden Individuen einen präsystolischen Ton con-
statiren kann, der einen gewissen Abstand vom systolischen Ton aufweist,
sodass er bald von letzterem durch eine kleine Pause getrennt erscheint,
bald sich diesem dermaasscn nähert, dass wir gleichsam zwei zusammen-
gelegte Töne ohne Pause hören; die Stelle, an der der verdoppelte erste
Ton am deutlichsten auftritt, ist die obere Herzgrenze in der Gegend des
dritten und vierten Intercostalraumes zwischen Linea parasternalis und
Linea sternalis sin Nicht selten hört man in Fällen, wo beim Stehen des
Pat. nur eine Andeutung von Verdoppelung wahrnehmbar war, in der
Rückenlage desselben Individuums die Verdoppelung deutlich. Eine palpa-
torische Empfindung giebt der präsystolische Ton bei der Verdoppelung
an keinem einzigen Punkte der präcordialen Gegend; wo sie auftritt, da
ist sie durch pathologische Verhältnisse (Arteriosklerose, Nephritis) be-
dingt. Es existirt eine ganze Skala von Zuständen, die allmählich in ein-
ander übergehen und bei denen das Herz, mit einer harmlosen Verdoppe-
lung des ersten Tones beginnend, allmählich einen ausgesprochen patho-
logischen Charakter, und zwar den des sog. „Galopprhythmus“ zeigt. —
Der Umstand, dass die von der Contraktion der Vorhöfe abhängige Ver-
doppelung des ersten Tones nicht bei allen Individuen wahrgenommen
werden kann, wird durch Verschiedenheiten des zu überwindenden Blut-
drucks oder durch kleine Differenzen in der Beschaffenheit des Herzmuskels
selbst erklärt; durch ähnliche Verhältnisse ist auch das Auftreten des
Phänomens beim Uebergang aus der vertikalen in die horizontale Lage
bedingt, da hierbei der Druck im Herzen und in der Aorta steigt.
Das Charakteristikum des pathologischen Galopprhythmus im Gegensatz
zur harmlosen Verdoppelung des ersten Tones liegt im Grade der Ver-
grösserung des Herzumfanges sowie in den gesteigerten Hindernissen, die
das Herz zu überwinden hat; als wesentliche Eigenschaft des Galopp-
rhythmus ist die bei der Palpation wahrnehmbare Empfindung von Er-
schütterung der Präcordialgegend anzusehen. — Ausser diesem systolischen
Galopp giebt es auch einen unzweifelhaft diastolischen, bei dem der dritte
Ton dem diastolischen Ton näher steht als dem systolischen (Rhythmus
des Dactylon); die Zacke an der cardiographischen Curve befindet sich
nicht an der aufsteigenden Linie, sondern unmittelbar nach der Senkung
derselben. Dieser diastolische Galopp, der dieselbe semiotische Bedeutung
hat wie der systolische, kann leicht mit Verdoppelung des zweiten Tones
verwechselt werden, die durch ungleicbzeitige Contraktion der Semilunar-
klappen der Aorta und der Pulmonalarterie erzeugt wird; diese Verdoppe-
lung des zweiten Tones wird als eine der constantesten Erscheinungen bei
Stenose am Ostium atrio-ventriculare sin. beobachtet. Im übrigen ist
die Frage von den Entstehungsursachen der Verdoppelungen des zweiten
Tones bisher weniger geklärt, als die Frage der Verdoppelungen des ersten
Tones. — Der Umstand, dass die Kenntnis der Verdoppelungen der Töne
resp. der accessorischen Töne selbst unter den Klinikern so wenig ver-
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Gl.AKSaSKR Ulld SlOEI,. — Uffenhkihkr.
No. 47.
breitet ist, beruht nach Ansicht des Verf.’s in der gewöhnlich geübten
Methode der Herzauskultation: Verf. betont, dass man bei unmittelbarer
Auskultation die vom Herzen ausgehenden Schallerscheinungen lauter zu
hören vermag, als bei der Auskultation mit dem Stethoskop. L. Perl
K. Claessner und 4. Sigel, Organotherapeutische Versuche bei Pankreas-
erkrankung. Berl. klin. Wocbenschr. 1904, No. 17.
Versuche, den Einfluss organischer Präparate auf die Pankreaserkran-
kungeu festzustellen, zeigten folgende Ergebnisse:
1. Ungünstigen Einfluss auf die Symptome der Pankreaserkrankung
hatte das Schilddrüsenpräparat Thyreoidin.
2. Einen geringen Einfluss auf die N-Resorption und gar keinen Ein-
fluss auf die Fettresorption hatte das Pancreon (Rhenania).
3. Deutlich war der Einfluss des Paucreatins (Rheuania) auf Stick-
stoff und Fettresorption. Die erste stieg von 52,2 pCt. auf 50,7 pCt.,
letztere von 40,9 pCt. auf 68,5 pCt.
4. Viel evidenter war die günstige Beeinflussung von Symptomen der
Pankreaserkrankung, wenn neben Pancreon bezw. Pancreatin gleichzeitig
grössere Dosen von Alkalicarbonat gereicht wurden.
Bei Pancreon -j- Natr. bicarb. stieg
die N-Resorption von 54,5 pCt. auf 58,0 pCt. ;
die Fettresorption von 43,7 pCt. auf 58,8 pCt.
Bei Pancreatin -j- Natr. bicarb. stieg
die N-Resorptiou von 63,1 pCt. auf 62,0 pCt.;
die Fettresorption von 37,9 pCt. auf 69,8 pCt.
5. Die Darreichung von Alkali allein hatte nur eine leichte Besserung
von N- und Fettresorption zur Folge.
Pancreatin -f- Natr. bicarb- hat sich somit von den verwandten Prä-
paraten am besten bewährt. Carl Rosenthal.
A. Cffenheiiner, Zusammenhänge zwischen Diphtherie und Scharlach.
Jahrb. f. Kinderbeilk. Bd. 60, S 215.
Zu seinen Untersuchungen hat Verf. die Krankengeschichten, die in
der Münchener Universitäts-Kinderklinik vom .lahre 1896 — 1903 geführt
worden sind, verwertet. Das Schlussergebnis ist folgendes: Kinder, welche
an Diphtherie, vor allem au Croup erkrankt sind, sind in hohem Grade
gefährdet, wenn sie sekundär mit Scharlach angesteckt werden, während
umgekehrt Diphtherieansteckung bei bereits vorhandener Scharlacherkran-
kung die Lebensgefahr nicht zu steigern scheint. Indess variiren diese
Verhältnisse nach dem jeweiligen Charakter der Epidemie. — Sekundärer
Scharlach bei vorher bestehender Diphtherie wurde meist durch Hospital-
infektion veranlasst; bei sekundär zum Scharlach hinzutretender Diphtherie
war Hospitalinfektion auszuscbliessen, wenn die Diphtherie in den ersten
Krankbeitstagen eiusetzte, während an der Spätdiphtherie bei Scharlach
die Hospitalinfektion in der Hälfte der Fälle Schuld trug. — Der Beginn
des sekundären Scharlachs bei primärer Diphtherie bezw. Croup giebt sich
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No. 47.
Kinosvoho.
795
kund durch ein Hinaufschnellen der Temperatur zu hoben Fiebergraden.
In den leichten uncomplicirten Fällen dieser Art tritt in einer — wie es
scheint typischen Weise — sehr schnell zwar nicht ein kritischer Tem-
peraturabfall ein, aber es zeigt sich die bei Scharlach für normal geltende
Lysis bedeutend abgekürzt. — Das Hinzutreten einer diphtherischen Er-
krankung zn Scharlach macht sich ebenfalls — wenn nicht noch stärkeres
Fieber vorhanden ist — durch (meist mässig hohe) Temperatursteigerung
bemerkbar. — Die Scharlachansteckung erfolgt bei primärdiphtberickranken
Kindern meist nach kürzester Inkubationsfrist. (Vergleich mit Operirten.)
— Die echten diphtherischen Erkrankungen bei Scharlach bieten sehr
häufig nicht den gewohnten charakteristischen Anblick der Pseudomembranen
dar. Als echte diphtherische Erkrankungen sind auch alle leichteren Be-
läge der Fauces, eingeschlossen die lakunären resp. follikulären Tonsillen-
affektionen, zu betrachten, sobald bei ihnen echte Diphtheriebacillen io
grösserer Menge gefunden sind. Heilserum soll bei allen Scharlachfällen
eingespritzt werden, die klinisch als Diphtherie oder Croup imponiren,
und zwar soll das Ergebnis der bakteriologischen Untersuchung nicht ab-
gewartet werden. Bei den Scharlacbfällcn mit leichten (follikulären resp.
lakunären oder linsen- bis erbsengrossen) Belägen kann, bevor man zur
Heilseruminjektion schreitet, ruhig das Resultat der bakteriologischen
Untersuchung abgewartet werden. — Diejenigen grösseren Kinder, welche
gurgeln können, brauchen überhaupt nicht mit Heilserum eingespritzt zu
werden — ganz gleich, welcher Art die Beläge sind. — Es giebt bei
Scharlach Fälle, die als echte Diphtherie resp. Croup imponiren, bei denen
aber keine Diphtheriebacillen gefunden werden. Als Erreger kommen
nicht nur Streptokokken (Pospischill), sondern auch andere Mikroben in
Betracht. — Die Anwesenheit von Streptokokken in den diphtherischen
Belägen lässt die Prognose nicht schlechter erscheinen. — Die Häufigkeit
der bei Scharlach in den Fauces sich findenden Beläge ist abhängig von
dem momentanen Charakter der Epidemie. Stadthagen.
L. Kingsford, The channels of infection in tuberculosis in childhood.
The Lancet 1904, S. 889.
Verf. suchte bei 339 Leichen von Kindern, die an Tuberkulose ver-
storben waren, den primären Erkraukungsberd zu bestimmen. In 212 Fällen
waren die Brustorgane, in 64 die Abdominalorgane zuerst befallen. Von
diesen Kindern standen 162 im Alter unter 2 Jahren, und fanden sich bei
diesen 103 mal die primären Herde in den Brust-, 23 mal in den Unterleibs-
organen. Die primären Herde in den Brustorganen und im Mittelohr
rechnet Verf. zur Inhalationstuberkulose, die in den Bauchorganen und den
Tonsillen zur Fütterungstuberkulose. Er kommt zu dem Ergebnis, dass
63,7 pCt. der Inhalations-, 19,2 pCt. der Fütterungstuberkulose zugehören;
17 pCt. bleiben zweifelhaft. Das Ergebnis zeigt, dass für alle Altersstufen
der Kindheit — einschliesslich der frühesten — die Inhalation die weitaus
wichtigere Rolle spielt und dass die Fürsorge für gute Wohnungen und
gute Lüftung derselben, sowie für genügende Desinfektion noch dringlicher
ist als die Fürsorge für gute Milch. Stadthagen.
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796 SosCRN'IIUM.- PhSohhajknskyu.Marouumkk. Jkrhkx u.Eokns. Huatkk. Sick. No. 4 4 .
Sohernheiin, lieber Maretinanwendung bei Polyarthritis rheumatica.
Deutsche roed. Wochenschr. 1905, No. 15.
Das Maretin (Carbaminsäure-ra-Tolylhydrazid), über dessen Verwen-
dung bisher nur bei Fieber der Phthisiker berichtet wurde, gab Verf. mit
promptem Erfolge bei Fällen von Polyarthritis rheumatica, die sich gegen
die verschiedenen Salicylpräparate refraktär gezeigt hatten. Die Dosis
betrug 0,25—0,5 zweimal täglich. Auch als Antineuralgicum bewährte
sich das Mittel. Bei gonorrhoischen Gelenkentzündungen wirkte es dagegen
nur vorübergehend temperaturherabsetzend. Alkan.
1) P. Preobrajensky et M. Hargoulies, Contribution a l’ötude de la
polymyosite. Rev. de med. 1904, No. 10 u. 11.
2) W. Jessen uud E. Edens, Polymyositis und Polyneuritis bei Morbillen.
Berl. klin. Wochenschr. 1904, No. 32.
3) J. Hnätek, Polymyositis acuta haemorrhagica. Wiener med. Presse
1905. No. 19.
4) K, Siek, Akute recidivirende Polymyositis in epidemischem Auftreten.
Münch, med. Wochenschr. 1905, No. 24.
1) Die Verff. beschreiben hier einen letal verlaufenen Fall von sub-
akuter Polymyositis mit genauem mikroskopischem Befunde. Neben der
Polymyositis bestand eine Lungentuberkulose. Ausser den bekannten Yer
ändcrungen in den Muskeln waren die motorischen Vorderhornzellen des
Rückenmarks und der Med. oblong, verändert (Tigrolyse), während die
peripherischen Nerven und die bulbären Nervenstämme unversehrt waren.
Die Muskelfasern zeigten eine sehr verschiedene Dicke und waren oft zer-
fallen und degenerirt; sie erschienen bald homogen, bald in Fragmente
geteilt; die Gefässe im Bindegewebe wäret) vermehrt, ihre Wände verdickt
und intiltrirt. Fast kein Muskel des Rumpfes uud der Extremitäten blieb
verschont; am meisten waren die Hüft-, Schulter-, Oberarmmuskeln be-
fallen, sowohl von interstitiellen wie parenchymatösen Veränderungen, die
anscheinend beide gleichzeitig von Anfang an aufgetreten waren. Die Ver-
änderung des Nervensystems, speciell der Ganglienzellen des Rückenmarks,
ist auf den Erschöpfungszustand des Kranken und die Tuberkulose zu be-
ziehen. — Das gemeinschaftliche Auftreten von Polymyositis mit Tuber-
kulose ist nicht selten; und scheint hier das tuberkulöse Gift (Toxin)
ähnlich wie es in anderen Fällen Neuritiden erzeugt, auf die Muskel-
substanz schädlich einzuwirken. Diese Fälle verliefen alle letal und zwar
nach subakutem Verlauf; sie gehen, wie hier, oft mit Myocarditis und Herz-
schwäche einher. Oft sind auch die Zungen-, Kau-, Schluck- und Atmungs-
muskeln, wie in diesem Falle, miterkrankt und ihre Storung beschleunigt
den ungünstigen Verlauf.
2) Die Verff. beobachteten zunächst bei einer 32jährigen Dame eine
Polymyositis, die nach Masern auftrat. Eine Dermatitis mit Exanthem
konnte ausgeschlossen werden, zumal die Mutter der Patientin ebenfalls an
Morbilli erkrankte. Der Fall ging in völlige Heilung über. — Zu 2 Fällen
von Polyneuritis nach Masern, die von Morton und Monro beschrieben
sind, fügten die Verff. einen neuen hinzu, der ein I6jäbriges Mädchen be-
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No. 47.
WlNTHRNITZ.
797
trifft, welche an schweren Masern mit Bronchopneumonie, Otitis media u. s.w.
erkrankt war; während der Bronchopneumonie traten die Symptome der
Polyneuritis auf, die in ca. 6—7 Wochen zur Heilung kamen und wesent-
lich die sensible Form der Neuritis (Hyperästhesie, Hyperalgesie, Druck-
empfindlichkeit, lähmungsartige Schwäche) darboten.
3) Der Verf. beschreibt hier einen gutartigen Fall der Polymyositis
acuta haemori hagica mit den Erscheinungen einer akuten Infektionskrank-
heit mit Exanthem, lokalen Oedemen, Schmerzen und Mnskelempfindlichkeit,
Neigung zu Hämorrhagien, besonders in die Haut, Beschwerden beim
Schlucken, Tachycardie etc. — Scorbut und Morb. maculosus Werlhofii
waren auszuschliessen, obwohl das Zahnfleisch hier ein wenig miterkrankt
war. Eine Ursache der Infektion oder Sepsis war in diesem Falle nicht
nachzuweisen, ebensowenig wie die Eintrittsstelle des Giftes. Die auffallen-
den und stürmischen Herzsymptome standen anfangs im Vordergründe des
Krankheitsbildes. Neben der Tachycardie bestanden dyspeptische Erschei-
nungen, profuse Schweissbildung, Milzschwellung, Albuminurie, Muskel-
paresen, Erytheme der Haut. — Der Fall ging in völlige Heilung über
und lehrte, dass die Prognose nicht stets so ungünstig zu sein braucht.
4) Die von S. mitgeteilten Fälle berechtigen zu der Annahme, dass
neben den bisher bekannten akuten infektiösen Polymyositiden (WaöNER-
Unverricht Hoppe) mit schwerem deletärem Verlauf auch mittelschwere
bis leichte Fälle Vorkommen, die im Verhalten der Muskelerkrankuug
klinisch und anatomisch grosse Aehnlichkeit zeigen, sich aber durch
mangelnde Beteiligung der Haut und durch den günstigen Ausgang von
jenen unterscheiden. Ob ein ätiologischer Zusammenhang zwischen diesen
Formen besteht, erscheint zweifelhaft. Die medikamentöse Therapie schien
keinen Einfluss auf den Verlauf zu haben. Mehrfach traten Recidive im
Verlauf mit milderem Charakter auf. Die Krankheit trat hier epidemisch
auf, ohne dass der Herd und die Art der Ansteckung festgestellt werden
konnte. Der histologische Befund an den Muskeln entsprach dem der
echten Polymyositis. S. Kaliscber.
II. Winteruitz, Ueber einen einfachen Ersatz des elektrischen Vierzclleu-
bades. Münch, med. Wochenschr. 1905, No. 38.
W. hat die vier Zellenelektroden des Schnee’schen Bades durch vier
grosse Plattenelektroden ersetzt, die mit einer dicken, gut durchfeuchteten
Flanelllage bedeckt sind und als Hand- und Fusselektroden dienen. Wenn
auch Verf. zugiebt, dass der ganze Teil der Extremität, welcher beim Bade
in das Wasser eintaucht, als Elektrode dient, so ändert sich das Verhältnis
da, wo die Extremität das Wasser verlässt. Hier ist der Querschnitt relativ
klein und die Hautsensibilität spielt eine grosse Rolle. Bei Benutzung von
zwei Armwannen wird der Strom in einer Stärke von 20 — 24 M.-A. ver-
tragen; bei dem von W. construirten Apparat ist bei unverletzter Haut
das Gleiche der Fall. Der Hautwiderstand wird auch, wie Versuche zeigten,
bei Anwendung von Plattenelektroden überwunden, nur darf man Hände
oder Füsse nicht zu lose Auflegen. Auch für den faradischen Strom sind
die Verhältnisse ähnliche; die Stromstärke kann so weit gesteigert werden,
dass am Oberarm dicht über dem Ellenbogen Muskelcontraktionen eintreten.
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798
Lano. — Bukohks und Schmidt.
No. 47.
Ein nach den W. sehen Angaben zusammengesetzter Apparat ist von
der Firma W. A. Hirschmann gebaut. Verf. empfiehlt die Behandlung
nervöser Schlaflosigkeit und traumatischer Neurosen mittels seines Appa-
rates; die hierdurch erzielte Ailgemeinelektrisation steht in ihren Erfolgen
hinter denen des Vierzellenbades nicht zurück. Bernhardt.
Ed. Lang, Dermatosis epithelialis (degenerativa) circumscripta eczemi-
formis. — Paget’s Disease. Wiener klin. Wochenschr. 1905, No. 13.
Der bekannte, in allen Fällen fast genau gleiche histologische Befund
und das ebenso charakteristische klinische Bild erlauben nach Verf.’s An-
sicht den bestimmten Schluss, dass Paget’s Disease weder ein Ekzem, noch
ein Carcinom, sondern eine Krankheit sui generis ist. Die gerötete, der
Epidermis beraubte, unebene, oft nässende oder auch mit flachen Borken
bedeckte Hautoberfläche lässt es begreiflich erscheinen, dass die meisten
Fälle zunächst für ein chronisches Ekzem gehalten werden, aber noch
niemals ist wohl eine Affektion von vornherein klinisch für ein Carcinom
angesehen worden, die sich erst später als Paget’s Disease entpuppt hätte.
Die Unklarheiten in der Frage sind zum grossen Teil auf die fälschliche
Annahme zurückzuführen, dass die Paget’sche Krankheit nur an der Brust-
warze auftrete. Schon Pagkt selbst hat zugegeben, dass sie auch an
anderen Stellen Vorkommen könne und hervorragende Forscher haben sie
später an den Genitalien, den Lippen, der Nase, in der Achselhöhle und
Nabelgegend gesehen. Man sollte deshalb auch nicht mehr von „Paget's
Disease of the nipple“, sondern nur im allgemeinen von „Paget’s Disease“
sprechen, oder den in der Ueberschrift angegebenen Namen acceptireu, bis
ein tieferer Einblick in die Aetiologie eine präcisere Bezeichnung gestattet.
Verf. selbst ist überzeugt, dass es sich um eine chronisch verlaufende
parasitäre Erkrankung der Haut handelt; dafür spricht besonders die nie
fehlende scharfe Umgrenzung und die flächenhafte Ausbreitung, die der
Process — falls er nicht, wie ja oft genug geschieht, in Carcinom über-
geht — Jahre lang beibehält. H. Müller.
A. Busehke und H. E. Schmidt, Ueber die Wirkung der Röutgeustrablen
auf Drüsen. (Aus der Universitätspoliklinik f. Haut- u. Geschlectats-
krankh. in Berlin.) Deutsche med. Wochenschr. 1905, No. 13.
Die zunächst am Hoden, hauptsächlich bei Kaninchen, vorgenommenen
Versuche zeigten, dass die Röntgenstrahlen im stände sind, durch die Haut
hindurch eine hochgradige Atrophie jenes Organs hervorzurufen, an der
der Nebenhode sich nur in viel geringerem Grade beteiligt. Anderweitige
makroskopisch wahrnehmbare Veränderungen waren dabei nicht vorhanden.
Die histologische Untersuchung ergab, dass primär das Epithel geschädigt
wird und zwar in erster Reihe das sich schnell vermehrende und teilende,
erst später das mehr ruhende Epithel der geraden Kanälchen und des
Nebenhodens. Entzündliche Erscheinungen fehlten. Auffallend war, dass
sich auch bei weit fortgeschrittener Atrophie in einem Teil der Fälle noch
lebende Spermatozoon im Nebenhoden fanden. — Viel widerstandsfähiger
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No. 47.
Finokr.
799
erwies sich das Epithel der Nieren, die für die Versuche freigelegt
wurden. Ausser einer geringen, nicht einmal constanten, Albuminurie trat
nur in zwei Fällen nach besonders langer Bestrahlung eine Nekrose auf,
die sich auf die ganze Dicke der Rindenschicht erstreckte und bei dem
einen Tiere bis in die Marksubstanz reichte; daneben bestand eine kräftige
reaktive Entzündung. — Weiter wurde die Einwirkung der Röntgenstrahlen
auf die Sch weissdrüsen an Katzenpfoten geprüft. 6 — 10 Sitzungen von
12 — 20 Minuten Dauer genügten, um bei allen Tieren 3 — 4 Wochen nach
der letzten Bestrahlung eine völlige, auch 3 Monate später noch zu con-
statirende, Unterdrückung der Schweisssekretion herbeizuführen. Abgesehen
von einer eigentümlichen Glätte der bestrahlten Fläche zeigte die Haut
meist nichts Abnormes, auch waren mikroskopisch degenerative Verände-
rungen an den Schweissdrüsenepithelien nicht wahrzunehmen. Derselbe
Erfolg, nämlich gänzliche Sistirung der Schweissabsonderung ohne sonstige
sichtbare Schädigung, wurde bei einem Patienten mit starker Hyperidrosis
manuum durch einige Bestrahlungen erreicht. H. Müller.
Finger, Die Prophylaxe und Abortivbehandlung der Gonorrhoe. Deutsche
med. Wochenschr. 1905, No. 7.
Verf. kommt auf Grund seiner Erfahrungen hinsichtlich des Verlaufes
der Gonorrhoen zu einer Verwerfung der sogenannten Abortivkuren, die
durch wenige, aber möglichst frühzeitige und energische Applikationen
mit einem Schlage die Gonokokken töten und die Gonorrhoe zur Heilung
bringen wollen. Bekanntlich gelingt das nach den Angaben der Autoren,
von denen die verschiedenartigen Abortivkuren empfohlen worden sind,
nur unter bestimmten Voraussetzungen und in einem bestimmten Procent-
satz der Fälle. F. hat seit längerer Zeit die Versuche abortiver Behand-
lung aufgegeben und übt stets die systematische Injektionsbehandlung, die,
wie er mit Recht betont, unter günstigen Umständen nicht selten einen
abortiven Verlauf herbeiführt. Er geht dabei von der Erfahrung aus, dass
diejenigen Gonorrhoefälle, in denen von vornherein die Krankheitserreger,
sei es durch stärkere Virulenz, sei es durch äussere Schädigungen oder
besondere anatomische Verhältnisse in tiefere Schleimhautschichten oder
in Drüsengänge eindringen, jeder Behandlungsart stärkeren Widerstand
leisten und auch bei abortiven Behandlungsmethoden schlechte Resultate
geben. Diejenigen Fälle aber, in denen die Gonokokken relativ oberfläch-
lich sitzen, sind mit den verschiedensten Injektionsmitteln leicht zu heilen.
Für sie ist „der grosse und, was die Frage der Gewebsschädigung betrifft,
oft nicht gleichgültige Apparat der Abortivkur“ überflüssig. Dagegen führt
die frühzeitige systematische Behandlung mit Arginin, Protargol, Largin
in einer Reihe dieser Fälle zum raschen Verschwinden der Gonokokken
und der Sekretion. Ein gleiches negirendes Urteil wie über die Abortiv-
behandlung fällt Verf. über die für eine individuelle Prophylaxe empfohlenen
Methoden, die in der Einträufelung desinficirender Lösungen in die Harn-
röhre möglichst unmittelbar post coitum bestehen. Die verschiedenen dafür
angegebenen -Mittel sind nach Meinung des Verf.'s weder verlässlich noch
sicher unschädlich, insbesondere sind reaktive Entzündungen der Harn-
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800
ADDIN8KLL. — SlTZRNFRKY.
No. 47
röhre verschiedenen Grades nach Anwendung der Propbylactica nicht selten
Bei längerem, gewohnheitsmässigen Gebrauch derselben sah F. an der
Urethralschleimhaut ähnliche Veränderungen entstehen wie nach chroni-
scher gonorrhoischer Urethritis. Wenn aber Verf. auf Grund dieser Er-
fahrungen zu dem Schluss kommt, dass die Empfehlung solcher Prophy-
lactica durch den Arzt nicht gerechtfertigt sei, so geht er damit nach
Meinung des Ref. zu weit. Die Prophylactica können ebenso wie die In-
jektionen nach der subjektiven Empfindlichkeit dosirt werden, zumal nichts
dafür spricht, dass gerade zur Prophylaxe die starken Lösungen notwendig
sind. Ihr Gebrauch mag als möglichst zu beschränkender und ohne Garantie
empfohlen werden, aber auch mit solchem Vorbehalt wird ihre Anwendung,
in Verbindung mit anderen hygienischen Maassnahmen der individuellen
Prophylaxe, schon dadurch von Nutzen sein, dass sie den Ausübenden aD
das Vorhandensein einer Gefahr mahnt. B, Marcuse.
Addinsell, Pre menstrual pregnancy in a girl aged 13 years. The Lancet
1005. March 25.
Verf. berichtet über die Entbindung eines 13jährigen Mädchens. Das
Bemerkenswerte des Falles lag darin, dass das Mädchen vor Beginn der
Schwangerschaft noch nie die Menses gehabt hatte. A. knüpft an die
Mitteilung dieses Falles einige allgemeinere Bemerkungen über das Wesen
des Menstruationsprocesses: Der Fall zeige, dass Menstruation und Ovu-
lation von einander unabhängige Vorgänge sind. Es sei anzunehmen, dass
die Frauen der Urzeit nicht menstruirten, wenigstens nicht in dem Sinne,
in dem wir heute von einer Menstruation reden. In phylogenetischer
Hinsicht hat sich, wie A. glaubt, das Phänomen im Zusammenhang mit
der Einschränkung, die die excessive Fruchtbarkeit unserer Vorfahren
aus der Urzeit allmählich erfuhr, zu seiner jetzigen Erscheinung um
gebildet. Br. Wolff.
Sitzenfrey, Weiterere Erfahrungen über den Schambeinschnitt nach Gioli.
Prager med. Wochenschr, 1905, No. 23.
Verf. berichtet über die Erfahrungen, die in der Prager deutschen
geburtshülflichen Klinik (Prof. V. FRANtiuß) bei sieben mittels des Schani-
beinschnittes behandelten Entbindungen gesammelt wurden. In keinem der
7 Fälle hat die Mutter irgend einen dauernden Schaden erlitten und in
allen 7 Fällen wurden die Kinder, die sonst verloren gewesen wären, ge-
rettet. Die Mehrzahl der Geburten, namentlich die fieberbafteu, forderten
unaufschiebbar die Perforation, die einzig und allein durch den Scham-
beinschnitt im abgelaufenen Semester in der Klinik völlig umgangen wurde.
— Dem alleinstehenden Praktiker, der bei günstigen Weichteilverhältnissen
sehr wohl den Schainbeinschnitt auch in düiftigen äusseren Verhältnissen
ausführen kann und soll, ist zu raten, niemals bei unerweitertem Mutter-
mund zu operiren. Br. Wolff.
Einaendungen werden an die Adresse de« Herrn Geh. Med. -Kat Prof. Dr. M. Bernhardt (Berlin "
Französiwche Htraaae 31) oder an die Verlagahaudlung (Berlin NW., Unter den Linden 6S) erbeten
Verlag ron August Hirsch«alri ln Berlin. — Druck von L. Schumacher In Berlin N. 34.
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tatuMuuil Mu-h-Uegistcr.
Centralblatt
Praia d«a Jahrg*ni<|.y
3(4 Mark : tu bfiidicn
durch alle Bucbhand-
lungrn u. PottaiintaUeo.
für die
nipdiriiiisrheii Wissenschaften.
Unter Mitwirkung von T —
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Prof. Dr. H. Senator und Prof. Dr. E. Salk/SvrSki, v
redigirt von
Prof. Dr. M. Bernhardt \ t
n v-''' y
JAN ;) 1906
1905.
®. Uecember.
Inlmlt: Rastel und St bin, Lymphdrüsenbau und Tuberkulose. —
Henkt, Neuer Dynamometer. — Bloch, Purinstoffwcchsel beim Menschen. —
Pohchkr, Urspning des Milchzuckers. — Scuittenhelh, Die Fermente des
Nukleinstoffwechsels. — Eli. inoer, Ucber die Entstehung der Kynurensüure. —
Loewv und Nkubkko. Ueber Cystinurie. — Honl, lieber Darmdivertikel. —
Bahdenhecer und Lehmen, Ueber die Resektion der Hiiftpfaune. — v. Gkafe,
Ueber die operative Verletzung des Ductus tboracicus. — Phil, Ueber sym-
pathische Ophthalmie. — Schulze, Syphilisimpfungen bei Kaninchen. — Barth,
Facialislähmung infolge von Mastoiditis. — Ostmann, Ueber Knochenleitung beim
Hören. — Robert, Formamint bei Bronchitis foetida. — Neufeld, Kieferböhlen-
empyem bei Tuberkulose und Syphilis. — Wood, Die Lymphwege der Tonsillen.
— Haiin, Körte und Steinukeo, Blutserum und Typhusbaeilleu. — Pabsi.kh.
Serumlherapie bei Pneumonie. — Lokvenhart, Ueber Bcnzoy Isuperozyd. —
Neukibch, Ueber essentielle Albuminurie. — Tiegel, Ueber peptische Jejuual-
geschwüre. — Buhgeh, Ueber das Protylin. — Hahtings, Die Lumbalfliissigkeit
bei Meningitis. — Haoelstam, (!binker. Ueber die juvenile Tabes. • — Dupuv-
Dutemp8, Irisatrophie bei Tabes und Paralyse. — Klinohüi.leb und Halbrh-
städteb, Ueber die baktericide Wirkung des Fiusen lichtes. — Davidsohn,
Noeggeuatii und Staehklin, Spitzer. Rille und Vockkkodt, Rei-
schauer, Nigris, Mulzer, Scholtz, Grouven und Fabev, Khaus und
Prantschopf,Sobeiinheim und Tomasczewbki.Herxheimer.Krzvsztalo-
wicz und SiBiiLECKi, Ueber Spirochätenbefunde bei Syphilis. — Hörhann,
Ueber den abdominellen Druck.
J. Bartel und R. Stein, Lymphdrüsenbau und Tuberkulose. Arch. f.
Anat. u. Physiol. Anat. Abteil. Jalirg. 1905. H. 2/3, S. 141.
An normalen Lymphdrüsen von Föten, Neugeborenen, Kindern und
Erwachsenen bis zu 82 Jahren haben die Verflf. die regionären Lymph-
knoten der obersten Wege des Verdauungs- und Respirationstraktus
(Tonsillen, Halslymphdriisen), der unteren Wege des Respirationstraktus
{Bronchialdrüsen), der unteren Verdaunngswege (Mesenterialdrüsen) mit
Rücksicht darauf studirt, ob der verschiedenartige Bau nach Lokalität
oder nach dem Alter eine teilweise Erklärung zu liefern im stände ist für
die Prädisposition gewisser Eingangspforten für lymphogene Infektionen,
zumal für Tüberkulose. Mit Hülfe einer modificirten Mallory-Färbung
(nach Woolley) kamen nun die Verff. zu der Vorstellung, dass das Reti-
XLIU. Jahrgang. 51
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Hknby.
No. 48
*02
culum der menschlichen Lymphdrüse ans Endothelzellcn, Rindegewcbefasem
und elastischen Fasern besteht; in den frühesten Altersstufen ist es reich
an Zellen, arm an elastischen Fasern, die Bindegewebefasern sind allent-
halben von Zellen umscheidet. Zwischen dem 20. und 50. Lebensjahre
nehmen diese stark an Zahl ab, die Bindegewebefasern erscheinen bloss-
liegend und elastische Fasern werden im Reticulura des Randsinus be-
merkbar. Die Lymphdrüsen des Greisenalters zeigen vielfach verdickte
Bindegewebe- und elastische Fasern, die als Zeichen regressiver Meta
morphose sich auffasern, während die Zellen ganz in den Hintergrund
treten. Der Filtrationsapparat ist nun an verschiedenen Stellen und in
verschiedenen Lebensaltern in recht verschiedenem Grade seiner Funktion
augepasst. Die lytnphadenoiden Hinrichtungen der Schleimhäute zeichnen
sich durch die Weite ihres Reticulum aus. Im vierten Monate beginnt in
dem Bronchiallymphdrüsen die Anthrakose eiuzusetzeD. die bis zu einer
Induration führen kann. Die Hals- und Meseuteriallymphknoten zeigen nur
sehr geringfügige zeitliche Abweichungen. In den ersten Lebensmonaten
können die eindringenden Bacillen infolge des allenthalben sehr lockeren
und unentwickelten Filters keine sehr intensive Wirkung prodnciren. Mit
der fortschreitenden Entwickelung des Reticulum (1. Jahr bis Beginn des
2. Decenniums) mehren sich die Fälle der allgemeinen Lymphdrüsen-
tuberkulose. Mit der zunehmenden Anthrakose tritt die tuberkulöse Er-
krankung der Bronchialdrüsen in den Vordergrund; zugleich trägt die
Rückstauung der Lymphe und die infolge davon eintretende Destruktion
der Lungenlymphbahnen mit dazu bei, dass dieses Organ, unfähig sich der
eingedruugenen Erreger zu entledigen, allein dem Kampfe mit ihnen über-
lassen wird. Den Hals- und Mesenterialdrüsen gelingt es bei ihrem gut
erhaltenen Aufbau leichter, der Bacillen Herr zu werden, da sie nur einen
Teil derselben Zurückbalten, Es geht demnach nicht an, aus der beson-
deren Häufigkeit und Intensität der Erkrankung bestimmter Drüsengruppeu
den Schluss zu ziehen, dass die entsprechenden Sehleimhautbezirke die
häufigsten Eingangspforten der Infektion sind. Poll.
Cli. Henry, Sur la mesure de I’energie disponible par nn dynamoroetre
localisateur enregistreur. Compt. rend. (JXL., 12, p. 800.
H. hat ein Dynamometer construirt, das im wesentlichen aus einer
elastischen Gummibirue besteht, die mit etwa 1,6 kg Quecksilber gefüllt
ist. Durch den Druck der Hand wird das Quecksilber in eine senkrecht«
Röhre hineingepresst und treibt dabei einen eisernen Schwimmer in die
Höhe, dessen Exkursionen graphisch registrirt werden können. Auf die mit-
geteilte Theorie des Instrumentes soll hier nicht eingegaugen werden, nur
mag erwähnt sein, dass es den Federdynamoraetern gegenüber den Vorzug
besitzt, dass es nicht wie sie beim Drücken Schmerz verursacht. Dadurch
nämlich wird die Versuchsperson verhindert, in jedem Augenblick mit
maximaler Kraft zu drücken und der Muskel ruht daher zeitweilig in un-
controllirbarer Weise. Nicolai.
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No. 48. Bl .OC11. PoRrifKK. — S'HITTKNHKI.M. ElLIKUKU. 803
Kr. Bloch, Beiträge zur Kenntnis des Purinstoffwecbsels beim Menschen.
Deutsches Arch. f. klin. Med. Bd. 83, S. 41)0.
B. untersuchte zunächst die Ausscheidungsbedingungen von Hefenuklein-
säure bei Gesunden. Er gab nach einigen Tagen gleicbmässiger Nahrung
10 g Hefeuuk leinsäure als Beigabe in einer Dosis und bestimmte die
Aeuderung, die die Harnsäureausscheidung, zum Teil auch die der Purin-
basen, erfuhr. Er bestätigt, dass bei purinfreier Kost die Harnsäure-
ausscheidung sich auf einem constanten, aber individuell verschiedenen
Wert einstellt, ferner dass im Mittel 40,71 pCt. der mit der Nukleinsäure
zugeführten Purinmenge ausgeschieden werden. Die Mebrausscheidung von
Purinen nach einmaliger Fütterung dauert drei bis fünf Tage an. —
Während sich im Blute purinfrei genährter Individuen keine Harnsäure
finden lässt, ist ihre Menge nicht unbeträchtlich, wenn einige Zeit purin-
haltige Kost (Bouillon, F'leisch, Schinken) gereicht wird (in 200 Blut 6 mg
Harnsäure); höher noch nach Nukleinsäurefütterung. — In der Recon-
valescenz bei Ileotyphus findet sich keine Störung des Nukleinstoffwechsels,
speciell kein N uk le i nansatz. Dagegen war die Purinausscheidung bei
zwei Diabetikern beträchtlich vermindert. Umgekehrt war sie in einem
Falle alkoholischer I.ebercirrhose vermehrt, aber dabei zugleich verzögert.
Einige Erfahrungen B.'s sprechen dafür, dass nach Nukleinsäurezufuhr
ein Teil der Harnsäure im Blute sich in organischer Bindung befindet. —
Durch Röntgenbestrahlung konnte bei einem gesunden Menschen die Aus-
scheidung von Harn- und Phosphorsäure gesteigert werden.
A. Loewy.
Ch. Porcher, Sur l'origine du lactose. Des effets des injectiuns de glucose
chez ies femelles en lactation. Cnmpt. rend. de l'acad. T. 141, p. 467.
Entsprechend den Erfahrungen von ZOlzer und v. Noordkn, die
nach Einführung von Traubenzucker per os bei Wöchnerinnen eine Lak-
tosurie auftreten sahen, findet P., dass bei Kühen, Ziegen, Hunden
während der Laktation subkutan, intraperitoneal oder in die Brustdrüsen
eingespritzter Traubenzucker Zu einer Laktosurie führt. — Nur wenn
die Zuckermengen übermässig gross sind, sind die' Milchdrüsen unfähig
allen zu verarbeiten und es tritt zugleich auch Traubenzucker im Harn auf.
A. Loewy.
A. Schittenhelm, (Jeher die Fermente des Nukleinstoffwechsels. Zeitschr.
f. physiol. Chem. Bd. 43, S. 228.
Man hat sich die Harnsäurebilduug im tierischen Organismus so vor-
zustellen. dass zwei F’ermente dabei tätig sind, ein desan'iidireudes, welches
die Ueberführung von Guanin in Xanthin und von Adenin in Hypoxanthin
ermöglicht, und ein lebhaft oxydirendes. welches Hypoxanthin zu Xanthin
und Xanthin wiederum zu Harnsäure umwandelt. Wohlgemuth.
A. Ellinger, Die Entstehung der Kynurensäure. Zeitschr. f. physiol. Chem.
Bd. 43, S. 326.
Tryptophan ist als die Vorstufe der Kynurensäure zu betrachten,
51*
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804
liOKWY Ulld NkUHÜIIO. UoNI..
No. 48.
denn Fütterungsversuche an Hunden sowohl, wie an Kaninchen mit
Tryptophan ergaben, dass die Tiere Kynurensäure mit dem Harn aus-
schieden. Wohlgemuth.
A. Loewy und C. Neuberg, Ueber Cystinurie. (I. Mitteilung) Zeitschr.
f. physiol. Chem. Bd. 43, S. 338.
Der Cystinuriker hat nicht allein die Fähigkeit verloren, das im
Körper frei gewordene Cystin zu verbrennen, sondern er scheidet auch
freie Aminosäuren, wenn man sie ihm per os verabfolgt, unverändert durch
den Harn wieder aus. Die Diaminosäuren (Lysin, Arginin) erleiden prin-
cipiell das gleiche Schicksal, doch wird aus ihnen der so wie so locker
haftende Rest der C02 abgespalten, und im Harn erscheinen dann statt
Lysin — Cadaverin, statt Arginin — Putrescin. Wohlgemuth.
4. Honl, Ueber Diverticula intestini jejuni et crassi. (Aus dem pathol.-
anat. u. bakteriol. Institut der k. u. k. böhm. med. Fakultät in Prag.)
Wiener klin. Rundschau 1905, No. 34.
Mit dem Meckel’schen Divertikel, welches bekanntlich infolge einer
Persistenz oder unvollkommenen Obliteration des Ductus omphalomesen-
tericus entsteht, seinen Sitz oberhalb der Bauhin’schen Klappe hat und
zu mancherlei ein operatives Einschreiten erfordernden Krankheitserschei-
nuugen führen kann, haben die Beobachtungen des Vcrf.’s nichts gemeinsam,
sondern hier handelt es sich um andere Anomalien und zwar um Aus-
stülpungen, die am Dünndarm, am Duodenum anfangen, sich bis zum
Coecuin und Colon fortsetzen und meistens ganz besonders deutlich an der
Flexura sigmoidea ausgebildet sind. Die Meckel’schen Divertikel werden
allgemein als echte, die anderen, bei denen es sich nur um Ausstülpungen
der Schleimhaut und der Serosa durch Spalten in der Muscularis hindurch
handelt, als unechte oder erworbene angesehen. Verf. teilt eine Anzahl
von Fällen aus der Litteratur mit und kommt dann zur Besprechung seiner
Fälle. In dem einen war das Individuum an einem Carcinoma ventriculi
zu Grunde gegangen. Bei der Sektion fand sich ein Lungenempbysem.
Bronchitis. Bronchopneumonie und 37 Darmansstiilpungen, die, am Duo-
denum anfangend, in einer Länge von 40— 50 cm am Jejunum ausgebreitet
waren und gerade an der Insertion des Mesenteriums am Darm sassen.
Die grössten von ihnen erreichten Taubeneigrösse. Der Sektionsbefund im
zweiten Fall lautete: Eitrige Cystitis und Pericystitis, Unterlappenpneumonie
beiderseits, Decubitus, Hypospadie, Magendilatation, zahlreiche Divertikel des
Dünndarm. Die Anzahl dieser Gebilde betrug 89, sie begannen am Duo-
denum und fanden sich bis zum Ileuro hin. Ihre Grösse schwankte von
Hanfkorn- bis Taubeneigrösse. Aehnlich wie die echten können auch die
falchen Divertikel zu ernsten Complikationen den Anlass geben: Zu Ein-
klemmungen von Fremdkörpern und Kot, zu Ulcerationen, Perforationen
und perforirender Peritonitis mit anschliessenden Verwachsungen, Stenosen
und zu einer Reihe von Erscheinungen, die andere Krankbeitsbilder, wie
Perityphlitis und Geschwulstbildungen, Vortäuschen können. Geissler.
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No. 48
ßAKUKMJliL'KB Ullrf LkUIIKN. — V. GhAFK.
805
Bardenheuer und Gemmen. Die Resektion der Hüftgelenkspfanne bei
tuberkulösen und osteomyelitiseben Entzündungen des Hüftgelenkes.
Festschrift zur Eröffnung der Akad. für prakt. Medicin in Cölu. S. 267.
B. bat in deu letzten sechs Jahren (April 1898 bis Juni 1904) im
ganzen in 26 Fällen auf der chirurgischen Abteilung des Gölner Bürger-
hospitals die Resektion der Hüftgelenkspfanne wegen tuber-
kulöser und osteomyelitischer Erkrankungen des Hüftgelenkes
und der dasselbe umgrenzenden knöchernen Teile ausgeführt. Von den
26 Pfannenresektionen wurden 18 wegen einer tuberkulösen Erkrankung
und 8 wegen Osteomyelitis der Beckenpfanne ausgeführt. Die totale Re-
sektion der Hüftgelenkspfanne ist nach B. eine grosse, aber ungefährliche
Operation; allerdings setzt sie eine gewisse technische Fertigkeit und
Schnelligkeit im Operiren voraus. Sie ist indicirt bei allen septischen
Epiphysenlinienentzündungen der Hüftpfanne sowie bei den Osteomyelitiden
der benachbarten Knochen, wenn sie die Pfanne in schwerer Weise mit-
afficirt haben. Sie ist indicirt bei allen Resektionen von tuberkulös er-
krankten Hüftgelenken, wenn die Pfanne soweit in Mitleidenschaft gezogen
ist, dass eine oberflächliche Abkratznng nicht genügt. Sie ist bei Fisteln
am Hüftgelenk indicirt, welche in der Pfannencaries ihre Ursache haben,
und die bei conservativer Behandlung nicht ausheilen, vielmehr durch an-
haltende und reichliche Eiterung den Allgemeinzustand ungünstig beein-
flussen. Die totale Pfanuenresektiou hat auf eine Verkürzung des Beines
keinen wesentlichen Einfluss; für den Gehakt schafft sie in keiner Weise
ungünstige Verhältnisse; auch sonst hat sie auf die benachbarten Organe
keinen störenden Einfluss. Bei Pfannenosteomyelitis ist sie itn gegebenen
Falle als lebeusrettende Operation anzusehen; im Falle einer tuberkulösen
Erkrankung hat ihre Totalresektion einen ausserordentlich günstigen Ein-
fluss auf die definitive Heilung. Joachimsthal.
E. v. (Iraff, Zur Therapie der operativen Verletzung des Ductus thoracicus.
Wiener klin. Wochenschr. 1905, No. 1.
Im Anschluss an die Mitteilung eines Falles von operativer Verletzung
des Ductus thoracicus bei der Exstirpation linksseitiger tuberkulöser Hals-
drüsen bei einem 13jährigen skrophulösen Kind berichtet v. G. über die
Resultate, die eine Durchsicht der Litteratur derartiger Verletzungen ergiebt.
— Es zeigt sich dabei, dass die bei oder nach Operationen am Halse auf-
tretende Chylorrhoe stets durch eine Verletzung des Ductus thoracicus
selbst bedingt ist, bisher nur bei Operationen an der linken Halsseite
eiutrat und eine zwar vorübergehende, aber schwere Ernährungsstörung
bedingt, die bei Hinzutreten anderer Schädlichkeiten (Blutverlust, lange
Narkose) gelegentlich zum Tode führen kann. —
Genauer wird auf die Resultate der Therapie eingegangen, wobei sich
zeigt, dass die in 17 von 27 Fällen angewandte Tamponade nur 3 mal
von sofortigem Erfolge, d. b. Aufhören des Chylusausflusses, begleitet war,
in den übrigen 13 Fällen sich eine Cbylusfistel ctablirt, die iu einem Falle
über 3 Monate bestand. — Der einzige von sofortigem Erfolge begleitete
Eingriff bei Verletzung des Ductus thoracicus besteht in der Ligatur des-
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806
Phil. — Scrolzk. — Barth. — Ostmann.
No. 48.
selben bezw. der Naht seiner Verletzung am Halse. Dieses Verfahren ist
mit keinerlei schädlichen Folgen für den Gesaromtorganismus verbunden,
da mühelos die Collateralen des Ductus sich erweitern und vicariirend
eintreten. Peltesohn.
A. Pihl, Casuistische Beiträge zur sympathischen Ophthalmie, nebst einigen
pathologisch-anatomischen Untersuchungen, v. Graefe’s Arch. f. Ophthalm.
LX., 3, S. 568.
Unter 13750 Patienten beobachtete P. 9 Fälle von sympathischer
Ophthalmie, daunter befand sich ein Fall von reiner Papillitis, einer mit
Papillitis und Chorioretinitis, einer mit Chorioretinitis plastica mit Glas-
körperexsudation oder Uveitis posterior, zwei Fälle mit leichterer Irido-
cyclitis serosa und vier Fälle mit schwerer Iridocyclitis fibrinosa. Betreffs
der Therapie tritt Verf. auch nach Ausbruch der sympathischen Ophthalmie
am zweiten Auge für frühzeitige Enukleation des ersterkrankten Auges
ein, selbst wenn das sympathisirende Auge noch etwas sieht. Hierdurch
wird verhütet, dass noch mehr Mikroben und deren Produkte ins zweite
Auge gelangen. Horstmann.
W. Schulze, Impfungen mit Luesmaterial an Kaninchenaugen. Klin.
Monatsbl. f. Augenheilk. XL1II Jahrg. II. Bd.. S. 253.
Sch. benutzte als Impfmaterial teils frisches Luesgewebe wie Initial-
sklerosen und Blut, teils conservirtes Condylomgewebe sowie Nierenemulsion
mit Syphilis geimpfter Kaninchen. Diesen Impfstoff brachte er in die ein-
geritzte Iris von Kaninchen. Eine Anzahl der Tiere ging schon in den
ersten 14 Tagen zu Grunde, bei den übrigen entwickelten sich unter Ent-
zündungserscheinungen Knötchen in der Iris, die nach 3—4 Wochen ihre
bedeutendste Grösse erreicht hatten, um dann wieder zurückzugehen. Im
Gewebe der Iris fanden sich im Plasma (nie im Kern) der Zellen die von
SlGL als Cytorrhyctes litis bezeichnten Gebilde. Die „Parasiten“ waren
in noch grösserer Anzahl im Nierenausstrichpräparat nachweisbar. Die
Impfungen von Affen mit solcher Kanincheniris oder Nierenemulsion hatte
stets syphilitische Primär- und Sekundärerscheinungen zur Folge; die
inneren Organe der geimpften Affen enthielten dann ebenfalls Cytorrhycten.
G. Abelsdorff.
Barth, Zur Kenntnis der Facialislähmung infolge Bezold'schcr Mastoiditis.
Zeitschr. f. Ohreüheilk. Bd. 50, H. 3.
Das Besondere des von B. mitgeteilten Falles liegt darin, dass die
Schädigung des N. facialis ausserhalb des Schläfenbeines, nach seinem
Austritt aus dem Foramen stvlomastoideus erfolgte und zwar bedingt durch
einen unterhalb des Warzenfortsatzes in der Fossa digastrica gelegenen
Senknngsabscess. Schwabach.
Ostinnnii, Kritisch-experimentelle Studien zu Bezold’s Untersuchungen
über „Knochenleitung und Schallleitungsapparat im Ohr.“ Zeitschr. f.
Ohrenhcilk. Bd. 49, H. 3 u. 4, S. 331.
Entgegen der Ansicht Bezold’s (Zeitschr. f. Ohrenheilk., Bd. 48), dass
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No 48.
Robebt. — Neupeld. — Wood.
807
der Knochenleitung nur ein relativ geringer Wert für den Menschen zu-
komme, glaubt 0. auf Grund eigener Untersuchungen sich dahin aus-
sprechen zu sollen, dass wenn wir den Wert der Knochen- und Luftleitung
für unser Hören nach der Grösse der Amplitude, bei der der Ton für das
Ohr erklingt, abschätzen wollen, wir nur zu dem einen Urteil kommen
können, dass die Uebertragung eines Tones bis g durch den Knochen un-
endlich viel feiner als durch die Luft ist. Freilich müsse man sich hüten,
nun gleich weiter zu schliessen, dass der Wert der Knochenleitung für
unser Hören viel grösser sei, als der der Luftleitung, denn wir pflegen
doch das, was wir hören wollen und müssen nur sehr selten in einen
direkten Contakt mit unserem Schädel zu bringen, wie die Stimmgabel im
Experiment. Scbwabach.
Robert, Erfolgreiche Behandlung eines Falles von Bronchitis foetida mit
Formamint, einem neuen Organdesinficienz. Deutsche militärärztl. Zeit-
schrift 1005, No. 5.
Formaninttabletten sind eine Verbindung zweier Formaldehydverbin-
dungen und zwar einer Zucker und einer Menthol Verbindung, welche 0,01
Formaldehyd enthalten. Nach Einnehmen von 6 — 8 Tabletten lässt sich
nach 24 Stunden freies Formaldehyd im Harn nachweisen. Verf. behandelte
einen Fall von Bronchitis foetida mit diesem Mittel und war mit dem Er-
folg sehr zufrieden, sodass er zu weiteren Versuchen anregt.
W. Lublinski.
Neufeld, Tuberkulose, Syphilis und Kieferhöhleneiterung. Arch. f. Laryngol.
u. Rhinol. Bd. 17, H. 2.
Zu den seltenen Ursachen des Kieferhöhlenempyems gehören Tuber-
kulose und Syphilis. Verf. teilt von beiden je einen Fall mit. Die Tuber-
kulose wurde wahrscheinlich durch Läsion der zahnlosen Gingiva und In-
fektion durch den Speichel hervorgernfen und verbreitete sich auf das
Knochengerüst des Oberkiefers. Die sehr dünne Alveolarplatte wurde
bald zerstört und so kam es durch Sekundärinfektion zum stinkenden
Empyem. Bei der Lues ist wohl die gummöse Erkrankung der facialeu
Knochenwand der Oberkieferhöhle die primäre Erkrankung gewesen.
W. Lublinski.
G. R. Wood, The lymphatic drainage of the faucial tonsils. Atneric.
journ. of med. Sciences 1905, Aug.
Verf. hat eine Lösung von Berliner Blau in Terpentinspiritus in die
Gaumentonsille injicirt, um den Verlauf der abführenden Lymphgefässe
und die Lage der zugehörigen Drüse festzustellen. Die Gefässe gehen von
der Tonsille durch das peritonsilläre Bindegewebe, die Pharynxaponeurose
und den oberen Pharynxconstriktor abwärts unter die A. facialis und dann
nach hinten zwischen V. jugularis int. und M. stylobyoideus zu einer Drüse,
die dicht am vorderen Rande des M. sternocleidomastoideus liegt, wo er
vom hinteren Bauche des M. digastricus gekreuzt wird. Vou dieser Drüse
geht der Lympbstrom zu den Glandulae jugulares und ergiesst sich in den
Truncus jugularis. Diese sogenannte tonsilläre Lymphdrüse ist, wenn sie
r
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808
Hahn. Kortk und Stkinhkko. — PAsslkh.
No. 48.
auch mit anderen Halsgefässen in Verbindung steht, hauptsächlich bei den
Erkrankungen der Gaumentonsille beteiligt. Sturmann.
(». Hahn, lieber die baktericide Wirkung des menschlichen Blutserums
gegenüber Typhusbacillen (Nachweis des Zwischenkörpers). Deutsches
Arch. f. klin. Med. 1905, Bd. 82, S. 294.
Körte und Steinberg, Weitere Untersuchungen über die baktericide
Reaktion des Blutserums der Typhuskranken. Ebenda. S. 321.
H. hat durch baktericide Reagensglasversuche ermittelt, ob und in
welchen Mengen im Blute Gesunder und Nicht-Typhuskranker der auf
Typhusbacillen wirksame Amboceptor nachweisbar ist. Es wurde unter
gleichzeitiger Vornahme der verschiedenen Controllen inaktivirtes Blut-
serum in abgestuften Dosen und gleichen Mengen Typhuscultur zusammen-
gebracht und dann durch frisches Kaninchenserum das erforderliche Com-
plement hinzugefügt. Es zeigte sich, dass nicht selten der Amboceptor
nachweisbar ist, gemeinhin aber bei Gesunden in verhältnismässig geringer
Menge. Bei Nicht-Tvphuskranken sind meist grössere Mengen Amboceptor
nachweisbar, jedoch konnten bestimmte Beziehungen zwischen der Höbe
der baktericiden Titres und bestimmten Krankheiten nicht festgestellt werden.
K. und ST. untersuchten ebenfalls mittels Reagensglasversuchens das
Serum Typhuskranker und -Reconvalescenten nnd fanden, dass hier der
Amboceptor meist noch bei hoher (bis millionenfacher) Verdünnung nach-
weisbar ist. Der baktericide Titre nimmt zunächst während der Krankheit
zu, um gegen Ende und besonders während der Reconvalescenz wieder
abzunehmen. Dies spricht dafür, dass die Immunität nicht auf einen ver-
mehrten Gehalt an Amboceptoren beruhen kann, was auch dadurch er-
härtet wird, dass trotz hohen baktericiden Titres ein Recidiv auftreten
kann. Ebenso konnten Verff. nicht Beziehungen zwischen Höhe des bakteri-
ciden Titres und Schwere der Erkrankung nachweisen, wie auch der bak-
tericide Titre völlig unabhängig ist von der Agglutinatinnskraft des Serum?.
Hinsichtlich der Verwertbarkeit des baktericiden Titres für die Typhus-
diagnose liegen die Verhältnisse ähnlich wie bei der Agglutination. Je
höher der baktericide Titre eines zu untersuchenden Serums über die ge-
wöhnlich bei nichttyphösen Seris gefundenen Werte hinausgeht, um so
wahrscheinlicher ist eine Infektion durch den Typhusbacillus. Da aber
die Feststellung des baktericiden Titres erheblich grössere Anforderungen
an die Technik und Zeit des Untersuchers stellt als die Prüfung der
Agglutination, so wird erstere nur in den Fällen für die Diagnose ver-
wendet werden, in denen die Agglutination keine oder zweifelhafte Re-
sultate liefert. H, Bischoff.
II. Plissier, Zur Serumtherapie der fibrinösen Pneumonie. Deutsches Arch.
f. klin. Med. 1905, Bd. 82. 8.861.
Bei einer Erkrankung wie die Pneumonie, die zu den verschiedensten
Zeiten vollkommen kritisch in Heilung übergehen kann, sodass wenige
Stunden, nachdem die bedrohlichsten Symptome bestanden haben, alle
Gefahr beseitigt ist, muss man mit der Beurteilung der Heilerfolge eiues
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No. 48.
LoKVKNnART. — NkUKIKCH.
809
Serums besonders vorsichtig und kritisch verfahren. Es ist daher ver-
ständlich, dass P. ein absolut günstiges Urteil über das Pneumokokken-
serum nicht fällt, obwohl es uacb seinen Erfahrungen bei den schwersten
Pneumoniefallen und besonders bei der Pneuraokokkämie allen anderen
therapeutischen Maassnahmen überlegen zu sein scheint. Der hohe Preis
des Serums ist seiner Verwendbarkeit nicht günstig und so schlägt P. vor,
es nur da zu injiciren, wo das Auftreten von Hvpoleukocytose oder be-
drohliche andere Erscheinungen erkennen lassen, dass es sieb um eine
besonders schwere Erkrankung handelt. H. Bischoff.
A. 8. Loevenhart, Benzoylsuperoxyd, ein neues therapeutisches Agens.
Therap. Monatsh. 1905, Aug.
Benzoylsuperoxyd wird in folgender Weise, gewonnen: Käufliches
Natriumsuperoxyd (100 g) wird mit einer äquivalenten Menge Benzoyl-
chlorid (180 g) in Wasser bei einer Temperatur von ca. 4°0. behandelt;
das Produkt wird abfiltrirt und aus heissem Alkohol umkrystallisirt. Das
so entstehende Benzoylsuperoxyd ist eine beständige, sich nicht ver-
flüssigende, geruchlose Substanz, die in weissen Prismen vom Schmelz-
punkt 103,5° krystallisirt; in Wasser ist es nur wenig löslich, besser in
Alkohol und Oel. Bei lokaler Applikation, wie z. B. bei Einträufelungen
ins Auge, wirkt es nicht irritireud, weder anämisirend, noch hyperämisirend,
vielleicht ein wenig anästhesirend Irgend eine Wirkung tritt auch nicht
hervor, wenn man das Mittel einem gesunden Tier in die Peritonealhöhle
bringt oder in die Vena saphena injicirt; gesunde Individuen konnten ohne
irgendwelches bemerkenswerte Symptom 2 g und darüber per os nehmen.
Auf beschickte Agarplatten gebracht, unterdrückt es das Wachstum der
Bakterien, ohne sie jedoch abzutöten. Therapeutische Verwendung findet
das Benzoylsuperoxyd bei inficirten, übelriechenden Wunden, bei Brand-
wunden, bei Unterschenkelgescbwüren und bei einer Reihe von Hautkrank-
heiten. Man giebt es in Pulverform, in Lösung von Olivenöl (2 — 3proc.)
oder auch als lOproc. Salbe. K. Kronthal.
K. Noukirch, Ueber essentielle Albuminurie. Festschrift für G. Merkel.
Deutsches Arch. f. klin. Med. Bd. 84, H. 1—4.
Die essentielle (auch cyklische oder orthostatische) Albuminurie ist
eine zum Teil noch unaufgeklärte Krankheit; eine wesentliche Beobachtung
des Verf.’s bezieht sich auf sein eigenes Kind, dessen Krankheit er vom
ersten Beginn bis zu der nach etwa fünfjähriger Dauer eingetretenen voll-
kommenen Heilung tagtäglich untersucht hat. Die Affektion entwickelte
sich im Anschluss an eine heftige lakunäre Angina (vielleicht auch Diph-
therie). Wir erwähnen aus der Krankengeschichte, dass sich während
einer zweimonatlichen ununterbrochenen Bettruhe niemals die geringste
Spur Eiweiss im Urin nachweisen liess; unter dem Einfluss einer Influenza
mit Bronchitis des linken Unterlappens stieg jedoch der Eiweissgehalt
über 1 pM. trotz Bettruhe, eine Steigerung, die bei einem Aufenthalt in
St. Moritz fast mit einem Schlage aufhörte. — Nach uud nach wurde die
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810
Ttkoki..
No. 4*
Eiweissmenge des Urins immer geringer und ist jetzt während 8 Jahren
vollkommen geschwunden; niemals waren Formelemente im Urin vorhanden,
niemals Veränderungen am Herzen, Oedeme etc. — Verf. hält die Affektion
für eine Krankeit sui generis; sie kann weder als ein rein physiologischer
Vorgang noch als eine echte Nephritis betrachtet werden, wenngleich es
möglich ist. dass sie gelegentlich einmal in letzteres Leiden übergeht.
Verf. neigt am meisten zu der Ansicht, dass es sich um eine Innervations-
störung der Nieren handelt. L. Perl.
M. Tiegel, Ueber peptische Geschwüre des Jejunums nach Gastroentero-
stomie, Mitteil. a. d. Grenzgeb. d. Med. u. Ohir. 1004, Bd. 13, H. 4 u. 5,
S. 897.
Unter den mannigfachen, nach Gastroenterostomie vorkommenden Com-
plikationen spielt die Entstehung von peptischen Geschwüren im Jejunum
nicht die geringste Rolle, obschon sie erst im Jahre 1809 zum ersten Male
von Braun beschrieben worden ist. Bislang sind nur vereinzelte Fälle
der Art beschrieben worden und so hat es T. unternommen, die seither
gemachten Erfahrungen zusammenzustellen. Sie gipfeln in folgenden Sätzen:
1. Das Ulcus pepticum jejuni ist bisher nur nach Gastroenterostomien
wegen gutartiger Magenerkraukungen beobachtet worden; es bevorzugt das
männliche Geschlecht im mittleren und hohen Alter.
