Geschichte der
Stadt Teschen
Anton Peter
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HARVARD COLLEGE
LIBRARY
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CHARLES MINOT
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GESCHICHTE
DER
Stadt Teschen
VON
Anton Peter.
TESCHEN.
Vkrlag dkr k. k. Hofbuchhandlung Karl Prochaska.
1888.
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Geschichte
der
Stadt Teschen
von
Anton Peter.
Teschen, 1888.
Verlag der k. k. Hofbuchhandlung Karl Prochaska.
Seiner Hochgeboren
dem Herrn
Franz Grafen von merveldt,
k. k. Landespnisidenten des Herzogthums Ober- und Niederschlesien,
in Ehrerbietung und Dankbarkeit
gewidmet.
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Vorwort.
Das vorliegende Buch ist das zusammengefasste Ergebnis
vielseitiger, bei der Amtswirksamkeit des Verfassers nebengehender
historischer Studien und Arbeiten, welche vor nahezu fünfzehn
Jahren begonnen, in diesem Jahre ihren Abschluss gefunden haben.
Es bildet in gewissem Sinne die Fortsetzung seiner früheren Bemü-
hungen um die Erforschung der historischen Vergangenheit unseres
Heimatlandes, wie sie in seinem „Volksthümlichen aus Österreichisch-
Schlesien," 3 Bände (Troppau 1865, 1867, 1872), „Burgen und
Schlösser im Herzogthum Schlesien,, (Teschen 1879), „Heimatkunde
des Herzogthums Schlesien" (Teschen 1880), „Schlesien in Wort
und Bild" (Wien 1884) etc. niedergelegt sind. Zweck aller dieser
Arbeiten, insofern neben der Liebe und dem tiefen Interesse für den
Gegenstand, welches ihn dazu führte und dabei leitete, von einem
solchen gesprochen werden kann, war der, dasselbe Interesse für
die Heimat und ihre Vergangenheit in seinen Heimatsgenossen zu
wecken und anzufachen und dadurch die Liebe zu unserem engen
und zu unserem weiten Vaterlande zu vertiefen und zu heben.
In Hinsicht auf diesen Zweck muss der Verfasser es als die
Fügung eines freundlichen Geschickes betrachten, dass es ihm ge-
gönnt war, die Arbeiten gerade in diesem Jahre, in welchem
Schlesien im Verein mit Österreichs Völkern das Regierungs-
jubiläum seines geliebten Kaisers begeistert feiert, zu vollenden
und als ein bescheidenes Erinnerungszeichen an diesen denk-
würdigen Tag der Öffentlichkeit zu übergeben. Und wenn zu der
Freude und Erhebung, welche dem Verfasser selbst durch diese
seine Arbeit geworden ist, auch nur ein Theil auf seine Leser
übergehen sollte, so ist sein Wunsch erfüllt.
Teschen, den 2. December 1888.
Anton Peter
Inhalts- Verzeichnis.
I. Teschen im alhreraeinen 1 — 15
II. Teschen im besonderen 15 — 241
1. Dm Schloss 15-53
2. Das Rathhaus 53—68
3. Die Sparcassa «8-86
4. Die Armenpflege 86—89
5. Die Schlosskapelle 90—91
6. Die Stadtpfarrkirche 95* -99
7. Die St. Georgskirche 99-107
8. Die Dreifaltigkeitskirche 107—109
9. Die heilige Kreuzkirche 109—110
10. Die evangelische Kirche 110—118
II. Die Synagoge 118—121
12. Das Dominicanerkloster 121 — 134
13. Das Franciscanerkloster 134—136
14. Das Kloster der Barmherzigen Brüder 136-141
15. Das Kloster der Elisabethinerinnen . . 141 — 144
16. Das Kloster der Barmherzigen Schwestern nnd seine BiMungsinstitute 144 — 147
17. Das k. k. katholische Gymnasium • 148-172
18. Die Scherschnik'sche Stiftung 172-174
19. Das Graf Tenczin'sche adelige Convict 174 — 176
20. Das Barou Cselesta'sche adelige Convict 177 — 178
21. Das evangelische Gymnasium (and die viercla«sige evangelische
Privatvolksschule mit Öffentlichkeitsrecht) 179—196
22. Das Älumneura 196—197
23. Die k. k. Oberrealschule (u. die gewerbliche Fortbildungsschule) . 197—209
24. Die Commutial-Volks- und Bürgerschulen 209—215
25. Die k. k. Lehrerbildungsanstalt . 216—241
26. Quellenverzeichnis 242
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gegen die Olsa hin, eine sehr schroffe, fast in das Flussbett abstürzende
ist. Auch läuft der Hauptkamra dieser an ein Cap erinnernden Hugel-
reihe parallel nahe gerückt dem Olsathalc, während er gegen Norden
und Nordosten gegen die Bober hin sich sanfter und breiter abböscht.
Im Südost hat die Stadt Teschcn keine von der Natur markierte
Grenzlinie, indem sie hier mit einzelnen, die Stadt zum Theil Uber-
ragenden Häusergruppen und Villen unter Feldern und Gärten endet.
Aus der Vogclperspective betrachtet, bildet der eigentliche Grundstock
der Stadt, den gezeichneten orographischen Verhältnissen entsprechend,
ein fast gleichschenkliges nach Nordwesten hin, gegen den Schlossberg
verlaufendes schmales Dreieck.
Werfen wir in Hinsicht auf Ausdehnung und Bauten einen ver-
gleichenden Blick auf das Teschen von heute und auf das von ehedem.
Noch zu Ende des 18. Jahrhunderts zählte die Stadt zu den befestig-
testen des Landes. Zwei Klafter dicke Ringmauern und breite Wall-
' gräben umgürteten sie nach allen Seiten. Weitschichtige Thore ge-
währten durch feste Thürine hindurch den Zugang. Mit Befestigungen
war Teschen schon seit der frühesten Zeit umgeben, und zwar, wie
alle polnischen Städte, anfänglich nur mit Planken und Gräben. Noch
im Jahre 1521 war der Ring der Mauern noch nicht nach allen Seiten
geschlossen. An das im NO. der Stadt gelegene Freistädter Thor
schloss sich bis zu diesem Jahre nur ein hölzerner Zaun an, wie das
durch eine Urkunde bezeugt wix*d. Den Zugang zu der Stadt öffneten
ehemals drei Hauptthore, nämlich im SO. das sogenaunte Oberthor,
welches sich an der Ecke des heutigen Gasthauses zum r goldenen
Ochsen" befand, und dessen Namen noch jetzt der neuere, höchst
gelegene südöstliche Stadttheil trägt; ferner das Freistädter Thor an
der Stelle des gegenwärtig Foglar'schcn Hauses Nr. 79 in der gleich-
namigen Vorstadt, und das Wassertbor oder LaugcbrUckentuor im
SW., in der Nähe der jetzigen Olsabrückc. Auch die Mühl- und die
Klosterpforte können aus jener Zeit hier genannt werden. Alle dieco
Thore waren alten Ursprungs.
Weil das vor so vielen Städten des Landes besonders wichtige,
die Mitte des Landes haltende Teschen auch mit mehr Aufwand und
Sorgfalt befestigt war, stets seine Mauern besaß und zu vertheidigen
wusstc, führt es mit Recht in seinem Stadtwappen die Ilauptabzeiclien
dieser Befestigung. Es zeigt im blauen Schilde eine weiße Burg mit
zwei spitzbedachten Zinnenthürmen zur Seite, zwischen ihnen in der
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Zinnenmauer ein offenes Thor, unter demselben Wasser, die Olsa
(Oelsa, Else), Uber ihm schwebend den goldenen Adler des Herzog-
thums Tcschen. Das festungsartige Aussehen der Stadt, welches so
das jetzige Wappen verewigt, steigerte noch das im NW. der Stadt
sich erhebende Schloss, welches nach einem alten Plane vom Jahre
1720 allein von vier Thttrmen tiberragt wurde, dem äußersten nord-
westlichen, dem runden, sogenannten „alten Thurme", dem viereckigen
„hohen Thurme", dem „Rundell", und dem Thurme, der sich über
dem Hause des „Oberregenten", d. i. über dem eigentlichen Schlosse
erhob. Uberhaupt ist der Schlossberg so gelegen, dass er für sich
allein eine eigene Befestigung zu bilden geeignet war. Gegen die Stadt-
seite hin konnte nämlich der sonst steil abfallende Hügel durch eine
Einsattlung zwischen der Olsa und der Bober von der Stadt leicht
geschieden werden, wenn man mit künstlichen Befestigungsmitteln, wie
Graben, Wall etc. nachhalf. Äußerst widerstandsfähige Basteien mit
schwerem Geschütz, deren Anlage man noch jetzt links an dem Ein-
gangsthore sieht, sicherten das Schloss gegen jeden Angriff. Durch
die Ringmauern war die Ausdehnung der Stadt sehr eingeschränkt.
Enge Straßen, alte hölzerne, schindelgedeckte Häuser traf man fast
ausnahmslos. So wissen wir von der heutigen Kronprinzessin-Stephanie-
Gasse, früher Tiefe Gasse genannt, dass sie noch 1789 von hohen, auf
hölzernen Stützen ruhenden, aus Holz erbauten Häusern so verengt
war, dass zwei Wagen einander nicht ausweichen konnten. Überdies
war die Gasse mit hölzernen Stegen überbaut, welche die Verbindung
clcr gegenüberstehenden Häuser vermittelten.
Nicht viel breiter waren die übrigen Straßen und Gassen. Eine
Ausnahme machte der in der Mitte der Stadt gelegene freie Stadtring,
jetzt Demelplatz genannt, der, wie Schickfuß schreibt, „ziemlich groß,
weit und gar sauber war", und dessen Mitte ein großer, schöner Röhr-
kaston, mit Kupfer bedeckt, zierte. Seine Seiten flankierten in Stein
hoch aufgeführte Häuser. Bis zum Jahr 1552 hatten dieselben nur
hölzerne Lauben. Nach einem Brande in dem genannten Jahre schwan-
den diese, und neue, gemauerte traten an ihre Stelle. Aber in den
Gassen gab es, wie derselbe Chronist schreibt, noch viele hölzerne
Häuser, „so oben mit Gängen herausgemacht", dass oben die Inwohner
eine freie Aussicht genießen und ihre Handtierungssachen verrichten,
unten aber auch Fremde im Regenwetter -trocken gehen konnten. Im
allgemeinen durchzogen die alte Stadt in ihrer Längenausdehnung drei
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Hauptstraßen, die Breite Gasse, die Tiefe Gasse und die Neustadt' mit
ihren Fortsetzungen. Außerdem liefen zahlreiche Gässchen im Innern
und Wege außerhalb der Stadtmauern. Der schon erwähnte Plan aus
dem Jahre 1720 nennt uns von Plätzen, Straßen, Gassen etc. : die
Breite Gasse, die Jesuiten-, die Convict-, Neupfort-, Silber-, Schergen-,
Rosen-, Mist-, Fleisch-, Malz-, Spital-, Deutsche Gasse, die Neustadt,
den Neuen und den Alten Markt. Die bei den meisten derselben ge-
wählte Bezeichnung Gassei und Gässlein dürfte als charakteristisch
und zutreffend gelten. Eine wesentlich andere Gestalt erhielt Teschen
nach dem Jahre 1789. Nach dem furchtbaren Brande vom 6. Mai des
genannten Jahres wuchs die Stadt erneuert und verschönert aus der
Asche empor. Die Stadtmauern und Thore wurden demoliert und das
so gewonnene Materialc zur Herstellung öffentlicher und privater Ge-
bäude verwendet, die sumpfigen Wallgräben aber in nutzbringende
Gärten nmgeschafFen.
Von den alten Mauern blieben nur wenigo Reste erhalten. Ein
Theil ist noch heute bei der Stiege oberhalb des Mühlgrabens, ein
anderer gegen die Schießstattgasse hin erhalten. Am deutlichsten sind
die Spuren der ehemaligen tiefen und breiten Stadtgräben noch in dem
Dr. von Demelschen Garten und in dem Garten der Elisabethinerinnen
erkennbar.
Statt der hölzernen Krambuden auf dem Hauptplatze errichtete
man gefällige Handlungsläden ; statt der barackenähnlichen GasthHuser
auf dec östlichen und nördlichen Seite des Hauptplatzes, sowie statt der
hölzernen Lauben wurden solide Steinbauteu aufgeführt. Nur ein Theil
der nördwestlichen und nordöstlichen Häuserreihe behielt seine Lauben,
ebenso eine Reihe von Häusern in der Tiefen und in der Deutschen
Gasse ; Straßen und Gassen wurden überhaupt erweitert und reguliert.
Auch in der Folgezeit blieb die Stadt in ihrer Entwicklung nicht
zurück. Einen ungemein raschen und blühenden Aufschwung nahm
diese aber besonders in dem letzten Jahrzehent, in welchem eine be-
deutende Menge großer und prächtiger Privat- und öffentlicher Bauten,
wie die städtische Volks- und Bürgerschule, das Siechenhaus (städtische*
Vorsorgungshaus), das Gefangenhaus, der Bahnhof der neuen Städtebahn,
die große städtische Schwimmschule u. a. geschaffen wurden. Neue
Plätze, wie der Franz-Joseph-Platz, und neue Gassen, wie die Elisabeth-
straße mit ihrer schönen Zeile stattlicher Häuser, der Schulring u. a.
entstanden, das Kaiser- Joseph-Denkmal wurde errichtet, die Gas-
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bcleuchtung eingeführt, die Stadt in allen größeren Gassen mit Trottoirs
versehen, so dass sie heute vor unseren Blicken nicht unwürdig ihres
alten freundlichen Namens dasteht.
Das heutige Teschen ist durch den Olsa-Fluss in zwei ungleiche
Hälften geschnitten. Die ungleich größere und bedeutendere Hälfte
der Stadt liegt noch immer rechts. Ungefähr in der Mitte des rechts-
seitigen Stadtgebietes liegt, wenn wir die ganze Längsaxe desselben
berücksichtigen, der grosse Ring, oder wie man ihn seit jüngster Zeit
zu Ehren des gegenwärtigen Bürgermeisters nennt, der Demelplatz, ein
geräumiges, heiteres Viereck. In seinen vier Ecken münden die
Convict-, die Breite-, die Deutsche und die Polnische Gasse. Außer-
dem wird der Platz von der Fleischer-, Schersciinik- und Elisabethine-
rinnen-Gassc an seiner nördlichen, südlichen und östlichen Seite erreicht.
Weiter zählt die Stadt noch folgende Plätze, die in den verschiedenen
Theilcn des Stadtgebietes liegend, fUr die Communications- Verhältnisse
günstig situiert sind : den Alten Markt, den Kasernplatz, den Pfarrplatz,
den Oberring, den Evangelischen Kirchenplatz und den Kronpriuz-
Rudolfplatz. Die Zahl der Gassen ist der Größe der Stadt angemessen.
Neben den schon genannten sind die Schloss-, Spital-. Kronprinzessin
Stephanie-, Münz- und Kaserngasse, die Bürger-, Brüuhaus-, Malz- und
Dreibrüderbrunnengasse, die Rosen-, Tempel- und Schießstattgasse, die
Neustadt-, die Pfarr-, die Silber-, Gärtner- und Stiftgasse, endlich die
Bobreker-, Prutek- und Schrötergasse, der Schulring und die Elisabeth -
straße zu erwähnen.
An die eigentlichen Stadtgebiete schließen sich eine Reihe von
Vorstädten an, die in nicht geringerer Entwicklung begriffen sind. Vor
allen ist die Vorstadt Sachsenberg zu erwähnen, die, obwohl kein Berg
weithin in der Runde sichtbar ist, ihren Namen zur Erinnerung an
den Gemahl der durchlauchtigsten Erzherzogin Maria Christine, den
Herzog Albert von Sachsen-Teschen, erhielt. Jenseits der großen
Olsabrücke breitet sich am linken Ufer des Flusses dieser belebte,
ganz ebene Stadttheil aus, den die Kaschau-Oderberger- und die Städte-
Bahn quer durchschneiden. Es sind meist schöne und stattliche Neu-
bauten, welche in einem langen Zuge die breite, ungemein belebte
Hauptstraße, die zu dem gemeinsamen Bahnhofe der genannten Bahnen
führt, begleiten. Diese zahlreichen neuen Gebäude sowie die neu er-
öfFoeten Seitengassen zeigen, dass dieser Stadttheil an der stetigen Ent-
wickelung Teschens am meisten unter allen Vorstädten partieipiert. Ist
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schon die ebene Lage desselben einer modernen Stadtanlage entspre-
chender, als die der andern Vorstädte, so treffen hier tlberdies drei
wichtige Communicationsadern iu der Nähe des Bahnhofes zusammen.
An dem äußersten Ende des Stadttheils nämlich zweigt sich die
Hauptstraße in die drei nach Mährisch-Ostrau, Friedek und Jablunkau
führenden Kaiserstraßen, welche der alten Herzogsstadt ein haupt-
stadtraäßiges und seine günstige Lage charakterisierendes Entre"e geben.
Zu der rechten und zu der linken Seite des Sachsenberges liegen die
kleinen Vorstädte Steinplatz und Brandeis. Außer diesen sind noch
folgende Vorstädte zu nennen : die Kleine Wiese, die Freistädter- Vorstadt,
der Winohrad; ferner die Bobreker- Vorstadt, die Liburnia. die Ober-
vorstadt und der Mühlgraben. Die Stadt mit den genannten Vor-
städten zählt gegenwärtig 802 Häuser, wovon 430 auf die Stadt und
auf die Obervorstadt, 113 auf die Freistädter- Vorstadt, 11 auf die
Kleine Wiese, 58 auf den Mühlgraben, 74 auf den Steinplatz, 83 auf
Brandeis, 33 auf den Sachsenberg entfallen.
Einen besonderen Schmuck und Reiz der Stadt, wohl würdig ihres
Namens (Teschen = Freudenstadt), bilden ihre schönen Anlagen, ihre
Belustigungsorte und ihre herrliche an Baum und Busch und Wald
reiche unmittelbare und fernere Umgebung, in welche nach allen Seiten
in schönen Alleen und schattigen Gebüschen zahlreiche Straßen und
Wege hinausführen.
Vor allen zu erwähnen ist der Schlossberg, der sich am Nord-
westende der Stadt, das Bild der Kronprinzessin-Stephanie-Gasse nach
dieser Seite mit seinem stolzen, von dem altersgrauen Piastenthurme
überragten Schlossgebäude überaus malerisch abschließend, bis zu 23
Klafter über dem Wasserspiegel der Olsa erhebt. Es ist der schönste
und besuchteste Promenadcnplatz der Teschner. — Auf dem reizenden
Hügel wechseln englische Anlagen mit steil abfallenden Bastionen und
grasreichen Terrassen, von denen aus man eine reizende Fernsicht in
das liebliche, weit umrahmte Olsathal mit der hochaufragenden Kette
der Karpathen im Süden und der in dem blauen Horizont verschwin-
menden Ebene im Norden genießt. Nicht minder lieblich wie dieser
Ausblick ist der Anblick der Stadt von Süd und West von der Blo-
götitzer Kapelle aus betrachtet. Das nicht sehr weitläufig ausgedehnte
Teschen bietet von hier aus gesehen, ein stolzes, malerisches, fast an's
Großartige grenzendes Bild. Während in der Mitte die langgestreckte
Häuserreihe der Hauptstraße mit kleinen terrassierten Gärten ziemlich
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steil gegen das Olsa-Ufer abfällt, ziehen in weiten Abständen ihre
Flügel über die breiten Hügcllelinen, der östliche geschlossen von
der weithin sichtbaren, evangelischen Jesuskirche; eine Reihe von
Kirchtürmen in den verschiedensten Stilartcn führt wieder das Auge
zurück gegen Westen, wo es gefesselt wird durch das merkwürdige,
in seinen Contrasten noch harmonische Landschaftsbild des Schloss-
berges. Während der unerschütterlich massige Thurm von düsteren
Fichten umkränzt wird, die vergebens zu seiner Höhe emporstreben,
leuchtet wenig entfernt von ihm, zwischeu schlanken Lerchenbäumen
in bescheidener Stille das Kuppeldach der Schlosskapelle. Auf der
Nordseite der Schlossberges fuhren buschige Gänge abwärts zur erz-
herzoglichen Brauerei, hinter der sich auf einer freien baumumschatteten
Terrasse heitere Geselligkeit gern versammelt.
Ebenso gern besucht wie der Schlossberg ist die wohlgepflegte
Albrechtsallee am linken Olsa-Ufer, angelegt unter dem schon erwähnten
Herzog Albert von Sachsen-Teschen im Jahre 1813 vom Forstmeister
Dünnbier. Es ist ein schöner, vornehmer Baumgang von mächtigen
Kastanien, Linden, Akazienbäumen etc. mit schönen, wenn auch schmalen
englischen Anlagen, an deren einer Seite eine schöne Zeile großer
erzherzoglicher Beamtenhäuser und reizender, von kleinen Vorgärten
geschmückter Villen sich hinzieht. Einen Anziehungspunkt für die
Teschner Bürger bietet ferner die neue Schießstätte am linken
Olsa-Ufer mit ihren jungen Anlagen. Besonders zur Zeit des König-
schießens, welches unter großer Betheiligung der Bevölkerung jährlich
im Monate Juni stattfindet, herrscht daselbst ein fröhliches Leben.
Teschen hat auch seinen Prater, nämlich das vom Diarunkabache
durchschnittene Grabinathal (auch Rudolfshain genannt), mit seinen
vielbesuchten, von Natur und Menschenhand wohlausgestatteten und
gepflegten Laubhallen und Gängen und duftreichen Wiesen. Die letzt-
genannten Belustigungsorte, durch die Liberalität Seiner kaiserlichen
Hoheit des Erzherzogs Albrecht dem Publicum geöffnet, belebt in der
günstigen Jahreszeit oft die städtische Kapelle. Als einladende Spazier-
gänge sind weiter zu erwähnen die mit Weiden, Kastanien etc. um-
schlossenen Olsa Ufer, besonders die an der Holzflüße mit ihren lieb-
lichen Auen, Wehren und Wäldchen, wie denn überhaupt, wie schon
oben erwähnt wurde, die landschaftlich schöne Umgebung der Stadt
nach allen Seiten an den Naturfreund auf zahlreichen Wegen und Stegen
hinauslockend herantritt.
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Wenn schlechtes Wetter an weiteren Spaziergängen hindert, dann
werden die großen Lauben auf dem Hauptplatze und die Kleine Laube
in der Tiefen Gasse zum Corso fUr Jung und Alt.
Die Lage der Stadt an einem Punkte, wo die Reichsstraßen ans
Galizien, Ungarn, Mähren und aus dem Troppauischen sich begegnen,
fordert den Verkehr und trägt viel zur Belebung des Transito-Handels
bei. Aber auch die Localindustrie hat sich, namentlich seit Einbeziehung
der Stadt in das Eisenbahnnetz, bedeutend gehoben. Fördernden
Einfluss auf den Handel, besonders auf das Kleingewerbe und auch
auf das Fabrikswesen, nehmen die jeden Mittwoch und Samstag statt-
findenden Wochenmärkte, sowie die 5 Jahrmärkte, die zugleich Vieh-
märkte sind. Sie werden am 1. Montage im März, am 2. Montage
im Mai ( — falls die Bitttage in diese Woche fallen, am 3. Montage
im Mai — ), am 2. Montage im Juli, September und November ab-
gehalten. Für den gewerblichen und industriellen Aufschwung in der
Stadt und Umgebung zeugen die großen Etablissements Seiner kaiser-
lichen Hoheit des Herrn Erzherzogs Albrecht: die Holzverkleinerungs-
maschine und die Brettsäge, verbunden mit Bautischlerei und Er-
zeugung roher Holzmöbel, die Flachs- und die Spinnfabrik, die re-
nommierte, stets noch wachsende Bierbrauerei, die neu eingerichtete
Branntweinbrennerei und Spiritusraffinerie und die Ölerzeugung aus
Raps in Mosty, die ihre Productc bis über den Continent hinaus
schickt; ferner die Fabriken der k. k. priv. Firma Jakob und Joseph
Kohn, sowie die der Firma Josef Jaworek für massiv gebogene
Möbel, die VVagenfabrik der Firma J. Postowka, die Spanerzeugung
des Johann Rosner, die allgemein anerkannten Büchsenmacher Werlik
und Spiegel, die in ganz Österreich und Deutschland bekannten, im
Jahre 1876 von Seiner Majestät dem Kaiser für ihre hervorragenden
Leistungen mit der goldenen Medaille für Kunst und Wissenschaft
ausgezeichneten Etablissements von Karl Prochaska, k. k. nofbuch-
händler und k. k. Hofbuchdrucker, die Buchhändler-Firma der Brüder
Heinrich und Eduard Fcitzingcr, dio bedeutende Sodawasser- und
Liqueurerzeugung des Moriz Fasal, das Großholzgeschäft des J. Ph.
Giesinger etc.
Die Einwohnerzahl der Stadt und der Vorstädte beträgt, das Militär
und die von auswärts kommenden Schüler ungerechnet, nach der letzten
Volkszählung vom 31. December 1880 13004 Seelen, gegenwärtig etwa
14000. Darunter sind lb' Personen des geistlichen Standes, worin die
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Klosler-Communitäten nicht einbezogen sind, 145 Beamte des Staates,
der erzherzoglichen Kammer, der Stadtgemeinde etc., 82 Lehrer und
Literaten, 130 Pensionisten, 12 Advocaten, 11 Ärzte, 579 Handels-,
Kauf-, Geschäfts- und Gewerbsleute. Die letzte Kategorie umfasst :
3 Apotheken, 2 Brauer, 6 Baumeister, 24 Bäcker, 5 Buchbinder,
2 Buchdrucker, 4 Buchhändler*), 2 Butterhändler, 3 Büchsenmacher,
2 Bürstenbinder, 2 Commissionsgeschäfte, 3 Drechsler, 4 Eisenwaren-
händler, 3 Essigerzeuger, 5 Fassbinder, 4 Färber, 25 Fleischer, 7 Ra-
sierer und Friseure, G Gold- und Silberarbeiter, 8 Galanteriewaren-
händler, 12 Gastwirte, 5 Gasthöfe und Einkehrhäuser, 4 Gärtner,
1 Gelbgießer, 14 Getreidelländler, 4 Glaser, 1 Graveur, 11 Greissler,
1 Gürtler, 2 Handelsagenten, 4 Handschuhmacher, 9 Hebammen,
3 Holzgeschäfte, G Geschäfte für Huthandel und Hutfabrication, 2 Ka-
minfeger, 5 Kaffecsieder, 8 Kleidermagaziue, 4 Steinkohlenhändler,
3 Kupferschmiede, 5 Kürschner, 5 Lackierer, 4 Lebzeltner und AVachs-
ziehcr, 5 Lederhändler, 1 Leichenbestattungsanstalt, 3 Leinwandhändler,
G Kunstweber, 10 Lohnkutscher, 8 Künstler, Maler, Vergolder und
Staffierer, 3 Maurermeister, 2 Messerschmiede, 2 Möbelfabriken, 2 Möbel-
niederlagen, 4 Müller, 1 Nadler, 2 Nähmaschinenverkäufer, 3 Obst-
händler, 1 Orgelbauer, 3 Pfeifonschneidcr, 1 Pferdehändler, 2 Photo-
graphen, 5 Posamentierer, G Productenhändler, 1 Regenschinnreparateur,
2 Riemer, 5 Rothgärber, 1 Samcnhändler, 8 Salzhändler und Salz-
verschleißer, 5 Sattler, 1 Seifensieder, 3 Seiler, 1 Sensal, 1 Sieb-
inacher, 47 Branntweinschünker, 1 Schieferdecker, 1 Schleifer, 4 Schmiede,
*) Karl Prochaska: Am 10. October 1800 übernahm Thomas Procbaska die
von Fabian Beynbauer im gleichen Jahre begründete Buchdrnckerei, die im
Jahre 1817 an Proehaska's Witwe, im Jahre 1826 an den Sohn Karl Ubergieng.
Die Buchhandlnng kam im Jahre 1850 von Anton Wäscher an Karl Prochaska.
Gegenwärtig umfasst das Geschäft folgende Zweige: Buch- und Notendruckerei,
Stereotypie, Lithographie, Buchbinderei, Buchhandlung, Lehrmittelanstalt, Schul-
bücherhauptverschleiß, Depot des k. k. milit.-geographisehen Institutes, Papier-
handlung, Leihbibliothek, Musikalienleihanstalt, Verlagsbuchhandlung, Buchhand-
lung für Militär-Literatur. Filr die technischen Geschäftszweige und die Verlags-
und Militärbuchhandlung ließ diese Firma an der Sacbsenberger Hauptstraße
ein neues Gebäude im großen Stile herstellen, das im Sommer d. J. volleudet
und bezogen wird. Öffentliche Gesellschafter Karl Prochaska jun. und Ernst
Prochaska. — Heinrich Feitzinger, gegründet 1835 als Buchbinderei mit Schreib-
nnd Zeichen-Requisitengescluift von Eduard Feitzinger aus Troppau, gegenwärtig
Buchdruckerei, Rastrieranstalt, Contobtlcher- und Copierprcssenfabrik. — Karl
Malik. — Georg Kotula. — Eduard Feitzinger.
41 Herren- und Damenschneider, 6 Schlosser, 20 Schnittwarenhändler,
53 Schuhmacher, 2 Sodawasser-Erzeuger, 3 Spediteure, 4 Spängier,
10 Tabaktrafiken, 4 Tapezierer, 21 Tischler, 3 Töpfer, 1 Thonfabrik,
3 Traiteure, 5 Trödler, 5 Tuchmacher und Tuchhändler, 5 Uhrmacher,
12 Gemischtwarenhandlungen, 15 GemischtwarenkrUmercien, 2 Wagner,
5 Weinschänker, 2 Weißgerber, 1 Wildbrethändler, 5 Ziegelerzeu-
gungen, 3 Zimmermeister, 4 Zuckerbäcker.
Ein Blick auf diese Zahlenverhältnisse gibt uns ein klares stati-
stisches Bild Uber die Erwerbsquellen, die Beschäftigung und Lebens-
weise der Stadt. Dass die freundliche Stadt Tescheu mit Vorliebe
von Pensionisten zum Aufenthalt gewählt wird, ersieht man noch aus
der gegenwärtigen Anzahl derselben (129), wenn auch die veränderten,
besonders vertheuerten Verhältnisse viele derselben bereits verscheucht
haben. Doch ist Teschen noch immer großenteils Beamten- und Schul-
stadt geblieben, gewiss nicht zu seinem Xachtheile !
Außer der erzherzoglichen Kammer, der Betriebsleitung und
dem Inspectorate der k. k. priv. Kaschau-Oderberger Bahn und der
Betriebsdirection der neuen Städtebahn befinden sich hier folgende
Behörden und Ämter: die k. k. Bezirkshauptmannschaft, die k. k.
Grundsteuer-Bezirks- Schätzungscommission, der k. k. Bezirksschulrath ;
das k. k. Bezirks-Gendarmerie-Commando; das k. k. Kriegsgericht/
die k. k. Staatsanwaltschaft, das k. k. städt. -delegierte Bezirksgericht,
das k. k. Gruudbuchsamt, das k. k. Steueramt, das k. k. Hauptzollamt,
das k. k. Finanzwach- Commissariat, das k. k. Postamt, das k. k. Tele-
graphenamt, das k. k. Aichamt. Als geistliche Behörden fungieren : das
fürstbischöfliche General- Vicariat mit dem Weihbischof und das katho-
lische Pfarramt, die evangelische Superintendentur und das evangelische
Pfarramt, das israelitische Kreisrabbinat. AU militärische Behörde be-
steht: dar k. k. Militär-Stations-Commando mit einem Bataillone des
100. Infanterie-Regimentes und das Ergänzungsbezirks-Commando mit
dem Ergänzungsbezirks-Cadre desselben Regiments. Als städtische Ämter
sind zu nennen: der Gemeindevorstand und der Gcmeinde-Ausschuss,
der Ortsschulrath, das Polizeiamt. Ferner besitzt die Stadt folgende
Untcrrichtsanstalten und Bildungsinstitute : ein k. k. Ober-Gymnasium,
eine k. k. Ober-Realschule mit einer gewerblichen Fortbildungsschule,
die k. k. Lehrerbildungsanstalt mit einer 4 classigen Übungsschule,
eine 8 classige Knaben- und eine 8 classigo Mädchen-Volks- und
Bürgerschule, eine 4 classige allgemeine Volksschule für Knaben und
Mädchen am Sachsonberg, eine 4 classige evangelische Privatschule
mit Öffentlichkeitsrecht, die 8 classige Privat-Mädchen-Volks- und
Bürgerschule und der Kindergarten der Barmherzigen Schwestern St.
Carol. Borrom., die israelitische Talmud-Thoraschule, das Cselesta'sche
Stift, das Alumneum, die Scherschnik'sche Stiftung. Ferner zählt die
Stadt 6 katholische Kirchen und 4 katholische Kapellen, 1 evangelische
Kirche und 1 jüdische Synagoge. Für die Garnison bestehen 2
Kasernen, die eine auf dem Kasernplatz, die andere in der unmittelbar
daran sich anschließenden Münzgasse und ein Militärspital im Südosten
der Stadt. Eine dritte Kaserne ist im Baue begriffen. Von den beiden
Kasernen gehört die eine in der Münzgasse, welche noch in den 50er
Jahren als Militär-Knaben-Erziehungshaus benutzt wurde, dem Staate,
die obere sub Nr. 160 und 170 der Stadtgemeinde mit Aus-
nahme des gegen die Münzgasse gelegenen ebenerdigen Flügels. Das
Spital aber ist zum größten Theile Eigenthum der Stadtgeineinde, zum
anderen Theile Eigenthum des Staates. An Wohlthätigkeitsanstalten
besitzt die Stadt 3 Klöster, und zwar das der Barmherzigen Brüder,
das der Barmherzigen Schwestern und das der Elisabethinerinnen, das
neue Versorgungs- und Siechenhaus, das städtische Waisenhaus und
den städtischen Armentbnds. Mit Wasser versorgt wird die Stadt
durch 3 öffentliche Röhrkasten und 20 öffentliche Brunnen, be-
leuchtet wird sie durch die städtische Gasanstalt mit 283 öffentlichen
Flammen.
Von volkstümlichen Sitten und Bräuchen aus alter Zeit ist unter
den Stadtbewohnern selbst so gut wie nichts erhalten, und auch aus
früherer Zeit haben wir nur das eine zu verzeichnen, dass den Magi-
stratspersonen beim Beginn des Wonnemonats Maibäume gesetzt wurden,
wie dies aus einer städtischen Rechnung von 1680 hervorgeht.
In Bezog auf Kleidertracht finden wir bei der städtischen Bevöl-
kerung heute ebenfalls kaum noch etwas Charakteristisches. Dagegen
bietet die Kleidung der Landbevölkerung des Teschner Gebietes, wie
wir sie hier täglich sehen können, manches Eigenartige. Am Inter-
essantesten erscheint uns die Kleidung des Goralen. Sie besteht in
einem auffallend breitkrämpigen, braunen Filzhut, einer enganliegenden
weißen Tuchhose, unten zum Schnüren, und in Bundschuhen (krpeze),
mit Riemen kreuzweise um die Fußgelenke befestigt. Uber ein
weißes Hemde mit weiten Ärmeln hat er einen einfachen, braunen,
weitärmeligen Mantel aus filzartigem Tuche ohne Kragen, Gunia ge-
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nannt, geschlagen. Um den Rand des Mantels liiuft eine orangefarbige
Schnur. Die Hose hält ein breiter LedergUrtel fest. Eine Weste kennt
er nicht. Die Goralin trägt als Mädchen einen kurzen, faltenreichen,
kaum bis Uber die Knie hinabreichenden, braunen Hock mit einem
ziemlich breiten Besatz von blauer Farbe, vorn ein weißes, rothge-
blümtes, schmales Schürzchen, welches die Läuge des Rockes nicht
erreicht, die Brust umhüllt ein enganliegendes, mit Goldtressen be-
setztes, dunkelfarbiges Schnürmieder, mit einem kurzen, weißen Busen-
hemdchen, welches über das eigentliche Hemd gezogen wird. Das
Heradchen selbst hat Puffärmel. Die zinuoberrothen Strümpfe sind
von den Knöcheln an bis an die Kniee hinauf in zierliche dichte
Falten gelegt. Die Füße selbst sitzen in schwarzledernen Über-
schuhen. Vom Hinterhaupte hängt ein langer Zopf herab, durchflochten
mit Bändern mit einer Masche am Ende. Junge Mädchen nehmen
sich in dieser Kleidung, wenn ihnen körperliche Grazie und etwas
von angeborenem Geschmack zu Hilfe kommt, recht nett und sauber
aus. Ähnlich ist die ältere verheiratete Goralin gekleidet, nur hat
sie statt der Niederschuhe die Bundschuhe. Einen weiteren Unterschied
bildet die Kopftracht, ein weißes Leinentuch, welches an den Schläfen
mit den Haaren zugleich nach hinten herabläuft. In der heißen
Sommersonne wird ein Tuch auch von den Mädchen, doch nur lose
unter das ' Kinn gebunden, getragen. Über den Rücken wallt ein,
vorn an der Brust in eiuen Knoten gebundener Linnenmantel wie ein
umgehängtes Leintuch herab. Mieder, Puffärmel, rothe Strümpfe trägt
auch sie. In neuerer Zeit ist diese Tracht, namentlich bei den Männern,
in Abnahme, bei den Frauen und Mädchen vielfach modernisiert.
Wenn wir auch von dem Geiste und dem Weseu der Teschner
Bevölkerung reden sollen, so müssen wir zuerst erwähnen, dass wir
in der verhältnismäßig kleinen Stadt zu jeder Jahreszeit einem
heiteren Leben fast in allen Gesellschaftsschichten begegnen. Noch
vor der Osterzeit lockt der Frühling Spaziergänger hinaus nach den
beliebtesten Belustigungsplätzen ins Freie. Später hört mau von
Ausflügen und Landpartien nach den verschiedensten Richtungen. Im
Sommer suchen die einen der drückenden Schwüle der Gassen und
Häuser sich durch Aufenthalt im Schatten der Gärten und Anlagen oder
<lurch Baden in der schönen städtischen Schwimmschule und im nahen
Flusse zu entziehen, während der wohlhabendere Theil der Stadt-
bevölkerung wohl keine Villen, doch aber eine fast städtisch eingerichtete
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Bauernstube unter dem Gebirge, wie z. B. in dem aufstrebenden Caineral-
Ellgoth, in Ernsdorf, Ustron etc. als Sommeraufenthalt aufsucht. Die-
jenigen, welche diesem Vergnügen fern bleiben, genießen wenigstens-
mehrmals in der Woche in frischer Abendluft die häufig und in ver-
schiedenen Glirten gebotenen Productionen der städtischen Musikcapelle.
Gegen den Herbst hin ist das Leben in Teschen selbst weniger lebhaft.
Besonders merkt man das in den Ferienmonaten, wo Lehrer und
Schüler nach allen vier Winden sich zerstreuen und viele Bürger, die
außerhalb der Stadt einen Grundbesitz haben, zur Erntezeit mit der
Ökonomie sich beschäftigen. Nur häufigere Ausflüge bringen jetzt
die Gesellschaft in näheren Contact ; dabei denkt und spricht derjenige
Theil der Gesellschaft, der nach seinem Alter hieran das meiste Inter-
esse findet, schon von Haus- und öffentlichen Bällen, von Redoutcn
und Casinos, die der Winter briugen soll. Aber auch an einem Eis-
sport fehlt es uns Teschnern nicht, und es ist die Zahl derjenigen nicht
klein, die es lieben, auf den von speculativen Privaten hergestellten
Eisplätzen oder auf der Olsa selbst bei Mond- und Fackelschein unter
Musikbegleitung künstliche Curven in das Eis zu schneiden. Zur
Förderung der Geselligkeit und der Theilnahmo am politischen Leben
und den sonstigen Interessen der Bevölkerung tragen die zahlreichen
Vereine und die im Orte redigierten Zeitschriften bei. In erster Be-
ziehung ist zunächst die privilegierte Schützengesellschaft hervorzuheben,
die im Jahre 1796 ins Leben gerufen, im Jahre 1798 in ihren
Rechten bestätigt wurde und in jüngster Zeit sich neu organisierte.
Sie erwarb sich durch ihren in den französischen Kriegen bewährten
Patriotismus die Befugnis, eine eigene Schutzencompagnie von 42 Mann
und 4 Offizieren zu bilden und eine eigene Fahne zu tragen. Außer-
dem bestehen in der Stadt folgende Vereine : der Männer-Gesangverein
(gegründet 1839), der Musikverein (1869), das Deutsche Lesccasino
(1856), der Polnische Leseverein „Czytelnia ludowa" (1869), 2 Turn-
vereine (1863), der Emilie-Friedmann israelitische Frauen- Wohlthätig-
keitsverein (1864), der Unterstützungsverein von Witwen und Waisen
evangelischer Seelsorger und Volksschullehrer (1869), der Landwirt-
schaftliche Verein (1869), der Deutsche Verein (1870), die Freiwillige
Feuerwehr (1871), der Land- und forstwirtschaftliche Filialverein (1871),
der Österreichische Militär- Veteranen-Bund (1872), die Volksbank
(1872), der Deutsche pädagogische Verein (1872), das Spar- und Vor-
schuss-Consortium des allgemeinen Beamtenvereins (1873), der Arbeiter-
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bildungsverein (1874), der Gewerbehilfsverein (1874), der Erzherzog-
Albrecht-Militär- Veteranenverein (1874), die Schülerlade der k. k. Ober-
realschule (1874), der Schulkreuzerverein (1875), der Unterstützungs-
verein für Studierende „Towarzystwo uaukowöj pomocy dla ksiestwa
Cicszynskiego" (1875), der Verein „Dziedzictwo btogosiawionego Jana
Sarkandra dla ludu polskiego na Szlasku (1875), der Talmud-Thora-
Verein (1876), der Sladtverschönerungsverein (1878), der Verein der
Techniker und die Ortsgruppe des deutschen Schulvereins. Von Zeit-
schriften erscheint die „Silesia", herausgegeben von Karl Prochaska,
vom Mai 1860 bis zum Beginn des Jahres 1863 führte sie den Naineu
„Schlesischcr Anzeiger" ; die „Gwiazdka cieszynska", beim Entstehen
(1849) „Tygodnik cieszynski* genannt; „Nowy czas," pismo poli-
tyczne i ewangelicko-koscielne (1876), derzeit Eigenthlimer und ver-
antwortlicher Redaeteur A. Glajcar in Drahomischel ; der T ,Evangelik u ,
berausgegeben von H. Feitzinger unter der Kedaction des F. Michejda
in Nawsi (1877;. Von Zeitungen, die infrüheren Jahren in Teschen
erschienen, nennen wir: die von dem Professor A. Kayser (1848)
redigierte „Nowiny dla ludu wiejskiego" eingegangen im Jahre 1849 ;
„Nowiny szlaskie* 1 , bestanden von 1808 — 1869: r Zwiastun evan-
geliczny," redigiert und herausgegeben vom Jahre 1867 bis 1875
von Dr. L. Otto; „Werdauski", herausgegeben von Dr. L.Otto 1869
bis 1875 ; „die österreichisch-ungarischen militärischen Blätter," die
vom Jahre 1874 bis zum Jahre 1877 bei Karl Prochaska erschienen :
die „Teschner Post" mit dem Beiblatte „Illustriertes Haus- und Fa-
milicnblatt", im Jahre 1877 von H. Feitzinger herausgegeben. j,Der
österreichische Reichsbote u (1878), herausgegeben von Dr. H. Eminer ;
der „österr.ungarischer Soldatenfreund *' (1878), herausgegeben bei
E. Feitzinger, verlegt von Eduard Schröder.
Jeder Ort erhält, was sein inneres Leben anbelangt, erst durch
den Geist der Einwohner sein eigentümliches Colorit. Ein Bild gesell-
schaftlichen Lebens im großen Stil wird wohl kaum jemand in
Teschen suchen, wer aber Genrebilder gerne betrachtet, wird hier
manches Interessante finden. Das Dichten und Trachten der Einwohner
haftet, wiewohl im allgemeinem den verschiedenen praktischen Berufa-
zwecken zugewandt, nicht so sehr an der Alltäglichkeit, dass geistiges
Leben xind Bewegen nur in einzelnen und wenigen Kreisen zu finden
wäre. Man kennt hier, mit einzelnen Ausnahmen wie Uberall, keine
byperästhetischen Koterien, auch keine Kreise, die blasierte Vornehm-
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heit affecticren, dafür aber viel gesunde, heitere Geselligkeit. Der Beamte,
der Kaufmann, der Bürger, sie alle bilden bier einen einzigen ge-
selligen Verein. Ein Leben mit vieler geistiger Rührigkeit entfaltet
in allen Kreisen seine Schwingen. Das sind Sonnenblicke, die im
Drucke der Sorgen des Lebens aufrichten, Bande, die sich freundlich
. durch den geselligen Verkehr der anspruchslosen Kreise ziehen, in
denen Ernst und Heiterkeit heimisch sind, Geist und Gemüth im
Wechselaustausch erfreuen und wahre Natürlichkeit die Sprache spricht,
die alle Menschen verstehen, die Sprache des Herzens. Überhaupt
muss den Teschnern ein gastfreundliches und theilnehmendes Wesen
durchgängig nachgerühmt werden. Auch ihre Biederkeit, ihren Wohl-
thätigkeitssinn und ihren Rechtsinn hat gewiss mancher schon mit
Freuden kennen gelernt. Und so führt Teschen mit Recht seinen alten
Namen „die Freudenstadt", erinnernd an Walthers schönes Wort:
„Da ist wünne viel,
Lange müezo icb leben darinne!"
IL
Teschen im besonderen.
1. Das Schloss.
Auf dem weit über das Olsathal und über die dasselbe umrah-
menden Hügel hinausblickenden, zum Theil in steilen Wänden ab-
fallenden, zum Theile gegen die Stadt sanfter hinabsteigenden Plateau
des Teschner Schlossberges erhebt sich das Schloss Seiner k. k. Hoheit
des durchlauchtigsten Herrn Erzherzogs Albrecht. Die lang ausge-
dehnten Bauten des Schlosses, welche den Berg nach der Stadt hin
abschließen, sind zum größeren Theile jüngeren und jüngsten Ursprun-
ges. Die Front nach dieser Seite bildet ein langgestrecktes, im
Renaissancestile erbautes Gebäude, dessen mittleren Tract ein Gie-
bel harmonisch abschließt. Der Flügel gegen die Olsa endet mit
einer Terrasse uud einem tempelartigen, säulengctragenen Pavillon
in griechischem Stil. An den nördlichen Flügel reihen sich in
weitem Bogen die Wirtschaftsgebäude au. An dem mächtigen Bal-
kone am Mitteltracte glänzt das Wappen des jetzigen Besitzers.
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An das Schlossgebäude schließen sich die schon erwähnten kunst-
voll gehaltenen englischen Anlagen des Schlossberges. Doch etwas
anderes noch ist es, ' Avas diesem Platze eine besondere Anziehungs-
kraft verleiht, ihn zu einem der interessantesten, sehenswürdigsten
Punkte Schlesiens macht — es ist das historische Interesse, das an
diesem Berge haftet. Auf dem schiefrigen Hügel nämlich, der gerade
Kaum genug bot für einen ausgedehnten Herrensitz in der Blüte
mittelalterlichen Lebens, stund die thurm- und hofreicho Residenz der
Teschner Herzoge aus dem weit verzweigten Piastenstamme. Auf die
ehemalige Weitläufigkeit dieses würdiget! Herzogssitzes deuten noch
zahlreiche bloßgelegte Mauerreste, welche erkennen lassen, dass das
eigentliche Schloss durch einen dreifachen Ring geschützt und gesichert
war. Dasselbe erhob sich auf der westlichsten Partie des Hügel-
Plateaus, umgeben von zwei Umfassungsmauern, die durch einen Wall-
graben getrennt wurden. Von dem alten Piastcnschlosse ist längst
nichts mehr übrig, als der alte Piastenthurm, dessen solide Mächtig-
keit ihm das ehrwürdige, trotzige Aeußere, kaum berührt von moder-
nisierender Restauration, bewahrte. Weit hinaus blickend in das herr-
liche Panorama der anmuthigen Landschaften, die im Westen in wei-
tem Bogen von Hügelketten, im Süden von den zum Theil tief zurück-
tretenden Beskiden umrahmt sind, erhebt sich der altersgraue Thurm
in einem Kranze vou düsteren Fichten. Der Sockel und die Bekrö-
nung desselben, sowie die Verkleidung der Ecken sind aus Sandstein-
quadern, das übrige Mauerwerk ans Bruchstein von den nahen Mystrzo-
witzer Brüchen hergestellt. 15° und 2' hoch ist er unten 7', zu oberst
4' dick und bildet 7 Etagen. Das Mauerwerk nimmt mit der Höhe
an Mächtigkeit ab. Das Zurücktreten der Mauer ist nur einmal sicht-
bar und durch eine Art Sockel gegliedert. Die Plattform wird durch
eine in neuerer Zeit erhöhte Brustwehr geschützt. Als charakteristisch
muss es auffallen, wie die kleinen, zum Theil im Spitzbogen aus-
geführten schmalen Fensterluken, die unregelmäßig vertheilt sind,
dem starken Mauerwerke des Thurmes ein so alterthümliches, festes,
massives Aussehen geben. An den vier Ecken der Überkragung
des Thurmes sind etwas vorspringend schildartige Wappenplatten mit
dem ungekrönten schlesischen Adler befestigt.
Doch wenden wir uns der Geschichte des Piastenschlosses z;u,
welches mit den Geschicken der Stadt immer im innigsten Zusammen-
hange gestanden. Als Gründer des Schlosses und der Stadt Teschen
finden wir bei den alteren Geschichtsschreibern Cieszymir, einen Sohn
des fabelhaften Polenkönigs Lesko III., genannt. Als Gründungsjahr
wird das Jahr 810 angegeben. Diese Annahme aber beruht wohl nur auf
dem zufalligen Gleichklang Cieszymir mit der polnischen Bezeichnung
Teschens Cieszyn. Es geht nämlich, an diesen Namen anknüpfend,
auch eine Volkssage, welche die Gründung also erzählt: Als der
Polenkönig Lesko eines Abends in diu westliche Gegend seines Reiches
blickte, sah er drei «helle Sterne dahinziehen und erinnerte sich dabei
unwillkürlich der Dreizahl seiner Söhne. Er ließ sie vor sich rufen
und befahl ihnen, vereinzelt die Fahrt nach dieser Gegend anzutreten,
um sie zu er forscheu und mehr an das Reich zu knüpfen. Dem
Willen des Vaters folgend, verließen die drei Brüder mit einem klei-
nen Gefolge das väterliche Schloss und zogen auf getrennten Wegen
der Abendgegend zu. Nur selten zeigten sich auf ihren W r egen Spu-
ren menschlichen Wirkens. An einem schwülen Tage fand sich Cie-
szymir, der eine der drei Brüder, ermattet und vor Durst fast ver-
schmachtend in einer besonders romantischen Gegend. Da hörte er
von den dicht bewaldeten Höhen her den Schall eines Jagdhornes.
Er war nicht weit umhergestreift, als er Bolko, den einen seiner Brü-
der, inmitten seines Gefolges wiederfand. Als der erste Rausch der
Freude vorüber war, erzählte derselbe dem Cieszymir, dass er Lesko,
den dritten Bruder, hier im Walde gefundeu, der aber eine Quelle
suche, um bei der drückenden Hitze auf einer erquickenden Lager-
stätte zu rasten. Wenn er eine solche gefuuden, werde er es durch
Hörnerschall verkünden. In doppeltor Freude beeilten sich die Brü-
der, Lesko selbst aufzusuchen. Bald widerhallte Lesko's Waldruf, und
in wenig Minuten feierten sie ihr unverhofftes Wiedersehen. Dann
stillten sie ihren Durst an der klaren, lieblichen Quelle und erneuer-
ten ihre erschöpften Kräfte, um dann des denkwürdigen Wiederfindens
um so mehr sich zu erfreuen. In dankbarer Erinnerung an dieses
glückliche Zusammentreffen gründeten sie in der Nähe der Quelle ein
Lustschloss und nannten es, weil sie sich hier so gefreut, nach dem
Polnischen cieszyc (böhmisch „tßgit", deutsch „freuen"), Cieszyn, was
man so mit „Ort der Freude" (Freudemstadt) erklärt. Bald ließen
sich um das Lustschloss eine größere Anzahl von Menschen nieder,
welche die Wildnis lichteten, Hänser bauten und so einen Wohnort
schufen, der nach dem Schlosse ebenfalls Cieszyn genannt wurde.
Am südöstlichen Abhänge der Stadt, in der abseits gelegenen
schmalen Brüderbrunnengasse befindet sich noch heute dieser sagenhafte
Brunnen.
Anlasslich der Feier des 1050jährigen Bestandes der Stadt Te-
schen wurde derselbe renoviert, und es deckt nunmehr die Quelle ein
teinpelartiges, gusseisernes Brunnenhäuschen mit dreisprachiger Inschrift,
die uns die Bedeutung erklärt, die man der Stelle für die Gründung
der Stadt beilegt. Sie lautet deutsch: Erinnerung an die Gründung
der Stadt Teschen, die der Sage nach 810 durch drei Brüder aus
dem königlichen Hause der Piastcn stattgefunden haben soll. Polnisch :
Roku 810 wiaropodobne zaJozenie miasta Cie&zyna przez trzech synow
Leszka Illciego Krola polskiego. Trzej bracin, ksiazeta Bolko, Leszko
i Cieszko zeszli sie po dlugiej wedröwcc przy tem zrödle i ciesziic
sie, zbudowali na pamiatke miasto, ktore miano Cieszyn otrzymalo.
Lateinisch: Fons, ex quo tres Lesconis tili i venatu fessi se recreasse
et laeti hic parte silvae abacta initia Teschinii posuisse leguntur.
Dieser „Drei-Brüderbrunuen u mit einer reichlichen Quelle des besten
Wassers führt seinen Namen schon Jahrhunderte hindurch. Zum
erstenmale finden wir ihn urkundlich im Jahre 1434 in einem Briefe
der Herzogin Ofka und ihres Sohnes Wenzel, in welchem sie dem
Hans Pohan und seiner Frau Dorothea dort eine Fleischbank zu-
sprechen, wo man vom Brüderborn unter die Fleischbänke geht.
In die beglaubigte Geschichte tritt Teschen erst 1155 (23. April),
in welchem Jahre wir dasselbe mit anderen Kastellaneien des polni-
schen Schlesien als Bezirk des Breslauer Bisthums angeführt finden.
Einen anderen urkundlichen Nachweis über Teschen und seine Um-
gebung liefert uns ein Stiftungsbrief vom 28. Mai 1223, in welchem
der Klosterkirche in Kybnik die Zehnten mehrerer „Villarum in Castel-
latura de Tcssin" gewidmet werden. Iu dem Bestätigungsbriefe (1245)
des grossen 1155 erlasseneu Bisthumsprivilegiums, sowie in einem
Testamente des Herzogs Mesko II. (124u) finden wir der Burg Tessin
selbst Erwähnung gethau. Und in Urkunden aus den Jahren 1228
und 1239 und in solcben aus 1238, 1257, 1258 und 12(30 lesen wir
von den Teschner Castellanen Johannes und Comes Ruprechtus (Rop-
prahtus, Ropretus). Das sind Anhaltspunkte, aus denen wir uns ein
beiläufiges Bild von den frühesten politischen Verhältnissen Teschens
entwerfen können. Wir sehen nämlich, dass das Teschner Gebiet eine
Castellatur des polnischen Reiches, der großen lechischen Monarchie
bildete, in deren Bereich seit dem tapferen Boleslnus Chrobry (992 bis
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1024) auch die Gaue der Slezane, oder das eigentliche Schlesien, und
das im 9. Jahrhunderte unter der Herrschaft Großmährens, im 10.
unter der Böhmens gestandene Weiß-Chorwatien gerathen waren, zu
welch' letzterem das heutige Tcscbnische, vielleicht ganz Oberschlesien
gehörte.
Unter einer Castellatur verstand man die Vereinigung mehrerer
Opole oder Dorfgenossenschaften mit einem befestigten Mittelpunkte,
dem Castelle, das unter einem Castellan stund, der die richterliche,
administrative und militärische Gewalt in seinem Bezirke im Namen
seines Herrn ausübte. Der Mittelpunkt des Teschner Districtes war
die Teschner Burg, die sich schon damals auf dem heutigen
Schlossberge erhob. Ihre Erbauung scheint in die Zeit um das Jahr
1000 zu fallen, da Boleslaus Chrobry die weiten Grenzen seines Rei-
ches mit solchen Castellen zu decken suchte. Hier haben wir auch
wohl den Anfang des jetzigen Teschen zu suchen, der freilich recht
unansehnlich gewesen sein mag. Meistens waren nämlich solche Ort-
schaften nichts anderes, als mit Planken und Gräben umgebene grö-
ßere Ansiedelungen um die Landesburgen. Unser Läudchen blieb seit
jener Zeit ein Bestandteil Polens bis 1163, welches Jahr einerseits
die Lostrennung Schlesiens von diesem, andererseits eine Droitheilung
Schlesiens selbst unter den Söhnen des piastischen Großfürsten Wla-
dislaw II. herbeiführte, von denen der eine, Mesko, Ratibor und
Teschen erhielt, die nach dem Hauptorte des Gebietes die Bezeich-
nung „ducatus Ratiboriensis" erhielten, welche zufolge der im Jahre
1202 nach dem Ableben des Bischofs Jaroslaus von Breslau erfolg-
ten epochemachenden Todthcilung zwischen Heinrich I. von Breslau
und seinem Oheime Mesko, bei welcher der letztere zu seinen übrigen
Besitzungen auch das Land Oppeln zugetheilt erhielt, dem „ducatus
Oppoliensis" wich. Mesko, dem die Erbauung des jetzt noch beste-
henden Piastenthurms zugeschrieben wird, mag nicht selten die Teschner
Burg besucht haben. Eiu festes Hoflager scheint er. wie die ersten
Oppelner oder oberschlesischen Fürsten überhaupt, im Teschner Schloss
nicht aufgeschlagen zu haben. Keine der von ihm aufgestellten Urkun-
den wenigstens führt Teschen als Ausstellungsort.
Auf Mesko I. folgte 1211 sein Sohn Kasimir, der gleich seinem,
nach einer kurzen vormundschaftlichen Regierung Heinrichs I. von
Breslau, 1238 zur Regierung gelangten Nachfolger Mesko II. durch
die Colonisierung seiner Lande bekannt ist. Unter Mesko II. suchte
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Land und Volk jener entsetzliche Völkerschrecken heim, der sich vor»
Mittelasien aus gegen Osten bis China, gegen Süden bis Indien, gegen
Westen bis in die deutschen Lande seit dem Anfange des 13. Jahr-
hunderts durch die unter dem Dschin-Giskhan geeinten unwidersteh-
lichen Mongolenhorden verbreitete. In jener verhängnisvollen Zeit,
als der gewaltige Hohenstaufe Friedrich IT., der berufene Beschützer
Mitteleuropas, mit dem damaligen hochstrebenden Haupte der Christen-
heit in den schwersten Conflict gerathen war, die deutschen Länder
nnd deren östliche Nachbarn also eines gemeinsamen Schutzes ent-
behren mussten: da wälzten sich diese Horden, einer vernichtenden
Sturmflut gleich über die Ebenen Russlands und Polens und bald
auch bis Krakau und Oberschlesien. Herzog Mesko bot alle Kräfte
gegen dieselben auf. Die Stadt Teschen scheint in einem weiteren
LJmfange und mit größerer Energie gesichert worden zu sein. — Bei
Liegnitz kam es 1241 zur Schlacht. Herzog Mesko und alle die
schlesisehen Fürsten, voran der fromme Heinrich, kämpften mit einer
Tapferkeit, die ein besseres Schicksal verdient hätte, als es ihnen die
unglückliche Schlacht brachte ; aber den einen großen Erfolg mochte
der Tod jener Edlen gebracht haben, dass die Mongolen den schwer-
gerüsteten, eisengepanzerten Rittern ausweichend sich nach Mähren
und Ungarn wandten. Der Schaden, den sie im Lande anrichteten,
war unermesslich. Manches Jahrzehent war erforderlich, um die leer-
gebrannten Stätten wieder aufzubauen, zu beleben und zu bevölkern.
Bald nach diesen Vorgängen starb Mesko 1247 ohne Leibeserben; daher
ihm sein Bruder Wladislaus folgte, dessen Regierung voll kriegerischer,
außerteschnischer Unternehmungen war. Sein im Jahre 1282 erfolgter
Tod war von weittragenden Folgen ; denn er rief eine Ländertheilung
des großen Oppelner Landes unter seinen vier Söhnen hervor, aus der
vier kleinere Herzogtümer hervorgiengen, und zwar „der ducatus
Teschinensis", „Oppoliensis," „Bithumiensis" und „Ratiboriensis", die
alle ihren Namen von den Hauptcastellen herleiten.
Im Jahre 1290 war die Theiluug vollzogen. Von den vier
Söhnen erhielt Mesko, der bis zu diesem Jahre mit seinem Bruder
Pfemko Ratibor, Teschen und Auschwitz gemeinschaftlich beherrscht
hatte, den ducatus Teschinensis, anfangs meistentheils mit Auschwitz
verbunden, während Ratibor an PFemko fiel. Herzog von Teschen
nennt sich Mesko zum erstenmale in einer Urkunde vom 30. Jänner
1290, dem Locationsbriefe des Dorfes Boguschowitz. Von jener Zeit
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an beginnt für unsere Stadt eine neue Aera, da dieselbe die bleibende
Residenz der Landesherren wurde.
Um 1315 starb Mesko, der erste souveräne dux Tcssinensis.
Schon unter ihm hatte es sich gezeigt, dass ein so kleines Land, wie
<3as Herzogthuin Teschen es war, die erlangte Selbständigkeit auf
die Dauer unmöglich werde behaupten können. Bereits 1292 hatte
sich der Herzog mit den übrigen piastischen oberländischen Theilfürsten
in ein Lehensverhältnis zur böhmischen Krone gestellt. Zwar gerieth
die Oberhoheit Böhmens nach dem Aussterben der Pfemisliden wieder
in Vergessenheit, König Johann von Luxenburg frischte sie jedoch
wieder auf, und so kam es, dass Mesko's Sohn und Nachfolger Herzog
Kasimir I. wiederum ein Vasall der böhmischen Krone wurde, wie das
in der Urkunde vom 18. Februar 1327, in der er bekennt, sein Land
vom böhmischen Könige als Lehen empfangen zu haben, sowie in dem
conformen Lehensbriefe dieses Herzogs vom 24. Februar 1327 klar
ausgesprochen ist. Auch die übrigen Fürstentümer des heutigen
Schlesien waren in ein gleiches Lehensverhältnis zu Böhmen getreten,
so dass König Karl IV., Kaiser des heiligen römisch-deutschen Reiches,
bereits 1355 Schlesien seiner Krone untrennbar einverleibte. Durch
dieses Lehensverhältnis wurde die politische Stellung der schlesischen
Piasten zu den Agnaten in Polen in einer Weise alteriert, dass die
Fürsten Schlesiens in ihrem Wappen, dem Kennzeichen gemeinschaft-
licher Abstammung, dem polnischen, weißen Adler im rothen Felde,
in Schild und Zeichen die Farbe änderten. Herzog Kasimir nahm für
sein Herzogthum in den blauen Wappenschild den ungekrönten goldeneu
Adler auf. Aus jener Zeit scheinen auch die an den 4 Erkerecken
des Piastenthurmes angebrachten Wappentafeln zu stammen, wie denn
überhaupt damals statt des ursprünglichen Thurmes ein neuer erstanden
zu sein scheint. Von größerer Bedeutung für die Stadt Teschen wurde
die Regierung von Kasimirs Nachfolger, Herzog Pfemko I., der um
1358 das Herzogthum übernahm. Geachtet von seinem Lehensherrn
wrurde Pfemko vielfach zu auswärtigen diplomatischen Missionen ver-
wendet. Sein Herzogthum vermehrte er durch Liindererwerb in einem
Grade, dass keiu Teschner Piast weder vor ihm, noch nach ihm über
ein solch' weites Gebiet herrschte. Bei seiner Machtfülle konnte er
auch leicht (1304) die Privilegien der Stadt Teschen bestätigen, von
denen jedoch heute keine Spur mehr vorhanden ist. Auch verlieh er
derselben am 2. März 1374 das Magdeburger Recht. Noch haben wir
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von ihm zu berichten, dass er, wie ans einer schiedsrichterlichen Ent-
scheidung zwischen Pfemko und seinem Sohne Bolko von Teschen
einerseits, und dem Herzoge Johann II. von Hat i bor andererseits de
dto. Sorau, 7. September 1107 zu entnehmen ist, in der Stadt eine
Salzniederlage errichtete, wodurch der gewinnreiche Salzhandel der
Katiborer Fürsten beeinträchtigt wurde, weshalb unter dem angezogenen
Datum entschieden wurde, dass er den Salzhandel wieder aufzulassen
habe. Die letzten Regierungsjahre des greisen, von anhaltenden Gicht-
leiden heimgesuchten Herzogs waren durch vielfache Zwiste mit den
Katiborer Fürsten getrübt. Zu tödtlichem Hasse steigerte sich der
Groll beider Häuser infolge des gewaltsamen Todes von Herzog
Pfemko's gleichnamigem jüngerem Sohne. Dieser war 1406 in der
Veste Oderberg von dem mährischen Stegreifritter Hrzan und seinen
sechs Spießgesellen, die, nach dem Geständnisse des später martervolt
hingerichteten Hauptbetheiligten und nach der von 8 schlesischen Edlen
am 7. September 1407 erflosseuen richterlichen Entscheidung zu
schließen, vom Herzoge Johann gedungen waren, getödtet wordeu.
Premko selbst segnete erst um 1409 das Zeitliche, scheint aber bei
seinem hohen Alter schon früher die Regierung seinem Sohne, dem
späteren Herzog Bolko I. von Teschen, überlassen zu haben.
Von diesem erhielt Teschen am Freitag vor „Esto mihi", am
28. Februar 1416, seine Begabungen. Der Herzog gewährt in dieser
Handfeste der Stadt:
1. Den Anfall, d. h. die Verzichtleistung auf das landesherrliche
Anfallsrecht bei bürgerlichen Verlassenschaften bis in's vierte Glied. Die
Bürger konnten von nun an über ihr Vermögen letztwillig verfügen,
testieren, und hatten das Recht in dem Nachlasse als Erben zu folgen.
2. Die Erbfolge bei Lehensgütern, unbeschadet jedoch des Landes
Recht und Gewohnheit. Hierauf gründete sich das Recht der Teschner
Bürger, Landtafelgüter im Herzogthume zu kaufen und zu vererben,
ein Recht, das vielfach bestritten, vom Kaiser Franz I. bestätigt wurde.
3. Die Gerichtsbarkeit gegen Auswärtige, die im Burgfrieden
Rechtsgeschäfte abschließen und Schulden contrahieren.
4. Den Besitzuinfang an Stadtrealitäten, u. z. die Viehweide, die
Wälder, Gebüsche, Grenzen, die sie von altersher gehabt, und dazu
das Gut und Dörflein Ellgoth (Bürgersdorf) mit alle,n Renten, Genüssen,
Zinsen, Nutzen, Wiesen, Büschen, Wäldern, Äckern und sonst mit
allem Zubehör groß und klein.
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5. Regelung des überwuchernden Einflusses der Zechen, die fortan
ohne Wissen des Stadtrathcs keine neuen Satzungen (Wilküren) errichten
dürfen.
6. Das Meilenrecht, gemäß welchem im Umfange einer Meile
außerhalb der Stadt, „usgenommen Reueler adir altbusir (Schuhflicker)
und Smede, die woffen scherffen", kein bürgerliches Gewerbe betrieben,
kein Kretscham, noch Brot- und Fleischbänke errichtet, noch Schneider
geduldet werden sollten.
7. Den Domicilzwang (Ruckenbesitz), mit dem Besitze einer
Stadtrealität verbunden, oder das Mitleiden an allen Gemeinde-
umlagen, welchen der in der Residenz des Landesfürsten wohnende
Adel sich zu entziehen gesucht hatte. Eine weitere Bestimmung ver-
ordnet die Zurückstellung jedweden unrecht erworbenen Stadtgutes.
Am Schlüsse der Urkunde wurden der Stadt mit einer allgemeinen
Formel alle ihre Rechte, Freiheiten, Satzungen, Wilküren und Gewohn-
heiten, die sie von gewohnheits- oder rechtswegen von altersher
gehabt, feierlich bestätigt.
Aus dem Inhalte dieses Privilegiums ist zu entnehmen, dass die
Stadt damals in einem ziemlich blühenden Zustande und in einem
besonders lebhaften Rechtszuge im innigen Anschlüsse an das deutsche
Stadt- und Landrecht, wie es sich damals seit fast zwei Jahrhunderten
von verschiedenen Mittelpunkten auggehend in sämmtlichen deutschen
Ländern unserer Monarchie wohlthätig verbreitete, sich befunden haben
müsse. Mit einem weiteren Privilegium stattete der Herzog die Stadt
1421 aus, von dem wir jedoch keine Spur mehr vorfinden. Bemer-
kenswert ist auch eine Urkunde dieses Herzogs vom Jahre 1420, in
welcher er dem Bader J. Weissenborner den Kauf einer Badestube
bestätigt.
Unter Bolko näbertc sich unserem Lande von Böhmen her eine
schwero Gefahr — die Hussiten. Doch findet man keine Spur, dass
deren Verwüstungen sich auch über unsere Gegenden verbreitet hätten.
Der Tummelplatz der gegen einander wüthenden Parteien war mehr
Niederschlesien und der an Böhmen grenzende Theil Oberschlesiens.
Bolko scheint wie die übrigen oberschlesischen Herzoge durch eine
Abfindung mit den Hussitenführem die drohende Gefahr von seinem
Lande abgewandt zu haben.
Als der Herzog 1431 gestorben war, übernahmen seine vier
Söhne, Wenzel, Wladislaus, Pfemko und Bolko die Regierung des
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ausgedehnten Länderbesitzes, die sie von 1431 — 1442 gemeinschaftlich
führten, unter gleichzeitiger Theilnahme der Herzoginwitwe Ofka. Der
älteste Sohn Wenzel übte die Repräsentanz des Hauses aus. Im Jahre
1442 am Donnerstage vor St. Andreas ward endlich der Nachlass
Bolko's von 12 adeligen Schiedsmännern in 4 Thoile getheilt, und
zwar so, dass das Tierzogthum Teschen ohne Bielitz an Pfemko II.
und Bolko II. fiel, die ihren Antheil wieder unter sich auftheilten.
Selbst die herzogliche Burg in Teschen musste 2 getrennte Hofhal-
tungen aufnehmen. Eine alte Abbildung derselben aus dem Jahre 1640
zeigt uns zwei mit je einem Thurme gezierte Gebäudegruppen, von
denen die nach Süden hin mit dem runden Kapellenthurme Pfemko,
die nach Nordost mit dem noch jetzt bestehenden Piastenthurme Bolko
allem Anscheine nach bewohnte. Erwähnt sei hier, dass bei der Ka-
pelle gepresste, grün glasierte Ziegel ausgegraben wurden, die das
Wappenzeichen der Teschner Herzoge mit des Umschrift „Pfemislaus
Dei gratia dux Tessinensis 1 ' zeigen.
Eine solche getrennte Verwaltung, eine solche Doppelwirtschaft
auf dem Teschner Schlosse konnte nur von kurzer Dauer sein. Es
lag im Interesse der Teschner Fürstenfamilie selbst, die Macht über
ihr Stammland, das Herzogthum und die Stadt Teschen, in einer Hand
wieder zu vereinigen ; deshalb wurde auch nach längeren Verhandlungen
am 24. März l4ol entschieden, dass Pfemko auch den Antheil nach
seinem inzwischen verstorbenen Brudor Bolko, über dessen Kinder
Herzog Wenzel die Vormundschaft führte, beherrschen solle. So war
der Zweck erreicht, wieder herrschte nur ein Herzog in der Teschner
Burg; denn die Herzoginwitwe Anna hielt von nun an mit ihren
Kindern in der Vcsto zu Freistadt Residenz. Unter der Regierung
Pfemko's zeigt sich die älteste Spur von dem Teschner Bierregale.
Im Jahre 1467 nämlich pachtete der damalige Stadtrath im Namen
der ganzen Stadtgemeinde vom Herzoge das Weißbierbrauen. Das
Bierbraurecht war zwischen dem Herzoge und der Stadt getheilt und
die Stadt auf das Gerstenbier beschränkt. Später wurde ihr das
Braurecht uneingeschränkt auf immerwährende Zeiten überlassen. Das
Braurecht haftete auf dem Besitze eines jeden städtischen Hauses
innerhalb der Ringmauer. Eine Wilkür von 1 4G8 verfugte über die
einzuhaltende Ordnung beim Brauen und Schenken. Der Reihe nach
brauten je 2 haussässige Bürger im städtischen Bräuhause das vor"
geschriebene Maß von 14 Scheffeln und schenkten ihr Gebräu aus.
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Unter Pfemko hatten die Länder der böhmischen Krone schwere
Kämpfe um ihre politische und religiöse Selbständigkeit zu bestehen,
deren wir Erwähnung thun müssen, weil auch Schlesien in den ein-
zelnen Friedensschlüssen und Tractaten eine hervorragende Rolle spielt.
Bekanntlich wurde Georg von Podiebrad 1458 nach dem Tode des
jungen Ladislaus Posthumus von der ihm ergebenen national-religiösen
Partei auf den böhmischen Thron erhoben und bald auch von den
oberschlesischen Fürsten als Oberlchensherr anerkannt. Die Conflicto
mit der römischen Curie zogen ihm den Kirchenbann zu, und niemand
war eifriger, angeblich im Namen des Papstes, die Execution zu voll-
ziehen, als der junge heldenmlithige Matthias Corvin.
Besonders litten durch die darüber wiederholt angefachte Kriegs-
flamme die mährisch- schlesischen Länder. Da starb, ehe der Conflict
eigentlich zu einem definitiven Abschlüsse gekommeu war, wenigstens
in Böhmen in seiner Macht ungeschädigt, Georg von Podiebrad, und
der polnische Prinz Wladislaus bestieg Böhmens Thron, während
Matthias, der auch auf die böhmische Krone bestimmt gehofft hatte,
sich in Mähren und Schlesien behauptete.
Der Teschner Fürst, der in den Kämpfen Georg stets ein treu
ergebenes. Herz bewahrt hatte, musste nun, obwohl Matthias noch 1475
für seine treuen und beständigen Dienste der Stadt einen dritten Jahr-
markt am Tage St. Blasii verliehen hatte, kurz darauf des Ungarn-
königs gewaltige Macht hart fühlen und starb von Gram gebeugt am
11. März 1477. Ihm folgte sein Neffe Herzog Kasimir IL, dessen
Beziehungen zu dem verstorbenen Oheim während der letzten Re-
gierungsjahre des rechten Vertrauens entbehrten. Seine Stellung zu
Matthias war bei der vor seinem Regierungsantritte offen an den Tag
gelegten Anhänglichkeit für Wladislaus eine schwierige, doch unge-
fährdete. Zu Ansehen und Macht aber gelangte er erst, als nach
Matthias' Tode Wladislaus auch in Schlesien anerkannt wurde. Dieser
zeigte sich ihm erkenntlich und ernannte ihn 1490 zum obersten
Landeshauptmann von Ober- und Niederschlesien. Seit jener Zeit
führte er den gekrönten, einköpfigen, goldenen Adler im blauen Wappen-
schilder der auch von seinen Nachfolgern beibehalten wurde. Seinem
Amte widmete er seine besten Kräfte und suchte nach den kriegerischen
Zeiten Frieden und Ruhe im Lande herzustellen, was ihm aber bei
aller Aufopferung und Mühe nur theilweise gelang. In dankbarer
Anerkennung vergalt es ihm sein Kimig durch mehrere Gnadenacte.
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Ein solcher war das königliche Privilegium vom 23. Februar 1498,
in weichein unter Bestätigung der alten Privilegien seinem Hauso das
Recht ertheilt wurde, im Teschnischen und Pless'schen bis in's 4.
Glied männlicher und weiblicher Descendenz zu erben, worin auch
Bestimmungen über den Gerichtsstand der Herzoge als Geklagter ge-
troffen waren, und ihnen das Münzregale von der böhmischen Krone
zugesprochen wurde. Was dieses Regale betrifft, so muss bemerkt
werden, dass die Herzoge, nachweisbar schon Mesko I. — in der Ur-
kunde von 1290 bereits wird ein monetarius Fritto erwähnt — eine
selbständige Münze im Weichbilde von Teschen hatten, dass aber
die Herzogin Ofka dieses, jedenfalls durch den Eintritt in die Ab-
hängigkeit von der böhmischen Krone modifizierte Münzrecht im Jahre
1438 an die Stadtgemeinde verkauft hatte. Doch musste die Stadt
auch jetzt noch das „Münzgeld«, eine herzogliche Steuer, entrichten,
wofür der Herzog auf das Recht der sonst häufigen, dem Verkehre
schädlichen Umschlagung verzichtete. Mit Herzog Kasimir fiel das
Regale wieder au den Herzog. Von Herzog Wenzel bis Elisabeth
Lucretia herab sind von sämmtlichen Fürsten Münzen auf uns ge-
kommen, die den Teschner Adler, den Namen des Herzogs, den Wert
und öfter auch deu Wahlspruch zeigen. Außer Silber wurde auch
Kupfer und Gold geschlagen. Im Jahre 1653 wurde die Münzstätte
für immer geschlossen. An sie erinnert nur noch die jetzige „Münz-
gasse". Der Grabstein des letzten Mttnzmeisters, des „ehrenfesten und
kunstreichen" Gabriel Gerloff von Barbi aus Sachsen (j 1655). ist in
der Mauer der Dreifaltigkeitskirchc eingefügt. Eine Anzahl von
Teschner Münzen bewahrt das Scherschnik sche Museum. Aus der
vorkasimirschen Zeit scheinen einige auf dem Teschner Schlossberge
gefundene Heller von schlechtem Silber und rohem Gepräge, die auf
der Aversseite den Teschner Adler, auf der Reversseite ein T (eschen)
zeigen, herzurühren. Dass ,, Teschner Heller" im Umlaufe gewesen,
finden wir in Urkunden aus den Jahren 1514 und 1519 bestätigt.
Kasimir II., dem es nicht immer gelang, allen Erwartungen ge-
recht zu werden, verwaltete, allerdings mit vielfachen Unterbrechungen,
sein Amt bis zu seinem Tode. Auch die Hauptmannschaft im Her-
zogthume Troppau hatte er mit Diplom ddto. Ofen 6. Jänner 1515
von Wladislaus seiner treuen Dienste wegen auf Lebenszeit erhalten.
Aus seiner Zeit haben wir noch nachzutragen, dass 1484 die Teschner
Burg niederbrannte, weshalb ein Neubau nothwendig wurde. Gegen
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das Ende seiner Lebenstage gedachte er seine Residenz nach Troppaw
zu verlegen und hatte bereits Schlosseinrichtung und schweres Geschütz
dahin abgehen lassen, als ihn am 13. December 1528 der Tod ereilte.
Er war einer der edelsten, vielleicht der bedeutendste der Teschner
Piasten. Teschen verdankt ihm außer wichtigen Privilegien mehrere
weise und wohlthätige Einrichtungen. Im Jahre 1488 erhielt die
Fleischerzunft eigene Satzungen, wie sie sieh beim Vieheinkauf und
Fleischverkaufe zu verhalten habe; ebensolche wurden der neu zu-
sammengetretenen Kürschnerzunft ertheilt. Im J. 1494 erhielten auch
die Leinweber und 1513 die Schuster ihren Wilkor. Im Jahre 1481
hatten 2 Pfefferküchler unter Einordnung in die Bäckerzunft die Be-
willigung erhalten, in der Stadt sich niederzulassen mit dem Rechte,
allein in der Stadt und außerhalb derselben Pfefferkuchen zu backen.
Mit welcher Schonung der Herzog die Stadt behandelte und wie
sehr er ihr aufzuhelfen bemüht war, davon zeugen folgende Urkunden,
die vom Herzoge gegeben wurden, um das Ansehen der Stadtobrig-
keit aufrecht zu erhalten und bei Vertheilung der öffentlichen Laste»
Gleichheit herzustellen. Im Jahre 1513 befreite Herzog Kasimir den
Bürgermeister und die Rathmannen von allen städtischen Abgaben,
um sie für ihre Mühewaltung zu entschädigen, und schenkte der Ge-
meinde zur Schadloshaltung dafür die ihm verfallenen Häuser des
Adels, wogegen auch die Gemeinde sich dem Herzoge gegenüber
erkenntlich erwies. Ebenso wurde 1516 dem Stadtvogte das Recht
zugestanden, bei jeder eingeklagten Schuld einen Groschen vom Gul-
den abzunehmen. Aus Dankbarkeit gegen die Stadt, welche die von
Zeit zu Zeit gemachten Darlehen ihm geschenkt und außerdem einen
Betrag von 266 fl. bar für ihn erlegt hatte, bestätigte und vermehrte
der Herzog 1521 gemeinschaftlich mit seinem Sohne Wenzel alle älte-
ren Stadtprivilegien, Rechte und Freiheiten, die er schon bei seinem
Regierungsantritte confirmiert hatte, besonders das derselben von alters-
her zuständige Weinregale zur Beschaffung der Geldmittel für die
Erhaltung und Verbesserung der Stadtmauer, welchem Rechte gemäß
die Stadt den Weinschank auf eigene Rechnung betrieb und bereits
1535 in der Silbergasse ein eigenes Schankhaus besaß. Auch wurde
der landsässige Adel und die Dorfbevölkerung angehalten, zum Baue
der Stadtmauer nach alter Gewohnheit Kalk, Stein und Sand zu fuhren.
Weiter wurde in demselben Jahre angeordnet, dass jeder Hausbesitzer
der Stadt, er sei Bürger oder Landstand, die städtischen Lasten, Zin-
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sungen, Münzgeldcr. Wachgelder, Steuern und Umlagen mittragen und
in Bezug auf ihre Häuser dem Stadtratbe unterworfen sein solle. Zur
Begünstigung der in der Stadt sessbaften Gewerbsleute beschränkte er
den Tuch- und Häringshandel der fremden Kaufleute in der Stadt in
der Art, dass das erstero nur in aufgewickelten Ballen und Halbballen.
die letzteren nur in Last und Halblast verkauft werden durften, Jahr-
märkte ausgenommen. Jedem, der nicht berechtigt war, Bier zu
brauen, verbot er fremdes Bier einzuführen, ausgenommen den Mün-
chen beim Tiscbtrunke und den Priestern bei Primizfesten. Er führte
ordentliche Wochenmärkte ein, verbot die Vorkäuflerei der Lebens
mittel vor der Stadt und verordnete, dass alle zu Markte gebrachten
Victualien in der Stadt auf den dazu bestimmten Pltitzen zum Ver-
kauf aufgestellt werden sollten. Tm Jahre 1523 verlieh er der Stadt
einen freien Fleischmarkt jeden Samstag in der Woche. Damit aber
die Fleischerzunft durch diesen Fleischmarkt nicht verkürzt werde,
wurde der Stadtgemeinde auferlegt, die Halbscheit der Abgaben an
Geld und Unschlitt, welche die Fleischerzunft zu leisten hatte, zu
tragen ; dagegen wurde sie berechtigt, während des freien Fleischmark-
tes ein Marktgeld den Verkäufern abzunehmen. Ferner gewährte er
1523 der Stadt das ausschließende Recht des Bierausschrotes und
Ausschankes in 42 namhaft gemachten, zum Meilenrechte der Stadt
gehörigen Ortschaften *), welches Privilegium die Stadt gegen die
Anmaßungen der Gutsbesitzer schützen sollte. Auch schrieb er vor.
dass der abtretende Rath Uber die Gemeindeeinkünfte und Ausgaben
dem Vogte, den Schöffen und den Zechmeistern Rechnung legen solle.
Während der Regierung 1 des Herzogs Kasimir scheint Teschen in einem
besonders blühenden Zustande, die Bürgerschaft für die damalige Zeit
geradezu wohlhabend gewesen zu sein. Nach einer städtischen Käm-
mereirechnung von» Jahre 1510 besaß sie die Dörfer Ober- und
Niederpastwisk, Ligota und Krasna, mehrere Hauser und Gärten in
und bei der Stadt, beträchtliche Wiesen und Teiche bei Krasna und
Zamarsk. Auch ihre Stadtfelder waren von Kasimir vermehrt worden.
*) Haslach, Zamarsk, Pogwisdau, Marklowit», Gnmna, Ogrodion, Kost-
kowitz, Dzingelau, Ober- und Xieder-Liscbna, Wendrin, Bistrzitz, Jablunkau,
Alt-Jabhinkau, Piosek, Bukowetz, Nicdck, Grodiscbtz, Trzanowitz, Stanislowilz,
Koniakau, Kotzobendz, Mosty, Ober- und Nieder-Zukau, Wielopoli, Koppitz,
Kouskau, Trzinietz, Punzau, Kadowitz, Bobrek, Bnzanowitz, Boguscbowitz, Kalero-
bitz, Schibitz, Mistrzowitz, Oldrzicbowitz, Smilowitz, Gutty, Krasna und Ellgoth.
Das Stadtgebiet mnss sich schon damals auf das linke Ufer der Olsa
erstreckt haben, weil unter dem Jahre 1501 Käufe von Gärten vor-
kommen, welche jenseits der Olsa an der Friedeker Straße gelegen
sind ; die große Brücke Uber die Olsa gehörte ebenfalls der Stadt,
welcher hieraus ein Mautgeld erfloss. Die erwähnte Kämmereirech-
nung enthält folgende Einnahms- und Ausgabsrubriken:
Einnahmen von geistlichen Häusern, von der Brücke, Bußgelder,
Schrotgeld, Waggeld, von den Kürschnern, von der Huttung, von
Ellgoth, von den Malzhäusern, Zins von Schöndorf, von Schöndorf
für Fische, Münzgeld, Wachgeld, Landhausgeschoss, Weinachtsgeschoss,
Gartenzinsen, von Höcklern. Als Ausgaben sind aufgezählt: dem
Spitalmeister, dem Organisten, fürstliches Botengeschoss, den Mönchen
Märzgeld, den Mönchen Anniversarium, den Mönchen für die Früh-
messe, der heil. Leichnamsbruderschaft, dem Schulmeister, dem Stadt-
schreiber, den Priestern auf ihre Zinsen, Lohn dem Qemeindehirten,
auf alte Fleischschulden und zu Ostern für Schweine, den Breslauer
Priestern Baungeld, auf Trank und Gewürze für Seine fürstlichen
Gnaden, und zwar als der junge Herzog Wenzel mit der Herzogin
von Friedek hier ankam, zum Bau der Stadtmauer, Besserung der
Wege und des Pflasters, Reparatur der Wasserwehre, dem Seiger-
meister (Uhrsteller), zum Rathhause, auf Schöndorf den Zimmerleuten
für den Zaun zwischen dem Rathhause und dein Kloster, zur langen
Brücke, zum Unterhalt der Stadtthore, den Stadtknechten, der Stadt-
magd, dem Stadttrorapeter, dem Zuchtmeister, den Thorhütern, auf
die Teiche bei Krasna, den Robotern für Holzauswerfen beim Mühl-
graben, auf Baumateriale, gemeine Ausgebungen. Die gesammte Ein-
nahme betrug 200 ungarische Goldgulden, 42 fl. 17 Groschen, die
Ausgaben ebenso viel. Über den städtischen Weinschank wurde
besondere Rechnung geführt.
