Mitteilungen
aus dem
Gebiete der
Gescliichte
Liv-, Est- ...
Gesellschaft für
Geschichte und
Altertumskunde .
Bali- ^ö7e.\
1/
l3ar\>arö Collcfle Xtbrarp
FROM
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Mittheilungen
I aas dim
(iebiete der (Jesehiebte
liv-, Estr und Eurlanids,
h 6 r a tt 8 g e g 6 b e u
von der
Sesellscliaft für Geschiclite und Altertliums-
knnde der Ostseeprovinzen Bnsalaiids.
Siebzehnter Band,
lU^ 1900.
NieoUi Kymmeli Bnehbandlung.
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I
IT l '
Gedruckt auf Verfugen der OeBt llachaft für Gesohiohte und Alter-
thnintlainde der OfltseeproviozeQ Kasslands.
Priiident: H. Baron Bmialngk.
Big«, den e. Mai 1900.
Diuk TM W. r. HIfltot te Bi|«.
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RECEIV£L\
JljL 14 1900
lihilt uebsehitea taidei.
8«ito
1. Johuin Wolthnst Ton Htne» 1470—11 Metitor a«t
DciDiwIiNi Oidtns in LivlMid. Von Oskar Siarea-
1—88
2. Fortsetzung einer liviaudiächeü Biactiüföckrouik. Her-
audgegebeo von Oakar Staveohagea 89 — 96
3. Eine ÜTlandUche BeUtaoa äber die EreigoiBse in LiT*
land aas dsr Zeit von im-'lWL MÜgietbeUt von
A. Bergeiigrftn 97—164
4. IltellMistniisdosHmB^sssDbeiohiiiderC.Bniltafs
la Bt PeConbarg. Von R. Hau im an n 166— 21S
5. I>er Silberschatz der St» NikoUükirche saReraL Von
B. Haaemann
Cw Dss Kopialbadi ans dem XIV. Jahrb. im KniL Fto-
▼indabnnseiiin m MIImi nad der sogaaaimta Gnaden-
bitef des BlseboHi NIoolaas von Riga. Yon Mioolans
Bnseb 877--406
7. Ein Versseichuisa der nach dem Jahre 143^8 dem
Ijubiacheo Domkapitel ubergebeneu Urkunden des
Rigischen Erzstifts. Mitgetheüt von Alexander
Bergengräu und bearbeitet von Philip p Schwerts 407^462
a Zar Oeaehichte der liTlindtodiin Bittsr- nad Iiand-
aabaft 1600^1662. Biiafa nnd Aktanitttake. Hsiias-
gegebao «oa Dt, Fr. Bienamaan jaa. 46S**666
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Mittheilungen
ans dBv
llYländiscben Gescbichte.
Siebzebuteü BiUidc^ itäles Hefl.
Riga, im.
Kieolal Kymmels Bochhaudluiig.
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Gedruckt auf Verfugen <ler rJesellschaft für Gescliiclifo und Alter-
thumskunde der Ostaeeproviuzen Rnaslands.
Präsideut: H. liaroii Bruiuiogk.
Riga, den 3. Mai 1897.
^^^^ Shrlf
Xj T B j^L "Y"
OF THE
Peabody Museam of American Archaology and Ethnology
IN CONNECTION WITH HARVARD UNIVERSITY.
PRESENTED BY
Digr. Gc
Miu Ylüikm m lerMi 1470—71 leister 46g
Deatechen Ordens u Uvläiid.
Iii der letiten inMOselMfllMlien Darstellung der iltem
HTländischen Geschichte ist über diesen Meister folgendes
gesaert: ^Zum Nachfolger Mensredeg wählte man den Komtur
von Eevaiy Johann Wolthuss von Herse, einen unruhigen
Mann, der aar knrse Zeit seines Amtes waltete. £r erregte
udi aUen Seiten bin Anstosa. Der Ersbisehof trat mit
seinen alten Ansprüchen wieder auf und behauptete, Men-
gede habe ihm die Kirchliolmer Vertra^aiirkunde zur Yer-
oichtong übergeben, der Orden klagte über parteiische
Beaoteimg der ibntar durch den neuen Meister, ober sein
«iatoa Leben und seine „msaiBclie Politik*. Vor allem aber
erregte er dadurch den Zorn der Ordensbrüder, daas er
ohne den Rat der Gebietiger am Meeresstrande in Wirland
em Schlosa Fredeburg in grösster Eile hatte errichten lassen
md zwar anf einem dem Orden nicht gehd]^enden Gmnde.
Dabei gerieten die Unanzen dea Ordens in Yerwirrang^ nnd
gid> den Süssem Anlass zu seinem Sturz, üm eine im
Herbst 1471 Mlige Ordensschuld von 600 Mark zu bezahlen,
wollte der Meister eine allgemeine Schätzung ausschreiben.
Da er, wie seine Qe§pLet bebanpteteni das Geld verschlea-
dert I*^tt6, besobloss mm dob seiner zn entledigen« Die
Gebiet iger traten zusammen, entsetzten ihn seines Amtes
und hielten ihn im Ordensschloss Wenden in schwerer Haft.
Dort im Kerker ist er dann, noch vor 1474, gestorben. Zu
Huiflin Nachfolger aber erwählte num den Landmarsehall
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Bernd ron der Borch ').^ Bei Ricliter und den andern Dar*
btellcrn ist Johann Wolthuss entweder ^hiiz üV)ergangeQ oder
als ein politisch unbedeutender wüster Geselle nur Üüchtig
erwähnt. So urteilt z. B. C. E. Napiersky in seiner Gte-
sehichte der Stadt Biga fkber ihn: ^Br verfolgte zu sehr
die Zwecke der Üppigkeit und dee Eigennutzes, als dass
er flir politische noch Lust und Zeit hätte haben können
Unsere alten Chroniken haben auch nur kurze Angaben
über seine Regierung und sein trauriges Ende. Ihre Yer-
gleiebnng lässt drei Traditionell unterscheiden. Die erste
ist gegen Ende des 15. Jahrhunderts von der ttltestem Re-
daktion der kleinen Meisterchroniken fixiert worden und
lautete: „Meister Wolthusö wurde nach IV's jähriger Regie-
rung durch die Untreue seiner Ordensbrilder wider Recht
und Billigkeit vom Aieisteramt Teratoeseii und gefangen
genommen; er musste im Gefibigiiis xu Wenden sterben.
Deshalb hat Gk)tt Livland mit grossen Plagen gestraft').**
Die zweite Tradition hat der Chronist Renner in der Mitte
des 16. Jahrhunderts den mündlichen ErzUhlungen der Ordeoa-
kreiae, in denen er yerkefarle, entnommen und sie zwisofaen
seine Faesuig der enten gesetzt. Nach ihr musste Jokann
Wolthuss sterben, weil er das Gelübde der e\s igen Keusch-
heit gebrochen hatte Bald nach dem Untergänge dm
öchieraann, RaSBland, Polen und Livlaud 2 ö. 146. Sehr
richtig bemerkt Schiemann kurz vorher: .Hier wie überhaupt fiir die
GeBchicbte des In und 16. Juhrhunderts hat die Detaillorschung
uberuU ciiizuäetzeu. W'tui bit^her au Material uod Vorarbeiten vor-
kaadea ist, berechtigt noch nicht zu sicherem Urteil*. Leidwr sind
bia jetst die letsten Bände dee li?L Ufkiuidenbiioliee lu eolelien Vor»
arbeiten sehr wenig verwertet worden.
*) Monnmenta Lironiae entliiiiae 4 8, LXXIII.
Gf. die beiden kL MefiterelttOBika& im AiekiT f. d. Geioh.
Ut-, Set-, Korleada 4 und 5 und fiber eie BatUef in den Teck
d. geL eeta. Oes. n Dorpat 8 & 27 £
*) IäyL Bietorien 8. 127: ,He wort bedacht» dat be by einer
fironweuipereone, der he einen nten rock g^ven, lege imd eine
gelofle der ewigen knieclidt lialven avertredea badde, dee neete be
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Ordens ist dann noch eüie dritte Tradition entstanden, aber
oö'eubar nur durch das Vm-seheu eioes verständnislosen
Kompilatora Immerhin ist sie zu beachten, da Gadebusch
und Arndt sie an%enommen haben. Danach war der Grund
ftr die Absetsnng WolttnuenB, „dass er bei dem Orden in
V«rdaelit geraten, ab wenn er mit den Russen ein Ver-
ständnis unterhalte*).**
Neben diesen Traditionen ist bisher für die Beurteilung
des Johann Wolthoss massgebend gewesen die fliiohtige
KmtMBnafame Ton einer Sehrift» in der seine siegreichen
Fsisde dem prenssisehen Orden die Grilnde ftr die Ab-
gelang und Beatrafirnff ihres Meister- niitgeteilt haben. Ob-
gleich nun erkULr lieber Weise die Klage- und Verteidigungs-
adiriften der Wolthussenschen Partei nicht überliefert
smdy kaan nnd mnn doch an der ofifisiellen Darstellnng der
ÜfitadiecheB CMietiger ma» eingehende Kritik geftbt werden.
Von Woltbuss selbst sind nur 3 Briefe mit politischem Inhalt
Torhanden, 11 andere von ihm ausgestellte Urkunden be-
traffien private Verhältnisae, meist Belehnungen. Unter
solehen Umstiliiden mfissen alle anderweitig fiberlieferten
Binselheiten, so nnbedentend sie auch an nnd fikr sich oft
zu sein ocheiueu, herangezogen werden. Im iolgeuden wird
•ttma*. Iii dieser niiTeD Fasrang äiuseiie iiob die damalige Vor-
rteßnog von der attteastrenge, die aogebli^ noch vor 80 Jahren im
Wfadjsehwt Orden bensehte. Of. HdUbaam in dea Vetli. d. geU
eilB. Oes. 8 8. 63.
^) Matthiae StnibjczU Livonieniia LiTOoiae daMtu deieriptio
(IfiiTT), 8. 28: » Johannes Wolthosen posteaqnam trero in
•uipkioDein quandam incidisset cum Mosschis, a fratribua ordinia
c&ptiiB, incarceratna et ob causam oam inlerfectus est'. Mit deoselbeu
Worten sagt er iS. 14 vou d^rn Krzhischof Johannes Blankenfeld:
«Cum vero in suspicionem qaandam cum Moascho incidibdet. . . . .
mcarceratiis . . est". Es scheint mir gewiss, duss hier eiue Ver-
wechselung odtir VerQiidchuug vorliegt. Denn von einer durch Wolthuäa
be^aditigten Yerbindong mit Nowgorod gegen Moekau und Pleskau
kebtti diese CArooiiten mebte geabnt.
i) Gadebueb, Ufl Jabibdeher I, 3, 8. 189; Arndt. LItI
Chran. 2 & 102.
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die GoschichU' des Johann Wolthuas ho erzählt, wie sie sich
mir auä dem gesamtea uns erhalteneu Quellenmaterial ergiebt.
Der weaeDtliche Inhalt der Beachuldigangsschrifi ist aneh
fax sieh »Ueiii betrftclitet wordeiiy obgleidi sich dabei Wte-
derholiuq;«!! moht vemetden lasMO. Dcom dieee Sobiift
bleibt trotz ihres völlig tcndeuzioöcn Charakterä doch die
Hauptquelle für die ganze Sache').
Am 15. August*) 1469 war der Meister Johann von
Ueiigedtt anders gen. 08tlH>f gestorben. Seine Bi^eroDg
hatte trots eines energischen Strebens in den wiohtigsten
Dingen keine positiven Resultate aiifzinveiseu. Es war wohl
gelangen, die während des 13 jährigen preussischen Krieges
Livland bedrohenden Gefahren abzuwehren nnd mit be-
scheidenen Kräften zur teilweisen firbaiftnng des pveusfliaeben
Ordensstaates beixotragen; aber das, was die Sicherheit und
Ruhe Livlandö nach aus^^en hin am dringendsten verlan|ß^e,
wovon die Zukunft des Landes abhing, die Herstellung
fester Grenzen gegra Litauen und vor allem gegen Pleskan,
war anch in diesen 18 Jahren nidit wa emichen gewesen.
Wie eine Wanderdttaie dem Winde, so blieb dort nach wia
vor jede Grenze der von drüben und hüben gehandhabten
Willkür preisgegeben. Und dabei war jetzt hinter Pleskau
das asiatische Moskau mit unabsehbaren Ansprüchen anf-
getancht Im Innern war es durchaus nussglftckt^ das Yer-
hftltnis des Ordens sn den Bischöfen und der Stadt Big»
1) Die Urkunden bob den AroMTea fai Riga, Beval, KöDigsbec^
Danzig» sind direkt henntit worden, wenn aneh die Konigsberger
nach Napierskva Index corp. hist.-dipl. und die Dandger nach Höhl-
banms Yerseichnie in den Vcrhandl. d. gel. estc. Gea 8 S. 5 ff.,
citirt werden. Sonst sind dio Hildebrandschoii Absclinften benutzt.
Eine sehr wesentliche Stutze dieser Arbeit war ein von L. Arbueow
angefertigtes Gebiet vgerverzeichnie, da'^ durchweg eine urkundliche
Basiä hat. Ks wird nicht ciUert, wie überhaupt aUe i:^in2elheiteiiiiicii
hier nicht belegen lieFstn.
*) Diesen Tag gebeu diu sukr ^uiverlassigeu iiuvaier Kammerei-
recbnungen.
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in belHedigender Weise zu regeln. Die Kirchholuier Ver-
trage wurden weder vom Erzbischof noch von der Stadt
aMTkannl, und die Herren von Dorpat und Osel, ja selbst
die imtar dem Palzonat dee Ordene etehendmi Prälaten tob
Kmrhmd uid Reval, biuiatotuD aacli wie vor jede Gelegenbefit,
am sich den Ordensinteressen feindlich zq zeigen. Somit
hatten die wertvollen Konzessionen*), die der Orden im
Streit mit den Prälaten den Rittmohaftea entweder selbst
gmadit oder tob jenen ftr diese enwingen gdiolfen hatte,
niehie oder aar wenig genMt Denn die Ton einer m-
schlagenen Geiätliclikeit mit römischer List immer aufs neue
geknüpften Knoten konnten endgültig nur mit dem Schwert
gelöst werden. Dies Schwert aber mnsste dann auch im-
stande aein^ mit teidoppelter Kraft die änsseren Feinde
nTMBQSclilagen, dm bei jeder energfeeben Auseinander^
Setzung mit den Bischölen auswärtigeKomjjlikationeu drohten.
£in solches öchwert besass der Orden nicht. Er musste es
sefamiedeii, oder er war nnheilbarem Siechtnm yerfallen.
Oase eine innere Eonaentraition der Ordensmaefat höehat
sdiwierig durdmiAbren war, lag anf der Hand. Der
Meister Menf^ede war bei aUeu Uiiternelimnngen durch den
fig^mutz, den Ungehorsam und die Disziplinlosigkeit der
eigeBen Gebietiger finanaiell und militäriaeh gehemmt und
beeolnrinkt worden. Jeder Ton ihnen wollte in seinem Ge-
biet mibeedntekt herreoiieii nnd dies Gebiet fttr sieh und
seinen Familienanhan^ möglichst au8)>euten. In erster Linio
sorgten sie für die eigene Person, in zweiter für ihre Sippe,
in dritter ftr den Orden, aber wohiveretanden för ihren
Oiden, (der eine YerflorgnngBaaBtalt fkt den westfiüieohen
Adel, ein Spüal derselben, wie sie selbst sagten, sein sollte.
Höhere Zwecke, staatliche Ideen fanden bei ihnen keinen
Fiats. JEis klar, dass jede Änderung der inueren Macht-
*) Vor ttllfeui die Guadenrechte. Die Umstände ihrer Erwerbung
sind allerdings bifihur uocli uirgüiidB geoügüud klargt)ät«)llt wordeu.
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▼erbiiltiilsfle im Sinne einer etaatlidien Kovuentration bei
ihnen den heftigsten Widerspruch hervorrufen musste.
So war die Situation, als Mengede starb, und zur Ver-
besserung derselben diente es nicht, dass nach seinem Tode
der Meietersinbl fast 5 Monate unbesetzt blieb. Der Grand
daf&r war eine Anderai^ im ModnB der Meiaterwahl
Statt der zwei Kamiidaten, die bisher vom liTl&ndisühen
Ordenskapitel ebenso, wie es in deutschen und wälBcben
Landen geschah, gewählt so werden pflegten, sollte von
jetsEi ab nnr noch einer dem HochmeiBter m fieetifctigiiiig
Torgestellt werden. Letatterer aber sollte TerpfBelitei BBrn,
den ihm I'räsentierten ohne jede Zö^erun^' zu bestätigen.
Damit wurde zweierlei zum Ausdruck gebracht: der in der
ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts so stark vorhandene
landsohafllicbe Gegensati im liylindisefaen Orden balle jetet
aufgehört, irgend welche weaentUohe Bedeutung zu baben,
und die Oberhoheit des Hochmeisters war für den liv-
ländischen Orden nur noch eine formelle. Das letztere
war eine sehr nahe liegende Konsequenz des sweiten Thorner
Friedens. In Prenssen bat man sieb sieber znr fi^rmlicben
Anerkennong des nenen Wablmodns in Li^nd, vor allem
zur Verpflichtung für alle zukünftigen Beatätignngen nur
sehr schwer entschioBseu, aber man brauchte dort so dringend
Geld, dass die vom liTlftndischen Orden gebotene materielle
Entscbttdigimg scbliesslicb alle Bedenken besiegt bait. Ver-
bandelt ist Über diese wiebtige Sache ohne Zweifel sehoii
zu Lebzeiten MeDged(*>: z. B. können wir sicher annehmen,
dass, als im Dezember 1468 der Hochmeister-Statthalter
Heinriob Renss von Plauen in Wolmar war nnd man dort
dem preossiscben Orden wichtige Konzessionen maobte»
prenssisohmeits bieranf bezügliche Yerspreelrangen gegeben
worden sind. Aber eine genügende Siciierheit der Aner-
1) Of. Ph. Schwaiti» die WaUen der livl Oid»iian«isi«r, in
lliUeUiugw am d^r ttvL Gesoh. 18 a 408 IC
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kennung koDiite nur der Hochmeister selbst geben, und die
Wahl eines so leben, desselben Heinrich Reuse, fand erst
am 16. Oktober 1469 stetig. Deshalb also miuate n Liy*
laad der Wahlakt so laoge ait%esehobeii werden. Die am
7. Januar 1470 m Wenden Torgenommene Wahl fiel auf den
Komtur m Reval, Joh.iim Wolthuss von Herse, und die zu
seiner Yorstellang nach Preussen geschickte (Gesandtschaft
hat die Beetidgmig ohne Sehwierigkeiten erlangt^ trotideoi
dort wieder, naehdem am S. Januar 1470 Benae geatorben
war, nnr ein Hochmeister - Statthalter Torhanden war.
Spätestens Mitte März, Mahrscheinlich Bchon im Februar,
mosa die Bestätigungs-Urkonde in Livland angekommen sein.
Der neae Meisler war in der westfitUflehen Mark als
Sohn des einem dortigenMinisterialengesGUeelit angehörenden
Friedrich Wolthnss von Herse geboren*). Im Orden finden
wir ihn schon im Jahre 1451 als den Kumpan des Vogtes
^) Obiges ergiebt sich mir au dem Zasammenhange der Er-
eignisae, ana deo Umständen der spätem Wahlen und Bestätigungen,
tos gewissen Zahlangen des livT. Orden» an den preusslschen, sowie
ans der 1520, Sept. 29, vom Bochnieister Albrecht auspjestellten
ÜTtande (gedr. bei Joachim, Die Politik des letzten Hoclirneisterß 2
S. 353 ff.). Die lange iMuer der Statthalterschaft des Johann Freitag
Qai ändere Gründe. Cf. aber weiter unten die Umstände der Be-
stätiguog Borcha.
*) Im Königsb. Staats - A. laud ich die glcichz. Kopie eioes
Zeugnisses, das Graf Konrad ^tom Retberge* am 23. Jnli 1466 den
Briten mraderiek» H«niHHi, Johaa uid Ludeloff ile WaMhnsio ms-
sCtUt Danaoli stammeo die Oeoanaten aae der Bha daa »Harmaa
WaUfauaD mit ainaf ahrbaran Jimgfran, dam Rittaibfirtigkeit fhr
Wappaa ead Hahn bewaisen''. Harmaa W^ttnuan war ans dam
fltffi Pedatboin n dan Eham dea Grafen gaiogen, wa ihnan naah
Sitte gntarLanta mit Harnisch nnd Pferden la dlaoen, and war aach
Uir Amtmano, trener Bat nnd Verwahrer gewesen. In dorao der
K^^pie h»t e?!if» zweite gleichz. Iluud bemerkt: .Dieser Brief ist durch
pffte unurl trave willen"" an^n^tja^ebeu; in Wahrheit vprliäit es sich nicht
so, wie man beweisen kann und wird". Fiericiick frmss der anch
sonat urknndlich Friedrich genannte Vater der livi. WolthuHs sein.
Der Vorwurf einer illejt^itimen oder wenigatena nicht ritterbürtigeu
Abatauiuiung kam duuiaiä iu den Ordeuakreiaeu »ehr häufig vor.
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Etur Soneburg, des Dietrich tob d«r Doraenburg anders gen.
▼On der Lage. Auch ein Brudf3r von ihm, IViedrich, ist
bereits damals Kitterbruder im Konvent zu Reval^). Johann
ist später IÜ8 Landvogt nach Karkos, als Vogt nach Narva,
alB Komtar Boenit naoh Marienbiirgy in Beginn des Jahres
1468 nach Reval gegangen'). In diesem Gebiet war seit
1466 ein dritter Bruder, Ernst, als harrischer Ordensva^ali
ansässig'^). In Narva und Marienburg hat Johann die
Besiehnagen Livlands zu Russland während der von Grenz-
kftmpfen und fMedensTerhaadlnngeik erfolUen Jahre 1458 bia
1466 TOn Gmnd ans kennen gelernt*). Hier mmu er sn
der Ueber Zeugung gelangt sein, dass für den Orden und
Livland eine baldige detiniiive AbrechnuDg mit dem stets
unruhigen Pleskau, die Herstellung einer ^Bston Grenae am
Peipns nnd sfidwttrts hinab naeb JUtthaoen hin, eine poli*
tische Nothwendigkeit war. In Beyiü tritt w uns nrkimdliali
in dtT richterlichen Thätigkeii eines Komturs entgegen^).
Für sein Verhalten auf dieser langjährigen Laufbahn bis
zur Meisterwürde haben ihm später dieselben G^bietiger,
die ihn als Meister gest&rzt hatten, das Zeugnis ansgestellt,
dass an ihm nie dasjenige gesptirt wnrde^ was hernach sie
1) Oieiehi. TiBitsaenBlIste in der ffibl. der Oe». für Gesek «ad
Alt. m Biga.
>) Indes no. 30&B (so ^rird die Besebaldigangssebrift eMert).
Laadvögte warea Bitterbrtlder, deaea die Yerwaliaag «Ines Qebietes
ohne die Qobietigergewalt äber einen Konvent übergeben war; sie
wurden vom Meiater ohne Bat gesetzt uud enteetit. KariKoe gehörte
1451 — 1470 zu den Kammergebieten des Meistere.
3) Er liatte vou Hans LecUtea dessen ausserhalb der sam enden
Hand (ii-rtr vou Lechtea Heftende Güter gekauft, später auch die
Gnadengiiter einer unmiindigeu Auneke Lechtes erworben, mit der
er verlobt gewesen jsq sein scheint. Urkunden in Kuckera und
Kopenhagen.
^) £r wird mit dem von der 1. plesk. Chronik als „Uimui^ juaaeii
GasajiAaftciii* beieiohnetea Ctoeandten dei Meieleia n ideatÜBiereti
Bein, dem ea im Anguat 1468 gelang, den Frieden swiaohen Dorpat
uid Pleekaa m Tennittehi. Iloiaoe eo0p. pycenia jftiesieei 4 8. SÜU.
B) BetL ood UtL Brief lade 1 no. 260 «ad 281.
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9
allr zu vernichten drohte, nämlich der ^eynperszige eigene
wiUflii'^ Sie YersUndeD darunter Eigemitttz und Ungehor*
Btm gigen YorgeBetile mnd Ordenastataten. Das Alter des
Meistere bei aeiner Wahl ist naob dar hinter ihm liegenden
Ordenskarri^ auf nicht mehr als 50 Jahre za schätzen.
Nach der Wahl kehrte Wolthuss in seine Komturei zurück,
wo der Eeraler Hat ihm seine Freude über die Wahl duroh
ein Bhrengesehoiik') besevgte. Am 2. Febraar ünngirt er
dert noeh als Kemtwr*). Die Ankunft der Bestätigungs-
arkunde führte ihn wieder nach Wenden, wo er vor dem
vert^amroelten Kapitel den Meisterrid nbzwlegen hatte. In
ihm gelobte er, was schon die Ordensstatuten vorschrieben,
dasB er als Meister m allen wiehligen Ordenasaehen aiohts
ofaie Bat «don, aaolyreii nde yngaen** wolle^). Dae G(ebiet
Reral sollte er zunächst behalten ; deshalb setzte er daselbst
als Beinen HaupimaDn den Komtnr zu Talkhof, Gerwin von
Bellersheim, einen Rheinländer, ein^). Von Wenden aus
sebeioat er dann die nitteUiTÜiidisohen Gebiete besichtigt
so haben*). Am 82. Märs ordnet er za Rajen in <}egenirart
des Vogtes zur ßoneburg die Verhältnisse der unter letzterm
auf Dagden ansässigen Schweden und am 31. Mai verlehnt
er zn Fellin einem Dietrich Storck drei Acker in der
Felüner Fisidmark*). Mittlerweile hatten ihn aber auch
1) Mkl ao. 2068.
*) 8 BUen »bnins BcliarlakW im W«rte von 40 m. R Beval
KÄmmereirechiraiigeo.
«) Bifl. 1 no. 288.
^ M«c m». 9068.
^ lo der Bm$ TatlAof plfaten wu DliiierftioB gestellt« oder
«mentirte Gebietiger su sitzen. Bellersheim-BildersheilD.
<) Die Umzige oder Umritte durch die Gebiete, womit genaue
InTentar-Revisionen verbunden sein BollteD, gehörten en den Anits-
piicbten der Meister. Cf. Kor-Liv-Estl. Urkundeub. 9 uo. 716 g 24.
7) Erste Meistenirkunde WolthuBens, nur in der Kopie einer
Beetatigung Plettenbergs von 1503, Juni 29, orfialti n,
^) Mitteilung dfs Barou Hermann Jiruiumgk aoe seiner tianuulang
der UvL Privaturkundeu.
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wichtige politische Fragen vollauf in Änsprnch genommen.
Oleich nach seiner Wahl hatte er den Komtur zu Goldingen,
Labbert Yon Forssem, and den Sekretär Johann tod Olepe
zum Erzbisohof Silvester naeh Lemsal gescbiokt» um sioli
mit diesem zn Terstindigen. Als Silvester davon angetegen
hatte, dasä der Kiii^hholmer Terlrag toi und nichtig sein
möBse, hatten die Gesandten erklärt, dasö der nene Meister
in gleioher Weise wie der verstorbene an ihm festhalten
werde Noch seiner Beetätigong liess Woltirass die Stadt
Riga aaffordem, ihm and dem Orden aof Grand des Kiroh-
holmer Vertrages zu huldigen. Der Rat erwiderte, man
wolle ihm nach dem Sühnebriefe von 13^0 huldigen; vom
Kircbholmer Vertrage wisse man niohte, denn derselbe sei
solenniter angehoben, kassiert and getötet; das übrige Ukn
Master Ostho& Brief"). Da Hess der Meister diese Sadien
80 ruhen. Er hatte den prinzipiellen ^Standpunkt gewahrtj
an eine definitive Entscheidung wollte er erst später und
niehty wie es früher geschehen, mit ongenfkgenden Maobt-
mitteln treten. Hieraas erklärt es sich, dasi Schkes and
Stedt Biga im Itinerar des Meisters fleUen. Br hat die
bisherige Ordensresidenz gemieden, um damit einem zu
frühen Ausbruche des alten Streites aus dem Wege zu gehen.
Grosse Aufmerksamkeit musste Woltbass den boobst
verwirrten öselschen Verhältnissen sawenden. In diesem
wieder bereits seit 5 Deiennien darch Fehden and ünraben
aller Art zerrütteten Eiätum war nach dem Sturz des Usur-
pators Johann Yatelkanne der vom Papst schon 1458 zum
Bischof ernannte Ordensprokarator Jodocus Hoenstein 1468
endlioh snm Besits gelangt Aber gleioh daranf geriet er
^) Sogeo. WeigseDsteiuer Urkunde, Iudex no. 2117.
^ Scriptt rer. lAv. 2 S. 752. In liesor jetzt nach dem rig.
Rftty.4( kr» t;(r {klrwech geuaiiüten Chronik stammt die lalöche Chrono-
logie jedyjilülls iiicht von dem aufs beste unterrichteten Zcitgeaoeeen
her. Osthofä Brief ibt daü l'riyilog vou L4Ö4, Nov. d., gedr. in deu
N. N. Mise. Stück 3. 4 8. 597 ff.
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11
w einen heftigen Zwiespalt mit seinen deutschen Dienern,
den schwarzen Häuptern auf Ösel. Der Orden war an diesen
Sachen sehr intereseiert^ denn seine öselschen Besitzungen
worden stets in Hitleidensehaft gwofen; fär Jodoons hatte
er grosee Auslagen maefaen müssen und von Yntelkanne nnr
Niederlagen dayongetragen. Dazu mischten sieb dort der
König von Danemark, der sich Patron des ßistmii- nannt«
and jetzt wegen ^seinea JdLaplans, des Bischofs'" Vateikanne,
irehgeheadc Fordernngen erhob, sowie die sohwedisehen
Hanptlenle fon Wisbj und Wiborg besttndig ein Untor
ihrem Schutz begann jetzt Gerd Mallingrode, der 1468 mit
yieler Mühe vom Orden aus Livland vertriebene Land
marschali, gegen den livländischen Orden eine Aktion zur
See. Sein Diener JÜrgoi Kloet lag im fHl^ahr 1470 mit
aogeworbenem Kriegsvoll:, richtiger wdil sehwedischen
Piraten, bei Gotland, um liyländisches Gut zu kapern*).
Wolthnss hat e? zunächst verstanden, zu den Prälaten von
ösel und Uorpat ein gutes Yerhaltuis herzustellen, besonders
sa Andreas Peper von OorpafI, der aneh in ösei einen
groBsea ffinüose besass. Erleiditeri werde dies dadurch,
dass beide Bischöfe mit Silvester wegen des Wortlautes des
Eides, den sie ihm als fturtragane zu leisten hatten, in einen
erbitterten Streit geraten waren. Im Juni zog der Meister
nach Harnen, nm dort im Namen des Hochmeisters die
1) FiDf Brider Axcbion konmen vor, die Bittor Iwar, Hagen,
Erich, Loreni und Olav, voo deoen die drei ersten Hanptlente anf
Gotland, Wurtborg und Wiborg Bind; Iwar war Schwiegersohn des
Königs Karl Knateon. Sie nehmeu stets nobedenklich jeden, der An-
sprüche an Livlander hat oder su haben vorgieht, hi ihren Scbnts auf
und bemächtigen «ich dann livIäudischeD Gutes, wo sie nur dessen
habhaft werden können. — Für die oHoL^chen VerbältnisRe kommen
neber Stockholmer, Revaler, Daoziger Urkuuden besonders anch die
in der Bibl. der Nikolaikirche zu Grei&wald erhalteneu Meiloffscheu
Maouskripte in Betracht.
*) Danz. StA.: 1470, Apnl 13, schreibt Ritter Lorenz Azelsson
an Danzig, dass Kloet ein Ifibisehes Schiff genommett habe. Haa
swaag so die Haoieetidte sa einer Pressloa auf den Orden.
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HnkliguDg Hamen-Wiflaads und d«r Stadt Reval entgegen-
zunehmen. Denn trotzdem, daaa der Hochmeister Ludwig
YOD Erlichshaiusen am 25. April 1459 die Oberhoheit über
(Hese liande und Beral nrkondlksli dem liYläiidisciieii Orden
abgetreten hatto^ waren sie nicht ans der Holiait dee Hocli-
meieterB enilasaen worden und huldigten deahalb nur ^imcAk
alter Grewohnheit*, wenn sie den schriitlichen Befehl dazu
aus Freussen erhalten hatten. Am Johannistage, dem ge-
wöhnUohen Termin der harriach - winaoheU „fieaahhmg'^,
finden wir Wotthnas aof SoUeea Beral, Wo er aut Beint
des Bisohoft und des Kapitels von Reril, sowie der V#gte
von Jerwen und Wesenberg, Lehnsgüter betreflende Nachlaßs-
Streitigkeiten schlichtet'). Zwei Tage darauf hielt er seinen
ofludeUen Einritt in die Stadt, Der Bat ehrte ihn doroh
ein prttehtages Gastmahl «nf dem Bathhansö, wobei in seinem
Gefolge die Gebietiger Ton Jerwen, Weeenberg und Njren-
slot mit vielen Vasallen Gäste der Stadt waren*).
Am 23. August belehnt Woithuss zu Jb'elUn einen Holsteter^
am 88. sa Weimar den Goswin Anrep^. Et war anf dem
Wege nach K^^nigsberg, wohin er an der aaf Michaeüs an>
gesetaten Hoehmeisterwahl geladen war. Unterwegs ISuBden
wahrscheinlich Besichtigungen der kurischen Ordensgebiete
statt, zu denen damals auoh Memel gehörte. Von den ihn
begleitenden Gebietigem ist ans mir der Komtur Ibrsssm
bekannt. In Königsberg schlössen sieh an die Wahl des bis-
herigen Statthalters Heinrieh Reffie you Biehtenberg Be-
ratungen über die allgemeine Lage deöOrdcnb in allen Ländern,
und man erachtete allerseits eine grundliche innere Eetbrm
ftr nötig. Zu diesem Zweck wurde die baldige Abhaltung einen
grossen Ordenskapitels nach TorausgegangenerVisitation aller
Ordensländer in Auasicht genommen^)« Li^ländischeneits hat
1) Brfl. 1 00. 294
^ Revaler KirnneMireolitiaDgeu.
^ Ans der flinvlmg daa Baioa BcnMaa Bnilningk.
«) Dies ist bd Veigt» iSwtltL PmuMu 9 8. W ff. alekt ge-
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■H» theoMÜseli lamm dieser Notwendigkeit zugestiaiait;
handelte es sich aber um einen bestimmten Termin tur das
grosse Kapitel, so war derselbe unbequem, gefikhrlich, über-
baapi nimiiglich, WoUhua freilieh war ia seuMia Innern m
aelir widtgehenden BtforMn entselilofleon, aber nicht sa
•elehen, hei denen er die Hilfe eines grossen Kapitels hWe
brauchen können. Docii ißt Dicht daran zu zweifeln, dass er
seinen Aufenthalt in Preussen benutzt hat^ um sich über
gewiaae Veiinderang^ besonders über die Yerkgang der
Saädsn^ mit den dortigen Maehthnbem an ventltaidigen.
Das beweiasn £e ibn Ton Kötugaberg naoh LivlandTorans*
gehenden Gerüchte. Eine hier in Königsberg vom Hochmeister
gelbst gegen den derzeitigen liirländischen Laudmarachali
Johaaa Spor von Sorten erhobene sehwere Anklage kann den
Plinen des Meialers niclit nnbequen gewesen ssln, da Spor
elfenbar aaeh seine» Befonnen im Wege stand. Wir erfehren
niciil, wa.H ihm zur Last gelegt wurde, werden aber kaum fehl-
gehen, wenn wir annehmen, dass das Material gegen ihn
dem Hochmeister durah seinen alten Gegner Gerd MaUii^*
rode mt Ddflilosiition gestellt war «nd dass letrterer anf
dieee Weise den spMeren günstigen Aasgang seines Proaeeses
mit dem iivlündisehen Orden anbahnte'). WolthuHs über-
nahm es, die Klage dem livländischen Ordenskapitel vorzu-
legen. Bald darauf hat er den Heimweg angetreten. Am
IB. Oktober hafrai* er in Goldiagen die Einwohner dieaer
Stadt von einem bisher geaahlten Gmndffinse und vennehrt
£ugleicii die Dotation der dortigen Ffarrküche. Voix dem-
Mgt, geht aber au£ Iudex oo. 205S und späterea Briefen des Hodb-
maisters hmor. Im gewöhnHchea Sprachgebnaek werden die Hoefa-
»äMtanuhlkepItol «seh als gratse oder QsB^ialkepitel beaeidUMt
Ba wirkfitekea Oeoenlktpltel des gaasea Oideoi let aber in Preaeiea
aash dem UM in lIiHAenlioig.abfchaltenea trota vieler Yersehreibongen
überiiaapt ai^t mekr aaitaade ggkommen.
>) ÜlMt -8|Mir ef«.Jahilmeh lllr Oenialogie, heiaaag. vea der
katUad. Omillartu ffe Xü Kaasi 189» S. 1» ff.
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14
selben T«^ datieren drei in KandMi an kleine Oidens-
vasallen erteilte Beiehnuugen
Noch von Kurland aus verschrieb der Meister die
Gebietager nun 11. November nach Wenden zum Kapitel*).
Zngleidi sandte er dem Landauureehall, der in Trikateit
krank daniederlag, die Klage des HoehmeiBteni m. Spore
Antwort war die Bitte um Verabschiedung und Emeritiemng.
Natürlich konnte davon keine Rede sein. Das Kapitel ur-
teilte: ,»l8t Bmder Spor dessen (sodaaer tiekt) scfanldigp
so ist er mehi wert» daat ikn die firde trigt** Damit war
Spor seines Amtes entsetet; der Meister aakm sein Yer-
mögen an sich und liebs ihn nach Wenden ins Gefängnis
bringen, wo er bald darauf gestorben ist. Zu seinem Na<^-
folger wihlte man den Komtur zu €k>ldiiigeiif Lnbb^ von
Forssem. Bs folgte dana der fieeeUnss, die olfiiieUe Ben-
denz des Meisters von Riga naob Fellin wa verlegen nnd
die Gebiete von Felliu, Jerwen und Oberpahlen als Kammer-
gebiete dem Meister zn übergeben. Der bisherige Komtur
zn Felün, Bernd von der Heide, wvrde mit Beibehaltong
der Komtorwnrde naob Kariras venetet, daa damit auf boxte.
Kammergebiet des Meisters an sein. Oer Vogt so Jerwen,
Dit'trich von der Dornenburg ;i. g. vou der Lage, erhielt
die Komturei üeval, die, wie erwähnt, Wolthuss bisher
beibehalten hatte, und der Vogt zn Oberpahlen, Gerd von
Wellen, ging als Spitteiermeister an den Spitaibof an Fellin.
Hieranf wnrde im Kapitel footgesetzt» dass von nnn an die
Gebietiger bei dei- Versetzung in ein andered Amt aus dem
1) Die Originale der Goldiüger Urkunde und der einen Kandauer
(Iudex Qo. 3437) siod erhalten. Ein ünterscUed zwischen ,,g:eßeveQ"
und ,.ß-eschreven" lässt sieb hier nicht machen. Mun wird also an«
uehmeu uiuaeeu, dasa Wolthudä um Morgen des lÖ. Oktober m Goldingeo,
am Abend in Kandaa geurkandet hat
^ Die regelmiuaigen Jahreskapitel des UtI. Ordens sollten statu-
temiumlg in KmMili6hmig» am 14. Sept., gt«ttfindfliL> Wir bem«rlcen
•bOT, dMt iie mdit epitw» «n IMielta bai der enten SekittoabihD,
•bgdialteD wurden. Die Orte neien BIga» Wenden, WebneK
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frülierea keiB Korn wegf&hrai und daselbet keine Waoken
oder „Fagisten" abhalten durften. Die einschneidende
Bedeutung dieser Beschlüsse zeigt deutlich die Richtung,
in der sich die Flttne Wolthossens bewegten. In dem Land-
«MBciuill Forooem liatte er einen tfioK^gen und ganz xo-
▼erllflBigen F^lrderor derselben gewonnen^), dnreh dessen
Hilfe allein es gelungen war, die im Kapitel stark vorhan-
dene Opposition zu überwinden. Die versetzten Gebietiger,
heisst es, strAubten sich hart dagegen, umsston aber doch,
um Aefgemas za Tenneideiiy ihre Aemter rinmen'). Dum
die Yeraetenng des IfsiBlerstQlils naeh Fellin offmbar vom
Hochmeister gebilligt war, wurde schon erv^'ähnt. Die
Hanptkraft des livl. Ordens sollte voü nun an in den reich-
sten und fruchtbarsten Gebieten LiTlands ^) um die stärkste
Laadegfartong berom konientrirt werden. FelHn wird immer
als die Tonielimste Bofg dea IM, Ordens beceiolmel» Hier
i^te der zahlreichste Konvent; die Visitation von 1451
zählt bier 29 Ritterbrüder, wahrend die nächst stärksten
Konvente ni Riga und Weissenstein mir je 19 haben.
1488 sagen die preuasischea YiBÜatoren, sie kälten noch
kein SehlosB gesehen» das so gnl wie Fellin gerfistet ge-
1) FofMem aofih s= Fonkeini. Ffir a«ine TikikUißukt tpiteliea
Mine ftäham SteUimgeD, die «r trota vieUr Anftindnngeo bahaaptet
hat, ]4äl— 1408 war er Kämpen des Komtan sa FeUln. Mengede
bei ihn ab Vogt an Wenden an «iebttgen Geeandtschalleo nach ene-
wirte biontat aad ihn daaa, oechdem er 1461—62 Komtar voo Aaolie-
nden gewesen, mit dem vornehmsten Amt in Karland betraat. Dass
er sa dem grösaten Teil der Gebietiger in einem feindlichen Gegen-
laiz stand, erkonnt man Di<*ht nnr aus Indf^x no 2058, sondern auch
darau». da«8 er berL-its 1458 den Hochmeister um die Krlaubnis bat,
zam Orden in deutdcbeu Landen übertreten za dürieu, lalU er sich in
Liviaod uicht halten könne. 1458, Febr. 28, empfiehlt ihn der Hocb-
meistar dem Deatächmeibtcr. Nach mehrureu Konzepten im K.oüi^ti-
bevger Ordensbiief'ArehiT.
^ Sie Angaben ^n Indei no. 2606 äber die BeaebUüe dee
gapiteh ittanmen Vit andeten Qnellea flbweia,
>) JA» eolehe werden FalUn, JerwiOp ObeipeUen vielfeeb be-
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▼eeen feP)* Hier solUe naeh dm OrdenwUlutm der groose
Tresel) die Hanptkasae dee OrdeoB» liegen: Uer war die
einzige uns bekannte livländische OrdenshoBpital. Indem
der Meister dahin iiitertiiedelte, entzog er seine Person den
beständigen Händeln mit dem Krzbischof, dessen Kapitel und
der Stadt Riga; mit um so melir Nadidruok koBoto er iaBiga
bei wiehtigen Bntedieidiuigeii anftreteni. Wichtig war ea
auch, dass der Meister nun den Harrisch-Wirischen um
so viel näher gerückt war und mit dieser stärksten und
einflosareichsten Ritterschaft» mit der üm bweita mannig-
fache peraöidiebe Besiehmigen Terba&doii, raeck und beqoeai
Terkehren kennte. Sboiao war dae ateta anrnhig^ Öeel
leichter zu erreichen und, was Wolthuss vielleicht am wich-
tis:8ten scbirn. die oft gefährlichen Beziehungen Dorpats
zu rieskau Hessen sich von hier aus besser übersehen.
Welch ein Gewicht Wolthnss selbst der Yeri^gnag seiner
Besideos beilegte, geht darans herror, dass er diese Thst>
Sache den Pleskauern am 5. März 1471 feierlich durch den
Komtur zu Marienburg anzeigen Hess. Die damit verbun-
dene Aolibrderungi Pleskau solle den 25jährigen Frieden
Ton dar Karowa bis sa finde einhaitmi nnd sich in gewisasn
Wasser- und Landgebieten keine üebergriffe mehr erlaaben,
sollte bedeuten, dass der Meister nun persönlich um so
mehr für die Sicherheit der Grenze sorgen werde. Pleskaus
Antwort lautete nach der Chronik: »Der Fürst Meister mag
wohnen, wo er will; er hat dort die Herrschaft nnd die
Stadt ist sein. Das genannte Land nnd Wasser aber ist
das Eigentum der heiligen pleskauschen Dreieinigkeit, es
ist das Interesse (cTpa^affie) der Grossfursten von ganz
Russland, und die Ortschaften (ropoAU) dort halten sich zu uns«
Den Frieden Ton der Narowa aber wollen wir bis aar be-
1) VisiUtioQsprotokoU Im D,-0.-Oeiitril-ArehlT SB Wita. FrOher
scheint der Felliner Konvent noch atfirkw ^»weien an sein, denn «a
wird berichtet, dass 1420 auf Schloss Faltta gegen 86 deutsche Herren
au der Pest gestorben sind. Scriptt. r«r. Pmssiearam 3 S. 406. -
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«thi—tffli IVIst halfeML* Wenn die Cbronik hiunftgt, da»
der Gesandte 2 Wochen lang dabli^ und der Ffirst, die
Possadiiiki und ganz Fleskan ihm Ehre erwiesen, so spricht
(Us dafür, dass Wolthuss von früher her bei Fleskau ein
f«te Apdenkmi iMtte^). Auf jmm bedmitiiiigavoUw
Ifaiiiiiikapitel mfiflsen aber in der Beeeftinng der G^iete
noch andere Veränderungen vorgenommen sein, von denen
um direkt nichts gemeldet wird. Ein Komtur zn Goldingen
wird nksbt aiebr ganannl^ und ee ist wahraoheinlich, dass
Qoldiagen entweder onter der Yer^altiuig dee Land-
aanehallB blieb oder der Meiater nur eisen «ntergeordneten
Beamteu hiabchickte. Eiiae Konzessiou au die Gebietiger
sollte es dagegen wohl sein, dass Higa wieder, eine selbst-
standige Komtiurei wnrde. Als Eomtor ni Qiga wird
Medridi WoUiiiisa geoMmfX Man könnte venmiteii,
dan «r wber Yogt zn Banake gewesen ist, denn dort tritt
gerade j^tzt ein Hauptmann aiif^), d. h. ßauske war za
den Kammergebieten. de^ Meisters gezogen. Ziemlich sicher
liast «oh erkeBWi data der Revaler Bianptmaim Beliera-
kriaa ioImhi.' jefeat Togt in Boaittei^ geiworden iat^). XSne
gaaa beeondere heftige Erbitterung aber erregte bei den
Güliietigern der BeechluBs, dass sie hinfort nicht mehr das
in dem alten Gebiet aulgespeicherte Getreide ins neue mit-
iwluDeii und Tor ihieqi Absqge ke^ne Wacken mehr ab-
kalte^ d. b. das Gebiet akhi aoeb naeb Mtfslkhkeit atie«
1) L plMk. Chna. a, i: O. a.Sia f. Ote eWItiain Oljikto
wdui alf dM WMser Xaiana and das Laod hinter RpMBltf a^O-
/pn baMiehn»! Dtt Getandte des Meiaten wird ^fipan eto lUa-
fuet AxmcK^* genannt Etwa dr^ Monate später ist jedenfalls
Bernd roa der BoMh £oiater m MaiiaBbwg» hiW noeh Gttt^ von
Yneo-
Von I)luf2;oH.s, cf. unten S. 27 Anm. 1*
*) lügaer Kammerei recliDongt'n.
*} Der in den Beyakr i^ämmerftirechDuogen genannte Vogt, der
mit dem Vogt sn Wesenherg mch Ungvre Zeit beim Meister aufhält,
kann woU ov Bellersheim sein, der gieb fonat nrkandUcb erst 1473
in Beritten belogen Usft
HlttMl. i. UtL OMekiolU«. XVU L S
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pressen sollten. Dieser Misifbraiich, der sdimi kiige fm
strikten Widerspruch zn den Ordensstatuten zur Gewohnheit
geworden war, hatte bewirkt| dass die geräumten Gebiete
flir die nftchste Zeit gaos und gar nickt imstande iraren,
irgend welchen finaosiellen and mUHinsehen AnsprMMii
des Meisters in genügen').
Es kaun uns nicht auffallen, dass Wolthuss es für uöthi|y
hielt, sich bei der Austuhrung obiger iieschlüsse aucii mit
der harnsch^winschen Bitterscbaft su wständigen; •wmre^
dodi die barriseh-wirisehen Räte stets Tom Orden m Bera-
tung wichtiger Landesangelegenheiten herangezogen worden.
Der Meister begab sich aehr bald nach dem Kapitel nach
Harrien, wo wohl auch die Übergabe des Gebietes an den
neuen Komtur seine Anwesenheit wQnschenswert maolite,
nnd hielt sich 6 Wochen lang dort anf. Kurt vor Weth^
nachten'^) fand in Reval eine grosse Versammlung von
Rittern und Knechten statt, an der auch Vertreter der süd-
lichen Landschaften teilgenommen haben mögen. Wir erfahren
leider nichts von den Verhandlungen anf dieeem Stiadetage,
kennen nur sicher annehmen, dass neben den Mitteilungen^
die WoUhuss über die Verwaltuügsänderuugen im Orden
machte, auch der damals ganz Livland aufregende Streit
1) la BMog auf das 2oBttad»kcmaiai der BflseUflSB« Im Kapitel
ist Didit aa ▼eigessen, dus im MltteUlter bekanntUoh -nLB'der gitawe,
ioodem immer aar der «benere* Teil enteeMed. Die Bataekeidaag»
wer das sei, sleod nur dem ICeister zu. Die Ordeamgal sagt (Perl«
baoh, Stafevtea des D. O., S. 49): «Qaid^oU senior pars f relram pre-
•enolnm la traotata consataeriat» magister yel Tices ejas gerentes
eieqeantiir. Sed qoe sanior pars, si dissenserint, censenda git, judicio
magistri vel vicem ejus gerenÜ relinquatnr. ita sane, ut religio, expe-
rienciti, huoestas et discrecio plns quam multitudo fratruiu inter partes
atteudatur'. lu der Beschuldigungäscbrift sagen die Uebietiger, dass
Wolthuss dea Meisterötuhl nach Fellin setzte ptnit byfall© zaligen
Lobbertes, ayoes njen landtmarschalkes, ane der gebediger dangk".
*) Am 21. December schickte der Revaler Rat dem Meister, wie
«s bei desHeu Ankuuft stets zu geschehen pflegte, zur Bt^grudduug
% i uuut;ii vuui besten Bier auftt Scbloss. Re?aler Kämmereireeha.
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il«6 Bis(sha& Peper mit Bertram Tiesenhaiisen um den Besitz
Buideiifl die TenHumiiliiBg beschftftigt hat. Der Meieter
mm dabei mit Bücksicht auf seine guten Beziehungen zu
Peper den mfichtigen Tiesenhausens g^enüber eine schwie-
rige Stellung gehabt haben.
F&r die niobsteB eeoha Monate fehlen im Itinerar Woll-
hweBB aUe direkten Belege. Doch ist nieht daran ta
zweifeln, daas ^ich der Meister während dieser Zeit haupt-
sächlich in Fellin, Oberpahlen, Jerwen und Wirland auf-
gehalten hat nnd mit der Übernahme nnd Einrichtung der
Moen Kammeigebiele beechiftigt gewesen ist Zugleich
tiial er einen wichtigen Schritt TorwSrts, indem er den Bau
einer neuen OrdeasfeBLuug am ünüiöeheü Meerbusen beschloss
imd sofort in Angriff nahm. Als Ort wählte er einen Platz
an der Bucht ron Konda, etwa auf der Mitte des W^ges
ton Berel nadi Nanrn. ffier sollte eine Bug die KMe
▼or den sc^edischen Rinbem sditltEen, Ton hier ans Iconnte
maü den über die Narowa einbrechen dt n Russen die Wege
sperren, und unter dem Schutze der Burg ^^oilte der bequem
gelegene Hafen • dem Oefereiddiandel de» Ordens nnd seiner
▼asallen dieneni dem fai den Stftdten« besonders in Be«al,
die Bifersoebt der Bfirger sietsi Hindernisse in den Weg
legte. Aber auch den harrisch-wirischen Preünden gegen-
über stärkte die neue Feste die Macht und das Ansehen
des Mtnstera Es sdieint| dass er den Bau der Hai^tsaohe
nach bis nun Winter fertigstellen weilte; dedudb worden
sHe Bsnem der OeNeteKarkns, FsHin, Oberpahlen, Marien*
bürg, Jerwen und Weeenberg zu Frohnden für deüselben
herangezogen. Ans Reval führte man in grosBeu Mengen
fisen ilr den Bisa lind Bah for die Arbeiter herbei. Den
SSweck der Borg, den Frieden sa sichern, sollte der Nane
Fredebn^ ankündigend).
^ Bidix HO. 90681 Bilnuiutllch iBt «• das apitSM Tohltuitg,
Wü 4lM«ni Nain«n haben db GeMellgttr weU die Brianermig ao den
ihata verhassten Meister beseitlgMi woUea. • Telsbarg aeheiat «lae
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ÜBterdessen hatte sich in Osel wieder Tieles geändert.
Biaohof Jodocus war am 17. JMsmr in Hapsal gestorbest
wiMm er Iiis intolrt ti» seinea «nfrlAarenaebm Dioim
wie ein GeCuigener behaadeU war, midaolioiii am lOi Febnuir
war Tum Kapitel der Domherr der Kircken Oi^l und Reval,
Petrus Wetberoh, za seioem Nachfolger erwählt worden, ein
Mm 9ide nagna ei miUtari proBjqna procreala^» doelor
«greehia in atodio BoMue&ai ptfemota*^. Et war ein. ga»
fttffHoker Streber, der eicb später swan. Ofden aehr Iriiid-
selig stellte. Wolthuss hat ohne Zweifel den Charakter des
Erwählten dnrcbachatttp aber eine Bekäsopfang der Wahl
paaate gaas ond gar nickt in aeme Pläae; beim Kaoipf
gegen Yatelkaaae Matte der Orden aohoa genfkgead schleckte
EHbhrangen gemaebt, imd «dieaer Wetl)ereh war aoeli nralir
ale jener „in spiritualibus et temporalibus circumspectua,
magaaciim et miütarum.rerum expertoS) potencia et amicicia
magnerom doaunomm atqjne Bobilw mUilarinmi ciyiam et
alionim beninam aniMtaa^ Bahair irird Weübnaa eher
noch selbst dazn beigetragen haben, dass ^cbof Peper den
Plan einer Vereinigung beider Kirchen unter seiner Herr-
schaft, für den er bereits in Korn Schritte gethan hatte,
«»i%ab nnd Wetbendi woUwoUeaMl .eatgogenktsn, iadmn er
elienao wie BiabiBcUf Saveatar 4ia Wald deaoelhaa in Bem
befürwortete'). Von jetzt ab ist es überhanpt beim Orden
Grundsatz, sich in die öselschen Wahlen gar nicht mehr
einsomischen. • Aadk einen andeni, £ar den livländisoiien
Orden aehr «anangcnelmen Siriiä boaaMert. dar Meiatar jtHit
deflnttiT mi Aoalmge an bringen. Kmi% Ohiialiui vea
Dänemark war immer dringender Är „seinen lieben Getreuen**,
den früheren LandmarschaU Gerd MaUingrode, eiagetreten,
nnd die Ten Dänen «adSehwedan draagMtimten lUnfleale
ZusammenziehQQg &us „To der Oleabufg" la Mio, wolohet ich iflt
X6. Jahrhundert mebrfaoh gefoodea haha«
ÜMk MflUofwh«a Papi«na.
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dringteii den Meister, ihnen endlieh in dieser Sache Ruhe
zü schaffen. Daher erklärte WolthuBS, auf ein von Preussen
lus, wo Mailingrode aioh aufhielt, proponiertes Schieds*
gvi^t maMoiSpheOf das «u dem Hoduneiater mid dam
BiidKif TOB Samlud, biihirigeii Ordensprokiupator in Rom,
bestehen sollte. Mit der Vertretung vor dem Schied sgerioht
betrante er den Komtur zu Memel, Johann Ton Bunger,
aeiMii Landrogt Ton Jenren, Johann von Selbach, und doi
SekmCMg Johmi Okpo. Irt w aolioii für die dMUÜigni
QdtonsverkiiliiiflBe tohr eharatorietiBeli, daasdw
des dänischen Königs im preuäsidcheu Ordenslande geduldet,
ja sogar von vielen Seiten begfinstigt wurde, obgleich er
doch schon längst »t offener OewmltlhfttigkMl gegen den
fifÜndisolMn OrdoD geseluMw war, ao ist der dann Stroit
mpriiiglich in Omado liegende Thatbestaad no«k be»
zeichnender für die Disziplin der Gebietiger. Mallingrode
hatte in iPreussen 14(63 — 66 an den Verhandlungen teil-
gnoaunan, die aam swaHen Tkomar frieden f&hrtaD.
Wtgm aaiMT daaallg» pi^tMohan HaHang halte nan ibai
ipiter in Litland und Pteussen echwere Vorwurfe gemacht,
zu deren Widerlegung er sich unter anderm auch aus dem
feindlichen Lager, vom Rate der Stadt Danzig, das Zeugnis
holta, data er slota aiur daa Baate das Ordana aiatrobt
babe^X I^*» kam dann, daea anan ihn wagen vieler Haahaii-
8chaften mit seinem Bmder, dem Bischof Helmicus vonDorpat,
in Verdacht hatte. Aber die Hauptsache bei seinem Sturze
scheinen Fragen der ^oigiMObalt^ gewesen an sein. Als
1466 dar Orden in Premsen gan wloM aa aehi aebienf
wean niebi €Md flar die Söldner geschafft werde, übemabai
der livländiöche Orden, eine grosse Summe aufzubringen.
Wie non aber die Gebietiger einzeln Eur Zahlung heran-
gesogSB wurden, hatten sie aar gaaa geringfligige SnaMNiL
Man beadiloss infolgedessen, Ordeni^ter in verpiladen.
^) Misiivbttclk des l>ansig(»r Rates.
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Da es jedoch miadiofa aetien, QrdenBbeeitniQgeD Fmiaii
n tbergebeo; erboten radi TerBolnedeDe Gebietiger, <Md
zu schaffen, wenn man ihiieu die betreffenden Güter zur
Nutsniesäung auf Lebenszeit überlasse. Auf diese Weise
w«r.«iieh MalliBgrode, damals KoMtor la Bmü^ za eiiMr
Tenolirabitiig des Meisters Mengode über emea bodestendeii
Landbesits in EnrlaDd gekonuneD. Als er dann im Februar
1468 mit Gewalt aus Livland entfernt worden war, hatte
man ihm natürlich auch diese YersohreibuBg genommen^).
Über alle diese Di^ge entsohied nui am 8. und 9. Angosi
1471 das Sobied^gericht ni KAnigsberg. Das Sepamtfotam
des Biiohofs tob Samland lautete: „Da der livlAndische
Orden die gegen Mallingrode vorgebrachten £iagen nicht
beweißen kann, \sird Malliagrode von allen Klagen und
Anspr&oben desselben £raiges|iroclMy nnd der liTlindisolie
Orden hat ihn alle ünmhe, Unkosten nnd Sebidon
durch eine entsprechende Summe zu entschädigen". Das
uns nicht erhaltene Votum des Hochmeisters kann für
Mallingrode aooh nicht ungünstig gewesen sain^ denn das
weuugte Yotun der Sohiedariohtar bestimmtei dass dar
lirlAndisebe Orden die damals yorpftndoto Kontnrei Brenwn
bis zum 11. Novemlier a. c. einzulösen und mit baien 2(J0
Rheinischen Gulden dem Mallingrode zu übergeben habe.
Diesen Sprwsh hat Wolthnss in einen Sdureiben an don
Hoobmeister mit h^lflkbem Dank aooeptiert')« Sr bat nur»
den Tenmn der EinlOsnng nnd Obergabe bis I^braar oder
Mürz des nächsten Jahres hinauszuschieben.
Ende Juni oder Anfang Juli hatte Wolthuss unterdessen
ein Schlag gofcroffen, der alle seine Pliao hsrt bodrobta:
der Landmarschall Fofssem, anf dessen Mitwiricnng er
offenbar am sieherston hatte vertraaen dnrfen, war ikn
durch den Tod entrissen worden. £i8 ist sehr za bedauern^
1) hOmi DO. 2S39.
a) Index no. WA und 2013.
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SS
dase wir darüber nichts Näheres ertahien. Am 19. Mai
Btkt^bfi der LindniiTBeliaU toeh mib Wolnuur in Privat-
agekigeiihaiteii dortiger Bfiiger in Big». Am 27. Juli
wAnSbt der Mefsler sae Alp in Jenren an Rig% daes der
Komtur zur Marienbnrg au den Verhandlungen liigas mit
den Litanem nicht teilndimen k<^niie, weil er mittlerweile
Landmureeball genrorden ael, ^aademe idt na dem willen
Godee ow abea ge&Ilen ie')**. Dieeer Brief iefc die Antwort
auf ein nas nlolrt erbalteees Schreiben Rigas, das gleidb
nach dem 24. Juni geschrieben sein musR*). Damals wusste
man in der Stadt wahrscheinlioh noeh nichts Yom Tode
foTMcmp, jedenfaUa niebts Ton einer Moen Lantoareehalla-
vaU. Dieae kann nnr auf einem Kapitel atattgefhnden
ha^n, und letzteres mnss kurz vor oder gleich nach dem
17. Juli in Wenden abgehalten worden sein. Denn am 17.
Juli finden wir den Meister in Heimet entweder von Wenden
kooMod oder dertkin gebend. Nachfolger Foraflems war
alao Bernd von der Boreli, bish« Komtur sor If arienborg,
geworden. Von seiner früiieiM^n Karriere wissen wir nichts;
in Manenburg kann er nur erst kurze Zeit gewesen sein,
■ad daaa er vorher Komtar zu Döhlen war, ist nioht viel
mehr als eine Vermutung'). Hat nnn Wolthnss dieeen
Mann, der in Wahrheit sein gefl^llchster Oegner war, fftr
einen Freund und Anhänger seiner Pläne gehalten, oder
wurde er ihm von der Oppositionspartei aufgezwungen?
War diese Wahl vielleicht das Äquivalent fftr die gleich
sa enrabnenden anderen yerttndemogen unter den Oebie-
tigern? Auf diese Fragen haben wir keine Antwort Jeden-
falls hatte die Opposition jetzt einen Führer, der zum
^) Original im äassem rig. Stadtarohiv.
*) Cf. rig. Kämmereirechnuogen.
Er empfiehlt Riga ««inen Diener Johann von Tisten, Original
tm rig. Stadtarchiv.
*} Nach den fragwordigen Interpolationen des WemelaoliaD Be-
VOB 1483» g«dr. N. N. Uiao. StUek 7 o. 8, a 483.
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24
Äupperßten entschlossen war. Auf diesem Jnlikapit^l wurde
auch der bisherige Vogt zu Weaeaberg, Dietrich Lappe t<hi
Köningen^ «1b Komlor nach Faniaii tmcM vncl Waewibwg
m den Kttumergebieton 46S Heiter» fi;eBfllilagen >). IMelrioh
Lappe war mit dem Bau der Fredeburg sehr unzufrieden
gewesen, weil dadurch seine Machtephäre bedeutend kleiner
wurde. Wie es scheinl, hat er mi allen MiHain den Bat
m hindern oder wen^ilens m vendgem Temaeht. Den
An8|irfiehen, die die Kinder des eeligen Vicke Wrangei
nachträglich auf den Grund und Boden der Burg erhoben,
wird er nicht ferngestanden haben*). Sein nenee €^biet
Peman galt als bedenlend geringer an Wart» und da er
nnn ancfa allefl, was in Wesenbeig „gemudMH*^ war, snraek-
laflien nrassle, gehllfte er fortan m den erbittertslMi IVrinden
des Meisters, Ferner mimn auf demselben Kapitel der Bnider
des Meisters, l'riedrich Wolthnss, von Riga nach Döhlen
▼ereetst worden sein; Blga behielt bloBB einen HavakMtor»
der aaeh die Landkneohte des Oebietes sn beanüriahtigen
hatte Wenn man sich nnn die Zahl nnd Lage der Meister-
gebiete vergegenwärtigt, so tritt einem Wolthusens Plan
deatüoh entg^^. Von der Dona nordwärts reichten sie
1) Index no. 20^0. Die Gebietig^er sagen, Wolthuay habe den
Lappe, um sich dee Gebietes Weseuberg zu beraächtiL^cii, ,to bytiden
nnde unwames" versetzt, d. h. zü einer auBsergewohniicheD Zeit, ohne
dasB mao es vorher hätte vermaten können, also nicht auf dem
Jahreskapitci, aouderu so, da^s Lappe sich vorher gar lücht darauf
Zurichten konnte. In Wesenberg finden wir noch im Jahre 1472
flfaien Hanptnann.
*) IM0 Gebietiger sagen daselbst: «Als Wolthnss sab, dass er bei
den Bat viel Zeit veiltr vad der Kalk aieht bladen 1roat^
eetete er den Lappe «b . . . .*
*) I^dkiMehte oder Amtieiite walteten in den .BeiMiUdüeni*
nod lüeht yerlelmten Hofen der Gebiete» Diese Ordeosdiener wordeii
hieJig aus den TaiaUenfamilien genommen. Be konnten eS>er eoleke
OrdenebeeitsiugeB aaeh Atterhrftdern übergeben iMrdea, die ela
Kampeoe, MarseUUle, Kinmerer, Drosten, Sckenken n. s. w. In den
betMflfiendeD Konventen Ünter&mter bekleideten. So finden ulr a B.
im GeUet Goldingen die MariobäUe m Nabben elneB.
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jeizi du roh die iranze Mitte Livlands bis zum tinnischen
Meerbusen und waren nnr im Süden noch durchbrochen
TOB LaadnuknelwUgaknei Segewold mit den dazu g«httr%flD
fldilüBBwro Lmlnivgj JOfgeDSbnigi Nitwi uid Solii(|eik* Auf
Ripi nit den Burgen Kirefaholm, NenermiMen und Soden-
poifl fol|Brten das Gebiet Wenden mit Arrasch, Wolmar,
Trikaten, Burtneck, Ri\jen, Ennes und Heimet'), dasEeBidenz-
geMei IWm mü Tnnrael» die Gebiete Oberpahlen mit Talk-
iMf ud häm, Jenren mit WeisBOnetein nnd Weeenberg mit
der Fredebnrg. Versuchen wir die BesetEnng der Qbrigen
Gebiete diesseits der Düna zu erkennen, «o finden wir in
dem wichtigen Narva den snr WolthuBeoschen Partei ge-
klingen Vogt Heidennieh Ton Wnlgnrden, ▼on don raeh
NyeoBlot afeililn^g gewesen m sein eohelnt^. In Murien-
burg mit Adsel wird, nachdem Borch Landmar;-chall geworden,
kein Komtur genannt. Die dortigen Bauern müssen zum
Bm der Fredebnrg firohnden, und BfAt^ finden wir dort
nent nvr einen Hnnptnuuui. Bb liegt somit die Vermntnng
neke, deee andi Ider nur ein nntnrgeordneler Fnnktlonllr
waltete. Von den beiden (Jebietigerh der litauischen Grenz-
gebiete Bositten und Dünaburg gehörte der Vogt Bellers-
keim noker, der Komtnr Erert Lappe Ton der Buer wakr-
Bckeinliok sor WoHknaenscken Partei*). IMe Gegner dee
Meisters finden wir im Westen, entfernt von den russisdien
und litauischen Grenzen: Domenburg-Lage in Reyal, Bemt
Ton der Heide in Karkus, Lappe-Eoningen in Bernau, Kurt
Ton Henenrode in Asekeraden nnd Konrad Ten Vietingkof
in LeaL Die PartefsteUnng des Wilkelm Ton Bodinekknaen
^ Biqen nnd Heknet geUren daswlMken sa Ktrkns. Binit
r^jk der H<lde kai ito iker oiMter tdohl bekommeti*
«) Index no. 2082 — no. 2065. '
^ A«B den Geuudtschaften läset sl«lh «af die Parteistellnng
•tiiBeseen; bei dem grossen Misstranen, das sich damals überall zeigt,
wählten die Meister zu Gesandten an nn«'\VMrtitrp Machfhabfr nnr
solche T.entf>, die gie für voUHäadig sBverläMig oud ihrer Feraon
eq^ebeu hieben.
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26
in Diuuumliide UM sich nicht «riMnneD, ebenso mohl» irar
die Gebietiger in Soneburg und Seiburg waren. Die kvri-
sehen Gebiete werden in der Besohuldigungsschrift der
Gebietiger gar niebt erwähnt. Hier erstreckte sich das
alte Meiateigebiet von der SenoigaUer A» über Tneknai
hiiuH». Die bei weitem grMte «nd etttrkste Kontnreii
mit der sich noch von früher her ein gewiflses Anfsiobtsrecht
über die andern kurischen Gebiete verbunden zu haben
Bobeint^), war Golding^ nüt Frauenbarg, Schrandeni
Haaenpet^ Darben, Ateobwangen, Nabben nnd aeitweue aneh
TatseD. Bs wurde schon erwähnt, dass wir von einer Be-
setzung dieseiS Gebieten nach dem Abgaoge Forssema nichts
hören und es wahrscheinlich ist, dass Woltbuss auch hier
sich einen nnmittelbarwi Sinfloas in wahren Teratanden bat.
Daas fftr Banske ein Hanptnann genannt wird, wnide glmh-
faUs erwtthnt, ebenso, daes in Dobkn der Broder dee MeistBre
Komtur geworden war. Den KomLur zu Memel, Johann
von Sunger, einen allerdings schon damals übel beieuakttn-
deten Charakter'), rechnete Wolthnes offenbar ni Beinen
Anhängern. Welche SteUnng der Komtur zn Mitan, Otio
▼on Hocbelem, und der Vogt von Randau, der alte Ludwig
von Hatzfeld, einnahmen, wissen wii nicht, und die Besetzung
von Windau und Grebin (vielleicht schon Wennemar Fiater ^)
1) Die Stellung der Komture zu Goldingeu hat in dor ÜtOES
Zeit elwa der der Laadkomtnre iu den deutschen Landen entsprochen.
In PranBsen hatte eine analoge SteUong der Kotntiir tn Kulm gehabt,
der anfangs auch Landkomtnr gexuumt wurde.
^ Suuger trieb Seeraub, vereinigte sich mit dem beruchtigteD
Piraten Jacob vom Rade und kündigte schliesslich dem Orden den
Gehorsam. Da der livläudische Ordeo nichts gegen ihn unternahm,
Hess der TIochineistPT, dem die Hansestädte kf^inc Ruht- gaben, ini
Somnier 1473 Meinel durch seine Gebietiger tUßturmeu und sog es
darauf wieder zo den preussiachen Gebieten, nachdem es seit 1459
zu Livlaud gehurt hatte. Hochmeiflter<Regiatrandeu tragin eut IB^ im
Konigsberger Staats-Archiv.
•) Plater gehörte jedeufalk damals ochon den Gebietigeru,
und da er später gar nicht avanciert, wohl nicht zu den Gegueru
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87
ist uns such mdMkamt Wenn wn auch hei diesen An-
pbeD manches recht unsicher ist. so erkennen wir doch
mit BestÜDiiitheit: Johaim Woithusd hatte im bommer 1471
änki maiim ntk eine Macht kmwentriert» wie sie früher
nd später kern Hrlladiaebar Meiater ao uuuttelbar beaeeaen
hat Seine Absicht war, diese Macht zunächst gegen Pleskau
IQ gebrauchen. Deshalb hat er im Innern die Ansprüche
and Iniaressen des Ordens nur in friedlicher Weise zn
vihieB gedacht» dcahalb gab er aeh auch groaee Mfthe» die
teMnaagea an ütanen sichoranstollen. An der litamsch-
hTländischen Grenze war es gleich nach deai Tode Mengedes
SU JsLämpien und Ueberlällen gekommen, and die Litauer
klagtcBy daaa dabei 16 ihrer Di^er aeraMrt worden seien,
Zm^eioli war Big» in heftige StteitiglnilaB nit Poksk ver^
iriekelt. Wohhvse hatte gleieh an Anfhng seiner Regienmg
ijchritte gethan, um diese Sachen beisnlegen. Im März 1471
erschien darauf eine grosse li?läodiaohe Gesandtschaft bei
dam in Tracfcen weilenden König Kasimir. Der Orden war
daioh die Komture FHedricfa Wolthnss zu Riga nnd Eberhard
htppe iFon der Bner zu Dünaburg, den gelehrten Rat Dr.
decretomm Leonhard Rothase und den Tolk Heinrich Vogeler,
der rigische Bat durch Johann Soltrnmp und Hermann von
Sonderen Tcrtreteii. Naeh langen Verhandlungen einigte
■an sieh ud beatinunte^ daaa sur genanen Featatellang aller
Entschädigungen an der Grenze zwei „Richteltage", mit dem
Orden in Kurzum, mit Riga in Niedritz, abgehalten werden
sollten. Dort sind dann im August und September alle
Sachen in befriedigendil^ Weise erledigt worden. Der Orden
ging, der Politik WoKhüsens entspreehend, aaf die BntschA-
djguQgä<iQöpruche der Litauer ein^}. Gleich nach dem Juli-
Wohhnsens. Bei obiger Zusammenstellung der GelMetiger sind leider
Trrtumt r uicbt auNti;csch!o88en, da wir keinf^wct^g überall strikte Belege
vom Jahre 1411 hubtiu, geschweigt» denn von den betreifenden Monaten.
Dhigosei bisl Polonicae !, XIII, t II, S. 462. Dlugoes ist
wohl seihet in Trecken anwes^ud geweaeu. Nspienl^, EQa8.-LivL
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98
ka(»ite1 zog der Meister wieder nordwärts und dabei trat
nun zu ihn die Notwendigkeit heran, in der russischen
Politik wichtige Entscheidungen zu trefl'en. Darüber besitien
wir von Ihm aelbet mm enigelkeiid* und kUre DanleUuigi
die er am 18^ August 1411 aiiBamit cnrdeBS wteD
Vredeborg" an den Hochmeister richtete. Sie lautet'):
^Ohne Zweifel ist Euch zur Geniige bekannti dass
vor sechs Jahren, als Pleskao den Nowgoroder Bia«^
Inioliof in aeiiiar Qereehtighwt tierkteit md ^km^
forodem Laad md Wasser weggenoauMB halte, How^
gorod unBern Vorgänger um Hilfe bat und sich bereit
erklärte, seinerseitB dem Orden g^n Pleekau zu helfen.
Daaals rüstela «aser VorgiQger mit diessB LBnden n
LbUmd lud woDte mit Nowgoiod widar Fkukn ikiheB')«
Wia das ▼eilsindert wvd a»d wer das wldnderte, habt
■Ihr durch die Schriften, die der Landvogt zu Jerwen
Baoh letathin überbrachte, erfahren^). Wail j«ier Zug
ürk., no. 260. Brief des Moistcre vom 27. Juh 1471 ao Riga. Eig.
Eammereirechnungen. Das Schiedsgericht für Riga nnd Polozk kon-
stitaierte 5?ich am 8, September. Um Schiedsrichter hatten die beider-
seitigeu Laudetiherreu gtibeteti wurdt^o sollen- Dia lügiech^ brachten
InfolgedtiBseD die Gebietiger roa Düoabarg und Bositten, sowie die
enbiaeliöfliolieii Yaaallea nnd Bit« Jürgen Izkoll und Binwald Patkall
mH, di« Polodter die Bmpileiite voa Pelosk, Wltebek und Braakv.
Btgentikh beging Big» dehel «lae IiteMqaiBB ge^eattiMr dtr Niilt-
MMkenaniig dee Klrebkolmer Yvdngß^
^ IndeK no. 9M2. Dm nitieldentioh geeohriebene Origini^
wird liier aaeh Weglaaaaag aller Fonnalien mit nnr nnwaaentlichen
Klfnangea wiadergageban*
Of. L plaak. CnimiL a. a. Oi., fil fM.
Dar Landvogt so Jerwen Übaifaiaebla dem fiddadagarloht dae
Hatarial gegen Mallingrode. Mao könnte daher vermuten, dass dieaar
andlSD den Hiuderuissen des 1465 geplanten Feidzuges in Besiebimg
gestanden hat Doch sagt später der Meister Boroh in einer 1479,
bald naoh April 9., ge.«cliriebt»neii Klageschrift {reffen iSilvosrtor (Index
no. 2393, uls undatierbar zum Auptraiis: des JaUrhuDdert« gestellt):
,Der Pleszkawer macht und vreveikeit zu krenkunde dlrbothen .^^ich
die Nawgarther mith dem orden zcu vereynifift^u, doraufis vorhofien
Wae gros tromeu und woifariii 4er orifitenMäit, und woran mit Uodes
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m
ukSkt mtande kam, vertrage Mk die Nowgorodor d»-
auds mit den Pleskftaeni. Jetzt f^hrt der König von
Moskau Krie^ g^ig^n Nowgorod, uud die Pleskauer sind
aeine Yertmi^deteii. Da sind u\m vor kury^m dicht lauter
cBuoider fwei MiafthntmM3<WMidtiii>haftep d«rNci«9orodor
bei «Bt k FaUm geireieB, habeB anB ilire aoliwere Be*
drängiiiB zu erkenaen gegeben und gebeten, iiinen gegen
Pleskau Beistand zu leisten; Nowgorod begehre den
Frieden, den diese Lande li'^land mit Nowgorod und
Flaakan haben» dar Jaeobi tber «in Jahr m Sade nebt,
aaf 10 Jabre» oder solange wir waUen, sa mliagem,
Pleskäii aber jetzt davon auisZuächlieHsen Wir iiaben
nun darauf als das für unsern Orden und Livland Nütz-
üobale erachjtei^ dia Nowgoroder nieht ohne Tropt m
Itoaait Dbda weaii Nowgorod erst to& dem KJömgi» wa
Hoakaa «ad Ton Fleokaa beawongen und nnterdr&ckt
üüd, wad Gott verhüte, der König ein unumöcliränkter
Herr über Nowgorod geworden ist, dann werden der
firzbiscbof zu fiiga, der Bischof, zu Borpat and osaer
Ofden ihre, Lande «ad Waaaeiiy : die Pleskau ihaen im
▼or-
hMtt luofiB undtr den gehonsm der )iey]gen Bomisohen Urehee und
•imugtobm pkitmM, das ber («r ^ 'SÜTeiier) vorliadem und
M^aa ?afete arife dem safte stota faibiadirt habsn«. Bs Ii» woU
SQ beachten, dsss hier auch Boroh «in Büodois adt Mfwgpptod gegSD
PiMkM für etWM whr Wümcheniwertes h&h.
^} In deu zwitMihca ganz tilflnud and Nowgorod geschlosdeneo
»jihHgen Medeo von der Nanms (1448 Juli 25 — 1473 JnU 25)
war Flesbui mtdrnokUoh »alj^oiDmeik worden. Trotsden brAchen
die Orenzkriege nach Ablauf des im Februar 1448 zwischen Stift und
Stadt Dorpat und Pleskau geschlossenen 5jährip^en Friedens wieder
aus und erst 1460 wurde ein nenpr 5jahriger Frieden J3:eachl08sen.
Doch im Frühjahr 14G3 p:kb es wieder Krieg. Der im Augoat des-
•«Iben Jahres geschlosayüü Frieden bealinimte dajin, dass von da an
der i&jahri^e Frieden von der Narowü auch zwiacheLi Dorpat uiid
Meikan bis zu Ende gehalten werden solle. Der MeiBter und der
MMMkdf vom Big* i^Mi «Mhtfbih la dftl QmdeilafpB llorpati
IlMngesoaei». wardea iad. sufb au de» .gViadeanddawia hüsiHgt
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enthftlt, nSrnmennehr wiedererlangeiii sondeni nvr hnoier
mehr Ueberftlle und Dranp^ale zu erwarten iMben.
Wenn jene so vereinigt sind, können wir schwerlich sie
noch um etwM mah&en; wir müssen dann nach ihrem
WfHen iVieden dcbÜMen und auf alles miB Abgednmgene
yenfcbten, ddefr wiir rnftsBen Erieg^ ftlneii wider sie alle.
Das wäre ttir uns zu schwer. Nachdem wir dies und
anderes, was alles zu schreiben umständlich wäre, reiflich
erwogen hatten, gaben wir dem Oeeandten nach Rat des
KomtorB in Karkne und einigBr iaderer Ordenabrikddry
die gerade bei mn waren, folgende Antwort: ^„Da der
erwähnte Frieden zwischen Plcskau uad uuserro Orden
noch nicht zu Ende gegangen ist, so steht es uns nicht
m, Pleekan so leiebt m entsagen.. Ist aber diese Bot-
sehaft eine ernste und feste Meinong Nowgorods, so
woHen wir am nttchsten 8. September entweder in rigner
Person oder durch Bevoll mäch tierte an der Narowa darüber
Terhandeln. Man könnte dann in dieser Sache einig werden
und, nachdem man einander die nötige Sicherheit gegeben,
dem entsprechend handeln.*^ Alleitt die Boten folgten
uns auf unser Haus Weissenstein und verlangten, daas
wir uns besser besinnen und ihnen mehr Trost und Hilfe
zusagen soUten. Wir beschieden sie nach Alp. Dort
baten sie uns anl» dringendste, wir solltm ««s Bftcksioht
auf die IVenndschaft und gute Nachbarschaft, dfe'Now«
gorod allerwegs mit unserm Orden und diesen Landen
gr^h alten habe, den Pleskauern entsagen und dieselben
VBL üause halten; sie wollten unterdessen dem Könige
Ton Moskau »kriigs genoch pflegen*; geschehe das nicht»
so würden sie gänzlich unterdrückt werden. Da nun
unser Orden und diese Lande zu Livland schon lange
mit grosser Mühe danach gestrebt haben, Nowgorod von
Pleskau zu trennen und wir jetzt Nowgorod wider Plcskan
SU Hilfe nehmen und auf .diese Weise unser SigsBtnai
am so sicherer nr&okfordem können, im andern Mb
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81
aber, wmni sie sieh unter einander yertragen, wir beide
TO Feinden zu haben vermuten müsden, so gaben wir
den (Sandten nacii Bat des Komturs von Reval und
ein^per Getreaen «nseres Ordens, die wir diesmal bei
USB batfon, eine Antwort naeb dem WorOant des bier
tM%ele^n Zettels, indem wir erklärten, dass wir mit
solchen Artikeln unsere Gesandten nach Nowgorod
schicken würden. IT od das haben wir jetst gethan* Wenn
also der Herr Hnbisebof, die Bfirgenneiateri HenOge,
Altesten nnd Weisesten Ton Nowgorod diese Artikel
einträchtig annehmen^ versiegeln und beschwören, so
werden wir ihnen nacli Rat dieser Lande helfen. l>arum
haben wir nnsem Landmarschall mit mehreren Getreuen
oBseres Ordens an den Herrn finbischof zn Bi^fa ge-
sdnckt, damit sie mit ihm, seinem Kapitel nnd seiner
Mannschaft darijljer beraten Ebenso haben wir die
Lage dieser Dinge den Herrn Bischöfen zu Dorpat und
in ösei mitgeteilt, und am 26. Augast werden wir selbst
deswegen in Bend mit unseres Ordens Landen Barrien
und Wfiriand cnsammen sein. Unterdessen kommen
unsere Boten aus Nowgorod zuiück. Gehen also die
Nowgoroder auf die vorgeschlagene Versiegelung und
SrenikftssuBg ein und belieben und raten dieselbe auch
die genannten Hmn Plrilaten dieser Lande und die
Rittmoliafl Harrien>Wirland, so kennen wir niebt' davon
abstehen, und es mnss Krieg werden. De^hnll) bitten
wir euch ganz demütig: wenn es in Preussen Hofleute
nnd Trabanten giebt, die nnserm Orden von Nutzen sein
^) Nach den rigiachen Kämmereirechnangen waren ri^ische Hatfl-
gendeboten ,ummet bespreke to rnyi^ende iip de Flojzkouwt're'* f»rst
,Qpp nati^itatis Marie" (Sept b) in Koiuitburp beim Krzbischof.
Die» iit eine ungenaue Zeitangabe. Im Septeuiber kann von einem
Feldzuf^e gegen Pleskau nicht mehr die Rede gewesen sein. Die
Verditümiluug der Stande des Krzatittä iiat schon im August statt*
gefiinden.
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kflnttten und m denen Ihr r»te^ ao achiekt q&b von
diesen, sobald wir each die Gewiesheit des Krieges
melden, 300 — 4<Xj Pferde und wa^ an FussknechteD zu
habeu ist. Wir erklären aber ausdrücklich, dass wir
nach Lage dar Pioge dieeen Hoflenlan nnd Trabantea
keiiien Sold venprechen oder ▼enebreiben kttnnen;
wollen sie nm der Christenheit willen ins Land koeunen,
so lioüeii wir, es mit ihneu so halten zu können, dass
aie uns danken sollen. Demütig bitten wir Enchi uns
darauf nngeafcnmt eine Antwort an aenden*'*
IHa Artikel lauten:
„Bretena soll der Friede zwischen uns, diesen Landen
und ihnen auf 10 Jahre verlüngerl werden, und die
Pieskauer soUea ausserhalb desselben stehen. Nowgorod
wird nie weder sie nooh ihre Landen Wasser und Gerecb*
tjgkeiten in seinen Frieden anfnehaien, aondom wird
ihnen gegenüber den Herrn Meister und dessen Behaltung \)
auliiehmeu. Desgleichen sollen der Herr Meister und
seine Behalinng das Ihrige von Pleakan oime Nowgorod
Bichl nehnsiiy aondem de sollen mit Nowgorod wider
Pleekan wegen dea beiden Teflen Gehdrigen inssiamen-
stehen. Wenn Ple^^kau sich zu Nowgorod feindlich ver-
hält und Nowgorods Eigentum nioht surückgi^bt, so
wird der Herr Meister mit seiper Behaltnng zu Pferde
ntsen, Kowgocod iwteetom nnd ihnen das ihrige ftadera
helfen. Un^^kehrt ist Nowgorod rerpfliohlety dem Herrn
Meister und dessen Behaltung das Gleiche zu thun. Beide
sollen sich von einander nicht trennen» sondern gemäss
der Krenzküssnng wider Pleskan miter einander einig
amn»"
Die rassischen Ohronisten eräihlen nichts Ton dem
HilfegesucU Nowgorods beim livUukdischen Orden, ebenso
^) «BflhsUIngo*', womater wohl gant Livlvid, iddit dsi Ordtas-
laad allein Teittandea sein iolL
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lachtä von einer Gesandtschaft des Meisters hd Nowgorod.
Bagagen sagt die vierte Nowgoroder Chronik^) wohl, dass
nach der Sehlacht an der Schelooa, also nach dem 14. Juli,
ein Gesandter tou Nowgorod durch Livland nach Litauen
an Köniir Kasimir abgeschickt sei: er sei aber schon sehr
bald, mit der Meldung zui'ückgekehrt, dass der Ordeuäiueister
Ihm den Dorehxag durch Livland verweigert habe. Die
rassiBche Überlieferung iSsst sich mit der Darstellung des
Meisters vereinigen, wenn man den an Kasimir abgeschickten
Gesandten mit der ersten der vom Meister eiTrähnten Ge-
sandtschatten identü^ert. Er wird danach ungefähr am
20» Juli in Fellin erschienen und die zweite Gesandtschaft
etwa 10 Tage später gefolgt sein. Die Verweigerung des
Dorehzuges kann uns nicht befremden, denn eine Ehmüschnng
Polen-Litauens in den Kampf zwischen Nowgorod und Mockau
hat man damals in Livland als den Interessen des livlän-
diflchen Ordens nicht entsprechend nicht gewünscht. In
Preussen stand man dazu wahrschemlich anders, und daraus
kMnte es m erklären sein, dass Wolthnss im Briefe an
den Hochmeister von der Sendung Nowgorods an Kasimir
gar nicht spricht. Es ist aber nicht ausgeschlossen, dasa
dfieee Sache doch schon vorher in einem uns nicht erhaltenen
Briefe, der streng geheim bleiben sollte, behandelt worden
ist. Wolthnss hat es iedenfalls ftkr viel vorteilhafter ge-
halten, daöö der livlaudische Orden selbst dazu beiirug,
Nowgorods Selbständigkeit zu erhalten, bei dieser Gelegen-
heit seine Ansprüche an Pleskau durchsetzte und endlich
eine feste Grenze für Livland gewann. Dass die Nowgo-
roder Boten bei den Verhandlungen ihre bereits erlittenen
Niederlagen verschwiegen baljeu, ist sehr erklärlich. Der
Meister hat die Widerstandskraft Nowgorods hoher an-
geschlagen, als sie war, und einen leichten und schnellen
Sieg Moskaus nicht erwartet. Dag^n spraohen die Er-
^) A. 4*. Ü., S. 127.
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34
fahruDjiren der fr&bern Kriege und die allf:emeiiie Über-
zeugung, dasR man Nowgorod nur im Winter mit Aussicht
auf Erfolg angreifen könne. Daker rechnete Woithuss
offenbar aaf einen Wintorfeldzng, den man «och in Lirland
gegen Pleskan Ar günstiger hielt Auffallend bldbt es
freilich trotadem, dass man ICitte Angnst in Liyland von
den russischen Kriogsereignissen des Juli, von dem so
erfolgreichen Öommerfeldzuge Iwan III. wenig oder gar nichts
wnsste, dass man anch über die ParteiTerhäUaisae in New*
gorod 80 schlecht nnterrichtet war. Denn innere Zwietracht
nnd Yerrat schwächten die Stadt mehr als alle Siege
Moskaus.
Am 11. August, also zwei Tage vor dem Schreiben
Wolthusens an den Hochmeister^ war bereits ein Vertrag
des GrossfOrsten mit Nowgorod perfekt geworden. Die
Stadt behielt noch die Formen eines Freistaates, aber sie
musste jeder Verbindung mit Liiaueti und den Feinden
Moskaus entsagen, die Oberiioheit des Grossfiirsten aner-
kennen und alle massgebenden und einflussreichen Beamten
ans der moskanschen Partei wlüiien'). Die Gesandten des
Meisters fanden daher eine ganz andere Stadt, nicht das
Nowgorod, an das sie gesandt waren; es konnte niemanden
wnndem, dass die Iremden Leute ihnen auch eine ^firemde"^
^) Cf. öchiemaun, a. a. O. IS. 318 ff. Die Verweigerung des
Durchznf^ee wt hier folgendermasBen motiviprt worden : .Tiivlaiul durfte
es nicht wa^en, den Zorn de« Grossfursit ii, dor mit H('Pr»^s'Tnacht
seinen Grenzen nahe war, zu reizen, und halte tiioricht lareüandelt»
sein Schicksal mit dem Nowgorods, dessen Niederlage sich klärlich vor-
aassehen lieaö, za verbinden". Nach dem oben Dargestellten kann dies
thatsächlich nicht das Motiv gewesen sein; aber aucli, dass die» es
hätte sein sollen, möelrte loh bestreiten. Je frSher und je energischer
lÄTland dem Gfossföftten entgegentrat, desto mehr kannte es
reichen. Durch ängstliche Zoräckhaltong entging es sieher nicht dem
aZorn* Iwans. Der immer höchst besonnen handelnde Meister
Plettenberg hat s|»äter nehrfiich betont, es sei ein TerhängnisToUer
politischer Fehler gtwesen, dass man nicht vor der NiederwerAiDg
Nowgorods dnrch Moskaa energisch gegen die Aussen Torgiog.
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85
Antwort gaben, d. K Ton einem Bündnis gegen Pleakan
nichts wissen wollten^).
über die ßückkehr der Gesandten und den Bericht, den
sie dem Meister abstatteten, erfahren wir nichts, müssen
aber annehmen, dass sie, wie der Meister es erwartete,
▼or dem 26. August zorackkehrten. Unterdessen hatte
Wolthuss die Gebietiger zur Beratung berufen. Sie erzählen
später, dass aie alle einmütig vom Bündnis mit Nowgorod
abgeraten, doch als sie gesehen hätten, dass Wolthuss sich
nicht raten liess, sondern dnrchans den Krieg wünschte,
da hatten sie yerlangrt, dass man sich dann nach alter Art
an die Freunde und Sippen in Deutschland wende und durch
diese erfahrene Kriegsleute ins Land kommen lasse. Aber
der Meister sei andern Sinnes gewesen und habe die
Werbung von armen ELnechten nnd Leuten ^Ton der See^
angeordnet Wir können diesen Standpunkt Wolthusens
nur billigen, denn gegen die Vermittelung der Freunde und
Siy pen sprachen die äusserst schlimmen Erfahrungen, die
der Orden in Preassen im letzten Kriege gemacht hatte.
^Arme* Knechte waren jedenfalls im Kriege bequemer zu
handhaben und nach demselben billiger abzufinden. Mit
der einmütigen Ablehnung des Bündnisses durch die Ge-
bietiger stimmt der Brief des Meisters nicht überein, und
zwar gehören die dort genannten G^bietiger, nach deren
Bat der Meister den Nowgorodem antwortet, ohne jeden
Zweifel zur Oppositionspartei. Aber freilich heiset ^naoh
Bat** des C^ebietigers zunächst nur ^nach Beratung" mit dem
Gebietiger und nicht ^mit Zustimmung" desselben. In der
Beschuidigungsschrift heisst es auch, sämtliche Stände des
Landes hätten dem Meister yom Bündnisse abgeraten, trotz»
dem habe er seine (jleaandtschaft nach Nowgorod geschickt.
Wir erfahren von andrer Seite nicht, wie die liTländischen
1) Die Beschuldignngsselirift ilatlt die Stehe bo dar, ale ob ee
eine Ton den Gebietigeni Teigeblich dem Meister Toransgeaagte
Perftdie der Nowgoroder geweeea iviie*
8*
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36
Stiinile über tlie Zweckmässigkeit des Krieges dachten, aber
ddäj waö die Gebieliger tiagen, ist jedenfalls nicht richtig,
da Wolthuss gar keine Zeit hatte, vor dem Abgange seiner
GeBandischalt noch die Stände za befragen. Das konnte
erst nachher geschehen, und deshalb wurden die Stände-
versammlungen angeordnet. Es ist nicht wahrscheinlich, dass
das Stift JJorpat und die Harrisch -Wirischen, alöu die in
erster Linie beim Kriege Beteiligten, im Prinzip gegen ein
Bündnis mit Nowgorod und den Krieg waren. Eine Ter-
sammlnng der Harrisch-Wirifichen scheint um den 26. August
in Reval stattgefunden zu haben, wohl nach der Rückkehr
der Boten, als von einem Feldzuge für den nächsten Winter
nicht mehr die Rede sein konnte. Die Reval er Kämmerei-
rechnnngen yerzeichnen zum 26. Angnst die Anwesenheit
des Meisters in Beval, der an diesem Tage das Land be-
ritten, d. h. eine Grenzbereitung, von der wir sonst nichts
wissen, vorgenommen habe. Die Stadt bewineLc wieder ihn
und sein Gefolge, unter welchem aber auffallender Weise
gar keine Gebietiger genannt werden, feierlich auf dem
Bathanse
Die erzstiftischen Stände müssen, wie erwähnt, schon
vor der Rückkehr der Boten in Ronneburg zusammengetreten
sein und mit dem Iiandmarschall über den Krieg verhandelt
haben. Die Stadt Riga erwähnt der Meister in seinem Brief
1) Dem Meliter WoMmn wird spitar «in flppiges Leben oad
grosse Veräohwendaiig vorgeworfen. Es mag darum erwähnt werden«
dass die Rechnaogen der beiden Qastinähler. die die Stadt Reval ihm
gab, darchaas keinen aussergewöhnlichea Aufwand und Prunk erkennen
lassen. Getrunken wurden beim ersten Mal 120 Stof Wein und 12
Tonnen Bevaler Bier, zum zweiten Mal 132 Stof Wein und 16 Touueu
Bier. Die Anschaffung von 2i>0 grossen l^ichern laset auf eine so
grosse Zabl der Anwesenden schliesseo, da»ti dieser Konsum nur ein
massiger genannt werden kann. Als der Meister Plettenberg dreissig
Jahre später zum ersten Mal Gast der Stadt ist, werden 970 ätof
Wein, 288 Stof Eimbecker nnd 5 Tonnen Bevaler Bier getnmken,
nnohdem 900 Becher engescluUlt nnd. IHe Koiten betragen mnd 91,
$4 nnd 250 Mark BJgiselt
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37
au den Hochmeister gar nicht, weil sie ja nach dem Kircb-
iM>iiii«r Vertrage zo den Ordensständen gehörte nnd direkte
Heereefolge leisten mnssie. Br hat deshalb anoh an die
Stadt geschrieV)en und dabei wieder die Forderung der
Holdigung erneuert. Riga schickte den Brief des Meisters
lofort dem Erxbisohof za und verhandelte nur mit diesem
vber den £ri^, weil es eben den Kirohbolmer Vertrag nicht
merkannte und sich nur m den Ständen des Erzstifts hielt').
Nachdem die aus Nowgorod zurückgekehrten Gesandteu
ihren Bericht abgestattet hatten, musste Wolthuss den Ge-
danken an einen russischen Kri^ für mindestens ein Jahr
aa^ben. Dass er es gethan hat, sieht man anch aus semem
Brief an den Hochmeister vom 17. September, wo sonst der
Krieg gewiss nicht unter den Gründen gefehlt hätte, niii
denen er einen längern Termin zur Auslobung der Komturei
Bremen bewirken wollte. Den Flau einer Verbindung mit
Nowgorod gegen Pleskan hat er aber gewiss nicht för immer
aufgegeben, sondern entschieden auf einen in nicht allzu*
langer Zeit eintretenden Umschwun«r der ParteiverLaUnisse
in Nowgorod gerechnet, indem er entsclilossen war, in diesem
Falle alle gunstigen Chancen wahrzuneiunen Bis dahin
sollte die innere Konzentration der Ordensmacht fortgesetzt
Verden und im Znsammenhange damit sollteh auch die Be-
ziehungen des Ordens zu den andern livländischen Ständen
in friedlicher Weise möglichst sicher geordnet werden. Das
geschah nach dem damaligen Ii vi indischen Staatsrecht auf
dem Wege der Landeseinigung. Eine solche war zuletzt
>) Big. KämmereireehDungeti. Dieser nieht erhaltene Brieif Wolt-
bftw datierte ooKtfiilur aaeh ▼em 13. AugoBt.
I) BekaontUch eohwaaktoa die Benehangeii Nowgorods an
Hbtkaa in den uächstea Jahren noch sehr bedeutend. 1475 fährte
Nowgorod noeknals Krieg gegen Pleakau. Erst am 18. Jan. 1478
könnt« mao von einer Yollständfgen Unterwerfung Nowgoroda anter
Moskau sprechen, nnd auch dünn dauerte es noch 10 .Talire. bis der
freiheitliche Geist ganz vcmiclitrt war nrul Livland nur der Willkür
iBoakowitischer Siatthailer uuU Schreiber gegenüberstand.
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38
am 12. Februar 1457 zu Wolmar auf 10 Jahre geschlossen
worden, und eine Emeaerang deraeiben war seither niebt
möglich geweaen. Deshalb hatte Wolthnss im August 1471
mit dem Erzbischof die demnächstige Bemfung eines Land-
tages verabredet, nnd im September \\urden sämtliche
^^täDde eingeladen, am 3. November zu einem solchen in
Wolmar zu erscheinen^). Dort hoffte der Meister durch
sein gutes Verhttltnis zu den Bistümern Dorpat und ösel,
zur Stadt Reval und besonders zur Ritterschaft Barrien-
Wirland eine Pression auf den Erzbischof und die Stadt
Riga ausüben zu können und die Anerkennung der Kirch-
holmer Vertrüge su erlangen. Mengede hatte ]454— 57
unter schwierigem Verhältnissen durch eine solche Politik
Erfolge erzielt. Aber auch die Eventualität eines russischen
Krieges mussLe auf dem Landtage erörtert werden, wenn
auch nur im Hinblick auf den am 25. Juli 1473 zu Ende
gehenden Frieden; Bustungen waren jedenfalls auch zur
Erneuerung desselben nötig. Femer sollte eine liylindische
Landessteuer als Beihilfe far den Hochmeister zur Aus-
lösung der verpfändeten preussiscben Ordensgüter angeregt
werden. Man reebnete dabei wohl auf keine grossen Er-
folge, aber man hatte es in Preussen Tersprochen und wurde
beständig daran gemahnt Endlich lagen eine Menge Ton
kleinern innern Streitigkeiten vor, deren Austrag auf den
Landtag verschoben war, wie z. B. die Fehde des Hans
Tiesenhausen mit der Stadt Dorpat'}*
1) Brief des BnbisehofB an Big» Ton 17. Oktober H*lh Origiual
im Sufls. rig. Stadteroht?.
*) Hans Tiesenhanseo» ein Vasall des flnstifts, kette bei den
livlandieehen Landeikerren Aber ihm, irie er meinte, tod der Stadt
Dorpat zugefügtes echweres Unrecht geklagt. Zu einem vor dem
Bischof von Dorfwt and den Yertretern dee Meisten anberwimten
Yerhandlangstage war er aber nicht erschienen, sondem hatte es vor-
gezogen, am 16. August 1471 seine Absage an die Stadt an der
Dorpater Donjj)forte an^nschlapen. Znf?k'ich erfuhr man, dase or
seine Freaude im Ersstitt yersammie. Da vermitUlteu der Jiirsbischof
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38
Auf die Zeit des Laadtagee scheiDt Woltihuss ancli die
Abhaltung des Jahreskapitels angesetzt zn haben, auf dem
wiciiLjge finanzielle Ami,m legenheiten zu ordnen waren. Der
Orden hatte verschiedene grössere Zahlungen zn leisten,
darunter 6000 Mark direkt an den Hoebmeister nnd f&r
deae^ben 2600 Dukaten an den Biaofaof Peper von Dorpat,
Summen, die wahrscbeinlicb mit der Anerkennung des nenen
Meiöterwahluioduri zusammenhingen; ferner war das zur Aus-
lösung der Komturei Bremen nötige Geld zu beschaffen.
Bisher war ee ftUich gewesen, derartige Sonunen anf die
einselnen (Gebiete sn refMurtieren, jetet strJlabte sich ein
^osser Teil der Gebietiger gegen eine solche ßeschatzung,
indem sie sagten, dass der Meister, der die fruchtbarsten und
reichsten Gebiete selbst übernommen und zudem aus dem
Nachlaas yerstorbener Gebietiger grosse fiinnahmen gehabt
habe, Geld gemg zu diesen Zahlongen haben mfisse^). Diese
8ache konnte nnr anf dem Kapitel nach erfolgter Recbnungs-
legunjr des Meisters und aller Gebietiger zum Austrag ge-
bracht werden. Allein bei einem solchen ordnungsgemässen
Gaogie der Dinge durfte die Oppositionspartei im Orden
dtsrelums nicht sicher anf einen Sieg aber den Bister und
dessen Pläne rechnen. Letzterer zählte unter den Gebietigem
selbst mindestens 5 — 6 entschiedene Anhänger, und unter
den ausserhalb des Kapitels stehenden Ordensbrüdern hielten
offenbar besonders die jftngem fest su ihm, Tielleieht weniger
deswegen, weil sie seine Pläne kannten und billigten, als
weil sie die oligarchiscben Tendenzen seiner Gegner hasston
ond sich durch die ßevorzugnng gewidser Familien bei der
Amterbesetznng zurückgesetzt lohlten. Am gefährlichsten
imd im Auftrage des Meisten der LandmarsoltaU einen Anstand der
Fehde bis mm niehsCen Landtege. Briefe Dorpelt and des Bfs-
biwliofe an BIga im äosi. rig. StadlarehtT.
1) Hier überall iet wmter unten die Inhaltsangabe der Be«
admldigniigsichrift za ver^eidien. Die Sohnld aa den Biaehof Peper
ergiebt sich ans Klageardkeln sebes NadkfolgSfS yom Jahre U76 im
MbMker StadtaroliiY.
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40
aber för die OppOBitloB war ee, daaB die Vasallen und Ordens-
diener grosse Sympathien fÄr Wolthnsa zeigten. Wenn
später die Gebietiger dem gestürzten Meister vorwerfen,
da^ß er in uDzulä^äiger Weise mit weltlichen Leuten verkehrt
and diese vor den Ordensbrüdern bevorzugt habe, so er-
kennen wir daransi dass Wolthnss auf demselben We^ge war,
der später in Preussen mit Erfolg beschritten wurde and
mehrere Dezennien hindurch die Säkulariaation des preussi-
schen Ordens vorbereitete. Die konsequente Heranziehung
der weltlichen Elemente zur inneren Verwaltung hat dort
das territoriale Fürstentum begrAndet. In Livland standen
die Sachen jetzt so, dass die Oebietiger später selbst sagen,
ein oÖ'enes Vorgehen gegen WolthusH hätte eine iMiimiscbung
der Vasallen herbeiführen können und eine solche hätte
dann den ganzen Orden in ein ewiges Verderben gestürzt.
Dies sind die Erwägungen gewesen, die die Führer
der Opposition nach Welen geheimen Beratungen zu dem
Ent-Lliluüs brachten, dem Feinde ihrer Interessen, dessen
Pläne den ganzen Bestand ihres Ordens in Frage stellten,
eine gewaltsame Katastrophe zu bereiten und das Land Yor
eine unaliänderliche Thatsache zu stellen. Die Häupter
der Verschwörung sind ans den folgenden Ereignissen und
auä der Ainterv(;rtcilung nach dem gelungenen Werk deut-
lich zu erkennen, ebenso auch ihre peröönlichen Motive,
£hrgeiZ| Habsucht und Hass. Borch wollte Nachfolger im
Meisteramt werdeDy don Komtur zu Ascheraden Heraenrode
hatte man die Landmarscbaliwftrde Tersprochen; Domen*
liUig-Lage in Reval und dem soeben nach Pernau veraetzten
Lappe von Koningen kam eö vor allem auf Rache und Wieder-
erlangUTiL' Ihres Vermögens an. Ob sich der alte Bernd
▼on der Heide auch an der That beteiligt hat» wo er über-
haupt geblieben ist, wissen wir nicht, er verschwindet TöUig
1) Er ist zulet£t Anfaog ^n^st beim Maister io Fellin. Da
von ihm in der Beschaldi^ngpschrift wie von einem Lebeodeu die
Bede ist, er aber nicht unter den obem Oebiet^gem su finden nnd
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Dagegen taucht als ein ganz neuer Mann Johann Freitag
von Loringhofen auf, dem der Sturz Wolthusens eine glänzende
Karriere brachte \). Über die Ausfuhrung der Verschwörung
sind wir nur därUtig nntemchtet Als Ort des Oberfalls
und der GefaogeDnalime des Meisters wird glanbw&rdig
Sehloss Heimet genannt-), jede nfthere Zeitangabe fehlt.
Aber nach allen uns sonst erhaltenen Daten muBS die That
in den ersten Tagen des Oktobers, zwischen dem 30. September
und 10. Oktober, ansgefähri sein*). Mitten in der Naobt
Kaikoa aa dnea aadem gegebeo ist, miiM tnaa aantluneii» duw er
,Min Gemaeb gewählt*, d. h. seiaeo Abfrahied genommen hat
1) Vorher nennt ihn nur die Viaitationsliste von 1451 als ein-
fachen Bitterbmder.
S) Rnuow, lAfl Ohroa. S. 49. Entweder aaa der yerloreaen
ältesten Bedaktion der Meistefehroniken oder naeh gater mftndlieher
Tradition.
Direkt spricht zuerst Silvt stor in einem Briefe an Riga vom
17. Oktober 1471 von dem „yiifall'' der Absetzung WoHhii?'ens und
dfcr Wahl eines neuen Meisters, der aber noch nicht b^-Mt-ttitrt i^t.
Am 25. Sept. verhandelt uuuh ein Bevollniächti^rter Wultnusens iu
Dorpat, wie letzteres am selben Datum lit vul mitteilt (Orii^inal im
rev. Siadtarchivj. Dann spricht eine Aufzfcicbiiuu;r Jes rig. Kauimerei-
bnches vom folgendeo Jahr dafür, dass die Gefaugeniiahme eret uacb
dem 29. Sept erfolgte. IHeae Notls iat aaeh aonst hemerkonawert:
«31 Mk gOYen deme gesellen, de de lach to jare in Praaen nmme
tnat MichaeBe, alie de gefiuigenn meister WoltiiaBs wolde volk laten
iDomen vib Praaea fair iat laadt nppe de stadt B!ge. 10 Hk. gevea
eaeme geeellen, de dyt vormeldede*. Nach allem, was wir wissen,
kann Wolthass nnmoglicb die ihm hier lageBchriebene Absicht gehabt
haben. Sie steht im Widerapruck mit nllcn i^einen uns bekannten
Plänen nnd Unternehraungen. Diese Nachricht wird daher nuf eine
Intrigue seiner Feiüde zunickzuführen sein. Man hat in Riga ver-
breitet, dasa er unter dem Vorwande eines bevorstehenden rusaischeu
Feldzug*>3 in Wirklichkeit gegen Riga rüste, um die Stadt zur
Huldigung und Unterwerfung zu zwingen. Das lieas man später durch
bestellte Leute in i'iuubgen bestätigen, um dem gefaugeneu Meister
die Sympathien der Städte an entziehen. In ähnUcher Weise ver-
aaeliia man die Bittersohaften gegen Iba n attmmen, indem man
raibr^tele, er habe die Brbea des Vloke Wränget ihrea Landea be-
laabt aad den ttaehof von Dotpat nur Veigewaltignng dea Bertram
Tleaenbaaaea veranUuet.
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4S
erschienen die Yerschworenen, an ihrer Spitze der Land-
marschall, mit bewaffneter Hand im SchloBS, drangen ins
Schlafgemach des aimuDgjslosen Meisters, rissen ihn aus dem
Bett, schlugen ihn in schwere kesseln und brachten üm
dann ohne jedes Bechtsrerfahren naoh Wenden ins Gkfilngnis.
So erzählen die Anhifcnger Wolthneens den Hergang; die
Verschworenen sagen, dass sie dem Meister den Oehorsam
gekündigt, ihn al) mul lestgesetzt und, wie es notwendig
schien, verwahrt haben Uns erscheint es auffallend,
dass sie das Leben des Meisters annächst noch geschont
haben; denn der GManke an eine gewaltsame Befreiung
des (befangenen lag sehr nahe. Wenn wir nun gleich
nachher unter ßorch Leute, die Wolthuss angestellt und
gefördert hatte und die bis zu seinem Sturz sicher seine
Anh&nger waren, in denselben oder bessern Stellnngen
wiederfinden*), können wir nns nicht der Annahme Ter-
echlieesen, dass diese knra vor oder gleich nach der Th*t
von den Verschworeneu gewonnen und bewogen worden
siud, sich mit der vollzogenen Thatsache zufrieden zu geben.
Dadurch sind offenbar andere Männer ihrer Partei Ton
1) Veigl. unten den Febdebrief dea Brnat Woltkaet nnd die
Beschaldig^ngsBchrift.
^) Eberhard Lappo ging aas Düiiabiug nach dem reichen Karkas,
der Landvogt Selbach wurde Vogt zu Jerwen. Letzteree ergiebt sich
mir aas den rig Kämmereircchntingen. Diese vcr?;eichnen zuerst die
Anwesenheit des Landvogts iu Rii^n als er Aafaug 1471 .nit der
Hin reine nach Pr«assen ist; bei seiner Rückkehr im August wird er
wie«ler erwähnt, aber diesmal als Vogt. Die zweite Eintragung ist
ebeu erci uach dem Stur/. Wolthusens gemacht, aU aus dem frühem
Landvogt zu Jerwen ein Yogt daeelbst geworden war. Selbach ist
nrknndlieh nnr als Vogt sn Jerwen nnd swar (är die Jahre U74 bia
1488 sn belegen. — Der i^consttiariQe'' Jobann Heileff iit aleht^ wie
Winkebnaan in den Schriften der gel. eetn. Gee. no. 7 8. 6, meint»
in den Stnn Wolthnsena hineingeiogen worden, denn er tiitt echon
so Anfang des nächsten Jahres iii angesehener YerirauenssieUiing
anter Borch auf (Index no. 2117). Bbcnso bleiben die beiden andern
Räte und Sekretäre, Dr. Rothase und Johann you Oiepe» tom 8tan
ihres Herrn nnberährt in Diensten Borchs.
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einer gfwaltsamen ITnternehmung zurückgehalten worden
und damit könnte zuädmmenliäDgeD, dass man Wolthuss
noch leben liess.
Gleich nach der gelungenen Gefangennahnie des MeisterB
traten die Gebietiger in Wenden mm Kapitel zusammen.
Die Verschworenen setzten natürlich alle ihre Wünsche
durch, da die zuverlässigsten Anhänger Wolthusens, sein
Bruder Friedrich und Heidenreich Walgarden, nicht er-
Bcfaienen waren und yon den andern es niemand wagte,
sich ihnen zu widersetzen. Die Absetzung und Gefangen-
nahme des Meisters wurde orchilligt und darauf Borch zu
eeinem Nachfolger, Ilerzenrodc zum Laudmarschall gewählt.
Dann hob man alle Beformen WoithuBena auf und stellte
den Zustand Tor ihm wieder her. Besidenz des Meisters
wurde wieder Biga, nach Fellin ging als Komtur Dornen*
bnrg-Lage, nach Reval Freitag von I^oringhoten, in Jerwen
wurde der bisherige Laudvogt Seibach Vogt, das erledigte
Karkus erhielt Sberhard Ijappe yon der Buer^ überpahlen
Aüerd yon dem Busche und Ascheraden Qerd yon Yszen.
Etwas später ging Wilhelm yon Bodinckhusen I an Stelle
von Friedrich Wolthuss iiuch Dohlen, und Wilhelm von
BodinckhuBen II, bisher Hauptmann in Wesenberg, wurde
Vogt daselbst^). Da Friedrich Wolthuss den Widerstand
aii%ab und nach Preussen ging, entzog sich, wie es scheint»
nur ein Gebiet der Verfügung Borchs und seines Kapitels:
jNarwa. wo sich Walgarden mit seinem ganzen Konvent,
mit Herren und Dienern, gestützt auf die ihm zugethanen
Yaaalien WirlandS| als unabhängiger Gebietiger zn behaupten
begann. Dass yon nun an wieder jeder yersetzte Gebietiger aus
dem alten Gtebiet alles dort „Gewachsene" mitnehmen und
yor seinem Abzage die Bauern ausj^ressen durfte, kann
>) Die beiden liodiiickhiiseu sind schwer anseinander/uhaUtiii.
Die Vertetzmig von B. I au» Dünamünde nach Dohlen war wohl
eist eine Folge des Abzuges yon Friedrieh WoHhuM» der eieb aUo
yorher einige Monate noch bekanptet haben könnte.
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nacb den erbitterten Vorwürfen, die man Woltboss gerade
wegen dieser Bestimmung macbte, nicht besKweifelt werden.
Dafür haben aber die Gel>ietiger auch ihrerseits eine „Re-
formation'' in Bezug auf die Art und Weise, wie künftig
im Orden mit allen „wandelbaren^^ Sachen yerfahren werden
sollte, beschlossen. Diese Bestimmnngen wnrden gehehn
gehalten und sind es auch nns geblieben; es wird nur ge-
sagt, üian iia})e sich so eingerichtet, dass in Zukunft ein
anderer das meiden müsse, dessen Wolthuss sich schuldig
gemacht habe. Danach müssen wir annehmen, dass die
Meistergewalt bedentend eingescbrttnkt, die Kompetenz des
innersten Ordensrates nnd des Kapitels aber wesentlich er-
weitert und Bicbergestellt worden ist. Bei der Besetzung
der Amter, bei der Bestimmung der pekuniären und mili*
tarischen Leistangen der Gtobietiger, bei allen politischen
Entscheidungen sind den Meistern von nnn an noch viel
mehr, als es vor Wolthuss der Fall gewesen war, die H&nde
gebunden. Die spätem Verhältnisse bestätigen eine solche
Auslegung dieser „Eeformation'' Tollkommen
£s ist sehr zn bedanem, dass Über die Haltung der
andern liylttndischen Stände wahrend dieser Zeit, aneh der
gemeinen Diener des Ordens, gar nichts Sicheres berichtet
wird. Es sind nur dürftige Anhaltspunkte, die zu Ver-
mutungen und Wahi'scheiülichkeiten füiu'en, L)<u Im />)i3chof
beruft seine Stande zum 6. November nach Ronneburg
^umbe der Kerkholmeschen dedingen und eck anderen
sahen"*). Der noch nicht bestätigLc Borch wird die Kirch-
holmer Verti'äge gewiss nicht auf die Tagesordnung gesetzt
1) Vor allem zeigt es sich während der langen Fehde mit Riga.
In den Briefen der Hochmeister wird mehrmals angedeutet, dass der
Meister nieht imstande sei, seine Qebietiger su einem pfliohtmassigen
Verhalten an swingen ; Tiefen fragt, ob er nSebt Freitag in dieser Be-
rielnmg helfen Itomie. Aber anoh wäiurend der Beglenmg Plettenbergs
ist Yieles nur durch eine derartige konstitutionelle Besehriitlrang des
Heisters zn irklärea.
S) Brief SÜvesters an Riga d. d. 17. Oktober 1411.
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haiit^ii. es ist daher wahrr^cbeinlicli, dasfi der Erzbibchof die
imfiicherr Stellung der neuen Machthaber im Orden zu dem
Yersocke benutzt hat» von ihnen einen definitiven Yenicht
Msaf diese Verträge zu erzwingen. Zorn 11. November ziehen
revalscheBatssendeboten nachWeissenstein zum Tage doch
wulil zu einer Versammlung mindestens der Ordensstände;
ein ÖUUitetag ist es jedenfaUs nicht. Hier werden die zahl-
reichen F^nde des gefangenen Meisters unter den Harrisch*
Wirisohen, an ihrer Spitze sein Bmder Emst, gewiss alles
aufgeboten haben, um eine Intervention für ihn zustande zu
bringen. Sie sind nicht durchgedrungen. Eine Einmischung
in die innem Ordensverhältnisse muss zu sehr den Tradi-
tionen der Bitterschafton und Stftdte widersprochen haben;
wie sie selbst nnr von ihresgleichen gerichtet sein wollteni
so wollten sie auch andere daran nicht hindern. Daher
haben sie es trotz aller Sympathien den Verwaudieu und
Freunden des Gefangenen überlassen, die kompetenten
Richter, den Hochmeister, das Generalkapitel nnd den Papst,
anzurufen. Wohl aber scheinen auch sie diese Gelegenheit
ftr günstig gehalten zu haben, um ihre eigenen Beschwerden
und Forderungen dem neuen Meister nachdrücklich vor-
tragen zu lassen und ihm die Berücksichtigung ihrer Wünsche
vor dem Empüang ihrer Huldigung dringend zu empfehlen').
^) KoBt«]iredmttiig der renüidieu Abgeordneten im rev. Städte
«reUv; aber es Ist idefal viel mehr tle Ort und Zeit richer za lesen.
<) Zu dieaem SchtosB kommt man« wenn man die IiiterpoUüonen
im WemelBcheu Ritterschaftsrezess von 1482, Juni 20, so verderbt
iie auch uberliefert sind, als Bestandteile eines fruheru Rezesses
aafTasat Eine gleichzeitige Grandlago glanbe ich hei ihnen jedenfalls
erkenneu zu müssen. Hi<*r kommt folgende Stelle in Betracht:
^Qneme hier keine wandeliuge, ehr wir diszen unseren er>velteü nyen
inkomentien hereji meiator, her Berendt van der Borcli des ritterl.
D. O. ktimtter zu Dohbelen [!], huldigen, laven uudt achweren, Weichs
ue bUIich Salven per^oulich erkennen [muste], mnste dit bmdt gents
andeasch edder heidnisch wedder werden*. N. N. Mise. 8tM 7. 8.,
a 48a Die Yorlage det Dniekea ist leider mebr Yorhandeii.
Die gleieloeitige Kopie des Wemelaehen Besesses In Kdnlgsheig bei
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Unter aolohen Ümstäiiden moaste es ßorch vor allem darauf
ankommen, die Bestätigung des Hochmeisters nnd den Befehl
an Harrien-W Irland und Reval zur Huldigung möglichst
rasch zu erlangen. Die zu diesem Zweck sofort nach dem
Kapitel also etwa .um den 10. Oktober — abgesandten
Gebietiger sollten dem Hochmeister nnd dessen Gkbietigern
nur einen kurzen Bericht über das YorgofaUene abstatten
und mit Hinweis auf die preussischerpeits eingegangenen
Verpflichtungen und auf die von diesen abhängigen peku-
niären Leistungen des livländischen Ordens eine unverzüg-
liche Besttttagnng verlangen. AUein in Prenssen hatte man
bereits, wahrscheinlich dnrch Friedrich Wolthnss ans Döhlen,
einen als Protest und Kla<^e abgefassten Bericht von der
andern Seite, und daraulhin schob der Hochmeister die
Bestätigung zunächst hinaus. Ein zu dieser Zeit — etwa
£nde Oktober — in Livland erscheinender prenssischer
Komtur*) wird — so machten wir annehmen — yom Hoch-
meister zu genauerer Berichterstattung über die Lage der
Dinge abgesandt sein. Seine Ankunft veranlasste die Boreh-
sche Partei, die Gründe, die sie zur gewaltsamen Absetzung
Wolthusens bewogen hatten, schriftlich zu fixieren. So sind
sie dann dem prenssischen Oesandten vor den versammelten
Gebietigern vorgelesen worden. Unterdessen hatte man
natürlich nichts von Interpolationen. Cf. Index no. 2179. Eiiie
andere Interpolation \\>Kst darauf hin (a. a. O. S. 4SI), <!ris.s der
, Unfall- mii dem wiirüigen Meister Wolthnss. der zu Wenden im
Gefäjignis gci^torben ift. für das Land sehr Bchlirame Folgen gehabt
haL>e. Ihre Grundlage kajin nicht vor 1473 entstanden sein. Cf. unten
das über den Landtag vom Januar 1472 Gesagte.
1) In den rig. Kämmereiredinungen wird er Komtar sor Uewe
genannt Hewe gehörte bekauntlieh seit zu Polen. Da aber
dieser Ort aoeh Tom Kriege her in Lirland gut bekannt war» möchte
ieh keinen Irrtom des xig. Schreiben annehmen. Es wird der frOhere»
also letzte Komtur zur Mewe gewesen sein. Voigt nennt als solcheu
im Namencodex der D. O.-Beamten den Johann von Kemchiogpen bis
1464, doch glaube ieh, daas spater für Mewe ein anderer Eomtor er-
nannt worden ist
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eine zweite Botschaft niieli Prenssen geschiokt und dort den
Bt^i-iand des daselbst noch weilenden nominellen Komturs
XU Bremen, des schlauen Gerd von Mallingrode, gesucht
und gefosden. Er verstand ea^ auf den Hochmeister und
deeeen Bäte eine derartige Pression ansmüben, dass zn
Anfang Januar in Königsberg die Besttttigung und bald
daranf, am 27. Jaiiuai . auch der Befehl an Harrien-Wirland
und üeval zur Huldigung ausgefertigt wurde'). Es gelang
ihm sogar bei der Abfassung dieser Urkunden den Passus
dnrcfaznsetzen, dass der ^ersame und geistliche her, broder
Johan WalthuwRs von Hersse durch genuglich ursach noch
uszweisnnsr uiiuriers ordenns buch, alse wir sein underrichtet,
ordentlich des obirstenn gcpietiger ampts in Lvefilandt
durch die gepietigere doselbist ist erlaessenn''. Mailing«
rodes Lohn war die Komture! Ooldingen, in deren BesitE
wir ihn Anfang 1472 finden, und mit ihr eine sehr einflnss-
reiche Stf41uri<r im innersten Ordensrat, die er langer als
ein Dezennium behauptet hat. Auch wurde ihm jetzt eine
neue Terschreibung auf die ihm früher verpfändeten Güter
aasgestellt. Er ist Ton nun an bei allen wichtigen Ange-
legenhdten die Hauptstütze Borchs. Dass man in Prenssen
aber irutz der Be.^tätiLnuig weit entfernt davon war, das
Vorgehen gegen Woithuss zu billigen und sich dem ent-
sprechend zu seinen Anhängern zu verhalten^ zeigen alle
folgenden Ereignisse. Für uns ist das ein Beweis dafür»
Die Besutiguiig ist nicht erhalten, das Original der andern
Urkunde iietrt im estl. Kittcr^chaftsarchiv. Nach dem Dokamenten-
register im schwed. Reich- archiv (Schirre!). Ycrz. livl. Geschichts-
qaellen S. 143 no. f)13) datierte die Bestätigung auch vom Jahre 1472,
aläo nach dem 24. Dez. 1471. Dem widerspricht die Kopie einer
Lehnsorkuiide Borchä als bestätigten Meisters d. d. liiga, 1471 am
Soniiabeud Tor Thomae (Dez. 14), in Fabricli ProtokoUon. Die unten
fo%»aden Angaben übflr den mabmiala yeriuidert«ii Landtagstennia
beitlaiBami mieli, der Angabe des Doknmeiitenregistera den Yomif
ra geben. Audi ist die Tagesangabe der Urknade fGr 1471 ver-
daebtig; ieb mdelite ein Veneben des Kopisten annehmen nod die
Urknnde Ton 1472 Des» 19 datieren.
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dass nur eine urkundliche Verpflichtung und schwerwiegende
materielle Grunde den Hochmeister zur Ausfertigung jener
beiden Urkunden bewogen haben.
Die dem Gessodteii des Hochmeisters vorgelesene Recht*
fertigung der Gebietiger, die im yorbergehenden s<^on
vielfach al^ Beschuldigungsschrift erwähnt worden ist, hat
im Wesentlichen folgenden Inhalt*):
,,Beschuldingc unnd tosegginge/^ die wir Land-
marsohaU und alle Qebietiger zu Livland gegen Bmdw
„Johan Woltawssen von Geborse", nnsem yormaligen
Meister^ gehabt haben und haben.
Hierdurch soll bewiesen werden, da>s Bnider Johann
den Eid, den er nach alter Gewohnheit als bestätigter
Meister schwori in allen wichtigen Ordenssachen nichts
ohne Bat zu nntemehmen^ nnd ebenso andere Gelftbde so-
wie die Statuten nnd Gkirobnbeiten unseres Ordens, nach
denen jede Begünstigung der eigenen Sippe, Verwandtschaft
und iVeundschaft Termieden werden soll, gebrochen hat*).
1) Cf. Iudex DO. 2058. Es Ut tragUch, oh mau Jie Schrift ali^ gleich-
zeitige Kopie oder al" Ori^nnal zu hezcichueu hat. Sie ist undatiert,
doch ergiebt bich die Abfa«äuugäzeit gleich za Anfang ans dem .wir
Lmdmaoehall*', 8pät«r ana ,in dieeem Jalir und diesem Heibtt*, und
üb«rliaapt «na dem gauzeo ZimBimeiihaiig.
S) Die Statateo Koaradi Ton Briiduhaaseii vom 2& April 1441
(UB. 9 no. 716) Mgen Aber die Kompetens des Meisten: »Der
Meister soll in wichtigen Sachen niehts ohne Bat dea obersten Balas»
d. h. des LandmanehaUa, des innersten und des äassersten Rates,
thiin oder beschliessen, es sei denn, dads die Sachen keinen Anfechab
dulden, in welcht in Falle er, um jeden Schaden des Ordens zu ver-
hüten, mit 2 oder 3 Gebietigern, »lie er bf»i <\rh hat oder rasch be-
mfen kann, heschHessen und entscheiden mag-. Ferner: „Der Meister
soll allein, ^«elbaiider oder tielbdritt keine Gebiteiger oder wichtLgeu
Amtleute ein- oder absetzen, sondern nur mit einträchtigem Rat seines
Rates". Zum iouerüteu Rat deü Meiriters gehörten nach eiuer aus den
Jfthreü 14&0— 1470 atammenden Aogabe (Scriptt. rer. Pnua. 6 S. 148)
anaaer dem Landnarselwll die Eonrtora sn Fellin imd Retil, der
Vogt sa Jerwen and die Komture an Qoldingen, Marienbnrg nnd
Dftnamflode. Unter Wolthaaa waten Fellin nnd Jenren Kammer^
gebletOf Goldineen nnd loletst andi Marionbnfg nnbcaetst. Dnher
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AIb Bruder Johann zum grossen Kapitel nach Prenssen zog,
erwog er bei sieb, wie er den Meisterstuhl von Riga bniiieu
Landes, wo die fruchtbarsten Gebiete liegen, setzen könne.