2. Im klinischen Verlauf sind zwei Gruppen von einander zu unter-
scheiden; einmal Fälle, die völlig .symptomlos verlaufen und dann plötz-
lich zur Perforation iu die freie Bauchhöhle führen, sodann Fälle mit
chronischem Verlauf, durch die heftigsten Beschwerden (besonders Schmerzen)
gekennzeichnet, wo es zu allmählicher Penetration des Geschwüres, zu
Adhäsionen. Uebergreifen auf benachbarte Organe und Ausbildung beträcht-
licher entzündlicher Tumoren kommt, letztere Fälle bieten klinisch das
Bild des penetrireuden Magenulcus und sind von diesem diagnostisch kaum
zu unterscheiden. Es besteht bei ihnen grosse Neigung zu Recidiven.
3. Die bisherigen Erfolge der operativen Therapie sind (besonders
quoad Kecidi vfreiheit) keine guten, während die wenigen Erfahrungen, die
über interne Therapie vorhanden sind, günstig lauten. Es sollte daher bei
den chronischen Fällen stets in erster Linie eine längere energische innere
Behandlung (wie bei Magenulcus) versucht werden, ehe man sich zur aber-
maligen Operation entschliesst. Bei den akuten Perforationsfällen ist
selbstverständlich ein sofortiger chirurgischer Eingriff am Platze.
4. Die Entstehung der Geschwüre ist in erster Linie auf die peptische
Wirkung des nicht immer stark aciden Magensaftes zurückzuführen, die
durch Cirkulationsstörungcn (Arteriosklerose), Läsionen der Schleimhaut
und vielleicht auch durch eine gewisse individuelle Disposition unterstützt
wird. Inwieweit ein Einfluss der Operationsmethode oder Technik besteht,
lässt sich nach den bisherigen geringen Erfahrungen noch nicht sicher
beurteilen. Auf Grund theoretischer Erwägungen empfiehlt es sich, die
hintere Gastroenterostomie der vorderen mit querer Anheftung der Schlinge
vorznziehen.
5. Die sich häufenden Beobachtungen peptischer Jejunalgeschwüre sind
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No. 48.
B(‘iiokk. — Hastings.
811
dazu geeignet, zu einer Einschränkung der Gastroenterostomie bei gut-
artigen Magenaffektionen zu Gunsten der internen Therapie zu führen. Wo
ein operativer Eingriff streng angezeigt ist (Pylorusstenose), ist die Gastro-
enterostomie in allen geeigneten Fällen durch die Pyloroplastik, eventuell
durch die Gastroduodenostomie zu ersetzen.
Wo nur eine Gastrojejunostomie ausführbar ist, erscheint eine von
Goepel angegebene Modifikation derselben, die Gastroenterostomie fundosa,
ganz aussichtsreich und zu weiteren Versuchen ermutigend.
6. Auch bei der Prophylaxe ist auf interne Therapie ein grösserer
Wert zu legen. Es ist nach jeder Gastroenterostomie wegen gutartiger
Magenaffektion durch längere Zeit Gebrauch von Alkalien und strenge
Diät zu empfehlen. Carl Rosenthal.
M. Bürger, Deber Protylin und seinen Wert als Nähr- und Heilmittel,
iusbesodere bei rachitisch Zuständen im Kindesalter. Therapeut. Monatsh.
1904, S. 302.
Das Protylin (Roche) ist eine synthetische Phosphor-Eiweissverbindung
und gehört in die Gruppe der Paranukleme. Verf. hat es bei einer Reihe
von Erkrankungszuständen des Kindesalters versucht und zwar bei anämi-
schen Zuständen und gestörtem Körperwachstum, bei Anomalien des Nerven-
systems und bei rachitischen Processen. Die Kinder erhielten 1 — 2 g des
Mittels dreimal täglich nach den Mahlzeiten oder als Zusatz zu den Speisen
(Suppen, Gemüsen, verquirlt mit Ei und Zucker). In allen Fällen wirkt
das Protylin appetitanregend, kräftevermehrend und wachstumbefördernd-,
bei nervösen Kranken setzt es die Erregbarkeit des Nervensystems herab.
Erscheint eine Combination von einem Nährstoff mit einer Eisenverbindung
angezeigt, so z. R. bei Chlorose, so erweist sich das Protylinum ferratnm,
welches 2,3 pCt. Eisen enthält, als wertvolles Mittel. In Gaben von 4 — t) g
täglich (= ca. 2 Teelöffeln) hat es in allen Fällen von Chlorose Besserung
bewirkt. — Bei 18 Kindern mit stark entwickelter Rachitis trat bei Ge-
brauch von je t/j bis 1 Teelöffel Protylin pro die eine bedeutende und in
den meisten Fällen rasche Besserung ein. Der gleich gute Erfolg wurde
bei postrachitischen Ernährungsstörungen erzielt. Bei der Rachitis scheint
der Phosphorgehalt des Mittels von wesentlichem Wert zu sein, da phos-
phorarme Mittel einen gleich günstigen Erfolg nicht zu stände brachten.
— Sehr günstig waren auch die Ergebnisse bei zwei osteomalacischen
Schwangeren, die durch ß Wochen täglich 4 — 5 mal je 4 g Protvlin er-
halten hatten. Stadthagen.
Hastings. The bacterial and cellular examination of the spinal fluid in
fifty cases of cerebrospinal meningitis. Med. News 1905, p 1110.
Ausnahmslos ergab in 50 Fällen cerebrospinaler Meningitis die Lumbal-
punktion getrübte Flüssigkeiten, und zwar von feinster Opalescenz bis zur
dicken, flockigen Suspension von Fibrin und Leukocyten. Bei 5 gleich-
zeitig beobachteten Fällen von tuberkulöser Meningitis war die Flüssigkeit
absolut klar, erst später setzte sich am Boden des Röhrchens ein schleier-
artiges t'oagulum ab. ln 42 Fällen fand sich der Meningococcus intra-
r
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812
H AOKI.8TAM, GkINRKR.
No. 48.
cellularis. darunter auch 36 mal culturell. Unter den weissen Blutzellen
fand sich immer ein relativ hoher Procentsatz polynukleärer Zellen (68 bis
100 pCt.). In 2 Fällen, die zur Genesung kamen, nahmen unter wieder-
holten Punktionen die mononukleären Zellen procentualiter zu, sodass in
der letzten Zeit der Reconvalescenz der Procentsatz der mononukleären
den der polynukleären übertraf. In 5 Fällen, die sämmtlich starben, fand
sich der Pneumococcus. Hier fand sich nach dem (Centrifngiren neben
einer gelben Flüssigkeit reichliches eitriges Sediment mit einem Procent-
gehalt von 94 — 99 an polynukleären Zellen. In 3 Fällen liess sich kein
bakterieller Befund erheben, der celluläre Befund entsprach jedoch dem
der Meningokokkenfälle.
Im Gegensatz dazu fand Verf. bei den B Fällen von tuberkulöser
Meningitis in dem schleierartigen Coagulum nur wenige weisse Zellen, vor-
wiegend kleine monpnukleäre (68— 100 pCt.). In 4 Fällen waren dabei
Tuberkelbacillen leicht nachzuweisen. Alkan.
1) J. Hngelstam, üeber Tabes und Taboparalyse im Kindes- und Ent-
wickelungsalter. Deutsche Zeitschr. f. Nervenheilk. 26. Bd. (3).
2) 4. Grinker, A case of juvenile Tabes in a familv of neuro-syphilitics.
The journ. of nerv, and ment, disease 1904, No. 12.
1) Zu 42 Fällen der bitterster, in denen infantile oder juvenile Tabes
oder Taboparalyse vorlag, teilt H. drei neue Beobachtungen aus der Poli-
klinik des Prof. Oppenheim mit. Von diesen 45 Fällen betrafen 16 das
männliche, 29 das weibliche Geschlecht; in 6 dieser Fälle bestand Tabo-
paralyse, in den anderen Tabes allein. In mehr als 26 pCt dieser Fälle
bestand gleichzeitig bei Vater oder Mutter oder bei beiden Tabes, Paralyse
oder Hirnlues. H. neigt sich zu der Ansicht, dass die genuine infantile
oder juvenile Tabes gar nicht so selten ist und durchaus nicht immer als
ccrebrospinale Lues des Nervensystems anzusehen ist. Wir finden bei
dieser Tabes auch Arthropathien, schmerzloses Ausfallen der Zähne,
gastrische Krisen, Herzkrisen u. s. w. Auch der Verlauf weicht uicht
wesentlich von dem der Tabes Erwachsener ab. Eine angeborene oder früh
erworbene Lues ist fast immer der Boden, auf dem die infantile Tabes
oder Taboparalyse sich entwickelt; dazu kommt die erbliche Belastung.
Die infantile Tabes setzt meist in der Pubertät ein, doch nicht selten schon
früher und selbst im zweiten und dritten Jahrzehnt kann auf Basis syphili-
tischer Vererbung eine Tabes als Lues tarda in die Erscheinung treten,
ohne dass eine direkte postfötale luische Infektion vorausgegangen ist.
Der Verlauf ist mitunter recht langsam und motorische wie sensible Er-
scheinungen (Ataxie, lancinirende Schmerzen) können lange fehlen.
2) G. beschreibt einen Fall von uncomplicirter Tabes juvenilis bei
einem 25jährigen jungen Mann, der in der Kindheit an Lues hereditaria
litt und die ersten Erscheinungen der Tabes (Blasenstörungen) etwa im
5. Lebensjahre aufwies. Ein Tremor der Zunge und eine gewisse Schwierig-
keit beim Sprechen Messen auch diesen Fall nicht ganz rein erscheinen,
doch waren progressive Paralyse. Lues cerebrospinalis oder Frtedreich'scbe
Ataxie auszuschliessen. In der Familie bestanden mehrfache Nervenerkrau-
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No. 48.
Dupcy-Dutkups.
813
kungen; die Mutter litt an Tabes, einige Geschwister an syphilitischen
Affektionen des Centralnervensystems. S. Kalischer.
Diipuy-Dutemps, Sur une forme sp^ciale d’atrophie de l’iris au cours du
tabes et de la paralysie generale. Ses raports avec l’irrigularite et les
trnubles reflexes de la pupille. Annales d'oculistique 1905, Sept.
Bei der Tabes und der progressiven Paralyse hat D. eine von ihm
eingehend beschriebene Atrophie des Irisgewebes feststellen können, eine
Atrophie, die dem Verlust des Lichtreflexes der Iris Jahre vorausgehen
kann. Weniger bestimmt sind die Verhältnisse zwischen dieser Atrophie
und dem Reflex bei der Accommodation: dieser kann zwar bestehen bleiben,
ist aber meist erheblich herabgesetzt. Bei sehr starker Atrophie ver-
schwindet er: aber auch wenn die Iris nicht so erheblich verändert scheint,
kann er fehlen. Ist die Atrophie der Iris unregelmässig, so kann der
Accommodationsreflex an den weniger veränderten Partien der Regenbogen-
haut erhalten bleiben. Der von Verf. so genannte Galassi’sche Reflex
(Verengerung der Pupille bei kräftigem Augenschluss) bleibt auch nach
dem Verschwinden des Accommodationsreflexes noch bestehen. Selbst bei
Jahre lang bestehenden Irislähmungen infolge von Läsionen des Oculo-
motoriusstammes konnte man nach Ausbreitung des Irisgewebes durch Ein-
träufelung von Miotica eine Veränderung des Irisgewebes nicht nachweisen.
Verbindet sich nach Verf. eine Irisläbinung mit einer Atrophie dieses Ge-
webes, so kann man immer vermuten, dass, gleichviel ob Mydriasis be-
steht oder Lähmung des Stammes, noch ein anderes ätiologisches Moment
{Tabes, Paralysis, Syphilis) vorhanden ist. Es handelt sich demnach um
ein wichtiges Zeichen in Bezug auf die Prognose; auch für die gericht-
liche Medicin sowie bei Versicherungsverträgen kann dieses Zeichen von
besonderer Bedeutung werden. Weiter konnte Verf. eine schon von GAI.ASSI
gemachte Beobachtung bestätigen, dass bei isolirter Oculomotoriuslähmung
trotz Kehlen des Lichtreflexes und der Verkleinerung der Pupille bei der
Accommodation der Lidreflex der Pupille (Verkleinerung derselben bei
kräftigem Lidschluss) erhalten bleibt
Weiter weist Verf. nach, dass die Regenbogenhautatrophie von einer
Aflfektion des Sympathicus nicht abhängt.
Ursache aller der bisher geschilderten Erscheinungen sind tropbische
Störungen, abhängig von Veränderungen der Ciliarnerven und von Läsionen
des peripherischen ciliaren Neurons. Mit Berücksichtigung der zahlreichen
mit dieser Frage sich beschäftigenden Arbeiten (vergl. das Original) kommt
Verf. zu dem Schluss, dass weder Durchschneidung des Halssympathicus
noch des Ocuiomotoriusstammes eine Degeneration der Ciliarnerven oder
eine Irisatrophie im Gefolge hat. Es entstehe wohl eiue Iridoplegie, sie
sei aber zu vergleichen einer durch cortikale oder subcortikale Läsionen
hervorgerufenen Lähmung; leidet aber das periphere ciliare Neuron, so sei
die jetzt resultirende Paralyse einer durch peripherische Neuritis oder durch
Beteiligung der Vorderhörner entstandenen Lähmung zu vergleichen. Die
unregelmässige Gestaltung der Pupille und die partielle Reaktion derselben
auf bestimmte Reize kann mit Piltz auf einen nur hier und da einige
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814 Ki.iNc.Mi'u.nt und IIai.bkhst Aotbb. No. 48.
Sektoren der Iris betreffenden (Jontrak t i I i t&tsverl ust bezogen werden. So
könnte die Miosis durch eine frühe und ausgedehnte Veränderung der
diktatorischen Fasern der Ciliarnerven, die Mydriasis durch eine hervor
ragende Beteiligung der constriktorischen kurzen Ciliarfasern erklärt werden:
bei mittlerer Weite der Pupille seien beide Arten von Fasern ziemlich
gleichmässig betroffen. Dasselbe gilt auch für die Ungleichheit beider
Pupillen. Die Atrophie des Irisstromas bedingt auch da, wo das Argyll-
Hobertson’sche Phänomen vorhanden, eine viel schwächere Reaktion der
Pupillen auf Miotica oder Mydriatica wie dies bei Gesunden oder auch bei
solchen der Fall ist, die an einer peripherischen Oculomotoriuslähmung
leiden.
Diese infolge von Gewebsveränderungen eingetretene [risträgheit git-bi
auch eine Krklärung für die Tatsache, dass oft bei Tabischen mit com-
pleter Oculomotoriuslähmung die Pupille nur mässig dilatirt oder sogar
ganz eng sein kann. Bernhardt.
V. Klingmiiller und L. lialherstiidter, l’eber die baktericide Wirkung
des Lichtes bei der Finsenbehandlung. (Aus der dermatol. Universitäts-
klinik in Breslau.) Deutsche med. Wochenschr. 1905, No. 14.
Die Verff. suchten festzustellen, ob die bekannte energische, aber
oberflächliche baktericide Wirkung des concentrirten elektrischen Bogen-
lichts ausreicht, den günstigen Einfluss der Finsenbehandlung auf den
Lupus vulgaris zu erklären. Es wurden zunächst Stückchen von Lupus,
der teils unmittelbar vor der Excision, teils läugere Zeit vorher, 70 Minuten
lang bestrahlt worden war, auf Meerschweinchen intraperitoneal verimpft.
Ein Teil der Tiere wurde tuberkulös, ein anderer blieb zwar gesund, doch
war dasselbe auch bei einigen mit nicht belichtetem Material geimpften
Controlltieren der Fall. — Ferner benutzten die Verff. eine schon von
Nagklschmidt (aber mit entgegengesetztem Resultat) augewendete Ver-
suchsanordnung (Obi. 1003, S. B24). Sie erzeugten bei Meerschweinchen
durch Einreiben sehr virulenter Tuberkclbacillenculturen in die scarificirte
Haut an zwei symmetrischeu Stellen des Rückens eine lokale Hauttuber-
kulose, belichteten daun nur die eine Stelle excidirten dann beide und
verimpften sie auf andere Meerschweinchen. Die mit dem belichteten
Material inficirten Tiere gingen säinmtlich an Tuberkulose zh Grunde,
wenn auch durchschnittlich etwas später, als die mit den nichtbelicbteten
geimpften. — Weiter wurde die Emulsion einer Tuberkelbacilleucultur in
eiu Kaninchenohr subkutan injicirt, die betreffende Stelle belichtet,
excidirt und auf Meerschweinchen übertragen; die Tiere erkrankten an
Tuberkulose. — Endlich verimpften die Verff. aucli Reinculturen von
Tuberkelbacillen und fein zerriebene tuberkulöse Milz eines eben verendeten
Meerschweinchens, die in geeigneter Weise 70 Minuten belichtet worden
waren, mit positivem Erfolge. — Aus den Ergebnissen aller dieser Ver-
suche schlicsseu sie, dass der günstige Einfluss der Finsenbehandlung auf
den Lupus vulgaris nicht auf der baktericiden Wirkung des Lichtes be-
ruhen kann. H. Müller.
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No. 48.
Davidsuhn. Nokookkatii und Stakiiklin. Sfitzkk etc.
815
1) C. Davidsohn, Spirochaetenfärbung mit Kresvlviolett. Berl. klin.
Wochenschr. 1905, No. 31.
2) C. T. Noeggerath und R. Staehelin, Zutn Nacheis der Spirochaete
pallida im Blut Syphilitischer. (Aus der med. Klinik in Basel.) Münch,
med. Wochenschr. 1905, No. 31.
3) L. Spitzer, üeber Spirochaetenbefunde in syphilitischem Gewebe. (Aus
dem staatl. serotherapeut. Institut in Wien.) Wiener klin. Wochenschr.
1905. No. 31.
4) Rille und A. Voekerodt, Weitere Spirochaetenbefunde bei Syphilis.
(Ans der dermatol. Klinik zu Leipzig.) Münch, med. Wochenschr. 1905,
No. 34.
5) Reischauer, Rin weiterer Spirochaetenbefund bei hereditärer Lues.
(Aus dem liygien. Institut in Jena.) Deutsche med. Wochenschr. 1905,
No. 34.
C) <». Nigris, Spirochaete pallida und refringens nebeneinander im Blute
bei hereditäter Lues. (Aus der Univ.-Kinderklinik in Graz.) Deutsche
med. Wochenschr. 1905, No. 36.
7) 1*. Mulzer. lieber das Vorkommen von Spirochaeten bei syphilitischen
Kraukheitsprodukten. (Aus d. Universitätsklinik f. Haut- u. Geschlechts-
krankheiten zu Berlin.) Berl. klin. Wochenschr. 1905, No. 36.
8) W. Schultz, Ueber den Spirochaetennachweis bei Syphilis. Deutsche
med. Wochenschr. 1905. No. 36.
9) C. Grouven und H. Fabry, Spirochaeten bei Syphilis. (Aus der Uni-
versitätsklinik f. Syphilis u. Hautkraukh. in Bonn.) Ebenda.
10) R. Kraus und A. PraiitscliofT, Ueber das constante Vorkommen der
Spirochaete pallida im syphilitischen Gewebe bei Menschen und Affen.
(Aus dem staatl. serotherapeut. Institut in Wien.) Wiener klin. Wochen-
schrift 1905, No. 37.
11) (». Sobernbeiin und E. Tomasczewski, Ueber Spirochaete pallida.
(Aus dem hygien. Institut an der med. Klinik zu Halle a. S.) Münch,
med. Wochenschr. 1906, No. 39.
12) K. Herxheimer, Zur Kenntnis der Spirochaete pallida. (Aus dem
städt. Krankenhaus in Frankfurt a. M.) Ebenda.
13) Fr. Krzysztalowicz und M. Siedlecki, Spirochaete pallida Schaudinu
in syphilitischen Erscheinungen. (Aus d. Institut der vergleich. Anatomie
in Krakau.) Montsh. f. prakt. Dermatol. Bd.41, No. 6.
1) D. empfiehlt zur Färbung der Spirochaete pallida das Kresylviolett
„R extra“ der Mühlheimer Farbenfabrik. Der Farbstoff wird ohne viel
Wägen und Messen in destillirtem Wasser kalt so gelöst, dass ein kleiner
Ueberschuss auf dem Boden liegen bleibt, etwa eine Messerspitze auf
100 ccm Wasser.
2) Zum Nachweis der Spirochaete pallida im Blute verwandten N. und
St. statt einzelner Tropfen immer mindestens 1 ccm Blut, lösten es in dem
zehnfachen Quantum t/3 proc. Essigsäure und centrifugirten. Fis gelang
ihnen so, in 3 Fällen von unbehandelter sekundärer Syphilis die Spiro-
chäten im Bodensatz des Centrifugirten in grösserer Zahl aufzuffndeu. Con-
trolluntersuchungen bei 6 nicht syphilitischen Personen hatten ein nega-
tives Result.
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81«
liuUMANN
No. 48.
3) S. konnte bei primärer und sekundärer Syphilis die Spirocbaete
patlida regelmässig nacbweisen, wiederholt aber auch in gummösen Pro-
dukten, in denen sie freilich inconstant und nur spärlich vorzukommen
scheint. Niemals dagegen fand er sie im Blut oder bei nicht syphilitischen
Dermatosen. Dass die Gebilde etwa in gewissen Perioden des Syphilis-
verlaufs, z. B. im Eruptionsstadium, in grösserer Menge vorhanden sind,
als zu anderen Zeiten, liess sich nicht constatiren, auch ein Einfluss der
Therapie auf ihr morphologisches Verhalten war nicht zu erkennen. Sehr
spärlich waren die Befunde stets in ulcerösen Formen, dazu erschienen sie
bei ihnen, ebenso wie bei Schleimhauteruptionen wegen des reichlichen
Vorhandenseins von Bakterien und anderen Spirochaeteformen wenig über-
zeugend. H. Müller.
(Schluss folgt.)
Hörmann, Die intraabdominellen Druckverhältnisse. Arcli. f. Gynäkol.
1905, Bd. 75, H. 3.
H. fasst die Hauptpunkte seiner Erörterungen bezw. Untersuchungen
über die Druckverhältnisse in der Bauchhöhle in folgenden Sätzen zusammen:
I. Ein intraabdomineller Druck im Sinne einer einheitlichen Grösse
existirt nicht. Alle Methoden und Versuche, die „absolute“ Grösse des
intraabdominellen Druckes zu bestimmen, beruhen demgemäss auf irrtüm-
tümlichen physikalischen Voraussetzungen.
2. Es sind vor allem die im Abdomen wirksamen Gesetze der Statik,
welche den Druck au verschiedenen Stellen desselben verschieden gestalten
müssen; ein weiterer sehr wichtiger Grund hierfür ist der in den Einge-
weidehohlorganen herrschende Sonderdruck. (Intraintestinaler Druck).
3. Bei völlig ruhender Bauchmuskulatur wird durch dieselbe kein con
stanter Spannungsdruck auf den Abdorninalinhalt ausgeübt.
4. Es giebt Momente, welche ganz im allgemeinen steigernd auf die
iutraabdominellen Druckverhältnisse einwirken: die Tätigkeit der Bauch-
presse, passive Wandspannung infolge starker Vermehrung des Abdouiinal-
inhalts etc. Die lokalen Druckdifferenzen weiden dadurch natürlich nicht
beseitigt.
5. Lokal kann der Druck im Abdomen bezw. den Abdominalbohlorganen
uuteratmosphärisch (negativ) werden. Einen generalisirten negativen intra-
abdominellen Druck giebt es natürlich nicht. Der lokal negative Druck
erklärt sich in den gashaltigen Hohlorganen vor allem durch eine Yolum-
vergrösserung der Bauchhöhle in gewissen Lagen, z. B. der K nieel len bogen -
läge und ein dadurch bedingtes Missverhältnis zwischen Volumen und Inhalt
derselben. Ein solches Missverhältnis kann bestehen, weil der atmo-
sphärische Aussendruck bei diesen Lagen nicht allseitig direkt auf den
Inhalt einwirken und sich auf diesen fortpflauzen kann.
Bei den nicht lufthaltigen Hohlorganen und im Peritonealsack mag auch
die in gewissen Lagen (z. B. der Knieellenbogeulage) der Adhäsion entgegen-
wirkende Schwere der Nachbarorgane einen Zug ausüben und das Zustande-
kommen eines lokal-negativen Druckes begünstigen. Br. Wolff.
Einsendungen «erden au die Adresse de« Herrn lieb. Med.-Kat Prof. Dr. M. Bernhardt (Berlin W.
Frantöaische Strasse 2t) oder an die Verlagehandlung (Berlin NW., Unter den Linden 68) erbeten.
Verlag von August lliricb« »Id in Berlin. — Druck von L. Schumacher in Berlin N. 24.
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WJlrheiitflrli cr»rhctnen
1 Btwn; am Srhlius«*
des Titel, Na-
men- fid Saeh-Registcr.
Centralblatt
l*r«*ls de« i>alirKaii3M
28 Mark; zu belieben
durch alle Buchhand-
lungen u. Pontnrwtalten.
für die
icdicinischeii Wissenschaften.
Dnter Mitwirkung von
Prof. Dr. H. Senator und Prof. Dr. E.
rodigirt von
Prof. Dr. M. Bern
in Berlin.
1905.
9. Ilecembe
Iiiliitlt: Most, Die Lymphgefässe der Bindehaut und der Lider. —
Traube, Ueber die Bedeutung der Oberflächenspannung im Organismus. — Be-
lange r und Hookkr, Ein neues Instrument zur Bestimmung des Blutdruckes
und Ergebnisse mit demselben. — Wohlgemuth, Abstammung der schwefel-
haltigen Stoffwechselprodukte. — Buria», Ueber Oxydation und Bildung der Harn-
säure. — Löhlein, lieber Kettinfiltration und fettige Degeneration. — Zesas,
Ueber hysterische Skoliose. — v. G»or, Zur Casuistik der Penisverletzungen. —
Harms, Ueber die Gefässerkrankungen der Netzbaut. — Stargabdt, Wirkung
der Röntgenstrahlen auf die Trachomfollikel. — Sondbrmann, Ueber Saugtherapie
bei Obrerkrankungen. — Nahes, Gehörsverbesserungeu durch Anwendung von
•Stimmgabeln. — Carteb, Fall von Sepsis bei Eiterung in der Highmorshchle. —
Wasser»»»» und I’itbo», Ueber lokale Immunität der Gewebe. — Rossiwali.
Schick, Ueber die Scharlachstreptokokken. — Kliehkrsrobk, Idiosynkrasie
gegen Veronal. — Metzger, Fälle von menstruellem Ikterus. — Knokppkl-
machek und Leiner, Dermatitis exfoliativa neonatorum. — Borchahd, Stein-
hauses, Sterling, Kölpin. Ueber Syringomyelie und Hämatomyelie. —
Davidsohn, Nokggerath und Stakiiklin, Spitzer, Rille und Vockk-
bodt, Rkischackb, Nigkis, Molzkr, Scholtz, Grouven und Färbt,
Kraus und Prantbchopf, Sorebnheim und Tohasczewski, Herxhkimer,
K rztsztalowicz und Sikdlkcki, Ueber Spirochätenbefunde bei Syphilis.
(Schluss.)
A. Most, Ueber die Lymphgefässe und die regionären LymphdrQsen der
Bindehaut und der Lider des Auges. Arch. f. Anat. u. Physiol. Anat.
Abteil. Jahrg. 1905. H. 2/3, S. 96.
Die Conjunctiva palpebrae und die der Sklera enthält sehr zarte aber
dichtnaaschige Lymphgefässnetze. Am freien Lidrande gehen sie in die der
Lidhant über. Die Scheidung der abführenden Lymphgefässe in ober-
flächliche, die der Lidhaut, und in tiefe, die der Conjunctiva entstammen,
ist nicht durchzuführen. Jene verlaufen vor dem Orbicularis und in den
oberflächlichen Partien des subkutanen Fettgewebes, sind zarter und weniger
zahlreich und senken sich erst in der Nähe der regionären Drüsen in die
tieferen Schichten. Die tieferen bilden in den Lidern vielfach Anastomosen
und begeben sich dann hinter dem M. orbicularis peripherwärts. Von
XLIII. Jahrgang. 52
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818
Trauhk.
No. 49.
beiden Gruppen geht der eine Teil lateralwärts in die Parotisgegend, der
andere medianwärts zu den Drüsen des Submaxillargebietes. — Die ober-
flächlichen lateralen Gefässe entstammen der Haut des ganzen oberen und
der äusseren Hälfte des unteren Lides. Regionär ist für sie eine typische
Drüse, oberflächlich in der Parotis, etwa in Gebörganghöhe gelegen. Die
tieferen Parotislymphdriisen, mit denen diese in Verbindung steht, werden
direkt nur ausnahmsweise erreicht. Ferner sind regionär ein oder zwei
am unteren Parotispol gelegene Diüsen aus der Gruppe der oberflächlichen
cervikalen Lymphdrüseu. — Die tiefen lateralen Gefässe entstammen der
Conj. palp. sup. und dem äusseren Drittel des unteren Lides. Ausser jener
typischen Parotisdrüse sind regionär ein oder zwei tiefer in der Drüsen-
substanz liegende Knoten. — Die oberflächlichen medianeu Gefässe ent-
stammen der Haut der inneren Hälfte des unteren Lides und des inneren
Augenwinkels; regionär ist eine der submaxillaren Drüsen, besonders die,
die median der V. fac. ant. am Kieferrand. — Die tiefen, medianen Ge-
fässe entspringen der Conjunctiva der inneren zwei Drittel und der Carun-
culagegend, anastomosiren häufig im tiefen Grunde des Lides uud ziehen
entlang der V. fac. ant. zu den Submaxillardrüsen, vornehmlich zu einer
medial von der eben genannten, mitunter auch zu dieser Drüse selbst. —
In der zweiten Ktappe führen alle Lymphbahnen zu den tiefen cervikalen
Drüsen, die der V. jug. ext., hauptsächlich in der Höhe des Zuflusses der
V. fac., anliegeti. Direkte Verbindungen mit diesen Knoten waren nicht
nachzuweisen. Poll.
4. Traube, Uebcr die Bedeutung der Oberflächenspannung im Organismus.
Arch. f. (Anat. u.) Physiol. 1905, S. 228.
Verf. hat alle diejenigen Stoffe, deren osmotische Geschwindigkeit von
Overton bestimmt worden ist, nach der Tropfmethode auf ihre Ober-
flächenspannung bin untersucht uud dabei gefunden, dass die osmotische
Geschwindigkeit uud Oberflächenspannung und damit auch der innere Druck
der Flüssigkeiten einander vollständig parallel gehen. Die Differenz der
Oberflächenspannung ist darnach die treibende Kraft bei den osmotischen
Vorgängen und es folgt daraus, dass wenn zwei Flüssigkeiten durch eine
Membran mit engen Capillaren getrennt werden, diejenige Flüssigkeit durch
die Membran diosmirt, deren Oberflächenspannung (gegen Luft) und deren
innerer Druck am geringsten ist. Die Gesetze bleiben bestehen, auch wenn
die Membran fortgelasscn wird. Es wird daun weiter auseiuaudergesetzt.
wie diese Theorie, deren empirsche Grundlage durch zahlreiche tatsächliche
Angaben gestützt werden kann, auch im stände ist, die von Oyerton nach-
gewiesenen Beziehungen zwischen Fettlöslichkeit und osmotischer Ge-
schwindigkeit aus sich heraus zu erklären, und wie des weiteren Aussicht
vorhanden, manche bisher nur unter Zuhülfenahme „vitaler Processe1' er-
klärbare physiologische Erscheinungen in einfacherer Weise deuten zu
können. Nicolai.
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No. 49.
KkI.ASOKK und IltlOKKK.
«19
1) 4. Erlanger, A new instrument for determining. the ininiinum and
maximum b I ood -p ress u res in man. .John Hopking liosp. reporfs 1904,
Vol. XII.
2) 4. Erlanger und I). R. Hocker, A experimental study of blood pressure
and of pulse- pressure in man. Ibidem.
1) E. hat kürzlich ein neues Sphygmomanometer angegeben, bei dem
neben der Ermittelung des Blutdrucks zugleich auch eine Aufzeichnung der
Pulswellen vorgenommen werden kann. Comprimirt man die Brachial-
arterie bis zum Verschluss und lässt mit dem Druck nach, so kommt ein
Moment, wo das Gefäss wieder durchgängig wird. Das ist der Punkt des
maximalen Blutdrucks. Bei weiterer Druckwirkung nehmeu die Pulswelleu
erst langsam, dann bei einem bestimmten Punkte plötzlich zu, um
schliesslich ein Maximum zu erreichen. Lässt man mit dem Druck noch
weiter nach, so beginnen die Wellen wieder kleiner zu werden. An einem
schematischen Kreislaufapparat und an freigelegten Blutgefässen hat E.
die Beziehung der Wellengrösse zum Blutdruck festgestellt. Danach wird
das Maximum des arteriellen Blutdrucks angezeigt durch den Druck
auf die Arterie, bei welchem die oben erwähnte plötzliche Zunahme der
Pulsamplitude stattfindet, das Minimum durch den, bei welchem die
Pulswellen ihre maximale Grösse erreicht haben. — Die Differenz zwischen
Druckmaximum und -Minimum bezeichnet E. als Pulsd ruck (pulse-pressure).
2) E. und H. zeigen nun zunächst, dass bestimmte Beziehungen
zwischen dem Pulsdruck und der Stromgeschwindigkeit bestehen;
man kann also aus der Bestimmung des maximalen und minimalen Blut-
drucks Schlüsse auf die Stromgescbwindigkeit ziehen, wenn man zugleich
die Pulsfrequenz berücksichtigt. Die Verff. geben eine Uebersicht über
die Schlussfolgerungen, die man aus den Aenderungen des Blutdrucks und
Pulsdrucks auf Aenderung der Energie der Herztätigkeit und der peri-
pherischen Widerstände ziehen kann.
E. und H. haben nun an einem Gesunden und einem Kranken mit
„orthostatiscber“ Albuminurie den Einfluss einer Reihe äusserer Momente
auf die Druckverhältnisse im arteriellen System, bei dem Kranken zugleich
auch auf die Ausscheidung von Albumen und die Harnmenge untersucht.
— In letzterer Beziehung fanden sie einen strengen Parallelismus
zwischen dem Verhalten des Pulsdrucks und der ausgeschiedenen
Harnmenge. Die Albumenmeuge war dem Gange des Pulsdrucks ge-
rade entgegengesetzt.
Bezüglich des Einflusses des Wechsels der Körperstellung verhält sich
beim Aufrichten der Blutdruck verschieden, aber der Pulsdruck ist stets
vermindert; die Blutstromgeschwindigkeit scheint sich nicht zu ändern. —
Der Pulsdruck und die mit dem Flammentachographen ermittelten Volnm-
änderungeu des Arms, die durch Aenderung des Herzschlages erzeugt
werden, ändern sicli in gleicher Weise. — Eintauchen des Körpers in
warmes Wasser steigert den Blutdruck, Pulsdruck und Stromgeschwindig-
keit; in kaltem Wasser steigt der Blutdruck, aber der Pulsdruck ist
gering, die Stromgeschwindigkeit wohl vermindert. — Pulsdruck und Ge-
schwindigkeit sind bei Muskelarbeit gesteigert, ebenso bei Nahrungsauf-
52*
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820
WoHLOKMCTH. — UuKIAN. — LöliLKIH.
No. 49.
nähme. — Der Pulsdruck ändert sich im Laufe des Tages; am Morgen ist
er gering.
Bei aufrechter Stellung soll die Ausscheidung der Chloride, Phosphate,
des Stickstoffs im Harn vermindert sein. Eine Beziehung zwischen diesen
Aenderungen und der Stromgeschwindigkeit io der Niere ist nicht
sicher. Sie waren bei dem Aibuminuriker stärker ausgeprägt als bei dem
Gesunden. Es ist noch nicht zu sagen, ob die Albuminurie das Ergebnis
vasomotorischer Effekte ist. Dagegen glauben die Yerff., dass das Ver-
halten des Harns in Beziehung steht zu dem des Pulsdrucks: wächst
letzterer, so wächst die Totalausscheidung vou Pj06, N und NaCl, während
die procentische sinkt und umgekehrt. A. Loewy.
J. Wohlgemuth, lieber die Herkunft der schwefelhaltigen Stoffwechsel-
produkte im tierischen Organismus. (11. Mitteilung.) Zeitschr. f. physiol.
Chem. Bd. 43, S. 469.
Die gasförmigen schwefelhaltigen Stoffwechsel produkte. die bei der
Darmfäulnis entstehen, wie Schwefelwasserstoff, Methylmerkaptan und
Aethylsulfid stammen, wie experimentell gezeigt wird, sämmtlich aus der
einen Scbwefelcomponente des Eiweissmoleküls, dem Cystin.
Wob lgeniu th.
R. Rttrinn, Ueber die oxydative und die vermeintliche synthetische Bildung
von Harnsäure iu Rindcrleberauszug. Zeitschr. f. physiol. Chem. Bd. 43,
S. 497.
Harnsäurebildung und Harnsäurezersetzung werden im tierischen Or-
ganismus von zwei verschiedenen Fermenten ausgelöst, und zwar besitzt
die Xanthinoxydase die Eigentümlichkeit, nur das schwer oxydable Xanthin
resp. Hypoxanthin, nicht aber die Harnsäure zu zerstören. — Die von
Wiener angenommene synthetische Bildung von Harnsäure existirt nach
Verf.’s Untersuchungen nicht. Wohlgemut h.
R. Btirinn, Die Herkunft der endogenen Harnpurine bei Mensch und
Säugetier. Zeitschr. f. physiol. Chem. Bd. 43, S. 532.
Untersuchungen am überlebenden Muskel führten zu dem Resultat,
dass der Muskel auf Kosten des iu ihm angesammelten Hypoxanthins fort-
während Harnsäure an das Blut abgiebt. Da aber der Hypoxanthingehalt
des Muskels trotz continuirlicher Harnsäureabgabe fast unverändert bleibt,
muss der Muskel notwendigerweise auch schon in der Ruhe Hypoxanthin
neubilden. Während der Arbeit ist diese Hypoxanthinbildung gesteigert,
und gleichzeitig wächst auch der Purinkörperausritt aus dem Muskel.
Diese erhöhte Abgabe seitens des Muskels bleibt auch in den der Arbeit
folgenden Ruhestunden noch eine Zeit lang erhöbt. Wohlgemuth.
M. I.öhlein, Ueber Fettinfiltration und fettige Degeneration der Niere des
Menschen. (Aus dem pathol. Institut in Leipzig.) Virchow’s Arch.
Rd. 180, H. 1 .
Die Frage der fettigen Degeneration ist in letzter Zeit häutig erörtert
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No. 49.
Loiilkin.
821
worden. Eine Zusammenstellung der Litteratur existirt vou Hekxhelmer.
Dietrich hat eine Uebersicht über die „Wandlungen der Lehre von der
fettigen Degeneration“ veröffentlicht. Leber Verfettungszustände an der
menschlichen Niere haben besonders Ribbert und seine Schüler und
Hansemanx gearbeitet. Letzterer hat im Sinne Virchow’s streng ge-
schieden zwischen degenerativen Veränderungen und Infiltrationsprocessen.
Zwei Untersuchungsergebnisse haben die Kenntnis vom Wesen der
fettigen Degeneration der Niere in neuerer Zeit sehr gefördert, nämlich
die Beobachtung, dass in Fällen schwerer fettiger Degeneration eine
chemisch nachweisbare Vermehrung des Fettgehaltes vermisst wird, dann
die, dass in solchen Fällen die bisher als Fetttröpfchen angesehenen, stark
lichtbrechenden Gebilde in den Nierenzellen doppelt lichtbrechend, also
mit dem Fett nicht identisch waren. L. nahm seine Untersuchungen in
erster Linie an frischen, dann aber auch au in Formalin oder Müller-
Formal gehärtetem Material vor. Zur Unterscheidung des Fetts und der
fettähnlichen Substanz benutzte er das Polarisationsmikroskop. Die Myelin-
formen in der pathologisch veränderten Niere zeigten die Eigenschaft, in
zwei verschiedenen optisch anisotropen Krystallformen vorzukommen, die
in einander übergehen und in einander übergeführt werden können, eine
Eigenschaft, welche auch die Protagon genannten Myelinformen des Sputums
und der Nebennieren haben. Die Identität aller dieser Substanzen scheint
auch durch ihr Verhalten zu Osmiumsäure und Sudan III bewiesen zu
werden.
Verf. teilt dann den Gang seiner Versuche mit, bei denen er je nach An-
ordnung leicht geschwungene Nadeln mit stnmpfspitzigen Enden oder Sphäro-
krystalle erhielt. Bei Osmium- oder Sudanfärbung blieben die Nadeln
farblos oder nahmen nur einen leicht grauen bezw. gelblichen Ton an,
und behielten ihr Doppelbrechungsvermögen, die Schollen färbten sich
wie Fett.
Verf. bespricht sodann die Unterschiede zwischen Fettiufiltratiou und
fettiger Degeneration: Bei ersterer bleiben die Zellen erhalten, das
Parenchym ist diffus beteiligt, das Zwischengewebe bleibt auch in den
höchsten Graden der Verfettung ganz oder fast ganz fettfrei ; bei letzterer
gehen Zellen zu Grunde, die Verfettungsbezirke sind herdförmig angeordnet,
das Zwischengewebe enthält mehr oder weniger reichlich Fett. Fett-
infiltration findet sich bei Diabetes, Herzleiden, am stärksten bei Phosphor-
vergiftung; doch sah Verf. sie auch bei Pemphigus und bei einem jungen
Mann im Anschluss an eine zweimalige Laparotomie. Meistens ist gleich-
zeitig eine Fettleber vorhanden. Fettige Degeneration ist eine Folge ent-
zündlicher Processe, so aller Formen des Morbus Brightii und findet sich
ferner bei Amyloidentartung.
Verf. sah neben Fett Protagon sowohl bei der akuten als auch ganz
besonders bei der subakuten Nephritis. Bei der chronischen fand er es
in grossen Mengen in beiden Krystallformen. Die Untersuchung von
Amyloidnieren ergab auch doppelt brechende Kügelchen und zwar um so
mehr, je höher der Grad der Amyloiderkranknng war.
Das Resultat der Untersuchungen war, dass doppeltbrechende Substanz
• Protagon — in allen typischen Fällen von Fettinfiltration fehlte; in
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822
Z k s \ - . — v. (ikot. — Harms.
No. 49.
«lenen von Fettdegeneration vorhanden war, sodass man hier von einer
myelinigen Degeneration sprechen kann. Eine Ausnahme bot nur die Fett-
infiltration bei Phosphorvergiftung, bei der sich ganz minimal Protagon fand.
Auch in klinischer Hinsicht lassen sich beide Zustände genau trennen,
denn die Fettinfiltration verläuft ohne Albuminurie, auch die schweren
Formen nach Phosphorvergiftung können ohne sie bestehen, während fettige
Degeneration mit Albuminurie einhergeht. Eine Ausnahme machen hier
nur die Fälle von Amyloiddegeneration. Geissler.
D. G. Zesns, Ueber die hysterische Skoliose. Arcb. internat. de chir.
Vol. II, Fase. 1, p. 19.
Z. berichtet über drei typische Fälle von hysterischer Skoliose.
Das Symptomenbild dieser Erkrankung besteht im wesentlichen in einer
seitlichen totalen Abweichung der Wirbelsäule, die sich in der Narkose,
beim Vornüberbeugen des Rumpfes leicht ausgleichcu oder gar über-
corrigireu lässt, bei Individuen, die anderweitige hysterische Stigmata auf-
weisen oder hereditär belastet sind. Joachimsthal.
W. V. Grot, Zur C'asuistik der Penisverletzungen, Pctersb. med. Wochen-
schrift 1905, No. li u. 7.
Es werden drei Fälle von Schnittverletzungen des Penis beschrieben.
Im ersten totale Durchschneidung beider Corpora cavernosa, im zweiten
ausser der intakten Harnröhre ein kleiner Teil des rechten Schwellkörpers
nicht durchschnitten, im dritten völlige Durchschneidung inclusive der
Harnröhre bis auf einen schmalen Hautstreifen und einen kleinen Teil des
linken Corpus cavenosum. — Es gelang in allen drei Fällen durch Nabt
der Corpora cavernosa und der Tunica albuginea den Penis zu erhalten;
die Endresultate sind in funktioneller Hinsicht ausgezeichnete. — Die An-
sicht, dass nach Durchneidung von zwei Dritteln der Schwellkörper Gangrän
eintritt und daher in derartigen Fällen die Amputation vorzunehmen sei,
ist damit widerlegt. Bedingung für das Gelingen ist peinliche Asepsis,
exakte Blutstillung, sorgfältige Naht des Septums und der Tunica albuginea
Peltesohn.
CI. Harins, Anatomische Untersuchungen über Gefässerkrankungen im
Gebiete der Arteria und Vena centralis retinae und ihre Folgen für die
Cirkulation mit besonderer Berücksichtigung des sog. hämorrhagischen
Infarktes der Netzhaut, v. Graefe’s Arch. f. Ophthalm. LXl., 1, S. 1
u. 2, S. 245.
Nach den Ausführungen von H, kann eine Verseht iessung der Arteri*
centralis retinae zu stände kommen durch Thrombose des vorher frei durch-
gängigen Lumens ohne vorherige Intimawucherung als fortgesetzte Throm-
bose oder unabhängig von endarteriitischen Wandveränderungen bei herab-
gesetztem Blutdruck und veränderter, vielleicht zu Gerinnungen prädis-
ponirender Beschaffenheit des Blutes und fettiger Degeneration der Intima;
veranlasst durch eine vorher bestehende lumeneinengende Erkrankung des
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No. 49.
Hahmb.
823
Stammes der Vena centralis und dadurch hervorgerufene Strom Verlang-
samung, besonders wenn die Vorbedingungen zur Thrombosirung ganz oder
teilweise erfüllt sind; veranlasst durch eine druckerhöhende Einwirkung
auf die Wand des Gefässes von aussen her. Auch kann die Verschliessung
der Centralarterie durch primäre Wranderkrankung hervorgerufen werden,
vornehmlich in Form der Endarteriitis proliferans, indem dieselbe durch
progressive Wucherung selbst zum Verschlüsse des Lumens führt, oder
eine Thrombose veranlasst, welche meistens an und stromabwärts von der
am stärksten verengten Stelle, das Kestlumen verschliesst; und durch kalk-
haltige Gebilde. Das Vorkommen des ophthalmoskopischen Bildes der
Absperrung der arteriellen Blutzufuhr, der sog. Embolie, ohne Verschluss
der Centralarterie ist nicht erwiesen. Eine wirkliche Embolie der Central-
arterie im Sinne V. Graefe’s bedarf noch des anatomischen Beweises.
Ein Verschluss der Vena centralis retinae kann erfolgen durch Thrombose
des vorher frei durchgängigen Lumens, welche entsteht auf rein maranti-
scher Basis, auf Grund leichter Lokalveränderungen und leichter Allgemein-
erkrankungen, durch primäre Wanderkrankungen, vornehmlich in Form
der Meso- und Endophlebitis proliferans, indem dieselbe durch progressive
Wucherung selbst zum Verschluss des Lumens führt, einen sekundären
Thrombus verursacht, welcher entweder an der Stelle der Intimawucherung
selbst das Restlumen, oder stromabwärts von der verengten Stelle das noch
annähernd normal weite Lumen verschliesst. Ein Verschluss des Venen-
lnmens ruft im allgemeinen Stauungserscbeinungen in der Retina hervor
infolge mächtiger „lachenartiger“ Blutungen bei stark verbreiterten und
geschlängelten Venen und verengtet) Arterien, wenu die retinalen Venen
wenig oder gar nicht erkrankt sind, sowie in Form mehr spritzförmiger
Blutungen bei verengten Venen und Arterien, wenn die retinalen Venen
von der primären sklerotischen Erkrankung raitergriffen sind. Es können
aber auch bei Verschluss des Venenstammes die Blutungen fehlen oder
ganz gering Ausfallen, wenn hochgradige Herzschwäche und nicht voll-
ständiger Verschluss der Vene Zusammentreffen, oder eine Nebenbahn
existirt, entweder als retino- ciliare Vene oder als angeborene Anastomose
des Venenstammes. Ein thrombotischer Verschluss der Centralvene kann
sich mit Glaukom compliciren. Ausgedehnte Blutungen der Retina können
auch durch diffus entzündliche Erkrankung der Retiuagcfässwände hervor-
gerufen werden.
Die beiden Krankheitsbilder der sog. „Embolie der Centralarterie“
und der „Thrombose der Central vene“ dürfen anatomisch nicht so scharf
von einander getrennt werden, wie das früher wohl geschah, da häufig
beide Gefässe erkrankt sind und dieselbe ursprüngliche Erkrankung des
einen Gefässes, je nachdem sie sich mit einer Erkrankung der anderen
complicirt oder nicht, sowohl das eine als auch das andere ophthalmo-
skopische Bild hervorrufen kann. Bei diesem vollständigen oder fast voll-
ständigen Verschluss beider Centralgefässe eines Auges handelt es sich
wohl meistens um eine gegenseitige Wechselwirkung der erkrankten bezw.
verschlossenen Gefässe aufeinander, indem die primäre sklerotische Er-
krankung des einen Gefässes, das aber noch nicht vollständig geschlossen
ist, infolge der Stromverlangsamung und anderer hinzutretender Hülfs-
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824
StABOARDT. SoHDERMAKH.
No. 49.
momente einen thrombotischen Verschluss des anderen hervorruft, und
dieser thrombotische Verschluss dann seinerseits wiederum zu einer
mächtigen Steigerung des sklerotischen Processes im primär erkrankten
Gefässe oder auch zum thrombotischen Verschluss von dessen Restlumen
führt, ln den meisten Fällen werden mit dem einen Stamme auch die
Retinalgefässe von der primären Erkrankung ergriffen, ehe es zum sekun-
dären thrombotischen Verschlüsse des anderen Stammes kommt; doch
kann die primäre Erkrankung des einen Stammes auch, ohne Mitbeteiligung
des verbindenden Retinalgefässbaumes, eine Art Fernwirkung auf den
anderen Stamm ausüben und in diesem den thrombotischen Verschluss
hervorrufen. Der Verschluss des sekundär erkrankten und zuerst zum
Verschluss kommenden Gefässes beherrscht das klinische Krankheitsbild,
während häufig anatomisch die primären Veränderungen des anderen Ge-
fässes im Vordergrund stehen. Ein Verschluss beider Centralgefässstämme
durch denselben einfachen Process, durch reine Thrombose oder durch
reine primäre Intimawucherung ist bisher noch nicht constatirt worden.
Das lässt darauf schliessen, dass ein Verschluss beider Gen trat gefässe im
allgemeinen in erster Linie durch die von der Primärerkrankung des einen
Gefässes veranlasste lokale Cirkulationsstörung hervorgerufen wird. Das
Vorkommen eines wirklichen hämorrhagischen Infarktes der Netzhaut im
Sinne Cohnheim’s ist bisher nicht anatomisch erwiesen worden. Das
ophthalmoskopische Bild, welches man bisher mit dem Namen des hämor-
rhagischen Infarktes bezeichnete, ist vielmehr der Ausdruck einer Combi-
nation des Krankheitsbildes der sog. „Embolie der Centralarterie11 mit dem
der „Venenthrombose“, und zwar nicht nur in klinischer, sondern vor
allem auch in anatomischer Hinsicht. Horstmann.
Ktargardt, Ueber die Wirkung der Rüntgenstrahlen auf den Trachom-
follikel. Zeitschr. f. Augenheilk. XIV., S. 251.
St. hat, um die Wirkung der Rüntgenstrahlen auf Trachomfollikel
festzustellen, in drei Fällen von frischer Granulöse ohne Narbenbildung,
das ektropionirte Augenlid des rechten Auges 12 Minuten lang einmal
bestrahlt und die nach Kuhnt excidirtcn Cebergangsfalten beider Augen
anatomisch untersucht. Der Vergleich lehrte, dass die bestrahlte Ueber-
gangsfalte ohne andere Veränderungen ausschliesslich an den Follikeln
Zerfall der Lyiuphocyten, Zunahme der Phagocyten und Riesenzellen sowie
Abnahme der Mitosen zeigte, Veränderungen, welche au die von Hkixecke
an der Milz und anderen Lymphorganen beobachteten erinnern. Trotz
dieser bewiesenen Wirkung der Röntgenstrahlen auf den Trachomfollikel
hält Verf. die Frage der therapeutischen Wirksamkeit für noch unbe-
antwortet. G. Abelsdorff.
1) SonderniHiin. Ueber Saugtherapie bei Ohrerkrankungen. Arch. f.
Ohrenheilk. Bd. 04, S. 15.
2) Derselbe, Ein neuer Apparat zur Massage des Ohres. Ebenda. S. 22.
1) Zur Entleerung von Sekret aus dem Mittelohr durch Luftverdünuung
empfiehlt Verf. einen Apparat (Abbild, s. im Orig.), der nicht allein den
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No. 49.
Natieh. — Carter. — Wassermann und Citbon.
825
äusseren Gehörgang, soudern das ganze Ohr incl. Ohrmuschel umschliesst
und aus einem von einem Gummihohlring umrandeten Hohlkörper besteht,
der durch einen Schlauch mit einem Saugball verbunden ist. Der Apparat
kann vom Patient selbst ohne Hülfe applicirt werden.
2) Auch dieser Apparat besteht aus einem die Ohrmuschel um-
schliessenden Hohlkörper, der von einer Luftgummiröhre umwandet und
durch einen Schlauch mit einem Gummiball verbunden ist. Auch er kann,
nach Verf., dem Patient zur Selbstbehandlung in die Hand gegeben werden.
Sch wabacb.
M. Natier, Surdite et reeducation de l’oreille par les diapasons. Arcli.
gener. de med. 1905, No. 31.
In einem ausführlich beschriebenen Falle von Schwerhörigkeit infolge
alter Mittelohreiterung mit vollständiger Zerstörung des Trommelfelles ge-
lang es Verf., nachdem er den Allgemeinzustand durch roborirende Diät
gehoben und die Eiterung beseitigt hatte, durch Hörübungen mittels einer
vollständigen Stimmgabelreihe das Hörvermögen erheblich und dauernd zu
verbessern. Er empfiehlt weitere Versuche mit dieser Vibrationsmassage
des Gehörganges, unterlässt aber leider die Technik mitzuteilen.
Stur mann.
Carter, A case <>f extreme sepsis from multiple sinusites with description
of Operation. N.-Y. med. journ. and Phil. med. journ. 1905, May 27.
Bei einer 22jährigen Frau fand sich eine Eiterung der linken High-
morshöhie, welche von der Fossa canina eröffnet wurde. Der Fall schien
günstig zu verlaufen, als sich plötzlich heftiges Fieber mit Schwellung
und Schmerzen in beiden Knieen und dem rechten Handgelenk einstellten.
Dabei bestand heftiger Occipitalschmerz und Nackensteifheit; im Urin
Eiweiss und Cylinder. Der Zustaud verschlimmerte sich immer mehr,
Benommenheit trat ein, sodass die Eröffnung der Etbmoidalzellen und der
Keilbeinhöhle unternommen wurden, in denen eine starke Eiterung Platz
gegriffen hatte. Darauf trat Genesung ein. W. Lublinski.
A. Wassermann und J. Citron, Die lokale Immunität der Gewebe und
ihre praktische Wichtigkeit. Deutsche med. W’ochcnschr. 1905, No. 15.
Aus Versuchen, welche W. und C. früher veröffentlicht haben, geht
hervor, dass Gewebe, die mit Infektionsstoffen in Berührung kommen, lokal
auf diese in immunisatorischer Hinsicht reagiren. Dieses lokale immuni-
satorische Verhalten der Gewebe ist bisher wenig berücksichtigt worden,
obwohl es praktisch äusserst wichtig ist. Die verschiedenen Gewebe ver-
halten sich gegen Infektionserreger sehr verschieden tolerant. Diese Toleranz,
die z. T. erst während des Lebens erworben wird, kann auf zwei Weisen
ihre Erklärung finden: entweder sind die toleranten Gewebe befähigt,
sogleich bei dem Zusammentreffen mit Infektionserregern Antikörper zu
bilden, die die Bakterien vernichten, oder die Toleranz ist auf eine lokale
Umstimmung zurückzuführen, sodass die Gewebe gegen die Schädigungen
von Seiten der Bakterien unempfindlich werden. Wäre erstere Annahme
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826
Rossiwau, und Schikck. — Kiuenkbikokii.
No. 49.
die richtige, so mussten in dem Blutserum Antikörper in starker Anhäufung
nachzuweisen sein, was jedoch nicht der Fall ist, wie Bestimmungen der
Antikörper bei Leuten, die Jahre lang nach einem Typhus virulente Bak-
terien im Darme beherbergen, und ebenso bei Choleravibrionenträgern ge-
lehrt haben. Diese lokale Unempfindlichkeit ist durch den Contakt mit
den lebenden Infektionserregern hervorgerufen worden. Eine derartige
bleibende celluläre Umstimmung gewisser Gewebe des Organismus ist das
Maassgebende für eine lange andauernde Immunität gegenüber solchen In-
fektionen, von denen eine Tierspecies spontan ergriffen wird. Die bisher
übliche Art der aktiven Immunisirung mit abgetöteten Cultur»n kann nur
einen vorübergehenden Schutz gewähren, um eine dauernde Immunität zu
erzielen, wird es erforderlich sein, darauf zu sinnen, dass die Gewebe an
den Eingangspforten bei der spontanen Infektion lokal unempfindlich ge-
macht werden. H. Bisch off.
E. Kossiwall und B. Schick, Ueber specifische Agglutination von Strepto-
kokken aus Scharlachanginen und extrabuccalem Primäraffekt. Wiener
klin. Wochenschr. 1905, No. 1.
Verffn. ist es gelungen, in einer an eine Operation sich anschliessen-
den Scbarlacberkrankung in dem nach aussen abgeschlossenen Primäraffekte
Streptokokken in Reincultur nachzuweisen, die durch Moser'sches Scharlach-
serum specifisch hoch agglutinirt wurden, weiterhin haben sie bei elf
Scharlachfällen mit gewöhnlicher Infektionspforte, nämlich Scharlachangina,
neben anderen nicht agglutinirbaren Streptokokken solche aufgefunden, die
vom Scharlachserum Moser specifisch agglutinirt wurden. Verff. ziehen
hieraus den Schluss, dass neben nicht specifischen, auch bei Gesunden und
anderweitig Erkrankten vorkommenden Streptokokken bei Scharlach ein
durch specifische Agglutinirbarkeit ausgezeichneter Streptococcus vorkommt.
Dass diese Agglutinirbarkeit wirklich specifisch ist, wurde noch dadurch
erwiesen, dass die betreffenden Stämme weder durch normales Pferdeserum
noch durch polyvalentes Antistreptokokkenserum agglutinirt wurden. Hin-
sichtlich der ätiologischen Bedeutung für die Scharlacherkrankung ein
Urteil abzugeben, dafür ist die Zahl der untersuchten Fälle zu gering,
immerhin gewinnt durch die Untersuchungen die Ansicht derjenigen, welche
einen specifischen Streptococcus als den Scharlacherreger ansehen, eine
Stütze. H. Bischoff.
0. L. Klieneberger, Ueber Veronal (Dosirung und Idiosynkrasie). Münch,
med. Wochenschr. 1905, No. 32.
Der Fall, der eine 33jährige erregte Geisteskranke betrifft, ist insofern
bemerkenswert, als deutliche Vergiftungserscheinungen schon nach relativ
kleinen Dosen auftraten. Es wurde drei Tage hintereinander 0,75 — 1,0 g
Veronal pro die in Einzeldosen von */« — V» g gegeben. Schon am zweiten
Tage stellte sich ein Rauschzustand ein, am dritten erbrach die Kranke,
lag mit krankhaft nach hinten gestrecktem Kopf apathisch da, machte
einen benommenen Eindruck und klagte über Doppeltsehen, Müdigkeit,
Mattigkeit und Scbwindelgefühl; Pupillenreaktion träge, Gang tauraelod.
Sprache lallend. Die Vergiftungssymptome liessen nur langsam nach.
''
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No. 49.
Mktzokr.
827
Spätere Versuche mit Veronal ergaben bei derselben Kranken ähnliche
Erscheinungen. Offenbar handelte es sich bei der Patientin, die sich gegen
andere Narcotica indifferent gezeigt hatte, um eine Idiosynkrasie gegen
Veronal. K. Kronthal.
1) L. Metzger, Zur Casuistik des menstruellen Ikterus. Zeitscbr. f. klin.
Med. 1904, Bd. 53, S. 149.
2) Derselbe, lieber menstruellen Ikterus. Münch, med. Wochenschr.
1905, No. 24.
1) Bei der Seltenheit des Auftretens des menstruellen Ikterus ist jeder
diesbezügliche Fall von weitgehendem Interesse. Einen solchen beobachtete
M. bei einer 45 Jahre alten Stepperin, also an einer im klimakterischen
Alter befindlichen Krau, die sonst vollkommen gesund, regelmässig, ent-
weder kurz vor dem Beginn oder während der Dauer der menstruellen
Blutung an Ikterus erkrankte. Dass zwischen letzterem und der Men-
struation ein Zusammenhang bestehen muss, ist selbstverständlich. Welches
aber dieser Zusammenhang ist, das ist schwer zu sagen. Um ein latentes
Gallenleiden kann es sich bei der Patientin nicht gehandelt haben, denn
dafür lag absolut kein Anlass vor. Dagegen glaubt Verf. den Ikterus als
Ursache einer nervösen Reizerscheinung auffassen zu müssen, wie ja aller-
dings auch andere nervöse Symptome während der Dauer der Menstruation
erfahrungsgemäss auftreten. Es ist ihm am wahrscheinlichsten, dass zu-
nächst reflektorisch eine Contraktion der Gallengänge zu stände kommt,
deren Folge dann der Ikterus wäre. M. selbst giebt allerdings zu, dass
es nicht gerechtfertigt wäre, auf Grund des beschriebenen Falles weiter-
gehende Schlüsse zu ziehen. Carl Kosenthal.
2) Verf. teilt die Krankengeschichte und den Sektionsbefund eines
Falles mit, in dem regelmässig zu Beginn der Menstruation Ikterus auftrat,
und die Sektion dann einen Stein ergab, der, ohne dauernd obturirend zu
wirken, unter verschiedenen Umständen eine vollständige Obturation herbei-
fübren konnte: entweder wenn er tiefer gepresst wurde, oder wenn das
Lumen der Gallengangs Wandungen sich veränderte, sei es durch entzünd-
liche Veränderungen der Schleimhaut oder durch Ansammlung verdickter
Galle. Es wird der menstruelle Ikterus hier so zu erklären sein, dass
zur Zeit der Menses aus irgend welchen Gründen die schon bestehende
relative Gallenstauung soweit gesteigert wurde, dass ein Uebertritt in die
Lymphgefässe und Ikterus erfolgte. Für den vorliegenden Fall scheint es
am wahrscheinlichsten, dass unter dem Einfluss der Menstruation einerseits
eine stärkere Blutfüllung und Schwellung der Gallengangewandungen ein-
trat, andererseits gleichzeitig der Gallenstein tiefer rückte und auf diese
Weise den Abfluss der Galle in den Ductus choledochus völlig oder fast
ganz versperrte. Wahrscheinlich muss für das Tieferrücken des Steines
auch eine zu Beginn der Menses erhöhte Keflexerregbarkeit der Gallen-
gangsmuskulatur in Betracht gezogen werden; an eigentlich krankhafte
Oontraktionen aber kann bei dem völligen Fehlen von Koliken nicht ge-
dacht werden. Br. Wolff.
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HüoKrFKLMArnER und Deiner. — Borchark. Steirhacser ct<\
No. 49.
W. Knoepfclinacher und K. Deiner, Dermatitis exfoliativa neonatorum.
Jahrb. f. Kinderheilk. Bd. 00. Ergänzungsh. S. 170.