Als Beispiel des niederen Wertes der Realitäten in der dama-
ligen Zeit sei angeführt, dass 1480 ein Flecken auf der Wiese unter
dem Lindenborne zur Anlegung eines Fischhälters um 3 „Vierdung",
1501 ein Garten bei der Friedeker Straße um 2 fl., ein solcher ober-
halb des Oberthors 1504 um 12 fl., in demselben Jahre ein Haus
unterhalb des Rathhauses für 16 fl. uud ein solches auf dem Ringe
1513 für 115 fl. Münze hintangegeben wurde. Durch Veräußerung
mehrerer Häuser und wüst er Plätze hatte sich im Jahre 1527 der
Stadtrath Streitigkeiten zugezogen. Es wurde deshalb der Beschluss
— 30 —
gefasst, dass von dieser Zeit an weder an Einheimische, noch an
Fremde auch nicht ein Körnchen großtädtischen Eigentimms verkauft
werden solle.
Herzog Kasimir überlebte seine beiden Söhne Wenzel und Fried-
rich. Die Witwe Wenzels war 1524 4 Wochen nach dem Tode ihres
Gemahls eines Prinzen genesen, welcher den Namen seines Vaters erhielt
und nach dem Ableben des Grossvaters, des Herzogs Kasimir am 28. Oc-
tober 1528 zur Regierung gelangte. Kurz vor seinem Tode hatte dieser
fUr die Dauer der Minderjährigkeit seines Enkels eine Vormundschaft
bestellt und hiezu den mährischen Landeshauptmann Johann von Pern-
stein auf Helfcnstein ausersehen, dem auch das Herzogthum für den Fall
zugesichert wurde, wenn Wenzel ohne Erben mit Tod abgehen sollte.
Wenzels Mutter, die Herzoginwitwe Anna, nahm ebenfalls Antheil an
der Rezierunz. Nach deren Tode im Jahre 1539 führte Pernstein die
Regierung allein, als „väterlich ernannter Vormund des Herzogs Wenzel,
Statthalter und Anwärter des Herzogthums Teschen."
Aus der Zeit der vormundschaftlichen Regierung heben wir fol-
gende Acte hervor. Im Jahre 1529 wurde vom Stadtrathe gegen
Entschädigung der Bäckerzunft, welche damals 8 Meister zählte, der
freie Verkauf des Kornbrotes (Platzbäckerei) eingeführt und wegen
des freien Fleischmarktes zwischen dem Stadtrathe und der aus 10
Meistern bestehenden Fleischerzunft unter Penisteins Zustimmung ein
Übereinkommen dahin getroffen, dass von der Abgabe der 4 Steine
Unschlitt, welche von jeder Fleischbank, und von den 2 fl. 14^2
Groschen 2 Heller, welche von der gesaminten Zunft in die herzog-
lichen Renten flössen, die Stadtgemeinde drei Viertel, die Fleischer
aber das vierte Viertel leisten sollten. Im Jahre 1532 wurde die
Stadt von Kaiser Ferdinand dahin privilegiert, dass sie statt des bis-
her gebrauchten grünen mit rothem Wachse siegeln dürfe, eine Präro-
gative, die damals nur dem Fürsten- und dem Ritterstande zustand
und mit Vorrechten in Bezug auf die Gerichtscompetenz verbunden
war. Das Stadtgericht nämlich konnte von nun an jedermann, aller-
dings mit gesetzlichen Einschränkungen, als Zeugen vorladen. Im
Jahre 1540 bewilligte Pernstein gegen entsprechende Abgabe eine
Leinwandbleichc auf den dermal zum Sachsenberge gehörigen Ackern
und Feldern, außerdem das Recht der Holzflöße aus den herzoglichen
oberen Waldungen, sowie die Benützung der obrigkeitlichen Brettsäge,
und bestimmte, dass der Wallgraben beim Bossak zum allgemeinen Xu-
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tzcn der Stadt verbleiben solle, und dass, wie schon Herzog Kasimir
es verordnet hatte, der Stadtrath die verfallenen Strafgelder zum Be-
sten der Gemeinde einziehen und verwenden könne. Das städtische
Kämmereiwesen betreffend, verkaufte der Stadtrath im Jahre 1532
dem Rathmann und Bäckermeister Hans Weyske den städtischen Fisch -
hälter oberhalb der großen Mühle, zwischen dem Hälter des Fürsten-
thum-Kanzlers Joh. Czelo von Czechowitz und dem des Rathmamien
Steffel Goldschmid gelegen, um 9 fl. Münze und verpachtete im Jahre
1535 die Teiche bei dem städtischen Dorfe Krasna gegen einen jähr-
lichen Zins von G fl. auf 10 Jahre.
Um ein Beispiel der Einfachheit unserer Vorfahren in Bezug auf
Kleider und Hauseinrichtung anzuführen, wollen wir aus dem Jahre
1533 das Inventarium über den Nachlass des Merten Tuchmacher, eines
ansehnlichen Bürgers, der auch im Rathe gesessen, anführen. Es sind :
1 silberner Becher, 1 silberner Löffel, 8 zinnerne Scheiben, 3 große
und eine mittelmäßige zinnerne Schüssel, 1 Zweiquartkanne, 1 Fünf-
quartkanne, 1 Quartkandl, das Zinn zusammen im Gewichte von 2 Stein
und 2 Pfund; 4 Betten, 4 Kissen, 1 Pfühl, 2 Bettzichen, 1 großes
Tuch über die ganze Stube, 3 Wegbreit, 1 Leihlach, 3 Kissenzichen,
2 Brottuch; 1 Kessel Uber dem Feuer, 3 Fischpfannen, 1 Ölpfanne,
1 großer und 2 kleine Bratspieße, 1 Becken, 1 kupferner Topf im
Ofen eingemauert; 1 fuchsene Schaube, 1 parchen Juppe; 8 Spann-
bretter, 2 Truhen, 4 hölzerne und ein steinerner Tisch, 8 Bierfässer,
4 Biertröge; 1 Kuh, 2 Schweiuel; 4 hölzerne Küchenmulden, 1 große
Mulde, 1 hölzerner Topf, 4 hölzerne Schüsseln, 2 große hölzerne
Kandeln, 2 Quart hölzerne Kandeln, 1 Reibeisen, 12 hölzerne Teller,
24 hölzerne Löffel, 3 Kochlöffel, 1 Reibholz.
Im Jahre 1545 wurde Herzog Wenzel mündig und Ubernahm am
22. Mai die Regierung, welche durch die Erfolge der Reformation
folgenschwer wurde. An der Seite des unerfahrenen jungen Fürsten
stand ein habsüchtiger Adel, der bei der Gutmtithigkeit des Herzogs
diesem sich unentbehrlich zu machen verstand. Im eigenen Fürsten-
hause konnte er keine Stütze, keine Hilfe finden und war so auf sich
selbst angewiesen, er, dem eine höhere Bildung, dem ein staatsmän-
nischer Blick fehlte. So ist es leicht erklärlich, dass er, die rechte
Richtung vermissend, ungemessenen Glanz und Pomp entwickelte, bei
Krönungen, Feierlichkeiten am Hofe etc. sein Vermögen und Ein-
kommen verschwendete und seine Besitzungen durch größere und klei-
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nere Schenkungen an seine Unterthaneu bedeutend verminderte. Als
auch sein Sohn Friedrich Kasimir, der schon seit 1560 an der Regie-
rung theilnahra und mit seinem Vater nicht immer in bester Harmonie
lebte, sich der erwähnten Passion, an der im übrigen fast alle Teschner
Piasten mehr oder weniger litten, nicht entziehen konnte, da häuften
sich Geldverlegenheiten und wuchsen Schulden an, denen der schönste
Theil des Territorialbesitzes: Friedek, Freistadt, Bielitz, Skotschau
und Schwarzwasser zum Opfer fiel. Auch Tcschen, seine finanzielle
Stütze, litt schwer bei den häutigen Bürgschaftsleistungen filr die
Schulden des Herzogs. Dennoch liegen aus seiner Regierungszeit zahl-
reiche Documente vor, die Zeugnis geben, dass er, der selbst nicht
auf s beste mit dem Seinigen hauszuhalten verstand, an einer geregelten
Communalverwaltung den regsten Antheil nahm. Seine diesbezüglichen
Regierungsacte waren wirklich größtenteils einer warmen, freilich oft
in einer das bürgerliche Selbstbestimmuugsrecht einengenden Theil-
nahrae entsprungen, wenn sich auch bisweilen nicht verkennen lässt,
dass recht handgreifliche Motive ihn zu einer herablassenden, fast
cordialen Vertraulichkeit und Bürgerfreundlichkeit bestimmen mochten,
wobei diesem im ganzen gutmüthigen Charakter Härte und plötzlich
auftretende Strenge nicht fremd waren.
Gleich bei seinem Regierungsantritte wurden dem Stadtrathe und
der Gemeiude alle vorgewiesenen Urkunden aus älterer Zeit bestätigt.
Ebenso bereit erwies er sich in der Bestätigung der Zunftprivilegien.
Den Schuhmachern wurden die Zunftartikel im Jahre 1547 bestätigt,
später erfolgte die Bestätigung der Privilegien der übrigen Zünfte:
der Kürschner, Schneider, Fleischer, Binder, Tischler, Salzhauer und
der Tuchmacher, die 1564 eine eigene Tuchwalke bauten.
Zu erwähnen ist hier auch eine von Wenzel mit Berücksichtigung
der uralten Gepflogenheiten am 24. Juni 1524 gegebene Landesordnung.
Die Handfeste von 1416 hatte, wie schon berichtet, den Bürgern von
Teschen auch das Erbrecht in Bezug auf Lehensgüter gewährt. So
war Teschen wegen seiner Besitzstände ein Landstand geworden und
unterstand als solcher dem Landrechte, einer Einrichtung, deren 1413
das erstemal gedacht wird, und welche die Streitigkeiten, Waisen- und
Vormundschaftsangclegenheiten des Herren- und Ritterstandes entschied
und mit Richtern aus dem Herren- und Ritterstande besetzt war.
Zweimal im Jahre wurde das Landrecht, bei dem der Herzog, in der
nachpiastischen Zeit der Landeshauptmann, den Vorsitz führte, in
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böhmischer Sprache geübt. Die erwähnte Landesordnung bringt Be-
stimmungen über die Landesverfassung, Gesetze über die Gerichtsor-
ganisation, Jurisdictionsnormcn, Gerichtsordnungen über Verlassenschafts-
angelegenheiten und Waisensachen, strafgerichtliche Gesetze nebst
Verfügungen über die bekanntesten Verhältnisse in dem communalen
und geselligen Leben. Weil aber die Stände dieselbe, als ihren Rechten
nachtheilig, anzuerkennen sich weigerten, so entspann sich ein viel-
jähriger Streit, dessen Ausgang der zu einer gütlichen Lösung geneigte
Herzog nicht erlebte. Die nächste Folge des Conflictes war eine Un-
terbrechung des Landrechtes. Eine traurige Zeit begann, in der „viel
arme Witwen und Waisen, auch andere ausländische und einheimische.
Personen zu keinem Rechte kamen, Mord, Todschlag und andere
Vcrgewaltungcn ungestraft blieben", bis endlich 1591 unter Wenzels
Nachfolgerin, der Herzogin Katharina Sidonia, die Landesordnung zu
allgemeiner Anerkennung gelangte.
In die Verwaltung der Teschner Stadtgemeinde «Triff Herzoji
o Don
Wenzel, wie schon angedeutet, überhaupt vielfach ein. Er setzte eine
Ökonomie- Commission ein, verordnete, ihm jährlich die Kämmerei-
rechnungen zur Einsicht vorzulegen, und führte eine Revision dieser
Rechnungen ein. Er sorgte für das Ansehen der städtischen Obrigkeit
und setzte Accidenzien für den Stadtrath fest. Er eiferte gegen Ruhe-
störer und Schreier in den Gemeindeberathungen, gab der Stadt eine
eigene Marktordnung und eine neue ersprießliche Bierbrauordnung. Er
erthcilte und überwachte polizeiliche und gewerbliche Verordnungen
und trat dem überhandnehmenden Einflüsse der Zünfte gegen den
Stadtrath entgegen. Selbst bis in den selbstständigen Kreis der
Familie trachtete er sittigend einzuwirken. So schärfte er den Fa-
milienvätern und Dienstgebern christliche Erziehung und Behandlung
ihrer Kinder und Angehörigen und bessere Verwendung ihres Vermögens
nachdrücklichst ein. Weiter richtete er sein Augenmerk auf die Über-
wachung der Satzungen über Lebensmittelpreise und auf die Verwaltung
des Waisenvermögens, suchte Schul-, Spital- und Kirchenwesen zu
verbessern und schützte die Gemeinde gegen die Eingriflfe des Land-
adels in die Stadtgerechtsame, insbesondere in Bezug auf das Bier-
braurecht und Weinschan kregale.
Er sah in fast anordnender Weise darauf, dass die Häuser in der
Stadt ausgebessert, die Wege in derselben in gutem Zustande erhalten
wurden, und gab Auftrag, außer der Stadt einen passenden Begräbnis-
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ort ausfindig zu machen. An der Stelle, wo die Schmalzbänke standen,
wurde der Stadt ein Bauplatz fllr das Brauhaus zugewiesen, und den
Hausbesitzern der auf Klostergrund errichteten Neustadt sprach er das
Recht zu, in der Reihe mit den übrigen Bürgern Bier zu brauen und
zu scheuken,
Wenn es der Stadt in früherer Zeit geglückt war, zahlreichen
Besitz zu erwerben, so ergieng es ihr jetzt mit der Gebarung de>
Gemeindovermögens fast ebenso wie ihrem Herrscher mit dem seiniget!.
Mit Bewilligung des Herzogs hatte die Stadt 1553 beträchtliche Teich«
unterhalb Schwarzwasser angekauft, die sie bald pfandweise dem Herzog
Friedrich Kasimir überlassen musste. In demselben Jahre kaufte die-
selbe das große Gilzarofskischc Vorwerk, von welchem das Wasser
in Röhren in die Stadt geleitet wurde. Auch diesen Besitz musste sie
bald, ebenso wie das Mittcrmaiorische Freigut verkaufen. Von sonstigen
städtischen Erwerbungen haben wir noch au9 dieser Zeit den Ankauf
der oberen Badestubc an der Ecke der Silbergasse zu erwähnen. Das
Gemeindevermögen aufzubessern, hatte Herzog Wenzel 1574 der Stadt
alle Strafgelder und die Hausgcnossenumlagen von unbehausten Hand-
werkern und von Inleuten, außerdem noch die Stadt- und Kramgelder
bewilligt.
Nach dem vorliegenden urkundlichen Materiale also müssen wir
in Herzog Wenzel einen aufmerksamen, gegen alle seine Unterthailen
gütigen und humanen Fürsten erkennen. Aber auch Thaten der
Selbstaufopferung sind von ihm zu berichten. Er besuchte die Ärmsten
in ihren Krankheiten, reichte ihnen Arzneien, verband Wunden und
heilte manchen, der bereits für unheilbar erklärt worden war. Das
war namentlich bei der im Jahre 1570 ausgebrocheneu Pest der Fall
bei welcher er besonders menschenfreundlich sich erwies. Einen Beweis
von Uueigcnnützigkeit gab der Herzog nach dem Braude, welcher im
Jahre 1552 am 1. August Stadt und Schloss bis auf einige Häuser
in der Silbergasse eingeäschert und den Herzog selbst genöthigt hatte,
bis zum Wiederaufbau des Schlosses seine Residenz nach Freistadt zu
verlegen. Zur Ermöglichuug des leichteren Aufbaues der Häuser
nämlich befreite er die Abgebrannten auf zwölf Jahre von allen her-
zoglichen Abgaben. So war es möglich, das, was das Feuer verzehrt,
wieder schöner und solider als vorher herzustellen. Besonders wurden
die hölzernen Lauben an der Ostseitc des Platzes gemauert und ein
gewölbt. Dieser Fürsorge gegenüber blieb auch die Bürgerschaft nicht
t"
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zurück in werktliätiger Anhänglichkeit an ihren Landesherru, dessen
Anordnungen sie treu befolgte, für den sie auch in Geldverlegenheiten
bereit als Bürge eintrat, und es bildete sich im Laufo der Zeit ein
fast familienhafter Verkehr heraus zwischen Volk und Fürsten, dessen
Bürgerfreundlichkeit es nicht verschmähte, im Rathhause auf Kosten
der Gemeinde in übrigens ziemlich frugaler Weise sich bewirten,
kleinere Gaben edleren Weines sich verehren, für seine erkrankte
Tochter einige Arzeneien nach Bielitz sich senden zu lassen. Spuren
einer Trübung dieser Harmonie zwischen Fürst und Volk finden sich
selten. Wir können nur über zwei solche Fälle berichten. Einmal
wurde der Stadtrath vor Gericht gefordert (26. April 1563), weil er
einen Zaun beim Garten der Czechischen Waisen gewaltsam hatte
niederreißen lassen, und ein anderesmal (16. Juli 1566) wurde derselbe
vom Herzog zur Abfuhr einer Landessteuer unter Androhung der
Todesstrafe verhalten. Herzog Wenzel starb im 55. Jahre seines Lebens
am 4. November 1579.
Ein Zeitgenosse, der damalige Stadtschreiber A. Kerber, der
während der Krankheit Tag und Nacht dem Herzoge zu Dienste ge-
standen, weiß nicht genug zu erzählen, „wie christlich, gottselig, gerecht,
nüchtern und mäßig, keusch und züchtig, gütig und mild gegen die
Armut und sonsten gegen jedermänniglich, gegen Fremde und Ein-
heimische väterlich und freundlich sich I. F. G. verhalten und erzeigt
habe".
Sein Sohn aus zweiter Ehe Adam Wenzel, den er als Nachfolger
hinterließ, war bei seines Vaters Tode erst fünf Jahre alt. Die Re-
gierung führte für ihn seine Mutter, die Herzogin Katharina Sidonia,
die sich bald nach dem Tode ihres erlauchten Gemahls mit Emmerich
Forgatsch, Grafen von Trentschin, verehelichte. Dem Volke ist die-
selbe noch heute unter dem Namen die „schwarze Fürstin" bekannt.
„Schwarz war ihr Kleid, schwarz all' es war,
Schwarz war ihr Auge, schwarz ihr Haar;
Doch schwarz nicht ihre Seele.* 1
Häufig verweilte sie auf ihrem Jagdschlosse zu Marklowitz, nicht
weit von Teschen, dort, wo die Olsa brausend ihren Weg durch be-
engende Felsmassen sich bricht. In der Nähe des Jagdschlosses lebte,
so berichtet die Sage, ein Landmann, der vom Ertrage seines Ackers
seine Familie dürftig, doch redlich ernährte. Der Segen Gottes ruhte
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•
auf seinem Haupte, und stets sah man ihn fröhlich seinem Tagewerke
nachgehen. Eines Tages fand der arme Mann zu seinem Schrecken
seine Saaten zertreten und verwüstet. Er beschloss, dem Unholde,
der das gethan, nachzuspähen. Ehe noch die Sonne hinter den Bergen
verschwunden war, lag er bereits im nahen Dickicht verborgen, als
ein Gerttusch sich hören ließ, und ein Eber, gewaltig und furchtbar,
durch das Getreide jagte. Schnell war der Hahn der Flinte gespannt,
und die wohlge2ielto Kugel streckte das Thier zu Boden. Der Knall
lockte die fürstlichen Jäger herbei, sie ergriffen den vermeintlichen
"Wildschützen und führten ihn gebunden nach Schloss Marklowitz. Bald
erhielt die bedauernswerte Gattin desselben Kunde von dem Vorfalle,
sie eilte in das Schloss, als eben Katharina Sidonia über das Vergehen
des Mannes zu Gerichte saß. Das Los, mit welchem diesen das Gesetz
bedrohte, und das rührende Flehen seines Eheweibes, welches zu der
Fürstin Fußen um Gnade hat, bewogen diese, einen edlen Urtheils.
spruch zu fallen. Vorerst ließ sie berechnen, wie viel ein Eber wert
sei, und welchen Schaden er in einem Jahre anzurichten vermöge.
Als ihr die Antwort geworden, dass ein Eber drei Thaler wert sei
und jährlich an tausend Gulden Schaden verursachen könne, befahl
sie ihrem Schatzmeister, dem Landmanne eine Entschädigung von
10 Jahren, zehntausend Gulden also, auszuzahlen, für die Erlegung
des Ebers aber ihn mit drei Thalern zu büßen. Auch hob sie das
grausame Gasetz, demzufolge jeder Wildschütz durch gehetzte Hunde
zerrissen werden sollte, auf. Dankerfüllt verließen die beiden Land-
leute das Schloss und priesen laut den Gerechtigkeitssinn der Fürstin.
Noch manche andere Sage wird über dieselbe berichtet. Kurz
vor ihrem Tode, so erzählt man, hatte sie ihrem Castellan den Befehl
gegeben, ihren Leichuam auf schlichtem Wagen von einem Viergespann
schwarzer Stiere in freiem ungehemmtem Laufe aus dem Schlosse
führen zu lassen. Wo das Gespann anhielte, dort sollte ihre Ruhe-
stätte sein und über dieser ein Gotteshaus errichtet werden. Genau
vollzog der Castellan der Herrin letzten Wunsch.
„Er zieht durch's Thal vorbei am Hain
Der stumme Leichenzug;
Doch von des ersten Berges Rain
Geht's ab in Sturmes Flug,
Vom Zügel und vom Lenker frei
Braust er in nicht gezähmter Scheu
Vom Scheitel bis zum Fuße nieder."
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— 37 —
Dort plötzlich steht der Zug wie festgebannt, bis die zurückge-
bliebene Dienerschar keuchend zur Stelle kam. Dem letzten Willen
gemäß ward die Fürstin an jener Stelle in das Grab gesenkt, bald
auch erstand, wie sie es geboten, ein Kirchlein daselbst. Die Ort-
schaft, die uin die Kirche allmählich sich ausbreitete, heißt zur Erin-
nerung au die Begebenheit noch heute Kosteletz, d. h. Kirchenplatz.
Öfters zeigte sich, der Sage nach, in späterer Zeit um Mitternacht
die Fürstin dort am Altar der Kirche im priesterlichen Gewände, öfters
auch im Schlosse zu Teschen mit einem Schlüsselbunde in der Hand.
Als Residenz soll der Fürstin auch die Godula, ein von dem Haupt-
stamme der schlesischen Karpathen gegen Norden sich abzweigender,
querlaufender Flachrücken, gegen Süden von der Stadt, gedient haben.
Dort kennzeichneten, wie das Volk erzählt, zwei Buchen den Eingang
zu den von Gold und Edelsteinen prangenden Gemächern. Doch genug
der Sagen!
Während ihrer vormundschaftlichen Regieruug gerieth das Com-
munalvermögen trotz ihrer Thätigkeit und Mühe noch mehr in Ver-
fall, als unter ihren Vorgängern. Die meisten städtischen Realitäten,
wie das städtische Malzhaus bei der Mühlpforte (1583), die Apotheko
(1588), die städtische Badestube mussten verkauft werden. Und im
Jahre 1583 fand sich die Gemeindo genöthigt, ihr Weinschankrecht
an eine Gesellschaft von Bürgern für 5000 Thaler auf 10 Jahre zu
verpfänden.
Wir finden von der Herzogin manche Privilegien. So crtheilte
sie 1584 ein solches an die Schmiede in der Mühlgrabengasse. Den
Bäckern erneuerte sie ihre Ordnung und ihre Artikel, den Fleischern
versprach sie den Kuttelhof wieder zu errichten, und sicherte den
Lebzeltnern zu, dass nicht mehr als zwei Lebzeltner in der Stadt
sein dürfen, eine Bestimmung, die 1716 bestätigt wurde; 1590 erhielt
die vereinigte Zunft der Schlosser, Schwertfegcr, Büchsen- und Uhr-
macher ihre Privilegien bestätigt, und im Jahre 1580 ertheilte sie
dem Stadtrathe eine Kellerordnung, welche jedoch bereits 3 Jahre
später außer Kraft gesetzt wurde. Auf ihre Bemühungen hin ertheilte
Kaiser Rudolf II. am St. Barbaratage 1581 der Stadt den 4. Jahr-
markt, zu halten am St. Andreastage. Während dieser vormund-
schaftlichen Regierung war in Polen nach dem Tode Stephan Bathory's
ein erbitterter Kampf um den Thron ausgebrochen, von dem auch
Teschen berührt wurde. Die Kosten, welche die militärischen Ein-
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quartierungen der Stadt verursachten, wurden auf 3166 Thaler ge-
schützt.
Nach erreichter Großjährigkeit übernahm der Fürstin Sohn, Her-
zog Adam Wenzel, im Jahre 1594 die Kegiernng. Schon von Kind-
heit an zeigte er eine ausgesprochene Vorliebe für das Militärwesen
und versprach dereinst ein tapferer Kriegsinann zu werden. Als kai-
serlicher Obrist schlug er 6ich mit zum Theil von ihm selbst gewor-
benen Völkern mit den Türken in Siebenbürgen und Ungarn herum,
und so kam es, dass er infolge der Dienstleistungen, die er seinem
Kaiser und Herrn schuldig zu sein glaubte, die Regierung des Fürsten-
thums vernachlässigte. Im Felde ganz Soldat, allerlei Entsagung sich
auferlegend, mit der Kost des niedrigsten Söldlings zufrieden, zeigte
er als Herzog eine ausnehmende Prachtliebe, und da er bei jeder
Gelegenheit bestrebt war, einen glänzenden und fürstlichen Hofstaat
zu entfalten, so war es ihm nicht möglich auszulangen. Dies hatte
die unangenehmsten Folgen für die Stadt, welche nach einem Berichte
vom Jahre 1619 die schwere Summe von 30.190 Gulden für ihn ver-
bürgt hatte, währeud er selbst der Stadt 6469 Gulden an Waisen-
und Communalgeldern schuldig war. Seine Regierung ist für das
Land und seine Bewohner in religiöser Beziehung von nicht minderer
Bedeutung, wie die seines Vorgängers, weil er die katholische Religion,
welche im Sturme dieser Zeiten der evangelischen fast allgemein hatte
weichen müssen, restituierte. Im übrigen zeigte sich Herzog Adam
Wenzel gegen die Stadt nicht minder gnädig und wohlwollend, als
6eine Vorgänger. Wenige Jahre nach seinem Regierungsantritte be-
stätigte er nacheinander ihre Privilegien, Rechte und Freiheiten und
bewilligte derselben die im Jahre 1579 für die königlichen, und zur
Krone Böhmens gehörigen Städte herausgegebenen uud in Druck ge-
legten Stadtrechte. Auch gestattete er ihr, alles zum Weg- und
Brückenbaue nöthige Holz und Reisig aus den herzoglichen Waldun-
gen unentgeltlich zu beziehen. Schuster, Fleischer, Töpfer, Bäcker,
Seifensieder, Leinweber und Tuchmacher erhielten ihre Privilegien
und Rechte bestätigt. Die Schmiedezunft bekam von ihm das aus-
schließliche Recht, mit Sensen, Sicheln und Nägeln in der Stadt han-
deln zu dürfen. Die Fleischbänke wurden von dem heutigen Pfarr-
platz in die Silbergasse verlegt. Ebenso wurde die bürgerliche Salz-
hauerzunft, die vom Herzog Wenzel 1578 besondere Innungsartikel
erhalten hatte, gegen die Beeinträchtigung der Salzhändler mit polni-
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schem Salze in Schutz genommen. Das Oommunalwesen und Ver-
mögen war aus den schon früher angedeuteten Gründen sehr herab-
gekommen. Die Pfandsumme des Weinschankrechtes musste 1598 auf
8500 Thaler erhöht werden. Die 170 Berechtigten bildeten eine eigene
Innung, die Weiubruderschaft. Die Zeche besaß den Weinschank in
tlen zum Meilenrechte der Stadt gehörigen Ortschaften. Adam Wen-
zel ertheilte 1598 der Bruderschaft eigene Satzungen. Obschon er
im Jahre 1608 der Stadt das Meilenrecht zum Bierausschrot bestätigt
und noch auf 7 Ortschaften (Goleschau, Godischau, Zeislowitz, Kosa-
kowitz, Strziczna, Lhota, Brzesuwka und Kudnik) ausgedehnt hatte,
so war andererseits der Jablunkauer District, der ein eigenes Bräu-
haus erhielt, für das städtische Bierregale verloren gegangen. Unter
der Regierung dieses Herzogs wurde die Stadt von der Pest heimge-
sucht (1598), die auch 13 Jahre vorher hier gewüthet hatte. Ferner
wurde das Schloss und die Stadt 1603 von einem Brande so sehr
hergenommen, dass selbst der Herzog ein Haus auf dem Alten Markte
als Wohnsitz anzukaufen genöthigt war.
Am 13. Juli 1617 starb der Herzog, nachdem er kurz vorher
das ehrenvolle Amt eines Obersthauptmannes von Schlesien übernom-
men hatte. Für seinen minderjährigen Sohn Friedrich Wilhelm ver-
waltete eine vormundschaftliche Kegierung, bestehend aus dem Bres-
lauer Bischof, Erzherzog Karl, dem Herzoge von Troppau, Karl Für-
sten von Liechtenstein, und dem Landeshauptmann von Oppeln, Georg
von Oppersdorf, das Land.
Inzwischen hatte der unselige 30jährige Krieg seinen Anfang
genommen. Hoch loderte allenthalben die Flamme der gegenseitigen
Erbitterung. Unser Land blieb von den unsäglichen Drangsalen des-
selben nicht verschont. Schon mit dem Beginn des Jahres 1620
wurde das Teschnische von kosakischen Hilfstruppen vorübergehend
geängstigt. Das Jahr darauf wurde die Bügerschaft gegen einen etwa-
igen Einfall der ungarischen Rebellen bewaffnet: sie hielt die Stadt-
mauern und Thore Tag und Nacht besetzt und musste bis zum Jablun-
kauer Passe streifen, bis sie durch ein Corps neapolitanischer Truppen
unter dem Obersten Karl Spinola abgelöst wurde. Diese aber stifteten
in der Stadt und in der Umgegend viel Unheil an und hausten ärger
als der Feind selbst. Erst am 15. September 1621 wurden Stadt und
Land von ihnen befreit. Der von Ungarn her befürchtete Einfall
war zwar ausgeblieben, dagegen brach von einer andern Seite her
ein anderes Unglück herein. Der geächtete Markgraf Johann Georg
von Jägerndorf hatte die Entblößung des Herzogthums Tescheu er-
sehen und war 1622 daselbst plündernd und verwüstend eingefallen,
indem er im ersten Anlaufe Schloss und Stadt Teschen einnahm. Im
Schlosse ließ er eine Besatzung zurück, die jedoch bald darauf von
einem kaiserlichen Armeecorps unter dem Oberston Karl Ilannibal,
Burggrafen von Dohna, hinausgeworfen wurde. Diese Hilfeleistung
rousste aber die Stadt mit schweren Opfern an Geld und Gut bezahlen.
Der unselige Krieg hatte alle Zucht und Ordnung zerrüttet, und die
Kriegsdrangsale hatten im Jahre IG 23 auch die Pest, welche ,1500
Menschen hinwegraffte, und überdies eine Theuerung im Gefolge,
während welcher in Teschen 1622 ein Viertel Korn um 5 Gulden
verkauft wurde. Um die Stadt wieder mit Gewerbsleuten zu bevöl-
kern, fand sich der Herzog bewogen, im Jahre 1624 zu verordnen,
dass kein Bürgerhaus an Adelige, sondern nur an Gcwerbsleute ver-
kauft werde.
Während dieser jammervollen Zeit weilte Friedrich Wilhelm meist
außer Laudes. Als er am 9. November 1625 zu Köln in der Blüte
seiner Jahre verschied, wurde sein Leichnam von dort nach Teschen
überführt, um in der Fürstengruft der Piasten im Dominicanei-kloster
beigesetzt zu werden. Mit ihm war der letzte männliche Sprosse der
Tesehn«r Linie aus dem Stamme der Piasten, der Teschen gegründet
und durch Jahrhunderte hindurch unter für die Gemeinde günstigen
und ungünstigen Verhältnissen beherrscht hatte, in's Grab gesunken.
Schließlich aber verlor die Stadt, vielleicht mehr hineingerissen in den
finanziellen Ruin des herzoglichen Hauses, als in den eigener schlechter
Verwaltung die meisten Besitzungen. Unter anderen wird allgemein
behauptet, dass an einen der Herzoge der Parchauerwald, der jetzt
einen Wert von mindestens 100.000 Gulden hat, bei Gelegenheit eines
heiteren Taufschmauses am Schlosse von der Gemeinde als Pathen-
geschenk gegeben wurde.
In seinem Testamente hatte Friedrich Wilhelm seine Schwester
Elisabeth Lucretia zur Nachfolgeriu eingesetzt. Sic wäre übrigens auch
ohne Testament als legale Erbin im vierten Gliede, vom Herzog Wen-
zel angefangen, gemäß dem Wladislaw'schen Privilegium vom Jahre
1498 zur Erbfolge berufen gewesen. Trotzdem gab es manchen Rechts-
streit mit dem kaiserlichen Fiscus, welcher Teschen als ein kadukes
Lehen betrachtete, bis endlich im Jahre 1638 die kaiserliche Entschei-
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dung daliiu erfolgte, dass das Fürstenthum „ad dies vitae u der Her-
zogin angehöre, nach ihrem Tode aber an die böhmische Krone fallen
sollte, die Stünde und Städte schon jetzt dem 'Kaiser die Erbhuldigung
zu leisten hätten. Deshalb bestätigte auch Kaiser Ferdinand III. 1640
alle von der Herzogin 1626 am Tage der Aposteltheilung bestätigten
städtischen Privilegien. Seit 1630 verwaltete das Land auf kaiserlichen
Befehl der Herzogin Gemahl Fürst Gundaker von Liechtenstein, mit
dem sie, von dem Cardinal Franz Fürsten von Dietrichstein in dem
Lustgarten von Eisgrub vermählt, in unglücklicher Ehe lebte. Doch
schon nach kurzer Zeit war derselbe, da er mit der Fürstin nicht
einig werden konnte, genöthigt, auf immer das Land zu verlassen.
Die Herzogin führte nun allein die Regierung und bewährte sich in
drangvoller Zeit als wahre Landesmutter. Sie hatte Stadt und Land
nach dem Tode ihres Bruders in dem zerrüttetsten Zustande über-
nommen, die Kammergüter waren mit unerschwinglichen Schulden
belastet, die Stadt und das ganze Land in dem unseligen Kriege durch
Freund und Feind verwüstet, die protestantische Bürgerschaft in be-
denklicher Aufregung.
Bereits 1626 hatte Graf Mansfeld Teschen überfallen und ein-
genommen und lag noch 1627 in der Stadt. Endlich wich er der
Übermacht der heranrückenden kaiserlichen Truppen.
Unser Ländchen, von den Wellenschlügen des verheerenden Krieges
zu entfernt gelegen, blieb zwar bis 1642 vom directen Kriegsgctümmel
verschont; doch hausten die kaiserlichen Truppen, aus allerlei Volk
zusammengewürfelt, hier in empfindlicher Weise. Wiederholt war die
Stadt Plünderungen preisgegeben, wiederholt musste sie ganze Regi-
menter, die durchzogen, verpflegen, Geldrequisitionen etc. leisten. Eine
Execution und Molestation reichte der anderen die Hand. Handel und
Wandel, Gewerbe und Industrie lagen, wie in allen deutschen Landen,
darnieder.
Endlich fanden auch die Schweden den Weg in unser Land, die
nach ihren großen Erfolgen sämmtliche österreichische Gebiete im Nord-
westen von der Donau überschwemmten. Bereits 1642 war ein schwe-
disches Corps in Teschen erschienen, verweilte hier aber nicht lange.
Das kaiserliche Rochow'sche Regiment war 1641 zur Deckung des
Herzogthums in der Stadt erschienen, musste sich aber bereits das Jahr
darauf vor einem schwedischen Armeecorps nach Jablunkau zurück-
ziehen, wohin auch die Fürstin geflohen war. Das Schloss sah damals,
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nach der Äußerung ciues Zeitgenossen, ganz der Wohnstätte des Kriegs-
gottes ähnlich. Man fand darin alle Waffengattungen in einer Anzahl,
dass mehrere Regimenter mit den zu jener Zeit erforderlichen Aus-
rüstungsstücken hätten versehen werden können. Trefflich war die
Burg armiert mit langen, bis 1500 Pfund schweren Kanonen aus ge-
schlagenem Eisen. Diese Kanonen kamen im Jahre 1798 nach Ustroa
zur Einschmelzung in die erzherzoglichen Gussöfen.
Obgleich die Bedrückung der Stadt noch immer nicht ihr Ende
erreicht hatte, so wurde doch der Zustand derselben ein besserer;
denn sie hatte von dem zu Freistadt stationierten commandierenden
Generale Adolf "Wirtenberger ein Salva-Quardia-Patent erwirkt. Bis.
zum 21. April 1647 hielten sich die Schweden unter ihrem Comman-
danten Sobigard in Teschen. An diesem Tage aber drang der kaiser-
liche Obrist Mathes Devagi bis zum Schlosse vor, sprengte die Festungs-
werke und zwang die Besatzung zur Ubergabe sowie zum Abzüge nach
dem Troppauischen. Auf der Anhöhe von Pastwisk fand ein großes
Treffen zwischen den beiderseitigen Truppen statt, in welchem die
Schweden geschlagen wurden. Die Gefallenen wurden auf dem Kampf-
plätze beerdigt, und zur Erinnerung an die Schlacht wurde eine Säule,
die noch jetzt stehende sogenannte Martersäule (Boza meka) errichtet.
Das Jahr darauf machte der westfälische Friede dem Kriege das
langersehnte Ende. -Teschen hatte in dem Kriege schwer gelitten. Die
Reihen der Einwohner waren bedeutend gelichtet, und so ist es er-
klärlich, dass in die Bürgormatrikel im Jahre 1627 zwei, 16 30 fünf,
1632 gar keiner, 1633 ein Bürger neu eingetragen wurden. Die ganze
Periode von 1624 — 164S hat nur 387 neu aufgenommene Bürger auf-
zuweisen.
Nach diesen vorausgeschickten Darstellungen der Kriegsdrangsale,
die des Zusammenhanges wegen nicht unterbrochen werden konnten,
wollen wir zu der gleichzeitigen inneren Verfassung der Stadt selbst.
Ubergehen. Diese litt infolge der geschilderten Ereignisse noch mehr
an dem chronischen Übel tiefer Verschuldung. Die städtischen Rea
litäten, selbst die von der Herzogin 1627 der Stadt verpfändete
GroßmUhle, waren verloren gegangen. Es blieb nichts übrig als das
Dorf Pastwisk und das bürgerliche Brauurbar. Um der Stadt wieder
aufzuhelfen, suchte der Stadtrath die Einwohner zum Baue neuer
Häuser dadurch aufzumuntern, dass er solchen Häusern freies Bier-
brauen gestattete. Später (1634) wurde ein Vertrag mit der Bürger
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schaft geschlossen, dass das Bierregale zur Bedeckung der städtische»
Lasten verwendet werden sollte. Was zu Gelde gemacht werden-
konnte, wurde damals veräußert. Auch die Wallgräben mussten daran.
Ans der Regierungszeit der Herzogin haben wir noch zu erwähnen,
dass sie ihrem Bader, dem damaligen Inhaber der Stadtapotheke
Christian Rymuld, das Privilegium ertheilte, Branntwein zu brennen
und zu schenken. Die erste Spur des Getränkes kommt 1573 vor,
in welchem Jahre Herzog Wenzel alles Schenken desselben in der
Stadt untersagt. Es war in der Apotheke zu bekommen, und zwar
nur als Heilmittel. Erst seit Elisabeth Lucretia datiert der Schank
desselben in der Stadt. Der Genuss dieses Getränkes in auswärtigen
Schenken von Bürgern der Stadt war bei schwerer Strafe verboten.
Seither begegnen wir häufigen Privilegien dieses Regale betreffend.
So von Kaiser Leopold I., Karl VI. und Maria Theresia.
Um die Hebung des Handels und Gewerbes erwarb sich die
Fürstin 1647 durch Einführung eines allgemeinen Metzenmaßes statt
der früheren verschiedenen Maße große Verdienste. Für den künftigen
Gebrauch wurde das Mühlviertel, wie es in der großen Mühle zu Teschen
üblich, deren jedes 15 Maßel oder Mühlmetzlein fasste, festgesetzt. '
Einen Einblick in den Stand des Gewerbes, des Handels und der
Industrie in dieser Periode gewährt eine im Jahre 1024 errichtete
Bürgermatrikel. Bis zum Jahre 1653 wurden in dieselbe 451 Bürger
eingeschrieben, *) darunter waren 243 Eingeborne und 208 Fremde
und Ansiedler. Nach dem Gewerbe linden wir neben 7 Beamten ver-
zeichnet: Chirurgus 1, Handelsleute 4, Krämer 4, Schmiede 11, Bäcker
10, Schuster 12, Schneider 15, Hutmacher 2, AVeber 46, Schlosser 9,
Tuchmacher 56, Seiler 4, Riemer 4, Fleischer 25, Brauer 2, Buch-
binder 1, Kürschner 9, Goldarbeiter 3, Sattler 2, Wagner 2, Köche 2,
Tischler 5, Töpfer 4, Maler 1, Kupferschmiede 1, Salzhauer 3,
Trompeter 1, Mälzer 4, Ziegelstecher 2, Passmacher 1, Binder 3,
Kammacher 1, Schwertfcger 1, Pfeffcrküchler 1, Büchsenmacher 1,
*) Wir können hier nachtragen, dass die Stadtbewohner sich allmählich in
Groß-, Klein- und unsesshafte Bürger geschieden hatten. Zu den ersteren ge-
hörten jene, welche ein innerhalb der Stadtmauern liegendes Haus und den damit
verbundenen Wein- und Bierschank besaßen; zu den Kleinbürgern jene, welche
ein nicht schankberechtigtes Haus in oder außer der Mauer hatten, zu den letzten
jene, welche kein Haus erbeigenthümlieh besaßen und erst später das Bürger-
und Meisterrecht erwarben.
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Weißgerber 2, Nadler 2, Radmacher 1, Gelbgießer, 1, Rothgerber 1.
Zinngießer 8, Drechsler 1.
Wie wir sehen, war der Gewerbestand, wenn man die durch das
Zunftwesen gehemmten Verkehrsverhältnisse berücksichtigt, ziemlich
zahlreich vertreten. Als ein eigentümliches Product des Teschner
Gewerbefleißes sei hier der Feuerrohre Erwähnung gethan, die unter
dem Namen Teschinken weithin bekannt waren. Als Reliquien bir c 't
solche das Scherschniksche Museum.
Von den in diesem Zeiträume eingewanderten bürgerlichen Fami-
lien leben dermal in ihren Nachkommen noch die Familien : Rei$s.
Seemann, Chwistek, Stephan, Swoboda, Rosner, Jastrzemski, Schuster.
Iloschek, Matter etc.
Als die Fürstin am 19. Mörz 1.653 der Tod ereilte, hatte sich
die Lage der Stadt nicht gebessert. Entvölkerung infolge religiöser
Streitigkeiten, Verarmung, Schulden hielten die Stadt schwer darnieder.
Das erledigte Lehen fiel trotz der bis 1664 andauernden Bemühungen
der Fürsten von Liechtenstein, in dessen Besitz zu gelangen, als
kaiserlich königliches Erbfürstenthum an den König von Böhmen
Ferdinand III., der es seinem Sohne Ferdinand IV. überließ. Gleich
bei der Besitznahme des Landes im Jahre 1054 bestätigt dieser alle
städtischen Privilegien, Rechte und Wilküren, so wie das Privilegium
der Weinbruderschaft,' doch noch in demselben Jahre starb er, und
sein Vater reeipierte das Herzogthum. Teschen büßte damals zwar
seine. Stellung als Residenzstadt ein und sank zu einer Provinzialstad?
herab ; doch erfreute es sich vou da an der geordneten und geregelten
Verwaltung des mächtigen Reiches, dessen Bestandtheil es nunmehr
war, der hervorragenden Rücksichtsnahme auf seine bedeutende Ver-
gangenheit und seine centrale Lage in dein südöstlichsten Grenzwinkel
Schlesiens.
Als kaiserlicher Stellvertreter wurde ein Landeshauptmann ernannt,
und ein Oberregent verwaltete die Kammergüter. Für die Stadt war
diese Einrichtung sehr wohlthätig. Denn sie erhielt in dem Landes-
hauptmanne eine feste Stütze sowohl gegen die Anmaßungen des
Kammergüterregenten, als auch gegen die begüterten Landstände.
Schon unter Ferdinand III. waren die Privilegien, besonders das Bier-
und Weinregale auf besorgniserregende Weise angetastet worden, ja
der Oberregent hatte auf dem Teschner Schlosse sogar ein eigenes
Bräuhaus errichtet.
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Fortwährend lastete ein schweres Geschick auf der alten Grün-
dung, als ob sie schließlich hätte erliegen sollen. Eine Erholung von
Kriegsnöthen war ihr auch jetzt noch nicht vergönnt. Als der Kaiser
dem Könige von Polen Kasimir unter Hatzfeld Hilfstruppen gegen
Schweden schickte, berührten diese Teschen. Auch gegen das seit
dem dreißigjährigen Kriege eingenistete Parteigehen frechen Raub-
gesindels musste die Stadt stets auf der Hut sein. Und trotz ihrer
bedrängten Lage unterstützte sie ihren Landesherrn mit einem Dar-
lehen von 1000 Gulden rheinisch, welches ihr später in 5 Terminen
zurückgezahlt wurde.
Auch unter Kaiser Leopolds I. kriegsreicher Regierungszeit hörte
für unser Herzogthum, welches in dem Berührungsgebiete der ostslavi-
sehen, der magyarischen und der deutschen Gebiete lag, die Drang-
sal unruhiger Zeit nicht auf. Denn als in seinen ersten Regierungs-
decennien die Unzufriedenen in Ungarn, aufgestachelt von Frankreich,
in der sicheren Hoffnung auf den Beistand des Großherrn von Kon-
stantinopel ihr Haupt immer kühner erhoben, waren diese Gegenden
vor den großen Erfolgen des Kaisers gegen die Magyaren und Türken
bei der leichten Zugänglichkeit von Ungarn her und bei der entfernten
Lage vom Mittelpunkt des Reiches einer steten Gefährdung ausgesetzt.
Wiederholt musste in jenen Zeiten die Stadt Teschen, die ohnehin
infolge der Türkenkriege eine eigene Miliz errichtet hatte, Hilfstrnppen.
auf ihren Durchmärschen, so die zum Entsätze Wiens unter Sobieski
herbeieilenden Polen verpflegen und versorgen, was ihr, von den son-
stigen Plackereien ganz abgesehen, große Summen Geldes kostete.
So kam es, dass die Forderung, welche die Stadt für die Verkösti-
gungen der durchziehenden Kriegsvölker an das Land Schlesien stellte,
in der Zeit von 1681—1683, 35.697 Gulden bloß für die der Mann-
schaft gereichten Portionen betrug, eine Summe, die 40.000 Gulden
weit überstieg, sobald die Verköstigung der Offiziere hinzugerechnet wird.
Wie sehr Handel und Wandel darniederlagen, lässt sich denken.
Um diesen zu heben, hatte Leopold der Stadt 1657 einen fünften
Jahrmarkt verliehen. Auch das Privilegium des Herzogs Adam Wenzel,
welches der Stadt das Recht einräumte, alles zur Unterhaltung der
Brücken, Wege etc. nothwendige Holz aus den herzoglichen Wäldern
zu nehmen, wurde 1665 neu bekräftigt. Von Neubauten aus jener
Zeit lesen wir, dass 1679 der aus Holz aufgeführte Röhrbrunnen auf
dem Hauptplatze einem steinerneu Platz machte.
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LeopolcVs Xacbfolger war Kaiser Joseph I., ausgezeichnet durch
hohe Bildung und Menschenfreundlichkeit. Nach seinem Tode über-
nahm Karl VI. das Herzogthum. Während seiner Regierung wurde
Teschen von schwerem Unheil heimgesucht, welches die Reihen der
Bürger bedeutend lichtete. Schon J715 hatte die Pest furchtbar ge-
wüthet und über 1500 Menschen hinweggerafft. Aus Furcht und Angst
verließen die Einwohner die Stadt und lagerten unter Zelten am Stein-
platz und auf der Kleiuen Wiese. Allgemein war Jammer und Weh-
klagen, ohne Sang und Klang wurden die Todten begraben. Drei
Jahre darauf ward die Vorstadt Oberthor das Opfer eines Brandes,
und wieder nur einige Jahre darauf, am 14. Mai 1720, äscherte eine
verheerende Feuersbrunst den größten Theil der Stadt ein, nur 29
Häuser blieben unversehrt. Der Schaden wurde auf 300.000 Gulden,
eine für die damaligen Verhältnisse ungeheure Summe, berechnet.
Einem in demselben Jahre zu Troppau angefertigten Bilde der Stadt
entnehmen wir, dass die Zahl der Häuser innerhalb der Ringmauern
damals 286 betrug. Die dem Bilde angefügte Detaillierung über die
•damaligen Gewerbe weist dio folgonde Anzahl von Handwerkern auf.
Es werden aufgezählt: Juristen und Consulenten 9, Physiker 1, Apo-
theker 1, Barbierer 6, Uhrmacher 1, Perückenmacher 1, Kunstpfeifer 1,
Bierfiedler 8, Goldschmiede 2, italienische Kaufleute 3, Kauf- und
Handelsleute 19, Kornhändler 30, Weinbrüder 73, Eisenhändler 4,
Posamentierer 4, Maler 1, Kupferschmied 1, Weißgerber 4, Riemer 3,
Sattler 2, Seiler 3, Hutmacher 4, Zinngießer 3, Schwertfeger 3,
Schlosser 1, Büchsenmacher 4, Büchsenschäfter 1, Tischler 4, Glaser 2,
Büttner 3, Radraacher 1, Maurer 1, Tuchmacher 2, Leinweber 2,
Kürschner 7, Lebzeltner 1, Bäcker 14, Fleischhacker 5, Koch 1,
•Schneider 18, Schuster 13, Kampelmacher 2, Drechsler 1, Krämer 8,
^ Juden mit der Schul" 5, inwohnende Juden 4. Mehrere Handwerker
linden wir nicht verzeichnet, wie Zimmerleute, Wagner, Rothgerber,
Seifensieder, Töpfer etc. Das Bierregale hatte die Stadt 1714 das
erstemal verpachtet und den Pachtschilling den Communerenten zu-
fließen lassen. In dem Zeiträume von 1701 bis 1721 erwarben 304
Personen das Bürgerrecht. Von den noch jetzt lebenden bürgerlichen
Familien sind in dieser Zeitperiode eingewandert: Figna, Niedoba,
Gorgosch, Molenda, Pfeifer, Bilowitzki, Peter, Braun, Pszczolka,
Zwilling, Fink, Baczinski, Lehmann u. a.
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Kaiser Karl VI. hatte das Herzogthutn mit Urkunde de dato
Laxenburg, 12. Mai 1722 dem Herzog Leopold von Lotliringen-Bar
zu Lehen aufgetragen. Auch während der Regicrungszeit dieses lesen
wir in den Teschuer Chroniken wenig Glückliches und Erfreuliches. Ein
trübes Bild bieten die Steuerausweise. Noch im Jahre 1723 nämlich
waren 90 steuerbare Hausplätze theils Wüstungen, theils unausgebaut,
und da die übrigen Hausbesitzer die Steuer nicht erschwingen konnten, so
wurde das städtische Bierregale für einige Zeit sequestriert. Begreiflich
ist es, dass unter so gedrückten finanziellen Verhältnissen der im Jahre
1726 ausgebrochenen Hungersnoth nicht leicht gesteuert werden konnte.
Nach Leopolds Tode gieng das Herzogthum 1731 an den späteren
Gemahl der glorreichen Kaiserin Maria Theresia, den Herzog Franz
Stephan von Lothringen über, den Sprossen des Hauses, das durch
ehrwürdiges Alter, Ruhm und Verwandtschaft dem Hause Habsburg
so nahe stand. In demselben Jahre (1731) erfuhr das Gewerbewesen
Teschens durch die von Karl VI. erlassenen allgemeinen Vorschriften
und Artikel für sämmtliche Zünfte und Innungen eine Regelung seiner
Verhältnisse. Die meisten Zünfte, Bäcker, Fleischer, Posamentierer,
Schuster, Hutmacher entwarfen damals specielle Zunftartikel, welche
sie, insoferne sie den Zunftgeneralien im großen und ganzen nicht
widersprachen, bestätigt erhielten. In den langwierigen Kriegen, in
denen Karls große Tochter Maria Theresia so vielen Feinden gegen-
über stand, gestützt auf ihr heiliges Recht und die Anhänglichkeit
ihrer Völker, wurde auch Teschen durch die Wechselfälle des Krieges
hart mitgenommen und nicht selten von den feindlichen Preußen schwer
heimgesucht. Das war besonders im siebenjährigen Kriege der Fall,
während dessen auch der Breslauer Bischof Philipp Gotthart Graf von
Schaffgotsche von hier durch kurze Zeit sein Hirtenamt leitete. Was
die wirtschaftlichen Verhältnisse der Stadt iu jener Zeit anbelangt,
so wissen wir, dass dieselbe die im Jahre 1565 dem Herzog Friedrich
Kasimir verpfändeten Teiche bei Schwarzwasser Franz I. um 11.000
Gulden überlassen hatte, für welche Geldsumme sie das verpfändete
Weinregale wieder einlöste und zu hohem Preise verpachtete. Der
Pachtschilling aber sank rasch von seiner Höhe, denn die veralteten
Privilegien ließen sich nicht mehr aufrecht erhalten. Im Jahre 1751
hatte Maria Theresia der Stadt das Recht verliehen, den Sperrkreuzer
bei den Stadtthoren zu erheben. Das alte Teschuer Maß war schon
1743 dem Breslauer gewichen.
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Nach dem Tode Franz I. folgte als Lchensträger des Herzog-
thums sein Sohn Joseph II. Maria Theresia aber brachte dasselbe
1765 käuflich an sich und übergab es als ein wahres und untheilbares
Manneslehen mit Urkunde de dato Wien 31. Mai 17G6 ihrer Lieb-
lingstochter, der Erzherzogin Maria Christine Johanna Josepha Antonie,
vermählt mit dem Herzoge Albert Moriz Kasimir von Sachsen, fortan
von Sachsen-Teschen genannt. Das erste Jahr ihrer Lehensherrlichkeit
wurde dadurch noch freudenvoller, dass Teschen das Glück zu Theil
wurde, den Kaiser Joseph II. als den ersten österreichischen Regenten
in seinen Mauern zu begrüßen und zu feiern. In den Jahren 1773,
1780 und 1787 wurde der Stadt dasselbe Glück zu Theil. Die Zeit
Alberts und seiner geliebten Gemahlin war für unsere Stadt äußern
segensreich. Überall waren beide im Wohlthun und in der Übung
des guten Beispiels die ersten. Ihre Mildthätigkeit zeigte sich besonders,
als am 6. Mai 1789 wieder einmal ein Brand die Stadt einäscherte.
Furchtbar wüthete die Flamme. Rasch waren allo hölzernen Gebäude
bis auf die Frohnfeste, drei Häuser in der Spitnlsgasse und in der
Freistädter Vorstadt ein Aschenhaufen. In der Stadt brannten 51
kleine und 160 große Gebäude, in der Obervorstadt 21, auf dem
Mühlgraben 0 Häuser ab. Der Gesammtschaden belief sich auf 500.000
Gulden. In dieser schrecklichen Zeit linderte das edle Herzogspaar
die Noth Tausender und übte tausende, echt habsburgische Acte der
Wohlthätigkeit, welche in den Herzen der dankbaren Teschner unver-
tilgbar eingegraben sind.
Bald nach dem Brande sehen wir die Stadt trotzdem wieder in
lebhaftem Aufschwünge begriffen. Gewerbe und Industrie lagen vor-
dem darnieder. Hatte auch die Stadt bereits 1764 die Abhaltung
von zwei Wollmärkten und 1774 die von zwei freien Messen jährlich
erhalten, so wurden doch die letzteren schon 1780 aufgehoben. Nach
dem Brande aber zeigte sich mehrfach Unternehmungsgeist, wenn auch
gesagt werden inuss, dass manche in's Leben gerufene industrielle
Zweige sich nicht zu erhalten vermochten. Die Zeit der Wende des
Jahrhunderts war wie bekannt dem friedlichen Aufblühen wenig
günstig. Der Handelsmann Warlinger Franz hatte eine Rosoglio- und
Liqueurfabrik errichtet, der Freiherr von Mundy eine Tuchfabrik in
der Stadt selbst und eine Walke in Blogotitz. Auf dem Sachsenberge
war auf herzogliche Kosten ein Tuchfabriksgebäude sammt Walke er-
richtet worden, auch sollte diese Vorstadt bloß mit Tuchmachern be-
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„ 49 -
völkert werden. Eine neue Zunft wurde hier creiert. Mundy's Fabrik
aber wurde schon 1818 im Executionswege verkauft und in ein Wohn-
haus umgewandelt, und auch mit der Zunft wollte es nicht recht vor-
wärts gehen. Mit Schluss des Jahres 1800 belastete das Commune-
vermbgen eine Schuldsumme von 27.000 Gulden, zu deren Tilgung
das Bierregale, welches die Stadt von 1740 — 1749 selbständig ver-
waltet, seither aber wieder verpachtet hatte, in eigene Administration
genommen wurde. Im Jahre 1810 wurde der Bau des neuen Brau-
und Malzhauses in der Schrötergasse vollendet, das im 17. Jahrhundorte
auf dem Schlosse errichtete Bräuhaiis 1812 aufgegeben und aus einem
Theile desselben eine nicht mehr bestehende Rosogliofabrik errichtet.
Die Salzniederlage am Steinplatz war bereits im Jahre 1801 in die
Obervorstadt verlegt worden.
In der Zeit Herzog Alberts wurde Teschen, das schon vordem
einen so alten Namen gehabt, noch mehr mit der allgemeinen Ge-
schichte verknüpft. Hier nämlich wurde der «Friede zu Teschen"
unterzeichnet, welcher einen blutigen Krieg, den bairischen Erbfolge-
krieg, verhinderte. Am 8. März 1779 ward durch die Vermittlung
Frankreichs und Russlands ein Waffenstillstand zwischen Preußen und
Österreich abgeschlossen, und unser Heimatsort zum Mittelpunkte der
weiteren Friedensunterhandluugen bestimmt. Der König von Preußen
entsandte zu dem Friedenswerke den Minister Johann Hermann Frei-
herrn von Riedesel, die Kaiserin Johann Philipp Grafen von Cobenzl,
der Kurfürst von der Pfalz den Grafen Anton von Törring-Seefeld,
der Herzog von Zweibrücken den Christian von Hohenfels, der Kur-
fürst von Sachsen den Grafen August von Zinzendorf. Mit ihnen
trafen die Gesandten von Russland und von Frankreich, Nikolaus
Fürst von Repnin und Louis August Baron von Breteuil, am 10. März
1779 in Teschen ein. Die Bürgerschaft empfieng sämmtliche Diplo-
maten aufs feierlichste, und eine Bürgermiliz versah die Ehrenwache
bei ihren Absteigequartieren, bei dem Landhause, dem Rathhause und
bei den drei Stadtthoren.
Am 9. Mai 1779 kam endlich der Friede zustande. Unter Pauken-
und Trorapetenschall wurde das glückliche Ereignis von dem Balkon
des Rathhauses dem versammelten Volke bekannt gegeben. Oouricre
flogen nach allen Richtungen, alle Glocken wurden geläutet, Lob-
gesänge in den Kirchen angestimmt, und allgemeiner Jubel empfieng
die nach Ausfertigung des Friedensinstrumentes aus dem Landhause
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heraustretenden Friedensstifter. Besonders gefeiert wurden Graf Cobenzl
und Baron Breteuil, die sich am eifrigsten des Friedens angenommen.
Der letztere hatte, bei dem herrschenden heiteren Wetter in den
Monaten April und Mai während seines hiesigen Aufenthaltes fast jeden
Morgen den hinter den Stadtmauern gelegenen Max Bilowitzki'schen,
jetzt Dr. von Demel'schen Garten besucht. Den in einen rothen Mantel
gehüllten, naturliebenden Gast lernten die Vögel bald kennen, und da
er ihnen reichliches Futter streute, so machte er namentlich die Nach-
tigallen bald so zahm, dass sie ihm die Mehlwürmer aus der Hand
pickten, und weil er diese gut bezahlte, so fand sich bald eine Schar
von Knaben ein, die ihm das Futter bot.
In diesem Garten hielten die Bevollmächtigten wiederholt ihre
BerathuDgen, hier wurden auch die Friedensbedingungen festgesetzt,
die man im Landhaussaale zu Papier brachte. Er heißt darum heute
noch der Friedensschlussgarten. Nach Abschluss des Friedens wurde
der Magistrat von den Gesandten aufgefordert, für die Stadt eine Be-
günstigung zu verlangen, deren Gewährung sie zu erwirken versprachen.
Der Magistrat aber enthielt sich jeder weiter gehenden Forderung und
bat nur um die Bildnisse der Herren zum Andenken für die Stadt.
Dieser Bitte wurde auf das bereitwilligste entsprochen; die wohlgetrof-
fenen Bildnisse langten bald in Teschen an und wurden im Sitzungs-
saale des herzoglichen Landrechtes, später in den Amtslocalitäten des
Gemeindevorstandes aufbewahrt, wo sie sich noch heute befinden. Es
sind gute Werke des Malers Lampe und nach der Schätzung eines
Kunstkenners von nicht unbedeutendem Werte. Den Schluss der
Friedensfeier machte ein Ball, welchen die Gesandten in dem geräu-
migen Salzniederlagegebäude auf dem Steinplatze veranstalteten. Die
Landstände, die Behörden, die ansässige Bürgerschaft waren geladen.
Weil damals in Teschen mit den einfachen Sitten auch einfache, alter-
thümliche Kleidung üblich war, und die hiesigen Frauen den aus
Troppau und aus anderen Städten erwarteten Gästen nicht nachstehen
wollten, so wurden Kleider sammt andern weiblichen, bisher unbekannten
Putzsachen zu diesem Feste von Wien verschrieben.
Nach einer Keiho von Friedensjahren inusste Österreich im letzten
Decennium des Jahrhunderts den ehrenvollen, aber unglücklichen Kampt
gegen Frankreich aufnehmen. Wie durch einen Zauberschlag hatte sich
die Masse des Volkes erhoben, bereit Gut und Blut für den geliebten
Monarchen zu opfern. Auch Teschen blieb in dieser Begeisterung nicht
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— öl —
zurück, und als der Erzherzog Karl, der so viel für die Organisierung
der österreichischen Armee gethan, 1799 eine böhmisch-mährisch-schle-
sisohe Legion in's Leben rief, drängte sich alles, was Waffen tragen
konnte, heran, seine Arme dem Dienste des Vaterlandes zu weihen.
Das Bataillon des Teschner Kreises war in vier Tagen vollzählig. Die
im Jahre 1796 in's Leben gerufene bürgerliche Schtitzengesellschaft
stellte allein 14 Landjäger und armierte sie. Es ist begreiflich, dass
bei allen Kriegsereignissen jener Zeit, während welcher sich russische
Heeresmassen gegen das Herz von Europa in Bewegung setzten, Uber
Schlesien die von der Natur gezeichnete Marschlinie führte. So gilt
es besonders vom 3. Coalitionskriege des Jahres 1805, in welchem
vor und nach der Schlacht bei Austerlitz unsere Gegenden von den
russischen Bundestruppen gänzlich Uberschwemmt waren. Selbstver-
ständlich hatten die zahlreichen Einquartierungen endlose Beschwerden
und Nöthen, selbst Krankheit in's Land gebracht.
Als die von dem Erfolge begünstigten Franzosen in dem Herzen
Österreichs geboten und schalteten, zog sich unser erlauchter Herzog
Albert in Begleitung Seiner kaiserlichen Hoheit des Erzherzogs Rainer
nach Teschen, wo er bereits 1804 kürzere Zoit verweilte. Sie nahmen
das gräflich Larisch'sche, jetzt Dr. von Demersche Haus in der Con-
victgasse in Besitz und residierten hier bis nach dem Abschlüsse des
Pressburger Friedens. Die Schlacht bei Austerlitz und das Vordringen
des Feindes bis Olmütz wurde für die Stadt ein besonders merkwür-
diges Ereignis. Teschen nämlich wurde für die Kaiserin und deren
erlauchte Tochter, die Erzherzogin Louise, als Aufenthaltsort bestimmt.
Ihre Majestät aber erkrankte in Friedek und musste im dortigen Schlosse
zurückbleiben. Der Frau Erzherzogin wurde nun das Schloss zu Skot-
schau angewiesen, während in der Stadt Teschen das ganze diploma-
tische Corps, der Hofkriegsrath, die böhmische Hofkanzlei, der Reichs-
hofrath, die Finanzhofstelle, die Polizeihofstolle, die Schatzkammer, das
Chifleru-Cabinet, das Hofpostamt, die deutsche Garde etc. untergebracht
wurden.
Während des russischen Feldzuges und nach demselben sah die
Stadt wiederholt durchmarschierende französische und österreichische
Truppen, auch den tapferen Polen Poniatowski. Der patriotische Eifer,
der damals in der Stadt herrschte, war ganz außerordentlich. Kräf-
tigst bethätigte er sich namentlich in der Bildung eines patriotischen
Hilfsvereines und in der Verpflegung der hier aus dem westlichen
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Galizien untergebrachten Militär-Kranken, bis der Pariser Frieden dein
Waffenlärm ein Ende machte.
Herzog Albert hatte im Sinne, das Teschner Schloss, welches
schon im Jahre 1659 zum Theile demoliert worden war, wieder auf-
zubauen. Bereits lag der Bauriss fertig, da wurde das Bauproject
wieder fallen gelassen, als plötzlich 1789 des Prinzen hohe, treffliche
Gemahlin starb, welcher, dem Vorbilde edelster Weiblichkeit, „uxori
optimae", Herzog Albert in der Augustinerkirche in Wien durch Ca-
nova's Künstlerhand das würdigste Denkmal setzen ließ. Der Herzog
selbst hatte sich seit 1795 nach Wien in s Privatleben zurückgezogen,
schrieb dort seine Memoiren, lebte nur der Wissenschaft und legte
mit reichen Mitteln eine große Bibliothek und eine auserlesene Kunst-
sammlung in der n Albertina u an. Er starb 1822 im 81. Jahre seines
Lebens. Sichtbar hatte während seines Lebens der Segen des Him-
mels auf ihm geruht, sein Andenken bleibt uns und unseren Nach-
kommen ehrwürdig.
Sein Erbe war der erste Besieger des bisher unwiderstehlicheu
Napoleon I., der ruhmgekrönte Held von Aspem, der Erzherzog Karl.
Er ließ 1837 die noch übrigen alten Gebäude des Schlosses ab-
tragen, von denen nur noch der alte Piastenthurm übrig ist. Das
Schloss in seiner jetzigen Gestalt steht seit damals. Auch das erz-
herzogliche Bräuhaus wurde von ihm 184Ö in einem weiteren, stets
wachsenden Umfange neu begründet. Am 30. April 1847 starb der
Erzherzog, dessen Namen die Geschichte immerdar unter den aus-
gezeichnetsten Feldherrn aller Völker und Jahrhunderte nennen wird.
Möge sie nicht vergessen, ihn zugleich als wahren Menschenfreund,
als den Beglücker der Angehörigen seiner weiten Besitzungen zu
nennen.
Nach ihm Ubernahm die Herrschaft sein Sohn, der durchlauch-
tigste Herr Erzherzog Albrccht, der lorbeergeschmückte Sieger von
Custozza. Beseelt von demselben großen Geiste, beglückt mit dem-
selben Kriegstalente wie sein großer Vater, möge derselbe noch lange
bleiben die festeste Stütze des Kaisers und des Reiches. Für die
Herrschaft Tcschcn bildet seine Regierung die Ära eines allgemeinen
Aufschwunges auf allen Gebieten der Cultur. Eine lange Reihe von
Verbesserungen der Verwaltung in allen ihren Zweigen, von bedeu-
tenden, für das materielle Wohl der Stadt und der Umgebung wich-
tigen landwirtschaftlichen und großartigen industriellen Anlagen sichern
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ihm, abgesehen von den zahlreichen Acten seiner Herzensgute und
seines Wohlthätigkeitsinnes, das reichste Blatt in der Geschichte der
Herrschaft und des Schlosses der Stadt Teschen.
2. Bas Rathhans.
Über die ältesten Rechtsverhältnisse der Stadt, Uber ihre Pflich-
ten und Freiheiten fehlt das urkundliche Materiale. Nach dem in
diesen Gegenden in den ersten Jahrhunderten der Landesgeschichte
allgemein herrschenden polnischen Rechte musste die Bevölkerung ihren
Landesflirsten höchst druckende Abgaben entrichten. Die polnischen
Städte unterschieden sich nur wenig von den Dorfschaften und glichen
umsomehr diesen, da sie zumeist auf Ackerbau-Grundlage erstanden
waren und die Frohne ebenso leisten mussten wie die Bauern. Noch
fehlte der kräftige Mittelstand, den die spätere Zeit heranzog, in wel-
cher die eifrigen Deutschen des ausgehenden Mittelalters, gerufen von
den Landesherren, Fleiß und Cultur in unserem Lande verbreiteten
und die früheren, jede freie Entwicklung hemmenden Verhältnisse um-
gestalteten. Das polnische Recht verlor vor dem deutschen immer-
mehr an Boden. Unter deutschem Rechte begreift man die Vorrechte,
welche einer mit diesem Rechte begabten Stadt eingeräumt wurden,
und die vorzugsweise in der Freiheit von den ungemessenen Diensten
bestanden, zu denen das polnische Recht verpflichtete, und statt deren
bestimmte Zinsen, Abgaben etc. an die Grundherrschaft festgesetzt
waren. Durch eine derartige Regelung der Verhältnisse bildeten sich
zuerst geschlossene Gemeinden im Sinne deutschen Städtewesens unter
einem Vogte, mit Schöffen an der Seite. In welcher Zeit Teschen
mit deutschem Rechte bewidmet wurde, kann bei dem Mangel urkund-
licher Nachrichten nicht angegeben werden. Doch scheint es unter
dem für die Colonisation seiner Länder so thatenreichen Herzog Kasi-
mir (1211 — 1223) geschehen zu sein. Dafür spräche auch der Um-
stand, dass eben aus dieser Zeit die bedeutendsten Stadtrechte der
deutsch-österreichischen Städte in den Donauländern datieren, dem-
nach ein allgemeiner Rechtszug gegen den Osten hin von deutschen
Mittelpunkten aus zu bemerken ist. Auch wird bereits 1223 einer
Vorstadt in der Castellatur Teschen Erwähnung gethan, und 1284
wird eines r suburbium civitatis Tessin" ausdrücklich gedacht. Dass
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Tesclien schon 1290 als deutsche Stadt in obigem Sinne bestanden,
dafür zeugt eine Urkunde vom 31. Jänner dieses Jahres, in der Her-
zog Mesko I. von Teschen seinem Dienstmann Bogusius die von dem
Münzmeister Fritto erworbenen zehn fränkischen Hufen Landes an
beiden Ufern der Olsa bei Teschen zur Anlegung eines Dorfes, des
späteren Bogusch owitz, bestätigt und mit Freiheiten ausstattet. In
dem Locationsbriefe, in welchem zum erstenraale „cives de Tessin"»
Lampertus et Praesingus, genannt werden, ist auch die Bestimmung
enthalten, dass die Bewohner des auszusetzenden Ortes nicht den
Stadtvögten unterstehen, sondern von ihrem Erbherrn Recht nehmen
und Recht geben sollen. Weil aber die Vögte eine im Genüsse deut-
schen Rechtes stehende Stadt kennzeichnen, so lässt sich, da unter den
erwähnten Stadtvögten bei der unmittelbaren Nähe des Ortes doch
nur die Teschner Vögte gemeint sein können, schließen, dass Teschen
bereits in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhundertes zur deutschen
Stadt sich entwickelt hatte. In dieser Ansicht könnte uns auch die
Geschichte der Rechtsentwickelung in den Ländern der böhmischen
Krone bestärken, wo eben seit der Mitte des 13. Jahrhundertes dio
böhmischen Herrscher darauf bedacht gewesen, durch reichliche Ver-
leihung von Städterechten den Wohlstand ihrer Bürgerschaften zu
heben. Und in eben diese Zeit fallen bekanntlich die ersten Annähe-
rungen und Verbindungen der schlesischen Herzoge mit der böhmi-
schen Krone.
Zur Gewinnung einer größeren Stabilität und Prosperität der
Rechtsverhältnisse trug die endgiltige Bewidmung mit dem Magde-
burger Stadtrecht wesentlich bei, das eben in der obgedachten Zeit
im nördlichen Böhmen und Mähren und in Schlesien einen starken
Einfluss gewann, und nach welchem sich die mit diesem Rechte be-
widmeten Städte für die wichtigsten strittigen Rechtsfälle bei dem
Schöffenstuhle in Magdeburg Rechts erholten. Auch in Teschen hatte
dasselbe durch Breslau's Vermittlung (am 2. März 1374) eine Heim-
stätte gefunden, und wie Magdeburg für Breslau, so wurde dieses
wieder der Oberhof für Teschen und andere schlesische Städte. Die
„consules civitatis Tessin", die Rathmannen, gewannen jetzt erst recht
an Einfluss. Ihnen und dem Bürgermeister kam vorzugsweise die
Verwaltung des Stadtvermögens, sowie die Oberaufsicht über die Ze-
chen und Zünfte zu, und als 1380 der Herzog die Erbvogtei an sich
brachte, waren gleichzeitig die Vogteirechte in die Hände desselben,
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einzelne Zweige derselben aber durch Kauf oder durch Schenkung an
die Gemeinde Ubergegangen. Die Sicherheitepflege und die öffentli-
chen Angelegenheiten gehörten in ihren Wirkungskreis. Zur Förde-
rung der städtischen Selbstleitung trugen die Biirgerversammlungen
oder „Burdinge" viel bei, die durch die Glocke zusammengerufen,
über alle möglichen städtischen Angelegenheiten beriethen. Ingleichen
förderlich für die Entwicklung der Stadt erwiesen sich die von den
Herzogen ertheilten Privilegien und Stadtgerechtsame.
Die Rathmannen und der Bürgermeister wurden seit der Beseiti-
gung des Vogles jährlich vom Herzoge gewählt. Sie hielten ihre
Versammlungen in einem eigenen Berathungshause. Bis zum Jahre
1496 war dieses mitten auf dem großen Ringe, beiläufig dort, wo
jetzt der Röhrkasten steht, aus Holz aufgebaut. Erst in dem genann-
ten Jahre gab Herzog Kasimir II. laut Urkunde de dato Dienstag
vor St. Wenceslai den Befehl, das alte Rathliaus abzutragen und den
Ring für ewige Zeiten frei zu lassen. Zum Zwecke des neuen Rath-
hausbaues verkaufte der Herzog der Gemeinde seine beiden Häuser
an der Klosterniauer am Friedhofe um 210 Gulden; doch sollte eine
Bäcker- und eine Schusterbank dort verbleiben, ebenso die Salznieder-
lage an der Klostermauer. Auf derselben Stelle, auf demselben Platze,
wo das Rathhaus heute noch steht, wurde es aus Stein mit einem
hölzernen Thurme hergestellt.
Für die Rechtspflege bestand der Schöffenstuhl, das Vogteiamt der
nachpiastischen Zeit. Der Schöffenstuhl bestand aus dem wahrscheinlich
jährlich aus der Mitte der Bürger gewählten Vogte, nicht zu verwech-
seln mit dem Vogte des deutschen Rechtes, ferner aus sechs Schöffen
und einem Gerichtsschreiber, und führte ein eigenes Siegel mit der
Inschrift „Sigillum scabiriatus Teschinensis". Die Amtssphäre der
Schöffen, welche ebenso wie der Vogt und wie die Rathmannen den
Bürgern entnommen wurden und urkundlich 1374 zum crstenmale er-
wähnt werden, war nicht unbedeutend. Ihnen war die Besorgung der
städtischen Gerichtsbarkeit anvertraut, und zwar hatten sie in Crimi-
nal- und Privatrcchtsfällen das Urthcil zu finden, und seit die Stadt
das „Jus gladii" besaß, stand auch das Urtheil über Leben und Tod
bei ihnen. Das Hochgericht, ein sehr geräumiges, bis vier Klafter
hohes und in zwei Geschosse abgetheiltes Bauwerk, war auf einer
nördlich von der Stadt gelegenen Anhöhe errichtet, uud der Platz
zum Köpfen und zu grausameren Todesstrafen befand sich diesseits
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der Bober in dem sogenannten Schlage. Gemeinschaftlich mit Skotschau,
Bielitz, Freistadt, Schwarzwasser, Jablunkau und Pless hielt Teschen
einen Scharfrichter. Skotschau, Schwarzwasser und Jablunkau entrich-
teten noch bis in die neuere Zeit hinein den betreffenden Beitrag.
Die Polizeiaufsicht mit der Gerichtsbarkeit über polizeiliche Übertre-
tungen in der Obervorstadt war einer eigenen Gcrichtsperson, nach
einem Entwürfe der Einnahmen und Ausgaben der Stadt von 1680
zu schließen, anvertraut. Die Jurisdiction Uber die Cameraluuter-
thanen wurde in der nacbpiastischen Zeit durch das obrigkeitliche Justiz-
amt, an dessen Spitze der Kammerregent stand, verwaltet. Im Anfange
des 17. Jahrhunderts kam zu den vier Rathmannen und dem Bürger-
meister noch ein Primator hinzu, dem der ganze Rath untergeordnet
ward. Im zweiten Decennium des folgenden Jahrhunderts aber gicng
das Amt nach dem Ableben des Primators Johann Georg Hey mann
wieder ein.
Im Jahre 1655 wurde auf Befehl des Kaisers eine Erneuerung
des Stadtrathes und des Vogteiamtes vorgenommen, und ebenso gieng
in der Folgezeit, falls durch den Tod eine Lücke in dem Rathe oder
in dem Vogteiamte entstanden war, durch den Landeshauptmann im
Namen des Kaisers auf Grund eines Vorschlages des Stadtrathes die
Erneuerung vor sich ; von diesem Vorschlagsrechte jedoch ist gegen
Ende des 17. Jahrhundertes keine Spur mehr zu finden. Dasselbe
stand nunmehr dem Landeshauptmann zu, und vom Kaiser erfolgte
die Ernennung des Rathspersonals.
Wichtig für die Stadt war die Bestimmung von 1659, der zufolge
sie von den fürstlichen Gütern als ein besonderer Steuerstand getrennt
wurde und, gleich wie die niederen Stande, das Recht der Beschickung
des fürstlichen Landtages nach Breslau durch einen eigenen Abgeord-
neten erhielt.
Die peinliche Halsgerichtsordnung Kaiser Joscph's I. erweiterte
den städtischen Criminalgerichtsbezirk, und es wurde das ganze Her-
zogthum, die städtischen Güter inbegriffen, demselben zugctheilt; doch
stand der Landeshauptmannschaft die Erkenntnis zu, ob die That ein
Verbrechen und der Thäter criminell zu behandeln sei. Die Landes-
hauptmannschaft trug demnach dem Stadtgerichte die Inquisition auf,
und wenn ein Inquisit zur Folter gebracht wurde, mussten bei der
kleinen Tortur zwei Magistratspersonen, bei der größeren auch zwei
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Landrechtsbeisitzer gegenwärtig sein. Das Stadtgericht fällte das Ur-
theil und leitete dasselbe bei Todes- und schweren Kerkerstrafen an
den Appellhof in Prag, seit den josephinischen Reformen an das mäh-
rische Tribunal nach Brünn.
Um auf die innere Verwaltung der Stadt zurückzukommen, so
war bei der Häufung der Geschäfte des Bürgermeisters dieser oft nicht
in der Lage, die Cassa-Büchcr und die darauf Bezug nehmenden Docu-
mente genau zu überwachen. Dieser Umstand neben anderen ungün-
stigen wirtschaftlichen Verhältnissen brachte das städtische Rechnungs-
wesen nach und nach in Zerrüttung. Deshalb wurden zur Revision
der Kämmerei- und der Steuerrechnungen Deputierte aus dem Rechts-
gremium und der gesamnitcn Gemeinde bestellt, die sich jedoch wegen
Mangels der Empfangs- und Ausgabsdocumeute öfters nicht herauszu-
finden wussten und meistens nach Willkür bemängelten oder guthießen.
Um diesem Unwesen ein Ende zu machen, wurde 1663 ein Stadt-
urbarium über alle städtischen Gefälle und ein städtisches Schulden-
und Stammbuch nach der Schätzung der Häuser angelegt, ein eigener
Stadtcassicr, der zugleich Steuerrevisor war, eingesetzt und eine Ab-
rechnung mit jedem einzelnen Bürger über seine versessenen Giebig-
keiten gepflogen. So kam einige Ordnung in das städtische Rechnungs-
wesen; doch rissen bald wieder andere Unordnungen ein, die Veran-
lassung zu Misshelligkeiten zwischen dem Stadtrathe und der Gemeinde
gaben, welche die damaligen Rathsmitglieder nicht eben in ein gün-
stiges Licht stellen. Private Ausnutzung ihrer Stellung, Verschwen-
dung auf Kosten der Gemeinde, Saumseligkeit, Mangel an Pflicht-
gefühl etc. werden ihnen in den an die Landeshauptmannschaft gerich-
teten Beschwerdeschriften wiederholt vorgeworfen. Aus der so genährten
Zwistigkeit zwischen der Bürgerschaft und dem Magistrate erwuchs eine
Verbitterung, die zum Verfalle des Communewesens mehr beitrug, als
der Druck der Zeiten. Und waren auch manche der Vorwürfe und
Beschuldigungen grundlos, so ist doch nicht zu leugnen, dass andere
wieder ihre vollständige Berechtigung hatten. Der Rath fühlte sich,
weil auf Lebenszeit ernannt, der Bürgerschaft gegenüber unabhängig,
vergaß auf die Absicht seiner Constituierung, und so fehlte es an dem
gegenseitigen Vertrauen, und der Conflict dauerte fort. Nicht viel än-
derte an dieser Sachlage die wohlgemeinte, in 34 Punkten abgefasste
Instruction, welche die Bevollmächtigten des Herzogs Leopold von
Lothringen, Karl Graf Desarmoises und Johann Nikolaus Jaquimin
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von Vitringen, über die Amtsmanipulation des Magistrats, über die
Verwaltung des Spitals- und Communal Vermögens, des Wein- und
Bierregals im Jahre 1722 dem Stadtrathe übergaben. Der Magistrat,
wegen lauer Verwaltung des Gemeindevermögens von der Landeshaupt-
mannschaft wiederholt zur Verantwortung gezogen, trachtete endlich
Ordnung herzustellen, und ertheilte dem damaligen Stadtcassier Johann
Georg Monczka am 2. Jänner 1732 eine diesbezügliche Instruction.
Seit der Belehnung des Herzogs Leopold von Lothringen mit Teschen
wurde der Stadtrath nicht vom Kaiser, sondern von den Lchens-
herzogen ernannt. Die Stadt hörte dadurch auf eine königliche zu sein,
sie gieng des Rechtes verlustig, ihre Bevollmächtigten auf den schle-
sischen Ständetag zu senden, und war der Gefahr ausgesetzt, zu einer
herzoglichen Cameralstadt herabzusinken. Auch das Vogteipersonale
wurde ohne Einflussnahme seitens der Bürgerschaft auf Vorschlag des
Landeshauptmannes vom llerzog ernannt. Alle 3 Jahre wurde der
Rath eingesetzt. Eine vom 4. Jänner 1735 datierte Verfügung des
Herzogs Franz liefert den Beweis, dass der Magistrat nicht im besten
Credit bei ihm gestanden, indem seine Beschlüsse von der Bestimmung
der aus herzoglichen Beamten zusammengesetzten Stadtdeputierten ab-
hängig gemacht wurden. Eine durchgreifende Veränderung in der städti-
schen Verfassung brachte ein Decret vom 18. Mai 1744 mit sich, nach
welchem ein Stadtadministrator angestellt wurde, welcher der könig-
lichen Oberamtsregierung unmittelbar unterstand, und dem die Aufsicht
über die Einnahmsquellen und die Steuergelder der Stadt, welche sonst
durchgängig zur Deckung der landesfürstlichen Steuern sequestriert
w.urden, oblag. Auch beeinflusste er die städtische Polizei. Dem Magi-
strate blieb bloß die Besorgung der Judicialien in erster Instanz. Alles
Sträubens des Magistrates, der Bürgerschaft und des Landamtes un-
geachtet wurde Johann Georg Haenecart als erster Administrator „in
Contributionalibus et Publicis" angestellt. Ihm zur Seite stand ein Ad-
junet, welcher bald darauf Executionscommissär genannt wurde.
Neben der Administrativ sorgte und wachte über die Verwaltung
des Communalvermögens seit 1760 eine Domestical-Comraission, bei
welcher der Landeshauptmann und der Oberregent als Commissäre
bestellt waren, welcher die Revision der Gemeinderechnungen zustand,
und ohne deren Zustimmung keine städtischen Ausgaben gemacht
werden durften. Sie hieß später herzogliche Ökonomio-Commission.
Unter einer solchen energischen Controle und infolge des gut ver-
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pachteten Wein- und Bierregales gelang es, dass die Schuldenlast der
Stadt im Jahre 1775 bereits auf 7200 Gulden herabgemindert wurde.
Mit der Besserung der städtischen Vermögensverhältnisse besserte sich
auch das Verhältnis zwischen Stadtrnth und Bürgerschaft. Schon im
Jahre 1785 war der ehemalige Stadtrath, dessen bürgerlichen Mit-
gliedern ein Stadtschreiber beigegeben war, welcher der Hechte kundig
sein musste und das „votum informativum" hatte, dann das abgeson-
derte, aus Gewerbsleuten und einem Notar zusammengesetzte Stadt-
gericht organisiert, ein ungeprüfter Bürgermeister, ein aus den Rechts-
wissenschaften bei dein Appellationshof geprüfter erster Rath und Syndicus
„cum voto informativo et decessivo," drei bürgerliche Räthe, ein Secretär r
zwei Kanzellisten, zwei Gerichtsdiener und ein Stadtcassier, zugleich
Contributionseinnehmer und Rechnungsofücial, angestellt worden. Das
Personal vom Secretär abwärts ernannte der Magistrat. Die Wahl
des Bürgermeisters und der Räthe stand dem von der Bürgerschaft
gewählten, aus 20 Mitgliedern bestellten Ausschusse unter dem Vor-
sitze der aus dem Landeshauptmann, dem herzoglichen Repräsentanten
und dem landrechtlichen Secretär zusammengesetzten Magistrats-Syste-
misierungs-Commission, die Bestätigung den beiderseitigen Landes-
behörden zu.