Dmb wollte er lucht aus Not oder wegea merklichen Natsens
«DBeree Ordens, sondern nnr dämm, „dat be Ijyes lost be-
komen nnde sjnem eigenen unortlickem willen fogen unde
alzo orsake gewyüiieu niochte ) y welken luden, tho den em
wedder ordenüke tocht syn herte droch, eyu stede vordo-
melick byweeent to hebbende''« Für seine Pläne gewann
er unter den ihn beseitenden C^bietigem den Komtur zu
Oddingen, den seligen „Lobberth rem Forszem^, der be-
kanntlich auch ein „besitter [lies: biester] unordolick leven"
fahrte, indem er ihm das Amt des Landmarschalls versprach.
Der Plan der beiden wurde bald im ganzen Lande bekannt,
and besonders in Fellin sagte es sich schon lange, bevor
es zum Kapitel kam, jnng und alt auf der Strasse. Unter
den Gebietigern entstand schwere Uii/uti iedenheit, Haa.s
und Neid, bei den weltlichen Leuten trug der Orden Schande
davon, wie das spätere „biester gesegge'^ bezeugt. Schon
Ton Knrland ans berief dann Bruder Johann das Kapitel
nach Wenden zu Martini 1470. Bekannt ist, welchen völli-
gen Mangel an geistlicher und bi iiderlicher Liebe er dort
in der Sache des armen Bruder Johann Spor bewies^).
Den FoTSsem, der sich ihm stets ergeben und willig gezeigt
katte^ maehte er nun ün Kapitel zu seinem Landmarschall,
obgleich derselbe doch immer ein freches Wesen zeigte.
Die Versetzung des Meisterstuhls verstiess gegen den Be-
achluss eines grossen Kapitels zu Marienburg in Freuasen,
wonach weder der deutsche noch der livländische Meister
ohne Bat ihrer Gebietiger und des grossen Kapitels ihre
hat er die IfogUehkeit gehabt, edne Anh&oger ia den innerstea Bat
sa siefaeo, aad einer geafigte ja eehon, am ab «pari aaoior'' den Aua«
adUag n geben.
1) Die längere Aufübnng aber Spor Ist bier weggelassen,
et oben.
mtltelL ft. 4. ttvL Owehttht«. XTU. L 4
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60
Residenz verlegen dfirfen'). Dennoch setzte er ^mit by lalle
zaligen Lol»l)erte8 ane der crebediger dangk" deu Meister-
stuhl nach iJellin. In hinterlistiger Wei«e Hess Bruder
Jotuum dann auf demselben Kapitel den Ctobietigm Ter-
bieten, nach ihrer Yersetzang ans den alten jSintem Korn
wegzufahren oder daselbst noch Waoken oder Pagisten ab-
zohalten. Das sollte alles den neuen Gebletigern zufallen,
in Wahrheit wollte er nur selbst dadurch in die vollen
Ämter kommen. Bs wurden also nun Bernd von der Heide
ans Fellin nachKarkns, Dietrich von der Lage aas Jerwen
nach Keval und €^rd von Wellen ans Oberpahlen an den
Spitalhoi zu Fellin versetzt. Diese frommen, vei dienteu
und schuldlosen betagten Bruder, in deren Gebieten der
Orden immer, besonders im letzten preassischen Kriege,
Hilfe gefunden hatte, wie sich das ans ihren Bechenschafixh
berichten beweisen Ittsst, sträubten sich wohl hart, mussten
aber doch, um Ärgernis zu vermeiden, ihre Amter räumen.
— Der Hochmeister zeigte dem Bruder Johann an, dasa
eine Visitation des Ordens in Deutschland und Livland be-
schlossen sei, um hernach in einem grossen Kapitel alle
wandelbaren Sachen ordnen zu können*). Bruder Johann
und sein J^andmarschall antworteten oline Wissen und Kai
der Gebii Liger, dass in Livland keine Visitation nötig sei
und die Leute hier sie nicht wollten. Das geschah, damit
sein „unordelike wesen, syn untemeliek regiment nnde stral^
lieh levent" nicht oifenbar wfirden. Bbenso wie den Bat
beiner Gebietiger verachtete und „vemiclitete" Bruder
Johann den Erzbischof zu Riga und den Bischof zu Kur-
land, obgleich doch beide sum Orden gehören*). JBr traute
^) Ein solcher BeaeUoM lat mir unbekannt.
>) Or. oben a iS. Als ob die GebieÜger jemab tat eine Viti-
tatioo gewesen wiren!
*) BIkester war bekiantlidi ein erbitterter Feind des HflindlsehAn
Ordens, der BSsehof Paul I^walt Ton den Walterai In seinem Yer-
hättDts zum Orden mindestens sweidentig. Bdde Standen aber per-
sönlich mit dem Hoehmeister Biehtenberg und vielen prensstooken
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eben nur der eigenen Weisheit. Mit dem Bischof zu
DorpaA unterhielt er ein heimliches EinTerBtändius. Dvanf-
hin wagte der Bischof, Schloss Banden zu belagern nnd zn
erstönnen und die Witwe des Otto Ton Dalen von ihrer
fraulichen GerechtiL^keit zu verdrängen, alles zum schweren
Nachteil des Bertram von Tiesenhaosen, der das Schloss
mit Znbehör gekanfk^ zn Lehn empfangen nnd bezahlt
hatte. So ünerhörtes hätte der Bischof ohne Yerstandigiing
mit Brüder Johann schwerlich gewagt. Bekanntlich wÄre
iiadurch in Li^ land leicht grosses Ajg und eine schwere
^vorÜomjnge" entstanden^).
Ohne Bat bante Bruder Johann das neue Schloss, das
er Fredebni^ nannte. Es sollte ihm emen Vorvand gebeo,
sidi viel in Wirland aufzuhalten, ,,up dat he dagelikes
mochte anseen unde gemenscopp hcbben mit somliken per-
äonen, to den hen [he] unordelike getryvede^) hadde onde
dorhen en syn herte droeh*^ Beim Bau richtete er die
armen Banem der <?ebiete Kaites, Fellin, Oberpahlen,
Jenren, Marienbarg und Wesenberg derart zn Gmnde, dass
sie sich davon nur lanL^saiii (^ holen worden. Unvorsichtig
baute er auf einer Stätte, auf die des seligen Vicke Wrangel
Kinder Anspräche haben, über die noch jetzt nicht ent-
adileden ist. Anoh ist der Ban den Schweden ein Ärger-
ms, nnd sie -zeigen deshalb ünvillen nnd Verdacht gegen
unsern Orden. Oft schickte er nach Reval, um Eisen, Salz
und anderes fürs Schloss zu holen. Täglich lud er dahin
QeUeÜgern sehr gut Hier und Im vorhergehenden Sats iMt eine
fl^tatio benevolentiae versacht Gleich darauf sind die QeUetiger
tmter Borcb, wie auch aooet imuMV, n jeder FeiadseUgkeit gegen die
BiSCllöfe höchst bereit.
*) Aüdreus Peper hatte im Aug. 1470 nach dem kiuderloseu
Tode des Otto vnxi l»aleu Kauden für eiu heimgefallenes Lfbfi erklärt
and die Ansprüche von Daleos Schwager Ti««eDhausen zuruckgtiwieneii,
weil Qor ein Sehciükauf desBelben vorliege. Zuletzt habeu die Tiesen-
iiaoaeos den grosseu Besitz doch gewonnen.
>) Ba ist eher »geuy vede" sa leeen« was leb ulelit erldäroo kann.
4»
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zu unnützen Scbmausereien nnd Gr^ldverschwendungen solche
Freunde, die er vor allen audern und zwar mehr als lobens-
wert lieb hatte, so dass bei andern Hofleuten Verdacht
und lÜBBtraiieii entstand. Andere |,Wegebrfider*' nnBeres
Ordens mnssten das entbehren. Dos Gerede in den Kon*
Tenten, die vielen Gerüchte im Lande fiiber sein unordent-
liches*) Leben %^inden so unerträglich, dass sich die
Gudenmanne, Ritter und Knechte, bei einigen Crebietigern
nnd Ordensbrüdern beklagten: num stünde danach, ihre
IVeonde nnd Verwandten in ihrem guten Bnfe nnkidlich
zu schwache, die man doch bisher in Tugenden erzog und
mit grosser Achtbarkeit zu ehren pflegte. Sie becrehrten,
dass man auf solche unerträgliche Dinge achte, um Ärgeres,
das nnTerheflfc kommen kdnne^ zn Termeiden*). Wir waren
gezwungen, das sehr eu beherzigen. — Statt nun wirklich
in Fellin zn leben, wo doch der ^^belikeste'' Konvent
unseres Ordens ist, hielt er sich nur selten dort auf,
sondern lebte meist binnen Landes auf Höfen und Bei*
schldssem^ wo er die Zeit mit demjenigen weltlichen Frauen
nnd MHnnem verbraohte, die er Tor andern begünstigte,
und alles, was da war, verprasste, bis ihn die Not swang,
unerhörter Weise den armen Bauern Rinder und Schafe
abzuschätzen. Den Brüdern in den EonTenten zu FelUn
und Jerwen liees er nur notdürftiges Essen und Trinken.
Deshalb führten efliche Brüder ein ihnlich fredies Leben
und Hessen sich Ton ihren Hanskomturen nicht Strato,
sondern beriefen sich auf das Beispiel ihres Obersten.
Länger als ein halbes Jahr versiicbte Bruder Johann den
Dies Wort kommt sehr häuÜL' in alleu möglichen Schreibarten
und VerdrehongeD vor. Es bedeute t immer gauz aUgemeiu etwas,
dtt d« Qwrtign and G«iiohsiliciteii des Ordens widei^moL
Alto dl« YaaaUMi klag«D über WoHhoM, und doch ArohteD
dto <3«hi0tifer, diss WoltliiiM mit Hilfe d«r YaMlten ihraa gsom
Oid«a bm ewig» Verderben etiniea werde. Gewlee kenn Neid nnd
Heai nnter einender «Inseln e von Ihnen tn derartigen Xuseningen
geflBlirt lieben.
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Komtur zu Karkus zn veranlassen, dass er scnn Gemach
walile; wäre es geächehen, äo hätte er den Komtur za
Beval mcb an eine andere missHche Stelle gebracht. Es
genügte Ibm nicht» diese Brfider an Gut und Oeld ge-
adiwächt zü haben, er wollte sie ffir Ihre alten Tage ganz
in Unbequemlichkeit und Armut bringen. Und doch ist
es bekannt, dass gerade diese beiden mehr als andere in
schweren Kriegszeiten zu Wasser und zn Lande gutwillig
Leib nnd Gnt darboten und mit Leuten, Pferden nnd
Waffen reich ger&stet waren ^). Wäre es ihnen nach
Bruder Johanns Willen ergangen, so hätte sich mancher
Mj»-ikliche Mann ihr Schicksal „vorgespiegelt" und wäre
deshalb nicht in nnsem Orden eingetreten. Der Bruder
Johann wollte überhaupt erst die alten, dann alle anderen
Oebietiger, die sich seinem Willen nicht fügten, entfernen.
Ej8 sollten kiinftig nur noch „Jabrüder" Gebietiger sein,
vor denen er ungestraft sein missliches Leben hätte führen
dürfen. Er Ycrmochte nnn allerdings seine Absicht nicht
aomführen, aber jene beiden Gebietiger erkannten sie
und wendeten sich in schwerer Bitterkeit heimlich an
andere Gebietiger und Brüder, denen das gleich ihnen
missfiel. — Als Bruder Jobann sah, dass er bei dem Bau
der Eredebnrg viel Zeit verlor und der Kalk nicht binden
wollte, sann er, wie er sich des Amtes Wesenbeig be-
michtige, nm in Wirland ab nnd sn reiten an können nnd
mit denen, zu denen ihn sein Herz zog, „syn stede un-
ordelicke bywesendt'* zu haben. Deshalb setzte er „to
1) Bekannt «ind folgende Rriegsthaien dioser beiden Gebtetiger:
DonMoborg^Lage mg Ubl ab Vogt aar Booebnrg mit S livlfindiaehes
Skiffen gegen den preiusisdhen Band ans. Am 15. Aug. überfiel er
snmnioen mit 13 dänischen Schiffen bei Bomholm drei danziger
Pabiaeoge, ^Tinle total besiegt onil mit 4 Ordensbrüdern nnd 40 Dienern
ge&Dgen; 1458 wurde er durch ein sehr hohes Ijösegeld frei (Scriptt.
rer. Pmsf». 4 S. 547). Bernd von dor TTeide nahm nn dem Fold/n^c
von 1461 — 62 m dor Wiek teil, wo der Ordon (inroli den •nrpiitor
Vatelkaniie eine schwere Niederlage erlitt und auf eiueu deniütigeudeti
Stillstand eingeben mnsst«.
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bytiden nnde nnvames" den Vogt Dietrioh Lappe von
Koningen ah. Dieser hatte Schulden machen müssen, weil
er für seineu Vorgänger, den sei. Fürsten berg, viel bezahlt^
▼iele Güter des Amtes eingelM and entl«a£eiie Bauern
xnr&ckgebraoht hatte. Bnider Jobann behielt in Weeen-
berg alles znrfick, was dort gewachsen war, nnd Brader
Dietrich l)lieb in meinen Schulden stecken und fand in dem
neuen Amt Femau kaum ho viel vor, daas er Herrn und
Diener bis zum nenen Jahr hätte Tersorgen können').
Und in solche Wehmnt und Bedrückung geriet er nur,
damit Bruder Johann ,,8ynen unordeliken willen unde
levende lugeii mochte." Der unnütze Klatsch wuchs da-
durch in den ätadten und auf dem Lande so, dass man
ffbj noch dorren de volle nioht schriven effte seggen
möge''. — In Wirland tauschte Bruder Johann ohne Rat
und Wissen der Gebietiger mit etlichen Hofleuten Glkter
aus. Es geschah auch nur, um dorthin «tets Verkehr zu
haben und weil die vertauschten Ordensgüter denen bequem
gelegen wareßi mit denen er zur Schande und zom Schaden
des Ordens sein strifUches Leben führte. — Bruder Johann
hatte grosse Einnahmen. In Fellin hatte der Bruder Hdde
ihm idlc Winkel voll zurücklassen müssen. Vergeblich
verbrauchte Heide darauf in dem ganz verdorbenen Karkus,
das Bruder Johann und seine Vorgänger') lange für ihre
Kanuner besessen hatten, all das Geld und Gkit^ das er
früher für seinen Orden erworben hatte; er mussto es an-
seheij, (in-^ viele Bauern durch Ihmgei umkamen, weil er
eben sein Korn aus Feiiin nicht hatte mitnehmen dürfen.
In Jerwen nahm der Bruder Johann dem Bruder Lage
460 Last hartes Korn und dOOO Mk. Big., und im Gebiet
Reval Terprasste er mit seinen grossen Haufen alles dort
1) Lappe iat aoB Peman eige&miebtlg fortgegangen; er tanebt
nocb einmel in Wirlaad an^ nm dann für uns aof Immer an ver^
schwinden.
^ Nur Mengede, denn vorher war Heide rnibet Vogt so Eerku.
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Vorhandene, als er nach dem Kapitel, bevor noch Lage
hinkam, über 6 Wochen dort lag. Dem Bruder Gerd von
Wellen nahm er in Oberpahien auch Korn und Yictnnlien
im Werte einer bedeutenden Summe. Am dem Nachlass
dee sn Lais Teietorbetten Bmders Emst Osthof^ nahm
er gegen 6000 Mk. Rig. und von dem seligen Heinrich
Sleeregen^j, Komtur zu Leal, 20,000 Mk. Rig. Dem Heinrich
Gendenaa, einem Borger zu Riga, schätzte er 2000 Mk.
Big. ab*). Da meinten wir OebietSger, er habe nun im
Treeel genng Geld ffir den Bedarf nnseres Ordens^). Dies
0 Bnwt von Mengede a. g. Oufhof, ab Komtur sa Reval 1461
bis 1454 «od ab Vogt wa Jerwen 1459—61 nachweishar, starb al«
Bmeritierter anXida, das ihoUeh wie Talldiof vergeben sa werden pflegte.
*) War 1431—71 Komtur an Hitan, Goldiugen, Marienbnrg,
ÄBcheradeD, wo er 1450 der letzte riieUdandieche Kandidat für dai
Meiiteramt war, nochmalB za Murienburg nnd endlich an Leal.
5) Darüber ist uns nichts bekannt.
*) Nehmen wir diepe Angaben von Uen Kinnnhmen Wolthusens
«b wahr an, oi^L'U icli ja die Tendenz Übertreibungen sicher %*nr-
handeii war. m wurden sich, hoch gerechnet, für die Meisterkae^e
50.000 Mk. Rig. ergeben. Das wurde nach dem Uauiuligeii Silberwerte
jetzt einer Saiume von 225,500 bi^ 229,000 Mk. deutscher Ktiichswährang
entsprechen. (Das damalige Verhältnis von Silber in Gold nehmen wir
nach etaiein 1467 in Beval benntiten Gntaefaten hansischer Mllna-
■eielcr = 12 : 1 an. Bine Mark argentl puri ponderls Bevallensls
wurde 1469 mit 10 Mk. Big. beaahlt. Das ergiebt, wenn man nach
dem Kaielog der AnisteUang snm X. erehiol. Kongress, lUga 1896,
8. 216^ die lötige Mark 206,7S Gramm nnd 1 Kilogramm Fein-
gold = 2790 Reiehsmark rechnet, t^owie berücksich tilgt, dasa du lotige
Mark im 15. Jahrb. 15 Lot, höehstenB 15^/4 Lot fein war, fftr die Mark
Rig. eirsen Wert von 4,51 bis 4,58 ^^ark jetziger Währnng. Die Tia.nt
Rntrtr* n zu 72 Löf kmui man fnr diese Jahre nach ilon r*^v. Kämmerei-
rechnunt:»'» mit eitu in Dnrch^rlntittspreise von 20 Mk. Kig. berechnen).
Eine aolche »Summe kuii;i nuu, wie aus scheint, im Juhresbudget des
Ordens kaum ala eine ganz ungewöhnlich grosse bezeichnet werden. Es
liegt ans z. B. ans wenig späterer Zeit die Angabe vor, dase rnkaten
einen Jahiesertrag von 40,000 Mk. Big. m haben pflege. Bs Ist freilich
andemseita nieht «a bettreiten, dass damals hänflg ganz geringe
ammen eine grosse Bolle sptden. Jedeofills Ist nicht m vergessen,
dasa WoHbnsa dureh den Bnn der IMebnrg, die Bllstnng gegen
Flesksa nnd viele notwendige JLndernngen in den nenen Heister^
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war damals für uns ein grosser Trost. Denn Nowgorod,
da« mit dem Grossfarsten in der Moskau uud mit Pleskau
in Fehde lag, hatte von Bruder Johann durch zwei Bot-
schaften ein Bündnis gegen Fleskau begehrt. Wohl rieten
getrenlich die Herren diem Lande, die F^älaten^ wir Ge*
bietiger alle, die gemeinen Bitter nnd Knechte In ^en
itiitern iiml unter nnserm Orden, die Räte der Städte
und überliaupt alle Glieder dieser Lande, die um Rat ge-
fragt wurden, dass man sich auf Nowgorod nicht verlassen
nnd ihm keinen Glauben sdienken solle* Man wies darauf
bin, dass der prenssiscbe Orden, yon dem man fr&her immer
Hilfe zu erwarten gehabt, jeLzi geochwacliL sei und man
nicht wi.sse, ob der Hochmeister und dessen Gebietiger
den Krieg billigten; dass es angewiss sei, wie sich die
andern Nachbarn dazu verbalten witarden, anch dass New*
gebieten bi>dfut<-mle iiu^-eronleutliche Ansgaben gehabt hüben nin««.
die FiDaDzverwaltung des livl&ndischen Ordfuf wißseo wir
leider fast nichts. Nach den Statuten Kourada vou Erlichshatiseo
BoUte es iü Liviaud wie in Preuesen einen vou der Meiäterkaase ge-
treiuii«n besonderen Ordenstroeel geben, der in FelUn liegen eottte
Qod nur auf BeieUnu dea Kapttela n dffhea war. Die SeUSaeel
•oUten asBeer dem Meiiter drei Gebietiger dei laaeFaten nnd drei
des ftoeseisfeen Bete haben. In ihn eottto der Nadilasi aller Ofdeoa-
brüder kommen, soweit er ans GM, Gold nnd Silber, O^schmeid« nnd
Kleinodien bestand. Der Treeel, Ton dem oben die Bede ist, kann
nnr die Meisterkasse sein, und es ist sehr sweifelbaft, ob es damals
atjPBerdcTn noch einen besonderen Ordenstrcsel gegeben hat. Die
Gebietiger machen Wolthnss nicht daratis einen Vorwurf, daas er das
von den Vorotorbeneu hinterlas'^ene Geld überhaupt an «ich genommen
hat, sondern w« rt>n ihm nnr die Verachlenderung desselben vor. Für
Prensseii ersieht man am dem für die Jahre 1399—1409 erhaltenen
Treöj^lerbuch, das soeben von Arcbivrat Dr. E. Joachim vcrotleuüicht
vird, dass dort schon Uamalö sehr bedeutende Sommen aoB dem Nach'
1ms ▼entorbener Gebietiger in die Hoehmeisterkasse nnd tdakt in die
grosse Grdenskasse kamen. Man kdnate aas den anslogeo Y eiklltniasen
des prenssisehen Ordens gewiss viel für die Brkenatals der Uflfaidl-
selien Ordeosdnriehtongen geninnea, wenn nnr Im HoehmeiateraidilT
mehr erhalten wiie. Aber das Grosskomtnrbach, d. h. das Buch der
grossen Ordentkasse, ist gans verloren, von: Trcsslerbnch, dem Baeh
der Hoebmeisterkssse, Ist nnr der erwfiiinte Teil ?orhanden.
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prorod leicht «inen einseitigen Frieden schliessen könnte
\irid wir dann die Fehde mu" mit ö^rossem Verlust be-
endigen worden. Mit noch Tieien anderen Erwägungen
fahrte man aos, du» man sieh mr Zeit nicht mit Nowgorod
▼erbinden dürfe Dennodi antwortete Brader Johann
den Nowgoroder Boten, dass er Pleskan absagon und Now-
gorod helfen wolle, wenn Nowcrorod gewisse Artikel, die
er ganz nach seinem eigenen Sinn festgesetzt hatte, an-
nebme. Aber seine darauf nach Nowgorod gesandten
Boten wnrden mit fremden Worten empfangen, so dass es
▼iel nfitdieber gewesen wäre, wenn sie zn Hause geblieben
wären. ,,üp einen trost der trigen^* schrieb er an Pleskaii
einen schweren Drohbrief, der nach Moskau gebracht und
dort als ein Absagebrief erkannt wurde Hätte nun
Nowgorod jene Artikel angenommen, so wäre nnser Orden
in einen Krieg geraten, zo dem wir in diesen schweren
Nöten übel vorbereitet waren. Aber Gott stand uns und
nnserm Orden bei, indem er es so fügte, dass Nowgorod
die Vorschläge des Brader Johann abwies und vom Oross-
inrsten geacblagen nnd zum Frieden gezwungen wurde*).
^JÜdns wart unse erden der feyden anidi." Doch jetzt
hat Gross-Nowgorod, weil es sich auf Bruder Johann und
onsem Orden verlassen habe und getäuscht worden sei,
die Absiefaity sich für seine Niederlage und alle scfine Ver-
^) Oben (S. 30) wnrde schon rrwälnit, dass der Meister frar keine
Zeit hntff>, vor der Antwort Nowgorod die ^^iV-hieti^Tr, cr?chweiL'"f'
denn die Stände tim Rat zu fragen. In Bezng anf die Hezitlnu <r<'Ti
m den andern Nachbarn ist zu bemerken, daäß dieselben für Livlaud
später nie mehr so günstig gewesen sind. Schwctlcn-Dünemark und
Polen-LitaaeD waren uoeb nicht in der Lage, sich eiuzTimischen.
^ D. b. sttm Tfott fOr dl« um dai Bflndnlfl Mendm New-
goiodcr. VoD eisern aolehen Brief wlsten die inee. Ohron. nlehte*
Ki ist kiaiD MunnMlunoD, dase nftmeDtUch dar ]Aeek. Ohronhtt Ihn
fegiehwiegea bitte. Ee könnte aber hier in börailKger Venohiebiuig
die sehoa Anfimg Min 1471 naeh Pleakaa geeudte Botsehafl Wolt-
ItoMiie genebit sein.
S) Also der &eg MoBkaus war eine f&r lifiand glöekUohe Fignog i
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Inste an nnBerm Orden nnd dessen L«nde in LiTland
Hchadlos zu haUeii \). in eine .-solche Gefahr hat er durch
tieinen grossen Eigensinn unsern Orden gebracht. — Als
vir nun sahen, dass er durehaos den Krieg wollte, sn dem
er selbst anf seinen Hikisem nnd Sehlttssera tm wenlgsteii
gerttstet war, rieten wir, dnreh Frennde nnd Sippen ans
Deutschland erfahrene Kriegsleute herbeizurufen. Davon
wollte er nichtä wissen, sondern schickte sich an, arme
Knechte aus den Städten und Ton der See anzunehmen.
Jeder yemnnftige Mensch weisB, wie wir mit soldien im
Kriege gefahren wären. — Unser Orden hatte ,,diih jor
nnde [in] desseme hcrveste" eine Stimme von ca. 60(X) Mk.
Rig. zu bezahlen, und wir verliessen uns darauf, dass Bruder
Johann dies Geld von dem Nachläse der versterbenen Ge-
bietiger nehmen werde. JBr aber insserte g^gsn einige
Gebietiger, dass er Icein Ctold habe nnd man deshalb zo*
sammenkommen müsse. Seine Absicht war, uns Gebietigern,
die wir doch die schmälsten Gebiete hatten, auf einem
Landtage eine genuine Schatsung aufzulegen. Da fielen
wir in sehwere Sorgen wegen des dnnk^ Bq^pmentes
dieses Mannes nnd merkten, dass er bedeutende Summen
seinen Freunden und Verwandten zugewendet und über-
wiesen hatte*). Zugleich erfuhren wir, dass er kostbare
Kleinodien und Gksduneide, das seine Vorgänger hoch in
Ehren gehalten, ,»merokliken Tordachten personen'^ hin*
gegeben nnd leichtfertig dem Orden entfremdet hatte.
Anderes Geschmeide, das seinen Vorgängern vollkommen
genügte, hatte er in neue Formen fassen lassen. Dafür ist
zum Teil noch heute der Arbeitslohn unbezahlt. Es kam
1) In der IHM. Cbroa. fladet maa aiditSy was fflr eine derartige
Anfbieaog spreehea wilde. Die Beilehimgen rind in der aaehitea
Zelt verhiitaleaiieiig freondllehe; Im Min des niehetea Jahres bittet
a. B. eine Nowgoioder GeeaadtMhaft den Meiiter am VefmlttelQag
einei nenrn KaafmannafriedenB.
s) Ein Vergehen, das die Oebietiger eioh «ifiaader stets and
wohl nidit mit Uareeht — torvrarfen.
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aneh heraus, dass er noch immer tod seinen frühem
Ämtern her Schulden hatte. Ja, die Schulden Meister
Oethofs waren sogar noch ungedeckt, obgleich dieser
Meister doch an „wareiii giide onde breven'* genug hinter-
laasen batle^). Was haben abo jene groBsen Summen, die
firoder Johann „mit vertliken personen nnde snlker wisz,
alze dat sick geordeden luden nicht temet, iiMvur-ichtich-
liken vorspildet nnde hengebracht heveV, unserm Orden
geliolÜBn? Wir werden jetat von Gläubigem überlaufen and
. müMwn bekennen, dasa wir nicht zahlen können'). Hätte
dieaea Bmdera Regiment noeh lltnger gedauert, so wire
unser Orden um Geld, Kleinudien, Geschmeide, Güter und
alle WohUahrt gekommen; wir hatten unsere Schlösser
und Httnaer an weltliche Personen verpfänden mäasen und
wären auf lange, ja aof ewig gebnnden gewesen*).
Vergeblich ist Bruder Johann durch Ton uns beauf*
tragte Ordensbruder, durch getreue Mannen unseres <.)rden8,
auch durch seinen eigenen Beichtvater gewarnt worden.
Ssin Regiment rief bei den Brüdern unseres Ordens einen
nehloBen Sinn und Ungehorsam hervor; die geistliche
Zucht und der Dienst Gottes nahmen sichtlich ab. Wir
Bitheii das Ende oder wenigstens den völligen Verderb des
Ordenä voraus und fürchteten, dass der Zorn Gattes und
die Verachtong, die wir und der Orden schon bisher eine Zeit-
lang von weltlichen Herren, Rittern und Knechten schmäh*
lieh erlitten haben, noch zunehmen und wir in solchen Tagen
der Üppigkeit um Land und Leute kommen würden. Mit
was für Eiden wir Ordensbrüder zu unaern Freunden and
^) Also iillt'8 Uaa merken sie cr.-t, als ihocD im September 1471
eine gemeine Öchatzang anf Uuiu LaudUgti Uroht!
*) Boreh eutediuldigt noöh 1477 Oktober 18 bdai Hoehneleter
die Nlnhtiahlnng ehier vertproeheaen Snmme unter andeim auoh mit
den »gionen und obirswinden* Sehnlden, die der aeL Wolthuss hinter-
lasiea habe. Whr gUnbeo, daee Woltimeens Stars und Boreha Bnipor-
8tdg«n eioe viel grSasere Summe gekostet hat
^ In Prenaaea emp&nd man ti|^ch, «u daa bedeute.
r
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Verwandten nach Hanse gekommen, wie lieblieb wir von
ihnen oDi])fangen wären, das kann jeder verständige Mann
rasch erkennen.
Die Ehre und die Wohlfahi't unseres Oi denö forderte
alBOy dass wir dem Eigenwillen des Bmder Johann — einem
EigenwiUen, den wir an ihm, bevor wir ihn mm Meisler
erkoren, nie gespürt haben — mit einträchtigem Rat entge-
gentraten. Wir wahlti'n da« geringste Übel, indem wir ihn
festnahmen und so verwahrten, dass er zufrieden sein masa^
wir aber seinethaiben Ruhe haben und alle Glieder dieser .
Lande in ihrer Bequemlichkeit bleiben könnsDi ohne dnsB
jemandes Anlangung und Anmfiing dnroh Briefe oder Boten
geschieht. Einträchtig haben wir ))e8chlnBsen, es von nnn
an in allen Sachen» in denen Bruder Johann sich versäum*
lieh erwiee, so eimroriGhteni daae ein anderer in Znknnfl
Derartiges meidet, nnd wollen nnn nach der notwendigen
Reformation aller wandelbaren Sachen unsere Hoflnnng anf
Gott setzen und dem Wesen unseres Ordens folgen. Wir
werden dann die Gnade Oottes geniessen und mehr als
bisher Gunst nnd Liebe bei weltlichen Herren nnd Fürsten,
bei Rittern nnd Knechten erwerben.
Wenn jemand behaupten sollte, es sei nnerhdrt, dass
Gt'itjf'tieer und Briider des Ordens mit einem Meister zn
Livland so hart verfahren, ihn gefangen nehmen, in Fesseln
schlagen nnd in schweres GMängnis setaen, so geben wir
mr Antwort: Es ist auch unerhört^ dass ein Meister sn
Liyland sein Regiment wider Gott, seine Eide, seinen guten
Ruf, widur Ordensgelübde und geistliche Zucht nach seinem
eigenen „inperszigeu" Willen fuhrt und in den wichtigsten
Sachen, die die äuaserste Wohlfahrt dieser Lande ber&hren,
den Rat der Prälaten, seiner Gebietiger nnd aller andern
nicht achtet. Wir waren — daran braucht niemand su
zweifeln — uns dessen wohl bewusst, da^-s wir die Sache
anders, nämlich in einem Kapitel, hätten erledigen sollen.
Allein wir erkannten den Bmder Johann also: wären wir
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61
80 irerfalireii, eo hfttte er «nsereB OrdeoB gehaldigto Man&eD
aagerafen und nm Beistand zn seinem sträflichen Wesen
anffelan^t; er hatt»- sie vielleicht auch wirklich wider uns
aufgebracht und dann mit sich selbst uns alle und unsern
Orden in ein ewiges Verderben gestörzt, nur um seinen
eigenen Willen za bduuipten. Üm das grt^aste Übel zn
vermeiden, griffen wir zum kleinsten ; d«in es ist nfitdicher
und besser, dass er um seiner Übertretang willen allein
leidet» als dass wir, unser Orden und unsere Vasallen alle
msammen zn Gnmde gerichtel werden. — »item so is idt
nidit von noden, dat Sick jemandes Ton merokUkes [werde]
der saken mehir, denne behnff is^ anname; denne id is ge-
fallen by menschen gedencken, dat de hogeste imde wer-
digeste unses Ordens ock umbe schulde willen angetasteti
gefangen nade kei^sesatt is, npp dat sick eyn ander danror
beden nnde darane spegeEeon moge**^).
Die ^Beschnldigung'* war ftr den Hoehmeister nnd
die preussischen Gebietiger bestimmtj also für Leute, die
die Verhältnisöe und massgebenden Personen in lavland
leeht gni kannten nnd über die Katastoophe Wolthnsens
bcceitB dureh «one Gegenpartei nnterricktet waren. Eine
grobe nnd leicht erirennbare Fulsohnng Yon Thateachen nnd
Ereignissen, die in Preussen bekannt oder doch leicht zu
konstatieren waren, kann man dabo: in ihr zu hnden nicht
erwarten. Aber das^ waa Ton Tomherein nnsem Zweifel
md Verdacht erregen mnss nnd wir als dnrchans nnglanb»
haft zurückweisen, ist die Motmerang aller Handinngen
des gestürzten Meistex's. Bei näherer liutrachtuüg eikfimen
wir, dass man, um solche Motive glaubhaft zu macheu, zu
vieldeutigen Phrasen nnd nnerwiesenen Behauptungen, zu
Die Schrift eudet alsio mit doni drohemleti ir!ii\s»-if'e uuf das
Sckidtaal des Hochmeisters Heiurieh vou Pluu< ii (UiO — 13). B«*-
buifltlich wurdeu uQcb seine beiden Nachfolger abgt:setzt, resp. zur
BesignadoD gezwungen. Der gwise SeUiiBe der Sehiift läast die Yer-
iiihitaDg ihier Entetehnng, die ▼orausgegangenen und durch sie sorfiek-
lewiweDeii FrateetrorsteUaiigeii dm Hoebneietera» drattteb erkennen.
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Yerschweigungen , Verschiehnngen und geradezu Unwahr-
heiten gegriflfen hat, wobei daun auch Widersprüche nicht
zu vermeiden waren. Eine unerwiesene Behauptung ist
z. B. das heimliche BmverBiftndiiiB mit Bischof Peper in
Bemg auf Banden; eine anwahre Behauptung, daea auch
Wolthuss als Meister das Kammergebiet Karkus völlig ver-
dorben habe und noch gravierender unwahr ist es, dass
er den Nowgorodern gegen das ausdrückliche Abraten
Bitmtlicher Stände die Bündniaartikel sandte. Dass es im
Orden selbst eine Wolthnsensche Partei gegeben hat und
noch giebt, wird ganz ignoriert; die Ausgaben, die Wolt-
huss für Orden Rz wecke gemacht hat, werden verschwiegen.
Erwähnt wurde bereits, dass das frühere Leben Wolt-
husens einer so „missliehen^ Begierung, die Klage der Y»-
sallen der Furcht der Gebietiger widerspricht» ebmso, dass
die Gebietiger die Yersdiwendung und VerscUenderung
des Geldes und der Kleinodien erst kurz vor der Kata-
strophe merken^). Dass er den armen Bauern Eiü(i< r uad
Schafe abschatatCi yiele ^koste und Yorspüdinge*^ führte,
pTordachten^ Personen zu Liebe des Ordens Kleinodien an-
tastete und einen kostspieligen Geschmack für neue Formen
zeigte, das sind alles Beschuldigungen, die von der Gegen-
partei als völlig unwahr zurückgewiesen worden sind. Zu
einer defimtiven Bnlscheidung derselben hat man damale
in Preussen eine Untersuchung an Ort und Stelle fftr durch-
aus notwendig gehalten. F6r uns entsiehen sich diese Dinge
wie alle die vieldeutigen rhiasen über »his „unordentliche"
Leben des Meisters in ihrer Allgemeinheit jeder nähern
1) In einem Sommer, als er von vielen RegierungHgeschäften in
Audpruch geuoaimeu war. — Der böse GeiBt zeigt sich übrigens bei
Wolthnw «rat auf Reite nach Preusgen. V^vher irfsieti Ge-
bietiger 4her oichte klagen.
^ Im Angaet 1471 frenen eie dcli, dsM der Meiiter viel (3eld
hai, im September, als ale ihre Schuldigkeit thmi und laUen soUeii«
ranfen ele eich vor Wehmut die Haare, well der Meieter alles Tsr-
eehlendert hat.
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63
Kontrolle. Unser Urteil über die politische fJrMlmituüg des
Mannes können sie nicht irre machen. Die „Beschuldigung'*
ist eine TöUig einseitige, dorchans (endenzidse Parteiaehrif^
▼ie sie nur Ton den erbittertsten persönlichen Feinden des
Meisters verfasst werden konnte.
Ei5 ist erzählt worden dans im September 1471 Erz-
bischot und Meister den livländischen Landtag zum d. No-
vember nach Wolmar berufen hatten. Nach dem Starz
Wolthusens war bei den andern Stftnden das Bednrinis einer
flolchen Yereintgung noch stärker vorhanden. Aber die
neuen Machthaber im Orden wollten ohne ein bestätigte^
Oberhaupt an den Verhandlungen nicht teilnehmen; sie
wären dann noch mehr, als ohnehin za erwarten war, ge-
Ehrlichen Angriffsn aosgesetzt gewesen. Daher teilt der
Brdrischof am 17. Oktober R^a mit, dass der Landtag bis
zur Bestätigung des neuen Meisters aufgeschoben sei. Zwei
Wochen später, am 1. November, schreibt Borch an Riga,
dass als Landtagstermin der 15. Dezember festgesetzt sei*).
Bis dahin erwartete er also die Ankunft der Bestätigung.
Allein am 8&. desselben Monats benachrichtigt Riga Beval,
dass der Landtag wieder verschoben sei und erst am 19. Januar
1472 beginnen werde*). Als dann endlich im Januar die
Urkunde angekommen war, konnte der Landtag am 19. in
Wolmar eröffnet werden. Alle Stände waren auf ihm Ter-
treten, die Landesherren alle in Person erschienen; neben
dem Meister traten als Vollmächtige des Ordens der Land-
marschall Herzenrode und die Komture Lage-Dornenburg
zn FelÜD, BVeitag-Loringhofen zu Eeval und Vietiughof zu
Pflman auf, in denen wir also die Häupter der gegen Wolt-
haas Verschworenen erblicken. Wir sweifeln nicht daran,
daes auch Anhänger Wolthusens in Wolmar erschienen und
fax ihren gefangenen Herrn thätig gewesen sind^ allein wir
>) Oben 8. 88.
^ Qrig. Im inst. lig. 8tadt«ro1dT.
>) Oiig. In rev. Stadtarebir.
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64
sind liber die Verhaiidlimgeii auf dieeem Landtage nur durch
den Rezess nnterricbtet, nnd ans ihm lltest sicli das nicht
erkennen. Viel Zeit hat man nicht nötig gehabt, um zu
diesem Schluss zu kommeü; die Urkunde datiert vom
21. Januar'). Es ist eine Landeseinigung auf 10 Jahre,
deren Bedentong f&r Livlaad nnd das Verhältnis der Stände
EU einander auch die Bedeutung der innem Ordenskatar
Strophe für das Land und die Stande erkennen lässi. Dazu
8t es aber unumgänglich notwendig, diese Einigung mit
denen von 1457 und 1435 zu vergleichen. Der Rezess vom
4. Dezemher 1435') kam anstände, als der Uvlindische
Orden durch einen unglücklichen Krieg mit Polea*Litaiieii
völlig geschwächt war. Fast jeder Satz desselben zeigt,
wie die andern Stände diese Situation benutzt haben. Jede
Selbstgewalt wird verboten, alle Streitigkeiten der Stände
sollen durch Schiedflgerichte oder durch die ordentliohen
Gerichte eines jeden Standes entschieden werden, d. h. der
Orden soll künftig mit den Prälaten nur noch prozessieren
dürfen, sie haben seine „Selbstgewali" nicht mehr zu furchten.
Niemand darf den Gegner an der Benutzung aller Rechts-
mittel, an der Sendung Ton Boten nnd Briefen hindern —
das geht auf den Aschebergschen Fall nnd viele ähnliche,
nur weniger krasse Behinderungen durch den Orden. Wenn
dann die Herren das Recht der ünterthanen zu respektieren,
sich bei ihren Forderungen demselben zu unterwerfen haben,
80 trifft das neben dem Orden auch die BiachOfe. Die
1) Oodnekt N. M. MIm. Stfiok 3. 4. a m £ Yoselehaet bei
ScUrrao a. a. O. 8. 16 no. 144 mit dem Datum vom 22. Jaaoar nach
einem Traossamt von 147& im Belchsarcliiv in StoeUiolm. Pas da*
aelbet Hegende Oiigiaal detiert vom 31. Janaar. Sin Tdl der Originale
ist aleo erat am Tage naeh der Annahme des Beseseoi aal dem Land-
tage ausgefertigt worden.
Gedr. UB. 8 no. 1020. Schiemaon a. a. 0. S. 124 nnd Gemet,
Verfodsangsgescb. des Bistams Dorpat S. 119 meineo, dass der Rezess
des LaudtageB fehlt. Diese von ihnen eiogeliend besprochene ürknnde
ist aber der Bezess.
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Gewährleistung freier Wahlen lür die Domkapitel ist da-
gegea nur gegen den Orden gerichtet, denn niemand anders
als er stellte eigene Kandidaten gegen die der Kapitel auf
imd bradite sie in Born durch. Ebenso konnte die Be-
rtimninng. dase kein Stand anf eigene Hand ohne Znstinmrang
der übrigen Stände auswärts Kriege führen solle, wenn er
ejj aber trotzdem thue, auf keine Hilfe zu rechnen habe,
faktisch nur dm Orden treffen, denn niemand ausser ihm
war in LiTland daso imstande« Eine einnge Bestimmnng
in diesem Besess kann als auch f&r den Orden nütalich
und wertvoll betrachtet werden: die Verpflichtunpf aller
Stände zur Abwehr jedes auswärtigen Angrities auf Livland
oder einen einzelnen Landesstand. Eine führende Stellung
wird aber dem Orden auch dabei nicht eingerflnmL Dieser
BflMB war gleichsam die innere Qnittang ftr die änosere
Niederlage^). Damit war bei der Hartnäckigkeit, mit der
1) Hildebrand, Eanl aum ÜB. 8. Schiemaun a. a. O. S. 123 ff.,
o. Gernet a. u. 0. S. 119 ff. fns»Ben die Bedeutung dieses R<*ze8ses
gauz ander.-; auf. Ich kauu hier uicht weiter darauf eingeheu iiud •
bemerke Dur, daös meines Erachtens die meist sehr allgemciu khu<;eii-
deo Phrugeu üieeer Urkunden nur durch eine genaue Vergleicliuiii;
ait«r einAoder and nach Angehender Erwägung der poUtiscben Lage
SU veratehea dnd. Die poUtisolie Lage naeh der Sehlacht an der
Snfenta ist aber nieht riebtig beorteilt worden, weil man die ioneten
Mgoiaee nach der Niederlage nur nach ÜB. 8 n. 9 gekannt bat.
SctieiDann sagt a. a. O., dass die grosse Gefahr von aussen für den
Augenblick allen iimeni Hader schweigen Hess und dnndi das Unglück
der Zeit ein Zusammenschlnss der Stände stattfand, ana welchem Liv>
land gekräftigt hervorging. Ganz ander« l>«Mirteilte man die anf den
ongiacklichen Kriff? folgende Lage im Orden. Zunächst frfilich
?<»hwie? Tfifin. weil mau ohuinaolitig war und anderes zu tliun hatte.
Aber später hat man «lentlich genug geredet. Am 19. November 1452,
also kurz vor dem Ah^chlü.ss der Kirchholmer Ve rträge, He.ss Meister
Mengede der Stadt Riga die Forderungen und Klagen des Ordens
Aemielien. Da wird anter Beiern andecn auch ansgefllbrt^ wie Biga
dem Orden nach der Niederlage in Litauen die beacbwoiene Trene
gebvoefaen liabe: nicht alleiii jede Hilfe aar Terteidignng dea Landes
•ei Terweigert worden, man habe aacb den Tmppen de« Ordens die
T^ore yeaeUoasen, Söldner abapenatig gemaobt und aelbat gegen
MiMfciU. a. 4. ttfL QmOMU», SVIL L 5
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Ritterschaften und Städte stets am „Alten" festhielteiij auch
in Zukunft für den Orden der Abschluoö von vorteilhaftem
Einigungen sehr erschwert. Das erfuhr Meister Mengede,
alB er 1457 anter f&r den livlAndischen Orden viel gfinatigera
ümstftnden eine neae Einigung sdiloss. Man wollte sich
auf nichts einlassen, was Yon der frühern abwich. Das
Resultat war, dass der ganze Rezess vom 12. Februar
1457 ^) aus zwei S&tsen des frühem bestand, aus der Ter-
pfliehtnng zur gemeinBamen Abwehr auswärtiger Angriffe
nnd aus dem Verbot, aoswftrtlge Separatkrtege in f&hren*
Die Aufnahme der andern BestSrnmangen verliinderte Men-
gede, aber es gelang ihm nicht neue, für den Orden vor-
teilhafte durchzubringen. Der Besess Yom 21. Januar 1472
enthttlt nun, abgeeeben Ton ganz nnwesentUcbea kleinen
Abweiehnngen, wörtlieh alle Bestimmangen der Binignng
Ton 1435 und ansserdem noeb zwei nene Sitze. Wenn nnn
schon die Wiederholung der alten Bestimmungen eine starke
Niederlage des Ordens bedeutete, so wurde letztere noch
grösser durch die beiden Zusätze. Im Ansobinss an die
Oewttbrleistnng der Rechte der Unterthanen beisst es: «Wird
aber ein ünt^than von seinem Herrn direkt oder auf dessen
Veranlassung über das Recht hinaus, mit dem er bewidmet
den Orden geriatet» habe andi das OidenslMid flberfifA«D und S Dörfer
weggenommen (Beyaler gldehs. Kopie). Was die damalige SteUung
des BrzbiBchofs anlangt, so erinnert in einem 1479 dem Hoebmeiater
äberBandten Memoriul (Ind. no. 2393) der Meister Borch an die be-
kannte Thutdache, dass der Erzbischof Henniug nach der litauischen
Nit'<lorl!iL''e die ans dem Streit zuriickkehreuden Ordenstrappen über-
faüen und den Vogt zu Karkn- nebet vielen andern toten liess.
W-rzeichnet bei Schirreu a. a, O. S. 15 no. 135. — Gernet
ft. a. 0. S. 121 f. sagt, dass eine Bestimmung der ^Urkunde'* von
146j im BeztiäS de^ Landtages von 1457, der im grossen und gaozeii
fiMt wörtlich mit dieser Urirande von 1435 übereinstimme, weiter aas-
geführt Mel. Ja» die swei SMse etinmen fiwt wdrt1i«h überem; dM
bit aber durehaos niolit eine übereinillmimiiig dar beiden BesMse.
Tod einer weiten AiuflUinmg kann ieh alelits andere« entdeekei^
all daas die Anidnickiweif e too 1457 etwit deatBeher let Der Sinn
iet denelbe.
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ist, bedrängt, so soll derselbe Unterthan von Eid und
Huldigung entbunden aein, bis er sich in Freundschaft oder
nf dem Bechtswege mit seinem Henm vertragen hat Wir
«adeni aber sollen und wollen einem sollen ünterthan an
sräieD Beeilt beliilflieli sein nnd daraus soll niemand nns
einen Vorwurf rnnchcn (liirfen.*' Der zwoite Zasatz bchliesst
den Kezess, indem er die Verpflichtung der Herren kon-
statiert, ihren lieben und getreuen Bittem, Knechten and
Stidten, 80 oft diese es wfinflolien, Duplikate der Beaess-
Urkunde unter ihrem Siegel ausfertigen eu lassen, die dann
eine den Originalen voUkommeD gleiche Geltung haben
sollen.
Der Landtagsrezess von 1472 bestätigt also, was wir
aas den aweifeiluiften Fragmenten ritteraehaftlicher Besolu*
tionen m erkennen ^^laubten, dass der Stura Wolthusens
Tor alleno von den Ritterscliaften zu einer sehr bedeu-
tenden Stärkung ihrer eigenen Stellung benutzt worden ist.
Das Ziel Wolthusens, im Orden eine von allen anerkannte
staattiobe Gentralgewalt ta sobaffsn, war in unabs^bare
Fflfne gertiAt«
Die Uyländischen Stände hatten eine Intervention zu
Gunsten des gefangenen Meisters abgelehnt, aber Ernst und
Friedrich Wolthuss waren nicht gesonnen, sich dadurch von
weiteren Bohritten ^ diefie&eiung ihres Bradera abschrecken
la lassen« Im Frfilgahr 1479 begab sich Emst» begleitet von
einem uns sonst unbekannten Diener des gestürzten Meisters,
Wilhelm Sobbenbrod, nach Schweden und klappte beim dorti-
gen Eeicharat über das schwere Unrecht, das seinem Bruder
<a mcbt geni^gem Sehaden der Vasallen und aller Bin-
vohner LiTlands durch etliche Oebietiger widerfahren sei. Der
Beidisrat übernahm snnioluit die Termittelung und forderte
den livläiidischen Orden ^thriftlich auf, den Meister Johann
Wolthuss sofort aus dem Gefängnis zu entlassen und vor
seinen gebührlichen Richter, den Hochmeister, an stellen.
Brust ging darauf mit Bmpfehlnngen des Beicharates nach
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es
Gotland zu den Axelssons, die ja für alle livlandigche Ereig-
nisse grosse Teilnahme zu zeigen pflegten. Sie schickten
ihn mit einem Begleitoohreiben Tom 17. September mm
Hochmeister, teilten diesem die Schritte des sehwediscfaen
Beichsrates mit und ersuchten ihn, aach seinerseits daför sa
sorgen, dass dem i::orangeneTi Meister Reciit widerfahre*).
In Königsberg vereiuigte eich Ernst mit seinem Bruder
Friedrich, der ihn dort schon seit längerer Zeit erwartet
hatte, nnd ihren gemeinsamen Bemfihnngen gelang es mm,
den Hochmeister sn einem Vorgehen in ihrer Sache sa Tsr-
üülassen, wobei ihuea zu statten kaui, da-.a derselbe auch
aus andern Gründen mit Borchs V'erhaiten sehr unzufrieden
war. Eine Gesandtschaft, die aus dem Komtur zor Balga,
Siegfried Flach, und Christof Forstenau, einem in preussisohe
Dienste übergegangenen langjährigen Sekretären des Meisters
Mengede, bestand, ging etwa im November 1472 nach Liv-
land und zeigte den dortigen Ständen an, dass der Hoch-
meister in wichtigen Angelegenheiten des Ordens und der
Lande nach LiTland kommen werde nnd allerseits in Freund-
Schaft und Liebe empfangen an werden erwarte'). Den
Meister Borch aber forderten die Gesandten im Namen des
Hochmeistert^ auf, seinen gefangenen Vorgänger vor das
Gericht des Hochmeisters und der preussisohen G^bietiger
lu stellen, um so allen Einmischungen Fremder su begegnen
und den Innern Streitigkeiten endlich ein Ende zu machen.
Index no. 2046.
•) lodex DO. 2059 «. 22f>3. LetztereB sehr wichtige Stück haben
Napierulcy und Voigt im Jahr 1489 gesetzt. Voiet bat es PreuB.«.
(]}esch. y S. 170—172 fast ganz aufgeuomraeu. ohne die krassen
"Widersprüche, die sich bei dieser Datierung für die livhiuü. Gesch.
ergeben, zq beachten. In dem Stück wird Hans von Tiefen als Hoch-
meiater-Statthalk-r geutiunt, und Voigt kunule uur eine Statthalter-
Bchaft Tiefens Yom Jahre 14S9. Nach dem Königsberger Qrdenabrief-
ta^r könnt« ich konstatlereoi daas Tiefen berelta im Jahre 1477 naeh
dem 20. Febrnar Statthilter war, diese Wfird« aber noeh vor dem
IL Jnnl an Martin Traehaees abtfml Index no. 2263 mnss von 1477
Jud— Jntt datiert werden, wondt alle WlderaprSohe beeeICigi ebkd.
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ünterdesBan hatte sich die .Situation in Livlai 1 stark ver-
ändert. Die Landeseinigung hatte nicht verhindern können,
daw der alte Streit um die Stadt Riga swiscben Brzbisdiof
' und Meister wieder auqgebrochen war. Borchs Absieht war
es Ton Tomberein, sieb för die Besebränkung der Meister-
gewalt am Erzatift und der Stadt Riga schadlos zu halten.
Nach dieser Kichtung hatte er keinen Widerspruch seiner
Gebietiger zu bef&rcbten| denn diesen waren Prälaten nnd
Stttdter gleich yerbasst;' an ihnen bofFten ancli sie sieb so
«erholen*'. Und in der That hatte Boreb^ mdem er, immer
beraten von dem listenreichen M allingrode, eine von ihm
gelbst hervorgerufene Missatimmung der Bürger gegen den
finbiscbof und das scbleohte YerbAltnis zwischen dem Rat
und den Zünften geschickt benutzte, zu erreichen gewasst»
dass die Stadt ihm endlich am 10. Oktober 1472 anf Grund-
lage eines neuen Vertrages, der den Erzbischof als Landes-
herrn auäächioää, die so lange verweigerte Huldigung leistete.
Silvester hatte zn einer BÜnignng des Meisters mit Riga
seine Zustimmung gegeben; als er aber den Wortlaot des
neoenYertrages hOrte, sah er, dass er yon Boreb und Malltng-
rode aufs ärgste düpiert worden war, und war nun erbitterter
als je^). Er fand Unterätützung beim Hochmeister Richten-
berg, zn dem er persönlich sehr gat stand und der ßorchs
Voigehen entschieden missbilligte'). Des letztem Bezie-
bongen zn den andern Bischöfen waren dnrcbw^ schlechte,
und die Vasallen standen ihm ebenfalls misstrauisch gegen-
über. Kam nun unter solchen Umständen der Hochmeister,
wie er angekündigt hatte, wirklich nach Livland, so hatten
Borch nnd seine Partei von allen Seiten die heftigsten An-
^) Iudex uo. 2111, aber auch die sugcD. lielewecbsche Chronik imd
Korrespoodenz mit dem Hochmeister.
>) Der Hoehmfliitor ehanktoridert (ladez uo. 2(MiS) die beiden
PattiiMi all »die ejne boehgelart n. wütleoflUger rwmattl, die andere
rieb und bendudft dofetig*, was den IddenscIuiftlieheD Ehrgeis Boretae,
die weltreiebeade Yenranft fehlte, gans gut beieiehnei.
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griffe tXL erwarten. Deshalb erbielten die preaaeudien (Ge-
sandten von ihnen eine strikt abweisende Antwort: ein
Besuch des Hochmeisters in Livland sei unmöglichj da er
gegen alle Ordensgewohnheiten Verstösse; die Wolthusen- '
sehe Angelegenheit aber sei liingat erledigt. Zugleich hielt
Boreh es fllr geboten, alle^) seine Qebteliger rar Ver-
siegelung einer Urkunde heranzuziehen, in der man sich
feierlich verpflichtete, „die auH recbtmästji^en Ursachen ge-
schehene Absetzung des Meisters Wolthusen verfechten zu
wollen*' Sehen Torher hatte man die Vermittehing des
sehwedisehen Beiefasrates surftd^gewiesen, indem man den
Schweden antwortete, dass die Absetzung Wolthusens dnrch-
aus den Gesetzen enl^preche, die von der röinischen Kirche
dem Orden verliehen seieUi und dass niemand anders als
nnr der Papst die Sache m nntersnchen befiigt sei^. F&r
die Person des ge&ngenen Meistm soUen die so seinen
Gunsten nntemommenen Schritte nnr eine bedeutende Ver*
schärfung seiner Haft zur Folge gehabt haben. Es scheint
alBOf dass man die Möglichkeit eines inländischen gewalt-
samen Befireinngsvenmehes nicht f&r aufgeschlossen hielt.
Jedenfalls wnsste man, dass mit Antwort«!, wie man ne
soeben erteilt hatte, der Sache kein Bnde gemacht, sondern
eine weitere Zuspitzung derselben eicher zu erwarten sei.
Gern wäre man auf einen Vergleich mit den Brüdern und
Freunden des G(efiuigenen eingegangen, wenn es sich dftbei
nnr nm die materielle Bntschldignng derselben gehandelt
hätte. Aber ihre erste Fordemng war die FreUassnng des
ärgöten Feindes, vou dessen ^inperszigem" Willen mau das
Schlimmste za befurchten hatte. Ein Vergleich war un-
0. h. tXU, ^ er dasn swiBfon konnte; HcMaoraldi Walgirte
in Narwa hat natfliUch ulelit dam gehört
*) Schirren, a. 0. S. 142 no. bll. ~ Ein Hochmeister hat
nnaerea Wiaaena in der Th«( nie daa rdchtaadtts« üfer der Dftna
balreten.
3) Brief Boreba an Danaig, HöblbaiuD a. «. O. so. S.
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71
naglieli, eolange nidit aof der andern Seite von der Person
Johann WolUmsens abstrahiert wurde, das heisst, daletcteres
nicht zu erwarten war, solange Johann Wolthuss lebte. So
war die Lage der Dloge, als der Tod sich den livländischen
Gebietigem gefiülig ervies. Im Kerker zu Wenden ist
/ohann Wbhbnss noeh vor dem Aufgange des Jahres 1472
gestorben. Es mnss uns selbstverstftndlich erseheinen, dass
seine Brnder und Anhaiigtu- den unter Bolchen Umständen
erfolgten Tod als Mord bezeichneten und als Mörder Boroh
«ad dessen Parteigenossen anklagten. Von einer andern
Seite erfahren im über die nfthem (Jmstünde des Todes
Bidits. Die des Mordes Angeklagten sagen nicht einmal,
dies der Gefangene an einer Ki aükheit gestorben sei; sie
begnügen sich damit, die Klagen der Gegner als Lügen zu
beseicfanen und Johann Wolthass selig za nennen. Wir aber
kesnen nicht mehr sagen, als dass nach allen fllr nns erkenn-
baren Umständen ein gewaltsamer Tod des gefangenen
Meisters höchst wahrscheinlich ist^).
') Die erste direkte Nadnieht vom Tode WdihoseaB giebt der
vom 21. Aug. 1473 datierte Fehdcbrief seines Bmders Brust. Ans
ihm lässt Bich aber nieht lohliesBen, dass der Tod yor knrzem erfolgt
sei. Die einzige etwM näher auf den Zeitpunkt des Todes eingehende
Xachrieht habe ich in einem vom 8. Mai 1474 datierenden Brief«^ des Twar
Ajcels^on nn Dnn^i? (Danziger Stadtarchiv) gefunden. Iwar fRrrt darin,
dft^s der im oonimer 1472 an den livland. Orden geschriebene Brief
des schwedischen Reichsrutes „wartt uicht angeazeeu nach to herten
genaineD, alz sick datt billich geborde; sunder [se (d. h. die livland.
Gebietiger)] den ubgemeldenn hi ru Jühau Wolthusz zaiiger [dechtnissej
syn gefengnisse strax Till swarer and harder anloden und en In kartt
darsa ane jhenigerlej raelitls vorluderinge jameriloken Tam loTende
tom dode gebraeht hebben*. IHea IQhrt, in YerUndniig gebraeht mit
den Geeandtsdhaften and der CorreBpoiidens nrisdien Meister und
BoehneiBter, anf den Ausgang des Jahres 1472. In der Stadte-
korrespondenz des Jahres 1473 wird Johann Woltimss mehrfach er-
wähnt, aber nicht ils verstorben beaeichnet, wie es die Diskretion
der Städte verlaugte. Es kann uns nicht auffallen, dass wir in all
de« Briefen dieser Jahre über diese Sache nichts als höchstens dankle
Andeutungen finden. Solche diskrete Gegenstände wurden flamals,
wenn uberhaapt briel'Uch, nur iii ganz besonderen Briefen behandelt,
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72
Bei dieaer neuen Sachlage kam es für Borch vor allem
daimof an, dass mm in Königsberg die Yerbandlnngen mit
dmi Brüdern des Toten nnd dem HochmeiBter in geeehickter
Weise aufgenoniTnen wurden. Man wählte dazu den bereits
oft erprobten und mit den Kuiiigebtjrger Verhältnissen so
vertrauten Gerd von Mailingrode, der auch die von jetet ab
in erster Linie behandelte Frage des Verli<oisBes mm
Ersbisehof am besten beherrschte. Ihm gab man jetast ein
Exemplar der schon vor einem Jahr al^faasten Bescbuld -
guDg des Bruder Johann für den Hochmeister mit, und
diesem Umstände verdanken auch wir die Kenntnis dieses
interessanten äehriftst&ckes'). Die Br&der Ernst und
Friedrich sollten durch materielle Anerbietungen dam be-
wogen werden, sich in das Unabänderliche zu fugen. Malling-
rode ist im Januar 1473 in königaber^ rmwf kumraen, aber
irgend eine direkte Nachricht über den iiirioig seiner Sendung
nnd diene Bind absichüicb der Nachwelt entzogeo worden. - Hier
sei nach erwähnt, dass in einer spätem Urkande eiii*'^ Bischofs Jo-
hann<»a von Dorpat von einem in Dorpat Mehrenden TeHtameute des
Meisters Wolthuga die Rede ist- €f. Jnhrbnch für Genealogie IHQ3.
Frh. VA. V. Fireks, Die Rittcrbaiiken in Kurland S. 77. Diese Urkunde
halte ich allerdiogi? nach inneru und äuHHcrn K»Tiny.eichen fnr gefälscht ;
aber ein echter Kern konnte ihr zn Grunde liej^^en. iJie guten Be-
ziehabgen WolthoBeuB za Andreas Peper würden erklären, daea
gtnd« dort ein ndeben Testnmeiit deponiert worden ist — [In «hier
▼OS W. Heine hi den Big. StndtbL [IM nr. 44 S. m) veidffent-
lioiit«D Abhandlvng einen Ünbekaonten wird eine hnndneiiillttieli über-
lieferte Ghnbnelirilt des OM. Herne In der Wendenneiieo Johnnninirirelie
erwähnt, wonach Herse 1471 am Sonnabend nach VititntionU Mariae
(€. Jnli) im Torrn geaftorfoen sei. Die Anfschrlft Inno nicht für echt
gehalten werden, sagt der unbekannte Verfasser. Zusatz d. Red.]
') Auf der letzten Seife der Bescholdigungsschrift steht aU
li.an7Joivermerk, duKs ,Uerr Gerd Mallin^rode, damals^ Komtur zo
6oldiiii:( n, und der FierdeniaTBchAll dien»^ Klage im Jahre 1473 nach
dem I>r.-ikt>uigstage gebracht haben". Ich konnte konstatieren, dacrs
diese Notiz in der zweiten Ualfte des Jahres 14Ö2 gemacht worden
ifit, nnd damit stimmt» daas Mallingrode nur bia znm JuU 1482 als
Komtur sn Gotdingen nachwcieber Ist Index no. 2068 dntiirt infolge
dieier Notls die Beeehnldignog yon 1473.
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78
haben wir wieder nicht. Wenn jedoch im Mai 1473 der
Hochmeister an Borch schreibt \): „Von den Wollbuseas
geben wir Euch zu wiaeen, dass Ernst zo seinen Freonden
nach Dänemark gezogen ist, um de um Bat zn fragen«
Was uns dar&ber tob ibm kund gethan werden wird, sollt
Ihr wissen. Der Komtnr von Dohlen liegt hier bei uns in
Königsberg: der ist mit der Sache wobl zufrieden**, so wird
das nichtg anderes zu bedeuten haben^ als dass Ernst Wolt-
Iniss sich noob nieht ftber Annahme oder Ablebnong der
Vorschläge Ifallingrodes entschieden hatte, Friedrich da-
gegen bereit war, anf sie einzugehen. Emst wollte wissen^
wie weit er ira Falle der Ablehnung auf Hilfe von seinen
skandmaviBchen Freunden zu rechnen hatte; seine eigenen
Mittel zum Kampf konnten nur geringe sein, da seine
hairisehen GQter vom Orden längst beschlagnahmt waren.
Trotzdem hatten die Brüder, wie wir aus der Städtekor*
rwpondenz erfahren, mit dem Beginn des Fri'ihiahrv« in
Danzig angefangen, Schiffe gegen den livländischcn Orden
anszorftsten. Als nun aber König Christian von Dänemark,
nachdem er die Sache „in genaue Erfahrenheit*' gebracht
hatte, ein weiteres Vorgehen der Brfider fBr durchaus ge-
rechtfertigt erklärt uLiii Ernst mit allen seiucii Gütern in
seine königliche „b escher mynge" urkundlich aufgenommen
batte'), erklärte letzterer, dass die Anerbietungen des liv-
Undischen Ordens ganz ungenügend seien. Er ging nach
Sdiweden zn den Axelssons, um zusammen mit diesen den
Kampf zu beginnen. Hier befand sich auch Wilhelm Sobben-
brod, und beide schrieben nun am 21. August 1473 zu Kalmar
ihren o£hzielleu Fehdebrief an alle Gebietiger, Konvente,
Amtleute und Unterthanen des Ordens zu Livland'):
„Euch und manchem guten Mann ist die wider Gott
imd alles Christenrecht begangene Gewaltthat gut bekannt,
1) Iudex DO. 2057.
*) Der oben dtierte Brief Iwars vom 8. Mai 1474.
9) Böhlbaom a. a. O. ao. 2 a. d.
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mittelst der Bruder Bernd TOn der Borch und seine Partei
enem rechten Herrn Meister sn Liyland^ meinen Bmder,
nächtlicher Weile, unverwahrt ihrer Ehre und des Rechts,
in seinem Bett ergriffen, ohne jedes RechtSTerfabren ins
Gefängnis geworfen nnd durch Mord vom Leben zum Tode
gebracht haben. Mit derselben ongereohten (Gewalt beab-
sichtigen sie auch unser Recht xn nnterdrfieken, wodurch
Ihr nun tvi ^rösserm Schaden kommen sollt. Deswegen
entsagen wir Ernst Wolthuss von Herse und Wilhelm Sobben-
brod mit uneern Freunden und Helfern euerm ganzen Orden
nnd enem Unterthanen, dem erwfthnten Bmder Bernd^ der
ganzen Partei und allen ihren Anhängern und sind Feinde der
erwfthnten Sache nnd alles dessen, das aus ihr entsprieest,
his uns in dipncr Sache und in allen unsern AriH^früchen an
Euch Recht und Genugthuung geschehen ist. Damit wollen
wir und unsere Helfer unsere Ehre und nnsem Euf fluch
gsgenfiber verwahrt haben. Zum Zeugnis dessen haben wir
unsere angeborenen Siegel unten auf diesen Brief gedruckt.*
Wenige Ta^e epäter zeigten dieselben ihre Fehde den
Hansestädten an. Die Axelasons hielten es für richtig, dies-
mal auch die Form su wahren. Im Namen aller 6 Bruder
sehrieb Bitter Iwar an den livlUndischen Orden: da der
schwedische Reichsrat Emst Wolthuss und Wilhelm Sobben-
brod Beistand gegen den livländischeii (.)rd(3ii dus dem schwe-
dischen Reich gegönnt habe^ so fühlten er und seine Brüder
sich Terpfliobtety die Genannten bei ihrer Fehde su unter*
stflteen, und verwahrten deshalb für sich und ihre Diener
ihre Ehre; sie seien aber zugleich noch immer m fHed*
lieber Verraittolung bereit; wenn der livlaiidiache Orden auf
eine solche eingehen wolle, ao erbiete Bich Ernst Wolthusen
gegen sicheres Geleit sofort am Kampf gegen die Bussen
teilsunehmen^). Diesen Fehdebrief haben die Axelssons mit
Emst Wolthuss und Sobbenbrod zusammen gleich selbst
') Man envnrt< te damals nach dorn A^Unf des Friedeoi VOD dw
Narowa bestimmt eiaeo russUeh-liTlaud. Krieg.
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nach LWland gebraelit; denn am 19. September zieht der
Komtur zu Reval in Bilmärschen gegen die mit oOO Mann
in der Wiek Gelandeten heran, die bereits Alt-Pernau und
(He südliche Wiek aoBgeraubt haben Auf ihren Schiffen
wann sie £&r die Mannsohafteii des Ordens nicht erreichbar
und konnten doh bequem die günstig gelegenen SteUen tu
leaen Einfällen anssuehen. Bis tief in den Oktober hinein
blokierten sie so die estländische Küste, um endlich mit
reicher Beute au ächiüen, Menschen und Gütern alier Art
wieder heimwttrts zu segeln. Der Handelsverkehr aar 8ee
aber blieb den grössten (Gefahren ansgesetat. Vergeblich
wendeten moh Siga nnd Reval an wiederholten Malen an
Danzig, damit dieses die Axelssons nnd Ernst Wolthuss
verudlasse, den unschuldigen Kautmann zu verschonen; ihre
eigenilichen Feinde, der livUndische Orden, seien ja auf
der See gar nicht an finden. Vergeblich schreiben nnn
auch Borch nnd mit ihm die andern livlttndischen Landes-
herren und Stände zu wiederholten Malen an den ?cbu « di-
scheu Reicharat, man möge von den icindaeiiLrkt iten
ahetehen, da der livlttndische Orden bereit sei, die Wolthu-
seoscfae Sache, die eigentlich nnr vor den Papst nnd die
Gesetae des Ordens gehöre, vor gebührlichen Richtern au
rechtlichem Austrage zu bringen^). Im Auftrage des Hoch-
meisters teilen Danzig und LiiliLck dem Iwar mit, das« der
Hochmeister die Wolthosensche Sache jetat^ wie die Schweden
es wtoschten, nntersnchen nnd mit seinen Gebietigem ent-
Beeiden werde; die Fehde sei daher «mberechtigt, man möge
aufhören, den Kaufmann zu schädigen. Es hilft alles nichts,
das Eaubweseu wird fortgesetzt. Im Sommer 1474 erscheinen
die Leute des Erich Azelsson aas Wibnrg an der estlttndi-
1) Dias 61 haoptoSebUeh bieeköf Ueh^lsehe» Gebiet war, genierte
ile tnlOrlieh nieht.
*) Der Hoehmelster wird Dicht genannt; wer die gebüluttelieD
Richter aosser ihm sein sollten, ist nicbt an wiesen, und wossteii die
ächrdber wohl seibat nieht.
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sehen Küste, brenneii mid plündern 4 Wochen lang in der
Umgeerend Revals, bis es schliesslich dem Komtur gelingt,
die Rauber zu verjagen. Dabei wird ein Teil von ihnen
erschlagen; darfiber ist der schwedische Reicharat entrüstet
und Terlangt yon Livland eine grosse EntsehSdignogasnmme.
Dem Hoehmeister antwortet am 28. September 1474 eine
zu Langenoo Lagende schwedische ReichsverHammlung: ^Mau
wäre früher wohl gern mit einer Entscheidung des Hoch-
meisters sofirieden gewesen; jetzt haben aber Emst Wolt-
bnss nnd Wilhelm Sobbenbrod dem Reiefasrat mitgeteilt^
dass der Hochmeister gar nicht die cor Entseheidang der
Sache notwendige faktische Macht besitzt: daher wünscht der
Reichsrat, zumal er noch andere Forderungen hu Livland
hat, dass die Sache nimmehr in Wiburg nnd Stockholoi
Torhaadelt nnd entschieden wird nnd der Hochmeister seine
BeToUmiehtigten dahin schickt Die Execntion des Spmchea
wollten (]hmii die Schweden selbst besorgen^).
Mittlerweile war im Laufe des Jahres 1473 das Ver-
hAltnis zwischen Borch und dem Hochmeister immer ge-
spannter geworden; die Korrespondenz zeigt, dass man
trotz aller frommen nnd liebreichen Phrasen höchst erbittert
auf einander ist. Richtenberg wirft Borch immer wieder
vor, dass die Ur&ache seines Streites mit dem Erzbischof
wie all^ Mbrigen gefährlichen Verwickelungen in Livland
nur seine Herrschsnoht sei; durch sie, die gar keine recht*
liehe Basis habe, werde er den Orden in Livland nnd in
Preussen in die schlimmste Lage bringen; die Parteiungen
im Orden würden nicht aufhören, solange die Wolihusensche
Sache nicht in gerechter Weise beigelegt sei. Dem gegen«
über behauptet Borch, er nehme nnr alte Rechte des liv-
ISndischen Ordens wahr, Partoinngen existierten gar nicht,
der Hochmeister mische sich nur ganz nnberechtigter Weise
ein, uuj materielle Vorteile zu erlangen und die Freiheit
der livländiBchen Gbbietiger zu unterdrücken.
^) Indtz 00. 2068.
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Im Sptttherbst 1473 erschien in Livland Eberhard
Menzingen, der zweite Knmpan^) des Hochmeisters, mit
wichtigen Aul'trägen. In Kirchholm fand er den Meister,
wurde aber 8o nbel you ihm empfangen, dass er es nicht
wagte, demselben seine offizielle Werbung an das livländisohe
Ordenskapitel mKaroieUen, denn er f1b*ehtete, dass ihm dann
jede Reise durchs Land verboten werden würde. Er übergab
daher nur schriftlich einige an Borch und seine Gebietiger
gerichteten Artikel und guten Meinungen des Hochmeisters
and äusserte dann ganx priTatim, dass eine Zusanmienkunft
des Meisters mit dem Hochmeister doch wohl wftnsehens-
wert sei, da dadurch die Herzen mancher Tielleicht noch
parteiischer Brüder beruhigt werden würden. Wütend fahr
Boreh auf: er wolle den Hochmeister nicht im Lande haben
und werde sein Kommen mit aller Macht verhindern; der
Hochmeister habe ihn einmal bestittigi und brauche sich
in Livland mm um nichts weiter zu kümmern, :>ündern
solle nur seinen Verpflichtungen gegen den livländischen
Orden nachkommen; seit 100 Jahrra seien die livlüttdisohen
Gebietiger unter einander nicht so einig gewesen wie gerade
jetet; dem Hochmeister wurde es übrigens auch nichts
helfen, wenn er wirklich ihn. den Meister, im Turm haben
würde. Der Kumpan erklärte darauf, dass er in Sachen
des Bischofs von Samland^) Aufträge des Hochmeisters an
die IrrlAndisohen Pr&laien zu überbringen habe und benutste
unn die lange Zeit bis zum Zusammentritt des Kapitels zu
Die Kumpane sind iu dieaer Zeit etwa -Beuiute m besondereü
Aufträgen", lu Livlaad siud ea jüngere Kilterbrüder, die gewuUülich
AID Anfange einer guten Karriere stehen. Die Kampane äm Uvl.
MtiatoB nahmen ober eine andere Stellung ein. Im 14. Jahrtinndeft
fattoa sie wie Kea^f^^^'' dea Heiateni auf, später viel nntergeordoeter.
Unter Borch leheint i. B. ein Kompan des Heiaters die SteUong
eioee LandTOgies Ton Wenden eingenommen zu haben.
Der Hochmeister befand sich in heftigem Streit mit Dietrich
von Kuba, dem Biechof von Samlaad, der ein Jahr «p&ter im
prenaiieehen OrdeasgeCangnii etarb.
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einigen Helsen doreli das Land. In Reval ersebfen er auf
einer Ver.-sammluDg der Harrisch-Wirißchen nnd überbrachte
derselben in Gegenwart der Vögte von Jerwen und Wesen-
berg eine Werbung des Hochneisters: dieser sei der
Meiniing, dass in Sachen Ernst Wolthnsens und Wflhelm
Sobbenbrods nach dem Rat nnd Gatachten der harrisdi*
wiriscLen Ritterschaft verfahren werden müsse: geschehe
das, 80 werde der Hochmeister den König von Dänenuurk
nnd Iwar Axelsson tax Rahe bringen; die Ritterschaft solle
auch daför sorgen, dass der ir&here Eomtor «a Dobian
wieder in den livlindisehen Orden aa%enonmien werde;
wenn das alles geschehen sei und Ernst Woliijubü tiotzdem
noch fortfahren soiUei seinen Mutwillen aoszuüben, so werde
der Hochmeister sich gegen ihn wenden imd den Landen
Frieden schaffm. Mit den anwesend«! 11 Geschworene»
der Ritterschaft yerhandelte darauf der Enmpan allein und
bat, dass sie raten und Ltillen öOilt<ML wie der Ilochmeißter
mit Fug und Giimpt ins Land kommen könne. Die Ge-
schworenen antworteten: ,,Wir finden in Euerm Anbringen
nichts Unstatthaftes. Wir werden die beiden anwesenden
Tögte Teranlassen, mit nns sasammen an den Mdster nnd
die Gebietiger zu schreiben und dieselben zu bitten, dass
sie die guten Absichten des Hochmeisters nicht zurück-
weisen, da diese den Landen nützlich sind. Wir raten anf
Tren und Ehre, dass man den Hochmeister nicht hindere,
sondern je eher je besser mit ihm zn Wenden eine Tage-
lalirt abhalte."' Dieser Antwort der Landesräte stimmten die
Ritterschaft nnd die Vögte zu, der Briet sollte sofort ge-
schrieben und vor der Versiegelang vor der Ritterschait
nnd dem Knmpan Terlesen werden. Aber das geschah
nicht. Die Vögte schrieben den Brief allein, nnd gegen
den Willen der Ritterschaft wurde er abgeschickt. Den
Inhalt erfuhr niemand, aber der Kumpan merkte bald, dass
er dadtLrch stark verunglimpft sei. Auch mit dem Erz-
bischof und dem Bischof Ton Karland Yerhandelte der
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Kumpan längere Zeit. Beide wüiiöchten und baten dringend,
dasB der Hochmeister ins Land käme und Ordnung schaffe ;
sie wollten, da ja der Orden angeblich zn arm seil nm deo
fioohmeiater nnd dessen Gefolge zn Terpfiegen, alle Lie-
fermgen fon Fleisch und Mehl umsonst übernehmen. Von
Ronneburg ging der Kumpan nach Wenden und muo8te
dort von Borch die heftigsten Vorwürfe entgegennehmen,
weil er den Meister betrogen habe und nicht in Sachen des
Bischöfe Ton Samland, sondern nnr, nm g^en den Meister
ni hetien, im Lande nmhergezogen sei. Dann kam es in
Weimar zum Kapitel \). Der Kumpan übercrah seine Kredenz,
und als ihm darauf der Meister zu reden erlaubte, aprach
ar: ^fLck habe zu Kirchholm dem Meister einige Artikel
and gnte Meinungen des Hochmeisters ftbergeben, die Ench
nigeteili werden sollten. Helft mir jetst den Meister bitten,
dass er die Pläne und Absichten unseres Hochmeisters, die
für unserii ganzen i/rden von grösster Wichtigkeit sind,
willig aa£sehme.'' Darauf erwiderte Borch: f,Em Hoch-
meister ist nie hierher ins Land gekommen, es steht anch
mefat ab snlisrig im Ordensbnch; ich werde es nicht ge-
stattenJ^ Nun wendete sich der Kumpan zu den Gebietigern:
,,Ich bitte Euch, mir zu sagen, wessen sich unser Hoch-
meister TOD Euch zu versehen hat, wenn er herkommt.''
Da sehwieg alles. Der Knmpan stand anf nnd sagte: „Ich
hsbe es gnt geoseint nnd bitte, es so aotenehmen. Der
Hochmeister meint es treu mit dem Orden. Wer seinen
Absichten entgegentritt, nützt dem Orden nicht." Es hob aber
nun der Komtur zn Reval an: ,|Ihr habt auf einem meiner
Hofe zu der Meierschen gesagt, sie solle nicht wegziehn,
sondern sieh noch ein Jahr gednlden; wer weiss, es wfirde
▼ielleicht besser werden. Das erfuhren die Stallbrüder nnd
▼erpflichteten sich infolgedessen, das Haus zu Beval keinem
^) Dte VersammlQiig wird aar »1b »OMprieh* beieidiDet, wm
■her hiar a&f daasdbe hannikommt
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andern in seiner^) Abweeenbeit zn fiberantworten; lieber
wollten sie es den Schweden überliefern." Hierauf erwi-
derte Menzingen: ^Würdiger Herr Komtur, wenn ich darum
hergekommen sein Bollte, um mich meiner Botechaft gegen
Enre Meiersdie za entbiössesy so habe ich gar anweise ge-
handelt. Ich bftUe eine soldie Bede Ton Ench nidit er-
wartet." Jetzt sprach der Meister: „Ihr habt den Komtor
von Bremen nach dem Stande unserer Einigkeit gefragt,
worauf er Euch geantwortet, ihr solltet das Laad beaehen,
dann wurdet Ihr es merken. • loh weiss wohl, wie ungern
Ihr unsere Einigkeit sehet, aber Ihr, Herr Landmarsehall,
wisst ja, ob ich mit Ench und den Gebietigern uneinig bin.^
Da dankten der Landmarschall und alle Gebietiger dem
Meister. Der Vogt zu Jerweu aber begann: „Um zu er-
fahren, was Ihr hier im Lande yorhabt, that ich Euch eine
Zusage und gelobte mit Hand nnd Mond, dass ich dem
Hochmeister bis in den Tod gehorsam sein wolle nnd, wenn
er ins Land käme, ihm mein bestes Pferd schenken würde
und Euch auch einsj dabei ^agte ich Euch, ob der Hock-
meister nicht, wenn er hier sei, ein Amt zur Bezahlnng der
Söldner yerlangen werde. Daranf antwortetet Ihr: Ja, er
▼erlangt Reval nnd HarrienoWirland.** Menzingens Antwort
lautete: „Ihi' habt mich gar nicht verstanden, Herr Vogt.
Ich erwiderte Euch damals, dass der Hochmeister mir davon
nichts gesagt habe; wenn Ihr aber ihm mit einem Amt sa
Hilfe kommen wolltet, so solltet Ihr ihm doch Harrien-
Wirland geben, da das seine gesdiworenen Mannen sind.^
Da sprachen alle Gebietiger, sie geständen dem Hochmeister
^) D. h. doeh wohl dei HoshmeiBters. Die Stattbrftder haben
erCüuren» dass der Hochmeister ins Luod komnen will, am die
WoItlmgeDsche Sache zu eDtecheideu. Da beschliesien sie, das Schloss
zn Ueval bis dahin für ihn in Verwahrnng zw nehmen. Freitag-Loring-
hüfen mii88 eine sehr gfiringe Aatoritär in peinem Gebiet besessen
hub«u, wenn die Beeatznnor eeiues KomtorscblosBea wagen durfte,
solche Verpflichtoogeo eiuEugehen.
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aü I Ja i iien- Wirland nichts zu, für ihr Recht hätten sie
ttrkuudUche Beweise. Zum Schluss sprach nochmals der
Kompui: ^Bs scheint mir sehr geraten, dass wir in Prenssen
md in Livland sn einander halten nnd einig sind. Ich bin
Mer im Lande auf nnd nieder geritten und habe wohl be-
merkt, dass ihr ebenso schwach seid wie wir und ringsum
Feinde habt, Russen und Dänen. Ich furchte, dass es Euch
s^wer fallen würde, wenn es gälte, anch nnr 400 Pferde
ins Feld m bringen. Ihr solltet daher den Hochmeister
nicht snrftckweisen; denn er hat doch noch viele gute Lente,
die ihm im Kriege gehoH'eu haben und ihm und Euch auch
noch künftig helfen können/ Eine definitive Antwort der
livländiscfaen Gebietiger an den Hochmeister wnrde dem
Kumpan schrlfttieh übergeben, nnd er reiste daranf ab,
aber nicht, ohne vorher den Heister nm Sicherheit fftr die
Reise durch Kurl and zn bitten, da ihm gemeldet war, dass
dort befohlen sei, jeden, der aus oder ein wolle and keinen
besonderen Pass vom Meister habe, totzuschlagen. Borch
jedoch erwiderte ihm bloss, er solle nnr einen schönen
Mnnd haben, wer ihm dann etwas thnn würde.
In dieser Weise hat der Kum])an den Inhalt seines
Berichtes an den Hochmeister fixiert^). Er bestätigt uns,
was auch sonst Urkunden und Briefe dieser Jahre erkennen
lassen, dasa die innem liyländischen Streitigkeiten, die
Wolthnsensche Sache ebenso wie der jetzt yiel wichtigere
Streit mit Erzbischof Silvester und bald darauf auch mit
dem Bischof von Dorpat, für den Hochmeister nur erwünschte
Vorwände zur Einmischung waren, dass sie ihm die Hand-
haben zur Ansfühmng eines weitreichenden Planes bieten
sollten. Man wollte in Preussen nicht nnr die Ludwig
▼Ott Erlichshausen zur Zeit völliger Ohnmacht abgedrungene
Urkunde von 1459, den Verzicht auf die Oberhoheit über
Barrien- Wirland und Beval, annullieren, sondern man ge-
1) lad« no. 8069.
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dachte dem liTlftndiBcben Orden anch den Torber za Becht
bestehenden Besitz dieser Lande zu nehmen nnd dieselben
unter die direkte Verwaltuntr des Hochmeisters zu stellen.
Wie es heisst, sollten die Einkünlte der Lande dazu diene&i
die Bezablang der erdrückenden Kri^gsBcholden des prensBi-
sehen Ordens zu erleicbtem nnd zn beechiennigen. QewiBS
war das fnr den Hochmeister die nächste Notwendigkeit:
hinter ihr aber stand ein viel grösserer Gedanke, der schon
im 15. Jahrhundert mehrmals in Freugeen auigetaucht ist:
Livland sollte so nahe als möglich mit Plrenssen Terbanden
werden, nnd mit der vereinigten Kraft beider Länder hoffte
man dann Polen den Gewinn des 13jährigen Krieges wieder
abzunehmen. Der Plan schien, behutsam angefanst, nicht
80 iibel. Zunächst durfte natürlich nur von einer Verwaltung
Barrien- Wirlands die Rede sein. Darüber hätten — freilich
ans andern Motiven — die Harrisch^WirisoheD und Reval
mit sieb reden lassen; mit den Prälaten stand der Hoob-
meister gut, Rom hätte das Unternehmen entschieden be-
günstigt, und die trotz aller Abieugnung noch immer im
ÜYländischen Orden Torhandene Wolthnsensche Partei wäre,
schon nm die (Gegner zn stürzen, den Prenssen entg^en-
gekommen. Dennoch war es unmöglich; nicht, weil der
livländirfche Orden zu stark war, um sich ?o zurückdrängeu
zu lassen, souderu weil man in Freussen auch dazu zu
schwach war. Bichtenberg hat es nicht wagen dfirfen,
anch nnr mit geringer Mannschaft Rrenssen zn Terlassen;
in seiner Abwesenheit konnten Polen nnd Söldner in wenigen
Tagen ilmi alles nehmen, und zwischen Preussen und Livland
lag wie immer der ^wilde Strand**. Aber dic-t^ Pläne zeigen
die Bedentang, die der Sturz Woltbnsens für die Stellung
des liyländiscben Ordens nnd Liylands nach anssen hatte.
Vorher wären derartige Absichten des Hochmeisters un-
denkbar gtnvesen. — In dem Bericht des Kumpans lindet
sich nun eine btelle, die mit der i'erson von Johann Wolt-
hnss in Znsammenhang gebracht werden kann nnd die dann
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bei seiner Beurteilung in Betracht käme. Wer war die
»Meienebe'*, und welcher Art können AnBprache und Hoff-
mmgen derselben gewesen sein, deren Erfüllung Yon ge-
wissen Yerändemtigen im Orden abbing? Weiterbfn findet
sich in unsern Quellen weder von dieser Persönlichkeit
noch vom Verhalten dt^r Stallbrüder auch nur die geringste
Spur. Aber zurückgreifend zu der Bescholdignngsscbrifti
kann man diese Stelle in Verbindung bringen mit der Vor-
liebe des Meisters für den Aufenthalt in Wirland, wohin
ihn „beständig sein Herz zog" und wo er „syn stede nnor-
delicke bywesendt" haben wollte, mit der „lyves lost" und
den «merckliken Tordacbten personen**. Immerbin wird die
M^lichkeit nicht anszuschliessen sein, die Ausdrücke der
tendeiizidsen Schrift anders zu deuten und f&r diese Frau
Beziehungen zu einem uns unbekannten Mitgliedc der Wolt-
husenschen Partei anzunehmen. Aber die grössere Wahr-
Bcheinlicbkeit dafür, dass hier ein Konkubinat des Meisters
selbst Yorli^^ lässt sich nicht in Abrede stellen. Dann
würde sieb also doch jene spätere Tradition, dass Johann
Wolthnss wepren Bruch des Keuschheitsgelübdes abgesetzt
wurde und sterben musste, bewahrheiten? Gewiss nicht.
■
Man hat die Tradition anch ohne Kenntnis von dieser
Steile im Bericht des Kumpans mit den Ausdrücken der
Beschuldigung yerbunden und ist dann zum Sohlnss ge-
kommen, dass neben den andern schlechten Eigenschaften
des Meisters in erster Linie ein sittlich anstOssiger
Lebenswandel die Ursache seines Sturzes gewesen ist.
Dem müssen wir strikt widersprechen. Von einem ans-
schweifenden Lebenswandel kann nach unserer Darstellung
nicht die Rede sein. Ein Koiikubiuat aber war an und
sich keine Sache, um derentwillen die Zeitgenossen
Johann Wolthuss einen gravierenden sittlichen Vorwurf
hätten machen können und wollen. Bei allen, denen ein
geistliches Gelübde die Ehe unmöglich machte, war damals,
soweit es die ökonomischen Verhältnisse erlaubten, das
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84
Konkubinat die Regel Die Laien waren damit zufrieden,
denn es sichert»' die legitimen Verbindungen. Das, was
Johann WolthusB in diesem Falle vorgeworleu werden
konnte und was wahrscheiDlich die Gebietiger auch an-
deuten wollen^ ist, dass er ein derartiges Yerhftltnis an
„weltlich'^, d. h. zu bindend und verpflichtend aufgefasst
hat. Es sind aber dann nur unerwiesene Behauptungen,
dass er sich dadurch bei wichtigen BcgicrungBrnassregeln
beeinflussen Hess und die Finanzen des Ordens dadurch
gelitten haben, Behauptungen, die dadurch hervorgerufen
wurden, dass Wolthuss allerdings mehr, als es den G^ie-
tigern erwünscht war, weltliche Personen in seiner Umge*
bung hatte und zur Verwaltung heranzog,
>) In den gleichzeitigen neseliirhisqnellen Livlands und PrenssenB
wird selten von die?on DinL'eii f^esproclu-n, Tai?! nnr, wenn materielle
Intere.cion dabei in Frage kamen, und dann möglichst undeutlich un<l
dunkel. l>ie AuffaeBunjfen der nächsten Oener.ition waren in diesen
Dingen noch tlieselbeu und da isi t ine Kpi^sode uu.^ tlou Verhandlungen
des Landtages zu Wolmar von 1513 bezeichnend. Die Ritterschafleu
hatten den Wunsch ansge^^prochen, daas die »papen-meyerseheD*
weniger kostbar gekleidet gingen. Darauf antwortete der Enbifdiof:
ea wäre ja edion ein grosaer Maogel an Fkleatera im Lande, ob aie
denn die wenigen vorhandenen aneh noch vertreiben wollten. Da
verwahrten deh dieYertreter der Ritterschaften: von einer Abachalliing
der Meiendien eei dnrehana nieht die Rede gewesen, die Priester
wären Menschen und müesten „redeUcbeyt hebben'^, nur den über-
flüäsigcn Schmuck und das schwere Silberzeug der Meier?eben wünschten
sie „geTnäs^igt" zu sehen TBericht der rcv. Ratssendebot-n im rev.
Stadtarchiv, ef. Schiemann a. a. O. S. 193). Für rpchtli-: L^illen diese
Frauen durchaus nicht. Kiue gewiss© Beate, frühere KunkuMiK d^Q
Elekt^n von ösel Vatelkanne, prozensierte z. B. jahrelang vun Revai
aus uui die ihr 146B bei dem Sturz Y^utelkannes genommeneu Güter
(Urkunden des rev. Stadtarchivs). Weil man so wenig von dieseu
Verhiltnisaen erfährt, wird man selir ftberraseht, wenn man im Protokoll
der polnisehen BevisloDskomadflston von 1&88 veisdebnot findet, daaa
.Wilhehnns Fnrstenberoh, filins natoralis qnoodam WÜhelmi Ftnsten-
bereh, livooiae magistri*, eine Urkunde vorlegte, In der sein Vater
,8oae ooncohinae nominatae Margaritae a Lippe* und deren Erben 2
Besitzungen bei der Borg Obeipableii »com eonseasn totins ordinis*
verlekat hatte.
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Wir köüiien hier den Verlauf der Dinge während der
l^r Livland unheilvollen Regierung des Meisters Borch
mcbt weiter Terfolgen, sondern haben nnr noch nach den
Sdueloudeii der beiden Br&der Wolthnss zu fragen. Emst
setzte seine Fehde mit aller Energie fort. Als der liv-
ländische Orden 1475 mit dem Bischof und der Stadt Dorpat
in eine Fehde geriet, erschien er wieder in Livland, trat
in die IHenste des Bischofs, kttmpite im Lande nnd sachte
answftrte fhr sich nnd seinen Herrn litanische und polnische
Hilfe gegen den Orden zu gewinnen. Durch ihn stand auch
Heidenreich Walgarden zu Narwa in den engsten Bezie-
hungen zu dem Bischof von Dorpat nnd Erzbischof Silvester,
velcher letztem» nat&rHoh an allen Agitationen gegen den
Orden beteiligt war. Walgarden nahm Schweden, Diener
des Erich Axelsson, in das Schloss Narwa auf und stellte
an Borch die Forderung, ihm da- (Te}>iet Jerwen abzutreten,
sonst wolle er gSyn beste proven^ Borch und seine Ge-
bietiger mussten froh sein, dass jener ihnen einen 6wdohent-
liehen Stilletand bewilligte, damit sie seine Forderungen
fiberlegten. Das VcrbalLuis Borchs zum Hochmeister blieb
dasselbe, man verhandelte von Preussen aus noch immer
mit den livländischen Ständen, wie der Hochmeister nach
Livland kommen solle, wenn sich der livländische Orden
dazu feindlich verhalte. Überall im Lande konspirierte
maD, Schweden und Dänen, Litauer und Pulcü, ja sogar
die Russen wui'den gegen den Orden angerufen. Die
fremden hatten aber damals noch andere Dinge zu thun
and konnten nicht über Livland herfallen. Zuletzt mnsste
der Bisohof von Dorpat doch wieder einen Vertrag mit
Horch schliessen. P;i machte auch Ein-L Wolthuf;rf am
Ausgange des Jahres 1476 seinen Frieden mit dem livlän-
difichen Orden'). Die Sache des verstorbenen Bruders liess
1) Index no. 3064.
1) Index no. Die sn Kail in Harrien Yersammelten ÜTliiid.
QebMger sehfefbeD an den Hoebmeister am 2. Januar 1477 und ver-
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er falleB, auch von Friedrich trennte er sich, aber för ihn
persönlich niuss der Frieden sehr vorteilhaft gewesen ^nm^
Wir üüdeD bald den Ritter*) Ernst Wolthuss im l>esitz
reicher Guter in Harrien als Landesrat in hi^cbst ange-
sehener Stellung. Im Vasallenrat des Meisters seheint er
den ersten Platz gehabt zn haben; za den wichtigsten diplo-
matischen Sendungen wird er gebraucht. Er ging z. B. als
der erf;te oibzielle Gesandte eines livlandischeu MeLe^ters
an den Grossfürsten direkt nach Moskau Nach einer
reichen Th&tigkeit ist er sn Anfang der 90er Jahre ge-
storben^ ohne mttnnliche Kachkommen zn hinterlassen. Mit
ihm verschwindet der Name Wolthuss aus den Annalen der
livländischen Geschichte. Friedrich, den Komtur zu Doblen
a. D,f finden wir in der Meisterkorrespondenz mehrfach
erwähnt. Er wünscht noch immer seine Sache vor einem
grossen Ordenskapitel zum Austrage zn bringen. Borch
bietet ihm sicheres Geleit zu einem livländischen Kapitel
au Dann vergeht wieder lange Zeit, bis der Hochmeistor
von neuem mehrmals an die Sache Friedrichs erinnert,
ohne dass liylttndischerseits darauf geantwortet wird. Endlich
erfahren wir ganz znfWig ans einem Schreiben des Hoch-
meisters an den Meister vom 22. Aug. 148P), dass iuiedrich
wahren eich aufs sehärCste, indem sie aaoh noch der sehäudlicheD
Umtriebe des Herrn Menz'uigen gedenken, gegen die noch immer fort-
gesetzten Bemühuugeu des Hochmeistere, den i^ähiteu und den
L'uterthanen des livland. Ordens einen .partieliken ungeloven"*, der
zwischen dem Meister ui)d ihnen bestehen solle, , einzubilden". Der
Hochmeister möge sich vorsehen; verlasae er Freasseu, so könne dort
das Ärgste passieren. „Jent;'* hatten ja längst das haben kuuueu,
waa sie jetst endlioh angenommen haben. Za «Jeneu** gehörte vor
•Uem aaoh Emst Wolthnn.
1) Br scheint neben der Bitterwürde aneh die Mltbrfldereohaft
de« Ordens erworben zn haben.
s) Index no. 2199, gedr. MitthettoDgen 4^ & 141.
») Index no. 2107.
^) Königsb. Registr. 18^. Aas Iudex uo. 2143 geht hervor, das«
Friedlich Mheetene im Sommer 1480 nach liivland gekommen ist.
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in der That im Julire 1480 nach Livluud gegangen, aber
kurze Zeit darauf gestorben ist. Als letzter von der WoU-
inseBBclien Partei behauptete sich Heidenreich Walgarden
noeh bis 1482 in Narwa* Da gelang es schliesslich doch
den gefährlichen Mann Ton dort zn entfernen. Er mnsste
als Komtur nach Pernan gehen, wo er bis 1488 üachzu-
weisen ist, und damit war seine politische Tbätigkeit beendet.
Wie wird znm Schiass nach dieser bunten and doch
ao Ifickenreiohen Mosaik von ürknnden nnd Briefen das
Urteil tber Johann Wolthnss lanten? Jedenfalls anders als
Weher. Wir können in ihm nicht mehr einen unruhigen
Mann uubedeutendou Geistes sehen, der durch Mangel an
politischem Verständnis, durch kleinliches Parteistreben und
IhOrichte Unbesonnenheit^ durch beschränkten Egoismus und
ein wMes Leben nach allen Seiten hin Anstoss erregte^
wir müssen im Gegenteil erkennen, dass er als zielbewu^ster
Staatsmann mit sicherem Blick die politische Lage des
Ordens wie auch des ganzen Landes erfasste und mit krafl-
Toller Energie die richtigen Massregeln ergriff, die Livland
auf die Entscheidung der wichtigsten Fragen yorbereiten
sollten und konnten. In ihm lebte die Jdee einer staat-
lichen Eutwickeiung Livlands zu selbständiger Einheit. Das
bedeutet viel in einer Zeit und in einem Lande, wo gegen-
über dem intensiven Leben der Korporationen der Mangel
an staatlichen Ideen und den dieselben vertretenden Gharak>
teren oft grell hervortritt. Die Idee de? Meisters stand
aber freilich noch in vollem Gegensatz zu den von Pamilien-
imd KorporatioDsinteressen, von der Gewohnheit des Alten
umschloBsenen GemQtem der Zeitgenossen; so mag er selbst
und sein Leben im Gegensatz gestanden haben zu den
Satzungen des Ordens, zn den Geliibden, die er nach alter
Gewohnheit geschworen hatte. Hier verbindet äich mit dem
tragischen Schicksal die tragische Schuld.
Üie Feinde des Meisters, seine Gebietiger, hatten darin
techt: wurden Pläne, wie er sie hatte, verwirklicht, wurde
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die Oligarchie im Orden gebrochen und die Macht in der
Person des Meisters konzentriert, so war das ewige Ver-
derben, d. h. die Verweltlichung deö Ordens, die Säkulaa,*i-
sation, Yorauszusehen. An die Stelle des Ordenä und der
dann unter ihm stehenden geistlichen Herrschaften wilre
nber knrz oder lang ein territoriales Fürstentain getratoiu
Wenn das nnmöglich scheint^ solange Livland noch ein
spezielles Eigeotum der Jungfrau Maria war und unter dem
Banne Roms standi solange die Erlösung von Born noch
nicht proklamiert war, so hätte doch die längere Begiemng
eines Meisters, wie Johann Wolthnss, eine derartige Bnt-
wickelnng Torbereiten nnd anbahnen können; anch in
i'i(ML-seü hat man, Ijcvor man von Rom gelöst wurde, fast
drei Dezennien an der Vorbereitung zur Säkularisation ge-
arbeitet. Allein es war das tragische Schicksal Livluids,
das Johann Wolthnss niederwarf, nnd die alten Chroniken
geben dem nnbewnsst Ansdruck, wenn sie den Sturz des
Meister» mit den von Gott über Livland verkaiigLcii IMageu
nnd Straten verbinden. Die Staude Livlands entgingen
der Eotwickelung einer einheimischen Autokratie, um sich
schliesslich nnter das wechselnde Joch fremder Antokratien
zn beulen.
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FtrtMtiug tmt IhliidiselMi Bisehtfscliroiik.
HerRa8gegeb.e& von Oikiur Stavenhagen.
Im .Archiv für die Qeediiohte Liv-, Est- und Karlaads
5 8. 174 ff., ist eine knngefaaste livlttndische Bischofschroiuk
nsdi einer Abschrift ans der Kdni^berger Urkunden*
sammln ng der estländischen Hitterschait abgt'druckt worden,
lo dem i;'olianteu (nack alter Signatur A. 227) des
Königsbei^er StaatoarchiTSi ans dem Jene Abschrift stammt^
befindet sich aber auch eine gleichseitige Fortsetzung der
Chronik, die in der Abschrift und daher anoh im Druck
fehlt. Ebenso fehlen daselbst Korrekturen und Zusätze,
die der Fortsetzer vorher auf den letzten Seiten der Chronik
gemacht haL Es eigab sich, dass Fortsetzong und Zusätze
sb durchaas beachtenswert mindestens ebenso eine Ver-
dlfentlichang verdienen wie die Chronik selbst. Daher Bind
-ie nachstehend abgedruckt, wobei die Erzählung der Clii ouik
von den Erzbischöfen Linde und Blankenleld wiederholt
worden ist. Die kleinen Abwinohangen von dem frühem
Druck sind genauere Lesarten. Das erhaltene Exemplar
4er Chronik kann nur die Kopie eines untergeordneten
Schreibers sein, die ForLncLzuiig idL Original. Diu liand-
schrift derselben zeigt eine auffallende Ähnlichkeit mit der
des spätem Revaler Batssecretären Laurentius Schmidt
(1541— 1570), sie ist aber so rasch und flüchtig, dass die
Worte mehr sn erraten als su lesen waren. Der Verfasser
dee letzten Teiles der Chronik war offenbar ein dem Orden
feindlich gesinnter Kleriker des Erzstifts, der iur die be-
giiUMnde Kirchenrefoxmation kein Yerst&ndnis beeasa. Der
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Fortsetzer war auch kein Freand des liyländiacben Ordena,
aber wohl ein eifriger Proteatant nnd deshalb den liWftii-
diseben Städten freundHcb gesinnt. Die RfttersebafI des
Erzstifts erfreute sich nicht meiner Sympaibien. \ür allem
aber ist er Anhänger des Koadjutors Wilhelm von Branden-
burg und auch mit der Politik des Herzogs Albreeht durch-
aus einyerstan&en. Geschrieben hat er wohl in Königsberg
bald nach der Ankunft des Koadjutors in Livland. — FÖr
die Kollatioiiiening meiner Abschrift bin ich den Herren
Archivrat Dr. E. Joachim und ArohiTar Aug. Wittich zu
Dank Terpflichtet.
Die ühromkt
Zwantzigiste') hat geheissenn Jasperus Linde ut West*
▼alen, gekorenn Tonn dem w[erdigeu] • qtitteU unnd
a[chtbarn] r itter scha ITt des stiffts Rige*) im jare
1509 am souütage im vabtelabennth (Febr. 18); reigirte
friedesam 15 jare, starb anno etc. 1524 am tage Petri Pauli
des abenndes (Juni 29), wart begrabenn am abennde Kiliani
(Juli 7) im dhom im kor unnder des mesainng steine. Pauete
Mariennhaus autm grunnde steinen, welchs er zuvorn in der
Villack^) hegunte in hultze zu pawen^ pauete auch ge-
D. h. -der 20. bi^chuti in Lfiffhuitith und der 16. ertzbiechoff*.
Die Chronik hat IkI ihrer Zahlung Engelbert von Dolcn auggelussen.
i) Zu dtiü gesperrt gedruckteu Worten ist am Rande vom Fort-
Betser bemerkt: «Kod est verum, sed meudacitcr üctom*. So und
nicht wie im Aiehiv 6 S. 176 Anm. ,aadaciter faetuni* eind dl«
beiden letsten Worte zu lesen.
*) In den Leadtagsveriiandlniigea tob 1519, 1513, 1514 nnd 151$
iet viel Ton dem an« Hole gobeaten ScUoeee .de ViHaek* oder dem
»gebildete tor Yillack" die Rede. Es kandelle sieh nm eine von den
RtiBsen in Pki^kiiu heftig als ilir Eigentum in Ansprach genommene
Grenzgegeud, die aU ,de Pornow und de Villack*' bezeichnet wird.
Livläudiächerseite behaaptttc nmu, dass sie, ^eeit Ldvland gestanden",
nie rassisch gewesen »ei, sondern immer zum Erzstift gehört ha^e.
Es war nach der letzten Krneuerunf^ des Friedens mit den R'i^'=( h
bestimmt worden, dass in dicöer Greuzgegend vor t?iner bevorstehenden
deäuiUveü GreusregoUenuig keine festen J^auteo aulgefuiut werden
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meinlicl) alle scbloBser im BÜffte, welbede die lenbenn zu
Kockecnbausen urul RoüDeüiiburgk imnd legte denn grossenii
torm zu EoimeiLburgk. Zeogete viell gescluueide im stiffte
nand lies madienn 4 ihaayim sUbem ▼«sae, 2 par grosse
nlbenuie hanntbeekemi za des stiffto pestes, gäbe das grosse
BÜbemn Margenpilde in denn thnm zw Rige, lies viell
püchaenn giessenn, lies viell kornns unud geldes nach,
erweit bey seinem leben doctor Johan Plannckfelt vor ein
coadjntoreiii, welcher nf das mahell war ein bisoboff zu
Derpt nnd Bevell« Darfonn sich viell zwist im lannde erhöbe.
Einnndtzwantzigiste bat gebeissenn Johannes Planncfcenn-
It'lth vonu Perliii, üus der Marek, des stifftd liraundennburgk
geboru. Wart gesatzt vonn dem pawest Leone [zum]
biacboff zw Bevell, vonn demselbenn pawest kroch er auch
das pisohdom tho Derpt 0 onnd besät die beidenn pischoff-
soütco. Iiifolgedeäiieu hatte der ErzbUchul zum Schutz gegen die
mi «falten nnd bnwaden* dort eindringenden Hassen hölzerne Be-
fertigangeD auffahren lassen, die leicht abgebrochen weiden koDttten,
wenn msn das Land bei der Giensregalieniag nicht behauptete. Da
niiD aber die GreniregaliemDg immer wieder aufschoben wnrdo and
dies hotoeme »Sehloss* sara Schals nicht genügte, fragte der Ers-
bis^f auf dem Landtage die St&nde am Bat^ wie er es damit halten
ioUe. Nachdem man anfangs geschwankt hatte, beschlossen 1516
Ritterschaften nnd Städte auf dem Landtage za Wolmar, dass der
Erzbischof auf die Grenzregiilicning nicht mehr warten, sondern je
•"lier je besser ein festes HchloHS aus Stein bauen .solle: sie wollten es
verteidigen helfen. Dem stiuimteu der Urdeu^nuister und die l*rälaten
M. (Landtae^berichte der revaler Ratssendeboten , Stadtarchiv zu
Reval; cl". Judex corporis hiäU-diplomatici Livuuiae üü. 27U6 und 27U9.j
Mao wird danach als sicher anzonehmen haben, dass nun das steinerne
SeUcBs gabant and mit dem Namen »Marienhaos* benannt wnrde. —
lKt2 Dezember 13 (sonnavendea nnd dagee Lade), Bonnebarg, belehnte
^ Srabtschof Jasper von Biga den Vogt sa Kokenhosen, Frederkk
Plater, im alten Mannlehenrechte mit zwei Haken lindes a. s. w.
ta Gebiete za Kreuzbarg, in der Dabbenasschen Pagast »sonderlick
des groteo vlites halven, welcken he an dem gebude onszes hnszes
TiUack rorgewaut'' (Orig., Brieflade za Kreuzburg).
Zusätze des Fortsetten: ^) „wider den ordenthlich postoUrten
biiehoil Henricnm sa Corhrnd". Dass Bischof Heinrich Basedow von
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thume 7V2 jar. Darnach wart er gokorenn vonn Lindenn
zum coadintor des t^tiflts Rige. Kurtz darnach starbe Linde,
da kreg er die Schlosser ein mit Toiwort des oapittels unnd
eins partB der rittorsohafft. Bej seinenn Eeiteoan gescbach
groB jammer: do trat die stat Tonn Bige unnd Derpt abe'X
do wordenn die pilde yerBtoreth, die altar gebrochenn in
allenn dreien steten, Rigo, Revell und Derpt; do trat die
ritterachafft des stiflts Derpt abe unad namexm Schlosser
unnd puge ein, nnnd über yn kam ein gros gemchte im
lanDde, das er sich ndt dem Bassen solt yerpondenn haben.
Ans der ursaehe wurde die ritterschaflFt des süehts tiio
Rige'') gedrungen ynn annzuhalden nnnd namenn yn in
bewarung uff Ronnenburgk des freitages vor weinachten
(IÖ25 Dez. 22). Daraber merokliche tage nnnd lanntstage
gescbeen nnnd viel nfrurs im lannde, die rittersohafith des
stiflFts Riga hettenn alle Schlosser nnnd porge ein nnnd mit
beu|>tltiutou })esetzt^j. \oraiiiwurLc sich zum lannUtago
ireitages vor Johannes^) im jaie 1526 zw Wolmarj do er
Knrluid Ar das Bistam Dorpat postuliert worden ist» hat man bisher
nieht gewnBBt
1) «dmmb das er dem emigello feind wahr, welebs die beiden
stete angenobmen hatten*.
•) »vom Orden*.
') .Freibete sich mit Uste der bestrickkung;*.
*) Freiti^ vor JohacDes ist der 22. Jani. Der Chronist hat sich
hier nm eine Woche versehen. Richtig ist das folgende (vom Fort-
setzer gestricheuc) I>atu!n „am tage Viti*. Von diesem Tage, dem
15. Juni, datiert Hie IJntorwerfnnginrknnde de«? Kr?;>nsc}iofe, der
l-iiM höfe, ihrer Kapitel und TviTtcr-chafteD, auf deren Wortlaut man
t icu aul dem Landtage zu Wolitiur nach »echstägigeD Verhaudlnngen
eudlich geeioigt hatte, in ihr ist dos Gelöbnis der GenauDteu prä-
snmiert, denn es wurde erat am folgenden Tage, dem 16. Jnni| im
Bemter dea Sehloeses in Wolner abgelegt. Am folgendeD Sonnt^;',
den 17. Jnnl, wnrde daranf in der Güdeeinbe sn Wohnar die pendn-
liehe Entsehnldigong dee bisher noch vnter Anldage des Landes-
verraths stehenden BnUsehnfs gehört nnd aogenommen. (Nach dem
vom rig. Ratssekretär Joh. LohmilUer verfassten nnd geschriebenen
officiellen fiericbt der stidttseluo Batssendeboteo, Stadtarohiv xn
Revsi).
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do loswmri seiner annhoMunffef trat er ahe^) dem meiBter
zw Leitflannth, das er obenn j^juiiot und sitzt alleuii ertz-
bißchoflenn unnd birichofleuii zw LeilVlaantb, Bchwur auch
do mitth^) denn bischoffenn unnd ca[pittelen3y ri*)[tter-
schifileiij der Bticbte, meister Wolter Tonn Plettennbergk
muid dem Tentsehen ordenn die rathspfliditey darüber merck-
ßcÄ brif unnd segeil zw Wolmei' ufm lanntstage uff-
gerichtet im jare 1526 am tage Viti (Juni 15). Wart
darnach wm meister Walter vonn Plettenbergk unnd seinem
arienn iMegeeckiekt a«n pabst unnd keieer am freitage vor
Lcmrennti (Aug. 3) anno ete, 1526^) xaaA war bey dem
pal»8t Clemenns dem VI des namenns zw Rom im 26. jare
unnd zog kurtz vonn Korn, eher das der hertzo^' \ uun
Borbon Kom mit dem stürm (mit k&yser Karle des funfi'tenn
das namens rolek) eroberth. Da wart babat Glemenna nf
der Enngelbmgk mit 13 kardineln gefangen unnd die etat
Born jemmerlichenn mit allen pullenn nnnd brivenn zer-
störet unnd verprenneth^). Darnach im 27. jare des monats
Jalü zog der ertzbischoÜ' an kay[8erliche] ma|jeata]t inn
Hispaimieii, doaelbst 4 meül von Palencia in einem cleinenn
stetlein ann der rare kranck wordenn, tnn seiner krwneklieit
gekoren wwnd gepetenn ew einem ertebischoff tw Miga tmnd
Derpt denn herteog Georgen m Braunschweigk unnd
Lunennburgkf der kay/serlichen/ mafyestajt, dem ca/pitelj
ew Riga uwnd Derpt dennselhenn angumhmen/n unnd eu
1) Statt der knniT gedruckten Worte hat der Forteetsser: »Trat
dtidbBt abe^ doch som sebeine, zn behelfe aeioer befreihnog*.
I) Statt ,do mlttb* bat der Fortaetser „sampt*.
^ ist Tom Fortaetser gestrichen.
*) IMe knnlv gedrackten Worte hat der Forlsetser gestrichea
QDd dafür an den Band gesetzt: »gab yor, doruber bestetignng von
bft|bj8t und keyser za vorschaß'en, wart auch derwegen''. Der letzte
T<?U der kursiv gedrackten Worte ist oflfenbar TOm Fortsetser nur ans
Venehen gestrichen.
*) Tom Fortsetser gestrichen.
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behalten geschriebenn unnd gepetenn^). Starb denn 9. Sep-
tembris in Torgemeltem stetlein, leit doselbst begraben,
reigirt 2 jar, 2Vt monat, 4 tage^.
Der FortBotBer.
Nach seinem absterben hat keyBerlicbe majeatat m7t
fleise an die beiden capittel &ige und Derpte obgemelter
meynnng gescbriben. Daa capittel und rittersohalt for-
nemlich des ertzstifts Rige dem meister Walter nnd die etat
Riire beschickt und nolicbs keyserlicb«!r majestat schreiben
angeczeigt. DorauÜ sie ungeferlicb die anthwort bekomen,
fiie selten also irwelen, das es gemeynen landen treglich
were, und sie wnsten jegen den landen zn yoranthworten.
Dodtirch sie abeschreckt kejrserlicber m^estat begem folge
zu geloisten und haben zu ihrer wal gegriffen, iren thum-
brobat zu irem ertzbischoff irwelet bei dem beschcide; ebr
seit bald nach besehener wähle sich in das Komisch reich
Deu[t]8cher nation begeben, sich aide bm chnr- nnd forsten
bewerben, ob er Termlttelst derselben rat nnd hilfe das erta-
Stift zu voriger herlikeit und stat Hige brengeu kunthe,
1) Dafür Hin Rande: ^Znm t^etamcnt an die krygerHche tnajestat
riup^>licirl, wie den beiden seyuen stiften Riga uud i)erpte niclit roocht
anders gemten werden, das sie za voriger freibeit kernen, denn da« ir
keyaeriiohe majestat doran wereo, dta das «rtuttfte mjt eynem ge-
borneo farstenstams, als beitsog Geoig von Bransswlg^ und dis sttft
zu Derpte myt iier keyBerlieken miyestat vieskaDtzler, hm Walteni
TOD WaltUicibe, Toraehea wurden*. Aber aneb dieae Worte eiad, wie
eä scheint mit di r.»clben Tinte, gestrichen wordeo. — • Der hier genanote
Vizeicanzler Karl» Y. biess Balthasar Märklin, Propst von Waldkireh,
Bischof von Malta, seit 1527 auch Bisobof rou Hildesheim and
Koftdjutor dt'!* Bischof'« von Konstanz. Er war ein Behroffer Gegfner
der Kotorrnution und chatte vor allen andern in kirclilicheu Frotron
Karl-i Ohr". Cf. Ef^clbaaf, Dentpche Gesch. im 16. Jahrh. 2 ri. ö5
und 135. Herzog Georg von Braun schweig war der jüngste Sohn des
Herzogs Heinrich des Altern von BrunDschweig und AV'olfeul>üttel:
er wurde 1554 Bidchof von Minden und 1558 auch Erzbischof von
Bremen nnd Bieobof tod Verden. Of. Grote, Stammtafeln S. 205.
>} »im erfcisUft Blge*.
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das er alsdenne ir here sein und bleiben soite; wo nicht,
das er alsdenne nach rat [der] chnr- und forsten eynen fnrat-
Üclis staiDB sa aeinem coa^intor imennen nnd annehmen solte.
Thomas Schöning in Riga geborn, thnmhprohst des
stichts zu Rige ist zum zwei und zwanszigsten ertzbiachoflf')
irwehlet bei bescbeide wie obgemelt. Hat im reiche nichts
mer aufbrengen kennen, denn eyn penahnandat wider die
8tat Rige, welchs er derselben stat durch eyn ordenthlich
[botechaft]') Insinniren lassen. Hat sich in Lnbek gelegt
in meynung, 8ich aus dem reiche nicht zu begeben, ehr hette
denne seinen willen irhalton. Da ist zwischen capittel und
stat Rige uf das insinuirte keyserliche mandat gehandelt
worden und enthlioh erschlossen, Ton ertzstifts und stat
wegen an denselben ertzbischof nach Lubek abzufertigen,
tldt die Sache eillent unterzuhandeln. Worselbzt eyn sechs-
jf'hriger anstand aufgerichtet. Dieweile dem ertzbischoü"
mciit gelegen, alda so lange zu vorczihen, hat er sich bald
darnach nach seinem ertzstift in Leifland begeben. In
aeynem dorchzcoge in Prensen hat er ratsgeschlaget mit
dem hertzoge zu Prensen, im Falle das man yornrsachet
wurde, zur wähle eyns fürstlichen stams i:<'!M )rii irreifen niuste,
wen ir f[urstlichenj d[urchlaucht] geraten deuch[t]e, dem-
selben ertntilte am nutzUchstmi zu irwelen. Daselbst ist
im ander andern her mar^^af Wilhelm Torgeschlagen worden,
nachdem derselbe den nahbenachberten konigen und fnrsten
Qiit ulnt und freundschaft verwant were. Doch weit der
hertzog in Preusen sein enthlich meynung schriftlich nach-
schicken. Nu ist eyn vorsehen gesehen in bestellnnge
deeadben nachsohreibens, das es erstlich dem meister Wolter
▼OQ Plettenberg zu banden komen und gebrochen worden.
Da ist der orden rasend und tui igt worden, licet re adhuc
Integra et infccta; haben dem ertzbischoff nacbgestellet in
1) Nach der Zählung der Chronik müaste es heisBen: „zam 22.
Ukloir m Lailand und nm 18. ertzhiaeboff".
s) Bn sieht in entziffarodea Wort,
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meynuDg in in ^efenglich vorhaftung zu bringen, welchs
aber €^t nicht verliesget. Ab der ertzbischoff solichs
irfaren, hatt er durch aeynen Uuunbro[b]8t an den orden
xn Wenden domals derhalben TorsanuneU abgefertiget^ sein
entschnldiguDg zu thnn. Welebs man aber nicht annehmen
wollen, Bunder im gedreuet, das erlzötilte eynzunehmcn.
Als ertzbischoff, capittel and ritterschaft gesehen, das nicht
anders sein wolte, haben sie die wähle in margraff Wilhelm
(velchs sonst Torbliben) Tolsogen, in hofirang, da man
ethwas tetblichs wider sie Torsanehraen bedacht, das sie
dem orden nicht schutzlos gelassen bliben. Und ist das
decretum electionis geschickter weyse an den hertzog zu
Preusen zugeschicket worden. £s hat der orde and stend
der lande Toigehabt, sich Tor eynen man za yerbyndea, den
maiggraf Wilhelm keynes weges einzugestaten ; weil aber
die stete in dyse bunthnis nicht gewilliget, ist es nach
bliben. Und haben derwegen zu gemeynen landen ander
weg vorgenohmen, marggraf Wilhelm aufzuhalten, nemlich
mit dem Yorsehlag solicher schweren condütioni das mai|^-
graf Wilhekn tü Uber von solicher wähle abstände, dan in
Boliche condition zn bewilligen. Haben solichs an den hertzog
zu PreuncQ durch statliche botschaft gefertiget; welche
denn selten daraoff durch Sendung widerumb zuanthworten.
Und ist also marggraf Wilhehn statUch in eygner person
nach Leifland abgefertiget worden, in Bige erlich entfangen,
desgleichen anch durch kcgenreiten vom ertzbischoff frunth-
lich augeuohmen worden.
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Eine livläDtliscke Relation über die Ereipisse
■ liflud an ier Zeit foi m-m,
Mitgetlieiit von A. Bergengrun.
fiinefi eingehenden Bericht äber die ersten J&hre des
schwedisch -polnischen Krieges zu Beginn des 17. Jahr-
hnmlerts giobt Jacques Auguste de Thou im 127. Ka])itel
seiner Zeitgeschichte zum Jahre 1602^). Ihn haben fiowohl
Loccenins wie Hiärne f&r diesen Zeitabschnitt in erster
Lmie benutzt Wie jedem Kapitel, so ist auch dem 1278ten
ein Qaellenyerzeichniss beigefugt. Unter a. erwähnt de Thou :
Relatio Mfanu") Sfcripta] Germanica a Jac. ßongarsio
in linguam Gallicam translata.
Job. Nassovii diariom.
Zamoiscii et CaroU literae.
Diese drei Schriften befanden sich als Mannscripte im
Besitze de Thons. In dem von Quesnol herausuetr(»l)eneD
Catalogus Bibliothecae Thuanae (Paris 1Ü79. 4^) werden sie
auf Seite 491 der Abtheilung ^manuscripti (Codices) recen-
tiores" nnter folgenden Titeln angefikbrt:
Histoire de Livonie depni» Tan 1599 jnsqneß en 1Ö02
en Allemaud et traduite en Frangois par M.
Bongars
Mir staud leider nur »lio Frankfurter Folioansf^'abe von 1028
ZQ Gebole. in der das Werk den Titel führt: Illusfris viri Jac.
Aagnsti Tin ^inl historiaruiu äui tumporis über prlmas [sqii.] ab
a. Chr. u. J .>4:> -1607. Das 127. Kapitel findet sich in Buch III und
hier io Betracht kommende Absebnitt anf S. 961—966.
S) Auch bei WlDkelmaDO Eibl Livon. hiat Nr. 5599 enrähot.
ICttknU s. d. UtL OMehickl«. XVU L 7
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98
Relation de cp qn'a fait Jean Comt«* de Nassau en
Suede contre les i*olonois, avpc les lettres au
grand Cboncelier Zamoski et les r^ponaes. 1602.
Lettres de Zamoski et du Comic de Sudermance.
1602.
Die RorreBpondenz Karls IX. von Schweden mit Sigia-
mand III. und' Zamofskf ist wiederholt gedruckt worden,
die beiden anderen Stucke aind dagegen bis jetzt nicht be-
kannt «geworden. Das Diarium Johannis Nassovii deckt
sich vermntblich mit den „in einem grossen von Regal*
Papier gebnndenen Buche enthaltenen Kriegs -Obsenra-
tionen", die, wie Textor in seiner Nassauischen Chronik
erzählt, Johann von Nassau st,'lbst „zußamiueiijLrotratjccn uwd
mit eigenen Händen den mehrern Theil der Posterität zum
Besten geschrieben nnd rerfasst^ Doch lässt sich leider
zur Zeit &ber den Verbleib dieses Diariums ebenso wenig
etwas feststellen, wie über den der Bongarsscben ÜbersetEung
der R(^lalinn von 1590 — ino2. Die sehr uTnfansrreiche
Bibliothek de Thoup wurde allmählich in einzelnen Partieen
verkauft; ihre Bestände geriethen in die Hände verschie-
dener Liebhaber und Buchhandlungen, und so ist wenig
Hoffnung vorhanden, jene für die livländische Geschichte
wichtigen Handschriften noch aufzufinden*}. Nun habe ich
aber die Relation, welche de Thou in der Bongarsscben Über-
setzung vorlag, in einem deutschen Manuscripte des Gross -
herzogl. nnd Geh. Hauptarchivs zn Schwerin erkannt
nnd fibergebe sie nachstehend der OlfentUdikeit. Sie befand
1) Johaüti dv9 Mittlereu — Heerführt nach Livlaad» mitgetlieilt
TOD J. V. Bohlen, Mitth. VII, 73.
Zur Geschichte der Bibliothek de Thons vergl. Brunet, niannel
du libraire, ä"»^ ediiion. tome 5. p. 540. Paris 1R64. Vauvi alten
haudBcUrililicheii Nuti^ zufolge, die sich auf dem Kiabanddeckel des
der Begierungsbibliothek sa Schwerin ^hörendea BxempUra Ton
Qoesnels Catalogas befiodet, wurde dar grusate Tkeil der Maoiaeripte
von Oolbert augekaufL
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99
sich unter ungeordueLcii Korrespondenzen der mecklen*
bnigiBcben Herzöge mit dem kurländischen Füratenhaiiae.
Vennüthlich iBt sie toh der Herzogin Anna yan Kurland
iluwra Bmder^ dem Herzoge Ulrich von Mecklenborg, zu-
gesandt worden. Pur die scbwediscli-livläudiHch-polnischen
Verhältnisse hegte man an den meckienburgirtcheu Fürsten-
hofen seit den Zeiten Herzog Christophs, des rigaschen
Koa^jotoTB, noch lebhaftes Interesse^ Die Söhne der Her^
sogin Anna hatten sich wiederholt in Mecklenburg aufge-
halten: beido waren im polniscb-pcbwedi schon Kriege aktiv
thatig, Wiliieliu au den Aa- und Dünamündungen, Friedrich
im poIniBchen Hauptquartier. Bs lag also nahe, einen ein-
gehenden Eri^bericht den Verwandten in Mecklenburg
zugehen zn lassen.