An zwei eigene Beobachtungen anknüpfend erörtern Verff. das Ver-
hältnis der Dermatitis exfoliativa neonatorum (V. Ritter) zum Pemphigus
neonatorum. Sie kommen zu dem Schluss, dass die Dermatitis exfoliativa
neonatorum nur eine Form und zwar eine sehr schwere Form des Pem-
phigus neonatorum sei, und zwar weil 1. das Hauptsymptom der Dermatitis
exfoliativa neonatorum, die Epidermolysis, auch beim Pemphigus neonatorum
vorkommt; 2. die gutartigste Form des Pemphigus neonatorum in die
Dermatitis exfoliativa neonatorum übergehen kann; 3. eine Epidemie der
Dermatitis exfoliativa neonatorum mit dem Auftreten von Pemphigus neo-
natorum geendet hat f Litten); 4. ein Fall von Dermatitis exfoliativa
neonatorum bei Uebertragung auf eine Schwester Pemphigus contagiosus
hervorgerufen hat (Beobachtung der Verff.); 5. epidemisches Auftreten von
Dermatitis exfoliativa neonatorum von epidemischem Auftreten von Pem-
phigus begleitet war; 0. der bakteriologische Befund bei beiden Krankheits-
formen nicht wesentlich abweichend ist (Staphylococcus pyogenes albus
und aureus); 7. die histologische Untersuchung der erkrankten Haut bei
beiden Krankheitsformen dieselben Veränderungen, jedoch in verschiedener
Intensität, erkennen lässt (Lockerung im Gefüge der Epidermis und seröse
Durchtränkung, geringe Entzündungserscheinuugen). Im Gegensatz zu
V. Ritter halten Verff. die Dermatitis exfoliativa neonatorum für unbe-
dingt contagiös. Stadthagen.
1) Horehard,' Die Knochen- und Gelenkerkrankungen bei der Syringo-
myelie. Deutsche Zeitschr. f. Ghir. 72. Bd. (4 -6).
2) Steilihausen, Syringomyelie als Folge von Rückenmarksverletzung.
Monatsschr. f. Unfallheiik. 1904, No. 4.
3) W. Sterling, Beitrag zur Lehre von der Morvan schen Kränkheit und
der Entstehung der Höhlen im Rückenmark. Zeitschr. f. klin. Med.
1906, 66. Bd. (6. u. 6 )
4) 0. Kölpin, Hämatomyelie und Syringomyelie. Arch. f. Psych. u.
Nervenkrankb. 1905, Bd. 40, H. 2.
1) Als Hauterscheinungen, welche häufig den Gelenkveränderungen vor-
ausgehen oder sie begleiten, beschreibt B. einen bläschenförmigen Ausschlag,
kreisrunde Geschwüre, umschriebene Gangrän und flüchtige Oedeme der
Haut und der Gelenke, denen eine eigentümliche Atrophie der Haut folgen
kann. Auch Wucherungen der Haut, Schwielenbildung und Rhagaden sind
nicht selten. Die Gelenkerkrankungen können akut einsetzen, zuweilen
unter Einwirkung eiues Traumas. Zuweilen gehen Schmerzen, mitunter
auch eine Phlegmone, den Gelenkerkrankungen voraus. Die einzelnen
Gelenke zeigen in ihrer Erkrankung gewisse, ausführlicher beschriebene
Eigentümlichkeiten, die zum grössten Teil bedingt sind durch die Mechanik
der betreffenden Gelenke, zum geringeren Teil durch die Affektion der
umgebenden Weichteile. Die Therapie wird für die einzelnen Fälle ein-
gehend erörtert.
2) Bei einem bis dahin völlig gesunden Mann entstand unmittelbar nach
einer das Rückenmark indirekt treffenden schweren Verletzung motorische
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No. 49.
Bohi hard. Stkikhadsen. Sterling. Kiiltin.
829
und sensible Paraplegie beider Beine mit vorübergehenden Blasen- und
Mastdarmstörungen. Etwa zwei Munate später setzte der Beginn der
Besserung ein, die am rechten Bein ununterbrochen fortschritt und nach
1 •/* Jahren in völlige Wiederherstellung überging. Am linken Bein da-
gegen blieb eine dauernde, langsam zunehmende Lähmung in einem abge-
grenzten Gebiet zurück. Allmählich traten dann hinzu vasomotorische und
trophische Störungen an den Zehen, die zu Gangrän erst der grossen und
drei Jahre später der zweiten Zehe führten. Die sensible Lähmung trug
das Gepräge der dissociirten Empfindungslähmung. Durch einen operativen
Eingriff wurde die Tiefeuanästhesic deutlich erwiesen; zuletzt bestand das
Bild ausgeprägter Syringomyelie und zwar beschränkt auf das linke Bein.
Das Vorleben des Kranken weist keinerlei Symptome einer bereits in der
Entwickelung begriffenen Syringomyelie auf. Der syringomyelitische Herd
musste innerhalb eines Blutungsherdes sitzen, der nach oben das zwölfte
Dorsalsegment nicht überschritt und nach unten bis zum zweiten Sacral-
Segment reichte. Ausserhalb dieser Blutungsstelle traten keine syringo-
myelitischen Veränderungen auf. Demnach ist der Fall als ein trauma-
tischer anzusehen, wenn man selbst annehmen will, dass im Rückenmark
irgend eine angeborene Disposition in einigen Fällen traumatischer Syringo-
myelie vorhanden ist.
3) St. beschreibt den mikroskopischen Befund von einem Falle, der
klinisch das Bild der Morvan'schen Krankheit bot (Atrophie, Gangrän der
Finger, Sensibilitätsstörungen etc.). Die Untersuchung ergab eine Bildung
von Höhlen im Rückenmark mit Gliawucherung und sekundären Verände-
rungen der weissen und grauen Substanz. Dabei bestanden zwei Kategorien
von Spalten im Rückenmark. Die im Halsteile des Rückenmarks befind«
liehe Spalte war mit Ependym ausgekleidet und erinnert an die syringo-
myelitischen Höhlen; im lumbalen und dorsalen Teil hingegen lagen die
Höhlen in der Mitte von verdickten bindegewebigen Scheidewänden, deren
Struktur an Bindegewebe und an die Pia mater erinnerten; hier bestand
kein Zusammenhang mit dem Centralkanal; hier schien die Neuroglia-
proliferation nur sekundär auf einen irritativen Vorgang zu folgen, der
durch das Hineinwachsen von Septa von der Peripherie her entstand.
4) Der von K. mitgeteilte Fall zeigt zunächst die schon wiederholt
beschriebene Combination von Syringomyelie und Psychose. Das Bestehen
der Syringomyelie war klinisch durch kein Symptom offenbar geworden,
speciell war eine Dissociatiou der verschiedenen Empfindungsqualitäten
nicht nachweisbar. Vor Jahren waren an der rechten Seite öfter Schmerzen
und trophische Störungen am rechten Arm beobachtet. Anatomisch hatte
die Gliose ihren Sitz im rechten Hinterhorn, im verlängerten Mark in der
äubstantia gelatinosa, dabei liegt der Centralkanal meist gesondert von
der Gliose, nur an einer Stelle zeigt der Hohlraum Auskleidung mit Central-
epithelien. Vom 2. Dorsalsegment bis zur Pyramidenkreuzung fanden sich
in der linken grauen Substanz umfangreiche Blutungen, in deren Um-
gebungen Reaktionserscheinungen der Glia, Spinnenzellen, Gliosenbildung
mit Spalten und Blutpigment. Die Gliose iu der Medulla oblongata stand
im engsten Zusammenhang mit der Gefässverbreitung. ln diesem wie in
ähnlichen Fällen sprechen zu Gunsten der Entstehung der Syringomyelie
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830
Daviusouh. Nokooekath und Staehklin. Spiteke etc.
No. 49.
aus einer Hämatomyelie: die Lokalisation der Gliose an den zu Blutungen
prädisponirten Stellen, der Befund von Blut und Blutpigment io und neben
ihr, die Blutungen älteren und jüngeren Datums au den entsprechenden
Stellen der anderen Seite des Rückenmarkes, endlich der Nachweis be-
ginnender Reaktionserscheinungen von Seiteu der Glia in der Umgebung
der Blutungeu und das Pehlen jeglicher in Betracht kommender Ent-
wickelungsanomalie des Rückenmarks. S. Kalischer.
1) C. Davidsohn, Spirochaetenfärbung mit Kresylviolett. Berl. klin.
Wocbenschr. 1905, No. 31.
2) C. T. Noeggerath und R. Staehelin, Zum Nacheis der Spirochaete
pallida im Blut Syphilitischer. (Aus der med. Klinik in Basel.) Münch,
med. Wochenschr. 1905, No. 31.
3) L. Spitzer, Ueber Spirochaetenbefundc in syphilitischem Gewebe. (Aus
dem staatl. serotherapeut. Institut in Wien.) Wiener klin. Wochenschr.
1905, No. 31.
4) Rille und A. Voekerodt, Weitere Spirocbaetenbefunde bei Syphilis.
(Aus der dermatol. Klinik zu Leipzig.) Münch, med. Wochenschr. 1905,
No. 34.
6) Reischauer, Ein weiterer Spirochaetenbefund bei hereditärer Lues.
(Aus dem hygien. Institut in Jena.) Deutsche med. Wocbenschr. 1905,
No. 34.
ß) (1. N'igris, Spirochaete pallida und refringens nebeneinander im Blute
bei hereditärer Lues. (Aus der Univ. -Kinderklinik in Graz.) Deutsche
med. Wochenschr. 1905, No. 36.
7) P. Mulzer, Ueber das Vorkommen von Spirochaeten bei syphilitischen
Krankbeitsprodukten. (Aus d. Universitätsklinik f. Haut- u. Geschlechts-
krankheiten zu Berlin.) Berl. klin. Wochenschr. 1905, No. 30.
8) W. Scholtz, Ueber den Spirochaetennachweis bei Syphilis. Deutsche
med. Wochenschr. 1905, No. 36.
9) C. Grouven und H. Fabry, Spirochaeten bei Syphilis. (Aus der Uni-
versitätsklinik f. Syphilis u. Hautkrankh. in Bonn ) Ebenda.
10) R. Kraus und A. Prantscholf, Ueber das constante Vorkommen der
Spirochaete pallida im syphilitischen Gewebe bei Menschen und Affen.
(Aus dem staatl. serotherapeut. Institut in Wien.) Wiener kliu. Wochen-
schrift 1905, No. 37.
11) G. Sobernbcim und E. Toinasczcwski, Ueber Spirochaete pallida.
(Aus dem hygien. Institut an der med. Klinik zu Halle a. S.) Münch,
med. Wochenschr. 1905, No. 39.
12) K. Herxheimer, Zur Kenntnis der Spirochaete pallida. (Aus dem
städt. Krankenhaus in Frankfurt a. M.) Ebenda.
13) Fr. Krzysztalowicz und M. Siedlccki, Spirochaete pallida Schaudinn
in syphilitischen Erscheinungen. (Aus d. Institut der vergleich. Anatomie
in Krakau.) Montsh. f. prakt. Dermatol. Bd. 41, No. 6.
(Schluss.)
4) R. und V. trafen die Spirochaete pallida unter anderem in zwei
Lippensklerosen, bei Psoriasis paimaris, in nässenden Papeln zwischen den
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No. 49.
Davidsuiim. Nokuoeuatii uud Stakiiklin. Hpitxkk etc.
831
Zehen (hier besonders reichlich) und in crustären Papeln der Kopfhaut.
Sie raten, beim Suchen sich namentlich an vorhandene rote Blutkörperchen
zu halten, weil die Spirochaeten diesen mit Vorliebe an- oder aufliegen
Einen Einfluss der Therapie auf die Organismen konnten auch sie nicht
feststellen; so fanden sich ganz unveränderte Spirochaeten in Efflorescenzen
der Psoriasis pulraaris einer Hand, mit der der Pat. seit 10 Tagen die
Einreibungskur ausgeführt hatte.
5) Bei dem totgeborenen Kinde einer luetischen Mutter wurde die
Spirochaete pallida reichlich in Ausstrichen von der Leber, ganz vereinzelt
nur in Milz und Lungen, gar nicht in den Nieren und im Blut gefunden.
6) N. entdeckte in einem Blutstropfen, den er der roacnlo-papulösen
Efflorescenz eines 4 Wochen alten hereditär syphilitischen Kindes entnommen
hatte, neben der Spirochaete pallida die Spirochaete refringens. Die erstere
allein fand sich auch in dem Inhalte einer auf gesunder Hautstelle er-
zeugten Vesicatorblase.
7) M. konnte in 20 von 22 Fällen primärer und sekundärer Syphilis
die Spirochaete pallida nachweisen, am reichlichsten in dem durch Ab-
kratzen der Primäraffekte oder Papeln mit einem scharfen Löffel erhaltenen
Geschähe. Ab und zu wurden die Parasiten auch im Protoplasma von
Zellen, wahrscheinlich Endothelzellen, augetroffen. Keinerlei Spirochaeten
fand M. bei Controlluntersuchungen im Smegma von 28 Personen, in je
3 Fällen von Balanitis und spitzen Condylomen, bei 4 weichen Schankern,
0 verschiedenen Dermatosen und einem zerfallenen Carcinoma mammae.
Dagegen wurde zweimal bei Balanitis circinata und einmal bei spitzen
Condylomen das Vorhandensein von Spirochaeten constatirt, die sich aber
durch Gestalt und Färbung wesentlich von der Pallida unterschieden.
Dieser ähnlicher waren Formen, die in zwei operativ entfernten Carcinomen
des Uterus und an der ulcerirteu Oberfläche dreier Hautkrebse gefunden
wurden, doch erschienen ihre Windungen flach und unregelmässig, nicht
steil, korkzieherartig und im Giemsapräparat zeigten sie einen bläulichen
Ton, nicht den mehr rotvioletten der Syphilisspirochaeten. M. ist über-
zeugt, dass sich die letzteren immer vou anderen Formen unterscheiden
lassen.
8) Sch. empfiehlt die Untersuchung im hängenden Tropfen, welche
unzweideutigere Resultate gebe, als die gefärbten Präparate. Er konnte
die Spirochaete pallida hauptsächlich bei erodirteu Primäraffekten, breiten
Condylomen und Plaques, seltener und spärlicher in intakten Papeln fern
von den Genitalien, einmal aber auch in einem spitzen Codylom nach-
weisen. Sonstige Controlluntersuchungen nicht syphilitischer Condylomen
fielen negativ aus. Bei 2 von 3 hereditär luetischen Kindern mit Pem-
phigus syphilit. entwickelten die Blasen während des Lebens die Spiro-
chaete pallida, die aber in den inneren Organen bei der Sektion 24 und
34 Stunden post mortem nicht zu finden war. Ein Einfluss der Therapie
auf die Spirochaeten liess sich nicht erkenuen. Sch. warnt vor voreiliger
Beurteilung der Befunde; das häufige und ausschliessliche Vorkommen der
Spirochaete pallida in Sypbilisprodukten beweisen noch nicht notwendig
ihre ätiologische Bedeutung.
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832
DavIUSOH«. NoKOOBKATH Uljd StABIIBLIX. SpiTZKH etc.
No. 49.
9) G. und F. hatten unter 21 untersuchten Syphilisfällen <» Misserfolge,
von denen 4 nicht ganz sichere Primärläsionen, 2 aber Pat. mit mit un-
zweifelhaften Sekundärerscheinungen betrafen. Bei einer totfaulen syphili-
tischen Frucht wurde die Spirochaete pallida im Gewebssaft von Milz und
Leber, bei einem zwei Monate alten hereditär syphilitischen Kinde in einem
syphilitischen Infiltrat am Kinn gefunden. In besonders grosser Zahl ent-
hielt sie eine Lippensklerose.
10) K. und P. constatirten das Vorhandensein der Spirochaete pallida
in 32 von 37 Sklerosen und bei 18 von 25 Pat. mit syphilitischen Papeln-,
den negativen Befund in 12 Fällen erklären sie durch besondere Umstände,
gangränösen Zerfall der Sklerose. Untersuchung erst längere Zeit nach der
Excision u. dergl. Im Smegma, bei Balanitis, spitzen Condylomen, an der
Oberfläche verjauchter Carcinome gefundene Spirochaeten liessen sich meist
sicher von der Spirochaete pallida unterscheiden. K. und P. gelang es
auch, bei 4 mit Syphilis geimpften Affen (Makaken) die Spirochaete pallida
nachzuweisen und zwar nicht nur in Primäraffekten, die durch direkte
Uebertragung vom Menschen, sondern auch in solchen, die durch Ver-
impfung von Affensklerosen hervorgerufen waren.
11) Bei infektiösen Frühformen der Lucs (50 Fälle) fanden S. und T.
die Spirochaete pallida ausnahmslos, auch wenn die Infektion viele Jahre
zurücklag, niemals dagegen -in tertiären Affektionen (8 Fälle), selbst wenn
sie verhältnismässig früh auftrateu. Controlluutersuchungen (2S Fälle)
blieben stets erfolglos, andere Formen liessen sich von der Spirochaete
pallida sicher unterscheiden. Verff. betonen, dass eine einmalige Unter-
suchung niemals ausreicht, ein negatives Ergebnis zu constatiren.
12) H. bewährte sich zur Färbung besonders eine heissgesättigte Lösung
von Gentianaviolett (10 ccm in 100 ccm Aqu. dest.), die nach zweistündiger
Abkühlung filtrirt wird und mit der es ihm wiederholt gelang, in breiten
Condylomen Hunderte von Spirochaeten in demselben Präparat aufzufinden.
Das Verfahren brachte ausserdem eigenartige kleine, teils in, teils an den
Spirochaeten, teils in ihrer Nähe liegende Gebilde zur Darstellung, deren
Deutung vorläufig sehr schwer ist. Bisweilen sah H. auch eine Spirochaete
sich etwa in der Mitte der Länge noch in zwei teilen, wie es ScHAUDHOi
von der Spirochaete Ziemanii beschrieben hat. Jedenfalls erblickt H in
seinen Befunden einen weiteren Beweis für die Protozoennatur der Spiro-
chaete pallida.
18) K. und S. beobachteten ebenfalls offenbar in Längsteilung be-
griffene Spirochaeten, auch fanden sie eigentümliche kernhaltige Körperchen,
die vielleicht als Entwickelungsphasen der Spirochaeten aufzufassen sind.
Wichtig erscheint ihnen die Feststellung, dass die Menge der Spirochaeten
von der Oberfläche nach der Tiefe der syphilitischen Efflorescenzen hin
erheblich zuninimt. H. Müller.
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Französische Strasse 21) oder an die Verlagshandlung (Berlin NW., Unter den Linden 69) erbeten
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Iiil.alt: Hamburokb und v. Recss, Wirkung artfremden Eiwcisses auf
die Leukocyten. — Wbinland, Ueber die Stoffwechselvorgänge bei der Entwick-
lung der Klcischfliege. — Donath, Phosphorsäuregehalt der Cerebrospinallliissig-
keit. — Mansfeld, Donath, Nachweis des Cholins. — Skoale, Vorkommen
von Arsen in den Geweben. — Scaqliobi, Ueber Phlebektasie. — Küllikkr,
Verhütung der pleuritischen Skoliose. — Meter, Ueber Darmverengung nach Re-
position von eingeklemmten Brüchen. — Bikch - Hirschfeld und Inouve,
Ueber Tbyreoidinamblyopie. — Steen, Fixation des Schpurpurs. — Grossmann,
Zur Diagnose der Meningitis. — Lindt, Behandlung der Labyrinthentzündung. —
Schwarach, Primärer Hirnabscess bei Mittelohrentzündung. — Mader, Radio-
therapie bei Kieferhöhlenentzündung. — Thomson, Ueber Stirnhöhleneiterung. —
Lavkban, Behandlung der Trypauosomiasis. — Jüboens, Ueber Typhusimmunität.
- — Bail, v. Piyouet und Schiecr, Ueber Tuberkclaggressin. — Weisbmann,
Ueber Collargol. — Franke, Röntgenbestrahlung bei Leukämie. — Markwald,
Seltene Complikationen bei Ruhr. — Necmann, Ueber Säuglingsskorbut. —
XoBtnioxT und Marklkn, Ueber Fettresorptiou bei Säuglingen. — Mackenzie,
Neue Methoden der Herzuntersuchuug. — Westphal, Ueber Neuritis apopleetica.
— Frank, Lkvi, Nicolai, Zur Kenntnis der Tabes. — Zikmann, Ueber
„ Melüng“ der Neger. — Wildsolz, Zur Diagnose und Behandlung der Nieren-
tuberkulose. — Roma, Doppelbildung der Harnröhre. — Laubnstein, Zur Aus-
führung von Operationen am Uterus. — Theilhabeb, Die chrouische Oophoritis.
F. Hamburger und A. v. Reuss, Ueber die Wirkung artfremden genuinen
Eiweisses auf die Leukocyten. Zeitschr. f. Biol. XLV1I. N. F. XXIX., 1,
S. 24.
Substanzen, welche den Organismus zu schädigen vermögen, beein-
flussen die Leukocytenzah! im allgemeinen sehr intensiv. Es war daher
zu erraten, dass auch genuine Eiweisskörper einer fremden Tierart eine
Hypoleukocytose hervorrufen werden. Diese Vermutung der Verff. wurde
in ziemlichem Umfange bestätigt durch Versuche der Injektion mit Rinder-
XLIII. Jahrgang. 53
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834
Wkinland.
No. 50.
serum, Kuhmilch, Menschenserum, Menschenmilch, Pferdeserum, Schweine-
serum, Hühnerserum und Hühnereiklar, welche am Kaninchen angestellt
worden sind. Die durch ca. 1 — 2 ccm des artfremden Kiweisses bedingte
Hypoleukocytose tritt nicht ein bei Injektion der physiologischen Kochsalz-
lösung, des artgleicben Eiweisses und des Pferdeserums. Die Fiage, ob es
sich um einen wirklichen Zerfall der Leukocyten bandelt oder um eine
Ansammlung in den Capillaren der inneren Organe, wollen die Verff. nicht
entscheiden. Auf Grund zweier Versuche, bei denen während der Hypo-
leukocytose die Zerfallsprodukte der Leukocyten im Blut nicht nachweisbar
waren, halten sie jedoch den Zerfall für unwahrscheinlich. Die nach
einiger Zeit folgende Vermehrung der Leukocyten glauben sie auf die
Wirkung des Einstichs in die Vene zurückführen zu dürfen.
G. F. Nicolai.
1) E. Weinland, Ueber die StofTumsetzungen während der Metamorphose
der Fleischfliege (Calliphora vomitoria). Zeitschr. f. Biol. Bd. 47, S. 186.
2) Derselbe, Ueber die Ausscheidung von Ammoniak durch die Larven
von Calliphora, und über eine Beziehung dieser Tatsache zu dem Ent-
wickelungsstadium der Tiere. Ebenda. S. 232.
1) W.’s Untersuchungen betreffen das Puppenstadium der Fleisch-
fliege. Er bestimmte die Trockensubstanz, Glykogen, Chitin, Petroläther-
extrakt, N-Substanzen gleich nach Eintritt der Verpuppung, ferner C02- und
Wasserabgabe sowie 02-Aufnahme im Verlauf des Puppenstadiums, d. h.
also bei der vor sich gehenden Metamorphose, endlich wiederum die
Trockensubstanz, Glykogen etc. der Fliege kurz vor oder nach dem Aus-
schlüpfen, analog den Bestimmungen beim Beginn der Verpuppung. —
So war der Stoffumsatz bei der Metamorphose zu berechnen. — W. kommt
zu folgenden Ergebnissen: Ausgcschieden wurden C02 und H20, kein gas-
förmiger N, wohl aber Harnsäure, aufgenommen Sauerstoff. Es lassen sich
drei Perioden unterscheiden, in deren erster der Stoffumsatz sinkt, in deren
zweiter er constant bleibt. In der dritten steigt er erheblich an. ln der
ersten überwiegt ein Einschmelzen der Gewebe, in der dritten ein Ge-
websaufbau. — Während der Metamorphose wird wesentlich Fett ver-
brannt, daneben etwas N-Substanz. Eine Zersetzung von Kohlehydraten
ist nicht nachzuweisen, wohl aber die Bildung von Chitin, wozu das zer-
setzte N-Material ausreicht. — Die teilweise gefundenen sehr niedrigen
Quotienten sprechen dafür, dass die Fettoxydation nicht stets eine voll-
kommene ist. •
2) Die Larven der Fleischfliege entwickeln reichlich Ammoniakgas.
Bei Druck auf die Tiere wird es durch die vordere und hintere Darm-
öffnung zugleich mit einer braunen Flüssigkeit entleert. Daneben scheint
ein flüchtiges Amin abgegeben zu werden. Beide machen den grössten Teil
des ausgeschiedenen Stickstoffs (bis 82 pCt.) aus. Demgegenüber geben
die Puppen bei ihrer Metamorphose gar kein Ammoniak ab. — Das
Ammoniak entsteht nicht im Darm; in ihm bilden sich bei der Fleisch-
verdauung biuretreaktiongebende Substanzen durch ein trypsinartiges
Ferment. Das NH3 entspringt wohl einem Desamidirungsprocesse.
Die Verschiedenheit in den Stoffwechselprocesscn der Larven und
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No. 50. Donath. — Manskkld. Donath. — Seoai.k. — Scaoliosi.
835
Puppen bringt W. mit den Differenzen der den Körper aufbauenden Ge-
webe in Zusammenhang. Bei ersteren überwiegt das Larval-, bei letzteren
das sog. Imaginalgewebe. A. Loewy.
J. Donath, Der Phosphorsäuregehalt der Cerebrospinalflüssigkeit bei ver-
schiedenen, insbesondere Nervenkrankheiten. Zeitschr. f. physiol. Chem.
Bd. 42, S. 141.
Phosphorsäurebestimmungen in der Cerebrospinalflüssigkeit bei ver-
schiedenen Krankheiten ergaben, dass der höchste Gehalt an P20s sich
findet bei Tumor cerebri, Tabes dorsalis, progressiver Paralyse, also gerade
bei jenen Erkrankungen, die mit einem rascheren Untergeben von Nerven-
gewebe einhergehen. Gleichzeitig konnte bei all diesen Krankheiten ein
erhöhter Eiweissgehalt der Cerebrospinalflüssigkeit constatirt werden.
Wohlgemuth.
(*. Mansfeld, Leber den Donath'schen Nachweis von Cholin in Fällen
von Epilepsie. Zeitschr. f. physiol. Chem. Bd. 42, S. 157.
J. Donath, Erwiderung auf Herrn G. Mansfeld’s Aufsatz: „Leber den
Donath'schen Nachweis etc.“ Ebenda. S. 530.
Der Donath’sche Nachweis von Cholin besteht darin, dass man die
zu untersuchende Flüssigkeit zur Trockne einengt und den Rückstand mit
wasserfreiem Alkohol extrahirt; aus dem alkoholischen Extrakt kauu mau
das Cholin als Platinsalz isoliren. Eine Nachprüfung dieser Methode durch
M. ergab nun, dass auch Ammoniumsaize bei diesem Verfahren in den
Alkohol übergehen und mit Platinchlorid Krystaile geben, die grosse
Aehnlichkeit mit dem Choiinplatinat haben. Verf. schloss daraus, dass
die Donath’sche Vorschrift zum Nachweis von Cholin keine brauchbaren
Resultate liefert.
Hiergegen wendet Donath ein, dass bei seiner Methode wohl kleine
Mengen von Amraoniumplatinat dem Choiinplatinat beigemengt sind, dass
man in der Hauptsache aber bei seinem Verfahren Cholin bekommt. Zum
Beweis führt er verschiedene inzwischen erschienene Arbeiten an, die säramt-
lich seine Resultate bestätigen konnten. Wohlgemuth.
M. Segale, Untersuchungen über das Vorhandensein von Arsen in den
normalen Geweben vermittelst der biologischen Methode. Zeitschr. f.
physiol. Chem. Bd. 42, S. 175.
Verf. liess verschiedene Gewebe autolysiren und impfte sie dann nach
einiger Zeit mit Penicillium brevicaule, einem Pilz, der die Eigenschaft
besitzt, Arsenik in sich aufzunehmen. Auf diese Weise konnte Verf. zeigen,
dass Arsenik in den tierischen Organen weit verbreitet ist.
Wohlgemuth.
<». Seagliosi, Ueber Phlebektasie; anatomische Untersuchungen aus dem
Institute für pathologische Anatomie an der Kgl. Universität Catania.
Virchow’s Arcb. Bd. 180, H. 1.
Die Arbeit ist bestimmt, festzustellen, welche Elemente der Tunica
53*
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836
Koi.i.ikkr.
No. 50.
media der von der Ektasie befallenen Venen die ersten und stärksten Ver-
änderungen erfahren. Verf. fand sie in den glatten Muskelfasern und zwar
herdförmig in der Nähe eines entzündeten Capillargefässes angeordnet.
Die Fasern waren vergrössert, verdickt, hier und da aus ihren Verbindungen
gelöst. Einzelne Fasergruppen boten ein der wachsartigen Degeneration
ähnliches Bild. Au den genannten Stellen sab man von der Adventitia
ausgehende kleinzellige Infiltration im Verlauf kleinster Gefässe. Die
Nekrose der Muskelfasern ist als eine Folge dieses entzündlichen Processes
anzusehen. Neben diesen hyalinen Fasern fanden sich graue, zusammen-
geballte homogene Massen — ehemalige Muskelfasern. Die Intima zeigte
mässige Verdickungen, die Adventitia reichliche Gefässentwickclung, Ver-
mehrung der ßindegewebskerne und kleinzellige Infiltration. Die elasti-
schen Fasern waren an den Stellen, wo die Gefässwand Verdickungen
aufwies, ungleichartig abgegrenzt, au den übrigen Stellen normal.
S. kommt zu dem Schluss, dass sich bei der Phlebektasie die Ver
änderungen hauptsächlich in der Media abspielen. Die veränderten Muskel-
fasern erfahren eine Unterbrechung, und demnach die Wand eine Abnahme
ihrer Widerstandsfähigkeit; die Folge ist: die Wand wird nachgiebig. Die
noch leidlich gut erhaltenen elastischen Fasern verhindern eine zu starke
Erweiterung oder eine Ruptur der Gefässwand, bis die Intima sich cotn-
pensatorisch verdickt hat. Bei der Phlebektasie erkranken nach Verf.’s
Ansicht also primär die Muskeln, erst später die elastischen Elemente.
Geissler.
Th. Kölliker, Zur Verhütung und Behandlung der pleuritischeu und
empyematischen Skoliose. Deutsche med. Wocbenschr. 1904, No. 17.
Zur Verhütung der Skoliose empfiehlt K. bei grossen pleuri-
tischen Exsudaten und bei Exsudaten, die sich nicht rasch resorbiren.
zeitig die Punktion auszufübren. Bei Empyemen ist die rasche und
sichere Entleerung des Eiters dureb Rippenresektion am Platze. Zur
Prophylaxe der Skoliose gehört ferner die Berücksichtigung des Umstandes,
dass pleuritische und empyematische Skoliosen immer lange Zeit, bis zu
zwei Jahren, bedürfen, um sich zu entwickeln. Die Behandlung der sich
ausbildenden Skoliose muss daher sofort aufgenommen werden; denn gegen
die ausgebildete Skoliose kann die Therapie nicht mehr viel leisten.
Als therapeutische Maassnahmen empfiehlt K. Gymnastik und das
Tragen eines geeigneten Stützapparates. K. benutzt mit besonderer Vor-
liebe einen folgendermaassen construirten Apparat. An einem Bock ist
eine Glisson’scbe Schwebe angebracht, die Handhaben zur Selbstsuspension
trägt. Diese Handhaben können beliebig verlängert und verkürzt werden.
Die Handhabe für die erkrankte Thoraxseite ist so kurz gestellt, dass sie
nur mit dem erhobenen Arm gefasst werden kann, die Handhabe für den
Arm auf der convexeu Seite so tief, dass der Kranke nach unten greifen
muss, uro sie zu erreichen. Will sich nun der Kranke erheben, so nass
er den Arm der erkrankten Seite hoch heben, dehnt somit die betreffende
Thoraxseite aus, mit dem Arm der entgegengesetzten Seite drückt er nach
unten und redressirt damit die Skoliose. Zur Verstärkung der Wirkung
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No. 50
Mkykk. — Hihoi-Hir3chkki.ii und Inouyb.
837
wird die Convexität der Skoliose durch einen breiten elastischen Gurt
gegen den entgegengesetzten vertikalen Arm des Bockes angezogen.
Joachimsthal.
L. Meyer, Ueber Darmverengerungen nach unblutiger oder blutiger Re-
position eingeklemmter Brüche. Deutsche Zeitschr. f. Chir. Bd. 76,
S. 297.
M. bespricht in extenso die Fälle von nachträglichem Auftreten von
Stenosen nach anfänglicher Durchgängigkeit des eingeklemmt gewesenen
Darms. Aus der Litteratur und der eigenen Beobachtung an derQuervain-
schen Klinik konnte er 23 sichere derartige Fälle zusammenstellen. Von
diesen gehören 10 in die Rubrik der reinen ring- oder kanalförmigen
Stenosen, bei den übrigen 13 handelt es sich um Darmverengerung durch
knäuel- oder Sförmige Verwachsungen der Darmschlingen, meist combinirt
mit eigentlicher Stenose. — Es ergiebt sich, dass Hernien älteren Datums
häufiger als frische zur Spätstenose führen und die Dauer der Einklemmung
meist ,/3 — 1 Tag betrug. Taxisversuche gingen fast stets vorher, doch
trat in zwei Fällen, wo sicher keine solchen vorgenommen wurden, auch
Spätstenose ein. Die klinischen Symptome, bestehend in den bekannten
Erscheinungen des chronischen Ileus, setzen meist 3— 4 Wochen nach der
Reposition ein, während in der ersten Woche als Vorboten Diarrhoe und
manchmal Blutabgang beobachtet werden. — Die Stenosen betrafen stets
den Dünndarm, beschränken sich entweder auf eine der Schnürfurchen
oder betreffen beide; hierdurch entstehen die Ringstenosen. Breitet sich
die stenosirende Veränderung auf die ganze Länge des eingeklemmt ge-
wesenen Darms aus, so kommt cs zu kanalförmigen Stenosen. — Die Ent-
stehung der Veränderungen beruht in den meisten Fällen auf ausgedehnter
Schleimhautnekrose der eingeklemmten Darmschlinge, bedingt durch
Störungen der Cirkulation, welche zuerst stets auf die Mucosa schädigend
einwirken. Den knäuelförmigen Stenosen liegen Verwachsungen zu Grunde,
welche die Folge von Serosaentzündung sind nach Taxisversuchen. —
Prophylaktisch ist zur Vermeidung der Spätstenosen auf die Gefahr der
forcirten Taxisversnche und die Reposition einer nicht absolut ein wands-
freien Darmschlinge bei Herniotomie hinzuweisen. — Therapeutisch ist das
rationellste Verfahren die Resektion des stenotischen Darmstückes; eventuell
muss man sich mit einer Enteroanastomose begnügen. — Die Prognose
einer ausgebildeten Darmspätstenose ist eine absolut schlechte, wenn nicht
die Stenose operativ beseitigt wird. Denn von den 23 Fällen wurden 5
nicht operirt, welche alle 5 starben, 4 direkt an den Folgen der nicht
gehobenen Stenose, 1 an Pneumonie nach einer jüngst stattgehabten, spontan
gelösten Darmincarceration. Peltesohn.
A. Birch-Hirsclifelcl und Nobuo Inoiiye, Experimentelle Untersuchungen
über die Pathogenese der Thyreoidinamblyopie. v. Graefe’s Arch. f.
Ophthalm. LXI., 3, S. 499.
Die Verff. .stellten fest, dass nach täglicher Thyreoidinfütterung (Be-
ginn mit kleinen Dosen, allmähliche Steigerung auf 8— 10 g pro die) sich
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838 Stkh*. — linossiiANN. — Limit. No. 50.
bei Hunden nach mehreren Monaten die Erscheinungen der Sebnerven-
atrophie hervorrufen Hessen, ohne dass Symptome von Gefässstörungen der
Papille oder der Netzhaut vorausgingen. Die anatomische Untersuchung
ergab in der Netzhaut Chromatolyse der Ganglienzellen, Vakuolisatiou mit
Schwellung der Zelle, Kernschwellung, Kernschrumpfung und Zellzerfall.
Eine bestimmte Lokalisation dieser Veränderungen in der Netzhaut liess
sieb nicht constatiren. Immer fanden sich neben den hochgradig ver-
änderten relativ gut erhaltene Ganglienzellen. Der Sehnerv bot das Bild
partieller diffuser Faserdegencration, centralwärts an Intensität abnehmend,
ohne Veränderungen der Glia, des Bindegewebes, der Septa oder Gefässe.
Die Thyreoidinamblyopie, welche beim Menschen nach den Berichten von
Copi'EZ und Aalbebtsbero der chronischen Tabak-Alkobolamblyopie nahe
steht, beruht nicht auf einer interstitiellen Neuritis, sondern auf einer
primären Schädigung der Netzbautganglienzellen mit sekundärer Degene-
ration im Sehnerv. Horstmann.
K. Stern, Ueber Sehpurpurfixation, v. Graefe’s Arcb. f. Ophthalm. LXI., 3,
S. 601.
St. empfiehlt, um den lichtempfindenden Sehpurpur der Netzhaut-
stäbchen auch in mikroskopischen Schnitten studiren zu können, die Netz-
haut in 2,5proc. Platinchloridlösung zu fixiren und in Paraffin einzubetten.
Die Aussenglieder purpurhaltiger Stäbchen erscheinen dann intensiv orange
gefärbt, während Stäbchen von Hellaugen farblos sind. Die Färbung „ist
fast lichtunempfindlich.“ G. Abelsdorff.
(iros.sinaiui, Casuistisches zur Lumbalpunktion und circumskripte Meningitis.
Arcb. f. Ohrenheilk. Bd. G4, S. 24.
G. berichtet über einige Fälle, welche beweisen, dass ein positiver
Befund bei der Lumbalpunktion nicht immer die Diagnose der diffusen
eitrigen Meningitis sichert. Nach G. kann schon die blosse Resorption
toxischer Substanzen die Zusammensetzung des Liquor cerebrospinalis be-
trächtlich alteriren und auch klinisch den Symptomencomplex einer diffusen
eitrigen Meningitis vortäuschen. Dass auch der curative Wert der Lumbal-
punktion ein problematischer ist, beweist, nach Verf., unter anderem, ein
von ihm mitgeteilter Fall, bei dem die Operation einen Befund aufdeckte,
der eine circumskripte Meningitis suppurativa „fast zur Gewissheit machte“
und der ohne Lumbalpunktion, lediglich durch Ausschaltung des primären
Herdes im Schläfenbein zur Heilung kam. Schwabach.
Limit, Zur Gasuistik der operativen Behandlung der eitrigen Labyrinth-
entzfindung. Zeitsehr. f. Ohrenheilk. Bd. 40, 3., 4. H., S. 301.
Der Fall betrifft eiue Patientin, bei der 9 Jahre vorher die Radikal
Operation wegen chronischer Mittelohreiterung vom Verf. ausgeführt worden
war und bei der trotzdem nach so langer Zeit noch eine akute Labyrinthitis
auftrat. Als ursächliches Moment für diese Oomplikation glaubt Verf. die
anämische, schwächliche, zu Katarrhen der oberen Luftwege geneigte An-
lage der Patientin ansehen zu solleo. Durch die neuerdings vom Verf.
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No. 50.
ScHWABAClI. — MaUKH.
839
ausgeführte Operation wurden sämmtliche Bogengänge entfernt, das Vesti-
bulum freigelegt und die Schnecke durch Wegmeisseln des ganzen Pro-
ineutoriuins breit eröffnet. Es trat vollständige Heilung ein.
Schwabach.
Schwabach, Beitrag zur pathologischen Anatomie des inneren Ohres und
zur Frage vom primären Hirnabscess. Beiträge zur Ohrenheilk., Fest-
schrift zum 70. Geburtstage des Geh. Med.-R. Prof. Dr. A. LüCAE.
Bei einem 16jährigen Mädchen traten 7 Wochen nach überstandener
linksseitiger ohne Eiterung verlaufener Mittelohrentzündung Schwindel, Er-
brechen, Kopfschmerzen, häufige Contraktionen der linken Gesichtsmusku-
iutur, Pulsverlangsamung und taumelnder Gang auf. Am Trommelfell nur
geringe Rötung, Lumbalpunktion ergiebt klare bakterienfreie Flüssigkeit.
Unter zunehmender Benommenheit, leichter Steifigkeit der Wirbelsäule er-
folgte der Tod binnen wenigen Tagen. Die Sektion ergiebt in der Mark-
substanz des rechten Stirnlappens einen hühnereigrossen Abscess mit zäh-
flüssigem Eiter, der weder Tuberkelbacillen, noch andere Mikroorganismen
enthält. Das rechte Schläfenbein ist normal, das linke äusserlich ebenfalls
intakt, zeigt besonders bei der mikroskopischen Untersuchung eine Otitis
und Osteomyelitis in der Pars petrosa. Ferner ergeben sich hochgradige
Veränderungen in den tiefen Schichten der Paukenhöblenschleimhaut und
im Labyrinth, Uebergang der Entzündung von den Endausbreitungen des
N. cochlearis auf die Nervenausbreitungen des Tractus Foraminutentus bis
zu den Ausstrahlungen des Nerven im Fundus des Meatus auditorius internus.
Der Acusticusstamm bei seinem Eintritt in den Porus acusticus internus
ebenso wie der N. facialis in seinem ganzen Verlauf sind nahezu voll-
ständig intakt.
Verf. nimmt zu der Frage Stellung, ob der Hirnabscess in ätiologischem
Zusammenhang mit den mikroskopisch uachgewiesenen Veränderungen am
Schläfenbein steht. Er macht sich hierbei die Anschauungen KöRNER’s
zu eigen und nimmt an. dass wenn es sich auch um keinen otitischen
Hirnabscess im eigentlichen Sinn handelt, doch die Möglichkeit der Hirn-
infektion auf metastatischem Wege von der Osteomyelitis des Schläfenbeins
ausgehend nicht von der Hand zu weisen ist. Keineswegs ist der Fall als
beweiskräftig für das Vorkommen primärer Hirnabscesse anzusehen.
M. Leichtentritt.
Mader, Radiotherapie bei chronischen Kieferhöhlenentzündungen. Arcb. f.
Laryngol. u. Rhinol. Bd. 17, H. 2.
Verf. hat Versuche angestellt, die Resultate der Lichttherapie auch
für die erkrankte Kieferhöhle nutzbar zu machen und schildert die Methode
und deren Handhabung. Natürlich ist dieselbe nur beim Vorhandensein
einer grösseren und dauernden Oeffnung der Kieferhöhle möglich. Dazu
diente die Eröffnung der Fossa canina, welche Operation Verf. auch sonst
bevorzugt. Zur Bestrahlung bediente sich der Verf. zunächst des Princips
des von Strehkl für die Harnröhre angegebenen Glimmlichtbestrahlers,
welcher die Lichtquelle direkt in die Höhle einzuführen gestattet. Es er-
gab sich allerdings, dass sich mit dem Glimmlicht Reaktionen iu der
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840
Thomson. — Lavkkan. — Jüuukns.
No. 50.
Kieferhöhle erzielen lassen, aber nicht immer. Deshalb entschied sich
Verf. für das Induktionsfunkenlicht und construirte einen Apparat, dessen
Licht in Bezug auf aktive Kraft dem der anderen Lichtquellen weit über-
legen ist. Die mit dieser Methode erzielten Effekte scheinen Verf. Erfolg
versprechend zu sein. W. Lublinski.
Thomson, Frontal sinusitis: two cases of death after Operation. The
Lancet 1905, No. VIII. Aug.
Verf. berichtet über zwei Fälle von Eiterung der Stirnhöhlen mit Be-
teiligung des Siebbeins, in denen nach wiederholten operativen Eingriffen
schliesslich der Exitus infolge von Meningitis eintrat. Die Kranken-
geschichten sollen zeigen, wie man es nicht machen soll, da die ver-
schiedenen Eingriffe nicht ausgiebig genug waren und immer nur einen
Teil des erkrankten Gebietes betrafen. Verf. glaubt, dass er in Zukunft
durch Anwendung des Killian’schen Operationsverfahrens und genügende
Berücksichtigung des an der Stirnhöhlenerkrankung stets beteiligten Sieb-
beinlabyrinthes so üble Resultate vermeiden wird. Sturmann.
A. Lareran, Traitement mixte des Trypanosomiases par l'acidc arsenicux
et le trypanroth. Compt. rend. de l’acad. des Sciences 1905, T. 140,
p. 287.
L , der bereits früher über Heilresultate bei kleinen Nagern, die mit
Surratrypanosomen inficirt waren, mittels Arsen und Trypanrot berichtet
hat, ist es durch planmässige Injektionen dieser Mittel auch gelungen,
mit Trypanosoma gambiense inficirte Ratten und Hunde zu heilen. Es
genügt hierbei nicht, die Injektionen in grösseren Intervallen auszuführen
und von dem erneuten Auftreten der Trypanosomen im Blute abhängig zo
machen, sondern es ist wie bei der Malariabehandlung vorzugehen. Die
Dosen, die zur Heilung erforderlich sind, liegen nahe bei den toxisch
wirkenden, es wurde auf das Kilogramm Körpergewicht 1,5 mg Arsen, bei
Hunden von 1Ö— 12 kg 14—16 mg Arsen injicirt. Da die toxischen Dosen
für die verschiedenen Tiergattungen verschieden sind, so müssen die zu
injicirenden Mengen sorgsam bestimmt werden, was naturgemäss bei der
Anwendung der Methode beim Menschen auf besondere Schwierigkeiten
stösst. H. Bischoff.
Jürgens, Ueber die Entstehung der Typhusimmunität. Berl. klin. Wochen-
schrift 1905, No. 6.
.1. stellte bei einem Manne zwei Monate nach Entfieberung von einer
Typhuserkrankung, während welcher auch das Agglutinations- und bakteri-
cide Vermögen des Blutserums in spccifischer Weise gesteigert war, eine
Neuerkrankung an Typhus fest. Diese Neuerkrankung fiel somit in die
Zeit, wo die Immunitätsreaktion bereits voll ausgebildet war. Somit ist
der Gehalt des Blutes an baktcriciden Stoffen kein Maassstab für die be-
stehende Immunität. Es kann somit auch nicht daraus, dass nach lmmuni-
sirung mit Typhusbakterien die baktericiden Antikörper vermehrt werden,
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No. 50.
Bau., v. l'ivvuxT und Schieck.
841
geschlossen werden, dass derartig immunisirte Menschen gegen die natür-
liche Typusinfektion sicher geschützt sind. H. Bischoff.
0. Bail, Der akute Tod von Meerschweinchen an Tuberkulose. Wiener
klin. Wochenschr. 1905. No. 9.
C. y. Pivquet und B. Schieck, Zur Frage des Aggressins. Wiener klin.
Wochenschr. 1905, No. 17.
Tuberkulöse Meerschweinchen gehen in einem gewissen Stadium der
Krankheit nach neuerlicher Injektion grosser Dosen Tuberkelbacillen akut
zu Grunde, während bei bisher gesunden Tieren selbst nach der Injektion
grösster Dosen stets eine mehr oder weniger lange dauernde Erkrankung
auftritt. Dieser akute Tod tritt aber auch bei gesunden Tieren ein, wenn
ihnen neben Tuberkelbacillen Exsudate tuberkulöser Meerschweinchen in-
jicirt werden, während für sich allein weder das Exsudat eine ausge-
sprochene Giftigkeit zeigt, noch die Bacilleninjektion. Es muss demnach
das Exsudat tuberkulöser Tiere einen Stoff enthalten, der im Verein mit
Tuberkelbacillen für die Meerschweinchen ein Gift ist. B. nimmt an, dass
Bakterien, welche, io geringer Menge in den tierischen Organismus ge-
bracht, sich in diesem zu vermehren vermögen, diese Fähigkeit einer von
ihnen secernirten Substanz, dem Aggressin, verdanken. Die Wirkung dieses
Aggressins besteht darin, dass es auf die Schutzkräfte dieses Körpers
lähmend wirkt, vor allem die Leukocyten von der Infektionsstelle zurück-
hält, sodass Pbagocytose ausbleibt. Dieses Aggressin teilt sich den Körper-
flüssigkeiten mit und begünstigt nun bei neuer Infektion von Tuberkel-
bacillen die Giftwirkung dieser. Es kann auch mit Exsudatflüssigkeit auf
andere Individuen übertragen werden. Da nun aber die Tuberkelbacillen,
um giftig zu wirken, gelöst werden müssen, so müsse neben dem Aggressin
noch Bakteriolysin, ein Reaktionsprodukt des Organismus, eine Rolle spielen.
P. und S. bestreiten, dass die Annahme zweier Reaktionsprodukte,
von denen das eine vom Organismus, das andere von den Bakterien ge-
liefert wird, zur Erklärung des akuten Tuberkulosetodes erforderlich sei.
Sie stützen ihre Ansicht mit den Erscheinungen, wie sie bei der Serum-
krankheit auftreten. Wenn ein Individuum auf die Injektion eines Serums
erkrankt, so tritt die Reaktion nach einer längeren Inkubationszeit auf und
bat einen bestimmten Verlauf. Erhält das nämliche Individuum nach Ab-
lauf der Reaktion eine neue Injektion desselben Serums, so tritt nunmehr
die Reaktion schneller auf und hat einen schnelleren Verlauf. War die
zweite Injektion stark genug, so kann akut der Tod eintreten. Dass das
Serum ein Aggressin bildet, ist ausgeschlossen, es kann die veränderte
Reaktion nur Folge der Antikörperbildung seitens des injicirtcn Organismus
sein. Aehnlich muss auch die veränderte Reaktion auf die wiederholte
Injektion von Tuberkelbacillen seitens des bereits tuberkulösen Organismus
als eine Antikörperwirkung, nicht als Aggressinwirkung aufgefasst werden.
Welcher Art diese Antikörper sind, ob Präcipitine oder Bakteriolysiue in
Frage kommen, muss für jeden Fall entschieden werden.
H. Bischoff.
r
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842
WlUSSMASN. i'KANKK
No. 50.
R. W (‘issmaan. lieber Collargol (CRKDfe). Therap. Monatsh. 1905, Aug.
Bei Verletzungen stieut man, wenn es sich um eine Fläche handelt,
Cnllargolpulver auf, Höhlenwunden spült man mit einer Lösung aus, bei
nischen oder taschenförmigen Wunden empfiehlt es sieb, eine oder mehrere
Collargoltabletten h 0,05 je nach Grösse der Wunde in diese zu versenken
und dann zu tamponiren. Was die Anwendung des Collargols bei inneren
Erkrankungen anlangt, so kann man es als Salbe, als Lösung per os oder
anum geben oder es subkutan oder intravenös injiciren. Am meisten be-
währt hat sich die Anwendung der Salbe oder die Form der intravenösen
Injektion. Von der Salbe reibt man 2—3 g mehrmals täglich, je nach
der Schwere der Erkrankung, in die sorgfältig gereinigte und mit Benzin
oder Chloroform entfettete Haut 15 — 20 Minuten lang ein und bedeckt
dann die Stelle mit einem wollenen Stoff. Die intravenöse Einspritzung
ist dann indicirt, wenn eine möglichst schnelle Wirkung erzielt werden
soll, also nameutlich bei schweren akuten Erkrankungsfällen. Man injicirt
am besten in eine der Venen der Ellenbogenbeuge und zwar nicht zu
kleine Mengen: 0,1 — 0,45 g Collargol, d. h. 6 — 15 ccm einer 2proc. oder
3—9 ccm einer öproc. Lösung; wenn nötig sind die Einspritzungen mehr-
mals zu wiederholen. Die von W. bei Erkrankungen septischer Natur er-
zielten Erfolge sprechen durchaus für eine ausgedehntere Anwendung des
Mittels. K. Kronthal.
M. Franke, Ueber den Einfluss der Röntgenstrahleu auf den Verlauf der
Leukämie (mit besonderer Berücksichtigung der Blutbefunde). Wiener
klin. Wochenschr. 1905, No. 33.
In der Litteratur liegen bereits weit über 100 Fälle von Leukämie,
die mit Röntgenstrahlen behandelt wurden, vor. Vcrf. bestrahlte in seinen
hier publicirten 4 Fällen fast ausschliesslich die Milzgegend in zweimaligen
Sitzungen pro Woche von je 8 Minuten Dauer. Am günstigsten verlief
der Fall einer 47jährigen Frau mit myeloider Leukämie; hier fiel die Zahl
der Leukocyten innerhalb von 0 Wochen von 300000 auf 6650 in 1 mm3,
darunter die Myelocyten von 590!K) auf 45, während die Erythrocyten sich
stark vermehrten und die Milz sich langsam verkleinerte. — Ganz anders
war der Verlauf bei einer 37jährigen Frau, ebenfalls mit myeloider Leu-
kämie. Trotz anfänglich günstiger Beeinflussung des Blutbefundes und des
Allgemeinbefindens trat im weiteren Verlaufe eine Verschlimmerung ein,
und Pat. verliess in diesem Zustande die Klinik. — Im dritten Fall, dem
eines 37 jährigen Mannes mit ebenfalls myeloider Leukämie, besserte sich
gleichfalls der Blutbefuud, der Milztumor und das Allgemeinbefinden, als
plötzlich die Erscheinungen einer akuten Nephritis zum Abbruch der Be-
handlung nötigten; während der Dauer dieses Nierenleidens gingen die
Leukocyten im Blute noch mehr zurück und die Milz verkleinerte sich
noch weiter, doch verschlimmerte sich der Zustand nachher wieder. —
Der vierte Fall wurde nur zwei Wochen lang behandelt mit viermaliger
Bestrahlung: Abnahme der Leukocyten von 400000 bis 220000 und Hebung
des Allgemeinbefindens. — ln allen 4 Fällen nahm also die Zahl der
weissen Blutkörperchen unter der Behandlung schneller oder langsamer ab,
am eklatautesteu im zweiten Fall, wo sie eiueu Tag nach der ersten Be-
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No. 50.
Mahkivald. — Nbumank.
843
Strahlung auf die Hälfte gesunken war, und zwar zeigten die bedeutendste
Abnahme die neutrophilen Myelocyten. Ueber das specielle Verhalten der
einzelnen Arten von Leukocyten müssen wir auf das Original verweisen. —
Verf. kommt zu dem Resultat, dass wir bis jetzt von einer Heilung der
Leukämie mit Röntgenstrahlen nicht sprechet] können, und die auf diesem
Wege erhaltenen Resultate nur als Remissionen aufzufassen haben; aber
auch so ist es nicht nur berechtigt, sondern auch indicirt, jeden Fall von
Leukämie der Behandlung mit Röntgenstrahlen zu unterziehen.
L. Perl.
li. Markwald, Ueber seltene Complikationen der Ruhr. Zeitschr. f. klin.
Med. I!t04, Bd. 53, S. 321.
Je nachdem die Dysenterie eine durch Amöben oder Bakterien verur-
sachte ist, sind auch ihre Complikationen verschiedenartige. Während sie
bei der ersteren in Leberabscessen, Perforationsperitonitis, profusen Darm-
blutungen und Stenosen des Darms durch Narbcnstrikturen im weiteren
Verlaufe in Lungen- und Gehirnabscessen, endlich in Paraplegien myeliti-
scher oder neuritischer Grundlage bestehen, werden bei der bakteriellen
Form in erster Linie Gelenk- und Sehnenscheidenentzündungen, gelegentlich
auch solche seröser Häute und endlich Parotitis beobachtet. M. sah nun
in einem Falle unzweifelhafter echter Ruhr (wenn auch der bakteriologische
Nachweis fehlt) als ausserordentlich seltene Complikation eine Urethritis,
sowie eine Conjunctivitis nebst Iridocyclitis und Rhinitis. Die Entstehung
der Urethritis und Conjunctivitis war zweifelsohne durch direkte Ueber-
tragung hervorgerufen worden und ebenso zweifellos war die Iridocyclitis
sowie die Rhinitis eine Infektion von der Conjunctiva aus. Ob aber alle
die genannten Complikationen durch den Bacillus dysenteriae oder durch
irgend welche anderen Bakterien bedingt worden waren, das ist mit Sicher-
heit nicht festzustellen. Immerhin aber ist der Fall schon deswegen von
besonderem Interesse, weil die genannten Complikationen bei der Ruhr
bisher noch völlig unbekannt waren. Carl Rosenthal.
H. N eumann, Der Säuglingsskorbut in Berlin. Bert. klin. Wochenschr.
1906, No. 1.
Trotzdem man die Milch für Säuglinge kürzere Zeit als früher zu
kochen pflegt, ist der Säuglingsskorbut in Berlin eher häufiger geworden.
Die meisten Kinder, die Verf. wegen Skorbuts gesehen hat, waren mit
pasteurisirter Milch aus einer bestimmten Meierei ernährt worden. Es
scheint, dass ein ganz kurzes Aufkochen — selbst 1 — 2 Minuten lang —
genügen kann, um vorher erwärmte (pasteurisirte) Milch völlig zu denatu-
riren. Doch sah N. Säuglingsskorbut auch bei Gebrauch von Milch ent-
stehen, die auf 70° während */2 Stunde oder auf 60 — 66° während
l1/* Stunden erhitzt worden war, falls diese Milch mindestens 5 Monate
lang ausschliesslich gereicht wurde. Verf. verlangt deshalb, dass pasteuri-
sirte Milch als solche durch Aufschrift gekennzeichnet und dass ihre
Aufbewahrung so sorgfältig gehandhabt werde, dass ein nochmaliges Er-
hitzen derselben nach Empfang der Milch sich erübrige.
Stadthageu.
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8*^4 Nobecourt und Mekklkn. — Mackenzie. — Wkstfhai.. No. 50.
I*. Nobecourt et P. Merkten, Note stir l'absorption des graisses cbei
les enfauts. Rev. mens, des mal. de l’enf. 1904, S. 337.
Verf. bestimmte bei 15 teils gesunden, teils kranken Kindern die
Menge des mit der Milch aufgenommenen und des iu den Fäces wieder
ausgeschiedenen Fettes. — Br kam zu folgenden Brgebnissen: Im Allge-
meinen wird das Fett der Milch von den Kindern gut ausgenutzt, falls
ihnen nicht zu grosse Mengen desselben gereicht werden. Verf. liess ge-
sunde Brustkinder 5 — 11 g Butter pro Kilo Körpergewicht aufnehmeo;
davon wurden 98,01 — 09,72 pCt. absorbirt. Dagegen verwerteten Kinder
mit schwacher oder gestörter Verdauung bei Darreichung mittlerer Milch-
mengen nur 83 — 90 — 95 pCt. Fettes. Erhielten diese Kinder aber nur
sehr kleine Mengen Butter, so wurde dieselbe fast vollständig resorbirt.
Es ist deshalb wichtig, den Fettgehalt der Fäces zu controlliren. Wird
das Milchfett nicht fast vollständig resorbirt, so tut man gut den Fett-
gehalt der Milch durch Absahnen zu verringern, falls die anderen Be-
standteile: Biweiss, Zucker, gut verwertet werden. Vorübergebend kann
die Fettverdauung leiden bei infektiösen Erkrankungen des Darmes und
der Lungen. Stadthagen.
J. Mackenzie, New methods of studying affections of the beart. The
Brit. med. journ. 1905, March 11.
Die auf EnöELMANN’s physiologischen Versuchen fussenden Erklärungen
Wenckeuach’s für die Allorrbytmien stützt Verf. durch seine in genialer
Versuchsanordnung erhaltenen Curven. Er stellt als Hauptgrund für die
Veränderungen des Herzschlages die Schädigung der Leitfähigkeit der Herz-
rauskelfasern für den an den venösen Ostien automatisch erzeugten Reiz
auf. Um diese Funktion zu erkennen, wäre der Zeitraum zwischen Vorhof-
und Vcntrikelsystole zu messen, Dementsprechend machte Verf. auf dem-
selben Streifen gleichzeitig Aufnahmen des Jugularis- und Radialispulses.
Indess zeigten sich schon auf der venösen Curve durch den Einfluss der
benachbarten Carotis Erhebungen, die den Zwischenraum zwischen Atrien-
und Ventrikelsystole genügend scharf erkennen Hessen. Diese „inter-
systolische Periode“ dauert normalerweise Vs Sekunde. Sie ist zusammen-
gesetzt aus 1. der Systole des Vorhofes, 2. der Ueberleitungszeit des Reizes
vom Vorhof zum Ventrikel, 3. der Anspannungszeit (Steigen des Ventrikel-
druckes bei noch geschlossenen Semilunarklappen). Da 1. und 3. als
constant zu betrachten sind, so beruhen Veränderungen der intersystolischen
Periode allein auf Veränderungen der Schnelligkeit der Reizleitung, er-
geben also ein Maass für diese.
An einein reichlichen Curvenmaterial zeigt Verf., wie die Leitfähigkeit
schon stark herabgesetzt sein kann (intersystolische Periode = Vs Sek ),
ohne dass am Radialpulse irgend etwas Pathologisches zu beobachten wäre,
wie andererseits durch dieselbe Störung Bradycardie und die vcrschiedeuen
Arrhythmien zu stände kommen. Alkan.
A. VVestphal, Ueber apoplektiforme Neuritis (Neuritis apoplectica). Arch.
f. Psych. etc. 1906, Bd. 40 (1).
Bei einer an seniler Melancholie leidenden Frau entstand im Anschluss
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No. 50.
Frank. Lkvi. Nicolai.
845
an eine doppelseitige Pneumonie nach Ablauf des Fiebers ein deliröser
Verwirrtheitszustand, auf dessen Höhe akut und apoplectiform eine schlaffe
Lähmung des rechten Arms auftrat, die bis zum Tode (6 Wochen) unverändert
anhielt. Die elektrische Erregbarkeit war herabgesetzt; ausser Hyper-
ästhesie und Hyperalgesie war die Sensibilität unversehrt. Die Patellar-
reflexe schwanden im Verlaufe der Beobachtung allmählich. Die mechanische
Muskelerregbarkeit war erhöht. Die anatomische Untersuchung ergab eine
parenchymatöse Neuritis der Nervenstämme des rechten Armes und leichtere
Veränderungen im Plexus brachialis. Die Muskelfasern waren leicht ver-
ändert, ohne Zerfall und Degeneration zu zeigen. Am Rückenmark fand
sich eine Pacbymeningitis interna fibrosa und leichter Zellenschwund in
den Vorderhörnern der Halsanschwellung, besonders rechts.
Die apoplectiform einsetzenden Plexusneuritiden sind im grossen ganzen
selten. Hier handelt es sich um eine postinfektiöse resp. toxische Neuritis
nach Pneumonie; derartige disseminirte, auch symmetrische akute Neuri-
tiden nach Pneumonie sind mehrfach beschrieben (v. Krafft-Ebing, Oppen-
heim, Charcot, Ross etc.). — Bei den apoplectiformen Neuritiden ist der
rechte Arm bevorzugt, wohl infolge funktioneller Ueberlastung. Auffallend
war hier das Fehlen der Entartungsreaktion. Die Veränderungen der
Vorderhornzellen des Rückenmarks in seiner ganzen Höhe werden auf
toxische Processe infolge der Pneumonie bezogen und zur Erklärung des
Schwindens der Patellarreflexe verwertet. S. Kalischer.
1) K. Frank, Wirbelerkrankung bei Tabes dorsalis. Wiener klin. Wochen-
schrift 1904, No. 3.
2) A. Levi, Cecite et tabes. Etüde clinique 1904, Paris.
3) Nicolai, Ueber Sehnervenatrophie bei Tabes dorsalis. Charitö-Annalen.
28. Jahrg. 1904.
1) Bei einem 54jährigen Tischler zeigten sich ein Jahr nach einem
Trauma in der Kreuzgegend tabische Symptome, wie Diplopie, Blasen-
störung, Gangstörung, Parästhesien, lancinirende Schmerzen. Die Unter-
suchung erwies eine ausgeprägte Tabes im ersten Stadium. Ausserdem
bestand eine deutliche Kyphoskoliose im Brust- Lendenwirbelteil und ein
Knochentumor neben der Lendenwirbelsäule, ohne dass Schmerzhaftigkeit,
Krachen, Versteifung vorhanden war. Die Bauchhaut war auffallend
horizontal gefaltet. Das Aktinogramm erwies eine Knochenatrophie neben
Hypertrophie der Wirbel und ihrer Fortsätze; auch die Knochenneubildung
neben der Lendenwirbelsäule, wie die Schmerzlosigkeit und allmähliche
schleichende Entstehung sprechen zu Gunsten einer tabischen Arthropathie
resp. Wirbelerkrankung. Die Osteoarthropathie der Wirbelsäule bei Tabes
ist selten und betrifft nicht den Lendenteil.