Als im Jahre 1800 die hiesige Frohnveste wegen ihrer Bauföllig-
keit keine Verbrecher mehr aufnehmen konnte, wurde verordnet,
dieselben an das Neutitscheiner Criminalgericht abzuliefern. Im Jahre
1804 jedoch wurden im Schlosse und im Hintergebäude des Rath-
hauses Localitäten ausgemittelt, in denen die Sträflinge von dem
herzoglichen und von dem städtischen Gerichtsbezirko untergebracht
werden konnten. Der Magistrat setzte demnach die Criminalgerichts-
barkeit wieder fort, und nur die Incriminierten aus den niederen
Standesherrschaften und aus den ständischen Gütern wurden theils
nach Troppau, theils nach Neutitschein transportiert. Schon im Jahre
1806 war die Vereinigung sämmtlicher Criminalgerichte des Kreises
in der Kreisstadt Teschcn und die Erbauung einer Kreis-Criminal-
Frohnveste daselbst angeordnet worden. Am 1. November 1812 wurde
das neue Gebäude mit einem Kostenaufwande von 35.000 fl. aufge-
baut und das Criminalgericht trat in seine Wirksamkeit. Da jedoch
der erste Rath und Syndicus die einzige geprüfte Magistratsperson war,
so wurden die Untersuchungen von demselben zwar vorgenommen,
doch mussten die Acten zur Urtheilsschöpfung an das Troppauer
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Oiminalgericht eingesendet werden ; dabei wurde angeordnet, dass der
damalige ungeprüfte Bürgermeister zwar vorderhand noch beibehalten,
nach seinem Abgehen aber die Stelle mit einem geprüften Manne
besetzt werden sollte. Bald jedoch wurden, um mit Einschluss des
ersten Raths und Syndicus Jas Rechtsgremium mit drei ftir's Richter-
amt geprüften Individuen zu bestellen, dem Magistrate zwei Criminal-
räthe und ein Criminalactuar beigegeben, während eine Stelle der
ungeprüften Räthe aufgelassen wurde. Und als im Jahre 1814 der
ungeprüfte Bürgermeister Franz Warlinger als Rosoglio-Fabriksver-
walter bei der herzoglichen Kammer eine Anstellung erhielt und seinen
Posten niederlegte, wurde der damalige erste Rath und Syndicus Alois
Kaufmann von der Laridesbehörde als Bürgermeister bestellt, der
Posten eines zweiten Criminalrathes aber wurde aufgehoben und die
von ihm bezogene Besoldung dem Bürgermeister zugewiesen. Im Jahre
© © © O
1823 wurde dem aus allen Fächern geprüften Secretär das „votum
suppletorium" in Criminalsachen zugestanden.
Durch die wieder erfolgte Auflösung der Stadt-Administratur,
deren Geschäfte theils dem Magistrate, theiis dem Kreisamte zugewiesen
wurden, wurde der Wirkungskreis des Magistrats wieder etwas weiter
und freier. Die herzogliche Okonomie-Commission wurde 1794 in eine
k. k. Stadt-Etat- Commission umgestaltet, welche aus dem Kreishaupt-
mann als Vorsitzendem und einem vom Herzog ernannten Oberbeamten
als Ökonomie- Commissär und dem Magistratssecrctür als Actuar bestand
und unter Zuziehung des Magistrats und des Commune-Ausschusscs
die Obsorge Uber das Cameralvermögen hatte. Mit Hofdecret vom
17. Juni 1824 wurde auch diese über Ansuchen des Kreishauptmanns
Leopold Schulz von Strassnitzki aufgelassen und die Aufsicht über das
Cameralvermögen den herzoglichen Wirtschaftsbeamten übertragen.
So war Teschen, welches ehedem als Status minor in der Landesver-
fassung anerkannt wurde, eine Schutzstadt geworden. Der Verfassung
solcher Städte gemäß wurde eine Deputiertenkammer errichtet, bestehend
aus 12 wirklichen Mitgliedern und G Substituten, die sämmtlich unter
der Leitung des schutzobrigkeitlichen Amtes von ihren Mitbürgern
aus der Mitte derselben gewählt wurden, und von denen die Hälfte
nach drei Jahren ausschied. Alle 14 Tage mussten mit diesem Aus-
©
schusse in Anwesenheit von wenigstens sechs Deputierten Sitzungen
abgehalten, die mit Ende October jedes Jahres geschlossenen Cameral-
rechnungen auf 14 Tage zur Einsicht mitgctheilt und sechs Wochen
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nach dem Jahresschlüsse der herzoglichen Buchhaltung übergebe»
werden, welche zu deren Revision einige unparteiische Bürger zuzu-
ziehen und die Acten binnen 3 Monaten zu erledigen hatte. Alle
Verhandlungen dieser Körperschaft sowie die der Stadtobrigkeit wurden
durch die Schutzobrigkeit an das Kreisamt und von da zurück an den
Magistrat geleitet.
Das Magistrats- und Criminalgerichtspersonale bestand von dem
Jahre 1827 an aus dem Bürgermeister, dem ersten Käthe und Syn-
dicus, dem Criminalrathe, einem ungeprüften Rathe, der zugleich die
Polizeigeschäfte besorgte, einem ungeprüften Rathe, der das „öcono-
micum u und „Steueraticura" zu versehen hatte, dem Secretär, zugleich
Grundbuchsführer und ökonomischem Actuar, dem Criminalactuar,
dem städtischen Cassier, zugleich Contributions- Einnehmer und Rait-
ofllcial (Rcehnungs-Official), dem ersten Kanzlisteu, zugleich Ein-
reichungs-Protokollisten, Registrator und Quartiermeister, dem zweiten
Kanzlisten, zugloich Expeditor und Ausrufer bei Licitationcn, zwei
Gerichtsdieneru, von denen einer zugleich Hausmeister im Rathhause
war, dem Kerkermeister, zwei Gefangenwtichtern, einem Wirtschafts-
diener, drei Polizeidienern und einem Diurnisten.
Es erübrigt noch, einiges aus der Geschichte des Rathhaus-
gebäudes selbst zu berichten. Als das schon oben erwähnte im Jahre
1496 aufgeführte Rathhaus schadhaft geworden, wurde es 1661 reno-
viert. Nach einem Contracte mit. dem Maler Christoph Palm wurde
die Hauptfacade in folgender Weise decoriert: In der Mitte war die
Statue der gekrönten Gottesmutter mit dem Jesuskindlein auf den
Armen dargestellt. In gleicher Linie rechts und links befand sich der
heilige Wenceslaus, das kaiserliche Wappen mit dem zweiköpfigen
Adler, von einem grünen Rautenkranze umgeben und von gehar-
nischten Rittern gehalten, und das Herzogthumswappen. Unterhalb
der Fenster war das Stadt- und das Scabinatswappen in Rauten- und
Lorbeerkränzen angebracht, Uber den Fenstern allegorische Figuren
des Glaubens, der Hoffnung, der Gerechtigkeit und der Weisheit. An
dem Gebäude las man den folgenden, mit dem des Prager Rathhauses
gleichlautenden Wahrspruch : „Haec domus odit, ainat, punit, con-
servat, honorat: nequitiam, pacem, crimina, jura, probos. u Für
die Arbeit wurden dem Künstler nebst freier Kost und Wohnung
und einer Quart Weines täglich 50 Reichsthaler bezahlt. Im
Jahre 1670 wurde an den Bau des Rathhausthurmes aus festem
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Materiale au Stelle des bestandenen hölzernen Thürnileins Hand
angelegt.
Dieses Rathhans, welches nach der Abbildung aus dem Jahre
1720 zu schließen, ein hervorstechendes, markiertes Ansehen hatte,
wurde in dem eben genannten Jahre bei dem allgemeinen Stadtbrande
vernichtet. Erst 1788 wurde der Neubau desselben vollendet. Das
neue Gebäude, mit einem Thurme versehen, barg in seinem hinteren
Theile den Redoutensaal, welcher auch zu Theatervorstellungen benützt
wurde. Das zum Aufbau verwendete Material war von dem Probste
Leopold Scherschnik, der auch den Bau leitete, geschenkt worden.
Als nämlich nach der Abschaffung der Todesstrafe das Hochgericht
in Teschen niedergerissen worden war, kaufte Scherschnik die Bau-
steine und bot sie, als die Stadt ein Rathhaus brauchte, unentgeltlich
zur Verwendung.
Gleich in dem ersten Jahre nach der Vollendung des Baues
fanden Theatervorstellungen, auch Tanzunterhaltungen in dem erwähnten
Saale statt. Schon früher, im Jahre 1726, zeigen sich Spuren eines
Teschner Theaters. Es war nämlich damals eine Bande deutscher
Komödianten unter dem Director F. J. Wausche hier angekommen
und führte 33 Comödien auf. Die Bühne der durchziehenden Truppe
war in dem unteren Theile des Landhauses.
Längs des Rathhauses zogen sich an der Seite gegen den Platz
hin Lauben, links beim Eingange war eine ärarische Kupferniederlage,
rechts die Stadtapotheke, welche im Jahre 1755 der Stadt achtzehn
Gulden Zins brachte. Auch eine Rüstkammer war im Hause, in
welcher sich außer dem Porträt des letzten Teschner Piasten Friedrich
Wilhelm, Panzerhemden, Harnische, Hellebarten, Doppelhaken etc.
vorfanden. In die Ubicationen der ehemaligen Apotheke wurde später
die Hauptwache verlegt, die früher in einem Häuschen in der Mitte
des Hauptplatzes untergebracht war. Den oberen Stock nahmen die
Rathskanzleien ein, das 2. Stockwerk war noch nicht ausgebaut. Bei
dem Brande von 1789 litt das Hau3 bedeutend. Bald aber war der
Schaden wieder gut gemacht, und dabei auch der Thurm neu aufge-
baut. Der Bau selbst, so wie die äußere Verzierung des Rathhauses
wurde nach einem von dem städtischen Magistratsrathe, bürgerlichen
Maler und Zeichenlehrer der Teschner Hauptschule, Ignaz Chambrez,
entworfenen Plane am 10. März 1800 begonnen und am 1. September
desselben Jahres mit der feierlichen Aufsetzung des Thurmknopfes
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beendet. Der Thurm kostete die Stadt 1665 Gulden. Sechzehn Jahre
später war man abermals genöthigt, eine größere Summe auf das
Rathhausgebäude auszugeben. Die zu Theatervorstellungen und Bällen
benützten Räumlichkeiten nämlich befanden sich in einem sehr mangel-
haften Zustande. Man schritt daher an eine Verbesserung und Erwei-
terung. Die Herstellungskosten beliefeu sich auf 14.720 fl. Am 17.
November 1816 konnte die neue Bühne eröffnet werden.
Der Brand vom 4. November 1836 legte das Haus neuerdings
in Asche. Die Theatergesellschaft musste sich daher inzwischen an-
derer, und zwar beschränkterer Räumlichkeiten bedienen. Zu allge-
meiner Zufriedenheit der Einwohnerschaft spielte der Theaterdirector
Bnrghauser mit seiner Truppe. Auch der Director Hanno, wie der
Director Schwarz erwarben sich in den Jahren 1843 bis 1845 gleich
ihren Vorgängern das Lob der Theaterfreunde. Am 5. April 1847
eröffnete der Director Thiel in den inzwischen wieder hergestellten
Rathhauslocalitäten die Vorstellungen. Die neuen, im Jahre 1880 ge-
schmackvoll renovierten Räume werden bis heute als „Stadttheater"
benutzt, in welchem in den letzten Jahren der Director Rudolf
Bünaussen und seine Truppe den Teschnern die Winterabende angenehm
zu machen bemüht war.
Das heute bestehende Rathhaus ist ein stattlicher, mit einem ge-
schmackvoll ausgeführten Thurme mit einer offenen Gallerie geschmückter
Bau in der östlichen Ecke des großen Ringes. Die Hauptfront gegen
den Platz ziert ein Balkon, der auf einer Colonnade ruht. Vom Pfarr-
platze aus führt ein Thor hinauf zu dem großen, neu decorierten
Rathhaussaale. Rechts von diesem Aufgang im Rathhause selbst und
in dem anstoßenden einstöckigen Flügel, der sein eigenes Eingangsthor
hat, befindet sich die städtische Sparcassa. In den Kellorräumen ist
der sogenannte Rathhauskeller, eine beliebte Weinstube. Die Gemeinde-
kanzleicn sind in dem ebenerdigen Theil des gegenüberliegenden
Gebäudes, in welchem sich auch die k. k. Lehrerbildungsanstalt be-
findet, untergebracht. Den in jüngster Zeit einfach, aber geschmackvoll
hergestellte Sitzungssaal des Gemeinderathes schmücken die in der
Geschichte Teschens, Seite 50, erwähnten Bildnisse der Bevollmäch-
tigten jener Staaten, welche in unserer Staat den Tcschner Frieden
schlössen. In neuester Zeit hat der Saal in einein Bilde des gegen-
wärtigen Bürgermeisters Dr. Johann Ritter von Demel, welches von
dem Gemeinde -Ausschusse seinem hochverehrten Vorsitzenden gewidmet
wurde, eine neuen Zierde erhalten.
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Schließlich wollen wir, so weit es zu verfolgen möglich war, die
Namen der Männer mittheilen, welche von den frühesten Zeiten an
bis auf den heutigen Tag unserer Stadt als Bürgermeister vorgestanden.
Wir bemerken, dass aus der Jahreszahl der Urkunden, in denen sie
uns begegnen, wohl die Reihenfolge der Namen mit Sicherheit sich
bestimmen, doch vielleicht nicht auf volle Lückenlosigkeit sich schließen
lässt. Sie heißen :
Nikel Giseler, in einer Urkunde de dato Teschen 1387, am
nächsten Montag nach Oculi, worin der Pfarrkirche 1 Mark ewigen
Geldes auf die Gärten, die „gelegen sein niederwärts der Foytine
Vorwerk vor der Stadt", gewidmet werden*); Hans Dirsno, 1416:
Mathias Banaris, 1420; Nikel Kecherle, 1468; Petrus Kawaletz, 1480:
Lukas Fleischer, 1485; Martin Schneider, 1488; Mathes Fuhrmann.
1491; Nikel Schneider, 1499; Jan Czech 1501; Fabian, 1504; Lukas
Grindler, 1507; Stephan Czandczer, 1508; Stephan Tuchmacher, 1511:
Stephan Goldschmied, 1512; Martin Solihrach, 1514; Andrysek, 1517:
Lorenz Sukenik, 1521; Mathes Hanek, 1524; Mathes Fleischer, 1526:
Andreas Kecherle, 1539; Klimek Kreyczy, 1542; Jan Zlattnik, 1543:
Peter Netopicz, 1546 ; Mathes Kreyczi, 1547; Jan Weyssek, 1548:
Klimek Kolbassa, 1550; Mathes Spassowski, 1553; Franz Tiesskv
1554; Jakob Franzkuw, 1555; Martin Tschaldo, 1556 ; Martin
Wintergrün, 1577; Peter Schuppen, 1578; Mathias Subar, 1585:
Claudius Strauß, 1591; Andreas Zirowy, 1601; Mikolasch Franczek,
1603; Mathias Jäkel, 1619; Friedrich Keyss, 1629; Michael Werner.
1641; Anton Lanquart, 1643; Andreas Wildau**), 1654; Wenzel
Pohledezky ***), 1661; Joh. Georg Heymann, 1689; Jakob Ambros
*) Als die ersten urkundlich nachweisbaren Teschner Rathmannen lesen wir
in derselben Urkunde den Peter Manisch, Nikel Belitzer, Mathes Schmidt.
**) Andreas Wildau wurde für seine aufopfernde Thätigkeit und ausge-
zeichnete Amtsführung von Kaiser Leopold I. mit Diplom vom ö. März 1661 in
den Adelstand erhoben mit dem Prädicate „von Lindewiese auf Blogotitz."
***) W. Pohledezky war ah lutherischer Schullehrer nach Teschen ge-
kommen und hatte sich, nachdem er den Schuldienst aufgegeben und den ka-
tholischen Glaubeu angenommen, zum Bürgermeister emporgeschwungen. Er
verwaltete die Stadt durch neun Jahre und machte sich in bedrängter Zeit iu
einer Weise um dieselbe verdient, dass er mit dem Prädicate „von Augenschein"
geadelt wurde. Wegen unregelmäßiger Führung der städtischen Rechnungen
zum Schadenersatz verurtheilt, sah er sich in seinem Greisenalter an den Bettel-
stab gebracht.
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Angelek, 1690; Christoph Kampf, IG 96 ; Gottfried Ernst Frey, 1707;
Johann Georg Wenzel Klemens, 1720; Heinrich de Rudolphi, 1728;
Ferdinand Leopold Peter, 1730; Johann Ferdinand Jagosch, 1731;
Johann Innocenz Polzer, 1735*) ; Franz Bilowitzki, 1750 ; Johann Ignaz
Sarkander, 1771; Franz Kalliwoda, 1775; Josef Weber, 1784; Maxi,
milian Bilowitzky, 1790; Joh. Schalata, 1800; Franz Warlinger, 1808;
Alois Kaufmann**), 1814; Franz Rothleuth n er, 1849 ; Dr. Ludwig Klucki,
1851; Dr. Johann v. Demel, 1861 bis März 1875; Jakob Skrobanek,
vom März 1875 bis Juni 1876; Dr. Johann v. Demel 1876 bis heute.
Dr. Johann Demel, Kitter v. Eiswehr, ein Sohn des mährisch-schle-
sischen LandesAdvocateu Dr. Anton Demel aus Troppau und dessen
Gemahlin Amalie, gebornen Schmidt, wurde zu Teschen im Jahre
1825 geboren. Er erhielt seine Ausbildung bis zur Absolvierung des
Gymnasiums in seiner Vaterstadt, worauf er die Universität in Wien
bezog, wo er die Rechtsstudien zurücklegte und den Doctorsgrad er-
warb, llierauf wurde er (am 13. September 1848) vom Wahlbezirke
Teschen sammt Land (damals 50.000 Wähler) durch Wahlmänner
nahezu einstimmig zum österreichischen Abgeordneten nach Frankfurt
am Main für die deutsche Nationalversammlung gewählt, nachdem der
zur Eröffnung des Frankfurter Parlaments gewählte Abgeordnete Josef
Ritter v. Kalchberg, damals Abgeordneter flir Teschen, sein Mandat
zurückgelegt hatte. Dr J. Demel gehörte diesem ersten deutschen
Parlamente vom Moment seiner Wahl bis zu der letzten Sitzung an.
Nach seiner Rückkehr aus Frankfurt beendete er seine Rechtspraxis
in der Kanzlei seines Vaters, und nach Ablegung seiner Advocaten-
*) Die Schriften des wegen seiner Gelehrsamkeit, seines Gerechtigkeitsiunes
und seiner Biederkeit hoch geachteten Polzer gierigen mit Ausnahme einiger
Bände, welche Sammlangen von Teschner Urkunden enthalten, beim Stadtbrande
1789 zu Grande. Unter den erhaltenen befinden sich in der Scherschnik'schen
Bibliothek auch Priv. civit. Tessin. MS. 1722.
**) Kaufmann war in Teschen geboren, wo er 1787 die Gymnasialstudien
beendete, worauf er in Prag die Rechte studierte. Nach Absolvierung derselben
war er Syndicus und Criminalrath in Neutitschein, 1804 Syndicus und erster
Magistratsrath in Teschen, vom Jahre 1814 bis 1848 Bürger daselbst. Durch
chronologisches Verzeichnen, sorgsames Aufbewahren und Ordnen der Original-
Urkunden des Stadtarchivs, die theilweise von Staub und Moder zerfressen in
dumpfen Gewölben zerstreut lagen, machte er sich ebenso verdient, als durch die
sorgsame Anlage des Gedenkbuches und des Grundbuches der Stadt Teschen.
Bei seiner patriotischen Haltung in der Zeit der Freiheitskriege war er im Stande,
manche durch die Zeitverhältnisse geschlagene Wunde zu heilen.
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prüfung im April 1855 iu Wien wurde er zum Advocaten für Bielitz
ernannt, welche Stelle er jedoch noch vor ihrem Antritt mit dem
Notariate in Teschen in demselben Jahre vertauschte. Als Notar
wirkte derselbe bis November 1865, in welchem Jahre er Advocat
in Teschen wurde, da bei der damals gesetzlich festgestellten Zahl
von nur drei Advocaten dessen Vater die Advocatur niederlegte. Im
Jahre 1861, noch vor seiner Ernennung zum Advocaten von Bielitz,
wurde Dr. J. Demel von der Stadtgemeinde Teschen auf Grund der
Februarverfassung vom Jahre 1861 in directer Wahl mit großer Ma-
jorität als Abgeordneter dieser Stadt in den schlesischen Landtag de-
legiert, nachdem derselbe am 1. März 1861 zum Bürgermeister der
Stadt gewählt und nach den damals bestehenden Bestimmungen aller-
höchst bestätigt worden war. Der schlesische Landtag (April 1861),
dessen vorzüglichste, beinahe einzige Aufgabe damals nach der Februar-
verfassung die Entsendung von sechs Abgeordneten Schlesiens für den
ersten constitutionellen österreichischen Reichsrath war, nahm die Wahl
der Deputierten verfassungsmäßig nach Curien (Großgrundbesitz, Stadt-
gemeinden, Landgemeinden) vor, und dabei wurde Dr. J. Demel in
der Gruppe der Stadtgemeinden Ende April 1861 zum erstenmale
Rcichsraths-Abgeordncter. Er gehört dem schlesischen Landtage,
sowie dem österreichischen Roichsrathe auf Grund stets wiederkehrender
Wahlen ununterbrochen an, auch in jenen Wahlperioden, welche seit
1875 auf directen Wahlen zum Reichsrathe beruhen. Seitdem bildet
den Reichsraths-Wahlbezirk nicht mehr die Stadt Teschen allein,
sondern die nachbenannten schlesischen Städte: Teschen, Freistadt,
Friedek und Oderberg im östlichen, Wagstadt, Wigstadtl, Königsberg
und Odrau im westlichen Schlesien. Mit der dualistischen Umgestaltung
unserer Verfassung im December 1867 wurde Dr. J. Demel in dio
für die Regelung der gemeinsamen Angelegenheiten verfassungsmäßig
berufenen Delegationen, für welche die schlesischen Reichsraths- Ab-
geordneten (seit der Wahlreform zehn statt der früheren sechs) ein
Mitglied zu entsenden haben, durch alljährliche Wahl sämmtlicher
schlesischer Abgeordneten einstimmig als Delegierter berufen, iu welcher
Eigenschaft er im Budgetausschusse der Delegation als Referent für
Militärangelegenheiteu lange Jahre thätig war. Infolge der Auszeichnung
mit dem Orden der eisernen Krone wurde Dr. J. Demel mit Diplom
de dato 5. Mai 1867 in den Ritterstand mit dem Prädicate „von
Eis wehr" erhoben.
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Zu diesen Mittheiluugen Uber die Bürgermeister Teschens noch fol-
gende Bemerkungen.
Die Zeit von 1847 bis zum heutigen Tage, eines der inhalt-
reichsten, bedeutendsten und denkwürdigsten Capitel der Geschichte
der Stadt Teschen, gehört noch der Gegenwart an. Die mächtige
fülle der wichtigsten historischen Ereignisse und Thatsachen, welche
diese Jahre einschließen, wir haben sie miterlebt, sie leben noch frisch
in unser aller Gedächtnis, sie wirken noch zu unmittelbar in unsere
Tage hinein, es wird genügen, sie in Kürze zu erwähnen.
Wir erinnern an das epochemachende Jahr 1848 mit seinen nach
allen Richtungen neues Leben weckenden Impulsen; an die darauf
folgenden politischen Bewegungen in unserem Vaterlaude, die, wie
überall, so auch bei uns den politischen und gesellschaftlichen Orga-
nismus der Stadt gründlich umgestaltet und mit neuem Leben erfüllt
haben. Eine völlige Umgestaltung aller Verhältnisse erfolgte nach
jenem Jahre. Neue Behörden traten in's Leben, das frühere Landrecht,
das städtische Criminal- und die Patrimonialgerichte verschwanden.
Schlesien wurde in Bezug auf die Gerichtsbarkeit dem Oberlandes-
gerichte in Brünn untergeordnet, in Teschen ein Kreisgericht als Ge-
richtshof erster Instanz eingerichtet. Das .bisherige Kreisamt, eine
politische Behörde, die auf das sogenannte Landesältestenamt gefolgt
war, wurde aufgelöst, eine Bezirkshauptmannschaft auch in Teschen
in's Leben gerufen, die Gemeindeverwaltung geregelt. Die Folge
davon war der bedeutende Aufschwung, die mächtige Entwicklung
unserer Stadt, welche insbesondere unter der Leitung des Bürgermeisters
Dr. Johann Demel, der, ein Repräsentant des freien, kraft- und tugend-
reichen, seiner .Pflichten und Rechte, Aufgaben und Ziele sich klar
bewussten Bürgerthums, mit ebenso viel Umsicht, als Mnth und Energie
die Interessen der Stadt nach allen Seiten vertritt, auf dem Wegre
zu den Zielen der Cultur, der Freiheit und der Ordnung vorwärts
schreitet. In frischer Erinnerung der Zeitgenossen steht noch die
preußische Invasion im Jahre 1866 und die entschlossene patriotische
Haltung, der männliche Freimuth unseres Bürgermeisters in Wehr und
Schutz der Elsestadt mitten in den kritischen Zeitverhältnissen gegen-
über den oft kaum erfüllbaren Forderungen des Feindes. Das lau-
fende Jahrzehnt seiner Amtswirksamkeit ist ausgezeichnet durch eine
überaus lebhafte und blühende äußere Entwicklung der Stadt, durch
den Bau großartiger öffentlicher städtischer Gebäude, wie der schönen
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neuen Volks- und Bürgerschule, des prächtigen Bürgerspitals, der Volks-
schule am .Sachsenberg, durch die Errichtung von zwei Kindergärten,
die Eröffnung der Kronprinz-Rudolf-Gasse und des Schulplatzes und den
Bau der Elisabethstraße, durch die Errichtung der städtischen Schwimm-
schule, der städtischen Gasanstalt und anderer gemeinnutzlicher Ein-
richtungen, welche der Stadt zum Wohle und zur Ehre gereichen. Ihrer
dankbaren Anerkennung der vielen und großen Verdienste des Bürger-
meisters Dr. v. Demel um die Stadt haben denn auch die Bürger Teschens
wiederholt durch die höchsten Ehrenzeichen, die ihnen zu Gebote stehen,
Ausdruck gegeben, so namentlich, indem die Gemeindevertretung dem-
selben das Ehrenbürgerrecht verliehen und den großen Ring ihm zu
Ehren „Demel-Platz" genannt hat.
Den Schluss der Chronik des Rathhauses, des Repräsentanzhauses
unserer Stadt, bilden zwei glänzende Blätter aus diesem ihrem letzten
Capitel: Der Besuch Sr. k. k. Apostolischen Majestät unseres aller-
gnädigsten Kaisers Franz Josef I. in den Jahren 1851 und 1880,
sowie der Sr. kaiserl. Hoheit des durchlauchtigsten Kronprinzen
Rudolf als ein glückverheißendes Omen der Zukunft der Stadt Teschen
im October des Jahres 1877, über welche Besuche an anderer Stelle
des Buches eingehender berichtet wird.
3. Die Sparcassa.
Die Gründung der Teschner Sparcassa fällt in das Jahr 1859.
Die erste Anregung des für Stadt und Land so überaus segensreich
wirkenden Institutes gab — ■ auf Grund einer allgemeinen Aufforderung
der Staatsregierung durch Erlass vom 30. März 1853 — ein Erlass
der schlesischen Statthalterei vom 24. April 1853, intimiert durch die
k. k. Bezirkshauptmaunschaft Teschen am 15. Mai 1853. Kurz vorher
ajn 15. Februar 1853 hatten einige Bürger der Stadt Teschen die
Errichtung einer Leihbank auf Actien mit einem Gründungscapitale
von 2000 fl. C.-M. zur Unterstützung der Teschner Gewerbsleute in
Aussicht genommen und zu diesem Zwecke eine Subscription eingeleitet,
durch welche die Entnahme von Actien u 10 fl. C.-M. bis zur Höhe
von 1390 fl. C.-M. gesichert wurde.
In der Versammlung der Actien-Subscribenten am 3. Juni 1853
wurde infolge des obgenannten Statthalterei-Erlasses beschlossen, in der
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Stadt Teschen eine Sparcassa, verbunden mit einer Leihbank, zu er-
richten, und zu diesem Zwecke als Gründungsfond den subscribierten
Betrag von 1390 fl. C.-M. zu verwenden.
Der Statutenentwurf zur Errichtung einer Sparcassa, verbunden
mit einer Leihbank in Teschen, wurde im Monate September 1853 von
dem damaligen Hauptschulkatecheten und Gemeindedeputierten Dr.
Georg Prutek ausgearbeitet und mit Bericht des Gemeindevorstandes
der Stadt Teschen vom 23. November 1853 der schlesischen Statt-
halterei zur Genehmigung vorgelegt.
Diesem Statutenentwurf wurde die Genehmigung der Regierung
nicht ertheilt, weil die Errichtung der Sparcassa nicht von der Gemeinde
Teschen ausgieng, und die Vereinigung einer Leihbank mit der zu
errichtenden Sparcassa gesetzlich unzulässig sei. Infolge dessen gcrieth
die Frage wegen Errichtung einer Sparcassa ins Stocken, obwohl die-
selbe auch in den folgenden drei Jahren durch die schlesische Landes-
regierung wiederholt und unausgesetzt, aber vergeblich angeregt wurde,
weil das Bürgerconsortium sich insbesondere die Errichtung einer
Leihbank zum Ziele setzte, die Gründung einer Sparcassa als Gemeinde-
institut perhorrescierte, und die damalige Gemeindevertretung überdies
erklärte, den zur Gründung einer Sparcassa erforderlichen Fond nicht
zu besitzen und auch nicht beschaffen zu können.
Bei so bewandten Verhältnissen der Stadtgemeinde Teschen wurde,
wie aus dem Erlasse der schlesischen Landesregierung vom 16. Mai
1857, hervorgeht, jede weitere Verhandlung wegen Errichtung einer
Sparcassa mit der Gemeindevertretung der Stadt Teschen abge-
brochen, dagegen wurde der damalige Tcschner k. k. Bezirksvorsteher
Karl Ruff angewiesen, „mit der erzherzoglichen Cameraldirection da-
rüber ins Einvernehmen zu treten, ob dieselbe nicht geneigt wäre, in
eigener Regie eine Sparcassa für den Teschner Bezirk ins Leben treten
zu lassen." Auch diese Verhandlungen des Bezirks Vorstehers mit der
Cameraldirection lieferten ein vorläufig ablehnendes Resultat. Im Sen-
tember 1857 wurden anlässlich der Anwesenheit des k. k. Landespriisi-
denten Anton Freiherrn von Halbhuber zu Teschen und durch dessen
persönliche Einwirkung die abgebrochenen Verhandlungen wegen Er-
richtung einer Sparcassa mit der Gemeindevertretung der Stadt Teschen
wieder aufgenommen.
Infolge dessen beschloss der damalige Commune-Ausschuss in der
Sitzung vom lo. September 1857, definitiv auf die Gründung einer
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Sparcassa einzugehen; er wählte zu diesem Behufe ein Comite* mit
der Aufgabe, die weiteren, zur Errichtung einer Sparcassa in Teschen,
als Gemeindeinstitut, nöthigen Maßregeln zu berathen und dem Com-
mune-Ausschusso zur Beschlussfassung vorzuschlagen.
Nachdem auf Grund dieser Vorgänge mit Erlass des schlesischen
Landespräsidiums vom 6. October 1857 der Stadtgemeinde Teschen
zur Deckung der ersten Auslagen, Errichtungs- und Verwaltungs-
kosten der zu errichtenden Sparcassa ein unverzinslicher Vorschuss
von fl. 2000 C.-M. zugesichert worden, trat das vom Commune-Aus-
schusse gewählte Comite\ bestehend aus dem Bürgermeister Dr.
Ludwig Klucki, den Gemeinderäthen Dr. Prntek Georg,
Schramm Josef, dann den Herren: Duschek Leopold,
Dr. Fischer Josef, Jonkisch Josef, Klemens Eduard,
Michalek Josef, Skriba Eduard und Zlik Andreas, am 27.
October 1857 zur Berathung der Fragen und der einzuleitenden Maß-
regeln wegen Errichtung einer Sparcassa in Teschen zusammen und
beschloss :
a) Die Ausarbeitung eines Statuten-Entwurfes auf Grundlage des
allerhöchst genehmigten Sparcassa-Regulativs vom 2. September
1844.
b) die Heranziehung anderer Gründer — außer dem von der
schles. Landesregierung zugesicherten unverzinslichen Darleben per
fl. 2000 C.-M. als Gründungsfond — zur Erhöhung dieses Grün-
dungsbetrages durch einen besonders zu erlassenden Aufruf, und
zwar in der Art, dass die Mitgründer gleichfalls beliebige Beträge
entweder ohne Verpflichtung- zur Rückzahlung, als Geschenk, geben,
oder doch wenigstens beliebige Beträge auf beliebige Zeit unverzinslich
darleihen sollten.
Der von diesem Comite' abermals durch Dr. Prutek auf der
obigen Grundlage ausgearbeitete Entwurf der Sparcassa-Statuten
ddto. 8. December 1857 wurde von der Gemeinde-Vertretung
genehmigt und mit Bericht des Gemeinde- Vorstandes der Stadt
Teschen vom 15. December 1857 der schles. Landesregierung zur
Genehmigung mit der Bitte um definitive Bewilligung zur Errichtung
einer Sparcassa in Teschen und um Ausfolgung des zugesicherten un-
verzinslichen Darlehensbetrages per 2000 fl. C.-M. vorgelegt.
Der also vorgelegte Statuten-Entwurf entsprach jedoch nicht voll-
ständig den Intentionen der k. k. Regierung und wurde, mit Rück-
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sieht auf einzelne Bestimmungen, neuerdings mit der Weisung zurück-
gestellt, genau bestimmte Änderungen der vorgeschlagenen statuta-
rischen Bestimmungen vorzunehmen und diese im Sinne des allerhöchst
genehmigten Sparcassa-Regulativs vom 2. September 1844, diesem
anzupassen, wobei die Regierung die in ihrem ersten Erlasse vom
23. April 1854 enthaltene Bestrebung, eine reine Sparcassa
und nur als Gemeinde-Institut in Teschen ins Leben zurufen,
ganz unveränderlich als maßgebend festhielt.
Die Gemeinde- Vertretung bequemte sich nun diesen be-
stimmten, unablässigen und unabänderlichen Aufforderungen der hohen
Regierung, insbesondere in Betreff der Garantie der Gemeinde
für die Teschner Sparcassa, ohne jede andere Gründerth eil-
nah m e, möglichst schnell unbedingt zu entsprechen, und beschloss zu
diesem Ende in der Sitzung vom 29. März 1858:
Dass die Stadtgemeinde Teschen die Haftung im allgemeinen
für die zu errichtende Sparcassa und insbesondere für die Einlagen
und deren statutenmäßige Verzinsung zu übernehmen habe und über-
nehmen werde. — Dagegen wurde von dem Commune-Ausschusse
in der Sitzung vom 23. April 1858 beschlossen, die von der
Regierung geforderte Bestellung einer speciellen Hypothek für die
Gemeinde-Garantie zu Gunsten der zu errichtenden Sparcassa ein-
schließlich ihres Gründungsfondes, abzulehnen, und zwar aus dem
Grunde, weil die allgemeine ohne alle Beschränkung übernommene
Haftung und der specielle Garantiefond einen und denselben Zweck
habe; in der allgemeinen Haftungsverbindlichkeit auch jene für den
speciellen Fond enthalten sei, und nöthigenfalls die allgemeine Haf-
tungsverbindlichkeit auch hieflir in Anspruch genommen werden
könne.
Auf Grund der vorstehend gefassten zwei Beschlüsse der
Gemeinde- Vertretung wurde die Haftungsurkunde zur Errichtung
einer Sparcassa im Entwürfe ausgefertigt, und das geänderte Spar-
cassa-Statut sammt Haftungsurkunde, mit Bericht des Gemeinde-
Vorstandes vom 27. Mai 1858 — der Regierung zur Genehmigung
vorgelegt.
Über diese Vorlage erfolgte die Verständigung mit der Gemeinde-
Vertretung, in Gemäßheit welcher das k. k. politische Bezirksamt
infolge Erlasses der schles. Landesregierung vom 27. October 1858
mit Decret vom 4. November 1858 eröffnete:
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I
72 -
„dass das hohe k. k. Ministerium des Innern mit Erlass vom
„22. October 1858 im Einvernehmen mit den übrigen Le-
„theiligten Centralstellen, die Errichtung einer Sparcassa
„in Teschen durch die Stadt-Commune, unter Nachsicht der
„Leistung einer besonderen Sicherstellung, auf Grund des mit-
„folgenden in einigen Punkten rectificierten Statutenentwurfes, be-
willigt habe" :
dass die nun rectificierten, respective ergänzten Statuten, behufs Bei-
setzung der Bestätigungs-Clausel der Regierung, in drei vollkommen
gleichlautenden Parien ausgefertigt, mit thunlichster Beschleuni-
gung, unter Rückschluss des rectificierten Entwurfes, vorzulegen seien,
und dass nunmehr, ohne allen Verzug, zu den weiter nöthigen Vor-
kehrungen behufs Activierung der Sparcassa, sowie Constitnierung des
Verwaltungs- Ausschusses und Wahl der Directions-Mitglieder derselben,
Sicherstellung der Amts- und Cassa-Localitäten, Vorlegung der Druck-
sorten etc. zu schreiten sei.
Demzufolge wurde das Sparcassa-Statut, mit Bericht des Ge-
meinde-Vorstandes vom 3. December 1858 zur Beisetzung der
Genehmigungs-Clausel der hohen k. k. Regierung in obiger Weise
vorgelegt, und nachdem das Statut durch das hohe k. k. Ministerium
des Innern am 2. Jänner 1859 bestätigt und mit der Genehmigungs-
Clausel versehen, zurückgelangt war, wurde die Wahl des Sparcassa-
Verwaltungs-Ausschusses durch den Teschner Commune-Ausschuss
statutengemäß vorgenommen.
Hienach war endlich Dank der beharrlichen Fürsorge der Regie-
rung eine rein communale Sparcassa in der Stadt Teschen gegründet.
In den ersten Sparcassa- Verwaltungs- Ausschnss wurden, nach der
Bestimmung des §. 31 der genehmigten Sparcassa- Statuten, gemäß
welcher, ohne Wahl, als bleibendes Mitglied des Sparcassa- Verwaltungs-
Ausschusses der jeweilige Bürgermeister der Stadt, also damals
Dr. Ludwig Klucki, einzutreten hatte, und 11 Mitglieder in
den Sparcassa- Verwaltungs- Ausschuss, der nur aus 12 Mitgliedern be-
stehen sollte, zu wählen waren, nachstehende 11 Mitglieder erwählt,
nämlich :
1. Feitzinger Eduard, Buchbinder,
2. Fischer Josef, Dr. medicinae, k. k. Professor,
3. Klemens Eduard, Kaufmann,
4. Klemens Leopold, Kaufmann,
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5. König er Franz, erzli. Verwalter in Fensioo,
6. Madry Karl, Pfarr- Verweser,
7. Skriba Eduard, Kaufmann,
8. Schramm Josef, Gemeinderatb,
9. Schröder Eduard, Kaufmann,
10. Zajonz Andreas, Dr. medicinae, Stadtphysicus,
11. Zlik Andreas, evangel. Pastor,
sämmtlich in Teschen wohnhaft.
In der ersten Sitzung des also erwählten Sparcassa- Verwaltungs-
Ausschusses wurde vor allem dessen Constituieruug am 27. Jänner 1859
vorgenommen.
Zum Vorsitzenden des Ausschusses wurde der Bürgermeister
Dr. Klucki erwählt; zu Mitgliedern der Direction, welcher statuten-
mäßig der Bürgermeister, gleichfalls ohne Wahl, angehörte, nebst
zwei zu wählenden Mitgliedern, wurden Klemens Eduard und
Königer Franz erwählt.
Die also gebildete Direction wählte Dr. Klucki zu ihrem Vor-
sitzenden, der auch als -Rechtsanwalt zu fungieren hatte.
Behufs unentgeltlicher Führung der Sparcassa-Geschäfte wurden
in der weiteren Sitzung des Sparcassa* Verwaltuugs-Ausschusscs vom
30. Jänner 1859 Königer Franz, Director, zum Kanzlei- Vor-
steher, Jastrzembski Rudolf, pens. städt. Cassier, zum Cassier
der Sparcassa, Klemens Leopold zum Controlor und Liquidator
erwählt.
Als Kanzleilocal für die Sparcassa wurde ein Zimmer im Rath-
hause, welches zu diesem Zwecke gehörig adaptiert war, bestimmt, die
Aufbewahrung der Sparcassa-Gelder und Urkunden jedoch in das
Stadtcassa-Local verfügt, die nothwendigen Einrichtungsstücke und
Drucksorten angeschafft, und die Abhaltung der Amtstage zweimal
wöchentlich, d. i. am Mittwoch von 9 bis 12 Uhr vormittags und am
Samstag von 2 bis 6 Uhr nachmittags, festgesetzt.
Die Instruction und Geschäftsordnung für die Sparcassa wurde
durch Klemens Leopold und Königer Franz mit Zuhilfe-
nahme der für die Troppauer Sparcassa bestehenden Geschäftsordnung
ausgearbeitet, diese vom Sparcassa- Verwaltungs-Ansschusse angenom-
men und mit Erlass der schles. Landesregierung vom 18. März 1859
schließlich genehmigt.
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Zum landesfürstlichen Commissär wurde mit Erlass der schles.
Landesregierung vom 18. März 1859 der Teschner k. k. Bezirks-
vorsteher Karl Ruff ernannt.
Nachdem so alle Bedingungen erfüllt und alle Vorbereitungen
getroffen waren, wurde die von der Stadtgemeinde Teschen errichtete
Sparcassa am 1. Mai 1859 im städt. Rathhaussaale mittelst ange-
messener Ansprachen feierlich eröffnet.
Bescheiden begann die Wirksamkeit der Sparcassa, unerwartet
günstig zeigte sich der Erfolg, und augenfällig ruhte der Segen Gottes
auf diesem Institute. Gleich im ersten Jahre 1859 wurden von 199
Parteien eingelegt fl. 13,818.79 1 / 2 >
was mit Zurechnung der capitalisierten Zinsen die
Summe von „ 13,986.8 1 1 /«
ausmacht; dagegen von 20 Parteien, wovon nur
8 Parteien ganz befriedigt wurden, zurückerhoben „ 766.53 5
es verblieb sonach am Jahresschluss 1859 von
191 Parteien ein Guthaben an Einlagen sammt
capitalisierten Zinsen von '. fl. 13,220.287 2 .
Der Geldumsatz selbst erreichte in den ersten acht Monaten der
Teschner Sparcassagebarung den Betrag von fl. 28,761. OSVa-
In welcher günstigen und erfreulichen Weise sich das junge
Institut gleich in den nächsten Jahren entwickelte, zeigt der Vergleich
des Rechnungsabschlusses des Jahi'es 1864, des letzten der ersten Ver-
waltungsperiode, mit jenem des ersten Jahres 1859.
Die Einlagen des Jahres 1859 pr. . . . fl. 13,81 8.79 V 3
haben sich mit Schluss des Jahres 1864 auf . „ 24,058.29 V 2
und die am Rechnungsschlusse verbleibenden Ein-
lagen sammt capitalisierten Zinsen des Jahres 1859
von „ 13,220.28y 2
im Jahre 1864 auf „ 50.172.56 1 /«
erhöht; — ebenso sind die Rückzahlungen vom
Jahre 1859 von „ 766.53
im Jahre 1864 auf ....... . „ 16,466.31
gestiegen.
Das Verwaltungsvermögen hat im Jahre 1859 „ 13,067.54 1 / 2
und mit Schluss des Jahres 1864 .... „ 53,191.21
betragen.
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Das durchschnittliche Guthaben von 1609 Einlegern mit Schluss-
des Jahres 1864 betrug fl. 31.18 ö. W.
Der Jleservefond war im Jahre 1859 passiv; jedoch nur mit den
Kosten der ersten Errichtung der Sparcassa, im Betrage von fl. 214.50,
während das von der Regierung als unvermeidliches Erfordernis, zur
Errichtung der Teschner Sparcassa, in der eingangs dieses Rückblicks
besprochenen Art gewährte Gründungs- Darlehen pr. fl. 2,000 C.-M.
oder fl. 2100 ö. W. als zurückzahlbare unverzinsliche Einlage für den
ersten Geschäftsbetrieb aufzufassen ist; — dagegen besaß der Spar-
cassa-Reservefond mit Schluss des Jahres 1864 ein reines Vermögen
in der Höhe von fl. 3008. o0V a ö. W., welches Ergebnis als ein höchst
günstiges und erfreuliches der abgelaufenen ersten Verwaltungs-Periode
in der Gebarung der Teschner Sparcassa umsomehr bezeichnet werden
muss, als dieselbe sich nur sehr langsam aber stetig entwickelte, und
in dem Vertrauen der Bevölkerung nur allmählich Boden gewinnen
konnte.
Vom 1. Mai 1859 bis Ende December 1864, als dem letzten
Rechnungsabschlüsse in dieser Verwaltungs-Pcriode, wurden von 3220
Parteien Einlagen gemacht in der Höhe von . . fl. 121,026. 18y 2 ,
dagegen an 1095 Parteien Rückzahlungen geleistet
in der Höhe von „ 70,853.62.
Während dieser ersten, nahezu sechsjährigen Verwaltungs-Periode
hat die Stadtgemeinde durch die übernommene Garantie das Vertrauen
in die Sparcassa begründet, dauernd gesichert und außerdem bereit-
willig die unumgänglich nothwendigen Mittel sowohl zur ersten Be-
gründung, als auch zur Hebung dieses Institutes unentgeltlich geboten
und die Localitäten ebenso unentgeltlich beigestellt.
In dieser Verwaltungs-Periode fungierten Director Franz Kö-
niger als Kanzlei- Vorsteher, bis zum Ende des Jahres 1862, und
Leopold Klemens, während der ganzen Verwaltungs-Periode, un-
entgeltlich als Sparcassa-Controlor und Sparcassa-Liquidator.
Den Kanzlei- und Cassa-Manipulations-Dienst besorgte die Stadt-
gemeinde durch ihre Gemeinde-Bediensteten. So blieb es bis zum
Jahre 1870.
Erst gegen Ende dieses Jahres, nachdem durch den zunehmen-
den Geschäftsverkehr der Sparcassa einerseits und durch die er-
höhten Anforderungen an die autonome Cassagebarung der Gemeinde
anderseits, welche letztere auch noch durch die ihr auferlegte, stets
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wachsende Steuereinhebung empfindlich belastet war, und darunter
insbesondere im Jahre 1870 zu leiden hatte, die Beistellung der
Gemeinde-Bediensteten für das Cassa- und Manipulations-Geschäft
mindestens unzureichend erschien, wurde, in Übereinstimmung mit den
Beschlüssen der Gemeinde- Vertretung vom 8. October 1870, Z. 1783,
und des Sparcassa- Verwaltungs-Ausschusses vom 18. October 1870,
die geschäftliche und cassamäßige Trennung der Sparcassa-Agenden
von jenen der Gemeinde beschlossen und durchgeführt, und es wurde
kraft dieses Beschlusses ein eigenes besoldetes Sparcassa-Amtspersonale
aufgestellt, welches unter der Sparcassa-Direction unmittelbar aus drei
Beamten zu bestehen hatte, nämlich einem Sparcassa-Liquidator, einem
Cassier und einem Controlor, welche Stellen im Concurswege zu be-
setzen waren.
Am 28. Februar 1871 wurde die Activierung der nach durch-
geführtem Concurse im Jahre 1870 ernannten drei besoldeten Spar-
cassabeamten, des Liquidators, des Cassiers und des Controlors voll-
zogen unter gleichzeitiger Beistellung gesonderter Localitäten für die
Sparcassa.
Im Jahre 1873 beschloss der Sparcassa- Verwaltungs-Ausschuss in
Anbetracht der herrschenden Theuerungsverhältnisse die Gehaltsregu-
lierung der Sparcassabeamten in die Hand zu nehmen und durchzu-
führen, und es wurde in der Sitzung des Sparcassa- Verwaltungs-
Ausschusses vom 2. August 1876 bestimmt:
„Für die Beamten der Teschner Sparcassa sollen drei
„Rangclassen bestehen, welche vollständig, in der Eintheilung,
„der IX., X. und XI. Rangclasse für Staatsbeamte, in Gehalt
„und Activitätszulage (Gesetz vom 15. April 1873, R.-G.-Bl.
„XVIII, §. 47) gleichkommen, und die dermalen systemisierten
„Sparcassa-Beamten sollen, und zwar der Liquidator und Cassier
„in die IX. Rangclasse und der Controlor in die X. Rangclasse
„mit den ihrer Dienstzeit entsprechenden Quinquennalzulagen
„und dem Vorrückungsrechte nach §. 6 des Gesetzes vom 15.
„April 1873 eingereiht werden. u
„Der Beamten-Posten nach der XI. Rangclasse habe jedoch
vorläufig unbesetzt zu bleiben."
Im Zusammenhange mit dieser Gehaltsregulierung wurden auch die
Ruhegenüsse der Beamten und die Versorgungsgenüsse der Witwen
und Waisen von Teschner Sparcassabeamten normiert.
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Durch die Zunahme und Steigerung der Agenden in den verschie-
denen Geschäftszweigen der Sparcassa stellte sich 1878 die unabweis-
liche Notwendigkeit heraus, deren Beamtenpersonal durch die Heran-
bildung einer Conceptskraft zu unterstützen, und aus diesem Grunde
wurde die System isierung einer Praktikantenstelle beschlossen.
Im Jahre 1883 beschloss endlich der Verwaltungsausschuss die An-
stellung zweier Sparcassa-Rechnungs- und Cassa-Adjuncten und eines
Sparcassa-Directions-Adjuncten, die des letzteren unter gleichzeitiger Auf-
lassung der systemisierten Stelle des Praktikanten, ausschließlich für die
Agenden der Sparcassa- Direction und des Kanzleidienstes. In dieser Weise
entwickelte sich bis zum Jahre 1883 der Status der Sparcassabeamten.
Der dermalige Beamtenstand ist folgendermaßen zusammengestellt :
1. Flir das Cassa- und Rechnungswesen der Sparcassa, u. z. für
die Cassa 1 Cassier und 1 Controlor; für die Liquidator 1 Cassa-
und 1 Rechnungsadjunct.
2. Für das Hilfsamt der Sparcassadirection, u. z. für das Ein-
reichungsprotokoll, das Expedit und die Registratur 1 Directionsadjunct.
An der Spitze der Sparcassa steht als oberstes Organ der Ver-
waltungsausschuss, der nach der Bestimmung des §.32 der Statuten
bis zum Jahre 1868 nur aus 11 durch den Communeausschuss zu
wählenden Mitgliedern bestand, während der jeweilige Bürgermeister
der Stadt Teschen demselben ohne Wahl als 12. bleibendes Mitglied
angehört. Der Ausschuss wählt aus seiner Mitte die Direction, welche
statutenmäßig bis zu dem genannten Jahre aus drei Mitgliedern, darunter
gleichfalls ohne Wahl der Bürgermeister, bestand.
Im Jahre 1867 (1868) wurde durch Änderung der Statuten die Zahl
der Mitglieder des Verwaltungsausschusses auf 20, jene der Direction
auf 5 erhöht. Iu den 4 sechsjährigen Verwaltungsperioden seit der
Eröffnung des Institutes waren Mitglieder des Verwaltungsausschusses:
Dem 1. Sparcassa- Verwaltungsausschuss gehörten die schon er-
wähnten folgenden an
a) ohne Wahl Dr. Ludwig Klucki als Bürgermeister der Stadt
Teschen ;
b) durch Wahl der Gemeindevertretung Feitzinger Eduard,
Buchbinder; Dr. Josef Fischer, k. k. Professor; Klemens
Eduard, Kaufmann ; Klemens Leopold, Kaufmann; Königer
Franz, erzherzoglicher Verwalter in Pension; Madry Karl,
Pfarrverweser; Skriba Eduard, Kaufmann; Schramm Josefa
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Gcuieinderath ; Schröder Eduard, Kaufmann; Dr. Zajonz
Andreas, Stadtphysicus ; Zlik Andreas, evangelischer Pastor.
Mitglieder des Sparcassa-Verwaltungs- Ausschusses der 2. Verwal-
tungsperiode vom Jahre 1865 bis 1871 waren:
a) ohne Wahl Dr. Johann Demel als Bürgermeister der Stadt
Teschen.
b) durch Wahl der Gemeindevertretung Eduard F eitzinger,
Eduard Flooh, Leopold Klemens, Dr. Sobieslaus
Klucki, Heinrich Schmidt, Eduard Schröder,
Eduard Skriba, Josef Wagner, Dr. Andreas Za-
jonz, Ferdinand Ziffer und Arnold Zlik; durch Er-
satz- und Ergänzugswahl Karl Seidel, Alse her Vincenz,
Christ Josef, Dusch ek Leopold, Kä hier Karl, Ros-
ner Johann, Sames ch Moriz, Schmidt Felix, Skro-
banek Jakob, Thiel Karl, Tugendhat Daniel.
In der 3. Verwaltungsperiode vom Jahre 1871 bis 1878 bildeten
•den Sparcassa-Verwaltungs- Ausschuss :
a) ohne Wahl Dr. Johann Demel als Bürgermeister der
Stadt Teschen.
b) durch Wahl der Gemeindevertretung Bernatzick Karl
sen., Böhm Matthias, Dittrich Gottfried, Dr. Dröss-
ler Leopold, Duschek Leopold, Dr. Fizia Bernhard,
Flooh Eduard, Franke Ignaz, Kühler Karl, Klimosch
Konrad, Mitter Dominik, Hosner Johann, Samesch
Moriz, Schmidt Felix, Schröder Eduard, Skrobanek
Jakob, Thiel Karl, Tugendhat Daniel und Dr. Zajonz
Andreas; durch Ersatzwahl Holler Karl jun., Hoschek
Johann, Melcher Samuel, Rudel Johann, Turek Fer-
dinand.
In der 4. Verwaltungsperiode von 1878 bis 1884 gehörten dem
Sparcassa-Verwaltungs- Ausschusse an :
o) ohne Wahl Dr. J o h a n n Demel als Bürgermeister der Stadt
Teschen.
b) durch Wahl der Gemeindevertretung Bernatzick Karl
sen., Dittrich Theodor, Dr. Drössler Leopold, Du-
schek Leopold, Flooh Eduard, Hoschek Johann,
Holler Karl jun., Kähler Karl, Kohn Karl, Lauben-
berger Anton, Maceczek Ignaz, Machaczek Kou-
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rad, Melcher Samuel, Rosner Johann, Rudel Johann,
Skrobanek Jakob, Tugendhat Daniel, Turek Ferdi-
nand und Dr. Zajonz Andreas; durch Ersatzwahl Gün-
ther Eduard, Kunschner Johann, Walach Paul, Dr.
Pscheidl Wenzel.
Als landesftlrstlicher Commissär fungierte bis 1884 der k. k.
Bezirksvorsteher, nachmaliger k. k. Bezirkshauptmann Karl Ruff,
seither der k. k. Bezirkshauptmann Eduard von Rosenberg.
Selbstverständlich haben in einer Zeit, wie die 2. Hälfte unseres
Jahrhunderts, die in allen Richtungen, auf allen Gebieten des Lebens,
auf den politischen, socialen und volkswirtschaftlichen, so große und
tiefgehende Bewegungen und Wendungen aufweist, einem Institute,
das mit dem allgemeinen Volksleben so innig zusammenhängt, auch
innere und äußere Stürme nicht erspart bleiben können. Gleich das
1. Jahr der 2. Verwaltungsperiode (1865) brachte bedenkliche Er-,
scheinungen. Die Summe der Rückzahlungen in diesem Jahre zeigte
gegenüber den Einlagen sammt capitalisierten Zinsen einen Ausfall von
fl. 275 5.67 £ zum Nachtheile der Sparcassa, und das Interessenten ver-
mögen, welches mit Schluss des Jahres 1864 die Summe von fl. 50.172.56^
erreichte, sank mit Schluss des Jahres 1865 auf fl. 47.416.89. Dieser
Rückgang hatte seinen Grund nicht in dem geschwächten und wan-
kenden Vertrauen der Bevölkerung zum Sparcassa-Institute, soudern
darin, dass einestheils durch die damals eingetretenen und andauernd
bestandenen Erwerbs- und Verkehrsstockungen die Parteien zum Rück-
züge ihrer kleinen Ersparnisse unabwendbar gedrängt waren ; und dass
anderntheils mancher höhere Capitalsbetrag deshalb zurückgezogen
wurde, weil dessen statutenmäßige Verzinsung mit nur vier vom Hun-
dert wenig Lockendes, insbesondere für den kleinen Capitalisten haben
konnte, gegenüber einer bequem zu erzielenden Verzinsung durch
Effectenbeschaffung.
Durch die Erkenntnis dieser beiden Momente in ihrer praktischen
Wirkung zu Ungunsten der Sparcassa war auch zugleich das Mittel
zu ihrer sofortigen Behebung klar vorgezeichnet, nämlich die Erhöhung
des Zinsfußes für die Sparcassa-Einlagen als ein unabwendbares Be-
dürfnis der Einleger, wie der Sparcassa.
Diese Abhilfe wurde denn auch sofort getroffen. Doch konnte
die eingeführte Ziusfußerhöhung der Sparcassa ihre zweifellose Wirk-
samkeit für die Forderung dieses Institutes zunächst fühlbar nicht ent-
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falten ; — weil der immer mehr gegen Österreich heraufziehende Krieg
mit den feindlich vereinigten Königreichen Preußen und Italien, der
auch im Sommer d. J. wirklich ausbrach; sowie die infolge dessen
voraussichtliche Bedrohung der hiesigen Gegend durch unausgesetzte
Truppenentwicklungen des österreichischen Heeres — eventuell sogar
durch feindliche Invasion, die wirklich im Juli und August d. J. ein-
trat — die hiesige Bevölkerung nicht zur Ruhe, also auch nicht zur
wirtschaftlichen Aufmerksamkeit gelangen ließ, welcher Zustand der
Aufregung erst sein Ende erreichte mit dem Abschlüsse des Waffen-
stillstandes zu Nikolsburg im August 1866, dem bald der Friede zu
Prag am 23. August desselben Jahres folgte.
In dieser für Österreich verhängnisvollen Zeit, welche für die Ent-
wicklung der städtischen Sparcassa gefährlich zu werden drohte, war
aber bereits das Vertrauen der Bevölkerung in dieselbe so weit
gefestigt, dass sich Einlagen und Rückzahlungen bei der Sparcassa
ziemlich die Wage hielten, allerdings ohne bemerkbare Steigerung der
ersteren; — nur hatte die Sparcassa einen gewissen Andrang bei der
drohenden feindlichen Invasion seitens vieler Parteien zu bestehen,
welche namhafte Werteffecten gegen sehr niedrige Belehnung der
Sparcassa als Depots zur Sicherung derselben vor dem Feinde, unter
schwerer Verantwortung dagegen für die Sparcassa, aufnöthigen wollten,
welchem Andränge jedoch die Sparcassa-Direction energisch widerstand.
In erfreulicher Weise war die Sparcassa-Direction nicht genöthigt,
trotz der feindlichen Invasion, den vom Sparcassa- Verwaltungs- Aus-
schusse in seiner Sitzung vom 22. Juni 1866 vorsichtsweise gefassten
Beschluss: „im Momente des Eintritts einer feindlichen Invasion die
vorhandenen Barschaften und Wertpapiere unter sicherer Obhut nach
Jablunkau zu senden und daselbst bei der Stadtgemeinde zu ver-
wahren," in Ausführung zu bringen.
Unter solchen Prämissen wirkte die Zinsfußerhöhung nach
dem Eintritte des Friedens für die günstige Entfaltung des Spar-
cassa- Geschäftes seit dem Herbst 1866 in um so höherem Maße
zunächst in den Monaten October, November und December, also be-
reits trotz des Krieges in dem Jahre des gefassten Beschlusses, und
die folgenden Jahre bedeuten eine Periode raschen Aufschwunges
aller Geschäftszweige der Sparcassa, welcher Aufschwung nicht wenig
auch durch die im Jahre 1868 eröffnete Kascbau-Oderberger-Bahn,
in deren Netz die Stadt einbezogen ward, gefördert wurde.
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v
Der reichliche, stets wachsende Zufluss von Einlagen hielt im
Jahre 1870 bis zum Monate Juli an, in welchem Monate der dritte
kritische Moment für die Entwicklung der Sparcassa, nämlich der
Ausbruch des deutsch-französischen Krieges zu verzeichnen ist.
Dieser Krieg hatte für die Sparcassa eine doppelt nachtheilige
Wirkung, einmal das Drängen nach Rückzahlungen, gleichzeitig mit
der Verminderung der Einlagen, um die Barschaften dem Ankaufe
von Wertpapieren zuzuwenden, deren börsenmäßiger Cours im fort-
währenden Sinken war; — dann dieses Sinken der Wertpapiere
selbst; beides hervorgernfen aus der allgemeinen Unsicherheit der
europäischen Creditverhältnisse. — Für die Teschner Sparcassa ergab
sich hieraus ein empfindliches Überwiegen der Rückzahlungen gegen
die Einlagen bei großer Veiminderung des Wertes der angeschafften
Effecten, also eine zweifach hart bedrängende Calamität.
Hiezu trat noch das große Misstrauen der Bevölkerung, infolge
der allgemeinen Geschäftskrisis vom Beginn des deutsch-französischen
Krieges an und während seiner ganzen Dauer allen Credit-Instituten ge-
genüber, welches insbesonders durch falsche und böswillig ersonnene Ge-
rüchte hierorts noch dazu künstlich genährt wurde, sich daher der hiesigen
Landbevölkerung in hohem Grade begreiflicherweise bemächtigen musste.
Trotz alledem ist es der Leitung der Teschner Sparcassa in glück-
lichster Weise gelungen, allen im erhöhten Maße an sie gestellten
Anforderungen gerecht zu werden, und die Solvenz des Institutes
hat sich auch in dieser Zeit glänzend bewährt.
Die im Mai 1873 eingetretene Börsenkriso und die damit begin-
nende Erschütterung auf dem gesammten Speculatiönsgebiete, deren
Schwingungen sich bis zum Jahre 1876 in der empfindlichsten Weise
für Effectcnbesitzer steigerten, begannen bei der Bevölkerung allmählich,
aber sicher die Überzeugung zu begründen und zu befestigeu, dass eine
für die Dauer gesicherte Capitalsanlage größerer, wie auch kleinerer
Beträge, nur bei der Sparcassa, insbesondere bei einer solchen unter
der Garantie der Gemeinde, mit Erfolg zu suchen und zu finden sei.
Das allgemeine Vertrauen zum Sparcassa-Institute kehrte nach und
nach um so lebhafter zurück und fasste fortschreitend festeren Fuß,
so dass die erfreuliche Wahrnehmung constatiert werden konnte, dass
das Sparcassa-Institut ein wirkliches Bedürfnis der Bevölkerung sei,
und in dieser kritischen Zeit ein Anker der Sicherheit vor allem des-
jenigen Theiles derselben, welcher seine Ersparnisse mit Beruhigung
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für deren Erhaltung und Fructificierung und rasch verfügbar, in un-
mittelbarer Nahe auzulegen beabsichtigt: und ebenso desjenigen, wel-
cher gegen einen mäßigen Zinsfuß und allmähliche Rückzahlung sich
Darlehen zu productiven Zwecken verschaffen will.
Von der im Mai 1873 eingetretenen Börsenkrise, welche sich in
ihrem Verlaufe zu einer Finanzkatastrophe gestaltete und auf alle
geschäftlichen Kreise beinahe verheerend sich erstreckte, konnte selbst-
verständlich auch die Tcschner Sparcassa bei ihrem Effectenbestande
nicht ganz verschont bleiben.
Doch trat ein effectivcr Cursverlust nicht ein, weil eine Veräuße-
rung der Wertpapiere vermieden werden konnte. Und so gelang es
der umsichtigen und vorsichtigen Leitung der Teschner Sparcassa durch
verständnisvolle Wahrnehmung der wechselnden Zeitverhältnisse und
durch diesen angepasste treffende Maßnahmen, wie z. B. durch zeitge-
mäße Erhöhung und Herabsetzung des Zinsfußes etc. das Institut glück-
lich durch alle Wecbselfälle gefährlicher und kritischer Zeiten hindurch
zu immer größerer Blüte, zu immer höherem Aufschwung zu fuhren.
Ein Bild von diesem Aufschwung gibt die nachfolgende verglei-
chende Zusammenstellung der Resultate der vier Verwaltungsperioden.
Während die Einlagen
im Jahre 1859 sich auf fl. 13,818 bezifferten, stiegen sie
im Jahre
1864
auf
24,929
n n
1871
n
)-
354.559
7? »
1877
»i
584.042
n n
1883
n
j»
636.185.
Während im Jahre 1877 bei einer 5°/ 0 Verzinsung die laufenden
Einlagen sich bezifferten auf fl. 584,042, erreichten sie bei einer 4%
Verzinsung im Jahre 1883 : fl. 636,185.
Die Gesammteinlagen einschließlich der capitalisierten Zinsen weisen
im Jahre 1859 eine Summe von fl. 13.220 nach
„ * 1864 „ „ „ 53.172 „
„ „ 1871 „ „ 1,009.940 ■
h r 1877 „ r 1,894.539 „
„ « 1883 „ „ „ „ 2,702.913 n
Das Verwaltungsvermögen erreichte
im Jahre 1859 die Summe von fl. 13.067
n v 1«6* n n ■ n 53.191
n „ 1871 „ „ 2,031.407
„ „ 1883 B „ „ „ 3,006.892.
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- 8.3 -
Der Reservefond beträgt 1859 die Summe von passiv
1864 n „ „ fl. 3.008
1871 „ „ 74.727
1877 w » » „ 136.345
1883. „ a n „ 303.512.
Das Cassarevirement umfasst
im Jabre 1864 die Summe von fl. 63.128
„ n 1871 „ „ 1,040.009
„ „ 1877 „ „ „ 1,669.272
„ A 1883 „ „ „ „ 2,069.543.
Am Scblusse des
Jabres 1864 waren 1609 Einlagen mit durchschnittlich fl. 31
1871 „ 4806 „ „ 220
1877 „ 6445 r „ „ „ 239
1883 „ 6685 „ „ 404.
Wie die Sparcassa fUr die Stadt Teschen, ihre Gründerin und
Garantin, segensreich gewirkt hat, davon gibt die nachfolgende Zu-
sammenstellung ein rühmliches Zeugnis:
Während ihres Bestandes, aber erst seit dem Jahre 1877, hat die
Teschner Sparcassa, nach Zulass des §. 7 der Sparcassa-Statuten, auf
Grund der Beschlüsse des Sparcassa-Verwaltungs-Ausschusses, mit Ge-
nehmigung des h. k. k. Ministeriums des Innern zu gemeinnützigen
und wohlthätigen Localzwecken der Teschner Stadtgemeiude aus den
die 10% unantastbare Höhe des Reservefondes Uberschreitenden Über«
Schüssen, sowie aus dem Zinsenerträgnisse des Reservefondes folgende
Beträge gewidmet, und zwar:
I. als Subvention für die Verzinsung und Amortisation des Dar-
lehens zum Baue eines neuen achtclassigen Volksschulgebäudes fUr
Mädchen und Knaben am Oberthor zu Teschen
a) im Jahre 1877 fl. 3,500
b) n „ 1878 „ 5,500
c) „ „ 1879 „ 7,000
d) „ n . 1880 „ 12,000
e) „ „ 1881 14,800
u. f) „ „ 188 2 » 13,500
Zusammen fl. 56,300
6*
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— 84 —
Übertrag fl. 56,300
II. der Stadtgemeinde Teschen aus Anlass der Anwe-
senheit Seiner Majestät des Kaisers — in der Zeit
vom 17. bis 20. October 1880 — zur Bestreitung
der Empfangsfeierlichkeiten den Betrag von . . fl. 6,000
III. zur Befreiung sämmtlicher unbemittelter gewerbe-
treibender Bürger. in der Stadt Teschen von der
Zahlung der Erwerbsteuer, nach Maßgabe des be-
kannt gegebenen Bedürfnisses:
a) Im Jahre 1882 für die niedrigsten drei Kategorien
der Erwerbsteuer (fl. 2.10, fl. 2.63 und fl. 3.15) den
Betrag pr fl. 3000
b) im Jahre 1883 für dieselben Steuerkategorien,
wie im Jahre 1882 fl. 450
als Ergänzung des Widmungsrestes aus dem
Jahre 1882, wodurch (ad a und b) die gänz-
liche Steuerbefreiung für diese Erwerbsteuer-
träger in den Jahren 1882 und 1883 eintrat;
c) im Jahre 1884 für die unteren fünf Kate-
gorien der Erwerbsteuer (fl. 2.10, fl. 2.63,
fl. 3.15, fl. 4.20 und 5.25) den Betrag von fl. 2000
Zusammen . . fl. 5,450
IV. der Stadtgemeinde Teschen als Subvention für den
vollendeten Schulbau am Sachsenberg zu Teschen
für das Jahr 1882 den Betrag von .... fl. 2,150
V. dem Teschner Stadtvorstande zur Sammlung aus
Anlass des Ringtheater- Brandes fl. 300
VI. dem Teschner Musikverein zur Erhaltung der Musik-
capelle eine Subvention für das Jahr 1882, den
Betrag von fl. 2,000
VII. dem Convente der barmherzigen Brüder in Teschen
als Subvention für die Erweiterung und den Umbau
des Klosterspitals im Jahre 1883 den Betrag pr, fl. 1,500
VIII. der Stadtgemeiude Teschen für die sämmtlichen
"Wohlthätigkeitsfonde, und zwar für jeden Fond:
Waisenhaus-, Bürgerspital- und Armenfond, nach
Fürtrag fl. 73,700
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— 85 -
Übertrag fl. 73,700
einem bestimmten Betrage eingetheilt, im Jahre 1884
die Gesauimtsumme von
fl
12,200
IX. zum Wiederaufbau des abgebrannten Bürgerspitals,
dann zur Herstellung eines Bürgerversorgungs» und
eiues Siechenhauses in T eschen auch 1884 den
Betrag von \
fl. 19,000
als erste Baurate mit dem Vorbehalte von jähr-
lichen, weiteren Ergänzungswidmungon, nach Zulass
des §. 7 der Sparcassa-Statuten, bis zum Voll-
erfordernis der Baudurchftthrung
Summe dieser Widmungen .
. fl. 104,900
Die Sparcassa hat endlich seit ihrem Bestände die Stadtgemeinde
Teschen nicht nur durch die beschlossenen wohlthätigen Widmungen
im Gesammtbetrage von fl. 104,900 kräftigst unterstützt, sondern auch
die anderen, unabweislich notwendigen Unternehmungen der Stadt-
gemeinde durch statutenmäßige Gewährung von Darlehen wesentlich
gefördert.
Diese Darlehen an die Stadtgemeinde Teschen, deren Höhe mit
Schluss des Jahres 1883 die Summe von fl. 409,182 orreichte, ver-
theilen sich für nachfolgende Zwecke und Objecte.
I. Mit pfandreebtlicher Sicherstellung auf :
1. dem städt. Schlachthause sub Nro. 3 Kleine Wiese in Teschen
3. der zur Friedhofserweiterung angekauften Fläche
in der Freistädter Vorstadt zu Teschen mit . fl. 6,440
4. dem Hause Nro. 168 in Teschen:
a) für die städt. Wasserleitung mit . . . fl. 17,175
b) für die Gasinstallation in den städtischen
Gebäuden mit fl. 8,000
c) für den Bau der Kirchendienerwohnung mit .fl. 5,000
5. der Volksschule am Steinplatz (Sachsenberg) zu
Teschen mit . . . • fl. 38,740
6. der städt. Gasanstalt am Steinplatz zu-Teschen mit fl. 112,700
mit
2. der Volksschule sub Nro. 246 am Oberthor zu
Teschen mit
fl. 178,567
fl. 22,840
Fürtrag fl. 389,462
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- 86 —
Übertrag fl. 389,362
7. dem Hause Nro. 38 und 39 in Teschen:
. a) für den Bau des $erichtshofgebäudes . . fl. 12,320
b) für die Renovierung des Rathhaussaale s mit fl. 3,000
Summe fl. 404,782
II. Ohne pfandrechtliche Sicherstellung :
zur Gründung des städtischen Musikfondes . fl. 4,400
Summe der Sparcassa-Darlehen an die Stadtgemeinde
Teschen fl. 409,182
Die Geschichte des bisherigen Bestandes der Teschncr Sparcassa
und ihre Entwicklung gibt die beruhigende Überzeugung, dass derselben
bei allen Wechselfällen, die sie betrafen, offenbar Gottes Segen zur
Seite stand, umsomehr, als sie selbst Segen bringend wirkte in dem
ganzen Umfang ihrer Geschäftsthätigkeit, welche wesentlich Arbeit-
samkeit und Sparsamkeit zu wecken und zu verbreiten berufen war,
um mit Hilfe dieser beiden maßgebenden Factoren kleinere Capitals-
anlagen zu fördern und zu sichern, dagegen größere Capitalien pro-
ductiven Zwecken ohne Bedrückung für die Darlehenswerber denselben
leichter zugänglich zu machen.
Besonders segensreich und wohlthätig wirkte, wie im Vorher-
gehenden dargelegt wurde, die Teschner Sparcassa für ihre Gründerin
und Garantin, die Stadtgemeinde Teschen und deren steuertragende
Bürgerschaft. Möge die Zukunft der Sparcassa deren Vergangenheit
ebenbürtig sein und bleiben — im Interesse des Institutes selbst, wie
zum Heil und Frommen der Stadtgemeinde Teschen und ihrer Bürger.
4. Die Armenpflege.
Obwohl die Stadt Teschen keine ertragreichen Liegenschaften,
kein Vermögen in Herrschaften, Gütern etc. wie andere größere, oft
auch selbst kleinere Städte besitzt, so ist doch der Stand der Ver-
sorgung und der Pflege der Armen und der Waisen — Dank der
Stadtvertretung, welche die Aufgaben eines modernen Gemeindewesens
mit ebenso viel Verständnis als Energie zu lösen weiß, und Dank ins-
besondere auch dem Wohlthätigkeitssinne zweier Bürger der Stadt,
welche bei ihrem Ableben der Armen in hochherzigster Weise durch
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— 87 -
große Stiftungen gedacht haben — ein so erfreulicher, dass er jedem
Geraeinwesen Ehre machen müsste. Die Namen der beiden Ehren-
männer aber sind : Albert Hoenheißer, gewesener galizianischer Guts-
besitzer in Teschen, und Karl Kähler, Graf Larisch-Mönnich'scher
Bergdirector in Ruhe in Teschen. Der erstere starb am 7. Jänner
1878; der zweite am 4. April 1880.
Ungefähr bis zum Anfange der 1860ger Jahre standen die Armen-
institute nach den damals gesetzlich giltigen Vorschriften in der Ver-
waltung der Pfarrämter. Seit dem Jahre 1861 besteht bei der Stadt-
gemeinde Teschen ein eigener Localarmenfond, der von derselben im
autonomen Wirkungskreise verwaltet wird. Der Vermögensstand dieses
Localarmenfonds betrug mit Schluss des Jahres 1861 fl. 7.908.36
Die Zuflüsse desselben bestanden in dem genannten Jahre: 1. aus
Sammlungen der Armenväter; 2. aus Kirchensammlungen; 3. aus
Legaten und Geschenken ; 4. aus Armenpercenten von freiwilligen Limi-
tationen; 5. aus Musiklicenzgebüren ; 6. aus Strafbeträgen ; 7. aus dem
Erträgnisse von Theatern und Concerten; 8. aus den Interessen des
obigen Vermögensstandes mit einem Gesammtergeb-
nisse von fl. 1.737.93
Aus diesem Einkommen wurden im Jahre 1861 verwendet:
1.
Für
regelmäßige Betheilung der Armenpfründner
fl.
969.587a
2.
r>
Unterstützung der Ortsarmen und für Betheilung
derselben bei besonderen Anlässen ....
fl.
155. —
3.
n
Bekleidung der Armen und für Krankenunter-
fl
220.157a
4.
'fl
104.85
5.
n
fl
63.467a
Zusammen fl. 1523.46 l / 8
Nach der letzten, für das Jahr 1887 gelegten Rechnung weist
der Localarmenfond der Stadt Teschen einen Vermögensstand aus
von fl. 13.334.24,
zu welchem noch die bei demselben verwalteten, oben
genannten beiden Armenstiftungen, u. z.
a) die Albert Hoenheißor'scho Stiftung per . fl. 98.550. —
b) die Karl Kähler sche Stiftung per . . . . fl. 32.418.44
hinzukommen, so dass die Höhe desselben mit Schluss
des Jahres 1887 fl. 144. 302. 6ö
betrug.
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- 88 -
Aus dem Einkommen dieses Armenfonds, welches demselben im
Jahre 1887: 1. in Legaten und Geschenken; 2. in Straf beträgen ;
3. in MusikliccnzgebUren ; 4. in Licitationspercenten ; 5. in den Miet-
zinsumlagen ; 6. in den Interessen aus dem Vermögensstande der
vorgedachten beiden Stiftungen zufloss, und welches die Summe von
fl. 13.705.93 ergab, wurden verwendet
1. Für regelmäßige Betheilung der Armenpfründner . fl. 10.903.49
2. „ Unterstützungen der Ortsarmen „ 393.05
3. „ Bekleidung derselben n 48.10
4. „ Krankenpflege und andere Sanitlttsauslagen . „ 256.81
5. „ Porto, Stempel und Taxen „ 77.08
Zusammen fl. 13.989.53
Bis zum Jahre 1882 bestand neben der St. Georgskirche in der
Freistädter Vorstadt das sogenannte alte „Bürgcrspital" als Versorgungs-
haus für verarmte, gebrechliche Teschner Bürgersleute (Vergleiche da-
rüber „Die St. Georgskirchc" S. 99). In dem genannten Jahre brannte
am 14. April das Gebäude ab. Da der alte Platz wegen seiner unmittel-
baren Nähe an der Bober vor der Regulierung des Flusses fast jedes
Jahr der Überschwemmungsgefahr ausgesetzt war, so beschloss die
Gemeinde das neue Gebäude auf einem anderen Platze und in größerem
Umfange aufzubauen. Dieser Beschluss wurde verwirklicht und der
Bau des neuen Versorgungs- und Siechenhauses dem Baumeister Alois
Jedeck übertragen, der auf dem Platze neben den „Barmherzigen Brüdern"
das Haus in seiner gegenwärtigen, imponierenden, stilvollen Gestalt nach
dem Plane des damaligen Stadt-Ingenieurs Karl Khünl bis zum Jahre
1887 aufführte. Es wurde am 1. October 1887 eröffnet und seinem
Zwecke übergeben. Es entspricht in allen Beziehungen den modernen
Anforderungen an Institute dieser Art, hat durchaus lichte, luftige,
gesunde Räume, und wird von einem Hausverwalter die Ordnung
in demselben erhalten. Auch der Spitalaltarist, derzeit der Religions-
professor der k. k. Lehrerbildungsanstalt, P. Augustin Haas, hat im
Gebäude eine fundierte Wohnung. Es enthält einen Belagraum im
Versorgungstract für 42 und im Siechentract für 23 Personen. Gegen-
wärtig werden neun Männer und dreiunddroißig Frauen verpflegt.
Über die innere Einrichtung mag noch bemerkt sein, dass je 4 Pfründner
gemeinsam ein größeres, zweckmäßig ausgestattetes, vom Institute aus
beheiztes Zimmer bewohnen. Außer der Wohnung erhält jeder 15
Kreuzer täglich Nährgeld und den Feuerplatz an einem für alle gemein-
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- 89 —
schaftliclien Herde. Zu den Vortheilen, die das Institut seiuen Bewohnern
sonst noch bietet, gehört auch ein an das Haus sich anschließender
Garten.
Außer der Armenpflege im allgemeinen wird von der Stadt Teschen
für die Pflege verwaister Kinder in besonderer Weise Sorge getragen.
In der Mitte der 1850ger Jahre wurde in der stillen, ruhigen Stifts-
gasse für elternlose Kinder ein bescheidenes Heim gegründet und für
dasselbe ein eigener Fond creiert. Es wurde ein ebenerdiges Gebäude
mit einem Gärtchen erworben, in dem unter der Aufsicht und Leitung
einer „Waisenmutter", welcher zur Hilfeleistung eine Dienerin bei-
gegeben ist, dermalen 16 Kinder in einer Art Familienleben fürsorg-
lichst verpflegt und menschenfreundlichst erzogen werden.
Nach der ebenfalls für das Jahr 1887 gelegten Rechnung des
Waisenhansfondes beträgt dessen Vermögensstand mit Schluss des
Jahres 1887 fl. 12.977.49
Aus den Interessen desselben per fl. 1.015
und aus einer Widmung der Sparcassa per . . . fl. 1.860
sowie aus mehreren kleineren Zuflüssen . . . fl. 96
Zusammen daher fl. 2.971.49
wurden im Jahre 1887 verwendet:
1. Für Verpflegung der Waisenkinder . . . . fl. 1.187.88
2. „ Bekleidung derselben fl. 509.67
3. „ Erhaltung der Vorsteherin und der Dienerin fl. 387. —
4. „ Beheizung der Local hüten und der Wäsche-
reinigung fl. 120. —
5. n Lehrmittelanschaffung und für den Correpetitor fl. 127.26
6. n Hauserhaltung und Einrichtung fl. 121.06
7. „ Steuern und Abgaben .... . . fl. 50.66
Zusammen fl. 3.044.1 P/a
Zum Schlüsse sei besonders hervorgehoben, dass die städtische
Sparcassa beide Institute, das Siechenhaus wie das Waisenhaus, durch
bedeutende Unterstützungen förderte, das Siechen- und Versorgungs-
haus in dem Umfange, dass dieselbe das gesammte Bauerfordernis des-
selben aus Anlass des 25jährigen Jubiläums ihres Bestandes (1. Mai
1884) aus den Mitteln des Reservefondes zu decken Ubernahm.
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- 90 —
5. Die Schlosskapelle.
Wann und wie das Teschner Gebiet dem Cbristenthumc gewon-
nen wurde, lässt sich bei dem Mangel aller urkundlichen Nachrichten
nicht angeben. Manches hat die Annahme für sich, dass zur Zeit
der Blüte des großmahrischen Reiches die byzantinischen Glaubens-
boten, der hl. Cyrillus und der hl. Methodius, oder Schüler derselben
das Licht des Evangeliums auch bis in diese Gegenden getragen haben.
Volkssagen religiösen Inhaltes, die an die heidnische Vorzeit erinnern,
finden sich in unserem Ländchen häufig. So will man z. B. von Alt-
Bielitz wissen, dass unter dem Altar der kath. Kirche die Wurzeln
einer uralten Eiche liegen — der letzte Rest eines heidnischen heiligen
Haines, von dem auch die, wie man erzählt, 1000 Jahre alten Eichen
bei den dortigen sogenannten Heideuschanzen herrühren sollen. Ebenso
soll an der Stelle, wo gegenwärtig das Sanctuarium der Friedeker
Stadt-Pfarrkirche sich befindet, ehedem ein Götzentempel gestanden
haben. Auch in Teschen war einst nach der Volksüberlieferung zu
Ehren der Göttin Mafena*) ein Tempel, der später in eine kath. Kirche,
die „Schlosscapelle," umgewandelt wurde. Wenige Schritte entfernt
von dem Piastenthurrae leuchtet noch jetzt in bescheidener Stille das
*) An diese slavische Gottheit erinnert auch ein in einigen Ortschaften
Schlesiens noch heute herrschender Brauch. Am 5. Sonntage in der Fasten, dem
sogenannten todten oder schwarzen Sonntage (cerna nedela), versammelt sich die
gesammte der Schule entwachsene Jugend auf einem größeren freien Platze in-
mitten des Dorfes. Die Knaben bekleiden eine Strohschütte mit einem Paar ab-
getragener Beinkleider, einer Leinwandjacke und einem alten Hute. Diesen Po-
panz trägt einer der kräftigsten Burschen auf einer Stange durch das Dorf. Die
Übrige Schar folgt nach und singt vor den Fenstern der einzelnen Häuser : „Ma-
faku, Maiaku, daj do fajfky tabaku! u Schließlich wird die Puppe bis an die
Grenze der Ortschaft getragen, dort misshandelt, mit Steinen beschwert und, am
liebsten von einer Anhöhe herab, in's Wasser geworfen. In gleicher Weise putzen
die Mädchen eine Strohpuppe mit Weiberkleidern, bunten Bändern und Schleifen
heraus, tragen dieselbe auf einer Stange durch's Dorf und versenken sie an der
Grenze desselben in's Wasser. Während des Umzuges singen sie:
„O Mareno krasna, kaj ji husi pasla?
Pod kopickem s drobeniekem tarn sem juch napasla."
Nach heidnischen Todesgottheiten heißt die Strohpuppe der Knaben Marak,
auch wohl ömrtik oder Srort, die der Mädchen Mafena, hin und wieder auch
Smrtnica. Auch wird die ganze Ceremonie kurz „Marak und Mafena" genannt.
Sie entspricht „dem Todaustragen" in den deutschen Bezirken des Landes und
ist als ein Rest des Frühlingsfestes der Alten, der Feier des Sieges, den der
Sommer über den Winter erringt, zu deuten.
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Kuppeldach der hochgewölbten Kapelle, welche 3 1 /, Klafter im Durch-
messer und 5 Fuß Mauerdicke hat. Die Gründung derselben bat die
Tradition, wie gesagt, in die Heidenzeit hinausgerückt, und es wäre
dies hohe Alter auch nicht unmöglich, wenn sich die Annahme recht-
fertigen ließe, dass Schloss und Tempel schon im Jahre 810, also
noch vor der Bekehrung dieser Länderstrecken zum Christentbume,
erbaut worden seien. Auf das hohe Alter der im Rundbogenstil er-
bauten Kapelle lässt der ganze Grundaufriss des Gotteshauses, so wie
der Mangel an jeder decorativen Ausschmückung desselben schließen.