Das schwerinsclic Exemplar der Relation, ein gehefteter
Band ohne Deckel, umfasBt 44 Blätter in folio. Auf dem
ersten Blatt steht nur der Titel „Historische und warbafftig
beschrtefbjnng der geschichte und kriege, so sich in Lieff-
land Im 1599. nnd folgenden jähren begebenn^. Bin
zweiter Titel ^W.irhaliti^e und srnndtliche beschriebnng des
itzigen betriebten Liefllendi sehen kriegs " Und et sich
am Kopfe der mit Bl. 2 anhebenden Relation. Diese liegt
hier leider In einer sehr flüchtigen, schlechten Absohriflt
TOT. Der Abschreiber hat offenbar mit dem, was er schrieb,
gar keine Fühlung gehabt; die Namen und Verhältnisse
scheinen ihm ganz fremd und gleichgiitig gewesen zu sein.
Kur so lassen sich die geradezu ungeheuerlichen Wortver-
st&nmielungen erklären. Auslassungen Ton Worten, ja
ganzen Sätzen finden sich wiederholt und machen es stellen-
weise unmöglich lunter den Sinn des Gesagten zu kommen,
um den der Abschreiber sich jedenfalls keine Sorge gemacht
hat. Besonders unzuTerlässig sind dadurch alle Zahlen-
angaben geworden und ihre Glanbwiirdigkeit wird daher in
jedem einzelnen Falle erst gepr&fk werden messen. An
anderen Stellen lässt siel» der Sinn allerdings errathen,
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100
ohne das:^ es möglich wäre, den ursprünglichen Wortlaut
des Originals festsustellen.
Trotz solch schwerwiegender MftDgel behiüt die BeUtion
auch in dieser nnToUkommenen Gestalt ihren Werth und
zwar in zwei&cher Richtung. Sie erweitert^ ergftnst nnd
bßriohtigt die von de Thon in seinem Auszuge der Relation
gegebenen Nachrichten nach allen Seiten und Bio interessirt
uns als einheimischer Bericht, der in einer ganz bestimmten,
dnrch die Kriegs- und Polennoth erzeugten Stinmiang ge-
schrieben Ist. Dass de Thons Quelle mit unserer Relation
identisch ist, bedarf keines weiteren Beweises. Die Über-
einstimmung in der Reihenfolge der mitgctheiltcn Ereignisse,
in der Anführung Yon Personen- und Ortsnamen, in der Mit-
theilung charakteristischer und anekdotenhafter Details giebt
davon einen unmittelbaren Eindruck. Die Verwerthung der
Relation durch de Thou ist im Ganzen eine durchaus sach-
gemääse und zweckenttiprccbende gewesen. Er hat ihr alle
wichtigeren Thatsachen von allgemeinem geschichtlichen
Interesse entnommen, dasjenige aber» was nur lokalen oder
provinziellen Werth zu haben schien, grösstentheib unbe-
rücksichtigt irelassen. Fehlen bei de Thou auch die unbe-
deutenderen Details nicht völlig, so bietet sie die Relation
doch in einem weit erheblicheren Umfange, sie enthält auch
eine ganze Anzahl von Personen- und Ortsnamen, deren
firwtthnung uns sehr willkommen ist, die aber de Thon
unterdrückt hat, weil er bei der Mehrzahl seiner Leser
weder Interesse noch Verstäudniss für sie voraussetzen
durfte. Vor allem aber: de Thou kam es nur auf das
Thatsttchliche an. Er giebt einen völlig fSsrblosen, trockenen
Bericht, ohne irgend welche innere Theilnahme fiir die eine
oder ;ttidere Partei oder für die Leiden des unglücklichen
Landes zu verrathen, das der Schauplatz der geschilderten
Ereignisse war. Von dem ehrlichen Zorn des Verfassers
über die Greuelihaten und die Znchtlosigkeit der Polen, von
seiner strammen deutschen und protestantischen Gesinnung,
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101
die f»ion in den gchärfsten, damals fi blichen Wondimgen
gegen das Fapsttbum, die Pfafifeuwirthschaft und die ge*
nrnmie katholische Kirche Luft macht, von seiner warmen
Heimaihaliebe und der Trauer über die Verwflstimg des
Landes, von seinen geistlichen Reflexionen aber Gottes Straf-
geriebt, da«? über die r^ivländer ihrer Sünden halber herein-
gebrochen sei — von alledem lässt die Darstellung de Thons
nichts erkennen, Bote mithin die Belation auch an That-
ritehliehem nicht mehr, als wir doreh de Thons Anszng be-
reits wissen, so wnrde sie immerhin als einzige neben
Nyenstädts Chronik nnd den aphoristischen Notizen Ho-
deckers erhaltene einheimische zusammenhängende Erzäh-
long eines Zeitgenossen nnd als Stimmnngsbild Beachtung
Yerdienen. — An einigen wenigen Stellen bietet de Thon
»Derdings mehr als unsere Relation* Es handelt sich da
aber jedenfallö um Einschaltungen ans den anderen von ihm
benutzten handschriitiichen Quellen^ dem Diarium Jobanns
▼on Nassan nnd der Korrespondens Karls von Sndermann«
land mit Sigismund m. nnd Zamoisky. Auch ist es nicht
snsgeechlossen , yielmehr sehr wahrscheinlich, dass die
BoDgarBsche Übersetzung einige Sätze mehr enthalten bat,
ak der hier vorliegende deutsche Text. Dieser Umstand
sowie die Fehlerhaftigkeit des deutschen Textes werden
aseh in Zukunft, wo die Quelle selbst zur Benutsung vor-
liegt^ die Heranziehung des Auszuges, den de Thon bietet,
tbuDlich erscheinen lasscu. Andererseits ist die merkw ürdige
Thatsacbe zu betonen, dass auch de Thon die Personen-
und Ortsnamen vielfach in so verstfimmelter Form giebt,
dass sie eich kaum wiedererkennen lassen und erst die
Vergleichung mit der Relation auf die richtige Spur fQhrt.
Eb muss also auch liungars, der die Relation ins Franzö-
sische übersetzte, eine sehr fehlerhafte Abschrift vorgelegen
haben. In jedem Falle ist es ausserordentlich zu bedauern,
ötts der französische Text zur Vergleichung mit dem unserer
Abschrift nicht herangezogen werden kann. Das Deutsch der
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letzteren ist zum Theil so schlecht und fremdartig, dasg za-
weileo, auch wenn man die Nachlässigkeit und Unkenntoisa
des Kopisten in Kechnujig bringt, die Vermuthuug auiäteigt,
es liege hier eine stümperhafte Bnckübersetzong ans einer
fremden Sprache vor. Andererseits machen Tolksthnmliche
Redewendungen und Sprichwörter, die sich in grosser Zahl
finden, dazu Aiisdrikkc, die der ^?chrifts])rache nicht ange-
hören, und Provinzialismen, wie „Riege" (im biuae von
Scheune) u. a. m^ diurchans den Eindruck der Ursprunglich-
keit. Jedenfalls war der Abschreiber ein völlig ungebildeter»
auch seine Muttersprache, wenn diese die deutsche war, nur
seiir ni.tii^^elhaft beherrschender Mensch.
Über die l^ersönlichkeit des Verfasser enthält der Bericht
keine direkten Aussagen, mit Ausnahme der ausdrücklichen
Mittheilung, dass er Augenzeuge eines grossen Theils der
erzählten Ereignisse gewesen sei Die geistlichen Betrach-
tungen, mit deneu er begiuuL und die dann auch im weiteren
Verlaufe der Erzählung wiederkehren, die Anführung latei-
nischer Bibelspruche und Sentenzen, sowie der ausgiebige
Gebrauch von Fremdwörtern lassen auf einen Mann mit
geirrter Bildung, wohl einen Prediger schliessen. Die
Fehler in den l)ililif;chen CitateD und die ^'er^tuulüielüng
lateinischer Worte sind jedenfalls nur dem Abschreiber, der
es mit deutschen Worten vielfach nicht anders machte, und
nicht dem Verfasser zur Last zu legen.
Wiederholt beruft sich dieser flir seine Mittheilungen
auf die Aussagen, welche schwedische Gefangene im pol-
nischen Lager machten. Seine Keuutuiss der Dinge stammt
also, soweit er nicht Augenzeuge der geschilderten Ereig-
nisse war, aas dem polnischen Lager, und da er den König
von Polen, den Herzog von Kurland, sowie die polnischen
Gross würden tragen Kadziwii uud Zamoiski iu der Kegel mit
1) Gegen Ende der Relation: die eelo nun die Tomembitea ge-
schieht , derer fait meisten iheü ich ein epectator gewesen
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103
der gebräneblfclieii Titulatur nennt, die er bei Erwähnung
Karls von Sudoniianulaüd regelmässig IbrtUiSst, lässt
sieh daraus enluchmen, dass er uoch unter polnischer Bot«
mdssigkeit stand und in den genannten höchsten Vertretern
des Staates noch seine gottgesetzte Obrigkeit erblickte und
ehrte. Seine Sympathieen gehörten aber dämm den Polen
keineswecrs. Die tranze Schrift üisclieiut vielmehr als der
Au!?druck einer ingrimmigen Erbitterung über die polnische
Wirthschaft. Nur dass er, da wo vom Könige und den
obersten Befehlshabern die Rede ist, mit seinem Urtheil
Toreichtig und xorfickhaltend ist. Die kleineren Befehls*
haber uiiu der „Pole" im Allgemeinen sind es, über die er
die ganze Schale üeineü Zornes ausgiedst. Aber auch für
die Schweden erwärmt er sich eigentlich nicht. £1* konsta-
tirt nur, dass nicht sie, sondern die Polen am Kriege schuld
Bsieo, dass sie gerechte Grund gehabt hätten, Liyland zu
überziehen. Dass sie aber zum Kriege genolhigt wurden,
ericlieiut ihm doch wieder als schweres Unglück für Liv-
hud, and er schliesst seine Erzählung mit dem Seufzer:
«irnd wehre woU su wünschen, dass kein Schwede in Lief-
Ittdt kommen [wäre]^. Beachtenswerth ist^ dass er für den
vielj^erühmteu rfühn Herzog Ivails, Karl Karlson (Gyllen-
liielm) nicht viel übrig hat. Zwei Mal wii'it er ihm Feigheit
ond wenig ehrenhaftes Verhalten vor, so bei der Schlacht
von firla» so bei und nach dem Falle Weimars. Wenn
bisber die Erzählung de Thons in diesem Punkt als ein-
^eitiir polnisch goiäibL betrachtet wurde^ so wird angesichts
aes Lmstandes, dass der Verfasser sonst die Tapferkeit der
Schweden und die Gerechtigkeit ihrer Sache yoUkommen
uerkennti daTon keine Bede mehr sein können. Ob der
Verfinser mit dieser Beurtheilung Karl Oyllenhielms Recht
batte, ist freilich eine andere Frage. Die Sympaiiiieen des
Verfassers gehören ganz den deutschen Bewohuern Livlands.
Ohne iiUnscbränkung rühmt er ihre Tapferkeit, er nimmt
sie gegen den Vorwurf der Treulosigkeit in Schutz und
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_ 104
erklärty die Poleo hätten sich so Terhalten, dass die hiv-
länder vollen Grund zam Abfall gehabt hätten. Am aus-
fülnli listen behandelt die Relatiuu die Ereiguiase, welche
sicli im südlichen Livland abspielen. Am längsten verweilt
sie bei den Kämpfen nm Kokenbnsen; und mit den benach-
harten Gebieten dee vendenschen Sjreises wie des kurischen
Oberlandes offenbart der Verfasser eine solehe Vertrautheit,
dass sein eigentlicher Wirkungskreis, falls er Trediger war,
in dieser Gegend gesucht werden muss. Die rigasche Gegend
scheint ihm dagegen ferner za stehen. Bs ist aufCaiieiMi,
dass die Kämpfe vor Riga in der Relation nur ungenau
und flüchtig gestreift sind. De Thea ist hierin ausführlicher«
Wieviel der Abschreiber der Relation von dem ursprüng-
lichen Text fortgelassen hat, wieviel de Tbou hier auK dem
Diarium Johanns von Nassau geschöpft hat und was bei
de Thon von der ursprünglichen Relation erhalten ist» läset
sich ohne weiteres nicht feststellen. Dass gerade bei der
Erzählung der Ereignisse vor Riga sicli in unserer Abschrift
Auslassungen finden, i^t ganz evident. Jedenfalls werden
wir die Heimath dee Verfassers nicht an der unteren Düna
zu suchen haben. Da kann ich denn den Gedanken nicht
ganz abweisen, dass jener Pastor Friedrich Engel oder
Engelke zu Wickeln, dem wir den Herichtuber die Ilungers-
noth des Jahres 1601/2 verdanken, auch die vorliegende
Relation geschrieben hat. Engel bat i. J. 1602 infolge dee
Krieges seine Pfarre anheben müssen 6r wird also genug
vom Kriege gesehen und persönlich erlebt haben, um über
ihn authentisch berichten zu kumicn. Dass Details aus dem
Bericht über die Hungersnoth und die Fälle von Menschen-
fresserei, welche den Hauptinhalt jenes Berichtes bilden,
in der Relation nicht ausführlich erzählt werden, was ja
sonst nahe gelegen hätte, sondern nur eine verhültnissmttsaig
>) Bodeckera Chronik, bearb. von Napieraky. Einl. S. XIII,
Aiim. 2. Die SS. rer. Liv., auf die ncta Napieraky bealebti stehen
mir leider nicht aar Verfögang.
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kone Erwähnung finden, läBst sich daraus erklären, dass
EnjrnI viele Einzeliiaclirichten erpt B])ät<'r in seinem Exil
bekannt geworden sind, während die H(3latiou schon zu
Beginn d. J. 1602 vollendet wurde. Die Pfarre Sickein
liegt ganz in der Nähe Ton Dünabnrg. Dort haben aller*
dings keine in der Relation direkt erwähnten Kämpfe statt-
gefunden, doch werden litausche und polnische Truppen
die Gegend häuüg passirt haben. An einer Stelle der Eela-
tion findet sieh aber ein Hinweis auf die Bekaantachaft
des Verfaseers mit den TerhältniBsen der dfinabargschen
Gegend. Dort heisst es, daas von Dünaburg bis Bauske,
BO fast 40 [?] Meilen von einander gelegen , nicht ein
Hund, geschweige ein Mensch, aasgenommen Todte, zu
finden sei. Die Erwähnung Dünabu^ ersebeint etwas
unTennittelt und kann in dem besonderen Interesse des
Verfassers für diesen Ort ihre Erklärung finden. Voraus
geht ihr eine Aufzählung vurwi'iHteter kurlaudiHcher Amter,
deren Namen unsere Abschrift allerdings nur theilweise und
meist verstümmelt wiedergiebt* Das Original enthielt aber
einer Angabe de Thons zufolge die Namen von 16 Orten,
die^ nach dem Erhaltenen zu echliessen, sämmtlich im sogen,
kurischen Oberlande belegen waren, also bis in die Gegend
von Dünaburg heraufgereicht haben dürften. Schliesslich
ist der Pastor Engel zu Sickein der einzige Livländer, von
dem sich, wenn wir von Riga absehen, sohnÜtliche Auf-
zeichnungen aus jener Zeit und über sie erhalten haben.
Liegt nach dem Gesagten nicht die Vermuthnng nahe, dass
er auch die Kriegsereignisse schilderte, die ihm persönlich
and seiner nächsten Umgebung so viel Schweres gebracht
hatten? Anilallen dürfte es, dass er die Belation nicht eben
so durch den Druck veröffentlicht hat, wie er es 160B mit
dem Bericht über die liuügersnoth that. Wenigstens ist
kein Druck der Relation auf uns gekommen. Er schrieb
aber zn ^ner Zeit, da die Zukunft des Landes völlig unsicher
war, da die Polen zeitweilig wieder die Oberhand gewannen
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106
und die Schweden bis in den Norden LWlands zarQck*
dräDgton, und du mochte er denn Scheu getragen haben,
sich durch die VcruÜeutiichuug eiues Berichtes zu koiupro-
mittiren, der eine so polen feindliche Gesinnung offenbarte.
An die Stelle der vollständigen Veröffentliohang trat die
Anfnahme eines Auszuges in de Thons Oesohichtswerk. Bs
ist nicht unmöglich, dai^s von livläüLÜ-cher Seite dafür ge-
sorgt wurde, datss die Reiation in de Ihguä Hände gelangte.
De Thon bittet nttmlich in der mir vorliegenden Ausgabe
den Leser, gestatten zu wollen» dasjenige über Livland, was
in der früheren Auflage (in finito jam opere) zusammen-
hanglos den einzelnen Jahren berichtet war, nun im
Zusammcubange (u. zwar beim J. 1602) vortragen zu dürfen,
nachdem er einen deutsohen, von einem Augenzeugen ver-
fassten Bericht kennen gelernt habe, der ihm von glaub*
würdiger Seite zugegangen sei. Da die Polen an der
Verbreitung der Schrift gar kein Interesse haben konnten,
die Schweden doch nur ein geringe« und dazu während des
Krieges nicht so leicht in den Besitz einer Abschrift ge-
kommen sein werden, so kennen die LentOi welche de Thon
den Bericht übermittelt haben und auf deren Autorität und
Glauhwiirdigkeit hin er ihn aiidschriet), eigentlich nur Liv-
länder gewesen sein. Vielleicht der Verfasser selbst.
Besser als über die Person des Verfassers sind wir
über die Zeit| in welch« er schrieb^ orientirt* Nach dem
Titel reicht der Inhalt des Berichtes bis zum 29. Januar
1602. Im Texte ist aber von diesem Datum gar nicht die
Rede. Es ist ja wohl möglich, dass auch hier eine Aus-
lassung des flüchtigen Abschreibers vorliegt ebenso denkbar
ist es aber, dass der Verfasser berichtet hat, was er ans
dem Zeitraum bis zum 39. Januar 1603 erfahren^ und dass
er an diesem Tage die Feder niedergelegt hat. Denn
nirjjcnda verräth sich eine über diesen Zeitpunkt hinaus-
gehende Kenntniss der Dinge. Vielmehr zeigen wiederholt
in den Text eingestreute Wendungen, wie: »Was nun hieraus
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_ iOl
werden wird, giebt die Zeit** iiiul ähnliche, ilass dem Ver-
iasdcr die weitere Entwickeluiig der Dinge noch unbekannt
WUT. Die Niederschrift der Relation ist also Ende Januar
des Jahres 1602 beendet worden. Begonnen wurde me schon
Ende 1601, wenn der am Anfange der Relation stehende
»Satz wortlich genommen werden darf: In diesem laofenden
1601. Jahre ist eine Matter zum Feuer verdammt worden.
Bei der völlig willkürlichen und regellosen Orthographie
der Vorlage hatte es weder einen Zweck noch war es
möglich, den Text gan£ bnchstabengetren wiederzugeben.
Ich habe daher keinen Anstand genommen, die Schreibweise
durch vielfaches Fortlassen der Konsonantenhäufungen und
durch den alleinigen Gebrauch kleiner Anfangsbuchstaben
am einiges zu TereinÜM^hen. Doch ist der orthographische
Charakter der Vorlage im Druck noch völlig erkennbar
irod überall da, wo einige Konsequenz und Stetigkeit in
der Schreibweise zu entdecken waren, ist sie fast unver-
ändert beibehalten worden, ächreibfehler, die auf den ersten
Blick als solche zu erkennen waren, sind grdssten Theils
ohne weiteren Vermerk korrigirt worden. Wo dagegen ein
stchlieber Irrthum des Verfassers oder Abschreibers vorlag,
wo auch andere Lesarten denkbar waren und die Korrektur
nicht ganz einfach war, ist der Wortlaut der Vorlage in
den Xextnoten wiedergegeben. Es fehlt aber auch nicht
au solchen konrumpirten SteUen, einzelnen Worten und
gmen Sätzen, für die sich keine sichere Korrektur ermitteln
Hess und die wegen ihrer offenbaren Unrichtigkeit oder
öimüoaigkeit in den gedruckten Text nicht wohl aufge-
Bommen werden konnten. Sie sind durch Punkte ange-
deutet und mit ihrem Wortlaut gleichfalls in die Textnoten
verwiesen worden.
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Warhaftige und gnmdtliohe. besoliriabfiiig des itogen
betriebten Lieff lendischen kriegs zwischen hertzog Carl
und KoüM Htt. zu Polen^ darinnen mit jlm» die Tor-
nembsten geschieht, so sieh im lande von Anno 99 bis
auff den 29. Januarii entlaufenden jahres^} [begebenji
sn findeni
Es sagt schon und loblich der weise man Salomon in
Beinen spriebirorten am 15. Cap.'): propter peoeata mn-
tantiur prindpatns et regionea, nnd Gk>tt der Herr aa^
durch den propheten: solte ich nicht strafen die ehe-
hrecherirfche art. weil sich uuu uhn aui hören die sunde
vormehret, liiraui ist klar und ofi'enbahr, warutub Gott
der AUmeohtige aber landt und leate and stette seinen ge-
rechten nnd grinunlgen zohm, welcher wie ein fbrsehrendes
(ner ist, pflegt anszugeisseD , nemlioh wegen tü menni^-
faltigen unsern suadeü und begangener missedaht. DasK
dises ebben die Ursache sey, zeiget an dieser itziger be-
tniebte xostandt des Ltefiandes, dabei nns nicht allein
prinoipatttB mntiret*), krieg nnd blntvorgeisseii yorhanden,
das man sich wider von freunden noch feinden bei^n, noch
vorsichern kao. sondern es feldt anch bierin die schreck-
liche und erb<u*mJiche teuerung, welches bei menschen ge-
denckeni so lange Lief landt gestanden, nie erboret worden«
So ist hie nicht wnnder nnd etwas neues, wan man
höret, dass ein mensche umb eins stScklein brodt ehrschlagen
wirdt. Josephuö schriebet, das es schrecklich und abscheu-
lich sei, das ein mutter ihr kindt gössen habe. B'm aber
ist hir im lande nicht seltsam, dan in diesem laufenden
leoi. jähr den 16. Octobris ist ein mutter zum fnher Ter*
dämmet worden, welche ilinf lebendige kinder geschlachtet
a) mnatiret.
>) 1602.
s) Das OtUA ist falsch.
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109
und hnngers halben gessen. Kin ander vomehme fraw vom
adf^y welcher alle das ihre von deu kriegslenten genommea
imd Hirn in dieser ersohredüiehen teanmg bei keinen men-
schen trost gefunden, ist darftber kleinmütig worden und
ihre beide kleine kinder erstlich anter das fliess*) gestecket,
entlich sich auch hinuntergesencket. Solche exempla be-
geben sich alhie in diesem ort sehr dick und vü. Es machet
die teoningi dass alle Strassen toU todter korper, so hnngers
halben niedergefallen, seindt, von wnlfen, banden ond Toe-
gelen gefressen werden. Dergleichen lanfen tU armer
lentc in die stette tind flecken, wollen sich des hungers
erwehren, werden aber von dem gestanck der todten . . .
ao%eboben nnd täglich bei 60 oder 60 in eine knie ge-
worfen. Das alles bringet der hnnger sawege and ist des
elendes nor'ein anfangk. Was will hemacfamals werden?
Zu diesen beiden strafen reist auch ein das schreckliche
sterben, dass its^ ein neu seuche und kranckheit entstanden,
dass beide, jang nnd alt, wan sie eingefallen, nicht den
achten ...» erleben, wie in Rüga nnd zu lande solches der
aagensehein and tegliohe erfkhrnng answeiset, dass man
selten ein haus'') lindL'L, da nicht 5 oder 6 oder mehr per-
sonen mit kranckheit vorhaftet und zu bette liegen. In
gamma, es gehet in diesem lande also me, dass man mit
lebendigen aogen €k>ttes strafe, so hanfenweis ans ge-
troffen, anschanwen sollen. Und solches geschieht amb nnser
vilfaltigen sunde willen.
Sonst hat Carolus seine ahrsachen, worumb er diese
pTOTittti Lieflandt abenogen, sie von dem pollischen regi-
ment abiaschneiden rormeinet oder gedacht. Man giebt
zwar den Lieflendem schnidt, als selten sie ron etolichen
jähren her mit itzigen gemelten Carole wegen des krieges
practiciret haben, weiches ihnen mit warheit niemaiidt dar-
thnn kann. Es können Telleicht etliche sein, die hiramb
bji im Hab««.
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nq
wiasenschafft und acholdt darahn gehabt, so konoeii doch die
unschuldigen, derer gar vil sein, darumb nicht verdammet*)
[werden], weil Gott ausdrucklioli sagt, die seele die da
gesundiget hat, die soll sterben, und wenn schon die Lief-
lender all hierumb Wissenschaft gehabt^ auch des Schweden,
wie man saget, ihns land gelocket hetten, so nrtheile nur
ein uuparteiBcher richter und sehe ahn, wie die Polen als
defensores mit den Liefleiiderii uniltsprungen, so wirdt er
belinden, dass sie uhrsachc genug gehabt abzufallen und
sich des tirannisehen jochs sn entledigen.
Denn man hat erstlich dahin geachtet» wie man die
Lieflender ihres gottesdienstes berauben, die wahre christr
liehe religion au8 dem laiuio gantz anstiljren und dap^egen
die abgotterey des romiftchen antyciirisleu einplianUen
mochte. Dass sie tirannisoh umbgangen, hat der angenachein
ausgeweisen, indem man nicht allein die kirdien auf dem
lande und Stetten, unangesehen dass sie herrlich priv ilegiret
gewesen, mit gewaldt entwendet, die eiiikummeu an Bich ge-
riaseDi from christliche |»reister vorjaget und dagegen hueren-
hengste an die stette gesetseti sondern auch, welches noch
mehr ist, wann fromme christliche vom adel ein kirche
bauen lassen, hat mahn es ihnen nicht Torlauben wollen.
Man hat sie auf den reichstagk citiret, vor aufruhrer beschul-
diget, auch nach criaubung dieselbige gantz eingerissen und
devastiret. Ob diese Ursache nicht alleine genogsamb wehre
zum abfalli gedenck ein ider bei ihm selber.
Zum andern hat mahn die Lieflender gants unter-
drücket, sie zu keinen digniteteu und wurden, ob sie schon
duchlig geweseHi kommen lassen, und da mau es .ja gethan,
bat man sich nach aolcheii nmbgesehen, die gnt ]M>llniscb
(:da8 isti ihren vaterlandt zuwieder sein mochten:) die hat
man mit gutem dermassen rors^n, dass sie mehr nf
ihren pracbt und eigen nutz [dcnnj ihies Vaterlandes gesehen.
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III
Hiedurch ist vornrsachet die UDterdnickung der aruiuet mit
grofisen beschwer^ dass £weim einerj eiu wt^ni^ mecbtiger
gewesen, hat [er] dem andern lalles das seinige nehmen
dorfen. Der beseheidigt hat schweigen , auch wol mit
sehmertzen erdulden, wo er aach etwas dawider geredt»
hat er ohne gnade sterben iniiHsen, wie solcher exempel das
gautze land voll ist. Und damit mahn sehe, wie man mit
dem lande bat umbgespmngen, will ich [es], kürtze halben,
mit 1 oder 2 pnncten bemren.
Es ist im lande ein fnmehme persohn, die gerne einen
lief, welchor ihm wolijelegeu, gehabt [hätte], weil ihm
aber der ander polcheu als seinen erbgrundt nicht vorlassen
will, nnderstehet er es, ihn mit gewaldt zn nehmen, nber-
feldt ihme derwegen im hans, treibt vil mntwillen, lest
sich auch endüich hdren, er solte es in der zeit Yorkanfen,
wo nicht, so solte er nnd muste heraus. Der ander nU
ein rechter herr de.^ Iiaudes oder gutes will solche schmehe
und injuria nicht leiden, begibt sich herauf auf den rechts-
tagk[?], wirdtaberyon einen erkauften knechte erschossen.
Des entleibten frao aber wirdt vorbrandt mit haus, hof,
kindern und alle den ihrigen. Also kiunpl, der ander zum
guth. Der ander Matthias^) Karkofsky') jagt aul' Sess-
wegen ^)') gutern. Auf der jagt kumpt ihm ein hundt
wegk, der sich henget im stricke, den der panr auf einen
a) Meisig.
1) Siehe 8. 12;'), wo er als Hauptmann von Boaltten orwähnt wird.
*) Ans dem Wortlaut ist niebt sn entnehmen, ob es sich um den
Personen- oder Ortänanteu Sesswegeu handelt. In ertterem Falle
sind des Andreas Sesewegen Guter Appeltheen und Dmween (mit
Lyaohn) gemeint Stryk, Beitr. z. Oosch. d. Kittorgütor II, 418.
Scbloss SesswotTf-n mit den N"f'bpn'jiitern gehörte damuls Willielm
Friedrich Taube, der ea von seiuein Vater geerbt hatte. Stryk II,
325. Im -Index dor Bchwediächen AnliHnger" (Sitzungsber. d. Gesellsch.
f. Gesch. u. Altertb. zu Riga pro 1894, S. Ü-iJ lieisst es von Seas-
Wegen: Taobias arcem redemit a Karchovio. Ob Karchoviua iden-
titch mit Karkofaky ist, ob dieser zeitweilig im Besits TOn Sesswegen
gewesen ht, kann ich nicht festetelleo.
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112
hasen gestellet. Da der paur zum stricke konipt, findet ehr
den hundt ersiricket, weiss er wol, wo es Karkolsky ehr-
fehrty dasB er ebenmessig'heogen rnues, mmhi derwegen den
handt und bringet ihm vwey meilen von dahr auf des wol-
gebomen und edlen herrn Heinrich yon Ungern Undt*),
welche» da es Karkofsky vui meldet wirdt. machet er sieh
auf, feldt dem von Uugern in sein gut, plündert ihme die
paureiiy nimbt ihme und treibet 700 stucke viehes wegk.
Wie aber solches der Ton Ungern ....') wolte, bestellet
er etliche^ die ihm erschlagen selten^ nimbt daranf Tartam,
feldt ihm in den liof. phindert und erschlaget alles, was
ihme vorkumpt, lest es auch nicht dabei bleiben, feldt auch
seinen negsten nachbahrn als Tauben'), Ofenbeigen') und
andern mehr ihn ihre guter, plündert sie und schlagt viel
todt. Welches alles recht sein muss, und deigleichen exempel
seint vil vorgelaufen.
Item es wahr ein vatter verstorben und unmündige
kinder nachgelassen, ist baldt ein Pohl zum koningk ge*
sogen, vorgeben, es wehre ein caducal und solche gutter
▼orlehnen lassen. Die wittwe mit den hindern hat betteln
müssen. Summa es hat [der] Pohl alles dorfen, was ihai
nur in den kommen. Zu diesem allen'') ist kommen die
commission, so ao. 99 im laude gehalten, da diese folgende
puncto beschlossen.
Erstlich, dass alle kirchen mit jesuitem selten besefaet
werden, 2) sollen alle guter derjenigen, so es mit hertzog
Magno gehalten, der über 100 aufigezeichnet, ahn die Ko.
Maytt. vor fallen sein. Vors dritte selten ihrer vil nach
Kioff an den Paulum Exitium^) vorsetzet werden. Und
a) Tiell faektMU
b) allfiin.
») GilseD.
-) Siehe S. III, Amn. 2.
*) Lorenz von Offenberg gehörten 1599 Praalen und Lasdoo.
Stryk II. 281.
*) PoDtam EnxtDüin?
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113
wthr solches alles ihns werck gesotzet, wenn nicbl der
ilnge krieg solches verhindert. Der luihr ein einwohnner
dwser betmebten piovraz ist und aein snkiiiilltigeB unglack
gesehen bette der^) nicht praotioiren sollen? Jdodi ist
warhailigk nichts geschehen. Es hat hertzogk Carll ohne
der Lieflender practiciren nrsacb genug gehabt, wie solches
dan genugsam offenbar ans den schreiben, so Carolus
pnbUciren lassen, nnd sindt Tornehmlioh die [seil. Ursachen],
darauf er sich referiret^ ds Ihr Ko: Matt: ao. 98 nicht als
ein frenndt; sondern fil mehr als ein fefndt ins reich
Schwedeü kommeu, armiret mit vielen jesuitcrii, die er im
lande vonneinet aus anregung^) der Babiluiiiscben huren
ehnaaetieii, damit sich anch der cardinalische ... im
raich ....*) mochten. Dass dieses fast die vomehmbste
imache des krieges sei, zeigt dieses schreibendt, so Carll
in Deutschlandt^) ') geschrieben.
Knrtzer eztract des Schreibens, so hertzog Karl in
Deutaslandt hin und wieder geschicket.
Es ist jedermann bewust, dass der koning in Pohlen
mit [dem] antechrist^ dem bapst, der Babilonscben huren,
conspiriret Gottes vort 2n yortilgen und die gotteslesterich
lehre 'fortssnpflantsen, hette auch seinen anfangk schon in
Schweden gehabt, da er wider treu und oidt religionem zu
reformiren sich unterstanden, welches ihm dan Gou lob,
wie menniglichen kundtbahr, gesteuret. Hemacber aber hette
er eben ta practiciren in Finlandt angefangen. Dasselbige
ihme auch nicht angangen, folgendts aber durch Lieflandt
tentiret und uns zu iiüLturftigcr gegen wehr vorurdachet.
b) ihr.
e) umag.
4) inUl.
f| düLH.I iAIllit.
1) Dasd Deutschland gemeint i^t, ergiebt sich aus der Auffordc-
raog an »Grafen, Rittar, Freie und Koeehte% im folgeodeu Extrakte
des Sebreibeoa.
8 r
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114
Weil dao nun die Pohlen aus IJellandt gaotz und gabr
TOijaget bis auf Küga und Dunemundü und darnach viel
guter, so mebrentbeik anbewohnet, daTon man jertich, wmn
gnt poleoey, so diesem lande alwege genumgeltr aageriehtet
würde, sein auskunft*) haben konte, Wan daji
nu grafen, ritler, freyen uod knechh*. ^u <Ji(' y\(iin-che ljurea
feindty Torhaaden, so sich zn voreuchea oder krige beizu-
vohnen gesoimeii, solche wollen sich anr drietlicb anhoro
gegen der Pemov, oder da man sicli mit nnserm Inger for-
halten wurde, vorfuegen. Wir wollen einen jden na^
Standes gebühr und seinem verUn nst wider mit gTitem
nach lehenrecht zu besitzen oder mit notturfügen under-
halt Vorsorgen, dass er nnd seine naohkommen ans raefameii
und daneken werden.
Hiraus kan ein jeder leicht mercken und spuren, was
Carolum in den hämisch gejagt. Die andt r Ursache darauf
er sich in gedachten schreiben referiret. welches ich kurtze
halben ansgelassen, ist dieses, das I. M. ihren eidt zu-
wider die Tomembsten stette nnd scbloascor im reich
Schweden . . und littaaschen nnd pohlnischen gebrancb
nach etlichen personen zu starosteien verliehen, wie er dan
dis herliche awpt Calmcr vorlehnet und die
schone reiche Stadt Abaw in Finlandt Clausa Memming.
Die dritte nrsache [ist], das L E. Mtt. ihren eidt zu-
wider der cron Schweden Harrien Wirlandt'), darinnen
die Schlosser und stette gelegen als nemblich Weissenstein,
Keuell, Narue, HopseLl| Weissenburgk, ♦) and nocht
etliche ander henser, bis auf diese zeit entzogen nnd nicht
gewinnen [sie] wollen, dan die Schweden I* K, M. nicht krönen
wollen, bis L K. M. die') gedachten Stetten nnd Schlosser der
•) flwfMl« Tk* odtr li«ri«a4tr.
4) UraiB WaiML
p) lallaaidt
f) von-
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115
krönen Schweden zu incorporiren [sichj mit eidt vorpflichtet.
Naehdem aber !• K. M. aus Sebweden unrorriobter aaeben
samcke kommen^ hat er auf mittd nod wege getraebtet,
wie er nicht allein Herigen Wirlandt ), sondern auch Fin-
landt dazu einnehraen mochte und alles mit bapstlichen
pfaffen und baucbdiener des römischen antechristes besetzen,
die I. K. M. dan veidüioben dazn angetrieben mit ibrer
TermeiBlen regal herettco non esae aeryandam fidem* In-
Bonderbeit sein die redelsAthrem ber TiUtsky biscbof m
Ileilsberfi:*' ) und Georg Farensbach«), unter welchen der
ein beim bapst umb den segen zum krige heftig anheldt,
der ander aber bei sieb erboten, Oorolnm nicht allein ans
Hangen nnd Wierlandt zn jagen, eo[ndem3 anob ans Fin-
landi, dazn Ib. Ko. M. Sebweden zn bezwingen. Woranf
er sich aufgemachet und sein brueder Wilhelm Fahrenss-
bacb mit drey hundert teutsscben reutern in Finlandt ge-
sandt) deeselb I. K, M. sa gnte einzunehmen, welcbe aber
abel empfangen wurden, indem sie nicbt allein in die floecbt
geschlagen, sondern anob yil gefangen*).
Kocht hat dieses oichl hellen wollen, mau hat allerley
practiken gesucht, ....*) dem Carolum weiter zu vor-
folgen nnd die ehrlichen jesuiters einzusetzen, darauf der
Carll verarsaebet*) ans Finlandt') in Hartegen Weyerlandt
sidi 9» maefaen, dasselbige einsnnebmen nnd solcbs vor
feindlichen einfall, dessen man teglich vermutens, zu be-
schatzen. Welchem er dau auch leicht eiubekommun^), weil
die K* M. starosten die heuser verlassen und sich davon
gemaebet^ ansaerbalb Benell, das sie fast') ein jabr gehalten
ll'jlsin:'rg.
e> Frannsbftch.
d) anleMrlicb.
e) ODTenirsAchet.
f ) Von y«r bis SüU 117 «ndu^Haiid.
g) fest.
1) Herbst 1599.
^ Aogast 160(1
8»
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116
nnd auf entfletzungk ») gewartet. Da die aher nicht kommen,
iiaben sie sich Cai-olo mit dem bedingk ergeben, bei ilime
za bleiben, da die ehron Schweden bleibet, sintemahloi sie
der chron Schweden mit eide Tenrandt^). Nach einnebmangk
Harigen und Weirlandt bat Bich Carl in seinen grenzen
verhalten und den einwolmei n disseit der grenzen nichts
einnehmen lassen, ja welcbs viel mehr ist, auch galgen
laasen anfrichten anf den grensen mit diesem beacheidt^ d»
jemandt von dem aeinigen ohne nrlaub aicb nber die greosen
geben wnrde, aolte zur atnnde gehenckt werden. Hat also
Carl im geringsten nicht im sinne gehabt, sich iiber die grenze
2a begeben, wie es den hernach eigendiich Yon den gefan-
genen rittmeiatera erfbaren, die zn der zeit nnd atandt^)
bej im geweaen aein. Bboimeaaigk bat aicb Fameaabaoli
mit den aeinigen ancb halten aollen, atil nnd fried sein, ao
wehre das blut])at wol verhutet, oder aber da man ja ge-
dacht hette, das landt einzunehmen, solte man mit macht
gekommen aein nnd den Schweden davon gesagt haben.
Waa geachicbt aber? Fabmnaabach fiel in nicht allein aber
die grenze, sondern haachet ancb Ton ä&k seinen anf, wie*)
und wo er knnt.
Uber diss schreibet er Carole zu die aller schimplichsten
briefe, nennet ihn einen meiater [sie] und so fortan, wo-
durch er dan erbittert worden, aicb nber die grenze ge-
rn achet, aein hell alda zu Toraachen. Daranf er fort im
Julie ao. 1601 vor Parnow gerucket dasselb belagert,
welches zimlich besezet, denn Charonokoski ^) mit zwey
hundert fuBsknechten darauf gelegen, Sechor Jeaowiky*) auch
[mit] ao Tiel, den ea aindt zimlich TieU trappen daranf ge-
weaen, jedoch ohne einigea regiment Und iat das schloaa
») elnactznngV. — t») Tinb Tiindt. — c) w-^lflip wi*».
1) Beval erklärte sich im April 1600 eaUgiltig für KarL Hiäroe,
S. 382.
2) Vielmehr im Herbst 1600.
4) Ob bütV'Ubhubür und ünUüätarost auf Peroau Siinoo
Kocbain8k>- und Mivli. GoleübWwaky?
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117
und die Stadt gewaltiglich provinantiret gcwe^eu, das nach
eumehnrangk der Stadt UDter andern gefonden worden mehr
den yierzehen last gmtse, dem herm Modowski zogehörigk,
ueb viel kriegenranltion. Fnr Pamow hat er zimblich lang,
ftßt vier Wochen, gelegen, ehe er etwas aiiGfefangen, und
Tieleicht verhoflfet, das ihme Farnessbeck unter die äugen
ziehen und sich mit ihinc schlagen wurde'). Hiezwischen
haben die belagerten an Famessbach geschrieben mit bitte
rie m enteetsen. Der aber noch ein znaamenknnpft gehalten
bei Helinet. Weil solches alles die belagerten gespuret, mit
was treu mau sie meinte, und Carll mit macht daran wulte,
haben sie sich mit dem beding ergeben, dass sie alle wieder
frey mnchten abstehen, welches ihnen dan zagesagt worden
aach gehalten y und [soll. Carl] sie an einen sichern ordt
geleit* u lassen, auch die obristen stadtlich begäbet hat^).
Also Carll die wul geljaute feshing einbekommen und
der seinigen nuhr zeheu mann dar verloren, darauf er licht-
lich zu erachten gehabt, wie es mit Lieflandt gewandt nnd
was trenen man sie meinet. Ist auck so mntig dadnrck
worden, dass er zu stunde oder baldt hernaher einnehmen
Ide^en Sales, 10 meile von Riga, Gotthartt Julian Tiesen-
huesen zugehörig. Hieraus kau nun der günstiger leser
Icchtiglich erachten, was Carll abermahl reroraachet hat
ins landi za kommen, nnd kan das mit Wahrheit sagen,
wan Farenssbach sich von den schmeheworten enthalten,
oder wenn er*) ihm haldt im anfang unter äugen gezogen
und nicht gestattet Parnow einzunehmen, wurde ev wol
im dem lande geblieben sein, wie solches Carll Carlseil')
ansdmcklicben in seinem gefengnnas ausgesagt Was
gwehach aber? Da man eigentlich erfuhr und merkete,
was der Schwede im sinne hette, haben die starossen, so
B\ Tob bi«r la 4h Mhcfft Httld.
\) iliD an.
Aiifttii^ October IGOO.
^ Karl KarlsoD Gyllenbielm.
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die furnembsien heu^^er ingehabt, alle ihr liaal» und gut
wegkgeiuheret, auch bcibrsl gantz aus dem laude gezogen,
sich Bach Littowen und Pohlen begeben, unter des die
heoser bloss und wnste geUaaen, so ohne das durch ihre
onachtsambkeit*) vorwnstet, oder aber 10 oder 12 personen
[ziiiiiL'k]gela.^seii. Ob dieses recht, bekenne ein jder vor-
meiidiger. Nochi gibt man [denj Liflendern schulde, daäs
sie das leberleiu gelressen.
Nach eiDnebmoDg Parnow und Sales, Oberpahlen und
Lais'*) hat er sich an das herrlidie und vbeste unuber-
wiudtliche haus Velin gemachet, welches mit Ungern
besetzet, hcrr Kursei jung gehörig, welches er durch
Yerratherey der Ungern eiubekommeu, die ihre obristen
erschlagen und ihme die Testung aufgeben, tob dannen er
sich herumbgelencket nach Neyhauss od«r Neygardt'X herrn
Leniek (?)*), itz Rigischen stadthalter, zustendig ^) Unter-
des bat Farunaribacii bei UMJO Lieflender und 500 Pohlen auf-
gebracht, mit welchen er ohne uuterlass mit den Schweden
8charmntzeldt> ihnen*) auch oft and viel volokes «ui der
futterong und sonsten abgeechlageni insonderheit aber vor
Karckhusen, da sich die Lieflender wol gehalten, fast zwei
oder 3000^) Schweden erlegt, auch Carll Carlsen zum ersten
mahl in die fluecht geschiageBi weiches [ßo] augangen:
Farnussbach hat einen diener, den er vil vortrauet, den
fertiget er mit verheisung grosser belohnung an Garll, ob
b) Eiifs.
d) üeybftiu* od«r U*ygu4i.
e) mBkM«riieb (Hiaek o4er Baak).
f ) zntiteiidif f««»B4i.
f) ihm.
^) Die Reiheufolge Uur Krobt^ruugeu wird vuu den Chrouiätea
vtrseUfideo gegeben. De Thoo folgt der Relatioii, erwihot aber Neu-
haneen nicht, das aneh gana aoBserhalb der damale voo den Sehweden
eiogeecblageoeD Boute liegt Auf diese Erwähnung you Nenhaosen
wird jedoch spater (8. 124) rekurrirt
S) Wohl aar 300.
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119
er im moebte an Enrekhaiiss locken. Do nun der dieiier
zu Cai Ii kumpt, giebt er for, er wehr Farniisbach eiitlauloD,
weil er üun nicht gezahlet wegen scmer langwirdigeu
dienale, . . gibt auch vor, es wehre its gute gele-
genheii die festong, darauf gewaltig gross gut an allerlei
saeben, einzubekommen. Darauf denn der bertsogk Oarll,
der solches alles glaubet, seinen söhn Carll Carsell mit
5ÜUO0 abgefertiget. Der dieiier führet sie durch
die walde bia fast an die festung, gibt yor, er wolte
sofb scbloss und seben, das er moebte in [die] pforte
kommen, sengt aber zu Famussbacb, der da nicht weit
cia\un itiit seinem vulck, uberiallcn die Schweden ohne
Ordnung und schiahen ^ie so, dass weinigk davon kommen.
Solebes au rechen machet sieb herzogk Garll selbst auf,
kompt Tor [die] Testunge, darauf Schweden und die be-
Satzung wobnen, so ans Schweden und Liflandt gewieben *),
fordert die auf, bekompt aber bösen bescheidt. Darumb
er sich darvor gelagert mit seiner gantzen macht, auch zn
attanen lest laufen, da er dan auch ein schon volck dafür
Torloren, weil sieb die Schweden manlich gehalten. Doch
haben sie letalicb, weil keine entsetzung gewesen, nicht aus-
harren mögen sich ergeben, mit llihender lahm; abge-
zogen. Aufm hause hat^) Carll einen grossen schätz ge-
funden an allerley munition, proviant und andern, inson*
dorbeit auf swej hundert man rustnng, sattel und zeumen
nebenst allem snbeborigen , das er ancb selber, Carll, eu
Dorpt bekandl, ci wehre ein fürst, hette aber sulcheö zeugk
nicht gesehen, geschweig dan gehabt. Das hat Farnuss-
bach nur darumb ufgelassen, dass Garll sehen solte, was
er inr einen standt gefoberet und kein soblecfater man ge-
a) bälter g^hm,
b) BMhUit.
«) teUM
Wohl nur fiOO, ein« Zahlp die aach de Thon giebt.
^ &Y9ci 6 Finlandla evocatf a Sigisnra&do Rege ]oco impoiiti
laeraDt. de Thon.
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120
wesen wehre, wie er dan solchefl selbst einer yomehmen
person zur andtwordt geben, da er gefi aget, wammb daee er
nicht das schone gut bei Zeiten vom hause bringen lasfccii.
Darnach ist der Schwede von einer veätung in die
ander gexogeui die baldt eingenommeni weil die starosten
Torlaufen, die beuser wüste wehren, aneh keinen enteate
[und] gegenwebr zu vorrnnten. Den ob die schon die
armen Licfleiider sich gewehret, so kau doch ein jder licht-
lieb erachten, was zwey tausendt kegen zwantzigk tausendt
za rechnen. Sie haben nicht allein K. M. geechrieben nmb
holf, sondern auch die Httawschen stende hirzn *) Termahnet,
letzlich umb Gottes willen gebeten, sie vom feinde su
erretten. Wa^ aber iuhi iiuUT und entsHLz gef'olget, ist,
Gott geclagt, menniglichen bewuBt. Hertzogk Christoph
Badziwill, cronwoiwoda*') zu Wilda, nachdem er ein zeit
langk anf Pirschen gewesen, sich daramb weinigk bdLnm-
mert, ist er baldt darnach nach WÜda nnd folgende nach
...'■) auf seines sobues beilager vorreiset. Underdes haben
die armen Lieflender blut saufen müssen, welches Gott ohn
zweifei redinen wirdt. Vom konnig ist fast [eben] solcher
entsatz kommen. Dan obschon I. K. etzliohe rotten
knechte hingesandt, das Lieflandt Tom feinde zn beechnlzen,
da die hinkommen, haben liie mehr g<?ranbet. als mit dem
feinde zu thunde gehabt, und obschon zu zelten an den
feindt kommen, haben sie doch je und allewege die Deutschen
Yoman gestellet nnd nur spectatores und zuseher gewesen,
welches entlich zum grossen Widerwillen und nmdt geraihen,
dags der feindt underdesFcn die übrigen festungen einbe-
kommen, kaum eingcuohmmen, weil niemandt widerBtandt
gethan. Den obwol ner oder funftausendt Pohlen bei*
samen gewesen sein, dennoch haben sie sich mchts ange*
nommen nnd also [das land] in die ensBerste not nnd aimnt
a) si» hirzn.
%) Cronn Wadft.
•) Stow.
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121
ge»etBt, davon eicb nicht getiugsam sagen*) ladsen, sondern
mit mannigerley marter Deuinrh und Undeutsch gepeiniget,
sie gezwungen zo bekeuneo und ihnen das ihrige zu weisen,
vdebee sie» sobaidt es ansiohtig worden, Ton standt an
ihnen dmaeelbige genommen, auch wol oft sie selber er*
tehlagen, Torgebendo, der Schwede wurde es doch ein-
nehmen, wehre besser sie nehmens als die Pohlen [sie].
Darauf sie eich dan semptlich gewendet, Tom feinde abge-
lassen nnd sich gantz nf den raub begeben, worans dan so
em ehelendt worden, dass niemandt ^ ) irgendt sicher gewesen.
Han hat Tomehme lente in ihre hof gefallen, sie geschlagen,
fraaen und Jungfrauen, ja wul kinder vor der vater äugen
gesehendet. Solohes alles hat müssen gut sein. Ist aber
jenandt gewesen, der das seinige gedacht nach Biga zu
fidirea, der moste ee bei der nacht thnn. Da in aber jemandt
begegnet, ist ihme alles genommen wordeo. Ob das ein
öreundt stucke sei, urtheile ein frommes hertzc.
Insonderheit hat aber Ludewig Weyer sehr schendtios
and sehrecklich hansieret und so nnmenschlich gehandelt,
das nur graoet davon an schreiben. Bin Yomebmer man,
des man biUieh irmchonet» da der nicht vergönnet an seinem
weihe muiwiüen zu treiben, ist er gebunden aufs bette "ge-
worfen, das weib auf ihm gelebt und von etzlicheu buben
gesehendet worden. Ob hirein zwischen Tnrcken [ein] under*
Bdieidt sei, weiss ich nicht. Nocht haben sie freunde nnd
selmtdierTn sein wollen.
Nach diesem allen, weil sich die rohleii idir auf
den raub begeben, überfielen die Finnen und Lappen di(^
Pohlen ins lager bei ^) nicht weit von Sissegall*)
[unjvorsehens, schlagen sie schendtios, weil sie sich sn
rasten nidit baldt vormochten, dass ihrer weinig davon
V jemandt.
c) M*-j«r.
i) K«iftlL
•) SlilMr, im licUlf« HtM b«l TkM.
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122
kommen und fast in die 700*) auf dem platz fanden. Die
übrigen haben i^lch hierauf in Wenden als Ii. Matthias
Dempittsky, Weyer, heuptmau und sonst andere,
mit denen aach Farnassbach, das spiel , wo es hinaus
weite an[ge]8ehen^. Der Schwede aber nachdem er
Burtneck«), Heimet**), Adeel*), Marienburg nnd andere
heuser eingenuiüLueü, schicket er ein volck mit ^^'ilhelnl
Spiegeln und Otto Yiedmgk^j nach Wenden, fast in die
sieben tausendt starck. Die kommen auch am sontag gegen
mittag vor Wenden, ohn der Pohlen wissen. Denn ihr
obrister Dempinsky wol gewnsst, wie sie ^fahren, das
feindt vorhanden, wurden sie davon laufen uud den i ugken
wenden. Derwegen sie der feindt aukumpft, die ihm schon
vor 2wey oder 3 tagen bewust, vorborgen gehalten, bis
das der feindt anter der Stadt manr, der dan anch fein
sicher frey herzogen, und meinten [die Schweden], weil
kein wacht xuriiaiiden, wehre auch kein voluk. Schaidt
aber der berr Dempinsky der feindt ankunpft vernonmien,
hat [er] ein larm lassen nf blasen, in der still sich eilendt
gerostet nnd sehleonig heransgefallen, weidtlich an den
feindt gesetzet, sie zerstreuet und in die flucht geschlagen,
da den die fuessknechte, derer bei 2000 gewesen, sich wacker
gewehiet, die reater aber schendtlich die flucht gegeben
und sich ▼ormeinet durch die fincht zu entwischen des
a) nnleserUoh «iw«: X«Uwi(.
b) wolteo.
«) B«flwl«k.
e) Adosl.
») 12m), de Thon.
2) Ad öpectaculum sedeDtibus Matthia Dembimbskio, Ludovico
Veiero, Leoue Sapia, Kryskewito, aliis cum ipöo Farensbakio, de Thou.
<) Bei de Thon heisst er Otto FelLing, und GadeboBch Jabri». II,
2, 228 will Welling leaan. Der Name Yiediogk kehrt S. 123 in der
Relation wieder. Viellelolit iet an Otto ▼. Yietinghoff sn denke«, der
L€01 EU Polen äberging. Büme verlegt öle ScUaeht bei Wenden
in den Anfang 1601 nnd nennt als eeliwedisehe Aoföhrer Marita
Wraogel nnd Johann Beogteon«
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12a
knnftigeü Unglückes, den sob.ildt sie auf dem ort des
dofisee, welcher für der sUdt hiuiieist, kommen, ist das
eis unter ihnen gebrochen, andt sind ihrer fast etsliche
huderty darunter etsUehe beTehliehhaberi schendtlicsh umb*
kommen. Die fuesskneohte aber^ so sieh sehre gewehret,
sind alle uiui)kniuii)en, weinig gefangen genommen, darunter
Wilhelm ;Speigi und Otto Vieding, beide rittmeister. ^ach
diesem allen, weil die Fohlen gesehen, auch wol gewnsst,
daas Garll sich selbel wurde herbeimachen, die seinen su
rechnen, haben sie sich nicht lange da wollen aufhalten,
und derwegen die burger im stedtlin galir ausgephuidert
und alle das ihrige genommen und sich also nach Littawen
gemacht, jedoch unterw^n zu Kokenhusen*)*) nocht etiliche
tage geetriefet
Der heir Dempinsky, wie er gesehen, daes er schendt-
lieb von den seinen voriasieu, hat er sich auch aus dem
felde gemacht und das iandt uebenst den übrigen sielten
und BchloBsem dem feinde zum besten geben, verheldt sich
auch auf seinen heuslin Febalgen, yerhoffende, das half
▼om konnige ankommen wurde, oder ja das sum weinigsten
die vorgemelte kriegüleute sich wenden wuriieu mit i ai nass-
baoh. Weil aber die Fohlen unrabt^) vormerken, bleiben
sie gnhr aus und lassen ihren treuen obristen*') hinter sich,
der dan auch karte hernach vom Schweden unTorsehens
nberrasdiet und gefangen worden.
Weil dan nun den Schweden das irUicke dtirniasriea ge-
fugt, dass er nicht allein yil heuser ohne besundern verlust
einbekommen, sondern auch die Fohlen gante aus dem lande
Teijaget, hat er aloh in die übrigen heuser gemaohet und
nach Derpt yorrucket, sein heil auch allda zu Torsuchen.
Ist nun dahin kommen und [diej Stadt rundt herumb be-
V Ti«ll«icht aacb : anrecht o4»r unioiKbt.
^) de Theo.
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124
laprert. In der stadt .sein gewesen der Georg [Schenking,] ')
Ileionch Ramell und üermano Wrangeil, rittoneister, Debeost
etzUohea PoUeo, welche sich semptUch wol gehalten und
dem Schweden ximlicb vi! volck abgeschlagan. Als aber
der Schwede mit einer gewaltigen arckeley vorsehen tag
und nacht heftigk geacliossen, ctzliclie tnrme, auch ein gross
stucken von der maur niedergeworlen, und die belagerten
geseheni dass kein trost oder entsetzen vorhanden, hüben
sie sich ergeben mnssen. Die obristeo hat er*) [seil, der
Schwede] gefenglichen einsiehen lassen, den bargem aber
kein leidt gethan, das schloss mit allem preiss gegeben
seinen vornembsten holieuteD^).
Nach eroberong dieser Stadt ^) hat er die andere
henser leicht einbekommen , ausBgenommen Neohanss, des
ersüioh gedacht') die sich wol gehalten, nnd Ronneborch,
dem Wesselowsky '^j huluiarschalk zugehörig, welches die
Pohlen eingehabti das sie doch, sobaldt er [seil, der SchwedeJ
nnr fnrkommen, ergeben, die er gutlichen va gnaden an-
genommen, sie anch über [diej IMena geleiten lassen,
oder wol in dienst genommen, wer nur Insi bei ihm m
bleiben bette.
Hat also Carll innerhalb Jahresfrist gantz Lieflandt
eingenommen wegen nachlessigkeit und tirannej der Pohlen,
dass also vom Jnl\j bis anf fastnacht nichts mehr nbrig
als die henser an der D&na nemblich Dnnemnnde, die Stadt
Riga, Küchkeniiaubcn, Luisen und Eositen, gantz
an der Muschowitterächen grentzen belegen.
An die Rigischen hat er za nnterscheidlichen mahlen
geschrieben nnd sie za ergebnng ermahnet, w^che ihnen
a) aisbt«r.
Big« uA SMfU ai« Msk U Tkn iMiMt mt Tupatui . . . Me»4«B
StTilittD «-t Rigtm tota LiTHBlft VbtB OpalMlinlaftB.
c) WeM«lbowskj.
d) SuDebeiu.
1) de Thon.
Jmuw ISOl. Veri^. Gadebnsoh II« 2, 2S4 ff.
*) 8. 118.
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nur andtwordt gegeben, er solte die ander heaser eiDDehman,
alsdan wolteii sie wol wissen, was sie thuen wollen. Darauf
er sich dan über die Düna gemacht, ios hertzogkthum eiu-
gefaUen, aber keinen schaden gethan, nnr die rigischen
guter Torwnstet, jedooh nichts yorbrandt. Alda er aich dan
ein zeit langk vorhalten und etzliche seines krfeges volcks
nach Treiden*) gesandt, das ( in/uiieiimen , und etzliche
nach Rositten, welche dau Treiden'') baldt ciDgcnolimmeu.
Auf Boeitten ist gewesen Matthias'*) von Karkofskjr, des
bey SesBwegen gedacht warde*)^), weldier TÜen nrotwillen
im lande getrieben, dieser aber, als er gesehen, dass der
Schwede fast des gantzen landes mechtigk <^eworden, anch
sonder zweilol nicht eher ruhen wurde, bis er das gantse
laadt erobert, schreibet er an Starckbeek, starosten aaf
Lftteen*), er hett fast bey zwey hundert heydncken bei*
samen nnd sehe woll, was für ein xnstandt im lande wehre,
vurmanet derowppren gedachten Starckbeek, er solte eihe-
lende» zu ihm kommen mit allen seinen volck, so wollen
sie alda die Dentschen, so in der nachbarschafb wohneten,
darunter yiel vornehmei aberfallen, sie auch pinndem und
darnach mit guter beute aus dem lande ziehen. Starck-
"beck, als ein christlicher herr, schleget ihm solches nicht
allein ab, sondern vormanet ihm auch, er soll solchen teuf-
lischen Tomehmen nicht staedt geben, Qott wurde ihm
strafen, wo er anch das spiel anfienge, sdureibet «ach an
etzliche Tentschen, so seine gute frunde, entdecket ihnen
Karkor»k}[8] radtschlag, warnet sie für kunfftigen ungluck.
Die Deutschen, des Karkofsky bubenstucke wolbewusst,
machen sich in der eihl auf und rotten sich mit etaiichen
\>) Metia.
e) wirdt.
d) iim nüieintii.
a iiL
>) ad^atarebsignm AaioiEtoTU vidnla pMsidit piaeflNtt. deThov.
VsrgL RoraworiD, Kaebr. 0. d. Gepohl. Uiig«ni*Stenibeff n, ftOO.
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126
panren zu hanf, überfallen gemelten Karkofsky in der nacht
auf dem hause, schlagen ihm luit svoib und kiudt und alleon
Yolck zu todte, nehmeu das hauss, ubergebens dem Schweden.
Da nun Carll alles sein volck beisamen [hat], machet
er sich den 19« Martg ') nach Kookenhansen, belagert das
heftiglich, begännet auch m scheissen. Den andwn tagk
hernach sindt gewesen in die vierhundert man ohne die
burger, die sich dan aus anreitzung ihres obrisleu herrn
Ko8onew[83k7(?) znsamen vorsehworen, die festling mit
nichten ro geben, nach nieht an weichen, bis man sie bei
den faessen beronter schlepfe, ist aneh der erste der ge>
schwornen und folgents *), ein fursichtiger kriet^es-
man, herr ^) und die andern alle bis auf den ge-
ringsten'). Diesem eide sein sie alle treulich nachkommen,
den sie sich redlich gewehret nnd dem Schweden einen
grossen abbrach gethan.
Den 22. dieses monats^) hat der Schwede zu sturra
lassen laufen auch den PolubenBki'^)^) selbst erschossen.
Den ersten stürm haben die Polen ausgehalten, sich seher
gevdiret, nnd vil Schweden erlegt, dein andren tagk aber
sind die Schweden mit -gewaldt in die stadt gedrungen,
worauf sich die Pohlen ins schloss gemachet und die stucke
mit sich genohuimen. Der Schwede aber, weil er grodse
stucke gehabt^ hat er fast den anäern tagk die vorburgk
gestannel^ dieselbe auch eiobekommen, aber der stachen
nidit habhaftig werden können. Nachdem die Pohlen ge*
a) SchlauasUnkOBskoiliMitf.
b) S-n^rbnn HifinfaVy.
C) KorBchbaseukiuski.
ezeante Martio. de Tliou.
*) EouBSowekiiia. de Thoo.
^ de Thott nennt anaeer dem Obersten folgende Kamen: Sie-
aiBlenm RnhoBkyriakinm, ezpertae viitntiB militem, Stanrotam, Girf-
gansldum Btalotloanm Bazohmnm.
*) Kelendis ApriL oppngnatio totis viribos a Carolo faeta, in
ee^e eertamine Bclepeti let« Ipse KalMmun Polenhinekinm ü«na-
TerbeiaYit, 4e TImnl
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127
sehen, das niuiiiie^lich die Torbnrg zu erhalten, haben sie die
stucke mit redern iu die grafen geworfen, auf eiu ueues
sich YorbundeD^ den feindt bia auf dan letzten mao wieder»
Blandt zu thun.
Als Garll gesehen, dasa er die stucke nicht bekommen
mnege nnd Tormerket, das die Pohlen »)
trewcsen. hat er seinen trometer zu ihnen gesandt und sie
ermahnet, abzuziehen und die vcstung zu ubergebeüy die ihm
cioch nicht entstehen konte. Da sie solches theten, wolte er
sie nicht aUdn mit allen ihrigen frey lassen abtziehen, sondern
noch dermassen begaben, damit sie die zeit ihres lebons
bebalj^^nde leute sein sollen. Die Puhlen aber, sobaldt sie
des trometers ansichtig worden, haben sie ihm erschossen.
Unterdes lag das kriegesYolek, so ans Lifflandt ge*
tzogen, anf der littowischen grentae, Torheret nnd ▼orcehret
alles, was vorhanden wahr. Der Schwede schickede hier-
zwi.-clien hin und her in Littowen, zu besehen, ob auch volk
vorhanden, der etzliche an unterscheidtlichen ortem g»*
üuigen worden* Unter andern wart enier gefangen den
28. MartQ mit nahmen Jacob Kleine, ein bnrger von der
Wilda, der nach examinirung bekandt nnd ausgesagt, das
er von Carolo aussgesandt zu besehen, wor das übrige
pohlnische kriegesvolck und wie starck sie wehren, sagt
auch dabei, sobaldt er mit der relation wider kommen
wehre, wnrde Carll zur stnnde in Littowen gefallen sein«
Perwegen wirdt gedachter Jacob Kleine zum todte vornr-
theilet und der köpf wegk gerissen, und darnach mennig-
lich 7.nm abscheu gespiest.
Weil dieses alles im lande vorlief nnd das gescbrey
Tom Schweden, welchen das gel&ck gewaltig fhegde, hef*
tich uberhandt nahm, wardt hirdnrch in Littowen dermassen
ein schrecken den einwohnem^), so nur an der churlen-
t; nicht xa erlegen aicM sa bnwdta.
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128 _
disohen gretttzen [sie], eingejagt*}, dasa meiaiglich das seine
EU TorlaBsen and an sicber ordte sich zu bogeben gedacht,
welches dan auch weidtlich au^augen wehre, wan d«^r
herr Schissinsky nicht gewehret, der^ ) sich, sobaldt er ge-
sehen WO es hinaus wolte, die flneohtigen poblnischen reater,
derer nocht bei 600 beisamen, mit grossen besehwer snsamen*
gebracht, daneben schleunig von seinem rolck 200 pferdt
aulgebracht. Mit diesem volck hat er aich nach der Pirseu
begeben, welche stadt und schlosB nur zwey meyleu von
der grentzen und nor 7 meilen von Kackenhausmi gelegen,
alda des feindes zn warten, des man sich teglich Yormntet,
wie der Schwede den anch den 3. dieses 600 man nach
Littowen gesandt mit l)Ovehl, aUhi zu plunderu und zu
Streifen, welche dan noch den 3t >. [sie] gantz frow über
die grentz kommen, auoh alda etzliche edelhöfc nebenst 2
oder drie dorfem abgebraadt. Schissinsky, sobaldt er
dessen berichtet, hat er sich mit vier hundert man an^^
macht, ist ihneu uuter äugen gcLzogen, vormeinet Bich mit
ihnen zu schlagen. Die Schweden oder Liflender aber,
sobaldt sie vormerket, das Tolck Torhanden, haben sie sich
snrag^ begeben, den[en] Scbissinskj anf den fness gefolgeC^
aber nicht ereihlen mögen, ausgenommen einen, den das
ross vorwundet. Denselben haben die kosakeii irt^fangen
gebracht, der nach gehaltenen examen bekandt, das CarM
mit 16000 man fdr Kauckeuhansen lege, davon er willens
6000 man der besten m Litlowen zn streifen abzuftnügen.
Dadurch ein solch schrecken in sie kommen, das man wol
in ein buxhorn gekrochen wehre, auch beindt die krieges-
leute, so schon vorhin aus Liflandt gejagt, ao forchtsam
gewesen, dn^ sie zur stunde sich packen wollen, und die
Stadt [sciL Birsen] nebenst der veetnng^ danmf dan ein
sehon arkeley gewesen, zn vorlassen gedacht. Doch hst
sie der herr Schissinsky mit grosser bitte und geschenke
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129
fiiit not von der Üuecht au^ehalten, welches so vil ge*
frommet, das der Sehwede aneh ein furoht') bekonimen,
wid er geboret, daa volek Torhandeii und sieh Littowen
genistet. Den ihnen [seil, den Polen"] der muedt gewisfle
wurde gefallen aein, wan Schissinsky nicht wehre vorhanden
^weden mit dem weiiiigen voick oder wen man die vor-
speier nieht so fleisig aa^fangen, die du dem Garolo kundt-
Nhaft bringen selten. Weil dan der feindt gesehen^ dass
er [in] Littowen weinig frucht schaffen wiirde, hat er sein
cuäerste vermuegen an der vestung versuchen wollen, der-
balhen weil die Pohlen weder mit geschenk nocht mit gaben
sich weisen lassen, ein ander an die liandt nehmen müssen,
md mit nndergraben gedachte . . . su Torsachen, dass dan
«in crransam arbeidt gekostet, weil die vesto aut einen harten
idä gebauwet. Dawieder sich dan [diej Lieflender gahr
bart gesetxet» denen bewnst, was an der festong gelegen,
ohn welche Liflandt mit nichten mochte beschützet werden.
Diesen rath hat Oarolns^) gefolget, anch hievon abgelassen
und den stürm an die haiidt genohmen, auch angefangen
'ien 26. dieses [?] den stock zu bescheissen mit gewaltigen
stucken nnd zu stnrm laufen lassen. Die Pohlen haben
sieh wol gerastet und zwei storm, so vil in sechs stunden,
abgeschlagen. Den dritten stürm hat Carl Selbsten fx^r-
8onhch mit ansehen wollen, auch das volck Belbsten mit
seinem heubtman Feter Stolpe^) und dem hertzogeu zum
stnnn angetrieben, die dan anch getrost hinangegangen,
Ukangesehen das sich die belagerten gewaldig gewehret und
^1 erleget, wie dan auch der berumbte henptman Peter
Stolpe*') Carole an der Seiten wegk geschossen. Und hett
auch sondern zweifei dismahl Carolus die vhestuog erobert,
wan das unglnck nicht wehr dazu gekommen, welches dan
strafe Gottes gewesen. Den indem etzliche Ungern
b) Carolo.
MittknL d. Ufl. OMcliichi«. X?U. J.
9
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ido
in dem *) kommen und dati loch was zu klein ge-
wesen, hinein zn schleichen, hat Carolas befohlen dem
bachsenmeister das loch wieder an machen ^)
dadurch der tnnn ^^ts erschnltert und auch das volck in
dfn ii;rab(3n gefallen, damit ein mechtiprer achade am volck
geschehen. Dadurch dan der*) Pohlen, [die] last ver-
Kweifeldty etzlich ein hertz gefasset» sich ermuntert und dem
Sturm abgesetset [sicj. Da dis mm Carl gesehen, hat er
Yom starm abgelassen vorhoffende, dass die Pohlen wol
selbst nach lan«rkheit der zeit vorlaufeü wurden, weil nun-
mehr wegen der erschlagenen und verwunten kein entsatz
zo Ytfrmnten, zum theil, dass er gedachte, sie worden [mitj
proniandt nbel vorsehen sein, nnd sich daranf anch gants
ins feldt gemacht und nach Darbte begeben. Da sind die
engilscben gesandten gewesen.
Tn der Stadt [seil. KokenhusenJ hat er gelassen Cbri-
stoffer Some^), einen bemmbten kriegsobersten nebenst
andern berehlhabem sampt den 800 knechten. Das ander
volck hat er laufen lassen nnd auf die andern henser ver-
legt, weil ihm die Lieflend<M , darunter Johan Tiesenhausen,
der ritterschaftsbauptman, gewisse vorsichert, das für Jacobi
kein Pohl ins land kommen wnrde, nnd da sie ja kernen,
wollte er sie wol abhalten. Diese meinnng aber hat sie
redtlich betrogen, sintemahl nicht allein die Pohlen vor
Jacobi^ sondern im Majo kommen sein, deren ankuaft sie
mit schaden erfuhren.
Demnach als die belagerten gesehen, in wss angst nnd
not sie gewesen, haben sie an den herm Schissinsky, henpt-
man auf Perschien geschrieben, umb Gottes willen sie zu
entsetzen gebeten, das ihm dan uumuegiich gewesen sowoi
b) dshtr dan allrafl^eli mf dm tam dvnn dur tefcr riteht (?) den *oll Inllf |
c) die.
d) Hcbaum.
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131
wegen dec» geringen voickes als wegen der strdme*), die
alle offien wehren. Den 23. Aprilis aber kompt ein sclurie«
bendt TOB den belagerten, darin sie anzeigeii, dass Carl in
dem felde und sie in grosser noth wef^n wasseni, bitten
derhalben um enlsetzun^^, dass er mochte innerhalb sechs
oder 8 tagen kommen, wo nicht, so wurden sie gezwungen,
die Teatung zn Torlasmi die sie so lange mit ehren ge*
halten. Hiranf hat sich der Sohissinsky knrta und gat be>
dacht und sich mit yiet fahnen, darunter 800 pferde, unge-
achtet der trfifähr den wasners, das sich fast in dor zeit
ergossen, hinubergemacht und ^ich so mutig erzeigt, dass er
nher den andern flness, die Mnmmel genandt» konmien,
welcher floess SemgaUen^) nnd Littowen scheidet, nnd als
das kriegesvoick einen scheu gehabt, hinüber za setzen wegen
mang^elung der böthe und der fluess zimlicb breit, hat er
selbst zum ersten durchgesetzet in voller rostung, den dan
alle kriegslente gefolget. Als er nn zn Semgalis konmien,
hat er znr stondt sdnem nnterhabenden kriegsvolk das
landt preise jregeben, weil er fast einen grossen hass anf
hertzogk Fried erich Lette. L>araui das kriegesvolck iiu fort-
ziehen einen mechtigen schaden gethan, den sie nicht allein
beide, panren nnd Dentzsohe, in ihre henser nnd höfe ge*
faOen, die geplnndert, ihnen alle das ihrige genommen,
riondern auch wol jrantz abgebrandt, sowol die T^nitschen,
wohr sie nuhr dazu kommen, nieder gehauen, wie er dan
anch 10 oder 12 pcrsonen, so er bei Kockenhansen er*
haschet, erbärmlich hat nmbringen lassen, indem er sie
lebendig spieasen lassen nnd die spiesse recht gegen die
veste aufgerichtet, da dan etzliche zu zwei stunden, ja wol
lenger gelebet und sich gemartert. Von Kockenhauäen,
weil er gesehen, das da ubel durchzukommen wegen des
strengen wassers, hat er sich 3 meilen hinunter gelassen in
ein stedlein I. fl. bertzogen in Churlandt nnd Semgaln
b) äftingellit«.
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133
zugehörig, da er dan mit [den] bürgern das gahraus e;e-
spielety aucli mr stundt etsiiche boltserne beoser abgerisseiiy
sie snsamea knöpfen lassen, sich also neben der Dnnaw
gemacht^ denn ibm einer Tom adel, genandt Otto Remling,
mit etzlichen pauren wiederstandt zu thuen vormeinet. Weil
er [seil. RemlingJ aber gesehen, das er zu schwach, hat er
sioh eilends davon gemacht, sioh in einen tiefen waldt
begeben und alda Torborgen gehalten, anoh eilendt ein
paaren, den er Tertranwet, nach Kockenhansen mit schreiben
zum herrn hingesandt, d i^t in er vormeldet, dass Pohlen
verhanden, die sich gedenken über die Dunaw zu l)egeben.
Bittet derwegen, dass er mnohte etsliche rotte imechte
senden, der Pohlen nberfardt sn wehren. Der panr aber
Tergist bald seiner treu, die er seinem herm schuldig,
(:wie dan die paur im lande von natur zum bösen geneiget:)
begibt sich zum pohlniächcn kriegesvolck, uberreicht dem
herm Sciussiosky den brief, erbietet*) sich auch, man solte
ihm etxliehe kriegesleato znordnen, so volto er baldt Beinen
herm gefangen bringen, wie dan auch seinen begehr nach
Otto Ilorstenk) mit 15 pf. ihm zugeordnet worden, die ihme
KemlingJ auch gegen abendt gebracht, der dan von
stnndt an durch den hencker examiniret, aber nichts be-
kandt and folgendes aufm morgen nmb 7 nhr denn 30.
dieses auch gespieset worden.
DiiMiif sich dan Bchispinsky weil er glücklichen über
die Dunaw kommen mit fliegenden tahnen unter [die] vestung
Koiikenhnsen begeben den 1. May, dessen sich die bela-
gerten Pohlen im stock yon hertsen freneten, weil sie
3 tage nicht ein tropfen wasser gehabt, Torhoffen nnhr
dermahiein» der beächwerlichen belagerung hiedurch abzu-
kommen.
Indem Schissinsky rahtechlaget, was hirin an thond,
kompt botschail, dass Johan Tiesenhaosen nnd Georg
ft) ergi«bt.
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133
von KoseD*)') proviant den belagerten') zozubrmgen be-
daciii. IMeflem Toniikoiiiiiien begiebt [siob j der Sehissiusky
mal allem Yolck ibnen entg^en, treffen sie «neb nicbt weit
Tom Stookmansbofe an, da sie') etzlicbe tafie ibrem brancb
nach gesoffen. Welche dan gaDtz sicher daher zogen, als
sie dessen^) gewiss [waren], dass kein Pohl vor Jacobi
konnneii worde. Mit diesen [bejgannten die Pohlen zu
eeharmmtiokiy wiirdeD anf beiden Seiten [etiliobe'] erscblagen,
auch etzliche gefangen, darunter einer Ton adel Otto Snder-
brök. Die andern weil sie der Fühlen menpre nahen, auch
licbiUcb exaciiten können, dass 60 gegen tiOO weinig aas-
nebten wurden, haben sie die proTiant mit allem zuge-
hörigen stebmi laaeen, den mgken gekeret and sieb auf
[die flucht] begeben, denen die Pohlen auch nicht weit ge-
folget, sondern sich zur stunde auf die phmderei, darza
das volk sehr gut, geleget, worüber sie sich erzürnet, auch
eteiicb unter eicb an^eopfert. Die Pohlen haben diamahl
eine erUcbe beute gekrieget, beides an proviant und ander
gezeugk. Insonderheit haben sie bekommen Julian Tiesen-
hangen sein sielbergeschir, auch etzÜch gelder, Albrecht
jpreiäendorpff zugehörig, ist also durch ihre^) naohlesaigkeit
und sßhandloseB saufen^) denen sie obgelegen, die Stadt
Kockenbansen nnproviantiret geplieben, dadnreb denn so
ein hunger in der Stadt yembreachet, dass sie etzliche nicht
alb'in das leder oder beute, sondern, welches abscheulich
ist anzuhören, auch hunde und katzen gefressen.
Hack diesem erlangten siege ist [das] litfcowiscbe
kri^gesYolek sehr mntig worden, weit und breit nm sich
1) de Thon oeoDt ibo BesentiB, äiüme — Bosen, Gadebnaeh —
s) d. h. den nun von den Pokü SiAsioBkys amsteUteo Schweden
in der Sttult Kokenbueien.
d. b. TieeenhaaBen and iioseu.
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134
gestreifet uad darauf für die Stadt gelegen, mit denen
denn aosser der Stadt oft sehr acshumatz^t, am*) aie QOter
das geschntc [zu] loeken.
Da nun Schligsinskys [rühm] in Littowen alIenthalb(>Q
erschollen, hat sich daa volk bei häufen aulgemachfc und
hiater[her] nach Lifland begeben, einestbeils dem krieg
beümwohnen, einetheite wegen der ranberei. Hertcog
Christoph Ratrovill hat inswischen das littawsehe kriegee-
volck zu Ampten, welclies er hin und her aufgebracht, ge-
mustert, deren fast in die tj<XX)^) gewesen, damit er sich
anch personlich zu Lieflandt nach Kockenhunsen begeben,
den 12. May sich lassen abersetzen und zam hellen hänfen
gestossen. Zn diesem [sind] die rasigen, 300 dentssehe
knechte mit etzlichen grossen geschutze konimen, das also
um diese zeit des litto wischen kriegsvolckes 12000 streit-
bahre mann befunden ohne den tross und lumpengesindtlein,
dess^ zwei mahl so tiI geweseni dadnreh das lager der-
massen ein ansehen bekommen, als ob sie 100000 man strarck
gewesen. Mit diesem kriegesheer ist die Stadt Kochken-
hausen belagert worden.
Den neuenzehenden dieses [Mai] hat man die Stadt zu
bescheissen angefangen, woranf dan die belagerten nicht ^)
geben, sintemahl sie sich dermassen beschantzen, [dass],
wen man schon ein jähr und tagk dafür geschossen, ihnen
doch nicht hette*^) schaden können. Zu dem haben die
belagerten Schweden oft von hertzen gewnnschet, das die
Pohlen zum stnrm laufen mnchten, ihnen anch oft Ursache
geben, letzlich auch ein stuck von der maner beim closter
gutwillig selbst abgeworfen, auch ihnen einen**) buchse-
meister herausgesandt, der ihnen, wohr die mauer am
a> and
b) iSuHt. de Thon giebt tiuOU aiu
d) Peimgen.
1) Vielleirht ist zu le^en: nichts gebeo. Bei de Tiioa heisst es:
praefectae praeaidio mhil a vi metaebftt
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135
schwechBten, zeigen solle. Den weil herr Some*) gesehen,
das weiiiigk proviant in der stadt mehr übrig, auch den
Litlowen Im felde viel ku schwach, gedachte er ^)
hat sich aoch hierauf mit der jegenwehr ahi sein an balcken,
prechkrentzen, schlagkuegehi und dergleichen Hachen hirzu
deinlich, dermaBsen gefast gemacht, das der Littower, da
sie znm storro gelaufen^ weinigk davon worden gekommen
Insonderheit hat gedachter Christoph Some*) aaf
me sonderliche krieges manir siben thnnn Schwefel und
ander leicht . . . . ) materia, darin zu 300 oder 400 schlagk-
kugeieo, zurichten und auf wippin stellen lassen, damit sie
leicht unter das vorlanfende volck konte herabgeworfen
werden. Es haben aber die Littowen mit niditen an den
etnrm gewoldt, entweder das ihnen yor schlege gegranwet
oder weil dem feldtobristen der hundt auf den taschen ge-
sessen, der mit dem iaufgelde, so den knechten gebuheret,
nicht berans gewoldt, oder dass sie vormeinety weil ihnen
bewnst, das kein proTiant in der Stadt Torhanden, sie aus-
snhungern.
Hierzwiöchen weil Carl Carlselleu kinid^ichaft bekommen
von den seinigen, das die Pohlen Johan Tiesenhausen die
proniant abgejagt nnd sich für die Stadt gelagert*^) und die
belagerten ganta nbel mit proniant Tersehen, hat er bei
sich beschlossen, sie sn entsetzen oder ja zum wenigsten
proniant zuzuschantzen, jedoch licbtlicht erachten kunnen,
daaa solches von der Fohlen vleiaige aufsieht schwerlich
angehen wurde. Hat derwegen einen andern wegk an die
ha&dt nelunen müssen und hirauf etcliohe kane oder ....*)
mit proviant füllen und auf die Düna nach Kockenhuesen
laufen lassen. Damit es aber von die Pohlen nicht vor-
merket wurde, ist er mit 600 man des weges von Erla')
ft) SekaniB.
h) tn h%m»A»A «ttd die ineoliU x« bitngw.
c) rotier.
•) nnlMerll^
t) SiU.
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136
nach dem lager vorrücket, derer er 300 in einen morast
zom hinteriialdt vorötecket, mit den aodem 300 aber hicii
den Fohlen erzeiget, die den sobaldt sie des feindes an-
siohtig mit aller macht sngeeeteet» daas «iiiem rohmobr nieht
nngeleieh sähe imd ein ider som streit der erste sein wolte,
iiioch hat man den herrn Lisskowizen den vorzugk gegnniiet,
der den ieindt mit 400 mau uachgefolget. Der leindt kehret
baldt den rugken, damit er nuhr die Pohlen weidt vom
lager locken wollen, das ihme dan weidtlich angegangeiu
Denn ipdem die Pohlen ihn so heftig vnd begirlich nach-
Betzeii. brechen die im hinderhaldt herfui, umbringen die
Pohlen und ächluegen sie so unverschampt, das nuhr ein
rittmeister Simasko genandt von den vierhnndert znrngke
gekommen, der doch wandt nnd baldt darnach gestorben.
Hirzwischen sein zwei kane mit proTiant an die Stadt
kommen und eilen dt hereins:ebracht worden, die andern
kommen den Pohlen in die hende.
Dieser schimpf hat herUog Christoph, woywoden sor
Wilda, nnd den andern littowischen Stenden seher wehe
gethan, darumb auch eilends der her Sdiissinsky mit tansendt
man reutern und luesknechteu den Schweden zu verfolgen
ausgesandt, der dan auch Carl Carlsen auf den fues nacb-
gefolget und unter[wegs3 einen paaren angetroffen, der ihm
berichtet, dass der feindt [bei] Erla') Hege, wie man den
in der thadt also befanden. Denn weil Carl Garlsra nnr
diesen sieg erlangt, hat er gemeinet, es habe keine not
mehr, der Fohle wurde im nicht nachziehen, legen sich hir
auf fein sicher nnter das schloss, fangen anch ein zimlich
panckett an, fressen nnd saufen von freien stoecken^).
Wie sie aber am besten gesoffen^ werden sie yon Schissinskj
vorstorret, der da mit seinen 1000*^) mau ihnen freidig
unter äugen gezogen. Der Schwede sobalde sie des feindes
a) Eberl».
b) Btrekco.
c) 100.
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137
ansichtig werden, haben sie das geseufe voilarisen und zur
wehr gegriSeUj sich mit denen Littowen begunnen") zu
schlagen, auch ihrer ein gut theil erl«gt. Carl Garlaen aber,
sobaldt er gesehen, das die Pohlen freudig daran gesetzet,
hat er anstatt der Btandhaftigkeit ein hasenhertz bekommen
und sich auf die schandtlose flucht [be]geben, sein voick
vorlassen und sich aufs haus gemacht. Die TeutBcheUi ob
sie sich schon gahr wol und ein zeit langk tapfer gewefareti
auch tU Idttowen erschlagen und vorwundet, doch veil
das beupt davon und der beruuibte heldi tabiaii Tiesen-
hauss von einem Fohlen mit der copey durch und durch
gestochen, haben sie das lager gantz und gahr vorlassen,
sich auf die flucht gemachet^ dayon gelaufen, etsliche haben
sich in die riegen^), dareinen man im lande das kohm
treugt, begeben, und heraun grau.^^am gewehret, auch vil
Fohlen erlegt, seindt aber letzlich von den Littowen über-
mannet und mit rigen und allen vorbrandt worden, dass
also die lattowem dasmahl an den Schweden gerechet und
den erüttenett schaden ihn wider zu haus gebracht. Zu
dem sein die Schwedeu in die flucht geschlagen und dag
lager mit allem zeuge einbekommen^ darein öchone Sachen
gewesen. Jedoch sein der Teutsohen nur 17 oder 18 an-
sehenliche Personen, darunter drei Liflendische vom adel,
Fabian Tiesenhausen, Johan Siesswegen und nocht einer,
umbkunimen. Littoweu und Pohlen sein fast 300 auf dem
platz geblieben und vil vorwundt, davon nuhn vil ge-
storben. An das haus^» &n welchen nichts besonders,
hett sich Schissinsky nicht machen wollen, das doch wueste
gewesen. Der Carl Carlsen in der nacht dsTon gezogen
und nur ueuu pcrson darauf gelassen. Sissinsky^) [hat]
sieh mit grosaem triumph nach dem lager begeben, da er
Kria.
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las
dan auch mit ireudeu emp£aogea imd sich einen grossen
nahmen dadorch gemacht.
HirzwiachMi vorheret und vonehret das littowisehe
ki'iegsvoick das ehelende Lieflandt gante nnd gabr, be-
raubet sonder*) fuegen auch beide von adel und unaJei^),
brachten sie nach dem lager, legten ihnen viel höhn und
spoti an nnd übergeben sie letalich dem henoker ohne
einige nhrsache, nnd dar nnr jemands vornehm gewesen,
hat er ohne gnade müssen lebendig gespiest werden, dass
auch fast keiu uigk vorbei gegangen, das man nicht aolte
unschuldig christlich bluei vorgossen haben. Ob dieses
nttgerochen hingehen wirdt, wirdi die zeit wol geben.
Scheissinsky weil er gesehen, das das glnck uf seiner
selten, gibt er sieb femer ine landt, raubt nnd brendt ond
schleget todt. was ihm vuikuiupi. begihi sich auf dieses
auch bis unter Suntzell 12 meilen von Kochenhausen, welches
simblich befestiget. Der hanpt Tom achloBS, sobaldt er dee
Pohlen «nknnft yemommen, hat er das bans angeenndet,
sich davon gemacht, auf welchem etiliche franwen und
Junglrauwen vorbrandt wurden, und Scbeisj^insky das haus
ohn ein einig schwerdtöchlag bekommen, auch noch andre
henser mehr, Georgenberk Nittow [und] Lemboig nnd sich
also nach dem lager znrucke gemacht.
Hirzwischen weil der Leif lender gesehen, in was angst
sie gerathen, wo die Littowen da-s regiment erhalten wurden,
haben sie bei lOOU man zusamen geschlagen, zu welchen
Carl Garisen mit 1000 fuesknechten nnd IdOO renter ge-
stossen, sich damit nach Kochenhansen begeben, dasadbe,
das nun fast eteliche wochen yon den Pohlen belagert,
darauf ein schrecklii h hunger wie zuvor eingerissen, zu ent-
setzen. Seint auch mit hellen lauf ein meil wegcä von
Kochenhansen ankommen den 12. Jnnij nnd folgents den
a) -oDd^rn
b) tmadel au!
Jurgeuebarg.
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139
dee morgens frue 8eiD[i sie] naher genicket und nicht
weit Ton ihm ihr lager aufgeschlagen. Das littowische
kriegsTolck als das schon den tagk znvor des feundes an-
kunft kundtschaft bckommeu, hette sich schon frue ge-
wapenet, auch sich selbst gleich dea tagk ins l'eldt begeben,
des feindes m warton. Da sie aber ▼emommen, das er
den w^k Ton Persdiohn her kommen, auch scUeunigk eine
wagenbnrgk geschlagen, haben sie mnssen still stehen und
mit vorwiinderung dem spil zusehen, wo es hinaus wolte.
In dem begeben sich etwa 100 deutsche pferde aus dem
borglager, das sie mit langen spiessen vol rorwahret,
Selzen anch mit Terhengton sanm anf die Pohlen, scheissen
andb etsllche Ton ihnen, die dan wieder mit gewaldt auf
die teutschen reuter mit ihren schonen tuerckenschen rossen
(irungen. Aber ihnen bekam der marcket [sie] ubel, den
die Teatechen, so baldt sie gesehen, das die Pohlen ihnen
naefaeileten, begaben sie sich in die wagenbnrgk, und blieben
die Pohlen, die ihn streitig nachsetzten, etzliche auf den
?|iiesgeri, insonderheit vil rosfl rausteu zuruckeweichen.
Hernach fast umb 7 uhr wurden beide schlachtordenung
gestellet. Hermann Wrangel*) mit den Derptschen, deren
nttmeister er wahr, hatt den ersten angriff, [ihm folgton
Oeorg Krüdener auf Rosenbeck mit den pernauschen und
weüdeuöclien fahnen. Auch die Pohlen ordneten sich zum
kämpfe]^) und hette des woywoden von der Wilda söhn,
hertzogk Heinrich Batznill den vorznegk, nachdem er des
Taterbmdem söhn Georg Ratzuill nnd des woywoden Ton
Trocken schwartze fahne zugeordnet wardt. im ersten
aügriß* hielten sich die Teutschen wol, trieben die Littowen
iiast drei meilen in die fluecht, kamen ihnen fast zu nahe.
M Dlt mtipi«clMBd« 8toU« in Teste i*t MtMm i«k w kwranpixt» dam il«
^ ftt Bieht «AcUich wiedergeben llait
^) 16. Jnni. de Thou. Diese Angabe stimmt mit der unten S. 144
g«g«beoeB, das« die Uebergab« Kokeohoam »m 17. Jam stattfand.
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140
dass sie etzliche pohlnische stucke vornagelten. SchigFiDr^ky
aber, dessen . . oft gedacht, wahr aui der selten gegea
das sehwediBche faeaaYolck geordeneti hielt sich auoh wol,
weicht auch nicht einen fness breit, nnangefiehen, das die
schwedischen mascatirer viel der seinen erlegten. Carl
Kotzküwitz aber, weil er wab, whu biüauri wolle, machet
sich schleunigk auf, komt mit seinem volk den fliehenden
za haUf zwinget sie mit gut und btts anzogreilen nnd
setset selbst mit frenden an die beiden lieflendischen fahnen,
die sich dann ritterlich hielten, als wol wüsten, dass es
umb sie zu iliunde, und all der Fohlen erlegt, dass [man]
mit Wahrheit sagen muss, who ein Teotscher fiel, wol drei
oder vier Poien haar lassen nnissen. Carl Carlsen bette
birswisoben sieben fabnen sebwedisebe renter, mit denen
er den beiden iahnen hi\V\\r soll zu huU kommen sein.
Aber da er vernohmmen, dass die i^ohien mit macht an[gej-
setzet nnd na mehr mit frischen volck den andern zn bulf
kommen, bat ehr seine kriegeskonst nebenst einem ebr«
liehen bertzen sehen ^) lassen, indem er sein volk mit diesen
wurieii vormanet „wer laufen kan, der lauf", sich auch
darauf am ersten in die flucht begeben, dem seine sieben
fahnen renter, die^) mit hasenhertzen begäbet» gefolgei
ond nicht ein|mal] losgesehossen haben, also die fnss-
knecbte mit den beiden fahnen im stieb gelassen, die sich
dan wie cremeUlt ritterlich gewehret, aucli nicht ein schritt
gewichen, aondern ihr bludt wegen ihres Vaterlandes ehr-
lichen vergossen nnd ist dis merklich» das die Tentschen
so erbittert gewesen anf die Pohlen wegen ihren tirannei,
dass [ob] sie schon gesehen, das ihr fenderich erschossen,
die fahne gelegen, auch vuu einem pohlnischen fhssknecht
aufgehoben worden, hat [ein] renter sein roös laufen lassen,
sich herunter gesetzet und zu fnees den Pohlen nmbgebracht,
a) uulesf-rli h.
b) die iliui».
') vielleicht; etebeii?
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141
die fahne herauBgeri^p^ni und das voick wieder ermahnet.
Derer zwar weinigk haben sich doch gevandt, dennassen
tedtlich mit den Pohlen schannntEelt, dass sie fast mehr
PoUen erleget den zn^or, bte so lange sie gahr ausge-
trieben, der*) fenderich der fabnen wider erschlagen. Den
flidiendea sein die Pohlen wider befolget und ihrer vil
eraehlagen. Doch weil die fnessknechte der Schweden noch
Torhanden, haben sie wider an das ihessvolek gesetzet,
mit denen sie fast den gantsen tagfc zugebracht, ehe man
sie umbzubringen vormocht, weil sie sich heftig gewehret,
auch vil TOD den Lettowen umbbracht.
Damit der leser magk sehen, was an den schwedischen
knechten, kan ich nicht nmbgangk haben eines schwedischen
rittmeisters zu gedencken, der nachdem*) er gesehen, das
?piD volck gantz in die fiuecht geschlagen, auch wol ln-iiu
mögen davon kommen, bat doch wollen ehrlich sterben,
denn sehandtlosen fliehen, begibt sich darauf in die wagen-
bnrgk, die nun gante wneste liegt, setzet sich zwischen die
wagen, Bcheu«t auf die Pohlen, das sie ungesegnet von den
pferden itommen. Die Pohlen, weil sie ges('heii, das von
[den] irigen «) etzliche herunterschossen werden,
jedoch niemandt wnste, wer es gethan, auch den Schweden,
der sich hinter den wagen Terborgen hette, nicht sehen
können, sein sie herüber besturtzet und davon gewoldt, bis
einer unter ihnen des Schweden gewahr worden, sich ge-
schwinde an ihm gemacht, vermeinet mit der copeyen ihn
durchzorennen, wird aber vom Schweden dermassen empfan-
gen, das er nicht weiss, wie er vom pferde kompt, denn
der Schwede zwei muscheten bei sich gehabt. Diesem folget
Pin ander Pohl und [wird] auch gleichfalls empfangen,
<ier dritte kompt ihm schleunigk uf dem hals, ehe er zu
laden vermocht. Der Schwede aber das wol spuren und
b) .Iii nach.
c) in Qb«rroptem.
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142
m^ken konte, machet sich ani^ schlegt den hartoaekigeii
Pohlen mit dem sebel nur allein vom pferdt, . . . mit der
maschetten, den er nicht vermocht zu laden, dae ihm horea
und fiehen vorgingk, leat auch keia gefahr sich daTon ab-
halteiii ob er fiohoB siehet, das die Pohlen nfreitent die ihn
anch nf kleinen stucken zii[r]hackeden nnd also die ge-
sellen recheten*). Hieran^ k;in ein jder sehen, was an
den schwedischen fuessknochtca zu thun, dan dieser hat
wol können warhaftigk davon kommen, weil der Strauch
gafar nahe an der handt gewesen, wenn ers hette ihnn
wollen. Ebenmessig sein die andern fuessknechte, die sich
vil lieber vor [die] hunde [sie] schlahen lassen, als das
sie sich mit flucht besudeln solten. Und ist dis warhaftigk
nnd gewiss, wan dies mahl Carl Carlsen [sichj nicht schendt-
]08 in die flnecht begeben nnd nnr ein wetnigk still ge-
standen, wehr nicht ein Pohl davon kommen. Aberst so
gut und ehrlich die schwedischen knechte, so vorzaget sein
hingegen die ritter, die dau zum stürm laui'eu [?j, wan sie
den feindt ansichtigk werden, wie man dan solches augen-
scheinlich gesehen beides vor Kockenhnes«!, Wenden nnd
Earckus. Seint also in diesem scharmnteel, das vom morgen
umb 7 uhr an bis nach uiittage uf zwei gerechnet, bei
2000 Schweden und Deutsche umbkommen, darunter vil
vornehmer teutscher Ideflender gewesen, von denen gar
weinigk gefangen, nnter ihnen ^) Georg Erfidner*) von
Rösenbeck^), Thomas Borg*), Wilhelm Wiegant, Frantz
von dem WildaV). Tiesenhausen und dergleichen gross
heuser, auch der kuhene kriegesheidt Hermann Wrangel.
Der Pohlen seint bei 4000 umbkommen. Das hat man mit
«) d«r f •»•Um mkMtML
b) vftnder «Um.
c) Kiltunor
d) HoMenbftrgk.
•) Baigk.
^) F^ebeoa Tarda, de Thoa. ESa Johann Wilda wird anm
Anfang de« 17. Jabrh. erw&tant bd Stryk, Beitr. n, 58.
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143
nicbten sagen müssen, weil veritas odinm parit. Jedoch
haben sie das mit eineiu blutig^en 6w-g ehi halten.
Nach diesen erlangten Tictorien hat 1. Ü, 6n. herr woy-
wod« znr Wüda za den belagerten geachicket» haben sich
hiranf erkleret und I. fl. Gn. durch den Ghristoff Oarolchnsen
anzeigen lassen, wan man ihres lebens vorschonen wolte
und sicher geleidt zusagen und solches krieges gebrauch
nach beschweren, so weiten sie die stadt abtreten, wo nicht
«0 wehen de sich halten nnd selten sie sich anter einander
selbst fressen. Himber hat man im tager lange geraht-
schlaget, oin <icli( r n:eleide vorheischon, welches danl. fl. Gn.
der feldtheubtman, woywode zum Wilda, neben etzlicben
httowiachen herm in beisein des gesamten kriegesvolks'*)
unter den blanwen himel mit einem thenren eide beschworen,
Wiehes zusage stehet nnd vehest zu halten, anch solches*)
den belagerten schriftlich zugestellet, worauf sich die in
der ataedt begeben, ihre gewehre von sich in die kirche
gelegt. In die Stadt sind gesandt worden Johann Schissinsky
[und] Ohristoff Winkhansen 'X ^® obristen heransznholen
and die Stadt einznnehmen, worzn sich die belagerten finden
lassen, voimeioendt das iiiiii'u auch dasjenige, was ihnen
gesell woren, soite gehalten werden. Was geschieht aber?
Sobald t nur etzliche Pohlen in die Stadt kommen, beginnen
aie [sojfort das wehrlose nnd yorschrockene volck nider
SD hanwen, wird auch [das] thor geofnet und werden sempt-
lich, klein und gross, arm und reich, Jungk und iilih, buiger
uüd Irembde über hals und köpf in die Düna*^) gejaget,
welche den alle jemmerlichen ersoffen inmter den namen
dem feldtbeabtmau, wojrwotden.
f «wintm klitffMvolek.
ci solch,
d) Ponaw.
1) Da die Buchstaben W und 1» im Manuskripte schwer zu unter-
Bcbeiden sind, so handelt es sich hier wohl um dieselbe Teraon, die
Torbic .^urckhuBen'* genannt wurde. Aach sind Chriatoff Kocken-
htuen und Ki<hatis«ii (e. uDten) offnibar dw w«t«re KonuptioneD
detselben NtSDone.
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144
JheB« anrufende, nnd haben die poblniBchen hunde sich
80 tiranoisch dismahl erzeigeti das wan etzliche frauen
und kinder zu retten sich Yormeinet und Bloh an die kabne
und böte gehalteD, deint sie zugelaufen, Ihnen die hende
abgehouen, damit sie nicht mochten heraus kommen.
Seint also diesen tagk über 2UU0 seeien im wasser umb-
kommen; darunter vil kleine kinder. Dies ist geschehen
den 17. Janii') nmb 7 nhr nfin abendt ao. 1601.
Hier halte nnn der leser still nnd gehe in [sich] selber
und gedencke, wie schrecklich ist ins Herren luindt zu fallen
and wie grimmigiieh des Herrn zohrn ist, wan er entbrennet.
Nehmet derwegen ein ezempel hiran, es werden sich swar
▼il finden, die das tranrige Spektakel nf yil und menni-
gerlei weise denten werden. EtzHche Stessen sich darahn,
etzlich ist es eine freuwde, fahren derwetren unvert^chambt
heraus, sagen, so muss Gott die bösen strafen, ihnen ist
recht geschehen. Wir bekennen das unser, wir haben
missgehandelt und nbel für Oott gethan, dammb leiden»
wir auch recht wegen unser snnden; wol dem den Oott hir
zuchtioret, Johan. am 5: wen Gott lieb hat, den züchtiget
er'). Das du aber hiraus schleissen wollest, ja wehren sie
fromb geweseUi sie wehren so jemmerlich nicht umbkommen,
dieses folget nicht darans, so die schrifit sagt, das auch
fromme jemmerlich nmbkommen, sep: 4: psal[sic]: En quo-
modo perit juBtus, qui jam*) sit dilectus a Deo. Ein frommer
Christ nehm es zu hertzen. Der moller schlegt uf den sagk,
meinet aber den ehsel. Sie habens Toigebracht, wer weiss
was uns bejegenet, Gott wirt kommen nnd strafen den hirt
mit den schafen es wirt ihm niemandt entlaufen.
Die ehrlichen ieiite nachdem sie Rieh nun weidlich")
gesettiget und ihren durst geieschet, haben sie herlich
4) qniain.
b) wictiicb
») Vel. S. 139, Anm. 1.
Sf) Vielujeiir Offeub. Job. 3, 19.
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145
panket gehalten, das te Deam landamus gesungen, freu-
denschöfo gethan und so fort an. Vermuten, sie habenfi
wol aoflgerichtet^ aber der im Mmel woimetf lachet ihr.
Nach deme haben sie fast 14 tage am selben ort still
gelegen, sich ausgeruhet, auch etzliche nach haus gezogen,
an deren staedt auch etziiche ander kommen.
Den 24. [sie] hat der woywode das volck aber gerastet
und sich nocli 6<XXJ starck befunden, mit welchen er den
wegk nach Wenden genommen, mit aller ordenuiig sich
darror gel^^^ und den dritten tagk begunnet dafür zu
scheinen. In Wenden sint gewesen bei 300*) man Schweden
and weinig Lieflender. Ihr obriste Capel, da er der Pohlen
macht gesehen, auch sich darin weinig vorsichert sahe^),
weil die Stadt [von dem] Muschowitter ganz zerriösen, hat
er sich ergeben und so vü erhalten, das er mit den seinigen
absiehen möge, doch ohne gewehr, welches ihnen dan ge-
halten, nnd zoegen nach Riga von 300 Pohlen geleitet').
Von Wenden ist Schissinsky vortgesendet ■ ) worden an
etzliche heuser, als: Rop, Gross Rop, Segewoldt, Kremon'^ j
und andere mehr, die alle edleuten zostendig. Rosenbeck,
Qeoig Erndener*) zugehörig, dessen Torgedacht, hat sich
was halten wollen, ist aber mit dieser list herr Schissinskjr^s
eingenommen. Schissinsky heldt den herrn des Schlosses
gefenglich, begibt sich derwegen zum hause'), zeiget etzliche
briefie, die Krüdener*) soite geschrieben haben. Als die
nun kommen die briefe zu entfangen, feldt er mit macht
of die zn^kbnicken nnd kombt also ins schloss, erschleget
alles, was ihm vorkombt, betihlt auch den pauren, das sie
«) 30.
b> sage.
e) Tortfea«tstt.
d) Krenorea.
f) b«i luasen.
1) Capellos . . . cum ccc a tottdem Moscis, qai Ratzivilio milita-
biDt, qaoidaoi Polonii mlous fidebatur, in tatam dedndtar. de Thon.
MitIhdL d. Uvl 6«MUelito. XTII,t. 10
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146
dasjenige wM [sie] heilen oft haus bringen sollten, weil
sie schwerlich das ihrige retten wurden vor den Pohlen,
welchem auch nacbkummen vormeinend*), er wurde .^le
schätzen. Wie äie aber kommen mit dem ihrigen, nimbt
ihnen Schissinsky aUeS| stecket das sohloss in braadt nnd
machet sich davon zorncke nach dem Winterlager. — Zu
diesem haben die Fohlen uocbt etzlicbe heuser als Treydeu,
Niiau^)^) einbekommen. Die Schweden, so uf den heusern
gewesen, hat man leben lassen, die Lief lender alle nieder-
gebanen, das also die Pohlen an der belagerung Bonnen-
bnrgk nichts^) behindert [sic]^ als das hans Hoohrosen,
dohin sich etzlich vornehme Lieflender, so vom adel, be-
geben mit ihren haub und gut. Diesem einzunehmen sendet
er Holmstet, etzliche Pohlen and Tartern, die mit grossen
geschatz ankommen nnd baldt faer werfen, welches anoh
baldt angangen. [Dann] haben sie sich vonnerken lassen,
als zoegen sie zuiutke, nehmen aber ihren wegk durch
einen waldt und kommen wider vor das schloss der meinung,
ob ihnen die Tentschen, die sonder zweifei yom hause
weichen mästen, machten in die handt konmien, welches
alles ihnen angangen. Damach dan die Tentschen, wie
vorgesagt, das unauslöschliche Tuer ^^esehen, auch sich be-
sorgt, das nocht das pohlnische kriegesvolck [vorhanden],
haben sie das schloss vorlassen massen, mit ihren besten
plnnder^) [sichj davon zn machen bedachti seint aber den
Tattern in die hende kommen and jemmerlich von ihnen
danieder gehauen mit weib uüd kindern. Damit sie in das
offen schloss gefaUen, das fuer gedempfet, die übrigen,
darunter zwei schwanger fraaen vom adel and eine kranke
jongfran danidergehaaen, das schloss spolyeret nnd fol-
gendts eingerissen.
k) voratUrt.
b) Nid«.
c) nicbi.
1) S. 8. 136.
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4
147
Weil dan der woywoda gesehen, das ihnen nnn alle
Btrassen frei, hat er sich mit dem kriegesvolck, zu welchen
L ü. GiL iierUogk Jb'riedericü iii Cuhiiandt mit 200 pferden
geatoesen, nach Bonnebarg') begebeUi aneh den 12. Jnlii
gegen abendt hinkommen nnd sich darror gelagert. Den
13. schicket er hin seinen deiner Christoff Eoekenhunsen
mit einem irefangenen Lieflender und ein trombter die
lesuing uizulurderen, die ihm dan zum bescheidt geben,
ne sollen sioh des andern tages wieder einstellen nnd be*
flcheidt von ihnen begehren, die ihnen nur andtwordt ge-
geben, sie betten Carolo geschworen, dem wollen de anch
getreuwen, ihnen aber wolten sie nichts anders dan lot
und kraut zu willen wissen.
IMeselbe seit horte man von Carole nnter dem gemeinen
pttfel seltsame rede, etzliche meinton, er wehre za Benehl,
etzliche er wehre gantz ans dem lande, bis endtlich, fast
vuü [sie] 30. Julii, brochten die cobacken einen schwe-
dischen lackeyen ins lager, der nach examin irung aussagte,
die Carl bei der Pamow liege nnd nf volk wartede, anch
in kurtzen gegen Bonneburgk za entsetzen aoiziehen wurde,
welchem etzliche glauben gaben, etzlich aber vor spott
hielten, als die dessen gewiss, dass der Schwede nicht
mehr kommen wurde.
Hierzwischen hneb sich im lager bei den herrn woy-
woden nnd herrn Kotkewitzen fast ein grosser zwist, dan
ei betten etzliche ausgebracht von des hern Kotkewitzen
volcke, als hetten sieh die lionnebui'^er ergeben wollen dem
hern Kotkewitzen und hertzogk ans Ghurlandt^ und als dies
der h. woywoda g^iJret^ er gesagt andh getranret^ sie
wiren^) m haben, sobaldt sie sich Kotkewitzen ergeben
wurden, dan sie ihn als den obersten kriegsherren vor-
achieien. Dis vorwuchs von tage zu tage jo mehr jo mehr,
1) Vgl. S. 143, Adth. 1.
10»
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4
14B
das Bich leteUch aach aoBehen lim, als wurde hlrans ein
schrecklich bketbadt entspringen. Das kriegsrokk, welches
ohne das dem h. woywoden nicht sehr gewogen, murreten
wider sich selbati Hessen sich auch öffentlich böser Sachen
Tornehmen» das anch gewisse ein blndtbadt hiran^gekommeii
wehre, wan man nicht bd Zeiten diesem m^luck forkammen
wehre. Demnach sich alle berren Toreinigten, das ein jeder
einen von den seinigen zu den belagerten [schicken solle,]
sie zu befragen, o)) sie sich gedachten h. Kotkewitzen oder
[dem herzog] aus Ghurlant betten ergeben, wie solcbea
menniglich im lager davor hielte. Der her woywode ordnet
hirzu einen diener h. Christoff Kithauseu der h. Kotkewitz
auch einen und der hertzogk aus Churiandt seinen trombter.
Wie diese nnn an das schloss und veheste kommen und ihr
gewerb ablegen, wirt ihnen befohlen, der eine trombter
solte sich alda yorhalten und bescheidt warten, die andern
aolleü .-iioli packen, wo nicht so wolle man uf sie losa-
brennen. Darauf dan auch die andern des h. wojwoden
und des h. Kotkowitzen diener sich znrucke begeben, der
eine w^gen des befhels warten lassen [sie]. Zu diesem
kommen zwei aus der festung, stellen sich als woltm sie
sich uiiL ihm*) bereden, fassen iha abur uiui Kossen ihn
vom pferde aus dem sattel, bringen ihn an die testung mit
verbundenen äugen. Schaidt des bei den Pohlen lautbahr
wirt, erhebt sich ein murmelt, als bette es der hertzogk
ans Ohurlandt also bestellet, und weiten darumb ohne des
teufels danck sich an ^en unschuldigen hertzogen reiben.
Insonderheit wehren redeiiniühcrer Sonisky ... Uf den
morgen aber lassen die belagerten ihren trombter wider
aus mit einem schreiben, darinnen sie ihre vorige meinung
repetiren und solte ihnen kein ehrlicher nachsagen, das sie
jemols willens gewesen zu ergeben, liirdurch wirt also
dieser zwist aufgehoben und gestiilet.
iluiia.
Vgl a 143, Adid. 1.
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149
la dem nu fast die Litiower uiiTorrichter saoheii in
5 woehen gelegen nnd nicbte anBEariehten Tormooht, theüs
wegen weinigks Tolkes, theüs wegen mangel des geschutzes^
üan der woywoda nur etzliche stucken mit sich geuummen,
Torhoffende, dass die Fohieu üirer zusage zufolge baldt bei
ihn flcin wurden, die dan gewiss zugesagt, im Jnlio ilmen
iB Imlf in kommen, aber fast bis ansgang des Octobris
ausblieben.
Unter des kombt zeitung, der Schwede sei schon bei
Lembeal mit 300 man, welchen Schissi nsky mit 1000 man
eatk^gen gesandt worden, aber sich baldt znraeke keret
ond einen Schweden mitgebracht, der eben wie der lackey
von hertzo^k Carl berichtet. Darauf dan sein Durchl. der
ber woywüda mit den gantzen fahnen der meinung sich
nach Wenden oder Kockenhusen begeben und ald« des
pohiniscben volckes, welches schon im anzuege, zu erwarten
und alles dan an den feindt mit macht zu setzen. Diese
gantze zeit über hat das littowische volck nicht anders ge-
than als nur das landt luiiendeH verwüstet und derma^jicn
vorheret, das fast bei 30 oder 40 meilen in keinem hause
kein mensche, kein hundt zu finden ist. Im fortziehen yor-
weileten sie sich baldt hier baldt dar ohn alle uhrsache, so
lange bis ihnen der Schwede fast uf den nackeii svaln-,
welches man doch nicht glaubte, obschon zeitung vom
Schweden kam, und man immer gedacht, es hette keine
Bcth, bis man einen kleinen jungen im lager . ergreiffe|
welchen die Schweden das lager zu besuchen ausgesandt,
ütid nun wieder zu den seinigen wollt . . . kompt er unge-
feher in des hertzogen aus Guhrlandt lager und siehet, das
da Teutzsche yorhanden* Spricht derwegen zu einem teutz-
scheu kneeht: kontet ihr wegk ziehen, ihr reitet oder
zeugt daTon, dan der Schwede ist nicht weit yon hier, wo*
rumb ihm dan der knecht eilendts zum hertzogk bringet,
der nach gehaltenen examen bekandt, das er [touJ Wrangel
des gefangen Hermann Wrangeis vatem abgesandt wehre.
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150
das lager zu Yorspejen. Der hertzogk sandt ihm zum woj-
woden, da er eben bekanndt, danimb er ihm auch deo köpf
abreiaseii Hees. IHese des jangens seine aussage wart ron
[den] misten Torachtet nnd wardt dem herteogk ans Cbvr-
landt schnldt gegeben, als betten sie den j untren bierzue
iuibrmiret, dass sie nun aus dem felde kommen mochten«
Aber der glaube kam üinen redtlich in die handt, den so
baldt es begnndt zn schummern, kompt die wacht mit Tor-
melduDg, das der Schwede rorhanden. Etzliche so die
wort zn obren nbameu, haben ?icb uf iremacbt und ont-
flogen diesem ungiuck, die aber nicht hören woiten, mnsteu
haar lassen, den fiel der Schwede nf den hals. Der nur
ein gnt ross hette, hat kanm können davon kommen, der
aber nicht, muste die seele speien. Also erschlug der
Schwede ein machtigk volck, kriegt ein gross gut, auch fast
alles wider, ja auch dnbbelt, was ihnen die zeit im kriege
von den Pohlen genommen, insonderheit bekombt er der
grossen herren ihr bestes silberwerck, wiewol man es nicht
eajren mu.-.-, aucli ihre schon ross auch dergleichen [sie].
Ruhen*) auch mit diesem nicht, sondern verfolgen die
ftienden mit aller macht, den ein tagk selten wahr, das er
nicht etsliche Pohlen mntzete nnd ihnen das ihr[ej nam.
Die nbrigen Pohlen gaben sich nach Riga der meinung,
sich in der Ptadt zu schützen, weil sie der hofnun^ wahren,
das sie der Schwede nicht verfolgen wurde. Die Kigi.^clien
aber, weil ihnen bekandt, was die Pohlen vor em gesindtlin,
haben sie die mit nichten in die Stadt gestaetten wollen,
dammb etzliche sich nber die Dnna begeben, eteliche sich
an der -^taodt uiauren hi^erten. Der Schwede aber folget
ihnen aul den fues nach, überraschet sie uf den 30. Augusti
in der nacht, schlegt den Tompinskj sein volck ans der
schantsen nnd treibet die nbrigen Pohlen, die sich nicht
nber die Dnna gemacht, aus nnd kriegt eine redliche bente,
•) nitf.
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151
ZQndet auch die vorstaedt an. jaget aucU nicht allein die
LittoweB vor RonneDbargk aus dem iager, sondern gaots
WOB dem feide, rechnet also der seiaigen schaden redtUch,
nimbt anch darauf alle henser wider ein, lest aber die
meisten, als die hinderlich schleifen*), legt sich aiicii Imaiil
den 10. September") vor die staedt uf diesseit der Düna
bei den blanwen thnnnb, Terschantzt sich dermassen, das
«6 fast nnmneglich davon zu schreiben. I. fl. Gn. hertzogk
Ohristoff Batxewell als er gesehen, wie das speil hinaus
wolte, hat er sich eilends über die Duiüi geben und mit
gemen volck, dessen er nocht 300 [sie] beisammen, zu
Wilhelm Plettenbergers gutem gelagert, alda auch bis auf
kgL Mt. ankunft ▼orhanet, der dan schon mit dem volck
im snznege wahr, wie den auch Stanislaus Zolkiewsky )
mit 2000^) auserlesenen streitljahieu man aDkomunMi war-).
Den 7. Beptembria ist I. kgl. Mt. mit ihm Johan Za-
Boiahy*) feldtöbersten unter Seiburg«') ins hertzogkthumb
€hurlandt| da L kgl. Mt eine brocke über die Düna uf
bitten fertigen lassen, angelangt bxuA alda ein zeit langk
sich vorhalten und des andern krieges vulokes, so hin und
wider im anzuge wai*, £gewartet], weiches sehr laogksamb,
auch etelicbe tage nur eine meile fort[ge]so€gen mit grossen
heschwer des gemeinen mannee, wie das menniglichen be-
kandt) wo sie durchkommen. Insonderheit haben sie schreck-
lich huesieret im aml)t Birsen^) I. fl. Gn. ChristoÜ* Ratzevell,
wojrwoda zur Wilda^ zugehoerigk, und nocht erger in her-
c) ScbQDslanj 8«lik«tkj.
4) Tomoiskjr.
•) Seltbargk.
f ) aalaBgmit.
' P,ii--j-n.
1) 200 — de Thon.
-) Die viel ansfübrlicheren Nachrichten df l liou.^ über die Vor-
Ü^Ti^t vor Riga Hind dem Diariam Johonns vou Nsirsan eatDOmmeu.
Vgi. anch die Notizeu in Bodeckers Chronik z. J. löOl.
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152
tzogthumb Churlandt, dass sie*) nicht allein den leuten alle
das ihrige mit gewaldt genommeo, ihn haus und hof ange-
zündet, sonder auch mit Yielen neuen martern gantz tbodt
geschlagen . das dan niemandt im teatechen hab«it aidi
öffentlich durfte aehen lassen^ da wo einer in tentscheii
kicidern begriffen, muste er ohne einige j^nade und barm-
hertzigkeii sterben, wan er auch keinen Schweden gesehen,
vil weiniger ihn ti'eu worden wahr. Und mußten alle
Tentschen ^) das ist öffentliche yorräther«) nnd
huerenkinder sein*). Man erdachte Tilerlei tortnr und
inarter, damit man das arme unschuldige volck niarterde.
Etzliche schraubet man dermassen die hende zusammen^),
das ihnen das blut unter [den] naegeln ausspringen mochte^
etsliche bandt man die finger mit kleinen stricken fest
zusammen y stecket ihnen flitsen dazwischen und brach
ihnen die finger aus den gelencken, etzlich legt man kum-
holtzer [sie] an den kalS; spannten sie bei den henden an
und brenten*) sie unter den annen mit lichten* Die. •
etwas übriges vorborgen hatten, musten es ihnen wegen
grosser marter weisen, das ihnen zur stunde genommen
wart, schlugen sie noch jemerlich und Hessen sie halb todt
liegen, die den wedder leben nocht sterben konten. Wehren
leute, die sich mit ihrer armueth in die walde verborgen
und Ton ihnen angetroffen, wart ihnen alle das ihrige genom*
men und sie ehelend niedergehauen.
Eine vornehme frau vom adel fast über 80 jähr alt,
hat man mit beiden armen an ein langk boltz gebunden
und sie mit lichten gebrandt und also halb todt li^;en
») elir.
b) Sknrniflin »njti.
c) Tor«ehtex.
i) ni«r i«l 4«r Sfttt ttiifMclitItci: ^i^td«! Uma flitsra dnxtk twiiektn di»
Fi«f«r", der gWich d»mf fwt fHMliflk wi«4«rkoIt wlH.
e) br«odeQ.
f) anleserlich.
1) In G^rnMOOt pmbdffo» tae?itiiD, qaos procIitorM maolfoBtoi
«t iBMretridaia proMipiam vnlgo appellabant* de Thon.
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163
lassen, welche bald hernach gestorben. Viel ehrliche vom
adel hat man nackend ausgezoegen, etzliche ander haben
sie halb in die erde begraben and nach ihnen geschosBen.
Frauen und jnngfranen sn sehenden vahr bo gemein, das
iie es auch gantz für keine sunde achteden, ruhmeten sich
BOcht wol der ehrlichen tbadt. Vornehme ieute wurden
oft an die poste gebunden, ihre weiber und kinder ihnen
fnr den angen geeehendety etzliehen ganten sie den todt»
dessen sie dodi begirlieh, nieht allein, sondern schnitten
ihnen ohcren und naeson ab, liesen sie iauleii. Bas korn,
so man nicht aufgefressen oder nicht [mit]fuhereu konte,
ist von pferden zutreten worden, oder [man] zuendete es
gahr an, damit [es] ja nicht im lande nbrig bleiben machte.
ünd sindt dem hertzogen ans Chorlnndt diese nach-
folgende empter in den grundt vorheheret: Seiburg, Bar-
bern*), Pittenhof, Neustaedt, Neuhofen, Dubbenow, WalUof,
Schlagehof [?], Schlauken [?] und . . • etc.'). In diesen
gemelten gnetem haben [die] ehrlichen braeder entweder
nor die ^er wende stehen lassen oder wol gantz abge-
brandt. und solches haben sie nicht allein I. fl. Gn. sondf i a
auch den edelleuten und andern einwohnern des landes
[gethan], das also Ton Duneborgk bis nach Banschka^),
80 last 40 meil yon einander gelegen, nieht einen hondt,
gesehw^g einen minscben, ausgenommen todten, der alle*
Strassen fnll, zu finden. Vornemblich haben sie im laude
so hausieret [sie]. Der edle heldt . . Kiutzki Otten*
bttsch^, der dem tenfel ans der lehr entlanfen, und etdiche
Mnsowij Crosacij [sie], was aber [nieht] notig hivon za
Bchreiben, weil der augenschein an denselben ortern (:Gott
■) B«rb«U.
C) Wiehe r.
Die Relation muss ur9])ruugiich 16 Namen aufgezählt habf-L.
^ de Tlioa sagt: XYI Carlandicae ditioiUB praefecturae peoitas
Siehe unieu S. 158.
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154
erbarm es:) genugsamb ausweiset, denn wo das geaindtlia
hinkommen ist, ist nichts als stein, WMser and rote stette,
da ein ofen gestanden, geblieben.
Da nun alle rotten ron Selbnrg*) sra I. kgl. Mt von dar
aufgebrochen und mit dem gantzen kriegesheer. dessen in
die 4öOÜ0 [?]**) bei.sauien, über die Düna nach KociLen-
hnesen vomcket, da hat kgl. Mt. das volck gemustert und
diesen folgenden absagebrief Carolo zugesendet, der dan
die zeit vor Riga mit 20000 man lagk, wie man solches
von einem hofprediger und musterschreiber, so Claus Kopff
gefangen, eigentlich erfahren.
Den . . in diesem ist I. fl. Gn. hertzogk Cbristoff
Ratsenill woywoda snr Wilda mit seinen übrigen 900 man
wiedenunb zu I. kgl. Mt. getzogen und I. kgl. Mt. bis nach
Üxkfiin)*) (?) gefolget zwei meil von Kiga. da er sich
gewendet und den 25. nach Pirschen gezogen, weil ihm
der herr Eotkowitz aufs tribnnal citiret.
Hertzogk Carl, nachdem er fast in die drei woohen
unTOrrichter Sachen ror Riga gelegen nnd ihm gewisse
kundtechaft von T. kgl. Mt. und des herrn örrosskantzlers
ankunft nebeust dem absagclirief empfangen, hat er die
staedt Torlassen, sich über die Dnna begeben nnd also
nach Lifland gezogen« Weiss anoli niemand, wo er blieben.
Unterdess fielen allerlei rede im pohlnischen lager
wegen des Schweden abzueges. Viel legten? auf I. kgl. Mt.,
das dieselbe hertzogk Carl hatte warnen lassen, [waren]
derowegen nbel uf kgL Mt. zu sprechen, die doch in
b) In dieser Zahl Ut die ZiiTer 8 erst gestrichen nod dMO wie es «ciieiDt wieder-
]ltig«0t«l]t ww4m« Mte dl* LiMrt 48000 uriekar lit
e) Du Thtnm ftUt.
d) Ofell.
') Dos Schreiben selbst fehlt, de Thou iriebt inen Inhalt deu
(.r entweder in der Relation gefandea oder Karls und 2«aJDoiftkys
ÜriefweehHel enTuomrncn bat.
de I hou: ad Abselam usq^ue prosecatus. AU^el kauu uicht
gemeint »eio.
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155
dem anächuldig. Den I. kgl. Mt* auf anätiltuDg etasUcher
schwediscben berren ins land kommen, die ihme dan nber«
redet» es wurden') die Schweden in [den] be8fttznng[en]
nr Btnnde die heoser abtreten , sobaldt sie dessen gewiss,
das J, kgl. Mt. persönlich in lande, welche dem gefolget.
Den obschon I. kgl. Mt. vom September h'i? aufm De-
eembiis im lande Yorbarret, auch oft'') solches friedtlich
an die Schweden geschrieben und su eigebnng ermahnet,
OD haben sie sich doch mit nichten weisen lassen, das
auch T. kgl. Mt.. da sie gesehen, das im lande mit unite
oichta aoszarichteu, gezwungen ein anders an die handt
n nehmen nnd den widerspenstigen mit gewaldt zu be-
tsvingen entschlossen, auch im Octobris dieses mit dem
hellen hänfen nach WoUmer begeben, dasselbe dermassen
belagerdt, dass niemandt ein oder auskommen mochte.
Auf Woimar ist Carl Carlsen mit 2- oder 300^) Schwe-
den gewesen. Das hat ihm denn ersten untren beweiset
[sie], wetnig dan nichts nach der belagerung gefraget nnd
▼oraieinet^ weil die Pohlen fast 4 wochen ^onn hans ohn
geschutz gelegen, es wurde kein noth haben, auch teglich
an trometen, Uerpaucken und ander seitenspeil sich er*
iustiget^^), nach m Zeiten heransgefallen mit den Pohlen
seharmntcelt nndt sie oft nnter das geschntze gelocket,
welche wan sie sich dan zu weit wagten, sohentlich Ton
ibuon empfangen worden. Vun hertzo<;k Carl hört man die
zeit über gantz und gar nichts und kommen oft seltzame
Zeitungen, einer saget dis, der ander das, bis das man
entlich gewiss erfnhr, dass er sich personlich aus dem
lande ins reich Schweden begeben, die aufrühre*^), so sich
da erhalten, zii stillen. Sein vulck, das er mit vor Riga
gehabt» hat er eins theiis mit iu Schweden genommen, die
a) rkr aad d«D.
c) erla8tig«n.
d) »ufnsfrlipr.
>) Nach de Ihou 3000.
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156
meisten und besten aber auf die furnembste festuüg[enj im
lande. Das pohluische kriegsvolck lagk zwar diese zeit vor
Wolnuur, kirnte aber gante mobte Tomcbtea, aintemabl kein
[ge]scbiite Yorhanden, ja sebre langksam bemacfa kam.