2j Aus der Beobachtung von 45 Fällen von Tabes mit Amaurose konnte
L. den Schluss ziehen, dass die Amaurose keinen Einfluss auf die spinalen
Symptome der Tabes hat, sie hemmt weder noch beschleunigt sie ihren
Verlauf. Die tabische Amaurose kann isolirt auftreten ohne jede oder mit
minimalen Hinterstrangssymptomen. Diese Hinterstrangssymptome brauchen
nicht stärker zu sein wie die bei der progressiven Paralyse. Doch kann
die Amaurose von schweren tabischen Symptomen aller Art begleitet sein.
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846
ZlKMANN.
No. 50.
Meist folgen diese Erscheinungen der Amaurose, seltener gehen sie ihr
voraus. Aber oft liegt ein sehr langer Zwischeuraum zwischen dem Auf-
treten der tabischen Amaurose und den anderen spinalen Erscheinungen,
wie umgekehrt. Dieser Zeitraum ist oft so gross wie etwa der zwischen
dem Auftreten der ersten paralytischen Erscheinungen und der tabischen
Symptome bei der Taboparalyse. Gewöhnlich sind klinisch Tabes und
tabische Amaurose gemeinsam vorhanden; ihre Aetiologie ist die gleiche,
nur die Lokalisation des gleichen Processes wechselt. Die progressive
Paralyse, die Tabes und die tabische Amauroso sind auf einen krankhaften
Process zurückzuführen, der das Centralnervensystem und seine Hüllen au
verschiedenen Stellen befallen kann und bei der die Syphilis die be-
stimmende oder zum wenigsten die prädisponirende Ursache abgiebt. Die
tabische Amaurose ist von psychischen Störungen nicht weniger oft be-
gleitet wie von spinalen. Die Ataxie weist von selbst Remissionen und
Exacerbationen im Verlauf der Tabes auf, ob dabei Amaurose auftritt oder
nicht; dasselbe gilt von vielen anderen Symptomen, Schmerzen, Krisen etc..
die bei jeder Tabes auf lange Zeit schwinden und zurücktreten können.
Auch die Kachexie oder der floride Verlauf sind bei der Amaurose kaum
häufiger als in anderen Tabesfällen.
3) 18 Fälle von tabischer Sehnervenatrophie werden hier ausführlich
beschrieben und der Verlauf derselben erörtert. Besserungen des Sehver-
mögens waren sehr selten und meistens nur scheinbar; von einigen Autoren
ist auch ein Stillstand beobachtet worden. Die Prüfung des Gesichtsfeldes
ist im Beginn von besonderer Wichtigkeit, da aus dem Befunde der Seh-
schwäche und dem anfangs sehr geringfügigen ophthalmoskopischen Be-
funde diu Diagnose sich nicht immer stellen lässt. Centrale Parbenskotome
kommen bei einer Tabes nicht vor. Achtmal gingen in den 18 Fällen
blitzartige rheumatische Schmerzen voran. Siebenmal trat dieselbe ohne
Vorboten auf. In den meisten Fällen aber kamen die spinalen Symptome,
vor allem Westphal’sches Zeichen und reflektorische Pupillenstarre, fast
gleichzeitig oder unmittelbar danach vor. Die gegenseitige Beeinflussung
der Sehnervenatrophie und der anderen Tabessymptome ist sehr wechselnd
und hängt von mannigfachen Umständen ab. Die Stillstände im Verlauf
sind meist nur vorübergehend. S. Kalischer.
H. Zietnann, Ueber „Meiling“ (Beta bei den Duala-Negern), eine eigen-
artige Hautkrankheit der Neger in West-Afrika. Arch. f. Dermatol, u.
Syph. Bd. 74, S. 163.
Die an der Küste von Nieder- und Ober-Guinea vorkommende Krank-
heit besteht in einer symmetrischen fleckweisen Pigmentatrophie auf der
Streck- und Beugescite von Händen und Füssen. Sie beginnt gewöhnlich
im Alter zwischen 10 und 15 Jahren mit dem Auftreten rundlicher oder
ovaler, von der normalen braunen Haut scharf abgegrenzter hellerer Flecke,
die allmählich immer mehr abblassen, sich vermehren, vergrössern und
confluiren. Auf dem Höhestadium der ohne subjektive Beschwerden ver-
laufenden Krankheit, das in der Regel erst nach 10 — 20 Jahren erreicht
wird, können die pigmentlosen Partien, welche dann durch dxs ganze
Leben stationär bleiben, mehr als die Hälfte der Oberfläche von Händen
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No. 50.
Wildbolz. — Roma.
847
und Füssen eionehmen. Ausser dem Pigmentschwund zeigt die Haut
keine besonderen Veränderungen; sie liegt im Niveau ihrer Umgebung, ist
leicht verschieblich und faltbar, frei von Störungen der Sensibilität und
der Schweisssekretion. — Irgend welche ätiologische Momente liessen sich
nicht auffinden, eine histologische Untersuchung der Haut war nicht mög-
lich. — Was die Differentialdiagnose betrifft, so haben die Flecke Aehn-
lichkeit mit denen der gewöhnlichen Vitiligo, die doch aber nicht nur
Hände und Füsse befällt; auch die Neger selbst unterscheiden die Krank-
heit sehr bestimmt von der Vitiligo. Die Lepra anaesthetica und die
Sklerodermie werden bei ihrem abweichenden Verlauf und den anders-
artigen Begleiterscheinungen der Pigmentatrophie wohl kaum zu Ver-
wechselungen Veranlassung geben. H. Müller.
Wildbolz, Ueber Diagnose und Behandlung der Nierentuberkulose. Oorresp.-
Blatt f. Schweizer Aerzte 1005, No. ß.
Von den interessanten Ausführungen des Verf.’s seien hier nur die
therapeutischen Consequenzen, zu denen er übrigens im wesentlichen in
Uebereinstimmung mit den meisten anderen neueren Autoren kommt, mit-
geteilt. Hinsichtlich der reinen Blasentuberkulose sind operative Eingriffe,
Excisionen, Verschorfungen, Auskratzungen der Geschwüre etc. zu ver-
meiden. nur in den schlimmsten Fällen sind als Palliativmittel zwecks
Ausschaltung der Blasenmuskulatur und ihrer schmerzhaften Contraktioneu
Sectio alta oder perinealis zulässig. Neben zweckmässiger Allgemein-
behandlung empfiehlt Verf. im übrigen Instillationen von 5 — 10 g einer
Sublimatlösung 1 : 5000 bis 1 : 3000 oder derselben Quantität Guajaköls
mit 2proc. Jodoformzusatz. Diese Eingriffe sind in 2 — 3 tägigen Inter-
vallen vorzunehmeu. Ausserdem sind die Narcotica nach Bedarf zwecks
Ituhigstellung der Blase zu verordnen. Hinsichtlich der Nierentuberkulose
empfiehlt Verf. frühzeitige Exstirpation, die bei sekundären Veränderungen in
der Blase jedenfalls sofort auszufünren ist, hei Beschränkung auf die Niere
dann, wenn die Funktion des Organs bereits erheblich gelitten hat, oder wenn
die Beobachtung des Kranken trotz geeigneter Allgemeinbchandlung ein Fort-
schreiten des infektiösen Processes erkennen lässt. B. Marcuse.
Komi, Ueber Doppelbildung der Harnröhre. Deutsche med. Wochenschr.
1905, No. 21.
Ein ßjähriger Knabe, der seit Geburt bei aufgerichtetem Körper an
ständigem Harnträufeln litt, bot den folgenden Befund: Von der Stelle der
normalen Harnröhrenöffnung zog eine 3 mm breite, 2 mm tiefe und 2'/2 cm
lange, mit Schleimhaut bedeckte Furche am Dorsum penis nach rückwärts
und führte hier zu einem Kanal, der nach der Blase zu verlief und in
dieselbe selbstständig mündete. Eine in den Kanal eingeführte Knopf-
sonde traf erst innerhalb der Blase auf die Spitze eines in die normale
(untere) Harnröhre eingeführten Metallkatheters. Beide Harnröhren waren
also in ganzer Ausdehnung wegsam, mündeten getrennt in die Blase und
standen auch während ihres Verlaufes nicht in Communikation. Das Prae-
putium war seitlich und unten normal entwickelt, an der Dorsalfläche war
es nur rudimentär vorhanden und ging in die Schleimhaut der erwähnten
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848
Lauenstein. — Thkiluabkr.
No. 50
Furche über. Das Harnträufeln ist aus dem Fehlen eines Sphinkter an
der inneren Mündung der accessorischen Harnröhre zu erklären. Dass es
nur bei aufgerichteter (sitzender oder stehender) Körperstellung erfolgte,
hängt mit dem Drucke der intravesikalen Flüssigkeit zusammen, die im
liegenden Zustande die vordere Blasenwand nicht belastet. — Verf ent-
schloss sich zur Totalexstirpation des Ganges; den Kanalstumpf verschloss
er mit einer Tabaksbeutelnaht und vernähte die Haut darüber. Wegen
Infiltration der Wunde und Fieber musste er jedoch die Nähte bald
entfernen und die Wunde per granulationem sich schliessen lassen. Es
blieb eine kleine haarförmige Fistel zurück, aus der nur beim Beginn des
Urinirens noch etwas Harn floss. Der meiste Harn wurde durch die nor-
male Urethra entleert, auch war das Harnträufeln beseitigt. Verf. erwartet,
dass sieb die Harnfistel spontan schliessen wird. Der von ihm mitgeteilte
Fall ist dadurch bemerkenswert, dass die accessorische Harnröhre voll-
ständig bis zur Blasenmündung ausgebildet war, im ganzen sind in der
Litteratur von analogen Fällen nur 16 bekannt. B. Marcuse.
Lauenstein, Eine Gefahr der invertirten Lage bei Operationen am Uterus.
Münch, med. Wochenschr. 1905, No. 17.
L. teilt einen Fall mit, in dem, nach einer bei steiler invertirter Lage
der Patientin ausgeführten supravaginalen Amputation des Uterus, die
Patientin an Sepsis acutissima zu Grunde ging. L vermutet, dass hier das
Vaginalsekret bei der invertirten Lage der Patientin durch den kurzen
Cervixstumpf in das Operationsgebiet gelangt war, von hier aus durch die
Stichkanäle der frischen Peritonealwunde seinen Weg in die Bauchhöhle
gefunden und so die Sepsis hervorgerufen batte. Er rät, bei allen Opera-
tionen am Uterus, die bei invertirter Lage ausgeführt werden solleu, die
Scheide sorgfältig nicht nur zu desinficiren und auszutrocknen, sondern
auch mit sterilem trockenen Material zu füllen, um alles Sekret festzuhalten
uud seinen Austritt in die Bauchhöhle während der Operation zu verhindern.
Br. Wolff.
Tlieilhnber, Die chronischeOophoritis. Münch, med. Wochenschr. 1Ü05, No. 24.
T.’s anatomische Untersuchungen und klinische Beobachtungen führen
ihn zu der Annahme, dass im Ovarium sich wohl findet: 1. eine partielle
Oophoritis im Anschluss an Tubenerkrankungen, bei der sich das Ovarium
teilweise im Zustand der Entzündung befindet, bei der es sekundär erkrankt
infolge davon, dass sich die Entzündung der Tube auf den Eierstock fort-
setzt, 2. dass zuweilen Abscesse im Eierstock Vorkommen, dass dagegen
eine idiopathische Oophoritis chronica nicht vorkommt und dass in den
Fällen, in denen eine solche diagnosticirt wird, es sich meist um Neurosen
im Unterleib handelt, in zufälliger Combination mit dem Befunde eines
grossen aber gesunden Ovariums. Eine primär chronische Entzündung der
Keimdrüsen scheint fast garnicht vorzukommen; denn man trifft eine solche
Entzündung beim Hoden nahezu niemals (abgesehen natürlich von Tuber-
kulose uud Syphilis). Br. Wolff.
Einsendungen werden an die Adresse des Horm Geh. Med.-Kat Prof. Dr. M. Bernhardt (Berlin W.
Französische Strass« 21) oder an dio Vorlagithandlung (Berlin >W., Unter den Linden GS) erbeten
Verlag ton August Hirsch« »Id in Berlin. — Druck ?on L. Schumacher in Berlin K. 24.
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tdfrh vnclieinvii
»geil; am SchliiMe^
.hrgangx Titel, Nj
mul Sarli-R»
entralblatt
1‘reiH <I*“h JalirgNugen
2h Mark ; zu boziekc*»
durrh alle Uuchhanü-
Inngen u. Pnitmuialtea.
für die
icinischen Wissenschaften.
Unter Mitwirkung von FTr-T’-''*.
Prof. Dr. H. Senator und Prof. Dr. E. Salkowskir— ^
■ redigirt von
Prof. Dr. M. Bernhardt
in Berlin
1905.
93. ltecember.
Die geehrten Abonnenten werden, damit die Zusendung
keine Unterbrechung erleidet, um rechtzeitige Erneuerung des
Abonnements für das Jahr 1006 bei allen Buchhandlungen und
Postanstalten ersucht.
Infinit: Cosnil und Coodray, Ueber die Heiluug von Kuorpelver-
letzungen. — Me. Guike, Saltkt, Fink, Divise, Ries, Ueber die Ernährung
des Herzens. — Frank und Ritte», Einwirkung der Dünndarmschleimhaut auf
Seifen, Fettsäuren und Fette. — Wkinland, Auftreten von Invertin im Blut. —
Waldvogel, Ueber die fettige Degeneration. — Sai.kowski, Bildung von Harn-
stoff aus Asparaginsäure. — Sriiittknuelm. Harusäurebildung in Gewebsaus-
zügen. — Joses und Partridgk, Ueber die Guanase. — Frikdmann, Ueber
congenitale Tuberkelbaoilleuübertragung. — Hennig, Ueber subperiostale Frak-
turen, — Barth, Behandlung der Perforationsperitonitis. — Schölte, Ueber
eine der Parinaud’schen ähnlichen Conjunctivitis. — v. Michel, Metastatiscbc
Aderhantgcschwulst. — Keitmann, Ueber otitische Si^ilafenlappeiiabscesse. —
Dheypuss, Einfluss des Chinins auf das Tonuslabyrintb. — KabewskiJ, Geheilte
Sinusthrombose mit Ersatz des Schädeldcfcktes. — Spikss, Saugebebandlung des
Nasen-Rachenkatarrhs. — Bail, Ueber Typhus uud Choleraimmuuität. — Bkb-
tabblli, Zur Pathologie der Wutkrankhcit. — Sommer, Laenqnkr, Ueber
Theophyllin und Theociu. natrio-aceticum. — nt u Camp uud Moub. Ueber das
Williams'scbc Symptom bei Lungenspitzen tuberkulöse. — Heichelheim. Be-
deutung der Boas-Öpplcr'schen Bacillen, — IIauenbacii-Bu»ckiibakdt, Ueber
die Muskulatur bei Rachitis. — Chacppabd und Laedericii, Ungleichheit der
Pupillen bei Pleuritis. — Kiboz, Thiosiuamin bei Uesophagusstriktur. — Bubb,
Verlust der Spraohzeichen bei Hirntumor. — Ebdueim, Ueber Hypophysen-
geschwülste. — Baum, Adrenalin bei Hautkrankheiten. — Ströiimukhu, Ver-
breitung der Gonorrhoe in Dorpat. — Rüge. Unterbrechung der Schwangerschaft
wegen Tuberkulose und Erbrechen.
Cornil et Coudray, De la reparation des plaies et des pertes de substance
des cartilages au point de vue experimentale et histologique. Journ. de
l'anat. et de la physiol. 1905, XLl. atme, No. 4.
Knorpelverletzungen heilen vom Perichondrium aus und die auf Kosten
der Bindegewebszellen des Perichondrium entstandenen jungen Knorpel-
elemente zeigen zuerst embryonalen Charakter. Der neugebildete Knorpel
erscheint im Laufe der zweiten Woche. Bei Resektionen von Kippenknorpel
XL111. Jahrgang. 54
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d'i
850
Mc. itUlRK. SlLTKT. FlSS. DlVlWi. RlKS.
No. 51.
ist die Heilung je nach der Ausdehnung des Substanzverlustes mehr oder
weniger vollständig. Auch hier liefert das Pcrichondriura fast allein das
Material der fibrösen oder fibrös knorpeligen Narbe, in deren Mitte einge-
lagerte Muskelzellen einen mehr oder minder beträchtlichen Raum ein-
nehmen können. Entgegen der Ansicht von Marchand und Pknnisi, halten
die Verff. die Proliferation der beiden Knorpelenden für nicht ganz unbe-
teiligt an der Bildung der jungknorpeligen Narbe; in zwei Fällen konnte
diese Beteiligung in reichlichem Maasse und ohne Beziehung zum Peri-
chondrium nachgewiesen werden (Burzi und ANZILOTTl). Das bedeutet
eine neue Analogie im Verhalten des Knorpels und des Knochens bei der
Deckung von Defekten. Bei 15 — 18 Monate alten Hunden fanden die Verff.
keine Heilung der Gelenkknorpelwunden nach einem Monate; sie klafften
vielmehr (GlES) und in der Umgebung zeigte keine Knorpelzelle eine
nennenswerte Veränderung (Lefas). Anders bei einem 7 Wochen alten
Hunde, bei dem nach 14 Tageu eine Bindegewebeuarbe, eine Nekrose der
Knorpelelemente um den Spalt herum und eine Proliferation der Nachbar-
zone im Knorpel zu finden war. Das Bindegewebe hatte seinen Ursprung
nicht in der Synovialis, sondern im Knorpel selbst, oder vielmehr im peri-
vaskulären Bindegewebe. Man muss also bei diesen Versuchen dem Alter
der Tiere Rechnung tragen. -Poll.
J. Mc. («uire, Ueber die Spannung des Froscbherzens. Zeitschr. f. Biol.
XLV1I., H. 3, S. 289.
R. H. Haltet, Ueber die Wirkung der Kohlensäure auf die Leistung des
Froschherzens. Ebenda. S. 312.
Bertha Finn, Ueber die Wirkung von Nährflüssigkeiten auf das Herz.
Ebenda. S. 323.
Julia Divine, Ueber die Atmung der Herzen von Kröten uud Fröschen.
Ebenda. S. 335.
J. Ries, Ueber die Erschöpfung und Erholung des centralen Nerven-
systems. Ebenda. S. 379.
Die oben genannten Arbeiten sind unter Kroneckers Leitung auge-
stellt, im wesentlichen um die Frage zu entscheiden, welches die beste
Nährflüssigkeit für das Herz und weiterhin für die Gewebe überhaupt sei.
iMac Guire weist nach, dass Blutserum die Herzen ebenso kräftig zu er-
halten vermag wie Blut; dass diese Flüssigkeiten, auch wenn sie eutgast
waren, gleiche Nährkraft bewahren, dass dagegen aspbyktisches Blut un-
geeignet sei, das Herz leistungsfähig zu erhalten und ein kleiner Gehalt
von C02 haltigem Blut den Herzschlag merklich schwäche. Auch die
Bowdit’sche Treppe soll dadurch zu stände kommen, dass in den Wand-
spalten des ruhenden Herzens lähmende C02 sich anhäuft, die vom
schlagenden Herzen dann allmählich fortgeschafft wird. Die Treppe sei
also eine Entgiftungserscheinung. Saltet zeigt, dass es genügt, die COs
wegzuschaffen ohne Sauerstoff zuzuführen, um das kraftlose Herz zu er-
halten. B. Finn zeigt, dass Ringer’sche Lösung ein vortreffliches Con-
servirungsmittel des Herzens sei, dass aber zu dauernder Arbeit gewisse,
wenn auch winzige Mengen von Serumeiweiss nötig seien und beschreibt
Versuche, bei deneu dasselbe Blut mehrfach als Nährflüssigkeit verwendet
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No. 51.
Frank und Rittkr. — Wrikland. — Waldvogel.
851
wurde. J. Divise hat in vielen Versuchen bestätigt, dass freier Sauerstoff
in der Nährflüssigkeit nicht enthalten zu sein braucht, und J. Ries hat
am centralen wie am peripheren Nervensystem gezeigt, dass keine Salz-
lösung die Rrregbarkeit und Leistungsfähigkeit zu erhalten vermag, dass
dazu vielmehr serumeiweisshaltige Perfusionsflüssigkeiten nötig seien. Rinen
wesentlichen Rinfluss des Sauerstoffs hat auch er nicht feststellen können.
Zusammenfassend sollen die Versuche beweisen, dass die Ringer'sche Auf-
fassung, wonach die Tätigkeit unterhalten werde durch Reservematerialien,
welche in den Geweben in solcher Menge vorhanden seien, dass sie völlig
nie ausgewaschen werden könnten, richtig sei. G. F. Nicolai.
0. Frank und A. Ritter, Rinwirkung der überlebenden Dünndarmschleim-
haut auf Seifen, Fettsäuren und Fette. Zeitschr. f. Biol. Bd. 47, S. 251.
Die synthetische Bildung von Fett aus Fettsäuren und Glycerin durch
Darmschleimhaut, die auf Grund älterer Versuche angenommen wurde, ist
von Moore neuerdings geleugnet worden. Moore bediente sich dabei der
direkten Bestimmung des Neutralfettes nach KöTTSDORFER. Dabei fand
Moore zugleich, dass Darmextrakt eine starke Spaltung der Seifen be-
wirke. — F. und R. bestätigen in ausgedehnteren Versuchen die Moore-
schen Resultate. Sie finden, dass die Bildung von Neutralfett früher durch
Mängel der Methodik vorgetäuscht wurde, zeigen ferner, dass die von
Moore gefundene Spaltung der Seifen durch die während der Digestion
mit den Darmextrakten sich bildende Kohlensäure zustande kommt.
Auch in vitro vermochten sie Seifen durch C02 zu spalten. — Die in Blut
und Geweben vorhandene Kohlensäure ist es, die den Körper vor der Gift-
wirkung der Seifen schützt, indem sie diese zerlegt. A. Loewy.
G. Weinland, Ueber das Auftreten von Invertin im Blut. Zeitschr. f.
Biol. Bd. 47, S. 279.
W. gelang es Invertin im Blute junger Hunde zu erzeugen dadurch,
dass er ihnen subkutan Rohrzukerlösungen wiederholt injicirte. Sie schieden
nach den ersten Injektionen viel, später immer weniger Rohrzucker mit
dem Harn aus. Normalerweise findet sich Invertin nur in der Darmwand.
— Für Inulin, ein Polysaccharid, zu dessen Zerstörung der Körper kein
Ferment enthält, hat sich durch analoge Injektionen kein Ferment erzeugen
lassen. A. Loewy.
Waldvogel, Die durch Fermente bewirkten Umwandlungen bei der fettigen
Degeneration. Zeitschr. f. physiol. Chem. Bd. 42, S. 200.
Nach Ansicht des Verf.’s handelt es sich bei der fettigen Degeneration
um eine Vermehrung der Fettsäuren, des Cholesterins, der Neutralfette,
des Jekorins und der diesem nabestehenden Substanzen.
Woh Igemuth.
54*
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852 SaLKOWSKI. — ScHITTKNIlKLM. — JoKKS II. PaBTRIIHIR. FuiKOMANN. No. 51.
E. Snlkowski, Ueber das Verhalten der Asparaginsäure im Organismus.
Zcitschr. f. physiol. Chem. Bd. 42, S. 207.
Verf. konnte zeigen, dass Fütterung mit Asparaginsäure zu einer be-
trächtlichen Vermehrung des Harnstoffs führt. Wohlgemutb.
A. Schittenhelm, Ueber die Harnsäurebildung in Gewebsauszügen. Zeit-
schrift f. physiol. Chem. Bd. 42, S. 251.
Milz sowohl wie Leber und Lunge besitzen die Eigenschaft, Adeuin
und Guanin ebenso wie Hypoxanthin und Xanthin in Harnsäure über-
zuführen. Wohlgemutb.
W. Junes und C. L. Partridge, Ueber die Guauase. Zeitschr. f. physiol.
Chem. Bd. 42, S. 343.
Im Pankreas ist ein Ferment — Guauase — enthalten, das imstande
ist, Guanin in Xanthin überzuführen. Wohlgemutb.
P. Friedraann, Experimentelle Beiträge zur Frage congenitaler Tuberkel-
bacilleuübertragung und congenitaler Tuberkulose. Virchow’s Arch.
Bd. 181, H, 1.
F. hat folgeude Versuche angestellt:
1. Er injicirte mehreren Kaninchenböcken Tuberkelbacillen in die
Vasa deferentia, liess sie gesunde Weibchen begatten, tötete diese 7 Tage
nach der Conception und untersuchte die Embryonen.
2. Er spritzte die Bakterien in die Hoden auch bei mehreren Meer-
schweinböckeu, verfuhr dann wie bei 1., stellte aber auch fest, wie oft
überhaupt (,'onception stattfand.
3. lujektion intrapulmonal und intraperitoneal, sonst wie bei 1. Einige
Jungen wurden aufgezogen.
4. Injektion intravenös; weitere Anordnung wie bei 1. und 3. Einzelne
neugeborene Tiere wurden gleich nach der Geburt getötet, eingestarapft
und die Masse auf Meerschweinchen verimpft.
5. Kaninchenweibchen wurden gleich nach der Begattung Tuberkel-
bacitleu in die Scheide injicirt und sonst verfahren wie bei 1., 3. und 4.
6. Intravenöse, subkutaue und intraperitoneale Injektion von Bacillen
bei Meerschweinchen. Kopulation mit gesuuden Böcken. Untersuchung
der Embryonen.
7. Untersuchung von Hoden phthisischer menschlicher laichen ohne
Genitaltuberkulose auf Tuberkelbacillen.
Beim ersten Versuch fanden sich in den Embryonen gewöhnlich Ba-
cillen, ebenso beim zweiten. Fand hier jedoch die Begattung erst nach
4 und mehr Wochen statt, so kam keine Conception mehr zustande. Bei
Meerschweinchen schritt die Hoden- und Allgemeintuberkulose so schnell
vorwärts, dass keine Conception erfolgte. Bei intrapulmonaler Injektion
(Versuch 3) blieben die Embryonen bacilleufrei; iutraperitoneale führte zu
schnell zur Allgemeiutuberkulo.se. intravenös injicirte Böcke (Versuch 4j
zeugten bisweilen Embryonen mit Bacillen, falls die Begattung vor der
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No. 51.
Hennio. — Barth.
853
dritten Woche nach der Infektion stattfand. Ganz vereinzelte Bacillen
fanden sich auch in den Organen Neugeborener, waren aber bei der
Impfung avirulent. Der 5. Versuch zeigte Bacillen in 7tägigen Embryonen,
aber auch vereinzelt avirulente in ausgetragenen Tieren; eine Störung der
Entwickelung war nicht eingetreten. Die Muttertiere erkrankten nie.
Intravenös und intraperitoneal injicirte Weibchen (Versuch 0) scheinen bei
schon vorgeschrittener Infektion nicht mehr zu concipiren. Bei rechtzeitig
eintretender Trächtigkeit bleiben die Föten bacillenfrei. Werden trächtige
Tiere subkutan injicirt, so können Bacillen durch die Placenta in die Leber
des Fötus übergehen, rufen aber keine Veränderungen hervor. Bei der
Untersuchung gesunder Hoden verstorbener Phthisiker (Versuch 7) fand F.
nur einmal Bacillen. Kommt es in einem solchen Falle zur Uebertragung
dieser Bacillen aus einer Spermie auf das Ovulum, so ist das nach Orth
eine Germinalinfektion, keine Vererbung.
F. kommt zu dem Schluss: Tuberkelbacilleu können in die Eizelle
eindriugen, ohne das letztere dadurch zu Grunde geht. Die bei der Gon-
ception aufgenommenen Bacillen können auch noch in Organen des Neu-
geborenen vorhanden sein. Dass die Embryonen nicht tuberkulös erkrankten,
hat vielleicht seinen Grund in der geringeren Empfänglichkeit von Kaninchen
für menschliche Tuberkulose und in dem Umstand, dass die Bakterien
immer erst nach Entnahme von einer Cultur injicirt nicht ohne Zwischen-
wirt direkt von Tier zu Tier übertragen wurden. Vielleicht sind aber auch
die im Verhältnis zum Leben des Kaninchens lange Latenzfähigkeit der
menschlichen Tuberkulose und die Gegenwirkung des embryonalen Orga-
nismus gegen die pathogene Entfaltung des in die Keimzelle eingedrungeuen
Bacillus zwei für das Nichterkranken der bacillenhaltigen Embryonen
wichtige Momente. Geissler.
llennig, Ueber subperiostale Frakturen, ihre klinische Diagnose und Er-
kennung im Röntgenbilde. Zeitschr. f. Chir. Bd. 75. H 2 — 4, S. 262.
In der chirurgischen Klinik in Kiel kamen nach H.'s Bericht in den
letzten 3 Jahren 7 subperiostale Frakturen vor. Bei allen — zum Teil
waren sie überhaupt nicht vermutet — war eine exakte Erkennung nur
mit Hülfe von Röntgenaufnahmen möglich, aus denen sich im Verein mit
dem klinischen Bilde die Diagnose dann leicht ergab. Joachimsthal.
Harth, Ueber unsere Fortschritte in der Beurteilung und Behandlung der
eitrigen Perforationsperitonitis. Deutsche med. Wochenschr. 1005, No. 10.
Während die serösen Exsudate aus der Bauchhöhle durch Resorption
sehr schnell entfernt werden, hängt die Ausbreitung der Eiterung von
der Virulenz der Infektion und der Schnelligkeit der Eiterbildung ab, die
von der Stelle der Eiterbildung sich continuirlicb iu die Umgebung ver-
breitet. Die Begrenzung der Eiterung in der Bauchhöhle durch Adhäsions-
bildnng ist in der Regel ein sekundäres Ereignis. Daraus ergiebt sich,
dass die Begrenzung einer perityphlitischen Eiterung von Adhäsionen stets
als ein glücklicher Zufall zu betrachten ist (ein Umstand, der die
Frühoperation bei Appendicitis als rationellste Methode, weil dem Zufall
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854
ScBOOTZ. — V. MlCHKL.
No. 51
am wenigsten Spielraum gebend, erscheinen lässt). — Betreffend der Be-
handlung der Perforationsperitionitis hebt B. die Bedeutung der zuerst von
Heidenhajn empfohleuen Anlegung der Darmfisteln hervor, um die Ge-
fahren, die dem Organismus durch Intoxikation seitens des infolge Darm-
lähmung gestauten septischen Darminhalts drohen, zu paralysiren. Auf
diese Weise mit Unterstützung durch consequeute Magenausspülungen hat
B. vou 11 Fällen mit Peritonitisileus 7 durchgebracht, wovon einer, bei
dem 3 Enterostomien gemacht wurden. — Die von B. gewählte Methode
der Enterostomie besteht in Einnähung einer beliebigen geblähten Darm-
schlinge in eine kleine Bauchincision und sofortiger oder späterer Punktion
mit dünnem Troicart, nach dessen Entfernung in die kleine Oeffnung ein
dünnes Gummirohr geschoben wird. Der Vorzug der Methode besteht in
der leichten Sauberhaltung der Wunde und darin, dass die kleine Darm-
wunde sich später von selbst zu scbliessen pflegt, was wahrscheinlich
darauf beruht, dass die nach innen gestossene Schleimhaut auch nach Ent-
fernung des Troicart dank der kleinen Oeffnung nicht prolabiren kann.
Peltesohn.
K. Schultz, lieber eine der Parinaud'schen Conjunctivitis ähnliche Binde-
hauterkrankung mit positivem bakteriologischen Befund. Arcb. f. Augen-
heilk. LIH., 1, S. 40.
Die Parinaud'sche Conjunctivitis charakterisirt sich dadurch, dass nach
kurzer oder länger dauerndem allgemeinen Unwohlsein die Lider des einen
Auges anschwellen, die Skleralbindehaut wird chemotisch, in der Lidspalte
erscheint ein eitrig-schleimiges Sekret. An verschiedenen Stellen der
Bindehaut entwickeln sich grosse papilläre Wucherungen und follikelartige
Knötchen. Das auffallendste Symptom der Krankheit ist, dass an der
Präauricular- oder Submaxillargegend der betreffenden Seite eine harte
Anschwellung zustande kommt, in welcher nach einigen Tagen ver-
grösserte Lymphdrüsen zu fühlen sind. Verf. beobachtete das Auftreten
dieser Krankheit in vielleicht seltenerer oder atypischer Form bei einer
62jährigen Frau. Hierbei wurden die grösseren Knötchen io der Binde-
haut ausgekratzt. Im Bindehautsekret fanden sich ausser reichlichen
Xerosebacillen vereinzelt kurze Bacillen, die besouders durch ihre Pol-
färbung auffielcn. Es gelang dieselben rein zu züchten. Nach ihren
morphologischen, culturellen und tinktoriellen Eigenschaften müssen sie
zu der Gruppe der Bakterien gerechnet werden, welcher der Pestbacilius,
der Bacillus pseudotuberculosis Rodenheim, der Bacillus septicaemiae und
die Abarten der letzteren angehören. Am meisten Aehnlichkeit haben sie
mit dem sog. Bacillus Gallinarum, dem Erreger einer epidemischen Hühner-
krankheit. Sie sind wahrscheinlich als Erreger der Parinaud'schen Con-
junctivitis auzuschcn. Horstmann.
v. Michel, Metastatische Aderhautgeschwulst bei vermutlicher Hodgkin-
scher Krankheit. Zcitschr. f. Augenheilk. Bd. XIV, H. 5, S. 421
Bei einem unter den Erscheinungen der Pseudoleukämie und einer
Geschwulstbildung im Mediastinum erkrankten Manne bildete sich auf dem
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No. 51.
Neumann. — Dretfüs». — Kahkwski.
855
rechten Auge eine Aderhautgeschwulst mit Netzbautablösung aus. Die
Untersuchung des enukleirten Auges zeigte, dass die Geschwulst, von der
sich auch ein Knoten aul der Aussenfläche der Sklera fand, ein lappen-
bildendes Aderhautcarcinom von drüsenbaltigem Bau war. Der Patient
starb nach weuigen Monaten. Entsprechend dem Befund eines Aderhaut-
carcinoms musste eine andere Deutung der Geschwulstbildung im Medi-
astinum und den erkrankten Lymphdrüsen Platz greifen und statt der
ursprünglichen Diagnose einer Pseudoleukämie bezw. eines Sarkoms des
Mediastinum mit Uebergreifeu auf die Lymphdrüsen die Diagnose eines
Carcinom des Mediastinum, das möglicherweise von versprengten Lungen-
keimen ausgegangen ist, gestellt werden. G. Abelsdorff.
Neutnann, Zur Klinik und Pathologie der otitischen Schläfenlappenabscesse.
Zeitschr. f. Ohrenheilk. Bd. 49, H. 3, 4, S. 319.
N. will durch Mitteilung zweier in der Wiener Universitäts-Ohrenklinik
zur Beobachtung gekommener Fälle von Hirnabscess zeigen, dass der Aus-
fall der Lumbalpunktion für die Indikationsstellung zur Operation dieser
Abscesse vollkommen wertlos ist. Selbst wenn, wie in seinen beiden Fällen,
die Punktionsflüssigkeit reichlich Leukocyten enthalte, könne man mit der
Operation nicht so lange warten, bis das Ergebnis der culturellen Unter-
suchung, der die Hauptbedeutung zukomme, vorliegt. Schwaba'ch.
Dreyfiiss, Ueber den Einfluss des Chinins auf das Tonuslabyrinth. Zeit-
schrift f. Ohrenheilk. Bd. 49, H. 3, 4, S. 343.
Als das Resultat der von D. im Physiologischen Institut in Strassburg
an Meerschweinchen angestellten Versuche über die Physiologie des Tonus-
labyrinthes ist folgendes zu verzeichnen: Das Chinin wirkt ebenso lähmend
wie auf das Hörlabyrintli auch auf das Tonuslabyrinth ein, ja am Ver-
suchstier sind die Erscheinungen von Seiten des kranken Tonuslabyrinthes
viel frühzeitiger und viel prägnanter ausgesprochen, als wir durch unsere
Untersuchungsmethoden Störungen des Hörlabyrinthes nacbweisen können.
Schwabach.
Karewski, Operativ geheilte otitische Sinusthrombuse mit sekundärem
osteoplastischen Verschluss eines Schädeldefektes. Berl. klin. Wochen-
schrift 1906, No. 31.
ln einem Falle von operativ geheilter otitischer Sinusthrombose, der
sich durch die Schwere seines Verlaufes auszeichnete, hatte eine ausge-
dehnte osteomyelitische Erkrankung der Schädelknochen die Fortnabme
eines ungewöhnlich grossen Stückes von diesen nötig gemacht. Da der
sonst nach Radikaloperationen stets beobachtete Knochenersatz ausblieb,
so deckte K. den Defekt mittels eines Müller-König'schen Lappens und
erreichte ein funktionell und kosmetisch gutes Resultat. Sturmann.
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856
Spikss. — Bau,.
No. 51.
Spioss, Die therapeutische Verwendung des negativen Drucks (Saugwerkes)
hei der Behandlung der trockenen und atrophischen Katarrhe der Nase
und des Rachens. Arch. f Laryngol. u. Rhinol. Bd. 17, H. 2.
l'm der Atrophie der Schleimhaut vorzubeugen, die Tätigkeit der
Drüsen anzuregen und die Blutfülle der Schleimhaut zu erhöhen, bat Verf.
einen Apparat construirt, der aus einer Luftpumpe besteht, die, durch einen
Elektromotor getrieben, an ihrem unteren Ende durch einen Dreiwegehabo
in drei Rohransätzen endet. Dieser Hahn ermöglicht einmal durch das
entsprechende Rohr Luft anzusaugen, zweitens Luft durch dasselbe durch
zupressen und drittens abwechselnd Saug- und Druckwirkung auszuüben.
Die vorderen Enden der Röhre sind den Teilen, für die sie gebraucht
werden, entsprechend hergestellt. Der lokale Befund nach dieser Behänd-
lungsweise ist verschieden. Im Rachen ist die trockene Schleimhaut
intensiv rot, feucht und glänzend; ebenso in der Nase. Die Wirkung hält
zunächst einige Stunden, dann Tage an, um endlich dauernd zu heilen.
Auch als diagnostisches Mittel zur Erkennung der Erkrankungen der Neben-
höhlen, besonders der Stirnhöhle, ist die Saugwirkung zu empfehlen.
W. Lublinski.
0. Bail, Cutersuchungen über Typhus- und Choleraimmunität. Arch f.
Hyg. 1905, Bd. 52, S 272.
Unter Anführung zahlreicher Tierversuche weist B. nach, dass der
ßakteriolysingehalt des Serums nicht das Wesentliche bei der Immunität
ist, er ist nur das Zeichen des Bestehens einer Scheinimmuuität. einer
gegen die Krankheitserreger, nicht gegen die Krankheit gerichteten Im-
munität. Die Auflösung der injicirten Bakterien findet auch im Organismus
nicht überall statt, sondern nur in abgeschlossenen Höhlen, wo ähnliche
Verhältnisse bestehen wie im Reagensglase. Für die wahre Immunität
kommen noch andere Momente in Frage, die mit den Körpcrzellen in Ver-
bindung gebracht werden müssen. So kann auch, wie dies bereits Mktschni-
koff gezeigt hat, ein wirksamer Schutz gegen injicirte Bacillen dadurch
bewirkt werden, dass weisse Blutkörperchen an der Injektionsstelle in
grosser Menge angereichert werden. In einem derartigen zellreichen Es-
sudate kann jede Bakteriolyse ausbleiben, gleichwohl bleiben die Tiere
am Leben. B. nimmt nach dem Vorgänge von Kruse an, dass Bakterien
deswegen infektiös wirken, weil sie die Fähigkeit haben, gewisse den
Körper schädigende Stoffe, von Kruse ursprünglich als Lysine, neuerdings
als Aggressine bezeichnet, zu liefern. Eine Wirkung dieser Aggressine
besteht z. B. darin, dass sie die Zuwanderung von Leukocyten zur In-
fektionsstelle verhindern. Derartige Aggressine für Typbusbacillen können
dadurch gewonnen werden, dass Tieren tätliche Dosen Tvphusbacillen intra
peritoneal injicirt werden. In dem Peritonealexsudate sind die Aggressine
in wechselnder Menge enthalten. Die Aggressine bewirken, dass aus dem
Tierkörper direkt stammende Bacillen von bakteriologischem Sernm wenig
beeinflusst werden, ein Zusatz von Aggressiuen verhindert auch die Auf-
lösung längere Zeit auf Agar fortgezüchteter Bacillen durch specifisches
bakteriologisches Immunserum. Die wahre Immunität muss sich gegen
diese Aggressine richten, und es wird erforderlich sein, lminunisirungs-
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No. 51.
Bertareli.i. — Sommer. Laeroneh.
857
uiethoden auszuarbeiten. bei denen Antiaggressine entstellen; dann wird
ein wirklicher Schutz gegen die Krankheit uud nicht nur eine gegen die
Krankheitserreger gerichtete Scheinimmunität hervorgerufen werden.
H. Bischoff.
E. Bertarelli, Die neuen Erfahrungen und Fortschritte auf dem Gebiete
der Pathologie der Wutkrankheit. Wiener klin. Rundschau 1905, No. 9.
B. teilt kurz die neuesten Erfahrungen auf dem Gebiete der Pathologie
der Wutkrankheit mit. Unter diesen steht im Vordergründe des Interesses
der jetzt wohl allgemein zugegebene Befund der Negri’schen Körperchen,
die im Centralnervensystem, vornehmlich den Pyramidenzellen des Ammons-
horns, bei Wut regelmässig gefunden werden, sodass sie für die Diagnose
der Erkrankung verwertbar sind. Dagegen ist auch heute noch nichts
Bestimmtes über das Wesen dieser Körperchen auszusageu, ob sie als die
Erreger der Wut aufzufassen, ob sie zu den Protozoen zu rechnen sind
oder nicht. Daneben ist festgestellt worden, dass das Wutvirus die Poren
der Berkefeidkerzen zu passiren vermag, wenn es auch nach Versuchen
von B. nicht möglich ist, selbst bei wiederholter Aufnahme des Filter-
rückstandes, neuer Verreibung und Filtration alle virulenten Teile durch
die Kerze zu bringen. Der Speichel des wutkranken Menschen wurde
meist frei von Virus gefunden, zuweilen jedoch auch virulent. Besonders
wichtig ist der Nachweis, dass das Virus fixe bei subkutaner Injektion
nicht Wut hervorzurufen vermag. Schliesslich ist noch berichtet worden,
dass das Chinin imstande ist, das Wutvirus in vitro und in vivo zu netitrali-
siren, während andere Alkaloide diese Eigenschaft nicht besitzen.
H. Bischoff.
1) M, Sommer, Mitteilungen über Theophyllin auf Grund einer Statistik
von 855 Fällen. Therap. Monatsh. 1905, Juni.
2) H. Laengner, Erfahrungen mit Theocin. natrio-aceticum und mit Citarin.
Ebenda.
1) Die widersprechenden, zum Teil recht ungünstigen Berichte über
Wirkungen und Nebenwirkungen des Theophyllins (cfr. dieses Cbl. 1904,
No. 61. Ref.) veranlassten die das Mittel herstellende Fabrik zu einer
Umfrage bei einer grossen Anzahl von Aerzten; das so gewonnene Material
wurde von S. gesichtet und bearbeitet. Die Fälle betreffen etwa zu gleichen
Teilen Männer und Frauen, und zwar in jedem Lebensalter vom 1. bis
90. Jahre, (n 653 Fällen wurde das Theophyllin mit Erfolg angewandt,
in 64 mit nur geringem, in 127 ohne Erfolg; unter letzteren waren 48,
die auch auf andere Diuretica nicht reagirten, während anderseits hervor-
zuhebeu ist, dass in 175 mit Erfolg behandelten Fällen andere Diuretica
wirkungslos waren und llOmal das Theophyllin stärker wirkte, als andere
Mittel. Am häufigsten benutzt und am wirksamsten war das Mittel bei
cardialem Hydrops, etwas geringer, aber immer noch recht günstig war
die Wirkung bei renalem Hydrops; ebenso bei exsudativer Pleuritis, bei
Lebercirrhose n. s. w.
Was nun die schon erwähuten ungünstigen Nebenwirkungen betrifft,
so lässt sich die Häufigkeit des Vorkommens nicht bestreiten; in 35 pCt.
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858
de la Camp und Morr.
No. 51.
der Pälle zeigten sich unangenehme bezw. schädliche Nebenwirkungen.
Ob in zwei Fällen von plötzlichem Exitus dem Mittel die Schuld beizu-
messen ist, mag unentschieden bleiben; gewichtige Gründe sprechen dagegen.
Dreimal trat mehr oder minder starker Collaps auf, mehrmals Schlaflosig-
keit, Erregungszustände n. dergl. m.; am häufigsten waren gastrische
Beschwerden, besonders Erbrechen, Magenbeschwerden, Durchfälle etc.
Zweifellos wurde ein nicht geringer Teil dieser schädlichen Nebenerschei-
nungen durch unnötig grosse Dosen hervorgerufen. Es empfiehlt sich, mit
kleinen Mengen, zwei- bis dreimal täglich 0,1 g zu beginnen und, wenn
überhaupt nötig, nur allmählich zu steigen; recht bewährt hat sich der
Vorschlag von Schmiedebekö, vor der Darreichung des Theophyllins
Digitalis zu geben.
2) Verf. berichtet über seine Erfahrungen mit einem bisher nur wenig
benutzten Salz des Theocins, dem Theocin. natrio-acetieum. Vielfach war
die Wirkung eine recht gute, und besonders sei erwähnt, dass die sonst
bei Theocindarreichung beobachteten Nebenwirkungen vollständig fehlten.
Das Mittel wurde iu vier zweistündlichen Dosen ä 0,4 g gegeben. — Gleich-
zeitig berichtet L. über seine Erfolge mit Citarin; er gab fünfmal täglich
2 g und konnte in mehreren Fällen von Arthritis urica recht gute und
prompte Wirkung beobachten. Auch hier fehlten alle störenden, übleo
Nebenwirkungen. K. Krouthat.
0. de la Camp und L. Mohr, Versuch einer experimentellen Begründung
des Williams’schen Symptoms bei Lungenspitzentuberkulose. Zeitschr.
f. experim. Pathol. u. Therapie. Bd. 1, H. II.
Das von Williams angegebene Symptom besteht darin, dass bei ein-
seitigem oder einseitig stärker ausgebildetem Spitzeukatarrh die Zwerch-
fellhälfte der betroffenen Seite, wie auf dem Röntgenschirm ersichtlich ist,
im inspiratorischen Sinne sich weniger gut bewegt. Gegenüber mannig-
faltigen Erklärungsversuchen weisen Verff. darauf hin, dass es sich hierbei
um eine Druckwirkung auf den Phrenicus bei seinem Verlauf über die
Pleurakuppel handelt (wobei zu berücksichtigen ist, dass die Intensität
des Williams’scheu Phänomens nicht in erkennbarem Verhältnis zur Aus-
dehnung des Lungenprocesses steht). Durch Versuche an Hunden wiesen
die Verff. nach, dass es infolge von Verlötung des Phrenicus an die ver-
dickte Pleurakuppel in der Tat zur vollwertigen Entwickelung des Williaros-
schen Phänomens kam. Diese Versuche erklären einerseits, weshalb die
Erscheinung nur in einem Teile der Fälle vorhanden ist, und weshalb es
andererseits bei ausgebeilten Individuen gleichfalls in die Erscheinung
treten kann. Verff. betonen nachdrücklich, dass gerade die Unvollständig-
keit der Lähmung, wie sie durch chronische Compression des Phrenicus
sich ausbildet, Voraussetzung für das Zustandekommen des Williams'scben
Phänomens zu sein scheint; niemals sahen sie bei lnspektion, Palpation
sowie bei elektrischer Reizung die Zeichen völliger Zwerchfellparalyse.
Schliesslich verwahren sich Verff. dagegen, die Aetiologie des in Rede
stehenden Symptoms iu allen Fällen in eiuer Phrenicuscompression tu
suchen; es wäre denkbar, dass es sich in einzelnen Fällen um eine in-
fektiöse Neuritis haudelt. L. Perl.
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No. 51.
Heichelheim. — llAaENBACH-BcBCKHAHnT.
859
S. Heichelheim, lieber das Vorkommen von langen fadenförmigen (Boas-
Oppler) Bacillen in Blntgerinnscln des Mageninhaltes und dessen Be-
deutung für die Frühdiagnose des .Magencarcinoms. Zeitschr. f. klin.
Med. 1904, Bd. 53, S. 447.
Nur wenige von den sehr zahlreichen Arten von Bakterien, die man
unter den verschiedensten pathologischen Verhältnissen im Magen findet,
sind der Gegenstand genaueren Studiums geworden. Dies gilt auch ins-
besondere von denjenigen Bacillen, die man öfters in kleinen Blutgerinnseln,
welche dem ausgeheberteu Mageninhalte beigemengt sind, finden kann.
Verf. hat sich deshalb die Aufgabe gestellt, durch systematische Unter-
suchungen die Frage zu beantworten, ob erstens nur in Fällen von Magen-
carcinom mit Fehlen freier Salzsäure solche bakterienreiche Blutgerinnsel
gefunden werden und zwar in den Anfangsstadien dieser Erkrankung oder
ob dies auch bei gewöhnlichen Hypochylien und Aehylien der Fall ist.
Ferner ob sich die genannten Gerinnsel mit den Bacillen auch bei solchen
Garcinomen vorfinden, die auf Grund eines Ulcus rotundum ventriculi, also
bei hohem Gehalt freier Salzsäure im Mageninhalt entstanden siud. Die
Untersuchungen, die sich auf 43 Fälle erstrecken, ergaben, kurz zusammen-
gefasst, folgende Resultate:
1. Die langen fadenförmigen Bacillen können am leichtesten in den
dem Mageninhalt beigemischten dunkelbräunlichen Blutgerinnseln gefunden
werden.
2. Der Nachweis solcher aus dem Magen stammender Gerinnsel mit
sehr zahlreichen oder sogar massenhaften Bacilleu in dem nach Probefriih-
stück ausgehebertem Mageninhalt, bei dem die freie Salzsäure fehlt, spricht
mit sehr grosser Wahrscheinlichkeit für Carcinom; der Nachweis nur ver-
einzelter Bacillen in Gerinnseln bestärkt unter gewissen Umständen wesent-
lich die Vermutung eines Magenkrebses.
3. Im gleichen Sinne lässt sich auch der wiederholte Befund von Ge-
rinnseln im Mageninhalt mit hohen Werten von freier Salzsäure anwenden.
Nur muss man bei dem Nachweise sehr weniger Bacillen vorsichtig sein
und wiederholt untersuchen. Carl Rosenthal.
E. Hagenbach-Hurckhardt, Klinische Beobachtungen über die Muskulatur
der Rachitischen. Jahrb. f. Kiuderheilk. Bd. 00, S. 471.
Die Unbeweglichkeit der rachitischen Kinder ist in vielen Fällen nicht
durch Schmerzen, sondern durch Schlaffheit der Gesammtmuskulatur ver-
ursacht. Ebenso ist die abnorme Beweglichkeit vieler Gelenke bei den
Rachitikern, so insbesondere die des Hüftgelenks — welche abnorme
Stellungen der Glieder nach Art der sogen. Schlangenmenschen oder Kaut-
schukmänner gestattet — , nicht durch Schlaffheit der Gelenke zu erklären,
sondern durch Aufhebung der normalen Hemmung der antagonistischen
Muskeln infolge Schlaffheit dieser Antagonisten. Denn der Widerstand der
Antagonisten, nicht der Gelenke ist es, welcher unter normalen Verhält-
nissen extreme Beugungen und Streckungen verhindert. Beim Rachitiker
aber sind die Antagonisten während der forcirten Stellungen schlaff anzu-
fühlen. Auch der rachitische Plattfnss, die rachitische Kyphose, der rachi-
tische Thorax sind hauptsächlich durch die (primäre) Schwäche der be-
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860
Chacfkard und Labukrich, . — Kiroz.
No. 51.
treffenden Muskulatur verschuldet. Der Plattfuss z. B. kommt schon bei
rachitischen Kindern vor, welche noch keine Gehversuche gemacht haben,
bei welchen also die Belastung der abnorm weichen Fnsswurzelknochen
durch das Körpergewicht keine Rolle spielen kann. Bei diesen Kindern
erklärt sich die scheinbare Schlaffheit im Fussgelenk aus dem verminderten
Tonus der das Gelenk umgebenden Muskulatur, deren Spannung normaler-
weise einen wesentlichen Beitrag zur Aneinanderheftung der Gelenkenden
zu liefern hat. Mit dem Kräftigwerden der rachitischen Muskulatur heilt
der Plattfuss, die Kyphose. Bei all’ diesen und manchen anderen Deformi-
täten ist die Muskelschwäche eine primäre, nicht eine secundäre Inakti-
vitätsatrophie. Auch bei Kindern mit Myxödem und Mongolismus beob-
achtet man ähnliche Formen von Gelenkschlaffheit wie bei Rachitikern,
und auch diese sind auf Muskelschwäche zurückzuführen. — Bei der Be-
handlung der rachitischen Verkrümmungen ist es wichtig, die Uebung der
schlaffen Muskulatur frühzeitig zu beginnen. Es empfiehlt sich dagegen
nicht, Kinder mit rachitischen Kyphosen einfach liegen zu lassen. Für
diese erweist sich der Epstein’sche Schaukelstuhl sehr nützlich. Einen
günstigen Einfluss auf die Funktion der Muskeln übt nach den Erfahrungen
Verf.’s die Phosphorbehandlung aus. Stadthagen.
t'liaufTard et Laedcrich, Des inögalitös pupillaires dans les pleuresies avec
epanchement. Areh. g6n6r. de mid. 1905, No. 10.
Bei 41 pCt. der beobachteten Pleuraexsudate fand sich eine Pupillar-
differenz; die weitere Pupille entsprach fast immer der Seite des Ergusses.
Die Ungleichheit ist in ihrem Grade schwankend von Tag zu Tag, kann
zeitweise selbst verschwinden, aber endgiltig verschwindet sie erst nach
Resorption des Exsudates. Die Thoracocentese au sich zeigte keinen Ein-
fluss auf das Symptom, dagegen verengerten sich die Pupillen bei maxi-
maler Accommodations- oder Convergenzanstrengung zu vollkommen gleicher
Enge.
Verff. fassen die Erscheinung nicht als durch anatomische Verände-
rungen oder durch Druck bedingt auf, sondern als eine funktionelle Er-
scheinung, entsprechend der Beobachtung Schiff’s, dass jede periphere
sensible Erregung eine Dilatation der Pupillen hervorruft. Dass wir es
aber mit der Erweiterung nur einer Pupille zu thun haben, wollen Verff.
damit erklären, dass (nach PlÜger) Reflexbewegungen sich zuerst auf der-
selben Seite wie der Reiz (hier: des Exsudates auf die Vagusendigungen)
zeigen. Alkan.
Z. Kiroz, Mit Thiosinamin behandelte Fälle von Strictura oesopbagia.
Budapesti Orvosi Ujsag. 1905, No. 43.
Die Resultate, die mit Thiosinamin bisher erreicht wurden, ermunterten
Verf. zur Anwendung desselben bei Strictura oesophagi. Er versuchte das
Mittel bei einein 39jähr. Maune, der vor 4 Jahren Lauge trank und danach
eine Striktur bekam. Seit 2 Jahren wurde dieselbe nicht behandelt; in
letzterer Zeit verschlimmerte sich wieder das Schlucken so. dass er sich
bloss mit Milch nähren konnte. Bei Beginn der Behandlung blieb die
Sonde No. 3 bei 39 cm stecken, dickere Sonden schon bei 30 cm. Das
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No. 51.
Buhk. — Khhukim.
861
Thiosinamin wurde in 15proc. glycerinwässeriger Lösung injicirt (Alkohol-
lösung ist schmerzhaft); den ersten Tag bekam er 1/2 Pravaz-Spritze voll,
zwei Tage später ebenso viel, seitdem jeden 3. — 4. Tag 1 Pravaz-Spritze
voll. Unangenehme Nebenwirkungen fehlten, ausgenommen ein leichtes
Kopfweh am Tage der Injection, das nach */* g Antipyrin oder Migränin
in '/< Stunde aufhörte. Insgesammt wurden 26 Injektionen verabreicht.
Trotzdem die meisten Autoren das Thiosinamin bloss als Adjuvans be-
trachten und nebenbei die Fortsetzung der mechanischen Behandlung be-
fürworten, welche in diesem Fall in der Sondirung bestanden hätte, stand
Verf. davon ab, da er sehen wollte, inwiefern das Mittel allein die Striktur
zu erweitern imstande ist. Der Erfolg blieb tatsächlich nicht aus, da
jetzt bereits die Sonde No. 6 in den Magen eingeführt werden und der
Patient auch grössere Stücke gut schlucken kann. Die Wirkungsweise des
Thiosinamins ist noch unaufgeklärt. Tatsache ist bloss, dass das Narben-
gewebe weicher und loser wird. Die in einem Fall ausgeführte mikro-
skopische Untersuchung (Glas) zeigte eine Aufquellung des Narbengewebes.
Einige sind geneigt, anzunehmen, dass das Thiosinamin eine neue Entzün-
dung im Narbengewebe hervorruft. Aber diese Erklärung ist nicht zu-
friedenstellend, denn die neue Entzündung producirt neues Bindegewebe
und das führt neuerdings zur Schrumpfung. Tierexperimente werden viel-
leicht Klarheit in diese Frage bringen. J. Honig.
Ch. W. Klirr, Löss of the sign language in a deaf mate from cerebral
tumor and softening. New York med. Journ. 1905, No. 1383.
Eine 56jährige Frau, die seit ihrer Jugend taubstumm war und sich
durch Zeichen und Gesten verständlich machte, erlitt einen Schlaganfall
mit rechtsseitiger Hemiplegie und Aphasie, d. h. Unfähigkeit, sich durch
Zeichensprache zu verständigen. Als das Bewusstsein wiederkehrte, lernte
sie wieder schnell die Zeichensprache, um dieselbe nach mehrfach wieder-
holten apoplektischen Insulten völlig zu verlieren; auch das Lesen und
Schreiben, das sie früher gelernt hatte, war völlig geschwunden. Es be-
stand neben völliger Hemiplegie auch rechts Anästhesie und Hemianopsie.
Auch die Zeichensprache anderer Taubstummer konnte sie nicht mehr ver-
stehen. Nach dem plötzlich eingetretenen Tode konnte ein Tumor mit Er-
weichung in der Stirn und vorderen Cerebralwindung der linken Hemi-
sphäre festgestellt werden. Der Tumor erstreckte sich bis in die Basal-
ganglien und bestand aus einem sehr gefässreichen Gliom. — Die Zeichen-
sprache ist als hochentwickelte Form der Pantomime anzusehen; ihr Verlust
ist eine Form der Amimie, die durch die optischen Gentren vorwiegend
erlernt wird. Eine reine motorische Amimie bei Nichttaubstummen ohne
Wortaphasie ist nicht beobachtet. S. Kali scher.
J. Erdheim, Ueber Hypophysenganggeschwülste und Hirncbolesteatome.
Sitzungsber. d. Kaiserl. Akad. d. Wissensch. 1904, 113. Bd., X. Heft.
E. beschreibt zunächst eingehend die normale Anatomie der Hypo-
physe und ihrer Umgebung; sodanu weist er auf das Vorkommen von
Plattenepithelhaufen im Hypophysenvorderlappen hin. Ueber Lage und
Vorkommen der Epidermoide und Dermoide im Gehirn handelt der folgende
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8fi2
Balh.
No. 51.
Abschnitt. Sodann weiden 12 Fälle von Hypophysenganggeschwülsten
(theils eigene, Iheils solche aus der Litteratur) beschrieben, von denen 4
solider, 8 mehr cystischer Natur sind (mit Plattenepithel ausgekleidet).
Von tropbischen Störungen bei diesen Geschwfilsten ist zu erwähnen die
Adipositas, die aber mehr bei den Tumoren vorzukommen scheint, die aus
der Sella turcica hinausgreifen und auf die Hirnbasis übergehen oder drücken
oder wo besonders das lnfundibulura betroffen ist. Die Blutdrüsenfunktion
der Hypophyse selbst scheint mit der Adipositas nichts zu tun zu haben.
Vielmehr scheint eine uns unbekannte Stelle der Hirnbasis durch den Tumor
beeinflusst zu -werden und die Adipositas zu bedingen. Ferner scheint es
für die Hypophysengangtumoreu charakteristisch zu sein, dass sie nicht mit
Akromegalie einhergehen. Im Gegensatz zum Körperwachstum scheinen
die Hypophysenganggeschwülstc und ähnlich lokalisirte Tumoren auf die
Genitalsphäre zurückzuwirken: die Genitalien bleiben unentwickelt und
infantil. Beschränken sich die Hypophysentumoren auf die Sella turcica,
so ist dieselbe vergrössert, aber ihr Zugang von oben ist nicht erweitert.
Infundibuläre Tumoren können den Zugang zum Türk€nsattel erweitern.
Entsteht ein Hypophysentnmor in der Sella und wuchert aus dieser nach
oben gegen die Hirnbasis, so ist die Sella vergrössert und öffnet sich weit
nach oben, was bei der Röntgenaufnahme ein charakteristisches Bild giebt.
S. Kalischer.
Julius Kaum, Zur Wirkung und Verwendung der Nebennierenpraparate,
insbesondere in der Dermatologie. Arch. f. Heimat, u. Syph. Bd. 74.
S. 69 u. 231.
Die Nebennierenpräparate (Adrenalin, Suprarenin) dringen weder in
Lösung noch in Salbenform in die intakte menschliche Haut ein; dazu
sind, wenn auch sehr geringe, makroskopisch nicht wahrnehmbare Epithel-
defekte nötig, wie man sie am einfachsten durch leiebstes Reiben der Haut
mit Schmirgelpapior erhält. Doch gelingt es auch, durch Kataphorese die
Substanz in die Haut einzuführen. — Die charakteristische Wirkung ist
eine hochgradige Anämie, sodass die betreffende Stelle eine leichenartige
Blässe annimmt; zugleich entsteht Gänsehaut. Die Wirkung tritt im all-
gemeinen nach 1—2 Minuten ein, hält 1 — 2 Stunden an und erstreckt sich
gewöhnlich nur 1 — 2 mm über die Grenzen der bepinselten Fläche hinaus
Mit dem Verschwinden der Anämie kehrt die Haut ohne hyperäniisches
Zwischenstadium zur Norm zurück; wiederholt man aber die Pinselung in
nicht zu langen Pausen, so folgt der Anämie eine Gefässerschlaffung, die
Haut erscheint eine Zeit lang diffus gerötet. — Kranke Haut verhält sieb
Nebennierenpräparaten gegenüber anders als normale. Im allgemeinen er-
gab sich, dass die Substanz auch auf kranke Gewebe anämisirend wirkt
dass aber der Anämie stets die ursprüngliche Hyperämie oder Cyanose
folgt. Je geringer die Gefässerkrankung, je akuter der Prozess, desto
schneller tritt die Wirkung ein und desto länger ist ihre Dauer. Bei stark
exsudativen Vorgängen verringert und verzögert die Nebenniereusubstanz
die Exsudation. — Zu praktischen, diagnostischen oder therapeutischen
Zwecken auf dem Gebiete der Dermatologie scheint sich das Mittel — ab-
gesehen von der vielfach geübten subkutanen Injektion einer Cocain-Adre-
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No. 51.
StkOiimrkko.