Was die frühere Bauart der Capelle betrifft, so müssen wir bemerken,
dass nach einer älteren Stadtansicht ihr Dach von einem hoben, runden
Thurme ursprünglich geziert ward, den wir jedoch schon in einem
anderen bereits erwähnten Bilde von 1720 vermissen. Seit 1223 ist
der Bestand der Kirche urkundlich sicher gestellt. In Urkunden dieses
Jahres nämlich, de dto. 25. und 27. Mai, werden der Kirche St. Nikolai
im Austausche für entzogene Zehnte 40 Urnen Honig in Kosel ange-
wiesen. Einen „Capellanus de Castro in Tessin," namens Bartholomäus
nennt uns das Jahr 1284, einen anderen, namens Welosbius das Jahr
J361. Hundert Jahre später gibt uns eine Urkunde einige Aufschlüsse
über die Vermögensverhöltnissc der Kapelle. In dieser Urkunde näm-
lich ddto Teschen 28. März 14G0 nimmt Herzog Wenzel vom Kector
der Capelle Joh. von Sucha ein Kirchencapital von 20 Mark als Dar-
lehen auf gegen Entrichtung von 2 Mark Wiederkaufzins. Aus der-
selben ersehen wir auch, dass neben dem Kector ein Altarist, namens
Franciscus bestellt war. Als ein besonderer Wohlthäter der Capelle
wird der Plessner Pfarrer, Magister Wenzel Hynal von Steinau, zum
Jahre 1495 genannt. Er stiftete nämlich einen Altar zu Ehren der
göttlichen Allmacht, der Muttergottes, Johannes des Täufers und der
Märtyrer Wenzel und Erasmus und präsentierte als Altaristen den
Magister Michael Krompach, dem er einen jährlichen Zins von 16
ungarischen Gulden anwies. Das Jahr 1499 bringt uns die letzte
urkundliche Nachricht von einiger Bedeutung Uber die Kapelle. Zu
diesem Jahre nämlich wird ein „Capellanus Capelles castri Tessinensis"
mit Namen Vincenz urkundlich Uberliefert. Über die weiteren Schick-
sale des Kirchleins finden sich keine bestimmten Nachrichten vor.
Gegenwärtig gehört es zur Teschner Pfarre. An den Gedenktagen
des hl. Nikolaus und des hl. Wenceslaus wird in demselben Messe
gelesen. Wie eine Aufschrift an der Kapelle bezeugt, wurde sie im
Jahre 1839 restauriert.
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6. Die Stadt-Pfarrkirche.
In welcher Zeit die erste Stadtkirche in Teschen erbaut wurde,
kann urkundlich nicht nachgewiesen werden. Ältere Kirchenhistoriker
lassen die Teschner Pfarrkirche in sehr früher Zeit ersteben. Der Erz-
bischof Adalbert von Magdeburg nämlich habe schon im Jahre 984
die Stadtpfarrkirche in Teschen eingeweiht, die später seinen Namen
getragen. Da wir aber eine solche Kirche urkundlich nicht kennen,
und diese Erzählung durch kein älteres Zeugnis bestätigt wird, so
muss die Richtigkeit derselben gleich der Nachricht von der Erbau-
ung einer Kirche in Teschen durch den mächtigen Peter Wlast, 1140
Breslauer Castellan, dahin gestellt bleiben. Mit einiger Wahrscheinlich-
keit kann angenommen werden, dass die Pfarrkirche kurz nach 1290
erbaut wurde, in welchem Jahre Teschen wie bekannt seinen eigenen
Herzog erhielt. Bis dahin dürfte die Schlosskapelle trotz ihres engen
Raumes das einzige Gotteshaus hier gewesen sein. Die erste Pfarr-
kirche war auf dem jetzigen Kasernplatze aus Holz gebaut. Erst im
Jahre 1496 ließ sie Herzog Kasimir aus Stein aufbauen und 1519
mit eiuer schweren Glocke und mit zwei Orgeln versehen. Über dem
Gewölbe der neuen, solid gebauten Kirche erhob sich ein ziemlich hoher
Thurm. Nahe bei der Kirche befand sich außerdem ein hölzerner
Glockenthurm, welcher 1552 bei dem großen Stadtbrande vernichtet
wurde. Von alten wertvollen Kirchengeräthen, welche von dorther
bei der jetzigen Stadtpfarrkirche noch vorhanden sind, heben wir einen
Kelch aus dem Jahre 1494 und ein kunstreich gearbeitetes Ciborium
aus dem Jahre 1613, beide aus Silber und stark vergoldet, hervor.
Einen Pfarrer der Kirche, Matthias mit Namen, nennt uns zum
erstenmale das Jahr 1361. In der Folgezeit finden wir 1412 Johann,
Johanns Sohn, aus Bielitz, 1413 und 1420 Michael, 1443 Georg von
Wilmeschau, 1481 — 1498 Michael Kronipach von Kosel genannt, der
sich durch mehrere Stiftungen verewigt hat, unter denen seine letzt-
willige für einen deutschen Prediger am St. Nikolaus- Altare und für
einen polnischen Prediger am Altare St. Mariae Magdalenae et Lazari
besonders zu erwähnen ist. In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts
werden uns bis gegen das Jahr 1530 hin Andreas Solihrach, Sohn
des Bürgermeisters Martin Solihrach, und Prokop als Teschner Pfarrer
überliefert. Mit dem zuletzt genannten schließt die Reihe der hiesigen
Pfarrer vor der Reformationszeit ab, soweit uns deren Namen bekannt
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sind. Ehe wir zu der folgenden Zeit übergehen, wollen wir der
frommen Stiftungen Erwähnung thun, welche vor der Reformation in's
Leben traten. Sie bestanden, wenn wir von der Widmung kleinerer
Summen Geldes, der wir in Testamenten, Verträgen etc. häufig begegnen,
absehen, in der Errichtung von Altären, in der Creierung von Altaristen-
stellen etc. Durch diese Stiftungen verfügte die Kirche über so reiche
Mittel, dass Teschner Herzoge, wie Bolko (1413), Pfemko (1455)
und der Statthalter Johann von Fernstem (1530 und 1536) Stiftungs-
capitalien derselben entlehnten. Häuser, Gärten, etc. finden wir als Be-
sitzthum der Kirche aufgezählt. Zum erstenmale begegnen wir einer
solchen Stiftung in einer Urkunde vom Jahre 1361. Es ist das eine
Fundation des Teschner Vogtes Peter und seiner Frau Sbenka zur Erhal-
tung von 2 Kaplänen bei der Teschner Pfarrkirche, deren Wahl sie sich
und ihren Nachfolgern vorbehielten. Die eine Kaplanstelle an dem Altare
zu Ehren „corporis Christi gratiosi* und der hl. Anna wurde unter Zu-
stimmung des Pfarrers Matthias mit 8 Mark, die andere an dem Altare zu
Ehren des hl. Andreas und der hl. Dorothea mit 5 Mark bestiftet. Für
die zweite Stelle präsentierten die Stifter den „Petrus dictus de Bochna",
durch den die Stiftung bedeutend vermehrt wurde. Einen andern
Altar fundierte 1364 zu Ehren der hl. Jungfrau Maria und der hl.
Margaretha der Teschner Stadtrath mit einem Capitale von 30 Mark.
Wir finden an demselben 1365 als Altaristen den Bartholomäus von
Semiras, im Anfange des 16. Jahrhunderts den Stanislaus Ssaror von
Bucz und als dessen Nachfolger 1526 den Schlosskaplan und herzog-
lichen Geheimschreiber Andreas Solihrah, der freien Künste Bacca-
laureus. Von einem Altaristen Stephan am Altare Namen-Mariae lesen
wir in einem Schuldbriefe von 1455. Im Jahre 1412 stiftete Johannes
de Koselup auf Habirddorf im Strehlener Gebiete, Dienstmann Herzog
Bolko's, bei dem Altare der Apostel Petrus und Paulus ein Benefi-
cium. Vermehrt wurde die Stiftung 1490 durch zwei Priester, viel-
leicht selbst Altaristen an dem Altare, durch Gregor von Skotschau
und Sigismund von Olessna. Das Jahr 1419 nennt den Namen eines
andern Altars der hl. Nikolaus, Martin und Stanislaus in der Aller-
heiligen-Kapelle, gestiftet durch den Glogauer Canonicus Nikolaus,
Georgs Sohn aus Freistadt. Der Stifter war der erste Beneficiat.
Einen Altar „vivifici corporis Christi" fundierte 1440 Alesch von Orlau.
Vermehrt wurde diese Stiftung durch die Teschner Bürger und durch
die Frohnleichnams-Bruderschaft. Diese vollständig organisierte Frater-
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nität hatte außer Andachtsübungen vorzugsweise Werke christlicher
Nächstenliebe und Barmherzigkeit zum Zwecke. Der Leiter derselben
war zugleich der Leiter der Pfarrkirche. In derselben unterschied
man noch Eiterherren (Senioren), Vermögensverwalter, endlich Mit-
glieder beiderlei Geschlechts. Von den ältesten Senioren nennen wir
den Niklas Lessner (1458), der gleich seinem Nachfolger Peter von
Zeipiss das Vermögen der Bruderschaft vermehrte, dem 1454 aus dem
Nachlasse des Matthias von Rokow ein erheblicher Beitrag zugeflossen
war. Von Altaristen nennen wir ferner den Priester Nikolaus Mikesch
(1441), Matthias Studensky (1498), der ebenfalls die Stiftung ver-
mehrte, so wie später der Altarist Melchior Preysner (Malchar Pruss
1533), frtiher (1525) Secretär des Herzogs Kasimir, Pfarrer von Frei-
stadt, Brünner Probst und Olmützer Canonicus. Auch einer Stiftung
des schon erwähnten Michael Krompach ist hier zu gedenken, der des
Altars zu Ehren der hl. Barbara und der 11000 Jungfrauen (1485),
welche Fundation er letztwillig der schon verzeichneten Stiftung von
Predigerstellen zuführte. Als Altaristen begegnen wir hier dem Vin-
ceuz Finsterkegl (1499) und 1563 dem Prediger Johann Roth. Der
erstere ist wahrscheinlich identisch mit dem genannten Schlosscaplan
Vincenz, den wir neben dem Kaplan Gregor Lissner unter den Testa-
ments-Executoren Krompach's lesen. Durch Widmung eines Zins-
bezuges für einen Sacristanpriester bestiftete der Altarist Peter Huse von
Kremza am Altar der 11.000 Jungfrauen diesen Altar im Jahre 1530
von neuem. Es erübrigt noch aufzuzählen die Stiftung des Zieh Huse
von Kreniia für den Altar des Leidens Christi (1508), die Errichtung
eines Altars zu Ehren der hl. Maria Magdalena für einen Sacristan
durch Peter Huse von Kremza (1503), ferner die Bestiftung der Altäre
zu Ehren des hl. Kreuzes durch Nikolaus Tarlo in Tierliczko (1530)
und zu Ehren der hl. Felix und Auctus durch den Freistädter Pfarrer
Nikolaus Tluk und den Meseräiczer Pfarrer Joh. Glowka von Hnoynik
w
{1496), später Prädicator Polonorum. Die letzte Stiftung wurde in
der Folge durch die Familie Czelo von Czechowitz (1520) vermehrt,
aus welcher Familie wir einen Altaristen des Altars, den Caspar Czelo,
nachherigen Canonicus zu Breslau, finden. Das Vermögen der auf-
gezählten Stiftungen betrug 660 Mark a 48, 1100 ungarische Gulden
a 40 schles. Gr. und 250 Münzgulden zu 3(3 schles. Gr., zusammen
also, wenn wir die in Naturalbezügen bestehende übrige Dotation mit
einbeziehen, nach dem jetzigen Geldwerte beiläufig fl. 12.000.
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Als Luthers Lehre in Teschen Eingang gefunden und sich auch
hier die Kirchen geöffuet hatte, erkaltete selbstverständlich der Stif-
tungseifer, für die restituierte katholische Kirche aber giengen sä m rat-
liche Stiftungscapitalien aus früherer Zeit mit Ausnahme von GO Gul-
den, die auf Schumbarg intabuliert sind, verloren. Als im Jahre 1611
Herzog Adam Wenzel die katholische Religion in der Stadt wieder-
herstellte, wurde wieder ein katholischer Priester, Matthias Rudzky,
„Academiae Cracoviensis magister", als katholischer Pfarrer von Te-
schen eingesetzt. Zwar bemächtigten sich die Protestanten noch ein-
mal der Pfarrkirche, doch wurden sie nach der Schlacht am weißen
Berge dauernd daraus verdrängt, und Adalbert Gagatkowsky von Sey-
busch, Pfarrer in Skotschau, Probst und Canonicus in Zywiec von
Herzog Friedrich Wilhelm als Pfarrer und Dechant nach Teschen
berufen. Die vorliegenden Taufmatriken der Teschner Pfarrei sind
seit seiner Zeit geführt.
Ihm folgte Johann Niklowicz von Nydek, der zugleich Pfarrer
in Czechowitz war. Später begegnen wir folgenden Pfarrherren : Adam
Fritsch (1653—1670), Alexander Augustinus Klaybor (1670—1692),
fürstbischoflichem Commissär, Ratiborer Canonicus, Protonotarius apo-
stolicus, Baccalaureus theologiae, früher Pfarrer in Tfanowitz. Von
ihm, wie von seinen beiden Vorgängern rühren ansehnliche Stiftungen
her. Nach seinem Tode hatten die Priester der Gesellschaft Jesu die
Pfarrei als Administratoren derselben innc. Deren Subprior, P. Georg
Hawelka, war Pfarrer und Dechant bis 1695. In diesem Jahre trat
P. Daniel Nietsch, Mitglied desselben Ordens, als Pfarrer ein. Nach
den Jesuiten wurde Pfarrer und Dechant der Friedeker Pfarrer und
Erzpriester Heinrich Samuel Wolf de Brzezna, apostolischer Proto-
notarius und Canonicus von Ober-Glogau. Er erbaute aus eigenen Mitteln
eine Seitenkapelle und einen neuen Pfarrhof an Stelle des alten auf dem
jetzigen Kasernplatze. Eine Tafel aus schwarzem Marmor, die über
dem Eingange in das Pfarrgebäudo eingemauert war, enthielt die nach-
stehende Inschrift*) in goldenen Lettern: Pastoris aetemi gloriae suc-
cessorum gratae memoriae propter domum domini nostri hanc domum
*) Als das Gebäude nach dem Stadtbrande von 1783 in eine Kaserne ver-
wandelt worden war, erwarb der Gymnasialpräfect Scberschnik das Denkmal und
ließ es auf der Außenseite seines in Gestalt einer gothischen Capelle aufge-
führten Gartenhauses auf der Schießstätte mit einigen Grabinschriften des auf-
gehobenen Friedhofes einmauern, wo es noch jetzt zu seheD ist.
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decanalem pia liberalitate et liberali pietate Henr. Sam. Wolf de Brzezna
Prot. Apost. Can. Glog. Commiss. HoCCe anno DoMIni. Er ver-
waltete die Stelle bis zum Jahre 1705. Als Nachfolger hatte er den
Golleschauer Pfarrer Gallus Johannes Twaruschka (1706 — 1720), furst-
bischöflichen Commissär. Er starb am 30. Mai 1720. Nach seinem
Tode administrierte die Pfarre vom 1. Juni 1720 bis gegen Ende
April 1721 Paul Josef Miczia, damals Pfarrer in Tierliczko, fttrstb.
Commissär. Er starb als Loslauer Erzpriester und Ratiborer Canonicus
am 27. Februar 1735 in Loslau. Als Pfarrer von Teschen aber war
bestellt worden Franz Schwieder, (1721 — 1743) Protonotarius Aposto-
licus. Ihm folgte Johann Josef Freiherr von Gottschalkofsky (1743
bis 1759), Canonicus zu Groß-Glogau, ein würdiger Diener des Herrn,
welcher, als unter den hier befindlichen toskanischen Truppen eine
Epidemie ausbrach, die Kranken mit Hingebung und Aufopferung
pflegte, bis er selbst ein Opfer seines Berufes wurde. Der nächste
Pfarrer war Bernhard Globisch (1759 — 1778), fürstbisch. Commissär,
frllher Pfarrer und Erzpriester in Schwarzwasser. Hierauf folgte Hein-
rich Ferdinand Braun, früher Pfarrer und Erzpriester in Schwarz-
wasser, welcher einige Wochen nach der Erwählung starb. Als Nach-
folger desselben war der Skotschauer Pfarrer und Erzpriester Josef
Walder bestimmt; auch ihn raffte der Tod hinweg, ehe er investiert
werden konnte. Es erhielt die Investitur der Dobrauer Pfarrer Anton
Alois Löhn (1779 — 1806),*) fürstbisch. Commissär und späterer General-
vicar des österr. Antheils des Bisthums Breslau. Unter ihm wurde die
Dominicanerkirche, gegenwärtig Pfarrkirche, als zweite Pfarrkirche be-
stellt, in welcher abwechselnd deutscher und polnischer Gottesdienst
abgehalten wurde. Als erster Pfarrer daselbst fungierte der Prior des
Ordens Leopold Krsowsky, dem Sigisbert Siegel, Prior desselben Or-
dens, folgte. Nach dem großen Stadtbrande von 1789, dem beide
Kirchen zur Beute fielen, wurde die zweite Pfarrei wieder aufgelassen,
die alte Stadtpfarrkirche abgetragen, der eingeäscherte Pfarrhof der
Stadt zum Baue einer Kaserne überlassen, und die Dominicanerkirche
als die verhältnismäßig minder beschädigte mit Übertragung des Titels
der alten Kirche zur alleinigen Stadtpfarrkirche bestimmt, nachdem
sie mit Unterstützung der durchlauchtigsten Erzherzogin Marie Chri-
*) Von ihm erschien im Drucke : Trauerrede auf Josef II., gehalten bei
den trauervollen und feierlichen Exequien in der herzoglichen Stadt Teschen am
10. Marz 1790, Troppau, Trassier.
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stine und ihres erlauchten Gemahls, des Herzogs Albert von Sachsen-
Teschen, restauriert worden war. Der Umbau der Kirche, die Her-
stellung des Thurmes, des Hochaltars mit dem Altarbilde, der Kanzel
und des Taufbrunnens geschah mit großem Aufwände auf ihre Kosten.
Zur würdigen Ausführung des Werkes waren Künstler aus Italien
und den Niederlanden berufen worden. Unverkennbare Spuren ihres
fachmännischen Verständnisses sieht man noch jetzt an dem stilvoll
ausgeführten Portale und an dorn Thurme, welche wegen der die
Kirche umgebenden nahen Häuser freilich nicht recht zur Geltung
kommen können. Jeder sachkundige Blick zeigt, dass die ursprüng-
liche Anlage der neuen Pfarrkirche, der ehemaligen Dominicaner-
kirche „deutschen Kirche", gothisch gewesen, die Restaurationsarbeiten
aber im romanischen Stile contrastieren. Durch den Umbau erfuhr die
Kirche wesentliche Veränderungen und verlor namentlich den ganzen
Schmuck altdeutschen Baustils. Im Grundrisse und der älteren
Anordnung ist sie, wenn von neueren Zubauten, wie dem mit Kupfer
gedeckten Thurme*), dem Stiegenhaus und den zwei Capellen im un-
teren Schiff abgesehen wird, jener zu St. Adalbert in Breslau ähnlich.
Leider ist von dem Maßwerke in den langen, schmalen Fenstern und
von den Gesimsfriesen, die der Adalbertskirke ein so hohes architek-
tonisches Interesse verleihen, an unserer Kirche nichts mehr wahrzu-
nehmen. Spuren des alten Baustils sind nur noch im Kreuz des alten
Schiffes, desgleichen an den Fenstern vorhanden. Jetzt öffnen drei
große Portale die geräumige Kirche, die durch sechzehn Fenster —
beinahe die Hälfte der schönen, langgestreckten Fenster ist seit dem
Brande vermauert — erleuchtet wird. Außer dem Hochaltare zählt
die Kirche noch 9 Nebenaltäre, deren Bilder von dem Hauptschullehrer
Ignaz Chambrez in Teschen, von Iguaz Günther in Troppau u. a.
ausgeführt sind. Der vereinigten Stadtkirche wurde nach dem Tode
des Pfarrers Anton Alois Löhn im Jahre 1806 der Exjesuit Anton
Valentin Schneider, damaliger Erzpriester und Pfarrer in Skotschau,
als Pfarrer vorgesetzt. Er wurde zum Dechant, Schuldistrictsanfseher
und flirstbischöf. Commissär befördert; schon nach sechs Wochen
seiner Amtsführung jedoch erfolgte am 8. August d. J. sein Tod.
Ihm folgte Johann Brzuska (1806 — 1840), vordem Pfarrer in Wendrin
*) Nach den Inschriften rUhren die Glocken aus dem Jahre 1790 und 1798
her, sie wurden durch die Wohlthätigkeit des Exjesuitcn P. Franz Kuhn von
Georg Knobloch in Neusohl gegossen.
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und in Istebna, später Schuldistrictsaufseber und Consistorialrath, ein
in den Naturwissenschaften gut bewanderter Mann, der seine Kennt-
nisse gern zum Wohle der Armen verwendete. Nebenläufig sei er-
wähnt, dass er auf den Gedanken verfiel, Orgelpfeifen aus gerolltem
Schreibpapier zu verfertigen und daraus ein Positiv zusammenzusetzen,
welches erkennen ließ, dass papierene Pfeifen den zinnernen in Bezug
auf Reinheit des Tones nicht nachstehen, in Bezug auf Wohlfeilheit
und leichte Stimmung große Vprzüge vor ihnen haben. Zu seiner
Zeit war das Vermögen der Teschner Pfarrkirche so gesunken, dass er
kleinmlithig wurde und im Jahre 1817 am 24. Mai mit Kock und
Stock die Pfründe verließ und nach Czenstochau wanderte, um dort
in dem Orden der Pauliner Aufnahme zu finden. Seine Pfarrkinder
aber, die ihn als ihren geistlichen Vater ehrten und liebten, setzten
es durch, dass er wieder nach Teschen zurückkehrte, wo ihm der
Herzog Albert von Sachsen-Teschen durch eine Personalzulage von
200 Gulden das Auskommen möglich machte. Sein Nachfolger war
Josef Paduch (1840—1855), Dechant und fürstbisch. Commissär.
In den Hungerjahren 1847 — 1849 bewährte er seinen besonderen
Wohlthätigkeitssinn, und uuter den Männern, die das Teschner
Waisenhaus durch ihre aufopfernde Thätigkeit und Opferwilligkeit
gründeten, nimmt Paduch eine der ersten Stellen ein. Auch um
die Erhaltung des Armeninstitutes, sowie um die Renovierung und
um die innere Staffierung der Spitalskirche erwarb er sich viele Ver-
dienste. Der Kaiser ehrte ihn durch Verleihung der goldenen Ver-
dienstmedaille, die Stadt durch Verleihung des Ehrenbürgerrechtes.
Durch einen Pfründentausch mit dem damaligen Generalvicar und
Pfarrer zu Schwarzwasser, P. Anton Helm, kam dieser als Pfarrer
und Dechant nach Teschen. Helm (geb. 1780 zu Brosdorf, gest.
1872 zu Teschen) war in früheren Jahren Caplan in Brosdorf
(1809 — 1814) und nach seiner durch die Vermittlung des Grafen
Heinrich Larisch-Mönnich erfolgten Übersetzung in die Breslaucr
Diöcese Caplan in Freistadt (1814-1819), ferner Pfarradministra-
tor in Seibersdorf (1819 — 1832), Local-Curat in Roppitz (1822 —
1826), Pfarrer in Skalitz (182Ü — 1833). Durch seinen Bischof
wurde er zum Erzpriester, Schulinspector, fürstbisch. Commissär,
Generalvicar des österreichischen Diöcesanantheils, Ehrendomherrn
der Breslauer Kathedrale, geheimen Kämmerer Sr. Heiligkeit des
Papstes mit dem Rechte des violetten Talars und dem Prädicate
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Monsignore (1859) und später (1869) zum Prälaten und apostoli-
schen Protonotarius ,.cum usu pontiticalmm a ernannt, von Sr. Maje-
stät dem Kaiser mit dem goldenen Verdienstkreuze mit der Krone
und dem Ritterkreuze des Franz-Josef-Ordeus decoriert, von der
Stadt Teschen durch Verleihung des Ehrenbürgerrechtes ausgezeich-
net. Helms Nachfolger wurde der fürstbisch. Commissär und Schulen-
oberaufseher Franz Sniegon. Dieser hatte in seinem Geburtsorte Te-
schen schon nach Vollendung seiner Studien erfolgreich in der
Militär-Seelsorge gewirkt und war hierauf vom Erzherzog Karl auf
die Patronatspfrüude Lischna, später auf jene in Trzitiesch und
1855 auf die Sta'dtpfarre in Jablunkau befördert worden, zu dessen
Erzpriester er wenige Jahre vorher ernannt worden war. Am 12.
Juli 1872 wurde er Ehrencanonicus der Kathedralkirche zu Breslau,
am 8. -Januar 1878 mit der Würde eines Hauptprälaten Sr. päpst-
lichen Heiligkeit ausgezeichnet und im Jahre 1882 zum Weihbischof
für den österreichischen Bisthumsantheil ernannt. Seine verdienstliche
und berufstreue Wirksamkeit während seiner 57jährigen Amtstätig-
keit ist allgemein anerkannt.
7. Die St. Oeorgskirchc.
In der Freistädter Vorstadt erhebt sich am rechten Ufer, also
jenseits des Boberbaches, eine der ältesten Kirchen Teschens. An sie
schloss sich das Institut an, in welchem alten, gebrechlichen und ver-
mögenslosen Bürgern und Bürgerinnen der Stadt ihre letzten Tage in
Ruhe zu verleben ermöglicht wurde ; es war ein ebenerdiges Gebäude, das
sogenannte Bürgerspital, welches am 14. April 1882 gänzlich nieder-
brannte. (Vergleiche „Die Armenpflege 14 , S. 88). Über der einfachen
Thorhalle der Kirche, die zugleich den Eingang in den bei der Kirche
befindlichen Friedhof gewährt, erhebt sich ein schmuckloser Thurm.
Das Gebäude ist überhaupt ungemein nüchtern gehalten, das Schiff der
Kirche von einer Ausdehnung, die derselben mehr das Gepräge eiuer
Capelle zu geben geeignet ist. Erwähnt sei, dass die Eingangsthüre,
welche sich an der Seitenfront der Kirche befindet, im Spitzbogenstil
gehalten ist, ebenso die Thüre, welche zu der Sakristei führt. Es
scheint das darauf hinzudeuten, dass ursprünglich hier eine kleine
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gothisclic Capelle gestanden, und zwar lassen dio Formen ungefähr
auf das 15. bis 16. Jahrhundert schließen.
Der Umbau, beziehungsweise Vergrößerungsbau der Capelle mag
anfangs dieses Jahrhunderts vorgenommen worden sein. Die Kirche,
wie sie jetzt vor unseren Augen liegt, ist fast durchgehends neueren
Ursprungs. Die Glocke des Thurmes rührt aus dem Jahre 1751. Durch
die energische Fürsorge des derzeitigen Pfarrverwesers P. Thomas
Dudek erfuhr die Kirche eine durchgreifende Restauration unter mög-
lichster Rücksichtsnahme, beziehungsweise Wiederherstellung der ur-
sprünglichen Bauart derselben. In dieser Kirche verrichten die Spitals-
leute ihr Gebet, und der gestiftete Altarist absolviert die Messe. Wie
fast bei allen Kirchen der Stadt, so wissen wir auch von dieser Kirche,
sowie von dem Spitale nichts über ihre ersten Tage. Urkundlich finden
wir den Namen des „domus pauperum extra muros Tessincnses, sicut
itur versus Freyenstadt", erst 1424 genannt. Am Tage St. Margarethä
dieses Jahres nämlich stellt Herzog Bolko eine Schuldurkunde über
vom Tesctyncr Spitale geliehene 100 Mark Prager Groschen polnischer
Zahl aus, die er von dem Procurator desselben, dem Teschner Bürger
Peter Schavenpflug, erhalten, und wofür er 10 Mark Prager Groschen
als jährlichen wiederkäuflichen Zins zu entrichten verspricht. Doch
sollen hievon 4 Mark dem damaligen Pfarrer Michael und seinem je-
weiligen Nachfolger — dem auch das eingegangene Opfergeld ge-
bärt — zufallen, wofür er gehalten ist, jede Woche am Sonntag, Mitt-
woch und Freitag in der Spitalscapelle, welche der Herzog mit bischöf-
licher Zustimmung mit der Stadtpfarrkirche zur heil. Magdalena als
Filialkirche verbindet, Messe zu lesen.
Von Wohlthätern und Gönnern des Instituts finden wir nach einer
Bestätigungsurkunde Herzog Pfcmko's vom Tage St. Veit 1453 vor
allen den Jakob Bleicher und seine Hausfrau Margaretha genannt,
welche vor Zeiten 12 Mark böhmischer Groschen polnischer Zahl dem
Spitale zu einem ewigen Seelengeräthe widmeten, welches Capital, von
den Stiftern auf einen Antheil des Gutes Schondorffe (Krasna) angelegt,
Ssrayl von Schondorffe, an den der verpfändete Gutsantheil gelangt
war, an dem genannten Tage gegen 1 Mark Wiederkaufzins ent-
lehnte. Einen zweiten Wohlthäter, namens Matthias von Rokow, nennt
uns ein Bestätigungsbrief des Herzogs Pfemko ddto. 24. März 1454.
Er vermachte dem Spitale letztwillig 10 Mark Groschen, welche Frau
Machna Nikiline von Petersdorf mit ihrem Sohne Niklas gegen einen
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jährlichen, auf ihrem Gute Petersdorf (Petrowitz) haftenden Zins von
1 Mark entlehnte. Nicht lange darauf kam das Spital in den Besitz
des mit dem Branntweiuregale ausgestatteten Dorfes Boguschowitz.
Ein Krakauer Bürger nämlich, Johann Scholz von Boberdorf (Bobreck),
hatte für einen Altaristen in der Capelle an dem zu Ehren des all-
mächtigen Gottes, des heiligen Georg und der „decem millia militum
aliorumqu« raartyrum Dei u errichteten Altar zum besseren Unterhalte
der Spitalsarmen 200 ungarische Gulden gewidmet, welche der Stadt-
rath als oberster Verwalter der Armenanstalt mit der Confirmations-
urkuncle des Herzogs Pfemko ddto. 3. März 1472 auf den Ankauf
des Gutes Boguschowitz, welches Dorf nach dem noch vorhandenen
Locationsbriefe im Jahre 1290 durch Bogusius, Dienstmann des Her-
zogs Mesko, gegründet wurde, von Henrich Czelo von Czechowitz,
der freien Künste Baccalaureus, verwendete. Der Herzog verfügte,
dass das Dorf Boguschowitz für immer bei dem Spitale zu verbleiben
hätte. Der Altarist bezog qnartaliter drei ungarische Gulden mit einem
Orth*) (tres florenos ungaricales cum uno Orthone), jährlich sechs
Scheffel Weizen und das nöthige Brennholz (sex mensuras siliginis
pro panibus lignaque pro coquina et calefactione stubae). Außerdem
hatte er seine Wohnung in dem oberen Hause, „quae locata est in
eimeterio Hospitalis", hiefür aber zweimal in der Woche beim St.
Georgsaltar Messe zu lesen. Das Patronatsrecht fiel nach dem Tode
des Stifters dem Bürgermeister mit seinen Käthen zu.
Auch in der Folgezeit wurde das Spital von Gönnern fürsorglich
bedacht. Wie wir aus der Bestätigungsurkunde Herzogs Kasimir II. vom
7. Juni 1478 erfahren, hatte Nikolaus Kloch von Ustron dem Altaristen
am St. Georgsaltar, dem Baccalaureus der freien Künste Clemens, und
seinen Nachfolgern seinen an der Boberbrücke gelegenen Garten ge-
schenkt, welchen er aber mit Zustimmung des Gebers und des Stadt-
rates für einen andern, besser gelegenen Garten, der dem Procurator
Andreas Beck gehörte, umtauschte. Für diesen Garten hatte der Al-
tarist jährlich 4 Messen zu lesen, zwei für die Sünden, zwei für die
Wohlthäter oder Eltern des Stifters. Wenige Jahre nachher überließ
Herzog Kasimir II. mit Brief ddto. Kreuzerhöhung 1480 dem Spitale
einen ewigen Jahreszins von 18 Groschen und einen Fischhälter. Der-
selbe Herzog hatte als Erbe des Gutes und Dorfes Kukolna (Konkolna)
) Vier Orth machen einen Gulden.
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im Freistädter Gebiete mit Urkunde ddto. 12. April 1493 nach dem
Willen der letzten Besitzerin Zinyßkova dein Spitale 40 fl. zur Er-
haltung der Armen zu entrichten; die Stiftsbezttge sollten aber erst
nach dem Ableben der Stifterin wirksam werden, bis dahin diese die
lOpercentigen Zinsen beziehen. Im Jahre 1505 am 23. December
schenkte er dem Spitale 4 Stein*) Unschlitt, welche der Besitzer der
vierten Fleischbauk, Matthias, jährlich abzuführen hatte. Am 6. October
desselben Jahres entlehnte derselbe ein Spitalscapital von 240 unga-
rischen Gulden gegen 17 fl. Wiederkaufzins, welchen er auf da»
Weißbicrgefälle der Stadt anweist, mit der Einschränkung jedoch,
dass die Spitalsverwaltung von der Jahresrente per 17 fl. jährlich
2 fl. 12 Groschen dem Spitale in Skotschau, solange dasselbe bestehen
würde, überlasse. Und am 5. März 1520 verkauft Herzog Kasimir dem
Spitale 3 Gulden jährlichen Zinses vom Weißbiergefälle in Teschcu
für erhaltene 30 ungarische Gulden, "überdies erhielt das Spital eine
Reihe von Vermächtnissen, von denen uns Urkunden aus den Jahren
1494, 1502, 1514 und 1515 berichten. Es sind sämmtlich kleinere
Stiftungen, von denen die erste jährlich 12 Groschen auf dem Frei-
gute des Bartel und des Mathes Prachensky, die zweite 4 Groschen auf
dem Garten des Andreas Kiemer, die dritte die Schenkung eines Erbes
des Nickel Klappet zu Boguschowitz, die letztgenannte Stiftung endlich
8 Groschen jährlichen Zinses auf dem Garten des Nickel Gilzer be-
trifft. Auch von einem Wiederkaufzinse, den der Teschner Pfarrer
Prokop von Johann von Pernstein, Statthalter und Anwalt des Fürsten-
thums Teschen, für den damals unmündigen Herzog Wenzel empfangen
hatte, bekam das Spital 80 Groschen, wie es der Brief Pernstein's ddto.
12. April 1530 bestätigt. So wuchs das Kirchenvermögen von Jahr
zu Jahr und wurde immer ansehnlicher. Deshalb ist es auch erklärlich ,
dass der Herzog sowie benachbarte Grundbesitzer von dort Stiftungs-
capitalien gegen einen jährlichen Zins aufnahmen. Wir nennen in der
letztereu Beziehung Melchior Sobek von Kornitz, welcher von dem
herzoglichen Caplan Gregor Lisnar nach der Bestätigungsurkunde
der Herzogin Anna, gebornen Markgrätin von Brandenburg, ddto.
27. Februar 1532 ein Stiftungs-Capital von 30 ungarischen Gulden
gegen einen Wiederkaufszins von 2 Gulden, verschrieben auf seinem
Gute Ober-Zukau, aufnahm. Um das bare Capital fruchtbar anzulegen,
*) Ein Stein beträgt ungefähr 20 Pfund.
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kaufte der Stadtrath als Administrator des Spitals von Ferenz von Budin
ein Vorwerk in Bobrck um 100 ungarische Goldgulden, welchen Kauf
die genannte Herzogin am Montage nach St. Stanislai 1532 bestätigt.
Der Canonicus und Propst Melchior Preysner, Caplan der Her-
zogin Anna, vermehrte die Einkünfte des Spitals dadurch, dass er
sein Vorwerk in Bobrek laut Urkunde der Herzogin Ann* vom Frei-
tage vor Pfingsten 1533, unbeschadet der pfarrlichen Decembezüge,
für 12 Gulden Münze und einen ewigen Zins von 2 Gulden jährlich
an Peter Netopicz verkaufte, welche nach seinem und seines Vaters
Absterben dem Altaristen in der St. Georgskirche zufallen sollten.
Als später Peter Netopicz sein Vorwerk an den Bobreker Vogt Bartosch
verkaufte, laut Confirmationsurkunde des Statthalters Johann von Pern-
stein vom Samstag nach St. Lucia" 1541, machte er die Leistung des
ewigen Zinses von zwei Gulden zu einer der Verkaufsbedinguugen.
Inzwischen hatte die Stadt Freistadt ein Georg Logek'sches Spitals-
capital von 100 Gulden gegen einen jährlichen Zins von 7 Gulden
von dem Teschner Bürgermeister und dem Spitalsverwalter entlehnt,
laut Confirmationsurkunde vom Mittwoch vor Floriani 1541, in der,
bereits unter dem Einflüsse reformatorischen Sinnes ausgefertigt, unter
den Zwangsmitteln zur Eintreibung des Zinses zum erstenmale die
Anwendung des canonischen Hechtes fehlt.
Mit Urkunde des Herzogs Wenzel ddto. 21. December 1545
wurde das in jener aufgeregten Zeit in einzelnen Bestandtheilen de-
vastierte und aufgelöste Kloster der Franciscaner am „Bossak" sammt
den Kirchenparamenten und den Gartengründen der Stadtgemeinde
Teschen zum Zwecke der besseren Verpflegung der Spitalisten ge-
schenkt. Auch in der Folgezeit erkaltete der Stiftungseifer für das
Institut nicht ganz. Am Tage St. Georgi 1578 übergab Bartholomäus
Wittich von Naumburg, zu Teschen sesshaft, dem Stadtrathe 100 Gul-
den zu dem Ende, dass davon jährlich 7 fl. Interessen dem Dechant
und Pfarrer zu Teschen mit Zuziehung zweier Bürger von Teschen
entrichtet werden, wovon für 6 fl. schwarzes, grobes Tuch gekauft
und unter die Spitalleute dergestalt vcrtheilt werden sollte, dass jeder
Spitäler 7 Ellen und jede Spitälerin 5 Ellen jährlich am Bartholomäus-
tage erhalte; der siebente Gulden sollte dem Dechant und den Bür-
gern für ihre Bemühung zukommen.
Alle diese Stiftungen und Capitalien aber erlitten eine große Ein-
buße infolge der immer mehr um sich greifenden neuen Lehre. Mit
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Ausnahme der Stiftung, für welche das Dorf Boguschowitz erworben
wurde, und der zuletzt namhaft gemachten hat keine einzige die
Reformationsperiode überdauert. Seit aber die katholische Kirche sich
wieder in Teschen befestigte, lesen wir wieder von kleinen Messstif-
tungen. So erhielt das Spital von Georg Frische, auch Skoczowsky ge-
nannt, 40 Gulden. Ansehnlich aber wurden vermehrt die Spitalsstiftungen
durch das am 25. October 1668 abgefasste und am 28. Jänner 1669
confirmierte Testament des Pfarrers Andreas Sylvanus von Lischna mit
600 ungarischen Ducaten, der Ducaten zu drei Gulden gerechnet,
welche Summe die Stadt, laut Schuldverschreibung vom 14. October
1655, ihm schuldete. Er bestimmte, dass der jeweilige Altarist für die
6°/ 0 igen Interessen von diesem Stiftungscapitale wöchentlich 6 Messen
lesen sollte. Als erster Altarist dieser Stiftung wurde Johann Byson
investiert. Der Spitalmeister Johann Witosch ließ 1700 in der
Spitalskirche einen neuen Hochaltar herstellen. Emen besonderen
Gönner fand das Spital auch in dem menschenfreundlichen Landes-
hauptmann Wenzel Grafen von Tenczin, der demselben, laut Stifts-
brief vom 29. December 1721, acht hintere Gewände Äcker von den
zu seinem Vorwerk zu Bobrek, Keysowsky genannt, gehörigen Fel-
dern, jedes Gewände zu 35 Beeten in der Breite von der Spitals-
grenze bis zur Hlinarzower Grenze gerechnet, in der Länge vom tiefen
Thale bis zum Schlag gegen Bobrek, frei von allen Lasten, zur Stif-
tung von drei neuen Plätzen widmete. Außerdem gab er an Getreide
im Stroh: Weizen 40 Schock, 3 Mandeln, 2 Garben; Korn 7 Schock,
2 Mandeln, 2 Garben; Gerste 10 Schock, 2 Mandeln; ferner Heu
2 Fuhren und für jeden der drei Spitalisten eine Kuh; ließ jedem der-
selben weiters eine hölzerne Kammer im Spitalgebäude herrichten und
verordnete, dass sie alle 3 Jahre mit einer „Tuchplente" bekleidet und mit
der gewöhnlichen wöchentlichen Spitalsportion verpflegt werden sollten.
Nach und nach aber wandten sich die Verhältnisse des Armen-
hauses zum Ungünstigen, zumal das Erträguis des Dorfes Boguscho-
witz infolge von Wasserschäden, übermäßiger Besteuerung und der
zu leistenden Urbarialschuldigkeitcn nur ein ganz mäßiges wurde. Das
dem Spitale angehörige Vorwerk wurde zwar von Jahr zu Jahr ver-
pachtet, allein kein Pächter war imstande, die eingegangenen Beding-
nisse einzuhalten. Nach einem uns vorliegenden Verzeichnisse bestan-
den die Einkünfte des Spitals im Jahre 1732 (11. März) in Fol-
gendein :
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1. An Michaeliszinseti von den Boguschowitzer Unterthanen
4 Thlr.;
2. Schuttungsgetreide von denselben 4 l / a Scheffel, 2 Maßel altes
Spitalmaß Korn h 2 Thlr. = 8 Thlr. 18 Gr.;
3. von derselben Gemeinde 32 Hennen a 6 kr, = 2 Thaler
24 Gr.;
4. ebendaher 5% Schock Eier ä Schock 6 kr. = IG Gr. 6 Hell.;
5. Pachtschilling für den Branntweinschank 10 Thlr.;
6. Zins von Häuslern und Gürtlern 13 Thlr. 8 Gr.;
7. von zwei Gründen in Punzau Wiederkauf 2 Thlr. 12 Gr.;
8. Olsaflusszins 1 Thlr. 24 Gr.;
9. Nutzung von 30 Melkkühen, wovon 2 für die Spitäler in Ab-
schlag kommen, sonach von 28 Stück ä 4V2 Thlr. = 126 Thlr.;
10. Nutzen von Kleinvieh und Geflügel 10 Thlr. :
11. von der Hutung für fremde Kühe 6 Thlr.;
12. für verkaufte und überflüssige Grüserei 10 Thlr.;
13. Nutzung vom Pstnichowski'schen Garten (dermalen alte
Schießstätte) 10 Thlr.;
14. Felderträgnis von den Spitaläckern mit Zuschlag der gräfl.
Tenczinschen 112 Thlr. — zusammen 317 Thlr. 2 Gr. G Hell.
Alle diese Nutzungen waren dem hiesigen Barbierer Paul Konderla
laut Contract vom 26. März 1731 pachtweise Uberlassen worden, wo-
gegen er zu entrichten und zu leisten hatte:
1. An Pachtschilling baar 70 schlesische Thlr.;
2. dem Spitalaltaristen 48 schlesische Thlr. ;
3. dem Magistrat das von altersher Gewöhnliche ohne Aussatz;
4. war er verpflichtet, IG Spitalpfründner mit Kost und Behei-
zung zu verpflegen und für jeden dieser Zahl abgängigen 10 Thlr. in
die Spitalscassa zu bezahlen.
Die Verköstigung dieser Pfrüudner bestand in Folgendem :
Wöchentlich mit Ausnahme der großen Fasten zwei Quart Butter
und 1V 2 Pfd. Speck, in der Fasten aber 4 1 / 2 Quart Butter; Fleisch
16 Pfd. wöchentlich nebst Zugemüse an Erbsen, Bohnen, Heidekasche,
Mehl und Gries. Laut Speisezettel sollten sie erhalten : Sonntag und
Donnerstag jeder 1 / 2 Pfd. Fleisch, unter die Suppe i { i M. Erbsen,
Saubohnen oder Heidekasche: Montag, Mittwoch und Freitag: 3 /* M.
Kasche und einen Topf Kraut mit ö / 4 Pfd. Speck ; Dienstag Suppe
und Mehlklöße ; Samstag l ; A M. "Weizenmehl zur Suppe und 2 / 4 M.
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Heidekasch. An hohen Festtagen erhielten sie, und zwar an Weih-
nachten jeder V a Henne, an beideu Festtagen Fleisch; am heil. Abende
zusammen 8 Karpfen mit einer Petersilie-Suppe, einen Kuchen mit
. Käse oder mit Pflaumenmus und einen Striezel; an Ostern jeder 2
Eier, zwei zusammen einen halben Schinken und eine Bratwurst, dann
Einmach- und Kuchenmehl. — Nebstdem hatte der Pachter alle Steuern
und Zinsungen zu entrichten, die Gebäude in gutem Zustande zu er-
halten, jährlich 12 Schock Schindeln zur Bedachung des Spitalsgebäudes
herbeizuschaffen, den Viehstand jährlich mit 4 aufgezogenen Kälbern
zu erneuern und durfte die Robot der Boguscho witzer Unterthanen
nur zur Bearbeitung der Felder verwenden. Diese Verpflichtungen
hielt kein Pächter ein, und das Vorwerk gieng von Jahr zu Jahr herab.
Nach dem Inventarium, welches einem mit Georg Chmiel abgeschlossenen
Pachtcontracte beigefügt ist, bestand im Jahre 1753 (11. Juli) der
Viehstand auf dem Spitalsvorwerko in 16 Melkkühen, 1 Stier, 4 Kal-
binnen, 3 Jährlingen, 2 Stück Schwarzvieh, 2 Hennen und 1 Hahn.
An angebauten Feldfrüchten übernahm Chmiel: 9 5 /4 Scheffel Weizen,
6 Scheffel Korn, 1 ! i Scheffel Wintergerste, außerdem mehrere Haus-,
Küchen- und Wirtschaftsgcräthe ; ferner 2 Schinken, 5 Würste,
2 Fässer Kraut und zwei neue Pelze für die Dienstmägde. Ein sehr
unbedeutendes Inventarium !
So schmolz das Vermögen des Spitals immer mehr und mehr zu-
sammen. Einen der härtesten Stöße erfuhr es im Jahre 1787. Auf
Grund eines Gubernialauftrages nämlich wurde in diesem Jahre das
Dorf Boguschowitz mit allen Dominicalrechten, das Vorwerk Winohrad,
mehrere Felder bei Bobrek und Gärten und Wiesen in der Nähe der
Stadt meistbietend gegen 8123 fl. veräußert, und die Schuldigkeiten,
welche Boguschowitz dem Spitale leistete, wie Zug- und Handrobot
und verschiedene Abgaben, in demselben Jahre gegen die Summe von
260 fl. abgelöst. Der eingegangene Betrag von 8383 fl. aber musste
infolge der Anordnung Kaiser Josefs II. in öffentlichen Fonden
gegen 3Vjpercent. Interessen angelegt werden. Im Anfange dieses
Jahrhunderts wurden auch die wenigen übriggebliebenen Summen durch
die Reduction der Bancozettel sehr empfindlich getroffen.
In den letzten Decennien wurden die Stiftungsverbindlichkoit gegen-
über dem Altaristen dadurch erledigt, dass diesem eine Wohnstube im
Spitalsgebäude eingeräumt, Holz zur Beheizung und 126 fl. aus der
Sylvanischen und 71 fl. 40 kr. aus der Scholz'schen Stiftung jährlich
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ausgezahlt wurden. Die zwei vorletzten Altaristen sahen von der Bei-
stellung der Wohnung und des Holzes ab. Der Altarist P. A. Haas
wohnt im neuen Siechenhause.
Die Einnahmen des Spitals beliefen sich im Jahre 1882 an In-
teressen von Activcapitalien auf 878 fl. 76 kr., an Pacht der Bogu-
scho witzer Arrenda, welche aus einem Wirtshause, einem Branntwein-
gewölbe, Stallungen, einer Scheune und einer Ackerfläche von 1440
Quad. -Klaftern besteht, auf 180 fl., an diversen Einnahmen auf 30 fl.,
zusammen auf 1089 fl. 76 kr. ; die Ausgaben für die Pfründner, den
Altaristen, für Holz, Steuern, Gebäudeerbaltung und Hauseinricbtung
waren auf 1091 fl. 58 kr. veranschlagt.
Wir sind mit den Mittheilungen zu Ende und wollen nur noch
ein Wort über den Gottesacker unserer Stadt anfügen, der, an die
Spitalskirche sich anschließend, amphitheatralisch aufsteigt. Seine
Anlage ist unregelmäßig, was in dem hügligen Terrain seinen Grund
hat. Monumente aus Marmor, Granit, Eisen, Stein etc. bedecken den
Friedhof. Unter ihnen sei eins hervorgehoben, welches, obwohl ein-
fach, Kunde von dem Manne gibt, welcher in einer größeren Dichtung
„Gründung von Teschen" die Stadt und ihre Umgebung so schön zu
besingen verstand, von unserem heimischen Dichter Paul Lamatsch
von Warnemünde (geboren den 13. März 1805 in Josefstadt, gestorben
in Teschen am 13. September 1866). Die Inschrift des Monumentes,
die er selbst sich geschaffen, lautet:
Die Hülle darf ich ja dem Grabe nur vertrauen,
Der Geist entschwebt, ihn fesselt keine Macht 1 .
Ihm wird kein Sterblicher ein Denkmal bauen;
Er floh so /fern an« dieser Erdennacht
Zum ew'gen Born, wo, wie des Himmels Bläue,
Ihn freundlich grüßt das heit're Land der Weihe.
8. Die Dreifaltigkeitskirche.
In dem etwas abgelegenen Stadttheile der Stiftgasse breitet sich,
anlehnend an die Kirche des Klosters der Barmherzigen-Brüder ein
in der Auflassung begriffener Gottesacker aus, in dessen Mitte ungefähr
ein Kirchlein sich erhebt, dessen geringem Umfange die Anzahl der
drei Altäre entspricht. Die alten geschwärzten Mauern, sowie der
umliegende Friedhof, verleihen dem ruhigen Orte den Charakter des
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Altehrwürdigen, ja Düsteren und Traurigen, der durch das friedliche
Rauschen der Linden und Trauerweiden noch erhöht wird. Die stille,
abseits gelegene Kirche verdankt ihr Dasein der Herzogin Katharina
Sidonia, welche im Jahre 1585 der Stadt einen Theil des großen,
von ihr erkauften Schneider'schcn Gartens zum Aufbau einer Kirche
und zur Herstellung einer zweiten Begräbnisstätte widmete. Die letztere
wurde sogleich eingeweiht und nahm bald in drei großen Schachten
über 3000 Menschen auf, die eine furchtbare Pest, die von Pfingsten bis
zum 13. October 1585 wüthete, dahin gerafft hatte. Die Kirche wurde
anfänglich aus Holz gebaut, aus Stein wurde sie erst im Jahre 15 94
von der protestantischen Bürgerschaft des Ortes aufgeführt, an wel-
chen Bau ein dem Verwittern naher Inschriftenstein in der unmittel-
baren Nähe der Kirche erinnert.*) Auf diesen Grund sich stützend,
behauptete, als Herzog Adam Wenzel den Katholicismus im Ftirsten-
thume wieder einführte, der Anhang Luther's sich noch einige Zeit
in dieser Kirche, bis auch sie der katholischen Geistlichkeit Uber-
antwortet wurde. Im Jahre 1659 erbaute bei der Kirche der da-
malige Bürgermeister Wildau eine geräumige Vorhalle (Capelle).**)
Unter dem General vicar A. Helm erfuhr die Kirche im Jahre 1864
eine Verschönerung, indem der alte hölzerne Thurm durch einen
neuen, gothisch gehaltenen ersetzt wurde. Auch die rundbogigen Fenster
mit den verschiedenfarbigen Glastafeln verdanken jener Zeit ihre Ent-
stehung, ingleichen die Herstellung der theilweise verfallenen Fried-
hofsmauer. In dem Thurme hängen zwei Glocken vom Jahre 1641.
In neuester Zeit wurde der zwischen der Kirche und der Stiftsgasse
liegende Theil des Friedhofes, nachdem die Umfassungsmauer nach
dieser Seite entfernt worden war, planiert.
Auf dem Gottesacker hat mancher verdiente Mann Teschens seine
Ruhestätte gefunden. Wir heben nur einen hervor, welcher der beste
Vater der Stadt genannt zu werden verdient. Es ist der Teschner
*) Die Inschrift lautet: Leta panö 1594. Ku chwale p. Boha ten Kostel
dostawen na pamatku moru Tessinsk., ktery byl roku 1585 za p. Matisa Subar
toho easu Purg. P. M. R. N. K. T. D. F. S. (Im Jahre des Herrn 1594. Zur
Ehre Gottes wurde diese Kirche beendet zum Andenken der Pest in Teschen,
welche war im Jahro 1585 zur Zeit des Herrn Bürgermeisters Mathias Subar).
**) Unter dieser ließ er für sich und seine Nachkommen eine Begräbnis-
stätte errichten. Da er später auf seine Güter zog, verkaufte er diese Capelle
den Erben nach der verstorbenen Münzmeisterin Marianna Randin. Der Inschriften-
stein der einstigen Gruft ist noch auf dem Friedhofe zu sehen.
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Probst und Gymnasial-Präfcct Leopold Johann Scherschnik (geb. zu
Teschen 3. März 1747, f 21. Juni 1814). Seine Gebeine ruhen unter
der großen- Linde, die links am Eingange in den Friedhof steht, was
vielleicht wenigen bekannt ist. Einfach, wie er selbst, der gediegene
Mann, im Leben es war, so einfach ruht er dort unter den Wipfeln des
rauschenden Baumes. Schmückt sein Grab auch kein prunkend Denkmal,
so hat ihm sein christlich demüthiger Sinn, sein von wahrer Religio-
sität durchgltihtes Herz, seine leidenschaftliche Neigung zu reger
Thätigkeit und stillem Wirken, sein besonderer Hang für Jugend-
bildung und das seinen Namen führende Scherschnik-Museum in der
Geschichte der Stadt für ewige Zeiten eine hervorragende Stellung
gesichert, in den Herzen aller Teschner aber eine nie erlöschende
Dankbarkeit begründet.
9. Die hl. Krenzkirche.
Die Kirche zum hl. Kreuz in der Scherschnikgasse, heute noch
die Jesuitenkirche genannt, war einst die Eesidenzkirche der hiesigen
Ordensniederlassung der Jesuiten.
Bei der Aufhebung des Ordens im Jahre 1773 wurde von der
Residenz ein Haus verkauft, eines dem k. k. Zollarato zugewiesen,
die Kirche aber zur Gymnasialkirche bestimmt. Der Probst und Gyin-
nasialpräfect Leopold Scherschnik, ein Mitglied der aufgehobenen
Gesellschaft Jesu, stellte 1782 das Gotteshaus auf Kosten des Re-
ligionsfondes, seiner eigenen und anderer Wohlthäter Mittel durch
Einwölbung und durch Erbauung des Thurmes fast neu her. Ober-
halb des Hauptportales ist eine Aufschrift eingemauert, welche an
diese Bauherstellungen erinnert. Sie lautet:
A. M. D. G.
Hoc templum quondam societatis Jesu
Regia et aliorum munificentia
Instauratum, exornatum, exaedificatum
A soeiis olim ejusdem Ordinis.
MDCCLXXXII.
Als bei der großen Feuersbrunst vom 6. Mai 1789 auch diese
Kirche abbrannte, wurde sie auf Kosten des Religionsfondes durch den
genannten Gymnasialpräfecten Scherschnik wieder aufgebaut. Auch
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die beiden Kircbenglocken rühren, wie die Inschriften derselben mit
dem Datum vom 22. December 1790 bezeugen, aus jener Zeit. Heute
dient das einfache, doch gefällige Kirchleiu der Gymnasial- und Real-
schuljugend zum Gottesdienste.
10. Die evangelische Kirche.
Als die Wellenschläge der Reformation, die eine durchgreifende
Umgestaltung der altkirchlichen Zustände wie überall, so auch in
Teschen herbeiführte, immer größere Kreise zogen, verwaltete das
Herzogthum Teschen ein Mann, dem es an der nöthigen Willenskraft
und Charakterfestigkeit fehlte, der unstet wie ein schwankend Rohr
bald dieser, bald jener Glaubensneuerung sich zuwandte. Es war der
Sprosse eines durch Thatkraft, Reichthum und Einfluss besonders her-
vorragenden Geschlechtes, der mährische Landeshauptmann Johann
von Pernstein auf Helfenstein, wesentlich betheiligt bei dem in Böhmen
auf confessionellem Gebiete ausgebrochenen Kampfe. Als er die ihm
zugefallenen ausgedehnten mährischen Besitzungen seines Vaters Wil-
helm übernommen hatte, erbot er sich als Beschützer der böhmischen
Bruderunität, welche das nationale Hussitenthum repräsentierte. Später
im Jahre 1537 finden wir ihn als Bürgen für den nach einer halb-
jährigen Haft aas dem Prager Thurme entlassenen Johann Dubcansky
auf Habrowan, welcher das Haupt und der Mitbegründer der Habro-
waniter, einer der zahlreichen Wiedertäuferfractionen, war. Doch schon
1539 wandte sich Pernstein dem Kelchnerthum zu, dessen ständischer
Führer er wurde. Seit dieser Zeit verwandelte sich sein früheres Wohl-
wollen aregren die Unität in Hass um, und schwer fühlten ihn ihre
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Mitglieder auf seinen Gütern. Von nun an verfocht er die Ansichten
der progressiven Utraquisten eifrig und kühn und wurde der Verbündete
des thätigen Administrators derselben Johann Mistopol. Dieser forderte
1543, als Kaiser Ferdinand im Frühjahre dieses Jahres nach Prag
kam und einen allgemeinen Landtag der zur böhmischen Krone ge-
hörigen Länder ausschrieb, die gesammte utraquistische Geistlichkeit
zu einer Versammlung auf, um gewisse dogmatische Erörterungen zu
pflegen, in der That aber, um mit einem Satze in's Lutherthum hin-
überzuspringen. In dieser Synode, die am 27. April 1543 ihren Anfang
nahm, unterstützte Pernstein in allem die Ansichten und Anträge des
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Administrators, der die Notwendigkeit der Vermischung der Utraqui-
sten und der Lutheraner schon iu seiner Begrüßungsrede nachwies. Bei
einer Audienz bei Köuig Ferdinand I. durch dessen unerwartete strenge
Heftigkeit jedoch eingeschüchtert, mochte Perustein nicht weiter das
Geschäft eines „defensor fidei" Ubernehmen und verließ 1543 plötzlich
Prag, worauf er einige Jahre nachher (1548) seiner Schuldenverbält-
nisse wegen mit den Katholischen in eine geheime Verbindung trat.
Ein solches Vorgehen, eine solche unstete Gesinnung brachte ihn end-
lich in den verdienten Misscredit. Dass unter diesem Manne die Re-
formation in Teschen so folgenschwer sich vollzog, ist nach dem Ge-
sagten leicht erklärlich. Sie fand hier übrigens einen einigermaßen vor-
bereiteten Boden, da allem Anscheine nach schon lange vorher die utra-
quistischen Lehren hier Glauben und Eingang gefunden. Schon unter
Herzog Kasimir II. zeigten sich in religiöser Beziehung gewisse Zeichen
der Zeit, die eine verhängnisvolle Zukunft in Aussicht stellten. Wir
begnügen uns, die Thatsache anzuführen, dass, wie aus einer Ent-
scheidung des Stadtrathes aus dem Jahre 1513 hervorgeht, damals
einige Zechen eigene Kelche für den Gottesdienst hatten. *) Wie na-
türlich verschmolzen die Utraquisten mit den Bekennern der neuen
Lehre und forderten so das Aufleben des Protestantismus. Dazu kam,
dass Pernstein, vielbeschäftigt mit seinem böhmisch-mährischen Güter-
besitz, meist außer Landes war und der Regierung des Herzogthums
und der Hauptstadt Teschen nicht die gehörige Aufmerksamkeit zu-
wenden konnte. Hier agitierten trotz scharfer königlicher Mandate
einzelne Stimmführer aus dem Adel reformatorisch unter der neuerungs-
süchtigen Bürgerschaft, und so nahm der kirchliche Zersetzungspro-
cess den natürlichen Verlauf. So kam es, dass, als Herzog Wenzel,
der seine Jugend fern von seinem väterlichen Erbe am Hofe Königs
Ferdinand 1. zugebracht hatte, im Jahre 1545 die Zügel der Regie-
rung Ubernahm, die neue Lehre in Teschen bereits tiefe Wurzel ge-
schlagen hatte, die Klöster leer und verlassen standen. Auf die erste
Einführung des Lutherthums in seinem Fürstenthume, sowie auf die
Vertreibung der katholischen Priester und Mönche hatte er demnach
keinen Einfluss geübt. Im weitern Verlaufe seiner Regierung that er
nur das, was auch anderwärts von Seite seiner fürstlichen Zeitgenossen
*) An die mährischen Brüder in unserem Fürstenthum erinnert noch jetzt
die große mährische Capelle in Freistadt, welche sich an die dortige Pfarrkirche
anschließt.
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geschah, und was bei dem allgemeinen Fortschritte der Reformation
unabwendbar war. Was den Herzog selbst betrifft, so dürfte er noch
1555 Katholik gewesen sein. Es scheint dies aus dessen Correspon-
denz aus jenen Jahren mit dem Breslauer Bischof Balthasar von Prom-
nitz, dem Bischof von Halzberg (Salzburg?) und dem kaiserlichen
Vicekanzler Sigmund Held hervorzugehen. Es genügt eines Briefes
aus dem Jahre 1555 zu erwähnen, in dem Wenzel die Wahl eines
„neuen, gelehrten Pädagogen kl für seinen Sohn Friedrich Kasimir dem
Breslauer Bischof anvertraut, und diesen bittet, „sein freundliches Herz
von ihm nicht zu wenden, wofür Friedrich stets schuldig sein werde,
seinem lieben Herrn und Pathen willig und gehorsam zu dienen". So
hätte ein evangelischer Fürst nicht geschrieben. Der Übertritt des
Herzogs zum augsburgischen Bekenntnisse scheint also erst nach diesem
Jahre erfolgt zu sein. Das hinderte nach den früheren Bemerkungen
nicht, dass schon lange vorher die Pfarrkirche mit protestantischen
Predigern besetzt war. Dass solche schon 1545 in dieser Kirche wirk-
ten, könnte Form und Inhalt eines Briefes vom 23. December dieses
Jahres bestätigen, in dem Wenzel eine Stiftung beim Altare der hei-
ligen Felix und Auctus (Stiasny a Zbozny), die vorher ein Priester
genossen, dem Organisten Sebastian Warhanik, der sein Unterthan
(poddany wierny), also ein Laie war, verleiht. Die ältere Dotation
wird nur andeutungsweise erwähnt, die bischöfliche Investitur nicht
berührt und bestimmt, dass die Stiftung nach Warhanik's Ableben
wieder an den Herzog zurückzufallen habe. Nach dem Gesagten wird
Wenzels Religionswechsel frühestens nach 1555, spätestens nach 1556
zu setzen sein, in welch' letzterem Jahre seine Gemahlin Marie von
Pcmstein starb, worauf er an das protestantische Fürstenhaus Sachseu-
Engern nnd Westfalen durch seine Wiedervermählung mit Sidonia
Katharina ehelich sich anschloss. Natürlich ist's, dass mit dem Über-
tritte des Herzogs die neue Lehre noch weiter um sich griff, so dass
ihr endlich beinahe die ganze Teschuer Bürgerschaft huldigte. Schon
unter Wenzel wurde die evangelische Kirche im Teschnischen orga-
nisiert. An ihrer Spitze stand ein üecan, und die gesammte Kirche
des Fürstenthums war dem Cousistorium zu Brieg untergeordnet.
Den Namen eines Teschner Pfarrers der evangelischen Gemeinde
nennt uns zuerst eine Urkunde vom 27. October 1548, in welcher
der Pfarrer Johann dem Tuchmacher Thomas ein Darlehen von 12
ungarischen Goldgulden aus Kirchenmitteln gibt. Und 1559 wird dem
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Priester Johann, Dekan des Herzogthums Teschen (ein Dekan Johann
kommt auch 1547 vor), sowie seiner Gattin und seinen Kindern erlaubt,
auf seinem unterhalb der Teiche des Teschner Pfarrers erkauften
Gartengrundo gegen einen jährlichen Zins frei walten zu dürfen. Die
Zahl der Kirchen im Fürstenthume war bald eine bedeutende. Weit-
hin über das flache Land hatte sich von Teschen aus der neue Glaube
verbreitet. Unter den Landgemeinden dürfte Putizau den ersten Seel-
sorger (1549) erhalten haben. Während der vormundschaftlichen
Kegierung der Herzogin Katharina Sidonia breitete sich der Protestan-
tismus ungehindert aus. Die Herzogin hatte mit Brief vom 2G. Decem-
ber 1582 den Andreas Orttel, Prediger zu Schweidnitz, da ihr die
Beantwortung der an ihn gestellten confessionellen Fragen genehm
war, als Hofprediger nach Teschen berufen. Auf sein Anrathen erhielt
von ihr der Prediger Nikodemus Sartorius in Altsohl am 9. April
1584 einen Ruf als Pfarrer nach Teschen, welcher jedoch, trotz der
wiederholten Vocation seitens der Herzogin und der Stadt, ablehnte.
Anders gestalteten sich die Verhältnisse unter Wenzels Sohn und
Nachfolger Adam Wenzel. Anfänglich ein eifriger Anhänger und
Bekenner der neuen Lehre, kehrte er später zum Glauben seiner
Ahnen zurück und ward Katholik (1010). Anfangs besetzte er zwar
nur eine Kirche mit etlichen katholischen Mönchen und ließ den
Protestanten durch den Landmarschall und auch sonst andeuten, dass
die übrigen Kirchen ihuen belassen werden sollten. Nicht lange darauf
jedoch besetzte er alle in und vor der Stadt gelegenen Kirchen mit
katholischen Priestern. Die katholischen Mönche wurden zurückgeführt,
die protestantischen Prediger vertrieben. Der erste, den dies Schicksal
traf, war der von ihm selbst 1599 herbeigerufene Timotheus Lowcany,
der um 1608 mit Holius Thomas als Pastor und Senior in Teschen
wirkte. Übrigens war in Teschen die liekatholisierung nicht leicht
durchzuführen. Die evangelische Bürgerschaft leistete derselben Wider-
stand. Und als ihr selbst die Benützung der neuen Begräbniskirche
zu ihrem Gottesdienste verweigert wurde, berief sie sich auf den
Majestätsbrief und auf das Privilegium, welches sie im Jahre 1598
vom Herzoge erlangte, und worin derselbe bestimmte, dass nur An-
hänger des Augsburgischen Religionsbekenntnisses als Schul- oder
Kirchendiener angestellt werden dürften. Als Antwort darauf forderte
der Herzog das Privilegium vom Stadtrath e zurück und schickte das-
selbe „in kleine Stücklein zerschnitten, das nachhängende Siegel aus-
8
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gekratzt und vertorbt und auf einer Schüssel durch einen (Edel-)
Knaben wiederumb zurück." Der zerschnittene Freiheitsbrief befindet
«ich sammt der kupfernen, vergoldeten Schüssel umbunden mit einem
weißen Tuche statt des ehemaligen schwarzen Flores im Teschner
Stadtarchive.
So entzündete sich schon unter Adam Wenzel die Fackel der
Zwietracht zwischen ihm und der Bürgerschaft. Zum hellen Ausbruche
jedoch kam sie erst nach seinem Ableben, da unter ihm die Protestanten
trotz des gegebenen Verbotes im Besitze der Begräbniskirche sich
erhalten hatten und auch in Kirchen 'außerhalb des Stadtgebietes dem
Gottesdienste beiwohnten.
Nach dem Tode des Herzogs Adam Wenzel verwaltete das Land
für dessen unmündigen Sohn Friedrich Wilhelm, der kurz vor des
Vaters Tode zur katholischen Kirche übergetreten war, eine katholisch
gesinnte vormundschaftliche Regierung, an deren Spitze der Breslauer
Bischof stand. Noch einmal versuchte es die Bürgerschaft, wieder in
den Besitz der entzogenen Kirchen zu gelangen. Zunächst entzog sie
dem katholischen Pfarrer Matthias Rudzky, sowie dem Rector, Schul-
lehrer und Collegen das ihnen zugewiesene Bier, hielt deren Besoldung,
Geldzinsen und Zehente zurück, bemächtigte sich der Pfarrwidmut,
schickte ihre Kinder in keine Schule und nahm dem Pfarrer deu
Schlüssel zur Dreifaltigkeitskirche ab. Die deshalb au den Stadtrat»
gerichteten Beschwerden, sowie die Warnungen des Breslauer Bischofes
fruchteten nichts. Die nach Ungarn ausgewanderten Prediger aber
gewannen, wie es aus zwei Zuschriften des schon genannten Thimotheus
Lowcany de dato Bistritz 1617 und de dato Neusohl 1618 ersichtlich
ist, wieder Einfluss. Um aber eines wirksamen Beistandes sich zu
versichern, wandten sich die Protestanten Teschens am 18. Mai 1618
an die zu Breslau versammelten schles. Fürsten und Stände mit „ganz
wehmüthigen Klagen" um Hilfe. Diese legten, als ein Bittschreiben
von ihrer Seite an die Vormundschaft nichts fruchtete, am 16. Juni
jenes Jahres die Religionsbcschwerden der Teschner und anderer
schlesischer Stadtgemeinden dem Kaiser zur Entscheidung vor. Als
sie auch dort keine ausreichende Unterstützung erlangen konnten,
räumten sie der Stadt auf dem Breslauer Fürstentage am 5. Februar
1619, für den Fall, dass die Vormundschaft bei Erneuerung des Ge-
suches bei ihrer Weigerung verharren sollte, die freie Religiousübung
nach der Vorschrift des Majestätsbriefes ein und sprachen der Burger-
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schaft die Erlaubnis zu, sich in den Besitz der Pfarrkirche, der »Schule
und des Begräbnisortes zu setzen und einen Prediger und Collegen
aufzunehmen. Die Vormundschaft blieb bei ihrer Entscheidung, und
so kam es, dass die Stadtgemeinde zur Selbsthilfe schritt, noch im
Februar jenes Jahres sich in den Besitz der Pfarrkirche, der Begräbnis-
kirche und der Schule setzte und den katholischen Pfarrer vertrieb.
Überhaupt schloss das Jahr mit günstigen Aussichten, für die Sache
der Evangelischen. Allenthalben schickte man sich an, die Reformation
in allen Schichten der Bevölkerung gründlich durchzuführen, als die
Schlacht am weißen Berge (1620) die vorige Ordnung der Dinge
wieder herstellte. Wie mit einem Schlage war die Macht der Stände
vernichtet. Infolge dieses Sieges des kaiserlichen Ansehens, der eine
durchgreifende Wandlung der politischen und der kirchlichen Verhält-
nisse herbeiführte, wurden der Teschner Bürgerschaft Pfarrkirche
und Schule wieder abgenommen, katholische Seelsorger eingesetzt und
die Magistratspersonen, die bei der eigenmächtigen Besitznahme der
Kirche mitgewirkt hatten, mit einer Strafe von 1000 Ducaten belegt.
Im weiteren Verlaufe des Krieges, den jener Sieg keineswegs
beendet hatte, gelangten die Protestanten, als der Markgraf Johann
Georg von Brandenburg-Jägerndorf, und etwas später Graf Mausfeld
die Stadt besetzte, vorübergeheud wieder in den Besitz der Stadtkirche.
Endlich aber gieng dieselbe für sie auf immer verloren. Unter der
Herzogin Elisabeth Lucretia nämlich trat 1629 der Stadtrath zur
katholischen Lehre Uber, wodurch die evangelische Bürgerschaft ihre
größte Stütze verlor. Ihre Freude darüber äußert die Herzogin in
dem 1629 der Stadt ertheilten Privilegium, iu welchem sie zur Fest-
setzung, Vermehrung und Herstellung des römisch-katholischen Glaubens
die Bestimmung traf, dass künftig sowohl in der Stadt als auch in
der Vorstadt zu Ämtern und anderen städtischen Verrichtungen niemand
angenommen, weder in eine Handwerkszunft noch in eine Bruderschaft
zugelassen, gesetzt und darin geduldet werden solle, als nur derjenige,
welcher des erwähnten Glaubdns wäre. Bald auch schlössen sich dem
Stadtrathe die Zünfte an, und die Protestanten gewannen von nun an
nicht mehr die Oberhand. Auch die Hoffnungen, welche sie auf den
westfälischen Frieden (1648) setzten, erfüllten sich nicht. Die Gegen-
reformation, welche durch den kaiserlichen Kriegsobristen Karl Hannibal
von Dohna bereits im Jahre 1628 im Teschnischen angebahnt, aber
durch die Kriegsunruhen unterbrochen worden war, wurde wieder auf-
8*
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- 116 -
genommen. Am 1. November 1653 verließ der deutsche Prediger
Matthias Servitius die Stadt, und am 20. März 1654 wurde den Prote-
stanten auch das Begräbniskirchlein abgenommen und versiegelt. Ver-
geblich waren alle Klagen und Vorstellungen der Bürger dagegen, sie
erfuhren vielmehr noch manchen Zwang anderer Art. Eine eigene
Eeligionscomraission, an deren Spitze der Freistädter Erzpriester, Wenzel
Ottik von Dobrzan, apostolischer Missionär und fürstb. Commissär, und
der Oberstlieutenant von Steinkeller standen, führte die Gegenreformation
mit vielem Eifer fort. Nach einer Verordnung des Jahres 1667 hatte
der katholische Pfarrer ihren Kindern den Religionsunterricht zu er-
theilen, und der Besuch ausländischer Gymnasien war nicht gestattet.
Einen großen Einfluss auf die Rekatholisierung der Stadt nahmen
auch die zu diesem Zwecke in's Land gerufenen Jesuiten. Auf ihr Be-
treiben wurden alle lutherischen Familien mit ihren Kindern conscri-
biert. In der Obervorstadt wurden 30 Familien mit 50 Kindern, in der
Freistädter und in der Mühlgraben Vorstadt 11 Familien mit 19 Kindern
gezählt. Diese 69 Kinder wurden im Verein mit den beichtfähigen
Kindern, deren Anzahl sich auf 58 Knaben und 85 Mädchen belief,
am 11. März 1672 in den Glaubensunterricht der Jesuiten übernommen.
Auf diesem Wege brachte man es dahin, dass bereits 1675 ganz
Teschen katholisch war mit Ausnahrae von drei Frauen, der Anna
Reilbacherin, der Anna Marie Viskin und der Veronica Sarkanderin.
Viel hatte dazu freilich auch die Erneuerung des unter Elisabeth
Lucretia erlassenen Gebotes beigetragen, nach welchem jene Bürger,
welche in einer näher bestimmten Zeit den katholischen Glanben nicht
annehmen würden, die Stadt zu räumen hatten.
Eine neue Zeit gieng für die Protestanten Teschens und der
Umgebung mit dem Regierungsantritte Kaiser Josefs I. auf. Durch
die Altranstädter Convention nämlich vom 22. August 1707 und durch
den Executions-Recess vom 8. Februar 1709 wurde den evangelischen
Untcrthancn in kaiserlichen Gnaden zugestanden, sechs evangelische
Kirchen, davon eine in Teschen, zu erbauen. Trotzdem aber blieben
die Evangelischen noch immer von dem Bürger- und Meisterrechte
der Stadt Teschen ausgeschlossen, durften kein Bürgerhaus besitzen
und wurden nur als Inwohner der Stadt geduldet.
Zum Zwecke der Erbauung der bewilligten Gnadenkirche brachten
die treuen Anhänger der Teschner evangelischen Kirchengdmeinde
einige am Ende der Obervorstadt gelegene Obstgärten an sich.
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Bereits am 24. Mai 1709 wurde der Bauplatz ausgesteckt, und
schon am 13. October des nächsten Jahres unter großer Feierlichkeit
der Grundstein zur Kirche gelegt, *) wobei der erste Pastor, Archidia-
conus, später Senior Johann Muthmann die Festpredigt hielt. Die
Kirche ist im Roccocostil gebaut und der Raum derselben so gut
ausgenutzt, dass sie an 10.000 Menschen aufzunehmen vermag. Der
Thurm,**) welcher erst im Jahre 1780 vollendet wurde, misst 240
Fuß. Weithin in die Ferne leuchtet das Kreuz desselben. An die süd-
liche Seite des Kirchenschilfes sich anschließend dehnt sich der bis-
herige Friedhof der Kirchengemeinde in ziemlichem Umfange aus.
Einen hemmenden Einfluss auf das neubogründete Kirchenwesen
in Teschen übten die Verirrungen des Pietismus aus, welcher am
Schlüsse des siebzehnten und dem Anfange des achtzehnten Jahrhunderts
in den evangelischen Ländern Europa's so viele Wirren anrichtete,
von denen auch die Entwickelung der protestantischen Kirche in
Teschen nicht ganz unberührt blieb. Hier waren die evangelischen
Prediger und Lehrer Steinmetz, Muthmann, Sassadius, Jerichovius und
Sarganek desselben — ob mit Recht oder Unrecht, mag dahin gestellt
bleiben — verdächtig 1730 ihres Amtes entsetzt und des Landes
verwiesen worden.
Bis zum Jahre 1850 besorgten und regelten die äußeren Ange-
legenheiten der Kirche drei von der Gemeinde aus den adeligen
Ständen gewählte Kirchen Vorsteher. Seit dem genannten Jahre wird
der Kirchenvorstand aus Deputierten der Ortsgemeinden und den
Teschner evangelischen Pfarrern zusammengesetzt.
*) Bei dieser Gelegenheit wurde eine 20 Loth schwere silberne Kapsel,
gefüllt mit Silber-Münzen des regierenden Kaisers Josef I., auf den Grundstein
gelegt. Der Deckel der Kapsel trug folgende Inschrift:
J. N. J.
Templi hujus Evangelici Jesu dicti fundamenta jacta d. XIII. Octobr.
A. Jesu MDCCX.
Scire cupis nostri, quae sint fundamina templi,
Gratia Jesu est ac Josephi, Biblia Sancta;
Zinzendorf tradens, protegens, quae tradita Tenczin
Et Comitum ) _ . , .
_ ,. J apta Trias, Confessio non vanata.
Ordmum et j r
**) Im Jahre 1878 wurde derselbe durch die Liberalität des 1880 verstorbenen
Bergdirectors Karl Kühler mit zwei feingearbeiteten, hell- und wohlklingenden
Glocken beschenkt.
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»
Bis zum Ausbruche des österreichischen Erbfolgekrieges stand die
Gemeinde unter dem Consistorium zu Brieg, infolge der Abtretung
eines Theiles von Schlesien aber wurde in Teschen ein Consistorium
für die Protestanten Schlesiens errichtet, welches mit der hier beste-
henden Religionscommission vereinigt wurde. Lange Jahre hindurch
war die hiesige Kirche das einzige Gotteshaus für die im Teschnischen
befindlichen Evangelischen, bis infolge des Toleranzpatentes des hoch-
herzigen Kaisers Josef II., der den Evangelischen Religionsfreiheit
verlieh, eine größere Anzahl von Bethäusern im Fürstentburao errichtet
wurde, die beinahe ausnahmslos eine von der *Teschner Kirche unab-
hängige Stellung erlangten. In jener Zeit erfuhr das Teschner Con-
sistorium eine Reorganisation; mit Hofdecret vom 22. September 1784
wurde dasselbe nach Wien verlegt. Ein Superintendent, der Teschner
Pastor Tiaugott Bartelmus, leitete die kirchlichen Angelegenheiten in
Mähren, Schlesien und Galizien. Ihm zur Seite stand ein Senior.
Gegenwärtig sind zur Kirche in Teschen, welche unter Seiner
Majestät unserem allergnädigsten Kaiser Franz Josef I. kirchliche
Gleichberechtigung erhielt, bei 50 Ortschaften eingepfarrt. Die un-
mittelbare Leitung und Seelsorge der Kirchengemeinde führen derzeit
der Superintendent Dr. Theodor Haase, Besitzer des Ritterkreuzes des
Franz-Josef-Ordens, Reichsraths- und Landtagsabgeordneter, und die
beiden Pfarrer Andreas Zlick und Dr. Anton Pindur. Superintendent
Haase wirkte früher in Bielitz, wo er sich insbesondere um die Ent-
wickelung des Schulwesens große Verdienste erwarb. Er veröffent-
lichte im Laufe der Jahre folgende Werke: „Die Beredtsamkeit eine
schöne Kunst", Göttingen 1857; „Xeue Protestantische Blätter", 5
Jahrgänge, Bielitz, 1865 — 1869; Postyla Grzegorza z Zarnowca,
Teschen, 1864; „Geschichte der Bielitz-Biala'er Schafwoll-Industrie 1 ',
Bielitz, 1873; Predigten, Feuilletons, Kritiken etc.
11. Die Synagoge.
Die hiesige Synagoge wurde im Jahre 1838 unweit der früheren
Schießstätte erbaut. Vor dieser Zeit bestand durch mehr als 40 Jahre
eine solche im Hause Nr. 150 in der Münzgasse. Das erste Bethaus aber
noch vor der Errichtung dieser Synagoge war im Löbenstein'schen Hause
sub Nro. 150 neben der Post, gegenwärtig in dem Besitze des Adolf
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Tugendhat, untergebracht. Lange Zeit hindurch war es bei der gedrückten
Lage der Juden, die erst durch die Begünstigungen der großen Kaiserin
Maria Theresia und die Toleranzedicte Kaiser Josefs II. eine bessere
geworden war, nur ein geheimes Bethaus, in dem ein Religionsweiser
die gottesdienstlichen Functionen versah. An die Stelle des Religions-
weisers wurde mit Decret vom 9. December 1847 der erste Kreis-
rabbiner Abraham Schmidl mit dem Sitze in Teschen angestellt. Auf
Abraham Schmidl folgte im Jahre 1853 Josef Gugenheim, der am
15. Mai 1858 den noch gegenwärtig wirkenden Kreisrabbiner Simon*
Friedmann, Rabbiner in Libochowiiz in Böhmen, als Nachfolger erhielt.
Von dem Letztgenannten erschienen im Drucke Predigten und Kritiken
in jüdisch- theologischen Zeitschriften. Von Predigten nennen wir:
„Israels Erinnerungen", anlässlich der am 8. April 1860 im Tempel
zu Teschen stattgefundenen Dankesfeier für die erlangte Besitzfähigkeit
der Juden. Teschen, 1860; Denkrede auf Ihre kaiserliche Hoheit die
am 2. April 1864 in Gott entschlafene durchlauchtigste Frau Erzher-
zogin Hildegarde von Österreich. Teschen, 1864 ; Festrede zur Ein-
weihung des israelitischen Tempels in Friedek. Teschen, 1865; Bei
der Einweihung des israelitischen Tempels zu Freistadt, k. k. Schlesien.
Teschen 1872 etc.
Was die Geschichte der Israeliten in Teschen in den früheren
Jahrhunderten betrifft, so muss bemerkt werden, dass sie allem An-
scheine nach schon frühzeitig im Teschnischen ansässig gewesen. Da-
für sprechen drei ziemlich verwitterte Grabsteine auf dem israelitischen
Friedhofe, der ursprünglich für den ganzen Kreis bestimmt war. Die
merkwürdigen Steine tragen die Jahreszahlen 1362 (5122), 1364 (5124)
und 1366 (5126). Der erste ist einer Frau Esther, der Tochter des
Samuel, der letztgenannte einer Frau Jütel, Awner Zülzer s Tochter,
gesetzt. Zwischen diesen Steintafeln und den im Alter zunächstfolgen-
den Grabsteinen ist eine Lücke von 300 Jahren, und weil die jetzige
Begräbnisstätte thatsächlich um fast 300 Jahre jünger ist, so bleibt
bei den religiösen Anschauungen und Traditionen, welche dem Über-
tragen von Grabstätten und Grabdenkmälern nach den Erklärungen
der competentesten Persönlichkeiten der hiesigen Gemeinde entgegen-
stehen, nur die Annahme übrig, dass die drei Steine von einer israe-
litischen Ansiedelung in früheren Zeiten in Teschen sich durch Jahr-
hunderte an jenem abseits gelegenen Platze erhalten haben und bei
einer späteren Neugründung der Gemeinde in dem neuen Friedhofe
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wieder aufgerichtet wurden. Dass in der zweiten Hälfte des 16. Jahr-
hunderts in Teschen selbst Juden ansässig waren, dafür zeugt der
Umstand, dass Herzog Wenzel 1575 dem Juden Markus die Bewilli-
gung zum Ankaufe eines Hauses in Teschen ertheilte. Auch war in
der Teschner Landesordnung (1573) festgesetzt, die Judon sollten den
Unterthanen ohne Bewilligung der Grundherren kein Geld auf Inter-
essen leihen, und von einer Mark durften wöchentlich nur 2 kleine
Heller Zinsen von ihnen genommen werden.
Die Herzogin Elisabeth Lucrctia bestätigte am 12. April 1640
dem Juden Jakob Singer, ihrem Mauthner, den Kauf eines Hauses
auf dem Ringe in Teschen, welches auf seine Nachkommen übergieng
und bis heute in den Händen jüdischer Besitzer ist. Ferner ertheilte
sie dem Juden Singer die Ermächtigung, auf dem Winohrad bei
Teschen für sich, seine Familie und seine bei ihm befindlichen Glau-
bensgenossen eine Begräbnisstätte zu errichten. K aiser Leopold ge-
stattete dessen ältestem Sohne Samuel für seine Person mit Urkunde
ddto. Laxenburg 14. Mai 1661, in seinem Hause ein „offenes Kram-
lädl u aufzurichten und darin mit allerhand zulässigen Kaufmannswaren
gegen gewisse Abgaben und Zinsen, dem „Communi Bono zum Besten",
handeln zu dürfen. Dieser Samuel Singer hinterließ vier Söhne, die sich
alle in Teschen festsetzten und unterm 5. August 1675 die kaiserliche
Begünstigung erwirkten, noch einen zweiten Kramladen in einem Bür-
gerhause zu mieten. Die Familie Singer vermehrte sich von dieser
Zeit an so stark, dass dieselbe 1691 mit den Dienstboten ihres Glau-
bens 38 Köpfe zählte. Auch der im Jahre 1691 erfolgten Bestätigungs-
urkundo von 1640 durch Kaiser Leopold für die Juden Moses, Jakob
uud Veitl Singer mag hier Erwähnung geschehen. Alle diese Privile-
gien wurden von Maria Theresia mit Urkunde ddto. Wien 5. October
1754 bestätigt, dabei zugleich die Bestimmung getroffen, dass die Witwe
Singer Lea mit ihrem Sohne Hirschel nebst dem einen Theile des
halben Singer'schen Hauses auch den darin befindlichen erblichen
Kramladen, ihre Tochter Endel hingegen sammt ihrem Manne Jakob
Oppenheimer den anderen Theil des erwähnten halben Hauses be-
sitzen und letztere auch ein besonderes Handlungsgewölbe außer dem
Hause „ad dies vitae" halten und darin von jedermänniglich ungehin-
dert handeln könne und möge. Auf Ansuchen der beiden Juden Moises
Hirschel und Zacharias Lazar erhielten sie unterm 11. December 1781
diese Privilegien von Josef II. bestätigt.