Weil ihnen dan die Zeit langk, vorhereten sie das arme
laudt voileuts aus kurtzwü und vorzehrlen alleg, was noch
übrig und sieb vor den Lütowern vorborgen bette. Eben
nmb diese zeit kommen aneb ror Selbtngk bei der bnigken
4000 Mnsoiij Koeacken*) [I] oder Poblentartem, Ton den
Schafsfellen, derer sie an:^tadt eines huets gebraucht*), daruf
sie zwei swentze forne an der stirne setzen lassen, so ge-
nandt von Ibrem obristen KorkoÜBky^) [aicj, die dan ganti
nbel auf das ander kriegesrolek sprechen, dass sie das
landt Bo yorwnstet nnd nichts ihnen zn rauben gelassen,
Binteinahl sie nicht- anders die zeit ihres lebens gelernet
denn rauben und stehlen. Diese nachdem gie gesehen, dass
im lande nichts mehr übrig, haben sie sich nach der mnsco-
witiscben grentaen begeben nnd for Marienbnrgk k<Mnmen,
alda zu plündern angefangen, seindt aber Ton den Schweden
unhöflich als von einem groben volck empfangen worden,
denn sie etziiche lOU erl^t, die übrigen zurüttet.
Weil dan die Fohlen das gante landt dnrchgestrenfety
alles motwill^ verheeret, ist im lager eine grqsse tenmng
entstanden, dass man ein stopf bier nmb 6 g. zahlen müssen,
daiumb auch ihrer viel aus dem lager teglich ohne er-
laubnus sich nach hause hieben, welche aber von den
panren gemeinlich erschlagen worden. Denn weil die ohnri*
sehen panren gesehen, dass die Pohlen sie nicht alldn das
ihrige geraubet, sondern auch jemmerlicb nmbgebracht,
habcii sich ihrer fast in die 4000 zusammen gerottet und
in ein tiefen walde im hertzogktbamb etwa eine halbe meile
a) g«bra.htt.
Nisouij Pen C'osaci gens iininistu Tataris pellitis, ita vocatilf
qaia pelliceo>; {)iU os com plumis nigris gemnt de Thon.
') Kogka. de Thou.
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167
TOM holen wege vorhauen und dem nh und zu reisenden
kriegävolck grossen schaden gethau, indem sie viel thodt
Bchlaegen oncl beraubten. Durften zehen oder 20 panren
oft an 100 Pohlen aetaen.
Naeb dem nun I. kgl. Mt aufgebrochen'), [ist er]
nach Bauske*), L fl. Gn. [der] liertzogk aus Cburlandt
[zugehörig], kommen und [sich] von dar nach Poniewiez^)
[and] nach der Wilda begeben, da dan etaliche tage mvor
die groese legaüon des groseforsten ans der Mnascow an*
kommen, den eidt yon kgl. Ht. wegen aufgerichten friedes
aufzunehmen. Da sich den 1. kgl. Mt. bis itz vorhalten
und den 14. Marti j des neuen caienders ein zusammen-
knmpft alda bestellet^
EQerswischen das grosse geschuts, darauf man im lager
gewartet, als pamca pocol*) [sie] und sonsten auch an-
kommen ist, mit welchem der herr feldtobrister auch an-
gefangen das schioss so grausam zu bescheiesen, das auch
die kugelen durch alle ner wende durchgerissen. Das fuess-
▼olck als es wegen hungers abgemattet, weite nicht gerne
daran, bis die reuter vom ross abstiegen und den anfaugk
gemacht, welchen dan das übrige fueasvolck geiolget. Die
Schweden [ob sie] sich schon im anfange gewebret, haben
sie doch in der lenge nicht ausharren können, weil der
meiste iheil in der beeatznng krangk und der Pohle rom
heftigen scheissen nicht ubliess, sondern die Stadt vorlassen
und sich auf dag haus begeben, eine schwartze fahne aus-
gehangen und mit dem herrn grosscantzler zu parlamen-
tieren ange&ngen. Darauf dan auch Carl Carlsen den
a) nach dMI biNOlM.
Der Abschreiber hat hier Worte und gaoze Sätze aaegelaasen.
Der Öiüii ergiebt eich aus de Thon: Rex ab obBidiooe [Wolmariae]
X kalend. X br. discessit et Kigutn Beptimo poat die venit et ruräus
lüde pridie Nonas Xbr. in viatn se dedit, et facto per Beoskam Cur-
^•odiÄe priocipifi arcem itioere Viluam veuit ....
^ Der Name des Geschützes?
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158
10. Decembris zu I. fl. Gu. ins lager gezogen mit des herrn
....*) Pont Uelagardie^) söhne. Der her grosscantzler
empfing Carl Carlsen und den joogen Pontom nicht allein
über Yorboffen, sondern begäbet sie anch Btadtlieli, trao-
tiret sie herlieh. Den ander[n] ergeben[6n] hieldt man
glauben und Hess sie der grosscantzler mit etzlichen Schwe-
den reutern an sieber ordt geleiten. Haben also die Pohlen
Weimar nach dem sie fast acht oder nenn ▼ochen dafnr
gelegen, [bekommen], nnd zimblich bespeiset gefonden, aber
weinigk kriegesmnnition, welches zn bewahren daranf ge-
lassen wurden des teufels herzog*') Otto Keinbusch') mit
etlichen hundert knechten.
Nach einnehmnng Wollmar hat der her groBBcantder
alda ein zeit vorharret nnd etslich von seinen Tolck nach
Runeborgk dasselbe einzunehmen gesandt. Der Carl Carlsen
[hatte?] I. On. gewi^sb zugesagt, die heuser darüber er zu
entbieten [habe], als Runnenborgk, Uebnet^, firmes einzu-
reomen*)« £& haben sich aber gemelte henser mit nichtes
ergeben wollen, insonderheit die Ranebnrger, die Carl
Carlseu eutbieten lassen, er solte sich ferner ihnen zu ent-
bieten enthalten, sintemahl sie ibme nicht mehr als einem
gefangen[en] onterworfen, sondern 1. 6n. hertzogk Carl, den
sie anch in den todt treu zn sein vorharren weiten anch
nicht solicht ihre tren als er vorgessen nnd hindan zn
beizen. — Dieser audtwort so iuddt der grusr^cantzler
vorstendiget, hat er Carl Carlsen neben dem jungen Ponto
nach der Wilda gesandt, von^) WolUnar auigebrochen und
mit dem nbrigen kriegesvolck nach Darpte begeben. Unter«
wegen haben sich I. fl. 6n, Hefanet nnd Ermes ergeben, die
a) Lytt*rn.
b) deleMnte.
d) Holvwt.
e) einsoraefamen.
f) zo TorluiTM Mia MrlUn.
g) vor.
8. oben S. 153. Bei de Thon helBtt er Otto Bonbaskiu.
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159
erd«n eiagenommeDy die eigebene abziehen ^) lassen. Von
dar nach Anzen^)^) voimcket und noch eins an die Lief-
lender {^eschi-ieben und diese besiegelte Ursachen ihnn zu-
gesandi; auoh ein gewisse zeit ernennety sich hierauf [zu]
erkleren')
Was niiii lurans werden wlrdt, gibt die seit WiU aber
schwerlich gliiuben, das die Lief lender zn ergt-bnug zu be-
reden sein werden, weil gewiss zeiiung kommen, dass die
Tomembsten sich vorschweren, nicht ehr von der festung
za weichen, man schlepet sie dan bei den fneeaen herunter,
sinteniahl ihnen die Pohlen oft Torsehlege gethan, aber
nicht gehalten. Den wie die Pohlen ihr eidt halten, weiset
aus die tegliche geschieht. Vor Kockenhuesen, Rosen-
bedL^), Bositten, da haben die Tomembaien geschworen,
den eigebenen kein leidt zn thnen, aber so lange gehalten,
bis die Stadt [ge]ofnet, da sie gleich jemmerlioh nieder*
i:-Lauvven worden. Soiideiiicli iiat das littowisclie ....*)
volck Yor Rositten schandtlos gehandelt. Den sobaldt die
Teotschen das schioss geo&et, sich heransser begeben,
aindt de niedergebanwen, etzliche nasen, obren abge-
a) lieh &bil«k«B.
h) Der Name fehlt.
c) Der nnn folgende Ati«zng atis d^m Inhalt des Schreiben« v..n Zamoisky ac die
Uvi&ader iit in der Torlage bis zur äisnlosigkeit veratämmelt aud kann stelieoweUe
m Mit rar« 4m MitipffMihMidM AMnlttM Wi «• Tho« wmttra w«i4ra. DitMr
y\tU\ Ip; we;t<?m mttht t]<* die Vorlage, doch hat die Relation einige bei de Thou feh-
lejule Sitze, die freilich sachlich von keinem Belang sind. Hier iet also de Thon nicht
iir BilMios g^iolgt, sondern er hat den ihm Torliegendea Briefwechsel ZuMiakis selb-
^teilff ^rattttk In der Form weicht die Relation von de Thon insofern ab. al« lie die
Biipt^Hitnken dea Zamoiskiachen Schreibens in zwei Thf üo i'liedert nnter den Ueber-
Kkhftea: Uriaebeat welche die Livlfcnder bewegen seilen, tod ihm
(Cirl) &Vivit«h«B viiA sich tu Pol«« tu telilagett, — vad: D«r Rntt «ad
rreaiaen, den die Krone Poh;n den Livl&ndern aoftrtget, ist dieser: . ..
i*i»T der beiden Abschnitte ist in 8 Paragraphe getheilt. Von der Wiedergabe dieses
funs dar fielation mos« seiner öbermassigen Fehlerhaftigkait wegen abgesehen werden.
d) SoMabargk.
•) nad b«it«n ImtMihan Yarasaapia,
1) Vgl Hiiine 8. 392; Gadebntch n 2, 266. De Thoa nennt
^ Ort: Arehlenein . . . Geo. Sdhernluiigil {Sehenking) egregUun et
pennoemun arcem.
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sclmitteii, angen ausgestochen und lanfen lassen , etzliche
die Zungen ausgerissen, damit sie lange gequelet worden.
Sonderlich haben sie schendtlos mit zwehen personen da-
selbst wnbgesprungea, einer zwar baldt Ton ihnen erstochen
worden, den anderen hat man an einen post gebunden und
also mm zieht nach ihm gesehossra, auch über 40 schuaa
uf ihm gethan, die doch (: öü zu vorwundern :) alle ohne
schaden abgegangen. Die Pohlen, weil sie gesehen, daas
8ie mit scheisaen nichts auariehten, zerhacken sie ihm,
dass nidit ein gliedt gantz bleibet Danimb anch die
räche Gottes uberkommen und hat sich der oberste am
3. tage nach dem falschen rath die zunge abgerissen und
mit prullen den geist auigeben. Weil dan die Fohlen
ihren eidt die zeit über so gehalten, ist zu besorgen, das anch
ebenmessig von ihnen wird! gehandelt [werden], sie mOgen
so gute wort geben, wie sie wollen. Fistnla dulce canit.
Diö seiu nun die vornembsten geschieht, die sich die
zeit bero in Lieflandt zugetragen, derer fast meistenUieü
ich ein spectator gewesen nnd dieeelbigen*) dem gunstigen
leser zu g^te aufs papir bringen wollen« Daraus sich
dan der gunstiger leser liecht wirdt zu erinnern haben,
was zwischen beide parten Pohlen und Schweden vorge-
lauffen, auch wie beide parte im lande gehausiret und mit
was treu das arme landt von ihnen gemeinet Was nun
femer sich im lande begeben wirdt, gibt zwahr die zeit,
iiit aber schwerlich was gutes zu voi hoiTen, weil der Schwede
noch herliche vestungen inne hat und der Pohl das land
fast ausgemartert, indem er nicht alleine die Teutschen,
sondern auch nicht der pauren verschonet. Daraus dan
warlioh wol scheinet, dass der Pohle mit nichten etwas zu
erhalten gedencket. Doch gibt e- die zeit, hievon zu di?*-
curiren und wehre wol zu wünschen, dag^j kein Schwede
in Lieflandt kommen.
m) dtBMtbifftn.
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Zum beschluss xnuss ich dem guBStigen leser berichten»
welche beuser der Schwede nocht its im lande hat nemb-
lieh: Vellin, Maricnburgk, Kjemon, Adzel, Weisenstein,
Wesenberg, Hapäal"*), Narva, und die herrliche
Stadt Hevell, Dieses sein zwar herliche henser, [diej
aber sehr schwerlich von der Pohlen macht zn schntzen
sein
b) Carbodt.
c) wo der .Schwede von andurn christiichen teaUoben Potentaten, wie die g«-
ug«t, im Iiii<t9 gMchiitset wvntin.
11
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Register.
A.
Abo m.
Adäel 122 ItiL
Ampten (Amboten?) 1H4.
Anzeu ir>9
B.
Buuöku 15iL läL
Beräüii m
Birsen m löL 151
Borg. Thomas 142.
Biirtneek 122.
C.
Charonokoski IIH.
Chodkiewicz 141L HL m IM.
D.
De la Gardie, Poutus 158.
„ Juküb 15h.
Dcmbuiski 150
Dembiiiski, L. Matth. 122-24.
Dorput Lm. 12a. m 159.
Dubeiia 153.
Dünaburg 158
Dünamündc 115 1'24.
Durc'khusen. Christoph ! V.\. HL
14rt.
E.
ErUi lüL m lliL
Emu.'? 159.
F.
Fahrensbttch, Georg 115 — 120.
122. 12a.
Ftthrensbach, Wilhelm 115.
Felün lüL
Finnland 113-115.
Fleniming, Klus 114.
Friedrich. Herzog v. Kurland 131.
147-50 m 15L
Friesendorir. Albrecht 133.
O.
Gilseu 112.
Gyllenhielm. siehe Kurl Karlaou.
iL
Hapaal 114.
Harrien-Wirlaud 114 — 16.
Heilsberg 115.
Heimet UL 122. 159.
Hochrosen 146.
Holmr.ttt 146.
Ilorätonki, Otto 152.
J.
Jettowieki, 8eehor? 116-
Jürgensburg l.">>^.
K.
Kulmur 1 14.
Kapel (Capellus) LLL
KarkowHki 154).
163
KarkowBki, Matthias III. 113.
12&. 126.
KaikoB lia 119. m
Kxrl, Hersof von Sudennaunland
109. 118-81. 147. 14d. 154 IT.
Karl Karbon ayHenhielm 117—19.
135-43. 166. 157. 168.
Keiubuscb, Otto, siehe Otteubtueh.
Kiew 112.
Kleuif, Jakob 127.
Kokenhusen m. 124. 12(1—14. [
IM. 159.
Kopf, Klaus 154.
Kosonewski 12ti.
Kremou 145. l^i.
Krüdiier, Georg 139. 142. 145.
Kareel IIb.
LeniHal 14^*.
Lieiiiek? rig. dtattkaltcr 118.
"Liakowicz 130.
Liadsen 124.
H.
Magnus, Herzoir von Holsteiu 112.
Marienburj^ 122. ir)<i. I6i.
Meinel (Muniinel) 131.
ModowBki 117.
N.
Narva 114 IGl.
Neohaoaeu 118. 124.
Nenhof 188: 146.
Keostadt 163.
Nitoa 138. 146.
O.
Oberpahlen 118.
OCTenberg (Lorenz von) 112.
Ottettbaaeh, KlotalDO (Keinboaeh,
Otto. BombailtDSp Otto) 168.
168.
P.
Pebalg 123.
Pemaa 114. 116-18. 147.
Persehleti 130.
Pletteübeig, Wilhelm 161.
Polobiuaki 126.
Ponewiesh 157.
R.
BadziwU. Chrlatoph 120. 134. 136.
143. 145. 147 -16L 164.
Badaiwil, Geor« 139.
Radsiwil, Heiuricb 139.
Kamel, Heinrich 124.
Bemling. Otto 132.
Beral 114-16. 147. 161.
Kiga 109. 114. 121. 124. 126. 146.
150. 161. 164. 166.
ßonibaskui:, Otto, siehe Otten-
busch.
Romit^bnrir 124. 146 -49. 151. 159.
Huui« llf).
Uoöeii, Georg 132. 13i>.
Uosenbcek 139. 142. 145. 159.
RosiUen 124. 1^. 159.
Salis 117. 118.
ScheJikiug, Georg 124.
Öcbissii.ski 128 -33. 136 -40. 143.
145. 14G. 149.
Schlauken? 153.
Schlugehof? 153.
Segewold 145.
äelbarg 151. 153. 154. Iö6.
SeBSwegen III. 126.
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164
Sesawegen, Johann 137. |
Sigianmnd III, König von Polen j
m=m m IM. IM. m lüL
Simasko IM.
Sis8et(al 12L
Sisäinski. siebe Schinsinski.
Some, Christoph mi 135.
Soniaki 148,
Spiegel, Wilhelm 122. 123.
Starkbeck (Sternberg) 12r>.
Stockmaiinshof 133. ;
Stolpe, Peter m I
Suderbrök, Otto m. I
T. I
Taube, Friedrieb LLL 112.
I
Tiesenhausen, Fabian 137. 1 i2. j
Tipsenbaust'n, Gottliard Johann i
Tiesenhausen, Johann 130. 132.
133. 135.
Tilitzki 115.
Treideu 125. HG.
Troki m
U.
Ungern, Heinrich 112.
Uexküll IhL
V.
Vieding ( Vietinghof ?), Otto 122.
m
w.
Wallbof m
Weisaenstein 114. Itil.
Wenden 122. 142. 145.
Wesenberg 1 14. Ifil.
Weyer, Ludwig 121. 122.
Wesselowski 124.
Wlegant, Wilhelm 142.
Wildo, Franz 142.
Wilna m 12L im 15L 15{L
Wolmar lof). löi^. In.s.
W>angel 149.
Wrangel, Hermann, »Sohn des
vorigen. 124. m 142.
PEABÜDY [ViUSLUiv..
4
» -4
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Inhmlt
Seite
Johanii WolthnBS von Herae, Ifeifter des
Dentoehen OrdenB sn Livland. Vod Oskar
StttTenhageo 1—88
Fort««'t7,ur)g ciiuT Ii vl:Mi»li.<chen Hlscljnrschroiiik.
Ilurausgegebeu von Oskar 8t& v eu liageii . . 89—96
Bioe UWändiscbe RelaÜoo über die Breigiiisae io
LivlAttd aas der Zeit von 1599-1602. Mitgetheilt
▼oo A. BergengrttO 97—164
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■
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Mittheiiungen
aus der
livlaudischen Geschichk
^kijzeliuli-ii Uüudes zweites Hell.
-Mf>o«3<
tti^a, 1699.
Nieolai Kyntmels Buchhaudluug.
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Gedruckt auf Vt-rfügen der Ge8flli?chaft für Geschichte und Alter-
thumskuude der Oätseeproviuzeu Ruäi^lauds.
Präsident: H. Baron Braiuingk.
Riga, deo 10. Mai I89'J.
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. p. EC LI V ED,
JUL17 1899
FLAbüOY iVSüGEÜiv'i.
♦
den Hafl8 Rysseaberg in der K. Ermitage zu SL Petersbarg.
' Von R. Hausmann,
Dmq zwei T&fela.
Ln Anfang des Jabres 1896 erhielt ieh Kunde von einer
Monstranz, die sich seit kurzer Zeit in der K. Ermitage
zu St. Peteröbin*g befinde und aus Livland stamme. Die
Nackricht interessirte mich, ich wandte mich an Herrn
W. T. Book, Konserrator der Abtheilnng för mittelalter-
liche Kunst in dem reichen petersbarger Moaenm, und dieser
hatte die Liebenswürdigkeit, mir Photographien zuzusenden.
Auf einer Reise nach Moskau zu Beginn di«'.st'& .Jahres
habe ich dann, wiederum dank der Yermittelung des Herrn
y. Bock, das Kunstwerk eingehender kennen gelernt.
Die Abbildung, die beiliegt, wird, besser als eine Be-
schreibung, Art und Schönheit des Objekts lehren. Ein
volles (Jrtheil über den Kunstworth kann nur ein Kenner
der Geschichte der Goldschmiedekunat und des katholischen
Kirehenschmuckes ^len. Ich glaube, dass hier ein für beide
Gebiete herrorragendes Werk aufgetaucht ist, das in Zu-
kuflft in der Geschichte des mittelalterlichen Kuuötgewerbes
üicht wird übersehen werden dürfen.
L Die Monstranz, auch Ostensorium genannt, ist')
ein tragbares Ctof^iss, welches in der katholischen Kirche
*) Wetzer uud V\ elte, KirchßülexikoQ 8. v. — Utte, Haudbuch der
kirchlichen Kauetarchaologie (1863), 240
iimiMiL ft. a. IM. eMobiebtt. im 2. 12
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t
166
dazu dient, Reliquien oder die Huatie zur Verehrung sicht-
bar anszastellen. Auf ilu-e Form und deren Entwicklung
wurde Ton grossm Einfloss, daas im 14. Jahrhundert die
FrohnleichnahmsprozeBsion allgemeine Verbreitung fand^).
Bei dieser bildet die Monstranz mit der Hostie den Mittel-
punkt der Feier. Schon bei den älteren Monstranzen lur
Beliqoien waren letztere in der Kp^pI in einem Glasgefto
geborgen, das aiehitektonisch gegliederte Seitenflngel nm*
Bchliessen nnd eine stilisirte Bedachung krönt An diese
ältere Form lehnt sich die Monstranz der späteren Zeit an,
sie gewann die Form eines tragbaren, turmartigen Sakra-
mentsbäuschens. Da sie sich seit dem 14. Jahrhundert ent-
wickelt, sdilieest sie sich dem gotischen Stil an nnd folgt
anch den Phasen seiner späteren Ansgeetaltong, zeigt nament>
lieh ^den grössten Reichtum in der EntwickeluDi^ der dem
gotischen Turmban entlehnten konstruktiven und dokora-
tiven Formen im entschiedensten Hochstreben^. Die Mon*
stranz ist ein architektonisch an^ebantesi nun Tragen ein-
gerichtetes Geräth. Der breite, einen festen Stand sidiemde
Fuss ist, ähnlich dem protischen KelcliiuiSöe, meist als Sechs-
eck konstruirt und zieht sich zu ein^ schlanken Schaft
zusammen, der in der Mitte Ton einem fibr die tragende
fland TOfgesefaenen Knanf (nodns) nmfssst wird und fiber
diesem sieb znmüntersate des Sakramentshänsehens erweitert
Der Raum für das Allerheili^ste wird durch Säulchen oder
kleine Eckpfeiler als Schrein gebildet, dessen Wandungen
ans Erystall* oder Glasplatten bestehen und in dessen Mitte
die Hostie an ihrem nntem Rande Ton einer Zwinge in
G(estalt einer schmalen halbmondfbrmigen Scheibe (Innnla)
aufrecht stehend erhalten wird. Dieser Glasschrein wurde
später fast allgemein durch einen giockenartig abgeschlosse-
nen Glaszylinder ersetzt. Der nber dem Mittelranm anf-
Auch iii Livland wurde sie im Beginn des 16. Jahrhundert«
^nach löblicher christlicher Gewohnheit" mit grüseer Prozession be-
gangen, iiienemaon, Luthertage 13.
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167
steigende, in einen polvgonen Turmhelm auslaufende und 0
mit einem kleinen Kreuze oder der Kreuzblume gekrönte
Bildachin wird an seinen beiden Seiten von Strebepfeilern
getragen, welche auf Konsolen sich anfbanen und in offenen
Nischen Statuetten von Heiligen oder Engeln bergen. —
«Der zur Aurruliruiig- dieser Oefä?se p^ewiihlte Stoff ist sehr
Terscliieden, je nach den zu Gebole stehenden Mitteln,
Die Kathedralen haben Monstranzen von Gold and Silber;
die meisten Kirchen begn%ten sich mit yei^oldetem Kupfer
oder Messing, aber anch reich geschnitzte Monstranzen
kommen zuweilen vor . . . Die Grösse steigt von 0,8i — l,5c m**.
Das ist der herrschende Tjpus der Monstranz gegen
Ende des Mittelalters^), ilm weist, Tielf&ch in besonders
gliazender WeisCi anch das petersbniger Exemplar anf.
Die Petersburger Monstranz ist in Süber gearbeitet
und aussen vergoldet, also in einer Weise hergestellt, die
besonders bei Monstranzen für Kathedralen üblich war.
Das wolerhaltene Kunstwerk ist von bedeutender Höhe,
112 cm 3 Fuss 8 ZoU) Tom Fuss bis zur Spitze. Es
Hebt auf breitem Fuss, dessen Basis 30 cm Durchmesser
hat und als Sechseck (öechspass) kou.-Uuirt ist. Die sechs
Seiten steigen sich verjüngend empor und haben, wo sie
zum Schaft übergehen, einen gotisch stilisirten, mit Fialen
verzierten, durchbrochenen Abscbluss. Oberhalb dieses
Abschlusses, in der Mitte des sechsseitigen Schaftes, folgt
ein kräftiger, gleichfalls sechsseitiger Knauf mit hervor-
tretenden Ehomben, auf deren Aussenfeldern die Buchstaben
des Namens \\^tW stehen. Am oberen Ende erweitert sich
dann der Schaft zum Untersatz des Saikramentsh&uschens.
Die Höhe des Fusses Ist 38 cm, beträgt also etwas mehr
als ein Drittel der Höhe des Ganzen, er ist sehr kräftig
gebaut, wie das bei einem schweren und hoch aufragenden
1) Eine Fülle äolcher Moustraozcn weist Otte a. a. 0. innerhalb
DraMlsad und Oesterreich nach, anfbneiid viele werden aas dem
pieeniacheii Oideneiande geaeont
12»
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m
C^erftth nothwendig war. An der Btms sind zwei starke
Oeaen angebracht, deren Bestimmung nicht sicher i^t'}.
Der Haaptiheü der Monstranz ist das Sakramentsh&oB-
eben, dieses zeigt darum auch den meisten Sehmaek. Ge-
wöhnlich, wenn die Monstranz in der Kirche stand, wird
die Hostie nur von der einen, der vorderen Seite m sehen
sein; bei FrozessioDcn wai' es wünschenswerth, dass sie
aaeh von der Rückseite sichtbar war. Dagegen kamen
die Flanken rechts and links weniger in Betracht. Hleraiia
erklärt sich, dass das Sakramentshäuschen als Basis ein
breites aber schmales Viereck hat. Von diesem ans erhebt
sich der ganze Aufbau. }^ ist streng architektonisch ge-
halten, ein gotischer Tonn, an der GmndfiAche 26 cm
breit. In drei Stockwerken steigt er 74 cm in die Höhe.
Das untere Stockwerk enthält den Schrein fftr die Glas»
glucke, Iii welcher sich die auf einer Säule stehende, schein-
bar von zwei Engeln getragene, gespaltene lunala f&r die
Hostie befindet Im zweiten Stock erblickt man unter Balda-
chin eine gekrönte Maria in der Sonne. Im dritten Stock, dem
polygonen Turmhelm, steht ein Ritter mit blossem gelocktem
Haupt, in der Rechten eine Lanze, in der Linken einen
kleinen Beiterschild haltend; obgleich ein Lindwurm nicht
am Boden za sehen ist, wird die Gestalt wol den heiligen
Georg darstellen. Die Spitze des Tnrms bildet ein Kreuz,
dessen eine Seite Christus, die andere Maria zeigt.
Der mittlere Theil, das untere and zweite Stockwerk,
ist anf beiden Seiten mit reichstem Schmack flankirt, Zahl*
reiche Strebepfeiler, die auf Konsolen ruhen, ragen in die
Höhe und bilden fensterartijje Nischen, die im unteren
btockwerk von Baldachinen überdeckt sind und Statuetten
Es koDDtea dnrch sie Riemen gezogen sein, um die Monstranz
so befestigen, wenn sie zetragen werden sollte. Keehtriglieh Imben
sich swet kleine silberne Gloeken yon drca 36 mm Hohe geftindeD,
die an den nnteren filigraimitlgeD Ornamenten gehangen haben soUen.
»
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\
169
Ton Heiligen bergen. Das oberste Stockwerk ist dann als
durchsichtige filigranartige Pyramide gestaltet.
Das ganze Sakrauientshäuschen zeigt den Stil der
späteren Gotik des ansgebendeo 15. Jahrhunderts, der
$pitebogen hat bereits die nach innen geschweifte Form
(8. g. Eselsrfickenbogen). Die architektonische Strenge geht
80 weit, dass an dem reich verzierten Tnrm sogar Wasser-
speier nachgebildet sind. Masswerk mit Fiftcliblaseuoruament
ist auf den Flächen mehrfach in Anwendung gebracht.
Von der Basis des Sakramentshänschois hängt Spitzen-
onuuneBt herab, von grosser Zartheit im Mnster.
Zum Schmuck sind, so namentlich an den Flächen iiber
und unter dem Glaszylinder, mohrfach Edelsteine verwandt;
sie haben noch keinen krystaliinischen Schliff, den man im
Mittelalter nicht kannte^ sondern sind randlich, halbkugel-
ftrmig, in 8. g. mugeliger Form geschliffen und in Eftsten
riemlich roh gefasst. Auch Schmelz oder Email ist viel-
fach zur Verzierung in Gebranch genommen. Einige Edel-
steine sind aus der Fassung ausgefallen^ verloren gegangen.
In den Nischen des unteren Stockwerks waren wol sechs
Apostelfiguren angebracht^ Ton welchen f&nf erhalten sind^
die aber nur zum Theil noch fest auf ihrem Platze stehen.
In den beiden Fenstenuschen vorn waren wahrscheinlich
Peter und Paul aufgestellt, zu erkennen sind weiter Bar-
tholomäus mit dem Messer, Andreas mit dem Krenz.
Im Ganzen ist das Kunstwerk sehr gut erhalten. Grössere
Verluste sind nicht zu beklagen^). Einige Verbiegungen
etwa in den Spitzen der Tnrrachen oder Lockerungen im
Verbände, haben leicht wieder gut gemacht werden künnen.
Die Komposition des Gkinzen» die Korrektheit des Stils
M%t hohes künstlerisches Können. Die Qmamentirung ist
reich, aber nicht uberladen, die Linien werden nicht
^) Für MoDStransen waren Futterale gebräachlieh. Eins ans Leder
mit gepreiatem Ornament, ans dem Anfang des 15. Jaluhanderte,
itünmt au Ohemnita. Otte, Handbuch I, 243.
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170
schnörkelhafty laofen nicht todt ans. Nehmen wir an, dass
die Monstranz nach einer Zeichnung gefertigt wurde, so
ist diese von guter Hand entworfen. Dieser glänzenden
Anlage des Ganzen gegenüber zeigt die MetaUaibeit nicht
immer rolle Sorgfalt, die einzelnen Zacken nnd Blätter
lassen strenge Oenanigkeit mehrfiEush vermissen. SVeili«^
das Kunstwerk war anf Wirkung ans der Ferne hereehnet»
sodann hat manches Detail wohl auch gelitten durch schwere
Geschicke, welche die Zeitläufte brachten.
Der Fuss der Monstranz ist breit an^geli^;ert und als
Sechspass gestaltet. Yen den sechs Flächen seigen drei
GraTirungen Ton nicht sehr fein« Arbeit. Auf dem ersten
Felde ist ein Bischof dargestellt mit Mitra und Nimbus,
auf einem Tron auf Polster sitzend, die rechte Hand ah-
nend erhoben, in der linken den Stab. Keine Inschrift —
Das zweite Feld ist leer.
Im dritten Felde sieht man eine reich mit Blumen gedeckte
Ebene, in ihr kniet auf dem rechten Knie eine männliche Figur
mit Nimbus, in den Händen ein Spruciiband haltend, mit der
Inschrift t fU äo^ium t (dw fiTangelist)^). Vor dieser Figur
steht auf dem Blumenfelde ein K^oh, aus dem Blätter oder
Flanunen herrorzilngeln. — Das yierte Feld ist leer.
Das fünfte Feld zeicrt Jesus, mit Nimbus, jugendlich,
knabenhaft gehalten, ohne Nägclmale, inmitten der Marter-
werkzeuge stehend: im linken Arm das Kreuz, an welchem
die Geissei hängt, weiter die Säule mit dem Strick, Lanze
und Schwamm, Rutenbündel, Hammer, Zange, Domenkrone,
drei Würfel. Ueber das Feld geht ein Spruchband mit der
Inschrift in gotischer Minuakel: f 3»t f iüt f UU^t» ^tttn
tMtCCCCttLXXimt. — Das sechste Feld ist leer.
Die Inschrift des f&nflen Feldes ist natärlich ron grosser
Wiohtigk^t, sie giebt uns das Jahr der Entstehung der
Arbeit 1474. Mit dieser Zeit stimmt gut überein, dass, wie
bemerkt, die Monstranz den Charakter der spätgotischen
1) TM n.
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171
Baukunst zeigt, 00 die nach innen geschweiften Spitzbogen.
Die uiederdeatfiche Sprache dieses Spnichbandes soheint
danuif za deateoi dasB die Kirolie, för welche das Oerilt
bestimmt wair, hn niederdentsclieii Gablet lag. Sonst wfire
Wüi lateinische JaliresariL^alje gewählt worden.
Eine weitere wichtige Angabe über die Entstehung der
Monatranz findet sich auf der Innenseite des Fnsses. In
gotisdier EnrsiTSchrift ist hier eingeritzt^}: ,411119 Vi^fftnktt^
trnft bnlfe miKhrtiiaiiie gemohet nnit der gokr» dulpe mtn
pi gfuc i)Uö alle bat tn^%e Iruni/* Wo hat dieser fromme
Goldschmied Hans Ryssenberch gelebt?
Die niederdentsch abgefasste Inschrift weist wieder anf
einen Meister im Gebiet niederdentscher Zange. In Limbeck
tauchen im 15. Jahrhimdert Glieder der Familie Rjssenberch
auf-): 1429 wird ein Evert Russenberch als verstorl)en
angeluhrt, 1427—1448 ist Johann R. dort Katmanu, Heinrich
&. wird 1452, Evert B. 1456 dort genannt £in Gold-
Schmied Hans Bnssenberch ist dagegen im 15. Jahrhnndert
jn Lübeck nicht nachweisbar').
Aber auch in Reval ist die Familie Ryssenberch ver-
treten. £s s'md Aufzeichnungen der Kleinen- oder Kanuti-
Güde in Beval erhalten^), welche die im Besitz dieser Ge-
noflseoschaft befindlich gewesenen, silbernen Standbilder
ihres Schutzpatrons, des heiligen Kennt, betreffen. Ein
solches Standbild war 1442 durch IJeiträore der Mitglieder
gestiftet worden. BeimWechselimAmt des Ältermanne übergab
der abtretende dem neuen auch das Silberger&t der Gilde.
Zun Jahr 1488 ist nun eingetragen: ^^Item fio hefft
Hans Rnssenbarch santhe Enutes bilde van sulver entfan-
gen im [14j92''if* jare". Es ist also ein Hans Russenbarch
») Tafel II.
*) Lübischea ürkundenbnch Bd. 7—9. Das Werk geht bis jetzt
WUr wenig ubur diu Mitte des 15. Jahrh. iiinaus.
*) Gefallige Mitteilung von bUatäarciiivar Hasse in Lübeck.
*] UtL Urkdudea-Üuch 9, 922.
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172
um diese Zeit Ältermanii der St. Kanuti- Gilde in Reval
gewesen. Während in Riga die Goldschmiede, freilich erst
seit 1631| znr gössen Gilde gehörten, waren uad blieben
in Reyal die Mitglieder dieses Gewerbes Genossen der
kleinen, der EsBUti-Oilde*). Somit war es sehr wol
möglich, da?s der Alterraann dieser Gilde, Hans Russen-
barcb, ein Goldöchmied war. Diese Annahme wird darcb
Materialien des revaler Archivs bestätigt, das auch über
weitere Glieder dieser Familie Auskauft erteilt^. Danach
wird der Goldschmied Hans (I) Rissenberch 1460 Bürger
in Beval, ist 1403 in Reviil aachweisbar, besass 145^) ein
Haus in der Laiigötrasse in der Nähe der Olaigilde'), führte
ein eigenes Wappen (zwei Querbalken) and wird 1472,
1488, 1497 erwtthnt. Im leteteren Jahr fiberträgt er seinem
Sohn, der aach Hans (II) bfess and wie sein Vater Gold*
Schmied war, ein Haus in der Langstrasse und 1603 bringt
diesem seine Frau Margarethe, Witwe des Olaf Droste,
noch ein Haas als Braatschats za. Der Bahm der Kunst
dieses jfingeren Hans ging aacb fiber das Meer, er arbettete
eine Tergoldete Monstranz für die Kirche zn Niegenkerken
in Finlaud, in der Nalie von Wiborg, wofür or im Jahr
1522 an Arbeitslohn 50 Mark rig. zu fordern hatte ^
Nottbeck nud Neumami, Geschichte and Koostdeakmäler der
tJtadt Reval. Iö96, I S. 81.
-} Den Herren A. TTackman in TTolyinf^for^, L. Arbnsow und
Aot. buchholtz in Higa. H. v. Nottlnck und (i. v. Hansen in Reval
sage ich besten Dank für die Hülfe bei dea Nacbforschaogea uach
dem Mei.■^ter der Monstranz.
3) Itiis driitültetite Erbebuch der ;Stadt Kevai, ed. Nottbeck 1692,
Nr. 13U4, 1311, 1320.
*) Hansen, Ke'^t'j^trn an» zwei Missivbucheru, Ib'Jä, S. 48: der
Rat von Jl» vul an dnii Hauptmann von Wihor^r: es habe zu fordern
-bio zeligeu her .Mugnuä Bock, kerkheru tor Nitsgeu korken ....
Haas jRiflienbereh vor ▼ordenat arbeides loen eine vorgalde mon-
stranze to inakeiit 50 nik und säst nooli S^/i mk.* — Niegenkeiken,
heute Nykyrka» Unaikirko, etwa 60 Werst aaddttlich Ton Wybo'rg.
1535 wurde von König OnetaT I auch io Finland der katholische
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173
Äucli sein Sohn Simon (I) war Goldaohmied und Äitermann
der £«iiiti*Güde in Beval; als er im Jahre 1556 dieses Amt
aiederlegte, yerehrte er der Oilde einen noch hente in deren
Besitz befindlichen Becher*). EJr ist 1571 noch nachweisbar,
aber vor 16(H) gestorben*). Er war ein woihabendor Mann
und mit Dorothea von Derfelden verheiratet, die nach soinem
Tode den Goldschmied Stephan Schünemann ehelichte. Sein
Sohn Simon (II) reiste mit seinem Vetter Joh. von Derfelden
nach Moskau und starb 1604 März 6.
Wir können also, wie man sieht, in Reval unter dem
Kamen Ryssenberg durch drei Generationen eine Gold-
Bebniedefamilie von der Mitte des 15. bis gegen Snde des
16. Jahrfannderts nachweisen, die xn Wolstand nnd Ansehen
emporstieg, dertMi Arl)f?iten auch in der Ferne Ruf hatten.
Somit darf als bewiesen gelten, dass \insere schöne
Monstranz im Jahre 1474 in Kevai vom Meister
Hans Ryssenherch gearbeitet ist
Beval darf sich mit Becht dieses Meisters rühmen.
Es liegt hier ein glänzendes Zens^iBS vor für die hohe
Entwicklung, die das i^unsthandwerk im 15. Jahrhundert
in diesen Landen gewonnen hatte. Jüngst ist in trefflicher
Weise der Beweis gefnhrt worden'), n^^^ die Qoldschmiede-
Kircli«üj§chüiuck eii)t,a>z<)iren. dub* ! ist eiugülietVrt itt uyit Sacrament
forgüldh vtoff Nykirke, somit iat rlif» revaler Arbeit wahrschoinlich
# iß die küüijrliche Schatzkammer gewandert uud dugeschiuolzen. Vergl.
Leinberg, Jluüdliugur. — Im erwähnten Briefe von 1522 findet sich
& Angabe, da^s 1 Last 2 Scbiffpfand Sab 22 Schiffpf^od) 29 Mark
( SekiU. kost'j, also 1 Schlffpftmd etwa l^h Mark. Vergleicht man
^«e Angalte mit dem hevtigen Marktpreiee von einem ScbÜFpfand
6tli» daa 230 Eop. beträgt, ao Warden SO Mark, der Arbeitalobo für
Moutranz, etwa 86 BbL gleichziuetien aein. Dooli haben aolche
B^rechuoDgen einen aehr achwankeaden Boden.
>) Katalog der AnasleUimg zum X. archaoiog. Kongreea in Riga
m Nr. 1306.
*) Hansen, Katalosr d. revalor Stadtarchiv.^». \^\H'>, S. 155 wird
inm Jalir 1580 das Inventar von Simon Ku.s.seuberch aiitjpfiihrt.
^) Aot. Bachholtz, Uoldschmiedearbeiten in Li?laod, Estland und
Kufiaüd. 1892, Ö. 5.
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♦
174
kunst in den Usueeprovinzeii wahrend der Stylperioden
der Benaiasance and dea Barokko auf keiner gerio^^en
Stufe stand, ab DeotBchlaiids Meister in jener Zeit mnngen
hatten^ Wir sehen jelEt, welche stolze Höhe dieae Kmust
bereite im 15. Jahrhandert in Lirland einnahm. Und in
Reval konnte sie wol im Flor sein, die Stadt erfreute «ich
eines fast onanterbrochenen Friedens, die inneren Ver-
hültniifw^ wurden hier nicht, wie oft in Big% dorch hellige,
langwierige Kämpfe mit dem Laadeefaemi eraehittert» der
Handel brachte reichen Gewinn. Der gab dann die Mittel,
.■jcböne.-; kun-tvoUe3 Silbergerät zn enveiben. Noch heute
hat sich trotz der Stürme der Zeiten in und aas Rerai
manches davon erhalten, das jftngst in schdner Beprodak»
tion veröffentlicht worden ist^). Über «nigen weiteren
^ilherschmuck haben wir .schriftliche Nachrichten. Wir
hören, dass das Donünikanerkluaier in Reval gegen Ende
des fonizehnten Jahrhunderts 20 Kelche besitzt, von denen
einer in den Händen nnsers Meisters Hans ist^ ^de eoe is
tor make, den heft Bnssenherdi, de sal wegen 2 mrc lodich
myn 2, iot"*). Oder aus dem Jahr 1527 wird berichtet,
der Rat habe einem (ungenannten; Goid:3chmiede eine Kanne
für 4 Mrk. znm Vergolden gegeben, die einen Wert von
226 Mrk. hat. Das sind Zeugnisse för hohen Wolstand,
ihr Freude am Besitz schönen Schmuckes.
IvAi Be.-chauzeichen. durch welchen im 16. Jaurhundert %
derAitermann der Goldschmiede anerkannie, dass die Arbeit
gut und vollwertig sei, und das durch seine Marke, der Stadt
Zeichen, auf den Entstehongeort wies, ist bei der petero*
burger Monstranz, dem Werk des 15. Jahrhunderts, nicht
vorhanücü^). Stempel sind hier überhaupi uicht einge*
schlagen, weder iieachau- noch Meisterzeichen.
1) Baefaholts» a. a. O.
>> iDTentar der Dominikaner. Perg. Orig. oba« Datom, sber
Tor 1494. Reval, Archiv der Schwanhaapter.
Nach einer Mittf •Innt'- von TTnnsen soll eine Rat«willkür von
1503 in Keval Torschreiben, äftös die Arbeit der Goldachmiede mit
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176
Dagegen ist das Gewicht aDgegeben, in dom im Innern
des Fasaes eingeritEt ist'): ICXXYIIt JL lod IUI lott, d. h.
d7Vt Mark lodig 4 Loth. Das Gerät viegt heute 20 Pfiiiid
64 Solotnik russisch (= 20^8 M zu 409,^31 gr.) = 8463,s4 gr.
Die Mark zu 16 Lot f^erechnet, wäre die Monstranz 40ti Lot
schwer, demnach 1 Lot = 14,ois gr., 1 Mark := 224,i98 gr.
Das Kunstwerk ist, wie bemerkt» in Silber gearbeitet
und aussen vergoldet. Was den Geb alt des Silbers be-
trifft, so hat dieses die 88. IVobe'), d. h. in 96 Theih;n
(1 Piund rusö. = 96 Soioinilv) sind 88 Theile reines Silber.
Dieser Gehalt in mittelalterliche Mark- und Lotreohnang
umgesetzt (1 Mark — 16 Lot) ergiebt 14Vt Idtiges Silber.
Der reraler Goldsehmiedeschragen yon 145B sehreibt vor^):
„de iuark lodich sal hoUien 15 loet min en oer**. Die Geld-
mark hatte 48 Oer, diese Kechnung auf die Gewichtsuiark
übertragen, ist, da 16 Lot — 48 Oer waren, 1 Oer = Vs Lot
Demnach fordert der Schrägen von 1453, dass die Mark
lötig HVs Lot reines Silber enthalten soll. Die Peters-
burger MonoLraiiz entspricht somit genau der Forderung
des damals in Reval geltenden Schrageuö von 1453. Der
spätere Schrägen von 1537 fordert volles 15 Idtiges Silber.
Heate darf nach mssischem Gesetz Silber unter der 84. Probe
^ 141ötigc3 älterer Bechnnng nicht verarbeitet werden. Die
Monstranz ist also aus besserem Maleriai gearbeitet, als
das Gewerbe heute gesetzlich gebraucht.
der Marke des Meisters bezeichnet werde. Die alteren Selmgen von
1393 und 1453 haben die Forderung nicht, sondern erst der von 1537.
In Lobeck taachte sie 1492 anf, vergl. Wehrmann, ZnoftroUen 215;
ia Bamburg scheint sie älter m sein. Bädiger 97.
*) Tafel n.
^ Noch Untersnchnngen, die Ilerr von Bock dio Güte hatte in
offiziellen petersborger Pröfnogastätte, der Probirkammer, ane-
fukeQ ZQ Ussen.
'} Bncbholti, Goldacbmiedearbelten, S. 2.
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176
II. Woher sUnuut die MoostraDZ, welober Kirche hat
sie ai^hört?
Das Ennatverk ist yor etm zwei Jahran der Ermitage
▼on der Akademie der WfssenflchafteB in Petersburg zuge-
sandt wöi deo. An die Akademie war die MonsLiauz al.s
ein Bestandtheil der grossea Sammlung gekommen, die den
Namen der Kaiistkammer führte, und deren Entstehung anf
Peter d. Or. snrßckgeht
Ennstkammem waren Im 17. Jahrirandert häufig in
abendländischen Residenzen. Peter besichtigte sie mit
grossem Interesse^) und war bestrebt^ auch in Bussland
eine anzoi^en* Bereits anf seiner ersten grossen Studien*
reise 1697 hatte der Zar in Westeuropa^ besonders in
Holland, eine nicht nnbetrttehtliohe natarwissensehafUiehe
Kollektion erworben, die nach Moskau g<*schickt wurde
und später nach Petersburg übergeführt ward. Feter ist
dann während seiner ganzen Begienmg eifirig daraof be-
dacht, diese Sammlung zu mehren: 1716 werden Ton ihm
ans Kopenhagen „Raritäten'' geschickt^, weiter kauft der
Zar in Daiizisr, Amsterdam etc. gegen sehr bedeutende Sum-
men berühmte Sammlungen. Als er in die Heimath zurück-
gekehrt» besucht er seine „Kunstkammer", 1718 erlässt er
den Befehl, dass ans ganz Bussland Seltenheiten aller Art»
namentlich Missgebnrten, todte sowol wie lebende, aber auch
andere Merkvviirdig:keiten, wie etwa im Erdboden L^efundene
Alterthümer, an die Kunstkammer geschickt werden solien.
Selbst anf dem Feldzuge gegen Persien denkt der Zar an
seine Sammlungen; in einem Briefe aus Astrachan ordnet
er an, wie neue Bäume und Schränke für sie herzurichten
sind, zum nächsten Sommer soll die Kunstkammer fertig äein^).
1) So z. B. die in Berlin. Vetgl. Bergholz, Tagebuch, in Bäsehing,
Magazin 19. 7. — Die Knnstkammer in Dresden besah Potcr sofort
Id der Nacht nach seiner Ankunft 1698. Brückner, Peter 161.
'\ M>iTepia.iu ncT, IlMn. AKajox:. FlavKi, fl8S5) f. 1.
.Mar. I, 7. IleKapcKiH. Uayiwi ii »Iniep. Poccih npH lieip-fc
B^. (1662), I, 55 vom 22. Dez. 1722, nach Mai. vom 23. Okt Der
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177
Koch zu Lebzeiten ihres grossen Gründers wurde sie dem
Publikum geöffnet, war eine Seheuöwürdigkeit von Peters-
burg
Nor wenig später als for die Kunstkiwnmer wurde der
Gfimd ta eiaer anderen wichtigen Sammlung gele^^ zur
ersten öffentlichen Bibliothek in Russlaud. Ihr ältettci
."^luck bildeten Bücher, die als Jaaiegsbeute gewonnen waren,
60 gegen 2ö00 Bände, die aus Mitau stammten. Es ist der
Anfang der heutigen BibUothek der Akademie; bereits 1728
wurde sie in das Hans übergeföhrt^ das sie noeh jetzt b^er-
bergt. Auch sie war der öffeiitlicheu Beuu L/jniii; zu^^aiigliLh,
Die Aulsicht über diese beiden Sammlungen übertrug
der Zar aniUnglich seinem Leibarzt Areskin, Unter diesem
als dem obersten Mediziner des Reichs stand auch die
Leitung der medinnischen Kanzlei, hi den Dienst dieser
Behörde zog ihr Vorstand im Jahre 1714 einen juiiu^en
(ielehrten Jon. Dan. Schumacher, der 1690 in Kolmar
geboren war und in Strassburg studirt hatte. Ihm wurde
äbertrageoi die ausländische Korrespondenz zu f&hren
and die Bibliothek und die Sammlungen in Ordnung zu
halten*). Schumacher verstand sich rasch die Gunst üichi
üur äemes Vorgesetzten Areskin und dessen Nachfolgers
Binmentrost zu erwerben, sondern auch die Zuneigung des
Zaren selbst. Dieser sandte ihn 1721 mit wichtigen wissen-
schaftlichen Aufträgen ins Ausland. Ihm, Schumacher,
Brief ist an den Ober-Bau-Direktor Sinjawin gerichtet, was in MaTcpi-
UB nicht angegeben iet. Dass in dieser <^rudsnn Bditlon nicht durch-
gehend die Namen von Abeender und JSmpfioger der Schreiben
festgestellt werden, wird eehr yermisst.
^) Vergl. Berkholz 115, der die Saiimiluiig im Jahre 1721 be-
suchte und mehrere lebemle Missgeburten erwähnt. .,Bei dieser
Naturalienkammer iat ein ecUüues Medaiüen-Gabiuet, wie auch elae
xjeuiiiciie Bibliothek.''
*) Mät. I, 1: iichuiaucher an MentscUikow iiu Juhrü ITIG: papH-
ten Kh Ba0BoeTy £. B., KOTopue Bcjiuo npHMTb b cmotpbtl Mai. —
Hit. 1, 2 «ne dem Jahre 1718 Blnmentroet den Zarm: BafiiioTeiapfc
^ mime]» H flajteMOTpBTett Bcaiaxi papaierm a aaTypaiei.
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178
sclirdbt Peter in einem Brief von 1722, ist das Eabinet
übertragen*), er soll entscheiden, wie dieses geordnet werden
muss. Im Jahre 1724 wird Schumacher seines Dienstes in
der medisinisclieii Kanslei entbonden, er soll nur die
Bibliothek und die Knnstkammer leiten, ftr beide Kataloge
anfertigen und sobald die Akademie ins Leben tritt, bei
dieser das Sekretariat verwalten*). Bereits im folgenden
Jahr 1725 wurde die Akademie erO&iety Bibliothek und
Kanstkammer vurden ihrer Obhnt anyertoiit^ Schamacher
aber blieb Vorstand beider Sammlungen und übte bald ab
Leiter der akademischen Kanzlei einen erdrückenden Ein-
flnss auf die Akademie aus. Wohl kam es darüber zu
schweren Konflikten, im Oktober 1742 wurde Schumacher
seines Amtes enthoben, aber im Dezember 1748 vnrde er
wieder restanrirt nnd erhielt sieb in Feiner domimrenden
Stellung bis an seinen Tod im Jahre 1761.
Die Leitung beider Sammlungen hielt Schumacher in
seiner festen Hand; in der Knnstkammer seien viele merk-
wfirdige goldene nnd sübeme Sachen, schreibt er 1734 dem
Senat*). Als dieser 17S2 die Akademie fragt, wie nmfang«
reich die Sammlungen seien, woher sie stammen, antworteten
die Mitglieder nicht ohne Erbitterung, sie hätten über diese
Gegenstände nie die Aufideht gehabt» Schumacher allein
könne hierüber Auskunft geben, er habe alle Yerzeichnisse
nnd Kataloge. Letztere sollen in Folge dieser Requisition
des Senats ins Russische übersetzt w^erden, waren ursprüng-
lich wahrscheinlich deutfich gefuhrt worden^).
Jedenfalls waren nm£uigreiche Kataloge vorhanden^),
zunächst nur handschrüUiche. Frfih jedoch schon regte
sich der Wunsch, gedruckte Uebersichten zu besitzeni
1) Hat. I, 7: nposon myvaaipa, soiopovy Maßasim vpjwh*
t) Max. I, 14 88.
>) MtT. I, 88.
«) Hat. n, 187. 192. 20a 358.
fi) MftT. V, 87. 104. m. 269 a. d.
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179
Bereits 1727 i^L davon die Rede, einen ülustrirlün Katalog
der Kunstkammer drucken zu lassen^). Aber die Aus-
iohniBg der grossen Arbeit verzögerte sich. Wiederholt
hönai wir jedoch von KatalogisiruiigBarheiteii: 1737 ist
Brehm ans Beral in der Bibliothek mit solchen beschäftigt,
während der Orientalist Kehr einen grossen Münzfiind von
4000 tartarischen Münzen in der Kanstkammer aufarbeitet;
1739 drängt Schomacher, dass die Manzen in der Konst-
kammer schneller abgezeichnet werden mögen; im folgenden
Jahre 1740 macht der Student Zeitler Abschriften für den
Katalog der Bibliothek und der Kuustkammer. Auch der
Akademiker Stählin sagt, daas er 1740 am Katalog der
Bibliothek gearbeitet habe').
Was den Katalog der Knnstkammer betriJSty so be*
richtet 1776 der spätere Bibliothekar der Akademie Bac^
meister in seinem Essai sur la bibliotheque et le cabinet
de l'Academie S. 169, es hätte Crusius les m^dailles et
d'antres pidoee antiqnee et carienses in Ordnung gebracht.
Ohr« GmsinB war 1715 im Voigtlande geboren und hatte
Bich in Leipzig, besonders unter dem trefflichen Historiker
Mascov, gebildet; 1740 wurde er für griechische und
römische Geschichte und Alterthümer als Ac^unkt in den
Dieost der petersbnrger Akademie gerufen, wo er bis 1749
blieb, dann nach Deatscbland zoräckkehrte nnd 1767 als Pro*
fessor in Wittenberg starb ^. Wahrscheinlich ist er in der
Knnstkammer besonders bei der Ordnung der antiken Münzen
beschäftigt gewesen, mag auch als guter Latinißt bei der
lateinisohen Schlnasredaktion des Katalogs geholfen haben.
Jm Jahre 1741 trat der erste Theil des im Jahre 1745
abgeschlossenen Werkes an die Oeffentlichkeit: Mnseiim
1) Max. I, 295.
Mai. m, 574 ff.; IV, 231. 513. - UeKapcKift, Hex. Aw- I,
555. Ueber den Katalog der Bibliothek, der nicht befriedigend aus-
fiel, vergl dn? scharfe Urtheil von Co6ojieBCsijl in der jlBiep. pyccs.
a3A. TeiiHaAU, CÜB. 1858, 178.
^ UesapcuH, Her. Asaju I« 689.
180
Imper. PetropoUtanuiii. Das ganze Werk besteht ans zwei
Volumen in füni Ijajidun und isi jieutr eine bibliographische
Selteuiieit. Eiü Verfasser des Werkes ist nicht genaaut.
Dass es aber inhaltlich als eine Arbeit Schumachers aa-
znaeheu ist, kaim nidit bezveifelt werden. Dessen Schicksal
ist auch für das Werk TerhängnissToll geworden: als SUdin-
macher im Oktober 1742 iuLaftirt ward, wurden auch die
Kataloge aer von ihm verwalteten Sammlungen versiegelt.
Erst im Mai 1743 werden die Schränke wieder ge^^ffiiet,
nnd kann der Dmck des Katalogs fortgesetzt werden. So
ist za erklären, dass während der zuerst erschienene Band
Vol. 11, l'ars I bereits 1741 gedruckt worden ist, Vol. II,
Partes II und III erst 1745 erschienen ^j. Von diesen be-
schreibt Vol. Pars I die res ardficiales» dagegen werden
in n nnd III die nnnuni aatiqni et recentioree behandelt.
In dieser ältesten Beschreibung der Knnstkanmier) in
diepem 1741 erschieuenen Werk: Musei Irnjicriaiid Petro-
poiitani Vol. II. Pars prima, qua contrneatur res artiiici-
aies, wird S. 202 unsere Monstranz angeführt: fiziza scrinia.
No. 1. Hierotheca ez argento inaarato, seenndmn legnlas
architectnrae Gothicae elBcta, in qua panis, sen hostia sacra
reponitur. Nota. Tzar loau Waeiljewicz Dorpato expugnato
illam inter alia spolia abätulit. — An diese ältere lehnt sich
ein Menschenalter später eine jüngere Nachricht Im Jahre
1776 liess J. Bacmeister, ünterbibliothekar der Akademie
der Wissenschaften, ausführliche Mittheilungen über die
Bibliothek und das Kabinet der Akademie erscheinen in
seinem erwähnten Essai sur la bibliotheque et le cabiuet de
cnriosit^ et d'histoire natnr^e de rAcademie des sciences
de St Fetersbouxg. Auf der Seite 238 fährt Bacmeiater
unsere Monstranz an: ün Ciboire d*argent dor^ enlev^ de
Dorpat du tems de Tinvasion du Tzar Ivan Wasilovitsch
en Livonie. Ii est tres bien ex^cute et dans le gout de
rancienne architectore gothiqne. — Und weiter reiht sich das
1) Vol. I behandelt die natorwiBseuschaftlichen Sammlaogeu.
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181
Werk an KaÖMHerB Derpa Be.inKaro. Hs.TaiTo 0. B^AeBinrs.
Orfflui. m. C.-neTep((yprb 1800, cxp. 8, 17: BeJiKBOJitnHHi
eepe^poHiift BiisojoTOHBiift i^epKOiiHiift cocy^i, cfftoHraiil
mpBHHOH) rOTTOTeCKOK) apXHTeKTVpOK), Ffe KOeSTB KaTO.TOKH
EotATh japij XpKCTOHU HJH npiiHacTie , h Koiopuft n,api.
hzmb BacHJBeBH^» npn msiim. ropo^a ^epoxa, noxy^HAi»
Wie man steht, stimmen die drei Angaben mit einander
tborein. Die Yerfasser der späteren Terzeichnisse haben das
erste natürlich p^ekannt. Bacmeister gedenkt S. 169 des älteren
lateinischen Katalogs. Beläjew sagt TI^ 2, dieser sei nur in
emer kleinen Auflage gedruckt und jüngere Erwerbungen seien
in diesem Katalog zugeschrieben worden. Offenbar hat ihm
bei seiner Arbeit ein solches vermehrtes Exemplar vorgelegen
späteren gedruckten Nachrichten des IR. Jahr-
hunderts geben also auf den ersten Katalog von 1741 zurück.
Wenn wir diesen als eine Arbeit Schumachers ansehen
dürfen, so ist, da er die Leitung der Kunstkammer seit 1714
in seiner Hand hatte, die Tradition, dass die Monstranz
in Dorpat erbeutet sei, bis in den Anfanf? des 18. Jahr-
hunderts hinaufgerückt, üeber die Öaminlunjzen waren stets
aosfölirliche Register geführt worden. Wahrscheinlich haben
solche auch f&r die ältesten Bestände existirt Die Anfänge
der Eunstkammer führen nach Moskau, dorthin hatte, wie
▼ir sahen, Zar Peter seine ersten Ankäufe bringen lassen,
Ton dort sind sie später nach Petersburg übergeführt worden.
Ans Moskau könnte auch unsere Monstranz nach Petersburg
gdLonnnen s^n.
Freilich fehlt jede direkte Nachricht, dass dieses Kunst-
werk im 17. Jahrhundert in Moskau gewesen ist. Namentlich
acheint es in dieser Zeit nicht zur zarischen Schatzkammer
gehört zu haben. Wir besitzen mehrere ausfuhrliche Ver^
ze&ehnisse der dort geborgenen Kostbarkeiten*), nirgend
^) A. BnRTopoB^, OiDTfTtnie aaDBCHUxi» KHurb h 6f]iarb ciapaHHUXi»
»opQOBHxi npBsason 1584—1725 r. Mocsna 1877.
VittbU. t. 4. UtL Ofiebtelito. XTO. 9. 13
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182
findet sich hier eine Angabe, mit der nnsere Monstranz
gemeint sein kann. Auch dem ausgezeichneten Kenner
auf diesem Gebiet, Sabeiin, ist, wie mir freondUehst vdu
getheilt wird^ ans Beechreibongen roBsisoher Alterthümer
des 16. und IV. Jiiluiiimdert5 keine Angabe bekannt, die
aui diese Monstranz bezogen werden könnte, es sei auch
kamn anznnebmen, dass ein Gegenstand, der zum katholischen
Gottesdienst gebraucht worden war, sich in Moskaa dorch
diese Zeit hindurch unverletzt erhalten hätte.
Mau hat die Veiijuituii;^^ ausgesprocbeu, es liege hier
eine Verwechseluag vor, es sei wol ein Vorgang aus der
Zeit Peters in die Iwans zurückgeschoben, die Monstranz
sei ein Beutestück des nordischen Krieges. Aber »milchst
spielt dieser zum grdssten Theil in proteetantisohen Ländern,
östlicb und -uillich des baUi^cheu Meeres, wo im Jakr-
huudert schon lange keine katholischen Monstranzen mehr
im Gebrauch waren, nur in Litauen haben damals russische
Truppen Tor&bergehend katholische Gebiete berührt. Sodann,
eine Nachricht, dass dieses Kunstwerk im 18. Jahrhundert
als Kriegsbeute erworben sei, haben wir niolii, wahrend die
positive Angabe des ältesten Katalogs vorliegt, die Mon-
stranz stamme aus Dorpat. Es ist bedenklich, aus Mangel
an anderen Nachrichten die Zuverlässigkeit einer direkten,
an sich nicht unmöglichen Behauptung ku bestreiten. Wahr-
scheinlich hell die MonstriLiiz im 17. Jahihmidert niobi m
der zarischen Schatzkammer gelegen, äondern war an irgend
einem andern Ort geborgen.
Somit bleibt die Frafge, wo sich diese Monstranz im
17. Jahrhundert befunden, wegen Mangel an anderen Nach-
richten, ungelöst'}.
') Vielleicht fintleu Bich noch Materialien auch zu dieser Frage
in neuen Beiträgen zur Oesenichte der Akademie, die erwartet werden
dürfeu, wenn eiü uoch nicht <^anz gesichteter Theil des Archivs der
Akademie, das 8. g. Konfereuz-ArcUiv geordüet wird, was, wie ich von
kompetenter Seite erfabre, in nächster Zeit geschehen soll
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183
Im Ganzen ergiebt sich also Foigeudeä : die petersburger
Monstranz wird sobon im Jahre 1741 im ersten Katalog der
Knnstkammer genannt. Die üifachriohten dieeee VerzeicfanisBes
dfirfen bis zur Gr9ndiing der Sammlung, d. h. bis mm Be-
giüü des 18. Jaliih\iüderLÄ, für beglaubigt gelten. Bereits
in diesem ersten und dann regolmässig in den späteren
Katalogen wird hinzageiagt» die Monstranz sei durch Trappen
Iwans des Schrecklichen ans Dorpat als Kriegsbeate fort-
gefthrt. Diese mit aller Besthnmtheit aaftretendCy seit dem
Beginn des 18. Jahrhunderts ausschliesslich herrschende
Ueberlieierung mag auf Angaben zurückgehen, die dem
Bearbeiter des Katalogs Ton 1741 vorlagen. Woher sie
stammen, wissen wir nicht, sie xa Terwerfen, sind wir zu-
nilchst nicbt berechtigt.
III. Die Wahrscheinlichkeit, die Moiictranz sei ur-
sprünglich für Dorpat bestimmt gewesen, wächst natürlich
jetzt sehr, wo wir wissen, dass sie in der Nachbarstadt
Reral gearbeitet worden ist.
Fragt man aber, ob aus dörptschen Quellen direkte
KacLrichten über davS Kunstwerk vorliegen, so ist die.-ie
Frage zu verneinen. £s kann das nicht auffallen, da die
(lörptschen Archive, sowohl das städtische, wie das bischöf-
Hcbe, for die ganze Sltere Zeit bis znm Ende der Herrschaft
Iwans des Scbrecklichen in Dorpat, bis zum Jahre 1582.
fast vollständig verschwuiidcii sind. Das vurh.iiKUnt' -i iuii isehe
Archiv beginnt erst nach diesem Jahre, für die bischoliiche
Zeit haben sich nur wenige Bände Batbsprotokolle aus der
Mitte des 16. Jahrhunderts erhalten')*
Fehlen solche spezielle Kacbrichten, so wird man um so
öfihr die Frage in Erwägung ziehen, wie weit die allge-
'i liuusmanD. Das ilorptsche Kathsarchiv, in Yerhoüdl. der geh
^ Gea. Bd. 7 (lb73).
13*
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184
meioeu Verbaltnisse die Annahme stützen, die Monstranz
aei für Dorpat gearbeitet.
Über die Geschichte der Stadt Borpat sind wir, weil
das Archivmaterial mangelt, sehr viel weniger gut unter-
richtet als über die Schwesterstädte Reval und Riga. Aber
wir sehen doch, dass Dorpat diesen el)enbörtig zur Seite
steht auf den Uansetagen in der Ferne, anf den liv-
lündischen Stidtotagen In der Heimat tritt Dorpat mit
gleichem Ansehen auf wie jene, sie drei sind die grossen
livländischen Städte. Waren Riga und Reval durch den
Seeweg nach Westen hegi*iu>stigt, so Dorpat durch die be-
quemere Wasserstrasse nach Osten. In den Beziehungen
Livlands zu Nowgorod und Pleskan spielt Dorpat eine
grosse Rolle, aber auch weit nach Westen, bis nach Brügge
geht sein Handel. Dorpats Ansehen war bedeutend und
dem entsprach offenl»ar auch der äussere Glanz der Stadt.
Wiederholt hören wir Rühmliches über die Bedeutung
und Schönheit der Stadt Dorpat. Der viel gewanderte
flandrische Rittor Gilbert t. Lannoy kommt Im Winter 1413
von Pleskau ^nach Livland in eine ausserordentlich schöne
kleine Stadt, genannt Dorpat, die vier und zwanzig Meilen
von Pleskau ist. Die Stadt Dorpat ist eine sehr schOne
und wolbefestigte Stadt*^'). — Im Jahre 1437 zieht der rus-
sische Metropolit Isidor durch Dorpat. Die Stadt Ist, heisst
es in der Reisebeschreibung, „gross und aus Stein, die Ge-
bäude sind in ihr sehr wunderbar, so dass wir, die wir
solches nicht gesehen, uns wunderten; die Kirchen sind
zahlreich und die Klöster sind gross, und ein sehr schönes
Franenkloster, nach ihrer Bogel . . . Die Berge, Felder,
Gärten sind schon"').
1) 8titida und Mettig, Schrägen, 1896, S. 121.
*) Bung^og Archiv 5, 171. Scriptt. rer. Prusa. 3, 448. Merkwürdig
und l»(>aol'teu8wert ist der ^ofiatz , daselbst findet sich ein Öchioss
an dreien strömen ?elpc:en*.
^) llnHHKoni. Jpennij« Pocc. Bmi.iiuHiiKa VI (1788). 29: Ypi\x% me
6t K)pi>eBii BejHKi> KaMeHi, najaTuasi bi> hcvi Be.ibMH 4;i(Hii, Hanl» xe
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ISÖ
Das Bisthum Dorpat nmfaeste kirchemTcbtlich als
DiöMse das ganze sadUche Eetenland bis ans Meer. Die
westliche Hllllie, jenseits des Wirtzjerw, hatte der Bischof
dem Ritterorden als Lehn verliehen; der östliche Theil,
zwischen Wirtzjerw und Peipn.s, war das eigentliche Stift
Dorpat. Im Norden grenzte dieses an Wirland, im Süden
reichte es bis an das Weichbild von Walk^). Durch Umfang
sowohl, wie dnreh G^chlossenheit des Besitzes zeichnete
sii:h das Stift Dorpat aus. In Livland hatte nur das Erz-
bistbum Riga em noch grösseres Territorium, aber dieses war
durch zwischenliegendes Qrdensland auseinandergeriasen*).
Nie ist das Bisthnm Dorpat in rechtliche Abhängigkeit Tom
Deatschen Orden gerathen, wie das bei anderen livlftndischen
BisthüiiK 1 II mehrfach der Fall war.
Die Residenz des Bischofs war das Schloss auf dem
Domberge I das wahrscheinlich bereits der erste Bischof
Hermann zu enichten begonnen hatte nnd das etwa an der
Stelle der heutigen Sternwarte lag.
Es kann nicht die Aufgabe sein, hier die Bedeutung
de? Bi?thums Dorpat darzulegen. Fiir den Glanz und die
Pracht, die es auch nach aussen entwickelte, haben wir
noch heute einen laubredenden Zeugen in der Buine der
nichtigen Eathedralkirche, deren Bau wol auch schon im
13. Jahrhundert angefangen wurde und die den Apostel-
tarsien Peter und Faul geweiht war'*).
Daes ein so reiches Bisthum, eine so grosse Kathedrale
mh einen schönen Kirchenschmucky und anter diesem auch
eine durch Material und Arbeit herrorragende Monstranz
^►wessen hat, erscheint selbstverständlich. Es galt als
w iMiBum XHBanec«, vßpam se (A imoni, u voHSCfHpa leimi; h
><>ncni]A se (Hb seHcnfl, no m npaty ejiinii« Beiua ijxm. • Fopaxi
^jr y raxt, no.iJ! b CÄjoBe KpacBH.
Vergl. die sorgfältige UDtersnchaDg bei A. Geroet, Ver*
fwiUDgsge^'cbichte dos Bisthums Dorpat, 1896.
^) Vergl. LöwiB of Meuar, Livland im Mittelalter, 1695.
^) Gemet 8.
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186
Begel „die Kathedralen haben Monstranzen von Gold und
Silber'**). Ans diesen Stoffen ist auch die petersboiger
Monstranz gefertigt. Stammt sie ans Dorpat, so werden
wir de znnSebst der KaHiedral- oder Domkirehe ziiweifleB').
Sie wäre dano , da sie im .l/ilire 1474 vom Meister
Hans BjBsenberch gearbeitet wurde, unter dem Bischof
Johannes IL Bertkow hierher gelangt, der 1473—1485
Bischof Ton Dorpat war^, könnte aber schon von seinem
Torgänger Andreas Peper bestellt worden sein.
Dieser habe, klagt sein Nachfolger Bischof Johann, das
Bisthum mit schweren Schulden belastet hinterlassen. Er,
der Bischof Johann, ist bemüht» gerade für die Domkirehe
und deren Ban and Schmnek Geldmittel zn beschaffen.
Am 25. Jnli 1477 emenert er den Vettern Peter und
Wolmer IxkuU für Güter in den Kirchspielen Antzon und
Odeupäh die sameode Hand, wofür sie ihm eintausend
Mark zahlen, mit denen er versetzte Tafeig&ter einlöst
^Aneh haben die Vettern Peter nnd Wolmer ffir nnsere
Domkirche, zum Ban nnd andmn Bedthrfbissen unserem
Capitel 3(X) alte Mark Rig. gegeben und sollen noch der-
selben Kirche zwei grosse Glocken verehren, die vormals
ZQ Odenpe in der St. Elisabet- Capelle gewesen sind, die
die von Ixknll, nach Ausweis der Wapen daselbst, ange-
schafft haben, auf welche Glocken, wenn sie umgegossen
werden, man das Wapen der von IxkuU wieder giesseu
lassen soU^).** — Weni«^e Tage .später, am 28. Juli 1477,
urkundet derselbe Bischof^), dass Ewold FatkuU in der
Domkirche eine Vikarie zur Bhre der Dreifaltigkeit^ d«r
^) Otte, HaDdbach der kirclil. Ranstarchäolo^e 1, 241.
^) Diese war Peter und Paul geweiht. An der Monstranz bab«a
walirscheinlich vorne dio Rtfitnen der Apostolfürsten gestaaden.
S) TolT-Schwarlz. Briet lade III. 362.
■*) Brn^t!;i(l»- \, 326; Archiv ö, 216 liest „twe hundert o lue tu urck rig *-
üng* ariickt. Cop. vidim a. a. 1626, Riga, iiittersch.-Arch.
Freaudliche Mittheilong vuo U. v. bruiuiugk.
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187
1
Jangfrau Maria und aller Heiligen gestiftet hat, die zn
dem Altäre gehören soll, den ^me in den nyen kore, po de
Toiienbracht , utbuen sall^. Hiezu habe Nie. Schwartz
berdtB 300 Mark gestiftet, jetzt fuge Patknll 360 Mark
hiaxa. Ihm und semer Familie wird das Präsenta^onsreolit
in dieser Vikarie gesichert, doch soll für sie „de gedachte
Ewaldt Patkull tuygen enen kelck, boek, ornate, tafeln ^)
und ander behoef to dem altare und tein marck rig. ton
glaaw Teustem geren*.
Diese Angaben scheinen doch darauf zu weisen, dass
man in den siebziger Jahren des 15. Jahrh. eifrig bedacht
war, die Domkirche in Dorpat zu erweitern und zu ver-
aehönern: man braucht Geld zum Bau, neue Glocken sollen
gegossen, ein neuer Chor mit neuem Altar soll gebaut
werden. Es wftrde zu dieser regen Thtttigkeit ftr den
Schmuck des Gotteshauses gut passen, wäre damals auch
eine neue prächtige Monstranz angescbaüt worden.
Aber wenn ein so schöner und werthvoller Kirchen-
echmuck auch am Ende des 15. Jahrhunderts in der dorpater
BomkiTche gewesen ist, dürfen wir annehmen, dass er sich
auch durch die Zeit der im 16. Jahrhundert in Dorpat zur
Herrachaft gelangenden Reformation und die diese be-
gleitenden Sturme hindurch gerettet hat?
Unsere Eenntniss der ÜTländischen Geschichte in der
ersten Hüfte des 16. Jahrhunderts ist noch sehr lückenhaft»
nnd auch über die Vorgänge bei der Ausbreitung der neuen
Lehre sind wir nur mangelhaft unterrichtet.
Der ausführlichste Bericht über die Einführung der
fiefoimation in Dorpat und die dabei vorgekommenen
torniütaarischen Bewegungen findet sich in der Historia
belli livonici, die den Namen des Tilmann Bredenbach
tragt Dieser sagt in der Vorrede, er habe dem kleinen
1) = Bilder, Gemälde.
^ Bine gute neuere Bdition fehlt Starozewaki, Bist mth. ser.
I (U41) hat Vorwort» Dedikation, Naehsehrift ete. fortgelaeseo. Das
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188
Bach nur die Äussere foim gegebeoi der Inhalt ginge auf
Philipp Olmen soiück, der im Jahre 1551 nach Dorpat
berufen worden sei, um in der Domkirche ein öÜentliches
Kircheuamt zu übernehmen*). Und liiemit ädmmt die Mil-
theilung, die Olmen selbst in einem Nachwort macht, dass
er sieben Jahre lang^ bis som Untergang dee Bisthmns 1558,
Domprediger in Dorpat gewesen sei
Wesentlirli sind es zwei Ereignisse , die in lebhaften
Farben geöchildert werden: die Einführung der Reformaiiun
in Dorpat 1525 und der Untergang des Bisthiuns I5£»8«
Beide Vorgänge werden in enge Verbindung zn einander
gesetzt: das Unglück, das 1568 fiber Stadt nnd Land
hereingebrochen, sei eine Strafe für den Abfall von der
alten Lehre. Man äieht, Ulmen ist fanatisch katholisch.
Ueber die AofiOsong des Bisthums berichtet er als Aogen-
zengOi über die refonnatorischen Bewegungen konnte er
anch noch dreiasig Jahre später Kunde von Personen
erhalten, die jene Vorgänge erlebt hatten^). Dmä eine
Werk wurde 1564 und 1565 viemuil am Niederrhein uod in Belgien
jDpedmekt, in den Jahren Tor dem groBsen nlederlindisohen BeUgione-
krieg; es erhielt konigL spanlfofaes Privileg. Sine Auigebe ven 156B
ist nksht nachweisbar. VergL Winkelnuum, BibL Liyon. 5210;
Gedebosch, BibL 1, 110. Ish benntse die Ausgabe Antwerpiae 1664.
1) Circa annam 1551 Torpatam . . accerdtos, nt in Oathedralf
Keclosiii puhlicnm Bcdesiastae monns obiret
Ijitegro enim fieptennio in Metropolitana EccleBia Torpatenei
mauere concionatorio fiinctiis sum. Er wurd«.* NuclifolLjer ck-s eifri<ren
Dekans von I>orj);it. W'olfL'ang Za^^er, des e. g. Fap»U;ci von Livland,
der 1558 als Gegandtur auf dum Woge nach Moskau starb. Breden-
back 4U, Kenner. Livl. Historien 176.
^) Im Nuclivvurl riairt Olmen selbst: me snperloribuB aauio liuoc
saprascripta omoia meiä ocalis . . . spectaöäe, . . . pauca etiain ex
fide dignomm ▼itomm relatn coguuviase. — Die Zeitangabe, dass
Olmen 1551 nach Dorpat gekommen, ist su prasis, als dass sie
dnrch deo unsicheren Ansdmck erschüttert werden konnte, wenn es
fol. 14 heisst: eisige 1525 ans den Klöstern vertriebene Mönche hatten
die Intherisohe Lehre angenommen nnd w£ren Bfiiger der Stadt ge-
worden, qoales ▼enerandos vir D. PhiL Olmen. qni homm fere omuium
spectator, . . . plerosqne novit. ^ Derselbe Ansdmek foL 40: Olmen
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189
JErzähiaiigj die sich auf solche Mittheilungen stützt, chroüo-
iogisch in Verwirrung ist, erklärt sich leicht. Aber die
berichteten Thatsachen erweisen sich, wenn man den
Sehwnlfll der Darstellung abstreift, bei näherer Unter-
raehimg doch sehr beacbtenswerth. Vor allem werden uns
die Ausschreitungen der Bilderstürmer geschildert. Wir
dürfen annehmen, mehr Uebergrifi'e, als hier der leiden-
dcbaftiiche Domherr aufführt, haben weder die spätere
Tradition ihm mittheilen, noch etwa Spuren jener wilden
Yolksbewegong ihm besengen können.
iüi .Stift Dorpat war die Stadt m tUrkcr Opposition
gegen ihren herrschsüchtigen, eifrig katholischen Bischof
Blankenfeld wegen Fragen mancher Art Die Stadt neigte
nur reinen Lehre: der Rath hatte den Firediger Hermann
Musow, der ans Riga stammte nnd in Wittenberg stndirt
Latte 0. berufen, der Bischof erzwang dt's.-cn Entlassung.
Aber die Gemeinde forderte von dem Rath im Juli 1524,
der Frediger solle xnrüokgeholt werden, sie wolle das
Wort Gottes nicht liloger entbehren. Ritterschaft nnd Stadt
trsnten dem Bischof nicht, der seinen GMfibden, Briefen
und Siegeln nur ^kleine Folge'* gebe, man dachte daran,
Ton den anderen ijtadten Hiliflmannscliaft zu erbitten
Solch gespannte Verhältnisse waren günstiger Boden für
Agitationen« Da kam im Herbst 1524 der reformatorische
Schwärmer Melchior Hofmann ^, seines Zeichens ein
Kürschner, nach Dorpat. Seine volksthümliche Beredsam-
keit entfachte die Leidenschaften der Masse. Es kam zu
wilden Bilderstürmen. Die ausführlichste Darstellung über
<^ Vorgänge giebt Bredenback Er erzählt im Wesent-
Folgendes.
k^nis historiae .«pcctator; ähnlich in der Dedikation: historiam . . .
ipecUvit. sowie im Nachwort : nie haec . . . spectasse.
') Bötfai'uhr. Die Livl inckr auf aaswärtigea Universitäten 13*J.
^ Bienemann, Lntbertage 23 ff.
Zar Linden, Melchior Hofmann, Ibbö, beUauUelt auiluiirlich
•■tfc die Hfländiscbeii V^orgitoge.
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190
Die Kirchen der Unterstadt, St. Marien (an der StStte
der heutigen Universität) und St. Johann wurden gestürmt
ihr Schmuck ward auf dem Markt verbrannt*). Dann
wurden die Mönchs* und Nonnenklitöter angegriffen, aach
die roensohe Kirche blieb nicht nnverletEt Hieranf*)
wendet sich der Hanfisn gegen die DomkirGhe. Doch der
Vogt des Bischofs wirft den ersten Angriff blutig zurück,
fünf werden erschlagen. Aber einer zweiten grösseren
S<^iaar kann er nicht widerstehen, sondern masa sich in
die bischöfliche Borg zurückziehen. Die Masse erbricht
die Thore der Kathedrale, zerstört die Bilder und Statnen
der Heiligen, verschont selbst die Kruzifixe nicht. In dem
schönen, mit viel JjLUUBt und Kosten erbauten Baptisterium
werden die Statnen des Heilandes und der zwölf Apostel
zertrümmert. Darauf wirft sich der Haufen anf die auf
dem Domberge gelegenen Hftnser der Domherren, wo ^te
Torräthe an Speise und Trank gefunden werden. Nun
aber schreitet die Ritterschaft des Stifts ein, kommt in
die Stadt und bringt einen Vertrag zu Stande, dass die
1) Nach Bredenbach 13 hat der Stnrm gegen St. Marien 1527
Sonntag nach Frohnleichnani := 1527 Juni 23 angefangen. Das Jahr
ist sicher falsch, was. da Olmen seine Nuchrichteti viele Jahre später
fremdor Erzählung entnahm, nicht auffällt. Doch \v;tre trotzdem c-ine
richtige Ueberlieferung des SonntafTs nioplich. Wenn n^uT der Kampf
gegen den Dom in den Jan. Iä2;> fallt, so ist der voiii' pl'» l:t;ndte Soim-
tag p. feat. corp. Chr. = 1524 Mai 29. Das eracheini aijor ot früh,
da Hofmaiin erst im Herbst 1524 nach Dorpat gekommeu »ein solL
iiiidebraod, Arbeiten für das ürkundenbuch 1875/76. S. 19.
*) Zo Marien wurden Altar und Statnen zerstört, die Bilder
anf dem Markt verbrunni; in Johann wurden Altar, Bilder, Orgel zer-
stört, umuemqae tempU ornatum in foro congestum ignibos et flammis
•nUidnnl Von hier konnte die eeera Bnobartatiae tbeea atammen,
▼on welclier Bredenbaeh 19 eine wonderbare Oeecbiolito sn ersäUen
weiss. Bin Keleli nnd eine Kanne sind 1711 ans St Marien naeb
Törringe bei Haimo gekommen. Verb, der geL esUt Oes. 3. 2» 48t).
CpiriatianiJ Nordlivl. Zeitong 1897 Nr. 186, gibt als Jabr 1704.
^ Bine genaue Zeittngabe febH: eodem fere tempore belsst es
foL 14» der Verfasser kennt offenbar niebft den Tag des Angrilb.
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191
Kathedraikirche dem katliolischen Gottesdienst unbehelli^
Udbe Der Rath verbietet bei zehn Mark Strafe seinen
B(ugerD| dort die Messo zu besiichdiL
Neben dimem aasfolirlidiBten Buriclit bei Bredenbach
über (iir dorpaLer i] Uderts türme bieteo noch einige andere
Quellen wichtige Nachrichten iii or diese Vorgänge: ein
Konzeptbach des Ordensmeisters Plettenberg, ans dem
Hfldebrand^ wertbroUe Mittheibmgen macht» weiter ein
Tagebneh des rigaseben Reformators Tegetmefer ^) , der
unmittelbar nach dem Bildersturm nach DorpaL kam und
hier im Februar 1525 predigte; endlich haben sich die
Akten eines Prozesses erhalten, den der dorpater Domherr
Niderhof im Jahre 1Ö9D beim Reichskammergeridbt gegen
die Stadt Dorpat auf Landfriedensbracb erhob, weil beim
Bilderoturm durch Bewohner der Stadt Einbruch in seine
WohauDg geschehen sei *).
Vergleichen wir die Nachrichten Bredenbachs mit diesen
anderen Qaellen, um zu erkennen, wie weit seine Mitthei-
hmgen mit diesen übereinstimmen.
Dass die dorpater Bewegung durch Hofmann hervor-
gerufen sei, bestätigen das Tagebuch Tegetmeiers und die
Brieftchaften des Ordensmeisters. Der bischöfliche Vogt
(Peter Stackelberg) habe Hofinann greifen wollen, erzählt
Teeetmeier, darfiber sei es zum Kampf mit den nijrL''i'rn
gekommen, vier seien auf dem Platz geblieben, der Vogt
floh ins Schioss, die Menge aber brach die Kirchen anf and
Aehnlieh wird 1525 such io BotiI das TerhältniBi swiacheD
Stidt und Dom geordnet. Bienemami 72. Renner 104.
>) Arbeiten for das Urknndenbneh 1875/96, 8. 19.
>) Mittheil. «oe der UvL OeseUehte 13, 608. — Einige bestätigende
Aog&b«i enthalt enoh die jängst von StsTenhagen Terolfentlicbte Fort-
wtsni^ttoer Unland. Biiohofeehronik, Mitth. 17, 92.
*) Die Akten im Beiobekuamergerlehte-Arclii? ni Wetslar:
»N IÜ8. Dr. Lb Niderhofen contra BtigermeiBter ond Bath der
Stat Oezpt in Leyfland'. Uogedmekt.
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192
ßchlug Bilder und Tafeln entzwei. In der St. Peterskirche ')
verbrannte sie alle Tafeln und schlug alle Schränke nieder.
— Von dem Angriff auf die Häuser der DomberreD sprechen
die ProEesBakten: Niderhof habe geklagt, trote der kaiser-
liehen Landfiriedensgesetze „sollet ir doch (am 10. Jan. 1685)
bei nachtlicher zeit vernamelt mit Ln u.-.-cin iiiiirestym, huchsen,
Waffen und wehren für öinem hove, in gemeiter stadt Derbt
uf babsüicber herlikeit und unser keir^ freibeit an der kirchen
gelegen, gewaltiger that und unyersebalter sacken gebogen,
den bof nfgelaufen, alda tbor, dhftren nnd fenster seraehlagen,
sine bücher, hausgerate und ^refass eins teils zt riiüwen und
eiuB teils hinw^ getragen, sem gcäind gefangen und under
andenn mit bezwang von inen erfaren und wissen wollen^
wo er sein, mit smalieben Worten, ine als einen Terrateri-
schen bosswicbt zu st&kken so bawen etc.^ — Das Ein-
greifen der Stiflsritterschaft kennt wieder da^ Konzeptbuch
des Meisters: ^als man in der Stadt Sturm läutete ^j, die
Waffen eigriff und das Geschütz gegen das Scbloss richtete,
ward es Tom Vogt geräumt, und Ton Gliedern der Ritter-
schaft, des Kapitels \md Batbs in Verwaltung genommen.
Dem Bischof, dem man die Schuld an dem Blutvergiessen
beimass, standen die gesammten Stände, die hier von Alters
an Einmnthigkeit gewi^hnt waren'), feindlich g^nuber.^
Der Ordensmeister trat freilich f&r den Bischof ein, dessen
Recbt ▼erletzt, dessen Scbloss besetzt war. Die ganze Sache
wurde auf den Landtag 1525 gezogen, wo aber die dörptschen
Sendboten schwere Klage erhoben Doch der verhasste
1) Die dorpater Kathctliulkirclu' war Feter und Paul irewdiit.
So ist dieser auiisit uicht uacliWtiabare. viel bebprochtDu Name zu
erkläreo. VergL Gernet, Sitz.-Ber. der gel. eetn. Gea. 1891, 98. — Ge-
iebnitit« imd gemalte Tafeln und Bilder aoUen 1524 io Beval aus St.
Nikolai anf Befatat des Raths entfent werden. Bieaemaon 81.
>) Bredenbaeb 16: pnblico eanpaoaram signo dato.
') Daa alte BfindniM swiaeben Bittencliaft und Stadt von 1478
war 1622 erneuert worden. BienemaaD, Lntliertage 11.
<) Bothfobr, Mitth. 18, 71.
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193
Bischof Blackenfeld starb 1527, der folgende JohäDD V. Bey
war dorpater Stadtkind nnd der Beformation nicht direkt
feindlich gennnt. Dadurch vnrde, vie Bredenbach nun
ScUdsb anfuhrt, eine firiedliche Anseinandersetzong möglich.
Die Prozes^akten beweisen, dass der Bischof Bich seiner Stadt
annahm, als ihr mehrere Jahre später aus dem Bildersturm
Unannehmlichkeiten zu entstehen drohten. Der Domherr
Niderhof hatte Dorpat verlaesen nnd war ins Domkapitel
T€fn Snnland In Ostpreoflsen übergegangen. Die Stadt will
Bich vorher mit ihm friedlich au^^eiüandergesetzt haben.
Allein da trat ein Kammerbote, der aus Speier nach Dorpat
gekommen war, auf und insinnirte am 23. Juli 1530 dem
Bfiigermeister Lorenz Lang, dem Rath nnd den Aeltesten
die Zitation dee kaiserlichen Oerichts Tom 26. Jannar, binnen
neunzi»: Taü^en wegen der Klappe des Domherrn Niderhof
vor dem Kammerrichter in Speier zu erscheinen. Da hat
der Baigermeister znr „antwort geben, wie das ein rat und
gemein neme ganz frembt^ das der hochgelart her Lenhart
Nidehoff solichs gegen der stat fomeme, dieweil er nach
der handf*lung miL ine zu lade gangen und fnnmtschaft
gehalten und volgens in allem gutlich von inen geHchtMtion,
wo er, her Niderhoff etwas mit der stat zu thun gehabt,
8oIt er sie erstlich Yor irem landshem, dem bischof mit recht
Terclagt haben. Dameben ist anch erschinen des hochw.
in Got fürjsten und hern. hern Joes bischof zu Darbt can-
zeller Ton seinen gnaden protestirt, das der termin der
ladung ganz kurtz gesetzt und ferne des weges itzund zn
TOser nnd lande ganz ferlich, auch sei sein gnediger her
lut zur stede, stehe audi mit Lenhard Niderhof doctor etc.
hiaher und noch in gutlicher underhaiideluug/ Später
erklärt der Bischof, dass er bcine „stat Tarbt . . als irer
gebürlicher landsherr zuvertreten schuldigt sei. Man sieht,
der Bischof hat sich mit seiner Stadt yertragen. Der Prozess
Niderhof gegen Dorpat hat anch am Reichskammergericht
^*inen Erfolg, bricht 1535 nach Tuuljähriger Dauer ab.
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194
Zieht man die Summe aas diesem Vergleich des Be-
richts bei Bredenbach mit den anderen zeitgenösaischeD
Qaellen über die Einfuhnmg der Reformation in Dorpat,
00 erweist sieb die EnJUihiiig von Olmen-Bredenliicli doch
in den Hanptzhgen eis niyerlässig. Am ansftliiliehsteD wird
der Stmiii g'^gt'n die Kathedralkirche geschildert. Der
Gewährsmann Oimen spricht hier von dem Tempel, an
welchem er selbst sieben Jahre Prediger gewesen, an wachem
vielleicht anch später noch Sporen jener ZenUttvag m
erkennen waren. Nirgend aber erwähnt er einer Beranbimg
der Domkirche. Wahrend er bei St. Marien und St. Johann
ausdrücklich sagt, der Schmuck der Kirchen sei fortge-
schleppt worden, fuhrt er Aehnlicbes bei der Darstellung des
Stnrmes gegen die Kathedrale nicht an. Wir dürfen an-
nehmen, Beraubung bat hier nicht stattgefonden Wftre
namentlich ein ao kostbarer und zum Inventar einer Bischofis*
kirche so nothwendiger Schmuck, wie di(? Monstranz, ent-
fuhrt worden, der spätere, eifrig katholische Domherr hätte
das kanm Tersehwiegen. So wird der Domkirche von Dorpai
ihre Monstranz trote des Bfldmtormes von 1585 erhalten
geblieben sein. 1 darauf aber hat, so schliesst Bredenbach
seine Erzählung über die Bewegungen dieses Jahres, „der
katholisdie Gottesdienät noch dreisgig Jahre nngestt^rt nnd
nnhehelligt in der Kathedndkirche fortgedanert^^.
Im Jahre 1558 wnrde Dorpat von den Trappen Iwans
des Schrecklichen besetzt nnd blieb nnter der Herrschaft
des Zaren bis 1582. Unsere Nachrichten fiber die Ereig-
nisse in der Stadt wahrend dieser Zeit sind sehr tn.-ij^er.
Ein Archiv fehlt für diese Zeit völlig, nur wenige verein-
zelte Nachrichten liegen vor. Wir stellen knrz zosanunen,
was fiber diese Zeit bekannt ist.
Deukbur ii>l Jialürlicb auch, dass maii iu Ulügeo utürniifichoD
Tagen die Schätze d^r Dornkirche zu ben^t'n gewusst hat.
^) ful. 17: hoc moilü cuthulicuä Dei cultus trigiota axuüs ealvoä
et mcolomu in Metropolitana ecclesia permansit.
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Wohl war in der Kapitulation bei der Unterwerfung
und in dem mit dieser nicht ganz übereinstimmeuden Gna-
deabrief Iwans vom 6 Sept. 1558 der Stadt venprochen,
dasB kehl Exil die üinwohneir treffen soll'), doch hören wir,
dass bald nach der Eroberung zahlreiche Einwohner ab-
geführt werden*). Namentlich im Jahr 1565 musste ein
grosser Theil der Bewohner fortziehen, unter ihnen auch der
tüchtige Pastor Wettermann; sie wanderten nach UgUtsch,
Wladimir, Kostroma, Nishny-Nowgorod Erst 1669 dnrflbe
tan Theil in die Heimath zarückkefaren, zu denen auch Wetter-
mann gehörte. Der schwerste Schlag aber traf Dorpat im
Jahre 1571. Folniäche Parteigänger hofften in einem kühnen
Haodatreich die Stadt den Bussen zn entreissen« Der Plan
mudang, -neüe der ilberrasditen Bewohner mussten das
fremde Unterfangen mit d«n Leben bfissen^). Da konnte
der Üüdeü auch dem Vorsichtigen zu heiss werden: so
verliess Nyenstede 1571 Dorpat, wo er durch Ausnutzung
der günstigen Verbindong mit dem Osten snm reichen Mann
geword«! war, und siedelte nach Biga über^). Die Stadt
Dorpat änderte je länger je mehr ihren Charakter. Trotz-
dem erhielt sich der deutsche Rath, dessen Existenz auch
Die Kapitulutiui. wurde vom Feklhorrü Schuiski unterschrieben
Wid ontersiegelt, vergl. Nyuustedo, Moii. Liv. 2, 56 § 26; Brief Iwaus
^i (Turgemev) äupplem. ad hiat Boss, monara. (1848) 233; wertroll
aikd die Nacbrichien in der sebr selbBtaudigea IIcxobcb. nepB. i^ton.
fkm. co6p. j^ToiL 4) 810: Sicherheit des BesHsea, kein EziL
^ Benner, Historien 224. 228.
') Nyenstede 67. Scharf urtheilt über dieses Exil die üchobck.
itepB. jtTou. (Uoju. coüp. .liioii. 4) äiü: luiü ite atia KUiieAOUia II4Mem»
KjpbeBä H ci senaifH, h ci> xbiun . . . a ae s^AaeMi aa wo Bon
licn, nirtinu« opoioe ciobo, ito noeBOiu xaia bmi, m% Dpsen» otbo>
ptMf VtO $mMO HO B3B0Jpm IRl GBOOTO TOpOXa, EAVL'Cyßjm OHB ISMiHf
VBui. — In der PyocB. Hcvop. 6b<Si. III (1876), 263 werden auch die ^er
genannten Yerbanniiugiorte aufgeführt and die Namen der sariBchon
^«Wttten Bngefögt, die die einzelnen Abtheilnngen geleitet haben.
^ Nyenstede 72, Bubsow 94.
^) NyeoBtede 131.
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196
in der Kapitulation gewährleistet war Wir bef?Ttz(»n
uoch aas dem Jahre 1Ö72 einen Geburtsschein, den Biii'^er«
meister nnd Rath Ton Dorpat auf gebührendeB Ansachen in
alter Form anaBtetlen, naohdem swei Zeugen nach wohlher-
gebrachtem Beeht gründlich examinirt nnd verhört worden *).
In dem für Deutschland berechneten Schreiben sucht der
Rath die politische Wandlung in der Stadt möglichst wenig
hervortreten m lassen: er entspreche der Bitte, da „ans
allergenedigstem bevelhe nnser Ton Gott Tevordenter hoher
Obrigkeit jedem ansuchenden rechts zu verhelfen** sei').
Aber der Verfall der Stadt trat doch, auch äusserlich. dem
Beobachter offen entgegen, in schaitem Auadruck bezeugt
das der kaiserliche G^esaadte Daniel Printz von Bnchau,
der 1575 nach Hoskan reiste nnd anf dem Rückwege Dorpat
benihrte: schroff trete der Gegensatz hervor zwischen der
anmutigen Lage der Stadt, den stolzen Besu ii « iner glänzen-
den Vergangenheit und den jetzigen Bewohnern^).
Die Eroberung von Narva nnd Dorpat im Mai nnd
Jnli 1558 war fär Moskan ein grosser Brfolg. In Narva
gewann Russland zum ersten Mal einen offenen Seehafen,
mit tiei'em Schmerz sah Reval bald die Schiffe aus dem
Westen an sich vorbei nach Osten segeln, glicht geringerer
Werth wurde vom Zaren anf den Besitz von Dorpat gelegt,
1) Nyenetede 54 ^ 4, dazu Brief Iwans.
2) Uogedrackt. Wetslar, Beichskammergeriohts-Arebiv, B 6405:
über die Kinder des verstorbeDen ßibbert Karthiiisen auf Gmnd der
Zeugnisse der RathsfreuDde Joach. Schröder und Hier. Beck.
3) Dentschtii Recht unter nichtdeutscher Herrschaft kannte
bereits da.^ Mittelalter vielfach, in Polen ging deatsoheB Stadtrecht
bis über den Uaepr hinüber.
*) Script, ror. Liv. 2, 701: eam urhcm . . . loco peramaeno
collocatum, et multis spleodidis aecliüciis oriiatani. v.unc vcl pulsis,
vel alio traiislatis; veteribus incolia, uescio quae fex nithejiicu t^tscytliica
iucollt, aedibuci iuterea l^m publicis, quam privatis paulatim collabeii-
tibus. — Ih'idcnstein (Her. kist. ruth. ed. Starczewski 2. 172). der
Dorpat e^un. meint, dass die istadt .Moscos solos dt;lude incolas
haboit. Das ist übertrieben.
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immer fester sucbte er seine Herrsohafi hier za begrfinden
und auch nach ansäen hervortreten zn lassen. Männer von
hohem Ansehen, wie der Fürst Kurbski, werden hierher als
Statthalter gesandt und residiren in einem eigenen Palast.
Fär die Korrespondenz dieser Stellvertreter des Zaren mit
den benadibarten Schweden Ittsst ihr Herr 1564 ein eigenes
Siegel stechen, das seine AneprGche lehrt: der Doppelaar,
in der einen Kralle das Wappen des Bischofd von Dorpat,
in der anderen das des Meisters von Livland'). Sehr reich
wurde Dorpat mit Geschütz au^estattet^). Bin eigoies
grieduBch'OrthodoxeB Bisthnm wurde errichtet sein Trilger
sass Im alten Residenzschloss des dörptschen Bischöfe anf
dem Düuiberge; als erster Vertreter dieser Würde wird uns
Korniii genannt, der bis 1572 im Amte war, t^päter wird
Savwa erw&hnt'). fiereits seit längerer Zeit hatten die
1) PyccJL HCT. MnowtOk III (1876), 230: Toro xe .lira noieit
V»pi I aeindfi KBusb cxiiaTB neiarb bi cbod womsj m» BH^tRKXcxyD
sesijr m rpaxr. lOpicB^; a ua ne'raTU raeftiio ope-ii. ABoerjaBituS. a y
0{(.ia y npaßue hoih repÖH, nenaTb MaHCTpa .indOHCKoro, a y .liuue hoi-h
ft-'pou, nonaT!, ?^ 'piencKorn ßncKvna; oko.iü iieMar» n<nfim'(. ii;t])CKüro
n€iaii.. H Tuit> fie4.iii.ki Bi'.rkii M)pbeBCKu\iy i'i uqinii} ii i, irin 1 1, rpaxotu
nepeii.ipiiue CueaciuiMi. üüpojeMii iiCHaiaiii ii ipuMuiw ub HHue rocy-
JUpcm ue^aiaTiL — Dieses c)iegel ist abgebildet in Cuhmku ap^bubxi»
j^coin nmiei, Bm. I (Mocua 1882), Tal 67. Daroach hfilt der
Doppekdier in a«hier linkea Krall« ein Sebild mit dem Ueineo dörpt-
<efaea Stiftawappea (Schwert and Schlftaael gekreul), in der rechten
Cnlle ein Schild mit einem Reiter, der nicht ala Wappeoachild des
Meinen Ton Livlaod angeeehen werden kann, Ttelleicht aber wohl ab
^^Appenschild des LandmarschalU. Übrigens ist auf dem Ori<riQal-
iiegel, nach einer gefälligen Mittheiluiig des königl schwedischen Reioha-
archirars ad int. Baron TaabCf dieeer Sebild andeatlicli er)ia1ton. —
Auch für den Statthalter von Nowgorod wird Cur aholicheu Zweck
«Q Siegel gefertigt, Pyccs. bct. 6i6i. Iii, 266.
^ KoaiOBBii, JltCML DOci. nozojia Gie^MiHa (1867)* 660.
^ Koruili kommt 1571 aas Moekau nach Nowgorod, reist 1572
Biit Heiligeiibildcrn nach Nowgorod and von dort nach Moekaa.
Ho«rop. jpfcTOH. (1879) 101. 120. — Sawwa wird 1&79 erwähnt. «Hjaperi,
H». PjccK. «epu. III^ 35. Crpoen, Coacoti iepapxowb (1877), 1049
KttbitL d. UtL OMcUekt« XTII. ». I^
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Russen im bischoliichen Dorpat ein eigenes Gotteshaus,
dem heiligen Nikolaus geweiht^), sehr bald nach der Er-
oberung Ton 1558 soll der Bau einer zweiten msgiflcheii
Kirche begonnen sein*). W&hUe der mansche Bisehof den
alten iJi-chofspalast als Wohnung, so mag er auch die hier
gelegene liauskirche in Benutzung genommen haben.
Was die anderen Kirchen betrifft, so yerlangte der
Bath, den die Prediger noch besonders an seine Pflicht
gemahnt hatten, in der Kapitolation, dass die Btadt bei
der augsburgischen Konfes^sion unbehindert bleibe und
,ihre Kirchen mit allen Urnamenten behalte, nebenst der
gantzen Administration nach dem alten^^). Der zarischo
Feldherr Schuiski nntersdirieb und besi^lte dieKapitola-
tion^ nnd dem entspricht die Znmchemng des Zaren im
Gnadenbrief vom 6. September 1558, die Stadt soll die
Kirchen für den protestantischen Gottesdienst behalten,
der ungestört ausgeübt werden dürfe*).
Die Domkirche stand, wie wir hörten, nicht anter
städtischer Jnrisdiktion, sondern war im Besitz des
Bischofs und der Kuiholiken'^). In den Kapitulationsbe-
dingungen, die der Bischof Hermann aulsetzen liess, wird
jriebt dem Bisthum den Titel für Durpai imd Fellin. — TJeber die
VVohDungen des Statthalters uud des Bischofs vergl. Heideastein, de
bello moscoT. wL Starcsewaki 2, 172: Derpati, qnod praecipua aedificia,
dao tont: arcis aUeram, in quo prins Bpiscopus, postquam in Moaei
poteatatem TeMrat, Vladiea babitabat, aiteram, ad priDcipis naiu fac-
tQm, qnod dnx ipae, priratia aliquot primaiiia domibiu oecapatis more-
qae aao oxoroatis, pro so ezBtrnxorat
1) In der Ritteratraase, gegonSber St Jobann.
«) Mitth. 1. 4P3.
8) Nyenstede 54 ? 1. 2.
•1) Der deatsche Text, der IlaiHle-'fhrirt nach ans dorn 16. Jahrb.,
bei TnrjT^eniev, Monnm. Huppl. 233 ist sehr fehU-rhaft; eine nngedruckto
rasBigchc Ut-lKirsetstung aus dem Jahre 1657 im inoskatier Rf ichsarciiiv
nennt die secbs Stadtkircben: MarieQ, Johann, Kathar., AYigofitin,
Franziac. Heil. Geist.
^) Nach Kredenbach 48 gab es 1558 noch quudraginta cathe-
dralia ecdeäaa caotorea et canonicL
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bestimmt'): ,)das8 die Caf^itele-Hemn die Thnmbkirche zu
der päpstlichen Religion und ihre Ilensser und Güter be-
balteu mochten unter des Bischofs Juriädictiou'', £8 scheint,
daas die Domkirche zunächst den Domherren geblieben
ist, denn im Januar des folgenden Jahres 1559 Iftsst in
Moskau der Zar dem 6i«ehof auf dessen Bitte zusichern,
es „sollen die priester zu Dorpt bei dem thumb bleiben und
die coDventsbroder ehrlichen unterhalt werden^. Wie lange
das gedauert, wissen wir nicht, es waren der Domherren
sgar wenig und fast alle bedaete menner**^, manche werden
aveh bei der Katastrophe Borpat verlassen haben'). Sie
hatten keinen Schutz, denn der nicht sehr energische Bischof
Hermann war unter die Herrschaft des Zaren getreten und
hatte sich das Kloster Falckenau, wo er friiher Abt gewesen,
für seme Lebtage als Leibgedinge zusichern lassen'). Nach
wenigen Wochen wurde er gezwungen nach Moskau zu
reiben, und dort ist er, trotz aller Bemühungen, nach Liv-
land zurückzukehren, geblieben und gestorben. Die Dom-
kirche scheint, wie wir hören werden, da auch die Stadt
an sie kein Recht hatte, ohne gehörige Obhut geblieben
nt 8«ln: der katholische Gkrttesdienst wird^ zumal bald
keine Katholiken mehr da waren, von selbst auff^ehört haben.
Ü€l)er den Schatz der Domkirche vernehmen wir aus
dieser Zeit nichts. Der Bischof war nach der Einnahme der
Stadt m so grosser SHe aus seinem Schloss nach Falckenau
gedräogt worden, „das wir keines Wagens, darauf wir unsem
zeug zum Lv'A hetten vorthrengen mugen, sein meclitig ge-
wesen, viel weniger pferde bekomen kunnen**"). Als er bald
') Nyenstede 53 § 4.
2) iMitth. 15, 4CÜ. 467.
^) Nach Bredenbach 48 traten die Katholikeu 1558 nicht unter
& wo» Henschaft, sondern wanderten naeh Beval ans. Unter ihnen
tir offenbar aneh der Berichterstatter Olmen, der nach Deutschland
ibicgelte.
^ Njenstede 53 | 1.
^ Schirren, Neue Quellen 2, 64.
14*
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200
daraaf aas Falckenaa nach Moskau aafbreohen mosste
liieflB es, er werde In kurzer Zeit zor&ckkelireiif er nahm
darum nur einen kleinen Theil seines Besitzes mit. Von
einigen Kleinodien, die er bei sich hatte, hören wir: dem
Zaren überreichte er „einen schonen silbernen credentz^,
dessen Diener erhalten wiederholt GoldringOi der Kanzler
^einen güldenen ring, darinne ein sohoener sophir yer-
setzet" Als der Bischof erkannte, dass er längere Zeit
in Moskau bleiben müsse, bat er, einige Diener nach Liv-
land senden zu dürfen, seine Habe abzuholen. Die Bitte
wurde gewährt, aber er wird wenig erhalten haben. Sein
Besitz war ans Faickenan nach Dorpat zurückgeführt worden^
der Prior von Palckenau, Anton Dreyer, war zum Ordensmeister
geflohen, das starku. wohl befestigte Kloster aber soll, ?o klagt
der Bischof im Juni 1559, „in den grund ausgebrant, ab-
gebrochen, destmirt und verwüstet sein, daraus . . . wie mit
dem zeug und vorrath, so wir darauf gehabt, umbgaogen
und gehandelt worden, leichtlichen erwegen können"*).
Berück^ichligt man alle diese Verhaltnisse, sowie, dass
die Domkirche für den katholischen Gottesdienst bestimmt
war und, wie es scheint, auch nach der Kapitulation noch
einige Zeit diesem bewahrt blieb, so ist der Oedanke aus*
geschlossen, Bischof Hermann hätte bei dem Zusammen-
bruch seines Bisthums Stücke aus dem Schatz seiner Kathe-
drale, darunter auch etwa eine Monstranz, in seine Hand
gebracht, gerettet.
Zwanzig Jahre hatte seit der Eroberung Dorpats im
Jahre 1568 der Krieg in Livland bereits gewüthet immer
wilder war er geworden. Zuletzt hatte der Zar selbst seine
Heere geführt. Das Ziel war noch nicht ganz erreicht,
Livland noch nicht völlijr bezwungen, Riga war nicht erobert,
in Revad sassen die Schweden.
1) Daaa ein«D unter Pletteoben geacUamen Portogileser und
eioeD in Rom geschlagenen doppelten Duatvn. llitth. 15,434^436. 466.
s) Mitth. 15, 440. 444; 1, ÖIO.
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201
Da trat die Wendung ein, die auch den bisher gewuu-
neoeo, hochgewertbeton Besitz entriäs. König Stephan von
Polen nahm den Krieg gegen Russland in grosaem Maasstab
auf'). Er kämpfte nm Livland, aber er KOg nicht nach
Livland. Im Jahre 1579 eroberte er Polozk und wurde
Herr der oberen Düna. Im folg».üdcn Jahre gewann er
eine Beihe wichtiger kleiner Festangeu nach Norden,
Welifich, Weükie Laki n. a. Nowgorod schien gefährdet,
Tor allem die Verbindung zwischen Livland und dem Osten
war bedroht. 1581 lagerte sich das polnische Heer vor
Pieakau. Zugleich drangen die Schweden unter dem kühnen
Pontus de La Gardic im Norden vor: 1581 gingen Wesen-
berg, bald darauf Narva den Bossen yerloren.
Da mnsste Iwan den Frieden suchen. Unter Ver-
mittelung des Papstes, die der Zar anrief und der den ge-
vaudten Jesuiten Antonio Possevino entsandte, begannen
gegen Ende des Jahres 1581 die Verhandlungen zwischen
Bossland und Polen, die am 15. Jannar 1582 znm zehn-
jährigen Waffenstillstand von Sapolje führten.
Wir sind über diese Verhandlungen gut unterrichtet.
Wir besitzen nicht nur die Friedenstraktate*), sondern in
zwei Hedaktionen auch tagebuchartige Auizeichnungen über
die Sitzungen des Friedenskongresses. Possevino liess solche
Aofiseicbnungen machen, reich und vielfach belehrend sind
HaDamaDn, Stadien zur Geschichte des Königs Stephan von
Poleo. Verh. der gel esto. Oes. Bd. 10. 1681. Wiederholt hat diese
pola.>niBa. Bexiehnngen P. Pierling, S. J., besprochen: die diplomati-
icheo Verhandlauge Ii vor dem WaffeDstillstand von Sapolj«- in dem
Werk Ud nonce du Pape, 1884; die Vorgänge auf dem Friedens-
koDgresB in dem Buch Papes et Tsars, 1690, und noch einmal Un
arbitrage pontificale, e. a.; sodann hat er eine kurze zeitgenössische
SchiWeruni: aus den offiziellen, gelifimen Anuaa»' litterao «ocietatis
Jesu ubi^odruckt. in der Schrift Ptidsevim njissio nioscovilioa. I8b2.
Ttber diet-t; sein >e!tenen Ann. litt. soc. Jesu vergl. Hausmann, bitz -
Ber. der gel. estn. Ges. 1885. 23ü.
-) Kinua uoco.ibciüui »eip. JHTOBCKaro II (1S43), Jfi 82. 83 s=
ABe£BHKi fiocj. noxoAa Cjc^sm. Hsx. Koucbh» (1867), 646. 637.
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202
aber auch die Angaben der königlich polnischen Boten, YOr
allem des Sekretairs Haraburda, der bereits seit langen
Jahren an allen Verhandlungen theilnahm, die Polen mit
Moskau führte*).
Sehr ausfuhrlich wurde über die Forderung verhandelt,
dass in den dem Gegner einznränmenden Städten und Festen
an Oeschütz und Yorräthen nur das bleiben soll, was bereits
bei der Eroberung dort gewesen sei, dass dagegen abgeführt
werden dürfe, was der Eroberer später zugeführt habe*).
Uiezu sollen in Liviand die neuen polnischen Herren den
abziehenden Bassen Fahren bis zur livländischen Grenze
nach Neahaasen stellen. Der polnische Feldherr, der be-
rühmte Kronhetman Jan Zamoiski, der den ganzen Winter
mit seinem ITeer vor Pleskau lag, das tapfer verteidigt
wurde, war mit diesem Zugeständniss nicht zufrieden, sah
Streit bei der Aasfahrnng voraus In der That hdren
wir gerade aus Dorpat Klagen des rassischen Befehlshabers
Golowen gepren den polnischen Bevollmächtigten Sigismund
Rosen*), doch müssen diese Schwierigkeilen bald beseitigt
sein, da später bei den Ratihkationsverhandiungen keine
Beschwerden über Liviand erhoben werden^).
VerhAltnissniftssig rasch verzichteten die rassischen Be-
vollmächtigten auf die übrigen Eroberungen des Zaren in
Liviand, nur Dorpat suchten sie mit aller Energie zu be-
haupten. Sie liessen sogai- liaraburda die Stelle ihrer
Instruktion lesen, dass sie Dorpat nicht abtreten dürfen^.
' j AufzeiciiDUDgen l^ossevino'a iu Turgeuiev, Monom. Sappl. 74.
— Hara!<urd;is Aufzcichimn^eu in KHHra hocojlck. II, 81, 8. 213—230.
^) itegialur liierüber Ku. noc. II ä. 244. AuäiührUch Koaio-
bAHt 655 ff.
S) Dsalynski, GoUeetenea vitem Zam^yseii ülustraatia (I86I) 72.
— Hmdenttoin «d. Stuesewski 171.
Kh. noc. 256: Bosen habe am 5. Febr. nicht genug PahwD
gegeben.
Ka. DOC 273.
^ Ka. noc 224: aaxni» imb» Ksisf Bentoro uaaan oun
BayK7 ero, sa racHe, soiopoe aecrpe a rapatfypxa cm mtn, txt
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203
Aber die Polen verlangten unbedinort auch diese Stadt, und
schliesslich hat sich die andere Fai tei, da auch Fosaeviiio
Sur Nachgiebigkeit sich neigte^), fügen müssen. Nor das
setEten die mssischen Boten dnrcii, dass nicht nnr, wie ans
aUeo anderen Festungen, anch aus Dorpat sämmtliches
rassisches Geschütz abgeführt werden dürfe, sondern dass
die abziehenden Russen auch ihr Kirchengeräth mitnebraen,
dass namentlich ans Dorpat fhr den Bisohof, die Heiligen-
bilder nnd Eirchensehmaek SVihren gestellt werden*). Das
ist dann offenbar eingehalten worden, wir hören später von
keinen Reklamationen.
Tief betrübt zogen die Hussen aus Dorpat ab, wo sie
bereits eine zweite Heimath gefunden zu haben meinten').
Am 6. Febniar 158S brach Zamotsk! yon PleBkan
auf, besetzte rasch Neuhansen und ruckte Freitag den
23. Februar in Dorpat ein, das den folgenden Tag definitiv
abei^ben wurde ^). Wenn anch mit den Friedensbedin-
gongen nicht ganz zofrieden^ war er doch glücklich, den
■aKaHo, sL6vi K)pieBa ne ycrynoB&Jii. — Im Tagebuch Possevlno's
(Targeniev 87, Sessio IX, 27. Deo. 1581) werdeo die Schwierigkeiten
wagen Dorpat nicht betont.
Kh. hoc. 22Ö. FoBsevino versprach, die Boten vor dem Zaren
zu recht fertigeu.
^) Kh. noc 238: es sollen Fuhren o;estent werden uoxh KJpLCB'B-
aoro BjiuuKv, h no.i oöpaau, n iioa uepnoBnoe cTpoeuLC. — Nach
HoBsevino's Tagebuch (Turgeuiev 92) baten die Russen mich um
polniache militärische Begleitnng für diese Fuhren, lieidenäium bei
Stanaewald II, 169.
^ Heideneteiii 173. — Ddalyaski, Golleet Zamofo. 75: (Hoici)
vizime lane in Derpato, tanqnom altera patria ana haerebant.
UpaH3HHl IX, y.
*) HeideoBtein 172: Zamosclas Derpatum 24 mensis Februarii
♦^i^ recepit. - Turf^eniev, Monum. I, 385 = Aunal. eccles. ed. Theiner
(Homae 1856) ad a. 1582. S. 336: Zamoiski n?i Stephau am 23. Februar:
(Moschi) hodie Derpato exceB8ere,no8iri vero iramigraut. - - Die in den
AniL eccles. von Theiner mitgetheilten Briefe sind sehr wichtig, aber
sie können doch nicht die FilUe von Nachrichten ersetzen, die wir für
•ödere Perioden der polnischen Geschichte aus dem vatikanischen
Awihw bei Theiner, Vetera Monumenta, besitzen.
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204
BchwereD Sriag zn Ende geführt zu haben, fim eifriger
Katholik, wünschte er ein befionders feierliches Dankfest
f^r den Frieden zn begehen. Hieran schien die berühmte
Bischofskirche zu Durpat besonders geeignet. Noch aus
dem Lager vor Pleskau erbat er am 19. Januar hierzu die
firlanbnifls bei Possevino 0. Als der Feldherr aber ia
Dorpat einrückte, erkannte er, dass die Kathedrale in einem
Zustande war, der die Ausführung seines Wunsches un-
möglich machte. Man musste sich anders helfen. Nachdem
aus der städtischen Marienkirche, die Kornspeicher ge*
worden war, die Bussen ihr Getreide abgeführt hatten,
wurde diese gereinigt, geweiht, nnd hier am folgenden
Tage, Sonntag den 25. Februar, das Tedeum gefeiert*).
Die Stadt selbst, v^unu auch ^^erfallen, zeigte sowohl
in ihren privaten wie öffentlichen Häusern noch immer
Sporen früherer Grosse. Der polnische Geschichtsschreiber
rühmty dass sie in fruchtbarster Gegend liege
Was die Domkirche betrifft, so muss der Hetman dem
König melden, dass sie sehr zerstört sei, aber, meint er,
es werde doch möglich sein, sie in Stand zu setzen, ohne
dass Arbeit und Kosten zu gross werden^). Dieser Ge-
danke wurde offenbar ernstlich erwogen. In die Plttne der
1) Theiner. Ann. cccles. 1582, S. 335: teneor enim copiditate
iu eccletiia episcopali Derpateosi cudi exercita uniTeroo immortali Deo
pro btiueticiirt acceptis gratias agere.
*) Theiner, 336: Die Domiiiico in templo parrochiaÜ (nam catlie-
drale maL^ii? corruptam est) elata inde silifi^ine et avena Moscbi. locoque
a maia äacurdotibus , iudul^cutia u l'ogäcviua Cüucebtia» expiato
Baonim et eonoiouem audiemus, mdibusque ac plaae militaribos modia,
eed tton iogntis erga Donm aolmifl, Te Denm laadamas omoet eaoe-
muB. Atque ita CarDiapiivinm ho€ (= Febr. 28) . . exigemiu.
A. a. 0. Zamoiski: Urbe est ipea non parra, et aedificioram
ipsoram tarn pablieoran, qoam privatonun forma eatis demooetrati
Don modicas opes ae habaiase. — Aehnlieh Heidenttein 172, der
Zamoiskie Briefe kennt; er ffigt noeh binsu: Agmm etiam Lironia
Derpatensi meliorem feracioremque nüllnm habet»
Theiner 336: cathedraie magis comtpttiin est. . . Struotura
tempU catbedralis noo magna opera et impenfia restitoi poteiit.
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205
katfaolfBchen Gegenreformation in Livland, an die König
und Hetman gleich eifrig dachten, hätte die Wiedererrich-
tong dieses stolzen Gotteshauses treulich hineingepassti
aber die Aasfohniiig war achwierigeri als sie im ersten
Augenblick erschien. Das erkannte der Kardinal -Statt*
halter Radziwü, der zwei Jahre später, 1584, eine Visi-
t^tionsreise durch Livland unternahm, um seine Provinz,
namentlich den Zustand der Kirche kennen zu lernen. Die
Kathedrale in Dorpat, schreibt er, ist schttn, wie kanm
eine andere, aber sie ist ganz sersttfrt; wenn anch die
Mauern und Säulen unverletzt sind, so hat ihr doch der
Moskowiter grossen Schaden ziigefiigt, ich meine, es würde
grosse Kosten machen, sie wieder herzustellen^). War
Tielleicht auch änsserlich die Form des Qotteshanses er-
halten, so war dagegen das Innere schwer Terwnstet.
Oflenbar um Schätze zu suchen, seien in den Kirchen
Borpats, so erzählt der polnische Histuriker, Gräber auf-
gebrochen, Leichname herausgezerrt worden^).
Dass solche Vorgänge sich vor allem in der Domkirche
abgespielt haben, lehrt ein Brief, den am 25. Febmar 15B2,
dem ersten Tage, da die Polen die Stadt betraten, der
Sekretair Zamoiskis von Dorpat aus an Opalinski, den
Orossmarschall des Königreichs Polen, richtete^), und der
Tnr}2:eniev, Monom. I (IPIll 397: La chiosa i?iä catte»! nie
fn belliösima qnanfo finalsivofjlia altru, ora e tatta fracassata, sebbeno
i muri t le colonutj buuu iutiere, iiia il Moscovita ha fatto gray dauuo,
e credo cht avrü bisogno di gründe spesa sc dovra eesere ristorata.
Heidenstein bei Starczewski .172: odio iu niortuoa usus, ciuorura
ßimirum ibidem panlo post et cadnvera e templo Kfpulcrisque ejecit.
— Heidenstein 7.0^ 1582 mit Zaniuiski in Dorpat ein.
8) Nacli Witikelmann, Bibl. Livon. 5543, liegt das Original
dieses Briefes im Archiv des Grafen Tyszkiewicz zu Hirsen. Ich
Labtj es bisher leider nicht keuneu gelernt. Aaszüge aas diesem
Brief gab Sciiienianu, Balt. Mooatsschiift 29 (1882), 697. Ihm rer-
dank« ich die UebenetBong des Briefes. Dieser stimmt inlmltUcb
tiefflieh mit dem Brief Zamoiskis so den Eoolg vod demselben Tage
23. Febnur 1582 bei TheiDer, Ann. ecci. 1582, 336, sowie mit Heiden-
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206
8icli zum Theil wörtlich au das Schreiben anschliesst, das
an demselben Tage Zamoiäki an den König abgehen liess.
Beide Briefe mOgen einer Feder entstammen.
Am 6. Februar, so schreibt der Sekretair des Hetmans,
sei das polnische Heer eomma cum dignitate von Pleskaa
aufgebrochen. Der Marsch über die hochbeschneiten Ebenen
sei freilich sehr beschwerlich gewesen. Ueber Neuhausen
wurde am 20. Februar Dorpat erreicht „Moskau zieht
beute gänzlich aus der Stadt und wir in die Stadt, quod
faustom felixque sit Wir haben auch schon die Nachricht^
dass Moskau auch die andern Schlösser verlässt. Nur in
Fellin und Pernau giebt es . einen grossen Mangel an
Fuhren . . . Hier konmien wir in eine neue Welt^ lieblich
und reich ist hier der Boden. Jetzt ist hier alles leer.
Man sieht, die Schwertritter sind keine einstigen Menschen
gewesen, da sie sich hier drängten. Bei Dorpat ist die
Aussicht weit, der Boden vorzüglich, gut und frachtbar.
Die Stadt selbst ist sehr hübsch, auf schöner Stelle gebaut,
und hat einen schiffbaren Fluss. Sie ist kleiner als unser
Thorn, alle Häuser sind massiv gemauert, ähnlich wie in
Thorn, es ist kein einziges hölzernes Haus. Was nützt es
aber, da Moskau alles zu Grunde gerichtet, alle Kaufläden
Yerdorben, alle schonen und kostbaren Gemächer roinirt
und abgebrochen hat. An deren Stelle hat Moskau Yet-
schiedene holzeme Ranchkfiffen gesetzt, es ist eine grosse
Reform nöthig. Es ist ersichtlich, dass früher hier reiche
und ordentliche Menschen waren. Sollten hier unsere Polen
ansässig werden, so bezweifle ich, dass Moskaus Beispiel
sie zu erbauen und in der WirthschaftUchkeit zu bessern
vermöchte. Dazu wären hier ordentliche deutsche Kauf-
leute am Platz, liier .siüd mehrere schöne Kirchen, drei
sind von Moskau verwüstet. Die Kathedrale ist sehr ver-
ßtein, Commyut. de Deila moscov. Ks wird dadurch die Echtheit des
Briefes erwiesen. Heidenstein hat offizielle Akten benutzt, vergl.
Hauäinauu, StuUieu. m Verii. der gel. estQ. Ges. 10, GL
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207
dorben, eine solche, die mit so viel Kosten gebaut wäre,
giebt 68 in ganz Polen nicht. Alle Gräber der dörptscben
Bisdiöfe sind von Moskau geplnndert worden, ihre stei-
nernen Monumente liegen zerbrochen in der Kirche herum
und geben einen traurigen Anblick Die vierte Parochial-
kirche ist verschont geblieben, sie ist sehr schön, die Altäre
zeichnen sich ans durch besonders kunstvolle Arbeit und
Malerei der holländischen Schule. Daselbst ist eine un*
verdorbene und theure Orgel, die einlege tausend Gulden
gekostet hat, auch eine andere Orgel, höchst wahrscheinlich
von Silber und vergoldet, aber surrexit non est hic. In
der Kirche befindet sich noch eine Menge Hafer des Zaren,
der heute forttransportirt wird, und morgen, bei Oott^
werden die Kapläne des Herrn Hetman, der Erlaubniss des
Possevin gemäss, prius expiato loco, dort Messe und Predigt
halten und wir werden Te Deum laudamus singen , Gk>tt
dem Herrn ihr seine Wohlthaten dankend. Das wird unser
Karneval sein, zwar ohne Tanz und Musik , und ohne
jegliche Bequemlichkeit.
Gott gebe, dass wir damit, was Gott in unsere tlande ge-
geben hat, umzugehen verständen. Wir haben fast ein kleines
Königreich gewonnen, ich bezweifle aber, dass wir verstehen
werden, damit recht umzugehen. Hier ffir diese Länder
Bind tugendhafte Manner nothwendig et cum aiictoritate,
die diese Provinz regieren könnten, auch vollkommene und
energische Starosten,^ sodann müsste da? Land stets in
t&ditiger Kriegsrfistnng sein, wie auch Moskau hier ausser^
ordentliche grosse Kriegsvorräthe aufgespeichert gehabt
habe ^. . . Datum aus Dorpat den 23. Februar 1582.