863
nalinlösung zur Anästhesirung, auf die Verf- nicht näher eingeht — wenig
zu eignen, zumal mit ihm keine Dauerwirkung zu erzielen ist. Versuche,
die Nebeunierenpräparate in Lösung oder Salbenform als therapeutisches
Agens bei Ekzem, Dermatitis, Psoriasis u. s. w., oder als Zusatz zu
Protargolinjektionen bei gonorrhoischer Urethritis zu benutzen, ergaben
keine ermutigende Resultate. Dass dagegen Strikturen der Harnröhre nach
Einspritzung einer Adrenalinlösuug leichter passirbar werden, konnte Verf.
mehrfach bestätigen. — Innerlich hat B. Tabloids mit je 0,3 komprimirter
Nebeunierensnbstanz (3 mal täglich 1 — 3 Stück) in Fällen von Pruritus
und chronischer Urticaria versucht — bei der letzteren mit deutlichem aber
vorübergehendem Erfolge. — Grosse Vorsicht erfordert die Anwendung
der Nebennierenpräparate bei Diabetikern und, wegen ihrer blutdruck-
steigernden Wirkung, bei alten Leuten und bei Personen mit Cirkulations-
störungen. H. Müller.
Ströhniberg, Die Abnahme der Gonorrhoe bei den Dorpater Prostituirten
seit dem Jahre 1898. Petersb. med. Wochenschr. 1905, No. 8.
Die vom Verf. mitgeteilten Zahlen beruhen auf folgendermaassen
durchgeführter Handhabung der mikroskopischen Untersuchung im Dorpater
Ambulatorium: Mikroskopische Präparate werden angefertigt 1. von jeder
neu hinzukommenden Prostituirten, 2. bei den geringsten klinischen Er-
scheinungen von Gonorrhoe, 3. bei den nach früheren Erfahrungen und
Beobachtungen Verdächtigen bei jeder Untersuchung, 4. bei jeder ohne
Ausnahme dreimal im Semester. Die Sprechstunden finden zweimal wöchent-
lich statt, die Besichtigung von 70 — 100 Prostituirten zugleich. Die am-
bulatorische Behandlung erfordert je 4 — 6 Stunden. Wieweit diese Me-
thode ausreicht, um ein Uebersehen einzelner Gonorrhoefälle zu vermeiden,
wurde durch eine Nachprüfung dargetan, die darin bestand, dass in kurzer
Frist von sämmtlicheii Prostituirten durch einen anderen Untersucher mit
genügender Assistenz Präparate abgenommen wurden. Diese Nachunter-
suchung ergab, dass in facto kein Gonorrhoefall bei der vom Verf. be-
folgten Methode übersehen worden war, trotzdem das, wie Verf. zugiebt,
theoretisch wohl möglich ist. Sein Verfahren erscheint ihm daher als
guter Mittelweg zwischen der wünschenswerten aber undurchführbaren täg-
lichen Untersuchung einer jeden Prostituirten und der gänzlichen Vernach-
lässigung der mikroskopischen Untersuchung. Dass auch genaueste Unter-
suchung und sorgfältigste Behandlung die Gonorrhoe nur einschränken nicht
ausrotten kann, ist aus vielen äusseren und inneren Gründen klar. Von
den Gründen, die den Procentsatz der Kranken beeinflussen, sind der Zu-
strom Gonorrhoischer von ausserhalb, die Schwankungen in der Zahl der
gonorrhoischen Klienten der Prostituirten, die Genauigkeit der Untersuchung
und Behandlung, endlich zufällige Fehlerquellen von Bedeutung. Was die
Behandlung betrifft, so hat Verf. seit 1902 eine im Durchschnitt vier-
wöhentliche stationäre und weiterhin eine gesteigerte ambulatorische Be-
handlung durchgeführt, ausserdem für freie Verabfolgung der häuslich zu
gebrauchenden Medikamente und Empfehlung der Mittel zur persönlichen
Prophylaxe gesorgt.
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8G4
Rums.
No. 51.
Die Gesammtzabl der pro Semester vorhandenen Prostitnirten unterlag
in der Zeit von 1898 bis 1904 nur geringen Schwankungen. Der Procent-
satz der gonorrhoisch Befundenen war in den Jahren 1898—1900 : 22 bis
28 pCt., 1901: 32 pCt., 1902: 24—26 pCt., endlich 1903 und 1904: 16 bis
19 pCt.
Auch der allgemeine Rindruck, den Verf. bei seinen Untersuchungen
erhielt, sprach dafür, dass in den letzten Jahren seltener Gonokokken ge-
funden wurden als früher. Und daraus folgert Verf. wohl mit Recht den
Nutzen der Dorpater Rinrichtungen. Um allgemeine Schlüsse hinsichtlich
der Prostituirtenfrage hieraus zu ziehen, ist aber noch das Material ein
viel zu kleines, auch ist nicht ersichtlich, wie weit die Gesammtzahl der
200 bis 220 Inskribenten der Zahl der in facto Prostituirten entspricht.
Nicht bewiesen ist insbesondere, ob wirklich bei allen Rrkrankten dieser
Art der Zwang zur Behandlung uud Untersuchung an vorgeschriebener
Stelle notwendig ist und ob nicht auch ohne dies bei genügender Auf-
klärung und geeigneten Rinrichtungen der Trieb, gesund zu werden und
zu bleiben, gleich gute oder bessere Resultate herbeiführen kann.
B. Marcuse.
1*. Rüge, Ueber die künstliche Unterbrechung der Schwangerschaft wegen
starken Rrbrechens und Schwindsucht. Berl. klin. Wochensehr. 1905,
No. 33.
In der Frage, ob und wann hei Tuberkulose der Lungen der
künstliche Abort eingeleitet werden soll, kommt R. zu dem Resultat, dass
bei vorgeschrittener Tuberkulose der künstliche Abort im allgemeinen
unterbleiben soll, weil der Frau doch nicht dauernd genutzt wird. In den
Fällen von vorgeschrittener Tuberkulose können nur arge Beschwerden,
die voraussichtlich nach der Unterbrechung der Schwangerschaft nacblassen,
den Ringriff noch rechtfertigen. Dahingegen fordern die Fälle von be-
ginnender Tuberkulose, bei denen noch Heilung der Mutter erwartet werden
kann, zur möglichst frühzeitigen Unterbrechung der Schwangerschaft auf.
Dass hierbei Misserfolge trotzdem eintreten können, ist selbstverständlich.
Es sind also bei vorgeschrittener Tuberkulose Rücksichten auf die
Kinder zu nehmen, bei beginnender Tuberkulose Rücksichten auf die
Mutter.
Die Aufstellung bestimmter Indikatiouen zur Einleitung des Abortes
bei starkem Erbrechen ist sehr schwer. R. hält für das richtigste,
sich nach dem Allgemeinbefinden zu richten Die Patientinnen können trotz
heftigen Erbrechens, trotz Abmagerung sich verhältnismässig wohl und
kräftig fühlen; sobald aber das Allgemeinbefinden nacblässt, sich ein
Kräfteverfall bemerkbar macht, dann soll man trotz aller sonstigen noch
guten Zeichen die Rücksicht auf das Kind nicht zu weit treiben. Dann
scheint R. der Zeitpunkt gekommen, wo nur noch die Rücksicht auf die
Mutter maassgebend sein kann. Br. Wolff.
Kinsenduugen werden an die Adresse de» Herrn Geh. Med. -Kat Prof. Dr. M. Bernhardt (Berlin W.
Französische Strasse 21) oder an die Verlagshandlung (Berlin NW., Unter den Linden 68) erbeten
Verlag von August Hirsch« «Id in Berlin. — Druck von L. Krhumaeher in Berlin K U
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'V.VIjemlich erjpi einen
1 — 3 Bogen; iilusse
de» .Jahrganjdrlitel, Na-
raeo- und aTcIi Hegistcr.
Centralblatt
Pr«ia de« Jahrgtit<r»-a
28 Mark ; tu beziehen
durch alle Buchhand-
lungen u. PoMnnMziteo.
für die
liedicinischen Wissenschaften.
Unter Mitwirkung von
Prof. Dr. H. Senator und Prof. Dr. E. Salkow
redigirt von
Prof. Dr. M. Bernhardt’
1905.
30. Ilecember.
Die geehrten Abonnenten werden, damit die Zusendung
keine Unterbrechung erleidet, um rechtzeitige Erneuerung des
Abonnements für das Jahr 1906 bei allen Buchhandlungen und
Postanstalten ersucht.
Iulialt: ScuL'pbach, Die Ganglienzellen im Centralnervensystem der
Taube. — Knecht, Einfluss des Aufstehens auf die Ilarnsekretion. — los*
towski, Vorkommen von Aminosäuren im Harn. — Cohnheim, lieber Kohle-
hydratverbrennung. — Mkykh, Zur Kenntnis des Phosphorstoffweehsels. — IIemkk
und Miodowbki, Beziehung von Hefen zur Tumorbildung. — Haus, Bocken-
hrixeu, Totalexstirpation der Scapula. — Laoemstxis, Pate, lieber Appcn-
dicitis. — Huumklshkim, Wirkung des Alypins. — Sghxeihkk, Ueber Pupillen-
reflexe nach Sehnervendurchschneidung. — Hibschland, Thiosinamin in der
Otologie. — Rawitz, Prioritätsreklamation. — Haiku, Tuberkulöse Ohrenerkran-
kungen im Säuglingsalter. — Philipps, Ueber die Hypertrophie der unteren
Muschel. — Thkisrm, Behandlung der narbigen Verwachsung der Stimmbänder. —
Babtki. und SriKLKB, lieber die natürliche Tuberkuloseinfektion. — Ciuk«
und Uahhuhoeu, Antikörperbildung nach Eiweissfüttcruug. — Ebb, Arterieu-
erkrankuug nach Adrenalininjektionen, — Selig, Zur Kenutuis der llerzdilatation.
Loiiu, Ein Fall von Embolie der A. meseraica sup. — Bjöbkstem, Ueber Lungcn-
uud Uerzgeschwülste bei Kindern. — Bhoca, Pneumokokkenperitonitis mit Ent-
leerung von Spülwürmern. — Bencx, Einfluss der Kohlensäure auf die Viskosität
des Blutes. — Nkutea, Ueber Osteoakusie. — Alt, Behandlung der Epilepsie. —
Stuesbebo, Ueber Dermographie. — Oppenheim, Ueber die Hautblastoraycose.
— - LipscuOtz, Ha vasin i uud Hirsch, Wesenbebg, Ueber Jotbion. — W e iss ,
Behandlung der Gonorrhoe. — Steinbüchel, Stieltorsion eines Utcrusmyoms mit
schwerer Blutung.
P. Schupbach, Beiträge zur Anatomie urd Physiologie der Ganglienzellen
im Centralnervensystem der Taube. Zeitschr. f. Biol. XLV1I. N. F.
Bd. XXIX, H. 3, S. 439.
Die wichtigsten im Centraluervensystem der Taube vorkommenden
Ganglienzellenarten und ihre regionäre Anordnung werden beschrieben.
Motorische Zellen (im Sinne Nissl’s) sollen im Gross- und Mittelbirn nicht
vorhanden sein. Die funktionellen Unterschiede (zwischen heil und dunkel
adaptirtem Zustand), die in den Zellen der Kaninchennetzhaut beschrieben
XLIU. Jahrgang. 55
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866
KnKCHT. - IoNATOWBKl. - CoIlNHKlU. • MkYCK. - llüNKK U. UlODOWSKI.
No. 52.
sind, lassen sich an den Retinazelien verschiedener Vögel, speciell der
Tauben, nicht nachweisen. G. F. Nicolai.
C. Knecht, lieber den Kinfluss des Aufstehens auf die Urinausscheidung
Herzkranker. Deutsches Arch. f. klin. Med. Bd. 83, S. 206.
K. hat bei Kranken mit Cirkulationsstörungen den Kinfluss der senk-
rechten Körperhaltung auf die Beschaffenheit des Harns untersucht und
mit ihrer Wirkung bei Gesunden verglichen. Kr bestimmte die Menge des
Harns, seinen Gefrierpunkt, seinen Chlorgehalt. Kr fand folgendes: Beim
Aufstehen Gesunder steigt die Harnmenge oder sie vermindert sich wenigstens
nicht. Der Quotient
wird kleiner oder bleibt gleich. Das beruht
J
NaCl
auf Vorgängen, die die Nierencirkulation gut regeln. Herzkranke mit
voller Compensation können sich ebenso verhalten, meist aber nimmt bei
ihnen die Harmnenge ab, der Quotient J : NaCl zu. — Bei Herzinsufficienz
ist die Abnahme der Harnmenge und die Zunahme des Quotienten erheb-
lich. — Häufig trat in der dem Aufstehen folgenden Ruheperiode auf-
fallenderweise ein weiteres Steigen des Quotienten ein. A. Loewy.
A. Ignntowski, Ueber das Vorkommen von Aminosäuten im Harn, vor
zugsweise bei Gicht. Zeitschr. f. physiol. Chem. Bd. 42, S. 301.
Aus dem Harn von Gichtikern konnten in grösserer Menge Amino-
säuren isolirt werden, in erster Linie Glykokoll. Desgleichen wurden in
einem Pall von Pneumonie und Leukämie Aminosäuren aufgefuuden.
Wohlgemut!).
0. Cohnheim, Ueber Kohlehydratverbreuuung. II. Mitteilung. Die akti-
virende Substanz des Pankreas. Zeitschr. f. physiol. Chem. Bd 42, S. 401.
ln einer früheren Mitteilung hatte Verf. berichtet, dass cs ihm ge-
lungen war, aus Muskeln von Hunden und Katzen ein glykolytisches
Ferment zu erhalten, das aber an sich unwirksam ist und der Aktivirung
durch Pankreas bedarf. Neuere Versuche führten nun zu dem Resultat,
dass ein Ueberscbuss von Pankreasferment die Glykolyse abschwächen, ja
sogar hemmen kann. — Der wirksame Bestandteil des Pankreas ist koch-
beständig und löst sich in Wasser und in Alkohol. Wohlgemut!).
L. F. Meyer, Beiträge zur Kenntnis des Phosphorstoffwechels. Zeitschr.
f. physiol. Chem. Bd. 43, S. 1.
Fütterungsversuche an Hunden zeigten, dass phosphorarmes Riweiss
zu einem StickstofTansatz führen kann, und dass ferner die Krhöhung des
Phosphors in der Nahrung einen erhöhten Phosphoransatz zur Folge hat.
Woblgemuth.
F. Henke und F. Miodowski, Ueber die fragliche Fähigkeit gewisser Hefc-
stärame, Neubildungen im Tierkörper hervorzubringen. (Aus d. Pathol.
Institut der Universität Breslau u. dem Pathol. Institut des Neuen städt.
Krankenhauses in Charlotteuburg-Westeud.) Virchow’s Arch. Bd. 181, H l.
Dass durch pathogene Hefen eine Infektion beim Menschen zustande
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No. 52.
Hahn. Bockknhkimkb.
867
kommen kann, wird durch die vorwiegend auf die Haut lokalisirten Er-
krankungen an Saccharomycosis hominis oder Biastomykose bewiesen.
Sankeucb und Leopold haben versucht, durch Einverleibung gewisser
Hefenarten bei Tieren eine Infektion zu bewirken. Diese Versuche haben
die Verff. wiederholt. Sie benutzten zuerst eine Leopold’sche Original-
cultur eines Ovarialcarcinoms. Bei den Versuchstieren fand sich, als sie
nach 3, 7, 9 Monaten, ja nach O/2 Jahr getötet wurden, ausser einem
kleinen Nierentumor bei einer Ratte, der sich aber als eine hypernephrom-
ähnliche Bildung herausstellte, keine Geschwulstbildung. Der Saccharo-
myces neoformans von Sanfelice erwies sich bei den Versuchstieren als
sehr virulent. Die entstehenden Tumoren mussten aber als Hefetumoren
angesehen werden, die noch geschwulstähnlicher für das Wossa,Auge er-
schienen, wenn in ihrer Umgebung die Bildung eines plastischen Granu-
lationsgewebes erfolgt war. Von echter maligner Geschwulst konnte in
keinem Fall die Rede sein. Diu verschiedenen Hefenarten verhalten sich
verschieden. Wird der Process chronischer, so bildet sich anstatt einer
einfachen akuten Entzündung ein Granulationsgewebe aus epithelioiden
Zellen mit grossen Kernen, in dem sich bisweileu Riesenzellen finden. Die
Bildung dieser Granulatiousgewebe hat wohl bisweilen den Verdacht auf
ein Sarkom aufkommen lassen, gegen welches aber das histologische Bild
und die geringe Wachstumsneigung sprechen. Die Autoren halten es nach
ihren Ergebnissen kaum noch für aussichtsreich, den Beziehungen gewisser
Hefenarten zu den malignen Tumoren ein starkes Interesse zu widmen.
Ob Protozoen das bewirken können, was den Hefen nicht beschieden zu
sein scheint, muss abgewartet werden. H. und M. glauben, dass die Ur-
sache der bösartigen Geschwülste vielleicht gar keine einheitliche ist,
sondern dass sie von sehr verschiedenen Schädigungsursachen, darunter
Entwickeluugsstörungen, abhängen. Geissler.
Fl. Hahn, Totalexstirpation der Scapula wegen Osteomyelitis. Arch. f.
klin. Chir. Bd. 74, H. 2, S. 400.
Th. Bockenheimer, Totalexstirpation der Scapula. Knochenregeneration
und spätere Funktion (unter besonderer Berücksichtigung der Osteo-
myelitis scapulae). Ebenda. Bd. 75, H. I, S. 1.
H. exstirpirte einem 15jährigen Knaben wegen chronischer Osteo-
myelitis subperiostal die Scapula. Nur das Akromion wurde zurück-
gelassen. Die 3 Wochen nach der Operation gefertigte Röntgenaufnahme
liess schon deutlich Knochenbildung entlang der ganzen Spina und am
Hals der Scapula erkennen. Sechs Wochen nach dem Eingriff war auch
die Funktion ziemlich gut. Patient vermochte die entsprechende (rechte)
Hand auf den Kopf zu legen, Stiefel zu wichsen und Kegel zu schieben.
B. tritt bei ausgedehnten Erkrankungen der Scapula (Osteomyelitis,
Tnberkulose, Nekrosen z. B. nach Typus, Frakturen, schweren Verletzungen,
namentlich Schussverletzungen) für die Totalexsti rpatiou der Scapula
ein, die dann bessere funktionelle Resultate zu zeitigen imstande ist. wie
eine partielle Entfernung des Knochens. Bei der akuten Osteomyelitis hält
er die Totalexstirpation für vollauf berechtigt, sofern nicht der Process bei
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Lauekstkis. Pavb.
No. 52.
frühzeitiger Behandlung durch schonende Kingriffe zum Stillstand kommt.
Ist bei ausgedehnter Erkrankung der Scapula bereits eine Allgemein-
infektion eingetreten, so hält er die Totalexstirpation für eine Indicatio
vitalis. Bei der Operation, die am besten von einem T-förmigen Schnitte
auf der Spina scapulae und am medialen Scapularrand entlang ausgeführt
wird, müssen das Periost, die .Muskelausätze und die Nerven (Axillaris und
Suprascapularis) geschont werden. Sehr wichtig ist die Nachbehandlung,
die durch frühzeitige passive Bewegung, durch Verbände in Elevations-,
Abduktions- und Aussenrotationsstellung, aktive Bewegungen eine In-
aktivitätsatrophie hindert und eine spätere vollkommene Funktion, wie in
zwei Fällen der v. Bergmann’schen Klinik, sichert. Die Scapula hat sich
beide Male vollständig regenerirt. Joachimsthal.
1) Lauensteiii, Welchen Rückschluss gestatten uns heute die klinischen
Zeichen der Blinddarmentzündung auf den pathologischen Zustand des
Wurmfortsatzes und der Bauchhöhle? Arch. f. klin. Cbir. 74 Bd.,
2. Heft, S. 300.
2) Payr, Appendicitis uud embolische .Magenerkrankungen. Münch, med.
Wocbenschr. 1906, No. 17, S. 793.
1) Für das therapeutische Handeln in der Chirurgie muss man sich
auf die Einteilung der Appcndicitisfälle in solche ohne und solche mit
Perforation des Wurmfortsatzes beschränken. Welcher dieser beiden Zu-
stände, resp. ob Uebergang der Infektion vom Wurmfortsatz auf dessen
Umgebung vorliegt, ist in der Mehrzahl der Fälle aus den klinischen Sym-
ptomen zu diaguosticircn, mehr nicht. (Die Diagnose der allgemeinen
Perforationsperitonitis ist selbstverständlich stets leicht zu stellen.) — Hier
seien nur die wichtigsten Zeichen der Appendicitis perforntiva erwähnt.
Die Schmerzen sind meist ausserordentlich heftig und werden durch alles,
was den intraabdominellen Druck steigert (Drängen, Nahrungsaufnahme,
Lageveränderung, Hustenstösse) beträchtlich vermehrt. Erbrechen und Sin-
gultus tritt stets bei der Perforation des Proc. verm. ein; später erst
Meteorismus. Es stellt sich stets der thoracale Atemtypus mit völliger
Sistirung der Bauchatmuug ein, als reine Reflexwirkung, hervorgerufen
durch die Schmerzeu im Leib. Die Feststellung der Bauchdecken in der
rechten Uutcrbauchgegend fehlt fast niemals. Fieber und Pulsverhältnisse
sind diagnostisch nur unter Berücksichtigung des Allgemeinzustandes zu
verwerten. — Von örtlichen Erscheinungen weist besonders das sog. „Ex-
sudat" (Ausfüllung der rechten Fossa iliaca) auf Append. perforativa hin.
2) Eine Anzahl klinischer Bilder und Autopsien in vivo verschafften
P. die Ueberzeugung, dass in gewissen Fällen ein Zusammenhang zwischen
Appendixerkrankung und sekundären, oft direkt im Verlaufe der Wurm-
fortsatzerkrankuug auftetcuden Magenveränderungen besteht. Es handelt
sich gewöhnlich um nicht schwere Appendicitisfälle ; klinisch treten häufig
schon nach der ersten Attacke Magenbeschwerden auf, bestehend in Krampf-
zuständen, Hyperacidität, Blutbrecheu und Steuosenerscheinungen am Pylorus.
Bei den Operationen überzeugte sich P. mehrfach, dass kleine Ulcera uud
perigastrische Adhäsionen bestanden. Wie sind diese Veränderungen am
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No. 52.
Hl'NMKLSlIKIM. — SciIKKUlKK
869
Magen nacli Appendicitis zu erklären? Nach P. werden sie durch embo-
liscbe Processe geringfügiger Natur aus tbrombosirten Venengebieten er-
zeugt. Die Emboli stammen entweder aus dem für entzündliche Gefäss-
veränderungen besonders disponirten Netz oder aus dem Wurmfortsatz und
dem Mescnteriolum. Dafür sprechen P.’s experimentelle Untersuchungen,
weiche ergaben, dass es gelingt, durch künstlich in die Netz- oder Gekröse-
venen eingeführte corpusculäre Elemente (z. B. Tuscheemulsion) am Magen
und Duodenum hämorrhagische Erosionen, Infarkte, Geschwüre und Blutungen
zu erzeugen. — Therapeutisch genügt zur Beseitigung der Beschwerden
von Seiten des Magens häufig die Entfernung des kranken Wurmfortsatzes.
Bei Stenosen am Pylorus leistet oft die Pyloroplastik, bei Ulcera die Ex-
cision des Geschwürs Gutes. Peltesobn.
Ed. Htiinmelsheim, Ueber die Wirkung des Alypins, eines neuen Anästhe-
ticums, auf das Auge. Arch. f. Augenheilk. LUI, 1, p. 18.
Das Alypin gehört zu den Mitteln, bei denen man versuchte, das
Cocain in seiner anästhesirenden Wirkung zu erreichen, unter Vermeidung
seiner unangenehmen oder gar schädlichen Nebenerscheinungen. Dasselbe
ist ein Araido- Alkohol-Benzoesäureester und wird in 2proc. Lösung in das
Auge eingeträufelt. In Bezug auf die anästhesirende Wirkung fand sich
kein Unterschied zwischen ihm und Cocain. An den Gefässeu trat eine
geringe, bald vorübergehende Erweiterung ein. Nach der Einträufelung
wird nahezu stets ein leichtes Brennen empfunden. Die Weite der Pupille
wird durch die 2proc. Lösung nicht nachweisbar beeinflusst, ebenso wenig
die Accommodation. Auch bei wiederholter Anwendung des Alypins wurde
eine Schädigung des Hornbautepithels nicht bemerkt. Horstmann.
L. Schreiber, Neue Beobachtungen über Pupillenreflexe nach Sehnerven-
durchschneidung beim Kaninchen, v. Graefe’s Arch. f. Ophthalm. LXI,
3, S. 570.
Die von MaRENOHI behauptete Tatsache, dass bei Kaninchen nach
intracranieller Opticusdurchschneidung die Lichtreaktion der Pupille er-
halten bleibe, konnte vom Ref. (Arch. f Augenheilk. LII, 3) in keinem
Falle bestätigt werden. Es ist wichtig, dass auch Sch. jene Tatsache, bei
deren Richtigkeit unsere Anschauungen über die Pupillarreflexbahn eine
weitgehende Aenderung erfahren müssten, nicht konstatiien konnte, aber
auf folgenden Reflex aufmerksam macht, der eventuell Marenqhi irre-
geführt hat. Bei 26 Kaninchen wurde der Sehnerv durchschnitten, bei
3 Tieren intracraniell; bei diesen 3 und bei 0 der intraorbital operirten
Tiere trat, wenn die Kaninchen energisch an den Wurzeln der Ohren ge-
fasst wurden, an der Pupille des operirten Auges eine deutliche, aber träge
Znsammenziehung ein. Au allen Augen, die diesen Ohr-Pupillenreflex
zeigten, führte auch Reizung der Cornea, passives Schliessen und OefTnen
der Lider, Luxiren des Bulbus (auch des nicht operirten) zu einer Con-
traction des Sphincter iridis, die also keinesfalls mit einer Lichtreaktion in
Zusammenhang steht.
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Hiusculand. — Rabitz. — Haiku.
I’lllLUfS
No. 52.
Bei Kaninchen mit durchschnittenem Opticns tritt bei Beklopfen der
Bauchgegend mit der flachen Hand maximale Erweiterung der vorher ver-
engten Pupille ein. G. Abelsdorff.
Hirschland, Ueber die Verwendung des Thiosinamins und Fibrolysins in
der Otologie und Rhinologie. Arch. f. Ohrenheilk. 64. Bd., S. 167.
Verf. rühmt die guten Erfolge, welche er mit subcutanea Injektionen
von Thiosinamin und Fibrolysin bei chronischer Schwerhörigkeit infolge
von Unbeweglichkeit der Gehörknöchelchen, bei Verwachsungen nach chro-
nischen Eiterungen, Verdickungen des Trommelfelles etc. nach erfolgloser
Anwendung der sonst üblichen Mittel erzielte. Auch bei Verwachsungen
der Tonsillen mit den Gaumenbögen, ebenso wie bei Ozaena hat er die
Mittel mit Vorteil verwendet. Schwabach.
Kawitz, Bemerkung zu der Mitteilung des Herrn G. Alexander: Weitere
Studien am Gehörorgan unvollkommen albinotischer Katzen. Zeitschr.
f. Ohrenheilk. 4t». Bd., 3., 4. Heft, S. 299.
R. bestreitet Alexander (Zeitschr. f. Ohrenheilk. 48. Bd., 4. Heft)
das für sich in Anspruch genommene Verdienst, zuerst auf die rätselvolle
Correlatiou von weissem Fell, blauen Augen und Taubheit bei Raubtieren
aufmerksam gemacht zu haben und reklamirt dasselbe für sich selbst.
Sch wabacb.
Haike, Tuberkulöse Ohrerkrankungen im Säuglingsalter. Deutsche med.
Wochenschr. 1905, No. 24.
Aus den mitgcteiltcn fünf Krankengeschichten zieht Verf. folgende
Schlüsse: Die Eintrittspforte des tuberkulösen Virus ist im Munde oder
Rachen gelegen; sie ist meist nicht selbst erkrankt, sondern die zugehörigen
Lymphgefässe und Drüsen. Die Infektion nimmt ihren Weg durch die
Tube zum Ohr. Im Gegensatz zu der tuberkulösen Ohrerkrankung der Er-
wachsenen ist sie häufig primär, erkrankt die Tube selbst meistens,
schreitet die Zerstörung rapide fort, so dass Facialislähmungen schon nach
wenigen Tagen auftreten; häufig zeigen sich Drüsenschwellungen und
-Verkäsungen am I’lanura und an der Spitze des Warzenfortsatzes. Die
Infektion im Munde kann durch alle möglichen Läsionen erfolgen, auch
vor der Dentition, die nach Westenhöfkr die erste Eingangspforte für
den Tuberkelbacillus abgiebt. Das Auftreten der Erkrankung in den ersten
Lebenswochen könnte an eine Vererbung denken lassen, wenn nicht stets
der Weg durch die Tube deutlich gekennzeichnet wäre. Als wichtigstes
Prophylakticum ist die Entfernung des Säuglings aus seiner tuberkulösen
Umgebung anzusehen. Sturmann.
Phillips, The inferior tnrbinatcd bone; its functiou diseases and treatment.
The Amer. Journ. of the Med. Seienc. July 1905.
Auch Verf. ist der Meinung, dass Hypertrophie und Deformität der
unteren Muschel die Respiration in hohem Maasse beeinträchtigen und
zu Drucksymptomen sowie auch zu geistigen Störungen führen kann.
\
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No. 52.
Tuki»ün. — I’wiikl und
871
Kbenso unterscheidet er auch zwischen walirer Hypertrophie und Schwellung.
Das hypertrophische Gewebe und auch Teile des Knochens sollen entfernt
werden, wenn sie die normale Funktion der Nase beeinträchtigen und
Störungen herbeiführen. Escharotica sind zu diesem Zweck nicht zu ver-
wenden, auch die Galvanokaustik ist von zweifelhaftem Nutzen; am besten
bedient man sich scherenförmiger Instrumente und zur Entfernung des
hinteren Endes der Muschel der kalten Schlinge. Die Wunde behandelt
Verf. mit einer dünnen Gazelage, die mit 12proc. Lösung von Alumin.
acetico-tartar. mit Zusatz weniger Tropfen Adrenalin befeuchtet wird.
W. Lublinski.
Theisen, An unusual case of laryngael syphilis requiring tracheotomic.
Albany Med. Annals. July 1!)05.
In Anlehnung an einen Fall von narbiger Verwachsung der Stimm-
bänder bespricht Verf. die Behandlung dieser Verengerung der Glottis.
Wenn diese nicht hochgradig ist und nur durch Infiltration der Stiium-
und Taschenbänder bedingt ist, wäre die Intubation auszuführen, ohne dass
die Tracheotomic nötig ist. Bei sehr starker Stenose oder membranösen
Verwachsungen mit nur sehr kleiner Ocffnung sollte die Tracheotomie vor
den Erweiterungsversuchen gemacht werden, da sonst sehr leicht Oedem
eintreten könnte. Die besten Chancen bei narbiger Verwachsung des Kehl-
kopfes bietet die Laryngofissur nach vollzogener Tracheotomie.
W. Lublinski.
4. Hartei und F. Spieler, Der Gang der natürlichen Tuberkuloseinfektion
bei jungen Meerschweinchen. Wien. klin. Wochenschr, 1905, No. 9.
Um den Infektionsmodus der Tuberkulose, wie er bei Kindern in tuber-
kulösen Familien vorhanden ist, möglichst genau innezuhalten, haben Verff.
junge Meerschweinchen im Alter von 3 bis 8 Wochen teils in Käfigen in
der Wohnuug einer tuberkulösen Familie gehalten, teils daselbst frei umher-
laufen lassen. Nach verschieden langem Aufenthalte wurden dann die
Tiere im Laboratorium unter besonders günstigen Verhältnissen gehalten,
teils auch nach kurzer Zeit getötet. Die Organe der gestorbenen und ge-
töteten Tiere wurden auf das Genaueste makroskopisch und mikroskopisch
durchmustert, grosse Teile wurden auf gesunde Tiere überimpft. Aus dem
Ausfall der Untersuchungsergebnisse schliessen Verff., dass bei völlig natür-
licher Infektionsgelegcnheit Tuberkelbacillen mit dem Luftstrom bis in die
tieferen Kespirationswege, auch die Lungen, gelangen können, dass aber
gleichwohl der Inhalationsinfektion nicht die ausschlaggebende Bedeutung
für die Tuberkuloseentstchuug zukommt, wie von manchen Seiten ange-
nommen wird. Bei jungen Versuchstieren, die Infektionsgelegenheiteu etwa
in derselben Weise ausgesetzt waren, wie das bei Kindern in tuberkulösen
Familien der Fall ist, sind andere Eingangspforten von höherer Bedeutung,
so die Mundhöhle, Nasenrachenraum, Darmkanal. Interessant ist auch,
dass Verff. bei einigen nur kurze Zeit der Infektion ausgesetzten Versuchs-
tiere ein Stadium der Tuberkuloseinfektion, bei dem lediglich Erschei-
nungen allgemeiner, nicht specifisch tuberkulöser Natur am lymphatischen
Apparate nachweisbar waren, beobachteten. , H. Bischof f.
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872 Cxu.kii und IUuhiugku. — Kan. No. 52-
H. L. Cellcr und F. Hamburger, Ueber specifische Antikörperbildung
nach Eiweissfütternng. Wien. klin. Wochenschr. 1905, No. 11.
Während nach allen Erfahrungen angenommen werden muss, dass nach
der Verbitterung von Eiweiss entsprechende Antikörper im Organismus
nicht auftreten, hat Metalnikoft berichtet, ihm sei es gelungen, bei
weissen Ratten durch Fütterung von Pferdeblut Hämolysinbildung anzu-
regen. Verff. haben dies nachgeprüft und gefunden, dass das Serum von
Ratten an und für sich auf Pferdeblut stark hämolytisch einwirkt, dass
aber nach Verfüttern einer anderen Blutart, die nicht durch normales
Rattenserum beeinflusst wird, nämlich Kinderblut, specifische Hämolysine
nicht auftreten. Interessant ist die Mitteilung, dass Verff. nach parenteraler
Einverleibung von Rinderblut das Auftreten von Präcipitinen vermissten.
Somit bleibt die mit allen Erfahrungen übereinstimmende Tatsache be-
stehen, dass nach der freiwilligen Eiweissaufnahme Antikörper nicht ge-
bildet werden. Dagegen werden solche von Kaninchen gebildet bei forcirter
Sondenfütterung, so dass anzunehmen ist, dass hierbei unverändertes Eiweiss
in den Organismus aufgenommen wird. Nicht tritt aber die Antikörper-
bildung auf, wenn 'das artfremde Eiweiss zugleich mit Milch eingefübrt
wird, mag cs nun gefressen oder mittels Sonde eingebracht werden. Verfl.
erklären dies damit, dass bei der Einführung von artfremdem Eiweiss
mittels Sonde eine Sekretionshemmung für die Verdauungssäfte cintritt,
welche vermieden wird, sobald die sonst gewohnte Nahrung, die Milch,
mit eingeführt wird. H. Biscboff.
W. Erb jun., Experimentelle und histologische Studien über Arterien-
erkrankung nach Adrenalininjektionen. Arch. f. exper. Pathol. u.
Pbarmakol. Bd. 53, S. 173-212.
JosBfi hatte die Angabe gemacht, dass es ihm gelungen sei, bei
Kaninchen durch wiederholte intravenöse Einspritzungen von Adrenalin in
kurzer Zeit multiple Verkalkungsherde und Dilatationen der Aorta zu er-
zeugen; E. prüfte diese Angaben nach und berichtet ausführlich über die
Art und die Resultate seiner Experimente. Es wurde Kaninchen Wochen
und Monate hindurch täglich oder alle 2—3 Tage Adrenalinlösung in die
Ohrvenen injicirt. Die Dosen variirten zwischen 0,1 und 1,0 ccm einer
1 prom. Lösung; die Tiere sind gegen das Mittel verschieden empfindlich,
so dass man von einer allgemein gültigen letalen Dosis nicht gut sprechen
kann. Auffallend war, dass einzelne Tiere von Tag zu Tag heftiger
reagirten, während bei anderen eine Art Gewöhnung eintrat. Das Körper-
gewicht nahm regelmässig langsam ab, was aber wohl zum Teil auf eine
Abnahme der Fresslust zurückzuführen ist. Der Sektionsbefund ergab das
bekannte Bild der akuten Adrenalinvergiftung: Oedem und hämorrhagische
Infarcirung der Lunge, blutig seröser Erguss in der Bauch- und Brust-
höhle, Hämorrhagien in den serösen Häuten; Befund am Herzen wechselnd:
manchmal war es in toto schlaff, öfters der linke Ventrikel leidlich con-
trahirt, das rechte Herz strotzend mit Blut gefüllt. Am interessantesten
war jedoch der Befund an der Aorta. Schon an der unaufgeschnittenen
Aorta sah man mehrfache unregelmässige Erweiterungen, eine Art niedriger,
buckelförmiger Auftreibungen der Wand; beim Aufschneiden constatirte
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No. 52.
Ski.io.
873
man, dass es sich um parietale Aneurysmen handelte. Hauptsitz der Er-
krankung war die Brustaorta, weniger ausgesprochen war sie an der Bauch-
aorta Auf die Verzweigungen der Aorta setzte sich der Proccss nicht fort,
nur im Stamm der Nierenarterien fanden sich vereinzelt Verkalkungsherde.
Die Ausdehnung und Schwere der Erkrankung entsprach der Zahl und
Stärke der Adrenalininjektionen. Die histologische Untersuchung ergab,
dass es sich um eine herdförmige Zerstörung der glatten Muskelzellen der
Media mit rasch eintretender Verkalkung und Veränderungen der elastischen
Gewebsbestandteile handelte. Die hieraus resultirende Verschmälerung und
Elasticitätsabnahmc der Media führte zu einer compensatorischen Ver-
dickung der Intima; die Adventitia und Vasa vasorum scheinen an dem
Process unbeteiligt zu sein.
Es entsteht nun die Frage: Ist die Erkrankung der Aorta eine Folge
der blutdrucksteigernden Wirkung des Adrenalins oder handelt es sich um
eine toxische Wirkung? Um diese Frage zu entscheiden, untersuchte Vcrf.
Tiere, denen er das Gift intraperitoneal eingespritzt hatte; bei dieser Art
der Applikatiou wirkt das Adrenalin nicht blutdrucksteigernd. Es zeigte
sich auch hier eine, allerdings nur geringe Veränderung der Aorta, die
also nur auf eine toxische Wirkung zurückgeführt werden kanu. Die Ent-
stehung der Erkrankung ist also wohl so zu erklären, dass eine Gift-
wirkung auf die glatten Mnskelzellen der Gefässwand stattfindet, dass aber
auch die Steigerung des Blutdrucks zur weiteren Entwicklung des Krank-
beitsbildes wesentlich beiträgt. K. Kronthal.
A. Selig, Beitrag zur Kenntnis der Herzdilatation. Wien. klin. Wochen-
schrift. 1905. No. 32.
Die Untersuchungen des Verf. gehen von der Beobachtung aus, dass
bei manchen Menschen mit nicht unerheblicher Herzdilatation, die sicher
nicht kompensatorischer Natur ist, bei gesteigerten Anforderungen an das
Herz die Erscheinungen der Herzinsufhcienz nicht oder nur in sehr geringem
Grade auftreten. Verf. liess seine Kranken Treppen steigen und bestimmte
vor- und nachher die Grösse des Herzens (durch Perkussion und in einigen
Fällen durch Orthodiagraphie), sowie die Beschaffenheit des Pulses und
den maximalen Druck in der Arteria brachialis; zur Kontrolle liess er die
gleiche Arbeit auch von Gesunden ausführeu. Bei letzteren war die Puls-
frequenz bei Muskelarbeit immer erhöbt bis zum Maximum von 136 Schlä-
gen; der Blutdruck zeigte sich gesteigert und die Herzgrösse blieb (mit
einer Ausnahme) unverändert. Um die Symptome einer beginnenden Herz-
insufficienz festzusteilen, studirte Verf. die Verhältnisse bei 4 geübten
Fussballspielern vor und nach einem l'/t ständigen Wettspiel. Bei allen
war der arterielle Blutdruck unter dem Einfluss des Spieles uro 20 — 45 mm
Quecksilber gesunken, bei zweien war der Spitzenstoss um 1,6 cm nach
aussen verschoben; der Puls zeigte eine durchschnittliche Beschleunigung
um 21 Schläge; bei drei Spielern trat nach dem Wettkampf reichlich Ei-
weiss (bis zu ^0,6 pro iniile) sowie Cylinder auf — obgleich man diese
Erscheinungen als den Ausdruck einer beginnenden l.eistungsuufähigkeit
des Herzens anzusehen hatte, so war keiner der Spieler cyanotisch oder
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871
Lome — If.toitKaTKS.
Nu. 5*2.
macht« den Eindruck schwerer Erschöpfung. — Bei Herzkranken, nament-
lich solchen mit chronischer Myocarditis, findet sich nach Bewegungen im
Zimmer oder nach dem Treppensteigen eins oder mehrere der eben er-
wähnten Symptome; den Hauptwert in diagnostischer Beziehung legt Verf.
auf die mehr oder weniger schwere Erschöpfung. Die Erfahrungen au
Herzkranken lehren jedoch, dass selbst solche mit sogenannter Stauungs-
dilatation zu erheblichen Anstrengungen befähigt sind, und Verf. ist der
Ansicht, dass es neben der „compensatorischen“ und der Stauungsdilatation“
noch eine dritte Art von Herzerweiterung gibt, die noch eines genaueren
Studiums bedarf. L. Perl.
A. Lohr, Ein intra vitam diagnosticirter Fall von Embolie der Arteria
meseraica superior. Prager med. Wochenschr. 1904. No. 43.
Die Diagnose einer Embolie oder Thrombose der Arteria meseraica ist
meist sehr schwierig, da die Symptome einer solchen durchaus nicht immer
klar und deutlich auftreten. Sie bestehen in plötzlich beginnenden, kolik-
artigen und sehr starken Leibschmerzen, dazu tritt blutiges Erbrechen, der
Stuhl wird blutig und auffallend übelriechend, das Abdomen ist meteo-
retisch aufgetrieben und zuweilen ist eine Geschwulst fühlbar. Nach
solchen Erscheinungen kommt es danu zum Exitus letalis imCollaps. Die
Ursachen der genannten Erkrankung sind Herzfehler und Arteriosclerose.
ln einem von L. beschriebenen einen Arbeiter betreffenden Falle
traten alle genannten Symptome so prägnant und deutlich auf, dass es
gelang, intra vitam die Diagnose auf Verschluss der Arteria meseraica
superior durch Embolie zu stellen, zumal der Kranke an einer Scbrumpf-
niere mit Herzaffektion litt uud vorher bereits Hirnbämorrhagien gehabt
hatte.
Was ist nun in einem solchen Falle therapeutisch zu thun? ln der
Regel gehen die betreffenden Kranken zu gründe, wie es auch bei dem
genannten, der bereits sehr erschöpft war, der Fall war. .Man konnte also
hier nur an die Anwendung von Exitantien denken. Jedoch gelang es in
in einem anderen von Elliot mitgeteilten Falle, wo es sich um einen
noch in kräftigem Ernährungszustand befindlichen Kranken handelte, durch
einen operativen Eingriff dauernde Hilfe zu bringen.
Carl Rosenthal.
Max Björkstcn, Ueber Lungen- und Herzgeschwülste bei Kindern. Finska
Läkare sälls kapets Handlingar. 1904. No. 7.
Verf. teilt folgende 2 Fälle mit; 1. Bei der Sektion eines 9jährigen
Knaben, welcher ohne Lungenerscheinungen an Scarlatina verstorben war.
fanden sich im Innern des Parenchyms beider Lungen zahlreiche steck-
nadelkopf- bis erbsengrosse grauliche Geschwulstbildungen, die Verf. auf
Grund der mikroskopischen Untersuchung als zum Typus des Cystoadenoma
papilliferum gehörig bezeichnet. — Im 2. Fall — ein 2jähriges Mädchen
betreffend — bestanden Zeichen einer Erkrankung der rechten Lunge mit
starker Erweiterung der oberflächlichen Venen der rechten Brusthälfte und
stark blutig gefärbtem pleuritischen Exsudat. Die Sektion ergab einen
Tumor der rechten Lunge, den die mikroskopische Untersuchung als Klein-
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No. 52.
Baues. — Bkmck.
875
zellensarkom erwies. Der Tamor hatte auf den obern Teil der linken
Lunge übergegriffen und umgab die Aorta ascendens, den Arcus aurtac,
die Vena cava superior, sowie die beiden Hauptbronchi. Im Herzen fanden
sich zahlreiche linsen- bis haselnussgrosse Tumoren. Stadthagen.
M. Hrocn, Peritonite suppuree probablement ä pneumocoques. Issue tar
dive d’un ascaride lombaire par la plaie. Laparotomie. Rev. mens, des
mal. de l’enf. 1004. p. 385.
Ein lOjähriges Mädchen war wegen einer diffusen Peritonitis vom
Verf. am 10. Krankheitstage laparotomirt worden. Verf. hielt die Peri-
tonitis für eine durch Pneumokokken erzeugte, weil der Teraperaturverlauf
und Puls nicht dem Verhalten bei diffuser Peritonitis ex Appendicitide
entsprach, das Allgemeinbefinden ein relativ gutes blieb, während der
gauzen Krankheitsdauer Diarrhoe bestand, der Appendix bei der Operation
gesund befunden wurde, das Exsudat stark fibrinhaltig war, Gouorrhoe
nicht da war. Bakteriologische Untersuchung ist nicht gemacht. Nach
der Operation besserte sich das Allgemeinbefinden, aber alle 8 bis 10 Tage
stellten sich heftige Koliken mit Verstopfung und Erbrechen, die ca. 1 Tag
andauerten; die Wunde vernarbte nicht, ln der G. Woche nach der Ope-
ration wurde durch die Wunde in der Gegend des Nabels ein Spulwurm
ausgestossen, dem eine Menge Eiter folgte. Diesem Ereignis folgte schnelle
vollständige Heilung. Verf. glaubt, dass der Spulwurm die infolge der
Peritonitis erkrankte Darmwand durchbohrt hatte, hält es dagegen für un-
wahrscheinlich, dass er die gesunde Darmwand passirt und erst den An-
lass zur eitrigen Peritonitis gegeben hatte. Bemerkenswert ist, dass der
Eiter nie fäkulenten Geruch hatte. Stadthagen.
Benne, Klinische Untersuchungen über die Viskosität des Blutes bei Stö-
rungen der Kohleusäureausscheidung. Deutsche med. Wochenschr. 1905.
No. 15.
Experimentell ist festgestellt, dass Kohlensäure die Viskosität des
Blutes erhöht und dass diese Erscheinung einem Sauerstoffstrome wieder
weicht. Verf. untersuchte nun, ob eine pathologische Erhöhung des C02-
Gehaltes des Blutes dessen Viskosität beeinflusst, und ob dieser eventuell
nachweisbare Einfluss einen Grad erreicht, der in der Pathologie der Cir-
cnlntion in Betracht gezogen zu werden verdient.
Gegenüber der Viskosität des Blutes bei Gesunden, ij = 5,4, fanden
sich bei cyanotischen Persouen Steigerungen der inneren Reibung um 25
bis 52 pCt. Die Viskosität steigt und fällt mit dem Gehalt an Kohlen-
säure. Dieser Zusammenhang wird durch Volumenverändernngen der roten
Blutkörperchen und Veränderungen ihrer Oberfläche vermittelt, die unter
der Einwirkung der Kohlensäure zustande kommen. Es tritt ein osmotischer
Austausch zwischen dem Serum und den roten Blutkörperchen ein, der zu
einer Volumzunahme der letzteren führt.
C02-LTeberladutig des Blutes belastet durch Vermittlung der zunehmen-
den Viskosität das Herz. Sauerstoffeiuatmungen setzen in geeigneten
Fällen durch die Begünstigung der Kohlensäurcaustreibung die innere Rei-
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876
Nkutba. — Ai.t.
No. 52.
buog wieder herab. Eine entschiedene Beeinflussung der Viskosität durch
Diät konnte beim Menschen nicht erreicht werden. Alkan.
VV. Neutra, Ueber Osteoakusie und deren Beziehungen zur Vibrations-
enipfiuduug. Deutsche Zeitschr. f. Nervenheiikde. 28. Bd. 2—4.
Die ausgiebigen Untersuchungen des Verf. lehren, dass das Hören des
Stiinmgabeltones von peripheren Körperstellen aus fast ausschliesslich auf
Knochenleitung zurückzuführen ist, indem Schallwellen an der Applikations-
stelle von einem Knochen übernommen und centralwärts bis zum Gehör-
organ geleitet werden. Ausser dem Knochen käme eventuell noch straffes
Bindegewebe und Knorpel für die Scballleitung in Betracht. Die Osteo-
akusie verhält sich analog der bekannten Kopfknocbenleitung. Bei Ver-
schluss beider Ohren ist die Hörempfindungsintensität stets bedeutend ge-
steigert, die Hörempfindungsdauer nicht immer deutlich verlängert. Die
Osteoakusie ist am deutlichsten an Stellen, wo Knochen direkt unter der
Haut liegen und nimmt mit der Zunahme der Weichteile ab. Gewisse
Skeletterkrankungen haben einen entschiedenen Einfluss auf die Osteo-
akusie im günstigen und ungünstigen Sinn Organisch bedingte Sensibili-
tätsstörungen und selbst vollkommene Sensibilitätsdefekte haben keinen
Einfluss auf die Osteoakusie. An der Wirbelsäule ist die Dauer und In-
tensität der Hörempfindung wahrscheinlich abhängig von der Krümmung
derselben; vermehrte Kyphose verlängert die Empfindung, Lordose verkürzt
dieselbe. Die Osteoakusie ist von der Vibrationsempfindung vollkommen
unabhängig. Während für die Osteoakusie die Leitungsfäbigkeit der
Knochen in Betracht kommt, übernehmen diese bei der Vibrationsempfin-
dung nur die Funktionen des Refiektirens der Wellen und des Mitschwin-
gens. Die Vibrationsempfindlichkeit des Knochens oder des Periosts ist
nicht erwiesen. Die Reflexion der von der Stimmgabel ausgehenden Wellen
und das Mitschwingen kann eventuell auch vom straffen Bindegewebe und
kontrabirtem Muskel ausgeführt werden. Die Vibrationsempfindung ist als
ein durch verschiedene Ursachen modificirter Drucksinn aufzufassen. So-
wohl zur Prüfung der Vibrationsempfindung als auch der Osteoakusie
eignen sieb Stimmgabeln von 100—200 Schwingungen in der Sekunde am
besten. Das Fehlen beider Empfindungsqualitäten an einer Stelle,
welche unter normalen Verhältnissen diese besitzt, bietet unter gewissen
Kautelen einen sicheren Anhaltspunkt für die Annahme von Hysterie oder
Simulation. ' S. Kalischer.
1) K. Alt, Die diätetische Behandlung der Epileptiker in Vergangenheit
und Gegenwart. Zeitschr. f. klin. Med. 53. Bd. 1904.
2) Derselbe, Die Bekämpfung des Status epilepticus. Münch, med.
Wochenschr. 1905. No. 13.
1) Die Betrachtungen des Verf. ’s lehren, dass die Ernährung der Epi-
leptiker von grossem Einfluss auf das Auftreten von Anfällen wie auch auf
das Allgemeinbefinden ist und dass im grossen ganzen fleischlose Ernäh-
rung in Form der Milchkost oder Pflanzenkost oder besser noch einer
Milch-Pflanzenkost den Vorzug verdient. Vielfache Versuche lehren aber
auch, dass es eine einheitliche für alle Epileptiker bekömmliche Diät nicht
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No. 52,
StCBBBBBO. — OpPKHHBlM.
877
\
giebt, solche vielmehr unter Berücksichtigung etwaiger Störungen und
Schwachen der Stoffwechsel und Verdauungsorgane verordnet werden
muss. Wird diesen Organen durch unzweckmäßige Ernährung durch län-
gere Zeit zu viel Arbeit zugemutet, so werden schädliche Abbaustoffe ge-
bildet und gehäuft, welche das Centralnerveusystem reizen und epileptische
Entladungen des Gehirns herbeiführen. Neben der Feststellung und Durch-
führung der richtigen Diät, muss auch die arzneiliche und physikalische
Behandlung eine individuelle sein. Namentlich wendet sich A. gegen den
kritiklosen Gebrauch des Broms ohne Untersuchung des Kranken und seiner
Ernährungsverhältnisse. Eine soweitgehende Kochsalzenthaltung wie dies
die französischen Autoren fordern, kann A. für alle Fälle nicht empfehlen.
2) Um den Ausbruch des Status epilepticus vorzubeugen, ist es nötig
seine auslösenden Ursachen zu keunen und zu berücksichtigen; zu ihnen
gehören Verdauungsstörungen, Obstipation, Alkoholexcesse, sexuelle Er-
regungen, Sonnenhitze, Entziehung von Brom, Jodbebandlung, fieberhafte
Erkrankungen. Zu den Mitteln, die den Status bekämpfen, gehören in
erster Reihe Darmeingiessungen, ferner die rectale Verabfolgung von Brom,
Chloralhydrat, Amylenhydrat, Dormiol, Opium, Chloroform; dabei tut man
gut 10 — 15 Tropfen Strophantustinktur dem Mittel zuzusetzen. In schweren
Fällen ist oft die Chloroformnarkose der letzte Rettungsanker, die mitunter
gut mit Sauerstoffinhalationen combinirt wird. In anderen Fällen kommen
laugdauernde kühle Bäder, Uebergiessungen, Blutentziehungen oder Zu-
führung einer physiologischen Kochsalzlösung auch ohne voraufgegangene
Venaescktion in Betracht. S. Kalischer.
H. Stursberg, Ueber die Bedeutung der Dermographie für die Diagnose
funktioneller Neurosen. Deutsches Arcb. f. klin. Med. Bd. 83. S. 680.
Verf. hat an nervengesunden Menschen sowohl wie an solchen, die an
organischen und funktionellen Nervenerkrankungen litten, nach verschie-
dener Richtung modificirle Versuche über etwa bei ihnen vorhandene
Dermographie angestellt und ist (Einzelheiten siehe im Original) zu fol-
genden Resultaten gekommen:
Rötung der Haut nach mechanischer Reizung mässiger Art liess sich
bei der übergrossen Mehrzahl aller Untersuchten nachweisen. Völliges
Fehlen dieser Reizrötung bildet eine seltene Ausnahme und beruht an-
scheinend vorwiegend auf abuormer Beschaffenheit der Haut.
Bei Berücksichtigung der Durchschnittszahlen aus einem grösseren
Untersuchungsmaterial ergeben sich etwas höhere Werte für die Stärke der
Dermographie bei Neurosen. Gleichwohl kommt der Erscheinung eine
wesentliche Bedeutung für deren Diagnose nicht zu, weil sie auch bei
Fehlen jeder nervösen Störung in derselben Weise vorhanden sein kann.
Bernhardt.
M. Oppenheim, Die Hautblastomycose (Dermatitis blastomycetica). (Aus
der Universitätsklinik f. Syphilidol. u. Dermatol, in Wien.) Wien. med.
Presse. 1905. No. 18.
In allen vier Fällen, welche Verf. mitteilt, hatte die Affektion ihren
Sitz an der Nase. Diese erschien gerötet, geschwollen und war besetzt
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8*8 LifschCtz. Kavabini und Hntscii. Wkbkbbbso. -No. 52.
mit eigentümliclicn gelblichen oder rötlichen, hirse- bis schrotkomgrossen,
sehr weichen durchscheinenden Knötchen, aus denen sich, wenn sie ange-
stochen oder zerquetscht werden, eine gelblichgraue dunkle Masse ent-
leerte. Durch den Zerfall dieser Knötchen entstanden unregelmässige
seichte, lebhaft secernirende Geschwürchen, die mit zarter, gelbgesprenkelter
Narbe heilten. Bei längerer Dauer der Krankheit kam es zur Bildung
wallartiger oder gewulsteter, blasse narbige Zonen umgebender Infiltrate,
zu starker Verdickung der oberflächlich exeoriirten und mit Krusten be-
deckten Nase und Oberlippe, sowie zu tiefen Geschwüren, die bisweilen
die Nasenflügel konsumirten und das Septum narium durchbohrten und auf
denen sich manchmal an der Spitze verhornende papillomatöse Kxcrescenzen
entwickelten. — Histologisch fanden sich in den früheren Stadien der
Krankheit kleine Abscesse in oder unter der Hornschicht oder im Rete
Malpighi, Wucherung des Epithels und entzündliche Infiltration des Stratum
papillare; später durchsetzten mächtige, aus Kund-, Epithelioid- und Riesen-
zcllen gebildete Infiltrate alle Schichten der Cutis. Runde oder ovale,
stark lichtbrechende, doppelt konturirte, zum Teil in Sprossung begriffene
Zellen, über deren Hefenatur kein Zweifel sein konnte, waren regelmässig
nicht nur in den Sekreten und Borken, sondern auch in den Abscessen
und Infiltraten nachzuweisen. — In allen Fällen hatten hohe Dosen von
Jodkalium einen eklatanten Heilerfolg. H. Müller.
1) B. Lipsehiitz, Ueber kutane Darreichung von Jodpräparaten. (Ans der
Universitätsklinik f. Geschlechts- u. Hautkrankh. in Wien.) Arch. für
Dermat. u. Syph. Bd. 7-f. S. 205.
2) C. Ravasini und U. Hirsch, Das Jothion, ein neues Jodpräparat zur
perkutanen Applikation. (Aus der Abteil, f. Haut- u. Geschlechtskrankb.
des Triester Civilspitals.) Ebenda. S. 2'J6.
3) (J. Wesenberg, Jothion, ein perkutan anzuwendendes Jodpräparat.
Ebenda. S. 301.
1) Die Untersuchungen L.’s beziehen sich hauptsächlich auf das
Jothion, das schon mehrfach als Ersatz für den innerlichen Gebrauch
des Jodkalium zu Pinselungen auf wechselnde Körperstellen oder in Salben-
form zu Inunktionen, nach Art der Schmierkur mit grauer Salbe, empfohlen
worden ist (Centralbl. 1905. S. 40). Er konnte zunächst feststellen, dass
das Mittel zweifellos von der intakten menschlichen Haut absorbirt wird
und zwar schon bei der Verwendung ausserordentlich geringer Meugen.
Die Absorption erfolgt sehr rasch, im Speichel ist stets nach ’/i-5/« Stun-
den, im Harn nach 40 Min. bis 2Va Stunden Jod nachzuweisen. Ebenso
geht die Ausscheidung schnell vor sich, am 3., spätestens am 4. Tage
nach der letzten Pinselung zeigte der Harn keine Jodreaktion mehr. —
Verf. hat auch die Jodtiuctur und Jodkaliumsalben auf ihre kutane Absorbir-
barkeit geprüft. Nach einmaliger Auftragung von 10 ccm der Tinctur
liess sich weder im Speichel noch im Harn Jod konstatiren, Die Versuche
mii Jodkaliumsalben batten im wesentlichen gleiche Ergebnisse wie die von
Hirschfeld und Pollio, über die hier kürzlich berichtet wurde. Es
findet unzweifelhaft Absorption statt, auf welche die Einwirkungszeit, die
Menge der Salbe, ihr Procentgehalt und auch das Salbenkonstituens von
Digitized by Google
No. 52.
Wws».
879
Einfluss ist. Aus frischen Lanolinsalben wurde — im Gegensatz zu
Vaselinsalben — kein Jod aufgenommen, dagegen bisweilen in sehr gerin-
ger Menge aus mehrere Wochen alten. Auch auf die Absorption des
Jothion wirkt das Lanolin verzögernd. — Therapeutisch hat L das Jothoin
in 30 Fällen von tertiärer Syphilis — meist waren es ausgedehnte Ulce-
rationen der Haut oder Schleimhaut — angewendet und mit zwei Aus-
nahmen völlige Heilung erreicht. Er pinselte täglich 2—5 ccm des reinen
Präparats mit einem Borstenpinsel ohne Gewalt auf gesunde Hautstellen;
die Zahl der notwendigen Pinselungen betrug 10—35. ln etwa */s der
Fälle zeigten sich Erscheinungen von Jodismus, aber durchweg ganz leichte,
ineist nur Schnupfen.
2) K. und H. haben sich ebenfalls davon überzeugt, dass das Jothion
von der Haut ausserordentlich leicht und rasch absorbirt wird. Sie ver-
wandten es mit günstigem Erfolge hauptsächlich in Salbenform (Jothion 1,
Vaselin und Lanolin ana 2) zur lokalen Behandlung syphilitischer Drüsen-
schwellungen und gonorrhoischer Epididymitis. Nur in einem von mehr
als 50 Fällen trat eine Hautreizung auf; eigentlicher Jodismus kam
nicht vor.
3) Auch W. rühmt die rasche und reichliche Absorption des Jothion
durch die Haut, sowie das Ausbleiben erheblicherer Jodismnserscheinungcn.
Er hat ausserdem die nntiparasitäre Wirkung des Mittels geprüft und ge-
funden, dass es sowohl gegenüber Bakterien (Staphylococcus aureus, Ba-
cillus pyocyaneus) wie gegenüber Haut- und Haarkrankheiten verursachen-
den Fadenpilzen (Trichophyton tonsurans, Achorion Schoenleinii, Mikro-
sporon Andouini) eine starke Desinfektionswirkung und selbst in beträcht-
lichen Verdünnungen noch entwicklungshemmende Eigenschaften besitzt.
H. Müller.
L. W eins, Contributions to the pathology and treatment of acute gonor-
rhea. Medical News- 1904. No. 11, 12.
Verf. gibt einen Ueberblick der Pathologie und Therapie der akuten
Gonorrhoe an der Hand der Litteratur und eigener Erfahrungen. Er steht
ganz auf dem Boden der antibakteriellen Behandlungsmethode und benutzt
dafür im wesentlichen das Protargal. Viel Neues findet der mit diesem
Gebiete vertraute Leser nicht in der ziemlich umfangreichen Arbeit. Be-
rechtigt scheint die Warnung des Verf. 's, bei Beurteilung des Heil wertes
eines Medicamentes zuviel Wert auf Laboratoriumsversuche zu legen.
Namentlich gilt dies für die Frage der Penetrationsfähigkeit der verschie-
denen Silbereiweissverbindungen durch tierische Membranen. Hier verhält
sich, wie Verf. ausführt, eine lebende Gewebsschicbt ganz auders als die
tote, zum Experiment benutzbare Substanz. Das Eindringen fremder Lö-
sungen in das lebende Gewebe geschieht durch Absorption, d. h. unter
dem activen Einflüsse der Zellen, das tote Gewebe dagegen wird imbibirt.
Auch der Silbergehalt der verschiedenen Antigonorrhoica ist kein Mass
stab ihrer Wirksamkeit. Nur die Erfahrung entscheidet hier und als best-
erprobtes Mittel gilt dein Verf. das Protargol. Gegenüber einer zwei- bis
fünfprocentigen Argyrollösung, die irritirend wirkte, wurde Protargol in 1/2
bis a/4 proc. Lösung gut vertragen.
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880
Stbisbüchki..
No. 52.
Zum Schlüsse seiner Arbeit teilt Verf. die Resultate einer Umfrage
mit, die er zum Zwecke der Klärung verschiedener auf dem Gebiete der
Gonorrhoe-Pathologie strittiger Fragen an 240 amerikanische Specialisten
gerichtet hat. 127 von diesen antworteten. Aus den Antworten ergiebt
sich, dass über viele Fragen, wie über den Wert einer abortiven Behand-
lung, über die lokale Behandlung im akutesten Stadium, über die Appli-
kationsmethode und die Art der Medikamente recht verschiedene Meinungen
herrschen. Auch die Behandlungsresultate der verschiedenen Beobachter
waren recht verschieden. 20 pCt. behaupteten, dass unter ihrer Behandlung
die Krankheit selten, wenn überhaupt jemals chronisch werde. 30 pCt.
wareu sich über diese Frage im Zweifel und in den übrigen Antworten
wurde die Zahl der chronisch werdenden Fälle mit 1 — 50 pCt. angegeben.