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Am 28. Februar 1785 gicng der oben erwähnte Gottesacker aus
dem Besitze des Juden Moises Hirschel um die Kaufsumme von 900 fl.
rheinisch in das Eigenthum der damaligen 88 tolerierten Judenfamilien
des Teschner Kreises über. Indes ist die Judengemeinde in Teschen
seit den letzten Decennien in lebhaftem Anwachsen begriffen, und eben
deshalb wurde auch die Synagoge im Jahre 1878 in bedeutend erwei-
tertem Maßstabe einem gänzlichen Umbaue unterworfen, wobei sie ihr
heutiges stattliches Aussehen erhielt.
12. Das Dominieancrkloster.
(Die heutige Pfarrkirche).
Bei dem Mangel sicherer, urkundlicher Nachrichten über Ein-
führung, Bestiftung und die ältesten Schicksale des Predigerordens in
Teschen sind wir in diesen Beziehungen auf die Tradition und auf
Angaben angewiesen, wie sie uns in dem einen und anderen Werke
älterer, unverlässlicher Geschichtsschreiber ohne alle Quellenangaben
aufstoßen.
In dem chrouicalisch angelegten Codex des Orlauer Klosters ist
ohne jede Documentierung die Angabe enthalten, dass die Benedictiner
aus dem Convente in Teschen im Jahre 1268 nach Orlau versetzt
und ihr Kloster in Teschen dem Dominicaner-Orden übergeben worden
sei. Dagegen lässt sich Folgendes geltend machen. Bekanntlich Uber-
gab Herzog Wladislaus von Oppeln mit Urkunde vom 12. Juni 12,68
den Benedictinern in Tinietz an der Weichsel die Kirche in Orlau
mit dem Wunsche, dass der Abt dort . für seinen Orden ein Kloster
erbaue. Der neuen Ordensfamilie sollte ein Abt vorgesetzt werden,
die Wahl und die Überwachung desselben jedoch dem Tinietzer Abte
zustehen. Zugleich wird das Xöthige über die Dotation des Klosters,
über die Rechte desselben, die Freiheiten etc. verfugt. In dieser Ur-
kunde geschieht eines Klosters in Teschen keinerlei Erwähnung, was
der Fall sein müsste, wenn die Teschner Benedictiner nach Orlau
transferiert worden wären. Auch der Historiograph von Tinietz, Sczy-
gielski, erwähnt in seiner „Aquila polono-Benedictina" (1663) dort,
wo von Orlau die Hede ist, eines Benedictiner-Stiftes in Teschen mit
keinem Worte. Nach Lucae's „Schlesischen Denkwürdigkeiten" (1689)
legte Euphemia, Herzogs Wladislaus Gemahlin, im Jahre 1272 den
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Grund zur Predigerkirche in Teschen. Diese Angabe kommt in dem
mangelhaften und sonst vielfach unrichtigen Verzeichnisse der scble-
sischen Kirchen und Klöster vor und entbehrt ebenfalls jeder Be-
gründung. Wir begegnen aber auch einer Zeitangabe, die aus dem
Teschner Dominicanerkloster selbst herrührt und die Erbauung der
hiesigen Dominicanerkirche in das Jahr 1225 versetzt. Der Domini-
caner P. Marianus Rischner, S. theolog. lector, nämlich führt in einer
am 9. September 1725 in der Klosterkirche anlässlich der Feier des
funfhundertjährigen Bestandes derselben gehaltenen Gedächtnisrede für
die Teschner Piasten in Auslegung ihrer Genealogie „Ex antiquissimo
manuscripto" an, dass Kasimir einen Tempel auferbaut, den Stern
Dominici, in allen Nöthen der Seele zu leuchten, das ist, den Pre-
digerorden in Teschen eingeführt, wo er 1225 das Gotteshaus erbaut
hat. Dabei ist erwähnenswert, dass unter den bei jenem Feste in der
Kirche gebrauchten Decorationsstücken 5 Säulenpaare, die 5 Jahr-
hunderte darstellend, sich befanden, und eine der Ehrensäulen die
Überschrift trug : „Casimiro Principi munificentissimo, qui te fundavit
anno 1225."
Ingleichen schreibt der Teschner Dominicaner P. Bernhardus
Wadowsky in einem Hofgesuche vom 16. November 1779, „die in
der Stadt Teschen gelegene Kirche der Predigerordensgtu6tlichen sei
von den ehemaligen Herzogen zu Teschen aufgerichtet und unterstützt
worden, da nämlich solche der Herzog Casimirus bereits anno 1225
erbaut." Die Angabe des P. Marianus, sowie die des Priors P. Bern-
hardus über die Einführung des Ordens der Dominicaner gewinnt,
weil auf den Traditionen des Ordenshauses beruhend, Anspruch auf
Glaubwürdigkeit. Dazu kommt noch, dass das Kloster im Jahre 122 5
bereits mit Ordensbrüdern aus Krakau, wo die beiden edlen Sprossen
aus dem Hause Odrowas-Konski, der selige Czeslaus und der hl.
Hyacinthus, begünstigt von ihrem Vetter, dem Krakauer Bischöfe und
Kanzler von Polen, Iwo Odrowas, im Jahre 1219 das Dominicaner-
kloster zur hl. Dreifaltigkeit gründeten, besetzt werden konnte. Nach
der Volksüberlieferung soll der hl. Hyacinthus auch das Teschner
Dominicanerkloster gegründet haben und dessen erster Prior gewesen
sein.
Was den Zweck der Stiftung des Teschner Dominicanerklosters
anbelangt, so wird als solcher gemeiniglich die Errichtung der Her-
zogsgruft in der Dominicanerkirche angegeben. Diese Absicht aber,
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so sehr sie dem Geiste damaliger Zeit entspricht, kann nicht die
leitende Idee des Stifters gewesen sein, denn es standen dem Herzoge
andere Klöster, wie die reich dotierte Cistercienser -Abtei in Räuden,
als letzte Ruhestätte zu Gebote, auch ward die Prämonstratenserkircho
in Czarnowanz, die älteste Stiftung des herzoglichen Hauses, und zu
diesem Zwecke ganz gelegen, von Kasimir I. thatsächlich als letzte
Ruhestätte gewählt. Zudem hat das Hcrzogthura Teschen erst seit dem
Jahre 1290 eine eigene Fürstenfamilie, deren Glieder, dem religiösen
Bedürfnisse folgend, die einheimischen Stiftungen benutzen und begün-
stigen und aus nahe gelegenen Grlinden die Dominicanerkirche in
Teschen zur Herzogsgruft auserwählen. Die Bestattung der Herzoge
seit Mesko, dem ersten souveränen Herzoge von Teschen, in der hie-
sigen Dominicanerkirche ist nicht zu bezweifeln. Wie bereits erwähnt,
fehlen urkundliche Nachweise über die Schicksale des Predigerordens
aus ältester Zeit. Urkundlich wird das Kloster zuerst im Jahre 1332
genannt. Papst Johann XXII. hatte den Abt des Prämonstraten-
serstiftes in Czarnowanz beauftragt, einen Streit zwischen dem Krakauer
Bischof Johann IV. und dem Erzbischof von Gran über die Grenze
des Bisthumsprengels zu untersuchen und zu entscheiden. Der Schied-
spruch des Abtes Protbasius ergieng am 12. Februar 1332 aus dem
Speisesaale des hiesigen Dominicaner-Conventes.
Das Dominicanerkloster sammt Kirche lag zur Zeit der Stiftung
außerhalb der Stadtmauer. Der beschränkte Raum innerhalb des
städtischen Burgfriedens hatte keinen größeren Bauplatz. Auch waren
Kirchen und Klöster im Mittelalter, sowie Herrenburgen meist abge-
sonderte Objecto, daher häufig an oder außerhalb der Stadtmauer
gelegen. Nach Andeutungen in späteren Urkunden ist anzunehmen,
dass der ganze Raum, der von der südwestlichen Stadtmauer und der
Fleischergasse eingeschlossen wird, die Häusergruppe an der Nord-
seite der Kirche, dann die Gebäude vor dem Haupteingange der
Kirche, der Brüderbrunnen wieder bis zur Stadtmauer am Ausfalls-
thore zur Großmühle zur Niederlassung der Dominicaner gehört habe.
Dass die Kirche ganz frei, nur mit dem Kloster in Verbindung ge-
standen, ist ganz gut annehmbar. Die heute mit dem Hofraume an
die Kirche stoßenden Gebäude am Demelplatze und in der Kron-
Prinzessinstraüe sind späteren Ursprungs und in eine Zeit zu verlegen,
wo die Einwendungen der Dominicaner entweder weniger beachtet
oder die Gebäude mit deren Zustimmung aufgeführt wurden. Ebenso
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ist der spätere Aufbau der Häuser dem Haupteipgange der Kirche
gegenüber nachweisbar. Die ganze Neustadt ist auf dem Gartengrunde
der Dominicaner errichtet. Der Zugang zu dem Brüderbrunnen führte
durch den Garten des Conventes. Auf diesem ausgedehnten Räume
breitete sich die Kirche und der Kirchhof aus, dort lag das Kloster
für etwa 30 Conventualen, ein Bräuliaus, eiu Jägerhaus, ein Stall
sammt einer Scheuer und ein großer Garten. Das unweit Teschen
gelegene Gut Mönnichhof (Münchhof) mit dem Robotbezug aus den
herzoglichen Gemeinden Gutty und Oldfichowitz zur Bestellung der
Klosterfelder gehörte schon von altersher zur Bestiftung der Domini-
caner. Welchem Herzog die Bestiftung zuzuschreiben, dürfte kaum
noch zu ermitteln sein.
Ihre alte Bestimmung als Herzogsgruft kennzeichnet kein Grab-
stein, keine Inschriftentafel. Bekanntlich haben sich von der ober-
ländischen Piastenlinie eine stattliche Reihe von, zum Theil künstlerisch
durchgeführten Grabdenkmälern aus dem Mittelalter erhalten, die Dr.
Hermann Luchs in Breslau in seinen r schlesischen Fürstenbildern des
Mittelalters", Breslau 1867 ff. publicierte und damit einen authentischen
Beitrag zur Kunst- und Costüni -Geschichte der Provinz und des Mittel-
alters überhaupt lieferte. Umsomehr ist es zu bedauern, dass fast alle
Spuren, die auf die Teschner Piasten deuten, verschwunden sind. Nur
an der Evangelienseite der Dominicanerkirche, der jetzigen Stadt-
pfarrkirche ruht in einer Wandnische eine in Sandstein gearbeitete
Herzogsgestalt, an und für sich ziemlich gut erhalten. Der erste Blick
zeigt uns, dass die Figur nicht immer in dieser Nische ruhte. Viel-
mehr erkennen wir in ihr die Figurenplatte eines Epitaphiums eines
Hochgrabes, auf deren gemauertem Kasten die lebensgroße Figur des
Fürsten ruhte. Im Laufe der Jahre, vielleicht nach dem Brande von
1789, beseitigte man die Tumba und nur die Figurenplatte wurde
senkrecht in einer Nische des Presbyterinins eingemauert.
Die Herzogsgestalt, von der Kopfbedeckung bis zur Fußspitze
1 m 88 cm lang, in Hochrelief ausgeführt, ruht, das Haupt mit der
Herzogsmütze geschmückt, auf einem Kissen, die Füße auf einer lie-
genden Hundegestalt. Die Rüstung bedeckt den ganzen Körper von
der Fußzehe bis zum Haupt. Über die Schultern fällt ein langer
Mantel, welcher über der Brust durch ein mit Rosetten verziertes
Band zusammengehalten ist. Mit der linken Hand fasst er ein kleines
Kreuz, dessen oberster Arm bereits zerbröckelt ist. Die Rechte ruht
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auf der Brust. In starrer Haltung, mit dem fast ausdruckslosen Kopfe
und dem in parallele Linien abgetheilten Mantel, dessen Faltenwurf
von der geringen Kunstfertigkeit des Meisters in der Führung des
Meißels zeugt, gibt unsere Herzogsfigur ein anschauliches Bild lebloser
Feierlichkeit, das indes durch eine gewisse Kraft und Fülle in der
Form immerhin einige Milderung erfahrt.
Fragen wir um die Person, der dieses Denkmal gewidmet ist, so
gibt uns dieses selbst keinen Bescheid ; denn es entbehrt jeder In-
schrift. Der Volksmund allerdings fand eine Persönlichkeit, deren An-
denken der Stein erhalten soll. Allein diese Tradition ist zu jungen
Datums und steht mit den historischen und soustigen Behelfen und
Nachrichten nicht im Einklänge. Der Teschner Herzog Adam Wenzel,
der in den Jahren 1594 — 1617 das Teschner Land beherrschte, soll hier
ruhen. Es mochte bei dieser Annahme wohl die Thatsache maßgebend
gewesen sein, dass Adam Wenzel es war, der die schon unter seinem
Vorgänger, dem Herzoge Wenzel, vertriebenen Dominicaner-Mönche
1611 zurückrief und ihnen Kirche und Kloster wieder einräumen ließ.
Es lag die Vermuthung nahe, der Orden habe seinem Restitutor in
dankbarer Erinnerung ein Ehrendenkmal gesetzt. Urkundliche Nach-
richten liegen nicht vor, der Phantasie blieb freier Spielraum, und so
kam es, dass der um die Geschichte Schlesiens, insbesondere um die
des Fürstenthums Teschen sonst hochverdiente Albin Heinrich die
Tradition des Volkes als historische Thatsache verzeichnete. Diese
keineswegs durch irgend eine Urkunde oder sonst ein Document be-
kräftigte Annahme dürfte ihre Berichtigung durch die folgende urkund-
lich beglaubigte Thatsache erfahren : Der Teschner Herzog Pfemislaus
machte am Abende seines Lebens aus Liebe zu dem Ordens- Convent
in Teschen mit Zustimmung seines Sohnes Boleslaus für sein und seiner
Vorfahren Seelenheil 1407 eine große Stiftung in der Ordens-Kirche.
Er baute am Chore eine große Capelle zu Ehren des Erlösers, unserer
lieben Frau und des heiligen Andreas mit der Bestimmung eines ewi-
gen Almosens und vermehrte das Klostereinkommen derartig, dass 20
Geistliche und 8 Cleriker erhalten werden konnten. Die Recognitions-
Urkunde, in einer beglaubigten Übersetzung des deutschen Originals
in böhmischer Sprache vorhanden, ist von 15 Conventualen des Teschner
Klosters in ihrem Namen und im Namen der übrigen, die zur Ordens-
gemeiuschaft gehörter., im Dominicanerkloster zu unserer lieben Frauen
in Teschen am 14. Februar HOS ausgefertigt. Die Aussteller sind:
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Mikolas Leopold von Ratibor, Prior; Mathias Lezemeister, Lector;
Johann Schönberg, Custos; Nikolaus Weyker, Subprior; Blasius Sa-
crista; Dominicus Blumel, Schaffer; Martinus Pictoris, Cantor; Niko-
laus Doleatoris, Cantor ; Matthias nobilis Damianus ; Johannes Griff ;
Johannes Gielach; Miczke Swakh; Bartholomäus Augustinus; Niko-
laus Radowicz; Jakobus Kucz.
Wir ersehen aus dieser Urkunde, dass Herzog Pfemislaus sich
um den Dominicaner-Orden hervorragende Verdienste erworben. Nur
natürlich erscheint es deshalb, dass der Orden seinem besonderen
Wohlthäter, wie es ja auch anderwärts geschehen, nach seinem Tode
durch die Aufstellung eine Denkmals in jener Capelle am Chore der
Kirche sich besonders dankbar erwies.
In einem Privilegium der Herzoge Wladislaus und Pfemislaus
vom Jahre 1439 ward den Dominicanern auch die Schölzerei in Krasna
{Schöndorf) zugesprochen. Außerdem hatte das Kloster Zinsenbezüge
von Bürgerhäusern in Teschen, von Besitzungen in Kotzobendz, Krasna-
Wes\ Bobrck, Punzau, von sieben Edelleuten in Teschen und Schüt-
tungen von Korn und Hafer in Kotzobendz. Auch von dem Teschner
Stadtrathe hatte das Kloster nicht unbedeutende Bezüge an Geld.
Nach langer Zeit*) langen wir bei einer Periode an, in der dem
Kloster der Untergang für immer drohte. Wie an anderer Stelle schon
erwähnt ist, war die Lehre Luther's bereits unter Pernstein bis in's
Teschnische gedrungen. Das Klostervermögen, die anliegenden Be-
sitzungen, hatten schon früher Verminderungen erlitten. So wissen wir,
dass die Dominicaner, oder wie die Stadtbücher sie nennen, „die
schwarzen Mönche", durch den Prior Thomas dem Stephan Tkacz
schon am 27. Juni 1516 ein Stück ihres Klostergartens in der un-
mittelbaren Nähe des Brüderbrunnens zur Anlegung eines Fischteiches
gegen einen jährlichen Zins von 5 Groschen verkauften. Auch der
Friedhofsraum des Klosters wurde zur Erbauung von Häusern benutzt.
Nach einer urkundlichen Nachricht ddto. 7. Februar 1532 besaß dort
ein solches der Hufschmied Matthias Jelen. Von Besitzunsen, die, Pri-
vaten angehörig, auf Klostergrund errichtet waren, lesen wir noch
*) Es sei hier bemerkt, dass in der Breslauer Universitäts-Bibliothek ein
Codex vom Jahre 1740: „Fragmenta miscellanea ordinis praedicatorum in pro-
vincia Bohemiae« sich befindet, welcher, obgleich dessen Verfasser, Kegin. Nep.
Groß, Dominicaner in Teschen war, nichts Bemerkenswertes über dieses Kloster
enthält.
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öfter. Nach der Bestätigungs-Urkunde der Herzogin Anna vom 9. Au-
gust 1536 stand auch das Haus des Goldschmieds Johann auf solchem
Grunde. Für die Überlassung des Baugrundes hatte er die Verpflich-
tung übernommen, einen jährlichen Zins von einer Mark an das Klo-
ster zu entrichten, welche er später durch den Erlag von 100 Gold-
gulden zu Händen des Priors Thomas ablöst, wobei im Namen des
Conventes der P. Georg Sacrista, P. Johann, Cantor, P. Joseph, Or-
ganist, und P. Urban, Schaffer, zugegen sind.
Der ganze jetzige Stadttheil Neustadt ist, wie schon erwähnt, auf
Klostergrund erbaut, wozu Pernstein die Anregung gab. Dieser neue
Stadttheil bestand bereits 1541, denn in einer Urkunde vom 5. Juni
dieses Jahres wird bereits eines Hauses auf der Neustadt erwähnt,
welches der Edle Waniek Welopolski an den Sattler Pawlas um 70 fl.
verkauft.
Dass durch solche Einbußen das Klostervermögen sehr leiden
musste, versteht sich von selbst, umsomehr, als es für den großen
Gartenraum, auf dem sich jener Stadttheil erhob, bei der damaligen
Zeitlage schwerlich eine äquivalente Entschädigung erhalten haben
dürfte. Schlimmer noch wurde die Lage des Klosters, als der Prote-
stantismus in Teschen festen Fuß gefasst hatte. Der Stiftungseifer er-
kaltete, und auch die vertragsmäßig zu leistenden Zinsen blieben aus,
ja es kam mit dem Kloster so weit, dass die Mönche sich genüthigt
sahen, den stillen Hallen desselben Lebewohl zu sagen und nach
Oswiceim sich zu begeben. Ob sie es freiwillig gethan, ob gezwungen
durch die lutherisch gesinnte Bevölkerung, das mit apodiktischer Sicher-
heit nachzuweisen, fällt schwer, doch spricht manches für eine gewalt-
same Entfernung derselben. Auch in dem Gesuche, welches der Do-
minicaner-Prior am 30. September 1645 um Wiedererlangung der
durch die Reformation den Dominicanern entzogenen Einkünfte an
Kaiser Ferdinand III. gerichtet, wird bemerkt, dass der Pöbel zuerst
die Mönche aus dem Kloster der Franziskaner vertrieben und dann
auch die Brüder des Predigerordens zur Flucht gezwungen habe.
Das gieng im Jahre 1544, kurz also vor dem Regierungsantritte
Herzogs Wenzel, vor sich. Die schöne Klosterkirche wurde nun von
den protestantischen Predigern zum Gottesdienste benutzt. Ihr Ver-
mögen wurde von ihm als kadukes Staatsgut behandelt, in diesem
Sinne auch über dasselbe verfügt. Das sogenannte Jägerhaus ver-
schenkte der Herzog mit Schenkungsbrief ddto. 14. Juni 1545, und
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mit Urkunde ddto. 27. November 1545 vermachte er der Stadtgemeinde
das Kloster-Bräuliaus mit einem Bauplatze bei dem Kloster zur Er-
weiterung des Bräuhauses. Die Klostergliter Mönnichhof und Krasna
gelangten in Privathände. Doch brachte sie der Herzog am 31. Octo-
ber 1565 um 2600 Thaler wieder an sich. Anders gestalteten sich
die Verhältnisse, als Herzog Adam Wenzel (1610) Katholik wurde.
Nun wurden, es war im Jahre 1611, die Dominicaner zurückgerufen
und die Kirche ihnen wieder übergeben. Prior derselben war Johannes
Bochentzik. Mit einein Briefe vom 20. Jänner 1613, der am 11. Sep-
tember 1617 die kaiserliche Bestätigung erhielt, erklärte der Herzog,
dass er dem Orden wieder das Recht zuerkannt habe, in seinem Kloster
zu Teschen zu leben und in seiner Kirche den Gottesdienst abzuhalten.
Auch ertheilte er demselben das Recht, Prioren zu wählen, gesteht
ihm alle von altersher zugehörigen Nutzbarkeiten zu, überlässt ihm
das Vorwerk Mönnichhof und die Ortschaft Krasna nebst einigen
Natural-Schuldigkeiten in den Gemeinden Gutty und OldHchowitz und
verleiht ihm das Recht, Holz aus den herzoglichen Wäldern zu be-
ziehen.
Nachrichten von Bedeutung über das Kloster liegen uns erst
wieder aus dem Jahre 1776 vor. Wir finden zu dieser Zeit das
Kloster, welches damals dem Dominicaner-Provincial von Böhmen
unterstand, in bedrängten Umständen. Dar gestiftete Einkommen reichte
nicht hin, die schon im Jahre 1766 festgestellte Anzahl von 15 Or-
densgeistlichen standesmäßig zu verpflegen. Im Jahre 1776 gehörten
zum Convente 12 Priester und 4 Laienbrüder, 16 Personen also, wovon
12 im Convent, 3 in auswärtigen Klöstern und 1 Priester als Schloss-
caplan in Ilownitz lebte. Das gutsherrliche Einkommen wird in der
Fassion vom Jahre 1780 auf 500 fl., die Bezüge für geistliche Stif-
tungen auf 870 fl., an Almosensammlung auf ICO fl., die jährlichen
Einkünfte sonach auf 1470 fl. veranschlagt. Nach Abzug der unent-
behrlichen Kloster- und Kirchenauslagen per 947 fl. 57 kr. verblieben
zur Verpflegung von Priestern, Laienbrüdern, Küchen- und Hausdienst-
personale, zusammen 20 Personen, 522 fl. 3 kr., mithin für die Person
26 fl. 6 kr. 2 dr. Der schon genannte Prior P. Bernhardus Wadowsky
legte diese Fassion im Jänner 1780 dem königlichen Amte in Troppau
mit der Bitte vor, es möchten die nöthigen Kirchenherstellungen, die
Fenster, das Kirchenpflaster, Bänke und Orgel, die auf 2100 fl. ver-
anschlagt waren, anderweitig bestritten werden, weil der Prior diese
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Auslagen aus dem Conventseinkommen zu bestreiten nicht imstande
sei. Das Einschreiten des Priors hatte nicht die gewünschte Folge.
Mit Decrct vom 17. April 1786 wurde entschieden, dass dem Kloster
vom Arar zu der gedachten Herstellung koin Beitrag geleistet werden
könne. Als das geeignetste Mittel zur Kangierung der Verhältnisse
schien der Behörde die Verminderung des Hausstandes und die Rc-
ducierung der Ordensmitglieder, insoferne es mit der Persolvierung
der Stiftungsverbindlichkeiten vereinbar wäre. Im Verlaufe der Ver-
handlungen wurde dem Orden auch zu erwägen gegeben, ob es nicht
zweckmäßig wäre, Mönnichhof und Krasna zu verpachten und die
Anzahl der Conventualen zu beschränken. Gegen die Verpachtung
des Klostergutes und gegen die Beschränkung der Priesterzahl remon-
strierte der Ordensprior, weil im Wege der Verpachtung des Mönnich-
hofes schwerlich mehr als dazumal (600 fl.) erzielt werden könne, da
der Gutsertrag durch die niedrigen Getreidepreise und diese durch
reichliche Zufuhren aus Polen gedrückt seien. Eine Verminderung
der Priester sei auch nicht gut ausführbar. Als Predigerorden hatte
der Convent einen deutschen und einen polnischen ordentlichen
Prediger und einen deutschen und einen polnischen Festprediger von-
nöthen. Dazu kamen die übrigen Officialisten aus dem Priesterstande
und von den Laienbrüderu war einer Regenschori und Sacrista minor,
ein anderer Ökonom auf dem Stiftsgute, ein dritter Gärtner und
Kellermeister, und der vierte hatte als Refectuarius Küche und Tisch
zu beaufsichtigen. Eine Verminderung der Priester würde überdies
das Kircheneinkommen schmälern, weil sich die kirchendienstlichen
Bezüge mindern müssten. Als Endergebnis der behördlichen Verhand-
lungen stellte sich hier, wie bei anderen Klöstern die Überwachung
des Klostervermögens heraus; doch erwirkte der Convent später eine
Subventionier ung aus dem Religionsfondo von 1000 fl. für fünf
Geistliche.
In dem Zeitraum von 1773 an waren in Teschen nachstehende
Priorcn :
1. P. Pius Pino verwendete zu Baulichkeiten, dem Aufsetzen
eines Stockwerkes auf das Bräuhaus und die daran anstoßenden Kloster-
gebäude mehrere Stiftungscapitalien.
2. P. Antonius Bilowitzky. Er hatte sich 1770 vor dem könig-
lichen Amte zu rechtfertigen, warum die im Jahre 1706 festgestellte
Anzahl von 15 Conventualen um ein Individuum, den deutschen Pre-
•J
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diger P. Pius Keller, überschritten wurde, wobei es sich herausstellte,
dass, wie angeordnet, im Kloster nur 15 Conventualen sich vorfanden,
und der 16., P. Procopius, nach Böhmen versetzt wurde.
3. P. Bernhardus Wadowski war 2 Jahre, 6 Monate Prior und
resignierte auf das Priorat am 28. August 1780.
4. P. Hyacinth Maleczek, im Jahre 1782 Prior, musste Schulden
des Klosters mit Stiftungscapitalien berichtigen.
5. P. Leopold Krsowsky, Prior in den Jahren von 1784 bis
1788. Mit Bewilligung der Landesstclle wurden von ihm weitere
Stiftungscapitalien zur Berichtigung mehrerer Schulden an Private ver-
wendet. Im Jahre 1788 wurde derselbe nach Olmütz versetzt. Sein
Nachfolger
6. P. Sigisbert Siegel kam im Mai 1788 nach Teschen. Seine
kurze Leitung des Klosters bezeichnen zwei wichtige Ereignisse, wo-
von das eine, die am 6. Mai 1789 ausgebrochene Feuershrunst, die
Ursache des andern war, der Aufhebung des Dominicancrklosters.
Unter den abgebrannten Gebäuden befanden sich die beiden
Pfarrkirchen, die zu St. Magdalena auf dem dermaligen Kasernplatze.
welcher der bischöfliche Coininissär Anton Alois Löhn als Dechant
vorstand, und die Dominicanerkirchc zu Maria Geburt, wo P. Sigisbert
Siegel die Seelsorge leitete.
Das Klostergebäude brannte in seinen hölzernen Bestandteilen
nieder, bot jedoch den Ordensmitgliedern nothdürftige Unterkunft. Die
Nebengebäude, das Bräuhaus und das an die Kirche anstoßende so-
genannte Jägerhaus verbrannten ebenfalls. Hatte das Kloster schon
früher um die Existenz kämpfen müssen, so wurde nun, wo zum
Wiederaufbau große Summen nöthig waren, der Bestand zur Un-
möglichkeit. Demgemäß wurde am IG. Jänner 1790 verfügt, dass
nichts übrig bliebe, als das ohnehin zerstörte Kloster zu reducieren
und die Geistlichen in andere Klöster ihres Ordens oder in die Seel-
sorge mit der auf sie entfallenden Pension zu vertheilen. Die zweite
Pfarrei im Orte, welche die Geistlichen bisher versahen, sollte für
künftig aufhören und in Teschen nur eine Pfarre bestehen, welcher
bei dem Auszuge der Dominicaner zwei Gehilfen mit ihrer Kloster-
pension beizugeben seien. Dabei unterliege es keinem Anstände,
dass zu diesem Zwecke die Kirche der Dominicaner, weil sie besser
gelegen sei. hergestellt werde. Nunmehr begann das Aufhebungs-
werk.
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Am 27. Jänner 1790 verständigte die Landesstelle das Kreis-
amt in Tcschen von der getroffenen Verfügung. Der Teschuer Kreis-
hauptmann wurde zum Aufhebungs-Commissär ernannt und erhielt
"Weisungen, wie er mit möglichster Schonung gegen die Klosterbrüder
vorzugehen habe. Am 2. März 1790 verfügte sich der Kreishaupt-
mann mit dem Kreiscommiasär und dem Rentofficier in das Dominicaner-
kloster. Dort wurde den in das Zimmer des P. Priors gerufenen Geist-
lichen und Laienbrüdern der Zweck der angeordneten Verhandlung
und der Entschluss, dass das Ordenshaus zu reducieren und die Geist-
lichen in andere Klöster unterzubringen oder in die »Seelsorge zu ver-
setzen seien, kundgemacht und erklärt, dass vom Tage der Reduction
an 3 Monate bestimmt seien, innerhalb welcher Zeit die Ordensbrüder
nach dem Verhältnisse des künftigen jährlichen Dotationsbetrages von
200 fl. ihre tägliche Verpflegung bis zu ihrem Austritte aus den Hän-
den des landesf. Commissärs durch den Prior erhalten würden. An-
wesend waren : P. Prior Sigisbert Siegel ; P. Subprior Antonius Bilo-
witzky ; P. Gabriel Ligotski ; P. Benedict Kaiser; P. Vincenz Bilo-
witzky ; P. Dominik Niemetz : P. Aloisius Ulrich; P. Benno Victorin;
P. Nikolaus Teuchmann; P. Hyacinth Kaliwoda, Sacrista; Fr. Ernestus
^Dänisch, Wirtschafter. Alle unterzogen sich den getroffenen Anordnun-
gen und bestätigten mit ihren Namensunterschriften, dass die Ver-
kündigung ihrer Reduction buchstäblich vorgenommen worden sei.
Am 3. Mai 1790 zeigte der Kreishauptmann dem mährisch-schle-
sischen Gubernium die erfolgte Aufhebung an. Auch wurde davon der
Ordens-Provincial in Böhmen wegen der Vertheilung der Ordensbrü-
der in andere Dominicanerklöster, daun der Fürstbischof von Breslau
wegen allfälliger Verwendung derselben in der Soelsorge verständigt.
In beiden Fällen wurde der Jahresbezug von 200 fl. aus dem Reli-
gionsfonde dort dem Kloster, hier dem Hilfspriester zugesichert.
Schon am 12. Mai 1790 war die Erhebung des Klostervermögens
zu Ende gebracht. Die Stiftungscapitalien betrugen in öffentlichen
Fonds und bei Priestern 8783 fl. Silber und Pretiosen repräsentierten
einen Wert von 1874 fl. Das Gut Mönnichhof sammt Urbarialrochten
und dem Bauernhof Krasna (zusammen 2ü7 Joch Acker, 26 Joch
Wiesen, 40 Joch Hutweiden), ohne Beilass auf 13.270 fl. geschätzt, gieng
zeitweilig in die Verwaltung der Staatsgüterdirection in Brünn über.
Am 28. Juli 1791 wurde das Gut Ihrer kaiserl. Hoheit der Erz-
herzogin Marie Christine und dem Erzherzog Albert von Sachsen-
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Teschen um 17.000 fl. käuflich überlassen, aber erst am <3. Juni 1793
übergeben. Der Gutsbeilass und die Kloster-Inventarstücke waren be-
deutungslos. Bedeutender waren die Bestände an Ornaten, Pararoen-
ten und Kirchenwäschse. Ein großer Theil hievon wurde 12 neuge-
stifteten Localkirchcn im Teschner Kreise, die Altäre, die Bänke, das
Metall der geschmolzenen Glocken, ein Reliquiarium etc. der Teschner
Pfarrkirche überlassen. Die Paramento mit Gold- und Silberborten
(4 Paramente zu je 1 Kasel, 2 Dalmatiken und 1 Pluvial) wurden
veräußert. Das Klostergebäude wurde im Materialien werte von 413 fl.
dem Patron der Kirche überlassen. Bei dem Zusammenzuge des gan-
zen Activstandes des Kloster- und Kirchenvermögens ergab sich nach
Abschlag der beglichenen Schulden ein Vermögensstand von 25.800 fl.,
der jedoch mit einem „census vitalitius" von 42 fl. für drei Geistliche
(P. Vincentius Bilowitzky mit 11 fl., P. Antonius Bilowitzky mit 11 fl.
und P. Aloisius Ulrich mit 20 fl.), deren Eltern bei dem Eintritte
ihrer Söhne in den Orden dem Teschner Convente 2100 fl. mit der
Bedingung übergeben hatten, dass ihre Söhne die 2°/ 0 igen Zinsen
lebenslänglich beziehen sollten, belastet war. Das Klostervermögen
wurde in den Religionsfond einbezogen, die Kirche der alten Pfarre
rücksichtlich des Patronates der herzoglichen Kammer übergeben, welche
auch verständigt wurde, dass die Überlassung der Dominicanerkirche
zur Pfarrkirche die Herstellung der Pfarrwohnung im Klostergebäude
bedinge.
Dürftig waren die vorhandenen archivalischen Schätze des Klosters.
Beachtenswerte Originalurkunden fanden sich nur wenige vor, darunter
ein Schreiben der Herzogin Elisabeth Lucretia an Se. Majestät Fer-
dinand III. vom Iii. Juni 1052 bezüglich des dem Dominicanerkloster
von Herzog Friedrich Wilhelm zugefallenen Legates von 3000 Duca-
ten oder 7500 fl.
Die Bibliothek des Klosters scheint in das von dem nachmaligen
Präfecten L. Scherschnik gestiftete Museum gekommen zu sein. Am
zahlreichsten waren, wie beim Predigerorden erklärlich, Prediger,
Ascctiker, Moralisten etc. vertreten. Bezüglich des Klostervcrmögens
war, wie wir gesehen, Vorsorge getroffen. Kehren wir nochmals zu
den Ordcnsmitgliedern zurück. Der durch Vermittlung des Prager
Gubemiums von der Aufhebung des Teschner Convents verständigte
und zur Vertheilung der reducierten Ordensmitglieder aufgeforderte
Ordensprovincial hatte die Vertheilung verfügt und diese dem Brünner
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Gubernium angezeigt. Der volle Personalstand betrug 9 Priester und
3 LaienbrUder. Die Geistlichen blieben vom 2. Marz bis Eude Mai
im Kloster.
Alles in den Zellen der Geistlichen oder bei ihren Obern Be-
findliche, was zu ihrem Privatgebrauche bestimmt war, wie Bilder,
Mobilien, Gerathe, sollte jedem verbleiben. Den Haushalt leitete wie
früher der Prior. Nach Ablauf der drei Monate sollten sich die Ex-
dominicaner an ihren neuen Bestimmungsort begeben: denn die Seel-
sorge hatte der Dechant Lohn im ganzen Stadtbezirke und in den
früher zu den Dominicanern eingepfarrten Dörfern außerhalb des
Oberthores übernommen. Einer von den zwei der Pfarrei zugetheilten
Cooperatoren war P. Benno Victorin, der einige Jahre spater am 10.
Juli 1790 in Teschen starb. Der Exprior P. Sigisbert Siegel lebte
im Jahre 1793 in Troppau, im Jahre 1795 im Dominicanerkloster
zu Znaim. Der Exsubprior P. Antonius Bilowitzky blieb in Teschen
und starb am 28. April 1791 im Kloster der Barmherzigen Brüder.
Der greise P. Gabriel Ligotzki, in den Jahren 1763 und 1765 Prior
in Teschen, der schon zur Zeit der Reducierung in Seibersdorf krank
darniederlag, lebte noch am 1. März 1796 und dürfte in Seibersdorf
gestorben sein. P. Benedict Kayser, seit Jahren Mitglied des Teschner
(Konventes, war krankheitshalber bängere Zeit im Olmützer Kloster auf
Kosten des Teschner Conventes: 1789 war derselbe im Kloster der
1 i
Barmherzigen in Teschen untergebracht, bei dem Publicationsacte der
Aufhebung jedoch zugegen. Über sein, sowie Uber das Schicksal des
P. Vincenz Bilowitzky, des P. Dominik Niemetz und der Laienbrüder
ist nichts bekannt. P. Alois Ulrich wurde als Feldpater bei den
Brünner Grenadieren angestellt.
Der jüngste Priester, P. Nicolaus Teuchmann, war Grammatikal-
lehrer, später Humanitätsprofessor in Teschen. Latein und Griechisch
hatte er in der Weise der Jesuiten und Piaristen vollkommen inne.
Den für Gymnasien vorgeschriebenen „Orbis pictus Comenii u übertrug
er in's Griechische unter dem Titel „J. Arnos Comenii orbis pictus
gräco-latinus usui studiosae iuventutis aecomodatus, Vindobonae 1807. *
Im Jahre 1806 kam er als Humanitätsprofessor nach Olmütz und
1815 nach L. Scherschnik's im Jahre 1814 erfolgtem Tode als Gymna-
sialpräfect nach Teschen. Nach seiner Pensionierung im Jahre 1820
lebte er im Dominicanerklostcr in Olmütz, wo er in hohem Alter
verschied.
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Der Teschner Convent hatte zu allen Zeiten beliebte Prediger,
und heute noch hat sich der Nachruhm bei der Bevölkerung in dank-
barer Erinnerung erhalten. Doch
Stat sua cuique dies!
13. Das Franciscanerkloster.
(Bernhardinerkloster.)
Über das ehemals in Teschen bestandene Franciscanerkloster T
welches sanimt Kirche und Garten in bescheidener Ausdehnung in
der Freistädter Vorstadt am Abhänge gegen den Boberbach zwischen
diesem und der Stadtmauer, dort wo jetzt das Gebäude der früheren
Schießstätte, des jetzigen Landwehr-Commaudos steht, erbaut war, fehlt
es in Bezug auf das Stiftungsjahr, auf die Dotation und die frühesten
Schicksale an genaueren Angaben, und es ist nur noch der Platz, auf
dem es gestanden, und die Zerstörung desselben im Andenken des
Volkes geblieben. Zum Unterschiede von dem Kloster der Domini-
caner, welches in der oberen Stadt gelegen war, nannte man es das
untere Kloster. Gegründet wurde dasselbe vom Herzog PFemko, der
auch für eine entsprechende Bestiftung gesorgt haben wird. Bezüglich
der Zeit der Gründung ist sicher, dass es schon im Jahre 1470 be-
standen, weil, wie urkundlich verzeichnet ist, in diesem Jahre von
mehreren Personen goldene und silberne Messgewänder und Paramente
für das untere Kloster geschenkt wurden. Die Mitglieder des Ordens
finden wir in älterer Zeit als Bernhardiner, in späteren Schriften als
Franciscaner genannt. So wird in einer Urkunde vom Montage nach
Michaelis 1507, in der Barbara, die Frau des Johann Mareys, diesem
ihr Hab und Gut auch für ihren Todesfall zusichert, die Bestimmung
getroffen: „Zwei Gulden soll man geben zur Pfarrkirche und zwei
Gulden den Bernhardinern. u — Eine gleiche Summe erhält das Bern-
hardiner-Kloster in einer Urkunde ähnlichen Inhalts vom Freitage
nach Johannes dem Täufer 1521 zugesprochen. Unter dem Namen
Franciscaner leben sie noch in der Volkserinnerung fort, und weil sie
Barfüßermönche waren, so führt der ehemalige Klosterplatz noch heute
den Localnamen Bossak, vom polnischen Worte „bosy", was so viel
als barfuß, unbesebuht hoißt. Unter Herzog Wenzel gieng das Kloster
wieder ein. Ob in der Sturmperiode der Reformation die Francis-
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caner, in ihrer Existenz bedroht, freiwillig oder durch Pöbelexcesse
bestimmt, das Kloster verlassen haben, wird schwerlich je bis zur
Evidenz nachgewiesen werden können. Nach der Tradition wurden
die Ordensmitglieder von dem Volke unter Führung des Bürgermeisters
aus dem Kloster vertrieben, das Kloster selbst aber von Grund aus
zerstört. Aus den Trümmern des verwüsteten Klosters sei ein Galgen
erbaut worden, an dem des Bürgermeisters Sohn zuerst aufgehangen
zu werden das Unglück gehabt habe. Der Probst und Gymnasial-
präfect Leopold Scherschnik schrieb auf die Zerstörung des Klosters
die folgenden zwei Distichen:
•
Hortus ubi Assisii claustrum stetit ordinis olim,
Jussi Evangelicis cedere sedo sacris.
Furcam e ruderibus Consul fabricatus; at ejus
Xatus in hac primus triste pependit onus.
Auch eine Eingabe des Priors der Teschner Dominicaner vom
30. September 1645 an den Kaiser Ferdinand III. nach Linz wegen
Wiedererlangung von entzogenen Klostereinkünften, in welcher er auf
die Ereignisse jener Sturmperiode zu sprechen kömmt, berichtet von
der gewaltsamen Vertreibung der Franciscaner und von der Erbauung
des Galgens, doch mit dem einschränkenden Zusätze „wie man sagt."
Auch an anderen Excessen, an Spott und Hohn fehlte es nach jener
Eingabe nicht. Auf dem liathhause habe man einen gemalten Wolf
im Franciscanerhabit aufstellen lassen, wie er den Gänsen predigt, und
wie er jede, die sich ihm nähert, beim Halse packt ; und das Bild des
heiligen Franciscus, welches sich bei dem Freistädter Thor zu den
Füßen eines Kreuzes befunden, sei aus Handbuchsen mit Kugeln
beschossen und mit Straßenabfällen beworfen worden. Der Wortlaut
der betreffenden Stelle des Berichtes ist folgender: Patres Francis-
canuv za Frydstattku Branu Fundatii swau magiczych wyhnali, Con-
vent neb Klasster gegich do Gruntu zkazyli a ex ruinis, to gest z
tiech rozburzenych Kameni a Czyhel, jak se rozpravi, Szybeniczy
Tiessynsku wistawily.
Na Ratuzy take Welka w Habitu Franciskanskim Hussein kazani
cziniczyho o je bli2 k niemu przychazegicznych za Hyrdla lapagi-
cziho namalowati gsou daly. Na Branie pak wyss gmenowanej Obraz
Swateho Frantiska u Noh Crucifixu postaweuy niezzo Kulemi strzel-
bownimy z Rucznicz postrzeleli, niezzo take z blatem pokalili a de-
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turpirowali. Das Wahre an dieser Erzählung dürfte sein, dass bei
dem eintretenden Wechsel der religiösen Anschauungen des Volkes
das Kloster von den Mönchen, welche größtentheils auf die Wohl-
thätigkeit der Stadt und deren Umgebung angewiesen waren, verlassen
und von den aufgeregten Volkshaufen in einzelnen Bestandteilen
devastiert wurde, worauf Kloster und Kirche, welche Herzog Wenzel
mit Urkunde ddto. 21. December 1545 sammt den Kirchenparamenten
und den Gartengründen der Stadlgemeinde Tcschcn zum Zwecke der
besseren Verpflegung der Spitalsarmen schenkte, abgetragen und das
so gewonnene Baumateriale von der Stadt zu andern Bauten verwendet
wurde. Die Franciscanermönche selbst aber sollen sich von Teschen
nach Beuthen gezogen haben. Bei der kurz nach dem Brande von
1789 vorgenommenen Regulierung des Boberbaches entdeckte der Probst
Scherschnik die einstige Begräbnisstätte der Mönche. Er ließ die auf-
gedeckten Überreste auf dem Spitalsfriedhofe beerdigen und kenn-
zeichnete die frühere Friedhofsstätte durch eine Pyramide, welche in
den letzten Jahren gänzlich verfallen ist.
14. Das Kloster der Barmherzigen Brüder.
Das Kloster und die Kirche der Barmherzigen Brüder in dem
nordwestlichen Theile der Stadt, nahe an der Dreifaltigkeitskirchc ge-
legen, wurde von Adam Borek, Freiherrn von Rostropitz und Tworkau,
Erbherrn auf Wendrin und Grodischt, des Herzogthums Teschen Land-
inarschall, gestiftet. Übschon zweimal vermählt, war Borek kinderlos,
und weil er auch, wie es in seinem Testamente vom 17. März 1G94
heißt, weder Bruder noch Schwester, noch Vetter hatte, so beschloss
er aus Liebe zu seinen Unterthanen in Wendrin, seinem Wohnsitze,
für die Fratres Misericordiae, deren Institutor der heil. Joannes Dei
gewesen, einen Convent sammt einem Krankenzimmer zu errichten
und zum Unterhalte der Conventualen und zur Verpflegung der Kranken
seine beiden Güter Wendrin und Grodischt zu vermachen. Er hatte
dem Ordens-Provincial der Barmherzigen zu Feldsberg seinen Ent-
schluss initgetheilt, welcher die Stiftung zwar bereitwilligst annahm,
wiederholt jedoch das Ansuchen stellte, es möge der Convent, damit
er gemeinnütziger werde, nicht in Wendrin, sondern in oder bei einer
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größeren Stadt errichtet werden. Adam Borek gieng endlich darauf
ein, starb aber schon am 30. März des genannten Jahres, ehe noch
der Bau des Klosters in Teschen, wie es besprochen und bestimmt
war, angefangen werden konnte. Die Ansprüche des kaiserlichen
Fiscus und der Fürstenthumsstände, sowie der Seitenverwandten des
Erblassers auf den Besitz der zum Stiftsfond gewidmeten Güter wurden
nach Jahre lang dauernden Verhandlungen behoben und die Besitz-
stände dem Orden zugesprochen, mit der ausdrücklichen Verpflichtung
jedoch, dass das Gut Wendrin veräußert und der Kaufpreis an den
Orden zum Aufbau des Klosters und Spitals übergeben werde. Das
Gut Wendrin wurde auch am 31. August 1702 von der erzherzoglichen
Kammer um 30.000 fl. rheinisch, das Gut Grodischt am 1. Juli 1701
von Niklas Guretzky von Kornitz um 12.000 fl. gekauft.
Kurz vor dem Tode Borek's, am 22. März 1694, war der Ordens-
bruder, Priester Clemens Menzel, aus Neisse in Schlesien gebürtig,
nach Wendrin gekommen, dem bald mehrcro Ordensgenossen nach-
folgten, um die Kranken, zunitchst den zum Sterben darniederliegenden
Stifter, zu pflegen. Nachdem der Stiftsfond eingesammelt war, kaufte
P. Clemens die für Kirche, Apotheke und Krankensaal nöthigen Be-
dürfnisse. — Als die erforderlichen Bauten hergestellt waren, hielten
am 30. November 1700 die Ordensbrüder den feierlichen Einzug.
Die Leichen des verstorbenen Stifters und seiner zweiten Gemahlin
wurden nach eingeholter Bewilligung des Breslauer fürstbischöflichen
Consistoriums in der Kirche zu Wendrin erhoben und sammt den
Hospitalkranken unter Glockengeläute, Pauken- und Trompetenschall,
sowie den Gesängen der theilnehmenden Pfarr- und der Klostergcist-
lichkeit, des Adels und der Bürgerschaft in das neue Kloster über-
tragen. Die Schädelknochen des Stifters und dessen Gemahlin sind
dermalen in Glaskästen, welche im Schiff der Klosterkirche in Mauer-
nischen sich befinden, aufbewahrt.
Der Bau der Klosterkirche war so schleuderisch vollzogen worden,
dass nach wenigen Jahren schon ein Theil neu aufgeführt werden
musste. Consccriert wurde die Kirche im Jahre 1720 durch Elias
Daniel von Sommerfeld, Bischof von Leontopolis, Suffragan von Breslau.
Die Namen der Ordensbrüder, welche zuerst die stillen Hallen bezogen,
sind: P. Clemens Menzel, Vorsteher; Florian Rattenberger, Subprior;
Dionysius Grundel; Ignatius Mayer; Remigius Kanal; Silvester Nieder-
meicr; Emanuel Bodewin; Hyacinthus Grom; Modestus Stachholzer;
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Ladislaus Rzilusky und Medardus Hermann. Das waren die Anfange
einer Stiftung, welche für das Herzogthum, namentlich für die Stadt
Teschen, von entschiedenem Nutzen und zur bleibenden Wohlthat
wurde. Obwohl durch den Bau und die innere Einrichtung der
Klostergebäude der Stiftsfond aufgezehrt war, so brachte es der Convent
durch Sammlungen und milde Beiträge dennoch dahin, dass im Anfange
schon 7 bis 10, im Jahre 1727 aber bereits 20 Krankenbetten unter-
halten werden konnten. Das erste Bett lieferte Adam Wenzel Graf
von Tenczin, Landeshauptmann zu Teschen, am 10. November 1722
mit 1500 fl. Seinem Beispiele folgten Wohlthäter aus den edlen
Geschlechtern derer von Skrbensky, von Halama, von Praschma,
von Cselesta, und zwar : Freiherr von Cselesta mit 600 fl., Freiin
von Cselesta mit 1000 fl. Auch der Säcular-Clerus ließ es nicht
an Unterstützung des Klosters fehlen. So wandte der Dechant Xa-
verius Hörl aus Bayern dem Kloster einen Stiftsbeitrag von 1700 fl.,
die Priester der Breslauer Diöcese : P. Andreas Potiorek, Krankenbett-
Stiftungen von 2000 fl. C. M., P. Anton Duda von 1100 fl. C. M.,
P. Matthias Opolski von 1050 fl. ö. W. zu.
Seit den letzten Jahren erhalt das Kloster eine Landessubvention
von 1500 fl. jährlich, ohne welchen Zuschuss das so wohlthätig wir-
kende Institut in seiner Existenz schwer bedroht wäre; denn das Er-
gebnis der Sammlungen wird bei den gegenwärtigen Zeitverhältnissen
jährlich geringer. Der Gesammtvermögensstand des Klosters beträgt
60.800 fl. Im Jahre 1877 zählte das Kraukenspital, in welches Kranke
männlichen Geschlechtes ohne Unterschied der Religion und Nationalität
aufgenommen wurden und werden, 26 Betten. Der Convent, welcher
unter Aufsicht des Ordens-Provincials in Wien steht, zählt gegenwärtig
8 Ordensmitglieder. Prior des Conventes ist P. Ämilianus Johannes
Baptist Pancif, Magister der Pharmacie, ein Mann, welcher mit voller
Hingabe und Ausdauer die Interessen des Klosters und der Kranken
wahrnimmt. — Im J. 1878 wurde das Kloster um 12 Betten ver-
mehrt.
In den letzten Jahren hat sich durch häufig vorgekommene
ansteckende Krankheiten die dringende Notwendigkeit ergebeu, das
Spital zu vergrößern und dem Separationssysteme nach Möglichkeit
Rechnung zu tragen. Da aber weder ein Zu- noch ein Umbau des
alten Klosters durchgeführt werden konnte, entschloss sich der Prior,
die Localitäten des unteren Tractes im Conventsgebäude, nach Südost
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gelegen, mit der Aussicht in den Conventgarten, zu Spitalszwecken zu
adaptieren. Im März 1882 begab sich derselbe deshalb nach Troppau,
um sich zu vergewissern, ob der Landesausschuss zu der Adaptierung
etwas beitragen würde. Der Erfolg dieser Reise war ein sehr gün-
stiger; denn sowohl der damalige Landeshauptmann Graf Kuenburg,
als auch die Landesausschussbeisitzer erklarten sich bereit, die Durch-
führung der Adaptierung zu unterstützen.
Durch diesen Erfolg ermuthigt begab sich der Prior zum Caiueral-
Director Rudolf Walcher Ritter von Uysdal in Teschen mit der Bitte, bei
Sr. k. k. Hoheit dem durchlauchtigsten Herrn Erzherzog Feldmarschall
Albrecht des Conventes Vorhaben zu befürworten, was er zusagte.
Se. k. k. Hoheit schenkte auch allergnädigst das gesammte Materiale
im Werte von 2341 fl. ft. W. zum Baue des neuen Spitales. Anfangs
August 1882 begann der Bau, er war ein sehr schwieriger, namentlich
die Abfangung der Wölbungen auf Traversen. Damit aber das alte
Spital in der jetzigen Einrichtung weiter bestehe, übernahm es der
um das Wohl der Stadt Teschen jederzeit besorgte Bürgermeister,
Dr. Johann Deiuel Ritter von Eiswehr, beim Landtage die Gewäh-
rung einer Bausubvention zu befürworten, und es wurde auch der
ganze präliminierte Betrag von Ü102 fl. ö. W. Uber Verwendung des
Abgeordneten Dr. Johann Ritter von Demel und des Referenten, des
erzherzoglichen Bergrathes Uhlig, vom schlesischen Landtage be-
willigt.
Mit diesen Mitteln ausgestattet hat der Convent ein neues Spital,
allen gesetzlichen Anforderungen entsprechend, mit einem Belegraume
von 36 Betten eingerichtet. Das neue Spital besteht aus 6 Zimmern,
jedes Zimmer mit separatem Eingange.
Die Einrichtung ist vollkommen entsprechend: Eiserne Bett-
stellen mit Drahteinsätzen, dreitheiligen Rosshaar* Matratzen und Ross-
haar-Kopfpolstern versehen ; ein Badehaus und Aborte mit Water
Closets. Die Gesammtkosten des neuen Spitals betrugen 11.331 fl.
38 kr.
Am 10. December 1882 wurde das neu orbaute Spital in Gegen-
wart sämmtlicher Spitzen der Behörden, sowie der in Teschen ansässigen
Doctoren der Medicin der Öffentlichkeit übergeben. Der gesammte
Belegraum des Klosterspitals beträgt dermalen 72 Betten ; es ist
somit für viele Jahre der ehemalige Teschner Kreis der Sorge enthoben y
ein Spital erbauen zu müssen. Auch das alte Spital, das ein Corridor-
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bau ist, wurde einer Renovierung unterzogen und sieht trotz der alteu
Bauart nunmehr recht freundlich aus.
Im Jahre 1885 wurde es dem Convente außerdem ermöglicht,
ein Spital für contagiöse Krankheiten nach den Anforderungen der
Hygiene zu errichten. Ks wurde ein ebenerdiger Tract in der Länge
von 24 Meter mit drei Zimmern und einem Belegraume von IG Kranken
nebst einer Kapelle erbaut und eingerichtet.
Mit Allerhöchster Entschließung vom 25. October 1888 wurde dem
Prior des Klosters P. Amilian Pancif- in Anerkennung dieses seines be-
sonders verdienstvollen Wirkens das goldene Verdienstkreuz mit der
Krone verliehen.
Durch den Verkauf eines Theiles des Conventgartens an die
Städtebahn Kojetein-Bielitz und durch die Ersparnisse des Convents
wurde der Prior P. Amilian PanCif in die Lage gesetzt, das Convent-
gebäude und die Klosterkirche im heurigen Jahre im Innern sowohl,
als im Äußern einer durchgreifenden Renovierung mit einem Kosten-
aufwande von 21.000 Gulden zu unterziehen.
Der Convent besteht, wie schon erwähnt, gegenwärtig aus 8
Mitgliedern :
P. Amilian Pancif, Prior; P. Mauritius Rolny, Conventpriester ;
Spiridion Paier, Krankenassistent; Ansbert Kmosch, Oberapotheker;
Bartolomäus Sedlaczek, Unterarzt; Valerian Spruzina, Sammler; Flavian
»Spiragow, Krankenassistent, Telesphor Spat, Krankenassistent. Als
Ordinarius im Spitale fungiert Dr. Karl Tront.
Die Anzahl der in den 1 1 letzten Jahren aufgenommenen, ärztlich
behandelten und verpflegten Kranken betrug:
im Jahre
Kr.mko
kath.
evang.
israel.
griech.
altkath.
1877
503
383
108
12
1878
574
453
105
12
3
1
1879
571
404
95
12
1880
701
535
153
13
1881
031
468
151
12
1882
031
4SI
134
15
1
1883
084
484
180
17
2
1
1884
609
407
184
17
1
1885
705
510
181
14
1886
693
492
190
10
1
1887
739
510
216
12
1
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Die meisten Kranken sind im Jahre 1847 mit 1097 und im
Jahre 1848 mit 1039 aufgenommen worden. Die Anzahl sämmtlicher
seit dem Bestände in Teschen aufgenommenen und verpflegten Kranken
beträgt laut der vorhandenen Protokolle 79.748.
15. Das Kloster der Elisabethinerinncn.
Die eigentliche Stifterin des Klosters der Elisabethincriunen ist die
erste Oberin desselben Mater Maria Magdalena Klenk, die in ihrer
Vaterstadt Prag das Ordensgelübdc ablegte und vou dort mit einigen
Schwestern nach Breslau gieng, wo sie mehrfach unterstützt ein Klo-
ster ihres Ordens errichtete. In gleicher Absicht kam sie am 8. Juli
1753 auf Anregung der Ordensschwester Xaveria Frank aus Teschen
mit dieser hierher. Die frommen Frauen fanden theilnehmende Unter-
stützung und wurden in den Stand gesetzt, das auf dem Oberringe,
dem jetzigen Demelplatze, befindliche Haus des Grafen Wlczek zur
Unterkunft anzukaufen und in demselben eine Kapelle zu errichten.
Bezogen wurde das Ordenshaus am 1. Juli 1754. Unter den ersten
Wohlthätern des Stiftes sind zu nennen der damalige Landeshaupt-
mann Karl Freiherr v. Skrbcnski, Herr auf Schönhof und Großkunzen-
dorf, welcher drei Krankenbetten stiftete, ferner die nahen Verwandten
der Xaveria Frank, Anna Frank und Barbara Frank in Teschen,
welche besonders wohlthätig sich zeigten, dem Stifte einen großen
Theil ihres Vermögens zuwandten und auch andere Gönner warben,
wie den Wiener Hof- Posamentierer Karl Jahner, einen geborenen Teseh-
ner, welcher dem Stifte 1000 fl. zusicherte und außerdem das Nach-
barhaus des Franz Jagosch für dasselbe kaufte. Nachdem dieses mit
dem Wlczek'schen Hause vereinigt war, begann die Thätigkeit der
Kloster6chwestern.
Sowie sich in der Folgezeit die Zahl der Wohlthäter mehrte, so
vermehrte sich auch die Zahl der Krankenbetten. Schon von allem
Anfange an reichte das Dotationscapital kaum aus zum Unterhalte der
zum Krankendienste nothwendigen Jungfrauen und zur Verpflegung
der Krankeu. Als aber im Jahre 1789 ihr Haus mit der übrigen Stadt
durch die Feuersbrunst in Asche gelegt wurde, hätten sie die Stadt
verlassen müssen, wenn sie nicht von Sr. Majestät dem Kaiser Leo-
pold II. zum Wiederaufbau der Kloster- und SpitalsrHume einen be-
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deutenden Beitrag aus dem Religionsfonde angewiesen erhalten hätten.
Auch Se. Majestät Kaiser Franz II. bewilligte ihnen eine Jahressub-
vention von 544 fl. 16 kr. aus dem Religionsfonde. Diese Staats-
subvention per 544 fl. 10 kr. jährlich wurde später in der Weise
umgestaltet, dass der Elisabethinerinnen-Convent verpflichtet wurde, am
Ende des Militärjahrcs die Convents- und Spitalsrechnung an die k. k.
Regierung einzuschicken, durch die das Deficit aus dem Religionsfonde
gedeckt wurde. Dieser Modus der Staatssubvention erfuhr im Jahre
1809 abermals eine Änderung, und zwar in der Weise, dass für jeden
armen Kranken, welcher keinen Anspruch auf ein für bestimmte
Kranke fundiertes Krankenbett hatte, aus dem Landesfonde die tägliche
Gebür per 16 kr. CM. gezahlt wurde, welcher Betrag in neuester
Zeit auf 40 kr. ö. W. per Tag und Kopf erhöht wurde. Ebenso er-
hält das Elisabethinerinnen-Spital fUr jeden der Gemeinde Teschen an-
gehörigen Kranken die tägliche Vergütung von 40 kr. ö. W. von der
Stadtgerueinde. Außerdem erhält der Elisabethinerinnen-Convent von
Seite des Staates vom Jahre 1832 angefangen eine jährliche Unter-
stützung von 4 Centnern oder 224 Kilogramm grauen galizischen
Mineraliensalzes aus Wieliczka. Auf diese Weise ist der Staat der
größte Wohlthäter des Teschncr Elisabethinerinnen-Convent« und Spi-
tals. Als zweiter großer Wohlthäter nuiss hervorgehoben werden die
Teschner erzherzogliche Kammer. Se. königl. Hoheit Herzog Albert
von Sachsen-Teschen ließ zu Gunsten des Convents und Spitals auf
das Allodialgut Ochab ein Stiftungscapital von 15.000 fl. W. W. oder
6000 fl. C. M. im Jahre 1804 landtafelmäßig versichern, von welchem
Capital der Elisabethinerinnen-Convent die entfallenden Interessen viertel-
jährig aus dem erzherzogl. Centraiamte erhält. Auch erhält der Convent
in jedem Herbste von der erzherzogl. Kammer 30 — 40 Scheffel Erd-
äpfel. Von Wohlthätern aus dem vorigen Jahrhundert mögen noch
genannt werden Maria Gräfin v. Chorinsky, Freiherr Daniel Spens v.
Boden, Freiherr Josef v. Bees, Ludovica Gräfin v. Hodiz, Frau Helene
Freiiii v. Halama, Frau Johanna v. Corandin, Wilhelmine v. Tscba-
mer. Alle diese und ein ungenannt sein wollender Priester stifteten
Krankenbetten. Die Stiftscapitalien bestanden in Staatspapieren und
sanken durch den Fall derselben in der Folge der Zeit so tief herab,
dass, sollte das Spital fortbestehen, die Staatssubvention angesprochen
werden musste. In der neuern Zeit gründete der k. k. Kreiscommissär
Josef Schrötter ein Krankenbett für erkrankte Dienstboten der niederen
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- 143 —
k. k. Beamten. Die Anweisung zur Aufnahme für dieses Krankenbett
gibt der Taschner k. k. Bezirkshauptmann. Ferner erwiesen sich als
besondere Wohlthäter des Convents und des Spitals die drei verstor-
benen Priester, der General-Vicarius P. Matthias Opolski, der emeri-
tierte k. k. Hauptschuldirector und Stiftspriester P. Andreas Potiorek
und der emeritierte Pcterswalder Pfarrer P. Anton Duda. Alle drei
trugen testamentarisch durch bedeutende Legate zur Vermehrung des
Convents- sowie des Krankenfondes bei.
Zur Zeit zählt das Kloster der Elisabethinerinnen, die Oberin des
Hauses Mater Maria Martha Jcndrulek mitgerechnet, 14 Schwestern.
Alle sind gleichmäßig dem Chordienst und der Krankenpflege geweiht,
somit Chorschwestern. Außerdem sind zwei Candidatinnen angenommen.
Zu dem Kloster gehört die schon erwähnte Kapelle zu Ehren der
heiligen Elisabeth, bei der mit der Besorgung dos Kirchendienstes ein
gestifteter Geistlicher betraut ist. Nach dem am 14. März 1885 er-
folgten Tode des Consistorialrathes Josef Bitta, emeritierten Re-
ligionsprofessors des k. k. Staats-Gymnasiums und Besitzers des gol-
denen Verdienstkreuzes mit der Krone, wurde mit Genehmigung: des
fürstbischöflicheu Stuhles als Stiftspriester P. Ladislaus WojCikowski
a. d. G. J. bestellt, welcher am 26. Juli desselben Jahres hier ein-
traf in Begleitung des demselben Orden angehörenden P. Josef Franke.
Als Genosse des P. WojCikowski trat am 17. April 1887, weil P.
Franko dauernd kränkelte, P. Anton Mühl ein. Die Zahl der gestif-
teten Krankenbetten beträgt gegenwärtig 19. Da sich die Zahl der die
Aufnahme erbittenden Kranken fortwährend steigerte, so wurde am
15. Juli 1S75J ein Erweiterungsbau — ein Saal, welcher etwa 25
Krankenbetten fasst, — begonnen und am 4. November 1880 seiner
Bestimmung übergeben. Zu den Kosten spendete der Fürstbischof von
Breslau Dr. Heinrich Förster 1000 Gulden, ebensoviel der Stiftspriestcr
Consistorialrath Josef Bitta und der Convent selbst 2000 Gulden.
Seine kaiserliche Hoheit der durchlauchtigste Erzherzog Albrecht lie-
ferte in seiner gewohnten Hochherzigkeit das Baumaterial. Wenn-
gleich für 45 Kranke genügender Platz im Spital vorhanden ist, so
ist doch, obwohl nur weibliche Kranke verpflegt werden, der Zudrang
zu demselben stets ein so bedeutender, dass das Spital immer noch
als nicht ausreichend erscheint. So waren z. B. im heurigen Winter
1888 70 Kranke im Hause.
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Die jährliche Durchschnittszahl der Krauken beläuft sich seit län-
gerer Zeit auf circa 500. Aus früherer Zeit wird besonders erwähnt,
dass im Hungerjahre 1847 siebenhundert und im darauf folgenden
Jahre 1848 achthundert Kranke verpflegt wurden.
Ärztlicher Ordinarius ist der emeritierte Gymnasial-Professor Dr.
Josef Fischer, welcher seit dem Jahre 1846 mit Eifer und Erfolg
seines Amtes waltet.
16, Das Kloster der Barmherzigen Schwestern and seine
Bildungsinstitute.
Als den Ordensschwestern vom heiligen Carolus Borromäus, welche
sich seit dem Jahre 1870 in dem uralten, von der heil. Hedwig er-
bauten Cistercienser-Kloster zu Trebnitz bei Breslau niedergelassen
hatten, und sich der Krankonpflege sowie der Erziehung und dem
Unterrichte der Jugend widmeten, die zuletzt erwähnte Ordensthätig-
keit von ihrer Landesregierung am 1. Juli 1875 untersagt wurde, sah
sich die General-Oberin, Schwester Maria Helene Tichy, geboren zu
Prag, genöthigt, für die Schwestern, welche mit der Erziehung der
weiblichen Jugend betraut gewesen waren, eine andere Stätte der
Thätigkeit zu suchen. Nachdem dio Genehmigung zur Ubersiedlung
nach Osterreich und zum Ankaufe eines Hauses in Teschen von der
k. k. Regierung ertheilt worden war, wurde am 23. December 1S75
das am Oberring gelegene Haus des Eduard Seemann sammt umfang-
reichen Gartengründen käuflich erworben. Auf diesen Gründen wur-
den durch den hiesigen Baumeister Josef Jonkisch 1. ein allen An-
forderungen entsprechendes Schulgebäude, 2. ein Wohnhaus für die
Schwestern und 3. daran anstoßend eine der heiligen Familie ge-
weihte Hauskapelle aufgeführt.
Schon am 24. Jänner 1876 begab sich die Schwester Localoberin
Maria Sophie Watteyne, geboren zu Courtrai in Belgien, mit drei
Schwestern zur Einrichtung der neuen Wohnstättc von Trebnitz nach
Teschen. Wenige Tage darauf langten andere sechs Schwestern mit
24 Zöglingen der aufgelösten Erzichungs-Austalt zu Trebnitz hier an.
Weil aber das angekaufte Haus damals noch von den früheren In-
sassen bewohnt wurde, so nahmen dio Schwestern bis zum 28. April
desselben Jahres Wohnung in dem Conventsgcbäude der Elisabethine-
rinnen. Wenige Tage nach ihrer Ankunft wurden die Dienste der Schwe-
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stern in der ambulanten Krankenpflege begehrt, welchem Liebeswerke
sie sich von da an unterziehen, so oft sie dafUr in Anspruch genom-
men werden.
Um ihre Wirksamkeit als Lehrerinnen wieder aufnehmen zu können,
wandten sich dieselben an den k. k. schlesischen Landesschulrath,
welcher mit Erlass vom 30. Juli 1*877 der Congregation die Bewilli-
gung zur Errichtung und Eröffnung einer achtclassigen Mädchen-Volks-
schule in Teschen ertheilte. Infolge dessen wurde am 1. October
1877 die Schule eröffnet. Dieselbe besuchten sofort 72 Schülerinuen,
die vorläufig in sechs Classen getheilt wurden. Der ungleichen Fähig-
keiten und Vorbildung wegen sahen sich die Schwestern im Mtrz des-
selben Jahres veranlasst, auch die siebente Ciasse einzurichten. Da sich
die Anzahl der internen sowohl, als auch die der externen Schülerinnen
stets in erfreulicher Weise mehrte, konnte am 15. September 1878 die
achte Classe ins Leben treten, und war bald ein Anbau des Pensionats-
gebäudes sowie des Schulhauses nöthig. Die andauernd sich steigernde
Frequenz nöthigte auch im heurigen Jahre zu einem größeren Erweite-
rungsbau, der einfach zwar, doch besonders zweckmäßig und den For-
derungen der Gesundheitspflege entsprechend ausgeführt wurde. Auch
die Kapelle wurde beträchtlich vergrößert.
Am 27. October des Jahres 1878 erhielt die Schulo das Öffentlich-
keitsrecht; zwei Jahre später wurde ihr mit Erlass vom 21. August
der Charakter einer Privat-Miidchenbürgerschule verliehen, und am
23. Oct 1881 wurden die Schwestern durch die Begünstigung des
Öffentlichkeitsrechtos ihrer Schule unter dem letztgenannten Titel er-
freut. Den Unterricht in den acht Classeu besorgen 12 in Österreich
geprüfte Lehrerinnen. Von den 260 gegenwärtig die Schule besuchenden
Kindern sind 85 Zöglinge des Pensionats. Außerdem zählt die Anstalt
54 Pensionärinnen, welche sich unter Leitung der Schwestern der
Erlernung fremder Spracheu, der Musik, weiblicher Haudarbeiten oder
der Hauswirtschaft (Küche, Wäsche etc.) widmen. In den weiblichen
Handarbeiten wird auch an auswärtige Kinder Unterricht ertheilt, deren
Maximalzahl 1-10 beträgt. Für Kinder iu dem vorschulpflichtigen Alter
besteht seit dem Jahre 1878 ein Kindergarten, welcher in den Sommer-
monaten von 70 — 80 Zöglingen besucht wird.
Die Thätigkeit der Schwestern stieß zwar anfänglich auf manches
Hindernis, fand aber bald eine solche Anerkennung, dass sich von dem
Mutterhause in Teschen seit den Jahren seines Bestehens schon
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18 Filialen theils in Schlesien, theils in Mähren und Galizien etc. ab-
zweigten, deren Mitglieder ebenfalls sich mit Erziehung und Kranken-
pflege beschäftigen.
Ein besonders erhebender Tag flir die Zöglinge und die Lehrerinnen,
sowie für alle Bewohner des Klosters war der 18. October 1880, an
welchem Tage Seine k. u. k. Apostolische Majestät, Kaiser Franz
Josef I., welcher den Schwestern die Gauen seines Reiches öffnete
und ihnen ein neues Heim ermöglichte, die Anstalt mit seinem Aller-
höchsten Besuche beglückte. Das Andenken an diesen Tag wird in
den Herzen aller damals Anwesenden nie erlöschen.
Außerdem seien aus der Geschichte des Klosters und der Schule
folgende Momente herausgehoben.
Am 11. Jänner 1885 fand aus Anlass der Übernahme des Protecto-
rates über die Anstalt durch die durchlauchtigste Frau Kronprinzessin
Erzherzogin Stephanie im festlich geschmückten Saale, an dessen
Hauptwand ein kunstvolles Gemälde die Schutzfrau in der Fülle ihrer
Jugendschönheit zeigte, eine erhebende Feier statt.
Mit der Absingung des Liedes: „Wie schön bist du, mein Vater-
land, mein liebes, theueres Österreich ! u begann die Festlichkeit. Hier-
auf nahm der k. k. Schulinspector Anton Peter das Wort und deutete
den Zöglingen den Sinn der Tagesfeier. Er stellte die Auszeichnung der
huldvoll gewährten Protectoratsübernahme als einen Lohn dar für die
allgemein anerkannte Thätigkeit der barmherzigen Schwestern, als
Lohn insbesondere für die selbstlose Aufopferung der Frau General-
Oberin, als Lohn für die treue Mühewaltung und gewissenhafte Pflicht-
erfüllung der Klosterfrauen, und nahm Veranlassung, in diesem denk-
würdigen Momente aus dem Tugendkrauze, welcher das Haus Habsburg
umblüht, namentlich zwei hervorzuheben: die Dankbarkeit und die
Treue. Er zeigte, wie die beiden Tugenden in guten und in bösen
Tagen ein inniges Band zwischen dem Herrscherhause und den Völkern
unseres Vaterlandes geknüpft haben, und ermahnte die jugendlichen Zu-
hörerinnen, diese beiden Tugenden stets in ihren Herzen zu hegen-
und zu pflegen, gleichviel ob nach Gottes unerforschlichem Rathschlussc
sie einst zu dienen oder zu befehlen berufen seien. Dankbarkeit und
Treue sollen sie bewahren ihren Eltern und Lehrern, welche mit Mühe
und Sorge ihre Erziehung leiten; Dankbarkeit und Treue dem Vater-
lande, für das Gut und Blut und Leben freudig hinzugeben sie alle-
zeit bereit sein sollen; Dankbarkeit und Treue ihrer hohen Schutzfrau,
der durchlauchtigsten Frau Erzherzogin Stephanie, welche ihre Huld
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und Gnade über die Anstalt ausgegossen. Schließlich brachte derselbe
ein Hoch auf Se. Majestät den Kaiser und das gesammte Haus Habs-
burg aus, in welches alle Anwesenden jubelnd einstimmten. Ergriffen
von dem Ernst und der Weihe der Stunde sangen hierauf die Zöglinge
das schöne Lied: „Treue Liebe bis zum Grabe schwör ich dir mit
Herz und Hand." Der schönen Feier wohnten mehrere angesehene
Gäste bei, unter ihnen Weihbischof Sniegon, Bezirkshauptmann Eduard
von Rosenberg, Cameraldirector Rudolf Walcher Ritter von Ujsdal,
Baron Skal, Oberlandesgerichtsrath Gelbfuß etc.; sie folgten mit leb-
haftem Antheil den einzelnen Momenten der Feier. In kindlicher
Weise declamierten sodann zwei .Schülerinnen der Anstalt Gedichte,
welche sich auf das Leben der Frau Erzherzogin Stephanie bezogen und
von einer der Anstaltslehrerinnen zu diesem Tage gedichtet worden
waren. Die Klänge der Volkshymne bezeichneten den Schluss der Feier.
Am 28. September 1885 wurde das Institut durch den Besuch
Sr. k. k. Hoheit des durchlauchtigsten Herrn Erzherzogs-Feldmarscball
Albrecht und des durchlauchtigsten Herrn Erzherzogs Friedrich beglückt.
Mit Schluss des Schuljahres 1886/87 schied nach vieljährigem treuen
Wirken die als Lehrerin und Erzieherin gleich ausgezeichnete Schwester
M. Marina Fuchs aus dem Verbände des Lehrkörpers der Volks- und
Bürgerschule, um dem Pensionate als Präfectin ihre Kräfte zu widmen.
Am 15. Jänner 1888 wurde das 50jährige Priesterjubiläum Sr.
Heiligkeit des Papstes Leo XIII. feierlichst begangen. Nach Absingung
der „Leohymne" nahm der Katechet der Volks- und Bürgerschule,
Dr. Constantin Dziatzko, das Wort und zeichnete in begeisterter Rede
nicht nur ein farbenreiches Bild des großen Papstes, sondern ermög-
lichte den Zuhörern auch einen Blick in die Stille und Verborgenheit des
Privatlebens Sr. Heiligkeit. An den mit Wärme gehaltenen Vortrag
schlössen sich Declamationeu und Gesänge in wechselnder Folge. Der
Personalstand des Lehrkörpers der Volks- und Bürgerschule ist der-
malen folgender:
M. Hubertine Krahl, Dircctorin ; M. Pancratia Volkmer, Local-
oberin; M. Desideria Kahlcrt; M. Luitgart Kneppek ; M. Philomena
Rauprich; M. Stanislava Fischer; M. Cassiana Morawe; M. Oäcilia
Handloss ; M. Gabriele Körner, Lehrerinnen; M. Hildegard Markefka,
Musiklehrerin; M. Angela Jung, Industriallehrerin ; M. Ursula Peter,
Kindergärtnerin. Den Religionsunterricht ertheilt der Spiritual des
Klosters Dr. Constantin Dziatzko.
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17. Das k. k. katholische Gymnasium.
Unter den Anstalten in Teschen, welche für die Geschichte der
geistigen Cultur des Ortes und des Landes von hoher Bedeutung
wurden, nimmt in mehr als einer Hinsicht das Gymnasium eine der
hervorragendsten Stellen ein. Die Anfänge seiner Geschichte fallen mit
der Geschichte der Jesuiten in Teschen zusammen. Die Zeit der
ersten Ansiedlung derselben in Teschen und die der Begründung
ihrer vornehmsten Bildungsanstalt, der lateinischen Schule daselbst,
wird von den Geschichtsschreibern verschieden angegeben. Die uns
vorliegenden Quellen beantworten die Fragen, entgegen den mancher-
lei darüber bestehenden Darstellungen, in folgender Weise.
Biermann lässt die ersten Jesuiten als Missionäre im Winter 1672
in Teschen eintreffen und bald darauf eine Residenz daselbst errichten.
Diese Mittheilung stimmt überein mit der Angabe Kaufmann'? in seinem
„Gedenkbuch für die Stadt Teschen": „Die Missionäre, und zwar
namentlich Johann Pissek und Johann Karl, kamen im Winter 1672
zu Teschen an und wurden von dem damaligen königlichen Amts-
secretär Johann Zima in sein Haus aufgenommen. 41 Kaufmann scheint
seine Notiz aus des Teschner Bürgermeisters Polzer Chronik, einem
Auszuge aus der Chronik der Stadt Teschen von 810 bis 1720
des Früschmann von Brandenburg geschöpft zu haben. Auf Grund
der Angabe Kaufmanns, dessen Geschicbtswerk in allen vier Bänden
im allgemeinen auf dem besten Actenmateriale aufgebaut ist, nahm
auch der Verfasser früher das Jahr 1672 als das Ansiedlungsjahr
an. Weitere Forschungen belehrten ihn eines anderen. Unter den
alten Manuscripten des Scherschnik'scheu Museums fanden sich näm-
lich „Fragmenta zu den Annalen des Teschner Gymnasiums" und
eine Handschrift (fünf Quartblätter) mit der Uberschrift: „Series supe-
riorum et praefectorum ac professorum gymnasii Tessinensis in Silesia".
Die übrigens sehr spärlichen „Fragmenta" sind von Scherschnik's
Hand geschrieben, und über die Herkunft der „Series ", die im
Jahre 1880 noch vorlagen, geben uns drei denselben beigelegte
Briefe — zwei im Original, einer in Abschrift — Nachricht. Am
18. Mai 1801 nämlich hatte sich der Teschner Gymnasialpräfect und
Exjesuit Leopold Scherschnik, welcher eine Geschichte der von ihm
geleiteten Anstalt zu schreiben beabsichtigte, brieflich an seinen Freund,
den Gubernialsecretär Johann Peter Cerroni in Brünn mit dem Er-
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suchen gewendet, aus den dortigen Klostcrarchiven und seinen eigenen
reichen Privatsamtnlungen ihm seine Arbeit fordernde Documente zu-
kommen zu lassen. Cerroni, immer bereit, wo es galt, die vaterlän-
dische Geschichtsforschung zu fördern, entsprach der Bitte und Uber-
schickte ihm am 13. Juni 1801 die „Serics" und ein Manuscript (ein
Quartblatt) Uber den Aufenthalt der Jesuiten in Teschen. „Diese
biographischen Data," schreibt Cerroni, n habe ich aus meiner Privat-
sammlung der Katalogorum provinciae encyclicis — libris noviciatus
— katalogis primis zusammengesetzt; alles ist aus Originalien heraus-
genommen. 11 Diese Manuscripte sind fUr die Geschichte des Fürsten-
thums Teschen insofern von Bedeutung, als die Geschichte der Jesuiten
in Teschen und ihres Gymnasiums daselbst bisher so gut wie brach
gelegen ist. In allen das Teschner Land betreffenden Werken wird
des Teschner katholischen Gymnasiums nur nebenliiufig mit dürren
Worten Erwähnung gethan.
Bekanntlich war unter der Regierung des Herzogs Wenzel das
Fürstenthum Teschen protestantisch geworden, und wenn auch dessen
Sohn und Nachfolger Adam Wenzel zur katholischen Religion zurück-
kehrte, und dessen Nachkommen, der Herzog Friedrich Wilhelm,
vorzüglich aber die Herzogin Elisabeth Lucretia um die Ausbreitung
der katholischen Religion besonders bemüht waren, so lebte und wirkte
doch die reformatorische Bewegung in Stadt und Land fort, und die
Partei der Reformierten war zahlreich und milchtig. Als aber Kaiser
Leopold als Lehensherr das Fürstenthum übernommen hatte, suchte
er dio Rekatholisicrung mit allem Eifer durchzusetzen. Eines der
wesentlichsten Mittel hiezu war wie überall der Orden der Jesuiten.
Schon lange vordem hatten diese von außen her es sich ernstlich an-
gelegen sein lassen, dass die katholische Lehre in Teschen wieder
eingeführt werde, und dem von Rom in sein Fürstenthum zurück-
kehrenden, dem katholischen Glauben wieder zugewandten Herzog
Adam Wenzel einen Priester aus ihrem Orden mitgegeben, welcher
jedoch nicht lange darauf nach fruchtlos angewandter Mühe in sein
Vaterland zurückkehrte. Einen zweiten Versuch hatten sie kurz vor
dem Tode der Herzogin Lucretia von Nicderschlesien aus gemacht ;
aber auch dieser blieb fruchtlos. Nach dem Tode der Fürstin betrie-
ben sie die ihnen am Herzen gelegene Angelegenheit durch ihr Mit-
glied P. Arnold Angelus theils beim Kaiser Leopold, theils beim
Breslauer Bischof Sebastian Rostok. Aber auch die katholisch geblie-
r
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150 -
benen Stände nahmen sich der Sache nicht minder eifrig an. Der
Landeshauptmann des Fürstenthums, Kaspar Borek, Freiherr von
Tworkau, Rostropitz, Grodischt und Roppitz, empfahl in einer beson-
deren Zuschrift den Ständen die Einführung der Jesuiten, und Georg
Freiherr von Bees händigte trotz des Widerstrebens seiner Mitstände
und anderer Hindernisse das Schreiben des Landeshauptmannes den
Ständen ein und unterstützte es energisch. Auch der damalige Land-
rechtsbeisitzer Rudolf Sobek, Freiherr von Kornitz, stellte sich auf die-
selbe Seite und unterschrieb der erste aus den Ständen das gestellte
Verlangen. Ingleichen unterstützte der spätere Landeshauptmann Johann
Friedrich Larisch, Freiherr von Elgot und Karwin, auf Karwiu, Solza,
Albersdorf, Rostropitz, Bielowiczko und Komorowicz dieses Vorhaben
mit allen Mitteln, mit Wort und Schrift und Geld. Und als der Kaiser
ddto. Wien, 10. April 1669 an das königliche Oberamt im Herzog-
thum Ober- und Niederschlesien den Befehl erlassen, die katholische
Religion im Teschnischen eifrigst zu verbreiten und darum besorgt zu
sein, dass die Jugend in die katholischen Schulen soviel als möglich
geführt und nicht außer Landes, auch nicht nach Ungarn zur wissen-
schaftlichen Ausbildung gesendet werde, baten die Teschner katholischen
Stände den Kaiser, behufs Befolgung und Ausführung seines Befehles
zwei oder drei Jesuiten nach Teschen berufen und ihnen in dem
Berger sehen Fürstenhause zwei Zimmer nebst einer Kapelle einräumen
zu dürfen, nachdem der Jesuitenorden die Erklärung abgegeben hatte,
außer der Wohnung zur Durchführung der Mission zum Unterhalte
nichts fordern, sondern diesen anderwärtsher bestreiten zu wollen.
Auch Johann Friedrich Freiherr von Larisch richtete ddto. Teschen,
13. Juni 1670 an den Kaiser die nachstehende Vorstellung:
„Was Eure römische kaiserliche und königliche Majestät unterm
dato Wien den 10. Aprilis abgewichenen 1669. Jahres Dero könig-
lichem Oberamte im Herzogthum Ober- und Niederschlesien aller-
gnädigst anbefohlen, selbtos auch nochmals vom 24. obigen Monats
in Sachen der Excursion wegen des Exercitii Dero der Augsburgischen
Confession zugethanenen Inwohner des FUrstenthums Teschen in das
Königreich Ungarn in Abwendung dieser Frequcntntion der Inwohner
außer Landes, auch damit in den Städten die Jugend durchgehends
zu katholischen Schulen soviel möglich gebracht, in dem wahren
Glauben, Wollen und Wissen der Katechismus gepredigt und sonsten
in causa animarum wie in den Städten als aufm Lande Sorgfalt an-
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— 151 —
gewendet werde, dass die katholische Jugend nicht außer Landes zu
den Excrcitiis geführt, und in den Städten zum Bürgerrecht, noch zu
Zünften und Handwerkslehre andere als katholische möcht zugelassen
werden, möge an mich abgehen lassen, das habe ich den 1. Juni ver-
wichenen Jahres mit gehorsambist und schuldigem Respect empfangen.
Nun soll Eurer kaiserlichen und königlichen Majestät ich hier auf
allerunterthänigst nicht vorenthalten, wie auch ehe und bevor mir
dieser kaiserliche allergnädigste Befehl und oberamtliche Verordnung
eingelaufen, meine Confienz als ein katholischer Christ mich dahin-
gezogen, die allein selig machende Religion so viel immer möglich zu
propagieren und alles in einen guten Stand zu setzen, allermaßen ich
dann zu solchem Ende bei denen Städten Teschen, Skotschau, Schwarz-
wasser und Jablunkau den 3. Juni 1669, wie die copcyliche Beilage
lit. A zeiget, diese Anstalt gemacht, damit, weilen als bei so ver-
härteten Gemüthern kein Glimpf, noch gütliche Ermahnung nicht ver-
fangen wollen, solche ungarische Frequenz gleichwohl vermieden,
abgeschafft und der blühenden Jugend ein erbauliches Religionswerk
stabiliert werden könne. Nachdem aber bei solcher erfolgten Publi-
cation, indem es änderst fUglicher nicht geschehen mögen, ihrem
unkatholischen in dem so öffentlichen Auslaufen und Besuchung des
Dorfes Crzatrza ein ziemlicher Schrecken erfolget, damit merklichen
zurückgestanden, unterdessen aber vielleicht aus Antrieb der lutherischen
Landstände hieselbst die von denen vier Städten durch ihre damals
Abgeordneten ihren Recurs zu Eurer kaiserlichen und königlichen
Majestät genommen und sich Uber solche Verordnungspunkte beschwert,
darüber selbsten auch durch einen kaiserlichen Bescheid an Dero
königliches Oberamt verwiesen worden, und wiewohl ich nun gegen
dieses Frequentieren mit einiger Bestrafung zu verfahren Ursach hatte,
so habe doch Eurer kaiserlichen und königlichen Majestät Befehl lit.