1) Nur vom B. HeinrieoB I de Velde, f 1378, hat eich heute noch
der Ldchensteio erhalten. Brieflade III, 349.
>) Im Sohlosfl des Briefes spricht der Sehreiber, der sich selbst
•inen Oroas-Folen neDut, von den Bedehaogen Polens zu Litauen,
von der Reise des Köni«»^« nach Riga, von den Terhandlunti^en mit
»Schweden; Zamoiski wolle .von hier nach Riga, um den König za
empfangen, sein stomach bedarf aber auch der Versorgung".
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208
Dieser inhaltreiclie Brief giebi ein eebarfes Bild der
Zustände, die in Dorpat herrschten, als die Polen ein-
rückten. Auch für die uns interesölrende Frage sind diese
Nachrichten von grosser BedeutuDg.
Als Dorpat 1568 russisch wurde, war in der Dom-
kirche noch katholischer Gottesdienst, nnd dieser scheint
auch noch einige Zlüi fortgedauert zu haben. Wir dürfen
annehmeD, auch der Kirchenschmiick war 1558 noch un-
Tersehrt. Jetzt hOren wir, dass 1582 die Domkircbe im
Innern arg verwüstet, jedenfalls Tdllig ansgepli^dert war.
Tom Kirchenschmnck war nichts mehr vorhanden. Einee
der werthTollsten Stücke wäre eine Monstranz "gewesen.
Sie war sicher früh entfernt worden. Wann das geschehen
ist, darüber fehlt bis jetzt genauere Kunde. Die Domkirche
scheint nach 1558 nicht in sehr strenger Obhut gewesen
zu sein. Ein so kostbares St&ck, wie eine silberne Mon*
stranz, musste vor der lüsternen Menge behütet werden.
Da das Kunstwerk sich gut erhalten hat, spricht die Wahr-
scheinlichkeit dafür, dass es fir&hzeitig geborgen worden isL
So wäre die dorpater Monstranz bewahrt worden und hätte
sich bis heute erhalten, während die der anderen baltischen
Kathedralen untergeirangen zu sein scheinen
Lassen sich, kann man fragen, Analogien anführen, dass
ans Livland Kirchengerätb nach Russland abgeführt ist.
Wiederholt ist das für Kirchenglocken bezeugt Gleich
nach der Eroberung Dorpats soll Schuiski ^die Olocke vom
llathhaub und ein vom Schloss genommen und vor die
reussische Kirche hengen lassen"^). Ais Fellin 15r>0 erobert
wird, wurde die mittlere Glocke abgeführt'); 1558 werden
1) In Riga wareü uiit dem aniitrcu kirchuDSchmuck auch
Moostranzen beim liildersturm ans dea Kirchen fortgebracht worden.
Wetzlar, KammergerichtB-Atchlr. B 2357: Klage dea EB. Tbomaa
gegen Stadt Riga. Uagedracki
«) Mitth. I, 483.
') UcKOBOt. oepB. jiT. 312: Boesojm npewcToft BoropojimEf av
aoaacTiipii apflejajH aoiosoii BesuiHcKoft cepexaeii noxb ^arnnw^.
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209
aus Oberpahlen, 1559 aus Schujea die Olockeo fortge-
schleppt, and fthDÜch mehrfach^). In Nishoy- Nowgorod
klingt im Höhlenkloster eine Glocke mit deutscher Anfechrift^
die im Jahre 1463 gogos.sen ist. ^^ie mag urs[irii!ii;licli Liv-
land angehört babeo, dass sie, wie aDgeuomoieu ist, aus
Dorpat stammt, ist nicht zu beweisen*).
Dagegen ist silbernes aus Livland stammendes Kirchen-
gerlt bisher nur selten im Innern Russlands aufgetaucht.
Ein silhei-üer Abendmahlskelch, der laut der Aufschrift
einem katholischen Nonnenkloster zu St. Katharinen gehört
hat and der Arbeit nach spätestens aus dem Beginn des
16. Jahrhunderts stammt» vird heute im Museum zu Twer
aofltewahrt. Er Ist später in einer russischen Kirche zur
Spendung des Abendmahls benut/t N^-orden und dazu auf
der Kupa mit einem russischen Hü>elspruch und den Bildern
de? Heilands, der Maria und Job. Theo!, ausgestattet worden.
Höchst wahrscheinlich ist dieser Kelch von den Truppen
IiraDs aus Dorpat fortgeführt worden, wo es ein Katharinen-
Xoniiciikloster s:ab^). Zwei wahrscheinlich auch aus Livland
stammende Kelche liegen im Kloster Petschur bei Fleskau,
Arbeiten aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts^}.
£s sind diese zuletzt angefahrten Fälle Ausnahmen.
Im Ganzen war es In der griechischen Kirche nicht Sitte,
Oeräte für kirchliche Zwecke in Oebrauch zu nehmen, die
bei Gottesdiensten anderer Konfessionen bereits verwandt
') Keuuer 211. 231 - ItTonMC. Py«. asA. H. X (1792). Y, 268.
2^6. Kapavaua VIII, ad 1559.
^OHCKM apxeo.ior. oom. III (1851), sac. 78: Aufschrift: Oanna
htisaen ich, alles ucbel iibertriboti ( '» ich, iost von hahenov gos niicli
»ßüo dorn MC (X OLXIII. Die obordeatsche InÄChrift weist nach
Ober DeotschlauU.
Katalog der AussteUunü; zum X. arcliüol. Kongress, R''ja
18%. Nr 13U. Aufschrift: desse kelk hört to sante katerioeu dea
iuncfrowen.
*) Sitzungsberichte der Ges. für UescU. u. Aitertb. 1896, 82.
1861, 377.
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210
worden waren. Der im Kriege als Benfe fortgeführte
Kircliönschmuck aus Edelmetall ist wol in der Hegel ein-
geschmolzen und umgearbeitet worden.
Fassen wir das Ergebnis vorstehender Untersnchnng
zusammen.
Die in St. Petersburg heute in der Kaiserlichen Ermi-
tage aufbewahrte schöne vergoldete Monstranz ist aus sehr
gutem Silber (88. Probe ^ 14Vs lötig) hergestellt. Sie
wiegt SOVs Pfund russisch = Sym Kilo. Im reichsten,
spätgotischen Stil gehalten, ist sie mit Apostelügureu ge-
schmückt und mit Email und Edelsteinen verziert. Laut
Inschriften wurde sie un Jahre 1474 von Hans Byssenberch
gearbeitet. Dieser Meister ist das erste nachweisbare Mit-
glied einer tou der Mitte des 15. bis gegen Ausgang des
16. Jahrhunderts in Reval blühenden angesehenen Gold-
arbeiterfamilie, in deren Werkstatt von kunstfertiger Hand
mehr als eine süber^vergoldete Monstranz geschaffen worden
ist, die wiederholt in die Feme, sogar über das Meer, hinaus-
gesandt wurden.
Unsere Monstranz ist vor zwei Jaliron aus der ehe-
maligen Petersburger Kunstkammer, einer Schöpfung des
Zaren Peters des Grossen, an die Ermitage gekommen.
Die gedruckten Kataloge der Kunstkanuner, deren Nach-
richten sich bis zum B(>ginn des Torigen Jahrhunderts zurück
verfolgen lassen, entlialten alle die Angabe, diese Monstran/.
sei durch die Truppen Iwans des Schrecklichen aua Dorpat
fortgeführt worden. Diese Überlieferung hat eine grosse
Wahrscheinlichkeit für sich, besonders seitdem wir wissen»
dass das Objekt in Beval, der Schwesterstadt Dorpats, ge-
arbeiiei worden ist. Direkte Kunde iiber eine Monstra^/:
in Dorpat fehlt freilich, was um so leichler erkläi*lich
ist, als die älteren dörptschen Archive bis zum Ende des
16. Jahrhunderts verschwunden sind. Trotzdem kann man
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211
aua historischen Nachrichten Stützen für die Annahme ge-
winnen, die Petersburger Monstranz stamme aus Dorpat.
Stadt und Bistham am Embach waren im 15. Jahr*
himdeit reiche, mächtige politische Körperschaften» Das
Büthnm hatte seinen Mittelpunkt in einer Kathedrale, deren
ausseronlriiilicbe Grösse und Schönheit noch heute eine
stolze Ruine bezeugt. Monstranzen gehörten im ausgehen-
den Mittelalter zum r^elmassigen Schmuck katholischer
Kirchen. Kathedralen liessen die ihren zumeist ans Silber
nnd Gold herstellen. In der zweiten Hälfte des 15. Jahr-
hunderts war man bedacht, die dorpater Domkirche zu er-
weitern und zu verschönern. Hiemit würde trefflich stimmen,
daes im Jahre 1474 für sie eine neue, schöne Monstranz ge-
arbeitet worden ist. Die Bilderstfirme bei der Einf&hrang
der Reformation haben im Jahre 1525 wol die anderen
Gotteshäiisor in Dorpat ihres Silbergeräts berauljt, aber die
Erzähhin;^eu über diese Ereignisse lassen es als durchaus
unwahrscheinlich erscheinen, dass dabei anch der Kirchen-
sebmnck der Domkirche in die Hände der erraten Menge
gefallen sei. Als dann in Folge dieser Bewegungen in
der Unterstadt Dorpat durchstehend die protestantische
Lehre eingeführt wurde, blieb in der hochgelegenen Dom-
kirche der katholische Gottesdienst bis znm Untergang de?
Bisthnms im Jahre 1558, ja vielleicht noch einige Zeit
darüber hinaus in Übung. Die Kathedrale hätte demnach
ihren katholischen Kirchenschmuck noch besessen, als Dor-
pat sich löob den Russen ergab. Diese hofften das wichtige
Gebiet damals definitiv gewonnen zu haben, organisierten
dem entsprechend ihre Herrschaft. Die Stadt verfiel nnd
ganz besonders die Domkirche. Wol sollte diese dem
katholischen Gottesdienst bewahrt, bleiben, aber schützende
Hut scheint sie nicht bewacht zu haben. Der Bischof war
in grosser Eile in die Verbannung gewandert, die Dom-
herren hatten sich zerstrent^ in der KaÜiedrale fand bald
kein Gottesdienst mehr statt. Als die Russen, trotz hefti-
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212
gen Sträuben^, 1582 den Polen Dorpat abtraten, und letztere
hier einzogen, zeigte das schöne Gotteshau» uur noch äudser-
lich die alte Fracht, im Iimem war es arg verwüstet, eine
geplante Restauration mnsste unterbleiben« Die ausfohr*
liehen Beriehte der Angenzeugen lassen keinen Zweifel,
dass in der Domkirche kein Schmuck mehr vorhanden war,
als die Polen hier Herren wurden. Es sind somit die Kostbar-
keiten, die noch in der Kathedrale gewesen warni. in der
Zeit entfernt worden, da Dorpat onter der Herrschaft
Iwans des Schrecklichen stand. Vor allem wird man, als
besonders wertvolles Stück, die Monstranz «^eborfX'Mi halten.
So wird es höchst wahrscheinlich, dass die jetzige peters-
bnrger Monstranz aus der dorpater Domkirche stammt, und
dass die Kataloge der Kunstkammer aus dem 18. Jahr*
hundert Recht haben, wenn sie behaupten, die Monstranz
sei durch die Truppen Iwans des Schrecklichen im 16. Jahi
hundert als Beute aus Dorpat fortgebracht worden. Wo
sie im 17. Jahrhundert gewesen, dar&ber fehlen zur Zeit
weitere Nachrichten«
D. 7. Juni 1897.
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Der SUberschatz der St Nikolaikirche zu hui
Ton R. Harn mann.
Reval besitzt bekanntlich in seinem Stadtarchiv eine
Fundgrube historischen Materials, der sich keine andere
unserer Lande an die Seite stellen kann. Aber ausser
dieser grössten birgt die Stadt noch manche andere Samm-
luiig wichtiger geßcbichtlicher Quellen. Einen hervorra-
genden Platz nimmt das Archiv der St. Nikolaikirche ein.
Den ältesten Bestand dieses Kirchenarchivs genauer
durchzusehen, bin ich in letzter Zeit veranlasst worden,
un eine Frage weiter zn führen, die mich bereits im Torigen
Jahre bp^ haftigt hatte.
Der im vorliegenden Bande iSeite 165 S. gedruckte,
mit der Abbildung der Monstranz des Hans Byssenberch
gezierte Aufsatz konnte dank dem freundlichen Entgegen-
kommen der Redaction der Mittbeilungen ans der livlän*
dischen Geöchichte bereits Ende des Jahres 1897 in einer
Anzahl Separatabdrücke verbreitet werden. Der Gegen-
stand erregte lebhaftes Interesse. Besprechungen in der
Tsgespresse *) trugen die Kunde von der Monstranz in
weitere Kreise. Das hatte zur Folge, dass ungedrucktes,
bisher unbekaüntes Material an die Oeffentlichkeit gelaugle,
das über die Frage, für welche Kirche die Monstranz ge-
arbeitet sei, neues Licht yerbreitete. Auch die letzte Un-
sicherheit ist damit glucklieb gehoben, die noch bei der
früheren Untersuchung geblieben war.
Dass die Monstranz im Jahre 1474 von Hans Ryssenberch
hergestellt ist, besagen die Inschriften. Dieser Meister konnte
^) Nordhvi;Hidiyche Zeitung 1897. Nr. 292. ßevaler Beobachter
Nr. 6. Petersbtirger Zeitung mü, Nr. 16.
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214
in Reval nachgewiesen werden, sein Geschlecht hat hier
durch drei Generationen bin gegen Eude des 16. Jahrhun-
derts die Goldschmiedekunst gepflegt.
Auf die Frage, ftr welohe Kirche das Kunstwerk be-
stimmt war, schienen Kataloge der Sammlang zu antworten,
zu welcher die Mousirauz im 18. Jahrbundert gehört liatte.
der Petersburger Kunstkammer. In dem ältesten dieser
Kataloge, der 1741 gedruckt wurde, ist bemerkt, die Mon-
stranz sei in der Zeit des Zaren Iwan des Schrecklichen
aus Dorpat fortgebracht worden. Die Glaubwürdigkeit
dieser Nachricht zu bezweifeln, war kein Grimd vorhanden,
die Angabe war präcis und wurde von öpätercu Katalogen
noch zweimal wiederholt. Da ein directer anderer Hinweis
fiber die Zugehörigkeit fehlte, so erwuchs die Verpflichtong,
die Wahrscheinlichkeit zu prfifen, ob die Monstranz im
16. JalirlniudtM t au» Dorpat fortgeführt sein könnte. Dieser
Untersuchung lät oben, Seite 183 £f. das III. Kapitel ge-
widmet worden, in dem zugleich eine Beihe zugehöriger
Fragen erörtert wurde fiber die Geschichte des dorpater
Domes und der Stadt Dorpat im 16. Jahrhundert, besonders
in der Zeit der russischen Herrschaft. Es schien in der
That wahrscheinlich gemacht werden zu können, daas
die Monstranz ans Dorpat nnd zwar aus dessen Dom-
kirche stamme.
Die neuen handsehrifllichen Materialien beweisen nun,
dass die Angabe des Katalogs falsch ist, das.-^ daher auch
die Folgerungen, die sich auf ihn stützen, nicht aufrecht
erhalten werden können.
Auf diese Quellen machte zuerst Herr F. Luther, Ober-
pastor an der St. Nikolaikirche zu Beval, aufmerksam. Durch
ihn erfuhr neben anderen Personen ai'ch Herr Dr. E. v. .
Nottbeck, in einem Kirchenbuch linde sich die Bemerkung,
dass ffdie der St. Nicolaikirche gehörig gewesene, im Jahre
1474 von Hans Ryssenberch angefertigte Monstranz 1711
vom Eevaler Rath dem Kirchenschatz entnommen und trotz
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215
Protestes des KirchenvoräteherB dem Fürsten Meoschikow
gescbeiikt worden sei*'. Der grfiodliche Kenner der Oe-
aehiehte Revals ging diesem Hinweise nachi sog nicht nnr
ans dem Kirchen-, sondern aneh ans dem reichen renaler
Suidlarchiv Material hinzu und berichtete über die Ergeb-
nisae seiner Forschung in einem Vortrag in der estlän-
diachen liierttrisdien Gtosellschaft, der in dem Bevaler
Beobachter abgedmekt wnrde, 1898 März 19/81» Nr. 64:
Die Ryssenberchscbe Monstranz (auch Sonderabdruck,
12 Seiten in S®).
Später habe aucli ich die Materialien des Kirchen- und
des Stadtarchivs durchsehen können, wof&r ich den Herren
Otopastor F. Luther und Stadtarchivar G. r, Hansen besten
Dank ausspreche. Auf Grund dieser Archivalien erfolgen
nachstehende Mittheilungeu, die sich natürlich mit der Unter-
SQcboDg Dr. Y. l^ottbecks mehrfach berühren. Da jene
Qoellen nicht nnr über diese Monstranz, sondern auch über
des anderen Silberschmuck, der der Nikolaikirche in der
katholischen Zeit gehörte, reiche, mehrfach sehr beachtens-
wertbe Auskunft bieten, so glaube ich im Nachfolgenden
aioht nur einen Nachtrag zu meiner früheren Untersuchung
fiber die Monstranz des Hans Ryssenberch geben, sondern
iBBfuhrlich fiber den gansen alten Silberscbats der St. Ni-
kolaikirclio berichten zu sollen V). haben wir doch kaum
üher eine andere Kirche unserer Lande ausführliche Quellen
aas katholischer Zeit.
Von werthTollem Schmuck, den die Kirchen und Klöster
Berals vor dem 16. Jahrhundert bargen, hören wir wieder-
holt*). In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderiä wird in
der Kirche zum heiligen Geist ein Diebstahl verübt, bei
^) Eingehende MittheiliiDgen über die St. Nikolaiklrche und dabei
»ach kürzere Nachrichten über das Silbergeräth von St. Nikolai bringt
NetiQQaQD in; „Geschichte und Knnstdenkmaler der btadt Be?al ?on
Nottbeck und W. Neomann", Lief 2.
Haogea, Die Kircbeo und ebemaUgsn Klöator Heyahi.
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216
welchem am Marienbilde (Geschmeide, Bilder mit Email,
Spangen, Gürtel, an den Bildern der hl. Oertrad nnd der
hl, Margaretha Kronen und anderer Schmnok geranbi
werden. — Im Jahre 1599 wird im Nonnenkloster St.
Michael der noch vorhandene katholische Silberschmuck
aa%eieichnet, es finden sich sieben Kelche und Paienen,
acht Becher, Stöfe, Krüge, verschiedene Schalen, ein ver*
goldeter Äbtissinstab nnd auch noch eine vergoldete Mon-
stranz. — Ausführliche Nachrichten sind über den Schmuck
im Dominikanerkloster in der Eussstrasse vorhanden: 1426
▼ersetzt dieses beim Bath ein groasee silbernes Kreuz,
Ii Kelche, 2 sHbme Ampeln*), 5 vergoldete silberne
Bresen. Im selben Jahrhundert besitzt die zu diesem Kloster
gehörige Katharinenkirche: 23 Kelche, 5 Bresen, einen
Adler, ein grosses SilberkreuZi vier silberne Lei stpn im\
vielen silbernen Spangen an den Altären, silberne Knöpfe
an den Chorkappen, das versilberte Haupt der hl. Dorothea,
zwei grosse silberne und vier kupferne Monstranzen, sehr
viel Gewänder mit Perlen etc. Als bei der Einluhrung
der Reformation die Mönche des Dominikanerklosters die
Kleinodien fortschaffen wollten, griff der Bath ein und
verlangte, das Geschmeide solle ihm ausgeliefert werden.
Es entsiaud darüber heftiger Streit und es scheint der
Rath den Schmuck zumeist erhalten zu haben: 15 vergol-
dete Kelche, 5 Paar silberne Pokale, 10 Kreuze, Knopfe,
Bresen etc. werden genannt.
Von besonderem Interesse sind Ar uns die Nachrichten
über die Kirche Si. Nikolaus. Diese ist bereits im Beginn
deö 14. Jahrhunderts nachweisbar. Wahrscheinlich wurde
auch sie im Jahre 1433 vom grossen Feuer ergriffen'), das
1) ibid. 125. Sollten m niöht Ampollm lelof = Meüfciimeh«ii,
di« immw psarweite auftraten, efaies für Welo, eines Ar Wasser.
*} Der Brand erfo%te am 11. Mal 1433 in Folge tob Gewitter
und aoll die gaoae Stadt erfaait baben, anoh Menaehen kamen mn.
Heaittcs. xfttoo. mi: Booaam snropft bsg» on tpoMj ■ on aoraia.
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217
aamalti Reval verheerte, ist aber offenbar bald wieder her-
gestellt worden und seit dieser Zeit vor grösseren gewaltr
ninea Beschlldigimgeii Yerscbont geblieben.
Zu ibrem KircbenbeBite, der sich in Folge dessen ans
der älteren Zeit erhaltcu hat, gehört auch eine Anzahl
Kircheubüchtii' des 15. und 16. Jahrhundertti, die von hoher
Bedeutang sind und anf welche hier als auf eine reiche
QaeUe m Geschichte der Kirche hingewieaen werden mag.
sind nicht Kirehenbfioher im heutigen Sinne des
Wortes, nicht Verzeichnisse der Getauiten, Getrauten, Ge-
storbenen, äoodern es sind Rechnungsbücher über Ein-
oahBmi und A^aben der Kirche. Ba der Kirohenkasie
Toii Tanfim und Trannngen Eink&nfte nicht laflossen, irerden
diese anch gar ni^t erwfthnt. Dagegen spielen Begräbnisse
eine grosse Rolle in den Finanzen der Kirche; wurde eine
Leiche in der Kirche bestattet, so war hiefur eine Zahlung
m leisten; noch mehr erhielt die Kirchci wenn sie gestattete,
eben Leicbenstein in der Kirche niedemdegen, womit das
Becbt auf eine im BesitE der Familie bleibende Orabst&tte
«rwuiL»en wurde. Weiter erhob die Kirche für das Grab-
geUot Gebühren. Bei der Nikolaikirche herrschten am Ende
des 1& Jahrhunderts folgende Bügeln:
Item 80 mmmkkwarw&^) ahe mmt eyn Itek hegraoH t»
ie kerken, dat €yn wukoiUHn mytische is, gi/i men 3 mk,
KOid van dem kmde l rnk.
Dir Dom (Bnssov)^ dir HlUiof in d«r Nikoltittrtsie QmAA flsos
fiutn)» btide Kidster werden specMl als Baab der Flaaunen gmoat
Die Higan sa einander SW nach NO; hat bei dem Brande ein Wind
io dieser Richtong geherrecbt» so könnte die Nikolaikirche, ab über
dem Winde liegend, gerettet sein. Of. Korner, Ohronica ed. Schwahn
(1895) I 1565: Bevaliensis civitas ex proprio igne conbnsta est quasi
ex iategrro cum ecclesiis suis et pnlcro conventn fratniTn ordinis Prae-
dicatoram. Reiche Nachrichteu LÜB. 8, Seite 406. Hanseii96. Nottbeck,
GescL 34: grosse Gildstnbe und Eatiüiaaa eoUea versohont gebäeben
Min. Nottbeck, Immobil. 45.
^) maadiffial = oft.
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218
Item vor eynen licksteyn giß fMn tu de k^rhi io Ug'
Item vaii allen kloeken to iudende na dem like behoU
de kerke de heiße dar ffon, ie van aUen klocken 4 mk, der
kerke horth tr van 2 ndk.
Grössere ZaliluDgen als diese gesetzlichen Gebühren
sind nicht seiteD. Wurde über diese Einnahmen, die
beträchtliche Summen einbringen, sorgfältig Buch geführt,
BO entstehea factisch Veneiehniase der Todten des Kirch*
Spiels. Das ist fBr eine Reihe Jahre geschehen. Aber nach
dem Jalire 1505 werden die Bcgräbuiss- und Glockeilgelder
nicht mehr unter dem Namen des einzelnen Todten auf-
geführt^ de doden, de na dueeer tit varetorven eint, dat
geU in eynen budel gmoorpen. Damit hdren leider auch die
Todtenlisten auf.
Die Ein II ahmen und Ausgaben zu verzeichnen, war
Aufgabe der Vormünder oder Yorstender der Kirche.
Diese worden Tom Bath der Stadt ernannt Es waren imnittr
zwei, ein Yormnnd nnd sein Kumpan. Die Zdt ihrer Amtss-
dauer war unbegrenzt. Gewöhnlich wurden sie im Lauf
der Zeit Mitglieder des Raths.
Die Hechnuugen werden in der E^ei Tom ersten
Vormiind gef&hrt» der sie in nicht zu grossen Zwischen-
rlnmen gemeinsam mit dem Kumpan prftft. Üeber die
Thatigkeit der Kirchenvormunder der Nikolaikirche für das
letzte halbe Jahrhundert, in dem sie dem Katholicismus
angeh(irte, seit 1465, geben uns die erhaltenen Jahresrech-
nnogen reiche Kunde. £s waren in dieser Zeit
Vormund : Kumpan :
1466 ETert Smit Marens Los
gende 10 mk.
1476 Joh. Botert
148!^ Joh. Boeiseman
1488—1622 Joh. Bothgers
1475 Marqnart van der Molen
1498 Lambert Otttnck
1606 Heyse Pattiner
1516—1526 Heinr. ßuesch.
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219
Die JabreäreehnuDgen seit 1465 ünden sich im ältesten
Kirebenbuch, einem tunfangreichen Papierbande tod 250 ge-
sihlten FoliobUlttern, Ledereinband mit Riemen und Schnalle.
Die frühesten Eintragungen sind Ton B^ert Smit ans dem
Jaiire 1465^). Den grü8St«?n Theil dos Bandes for die Jahre
1488—1520 hat Joh. Rothgers geöchrieben. Er lieas, wie
noch za erkennen ist, 1488 das ältere folürte Becbnangsbuoh
seiner Vorgänger von 1466 ab nea binden, fögte ftr
die BechnuDgeu der Znknnfl mehrere Lagen starken Papieres
hinzu und hat dann das Ganze neu foliirt. Auf dem Leder-
deckel ist das Jahr seines Amtsantritts und sein Name ein-
geptesst: N2: 1. Anno 1488. — S. Her. Johan. Eotgers. Da er
hier bereite den Bhrentitel eines Rathsmitgliedes ,,Her" (nhrt,
er in diese Stellung aber erst 1498 gerückt zu sein scheint,
so äind Zahl, Jahr, Name wol erst nach diesem Jahre einge-
presst worden'). Das älteste Kirchenbuch derSt.Nikolaikirohe
dsrffaglieh nach ihm Bothgers Kirchenbuch genannt werden.
Bün zweites Kirchenbuch bat dann Heinrich Busch oder
Bnssch gefuhrt, der 1516 Vormund wurde und bis 1526 im
Amte war, und seine Nachtblger haben es bis 1548 fort-
gesetzt. Dieses Buch wird noch 1706 im Inventarverzeichniss
der Kirche genannt» ist aber heute nicht mehr vorhanden.
Der Kirebenvormund Jost Dunte, der 1602 ins Amt tritt
und Busch seinen Eitervater nennt, hat in das von ihm
geführte, noch erhaltene Denkelbuch mehrfach wichtige
Notizen aus dem Kirchenbuch des Busch ubertragen. Der
Verlust der AnÜBeichnungen Yon Busch muss sehr beklagt
Verden. In den Materialien sur Geschiebte der Verwaltung
der Kikolaikirche ist dadurch rine Lücke entstanden. Und
diese ist um so empfindlicher, als liusch Zeitgenosse wichtiger
Begebenheiten, der reformatonschen Bewegungen, Augen-
1) Auf ein anderes, niolit erhaltenes Kirch enbueh an* dw Mitte
dea 15. Jahrhunderts acheint eine Notiz von K. Smit zum Jahre 1468
u deuten: Item entfangen van Uennink Ütenwerter, als in dem kerken
*ofe tteit 110 mk.
^ Vielleicht sogar viel ipäter, dann könnte das vor Her atebende
S. selig eein.
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220
zeuge der Bildersfenrmereien in Reval war. Er hat sich diesen
entgegengestellt, soll seine Nikolaikirche vor ihnen gerettet
hAbeiL Was wir hierfiber wusen, stfitet sich vonagsweiae
auf eine Ifittheilmig von Dante, die anf Bnaeh nurfickgeht.
Ans der zweiten Hälfte des 16. Jabrliuiiderts hat sich
glücklicherweise das Kirchenbuch erhalten, das 1551 der
Vormund Werner Dndinck begonnen und dem er selbet den
Titel Bente-bock vorgesetKt hat, 166 BL in foL mit ZnB&txen
Ton spftteren Händen bis 1680. Wie der Titel sagt, handelt
es vorzugsweise von den Renten der der Kirche gehörigen
Häuser, Capitalien etc. Doch finden aich auch andere
werthToUe Angaben.
Ans dem 17. Jabrhnndert sei nur noch das bermts
genannte ,,der Kirche Denkelbneh'* des Jost Dnnte ange-
führt, das er 1603 zu schreiben begann, und in welches er
zahlreiche Auszüge aus den älteren Buchern eintrug und
aber seine eigene Verwaltang ansföhrlich berichtet Er
starb 1615. Sein gleichnamiger Sohn warde 1682 Kirchen*
▼ormund, legte aber das Amt 1681 nieder und zog sich auf
das ihm von Gustav Adolf verliehene Gut Kegel znrnck.
Aul" die späteren Kirchenbücher, deren die Nikolaikirche
noch mehrere besitst, gehe ich nicht weiter ein, da sie für
die Torliegende Frage nor wenig in Betracht kommen^).
Sind auch, wie man sieht, nicht mehr, alle Kircben-
oder besser Recbnungsbücher der Nikolaikirche erhalten,
so ist dieses Gotteshaus doch wahrscheinlich in den bal*
tischen Landen das reichste an handschriftlichen M ateriaUoa
zn seiner Geschichte*). Es wäre sehr erfreolich, wttrden
1) Eäoe geaane BMekreibmig aUer wäre sehr enrfiiiaelit
^ Llvkod tritt in dteser BesIehoDg mSt sirOck; die livL
Kireheobächer begioDen erst in der zweiten Hälfte dei 17. Jahrh.
et, Brainingk, Bitz.-Ber. der Big. Gea. 1897, Seite 46. — Aach Pastor
R y. Winkler-St. Juri^eos hält dal Nikolai- Kircheaerehiv für daa
älteste iD Estland. Eioe Abrechnnng über Einuahine and Aasgabe,
d*'T Olai-Kirche van ln'25 — 1532 liege im Revaler Hatkaarchi?, aagt
Hausen, Kirchen und Kloster Bevals, Seite 11.
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diese m einer wirklicken SpecialgeachiciUe dieser Kirche aus-
gebeutet Verden, f&r welelie sich ans dem Boh(}nen StadtarohiT
fon BeTftl sieher noch weitere reiche Beiträge ÜUiden').
hl dem ältesten, und für uns ■wichtigsten Kirchenbuch,
das den ^tarnen Joh. Kotgers aul dem Lederdeckel trägt,
nnd xahlreiehe Machrichten über den Kirchenschmnck ent-
blten, den die Nikolaikirehe zu Ansgang der katholischen
Zeit besass.
Die frühesten Aulzeichnuns^en in dem Bande stammen
aaä dem Jahre 1465. Damals wurden durch den Bath der
ätftdt Erert Smit mm JELirchenTormnnd nnd Marens Los
ni seinem Genossen eingesetzt. Er selbst schreibt darüber:
Int jar 66 des anderen vrida^es na Uchtmissen [Febr. 15]
$ati€ mi unse erlii.e rat vor enen vormunder to hu nie Niclawes
kerken, Jtem van dem trent midvasten [März 24] hyr na
gedtn tt mi Mareus Loi to emm kumpane, God varlene
«M 9%ne gnade ete. Zehn Jahre bis 1476 blieb Evert Smit
Kirchenvorsteher, er war mittlerweile Rathsherr geworden
und wird 1476 als Börgermeiäter genannt*). Ais er dieses
höchste städtische Amt übernahm, hat er wahrscheinlich
das «nes Kirehenvorstehers niedergelegt. Sein Kumpan
Marcos Los war bereits früher ans dem Kirohendienst ge-
schieden, 147li ici er in diesem noch üjafig, 1475 war
Marquard van der Molen an seine Steile gerückt. Am
GeoigBtage 1476 wurde Hans Rotert^) als Nachfolger Yon
Swt Smit mm Vormund der Eorche bestallt^ neben dem
Marqoard van der Molen auch weiterhin Enmpan blieb.
*j Im Jahre 1887 hat Tb, ychiemuLü iu den Preussischen Jahr-
böchero Bd. 59, bSl ü., eiueu Aufsatz vt^röff enthebt: 8t. Nicolaas iu
Keral, der aber nur ein BUd ana den kirdiliehen I«eben des 15. Jahrb.,
nicht ose Ges^hta der Kirche sein will. Das Material ftr diese
fikine iit Tonegiweiie denselben Ütetteo Eireheobaohe entaemmen,
die ineh fnr vorateheDde üateTenchiuig an erster Stelle benntst wurde.
«) Bimge, Bevsler Batbsliaie (1874) 12a
3) Marqoart d. Mühlen Börger 1472» Bathiberr 1482, f 1497.
- Joh. Botert Bathaberr 1480, Börgermeister 1488, f IfiOB.
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I. Der ertite grosse Siiberscbmuck, von dem das Kir*
cheBbooh redet, isl die MooBtranz des Hans Ryssen*
berch« Es ist ▼or allem das Verdienst des RircheiiTor-
Bteliers Bvert Smit^ dass sie gefertigt wurde.
Die Vorbereitungen für ein so rimiies und kostbares
Werk mögen längere Zeit gedauert haben. Wahrscheinlich
wurde es nach einer Vorlage gearbeitet» die von kundiger,
aber uns nnbekannter Hand nach den strengen Forderangen
gothischen Stils entworfen war einer Zeichnung^ vielleicht
einem Modell, wie wir öpäter von solchen iioren, als anderer
grosser Öilberschmuck für die Kirche aiiijelertigt werden
soll. Ueber solche Vorlage werden Vormünder und Meiater
sich geeint haben. Bin bestimmter fester Preis wurde offen-
bar nicht festgesetzt, da der Meister bei einem so grossen
und complicirten Werk das Gewicht nicht genau zum Voraus
angeben konnte. Es wurde, wie die späteren Abrechnungen
lehren, vereinbart, dass dem Meister für die gemäss dem
derzeit in Beval herrschenden Gesetze in 14Vi Ittthigem
Silber herzustellende unvergoldete Monstranz der Werth
des Silber- Rohmaterials ersetzt werde und er außerdem einen
Macherlohn erhalte, der mindestens 150 Mark betrug. Die
Vergoldung ist dann nachträglich unter besonderer Abreoh*
nuDg erfolgt.
Die Bestellung kaüu vielleicht schon im Jahre 1471
erloigt sein^). Während in den Jahren 1465 — 1470 keine
Einnahmen und Aufgaben für Silberschmuck im Kirchen*
buch veneichnet stehen, beginnen aeit 1471 Spenden för
die Monstrans einzufliessen. Die Vorsteher werden sich um
die Beiträge bemüht haben, da sie die Aufgabe hatten, die
Mittel zur Bezahlung zu schallen. Dazu wandte man sich an
die Gemeinde: Darbringungen üiinaelner und öffentliche Kir-
chencoUeeten sollten helfen. An Beiträgen werden angeführt:
1) 8. S. 170.
^ Im Jahre 1467 leistet KysaeDberch noch der Kiroh« Zahlsng:
Item enifangen van Bant Rütenberge — S mk.
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893
1^71. van Hinrik van MoUn tor
momtracien 4 mk
mm Gmom Buk tor monstrantiin P/%ink^J
Also im Jahre 1471 . . . SVü Mark.
Zahlreicher sind die DarbriDgaogen im Jahre 1472:
van den dregerg S mk
tan Kleu Wulve 6 mk
ffan her Johan van Richgem *) wive j mk
$ande mi Marcus Lo«, dat
1 $ehiper tor moMtranden gaf Vi mk
mm Ohert 2 mk
Item noch iforkofte tk 12 rintz
gülden, dat HucAe vor 7 ferding
und 3 Schill., und ö poitelates
gülden, dat »tueke wr 1 mk
und 7 schiU* min 1 ferken^ dä ü
to tarnende 28 mk min 2 eehill,
Dit wart tor monsiranlien qcgever).
Item noch entfangen an lichten
gülden und an ferkens . . . 14 mk
Düvart ok tor moneiraeien gegeven,
Also im Jahre 147:-^ ... 60 Mark 16 Schill.
Weniger eialrägüch war das Jahr 1473, an Einzelgaben
floeaen aur zu:
von Bane Vrederkink 1 rine gMen.
ean leebrande ^ mk
Von denen fibrigtu bald ein Theil nrfiokgesahlt mirdtt denn
Ae. Iiis motte ik Oerwen ßueke »edder geven van dem gelde, deHt he
m gaf tor monstrantien — 11 ferd,
s) Job. von Bieben Batbaberr 14&Ö, Bürgermeister U70— 1472.
^) lo der Handsebiift: minlfek [oder sekj, steht am Bande, der
Butiitabgeiebmtten. Entipiecbend dem folgenden Posten, wo Fer-
^eos erwähnt werden, iflt enn I ferken ergänzt worden. Nach der
vorstehenden Rechsong wären 5 Ferken = 1 Schilliop, wie mir aber
^fit- Bncbholtz mitthoilt, gehen auf Grund der Bevaiscben Kämmerei-
^^BDgeu nur '6 Fatk^m auf den ächiliiag.
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Dagegen wurden in diesem Jahre fünf mal in der Kirche
Collecten far die Monstranz veraiiBUltet (etUfimgen dat tor
mofutraneiin gändeu wart), doroh den Vorsteher
Smit selbst. Diese Samrnlnngen ergaben: 5 Ferd. 2 Schill.,
2V2 Mk., 1 Mk., 2V2 Mk., 1 Mk. 5 Schill., zusammen 8 Mai'k
16 Schill. — Alflo im Jahre 1473 — 13 Mark 10 Schill.
Im Jahre 1474 brachten Tier Collecten, deren erate sä
Ostern TeraDStaltet wurde, 4 Mk., 5Vt Mk., 1 Mk. 3 SchilL,
32 SehüL, rasammen 11 Mark 17 Schill*
Dazu : van Plugen ^) 1 itik
van der Boseschen 6 mk
van Bermen Tro$t . . . . 13 mk i ferd.
Also im Jahre 1474 — 31 Mark 26 Schill.
Die beiden folgenden Jahre geben nur noch je einen
Beitrag: 1475 van (Mawet Kerkroden 2 mk min 2 sM», und
1476 des sundages vor mnU Blsehen und yp sunte Ei8€hin'dach
[Nov. 12. 19] entfangen, d at mit der munstransien gebeden
war 1 mk 2 ferd.
Im Ganzen sind in den Jahren 1471 — 1476 for die
Monstranz emgekommen — 114 Mark 83 ScMlHng.
Eine nicht nnbetrUchtliche Summe, aber doch lange
nicht ausreichend für ein so grosses und theures Werk.
Ueber die Ausgaben zur Monstranz ünden sich folgende
Angaben:
Anno 1473 : Htm geoen vor2mk hdyh
iar monstrancien . . . , 22^1% mk
Item fjaf ik Ecerd van der
Schur ^) vor ä mk Lodick,
de eck tor monstrancien
1) 1 rheiiiisehw Oviden ss 7 Feid. 8 SehilL, wlo obra. Im Jalure
1494 berMÜmao die Vonnflnder in «hier SefaoldTeneliralbQiig, die ei«
austeilen, I rinsc. gülden = 2 Mk. ft Sebil!.
-) Smed Clawes Plügge.
Verkauft 1473 Gold and Silbftr, erhiUt BenteflttUniig von der
Khehe; 1476 verbeMert &lÖp eL
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226
qwemtn, de mk lodech
n mk 1 ferd, is . . . . 33 mk S firdm^
Ii§m güfik Barn Rmenberfft
Up dat tuher dat he tor
monstrancin gedan heft . 42 mk
Aüüol4i4: Item gaf ik Rmenherge
noch up de monstrantie . 8 mk
Denmaeh wmn 106 Mark l Ferring Ar die MoDfltrios
ausgegeben, wShrend sie nooh in Arbeit war, niid zwar
echeinea 50 Mark an Ryssenberg in Geld gezahlt zu sein,
fnr 5B Mark 1 Ferd. aber waren 5 Mark löth. Silber zur
MooBtranx gekauft worden.
Die erste Abrechnung erfolgte, als die Monstranz rom
Meister Hans Ryssenbereh beiden KirchenTorstehem znge-
wogen wurde. Evert Smit schreibt darüber:
Jnt jar 74 up des Hilgen krmes avent [Sept 13] woch
Bam Rm€nbech un» de mumtrantie to, ee woeh mü allen
hädem und al dai dar io hori, beeunder dar dat eaerameni
m Han sal^ — SS^k mark Mitk, und ik gaf em do euhes
icedder al dat he dar in f^edan kadde van ftinem mlver,
und wes he her üinrik Tolner und Depenbeken schuldig was,
dat rekende ik em af, aldue betalde ik em do sulvee ret
am ^74 mk 12 eekUL
Rem atdue is em al ein sither hetali und he heft up dat
makflon entfangen 150 marA' in al, und desse 1,'jfJ mark sin
hir bevor en alrede gerekent^ dat sal men nicht me reken,
IHe Monstranz war offenbar noch nicht ganz fertig, sie
wurde noch nicht Tom Meister abgeliefort, sondern nnr die
Süberarbeit war in den einzelnen Theilen beendet. Diese
waren aber ahrscheinlich noch nicht zusammenp^esctzt,
denn es fehlte noch die Vergoldung. Der Meister wog
soaSchst sein Werk den Bestellern nur zu, damit die Be-
rechnung Torgenommen werden konnte. Die Angaben, die
r«l — baar.
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226
der Kirchenvorsteber Evert Snrit dar&ber macht, flind sehr
dankenswerth, aber doch nicht so vollständig:, daBS alle
auttauchenden Fragen gelöst werden können. Es handelt
sich am die Berechnimg des Materials und des Macherlohns.
Die Monstrani wird gewogen mit allem Bilbemen Zierratfa,
mit allen bilden und al dat dar to hört, aber nat&rlich ohne
das Glasgefäss, welches die Hostie bergen soll, besunder dar
dat aacrament in stan soL Das Werk wiegt BdVs Mark
Itfthig, der Yorstdier gab dem Meister do tuhee widdtr al
dat he dar to gedan hadde »an einem eulter. Da 6 Mark
löthig bereits früher Rissenberch überliefert waren, hätte
er jetzt noch 33Vi Mark iotbig erhalten, womit em al sin
eulver betalt worden wäre. Daza erhält er jetzt ftp dat
makehn ISO mark in oL Diese Summe scheint sich so
znsammenzasetzen: 60 mk. waren, wie bemerkt , bereits
früher Ris3enl)erch ausgezahlt worden. 74 mk. 12 8cbill.
erhielt er jetzt baar, und was er dem Herrn Hinrik Tolner
und Depenbeke') schuldig war, wurde ihm, oflfenbar mit
seiner Zustimmung, abgerechnet Es wären das demnach
25 mk. 24 Schill, gewesen. Wie diese Schuld entstanden
war. ob vielleicht durch Torschüsse auf die Monötranz,
wird nicht gesagt. Damit hatte Ky»Henberch 150 Mark
up dat makelon erhalten; es scheint also der Macherlohn
hiemit noch nicht ganz bezahlt zu sein; Tielleicht wurde
ein Beet noch zurückgehalten^ bis die Arbeit völlig fertig
abgeliefert wurde.
Was die bis jetzt auf das Werk verwandten Kosten
betrifft, so lässt sich folgende Rechnung aufstellen: die
Monstranz wog 88Vi Mark lothig; f&r die Mark lOthig Silber
hatte der Vorsteher jiingst zwei mal 11 Mark 1 Ferding
bezahlt; setzen auch wir diesen Preis, so sind 38 Vt Mail
») Hinrik l oelnere Rathsherr 1447 (L. ÜB. 10,337 Anm.^). Katha-
kerrl470(t 1476). Micbelaen, Oberhof 48. 83. — Depeobeke vserdeu 14G0
Sparreu von der Kirche besahlt, könnte Holzhandler oder ßaameister
8«Id: la jeii«]i Jahren hemeht bei der KIrehe groeae Banthfttigkelt.
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227
Idtbi^ — 433 Mark 4Vs Schill, ri^'sch. Dazu kommen
Mark lur den Macherlohn, demiKich waren für die
Monstranz bis zum 13. Sept. 1474 verbraucht worden
öSa Mark 4Vi Schül. FreiUeh bleibt bei dieser Bech-
nmig zu berückafchtigen, dass der Preia von 11 Mark
1 Ferd. für die Mark löthig auffallend niedrijy erscheint,
wahrscheinlich nur für altes Silber galt, gutes öiiber mochte
aacb besser bezahlt werden. Aber sehr hoch war offenbar
damals der Kors des Silbers in Beval nicht denn in der*
selben Zeit, 1473, verkana Erert Smit 4 Mark löthiges
Silber für 48 Mark rig. und 1 Mark lötbig für nur wenig
unter 12 Mark^j. Es darf der hier berechnete l^etrag von
6BäV« Mark rigiscb als die niedrigste Grenze der bisherigen
Ausgaben fnr die Monstranz gelten.
AnfTallend ist der Widersprach, dass nach der Angabe
des Kirchenvorstehers Smit die Monstrum/. Mh'^ Mark ge-
wogen habe, dass öich dageg 'ii im Innern des Fusses die
Angabe findet: 3772 Mark lodig 4 Lot. Die Mark zu 16 Lot
gerechnet^ stehen sich damit 616 und 604*} Lot gegenfiber.
Worauf diese wenn auch nicht grosse Differenz Ton 12 Lot
zurijckgefuhrt werden muss, ist nicht klar**). Das jetzige
Gewicht des Kunstwerkes» 20^» S russisch, kann hierüber
keinen Anüscblnss liefern. Denn durch die Vergoldung ist
1) In den vorhergehenden Jahren war er noch niedriger geweieo:
1465 verkauft Bvert Smit 1 mk lod. mr 10 mk rig.. 1466: 1 mk lod.
fftr 10 mk I ferd., l mk 3 lot für 12 mk 6 Schill., wonach L mk
lod. = 10 mk 1 ferd.; ebenso 1467: loi oldei silv. für 8 mk,
wonach auch 1 mk lod. = 10 mk 1 ferd. geweseo wäre. Oer Silber-
Inirs hob sieb in den folgenden Jahren, 1473 zahlte Smit, wie oben
bemerkt, für 1 mk lod. s 11 mk 1 ferd. Im Jahre 148Ö: de mark
iodig »ttit il v\nrk.
*) 12 mk mm. 3 . . wahrscheinlich Sehilling, die Bezeichnung
i»t darch den nachtraglicljen öclinitt des Biiclies verschwunden.
•'j Die Angabo 40tj l^ot auf Seite 175 ist ein Druckfehler.
*) Jost Duute sagt iu seiueiu Deukelbuch voü der Monstranz:
iim 1600 ist sie gewogen und befunden 599 tM, Welchefl Oewicht
in«r gtbranebt, oh dec GlesgefKn mitgewogen wurde» wiiien wir nickt.
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388
«8 sp&ter schwerer geworden, andererseits fehlen ihm heil4*/|
einige Statnetten; tot allem, es ist die Glasglocke, unter.
welcher die Hostie bewahrt wurde, heute mitcrewogen. wa«.
wie ausdrücklich angeführt wird, nicht geschah, als dexi^.
Meister 1474 seine Arbeit den Aoftraggebem zuwog:!;:;
hnunder dar dai saerament in ttan 9oL \ , ;
Die Silberarbeit war offenbar am hl. Kreuzesabend 1474 .
fertig, dagegen fehlte die Vergoldung. Auch sie führte .'
Meister Ryssenberch aus. Doch dauerte es einige Zeit, bis ;
man hiezu sohritt. Im Jahre 1475 hören wir Ton keiner j
Arbeit an der Monstranz. Die Sammlongen worden freilich y
1475, 1476 fortgesetzt, doch flössen die Beiträge sehr spärlich •
ein; in beiden Jahren kamen, wie wir oben sahen, nur
3 Mark IB Schilling zusammen. So haben also die Mittel
für die Yergoldnng fast ganz aus der Kirchenkasse be-
stritten werden messen. Es geschah das in der Art, daas
die Kirchenvorsteher das Material iiir die Vergoldung in
natura lieferten, z. Th. altes Croidgeschmeide , das der
Kirche gehörte, vor allem aber wurden im Lanf der Arbeit
Goldmünzen dem Meister eingehändigt» Bosenobel, oder, ?
wie der niederdeutsche Mnnd sie nannte, RnsehenobeL 1
Die VergoiduDg begann mit dem Jahre 1476. Evert
Smit schreibt: Int jar 76 des dunredages vor der hilgen
3 koninge [Jan. 4] sande ick Marcus van der MoUn 5 ru$a.
niob$Un, de eolde he RieUnberge dem goUemede dm, de man- |
etraneie mede to vorgtUde, Und loes ik vor deeee noheUn \
yaf, dal heft mi de kcrke al wedder betalt. \
Int jar 76 dee mondänes vor pulmen [April 1] sunde
ik Marqvart van der Molen 4 ruesehe nohelen, de solde he
Rieeenberge bringen, de monetrande mede to vorgtddende, '■
Und de kerke heft mi deeee nobeUn ok al betalt
Item noch nande ik Marqvart van d^r Molen 6 i'ussche
nobelen, de solde he Ram Risuberge eenden, de monetrande
mede to vorguldende.
Am St Jürgens-Tag (23. April) 1476 wurde Hans
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229
Rotert') an Stelle von Evert Smit KircbeaTorstoher zu
c Sl Nikolai. Marcas van der MoleD blieb Kumpan.
Die Arbeit an der Monstranz wurde anch vom neuen
Kirchen Vorsteher eifrig gefördert. Er achreibt:
Itcifi anno 76' des mandages vor piiucten [Mai 27] dede
\h unde Markvart van der MoU Rissenberge iVs rus9ck$
l^Mobbel und 3 pennig to der mosstraniien und noch an
hugen^J ttnd olden gulde 14 nohbelen min. i ferd, 2 pennip,
des ff (?(](' he mi des anderen dagc^ erien suheren buch^J
weder y de dar mank geivest, hadde tcicht iVs gülden. Dil
gult hardß al aunte Nikalaus to.
Jimn anno ISupdea kiUigen KerHea an$nt [Dec. M] gewn
Lodeweek^) Rissenbereh up demunstransie to makenlOmarkrig.
Item anno 77 »hs midwekens vor panchen [Apr. 2] gaf
ik Harn Rü^enberch, dat uh em noch van der mumtramien
uj schuldig weren vor goU und »ulver und makelon tosamen —
t 47 mk 15 9ch., dar mede is al dinck van der muntiraneien
f. wegen »lieht und sint em dar nicht mer van schuldig.
Damit war in der Karwoche dcb Jahres 1477 die Mon»
stranz wirklich fertig und auch voll bezahlt. Nur ein kleiner
Nachtrag findet aicb noch ans demselben Jahre 1477:
Item vor 2 eulveme hinten to maken Rieaenberge, dar
men de munetraneien mede dretht und dar wae van Rieeeu"
bergen sulver to, to samen em geven — / mark.
Dass an der Basis der Monstranz zwei starke Ösen
. angebracht sind, ist oben Seite 168 mitgetheilt und dabei die
j Yerrnnthnng ausgesprochen, sie könnten dazn gedient habok)
i die Monstranz zu tragen. Diese Vermuthung wird durch
1480 uls Rathsherr, 14^3 als i'>iii La'rmLiät,er iiacfiwuitibar, f 1503.
2) Schmuckstücke aus Goid oder hilber. Im Jahre 1482 über-
giebt Haus Kotert seinem Nachfolger beim Amtäwechäel: lü gülden
hoge und i stUven bodk. Der neue Vorsteher verkaaft eie: vor 8 gtUden
böge gut tmd quat, de wogen iP/i gülden-^ 23 mark. SIcIm Stlte
*) War riflUtioht veigoldAt und iratde in Folge deasen Ar
Gold gohatten.
^) Lodftweeb wobl nur SolurelbfeUer, sonst ideht bskannt
MittlisU. a. d. livL Gescbicbte. nu. 2. 16
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230
I
die vorstehende Notiz über die Haken bestätigt, wir horcu
sogar einige Jahre später, bei einer Inventaraufnahme von
eynmn mor mit twen suheren haken, dar nun de monstran-
den med pleeht to dragen.
Das sind die Angaben des werthvollen ftltesten Kirchen-
buchea von St. Nikolaus über die Entstehung der Monstranz
und über die Summen für ihre Herstellung*). Nicht häutig
dürfte ans älterer Zeit über ein Werk der Goldschmiede'
kirnst so genaue Naehricht vorliegen, wie hier. Wir sind
dem Eirchenvormund Evert Smit anfricbtig dankbar, dass
er nicht nur die Monstranz hat fertigen lassen, sondern iia>s
er auch über die Entwickelung unddieKo^ten ihrer Herätoilung
80 genau Bach geführt hat Sein Nachfolger Hans Botert
ist dann seinen Spuren gefolgt. Der iltere Kumpan Marcus
Loa tritt, last ganz zurück, der .spätere Mar(iuard van der
Molen, der 1475 bereits im Amte ist, betheiligt sich in
soweit, als der erste Kirchenvormund das Gold, welches bei
der Vergoldung zur Verwendung kommt» durch ihn an den
Meister gelangen lässt. Vorsicht, vielleicht auch Vorschrift
mag diesen Weg gewiesen haben.
Zur Vergoldung waren dorn Meister übergeben:
1476. Jan. 4 5 Eodenobcl
April 14 „
6
Mai 27 IVt „ 3 Pfennig.
14 min 1 Ferding 2 Pfennig.
Zusammen . 30^2 Rosenobel min b Schill. 2 rfeniiig.
Wie viel ist das in Alark? Zum Jahr 1474 schreibt
1) Das Kirehenbnefa eotlialt, gleiehfaUt noeh aus der Ostmeit
1477, die Angabe: lUm beiait h» BeinoH vm Werem va» Bu$miber^
iMtfr«! — 20 mk. Da dieie Notis der SddasareohDuiig folgt» wo
geiagt ist, dass alles Ui BetrelF der Mooatnuis tUdnt sei, eraeheiat
ee nicht nUasaig, diese 20 Matk sa den Koitea Ar die Monatnuis
hiBzasnrechnen.
Smit sagt zum Jahr 1471: Item gedan Marcus Loste, dat he
in fh khtp hqen tohie — 80 mk. Warnm Smit das Dioht Selbet
gethAO, ist oicht klar. Stand die Kiste beim £.ampaat
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E^ert Smit: Itmi geven vor 15 mm. nohtlen, elk stuck
ktait vor 4 mk und 12 schill, is — (}5 mk^), 'Nach diesem
Kurs 1 Rosenobel = 4 Mark 12 Schilliog^) sind 30 V> Itose-
aobd = 132 Mark 6 Schilling. Von dieser Summe kommen
in Abzug die 8 Schill. 2 Pfennig, welche an den SOV/? Rose-
nobel IVblten, sodann der bilberne Buch P/^ Guldeu schwer,
den Byfisenberch zurückgab. Im Jahre 1482 yerkaufie der
KiichenTorsteber 8 gfilden Bogen, die wogen 14Vs GnldeUf
for 23 Mark^), demnach galt der oben erwähnte Bach von
IVt Gnlden 2 Mark 13 Schill. 2 Pfennig. Wenn man
diesen Betrag und die obigen 8 Schill. 2 Pfenn. von den
132 Mark 6 Schill, abzieht, so ist Gold im Werth Ton
129 Mark 19 Schill 2 Pfennig f&r die VergolduDg an Ryssen-
bereh übergeben worden. Einiges scheint anch er selbst
noch hitizugefügt zu haben, wie aus der Bemerkung bei der
äcblu&srechnung hervorgeht.
Bei dieser Schlussabreohnung zahlte der Kirchenvor-
ateber Hans Rotert am Mittwoch Tor Ostern (» April 2)
1477 an Ryssenberch dat wy em noch ««m dir fnumtraMÜn
ickuldig waren vor fjold und mher und tnakelon tosamen
— 47 mk 15 schilL Endlich erhielt der Meister noch nach-
trSgUch fxa die zwei Haken 1 Mark. Ss hat die Kirche
also ftr die Monstranz verbraucht:
MF Zeit des Vorstehers
Hans RotertindenJahrenl476, 1477—177 Mk.34Sch. 2Pf.
ZOT Zeit des Vorstehers
Ewt Smit bis aam 13. Sept. 1477-683 Mk. 4VaSch.
Somit sind die Oesammtkosten . 761 Mk. 3 Sch.VsPfl
1) D«r Schreiber föhrt fori: deaäe i5 ruta, nohäten dede Ut in de
haUe, dar dat ander ffoHinne it. Siad das ifie Botenobel, die epSter aar
Tergoldnog gegeben werden? Aiiek das andere alte €K>ld mag hier
gelegen haben.
1473 war der Ooldkurs etwas höber: vor 3 nobelen — /3Vi mk,
1475: entfangen vor ene mgs nohelm — Pf^ mk 3 .«c/rt7/.
^) Ein ähnlicher Preis 1466: entfangen vor 2 goldene buge —
i raib min 1 Jtrd. — Dagegen 1467: vor enen suiveren buch — 34 »chilt,
16* ^
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232
Mögen aach bei den thatsächlicfaen ZaliluDgon einige
kleine Abweichungen von den hier angesetasten Werthen,
besonders bei der Umrechnung der verschiedenen Mfinzen«
vorgekommen sein, im Gaiizeü wird die hier gefu udeue
Summe der Höhe der Gesammtkosten für die MoDätranz
nahe kommen. Diefurdie St Nikolaikirche in Beval
im Jahre 1474 von Hans Rjssenberch gearbeitete
Monstranz hat etwa 761 Mark rig. gekostet.
Man [t;i versucht, diese Öuiume in heutigen Werlb
umzusetzen. Doch mt das schwierig und mit Sicherheit
kaum möglich. Vor aliemi weil wir das Verhältniss der
Qewichtsangaben älterer Zeit zu heutigen nicht genau
bestimmen können. Nur als ein Versuch will nachstehen*
der Ansatz gelten.
lu Rothgerä Kirchenbuch finden sich aus den Jahren,
in welchen die Monstranz gearbeitet wurde, mancherlei
Pjreisangaben, so besonders liltufig fOr Wachs, das der Vor-
steher seit 1478 in beträchtlichen Mengen nach Lübeck
sendet, um die Kosten für Tafeln, d. L. üjlder, die für
die Kirche angefertigt wurden, zu bezahlen. Der Preis des
Wachses schwankt: 1465 gilt ein Schifipfnnd') 75 Mark, 1473
gar 77 Mark, 1479 und 1480 dagegen fi6Vs und 60 Mark,
1481 wird 68 Mark gezahlt, U82 ist der Preis 62^69 Mark,
1484 äteigt er auf 74 Mark-). Nimmt man einen mittleren
Preis Ton 65 Mark für 1 Schiffpfimd Wachs, so wären
M Tm Jahr 146G : entjangen 2^i% lu Jf ^rcs: mnl 2 mkJi, d<i{ vomverdr
(— erubrigtöü) wi, id lisjU gegeven vor 4 mark min 1 feni. u 10 mark
min / ferd. Danach ist l Liespfuud = 20 Marktpfond, und I Schiff-
pfuüd = 20 Liespfund = 40O Marktpfuiid. Ebenau 15U5: 1 Schiti-
pfund = 81 Mark, uuU 2^/^ Schiffpfujxd 2 Lieapfond 2 MarktpTuuü
= 211 Mark» daraus folgt l Scluffpfuud = 20 LiMpftmd =s 400 Karict-
pAmd. Vergl. Nottbeck, Oeschichte Bevals 67. Hfldebraod, Rig. Sehald*
bneh LVII, setzt 1 LiMpfood = 16 Marktpfond, doch ist 20 PAmd
noeh hente gewöhaUch and war schon im 15* Jahrh. gabiaaehlioh.
S) Uebar Prdsa von Waehi und Sals Im U. JahrluaiaheHtieda» Be-
valer Zollbacher OXVI ff. Im Jahre 1508 ist 1 Schiffpfand Wachs s=
90 Mk.; 1491 ist 1 Last Sals = Mark 1 Schill., 1510 dagegen 21 Mk.
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233
761 Mark etwa gleich 12 Schiffpfund Wachs. Der heutige
Marktpreis ist durchschniULich 47 Kopeken (ea. 1 deatsehe
MebBmark) für ein Pfand, 188 Bbl. fhr ein Schifiplnnd, also
wlien 761 Mark = ]2 Schifipfnnd = 2256 Rbl. etwa der
Preis der Monstranz. — Ein anderer Ansatz nacli Rothscers
Kirotienbuch wäre: 1469 gelten 5 Last Salz = 74 Mark
6 SchiU., also 1 Last = 14 Mark 30 SchiU., f&r 761 Mark
hmhte man demnach 51,s Last Salz kaufen. Das Ver-
htitniBB Ton Last zn Schifipfbnd ist unsicher'), im Anfang
uiisfrpjj Jahrhunderts war in Estland 1 Last Seesalz =
18 TüDuen*), 1 Tonne = 22 Liespinnd, folglich 1 Last =
M Liespfand oder mnd 20 Sobifipfnnd. Hento kostet
1 Scliifq[>fQnd Sak 230 Kop.^, also 1 Last » 46 Rbl.
Polglich wären 761 Mark iig = 51 ,s Last ^ 2B60 Rbl.
Diese beiden aus den Preisen für Wachs und Salz gefundenen
äatze kommen einander so nahe, dass sie sich gegenseitilg
iD stützen Bcbeinen nnd man doch ▼ielleioht ssgen darf:
Itat die Monstranz 761 Mark rig. gekostet^ so entspritche
das heute etwa 2300 Rbln. (ca. o^XM) deutsche Reichsmark).
Mit der letzten Zahlung an Kyssenberch in der li.ar-
voche 1477 war dem Meister gegenüber al ding van der
nmtiranHen wegen sUckt, das heisst vollständig bereeh-
oet nnd bezahlt, nnd eint em dar nicht mer van schuldig.
Die Monstr;i[jz ist offenbar zu Ostern 1477 fertig hergestellt
und übergeben worden.
Um eine Monstranz in der Kirche als gottesdienstlichen
Gegenstand gebranchen zn dfirfen, muss sie geweiht sein»
Wie die wiebtigeren Weihen, konnten auch die der Behälter
KoppmaDD, HansieoheGeBchicfatsblatter 1894, 147.
*) Ewers, Schalbuch (1868) 355, wo noch eine Menge Angaben
öher die Grösse der Last in Liv- und Estland, verschieden je nach
dem Getreide und je nach dem Ort, sich finden. Hildebrand 1. c. setzt
I Im = 12 SchifTprund. Bliimcke. Tfausische Gesandtacbaft (1S94) 250:
i& DftQzig i La^t spaoiscii Sab& = iö ToooeD,
3) I. S. 113.
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284
füT das Allerheüigste, so doB Gehünses in der M ouBtruz znr
Aufnahme der von der lunula getragenen geweihten Hostie,
nur von einem Bischof vollzogen werden^). Der revalsche
Bischofsstuhl war Ostern 1477 erledigt: Bischof IwanoB
StolteTOth wird im Beginn des Jahres 1477 znm letzte
mal genannt^ sein Nachfolger Simon y. d. Boreh trat erst
gegen Ende dieses Jahres ins Amt -). So lange mochte mau
nicht warteOi daher wandte man sich um Pfingsten 1477 nach
Dorpat und erbat vom dortigen Bischof Johannes IL Berl>-
kow die Weihe. Die ganze grosse Monstranz aber, fnr welche
ein Behälter noob nicht gemacht war^ hinfiberznsenden, wftre
schwier if?, ja trefahrlich gewesen, war aljer auch nicht nöthig.
Es genügte, nur den wichtigsten Theil, die lunula, den
Halbmond, in welchem das Alierheiligstei die geweibteHostie,
mhen sollte, kirchlich einsegnen zn lassen. Nnr das geschah
und zwar in Dorpat. So erklärt sich die Notiz: Vor
haive mane m der munstfanaien to kreseme^) to Darbte —
RinschinB, Kirchenrecht 4, 144: benedictio tabernaculi sen
vaacuU pro sacrosancta eucharistia geschieht nnr durch den Bischof,
fi6 sind das die Rehälter für die Hostie, Ciboriam, Fyxis, Monstranz.
- Die zur Commuaiou bestimmte Hostie sollte nämlich in dor
Ivtgel in einem silberver^oldeten Speisegefaes ciboriam, oder in einer
Büchse pyxiö ruheo, die lu einem beglimmten Behälter sucranum
oder tabernaculam bewahrt wurden, dessen Schlüssel der Priester hatte
und dM ao oder fiher eiaeni AHar ai^bvteht war, vor dem daan
ein ewiges Lieht brannte. Bine oar xer feierlkiheii Aniitellang und
Yeiehmng bestimmte Hostie war die in der faioola unter dem Glas-
gelSss mhende in der Monstrams. Banfig hing das eiborium von einem
über dem Altar anf Sfiolen mhenden Baidaebin herab. Es wnrde
dann woU dieser ganae Baum ciboriam genannt, war etwa doreh Gitter
abgesperrt nnd Iconnte auch rar Anfbewahrong Ton Monstranaen
dienen.
2) Brieflade 3, 320.
•'') kresemen = mit dem hl. Ohrysam salben, Rcbiner-Liibben 2, 564.
Ist das Wort hier in dicBcm engeren Hinne. nicht nÜLrenipiner ^ weDjen
gebraucht, so wäre die feierlichste Form der Weibe, die consecratio
mit dem hl. Oele, angewandt. Diese ist sonst nur bei Kelcii nnd
Patene Regel, wahrend die andertu res sacrae, wie i ucher für den
Altaf; liorporale für die Hostie, Pyzis, Monstranz, Beli4uitinbebiUter etc^
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235
S M^hüL ^). Damit erst war die Monstranz Kircheiigeräth, res
£acra, wuiue duü der Sorge des Kirchenbütcrs, des OustOB,
t&Tertrant, der sie sorgfiütig 7er8chlo8B. Demgemllas
hürai wir emige Zeit später, im Jahre 1488: Jtem noch
htft de ko9ter in Hner wer . . wm dem hoffen edtar . . de
QmU inomtrancteTij dar he ok (fe slottel to hej\ noch einen
tnor mit twen »ulMren luiken, dar men de monstrancien
med pieckt to droffen, FGr gewöhnlich wird die Mo&Btrans
eingeeehloBseii gewesen sein*). Wurde eie in der Kirche
selbst ausgestellt, so zierte sie, das schönste Schmuckstück
der Kirche, auch die hervorragendste Stätte, den Hochaltar.
JDie Monstranz war fertig, es galt nur sie zu hnten').
Au^boi hat sie nur noch wenig gefordert, darum wird
ihrer i& der Folge auch nur selten in den KIrehenreohnungen
gedacht. Im Jahj- 1489 wird sie gereinigt und erhält ein
neaes Glas lur da& Gehäuse: Jtem ik leih et/n glas van
Lubek halen to der monstrancien $teü 20 eehüL i»6. 2 iPiUe,
ü 6 ferd. 11 schilL rig, Jtem vor de fnonatraneün reine to
makende und dyft gUu hir in to eettende ie Vi fnk. Im Jahr 1403
vird wieder ein neues Glas gekauft: Item utgeioen vor eyn mon-
iiraneien ffhs i rinecen gülden ie 2 mk 5 eehiU. Im
nur die wenip^er feierliche benedictio ohne Salböl zu erhalten pflegten.
Kelch, Patene. Fyxip F.uiiula dürfen, da sie mit dem Sacramfnt in
Berährang korornen, nur von Kierikern in die Hand genommen
werden, iiinschius 4, 142. 408.
Weihen konnten auch sehr theuer sein: 1492 lete wt wygm
A nige kapeilen van uni>cii hem büchop Stftnon van der Borch, kostede
«if (wen altar 46 mk rig.
*) In Biga waren in «ioem Oiborinm hinter Gitter Monetraaseo
geborgen. l>«r Aageoaeiige Joh. Ployss, Pfairar m Subiell, sagt
eidlich ane aber den Bllderetorm in den rigaeeben Klroben:
dort eweitte M<miira9men . . tm cibori» gettanden, darzu ««ml
Acme tehHieiel heg Händen geweten, haben 9te egnen
^ lenger dann eyne stunde gehovwen, da§ ime der $ckweis über dae
m%(f gelaufen, eh er die tekiotse und eyten'trattien hat kwnen
^tvey icUahen, BeiebekamiD«rgerichte-Arobi7 so Weldar. Unge-
^1 Hns war .^nfcahe deg Küsteri. Ale loicher wird 14W ff.
'HMisas genannt äieJie äeite 241.
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236
folgenden Jahr 149;> wird die Monstranz wieder gereinigt:
Item utgfrr^f vor de monfttrancien reine io makende in all 1 mk.
Bereits 1503 ist wieder ein neaes Glas nöthig').
Bereits obeD^ Seite 169^ ist darauf hingewiesen) dass das
Kunstwerk giit erhalten sei, und es wurde bemerkt, dass
Monstranzen durch Beiiaiter geschützt wurden. Aehnliches
ist wohl andi hier der Fall gewesen. Das Kirchenbach
hat eine Angabe, freilich ans späteren Jahren, die sich höchst
wahrseheinlich auf unsere Monstranz bezieht. heisst:
Aruto [150].? fafen maken to Brugqe eyn hoffer fo unser
monatrancien behof mit ysen bcshnjcH unde mit twen sloten,
$teit in all 4 rinsee gvlden und 4 ffrote fianac», i$ na riguc,
gelde 8 mk 2$ schiü. rig, Dyt kofer quam des 9Hlfe$
hsrtMit ftan stormes hahen to Kalmer, wo wy dar noch
med varen werden, wert men e}i u-ur. [Nachtrag :J Jtem van
Kalmer quam da* wedder na Luhek, van Luhek na Reval,
mn Rmd na Darbte, item van Darbte wedder to Retfei.
Wamm der Koffer bei seiner Irrfahrt über Reval hinans noch
nach Dorpal gelan^'t ist. wird nicht gesacrt. man bat wahr-
scheinlich nicht rechueiiig seine Hingehorigkeit erkannt*
Monstranzen aus Silber und Gold sind sonst vor allem
in Kathedralkirchen gebräachlich*). Hier sehen wir, dass
eine gewöhnliche Stadtkirche sich eine solche herstellen
lägst. Allerdings erfreute sich St. Nikolaus besonderen
Wohlstands, so dass diese Kirche auch höhere Anfor*
derangen zn befriedigen yennochte. Die Bechnnngen, die
in unserem Kirohenbnch 1465 beginnen, lehren, dass zunächst
bis 1472 grosse Bauten ausgeführt werden, dann folgen bis
1477 die Ausiraben fiir die Monstranz, und kaum sind die
Zahlungen für dieoe beendet, so beginnen die neuen grösseren
ffir die tadeln Um hogen altare, offenbar jenen grossen merk-
1) Da die Kirche noch eioe ander« Tergoldete MoDitranz besaaa,
die zum Schmiedealtar gehörte, vergl. 8. 243, lo könnten die Glieer
t, Th. auch für diese beetimmt gewesen eein.
i, S. 167.
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237
wurciigeii Aliarr^chrein mit zahlreichen geschnitzten Figuren,
der sich bis beute erhalten hat UnonterbrocheD schickt
der KircheDTormimd Hans Rotert, der 1476—1482 im Amte
war, bald betrttchtlicfao Summen Oeldes, bald grosse Mengen
Wachses^) nach Lübeck an HortoM R ikman /or nijen tafelen
hehof. Daneben wurüen 1478 betalf Claus Meiler vor dat
sakramenUBhm to maken — 22 mk^) und seit 1481 werden
Zablnngen geleistet dat kUne orgdm to makin. So sind
es fortlanfend sehr bedeutende Summen^ die der KirehenTor*
miiaJ Kotert liir <lie Kirche aiis«rab. und es scheint, da?!^ ge-
wisse Kreise im Kirchspiel mit seiner Thätigkeit nicht ganz
tofrieden gewesen sind. Zu seiner Reohtfer^gnng sählter nicht
dme Stok am Schluss seiner Ansgabenrechnnng auf, was er in
den Jahren 1476 — 1482 als Vormund won SlNikolai gethan bat:
lUm a/mo[^\4]82 des dimtdaffes na dfr 11000 mepede dage
[Oct.22j Schede ik van desser kerken vor munder schap unda to-
Inerde her Markart van der Molen unde Bane Bosman, de do
vormunder hieven, allent wee ik van der kerken wegen hy my hed-
de. als de büke, hreve unde ok sulver unde galt unde aUentfoee by
m>j waSf iinile blef der kerken nicht .schuld.
Item ik was myt her Markart van der Molen 6 jar by
deeter kerken imde leUn houwen an deeee korke: Int erete loten
wy de korke od umme nye beotyffon^) unde decken undo kton
') Eiuü Beschreibung von Neutuanu in Gesch. Bevals. Lief. 2. —
Tafthi DaoDte man alle mit PlachmulereißD oder Boliefa goaebmuekte
TableAQi, FlägelMhreiiie. Otle^ Hoiidb. 206.
^ WaeiiS spielt In den Rechnonffen der Kirche eine grosse Rolle;
Tor allem zu Ostern brauchte man bedeutende Menjcron: /tcm to past h- n
pUcht men de lichte to makende^ To der pa$c/ic kerße 2 IhM ä mkji
««jf. hm. mp dat Hope aliar 4 /iolle, to ilkem Uchte 7 mkJK toaß.
Item up unser leven vrou-en altar, unde des hilge cruce nitar, unde «p
iunte Nicolavs altar, ilfc altar 4 lirhte, to ilk lichte 5 rnkW- Item w
(kt becken vor dat hilge sacramente sumtiden (j=r zuweilenj 20 lichte^
inaliftt» SS liehie, doma dat men der behojt luft, to tlkem Uchte
6 mkM uaß o. s. f.
^) Das Sakramenthsm wurde gut Teraehloesen : iro Jahre 1493
Diderk hetalt vor 3 slote vor dat sacramentikuß to hangend«, ilk §t,
vor 1 rinsc. gülden ts 6 mk f5 sr/nll.
^ besteigen am aoMabeBsera.
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238
d$n toten van boven udnt beneden nf/e hetiferpen und Uten
de gervekamere^) Hoger houwen in teye.l nye decken vnde leten
dat aakramenteahuB in der kerken nye boven und vof^alen,
dit koitede toeamen 2ä0 mk.
Item wy betalden dat makelon tor graten mo-
alratiaien und ok sulver und galt up . . . . . 350 mk.
Item wij Uten de tafele tom hogen altare maken
unde van Lubek halen, hoetede tosamen umme-
treni 1260 «lA:.
Item wtf Uten dat kUne werk^ in dem köre
maken, koatede ummetrent 500 mk.
Vndc hebben an der kerken hme ok jeMs gebouwet, d(U
men wol id dinek in den boken ßnt» DU hebbe ik umme
dee wiUen geeereven unde vereUgen, of dat keepd^ tn to
körnende tyden rekeneehap hebben weiden, eo mögen de vor-
mufider bewysen myt dessem boke, wat by umer tyt gesehen
is, nmrne verdachtes willen, Hans Rotert»
Sind auch die hier angefahrten Zahlen, wie der Ane-
dmok lehrt nnd der Vergleich mit der oben aoagefohrten
UntersochuDg über die Kosten der Monstranz beweist^),
mehr Schätzungen, als genane Berecbnnngen, immerhin zeigen
sie, dass in diesen Jahren grosse Summen for den Unter-
halt der Kirehe Terbrancht wurden.
Znm T?ieil beschaffte man diese (Felder anf ausser-
ordentlichem Wege. >j.} wurde 1479 für die neuen Tafeln
am Hochaltar durch die Kirchenvorsteher selbst eine Haus-
eollecte veranstaltet, die guten Erfolg hatte. Botert schreibt:
Item anno [14]7^ wameiireni eunU Jakop [Joli 25] ginge
wy fimme van huee to huee und beden tor der nyen ta/eUn
to dem hogen altare, so entfcnk ik up sunte Laurens avent
1) Kleiderkammer for prietterliche Gewänder» Sakxietei.
») Orgel.
3) Kircbepiel.
*) B. S. 2^1 Uater Kotert wareuiiir die Monstranz nur ca. 177 Mark
aasgegeben worüeo.
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239
[Aug. 9"). dat wy geheden hadden, an (/ohfe und sulver gelde
to mmen — lUO fnk und 60 mk und 7 %iuck flamsch ffeUUs,
Zum grüeseren Theii jedoch werden die Atusgaben ans
den legelmUssigen JalireseionalimeD gedeckt» die, wenn sie
auch Behwanken, doch immer recht ansehnlich sind: im Jahre
1471 üiessen ein 260 Mark, 1472 — 323 M., 1473 — 389 M.,
1474 — 291 M. u. 8. f. Aus den sehr werthvolien
Uebersicbten, die der im Jahre 1488 ins Amt tretende
KirchenyorBteher Hans Rothgers seinem Eirchenbnch Tor-
ausechickt, erhält man einen guten Ueberblick über die
Finanzlage der Kirche, über die regelmässigen Einnahmen
und Ausgaben, die Summen, die jährlich aus der Miethe
ihrer Hänser, den Benten ihrer Kapitalien, den Begräb-
nissen etc. eingingen.
Fragl maü, was von diesen Einnahmen lui den Silber-
öchmuck verwandt wurde, so zeigt sich, dass in den Jahren
146&— >1488 an solchem Sehmuck nur die grosse Monstranz
des Hans Byssenberch angeschafit worden ist Die Kirche
besiss bereits einen schönen Silberschatz aus iüterer Zeit.
Andere Bedürfnisse schienen dringender zu sein, daher wurde
in dem Jahrzehnt nach der Vollendung der Monstranz im
Jahre 1477 Yon dem Yorsteber Hans Botert nnd seinem
Ntehfolger Hans Boeiseman neues Silber nicht gekauft
Aiieh Schenkungen an Kleinodien erfolgten ini' dieser Zeit
nicht, die einzige Spende der Artist aus dem Jahre 1481 ene
horde mijt sulver healagen vorgult und ene dwelc^). Als
Hans Botert 1482 vom Amt eines Vorstehers znracktritty
limterlässt er seinem sparsamen Nachfolger Hans Boeiseman ")
einiges an altem Gold und Silber: 10 gülden bo^e und i nUven
hoeh^) und 1 kleyn hufUmide^) und wennych »ul/ver und
1) =: Handtuch.
*) Job. Boiseman Kiieheil^orBteher 1482— U&8, iet 1489 BathiherTt
t U90 nach Bt Miehael, ▼ermaefai der Kirehe 10 Mark.
») Siehe S. 229.
^ kuft = hovet = Haopt, daher wohl = Kopfschmuck.
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240
hrakfjolt . . vndp 1 sulverne schal van 12 lode. Hievon
wurde ein Tiieii verbraucht io der altarlist tont spegel^),
der Best wurde tod Boeisenuui Yerkauft: entfangen por
S gMm böge gut und guai, de toogen W/t gülden —
23 mark^, ferner tk entfeng vor dat hvftsmyde , . dat wach
13 lot 1 quenliriy get^en dat lot vor 1 mk, is 13 mk 1 ferd.
Item noch eni fangen vor brcik mher und vor golt und vor
flamü und lubü gelt in tdU, dat ik ok win kern Johan
entfenk, ie 24 nUc i ferd» Im gansen keine sehr grosse
Nacblassenschafi;.
So ist die Monstranz des Hans Ryssenberch das einzige
Kieinod, das in der Zeit von 1465—1488 an die Kirche
gekommen ist. Sie ist der Stolz des GotteshanseB von
St. Nikolaus, war und blieb die grosse Monstranz.
II. üeber das weitere Silb erger ath der Kirche
liegen so eingebende Nacbricbten, wie über die grosse
Monstranz, nicht vor. Immerhin bietet das Kirchenbuch
von Hanü Rothgers noch eine Fülle Angaben über den
weiteren Silberschrouck. Zum Theil war er bereits vorhanden,
als Rotbgers 1488 Kirchenvorsteher wurde zum Theil
aber bat gerade dieser Vorsteher das Geschmeide sehr
1) Wahnehelnlidi die 'vergoldete Borte am Ajitipendluni dee
Hoeheltan, sieke B. 244.
t) Siehe & 381.
Hans Röthgen, der seit 1498 aneh Bathehenr iet und als
solcher noch 1524 nachweisbar sein soll, bleibt wahncheinlicb
bis zn seinem Tode Kircheavorsteher. Seine Kotata im Eirchenboch
umfassen die Jahre 1488^1520. Sein Kmnpan ist sonachst Marqnard
van der Molen, der bereite 1476 io dieser Stellung neben Bvert Srait
auftritt, weilei au der Seite von Hane Rotert und Hans
Boeiseman steht, seit 1482 Ratheherr ist und 1493 vom Kiiclieüamt
zurücktritt, f 1497. An seiner Stelle wird Kumpau Lambert Ottinck,
der 1499 Hathsherr wird und 1506 stirbt. Dessen Nachfolger aiä
Kumpan ist bis 1Ö16 Heiöe i'attiuer, dii l,i02 Bürger «j^eworden war,
1500 Ratsherr, 1520 Bürgermeister ist Ihm folgt 1516 Heinr» Bao«cL
Öiehe S. 218» 221.
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241
fesentlich vermehrt. Wir kdoaeii verfolgen, wie dieser
KkoheMohatz aUmählich wächst, schiieeslich einen sehr
ansehnlichen Umfang gewinnt, nnd endlich ganz Terachwindet,
Ei liegt uns hier ein nicht unwichtiges Kapitel altliviüudisciier
Kttltur* und Kirchengeschichte vor.
Zo Verzeichnissen, die Hans Rothgers auf den ersten
Blättern seines Kirchenbuches iiber das Vermögen der
Kirche liefert, gehört auch ein SchatzTerzeichniss, eine
Uebersicht des Vorraths an kostbaaren Gewissen nnd
Gewändern, auf den die Nikolaikirche stolz sein durfte.
Dem fugte Rothgers später Zusätze über neue Erwerbungen
Mazn^). Denn eifrig war er bedacht, den Silberschatz der
Kirche zn mehren. Der ganze reiche Bestand war der
Obhut des Custos oder Küsters^) anvertraut.
Hans Rothgers schreibt:
Anno [I4jö<"> da i/: hy de kerken quam, do W(U by
der korken, und dat ik ok to geiuget^) kebbe, »o hir na ge-
wttwn stüt»
Int enfe 7 vorguläet kelke mit 7 vorguUUt paUne. Hir
wmbyilk kapeUan eifnen k4lk, unde hy vormunderB 3 kelk
in dem sehappi^ und by dem koster etjnen graten kelk, den
1) Bin Sohmaek, der USl gearbeitet wird, iet noch ui der enlen
Mitdersohrift des IttTentars angeführt, ein Keloh, der 1495 geschenkt
irird, bereits in deo Nachträgen. Demnach Ist dieses Inventar- Ver»
SCichni.'id des Silberacliutzeä zwischen 1191 — 149Ö gescliriebeii.
fj K-j ,r..h zwoi Küster, sie durften verheirathet aeiu. lui Jahre
1473 wird der Kiiater Thomaa erwähnt, 1488 und dann weiter bis zum
Jahre 1497 war Hanß Bumum ttt^er aide koster ttmU trat von der
ioiterye. Anno 97 up paschen an name wy unten kotter Jürgen* Daneben
«ird 149S der olde kotier Jürgen Höring genannt.
sogekanft, für Geld aogeBohaflt.
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242
men plecht to brukende des festda^ee mit eynem koijjdt'uU^)
mü parlen buiicket^).
Noch i$ by um varmundm cyn torguldet kelk mit
tyntr pattene, den ifc Mans Rotger» mahm Utk unde totehi
30 loet 9uiicer9, unde dar oteit up ounte Nieolam»,
Aldus « nu by der kerken 8 vorguld^it kelke^).
Spätere Zusätze, alle von Hans Rotgers Hand:
") noch by dem koster 1 kelk, den men bruket deewridaffee,
^) Durcbgestriohen: Anno [VjßOO und idee donredagee
w>r oculi [März 11 j sande mi Jhderk van Katwieh 1 vor-
guldet kelk.
Weitere Zusätze: Anno [14]d5 S dage vor wienachten
gaf Magdcdene Wfftnansce egnen vorgulaet kelk, darunder
eteken eynen $taf^ unde de upeerift holt^ to des hdlgen lichatne
misf^e^)^ dat is tinrecht ^crereji, tinde dar woeren trelke los-
geters*) hy, men dusse kelk aaf se to der kerken to de?n ftogen
altar to blivende, men BartoU oart^) leih dat unrecht %chriven,
dat vorgeve em Got,
^) corporalo bc. voluni — Tucü zum \ trliuUeii des Lcibeß Gliristi.
Zam Jahre 1493: E^/ne ladt, dar de korptral inne ligge is,
*) = Spruchstab mit Aufschrift.
3) Wie Dr. Anton Bachholtz gelbst lüezu bemerkt, höchst wahr-
acheiülich der noch heute erhalteue Kelch, den er in seiuem Werk: Gold-
Scbmiedearbeiten in Livlaod (1892) Nr. 49 abbildet und beschreibt, der
am Fuss die Umeohrift bat: Desse kelk hart to des hUghen lichame missm
to eunie JNiehme», und data auf einem Spraoblmiide: Jntjar «m hereß
140Q jar ved 35, de wert deese mUie b«gunL De» Jslir benebt iäA
offenbar nidit auf den Kelch, fondern «nf den Be|{inn der Mease des
UL Leiobnanifl. Oer Keleh befiind sieb epiter im Besiii der Hl. Geiatp
Kirebe in Beval and war in neuerer Zeit in Gefahr, eiDgesobmolaen
m werden. Nenmann, GesoL Befall, Lief. 2. Die Sobenlcgebeiia
Magdalene Wymaneee f 1504.
*) Unbekanntes Wort Walther-Hambnrg vermatbet etwa = bd.
laakanne = Ausgneskanne, Füllkauue, s. Grimm WB. 6, 211. 1198.
5) Wird 1481 Tafelbrnder (frenndl. Mitth. von R. v. Nottbeck),
ist nach dem Kirchenbuch 1493 einer der Vorsteher der hi. Leichname*
Messe iu der Nikolaikirche.
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243
Noch iieici' wi dem koster tolevert 3 varguidet br^Men^),
Nock dem koste r talevert, dat he alle in siner vorvmringe
hefi, 2 vorffuidet bre^en, de ik fnaken Utk, w€g€n 4^lt nUc
itd» mm 1 laei, de mark (od, Bteii 17 mark Bir to ^mck
(d targMen wer 2 nobbel*), stan dmse 2 bruBn 93 mk rtg.
Noch dem hoster tolevert eyn peisebref^) vorguldet, dar
tunie Nicohius up steit, wecht 2 loef, leih ik ok inaken van nige°).
Noch dem koster tolevert eyn sulvem toyrockvath unde
2 tulmtM app^Uen*), noch eyn mimngen wyroekwUh,
Noch em tolevert 7 euhmren echcde mit 7 euheme rar,
dar men dat volk ut plecht to berichtende, eumtiden eint
dum schale htjdem kosier, mmtiden in derttormunder schappe.
Noch^ dem koster tolevert btj der smede aitar"^ in
dm schappe eijne vorguLdet monstrancien unde 2 sulverne
kruse, dat et/ne vorguldet, dat ander unvorguldet.
Anno [14'\98 tolevert dem koster 3 vorgiUdei knope^),
Ktgen ummetrtni J mark lod., atan in all mit dem vorgulden
by 70 mark rig.
Am Bande: Item anno [lSO}3 auemen 2 kelke io uneer
Um» vrowen bilde% wente duee ketke de teo^ren tobroken,
°) Zusatz von Rotgers Hand: dyt vorkee^^ de kapeUan
her Laurentius Firlant,
1) Eleiderfibeln, oft von grosser Praciit, schlössen das Priester-
gtwiad auf d«r Brost, s. imtoD.
^ Bosenobe], Goldnfiiue, 8. 228. OleN beiden Breeeo wurden
Udl hergestellt, s. nnteD.
pesebret ~ Eusstäfelcben, oscnlft ptois» pttcificalia. Zan
•Jahre 1491: Eyn peüebret .^teftt 3 mark.
*) Mosskännchen. paarweise, das eine für WeiOi das audere für
WiiMr txm Ausspülen des Kelchs.
^) = pflegt mil dem Seomneiit ni TeneheD, soweilen. Buug-
töhnn för daa Abendmehl gebrftncldieli, s. Otte, Handbuch 219.
<0 Der folgende Sata ist in der Handschrift mit einer Schlangen-
liaie leicht durchstrichen.
"*} Die Nikolaikirche hatte ansser dem Hanptaltar noch suhlreiche
Nebenaltäre, daranter aach einen 8chmiedealtar. Hausen» Kirchen 27.
NtiuDuui, Oeseh. Berals, Lief. 2.
I) HäaUg an Korkappen, Gewändern etc., s. oben 8. 216 bei der
^tharinenldrohe.
*) Das silberne Marienbfld, das 1503 gemacht wnrde, s. nnteo.
*•) = Terlor.
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244
Item noch hejji de Ao^fer in siner irer de voiyuldet
iiste^) von dem kogen altar und dar tho de grote ■monstran-
ciin% dar he ock de »httel to heft, noch eynen $nor mit
twn 9ulveren haken, dar men de momlraneien med pUchi
to dragen.
Nock hefft de koster in siner wer de vorguldet liste ^)
mit epegellen von Bunte Ntcolaus altar
Das sind die ÄDgaben des alten Kircbenbaohes aber
die Kirchenkleiiiodieii der St. Kikolaikirohe. Sind auch,
wie wir sehen werden, die Nachträge über den Zuwachs,
der nach dem Jahre 1488 au die Kirche «gelangt ist, über
das, was Hans Eotbgers während der langen Zeit, da er
Zusätze von Rotgers Hand : Anno [l'}öOO und 1 des
donredages vor reminisctre [März 4] do ^nnd mi AJarkus
Betauch eynen vorguldet kelk mit egner jjuttenen, tcecht
2 lod, 2 het, und 1 korperall und eyn oli mimtebcek.
Dyt tueh*) kort in eunte Matkeue kapeilen to dem middeU
eten altar, [Nachtrag: quam to dem euhem hüde^y].
Zwei Seiten später: Anno [14]d<S uv Michael toUvert
dem koeter 2 euloeren appuUen porgulaet, wegen 22 loet,
Düsse appullen sollen deynen to dem kogen altar to apoetel
fut [JnU 15].
1) WahiaeheiiiUeli eine yevfoldeto Borto am AnttpeadinnL Bin
VerMiohniss von 1565 lUirt an: ein ferpr^ ofie U$te mgt suheren unde
vorgtUde» puek^, ßo men des kUHgm dages for dai aitar hangH,
Von dnaem Brett aagt 1604 der KirthenTonteher Dante: Ein sekom
vorgiddet aUarbredt mit targuldei^ puekel», so ich wider aufs neue hake
stt^ßren lasse», — Yonatstafela, Anttpendia bekleideten aaeh uralter
Sitte die Wäade, besondere die Vorderseite der AHSre» waren ans
ed!en Metallen, Stein, Hole gefertigt; am tianfigsten wurden Teppiche
iiiezu gebraucht. Otte, I, 134. Zum Jahre 1469 schreibt Elothgers:
betait vor eynen blaiv sentz, dat antijjendium med tu vodtrUt vor dem
hogen altar, hir vor ijeven 1 mk.
^) HaDs Ry^^BeubtTchB MoDStraoz.
•) = Zeug, üürath.
*) Wohl das gilberiie Bild St. Mariae» da« löOä gemacht wurde.
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245
Torsteber war (1488 — 1522), togetuget, angeacbafft hat, nicht
Toltondig, 80 dürfen wir doch annehmen, dass er alle
grteseteB Stücke des KirchenaebatzeB aa%e2äblt hat» die
«r im Jahre 1488 beim Antritt seines Amtes als Kirchen-
Toreteher Türiaad. Das werthvollste Stück war doch die
grosse Monstranz'^, die Arbeit Hand Rysaenberchs vom
Jahre 1474. Eine zweite, auch yergoldete, die sam Schmiede-
altar gehörte^ war kleiner.
In dem Schatz^erzeichniss von 1488 folgt der Anfzählung
der Kirchen ^efUsse ein noch viel ausführlicheres Verzeichniss
der Kirchengewänder, der Faramente, vestes sacrae. Wir
entnehmen ihm nur einige, besonders bemerkenswerthe
Angaben.
Item noch dem koster tolevert Harn Burman de beste
kappe mit et/nem vorgulden knope und ftyne kaael^) mit
ihcen rochen, all mit vorguldct listen, Düsse 4 stucke stunden
lA Vlandem 60 M grote, ilk M was do vt&rt 6 rinsche
$uidin. Düsse 4 stucke kth-tk in Vlandern maken tor ere
Godes und 4k gaf sunte Nicolaus dar an van zeligen Didrik
IJoci'd wegen 200 mk, und de undcie 200 uik worden mi
ktült.
Weiter folgen Nachrichten nber 7 Kappen, 14 Kasel,
mehrere ans Damast oder goldgestickt, auch eyne gele
kasel mU wapen up dem rugge, Ministranten- und andere
Kucke, u. ä.
Besonders ausführlich ist dann das Venseichnlss des
reichen Schmuckes der heiligen Jungfrau und des Christ-
kindes. Dieser Scbmuek an Kronen, Gewändern n. ä. war
nicht dem Kfister, sondern einer Frau anvertraut, unsfr
leven vrawen maget Birgitten, Sie erhielt für die Fliege
1) Casola, das MeMgewand, «in ringsum geschlossener, ßlockeo-
r.rtniirc'i Ut berhaDg, der am antern Saum, sowie um den Kopfaus-
dchniit und auf der Vorder- und Rückseite mit reiclicm Goldbesatz
^•«^crt war, seit dem 15. Jmhrh. solehen oft auch Auf dem Ruckea in
Form eines Kreuzes hatte.
mtttoil. 4. Itvl. OMebi«hi«. XTIL t. H
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24Ö
dieses Zierrates jährlich eine Zahlung: Item umer letzen
vrowen maget moi men geven alle mute Michael dar mr ^
dat 80 umer Iwen wnmtm häde af und an kUdet und dat
kUge CTuce kUdet und dar vor, dat h dat fiidk') vorwaretf
hiroor gift men er aüe jar 6 ferding. Dieser Schmnck war
zum Theil in einer Kiste in der Oarvekam^i , der Kleider-
oder Geräthkammer, aufbewahrt.
Das Kirchenbuch berichtet:
Anno [\^8S do toletferden wi unur Uoen erawen maget
Birgitten, dat io unser leven vrowen aüar kort und to des
kügen crnces alfar.
Int erste dat wi umer leven vrowen maget toleveren Bir*
gitten in der kieten in der garvekamer eyne euheren kröne
und vorguldet mit steynen beeath under mit egnem koppem
bände, noch dem Jhems et/ne kröne mit sulvern knope und
mit vorgulden spangen besafh.
JSoch dem Kinde Jheeue to dem altar eyne kröne van
euher, noch 3 kindee kröne imt knopen umd miiit epangen
heeaih. De hoeren in eunte Barbaren kapdien und ok in
eunte Jürgen kapellen.
Noch to unser Uven vrowen altar 2 grote huvenemide^)
voryi'ldet,
Nock eyn bendehen vorguldet mit 6 euivem knope*
Noch an dem beeten rocke 17 grote vorguidet knope und
ander vorguidet emide, dat dusser rock weeht mit emide und
rocke in all ummefrent 9 mk lode.
Item an dem andern rocke 29 vorguidet knope und
12 vorguidet schale und vele ander vorguidet emide.
Item eyn vorguidet eeptrum, dat ume leoe vrowe in der
hant heß.
Item noch eyne rode borde heslagen mit dem ringe und
') = ZiHig', Gerälh. — Birgittp, die Magd u. 1. Fr., machte 1492
eiuf Wallfahrt nach Rom. In ihre Stolle nickt später Karstiue,
darauf die L'>s(rrsc/,<. die dauu auch 6 Ferd. urhaiten.
Huubeugeschmeide, Kopfgeschmeide.
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247
wrbiade mit iS spange und mit aUen boeksiaoen, [de] in
dm Äv€ Maria sint, van wloer wnd fforpuldet.
Nock ei/7i sulvercn Antoniiiskruse^)^ dar steit up unse
her an dem a'uce, und up der anderen eiden unser leven
wowen bilde mit dem kinde.
Noch eyne eulvem keden.
Noch eyn roet gülden etwike mit iS euhem knope vor-
r/ult und 17 Spange van sulver ok vorguldet mit Juirmelen
gebremet. Dyt kort in sunte Barbaren kapellen.
Noch eyn brun und half swart eiden stucke mit epangen
und dar to 7 knope van eidver ok vorguldet» Dyt ie des
kindes rock vor dem kore.
Noch eunen rock van eijnem qeleii siden ducke mit
mlver kleijne knojie vorguldet umnie den hals, Dyt heft de
bedeler in sunte Barbaren kappellen, wen he hiddeL
Noch is in dem schappe an unser Uoen vrowen eyn
roet guldet stucke van damasee, und eyn bunt siden stucke,
und eyn par sulveren di^imien.
Noch by der maget J gülden rocke. Noch der mag et
gcdan dat beste krallen patemoster mit dem smide, dat dar
an sittet, und is langk SVt eilen und Utecht 3t loetk. Nock
der maget gedan eyn krallen viftich ^, is langk iO eilen und
IVi quartcr. Noch ein barns(ci/n patcrnoBter, is langk
Ii eilen myn 1 quarter. Noch eyn agaten patemoster is
langk H eilen myn 1 quarter» Noch 2 par bresen vorgtUdet
mit steynen besath, weckt 1V% mk lode 2 loet.
Es werden noch einige unbedeutendere Schmucksachen
aiifirezählt, dann folgen in der Handschrift drei leere Seiten;
das Torliegende reiche Yerzeichniss der Kleinodien ist
wahrscheinlich noch nicht vollständig.
In der Tbat eine stolze Fülle Schmuck nannte hier
St. Nikolaus sein eigen.
^) AntoDiQBkreiUE, T förmig.
KoTEUea-Patomoeter, Boeenkranz ans 50 Korallen, nach denen
daB Ave Maria gebetet wurde.
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248
Die bedeatenden EiimabmeD der Kirche hatten die
Mittel geboteiii ihn zu erwerben, sie gestatteten anch^ ihn
zu mehren. Denn im Laufe der Jahre fiteigerten eich noch
die Einkünfte: waren sie um 147(J tiurchschnittlich jährlich
300 Mark, so liefen in der Zeit von 1494— etwa
1928 Mark ein, also j&brlich fast 400 Mark.
Wenn nOthig, griff man auch wieder zn ausserordent-
lichen Mitteln: 1489 wurde, um die grosse Orgel umzubauen,
eine HauscoUecte veranstaltet, die in beiden kiicbßpielen
Nikolaus und Olaus 170 Mark einbrachte; dazu verkaufte
man ein Hans um 630 Mark. Der Orgelbau, den Meister
Hermann Stnye aus Wismar för 800 Mark Lohn ausführte,
kostete 1575 Mark. Daneben erforderten Erhaltung und
Erweiterung des Gotteshauses grosse Summen: 1488 — 1492
wurde zum Beginn der Verwaltung des tüclitigen Vorstehers
Rotbgers die Neue Kapelle mit zwei Altttren gebaut^), die der
Bisehof Simon d. Borch einweihte, wofür ihm 45 Mark
gezahlt und eine Mahlzeit ausgerichtet wurde, die 8 Mark
kostete. Einen Theil dieser Unkosten trug der Rath, einen
anderen die Knochenhauer, eine in vielen norddeutschen
Städten sehr reiche Genossenschaft: zu der Vicarie an
St. Michaels-Altar in der neuen Kapelle gaben 1491 die
Knochenhauer Hans Sluter und seine Freunde 1 Kelch,
^) BeacUteusworth ist die Nacliriclit über eine Ausgabe, die
Duchträglich 1493 f'ir die Neue Kapelle noch gemacht wurde: vier
Rosen für daa (Jewuibu, die in Dürpat geschnitzt und darauf ver-
<,'üi(}et und bemalt wurden: Jtcvi vor 4 rosen to smdende in de nrge
kapelle in dai wolj'te, geven ilk stucke 6 ferd. is 6 mk. Item dus^e
Tosen worden to Darbte sneden, wente do woeren dar snitkers, de dat
orgdwark bereide», geven wtr dat tcagensdioti darkm to vorende und
de roitn her to holende, in atl 1 mk 7 $ehilL 2 pfenn. IHr to gegan
an golde 400 golde und 5 blade, Mr van itan 300 Wt kmdeti 9 ferd,,
und 100 3 ink, $vmma djft goU 10 mk myn 2 «efttü. Item vor etdver
9 $ehiU, Jtem vor biaw 12 aekiU. Item vor eynober IS tML Item
vor arbeitdeslon vor dusse rosen to makende 4 mk. Stmma $t€m dueee
4 rosen in all 22 mk 5 schill. 2 pfenn, [Wageoflclioet = «osgeBaehteB
Eichenholz su feineren Arbeiten.]
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249
2 silberne Appullen, 1 agnus Dei, 1 silbernen Becher zur
OeloDg'). So war dieser Altar Tom Beginn an gnt ans-
gestattet.
Prägen wir nach dem Zuwachs an Geschmeide nach
dem Jahre 1488, so sei zunächst dessen gedacht, was als
Geschenk an die Kirche kam. Im Jahre 148S heisst es,
dass nach dem Tode einer Fran er mster vor unser Upen
vmtm hengk ein bameteyn paternoHer mit 3 wrguldet
knope und etjnen rnlvern hoch^)^ dyt losede die Schwester
wieder ein gegen 4 Mark. Und ein ähnliches Geschenk
an die Kirche empfing gleich darauf Rothgers, eyn krallen
9iftieh^) . • hirinne karsed&nnee*), kdrinne 3 eulnem eieyne
und 2 kruee, ik eckatte dat up «9 Vi mk, dyt lede ik in der
kerhen schap. Auch sonst erfolgen wiederholt Geschenke
durch Frauen: mehrfach erwähnt wird die Krouwelsce, einer
Familie Krewel angehörig, die besonders im 14. Jahr-
hnndert in Reval hoohangesehen war, der eine Reihe Raths-
giieder entstammte^). Im Jahre 1488 schenkt die JSTrou-
viUce ein huvensmede^) van 9 stuk, wecht ^Jt mk lod.
>) Knochenhauer-Schra von 1509. Freaudl. Mitth. von H. v. Toll
ans RasswnrmB Notizen im Eath Ritt6rso]i*>Archiv. — 1489 stellen
die Vormünder Mühlen and Rothgers eine von Rothgers im Kirchen-
buch copirte Urknnde aiis, d ss^ sie overej;n gekomen »in umme eyne
mnrklike sniuma qeides mit Biulen iiiul dem Amt der Kuocheu-
liauer, ilu sen am Altur der h.--. .Scvi-riii. Johniimv-^. Katharina in der
Kapellen des h. ajiOBt. und evatig. Mutliei hele<}tn undcr dem klock'
tornen . . to geven de leemrarc dnt hc to devi gedachten allar mögen
uemen und holden aUo vele presiere, aUe ena dat gdev^t und bequeme
i§ na erem willen.
>) B. S. 229.
^ B. S. 247.
Cbalcedop.
BuDge, BatbBltaie 89.
^) HavbengeBclimBide. Dieses ist oft Gegenstand grossen Luxas,
•gehurt zur Ausstattung einer Fran : Brieflade I, 1267, 1268, 1241 wird
es im Jahre 1545 ncHit n ^Titi^ift, Kleidung, Kösto eenannt, ausser der
Mitgabe werden 400 und 300 Mark für FTaulx ii'^^eschmeido angesetzt.
Bruder geben ein solches der verheiratheteu ächwester, ebenda 930>
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250
Vs quentin, dtjt huvensmtde sande tci to Darbte^ dar van
komen ü 9 mk rig.'^ im Jahre 1492 schenkt dieseibo
1 goldene kram ü 3 mk rig,^)* Im folgenden Jabra 1493
entfenk ik Mn der vratoen in d$r hokerbodem genant de
Vinkacet dat se der kerken yaf is 5 mk, noch van er enU
fangen 1 öulvcni schale^ weckt 21 loet min 1 quentin, dtis^e
schale is in der her Leu schaj>j>e hij unü vormundera. Silberne
Schalen werdea noch häufig erwähnt: 1490 van Andres
Becker eyne euhem schale van lö loet min 1 qmniin^ ist
hy mij und qtmm to dem sulvem bilde to hulpe^). Weiter
1492 zelipe Andres Brotbeckrr leth eijnen stcijn leygen in
de nige kapeUen, lie gaf der kerken 1 sulvern schale van
lö lode, de ik vorkofte Hane Starke . . . hir vor entfangen
ie 14 mk^. Beim Bao der Kirche war durch viele Jahre
Andres Kam thfttig, er arbeitete am Giebel, an den
Thürmen etc. Anno [\A^91 kort na paschen [Apr. 3] Harj
zelige Andres Kam und gaf der kerken eyne sulvernc ecJuilen,
weckt 20 loetf daeee echaU quam to den twen vorguldet
hreeen^), Hir vor leih he leggen egnen lickstegn in de kapeüe.
Zehn Jahre später, 1601) etarf zelige Margarete Kamece^),
se gaf der kerken 1 sulveren schule. Hir vor lete tri se to
der erden bestedigen, de schale weckt loet. Und dmse
selige vrowe kostede in all to der erden bestedigen mit aller
nnkost ^Vt mk 4 Schill.
') li'Jii wort de KrouwcUce h^ffravm, sie hinterliess der Kirche
üiueü garden mit der schunen, der 1ü03 tur GO Mark an deu Kleiu-
ßchmied Diderk Deterssen verkanft wird.
2) Dabui betfdt dem nndut.schcji predcker 1 Hnfic. grtlden, dar vor
schaffede he der kerken die iSchale. Sie kam ofTenbar 1^03 zum Marien-
bild«.
5) Für eiueu iiuuen Leicheuslciu in der Kirche war die regel-
mässige Gebühr 10 Mark, s. S. 218.
*} 8. 8. 252.
^) Seine U ittwc, sie gab 1494 zum Bau 10 Mark, l iO.') wii-der
11 Mark, hir vor solle tri se hegraven laten ander eren itck»teyn und
sollen den dodengrever LetuUn.
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251
Zu den OeBolieiiken ans dieser Zeit geboren auch die
bereits oben (S, 242) angeführten zwei Kelche: 1495 brachte
Magdalene Wvmansce einen Tergoldeten Kelch dar, den
sie far den Hochaltar bestinunte, der aber an die hl. Leich-
nams-Mesae kam, nnd 1601 schenkte Diderk Tan Eatwich
einen vergoldeten Eeleh. Ans dem Vermächtniss des Jons
Bruwer war 14b9 etpi hoch rornuldef, irerht 3 (juenfin^),
an die Kirche gekommen, und 1490 hat Lambert Ottingk
dem Kikolanaaltar gigeom «ynrn w>rguid€n kelk van ttoen
Ans den Angaben über diese Darbringungen erkennt
man, dass. was an solchen Geschenken der Kirche zntheil
wurde, vielfach ihr zur freien Verfügung gestellt ward,
aie diese Gkgenstttnde wohl eine Zeit lang im kerkenschap
aufbewahrte, oft aber anch gegen QM veräasserte. Ja die
Kirche kaufte wohl auch Silber und verkaufte es wieder vor-
theilhaft, trieb Silber handel: Anno [14]85 do kofie ik mit
der kerkert pelde^), dat ik nu tor tit by my hehhe 2^1% mk
kd, 2 h€t sulven, hdr an wart gewunnen 7 ferd, ö wküL
— Ln Jahre 1504 do eni/enk Hans Wederlingk der kerken
kort loflt ßn ffold, ilk loet vor 12^k mk, is 81 mk
I ferd. Ilir zip entfangen is in <iJI Sß mk. Auch Geschmeide
verkaufte die Kirche: so wird 1488 das Haubengeschmeide,
daa die Kronwelsche schenkte, in Dorpat far 9 Mark yer-
kaoft^); weiter 1499 entfangen van der Bosmansce vor
3 voryuldet knope, is 9 ferd, 5 schiU. Entfatigen van her
Lambert [Otting] vor huvenmnide is II mk ij schill. —
1502 entfangen van her Lambert Ottinge van der Meren-^
tehedeeehe huoenemide wegen ü 2iy% tnk rig. 1506 do koften
^) Auseurdem (jnf zelige Jons: Bnnrer der kerkeu 2 könne V"r-
tnenget gut, wet/en lo^ii wkMf, noch eynen gropen wecht 7^1% mk^, noch
eynen kettel wecht 4 uik^.
2) 8. onten.
^ Handschrift: der kefken kerken dat ik,
^ B, S. 250.
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2S8
van 3 Schweden , ^ . der kerken pater noeUr vor 60 mk
rig. 1510 entfangen van Lut^art myn^ hnufrawe vor
O kogelknope, wpQfn 11 loet, m h'i mU rig.
Besonders häutig aber wurde das alte Silber dazu verwand
aenen Schmuck herzusteUen 0. Freilich in der ersten Zeit
seiner Amtsth&tigkeii konnte Botbgers, der, wie eein spttlerer
Eifer zeij^, gern Kleinodien für den Kirchenschatz beschaffte,
nur selten gr^isseren neuen Si-hmuck anfertigen lassen.
Aber einiges ist doch bereits jetzt gearbeitet worden. 8a
zwei grosse Bresen, jene oft sehr prächtigen Kldderfibeln
f&r das Priestergewand. Anch die Torliegenden waren
oÖenbar sehr werthvolle, vergoldete Exemplare, lieber ihre
Herstellung berichtet Rothgers: Anno {I4.pl up des son-
dagee vor jnnxetena [Mai 15] do toleverde t/c dem koeter
2 vorguldet breeen, wegen 4Vt fnk lod, min / loeL liem
ik entfenk 1 eulverne schale van zeUge Andres Kam, de he
der Kapellen gaf, tcecht 20 loet Dns9e nehmte dede ik dem
goUnmcde vor dat he to achter wa^^) on .suliu r und gaf em to
makelon S mk. Item ik hadde hir to, dat ik uüi dem schappe
entfenk, 15 loet, und 2 gülden böge wegen 2^h gülden 1 ort
hirmed to vorgulden. Item ik dede hir noch to ^/t nohhet
und 9 lo*^ J (juentin van myneni sulver, Aldm stj ik up
dnsxe breseu in all to achter^) numma 13^lt vik Iß schili. rig.
Unmittelbar darauf folgt: Jtem up de suhen tif dem koster
tolevert eyn peysehret vorguldet, steit 3 mk min 6 sekilL
Es sind dies offenbar die zwei Bresen nnd das Peisebret,
die bereits oben*) im Schatzverzeichniss angeführt sind:
2 vorguldet bresen, <lr i!.: maken htky wegen 4Vt mk lod^
min 1 loet, de mark lod, steit 17 mk, Bir to ginek to vor*
1) Zwei solohu Jkispiüle sind oben, 8. i?. 243, 244, im Inventar
augeführt: K*'lch und l'atfine. die 1501 jreschenkt waren, uüd zwei
zcrbroclieue Kelche, die 1003 au die Kirch«" kanieu, siod verarbeitet
wordeo, wahrscheinlich alle för das Marienbild.
S) B. S. 250.
^ im Rfickstande war = sa fordern hatte.
<) a. S. 243.
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253
f^ulJt'n orer 2 nohhpl. ntan dusse 2 hrfiften 93 mk^). Noch dem
huter tolt'Vi'rt vyn peisebret vorquldef, dar sunte Nicolaus
1^ »teit, wecht 2 loet, leth ik ok maken van nige.
Ausser den beides kostbaren Bresen wttren an anderem
grdsseren Silberscbnmck aus diesen Jabren nur noch drei,
w^ter unten m erwKhnende, grosse vergoldete Knöpfe
anzüfnhreTi. die 1498 gearV)eitet wurden und mit den zuge-
hörigen Seidenquasten über 70 Mark kosteten. Im übrigen
finden sich noch folgende Ausgaben fnr Sübergeräth:
1489: Item vor dat ndoem wyrokvath^ to varlengende,
hk vor geven vor etUver und makeUm in aü 24 eefalL rig,
1494: Item geven vor 12 knope to vorgulden, der kerken
(folty ilk sfuk 3 ferd.f is 9 mk. Item betalt mester Johon
vor Vs lanuhi't gohl^), dat he dcde to den k nopain ia 6 ferd.
1495: Item utgecm Dartolt Kannegetersce vor 3 vor-
^Idet knope in to losende is 5 ferd.
Etwas mebr Silberschmuck brachte der Kirche das Jahr
1496. Der alte Kfister Jürgen Möringk^) war ihr hrj 50 mk,
sclnddig. Die Torsteher lösten Silberscbmnck ein, den er
unter Werth versetzt hatte, und erwarben offenbar diese
Stücke für die Kirche:
Anno 98 do losede ik in van her Reimer van sunte
OlaWB egnen sulveren stop, wecht 19^1% loet, hört to unseni
oiden kosfer Jürgen, Ik betalde hir up is 16 mk^) und
dede dat umme, Be is der kerken schuldig by 50 mk rig.
') iJa die boiden Breaeo 4 Mark 16t. 7 Lot wiegeu, die Mark
Hl s= 17 Mark rig. ist, so war das Sflbermaterial = Hark IS SeUll.
DttQ kommen 8 Mark Maehorlohn nod das Gold mm Vefgoldeo.
>) Handsehrift: wyrratb. Ein silbernes Weyranokfass anoh im
VeiMiehnisB oben 8. 348.
s) BUittergoId sam Vergolden, a. S. 248^).
4) Durch welelie Jahre dieser im Dienst war, ist nicht sicher.
1497: Uansz Btirmnn un$er ülde kostet . . tr«U van der kosterie*
Ao «eine Stelle Anno 97 up paschen anname wy vnnen koster Jürgen.
Oot geve tor zeligen tit. Ikga/em to podespennigk [= Handgeld] / n'nse.
j|f/.,s. 8.241. Es ffab offenbar 2 Küster. Der ältere Jürgen war verheinithet.
■') 1491 ist 1 Mark löt. = 17 Mark rig.. danach wäre Metall-
wertb IQi/i' Loth = 20 Mark 26 Öchiil.; 1500 ist 1 Mark löt. ~
16 Mark rig., 1506: 18 Mark.
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254
Anno 98 hetali der vteartfe in iunU Nüolam kerken
vor eynen nulvern stop und eyne mlveren schalen, irecht
fo liope 2 mk fod. 6 loet. Hir vor gaff ik ene is 31^) mk,
Dyt smide hört to unser oiäen koster Jürgen^), wat nu better
18, den diyt gelt toseeht, kumpi der kerken tho.
Weiter kommen in diesem Jahre 1498 an die Kirche:
Jtem tolevert dem koster 2 Hulveme appnlen^), /regen
L'2 loet. Diese Appuleu waien für den Hochaltar bestimmt
and sollten am Apostel-Fest [Juli 2ö] gehraucht werden^
sagt Rothgers ohen in den Naohtrftgen ma Inventar S. 244.—
Item tolevert Jacob Luban^) up de 3 ttorguldet knope i$
3 mk 1 ferd. Item der Reine/ in gkradesscen vor de ftiden
gueste an de knope to makende mit der siden u ö mk
1 ferd. Es sind dies ofifenbar die kostbaren schweren
Knöpfe, die Bothgers oben Seite 243anf&hrt: Anno 98 tolecert
dem koster 3 vorguldet knope, wegen ummetrent 3 mk lad,,
stan in all mit dem vorgnlden by 70 mk rig.
Im Jahre 1500 schreibt Rothgers: dede ik Diderk Roiner
up sin eulvem schale is 2 mk. Item to voren dede ik em oh
10 mk, men duese 10 mk reken ik nicht in der entf anginge,
sunder alleync 2 mk.
Bei 1 Mark löt = 17 Mark rig. wäre der Metallwerih von
2 Mark Idt. 6 Loth = 40 Mark 13i/» Schill. Wenn 1 Mark löt =
16 Mark, ist 2 Mark löt 6 Loth sr 38 Maik rig.
i) Anno 1498 de» sonnalb, ante portam laimam [ss Mai ö] dö
entfenk ik von Jürgen MUringk, «täte» koster, vor de spentHehte [— Spead-
licbter, kleine WachsUcliter] dat jar over is 25 mk. — Anno 98 gere-
kent mit vmen olden kotier Jtwgm Möringk und hlef my do »cftuhüg
20 mL — Anno 99 de» mandagea na Fahiani und Sehastiani [Jan. 21]
entfangen van der kofttersche up der kerken schult, de er man «m
schuldig, tV, dnt ik nv entfenk 11 mk.
S) Messkaunon, immer paarweise, s. S. 243. Im Jahre 1491 tiadet
sich: ntgp.ven vor 3 par aypulen . . 1 mk. Offenbar wareu Uieße nicht
aus Silber jjefertigt.
Goldschmied. War bis 14&4, woiil als Nuciitulgcr liygöeuberch^,
Aelterm^D der Kanatigilde. LivL UB. 9, 922. s. auteo.
^) Wafamheinlioh Knöpfe and Seidenqoaetea för den kapaie-
artigen Schild einer Korkappe, a. S. 260.
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255
Bndlich kommt noch in diesem Jahre 1500 eine Aus-
gabe für Silberschmuck vor, der zu einer sehr ächoüen
Kirchenfahne verwandt wurde, deren HersteUong bedeutende
Kosten Tenursachte:
Item Anno iöOO int vorfar^) unten besten wnen laten nige
maken, Inf erste vor eUen rot damasz^ van westen laten
holen, steä ö t iimce gülden, is mk 7 Schill.
Noch P/t eilen gron danuuch, ilk eilen 3mk 1 ferd., ü
W/t mk Vt ferd.
Item dat vfitte damaech reken ik nicht, dai gelt kregen
iTi van eyner olden vrowe.
Item noch hir to gegan an siden und borden in all
t4Ht mk ö^lt eehüL
Item to muhende in aU 4 mk.
Item vor 2 doein^ suhem Idoeken, wegen 20 loet min
2 denniqe, IG loct horden der kerken to, aldus hefalt dem
goltsmede vor 4 loet, und 3 mk to mähende^ is to hope 1 mk.
Summa etan duese fane in all, »under de mk lod,, [de] der
kerken kort, ie dat ik utgeoen hebbe in aU 5i mk min 1 eehill.
Es sind also im 15. Jahrhundert von der Nikolaikirclie
in dem Menschenalter nach 1465 vviiklich grössere Aus-
gaben iui- Silberachmuck nur gemacht worden: 1474 für
die groese Monstranz des Hans Byssenberch, 1491 für zwei
kostbare Brosen, 1498 für drei schwere Kn(>pfe» die Jacob
Lnban arbeitete.
Die Kirche hatte in dieser Zeit so zahlreiche andere
Ausgaben, dass für Silberschmuck nicht viel übrig blieb.
Die Bauten an der Kirche'), namentlich an Thurm und Dach,
die Errichtung der Nenen Kapelle und des Sakraments-
häQBchens, die neuen Tafeln, besonders die am Hochaltar,
die beiden Orgeln, dazu der Unterhalt der verschiedenen
Bäuser der Kirche, aus denen freilich auch bedeutende
1) = Frühjahr,
*) Dutzend.
3. S. 237. Neumauu, Gesch. Revals. Lief. 2.
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256
EiuniiliDieii zuÜosrieD, all das kostete grosse J^nmmen. Sodann
wurden gegen Ende des Jahrhunderts einige grössere
Schulden beeahlt, die anf der Kirche mhten').
Dazu kommen manche unyorhergesehene Aufgaben, die
plötelieh zn decken der Kircbenkasse wohl empfindlich
werden konnte, deren Eutstehnnj^ aber auf Zeit und Men-
schen besonders scharfes Licht fallen lässt. Einige seien
angeführt: Anno [14^6 vp sunte Nikolaus dag^ na der
maltit toort unae kerken^tfigüleretk^ 9an unaen kappaüan und
umes kostera junge, so dat duBse koaiera junge »loch den
kapi>c1lan up aine plaffr/i l/oih'ch mit (Jer Lrrhrn HJottclh\
Anno 9ö den middewchen^ vor viienachten [Dec. 23J wort
vnse kerken wedder rgcoUigeret, Wi normundera mosten dem
hüehop her Nieolaus Roddendorp*} geven vor sin plegent
25 rinsce gülden, den deyners 6 rirnee gülden, und dem Inschop
hir to geschenket et/n leijdesch lakcn Heit 30 mk. De kappellan
und kosters Junge hadden nicJU to betalende, hesunder de kerke
moste de unkost stan» Item dgt gelt krege toi van der
1) Uiezu scheint eine beträchtliche Menge alteg Silber, das der
Kirche gehörte, verkauft zu sein: Anno 98 de» «onarendcs na Mdthti
[Sept 22] enlinnnen von Lnmfiert (itfinrjk, dnt he vor Pulver qekof't
hadäe, dat \k em iolevere van der kerken wegen, und dat he ok ge-
prockeret liadde van eynem schomaker, is in all 209 mk rig. Hir med
lede wi de renthe af. Auno 98 des »onavendcs na s. Matheus dmjit
[Sept. 22] tande ik up dat raihus» den hovetttoet mit der rente, dat
de raeth up der kerken hadde, t« fOO mk, nidu» »ands ik me t» «1/
i03 mk. Anno 98 des mandage* vor Michaelis [Sept. 24] sande ik
Hinr, DelUnehwen den hovetetoel mit der rente . . . t06 mk,
Dee. 6. Der *Vag des Kirebanheiligen wurde wohl mit einer
Mahkeit gefeiert.
^) Wenn in ehier koneekririen Kirche eine Qewaltthat verübt igt,
die eine erhebliche Vergiessnng menschlichen Bluts znr Folge hat, ao
lies't darin eine vloliitio der Kirche. Kb darf in ihr kein Gottesdieost
abgehalten werden, bis durch eine reeonciliatio der frühere Zustand
wieder hergestellt i^t. Diese kann in einer kousekrirteo Kirche nur
ein Bischof voroehoieu. IJinschiub, Kirchenrecht 4. 328.
<) War bi.^ 1492, also noch in die Zeit hinein, wo Rothgers*
bereits V^orsteher wur, Kirchherr zu St. Nikolaus gewesen, wurde
1492 snm Bisehof gewählt, f 1509. Brief lade 3, 324.
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^7
Kniiwelice% de starf da $uh0$, und utm her bieekop gaf
WH/U Nieolaue wedder 10 rineee gülden. Item ik ei hir van
to achter, dat ik hir fn lede, i^^ l-'J riusce oulden, maken 26 mk.
Der Bidchof Nikolaus Roddendorp mochte als früherer
Priester der Nikolaikirche fitr diese besondere Theilnahme
hagen. Das Eirchenbnoh berichtet, weil daraus gewisse
Ausgaben entstanden^ noch von anderen Amtshandlungen
des Bischofs an der Kirche: er hielt in den Jahren löOl
and 1505 Send in der Kirche. Die Sendgerichte buttcu iu
der Biuthezeit des Mittelalters grosse Bedeutung gehabt, als
des unter Vorsitz des Bischofs oder Archidiakons geh^^
Gericht, das Sber das religiöse und sittliche Leben der
Gemeinde, Ehe, Eid, Kirchenbesuch etc. zu befinden hatte.
Leider verfiel gegen Ende des Mittelalters daä Sendgericht
oder artete ans. In Reval ist es wohl in Bezug auf die
Laien fiberhaupt nicht zur vollen Entwickelung gekonunen,
da die Stadt bereits im 13. Jahrhundert die bischöflichen
Rechte'-) an sich gebracht hatte. Auch in den vorliegenden
Fallen beschränkte sich der Bischof, so viel wir sehen, mehr
aaf Visitetion, suchte zu erkuDden, wie weit die Geistlichen
iteisBig ihres Amtes warteten^. Immerhin ist zu beachten,
dasB hier, was das Kirchenbuch ans dem 15. Jahrhundert
1) 8. S 2V.). Die Kirclie hatto von ihr 14«b, 149'2 Silbersehmock
crbalten, erbte einen (iarten mit einer Scheime, aach ein Krouwelschej
Haas wird im Beailz der Kirche erwuhut. Anno 95 up iri<'nachtm
ottiit wurt de Kroiiirchce hegravtn. Und verko/t er bedden, hir vor
erttfangen in all G mk. Item noch entf. vor eynen s warten hoiken
1=^ MaotelJ 2 mk. Item vor eyne binexsen etUf. */i mk, Jtetn noch
Ml/, vor 2 hovetpoeU [Kopfprühle], 1 wrkui» 6 /erd., noch aUf.
vor fleaen gatn, heden garn, ßa$e ii mk. BinoiBO = bindexse
s Zimmerazt.
^ dlnlsiBM* 9inba0 B«vali«DsibQ8 omoia juia spiiitnalia in sino«
dtUboa et in aliis. LivL UB. 488 a. a. 1284.
>) Ueber die Eutwickolung der Seodgerichte Hiuschius 5 ^ 288.
lieber den Seud in Reval Bunge, Gerichtswesen 25; Estland 186.
I^a^ Send^ericbt in Riga im ersten .Tahrh. der Stadt behandelt Bulme-
^cq, Verfassannr der Stadt Riga. Seite 139. Er bezweifelt,
<^ solches Gericht in Riga abgehalten sei.
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258
nicht zu berichten weiss, noch ganz gegen Ende der katho»
liachen Zeit der geistliche Oberhirt die Pflichttreue seiner
Oeistlichen zu pr&fen suchte* Aber in den tadelnden nnd
spöttischen Bemerkungen, mit denen der eifri-re und erfahrene
Berichterstatter, der Kirehenvorsteher Rothgers, das Vor-
gehen des Bischof begleitet, liegt ein scharfes Urtheil über
den damaligen Zustand der Kirche. Der Sendriohter und
seine Begleiter hatten Ansprach auf Terpflegang, was nichi
selten zu Streitigkeiten führte-), und was üuch hier Anlass
giebt, dieses Ereignisseö unter den Ausgaben der Kirche za
gedenken. — Mit dem Send verbindet hier der Bischof die
Firmnng der Kinder durch Segen und Salbung, viomit den
C^etauften der heilige Geist rar Stärkung des Glaubens
niitgetheilt wird^). Die Firmung erfolgte regelmässig durch
den Bischof.
Der Bericht des Kirchenbuches lautet: Anno löOl des
äonredagea und des wridagen vor Letare [M&rz 18, 19] do
mth unse hisehop her NieoloM Rodendarp ffi wMer kernten
dat zentz und rarmede du/me 2 dage. Und rragcde uns
vormunder, wo ici dat geholden liedden mit unsem kerkkem,
oft ke ok jemant vornmet hedde in biekt, in dem $aera-
ment und in der oUii und ander guakkeüye, dalt niiM wert
wa», dar une nen bisehop mer tohringen saÜ in sodanf
vragent. Wente df kerklicrn don licAicoL wat im'llett, dat
is men so vele, de kind^ir willen eren willen hebben, Aldue
Aehnliclie encif^iiJcliii Beimiiiunijen ans dem Anlaiig iles IG. Jiihr-
hundiTts durch den Bischof Kiovcl in Oeeel, der ofTenbiir auch wieder-
holt S'^ nd abhält. Hildibrand, Arbeiten, 1877. 85. Im Jahre 1520
wollte Juhunn 13 lanktjuffcld, Biachof von Durpat und Rcval, eine grosse
Uevisiousreise doreh Stadt ond Land aDteroehmen« stiess aber auf
Widentaod, besonden in Dorpat. HaiiBeii, Rirehen-lSl. Dem Biaohof
Johano traate Niemand. Der Rath yod Reval antwortete dem Bischof
kühl, daas daa Sendgericht nicht weiter und breiter gehalten werden
soll, ala Eure Vorfahren thaten, ohne Nenea and Uogewdhnlichea
Torsunehmcn. nansen, Regesten 152. 155.