Zieht man in Betracht, dass die Hälfte der Antworten sendenden Aerzte
Protargol, die andere Hälfte andere Silbersalze (Argonin, Argyrol, Argenta-
roin, Albargin) und Sublamin vorzüglich verwandten, so fehlt eine Aus-
kunft darüber, welche Mittel die mit den besten Resultaten arbeitenden
Antworter benutzt haben. Viel ist jedenfalls von einer solchen Knquete,
die immerhin auf der Selbstkritik der verschiedenartigsten Beobachter be-
ruht, nicht zu erwarten. B. Marcuse.
Steinbüchel, Ueber Complikationen der Uterusmyome, speciell über Stiel-
torsion mit schwerer innerer Blutung. Wien. klin. Wochenschr. 1905.
No. 37.
Verf. teilt einen in seiner Art bisher einzig dastehenden Fall mit, in
dem infolge Stieltorsion eines Myoms eine so kolossale innere Blutung
eintrat, wie man sie nur bei geplatzter Rxtrauteringravidität zu sehen ge-
wohnt ist. Vier Jahre lang hatten die Tumoren der Trägerin keinerlei
Beschwerden verursacht, L)a hatte die Patientin, um die Geschwulst „zur
Verteilung zu bringen“, den ihr am meisten auffallenden Tumor „recht
kräftig massirt“. Dabei trat plötzlich der ganze Symptomencomplex peri-
tonitischer Reizung mit Collaps auf. Olfenbar hatte es sich um eine direct
durch die Manipulationen bewirkte Umdrehung des gestielten Tumors ge-
handelt. Kine Blutung, wenigstens eine irgendwie erheblichere Blutung,
dürfte bei diesem ersten Anfall nicht eiugetreten sein. 14 Tage später
aber trat beim Umbetten der Patieniin ein zweiter Anfall mit dem
Zeichen zunehmender Anämie ein, so dass das Krankheilsbild immer
mehr an Aehnlichkeit mit einer geplatzten Rxtrauteringravidität annahm.
— Die Patientin konnte durch supravaginale Amputation des myomatösen
Uterus und Reinigung der Bauchhöhle von den grossen Massen teils
flüssigen, teils geronnenen Blutes gerettet werden. — Den verschiedenen
Indikation zur Myomoperation reiht sich somit die intraabdomi-
nelle Blutung aus den Gefässen stiel gedrehter subseröser
Uterusmyome an. Br. Wolff.
Einsendungen werden au die Adresso des Herrn Geh. Med.-Rat Prof. Dr. M. Bernhardt (Berlin W.
Französische Strasse 21) oder au die Verlagshandluog (Berlin HW., Unter den Linden A3) erbeten
Verl aic von August II Irsch «ald in Berlia. — Druck von L. fic hu in sch er In Berlin N. 94.
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Sach-Register.
A.
Abducens, Lähmung d. A. 423.
Abendraahlskclch 71)2.
Abführmittel, Wirkung d. A. 535.
Aceton 242, 37L, 484, IM, HQ-
Acid-Butyroiueter !IL
Actinomykose 118, 131. 151.
Adei lass 106, 360.
Adenoide Vegetationen 31 1 s. Nase.
Adrenalin s. Nebenniere.
Aerophagie 603.
Aesthesiometrie 683.
Affen, Lues d, A. !i2.
Agglutination !L 104. 146, 249, 293, 4S9,
530, 630. 647, 826.
Aggressin 841.
Akromegalie 61 .
Alboferrin 361.
Albumin 163.
Albuminurie, essentielle A. 809.
Allantois, Rückbildung d. A. 769. • •
Alkapeptonurie jfi.
Alkobolismus, Diagnose d. A. 3l.fi..
Alkohol, A. Injektion b. Hernien 133:
A. -Psychose 346 : keimtötende Wirk,
d. A. 360: A. und Kreislauf 667: A.
im Organismus 786.
Alypiu 869.
Ameisensäure 382.
Aminosäureu, A. im Harn 366.
Ammoniak, A. -Nachweis 466.
Amputationsstumpf 18.
Anämie 155. 156. 427. 442 : perniciöse
A. 615, 673.
Ankylostomiasis 377. 616. 630.
Aneurysma s. Blutgefässe.
Angina, Kollargol b. A. 391 : A. u. Ery-
them 488 : A. ulcerosa 599 ; Schar-
lach-A. 826.
Anilin, A. -Vergiftung 29(i.
Anthrasol 607.
Antidotum arsenici 58.
Antikatalase 594.
Antikörper 214, 424, 701, 812.
XL11L Jahrgang.
Antipyrin, A. bei Ischias 748.
Antistreptokokkenseruin 664.
Antithrombin 609.
Aorta, A. -Ruptur 139: A. s. Herz- oder
Blutgefässe.
Aphasie s. Gehirn.
Appendix s. Darm.
Arginase 786
Arhovin 320.
Armlähmuug, Augensymptome b. A. 90.
Armstellung, A. u. Puls 167
Arseuik. A. als Blutbildner 281 ; A. -Ver-
giftung 387: A. Nachweis 484; A. im
Gewebe 835.
Arscuvalisation, A. u. Blutdruck 302.
Arthritis s. Gelenk.
Äsbests Verwendung d. A. 790.
Ascariden, A. als Lungeneraboli 522.
Ascaris lumbricoides 339.
Ascites s. Bauch.
Asparagin 562. 852.
Atmung, Rythmus d. A. 210.
Atbvreosis 372
Atropin, A.-Vergiftung 472: A. -Wirkung
233.
Auge, A. Muskelparese 7; A. u. Röntgen -
strahlen 23j Glaskörpertrübung 37 :
Kliegenscbädigung d. A. 13a Anoph-
tbalmus 73: Basisfraktur 87j Pupillen-
reflex 102: Dilatator pupillae 116:
Scbwelluug der Thränendrüse 1 23 :
Panophthalinie 134: Lidreflex 1 50 :
Blennorrhoe der Thränendrüse 164:
Konvergeuzlähmung 173: Chorioiditis
197: Naphthalinstaar 213: ßlicklähm.
219: Massage der Linse 230: Farben
d. Iris 242 : Amblyopie 246 : Macula-
affektion 246: Farbunsinu 262: Ein-
wirkung d. Anilinfarben 262 ; Keratitis
278: Trigeminus und Pupille 278:
Retinablutung b. Basisfraktur 284:
Hornhautulcerationen 293. 309, 725,
350. 501 : Zonula Zinnii 309 : Dakry-
adenitis 329 : Tuberkulose u. Skrophu-
lose 329: Myopie 357: Linscnbilder
5fi
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Sach-Registcr.
&£2
358 ; Blennorrhoe der Neugeb. 380 :
Verschluss d. Vena central, ret. 390:
Pupillenreakt. 390: Glaskörperblutung
•403: Trachom 104 : Lichtemplindlich-
keit 404 : Kinengung des Gesichts-
feldes bei Nasenleiden 405 : unregel-
mässiger Pupillarrand 41 1 : Jequiritol
421 ; Credc’s Methode 422: Netzhaut-
ablösung 437 : Exophthalmus 437;
Staarreifung 452; Aderhautkrebs 452;
Mangel d. Sehorgane 460: Kurzsichtig-
keit 468: Dionin 468; Staar 469 : Be-
handlung d. Schichtstaars 486: Dipio-
bacillengeschwüre der Cornea 501 ;
A.- u. Ohrenleiden 302 : Cyclodialyse
517: Netzhautablösung 532 : Bacillen
im Conjuuktivalsack 374: Hemianopsie
501 : Cataracta zonularis 349 : Kurz-
sichtigkeit 566: Glaukom 38 1 : Perfo-
ration d. A 597: A. bei Myasthenie
605 : paradoxe Mitbcwegung628 ; Korsa-
kow'sche Psychose 635 ; Luxation der
Linse 645 : Myopieoperation 662 : elast.
Fasern in d. Sklera 662. 677: Inner-
vation d. Iris 677: Bell’sches Phänomen
698 : Stauungspapille 698: Ithinorrhoe
u. Ketinaerkrankurjg 699: Netzhaut-
ablüsung 726; A. -Tuberkulose 741 :
Iritis svmpathica 759: Einwirkung d.
Sonnenlichtes auf die Macula 773:
Melanosarkom des Uvealtractus 789:
sympath. Ophthalmie 806; Luesimpfung
L Kaniuchenauge 806: Atrophie d. Iris
813 : Lymphsystem d. Bindehaut 817:
Gelässerkrankungen im Gebiet d. Art.
u. Vena central. 822; Trachom 824 :
Thyrcoidamblyopie 837 ; Sebpurpur-
fixation 838: Alypin 863 : Sebnervcn-
durchschueiduug 869 : Conjunktiva-
erkrankung 834 : metastatische Ader-
hautgcschwulst 854: Pupillendifferenz
bei Pleuritis 860
Auster, Nukleon iu d. A. 370
Autointoxikation, A. durch Verstopfung
193
Autolyse 5L 178. 325.
B.
Bacteriocidie 647.
Bäder, Wirk. d. B. 475: Theer-B. 607.
Bandwurm, B. -Kuren 5£L
Banti’sche Krankheit 134.
Barometerdruck, B. u. Nervensystem 21.
633
Bascdow’sche Krankheit 44, 424, 557,
586, 620.
Bauch, Omentopexie 7; Ascites 6* 10;
Meteorismus 25j Behandlung d. Hernien
133, 837: Palpation d. B. 187: Hernien-
einklemmung 212, 436 : periherniöse
Phlegmone 308 ; Blnsenhernie 328 :
Ovarialhernien 373 : Entsteh, d. Peri-
tonitis 517 : Treitz'sche Hernie 697:
intraabdomiales Druckverhältnis 816-,
Pneumokokkenperitonitis 875: eitrige
Perforationsperitonitis 833.
Belladonna, B.-Vergiftuug 72S.
Benzoylsuperoxyd 809.
Beutheu, Hygiene von B. -304.
Bilharziakrankheit 121. 663.
Bioson 601 .
Blei, Behandl. d. B. -Krankheit 408.
Blitzschlag, Verletz, d. Trommelfells .34.
Blut, Eiweissinjcction L B. 114: Serum
d. Schwangeren 128: B.-Lymphdriisen
129: Guajakreaction 130: Hiimagglu-
tiue 146; Hämolysin 1 52 : B.-Untcr-
suchungen 178, 180: B. bei Hirn-
erkr. 206 : B.-Untersuchungon in der
Gynäkologie 223: B. -Gerinnung 324 :
Erythrolyse 324 : Vogelplasma 325:
Kryoskopie 343 : Leukocytose 334 :
B. -Plasma 402 : Labwirkuug des B.-
Serums 430; Entsteh, d. B.-Plättchcn
437 : B.-Uutersuchungeu 483; Volum
d. rothen Blutkörperchen 483: Myelo-
cyten 307 -. Cytodiagnostik 339: Auf-
hellung d. B. 623; basophile Granu-
lationen d. rotben B.-Körpcrcheu 633.;
Gasgehalt d. II. 641; Kauinchenbl.
64 1 : Chemie d. B. 639: B. -Fermente
674; kindliches B. 730: Zucker L B.
770: Viscosität d. B. 873: Invertin L
B. S5L
Blutdruck s. Blutgefässe.
Bluterfamilie 565.
Blutgefässe, Aortensklerose 10, 27, ßlL
574 ; Phlebitis 2Ü 144. 479 : Syphilis
d. Aorta 35j Varixbildung 37. 771 :
Arteriensystem im Bilde 5LÜ Aorten-
ruptur 139, 660: Kadialispuls 167 :
Pulxus paradoxus 170: Venenpulse b.
Lebercirrhose 298: Embolie d. Art.
mes. sup. 276. 339. 874: Blutdruck
und Arsonvalisation 602 ; Thrombose
d. Vena saph. 357: Phlebitis go-
norrhoica 479; Eudotbelien d. Bl. 516:
Aneurysma d. Art. pulm. 523. 547 ;
Cachexia aneurysmatica 571 ; Aortitis
580 : Aneurysma arterio-venos 61 1 :
Blutdruckuntersuchungen 819: Phle-
bectasie 833; Erkrank, d. B. nach
Adrenalin 872 : Embolie d. Art. mes.
sup. 8.7.4.
Bonnier’sche Krankheit 636.
Botrioeephalus sigmoides 806.
Bottini'sche Operation 222.
Brenzkatechin 665.
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Sach-Kegister.
ks:i
Broncholithiasis 585.
Bronchoskopie 1 83 : Bronchoskopie s. a.
Lunge.
c.
Caissonkrankheit Sfi.
Calomel. Giftwirk. v. C. 42(1 : C. -Salbe
575: C. b. Herzfehler 76:4
Caput obstipum muscul. 4:15
Carbol, C.-Vergiftuug 1*20. 584.
Casein, C.-Verdauung L!L
Castration, Kinfl. d. C. 771
Catheterismus posterior 94.
Chlor, C.-Behandlung 393.
Chloralhydrat, C.-Vergilt. 584
Chloride, C. L Körper 9iL
Chloroform, C. -Technik 106; C. als
Antidot 306: über C. 677. 755.
Chlorzinkätzung 728
Cholera, C.-Immunisirung 551, 836.
Cholera nostras 24.
Cholin, Wirk. d. C. 243» 476» 833.
Chologen 82» 382.
Chorea s. Nervensystem.
Chymosin 435. 450.
Citarin 407.
Cocain 1 50.
Cocainismus 633.
Coffein, Wiik. d. C. 2, 703
Collargol im, 842.
Colostrum 238
Condylome, spitze C. 767.
Corpus luteum. Entsteh, d. C. üfi.
Coxa s. Gelenk.
Cretinismus 780
Cyanose, enterogene C. 334.
Cysticercus, C. d. Gehirns 122.
Cystin 290.
Cystinarie 804
Cytodiagnostik 539.
I).
Darm, Perityphlitis 6» 53, 261, 868
D.-Tumoren 23 ; Cholera nostras 24 :
Lymphapparat d. D. 33: Colitis 37:
D.-Ruptur 82j Appendicitis 10t, 113.
159, 164. 868 : periproctitische Ab-
sccsse 133: D. -Stenose 1 49 : Dysenterie-
toxin 166: Verstopfung 195: Mobili-
sirung des Duodenum 197 : llcum-
krcbs 228 : Haemorrhoiden 843-
Bacteriuni coli et typhi 265 : Duo-
denalperforation 299 : Gastroduode-
nostomie 329 ; Blinddarmentzündung
340. 34 1. 342: Imagination 34 1 :
Tub. d. D. 356: vorgetiiuschte Peri-
XI. 11 1. Jahrgang.
typblitis 379: D.-Diagnostik 409;
D.-Tuberculose 442 : aufsteigeude D.-
Einstülp. 468: Tubercul. d. Wurm-
fortsatzes 491 : Dysenterie-Heilserum
536 ; Mikrobeu der Dysenterie 553;
Mastdarmchirurgie 580: Dysenterie-
bacillus 583 : Blinddarmblähung 632;
Enteritis 634 : Prokto-Sigmoideskopie
682: Neuritis nach Appendicitis 781 :
Divertikelbildung 804; Geschwüre d.
Jejunum 810: Shigabacillus 78j
Seifen L Dünn-D. Sil ; Complication
d. Ruhr 843.
Desamidirung im Thierkörper 499.
Diabetes, D. insipidus 9, 9j D. L d.
Chirurgie 22j D. und Skorbut 8Ui
D. u. Nierenleiden 8Li D. u. Krebs
92; D. insipidus 113, 374, 507 :
Eruchtzucker-D. 131 : Heilung und
Latenz 344 : Myelämie 361 : Lavulo-
surie 364: Acetongehalt d. Organe
371 ; Vibrationsgefühl b. D. 398: D.-
Pancreas 458: Adrenalin 490, 594 :
D. u. Rückenmark Ml: Harnfluores-
cenz b. D. 545; Strychnin b. D. in-
sipidus 587: Opium b. D. 618: Acct-
essigsäure b. Coma 651: Kenntniss
d. D. 675: Aceton 739, 740: Albu-
minurie d. D. 747.
Diazoreaetion 440.
Digalen 684, 765.
Digitalis, Wirk. d. D. 209, 216; D. -Ver-
giftung 792.
Diphtherie, D.-Lahmuug 2111 ; D.- Impfung
967: D.-Toxin 295: D. d. Mittelohn
331: Collargol b. D. 39L; D.-Gift 333,
425 ; bacilUire D. 506; D. u. Schar-
lach 794: D. -Antitoxin 568.
Distomum felineum 423.
Diuretin 32S.
Drüsen, hypertensive D. 241; D.-Eieber
709: Wirk. d. Röntgenstrahlen auf D.
798.
Ductus thoracicus, Carcinosc d. D. 695:
Verletz, d. D, 805.
Dynamometer 802.
Dysenterie s. Darm.
Dvspeptine 679.
E.
Eberlh-Gaffky-Bacillcn 703.
Echinococcus, E. d. Leber 315.
Ecbinokokkcuflüssigkeit 743.
Eck’sche Fistel, Wirk. d. E. 41S.
Eisen, E. im Blut 20: E.-Therapie 361.
Eiterung, Bchandl. d. E. 485, 300.
Eiwciss, E.-Verdauung 4» 530: E. ira
Organismus 50; E.-lnjektiou L Blut
52
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Sach-Registcr.
114: Rcsorpt. d. E. 146, 323; Ver-
dauung d. E.-Stoffe 194; Transformat,
d. E. 943: E. L Blutplasma 260: E.
L Tierkörper 439: Wirk. v. E. 833.
Ektogan 337.
Elektricität. Endofaradisation des Magens
14: Wirkung holier Ströme 29j farado-
kutane Sensibilität 9J_; Wert d. E. L
d. Diagnostik 237. 2*19: Anw. hoher
Ströme 286 : Nerven- und Geistes-
krankheiten nach elektrischen Unfällen
412, 430 : elektromagnetische Therapie
460: elektrisches Trauma 478: Ein-
wirk. d. E. auf die Magensekretion
621 ; Wirk, alternircnder Ströme 733;
Vicrzcllenbadersatz 797.
Eledone mosehata, Retina d. E. 374.
Embolie s. Blutgefässe.
Enchondrose, rachitisartige E. 260.
Entzündung, EtsudaUellen 160,
Enuresis nocturna 683. 746
Enzian, E. u. Belladonna 137.
Enzym. E. d. Magenschleimt 370: E. d.
Thymus 38S; Wirk. d. li202 auf E.
419 ; proteolytische E. 419.
Eosin 138.
Epilepsie. Aequivalent d. E. 364: E. u.
Cholin 476, 835; s. auch meist Nerven-
system.
Epinephrin 602.
Erepsin 466.
Ermüdung 638. 683.
Erytbromelalgie 90, 202.
Erythrolvse 324.
Eucain i37. 496.
Eumydrin 681.
Euporphin 503.
Exodeu 363.
Exstirpationsfeder 398.
F.
Fäces, Blutspuren L d. E. 409.
Facialis, F. Lähmung 43, 62, 204. 6 1 2 ;
K.- Pfropfung 1 73. 338.
Karadokutane Sensibilität HL
Farbensinn 262.
Fäulnis, Biologie d. F. 280, 333, 777.
Ferment, zuckerzerstörendes F. 228.
Fett. F.-Beslimmuiig 67; F. -Zersetzung
306: F.-Uebergang 323: F. -Nekrose
326; fettige Degeneration 388. 831 .
Fettsäuren, Bedeutung d. F\ 546.
Fitixextrakt 153.
Fingerbrüche 277.
Finsenbehandlung 190. 199. 639. 814.
Firnissung. F. d. Haut 513.
F'leisch, Hygiene d. F. 198; F. -Ver-
dauung 626.
Fleischbeschau 11L
Fleischeztrakt, Nutzen d. F. 213.
Fleischfliege 834 .
Fliegeularven. Tötung d. F. 664.
Kormaldehyd 39, 264.
Formamine 807.
Fressreflex 668.
Friedreich’s Krankheit 713.
Fruchtzucker, F.-Diabetes 131.
Füsse, Missbild. d. F. 308; Luxation d.
F. LLL
G.
Gährung, alkoholische G. filL
(ialaktoeele 291.
Galle, (i. L Sekreten 239
Gallenblase, Nekrosen d. G. 22 : Sarkom
d. G. 340: diagnostische Täuschung
379: Reizung d. G. 710.
Gallenfarbstoff, G. L d. Cercbrospinal-
fliissigkeit 498.
Gallenstein 82, 167, 332. 649.
Gallenwege, G. u. Peritonitis 517.
Ganglion Gasseri, Resektion d. G. £L
Gangrän. G. eines Kusses 282: s. a.
anderen Orten.
Gaumen, Nervenecntrcn d. G. 438.
Gaumensegel, Lähm. d. G. Ul.
Gaumentonsillen 2A,
Geburtshilfe, Eiseudurcbgang durch d.
Placenta 20: Kaiserschnitt äii Blut-
serum Schwangerer 128: Embolie L
Wochenbett 176: Serum b. Kindbett-
fieber 144: Cytologie d. Amnion 1 60 :
Muttermunderweiterung 192: Toxin-
übergang auf d. Fötus 208: Adrenalin
240 ; Wechselbez. zwischen Fötus und
Mutter 255 : Embolie d, Art. tnes. sup.
276; Diagnose der Schwangerschaft
288 : Uebergang der linmunhämolysine
333 : schnelle Erweit. d. Muttermundes
368: Placenta b. Sublimatvergift. 400:
Frucht am Ende d. Schwangerschaft 416:
jugcndl. Primipare 448: Scholtzc’sche
Schwingungen 464. 328 ; Tuben-
sehwangersehaft 4 si ) : fötale Herztöne
484: traumat. Geburtslähm. 323: Stoff-
wechsel und Schwangerschaft 640:
Durchgängigkeit d. Placenta 626: Ge-
sichtslage 656: Kindbettfieber 664 :
Decidnazellen im Cervix 719: Ovarial-
embryo 720: Hebotomie 800; prä-
menstruale Schwangerschaft 800; Er-
brechen Schwangerer 864.
Gehirn (nur Pathologie und Therapie:
Anatomie. Chemie und Physiologie
s. unter Nervensystem), G.-Tumor 60.
88, 237, 508, 509, 619, 636, 86Ju
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Such- Register.
■HK ft
G.-Abscess 150, 269, 34*8 889, SM
(s. a. Ohr); Krebs d. G. 13, 897 ;
Pathol. d. Hirnschenkelhaubc 15:
Hypertrophie d. Fons 2Sj tuberkul.
Meningitis 59, 79_; Basisfraktur S7;
(!.- Echinococcus 90j sensorische
Aphasie 171 ; Meningitis 171, 197;
Blickiähinung 919: Herderkrankung
2S5: cerebrale Reflexe 300; CO-Ver-
gift. 317: Lumbalpunktion b. Meniu-
gitis 342; Hydrocephalus 348; Liq.
cerebrospinalis b. Nervenleiden 382;
Benedikt's Hemiparese 396 ; Sarkom
d. Dura 397 : Meningotypbus 410:
multiple Sklerose 412. 766; Lepto-
meningitis 423; G.-Diagnostik 429;
spastische Paraplegie 429 ; Cysticercus
d. G. 477: Mikropsie und Makropsie
445: Mangel der Sehorgane 460;
Kinderlähmung 492: Distomum im G.
508 : Hemiplegie 309 : Encephalo-
malacie 542; Hydrocephalus 573:
Rindeuläsion 573; Keuchhusten 637;
Bonnier’sche Krankheit 636; Meningitis
u. Pneumonie 666; G.- Lues 111: otogene
Meningitis 742: Blicklähmuug 780;
Phosphor im G. 787, 833 : Meningitis
cercbrospinal. 811 : Sinus tbromboseS55.
Gelbfieber 376.
Gelenk. Tuberkulose d. G. s. Tuber-
kulose; Genu valgura 24, 71, 627 ;
({.-Rheumatismus 27, 71.392.633; Zer-
reissung d. Kreuzbänder d. Knies 52;
Arthrit. deform. 87y Tuberknlose d.
G. 181 : Hfiltluxation 244; Hüftrepo-
sition 355 : Osteoarthritis coxae 372 :
Tuberkulose des Atlanto-occipital.-G.
381 : G. -Mäuse 389; rheumat. G.-Eut-
zünduug b. Kindern 393 ; Knie-G.-Re-
sektion 420 : Versteifung d. Ellbogen-
G. 451 : G.- Rheuma u. Maudelerkrap-
kung 433: Luxat. des L Metatarsal-
knoehens 467 : Coxa vara 564 ; G.-
Körper 393: Keilbeiuluxation 611;
Luxat. coxae 676. 695; Zeigertugei-
luxation 724 ; Kussluxation 741 : ({.-
Knorpel 772: Polyarthritis 796: Hüft-
pfannenresektion 805
Genu valgum 21, 21- 627.
Geruchsknospen 143.
Geschirrspülmaschine 3 1 3.
Geschlechtskrankheiten, Bekäinpfungd.G.
454.
Geschmacksempfindung. Stör. d. G. 347,
35.3
Geschwülste (s. auch die einzelnen Or-
Organo, Gehirn, Haut u. s. w.. ferner
Gynäkologie). Krebs desCcntralnervcn-
systems ü; Epitheliom d. Harnblase
52: G. der Milz 54; über Krebs 142:
Krebs u. Paget’sehe Krankheit 163;
llalsfibrome 219: Klappeutuinor des
Herzens 233: Cystadenom der Parotis
290 : Primärtumoren 306: Sarkom der
Gallenblase 340 ; Chemie d. Carciuoin
354: Krebstherapie 394: Krebs der
Mamma 381 : Neoplasma der Mandeln
405; G. der Wirbelsäule 443; Ra-
diumbehandl. d. Carcinome 451 ; Tu-
mor der Zunge 470; Deeiduoma ma-
lignum 508: Blutgefässendotheliom
516; Actiologic des Carcinoms 563 :
Melanosarkom d. Küsse 363 : Morpho-
logie des Carcinom 578; llodcnsarkom
659; Krebs des Ductus thorac. 695 :
Myxom d. G. 740.
Gewebsimraunität 823.
Gewicht. G. der Organe ÜL
Gicht 4, 155. 326, 4UL
Globulin 163
Glottis s. Keilkopf.
Glykogen 68, 322. 409.
Glykolyse s. Zucker.
Glykosurie. G. ohne Diabetes 317: über
G. 736.
Gonorrhoe 31, 94, 126, 143. 144, 164.
320, 367, 402, 479, 559, 391. 640.
783, 799, 863, 879.
Griserin 199. 336. 570. 647.
Guanasc 859.
Guajak. G.-Reaktion 130. 756.
Guajako! 704.
Gummihandschuhe 614.
Gynäkologie. Uteruskrebs 16, 768; Ue-
troflexio 48 ; Radiotherapie 64 : Magen-
geschwür im Climacterium §3y Lapa-
rotomie 96^ Ulcus rodens vulvae 12S;
Icterus menstrualis 135. 827 ; Totalex-
sttrpation 1 39 : Gonorrhoe 176: Kastra-
tion 207 : Blutuntersuchuntersuehun-
gen 223 ; Tubenschwangerscbaft 224:
Hypoplasie des Uterus 272: Adnex-
operationen 356: Cystadenoma ovarii
371 : Ovarialhernien 373: Ovariencyste
432; weibl. Genitaltuberkulose 439 ;
Wirkung d. Röutgenstrablen auf die
Ovarien 44S-. Perhydrathehaudlung
463 : Kehlen der Scheide 464: Tuben-
verkalkung 496 : Valvovaginitis bei
Kindern 512: Retroversio uteri gravidi
592; Tumoren der Ovarien 624: Ova-
rien, Placenta, Milchdrüse 656 ; Ovar,
u. Uterusfibromc 672; Uterusmyom
723 ; Myom u. Menopause 736: Steri-
lisirung 752: Kastratiousfotgen 771 :
Gouorrhoe 783: Uterusmyom 880.
e
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a«fi
Sarh-Register.
1L
Haar s. Haut.
Hals. H.-Fibromc 219.
Halsschmerz, nervöser 1L 375.
Hamagglutiniu 276.
Hämatoporphyriuprobe 449.
Hämaturie 143.
Hämoglobinurie 139.
Hämolysine 333. 336, 392, 403. 743.
Hämphilie 250.
Hämorrhoiden. Exeision d. IL 245.
Hände. Misbild. d. H 21.
Handschuhe, Typhus H. 57.
Harn. Schwefelsäure im IL &j Alka-
peptonurie 50; Hämaglobinurie 139:
Hämaturie 143: Morpbinglykosurie 186:
H JhlHheuma: 199: Gefrierpunkt d. IL
239; Tuberkelbacillen im H. 271 ;
Albuminurie 2S7 : Urologische Beob-
achtungen 349 : Kiweiss im IL 355 :
Albuminurie b. Scabies 414: IL nach
Laparotomie 724; Aldchydreaktion
736: Lävulosurie 578: Eiweiss L IL
514: physiologische Oligurie 539: H^
Eluoreseenz 545 : Chlor im IL 578:
IL-Segregation 59 1 ; Hyperehlorurie
602; Cystinurie 804: H.-Puriuo 820:
Aminosäuren im IL 866.
Harnapparat. Tuberkulose d. H. 206.
Harnblase. Epitheliom d. LL 52: Ulcus
d. IL 206: Cystoskopie 239: Tuber-
kulose d. II. 272 : Operation d. IL 277:
Hernien d. IL 328; Cystitis b. Kindern
364: Urotropin 495; Pfählungsver-
letzung 560; Steinzertrümmerung üää,
Harnleiter. Verletzung d. II. 9.L Ka-
theterismus d. IL 111. 255. 735 : Se-
gregation 591.
Harnröhre, Epitheliom d. IL LL Kathe-
terbruchstüeke in d. IL 77y Cathcte-
rismus post. 94j Urethritis membra-
nacea 1 27 ; Zerreissung d. IL 191 :
paraurcthraler Gang 768; Doppelbil-
dung d. IL 847.
Harnsäure, Ausscheidung d. IL L: Bil-
dung d. IL 820. 852.
Haut, Lupus 45j Jothon 46.: Behänd),
d. Epitheliome C2: Cancroid 2lL Mei-
nungsäusserungen 92 : Radiumbromid
93; Syphilis d. IL 1 10, s. a. Syphilis;
Spiritusseilen 1 19 : Exanthem nach
Lysol 1 20 ; toxische Dermatosen 1 25 :
IL und Herz 153: IL bei Appendicitis
1 59 ; Haarscheiben 161 : besondere
Scabies 174; Mveosis fungoides 1 75 :
Heipes und Ischias 190: Finsenbe-
handlung 190= 199= 639, 814_: Folli-
culitis und Erythem 204: Wasserstoff-
superoxyd 205: Knotenbildung d. IL
205; Psoriasis 221 : Lupus 22 1 :
X-Strahlen 221 ; Alopecie 222: H.-
Concreraente 238; Scabies u. Nephritis
270: Radiumbehandluug 211; Pruritus
ani 278; Ulc. cruris 287 : Psoriasis
287 : Psammome d. IL 286 : Yohimbin-
exanthem 302; krebsige Entartung d.
Kopfatherome 303: Primelkrankheit
303: Lupusbehandlung 319: Acne
teleangicctodes 349 : dcrmatol. Beob.
349; Jodbehandlung 350: IL b. Nieren-
leiden 383; Acne urticata 413; Scabies
414: Schweissabsonderung nach Mi-
gränin 414; Erythema nodosum 431 ;
Spannung der IL 433: Hyper-
trichosis 447 ; Herpes zoster 462;
Urticaria 478: Angina und Erythem
488 ; Impetigo, Ecthy ma 506 ; Firnissu n g
d. IL 514; umschriebene Oedeme 525 ;
Lupus 526 ; Megalerythema 537 : Lupus
erythemat. 558: Lupus 575: Herpes
zoster 590: Epilationsmethode 590 -.
Bereitung von Bädern 606: H. -Krebs
608 : Erythema nodosum 622 -. Lepra
622; Sarkoid 639; Ekzembehandlung
654: Formalinonycbie 670; H.-Kott
693: Gefrierbchandlung 705: Tropen-
krankheiten 716; Pyodermitis vegetans
717 : Reibung der IL mit Glühlampen
722: IL-Tuberkulose 733: Pruritus ani
750. 763: Jodpemphigus 750 : Sarkom -
und Fibrombildung 756 ; Doppelexan-
theme 764: Dermatosis epithelialis
798; Oberflächenspannung 693, 818;
Dermatitis exfoliativa 828; Meiling
846 : Blastomycosc 877.
Hefe, Spaltung d. IL 146: pathogene H.
866
Hefezellen SS.
Heftpflasterverbände 287.
Heftpflasterzugverbände 579.
Hemichorea 555.
Hermaphroditismus 787.
Hernie s. Bauch.
Herz, IL d. Wirbeltiere I8j Anatomie
d. IL 67; Hypertrophie d. H. Uh H.-
Naht 100; IL und Hautreiz 153: Pyo-
pericarditis 149: Pulsus paradoxus
170; H.-Bigeminie 170; Pulsstudien
1 86 ; Klappentumor d. IL 233: Tuber-
kulose d. IL 235 : H. -Muskelerkrankung
250 ; Lage d. H. Spitze 251 : H.-tie-
räusche 266: Aeeentweehsel der H=-
Tönc 281 : Lues d. H. 297 : H.-Muskel-
infarkte 307 : hydroelektrische 1L-
Störung 319: H.-Naht 328; H.-Per-
kussion 337 : ehronisehc Pneumonie
bei EL-Leiden 338 : Pulmonalstenose
362: Veratriuwirkung 385; Vorbof-
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Sach-Register.
venenpuls 386: IL-Dilatation 378:
Morphin b. H.-Leidcn 393; Innervation
d. 14. 417: lL-Freqifcnz 440 : Funktion
d. LL 473; Innervation d. H. 482; Di-
gitaliswirkung 504; Unfallsorkrankuug
d.IL 505: H.-Kiiptiir;)! 5:11. -Insufiirienz
520; Ozvdation durch 4L 543; Physio-
logie d. IL-Schlages 657 ; doppelter
Spitzenstoss 705; Bradycardie 706;
£L-Massagc 729; Myxom d. 1L 740:
Calomel b. Herzfehler 763; H.-Tfine
792 : Studien über Ü.-Affcktiuncn 844;
4L- Physiologie 850: aufrechte Haltung
b. iL-Störungen 866: Dilatation d. 1L
" 873; Tumoreu d. 1L 874
Hctol 313. 407.
llctrulin 432.
Ileulieber 433. 330
Highmorshöhle s. Nase.
Hinken, intermittirendes 1L 606.
Hoden, Operation des Descensus iinperf.
132; H.-Tiihcrknlosi: 303; LL-Sarkom
639
Höhenklima 22 7.
Hopogan 337.
Hühnertuberkulose 702.
Hundswut 151,334, 381,418. 618, 702,
740, 857.
Hydrocephalus 373.
Hydrolysirendes Ferment 514.
Hydrotberapie, Wirkung d. 4L 4.1 8.
Hydrothorax, 4L e vacuo 4L
Hyoscyamin 233.
Hyperdaktylie 431
Hypoglossus, H.-Fac.ialis-Anastomose 173;
IL- Pfropfung 338.
Hyposthciue 747
Hysterie LL
Hysterie, hysterische Skoliose 3111, 822.
L J.
Icterus, I.-Mensiriialis 133 : Eruption*- 1.
bei Lues 234 : l.-Menstrualis S27.
Jequiritol 421
Immunhämolysine, Uebertragung der L
auf die Frucht 333.
Immunität, Theorie der L 339 : lokale
Gewebs-1. 823.
Immunkörper, Wirk. d. L 1 6.3.
Immun s. auch a. a. 0.
Indol, 239, 306
Influenza 429.
Inhalationsapparat 694.
Inhalationstherapie 294.
Invertin 854.
Inoskopie 33.
Jod, J. -Wirkung 27 : J. L Schweiss 211:
J.-Bebandlung 330: J. d. Tbyreodea
\L1I1. Jahrgang.
887
770; Darreich, von J.-I’räparaten 878.
Jothon 878.
Jousset’sche Inoskopie 33.
Ischias, s. Nervensystem.
Isopral 435.
K.
Kaffee 731.
Katheter, K.-Sterilisirung 344.
Katzenegclerkrankung 473
Kaulquabben, Normalsystem d. K. 785
Keilbein, Luxat. d. K. 61 1.
Keuchhusten 637, 633, 776.
Kehlkopf, Ictus laryngis 24 ; Erysipelas
d. K. 39; Lepra 35; Inuervation d.
K. 103; K.-Tumoreu 103, 183, 332,
518: Aphouia spastica 118; Säuger-
knötcheu 118: Postieusläbm. 165;
Reiz. d. K. 279: lubalationstherapie
294 : K. -Croup 294: Kchlsackbildung
331 ; Stimmbandlähm. 358: K. -Krebs
375, 742, 761 : K.-AffecL b. Tabes
382: Tabes u. K. -Lähmung 453; Auto-
skopie d. K. 533; Fremdkörper im K.
613: Lues d. K. 743, 871 ; Glottis-
ödem 761 ; Membranbildung 774.
Kiefercysten 568.
Kinder, Hysterie d. K. 12; Gesundbeit
d. Neugeborenen 42; Baudwurmkuren
21h Säuglingssterblichkeit 76; Skorbut
b. K. 84; Typhus 85; Appcndicitis
133; Stridor thymicus 168: Siiuglings-
atrophie 188; Kropf eines K. 233:
Pädatrophie 282; Pseudostenose 300;
Im agination 241 ; Typhus 242; Appc-n-
dicitis 343 : Taenia cucumerina 362:
Diarrhoe d. K. 362: Cystitis 364;
Blennorrhoe 3S0; Tympanitcs 380;
Gelenkrheuma 395 : Mageugeschwür
410: Säurevergiftuug bei Magenleideu
443; Darmtuberkulose 442; Ernähr,
d. K. 428: Anämio d. K. 153: In-
fantilismus 438: Stärkeverdauung 40.
491 : K. -Lähmung 492; Tuberkulose-
infection d. K. 303; Energiebilanz
523 ; Tetanie 554; Säuglingscrnährung
572; Tempeiaturschwankuugen d. K.
650; Pneumonie 666 : Enuresis 683,
746 : Aesthesiometrie 683: Säuglings-
iinmuuität 701 ; Säuglingsskorbut 843:
Stoffwechsel b. K. 844.
Klimacterium 83, 747.
Klumpfuss ISO.
Knie, Zcrreiss. d. Bänder d. K. 52.
Kniescheibe, s. Patella.
Knochen, Tuberkulose d. K. s. Tuberku-
lose; K. -Regeneration 36; K. b. Ge-
lenkrheuma LL: Exstirp. d. Schulter-
58
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888
Sach-Registor.
blattes Tlq Osteotomie d. Femur 71 ;
Basisfractur 87 : Massage b. K. -Brüchen
100: Tub. Ostitis 115: Patellabriichc
132. 1 -18 : Sacraltumoren 181 : K.-
wachstum211 ; Nagelung von l’racturen
229; Kuocbenbild. d. Mandeln 281 ;
Kiugerbriiche 277 : Osteomyelitis 291.
867; Syphilis d. Tibia 467 : K.-Naht
485; Leontiasis ossea 661 ; Eutwiekl.
d. Unterkiefers 690; Oberarmfracturen
714: K.-Plombirung757; Subpcriostale
Fracturen 853: Osteoakusie 876.
Knorpel, K. -Regeneration 649.
Kohlehydrate, K. L Körper 228: React.
d. K. 434 : Verbrennung d. K. 866.
Kohlenoxyd, K.-Vcrgiftung 106, 317, 472.
Kohlensäure, K. L Magen 290.
Kopfschüsse 444.
Koplik’sche Flecke 101.
Körperhaltung, Bedeutung d. K. 866.
Kot, Chemie d. K. 247.
Krebs, s. Geschwülste.
Kreislauf, Entsteh, d. collateralen K. 770.
Kretinismus, Ueber K. 372. 3!1!>.
Kriegschirurgie, 532,
Kropf, K.- Verlagerung 72j congenitaler
K. 124; K. eines Kindes 235; K. -Be-
handlung 605 ; K. -Beschwerden 645.
Kryoskopie 343.
Kupfersulfat, K. -Vergift. 296.
Kynurensäure 803,
L.
Lactose 803.
Lähmung, s. meist Nervensystem; Fa-
cialis-L. 45. 62, 173, 204. 358, 612:
Narkosen L. 141 ; L. d. Posticus 165;
L. d. Abdomens 423: L. d. Perineus
638 ; schmerzhafte L. 709.
Lävulosurie 578.
Leber, Chirurgie d. L. 3£; L.-Krebs 70 :
L.-Cirrhosc 298; Echinococcus d. L.
3 1 5 : Pfortaderthrombose 441 : Wunder-
L. n'ACt.
Lecithin 601, 772.
Leontiasis ossea 661 .
Lepra 39, 92, 125, 31 1 ; s. a. Haut. etc.
Lesen, l’athol. d. L. 41 1.
Leukämie 86. 175, 218. 241. 283, 552.
842.
Leukocytose 354, 402.
Lichtbehandlung 158, 190, 199.
Lithium, L. L Organismus 739.
Liquor alum. alet £8,
Luftröhre, Schnitt d. L. 359; Alter-
säbclscheiden-L. 567 -, Injection L d.
L. I1Ü.
Luftwege, hypcrplastische Entzünd, d.
L. 582; fibrinöse Entzünd, d. L. 679 :
Blutungen d. L. 600.
Lumbalpunktion 838.
Lungen, L.-Absccss Si; L.-Aktinomykose
131 ; Phthise 147 ; Bronchoskopie 183;
Tuberculose d. L. 183, 520, 582, IÜ
791 : L.-Gangrän 269; Erühsymptom
der Schwindsucht 338; chronische
Pneumonie 338; L.-Hernie 408: Em-
physem 4S4; Ascariden als Emboli
522; Broncbolithiasis 585 : Bronchial-
asthma 632: Meningitis und Pneu-
monie 666; Pneumonieprophylaie nach
Operation 696: Formamint 807 :
YVilliam’sches Symptom 858.
Lymphatische Organe, Chemie d. L. 466.
Lymphe, Entsteh, d. L. 546
Lymphknoten, Knocbenbild. i L. 231.
Lysol, L.-Exauthem 120.
M.
Magen, Anat. d. M. 3j Pylorusstenose 7;
clektr. Behandl. d. M. 14j Gastro-
jejunostomie 37j M. -Krebs I£L 1 54 :
M. -Geschwüre 83, 2 1 7, 410, 597, 627 :
Milchsäure Gährung L M. 138: M.-
Scbleimbaut 138: Lösungen LM. 154 :
Chemie d. M.-Saftes 200: Oelbehand-
lung 233: M.-Stenose 266; M. -Ver-
dauung 282; M.-Saftsecrction 275:
Säurebildung L M. 275; Kohlensäure
L M. 290: Antiperistatiik d. M. 29S:
Pylorusstenose 300; Buttermilch 299:
Stoffwechsel M. Kranker 303; Pylorus-
untersuchung 314 : Enzym d. M -
Schleimhaut 370: Saftsccretion 38ÜI
M. -Verdauung 387. 401 ; Säurevergif-
tung 443: Schleimhaut d. M. 481 :
Volrulus d. M. 533: M. bei Migräne
und Epilepsie 556 : Salz L M. 362:
Gastroenterostomie 363 : M.-Leere 37 1 ;
M.-Saftfluss 602: Einwirk. d. Elektri-
cität auf die Function 621 : Pyloro-
plasic 611 ; Schimmelpilze L M. 616:
M. Blutung 633: Function der M.
Schleimhaut 6.42 ; Cardialdrüsen d. M.
690: M. -Blutung 706: Keimdichte d.
Magens 728; motorische Function d.
M. 729j M. -Inhalt I4fi,
Makropsie u. Mikropsie 445.
Mal perforant du pied 157.
Malaria 410, 664.
Mamma, Krebs d. M, 389.
Mandel, Involution d. Raehen-M. 5i;
Actinomykosc der M. 1 18, 151 ;
Knochenbild. i, M. 231 : Neoplasma
d. M. 405: M. -Erkrankung u. Gelenk-
rheuma 433: Blutung nach M.-Ope-
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Sach-Register.
ration 663: Tonsillitis chronica 74*2:
Lyinphwege d. M. SQ7.
Mannan 000.
Marclin 796.
Masern 107.
Massage, M. bei Knocbcnbrüchen 100;
Herz M. 7-29.
Melung 846.
Menierc’sche Krankheit 390.
Meningitis s. Gehirn.
MesotauToselin 776.
Meteorismus 23.
Methylalkohol, M.-Vergift. 296.
Methylenblau, Anwend. d. M. ‘239.
Methy Iglycosido 430.
Migräne 556. 337.
Mikroorganismen, s. auch bei den ein-
zelnen Krankheiten; Tuberculose,
Syphilis, Ilundewuth, Typhus etc.
Wirkung d. Sauerstoffes all; Shiga-
bacillus 78j Bacillus im Hoden 1 00 ;
Bacterien im Körper 104; Aggluti-
nation s. Agglutination; Hcfespaltyng
146: M. d. Darmes 136: M. d. Hachens
b. Scharlach 2 1 2 : Ilacl. coli et typhi
265 : Sauerstoff und Bacterien 222;
Fäuluiss 280: Wirk. d. Seifen 425:
M. d. Dysenterie 471 ; M. d. Scharlach
499; über die Amöben 519: Milz-
brandbacillcn 550: M. d. Entero-
catarrhs 553 : Dysenteriebacillus 583;
Anaerobe M. 584: Milzbrandaggluti-
nation 550. 664 : BactericidießJJ: Spi-
roebaeta pallida 670, 686, 815: Baet.
coli 701 : Eberth-Bacill 703 : Drüsen-
lieber 709: Keimdichte der Darin-
schleimhaut 728 : llyphomyceten 744:
Baeillencinathmung 775: Käulniss.-M.
777 : Parakolainaffectiou 791 : patho-
geue liefen 866 : l’neumokokken-
peritonitis 875.
Milch, Tuberkelbacillen in der M. 39j
Katalyse der M. 122 : M. u. Typhus
152: Katalase d. M. 289: Phys. d.
M.-Bild. 323: M.- Versorgung 471:
Chemie d. M. 594: gelabte Kuh M.
603: Pasteurisirung d. M. 708; M.-
Reduction 710: Kinder-M. 843. 844.
Milz, Tumor d. M. 54y Splenectomie
434: M. u. Pancrcas 577.
Michsäureprobe 739.
Milzbrand, Agglutination b. M. 550,
664; M.-Therapic 664.
Monoaminosäuren 290.
Morphium, M. bei Herzkranken 393.
Morphinismus 111.
Morph inglykosäure 1 SO
Muskel, M. -Atrophie 44, 109: Amyo-
tropliie 44* 140, 525. 685 : Defect. d.
Brust-M. 196: Myositis infoctiosa 196 ;
8811
Entartungsreaction 220: Polymyositis
268, 796; Paradoxie flexor reflex 286 :
Bauch-M.-Defcct 365: Caput obstipum
435: Chemie degencrirter M. 444:
Myasthenia gratis 459s Myositis
ossitiie. 564, 610 : Myotonia congenita
589: Myasthenie 605 ; Santorini’sche
M. 68, 72jj M. b. Rachitis m
Myclämie 36 1 .
Myxoedem 124, 233. 636.
N.
Nachtschweissc 320.
Nafalcn 607.
Nahrungsmittel, Sterilisirung d. N. 194
Narkose, Chloroform-N. 106: N. -Lähmung
LLL
Nase, Nekrose der unteren Muschel 73 :
Auästlicsie Rhiuitis atroph. 1 03 :
Empyem d. Highmorshöhle 135, 403.
503, 807: Unters, d. Higlunorshöhle
165 : Behandl. d. Highmorshöhle 629:
Drüsen der N -Schleimhaut 135; Gc-
ruehsknospeu 145: Ozaenabchandlung
198; Vaceination d. N. -Schleimhaut
247; Lepra d. N. 311 ; Stirnhöhlen-
empyem 332 : Eiterg. d. Nebenhöhlen
405; Diagnostisches 423; Eudotheliom
d. N. 470; Heulieber 530: Kiefercysten
568; Hämatom d. N. 599; Tumoren d.
N. -Raums 613; Behandl. d. Schnupfens
629: Septum polypen 647: N. und
Hämoptoe 663: Luftström, in d. N.
678: N.-Steiue 699: Cocainismus 699;
cerebrospinale Rhinorrhoe 0112; Gliom
d. N. 700: Frontalsinuseitcruug 701:
N.-Sarkom 727: N. u. Geschlechtsorgane
774; Sinusitis 825; Entzündung der
Highmorshöhle 839; Entzünd, d. Stirn-
höhle 840: Auw. d. negat. Druckes
856; Thiosinamin, Fibrotysin 870;
Deformität d. unteren Muschel 870.
Nebenhoden, N. bei Tuberkulose 1 39.
Nebennieren, Funktion d. N.223: Blutung
d. N. 650; N.-Präparate 58, 72, 150.
167, 233. 240, 369, 490, 643, 665,
744, 862, 872.
Neger, Infektionskrnnkh. d. N, 407.
Negri’sche Körperchen 613.
Nervensystem. Anatomie u. Physio-
logie. Vagusccntrum und Coffein 2i
Keuritnis d. Plex. brach. 19j Einfluss
des Barometerdruckes 21_i Nervenein-
drücke im Schädel 66y Pupillenrcflex
1 02 : Nervenfasern d. Kehlkopfmuskeln
1 03 : Dilatator pupillae 1 16 : Gcruchs-
knospen 145: Lidreflexe 150: Leistung
d. centralen Nervenzelle 2.32; Trige-
58*
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890
Sach-Kegister.
minus u. Pupille 2 73 : Ganglien des
Kückenmarks 321 Innervation des
Herzeus 417; d. sekretorischen Nerven-
zellen d. weichen Gaumens 433: Inner-
vation d. «Herzens 482 ; Gallcularbsloff
in der Cerebrospinalflüssigkeit 433;
experimentelle Uutersucb. über d. Bez.
d. Spinalganglien 541 ; neurolibrilläre
Coutinuität 673 ; Histol. d. Brückeu-
fasern 674 : Innervation der Stroma-
zellen d. Iris 677: Drucksteigerung im
Rückenmark 743: Textur der Nerven
749; Struktur der Neurofibrillen 753:
Grosshirn d. Papageien 754; Nervcn-
regeueration 704; Nervensystem der
Kaulquabben 735; Leitfähigkeit der
Krosciinerven 691 : Ganglienzellen b.
Salamander 631: Nervensystem und
Froschmetamorphosc fiill ; Lokalisation
des Gefühlssiones 711; Ganglienzellen
im N. d. Taube 365.
Pathologie und Therapie. (Gehirn
und Rückenmark s. diese. Tetanus
s. Tetanus.) Hysterie 1_2; Careinoma-
tose des Nervensystems 1 3 ; Facialis-
lähmuug 45j 69, 173. 904, 553, 612:
Trigeminusneuralgie 61j Gaumen-
lähmung 75; Erylhromclalgie 90, 202 ;
Armlähmungeu HL: Sensibilität nach
hydriatischen Kuren 1U : ncurupalho-
logische Beobachtungen 109 : Parkin-
son’schc Krankheit 1 33 : Einfluss der
Kadiumbestrahlung 124: Huntington-
sehe Chorea 140: Chorea niinor 156:
Mal perforant du pied 157; Neuronal
b. Epilepsie 157; einseitige Posticus-
lähmung 165; sensorische Aphasie LU ;
postpuenmonischc Neuritis 171 ; Ope-
ration b. Epilepsie 173: Kacialis-Uypo-
glossusanastomose 173: Couvergenz-
läbmung 173: Ischias u. Herpes 190:
Neuritis asceudens u. Diphthcrielähm.
2111: llypoglossuspare.se 203: periphere
Nervenlähmung 203: Landry’sche
Lähmung 219: assoeiirte Blicklähmung
219; Cbolin in der Cerebrospinal-
flüssigkeit b. Epilepsie 243: Paralysis
agitans 252 : clektrodiagnostische Mit-
teilungen 2*19 ; Thermoauästhesie und
Analgesie 285 : Anw. hoher Strome b.
Epilepsie 236 : Behänd), d. Ischias 300:
Reflexe 300: Arsonvalisation und Blut-
druck 302: Quiuquaud’sches Zeichen
u. Alkoholismus 316; hysterische Sko-
liose 318; Ischias und Skoliose 327:
Neuronal 337: multiple Neuritis 345 ;
■Störung d. Geschmacksempfindung 347:
Patellarrcflex, Reflex im Gesicht, Glu-
taealrtfflex 347: epileptisches Acqui-
valeut 361 : nervöse llautgangriin 300 ;
nervöser Halsschmerz 375; Liq. cere-
brospinalis b. Nervenleiden 382: An-
wendung d. Ameisensäure 339 : Vibra-
tionsgcfiihl b. Nervenleiden 398: Pa-
thologie d. Lesens u. Schreibens 411:
Unregelmässigkeiten d. Papillarrandes
41 1 : Nervenleiden nach elektrischen
Unfällen 412, 430 : hyperalge tische
Zonen b. Kopfschüssen 444 : Mrkropsie
u. Makropsie 445: Polyneuritis 444:
Bedeutung d. Cbolin bei d. Epilepsie
476; Casuistik d. Nervenkrank!). nach
elektr. Trauma 478: Kinderlähmuug
492; Crampus-Neurose 492: Heini-
hypertrophia facialis 493: Respiration
b. Hemiplegie 493: Arbeitsbehandlung
Nervenkranker 524: Aspirin b. Chorea
524 ; trauraat. Geburtslähmuug 525:
Encephalomalaeie u. Gaumenreflex 542;
Trigeminusneuralgie 549 : Hemichorea
555; totale Paraplegie 555; peripher.
Schwaugerscbaftsläbmungen 556 -. Mi-
gräne, Epilepsie u. Magenphäoomene
o.)6 ; Migräne 557 : Basedow’sche
Krankheit 557: schmerzhafte Magen-
leere 571 ; Heiniatrophie d. Zunge .77 5 :
Akroangioueurosc 589; seltene peri-
pherische Lähmungen 620: Paralysis
agitans 621 : Bonnier'sche Krankheit
636 : Keuchhusten 637, 653 : Peroneus-
lähmung 633;Ncrvenplastik 644: Status
hemicpilepticus 652; N. u. Baremeter-
druek 653 : Fressreflex 668 : Erytbro-
melalgie 669: Plantarreflcx 669: ebrou.
Neurose 685: Epilepsie 712. 732:
Antipyriu bei Ischias 778; l’seudo-
sklcrose 731 : Neuritis nach Appendi-
citis 781 : schmerzhafte Lähmung 709:
Lokalisation des Gcfiiblssinnes 71 1 :
Schrift- u. Sprachstörung 719: Cbolin
b. Epilepsie 835: apoplektiforme Neu-
ritis 844; Vibrutionsemplindlichkeit
876: Epilepsiebehandlung 876: Dermo-
graphic als diagnostisches Hilfsmittel
877.
Neugeborene, Todesursache bei N. 20;
s. meist Kinder.
Neuronal 1 57 , 337.
Nieren, Syphilis d. N. 15j N.-Diagnostik
15; chronische Nephritis iL; Blut bei
N-Lcideu 63; Artcriosolerose bei N.-
Leiden G9_: Diabetes u. N. -Leiden äl ;
Nephritis 99^ N.-Chiruigie 161, 414,
751. 753; N. b. Hämoglobinurie 139:
Einkapselung d. N. 1 63 ; Nephritis-
bchaudl. 189; aufsteigende N.-lufection
191 ; Blut b. N.- Leiden 206 ; Nephri-
tis von Perubalsam 270 ; 4001X) N.-
Stcine 3t) 9 ; Fixation d. N. 3,77 : Pyu-
nephrose 367; Haut bei N. -Leiden
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Sach-Registcr.
8Ü1
383: N. -Wassersucht 443: N. -Steine
41)5: Urin b. Nephritis 514 ; Schar-
lachnephritis 520; angeb. Nierenleiden
53 1 : Chirurgie d. Nephritis 544 : Pa-
thologie d. N. 53 S : Entkapselung d.
N. üül; renale Blutung 671 : N.-Tu-
moren 723 : Fett-N. 820: N.-Tubcr-
kulosc ML
Nuclein 803.
Nucleon 370.
0.
Oberarm. Brueh d. 0. 714.
Oberflächendruck 693. 318.
Obstipation. Ursache d. 0. 456.
Oedem. 0. b. Kinderdiarrhoe 363.
Oelbehandlung b. Darmleiden 233.
Ohr. O.-Scbwiudel 7 j. 0. nach Vergift,
mit Salicyl 2-L congenitale Taubheit
38: Tophi d. Ohrmuschel Trom-
melfellverletzung durch Blitz 54j Ge-
liürgangsfraktur 55; tub. Meningitis
59; 0. und Facialislähm. 62j Osteo-
myelitis d. äusseren Gehörknöchelchen
74: Simisthrorabose 14 ; Vestibular-
appa-at 74; Septicopyämie 102: Ka-
theterismus 103: Anatomie d. 0. 117:
Pyäraie 117: Stimmgabel als Tonquelle
134: O.-Geräuscbe 135-, Schläfen lappen -
absecss 150: Taubstummheit Läl ;
Ringestechen 165; Mittelohreiterung
182: Gliom des Acusticus 182: Menin-
gitis suppurativa 197: Ankylose der
Gehörknöchelchen 213: otogene Dura-
entziindung 231 : Taubstummenlaby-
rinth 247 : otogene Senkungsabscesse
263 ; Geh.-Absces.se 273 ; Paraffinbe-
haudlung 293: AtticspQler 293: tub.
Meningitis 310: Knochenleitung 310;
Anatomisches 310: Ohr albinotischer
Katzen 310; Thrombophlebitis 330;
Otitis suppur. 330: binaurales Hören
331;Mittelobrdiphtherie331: Mittelohr-
erkrank. 358: Anatomie d. 0. 374 ;
Eröffnung d. Warze nfortsatzes 375;
Meniere’sche Krankheit 390: Airol 391;
.Jahresbericht 404 ; Lokalanästhesie
404: Hörstörungen 405; Mittclohr-
eitcrung 423: Leptomeningitis 423 :
Drehschwindel 438 : Thioninaminbe-
handlung 452: Anilinvergiftung 153 ;
Stria vascularis d. Fledermaus 470:
.lugularisätzung 470: Eustaohfsche
Röhre des Ameisenfressers 487 : chro-
nische Mittclobreitetung 487 ; Augcn-
und Ohrleiden 502 : Extraduralabscess
517; Blutdruck L d. Ven. jugul. 532;
Verletzungd. Paukenhöhlc533; Salicyl -
Wirkung 550: Lokalanästhesie 550;
lCndothelioni d. Mittelohres 566 : Si-
nusthrombosc 567 : Aufmeisselung des
War*enfortsatzes567; dysthy re Schwer-
hörigkeit MJ ; otitische Meningitis 582;
Ausbleibeu des Knochenersatzes am
Schläfenbein nach Operation 597 ;
Dcrmoideyste am Warzenfortsatz 599:
Kretinismus 599; misbildetc Ohr-
muschel 612: Abducenslähmung bei
Otitis 612: Retropharyngealabscess
613: Vertigo 628: Tuberkulose|d. War-
zenfortsatzes 629: Otitis u. Meningitis
645: Behandl. d. Mittelohreiterungeu
646: lufthaltende Hohlräumc d. 0- 658;
N. -Strahlen 662 : Ohreczem 663 : Ca-
rotisblutung 678: Anatomie des Gehör-
ganges 678: Schallleitung 698: angeb.
Taubstummheit 699 ; Hohlräume d. 0.
700: Pathol. d. inneren 0. 726. oto-
gene Meningitis 742: Imbeciilität und
Taubstummheit 748: Gonorrhoe 760:
Pathol. d. inneren 0. 743: Bakterien
im Mittel 0. 743 : cerebrale Hörstörung
790: Nachbehandl. der Wundhöhle d.
Warzenfortsatzes 790: Facialislähmung
806: Knochenleitung 806: Saugthera-
pie 824; Vibrationsmassage 825; La-
byrinthentzündung 838: Hirnabscess
839: Sehläfenlappenabscess 855 : Ein-
fluss des Chinin 855 : Sinusthrombose
855: Thiosinamin 870: Fibrolysin
870; Ohr albinotischer Katzen 870:
Tuberculose d. 0. 878.
Omentopexie L
Opium. 0. b. Diabetes 618.
Orcinreaktion 465.
Orientbeule i
Oxalbumin 179.
Oxydation. 0. durch Harn 593.
Oxyuris vermicularis 106.
Ozaeua s. Nase.
Ozon. 0. -Atmung 226.
P.
Pachymeningitis s. Gehirn ud. Rücken-
mark.
Paget’sche Krankheit 163.
Pancreas, Anatomie d. P. 177 : Syphilis
d. P. 230: Nekrose d. P. 326 : P.-
Cystc 371 : Striktur d. P. 419: Hund
ohne P. 481 ; P. d. Diabetes 458,
594 : P.-Trypsin 515: P. u. Milz 577:
P.-nckrosc5S0; Trauma d. P. 676: Ent-
zünd. d. P. 708; Orgautherapic b. P.-
Erkrank. 794.
Panendophon 337.
Paraffin. P. i d. Otochirurgie 293.
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SP2
Sach-Kegister.
Parakoloninfektion 791.
Parotis, Cystadenotn fl. P. 290.
Parotitis, postoporative P. 436.
Patella, P.-Bruch 132, LAS,
Penis, P.-Verletz. 822.
Peroneus, P.-Lähmung 058,
Pest 453. 583. 214.
Pfortader s. Leber.
Pharyngitis granulosa 263.
Phenacetin, P.-Vergift. 681.
Phenosalyl 318.
Philocatalase 394.
Phlebcctasie 833
Phlebitis 30, 144.
Phosphor. P.-Vergift. 387. 546: P. L d.
Milch 474 ; Wirkung d. P. 329 ; P. iin
Gehirn 787. 8.13; P. Stoffwechsel
866,
Physostigmin 25.
Phytin 532.
Pilocarpin 233.
Pilzvergiftung 779.
Piroplnsmosis 614.
Plastein 1 79.
Plasteinogene Substanz ÜIL
Plattfuss 1 79. ISO,
Pleura. P.-Exsudat 134: Thoracoplasie
b. Empyem 262 ; Exsudat d. P. 268:
Pyopneumothorax 313: Nachbehandl.
b. Hippenresektion 808; Tuberkulose
d. P. 602. 617: Zwerchfell u. Pleura-
höhle 737 • Schwarten bei Pleuritis
344; Pleuritis exsudativa 488, 682.
743; Skoliose b. P. S36; Pupillen-
differenz bei Pleuritis 800.
Pneumonie. Serumbehandl. d. P. 808.
Pneumothorax 291. 394.
Pncum. s. auch Lungen.
Plexus s. Nervensystem.
Pockenfall, tödtlicher P. 791.
Posticuslähmung 165.
Praecipitin, P.-Reactiou 131. 334, 439.
Prävalidin 602.
Prostata, Hvpcrtrophie der P. 63, 287.
327, 560, 608, 70L Anat. d. P. 193,
331: Entzünd, d. P. U2, ßSI; Chir.
d. P. 175, 222, 383, 576] P.-
Krebs 446] P.-Sckrct 527, 530i Go-
norrhoe d. P. 591.
Protoplasma, Struktur d. P. 32.
Protylin 811.
Pruritus, s. Haut.
Pseudodiphtherie 315.
Psychose, Demenz nach Unfall 29 :
idiosiu 202 : Alkohol-P. 346; Liq.
cerebrospinalis b. P. 382; P. nach
elektrischen Unfällen 412. 430: Pro-
gnose d. progr. Paral. 340: P. und
Arteriosklerose 374: Kretinismus 599 ;
Korsakow’sehe P. 635; P. und Taub-
stummheit 748; P. bei multipl. Skle-
rose 766: Kretinismus 780: Tabes u.
allg. Paralyse 813.
Puls, s. Herz.
Pupille, s. Auge.
Purgatin 83.
Purgen 200.
Purin 803, S2Ü.
Pylorus, s. Magen.
Pyoptieumomoue 313. 763. 776.
Pyramiden 304, 314. 648,
Pyrenol 265.