B de dato Wien den 17. August 1669 in allerunterthänigsten Respect
gezogen, damit zurückgehalten und Dero anderwärtigen Befehl erwarten
wollen, maßen dann nichts weniger die unkatholischeu Landstände von
Eurer kaiserlichen und königlichen Majestät sub dato Wien den 8.
Juli 1669 durch ein allcrgnädigstes Decretum den 10. ditto auch
hierauf an Dero königliches Oberamt in Schlesien in der Gestalt ver
wiesen, dass ihnen zwart das öffentliche Vorlesen nicht zu gestatten,
das Privatvorlescn aber bloß für die Kinder und Leut in einem Hause,
das Beten nnd Singen, wenn es ohne Ärgcrnus verwehrt würde, nicht
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zu rehibieren sei, jedoch bei diesem Privatvorlesen kein Excessus ge-
übet oder ein öffentliches Exercitium daraus gemacht, noch einige
ärgerliche Unkatholische geduldet werden sollten.
Wann ich dann in solchem Religionswesen aus tragendem katho-
lischem hohem Eifer auch, so viel immer möglich und es der jetzige
Zustand zulasset, gerne wollte, das3 zur Erbau- und Vermehrung dessen
wider die Unkatholisehen bono modo verfahren und alles wohl ein-
gerichtet werden könnte, möchte aber bei diesen jetzigen ungarischen
Vorgängen, Rebellionen und daher erwachsenen Kriegsempörungen,
die zeithero nicht allein mit solcher Frequenz in Ungarn die unadelige
Bürgerschaft und Untcrthanen durch viel hundert und tausend Menschen
ohne alle Scheu ganz öffentlich mit (an) sich Anziehung der Jugend,
sondern auch sogar in diesem Eurer kaiserlichen und königlichen Ma-
jestät Erbfürstenthum mit heimblicher Fovierung der lutherischen Prä-
dicanten und selbst einiger Predigtverrichtungen unter dem Prätext,
als (ob) es nur ihren adelichen Kindern geschehen tbäte, je mehr und
mehr furtfahren, und also in ihren harten Opinionen möchten sie mit
Glimpf oder Bescheidenheit davon nicht abzuwenden : somit verharre
ich auch vermöge Eurer kaiserlichen und königlichen Majestät sub
dato Ebersdorff den 25. Decembris des 1609. Jahres Dero königlichem
Oberamte crtheiltc Resolution, und dass der königliche Kammer-Pro-
curator hieselbst in causa religionis keine Action wider jemanden an-
stellen solle, es seie denn, dass er vorhero das Factum Dero könig-
lichem Oberamte vorgetragen und eine Belehrung (dar)über agieren
sollte, oder sich nicht erholet hätte, bei solchem Bewandtnus ohne
Eurer kaiserlichen Majestät anderwärtigen allergnädigsten Befehl nicht
vorzunehmen vermag, als wäre meiues allerunterthänigsten unvor-
greiflichen Verrichtens zu Abtreibung ärgerlicher Frequenz dieses ein
vortreffliches Mittel, wenn von Eurer kaiserlichen und königlichen
Majestät dem Grafen Wesseleniy, als einem katholischen Stande des
Königreichs Hungarn, dem solches Gut Crzatrza eigentlich zugehöret,
und allda das unkatholische Exercitium zu Einführung besser Sequenz
fürgesetzet wird, anbefehlen würde, den daselbst befindenden unkatho-
lischen Prädicanten abzuschaffen, mir auch allergnädigst anzubefehlen,
zum wenigsten dieses Auslaufen — indem dem Verlauten nach vor
etlichen Wochen aus diesem Fürstenthum in die 20 Personen von
dem katholischen Glauben abgefallen und zu Crzatrza lutherisch worden
— in etwas auch durch Auferlegung und Straf zu der Kirche hieselbst
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denen Bürgern und Inwohnern zu verwehren und zu inhibieren. Da-
rumb solches geschehen sollte, wird dieses Frequentieren dieser hie-
sigen Bürger und Inwohner gleichwohl in etwas eingestellet und in
Kürze durch Informierung exemplarischer katholischer Priester viel
hundert Menschen, insonderheit die Jugend, zu der allein selig
machenden katholischen Religion sich bequemen, und nachdem auch
die allhiesigen katholischen Landstände bei Eurer kaiserlichen und
königlichen Majestät allerunterthänigste Ansuchung gethan, wormit
allhier ein sehr guter Prediger aus den Patribus societatis Jesu ein-
geführt werden möchte, Dero königliches Oberamt in Schiesing mir
auch laut lit. C zugeschrieben, dass ich seibete dahin disponieren
sollte, damit die Herren Stände vor (für) zwei oder drei Patres die
benöthigten Unterhaltungsmittel jährlich de proprio herrichten möchten,
welchem zu gehorsamer Folge ich nicht unterlassen, dieses alles ihren
katholischen Ständen nicht allein am 24. Januarii und am 17. Martii
lit. D. E. absonderlichen zu proponieren, sondern auch solches lit. F.
zu wiederholen, worauf ich aber zu dato keine Erklärung erhalten
können ; dahero dann wohl abzunehmen, dass sie zu einiger Unterhaltung
Beiträge (sich) nicht verstehen wollen, gleichwohlen aber gemelte
Patres in diesen lutherischen Ort hoch vonnöthen, auch wie eines
Jesuwiter P. Wenceslai Schetzgowski aus Olmütz an mich abgelassenes
Schreiben lit. G weiset, die Unterhaltungsmittel aus einem anderen
Ort hergerichtet werden sollen, wenn ihnen nur das Exercitium reli-
gionis et pietatis ihrer Instruction nach zu prakticieren erlaubt oder
vergünstiget würde, als stelle zu Eurer kaiserlichen und königlichen
Majestät allerunterthänigstem Gefallen, was Sie etwan hierin mir zu
befehlen geruhen wollen, wobei dieselbete ich in den allerge waltigen
Schutz empfehle."
Welche Folge diese Vorstellung, ungeachtet der eifrigsten Gegen-
bestrebungen von der anderen Seite, nach oben gehabt, zeigt die
Thatsache, dass der Kaiser de dato Wien 24. December 1670 in die
Bitten der Stände willigte, und dass bald darauf zwei Jesuitenpriester
in Teschen ankamen*), welche, weil die von den Ständen erbetene
und von dem Kaiser zugestandene Wohnung noch nicht eingerichtet
*) So Cerroni an Scherschnik. Dieser selbst nennt den 14. September 1670
und P. Johann Pissek und P. Paul Beranek als die beiden Patres, während
Cerroni Johannes Pissek und Johannes Carolus anführt.
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und bei keinem Teschner Bürger ein geeignetes Unterkommen für sie
zu finden war, von dem LandrechtssecretHr Johann Ignaz Zima von
Winterfeld, Herrn auf Kalembitz, in sein in der Tiefen Gasse ge-
legenes Haus bereitwilligst aufgenommen wurden. Fast anderthalb Jahre
blieben sie, im Dienste der katholischen Kirche auf der Kanzel und
im Beichtstuhl eifrigst wirkend, in diesem Domicil, bis sie beim Bürger
Wisgal eine andere angemessene Wohnung fanden, in der sie wieder
fast vierthalb Jahre zubrachten.
Weil aber den Teschner katholischen Ständen es auch darum zu
thun war, dass in Teschen eine lateinische Schule gegründet werde,
damit nach des Kaisers Befehl der Besuch ausländischer Schulen und
der in Ungarn seitens der katholischen Jugend hintangehalten werde,
bat der Landeshauptmann Johann Friedrich Freiherr von Larisch de
dato Teschen den 27. December 1671, dass den Jesuiten zur Er-
richtung einer solchen Schule und zu deren Unterbringung, sowie auch
zur Erweiterung der Wohnungsräumlichkeiten noch die übrigen so-
genannten Fürstenhäuser in Teschen, nämlich das Krautnerische, das
Gözischo und das Gelorische Haus abgetreten werden. Dieser Wunsch
gieng in Erfüllung, freilich erst viel später, nämlich im Jahre 1705
mit Hofrescript des Kaisers Leopold de dato W T ien den 28. Juni.
Diesem zufolge kam von der königlichen Kammer zu Breslau der
Befehl de dato 12. September 1703 an den Teschner Landeshauptmann,
alle die genannten Fürstenhäuser sammt dem Berger schen den Jesuiten
zu dem gedachten Zwecke eigenthümlich zu überlassen, was auch
geschah. Noch che die Erledigung erfolgte, waren in einem der her-
zoglichen Häuser, und zwar in eben demselben, in welchem das alte
Gymnasium seit 1783 bestanden, drei Zimmer zu Wohnungen und zu
Schulen eingeräumt worden. Außerdem wurde die in einiger Entfernung
davon an der Stelle, wo jetzt dia Sacristei und das hiezu gehörige
Gewölbe der „Jesuitenkirche" steht, im Jahre 1648 von der Herzogin
Elisabeth Lucretia erbaute — im Jahre 1784 wieder abgetragene —
Kapelle zum Gottesdienste eingerichtet.
Am 17. October 1674 wurde hier das erste feierliche Amt ge-
halten, und bald darauf die lateinische Schule, auf 4 Classen berechnet,
eröffnet.
Im Jahre 1714 kauften die Jesuiteu das ehemals Kralitzkische
Haus in der Silbergasse. Sie verzichteten bei diesem Kaufe auf alle
auf dem Hause haftenden Gewerbsbefugnisse und wurden dagegen von
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allen städtischen Lasten befreit. Der Grundstein zu dem ehemaligen
Gymnasialgebäude wurde am 12. Juli 1781 gelegt.
Mit Unterstützung des Grafen Tenczin konnten im Jahre 1728
zu den bereits bestehenden noch zwei Classen, die sogenannten Huma-
nitätsclassen (Poetik und Rhetorik), hinzugefügt werden. Der Bestand
dieser sechs Classen währte bis zum Jahre 1777. Wie überall in
Österreich, so trug auch hier der humanistische Mittelschulunterricht
das Gepräge, welches die „Ratio et institutio studiorum" Aquaviva's
den Anstalten des Jesuitenordens gab. Die lateinische Schule dieser
Zeit gliederte sich in drei Grammatikalclassen, in der Regel mit einer
vierten Classe, der Vorbcreitungsclasse, verbunden, und in die zwei
Humanitätsclassen. Die möglichst vollständige Aneignung der lateini-
schen Sprache, als der Sprache der christlichen Überlieferung, in Wort
und Schrift, galt als die Hauptaufgabe ; die Realien dagegen fanden
bloß gelegentliche Berücksichtigung. Der Orden war in der Leitung
seines Unterrichtswesens vom Staate unabhängig, entwarf die Lehrpläne,
bestellte und entließ die Lehrer bloß nach den Weisungen des Ordens-
generals. In welcher besondern Weise sich, auf Grund der gemeinsamen
innern Organisation der Jesuiten-Gymnasien, das innere Leben der
Teschner lateinischen Schule desselben Ordens entwickelte, darüber
fehlt es leider an jedwedem Quellenmaterial.
Was die Geschichte des Lehrkörpers der Schule bis zur Auf-
hebung des Ordens anbelangt, so geben uns die Quellen die nach-
folgenden Daten:
Der erste Professor der neuen lateinischen Schule hieß Wenzel
Schüttel, dem nach Ostern IG 75 P. Johann Spiwaczek im Amte folgte.
Die Zahl der Schüler im ersten Jahre betrug 32.
Im Jahre 1676 besuchten das Gymnasium unter Spiwaczek
34 Schüler.
Im Jahre 1677 wurde die Zahl der Classen auf drei beschränkt.
Auch die Frequenz nahm infolge der in Ungarn herrschenden Un-
ruhen ab. 31 Schüler standen unter dem Professor P. Martin Krnowski.
In diesem Jahre gab die Gymnasialjngend das erstemal theatralische
Vorstellungen, und zwar geistlichen Inhalts bei der Frohnleichnams-
procession und am Ende des Schuljahres.
Im Jahre 1678 zählte der Professor Pater Wolfgang Frura
19 Parvisten, 12 Principisten und 8 Grammatisten, zusammen 39
Schüler.
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Im Jahre 1679 zählte derselbe Professor P. Frum 33 Schüler.
Die Bibliothek, zu der bei der Eröffnung der Schule im Jahre 1674
der Grund gelegt worden war, erhielt einen Zuwachs durch die von
den Jesuiten angeschafften Commentarien der Bibel des Cornelius a
Lapide und des Thomas de Blanc.
Im Jahre 1680 setzte der Professor P. Wolfgang Frum (f 1711
in Jenikau) den Unterricht bis Ende Juni allein fort. Vom 1. Juli an
bekam er einen Collegen, den Magister Andreas Machatius. Jener be-
hielt die. Grammatik, dieser übernahm die zwei untersten Classen. Die
Zahl der Schüler betrug 26, und zwar 8 Parvisten, 8 Principisten
\ind 10 Grammatisten.
Ungeachtet der ungarischen Unruhen und der befürchteten Ein-
fälle der Malcontentcn wurde vom Jahre 1681 — 1688 ununterbrochen
der Unterricht ertheilt; doch war nach den Zeitverhältnissen wahr-
scheinlich die Zahl der Schüler unbedeutend, und ist es überhaupt
nicht möglich, die Frequenzziffer für diese Zeit festzustellen. Als Pro-
fessor wirkte während dieser Jahre P. Wolfgang Frum. Als Superiorcs
sind für die Jahre 1682 und 1683 P. Gregorius Pospelius (f um 1696
in Breslau), für die Jahre 1685 und 1686 P. Martinus Wlkowicz
(natus Witenzii in Hungaria, obiit Hraditii 14. Dec. 1686) genannt.
Für das Jahr 1679 findet sich als Superior P. Joannes Stiborius (f 1698
in Kuttenberg) verzeichnet.
Bei drei Classen blieb es bis zum Jahre 1702; in diesem Jahre
kam wieder eine vierte Classe hinzu.
In der Zeit von 1707 bis 1711 wirkten an der Schule folgende
Präfecten und Professoren: für das Jahr 1707 als Präfect P. Wen-
ceslaus Scharow, als Professor P. Menschik; für das Jahr 1708 als
Präfect derselbe P. Scharow, als Professoren für 1708 P. Joannes
Eberle und P. Thomas Ostwoski ; für 1709 als Präfect P. Wenceslaus
Giller, im weitern Verlaufe des Schuljahres P. Joannes Troikopaeus,
als Professoren P. Vinc. Strapzonski und P. Gottfried Herbst; für
1710 als Präfect P. Joannes Troikopaeus, als Professoren P. Gott-
fried Herbst und P. Simon Polednik; für 1711 P. Joannes Troiko-
paeus als Präfect, P. Joannes Witfens als Professor.
Über die nun folgende Zeit bis zum Jahre 1771 fehlen die Quellen.
Im Schuljahr 1771 war Präfect P. Franz Kuhn, Lehrer der 5. und
<3. Classe P. Johann Krebs, Lehrer der ersten vier Classen P. Karl
Zeh. Die Anzahl der Schüler betrug 89.
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Im Jahre 1772 und 1773 blieben dieselben Präfecten und Lehrer.
Die Zahl der Schüler belief sich im Jahre 1772 auf 105, im Jahre
1773 auf 96 Schüler.
Die .damalige Wohnung der Jesuiten, die den Namen einer Resi-
denz führte, war ein großer Baucomplex, der aus vier Häusern be-
stand. Zu ebener Erde befanden sich die Stuben, in denen Unter-
richt ertheilt wurde. Zwei derselben, für die Grammatikalclasscu be-
stimmt, waren ziemlich finster; denn sie hatten nur ein Fenster und
lagen so tief, dass man drei Stufen hinabsteigen musste. Diese zwei
Zimmer wareti mit einem gemeinschaftlichen Ofen versehen, das dritte
hatte keinen Ofen. Die Heizung geschah sehr kärglich, weil die
Schüler den Holzaufwand selbst zu bestreiten hatten. Die innere Ein-
richtung war nicht minder kläglich bestellt: keine "Wandkarten, keine
Schreibtafeln, die Bänke weder zum Sitzen, noch zum Schreiben be-
quem eingerichtet.
Bei dem Aufschwünge der geistigen Bildung in Deutschland in
der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts, an dem auch Österreich lebhaft
theilnahm, konnte sich das bestehende Studiensystem nicht länger be-
haupten. Schon im Jahre 1735 unterwarf Kaiser Karl VI. die Wirk-
samkeit der Jesuiten im Lehramte einer staatlichen Controle, welche
sämmtliche geistliche Corporationen zu zeitgemäßen Veränderungen im
Studienwesen in genau präcisierten Richtungen zu bestimmen suchte,
und seine große Tochter, die glorreiche Kaiserin Maria Theresia, war
gleich in den ersten Reformen, welche seit 1747 auf diesem Gebiete
begannen, bemüht, vorhandene Übelständc zu beheben.
Die Aufhebung des Jesuitenordens eröffnete vollends den Studien-
reformen eine neue Bahn und führte auch eine durchgreifende Um-
gestaltung des öffentlichen Unterrichtes in den Lateinschulen herbei.
Durch den von dem Vorsteher der savoyischen Ritterakademie der
Piaristen, Gratian Marx, auf Geheiß der Kaiserin abgefassten und
(13. October 1775) sanetionierten Lehrplan wurden die drei Gramma-
tikalclassen und zwei Humanitätsclassen wie bisher beibehalten. Dio
Grammatikallehrer sollten mit ihren Schülern aufsteigen, die Huma-
nitätslehrer aber nicht wechseln. Die Gymnasien selbst zerfielen in
drei Kategorien: 1. jene in den Landeshauptstädten 5 2. die theils an
einen Orden zu übergebenden, theils von weltlichen Lehrern zu ver-
sehenden; 3. die ganz von geistlichen Corporationen unterhaltenen.
Von den Grundsätzen des Lehrganges, welchen die Instructionen vom
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14. October 1775 und vom 3. April 177G aufstellten, lieben wir be-
sonders hervor : „Zu den Gymnasialstudien darf kein Knabe zugelassen
werden, welcher nicht das 10. Lebensjahr erreicht und eine Auf-
nahmsprüfung bestanden hat. Wo Armut mit dem Mangel besonderer
Befähigung zusammentrifft, ist ein Aufnahmsbewerber abzuweisen.
„Die den Studien bereits gewidmete Jugend ist aus allen Kräften
zur vollständigen Erlernung der lateinischen Sprache anzuhalten, hierzu
die Übung in Sprachen als unfehlbares Mittel zu erwählen, nebst der
Fertigkeit auch auf die Reinheit des mündlichen und schriftlichen
Ausdrucks das Augenmerk zu richten und zu diesem Ende die
Loctüre der schon sonst vorgeschriebenen Classiker, wenigstens nach
den in die Schulbücher eingeschalteten Auszügen, fleißig zu betreiben.
Deutsche Ausarbeitungen sind stets mit den lateinischen zu ver-
binden."
„Hingegen ist der Unterricht im Griechischen für die Humanitäts-
classen ein freier, und den übrigen Nebenlehrgegenständen (Geschichte,
Geographie, Mathematik, Naturgeschichte, Physik) sind nur wenige
Lehrstunden in den einzelnen Classen gewidmet."
„Die erziehende Thätigkeit der Schule steht im Vordergrund;
nachsichtslose Strenge gegen Ausgelassenheit, regelmäßiges Schulgebet,
Vortrag erbaulicher Erzählungen sind ihre Mittel. Belohnungen und
Strafen sollen mit reifer L berlegung und strengster Unparteilichkeit
angewendet werden; Schläge oder erniedrigende Strafen sind möglichst
zu vermeiden."
„Nach dem Schlüsse des ersten Halbjahres rinden die österlichen,
nach dem Schlüsse des zweiten Halbjahres die herbstlichen Prüfungen
öffentlich statt. Zu denselben legt jeder Lehrer eine schriftliche Prüfungs-
arbeit sämmtüch Schüler und eine gewissenhafte Classification der-
selben nach vier Rubriken vor, deren Gesammtergcbnis mit angemessener
Feierlichkeit bekannt gegeben wird. Die Angehörigen ganz ungeeignet
befundener Schüler sind sofort einzuladen, dieselben von dem Gymna-
sium zurückzuziehen. Wiederholung der Classen darf nur ein einziges
Mal eintreten."
Ende October 1773 wurde den Mitgliedern des Jesuitenordens
in Tescben die Aufhebung desselben nach dem betreffenden Hofdecrete
kundgemacht. Die Publication des päpstlichen Breve geschah durch
die weltlichen k. k. Commissarien unter Zuziehung der geistlichen
Obrigkeit.
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Nach der Aufhebung des Ordens wurde die Zahl der Gymnasien in
Österreich überhaupt und so auch in unserem Kronlande, wo das Piari-
stengymnasium in Freudenthal (1778) und das in Weißwassor (1829)
aufgehoben wurden, vermindert. In Österreichisch-Schlesien behaupteten
sich nur Teschen und Troppnu, welche zu landesfürstlichen oder
Staatsgymnasien erklart und von da an aus dem Studienfonde er-
halten wurden.
Bis zum Jahre 1773 lag die Leitung des Gymnasiums und der
Unterricht in den Händen der Jesuiten. Nach erfolgter Aufhebung
waren mit der Leitung und Besorgung der von dem Staate Ubernom-
menen Anstalt bis in die ersten Jahre des 18. Jahrhunderts hinein
wenigstens zum größten Theile Exjcsuiten betraut.
Den Professoren wurde als Besoldung anfangs ein Betrag von
monatlich 16 Gulden, späterhin ein jährlicher Betrag von 250 Gul-
den, dem Präfecten von 300 Gulden angewiesen.
Neben den Gymnasialpräfecten wurden auch Directoren und Vice-
directorcn aufgestellt, und zwar war in der Kegel der jeweilige Kreis-
hauptmann zugleich der Director der Gymnasien seines Kreises, die
Stadtpfarrer und Landdechante aber führten als Vicedirectoren die Auf-
sicht über den Präfecten und die Professoren.
Die k. k. sehlcsische Studicncommission hatte vom Jahre 1785
an als Schulcommission die Schulangelegenheiten der Gymnasien und
deutschen Schulen in Schlesien zu leiten, bis das königlich schlesische
Amt mit dem mährischen Gubernium 1782 vereinigt wurde.
Mit dem Hofdecret vom 14. Üctobcr 1775 erfolgten bereits einige
Verordnungen, welche den Ubergang zum „(^uinquennium der unteren
lateinischen Schulen" in der ersten Gvmnasialclasse einleiten sollten.
Im folgenden Jahre wurde den Ländcrstellen der erwähnte Marx'sche
Organisationsentwurf zur Ausführung mitgetheilt (Hofdecret vom 10.
August 1776). Das königliche Amt in Schlesien erhielt den Auftrag,
das Erforderliche wegen der genauen Befolgung dieser Allerhöchsten
Entschließung an die Schulcommission und an die Behörden zu
erlassen und das Publicum durch ein Patent von dieser neuen Einrich-
tung in Kenntnis zu setzen.
Noch war der neue Lehrplan in der Durchführung begriffen, als
Maria Theresia starb und Josef II. die Regierung antrat. So groß
sein Verdienst um die Volksschule, so eigentümlich war seine Stellung
gegenüber dem mittleren und höheren Unterricht. Er hatte bei ver-
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schiedenen Gelegenheiten die Schattenseiten unpraktischer Gelehrsam-
keit kennen gelernt und theilte die in der Zeitströmung Hegende Unter-
schätzung derselben; ihm waren die Mittel- und Hochschulen nur An-
stalten zur Heranbildung von Staatsmännern, Ärzten oder Seelsorgern.
Eine gesittete Jugend erschien ihm nothwendiger, als eine Uber das
Maß der auf unmittelbaren Nutzen abzielenden Studien hinaus ge-
bildete.
Josefs II. gesetzgeberische Thätigkeit auf dem Gebiete des
Gymnasialwesens concentrierte sich in einer Instruction für Directoren,
Präfecten und Lehrer mit einer Litcrar- und Disciplinarordnung. Die
wesentlichsten Punkte der letzteren waren folgende:
„Der ganze Unterricht hat sich auf praktische Aneignung der
lateinischen Sprache ohne unntfthiges Regelwerk zu beziehen; doch
sind die Nebeugegenstände nicht als solche aufzufassen, deren Vor-
trag der "Willkür des Lehrers anheimgegeben wird ; weshalb ein eigenes
Verzeichnis über empfehlenswerte Hilfsbücher für dieselben namhaft
gemacht wird. Alle Scripta sind abzustellen und die vorgeschriebenen
Schulbücher genau festzuhalten."
„Die Disciplinarvorschrift wird im Beginne jedes Semesters er-
klärt. Als Folge einer strafbaren Handlung soll nur die Beschämung
(Schandbuch, Schandbank), bei der dritten Betretung aber gänzliches
Verbot des Schulbesuches eintreten. Ebenso soll aber auch für vorzüg-
lichen Fleiß und musterhaftes Betragen den Schülern Ehre (Ehrenbuch,
Ehrenbank) zutheil werden."
„Der Director visitiert die ihm unterstehenden Gymnasien und
hat überdies die vom Präfecten über jeden Lehrer verfasste Condui-
tenliste versiegelt in Empfang zu nehmen und mit einer ähnlichen Nach-
richt über den Präfecten der politischen Landesbehörde vorzulegen."
Unter dem Titel „Ordo et distributio docendorura et agendorum
per singulas classes" wurde eine Stundeneintheilung verzeichnet, welche
nicht nur den Lehrstoff jedes Halbjahres genau abgrenzte, sondern
auch die Vormittags- und Nachmittagsstunden sorgsam auseinander
hielt.
Einen Fortschritt des Gymnasialunterichtes in der Josefinischen
Periode bildete in den Humanitätsclassen die Verwandlung des Griechi-
schen in einen obligaten Lehrgegenstand. Um diejenigen, welche die
zu wissenschaftlichen Studien notwendigen Mittel nicht besaßen, von
diesen Studien zu entfernen, hob Josef II. die bisherige Unentgeltlich-
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keit des Unterrichtes an den Gymnasien auf und bestimmte den Er-
trag des Unterrichtsgeldes zur Vergrößerung des aus älteren Stiftun-
gen erwachsenen Fonds, welcher zu Stipendien flir unbemittelte talen-
tierte Schüler verwendet wurde. Außerdem wurden die Stiftungscapitalien
der aufgehobenen Studentenseminarien und Convicte in einen Haupt-
fond vereinigt und aus diesem gleichmäßig dotierte Handstipendien
gebildet. In den letzten Jahren von Josefs II. Regierung verbreitete
sich immer mehr die Überzeugung, dass die bisherige Gestaltung des
mittleren und höheren Unterrichtes ihrem Zwecke nicht entspreche.
Kaiser Leopold II., welcher für wissenschaftliche Angelegenheiten
großes Interesse besaß, erklärte daher die Ausarbeitung eines neuen
Studienplanes für den höheren und mittleren Unterricht zur ersten
Aufgabe der „Studien-Einrichtungscommission" und legte den entschei-
denden Einfluss in dieser Angelegenheit in die Hände des Freiherrn
von Martini. Die durch diesen (mit Hofdecret vom 8. Februar 1791)
ins Leben gerufenen Lehrerversammlungen (an den einzelnen Facultäten,
Gymnasien und Realschulen) und Studienconsesse (in den Provincial-
hauptstädten) hatten den Zweck, den Lehrstand zu heben und demselben
einen berathenden Einfluss in Schul- und Studienangclegcnheiten zu
sichern. Die Lehrerversammlung des Gymnasiums hatte nach §. 4 des
bezüglichen Hofdecretes über die Schul- und Studienangelegenheiten der
Lehranstalt zu verhandeln, z. B. über Befolgung des Lehrplanes, über
Lehrmethode, Schul-, Lehr- und Vorlesebücher, Disciplin, Prüfungen,
Bibliothek, Stipendien etc.
Der Studienconsess erhielt nach §. 5 des erwähnten Hofdecretes
die allgemeine Direction und Aufsicht über die innere Schul- und
Studienverfassung innerhalb einer ganzen Provinz. Die Gymnasialdircc-
torate und Yicedirectorate wurden abgeschafft.
Die Teschner Lehrerversammlung, in welcher der Präfect den
Vorsitz hatte, war dem k. k. mährisch- schlesischen Studienconsesse
in Olmtttz untergeordnet.
Kaiser Franz II. hob die Studienconsesse im Jahre 1802 wieder
auf und übertrug wieder den Kreishauptleuten die Direction der
Gymnasien ihrer Kreise.
Im Jahre 1805 wurde der Theresianische Gymnasial- Studienplan
als unzureichend beseitigt und ein neuer erlassen, dessen Grundzüge
folgende waren : „Die Gymnasien an den Sitzen von Lyceen oder
Universitäten (letztere akademische genannt) werden sechsclassig, alle
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andern fünfclassig eingerichtet. An sämmtlichen Gymnasien sind nur
Fachlehrer anzustellen." — „Die wöchentliche Stundenzahl bleibt für jede
Classe auf 18 beschränkt." — „Der Lateinuuterricht ist in jeder Classe
als das Hauptstudium anzusehen. Von den übrigen Gegenständen soll
jeder Schüler, ohne systematische Vollständigkeit, doch so viel lernen,
als ihm in Ansehung seines Alters nud der Zeit ohne Nachtheil jenes
Hauptstudiums möglich ist, und die Anleitung erhalten, wie und mit
welchen Hilfsmitteln er sich künftig selbst weiter bilden kann. Nur
für Privatisten darf eine Dispens vom Unterrichte in der griechischen
Sprache durch die oberste Studienbehörde ertheilt werden. Schriftliche
Aufgaben werden von den Lehrern der lateinischen Grammatik und
des Stils gegeben, in den Humanitätsclassen bald in Form eines la-
teinischen, bald in jener eines deutschen Aufsatzes."
„In dem fünfjährigen Lehrcurse muss noth wendig Geographie und
Geschichte, Mathematik und Naturgeschichte etwas kürzer gegeben
werden; der Unterricht in der lateinischen Sprache muss das fehlende
Jahr durch häufige Schulübungen, cursorische Lectüre u. dgl. herein-
zubringen bemüht sein. Der Unterricht in der Naturlehre, dessen ge-
deihlicher Erfolg namentlich größere Lehrmittelsammlungen voraussetzt,
fällt an kleineren Gymnasien hinweg."
„Das Unterrichtsgeld wird beibehalten ; doch sind Stipendisten,
Convicts-Zöglinge, Sängerknaben und Aufseher von demselben befreit 5
andere Befreiungen kann die politische Landesbehörde ertheilen."
„Damit die Studienordnung auch nicht zu Hause umgangen werde,
darf kein Lehrer, Hofmeister, Instructor oder Correpetitor ohne Vor-
wissen oder Genehmigung des Präfecten aufgenommen werden. Ein
auf andere Weise unterrichteter Knabe erhält kein staatsgiltiges Zeugnis."
Dem neuen Lehrplane entsprechend wurden im Jahre 1807 ziemlich
rasch 18 neue Lehrbücher veröffentlicht. Dem Erscheinen derselben
folgten umständliche Instructionen für die Lehrer und Bemerkungen
über Behandlung der Schulbücher. Disciplinarverfassung, Lebrplan und
Instructionen wurden endlich im Jahre 1808 zu einer „Sammlung der
Verordnungen und Vorschriften über die Verfassung und Einrichtung
der Gymnasien" vereinigt, welche unter dem Namen des „Gymna-
sialcodex" ebenso die Gymnasialeinrichtungen abschließend feststellen
sollte, wie es die „Politische Schul Verfassung 11 hinsichtlich der Volks-
schule that. Mit dem Schuljahre 1808 trat die neue Einrichtung ins
Leben. Bei der Ausführung des neuen Studienplanes wurden die Ge-
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halte der Präfecten uud Professoren in einer den Zeitverhältnissen
entsprechenden Weise erhöht. Zuletzt erfolgte auch die Anstellung
eines eigenen Gymnasial-Studiendirectors fUr die ganze Provinz, welcher
jedes Jahr einige Gymnasien zu inspicieren hatte. Studiendirectoren
für Mähren und Schlesien waren: 1. Alois von Kupprecht, Domherr
zu Brünn (von 1810): 2. Josef Ritter von Wokrzal, Domherr zu
Brünn (1818— 1832) und 3. Cyrill Kapp, Augustinerprälat zu AltbrUnn
(1832-1849).
Die Tage, welche den großen Erschüttern ogen des Reiches in
den ersten zwei Jahrzehnten unseres Jahrhunderts folgten, erfüllte
das Bemühen, möglichst auf den Standpunkt der ersten Jahre der
Regierung der Kaiserin Maria Theresia zurückzukommen. Abermals
wurde eine ständige Revisionscommission gebildet, welche die Weisung
erhielt, die Realien aus den Gymnasien zu entfernen.
Der neue Gymnasial-Studienplan, welcher an die Stelle des Fach-
lehrer-Systems das Classenlehrer-System setzte, wurde den Landesstellen
und Gymnasien in den Jahren 1818 und 1819 mitgetheilt. Dadurch
wurden alle Gymnasien sechsclassig eingerichtet; bei denjenigen, an
welchen bisher nur drei Grammatikalclassen bestanden, wurde die 4.
errichtet. Eine jede Classe erhielt nur einen Lehrer, welcher alle
für die Classe vorgeschriebenen Lehrgegcnstäude vortrug und mit
seinen Schülern durch alle Grammatikalclassen oder auch durch beide
Huraanitätsclassen aufstieg und dann in die erste Classe zurückkehrte.
Der Katechet sollte in allen Classen nur den Religionsunterricht
ertheilen. Der geographisch -historische Unterricht wurde vermindert,
der Unterricht in Geometrie, Naturgeschichte und Physik gänzlich
beseitigt; nur die „lectiones latinae" — sollten einen ganz populären,
naturwissenschaftlichen Lesestoff enthalten. Die Durchführung dieser
Modifikationen erfolgte in Schlesien mit dem Beginne des Schuljahres
1820.
Im Jahre 1838 veranlasste die wieder laut werdende Klage über
die Mangelhaftigkeit des Gymnasialunterrichtes eine kaiserliche Ent-
schließung, welche eine Prüfung der seit 1819 bestehenden Gymnasial-
Einrichtung anordnete. Die Gutachten, welche von allen Provincial-
Directoren abverlangt wurden, verurtheilten einstimmig das herrschende
System. Zu diesen Gutachten kam aber auch noch ein im Februar 1840
anonym unmittelbar an den Monarchen vorgelegter Verbesser uugs-
Vorschlag, mit einer meist richtigen und scharfsinnigen Kritik des
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Bestehenden, über welche abermals die Einvernehmung mehrerer Fach-
männer angeordnet wurde. Das Reformbedürfnis erhob in den nun
folgenden Jahren überall in den zum Zwecke der Umgestaltung der
Gymnasialstudien eingesetzten verschiedenen Comites, in der Presse und
an a. O. immer lauter seine Stimme. In keinem Zweige des öffentlichen
Unterrichtes wurde auch einer Reorgasisation so vielseitig und tüchtig
für die nahende Zeit der Verjüngung Österreichs vorgearbeitet, als im
Gymnasialwesen. Noch fehlte aber der entschlossene Muth zu ange-
messenen Reformen. Diese bahnte erst das Jahr 1848 an.
Nach der Aufhebung des Jesuitenordens blieben, wie schon früher
angedeutet, an dem verstaatlichten Gymnasium in Teschen in den Jahren
1774 und 1775 Präfect und Lehrer dieselben. Die Frequenz belief
sich auf 43, beziehungsweise 108 Schüler. Unter den Mitgliedern des
Lehrpersonals in der folgenden Zeit ist besonders der Exjesuit Probst
Leopold Scherschnik zu nennen, ein geborener Teschner und ausgezeich-
neter Gelehrter, der seit den Jahren 1776 als Professor der Poetik und
Rhetorik an dem Gymnasium seiner Vaterstadt angestellt wurde und
vom Jahre 1787 bis zu seinem Tode (21. Jänner 1814) als Präfect
an der Anstalt besonders segensreich wirkte.*) Vom Jänner 1814 bis
zum 15. Decembcr 1814 war der Humanitätsprofessor, Exjesuit P.
Franz Lohr, und von dieser Zeit bis zum 25. October 1815 der Gram-
matikalprofessor, absolvierter Theologe, Anton Schmettan, prov. Leiter
der Anstalt. An dem genannten Tage übernahm der Olmützer Hu-
manitätsprofessor, der letzte Teschner Dominicaner, P. Nikolaus
Teuchmann, aus Wagstadt gebürtig, der schon früher durch 23 Jahre
das Amt eines Lehrers an dem hiesigen Gymnasium versehen hatte,
zum Heile der Anstalt definitiv das Präfectenamt. **)
Nach der im Jahre 1820 erfolgten Pensionierung desselben gieng
die Leitung des Gymnasiums am 5. November desselben Jahres an
den zum Präfecten ernannten Piaristeu P. Alexauder Di wisch über.
An die Stelle des nach Tarnow in Galizien in gleicher Eigenschaft
übersetzten Präfecten Diwisch trat am 3. Februar 1830 der Piaristen-
ordenspriester und Leiter des Löwenburgischen Convictes in Wien,
P. Josef Kraus, nachdem vom 8. September 1829 bis zum genannten
*) Vergl. Die „Dreifaltigkeitskirche," S. 108 /. und „Die Scherschnik'sche
Stiftung/ S. 174.
**) Vgl. das Dominicanerkloster, S. 133.
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— 165 —
Tage der Professor Albin Heinrich*) die Geschäfte der Präfectur
provisorisch versehen hatte. Kraus leitete die Anstalt zuerst als
Präfect, seit 1849 als provisorischer Director. **)
Die bewegende Kraft für die licorganisation, welche das Gymna-
sialwesen ira Jnhre 1848 erfuhr, war der k. k. Ministerialrath, früherer
Universitätsprofessor in Pias, Franz Exner als Gymnasialreferent im
Unterrichtsministerium, welchem in dem Universitätsprofessor Hermanu
Bonitz ein Mann zur Seite stand, der organisatorisches Talent mit
großer Kenntnis der Mittelschule und ihrer Bedürfnisse verband und das
lieorganisationswerk mit umsichtiger Entwicklung der bildungsfähigen
Elemente des Vorhandenen rasch förderte. Mit Beiziehung anderer
Schulmänner wurde von beiden der noch heute unserem Gymnasial-
unterrichte zugrunde liegende „Entwurf der Organisation der Gymnasien
und Realschulen" in Österreich verfasst, welcher sich in Bedachtnahme
auf die Ergebnisse der pädagogischen Theorie und Praxis der vor-
geschrittensten Staaten unmittelbar auf die Höhe der Zeit stellte und
mit Consequenz seine leitenden Gedanken durchführte.
Die Energie, mit welcher dieser Plau auf Grund der mit kaiser-
licher Verordnung vom 16. September 1849 ertheilten Ermächtigung
in das Leben eingeführt wurde, bildet ein hervorragendes Verdienst
des Ministers Grafen Leo Thun, welcher von seinem Unterstaatssccretär
*) Albin Heinrich war geboren am 1. März 1785 zu Friedland. Nach
beendeten Studien kam er 1813 als Lehrer ans katholische Gymnasium in
Teschen, wo er auch die Cnstosstelle am Scherschnik'schen Museum versab.
Das in historischer Beziehung damals arg vernachlässigte Oberschlesien wurde das
Feld seiner Thätigkeit. Er durchreiste und durchforschte das ganze Land. Wir
heben von den Früchten seines Fleißes auf historischem Gebiete seinen „Versuch
über die Geschichte des Herzogthums Teschen" hervor. Große Verdienste erwarb
er sich durch Sammlungen und Verzeichnisse von Mineralien im Teschnischen.
Im Jahre 1821 entdeckte er den Teschenit und Pikrit. Auch die Fauna des
Teschner Kreises fand in ihm einen eifrigen Forscher. Hierauf wurde er 1830 ans
Brünner Gymnasium versetzt. Als Custos des Franzens-Museums brachte er dessen
Sammlungen in Ordnung. Als er 1850 vom Lehrfache schied, konnte er, der
Unermüdliche, nicht von der Arbeit lassen. Er Ubernahm als Director die Leitung
des Werner- Vereines zur geologischen Durchforschung Mährens und Schlesiens.
Achtzig Jahre alt starb der tbätige Mann am 5. April 1864.
**) Kraus wurde in Anerkennung seiner Verdienste um die Anstalt von
Sr. Majestät dem Kaiser durch das goldene Verdienstkreuze mit der Krone aus-
gezeichnet und von der Vertretung der Stadt Teschen für seine mehrjährige ver-
dienstvolle Thätigkeit um die Stadt zum Ehrenbürger ernannt.
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Alexander Josef Freiherrn von Helfert kräftigst unterstützt, sich die-
sem Zweige des öffentlichen Unterrichtes mit Vorliebe zuwendete. Mit
Verordnung vom 16. December 1854 wurde die neue Gymnasialord-
nung definitiv genehmigt. Wie tief sie bereits Wurzel gefasst, dafür
spricht die Thatsache, dass sie in den seither verflossenen, von großen
staatlichen Bewegungen und Ereignissen so reichen 40 Jahren sich
siegreich behauptet hat.
Als Minister Karl von Stremayer im September 1870 eine En-
quetecommission von Vertrauensmännern der Landesschulräthe, durch
einige vom Ministerium selbst delegierte Fachmänner verstärkt, be-
rief, um ein Reichsgesetz über die Grundsätze des Gymnasialwesens
vorzubereiten, sprach sich dieselbe einstimmig zu Gunsten des er-
probten bestehenden Systems aus, indem sie nur einzelne Modifika-
tionen zur Feststellung oder Fortentwicklung der Principien des Or-
ganisations-Entwurfes beantragte. Noch vor Einführung des oben be-
sprochenen neuen Lehrplancs wurden die Provincial- und Localdirecto-
rate aufgehoben.
Im Jahre 1849 wurden die Bestimmungen des Orgauisations-
Entwurfes Uber die unmittelbare Leitung der Gymnasien (Uber den
Director, über die Lehrerconferenz etc.) an der Teschner Anstalt
durchgeführt. Diese wurde als achtclassiges Staatsgymnasium erklärt,
und es wurde in dem Jahre 1849 die 7., im Jahre 1850 die 8. Classe
eröffnet. Im Jahre 1850 wurde die k. k. schlesiche Landesschulbehörde
activicrt; dieselbe veranlasste im Jänner 1851 im Sinne des Organi-
sations-Entwurfes auch die Bestellung einer Gymnasialdeputation, die
im Monate April d. J. ihre Wirksamkeit begann. Die nöthigen Räum-
lichkeiten für Lehrzimmer, Lehrmittelcabinete etc. wurden durch die
Erbauung eines zweiten Stockwerkes auf dem bestehenden Gym-
nasialgebäude, dem jetzigen Realschulgebäude, gewonnen. Die Bau-
kosten und die Auslagen auf die anzuschaffenden physikalischen
Lehrmittel wurden größtenteils durch Sammlungen gedeckt, welche
durch den Director der Anstalt P. J. Kraut; und den Religions-
professor P. J. Bitta*) in Schlesien und in anderen Kronländern
veranstaltet wurden.
*) P. J. Bitta wurde am 13. Februar 1865 von Sr. Majestät dem Kaiser
in Anerkennung seiner Verdienste im Lehramte und seiner Opferwilligkeit das
goldene Verdienstkreuz mit der Krone verliehen.
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167 -
Im Jahre 1855 erfolgte die Systemisierung des Lehrer- und Ge-
bürenstandes.
Seit 1863 bezogen die dienstälteren Professoren des Status mit
Einschluss des Directors ein Drittel des um 50% erhöhten Schulgel-
des, bis im Jahre 1870 die längst in Aussicht gestellte Regulierung
der Gehalte für die Professoren und Lehrer an den vom Staate er-
haltenen Mittelschulen auf verfassungsmäßigem Wege erfolgte.
Infolge Allerhöchster Entschließung Sr. k. k. Apostolischen Maje-
stät vom 7. Decembcr, kundgemacht durch das k. k. Staatsministerium
in Wien de dato 12. December 1865, wurde das k. k. katholische
Gymnasium in Teschen zur zweiten Rangstufe erhoben, wornach jeder
Lehrer eine Gehaltserhöhung von 105 fl. österr. W. jährlich erhielt.
Mit Allerhöchster Entschließung vom 6. Februar 1866 wurde be-
stimmt, dass allen Lehrern an öffentlichen Mittelschulen nach Erfüllung
der gesetzlichen Bedingungen der Titel „Professor" zuerkannt werde.
Mit Allerhöchster Entschließung vom 26. September 1873 ge-
nehmigte Se. k. k. Apostolische Majestät die Vereinigung der beiden
Gymnasien, des katholischen und des evangelischen, vom 1. October
an unter gemeinsamer Leitung. Hievon wurden die Directionen der
beiden Gymnasien mit Erlass des schlesischen Landespräsidiums vom
30. September 1873 in die Kenntnis gesetzt, und mit Allerhöchster
Entschließung Sr. Majestät der Seminardirector Josef Werber zum
Dircctor des k. k. vereinigten Staatsgymnasiums ernannt, welcher am
11. November 1873 die Leitung der Anstalt übernahm.
Im Jahre 1886 wurde das Schulgeld auf 30 Gulden erhöht. Auch
wurde in diesem Jahre verfügt, dass in den Zeugnissen der Schüler
die Locationsnummern fortan zu entfallen haben.
Die an der Anstalt geführte Chronik verzeichnet selbstverständ-
lich alle diejenigen hohen und Allerhöchsten Besuche, mit welchen im
Laufe der Jahre die Stadt und die in ihr bestehenden Anstalten be-
glückt wurden, desgleichen die auch im Schulleben sich markierenden
patriotischen und dynastischen Festtage; weshalb, um nicht bei jeder
Anstalt sich zu wiederholen, auf die Berichte darüber in Nr. 23 und
25 verwiesen wird.
Die Anstalt besitzt an Lehrmittelsammlungen : a) Lehrerbibliothek,
b) Schtilerbibliothek, c) Geographisch-historische Lehrmittelsammlung,
d) Naturwissenschaftliche Lehrmittelsammlung, c) Physikalisches Ca-
binet.
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Zur Unterstützung- der Gymnasialschüler stehen der Anstalt zahl-
reiche Stiftungen und Stipendien zu Gebote, u. z. : a) 19 k. k. Stu-
dienfondsstipendien a 70 fl. (16 Graf Tenczin'sche, 2 Sarkander'sche,
1 Abersches); b) über 20 Privatstipendien ; c) 9 Stipendien der evan-
gelischen Kirchengemeindo ; 5 Baron Cselesta'scho Stiftplätze; 2 Erz-
herzog Albrecht'sche Stiftplätze. Ferner werden Unterstützungen ge-
geben : a) aus der im Jahre 1866 gegründeten Dr. Philipp Gabriel-
schen Lehrmittelstiftung, deren Capitalien im Jahre 1887 5440 Gul-
den betrugen; b) aus der Constantia von Linksweiller'schen Stiftung;
c) aus der Kotzich'schcn Stiftung.
An dem k. k. ersten Staatsgymnasium, beziehungsweise am ver-
einigten Staatsgymnasium wirkten seit 1849 unter den k. k. Landes-
schulinspectoren Andreas Ritter von Wilhelm (1850 — 1870), Gustav
BozdSch, für die humanistischen (1870 — 1871), Josef Auspitz für die
realistischen Fächer (1870—1871), Theodor Wolf für die huma-
nistischen (1871 — 1873), Josef DwoFak für die realistischen Disziplinen
(1871—1873), Anton Maresch (1873—1875), Heinrich Schreier (1876
prov., def. 1877—1885) und Philipp Klirascha (1885 bis beute):
a) Directoren.
Josef Kraus von 1849 bis 1850. — Als am 12. März 1851 Diroctor
Kraus in den Ruhestand trat, wurde der Austaltslehrer Franz Budalowski
mit der provisorischen Leitung des Gymnasiums betraut, und nachdem
derselbe mit dem Unterrichts-Ministerialerlasse vom 5. September 1851
in gleicher Eigenschaft an das k. k. Gymnasium in Znaim Ubersetzt
worden war, wurde der provisorische Director des k. k. Obergymnasiums
in Brünn, Dr. Philipp Gabriel, mit demselben hohen Erlasse in gleicher
Eigenschaft an das k. k. katholische Gymnasium in Teschen Ubersetzt.
Wirklicher Director wurde er auf Grund der Allerhöchsten Entschlie-
ßung vom 28. März 1862. Er war um das Gedeihen der ihm anver-
trauten Institute, des k. k. Gymnasiums und des Baron Cselesta'schen
adeligen Convictes, dessen erster Vorsteher er ebenfalls war, besonders
bemüht. Er wurde im Jahre 1868 von Sr. Majestät dem Kaiser wegen
vieljähriger Verdienste um das Schul- und Erziehungswesen durch das
goldene Verdienstkreuz mit der Krone, im Jahre 1871 in Anerkennung
seiner verdienstlichen und erfolgreichen Wirksamkeit im Schulwesen
durch Titel und Rang eines k. k. Schulrathes allergnädigst ausge-
zeichnet. — Josef Werber von 1873 bis heute.
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b) Professoren und wirkliche Lehrer.
Anton Schlettau (1849— 1856) ; Karl Schwarz (1849 — 1850) ; Bar-
tholomäus Nitsche (1849 — 1857); Florian Lukas (1849—1861); Dr.
Johann Em. Blaha (1849—1854); P. Josef Bitta (1849—1871); Dr. Fer-
dinand Peche (1852—1853); Karl Wittek (1852—1856); Alois Czedik
von BrUndlsfeld (1853); Dr. Johann Mrhal (1853— 1870) ; P. Eduard
Siegel (1854—1865); P. Franz Danel (1854—1863); Dr. Leopold
Sobecki (1856—1858); Dr. med. Josef Fischer (1856—1882); Wenzel
Reich (1856— 1861); Josef Smita (1857-1888); Dr. Johann Wache
(1858); Dr. Adam Dorda (Katechet) (1858—1862); Dr. Paul Wall-
nöfcr (1860— 65); Josef Elsensohn (1861—1868); Josef Christ (1862 bis
1871); Andreas Franta (1862 — 1865); P. Johann Bitta (Katechet)
(1862—1868); Paul Wondraeek (1865—1873); Paul Scheiner (1865
bis 1868); Franz Hühner (1865—1867); Josef Sytko (1865—1866);
Alois Neumann (1864—1865); Josef Werber (1866—1872) ; Frauz Bar-
to§ (1866 — 1869); Friedrich Slameczka (1868 — 1870); Dr. Karl Schober
(1868 — 1870); P. Valentin Schebesta (Katechet) (1868—1870); Edmund
Kratochwil (1869—1874); Vincenz Bicnert (1870—1876); P. Karl
Wicherek, (Katechet) (1870 — 1873); Dr. Wenzel Katzerowski (1871);
Frauz Rausch (1871—1872); Dr. Wenzel Pscheidel (1871—1883);
P. IgnazSwiezy, (Katechet) (1872—1888); Johann Wicherek (1871 bis
1873); Dr. Anton Baizar (1872—1883); Gottlieb Biermann (1872 bis
1873): Armand Karell (1873— 1888): Franz Schmied (1873—1888);
Karl Gazda (1873 — 1874); Gottlieb Friedrich (1873—1888); Manuel
Raschke (1873—1881); Rudolf Bartelmus (1863— 1883) ; Dr. Johann
Odstrcil (1873-1888); Richard Fritsche (1873 — 1888); Franz Bauer
(1876—1878); Dr. Johann Wittens (1877—1888); Michael Petschar
(1878—1888); Karl Orszulik (1882— 1888;; Emil Hribar (1883 bis
1888); Josef Feder, Ritter von, (1883—1887); Anton Landsfeld
(1884—1888); Johann Teutsch (1885 — 1888). Den Religions-
unterricht ertheilten supplierend: P. Andreas Kuczera, Exhortator
(1873—1878); P. Peter Muron (1878-1882), Exhortator; Mon-
signore P. Johann Sikora (1882—1888); P. Weuzel Babuschek
(1885—1888); Dr. Leopold von Otto (1873) evangelischer Religions-
lehrer); Arnold 2lik (1873), evangel. Religionslehrer).
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c) Supplcnten und Probecan d i daten :
P. Eugen Janota (1851—1853); Dr. Ferdinand Peche (1851 bis
1853); Alois Indra (1851); Dr. Josef Fischer (1851 — 1856); Theodor
Pantke (1851 — 1854); P. Franz Danel (1851—1853); Karl Häfele
(1852—1853); Ottokar Lorenz (1852—53); Alois Czedik von Bründls-
feld (1852—1853); Josef Herrmann (1852—1854); P. Johann Ka-
pinus (1853—1854); Josef Wolf (1853—1857); Georg Hofmann
(1854—1855); Dr. Johann Wache (1854—1858); Josef Elsensohn
(1857—1860); Dr. Paul Lütkemüller (1857); Wenzel Reich (1857);
Josef Hulsenbeck (1857 — 1858); Johann WondraCek (1859 — 1865);
Vincenz Bienert (1860—1862); Johann Stepan (1861—1862); Ed-
win Richter (1863—1866 und 1869—1874); Lothar Warmuth (1865);
Friedrich Dwofak (1866); Karl Czedij (1867—1869); Adam Sto-
schek (1866 Probecandidat) ; Paul Strzeincha (1869 — 1870); Dr. Wen-
zel Katzerowski (1870 — 1871); Gustav Jilly (1870—1872); Wil-
helm Nitsch (1870—1871); Wenzel Pscheidel (1871 — 1872); Karl
Radda (1871—1872): Franz Schmied (1872); Leopold Mathia (1873
bis 1876); Josef Gaideczka, Probecandidat (1873); Eduard Philipp
(1873); Johann Wetchy (1874—1879); Josef Sturm (1875—1877);
Josef Matzura (1878); Karl Orszulik (1879—1882); Josef Feder,
Ritter von, (1881 — 1883); Johann Teutsch (1882 — 1885); Anton
Landsfeld (1883—1884); Josef Bittner (1S84— 1S88) und Josef Eysank
von Marieufels (1886—1888).
d) X e b e n 1 c h r e r.
Franz Wrubel (1851—1853); Johann Wanke (1850—1868);
Dr. Georg Prutek (1852—1871); Karl Madry (1852— 1853); Johann
Weißer (1852—1857); Dr. Josef Guggenheimer (1853— 1856); Lazar
Storch (1857—1858); Friedmann Simon (1858—1888); Karl Löffler
(1868—1873); Karl Slivka (1869-1870); Alois Philipp (1871): Georg
Opitz (1871—1874); Franz Brosen (1871—1864); Franz Kraszny
(1872); Franz Holetschek (1873—1885); Richard Ohler (1873 — 1875);
Karl Wilke (1873—1888); Karl Pelz (1874—1876); Josef Kassler
(1874—1876); Joachim Steiner (1875); Franz Kreidl (1877 — 1879);
Karl Hussak (1877—1888); Franz John (1879—1888); Peter Willi
(1880 — 1885); Julius Zitny (1865—1888) und Friedrich Bock (1885
bis 1888).
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In Bezug auf Frequenz der Anstalt lässt sich vom Jahre 1775
an Nachstehendes mittheilen.
Die Schttlerzahl betrug von:
1775—1779 durchschnittlich 100, höchst im Jahre 1776-111,
mindest im Jahre 1777—82.
1780—1789 durchschnittlich 59, höchst im Jahre 1784—70,
mindest im Jahre 1788 — 41.
1790 — 1799 durchschnittlich 79, höchst im Jahre 1798—110,
mindest im Jahre 1791 — 43.
1800—1809 durchschnittlich 100, höchst im Jahre 1804—107,
mindest im Jahre 1803 — 91.
1810—1819 durchschnittlich 135, höchst im Jahre 1817—163,
mindest im Jahre 1813 — 104.
1820—1829 durchschnittlich 199, höchst im Jahre 1822-232 r
mindest im Jahre 1828 — 165.
1830—1839 durchschnittlich 201, höchst im Jahre 1838—219,
mindest im Jahre 1831 — 172.
1840-1849 durchschnittlich 211, höchst im Jahre 1847 — 240,
mindest im Jahre 1841 — 190.
1850 — 1859 durchschnittlich 202, höchst im Jahre 1859—247,
mindest im Jahre 1856—171.
1860—1869 durchschnittlich 321, höchst im Jahre 1868—313,
mindest im Jahre 1862—250.
1870—1879 durchschnittlich 303, höchst im Jahre 1879—316,
mindest im Jahre 1870 — 273.
1880—1887 durchschnittlich 332, höchst im Jahre 1883—358,
mindest im Jahre 1887—296.
Gegenwärtig ist der Personalstatus des vereinigten k. k. Ober-
gymnasiuras folgender:
Josef Werber, k. k. Director, Curator der Scherschnik'schen
Stiftung; Josef Smita, k. k. Professor, Curator der Dr. Gabrierschen
Lehrmittelstiftung; Friedrich Gottlieb, k. k. Professor; Armand Karell,
k. k. Bezirksschulinspector (VIII. Rangclasse), beurlaubt; P. lgnaz
SwieZy, k. k. Religionsprofessor, Landtags- und Reichsrathabgeordneter,
beurlaubt; Franz Schmied, k. k. Professor, Bibliothekar; Dr. Johann
Wittens, k. k. Professor, Custos des Scherschnik'schen Museums ; Mi-
chael Petschar, k. k. Professor; Richard Fritsche, k. k. Religionspro-
fessor; Dr. Alois Steiner, k. k. Professor; Karl Orszulik, k. k. Pro-
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fessor ; Emil Hribar, k. k. Professor ; Anton Landsfeld, k. k. Professor
und Johann Teutscb, k. k. Professor.
Aid Supplenten wirken:
P. Wenzel Babuschek für kathol. Religionslehrc; Josef Bittuer;
Josef Eyftank v. Marienfels.
Als Nebenlehrcr:
Simon Friedmann, Kreisrabbiner; Karl Wilke, k. k. Turnlehrer;
Karl Hussak, k. k. Musiklehrer; Franz John, k. k. Realschulprofessor;
Julius Äitny, k. k. Übungsschullehrer.
Die Anstalt war seit ihrem Bestehen nicht bloß für das Land
Schlesien, soudem auch für das ganze Reich eine Pflegestätte der
Bildung, aus der eine bedeutende Anzahl ausgezeichneter Männer, die
in den verschiedensten Zweigen des Staatswesens als Priester, Beamte,
Lehrer, Ärzte etc. wirkten und bis zum heutigen Tage wirken, her-
vorgiengen.
18. Die Sckersclinik'sclie Stiftung.
Zu den um das geistige Leben und Streben Teschens in hervor-
ragendster Weise verdienten Männern gehört vor allen andern der
Exjesuit und Ehrenprobst Leopold Scherschnik. Er wurde zu Teschen
am 3. März 1747 geboren, trat in den Jesuitenorden ein und lebte
nach Aufhebung desselben der Erziehung der Jugend und der Wissen-
schaft. Schon 1787 ist er Präfect des Teschner katholischen Gymna-
siums und wirkte hier bis zu seinem Tode am 21. Jänner 1814. Er
lebte ausschließlich der Schule, der Jugend und den literarischen Ar-
beiten. Von Liebe zur Schuljugend beseelt, opferte er ihr sein ganzes
Privatvermögen ; er richtete seine Bedürfnisse aufs Sparsamste ein, um
für dieselbe nur noch mehr thun zu können. Eine seiner bedeu-
tendsten Schöpfungen ist das nach ihm benannte Museum mit reich-
haltiger Bibliothek in Teschen. Die Stiftung ist nach dem Wunsche
Leopold Scherschnik's vorzugsweise zur wissenschaftlichen Ausbildung
<ler Jugend bestimmt. Zur Erhaltung und Vermehrung stiftete er
testamentarisch als Fondscapital eine Summe von 12187 Gulden 43 kr.
Von den Interessen sollen zur Anschaffung von Büchern jährlich
fünfzig Gulden, der Übcrschuss zur Remunerierung des Bibliothekars,
des Museumdieners (und des Schulläuters), denen auch Naturalquartiere
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im Bibliotheksgebäude zugewiesen sind, ferner auf Beleuchtung, Be-
heizung und Reinigung verwendet werden.
Zur Unterbringung der Bibliothek und des Museums erkaufte er
vom Ärar aus eigenen Mitteln das alte Gymnasialgebäude. Die Haupt-
front trägt die Aufschrift fyuyrfi IcczpzTw („Dem Heile der Seele"), Die
Bibliothek zählt über 14.000 Bände und enthält aus allen wissen-
schaftlichen Fächern wichtige und kostbare Werke, typographische Sel-
tenheiten, 215 Incunabeln und 282 Manuscripte, meist Uber das Fürsten-
thum Teschcn. Unter den Manuscripten befindet sich auch ein Codex
aus dem 13. Jahrhunderte „Augustini Episcopi Hipponensis de civi-
tate dei contra paganos" auf Pergament mit schönen Initialen; weiter
ein Gebetbuch aus dem 12. Jahrhunderte; Institutiones societatis Jesu
von Aquaviva, Autograph; eine Originalurkunde in chinesischer, tar-
tarischer und lateinischer Sprache, welche der Kaiser von China den
Missionären aus der Gesellschaft Jesu ausstellen ließ; ein Codex des
Magdeburger Stadtrechtes ; ein Vitruvius und viele andere Seltenheiten.
Das älteste Druckwerk der Bibliothek ist „Isidori junioris hispalensis
episcopi etymologiarum libri 20 per Gtintherum Zainer, Reutlingen die
19. Novembris 1472." Unter den vielen und meist historischen Manu-
scripten ist eine Übersetzung des Orlando furioso ins Polnische von
Kochanowski in zwei Theilen bemerkenswert; der erste Theil ist in
Krakau abgedruckt, der zweite scheint nicht bekannt zu sein. Einen
Theil des Manuscriptes schrieb Oglodowski.
Von den Handzeichnungen (Federzeichnungen) verdienen die aus
der niederländischen Schule besonders erwähnt zu werden. Die orni-
thologische (bei 400) und die entomologische Sammlung (über 2000),
meist vaterländische Gegenstände enthaltend, ist sehenswert. Die Samm-
lung von Conchylicn (612), Münzen und Gipsabdrücken (etwa 2800)
ist nicht unbedeutend, die Mineraliensammlung zählt an 5200 Stück
in- und ausländischer Fossilien, Gebirgsarten und Petrefacten. Die bo-
tanische Sammlung des Museums (600 Stück getrocknete Pflanzen) ist
von Professor Heinrich angelegt, vermehrt und geordnet von Professor
Schwarz; sie ist bezüglich der Flora von Niederschlesien fast voll-
ständig zu nennen. Fundort, Blütezeit, der böhmische, polnische und
volksthümliche Namen sind angegeben. Dürftiger bestellt ist die Ab-
theilung für Geographie und Physik. Die Sammlung von Kunst-
objecten enthält über 500 Stück.
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174 —
In dem Bibliothekssaale erbebt sich in Art einer Pyramide ein
Denkmal des im Jahre 1814 verstorbenen Stifters, das Bildnis des
Verewigten in Hautrelief aus Metall, von einem Schlangenring um-
kreist. Auf dem Fronton steht eine broncierte Urne, von einem Eichen-
kranze umwunden. Das Ganze wurde über Auregung des Professors
Albin Heinrich auf Kosten von Freunden und Schülern Scherschnik's von
dem akademischen Bildhauer Franz Kässmann in Wien im Jahre 1824
würdig ausgeführt. Ein Denkmal aber „Aere perenuius" schuf Scker-
schnik sich in der beschriebenen Museumsstiftung.
Scherschnik war einer der edelsten Söhne der Stadt Teschen. Das
achtunddreißigjährige Wirken dieses gediegenen Mannes in Teschen,
dessen Grundansicht war, dass weder Macht noch Größe, sondern
Tugend und Weisheit den Staat und jeden Menschen glücklich machen,
zeichnete sich aus durch eine ungeheuchelte Anhänglichkeit an das
Vaterland und seine Fürsten, durch echte Religiosität und anspruchs-
loses Wohlwollen gegen jedermann, durch unparteiische Würdigung
jedes Verdienstes, gefälliges Zuvorkommen durch Rath und That, Duld-
samkeit gegen Schwäche und Irrthum ; wo Überzeugung nicht ein-
drang, durch weise Besonnenheit im Sprechen und Handeln, durch
Vertraulichkeit und heitere Laune in der Gesellschaft und durch
jene seltene Gewandtheit, in so mannigfaltigem Umgange sich jedem
Alter, Geschlechte, Range und Stande anzupassen. Der Genius sitt-
licher und patriotischer Tugenden durchglühte sein Wesen in der
glücklichen Mischung von Milde und Charakterstärke.
19. Das Graf Tcnczin'schc adelige Convict.
Mit Scherschniks Wirken in Teschen stand seit dem Jahre 1776
durch einen Zeitraum von 10 Jahren das Graf Tenczhrsche adelige
Convict bis zur Auflösung desselben am 30. Oct. 1786 im untrenn-
baren Zusammenhange.
Das Graf Tenczin'sche adelige Convict ad SS. Trinitatem wurde
von Adam Wenzel Grafen von Tenczin am 11. Oct. 1727 errichtet
und dem Orden der Gesellschaft Jesu übergeben, nachdem Se. k. k.
Apost. Majestät weiland Karl VI. bereits am 31. December 1723
hiezu die Allerhöchste Bewilligung ertheilt hatte. Der hierauf bezüg-
liche Theil der Stiftungsurkunde lautet :
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„In Nomine Sanctissimae et individuae Trinitatis. Amen. Ego
Adamus Venceslans Comes de Tentschin, Ilereditarius Dominus in
Roy, Zamarsk, Petrovitz, Konskau, Bobrek, Podlesy, Kostkovitz,
Sacrae Regiaeque Catholicae Majestatis actualis intimus Consiliarius,
Cammerarius et Regiae Celsitudinis Serenissimi Ducis Lotharingiae et
Banni, Regis Hierosolimae etc. in ejusdem Ducatu Teschiniensi terrc-
stris Capitaneus ex libcra mea voluntate constitui, ut pro emolumento
Ducatus Teschiniensis et profectu juventutis ejusdem Ducatus ac alio-
rum in regia civitate ducali Teschiniensi apud Reverendos Patres
Societatis Jesu, in eadem supra dicta civitate permanentes, doceatur
publice Poesis et Rhetorica; quod alias petivi et impetravi a Reveren-
dissimo et Religiosissimo Patre ejusdem Societatis Generali, eamdemque
meam dispositionem speciali porrecto memoriali Augustissimae Cae-
sareae Majestati approbatam et confirmatam solemni diplomate intra
instrumentum fundationis factae pro Patre Regente et Subregente et
sedeeim nobilibus alumnis almae Societati Jesu obtuli. Venerabiiibus
Patribus Societatis Jesu Provinciae Bolieraiae dono viginti quatuor
millia florenorum Rhenensium pro ineboando et fundando Oonvictu sub
Titulo Sanctissimae Trinitatis in Regia Ducali civitate Teschinii in
eoque alendis, et vestiendis infra scripto modo sedeeim junioribus
Equestris ordinis media pro Studiis non habentibus et pro stabiliendo
Patre Regente et Subregente. Admittantur in hanc fundationem qui-
cumque nobiles ex ducatu Teschiniensi, media sufficientia non habentes
et tandem civium Teschiniensium filii, qua in parte etiam reflexionem
fieri desidero super aptitudine et profectu juvenum."
— — — „tenore praesentiura dono et trado saepe dictis Reve-
rendis Patribus Societatis Jesu Teschinii meum proprium post superio-
rem partem civitatensem situm, ab haeredibus anglicanis sexcentis
nonaginta sex florenis Rhenensibus emtum, et parato exsolutum liberum
a Ducibus Piastis ante aliquot saecula privilegiatum Hortum cum
omnibus appertinentiis et juribus, quibuscumque aedifieiis, arboribus
et crescentiis etc."
„Unice exoptans bono communi amplissimum incrementum et
almae Societati Jesu e profectu scholasticae juventutis optatissimum
fruetum. Actum Teschinii die undeeima Octobris 1727. L. S. Adamus
Wenceslaus Comes de Teuczin, L. S. Henricus Ferdinandus L. 13. de
Larisch, testis requisitus; L. S. Comes Antonius de Sunnegk, testis
requisitus."
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- 176 —
Durch die Ungunst der Zeitverhältnisse wurde das Stiftungs-Capital
reduciert und die entfallenden Zinsen desselben in Handstipendien
a 36 fl. C. M. verwandelt, welche zur Zeit auf k 70 fl. ö. W. erhöht
sind. Sie werden mit Rücksicht auf den Stiftsbrief und die nachträg-
lichen Erläuterungen desselben verliehen. Diese sind laut Decretes des
k. k. mühr.-schles. Landesguberniums vom 21. December 1838:
„Stiftbriefmäßigen Anspruch auf Graf Tenczinische Stipendien
haben :
a) Arme Adelige des Teschner Fürstenthums, in deren Er-
manglung
b) Unbemittelte Teschner Bürgerssöhne;
c) Arme in Teschen geborne Studierende;
d) Arme im Teschner Fürstenthume geborne Studierende.
Zugleich wurde dem k. k. Gymnasialpräfecten in Teschen die
Weisung gegeben, bei Verleihungs- Vorschlägen genau die Teschner
Bürgerssöhne, je nachdem die Väter das wirkliche oder das Ehren-
bürgerrecht besitzen, und ebenso jene Competenten, welche eigentlich
zum Fürstenthume Teschen oder nur zu einer andern Standesherrschaft
des Teschner Kreises gehören, genau zu bezeichnen, um den Anord-
nungen des Stiftsbriefes ebenso genau nachkommen zu können.
Zum Fürstenthume Teschen gehören nebst den Staudesherrschaften
a) Teschen, b) Skotschau, c) Schwarzwasser, d) Jablunkau, die min-
deren Standesherrschaften : Deutschleuthen, Freistadt, Friedek, Oder-
berg, Reichwaldau, Roy, Orlau und Dombrau laut k. k. Studien-
Hof-Commissiondecrets vom 10. Juni 1844, intimiert durch das k. k.
mähr.-schles. Landesgubemium ddto. 23. Juni 1844, intimiert durch
das k. k. Teschner Kreisamt ddto. 14. Juli 1844.
Die Zahl der Stipendisten ist stiftbriefmäliig 16. Die Stipendien
heißen „Graf Tenczin'sche Stipendien" und werden aus dem schlesi-
schen Studienfonde flüssig gemacht. Die Verleihung geschieht durch
die k. k. schlesische Landesregierung Uber Vorschlag des Gymnasial-
lehrkörpers durch Confercnzbeschluss.
Der Genuss der Stipendien erstreckt sich auf die Dauer der
Gymnasialstudien laut Decretes des k. k. mähr.-schlesischen Landes-
Guberniums vom 24. April 1837.
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20. Das Baron Csclesta'sche adelige Conyict.
Mit dem k. k. katholischen Gymnasium kam durch testamenta-
rische Verfügung des am 20. Mai 1796 verstorbenen Karl Freiherrn
von Cselesta das von demselben für 10 Zöglinge gestiftete adelige
Convict als Erzichungs- und Bildungsanstalt in enge Verbindung. Die
neuere Zeit hat dieses engere Verhältnis gelöst. Das Institut ist mit
einem Fundationscapitale von 80.000 ti". W. \V. gestiftet, und zur Unter-
bringung der Zöglinge wurde das dem Stifter gehörige Freiherrliche
Haus Nr. 26 in der Tiefen Gasse, jetzt Kronprinzessin-Stephanie-Straße,
dem Grundungszwecke Ubergeben. Im Jahre 1820 wurde über Antrag
des herzoglichen Landrechtes als der damaligen Curatelsbehörde des
Convictes die Erbauung eines eigenen Stiftshnuses auf dem Bobrek-
grunde nächst dem Convente der Barmherzigen Brüder in Antrag ge-
bracht, das Gebäude bis zum Jahre 1824 aufgeführt und am 17. Juni
desselben Jahres bezogen. Sc. k. k. Hoheit der durchlauchtigste Erz-
herzog Karl widmete großmüthig zum Neubau des Stiftes so bedeu-
tende Spenden, dass derselbe als der zweite Stifter desselben angesehen
werden kann. Das bezeugt auch in dankbarster Anerkennung die in
Marmor geschnittene Aufschrift des Convictes: „Quod pie destinavit
educationi juventutis L. B. Carolus de Cselesta, largc auxit Albertus
dux, benigne conservat Carolus archidux Austriae."
Da aber im Laufe der Zeit bei den veränderten Preis- und Lebens-
verhältnissen die von dem Capitalo per 80.000 H. W. W. entfallenden
5°/ 0 Zinsen viel zu gering wurden, um 10 Zöglinge, 2 Stiftsbedienstete
(arme Studierende, welche bei Tische bedienten und die äußern Gänge
für die Stiftlinge besorgten), einen Ober- und einen Unter Vorsteher,
fünf Dienstleute (ein Koch oder eine Köchin, ein Hausmeister, ein
Hausknecht, eine Stuben- und eine Küchenmagd), zusammen also
19 Personen zu verköstigen, mit dem noth wendigsten Comfort zu ver-
sehen, die weiteren Auslagen für Bekleidung und Wäsche der Stift-
linge, für Beleuchtung, Beheizung sammt den jährlichen Conservations-
kosten des als Gebäude nicht unbedeutenden Stiftshauses zu bestreiten
und die genannten sieben Individuen des Hauspersonals mit dem Stifts-
cassier für ihre Mühewaltung zu honorieren, so wurde von der Cura-
telsbehörde schon seit dem 2. Jahrzehent dieses Jahrhunderts gestattet,
dass Studierende aus angesehener Familie als Pensionäre aufgenommen
werden. Das Kostgeld wurde gleichzeitig von dem Teschner Landes-
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- 178 -
gerichte als damaliger Curatelsbehörde mit 140 fl. C. M. festgesetzt.
Im Stiftshause fuhrt die Oberleitung der erste Vorsteber, derzeit Welt-
priester P. Julius Hoffmann, Katechet der hiesigen Communal-Mädchen-
Blirgerscbule, in ökonomischer und pädagogischer Beziehung, mit der
Verrechnung der Verköstigungsauslagcn. Der zweite Vorsteher, gegen-
wärtig Gymnasialprofessor Dr. Alois Steiner, hat stiftsbriefmäßig aus-
schließlich das Detail des häuslichen Unterrichtes und der Erziehung
zu besorgen. Die Hausordnung ist für jeden Tag durch den Stiftsbrief
unter der Verantwortlichkeit der Vorsteher geregelt. Die Stifts- und
Kostzöglinge nehmen au dem Unterrichte der öffentlichen Anstalten
(Gymnasium, Realschule, Volksschule) theil.
In dieses Erziehungsinstitut, welches zunächst für die adeligen
Descendenten des Stifters Baron Cselesta und der im Stiftsbriefe aus-
drücklich genannten Herren Barone Bees, Saint-Genois und Rudolf
Cselesta bestimmt ist, können auch arme adelige Knaben des Teschner
Fürstenthums und nach §. 33 des Stiftsbriefes auch Teschner Bürger-
söhue aufgenommen werden. In Anbetracht der hochherzigen Gaben
des durchlauchtigsten Herrn Erzherzogs Karl soll auf Söhne ver-
dienter erzherzoglicher Kammerbeamtcn besondere Rücksicht genommen
werden.
Im abgelaufenem Schuljahre 1S87/88 wurden 8 Stiftlinge und
12 Zahlzöglinge verpflegt, die letztern gegen dio jährliche Bezahlung
von je 300 Gulden. Die jeweiligen Directoren des Teschner katho-
lischen Gymnasiums versahen stiftsbriefmäßig seit jeher das Amt des
ersten Vorstehers des Institutes. Erst seit 1873, das ist seit dem Ab-
gange des Gymnasialdirectors P. Philipp Gabriel, trat diesbezüglich
eine Änderung ein, und es wirkten seither als erste Vorsteher : Dr.
Thomas Hawlas, Religionsprofessor der hiesigen k. k. Oberrealschule;
P. I. Genserek, Religionsprofessor der k. k. Lehrerbildungsanstalt in
Teschen; derzeit der schon erwähnte P. Julius Hoftmann, Bürgerschul-
katechet in Teschen.
In den letzten Jahren hat das Institut im Äußern und im Innern
eine gründliche Restaurierung erfahren, wodurch es den Zöglingen der
hiesigen Schulen, welche darin eine wohlthätige Aufsicht und Pflege
genießen, eine freundliche und heimliche Bildungsstätte geworden ist.
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21. Bas ehemalige evangelische Gymnasium.
"Von seinen ersten Anfängen bis zu seiner Vereinigung mit dem katholischen
Gymnasium im J. 1873.
Die ersten Anfänge der Schule sind schon in jener Zeit zu suchen,
in welcher die protestantische Lehre hier sich auszubreiten begann.
So berichtet eine Urkunde vom 29. September 1565, dass Herzog
Wenzel eine Stiftung jährlicher 12 Gulden, die schon frUher ein Vi-
carius gemacht, zur Beförderung der christlichen Religion mit Singen
in der deutschen Kirche und mit Unterweisung der Jugend in der
Schule für einen gelehrten Gesellen erneuert und die Halbscheid des
Betrages auf dem Freistädter, die andere Hälfte auf dem Teschner
Rathhause angewiesen habe. Weiter ist es wahrscheinlich, dass im
Jahre 1609 jener Blumiiis Lorenz, den wir in Balthasar Exner's „An-
chora utriusque vitae," S. 130 „Scholae illustris Teschinensis Rector"
genannt finden, an jener Schule gewirkt habe. An der Schule in
Teschen wirkte auch Johann Goetzius (geb. zu Jägerndorf 1568,
gest. den 25. Jänner 1629 zu Teschen), Mitglied des Stadtrathes in
Teschen, später herzoglicher Steuer- und kaiserlich-königlicher Zoll-
Einnehmer. Ebenso war der später zum katholischen Glauben über-
getretene, von Kaiser Leopold T. in den Adelstand erhobene Wenzel
Pohledezki von Augenschein, 1681 und in den folgenden Jahren
Bürgermeister der Stadt, anfänglich Lehrer der lutherischen Schule in
Teschen.
Dass gegen Ende des 16. und Anfang des 17. Jahrhundertes in
Teschen eine lateinische Schule der Evangelischen bestand, geht daraus
hervor, uass der im J. 1591 zu Teschen geborene Georg Tranowsky,
nach dem J. 1626 Pastor an der Nikolauskirche in Bielitz, die „An-
fangsgründe der Wissenschaften zuerst in der Schule seiner Vaterstadt,
sodann in Gubau in der Niederlausitz, endlich zu Kolberg in Pommern
studierte und von hier auf die Universität in Wittenberg übergieng."
Wie diese Schule eingerichtet, wie das Wesen derselben beschaf-
fen war, darüber erfahren wir nichts. Ihre Schicksale fallen, wie
natürlich, mit denen der evangelischen Kirche zusammen. Und wie
die Gemeinde erst unter Josef I. infolge der Altranstädter Convention
und des Executions-Recesses eine öffentliche Kirche, so erhielt sie auch
eine Schule zuerkannt, welche im Jahre 1709 als Privatschule be-
gründet, fortan für die Evangelischen Schlesiens und der angrenzenden
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Lande von großer Bedeutung wurde. Als die ersten Lehrkräfte dieser
Schule finden wir den Candidaten der Theologie Mevius und den
Cantor und Organisten Gürtler genannt, welche anfänglich in kleinen,
auf Kirchengrund stehenden Häuschen unterrichteten. Rasch und hoff-
nungsvoll entwickelte sich die neue Bildungsstätte unter der sorgfäl-
tigen Pflege tüchtiger Schulmänner. Vom J. 1711 bis 1715 leitete
die Schule Johann Heinrich Falkenstein, vordem Erzieher im Hause
des Herrn von Fragstein. Er schrieb einige Programme und die
„Antiquitates nordgravienses."
Von 1715 — 1724 war der von der Pressburgcr Schule berufene
M. J. Kogler Rector der Schule, wacker unterstützt von dem Schul-
collegen Jonas Nigrini und dem Collegen und Cantor (um 1720 — 1742)
Andreas Fabri. Nigrini, ein geborener Ungar, gab die erste von ihm
gestochene geographische Karte vom Fürstenthum Teschen mit der
Aufschrift heraus : „Ducatus in Silesia superiore Teschinensis cum ad-
jacentibus regnorum vicinorum Hungariae videlicet et Poloniae nec non
Marchionatus Moraviae etc. terminis Mappa specialis conatu opere et sum*
tibus Jonae Nigrini Hung. Collegae scholae Teschinensis Ev. sedulo
delineata, sculpta et excusa candideque publicata. A. Ch. 1724." Die
21 Zoll lange und 19 Zoll breite Karte ist, weil sie ebenso wie der
von M. Johann Ludwig Andrea aufgelegte Nachstich bald nach dein
Erscheinen confisciert wurde, eine große Seltenheit. Probst Leopold
Scherschnik erhielt für das von ihm begründete Museum ein Exemplar
derselben vom Rector der hiesigen evangelischen Schule D. Piesch
geschenkt. Ein zweites Exemplar befindet sich im Archive des k. L
Kriegs-Ministeriums in Wien. Nigrini selbst wurde wegen Herausgabe
dieser Karte mit einer Geldstrafe von 100 Ducaten belegt und kehrte
in sein Vaterlaud zurück.
Auf Kogler folgte im Rectoratc 1724 der aus Brieg gebürtige,,
seit 1725 als Conrector der Anstalt wirkende Johann Gottfried Schu-
chardt, dessen um das Jahr 1725 erschienener Programm-Aufsatz „De
Providentia Dei singulari circa Scholas Silesiae" von seinem Fleiße
und seiner Liebe zur Schule zeugt. Als derselbe aber schon nach
einjähriger Thätigkeit als Pastor nach Jaksebenau im OelsVischen
gieng, wurde an seine Stelle der tüchtige Jcrichovius von Löbau aus
der Lausitz berufen, dem G. Sarganek aus Nieder-Suchau als Con-
rector, und außer dem schon genannten Fabri auch Macher aus Bielitz,
Johann Krieger aus Teschen, Böhmel aus Brieg, etwas später auch
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Knoch als Schulcollegen in den untern Claasen, sowie Scholtze als
Lehrer der Quinta und Liberda als Lehrer der Sexta förderlich zur
Seite standen. Unter ihnen nahm die Schule einen ganz besonderen
Aufschwung, wozu der aus Tepelwode im Münsterberg' sehen im J. 1721
als Pastor primarius und deutscher Prediger berufene Johann Adam
Steinmetz wesentlich beitrug, der sich namentlich als Schulinspector
um die Verfassung der Schulordnung und um den Unterricht große
Verdienste erwarb.
Einen Einblick in das innere Leben der Schule in jener Zeit
gewähren die „Schul-Leges vor die Docentes und Discentes,* welche
in drei Abschnitten von den allgemeinen Pflichten der Lehrenden und
Lernenden, von der für jeden Unterrichtsgegenstand besten Lehrart,
von der Disciplin in der Schule, vom Gebet, vom Gebrauch des
heil. Abendmahls, von Prüfungen, Versetzungen, Aufnahme, Entlassung
der Schüler und vom Schulgelde handeln. Gelehrt wurden nach
diesen Leges in der Schule: Religion, die nöthigen Landessprachen,
Latein, Griechisch, Hebräisch, Frauzösisch, Philosophie, Mathematik,
Geschichte, Geographie, Genealogie, Heraldik, Oratorie, Poesie,
Musik.
Der Zudrang der Schüler zur neuen Anstalt aus Schlesien, Mähren,
Böhmen, Ungarn, Polen steigerte sich von Jahr zu Jahr. Im J. 1711
war ein Gebäude aus Holz mit 8 Zimmern für die Zwecke der Schule
in Verwendung, im J. 1725 konnte aus den Ergebnissen der von
Steinmetz und Muthmann eingeleiteten Sammlungen ein gemauertes Ge-
bäude für die Jesus-Schule, das jetzige evangelische Volksschulgebäude,
mit 5 Unterrichtsclassen und eben so viel Lehrerwohnungen aufgeführt
werden. Eine Störung in der Entwicklung der Schule in Bezug auf
den Unterricht, die Frequenz und die durch Steinmetz in der Gründung
begriffene Verpflegungs- Anstalt für Schüler (das heutige Alumneum)
trat ein, als die Pastoren J. A. Steinmetz, J. Muthmann und S. L.
Sassadius, sowie der Kector Jerichovius und der Conrector G. Sar-
ganek*), des in" Schlesien streng verpönten Pietismus verdächtig, ihres
Amtes entsetzt wurden und Teschcn für immer verließen. Die Stcin-
metz'sche Versorgungs- Anstalt wurde aufgehoben. Seit dieser Zeit
*) Sarganek starb in Halle den 25. Mai 1743 als Iiispector des königlichen
Waisenhauses. Er schrieb: „Kurzgefasste Passionsgeschichte der Charwoche nach
den Tagen und Stuuden derselben;" weiter „Die Berechnung der Süudenschuldeu,"
ZUllichau 1720, und eine Geometrie in Tabellen, Halle 1739.
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gerieth die Schule in Verfall und erreichte das ganze Jahrhundert
hindurch nicht mehr die frühere Blüte.
Im J. 1734 fiuden wir als Schulrector Christian Hentschel, dem
bald der von J. A. Steinmetz, damals Abt zu Kloster-Bergen bei
Magdeburg, empfohlene Johann Ernst Gottlieb Radetzky von Radetz
folgte. Er wirkte bis 1743 als Rector, dann als Pastor in Rössnitz,
1747 als Pastor und Senior in Juliusberg, 1751 als Pastor, Con-
sistorialrath und Superintendent in Oels.
Nach seinem Abgange fiel es schwer, eine geeignete Kraft für
diese Stelle zu gewinnen, bis Steinmetz den Christoph Hennike,
einen seiner Conventualen und Präceptoren empfahl, welcher aa>
5. November 1749 in sein Amt eingeführt wurde.
Als Conrector wirkte um das Jahr 1740 — 1750 Traugott Langer,,
welcher im letztgenannten Jahre als Pastor nach Preußisch- Schlesien
abgieng. Als Lehrkräfte der Anstalt finden wir in jener Zeit noch
verzeichnet: Wenzel Chirak seit 1730, Tobias Schubert, Schulcollege
bis 1736, hierauf Pastor an der Gnadenkirche ; Johann Ehrgott Fabri,
Sohn des Andreas Fabri, College und Cantor um 1742 bis 1749, er
legte sein Amt nieder und war später Lehrer an der Schule zu Oels ;
Johann Christian' Bockshammer, College und Lehrer der polnischen
Sprache um 1740, im Amte bis zu seinem Tode in Teschen 1775;
Martin Thielisch, College und Organist um 1746 — 1775, gestorben 1776:
Christian Blochraann, Candidat der Theologie, Küster und Lehrer bis
1738, in diesem Jahre seines Amtes enthoben. An des Conrectors
Langer Stelle kam (1751 bis 1763) Ehrgott Michael Muthmann, ein
Sohn des schou erwähnten Johann Muthmann.