S) Hinschins 5, 443>.
S) ibid. 4, 6ö.
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259
moHte de kerke ene plegm dusse 2 dac/e. Des ersten dagei
hadde he alle »ine deiner und an beden darto edle unee
necarye in unser kerken. Des andern dagee hadde unee
hmhop 4 doemhem und 2 deyner und 2 jungen und 2 echriver.
Da der Besuch in die Fastenzeit fiel, wurden dem Bischof
fast nur Fischspeisen vorgesetzt, der Kirche aber kostete die
Bewirthung duese 2 dage in all 12 mi; rig»
Anno [150]5 de» donredagee in den pinaeten [Mai 15]
unee hieehop her Nieoiaue Rodendorp in unser kerken
dat seutz und varmede de kinder. Und wtj mo^ien em
plegen, aldus kmtede dat unser kerken in <dL der kerken
6 mk7 tehUL rig.
Dieser BiBchof Nikolaus, der eelbsl anB der Unterstadt
aof den Bischofsstuhl hinaufgestiegen, hat noch in seiner
früheren Pfarrkirche InOl. 1505 Send gehalteTi. AIb er im
Anfang des Jahres 1509 gestorben war, haben auch diese
schnchtemen Yersu^^e zar Beform der Kirche aufgehört«
Von seinem Nachfolger Ootsobalk Hagen (1609—1513)
meldet dap Kirchenbuch, er habe 1511 in der Nikolai-
kirche geiirmelt, aber Send sass or niclit mehr. Eine
Mahkeit wurde für ihn auch nicht ausgorichtet, doch sandten
ihm die Vorsteher eine Verebmng an Fleisch, Brod, Bier,
die 5 Mark 16 Schillinge kostete. Hirmed was eine gnade
gan$ wol tovreden.
Neben solchen und anderen ausserordentlichen^), ein-
wuchsen der Kirche fortlaufend nicht unbedeutende Aus-
t) Haosen, Kiroben nnd Klöster Bevala, 1885, giebt 8. 38 die
Vendebnisse, was bei diesen refchea Mahbseiteo 1601 und 160& ge-
({•neo UDd getranken worden tat. Daa ante mal war es in der
Woehe nach L&fcare ein Fasteneasen, das ftut mir aus Fiaeh beataod,
15(^ iat dagegen der Tisch reich mit Fleisch besetzt. Diese Nach'
Hebten haben eich in Donte'fl Denkelbneb, nicht in Rothgen' Kirchen-
buch erhalten.
Beachtonswerth ist eine, wenn auch niclit sehr grosse Auegabe,
die zum Jahre l.")03 oder 1504 cehört: Item ijrvtn lo dny.-ein hilgen
nß<Ue in de kUtea vor dut»e arme zek, vor ük arme zele / mk, int
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S60
gaben durch die Herstellung von Gewändern für die Priester,
die Heiligenstatuen, die Altäre. Worden auch durch Dar-
bringungen von werthvoUen Kleiderstoffen, nicht selten in
der Form, dass sie bei Bestottiuigeii nber den Saig gebreitet
wurden, die Ausgaben für die Paramente verringert , so
kostete auch dann noch die Herötellung sehr bedeutende
Summen. Wir können das für diese Frage im Kirchenbuch
vorliegende, umfangreiche Material nicht erschöpfen, nur
als ein Beispiel mag eine auafohrlicbe Nachricht über die
Kosten einer Korkappe ^) angeführt werden, die 1493 hat-
gestellt wurde.
Item Anno 114^92 in dem herwette do gaf Klaw9
Walkendorp aunU Nieolau» 13 eUe brun ffebl&met ßwoeW),
Hirwn latentnaken eyne kor kappe to eunte'^Nieolaushogenaltar.
Item utyeven dusae kappe to neige nde is , , 2 mk»
Item vor de frenge dar under an geven . . 7 mk.
ente Andres Kam und sine hus/rowe, und Amt van Dumpteii tme seU,
Arnt Knokcnhoiver sine »de und Katkerine Sedelmakereee er tele, ü
to hope 4 mk. Alle diese waren in den letzten Jahren gestorben
(A. Kam 1491, Roino Fran 1501. K. Sadelinukersche, Dümpten 1503 etc.)
und hatten der Kirche grossere Spenden zufliesseii lassen, für sie wurden
Messen gelesen. Ueber den Ablass aua den ersten Jalireu des 16.
.Tahrh.: Schirren, Archiv 8. Leber Ablassbriefe im Uevaler Archiv
siehe lluuscn, Beiträge zur Kunde Liv-, Est-, Karl. 4, ir>2 und
Katalog des Beraler idtadtarchiTS 124. Katalog zur Ausstellung des
X. arebäol. Koogr Biga 1896. Nr. 914.
^ Dia oappa ohoralis, das oberata Prioitergewand, sowohl beim
Gottesdienst (Baachmantel) wie bei Prosessionen (Plaviale) gebrancfat,
wird später das eigentliehe Pmnkgewaiid, ist mit reiehen Fnasen,
Stickereien, Borten ausgestattet» and hat im Bäekeo, ao Stelle der
Mbereo Kapaze, dreieckigen Schild mit Seidenquaete und Metall*
koopf. Jeder Priester sollte eine Oappa haben, doch gehörte spater
eine solche aaob zur Ausstattung eines Altars. Für den floclialtar
wurde wie hier eine besonders schöne hergestellt. Vom an der
iJrust vvurde der Mantel dnrch prfichficrG Schliessen, Agraffen vendert,
die oft erwäimten i>reseu. Ütte Handbuch I '. *iTl.
') = i?aninit, sehr häufig zu Paranienteu gebraucht. Kr wur
theuer: löOl für nn^cr levcn vroioen nigcn rok van rodemßüwelle kojte
wi . . ü eilen, stcU iik eilen 6 mk, is 30 mk rig.
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261
Jtetn vm- de guiden tute, leti^ ik van
Lubek halen, steit 8 ffuldin ü 17 mk 4 sehäL
Item noch vor 1 loH Hdim unde
vor rode horde geoen .... /4 eML
Item vor 2 grone eentz wfidot de
kappen to voderden «nd ander
btoltii i/i a// ...... . 6 ferd.
Item den schilt hroder to atickeiuie
vor golt und arbeit t> . . . . 3 mk
Swema eUiit dueee korkappe mü
üUer tobehoringe in aü, eunder
ßuweU, ie Si mk rig.^)
So beträchtlich die Ausgaben waren, welche nothwendig
erschienen, die Einnahmen der Kirche reichten, sie zu decken.
Denn diese stiegen mit den Jahren bedeutend, vielleicht
dank dem fiifer, den der Vorsteher Rothgers entwickelte.
Hatten zur Zeit, wo die Monstranz Ryssenberohs gearbeitet
wurde, die Einkünfte der Kirchenkasse durchschnittlich iiicbt
400 Mark jährlich betragen^), so haben sie sich in der Zeit
der Yerwaltong Botligers*, seit 1488, wesentlich vermehrt:
Tom Jnni 1489 bis um Mttrz 1499 nahm die Kirchenkasse
5188 Mark ein, also dnrchschnitüieh im Jahr etwa 630 Mark.
^) VoD zahlreichen ähnlichen Angaben sden noch angeführt:
1501: vor eyne ttige gvlden korkappe geven in all 16 mk. — IfiOS
gtkoft 10 eilen gülden stiirke to nn^en be:'^fen inisstgeiveide, ilk
dien vor 16 mk, in 150 mk rig.; s. unten. Im Jahre 150 1 xterf zelige
Hti^se PcUtiner nin husfrowef undc vjj ercm licltam aßtrde »e der
korken eyn roet ßuivell ortiat mit gülden blome eyn schone crucf ye-
tiickct Up dem ü nutete unde 2 mynistranten rocke mit aller tobehoringe.
hm dogulvea gaf ae unter leven vrowen er beste parlen knope, ii
ii parlen kmope, und er kwentmide umer leoen vrowe vor dem Ivre,
M bg uHHr leven vrovfen mögt m vorwaHn^ke, Ist das denelbe Heiiae
?tmmr, d«r 1602 Baigor, 1606 KirchmTormond wird «te., s. 8. 240,
odw da ilterer, gleiehen Namens t — Welch eine Falle Toa Kiiehea-
gewinden (aber aveh Kleioodiea, Baehern) koebgettellte Kliehendianer
besassen, lehrt des Inventar über den reichen NaeUaes eines in der
Mitte des 14. Jahrhunderte in Avignon geatorbenen Bigaaoben fin-
biieliola. Hildebfand, Livonica 4S.
awMi. ft. d. uvL o«Myektt. xriL fl. 18
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982
Und auch in der folgenden Zeit hielten sieh die Einnahmen
auf ziemlich gleicher Höhe: für die Zeit vom März 1499 bis
zum September 1512 erhält die Kirchenkasse t>693 Mark,
somit durchschnittlich etwa 496 Mark jährlich.
Zn dieser günstigen finanziellen Lage trogen nicht wenig
YermächtDisse und Schenkungen bei, die an die Kirche fielen.
Auch früher hatten sie nicht gefehlt^), aber sio werden mit
dem neuen 16. Jahrhundert besonders häufig, vielleicht weil
in den Jahren 1602 fi*. eine dec vielen schweren Seuchen
des Mittelalters Beval heimsuchte. Von grösseren Ver-
machtüiööeu seien angeführt:
150B starb Katharina Sadeimakersche, die i!k.irche erhielt
aus ihrem Nachlass 30 Mark, dazu ihr Haus in der Krämer-
strasse (heute Goldschmiedestrasse) und einen Garten bei
S. Barbara (vor der Schmiedepforte); kir to bekelt de kerke
an mlverHmIdc by 5 mk lode uude er husgeraet; Got vam
hemmele mote er . . zele to hulpe komen.
Weiter wurden der Kirche vermacht: 1503 von Amt
V. Dümpten 20 rinsce golden = 42Vs Mk. 10 Schill.; 1604 von
dem im Jahre vorher verstorbenen Herrn Joh. v. d. Heide ^
25 Mark; 1505 starb Magdalene Wymansce, sie hatte 1495
einen Kelch geschenkt, auch eine silberne Schale, 20 Loth
schwer, der Kirche dargebracht; als sie starb, ga/ se un$er
kerken er inwaiUUke hue, die Vormünder verkanften es und
die Kirehe gewann 300 Mark; 1606 kam an die Kirehe
aus dem Nachlass ihres Vorstehers Lambert Otting 50 Mark:
in demselben Jahr erhielt sie ein anderes Vermächtniss von
1) Aus der Zeit vor Bothgers' Kirchenbuch sfümml das Testament
des Wilm vame Schede ▼am Jahre 1447 (L. UB. 10, 334), das die reral-
sehen Kirchen bedenkt, am reichsten die des St. Nikolaus, die tom€
bitwe 10 Mk. erhält, nnrl httnd^'rt mk to hulpe to ener taß'len tpme hoyen
altare, vieileicht aiuem älteren Altarachrein als den 1477 fi. herge-
stellte u, S 236.
-) Wahref Leinüch Mitglied des Rathä, obgleich iiiuigo liath^liuie
101 in diesen Jahren keiüöa Ratlisherm dieses Kameus aeunt; dach
ist die Familie melirlach im 15. und 16. Jahrh. im Rath vertreten.
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30 Mark, 1510 eins vod 100 Mark, löll fklieo ihr zu ÖO
fionikegald6n = 50 Mark; 1607 erhielt sie van KarHmi,
ktnn Hey9te PatÜMT 'Syner maget, 100 Mark aaf Leibrente,
desgleichen 1510 von Katharina der Witwe Hans Pütgeters
300 Mark. Hiezu kamen in diesen Jahren beträchtliche
Summen durch den Verkauf von Immobilien, die fir&her der
Kirche gefiohenkt waren: 1603 werden der Kronwelsche
Oarten ffir 60 Mark und der Sadelmakersohe Oarten fUr
Tu Murk verkauft, 1505 das Sadelmakerache Haus für 350
Mark veräuBsert und der Pralsche Garten für 25 Mark.
In einaelnen Fällen tritt die Kirche laut Vennäehtnias
in den Beeiti des ganzen Nachlaasee Verstorbener. In der
Zeit war Tor allem der Werth der Habe von Bedentong,
für uns sind diese Nachrichten auch noch dadurch wichtig,
dass sie uns einen Einblick geben in einen städtischen Haus-
halt jener Zeit^ Im Februar 1604 starben an der PeateUencie
II einer Woche Gertrud Eorff und ihr Mann Mathies, eyn
tteynworier, ein offenbar wohlhabender Mann, dessen Frau
Schmuck liebte. Die Kirche zahlte für ihre Bestattung mit
Vigilie, Todtengräber, Sarg, Bier 17 Mark 16 Schill, be-
finedigte auch eine Forderung des Goldschmiedes Bartolt
Baaenstorp von 14 Mark. lUm er nalaet heweehlik ttnde
unbetpechlik geven se mntc Nicolaus kerken to kulpe, wor dat
ikr kerke nutte mote zin. Anno 4 up mnte Valentintt»
dagh [Febr. 14] do ent/enk ik van her Johan Kullert *J «tiMr
mwe, dat er zeUge OerdnU . . «ii varwarin^e dan hadde • •
tt mt ereie ffiftieh mk rig. Noch do euhee entfangen 33
Torquldet schale, fdej vor eynem rocke seien hewe, noch 7
togeiknope, dyt suiver»mide weckt to hope 16 loet 1 quentin.
Noch to twen kogelknope ü 11 etueke teegen 15 loet. Noch
entfangen 3 auhem eclwU unde eyn vorgMei gtMrdel*), MfedU
io hope ummetreni hy SVt mk lade, dyt eteit to pande vor
HO mk rig. unde wort to jpande settet AJL 99, unde hört Scher-
1) Bathdififf 1488» Bargermnater 1604.
1) GfirtoL
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becke to, se sali de rente yeven alte jar 2 vik, und dar w
nieht up tfUfangeth lUm noch ü dar 4 boUen fielen latoetU^)
und 1 boUe hgddm hwent» Item an kanne kUyn nnd groi
20 kanne, noch 9 gropen, noch 4 kopper kettel, noch 2
mu>iiny kettd, noch 1 hantvath, noch 1 deyel. Item noch
2 hedde und »laplaken, hebbe ik nicht getelt, ae tooeren vul
tfon dir p$9tdUneU^) und 9%nt in dtr kerken* Nod^ 6 9uhem
Uppel tceyen U het Item nnem hroder gaf he eyne suhem
schalt', 2 pulvern Uppel, wegen to hopi' i^iunetrent 20 loet,
noch sine7i besten hoike^). Noch 1 huvensmide wecht 1 mk lod.,
itim noch 1 kraUen patemoUer so gut aU 10 mk, Noch
350 ßiuin und 1 Udtgteyn gifun vor 37 y% mk^). Nach-
träglioh empfing die Kirche noch Roggen, Batter etc* ftr
gegen 43 Mai-k.
Ein anderem beachteuäwertkes Vermüchtniss aus dieser
Zeit ist: Anno [löOj^ dis middewekena vor suiUe Nicolam
dagh [Dec. 2] do »tarf zelige KargHno von der Heideischo^y,
er man wae e^n tehomaker, Ik entfenk van er er mäae^
Je int erste dat se der kerken guf Sö mk an schilL, noch
23 rinece gülden, noch 8 davit^ce guUUn, noch 4 martinvs
gülden, noch i homken gülden, noch 8 eulvem Uppel^ noch 1
tuhem eehalen unde kragen knope, Dyt eulver weeht to hope
2 mk lod. 6 loet, de mk lod, 18 mk, t> dtjt tosamen 197 mk
min, 2 schilL Hir to noch yropeu, kettel, kaunen, kkder,
so gut als ummetrent 15 mk. Alle dyt gelt ttnde mdrer is
geleckt in der kerken budel*) und sal dat hir nickt reken.
') Leinwand.
^) Kiu iheii iier Ausgaben der BeerUiguug wird Jt;n toitDcn de
kteder lä to waiehende gezahlt.
9) Mantel.
^ Item utgeven Peter dem ste^n werter vor SSO ßiteen to heweitde,
de IM krepen van Mtttkieee Korf ie in all iP-h mk.
Au «iner FamOie dies«« Naaeai sitmn im 15. und 16.
bondert wiederliolt Mitglieder im Bathaatnhl.
In den Kirebenbentel legt der Vortteher liaa6g Bionahmeo»
die er oiclit speeiell bnchen wUL Von Zeit sa Zelt wird dann der
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Got hebbe er leve zeie, Unde is na der hant an dsm bffwetswedder
utgeven* Hir wort van koft 80 last Aalkes und ander dingk mer.
In allen diesea YenDäobülisaen kamen bedeutende Men*
gen Geld oder aneh Sclimndi: an die Kirche. Dan wurden
aoch in dieeen Jahren manehe Eirehengerttthe direet ge-
schenkt: in den Fasten 1501 sandte Marcus Betancb einen
vergoldeten Kelch und eine Patene, eine Woche später
JOiderk van Entwich wieder einen yeigoldeten Eelch').
La Jahre 1503 kanfke die Eirche wieder einen Edoh: Itm
ut^even vor eynen vorgulden kelk weckt Vl% mk tot. 1 loet
J denn.j de mk lod, vor 18 mk, ts 28 mk lO^/i sckiii. 1504
kommen an die Eirche $yn kleyn agnus Dei und kragen knopi,
Anoh BmefasUber wird geeohenkti ao 1608 zwei Eelehe, dite$
Die Folge all dessen war, bei der Kirche sammelten
sich beträchtliche Mengen Edelmetall, man musste darauf
bedacht sein, für sie Verwendung ro finden: 1Ö04 do «nl-
/mk Bam WiäerUngk dtr kerken hoH ^Vt fin goid,
ük lo€t vor 12^h mk, %$ 8i mk 1 fei^d. Hir up entfangon
in all SO mk^). Im Jahre 1506 schreibt der Vorsteher
Kothgers: A2i 6 int vorjar*J nam ik van sunU Nicolaus
mImt i mk lod, iVt M to6ro4w» wlMr, ük mk lod, vor
18 mk rig.; noch $yne tukom ickale van dor Wymantee
weht 20 loet; noch Vs mk lod. tobrokm nUver; nmma 9%
ik vor dyt »ulver schuldig in all 105^) mk rig.
Die bedeutenden jährlichen Einkünfte und die reichen
Zasehügse gaben Mittel sn nenen gräsaeren Anagaben,
Beotel geleert und sein Bestand in die Einn:ihnhMi vt rn chnet. Kin
Theil dieses v. d. Heydescbeu Vermächtnisses wird spatar 1509 für
neneo Silberschmnck verwandt, s. S. 276.
1) R. S. 242, 244.
2j 8. 8. 243.
3) «, S. 251.
*) Frubjabr.
^) 6 Mark lod. Lot, die Mark lod. sa 18 Mark rig., wären
108 Mark 20^/4 Schill.
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Rothj^ers mochte wohl schon früher die Ali>icht gehallt haben,
dea äilberscbatz der Kirche durch neue grödsere Frachtstücke
za melureii. Wichtigere FordernDgen, besonders för den Bau
der Eirehe, Verden solchen Wnnsch zar&okgedrttngt haben.
Als diese Bauten beendet waren, als 1502 auch noch die kleine
Orgel durch den Dominikanermönch Peter fertiggestellt war,
was etwa 450 Mark gekostet hatte, waren zum Unterhalt des
Gotteshansee für längere Zeit Snnunen nicht ndthig. Jetet
dnfrte man daran denken, dem Bestände an schönem Silber,
der aus dem 15. Jahrhundert überkommen war, Kleinodien zu-
zufügen, die sich der grossen Mcüsti anz des Hans Ryssenberch
Tom Jahre 1474 würdig zur Seit« stellen durften. In den
Jahren 1508—1609 ist die ganae Kraft der KirchenkaBse ftr
Sflberschmnck in Anspruch genommen worden.
Das erste Decennium des neuen 16. Jahrhunderts führte
der Nikolaikircbe rasch nacheinander drei grosse, schone
Silbergerttthe xn.
Bereits Im Jahre 1489 finden sich Angaben, die wahr^
Bcheinlich mit diesem Plan in Znsammenhang stehen. Rothgers
schreibt zu diesem Jahre: enifangen van Bernf Koseftort&r
io dem sulvem bilde to hulpe, ü 1 Hn»ce gülden, und Anno
\\4tßB betaU vor eyn hoU$n bilde, dat toi van Lubek haldttt
Utm, dar men dat 9uUfem b%id$ over mak^n 9aU, %teit 12 mk
6 Schill rig. Man beschäftigte sich also im Jahre 1499
ernstlich mit dem Plan, ein silbernes Heiligenbild herstellen
zvL lassen. Leider erfahren wir nicht, was es Torstelien
sollte^ wahrscheinlich die heilige Jangfrau. Man samm^te
bereits Beiträge, liess ein kostspieliges Modell schnitsen,
wandte sich doöwegen nach Lübeck, wohl weil mao daher
ein besonders schönes zu erhalten boöte. Ueber dieses
sollte das Süberbild in Hohlarbeit getrieben werden. Dann
aber ist dieser Plan &Uen gelassen worden, wir hören nichts
mehr yon ihm, es taucht ein anderer auf.
Zum Jahre 1502 heisst es: Item hefolt vor 2 gesneäen
bilde, dui eyne unser Uven vrowen bilde, dat ander eunU
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Ni^olmi9 hilöp^), und imllen dusse beide bilde na sulrern
maken taten, gevcn io snedende in all — 4 mk. Diese beidea
Modelle smd ofenbar in Beval gescbnitst worden, leider
erfaliien wir nicht den Namen des Meisters. Snitker, die
für die Kirche thfttig sind nnd anoh die heutige Tischler-
arbeit liefern, werden oft erwähnt-), vielleicht darf man an
den Snitker Michel denken, der 1488 vor 3 dor in de nige
kapiüei^ uiuk vor de gaddem (a der garvekamer «n aÜ
€ mk erhillt nnd wahrscheinlich der olde Mester Michel
Sittow ist, der 1518 an der Uhr mitarbeitet, namentlich Ver-
irolduDfiren ausführt und 1520 für die Kirche vergoldete
iahnen liefert®).
Ueber die beiden Modelle^ die ein Marien- nnd ein
Kikolansbild darstellten, wollte man nicht das Silber über-
treiben lassen, sondern sie sollten später in Silber nacbge-
Biaoht werden, wuüen dusse beide bilde na sulvern maken
lote». Um die getriebene fiohlarbeit ansznfhhren, branohte
man starke^ feste Bldcke; anf solche besieht sich offenbar
dae Eintragung zom Jahre 1605: Jtem hetaU TtU Gropen-
Qiter vor dat Marryebilde io getende und vor Stinte Nicolaus
bilde tö getende, dar tnen dat euLner over dreff, in all
6 mk rig, U> hepe. Tile Gropengeter war, wie sein Name
1) Der S( tmtzpatron nnd die hl. Jungfrau erfreuten Sich natürlich
in jeder Kirche beeonderer \'» rt hrung. So auch hier. Zum Jahr 1489
^ird gemeldet, es soll ein meier, heth mester Johan Vaicsack . . malen
unser Ucen vrowen tafeile vor dem kore mit dem iabernakel vorguldet,
iick sunte Nicolaus ta/el und iabernakel vorguldet is. Der offenbar
wohlhabende Meister Job. Vawsack, auch Yawgesack, Vagesack ge-
muA, kauft von der Kirche eio Hans für 680 Mark, f 1498, sin egen
«i/ ihck duueii num doet. Fegesaek iet im Beginn dee 16. Jelurh.
«ine revaler Batbafamilie. Bnnge, Batlislime 94.
>) An der grauen Orgel arbeitet 1489 neben dem Meister Härmen
fltaf« der Snitker Jobaaken, tat der Ideinen sind 1&02 neben dem Mönch
Peler drei Snifker besebifttgt. Bei den Arbeiten am Thurm 1510
macht Sgmtm mUker « . 9 par holten vinster, s. unten. Maler, Glaser,
Schnitzer bildeten zusammen eine Zonft, Nottbeck, Gesell. Bevala 81«
Stieda u. Mpttig, Sehnigen 664.
8. nuten.
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andeaiety und wie andere Naehricliteii fiber ihn lehren*),
ein Grapengiesser, der wahrscheinlich nur Gussstücke aus
unedlem Metall lieferte, über welche man dat Halver over
dreff, wenn ein Kunstwerk ansgefohrt werden sollte.
Zn den grossen Silberarbeiten, die entstehen sollten,
brauchte man natürlich auch viel Material. Und in der
That hören wir in den Jahren 1503 und 1504 von grossen
Silbennengen, die an die Kirche kommen. Bereits seit
Jahren hatte man, znm Theil wie es scheint aneh dorch
CoUecten gesammelt: Anno [150]^ entfangen unde lange to
voren to hope samelt, dat ü in eyne karpe worp und dat
to dem sulvem bilde unser leven vrowen ok gebeden is, in aÜ
82 mk rig, — Item noch ent fangen van eelige Arnt nan
Dutnpien J^O rmeee gülden, maken mk rig, lOedUlL
Item noch entfanf^en van Did^k Deterszen is *J. Anno
[lbO']3 quemen 2 kelke to unser leven vrowen büde, foente
duee kelke de vtoeren tobraken^).
An diese Geschenke^) schliessen sich einige grössere Ein*
kaufe; 1503. Jtem ufgeven vor eynen vorgulden kelky weckt
/V« mk lod. i toet 3 denn», de mk lod, vor 18 mk, ü 28 mk
eehüL^J, Noch utgeven vor wyt emede*), vor 4 mk
kd. 2 loel, Wi ftUt lod. to i€ mk, ie mk rig. Noch
billiger war ein Eanf 1504: Jtem hetaU vor 2 mk lod.
1) Zam Jahr 1S06: entfmgen van TUe Qropatgetet, dai ik em
vorkoft» an kopjMrkettel, mUemgt kettd, tohrokm gnpen vor i SM
M ImM i MkM, m lÄtM overhovet vor $ ferd. 3 »ekiU., i$ 34 mk
4 Schill 2 pf. Die GrapeDgiester gehörten sa der groeeeo Zonft der
Schmiede. Nottbeck, Geech. 83.
^ Lücke. J)etefMeD wer Kleioschmied, Sehloeeer.
3) 8. S. 243.
*) 1490 erhielt die Kircho ran Andren Decker *-jjnp h^ilvern schalt
van i.7 loet min / guentin . . quam to dem au'verrt bilde to ftulpe,
8. 8. 250. 1501 sandte Markw Betaudi ejfncn vorgn}det krlk nat eyner
pattenen, wecht 2 mk lod. 2 loet . . . quam to dam suivem bilde.
Wahrscheinlich ist das Marienbild gemeinti b. S. 244.
5) 8. S. 265.
^ Weieees, onTergoldetes Geschmeide.
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260
mm Vs lofsulver, de mk lod.vorlßmkmin Iferd», ü 31 niL Man
benutzte ofienbar eine günstige Gel^nheit zn gutem Kauf.
Die Folge aber acheint gewesen zn sein, dass sich bo grosse
BesUnde an Edelmetall ansammelten, dass man wieder Ter-
kaufen konnte: 1504 entfenk Hann Wederlingk der kerken
hört 6'V« io^^ yoldf ilk loet vor 12^f% mk, la 81 mk 1 ferd,
Bit entfangen in all 80 mk^). Und im Fr&hling 1606
nimmt der Vorsteher Rothgers van sunte Nieolaue euher ftber
6 Mark lötig tobroken 9ulver, ilk mk lod. vor 18 fnk Hg., und
bleibt der Kirche vor dyt sulver schuldig in all 105 mk rig.*).
Die Kirche verkaufte gern zu so gntem Preise, brauchte sie
doch auch baares Geld m den grossen Sübergeräthen.
Wohl all das gesammelte Silber, besonders das vergoldete
Geschmeide, wanderte in den Sohra elztiegel, wurde ge-
schieden: Anno 3 utgeven vor 16 mk lod. vorguldet smide to
iehedende, hir wort af fin eulver aU 14 mk lode, und by 27
ßn ungenche goU^). Vor ük mk lode geven to »ehedende
1 mk, w H mk. Dyt euhrer quam to unser Unen vrowen
hüde. — Item noch vor 5 mk lod. vorguldet smide to
tchedende geven 6 mk. Mir ivort an vorloren 15 loet sulver,
dee kregen ipi wedder eo gut aU ^Vt ungereee gülden. Ob
diese 5 Mark Idtig anch wie die Torhergehenden 15 Mark
zum Marienbilde kamen, ist nicht zu erkennen. Ueberhaupt
igt nicht sicher zu scheiden, was von dem gesammelten
Silber zu einem, was zum andern Bilde bestimmt wurde.
Beginnen doch in demselben Jahre ld03, in welchem das
Marienbild fertig ist^ bereits die Sammlungen för' das
NikülauBbild.
Die Ryssenberch-Monstranz war Jahre hindurch gear-
beitet, wir konnten ihre allmähliche Entstehung verfolgen.
1) I, 8. 251, 265.
<) e. a 265.
^ WahraeheiiiKeh 27 Loth fein nagsTBohes Gold. Dum wann,
da aus 16 Mk. loi gewonnen worden 14 Mk. fein Silber und 27 Lotb
feio Gold, sDianiTTien 15 Mk. 11 Loth, beim Einaehmelzea nur 5 Loth
▼«rioren, wts enflaUeBd wenig iet
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So auöiührliche Nachrichten liegen für die neuen Kunst-
werke mcht vor, sie sind im Ganzen auch rascher gearbeitet.
Die erBte dieser neuen grossen Silbenurbeiten ist das
Marienbild. Der Kirchenvorsteher Hans Rothgers schreibt :
Anno [l&Oiß dat erste in der vaeten [Marz 1] wort
beghunt unser lenen wowen van etdoer io nwkende unde
was rede up naiwitatis Marie [=■ Sept. 8] Anno S» Dtft
suher hehhe ik to hope samelf van Hcluimel^) vrowe tnicU
demtmcgede^ de dat der kerken geven hebben, unde hcbbe hir
nicht boven 6 mk lode togekoß, dat hir to voren rekent steit^J,
Dyi suher Mde, dat goU dar up is IB ungersehe gülden,
*s gekomen van vorgulden smide, dat dar afgesehmden wort*)»
Item dyf svlvern bilde weckt mk Lode. Ik hetalde vor
ilk mk lode to makende 3 rnk rig, Is dat ik hir vor betalde
unde to achter bffn^) in all ... iü5 mk rig.
Item noth geven dem gesellen to vor*
dfinkende 2 rinsce gülden, is i mk 10 Schill.
Item noch betalt vor 9 loet sulver,
quam ok to dussem bilde, is . 9 mk
Item noch Luban betaU 1 lieht gülden,
1 daivits gülden van minem gelde,
wente ik hadde em de geven
van sunie Nicolaus geLde und dar
m< de wedder to kamen, is ik
to achter ey S mk min ß sekäL
Diese Mittheihmgen sind von hohem Interesse. Dass
fvr das Marienbild bereits seit längerer Zeit gesammelt
▼orden, war oben gesagt. Den grOssten Theil des wertb-
vollen Bohmaterials, etwa 29 Mark lötbig, haben arme
Franen nnd Jnngfranen der Stadt gespendet, nm ein, wohl
1) SehtnüiAftk ehrtmr, beidheideii, am.
^ Daher hier nicht m Rechnung gebracht frtrd.
3) Seite 269, wo 16 mk lod. Geachmeide eingesohmolittn Warden.
^) = räekstiadig bin, noeh sa erhalten habe.
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dem angefertigten Holzraodell entsprechendes Bild der
kiligeo lieben Fran der Kirehe zn stiften. Diese hat dann
nur 6 Mark löth^ 9 Lotb, sowie das Gold zor Vergoldang
geliefert uüd den Arbeitslohn beschaÜL^). Das Bild ist
jedenfalls von bedeutender Grosse gewesen, da es 35 Mark
löthig wiegt. Aach dieses Kunstwerk ist in Beval ent-
etinden, es ist Tom Meister Jacob Lnban im Jahre WOB
gearbeitet, der bereits 1498 der Kirehe die grossen ver-
goldeten Knöpfe geliefert hatte*).
Später sind noch zwei kleine Ausgaben für das Marien-
bild nothig geworden. Noch ans dem Jahre 1503: Item
w unur leven hilde ffiven, dett angwiehte vor di
Ufottrwe to beredende, ü — 2 mk min 6 Schill, Das Ge-
sicht ist also bemalt worden, öodaon im Jahre 1504: Jtern
noch vor eyn kliyn ihap to makmde, 9olde
mwtn bilde tun« etan hebben, 1 mk. lUm dem AiMcAte to
htrgdde S eehül
Nur wenig jünger als das Marienbild ist das Bild dei
Schutzpatrons der Kirche, das Nikolausbild. Die Modelle
waren ja gleichzeitig 1502 Ckr beide geschnitzt, nnd ans dem
Jahre 1503, in welchem das Bild der hL Jungfrau gefertigt
wurde, stammt bereits die Nachricht: Item utgeven to mtnte
Nicolaus bilde to makende vor mk lode klar sulver, ilk
vik lode vor 16 mk, ie 72 mk rig. Für das Nikolaosbüd
wird weiter erworben: Arno [löO]^ dee eonnemeAdn na
^) Eine Berechnnnt:^ der Kosten ist nicht gei^eben, konnte auch
nicht aofgeetellt werden, weil das Material zumeiet durch »Schenkang
raaamineoörHkommen war. Da das Mariei!bi!<i 35 MarklÖthig = 560 Loth
wiegt, der t urs Pär 1 Loth 1 Mark iet, 80 war der erth des Iu)h-
iaat«riaU 560 Mark rig. Die Kirche zahlte weitere 112 Mark, also
kosteten Silber-Material und Arbeit 672 Mark lig. ; dazu kam noch
Vergoiduug jin Werth von 19 ungarischen Calden.
*) Oben pag. 254. Wie Kjeaenberoh, dem er wabreebeinUch in
fitNiii Amt folgte, war auch Jacob Lnbao Aettwrma&ii der Ranati-
gOd« in SeTaL \41H trat er too diesem Amte snrfiok. Er hatte
MM Knta ffmßket, de weh S tnre. hdieh mde 2 tot, unde de
^nt ffom m aU'eO mre. Livl ÜB. 9, 922.
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epiphanie dorn. [Jan. 11] do koffe ik to smäc Nicolaus hehof^),
to sunte Nicolaus bilde 2 mk lod. 4 loet vorg%Udet emtde,
ük mk lod. vor 18 mk, is iO^U nUc rig. Item geoen vor 16
Heyns dublitk^J, eoüen in de kröne kamen, ü 1 mk. Im
Jahre 1505 wurde, wie wir hörten, an Tile Oropengeter
mit einer nachträglichen Zahlung für den Block xura Marien-
bilde auch einer für das Nikolausbild bezahlt. Man hat
also för dieses nicht nur Silber und Steine bis 1505 gekauft,
sondern auch das Oeräth herstellen lassen, über welche« die
Arbeit getrieben werden sollte. Es scheint doch, dass man
noch 1505 auch das Nikolausbild in Revai ausfuhren lassen
wollte. Dann aber hat man sich, wir sehen nicht warum,
eines anderen besonnen, wandte sich ins Ausland. Both-
gers schreibt:
Anno [150]^ des middetvekens vor pinxstm [Mai 27]
do schepeden wy vormunders, als üans Rothgers, Heysze
PatHner*) f II einem hoUander, heth Leve van der 8ekeUinge,
i eaih verke*) unde deden dat in beoeel Godert Hagedorn.
In duesem vate an ironins iSOiSVt tym«r fronifw^), etan
erste kopes 736^it mk 1 ferd. rig,, hoeien sunte Nicolaus to.
Item Beyeze PatUner poreerete dai weeiwart an einen
maeeehop % unde men etiÜ dffi werk narkcpen unde loten hin/or
1) BeddrfiiisB.
*) Falsche Edeliteiae, Doppelsteüie, swischen dtren H&lften oft
eine farbige Folie liegt. Baaer, Bdebteiaktinde (1896) 112. Da Gange:
doiibletoe sr gBmniee adolterinae epedles.
^ Wer in diesem Jahre 1506 Sonntag Jadiea [Hin 29] Vor-
mnnd geworden, nach dem Tode des Lambert Ottinck.
<) Ein Fase Pelzwerk.
^} XVHXV i/s tymer tronine. Eoppmano, HaoelBehe Gesohlehte-
blatter 1893, 71: tronifi = gegerbtes Werk mit der Haaraelte aadi
aDseeo, stammt vom EichhörnclieD. 1 Ziuimer = 4 Decber (decem)
= 10 Stüclc cfr. Nottbeck, Geaoh. fievals l, 67. In deo N. Nord.
Mise. 15 (1797), S. 546 wird 1 Tymer s 60 FeUe aageeetit; dock ist
40 Felle = l Zimmer gewöhnlich.
^) CompagnoD an der Weeteee, vieUeiebt IMderk Basdow. Haisse
Pattiner war Eanfmaoo.
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maken 1 sulvern bilde mtnte Nicolaus van /Vi eilen hoch
iamc, aU min bock^) vormeldet int 32*^1 blat.
Item up dfft vaih werke et/ ik U> ackter, dat ik der
kerken wrieehi hMe in aU^ 255 mk 4 eekiH. rig., dat ander
hart der kerken vry to.
Anno [150]5 up sunte Mathem dagh [Sept. 21] da
fvotn hir eekiper Synion Joenezen van Lubek, daruth ent-
fangen eunte Ntcolaue büde, und JHderk Baedou»*) le^h dyt
häde maken io Andorpe*) und we^
Die Angabe über das Gewicht '') fehlt leider. Im üebrigen
md die Mittheilungen des Kirchenbuches über das Nikolai-
büd in mehrlaclLer Beziehang eigesthüialich« Das Bild
wurde Ton der Kirche bestellt und bezahlt und sollte in
HdUnd gearbeitet werden. Die Höhe konnte» offenbar
weil ein Modell vorhanden war, auf Ellen flamsch be-
stimmt werden. Daas die Ausführung dem Modell entsprach,
darf angenommen werden; ob aber dieses selbst oder nnr
ebe Zeichnung über Meer gesandt wnrde, ist nicht zn
erkennen. Man rechnete auf eine Ausgabe von über 700 Mark
rig., hatte für so viel Waare eingekauft, aber wie viel das
Kunstwerk schliesslich gekostet hat, wird nicht mitgetheüt.
Bereits im Jahre 1503 war f&r das Nikolaibild Silber ge*
kauft worden, dann noch einmal zn Beginn des Jahres 1505,
im Gaüzeu gegen 7 Mark lüthig für ii2Vs Mark rig. Von
*) Dieses Buch ist nnh(>kaunt. walirscheinlich eia Geschäftfibacb
dea Vonnundofl Hans iiolbgers, dor Kantnuinn war.
In der Haudscbrift folgte, iat aber sputer getilgt: 70 mk rig,,
dat ander hört der kerken to ryrt/,
') 8. Note ti uut vorigur .Seite. — *) Antworpeii.
^ Im Rentebnch des Vorstehers Dudinck, dos 1551 beginnt,
wU angegeben, das Marienbild, das Nikokubnil ond ein rilberaea
Knai h^ben geioagen in aiU 71 mk hd, unde S^l% loet rein eylver,
«wfe $$ i€o» oU iiher gewe$en geUek brent iiiver. Item noch . . .
M goidet ßo iek dar von kebbe eeheden loten 7 l^et min ^t» guentin.
Diese Angaben beliehen sieb wahreobeislieh aaf das Material, das ans
dem Bchmelstiegel her7orgiDg. Wie schwer das Krens war, wissen
vir sach nicht, s. anten.
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▼eiteren Kftafen hören wir aber später nicht mehr. Als
m:iu beschlüss, rfich iü Uie zu wenden, hat man dad
gekaufte Silber wahrscheinlich gar nicht hmü hergesandt.
Sondern es scheint folgender Weg eingeschlagen sn Bein:
im Frnhling 1606 entnimmt der Vorsteher Botl^pers der
Eirehe Silber für 105 Mark rig.O; Ar diese Summe und
377 Mark, die aus der Kirchenkasse aUmmea müssen, ^owie
255 Mark, die er der Kirche vorschoss, im Ganzen für
7d6V4 Mark verden Troinins gekauft smn;'}. Aehnlich wie
in den Jahren 1479 ff* grosse MengMi Wachs tor nyen tafeU
behof . . . tarn hogen edtare nach Lübeck gesandt wurden,
ähnlich schickt man auch jetzt nicht Geld über Meer, sondern
Waare. Der neue Kirchenvorsteher Hejsse Pattiner war
Orosskaufinann*), stand mit einem Kaufmann an der Weetr
see, der Tielleicht Diderk Basdow hiess, in OenoBsenschaft.
An diesen wurde tsmc in'osse Menge Pelzwerk, das im Westen
immer gesucht war, zum Verkauf gesandt, aus dem Erlös
sollte das Nikolausbüd bezahlt werden. Da wir von weiteren
^) Anno C) int vorjar nam ik van annte Nico laus sulver 4 mk h'i
4V2 loet tobrnken sulver, . . . noch ei/ne ^rtlrpm schale . . . weckt
20 loet, noch ^It mk loci, tobrokcn sulver, »umma H ik vor dyt atUver
schuldig in all 105 mk rig. s. S. 265.
*) Eine Schwierigkeit bereitet die Angabe über die Anzahl: 1 vat
. . . in dusBem vate sint an ironins 1501 fAit ttmer tronum [XV^XV*/«].
Ist ein Zimmer = 40 Stück, so wären das 600620 Stück. Daae ein.
Fam 80 viele gefoast habe, Mheiat b^denklieh. Dasn kommt eine
Angabe Aber den Pidi der Troinins: 1469 werden behn ümban der
grossen Orgel gokaaft 7 If . tr<mi», iUt iifmmer vor Sink i ferd^ nach
^ tr, icho» tronii vor 9 f Ording, Hag der Preis 1506 aaeb sebr niedrig
gewesen sein, so eraehelat es nicht glanblieh» dass ibOlfi ^/s Zimmer
für 7363/4 Mark gekauft wurden, also 1 Zimmer für 1 SehilL 2 Pf.
In den Bericht scheint sich ein Fehler eingeschlidien sn haben.
^) Anob der erste Kirchenvorsteher Röthgen ivar Kaufmann.
1614 kaufte er in Nowgorod für die Kirche 20 arsyn roden taft, is
10 mk. Dussen roden taj't »nl inen hohhn vor de altar, voorwer dcU
men dat volk berichtet [~ mit dein Sacriiment versieht], Rothgers
ist auch als Sendbote des liatbs zu VeräuinmluDgeti uach Eussland
gertiist. Nottbeck, Reval 37. Ueber Pattiners iiaufgeachäfte s. Bei-
träge 1, 373. Hansen, Regesten 19.
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Rechnungen nichts hören, muss diese Specalation in Pelz-
werk 3icii bewährt, die übersandte Menge genügt haben.
Nach zwei Jahren war die Arbeit fnrtig and wurde über
Lübeck mit dem Schiffer Symon JoeiiBaen nach Reral
gesuidt. Sie war in Antorp oder Antwerpen gearbeitet
worden, der Name des Meisters ist leider nicht genannt.
Ein drittes schönes grosses Silbei^erätb wird im
Jahre 1509 gefertigt| die neue Monstranz des Andrea
So teile ach. Hierüber berichtet der Kirchenvorateher Hana
Bothgers folgendes: Anno 9 de» dinxdage» vor pinxsUn
[Mai 22] quemen hir van Lubek 8 schepe, dar med waa
Eam Detmera darby, Ik entfenk eyne nye monstranck, de
Andres Soteßeech to Lubek nudcede, mcht lubsce vnehte
i8 mk hd» 6 loet Vt quenün, tforguldet, unde weckt hir 21
hd. lUm ik sande to Lubek an vorguldet smide, dat
uuffcr kerken kor de, 14 mk lod. li^k lot to Lubek wegU
Noch Sünde ik to Lubek by Havs Bitter 12 klein rinece gülden,
noch 4 daviteee gülden. Noch bi Eneri nttiim eone 10 gude
meee gtdden, noch hi Hane Seherer 8 loet echeyden golt, Dyt
ndver scheidedc And?'eM Soteßcsch und worp dusne vorscreven
kUin gülden hir mangk, so dat hir van wort 15 loet ßne gold.
Item Andres Sotefieeeh reken to echedeloen fmn der mk
hde to eeheiden 12 ecMll., ia 10 mk P/t echüL lub*, n»
weeht de monetraneie 18 mk hd. 5 loet V% quenttn.
Item hir is up vorguldet 9 loet fin golt to Lubek wegt.
Item to makeloen van der mk lode to makende 3 golt
gülden, ie 65 gelt gülden,
Sir to € gleee, iXk etueke 4 echäL, noch «yn venedyes glaez,
tteit Ph gülden.
Summa blive ik up dusse monstrdncie to achter, dat ik
Andrea Sotefieeeh by dueeem ecliepe betalen wü, ie — -
goU gülden.
Noeih vor dat voder*} moet ik Jacob Willrene betiUen
1) Fütter, Futteral.
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4 ffoU pMen, und dem s^rwegen^) eynm komken pvlden*
h mm?na daf ik hir up to achter blive m all Mö^t mk rig.^).
Item dusse monstrancie steit in all mü suher, goU, make-
lo€n in cM — 640 mk rig.
Di«8e MoiwtraDZy die im Mai 1609 in Be^al eintraf, ist
spätestens im Jahre 1606, Tielleidit schon Mher, beeteilt
worden, rückt also zeitlich sehr nahe an das Nikolausbiid
heran, lieber die Vorbereitungen zur neuen Monstranz
haben wir wenig Nachrichten; wir hören nnr, dass von dem
YermächtnisSy das im December 1506 nach dem Tode der
Schuhmacberswittwe Karstine van der Heydesche an die
Kirche fiel und das 212 Mark rig. betrug'), der grossere
Theil, nämlich 130 Mark, für die neue Monstranz verwandt
wurde. Im Uebrigen ist fiir diese, wie der Bericht lehrt|
lange Zeit gesammelt worden. Sowohl vergoldetes Silber*
geechmeide wird uach Lübeck gesandt, wie namentlich
wiederholt Münzgold. Das Kunstwerk acheint sehi* starke
Vergoldung erhalten sn haben, ifis war wahrscheinlich daa
kleinste von den grosseren Prachtstäcken der Nikolatkirohe,
aber das Terliftltnissmässig thenerste: Ryssenberchs Mon-
stranz wog 37 V2 Mark löthig, kostete ca. 732 Mark rig.;
der Freis für die Mark löthig war also ca. 4^ Mark rig.
') Schreiber.
£8 folgt ein Zusatz in zwei Zeileu, die aber stark darch-
strleheii sind, als getilgt geltea ioU«a: Hk up ent/angen 1 «e. vaß,
äot der kerhm Horde* Dyi na Lubek sant unde hur vom werden i* an
rigue, gdde iOB wk rig. Dyt gekortei, to bUee ik kir te achter ie
37ih mk rig.
Das VemiSehtDin betrag (s. S. 264) an Gold ond Silber
197 Hark 2 SohilU, dazu kamen Hansger&the fär Ib Mark, alao im
Gusen 212 Mark rig. Anfänglich aoUta allea das in der kerken budei
kommen, nicht apeciell berechnet werden, später ist ein Theil für deo
Kirchenbau, namentlich für Kalk, verbraucht worden. 1509 schreibt
Rothgers, von dieseui Vermächtnise bringe ih hir tor rckeni^cap in
myne cntfanije 82 vih an Schill., mente di/t reken ik hir na in myner
betalimjt. H'ts hir vier vorscreven stat, in vorlmu-ft an unse nigr mon'
strantii, und reken hir nickt van, snndtr alltji»' dansc 82 mk uji chiU.
entfanyai, lu dem Veruittchiniss waren bb Mark lu ächüliogeu euvhaltea.
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Da& Marienbild wog 35 Mark löthig, kostete ca. 672 Mark
rig., der Preis f&r die Mark lOthig war also ca. 19 Mark
r^. Sotefleschs Monairanz wog 21 Mark Itttbig, kostete
64D Mark rig., der Preis für die Mark Idthig war also
ca. 30 Mark rig. Sie mag buiuüders reich und k uns t voll
ausgestattet gewesen äeiu, sodann stellte sich der Preis
wohl aaeh dadurch höher, dass sie im Auslände rou Andres
Soteflesch^) in Ltbeck gearbeitet war, der dort in den Jahren
1605— 15S0 als CKildscbmied nachweisbar ist.
Es fällt auf| dass sowohl das Nicolausbild wie diese
kleine Monstranz in der Fremde bestellt wurden, jenes in
Holland, diese in Lübeck. Es fehlte doch nicht an Oold-
fechmiedcü in Reval, das Kirchenbuch nennt in den Jahren,
in welchen diese Arbeiten entstanden: 1494 meater Johan,
1504 goltsmit Bartolt Ranenstorp, 1519 Feter Tymmerman
1514 ist der Goldschmied Hans Wittenborch kurzlich ge-
storben. Aber nur das Marienbild ist von einem einhei-
mischen Meister Jacob Luban^) gearbeitet, die anderen
grossen Bestellungen giuir>'n in die Ferne. Vor Allem im
Kirchenbuch wird nach 1477, trotz der zahlreichen Arbeiten,
die St. Nicolaus noch in Bestellung gab, Hans Ryssenberch
nicht mehr erwähnt, obgleich er noch 1497 am Leben war,
und bein Öuhn das Geschäft des Vaters weiterführte und
guten Namen auch in der Ferne hatte £ine firkUkrung
dieser auffallenden Thatsache vermdgen wir nicht zu geben,
1) Ueber deu Meister bat Staataarchivar Hasae-Lübeck die Freund-
lichkeit mitzQtheileD : Andreas Soteflesch (auch Sottevlesse, Sottevelsse,
Sottevelsch) kommt 1505 — 1520 vor, 1509 — 1520 als Lehrmeister von
Goldschmiedelehrlingen, 1505 beseten horger nebeo audoru Gold-
Bchroieden, im Petrikircheiibach auch gelegentlich als Zeuge in einer
Pfandlösnngssaclie.
2) Im Jahre 1525 ist das Domiuikanerkloster dem Peter Timmer-
mann 5 oder ü Loth Hübet soholdig. Hansen, Kirchen 148.
») 8. ö. 271.
^ 8. ä. 172.
MittlMiL a, 1 UtL OMtfUoUfc XTO. t. 19
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denn ciue Nachricht 0. Hans Ryssenberch habe im Jahre
auf einige Zeit io die Dleusto des Grodsfürsten Iwan III. ?oix
Moakau übergehen wollen^ encheint nicht hinreiGhend ge-
sichert, auch ist Meister Hans gegen Ende seines Lebens, in
den Jahren 1488, 1497, wieder in Reval nachweisbar. Bald
darauf mag er gestorbon nein, und da kann man Bedenken
getragen haben, in den Jahren 1503, 1506, 1509 dem Sohne
Hans (II)*) die neuen grossen Besteilangen anzttTertraaen.
So grosse Silbergeräthe, wie die beiden Monstranzen
und da,-? Marien- und das Nikohiusbild, aiiid für die Kirche
nicht mehr heri:estellt worden. Zwar an ein weiteres dcheint
man noch gedacht m haben. Bothgers schreibt: A»no [ib'jtO
in dem kervcdfe $tarf müder dechtnüse Clam Kannegeter
«ine dochter Grete, er tm*munder$ geven to eunte Nieolau»
kerken lo hulpe, mnfe An/ien bilde to lnUi>e 2 mk lod. maken
smide, Jlir vor hadde dusse juncvrowe vry Indent in unser
kerken. Dyt emide reken ik hir nieht^) und licht by dem
1) PfccE. HCT. MiioT. 15 (1894) IS 4: Brief des QroasmrBten
Iwan an Bäigenneister und Bathmannon von Beval. 1488 Febr. 5.
Original. Dar GroBsfurst bittot, seüian Boten an den Papst, Manuel
Iwanow, über Beral auf dem Seewege nach Lübeck oder Flandern
abreisen zu lassen, nncaii» naxi Baun» cjyra MaR}'üjo, a csani-
Baert, hto xoieih naMi. ixaTii civ^iitt. na namn siajonaino TTBani
PHCHHÖepn. ntM'unti cepeöpfliioii «ai lepi , a cpji^HJityr ci Haniiiiii» cjyroD
ci. MaHvfi.ioMi. nun., ito esiy y naci. c.iyKHTH tpii ro.ia: a OToftjyn
il>n roja, H (.'siy orb uaci> LxaiJi au^'Poüoülho on«Ti. n cuoio ipm^hü. il
MH K ueiiy iiocJiajiH c Hanimn. r.iyroK> ci. IIhko.iok» cbo»» rpaMory, mtoOu
K wdkWh notmii» Ha eame 2üa.iuiiciuic uaHi^ ciy^uTu u ci» cuoumu yienHRU,
a Mu cro xajoituiH xotumi. A Kasi oto^avtl ipn roxa, h mh eiu iio-
sajoeaex OTnycTBMi vb ero aeiiXD b ch ero y^emna. H bb 6h 9bm% Ttiti>
oociyaiHjiH, mßü ecTO toto nacrepa HBam b ero peaaiH otnycnjn
X aam BeBa^epzasi, vuiitA c BamHM» ciyro» Hbboio». Fremde, die
in zariaclie Dienste getreten waren, erhielten nur aelten die ErlanbaisB
heimsolcehren.
*) B. 8. 172. An« der Familie werden noeh genannt Hans Wilt-
fanek BosBenberge 1515, 1522 Ratbaherr, wohl nuser Hans II, s. Bunge
Bathslinie 127. In den Jahren 1559 ß. tritt Symon RtiSBenbei)g
wiederliolt als angesehener Bürger auf. Bienemann, Briefe.
9) = deflsen Wertli zätile ich nicht in die JalureBrechnnng liinein.
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ander smide, dat unser l.erken tohorf. Und weiter heisst
es: Anno des äonredages vor sunte Antonim dag
[JaD. 12] do €ntfenk ik van Hans Bower, dat her kotnen ü
van zeUge her PeUr Weesel^), de dat unser kerken gaf to
ntnfe Annen bilde to hulpe, de htwetstoel ts HO fnk Hg., unde
no'jh tnifenk ik van Huna Jjuirt'r de rente van twert jarv her,
u 2i mk. Dieses öt. Aoneu-Bild, zu dem so beträchtliche
Sammea schon eingegaogeii waren, ist, so viel sich erkennen
tessty nicht aiisgeföhrt worden, wir hdren nichts weiter von ihm.
Während der Jahre 1503 — 1509, in denen jene drei
grossen Prachtstücke entatandeu, lielen an Silbergeschenken
Doch weiter ein: im Jahre 1505 noch van t/r« rades stet/n*
vierters Peter, dat he uwter kerken gaf, ü eyne sulvem schalen,
weckt 18 loet min 1 quentin» Femer 1508: nach entfangen
van d&r Kt/llersche^), dat sc unser Leven vrowen medelinge^)
gaf hy dem olden cruce er hmemtnide*), weckt utumetrent
P/i mk lod,
Dass in jenen Jahren, wo so bedeutende Summen für
die grossen Kleinodien nöthig waren, nicht sehr viel für
weiteren Schmuck verwandt werden konnte, iöt natürlich.
Es werden nur folgende Ankäufe erwähnt: 1504 item ge-
koft eyn huvensmide to der kerken beste, weckt 17 loet nUn
3 dennige, hir vor geven in all 19 mk. Aus dem Jahre 1605:
Item hetalt tAxurendus Pynnow vor vorguldet smide, als
^) Kach der ins Kiichenbiieh vod Rothgere eingetragenen Gopie
^ Ten ihm und Heisse Pattlner als Kirchenvormänder aoageetellten
Onttongsbriefee hatten sie entfauf/en ran dem ernamen Han$ Bower
hpget^ten du ts efter hentte HO mk rig. hoveMol und 24 mk renthe
von llermm C-orde» wegheii, dar Raus liower enjeii. tjuth vor sade,
und (iuxse vorsihreven summe (jeldcs gnf de irerdighe liere Peter WeK^iel
in tinrm tfshmi'ntt iftifitr kerken $ancti Nicoiaiü Peter Wessel war
aUo Priester gewesen.
*) 8. S. 263.
^) Mitleiden; wohl ein Bild der schmcrzeusreicbeii Maria.
HaabengescliTiHMtlf, S. 249. Siehe auch die Kleider- uud
HHchTPitfiordDUDg des Adels im Becesa vom Jahre ]öi3 in N. Nord,
^ific. 7, 312.
19*
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280
10 kogelLnoi^e, wegen 22 loet min 1 quentin, fo 18 mk
de kerke /mddd hir an 12 mk, aldus em betalt, dal Marcus
»in vrowe kregh up dem Berge% ü W/i mk rig. Im
Jahre 1607: Item gekoß van mnte BirgiUen^ eyne »ehone
vorguldet borde, weckt io Hope 26 loet ^Vt dennige, de mk
lod, vor 19 mk, is dl mA min 5 uchill*).
Iq diese Jahre gehört auch eine Aufgabe, die die
Kirche machte, am auch ihrerseits einmal eia Silbergescheok
zu spenden, das einzige, das sie dargebracht hat. Es wurde
dem undeutschen Prediger zugewandt. Von einem solchen
ist wiederiiolt die Rede: 1489 wird in seiner Stube ein
neuer Ofen gesetzt^), mehrfach wird Zahlung erwäknt. die
er behommt'X besonders hohe: Anno [14]d& up Michael
betah her Jokan, dem unduteehen predeker dee htlgen erucee
altar to belebende ü 6 mk. Zum Jahr 1503 oder 1504 ge-
hört die Angabe: Item her Johan, dem undutacheti predeker
geven 1 eulvern forke, wecht 6 loet 1 dennig, dai golt hir up
horde der kerken to. Item to makende 6 ferd. Summa
dueee forke € mk U schilt. Die Angabe ist doch sehr zn
beachten. SillK rnes Tischgeräth ist in dieser Zeit noch
selten. Silberne Löflei werden freilich bereits mehrmals
erwähnt: 1504 sind im Nachlass des reichen Steinworters
Korff 7 silberne Löffel, 1506 erhält die Kirche aus der Erb-
1) 1 Mark lot. = 18 Mark rig., folglich 2lVi Loth =:24»5/fi2 Mark rig
^) lu Reval finduu sich im 15. Jahrh. Famiiieu: of dem Berg^
van dem Berge. Livl. UB. 9. lO.j
•) Kloster St. Birgitt ae, nahe bei Reval.
*) 1 Mark lot. = 19 Mark rig., fülglicli 26 LoUi = 30 Mark
31V« Schill.
^) A<f' H9 , » do ietk ik maken dem undutteke kappeiUm ejfnen
mgei^ dornßenoven, koetede mit den arbeidetluden 2 mk 14 ^ehüL
<) Zn den ragelmässifon Ansgaben zn MichaeliB gehört in den
Jahren 1466—1493; dem kerlAem unde dem unduteehen preddter vor
Donkoff Kalte aüe jar to*vorkundigea des iondage» van dem predeek-
stole itkem i ferd. Ueber die Familie Dönhoff Kalle siehe Livl. tJB.
Bd. 9 und 10. Register. — Zum Besten eines estnischen Predigt
Stahles bei St. NikolaOB wird noch 1Ö2I eine Hypothek best^ll^
Aach bei St. Olau war ein aolcher. Nottbeck, Immohilienbeaito 7^*
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281
Schaft der Schuhmacherswittwe Karstine von der Heydesclio
neben anderem Silber auch S LöffeP). Die Kirche mag
fiie.=e anfficwabrt Itait^'ii, Ijosasa jedenfalls in ihrem Schate
nlberne LbfSei, die sie auf Bitte auch auslieh, denn selbst
angesehene Familien scheinen in dieser Zeit noch nicht
silberne Löflei liesessen zu haben Silberne Gabeln waren
jedenfalls noch viel seltener*). Ein werthvolles Ehrenge-
ichenk scheint hier der undentsche Frediger Johann zu er-
balteni den anderen Priestern werden solche nicht zuge^
wandt« Waram man diesen so auszeichnete, ist nicht gesagt,
vielleicht für treue Arbeit in jenen Jahren U>02 ff., wo in
der Stadt die verheerende Pestilencie wüthete, die dem
Seelsorger der unteren Stände besonders viel Sorge nnd
Gefahr schnf.
Während im Be^'nn des 16. Jahrhunderte rasch nach-
einander dem Schatz der Nikolaikirche die ßchöuen grossen
Silbergeräthe und doch auch mehrere kleinere zugeführt
1) s. S. 264. Das Dominikanerkloster in Reval hatte 1525 far
doe Laat Roggen vier silberne Löffel zu Pfand gegeben, die dem
Kirchherrn von Bkee bei Dorpat gehörten. Hansen, Kirchen 147.
^ Anf einem im Kirchenbuch liegenden Zettel fiuden eich die
BemerkuDgen: Anno [15] /6' de* middewekem na Michael [Okt. 1]
gelent Ilinr. van Essen 6 »ulvern leppel, hoeren gunte Nicolaus to,
wegen 12 ioet qnentin. ftern n^>- IG dec middetrekena na Michael
gflent Vuckc, meater Wendel siner vrowe, 3 lepf>e! , hoeren i^unte
Sicolaus to. irer/en l^ft Ioet min 2 dennui^. Alle (ntfangoi. Die
Familie von Essen \?\ im 14. Jahrh. in lieval iin liath, Bunge Raths-
ÜDie 94. Silberne Lufft'l in Koval 1447. Livl. Uli. 10, 334.
3) Diu Gabel tuucht zuerst gegen Ende des 13. Jahrh. an der
königlichen Tafel In England auf, wird ertt in der Nenseit allgemein
gtbriraehfieh. Otte, Wörterbach 8. A. FfanUiUt LaYiepiiv^e. 1899.
Neoh Odtzinger BeaUezikon ist sie von der Fisehgebel in der Kflche
«Hgegangen. Dem Priester mochte sie bei den Fastenfischen sehr
bniQohbar sdn. Die alte Form hat nnr swei Zinken. Grosse swei-
zinkige Gabeln som FIsehfang, sam Pischstechen, daher mit Wider-
bakvn, sind in unsern Landen sehr alt. Kin trofflich erhaltenes Exemplar
fand ich 1895 bei Allatzkiwwi am Peipus in einem Steiureihengrabe,
<la8 sicher dem ersten Jahrtausend n. Ohr. angehört. Rigaacher
Katalog 690. Abb. 28. 16.
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282
wurden, ist dagegen im folgenden, zweiten Jahrzehnt der
Kirche nur Doch wenig Silberschmuck zngegangen. Gezahlt
wird im Jahre 1513') 0or dat 9ulvem wirkmih to htUem^
dem goltsmede 1 mk, Anf ein offenbar schönes Schmnck-
stück bezieht sich die Nachricht: Anno [15]Jf4 do mifenk
ik njrte hlhje olliibusse, de zelige Harn Wittenborck makede,
weckt 4 mk lade 6 loet min 1 quentin» Bir to dede tJb der
kerken eulver 3 mk lade min 2 loet mher, Aldu9 ü ztUge
Wittenborck kir an to ackter, dat ik mit Peter ^) gerekent
hebbCj is Ph mk lade, is 24 mk. Item makelon, dat golt
kort der kerhrn to, dat makelon ü 16 mk. Endlich ist ans
dem Jahre 1519 anzuföhren: Item hetaU dem poUsmed^
Peter Ti^mmermann vor 6 loet vorgulden loveren an uneer
lei'fii vrowen sappel*) is 12 mk. Auch verkauft ist 1517
noch ein Schmuck : entfangen van Jacob Sckutten vor eynen
gülden bock^) ut 19 mk>
Erhielt die Kirche also auch nicht mehr viel 8ilbe^
geräth, so ist doch in dieser letzten Zeit des Katholicismas
iu der Verwiiltung der Kirche noch reges Leben; der Kirchen-
vorsteher Hans Bothgerä wartet bis zuletzt treu seines
Amtes, und so kommt dem Gotteshanse noch manch schöner
Schmuck m. So zwei schöne grosse Messinglenchter:
Afitio [lo]/<^ int vorjar sande ik to Lubek up 2 missinge
ludtttrs fo makt nde 11 kleyn rinsce gülden, hir is van kamen
15 mk 10 Schill, lub. Im Herbst sind die Leuchter fertig*
Anno [15]i^ up Symonis und Jude [Oct. 28] quam hir
1) Uoter Notizen aus deoi Ende dea Jahns 1513, zu denen auch
diese gehört, steht hier eine Aniw 14 irj/t nachten, über eine Zahlung
au her Frtderyk Korjf tor Narva. Eö scheint das doch auf Weih-
DachtBjahr hiDiawabeD.
S) Ein attberoes Wdhranchfasa, oben im VerseiebnisB S. 343»
wird 14b9 Terl&ogvrt, 8. 8. 263.
Wohl «in SobD tod Ems WitteDboreh, oder etwa der gleksb
folgende Goldsehoiied Peter Tymmernaon?
*) = Bl&tter an n. 1. Fr. Kraus.
WoU ein goldeoer Bing. a. S. 229. Zahlreich Uvl VB, 10, 334.
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(
288
tchtpper Teckel van Luhek, dar inne sande fny Hermen Bonhof
tan Ijuhek 2 misnnge luchter up ume hogen aUar, wegen
beiden , htsunder de ysern^pymteu Ij^ji lisü 3 tuM lub., itk mjjf
%Uit 11 tüitte, und de 2 pi/nnen 8 schiü*, is 18 mk 5 schilL
i pf, JUm to bergelde den knechten unde to ungelde ü
i sekiU. min 1 witte. Item to vraeht vor eyne eehipkiBU,
dar dttsse luchters inne woeren ü 1 mk\ Sicmma stan dussc
beiden luchter>^ an riffe^cem gulde is 29 mk Va ferd. Um
eben diese Zeit erhielt die Kirche noch einen anderen
adiönen Lencbter, indem 1519 Hans Bonwer^) jenen grosBen
oebenarmigen Leuchter ans Messing stiftete, der noch hente
eine Zier der Kirche ist: „den Hauptstab bildet eine von
Ringen umiasste iSäule, von der sich. Zweigon gleich, die
sechs Nebenanne ablösen, die unterhalb der Liohthalter
wieder durch ein horizontales Band verbunden sind. Den
Mittebtab krönt eine doppelseitige Madonna mit dem Kinde
in einer Strablensoone, die den siebeuten Leuchter trägt*'
Um diese Zeit wurde auch ein in der Kirche beflnd-
ficher Schmuck neu hergestellt und glänzender ausgestaltet.
Die Kirche besass eine kunstvolle Uhr, in welcher ein
laufendes Werk mit Figuren, wahrscheinlich Wandelpuppen,
war, die vielleicht beim Stundenschlag einen Umzug aus-
Ahlten. Im Jahre 1518 wurde diese Uhr einer gr&ndlichen
Bepsratur unterzogen, die etjn overlender^), meeter Blasius
van Norcnherch in der Zeit van sunfe Merten [Nov. 11]
an beth to wyenachten ausiiihrte. Unsen oldcn seyer hettern
unde nye umme maken . . kir vor em heialt ü SO mk*) . , ,
Itm mester Blanue betaU vor dat lopende toerk, dat to der
1) 0. a 379.
•) Ncnmaon, Qesch. Bevals, nebst AbbiMimg.
^) Preusaische Jahrb. .^9, 58G iat overkuder (Oehäoae) ein Lose-
fehler, desgleichen Maria für mane.
^) Nocii cm üi hc/tkct 1 "s.'tfii, hir Vor f dalt mk; itan ik- dtdc
«• kir to 1 leddige tttnne und J kulmct solts, is to hope in all VJ fchtii.;
iUm dm knechten to bergelde geven 3 ferd.
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284
mane^) unde 1o mnte Jttronimui^ unde to dem dode kumft,
item vorko/U im loelks ysem tange, woiren wert 6 mk, hzr
io gaf ik em reih 20 mk. Bei der Arbeit half wesentlidh
der Sclmiteer, ölde meeter Michd Sitt<np*); er erbielt vor 2
hihU fo sniffende unde to vormalende unde de matte to tjo»^-
gulden geven 11 mk. Jiem dem snitker vor 2 voU und 2
brede 5 ferd, 3 sekiü. Der Vorstelier Botbgers berechnet
die Kosten: Sumnut Bteit dgt urwerk to makende van mettsr
Blaeiui van Narenhereh, »under de fange eo f^wecreven »Ut,
is 77 mk 1 Schill. Nachträglich wird no( Ii [rezahlt: Jtef?t
dem olde meeter idichel betalt vor eyn bret to vormalende
under an dat urwerk, Air vor 6 ferd. Jtem mater Miekel
SiiUno heialt vor dat bilde to enidende und to vormalende,
dat de tungen uf steket^ hir vor heialt 6 mk. Dem kne'ihte-
to drinkgelde 1 hornkengulden. Im Ganzen hatte die JEte-
pamtar der Uhr 8ö Mark 1 Ferding gekostet. Damit war
die Uhr wieder in Tollem Sehmnck, verlangte nun aber anch
besondere Obhnt In Mheren Jahren wnrde d«m keetor
von dem aeyer to stellende up suvfe Johannes 3 mk gezahlt,
von nun an jedoch Anno 19 hvede ik dem koster vor den
eoyer io eieUende dee jare 6 mk, up dat he dar ßtkh up
eegn eolde.
Sehr beträchtliche Summen wurden in diesen Jahien
für Kleiderstoffe ausgegeben, die Kirche erwarb sehr kost-
bare. Im Jahre 1507 mussten hiem nach Frankfurt 210 Mark
überwiesen werden; 1508 worden gekauft 10 eUen guldet
etueke to unezen besten mieeegeweide, ilk eilen vor 15 mk,
ü 150 mk; im ilahre 1511 werden drei alven^) angefertigt,
die 19 Mark kosten, item dyt iuch to wyende des hischopee
einem hapellan 6 ferd. Im Jahre 1519, schreibt Bothgers,
Mond. Für diesen war nöthig: vor eynen kopper knop io der
tnane, meeht 7 mXt ü 1 mk 6 »ckiii,
«) B. a 267.
>} AA», das weiflie Prietterb^ind.
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285
dü kofte ik und entfenk dai vort van Joachim Freszen 12^)
eilen P/t qu. guldet stucke, ilk eilen vor 13 mk, ü ISO mk
Sy% /erd, Dtme stucke aall dejfnen to unBitrm paweUun'),
God£ ior eren» Dieser Schmoek ist auch bald hergestellt
und verziert worden; denn 1520 heisst es: Item dem olden
Michel^ vor G vanen vp dai pagdlun (o vo)'(/uldcH, ü 3 mk.
Es war dieses die letzte Zierratb, die der alte EircheoTOr*
Steher Bothgers f&r seine geliebte Kikolaikirche besorgt hat
Zn einer besonders grossen, kostspieligen Arbeit nrasste
sich die Kirchenverwaltung zuai Beginn des 16. JahrliunderUs
in Betreff des Thurmes entachliessen. Anno [150] J i4 dage
na jnnaeten [Mai 25] Ifte wy beseyn dat /undemetU van dem
iMme an dir mrden side. De tome licht vp dem drecke
%nde Ueht up eynen vadem na nicht deep up dem fitndemewt,
j^o dat da netjn raet ü up to huwende. Diß kosfede to
ffravende in all 20 schilL Kaciidem eine grosse Menge
Baumaterial angefahrt worden war, begann mit dem An-
fkng des Wirthschaftegabres 1510 die grosse Arbeit: Anno
10 int vorjar do hove wy an uneen torn to mutende mit
8 kellen und 40 arheideeluden mit 4 wiven^ de den kalk
mengeden, unde ei des eyns mit den stejinwortere, alle wecken
ene t tunne here to gevende unde Ukem arbeideemanne dee dagee
3 echilL, unde 2 murmeefere ük dee dage» 1 ferd,, den andern
mesters des dagee 8 Schill., den knechten 7 Schill, den dages^).
>) BandBohr.: 13.
«) Pfan.
h Wahrscheinlich der Siiitker, der atto Michel Sittow, e S. 284.
^} Es wird hier offenbar am nntem massiven Steiobao des
Thtirmps gearbeitet. Dio Umrcrhnnnp der damaligen Prpise in heutige
ist «chwieri? nud orgiebt je nach den verschiedenen Arl i iton verschie-
dene Wi rthe der damaligeu Münze. Herr Ingenien r Ii. Kuupffor hat
die Fr> niiiilichkeit, mir mitzutheilen, die gewohalicheu Tageslöhne
fiir iiauarbeiter in Reval seien: Arbeilsaufseher, Polier 2 Rubel
(Mnrmester 0 Schilling), Maurer 130 Kop. (Knecht 7 Schill.), Hand-
langer 90 Kop. (Arbeidesman 3 Schill.). Daoacli wäre 1 Mark etwa
= 8-10 RbL Bei dem im Jahre 1898 aiugeflhrteii Umban dee
oberen hdlsemen Theilea des NiicolaikirehtharmeB worden höhere
Lehne genhlt: 300, 150» 100 Kop.
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286
. . Item deff fonavendes^) hepunne try an fo mw-
reiide tor ere Gotkf^, Es ist nun mit Eifer und arossen
Kosten diese Arbeit gefördert worden. Rothgers giebt
anafobrlicbe Mittheilangen Über die Ati^gaben, fahrt eine
Folie Ton Preisen für Arbeit und Material an*). Bs war
L'iü grosses Untcrnohinen. Der Thurm wird liöher als
irüher aulgelührt, die Glocken vverdeu höher gehängt, dann
wild in den folgenden Jahren der Thurm mit Kupfer ge-
deckty dazn wurden ans Schweden 14 Sehififj^fimd 8 Lispfond
Platenknpfer geholt; das Schiffpfand kostete in Reval
55 Mark. lui Ganzen erforderte der Bau ies Thiirmes
1200 Mark, und sein Kupferdach gegen 800 Mark. Im
Jahre 1518 hat dann Bothgers noch dat grote dack up der
kerkfH umme decken taten eteyn hy «leyfi unde de efeydem
bettem laten, das kostete in all 102 mk 2 eehiU.
Das waren grosse Arbeiten, die ansgeluhrt zu haben
der Kahm Bothgers sind. Und der alte Kirchenvorsteber
that sich darin noch nicht genug, er hat 1618 noch ein
hu8$ hy dem ateciel^) gehuwet, koitede in all 140 mk. Hieyon
aber hatte er bösen Aerger, dem er auch unverhohlen Aus-
1) Offenbar lölO April 20. denu des ionavende^ "ir simte Jurge
[Apr. 20] helont murlude, arbeidesiude 3 dage = April 1-— 20.
-) Symon unitktr i'-yr 9 par Itulttn i^innier tn niakemic to dem tome
van äf f kcrhen hrtule, ilk par 6 Jenl. i> Ui^li. mk. Ifnn dtn tymmer-
luden du&se lungc anloä lande [Lücke] . Jtetn geven Didark Deterßm
vor 18 par y$ern henge to den vinsterdor unde noch vor IS par haken
f» de 9in»ier, hirvor geven to Hope it 30 mk. ^ Knöpffer: noch heut«
sind d SehtU&fihnngen am Thnrm; ein Paar Fenater ward« heute
an Aibeitalohn 30—25 BbL kosten, die eisernen IBeseUage (Maner-
haken, Zapfen, Hängen) fäit alle 9 Fenster etira 160 BbL — Erwähnt
sei noeh: Item belaU Jaeeb Sekutte vor eyn pert tont vnde kalk med
to verende iO mk i ferd. Da kebhe Ut pert wedder eerkoft vor
6 wk, alduß kumpt vnter kerken to betalende w dift pert ig 4mki ferd.
Item Jacob Luban gaf der kerken 1 olt pert. Jacob L\il»un ist der
Goldschmied, der 1503 dos Marienbild herstellte» s. S 271. £iD kräf-
tiges Arbeitspferd kostet heute GO~bO Rbl.
Der schmale Treppeuaafgaog aas der Schmiedestraaee anm
Nikolaikircbeubof.
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287
druck giebt: Anno 1518 des andern dages na sunte Marga^
fHe [Juli 14] do vorhoth un$ unse raet, dat ioy dar nicht
bwoen seiden an dat stegd, dat quam alle her «an e^jn€%
manne» weffen, dem dat Gat fxyrgeve, vnde de duvel geve ein
nn loen dat vor. TJndc soläe doch nicht vele hostet hebhen,
io hedde wy ^ mk rente dar van haih, dar wy nu nicht
1 pfenn. krigen van dem kleinen huee. Item dat fundament
tan dem kelUr ie wol eyne eilen hoch gemuret in der erden.
Da e? scheint, als wäre der Uau bald fertiir gcwcHen, so
ist wahrsclieiolich die Höhe des Fundaments der Streit-
punkt gewesen.
Die grossen^ dnrch die Bauten entstandenen Aosgaben
lasteten natürlich schwer auf der Kirchenkasse. Die Schluss-
abrecüQuugeD aus diesen Jahren zeigen regelmässig, da«B
die Kirche Schulden hatte. Es beweist noch ebenso sehr
Opferfrendigkeit der Gemeinde, wie gute Wirthsehaft der
Vorsteher, wenn Rotbgers im MSn 1514 trotz der grosflen
Bauten in seinen Rechiinneen einen Kurzschuss von nur
110 Mark hatte, der im Jahre 1516 freilich auf 384 Mark
gestiegen, jedock Aasgang 1517 wieder auf 184 Mark zurück-
gegangen war.
Aber in den folgenden Jahren sinken die Einnahmen
auffallend ^) : während von Ostern 1516 bis December 1517
noch 630 Mark eingehen, kommen von da ab bis Ostern
1520 nur 714 Mark an die Kasse, also dnrchscbnittlich
jährlich nur 306 Mark, so wenig wie seit Jahrzehnten nicht.
Als Eothgers Ostern 1520 seine letzte Schlussrechnnng
macht, ergiebt sich eine Schuld von 447 Mark. £in so
^) looerbalb der SehlwArechnuageu betragen Einnahme, Aus-
gibe und ächnld in Mark rig.:
Simiahme Aaagabe Sobald
1U4HS.19 — — 110
1516 Mai 9 - 1057 (j&fari 500) — 1382 (jihrl 650) — 884
1517 Dec. 1 ^ 680 (jihrl. 420) — 481 (jährl. 287) — 185
1520 Apr. 2 ~ 714 (jährt. 306) — 986 (jährl. 422) — 447
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288
nngiinstiger Abschluss war noch nie festgestellt worden.
Vielleicht Latte diese Schuld vermieden werden können :
1Ö18 hatte der unglückliche Bau am Stegel 140 Mark g-e-
koBtet, 1519 war für den Paweüun Goldbrokat für 100 Mark
gekauft; die Reparatur der Uhr, für die 1518 fiber 85 Mark
auggegeben wurden, bätto violleicht norli verschoben wt*rden
können. So mochte es Bedenken orregen, wie der alte
KircbenTorBteher Eothgers in den letzten Jahren sein Amt
gefiihrt hatte. Aber Aufgaben in diesem Betrage hatte die
KircbenkaBse doch früher unschwer getragen, es waren ja
nicht mehr als durchschnittlich 422 Mark jährlich a\i?fre-
geben. Waram war das plötzlich zu viel? Warum gingen
die Einnahmen so auffallend znr&ck? Sinkt in der That
das Interesse für die Kirche und ihre äussere Pracht auch
bereits hier? Sind es schon die Schatten zukünftiger Dinge,
wenden sich bereits die Massen auch im Norden von der
alten Lehre? Es sind die Jahre nach 1517, wo im Westen
schon die Hammerschlflge Luthers erschallen.
Grössere Darbringungen waren in dieser Zeit gewiss
sehr erwünscht, uiul sie blieben auch zunächst nicht aus').
Im Jahre 1510 empüugen die Vormünder ran der erbarti
vrowe Kathrine PotgtUrsehe 300 mk rig, lifrente, alU jar
ilk hundert mk mit 6 mk to vorrenttnde bis zu ihrem Tode,
mit dem das Geld an die Kirche flillt. Im Jahre 1516
erhielt die Kirche von zelige Hans Bueberch ein testamenta-
risches Vermächtniss von KK) Mark. Im Jahre lb\9 des
donredages wr Leiare [März 31] verkauften zwar die Vor-
münder in Rothgers garden wrgaddert*) vor der leem"
porten . . ei/n van der der kerhen huse in der quapp^nsfrnfe^)
belegen, dat wandagc fnhorde Ihrmen Praell für büO Mark,
aber gleich darauf fiel der Kirche in derselben Strasse
ein neuer Besitz zu: Anno 19 up Judiea [April 10] etarf
») 8. b. '262.
*) Veraaminelt.
^) QoAppeustraese heote Fostatrwse.
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289
selige her Johan Wihoreh^) to landi, he hadde des jars to-
voren gemth eyn teBiaititnte, dar inne he Bescheide sunie
Nicolaus kerken iin erve in der quappenstrate^J.
So gewann die Kirchenyerwaltung docli immer wieder
die Mittel, um das Gotteshaus in vollem ScliLüuck erstrahleu
zu lassen. Eä ist daa vor allem das Yerdieuät des Kirchen-
Torstehera Hans Bothgers. Das Kirchengeld und die Kirchen-
bfiicher waren durch Jahrzehnte in seiner Hand. Anno Ii4i]ß8
alae ik Han$ Rothgers hy de vormunderscap quam, do hatk
fiiy her Marquort van der Molen, daf ik so/ de enf/dni/eu
unde ufgeveuj wes dm- kerken antreden is, und we$ darto tho
Zuwende ie, und sali dat int erste vorsoken eyn jar langk.
Nachdem er diese Pflicht einmal übernommen, hat er sie
keinem anderen mehr anvertraut, üeber dreissig Jahre
hat er mit Eifer seines Amtes gewartet, nicht nur Noth-
wendiges, sondern auch Schönes für das Gotteshaus zu be-
schaffen. Hat er dessen reichen Silberschatz auch nicht
gegrfmdet, 80 hat er ihn doch fleissig durch neue Pracht»
stücke g(;mehrt. Der mit- stolzeu Goldgewänderti und ver-
goideton Fahnen staÜirte paiceUun ist die letzte Zier, die
er im Jahre 1520, wohl im Sommer, seiner geliebten Nikolai-
kirche zugewandt hat. Bald darauf, im Herbst 1520, mitten
in den Eintragungen über die Einnahmen und Ausgaben,
wie solche zum St. Michaels-Termiu zu erfolgen pflegten,
1) War offenbar Qeiatlicher, daher bedurfte sein TeBtameot der
Bettätigang der geistltcheu Oberen. Dove, KireheDrecht 1 316.
*) Diese Brbiehaft ansatretea, war niobt ohne SchwierigkeiteD»
weil darwp geserecen ttat m der etat bock, in dem oide koke unstm
rode 130 mk^ alle jar paeden to vorrentende mit 8 mk Hg, Item dgt
Uttament ii eonßrmert vm unserm Hern dem üsekop unde ok to voren
confirmert van uiuerm hern dem ddcan. Item betcUt mester Yerah^,
iat ks «IIMI» «/fr ^ ßit dede by un$erm hern bischop, dat dyt teitamenit
eonfirmert icort, hir vor betalt mester Vnrahel, is 27 mk min 1 ferd. —
Bischof von Reval ist 1514—1525 Joh. Blankenfeld. Ueber die Ein-
tmf^ang von Verträgen zwischen Geistlichen und Weltliclien in die
StAdtbacher s. Li¥l. UB. 1029, auch Nottbeck» immobilieiibesiti 76.
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290
brecheD seine AufzeichnuDgen ab'). Für ein Menscbeaalter,
1488 — 1520, bat er selbst reiches, Tielfacb sehr werfhTolles
Material hier niedergelegt und sorgfältig bat er geschützt,
was seine Vorgäuger ihm an äbulicheu liecbüuugen über
die Yorausgegangenen zwei Jahrzehnte seit 1465 Übergeben
hatten. So ist in seinem Kirchenbuch, dem ältesten in
unseren Landen bekannten, eine Quelle von hoher Bedeu-
tung für Kirchen- und Kulturgescbiclite miltt'lalterlichen
Livland erwachsen auö der Zeit unmittelbar bevor das
katholische Wesen hier an der äussersten Grenze des Abend-
landes zusammenbrach.
Wann Hans Rothgers gestorben, wissen wir zunächst
nicht. Sein Te:>tnnient hatte er 1520 gemacht, doch soll
er noch 1524 am Leben gewesen sein^). im irühling 1516
trat Hejrse Pattiner, der zehn Jahre neben Rothgers Kirchen-
Torsteher gewesen und auch wie dieser Rathsherr geworden
war, vom Eirchenamt zurück'), an dessen Stelle wurde
Heinricli Buesch oder Dusch zum Vormund oder Vorsteher
der Kirche erkoren. Rothgers, jetzt sicher bereits ein
bejahrter Mann, scheint sich mit seinem neuen maschop
nicht gut vertragen zn haben. Der jimgere Genosse mag
nicht ohne Bedenken gesehen haben, wie der ältere die
gewohnten Geleine nicht verliess, obgleich audure Zeiten
eingetreten waren. Er wollte sich in die Rechnungen
Rothgers* nicht mischen. Dieser klagte 1517, dass Busch
trotz wiederholter Ladung nicht zur Schlussabrechnung
koLumc, und als Rothgers 1520 zu Ostern noch einmal eine
1) Nach dem Jahre 1605 sind bei den Rinnahmen die Binkiinfte
COr Begräbniss and Gelank ntoht mehr für jeden Todteu einsela an*
geführt, de doden, de na duteer Üt vorHorven ml, dai gdt in eytten
budi l t/f'irorpen. Damit hören die für die früheren Jahre vorhandeneo
wichtigen Todtenreg^ter auf. In den epätcren Jahren s«Mner Amts-
fühnirig liut Kuthgers offenbar immer häufiger kleinere Einnahmen in
den Budel geworfen, die KiQoahmerechDiiDgen werden kürzer, a. S. 218,
s) Bunge, RathsUnie 126.
1&20 ist er Bfirgermeister, 8. S. 2ia 240.
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291
solche aofstellty die mit einein KurzschiiBS von 447 Mark
scfaloaS; sclireibt er schou im Vorgefühl, dass es die letzte
sein dürfte, nicht ohne Wehmath: Jtern ik bidde alU myne
erven, kir nummer uptozaken wente ift ik van iunte NicO'
laus ffelde upgebart*) hedde, €dder in dualem hohe varrekent
hßdde, 90 geve ik dyt aUe 9unte Nieolaus vry, unde Atr
mtmmer upotzaken. Anno 1520 des mandages in der stillen
wecken [Apr. 2] dyt öo gerekent und vor Qode wil hekant
wesen. Wente myntn matchop kau ik hir nicht hybringen
y^nde nooldä em dyt $o vorrekeni hMe, ahe Binr, Bubz,
[Nachtrag:] Dyt is my al hetalt*)»
Hans ßothgers gehörte noch ganz der alten Zeit an.
Er bat nicht nur daiur gesorgt, dass das Gotteshaus wohl
erhalten bleibe, er suchte auch dessen BesitK zu mehren;
vor Allem konnte er sich nicht genug thuUi dass schöner
reicher Eirchenschmuck, wie ihn der katholische Kultus
liebte nnd forderte, beschafft werde: Altargeräthe, Heiligen-
bilder, Frachtgewänder u. ä. Uebersieht man aber diese
ganze Thittigkeit^ so wird man dem Sifer des Kirchenyor-
mnndes gewiss Anerkennung zollen, aber man wird doch
auch nicht verkennen, dass die Thätigkeit wesentlich darin
anfging, nur die ausser liehe Form möglichst reich zu ge-
stalten. £ine Sorge für weitere Angaben der kirchlichen
Gemeinsdiaft tritt nicht hervor: für die Kranken- und
Armenpflege greift der Vormund nicht in den Kirchensttckel.
Mögen für diese Werke der Bariuherzigkeit vielleicht auch
andere städtische Institute vorhanden sein, wie Armen- und
Siechenhl^ttser, die über eigenen Besitz verfugten^), so wissen
wir doch gerade ans der Zeit um die Wende des 15. Jahr-
hunderts, dass damals wiederholt schwere Seuchen in der
Stadt herrj^chten, so in den -laliren 1495, 1502, 1519; wir
hören, dass 1520 eine Kollekte iür ein neues Siechenhaus
1) Anspreche, fordern.
Binnehinen, erh( fn n
'] Die 447 Mark Kurz-^t hii^s.
^) Hiintmu, Kegesteu (Arciiiv III, 4} 284, 285, 296 u. oft.
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292
in der Stadt veraofitaltet wirdO* ^ feUte also nicht an
Gelegenheit; f&r die Krankenpflege einzatreten, und doch
sehen wir nicht, dass die reiche Kii che hier geholfen hätte.
Und auch der Schulbildung, einer wesentlichen Pflicht
der Kirche, wird in den Rechnungen nicht gedacht, die
nns hier för länger als ein hdbes Jahrhundert Torliegen.
St. Nikolaus besass keine eigene Schule. Längere Zeit
hatten zu Hi Lniin de« 15. Jahrhunderts in Reval die Domini-
kanermönche mit dem Bischof in Streit gelegen, da sie in
der Stadt eine Schule halten wollten, der Bischof das aber
nicht dulden mochte; endlich wurde nm das Jahr 1427 durch
einen Befehl im Namen des Tapstes entschieden, der Rath
dürfe bei emer städtischen Ffarrkiiche eine Schule für
Knaben errichten*). Es mnas diese dann bei der St» Olai-
kirche entstanden sein, da sie bei St. Nikolaus nicht nach-
weisbar ist'). Erst 1525, bereits unter dem Einflues der
reinen Lehre, beschioss die Stadt auf Antrag des Pastors
Lange, auch bei der Nikolaikirche eine Schule zu gründen.
So sind wichtige Aufgaben kirchlicher Arbeit nicht
ge]jflegt worden. In breiten Kreisen der stidtischen Be-
völkerung war man im Beginn des 16. Jaiirhuudcrts mit
dem geistlichen Leben nicht zufrieden. Zwei Klöster lagen
in der Stadt. Aber böse Dinge erzählte man sich von dem,
was bei den Nonnen geschah; die Bischöfe Simon d. Borch,
NicolauB Roddendorp sollen daran gedacht haben, das
Kloster zu schliessen : der Rath der Stadt und die Aebtissin
des Klosters klagten gegenseitig über einander bei Ordens-
meister und Embischof. Und auch das Mönchskloster hatte
1) Hwiaan, Regesten (lU, 4), 161, 164, 179. Tu jenen Jahron trat
anch :^am «roten Mai die LuBteeuche in Befal auf. Nottrbeck, Qesck.
Bevals 39.
*) Beiträge zur Gesch. d. estl.ind. Ritter- msd Domschule. 1869.
ä. 19. Nottbeck, Gesch. Revals 33. 73. richieniajin in Beiträge 4
5) Noch Anno [I5]t9 in den vastcn hctalt dtin achohnester np
dem dorne, dat /it de schoUr afnande, dat se dat rndve rt'(jina sungen^
dat ylach in ertiden beloven unse kerklier, kir vor em betaU 2 mk\
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S98
schiiüAUieü Ruf, m^iii wart -eiüen Insassen Erbschleicherei
vor, 1521 fügten die Steinhauer ihrom Scärageu die Be-
Stimmung zu: sterbe ein Zimftgenosse, so solle man nicht
dttlden, daaa Mönche oder Priestor Geld, Kleider, Geschmeide,
Kannen, Kessel, Grapeu, Hausgeräthe hinaustragen ohne
Erlaubniss des Raths Dass auch die Geistlichen der
Kirchen gern Erbschaften empfingren, hörten wir oben*), wo
nach dem Tode des Stoinhauers Math. Korf 1504 sein reicher
NaehlaSB an die Kikolaikirohe fiel, Geschmeide, Kannen,
Kessel, Orapen, und wir erinnern uns, dass zum Jahre 1491
berichtet wurde der Vormund der Kirche ha,h& betalt dem
undutscm predeker 1 rinscen guldeUf darvor schaffede he der
kirken van And/r99 Beeker eyne euhem aekaU wtn 15 lo€t
»w i quentin. Der Bischof Boddendorp kannte als firüherer
Kirchenherr von St. Nikolaus gut den Zuütaüd der Welt-
geistlichen, als er im äendgericht eine strengere Aufsicht
über äe 2u üben versuchte, beaweifelte Bothgers, dass ihre
BesBening dnrchf&hrbar sei*).
Und wie sehr in der Masse der Bevölkerong die Ehr-
furcht selbst vor dem Tl eiligsten geschwunden war, tritt
uns in greller Beleuchtung in einem Gebot entgegen, das
der Eath von Beval im Jahre 1520 erliess: niemand erdreiste
aieb, unnütze spöttische nnd höhnische Bede (Iber das Sakra-
ment des allerheiligsten Leichnams nnd Blntes Christi sn
fahren, wenn einer dabei betrofl'en wird und ihm etwas
widerfährt, soll er sich nicht weiter beklagen^), ünwiilküi*-
lich denken wir, es könnte solches geschehen sein, als bei der
F^hnleichnamsprocession das Allerheiligste in der grossen
Monstranz Byssenberchs durch die Strassen der Stadt ge-
tragen sei. Auch in Reval herrschte, das sehen wir deutlich,
viel Unzufriedenheit nüt dem katholischen Kirchenwesen.
1) Notibeek, Gesoliiofate Bevala 41. Hanien, Bcgviten 228.
^ 8. 263.
^ 8. S. 250S).
*) 8. S. 258.
&) flaofieu, EegMten 161.
imtML 4. Uf L OMobtckU. XTU. & 20
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294
Ahov noch wurde die alte Form gewahrt. Als im
Sommer 1522 in Wolmar ein Landtag aller Stände zusammen-
trat, wurde Donnerstag den 19. Juni das Frohnleichiiams-
feet nach löblicher chriBÜicher Gewohnheit in groeser Pro-
seenon- begangen, aneh die Vertreter der Stidte nahmen
daran theil. E.-; gab maücb schwere Frage hier zu berathen.
Vor allem i}em ehrgeizigen, herrschsüchtigen Bischof von
Reval und Dorpat Johann Blankenfeld traute keiner. Aber
Stftdte und Bittersohaflen standen gnt geeint zoBammen
nnd hielten ihre Rechte ihm gegenilber anireeht Anoh die
grosse Frage, die bereits die Welt bewegte, wurde hier zum
ersten mal in Livland officiell in aligemeiner Berathung
berührt: Dr. Martinns Luthers halben wolle man die Sache
in Hohe hangen nnd bleiben lassen bis Papst, Kaiser, F&rsten
entechieden hätten; Mandate und Bann aber wolle man
hierein im Lande nicht dulden, mit dem Baun wolle man
nicht regiert nnd beschwert werden. Wohl waren auch hier
im Nordosten die Gernnther bereits bewsgt, aber man wollte
Bnhe haben. Als der Bischof Blankenfeld in diesem Jahre
1522 vom revaler Rath verlansrte, dicker solle das Ediet
von Worms gegen Luther YeroÜentiichen, wies der ßatii
das ab, hinge doch bei ihnen noch niemand Luther an, da
könne ein solcher Befehl leieht Unmhe wecken').
Weiter als in R^val waren die Dinge bereits in Rii^a
gediehen. Während auf dem Tage in Wolmar die Tersain-
melten Vertreter des Landes den scheinbar so kühlen
Entschluss fassten^ in der Religionssache ta warten, hatte
in Riga in der Fetrikirche bereits am 12. Juni 1522 jene
Disputation stattgefunden, in welcher Audieas hoiopken
HanseD, Re^esleu 197.200. Noch 1527, als Uic 6iaöt schün ganz
der reinen Lehre auliiug. erklärte der Ruth dem Ordensmeister Pletten-
berg, die Revaler wollten keine neue Relipion, nicht lutherisch seien
sie, nur die Reiuiguag der alten Lehre sei ihr VVuosch. Uauseti,
Kinheo 152.
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295
eine Reihe Tom Geist der reinen Lehre getragener Theeeii
gegenüber Anhttngern der alten Kirche Tertheidigte').
Das war der Beginn der livländischen Reforüiation.
Die Städte wurden vor allem ergriüen, zuerst neigte sich
Biga der nenen Lehre so, rasch folgten die anderen. Bereits
richtete Laiher ein Sendschreiben an Higa, Dorpat,
Reval. Während dieses Jahres 1523 ist in allen drei Städten
die neue, reine Lehre verbreitet worden-) und offen wandte
sich die allgemeine ätimmnng gegen die Vertreter der alten
Richtang. Kanm eine andere kirchliche Oenossenschaft hatte
in der ganzen Christenheit so schlechten Leumund wie die
Bettel üiu liehe. Auch in Reval erfuhren sie den ersten Angriff.
Am 28. Mai 1524 erschienen Al)goordnete des Raths
Qod der Gilden im Dominikaner-Klosteri an ihrer Spitse
dessen beide Vormfinder, die Rathsherrn Job* Kock nnd
Heinr. Stamme'). Nach dem Bericht^) eines Klosterbruders
hielten sie den Mönchen vcm-, welchen Unfug diese bei der
Errichtung von Testamenten getrieben und wie sie tur ihre
K&che so gat zn sorgen wnssten, dass der Bürger kaum
•inen frischen Fisch auf den Tisch bekäme. Was nnrecht-
nifesig erworben sei, solle ausgeliefert, sodann im Kloster
eiü bequemes Gemach angowie^?en werden, wo die armen
Kranken, besonders die von den Pocken befallenen, au%e-
nommen werden könnten. Die Br&der redeten ja immer
von Werken der Barmherzigkeit, die zur Seligkeit fthren,
jetzt mögen nucli sie solche thun, der Uaüi wolle nur, dass
alle Mönche öeiig werden. Da diese nicht, wie sie oft er-
ifiahnt worden, das reine Wort Gottes gepredigt, sondern
F. HoerachelmRiin, Koopkeu 49.
Energisch vertheuli^t bereits am 19. April 1524 der Rath von
Rpval dem Ordensmeister gegenüber die Predif^or der Studt, die nur
<i«)r heiligen Schrift gemäss lehrteu und 2a Frieden und UotiorBam
nuüuiteu. Hansen, Regeaten 246.
3) Kock als Rathshurr uachweisbar 1021—1533, Stamme 1522
1527. Bunge 109. 134.
*) Hangen, Kirchen 134.
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nur ihre Träume, Fabeln und ExempU erzählt hätten,
sollen sie nicht mehr, weder deutsch noch iindeatBch pre-
digen, sondern die Pfarrprediger sollen bei offenen Thoren
an drei Sonntagen in der Klo^^terkirche predigen, damit
doch auch die Klosterbrüder zum rechten Glauben gelangen').
Und weU man erfahren, dass die Mönche Geschmeide,
Kleinodien, Geld, Korn Terbergen, verlange der Rath, alles
das soll binnen acht Tagen genau auQ^eieichnet werden.
Aber selbst diese kurze Frist wurde nicht abLHvv:irtet.
Bereits am 31. Mai ward ein Theil des Klosterschatzeä aufs
BathbauB gebracht: Bilder des Ordensstiftors, des hl. Domi-
nioos, der hl. Katharina, der die Eorcbe geweiht war, des
hl. Simon, 15 vergoldete Kelche und Patenen, 5 Paar sil-
berne Pokale, 10 Kreuze, Mesegewänder, silberne Knöpfe,
Biesen u. ä. Auch die Brüderschaft der Schwarzenhäupter,
die nahe BeKiehnngen zum Mönchskloster hatte, Hess bald
darauf ihre früheren Gaben von dort abholen*).
Das waren uni^weideutige Zeicheu, das.- (^iii neuer Geist
in der Stadt walte. Schwere Sorge mudste die anderen
katholischen Genossenschaften, Kirchen, Kloster eigreifen«
Alles schien gefiUirdet, besonders aber Schmuck und
Klemodien, wie das Beispiel des Mönchsklosters lehrte.
Am 17. Juli 1524 traten im Rathhause zu Reval Be-
vollmächtigte der Ritterschaften und der Städte des Lauaes
SU einem Ständetag zusammen. Neben fVagen Über Recht
und Besitz stand die Freiheit des reinen Bekenntnisses auf
dem ersten Plan. Gegen Job. Blankenfelde der jetzt neben
den Bisthümern Reval und Dorpat auch das Erzbisthum
Riga gewonnen hatte, ertönten laute Klagen, besonders aus
der Stadt Dorpat, wo er jüngst Herman Marsow*), den Lehrer
des reinen Wortes, hinausgedr&ngt hatte, worüber die Ge*
^) Abspruch dee Raths 1524 Apr. 9 au den Prior: die uudeatscheD
Prediger iiu Kloster !<oIIen sich der Fredigt euthaUeo, aod die deutflcbeo
dort daä reiuu Wori lehreo. Beiträge 4, 69.
>) Haneen 136. 134.
•) Zur GMeUflhto Manows. Beitiig« 4, 78.
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meinde unruhig geworden war tind dem Rath erklärt hatte,
aie wolle das lautere Wort nicht länger entbehren.
Die gemeinsanie Oefabr einte raseh: zmittdhst traten
die drei Stttdte suBammen, dann ecbloBsen sich ihnen die
Ritterschaften von Harrien Wirland, Riga, Dorpat, Oese!
an, bei dem heiligen Evangelium göttliohen Wortes nach
Inhalt des nenen nnd alten Testaments zn bleiben und dazu
Lob nnd Out einzneetaran^).
Dass die reine Lehre aneh in Livland znr Herrsehaft
kommen wolle, konnte keinem verborgen bleiben. Am
günstigsten für eine ruhige Entwickelung schienen die Ver-
blütniBse in Beval zn liegen. Der Einflnas des Bisohofs
auf die städtisohen Kirchen war nicht gross, der Bath
leitete mit Besonnenheit die Stadt, nnd nicht ans der
Fremde zugewanderte Prediger wie in Riga, nicht Schwarm-
geister wie in Dorpat forderten die Wandlung, sondern
Priester, die bereits in der Stadt tiiätig gewesen waren,
neigten sich der reinen Lehre zo, mahnten zur Besserung
kirchlicher Zustände. Vor allem werden die Geistlichen an
der Nikolaikirche Joh. Lange und Zacharias Hesse genannt
Aber die EingnffiB des Baths ins Dominikanerkloster
waren zu energisch gewesen, als dass nicht eine Beaction
rnsncht werden sollte. Nicht nnr die Verwaltang, auch
Leben und Lehre der Mönche verurtheüte der Bath; war
1) BienemaDD, Lathertage 26 giebt reiche Nachrichten.
«) Nottbeck. Geech. Revals 42. Bereite 1524 April 9 schützt
der Rath dp vv,j,ii juedigcr als kern Sachariam, hem Joan cregen die
Angnfie der Du mimkaner. Beitr, 4, 69. — Rothgers' Kirchenbuch hat
leider kein FnesterverzeicUuläs. Zu erkeanon ist, dase nicht lauge
vor 1514 gestorben ist der zelige kerkher h. Borch, Kanappel, 1518
«ifd «rvahnt kerkher iL Jurgei^ van Werden, Jn der letaten katholi-
Nhin Zelt» nadh 3510, sind noch Mitlielia bei der Kirebe die
Hn. NioolMS and Leonart oder iMUMtt, lodai» Hr. Job. Fnneke,
•B deisen «teile 1520 PUL Betbgera gettetea ist Bioe Notli yoo
UlS tpriobt vom imdeitCicbeD KapeHan* Zu beaehten ist die Angabe:
Itm Aq, [15]i/ hetalt h. Johan dem kapellan vor eyn jar mitte to
Utende umme elendkkeU, it $mk, s. 8. 280. 0er Pamilienoame feblt^
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298
er damit nicht zu weit gegangen? Die Domimkaner hatten
Freunde unter der Kiiier^chaft dos Landes, die im Kloster
ihre Versammlnngen abzuhalten pflegte. Die harrisch-
wirisehe Rittoraeh&fi, obgleich auch sie j&nggt im Juli dem
Beligionsbimd beigetreten war, hat doch. — wir vennögeti
diesen rasehen Wandel noch nicht anfraklftren, — beimOrdens-
meister über den Rath Klage gefuhrt. Plettenberg, allrn
radicalen Maasäregeln abhold, wandte sich am 25. August
1624 in einem Schreiben an den Bath von Reval: ihm sei
berichtet, daas die Predigerbrftder in ihrem KloBter über-
wältigt, in ihrem Besitz geschädigt, in ihrem Ootteedienst
gehindert seien: auch wären in Folge der Predigt sudtischer
Prediger aas dem Jungfraakloster Nonnen entflohen, die
Bich zn ihrer Verwandten und des ganzen Adels Schande
▼erheirathet hfttten'); der Meister mahnt, der Bath mdge
den Mönchen ihre Kleinodien zurückgebeD. die verlaufenen
Jungfrauen wieder ihrer Aebtissin zuführen, deren Manner
in Strafe nehmen, darauf achten, dass städtische Frediger
die Mönche nnd Nonnen nicht yerlocken.
Aher nicht nur die Ritterschaft, auch die Stadt Uagte
beim Ordensmeister. Am 3. Sept. berichtete sie ihm: ihr
Mitbürger Michel Lode habe eine Nonne heimgeführt, dar-
wie häufig bei Prieätcro, vielleicht ist dieaer Kapellan Johan der
spätere Pastor Jobao Lange. — Bin Qeiatlicher ZachariM wird im
Kirobrabnob oMh 1510 nicht genaontw — Nach Puelcor, BhBtlanda
Qeittliohk«it 86f, wir» Johan Lange frfiher Mönch gewesen, 1522 an
die NUtohdkirche benifen, 1531 an der Peeft geetorbeu. Qaellen
werden bierfOr nicht angefahrt. Bolligen* Kirchenbadi hört IbTKk
tat, gieht hierfiber kerne AastoiDft. Die Zahl der GeistlSehea ea der
Nikolaikirche in katholiieher Zeit kennen wir Dicht, sie war höchst
wahrscheinlich nicht immer gl<^ch groee. Nach der Ebefomiation gab
es an der Kirche einen Kirchberrn und zwei Kapellane.
^) Joni 16 berichtet der Rath dem Ordensmeister: Hiohel
Lode, Hinr. v. Essen, Adrian v. d. Nawenstadt, Jost Eeding, nns^
M.itbürt^er, hätten sich im vorigen und diesen Jahr mit Jungfrauen
aoa dem Nonnenkloster, jinf deren inständigen Wunsch verheirathet;
(IfT Rath bittet, sie gegen die Anfeindungen de^ Ordens und der
harriscb-wirischen Kitterschaft zu schütten. Hausen^ Kirchen 200.
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fiber werde er von der Ritterschaft heftig angeieindeL, da-
gegen möge der Meister Schutz gewähren^).
Man erkennt, wie gereizt die Stimmung war* So rnhig
auch das Schreiben des alten Ordensmeisters war, das er
am 25. Angnst 1534 ans Wenden hatte abgehen lassen, er
behauptete docli. ^^ as der Rath gethan, aei Unrecht gewesen,
forderte, eä äoli aulgehoben werden. Man wird nicht be-
zweifeln, dass dieses Verlangen ünmhe herrormfen mnsste.
Die Massen, bereits erregt, brachen los. Gewiss haben
nnrnne Beweggr&nde mitgespielt. Anch das Beispiel mochte
einwirken, das der Rath jüngst im Dumiiiikanerkloster ge-
geben hatte. Wie verlockend war es, nach den reichen
Kirchenkleinodien zu greifen, die man so oft vor Angen
gehabt hatte, ünd die Lüsternheit nach diesen Schätien
konnte behaupten, von dem Eifer fnr die reine Lehre ge-
trieben zu sein. In der katholischen Zeit war all dieser
Sciunnck in den Dienst der kirchlichen Handlung getreten,
die möglichst ^^ttnzend ta gsstahen, der Stols der kireh-
lieken Gemeinde und ihrer Vorsteher gewesen war. Die
neue Lehre t'rkl^ruj, dieses festliche äussere Gepräge nicht
zu bedürien, sie wies solchen Schmuck zum Theil direkt
zurück, Yon Marien* und Heiligenbildern, von Monstranzen,
in ^nen die Hostie znr Anbetung ausgestellt wurde, wollte
sie nichts hören. Nnr Einiges, wie Kelche und Patenen,
konnten auch beim protestantischen Gottesdienst verwandt
Verden, das Andere, vor allem der grosse schöne Siiber-
schmuck, die reichen Frach^wänder, wandelten sich ans
gottesdienstlichen Oeräthen zn todtem Eirchensohats. Be-
hielten sie anch ihren hohen künstlerischen Werth, und das
feine VerständnisB des IH. Jahrhunderts hat Gutes auf diesem
Gebiet wohl zu schätzen gewusst, die kirchliche Weihe und
damit der mächtigste Schutz ging ihnen verloren. Sie
worden daftr unnütz, wozu sie bestimmt gewesen, eine Zier
1) Bansen, Regesten 2&8. Schreibon des B. Johann «n die
AebtlMiD 1524 Mai 8 in Beltrige l 191.
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aoo
des Gottesdienste^ und damit auch des Gotteshanees zu
sein. Dieser Wandel ist zu berücksichtigen bei der Be-
fracslitiiag der weiterea Geschicke, die dieae Eleiaodien
ereilteiL
Omde dort, wo in diesen Landen die kirddidien Ter-
bältnisse am mhi^teu za liegen schienen, in Reval| kam
es zuerst zum Bildersturm.
Leider ist uiBere Kenntniss dieser Vorginge reebt
IftckenliafL Was epeciell die Nikolaikirolie betriüt» so war
hier in diesem entscheidenden Jahr 1524 Heinrich Bosch
Kirchenvorstehor, Auch er hat seit 1516 ein Kirchenbuch ge-
führt. Wahrscheinlich wäre aus diesem über jene VoIIks-
bowegnngen inaiich«rlei sa Ismen. Aber dieses Kirehea*
buch ist rarloren. Jm Anfang des ▼ongen 18. Jahrbmidsirts
hat es noch im Kirchenarchiv existirt, es wird 1706 nach
erwähnt, jetzt ist es verschollen'). Der spätere Kirchen-
▼orsteher Jobst Dnnte, der 1602 ins Amt tritt nnd finach
seliiea Bherrater nennt» giebt in seinem Denkelbneh einige
Anszüge ans den Anfteiehnnngen yon Bnseh, nnd hier findet
sich die für die Geschichte der reformatorischen Bewegung
in Eeval wichtige Nachricht^), dass im Jahre 1524 am
heiligen Kreons-Abend (Sept. 13) Herr Omnn angefangen
die Kirchin tu epoHeren und ereUieh ih4fe [den] Mtmniken ang^
fangen und allee weg gerauH, eehappe^ tafeln^ bilder etc.^
die geldbheke entzwei geelagen und tmgleich so haus gehal-
ten zum Heiligen Geiste und zu S. OUff» Imgleich den
Dannerdaeh [15, Sept.] nach dee heiUgen creutzee tagk haben
eie e$ in uneer kurchen sm 8. Nielaue ebeneo ang^angen^
aber mein godeeliger eltvervater Heinrieh Bueeh hat dew
bebten vorraet in die gerbkamer verwahret und die echlosier
1) 6. S. 219.
*) Hansen, Kirchen nnd Klöster Revals, S. 30. Bienemann,
A«8 Livlands Luthertagen, S. 31; nach nonRrdinga aufgefundenen
Materialien des revaler Archivs fand der Bildersturm am 14. Sept. statt.
9) Dar Kirch« salbet» wia dia spätaran Sraignisia lahren.
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301
mit biet zugieszen lassen, und darnach dem (janztn caspel^)
foider zugestellet, wovor »ie ihm gedankt, daa er so vornchtig
gnoeaen.
Die Bewegung war jedenfaUs geftlirlicb, aber der Rath
griff ein und wurde ihrer Herr. Er erliess sofort am fol-
genden Tage, am 15. September, einen Befehl*), dat eyn ydir
wm densulveaten, de dar am negeat vorachenencn myddeweken
[Bept. 14] yn (2m* wtntoring der afgoädedten bilde i$nd aUar
Um hiHHgen Qeiete, eunt Olof vnd to den Mtmeken yenigerley
kerken gut und klettode an kelcken, fatenen, allerley kerken-
getmide, pailen, altarlaken, misgewandej luehterny lichte,
efere, euhere, gelde, kyeien, ladend yezerwirke und idlerky
ander kerkengereiheehap uigedragen und weehgehraM h^ben,
dai deeuheaten myi dem ailereraten, je er yo lever, aaadan
hye dt/ Kant bringen und, wedder ynstellen. Susi wyl men
BUuiftige vor dyfte holden und ernstlick richten over <d und
hie warne aaodan cvarkamen und hoalagan feart,
Nor Toii den Kirchen zum hl. GaSai, St Olti, und dem
Mönchskloster reden der Bericht Duntes und der Befehl
des Raths. Beide Mittheilungen stimmen darin gut überein
und stützen sich gegenseitig. An> dem Nonnenkloster and
der Nikolaikirohe haben die BüderBtarmer offenbar nichts
eiit(remdet>).
Wir werden nicht bezweifeln, dass, da die Autorität
de^ Raths im Ganzen gewahrt blieb, auch seinem Befehl
gehorcht and das geraubte Gut zameist abgeliefert wurde.
Immerhin mag Biniges nnreditmtaig znrnckbehalten sein,
die spätere Tradition wnsste m berichten, daes der Banb
manchem Besitzer nur Unheil gebracht habe. Dunte erzählt:
man hat so geewert und geraubt, d<i8 meine gotseiige grosz'
^) Kirohtpie], Oemelade.
') BienemaDu 65.
Auch aae dem Bruderbach der Tafelgilde geht hervor, daes
die Nikolaikirche nicht geptandert ist, sonderonar hL Geist» Mönche^
Uoit«r, Olai. Nottbeck, Uescb. Bevals 43^
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302
mutier gesagt, dta etzUeken da$ kirekemtauhgui $ihir uM
bekomen, und hat Got die reuber hie zeitlich $ehr gestraffety
cUso das etziiche gesiechter, die von dem kirchenraubgut
genoizem in kurteer seit zu drommers und gu boden gangmt. i
Aber wenn der Rath auch forderte, dass sorüdkgegeben \
werde, was aus den Kirchen fortgebracht sei, so dachte er
doch nicht an eine Wiederh erstell« ng ües Alten. Auch er
wollte eine NeuordniiDg der kirchlichen Verhältnisse, aber in
ordeBtiioher, gesetBrnflssiger Weise. Das stftdtisohe Gemein-
wesen zn leiten war seine Pflicht, er hat sich dieser Anf*
gäbe gewachsen prezeigt, mit bewundemngewördiger Umsicht
und Entschiedenheii erliesö er seine Anordnungen.
Es ist nicht die Aufgabe, hier eine Darstellung der
EinAhmng der Reformation in Reval m geben. Anf Qnmd
wertfayollen, neuen arehivaUscben Materials ist das rot nicht
aehr langer Zeit geschehen 0- Nur was sich auf die Ge-
schichte des kii'chlichen Schmuckes, besonders m der Nikolai-
kirchSi besieht, sei angeflihrt.
Im Verein mit den IVedigem wurde vom Rath eine neue
Kirehenordntmg erlassen, an die Spitse der Stadtgeistlicbkelt
trat als Oberpastor Joh. Lange, der Prediger an St. Nikolai.
Hatten auch die Bilderstürmer nichts aus der Nikolai-
kirdie fortgebracht^ so sollte deswegen dort doch nicht das
katholische Gepräge nnTerttndert bleiben, sondern entfernt
werden, was nnnüts erschien. Deswegen schrieb der Rath
bereits am Tage nach dem Bildersturm, Donnerstag den
16. September, vor, jeder, der in dieser Kirche geschnitzte
nnd gemalte Bilder habe, solle sie bis zum nächsten Sonntag
fortschaffen. Sicher ist damit eine Menge iasssren Zierraths
aus der Kirche verschwunden.
Di© evangelischen Pastoren, wie sie jetzt heissen, legten
dem Rath bald darauf, wahrscheinlich bereits den 17. Sep-
tember, einen atulag ehriitlicker ordinaneien yn dem karck*
1) B nt inaoQ, Aus Livlands lAthertsgen. 1883. Nottbeck,
Geach. Btivais. i\m. ti. 43 ff.
V
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303
liden regimenU vor'). In Betreff des kirchlichen Vermrtgenß
tritt von Anfang an der Qrandsatz auf, was der Kirche
gehört, bleibt ihr, ab^ in höherem Grade als biaher soll
»e daför auch die Pflichten der Barmhersigkeit abemehmen,
Tor allem die Armenpflege. Hiezn soll in den beiden
Pfarren zu St. Oiai und St. Nikolai eine gemeine Kiste
errichtet werden. Gott wird geben und die Prediger werden
Dahnen, dass jeder Beine milde Hand den Armen reiche,
die Kisten nicht vergebens vorhanden seien. Tor allem
sollen hieher alle Erträge der Stiftungen fliessen, die die
Kirchen haben, de rente, presencien etc. von deri nif/'^xen.
und stacionen, jedoch nicht jetzt sofort, sondern man handele
brftderlich gegen die Mheren Inhaber, die alten mögen
▼arsorgt werden, die jungen aber sich ihr Brod hier oder
in andern Städten erwerben. Auch das Recht der Gründer
dieser Stiftungen möge man schonen*). Zur Verwaltung
der Kisten sollen Rath nnd Gilden Vorm&nder erwählen. —
Noch eine Beihe anderer Unger Vorschläge machen die
Pastoren: einigen Mönchen, die diesem göttlichen Begiment
besonders entgegen sind, sende luan die Schuhe, dau ande-
ren übertrage man die Pflege der Kranken, wollten sie die
Dicht übernehmen, so werden sie selbst fortwandem.
^) BieDemaon 66.
*) Diese Stiftongeo waren yot allem gemaeht, damit für ihre
Srtrige SeelenmeHen gelesen werden. Die Orttoder beUelten ge-
vöhnlich Bich und ihren Nachkommen gewisse Becbte vor, so nameni»
fieh, den Priester m belehnen, dat Uhenware pi latino itu patronatui
(Siebenter RechenschaPtabericht für den Rig. Domban 1891 S. 13:
Stiftung vom Jahre 1512). Bereits 1342 bei einer Vicarieugtiftung
in der Nikolaikirche im« patronatus personam praesentandi. Livl. ÜB.
808. cfr. Bunge. Estland 198. Häufig Brieflade I, 2. 298 Lehnwaare.
Im Jabre 15*25 Sept. 9 [BienemaDu 77] setzte der Rath fest: so dat
doch de leiiirnrc cyner juirclirken stichtinghe hie den vorigen pntroneii
iol ijn >yut.r werde hiholden hliren. «See aber ymandca den hovetatol
van iulcken <feistlick<n gudirn aftolosen (/'äj/nnet were, desulveste szal
und mach zodantn Itovetstol mit der upgekamenen reuten des gemeynen
ka$tens Vormündern . . overantwerden. Die Kapitale der StiAnogeo
wifen gegeo Zinsen ausgeliehen, üeber die leenware an der ötifluug
der Ksocbeuhauer von 1489 s. 8. 349.
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904
EntspreeheDd dieeeii VoraeUttgen beseiilofls der Bfttb
bereite am 19. September 1524 die Errichtuner der {femetnen
kosten der armen, in diese sollen die liliniuhmen fiiessen
ans aUerletf incarien, rinU, boUamg^), prumdtnf memarim
wnd andit^ Gttde gegeben geU.
1) Anno [15]/6 betalt h, Nicolaus vor sunte Ntcolaus alior to be-
utende, is 18 mk. ~ betalt h. Lenert in ttmte Jutgm ke^tUen to bt'
Utende is 2Va mk und ähnlich sehr oft.
2) Beispiele eolcher 8tiftuügfn an der Nikolaikirche: 1490 L'iebt
IjambL^rt Dtink 400 Mark, die .<^ync zelige om Diderk Grawerde vmme
syner unde syner voroldern nndc /runde zehn zchrh^it, dem Gof fjnade,
in sr/nem latiiten willen to eyner ernghen vicar'/, L'eeeben ; von deo
24 Mark Zinsen erhält 18 der Priester und sind 6 Mark tor beluch-
tinge dessulven altar», dar dussesulve viearye solle togelecht werden
als to 8. Nicolaus altar, dem Lambert nooh schenkt eynen vorgulden
IM vm tmm mark häiek [i. S. 251], eyn mi$9€ff§mad wid9 ly« wiinäl,
din tot er Imm» dmuhm mtaryen gegmm eißieUitM ly liir . .
kerkm wrmmtd0rm io iHvmide ly todmte bm^kiden, dof wi . . thmhe
viearffe »«rfoid» toUeis demefmitm, dar . . OUmgk imde ft» ww, 9o Ae
«a/lreA %9, werdm vor^ddeitde, — üeber die Stiftnog der EDodieii-
litiier in der Matthäas-Kapelle i. 8. 249. — 1494 werden die yop>
mfinder ejfiu mit Hans Potgeter tmd Mwer vrowe, dat se toldm kebben
tifn$ ticarge in der nigen kapellen up s. Matheu* aUar mU «ynrn Uckf
ttiyii darvor to leggende. Item de raet van Revell solde ere üicoyyv
oh dancp beholden. Den «oMe dt" Potfj^ter^rr rfnt altar hflvrhfm ^mS
syren mit pallen vnd iaßel [Ailartucher und BiiderJ. Htrvor solde sc
geven der kerken 70 mk und wes $e mcr utgevende woräe, soldf to
ent ^tan. Anno 94 entfangen van der Potgetersee . . 10 rinsc. gülden
üi 21 mk 14 Schill. Anno 95 t ntfangen van der Potgettrsce . . 70 mk.
— 1505 stirbt Magdalene Wymansce [s. S. 262J, oie gab der Kircäe
300 Mark. Dar solde eynen prester med besorgen^ als h, LeonoT'
dvm, de »e to prester makeden, unde dweem pneter terlene wjf vert
^ ftf^wm. ^ 1609 kove tey o» . . tor dm kogen altar aUe msiiide-
meken na der vromüte ejfne mue to eingeade tf» de medeÜdmgke
[= MitleidenJ unter leoe» vrowen* To dsuter miuea g^ nKge k. Peter
Wette! ejfn pretter, 400 mk rig. Dieses <3eld wird Herrn Hinr.
Oobersin [Bathsherr, K&mmerer - 1539] gegen 24 Mark jalirl.
ZiBSeii geiieben. Hermen Balke de klei/nsmit gift alle jar utk ta
dauer mitten, it 3 mk, ebenso mester Rolef de barberer. Bit «an
geven tpy dem prester des jars over to singende, is 12 mk, dem orgel-
Hüten des jam 1 mk etc Demgemäss erhält seit 1510 der Priester
Herr Johnn Franke lai rlicb 12 Mark, die 1520 auf den Fhester Herrn
Phil. Kotügers ubergtihtiu.
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305
Aus diesen Einnahmen sollen die Armen unterstützt,
die Kirchendiener unterhalten werden. Auch an neue
Scholen dachte man jetzt, der i^astor Johann Lange machte
dem Balh den Vorschlag, van der uprkktung ener sekoUn
ta finita Nicoksw», vf dat «mw dy kynder moc/Ua miUhi
tnn yn guden leren und dogeden.
Was bereits in diesen ersten Entwürfen Grundsatz ist,
wird immer wiederholt, so am IB. Augost 1525: wie in
Riga sollen aueh in Beval alle Eink&nfte Ton allen geist-
lidien Gtlm zo Gade gegewn et ioHen hUven; nnd wieder
am 9. September: alle Renten und Einkommen, die Gade
gegeven »yn, sollen Gade gegeven hliven . . . tom rechten
gadeedenete togekeret und 2am Unterhalt der Pastoren,
Kirchendiener nnd Armen verwandt werden').
Damit war die Grundlage gelegt zu dem in Beral dnreh
alle folgenden Jahriiunderte für Kirchen, Schulen, Arme so
B^ensreich wirkenden sogen. €k>tteskasten.
So kam in Beval die reine Lehre mit dem Ckyttesdienst
in deatsdier Sprache rasch snr Herrschaft Anf dem Dom
freilichblieb katholische Ordnung noch weiter bestehen, aber
bereits 1525 April 2 verbot der Rath, dat sick mviant vor-
driete hyr uth der stadt to Dome to gaende und darsulvigest
nugeee^ preddeaeien und andere kerehendenst to hörende. Auch
um das Jnngfranenkloster solle sich niemand knmmm, damit
ktin Yeidrubo entstehe^). Auf dem Dom blieb das katho-
^) BienemaQD 73. 76.
^ BienemanB 72. — Im Jahre I5M jn dem vattelaoende . . tu
der groten eteoen traten alle drei Gilden mm ScbiitB der neuen Lehre
asammea, es «oU auch Niemand na denem dag« ttj» den Dom ofte
ie den Stuteren ofte to swtte Birgitten gan ofte riden , , upere hucke-
Uge [sheochleiiAt^e] emee ofte pred^e, Trots dieser BeicUoeae
«erden doch die Hessen von einigen besucht, so von Heise Patti-
&er. Beiträge 4, 68, 70. — Im Jahre 1543 klagt der Rath beim Ordeoe-
meister, die im Nonnenkloster gingende und klingende gehaltenen
Winkelmessen erbittern ausserordentlich die Gemeinde, der Ratli be-
fürchtet einen Aufruhr, bei dem das Kloster spolürt werden kaiui.
Bwweo, Asgesten 106, Li2.
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306
lische Bisthoro bis 1561, wo Estland schwedisch wurde, be-
steheu, und im Normenkloster lebte die letzte Aebtissin
Katharina Kudlcn noch im Jahre 1618^). '
Bascher erföUte sich das Geaohiek des MOnchsklosterB
der Dominikaner. Am 12. Jan. 1525 beschlossen Rath and
Gemeinde einstimmig, die Predigermunclir' ihrer ünredlicli-
keit und anderer Vergehen wegen auszuweisen. Au vrertü-
vollem Besitz^) war nicht mehr viel vorhanden; der Rath
befahl am 22. Jan. seinen Bfifgeni, dass alle, de dar yeni'
gerley tueh an golde, gelde, gdde%Bgewerd$, stdvere, «tUtfer'
(jeHinidej klenoden, segeL und hrme efte watUrley guderen
dem Swarten kloster tokamende vati den moncken dar"
wMgeH to truwer hatU e/te wat entfangin und hye Biek yn
foeren li/Men, dai sze szüdant eynem erezameu rade mift den
«rttef» fformfUeken laten und bi/c df/e hnndt hryngen. Bald
darauf am 19. Mai bat dann der Rath verfugt: de moncke
kercke ü vor de undudisschen vorordent, umb darsulmgeei
alle heylUge und werkeldage en vortopredigen und gotUeken
denst to holden^y Das Kloster selbst wurde Armen und
Kranken eingeräumt, worüber sich die Ritterschaft heftig
beklagte, da sie im Kloster ihre Manutage abzuhalten
pflegte. In ausführlichen Schreiben vom 15. August 1526
und 23. April 1527 rechtfertigte der Bath dem Ordens-
meister gegenfiber sein Vorgehen gegen das Kloster^). Be-
reits ging jedoch die ehemalige Klosterkirclie m
Flammen aui.
Was den Silberschata von St» Nikolaus betrifft, so war
er, wie wir hdrten, vor dem Bilderstorm am 14 Sept. 1524
gerettet worden. Wenige Tage später riethen die Pastoren
in ihrem an den Rath gebrachten anslng chrisilicker ordi-
nanoien, in die gemene kyste, die errichtet werden sollte,
1) üaoBen, Kirobeo 106.