Q-
Quecksilber, Q. u. Tabes 89] Glycosurie
nach Q. 588; s. meist Syphilis.
Quimquaud'scbes Phänomen 316.
R.
Rachen, Koratosis d. E. 5Ä] Adenoide
Vegetationen 311: motor. Reiz. d. H.
279; Decubitalgcschwüre am It. 487 ;
Pneumokokken L R. 791.
Rachenmandel, s. Mandel.
Racbenring, Entz. d. R. 726
Rachitis 778, 859.
Radfahren 258.
Radialis, herv. R. bei Oborarmbrücbeu
LLL
Radium, Wirk. d. R. 23. 64. 122. 124.
271. 435. 451. 839.
Radiumbromid 93.
Rattentrypanosomen 703.
Rektum, s. Darm.
Reflex, s. meist Nervensystem.
Rcgisterspiege! 498.
Resorcin 770.
Rhamnosan 20, 25.
Rippenknorpel, R. b. Phthise 187.
Rodagen 44.
Röntgenstrahlen 23, 86, 92, 158. 229.
283, 286, 448, 352, 571. ÜI2, 605.
682. 798. 839, 842.
Rückenmark, Hypertrophie der Mcdulla
28: Straugsklerose 28] spinale Meta-
uicrie 4JL Lateralsklerose 45u Sklerose
d. R. 45, 108: Ataxie 6J)j Akromegalie
61j amyotroph. Lateralsklerose 2ih
Syringomvclie 90: Erythromclalgie
90] Pachymeningitis cervicalis 113:
R. b. Tetanie 123 ; Papkinson’scbe
Krankheit 123: Syringomyelie 141.
285, 348. 828; Sarkom d. R. 136:
Seitenstrangsklerose 189; Erythromel-
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Saeh-Rogistcr.
algie 202: Halslibrome 21t): Landry-
scbe Lähm. 219: Trauma d. R. 2311;
Spinalanalgesie 245; Paralysis agitans
252. £20: spinale Reflexe 300: Erkr. d.
cauda equina 501; Spinalanästhesie
351 ; Poliomyelitis ant acut 305;
multiple Sklerose 412. 459; spastische
Paraplegie 429: Degeneration durch
Tumor der Wirbelsäule 443: myelo-
pathische Albuminurie 514; R. g.
Diabetes 541 ; totale Paraplegie 555;
Tumoren d. Cervicalmarkes 112J; (}uer-
schnittserkr. 637 : Tumoren d. R.
652 : spinale Muskelatrophie 685:
Lues d. R. 711 : .Abnutzung d. R.
713; Drucksteigerung L R. 748;
Pseudosklerose 781 : Polymyositis 796;
Meningitis S1I ; Lumbalpunktion S38,
Rumpfcompression 101.
s.
Salamander, Regeneration d. Kusses d.
S. 36,
Samenstrang, Torsion d. S. 421, 719.
Sauerstoff, S.-Wirkung u. Bakterien 56,
279.
Sauerstoffiufusion 530.
Saugtherapie 526.
Säurebilanz 786.
Schädel, Nerveneiudriicke am S. 66j
Basisfractur 284; traumat. S.-Defecte
141.
Scharlach, S.-Serum 84, 489; Bakterio-
logie d. S. 212: Protozoen d. S. 499 :
S. -Nephritis 520: Prophylaxe d. S. 617 :
S. u. Diphtherie 794.
Schiefhals, Beh. d. S. 307, 516; Urs. d.
S. 548.
Schilddrüse, S. u. Infantilismus 458:
Jod L d. S. 770.
Schlafkrankheit 23 1 .
Schlafmittel, S. per rectum 236.
Schlangengift 7.IL
Scbleimbeutel, Tuberkulose d. S. 595.
Schluckweh, Beh. d. S. 33 1 .
Schreiben, Puthol. d. S. 411, 712.
Schulterblatt, Exstirp. d. S. 71, 867 ;
Hochstand d. S. 355.
Sehultze'sche Schwingungen 528.
Schuss, Kopfschuss 4 14.
Schüttellähmung 252.
Schwefel, S. L Stoffwechsel 68; S. LOrg.
890
Schwefelsäure, S. L Harn 3.
Schweiss, S. b. Rheuma 133; Jod im S.
21L
Sehnenpiastik 500.
SÜ3
Seifen, Spiritusseifcu 119: Wirk. d. S.
495
Septicopyämie 102.
Serum, Wirk. d. S. 57 ; Hämolyse durch
S. 610; S.-Marmorek. 635; polyva-
lentes S. 743.
Serumbehandlung, S. b. Gelenkrheuma-
tismus 21, 392; S. gegen Dysenterie
l&i S. b. Scharlach 84, 489; S. b.
KindbettSeber 147 ; S. b. Erysipel
232; S. b. LTc. corneae 293; S. b.
Tetanus 184 ; S. b. Basedow’schc
Krankt). 424; S. b. Dysenterie 536:
S. b. Pneumonie 808.
Shigabacillus HL
Silbersalze, organische S. 6 1 5.
Skoliose, hysterische S. 319. 822: S.
nach Ischias 327 ; Erkennung der S.
788: pleuritisehc S. 836
Skorbut 80, 84, 843.
Sonnenlicht, Beh. aus S. 438.
Soolbädcr, Wirk. d. S. 475.
Soor 8.
Speichel, Beobacht, a. S. 353.
Speicheldrüse, Schwellung d. S. 123.
Speiseröhre, Drüsen d. S. 17; Divertikel
d. S. 70; Fremdkörper d. S. 427;
Aetzung d. S. 522 ; Pbysiol. d. S. 585;
Krebs d. S. 606; Strikturbehandlung
860.
Spermin 665.
Sphygmomanometrie 43.
Spina bifida 447.
Spindelzellen, S. u. Blutplättchen 457.
Spiroehaeta pallida 145, 543, 670, 685.
815, 830.
Sprachstörung 712.
Stärke, Verdauung d. S. 20.
Stauungsblutung 101, 596.
Stauungstherapie 485, 500, 526.
Steapsinsolution 120.
Steissdrüse 34
Stelzbeine 403.
Sterilisirapparat HL
Stickstoff, S. L Organismus 50; S. L Harn
546
Stimmgabel, S. als Tonquelle 134.
Stirnhöhle, Eiterung d. S. 332. 700.
Stoffwechsel, S. b. Säugling 34
Stottern 236.
Stovain 704. 726.
Strychnin, S. b. Diabetes 587.
Stuhlverstopfung 195
Stypticin 197.
Sublimat, S.-Vergiftung 1 20. 400, 626.
Snprarenin s. Nebcnnicrenpräparatc.
Syphilis, S. d. Niereu 15; intramusku-
läre Injektionen 31; S. d. Aorta 35;
Muskelatrophie b. S. 44; S. d. Affen
62; S.-Endemie 92; HautS. 110;
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Sach-Registcr.
8114
Hydrarg. bijodat. 139 ; Bebaudl. d. S.
142; Spirochacta d. S. 1 43 , 543. 670.
685, 815, 830: hereditäre S. 174: S. d.
Pankreas 230; S.-lmptung 239: Ikterus
b. S, 234 : S. d. Herzens 297 ; here-
ditäre S. 270: Reinfektion 399 ; S.
eines Sechsjährigen 383 : Vererb, d. S.
4M; Säbelscheidenforra d. Tibia
467 : Geschichte d. S. 479 : S. d.
Aerzte 493: S. und Tabes 310. 526:
Recidive d. S. 342: S. -Impfung 557;
Calomelsalbc 575 : Augeninfektion
60 1 ; sekundäre Erkrank, d. Venen
634 : S. d. Centralnervensystems 71 1 :
S.-Ueberimpfuug 717: S. d. Affen
734 ; S. d. Kehlkopfes 743. 871 ;
Aetiologie d. S. 7S2: Jodbchandlung
S79.
Syringomclie s. Rückenmark.
T.
Tabak, Pruritus nach T.-Geuuss 306
Tabes 82, 123, 30L 343, 382, 453, 510,
526, 588, 73L 812, 815.
Taenia cucumerina, T. b. Kind 362.
Talma’sche Operation L
Tetanus 7, 25, 123, 134, 136, 184, 203,
295. 471. 554.
Tetanolysin 25,
Theocin S37.
Theophyllin 705. 857.
Thiosinamin 432. 707. 860, 870.
Thoracop lasie 262.
Thorax, T.-Compression 596 ; T.-Schrum-
pfung 80.
Thränendriise s. Auge.
Thrombose s. Blutgefässe.
Thymobromal 776.
Thymus, Stridor thvmicus 168: Enzym
d. T. 388, 140.
Toluol 707.
Toxin, Dyscnterie-T. 166.
Trigeminus, T.-Neuralgie 61, 549.
Trirnethylxauthin 26.3
Trinkwasser, Hygiene d. T. 1L
Trypanosomen 551. 703, 840
Trypsin, T.-Verdauung 131. 546; Pan-
kreas-T. 513.
Tryptophaureaktion 1 34 .
Tuherkuluse, Unfall u. T. 5; T. d.
Knochen s. Knochen etc.: Bekämpf,
d. T. 8; T.-Bacilleu L Milch 39 :
Meningitis 59, 79y Entsteh, d. T. 77y
T.-Bacillen 78j T. Serum 103: Impf-
T. 111: T. u. Fleischbeschau 114:
Tuberkulinwirkuug 137: Ntbenhoden-
T. 159 : T.-Bacillen 166; Tempe-
ratur b. T. 166; T. d. Gelenke 181j
T. d. Lunge ii 183, 181l T. d. Harn-
apparates 206 : T. d. Herzens 233 :
T.-Bacillus im Urin 271 : T. d. Harn-
blase 272: IIoden-T. 303: Umvrandl.
d. T.-Bacillen 312; T.-Thcorie 312 :
Lungen-T. 313: T. d. Sehorgaus 329:
Kehlkopf-T. 332 : Pathogenese d. T.
335: T. d. Darms 356; Miliar-T. 361 :
T. d. Atlantooccipitalgelcnkes 884;
T.-Frage 322; Hetol 401; T. d. Kehl-
kopfes 438; weibl. ücnital-T. 439:
Darm-T. 442; Wohnung u. T. 454:
Prätuberkulose 455; T. d. Wurmfort-
satzes 491 ; T.-Infektion der Kinder
503; T. d. Kehlkopfes 51S; T. d.
Wirbelsäule 531; Serum Marmorek
633; Latenz d. T. 547: T. d. Wirbel
555: Rindcr-T. 569; Geflügel-T. 369:
T. d. Schlciinbeutel 393: T. u. Woh-
nungsnot 600 ; Kinder-T. 600: T. (1.
Pleura 602, 617 ; Nieren-T. 623:
llospitalbehandlung G3I ; Hühner-T.
702: Tuberkulin 702: T. d. Haut
733: Nieren-T. 735: Augeu-T. 741 :
T. d. Kinder 762: Pynpueumothorax
763: T.-Bacillen 775; Infektionswege
795: Lyinpbdrüsenbau u. T. SO) :
Eiterung d. Kieferhöhle 807 ; akuter
Tod an T. 841 ; Nieren-T. 847: Ucber-
tragung d. T.-Bacillen 852 : Lungen-
tuberkulose s. Lunge: Gang d. T. In-
fektion 871 .
Tvphus, T. -Handschuhe 52j T. d. Kinder
'83, 342: T. u. Milch 132; Bad. typhi
265; T.-immuuität 294, 840. 836:
Agglutination 293. 406, 630. 647:
T.-Diagnose 311. 488. 333 ; Pyramiden
514 ; T.-Gift 333: Gefässsystem b. T.
371 : Immunität bei T. 393; Meuingo-
T. 410: T. -Diagnostik 647 : Pyramidon
b. T. 648; T.-Bekämpfung 679 : T.-
Bacillen 703. 727, 808.
u.
Ultramikroskopische Beobachtungen 402-
Unfall, U. u. Tuberculose 5; U.-Hvsteric
319
Unterernährung 273
Unterkiefer, Winkelfortsatz d. U. L; Ver-
knöcherung d. U. 690.
Unterschenkelgeschwür 789
Urotropin 495. 320.
V.
Vaccine, Culturend.V. 614: V. -Körper-
chen 693.
Vagus, V.-Centrum 2.
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Saeh-Register.
895
Varix, V.-Bildung 37i Pathogenese d. V.
HL
Vclosau 4311
Venen s. Blutgefässe.
Veratrin, Wirk. d. V. auf das Herz 383.
Verbrennung 772.
Verdauung, V. -Fermente *1211 : V.-Arbeit
643: V. und Bewegung 722.
Vergiftung, Kohlenoxyd- V. 106: Carbol-
V. 120; Sublimat-V. 1 zt); V. mit
Anilin, Kupfersulfat, Methylalkohol
290: Phosphor und Arsen-V. 387 ;
Sublimat-V. 400, 626; V. mit Kohlen-
oxyd 317, 472: V. mit Atropin 472;
Phosphor- V. 546; Botulismus 584:
Vcronal-V. 584: Carbol-V. 584 : Chlo-
ralhydrat-V. 584; Phenacetin-V. 681 :
Pilz-V. 779: Digitai Is- V. 792.
Veronal 520, 826; V.-Vcrgiftung 584.
Vibration. V. u. Faradisationsgefuhl 509.
Vibrationsgefühl 398, 876.
Vierzellenbad, Ersatz d. V. 797.
w.
Wanderleber 536.
Wangenfettpfropf 273.
Wärmebedarf, W. prämaturer Kinder 587.
Wasserstoffsuperoxyd, Wirk. d. W. 419
Wasscrstoft’superoxydkatalyse 1 69
Wiederkäuer 950
Williams’sches Symptom 858.
Wirbelsäule, Entzünd, d. W. 260; Sko-
liose nach Ischias 327 : Skoliose 788,
822, 836; Tuberculose d. W. 37 1 ;
Neubildungen an der W. 443; Spina
bifida 447 : Entzünd, d. W. 548. 714;
Caries d. W. 333.
Wismuth, W.-Ycrgift 728.
Wohnung, W. u. Tuberculose 454
Wüste, Hygiene d. W. 762.
Y.
Yerrin’s Serum 433.
Yohimbin, Y. -Exanthem 302.
z.
Zählkammern, neue Z. 361.
Zähne, vierter Molarzahn 237 ; Z. -Leiden
b. Influenza 429.
Zuckerkrankheit 184.
Zeigefingerluxation 794.
Zellen, binucleiire Z. 212; zuckerzer-
störeudes Ferment d. Z. 42.
Zucker, Glykolyse Z.-Vcrbrennung
692
Zunge, Hemiatrophie d. Z. 574; kalter
Absecss d. Z. 457; Tumor d. Z. 470.
Zwerchfell, Z. b. Pleurareizung 195; Z.-
Contraction 613: Z. und Pleurahöhlen
737
Ü3
XL1I1. Jahrgang.
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Namen-Register.
A.
A bd erhal den, E., Verhalten d. Kürper-
eiweiss im Hunger 740: Bildung von
Zucker aus Fett 771.
Abelous, Adrenalin in den Neben-
nieren 303.
Abelsdorff, G., Licbtreaktion der Pu-
pille 320.
Abramow, Aortenveriindorung bei Sy-
philis ü
Abrikossoff, Pathologische Auatomic
der Lungeuphthise 147.
Achade, II., Beeinflussung der Zucker-
verbrenuung 002.
Ad am off, W., Physiologie des Gly-
kogens 322.
Addinsell, Schwangerschaft bei einer
Nicbtinenstruirten 800.
Adler, IL, Reaktion der Kohlehydrate
434; Bedeutung der Reaktion von
Seliwanoff 770
Adolphi, Abortivbchandlung der Go-
norrhoe 3fi7.
Adrian, A., Syphilis und Tabes ölt).
Alapv, H;, Appendicitis im Kindesalter
133'.
St. Albin, Säuglingsatrophie 18S.
Aldrich, Caissonkrankheit S£u
Alexander, Gehörorgan bei albinoti-
tiseben Katzen 3 1 0.
Alexander, A., Kolliclis u. Erythema
indurat. 204
Alexander, G., Angeborene Taubheit
38: Otogene Prämie 117: Bebandl. d.
Facialisparalyse 358 ; Congenitale Miss-
bildung des inneren Ohres 374.
Alquier, Durch Fibrosarkom bedingte
Facialislähmung 204.
A 1 1, Epilepsie 87 0
Aly Zaky Bey, Organische Phosphor-
Verbindungen im tierischen Organismus
320
Amat, Zerbrochener Katheter in der
Blase II.
Amberger, Operation bei Adnexerkran-
kungen 350.
Amicis, Th. de, Besondere Scabiesform
LLL
Aoyama, T., Poliomyelitis anterior 365.
Apert, Ilarnfärbuug nach Pyramidon
304
Armour, Anlegung von Magendarni-
fisteln 32t).
Armstrong, Blasengcschwürc 200.
Arnheim, G., Angeborene Pulmonal-
steuose 302.
Arnheim. Glykolyse 2Ü.
Aron, IL, Einfluss d. Alkalien auf d.
Knochenwachstum 211.
Arregger, .L. Centrale Luxation des
Oberschenkels 244.
Asahi, K.. Einfluss des Eosins auf
schwere Hauterkrankungen lös- l‘n-
tersuclmng auf Hyphomyceten 744
Ask, Fr., Scliichtstaar 480.
Askanazy, M., Distomum felineum 173
Atkins, T. G., Gastro-.lejunostomie 2L
Aufschläger, Lokalisation der llemi-
chorea .353-
B.
Babak, E., Wärmeregulation nach Fir-
nissen 513: Einfluss d. Nervensystems
auf Metamorphose des Frosches 031.
Babcs, Spirochaeten der Syphilis 670.
OSO
Babonncix, Diphtheritischc Lähmun-
gen 201.
Bach, L., Trigeminus und Pupille 278.
Back man, E. U., Myasthenie 005
üagiusky, A., Akuter Gelenkrheuma-
tismus bei Kindern 033
Bahr, C., Staaroperation 432.
Bail, 0., Typhus 850.
Ballancc, LL E., Thorakoplas)ik bei
bei Empyem 202.
Ball, Behänd), des Pruritus ani 278.
750: Tuberkulose 841 .
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Namen-Register.
837
Hallowitz, E., Hyperdaktylie 45 1 ■
Bang, J., Labfermeut des Blutserum
450: Chemie der lymphatischen Organe
460.
Bandi, J., Aetiologie des Gelbfiebers
1176.
Barden heuer. Facialis - Hypoglossus-
Anastomose 173: Neuralgie des III.
Trigeminusastes 54!) ; Leontiasis ossea
616: Extensionsbehandlung des Genu
valgum 627 : irreponible Zeigefingcr-
luxatiou 724 ; Resektion d. Hüftpfanne
SO 3
v. Bardeleben, Instrumentelle Mutter-
mundserweiterung 1 i)‘2.
Barling, Prostataoperationen 175.
St. Barniss, Plautarreflcx 66!)
Bartel, Latenz der Tuberkulose 547.
Bartel, J., Inhalation zerstäubter
Flüssigkeiten 604 : Tuberkulose 801 :
Tuberkulose 871.
Bartels, Lymphgefässc des Pankreas
177.
Bartels, M„ Erkrankung der Cauda
cquitia 301.
Barth, Facialislähmung infolge von
Mastoiditis 806 : Peritonitis 853.
Barth. E., Spastische Aphonie 118.
Bartoux, Paraffin bei atrophischer
Rhinitis 103.
Barwell, II., Kehlkopftuberkulosc 518.
Bäte Mi, F., Glykolyse 6!L Philo- und
Anticatalase in tierisch. Geweben 394.
Bauer, A„ Spinale Metamcric AL
Bauer, R., Ehrlicb’sche Aldehydrcaktion
7 Sft
Baum, Silberbehandlung des Gonorrhoe
640: Nebennierenpräparate in d. Der-
matologie 862; Crticaria 478.
Baum, J., Brenzkatechin und Cirku-
lation 665.
Bäumlcr, Pleuritis 776.
Baumgarten, Diabetes mellitus 675;
Ausbreitung der Tuberkulose vom Ge-
nitalapparat aus 439 ; Hämatome des
Septum narium 598: periodische Blu-
tungen der oberen Luftwege .3!)!).
Baumstark, R., Thiosinamin bei Erkr.
der Verdauungsorgane 707.
Bayer, Plasteinogene Substanz 32.
Bayer, K-, Blinddarmblähung bei Dick-
darmverschluss 639.
Bayon, P. G., Chondrodystrophia-foe-
talis 212.
Beatti, Decapsulation der Niere 661 .
v. Bechterew. W., Ueber Reflexe 347.
Bechtold, C., Magengeschwür im Kiu-
desalter 410
v. Beck. B.. ßchandl. der Colitis 22.
Beck, C., Tetanie im Kindesalter 3.34
Becker, F., Farbensinn bei künstlicher
Beleuchtung *262.
Bednarski, A., Pathologische Verän-
derungen der Zonula Zinii 309.
Behr, M., Anwendung des Rheumasans
25; Tuberkulose des Wurmfortsatzes
491.
Beitzke, II., Prüfung der Behring'schen
Tuberkulosetheorie an Kinderleichen
162.
Bell, W. Bl., Perityphlitis u. Appen-
dicitis 52.
Bellin, Behandlung der Meningitis nach
Mittelohrentzündung 645; Ülceration
der Carotis interna bei Mastoiditis 67S.
Be nee, Viscosität 875.
Beugen, F., Euzymgehalt der Magen-
schleimhaut 370.
Benjamin, K., Lungengangrän und
Hirnabscess 969
Berg, H. W., Magencarcinom und Durch-
bruch in das Colon HL
Berg, W., Arbeitsleistung beim Rad-
fahren 252.
Best, Heriditäre Maculaaffektion 246.
Bettrtiann, Abortivbehaudlung derGo-
norrhe 559.
Be van, Mangcluder Desceusus testiculi
132.
Bexheft, A., Hämagglutinine 146.
Beyer, .1. L„ Behandlung von Deformi-
täten 379.
Bezold, Knochenbildung im Ohr 310.
Bergelt, P., Verhalten des Kürper-
eiweisses im Hunger 740.
Bergen, Fr. v., Struktur des Proto-
plasmas 92.
Berger, C. L., Retention v. Stickstoff 51L
Bergb, H. v. d., Enterogene Cyanose
■ri.A-i
Bergmann, W., Casuistik der Erkran-
kung der Flexura sigmoidca 682.
Berent, Rückgaug bei Stimmband-
lähmung 358.
Berliner, 1L, Fälle v. Vergiftung 384.
Born and, Experimentelle Tuberkulose
des Herzens 235.
Bernhardt, M.. Neuropathologiscbe Be-
obachtungen 109; seltene periphe-
rische Lähmuugen 620.
Bernheim-Karrer, Pylorusstenose im
Säuglingsalter 200.
Bernheim, Beeinflussung des Pulses
durch das Zählen 186.
Bernstein, E. P.. Epididymitis durch
Pneumonicbacillen 100.
Bernstein, R.. Rückenmarksverletzun-
gen 936
Bertarelli, Wutkrankheit 381, 857:
Immuuisirung gegen Cholera 331.
59*
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Namen-Register.
Hilft
Bertram, 1L, Oxydation durch Harn
593 : Therapie d. Bronchialasthmas 032.
Bibergeil, Digalin 21G; cytodiagno-
stische Untersuchungen 539.
Bickel, A., Magensaftsekrctiou bei den
Uerbivoren 886 : Alkalien und Säuren,
Magensaftsekretion 642.
Bickersteht, llarnsegregatoren 255.
Bielschowsky, A., Associirte Blick-
lähmnng 219: Myasthenie 605.
Bier, Behandlung akuter Eiterungen
mit Stauungshyperämie 485, 500.
Bierhoff, Gonorrhoe 196: infektiöse
Prostatitis 59 1 .
Biernacki, E., Einfluss des Arseniks
auf das Blut 281 .
Biltz, W., Ultramikroskopisc.be Beob-
Birch-IIirsch feld, A., Wirkung der
Köntgenstrahlcn auf das Auge 23;
Kurzsichtigkeit 662; Thvroidamblvopie
831.
Biro, M„ Epilepsie 172.
achtungen an Glykogenlösungen 402
Björksten, M., Herztumoren 874.
Bittorf, A., Aorteusklcrose 111
Blake, J. A., Hodentuberkulosc 303.
Blamcr. G., Myasthenia gravis 459.
B lanchard. R.. Schlafkrankheit 231.
B I an d -Su t ton, Multiple Steine der
Niere 309.
Blaschek, A., Paradoxe Mitbewegungcn
zwischen Lid und Auge 628.
Blaschko, A., Syphilis als Berufskrank-
heit der Aerzte 493
Blau, Wirkung der Salicylsäure auf
das Gehörorgan 94.
B lecher, Myositis ossiticaus 564
Bloch, Säuglingsatrophie 188: die Assa-
uirung von Beuthen 504 : dysthyre
Schwerhörigkeit 5S1 .
Bloch, Br., Purinstoffwechsel beim
Menschen 803
Blum, L., Schicksal des Cystins im
Tierkörper 290: Antitoxinbildung bei
Autolyse 325.
Blumberg, Deciduazellen in der Cervix
uteri 113.
Blumenthal, F„ Bedeutung des Ober-
flächendruckes 693.
B I umen thal , M., Seröse Meningitis und
Lumbalpunktion 342.
Boas,.!., Diagnose des Magengeschwürs
durch occulte Blutungen 217.
Roberts, W. E., Chronischer llydro-
cephalus internus 573.
Bockenheirner, Osteomyelitis 867
Boeck, C., Hereditäre Lues 174: Sar-
koid 638.
Boenningbaus, Nervöser Halsschmerz
375: Theorie der Seballleituug 698:
doppelseitige cerebrale Hörstörung mit
Aphasie 790.
Börner, E., Hauttibrome mit Beziehung
zum Rückenmark 219: Lehre von den
Gelenkmäusen 389.
Bogdanik, J., Operationstechnik a. d.
Harnblase 277.
Bogoljuboff, Resektion des Neben-
hodens 159.
Bogrow, Aetiologie der Orientbeule i,
Bö Innig, H~ Elektrische Unfallver-
letzungcn bei Telephonistinnen 412,
430.
Boiuet, Rachitisartige Enebondrose 260.
du Bois-Reymon d, R., Arbeit beim
Radfahren 256: Lackfarbenwerden des
Blutes 625.
Bükay, J. v.. Polyvalentes Serum bei
Scharlach 489.
Boldireff, W. N., Arbeit des Ver-
dau ungsapparates ausserhalb der Ver-
dauung 642.
Bonhoeffer, K., Sensibilität bei Hirn-
rindenläsionen 573.
Böunigcr, M., Spannung der Haut 433.
Bönninger, M., Einfluss des Kochsalzes
auf die Magenverdauung 282.
Borchard, Syringomyelie und Hämato-
myalie 828.
Borri, A„ Eudofaradisation und Endo-
galvanisation des Magens UL; Magen-
geschwüre im Klimakterium 83.
Bottstein, Pruritus nach Tabakgenuss
366.
Boulud, Verteilung des Zuckers im
Blut 770.
Boweo, Accideutclle Vaccination der
Nasenschlcimhaut 947.
Boycott, A. E., Verhalten der Leuko-
cyteu bei Eingeweidewürmern 191.
Boyd, Dekapsulation der Niere 661 .
Braeunig, K., Bau der Kammer und
Vorkammern 18.
Brandenburg, K., Digitalin 209.
Brasch, M., Neurotische Muskelatrophie
aa.
Brauer, L., Ueberdrnckverfahren bei
Pneumothorax 231.
Brault, J., Melanosarkom 563.
Brauu, H^ Stauungsblutungcu nach
Ruinpfcompressionen 101.
Braun, 0., Luxatio coxae congenita 676.
Braunschweig, Pulsircnder Exoph-
thalmus 437.
Brcccli, A. P., Pseudodiphtheritischer
Svmptomencomplex bei Neugeborenen
315.
Bregman, L., Tabes dorsalis 588.
Breton, A.. Quecksilberjodid bei Syphilis
1 39
Digitized by Google
Namen- Register.
899
Breton, M., Mikroben im Darmkanal
136.
Breuer, Vestibularapparat 74.
Brieger, L., Specitische Substanzen aus
Typhusbacilleu 333; Wasserbehand-
lung auf Kreislauf und Atmung 418.
Brissaud, E., Spinale Metamerie 44.
Broadbent, W.. Akute Aortitis 580.
Broadhent, l’osturale Albuminurie 287.
Broc, (iaumensegellähmung 75.
Broca, Peritonitis 875.
Broduitz, Alkoholinjektionen bei Her-
nien 133.
Bröse, P„ Chlorzinkschorf gegen In-
fektion 728.
Brook, W. H., Totale Paraplegie 555.
Brosius, W., Syphiliseudeuiie und ihre
Folgen 92.
Browning, W., Schmerzeu bei Hirn-
tumoren 509.
Bruandet, A., Nervenregeneration 749.
Bruck, C., Theorie der Immunität 359.
Brug, ft., Abnützung des Rückenmarks
713.
Brugsch, Th., Stoffwechsel beim Hunger
418.
Brühl, Pathologische Anatomie des Ge-
hörorgans 678.
Bruhns, C., Lymphgefüsse der Prostata
193.
B runer, W., Wirkung d. Aderlasses 360.
Brünier, L., Marmorek- Serum bei
Tuberkulose 635.
Brunu, M. v., Osteotomie des Femur
bei Genu valgum 71; juveuile Osteo-
arthritis 372.
Bruns, Desiutektion bei Ankvlostomiasis
680.
Bruns, 0., Impftuberkulose bei Morphi-
nismus 111.
Brunton, J., Behandlung der Anämie
mit Knochenmark 615.
Bubarsch, Knochenbildung im Lymph-
knoten 231.
Ruchholz. Geistesstörungen b. Arterio-
sklerose 574.
Budin, M. I’., Säuglingscrnährung 428.
Bühler, K., Einfluss der Kälte auf die
Leitfähigkeit der Nerven 691.
ßulliug. Kehlkopf- und Lungentuber-
tulnse 183.
Bunt in g. Primäres Carcinom d. Ileum
228.
Bunting, L. T., Giftwirkuug des Calo-
inels 426.
Burcbardt. Luftströmung in d. Nase
678.
Burckhard, Gefahren der Scbultzc-
schen Schwingungen 528.
Burkhardt, Hämolyse bei Verbren-
nungen 772.
Burckhardt, H. v., Mixotibrolipom der
Milz 54.
Burger, F., Guajakol und Lysol 704.
Bürgi, E., Wert und Verhalten des
Fleischextraktes 215.
Bürger, M., Protylin 811.
Burian, R. Oxydation und Bildung der
Harnsäure 820: Herkunft der endo-
genen Harnpurine bei Mensch und
Säugetier 820.
Burke, Ch. V., Fälle v. Vergiftung 584.
Bürker, K., Physiologische Wirkung
des Höhenklimas 227 ; neue Form der
Zählkammer 561.
Bürkncr, Zerstörung des Trommelfells
durch Blitzschlag 54.
Burr, Ch. W.. Postero-Iaterale Sklerose
45: Myasthenie 605; Hirntumor 861.
Buschke, A., Wandernde Phlebitis 30;
Syphiliserreger 445; Röntgenstrahlen
auf Drüsen 798.
Buse. Myositis ossilicans 564.
Busscnius, W., Bedeutung der Typhus-
bacilleu für die Diagnose 703.
By loff, K.. Kenntnis der Rattentrypano-
somen 703.
0.
Caboche, Labyrinthaffektioncu und
Otitis rnedia 628.
Cadwalader, Blut bei Blutvergiftung
628.
Cajal, R. S., Bau der Rückenmarks-
ganglien 322.
Cuirns, L., Yersin's Serum b. Pest 453.
Calvar, van P. R., Diphtheriegift 333,
425.
Mc. Call um, Abführmittel 535.
Camp. C. P., Multiple Sklerose 459.
De la Camp, 0., Spitzentuberkulose
858.
Campbell, M., Aetiologie der Uterus-
tibrome 672.
Cantru, F., Massage d. Hergegend 729.
Carcy, W„ Uretcritis cystica 287.
Carini, A., Agglutination der Milz-
brandbacillen 550; pathogene Trypano-
somen 551.
Carlson, A. J„ Ganglienzellen des
Herzens 691.
Carnot, P., Uebertritt von Eiweiss aus
dem Magen in den Darm 530.
Carter, Fall von Sepsis bei Eiterung
in der Bighmorshöhlc 825.
Carter, H„ Akuter Diabetes iusipidus
mit Coua 9.
Digitized by Goö§le
HOO
Namen-Register.
Me. Cartliy, D. J., Sklerose 45l
Casper, Behandlung der Prostatahyper-
tropbie üiL
Casper, L., Nierentuberkulose (523.
Castaigne, Lcbercirrbosc und periphe-
rische Neuritis nebeneinander 1 57 :
angeborene Nierenerkrankungen 331 .
Catin, Mme. u. M. C. L., Verhalten des
Mannans zu Fermenten tSIO.
Catnla, G.. Tabes dorsalis 388.
Cattle, C. IL, Akromegalie Gl.
Cavazzani, E.. Nucleon 370.
Cecikas, Syphilit. Herzaffektionen 997.
Ce Iler, IL L., Antikörper 879
Cernvodeanu, P., Hämolytische Wir-
kung der Sera tilrt.
Cesas, D. (i.. Chronische ankylosirende
Entzündung der Wirbelsäule 348
Challamel, A„ Einfluss der Arsou-
valisation auf den Blutdruck 302.
Charin. M. A., Wirkung steriler Nah-
rungsmittel 1i)4.
Cbasscvaut, A., Liebertritt von Ei-
weiss aus d. Magen in d. Darm 330.
Chauffard, Pupillendifferenz. 860.
Chauvel, Organische Silberverbindun-
gen 615.
Chevricr, Gastroenterostomie 585.
Christian, H. A., Fettdegeneration
388
Citron, Lokale Immunität der Ge-
webe 893.
Cläre, Gliom der Nase 700.
Claret, Verhalten des Harn bei Lapa-
rotomie 724.
Clark, A. P., Respiration bei Hemi-
plegie 483.
Clarke, Bruce W., Magenduodenal-
geschwüre 397
Clarke, T. W., Behandlung d. Typhus
Mi
Clegg, M. T., Cultivirung u. Bedeutung
der Amöben 512-
Clement, E., Behandlung des Zitterns
382
Clogg, Perforation von Duodenalge-
schwüren 222.
Coakley, C. G., Stovain 704.
Cohn, P., Tabes 83.
Cohnheim, 0„ Kohlehydrate SOG.
Cobnheim, P., Oelbehandl. d. Magen-
krebs 234 : Palpation u. Auscuttation
des Pvlorus 314.
Colc. Agglutination von Typhusbacillen
295. 400 ! Typhusimmunität 294, 393.
Conibe, A., Bonedikt 'scher Symptomen -
complex 390
Condamin, Behandl. d. Uteruskrebses
bei Schwangerschaft 7<!8.
Cooke, A. B., l'eber Pruritus ani 7 (13.
Coplin, Veränderung der lntercostal-
muskeln bei Pleuritis 195.
Cordes, Aetiologie und Therapie der
Sängerknötchen 118.
Cornil, Knorpelverlctzung 849.
Cottet, Physiologische Oligurie 539.
Coudray, Knorpelverlctzung 849.
Co u Ion, G., Dermatitis nach Yohimbin
3U:>
Courraont, Virulenz des Humor aqueus
bei Hundswuth 702: Anwendung des
Coffeins in der Bakteriologie 703.
Lc Coute, Pyoperiearditis 149. •
Couteaud, (ionorrhoe 4112.
Cramer, IL. Embolie der A. mesen-
• terica sup. 27G.
v. Criegcrn, Thoraxschrumpfung SO.
Crile, G. W., Wirkung des Wechsel-
stromes aut Hunde 733
Crouzon, 0.. Combinirte Rüekcnmarks-
sklcrose 108.
Croner, W„ Neue Milchsäureprobe 733.
Crouheim, W., Neue Milchsäureprobe
739
v. Cube, F., Spirochaeten bei Svpbilis
1.70
Cummins, T. W., Diazoreaktion 440
Cumston, Behandl. der Incoutinenr. b.
Frauen 254.
Cum, E., Verdauuug der primären Al-
bumosen 194.
C ursch mann, IL, Tabes dorsalis 388:
Rachitis tarda 773.
Cushing. E. F., Behandl. des Typhus
LLL
Cutler, Doppelseitige Schwellung der
Parotis und Thräncndrüsen 1 23
Cybulsky, Th.. Myelocyten im kind-
lichen Blut 307
Czaplcwski, Geschirrspülmaschine 31 8.
Czerny, Nekrose der Gallenblase 22.
B.
Dakin, IL D., Arginasc 7SG
Dalimann. Aus der Hallenser Obren-
klimk 4£bL
Damianos, C., Aufsteigende Darmcin-
stülpungen 4 GS.
Dana, Ch. L., Arthritis deformans &7_:
Kleinbirntumoren Gl 9.
Daniel, Cytologiscbe Bcschaflenbeit des
Amnionwassers 1 GO.
Davidsohn, Tabes mit Kchlkopfaffek-
tion 433: tötlich verlaufender Pocken-
fall I2L
Davidsoh n, C., Spirocbaetenbefunde b.
Syphilis 813, 830
Davidsohn, E., Complizirte Tabes 382.
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Namen-Kegs ler.
1)01
Deguy, Cysten in den Mandeln 231.
Dehre- Deutsch, L., Superinfektion u.
Primäraffekt fittt).
Dclore, Anurio infolge von Nierenstein
71 i).
Demarquc, Diphthericbacillen bei Im-
petigo 506.
Dempel, Kehlkopftuberkulose 518.
Deneke, Tb., Griserin 1147.
Denker, Eustaeh'scbe Röhren des
Ameisenfressers 487.
Dercum, F. X., Gefässerkrankung des
Rückenmarks 141.
Desgrez, A., Organische Phospbor-
verbindungen auf den tierischen Orga-
ganismus 529.
Determann, Kenntnis der Tabes 345.
Detot, Vergiftung mit Carbolsäure und
Sublimat 1 20.
Detre, L., Reininfektion und Primär-
ulcus 399.
Deutsch, Radiotherapie bei Uterus-
tumoren !1L
Deutschländer, C., Angeborene Hüft-
Verrenkuug 355.
Dienst, Retroversio uteri gravidi incar-
cerata 592.
Dietlcn, H., Herzinsufficicnz und Herz-
dilatation 520.
Djewitzki, Chorionepitheliom d. Harn-
blase 52,
Divine, J., Froscbberz 850.
Dixon, Fr., Durch Nerven bewirkte
Schädeleindrücke !HL
v. Dobrzynircki, Zahnerkrankung bei
Influenza 429.
Doddi, G., Tabes u. Paralvsis agitans
123.
Docbbelin, Darmruptur und Lungen-
absecss 22
Doerffler, IL, Behandl. der Pleuritis
bei Tuberkulose 745.
Doerpinghaus. Th., Verhalt, d. Kör-
pereiweiss im Hunger 740.
Donath, J., Convergeuzlähmung 173:
Cholin in der Cerebrospinalflüssigkeit
bei Epilepsie 243. 476: Tabes dorsalis
588: Phosphorsäuregehalt d. Cercbro-
spinalflüssigkeit 787. 835 : Cholin 835
Donovan, Menschliche Piroplasmosis
614
Dopter, Agglutination von Scharlach-
streptokokken 104.
Dopter, M., Facialislähmung bei ba-
saler toxischer Meningitis Hl
Do rau, R. E., Epilepsie 172.
Derendorf, Lepra der Luftwege 22,
Douglas, S. R., Verhalt, der Leuko-
cyten bei Eingeweidewürmern 121.
Doyon, M., Alkaloide 233.
Dreifuss, Chinin 855.
Dressmann, Kiefcrhöhleuciterung 391.
Dreuw, Behandlung von Lupus 319:
Exstirpations- und Operationsfeder
398; Kathetersterilisator 544.
Dreyfuss, J., Dakryadenitis 329.
Druclle, M., Gcschwürsbildungen in
der Vulva 176.
Ducret, R., Gallenfarbstoff in der Cere-
brospinalflüssigkeit 498.
Dupuy-Dutemps, Irisatrophie bei
Tabes und Paralyse 813.
Dürig, Morbus Basedowii und Myxödem
620.
Dutail, Auurie infolge von Nierenstein
112.
Duval, Ch., Protozoen des Scharlach-
liebers 499.
E.
Eberson, M., Antistreptokokkenserum
im Wochenbettlieber 664.
Ebstein. Tophi der Ohrmuschel bei
Gicht 38^ Hetralin als Harnantisepti-
kum 432.
Ebstein, W., Exodin 363: Hetralin 432.
Edens, E., Polymyositis und Polyueuri-
tis 796.
Ed'hem, Anfangsstadium der Tuberku-
lose 455.
Ehret, IL, Skoliose nach Isehias 327.
Ehrhardt, Peritonitis von den Gallen-
wegen ausgehend 517.
Ehrlich, Bossi’sches Dilatatorium 368.
Ehrlich, F., Schmerzhafte Mageuleevc
571.
Eich ler, F., Agglutination von Tvphus-
bacillen 630.
Eicken, van, Lokalanästhesie des
äusseren Gehörganges 550.
Einhorn. M„ Magenschleimhaut in pa-
thologischen Fällen 138: Bestimmung
des Indols in den Fäccs 259.
Eisenbsrg,Ph., Dysentcriebacillen 471 .
Eisenreich, Behandlung der Leukämie
mit Röntgenstrahlen 283.
Eller, Uterusmyom und Nierentumoren
723 ; irreponible Zeigelingerluxation
Ellinger, A.. Entstchung’der Kynuren-
säure 803,
Eisberg, Ch. A., Typhus mit Darmper-
foration beim Kind 342.
Elschnig, Glaskörperabhebung 37j
Glaskörperblutungen 4U3 : Kurzsichtig-
keit 662: Bau der Sklera bei Myopie
677.
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902
Namen-Register.
Elsner, II., Motorische Mageufunktion
729.
Elting, A. \V., Pathologie und Behand-
lung des Tetanus 471.
Embden, G., Fütterungsversuchc am
pankreasloscn Hund 484.
Endel, H.. Hvgienische Wirkung der
Wüste 702.
Endelmann, Sakraltumoren 181.
Engel, K., Pulsirendes uud fetthaltiges
Pleuraexsudat 154.
Fntz, Keratosis des Pharynx 55.
Eppinger.H., Autolyse der Punktions-
flüssigkeiten 178.
Epstein. Angina, Erythema und Pleu-
ritis 4S8.
Erb, W., Bystasia angiosclerotiea 606.
Erb jun., W„ Adrenalin 872.
Erben, F., Paracoloninfcktion 791.
Erbse, F., Tetanus und Rückeumarks-
befund 123.
E rbs löh,W.,PolyneuritisnachMorphium
und Sulfonal 345.
Erdely, A., Bau und Funktion des
lymphatischen Apparates des Darmes
33.
Erd mann, P.. Diplobacillengcschwüre
der Cornea 501.
Eretheim, J-, Hypopbyscntumor 861.
Erlanger, J., Instrumeut zur Bestim-
mung des Blutdruckes 819.
Espen. s child, A ugenhintergrundbefund
bei Ohrenerkrankungen 502.
Eulen bürg, Elektrische Unfallverlet-
zungen bei Telephonistinnen 412,430.
Ewing, J., Vaccinekörperchen 693.
Einer, A., Radiumbehandlung des Car-
cinoms 451.
F.
Fabry, H., Spirochäteubefunde bei
Syphilis 815, 830.
Falck, R„ Desinfektion der Haut 119.
Falta, W., Eiweissstoftwechsel bei der
Alkapeptonurie 50.
Farkas, G., Molekulare Konzentration
des Blutserums bei Schwangeren uud
Wöchnerinnen 128.
Faueouuet, Herzbigeminie nach Digi-
talisgcbrauch 170: Glykosnrie 588.
Faulds, Erleichterung der Cvstoskopic
239.
Fawcatt, Verknöcherung des Unter-
kiefers 690.
Fei leben feld , Behandlung des Dia-
betes insipidus mit Strvchnininjekliouen
587.
Feilke, 0., Schwere Augenverletzung
597.
Feiuschmidt, J., Glykolytiscbes Fer-
ment in den Organen 42, 228.
Fe re, Ch., Epilepsie 364.
Ferra nnini, Kochsalzinjectionen bei
Nephritis 189.
Ferrannini, L., Infantilismus 45S.
Fessler, J., Verh. d. N. radialis bei
Oberarmbrüchen 714.
Ficker, M., Typhusbacillen 265: Keim-
diebtheit des Darmkanals 72S.
Fick ler, A., Multiple Sklerose 766.
Fieber, Zur Iuhalationstherapie 294.
Figari, F., Antitoxin \und Agglutinine
im Blut immunisirter Thierc 488.
Finckh. E., Veränderung der Tibia bei
congenitaler Syphilis 467.
Finckh, J., Epilepsie 732.
Finder, Kehlkopfkrebs 742.
Finger, Gonorrhoe 799; Hautsyphilide
110.
Fink, F., Vortäuschung der Gallenblose
379.
Finklenburg, U., Drucksteigcruog im
Rückenmark 748.
Finlag, Thrombophlebitis des Sinus
cavernosus 330.
Finn, B., Froschherz 850.
Fischer. G., Luxation des 1. Metatarsus
467; Luxation des Keilbeins 61, 611.
Fischer, M., Diagnostische Verwendung
von Methylenblau 239.
Fischer, M. H., Ilervorrufung und Hem-
mung der Glvkosurie durch Salze
756.
Fischer, 0.. Pachymeningitis interna
chronica 115.
Fischer, W„ Syphiliserreger 445.
Fisch ler, Fr., Syphilogene Erkrankun-
gen des Nervensystems 711.
Fla tau, Agglutination von Typhus-
bacillen 630.
Flatau, G., Tabes 89.
Flecksedcr, R„ Menschlicher Speichel
353.
Fleischer, B., Das Bell'sche Phänomen
698.
Fleming, R. A., Retinablutuog bei
Fractur der Schädelbasis 284.
Flügel, Rectalgonorrhoe bei Kindern
783.
Foggie. W. E„ Cerebrale Lähmung
nach Keuchhusten 653.
Forchhammer, Einfluss des Eosins auf
schwere llauterkraukungen 158.
Fordyce, A. D., Wirkung hochgespann-
ter sinusoidaler Ströme 29.
Förster, A., Bedeutung des Wangen-
fettpfropfes 273.
Digitized by Google
Namen-Register.
903
Koster. N. B.. Morbus Basedowii und
Myxödem 620.
Fournier, H., Hautcrkraukungeu bei
Appendicitis 159.
Frank. A., Traumatische Entstehung
der Herzmuskelerkrankungen 250.
Frank, R„ Tabes 845.
Frank. M.. Myasthenie 605.
Frank. 0., Registrirspiegel und der
Aortenpuls 498: Seifen im Dünndarm
851.
Franke, M., Röntgenstrahlen 842.
Fraenkel,C., Spirochaeta pallida 543.
Frau k I- Hochwart, L. v., Pseudo-
sklerose 7S1.
v. Franque, Operative Therapie des
Carcinoma uteri 16.
Franz, Aneurysma arteriovenosum 611.
Frazier, Ch. H., Kleinhirntumoreu 619.
Freese, Contraktion der Gallenblase 710.
Freund, R., Elektricitiits- und Magen-
saftsekretion 621.
Freund, E., Die Resorption des Nah-
rungseiweisses 328.
ilrev, Ankylose des Hammer- Amboss-
Gelenkes 213; Drehschwindel bei Taub-
stummen 438; Knochenbildung bei
Mittelohreiterung 487.
Freyer, Enukleation der Prostata 127;
57 Fülle von Prostatektomie 576.
Fried, Behandlung der Leukämie mit
Röntgcnstrahlen 86.
Friedeberg, Citariu bei Gicht 407.
Friedjung, K., Katalyse der Milch
122.
F riedländer, Behandlung pleuritischer
Schwarten 344.
Friedländer, F. v., Operation bei
Klumpfuss 180; Osteomyelitis der
Röhrenknochen 291.
Friedmann, F. F., Tuberkulose 105,
852; Immunisiruug von Rindern gegen
Perlsucbt 569.
Friedrich, Kieferhühleneiterung 135,
391; otogene Cerebrospinalmeuingitis
197.
Fröhlich, Radikaloperation bei tuber-
kulösen Ileocoecaltumoren 356.
Fromme, Sterilisiren der Gummihand-
schuhe 61-1.
Frommer, V., Neue Reaktion aul Aceton
739.
Fuchs, Gonorrhoe 126.
Fluchs, A., Frühdiagnose der Hypo-
physistumoren 88; über Reflexe 347.
Fuchs, E., Sympathisirende Entzündung
759.
Fuld, E., Einfluss gerinnungshemmender
Agentien a. d. Vogclplasma 325.
F ullerton, A., Wanderniere 357; Ent-
fernung von Fremdkörpern aus der
Speiseröhre 427.
Fürbringer, Das Quinquaud’scbe
Zeicheu 316.
Fürnrohr, W., Oppenheim’scher Fress-
reflex 668.
Fürstenheim, Prostataearcinom 446.
G.
Gache, S., Schwangerschaft und Geburt
bei jugendlichen Erstgebärenden 448.
Gaffky, Bekämpfung der Tuberkulose 8.
Gaide, Missbildung der Hände und
Füsse 308.
Galcwsky, Formalinonychieen 670.
Gallavardin, L., Sekundärer Krebs
des Centralnervensystems 397.
G a 1 li - Val c rio, Malaria- Prophylaxe 664.
Gals, Blutende Septumpolypen 646.
Ganghofner, Resorption von unver-
ändertem Eiweiss 146.
Gassmann, A., Nephritis nach Ein-
reibung von Perubalsam 270.
Gatin-Cruzewska, Z., Ultramikro-
skopische Beobachtungen an Glykogen-
lösungen 402.
Gaupp, R., Progressive Paralyse 540.
Gautrelet, J., Galleufarbstoff in der
Cerebrospinalflüssigkeit 498.
Geelmuyden, H. Chr., Acetonbildung
371; Acetongehalt der Organe 740.
Gehring, A., Progressive Muskelatrophie
140.
Geiser, Wirksame Bestandteile des
Kaffees 731.
Gelpke, Nephritis 47.
Gelpke, Th., Metastatische Aderhaut-
hautkrebse 452.
Geuevoix, Gonorrhoische Urethritis bei
Kindern 31.
Georgii, Typhushaudschuhc 57.
Geraudel, E.. Neuritis nach Pneumonie
171.
Gerber, Kiefercysten 568; Ausbleiben
des Knochenersatzes am operirten
Schläfenbein 597; Kieferhöhlenbehand-
lung 629; fibrinöse Entzündung der
oberen Luftwege 679.
Gerhardt, D.. Verdoppelung der Herz-
frequenz 440.
Geringer, Joh., Geheilte Psoriasis 2S7.
Gern gross, Leukoeyten bei Peri-
typhlitis 6.
Gessner, C., Amaurotische Idiotie 202.
Gessner, W., Behring’sche Tuberku-
losetheorie 312.
Gewronsky, Sterilisiren der Gummi-
handschuhe 614.
Digitized by Google
904
Namen-Register.
Gibsou, (i. A., Bradykardie 706.
Gicmsa, 0.. Spirocbacta pallida 543.
Gildersleeve, Bakteriologie des Schar-
lachs 212.
Gitbens, St. Th., Zusammensetzung des
Blutplasmas 402.
Glas, Drüsen in der Nasenschleimhaut
186.
Glässner, Catheterismus posterior 94;
Tryptophanreaktion im Mageninhalt
154; Autointoxikation bei Obstipation
195; menschliches Pankreassekret 530;
Behandlung von Pankreaserkrankuugen
794.
Glitsch, R, Pathogenese derNarkosen-
lähmung 141.
Goldscheider, Herzperkussion 337.
Göbe 1 1, FunktionelleNierendiagnostik 15.
(ioerke, M., Involution der Rachen-
mandel 55.
Goetjes, Lcukocyten bei Perityphlitis 6.
Gogitidse, S., Abstammung des Milch-
fetteg 323.
Guldflam, Lungcnhernic 408.
Go Id m a n n, Nekrose der unteren Nasen-
muschcl 75.
Go Idstein, 0., Eruptionsikterus bei
Syphilis 254.
Goliner, Eisentberapio 361; Nähr-
präparate 601.
Gonser, R., Therapie des Milzbrandes
664.
Goodalt, Rumination und llämophilie
250.
Goodall, A., Perniciüso Anämie 675.
Gordon, Neue Reflexe 286.
Görl, Beh. d. Strumen mit Röntgen-
strahlen 605.
Gottstein, Skoliose 788.
Götze, Tubcrculose des Harnapparates
206.
Grabower. Innervation der Kehlkopf-
muskeln 103.
Gradenigo, Cireumscripte Lepto-
meningitis bei Otitis 423; Abducens-
lähmuug bei Mittelohrentzündung 612.
Graff, v.. Primäre Lungenactinomycose
131 ; operative Verletzung des Ductus
thoracicus 805.
Gramann, Das Fickert’sche Typhus-
diagnosticum 311.
Gramegna, A. G-, Elektrodiagnostik
237.
Grann, E., Alboferin 361.
Grant, D., Galvanokaustik bei Kchl-
kopfgcschwiilsten 103.
Grassmann, K„ Morphium bei Herz-
krankheiten 393.
Graul, Lävulosurie und Diabetes mellitus
364.
Grawitz. P.. Multiple Primärtumnren
306.
Greeff, Aoopbthalmus mit anderen
Missbildungen 73.
Green, Rhinorrhoea cerebrospinalis 699.
Gregor. A. N. Mc., Chronische Neurose
685.
Griffith, J. P. Crozer, Typhus im
Kindesalter 85.
Grijns, G., Lichtempfindlichkeit des
Auges 404.
Grinker, J.. Juvenile Tabes 812.
Grober, A. Jul., Herdsymptome bei
Hydrocephalus 34S.
Grober, J. A.. Wirkung der Antiseptica
auf Pepsin 707.
Grossmann, Lumbalpunktion 838.
Gross, Akutes umschriebenes Oedem
525.
Grosz, S., Intramusculäre [njectioncu
31.
Grot, W. v.. Casuistik der Penisver-
letzungen 822.
Groth, A., Eiufl. der künstlichen Er-
nährung auf die Kindersterblichkeit 76.
Grouven, C.. Spirochätenbefundc bei
Syphilis 815, 830.
G ruber. M., Tuberculose und Woh-
nungsnot 599.
Grünbaura, D., Mütterliches und fö-
tales Blut und Fruchtwasser 178.
Grünberg, Agglutination von Typhus-
bacillen 630.
Grünbcrgcr, Acetessigsäure i. d. Cere-
brospinalflüssigkeit bei Diabetes 651.
Gruuert, Aus der Hallenser Ohren-
klinik 404; Torsion des Samenstranges
421, 718.
Grützner, P., Mechanismus der Magen-
verdauung 401.
Gstettner, M.. Farbenveränderungen
der Iris 242.
Guillain, G., Hemiplegie 509.
Guinon, M. 1,., Säuglingscrnährung
durch Milch 603.
Guire, J. M.. Froscbherz S50.
Gulland, L., l’erniciöse Anämie 675.
Gun drum. Fr., Purgeu 200.
Gurich, Mandelerkrankungen und Ge-
lenkrheumatismus 453.
Guszman, J., Svphilis uud Tabes 510,
526.
H.
Ilaaue, G., Enzyemgehalt der Mageu-
seblcimhaut 370; Cardialdrüsen des
Magens 690.
Haase, F., Lupus vulgaris 45.
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Namen-Register.
905
llaasler. Darmstenose 149.
II aberer. Geheilte eingeklemmte Treitz-
schc Hernie 1197.
Habermarin, Ohrenerkrankungen in
Folge von Kretinismus 598; angebo-
rene Taubstummheit 699.
llaenel, II., Arayotrophische Lateral-
sklerose 90.
Haga, Kriegschirurgische Erfahrungen
538.
Hagenbach-Burckhardt, Rachitis
859.
Hagelstam, J., Springomyelie mit De-
formitäten der Wirbelsäule 285.
Hager, Rolle der Nasensehlcimhaut bei
Lepra 311.
Hahl, Stoffwechsel bei Schwangerschaft
640.
Hahn, FL, Osteomyelitis 867.
Hahn, G., Blutserum und Typhus-
bacillcn 808.
Hahn, M., Eiutl. d. künstlichen Ernäh-
rung auf die Kindersterblichkeit 76.
Haikc, Tuberculöse Meningitis bei
Mittelohreiterungen 59, 310; Wirkung
von Natrium salicylicum und Aspirin
auf d. Gehörorgan 550; Ohrtuberkulose
870.
lfaim, E., Knoehcuveränderung bei
akutem Gelenkrheumatismus 71.
Halban. H. v., Pathologie der Hirn-
schenkelhaube 13.
Halban, Innere Secretion der Ovarien
656.
Halberstädter, L„ Röntgenstrahlen
auf Ovarien 448; Bactericide Wirkung
des Finsenlichtes 814.
Ha lass, Dermoidcyste 598.
Ilalipre, A., Schmerzhafte Lähmung
709.
Hall, Entkapselung der Niere 163.
Halläsz, Nasensteinbitdung und Mittel-
ohrentzündung 699.
Hallopeau, H., Svphilis 142: Lepra
125.
Halpern, M., Verh. der Chloride im
Körper 99.
Hamburger, F„ Eiweisswirkung 833:
Antikörper 872.
Hamilton, A. S., Erythromelalgic 669.
Hamm erschlag, Aetiologie der Taub-
stummheit 151: Drehschwindel bei
Taubstummen 438.
Hansen, G. A., Lepra 125, 622.
Hardy, Verb. d. Leucocyten bei Ein-
geweidewürmern 121.
Hare, Fr.. Innere Blutungen 167.
Harms. Verschluss der Vena centralis
retinae 390: Gefässerkrankungen der
Netzhaut 822.
Harries, W., Pleius brachialis 19.
Hart, Lungenerkrankungen bei Masern
107.
Hart, C., Spontane Herzruptur 515.
Hart, T. St., Paralysis agitans 621.
Härtel, Inhalation zerstäubter Flüssig-
keiten 694.
Ilarttung, W.. Folliclis und Erythema
induratum 204.
Harvey, P. G., Verschiedene Vergif-
tungsfälle 296.
v. Haselbcrg, Augenuntersuchung bei
Basisfrakturen 87.
Hastings, Lumballlüssigkeit bei Me-
ningitis 811.
Haupt, W.. Nephritis syphilitica im
Frühstadium der Syphilis 15.
Hauser, Säuglingsimmunität 701.
Hausmann, W-, Biologischer Arsen-
nachweis 484.
Hecht, Guajakol und Lysol 704.
Hecht, A. F„ Catalyse der Milch 122;
reducirende Eigenschaft der Milch 710.
Hedetson, L. F., Oesophaguscarcinom
mit Nervenerscheinungen 606.
Uedinger, Primäre angeborene Herz-
herzhypcrtropbie 70.
Hcegaard, Ovarialhernien 373.
Heffner, Einfluss der Nebenhühlen-
erkrankuugen auf dem Gesichtsfeld
405.
Ueffter, A., Resorption von Jod aus
Jodkaliumsalben 350.
Heggs, T. B., Wert des Hetols bei Tu-
berkulose 313.
Heichelheim. Salzsäureeingicssung b.
Achylie 200; Magenkrebs 859.
Heidenheim, Skorbutheilung d. For-
malin 80.
Heidler, H., Aderlass bei Kohlenozyd-
vergiftung 106.
Heimanu, II., Typhus mit Darmperfo-
ration beim Kind 342.
Heine, Congenitale Amblyopie 246;
Neue Glaukomoperation 517.
Heinrichsdorff, C., Agurinwirkungcn
249.
Heitler, M., Accentwechsel der Herz-
töne 281.
Ilclbcr, Entstehung der Blutplättchen
457.
He Ihren, Myopie 468.
Held, H., Bau des Nervensystems 673.
Heller, Phlebitis gonorrhoica 144.
Heller, A., Oxyuris vcrmicularis 106.
Hel I wig, W., .Serumtherapie d. Tetanus
184.
Helsingius, 0. F., Verdoppelung des
Herzspitzenstosses 705.
Hcmbold, Retroflexio utcri 48.
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Namen-Kegister.
DOt>
Hcmpcl, Antithyreoidin b. M. Basedowii
424, 620.
Hcnderson, Extraduraler Abscess bei
Mittelohrentzündung 517.
Henggeier, Tropenkrankheiten der
Haut 716.
Henke, F., Hefe 866.
Ilenle, Schnupfen 629.
Henneberg, R„ Ventrikel und Pons-
tumoren 60; chronische progressive
Encephalomalacie 542.
Henning, Progressive Muskelatrophie
nach Trauma 109.
Henri, Viktor, Hämolytische Wirkung
der Sera 610.
Henrici, Amputation der Tonsillen 24;
Einfluss der Nebcnhijhleuerkrankungen
auf das Gesichtsfeld 405; Tuberkulose
des Warzenfortsatzes im Kindesaltcr
629.
Henry, Ch., Dynamometer 802.
v. Herff, Schwangerschaftszeichcn 288:
Behandl. der Gesichtslagen 656.
Her hold. Subkutane Urcterverlctzung
95; Kehlsnckbildung am Halse 331.
Hering, 11. E., Innervation des Herzens
482; Vorhofvenenpuls 386.
Hermann, A., Magenchirurgie 266.
Hermans, Ruptur der Urethra 191.
Herring, A. P., Sarkom d. Vomer
727.
Herring, II. T., Vcrgrösserung der
Prostata 751.
Herr mann, Inhalation zerstäubter
Flüssigkeiten 694.
Herrmann, E., Vorkommen v. Lithium
im Organismus 738.
Herxheimer, Entkapselung der Niere
163.
Herxheimer, K., Spirochaetenbefunde
bei Syphilis 543, 815. 830.
Herz, Funktionsprüfung des Herzens
473.
Herz, M„ Wasserbehandlung auf Kreis-
lauf und Herz 418.
Herzog, Fr., Traumatische Geburts-
lähmung 525.
Herzog. M„ Lateute Pest 774.
Hess, C„ Bau der Linse 358.
Ileubuer, 0., Energiebilanz beim Säug-
ling 523.
Heuking, Blutungen nach Tonsillotomie
663.
Hewetson, J. T., Kropf 124.
Hey mann, K., Einfluss der Kastration
auf den Phosphorgohalt des Organis-
mus 207, 771.
Hildebrand. Leberchirurgie. Arterien-
system des Menschen im Röntgenbilde
50; Perityphlitis 261.
Hilgcrmann, R., Traumatische Er-
krankung des Pankreas 676.
llinsberg, Entstehung otitiseber Hirn-
abscesse 278.
Hinterstoisser, Chirurgische Behand-
lung des Magengeschwürs 627.
v. Hippel, A., Myopieoperation und
Netzhautablösung 662.
Hirsch, C., Leukoeytose 354.
Hirsch, U., Jodtherapie 878.
Ilirschberg, A., Dcciduale Zellbildun-
gen am Wurmfortsatz bei Tubcn-
schwangerschaft 480.
Hirschei, H., Gesundbeitsverhältuisse
bei 1000 Neugeborenen 42.
Hirschfeld, Resorption von Jod aus
Jodkaliumsalben 350.
Hirschfeld, F., Wassers toffwecbsel bei
Diabetes insipidus 1 13.
Hirschfeld, U., Miliares Aneurysma
einer Magenarterie 633; Begleiterschei-
nung der Parese des N. peroneus
638.
Hirschfeld, M., Chronische Phenacetiu-
vergiftung 680.
Hirschland, Thiosinamin 870.
Hirt, Hämaturie 143.
His, W., Die Lage des Magens 3.
Hitschmann, £., Venenpulse bei Le-
bercirrhose 298.
Hitzig, Th., Starker Calomelgebrauch
bei einem Herzkranken 763.
Hochsinger, C., Stridor der Säugliuge
168.
Ilockauf, J., Verwechselung von Enziau
mit Belladonnawurzel 137.
Hoedeltnoser, Fremdkörper im Larynx
613; Pyramiden 648.
v. Hocsslin, R., Peripherische Schwan-
gerschaftslähmungen 556.