Von dieser Zeit an wurde durch Allerhöchste Verordnung die
Stellung und Wirksamkeit des Lehrpersonales der Schule insoweit ge-
regelt, dass die Rectoren und Lehrer derselben vor ihrer Bestellung
von dem Consistorium geprüft und zu hochortiger Bestätigung vor-
geschlagen werden mussten.
Im J. 1764 kehrte Hennike nach dem Tode seiner Gemahlin
mit zwei Kindern in seine Heimat zurück, und weil es im Reiche an
geeigneten Lehrkräften fehlte, Ausländern aber kein Zutritt gestattet
war, so konnte erst im Jahre 1771 das Rectorat wieder besetzt werden.
Benjamin Gottlieb Schubert, Sohn des Teschner Predigers, erhielt die
Stelle. (1771—1782).
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Inzwischen war im Jahre 1765 Christoph Konrad Werner an
des gestorbenen Muthinann Stelle als Conrector (gest. 10. Sept. 1776
im Alter von 54 Jahren) bestellt worden, und bis zum Jahre 1771
lehrte als College Christian Fröhlich ; in dem genannten Jahre wurde
derselbe Pastor der hiesigen Gnadenkirche. Im Jahre 1776 wurde Ernst
Ludwig Schubert, Bruder des Rectors, zum Conrector (1776— 1782) und
Johann Christian Thielisch, Sohn des Martin Thielisch, als College,
Cantor und Organist, im J. 1778 Johann MiZia und Johann Gott-
fried Kotschy, der erstere als College, der letztere als Elementarlehrer
bestellt.
Das Schulinspectorat übernahm nach dem Tode (1737) des seit
Beginn der 30er Jahre mit der Inspection betraut gewesenen deutschen
Predigers Christian Wilhelm Henrici, 1739 Johann Gottfried Schu-
chardt, der, wie wir gesehen, schon früher als Rector und Conrector
an der Anstalt gewirkt hatte. Das mit seinem Tode im Jahre 1759
erledigte Schulinspectorat wurde 1765 dem Pastor Tobias Schubert
und nach dessen 1777 freiwillig erfolgter Amtsresignation dem Pastor
Traugott Bartelmus im April 1778 anvertraut, welcher dieses Amt bis
zum J. 1809 mit rühmlichem Eifer verwaltete. Im Druck erschienen
von ihm mehrere Gedächtnisreden, daruuter: „Der preiswürdige Rath
Gottes Uber seinen Gesalbten — bei den trauervollen und feierlichen
Exequien in der Gnadenkirche Augsburgischer Confession von der
Stadt Teschen den 31. Dec. 1780 erwogen," Troppau. J. G. Trassier
1 78 1 5 „Historisch-religiöses Denkmal bei der Feier der hundertjährigen
Dauer des öffentlichen Gottesdienstes und Schulunterrichtes in der
Gnadenkirche und Schule A. B. von der Stadt Teschen am 24. Mai
1809 errichtet," Teschen bei J. Prochaska 1809.
Bartelmus' und des Kirchenvorstandes Friedrich Freiherrn v. Kaiisch
Bemühungen gelang es, die Schule wieder zu heben, die Schülerzahl
zu vermehren. Durch freiwillige Beiträge wurde wieder der Bedarf für
die Verpflegung von 30 unbemittelten Zöglingen gedeckt, deren Unter-
halt aber durch den Umschwung der Verhältnisse in den nächsten
Jahren immer schwieriger sich gestaltete.
Nach Verkündigung des Tpleranzpatentes vom 13. October 1781
gieng der Rector Schubert 1782 als Pastor nach Bielitz, worauf Johann
Tobias Schubert, ein Bruder der beiden genannten Schubert, früher
Rector in Oels, an seine Stelle trat. Der Bruder desselben, Conrector
Ernst Ludwig Schubert, folgte einem Rufe als Pastor nach Hillers-
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dorf, Thielisch und Miiia als Pastoren, der erstere nach Scharten bei
Efferding, der letztere nach Biala, und der 1783 aus Niederschlesien
berufene Candidat der Theologie Langer, Sohn des schon erwähnten
Conrectors, wurde nach neunmonatlicher Wirksamkeit seines Amtes
enthoben. Nach des Rectors Schubert Ableben, am 21. December
1785, wurde Leiter der Schule David Picsch, gebürtig aus Bielitz,
und zwar bis 1791 als Conrector und von da bis 1802 als Rector,
ein Mann, ausgezeichnet durch gründliches Wissen und pädagogischen
Takt, der ernstlich bemüht war, das innere Leben der Schule zu
kräftigen. Er starb am 9. August 1802*). Er versah mit Kotschy
allein den Unterricht in der Schule durch 5 1 /? Jahre. Als Conrector
wirkte von 1791 — 1800 Johann Chmiel, und als dieser als Pastor
nach Ernsdorf gieng, Johann Rakowsky von 1800 — 1802, später Pastor
in Weichsel.
Aus der Zeit von 1802 — 13 sind als Lehrer der Jesus-Schule
noch zu verzeichnen: Karl Josef Nikolaides, welcher gleichzeitig mit
Franz Ludwig Andresky in die Anstalt kam, aber schon den 17-
April 1803 an die hiesige Kirche als Vicar und 1805 als Prediger
nach Nawg't berufen wurde; Adam Kukufsch, College 1803 und 1804,
hierauf Pastor in Golassowitz in Preußisch-Schlesien ; Benjamin Erd-
maun Krieger, Candidat der Rechte, College von 1804—1813; Karl
Georg Rumi, Conrector von 1806 — 7, hierauf Rector in Iglo, Lehrer
in Pressburg, in Karlowitz, Bibliothekar in Gran, und Heinrich Julius
Kotschy im J. 1807, hierauf Pastor an der hiesigen Kirche. Nach
Piesch übernahm das Rectorat 1805 der seit 1802 als Conrector fun-
gierende Franz Ludwig Andresky, der ihn schon als Candidat während
der letzten Kraukheit vertreten hatte; im J. 1807 zugleich deutscher
Prediger. Er war der erste, welcher diese Doppelstellung bekleidete.
Es sei hier erwähut, dass vom November des Jahres 1805 bis
28. December 1807 der Militärschule des Infanterie-Regimentes Graf
Wenzel Colloredo von Olmütz 2 Classen und 6 Wohnzimmer einge-
räumt, in den Jahren 1813 und 1814 aber, ebenso wie es in dem
Jahre 1858/59 geschah, die ganze Schule in ein Militärspital umge-
wandelt wurde. Begreiflicher Weise blieben diese durch die Zeit auf-
genöthigten Verhältnisse nicht ohne Rückwirkung auf die Schule.
*) Außer Gelejrenheitsfredichteu erschien von ihm im Drucke des Abtes
Franz Catti Naturgeschichte von Sardinien aus dem Italienischen, 3 Theile mit
Anmerkungen, Kupfern und Vignetten, Leipzig 1784.
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Zu Ende des Jahres 1806 zählte das Gymnasium in 4 Classen
nur 14 Schüler. Übrigens wurde immer an dem ursprünglichen Lehr-
plan und an der Stoinmetz'scken Schulordnung festgehalten. Außer
den gewöhnlichen Gymnasial-Unterrichts-Gegenständen wurde die
deutsche, französische, polnische und hebräische Sprache, Geometrie,
Naturkunde und bis 1810 philosophische Propädeutik gelehrt. Mit
dieser Vorbilduug wandten sich die Schüler der Anstalt den Univer-
sitäts-Studien zu, die sie theils an österreichischen, theils an nicht-
österreichischen Universitäten zurücklegten.
Mit a. h. Entschließung vom 9. November 1810 wurde durch
Se. Maj. den Kaiser Franz zum Zwecke der Heranbildung tauglicher
Candidaten für Pastoren-Stellen die Organisierung der Anstalt in ein
sechsclassiges, theologisches Gymnasium für die Evangelischen der
deutsch-galizischen Erblaude angeordnet. Es sollte aus einer Vor-
bereitungsclasse und 6 ordentlichen Classen bestehen, jede der 3 letzten
Classen mit zweijährigem Cursus, und deutschen, Gymnasial- und
theologischen Unterricht ertheilen.
Die angeordnete und beabsichtigte Organisation aber kam unter
dem Drucke der Jahre 1812 — 15, und weil im Jahre 1821 in Wien
eine protestantisch-theologische Facultät gegründet wurde, nicht voll-
ständig zur Ausführung. Es wurden nur die ehemaligen 4 Classen
mit zweijährigen Cursen organisiert, worunter die erste als Volksschule,
die drei übrigen als die 6 Classen der Staatsgymnasien sich darstellten.
Den Unterricht ertheilten vier Lehrer, für welche ein jährlicher
Staatszuschuss von 400 Gulden bewilligt wurde. Die Aufsicht war
einem eigenen, unentgeltlich verwalteten Schul-Ephorat, bestehend aus
den beiden Predigern der polnischen Gemeinde und dem Kirchen-
Vorstande, übertragen ; die Oberaufsicht führte die Landesstelle.
Als Rector wirkte von 1817 — 1824 J. G. Lumuitzer, zugleich
deutscher Prediger und Lehrer der 5. und 6. Classe, bekannt durch
die Herausgabe naturhistorischer Tafeln und eines Lehrbuches der
Naturgeschichte, und von 1824 — 38 Ch. Traugott Sittig aus Bielitz,
in den Jahren 1813 — 1824 Lehrer der 3. und 4. Classe, von 1824—1838
der 5. und 6. Classe.
Als Lehrer waren in jener Zeit an der Anstalt noch beschäftigt,
und zwar als Lehrer in der 1. und 2. Gymnasialclasse : Friedrich
Traugott Kotschy, welcher als Pastor in Efierding in Oberösterreich
starb; Johann Franz Schimko (1814 — 1818), starb als Senior in Bielitz;
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Zlik Andreas (1818 — 1821), starb als hierortiger Pastor; Wilhelm
Raschke (1821 — 1823), starb als Pastor" in Caraeral-Ellgoth ; Jobann
Ciegiel (bis 1824) ; Johann Kozdon (bis 1832) ; Franz Winkler (1832 bis
1835); Paul Kaisar (an der Anstalt von 1835—1865); Johann Knips
(1840— gest. 1843); Bernhard Folwarczny (bis 1847), im J. 1848 in der
3. und 4. Classe, jetzt Pastor in Bludowitz. In der 3. und 4. Classe unter-
richteten: Gustav Heinrich Klapsia (an der Anstalt von 1824 — 1865);
Gustav Chmiel (1826—1830), hierauf Pastor in Golassowitz; Eduard
Fischer (1830— gest. 1832); Jakob Galgon aus Ungarn (1832 — 1834),
später Pfarrer im Banate; Georg Drost, vordem Vicar in Hillersdorf
(1834— gest. 1836); Karl Ludwig Fukala (gest. 1840); Johann
Kukutsch (1848 bis 1865). In der 5. und 6. Classe lehrten: Samuel
Steymann aus Brieg (1813 — 1814), welcher jedoch als Ausländer nicht
bestätigt wurde; Eduard Glatz aus Wien (1837 — 1840), hierauf Lehrer
in Pressburg und Pest; Julius Traugott Koziel (1840 — 1841). Als
Professor des philosophischen Cursus finden wir: Heinrich Leberecht
Sittich, welcher seit 1843 — 1847 Lehrer der 3. und 4. Classe gewesen;
ferner Adolf Kolaczek, Candidatus Juris, und Dr. Einst Plucar aus
Brünn, früher Lehrer an der evangelischen Schule in Triest, gest.
am 25. März 1858 als Lehrer des evangelischen k. k. Staatsgym-
nasiums.
Auf Grund einer a. h. Entschließung vom 9. Juni 1835 sollte
endlich das Gymnasium als vollständige Vorbildungs-Anstalt für künf-
tige evangelische Theologen organisiert werden. Es sollten drei Haupt-
schulclassen, die erste in 2 Abteilungen, 6 Gymnasialclassen und
zwei philosophische Jabrescurse nach der Verfassung der deutschen
Gymnasial- und philosophischen Studien bestehen, in die letzteren
auch das Hebräische und die Weltgeschichte einbezogen werden.
Über Erziehungskunde und österr. Staatengeschichte sollten eigene
Vorlesungen gehalten werden. Naturgeschichte hatte für die im Aluui-
neum befindlichen Zöglinge einen Obligat-Gegenstand zu bilden. Die
Direction der Hauptsehnle sollte einer der Lehrer der Schule, die
Präfectur des Gymnasiums ein Teschner Pastor, den Religionsunter-
richt am Gymnasium ein eigens hiezu bestellter Religionslehrer be-
sorgen, die Direction der philosophischen Anstalt ein Ehrenamt sein.
Mit Ausnahme der Religionsbücher waren die an den k. k. Lehran-
stalten vorgeschriebenen Bücher zu gebrauchen und die für diese
Anstalten gegebenen Vorschriften hatten auch hier zu gelten. — Die
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endgiltige Errichtung eines philosoph. Cursus mit zwei Jahrgängen
wurde erst mit Studienhofcommissions-Decret vom 20. October 1845
bewilligt, und am 13. September 1847 erfolgte die Eröffnung der
beiden Jahrgänge unter Mitwirkung der beiden geistlichen Ephoren
Gustav Heinrich Klapsia und Andreas £lik als Lehrer der Religions-
wissenschaften, der Pädagogik und der polnischen Sprache.
Infolge der im Jahre 1849 erfolgten Organisierung der öster-
reichischen Gymnasien gieng das evangelische Gymnasium als Staats-
gymnasium in die Erhaltung des Staates über, und zwar wurde mit
Allerhöchster Entschließung Sr. k. k. Majestät Franz Josef I. vom
9. Juni 1850 angeordnet, dass das Gymnasium eine zeitgemäße Reform
erhalte, und, insoweit die eigenen Einkünfte des Institutes zur Deckung
der erforderlichen Auslagen nicht hinreichten, in die Erhaltung des
Staates übernommen, die diesbezügliche Verhandlung aber sogleich
gepflogen werde. Infolge dieser Verhandlung wurde mit dem Erlasse
der k. k. schlesischen Statthalterei vom 30. Septbr. 1851 der Pastor
und Ephor Gustav Heinrich Klapsia mit der Leitung der Anstalt
provisorisch betraut und die Organisierung der Schule in ein acht-
clasaiges Staatsgymnasium sofort eingeleitet.
Mit Allerhöchster Entschließung vom 18. November 1855 wurde
das k. k. evangelische Staatsgymnasium definitiv als vollständiges
achtclassiges erklärt. An Klapsias Stelle, welcher als Religionslehrer
der Anstalt bestellt wurde, übernahm im Jahre 1859 über Verord-
nung des hohen k. k. Ministeriums für Cultus und Unterricht die
provisorische Leitung der Anstalt der Director des evangelischen
Gymnasiums zu Modern in Ungarn, Johann Kalincak.
Der Status des Lehrkörpers war in diesem Jahre, nachdem Pro-
fessor Emil Leonhard Wiener aus Wolmar in Lievland, seit lb\ Sep-
tember 1851 Supplent, seit 28. Jänner 1856 wirklicher Lehrer des
Gymnasiums, am 27. Jänner 1858 gestorben war, und Johann Kaspar
Örtel aus Schönbach in Böhmen, Supplent von 1852 — 1854, als Pastor
abgegangen war, folgender :
1. Johann KalinCak, geb. am 10. August 1822 zu Fölsö-Zaturcs
im Thurotzer Comitat in Ungarn, betrieb seine Gymnasialstudien in
Sz. Ivan, Gömör und Leutschau, besuchte den philosophisch-theolo-
gischen Ours in Pressburg, studierte Philosophie, Theologie und Lin-
guistik in Halle. Im October 1845 wurde er Hauslehrer beim k. k.
Bergrath Landerer in Windschacht, am 5. November ]846 Professor
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der Philosophie und Rector am evangelischen Gymnasium zu Modern
und als solcher zugleich seit 1850 substituierter, seit 1852 wirklicher
Districtual-Notar der evang. K. C. Superintendenz diesseits der Donau
für das deutsche Concept, durch Erlass des k. k. Unterrichtsministeriums
vom 19. April 1858 Director des Tcschncr Gymnasiums.
2. Gustav Heinrich Klapsia, geb. den 19. März 1799 zu Erns-
dorf in Üsierr. -Schlesien, besuchte das Gymnasium in Teschen und
Pressburg, studierte Theologie, Philosophie und Philologie an der
Universität und der evang.-theologischen Facultät in Wien. Er wurde
am 1. Juni 1824 Lehrer und Conrector am hiesigen theologischen
Gymnasium, im Febr. 182G Rector in Bielitz, im Mai 1828 Pastor
in Hillersdorf und im Uctober 1836 Pastor und Gymnasiallehrer in
Teschen ; als solcher wurde er vom hohen k. k. mährisch-sehlesischen
Gubernium ddto. 29. December 1836, Z. 4664, bestätigt. Durch
Allerhöchste Entschließung vom 14. October 1847 wurde er Lehrer
der Religionswissenschaft in den philosophischen Classen, durch Mini-
sterialverordnung vom 16. September 1851, Z. 1535, provisorischer
Gymnasialdirector und mit Erlass des Unterrichtsministeriums vom 14.
August 1857, Z. 13599, der Direetion enthoben und als Religions-
lehrer bestätigt; gest. im Oct. 1865.
3. Andreas Zlik, geb. am 1. Mai 1802 zu Kozakowitz in Schle-
sien, absolvierte das Gymnasium in Teschen, studierte Philosophie,
Philologie und Theologie in Wien. Schon vor seinem Abgang zu
den akademischen Studien in Wien vom März 1818 bis September
1821 Lehrer an der hiesigen 2. Elementarclasse, wurde er 1824 Pastor
in der Ramsau, 1829 in Alt-Bielitz und 1835 Pastor und Gymnasial-
professor in Teschen. An der mit dem Gymnasium vereinigten
philosophischen Classe lehrte er Pädagogik und infolge des hohen
k. k. Ministerialerlasses vom 16. September 1851, Z. 1535, Religion
im Untergymnasium. Er starb im Oct. 1865.
4. Paul Kaisar aus Konskau in Schlesien, geb. am 13. Septbr.
1809, besuchte das Gymnasium in Teschen und Pressburg, studierte
Theologie in Wien; seit 1 März 1835 Grammatikal , seit 1843 Hu-
manitätsprofessor am Gymnasium, durch Miuisterialcrlass vom 11. Sep-
tember 1850, Z. 4727. wirklicher Lehrer am k. k. Gymnasium; er
wirkte als solcher bis zu seinem im Mai 1865 erfolgten Tode. An
Stelle des Professors Kaisar kam Armand Kareil, geb. am 16. Fe-
bruar 1843 in Teschen. Derselbe studierte nach Beendigung der
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Gyranasialstudien in Teschen in den Jahren 1861 — 1864 Philosophie,
Philologie und Geschichte an der Universität und Theologie an der
evangelisch-theologischen Facultät in Wien und Heidelberg und wurde
mit Erlass der Landesregierung vom 9. October 1865, zum Supplenten
an dem evangelischen Staatsgymnasium in Teschen bestellt, mit Erlass
des Ministers für Cultus und Unterricht ddto. 26. October 1870,
Z. 9354, zum definitiven Lehrer in Wien, mit Erlass vom 14. Februar
1873, Z. 1384, zum Professor am ersten k. k. Staatsgymnasium und mit
Erlass vom 2. October 1873, Z. 11025, am vereinigten Staatsgymnasium
in Teschen, im Jahre 1884/5 zum k. k. Bezirksschulinspector für die
Bezirke Teschen Land, Freistadt und den Stadtbezirk Friedek ernannt,
in welcher Stelle er bis heute mit Mühe und Ausdauer arbeitet.
5. Heinrich Leberecht Sittig, geb. zu Teschen am 5. März 1819,
war Schüler der Gymnasien zu Teschen und Käsmark, studierte
Theologie und Philologie in Wien; 1842 Supplent der Humanitäts-,
seit 1843 Lehrer der 3. und 4. Gramniatikalclasse und seit 1 847
Professor der Philologie und deutschen Literatur an den philosophischen
Classen, durch Ministerialerlass vom 11. September 1850 wirklicher
Lehrer am k. k. Gymnasium. Er starb 1883 im Ruhestand in Troppau,
wo er seit der Vereinigung der beiden hiesigen Gymnasien als Pro-
fessor des k. k. Obergymnasiums gewirkt hatte.
6. Karl Gottlieb Traugott Gazda, geb. zu Nieder- Bludowitz am
21. Februar 1820, absolvierte die Gymnasialstudien zu Teschen und
Pressburg und studierte Theologie in Wien. Seit 1844 Vicar in Nieder-
Bludowitz, seit 1847 Lehrer und durch Miuisterialverordnung vom
11. Soptbr. 1850 wirklicher Professur am Gymnasium. Seit dem
Schuljahre 1873/74 wirkte er bis zu seinem Tode am 9. Februar des
Jahres 1874 an dem vereinigten Staatsgymnasium, anerkannt von den
vorgesetzten Behörden, geliebt von seinen Schülern, geehrt von der
gesammten Bevölkerung, betrauert von soinen Freunden.
7. Johann Kukutsch, geboren am 19. Jänner 1823 zu Fragstein
in Schlesien, besuchte das Gymnasium in Teschen und Käsmark und
studierte Theologie in Wien, wurde am 20. August 1848 Lehrer am
Untergymnasium und durch Ministerialerlass vom 11. Sept. 1850 wirk-
licher Lehrer am k. k. Gymnasium; 1865 in Ruhestand versetzt,
privatisierte er einige Zeit, war hierauf Superintendential-Vicar in
Tressdorf in Kärnten und lebt gegenwärtig in Spital an der Drau.
An Stelle des in Ruhestand versetzten Gymnasiallehrers Johann
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Kukutsch wurde im Jalire 1865 Wilhelm Nitsch, geb. 1837 in
Bielitz, im October 1865 zum Supplenten bestellt, in welcher Eigen-
schaft derselbe bis März 1869 thätig war, worauf er an die Real-
schule in Bielitz versetzt wurde, wo er als k. k. Professor seit
dem 20. November 1870 wirkt. Au Stelle des Supplenten Nitsch
kam nach Aufhebung des Staatsgymnasiums in Leutschau in Ungarn
Dr. A. Gerber, welcher jedoch bald darauf, zu Ostern 1870, in seine
Heimat berufen wurde und eine Stelle an dem königl. Gymnasium
in Glückstadt erhielt, wo er bis heute wirkt. An Dr. Gerbers Stelle
kam infolge Erlasses des Ministers für Cultus und Unterricht vom
16. April 1870, Z. 3232, Hermann Scherff, welcher bereits im October
1870 zum wirklichen Lehrer am StaatsUntergymnasium in Bielitz er-
nannt wurde. Von hier wurde derselbe in gleicher Eigenschaft an
das Staats-Obergymnasium in Hernais, später an das k. k. Franz-
Josef-Obergymnasium in der Hegelgasse ernannt.
8. Kail Friedrich Burkhardt, geb. zu Leipheim in Baiern am
2. September 1824, besuchte das Gymnasium zu Augsburg, die Uni-
versitäten zu Erlangen, Halle und München, wo er Philosophie, Theo-
logie, Philologie und orientalische Sprachen studierte, promovierte zum
Doctor der Philosophie 1846, war Erzieher zu Petersburg im Jahr
1848, 1849 Lehrer am ägyptischen Institute zu München, 1850 Er-
zieher in Feldkirch, legte die Lehramtsprüfung für Griechisch und
Latein in Innsbruck ab, wurde durch Ministerialerlass vom 10. Februar
1852, Z. 1099, Supplcnt und durch Decret des Unterrichtsministeriums
vom 17. Sept. 1853, Z. 9558, wirklicher Lehrer, durch den hohen
Erlass vom 11. Juni 1870, Z. 4321, zum Professor des akademischen
Gymnasiums in Wien bestellt; seit mehreren Jahren wirkt derselbe
Director des k. k. Franz-Josef-Gymnasiums in Wien, ist Mitglied
des Institutes d'Afrique in Paris, publicierte auf dem Gebiete des
Sanskrit mit allgemeiner Anerkennung aufgenommene Werke, wie
„Sakuntala von Kalidasa u mit Commentar und Glossar, Wien 1872;
„Flexiones prakriticae", Vratislaviae 1874. Bei seinem Abgange im
Jahre 1870 kam an seine Stelle Professor Karl Kolbenheyer, geb. im
Jahre 1841 in Bielitz, durch den Erlass vom 20. August 1870.
Im Jahre 1872 trat derselbe infolge des Erlasses des Ministeriums
für Cultus und Unterricht vom 26. Juli 1872, Z. 8345, in den Ver-
band des Staatsgymnasiums in Bielitz, wo er noch heute erfolgsvoll
wirkt. Der tüchtige Kenner unserer Heimat publicierte: „Flora von
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Tcschen und Bielitz", Wien 1862; „Die hohe Tatra", Teschen 1888,
7. Autiage, Karl Prochaska.
9. Gottlieb Biermann, geboren zu Pressburg am 12. April 1828,
besuchte das dortige Gymnasium und studierte Theologie und Päda-
gogik zu Jena; vom Jahre 1848—1852 mit Privatunterricht in Press-
burg beschäftigt, 1851—1852 Lehrer an der öffentlichen städtischen
liealschule zu Pressburg; zu Anfang des J. 1852 — 1853 an der phi-
losophischen Facultät an der Wiener Universität immatriculiert, studierte
er Geschichte, Geographie, deutsche Sprache und Literatur, wurde
Mitglied des philosophisch-historischen Seminars, legte die Prüfung fttr
Geschichte und Geographie ab, wurde mit Erlass der k. k. schlesi-
schen Landesregierung vom 17. Mai 1856, Z. 7167 zum Supplenten
und durch Ministerialerlass vom 31. Jänner 1857, Z. 1441 zum wirk-
lichen Lehrer, am 8. October 1872 zum prov. Director des Gymna-
siums ernannt. In dieser Eigenschaft verblieb er bis zur Vereinigung
der beiden hiesigen Gymnasien 1873, in welchem Jahre er zum
Director des k. k. Staats-Obergymnasiuins auf der Kleinseite in Prag
ernannt wurde. Besonders verdienstvoll auf dem Gebiete der schlesischen
Geschichte thätig, schrieb er außer zahlreichen Abhandlungen in den An-
staltsprogrammen, in den BrUnner und in den Breslauer Vereinsschrif-
ten, im Archiv für österreichische Geschichtsforschung in Wien etc.,
namentlich zwei Werke, die ihm einen unvergesslichen Namen sichern:
Geschichte des Fürstenthums Teschen, Teschen 1863; Geschichte des
Herzogthums Troppau und Jitgerndorf, Teschen 1874.
10. Gottlieb Friedrich, geb. 20. Mai 1826 zu Pressburg, absol-
vierte das Gymnasium zu Pressburg, studierte Theologie in Wien,
Philologie in Leipzig, München und Wien und unterzog sich der Lehr-
amtsprüfung für Latein und Griechisch in Wien, wurde im December
1856 Lehrer am öffentlichen evangelischen Gymnasium zu OberschUtzen
in Ungarn, durch Ministerialerlass vom 15. April 1858 wirklicher
Lehrer am Teschner evangelischen Gymnasium; seit October 1873
Professor des hiesigen vereinigten Staatsgymnasiums.
11. Oskar £lik, geb. zu Alt-Bielitz am 16. September 1829, be-
suchte das Gymnasium in Teschen, studierte Theologie, Philologie
uud Philosophie in Wien, Berlin und Leipzig, wurde durch Erlass der
schlesischen Landesschulbehörde vom 16. Sept. 1851, Z. 1613, Hilfs-
lehrer bei dem hiesigen Gymnasium, hielt sich vom März 1852 durch
drei Semester an der L T niversität in Wien seiner mathematischen und
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naturhistorischen Studien wegen auf, wurde durch Erlass der k. k.
schlesischen Landesschulbehörde vom 1. Nov. 1853, Z. 2184 als Sup-
plent der Anstalt bestellt und blieb als solcher bis 1869, in welchem
Jahre er an die evangelische Lehrerbildungsanstalt in Bielitz als Haupt-
lehrer berufen wurde. Er starb am 9. December 1878.
12. Manuel Raschke, am 19. Aug. 1824 in Cameral-Ellgoth bei
Teschen geboren, absolvierte das Gymnasium zu Teschen, Eperies und
Pressburg, studierte Theologie in Wien, wurde 1849 Hauslehrer bei
Frau Gasch in Biala, studierte 1851 — 1852—1853 Geographie, Ge-
schichte und deutsche Sprache an der Wiener Universität, legte im
Jahre 1854 sein Probejahr am hierortigen Gymnasium zurück, wurde
durch Erlass der k. k. schles. Landesregierung vom 6. Sept. 1854,
Z. 9530, Supplent, unterzog sich 1858 der Lehramtsprüfung für Geo-
graphie und Geschichte in Prag und wurde am 5. Juli 1860 zum
definitiven Gymnasiallehrer an der Anstalt ernannt. Als Professor des
vereinigten Staatsgymnasiums in Teschen trat derselbe im Jahre 1882
in den Ruhestand und domiciliert derzeit in Dornbach bei Wien. Wir
haben von ihm folgende Schriften: „Proben und Grundsätze der
deutschen Schreibung aus 5 Jahrhunderten, w Wien 1862, „Deutsche
Männer, Bilder aus der Geschichte des deutschen Volkes von Hermann,
dem Cherusker, bis auf unsere Tage mit 317 Original-Holzschnitten,"
Teschen, Prochaska; „Der politische Theil des Geschichtsunterrichtes,"
Programmaufsatz vom Jahre 1870 etc.
13. Rudolf Bartelmus, am 17. April 1833 in Teschen geboren,
absolvierte das Gymnasium in seiner Vaterstadt, studierte sodann Physik,
Mathematik, Geometrie am polytechnischen Institute, Mathematik, Astro-
nomie und Philosophie an der Universität zu Wien und wurde durch
Erlass der k. k. schlesischen Landesregierung vom 7. Sept. 1857 zum
Supplenten der Teschncr Anstalt ernannt. Am 5. Juli 1860 wurde er als
definitiver Gymnasiallehrer bestellt, wirkte am Gymnasium in Leutschau
bis 1869, seit diesem Jahre wieder am Teschner evang. Gymnasium
bis Ende Februar 1873, seit welcher Zeit derselbe auf Grund des
Erlasses des Min. für C. u. U. vom 13. December 1872, Z. 13.949,
als k. k. Bezirksschulinspector für die Bezirke Teschen, Bielitz und
Freistadt bis zum Jahre 1884 85 fungierte, in welchem Jahre er zum
Director der k. k. Oberrealschule in Troppau befördert wurde. An
seine Stelle trat in den Verband des Gymnasiums mit Erlass des
k. k. Landesschulrathes vom 15. März 1873 F. E. Schüller als
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Supplent, gieng jedoch schon mit Ende des Schuljahres an die Real-
schule in Prossnitz Uber.
Zu den im Voranstehenden aufgezählten Mitgliedern des Lehrkör-
pers war am 18. Oct. 1862 der Lehramtscanditat der Wiener Univer-
sität Dr. Joh. OdstrCil, geboren im Jahre 1837 in Klobouk in Mähren,
als Lehrer für Mathematik und Naturlehre hinzugekommen ; seit Octo-
ber 1873 Professor des vereinigten Staatsgymnasiums. Als Ergebnisse
eingehender Studien auf dem Gebiete seiner Unterrichtsfächer publi-
cierte er eine Reihe wissenschaftlicher Arbeiten und Recensionen, auch
ein Lehrbuch der Physik für Unterrealschulen und Untergymnasien.
Im Jahre 1887 folgte derselbe einem Rufe zur Dienstleistung im k. k.
Ministerium für Cultus und Unterricht. Inmitten reger Thätigkeit ereilte
ihn am 4. Juli 1888 der Tod.
Außerdem wirkte in den Sechziger Jahren der Lic. Theol. J. K.
Borbis als Religionslehrer an der Anstalt, welcher den 29. Jänner 1870
infolge Entscheidung des h. k. k. Min. für C. u. U. v. 10. Jänner
1870 seine Thätigkeit am Gymnasium abschloss. Im Anstaltsprogramm
von 1867 schrieb er „Über den religiösen Unterricht am k. k. evang.
Gymnasium in Teschen."
Mit dem Erlasse des k. k. Unterrichtsministeriums v. 15. Feb. 1873,
Z. 226, wurde der Hauptlehrer Dr. Anton Pelleter, geboren im Jahre
1836 in Sandau in Böhmen, in der Eigenschaft eines wirklichen Lehrers
an die Anstalt berufen. Schon im Laufe der großen Ferien zum Lehrer
an der königl. Gewerbeschule zu Brieg in Preußisch-Schlesien er-
nannt, wurde er auf sein Ansuchen mit Ende September seines
Dienstes enthoben. Er wurde seither an der k. k. Oberrealschule in
Bielitz angestellt, wo derselbe noch heute thätig ist.
Als von besonderem Interesse oder besonderer Bedeutung für die
Geschichte der Anstalt heben wir aus der Chronik noch die nach-
stehenden Thatsachen heraus.
Im Jahre 1859 feierte die Lehranstalt ihr ISOjähriges Jubiläum.
Am 16. April 1860 begieng die Anstalt den 300 jährigen Sterbe-
tag Melanchthon's im Beisein des zu derselben Zeit beide Gymnasien
inspicierenden Landesschulinspectors Andreas Wilhelm. Melanchthon's
Verdienste um das Schulwesen und den Humanismus wurden vom
Professor G. Biermann in der Festrede gewürdigt.
Beständige Supplierungen und die Kriegsereignisse des Jahres 1866
waren begreiflicher Weise Unterrichtshindernisse, der Lehrstoff konnte
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nicht beendigt, das Schuljahr musste mit 7. Juli geschlossen werden.
Desgleichen litt der Unterricht auch im folgendem Jahre wegen der
dreimonatlichen Ferien. Im Jahre 1868 bewilligte Se. k. k. Aposto-
lische Majestät zum Neubau des Gymnasiums 28.000 fl. Der erste
Spatenstich erfolgte den 16. März 1868. In demselben Jahre wurde
F. Wilhelm Schubert zum confessionellen Schulinspector der An-
stalt ernannt; er inspicierte v. 18. — 23. Mai 1868 und hielt am
28. Juli die Maturitätsprüfung ab, die jedoch an dem 14. Juli 1869
abermals unter dem Vorsitze des k. k. Landesschulinspectors Andreas
Wilhelm vorgenommen wurde, nachdem mit Decret vom 13. Juli 1869
der k. k. Schulrath Fr. Wilhelm Schubert zum Director des Gym-
nasiums ernannt und der bisherige, durch volle 10 Jahre provisorisch
bestellte Director Job. KalinCak mit einem Gehalte von 500 fl. in den
Ruhestand versetzt worden war. Die Austalt verlor in diesem Jahre
endgiltig ihren confessionellen Charakter und wurde als zweites Staats-
gymnasium erklärt. Vom 16. — 21. Mai inspicierte der Landesschul-
inspector Andreas Wilhelm zum letztenmale die Anstalt, indem er
nach mehr als 40jähriger ehrenvollster und erfolgreichster Amts-
wirksamkeit am 21. August 1870 in den Ruhestand trat.
Die Verordnung vom 9. April 1870, durch welche die Gehalte
der Directoren und Professoren an den vom Staate erhaltenen Mittel-
schulen geregelt wurden, besserte wesentlich die materielle Lage, be-
sonders der eine längere Reihe von Jahren dienenden Lehrer.
Am 17. Jänner 1871 wurde das Gymnasium durch einen Besuch
des k. k. Landespräsidenten Freihorrn Alexander v. Summer erfreut.
Derselbe nahm sowohl das alte, als auch das neue Gymnasialgebäude,
welches damals seiner Vollendung entgegensah, in Augenschein und
besichtigte das physikalische Cabinet und die Bibliothek. In der-
selben Woche inspicierte der k. k. Landesschulinspector Dr. Josef
Auspitz den Unterricht in den realistischen und am 28. Jänner der
k. k. Landesschulinspector Dr. Gustav BozdÖch in den humanistischen
Fächern der Anstalt. Zur Vornahme der MaturitsprUfungen wurden
in diesem Jahre für das 1. Staatsgymnasium der Director und Schul-
rath Wilhelm Schubert, für das 2. Staatsgymnasium der Director
und Schulrath Gabriel bestimmt. Am 24. Mai d. J., als dem Gedenk-
tage der Grundlegung der hiesigen evangelischen Kirche, begieng die
evangel. Kirchengemeinde den festlichen Einweihungsact des neuen
Gymnasialschulgebäudes mit Predigten in der Kirche und vor dem
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Anstaltsgebftude, feierlicher Eröffnung des Thores und Umzug in don
Räumlichkeiten.
Während der Ferien dieses Schuljahres wurde mit Erlas3 des
k. k. schles. Landesschulrathes v. 15. Sept. 1871, Z. 2199, der Di-
rection die Mittheilung gemacht, dass die Oberclassen des früheren
evang., jetzt 2. Staats-Gymnasiums, einzugehen haben und wegen des
Bestandes des Untergymnasiums mit der Kirchengemeinde Unterhand-
lungen zu pflegen seien. In Ausführung dieses Erlasses wurden vom
5. bis 8. Febr. 1872 wegen Regelung des bezüglich des zweiten Staats-
gymnasiums in Tescheu zwischen dem Staat und der evang. Kirchcn-
gemeinde obwaltenden Verhältnisses unter dem Vorsitze des k. k. Re-
gierungsrathes J. Krulich mit den Bevollmächtigten der Kirchen-
gemeinde Dr. Leopold von Otto, Pfarrer in Teschen, Johann Glajcar,
Grundbesitzer in Schibitz, Job. Sliwka, Lehrer in Teschen, Job. Szy-
gut, Lehrer in Punzau, Arnold Zlik, Pfarrer in Teschen, unter Bei-
ziehung des Professors G. Biermann die commissionellen Verhand-
lungen gepflogen.
1872: Das neue Schuljahr wurde am 5. October im neuen Gym-
nasialgebäude begonnen. Bald darauf, am 8. October, kam dem Di-
rector Wilhelm Schubert die Weisung zu, in gleicher Eigenschaft die
Leitung des Untergymnasiums in Bielitz zu übernehmen und den neuen
Posten un verweilt anzutreten. Zugleich wurde verordnet, dass Director
Schubert die einstweilige Führung der Directionsgeschäftc des 2. Gym-
nasiums dem Professor G. Biermann zu übertragen habe.
Den 7. und 8. Juni inspicierten die k. k. Landes-Schulinspectoren
Theodor Wolf und Josef Dwofak das Gymnasium. Zu den Maturitäts-
prüfungen wurde ftir beide Gymnasien der Director und Schulrath Willi.
Schubert als Leiter bestimmt.
1873: Am 29. Juli pflog der k. k. Regierungsrath Josef Krulich
Verhandlungen inbetreff der Vereinigung beider Gymnasien, und nach-
dem diese in erwünschter Weise vorgeschritten waren, begannen mit
der Stadtgemeinde Teschen die Verhandlungen wegen Übernahme
der Communal-Unterrealschule vonseiten des Staates und wegen Coni-
pletierung derselben zu einer Oberrealschule.
Im Aug. 1873 wurde der Director am 2. Gymnasium in Graz,
Anton Maresch, zum Landesschulinspector für die schles. Mittelschulen
bestellt, als solcher wirkte er energisch und erfolgreich bis zum Aug.
1875, zu welcher Zeit er zur Dienstleistung in das Min. für C. und
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U. berufen, nach einiger Zeit aber zum Landesschulinspector für die
Mittelschulen Niederösterreichs ernannt wurde.
Am 1. October, 5 Minuten vor 8 Ubr, kam die telegraphische
Weisung, die Eröffnuug des Schuljahres im 2. Staatsgymnasium habe
bis auf weiteres zu unterbleiben. Die Wiener Zeitung brachte abend*
die officielle Kunde, Se. Majestät habe mit Allerhöchster Entschlie-
ßung vom 26. September die Vereinigung der beiden hierortigen Gym-
nasien als vereinigtes Staatsgymnasium unter der Leitung eines ge-
meinsamen Directors und die Übernahme der Communal-Unterrealschule
vonseiten des Staates und die Completierung zu einer Oberrealschule
vom 1. October 1. J. an zu genehmigen geruht.
Die Eröffnung des nunmehr einzigen Gymnasiums fand in dem
neuen Gebäude des 2. Gymnasiums nach Ernennung des Directors
und der Lehrer am 13. October statt. Vergl. „Das k. k. katholische
Gymnasium." S. 167.
Als Rest der ehemaligen evangelischen Schule besteht die vier-
classige evangelische, mit dem Öffentlichkeitsrechte ausgestattete Privat-
volksschule für Knaben und Mädchen, untergebracht im alten Gebäude
des evangelischen Gymnasiums auf dem evangelischen Kirchenplatze, mit
einer Frequenz von 263 Schülern im abgelaufenen Schuljahre. Als Leiter
derselben, beziehungsweise Oberlehrer ist Adam Wallach bestellt, als
Lehrer Georg Kluss, als Unterlehrer Paul Raschka und Paul Kapustka.
22. Das Aluinncuui.
Mit dem evangelischen Gymnasium verbunden und auf dessen
Frequenz von bedeutendem Einfluss, da es von Studierenden evange-
lischer Confession aus den verschiedenen Österreichischen Kronländern,
welche in der einzigen evangelischen Lehranstalt dieser Art ihre Stu-
dien machen wollten, mit Vorliebe aufgesucht wurde, war das heute
noch bestehende Alumneum als Pflegeanstalt für arme Schüler, die
darin Wohnung, Kost, Wäsche, Beleuchtung, Beheizung, ärztliche Be-
handlung erhalten. Derzeit ist das Institut auch den Schülern der
k. k. Realschule und der k. k. Lehrerbildungsanstalt zugänglich. Die
erforderlichen Gebäude auf dem evangelischen Kirchenplatze in der
unmittelbaren Nähe des k. k. vereinigten Staatsgymnasiums hat die
Kirchengemeinde beigestellt, die Baulichkeiten und Einrichtungsstücke
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aber wurden bisher durch repartierte Beiträge von den sämmtlichen
evangelischen Haus- und Grundbesitzern in Schlesien bestritten. Gegen-
wärtig ist die Zahl der Beneficiarien auf 58 bestimmt, für welche ein
Betrag von 70 bis 90 Gulden per Kopf jährlich zu zahlen ist. Eine
jährliche Beihilfe von 315 Gulden gewährt das Bludowski'sche Stif-
tungslegat, und aus dem Pauschale der evangelischen Kirche fließen
dem Institute jährlich 300 fl. zu. Den nächsten Anspruch auf die
Aufnahme in die Anstalt haben Söhne von Pastoren und Schul-
lehrern. Die Oberaufsicht über dieselbe hat das Presbyterium der
evangelischen Kirchengemeinde in Teschen, wohin auch die Aufnahms-
gesuche unter Beifügung von Schul-, Armuts- und Impfungszeugnissen
zu richten sind. Die specielle Ökonomie besorgt ein aus dem evange-
lischen Presbyterium gewähltes Comite\ die Disciplinaraufsicht führt
gegenwärtig der k. k. Bezirksschulinspector, Gymnasialprofessor Armand
Karell als Nachfolger des Prof. Dr. Johann Odstr2il, welcher das In-
stitut durch 13 Jahre leitete.
Es braucht nicht erst besonders erwähnt zu werden, dass eine
Anstalt, welche unter fachmännischer Leitung den Studierenden außer
der leiblichen Pflege die wünschenswerte Aufsicht bietet, von der
evangelischen Bevölkerung nach Wert gewürdigt und gesucht wird.
23. Die k. k. Oberrealscknlc.
Ungleich einfacher, als die Geschichte der beiden Tescbuer
Gymnasien ist die Geschichte der Realschule in Teschen, ein Ver-
hältnis, das eben der Geschichte dieser Bildungsinstitute in Öster-
reich im allgemeinen entspricht. Die Anfänge des realistischen Unter-
richtes in Österreich fallen, wie bekannt, in die für die allgemeine
geistige Entwicklung und für den Aufschwung des gesammteu Schul-
wesens in unserem Vaterlande so hochbedeutsame Regierungszeit der
Kaiserin Maria Theresia. Bald nach Beendigung des siebenjährigen
Krieges legte der Rector der Pädagogie J. G. Wolf aus Baden der
Kaiserin den Plan eines dreigegliederten Realinstitutes, aus Realaka-
demie, Realschule und Werkschule bestehend, vor und wurde dem-
selben nach günstiger Beurtheilung eines abgehaltenen dreimonatlichen
Probecurses 1770 durch eine eigene Hofcommission die Gründung der
Real-Handlungsakademie übertragen, auf die beiden anderen Zweige
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des Realinstitutes aber vorläufig nicht eingegangen. Während die
neugegründeto Anstalt die Aufgabe hatte, jungen Leuten, die sich der
Handelsschaft widmen wollten, gründliche Kenutnis von allem dem zu
verschaffen, was einen geschickten Handelsmann von einem Krämer
unterscheidet, also eine höhere gewerblich-commcrcielle Ausbildung zu
vermitteln, sollten die vierten Classen der nach der allgemeinen Schul.
Ordnung vom 6. December 1774 in jedem Kreise zu errichtenden
Hauptschulen der allgemeinen Weiterbildung derjenigen, welche nicht
an das Gymnasium übertraten, dienen, deshalb neben den anderen
Unterrichtsgegenständen der Volksschule auch das Zeichnen, die Anfangs-
gründe der Geometrie, Mechanik und Baukunst in ihren Lehrplan
aufnehmen. Mit dieser Bestimmung war in dieser vierten Classe der
Hauptschulen der Keim ihrer späteren Entwicklung zu unselbstän-
digen, dann selbständigen Realschulen gelegt, und es beginnt denn
auch die Geschichte der Teschner Realschule, beziehungsweise der
realistischen Unterrichtsanstalt daselbst mit dem Jahre 1780, als dem
Jahre der Errichtung der 4. Classe der im Jahre 1778 am 1. Mai
feierlieh in Teschen eröffneten Hauptschule. Die weitere Geschichte
derselben (4. Classe) bis zum Jahre 1870 fällt mit der allgemeinen
Geschichte der Teschner Hauptschule, welche an einer anderen Stelle
des Buches gegeben wird, zusammen, und es sollen hier im Folgenden
nur diejenigen Phasen in der Entwicklung des österreichischen Real-
schulwesens erwähnt werden, welche Aufgabe und Organisation der
4. Classe berühren, also auch auf die Teschner Anstalt sich beziehen.
Kaiser Josef II., der das große Werk seiner erhabenen Mutter,
das Werk der Begründung und Fortbildung der österreichischen Schule
fortsetzte, wendete der 4. Classe der Hauptschulen eine besondere
Aufmerksamkeit zu. Namentlich wurde dem Zeichenunterricht an
diesen Classen die verdiente vorwiegende Bedeutung zuerkannt und
wiederholt darauf hingewiesen, dass das Entwerfen von Plänen, das
Abzeichnen geometrischer Figuren und verschiedener Ornamente für
die Schüler der 4. Classe zweckdienlicher sei, als die Copierung von
Köpfen, Thierbildern oder Landschaften (4. Februar und 18. Septem-
ber 1782, 7. Juli 1783).
Fast ein Decennium bestanden diese Einrichtungen und Verhält-
nisse fort und bildeten seit Josefs II. Tode den unbeachtetsten Zweig
des öffentlichen Unterrichtes. Erst die Studien-Revisions-Commission
unter dem Vorsitz des Grafen Rottenhann, des Schöpfers der ersten eigent-
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liehen Realschule des Kaiserstaates (1795) wendete diesem Zweige
des Unterrichtes wieder große Aufmerksamkeit zu und empfahl mit
besonderm Nachdrucke die Gründung von Realschulen als Lyceen für
den höheren Bürgerstand, in welchen im engen Anschlüsse an den
Unterricht der Hauptschulen, den höheren, aber nicht gelehrten Berufs-
ctassen bis zum Eintritte ins Gewerbe- und Geschäftsleben die erfor-
derliche Ausbildung gewährt werden sollte. Doch nur in den Haupt-
zügen erhielten die, der wirkliehen Entwicklung des österreichischen
Schulwesens weit vorgreifenden Vorschläge der Studien-Revisions-Com-
mission die Genehmigung in dem Plan einer künftigen Verfassung und
Leitung des ganzen deutschen Schulwesens vom 10. Februar 1804,
sowie durch die Allerhöchste Entschließung vom 26. Juni 1807 und
vom 7. November 1810.
Nach der genehmigton Organisation bildeten die Realschulen einen
Zweig des Volksschulunterrichtes unter derselben Schulverwaltung und
mit der gleichen Form innerer Gliederung. Sie waren auf drei Jahres-
curse beschränkt, von welchen die beiden letzten inbetreff des Fach-
unterrichtes in je zwei Abtheilungen zerfielen.
Da der Eintritt in die Realschule nicht wie jener in das Gym-
nasium nach zurückgelegter dritter, sondern erst nach absolvierten
beiden Jahrgängen der damaligen vierten Hauptschulclassen gestattet
war, so bildeten diese letzteren, d. i. die vierten Classen eine Art
Unterrealschule, in welcher, bei der großen Zahl von wöchentlichen
(33) Lehrstunden Religion (7 St.), deutsche Sprache und Stilistik
(11 St.), Rechnen (6 St.), Geometrie und Mechanik (6 St.), Baukunst
(3 St.), Geographie (4 St.), Naturgeschichte (2 St.), Naturlehre (2 St.)
und Zeichnen (20 St.) gelehrt, Kalligraphie (5 St.) geübt wurden.
Diesen Charakter einer Art Unterrealschule hatte auch die vierte
Classe der Teschner Hauptschule bis zum Jahre 1850; denn mit den
oben erwähnten Plänen, respective Änderungen war die organisato-
rische Arbeit rücksichtlich der Realschulen bis zur Bewegung des
Jahres 1848 abgeschlossen, nachdem auch der auf Vorschlag des
Präsidenten der Hofkammer Freiherrn von Kübek durch die Allerhöchste
Entschließung vom 2. September 1844 ertheilte Auftrag einer Revi-
sion des Realschullehrplanes unausgeführt geblieben war.
Das Unterrichtsministerium des Jahres 1848 zog sofort nach
seiner Activierung auch die Organisation der Realschulen in den
Kreis seines großen Reformwerkes. Der Entwurf des Unterstaatssecretürs
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Freiherrn von Feuchtersieben „Die Grundzüge des öffentlichen Unter-
richtswesens in Osterreich" enthielt den Vorschlag, die vierten Classen
in eine dreiclassige Bürgerschule umzugestalten, welche in vorherr-
schend populärer und unmittelbar praktischer Weise alle Lehrgegen-
stände der Volksschule fortsetzen und mehr ins Einzelne verfolgen,
nebst dieser allgemeinen Bildung zugleich aber auch fachlichen Unter-
richt ftir die niederen Kreise der ländlichen und städtischen Gewerbe
crthcilen sollte. Auf diese Bürgerschule und auf das Untergymnasium
sich stützend sollte die Realschule den allgemein bildenden Unterricht
der Bürgerschulen in vorherrschend wissenschaftlicher Weise fortsetzen
und zugleich die specielle Vorbereitung für die technischen Studien
besorgen. Diese Vorschläge Feuchterslebens giengen den Hauptzügen
nach in den „Entwurf der Organisation der Gymnasien und der Real-
schulen" vom Jahre 1849 über. An die Unterrealschulen oder Bürger-
schulen wurde ein vierter praktischer Jahrescursus angeschlossen, der
durch praktische Anwendung des bis dahin Erlernten (durch eigenen
Unterricht in angewandter Arithmetik, der Technologie und Waren-
kunde, sowie durch Übungen im Bau- und Maschinenzeichen) zum
unmittelbaren Eintritt ins praktische Leben befähigen sollte. Neben
diesen selbständigen dreiclassigen Unterrealschulen wurden für jenen
größeren Theil der Schüler, welche nicht nach dem Austritte aus der
Volksschule noch vier Jahre ihres Lebens auf ihre Vorbildung verwenden
können, sogenannte unselbständige, auf zwei Jahrescurse beschränkte
Unterrealschulen zugelassen; diese hatten sich jedoch an Hauptschulen
anzuschließen und gehörten sonach in den Kreis der Volksschulen.
Die kaiserliche Verordnung vom 16. September 1849 ermächtigte
den Unterrichtsminister, die im Organisations- Entwürfe vorgezeichnete
Richtung einstweilen bis zur definitiven Organisierung dieser Schulen
zu verfolgen, und es wurde schon im Schuljahre 1849/50 zu der
Umgestaltung der beiden Jahrgänge der vierten Hauptschulclasse (so-
wie auch der bestehenden älteren Realschule) geschritten.
Die mit der kaiserlichen Verordnung vom 2. März 1851 geneh-
migten Anträge des Unterrichtsrainisters, des Grafen Leo Thun, betref-
fend „die Organisation des gewerblichen Unterrichtes überhaupt und
die Errichtung von Realschulen insbesondere," durch welche in die
Realschule eine Art gewerblichen Unterrichtes hineingelegt wurde,
beziehungsweise das am 13. August 1851 publicierte Statut enthält
folgende, die Teschner Anstalt berührende Bestimmung: „Uin den Bil-
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dungshedürfnissen derjenigen zu entsprechen, welche sich frühzeitig dem
Gewerbe zuwenden und deshalb nicht in der Lage sind, eine Real-
schule drei Jahre lang zu besuchen, sollen neben den vollständigen
Unterrealschulen von drei Jahrgängen auch Realschulen von zwei Jahr-
gängen bestehen. Solche Schulen sind als Erweiterungen der Volks-
schulen zu betrachten und haben in ihrer bisherigen Verbindung mit
der Volksschule zu verbleiben. Sie sind in ihrem Lehrplane im all-
gemeinen den beiden ersten C lassen der vollständigen Unterrealschule
gleich zu halten, um den Übertritt in die dritte Realschulclasse zu
ermöglichen." Diesen Charakter einer zweiclassigen unvollständigen
Realschule behielt die Teschner realistische Unterrichtsanstalt bis 1870,
in welchem Jahre dieselbe aus ihrem bisherigen Verbände mit der
k. k. Hauptschule losgelöst und als selbständige Unterrealschule von
der Stadtgemeinde Teschen in ihre Verwaltung übernommen wurde.
Vom Jahre 1850—1870, d. i. irt der Zeit der Verbindung der
Teschner unselbständigen Realschule mit der Hauptschule, wirkten
an der Anstalt er) als Directoren Josef Barth (1850—1807), Johann
Wanke, provisorisch (1867—1868), Karl Löffler, provisorisch (1868
bis 1870); b) als Religionslehrer P. Laur. Stihel (1863—1869),
P. Amilian Schindler (1869 — 1870) und P. Alois Orel (1870); c) als
Realschullehrer Johann Wanke (1850—1868), Karl Hoffmann (1850
bis 1863), Franz BeneS (1851—1856), Karl Löffler (1856—1870),
Joset Marek (1863 — 1870), Alois Philipp (1869—1870) und Joset
Machalik, k. k. Adjuuct (18*59 — 1870); d) als Ncbenlehrer Josef
Matter, Johann Schebrechin, Karl Sliwka, Johann Kania und Josef
Woynar, die drei letzteren Lehrer zugleich an der Hauptschule.
Die Schülerzahl betrug im Jahre 1850/51 in Ciasso I. 86, in
Classe II. 56, zusammen 142; im Jahre 1851/52 in Classe I. 116,
in Classe II. 58, zusammen 174; im Jahre 1852/53 in Classe I. 106,
in Classe II. 63, zusammen 169; im Jahre 1853/54 in Classe I. 89,
in Classe II. 89, zusammen 178; im Jahre 1854/55 in Classe I. 90,
in Classe II. 69, zusammen 159; im Jahre 1855/56 in Classe I. 69,
in Classe II. 73, zusammen 142; im Jahre 1856/57 in Classe I. 110,
in Classe II. 52, zusammen 162; im Jahre 1857/58 in Classe I. 101,
in Classe II. 92, zusammen 193; im Jahre 1858/59 in Classe I. 90,
in Classe II. 71, zusammen 161; im Jahre 1859/60 in Classe I. 97,
in Classe II. 78, zusammen 175; im Jahre 1860/61 in Classe I. H5,
in Classe II. 75, zusammen 160; im Jahre 1861/62 in Classe I. 81,
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in Classe II. 71, zusammen 152; im Jahre 18G2/63 in Classe I. 97,
in Classe II. 67, zusammen 1G4; im Jabre 1863/64 in Classe I. 91,
in Classe II. 76, zusammen 167 ; im Jahre 1864/65 in Classe I. 75,
in Classe II. 81, zusammen 156; im Jahre 1865/66 in Classe I. 59,
in Classe II. 60, zusammen 119; im Jahre 1866/67 in Classe I. 67,
in Classe II. 49, zusammen 116; im Jahre 1867/68 in Classe I. 49,
in Classe II. 53, zusammen 102 ; im Jahre 1868/69 in Classe I. 67,
in Classe II. 40, zusammen 107; im Jahre 1869/70 in Classe I. 88,
in Classe II. 55, zusammen 143.
Die höchste Frequenz erreichte demnach in diesem Zeiträume die
Anstalt im Jahre 1857/58 mit 193 Schülern, die niedrigste 1867/68
mit 102 Schulern. Im ersten Decennium, 1850—1860, wurde die erste
Classe von durchschnittlich 95, die 2. Classe von durchschnittlich
70 Schülern besucht. Davon wurden aus der ersten Classe durch-
schnittlich 68 Schüler oder 71'7%, aus der 2. Cl asse durchschnittlich
58 Schüler oder 82'2°/ 0 für reif erklärt. Daneben bestanden in diesem
Decennium aus der 1. Classe 27 Privatisten und aus der 2. Classe
17 Privatisten die Prüfung. — Im zweiten Decennium, 1860 — 1870,
wurde die 1. Classe von durchschnittlich 76, die 2. Classe von durch-
schnittlich 63 Schülern besucht. Davon wurden aus der 1. Classe
durchschnittlich 57 Schüler oder 75*5%, aus der 2. Classe durch-
schnittlich 49 Schüler oder 78'2°/ 0 für reif erklärt. Von Privatisten
bestanden aus der 1. Classe 217, aus der 2. Classe 32 die Prüfung.
Statut und Lehrplan der Realschule vom Jahre 1851 blieben fast
zwei Jahrzehnte unverändert. Gleichwohl war schon im 2. Decennium
des Bestandes der neuen Realschule die Überzeugung eine allgemeine
geworden, dass bei der Verfolgung mehrfacher, verschiedenartiger
Zwecke keiner in dem geforderten und gewünschten Maße zu er-
reichen sei. Für den unmittelbaren Übertritt ins praktische Lobeu
reichten die Bruchstücke fachlichen Unterrichtes bei weitem nicht hin,
zumal die auf das Princip der Gewerbefreiheit begründete Gewerbe-
ordnung vom Jahre 1859 und die derselben gefolgto Entwicklung der
gewerblichen und industriellen Verhältnisse die Bildungsbedürfnisse nach
Art und Maß geändert und gesteigert hatten. Das jeder Mittelschule
gesteckte Ziel wahrer humaner Bildung konnte nicht erreicht werden,
da die sprachlich-historischen Fächer durch die zeitliche und stoffliche
Ausdehnung der eigentlichen realen Lehrgegenstände erdrückt wurden.
Dem Zwecke der Vorbereitung für das Polytechnicum endlich entsprach
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die Realschule nicht, da sie einerseits in manchen Fächern dem Unter-
richte der Hochschule vorgreifen musste und daher Kraft und [nteresse
der Schüler vorzeitig abschwächte, und andererseits die zum Betriebe
höherer Fach- und Berufsstudien nöthige geistige Reife zu gewähren
außerstande war. Nachdem nun die Frage der nothwendig gewordenen
Reform Jahre hindurch in Fachkreisen eingehendst erörtert worden
war, und auch der Unterrichtsrath aus eigeuer Initiative ein bis ins
Einzelne gehendes Reformproject ausgearbeitet hatte, schritt Minister
Ritter von Hasner zur neuen gesetzlichen Regelung des Realschul-
wesens und legte, da inzwischen durch das Grundgesetz über die
Reichsvertretung vom 21. December 1867 die Gesetzgebung in Real-
schulangelegenheiten den Landtagen zugewiesen war, sämmtlichen
Landtagen Gesetzentwürfe inbetreff der Realschulen vor, welche in
den wesentlichsten Anordnungen übereinstimmten. Diese Regierungs-
vorlagen bestimmten den Zweck der Realschule dahin, dass sie eine
allgemeine Bildung mit besonderer Berücksichtigung der mathematisch-
naturwissenschaftlichen Disciplinen zu gewähren, sodann die Vorberei-
tung für die höheren Fachschulen zu bieten habe.
Die Unterrealsclmle wurde auf vier Jahrgänge, die vollständige
Realschule sonach auf 7 Jahrgänge erweitert. Zu den Lehrgegenständen
kam eine moderne Cnltursprache (zumeist Französisch), welche in allen
Classen gelehrt wird, und eine zweite (zumeist Englisch), welche nur
in den Oberclassen Platz findet. Zum Behnfe des Nachweises der
Eignung zum Aufsteigen in die technische Hochschule wurde die
Maturitätsprüfung eingeführt.
Auf dieser Grundlage kam 1870 das Landes-Realschul-Gesetz für
Schlesien zustande. Im Jahre 1879 veröffentlichte der Unterrichtsminister
von Stremayr einen Normallehrplan der Realschulen, auf dessen Grund-
lage die speciellen Lehrpläne für die einzelnen Länder sich zu gestalten
haben, und erließ zugleich Instructionen für die Behandlung der ein-
zelnen Lehrgegenstände, welche dem Lehrer eine Richtschnur für sein
Verfahren im Unterrichte bieten, aber auch den Directoren und Inspec-
toren in der Ausübung ihrer Oberaufsicht als Grundlage dienen sollen.
Mit der neuen Organisation der Realschule im Jahre 1870 fallt
die schon oben erwähnte Lostrennung der Teschner unselbständigen
zweiclassigen Unterrealschule aus ihrem bisherigen Verbände mit der
Hauptschule und die Übernahme derselben in die Verwaltung der
Stadt der Zeit nach zusammen.
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Die Communal-Unterrcalschule wurde am 15. October 1870 in den
ihr im Hauptschulgebäude eingeräumteil Legalitäten mit drei Classeu
eröffnet, und wurde der Unterricht bis zum 1. November, bis zum Ein-
treffen der von auswärts berufenen Lehrer, vou den Supplenten Josef
Macbalik, Franz Brosen, Alois Philipp und aushilfsweise von den Lehrern
der k. k. Lehrerbildungsanstalt Karl Löffler und Josef Marek ertheilt.
Mit 1. November traten ihren Dienst an Friedrich Hertrich,
Rudolf Adler und Ludwig Rothe. Den Religionsunterricht ertheilten
den katholischen Schülern die Pfarrkapläne P. Josef Goril, P. Georg
Kolek und P. Andreas Kuczera, den evangelischen Schülern der
Pastor Dr. von Otto, und den israelitischen der Kreisrabbiner Simon
Friedmann. Die Directionsgeschäfte führte der Director der k. k.
Lehrerbildungsanstalt Franz Hoffmann bis zum 3. November, an
welchem Tage Ludwig Rothe die provisorische Leitung der Anstalt
übernahm. Am 11. December 1871 wurde demselben die Direction
definitiv übertragen.
Mit Beginn des Schuljahres 1872/73 wurde der bereits im voraus-
gegangenen Schuljahre zu einer vollständigen vierclassigen Communal-
Unterrealschule erweiterten Lehranstalt das Recht zur Ausstellung
staatsgiltiger Zeugnisse definitiv zuerkannt und zugleich der Bestand
der Reciprocität hinsichtlich der Anrechnung der Dienstzeit ihrer und
der Lehrer an Staatsanstalten ausgesprochen.
In der Zeit vom Jahre 1870 bis 1873 wirkten an der Anstalt
folgende Lehrkräfte: Director Ludwig Rothe (1870 — 1873); die Lehrer
Friedrich Hertrich (prov. Lehrer 1870/71-1871/72), Rudolf Adler,
prov. Lehrer (1870/71 — 1871/72), Josef Machalik, supplierender Lehrer
{1870/71—1871/72), Franz Brosch, suppl. Lehrer (1870/71 — 1871/72),
P. Josef Goril, P. Georg Kolek, P. Andreas Kuczera (1870/71); Dr.
von Otto für evangelische Religion (1870/71 — 1878), Johann Nepomuk
Pospischill für polnische Sprache (1870/71 1. Sem.), Adam Olszowy
für polnische Sprache (1870/71, 2. Sem ), Karl Sliwka für polnische
Sprache (1870/71, 2. Sem.), Ferdinaud Heinlein, suppl. Lehrer
(1871/72—1872/73), Wilhelm Andujar, prov. Lehrer (1871/72), Franz
Kraszny, suppl. Lehrer (1871/72), Dr. Thomas Hawlas, wirklicher
Religionsprofessor (1871/72—1872/73), Karl Radda, wirklicher Lehrer
(1871/72—1872/73), Georg Opitz für Turnen (1872/73), Hermann
Zebisch, Nebenlehrer für Gesang (1872/73) und Franz Mira, Neben-
lehrer für das Polnische.
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Die Scliülerzahl betrug im Jahre 1870/71 in Classe 1 A. 43, i»
Classe 1 B. 51, in Classe 2 : 48, in Classe 3: 15, zusammen 157;
im Jahre 1871/72 in Classe 1 : 83, in Classe 2 : 65, in Classe 3:21,
in Classe 4:10, zusammen 179: im Jahre 1872/73 in Classe 1:73,
in Classe 2 : 55, in Classe 3 : 33, in Classe 4 : 16, zusammen 177.
In dieser Periode war durchschnittlich der Besuch der 1. Classe
83, der 2. Classe 5K, der 3. Classe 23 und der 4. Classe 13, von
welchen das Classenziel durchschnittlich erreichten 56 oder 73% ans
der 1. Classe, 40 oder 75°/o » us der 2. Classe, 19 oder 90% aus
der 3. Classe, 10 oder 83% aus der 4. Classe. Von 11 Privatisten
bestanden die Prüfung 4, darunter ein Mädchen, welches sich 1870/71
der Prüfung aus dem Lehrstoff der 2. Classe unterzog.
Da die Lage Teschens als Mittelpunktes des östlichen Schlesiens
die Erweiterung der L'nterrealschule zu einer vollständigen Oberre.il-
schule wünschenswert machte, und da andererseits der Stadtgemeinde
schon die Erhaltung der Communal-Unterrealschule schwer fiel, so
beschloss die Gemeindevertretung die Übernahme der Realschule in
die Verwaltung des Staates und deren Erweiterung zu einer voll-
ständigen Oberrealschulc bei der hohen Regierung anzustreben, und es
hatten die dahin zielenden Bemühungen der Stadtvertretuug, insbeson-
dere die des Bürgermeisters, Dr. Johann Demel Ritter von Eiswehr,
den erhofften Erfolg. Infolge Allerhöchster Entschließung Sr. k. k.
Apost. Majestät vom 26. September 1873 wurde durch Erlass des
k. k. Ministeriums für Cultus und Unterricht vom 29. September
1873, Z. 12953 genehmigt, dass die bisherige vicrclassige Communal-
Unterrealschule vom 1. October 1873 an in die Staatsobsorgo über-
nommen, und dass diese neue Staats-Oberrealschule bis zum Schuljahre
1875/76 durch successive Anfügung je einer Oberclasse zu einer voll-
ständigen Oberrealschule erweitert werde.
Die Leitung der neuen Staatsrealschule wurde dem bisherigen
Director der Communal-Unterrealschule Ludwig Rothe übertragen.
Weil die Realschule aus den bisher im Hauptschulgebäude auf
dem Pfarrplatze innegehabten Localitäten in das ihr zugewiesene, dem
hohen Arar gehörige Gebäude — vormals dem I. k. k. Staatsgymnasium
zugewiesen — in der Breiten Gasse übersiedeln musste, so konnte die
Eröffnung des Schuljahres erst Mitte October 1873 geschehen, und fand
dieselbe in feierlichster Weisse am 14. October im Prüfungssaale statt.
Seither wirkten an der Anstalt folgende Lehrkräfte :
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Ludwig Rothe, k. k. Director (1873 bis heute); ferner die Pro-
fessoren Karl Radda (1873 — f 1885), Moriz Glöser (1873 — 1876),
Heinrich Richard (1873/74), Richard Ohler (1873/74-1874/75),
Franz Holeeek (1873— heute), Anton Gttbel (1873/74), Dr. Thomas
Hawlas (1874/75-1885), Franz John (1874/75— heute), Dr. Karl
Moser (1874/75-1875/76), Erasmus Kothny (1874/75 — 1878/79),
Karl Pelz (1874/75—1875/76), Max Rosenfeld (1875/76— heute),
Josef Spinka (1877/78—1887), Anton Pohorsky (1876/77— heute),
Dr. Karl ZahradniCek (1875/77 — heute), Franz Kreidl, wirklicher
Lehrer (1876/77—1883/84), die Professoren Karl Honig (1878/79 bis
heute), August Dimter (1879/80 — 1881/82), Peter Willi (1879/80 bis
1885), Friedrich Jenkner (1884/85 — heute), Franz Kunz (1885/86 bis
heute); die wirklichen Realschullehrer Friedrich Bock (1885/86 — heute),
Martin Rieger (1884/85— heute), Religionsprofessor Wilhelm Klein
(1886/87— heute).
Während derselben Zeit wirkteu als Supplenten : 1. Der Professor
der Staatsrealschule in Trautenau, Alois Pospiech, durch 2 Jahre,
(1874 u. 75.) 2. Der gewesene Professor der Anstalt, Dr. Thomas
Hawlas, durch 3 Monate, (1874.) 3. Der wirkliche Lehrer der Landes-
realflchule in Kremsier, Franz Brosen, durch 1 Jahr, (1874.) 4. J.
N. Kassler durch 2 Jahre, (1875 u. 76.) 5. Felix Zvefina durch 3
Jahre, (1875, 76 u. 77.) 6. Der Professor der k. k. Militäroberreal*
«chule in Weißkirchen, Joachim Steiner, durch 3 Jahre, (1876, 77
u. 78.) 7. Antou Sakra va durch H/ a Jahre, (1876 und 1. Sem. 1877.)
Der wirkl. Lehrer des deutschen Realobergymnasiums in Brody,
Josef Klotzek, durch 1 Jahr, (1876.) 9. Der wirkliche Lehrer der d.
Staatsrealschule in Pilsen, Leopold Isak, durch 1 Jahr, (1876.) 10.
P. Johann Jungbauer (im Schuljahre 1876/77.) 11. Josef Sturm, durch
2 Jahre, (1878 u. 79.) 12. Der Professor des Staatsgymnasiums in
€illi, Andreas Gubo, durch 1 Jahr, (1878.) 13. Der noch während
seiner hiesigen Anstellung verstorbene Lehramtscandidat Ignaz Dudek.
durch 1 Jahr, (1879.) 14. Alexander Winkler, durch 1 Jahr, (1880.)
15. Der Professor der Staats-Unterrealschule in Sereth, Johann Kralik,
durch 1 Jahr, (1882.) 16. Der Professor des k. k. Obergymnasiums
in Czernowitz, Peter Passler (1883.) 17. Paul Drahorad (im Schul-
jahre (1883/84.) 18. Eduard Polach, Probecandidat (1883/84.) 19. Josef
Thienel (1885 u. 1886.) 20. Berthold Speth (1887/88.) 21. Alois
Ebner (1887/88.) 22. Josef Nowak, Probecandidat (1887/88.)
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Als Nebenlehrer waren in dieser Periode angestellt : a) für evan-
gelische Religion: 1. Der in Warschau verstorbene Pastor Dr. von
Otto, durch 1 Jahr, (1874.) 2. Der k. k. Gymnasialprofessor Richard
Fritsche, durch 11 Jahre, (187G und seit 1878.) b) für israelitische
Religion: Kreisrabbiner Simon Friedmann, durch 15 Jahre, c) für
Turnen: 1. Der Turnlehrer an der Realschule in Hannover Georg
Opitz durch 3 /* Jahre, (1874 ) 2. Der Turnlehrer an der k. k. Lehrer-
bildungsanstalt Karl Wilke mit Unterbrechung seit 1. Mai 1874. 3. Der
Realschulsupplent J. N. Kassler im 1. Semester 1876. 4. Der Turn«
lehramtscandidat Leon Salzmann im 2. Semester 1881. d) für polnische
Sprache: 1. Der Director des Staatsgymnasiums in Iglau Vincenz
Bienert, (im Jahre 1874.) 2. Der k. k. Gymnasialprofessor und Be-
zirksschulinspector Armand Kareil während 2 Schuljahren, (1874 und
1884.) 3. Der verstorbene Professor der k. k. Lehrerbildungsanstalt
J. N. Pospischill, (1875 bis 1880.) 4. Der gewesene Professor der
hiesigen Anstalt Dr. Thomas Hawlas durch 3 Jahre, (1881, 82 u. 83.)
5. Der k. k. Übungsschullehrer Alfred Brzeski durch 4 3 /* Jahr,
(1884 — heute), e) für tschechische Sprache: der Professor der hiesigen
Anstalt Dr. Karl Zahradnicek seit dem Jahre 1881. /) für Gesang:
1. Der Director der Communal-Knaben- Volks- und Bürgerschule
Alfons Metzner durch 3 Jahre, (1875, 76 u. 77.) 2. Der Musiklehrer
der k. k. Lehrerbildungsanstalt Karl Hussak durch 3 Jahre, (1878,
79 u. 80.) 3. Der Professor der hiesigen Anstalt Anton Pohorsky
seit 8 Jahren, (1881 — 1888.) g) für Stenographie: der Professor der
hiesigen Anstalt Franz John seit 12 Jahren, (1876 bis 1888.)
Die SchUlerzahl betrug :
im Jahre 1873/4 in Classe IA: 49, IB: 46, II: 53, III: 37,
IV: 29, V: 8, VI—, VII — , zusammen 222.
im Jahre 1874/75 in Classe IA: 49, IB: 46, IIA: 28, IIB 28,
III: 34, IV: 30, V: 19, VI: 7, zusammen 241.
Im Jahre 1875/76 in Classe IA: 32, IB: 31, IIA: 34, IIB: 34,
III: 40, IV: 25, V: 28, VI: 13, VII: 9, zusammen 246.
Im Jahre 1876/77 in Classe IA: 30, IB: 31, 11:43, III: 49,
IV: 26, V: 19, VI: 20, VII: 9, zusammen 227.
Im Jahre 1877/8 in Classe IA: 35, IB: 39, II: 47, III: 34,
IV: 33, V: 22, VI: 16, VII: 10, zusammen 236.
Im Jahre 1878/79 in Classe IA: 34, IB: 31, II: 54, III: 35,
IV: 26, V: 15, VI: 16, VII: 12, zusammen 223.
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— 208 —
Im Jahre 1879/80 in Classe I: 43, II: 46, III: 30, IV: 19.
V: 13, VI: 12, VII: 11, zusammen 174.
Im Jahre 1880/81 in Classe I: 51, II: 32, III: 22, IV: 12,
V: 13, VI: 9, VII: 11, zusammen 150.
Im Jahre 1881/82 in Classe IA: 30, IB: 35, II: 26, III: 17,
IV: 16, V: 5, VI: 11, VII: 7, zusammen 147.
Im Jahre 1882/3 in Classe IA: 36, IB: 36, II: 46, III: 17,
IV: 15, V: 5, VI: 5, VII: 10, zusammen 170.
Im Jahre 1883,84 in Classe IA: 39, IB: 40, II: 55, III: 30,
IV: 15, V: 9, VI: 4, VII: 4, zusammen 196.
Im Jahre 1884/85 in Classe IA: 32, IB: 37, II: 59, III: 34,
IV: 24, V: 10, VI: 8, VII: 4, zusammen 208.
Im Jahre 1885/86 iu Classe I: 53, II A: 31, IIB: 29, III: 39,
IV: 25, V: 12, VI: 9, VII: 9, zusammen 207.
Nach dem zehnjährigem Mittel (1873—1883) sind in die erste
Classe durchschnittlich 60 Schüler neu eingetreten. Davon gelangten
durchschnittlich in die II. Classe: 47 (oder 78 °/o). In die III.
Classe : 32 (oder 53°/ 0 ): in die IV. Classe : 23 (oder 39%), in die
V. Classe : 15 (oder 25"/ 0 ), in die VI. Classe : 12 (oder 20%), in die
VII. Classe : 10 (oder 17°/ 0 ) und bestanden die Maturitätsprüfung 9
(oder 15°/ 0 ).
Die Anstalt besitzt eine Lehrer- und eine Schülerbibliothek, eine
Lehrmittelsammlung für Geographie, Naturgeschichte, geometrisches-
und Freihandzeichnen, ein physikalisches Cabinet und ein chemisches
Laboratorium.
Von wichtigen und denkwürdigen Daten und Ereignissen aus der
Geschichte der Anstalt von 1873an finden wir in der Chronik der
jährlich erscheinenden Jahresberichte auch die folgenden vermerkt:
Im Jahre 1873 am 2. December feierte die Anstalt das Fest des
25jährigen Regierungsjubiläums Sr. k. k. Apostolischen Majestät des
Kaisers Franz Josef I. und wurde aus diesem Anlasse ein Unter-
stützungsverein „Schülerlade an der k. k. Oberrealschule in Teschen"
gegründet und behördlich genehmigt.
Am 30. October 1877 wurde der Anstalt die hohe Ehro eines
Besuches Sr. k. k. Hoheit des durchlauchtigsten Kronprinzen Erzherzog
Rudolf zutheil.
Im Jahre 1878 erhielt die Anstalt eine Emilie- Friedmann sehe
Realschulstiftung, aus deren Zinsen alljährlich ein Schüler mit einen
Stipendium von 15 fl. bedacht wird.
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1879 (30. April) wurde an der Anstalt das Fest der silbernen
Hochzeit des Allerhöchsten Kaiserpaares gefeiert, und wurden dabei
122 Silbergulden an die ärmeren Schüler vertheilt.
1879 (13. September) besuchte der Unterrichtsminister Karl von
Stremayr die Anstalt.
1880 (18. October) wurde der Anstalt das hohe Glück zutheil,
von Sr. k. k. Apostolischen Majestät Kaiser Franz Josef I. in ihrem
Schulgebäude besucht zu werden.
1881 (10. Mai) fand aus Anlass der Hochzeit Sr. kaiserlichen
Hoheit des durchlauchtigsten Kronprinzen Rudolf eine Festfeier statt,
und wurde zur Erinnerung an dieselbe eine „Schülerlade- Stipendium-
Stiftung au der k. k. Oberrealschule in Teschen" gegründet, aus
deren Zinsen jährlich einem Schüler der Anstalt ein Stipendium von
50 fl. verliehen wird.
Am 23. August 1886 und am 7. Juli 1888 wurde die Anstalt
von dem k. k. Landespräsidenten Franz Grafen von Merveldt einer
eingehenden Besichtigung untergezogen.
An der k. k. Realschule in Teschen besteht seit 1875 eine
gewerbliche Fortbildungsschule. Das gegenwärtig für dieselbe geltende
Statut enthält als wesentliche Bestimmungen:
1. Die gewerbliche Fortbildungsschule hat die Aufgabe, den Lehr-
lingen und Gehilfen der Gewerbetreibenden einen theoretischen und
soweit es thunlich ist, auch praktischen Unterricht in jenen kunst-
gewerblichen, technischen und commerciellen Fächern zu bieten, welche
ihnen für die Ausübung ihres Berufes nützen und zur Hebung ihrer
Erwerbsfähigkeit beitragen können.
2. Die Fortbildungsschule besteht aus 2 — 3 Vorbereitungscursen,
einem allgemeinen Fortbilduugscurse, zwei Facheursen und ist mit der
Saattsrealschule in Verbindung.
24. Die Communal- Volks- und Bürgerschulen.
Die Stadt Teschen, welche mit dem Jahre 1290 als Residenz
eines souveränen Fürstenthums einen bedeutenderen Aufschwung ge-
wonnen hatte, dürfte schon früh der Wohlthat einer Schule sich erfreut
haben. Nach den Behauptungen einiger Schriftsteller soll bereits im
Beginn des 13. Jahrhunderts eine Volksschule hier errichtet worden
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sein, was, da für eine solche Behauptung eine urkundliche Beglaubi-
gung nicht vorliegt, dahin gestellt bleiben uiuss. Soviel nur ist gewiss,
dass bereits im 15. Jahrhunderte eine Pfarrschule den Elementar-Un-
terricht in der hier üblichen slavischen Sprache für Knaben und Mäd-
chen ertheilte. Und ist auch über Bestand, innere Einrichtung etc.,
wie sie in der Schule geherrscht, keine Kunde auf uns gekommen,
so sind wir doch in der Lage, die Namen einiger „Schulmeister"
sowie einige kleine Schulstiftungen urkundlich nachzuweisen. Einen
„Mistr skolni" mit Namen Petrus finden wir als Schreiber einer Ur-
kunde ddto. 19. Mai 1488 genannt, in welcher Herzog Kasimir II.
seinem Marschall Nikolaus Brodecky eine Bewilligung zur Errichtung
eines Wasserwehrs bei Ochab ertheilt. Auch in einer anderen von
seiner Iland geschriebenen Urkunde ddto. Pfingstmontag 1489, die
Confirmation über das Privilegium der Bielitzer Viehweide betreffend,
finden wir diesen Petrus. Er wirkte sicherlich an der Pfarrschulc,
vermuthlich auch jener Organist, dessen in einer Urkunde Herzogs
Kasimir II. ddto. 26. Juni 1497, eine Stiftung für diese Stelle be-
treffend, Erwähnung geschieht.
In einer städtischen Kämmerei-Rechnung vom Jahre 1519 ist
unter den Ausgabsrubriken unmittelbar nach dem Organisten auch die
Leistung, die dem Schulmeister zu entrichten war, verzeichnet, leider
ohne alle Zahlenangabe. Eine solche finden wir für den Schulmeister
erst in einem Entwürfe der Einnahmen und Ausgaben der Stadt vom
31. December 1680 mit 24 fl. nebst Quartiergeld für den Collegen
(Schullehrer) eingesetzt. Aus demselben Entwürfe ersehen wir, dass
der Organist und der Cantor je 40 fl. erhielten.
Das Einkommen der Lehrer wurde durch einige Stiftungen we-
sentlich gebessert. Eine solche Stiftung nennt uns eine Urkunde ddto.
29. Februar 1520. In derselben gestattet Herzog Kasimir II. dem
Organisten Wenzel Ondraczek, mit 50 ungarischen Gulden jeuer For-
derung von 165 ungarischen Gulden, welche der Organist auf der
herzoglichen Bleiche versichert hatte, eine Stiftung zur Verbesserung
des Einkommens des Teschner Schulmeisters bei der Pfarrkiche zu er-
richten. Für den Genuss des jährlichen Zinses von 4 fl. soll der
Schulmeister täglich im Chor die Vesper singen. Nicht lange darauf
begegnen wir einem ähnlichen Stiftungsacte. Johann von Pernstein,
Statthalter des Herzogthums Teschen, hatte von dem Teschner Schul-
meister Michael Bakalarz ein Schulstiftungscapital von 70 Goldgulden
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entlehnt und verpfändete mit Urkunde ddto. 2. Mai 1536 für den
Wiederkaufßzins von jährlichen 5 1 /* fl. und sechs Groschen Landes-
währung das Dorf Konkolna.
Wir nähern uns einer Zeit, in der im Teschnischen Luther's
Lehre festen Fuß gefasst, die auch auf das Schulwesen nicht ohne.
Einwirkung bleiben konnte. Nach der vormundschaftlicben Regierung
Pernstein's war Herzog Wenzel Adam zur Regierung gelangt, welcher
selbst der neuen Lehre huldigte. Von ihm berichtet der damalige
Stadtschreiber Adam Kerber, der während der Krankheit des Her-
zogs „Tag und Nacht bis zu Deroselben seligem SterbestUndlein auf-
gewartet", dass er seinem Volke Kirchen und Schulen in den Städten
und auf dem Lande aufgeschlossen habe. •
Wie wir aus einer Urkunde vom Jahre 1550 ersehen, hatte da-
mals der Stadtrath einen dem Altar der h. Maria zugehörigen Altar-
zius für 30 fl. verkauft, welche zum Ankaufe eines Platzes für die
Schule und zur Aushilfe für den Baccalaureus (wahrscheinlich Schul-
gehilfen) verwendet werden sollten. Leider blieb das Vorhaben un-
erfüllt, weil der Käufer das Capital gegen 2 fl. jährlicher Interessen
behielt.
Seit des genannten Herzogs Zeiten mehren sich die Nachrich-
ten über den Bestand von Unterrichts-Anstalten.
Doch kehren wir zu unserer Pfarrschule zurück. Diese war nach
dem Ubertritte des Herzogs Adam Wenzel zur katholischen Religion
ebenfalls wieder katholisch geworden. Noch einmal machten die An-
hänger der neuen Lehre bei dem Regierungsantritte des Herzogs Frie-
drich Wilhelm den Versuch, sich wieder in den Besitz der ihnen ent-
zogenen Schule zu setzen. Unter der folgenden Herzogin Elisabeth
Lucretia aber gieng diese Schule für die Evangelischen entschieden
für immer verloren ; denn durch den in diesem Jahre erfolgten Über-
tritt des Teschner Stadtrathes zur katholischen Religion verloren sie
ihre kräftigste Stütze.
Aus jener drangvollen Zeit lesen wir wohl von einem letztwilli-
gen Legate von 100 fl., welches der herzogliche Münzmeister Dietrich
Rune der Pfarrschule machte, im übrigen aber mag das Interesse der
noch immer evangelischen Bürgerschaft der katholischen Schule ge-
genüber nur ein geringes gewesen sein. Wir ersehen dies aus einem
Schreiben, in welchem der Dechant Fritsch am 4. Juni 1655 den
Rathen der Stadt die schleunige Erbauung der Schule an s Herz legt,
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„weilen ihre eigenen Kinder in Gefahr und Ungelegenheit sitzen". Ob
das Schreiben etwas gefruchtet hat, wissen wir nicht; doch scheinen sich
die Verhaltnisse der Schule im Laufe der Zeit etwas gebessert zu haben,
da wir zu Ende des 17. Jahrhunderts zwei tüchtige Lehrer, Johannes
Franciscus Friedrich und Franz Josef Clement in derselben thätig fin-
den. Neben dieser Schule bestanden damals auch Winkelschulen. Be-
sonders beschäftigte sich ein ehemaliger Bielitzer Stadtnotar mit der
Unterweisung der Jugend in den Gramniatikal-Gegenständen. Diese
Schule aber wurde auf Verordnung des Breslauer Domcapitels ddto.