«) Ebenda 14G.
8j Bitnieuiaiin 71. 75.
*j Hauten, Kegesteo <il'd. 'i'6L liurselbei Kircheu 152.
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vort ernte alle f^esmide, fiidvcr und klenode to brinr/en, dar
d( afgode der bilde ^) mede äyn yetyret. Die Gründung der
aUgememen Kisten verf&gen bald daraaf am 19. September
IBÜ Rath und Oemeinde, weisen ihn«i anch, wie vorge-
schlagen^ die Yicarien, Renten etc. zu, dagegen ist in diesem
Rathsbeschluss vom Geschmeide und Silberschmuck nicht die
Kede. Auf diesen weiteren Vorschlag der Pastoren ist der
Rath offenbar nicht eingegangen. Soeben, am 15. Septombw,
hatte er den Befehl erlassen, es möge, was beim Bilderstorm
aus den Kirchen furtgesclilcp]»! worden^ zurückgebracht
werden, seilte er jetzt selbst, wenige Tage später, fortnehmen,
was gerettet war? Offenbar ist, was an werth vollem Schmack
noch in den Kirchen war, auch dort geblieben, nnd nach
der Neuordnung der kirchlichen Verhältnisse zunächst anch
nicht mehi' mit Gewalt angegriflen worden.
Hiemit stimmt eine Nachricht fiber einen Voigang, der
bald darauf eintrat. Anderthalb Jahr nach dem Bildersturm
vom September 1524 trat 5m Frühling 1526 Heinrich Busch
vom Amt eines Kirciieiivoniiunds von öl, Nikolai zurück.
Dante berichtet, offenbar auf Grund von Angaben aus dem
verlorenen Kirchenbuch seines Vorfahren; Anno lö2ß hat
tkh Beinrieh Bu9ch von der ftorittehereehaft abgebeten und ist
</e»" auch entlassL'fi worden am palmsonfag [WdYz 25] nach der
predigt, vnd hat auf ieutäck und unteuUck in allen kerken
af kundigen lauen und ein zeddel gesandt so lautend: naek'
dMa er ein zeiüa/ng der kiraMn gedienet und nun abginge, so
begerede er, da jemand were, der ime wegen der kin^en
ttwüit zu besprechen, er were kaufman, handwerker, junck
oder aUf der wolle nu sprechen und hernach schweigen. Und
da er abgetreten, hat ihm das ganze caepel*} sehr freundUeh
wegen seiner gehabten muhe gedancket, ihm auch angelobt,
das sie es thme in eines erbam rades buch wolten verzeichnen
1) s. S. 301 : a/j/oditeh» bilde.
KirchapieL
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loisen, da$ «r loblieh und fnundUeh von dem ganzm mtipel
geaehdeden Bei.
Dieses Versprechen ist auch ausgeführt, denn im Stadt-
deokeihttch ist eingetragea ^) : Anno [iS>}2Ü am 26^^ dage
des mantea ApriUa qwemen vor unaeen Bittenden eUd de9
radee de erezamen h. Boet Spröder ^ metee radee Udtmaie
und Heine 8ehoeß, beide der kerepdekerken tko eunt Glowes
voraUndere, thoöuaiet Vincentim Schonenberch, Clawes
Schriver, Dirick Luger b, Heine Korszeweter und PonDeL
Megneke geordinereth van dem ganezen kertpd iUetgemelier
Mffit Ctawee kerhen kir hynnen Revd, umh von Hinrick
Büecke dersulvesten kercken jungest ge^eeszenen vormnndere, -
de sick dar van korcz hir bovorn afgebeden, reken-Kkop tJu>
entfangen. Und hebben apenbarlick vor uns togeBtan u/nd
hokant, dat vorgenmpte Hinrick Bueeh gn byweezen egner
hirto gebedenen frunde ale myt namen und thonamsn der
erszamen her Heisze Patiners btirgermeysicrt<^)f Hans Framen,
Hans HoLtappelj Hans Schalen und Hans Houwer*), van der
vorbenompten eunt ClaweB kercken wegen haschet und rekenschap
gedan und den vorbenompten hör Boet Schröder und Hegne
Sehoeff yn iegenwardieheit aller vorgeeehreven doBukngeet
Vorth ovcrleverih heft alle und iszlicka kercken klenodie, ge-
smide, sulvern bilde, moBtrantien, crucze, kelcke, patenen mgt
aUerley euhergeemide vorguU und unvorgtdt kUyn und groth
Bampt iMen und iesdieken ornaten, miozgewaUn, korkappon
myt erer thobohoringe, nug und olt, gudt und qwadi^ myt
alle demjennen wes na inholde der kercken bocks tho der-
Freundlicho MlttheiloDg doB Herrn voa TÖme.
Rathsherr 1525, Bürgermeister 1539.
s) Kirchenvonteber 1506—1516» 1509 Bathsherr» 1520 Bärger-
meister, s. 8. 240.
*) Vielleicht Job. Hower, ilathsherr 1539, Burgermeister 1550,
t 1565, der spätere Yormuad der Nikoiauskirchei s. S. 321, vielieloht
aber anch ein älteres Mitglied dieser FamiUe.
Etwa das jetzt verlureue, von Bäsch f^efubrte Kirchenbuch?
B. S. 219. Oder darf, zumal wegou des folgeudeu tQ ^ttugei, au
Bothgera' Veneichnias gedacht werden? s. S. 241.
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tuhetien kerdim gehont und dar bie betkker to gttuget^) ü,
imgMcm ock dar bonefen, toes gedaehU BinHek yn <yn«m
huize an wasse^ gelde, peldesf/cwcrde^ hoeken und allerlei/
ichriften'), der Aercken tokamende, yn weren gehatk heft,
Hir unUf so vorleten danUvigeat vorffetumpU kercken voT'-^
ttmdtn wpgemütm Hxnrick Buäeh van deanUoeiien ktrtptU
aüem vorgesekrevenen, alU samptUek der ent-
fangenen rekenschop und overleveringe vorberort van dyftsem
jare fj'iydages^) vor sunt Marcus jungest vorleden gesehen
bodanckende. Dasulmgeet irbot eiek ock vor une gemeUe
EvHfick Buech der vorbororien gedanen r^enechop und leve"
ringe halven iegen aller menniekltck, werefh sake dat iman^
des dar r/nue erkcne miszhachlicheit und ynsage hedde, dath
deeuhest^i dar iegenwarduh spreke und himamaU ewege,
angesehen he dar cverbodieh eynen idern up eyne aneprake
tho antuforden, Dath alUe up des gemeUen Hinrieke bolan-
gende zo vorgund is yn dyth unsze denckelbock tho teken in
orkunde alles vorsckreven.
In Folge des scharfen Vorgehens beim ßiiderstarm zam
Scknts der Nikolaikirche, Bowie wohl anch anderer dnroh
die nene Lehre entstandener Veränderungen mag mancherlei
Nachrede gegen Busch entstauden sein. Dem will er ent-
g^entreten, daher die hier vor dem Rath erneut erhobene
Fordening an jedermanni mit Anklagen jetzt herroixntreten,
spiler aber m schweigen.
Wie das vorliegende Protokoll lehrt, war Freitag den
20. April auf Grund von Verzeichnissen des Kirchenbuchs
die Uebeigabe des Kircheneigenthums geschehen, lieber
diesen Vorgang giebt nna Jost Dunte noch eine wichtige
Mittheilnngy offenbar wieder nach Buscha verlorenem Eirchen-
bach. Er berichtet über den kirchenvorraet an silber und
M — zugekaafl, für Geld angeschafiFt, s. S. 241.
-) Ktwa Roth'Lrer?' Kirchenbuch, aber offenbar hat es noch weitere,
nicht mehr erhaltene öchriften gegeben, die zur Kirche gelwrtea uiid
im Hause des Yormaudes anfbew&hrt wardea.
') Apnl 20.
MittlicU. ». d. Ut). aMcbicbt«. XTU. i. 21
310
golde im jare if)2(): 1526 den frtitag vor s. Jürgen
[]Apr. 20_1 nachdem mein goUeliger eUervater Heinrich Busch
von der vormundte/urft der kircken abgeechuden^Jiiat er eemm
folgern^ ahe htm Boot Sehrader und Berne Sehoeff geldehere,
80 bei (irr kirchen an Silber und golde gewesen, zusamen vor-
guldet und unvorguhlet, dreihundert mk, lödich weniger vier-
sehn loedt eüber, thuei an laden 4786 loedt silber.
Hier erfahren wir endlicbi was uns all die frttheren Ver-
zeiebnisse nicht beriohteten, wie schwer der ganie alte
Silberächatz von St. Nikolaus war: fast 300 Mark löthig,
etwa 150 Pfund Dach heutigem Gewicht. Da die Mark ver-
goldet Oeechmeide in der Begel mit 18 Marii r^. bezahlt
wird, 80 w&re der Werth dee Tergoldeten Bohmaterials
gegen 5400 ICark ng.^).
In der That ein reiches Vermächtniss. Dass auch die
anderen Kirchen und die Klöster in Kcval schöne Kleinodien
hatten, wiasen wir'}, wenn eich auch über diese nicht so
ansföhrliche Nachrichten erhalten haben, wie Über den
Silberschatz von St. Nikolaus. Und die Schwesteratädte,
vor allem die an Embach und Duna^ besassen nicht minder
reichen Kirchenschmuck. Yieies wnrde freilich bei den
Unruhen, die die Binfohmng der nenen Lehre b^eiteteii,
xeretOrt, in Dorpat wurden die Kirchen Ton St Maria und
St. Johannes geplündert, nur der Domkirohe blieb im Ganzen
ihr Kirchenschmuck erhalten Und auch in Biga^) ist den
Kirchen an St Marien, St Peter, St Jacob schöner Baiohen-
1) Nimmt man aus den beim Thurmban, s. S. 285, augesetzten
Preisen einen mittleren Werth für die MArk = 7 Rbl., so wären
5400 Mark rig. = 37,800 Rbl.
>) a. S. 216. Im Jahre 1381 hat die hl Oeiat-Kirche etaie Monstrani
hl eiaem Ciboriuin. LWi ÜB. 1176. Bine Monetrana hi der Kirche
dea Sj^la St Johanoia im Jahre 14ia UrL UB. 10, 528.
8. 8. 190. üeber EJrefaenachmock hi Pernaa a. naten.
4 Goldene MonatraDi der Domkirehe 1421. UtI UB. Beg.8010.
Za St. Jacoh eine Yergoldeto. 2 aitberne Monaftranien 1480. N. N. M.
15, 547. Reliquien, Monatran^ MarienbUd dea Domea 1479. Sddeiiiaiuit
Geaeh. UtL 2, 149.
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an
scbmijck im Bildersturm entfremdet So mag m der That
kum eine andere Satdtkirche in den baltischen Laadeii
mm 80 reicheii Sübenchats ans der katholischea Zeit ge-
mtet haben wie St Nikolaas in Beral.
Die reformatorische Bewegung war, wie wir sahen, auch
im baltischen Nordosten zunächst von den Städten auege-
gingen. Und die enge Yerbindongy in weicher die drei
Krliadiidien Stftdte Bigti, Beval, Borpat seit alter Zeit
n einander standen^ tritt bei dieser IriroUiehen Nenge-
staltuTip jranz besonders scharf hervor. Rasch nach ein-
ander wurden alle drei von dieser Strömung ergriffen, z. Th.
dieselben Boten haben in den Tersciiiedenen Städten ge-
wirkt, 80 Manow in Dorpat und Reval, Tegetmeier in
Nach ungedrückteii Akt«'U des Hbichö-Kamuiergericbta- Archivs
ilWettlar wurde OTfolge der Aussage des Augenzeugen, des Priefters
Pet€r Wampe, 1525 Freit ii. Fliil. u. Jac. [Mai 5] geplündert und
das Geschmeide aufs Bathbaas gebracht Der Priester Joh. Piojss
FbnlMinr mKiib««1, bezeugt 1536 (s. S. 235), er habe gesehen, wie
iBtei soderem swel Monstraasen mit GewaH eus dem Giborio ge-
somnea aad anfSi Bathhsiis getngea waren, es sei d«t Men gwojf
ka$im füll g€»9tm, darunter «ifne monHnmg geweten »o groß, da»
iU McAl «Mtt Mnm gehm, hedie egner, Han» D^erieht g^ktgßtn,
«i#cm roehe wg getragen; daHtu iieden Cälantekem auch ir »glher
gerumm^ het auf 44 mark fottigg sylber gewogen^ auch av/s radthausz
gebracht. — Auf diese Vorgänge bezieht sieb die Nachricht in Padels
Tagebüchern (Mitth. 13, 327) z. J. 1548, wo von der Kirche St. Jacob
gesprochen wird: Ein erhnr rndt hehhcv im nvfnnqf de>i hilligfn e^'nn-
gelii Ht der kereken an monstmnvii n, kelckm, wirockjatf find anderen
*nhertugc 115 mark laden in t-oncaringe gen amen. Nach dem Vertrag
der Stadt mit dem Erzbiechof von 1551 blieben Geschmeide, Kleino-
dien, Ornate auch fernerhin unter gemeinsamem Verschluss vuu Erz-
bifichof, Kapilei und htadt. Mon. Liv. 4. 169. — Kaland uraprüng-
Beh religiöse Genossenschaft, die sich am 1. d. MoDsts Tersammelte,
ipiter jede gesellige Vereinigung. Ueber den Eslsnd lo Biga
1. Hittb. H 47: bereits 1525 Fehr. 17 bezeugt der rig. Bstb, dass
dai spediteirte Geschmeide der Kalandsbrfider (oater {haen aneb
Hc, Peler Wampe\ das bereits Ins Kloster der sehwarsea Jongfraaen
^BMijgefBbrt war, in Dom mit dem Domgesebmeide im nenea Schrank
Im Gewölbe aber der Gerkammer geborgen worden sei. — Kalands*
kapeUe im Dom zn Riga s. Zehnter Reehenseh. Ber. der Domban-
•btkeihmg 1896. 3. 27.
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312
Dorpat und Rigm, alle drei Städte haben in Joh. Blaakea*
feld ihren Bischof und den heftigsten Feind der neuen Lehre. ■
Daher treten auch im Juli 1524 zu Eeval zuerst die Städte
mn Bikndnifls f&r daa reine Wort soBammeDi, und als im
Angnat dea folgenden Jahres in Beral die iLelterlente den
Rath üiiucheu, in der wichtigen Frage der kirchlichen
Verwaltung eine Verordnung zu erlassen, beschliesst dieser,
dasB men et darmede wo to Rige gelickformiek kedde, aUzo
dat aUerley inkump9te wnd boringß van tdkn geMieki»
lenen und guderen, zo Oade gegeven, et solUn Mfm^X
Obgleich, wie sich erkennen lasöl, dieser Grundsatz in
Re?al seit dem Beginn der reformatorischen Bewegung ge-
herrscht hatte, wird hier dooh noch besonderer Nachdruck
darauf gelegt^ dass man darin mit Big» übereinstimme.
Allein den schnellen Verlauf wie in den Stttdten nahm
die Reformation nicht auch im übrigen Livland. Unsere
Kenntniss der Geschichte jener Jahre ist freilich noch viel-
fach lückenhaft» aber gewisse Gmndzüge stehen fest Der
gesammte Bau des liyländischen Staates mhte auf katholisch-
hierarchischer Ordnung. Dringend schien die reformatorisdie
Bewegung eine andere Organisation zu fordern. Aber die
bisherigen Träger der Gewalt» Bischöfe und Ordensmeister,
traten ffir die alte Form ein. Nicht ohne Gmnd konnte
behauptet werden, yielfach sei bereits fremdes Recht ver
üCLzt Würden. So auch in Reval. Hatte man doch auch
hier nach katholischem Kirchengute, nach den Stiftungen |
der katholischen Vicarien n. ä« gegriffen. Dem enifgofses^ !
zatreteni das Recht der einzelnen Stftnde m wahren, in der
Hut der Genossen sich selbst Schnts zu schaffen, erschien des
I
anderen politischen Körperschaften vor Allem nothwendig.
In der ßerathun^ aller Stände auf dem Landtage zu Wolmar |
stiessen im Jnli 1626 die Gegensätze scharf aufeinander. Weit
wiesen die anderen Stttnde von sich, das als rechtlich snd
entschieden anzuerkennen, was in den Städten geschehen.
I
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313
Im Gegentheil; sie beschlossen ^): wai^ aber die stete dt/sser land
vor dysser zeeit an sich geizogen, sal stehen zcur kentnin-Zj
d. h. snr rechttichen firkenntoiBBy zur UntersnohiiDg. W^Ji^
muck kein (mfmr oder newrung tu düsen landin
etmeiUo . . Uiden ader dulden» Niemand soll fremdes Recht
aLiasten, jeder in Pieinen rechten und zubehorungen unvor-
kurzt bleiben. Um allen Zwist und Streit, der entstehen
könne, beisiüegeny wird ein Schiedagerioht von zwanzig
KitgliederD eingesetzt^ za dem alle Stände zugezogen werden,
nur nicht die Städte. Die jtmgfrwen kloster, dumkirchen
und monnichkloster . . aoäen nach dem alten bey iren frei"
heiten, primlegien und gotsdynsten unvordrengt und uncor^
Ufddigti bkiben . • clenodie und gwmids oeh prmleffiin,
MO in dm iumkirthiny klogtsm und eahnden v&n den Bieten
in gewarsam genomen, sollen stehn in guter varwarung bis
zur kentnis, wie vorberurt ist.
Man sieht, was die Städte an sich gebracht, was an
Kleinodien, Geschmeiden, Privilegien ans Kirchen nnd
KlMem genommen, soll zur KenntniBS stehn, d. h. zur
rechtlicheTi ünterstichung erezogen werden. Es soll in all
diesen Fragen zunächst nichts entschieden sein.
Diese Bestinmmngen vom 9. Jnii 1625 durohznf&hren,
seUoes das dbr^ Land einen Bnnd anf drei Jahre. Er
war direkt gegen die Städte gerichtet. Aber in all das
Verden sie nie willigen, es sei das den Städten an Seele,
Leih nnd Gut beschwerlich, erklärten die Hatbssendeboten.
In seliwerem Unwillen verliessen sie den Landtag.
Hatten sich auch die übrigen Stände den Städten feind-
lich gegenübergestellt, diese wollten doch ihren Standpunkt
in der Eeligionssache nicht aufgeben. In den i^ a^ten des
folgenden Jahres, 1&26, kam es auf dem Landtage zu Baien
und Weimar zo neuen Verhandinngen, es schien, als
wlHe hier die Smnme der Bewegong der letzten Jahre ge-
zogen werden. Der Hass gegen den Erzbischof Blankenfeld
1) Taiib«iih«im, LobmfiUer 35.
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314
war allgemein^ weite Kreise) allen Torao cße Stidte» dachten
an eine ausschliessliche Herrschaft des verehrten Herr-
meisters Plettenberg. Vor Allem weil dieser selbst nicbi
wollte, ist es zn einer einheitUchen Gestaltung der livlilii-
disehen Oonibderation nicht gekommen'). Diese sehweren,
wichtigen Fragen haben in jenen Berathnngen so vorge-
herrscht, dass die eigentlich kirchlichen zurücktraten. Aber
wenigstens in den Verhandlungen der Städte unter ein-
ander tanehen sie doch wiederholt anL Sonnabend den
17. Mftrs 1526 beschlossen die Städte auf Vorschlag des
Bürgermeisters von Reval Jacob Kiohgerdes^), beim Ordens-
meister und den Ständen zu tbrdern und dorchzosetzen:
Zmh €rtUn, bei dem Worte QotUe gu bleiben, dabei gu lebem
und ffw eterben, liem, daez em jegUeh OUed «mtf Stand s«
IMand duTi^ Avfri^iwmf Don ffoepitdUm vnd Armen'
hausern für seine Armen sorge*). Und am 26. März wandten
sich die Rathssendeboten von Kiga an den Ordensmeister,
der Schulen halber, ea die Ehreamen der Stadt JUjfa ^
emnetin den drei Zungen hebrdieeh, grieekieek und lateimeek,
Gott zu Ehren und zur Dienstbarkeit seines Wertes aufzu'
richten*), auch in Betreß der Hoqntäler in den Gebieten und
Kirchepielen Livlands zur Noihdurft der Armen und Kran*
ken und ander Sa^en mehr zugUich mü den andern Stidten,
worauf eie denn keine beethmdliehe eehHeeeU^ Aukeort er'
langt. Auch in der Form des Gottesdienstes wünschten die
1) Die politische BenrtheiliiDg der Politik Plettenbergs in dieses
Tagen übersieht leicht die Bedeutung des hohen Alters des Ordens-
meistcr? uüd steht unwillkürlich unter dem £infias8 des Wunaches,
daas das Land vor dir graueigen Katastrophe verschont geblieben
wäre, die ein Mentscbenalter später hereinbrach und die aofs engste
mit der veränderten Krietrsführung zusammenhing.
2) KaLheberr 15i*j, liurgermeiöter 1519 bis 1536 nachweisbar.
Archiv 2, 113. Die Berichte über diese Verhaudiungen eiüci
hier in liochdettticlier üebenrbeitang gedruckt.
4) Bbenda t2& Auf d«in Stidtetag m Fumw 1537 berate
Riga, Ooxpat, RcTal eraatlieh dl«s« Saebe» in einer Jaden Stadt aoQ
dna lolcbe Schale «rriobtet werden. Beitiige aor Kunde Eliit»
laoda 1, 868.
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315
Sittdte eine graasere GleichmlBBigkeit: es boü mit dem Eerm
SjfhuUr TegetfMjfer doAt« nerhanddt werden, daez der goU^
UAe Dienet eintraektigUeh «m allen drei Stadien des Landes
mtfgerichUt und gehalten werde
Von besonderer Wichtigkeit war iur die Städte die
Frage nach dem Vermögen der Kirchen. Und wie in allen
übrigen St&eken blieben die Stftdte anch hier treu bei ein-
ander: Jtem ist auch einträchtiglich erkannt und geschlossen
worden, dass dasjenige ivas einmal Gott gegeben aeif auch fortan
ihm bleiben eoUe, und dasz daher das Vicariengeld in einenge"
meinen Kotten zum Beku/ der Kirchendiener und Armen zu
bringen eetf ee wäredenndaee die armen Viearien keine Nahrung
hätten, welche dann an die Vorsteher der Kasten zum Empfang
einer jährlichen Unterstützung gewiesen werden müszten^).
Wir Beben also^ dass dieser Orondsatz f&r alle drei
Sttdte gelten soll. Nur scheint hier die Bficksieht anf die
Ineherigen Inhaber jener Einnahmen möglichst weit ansge*
dehnt: wenn nöthig, sollen sie auch furder aus dieser Quelle
ihren Unierhalt beziehen.
Die gemeinflamen schweren Sorgen^) worden dann Ton
Neoem erörtert anf einem Stftdtetage, den die Stildte im
folgenden Jahre 1527 im Deoember zu Pemau abhielten^).
1) Areh. % 103. Auf dem Stidtstage sa Foniaa 1(27 mMht dtr
BSigemeister von Bevsl Jaeob Bicbgerdes wtoder den Antng, eine
fmmt Ordnung eutfSrmigKeh in dem ganeen Lande unier dm ehritt-
Ueken Oemeindm mit dem Kirebendienste und ßebrauehe der Saero'
uente au/MUfiehten. Beitiige 1, 368u
Arch. 2, 102. — Beitrage 4, 69: Absprach des Raths tob
Beval 1530 November 10: von VicarieDgeldero, die auf mehrere
Häuser der Börger eingetragen sind, die Renten dem gemeinen kastm
to unterkoldinge der kerkendener und predikanten auazukehren,
^) Klagen ^ic^en die Btädtiscben Prediger kommen immer v-ieder
vor. 1528 Febr. 17 verlli. idisj;t der Kath von Reval von Nencni seine
Prediger wider eine gehRimo Anklage, die an den Ordensmeister ge«
bracht worden ist. Hannen, Kegesten 34Ü.
*) Beiträge 1, 370. Aa der Spitze der revalschen Boten steht
wieder Üurgermeiöter Jacob Kchgordos. — Nachfolgeuden niedor-
äcelschen Text danke ich Stadtarchivar G. Hansen.
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316
In Betreff des KircbeuYermögens wird folgender, für die
Torliegende Frage wichtiger Bescliluss gefasat: Idt u ocJc
voriffnt und geahten, dath aller nicarien geU und cUnodien,
müh wath namm de genomeik 9yn, dmeiU tek Oade iffitMt
togeegent und gegeven, ock Gade tobtfkorich hlwin ioUen, «me
ordenunghe der overicheit ah et/uö crsamen radiBj defrj
Meilen der gemeine fmd vorst ender des gemeinen armen'
kysten, ü^enumen dath hovethgeemide und Idenodie der
kereken und kloeier, weichere klenodie, so tfordarßieky man
to gelde maken sal und hie dath hoveUmide leggen bie
julicker Stadt in vorwaringhe thom gemeinen besten.
Wieder gehen alle drei Stftdte gemeinsam von dem
Gmndsatx ans, was Gott gegeben tsti 6oU Gott bleiben. Das
Geld nnd die Kleinodien aller Vlcarien» mit welchem Namen
sie auch benannt seien, also alle die Renten, Belesnngen,
Praeseneien, Memorien etc., sie sollen nicht zn weltlichen
Zwecken eingesogen, nicht Baecnlarisirt werden. Vor Allem
flkr Seelenmessen waren sie einst gegründet worden; die
reine Lehre wies aber die Seelenmessen znr&ck, so schienen
die Stiftungen unnütz zu werden, es entstand die Gefahr,
dass die augenblicklichen Inhaber solcher ausgelieheaen
Kapitalien diese ganz behalten, sie der Kirche entfremden
konnten'). Deswegen soll hieraber eine Verordnung er-
lassen werden, aber nicht mehr von der kirchlichen, sondern
von der weltlichen Obrigkeit; städtischer liath, Gemeinde,
*) In späterer Zeit scheinen Vicariengelder von anderem Privat-
vennögeD nur wenig unterschieden zu werden: Brief lade I, 1300 a. a.
1547 Strait um einen Scbnldbrief, welcher von Yicarlen herstammt
und wie andere Erbbriefe angesproeken wird; 1$15 a. a. 1548: Vietlng*
hof fordert den Bof Wittenfelde^ die Brbet&tte la Hapsal and 9 Vicarien.
1327 a. a. 1548: Vendeht anf alle Snmmen und Beaten aaeaer dem
VIcariengelde an Weeenberg. — Briefl. 1479 wird noch L J. 1558 bei
einer Tieatie in der Kircbe zn Bappel die Verlehonng weiter flbeiw
tragen. jLber bereite 1527 hält man ea für möglich, dass mit der
Ticarie zu Wesenberg eine Aendemng eintrete, ein aflach, nud bo-
ptimmf. wie die loliaber dann die Vicariengelder theilen eoUen;
Briefl. 9ä0.
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317
Torsteber der gemeinen Armenkiste nahmen die Verwaltung
dd6 KirchenvermögeDB in ihre Hand. Diese Armeukiste
war offenbar bereitB snr Zeit der Berathangen des Torigen
Jahres, 1£S6, in allen drei Stidten vorbanden^);
wird, ähnlich wie damals, festgesetzt, dass ihr aller Yicarien
Geld nnd KleiiK Klien znfliesBen sollen^), damit sie für Kirchen-
diener und Arme sorgen könne»
Dem Besitz der Yioarien werden gegenübergestellt»
nnd TOn den Bestimmiingen, die für jene gelten sollen,
werden ausgenommen das Ilauptgescbmeide und die Kleino-
dien der Kirchen und Klöster. Ueber sie soll nicht so
Terfilgt werden, wie aber Oeld nnd Eieinodien der Yicarien;
sie sollen nieht nnter die Ordnung treten, welche die Obrig-
Mt Ar jene festseteen wird; sie sollen nicht an die gemeine
Armenkiete fallen. Aber auch über diesen Kirchenbesitz wird
hier entschieden, auch er ist anter das Gebot der weltlichen
Obrigkeit gerathen. InReval war an diese mancberleiKirchen*
sehmnck in Folge des Oebotsgekomnusn, dass mrückgeliefert
werde, was im Bilderstnrm davongeschleppt worden, anderes
hatte der Rath au« dem Mönchskloster fortbringen lassen.
Ans Riga hörten wir, dass beträchtliche Mengen Geschmeide
TOT dem angeregten Yolk anf das Bathbans gerettet worden.
Ob so all dem nachträglich noch weiteres gekommen oder
genommen, wissen wir nicht. Der Landtagsrecess von 1526
1) In B.igB. bereits 1524: ArmentreBel oder (pemeiiie Kaftan.
Miitb. 14. 5; Beiträge 1, 37n,
*) Nach Duntes DeDkelbuch sind 1530 Oct. 2b de vartnunderä to
S. Nicolaus / V Ihot Sc/irödtr und Heine SchoeJ' und de vorstehider
der gemtine kai^tcn . . avercüi tfckomen . . dat de kerken vormund^t
iihiädig sin den obgemelten vorsUndern der yemeine kosten 1200 marfc
hovetstoelß . . ein ider hundert mit $oß to vorrmtm , . So lange idt
im kerkm tormimden 9odan koteUtod iowmittm b^et, det fo «o/l
dtr kerÜker mU mim» beidm cappeüanu md dt kStUr fm woninge
hehb4M. Wie dim 8di«ld entvtaaden ist, wird nieht gesagt Naeli
dtoiem Yerftng seheinen aaeb die Kirobeobiiiser dem geneineD
Kasten aa gehdien. Die beideB arsiirQoglioh getMonten KeeieB flr
St. Olai Qiid St Nikolai sind Uer offenbar eeboa m einem Tereint,
der bald den Namen GotkeakasteD fBhrt
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318
sprieht yoii cUnadie und ge»miä€ .
Hostern tmd ealanden von den steten in gewarsnm genomen. Als
1524 in Reval die Prediger vorschlugen, aus den Kirchen an
die gemeiiia kytte vort ente alle geemide, iuher ymd kUnods
to bringen, ging der Rath darauf niobt ein. Bin TheO des
Kirchengeschmeides ist, und wir dürfen liier gerade an die
nicht geplünderte Nikolaikirche denken, in den Gottes-
häusern geblieben; immerhin war an die städtischen Obrig-
keiten eine beträchtliche Menge Kirohenachmnck gelangt
üeber sie nraaste TerfUgt werden, Ar eie, werden wir an»
nehmen diirfcü, gelten vor Allem die jetzt von allen drei
Städten getrofif^enen Bestimmungen.
ZimächBt floUen die klenadie, so v&rdarfliek flind, d* Ii.
die Terderben können, sa Geld gemacht werden. Bs sind
bieranter höchst wahrscheinlich die zahlreichen koetbaren
Kirchengewänder zu verstehen. Konnte man sie jetzt
nicht mehr braacheni so sollten sie doch nicht dem Unter«
gaqge preisgegeben, scndem Terkanft werden. Bierana
ist wohl m erklären, dass wir später Ton diesen Fracht-
gewändem fast nichts mohr hören*). Auch dio zu ihnen
gehörigen kostbaren Kleiderschnallen, Agraffen, Bresen
sdieinen mit ihnen nntergegangen sn sein. Der Erlös for
diese üenodU, zo wrdarfliek soll sum Hanptgeschmeide
gelegt und in jeder Stadt snm gemeinen Besten anfbewahrt
^) 8. S 323. Daßs sich noch MeßßgrcwäDder aoB katholischer
Zeit in unseren Provinzen erhalten haben, erscheint fraglich.
Eine bammt-Oasula mit g^oldgeBticktem Kreuz aus einer Kirche
anf Oesel zeigte mir vor Jahren Holemayer. ,,Ein Messgewand aus
katholißcber Zeit" ibt juügst dem eaÜ. Prov.-Museum geschenkt worden,
Beiträge 5, 323. £b ist eine seidenei reich verzierte Gasula, die, wie
mir A. Howen idireibt, ans Eeiois^DagdeD heritaiDiiit Aber
der Ornat der faitherliolieii Qeistliehen wieh In sdiiredieeher Z«H
oleht viel ab tod dem der kathoUichen Priester, Heivgewmid und
Ohorhemd bfieben erhaHeo. Körber, Materialien mr SireheDehrooik
vott Dorpat (nach Sahmen, Altes ]>orpat) 89. Bin altee Measgewaad,
Sammt mit Gk>ld, war noeh Im 10* Jahrhundert aas der schwedleeheo
Zeit in Dorpat; im Dommnseiira sn Riga ist ein reieligestickter Obonoek
der rigasoben DomUrche ▼ob 1183, ein andeier ane Liban ▼oo 16&7.
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werden. Was später hiemit geschehen soll, wird nicht be-
Bümmt, bleibt det Zukunft ftberlaaaen,
Audi woraus hov0ätge$mids und Mmodie der kerken
und kloster bestehen, wird, und das bedauern wir lebhaft,
nicht angegeben. Man wird vor allem an die gröBsten,
werthyoUsten Sübergerftthe denken. Wie weit hinab hier
die Grenze gesetst werden Boll, ist nieht gesagt» bleibt wohl
im Belieben jeder Stadt, man konnte keine AnMhlnng vor-
nehmen. Was von kirclilichen Geräthen auch weiterbin beim
Grottesdienst nach der reinen Lehre gebrancht werden
konnte^ ist den Kirehen geblieben, Tor aUeu Kelohe nnd
PsteMii. Das andere, das Hanptgesoimieide, die Klefaiodien,
der Erlös für die verkauften Stücke Bellte zusammengethan
werden bie julicker stadt in vorwaringhe thom gemeinen besten.
Wer diese Yerwahmng übernehmen soll, ist aber wieder
akht gesagt; dodi scheint der Znsate iftowi gmimnm bulm
darauf hinsodeoteD; die Hat sei Badie der Stadt gewesen.
In Eiga sollten nach einem Vertrag von 1529 die Kirchen-
nnd Kalands-Kleinodien von Erzbischof und Stadt gemeinsam
bewahrt werden und sind anoh naohweisÜch in der Mitte
des Jahrhnnderto nnter gemeinsamem Yersohlnss*). Baas
man in Reral an ähnliches gedacht habe, ist nicht wahr-
scheinlich, da der Bischof hier weniger Bedeutung hatte
als in Higa, und wenigstens bei der Nikolaikirche die aus
ihrem Sehats erhalteneii Stücke noch spito bei der Kirche
nachweisbar sbd.
1) Tanbenhom, T.ohnifiller 41, Vertrag von ljuheck 1529 Juli 30:
Der kerkai und ktltni^ cletnot, »o ein erbar rath tlto nick prac/it, solide
tu ans crbarn rads i>icherer verwarung plievenf dortlw dye her erU*
biichop ein und die rade dat andr schlos vor hehhen sollen. Deglieken
WOB doB wirdig capitel an kgrekm elenaihm uigepracht, sol in tßdtrer
terwarunf det A. «rUbuehop» pUwen, und djfe h, erUbüekop «in und
äjfi itadt odk ein iektot vorkghen laihen, — lo dam neaen Vertrag
tiriachen Enhfsehof and Biga la Dalea 1630 Aag. U werden die
Kfvehanldflinodien nieht erwfibnt» aber ntoh dem Vertrag Ton 1561
sind sie unter Versoblnts von Erzbiachof. Kapitel und Stadt, s. S. 311.
Die Kleiiiodien des Brskapitels und der Petri-Kircha aiad 1658 in Ge-
natanun der Stadt Bienemaan, Briefe 176. 606.
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320
Anf dem Landtage zn Wolmar IBSf» hatten vor zwei
Jahren die anderen Stände festgesetzt: die clenodie und ge*
mid$ , , ß0 in dm tumkirehen, kloiUm • • wm den «teien
in ^ewariom gmomen, ioUin «foAn in guUer vonoarunff hit
zur kentnü. Die Städte hatten jenen Landtagsrecess freilioli
nicht mituütereiegelt. Aber der damalige Gegensatz hat
sich aoch in dieser Frage bereits abgeschwächt. Denn im
Qansen nXheri dch, was die Städte jetet selbe! f&r sich
anordnen, doch sehr dem, was vor zwei Jahren die anderen
Stände beliebt hatten: die Kleinodien und Geächmeide
bleiben in Gewahrsam, bis die Zeit entscheidet.
IMUch konnte, ja moeste die vieliiMhe Unsicherbeii
für die weräiTollen Sohätae gefthrlick werden: es wird
nioht gesagt, woraus howihffimide und khnodi^ der kereken
vnd kloBfer bestehen, nicht, wer sie schützen, nicht, wie
lange die Anfbewahrang dauern solL Man versteht, dass
je mehr die protestaaÜBohe Lehre sich im Lande festaetale^
desto mehr der Schati ftr den kaiholisehen Kiröhensehmnok
schwand. Das lehren auch die Kleinodien der Nikolaikirche
in Reval. Wo wir wieder ausfuhrlich von ihnen horen, ist
nnr noch ein Best früherer Fracht yorhanden.
m. Schwer wurden die Geschicke des Silber-
schatses Ton 8t Nikolaus im weiteren Verlanf des
16. Jahrhunderts,
Für das zweite Viertel dieses Jahrhunderts haben wir
bis jetit keine genauere Kunde tber die Schicksale dieses
Eirehenschalsfley das Kirchenarchiv hat ans dieser Zeit keine
Materialien'). Erst mit dem Jahre 1551 beginnt das wich-
tige Rente-bock, das der im Jahre 1544 /um Vorsteher der
Nikolaikirche erwählte Werner Dudinck angelegt hat und
in welches seine Nachfolger Bintragnngen bis sam Jahre IdSO
zugefugt haben
^) Auch im RathB&rchiv finden sich aus dieser Zeit keine aus-
föhrlichereo Nachrichten über die Kleinodien voo ät. Nikokos.
Mittik TOn HMkiea.
*) •. S. 380.
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321
In diesem Rentebuch, so beschlossen die Kirchen Vor-
steher, der Bürgermeister Herr JüLann Ilouwer ') und Werner
Dudincky sollte der KircheiibeaiU verzeicliAet werdeoi sa*
Hiebst das BaarrennOgen hoMtUtal und retUe, weiter «oo
f$U§ dm* kutnzer dmr korken tko kamende eint, dar uneee
karken denere üi wonen, ok di: pasiury wor de Uye/L unde
boU(fen sint etc,, endlich Item detne geliken sali man dar ok
ßnden geeereoen, waik fer etUver emyde bi der kerken ie nu
anno 6i, d(U ufi /ar un» gefunden kebben»
üeber diesen Kirchenschatz von 1561 berichtet Werner
Dadinck wie folgt: Item in der gervekamer oft eakrüterie
addier dorne kaere %e 1 eehap, dar in dar korken emyde, dar
iho de eioiiel hi byden fareienderen, und de ene han ane
den anderen dat schap nicht up oft tho don. Dar inne is
dat smyde, ala 2 echone monetranden fargulden upt aller
tehonete.
Item umA 2 gratu eehone euheren bilde, dat tan Marien
lüde, und ander eunte Nieolaue hylde. Nadk hi^ uneaem
paetor^) 1 foryidden kelk meih euer pattenen, demc glik als
hi lier Chregoriuß^) dem kaplan. Unde bi denu koMter 3
kdke, de de anderen kafdane hebten unde daegeHkee in der
karken bruken.
Item in deme schuppe 1 kelk mit der pattenen.
Item noch is im schappe, dat her Johan Bauwer «luie
dar ingeleeht hMen und hedden dat geemet fan enem
preeter, 'het her Oert Schatte, der Sauwereehen und der
0 üower, Job., Bathsherr 1539» Bürgermeister i5&0, f 1^-
a 306.
*) Ausgeatrichen: her Jochim. In den Jahren 1532 — 1556 war
Jouchirii Walter Paator zu St, Nicolai. Ihm folgte Joh. Hobing,
Dacli s( ineni Geburtsort auch Joh. Kosefeidt genannt, 1056—1558.
Paucker, Ehstlande Geistlichkeit 356.
Am Rande von der Hand des spätereij KirchenTOratehers
Jasper R^ygiier: ttnscm jm.stor her Joh. KoxveiL 1 kelck.
*) Wohl Gregoritt« Schroeder, der 1549 genannt wird.
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322
Buschm broder gewenzen t>, 2 kelke, 1 aulvem kruce. Nack
in der gervekamtr en anttpendium, fan sulvem puchlen jot~
guldef^)y teert tUle tidt for datk koege tUtar gehangen, tt ak
fan der fruntKs^op herkomm»
Nach diesem Teneicbiiifle war im Jahre 1651 noeh ein
betrÄchtlicher Kirciienscbatz in der Nikolaikirche erhalten:
zwei Monstranzec, die beiden grossen Silber bilder der
hL Maria and des hl. Nikolaus, ein silhetneB Krea% acht
Kelche mit zwei Patenen, endlich ein Antependiam mit
sObenrergoldeten Buckeln.
Vergleicht man aber diesen Bestand mit den Nach-
richten^), die uns Hans Eothgers über die Silbergerätbe
giebt, welche er berdts im Ji^ize 148B bei der Kirche Tor-
fand, sowie über die, welche später Knr SMt seiner Vor-
mundschaft hinzugekommen sind, so zeigt, sich, dass 1551
doch seiir vieles vom älteren Kirchenschmock nicht melir
vorhanden war. Ausser der grossen Monstrana des Hans
Byssenberch besass die Kirche 1488 eine sweite Teigoldete
MonstranE, nnd an diesen beiden kam 1609 noch die des
Sotellesch. Von diesen drei Monstranzen fehlt 1551 eine
und zwaii wie spätere Nadirichten erkennen lassen, die
ältostoi es sind nur noch zwei| die des Eyssenberch und
die des Sotefleedi, yorhanden« An Kelchen werden im
älteren Yerzeichniss eilf aufgeführt, und zu diesen kommt
1503 noch einer hinzu, dagegen hat die Kirche 1551 nur
Wahrsciieiulicli die Frau des Iruliereu Kiicheuvorstehers
Heinr. Bosch. Eine ihrer Töchter war an den Berichterstatter Dadinck
▼üheifmlhet^ eim aad«e war die Gtoannittor von Joit Dante, wie
dieser in aelaem Denkelbneh mittkeilt»
I) Bin Antependiom mit eilbemen Baekeln vergoldet Das
Amtependium war ein Teppich, oft aber aaeh eine Tafel ans Hols
oder Meten mit Venderangen, welehe inm Sohmnek dee Altartiechee
vor die Front desselben gestellt wird. Otto, ArebioL Wörterbach
B. y. flandbnch 184. — Jobst Dnnte nennt in teinem Denke!«
bnch zum Inventar von 1604: Ein schom vorguldet alt arbredt mit
vorgulden fmclceln^ to ich wider aufs neue habe »taf/iren Iqfien,
S) s. S. 241.
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323
noch acht Kelche. Von zwei silbernea Kreuzen der älteren
Ufc ist spAter nur nook ms erhalten. Gar niolit mebr
genaimt werden die gObemen Stftfe^ die flflbernen AapiiUeB,
das silbenie WeUmmelilMB, die sObemen Sebalen und Rolire,
die in der katholischen Zeit zur Spenduüg des Ab«nidmahle8
gebrancfait wurden. Verschwunden sind die früher wiederholt
erwlümten Teigoldeten Knöpfe, ebenso die kostbaren Bresen,
welche die Priester anf der Bmst trugen. Ton den swei
vergoldeten Leisten, wahrscheinlich Antependien, den
Hochaltar und St. Nikolaus-Altar, ist nur noch eine übrig
geblieben. Die reichen Kirchengewänder, deren 14B8 eine
grosse Fftlle veneichnet wird, zn welcher dann fort nnd fort
neue kostbare Stücke zugefugt worden, sind 1551 gar nicht
erwähnt, doch hatten sich noch einige erhalten, denn in
einem späteren Inventar vom Jahre 15t>5 heisst es; Item
moeh miU In der kerken, szo dar tu dem eciqtpe Üggen 3
ka$g$l»% noeh Mke «iIm»') wnde n^ter laken, dwüen^
mde herda/^ wirt p^ruket. Ein grosser Thefl dieser
Gewänder wird in Folge des Beschlusses vom Städtetage
1527 verkauft, manches kann auch durch den Zahn der Zeit
veniichtet worden sein; denn es mag die protestantische Zeit
die Abieichen der katholischen Priester nnd den Schmnok der
katholischen Heiligenbilder nicht sonderlich gehütet haben.
Vergleicht man das ältere, au8 der katholischen Zeit
stammende Yerzeicbniss mit dem späteren aus der ^n>-
teskantiachen Zeü, so sieht nuuii wie Viel eifriger die frühere
Periode darin war, den Glans des €k>tte8hanBee sa mehren.
Die neue Lehre wies eben den kusöcreü Truiik zurück. Es
kommt dazu, dass gerade für die Jahre des Uebeiganges
Ton 15^0^1551 sich kein Buch der Kirchenvorsteher er-
halten hat^ wir daher andi keine genanere Kenntniss ihrer
Thlt^eit besfteen,
1) Ctenla - Heaagewand, i. S. 246.
^ Alba s weiiwB Loingvwand des Pileaten.
I) = Baadtooh.
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324
Aber auch dieser bereits zusammengeschmolzene Kirchen -
schätz von 1551 blieb nicht erhalten. Auch er wurde wenige
Jahre später von den allgemetnea Nöthen erfasst» die aber
das Land hereinbrachen und alles zn Temiofaten drohles,
was die Vergangenheit geschaffen hatte.
Bereits als im AiifaDg des 16. Jahrhunderts ein schwerer
rassischer Angrüäf noch einmal durch den tapfern Ordens-
meister Plettenberg sorftckgesohlagen wurde, war die W^r-
kraft des Landes allein nicht im Stande, das Feld za be-
haupten. Die Kriegskuü:3t des Mittelalters, die vor Allem
auf der Taplerkeit des einzelnen Schwertes ruhte, wurde
ohnmächtig gegenüber der Wucht des Angrifis der ge-
schlossenen Hasse geschulter, mit dem Feuerrohr aosge-
statteter Eri^er. Der Ritter wich dem Söldner. Dem aber
war der Kampf das Handwerk. Wie jedes andere sollte
auch dieses seinen Mann nähren, und je grösser dessen
Bedeutung wurde, desto hoher auch die Forderung, der
Sold. Diesen neuen grossen Ansprfichen war zuniehst der
Staat nicht entfernt gewachsen. Eine ordentliche Finanz-
wirthschaft bat der mittelalterliche Staat überhaupt kaum
gekannt, der Begriß des Staatscredits war ihm fremd. So
entstanden seit dem 15. Jahrhundert in gans Burope bei
jedem Kriege sofort Oeldnöihe, die Söldner^ die der Scirata
des Landes sein soUea, wi rileii ^eine Bedränger, ihre Führer
seine Gebieter, nicht selten seine Herren.
Schon in den Russenkriegen Plettenbergs spielen aus
der Feme nach Livland gerufene Soldner eine wichtige
Rolle. Sie haben geholfen den Sieg gewinnen, aber es war
nicht leicht, sie zu befriedigen Die Ruhe, der sich dann
1) Arebiv 8: KreasbnUen ioUton Geld bringen. — lotereaaant
ist aoeli folgende Angebe, die Hene Bothgere Im Kfafehenbnöh Ton
81 Nleokns schreibt: ilfino [ISOJ^ up iunte Kaikreine [Nov. 85]
geäm Jurge Bade up rmte vm ierftci» g^de to der eotdenen Möf,
de tor Narwe maken toorden, ii^ ded ik Jürgen Ende dede, WO
mk rig,, aUe jar mit 6 mk to vorreniei^ tutde Jürgen Bade iß kir van
dat kevet, toeele dem hewe ik dai weranitoerdet.
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I
326
LivlaüU über ein halbes Jahrhundert erfreute, hat den all-
gemeinen Wohlstand auBserordeatlioh gehoben, aber die
Wehrkraft erschlaffea lassen. Das zeigte sich bereite in
der sogen. Coadjutorfehde, die im Jahre 1556 in Folge der
Wahl des Herzogs Christoph von Mecklenburg zum Coadjutui'
im Erzstift Riga ausbrach. Vor allem meinte man Soidner
nöthig EU haben und zog Bie in grosser Zahl ins Land.
Als der Friede von Poswol im September 1557 den nngl&ek-
Uchen Krieg beendete, wurden die Sflldner vorhrnet, de
tagen wedder in Dudschland, weren wol betalet und hedden
iirun guden krich gehat, Ihr Blut hatten die Söldner nicht
Tergossen^ denn zum Schlagen war es kaum gekommen, und
doch trugen sie schdnes Geld davon, als sie im Herbei 1557
Bach Deutschland abzogen. Idt h$dde amrst haehnodieh
gev^esen, men hedde se im lande beholden, dewile sich de
Moscowitei' etliche mal jUnUchop halven jegen de gesandten
erkUret hedde, aoent men wolde nein geii epilden und de
kneehie underholden, dee gaf a9ent de erfarenheit dar na,
dat men ee muh groih grotk geU wol gerne im lande wedder
gehat hedde^J,
Anno 4 up sunte Ka$kreme [Not. 25] ti ke nu eehnddig hoeeUtoU
md rente is ItS mk.
AfMO 6 de$ donredages na der e/ven duMeni jwMwowen [Oot. 22J
entfangen van Jurge Bade up duß vorscr. rente up rekenscap is 22 mk^
vnd dyt gelt gedan to der kerken geld und ik screve dat nicht in.
Anno 1500 und 16 des donredages vor x".rüe Matheus [Febr. 21]
enfangen van her Jürgen Bade /lovetstorl und rentt W>2 mk, und
dyt gtlt gedan in der kerken öudfl umJ ifl^'t hir in dussem bokt nrt/ne
rekenscap van. — Zum Jahre I.jÜo ochieibt Uothgers, offenbar über
eine zweite kleioero Auleihe: harn ik dede ey/^ Jürgen Bade up rente
9m der kerken gelde, dar he de aolcUner» med tonde tor Narwe, und
ke heft mg den hovedtoel betalt, fo dat ik van «m entfenk i» 36 mk,
Jfiigeu Bado ist nach Bunge, RathaUiiie 81 im Jahre 1617 Rathsb«rr,
war et aber boreita in den ersten Jahrsn des 16. Jafarbunderts.
Nottbeck, Oescfa. 37. Im Jahre 1521 Ist Jörgen Bade StadtTOgt.
Hansen, Regesten 179.
1) Renner, Historien 160. Schirren, Verzeichniss 498 : Coadjator
Pürsteoberg berichtet 1556. Juni 23, Fuäsknochte iroffon in Riga und
BcTal am, von Tag an Tag mehroo sieh die graosamea Unkosten fär
mwua. ». 4. livi. eMou«ht«w xvu. % 22
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326
Wenige Monate nach Schluss der Coadjntorfehde
brachen im Januar 1558 die Heere Iwans des SchreckHohen
ein. Es begann jener entsetzliche Krieg, der über 20 Jahre
Livland verwüstete. Zum Widerstande schienen vor allem
wieder Landsknechte nöthig, in grossen Schaaren folgten
sie dem Baf Und an mehr als einer Stelle haben sie
sich tapfer geschlagen'), allein leicht Iconnten sie eine |^e-
lährliche Waüe iu der Haud freigebiger, aber ehrgeiziger
Führer werden. Bereits im Juli 15^ versucht der ranke-
YoUe Christoph Münchhausen^), durch Landsknechte unter
der Fnhmng des Heinrich üexknll Herr des Schlosses von
Beval zu werden. Als jedoch TJexknll Urnen den Sold nicbt
zahlen konnte, setzten die Knechte ihn gefangen und schienen
jetzt selbst Herren des Schlosses zu sein. Aber der neue
Ordensgebieter Kettler yerstebt das Schloss den Knechten
zu entwinden, noch gegen Ende des Jahres 1558 den
iO. Deeembris sehwoenn de kme^ up dem slate to Rnfel
dem orden irfiddentmh*).
Wer den Sold zahlte, führte die Söldner. Darum kam
es vor allem darauf an, QM zu schaffen, ünunterbrochen
ergingen in jenen Jahren nach allen Seiten Bitten und Be-
fehle, Geld oder Geldeswerth einzusenden, und wir erhalten
in Folge de.^aen manche beachtenswerthe Kunde über
Schmuck und Silbeigeräth im Lande.
den Unterhalt des Eriegsvolkes. ibid. 536 ff.: Mai 1557 gehen Ge-
Sache des Ordens an Riga nnd Reval am Geld für die Knechte. Ver«
handlongen über Ablohnnng der Knechte 1557, cfr. Bienemann. Briefe
911 ff., Schirren, QueHeji 120, Hansen, Kegestcn 226: Beval will oicht
1556 September 22 ivuechtc büi sich anfuelimen.
Aubluiulichü Schüdeningen der 7Aimoist nua der Ferne beru-
fenen Landsknechte, sowie der mehr aus Livland stammenden Hof-
leate bei Seraphim, Klaus Kurseil 41 fi'.; Luiisius, UexküU 39
So fielen 1559 Deoemher 17 beim Starm auf Lais 384 Lands*
knechte. Renner 276.
^ Se&ie drohende Hahnang an den Rath 15&8 Juli 27 bei Biene-
Bunn 992. Benner 199.
<) Banner 227. Lonlu, Bilder 4$. Bienemann, BaH. Msehr. 1875, 66.
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327
Die Ordenskassen waren bereits im ersten Kriegajahr
erschöpft: schon im Herbst Utk de hermesfcr dat sulver
wmd goU uth <ien kerken und to underholdMge der
ämeekte und soltruiten vormunUn^). So nberglebt am
18. October die Stadt Wenden*) ihr Kirchengeschmeide dem
Ordeosmeister Fürsteoberg, der an der vergulien mon-
sirarUgen, verguUin 9wolf keichen und allem andern zu
votier genug empi^gt^ im Ganzen einhundert zwei marek
ioHeh und drei loth silher ffergulth und untergulth, wogegen
er eine Schuldverschreibung aui' tausend Mark rig. ausstellt
nnd verspricht, nach Beeudigimg des Krieges die Stadt zur
Inüigkeit und gebühr vor die ganize empfangene eu/nma
entweder mU gelde oder mit gewieeen verbrieften eehdden
zueententim und zubefrieden, aÜee bei dieeen uneem füret»
liehen worfen sonder fjef»'hr(h. In ähnlicher ^Vcise sendet
am 8. November 1558 die Stadt Fernau^) all ihr Kirchen-
geschmeide dem Ordenameiflter zn: int erete eine echone vor-
guide monetranüe, de weckt iö marck lodieh und ii loeth^),
noch an kelcken, patenen und ander strotj aulver meist vor-
guideth helopt sich in alle 74 marck lodich si/ver; es wäre
ock nicht mehr beholden tho notroft der kercken dener, de
häUgen sacramente vor de geeunden und krancken thovor»
reieken, aho dre keleke, dat ander alles, ftes by uns an
kerckengesmide, ist gcleverfh geworden: der Rath bedauert,
nicht mehr senden zu können, aber in der grossen 1^ euers-
branat Ton 15^ ist mit der ganzen Stadt auch de hercken-
tem mit den klocken und gewelften in de grunHh gebraut
und tho nickte gekomen, do ist groth gesmide der kercken
ock des radeff hoel:er, rpckenschafte und rcgistere vorhrant'^
manchea Kirchengescluneide sei auch zu der Stadt Bestem
1) Römer 224.
2j Schirren, Quellen 97.
') Ischirren. Quellen 305.
*) Auff&lleDd gross, unsere Monstrauz des Hans Ryssenberch
woK Dor Mark. — Ueber zwei Monstran^eu, die 1444 für den
Orueo gearbeitet, aber nicht beendet werdeOt aoaföhrliehe, elgentliftm-
liehe Kachrichten LivL UB. 10, 100.
22«
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328
uod f&r die Armenhäuser Terbraacbt, dazu sei vor achteig
Jahren 9chone mofutraneü und mehr ge9nwU$ aUe wi itu
iuwe forstlike gnaden to ickieken, dvreh boszhaftigin
^apen, was ein Pruae gewest, gestnlen worden. Mehr, als sie
jetzt sendeu, habe die Stadt nichts sie wollte es sonst wohl
in düsen höchsten eorglichsten und varlig$Un tiden, dem
Uven vaderlande tom baten, %• f, g, , , , unwegerlick guit'
Ufülieh gerne avergecen und thosekicken.
Und in derselben Zeit, in welcher der Orden aus seinen
Städten das Kirchengeächmeide einzieht, lässt sich am
4. October 1558 der ElrzbiBchof den dritten Theil der von
der Stadt Riga bisher aufbewahrten Kleinodien des Dom-
kapitels ausliefern gleichfalls zur Unterhaltung des auch von
ihm angenommenen Kriegsvolkö
Durch all das konnte höchstens augenblickliche Ver*
legenheit überwunden, nicht aber wirkliche Besserung er
langt werden. Grössere, nachhaltige Hilfe war nöthig.
Mau suchte aus der Ferne Geld zu erhalten, wandte sich
au Kaiser und Reich, war doch auch Livland ein Theil iles
Reichs. Liviands Noth wurde auf Reichs- und Deputationä-
tagen verhandelt, grosse Summen sollen nach Livland gesandt
werden, aber diese Beschlüksse sind nie ausgeführt worden.
Nur wenn Livland r^ich selbst half, war ihm geliolfeu.
So beachloss der Landtag im Juli 1559, eine allgemeine
Steuer im ganzen Lande zu erheben; es ist die erste und auch
einzige Schätzung gewesen, die im alten Livland auege-
schrieben worden ist. Es kam in der That, sagt der
Zeitgenosse^), der bi/ dem enifang medc was, . . grot gelt to
h Bieneniunn, Briefe 176, s. S. 311. — Aehnlich wurden 1520 in
Preu8beii der Söldner wegeü die Kleiaodieii, öogar daa Tafelsilber de«
Hochmeisters preisgegeben, der Rircheuscbatz von Ermland vermünzt.
Joachuii, Politik AlbrechU 2, 112. 141. 149. UebrigeüS war Geschmeide
des Domkapitels von Ermland bei dem von Riga im 15. Jahrb. t«^
Mtzt gewesen, 1479 an den Orden gefallen, vanaOiiit worden. Index
2871 E 2417. 2607.
>) Bemiar 249. Sonneborg auf Oeiel lahlte 8265 Maik, der
von Dagö 1600^ Kuintor von Dobleo 3018» Vogt von Oiobiii
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329
hope. Sodann sochte der Ordensmeister dnrchVerkanf nndVer-
pfandung ron Gütern (jold zu beschaffen : an Reval wurde Kegel
Tersetzt, an Riga Neugut, dem Herzog von I'k n -en das Amt
GrobiD gegen öOOOO Gulden übergeben, der Stadt Bremen die
m Livland gehörige, dort gelegene DentscbordenB-Knmtarei
gegen 7000 Goldgalden aufgetragen. Im Januar 1660 greifen
die Landesherren zu einer Münzreduction, deren unausbleibliche
Folgen, wie stets, bald Unruhen und Wirren im Lande waren.
All diese Mittel halfen nicht Das Land unterlag unter
der Kriegslast Bereits im Beginn des Jahres 1560 begannen
die Soldreiter aus Livland abzuziehen, dmüe se unhetalet.
Der Ordensmeister wollte das freilich nicht dulden, verbot
ächifie aus Heval absegeln zu lassen, damit Niemand ausser
Land gehe'). Andere Sftldnertruppen suchten sich selbst
stt helfen: als im April 1560 im Nordwesten eine Schar
soltruiters ore hetalinge nicht kregen, foerden se kern Hinrich
Wulf vaget ihor ßoneborch gefenklich weck na der Arnshorch,
dar Utk dan achir ein nier krich enUtanden were^. Die
Zttstinde wurden heillos, das Land war in voller Auflösung.
Dieses Elend erfasste auch die Städte. Neben den
icharen, die die Herren angeworben, hatten auch die Städte
Söldner, toi allem Fussvolk, in ihre Dienste genommeUi die
sie löhnen mussten. Es war das nicht leicht, man brauchte
grosse Summen, zahlte doch im Namen des rigischen Baths
Jorgen Wyburch am 17. Nov. 1659 im Lager bei Nüggen dem
Hauptmann der rierisehen Knechte Hans Riss 9165 Mark
aas^). Um das Geld zu schaüen, griÖ'man auch in Riga nach
den Kirchenschätsen: am 29. September 1559 verpfändete
der Bath das Geschmeide der Petri-Kirche für 3000 Mark^).
IUI, Gebiet Peraau 1937, Stadt Peniaa 978 Mark; in Wepdea werden
ans den südlicbeo Qebieten gegen 16,000 Mark erlegt. TerhaadlaDgea
a Bevftf im August lb69. Bienemano 957, 959.
1) ÜeüDer 281.
*i BeDoer 301.
s) Quittung dei HaaptiaeonB im äuwerea Batheerehiv io Biga.
Uoged ruckt.
^) BienemaDQj Briefe 506.
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330
Und wie Riga unterhielt auch Reval Söldner'). Allein
gie zu befriedigen wurde schwer, und doch hatte die Stadt
Yor zwei Jahren, als Uezknll mit den Knechten 1668 das
ScblosB besetzte, erfahren, welche Gefahren nnrahige Sdldnw
heraufbeschworen. Immer neue Scharen strömten zu, zum
Theil wurden sie in Dienst genommen und blieben in der
Stadt^ so ein Trapp Landsknechte^ den Herzog Magnus im
September 1660 beurlaubte^. Aber harte Oeldnotfa drfiekt
die Stadt'), die Knechte sind unruhig, ihre Fuhrer, Haupt-
mann, Fähnrich, Befehlshaber hatten im Frühling 1560 in
der Nikolaikirche eine Berathung über die Klagen der
Söldner, sie sind ihrer Mannschaften nicht mehr Herr, mit
üngest&m tragen diese Ihre Gebrechen Tor, an Bier und
Brod würden sie übervortheilt, freie Hausmiethe. Brud und
Licht soll ihnen in Eiga zugesagt sein. Offene Meuterei
drohte auszubrechen.*). Immer nnd immer wieder wird GMd
gefordert.
Am 13. September 1560*) wendet sich der oberpte
Lieutenant der städtischen Söldner an den Rath, bittet, dass
meins herm die knechte mochten bezalen und zufriden
etellen, auf dass mn gui regiment macht gektUden, darmä
meine herm gantz teol zufriden eoUen werden, dae iet der
knechte hegher. In welch hoher Bedrängniss sich die Stadt
beüude, schildert in iebhal'ten Farben ein Schreiben des
^) Im October 1558 heisst ee, daes RevcU gedachtem Herm
Kettelar noch 3 f endlein deutscher Knecht, dergleichen 3 getehwader
reuter zum besten zugesekiegt, Sohirrea 303.
2) Renner 332.
Bereits 1558 August 9 bittet der revalsche Rath den Bcth
zu Higa um eiu Darlehn von 50000 Mark. Bienemano 933. 935.
*) Bienemann, Briefe 991. Kurz vorher im Februar 1560 war anf
dem Flofe zu Herke gegen den Bürgermeister und Kirchenvorsteher
zu St. Nikolai. Job. Uower, durch die Landsknechte eine Oewalttbat
Terfibt worden, woräber weitUnflge und erregte Verhandlung airfeeb«!
dem Rath oad den fidldoen eDtitahan. Bienemana 980. In Min liMtt
haben die KoeohtA auf dem Dom gemeutert, ibid. 1001.
^) BienemaDD 68&
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m
T^aths der Stadt Beval Tom IL October 1560, das dem
Ordensmeister Eettler zagesandt werdea sollte^): sie könnten
tmderdeniefUick nicht b&rgen, dat hir voit uth aUen indin
und ordeii heorlaubeden rueter und knechte thoslan, de ffick
i}io demte der Stadt anbeden. Nu moten wy vorwhar in dem
üztgen nnse gelegenheit bekennen, dat wy uncermogens halten
deeuhiffen nicht annehmen, wUeweniger ohnen hesoldinge
maken oder geven können. Sal man desulvigen ock in desser
hohen nodt van hennm uth dem lande gestaden, is allent"
haken bedeneklich, wes ehre und guder nhasage dateulmge
äetsen guden landen und un$ aUen dareuheet getfen wolde,
und dorfen eick wol opentlick hören laten, se meten eynen
heren hebten, he sg dan Jesse oder jene, hende und voete
können se nicht eten, welckes klegelick tho hörende. Bebten
deehalben unme des besten teilUn de guden helde veriroetet
und van ohnen hogeret, se solden eiek eyn 8 oder 14 dage
liden, wy wolden ohrenthahen nka notturft an juwe forstlicke
gnaden schriven und biddende anholden, too wy dan in aller
underdenicheit hirmit wollen gedan und gebeden hebben, de
dnuhigen rueter und kneehU thor besettinge der Stadt
Hevell in genaden annhemen und besolden laten (in unserem
vermögen, dat weeth Godt in ewicheit, is idt nicht), darmtt
desuhigen by uns in der Stadt bliven und nicht uthgestadet
nto^en werden.
Soviel Bitten ancb in diesen Monaten auB Beval an
den ÜrdeDsmeister gingen. Hilfe hat die Stadt von ihm
nicht mehr erhalten. Er hatte keine mehr, er rieth ihr,
pobuflche Beaatznng sa ihrem Scbuts anfEunehmen. Aber
die Stadt tränte den Polen nicht, die Aeltesten erklUrten*)
am 7. April 1561 dem Rath im Namen der Bfirgersohaft:
') Bienemann G55. Das adressirte und bereit« vertiegelte
Schreiben ist im Archiv zu Reval liegen geblieben.
») Bienemann 1010. Russow 63. Arndt 2. 263. Bereits im
Jannar l.'iGl waren 160 Polen in der Stadtschule, im Hefectohum des
M6achaklo8t«rB,<uul«}rgebracbt. Beiträge 1, 92.
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332
wUUn ffek Utter lifloB wenn aU polnüeh. Mit dm P^sien
(weren wie) nicht gereddet, ho war ah God God is. Konnten
die Polen das nähere Livland nicht schützen, was durfte
das fernere Reval erwarten. Dam waren die Polen katho*
lisch. So sachte man einen anderen Helfer: im Jnnt IMl
unterwarf sich Reval dem näheren und glaubensverwandten
Schweden
Diese von Jahr zn Jahr rasch steigende Noth mit den
Sdldnem, die im Herbst 1660 in Reval bereits drohten,
$e moten tffnen heren kehhen, he 9y dan deae oder jene,
hende und voete können se nicht eten^ erklärt, dass der Rath
der Stadt alles that, sie in Ruhe zu erhalten, ihnen Sold
sn sahlen. Als er sieh sagen dnrfte, in wmrem wrmagenj
dat weeth Qodt in ewiekeit, i» idi niehi, die Knechte so be*
friedipren, und doch fordere eB die Sicherheil unserer
Stadt, sowie ehre und gute nhasage, da griff er nach den
Schätzen der Ejrche. Es sollte kein Ranb sein, sondern
nnr eine Anleihe, in guten Tagen wollte man wieder er-
setzen, was man jetzt in bösen nalim.
Jasper Reygher, der an Stelle von Werner Dudinck
im Jahre 1556 neben Bürgermeister Johann Hower Kirchen-
▼orsteher geworden war'), schreibt im Rentebock:
lUm anno [15]^0 den 28 ßeptemb, dan y» belebet ge-
worden van et/n erbaren rade unde der gantsze gemente der
etat RevaU, dat men all idt szmyde, szo by den kerken unde
gylden 9zy, ezaü men brengen up idt raedthue unde laien
idi vermunten U> hehof, de laneknecht myt aftolonen, ezo de
eiadt denen unde holden mer ale de horger heeeolden.
^) Sohweden nahm denn Midnich« Knteht« In Sold. siUte
ihnen bedentende Sominen. Seraphim, KnrscU 42, Doeh ioU die
Stadt safolge dem Privflegiiini Briebe XIV, | 6| ein enttd knegee-
teute ottf iren mcoiten außrengen, betokUn vnd eriieUen . . neek dem
aUen Oebrauehe, Wiokelmenn, Gapitnletlonen 16.
^ Jasper Beygher ist 1560 Aeltester der groeien Oildei 1561
Bathsherr, 1579 Kämmerer, f 1585. Bange, Batbelime 122, Btene-
naao» Belt» Moiietaeebr. 1875, 13.
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333
Item szo hehhe ick dorrh hefel m^jne oldesfen^) unde
myt hewillinghe unazer kerBpillude unsze smide, szo wy hy
der kerken Kaddeuj up idt rasdthut gebracht als nomläken
wo voiyet: 2 m&nstraneien eyn grot unde eyn kleyn, noch
i »ilvern Maryen bilde, noch 1 silvern hylde genant sunte
Nicolaus bilde, noch 1 szilvern krusze. De kelke, szo bi der
herke %yn unde weren, de bliven dar bi unde eynt al noch bi.
Item duze banaen geechriven beide büde ah unsMr lyften
frowen büde unde eunte Nicolaue bilde myt dat krueze to-
levert Paulus*) dem muntenie ister dorch hefel eyn erharen
raedt, unde hebten gewogen^) in alle 71 mark lodkh unde
5y% loet rein eyher, unde ye econ oU eilver geweszen gelick
hreni eiher.
Item nocJi van den beiden bi/lden unde krvsze ys ge-
wonnen an golde, szo ick dar van hehhe Scheden laten, 7 loet
min Va guentin galt, unde dyt galt wich 2i hermeieter gfuldenj.
lUm dyt baffen geeehreeen heft eyn erbar raedt belavit
«an wegen der etadt, dyt eulfte to verrenten. Want der
gilden er silver verrentet wirt, szo mach men hyr ock umme
tpreken.
Jtem anno [l&jßl den 18 Januarii hebbe wy beide vor*
elender f alz her Johan Hower unde ick Jaeper Reygher de
beide munstransyen van idt raedthus wedder enjangen unde
^) Vor allen der ente RirebetiTortteber, der Bürgermeister
Johann Hower.
*) Paul Gylden, Powel Goldene, 1566 Bruder der 8chwar«en-
käupter, 1559 Mlujjtzer, 1661 Münzmeister. Sein Vorgänger Urban
Deyue stirbt If>fiO Auj^nst 14. Guldens Nachfnl«:t^r ist Urban II. Dehn,
cfr. ßusswnrm, Beiträge 3, 94. Bienemann, llriefe 999. Nach einer
pefl. Mitthoilunt: Dr v. Nottbecks heirathet Paul Gulden die Wittwe
Gertrud ÖchtuktJüberg geb. Dobin, wird dadurch der Stiefvater von
Christof und Ivo Schenkenberg, der ein Müntergesell war, 1576 von
den Schweden sum Führer der Bauern bestellt und epottweiae Uan-
nibal genannt wurde, den Russen viel Schaden that, bis er 1579 io
Ihre Hand fiel ood hingerichtet mirde. Rngsow hat Um gekannt nnd
gedenkt seiner gern.
9) Dleie Gewiebtaangahe besieht lich «nf das Rohmaterial, das ge*
Wonnen Wörde, naohdem die Kleinodien eiogesebnolien waren. i.8.S73.
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334
ingeloH unde synt gewerdet up 18 hundert fiiark, Dme
18 hundert iiiurk hebhc ivy beiden tolevert her Jasper Kappen-
berch van wegen eyn erbarn rades, de lamknecht myt afio-
Ionen, Dyt gelt vorhenompt ezaU eyn erbar ruedt van wBgen
der eiadt oek verrenten, hyr htft men up umme to sprehm
unde eyn hewisz to forderen.
Es folgt ein späterer Zusatz von der Hand desselben
Jasper Beygher:
lUm ffan diazem gelde unde emide 2 bewieze em/angen,
Ueht in der herken lade. Van diszem gelde hehhe yek gedan
van dem Aerken gelde 6 hundert mark, noch lieft her Johan
Häver hyr to gedan 12 hundert marcL Des hadde he ra»
d0r kerken up rente 4Vt hundert mark up eyne hantechirifi,
deezuhige hanUerift ktr an to horten, ezo restet em iitfdk
7V« hundert mark. Anno [lb^65 den 30. Septemh. hebten de
vormunderunde tesiementarye szaiige her Johan Höver de grote
munstransye my van wegen der kerke wedder toleoert unde
de 7Vi hundert mark der kerken in Gadee ere geeeenkeL
Des hebbe yck en de hanteerift wedder toUoert, ezo toUge
her Johan Höver hadde utr/ewen.
Dieser interessante, ausführliche Bericht zeigt voBf dass
der Bath tou Be^al sich im September 1560 eDtschloaSf
allee Gesclmieide, das den ffentliehen städtiachen InstitaieD
gehörte, einzuziehen. Das Schicksal, das der Schatz der
Nikolaikirche erfnhi*, hat sicher auch die Kleinodien der
Olai- und Heiligen-Geist-Kirche getroffeDi mir spriebt das
Bentebnch Yon St Nikolai natürlich nichts hierfiber. Femor
wurde daa Silber der ▼erschiedenen Oilden eingefordert
Yon den beiden alten Btädtischen Klo-tern war, wie wir
hörten, das Dominikaner-Mönchskloster 1532 im Feuer auf-
gegangen, sein Schata war zum grOasten Theil bereits Mber
an den Rath gekommen und wird jetat 1660 auch in die
Münze gewandert sein*). Dagegen erhielt sich das Ci&ter-
X) Bafbtherr 1650, Kammerer 1569. Bonge, BathvUole
^ Haaseop JUrdben 15B. b. 8. 296, 306.
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335
cienserlrauenkioöter durch das ganze 16. Jahrhundert und
besaas noch 1599 eiaen nicht unbeti^tlichen SilberaduniiGk:
eme Tergoldete MonstraiuSy dnen Teigoldelen Aebtiflsinnea-
8teb, Kelche, Becher, Schalen*). Wahncheinlieh ist jedoch
auch das nur ein Rest des früher reicheren Bestandes,
Bicher wird z. B. das Kloster in ältester Zeit auch Heiligen-
bilder beeeeaen haben, die jetat nidit mehr erwähnt werden.
Vielleicht wurde auch hier, ähnlich wie bei St. Nikolai, ein
Theil des Schmuckes geopfert, dagegen ein Rest des alten
Schatzes ausgelöst.
War es rechtlich zulässig, das Kirchengnt so einzn-
rieheD? In katholiaoher Zeit hätte muk, wäre ähnlioiheB
geschehen, Ton einem sacrilegium reale, einem Raob ge-
weihten Kirchengutes, reden koimeu. durfte doch nach
katholischem Kirchenrecht ein konsekrirter Gegenstand nicht
einmal Terpfilndet werden'). Aber da in der Mitte des
16. Jabrhnnderta in Beral Stadt und Kirche protestantisch
waren, so hatte der alte katholische Kirchenschmuck seinen
kirchlichen Charakter faktisch verloren, war wohl noch
kirchlicher Besitz, aber nicht mehr gottesdienatliches Ge-
rithy nicht mehr res saera. Wo Oegenstände des Eirohen-
sehalses in Frage kamen, die sich ihre sacrale Eigen-
Schaft noch ht wahrt hatten, wurden sie, wie die Kelche
and Fatenen, auch jetzt noch geschützt. Das andere Gut
wurde nach Nothrechtgefordert^ die 8(diwere der allgemeinen
Lage heischte Hilfe, schien den Zugriff za rechtfertigen.
Sodann besass die Stadt Rcval innerhalb ihres Gebietes seit
dem 13. Jahrhundert das jus episcopale und in diesem
offenbar die kirchliche YemitgenSYerwaltniig'), dasn war
*) HaoMB 110, oben 6. 316.
S) BiDfohioi, Eircbenreeht 5, 169; 4, 169.
»} Nottbeck, Geacbichte der Stadt Reval 12. 72. Bange, Estlaod
166. HinieUni 2» 41. Dm von der Stadt auch in eekwedieeherZeit
«oba CoDtnidietton frej «zerdiie Job episcopale** wifd ihr aaeh in
der KapitaiaiioD 1710 f 4 bestitigt Wlakelmenn, Capitolalionea 46.
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3d6
der Rath der Patron der Kirchen, er hatte damit die Auf-
sicht über das Kirchenvermögen (cura beneficii), krafl
dieser ertheilte er wenn ndtiiig die Genehmigung zur Ver-
äusserong des Kirchenbesitzes 0. Jetzt griff er selbst sn.
Der erste Kircbenvoroteher Job. Hower war zuu^leich als
Bürgermeister eines der ersten Mitglieder ded EathseollegSi
er wird sich, wie aus dem Folgenden bervorgehtf nur
schweren Heraens gefftgt heben^ aber Widerspruch scheint
er nicht erhoben zu haben, nur die harten Konsequenzen
der Handlung suchte er möglichst abzuschwächen. Per
Rath dachte auch nicht an Raub, sondern nur an eine An-
leihe'}, die, wenn bessere Zeiten kommeni bezahlt werden
sollte.
Kein Wort des Unwillpus äussert unser BericLterstaLter
über das, was gefordert wurde, es war nothwendig für der
Stadt Bestes» er wird es als Aeltester der grossen Gilde^
was Jasper Beygher 1560 bereits war, ndt besdilossen
haben. Und doch fühlt man an der Erzählung heraus, wie
schwer die Vorsteher an dem trugen, dem sie sich fugen
mussten. Das hat sie dann dazn geführt, alle Er&fte anf-
zubieten, den werthvollsten Theil des Schmnckes zn retten.
Die Kelche nnd Patenen konnten fthnlioh wie in Pernan
znrfickbehalten werden, da sie für den protestantischen
Gottesdienst nöthig waren. Das galt aber nicht für den
grösseren Best: echt katholisch waren die Bilder der hl.
Jungfrau nnd des heiligen Nikolaus, sie und das silberne
Kreuz wurden geopfert. Gerettei aber wurden die beiden
Monstranzen. Da auch diese beiden durchaus Kleinodien
katholischen Typus sind, so haben entschieden nicht kirch*
liebe Gesichtspunkte die beiden protestantischen Eirohen-
1) Hiijschius 3, 71.
*) Das Recht auf die integri restitutio wurde uicht bestritten.
Bichter-Dove, Kirchenrecht § 322: gegen eine gültig geschehene Aüe-
Dfttioa hat df« Eitehe^ fiaUs de verlelst ist» dte Beehtowoblthat dar
iotegri reititntiii.
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m
Yorsteher geleitet» Vor sie einsnitreteiiy sondera offenbar nur
küQSÜeriBche, Bs waren die beiden schönsten Schmack-
stlleke der Kirche, desswegen sollten sie erhalten bleiben.
Die Energie und Opferfreudigkeit der beiden Kirchenvor-
sfeeher, vor allem des ^ltereU| des Bürgermeisters Job. Hower,
hat sie gmttet
Dem Bath kam es nur anf das Rohmaterial an Silber
und Gold an, das in die Münze sollte, nur darnach sind
die Kunstwerke geschätzt worden.
Als das Marien- und das Nikolai-BUd, sowie das Silber*
kienz eingeschmolzen wnrden, ergaben sieh 71 Mark lotig
5V» Lot Silber und 7 Lot weniger V« Qnentin Gold. Die
beiden Monstranzen st/nt r/eiö&t'det up 18 hundert mark, die
Schätzung geschah wohl durch den Münzmeister Paulus
Gylden. Die eine whr unsere Monstranss des Hans Byssen-
berch, die 37 Vi Mark lotig 4 Lot wog; die andere, wie
spätere Nachrichten lehren, die, welche Andres Soteflesch
1509 in Lübeck gearbeitet hatte und die 21 Mark lotig
schwer war. Das Gewicht beider war also 58Vt Mark lotig
4 Lot nnd da sie auf 1800 Mark rig. geschätzt wurdra,
galt die Mark lotig etwas über 30 Mark rig.
Die Auslösung der Monsliaü/ien war natürlich nicht
ohne Schwierigkeiten j so erklärt es sich, dass sie vier Mo-
nate^ YOm September 1660 bis zum Januar 1661, auf dem
Rathhause waren, erst am 18. Januar konnten die Vorsteher
sie fortbringen, nachdem sie, wie spätere Angaben lehiea,
am 8. Januar das Geld erlegt hatten. Zu den für ihre
AuslMnng nOthigen 1800 Mark konnte die Kirche nur
60O Mark haar geben, den doppelt so grossen Betrag,
1200 Mark, erlegte der ältere Kirchenvorsteher, Bfirger-
meister Joh. Hower. Er hatte vor über zehn Jahren bei
der Kirche eine Anleihe gemacht, worüber der Kirohenvor-
Steher Werner Dudinck in das Kirehen*Bentebnch schreibt:
Itm noch ao [16']50 den 26 Aprilü heflh her Johan Houher
koerkenv-rstender und borgemeüter anfangen fan demt kerken
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838
gelde up ene forsegelde hauthschrift, welk in den laden ge^
Ueht, und saU id vp e» hu» forwuhin loten, w 4Vt hundert
mark hove^tol, jarltkee up paeden vor 1 hundert nutrk myhi
6 mark th/> ferrenUn. Die Rente ist, wie nebenbei verzeichnet
steht, mit 27 Mark jährlich regelmässig eilf mal bezahlt
worden, auch noch 1561 für das verflossene Jahr. Bfirger-
meisler Hower war offenbar nicht Terpflichtei, bereits im
Januar 1561 den Hanptstuhl, das Capital, znr&ckzozahlen.
Es wurde auch nicht sofort jetzt 1561 eine Abrechnung
zwischen den von Hower der Kirche geliehenen und ent-
liehenen Summen vorgenommen, sein Schnldschein Ton IdöO
anf 460 Mark wurde ihm aus der Kirohenlade nicht aus-
geliefert. Für die der Kirche jetzt geliehene grössere
Summe behielt iiurgermeisier Hower die grosse Monstranz
des Hans Rysaenbwch, offenbar als Pfand, bei sich. Als er
bald darauf 1565 starb, haben de vormunder unde teeU-
mentart/e, entschieden sufolge einer Anordnung des Testar
ments, die 750 Mark, die der Verstorbene aus seinem Ver»
mögen zur Auslösung der Mnn?tT anz beigesteuert, der kerken
ff» Gade» ere geeeenket und die Monstrans dem Eirchenvor-
steher Jasper Beygher nan wepen der kerke wedder toleeeri,
wogegen dieser jetzt die Schuldverschreibung von 450 Mark
ans der Kirchenlade ausreichte. So ist durch den Patrio-
tismus des B&rgenneisters Johann How^ das sch^e Kunst-
werk, die Monstranz des Hans Ryssenberch, vor dem Schmelz-
ti^el gerettet und der Nachwdt erhalten worden.
Auch einige kleinere Zierrathe, die als Schmuck üü
den grossen Bildern gehangen hatten, die eingeschmolzen
wurden, blieben vor dem Untergang bewahrt und werden
spftter, wenn beim Wedisel im KircheuTorsteheramt luTen*
tare aufijenommen werden, wiederholt erwähnt. So wird
1565, als an Stelle des verstorbenen Bürgermeisters Joh.
Hower der neue Vorsteher Hans Szmitt eintritt, angefahrt:
1 kleyn breteee myt geetente, ezo sunte Nicoktue büde for de
höret gehangen heft. Und 1587, wo an Stelle des swei Jahre
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339
▼orher Terscbiedenen Jasper Bejgher der neue Yorsteher
liDgel tbor Borch ernrählt vird, schreibt der ältere Hans
Szmitt: In der laden I ^einsrh hudel, darin 1 nasck^), darinne
2 falcke CTonen, i dnbbelt Schilling vorgult und szumt allerlei
gutentke und kraUen, 90 van dem Margenbilde genamen, . .
MwA darbg 1 kUnode mit eddehtene und 1 kruntz, den dat
Matgenhüde Heft up gehat
Die Kelche des alten Kirchenschatzes wurden geschützt,
da sie auch in der protestantischen Kirche für den Gottes-
dienst ndthig waren. Im Jahre 1565 werden nenn Kelche
und Pstenen genannt, aber 1587 nnr sieben Kelche nnd
Patenen. Zu zweien werden im letzteren Jahre Bemerkun-
gen zugefügt, die zeigen, in welche Noth die Kirchen, auch
St Nikolai, gerathen waren: ein Kelch nnd eine Patene ist
an die Kirche Tom heiligen Geist von den kaeten kem to
Ä Nicolai geleßert, darup der korken wapint to S. Nicolai*).
Wichtiprer noch ist die Angabe iu Betreff eines Kelches,
der, eine schöne Arbeit aus dem Beginn des 16. Jahr-
hundertSi sich bis heute erhalten hat nnd bei Ant. Bnchholtz,
Goldschmiedearbeiten Nr. 48 abgebildet nnd beschrieben
ist Er hatte laut Inschriften früher dem üochaltar der
Kirche von Oescl gehört und war 1567 von Rittmeister
Reinheit Brakel nnd Lieutenant Wol%ang Goltzen der
Nikolaikirche geschenkt worden. Diese Nachrichten be-
stätigt und ergänzt 1587 der Kirchen Vorsteher Hans Szmitt
in dem R entebock: Item des in hi dem gotzaligen kern
borgemeisier her Johann Pepersack vor 20 daler to pande
1 kilek, 1 pattene. De kelck wicht 3 mk hd. 4 loU, de
pattine i mk lod, 3 lot Dissen kelck heft gegeffen eyn
riitmestef' ßrackell genant und »yn lutnantJu Wulß Goltzen,
^) Ein sämsch. Beatel, dario eine Dose.
*) Am Rande: S N, dazwischen ein hufeisenförmiges Zeichen. Ist
<)a8 der Kelch Buchhoitz, Goldschmiedearheiten 49? s. S. 242. Er hat
>m Boden die Insohrift: S, T. Heiligeiit Kirehe, efr. Nemnami, Q«sob.
HevatB.
^ Job. Pepereack iUthsherr 1550, Bürgermeister 1554, f 1586.
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Düam kelck hedden se io Overmolen ^) gekregen, do de
Pale fcort upgeslagen, Alao du Kelch wird der Heiligea-
Geist-Eirclie von der Schwesterkirclie übergeben, wahr-
scheinlich, da die Heüige-Gmst-Eirche ihren Namen in den
Boden hat einschreiben lassen, verkauft, einen anderen
Kelch nebst Patene hat die Nikolai-Kirche für 20 Thaler
vereetsen müasen nnd 1686, obgleich der Krieg seil mehreren
Jahren zu Ende war, noch nicht anegeldst'). Beides beweist,
wie tief der Wohlstand gesunken war.
Bereits in seinem oben mitgetheilten Bericht darüber,
wie die Kirche ihr Geschmeide dem Bath habe übergeben
müssen, führt der KirchenTorstefaer Jasper Beygher an, es
habe eyn erbar raedt bdavet van we^en der stadt, dyt wlfU
fo verrenten. Und üaclidem er erzählt, wie er und der
andere Kirchenvorsteher Bürgermeister Joh. Hower die
beiden Monstransen für 18 hundert Mark aasgelOst haben,
Der Kampf an der Oberen Mühle vor lieval am 13. August
1565, wo die perDauschea Hofleute vou dea Schwedeo anter Hinrik
Clausdua blutig zurückgeworfea wurden und reiclie Beute gemaclii
ward. Russow, SS. r. Liv. 2, 72. Dass die Hof lente viel Geschmeide
an sich gebracht, lehrt folgende Bhitrag^ng dea KiroheoTontebett
Jasper Beygher: lUm BO, Az, €t aU A^^ 62 IMe idfc g$dtm «p
ffude iihtme pande etiyken kavdvdm, y% in alt 6 hundert markt weieke
ße jafUx verreiUin ßoUen niyf i hundert 6 mark lo verreitUtk, 8io
ifftU d^e havelude em pari int sHekt van tUga^ eyn pari vp 0««tf ver*
middßUt äißtn krieh» 890 hehb4 ick dat smide H mi undi wiU dat m
verforderen mjß dar reate» unde itet up lyn ider pa$U ega idar 9gn
namen* Im gefall dat yck satk gelt myt der rente tuschen d^ Otide
pascen nicht in kregen edäer Mumm konde, fio will yck dat verrenten,
de kerke ßall nicht misten. — Späterer Zusatz von der Hand des
Hans Szmitt [Vorsteher seit 1565J: WodehoveUtoU und remthe boUaU,
iteit i"! hnpffhocke Up rnff}''n f'mt'anck.
^) Nach altem K.irclienr*'cht war Vorinsserung einer res Sacra,
zu denen namentlich konseknrte keiciie geliorteu, sofern nur die
Siciierheii vorliegt, duss die bache ihrer Bestimmnng gemäss
gebraucht wird, nicht ausgeschlossen, also auch rechtsgültig;
unzulttBsig war dagegen die Vur^ifHitdung eines konbekrirteü Kelches
au Privatpersonen, da er dadurch seiner Bestimmung entzogen wird.
Hinachiiia, KhehenredH 4, 169.
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341
lugt er hinzu: dut (jelt vorbenompt sali ein erbar raedt van
wgen der siadt ock verrenten, hyr heft men up umme to
tfrdctn wnd9 hevnsg to fardertn. Und er aelbet^ der
bis tu semeni Tode 1685 KircheiiTorsteiier blieb, bat noeb
diese Zeugnisse erhalten, denn er konnte nachti'äglicli seinem
Beriebt zufügen : Item van dtszem gelde unde amiiU 2 bemixe
m/anjf^n, lidu in dir kirian lade.
Es ist offenbar nicht ganz leicht gewesen, diese Schuld-
verschreibungen zu erhalten. Der ältere Kirchenvorsteher,
ßargermeister Hower, war 1Ö65 gestorben, der jüngere, Jaeper
Beygber, war wobl seit 1661 selbst Mitglied des Raths, trotz-
dem bat es, wie er selbst in der nacbstebenden BSnAblung
sagt, vele fordringe bedurft, bis 1571 die Verschreibungen
ausgefertigt worden. Es wurden zwei gegeben, die eine
über das aalgelieferte Gescbmeide, die andere nber das
geliebene baare Geld. Der Beriebt Jasper Beygbers lautet:
Anno 1571 den 5. May he/t eyn erbar ratk dorch an-
koldeiU und /eU fordringe der vor^tendere to S, Nicolay,
nomlek her Jaeper Reiger und Banne Sztnydt gegeffen van
wegen der karcken 2 pargementen hreffe, darinne hoschetlick
teai de karcke dem erb, rade und der statt besten vorstreket
in noden dee jamerliken kriges, vor und na, na lufh und
tfiAa/t der hantechri/te und bewiee, eo yn der karcken lade,
ee egn erb. rö<Ä van syk gegeffen, wo folget.
/. Erstlyck heft e, e. rath emfangen a9. 60 den 28. Sep-
tember van der karcken 1 euheren Marienbüde, noch 1 euU
veren Nicolauebilde, nocA 1 eulvem krutze. DU aUee heft
yewagen an regnen sulver 71 marck lodich und sostehalf lot
reyn siUver. Noch 80 van den beiden bilden geschieden 7 lot
9ign Vs quentin goldee, Darvan 1 bewie.
2. Anno 61 d. 8. Januarii heft eyn erb. rath van der
karcken noch upgenamen jarlick to verenthen^ is — achteyn
hundert marck, ider hundert mit 6 mark to verrenten. Von
dieeen 1800 marck ie betto a£ 71 nene rewthe utgekamen, eo
HiUheil. ». d. UtI QMclücbt«. XVII. 2. 28 '
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342
dat de hovetstol mit der renthe a— 11 up Michely syck he-
hpt — :i8S0 marck.
S, Noch hebten de voreiendere der karcke» to Nicola^
dem erb^ rode meten upbringen, und gedan to der etat behof
aS. 71 hovetetol—' ISOOmarek. Szumma des geldeeinaübei
71, dat In de »tat (jekmnen und äei' karcken lo 8. Sicoiay
(ane dat sulver und golt) ie — 41S0 marck, welck eyn erb.
rath geUffet worden to verrenten jarlyck angande a£ 71 up
Mißhely , van 100 marck € to geffen» Laut der voreegelden
paryernenten kantsckrifte etc., so in der karcken laden yn
1 nasch^J vorwart . . .
Anno 83 Mtcheig quam der karcken to Nicday
van dem erb, rode der statt an upelagen renthe van den yegen^
geschreßen 4180 marck hovetstol^ van 71 bet nu al 83,
is 12 jary des jars 2ö2 marck de szuma upgelopen laate
ie — 3024 marck, darvan dem erb. rade aiL 83 d, 8, Ao-
vember i rekninge aivergegeffen,
Ueber eilf Jahre waren seit der Zeit verflosBen, wo die
Kirche dem Rath ihr Geschmeide ausgeliefert hatte, als ihr
1571 die Schuldverscbreibongen übergeben wurden. Da^s
68 jetzt gescbah, dazu mag imligewirkt haben, dass der Rath
eine neue Anleihe nöthig hatte, die Khrche sich entachlofls,
ihm noch 1300 Mark Torzustrecken.
Es wurden zwei Schuldverschreibungen ausgestellt.
Die erste bescheinigte nur den Empfang des Kohmaterials
der eingelieferten Kleinodien, 71 Mark Silber nnd 7 IjOtb
Gold. Wie viel dieses Edelmetall werth war, wurde nicht
augegeben. Es war auch bei dem bciiwankcnden Preis von
Gold und Silber nar billig, dass die Berechuuug bis zur
wirklichen Bezahlung anij^schoben wurde. Ein im Kircheo-
buch liegender, Ton der Hand des Vorstehers Hans Szmitt
geschriebener Zettel aus dem Jahre 1585 rechnet 71 ^
= Behaltoiaa, Dose, Scbaehtel fär Briefe, Kleinodien.
^ Riehtiger 26(H/5 Hafk.
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hdicli 8zulver, up de mk lodich gerekent 7 daler^) doth —
^ daier . . • no^ 7 lot gMe$, dat lot S dalerü — 36 daUr»
Aber swei Jahre später, bei der Inventaraufiiahiiie Ton 1597,
schreibt er hierüber: licht in der iseren laden 1 vonegelde
pergemenen hantschrifte vam erbaren rade, . . . wat dit
iiuiper und golt aal und wert rentkin, wart de HU gefen^).
Die zweite Veraobreibimir erkannte die Berechtigung
der Förderung der Kirohe anf die 1800 Mark an, mit welchen
1561 die Monstranzen ausgelöst waren, und aut die Zinsen
dieses Kapitals bis zum laufenden Jahre 1571, und als die
Kirche jetat noch 1300 Mark der Stadt lieh, erhielt sie die
Yersdireibnng anf die ganze Samme von 4180 Mark. Es
sollten davüü jährlich die üblichen Zinsen. 6 vom Hundert,
gezahlt werden, aber die 6 ladt war nicht im Stande, dieser
Pflicht naohznkonunen; 1588 war allein durch aufgelauiene
Ziaaen eine neue Schuld von über 3000 Mark entstanden,
worilber der Vorsteher Hans Sranitt beim Rath Yorstellang
machte. Freilich waren, wie da» lientebuch zeigt, in den
Jahren 1577, 1579, 1583 kleinere Abzahlungen in Geld oder
^) 1578 reckiet die Kirche bei Räckzahluiig eioes ausgeUekeuen
Kapitib: / mark lod^ dat lot mk, in 104 mk.
>) Ans einer Akte des revaler BaOuarehivs, die Ober Beaten
der Nikolaildrohe bandelt, theilt mir Hr. v. Töme freondliehst naoh-
Btehende Notis mit: i6ß0 den 28, Sept hat ein erb» rath wmder
IsreAai 8t, Nicolai mir notkwendigkeit de* vor mtgen schwebenden
yiegeelaufien, vermöge ihres m^gegebenen pergamenen versiegelten
beioegse», von domaldn Vorstehern und rahtscerwanten, benantlieh die
sfht und wolw. h, Johon IJouwer tnid //. Jasper Beyer, nfijenomen
nnd vernchmeltzen laßen wie folget: 1 silbern vorguldet Margenbilde,
mch i silbern yicolau.'ibilde und 1 silbern crutte. hiß alles zusammen
getrogen 71 mk lödich 5^/2 ladt rein »Uber, sein an lodert uf jede mark
lÖdirk — IG ladt gerechnet, ist — IfU^h lodt, das lodt an Uziger
ftiüntze cum irenigsten 20 riitiat., t/tun hemdaler 713 — i4 rst. Deß hat
«»« erb. raht noch etnpjajtgtn, so von beiden bilden abgescheiden, an
goide 7 lodt min ' 2 qnent., tkut noch itziger würde zu 10 dal. ß8 — 24
Tit. — 1 Thaler — 32 Rundstücke. Die Preise für Edelmetall erscheiiieu
Wer liucU: 1 Mark lot — 1 Lot Gold — 10 Thaler. — Ich vermuthe,
diese hocbdtiuUch geschriebene Notiz stammt aus dem 17. Jahrhaudert.
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tß'A M.
Getreide vom Rath au die Kirche gemacht worden, aber
eine regelmägsige Zahlung konnte nicht geleistet werden.
Die^olgen des entBetciiohen Krieg«, unter denen nnn bereitB
ftber zwanzig Jahre das Land litt, tratm ftberall hervor,
die Kräfte drohten zu versiegeo. Selbst iür die nütiiigca
Arbeiten am Gebäude der Kirche konnten nur schwer die
Mittel geschafft werden. Während früher auch far grosse
Beparaturan nnd ümbanten stets die lanfendsn Binnahmso
genügt hatten, musste man jetzt Kapitalien der Kirche an-
greifen, um im Ganzen nicht sehr grosse Schäden aus-
zabessem, die durch den Krieg an den Qebänden der Kirche
entstanden waren«
Bass während der 8ohw«*en, aber glänzend bestandenen
Belagerung Revald im Jahre 1577 ;lucIi die Nikulaikirche
verletzt wurde, erzählt der Augenzeuge Russow^): am Sonntag
den 27* Januar flog während des Gottesdienstes eine eiserne
Kogel, 52 PAind schwer, dnrch ein Fenster in die Kirche,
tödtete aber glücklicherweise keinen Menschen. Da der
Feind sein Hauptlager am Tönmsberge aufgeschlagen hatte,
war die Nikolaikirche besonders gefUhrdet, der Gottesdienst
wurde daher hier eingestellt und in die Hmlige-Gknst-Kirche
▼erlegt Einige ansfUirliohere Nachrichten über die Be-
schädigungen der Nikoiaikirche enthäit dub Rentebuch voü
der Haud des Vorstehers Hans Szmitt:
Anno 77 f ake de Rune nor Rejfel iaeh, dede ke, QeU
bettert, der karekentoS* Nieolap anhueeren, finsteren, wol/in%
kopperen ock atenen dachen mit scheitende grotten schaden,
dat men ock in de 60 sperkoLten up der karcken motten wed^Ur
nyg maeken, DewiUe oMr wemieh vorrath an gelde, und
de munthe geringe, kebhen de oldeeten boffaUn, in eundeiM
her Jasper Reiger^ (dmiUe nemant tosehatten wolde ofii
konde)^ dat men de ÖOO marck, so Arent Reyger up i
^ Scr. r. Liy. % 116. efr. WarbafUger Beriebt Beitrige ett
Ktma« Bbitiaada % 294, Mwie 8, SSI.
Gewölben.
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345
kantsehrifie, solde mn em forderen und to hulpi nemen,
Borup h$ hctiaU. Die 600 Mark waren 1664 myt wÜUn
wnde ^mlhart her Jühan R<mr unserm hroder Armt Retjgher
d*' junae vp etjn hunUcriff ffeffebeo, 80 hatte Jasper Reygher
-meiner Zeit die Sciiuid ins Kirchenbuch eingetragen, und die
ZioseD ▼areo regelmHasig jährlich mit 30 Mark bezahlt
worden. Ale jetet die Kirche Kapitalien einziehen mnaste,
verlangte der Kircbenvorsteher, der ältere Bruder Jasper,
daes trotz schwerster Kriegszeit der jüngere Bruder Arent
zneret solche Forderang erf&Ue. Welch strenges Pflicht-
geAUil! Die Snmme scheint genügt zu haben, wir h<^ren
nicht, dass weitere Kapitalien eingezogen wären. Vor
allem handelte eö dich um Beschädigungen, die durch
die schweren Kogeln entstanden waren, mit denen, wie
wir ans der lebendigen Schilderung Bnssows wissen, der
Feind die Stadt tiberschftttete, Tor welchen sie sich aber
Tortretflich zu schützen wusste. Fenster, Gewölbe, Dach
der Kirche hatten gelitten. Dass die Vorsteher diesen
Schaden nicht ansbessem konnten, ohne Kapital einza-
rieben, zeigt doch, dass die Kasse erschöpft war, es war
eben iteinich vorrath an gelde, . . . deicile nemant toschatten
Wolde ofte konde.
Wie im speciellen die Finanzlage der Kirche gegen
Snde des 16. JahrhnnderCs war, können wir nicht mehr
erkennen. Eine so genaue Uebersicht über die jährlichen
Einnahmen und Ausgaben, wie pie uns dap älteste Kirchen-
buch Sotbgers' für die Zeit YOr 1520 giebt, haben \\ ir für
die spätere leider nicht. Das Bentebock des Werner Dudinck
giebt nur Rechenschaft über die Kapitalien und ihre Renten.
Eß hai auch ein Kirchenbuch von Jasper Reygher und
seinen Nachfolgern HanB Szmitt und llingel thor Horch ge-
geben, das also die Jahresrechnnogen der zweiten Hälfte
des 16. Jahrhunderts enthalten hat; dieses Bach wird noch
hn 1 7. Jahrhundert genannt, scheint aber hente nicht mehr
erhalten zu sein.
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346
Nach dorn Rentebuch des Werner Dndinck hattf die
Kirobe freilich in nicht unbeträchtlicher Höhe Kapitalien
ausgeliehen. Ais nach dem Tode des KirehenYOistoherB
Bfirgermeisters Joh. Hower im Jahre 1665 der aene Tor-
Steher Hans Szmitt ins Amt trat, wurde berechnet, es ißs
bi der kerke an hoftstoll, dar tnen jariia: de rente va7i boroi^)
mach — illOO mark. Aber die Zinsen liefen nicht regel-
mÜBSig ein, es waren dar uUtands an ver§eUen rmU 938
marky also mehr, als die Zinsen eines Jahres Ton jenem
Kapital betrueren*). Von den dem Rath für die Monetranzeü
geliehenen 18(X) Mark erhielt die Kirche durch lange Jahre
hindurch aneh keine fienten, ja im Jahre 1571 wurde sie
bewogen, nene 1800 Mark dem Rathe Tonastreeken. Aach
sie sollten Renten tragen, und wieder liefen solche
nicht ein.
Das waren die Folgen der sohwereo KriegBliuHiei <Ü0
keinen Stand verschonten. Sah auch Berel den Feind lucbl
in den eignen Manern, so litt die Stadt dooh> durch die
Verwüstung des flachen Landes. Vor allem der Haadel
vertiel völlig Reval hatte in der ersten Hälfte des 16. Jahr-
hunderts eine Zeit hoher filüthe geeehen, der Verkehr mit
Bussland vorzüglich hatte reichen Erwerb gebracht. Jetrt
war dui'ch den Krieg die Strasse nach Osten gesperrt, j»
der Kaa£»ohlag mit Moskau schien den Hafen von Reval
moht mdir nothig ku haben. In Narva hatte der Zar gläcb
im Beginn des Sj!iegeB 1668 Zugang sum Meer gewonnen,
und er war eifrig bedacht, diese Verbindung mit dem Westen
1) bona SS erhAben.
^ Bs dauerte lange, bb es besser werde: 1B87, also beraito ^
Jabie nach dem heiee ereelmtea Frieden» aU Bogel thor Bomb •&
Stelle des TerBtorbeoeo Jasper Beygher Vorsteher wird, ist 4tf
Kapital auf 17,230 Mark gewacliseo, aber aaeh uptlagm reut« —
im marit,
S) Oeber die Geldneth der Btadt HeDsen, Begeeteo 349: Bitts
an den Kdoig oin goSdige Bibition 1663 Sept 37.
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_M7_
iD pflegen^). Wohl suchte Reval und sein neuer Herr,
der Schwedenkönig, die Naivalahn zu hindern, zahlreich
gingen isclireiben in den Westen, nicht den Feind durch
Zufuhr ni stirken, manches Schiff fiel auf der Beiae nach
Karra den Gegnern des Zaxem in die Hände, wohl wurden
die russischen Blockhäuser an der Narvamündung zerstört,
— es war vergeblich, der directe Umschlag mit dem Russen
in Narya war zu vortheilhaft, trete aller Bitten und Gefahren
wurde der dsÜidiere flafen au^entoht Zu stärkerem
Schute thaten sieh die Schiffe in gemeinsamer Fahrt zu*
samuieu, und tu kuante es geschehen, was Russow*) als
Augenzeuge erzählt; Atmo 74 sint avermaU eine ganlze Oate
der Lubeisehm Hhipm nha der Narw gmgeUy do vhtnden
de ReveUehen hörger yp dem rüsengarden unde mustet^ eoUkee
mit sehmerten ansehen, dat dfi schtpe ere stadt vorht/ segelden.
Mit dem Handel schwand der Seestadt die wichtigste
Ervorbequelle. Schwer sund von der allgemeinen Noth
cffenbar auch die Kirchen getroffen. Die Verarmung der
Gemeinden minderte nat&rlieh auch die Spenden an die
Gotteshäuser. Dazu kam noch ein Anderes. Die Kirchen
beoogen unter Anderem einen beträchtlichen Theü ihrer
Einnahmen ans Landgfitem, die seit langen Zeiten zu wohl*
tliätigen Zwecken gegeben und erworben waren. Als die
Reformation in Reval eingeführt wurde, sollten diese Güter
der iürche bewahrt bleiVten, ihre Verwaltung wurde dem
«Igen* gemeinen Kasten oder Gotteskasten übertragen. Aus
1) Ueber Bayali Hand«! aad die Nebenbahleraehaft Narrai
liaadelt Nottbeck, Geech. BeTals 64* Vor allem segeltea Iflbuehe
Sdüffe aaeh Harra. Gegen de gab der Ordeasmeiater Eaperbiiefe»
woiftber Ldbeck beim ReichB-Kammergeriebt klagte, wahrend die
lirlaodiseheD Laadesbenea sieb an den Kaiser wandten. Dieser
verbot In einem Geaeraloiandat die Zofuhr tob Kriegsmnnition nach
Bassland. üeber diese Frage wurde auch aof dem Beichs-Deimta-
HoDBtago zu Speier 1560 verhandelt. Protokolle dieses Tages im
Atchiv SU WieebadeD. B. 210, lugedrackt. Hon. LivoD. 5, 731.
>) Ser. r. Liv. 2, 103. Aacb Beitrage a. Kaade Est). I, 260.
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348
diesem Gotteskasten erhielten namentlich die Prediger,
Kapläne, Küster der ritädtischen Kirchen St. Nikolai,
St Olai) Zum heiligen Geist ihren Gehalt'). Von der all-
gemeinen Verwüstang des Landes sind offenbar andi die
Güter des Ootteskastens getroffen und doch sind nat&rfieh
durch den Kriep^ die Anforderiinpjen ao ihn eresteigert
worden, da er nicht nur für die Kircheni sondern auch für
die Spitäler nnd Armen sorgen sollte. So hat es dahin
kommen können, dass der Gottoskasten eines bMonderen
Zuschusses bedurfte, um den Predigern ihren Gehalt m
zahlen. Es beweist das, wie allgemein die Noth war, wie
Ton ihr alle städtisohen Kirchen getroffen worden.
Nnr so ist m erklären, dass man sich m dem Schritt
entsobloBs, Über den uns der spätere KirebenTorsteher
Jobbt Dunte in seinem Derikelbuch berichtet. Gestützt auf
die älteren Kirchenbücher, in denen wir noch heute
erkennen, welche Stellen ihm besonders wichtig ersehienen,
berichtet er Qber frohere Vorkommnisse in der Geschichte
der Nikolaikirche: im Jahre 1509 hatten die Vorsteher
eine schöne neue Monstranz in Lübeck von Andreas
Söteflesch machen lassen, die 21 Mark Idthig gewogen nnd
000 Mark rig. gekostet habe. Aber Anno 1576 d. €. Juni
üt mä €On»0nt des gantem easpels dise momtranzü fho"
hroken worden und ist das gold davon geschieden und an
golde davon geworden 8 loet, w «. Hane Schmit verkcnkft
und in snne reehnunge gehrachi. Das Hlber ahir i9t mt-
ketuft an dem alten Thomae Eiken^) und die gdde eein,
meinem godtseiigen vater Jost Dmiteii, der damah hei der
gemeine kosten gewesen zugesUllet, der die praedicanten
davon beeoldet haeL
0. S. 303 ff. Schieraaun, Historische Deduction über den sogen.
Gotteekasteu. 1887. Nottbeck, Gesch. Eevalb 44.
*} Thomas Eke (Eeck, Eyke) trat 1572 in die grosse Gilde,
KaaflDtDD, kSnigl. iohwedis^r Factor, irird 1583 hk der Nikolai*
Idrefae b^rabaii« WnterVkeet einen Sohn Thomas, der 1603 atiibt.
Freondl ItttOieaiiiig tod E. ? . Notlbeok.
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S49
Anch dieße Nachricht geht ofifenbar auf ein älteres
Kirchenbuch, und zwar, worauf der Berichterstatter selbst
hinweist, auf das, in welohem die Redtnimgen des V orstebera
Hans Sonitt standen. Es hat, wie bereits bemerkt'), ein
solches Kirchenbuch von Jasper Rey^her und seiner Nacli-
folger Hans Szmitt und Engel thor Borch gegeben, leider
liegt nns aber heute dieses, nicht mehr vor. Die Nachricht
an sich ist also nicht m bezweifeln. Beachtet man, dase
im Jahre 1576 derselbe Jasper Reygher älterer Kirchen-
Torsteher war, der 1561 gemeinsam mit Bürgermeister Hower
die Monstranzen yor dem Untergänge gerettet hatte, so ist
sicher, dass nor dringende Koth ihn jetzt eins dieser Kleino-
dien hat opfern lassen. Es geschiüi das mit Zustimmung des
ganzen Kirchspiels, der jfiDg^erp VorBteher Szmitt hat dann
den Beschluss durchgeführt. Die Monstranz wog 21 Mark
löthig, bei der Herstellnng waren*) 9 loet fin goU to Lübeck
W9gt, gleich etwa 10^/« Loth reralsohes Gewicht, f&r die Ver-
goldung verbraucht worden: jetzt wurden beim Emschmelzen
8 Loth gewonnen. Das Silber wurde veritauft, der Erlös Jost *
Dnnte d. ält, dem Vorstände des Gotteskastens, übergeben,
der davon die P^üdikanten besoldet hat*). Der Gotteskasten
konnte offenbar dieser seiner Pflicht nicht genügen.
Hält man die Nachrichten zusammen: ein Kelch der
Nikolaikirche ist an die Heilige-GeistpEirche gekommen,
wahrscheinlich ihr yerkanft worden, nnd ein anderer, den
1567 Brakel und Wulf geschenkt, hat versetzt werden müssen,
Bodann, um die Gehälter der Frädikanten zu bezahlen, wird
1&76 eine schöne Monstranz eingeschmolzen, endlich, um die
Schäden ansznbessem, welche die Belagerung 1677 der Kirche
1) 8. S. 345.
V) 8. S. 275.
*) An St Nikolai waren damals Prediger: Fastor Thom. Oetaten-
b«rg 1663-1682; Kaplan Jok. Bntiow 1668--1693; Kaplan Gottach.
Smiflcheiii 1576, wird Paator 1682, f 1699. Paaeker, Ehatlaoda Oaiat-
fiehkait 367, 362.
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350
zagefugt hatt^, müssen Kapitalien ange^iffen werden. —
hssi mau diese Nachhciiten zusammen, so erkeimt man, w^ie
schwer unter der al]^;«iieiiieii Noth der Stadt auch die
Kirche gelitten hat
Mit der Mittheilung, das« IBTT) die kleinere Monstranz
zerbrochen and eingeschmolzen sei, stimmen die Angaben
der beiden Inventur- Auäialmien dieser Zeit. Im Jahre 1666^
als Hans Szmitt Vorsteher wird, heiset es: lUm noch $teit
in der gerwekamer in dem seappe hsslaten: Item i» 1 gratm
fterguldeit^ monstransiey Item noch 1 klej^n verQulden mon-
atransie. Dagegen wird 1587, als illngel thor Borch Vor-
steher wird, nur noch eine Monstranz aagef&hrt: Item dem
eteit im eienen eehappe in der garfkamer eyne tforpnUU
munitranzie, szal wegen 37 mark lodich mlver, wo under
dem fotte gescreven, is gemacket a£ Hl 2 darch eynen goU^
emet Man» Rieeenbarek geketten^
So ist seit dem Jahre 1576 toh den grossen Fracht»
stBcken des sohönen Silbersehatzes der Kirche St Nikolai
nor noch die Moübtranz des Hans Ryssenberch iibrig
geblieben. Im Steinschrank oder gewölbten Schrank in dar
Sakristei wird sie anf bewahrt» ein Schatei nicht leicht m*
gänglicb, wohl nur Wenigen bekannt.
Ausser der Moii.^tranz liaben sich in der Nikolai kirche,
abgesehen von den Kelchen, noch einige kleinere Schmuck-
sachen ans der Alteren Zeit in die sp&tere gerettet 0* Aber
wir hören Ton ihnen wenig. Denn wtthrend für das 15. nnd 16*
Jafarbnndert die Kirchenbücher reiche Materialien mt Ge-
schichte des Kirchenschatzes boten, haben wir für d.iü 17.
nur wenige dürftige Notizen über den Rest der alten Klein-
odien. Bei den wiederholten Inventnr-Au&iahmen werden,
sie immer wieder genannt. So schreibt Jobst Dnnte bei
der Inventur von 1604: Ein kleine schwedeche Karpe^) . . .
1) 6. S. 889.
*) KftBto. Von dieser und der Probe der Monotnuis iit samt
niebt die Bede.
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351
1 Probe von einer MonMrnnzien in derselhen Karpen. Eine
ff rosze Mcnstranzie wicht 38 mark Lodich 4 Lot im steinen
S€kapp$* Ein KUnodU mit edl guiein vorgtädt wiekt 8
lad, Em norguldet Kremgen, so dat Marünhüd aufgehabt.
Ein echoen vorguldet altarhredt mit vorgulden puckeln^ so
ich wider aujs neue habe ^tajßren laszen Eä werden also
liier offisübar noch die beiden Schmuckstäcke genannt, die
1565 nnd 1587 angeföhrt wurden*) als X kUgn hritaze mift
geaienie, szo 9unt€ Nieolmts bilde for de boret gehangen heft,
und / krantz, den dat Margenhilde heft up nehat. Aber '
auch dieser Rest des alten Kirchenschmuckes hat sich nicht
onrerBehrt erhalten« In einem Inventar von 1616 ist Teneich*
nei 'Am eteinem Sehappe eine silberne vorguldete MonetranOe,
soll wegen 600 lot. Das Inventar von 1678 liihi t ;m; Eine
gro»e silberne vorguldte Monstra ncc, so im geraet- Kammer,
«m kleinen Kammer in der verechlosunen gewolbe befindlich,
wiehi rawm aufm Betzmer 20 My das M gere^sMt zu 32 Looi,
ihvt $40 Loöt Ein eilbeme ttorguli Kelch mit ein Paieen
teieht 26 Loot. Eiii difn Kelch mit der Pat''r,i ;6 fjoot.
Ein silbern vergüit roo^e 7nit etzlichen unechte steine 9 Loot,
NB, Diese 4 Persehlen^) eeind im gewölbten sehafif werden
nicht gebraucht. Ganz Ähnlich heisst es im Inventar ans dem
Jahre 1706: Kijie grosze silberne verguldt Monstrans, so
im Ger üht' Kammer im kleinen Kammer in den vorschloszene
gewolbe beßndUch — ff 76*) Loth. Ein silberne vergult
Kdeh mit paten wigt 26 Loth, Ein dito Kelch mit der
paten — 38 Loth, Ein sübeme vergult Roosze mit etzligen
unechte steine wigt — 9 Loth. yß. Diese vier persehlen sind
m gewölften schaf, werden nicht gebraucht.
Ob die in diesen beiden späteren Verzeichnissen ge*
nannten Kelche ans alter Zeit stammen, lässt sich nicht
1) B. 8. 322.
t) 8. S. 338.
>) rr Parzelle, 8tück.
Wie diesee Gewicht get'uudeu worUeu, iai nicht mehr zu
•ikeaoeii.
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a52
sicher entscheiden. Dagegen erkennen wir, clafsi gegenüber
den Angaben vom Jahre 1604 hundert Jahre spater der
Marienkranz verschwanden ist, ebenso wird das Altarbrett
(Antependimn) nioht angef&lurt. Dass die 1678 ond 1706
genannte Rose mit der Slteren Breee vom Nikolansbilde
identisch ist, erscheint wahrscheinlich. Freilich das Kleinod
von 1604 habe, sagt i>unte, Edelsteine gehabt, dagegen
stocken in der Roee Ton 1678 nneohte Steine. Da jedoch»
wie wir oben sahen*), beim Nikolansbilde höchst wahr*
schein lieh falsche Edelsteine (dnbh'th steyne) zur Verwendung
gekommen sind, so könnte die Angabe von 1604, dass das
KlenodU mU edl gettein ?eniert gewesen sei, anf Irrtham
bernhen«
Von dem alten Silberscbmnck der Nikolaikirehe ist
somit im Begiun des 18. Jahrhunderts nur noch die Monstranz
des Hans Ryssenberoh sicher nachweisbar. Spätere Nach-
richten behaupten, man habe nm die Wende des 17. Jahr*
hnnderts daran gedacht, sie sn verkaofen: es sei, bdsstoe
im revaler Rathsprotokoll vom 2. März 1711, die Monstranz
vor einigen Jahren an fremden und cathotucken Orten vor
$in BiiUges zum Verkauf angeboten und in effigie prd*en~
tirH vwrdm, dmimek ktm Käufer hdtgu iieh (mgebm
wollen^»
Ob diese Angabe richtig ist, können wir nicht feststellen,
jedenfalls blieb die Monstranz bis zum Anfang des 18.
Jahrhunderts im verschlossenen Gewölbe der Geräthkammer
der Kirche unTersehrt*), wird in denVeneichnissen über deren
Besitz wiederholt genannt. Neben ihr werden immer auch
zwei Schuldverschreibungen des Raths aus dem Jahre 1571
angeführt, auf 71 Mark Idthig Silber und 4180 Mark KapiUl
») s. 8. 272.
>) 1. UOtSB.
Dort eab i J. 1700 ein Reisender dai opus pervetutom. iote-
gerrlmam tanen adbao et paleram in der Maaeniisehe der Sekrlst«
hinter 5 eiaeinea Tbflreben ▼etsoMonen, den einen ScUfiMel bntte der
Pilger, den andern ein Batheherr. 8its.-Ber. d. rig. Oes. 1877, 4
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lautend. Wer die Gescliicbte des Gotteshauaes von St.
Nil(oki kaimte, wuaste, dasä das die letzten of&oidlleii Zengea
wmna Terachwnndener alter flerrüehkeit.
17. Der groeae mssiBolie Krieg des 16. JahrhundertB
war f&r den Schmuck der Nikolaikirche von schwerem
Verhängüi.>,:i geworden: die eine Monstranz, das Marienbild,
da? NikolAUBbild hatten geopfert werden müssen. Der neae
Waffengaog dea 18. Jahrhunderts, der nordische Kri^, führte
den Yerlnst der Monstranz des Hans Ryssenberch
herbei, des letztt;ü Btückeä des alten Silberächatzes der St.
Nikolaikirche.
In der Capitnlation der Stadt Beral war im Feldlager
am 29* September 1710 in Pnnkt 3 featgesetist worden 0:
Da$z denen StadU'Kirehen und Schulen von ihren Zier-
rathen, Glocken, Orgein, anderem Eigenthmn und Einkünften
nichtee entsoffen sondern alles ohne die geringste Verschmä-
lerung gelassen werden sollte. Die Capitnlation war im
Namen des Zaren von seinem Oeneral Rudolph Felix Bauer, im
Namen der Stadt vom ältesten Bürgermeister Diedr. Reimers,
dem Syndiens Joaciiim Gemet, dem Aeltermann der grossen
Eanfmannsgilde Johann Lantingh unterschrieben worden,
wobei dasB alle diese getroffenen Yereinbarungen ohne
einige Eaception Mmerhrüehlieh eoüen gehalten und zu
mehrer Bekräftigung von Ihro Groszcza riachen Maytt. selber
vor eich und ihre Successores allergnadigst ratihabiret werden,
arngdohei wird. Diese Bestätigung des Zaren zu erhalten,
war ftr die Stadt von höchstem Werth. Von den bei der
CapitulatiuD ijellieiligttMj VterlrcLt-rn der Stadt tieieu ra.scli
nach einander der herrschenden Pest zum Upier sowohl Bür-
genneister Reimers wie auch Joachim Gemet, der noch am
30. September 1710 zum Bürgermeister erwllhlt worden war,
aber nach nenn Tagen bereits todt war. Die Verhandlungen
1) Whikehnann, Gapitnlationeo 8. 45 nach d«m OriginaL IMsr
die hiüoriMdwn Vorgang« Graifftnbagen, Beitiige 2, 2S.
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866
geführt, auch ein hebes Prftseikt^) verletete nicht, Bondern
ehrte. So war auch jt ut die Bürgerschait dem iiicht abge-
neigt, fand Wein and Präsent wohl angebracht, aber es
war der Wnnsohi die firttrtemng aber die gravamiiia und
die Bestätigong der Gapitnlation sollte mit der Ueber*
reichung der Ehrengabe verbunden werden. Lantingh
hat diesen Wuaäcix der Bürgerschaft nicht für sich zur
Biohtsohnur genouunen, er ist dem FArsten weiter e&lgegea*
gekonunen.
So vorsichtig die Bathsprotocolle anch gef&fart sind,
man erkennt doch, besonders aus den Worten des Aelter-
inanns Schcicnius, dass in der G^emeinde das Vorgehen des
Büigenneisters Missstiinmang hervoj|;erafen hat Aber das
Gewicht der Persönlichkeit Lantinghs war gross, w war
wohlhabend, er war in zarischer Gunst, er kannte die
Männer, mit denen verliaudelt werden mubstei er verstand
ihre Sprache. So ging er seine Strasse.
Im Einseinen nahmen nach den ProtocoUen des Raths
die Verhandlungen folgenden Yerlanf.
Montag den 19. Februar 1711 war unter dem Vorsitz
des Bürgermeidtera Christoph Miciiaei Sitzung des Raths.
Der B&igenneister Dnmuner yerlas, wie wir horteui die
Bittschrifly die dem Forsten Menschikow vherreidit mrden
solle. Es ward approhiret. Eodein legte der H. Bürger-
meister Joh, Lantmy, als welcher heute, nach glücklich ab-
wlxirter hin- und hir^Reise von Sr, ffroßzezarüchsn MayiBiät
aus 8t, Petenburg zum mten mal wieder auf uneem
HalUhau9e, hoehetgedackter 8. graezzar, MatfL in icMtbann
1) Bereits bald nach der Oapitolatioa 1710 dachte man ad
AehoUehee: ,^af den Rath eines höheren Offisiere — sein Nine
iet nicht genannt ^ entsehlof b man sich, dem Forsten Mensellikow
ein <3es<^enk darinbrlDgen. Da er ein voroehmer Herr wäre, heiül
es im ProtocoU, müsse man mit keinem gemeiueu Präseut kommeo,
soDdera es auf 1000 Oncateu nicht ansehen. Ob der Fürst diesei
Geeclienk anKenommeu, berichten unsere Quellen nicht" Beitrage
z. Kunde EheUands 2, 62. Die Habaacht Menschikow ist bekaonL
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a57
Juwelen eüigejaste« Btldnusz an seiner Brust habende,
erwckdenen ufor, in pleno eemOtt eeine Relation ab, und
wekker GeeUUi hSchstgedachte S, Groezez. Mayt, ihm alle
ertmeeen» fiueh tu Bekräftigung derselben
mit JDero in Juwelen eingefo-^fin Portrait ihn regaliret,
auch mr dero Abreise von St Petersburg^) veranstaltet hätte ^
das 3, hochfürstL Durchlaucht Fürst Menschikoff auf sich
genomsnen und promiUiret hätte, die ReeohtHonee auf die
zu fjroszz. Afatjt. ausgesetzte Accordspuncta mit der Stadt
keruber zu bringen und zu ertheüen.
Modem erschienen am der ehrha/ten Gemeinen B, Aelter*
mann «/. SeheleniMf Vorsteher Thom, v. Wehren, Jok, Braad,
J. Duborff. Domin. Praeses deutete der ehrhaften Gemeine
an: wie dasz mart /nunmehr bei Ankunft Si\ hochfürstL
urchJaucht dahin bedacht sein müstCy ein honorabU Praesent
herbei zu schaffen, und weiln e. hoehw. Raht bei diesem mise^
rablen Zustande der Stadt die Resolution gefaszet^ die bei der
Kirchen zuSU Nicolai gehörige Monstra nee hierzu zu efujjfoi/rrn,
und also aus der Nokdt ein Tugend zu machen, als wolle
man zugleich awh einer ehrhafien Gemeine Sentiment hier"
«5€r vernommen haben» — Der S, AeUermann Schelemue
coneentirte und befand dieses Geschenk vor anstandig zu
sein, jedennoch so wolfe er ad rrferendvm avgenomen
haben. — Es folgen weitere Antrüge des Präses über
Spenden an Wein, Geld für die Canzlei, Fische n. &.
Zwei Tage später, Mittwoch d. 21. Febmary erscheinen
wieder vor dem Ilalh aus der ehrhaften Gemeine beider Gilden
H. Aelterniann Schelenim u. a., in dereu Gegenwart ein
Brief an S. hochfürstL Durchl. Fürst MenschiI%off, schliesslich
auch ein Memorial an Keehgedachte S» furstl DurehL, in
sieh haltend einige Gravamina der Stadt, in pleno verlesen
und approbiret ward. Der He)'r Aeltermann Schelenim hat
um Communication des verlesenen Memorials und wollte son-
^) IUI Jau. IT reist Pet«r uuä Pöteraburg uach Moskau. IIo-
xouiBft zypnAii 1711 rojui. CIIB. 18M.
MltthtiL A. d. UtI. «Mchiehtc. XTIL %. 24
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358
derlich den 3. Punctj betreffend die Müntze, ad referendum
genommen haben* Es ward dem H, Aeltermann das Memo-
rud Übirgeben^ — * Damm, Praeees that kiamechei der eftr-
haften Gern/eine hund, wie viel an Wein ein AocAto. Raki
Sr. hochfvrst. Durchl. zu praesentiren resolviret hätten welches
Praeseni dann von der ehre. Gemeine approbiret ward.
Am folgenden Tag, Donnerstag d. 22. Febr.^ wird iioeli
einmal über die Suppliquf? au Menschikow beiaLheii, Lantingh
soll sie überreichen, er aber rätb, dass das Memorial oIm ein
odioeum nicht möchte pubUquement an den Füreien übergeben
werden, Eb ]c<)nnten die in demeelben enthaltenen puneta
am füglieheten data occaeione pon ihme prieatim angebracht
werden. Welches dann auch so placidiret ward.
Aber die ganze Angelegenheit nabm einen andern
Yerlanf. Nicht nur die Bittschrift, aneh die Monstrans
wurde zunächst nicht übergeben in Folge eines Zwischenfalls,
den eine unerwartete Forderung des Fürsten hervorrief.
Das ProtocoU giebt über diese f&r die Stadt wichtige Frage
ansf&hrliche Nachrieht.
Freitag d. 23, Febr. war Fürst Menschikow in Reval ein-
getroffen, Boigermeister Lantingh hatte die fihre, ihn bereits
an diesem Tage in seinem Hanse bewirthen zu dürfen.