Hofbaucr, L„ Atemstörung b. Pneumo-
thorax 394; Aufnahme des Eisens
durch die menschliche Placenta 20.
Paradoxe Zwerchfcllcontraktion 615.
II offmann, Bchaudluug von Stirn-
höhleneiterung 832; schwere Magen -
blutung 706.
Hoff mann, A., Tuberkulose und Hetol-
behandlung 406: halbseitige Gesichts-
hypertrophie 493.
Hoffmann, E., Priraelkrankheit 303;
Spirochactcn bei Syphilis 445, 686,
670; Aetiologie des Erythema uodosum
622: Venenerkrankungen bei Syphilis
654 ; Syphilisübertragungsversuche 7 1 7.
Hoffmann, W.. Typhusbacillen 265.
Hoff man n,C., Behandlung des Empvems
308.
Hofmeister, F., Beinverkrümmungnaeh
Kniegelenksresection 420.
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Namen-Register.
907
Hofmeister, M., Todesursachen bei
Neugeborenen 20.
Hüftman, Behandlung der angeborenen
Hüftverrenkung 097.
Kohlfeld, M., Pathologie der Nieren
des Säuglings 538.
Hohmann, 0., Behandlung des Schief-
' halses 307.
Hoke, Typhusbacillen in Milch 152;
Bactericidie im Organismus (147.
Böllstein, C., Hautgangrän 360.
Holmes, Tb. E„ Leukocyten 402.
Holscher, Paraffin in der Otochirurgie
203.
Holub, A., Tetanus durch Antitoxin ge-
heilt 203.
Holz, B., Atropinvergifluug 472.
Homer, G., Morbus Basedowii und Myx-
ödem 620.
Honl, J., Darmdivertikel 804.
Hooker. D. R., Instrument zur Bestim-
mung des Blutdruckes 810.
Hoppe. H, Zentrale Lokalisation des
Tastsinnes 711.
Hop pe -Sev ler, Glykosurie 317.
Hürmann, Abdomineller Druck 81G.
Horwitz, 0., Prostatahypertrophie 415.
11 os eh, G„ Kurzsichtigkeit GG2.
v. Hoton, Pasteurisirung der Milch 708.
v. Hovorka, 0., Ueber Stelzbeine 4' >2.
Hordt, Wirkung des Alkohols auf den
Blutkreislauf 667.
Huätek, J., Polymyositis und Poly-
neuritis 796.
Hübner, Bestimmung des Indols in
den Fäces 250.
Hühner, H., Albuminurie bei Scabies
413: Spiroehacta pallida 543.
Hudovcrnig, C., Chorea minor 15G;
" Syphilis und Tabes 52G.
Hudson, W. H.. Gehirngeschwülste 713.
Huet, Durch Fibrosarkom bedingte
Facialislähmung 204.
Huet, W. G., Elektro - diagnostische
Mittheilungen 260.
Hüfner, G., Bindung von Stickoxyd
durch Methämoglobin 483.
Huismans, L., Trauma, Myelitis,
Syringomyelie 109.
Humbert.M., Nervenregencration 749.
flummelsheim, Alypin 869.
Hun. H., Myasthenia gravis 459.
Hunter. W., Danntuberkulose b. Kind
442.
Huss, E., Uebertragung durch den
Abendmahlskelch 792.
Hutchinson, Krebs 142.
Hutchinson, H., Syphilis und Haut-
krankheiten 92.
I. J.
.laeob, P., Gchirnechiuococcus 90.
Jacobitz, Antibakterielle Heilsera 57.
•lacobsohn, J., Ueber Velosun 490.
Jaeoby, Die Bougiemetbode zur Unter-
brechung der Schwangerschaft 352.
Jaeoby, R., Cbologen 82.
Jadassohn, J., Dermatosen 125.
V. Jaksch, R., Stickstoff im Harn bei
Phospborvergiftung 546.
Jakuscbewitsch,S., Eiweissvcrdauuug
4: Hämolysine bei eutmilzten Tieren
336, 743.
Jancso, N.t Endemische Malaria 410.
Jankowski, J., Entstehung des Corpus
luteum 66.
Jansen, Hautsensibilität nach thera-
peutischen Procedureu 91.
Jaquet, Behandlung des Schluckwcbs
331; F'aruwurzelextrakt 153.
Jassninger, K., Jousset’scbe Inoskopie
35.
ldlilfe Smith, E., Multiple Sklerose
412.
Jehle, A., Spondylitis tuberculosa 531.
Jelks, Periproktitische Ahscesse 133.
Jesionek, Protozoenartige Gebilde bei
Syphilis 270; Vererbung der Syphilis
461; Hau^carcinome 608.
Jessen, W., Polymyositis und Poly-
neuritis 796.
Ignatowski, A., Aminosäuren 866.
II ly es, V., Katheterismus 735.
Imhofer, Behandlung von Tonsillitis
742.
Iuada, R., Jodwirkung bei Arterioskle-
rose 27.
Infeld, M., Pathologie der llirnschenkel-
baube 13.
Infroit, Gallensteine 1G7.
lnouye, N„ Thyrcoid-Amblyopie 837.
Joachim, Behandlung der Leukämie
mit Röntgcnstrableu 86.
Joachim, G., Blutspuren in den F’äces
409.
Jodlbauer, Einfluss fluorescirender
Substanzen auf Toxin 295.
Johuson, A. tl., Blasentuberkulose 271.
Johnson, W. N., Digitalisvergiftung
792.
Jolles, A., Katalytisches Blutferment
674.
Jolly. F., Querschnittserkrankungendes
Rückenmarks 637.
Jouas,S.,Eumydrin gegen Nach tschweiss
der Phthisiker 681.
Jones, W., Enzym der Thymusdrüse
388, 740; (iuanase 852.
Digitized by Google
908
Namen-Register.
Jordan, Massage von Knochcubrüchen
100.
Jordan, A., Hautveränderungen bei
Nierenkranken 383.
Jores, Arteriosklerose bei Nephritis 69.
Joslin, E. P., Einfluss des Fettes auf
die Acetonbildung 242.
Joteyko. J., Physiologischer Mechanis-
mus der Entartungsreaktion 220.
Isaac, S„ Einfluss von Bothriocephalus
auf das Blut 334.
Isaksohn, J., Ilopogan und Ektogan
337.
Israel, 0., Theorie der Tumoren 563.
Juudcll, J., Temperaturschwaukungen
bei Kindern 650.
Juliusberg, Gefrierbehandlung bei
Hautkrankheiten 715.
Jürgens, Verätzung der grossen Hals-
getässc vom Uhr aus 470: Tvphus 488.
840.
Justi, K., Kollargol bei Angina und
Diphtherie 391.
Iwanoff, Pharyngitis granulosa 263.
K.
Kachel, Purgatin bei Wöchnerinnen 83.
Kaiser, M., Baet. eoli jin Brunnen-
wasser 701.
Kaiserling, 0., Herzpereussion und
Panendophon 337.
Kalischer, 0., Grosshirn der Papageien
anatomisch und physiologisch 757.
Kallenberger, W., Pathogenese der
Varicen 771.
Kamiuer, S., Euporphin als Eipecto-
rans 505: diagnostische Bedeutung
der Tuberculininjcction 702.
Kamm, K., Geruchsknospen 145.
Kammann, Koggcnpollen oder Hcu-
fiebergift 435.
Kämmerer, 11., Typhusbazillen bei
Ikterus 9.
Kaplan, D. M.. Adrenalin bei Astbina
744.
Kapsaminer, Utcrcnkathcterismus und
Ersatz desselben 111; Nierenchirurgie
und functioneile Diagnostik 414; epi-
duralc Infectionen bei Enuresis 683.
Karakasohcff, Eangcrhaus’ sehen Inseln
bei Diabetes 458.
Karelf. N., Alkaloide 233.
Karewski, Beh. d. Appendicitis 101:
Blasenhernien 328; Sinusthrombose
860.
Kattwinkel, W., Combinirte Strang-
sklerose 28.
Kafz, L., Stria vascularis der Fleder-
maus 470.
Katzenstein. M., Arterieller Collateral-
kreislauf 770.
Kaufmann, Vergiftung mit (’arbol-
säure uud Sublimat 120.
Kaufmann, R., Hereditäre kindliche
Tabes 731.
Kauseh. W., Diabetes io der Chirurgie
22.
Kautskv Bey, A., Bilharzia Krankheit
665.
Kayser, Kaiserschnitt 31.
Kayser, B., Schädigung der Augen
durch Fliegenlarven 73.
Kavser, H., Fettzersetzende Mikroben
306.
Kazarinow, lufectiesität des Dysen-
tcriebacillus 76.
Kcc, 8. H. Me., Rcsorptionswirkung des
Dionins 468.
Kehr, H., Gallensteinoperationen 649.
Keidl, Wechselbeziehungen zwischen
Fötus und Mutter 255.
Keith, A., Zwerchfell und die Pleura-
höhlen 737.
Kellermann, Ausscheidung des Jod
durch Schweiss 211.
Kcllv, Brown, Antrnm Ilighmori 165,
503.
Kempf, Fr., Caput obstipuin 435. 548.
Kennedy, R., Venenerweiteruugen 37.
Kermorgaut, Lumbricose 339.
Kcrron, Beh. der Leukämie initRöntgen-
strahk-n 283.
Kertesz, J., Brucbeinklemmuug 212;
436.
Kcvdel, Urctcrenkatheterismus und Er-
satz desselben 111.
li iescl, K., Specificität der Verdauungs- ’
fermente 626.
Kilpin, Hirnabscess 346.
Kil vington, B„ Nervenregeneration
749.
Kingsford, L., Infectionswege bei
Lungentuberculose 795.
Kiotemcnoglou. Protozoenartige Ge-
bilde bei Syphilis 270, 670, 686.
Kirstein, Agglutination von Typhus-
bacillen 406.
Kisch, Fr., jr., Stickstoffgehalt des
Scltweisses 199.
Kister, Dcsinfection mit Formaldehvd
264.
Kittstcincr, Chologenbehandlung der
Cholelithiasis 552.
Klapp, Nebennierenpräparate 72; Be-
handlung von Entzündung mit Stau-
ungshyperätnic 485, 500.
Kleist, K., Beziehungen der hinteren
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Namen- Register.
909
Rückenmarkswurzeln zu den Spinal-
gunglien 541.
Klemperer, F., Zur Tuberculosefragc
396.
Klien, K., Morbus Basedowii 557.
Klieneberger, C., Fortleituug der Ge-
räusche im Thorax 266.
Klieneberger, 0. L., Idiosynkrasie
gegen Veronal 826.
K I i n g m ü 1 1 e r, V., Bactericide Wirkung
des Finsenlicbtes 814.
Klimck, Urethritis membranacea 127.
Klug, Retropbaryngealabseess bei Mitte-
ohreiteruug 613.
Knecht, Herzleiden 866,
Knecht, K., Schwere Erkrankung nach
Kohlenoxydvergiftung 317.
Knoepfelmacher, W.. Alimentiire
Glykosurie und Myxödem 235, 636:
Hautfett der Säuglinge 693-, Derma-
titis exfoliativa neonatorum 828.
Kobrack, Mittelohrdiphtherie ohne
Membranbildung 331.
Koch, Jos., Sebncnplastik 500.
Kochmann, Wirkung des Alkohols auf
den Blutkreislauf 667.
Kocbel, Geheilter otitischcr Schläfen -
lappenabsccss 150.
Köhl, 0.. Taenia cucumerina 362.
Köhler. F., Pathogenese derTuberculose
335.
K o I larits, J., Migräne ophthalmople-
giejue 557.
Kol liker, Th., Skoliose 836.
Kölpin. U„ Tubcrculose-Erkrankung
des Atlanto-Occipitalgeleuks 381 :
Syringomyelie und Hümatomyelie 828.
Konrädi. D., Bactericide Wirkung der
Seifen 425.
Köppe, H., Blutkörperchen 483.
Körmöczi, E, Jousset’sche lnoskopic35.
Komi low. A. v., Ueber Rcllexe 300.
Körte, Blutserum und Tvphusbacillen
808.
Kossel, A., Arginase 786.
Köster, G., Centrale Störung der Ge-
schmacksempfindung 347.
Kostin, S., Entstehung des Athem-
rhythmus 210.
Kot he, R.. Einfluss des Eosins auf
schwere Hauterkrankungen 158.
Kottmann, K., Digalin 216.
Koutchouk. Binukleäre Zellen 212.
Kramer, Salzsäureei ngicssungen bei
Achylie 200.
Kraus, A., Hauttuberkulose 205, 733.
Kraus, U., Spirochaetenbelunde bei
Syphilis 815, 830; Bakterienhämo-
lysine und Antihämolysine 392.
Krause, F., Magenchirurgie 266.
Krauss, W. C., Sarkom des Halsmarkes
156.
Kredel,L., Akute Darminvagination 341.
Kreidl, A.. Uebergang von Immun-
hämolysinen auf den Fötus 333.
Kress, Elektromagnetische Therapie 460 :
Fälle von Vergiftung 584.
Kretschmann, F., Funktion der luft-
haltenden Hohlräume des Ohres 658;
akustische Funktion der Hohlräume
im Ohr 700.
Krieg, Kehlkopf und Lungentuberku-
lose 183.
Krogius, Chirurgische Behandlung des
Magengeschwürs 627.
Kromayer, Heilung der Alopecia areata
mit Eisenlicht 222; neue Epilations-
methode 590; Ekzembehandlung 654.
Kronacher, Stcrilisationsapparat für
Verbandstoffe 76.
Krön eck er, H., Innervation des Herzens
417.
Kronthal, P., Leukocyt und Nerven-
zelle 252; Biologie und Leistung der
Nervenzelle 252.
Kiroz, Z., Thiosinamin 860.
Krzysztalowicz, Fr.. Spiroehaeten
befunde bei Syphilis 815, 830.
Kuhn, Das Burghard’sche Symptom 338.
Kühn, Bekämpfung der Geschlechts-
krankheiten 454.
Kuhnt, H., Bakteriologie des Trachoms
404.
Kuliabko, Wirkung des Veratrins auf
das Herz 385.
Kunwald, Behandlung der Kehlkopf-
tuberkulosc durch Sonnenlicht 438.
Kurajeff, D., Plastein 179.
Kurdinowsky, Zur Kenntnis des Ge-
burtsaktes 240.
Kurella, H., Elektrische Unfallver-
letzungen bei Telephonistinnen 412,
430; Elektropathologie 430.
K u rpj u w ei t , Behandlung der Leukämie
mit Röntgenstrahlen 86.
Kurpjuweit, 0., Letale Anämieen 427.
Kusmine, K., Einfluss der Lymphagogn
auf die Leber 546.
Küster, Wirkung des Sauerstoffs auf
Bakterien 56, 279.
Küster. Griserin bei Lungenschwind-
sucht 336-
Küstner, Antiseptik bei Laparotomie 96.
Kutvirt, Airol bei cariöser Ohrenent-
zündung 391
Kves, Pr., Lecithin und Schlangengift
'771.
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910
Namen-Register.
L.
Lable, R„ Diphtheriebacillen bei Im-
petigo 50G.
Lache, G., Struktur der Neurolibrillen
753.
Lacomme, Anwendung des Coffeins in
der Bakteriologie 703.
Lacdcrich, Pupilleiidifferenz 8G0.
Laegner, M., Theosin 857.
Lähr,M., Arbeitsbehandlung von Nerven-
kranken 524.
Laiid, A. T., Ureteritis cystica 287.
Lake, Entfernung der halbzirkelförmigen
Kanüle bei Schwindel 7.
Lameris, H. J., Angeborener Schulter-
hoebstand 355.
Lamy, L., Lage der Herzspitze bei
Kindern 251.
Laucereaux, Albuminurie und Dia-
betes 747.
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Landesberg, R.. Tuberkulose und
Lues des Kehlkopfes 743.
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webe 78G.
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blase 340.
Lang, Ed., Paget’sche Krankheit 798.
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499: Verhalten der Methylglykoside
im Organismus 450.
Lange, Therapie der Ischias 300.
Lange, 0., Progressive Myopie 357
Langer, J., Resorption vou unver-
ändertem Eiweiss 146.
Lauggaard, A., Eucainumlacticum 137.
L a n g m e a d , Fr., Hämorrhagie der Neben-
niere bei Kindern 650.
Langst ein, L., Eiweisskörper des Blutes
bei Infektion 260.
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rhoiden 245.
Larrier, N., Bonnier’sche Krankheit 636.
Lassar, 0., Finsenbehandlung 190;
Syphilisimpfung bei Affen 239.
Latham, A;, Immunisirung bei Tuber-
kulose 105.
Latham, P. W., Eiseucblorid bei Ery-
sipel 393.
Lauder, B. E., Scharlachinfektion 617.
Lauonstein, Invertirter Uterus 848;
Perityphlitis 868.
Launay, P., Geheilte Herzwunde 328.
Lauper, Patellarbrüche 148.
Laveran, A., Trypanosomen 840.
Leber, Th., Pathogenic des Glaukoms
581.
Lederer, 0., Rumination und Hämo-
philie 250.
Ledermann. R., Pvodermite vegetante
717.
Ledingham, Behandlung der Leukämie
mit Röntgenstrahlen 283.
Le fas, Corpuskulärc Anämie 492.
Lehndorff, II., Morbus Barlow 586;
Ilautfett der Säuglinge 693.
Lcimer, Casuistischer otologischer Be-
richt 375.
Leimer, h., Dermatitis exfoliativa neo-
natorum 828.
Lemmen, Resektion der Hüftpfanne
805.
Lengyd, Bestimmung der Schwefel-
säure als Strontiumsulfat 3.
Lennan'der, K. G., Nachoperation bei
Exstirpatiou der Scapula 71.
Leo, Heilung und Latenz des Diabetes
mellitus 344.
Leonhardt, A., Myxome des Herzens
740.
Leopold, Heilung der Ozaena mit
Finsen-Licht 198.
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Blut 770.
Lequyer, Cocainmissbraucb und Folgen
desselben 699.
Lermoyex, Behandlung der Meningitis
nach Mittelohrentzündung 645.
Lesse r, E., Pathogenese der Syphilis-
recidive 542; Lupusbehandlung 639.
Levack, J. R.. Behandlung des Naevus
mit Röntgcnstrahlcn 221.
Levi, A., Tabes 845.
Levicnik, Das Qinquaud’sche Zeichen
316.
Levinsohn, G., Lidreflexe 150.
L6vy, Nierenveränderung bei Hämo-
globinurie 139.
Levy-Dorn, M., Heilung von Cancroid
mit Röntgenstrahlen 92.
Levy, E., Tuberkelbacillen 775.
Lewin, C., Prävalidin bei Lungentuber-
kulose 602.
Lewinsohn, G., Pupillenreflexe 102.
Lex er, E., Eutstehung entzündlicher
Knochenherde 115.
v. d. Leyen,E., Schleimzone d. Magen-
und Darmepithels 481.
Lezenius. Aetiologie der Cataracta zo-
nularis 549.
Lichtunstern, Harnsegregation 591.
Lichtwitz, L., Sarkom der Dura mater
und Trauma 387.
Lic, Veränderungen des Nervensystems
bei Tauchern 21.
Lie, II. P., Lepra 125: Caissonkrank-
heit 653.
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Narucn-Kegister.
1)11
Libermaim, Die (iuajakrcaktion Jcs
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Lieb lein, V., Perityphlitis 261; Ent-
fernung von Fremdkörpern aus der
Speiseröhre 427.
Liebreich, Nährpräparate 601.
Lindt, Labyrinthentzündung 833.
Linuartz, Exteusionsbehandlung des
Genu valgum 627.
Lipsehütz, B., Jothion 46; Bakterieu-
hämolysine und Antihämolysine 392;
Jodtherapie 878.
Lissauer, M., Aneurysma am Stamm
der Pulmonalarterie 547.
Litten, Theorie der pernieiösen Auämie
136.
Loeb, A., Stoffwechsel Magenkranker
305.
Loeb, 0. F., Pyrenol 265.
Loeb, F., Dyspeptin 649.
Loefller, F., Neues Verfahren zur Ge-
winnung von Antikörpern 701.
Lübleiu, M., Fettiiifiltration u. lettige
Degeneration 820.
Lohr, A., Embolie 874.
Lob risch, II. , Habituelle Obstipation
456.
Lombard, Labyrinthaffektioucn und
Otitis media 628.
Lombroso, U., Unterbindung der Pau-
kreasgäuge 419.
Lommel, F., Verdoppelung der Herz-
frequenz und Extrasystole 440: The-
rapie von Leukämie und Pseudoleuk-
ämie mit Röntgenstrahlen 552.
London, S. K., Einfluss der Anämie a.
die Magensaftsekretion 387.
Löning, K„ Verhalten der Kohlensäure
im Magen 290.
Lossen. Bluterfamilie 565: Leontiasis
ossca 661.
Louste, Vasculäre Myopathie 44.
Lövenhart, A. F., Benzovlsuperoxyd
809.
Loewenheim, J., Erfahrungen mit
Phytin 552.
Loewy, C., Cystinurie 804.
Löwy, H., Rückbildung der Allantois
beim Menschen 769.
Lublin ski, W., Accidentellc Vacoi-
nation der Nasenschleimhaut 247;
über die adenoiden Vegetationen
31t.
Lueac, Hilfsmittel für Schwerhörige 760.
Lucksch, F., Ascariden als Emboli in
der Lungenarterie 522.
Lud 1 um, S. D., Nervenregencration 767.
Ludwig, Dermoidcvstcn der Ovarien
624
Luke, Anästhesie b.Nuscnoperationen 75.
Lu uz, R., Gicht beim 7jäbrigen Kna-
ben 155.
Lüthje, H., Retention v. Stickstoff 50;
Zuckerbildung aus Eiweiss 243.
Luzatto, R„ Morphiriglvkosurie 186.
Lydston, G. Fr., Prostatektomie 383;
Syphilis beim Kind 383.
M.
Maass, Pilzvergiftung 779.
Maass, 0., Ueber das Stottern 236.
Mackenzie, J., Physiologie des Herz-
schlages 657; Herzaffektiou 844.
Mackintosh, A. W., Paralysis agitaus
252.
Maeleod, J. J. R„ Wirkung des
Wechselstromes auf Hunde 733.
Madelung, 0., Entwickelung d. Echino-
kokken nach Operation 315.
Mader, Kieferhöhleneutzündung 839.
Mager, B., Gesehmaeksstörungeu bei
Mittclohrerkraukuugen 358.
Mahn, G., Mastoidoperation 790.
Mahne, W., Atropin- u. Wismuthvergif-
tung von der Haut aus 728.
Maillard, Bonnier'sche Krankheit 636.
v. Malayse, Rückenraarkstumorcn 652.
Manasso, Arhovin gegen Gonorrhoe
320; primäres Endotheliom dos Mittel-
ohrs 566; operative Behandlung der
otitischen Meningitis 582; Pathologie
des inneren Ohres 773.
Mandl, Wechselbeziehungen zwischen
Fötus und Mutter 255.
Mandi, L., Uebergang von Immunhämo-
lysine auf den Fötus 333.
Mangelsdorf, Ein Phänomen am Ma-
gen bei Migräne 556.
Mauges, M., Hvpnotica per rectum ge-
geben 296.
Manu, Blutbewegung in der Vena jugu-
laris interna 532.
Mau n, G., Oreinreaction zum Zucker-
nachweis 465.
Man lei tner, C., Augentuberkulose 741.
Manninger, W., Amputationsstümpfe
73.
Magsfeld, G.. Cholin 835.
Maragliano. D., Priicipitinreaktion bei
Magencarciuoin 424.
Marcou, Neuritis nach Appondicitis 781.
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Maresch, Negri’sche Körperchen 618.
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neuritis 796.
Marie. P., Hemiplegie 509.
Markwald, R., Ruhr 843.
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ni-2
Namen -Register.
Marniorek, A., Tuberkulin 137.
Martina, Entstehung der pcriberniüsen
Phlegmone 308.
Martineck, Ficker’scbcs Typbusdia-
gnosticum 647.
Mari, Histologische Veränderungen der
Placenta bei Sublimatvcrgiltung 400;
Nährpräparate 601, 626.
Marzinowsky, Aetiologie der Oricut-
beule 5.
Matthews. V., Atropin- und Wismuth-
vergiftung von der Haut aus 728.
Mauclaire, tiallensteine 167.
Maurange, G., Chloroformnarkose 106.
Mayer, Angina ulcerosa membranacea
598; Guajakreactionen 756.
Mayer, E., Ungewöhnlicher Kall von
Glottisödem 761.
Mayer, H., Speciliscbe Substanzen aus
Typhusbacillen 333.
Mayer, M., Eiweisskörper des Blutes bei
Infektion 260.
Meissl, Operatioustecbnik bei Mamma-
carcinom 389.
Meller, J., Keratitis punctata leprosa
278.
Mendel, Trachcalinjectiouen 710.
Mcndelsohn, L., ltippenkuorpelano-
malien und Lungentuberkulose 187.
Menzer, Serumbehandlung bei Gelenk-
rheumatismus 27, 392.
Mercadö, M. S., Kalter Absccss der
Zunge 457.
Merk len, P., Milchfett 844.
Merklin, Gaumensegellähmung 75.
Metzger, L., Menstrueller Ikterus 155,
827.
Metschnikoff, El., Syphiliserreger 445.
Meyer, Behandlung der Leukämie mit
Röntgenstrahlen 283.
Mever, Polvurie und Diabetes insipidus
507.
Meyer, A., Zwei neue Lokalanästhesien
726.
Meyer, E., Alkobolpsychoseu 346;
Wanderleber beim Mann 536.
Meyer, H., Ischias mit complicircndcm
Herpes 190: Trigeminus und Pupille
278.
Meyer, L., Hernien 837.
Meyer, L. F., Myristiusäure und Laurin-
säure 546 ; Phosphor 866.
Meyer, W., Eingeklemmte Uretereu-
steine 751.
Mibelle, A., Mischung zu Tccrbädern
607.
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Michaelis, Theorie der pernieiösen
Anämie 156.
v. Michel, Aderhauttumoren 854.
Micheleau, E., Chlorausscheidung bei
tuberkulöser Pleuritis 602. -
Mignon, Schweres Ekzem des Ohres 662.
v. Mikul icz,J., Physiologie der Speise-
röhre und der Cardia 585.
Milchner, Behandlung der Leukämie
mit Röntgenstrahlen 283: Entstehung
der Hühuertubcrkulose 702; Diagnose
der Nierentuberkulose 735.
Milligan, Meniere’scbe Krankheit 390.
Mil ton, Lithotrypsie grosser Steine in
Aegypten 655.
Mincrvini, R., Nebennieren 225.
Minor, T. K., Chronische Neurose 685.
Miodowski, F., Hefe 866.
Mioni, G., Hämolysine 152.
Miyake, Myositis infectiosa 196; Bo-
thriocephaius 506.
Moffat, Paget, C. W., Myelom der
Wirbelsäule 514.
Mohr, Torsion des Samenstranges 421,
718.
Mohr, L., Verhalten der Kohlehydrate
bei Phospborvergiftung 228; Spitzen-
tuberkulose 858.
Moldova», J., Sarkom- und Fibrom-
bilduug in der Haut 556.
Moll, L., Blutveränderungen nach Eiweiss-
injektionen 114; Umwandlung von
Albumin in Globulin 163.
Möller, M., Gonorrhoe 462.
Monery, A., Jodgebalt der Schilddrüse
770. '
Monjour. Ch., Verteilung des Gallen-
farbstoffes bei Ikterus 259.
Morawitz, P., Blutgerinnung 324:
multiple Sklerose 766.
Morel li, G„ Fälle von Vergiftung 584.
Morgan, R., Bakterien in den Geweben
104.
Morison, Pyloroplastik 611.
Moritz, F., Herzinsuflicienz und Hen-
dilatation 520; Säure-Basen-Bilanz im
Harn 786.
Moritz, 0., Eiweisskörper d. Harns 514.
Morse, J. L, Calorienbedarf vorzeitig
geborener Kinder 587.
Mort, Ictus laryngis 24.
Morton, A. C., Casuistik des Diek-
darmkrebses 23.
Moser, P., Serumbcbandlung bei Schar
lach 84.
Moses, H., Veränderung der Tibia bei
bei congenitaler Syphilis 467.
Mosnv, E., Hospitalbchandlung Tuber-
kulöser 631.
Mosse, Behandlung der Leukämie mit
Röntgenstrahlen 283.
Most, A., Lympbgefässe der Bindebaut
und Lider 817.
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Namen-Rogisler.
913
Most, E. R-, Lepra 622.
Moszkowicz, Schwere Perityphlitis 34 1 ;
Physostigmin bei Metcorismus 25.
Moullin, Behandlung der Thrombose
der Vena saphena 357.
Mouticr, A., Einfluss der Arsonvali-
sation auf den Blutdruck 302.
M o y n i harn , B. G. A., liarusegregatoren
255.
Müll e r ,Koplik'scheFlecke,Diazoreaktion
und Fieber bei Masern 107 ; Decubital-
geschwüre im Pharynx 487.
Müller, A., Cblorausscheidung im Harn
578.
Müller, G, Adrenalin-Gaze u. -Tampons
233; Bronchitis und Pneumonie nach
Operationen 696.
Müller, L., Status bemiepilepticus 652.
Müller, 0., Jodwirkung bei Arterio-
sklerose 28.
Müller, tt., Pfortaderthrombo.se 10;
Complikatioucu v. Mittelohrciterungen
182; Bakterienbefunde i. Mittelobr 773.
Müller, W., Frühdiagnose der tuber-
kulösen Meningitis 79.
Mulon, P„ Hypertensive Drüsen 241.
Mutzer, P., Spirochaetenbefunde bei
Syphilis 815, 830.
Müneb, Dilatator pupillae 116; Inner-
vation der Stromazellen der Iris 677.
Murphy, J. B., Appcndicitis 164.
Musgrave, W. E.. Cultivirung und Be
dcutung der Amöbeu 519.
Muszkat, A., Bronchialkatarrh 585.
Mutkinanu, A., Isopral 455.
N.
Nadler, R., Myositis ossifleans 610.
Niigeli, H.. Vortäuschung von Peri-
typhlitis 379.
Nakavama, M., Erepsin 466; congeni-
tale Moinbranbildung im Kehlkopf
774.
Nathan, F., Seröse Pleuritis u. Tuber-
kulose im Kindesalter 617.
Natier, M„ Gehörsverbesserungen durch
Anwendung von Stimmgabeln 825.
Navratil, Opcrationsmethoden b. Kehl-
kopfkrebs 761.
Neisser, A., Uebertragung d. Syphilis
auf Affin 62, 734; Calomeisalbe Er-
satz des Ungt. cinereum 575.
Nehrkorn, Entfernung von Fremd-
körpern aus den Bronchien 183.
Neubauer, J., Anaerobe Bakterien im
Riuderdarm 584.
Neuberg, C., Careinomfrage 354; Cysti-
nurie 804.
Neuborn , Hypoplasie des N. facialis
612.
Neufeld, Antikörper d. Streptokokkcn-
iminunserum 214; Kieferhöhlenempyem
bei Tuberkulose und Syphilis 807.
Neukirch, R., Essentielle Albuminurie
809.
Neu mann, Ohroperation in Lokal-
anästhesie 404; antiseptische Behand-
lung d. Mit!elobreiterung646; Scbläfeu-
lappenabscess 855.
Neu mann, H., Skorbut 843.
Ne umarm, N. N.. Leukocytose bei gy-
näkologischen Erkrankungen 223.
Neurath, B„ Nervensystem bei Keuch-
husten 637.
Neutra, Osteoakusie 876.
Newmark, L„ Familiäre spastische
Paraplegie 429.
Nicolai, Tabes 845.
Nicolas, Virulenz des Humor aqueus
bei Hundswut 702.
Nico lieh, Prostatahypertrophie 560.
Nicol I, H.. Angeborene Stenose des
Pylorus 7.
Nigris, G., Spirochätcubefunde bei Sy-
philis S15. 830.
Niedner, 0., Ankylosireude Wirbel-
entzündung 260.
Ni eh aus, P„ Frakturen 229.
Nikitin, Therapie der Kehlkopftuber-
kulosc 332.
Nitsch, R., Heilung der Tollwut 334;
Aetiologic der Cystitis im Kindesaltcr
364.
Noböcourt, 7'., Milchfett 844.
Nobel, G., Grenzbestimmung lupöser
Hautläsionen 575.
Noeggerath, C. T., Spirorhäteubefunde
bei Syphilis 815, 830.
Noel Paton, D., Adrenalin b. Diabetes
490.
Nonne, Querlähmuug des Rückenmarks
443.
v. Notthafft, A., Prostatitis 112.
Noyons, A. K., Lichtempfindlichkeit
des Auges 404.
Nürnberg, Autolyse 51.
0.
Ober n dorfer, S., Hygiene des Fleisches
198.
Oberste iner, H., Wirkung d. Radiums
auf das Nervensystem 124.
Obrastzow, W. P., Accessorischc Herz-
töne 792.
v. Oefelc, Wirkung der Opiate bei
Diabetes 618.
r
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014
Namen-Register.
Oeller, Panophthalmic u. Tetanus 134.
Offergeld, Ürgauanlagcn in d.Ovarial-
embryonen 7 '20.
Ogg, Th. .4. W., Behandlung Bleikran-
ker mit Schwefelbädern 408.
Ohlmiitler, Reinigung des Trinkwasser
durch Ozon 9.
Oliver, Th., (iehirngeschwülste 713.
0 1 le ndorf, Schädigung d. Augen durch
Fliegenlarven 73.
Onodi. Keratosis des Pharynx 55.
v. Opcnchowski, T., Sklerose und Er-
weiterung der Coronararterien ,r)04.
Oppenheim, fl., Polymyositis 2G8.
Oppenheim, M., Spirochaeta pallida
670, 686; katalytisches Blutferment
674.
Oppenheim, N., Lupus erythematosus
558; Hautblastomycose 877.
Oppenheimer, K„ Wirkung der Try-
sinverdauung auf Präcipitine 131.
Oppenheimer. Aortenruptur und Ar-
teriosklerose 660.
Orloff, N., Anatomischer Befund bei
Epilepsie 712.
Orth, Lungenemphysem 484; Morpho-
logie der Krebse 578.
Oslmaun, Hörstörungen 405; Hörprü-
fungen 405; Kuochenleitung b. Hören
806.
Ostwald, W., Quellung der Gelatine
692.
Oswald. A., Harneiweiss 355.
Otto, E., Salzlösungen im Magen 562.
P.
Pagen stccber. Zerreissung der Kreuz-
bänders des Knies 52.
Palland. R., Therapeutische Versuche
mit Radium 271.
Pan, 0., Vorhofvenenpuls bei Extra-
systolen 386.
Panea. J, Spirochaetcn bei Svpbilis
670, 686.
Panse, Otologische Mittheilungen 182.
Parsons, .1. H., Netzhautablösung bei
Sarkom 726.
Partridge, C. L., Guanase 852.
Pässler, 11., Serumtherapie bei Pneu-
monie 808.
Passow, Entstellung von Gehörgangs-
frakturen 55.
Pasteur, Pneumoruccus bei Rachen -
entzündung 791.
Patschkowski. K., Urotropin als Pro-
phylacticuin bei Scharlach 520.
Paul, L., Serumtherapie bei Horuhaut-
gcschwüren 293; Hornbautulcerationen
durch Diplobaeillcn 330.
Paulesco, X. C., Einfluss der AILali-
salze auf Hefezellen 98.
Pawinski, Einfluss des Klimakterium
auf die Cirkulation 747.
Paync, Ed. M., Kropf 124.
Payr, Mobilisirung des Duodenum nach
Kocher 197; Perityphlitis 868.
Pearcc, Ueber Baktericin 276.
Peham, Serumbehandlung bei Puerpe-
ralfieber 144.
Pclagatti, M., Mycosis fungoides und
Leukämie 175.
Pendl, F., Volvulus des Magens 553.
Pentzoldt, F„ Geheilter tubercutöser
Pyopneumothorax 763.
Peren, Unterleibstyphus 679.
Pcs, 0, Entzündung der Thränendrüse
bei Gonorrhoe 164.
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822.
Peschei, Stypticin bei Chorioiditis hä-
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Petit, P., Guajakreaktioneu 756.
Pctruschky, Unwirksamkeit des Gri-
serin 199.
P fach I er, G., Chologeu 82.
Pfalz, Myopie 566.
Pfaundler, M., Säurevergiftuug bei
mageudarmkranken Kindern 443: Ac-
tuelle Reaktion des kindlichen Blutes
730.
Pfei ffer, H . Unterscheidung von Men-
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Pfeiffer. R., Bakteriologie d. Trachoms
404.
Pfeil, I’., Aussebeiduug der Harnsäure
beim Gesunden und Arthritiker 4.
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bestimmung 68; Zuckerbildung aus
Eiweiss 243; Zucker bei Pankreas-
diabetes 594.
Philipp C., Behandl. des Ulcus cruris
287.
Phillipps, Muscheldeformität 870.
Pick, A., Sensorische Aphasie 171.
Pick, E. P., Diphtherieautitoxin 568.
Pick, F. H-, Einfluss des Eosins auf
schwere Hauterkrankungen 158.
Pick. W-, Acne teleangiectodes 349;
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dosum 431.
P ie trziko wski, E., Unfall u. Tuber-
kulose 5.
Pihl, A., Sympathische Ophthalmie 806.
Pilcer, H.. Antistreptokokkenserum im
Wochenbettfieber 664.
Piltz, J., Unregelmässigkeiten des Pu-
pillarrandes 411.
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Namen-Register.
015
Pilzecker, A., Die Galle bei Phosphor-
uml Arsenvergiftung 387.
Pink us, F., Haarsebeiben 101.
Piorkovrski, Syphilisimpfung beim
Pferde 557.
Piper, H., Elektrisches Verhalten tlcr
Retina von Eledonc 274; Lichtreaction
der Pupille 390.
Pivquet, C. v., Aggressin 841.
Flachte, Megalery thema cpidcmicum
537.
Planchon, M. P., Säuglingscrnähnmg
428.
Platter, N., Eigenthiinilichc Eiweiss-
absouderuhg 413.
Pluttner, Blasensteinbildung nach
Phählungsverletzung 500.
J'lehn. A., Akute Infectionskrankheilen
der Neger 407.
Ploeger, 11., Spirochäten bei Syphilis
070, 686.
Polak, Hypoplasia uteri 272.
Pollack. L„ Pankreastrypsin 515.
Polland, R., Jodpemphigus 750.
Po II io, Resorption von Jod aus Jod-
kaliumsalbcn 350.
Poly, F., Molcculare Concentration von
Rlut und Harn bei Nierenkrankbeiten
68; Nierendiagnostik 206.
Popper, R., Formelemente des Co-
lostrums 258.
Porgcs, Nichtgonorrhoische Urethritis
143.
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zuckers 503.
Posncr, Innere Behandlung der Blase n-
katarrhe 495; Prosta tasecret und
Prostatitis 687.
Pospischill, D, Rubeola und Doppel-
cxanthcin 764.
Potter, D A.. Diarrhöen und Marasmus
bei Kindern 363.
Potts, Ch. S., Muskelatrophie 685.
Prautschoff, A., Spirochätenbefunde
bei Syphilis 815, 830.
Preedy, D. C., Gangrän des Kusses
bei Neugeborenen 282.
Frei nd Isberger, Neoplasmen der
Mandeln 405.
Preobraschenskv, P., Blutungen aus
den oberen Luftwegen 663.
Preobrajensky, P., Polymyositis und
Polyueuritis 796.
Proksch,'K. J., Geschichte d.Syphilis479.
Pröllc, Milchversorgung der Gress-
städte 471.
Prym, 0., Milz und Pankreas 577.
Piigliesc, A., Antithrombin 009.
Pu t n am, J. \V., Sarkom des Halsmarkes
156.
tjuadrone, Wirkung der Röntgen-
strahlen 572, 682.
lauest. R., Darmgase bei Tyrnpanitis
der Neugeborenen 380.
(juinaii, CI., Speeifische Erythrolvse
324.
Quiueke, Acutes umschriebenes Oedem
525.
Quix, Stimmgabel in der Otologie und
Physiologie 124.
R.
Räbiger, A., Nervenkrankheit nach
elektrischem Trauma 478-
Ra bi n o w i tse ii . L., Geflügel tubcrculose
569.
Rad, C. v., Tumor der Medulla oblongata
621.
Raoult, N Strahlen auf das Gehör 662.
Rapaport, Prostatasccret und Prosta-
titis 687.
Rath, Prävalidin bei Lungeutubcrculosc
602.
Rathery, Angeborene Nierenerkran-
kungen 531.
Rau, M. R., Typhusbacillen im Sputum
Lei Pneumotyphus 727.
Raubitschek, H., Spirochäten bei
Syphilis 570, 686.
Rau te n borg, Hämorrhagische Pankreas-
nekrose 580; Antipcristaltische Be-
wegungeu des Magens 298.
Ra vasin i, C., Jodtherapic 878.
Rawitz, Obrstudien 870.
Raymond, F., Durch Fibrosarkom be-
dingte Facialislähmung 204.
Raymond, Hirntumor mit Aufhebung
der Sebnenreflexc 636.
Redslop, E.. Hemianopsie und Diabetes
insipidus 374.
Reed, Regeneration des Fusses von
Salamaudern 36.
Reichmann, Einfluss der Inspiration
auf den Puls 170.
Reinach, Säugliugsernähruug d. Milch
603.
Re in hold, B., Bindung von Stickstoff-
oxyd durch Methämoglobin 483.
Reiner, M., Gelenkentzündung im
Kiudesalter 395.
Reinhard. Casuistik des chronischen
continuirlichen Magensaltflusses 602.
Reischauer, Spirochätenbefunde bei
Syphilis 815, 830.
Reiss, E., Katalase der Milch 289.
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Namen-Register.
91«?
Reiter, K., Embolie d. A. Dieser, sup.
3311.
Heitmann, K., Primärer Klappentumor
233.
Re non, L., Vaseuläre Myopathie 4t;
Neuritis nach Pneumonie 171;
Cacheiie anevrismatique 571.
Kensburg, H.. Buttermilchernähruug
299.
Hepin, Cultur der Vaccine auf Lymphe
614.
Restmann, K., Spirochacta pallida543.
Retlii, Sccretorischc Nervencentren des
weichen Gaumens 438.
Ketzer, lt., Bau des Herzens 67.
Reu ss, A. v., Eiweisswirkuug 833.
Key, K. J. G., Enuresis der Kiuder 746.
Ribbert, Traktionsdivcrtiket des Oeso-
phagus 70.
Ricard, Gastroenterostomie 565.
Richter, Thrombose und Embolie im
Wochenbett 176; gangränöse Pnchy-
meningitis 231 ; Luxation im Talo-
cruralgelcnk 741.
Richter, P. E., Stoffwechsel in der
Reconvalesceuz 275; Nierenwasser-
sucht 443.
ltiess. J., Frosebherz 850.
Ri hl, Vorhofvenenpuls bei Extrasystolen
386.
Rille, Spirochälcubefunde bei Syphilis
670, 686, 815, 830.
Riman, H., Entstehung echter, freier
Gcleukkürpcr 595.
Rimpau, W., Antikörper des Strepto-
kokkenimmunserum 214.
Riter, A., Seifen im Dünndarm 851.
Ritter, G. v., Baudwurmkuren im
Kindesalter 59; progressive spinale
Muskclatrophie 525.
Riviere, C. L., Anämie b. Kindern 155.
Rixen, Neuronal bei Epilepsie 157.
Robert, Eormamint bei Bronchitis foe-
tida 807.
Robinson, Nierenchirurgie 164.
Rochaz de Jongh, Malariaprophylaxe
664.
Roeder, H., Verhalten vou Lösungen
im Magen 154.
Rohleder, Natalen 607.
Roh mann, F., Stärkeverdauung bei
Aplysieu 20.
Rolly, Laudry’sehe Paralyse 219; Ag-
glutination von Typhusbaeillen 630.
Römer, P., Pathogenese der Cataracta
senilis 469.
Ilona, Doppelte Harnröhre 847.
Ilona, P., Bildung von Zucker aus Fett
771.
Röpke, Endotheliom der Nasenhöhle
470; Uebertragungen durch d. Abend-
mahlskelcb 792.
R o s e n b a c h. Fr., Pathologische Anatomie
der Gicht 326.
Rosenbaum, A., Glykolyse 20.
Rosen fe Id, Aneurysmen der Arteria
pulmonalis 523.
Rnsenfcld, F., Indolbildung beim Ka-
ninchen 306.
Rosenstein, P., Blasenruptur bei der
Bottini’schen Operation 222.
Rosen thal, L., Dysenterieserum 70,
166, 536.
Rosen thal, 0., Syphilis 142.
Rosin, H., Fruehtzuckerdiabetes 131;
Bedeutung der Reaction von Seliwauoff
im Uarn 770.
Rossiwall, E., Scharlachstreptokokken
826.
Rossolimo, G. J., Uerderkrankungen
des Hirnstammes 285.
Rostoski, 0., Bindung von Präcipitin
und Eiweiss 439.
Roth. Entzündliche Eikrankungen des
lymphat. Rachenringes 726; Typhus-
baciilen 265.
Rothberger, J. C., Eek’sche Fistel 41S.
Rothmann, M., Seitenstrangerkrankung
und spastische Spinalparalyse 189.
Rothschild, D., Lungenentzündung bei
Herzkranken 338.
de Rothschild, II., Marmorek-Serum
bei Tuberkulose 635.
Rotsch, Th. M , Infantiler Skorbut 84.
Roux, Ern., Syphiliserreger 445.
Rovsing, Functionsprüfungen b. Nieren -
affektionen 758.
Roy des Barres, Missbildung d. Hände
und Fiisse 308.
Rubesch, Galaktocele 291.
Rubner, M., Wert und Verhalten des
Fleischextraktes 215.
Ruckert, Knorpel und Knochen in den
Tonsillen 151.
Rüge, P., Erbrechen der Sehwangereu
864.
Ruhemann, K., Paralysis agitans 252.
Ruhemann. J., Mcsotanvaselin 776.
Rullmann, W., Abtötung der Tuberkel-
bacillen in der Milch 3.
Rumpf, Tb., Polyneuritis 444.
Rydel, A., Basedow’sche Krankheit 44.
V: Rzentkowski, K., Zusammensetzung
des Blutes 659.
s.
Saal fe Id, Gonorrhoe 126.
v. Saar, Cystadenom der Parotis 290.
Sabarlhcz, Bell. d. Typhus 314.
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rr. xr. c />
Namen-Register.
917
Sabatier, Erysipel des Laryni 39.
Saccouaghi, Leukaniimie 244.
Sachs, Tetanolysin 25.
Sachs, B., Amaurotische Idiotie 202.
Sachs, 0., Herpes zoster 462; Spiro-
chaeten bei Syphilis 670, 686.
Sachs, W., Siriusthrombose 74.
Saenger, M„ Bacilleneiriatmung 775.
Sahli, Taschenquecksilberraauometer 43.
Sainton, P., Lebereirrhose und peri-
pherische Neuritis nebeneiuauder 157.
Salffoer, 0., Pathogenese d. Naphtalin-
staares 213.
Salge, B., Bakteriologie des Entero-
katarrhs 553.
Sa! ko ws ki, E., Asparaginsäurc 852.
Salomon, Experimentelle Tuberkulose
des Herzens 235.
Salomon, H., Füttcrungsversuche am
pankreaslosen Hund 484.
Saltos, B. H., Froscbherz 850.
Salus, Biologie der Fäulnis 280, 533.
Sa m bc th , Facialis-Hypoglossus-Anasto-
muse 173.
Sampsou, Aufsteigcnde Niereniufektion
191.
Sandberg, 0., Milchsäure Gärung im
Magen 138.
Saniter, Verwendung des Asbest bei
Actzungen 790.
Santon, Neue Methode der Milchunter-
suebung 594.
Sarvey, Fakultative Sterilisierung 752;
brühzeitige Hörbarkeit der fötalen
Herztöne 784.
Sarvonat, Aortenruptur 139.
Sasaki, Einfluss von Bouillon auf die
Magensaftsekretioo 626; Digaten aul
das Froschhetz 684.
asserath, Gonorrhoische Phlebitis 479.
ato, T., Cystoccrken im Gehirn 477.
atta, U., Acetoubildung im Organismus
484.
Sattler, H., Netzhautablösung 437.
Sattler, M., Mal perforaut Dach Ischia-
dicusdurchtrennung 157.
Saal, P., Chlorausscheidung im Harn
578.
Scagliori, G.. Phlcbeetasie 835.
Schamberg, Bakteriologie des Schar-
lachs 212.
Schanz, A., Veraltete Patellarfrakturen
132; Ellbogenankylose 451; Schief-
halsopcrationen 516; Behandlung der
angeborenen Hüftverrenkung 695.
Schaffer, J., Obere cardiale Oesophagus-
drüsen 17.
Schaternikoff, M., Einfluss des Sauer-
stoffes der Atemluft a. d. Verbrauch
226.
Scbaudinn, F., Einwanderung von
Ankylostomum durch d.Haut 377, 616
Sypbiliserreger 445. !
Scheibe, Empyem bei Mittelohrent-
zündung 330.
Scheidemantel. E., Aortcuverkalkuug
nach Adreuiniujcktionen 643.
Scheier, Verletzung d. Paukenhöhle 533.
Schein, M., Spina bifida occulta und
Hypertrichosis sacralis 447 ; Behand-
lung spitzer Condylome mittels Er-
frierung 767.
Schenck, Behandlung der Leukämie
mit Röntgenstrahlen 8G; Niereublutung
unerklärten Ursprungs 671.
Scheuer, V., Ischias 748.
Scbeunert, Einfluss der Bewegung auf
die Verdauung 722.
Schick, B., Scharlachstreptokokkeu826;
Aggrcssin 841.
Scbieck, F., Melauosarkom des Uveal-
traktus 789.
Scbieffcr, Behandlung der Leukämie
mit Röntgeostrahlcn 283.
Schierbeck, M. P., Zusammensetzung
der Fäces 247.
Schiffmann, Negri’scbe Körperchen 618.
Schiliug, Fluorescenz des Harns bei
Diabetes 545; Prokto Sigmoideskopie
682.
Schilling, F., Magenkrankheiten durch
Schimmelpilze 616.
Schilling, T., Echinokokkenllüssigkeit
745.
Schindler, E., Jotuion 46.
S chitten he I in, A., Bakteritische Spal-
tung der Nukleinsäure 146; Fermente
des Nukleiustoffwechsels 803; Harn-
säure 852.
Schlagiutweit, F., Gefrierpunktsbe-
stimmung 239.
Schläpfer, V., Vibration und Fara-
disationsgefüh! 510.
Schleffer, V., Kaninchenblut 641.
Sch legten d al, Unterleibstyphus 679.
Schlesinger, A., Coza vara 564.
Schlesinger, E., Pädatropbic u. Gastro-
enteritis 282; Blutgefässcndotheliom
516; Ermüduugsmessungen an Schul-
kindern 683.
Schlossmann, A., Phosphor in der
Milch 474.
Schmid, Geheilte Pyonephrose, Nephro-
tomie, später Nephrektomie 367.
Schmid, Tod bei Struma congenita
235.
Schmid, J., Lähmungen bei Meningitis
cerebrospinalis 171.
Schmidlechncr, Ulcus rodens vulvae
128.
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If. TS. 03
918
Namen-Register.
Sohmidlecbner, K., Uebergang der
Toxine auf den Fötus 208.
Schmidt, A„ Zeckenkrankheit der
Kinder 184.
Schmidt, H. E. Röntgeristrahlcn auf
Drüsen 798.
Schmidt-Niel sen, Radiumstrahlen auf
Chymosin 435; Enzyme im Finsen-
licht 450.
Sehmiedeberg, 0., Theophyllin 705.
Sch u eiderlin, Kadikalopcratöm bei
Ulcus eruris 789.
Sehod, E., Hepatogcne Lävulosuric
578.
Schölt/., W., Anwendung von H202
205; Spiroehaetenbcfunde boi Syphilis
815, 880.
Scholz, Arteriensystem des Menschen
im Röntgenbilde 50.
Scholz, K., Conjunctivitis 854.
Schomburg, Griserin 570.
Schön born, Kryoskopie der Trans-
sudate und Exsudate 434.
Schott, A., Traumatische Hiimatomvelie
366.
Schottmüller, H., Cholera nostras 24.
Schreiber, L„ Pupillenrcflex 869.
Schreier, Angina ulcerosa membranacea
598.
Serhötcr, F., Bakteritische Spaltung
der Nukleinsäure 146.
Schultz, Fr., Reaktion des Prostata-
sekrets 527.
Schultz, P., Entstehung der einseitigen
Stauungspapille 698.
Sehultze, P. S., Künstliche Atmung
durch Schwingen tief scheintot ge-
borener Kinder 4G4.
Sehultze, E., Körperliche Ausbildung
der Früchte 416.
chultze, F., Kenntnis d. Tabes 345.
chulz, A., Kohlenoxydvcrgiftung 472.
chulz, 0., Pfortaderlhrombose 10:
Perityphlitis und Appendicitis 53;
Defekt der Thoraxmuskulatur 196.
Schulze, W., Otogener Senkungsabscess
263; Syphilisimpfungen bei Kaninchen
806.
Schüpbach, P., tianglienzellc d. Taube
875.
Schütz, Fäulnisbakterien bei Darm-
katarrhen 777.
Schütze, A., Steapsin 120.
Schwab, Rhinorrheoa cerebrospinalis
699.
Schwab, S. F., Ganglion Gasseri bei
Trigeminusneuralgie 61.
Schwabach, Anatomische Befunde an
Taubstummenlabyrinthen 246: Hirn-
abscess 839.
Schwartz, G., Fettzersetzeude Mikroben
306.
Schwarz, E., Myelämie. Diabetes mel-
litus und Tuberkulose 361; intra- u.
extrapontine Erkrankungen 429.
Schwarz, G„ Abstammung der ein-
kernigen Exsudatzellen 180.
Schwarz, L., Theorie der Säurebildung
im Magen 275.
Schwedenberg, Tb., Carcinose des
Ductus thoracicus 695.
Schwoner: ,1.. Diphtherieantitoxin 568.
Sei pi ad es, E., Di molekulare Concen-
tration des Blutserums b. Schwangeren
uud Wöchnerinnen 128.
Scott, Pyopcricarditis 149.
Seefelder, Jeijuiritol 422.
Seelig. A., Aetherglykosurie 530.
Selig, A., Herzdilatation 873.
Scgale, Arsen 835.
Seggel, Myopie 566.
Seggel, R., Physiologie des Gcleuk-
knorpels 772.
Seideiin, II., Magensaft älterer Per-
sonen 746.
Seiffer, Periphere Nervenlähmungen
203; multiple Sklerose 766; hyste-
rische Skoliose 318.
v. Seiller, Zur Inhalationstherapie 294.
Seilliers.il.. llydrolisircndes Ferment
bei Weinbergschnecken 514.
Selter, Agglutination von Typhus-
bacillen 630.
Semon, F., Kehlkopfkrebs 375; chro-
nische Hypertrophie der Schleimhaut
der obercu buftwege 582.
Sewcll, Santorini’sche Muskel 721.
Seyfferth, Chloroform gegen nitrose
Dämpfe 306.
Shaw, Scheinbare allgemeine Paralyse
mit Heilung 29.
Shaw, Keith h. H,, Stärkeverdauung
bei Säuglingen 491.
Shaw, If. B., Ery thromelalgic 202.
Slieild, R. M, Scheinbar allgemeine
Paralyse mit Heilung 29.
Slieild, M., Steiubildung ungewöhn-
licher Grösse 495.
Sibclius, Chr., Schwere Erkrankung
nach Kohlenoxydvcrgiftung 317.
Sick, K., Polymvositis und Polvneuritis
796.
Sichert, C., Calomelolsalbe, Ersatz des
Ungt. ciuereutu 575.
Siedlecki, M„ Spirochaetenbefunde bei
Syphilis 815, 830.
Siefert, E., Hirnmetastase des Deci-
duomn malignum 508; raultple Carei-
nomatose des Ccntrnlnervensystem 13
Siegel, J., Aetiologie der Syphilis 782'
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Namen- Register.
91!)
Siegel, M., Hydrothorax e vacuo 41.
Sicmerling, E., Bedeutung der Ccre-
brospinalflüssigkeit für die Diagnose
382.
Sigel, J., Behandlung von Pankreas-
erkrankungeu 794.
Silbermark, Spinalanalgesie 245;
Plombirung von Knocbenböhlen 757.
Silberschmidt, W., Perlsucht und
Tuberkelbaeillen 78, 166.
S i m m o n d s , Al tersäbelscheidentrachea
567.
Simpson, Ovarialkystom 432.
Si ne xon, Nasenschleimhaut und Sexual-
funktion 774.
Sinnhuber, Motorische Reizerschei-
nungen im Pharynx und Larynx 279.
Sitzen frey. Schambeinschnitt 800.
Siven, V. 0., Ankylosircnde Entzün-
dung der Wirbelsäule 714.
Skala, Primärer Lufttohrenabscess 359.
Skutezky, A., Agglutination von
Typhusbacillen 630.
Slaughter, R., Pest in Indien 583.
Smith. A. J., Verhalten nekrotischer
Rerzmuskelinfarkte 307.
Smith, Oliver, Acccssorischc Schild-
drüse 470.
Sobcl, J., Verdickung der Phalangen
bei Rachitis 457.
Sobernheim, Antibakterielle Heilsera
57; Maretin bei Gelenkrheumatismus
796.
Sobernheim, G., Agglutination der
Milzbrandbakterien 664; Spirochäten-
befunde bei Syphilis 815, 830.
Sobotta, Prävalidin bei Lungentuber-
kulose 602.
Soetbecr, Kr., Ausscheidung der Harn-
säure beim Gesunden und Arthritiker
4; Stoffwechselversuch 4.
Sokololf, A. P., Einfluss der Anämie
auf die Magensaftsekretion 387.
Sokolowski, Otogene Meningitis 742.
Somcrville, F. Q., Wirkung hochge-
spannter sinusoidaler Ströme 29.
Sommer, Lichterscheinungen beim
Reiben von Glühlampen 722; Theo-
phy Hin S87.
Sommerfeld. P., Verhalten von Lö-
suugeu im Magen 154.
Sondermann, Therapie der Nasen-
erkrankungen 423; Saugtherapic bei
Lupus 526; Saugtherapie bei Ohr-
erkrankungen 824.
Sorge, Histologische Veränderungen der
Placenta bei Sublimatvergiftung 400,
626.
Sorgo, .),, Tuberkulose 77 : Einfluss auf
den Puls 167.
Soubeyran, Primärer Harnröhren-
krebs 47.
Soulid, Adrenalin in den Nebennieren
369.
Soundby, R., Oesopbaguscarcinom mit
Nervenerscheinungen 606.
Southa rd, E., Chronische Ilydroeephalus
internus 573.
S p a 1 d i u g , Ohrgeräusche 135.
Spallita, Fr., Gasgehalt dünnen Blutes
641.
Spannbauer, Verschiedene Vergiftungs-
fälle 296.
Spieler, Fr., Perityphlitis beim Kind
342; Tuberkulose 871.
Spiess, Einseitige Posticuslähmung 165;
Anwendung der , Saugwerkes“ 856.
Spüler, W. G., Myotonia congenita
589; multiple Sklerose 459; Fehlen
des Gesichtssinnes 560; Myasthenie
605; Blicklähmung 780.
Spiro, K., Einfluss gerinnungshemmen-
der Ageutien auf das Vogclplasma 325.
Spitzer, Parauretbraler Gang in der
Genitoperinealraphe 768.
Spitzer, L., Spirocbätenbefunde bei
Syphilis 815, 830.
Spitzy, H,, Obturatorius-Cruralisplastik
644.
Springer, Hämangiome 165.
Srebrny, Soor bei Erwachsenen 8.
Stadler, Ed., Lcukocytose 354.
Staehelin, R., Herzinsufficienz und
Herzdilatation 520; Spirocbätenbefunde
bei Syphilis 815, 830.
Starck, H., Akute Herzdilatation 378.
Stargardt, Wirkung der Röntgeu-
strahlcn auf die Trachomfollikel 824.
Starr, M. A., Hirntumoren 237.
Stäubli, Meningotyphus 410.
Stein, Behandlung des Diabetes insi-
pidus 9; Osteomyelitis der Gehör-
knöchelchen 74.
Stein, R., Lymphdrüsenbau und Tu-
berkulose 801.
Steinberg, Blutserum und Typhus-
bacilicn 808.
Steinbüchel, Utcrusmyom 880.
Steinhaus, F.. Pfortadenthrombose und
Leberveränderungen 441.
Steinhausen, Syringomyelie u. Hämato-
myelie 828.
Steinitz, F.. Ernährungsstörungen im
Säuglingskösper 572.
Stcimann, F., Kropfverlagerung 72.
Stembo, L., Ucber Reflexe 347.
Stenger, Aetiologie der Facialispara-
lyse 62; Theorie des Hörens 331 ;
Mittelohreiteruug 423; otitische Hiru-
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9*20
Namen-Register.
sinnsthrombnse 567 ; maligne Tumoren
im Nasenrachenraum 613.
Stcphcnson. Fr. H., Multiple Neuritis
345.
Sterling. W., Syringomyelie u. Hämato-
myelie S2S.
Stern, L., Philo- uud Autikatalase 594.
Stern, R., Sehpurpurfixation 838.
Sternbi rg, Hämoangiothelium des Ho-
dens 659.
Stevens, W. S., Akromegalie 61.
Stevenson. L. E., Vergiftung mit Car-
Stewart, Herznaht 100.
boisäure und Sublimat 120.
Sticker, G„ Erleichterung der Palpa-
tion des Abdomens 187.
Stier, E., Uuntington’sebe Chorea 140.
Stöcker, Prostataoperationeu 175.
Stoeltzncr, VV., Akroangioneurnse 589.
Stoewer, Diplobaeillengeschwiir der
Hornhaut 725.
Stolte, K., Verhalten der Mouamin-
säure im Organismus 290.
Stolz, Spinalanästhesic durch Tropo-
cocain 351.
Strassburger, Einfluss der Bäder auf
die Herztätigkeit 475.
Strasser, J., Lupus erythematodes 558.
Strassinan u, Er.,Kohlenoxvdvergiftuug
472.
Strassmann, K., Wirkung des Radium-
bromids 93.
Straub, M., Scrophulosc u. Tuberkulose
in der Augenheilkunde 329.
Streetor, L., Myasthenia gravis 459.
Ström berg, Verschiedene Vergifturigs-
fälle 296; Gonorrhoe 863.
Stroux, 11, Neuronal 337.
Strzyzowski, C., Arsengehalt uud Ar-
senautidote 58.
Stumme, E. G., Bauchmuskeldefekto
365.
Stursberg, H„ Dermograpbie 877.
Sogar, Thiosinamin bei Mittelohrkatarrh
452: Auilinvergiftung 452, 453.
Sugg, E., Proteolytisches Ferment der
Milch 419.
v. Sulmthal, H., Serumhehandlung bei
Erysipel 232.
Süsswein, J., Spinocerebrale Ataxie
mit Sektionsbefund 60.
Suter, Ueber den Harnschcidcr vou
Luys und die Ausscheidung vou In-
digokarmin durch die Nieren 15.
Swirski, G., Coffein auf das Vagus-
centrum 2.
v. Szaboky. ,)., Tcmperaturverlauf bei
Tuberkulose 166.
Szczybalski, Ph., Ulcus corneae durch
Bacillus pyocyancus 309.
Szieda. Verschluss von Scbädeldefekten
741.
v. Szontach, F., Verdauuug des Ca-
seins 19.
T.
v. Tabora, Diagnostik der Pleuraexsu-
date 268.
Takayama, M., Uämatoporplivrinprobe
449.
Talma, S., Operative Behandlung der
Lebercirrhose 7.
Tang, I. P„ Stoffumsatz beim Säugling
34.
Tanginuchi. Distomumerkrankuug des
Gehirns 508.
Tanton, J., Melanosarkora 563.
v. Tappe in er, H., Einfluss fluoresciren-
der Substanzen auf Toxin 295; Haut-
careinome mit fluorescirenden Stoffen
608.
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