23. August 1691 abgeschafft.
Mit dem 18. Jahrhundert begann der Verfall der Stadtschule.
Wollten die Eltern ihre Kinder im Lesen, Schreiben und Rechnen
unterrichten lassen, so mussten sie, trotz des wiederholten Verbotes,
in die Winkel-Schulen oder nach Troppau oder nach Preußisch-Schle-
sien geschickt werden. Überhaupt war es damals mit dem Unterrichte
in Schlesien schlecht bestellt. In den beiden Fürstentümern Teschen
und Bielitz z. B. besuchten im Jahre 1772 von den 25.696 schul-
pflichtigen Kindern nur 310 die Schule. Diesen Übelständen halfen
die Regierungs-Maßnahmen der Kaiserin Maria Theresia, wie allent-
halben so in Teschen insbesondere die Gründung der Hauptschule, ab.
Die Anzahl der schulbesuchenden Knaben belief sich in Teschen 1804
bereits auf 226 und steigerte sich von Jahr zu Jahr. Was den Unter-
richt der Mädchen anbelangt, so hatte schon im ersten Jahre des Bestan-
des der neu gegründeten Schule der Director derselben wegen Errichtung
einer eigenen Trivialschule für Mädchen eine Vorlage eingereicht, in-
folge deren bis zur Errichtung einer solchen zur einstweiligen Ver-
sehung des Unterrichtes durch P/a Jahre in einem abgesonderten Lehr-
zimmer der Lesemeister, der Schreibmeister und der Katechet der
Hauptschule bestimmt wurde. Besondere Verdieuste um den ersten
Unterricht der Mädchen erwarb sich der damalige Lehrer Josef No-
wak. Durch zwei Jahre unterrichtete er emsig und unverdrossen in
seiner Wohnung 72 Mädchen durch zwei Stunden täglich in der Re-
ligion, im Lesen, Schreiben und Rechnen. In zwei öffentlichen Prüfun-
gen wies er die günstigsten Resultate auf. Seiner vorzüglichen Leistun-
gen wegen erhielt er außer mehreren Belobungen auf Allerhöchsten
Befehl am 8. Jänner 1781 durch die Studien-Commission eine Re-
muneration von sechs Ducaten zugemittelt. Vgl. S. 219.
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Im Jahre 1780 wurde endlich die ersehnte Bildungsstätte für die
weibliche Jugend*) begründet, die insoferne in einem Abhängigkeits-
verhältnisse zur Hauptschule blieb, als der Director derselben auch mit
der Leitung dieser Schule betraut war. Der Unterricht wurde von einem
Lehrer und einem Gehilfen besorgt, jener wurde aus der städtischen
Casse, dieser aus dem Schulfonde besoldet. Im Jahre 1818 wirkte Johann
Hajek als Lehrer, Josef Fritsch als Gehilfe. Im Jahre 1870 begründete
die Stadt eine selbständige Communalsthule, welche die Mädchen- Schul-
classen und die von der k. k. Übungsschule losgetrennten Parallel-
tlasscn vereinigte. Der Schulerzahl entsprechend wurden die erforder-
liehen Lehrkräfte bestellt und die neue Anstalt einem gemeinsamen
Leiter, dem Oberlehrer Alfons Metzner, untergeordnet. Auf Grund
eines Beschlusses der Gemeinde- Vertretung vom 28. Juli 1874 trat
eine Trennung der Mädchenschule von der Knabenschule ein, diese
unter der Leitung des Oberlehrers Alfons Metzner, jene unter der
Leitung des bisherigen Lehrers Hermann Zebisch.
Von da an beginnt eine Periode des Aufschwunges, da beide
Schulen trotz der Ausschulung von Schibitz, Bobrek, Blogotitz, Mönnich-
hof von Jahr zu Jahr durch Errichtung neuer Classen, beziehungs-
weise Parallel- Abtheilungen erweitert wurden, so dass die vorhandenen
Schullocalitäten den gesteigerten Bedürfnissen nicht mehr entsprechen
konnten. Schon 1877 wurde deshalb der Bau einer neuen Schule,
gesondert für Knaben und Mädchen, in Angriff genommen, welcher,
im Jahre 1879 seine Vollendung erreichte. Dieser monumentale Pracht-
bau, ein würdiges Heim der Jugend-Erziehung erhebt sich im Süd-
osten der Stadt, fernab von dem Geräusche eines lebhaften Verkehrs,
auf einem weiten Räume, der durch Ankauf eines Gartens eigens ge-
schaffen und nach dem durchlauchtigsten Thronerben „Kronprinz-
Rudolf Platz" genannt wurde, während die beiden zuführenden Haupt-
straßen die Namen Ihrer Majestäten führen. Der Neubau besteht aus
vier Tracten, die einen geräumigen, mit Rasen-Rabatten und Strauch-
werk geschmückten Hofraum einschließen.
Am 13. September 1879 wurde der Neubau eröffnet, welche
Feierlichkeit der Unterrichtsminister Karl von Stremayr durch seine
Anwesenheit verherrlichte. Das größte Glück wurde der neuen Bildungs-
*) Die im Jahre 1705 gegründete Arbeitsschule zur Heranziehung guter und
arbeitsamer Bürgerinnen hatte nur einen kurzen Bestand.
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anstalt zutheil, als sie am 18. October 1880 durch den Besuch Sr.
Majestät des Kaisers erfreut wurde, welcher über die Anlage und
Einrichtung des Gebäudes seine vollste Zufriedenheit aussprach.
Drei Jahre frliber, am 27. October 1877, genossen die Communal-
schulen die hohe Ehre, Se. kaiserliche Hoheit den durchlauchtigsten
Kronprinzen Erzherzog Rudolf, zwei Jahre später, am 25. October
1882, Se. k. k. Hoheit den durchlauchtigsten Herrn Erzherzog
Albrecht in ihren Räumen begrüßen zu können, desgleichen am
27. September 1885 Se. k. k. Hoheit den durchlauchtigsten Herrn
Erzherzog Friedrich.
Am 23. August 1882 beehrte dieselben Anstalten mit seinem
Besuche der Landespräsident Olivier Marquis de Bacquehem, in
dessen Anwesenheit im October desselben Jahres die Eröffnung der
vierclassigen Volksschule für Knaben und Mädchen auf dem Sachsen-
berge in feierlicher Weise erfolgte. Durch die Errichtung dieser Schule
wurde den schulbesuchenden Kindern der ersten vier Schuljahre aus
den Vorstädten Sachsenberg, Steinplatz, Brandeis die Wohlthat ge-
schaffen, die Schule in kürzerer Zeit und auf bequemerem Wege er-
reichen zu können. Die Leitung dieser neuen Communalanstalt wurde
dem bisherigen Lehrer der Knabenvolksschule Franz Mira Ubertragen.
Im December 1883 wurde aus den deutschen Volksschulen
Teschens ein eigener Schulbezirk gebildet, indem mittelst ministerieller
Verfügung für dieselben als k. k. Bezirksschulinspector der Director
der k. k. Lehrer-Bildungs- Anstalt, Schulrath Anton Peter ernannt wurde.
Mit Beginn des Schuljahres 1884/85 wurde die bereits durch fünf
Jahre als achtclassige Volksschule bestehende städtische Mädchen-
schule gemäß der Schulgesetznovelle vom 2. Mai 1883 in eine fünf-
classige Volksschule uud dreiclassige Bürgerschule unter gemeinsamer
Leitung umgewandelt. Dasselbe geschah im Schuljahre 1886/87 mit
der bis dahin siebenclassigen Knabenvolksschule. Jede der beiden
Anstalten zählt gegenwärtig 11 Classen, so dass sich die Anzahl der
Classen der drei Communalanstalten auf 26 mit 1500 Schülern be-
läuft. Die Lehrkörper der drei öffentlichen Stadtschulen zählen zu-
sammen 32 Lehrkräfte, einschließlich der Schulleiter, katholischen Reli-
gionslehrer und Industriallehrerinnen.
Von nicht zu unterschätzender Bedeutung für das Schulleben der
beiden Communalanstalten auf dem Rudolfsplatzo ist die Eröffnung des
neuen Schulweges, der am 16. September 1885 in feierlicher Weise
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vor sich gieng. Bürgermeister Dr. Johann Demel Ritter von Eiswehr,
der zur Herstellung dieses Weges einen Theil seines Privatgartens —
des sogenannten Friedenschlussgartens — der Gemeinde überließ, wurde
dadurch zum Wohlthäter besonders jener schulbesuchenden Kinder, deren
elterliche Wohnung in den unteren Stadttheilen gelegen ist, indem sie
nun auf einem viel kürzeren und viel ruhigeren Wege, als es bisher
der Fall gewesen, die Schule erreiche«.
Die Namen der Lehrer und Lehrerinnen, die an den Communal-
Volks- und Bürgerschulen im laufenden Schuljahre wirken, sind:
1. An der Communal- Volks- und Bürgerschule für Mädchen:
Hermann Zebisch, Director; Julius H oft mann, Katechet; Johann
Fitz, Julie Mücke, Johann Mücke, Bürgerschullehrer; Franz Kraut-
wurst, Josef Rybka, Andreas Zielina, Volksschullehrer; Leopold
Bilowitzki, Ottilie Gazda, Franz Hess, Karl Fober, Karl Hussak,
Unterlehrer; Auguste Schierer, Luise Weber, Industriallehreriunen.
2. An der Communal- Volks- und Bürgerschnle für Knaben:
Alfons Metzner, Director: Franz Matiej, Katechet; Josef Wis«
niowski, Alexander Litera, Wilhelm Montag, Bürgerschullehrer; Josef
Drastich, Johann Pustelnik, Georg Heczko, Josef Eppich, Volksschul-
lchrer; Rudolf Schierer, Josef Skulina, Josef Fädle, Adolf Müller,
Unterlehrer.
3. An der Communal-Volksschule für Knaben und für Mädchen:
Franz Mira, dirigierender Oberlehrer; Georg Koziel, Lehrer; Franz
Schonowski und Heinrich Witrzens, Unterlehrer; Luise Weber, Indu-
striallehrerin.
Die städtische Knaben- und Mädchen volks- und Bürgerschule gehurt,
was ihre äußere und innere Ausstattung anbelangt, zu den schönsten und
stattlichsten Schulgebänden nicht bloß des Landes Schlesien, sondern
gewiss der ganzen Monarchie und bleibt für alle Zeiten ein laut redendes
Denkmal der besondern Schulfreundlichkeit der Gemeinde, welche
jederzeit für Bildungszwecke und geistige Interessen die größten Opfer
zu bringen geneigt war. So hat dieselbe wieder zur Vervollständigung
des Erziehungs- Organismus der städtischen Erziehungs- und Unterrichts-
anstalten zur bleibenden Erinnerung an das Regierungs-Jubiliium Sr.
Majestät des Kaisers am 2. Decernber 18*8 beschlossen, für die vor-
schulpflichtige Jugend zwei Volkskindergärten, den einen auf dem
Sachsenberg, den andern in der innern Stadt, zu errichten.
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25. Die k. k. Lekrerbildungs-Anstalt.
Bis in die Mitte des vorigen Jahrhunderts war es mit dem Volks-
schul-Unterrichte, mit der allgemeinen Volksbildung Uberhaupt, allent-
halben schlimm bestellt. Wohl fehlte es hier auch damals nicht an
Schulen, in denen Knaben und Mädchen der Elementar-Unterricht in
dem hier üblichen slavischen Dialecte ertheilt wurde. Fast bei jeder
Pfarrkirche bestand eine solche Schule. Doch wie waren diese Schulen
bestellt ! Der Lehrer, welcher zugleich Messner und Organist war, be-
saß keine rechte Vorbildung, sein Einkommen war ungeregelt, un-
geregelt auch der Lehrplan, ungeregelt Lehrart und Schuldisciplin.
So sah es allerorts, so sah es auch in Teschen aus, und als Maria
Theresia, die große Kaiserin, den Thron ihrer Väter bestiegen hatte,
war sie, tief einblickend in die geistigen Bedürfnisse ihrer Unterthanen,
fest entschlossen, alles, was sie durch die Waffen behauptet und durch
Gesetze geordnet hatte, durah Errichtung guter Schulen zu festigen
und zu verschönern. Und wie sie ihrem Entschlüsse treu geblieben,
wie sie für die geistige Wohlfahrt ihrer Länder und Völker gesorgt,
dafür zeugt auch diese unsere Schule, die sie als Gründerin dankbar
verehrt.
Unter den Männern, die damals von der Kaiserin berufen, ihre
besten Kräfte zum Nutzen der österr. Schule aufwandten, müssen wir
besonders einen nennen, den in der Geschichte der Pädagogik ver-
ewigten Abt aus Sagan, Iguaz von Felbiger. Er war es, der im Auf-
trage der Kaiserin die „Allgemeine Schulordnung für die deutschen
Normal-, Haupt- und Trivialschulen" (1774) schuf, welche die Grund-
lage der österreichischen Volksschule und Volksschul -Lehrerbildung
abgab. Es wurde darin die Errichtung von Normalschulen als Muster-
schulen für die Lehrer in den Landeshauptstädten, von Hauptschulen
in größeren Städten, in jedem Kreise wenigstens eine, und endlich von
Trivialschulen in allen kleineren Städten und Märkten und auf dem
Lande in Orten, wo sich Pfarrkirchen oder davon entfernte Filial-
kirchen befanden, angeordnet. Als diese Schulordnung, mit welcher
für das Volksschulwescn in Österreich eine neue Ära sich ankündigte,
den Landesregierungen der einzelnen Kronländer mitgetheilt war,
wurden sofort Schul-Commissionen als Landesschulbehörden ins Leben
gerufen. Auch in Schlesien trat eine solche Schulbehörde mit ihrem
Präses, Karl Josef Freiherrn von Troilo, 1775 ins Leben. Das thä-
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tigste Mitglied derselben, Anton Josef a Sole, hatte bald nach dem
Zusammentreten der Commission an die Kaiserin eine Vorlage gerichtet,
in welcher unter anderem die Notwendigkeit der Gründung ciuer
Hauptschule zu Teschen dargethan und um die hiezu notwendigen
Geldmittel ersucht wurde. Die Kaiserin schrieb eigenhändig auf den
Act der Hofkanzlei:
„Approbiere den verfassten Plan des a Sole und sollen ihm dessent-
halben ad personara allein die 400 fl. beständig bleiben, die er jetzo
nur ad tempus genossen, bin auch gantz verstanden mit denen An-
merkungen der Cantzlei. Zu Teschen aber soll gleich, wie vorge-
schlagen wird, die höhere Schule anfangen, die Kosten vom Schul-
fond nehmen, können nicht besser als dazu verwendet werden. Mir
erinnern von Zeit zu Zeit, was dieser Sache geschehen, — es ver-
stehen sich alle Kosten, ohne das Dominium was dazu gebe."
Nachdem die Kaiserin im Jahre 1776 die Gründung einer Haupt-
schule in Teschen auf diese Weise gutgeheißen, gieng man an die
Ausführung der Aufgabe. Das alte, bisher als Ortspfarrschulo ge-
brauchte, zum Theil aus Holz erbaute Haus auf dem alten Pfarrplatze^
auf dem jetzigen Kasernplatze, wurde um einige Zimmer vergrößert und
für die Hauptschule verwendet. Zur Förderung dieses Baues leisteten
Seine königliche Hoheit Prinz Albert von Sachsen-Teschen und dessen
Gemahlin, Ihre königliche Hoheit Marie Christine von Österreich
große Beiträge, auch die Bürger Teschens thaten ihr Möglichstes.
Nach Beendigung des Baues wurde die im Jahre 1776 gestiftete
Hauptschule am 1. Mai 1778 in Verbindung mit einem Präparanden-
Curse feierlich eröffnet. So war einerseits für die Heranbildung ge-
eigneter Volksschullehrer Sorge getragen, anderseits jene Vorbereitung
ermöglicht, von welcher mit Hofdecret vom 3. November 1776 die
Aufnahme in die Gymnasien bedingt wurde. Dass die Regierung der
hiesigen Anstalt bei ihrem Entstehen besondere Bedeutung beimaß,
dafür zeugt schon die Verordnung, dass „in der Teschnischen Haupt-
schule nicht bloß die eigentlich für Hauptschulen bestimmten, sondern
auch alle übrigen Gegenstände, welche sonst allein den Normalschulen
vorbehalten sind, gelehrt werden sollen." Die Hauptschule beschränkte
sicli vorerst auf die erste Classe, wurde noch in demselben Jahre 1778
zweiclassig und vergrößerte sich 1779 zu drei und 1780 zu vier
Classen. Bezüglich der Unterrichtssprache der Schule ward angeordnet,
dass die deutsche Sprache es sein solle. Aus dem ganzen Herzog-
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thume, aus Galizien und Ungarn fanden sich die Schüler zahlreich
ein. Zu dem zu eröffnenden ersten Präparanden-Curse hatten sich
außer den eigentlichen Präparanden alle im Lande befindlichen Stadt-
und Dorfschulmeister, Privatlehrer, Hausinstructoren und Schulcandi-
daten einzufinden, den Vorlesungeu über die Methode und die vor-
geschriebenen Lehrgegenstände beizuwohnen, sodann aber nach gut
bestandenen Schlussprüfungen unverweilt mit Vorzeigung eines hier-
über ausgestellten Zeugnisses der Hauptscbul-Direction zur gesetz-
mäßigen Prüfung" an der Normalschule in Troppau sich zu melden,
während der Teschner Direction nur die Befähigung der katholischen
Hausinstructoren zustand.
Die zu Katecheten bei Stadt- und Landschulen bestimmten Vi-
carien, Cooperatoren und Kapläne, sowie die Anwerber um geistliche
Pfründen und die Ordens-Candidaten waren gehalten, dem Unterrichte
im Katechisieren beizuwohnen und nach absolviertem Cursus an der
Normalschule zu Troppau einer Prüfung sich zu unterziehen. Einer
späteren Verordnung zufolge sollte der Troppauer Normalschul-Katechet
jährlich nach Teschen zur Vornahme der Prüfungen aus der Religion
entsendet werden. Im Jahre 1784 ergieng an die Direction der Auf-
trag, mit den Geistlichen den Unterricht nach den bestehenden Ver-
ordnungen an der Anstalt vorzunehmen, sie mit den erforderlichen
Zeugnissen zu versehen und die vorbereiteten Landgeistlichen vor-
schriftsmäßig zu prüfen. Schulmeister, welche ohne Kenntnis der
deutschen Sprache an einer Schule in Verwendung standen, sollten in
ihrer Stellung zwar belassen werden können, jedoch in der Methode,
in dem Gebrauche der böhmisch-deutschen Trivialschulbücher und in
der Führung der Fleiß Kataloge durch einen der Landessprache kun-
digen Hauptschullehrer unterrichtet werden. Dabei wurde anbefohlen,
dass eine erledigte Stelle bloß einem der deutschen und böhmischen
Sprache kundigen, in der Methode und in den vorgeschriebenen Lehr-
gegenständen vollkommen unterrichteten Manne verliehen werden dürfe.
So war eine bessere Ausbildung der Lehrer dieses Landestheiles,
eine Besserung der Schulverhältnisse überhaupt angebahnt, und es ent-
faltete sich an der Anstalt eine rege, gesegnete Thätigkeit. Wir finden
in dem Lehrkörper der jungen Schule Männer, die durch Thatkraft
und gründliches Wissen der Schule einen guten Ruf und Namen
sicherten, den mit vieler Umsicht seines Amtes waltenden Director
Matthias Altwirth, die beiden tüchtigen, gründlich gebildeten Lehrer
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Ignaz Kohlas und Jos. Nowak, außerdem den Katecheten P. Anton
Drössler und den Lehrer Heinrich Steffka. Sie alle waren um die
Hebung und Kräftigung der Schule erfolgsvoll bemüht. Die Besol-
dung derselben war mit Rücksicht auf die damaligen Zeitverhältnisse
eine sehr gute. Der Director erhielt 500 ti., der erste Lehrer 300 fl.,
der Katechet, der zweite und der dritte Lehrer je 200 fl.
Kohlas war ein gründlich gebildeter Mann. Nach hier in Teschen
zurückgelegten Humanitätsstudien begab er sich nach Olmütz und be-
trieb philosophische Studien, worauf er in den Jesuitenorden eintrat
und im J. 1773 in Prag den Grad eines Magisters der Philosophie
erwarb. Nach der Aufhebung des Ordens trat er in den weltlichen
Stand zurück, und wurde 1775 als Lehrer der Mathematik an der
Prager Norraalschule angestellt, von wo er nach Errichtung der Teschner
Hauptschule in gleicher Eigenschaft in seine Vaterstadt zurückkehrte.
Doch schon 1786 wurde er nach Troppau, 1788 nach Brünn in die
Normalschule befördert. Er wird als ein sehr thätiger Mann gerühmt»
der seine freie Zeit auf wissenschaftliche Arbeiten vorwendete.
Josef Nowak wurde am 14. November 1758 in Groß-Pohlom
geboren. In einem Alter vou 14 Jahren bezog er das Gymnasium
in Troppau, nach dessen Absolvierung er an der dortigen Normalschule
für seinen künftigen Beruf sich vorbereitete. Nach bestandener Prüfung
wurde er zum Hauptschullehrer in Teschen ernannt. Hier verlegte
er sich, der Jugend zuliebe, auf das Studium der hier üblichen
slavischen Sprache. Seine zweckmäßige Methode, der polnischen Jugend
das Deutsche beizubringen, brachte ihm vielen Beifall. Auch die
Kaiserin, auf ihn aufmerksam gemacht, ließ ihm mit Decret vom 7.
April 1780 ihr Wohlgefallen aussprechen und ordnete an, dass er
Uber seine Methode eine besondere Abhandlung einliefere, und die
Schul-Präparanden besonders darin unterrichte. Auch für die Teschner
Mädchenschule that Nowak viel. Durch seine Beförderung an die
Troppauer Normalschule mit erhöhtem Gehalte im Anfange des Jahres
1782 wurde der strebsame Mann der Teschner Anstalt entrissen. Von
seinen gedruckten Schriften führen wir an : Rucny kniXka pro Czechy,
Morawie a Slovaky, ktery niemeck£ feCi neysnadniejssym praktyckym
spusobem wynauciti se chtiejie. W Oppawie 1788; Praktisches ABC
oder Namenbüchel, d. i. Anweisung, auf die leichteste und angenehmste
Art lesen zu lernen, sammt der Erläuterung der in den Staaten üb-
lichen Namenbüchlein. Brünn 1792; Praktisch-theoretische, deutsch-
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böhmische und böhmisch-deutsche Sprachlehre. Troppau und Olmtttz
1808.
Im Jahre 1786 und 1787 erscheint Josef Sommer als Director
der Anstalt, welcher jedoch schon im zuletzt genannten Jahre, in
Anerkennung seiner eifrigen Bemühungen um die Anstalt und das
Schulwesen Überhaupt, als k. k. Kreis* und Schulcommissär für
Teschen bestellt wurde. Als dessen Nachfolger im Amte wurde der
Director der Hauptschule in Teltsch, Ignaz Ekkel, berufen. Dieser
fand Vergnügen daran, die Jugend im Tanzen und im Declamieren
zu unterrichten, und führte mit seinen Schülern jährlich von ihm selbst
verfasste dramatische Stücke auf. Auch in kleineren deutschen und
lateinischen Gedichten versuchte sich Ekkel. Eines derselben ließ
Propst Leopold Scherschnik drucken : Carmen in coronanentum turris
curiae Tessinensis, quod 1. September. MDCCC solemniter celebratum
«est 1801. Olomucii A. Alex. Skarnizel. Ekkel selbst ließ drucken:
Von der Notwendigkeit der Verbesserung der Studiorum humaniorum,
Znayra 1773.
Um seiner Lieblingsneigung noch mehr sich hingeben zu können,
errichtete er ein eigens diesen Zwecken dienendes Erziehungs-Institnt.
Ein der französischen Sprache zwar kundiger, übrigens aber untaug-
licher Erzieher theilte mit ihm Aufsicht und Unterricht im Institute,
welches sich jedoch nur kurze Zeit erhalten konnte.
Während der Zeit seiner Leitung wirkten au der Schule Lehr-
kräfte, welche durch gediegenes Wissen und durch thatkräftigen Sinn
-die Schule auf jener Höhe erhielten, zu der Altwirth und Sommer
ihr geholfen. Einer derselben war Johann Hakula, welcher mit Decret
vom 21. Mai 1798 ans Gymnasium nach Troppau und von dort mit
Ende des Jahres 1817 als Humanitäts-Professor nach Brünn befördert
wurde. Besonders ersprießlich wirkte auch der Zeichenlehrer Ignaz
Chambrez. Auch er verließ leider Teschen im Jahre 1803 und gieng
in gleicher Eigenschaft nach Krakau, wo er vier Jahre später an der
Universität den neuerrichteten Lehrstuhl der Baukunst erhielt. Von
ihm erschien im Drucke : Betrachtungen Uber den Charakter der Ge-
bäude und Uber die daran anzubringenden architektonischen Verzie-
rungen, 1807. Ein dritter Lehrer, welcher eine aufopfernde Thätigkeit
entwickelte, war Jakob Paul. Er hatte in seiner Vaterstadt Iglau das
Gymnasium absolviert und hierauf den Präparanden-Cursus in Brünn
bezogen, nach dessen Beendigung er am 7. October 1775 in Olmütz
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als Lehrer der Hauptschule angestellt wurde. Nach drei Jahren er-
hielt er einen Ruf an die Normalschule nach Troppau, von wo er in
gleicher Eigenschaft im Jahre 1794 nach Teschen befördert wurde.
Hier wurde er am 13. Juni 1804 Directors-Stellvertreter und nach
dem Tode Ekkel's Director der Hauptschule am 19. Februar 1808,
Sein Fleiß beschränkte sich nicht nur auf die Schule, um welche er
sich große Verdienste erwarb, sondern war auch wissenschaftlichen
Arbeiten auf dem Gebiete der Pädagogik und Mathematik zugewandt.
Aus jener Zeit rührt auch eine Verordnung des tüchtigen und
edlen Schulen-Oberaufsehers P. Matthias Oppolsky, welche Zeugniss
dafür gibt, dass auch die Schulaufsicbt eine rege Thätigkeit entfaltete.
Es ergeht von ihm der Auftrag, es seien in einem Protokolle die an
jedem Tage abgehaltenen Lehrstunden und die abgehaltenen und
vorgenommenen Gegenstände, Theile, Capitel etc. genau einzutragen.
Jeder Lehrer habe seinen Katalog zu führen, die Direction aber die
Kataloge wöchentlich durchzusehen und monatlich der Oberschulaufsicht
vorzulegen. Monatlich sollten Conferenzen abgehalten werden, Uber
die ein Protokoll zu führen sei. Eine andere Weisung desselben
Schulen- Oberaufsehers vom Jahre 1822 verlangt, dass ihm vierteljährig
Tabellen über Sitten und Betragen, sowie über Fortgang der Schüler
vorgelegt werden, und im Jahre 1825 gibt er den Auftrag, jährlich
Bericht zu erstatten über alle im abgelaufenen Schuljahre vorgekom-
menen Schulereiguisse, über die Wirksamkeit der einzelnen Lehrer,
über Lehrern und Eltern nützliche Bücher, über besonders talentvolle
Schüler etc. Im Jahre 1831 trat der Director Jakob Paul in den-
wohlverdienten Ruhestand, und der bisherige Katechet der Anstalt, P.
Andreas Potiorek, wurde an seiner Stelle mit der Direction betraut.
Potiorek war ein für das Wohl der Anstalt unermüdet sorgender,,
tüchtiger Schulmann. Die Bemühungen des in jeder Hinsicht verdienten
Directors waren besonders der Heranbildung brauchbarer Volksschul-
lehrer zugewandt. Während seiner Directions-Periode wurde zur
Hintanhaltung eines schädlichen Lehramtscandidaten-Überflusses und
zur Erziehung eines besseren Lehrstandes auf Grund der Allerhöchsten
Entschließung vom 30. März 1832 der Präparanden-Cursus auf sechs
Monate erweitert, dabei verordnet, mit den eintretenden Candidate»
eine strenge Staats-Prüfung vorzunehmen, überhaupt niemanden zuzu-
lassen, der sich nicht mit einem guten Zeugnisse Uber die dritte Haupt-
schulclasse und über eine untadelhafte Aufführung auszuweisen ver-
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möge. Am 6. Decembcr 1848 trat Potiorek in den Ruhestand. Sein
Name bat noch heute in Teschen und Umgebung den besten Klaug.
Seine Stelle Ubernahm im Jahre 1849 der bisherige Anstaltslehrer
Josef Barth, welchem im Jahre 1853 von Sr. Majestät dem Kaiser
das goldene Verdienstkreuz verliehen wurde.
Was die Entwicklung der Teschner Schule seit dem Jahre 1848/49
bis auf den heutigen Tag anbelangt, so vollzog sich die Regeneration,
■die mit der Regierung Sr. Majestät unseres Kaisers Franz Josef I.
in ganz Österreich auf dem Gebiete des Schulwesens ihren Anfang
genommen, auch an dieser Schule der Allerhöchsten Intention ent-
sprechend. Schon mit Verordnung des mähr.-schles. Landes-Guberniums
in Brünn vom 17. September 1848 wurde behufs „Heranbildung taug-
licher Lehrer ftir die künftigen Volksschulen" bis zur definitiven Ein»
richtung von zeitgemäßen Lehrerbilduugs-Anstalten mit der hiesigen
Hauptschule ein „verbesserter" ganzjähriger Präparanden-Cursus ver-
bunden. In diesen Cursus sollten nur solche (Kandidaten aufgenommen
werden, welche das 16. Lebensjahr zurückgelegt und die beiden Jahr-
gänge der vierten Hauptschulclasse oder vier Gymnasial- Classen absol-
vierten. Dabei trat eine Vermehrung und Erweiterung der Lehrgegen-
stände ein. Die tägliche Unterrichtszeit war auf vier Stunden fest-
gesetzt, ungerechnet die auf Musik und Gymnastik verwandte Zeit.
Im Jahre 1850 wurde der eben organisierte einjährige Lehrer-
bildungs-Cursus, nachdem bereits im J. 1849 die vierte Classe der
Hauptschule durch 3Iinisterial- Verordnung als zweiclassige Uuterreal-
schule abgezweigt worden war, auf zwei Jahre ausgedehnt und die
Anstalt noch in demselben Jahre durch Schlesiens ersten Schulrath,
den um das hierländige Schulwesen hochverdienten Schulmann Andreas
Ritter von Wilhelm, einer Inspection uuterzogen, welche von dem
guten Zustande der Schule zeugte. An Schulraths A. Wilhelm Stelle
trat 1856 der Bezirks-Commissär Vincenz Ritter von Prausek, der das
Wohl der Lehramtscandidaten, die Beischaffung von Lehrmitteln,
Schulbibliotheken etc. sich ernstlichst angelegen sein ließ.
Im Jahre 1857 wurde ein Convict für arme Lehramtszöglinge
ins Leben gerufen, und zwar vorerst mit einem Wohnzimmer im alten
Landrechtsgebäude. Zahlreiche Beiträge flössen für die neue Gründung.
Acht arme Candidaten waren die ersten Nutznießer des Institutes.
Die unmittelbare Aufsicht über die Convictisten führte der Anstalts-
lehrer Anton Becke. Irn Jahre 1871 aber wurde das Convict wieder
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aufgelassen; aus den vorhandenen Geldmitteln wurden vom k. k.
Landesschulratbe Handstipendien ftir arme Lehramtszüglinge geschaffen.
Es sei hier nachgetragen, dass schon im J. 1853 der Schulen-Oberauf-
seher, Pfarrer und ftirstl. Commissär in Friedek, P. Johann Koziar,
und der Freistädter Pfarrer und ftirstl. Commissär, P. J. Plasun, für
arme Präparanden der Teschner Anstalt Stipendien stifteten, und zwar
P. J. Koziar eines und P. J. Plasun zwei zu je 16 Gulden.
Bei dem großen Stadtbrande im J. 1784 war auch das Schul-
gebäude zerstört worden. Die Schüler siedelten deshalb mit den wenigen
geretteten Schulgeräthschaften in das Spitalsgebäude, für einige Zeit
auch in das Schulgebäude der evangelischen Schule über. Das wieder-
hergestellte Schulgebäude reichte in wenigen Jahren bei der gestei-
gerten Frequenz der Schule für die Bedürfnisse derselben nicht mehr
hin, und es musste an einen Neubau gedacht werden. Nach lang-
jährigen und schwierigen Verhandlungen wurde endlich am 3. Mai
1860 der Grundstein zu dem jetzigen Schulgebäude auf dem Pfarr-
platze Nr. 49 gelegt. Eingeweiht und eröffnet wurde die neue Schule
im J. 1861.
Im Jahre 1864 wurde der Realschuldirector in Teplitz Dr. Alois
Nowak Landesschulinspector für die Volksschulen und Lehrerbildungs-
anstalten Schlesiens; er trug zur Hebung des schlesischen Volksschul-
wesens in einer noch heute allgemein anerkannten Weise bei. Als
im Juni 1869 seine Ernennung zum Landesschulinspector der Volks-
schulen und Lehrerbildungsanstalten Mährens erfolgte, wurde Schulrath
Dr. A. Macher in Lemberg als Schulinspector für die schlesischen
Volksschulen und Lehrerbildungsanstalten berufen.
Das J. 1866 wird auf die Anstalt nicht ohne alle Rückwirkung
geblieben sein. Doch ist nur aus den Classifications-Katalogen der
Anstalt ersichtlich, dass das Schuljahr schon am 12. Juli jenes Jahres
den Abschluss fand. An die Stelle des in den Ruhestand tretenden
Directors Barth wurde der Lehrer der hiesigen Hauptschule, Johann
Wanke, im J. 1867 ernannt, welcher am 3. April jenes Jahres von
Sr. k. k. Apostolischen Majestät das goldene Verdienstkreuz zuerkannt
erhalten hatte. Bereits am 29. October 1869 gieng Wanke ab, und
es übernahm an dessen Stelle provisorisch die Direction der Anstalt
der Professor der hiesigen Unterrealschule Karl Löffler.
Mit dem Jahre 1869 entwickelte sich auch in der Teschner Schule
infolge des Reichsvolksschul-Gesetzes vom 14. Mai ein neues, reges
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Leben. Die politische Schulverfassung wurde außer Wirksamkeit ge-
setzt, die Unterrichtsgegenstande wurden vermehrt, die Heranbildungs-
zeit der Lehrer auf vier Jahre festgesetzt, überhaupt einer den Zeit-
bedürfoissen entsprechenden Erziehung des Volkes durch die Schule
auf Grund des Gesetzes zugesteuert.
Mit dem Schuljahre 1869/70 wurde mit der Organisierung der
Schule begonnen. In den Jahren 1 870 j 7 1 wurden für die Anstalt
bestellt der k. k. Professor an der Oberrealschule zu Klagenfurt Franz
Hoffmann als Director, ferner der Director der Haupt- und Unterreal-
schule und Lehrerbildunganstalt in Tarnow, Johann Pospischill, und
der provisorische Director der Anstalt, Karl Löffler, und der Lehrer
Josef Marek als Hauptlehrer. Übungsschullehrer wurden Anton
Becke, Jesef Woynar und J. Kanio, welch' letzterer am 9. October
1874 in den Ruhestand trat. Franz Hoffmann, J. Pospischill und
A. Becke wurden mit der Inspection des Teschner und des Freistädter
Bezirkes betraut.
Im Jahre 1872 wurde der Director der Brünner Lehrerbildungs-
anstalt Gustav Ritter von Zeynek zum Laudesschulinspector für Schle-
sien statt des für Salzburg ernannten Dr. Andreas Macher bestimmt.
Mit Allerhöchster Entschließung vom 1. August 1881 wurde demselben
in Anerkennung seiner vorzüglichen Dienstleistung von Sr. Majestät
dem Kaiser der Orden der Eisernen Krone 3. Classe allergnädigst
verliehen.
Im Jahre 1872 gieng der Director Franz Hoffmann an die k. k.
Lehrerbildungs- Anstalt in Brünn, und der Teschner Gyinnasial-Professor
Josef Werber folgte als Director an der hiesigen Lehrerbildungs-
Anstalt. Der Ackerbauschul-Director zu Kotzobenz, Ferdinand Stau-
dacher, übernahm in diesem Jahre den landwirtschaftlichen Unterricht,
den in früheren Jahren die Lehrer Karl Hoffmann und Anton Becke,
später Josef Marek ertheilt hatten. Im J. 1873 wurde der Unter-
lehrer Victor Muschal als Lehrer nach Ober-Zukau befördert, der
Religionsprofessor P. Alois Orel kam als Pfarrer nach Gnojnik; an
dessen Stelle wurde P. Ignaz Genserek mit der Ertheilung des Reli-
gions-Unterrichtes betraut. Der Sternberger Volksschullehrer Rudolf Fietz
wurde zum prov. Übungsschullehrer befordert. Im J. 1873 am 14.
October war die Ernennung des Directors Josef Werber zum Director
des hiesigen vereinigten Staats-Gymnasiums erfolgt. Als dessen Nach-
folger wirkt seither der Verfasser dieses Buches, damals Director der
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k. k. Lchrcrinnenbildungs-Anstalt, vordem Gymnasialprofessor und
Bezirks-Schulinspector in Troppau. Die Anstalt erfuhr im Laufe der
nächsten Jahre eine durchgreifende Organisation in Bezug auf das
gesaminte innere und äußere Leben. Sie erweiterte sich durch die
kräftige Unterstützung und Förderung der hohen Behörden auf vier
Jahrgänge, eine Vorbereitungsciasse und eine fünfclassige Übungs-
schule. Die Lehrzimmer erhielten neue, praktische Einrichtungen, die
Lehrmittel wurden dem Gesetze entsprechend vermehrt, ein Schul-
garten wurde eingerichtet. Die Anstalt besitzt in dem letzteren ein
wichtiges Veranschaulichungs- und Bildungsmittel. Auf Grund des
Landesschulrathserlasses vom 10. April 1878 wurde mit dem Eigen-
tümer des Gartengrundes J. Stephan der betreffende Mietsvertrag
abgeschlossen. Der Garten umfasst eine Gesaramtfläche von 3544 «i a .
Die Besorgung der Arbeiten, welche dazu bestimmt sind, den land-
wirtschaftlichen Unterricht, sowie das Anbauen im Versuchsfelde, das
Anpflanzen im Gemüsegarten, das Versetzen und Veredeln der Bäume
: ; und Sträucher, die Bienenzucht etc. zu unterstützen, liegt in den
Händen der Zöglinge des 3. und des 4. Jahrganges; die Zöglinge
des 1. und des 2. Jahrganges leisten die erforderlichen Hilfs-
dienste.
Mit dem h. Landesschulraths-Erlasse vom 22. Sept. 1874, Z. 3151,
wurden der Braunsberger Oberlehrer Franz Zahradnicek, der Odrauer
Lehrer Johann Scholz und der provisorische Übungsschullehrer Rudolf
k. Fietz in Teschen zu k. k. definitiven Übungsschullehrern an der An-
stalt ernannt. Am Beginne des Schuljahres trat als Supplent an der
ii:.:- Übungsschule der Abiturient der Lehrerbildungs-Anstalt, Alexander
& Litern, ein, am 10. November 1874 als Supplent an der k. k. Lehrer-
rt : bildungs- Anstalt der Gymnasiallehramts-Candidat Josef Wild aus
1 » Wien. Noch kam in diesem Jahre an die Stelle des nach Hannover
1 abgegangenen Turnlehrers Opitz der Troppauer Turnlehrer Karl Wilke
, aus Ronneburg in Sachsen- Altenburg. Im Schuljahre 1875/76 wirkten
ferner als suppl. Hauptlehrer Josef Matzura und Josef Sandbichler, als
. ]■ Supplent der Übungsschule Paul Grzybek. Zu diesen Lehrkräften
i - wurde mit Decret des h. Landesschulrathes vom 26. Juni 1876,
it . Z. 2086, der Unterlehrer an der k. k. Übungsschulo in Troppau Max
])',•;: Schneider zum Übungsschullebrfir der Anstalt und mit Decret vom
C V 28. September 1877, Z. 3059, der Lehramtscandidat Anton Hadina
, t zum Übungsschulsupplenten ernannt,
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Von da an blieb der Lehrkörper mehr constant; nur im Schul-
jahre 1879/80 erhielt die Anstalt mit den Decreten vom 22. Sept.
1879 uud vom 14. November 1879 zwei neue Lehrkräfte in den
Supplenten Alfons Medritzer und Anton Juroschek, während am Be-
ginn des Schuljahres der Supplent Ignaz Höhr die Anstalt verließ.
Die Vorbereitungsciasse und die fünfte V bungsschulclasse wurden
zufolge Ministerialerlasses vom 19. April 1881 mit Schluss des Schul,
jahres 1880/81 aufgelassen.
So organisiert ist die Anstalt bemüht, den ihr gesetzten, für Land
und Reich wichtigen Aufgaben in allen Richtungen gerecht zu werden.
Insbesondere wird in Würdigung des großen Einflusses, den die durch
sie gebildeten Lehrer des Volkes unmittelbar auf die großen Schichten
desselben ausüben, ein gerechtes, großes Gewicht gelegt auf die Pflege
des Patriotismus, auf die Erziehung der Jugend, d. i. der jungen
Lehrerschaft, zur Liebe zu Kaiser und Reich, damit sie dieses für die
staatliche Existenz und Cultur so wichtige Gefühl der Vaterlandsliebe
vor allem im Volke begründen und verbreiten. So werden alle histo-
rischen, österreichischen Gedenktage beim Unterrichte in den Classen
und Jahrgängen gewürdigt ; so jeder patriotisch bedeutsame Tag (dy-
nastische Festtage), so jedes patriotisch wichtige Ereignis mit einer an-
gemessenen Feier begangen. Um nur aus dem laufenden Decennium
einzelnes hervorzuheben: es begieng die Anstalt am 10. Mai 1881
die Vermählung des durchlauchtigsten Kronprinzenpaares, am 3. Sep-
tember 1883 das Geburtsfest der Prinzessin Elisabeth, am 14. Juli
1887 den 70. Geburtstag Sr. k. k. Hoheit des durchlauchtigsten
Herrn Erzherzogs Feldmarschall Albrecht in besonders festlicher
Weise.
Während der Ferien des Schuljahres 1879/80 beehrte, anlässlich
der Eröffnungsfeier des neuen städtischen Volksschulgebäudes, der
Minister für Cultus und Unterricht Karl von Stremayr, sowie die
Übrigen Anstalten des Ortes, so auch die k. k. Lehrerbildungsanstalt
mit seinem Besuche.
Am 24. August 1884 hatte die Anstalt das Glück, von dem
Landespräsidenten Olivier Marquis de Bacquchem mit einem längeren
Besuche beehrt zu werden.
Von den im Jahre 1880 an der Anstalt wirkenden Lehrkräften:
Director Anton Peter, Prof. Johann Nepomuk Pospischill, Karl
Löffler, Josef Marek, Adolf Kresta, Religionsprofessor P. J. Genserek,
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Suppl. Alfons Medritzer und Anton Juroscbek, Musiklehrer Karl Hussak,
Turnlehrer Karl Wilke, Übungsschuilehrer Anton Becke, Josef Woynar,
Franz Zabradnicek, Jobanu Scholz, Max Schneider, sind seither
Joh. Poschpischill, Karl Löffler, Jos. Woynar mit Tod abgegangen.
Der Religionsprofessor J. Genserek wurde am 13. März 1887 Pfarrer
in Skalitz, Übungsschullehrer Max Schneider kam in gleicher Eigen-
schaft an das Civil-Mädchen-Pensionat in Wien, Medritzer wirkt als
Professor an der Oberrealschule in Jägerndorf, Juroschek als Supplent
am Obergymnasium in Bielitz.
Mit den seither in den Verband des Lehrkörpers eingetretenen
Lehrern und Professoreu zählt die Anstalt dermalen folgende Lehr-
kräfte :
1. Anton Peter,*) Eitter des kaiserlich-österreichischen Franz-
Josef-Ordens, Besitzer der kaiserlichen goldenen Medaille mit dem Aller-
*) Von ihm erschienen außer Kritiken auf dem Gebiete der deutschen
Schulbücherliteratur in der „österreichischen Gymnasialzeitschrift" uud kleineren
Mittheilungen über Schlesisches im „Nürnberger Anzeiger für deutsche Vorzeit" und
in den Breslauer Provinzialblättern: Volksthümliches aus Österreichisch-Schlesieu,
3 Bände, Troppau 1885 ff; Burgen und Schlösser im Herzogthum Schlesien,
Teschen 1879; Heimatkunde des Herzogthums Schlesien, Teschen 1880; Das
Herzogthum Schlesien in Wort und Bild, Wien 1884; Zuckmantier Passionsspiel,
Troppau 1«68; Jugendlectüre und Volksschulbibliotheken, Teschen 1879; Ver-
zeichnis von geeigneten und nicht geeigneten Jugendschriften, Troppau 1886;
Die Wappen der schlesischen Landtafelbücher; Die Wappen der Besitzer von
Rosswald und Füllstein in der Zeitschrift Adler, Wien; Heidnische Grabalter-
thümer in Schlesien ; Holzkirchen in Schlesien ; Archäologische Nachrichten aus
Schlesien; Ein schlesisches Piastendenkmal in den Mittheilungen der k. k.
Central-Commission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und historischen
Denkmale in Wien; Urkundliche Nachrichten zur Geschichte der Stadt Skotschau
in der Zeitschrift des Vereines für Geschichte und Alterthum Schlesiens in
Breslau; Die Pfarrkirche in Olbersdorf; Zur Genealogie der Stosse; Gründungs-
urkunde des Dorfes Kamer bei Olbersdorf; Zur Kirchenarchäologie im Notizen-
blatte der historisch-statistischen Section der mährisch-schlesischen Gesellschaft
zur Beförderung des Ackerbaue?, der Natur- und Landeskunde in Brünn; Die
Jablunkauer Schanze; Mit welchen Mitteln erzieht die Volksschule zur Begei-
sterung für Dynastie und Vaterland? Ondraö und Juras, ein Bild der schlesischen
Volksgeschichte — in der Silesia; Auf welche Weise ist eine Vermehrung von
Schulbibliotheken zu fördern? Was kann der Volksschullehrer zur Förderung
von Kunst und Wissenschaft thun? Dr. Adolf Ficker, ein Erinnerungsblatt —
im Schulkalender für österreichische Volksschullehrer.
Es sei gestattet, an dieser Stelle auch die Publicationen meines unvergess-
lichen, hoffnungsvollen Sohnes Karl zu verzeichnen, welcher, geboren in Troppau
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höchsten Wahlspruche, k. k. Schulrath und Director der k. k. Lehrer-
bildungsanstalt in Teschen, k. k. Bezirksschulinspector, k. k. Conservator
zur Erforschung der Kunst- und der historischen Denkmale, Curatoriums-
mitglied und pädagogischer Experte der Kotzobendzer Landes-Acker-
bauschule, Obmann des Ausschusses der gewerblichen Fortbildungsschule,
Director der k. k. Prüfungscoramission für allgemeine Volks- und Bürger-
schulen, Vorsitzender der PrUfungscommission für Industriallchrerinnen,
Mitglied des Ort38chulrathes der Stadt Teschen, correspondierendes Mit-
glied der k. k. statistischen Central-Commission in Wien,, sowie des Ver-
eines ftlr Geschichte und Alterthum Schlesiens in Breslau, wirkliches
Mitglied der historisch -statistischen Section der mährisch-schlesischen Ge-
sellschaft zur Beförderung des Ackerbaues, der Natur und Landeskunde
in Brünn, Ehrenmitglied des Freiwaldauer Bezirkslehrervereines, des
deutschen pädagogischen Vereines in Teschen etc.
2. Josef Marek, k. k. Professor, Mitglied des k. k. Bezirksschul-
rathes und der k. k. PrUfungscommission für Volks- und Bürgerschulen,
Custos der Lehrmittel für Naturgeschichte, Landwirtschaft und des
Schulgartens.
3. Adolf Kresta, k. k. Professor, achte Rangclasse, Mitglied der
k. k. PrUfungscommission für Volks- und Bürgerschulen und für weib-
liche Handarbeiten, Lehrer an der gewerblichen Fortbildungsschule.
4. Eduard Sykora, k. k. Professor, Besitzer der Kriegsmedaille»
Mitglied der k. k. Prüfungs-Commission für Volks- und Bürgerschulen,.
Custos des physikalischen Cabinetcs.
5. Pater August Haas, k. k. Religionsprofessor.
6. Julius Zitny, k. k. Übungsschullehrer, Mitglied der k. k.
PrUfungscommission für Volks- und Bürgerschulen und für weibl.
Handarbeiten, Custos der Lehrerbibliothek und der Lehrmittel für das
Zeichnen. Zeichenlehrer am k. k. Obergymnasium.
am 10. März 1862, als absolvierter Jurist am 7. April 1885 in Teschen starb.
Es sind : Die Goldbergwerke bei Zuckmantel und Freiwaldau in der Zeitschrift des
Vereins für Geschiebte und Alterthum Schlesiens, Breslau 1884; Gründung und
Wappen der Stadt Troppau, 1884; Die Colonisation im Fürstenthum Neisse, öster.
Antheils, 1884; Die älteste Geschichte des Fürstenthums Neisse, «sterreichischen
Antheils, 1885; Die Statuten der Stadt Zuckmante), ein Beitrag zur deutsch-
österreichischen Rechtsgeschichte, 1885; Der Bildhauer Bernhard Kutzer, 1885.
Beiträge zur Topographie des ehemaligen Fürstenthums Troppau- Jägerndorf, 188G
— im Notizenblatt der historisch-statistischen Section in Brünn.
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— 229 —
7. Karl Hussak, k. k. Musiklehrer, Mitglied der k. k. Prüfungs-
comroission für Volks- und Bürgerschulen, Gesangslehrer am k. k.
Obergymnasiura.
8. Karl Wilke, k. k. Turnlehrer, Mitglied der k. k. Prüfungs-
commission für Volks- und Bürgerschulen, Turnlehrer an der Ober-
realschale und am Obergymnasium.
9. Alfred Brze.sk i, k. k. Übungsschullehrer, Mitglied der k. k.
Prüfungscommission für Volks- und Bürgerschulen, Lehrer der polnischen
Sprache an der k. k. Ober-Realschule.
10. Franz Zahradnic'ek, k. k. Übungsschullehrer, Mitglied der
k. k. Prüfungscommission für Volks- uud Bürgerschulen, Custos der
Lehrmittel für Geographie und Geschichte.
11. Rudolf Fietz, k. k. Übungsschullehrer, Mitglied der k. k.
Prüfungscommission für Volks- und Bürgerschulen.
12. Anton Becke, k. k. Übungsschullehrer.
13. Johann Scholz, k. k. Übungsschullehrer, Custos der Lehrmittel
für die Übungsschulc, Lehrer an der gewerblichen Fortbildungsschule.
14. Josef Dostal, k. k. Übungsschulunterlehrer, Custos der Schüler-
bibliothek.
Die Anzahl der Lebramts-Candidaten betrug im abgelaufenen Schul-
jahre 1887/88 169. Im Jahre 1873/74 belief sich die Frequenz auf
43 Zöglinge; im Jahre 1876/77 wies die Anstalt die höchste Frequenz-
ziffer auf, nämlich, die Vorbereitungsciasse inbegriffen, 290 Zöglinge.
Am Schlüsse der Geschichte sollen noch die denkwürdigsten Er-
eignisse an der Anstalt aus den letzten Schuljahren mitgetheilt werden.
Ein bedeutsamer Moment in der Geschichte der Lehrerbildungs-
Anstalt war es, als am 28. Oetober 1877 der durchlauchtigste Kronprinz
Erzherzog Rudolf Teschcn mit seinem hoben Besuche beglückte. Die
Anstalt betheiligte sich an dem festlichen Empfange, den Hochdemselben
die Stadtgemeinde bereitete. Sie nahm bei dessen Ankunft Aufstellung
vor dem erzherzoglichen Schlosse, und ihre Jugend trug mit den
Schülern der Mittelschulen die „Kronprinz-Rudolfs-Hymne" und das
Lied „Dem Vaterlande" vor. Bei der allgemeinen Beleuchtung der
Stadt am 29. Oetober waren auch sämmtliche Fenster des festlich
decorierten Anstaltsgebäudes glänzend illuminiert, so dass durch die
zahlreichen Kerzen- und Lampenflammen der obere Theil des Pfarr-
platzes fast taghell erleuchtet war. In dem mittleren Fenster des
ersten Stockwerkes befand sich eine Büste des Kaisers und die Por-
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träts der Kaiserin und des Kronprinzen, umgeben von zahlreichen
Lampen und blumenreichen Kränzen. Die anstoßenden Fenster schmück-
ten zwei Transparente mit den Sinnsprüchen: „Nichts ist so fest als
Treue, die nicht von Dir lässt" und „Ein Schutzgeist stark und kühn,
des treuen Volkes Liebe." Das mittlere Fenster des zweiten Stock-
werkes bedeckte ein Transparent mit einem R von einem Lorbeer-
kranz umschlungen, darüber eine schön ausgeführte Krone.
Dienstag den 30. October wohnte der durchlauchtigste Kronprinz
um 77a Uhr einer Messe in der Pfarrkirche bei, gieng dann iu das
Stadthaus und von dort in die Lehrerbildungs-Anstalt. Am Thore der
Anstalt empfieng der Director Hochdenselben mit einer kurzen Be-
grüßung. Von der Schwelle des Schulhauses bis in die oberen Räume
hinauf bildeten die Candidaten und Übungsschüler ein dichtes Spalier.
Als Se. kaiserl. Hoheit den Corridor im ersten Stockwerke betrat,
wurde Hochderselbe von den Sängern, welche in dem vis-a-vis der
Stiege gelegenen Saale aufgestellt waren, mit der Volkshymne empfan-
gen. Se. kaiserl. Hoheit traten in diesen Saal. Der Leiter der Anstalt
nahm die weihevolle Gelegenheit wahr, der Säcularfeier der Anstalt
zu gedenken. Seine Worte waren :
„Eure kaiserliche Hoheit! Durchlauchtigster Herr Erzherzog-
Kronprinz ! Geruhen, Eure kaiserliche Hoheit, den Ausdruck der Freude
und der Begeisterung über das hohe Glück, welches in diesem Augen-
blicke der Anstalt zutheil wird, gnädigst entgegen zu nehmen. Es
werden eben heuer hundert Jahre, seit. Österreichs große Herrscherin
Maria Theresia dieses Institut zum Heile und zur Wohlfahrt des Lan-
des in's Leben gerufen. Ich sehe es als eine günstige Fügung des
Himmels, als eine günstige Vorbedeutung für die Zukunft der Anstalt,
als die weihevollste Centennal-Feier der Gründung an, dass eben jetzt
der Enkel der herrlichen Kaiserin diese Stätte mit seiner Gegenwart
beglückt, welche zu ihrer vorzüglichsten Aufgabe es sich rechnet, in
dem heranwachsenden Lehrergeschlechte Männer zu erziehen, welche
die Liebe zu der angestammten Dynastie, die Liebe zu dem gesammten
Vaterlande in die Herzen des Volkes zu pflanzen berufen sind. In
leiuster Freude, in reinster Begeisterung schlagen Eurer kaiserlichen
Hoheit die Herzen der versammelten Jugend und ihrer Lehrer ent-
gegen. Sie alle sind vereint in dem Wunsche : Gott segne, Gott er-
halte, Gott beschütze Eure kaiserliche Hoheit, durchlauchtigster Herr
Erzherzog Kronprinz! Hoch!" —
• *
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Wenige Monate nach diesem hohen Besuche, am 1. Mai 1878,
begieng die Anstalt ihre Säcularfeier.
In ihren Anfängen vom Lehrkörper als ein bescheidenes Schul-
fest gedacht, gestaltete sich dieselbe durch wohlwollende Theilnahme
der Bevölkerung zu einer wahren Jubelfeier der Stadt, und man darf
es nach der überraschenden Zahl der aus den verschiedenen Theilen
des Ländchens herbeigeeilten Festgenossen sagen, des Landes Uberhaupt.
Der Lehrkörper hatte einen Theil der Festveranstaltungen, insbesondere
die Decorierung des Hauses, den Zöglingen der Anstalt selbst anvertraut.
Mit wahrem, nur der Jugend eigentümlichem Eifer war diese bemüht,
in den Vortagen des Festes unter der Leitung eines Mitgliedes des
Lehrkörpers die Räume der Anstalt in einfacher, doch geschmackvoller
Weise zu decorieren. Die Ausschmückung des Portales und des Vestibüls
mit Reisig-Guirlanden und mit in den Reichs- und Landesfarben pran-
genden Draperien, welche am Vor- und am eigentlichen Festtage
durch ihre sinnige Anordnung eine schaulustige Menschenmenge in die
Anstalt lockte, gab dem Anstaltsgebäude mit den zahlreichen, aus den
Fenstern und den Dachluken herabflatternden Fahnen, sowie den vier
riesigen, vor demselben aufgepflanzten Flaggen ein wahrhaft festliches
Aussehen. Zwei Transparente, das eine mit der Jahreszahl 1778 und
den Anfangsbuchstaben M(aria) Th(eresia), das andere mit der Jahres-
zahl 1878 und den Anfangsbuchstaben F(ranz) J(osef) I. auf zwei
mächtigen Reisig-Obelisken zu beiden Seiten des Portales bezeichneten
den Charakter der Feier als einer Säcular-Feier. Als die ersten Gäste
langten am Vorabende an und wurden von Vertretern der erzherzog-
lichen Cameral-Direction, den Herren Dr. Roman Schuster und Baron
Haller, von dem Regierungsrathe Herrn Karl Ruff, wie von dem
Director der Festanstalt empfangen: der k. k. Landespräsident Ale-
xander Freiherr v. Summer, der k. k. Landesschul-Inspector Gustav
Zeynek, der k. k. Regierungsrath J. Krulich, der k. k. Regierungs-
Commissär J. Kostersitz, und in das erzherzogliche Schloss geleitet,
vor welchem während des von dem k. k. Landespräsidenten abge-
haltenen Cercle die hiesige Musik- Vereinskapelle einige Piecen präcis
ausführte.
Am 1. Mai, früh Uhr, versammelten sich vor dem Festhause
die Zöglinge der Anstalt, an der Spitze der Lehrkörper, um die An-
kunft des k. k. Landespräsidenten und der übrigen Regierungs Ver-
treter zu erwarten, welche um 8V* Uhr vorfuhren und mit einem
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Hoch von den zahlreichen Festtheilnehmetn begrüßt wurden. Nach-
dem der Director im Namen des gesammten Lehrkörpers dem Fest-
gaste fUr die durch seine Ankunft der Anstalt bereitete Auszeichnung
gedankt, besichtigte dieser mit seiner Begleitung die geschmückten
Räume, wobei er der Jugend für die gelungene Decorierung seine
Anerkennung aussprach.
Hierauf begab sich der k. k. Landespräsident mit der Festmenge
in die Kirche, welche sich indessen in allen ihren Räumen mit den
Festtheilnchmern aus nah und fern, den sämmtlichen k. k. Civil-
und Militär-Behörden, den verschiedenen Lehrkörpern der Teschner
Anstalten, Festdeputationen, Vertretungen etc. und einer zahlreichen
Volksmenge gefüllt hatte. Die Festmesse celebrierte mit zahlreicher
Assistenz der Generalvicar und Prälat, nunmehr Weihbischof Franz
Sniegon, und zwar in jenen Festornaten, welche einst die Tochter
der großen Kaiserin Maria Theresia, die unvergessliche Erzherzogin
Marie Christine von Sachsen-Teschen, mit eigener Hand prachtvoll
ausgestickt und der Kirche geschenkt hatte.
Nach der Festmesse vereinte der Rathhaussaal die Festtheilnehmer
in seinen reich und glänzend geschmückten, mit Bildnissen Ihrer
Majestät der Kaiserin Maria Theresia, der Gründerin der Anstalt,
Sr. Majestät unseres allergnädigsten Kaisers Franz Josef I. und
Ihrer Majestät unserer herrlichen Kaiserin Elisabeth, ausgezeichneten
Räumen, welche in allen Theilcn geradezu überfüllt waren. Das
Chorlied: „Das ist der Tag des Herrn" eröffnete die Feier in erhe-
bender Weise. Sodann ergriff der Director der Anstalt das Wort
und hielt die Festrede, worin er anknüpfend an den Festmoment die
Bedeutung der Anstalt und der Volksschule und beider für die Bildung
des Volkes erörterte.
Hierauf bestieg der k. k. Landespräsident Alex. Freiherr von
Summer die Tribüne. In einer angemessenen Rede gedachte derselbe
der wichtigsten Momente der Gründungs- und Entwicklungs-Geschichte
der Anstalt, um am Schlüsse die Verdienste der gegenwärtigen Leitung
sowohl, wie des Lehrkörpers um das kräftige Gedeihen derselben
hervorzuheben und mitzutheilen, dass Se. Majestät der Kaiser iu
Anerkennung des verdienstvollen Wirkens dem Director der Anstalt
den Titel eines k. k. Schulrathes taxfrei allergnädigst zu verleihen
geruht habe.
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Der Director dankte für diese Allerhöchste Auszeichnung in einer
kurzen, tiefempfundenen Rede, die mu einem Hoch auf Se. Majestät
schloss.
Zum Schlüsse begrüßte der gewesene Zögling der Anstalt, nun-
mehr Lehrer der Teschner Knaben-Volks- und Bürgerschule, Josef
Wisniowsky, in einer Festrede die Jubilarin. Das Chorlied „Gebet
fürs Vaterland" von Etienne Henri Mehul bildete den Abschluss der
Feier.
Gehobene Stimmung sprach aus den Mienen der Festgäste, als
sie den Festsaal verließen, und von allen Seiten konnte man lebhafte
Ausdrücke und Äußerungen hören, dass durch die Feier das Interesse
für die Volksschule und die Lehrerbildung überhaupt, insbesondere die
Liebe der Zöglinge für ihren Beruf und die Begeisterung derselben
für das Kaiserhaus wirksam befördert wurde.
Zu dieser Kundgebung der Theilnahmc kamen zahlreiche brief-
liche und telegraphische Begrüßungen und Beglückwünschungen als
Beweise freundlicher, sympathischer Gesinnung für die Anstalt von
eiuzelnen sowohl, wie von Körperschaften etc., die auch in der An-
wesenheit der zahlreichen, aus nah uud fern herbeigeeilten Fest-
genossen hervortrat. Den Festtag beschloss eiu Concert im Hathhaussaale.
Die großen Räume konnten die Theilnehmer, die sich eingefunden
hatten, kaum fassen. Das Concert brachte durchaus neue Leistungen
der Anstaltsschüler. Die Einnahme betrug 320 fl.
Der schönste Tag in der Geschichte der Anstalt, die schönste
Erinnerung in den Herzen der Lehrer und der Jugend bleibt die
Anwesenheit Sr. Majestät des Kaisers Franz Josef I. am
18. October 1880 in derselben. Früh S Uhr besuchte nämlich au
diesem Tage Seine Majestät außer den übrigen Anstalten der Stadt
Teschen auch die k. k. Lehrer-Bildungsanstalt.
Vor dem Thore derselben standen zwei mächtige Reisig-Obelisken
und Uber demselben eine sorgfältig ausgeführte Krone. Die Farade,
das Portal und das Vestibüle waren mit blumenreichen ReisigGuir-
landen geschmückt uud aus den Fenstern und Dachluken flatterten
zahlreiche Fahnen in den Farben: schwarzgelb, roth-weiß und gelb-
schwarz herab. Im Mittelfenster der Facade stand eiu mit einem
Lorbeerkranze umschlossenes, transparentes Kaiserbild : rechts und
links von demselben befanden sich zwei Transparente mit passenden,
vaterländischen Dichtern entnommenen Sentenzen.
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Der Director der Anstalt begrüßte als Vorstand derselben Seine
Majestät am Eingangsthore ehrfurchtsvollst. Kr gab in seiner An-
sprache den Gefühlen der Freude und der Dankbarkeit über die
Gnade des Allerhöchsten Besuches Ausdruck und hob hervor, dass
die Anstalt erst durch die weisen Institutionen Sr. Majestät eine segens-
volle Verjüngung in dem Geiste der Tugend und der Wissenschaft
erfuhr, ja erst durch Sr. Majestät Gesetz «ine wahre Bildungsanstalt
geworden sei, in welcher die Jugend mit Gott für Thron und Vater-
land zu erziehen der Lehrkörper als seine erste und heiligste Pflicht
erkenne, was derselbe in diesem heiligen Momente Sr. Majestät neuer-
dings feierlichst gelobe. Schließlich erbat sich derselbe die Gnade,
Seine Majestät in den Kreis der Jugend geleiten zu dürfen.
Seine Majestät nahm diese Ansprache besonders gnädig ent-
gegen und gieng sodann, geleitet vom Director, durch die die Volks-
hymne singenden Übungsschüler in den unter der Leitung des Zeichen-
lehrers Max Schneider von den Zöglingen der Anstalt stilvoll ge-
schmückten und mit den Bildnissen des Allerhöchsten Kaiserpaares,
des durchlauchtigsten Kronprinzen Rudolf, der durchlauchtigsten Kron-
prinzessin Stephanie, Sr. kais. Hoheit des Erzherzogs Albrecht, sowie
des durchlauchtigsten Erzherzogs Friedrich und der durchlauchtigsten
Erzherzogin Isabella gezierten Festsaal. Dort hatten sich zum Empfange
des Allerhöchsten Herrn der Lehrkörper, die Lchramts-Candidaten
und eine Deputation von Übungsschülern, geschmückt mit Erinnerungs-
Medaillen an den Allerhöchsten Besuch, versammelt. Nach der Vor-
stellung des Lehrkörpers, wobei Se. Majestät an jeden einzelnen huld-
vollst einige Fragen zu richten geruhte, trugen die Lehramts-Can-
didaten eine Huldigungshymne unter Begleitung eines Streichquartetts,
des Harmoniums und des Claviers vor. Den dem Feste entsprechenden
und durchaus würdigen Text, welcher Seiner Majestät in prachtvoller
Euveloppe überreicht wurde, hatte Professor A. Kresta verfasst und
der Musiklehrer der Anstalt, Karl Hussak, in Musik gesetzt.
Nach Absingung der Huldigungshymne trat der Übungsschüler
Prokop Walther vor und hielt folgende Ansprache :
„Eure Majestät! Auch wir Kinder lieben und verehren Eure
Majestät, unsern besten Vater, unondlich, und werden Eure Majestät
immer so lieben. Wir beten alle Tage zu Gott, dass er Eure Majestät
segne und glücklich mache. Wir bitten Eure Majestät, diese Blumen
von uns Kindern in Gnaden anzunehmen."
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Dabei Uberreichte er Sr. Majestät ein prachtvolles Blumenbouquet
Sichtlich erfreut Uber diese Worte des Kleinen, fragte ihn Se. Majestät
huldvollst, wie alt er sei, in welche Classe er gehe, und wer seine
Eltern seien.
Auf Allerhöchsten Befehl wurden die Schüler nun vom Lehr-
körper in die Classen geleitet, wo geprüft wurde, und zwar im 1. Jahr-
gange: Religion (Professor Genserek) und Böhmisch (Lehrer Zahra-
dniCek); im 2. Jahrgange: Deutsch (der Director); im 3. Jahrgange:
Geschichte (Professor Kresta) und im 4. Jahrgange : Pädagogik (Lehrer
Schneider) und Polnisch (Prof. Pospischill). Der gütige Monarch war
mit den Leistungen sehr zufrieden und belobte die Lehrer dieser Gegen-
stände.
In das Festiocale zurückgekehrt, trug Se. Majestät zur ewigen
Erinnerung Seiner Allerhöchsten Anwesenheit allergnädigst Seinen
Namen in das Gedenkbuch der Anstalt ein. Hierauf brachte der Di-
rector auf Se. Majestät, den erhabensten und allergnädigsten Kaiser
und Herrn, den liebevollsten und besten Vater ein dreifaches Hoch
aus, in welches Lehrer und Schüler begeistert einstimmten.
Nachdem Se. Majestät nochmals in gütigster Weise Seine volle
Befriedigung über die Erfolge der Anstalt und die patriotische Leitung
derselben ausgesprochen hatte, verließ Allerhöchstderselbe unter den
Klängen der Volkshymne, umjubelt von den Schülern, nach fast ein-
stündigem Aufenthalte die Anstalt, in deren Räumen die Erinnerung
an diesen Tag unvergesslich bleiben wird.
Zu einem Ehrentage der Anstalt gestaltete sich der 19. Jänner
1887. An diesem Tage wurde dem Director Schulrath Anton Peter
das ihm von Sr. Majestät dem Kaiser allergnädigst verliehene Ritter-
kreuz des Franz- Josef-Ordens Übergeben. Am Morgen des ge-
nannten Tages versammelten sich die Zöglinge der Anstalt, an der
Spitze der Lehrkörper, im festlich geschmückten Saale. Um 10 Uhr
erschien der Landesschulinspector Gustav Ritter von Zeynek im
Festlocale. Die Feier begann mit dem Chore: „Die Ehre Gottes"
von Beethoven, gesungen von Zöglingen der Anstalt. Hierauf ergriff
der Landeschulinspector Ritter von Zeynek das Wort zu folgender
Ansprache :
„Zu einer erhebenden Feier haben wir uns heute hier versammelt.
Es gilt einen um die Schule und die Wissenschaft hochverdienten
Mann zu ehren, einen würdigen Sohn Schlesiens, den kaiserliche Huld
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ausgezeichnet. „Se. k. und k. Apostolische Majestät haben
mit Allerhöchster Entschließung vom 6. Jänner d. J. dem
Director der Lehrerbildungsanstalt in Tesche n, Schul-
rath Anton Peter, das Ritterkreuz des Fran z- Josef-0 r-
deus allergnädigst zu verleihen geruht". Freudige Bewe-
gung rief dieser Allerhöchste Act in allen Kreisen hervor. In der
That trifft dies einen Mann, dessen Leben, reich an geistiger Arbeit,
vorbildlich ist für jeden, namentlich aber für den Lehrer.
Seit drei Decennien im definitiven Lehramte stehend, wirkte
Herr Schulrath Peter in seinem Heimatlande theils an Gymnasien,
theils auf dem Gebiete der Lehrerbildung. Zu einer Zeit, als es galt,
das Österreichische Volksschulwesen neu zu gestalten, hat Herr Schul-
rath Peter an der Reform desselben mit Eifer und Aufopferung mit-
gearbeitet und sieh in dieser Beziehung an allen organisatorischen
Fragen betheiligt. Mit der Geschichte des heimatlichen Volksschulwesens
und mit der Geschichte der schlesischen Lehrerbildungsanstalten bleibt
sein Name für immer ehrenvoll verknüpft. Und betrachten wir spe-
ciell die Anstalt, der er heute vorsteht, so ist es unzweifelhaft sein
Verdienst, dass die Lehrerbildungsanstalt in Teschen unter seiner ziel-
bewussten Leitung einen so erfreulichen Aufschwung nahm. Durch
14 Jahre mit Ihnen, hochgeehrter Herr Schulrath, durch das Band
•des gemeinsamen Dienstes verbunden, war ich oft Zeuge Ihres berufs-
treuen und erfolgreichen Wirkens, sowie Ihrer unermüdeten Arbeit, - —
ich war Zeuge, wie Sie Berufsliebe, religiöse und patriotische Gesin-
nung in die Herzen Ihrer Schüler durch Wort und Beispiel zu pflan-
zen bemüht waren. Jedem Ihrer Schüler waren Sie ein wohlwollender
Freund, jederzeit nur auf das Wohl ihrer Schüler bedacht. Mit warmer
Begeisterung für den Fortschritt und den Beruf, mit glühender Liebe
für Ihre Heimat, für Österreich und seinen Monarchen, haben Sie nur
in der treuen Pflichterfüllung Ihre Zufriedenheit gesucht und gefun-
den. Aber auch jeden Ihrer freien Augenblicke haben Sie der Wissen-
schaft und namentlich der Erforschung Ihres Heimatlandes gewidmet
und eine Reihe von Werken geschaffen, die in culturgeschichtlicher
Beziehung für Schlesien von dauerndem Werte sind, und denen auch
die Allerhöchste Anerkennung durch die Ihnen verliehene goldene
Medaille mit dem Allerhöchsten Wahlspruche zutheil wurde. Und
lassen Sie mich noch eines freudenvollen Momentes aus der Geschichte
der Anstalt, die ja im letzten Decennium mit der Geschichte Ihres
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Lebens innig verknüpft ist, liier Erwähnung thun. Es war am 1. Mai
1878; es wurde die Säcularfeier der Anstalt festlich begangen. Von
Seite der Lehrerschaft, der Bevölkerung, der Stadtgemeinde, der Lan-
desvertretung und Ihrer vorgesetzten Behörde wurden der Anstalt und
Ihnen die wärmsten Sympathien ausgedrückt. Auch damals wurde
Ihre hervorragende Thätigkeit durch die Allerhöchste Gnade, und zwar
durch dio Verleihung des Schulraths-Titels ausgezeichnet. Und die An-
stalt ist bisher das geblieben, als was sie damals gepriesen wurde, „eine
Heimstätte für Licht und Wahrheit, eine Segensstätte fürs Vaterland."
Und sie wird dies auch ferner bleiben, solange sie unter Ihrer bewähr-
ten Leitung stehen wird. In dieser Überzeugung schreite ich mit auf-
richtiger Freude an die Erfüllung der mir gewordenen ehrenvollen
Aufgabe, indem ich Ihnen das Ordensdiplom übergebe und das Ihnen,
verliehene Ritterkreuz des Franz-Josef-Ordens an Ihre Brust hefte, an
die Brust, in der ein edles Herz schlägt. Mögen Sie sich dieser Aller-
höchsten Auszeichnung eine lange Reihe Von Jahren erfreuen und in
ungeschwächter Kraft noch viele Jahre in Ihrem Berufe erfolgreich»
wirken, auch fernerhin in die Herzen der Zöglinge pflanzend die Be-
geisterung für den Beruf, die Liebe zum Vaterlande, die Treue zum
Kaiserhause!*
Die Ewiderung war die folgende : „Tief bewegt durch die in
Allerhöchster Huld und Gnade mir von Sr. Majestät, unserm
allergnädigsten Kaiser und Herrn verliehene Auszeichnung
bitte ich um gütige Nachsicht, wenn ich außerstande bin, für das r
was mein Innerstes erfüllt, die rechten Worte zu finden.
Wollen Sie, hochgeehrter Herr Landesschulinspector, als Vertreter
des allverehrten Herrn Landespräsidenten, in dieser Nachsicht den
schwachen Ausdruck meines ehrfurchtsvollsten Dankes und meiner
unbegrenzten Hingabe an die geheiligte Person Sr. Majestät des Kaisers
gütigst entgegennehmen uud an die Stufen des Allerhöchsten Thrones
vermitteln. War auch das heilige Gefühl der Pflicht und der erhebende
Gedanke, an meiner Berufsstelle meinem allergnädigsten Kaiser und
dem geliebten Vaterlande zu dienen und an dem allgemeinen Wohle
nach bestem Wissen und Können mitzuwirken, an sich immer mächtig
genug, mir alle die Kraft zu geben, welche das öffentliche Wirke»
von jedem Staatsdiener fordert, so bedeutet doch das Bewusstsein im
Geiste und in Ubereinstimmung mit den höchsten leitenden Stellen
zu wirken, welches Bewusstsein ich aus der kaiserlichen Anerkennung
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meines bisherigen Wirkens schöpfen darf, für mich einen Zuwachs
bester Kraft, welche ich im Hinblick auf mein weiteres Leben und
Streben im staatlichen Dienste dankbar empfinde, und der Lohn, der
mir heute in so reichem Maße durch Sr. Majestät Huld und Gnade
zutheil wird, wird mir eine mächtige Erhebung sein für jene Arbeits-
zeit, die ich bis zur Grenze meiner Leistungskraft in ehrfurchtsvollster
Liebe und Treue meinem Allergnädigsten Kaiser und dem theuren
Vaterlande weihe.
Empfangen Sie, hochgeehrter Herr Landesschulinspector, den wärm-
sten Dank für allen Antheil, den Sie an meinem Geschicke stets ge-
nommen, für das gütige Wohlwollen, das ich in Erfüllung meiner
Pflicht und in Verfolgung meiner verantwortungsreichen Aufgabe von
Ihnen jederzeit in reichem Maße erfahren.
Gestatten Sie auch, hochgeehrter Herr Landesschulinspector, dass
ich meinen Dank ausspreche dem hier um mich versammelten Lehr-
körper, der in treuester Pflichterfüllung mir stets zur Seite stand, mit
meiner Kraft seine Kraft verband, dass wir dem Rufe unseres aller-
gnädigsten Kaisers folgend „Viribus unitis" unserer heiligen Aufgabe
gerecht werden, das uns gesteckte Ziel erreichen, den Willen des
Gesetzes, den Willen Sr. Mnjestät des Kaisers erfüllen.
Sr. Majestät, dessen Allerhöchste Anerkennung heute meinem
Wirken allergnädigst zutheil geworden, bringe ich aus tiefst empfin-
dendem und dankbarstem Herzen ein dreifaches Hoch! Se. Majestät,
unser allergnädigster und erhabenster Kaiser und die gesammte Dynastie
Habsburg lebe hoch! hoch! hoch!*'
An das Hoch der Versammelten schloss sich die 1. Strophe der
Volkshymne. Sodann folgte der Chor: „Franz Josef hoch" von Karl
Hussak. Hierauf beglückwünschte der Lehrkörper durch Professor Adolf
Kresta den Director zu der ihm zutheil gewordenen Allerhöchsten
Auszeichnung mit folgenden Worten:
„Hochgeehrter Herr Schulrath! Mehr denn jeder andere von den
vielen Kreisen, in die Ihr reiches Leben und Wirken sich verbreitet,
ist der kleine Kreis, der Sie zu dem heutigen Ehrentage durch mich
begrüßt, ist der Lehrkörper dieser Anstalt in der Lage, Zeuge zu sein
und Zeugnis zu geben von dem Schwergehalt dieses Lebens, von dem
Vollwert dieses Wirkens.
Wir vor allen sind in der Lage zu sehen, wie Sie, durchdrungen
von der idealen Auffassung unseres heiligen Berufes, erfüllt von der
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unendlichen Bedeutung unserer Aufgabe für das allgemeine Wohl, wie
Sie durchglüht von Liebe zu diesem Berufe, diese Aufgabe allem andern
in Ihrem Leben voransetzen, wie Sie derselben Ihr ganzes Leben weihen,
all Ihr Wissen und Können in edler Selbstaufopferung widmen, wie
Sie diese Anstalt so eigentlich zu Ihrem Haus und Heim gemacht
haben, dem Ihr erstes und letztes Sorgen gilt, das vom Morgen bis
zum Abend Ihr Sinnen und Trachten, Ihr Kümmern und Streben,
Ihre Mühe und Arbeit, Ihr ganzes Leben umschließt, ein Leben in
und für die Anstalt. Was diese Ihnen verdankt, was sie durch Sie
geworden ist, das wissen wir. — Vor allen wir, die wir unter Ihrer
Leitung dem Volke seine Lehrer erziehen, die wir mit Ihnen das Beste
der uns anvertrauten Jugend berathen und besorgen, wissen, wie Sie
der Jugend dieser Anstalt in edelstem Sinne des Wortes ein Vater
sind, wie Sie von jedem Zögling wissen, mit jedem fühlen, für jeden
väterlich sorgen, wie Sie das Wohl und die Bildung eines jeden mit
Milde und Strenge, durch Lehre und Erziehung, durch Ermahnung und
Warnung, durch liebreichen Rath und hilfreiche That zu fördern, je-
den seinem Ziele und Berufe zuzuführen sich bemühen.
Lind wir Lehrer der Anstalt — keiner ist unter uns, der Ihnen
nicht vielfach und zu großem Danke verpflichtet wäre, keiner, der es
nicht an sich erfahren hätte, wie Sie eines jeden Wohl und Weh mit-
fühlen, jedem freundlichst beizustehen jederzeit bereit sind, keiner,
dessen Berufsfreudigkeit und Berufstüchtigkeit sich nicht an Ihnen er-
hoben hätte.
So kann es denn nicht anders sein, als dass wir alle, Lehrer und
Schüler, diesen Ihren Ehren- uud Freudentag als unseren, als den
Ehren- und Freudentag der ganzen Anstalt fühlen und feiern, dass
mit Ihrem Herzen unser aller Herzen dankerfüllt Seiner Majestät, un-
serem allergnädigsten Kaiser entgegenschlagen. Empfangen Sie, hoch-
geehrter Herr Schulrath, unsere freudigen und herzlichsten Glück-
wünsche zu der Ihnen durch die Huld und Gnade Seiner Majestät,
unseres allergnädigsten Kaisers zutheil gewordenen Auszeichnung. Möge
Sie der Himmel noch lange erhalten, uns allen zur Freude, der An-
stalt zur Ehre!"
Sodann folgte der Chor mit Orchesterbegleitung von Ed. Tauwitz :
Österreich." Schließlich brachte der Candidat des IV. Jahrganges,
Franz Motschka, dem Gefeierten den Glückwunsch der Schüler der
Anstalt in nachstehenden Worten dar:
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„Hochgeehrter Herr Schulrath! Gestatten Sie, dass ich im Namen
aller Schüler dieser Anstalt in dieser festlichen Stunde die Empfin-
dungen ausspreche, die unser aller Herzen für Sie erfüllen, dass ich
den Gefühlen der aufrichtigsten Freude über die Ihnen durch die Huld
und Gnade Sr. Majestät, unseres erhabenen Kaisers zulheil gewordene
Allerhöchste Auszeichnung in schwachen Worten Ausdruck gebe. Sind
wir es doch selbst, denen das durch die Allernächste Gnade ausge-
zeichnete Wirken gewidmet ist, denen der Segen Ihres aufopferungs-
vollen Lebens und Schaffens vor allen zutheil wird. Wenn wir uns,
hochverehrter Herr Schulrath, der Stunden erinnern, in welchen Sie
uns mit der Wärme und Innigkeit des begeisterten Lehrers unsero
Pflichten, dem Geiste so fasslich, dem Herzen so eindringlich, so er-
greifend nahebrachten; wenn wir der Liebe gedenken, mit welcher
Sie jedem einzelnen von uns entgegenkamen; der Geduld, die Sie mit
uns hatten, wenn wir irrten: so sind wir alle von dem Gefühle
unserer Ohnmacht durchdrungen, so sehen wir es alle ein, dass wir
solche Wohlthaten nie und nimmer vergelten können. — Doch eines
können wir — wir können aus ganzem Herzen am heutigen Tage
Ihre Freude theilen, wir können — wenn auch nicht mehr, — in
freudigen Worten und jubelnden Liedern uuseren innigsten Herzens -
antheil bezeugen, wir dürfen au Sie, hochgeeuhrter Herr Schulrath,
herantreten und dürfen Ihnen versprechen, dass wir uns der so hohen
und stolzen Ehre, welche durch Sie uns und unserer Bildungsstätte
geworden, würdig erweisen werden, indem wir jetzt als Schüler,
später als Lehrer, Ihnen nacheifern, Ihrem edlen Beispiele nach-
folgen. *)
Die Feier schloss mit der 4. Strophe der Volkshymne.
Einen besonderen Freudentag brachte der Juni 1888. In den
Tagen vom 5. bis zum 9. dieses Monats weilte der k. k. Landesprä-
sident Franz Graf von Merveldt in Teschen, um die Schulen
der Stadt und der Umgebung näher kennen zu lernen. Derselbe be-
suchte die Landes Ackerbauschule in Kotzobendz, das Gymnasium, die
Realschule, die drei Communal- Volks- und Bürgerschulen, die Kloster-
*) Die besondere Liebe, das speeifische Interesse für das eigene Haus,
d. i. hier für die eigene Anstalt, wird es verständlich raachen, wenn der Ver-
fasser in der Darstellung dieser Anstaltsgeschichte stellenweise Uber das Maß der
allgemeinen Symmetrie des Buches hinausgegangen, in der Darstellung einzelner
Momente vielleicht zu weit gegangen ist.
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schule der Borromäerinnen, die evangelische Privatschule mit Öffeutlich-
keitsrecht und die gewerbliche Fortbildungsschule in Teschen, sowie
mehrere Landschulen. Bei dieser Gelegenheit wurde am 8. Juni auch
der Lehrerbildungsanstalt die Ehre des hohen Besuches zutheil. In
allen Classen und Jahrgängen wurde in den verschiedenen Unterrichts
gegenständen theils geprüft, theils unterrichtet. Ein großes Gewicht
legte der hohe Gast darauf, in jene Fächer und Gegenstände einen
tieferen Einblick zu gewinnen, in denen das Eigenartige der Lehrer-
bildungsanstalt, zumal der Teschner Lehrerbildungsanstalt, besteht. Es
wurden domgemäß auch Übungen in den musikalischen Disciplinen
vorgenommen, die pädagogischen Fächer geprüft und praktische Auf-
tritte vorgeführt, namentlich wurde eine ungetheilte einclassige Volks-
schule aus Schülern der Unter-, Mittel- und Oberstufe der Übungs-
schule zusammengestellt und ein deutsches, ein polnisches, ein böhmisches
und ein Prakticum mit utraquistischem Schülermaterial angeschlossen.
Das lebhafte Interesse des allverehrteu Landeschefs für das Leben
der Anstalt, wie es bei dieser Gelegenheit an den Tag trat, kann nur
wohlthätig auf dieses wieder zurückwirken.
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Berichtigungen.
Seite 10, Zeile 10 von uuten, ist zu lesen: Als militärische Behörde besteht:
Das k. k. Militär-Stations-Commando mit einem Bataillone des 100. Infan-
terie-Regiinentes, das k. k. Ergänzungsbezirks-Commando mit dem Ergän-
zungsbezirks-Cadre desselben Regiments und das k. k. Commando des
10. Landwehr-Infanterie-Bataillons.
Seite 82, Zeile 2 von unten, Btatt 1871 fl. 2,031.407 lies 1,084.816 1877, 6. 2,031.407.
Seite 86, oben, statt Übertrag fl. 389.362 lies fl. 389.462.
Seite 87 statt Entlohnung etc. fl. 63.46 »/, lies fl. 63.87 V,.
Seite 87 statt Zusammen fl. 1523-46V, lies fl. 1513-46'/,.
Seite 88 statt 4. Krankenpflege fl 256 81 lies fl. 2667-81.
Seite 89 statt Vermögensstand mit Schluss des Jahres 1887 fl. 12.977 49 lies
fl. 12.977-42 V*.
Seite 89 statt Aus den Interessen des pr. fl. 1.015 lies 1.015*49.
Seite 89 statt Zusammen fl. 3.044 11% lies fl. 2.603-63.
Seite 99, Zeile 14 von oben, statt Hauptprälaten lies Hausprälaten.
K. k. Hofbuchdruckerei Karl ProchaskA in Teschcn.
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TESCHEN.
K. K. HOFRUCH DR UCKEREI KARL PROCHASKA.
iSSS.
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