Der Rath hielt noch eine Sitzung, und es ward beechloem:
dasz Ihre IlochfürstL Durchl, Alexander DanieloioiUch
MenschiAoff samt dero bei eich habenden Tlofetadtf wie auch
die eamüiehen kieeelbet ofiweeenden H, Generale und Me
Ofßdere gegen morgen aU den 24 hj. zu dem auf uneerm
IlahthauM hovlujvduchter Sr. fürstl. Durchl. daselhsien äuge-
stellen convivio soUnniter, und ztcur in des IL Bürgermeister
Lantinge Haueze, allwo dieeeiben heute tractiret wurden,
durch wolgedachUn Burgermeieter inoiUret werden eoUen,
Die Einladung erfolgte und wurde angenommen. Am
anderen Tage, einem Sonnabend, Anno 1711, eub dü
24, Februarü hora undecima aniemmdiana, Praeeentäms
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369
Dnn. Can^Mms Dno. CkritU Michael, Dtw. Chri$t, Buchau %
Dno, Joh, LanUing, Dna, Drummer totaque eemttu erechdene
auf unegerm Rahihmtee der durchl. Funt und General-
Feld-Marschal Alexander Danielowitz Menschikoß in Be-
gleitung dero bei sich habenden Bofetaat, wie auch sämptlich.
kieeMat anwuenden Herren Generale und andern hohen
KriegehedienUn, — praevia eolenni inmtati&ne, tu dem hie-
selbst hockgedachter Sr. fiirstl. Durchlaucht zu Ehren an-
gesteitem ConviviOf und nachdem Ihro Durchlaucht von dem
H. Bürgermeieter Buchau debite benenenUret und eompU"
fmenivret worden, madite Ihro DurMauM durch einem von
dero E. Seereiariie E. Wohledlen Raht das gegen Compli-
menty mit beijgefü0er Proposition: es Mochte E. Wokiedler
Raht die Schlüszel von detien hiesigen Stadtsthoren an S* GroeZ'
ezariechen Mayeeidt und in dero Bewaream eogUieh gu extro'
diroH eich bequemen: yuneta eonteetatione, daes diese eatra-
dition keinesxceges unser Stadt und denen Privilegiis zum
pra£judtce und Nachtheü, besondern vielmehr zu deren selbst
eigenen Schutz und Sicherheit gedeyen und gereichen eolte:
tm maezen S» HoehföretL DurchL geetriegee Tagee die Stadt
herumbr/efahren und die Fortifieafionee "^Wereke dermaezen
conditioniret zu seyn remarquiret hätten, dasz dieser Stadt
wenige Bürger j Einwohner und Guarnison solche zu dejen-
diren nicht eapablee eeyn konnten; gleichwie nur dieses bloez
und allein bey dieeen Kriegee^troubkn gefordert wurde, aleo
versprachen im Gegentheil Ihre Hochfurstl, Durehl.y dasz
fals die Zeiten zum Frieden sich ändern, die Stadt-ScJUiiSzel
sodann restituiret und gleich wie vorhin diesem Stadts-
Magietraih gelaezen werden eolten. Ob nun zwar auf dieee
von 8r. BoehfuretL DureM, gethane propoeiiion und An--
mchten vors erst nichts geantwortet, besondern alles silentio
vorbey gegangen ward, so beliebten jedennoch S, Hochfurstl,
DurchL begm Auegange des Conomo gegen den H, Bürger^
1) Bathsherr Itii^T. Bürgeriuuiater 1710, f l«^^*
34«
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m
meiater Lanting dero eenmahl ernstlich eröfneiea Verlangen
zu itertren raffende, wrmöge wolgedaehten det H, Bürgif'-
meuters LanUnge rtlatiQn; faU man die SM&ezü verUmgter^
maszen zu extradireti sich nicht resolviren wurde , Sie sodann
selbige auf eine Ahrt abholen zu laszen sich genötftiget be^
fänden, welches mehr nach sich ziehen mochte.
Diese iB ao aebarfe Form gekleidete £V>rderang muasfce
höchste Bestürzang herrorrnfeD. Die Stadtschlüssel waren
immer im Gewahrsam des Raths gewesen. Bereite da^ im
Jahre 1561 bei der ÜDierwerfuDg der Stadt unter Schwedea
ertheilte PriTÜeg Erichs XIY. hatte festgesetat, dasz du
Stadt die eMussel zum thumb aU zu andern allen theren in
ihrer verwamng behalten^ und ebenso war in der jnxigst
vereinbarten Capitulation, durch welche Reval sich unter
rassische Herrschaft ergeben hatte, bestimmt, dass die Stadis-
pforten Schlüssel in allem ungekranket werden gelassen^).
Die Stadt hatte bis in die letzte Zeit viel Arbeit an die
Verstärkung ihrer Befestigungen gewandt^). Es mochte sein,
dass die durch Krieg und Pest stark redacirte BcTOlkerung
nnr schwer im Stande war, die für die an^gedehnten Wille
ndthige Besatzung za stellen'), aber eine wirkliche (Gefahr
dnrch den ohnmächtigen schwedischen Feind drohte nicht
Die Schlüssel galten als ein Syiubul der Selbständigkeit
der Stadt. Kam der Landesfürst in die Stadt, so bot man ihm
die Schlüaael, aber man ho£fte, er werde sie als ein Zeichen
seines Vertrauens bei dem städtischen Rath ruhen lassen.
So war es noch vor zehn Jahren gewesen, als am 26. October
1700 König Carl XII. nach Eeval gekommen und Hürger*
meister nnd Rath Seiner Maj, aüerunterthänigst die SchUtssel
Wiiikelmann. Capitulaüoueu 17 { 12; 48 § 9.
^) Greiffenhagen in Beiträge znrKimde Ehstlaods 2, 40. Nottbeck,
Geöch. Bevals, Stadtböfestigung 31.
3) Von der ganzen Stadtmiliz warea lu Folge der Peat •»
26. Sept 1710 nur 23 Gemeine gesund, die scbweditiche Besatzaog
war ▼Ott 4000 auf 400 iniammaiigeBdimolseo. Greififenhagen, ebend. 61.
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361
d»r Stadt offerirten, die aber gantz gnädig von dmMelhen
wieder turuckegegehen wurden, mit dem Anhange, dasz der
Magoiiiiit der Sfndt sie nur ferner in Verwahrung behalten
eoUte^). Dessen hatte man gedacht, darum war in der
OapitaUitioii aoBbediuigeii, dass die Sehlueeel ungekränket
gekueen werden. Und niin diese Forderung. Es war noch
kein halbes Jahr seit der Unterwerfung unter den neuen
Herrn verflossen, die Bestätigung der Capituiation war
wohl sügeeagt, aber noch nicht erfolgt» man hoffte, der Ver-
treter dee Zaren, den man jetzt hegrnsste, werde die I^age
dieses Versprechens fördern. So suchte man sein Wohl-
wollen zu gewinnen, war bereit, das schönste Kleinod, das
die verarmte Stadt noch besass, die Monstranz, ihm zu
opfern. Und jetzt war von all dem^ was die Stadt erwartete,
gar niefat die Rede^ sondern es erfolgte ein scharfer Ein-
griff in die zugesicherten Rechte an einem Punkte, der be-
sonders em])tiudlich war.
Der Bath wagte nicht allein za entscheiden. Sofort
wurden die Vertreter der Bürgerschaft aufs Bathhans be-
Bchieden. Es erschienen hora 3± aus der ehrh. Ge-
meine beyder Gilden der H. Aeiiermann Schelenius nebst
allen andern Aelterleuten und Wortführern, Yorsteherni
Bltesten »ampt einen etareken aueeehueg von beyden Qiiden,
in deren praeeenee dann der warihabende B* Burgertneieter
Christ. Michael die von 8r. Hochfürstt. Durchlaucht an
wohiedlen Raht gethane proposition und ernstlich Ver-
langen noehmaU erö/nete, und der ehrh. Gemeine ihre Senti-
ment hierüber xu vernehmen begehrte.
Der Berr Aeiiermann Schelenius antwortete hierauf
nomine der ehrh. Gemeine: obwohl in der mit Sr. Excellence
dem M, General^ Lieutnant Bauern getroffenen Capituiation
titpreeeie verbie enthalten und die Stadt eieh reeerviret hatte,
daee vermöge alter Gewohnheit und Freyheit die Si^luezel
1) Keleh, Hirtoria. UonUmiation 146» 148.
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364
officiell zu übergeben, hatte sich keine Gelegenheit geboten«.
Denn bei dem Oonvivio im Bathhaiue hatte dieser, als er
die Begrlkssungsrede des Bfirgermeistera Bnohan dereb sdnen
Secretair beaniworten liess, sofort die Forderung nach den
Schlüsseln erhoben. War man etwa willens gewesen, hier
die Gabe danEubriiigen, so hatte jene Forderung diesen
Wnnseh ersfiekt. Man durfte wohl meinen, Menschikow wisse
von dieser Absicht gar nifdits.
Der Bevollmächtigte des Zaren sollte in wenigen Wochen
wieder nach Eeval kommen, vielleicht liess eich dann aus-
führen, was jetet nieht geschehen war: das Yerspredieii
der Bestätigung der Capitdation gewinnen und dann auch
die Monstrauz überreichen.
Menschikow sollte bald in Narva eintreöen. Dorthin
wollte anch Bürgermeister Lantingh reisen. Bereits drei Tage
nach des Fürsten Abrdse, Dienstag den 27. Febroar, richtele
Lantingh die Frage an den Rath: wetln ein hochwetHt Rakt
cojisensu der ehrhaften Gv nie ine einmahl beschlossen hatten^
die Monstrance von der Kirchen zu St, Nicolai an S* hochf,
DwrchL Fürti MinfcMhof priu»§niim, ob e9 ni^ roAl-
iom^ da»9 er, dir H, Bv/rgwmmtery seihige mit 9kk nach
Narca, wohin er mit Gudt noch diese Woche zu reisen ge-
dächte, nehme und solche hochgedackter 6r, DurchL daselbst
praeuntiretef
E$ ward Bol^e» ad diUberandum aiusgesiiget. Die Sache
war schwierig, der Rath wollte nicht allein entscheiden,
die Angelegenheit war aeiner Zeit von der Bürgerschaft
mit beschlossen worden. Was man von dem Entgegen-
kommen der Stadt gehofft, war nicht in Erfüllung gegangen^
sondern ganz anderes war geschehen« Sollte man dem
Vorhaben noch Forii^anjß: geben?
In der Stadt wird man von dem Wunsch Lantinghs
erfahren haben, denn Freitag den 2. Mttn erschienen in
der Rathssitsong, wo alle vier Bürgermeister anwesend
waren, die Vertreter der Bürgeibciiait, an ihier Spitze der
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Aelterniann J. Scheleniu.s, und ihat die ehrhafte Gemeine
du JSrinnerung wegen der iSr. koch f. Dur cid. zugedachten
ihnstrance, weün sellnge hochffed. 8»/ür9tL DurcM, h4e9eU>8t
md in dero Anwesen nicht hatte mögen praesentiret werden,
und dann Ihro Durch/. (fiiädigBt dufjelohet: innerhalb drei
Wochen sich hieselOsi wieder einzmiellen^ dasz erwehnte Mon-
ttranee hie dahin hieeelbst in Verwahrung gehalten und bei
dero Ankunft praeeentirt werden möchte.
Bs ward hiernechst der ehrhaften Gemeine ein Schreiben
von S. hochJ\ Dnrchl. H. Secretario an den H, Burger-
meister Johan Lanting betreßend die an S, Durchlaucht
tersproehene Monstramse norgelesen.
Nach Sesehehung dessen erklärte sieh der H. AeHttrmann
ISchelenius nomine einer ehrhaften Gemeine: es verbleibe die ehr-
ka/te Gemeine bei der einmal erö/neten Meinung ^ bat dasz die
Monstranee nicht möchte nacher Narva hinüber gebracht, bc"
sondern bis su Ihre DurchL Anherokunft hieeelbst in ßewar-
sam aufgehoben werden möchte, tfcrmeinte darbeneben, dasz man
direete^) an S. groszcz. Maj. wegen Conßrmation der Accords-
pmtcta und extradition der Stadls Schlüssel schreiben könte.
Nachdem der Bftth dieae Meinmig der Gemeine ange-
lAity faHBte er folgende Resolution: Was die ehrhafte Ge-
fütine weijc/i Z}ir\h:k- und Anhulfunr/ der zum Praesent an
S. iiochfürstL DurchL destinirten Monstra tia gesuchet und
gebeten, so befindet ein hockio. Ruht, weiln die ehrh. Gemeine
9on seibeten eorAin den Vorsehlag gethan, dasz selbige 8r,
hoehf. DurchL praesentiret werden möchte, die Offerte auch
albereit durch den II, Bürgermeister Joh. Lanting an einem
derer fürstlichen Secretairen geschehen, d^r JI. Secretaire auch
an wdgedachten M. Burgermeister durch ein Schreiben des*
fids die Erinnerung gethan und dasz es 8r, hochf» Durchl.nieht
unangenehm seinvnirde, mnn auch über dem Sr. hochj\ DurchL
Zurückkun/t hieher nicht gewiss verstc/iert ist, — vor billig
Hudaehrift: inairecte.
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und dieser Stadt heilsam zu sein: dasz die Monstrance Sr.
hoch/. Durchl. in Narva durch den H, Bürgermeister Lantinff
in UntirihanigkeU praeunHret werde: qua oecaeione dann
zugleich eine euppUgue an hcchangereehter 8r, Durekiaueki
wegen eonfirmation der getroßenen CapihdaHon eawoi aU
auch umb Resohitioncs über die übrigen von dieser Stadt ge-
thanen propositionea ergehen softe.
Hsn erkennt, wodurch die Schwierigkeit entstaaden
war. Die Gemeinde wünschte, die Bhrengabe möge, wenn
Menbciiiküw wieder nach Reval komme, ihm hier am Ort
übergeben werden; man hoüte offenbar, dann leichter Zu-
sichemngen zn erhalten. Aber Lantingh hatte über die Adc
gelegenheit bereits gesproeben. IMHeh hatte er data kelneo
Auftrag gehabt, aber der Fürst wusste jetzt von der Sache,
mau koDute nicht mehr zurück. Der Rath wollte seinen
einflaBBreichen Bürgermeister nicht blossstellen und so be-
schloes er, obgleich die Gemeinde bei ihrem Wnnache biieb,
dem Antrage Lantinghs m willfahren. Wenn er dabei der
Gemeinde entgegen hielt, sie selbst habe den VorschUg
gethan, das Geschenk dem i^ürsten za präsentiren, so war
das nicht ganz richtig, der Antrag war vom Bath durch
dessen Torsitzenden Bürgermeister Michael an die Gemeinde
gelangt, deren Aeltermann bedingt zugestimmt hatte*), üm
die Gemeinde zu beruhigen, wurde in einem andern Punkte
nachgegeben: über die Gapitulation nnd die andern Propo-
sitionen sollte dem Fürsten eine schrifUiche Eingabe über*
reicht werden nnd es nicht Lantingh überlassen bleibeo,
diese Fragen, wie er früher vorgeschlagen, data occasione
privatim vorzubringen. Die Gemeinde hielt trotz aiiedem
ihren Wunsch in Betreff der Monstranz aofirecht, der
ofr. oben S. 357: Praeses deiUet€ der ehrh. Gemeine an: leie
dai man . . . bedacht tein mü$ie, ein hanorable Braeeeni kerheiaa$ekafeK
und , die M der Kirehea eu 8, Nicolai jfehSrige Monetranee Heree
Mu employem , . . AeUermann 8eheleni«9 eontenttrte, • . . jedennoch m9
uolte er dieeei ad referendum angenomen haben*
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3Ö7
AeitermaDU fugte ßicb nur widerwillig dem tiefichlusB des
Bathes. Dens, so f^hrt das Protocoii fort.
Nach guehehamr Fubluatum erinnerte der H. Aeüer-
euum, doMZ /als ja die Praeaentatum seinen Fortgang ge-
Vinnen soltßj dat^z sodann folglich der Kirche St. Nicolai
gibwrende JSaiisfaction darvor geschehen möchte, juncto petita,
iatf, 100 es möglich, die PraesentaHon hier in hco geschehen
wMte^
Nachdem hierauf Dem, Praests der ehrhafien Gemeine
rmomiriret, teie gefahrlich und schädlich es der Stadt sein
isürde, /als die einmal an dem H, Secretaire gethane Offerte
ms^oben oder gar auf diese Ahn nachbleiben würde, ver*
tsUte der B, Aeltermannt oh er mear der «ArA. Gemeine
ernstlichen Verlangen entdecket hätte, so wolle er diese Sache
dennoch ad re/erendum et deitberandum angenommen haben.
Eb wurd dum nooh in der Sitrang des Bathes an dem«
Mlboi Tage, IMtag 2. Mlln 1711, folgender Besohlnse
gefsBSt:
Nachdem ein hochw. Rath consensu der ehrhaften Ge-
meine einhellig beschlossen hatte, dasz die biehero der Kirche
m 8i» Nieoltti gugehorige eilbeme Moneiranee numnehro
smn Aufnehmen und Beeten dieser guten Stadt, — welche
iich diese Zeit her zierrdich zum L niergang und gänzlichen
Ruin geneiget hatte, — an Se. Hochf. DurchL den H. General"
FeldmetreehaUn AUmander DameUnoitz Menechekow übergeben
und praeeentiret werden eolie, als ward mit dem Berm Raths-
verwandten und Obervorsteher derselben Kirchen Joachim
Wamecke^) sotoohl als dem Vorsteher daselbst Thomas
9on Wehren deliberiret, wieviel an Geld man der Kirchen
vors Lath wm der gedachten Monetranee gut thun und be^
sohlen sollte. Der B* Obemorsteher Wameeke vermeinte und
hielte ernstlich davor , dasz in Ansehung der xiniiquite sowohl
als auch sonderlich der kostbaren und raren Arbeit das Loth
1} Waroecke, Joacbim, ans Schwerin, Rathsberr 1710 Not. %
t im
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368
zu 2 Reichsihl. der Kirchen gut gethan und bezahlet ^mrden
müszte, der Vorsteher Tkom, v, Wehren vermeinte dayegenf
doBz 1 ReiektkL vors Loth gefwg sein kSnnte, — Ei ward
unanimiter heUehet: WeÜen dine pahstlühi ReUqme miell
allein hei un$ aus der Mode ffekammen^ besondern ancA
dn selbige vor einigen Jahren an fremden und cathoiuchen
Orten vor ein Billiges ssum Verkauf angeboten und in e(figie
präseniiret worden, denno^ kein Käufer hiezu sieh angeben
wollen itberdem aiieft dieses Präsent zur Conservation und
Äufjiehynen dieser Stadt employret werden sollte, velclu:
Avantage und falls es der Stadt wol ginge^ auch folglich du
Kirche ins künftige sich au erfreuen haben wurde, dasz aUo
das Leih doppeU so viel als ander ordinäre Süber noA
iisigem Preis ^ nämlich 40 Weisze Rundstücke*) der Kirchen
gut gethan und über alles eine Obligation zugMÜet
werden sollte.
Damit war die Frage wegen der Mamrtraiu entschiedeiL
Laotingb hat sie dem Forsten überbraeht, der sie wahr-
scheinlich gern angeiiomiiien bat . Und das Geschenk hat wohl
auch seinen Zweck nicht vorfehlt. Menschikow kam im Lauf
des Jahres 171X noch wiederholt nach Beval*); am 20. Oetobsr
konnte der Bürgermeister Michael dem Rath mittiieflen, dasB
er diesen Morgen ein Gesuch wegen Bestätigung der Capita-
1) Hieräber liegen aoB weitere Nachrichten nicht Tor, wir ÜBd
sieht im Stande, die ZoTerlteigfcmt dieaer Mittheiiuiig sa pnfBB.
Handschr.: wret.
^) Meuschiltow hatte später auch Besitz in Reval; nach seinem
Stur^ (1727) verlieh 1729 der Obere Geheim?» Rath die herrenlos ge-
wordenen Häuser Meiischikows dem General v. Bohn auf deßseo
Bitte: ein Steinhaus iu der Stadt, ein Holzhaus in der Yorstadt.
IIpoTOKOJH BepxoBHaro TaHnaro CoBiia. Cr>opHHKi. ilcrop. Oöm. 9^.
130. In Estland erhielt 1729 der Staatsrath Fick die früher Men-
ßchikow gehörigen Güter Poll in Wirland und Waiküll. ibid. 263.—
G. T. Brevem, Catharina v. Brevem (ISöO) 30. Geuerai v. Baha
starb 1748 in seinem Hanse in Betsl in der Breitstrasse, 1lal^
■ehtiiiUeh dauslb«, das früher Msiuohikow gehört hatte, ibid. 61-
Hausmann, SilB.-Bsr. d. gsl. ssto. Ges. 18S8.
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m
iition dem FQraten überreicht und dieser es wohlwollend
entgegengenommeii habe. Am 13. Ifttre des folgeoden Jahrefl
1712 wurde JaDu in Petersburp^ die Generalcontirmation der
Privilegien vom Zaren unterschrieben, gleich wie getlachte
Stadt Reval durch zwei d^puürte Bürgermeuter, du wahUdUn
9tid wohUhremfeitm Johann Lantmgh und Johann Chrittoph
Droummer deswegen angehalten^).
Die Erinnerung an die Monstranz und ihren Verlust
bat sich im Gedächtniss der folgenden Geschlechter noch
ttngere Zeit erhalten. In einem Kirchenbuch der Nikolai-
kirche^ das 1652 beginnt nnd Notisen über die Oeschiehte
der Kirche enthält, die bis zum Jahre 1773 h!ii;ibr«M( ben,
findet sich folgende, ersi am Ende des IB. Jahrhunderts
gssehriebene Bemerkung'): 1711 d, 3, Afart, wurde durch
din Herr Burgermeister Joh, Lanting die eiserne, tn* und
tmwendig vergulte, nach caOiolischer Art sehr künstlich ge-
mnfthtc Monstranz, der St. Nicolai- Kirche gehörig, welche
Ao. 1474 verfertigt worden und an Gewicht kielt 676 Loth
nach Narva an 8. fitreti, DurehL Mng Mennkoff i^fer-
hrecht, in So/nung dadur^ was GuÜhee für die Stadt zu
negotiiren. Und weil ein hm hedler Rath dieses verlanget,
auch zu 2 Carolinen das Loth Silber taxiret und doch dafür
kein OM gegeben, eo hat der damalige Kirchentforeteher die
itSlhige Bewahrung im Rafk^ProtoeoU Menee Febr. AI 17ii
deswegen verschreiben lassen.
Von den Angaben dieser späten Eintragung ist die Mit-
theiinng, dass die Monstranz 676 Loth gewogen hätte, offenbar
dem Inventar von 1706 entnommen*). Die Bemerkung, der
1) WiakeliBaDn, Gapltii]atloD«n S8 oaeh dem Origiiial im Batha-
«cbhr n BevaL
>) Anf diesa Aogaba machte Oberpaster F. Luther aoftDerksam,
n 8. 214, daa veranlaaBte die eroente Untennebiing dieaer F^age.
B. S. 351. Wir wisseu nicht, wie diese Gewiohtaaogabe ge-
funden ist Die Monstranz; ohne Glas wog (s. S. 175), wie im Innera
des Fasses eingeritzt ist. 37>/ä Mark todig 4 Lot = 604 Loth. Beate
wiegt sie mit dem Gkae iOßhJK roaa. = 66lVs Loth raaa.
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370
Rath habe das LoÜi Silber zu 2 Carolin taxirt, stimmt tnit
dem Protokoll, nach dem der Rath 40 Weisse für das Loth
zahlen wollte, da 1 Carolin t=90 Weisse war'). Dagegen
findet sich im Protokoll nicht, der Kirchunvorsteher habe,
weil er keine Bezahlung erhalten, eine Bewahrung ver-
schreiben lassen. Die Kirchenvorsteher traten überhaupt
1711 nicht sehr energisch anf; wie viel mehr hatten ihre
Vorgänger im 16. Jahrhundert gethan, am das Kleinod fftr
die Kirche zu retten!
Ebensowenig wie damals, sollte freilich auch jetzt ein
Banb an der Kirche geschehen, der Werth der Monstrans
sollte ihr ersetst werden. Aber znnftchst wurde das Knnst^
werk Hehr niedrig eingeschätzt^), öodann, wenn, wie hier fest-
gesetzt wurde, eine Schuldverschreibung ausgestellt worden
ist) dürDfce diese später nicht eingelöst worden sein. Der Balh
scheint überhaupt den verschSedenen Verpflichtungen, die
er im Lanf langer Zeiten der Kirche gegenüber einge«
ganzen ist, nicht sehr eifrip^ Mnchgekommen zu sein').
Aus der üand Menschikows ist dann die Monstranz
offenbar an die zarische Kunstkammer übergegangen, und
aus diesOT ist sie in jüngster Zeit an die K. Brendtage ge*
kommt- n, wo ich sie fand. Wann aber hat sie Mensch ikow
fortgegeben? Es ist die Frage aufgeworfen worden*), ob,
da dieser für Kunstwerke Liebhaberei und Verständaitf
besessen hätte, die Monstranz nidit bis zu sdner Ver*
bannung in seinem Besitz geblieben ist^ und, wenn bei
Hagemeister, Materialien 1, 32.
^) Die Vorsteher hatten 2, mindestens I Reicbsthaler für das Lotb
verlangt. Es galt 1711 der Reichsth. = 64 Weisse — 72 Kop.; wenn also
für das Lotli 40 Weisse versprochen wurden, so war das nnr — '» g Reichs-
thaler. Da nacli dpm Rathaprotokoll 40 Weisse der doppelte Freis
für das Loth RoUsilber war, so galt 1711, wenn 32 Loth = I Pfund
waren, 1 Pfand Rohsilber = 640 Weisse ~ 10 Reichsthaler — 720 Kop-
') Eine ausführliche Geschichte der Nikolaikirche, sowie eine
Geschichte des revaltr Gotteskastens würden hier Licht bringen. Viel-
leicht dürfen wir iu nicht zn langer Zelt auf solche Arbeiten hoffen.
«) F. Ee. in 8t. P^tenbnrger Zeitung 1898 Nr. 161.
I
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seiner Abreise mit seinem Hab und Gut in rober Weise
Qfflgegangen worden, Dicht damals die Beschädigungen erlitten
habe^ die sie jetxt zeige.
Was jene Katastrophe betrifl, so verlor am 8. Sept.
1727 plötzlich der Günstling Macht und Vermugen und
starb 1729 in Beresow. Ueber die Coniiäcation seines
groesen Besitses sind in neuerer Zeit in den ProtocoUen
des damals fftr den jugendlichen Kaiser Peter II. die Re-
gieninj^ führenden Geheimen Oberen Rathes ausführliche
Mittheilungen veröffentlicht worden*). Ein Inventar des
enormen Oeeammtrermögens des Fürsten sollte wohl ange-
stellt werden, hat sich aber nicht erhalten,*) war auch
nicht leicht anzufertigen, denn anfilnglieh behielt Menschikow
einen nicht unbedeutenden Theil seines Vermögens noch in
seiner Hand. Vor allem hören wir von den ausgedehnten
BesitsniDgen, die der JBtirst in allen Theüen des Reiches
gehabt halte und für die sich nach seinem Sturz Bittsteller
zahlreich meldeten^), sodann von mancherlei Vorräthen an
Korn, Wein u. ä., von Wagen und Pferden, zahlreichen
Dienern, Zwergen, Ton grossem Baar^ermOgen^) u. s. w.
Ansfahrlich werden die Pretiosen aufgezählt, Orden,
Brillanten u. ä., die Menschikow in FfiUe besass und die er
anfänglich zum Theil in die Verbannung mitgenommen
hatte, die aber später eingefordert wurden und vielfach an
die Schwester des jungen Kaisers, die Grossf&rstin Natalie,
1) OpoTOKOJiH, sypBaju b yKaau BepxoBnaro Tafioaro CoBira.
CöopHHKi Emo. P|cck. HCTopa«. o6mecTBa. Bd. 69. 79. 84 94 101.
CflB. 1889 ff.
5S) Obgleich IT'27 Nov f> ari!j;eordiiet wurde: i rhhsh MeumHEOBÄ
Bci noaiHTKH bi. 3Äi<üiHiixb AOMüXT. II Ba tipnjdopcKnxi. iHopaxi., h bt»
rj^i-feniFfHxi jiepeBHHxb, lano aic 'dunnju n ckot-b. iiept um aTi. n aane-
qaTaib, a Kb Moc&Bt o tomi se iiocjuitl yiuisi ryöepuaiopy. GOop-
BB&-1. 69, 709.
3J Vom Oeneral Ffirit Josupow bis sam Eaffeeschenk and Kammer-
didoer. C(k)pHBK% 101, 3 ff.
*) im Febmr 1728 worden in Hoakaa im HanM Bfensehikows
73507 BbL tingeiogeD. COopam 79, 108^
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^372
gelanirton. nach doron friUiem Tode sie 1729 der Hof-
iDtendaDtur zurückgegeben wurden V). Die Listen sind noch
erhalten, nach denen der Hof Intendant Feter Iwanowitach
Moflchkow am 28. Joni 1728 diese Pretiosen Menscbikowa in
Bmpfang nimmt und im Mai 1729 nach dem Tode der
Grosslurstin die in deren Besitz gewesenen Werthsachen Ter-
zeichnet, welche dann im November d. J. seiner Obfaot
&b«^ben werden.
Dagegen fehlen eingehende Kachrichten 6ber Mensdii-
kows Hausgeiaih, Möbel, Silbersachen u. a., unter denen am
ehesten die Monstranz vermuthet werden konnte. Und za-
folge Angaben, die später gemacht werden, scheint in der
Thai nach dem Starz des F&rsten sein Vermdgeii niefat
immer sehr sorgfältig behütet worden m sein*).
So wäre es möglich gewesen, dasa, wenn die Monstranz
bis zu seiner pldtzlicben Abreise im Besitz des Fürsten ge-
blieben war, sie in Folge der Katastrophe hätte beschädigt
werden können. Aber es liegt in den gedruckten Akten
kein Hinweis vor, dass sie erst nach dem Fall Menschikows
in Folge der Konfiskation seines V ermügens an die Kasst-
kammer gekommen sei.
^) 1728 Jan. werden in Oranieaburg den Verbannten die JaweleQ
abgefordert und nach Moskau geschiokt. Im September wird ein
Verzeichniss der Brillanten anfgestellt, von denen ein Theil in den
Palast an den Kaiser on ) die Grossfüretin kommt ein Theil iih oip«-
Hema in. MaciepcKy» iiajary. 1729 Nov «yelaneon F.rillanten nach
dem 'l'ode der Orossfürstin an die UoHiitendantar. G6opBMn 79,
28. 116: 84. 528; 94, 503: 101, 284.
*) Im Marz 1729 wird augeordnet, dass mi» hosutkobi MemraKOBa
ein Theil an den Hof nach Moskau eeaundt. der Rest verkauft werdeü
soll, damit er nicht verderbe. Dabei heisst es, anfiiUgUch sei ange-
ordnet gewesen, y odhch 6uib . . o^miej^ath M MsuMMBOBa CiyanCUÄt
y Eoro luuüe bi BtAluda ooaanxa 0bji, h lia« oncamn loasim»
Gan aa nenrnra n nsxoft vtMxi o4)Hi(epcK0D ■ HcBonow cvfMMim
{m H yuraeeo). A am rto MeHmnoBa ciyaneieft atenepHe maeiA
a HBorie m C. nerepöypra bmtb n Mocuy, . . a utaatogM mi
siBfn 6e» onpex^eaU, npa xoai HeBmaioBi. Cttopn. 94, SSO. ^
Aufsicht über die konllBcirte Habe hat offeabar alebt imaier gtnfiS^
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373
Dagegen hat sich eine Nachricht erhalten, die beweist,
diBB de Bobon früher an die ELaiBerliche Sammlmig gelangt ist
Daas die Kunsd^ammer bereits in früher Zeit aii8^
föhrliche handschriftliche Kataloge besessen hat, wissen
wir*;. Wiederholt wird davon gesprochen, sie zu ver-
öffentlichen. Naeh längeren Vorarbeiten begann 1741 der
Dnick dee Mnseum Imper. Petropolitannm. Aber es
danerte mehrere Jahre, bis dieses Werk yollendet vorlag;
dazu war es lateinisch abgefasst. also nur gelehrter For-
fichung zugänglich. Da tauchte, wir sehen nicht, in welcher
Venuüassong, in den petereburger Hof ioreiaen der Wnnfloh
anf, fiber die bei der Akademie anfbewabrten Kunstsachen
genauere Kenntniss zu erhalten. Es erfolgte-) am 6. März
1746 aus dem Kaiserlichen Kabinet die Anfrage, was an
Kleinodien, Hetmanastäben, Eossschweifen u. ä. in der aka-
demiflohen Sammlnng sei und woher es stamme. In Folge
dessen wurde der ünterbibliothekar der Akademie Job.
Taubert beauftragt, auT Grund von Katalogen und Nach-
forsohungen hierüber zu berichten. Bereits nach sechs
Tagen, am 12, Mai, überreichte dieser ein ausführliches Yer-
seicbniss der Gold* und Silbersachen, sowie der Edel-
ateiiK^ Es wird hier eine kurze Beschreibung der ein-
seluen Gegenstände geboten und angeführt, wann und durch
wen sie in die Sammlung gekommen sind. Taubert hat
diese Arbeit offenbar so rasch nur liefern können, weil
Kataloge Torlagen, die er ausnutste. Von einem grossen
Theil der Gold- und Silbersachon wird bemerkt, sie seien
in dea Jahren 1725 und 1727 von Moschkow übergeben
worden. Also der Hofintendant hat sie in den Jahren
abgeliefert, in denen Peter d. Or. und Katharina I. starben.
Aus deren ^acblass sind diese Sachen unzweifelhaft an die
Kunstkammer gekommen.
1) S. 178.
Marepiaju imh tict. IImu. Amu- UayKi. VII (1896), 298.
») ibid. VIT, 299 322.
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Jü diesem Verzeicbniss des Taubert findet aich'):
Otb MomKOBa vh 725-m'b ro^y. UepKOBEuk cocjäi» h31
cepe6pa, nosoio^eHBiii, crapEHHO» ronmecBOD apurei-
Typo» CAiiaBBHft, b& Boropcm BUTcunnaf n iipoMeoam
HocATB iTpHqacTie. — Upnu^^. ^blV^ loaHiTB BacBüienm
npH kuitIm Acpnxa Me^Ay upothmjüi senibifM h cie Bi AO-
ÖH^y nojyqHjfi..
Diese Angabe lehrt, dasB nnaere HoDStram cittreb
den HofintendantoD an die Konstkammer gelangt ist» m*
zweifelhaft aus dem Nachlass des Zaren. Demnach ist die
Monstranz nai h dem Jahre 1711 aus der Hand Menschi-
kowB in die Peters übergegangen, nicht bis zam Stars des
Günstlings in dessen Besitz gewesen.
Damit darf die Frage för erledigt gelten, welehe
äusseren Geschicke die Monstranz des Han3 Ryssenberch
erfahren hat^ wann sie namentlich in die Kanstkammer ge*
kommen ist.
In dem Verseicbniss Taaberts findet sich aber asdi
bereits der Zusatz: der Zar Jüan Wacsiljewitöch habe bei
der Eroberung Dorpats neben anderen Sachen auch die
Monstranz als Beute erhalten. Gans ebenso heisst es im
Miisenm Lnper. Petropolitannm^: Nota, Tzar Joan Wssil-
jewics Dorpato expugnato illam inter alia spolia abstidit
Der russische imd lateinische Text verhalten sich zu eiß-
ander wie Vorln^^e und Uebersetzong« Als Taubert sein
Veneichniss 1746 snsammenstellte^ war der lateinische Ka-
talog Ton 1741 bereits gedmokt, er könnte ihn also beoulrt
haben. Wahrscheinlicher ist aber ein Anderes. Taubert
hat sein umfangreiches Verzeichnisse das im Druck über
zwanzig Seiten fällt, in wenigen Tagen fertiggestellt. Das
erscheint nnr möglichi wenn er sdn Material nicht eist
ZQsammensnohen oder übersetzen rnnsste, sondern wenn es
im wesentlichen nur abzuschreiben war. Hiefur spricht auchi
1) 8. 315.
<) 8. 8. 180.
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875
dass iii dem Katalog, den lÖUO ßeljajew russisch pablicirte,
dor AbeebBitt ftber die MonBtraaz ^) sich wörtlich an Tan-
bert aokhnt, beide wahrscheinlich dieselbe Quelle ans«
^cliiieben. Man <J;uf annehmen, was Tauben über die
Monstranz sagt, fand er im älteren Katalog bereits vor.
War das der Fall, dann wird die Nachricht des alten
Katalogs über das Objekt anch auf den sarüo^hen, der
dieses der Sammlung zawies : Peter Iwanowitsch Moschkow*).
Dieser war mit Schumacher, dem Verwalter der Kunst-
kammer, bekannt, wechselt mit ihm Briefe^). Wie Moschkow
dam gekommen, anzonehmen, die Monstranz stamme ans
Dorpat, TermOgen wir nicht m sagen. Aber wo, deutlich
erkennbar, sich mehrere Zwischenglieder einschieben (Men-
schikow, Peter, Moschkow, Schumacher), da wird es leichter
erklärlich, dass ein Irrthum entstand« Schumacher, der
Menschikow sicher kannte, mag nicht gewnsst haben, dass
dieser über die Herkunft der Monstranz sichere Mittheilung
machen konnte, hat ihn nicht befragt, sondern hat entweder
dem Hinweis auf Dorpat wirklich geglaubt, oder er hat
den Katalog, der in der Zeit seiner Verwaltung gedruckt
wurde und als der seine gelten durfte, nicht sorgfältig
genug revidirt. So entstand eine M useums-Legende, die
äich mit grosser Zähigkeit behauptete und durch den
Druck festgelegt wurde. Schumachers Autorität verlieh der
Mittheilung ihre Bedeutung, es wurde nöthig, die Wahr*
Bcbeinlichkeit dieser Nachricht ober die Hingehörigkeit der
Monstranz nach Dorpat zu prüfen. Diese Frage griff die
Untersuchung Seite 183 ff. auf.
1) 1. S. 181.
*) Aach bei anderen Pretiosen, dio Moschkow überwiesen hat,
finden sich Hinweise über die Herkunft, so auf derselben Seite 315,
wo die Monstranz gcuuiüit wird, ist zu eioem goldnen Ring des Zaren
Alex. Mich, zugefügt: der frühere Obercommiasar Lipmano habe ihn
in Berlin Peter d. Gr. dargebracH
S) Mar. I, 204-11, 147. Der letzte Brief vom Jahre 1732.
25*
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Ueberseben wir die Geschicke des einst reichen Sil-
bmchataeB der St. Nikolaikirche in Reraly so haben sich
Ton den bereite in der katholischen Zeit dieBem €k>tte§-
hause gehörigen Stöcken nur zwei erhalten: der Kelch,
den im Jahre 1495 Magdalene Wymansce der Kirche
schenkte^), der dieser dann einige Zeit entfremdet war,
aber in der Jditte unseres Jahrhunderts wieder Ar die
Kirche zurückerworben wurde und den Änt. Buchholtz. Gold-
schmiedearbeiten 49 abgebildet und beschrieben iiat.
Sodann die grosse Monstranz» die Hans Eyssenberch im
Jahre 1474 für die Nikolaikirche arbeitete, die aber heute
in der K. Eremitage in Petersburg aufbewahrt wird and
deren Abbildung und Beschreibung ich habe bieten können.
— Der ganze übrige reiche Bestand des alten Silber-
schatzes Ton St* Nikolaus in Be^al ist in den schweren Zeit*
länften untergegangen.
D. In die s. Nicolai.
6 Dec. 1898.
^) 8. S. 242. Der andere ältere Kelch, den die Nikolaikirche heote
besitzt, = Buchholtz 48, wnrdf^ ihr erst 1567 geschenkt, s. S. 339. Dm
jüDgere, der Nikolaikirche gehörige Sübergeräth beschreibt Keamanot
Geschichte der Stadt Heral.
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h& Kopiailieb aos dem XIV. Jahrl* im Kurl. ProYinzial-
Mmm m Mitau und der sogenannte CInadenbhet des
ßiscliofs licolaus vou Riga»
Von NieoUnts Butch.
mnn aiM UckMimkMligt.
L
AeuBserer Bestand des Kopialbuchs. Codex membr.
ßaec. XrV. 4*'. Mitau, Provinzialmuseum ^). Einband aus dem
Anfang dieses Jahrh. in brannem Leder mit vergoldeter Iieiste,
auf der Mitte des Vorderdeckels vergoldeter Abdruck eines
runden Stempels mit der Aufschrift: E i M VSEO ! CVRON,
auf dem Eücken in Golddruck: Diplom. Saec. XIV. Auf der
InneDseite des Deckels eigenhändige Dedikation: „Dem Kor-
landischen ProvinzialinnBenm geschenkt von J. Fr. Becke",
und die Bibliotheksignatur: ,,Scbrank C, mitU. Abth., nnten'^
Auf dem Papiervorsatzblatt von der Hand J. Dörings (f 1898):
,^opialbuch aus dem XIV^ Jahrh. von 1242—1353. Kurl.
Mosenm. No. GXLIIL d. Urk. Samml./' nmstehend von DJs
Hand ein chronologisches Verzeichniss der im Kopiale ent-
halienen Urkunden. Ain J^chiubs beigebundeu 2 Iii. Tapier
fol. mit einem nicht zu Ende geführten Verzeichniss von
der Hand J. H. Woldenars nnd 5 Blatt Papier in 4^.
Der Codex enthalt 3 Lagen zn je 4 Pergament-Doppel-
blätter (Quaternionen). Die Blätter sind beim Binbinden
etwas beschnitten worden, so dass vereinzelt Buchstaben der
Marginalen fortgefallen sind Höhe der Blätter 223miu,
Breite 163 mm. Die Schriftflache hat, abgesehen von den
1) H«mi Oberlehrer H. Diedenche in Mitau spreehe ich oeineo
Dank ffir die I^enodliclikeit ans, mit der er mir das Kopialbaefa aaf
meine Bitte in eingehenderer Beaatsung angioglioli gemaoht hat.
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langgezop^eneu Schäften einzelner Buchstaben auf der ersten
und letzten Zeile, bei den ersten beiden Quatermonen eine
Höhe von ziemlich genau 160 mm, bei der dritten von 156mm.
Die Breite der Schriftflache reicht bei den Abveichniigen
am Aussenrande von 110 — 117 mm. Zwischen den beiden
senkrechten Abschnittslinien, die mit ganz geringen Ab-
weichungen auf den einzelnen Blättern 112 mm von ein-
ander abstehen, sind auf den beiden ersten Qnatemionen
31, auf der dritten 90 Linien eingedr&ckt. Die erste und
letzte Linie gebt über das Spatium hinaus. Der Zeilen-
abstand heträ\ii ein Geringes über ömm. Das Spatium
unter der Scbriftfläche ist grösser als das obere, es nimmt
auf einigen Blättern mehr als den doppelten oben freige-
lassenen Raum eiu. Ein als Umschlag der drei Quater»
nionen benutzt gewesenes Pergament-Doppelblatt ist jetzt
am Ende des Codex eingebunden. Alle drei Lagen sind in
diesen Umschlag mit je 4 Stichen eingeheftet gewesen, und
zwar sind fBr die erste und zweite Lage 3 mal dieselben
— mehr geweiteten — Oeffnungen beim Annahen benutzt
worden, so daas das Pergament 9 Oeffnungen, 4 im oberen
und 5 im unteren Theil aufweist. Die drei Lagen sind
Ton einer ziemlich ungelenken Hand, die wol dem XVlLi
möglicher Weise noch dem XVI. Jahrb. angehört, von
1-24 foliirt.
Der Inhalt des Kopialbuchs ist folgender^):
Quatemione 1, BL 1»— 2*.
[1] 1253 April 4. Heinrich, Bf. v. Kurl., urk. über
die Theilung Kurlands zwischen ihm und dem
Orden. D.«) ÜB. I. Sp. 321. Nr. 248.
Von Kollationen der im ersten und zweiten Baude uüMrM
UB. gedruckten Urkuudeu müstjeu wir absehen. Bei dem ZuBtind
dieser Bände ist mit KoUatiooen einzelner Urkunden nichte gebolf<ea,
hi^r thnt «Ine Töllige NeobearbeitoDg der gaosea Binde dringend DOtk
*) D = deatsoh. L = lateiaisoli. Bei den Texten la detitaehtr
Sprache handelt es aich um UeberaetsaDgeo. Deateohe üriL im eagtn
Sinn eraehainen in lAwl erat im swalten Jahiwfant dea SV. Jahik
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379
Bl. 2^—3*.
[2] 1263 Jali 20. Dera. über die vollzogene Theilung
Kurlands zwischen ihm u. den Ord. 2>. UB. I.
Sp. 394. Nr. 363.
Bl. 3^-4».
P3 1253 Apr. 4. Ders. über Verleihung verschie-
dener Güter in Kurl, von seiner u. von des Ord.
Seite. Z>. ÜB. I. Sp. 320. Nr. MJ.
BL 4*-6-.
[4j I2b2 Okt. 18. Ders. einigt sich mit Eberhard
V, beyne, iStatthalter des Hochm., über die Kr-
haniing und Dotimng von Kirchen. D, ÜB. I.
Sp. 302. Nr. m
Bl. 5*— 6».
[5] 1338 Sept. 8. Johannes, Bf. v. Kurl., n. Ordm.
Eberhard von Munheim bestimmen die Grenze
ihrer Territorien. D. ÜB. II. Sp. 316. Nr. 783.
BL 6»»— 7*.
[6] 1253 Apr. Heinrich, Bf. v. Kurl., einigt sich
mit dem Ord. über die Mittel zur Vertheidigung
des Landes und snr Bekehrong der Heiden. i>.
UB. L Sp. 329. Nr. 260.
BL 7»— 8'.
P] 1242 Apr. 19. Wilhelm, päpst. Legat, ertheilt
die Erlaabniss zur Erbauung einer Burg an der
Windau. Z). UB. L Sp. 224. Nr. 171.
BL 8*— 8*.
£8] i267 Aug. Ordm. Otto v. Lütterburg bestimmt die
Leistungen der Kuren. D, ÜB. L Sp. 508. Nr. 406.
BL S*"— Qnatemione 2, BL 9^
[9] 1277 Mlirz 29. Johannes^ Ebf. t. Riga» &er^
mann, Bf. v. Oesel, Q. Brnst, Ordm., verleihen
Dankenswerth w&re es, wenn einer nnf erer Herren Germanleteii diese
denteehen Texte anf ihre epiMUkhen Bigeuthflnillfllikeiten Ud nnter-
lodien woUte.
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383
[23a] 1345 Febr. 1. Wilhelm, Legat, tiieilt Kurland
zwischen Ord. u. Bf. L. ÜB. L Sp. 237. Nr. 181.
ßl. 18*— 19^ I
[24] 1256 JuH 29. Alexander IV. bdleblt den Prae* l
laten in Böhmen und Polen die Minoriten nicht
zu belastigen. L,
BL 19*.
[25] 1251 Mz. 14. Innocenz IV. beauftragt den Bf.
von Oesel, die Anordnungen über die Rigische,
Semgall, n. Kurl. Kirche dnrchznf&hren* UB.L
Sp. 282. Nr. 223.
Bl. 20>.
[26] 1260 Apr. 19. Alexander IV. bestätigt dem Ord.
die Theilong Kurlands zwischen Ord. iu Bf. L,
ÜB. I. Sp. 446. Kr. 351.
ßl. 20*— 20»».
[27J 1260 Jan. 25. Ders. bestätigt dem Ord. den
Bentz zweier Drittel von Korland. L. ÜB. L
Sp. 443. Nr. 348.
Bl. 20V
[28] 1282 Mai 12. H. dictus abbas DunemundeosiB
verträgt sich, nachdem das Kloster das Land
Ütenpewe erhalten hat, mit dem Ordm. Wüleldn*
L. ÜB. I. Sp. 691. Nr. 477.
ßi. 21 \
[29] 1259 Sept. 20. Heinrich, Bf. v. Kurl, stellt dem
Ord. einen Schuldbrief ans. L. ÜB. X. Sp. 438.
Nr. 343.
Bl. 21*— 21V
[301 [1^1]- Nicolans, Bf. v. Riga» trifft Bestiis-
mnngen tber die Erbfolge in Lelmgfttem. ü«>
ÜB. I. Sp. 147. Nr. III.
Die untere Hälfte der Seite 21 ^ , mit welcher die Hand A
aehliesst, ist firm geblieben.
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383
Bl. 22*. Hand B.
[SI3 1347 Jan. 24. Notariatstranss. der folgenden
ürk. L. UB. U. Beg. S. 126. Nr. 1027.
[31a] 1268 DeE. 17. Aleunder lY. gestattet den
Priesterbrüdern d. Ord., Brüder und Familiären,
die wegen Thätlichkeit gegen Geistliche excom-
monicirt ▼Orden sind, 2a absolTiren. Xi. UB. I.
Sp. 423. Nr. 335.
Bl. 22^ unbeschrieben.
BL 23* unbeschrieben, nur oben aut der Seite von einer
Hand, die wol dem aasgehenden XVI. oder dem
XVn. Jahrb. angehört:
G. V. D. V. I. L. N.*)
Bl. 23'*. Eine Reihe Buchstaben in alphabetischer Folge,
XVI. Jahrh., sonst unbeschrieben.
fil. 24* unbeschrieben.
BL 24\ Hand 0.
[82] 1358 Okt. 18. Ordm. Goswin v. ilerike tritt
dem Kap. v. Kurland die dem Ord. zustehende
HAlfte der Wehr In der Angherbeke ab. D,
ÜB. n. 8p. 677. Nr. 949.
Es folgen 2 unfoliirte Blätter, die früher den Umschlag
des Kopiale gebildet haben; Uber die Bemerkungen auf der
Innenseite des ersten Blattes siehe weiter nnten.
Die Hände der Schreiber. Die einzige kurze Beschrei-
bong, die der Codex bisher gefonden hat, stammt von J.C.Brotze
Eine genägende Erklänmg dieser Baehttaben habe ich niohl
gefandeo. Ich mochte aber doch eisen Hinweis aof die am Ausgang
des XVI. Jahrb. beliebte Wiedergabe von Wahlsprüchen durch die
Aofangsbochstaben der Worte nicht unterlassen. Vgl. das vom Frei-
herrn Alfxauder von Rahden edirte Stammbuch Christophera von
•Sacken auf Dubenalken. Jahrbuch für Geoealogie, Heraldik and
Spbra^istik. 1893. Mitau 1894 S. 9 ff. Miudegfeos auffallend ist
die theiiweiee üebereiuBtimmung der Buchstaben bei Nr. n8 (1583);
G. V. l). V. G .-. und Nr. 92 Cl^>i^4); G. V. i>. b. J. A. vgl auch
Nr. &3.
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beim d, ziemlich iiäufig beim e, seltener beim t, in etwas
anderer Weise, als im Bergm. Cod., vereinzelt beim r. Im
Gänsen ist diaee Venierongsart im Beigm. Cod. kräftiger
entwickelt.
Aus der Uiicialligatu]" von u und r liildet sich eine
besondere, im XIV. Jahrb. seibstäudig werdende Form des r.
Diese Form findet sich im Bergm. Cod. nicht nnr nach
sondern bereits mit wenigen Ausnahmen nach hiafig
nach b, d^ p, zuweilen nach a und h, aber nie nach Buch-
stabeii, die durch ihre nach rechts gewendete Konkavität
oder sonst der Ligatur widerstreben. „Es ist also, sagt
in nnserer Handschrift diese angelehnte Hüfte eines r swar
schon aof dem Wege, sich m mem selbständigen Buchstaben
zu emancipiren, aber ihre KninncipatioTi ist Tioch nicht
vollendet — eine Entwickeiung» die gerade ins XIY. Jahr-
hundert fiOif
Wichtig ist nun, dass unser Kopiale in den deutschen
Urk. dieses r rotnndum nur nach dem o keunt; in dieser
Entwiclvelungsreihe also noch ein früheres Stadium reprä-
sentiren wfirde, dem allerdings auch noch der ün Archiv
der grossen Gilde zu Riga aufbewahrte älteste Schrägen
dieser Gilde von 1354 angehört i).
Das a der Hand A im Kopiaie ist das für das XIV. Jahr-
hundert charakteristische mit völb'g geschlossener oberer
Schleife. Ligaturen finden im Kopiale aUerdings geringere
Verwendung als in dem, man konnte sagen lapidarer duroh-
geführteü Uergm. Cod. Ausser beim or ßnden sie sich nur
und zwar regelmässig beim de und do').
Die lateinischen Urk. kennen in ehiem PaU eine weitere An-
wendong. Die Ligatur o r mit dem Abkurzungsstrich wurde regel-
mäesie^ für die Endnnf; oruui gebriiucht, der Schreiber des Kopiale
bruuctit düü r rötuüdeiü bei den Eodungeu tirutUr eruiti, uruuii und
zwar aucli, weun er sie ausschreibt.
Im U^brigeo auf die Beilage verweisend heben wir nv woA
das Folgende herror. Der Gebraaeh der Fonoeo n und t iit «in
gersgeHer, und swsr von der Stellung abhangiger. In den dertitiss
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Sehen wir ganz davon ab, dass die Zusammeiiäetzuiig
«ner koloniaien Bevölkeniiig auch paläographischi also in
der üebertragong lokal differenzirter Schrift auf ein Gebiet
zum Ausdruck gelangt sein muss, so bilden schon das Alter
des Schreibers, seine Schulung Momente, die, wo es sich
eben nur am Dezennien handelt, jede nor auf die Hand-
sohrift geet&tste Behaaptong, dazs ein Codex ilter sei ala
der andere, anBSchlieeeen. Unser GeMmmtorAeil dürfte
dahin lauten: die Hand A trägt im Allgemeinen eher einen
etwas älteren Charakter, als die des Schreibers des Bergm.
Codex. Die jfingste von A kopirte Urk. trägt dae Datum
1388 Sept. 7. Ich möchte die Anlage des Kopiale nicht
viel später ansetzen.
Die Hand B hat Bl. 22 das Notariatsinstrument,
Marienboig 1347 Jan. M eingetragen — eine viel leichter
gefthrte Sdirift» wie sie tthnlich in Urk. ane der ersten
Hälfte des Jahrh. rorkommt; denselben Typus trägt z. B.
die Schrift der Urk. des Ordm. Goswin v. Herike von 1349
Mai 4 (Orig. Stockholm, Photographie Kiga, Arch. d^
livl. Bitterachaft). Der Schreiber hat veder die auf der
BIkckseite des Blattes dentiich wahrnehmbaren wagerechten,
noch die äussere senkrechte Abrichnittslinie eingehalten.
Zwischen der Ausfertigung des Transs. und der Eintragung
der Kopie wird kanm eine grossere Zeitdifferens liegen.
ürk. steht v immer am Anfang und Endo eines Worte?, n in der
Mitte eiües Wortes, bior tritt vor oder nach m uml n. nm \ erwechse-
langen zu vermeiden, v an seine Stelle. Sonst ündet sich v in der
Blitte eines Worte» nur in einer Vbrgchwindeud kleinen Zahl Ton
Fällen. In den lateinischen Urk. kommt v überhaupt nur (mit Ans-
nahme der aus dem Denticlien gebildeten Namen Brvnnrieh und
OeiieiBYndeiiiie) am Anfang eiaee Wottei tot, wo steh aber aaeb a
findet Fftr die Aaweoduig dei i»HakeiiB ist ebenso der Geaiehts-
ponkt der XTntenebeidang von den nebenstebenden Bacbstaben maass-
gebend. Der i-Haken findet sieb beim Doppel- i, neben m, n, a
anaserdem aoeb am baafigsten vor s (namentlieb in der dritten Person
(Hag. Praes. is), efaiige Mal vor t, t» c. Sebr bemerkenswertb ist das
fibergesebriebeae ▼ in stonde, kore» aasserdem in Im wort, selTOs.
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388
Die Hand C hat, nachdem mehrere Blätter uobeschrieben
geblieben sind, auf Bl. 24^ die Urk. von lätö Okt 18
kopirt. Die Hand kommt aUerdings A selir nahe. Binen
charakteristiBchen Unterschied bfldet das a, in der Ponn,
wie wir sie heute bei den Schwabacher Lettern au wenden.
Da8 d wird hier mehrfach, von unten aus in den An3at£-
strich übergehend, in einem Zuge gemacht Abweichend
▼on der regelmilssigen Form bei A Ist aach das s mit
doppelter rechtsgewendcter Schleife, eine ähnliche Gestalt
findet sich nur ganz vereinzelt bei Ä.
Die Hitnde der mittelalterlichen Bemerkungen
nnd Korrekturen. Wie gesagt, sind die beiden Bltttory
die den Umschlag des Codex bildeten, jetst nach Bl. 9i
eingebunden. Oben auf der Innenseite des vorderen
Blatteö, die abo gegenüber BL I*, mit der Theilung?-
nrknnde von 1253 Apr. 4, zn liegen kam, ist mit Beeng
auf diese Urk. yon einer Hand, die vielldcht mit G sa
ideiitiliziren ist, über den ürdensbesitz bemerkt: Notandam,
quod circa hanc terram Grothen sunt situate hec terre que
omnino ordini pertinent Troyst, Tlmayen, Ose, Unsede^),
Boyen, Droghe, Viigha, Trecae^ Birostelei [radirt Waael
Padeten, Warthayen, Todayten, Dono, Wamwe.
Von einer anderen Hand des XIY. Jahrh. ist zn den auf
der ursprünglich gegenüber liegenden Seite genannten Namen
Bazge und dann su dem dort genannten DuvenelUken be-
merkt: Razge Vt [= durchstrichenes j] mUen von Padeten,
daiin; Du^^hinke von Barta eyn mile.
Da die Korrekturen in dem von A geschriebenen Text
meist nur wenige Buchstaben umfassen, wird ein ürtheil über
die verschiedenen Hände^ Ton denen sie gemacht worden sind,
sehr erschwert. Vom Schreiber selbst, Hand A, rühren her:
BL 4* Z. 17=ÜB. I. Nr. 240, Sp. 303, Z. 4 über d. Zeile; in,
„13* „25= „ I. Nr. 237, „ 298, „14 „ „ „ ia,
„ 16»« „ 3= „ n. Nr. 746, „ 268, „ 15 „ „ „ per
zu ludda hinzugef^
1) Di« letsteD 4 Nameo auf Rasur.
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m
und vielleicht einige wenige weitere Korrekturen. Auf 0
scheinen unter Anderem vereinzelte, mit einem nach unten
ollenen Ausiassungszeiciien, über der Zeile eingefügte Worte
zurückzugehen. Ansserdem könnte eine Korrektur der
Hand, die die zweite Bemerkung auf der Innenseite des
nreprünglichen ümschlages gesehrieben hat, angehören,
ö Korrekturen aul" t>l. 13' u. 13^ werden einer weiteren
Hand des XIY. Jahrh. zusoschreiben sein.
Die Marginalen stammen von yerschiedenen Händen
des Xyi. Jahrh.
Anwendung Yon Oold nnd Farben in der Schrift
Wattenbach, Schriftwesen S. 256 sagt, die kostbare Schrift
mit fein geriebenen Golde, welche ausserordentlich dauerhaft
seiy verschwände im 13. Jahrhundert^ i^die Anwendung von
€k>ld86hrift in grösserem Umfang [für ganze Codices] hört
auf; wo man sie noch findet, ist Blattgold auf eine Unter-
lage (Poliment) aufgetragen. Diese Methode ist lange nicht
so solide; leidit reibt das Gold sich ab nnd der röthliche
Untergrund kommt zum Vorschein*'.
In unserem Eopiale steht bei den drei PapstbuUen Bl. 19^
= ÜB. I. Nr. 223, Bl. 20* = UB. I. Nr. 351 u. Nr. 348
neben dem Initiale vermerkt ,,Gold". Diese reiche Aufl-
schmückung ist aber nur auf Bl. 1*, auf dem die Urk. von
1253 fiber die Theflung Kurlands beginnt, yersucht worden.
Das gründliche Missglücken dieses Versuches hat oflfenbar
von einer weiteren Anwendung von Gold abgehalten. Das
Bindemittel für das Blattgold ist über den Band der Buch-
staben ausgelaufen, die Stellen sind unsauber geworden.
Das Oold ist heute Töllig geschwunden, nachgeblieben sind
grünlich-schwarze Flecken. Aufgetragen war Gold ausser
beim Initiale bei zwei auf einander folgenden W orten im
Text und iwar vor dem Passus: Vortmeyr so is in der
broder d^l gerallen etc. Die Terschmierte, Terriebene
Stelle ist aDerdings schwer leserlich, sie ist beim Abdruck
im Urk,-B., vielleicht als delirt'^ überhaupt nicht berück-
M iUhalL d. UtI. a«MhieU«. XTIL & 26
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390
sichtigt worden; schräg gegen das Licht gehalten, heben
sich aber die Stellen, auf denen das Gold oder das Puliment
lag, glänzend ab und man muss hier zweifellos lesen: pars
^atram« Das £inf&gen der im lateinischen Text nicht vor-
handenen Worte pars fratrnnii die gans ansserordentUche
Hervorhebung dieser Worte durch grosse goldene Bnefastaben
ist iür den Ursprung des Küpi;ile sehr beachtungswerth.
Das eben erwähnte erste Initial ist dann mit blauem
nnd rothem Bankenwerk (Domblattmnster) Teniert. Alle
nbrigen Initiale des nrspronglichen Bestandtheils (also
Hand A) weisen in blauer Farbe ausgeführte Buchstaben
und rotiies Rankeuwerk auf, nur auf J>i. 14'* ündet sich
ein rothes Initial -E mit blauer Verzierung. Bei d^ später
von B nnd G eingetragenen Kopien sind überhaupt keine
Farben in Anwendung gebradit worden.
Auf Bl. 1* — lÖ** ist eine farbige i'aragrapiiieniiit:
durchgeführt, sie hört bei der ti^anss. päpstlichen Urkunde
Bl. 16^ auf, während sie in den Eingangsworten des Bf.
Heinrich t. Oesel noch angewendet wird. Bs wechselii,
abgesehen von ganz vereinzelten Ausnahmen, die wol auf
Versehen zurückzuführen sind, regelmässig rothe und blaue
Paragraphzeiohen. Der Schreiber hat die Stellen für die*
selben durch SEwei kleine schräge Striche beseichnet Bie
Anwendung von Farben erfolgte bekanntlich nicht während,
sondern nach dem Schreiben, so linden wir auch hier mehr-
fach Abdrücke der rotben Farbe auf der gegenüberliegenden
Seite über den Schriftzfigen. Wie es scheint) sind erst alle
blauen, dann alle rothen Zeichen eingetragen worden; die
gegenüberliegenden Seiten Bl. 5^ und Bl. 6* werden M
der Behandlung mit Lazur überschlag-en worden sein, sie
haben später dann nur rothe Zeichen erhalten (auf Bl. 13*
ist ein rothes zwischen zwei blauen Zeichen aufigebli^n).
Ganz allgemein ist im Mittelalter die Sitte, Anfugs-
buchstaben einiger Wörter mit einem rothen Strich zu be*
zeichnen. „Natürlich — sagt Wattenbach — sind die Ab-
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391
schnitte mit Roth hervorgehoben." Sehen wir zu, was dem
Schreiber als besonders hervorzuheben galt Mit rothen
fitriehen sind die fettgedrackten Bachstaben an fblgenden
SieQeii gehöht ▼orden:
BL P— 2» [1] 1253 A\n\4. IIB. T. Nr. 248. In dieser
Urkunde über die Theiiung Kurlands werden erst die
Ortaebalteii im Anthttl des Bf., dann die im An-
theÜ das Ord. an^ofthrty es folgen darauf im ein-
zelnen vereinbarte Punkte. Die roth beseidmeten
Anfans^sbiichstaljen finden sich beim Eingaiigswort:
So, üß, I,Sp. 322, Z. 2(5 von unten, dann nur bei den
Ortsnamen im Ordeosantheil und bei den folgenden
spesieUen Yereinbarungen, oieht in der Anftählnng
der Ortsnamen im bischöflichen Gebiet.
BL 2^—3»» [2] 1253 Juli 20. ÜB, I. Nr. 253 beim
Eingangswort: So, ÜB. L Sp. 334, Z. 16 und am
Sehlnss der ürk.
ÜB. I. Sp. 836, Z. 14 Ton nnten: Op dat dat eyn
ewichliche gedechnirfse blive.
Z. 10 n.: Gesobeen sin.
Z. 7 y. Q.: Dar OTer nnde ghegenwordich hebben
gewesen«
In der Zeogenreihe: her Nyclans der kirkhere to
Normen und brodere von deme DudesBchenbos, broder
Henrich eyn conmendure to Goldinghen.
BL 4» [4] 1252 Okt 18. ÜB. I. Nr. 240. Sp. 302 im
Abschnitt tber die yom Orden n. Bf. zn errichtenden
Kirchen im Laud»} Bicliavclauck.
8p. 303, Z. 7: dat mau. Z. 14: also lange. Z. 17:
dat in; sonst nur noch in der Zeogenreihe Sp. 304,
Z. 8 n. BL 4^ hroder Qoyswin, conmendure to
€N>ldingen.
BL 6*' [5] 1338 Sept. 8. ÜB, U. Nr. 783, Sp. 318,
Z. 7 V. u. : Gardemecce (Name einer in der Theiiung
dem Orden sniaUenden Wiese).
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I
898
Bl. 61» [6] 125a Apr. ÜB. I. Nr. 250. Sp. 329, Z. 8
V. IL : bisscop to Curlandeu (nämlich Heinrich, der sonst i
im Kop. als Aussteller von Urk. 14 mal genannt vrird).
BL 8' [8] im Aug. ÜB. L Nr. 405. Sp. 606 (Bettim- I
miiDgeii Ottos y. Lntterbnig ftr die Kuren). Der |
Satz über den Besitz neukultivirter Länder Sp. 509, '
i
Z. 4; Voi luieir war dat he sich nider settet to I
woneo, dat sal he hebben — und zwei das Strand- ^
recht betreffende Steilen, Sp. 509, 14; so sal ,
Z. 15: Dat selve. ,
ßL 8* [9] 1277 Mz. 29. ÜB. I. Nr. 453, Sp. 568.
Z. 25 V. u«: Henrich eyu bisscop to Oaole, in den |
Eingangsworten Z. 19 u.: Sint wi,
Bl. 10« [10] 1290 Aug. 10. ÜB. I. Nr. 586, Sp. 667 :
(Ordm. Halt öber die Einkünfte der Ordenshäuaer |
Goldingen und Windau). I
Sp. 667, Z. 4 t. a.: unde dar to, dat hos to der i
Winda sai eynen broder von Goldinghen in
der kost bilden.
Bl. 10 Sp. 668, Z. 13: dat der conmendure to Goldliiugea
allewege in des meysters stede sal sin in deme lande
to Curlande. {
Ferner in der Bestimamng» welche Alle, sowohl die
Ton Windau, als die von Gk)ldingen, wenn sie in
Windau sich aufhalten, zu llilielt i-tuugen für die '
beim Windauer Hafen gefährdeten ^dluä'e verpflichtet. |
Sp. 668, Z. 17 T. n.: Ock is.
Sp. 668| Z. 9 T. Q.: Vortmeur von dem wartgayt
sal der conmendure to der Winda XH oseringe be-
halden — — — dat ander gelt des wargudes sal hi
den conmendure to Goldinghen to male senden.
Bl. 10^ [11] 1253 Apr. ÜB. L Nr. 246, Sp. 819 (BL
Heinrich überlftsst dem Ord. das Burggebiet Crelyn).
Z. 23 V. 11.: do wi. Z. 19 v. u,: unde wi. Z. 15
V. vu: also. Z. 11 y. u.: So hebbe wi; ferner in
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393
der Datininc^: Geqreven to der Memelborgh — —
dusent twe hundert drie und viiftich in dem Aprille.
Bl. 11* [12] im VB, L Nr. 317, Sp. 406, Z. 10:
fieschehen sin diase ding.
Bl. 11» [13] 1258 Aug. (Bf. neinricli. das? er dem Ele-
chard das Land Garstieiij das iiim der Ord. einweineu
BoUe, verlieben habe). ÜB. I. Nr. 332, Sp. 421,
Z. 11 n.: dat lant to Garstien.
BL 111^ Z. 4 T. a.: In welike getnehniase. Z. 2 v. n.:
Gegeven.
ßl. 11^ [14] 1264 Febr. 8. ÜB. I. Nr. 245, Sp. 314
(Theilimg Ton Memelbori^* Am Eingang Z. 8 t. u.:
Op dat Sp. 316,1 Z> 12 ' der brodere deü is gevallen.
Bl. 14* [16] ÜB. I. Nr. 237, Sp. 300, Z. 2 v. u. (beim
Datum): dusent twe hundert twe unde viiftich.
Bl. 15* [19] 1272 Juli 6. ÜB. I. Nr, 430, Sp. 544, Z. 3
(beim Datum) : dusent twe hiudert twe nnde aeventicli.
B). 15^^16* [21] 1249 Spt. 12 mit dem Tranes, der BnUe
von 1248 Okt. 5. UB. I. Nr. 201. Die roLheu Striche
sind wie bei den weiter unten folgenden Papsturk. über-
haupt als Mittel reicherer Ansstattnng zu betrachten.
BL 16» [22] 1331 Febr. 21. Hochm. Lndems t. Brans*
wich ftber Zahlungen, die ihm die Bruder in Livland
zu leisten haben, und über Lieferungen des Hauses
Memel an das Haus Goldingen. Es wird namentlich
der zweite Theil durch rothe Striche herroigehoben.
ÜB. U. Nr. 745, Sp. 263, Z. 11 t. o.: Similiter antem.
Z. 10 v. u.: Sub autenticacione.
BL 16* Z. 1 v. u.: (fnod domus Memele [Sp. 264, Z. 1]
fratribus domus de Goldinghen.
Sp. 264, Z. 6: Qoamiibet.
„ 6: Insuper dabnnt
„ 8: Item fratres.
„ 10: Nobis trecentas.
„ 14: In cigas.
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Sp. Z. 17: Actum.
„ 19: Anno domiui m" c'^c'^c^ xxx
„ 1 9 £f. : indiccione Xm Nono Kaiendas Marcii.
BL il^20\ Bei den folgenden Papetnrk. sind die
rofthen Stridie aberliaapt als Mittel reidiem Aii8>
etattimg sn betrachten.
Bl. 20* [28] 1282 Mai 12. Vertrag zwischen dem Ord.
und dem Kl. Dünamünde. ÜB. L Nr. 477.
Sp. Ö91| Z. 16 u.: frater.
„ 14 „ „ Com.
„ 10 „ „ No8.
ff 6 II ff
tf 3 ,> „ Si qnis.
Sp. 692, Z. 2: In.
„ 4: huQViB.
„ 5 ff.: frater R. conmendator de Gol-
dinghen, frater R, de Bremis, frater Jo. de Nona,
Job. advocatoB de Zabel, dominiis Jo. plebtauB
ibidem, frater Ja. et frater Con. de Saltwele, sacer-
dotes et monachi, frater Bernarduö Hase, frater
Wicbolduti Dosel, frater Wiohmamms (iustele et
alii quam ploree.
BL 31» Sp. 602, Z. 11: Datum — Anno.
12: AehiUel. |
Bl. 21 • [29] 1259 Sept. 20 (Schuldverschreibung des Bf.
V. Kurl, an den Ürd.). ÜB. I. Nr. 343. '
Sp. 438, Z. 13 T. n«: Noverit.
ff 12 „ „ quod.
„ 10 „ qninquaginta.
„ 5 „ „ assiguavimus.
Sp. 439, Z. 1: predictis fratribua. !
„ 2: ipiOQBqne.
ti antem.
„ 5: predicluä advocatud.
„ 8: Qtto.
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395
Sp. 439, Z. 10: In cujus rei.
13: aano kalend.
El 21* [30] [1231] (Gnadenbrief des BL Nicolana). UB.L
Nr« III, 8p. 147, nur bei den folgenden, noch anf
BL 21* stehenden Satsanfängen, die Fortseteong anf
BL 21^ hat keine rothen Striche mehr.
Z. 25 V. u.: uniTersitati Edeiium.
„ 25 „ „ Ipiod noB yasallis.
„ 90 „ „ sed d pneros.
„ 18 si qua vero mulier.
Das Resultat, daswir gewinnen, lautet: dieStellen mit roth
bezeichneten Buchstaben wurden sicher im In teressedes Ordens,
Tidleicht im Interesse der Komtnrei Qoldingen markirt.
Ursprung des Kopiale. Bereits dem oben Gesagten
glaubten wir Hinweise auf den Ursprung des Msc. ent«
nehmen zu können« Ziehen wir die kopirten Urkunden für
diese Frage in Betracht. Uns liegt das Kopiale eines
Archivs vor. Die wiederfre^ebenen Bestände des Archivs
behandeln Verhältuiöse in Kurland. Von den 30 ürk. der
Hand A beziehen sich 14 auf Verhandlungen zwischen dem
Bf. y. Kurland und dem Orden: 1-^6, 11, 14—18, 20, 29.
Tertrllge werden im Mittelalter in der Regel m zwei Exem-
plaren ausirefertif^: das Exemplar, das der eine Konirahent
ausstellt und unter- icLxelt, erhält der zweite, und umgekehrt.
Abgesehen Ton den Urk« Nr. 5 u. 17, in denen Meister und
Bf. gemeinsam als Aussteller genannt werden, sind sttmmtliche
ürk. dieser Gruppe vom Bischof ausgestellt, das spricht daf&r,
dass sie vom Orden empfangen und in seinem Archiv deponirt
worden sind. Für vier Ton diesen Urkunden lassen sich die
von Selten des Ordens an^gesteliten Qegennrknnden noch
nachweisen^). Im bischöflichen Archiv lagen die vom Orden
1) Gogmnik. *u Nr. 1 ÜB. I. Reg. S. 71, Nr. 280, vgl. Mitth. IV,
8. 503, Nr. 3; - ao Nr. 2 ÜB. I. Reg. S. 73, Nr. 287, vgl. Mltth. a.
1. 0. Nr. 6; — M Nr. 3 ÜB. I. Reg. S 60, Nr 23, vgl. MitÜL ». ä. 0.
8. Mr. 2S{ - 10 Nr. 16 ÜB. 1. Beg. S. 66, Nr. 266.
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396
aTisgesteUten Gegenurinindeii, das beweisen anoli die mcli den
Originalen der Gegenurkunden von Nr. 2 u. 3 aufgenommenen
Kopien in dem aus dem bischöflichen Archiv stammenden
Kopiale im Oatsarchiv des tob Behrschen Majorats Popen in
EorlaDd^). Von den beiden erhaltenen Originalen dieser
Gmppe unseres Kopiale dagegen befindet sich Nr. 17 imStaats-
Arch. zu Köiiigsbercr und anch für Nr. 29 kann die Pro-
venienz aus einem Ordens- Arch. nachgewiesen werden; von
einigen weiteren Urkunden liegen die Kopien in Königsbeig.
Die ürk. Nr. 10 ond 3S weisen durch ihren Inhalt durch-
aus auf ein Ordens-Arch. Drei der Bullen sind an die
Adresse des Ordens gerichtet^). Meines Erachtens zwingt
das Angefahrte zum Schluss, dass das Kopiale des Mitaa-
sehen Provinziahnnsenma nach dem Bestände eines Ordens-
Archives aufgenommen ist.
Unsere Frage lautet nun: welche Ordenskomiuiei in
Kurland kann Anspruch auf das Kopiale erheben? Nach
denii was das Kopiale enthält» und nach dem, was es
an sonst Torhandenen Urkunden nicht enthlQty ktfnnen
Yon den 5 kurländischen Komtureien überhaupt nur die S
westlichen in Betracht kommen — Memelburg, Windau
und Goldingen^). Memelburg wird sofort auszoschlieaseiL
1) Vgl um. IV. a 601—606, dum SitBOngsber. 1876, 8. 87.
Die Gegenurk. ni Nr. 1 ist iin Popensehen Eopiale nach einem
Tranee. 4ee Ordm. Goswin y. Herike Biga, 1366 Jani 23—30, T«r*
edehnet (Mitth. a. a. O. danach an erganiea UB. II and Sehmrli,
Chronologie 8. 44). Eine Anefertigaag der Qegeanrk. sa Nr. 16
könnte durch ihren Aneeteller, den Yice^Hochm. Eberhaid y. S«jb»,
naefa Königeberg gelangt eein.
t) Die beiden andern sind un den Bf. Heinrieh v. Oesel ge-
richtet, Nr. 25 ist der Auftrag, die AnordouDgcn über die Eigasche,
Semgallische and Karländische Kirche znr Darcbfilhmng in briogeOt
Nr. 21b das rom ßf. promnlgirte Verbot der Waffen- n. Lebens-
mitteizufahr zu deu Heideo.
5) Vgl. K. V. Löwis of Menar, Zur Baugeschichte der Komtureieo
des Deutschen Ordens in Kurland. Sitzungsber. der kurl Gesellscb.
t Literatur und Kunst 1895. Die beiden anderen Komtureien siod
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waxk, denn die Boig, deren Bau 1252 beBobloflsen wurde, ist
1328 an den preuBsiBefaen Zweig dee Ordens abgetreten
worden — also mindestens ein Dezennium früher, al3 die
Anlage des in Kurland erhaltenen Kopiale überhaupt erfolgt
sein kann. Gegen Windau, das 1290 zum erstenmal als
Komtorei erwilhnt wird nnd wohl erst eben damals erbaut
war, sprechen die yfel ttlteren Bestände des ArohiTS. er-
langen wir also fast schon liu!" disjunktivem Wege zw Gol-
dingen, so entscheidet dann iur diese Komturei eine Beihe
positiver Grunde. GK>ldingen stand in der Zeit» um die es
sich f&r uns handelt, im Eurländischen Orden^biet an
leitender Stelle, 1290 heisst es in der Urkunde des Ordm.
Halt — der Passus ist im Kopiale mit rother Farbe hervor-
gehoben — f dass der Komtur von Goldingen „allewege in
des meisters stede sal sin in dem lande to Curlande*', dass
der Komtur und die Br&der von Windau und den andern
Ordenshäusern ihm unter lLüd ig sein sollen Das Vor-
handensein eines besonderen Archivs in dieser wichtigen
Komturei Utast sich beweisen, es hat sich eine Anzahl anderer
aus ihm stammender Archivalien erhalten. Sehen wir von
jenem einen Privileg ab, auf das wir im Folgenden näher
eingehen wollen, so behandelt die älteste Urkunde im Kopiale
eben die Gründung von Goldingen 1242, alle übrigen Ur-
kunden fallen in die Zeit nach Vollendung des Konvent*
banes, auf diese Komturei nimmt der Inhalt der Urkunde
in erster Linie Bezug Einen Hinweis auf sie glaubten
Mitan, erbaut 12fl5, und Döhlen, erbaut 1335 (Herrn, de Wartberge
Ühron. Liv. herausg. v. E. Ötrehlke. S.-A. aas Scr. rer. Pruss. II,
S. 35. Die angebliche Erbanang durch den Ordm. Hörnhusen 1257
bis 1260 beruht auf ei&er Verwecbsehiug mit Doben. Strehlke a. a. 0.
S. 32, Anm. 6).
1) ÜB. I. .Sp G66, Nr. 80C § 8.
*) Dass sich im Kopiale mehrere Urkunden finden, die speziell
Memei behandeln, kann bei der Rolle, die dem Komtur von Goldingen
bei der Neugestaltung der Yerbältniaae im südwestlicbea Gebiet zu-
fiel, liicht weiter auffallen.
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I
■
398 1
wir bereits in der Aofistattaiig des Codex za finden. Man
wird mit Sidierheit sohlieflaen können: das Kopiale ist
nach den Bestttnden des ArchiTS der Komtnrei
Goldiugen und zwar, wie wir früher ausgeführt
haben, in seinem Manptbestandtheil ca. 1340 ge-
schrieben.
n.
Auffallend ist das Vorhandensein zweier ürkanden im
Kopiale. Einmal der Bulle Papst Alexanders TV. von 1256
Juli 29, in der den Prälaten in Böhmen und Idolen befohlen
wird, die Minoriten nicht zu belästigen. Wie diese Urlnnde
anch immer in das Arcbir gekommen sein mag, dass sie je
eine aktuelle Bedeutung für den Orden in Kurland gehabt
hat, kann wohl kaum angenommen werden; dann aber spricht
ihr Vorhandensein im Ki^iale dafür, dass der Schreiber eben
alle vorliegenden Urkunden, abgesehen von ihrer Bedentang
nnd Oiltigkeit, kopirt hat, nnd damit kommen wir auf die
zweite, von der Hand A als letzte eingetragene Urkunde,
das Privileg des Bisohofs ^icolaus von Biga für seine
Vasalien, in dem anter anderem die weibliche Erbfolge im
Lehn anerkannt wird.
Unsere Rechtshistoriker haben diesen sogen. (JnaJenbrief
bona fide benutzt, ohne zu berücksichtigen, dass bei der diplo-
matisoh durchaus zu beanstandenden form, in der die Urkunde
▼oiliegt, ans ihr ohne Weiteres überhaupt keine Schliisse
auf den faktisehen Rechtsznstand gezogen werden dürfen.
Dr. A. V. Transehe hat das Verdienst, den Gegensatz, der
zwischen den Bestimmungen dieses sogen. Gnadenbriefs und
der ganzen späteren Entwicklung des Lehnrechts bestehen
würde, betont zu haben ^). Dr. t. Transehe weist mit Becht
darauf hin, dass erst 1329, also fast ein Jahrhundert später,
die Harrisch-Wierische Bitterschaft, stets die erste unter den
^) Das After-Lehen ia Livland. Eine rechtshistorisohe Stodle,
J«hibneh fv GeoMlogie, Haraldik nnd Sphngittik 18S6. Mitm im*
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399
livlfadiacfaen BittoraehafteD, die ein Fivnlog emiigt» moan
iimliolien, nicht einmal so weit gehenden Gnedenbrief erlangt
hat, dass erst seit dem Ausgang des XI Y. Jahrh. eine voll-
ständige Erweiterung der Lehntolgc durch die sogenannten
Gaadenrechte erfolgt ist and zwar für Barrien und WierUnd
durch den Hochmeister Conrad von Jangingen 1307, ior die
Stifter Dorpat nnd Oesel-Wiek zwischen 1400 und 1457 und
ftir das Erzstift Riga durch den Erzbischof Sylvester Stode-
weschcr 1457.
Mir erscheint» sagt der Verfasser» eine so fir&he Ans-
defannng des Brbreohts im höchsten Grade nnwahrscheintieh.
Dr. V. T. weist unter anderem auch darauf hin, — es ist dus
für unsere Üntersnchang sehr zu beachten, — dass in späteren
l^mrechtlichen Beziebangen im Erzstift Biga nie anf das
wichtige Frivil^ des Bisdiofs Nicolans Besag genommen
wird. Mir sdbst galt das nnr in einer Abschrift Yorliegende,
in seiner Form lailjOLrlaubigte Schriftstück als unecht.
Für ein weiteres Eingeben aof diese li'rage ist jetzt durch
nneere bisherigen Untersnchnngen ein fester Aosgangspnnkt
gewonnen — das Schriftstfick, das man als Gnadenbrief des
Bischofs Nicolaus bezeichnet, lag ca. 1340 dem Schreiber des
Kopiale im Archiv der Komturei Goldingen vor. Mit dieser
Kopie scbltesst der von A. geschriebene Hauptbestandtheil
des Kopiale anf der Mitte von BL 81 ^ der untere Theil
der Seite ist leer geblieben. An den Schlnss hat der Schreiber
ein Häkchen gesetzt, wie es sich am Schluss einzelner
früherer Urkunden, aber auch innerhalb der Texte findet
Was fehlt non mindestens» am die Vorlage f&r diese Kopie
za einem rechtskräftigen Dokament za machen? Das Eschato-
koU. Dieses hat möglicher Weise eine Zeogenreihe, sicher
die Datirnng aufzuweisen. Ausserdem wäre am Schluss des
Textes mindestens als sehr wahrscheinlich dieKorroborations*
formel zu erwarten. Es kommen ja Tcreinzelte Ausnahmen
▼or, in denen eine ürkande fehlerhafter Weise weder eine
Orlä-, noch eine Zeitangabe bietet; fehlen aber alle genaunten
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400
Stücke, so hört das Schriftstück ebea auf, eine Urkunde zu
sein. Nun gab es im Mittelalter aUerdings einen Akt, bei
dem man die Plika nüt den dsranhängenden Si^g^ und das
Escbatokoll Ton der Urkunde abschnitt — die EassatioB
der Urkunde. Ich kann für das Yorkommeu die^e? Ge-
braaches in Livland auf das unter Beatatigung des Erzbiäcbofs
Johann II. ansfgestellte Instrument über den Güterbesits
des Ritters Hermann von Ikescnlle, Lemsal 1878 Juni 20,
hinweisen, dessen drcn inserirte Urkunden Dr. H, Hildebrand
Mitth. XII S. 367 Nr. 1, S. 374 Nr. 6, S. 378 Nr. 10 edirt
hat Hier ist die Plika mit den letzten Zeilen des Textes
weggeschnitten, die ürknnde ist kassirt nnd eben dadurch
wird ihr Vorhandensein im Archiv des Bigaschen Dom-
kapitels, das mit der litauischen Metrika nach Moskau
gelaugte, erklärt. Wie, wenn es sich bei dem sogen. Gnaden-
briefe dee Bisohofs Nioolans nm eine solche kassurte Urknnde
handelt? >)
Da erhebt sich nun zunächst die Frage: war der Orden
in einem unter Goldingen stehenden Gebiet je in der Lage,
eine derartige Urkunde zu kassireu? Nun sehen wir, dass
im Jahre 1258 ein Streit in Kurland herrscht, swischen dem
Bischof und Orden einerseits, den Vasallen in Vredeonronia^
also dem Gebiet, in dem die Deutschen überhaupt zuerst
festen Fuss gefasst hatten, andererseits. Die Vasallen
behaupten, ihnen sei ihr Güterbesitz rechtswidrig entsogen
worden. Erzbischof Albert bringt die Streitenden zn folgen-
dem Vertrag: die Vasallen entsagen allem Anspruch nnd
allem Recht, das sie etwa bal en konnten; Bischof, Meister
und Brüder des Ordens übertragen ihnen dann, obgleich sie
Orig. Moskan, Haaptarehiv des Mlnisteilaois d«r AuswartigeD
Aagdegenbeiteii, ygl. Katalog der Aasstollang aom X. arahäologiselMD
Kongrese ia Riga 1896. Riga 1896, 8. 186, Nr. 970. Photographie«
Biga, BitterhsQS, SammL fiSr die lAvl Brief lade. VeneSehnet UB. in.
Beg. S. 106, Nr. 1942.
s) Die derBehieiber bie snmleti(e& volMadigeD öatakopirt bitte.
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401
nicht im mindesten an ihrem guten Recht zweifeln, pictatis
tarn motu ac no^tia«^ (den £rzb.) exhortationiä intuitu den
dritten Tbeil der Üaken') nach ihrer Anzahl zur Zeit der
angeblichen fintnehongi unter Vorbehalt einer GteldabldBong.
Hier lie^ also eine Bechtsentsagung der Vasallen in Kur-
land gegenüber dem Orden und dem Bischof von Kurland
vor. Stützten sich die Rechte auf Urkunden, so würde der
Bfauch der Zeit die AaBlieferong ond Kaaaation derselben
erfordert haben, üm den Znaanunenhang dafnr zn gewinnen,
was for Güter ond Becbte hier eigentlich eine Bolle geepieli
haben, müssen wir weit zurückirreifen.
Vielleicht die wichtigste Urkunde, welche die livländische
Geechichte kennt» ist die Oktoberbnlle des Jahres 1210.
Bisehof Albert soll, das lag in den Intentionen der Enrie,
üui Liv- und Leliiand, von denen der Orden ein Drittel erhält,
beschränkt, in den übrigen Gebieten .sollen neue Bisthümer
gegründet werden. Was die Realpolitik Livlands ün Bingen
mit den nnrreraaUstifiohen Tendenzen der Knrie erreichte,
gelangt in der Entsdieidung des Legaten Wilhelni ron 1326
zum Aufdruck'). Der Bischof von Riga, der Orden und ala
dritte gleichberechtigte Macht die Stadt Riga erhalten das
gleiche Anrecht aof ein, Drittel aller weiteren Erobeningen.
Dieses Privileg ist der Stein, der Balduin von Alna im
Wege lag. Er hat alle Hebel in Bewegung gesetzt, um
jenes Privileg aus der Welt zu schaffen. Auf diesem Pivileg
Fussen die Vertreter der Landeinteressen, als Bischof ^icolaus
^) Zw«i der VMaUea, Albertos mllee Ton Seiten des Blaoliofe,
und Johannei, dietiu Reeluuie, von Seiten des Ordens, erhalten aus
noeb grösserer Onnit die Hälfte Jener Hakemehl Vgl OB. UL
8. 35, Nr. 179«, 1215, anter den Zengen: Albertus milos de Kakenoie.
Zum Folgenden mass bemerkt werden, daas die Begriffe miles und
civis Rigeneie einander nicht aneschliesseo, siehe z. B. den unter den
Bürgern genannten Waltherns dapifer UB. VI. Nr. 3012 (W. qnondam
dapifer ÜB. I. Nr. 21. 63. 73). Waltherns mile^ ÜB J Nr 109. vielleicht
anch identisch mit dem W. m UB. L Nr. Ö9 u. iOl. Vgl Dr. A. v.
Traosehe a. a. O. S. 3 Amn. 3.
s) UB. I. Sp. 99, Nr. d3.
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40S
1831 Aug^i9dieStadtItigamitdemdritte]iTheilOe8el8,Eii]v
iauds und Semgallena belehnt, der Länder, deren Erwerbung
— wie in Hinsicht auf jenes Privil^ hei^vorgehoben wird —
nach dem Abgange Wilhelms dnrohgefahrt war oder eben
bevorstand'). Im Jahre wird dann yerdnbarty daaa
das Drittel dea Landes diesseita der Windan den Bigaaehen
Bürgern verbleibt, die Hälfte des Drittels jenseits der Wiüdau
den an den Kämpfen theilnehmenden auswärtigen Kaufleuten
zofäUt^). Obgleich es daaa gelangt» dass die Knrie den
durch Wilhelm Ton Modena geschaffenen Bechtsznatand ein*
fach durch die formelhafte Wendung non obstantibus literis,
si quae vobis super divisione terrarum aactoritate apostoiica
sunt concessae, in die Luft sprengt» sieht sich Baldoin doch
za einem Zngeständniss genötbigt. Nachdem den Ansprüchen
anf Semgallen entsagt worden ist, belehnt er in dem yoa
der Stadt beanspruchten Gebiet 56 Rigasche Bürger^), die
früher ihr Lehn vom Rath getragen hatten, mit je 25 Haken
in Kurland. Bis die Bealeinweisung erfolgt ist» sollen sie die
entsprechenden Antheile am Zinse im dritten Theil des Landes
diesseits, im sechsten Theil des Landes jenseits der Windan
erhalten — quos nncos cum decimis et omni jure posßidebunt
sicut caeteri Yasalli in Curlandia creandi, supremo tarnen
judicio nobis remanente^). Ueber die lehnrechtUche Stdluig
^) TO. I. Sp. 144, Nr. 109. Abza^eisen ist die mit den Qaelko
in Widefsprueh Hehendo Eoostniktioii, di« A. t. BokMriiicq, Di«
VerfaMuig der Stadt Riga im enton JahrlmndeTt der Sladt. Lpi.
1896, 8. 38 Torgebiacht hat. Naeh flim war bereits auf Grand der
BestimiDDOg Ton 1S26 eine Theflung der eroberten CMtiete mler
dem Bischof, dem Orden und der Stadt erfolgt Ausserdem eihilteoeB
Andieil, Aber den Riga unabhängig gebot, habe die Stadt dann 1231
vom Bischof NicolauB als Lehn snch das dem Bischof TOn B%i
bei der Theilang SQgelUleae Drittel in Kurland. Semgallen und
Oeeel erlang.
^ UB I. Sp. 160, Nr. 125 und Hildebraod, Li?oniea im Ut-
Arch.. S 30 Nr. 21, [2].
^) JTiklfbrand, Livonica im Yat. Arch. ä. 41, Alim. 1.
*) Uli. L öp. Nr. 13Ö.
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403
wird alBO nur gans aligemein geeagt» sie BoUe der aller
kfinftigen Vasallen in Enrland gleichen.
In Oesel behauptet die Stadt die anf die Belehnung des
Bischofs Nicol&ttS gegründeten Anapriicho. Sie tritt dann,
als Wilhelm to& Modena hier TOn Neuem ein Bisthnm
erriGhtety die Hälfte dee Zinses za Onnsten des Bischofs von
Oesel ab und erhält die andere Hält'tü vom Legaten zugo-
sicbert, 1235'). Die Entwicklung der Frage auf Oesel ist
für uns bedentsam. Die furchtbare Niederlage, die der
Orden im September 1286 an der Saale erlitt, erschütterte
die Kolonie in ihren Omndfesten. Die nnmitteibare Folge
der Niederlage ist ein vierjähriger Aufstand auf Oesel*),
die Folgezeit zeigt blutige Erhebungen in Kurland. Unter
dem Bmck der Bossennoth kommt es 1^1 an einem Vertrage
mit den Oeselem. Bisohof nnd Meister sollen einmal jfthr^
lieh einen Naturalzins abholen lassen, es gelangt aber, abge-
sehen vom dos der Parochialkirchen, kein Fussbreit Landes
in den Besitz der Dentschen^). Erst mit der Anwendung
gewisser erb* ond strafrechtlicher Bechtssatpmgen entsteht
eine Schranke für die stete üebertragung der Landst&cke
aus der H;ind eines Nationalen in die eines anderen. Gegen
die Durchführung dieser Sätze wendet sich ein neuer Auf-
stand am Anfang dar 60er Jahre Nach seiner Nieder-
werfhng, erst im Jahre 1264, kommt es zu einer Territorial*
iheilung zwischen dem Bischof nnd Orden. Jetzt sehen wir
aber auch die Stadt Riga mit ihren Ansprüchen hervortreten.
Nach jahrelangem Streit entscheidet die Kurie 1260: das
Land sei duroh pttpstiiehe Anordnung (1236)^) dem Bischof
») ÜB.« I. Sp. 181, Nr 142
*) Erwähnt in der Urk. 1260 April Entscheidung des päpst*
liehen Aaditors GregorioB de Neapolfs im Process der Stadt Riga
gegen den Bi«chof von Oeeei &iga, Stadt-Arch., Dr. H. HUdebraade
huidBchr. SammluDg.
8) ÜB. I. Sp. 369, Nr. 285.
*) ÜB. m. Sp. 31, Nr. 169.
^) ÜB. L Sp. 18ö, Nr. Uö.
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1
404
nbertrageD, efin GeldzioB, den die Stadt vor dem Aufetande
bezogen, werde ül)erhaupt nicht mehr geleistet, also sei die
Stadt mit ihren Ansprachen abzuweisen
Eehien wir nun an dem gleiciuBeitig geföhrten Streit
mit den VaBallen in Kurland snxlick. Wir sprachen bereits
von den Erhebungen, die hier nach dem Schlag von 1236
erfolgt waren. Erst 1245 erfahren wir, dass wieder ein
beträchtlicher Theil des Landes in der Hand der Deuteehen
ist, von dem hier errichteten Oeldingen geht die weiteire
Unterwerfung vor sich. Im Jahre 1251 wird Heinrich
von LiU/ellitirg auf den vakanten kurländischen Bischofs-
Htuhl erhoben, ohne dass er zunächst seinen bleibenden
Aufenthalt in Kurland nehmen kann'). £rst im April 1353
erfolgt die territoriale AnseinandereetEung zwiBchen Biaehof
und Orden.
Zur Erklärung des Streites mit den Vasallen in Kurland
1258 hat nnn der Verfasser des schätzenswerthen Buches übor
Kurland im XIU. Jahrh., Dr. Ph. Schwartau angenommen*)^
vor der Landtheilnng hätte der Orden und der Bisdiof
Heinrich (diener also in der Zeit vom Sommer 1251 bis
April 1253) Belehnungen vorgenommen. Dr. Schwarte nimmt
zweitens a% Orden und Bischof selbst hätten nach der
Theilnng den Vasallen diese Lehen wieder entzogen, und
sucht dann eine Erklärung dieser auffallenden Thatsachen
aus dem Umstände abzuleiten, dass jene Leben nur auf Zeit
vergeben waren. Alle drei Sätze lassen sich aber quellen*
mäsaig nicht nachweisen und die Vorgänge bleiben im
Qrunde riemlich dunkel Andererseits bleibt die Frage,
was aus den Rechten der 1234 Belehnten geworden, völlig
1) ÜB. L Sp. 408, Nr. 9Zh b«aowi«r8 die «Dgeführte llrkande
in der Hildebrandschen Sammlung and ihre p&|iitlioiie Koofinnatioa
Aaagm, 1260 Apr. 30 in deraelbea SammlaDg.
») ÜB. I. Sp. 276, Nr. 219.
Dr. Philipp Scbwarts, Karlaad im dreizehnten Jalirhiuideit.
Lpz. 1875, S. 95.
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405
offen 0« Keinerlei Schwierigkeiten aber machen die Vorgänge
Ton 1258| wenn man die Anspräche aaf Lehen in Vrede-
earonia eben nicht auf den Deotschen Orden und den
Bischof Heinrich, die schliesslich üicht uui des Rechtes
willen, sondern pietatis motu Konzessionen machen, zurück-
fuiu't. Dann aber bleibt doch wohl nur nbrigi an die Yer-
lefanang der 30 er Jahre zu denken. Der Zusammenhang
ist in Kurzem folgender: Bisehof Nioolaus hat die Bürger-
schaft von Riga in Kurland belehnt, 5ü Lehnsträger
des Raths erlangen Lehen von Balduin; als nach
der Wiederunterwerfnng des Landes die Auseinander-
seteungen zwischen dem Deutschen Orden und dem Bischof
erfolgen, treten, ganz anal og den Ansprüchen der 8tadt auf
entzogene üechte in Oesel, die Ansprüche der Belehnten
auf entzogene Rechte in Kurland hervor. Diese Ansprüche
werden 1258 dahin ausgeglichen, dass die Yasallen allen
früheren Rechten entsagen und ein Drittel der verlangten
Haken oder die betreffende Geldentschädigung erhalten.
Wenn nun bei dieser Gelegenheit der Gnadenbrief des
Bischofs Nicolaus ausgeliefert und kassirt worden ist» so
mfissen die beanspruchten Lehen Lehen mit weiblicher Erb-
folge gewesen sein. Wir wiesen bereits auf die eigenthüm-
liche Klausel in der Lehnsuikunde Balduins hin, di die
Normirung des lehniechtlichen Verhältnisses der Zukunft
überlässt Gehen wir auf die Belohnung des Bischofs Nicolaus
zurück, so finden wir — und das erscheint mir hier Aus-
schlag gebend — Bischof Nicolaus hat die Belehnung ertheilt
dvibus Rigensibus ac eorum haeredibus utriusque sexus,
also: und ihren Erben beiderlei Geschlechts. Besteht ein
Zusammenhang zwischen den Vorgängen Ton 1258 und den
ßelehnungen der 30er Jain e, und den glaube ich allerdings
annehmen zumiissen, so haben die Vasallen 1258 mit dem Lehn
auch dem Recht auf Erbfolge in weiblicher Linie entsagt^
1) Darauf bat Dr. Schwärt Belbst biogewieseu, S. 66, Aum. 6.
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406
dann aber ist es erklärlich, wie jene Urkunde in ein ktiriaclxes
OrdenBarcbiv und damit in unser Kopiale gekommen ist, —
leh fasse das Resultat meiner Untersuchung zusammen: der
Gnadenbrief des Jüschofs Nicolaus ist echt, er ist l-!.')<"5 vom
Orden kassirt worden und lag ca. 1340 im Archiv zu Gol-
dingen. Erkennt man diese Resultate an, so sind öaaat
ailerdings Momente gewonnen, die in ihren Konsequenzen
nach mehr als einer Richtung hin für die Livl. Geschieht
des XIII. Jahrhuudcrträ wc^eDÜich in Betracht kommen.
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i DieMooBtranzdesHau^RyseenberchinderK. Ermitage
|I zu St. Potersiburi:. Von lt. Hausinuaa. . . 165—212
Der .Silberüclmtz der Öt. Nikolaikircbe so Keval.
Vou H. Uaasmftuu . .
213-376
Daa Kopialbucb aus dem XIV. Jahrb. im Kurl.
I Provinzialmuseum En Mitao und der sogenannte
Gnadenbrtef des Bischofs Nicolaus von Kiga.
Von Niculaus Buscli 106
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Mittheilungen
ans der
livlandisciieu Geschiclik
Riga, 1900.
Nicolai Kymmels Bachhaudluug.
V
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Case
Shdf
HARVARD UNIVERSITY.
LIBRARY
OF THE
PEABODY MUSEUM OF AMEEICAN
ARCHJE0L06Y AND ETHNOLOGY.
r.IFT OF
Reccivcd
id Alter-
ingk.
Druck TOD W. F. Hicker in Big»,
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Ein Verzeichniss
der uach dem Jahre 1438 dein Lnbisehen Domkapitel über-
gebeaeii Urkimdea des EigisebeB Emtifte.
ICHiSetlidtt Yon ÄUxander Sergengrün, bearbeitet tod PMHpp Schwarte,
In den Sitenngsberichton der Oesellseliaft für Oescbichte
und Alterthomskunde der OstseeproTinzen RnaslandB AUS den
Jahre 8. 6 flf. hat Herr Dr. Alexander Bergengrün
einen Aul^atz veröffentlicht: „Zur Geschichte des Archivs des
Erzbisthoms Biga. Nach Aktenstacken des Grossherzoglichen
Oeheiiaen und Haupt-ArcMTS zn Schwerin*'. Er kommt
darin mm SehlnsB, dasB die anf LiTland bezüglichen ürknnden,
die mit den anderen im könidich polnischen Reichsarchiv
zu Krakau aufbewahrten im Jahre 161ii verzeichnet worden
sind, einer Urkondensammlnaig entstammen, die bald nach
1438 vom Erzbiflchof von Eiga nnd vom Rigischen Kapitel
dem Lübischen Domkapitel zur Aufbewaiiruug übergeben
wui'de. Den grossten Theii der Sammlung, 245 Stücke,
«gnete rieh der Koa^jator des Rigischen Erzstifte, Herzog
Christoph Yon Heklenbnrg, im Januar 1563 an nnd lieferte
sie 1567 oder 1569 dem Könige Sigismund August von Polen
auf». 222 von ihnen, zusamiucu mit 4 nicht dazu gehörigen,
wurden im Jahre 1613 in Krakau verzeichnet* 23 Stücke,
wahrscheinlich 2 mit Goldsi^^n Tersehene nnd 21 Papier-
nrknnden, waren der Sammlnng bereits entfremdet. Da
Toa den lül3 registrirten Urkunden zur Zeit 21 noch nicht
aufgefunden sind, so fehlen von der dem polnischen König
ausgelieferten Sammlung noch 44 Stücke« Als wünschens-
werth bezeichnet es schliesslich Bergengrün, dass über die
im Januar 15G3 im Lübischen Kapitelsarchiv zurückgeblie-
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m
beueii L i künden in den Archiven zu Königsberg und Olden-
burg Nacbtorschungen angestellt würden. Nach Oldenburg
wandte sich Dr. Bergengrün selbst. Anf seine Bitte hat
Herr Archivrath Dr. Sello im Oldenbnrger Hans- nnd
Centraiarchiv die Akten dos ehemaligen Lül>ischen Kapitels-
archivs in Bezug auf die bei diesem deponirten Urkunden
des £rzbi8thani8 Riga durchforsobl und ein Yeneiehnias
dieser Urkunden vom Jahre 1628 sowie ein auf die Ans*
lieferong der ürlnindmi an Herzog Christoph bes&glieheB
Schreiben des Herzogs Karl von Meklenburg vom 17. August
1563 gefunden. Die Aktenstücke wurden nach Schwerin
gesandt und im dortigen Geheimen und Hanpt-Archiy anf
Kosten der Oesellschaft f&r Geschichte und AlterChmnsknnde
kopirt. Da JJorr Bergengrim au>T Maugel an literarischen
Hiltämittein nicht seibat in Schwerin die Bearbeitung über-
nehmen konnte, so sandte er die Kopien nach Biga, damit
dort die Bearbeitnng besorgt wftrde. Der Unterceiehnete
erkUirte sich daan bereit.
Das Urkundenverzeichniss wird in der notaritllcu Be-
glaubigong genannt: Hegistrum vel catalogus jurium, Ute-
ranm et proceammm nomiuUonm eeelesie Bigemm per
qumäam Johemnmn Murer notarkm ad hoc amimptm
conscHptum ac jiu.ia numei'os appobiios in onliutm prt-
tnismm rtdaclum. Beigefugt ist dem Verzeidmiss :
1) eine Beseheinignng des Notars Johann Murer ?od
iO. November 1628, dass der Kasten mit den Basi-
schen Urkunden aus dem Gewahrsam des LQbischen
Domkapiteln in die Herberge de«» Rigischen En-
bischofs Thomas gebracht und dort revidirt worden
sei und sein Inhalt dem Yorau^henden Venmcbniss
entspreche;
eine Bescheiüiguug desselben Notars, dass derürkun-
deukasteu am 19. Januar 1529 dem Lübischen Dom-
kapitel zur weiteren Aufbewahrung znrüd^pegeben
worden sei;
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409
3) eine Beglaubigung der Kopie des Aktenstückes darcb
den Notar Kaspar Schräder.
Da die Unteraehrift und das Notariataaeichen Kaspar
Sehraders fehlen, so ist das ganze, 8Vt Folioblftttor f&llende
üud von einer Hand geschriebene Aktenstück, das in dorao
den Vermerk liat: Cislam lUgmsem concementiaj nicht
das Original des Notariatsinstnunentes, sondern eine gleich*
leitige nnbeglaubigte Kopie desselben. Daraus erklttren
sich auch die FlQchtigkeits- und Lesefehler im Text.
Die am Rande beündlichen oder übergeschriebenen
Zahlen und Buchstaben sind die Signataren, mit denen die
einseinen Stfioke im ürknndenkasten versehen waren. Sie
müssen sich an den Urkunden in ihren jetzigen verschie-
denen Aufbewahrungsorten noch nachweisen lassen.
Erschwert wurde die Identifizirung der Stücke des
Teneichnisses dadurch, dass nnr eine geringe Anzahl der^
selben datirt ist, wie durch die oft sehr flüchtige, den Inhalt
der Urkunde keineswegs erschöpfende Registrirung. Bei
einzelnen Kegesten konnte konstatirt werden, dass ihre
Fassung ganz oder tiiieilwelBe den Dorsnalaufschriften ihrer
Vorlagen entspricht, wie bei den nn. 114, 182, 192, 195. Die
Identifizirnng einer Anzahl von Stücken war nur möglich
durch Einsichtnahme iii die von Hermann Hiidebrand für
das livländische Urkundenbuch kopirten Urkunden, die in
die Zeit vor dem Mai 1423 fallen, womit der erste von
Hildebrand edirte Band des ürkundenbuchs (der 7. des
ganzen Werkes) beginnt. Oadurcli wurde auch Gelegenheit
gegeben, eine Reihe von Urkunden , die bisher nicht im
Einzelnen als aus dem alten Archiv des Brzstifts wieder*
aafgefunden angeführt sind, zu Terzeichnen.
r>a,s Verzeichniss ist in der Gestalt, in der es vorliegt,
abgedruckt worden, mit den Signaturen am Rande oder aU
Ueberschrifb und den in durchaus unchronologischer Reihen-
folge auf einander folgenden Regesten. Ein Abdruck der
Stficke nach der Zeitfolge hätte dem Manuskript zu grosse
27*
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410
Gewalt angethaiij auch würe das aa mehrereu JStellf^n, wie
gleich die nn. 1 und 2 zeigen, ohne ZerreisBung dm Zanm-
menhanges nicht mitglich gewesen. Um «ber das Auffinden
der einzelnen Stücke m erleichtern, ist am Schlags ein
chronologisches VerzeichniöS der registrirteti Urkunden mit
Angabe ihrer Kummern beigegeben. Die in eckige Klammern
eingeschlossenen Worte oder Buchstaben sind die Verbesse-
mngen des Bearbeiters, während die Yersionen des Textes
iu die Anmei klingen verwiesen sind. J)'n- in l unde Kl;tin
mei n eingeschioäsenen Zableu vor jedem Regest bezeichnen
die Reihennnmmern. Unter den einzelnen St&cken sind die
Aufbewahmngsorte der Urkunden, soweit das möglich war,
angegeben, ferner die Aufzeichnungen über die Drucke,
Registrirungen u. s. w. und äudaim die Verweise auf die
in den Jahren 1613 und 1682 in Krakau hergestellten Ver-
zeichnisse. M. bedeutet das im 3. Bande der ,|Mittheil.
a. d. liTlttndischen Geschichte^ S. 68 ff^ soweit es Livland
beti'ifft, abgedruckte Verzeichniss von 1613, Sch. das von
Schirren, Verzeichniss livländischer Geschichtsquellen a.s.w*,
1861 — 68» edirte Inventar Ton 1682, woeelbst ansser wenigen
Ausz&gen aus den anderen Theüen voUständig gleichfalb
nur der auf Livland bezugliche Theil enthalten ist (S. 219 ff.).
R. bezieht sich aul das von Rykaczew^ki, inventarium omDium
et singulorum privilegiorum u. s. w., 1862 vollständig heraus*
g^bene Verzeichniss von 1682; der IdTland betreffende
Theil findet sich auf 106 ff.
Das Verzeichniss von 1528 enth ilt einige Stücke meiu*,
als das von 1613, nämlich 233 Nummern gegenüber 222.
Dennoch lassen sich eine ganze Anzahl von Urkunden, die
in dem Inventar von 1613 und dem weniger reichhaltigen
von 1682 registrirt sind, in dem uns vorliegenden nicht
nachweisen. Es sind folgende :
M. 58, Sch. 175, fehlt R.
„ 115, » 92, B. S. 119.
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411
M. 121, fehlt Soh. und B.
124
n 130, „ n n »
, 133, Soh. 184, R. 8. 121.
. 147, , 179, . , 122.
„ 156, , 123, „ , 123.
„ 157, , 124, „ „ 123.
, 184, fehlt Sch. und R.
. 189, Sch. 168, R. S. 128 (& ÜB. 8 n. 819).
, 191, « 181, „ „ 125.
, 195, , 147, , „ 125.
, 196, „ 146, . „ 125.
, 206, fehlt Sch., „ „ 127.
Als sweifelhaft sind- noch ansnschlieBeeD:
M. 20, fehlt Sch. und B. (s. nn. 148 u. 188).
„ 83, „ „ „ „ (s. n. 120).
» 107, Sch. 87, B. S. 118 (s. n. 47).
„ 158, . 125, . „ 123 (8. n. 78).
„ 163, fehlt 8eh. und B. (s. n. 67).
« 164, » » V n (s- 46);
ferner die in M. fehlende n. 143 bei 8ch., die sich 8. 125 bei
&. fiadet (8. n. 79). Audi ist anzutähren, dass die in den
Krakauer Inventaren doppelt registrirten Urkunden von
1864 Okt 23 und 1434 Sept. 17 in unserem Verzeichnisa
sich nur in einer Ausfertigung nachweiben lassen (nn. 17
Q&d 37). Ferner ist zu erwähnen, dass die Bulle HonoriusIII.
Tom Jahre 1218, die zuerst vom 18. Juni datirt ist, dann
tun 28. Oktober wiederholt wird, nur in einer Auaferti^ng
▼orhanden ist (u. 183). Auch das Inventar von iG13 keunt
nar eine Bulle und zwar die vom 28. Oktober, während
Ton 1682 zwei Ausfertigungen hat, die Tom 18. Juni
wd eine undatirte, unter der die vom 28. Oktober zu
▼WBtehen sein wird. Sodann ist die Urkunde über die
AbtretuDg der iusel Ujsmaöare an das Kapitel durch den
Bischof Nikolaus nur in einem Stück vertreten (n. 214),
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412
ebenso kesnt das Inyentar tob 1613 die Urkunde nur Tom
Jahre 1239, während das von 1682 neben dieser aach eine
desselben Inhalts vom Jahre 1252 registrirt *).
Diesen in unserem VerzeichniaB fehlenden Stücken
stehen aber die darin befindliohen g^enftber, die in den
Krakauer Inrentaren nicht anzutreffen, jedoch theilweise
anderweitig bekaiml und genau oder unErefähr zu datiren
sind. Es sind die nn. 1, 2, 3, 45, 48 (oder 47), 89, HO,
133, 137, 165, 162, 176, 182, 187, 194» m Oleichfails
nicht SU identifinren mit den Krakaner Verzeichnisseii und
zugleich undatirbar waren die nn. 13, 80, 84, 129, 206.
Als in doppelter Ausfertigung vorhanden sind nachzuwei-
sen die in den nn. 36 und 62, 127 und 189, 150 und 205^
163 und 180 registrirten Urkunden, während die späteren
Tnventare nur eine kennmi; in drei&cber Ausfertigung ist
die iü den nn. 39, 185 und 218 verzeichnete Urkunde
vorhanden, wahrend die Krakauer Verzeichnisse nur zwei
anfuhren. Ebenso wird n. 101 su den nn. 136 und 179 in
Beziehung zu setzen sein, während anch hier die Krakauer
Inventare nur zwei Ausfertigungen verzeichnen. Zweifel-
hafter erscheint die Identifikation von n. 99 mit n. 97
(Inventar von 1613 nur eine Ausfertigung, ebenso bei
Rykaoaewski, während Sdiirren doppelte Ymeidmung hat),
▼on n. 165 mit den nn. 76 und 164 (das YerzeiGhiüss m
1613 riui zwei Ausfertigungen), von n. 207 mit n. 211
(die Krakauer Inventare nur eine Ausfertigung).
Wenn auch durch das Verzeichniss ron 1528 unsere
Urkundenkenntniss nur in geringem Maasse bereichert
wird, 80 ist es doch von Interesse, zu den späteren Vet-
1) Die d«>ppelte Veneiebnung der BuUe Innoeent VI. von 1860
August 17 (ii. 181) im Inventar von 1682 bei Schiiren nn. 9 ond 74
bembt offenbar aaf einem Irrthum, da sie bei Rykaczewski nur einmal
angefShrt ist und die Registrirung in n. 9 sowohl im Namen de»
Anp^telkrs (Martin Y.) wie in der Jabreesabl (1234) Fehler anf-
aoweiaea bat.
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413
zeichüisrfen ein früheres erhalten zu haben und dieses mit
den bereits bekannten vergleichen zu können.
In der am Schluss abgedrackten Urkunde (Orig.,
2 Siege!) deB Herzogs Karl von M^Ienburg von 156B
August 17 versprechen der Herzog und Matthias Gans
(Hauptmann zu Schönberg) dafür zu dorgen, daös Herzog
Chnatoph dem liubischen Domkapitel eine Quittung in
seinem und des Rigisehen Kapitels Namen über die Ans-
lieferang der Urkunden ausstelle. Sobald Christoph dieser
Verpflichtung nachgekommen ist, soll die Urkunde dem
Herzog zurückgegeben werden. Da diese im Original unter
den Akten des ekemaligen L&bisohen Kapitelsarcbivs im
Oldenburger Haus- und Centraiarchiv vorhanden ist, so
hat Christoph offenbar die verlauglc Quittung dem Lübi-
Bchen Domkapitel vorenthalten.
Ph. Schwartz.
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414
Sequentia jtura ecclesie Rigensis deposita sant apod
oapituium Lubicensd«
(1 u. 2) [1366 Aug. 19 n. 1300 Juni 11] Bne bulle
auree in nno rotulo corio nit^ro obducta, una cootirmatoiia
litterarum Henrici imperatoriSi quibus archiepiscopoä Ei-
gSDsns Creator princeps imperii, conceditnr ei provincia
LiTonie com jure cndendi monetam, minere, metalli et in-
ventio tesauri et admittitur fiindatio civitatis Rigonsis, al-
tera Oaroli quarti confirmatoria privil^ioruni eodesie Bi-
gensis et ne quk aos in juribus eonun molestet
Gedr.: nach Drncken ans dem Anfange des 16. Jahrit m
StaatsA. zu Königsberg livl. ÜB. 2 nn. 965 u. 972. Vgl. SitznogS'
berichte der Ges. f. GmgIl iu Altertbomak. an Big» 18d7 &. 11. —
FoUen M., Seh., B.
Deinde seqiraxitar capsole litteris alpbabeti notate. Gapsa
A continens litteras per Utteras alpiiabeti:
a (3) [Vor 1310 Juni Idj Littera magna cum blnnibo
Glementis pape qninti continens articnlos, super quibus in-
quiriuir contra magidLrum et fratres ordinis suücte Marie
Teutonicorum in Livonia pro ecclesia Rigensi.
YgL UB. 2 n. 680 Sp. bL - Fehlt M., Seh., &.
B (4) [1318 Febr. 23] Littera Joannis XXn. pape sab
blumbo, per quam citati ouut magister et fraires, in qua
contineutur nominatim oronia castra ad meusam liigensis
arcbiepiscopi specia[n]tia^.
Qrig. iu der Kais. Öffentl. Bibliothek za St. Petersbarg. Ko-
pirt von Hildebrand. Gedr : nach den Originalrej^esten bei Theiner
nnd daoadi UB. 6 n. 2775. — M. 62 a. 68^ Seh. 50. B. 8. 111
8. o. 124.
Bij (5) [1288 Sept.] Prima donatio castri Dalen per Joaa-
nem archiepiscopuiü Rigenseni capitulu liigensi facta.
Orig, in der litauischen Metrikü im liauptarchiv des Ministe-
riome d. aoswärt. Angelegeuh. iu Moskao. Gedr.: danach UB. 1
* ) tipectatia.
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416
u. 524. Vera.: danach Mittheil. a. d. livl. Oe^^ch. 12 S. 98 n. 4
0. IlTammtRiö, Oniicaaie mittn» n asTOBt .luiuhcmm MCTpiiKM, X n. 4.
Vgl. Bunge, Urkundea - Regesten n. 1354, n. Katalog d. Aaset,
zum X. archäolog. Kongress iu Riga 1896 n. 959. — M. 48,
8ch. 40, R. S. 113.
(6) [1224 Jali 21 (?)] Limites terrarnm intor episcopum Biy
EstonieDsem vel LehaleoBem et Bigensem sea Li^oniensem
discreti.
Orig. in d. Kaia. Öff. Eibl, iu Feteraburg. Gedr.: danach
UB. 1 n. 63; vgl. Bunge, Ürk.-Reg. n. 211. — M. 10, Sch. 10,
& 8. 106 f.
(7) [13Ö7 April 24] Revocatio tractatuam in Dautsig D
tempore Vromoldi episcopi fieusla per daos oardinales.
Oilg. in d. K. öfll BibL in Fotendrarg. £op. Ton HiMtfafud.
— II. 118, Beb. I78v febU B. Vers.: naeb M. UB. 3 Beg. n. 1929.
(8) [1318 Febr. 23] Littere Joannis pape XXll. in Dij
bltunbo citatioiUB contra episcopum Osüiensem necnon Ri<
gensis et OBilienslB ecclesiamm capitala ac magistrom et
praeceptores ordinis, ut infra sex menses compareant ad
informanduui papam (ie statu patrie Livonie et diveraiö
articttlis sedi apoätoücae alias reiatis.
Gedr.: naeb den Originalregeefcen bei Tbelner n. d«naeb UB.
G n. S774 — M. 6b, Scb. 49, B. 8. 114.
(9) (1434 Febr. 25 — Jali 30] Nonnulle querele Henningi E
archiepiscopi Rigensis contra ordinem in concUio Basiliensi
proposite, qnibns nomine concilü deputatns est anditor
Petras Curserü.
Orig. io d. K. ö. BlbL in Petenbnig. Gedr.: danach im Ana-
loge UB. 8 n. 778. — H. 199, 8eb. 149, B. & 126.
(10) [1436 Sept. 28] Sinodi Basiliensis confirmatoria F
Bttper nommllis articolis inter arobiepiscopnm fienningum
et magistrom super delatione ordinis sancti Aognstini et
aliis multis articulis in Walcke per episcopum Tarbatensem,
Obiiieiiseiu et Ciironienaem composiiis.
Oriir in d. K, Ü. Bibl. in Petersburg u. in d. Fürstl. Czartoryg-
kibchen iiil^Uothek in Krakau. Gedr.: danacli UB. 0 n. 106. —
M. 2ii-~2l^, Sch. 162—164, K. 5. 127. B. üd. m a. 186.
416
V (11) f1251 März 14] De Seniigallia: comi^sio refor-
mationis episcopatuum Eigensis^ ZemigallensiSi CuronienBid in
blambo Inoooentii pape qnarti.
Gedr.: nadi Orig. bei Doglet n. daoaeli UB. 1 n. SSSI; tk^.
Bwig«, TXikondeii-Beg«Bt«n n. 653. — M. 27, Scb. 21, R S. 110 C
Littere lu eadem capsa a numeris sigoate:
1 (12) [1231 April 26] Bnlla Gregorü IX. de confirma-
tione iu.stitutionis conventus Rigensis in Premonatratensiom
ordinem.
Odg. in d. K. ö. Bibl. in Petorabnrg. Eopirt von Hildebrand.
Gedr. : nach einem Orig.-Transs. v. 1309 bei Doppel o. danach ÜB.
1 o. 168} vff » Bonge, UriL-Beg. n. 35^ M. Sch. 6» a S. 110.
13 (13) f?y Distinctiones terminorum mier domiaum et
capitulum Kig uBem et fratres in Livonia.
10 (14) 1209 [finde]. Littera Alberti arobiepisoopi« Bt-
geneis de Gersecke et donatione ejus, quomodo rex Wisse*
waldus terrani Gersecken cum attinentiis ecclesie Rigensi
donavit et praestito juramento ab ea in feudum reoepift,
de dato 1209.
Orlg. in d. E. ö. Bibl. in Feterebnrg. Gedr.: danach ÜB. 1
n. 15; Tgl. Bunge, Üric.-Beg. n. 38. — M. 2, Schi 2, B. 8. 106.
74 (^^) [1355 Aug. 3j Littera Vromoldi arcbiepiscopi Ri-
gensis saper restitutione et Dova coUatione castri Dalen et
terrae Po[t]eleD[e]*» .
Orig. in d. lit Metrika im H.-A. etc. in Moekau. Gedr.: da«
naeb UB. 2 n. 958, vgl. 6 Reg. S. 55 o. ad 1130. Vera.: daaaeh
MIttbelL 12 8. 99 n. 11 n. BTaam^ Xn. 11. Vgl. Kat d. AofliL
s. arehiol. Kongr. in Biga 1396 n. 963. ^ M: 87, feUt Sch. a. K
21 (16) [1343 Febr. 28] Littera, in qua declaratur, quod
Joannes de Tysenbosen propter proditionem infamis, per^
jnruBf exeomnranieatus, privatus qnibnscnnque fendis ab eo*
clesia ot iubabilis ad ea et futura usque ad (luai Lam gene-
rationem et Engelbertns qjus filius obtenta venia aolutis
•) wke, ^ ) Parelea.
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417 ^
(jüaclringentis marcis Rigensibus obtiauitj patrem absolTi et
86 et geuerationoin mmm rehabilitari.
TransP. d Urk. v. 1342 Ang. 17. Orig. in d. lit. Metrika im
H.-A. etc. in Mosloui. Gedr.: nach einer Kop. d. Orig. ÜB. 2 n.
811 (807). Vera.: nach d. Orig. Mittheil. 12 S. 98 u. 8 u. nia-
lORUKiu, X. n. 8. Vgl. Kat. d. Ausst z. archäoL Ko&gr. In Big«
1896 n. %3. — M. 78, Sch. 64, R S. 116.
(17) [1434 Sept. 17] BqU» sacri concüü de mera ja- tj*
fltitia concessa ecclesie Rigenei, in qua maDdatnr episcopo
Taibatensi etc., ut declaret nulhim preecriptionem conti*»
ecclesiam Bigensem iacurriese, interim ordo agerc non po-
tait propter mutationem et alia, in litteris blumbo signatis.
S Origg. in 4 K. 0. BM, in Peterabotg. Gedr.: danach ÜB.
8 B. 86t - M. 908 n. Beh. 158 n. 154» B. 8. 196 f.
(18) [1437 Sept. 30] Commissio faet: domiuo Vai miensi, 34
Qt causam super prescriptione snbducenda resumeret in eo
statu quo fuerat coram episcopo Tarbatensi, qui ad conci*
linm remisit eaudem.
Orig. in d. lit Metrika im B.-A. etc. in Modua. Gedr.: da-
nach UB. 9 n. 939. Vera.: danach Iflttfaeil. 19 8. 106 n. 47 n.
DTaaunuitt, X n. 46. — M. 919, fehlt 8cb. n. R
(Iii) [1390 Nov. 10] Processus aggravationis contra ^6
magistratn et fratres super dominio civitatis iiigensis.
Gedr.: nach Dogiel UB. 3 n. 1275. — M. ld4-~36, Sob. 104,
107 a. 108, R. 8. 120. 8. an. 21 u. 25.
(20) [1361 Febr. 26] Seotentia domini Simonis lata in 52
eausa appellationis interpoBite a pioc(!s:<ilnis facLlö per do-
minum Arelateusem et Selleiisem in cauea Higensi.
Gedr.: nach Dogiel UB. 2 u. 984. — M. d8v fehlt Sch. u. R.
(21) [1390 NoY. 10] Processus aggravationis contra 26
magigtmm et fratres super dominio civitatis Rigensis.
S. nn. 19 u. 25.
(22) [1425 Juni 19 (Okt. 24)] Processus continens ab- 20
aolutionem civium a juramento prestito ordini et declarans
eosdem sabesse archiepiscopo.
») sie; 4f
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418
8 Origg. In d. E. ö. BibL in Petenborg (Jmi 19), Orig. in
d. Ffintl. Csartorysk. Btbl in Krakm (Oki 34). Gedr.: daoMli
im Amtige UB. 7 an, 304 n. 36&. * H. 179-81, SeK 189 n. 14^
R. S. 194 f. 8. nu. 91 n. 96.
Sine üumero:
(23) [1392 Juni 27] Citatio contra Hermannum Ixcul
ac nagiBtmm et praeceptom Lipome eoper alienatioae
castri IzcqL
Gedr.roMliDogiel UB.8n.13ia - M. 148^ Seh. 117, R a ISS.
Sine uumero:
(24) [1426 Dez. 23J ProcesBus inbibitionis com cessu'
TiBf ne fratres de ordine ammodo electionem sea yisitationein
cauüiiicurum eccle^io iiigentiis se intromisceant, sed prout
de novo rcducti sunt ad ordiuem nancti Augostini eos in
60 demittaott
2 Origg in d. K. ö. Bihl in Petrr?bnr[^ Gedr -. danach TO.
7 n. 651. — M. 185 Q. 18a 8ch. 180^ B. S. 125. an. 140.
18 (25) [1890 Nov. 10] Processus aggrayatioiüs contra
magislrum et fratres super dominio civitatis Rigeoäis est
triplicatus.
8. nn. 19 0. 21.
2 (26) 1310 Juni 19. Bulla Clementis quinU, qua maa-
dat inquiri de quibusdam sceleribus contra fratres beate
Marie Teutonicorum hic expre.ssis necnon super alüs. in
qaibuB inventi erant publice diSamati, et mandatur hic
castram in Dnnemimde per fratres occnpatum dimitti et
teneri per fideles personas usqoe ad pladtam sedis apo-
stolice. Dalum Avinione XILI. kalendas Julii anno etc.
quinto.
Orifr. in d. F. Czartorysk. Bibl. in Krakau. Gedr.: danach bei
Dogi. I 11 danach ÜB. 2 n. 630; vgl <1 Heg. S. 33 n. ad 728. Vera.:
nach Uiig. Mittheil. 13 8. 9 n. 22. — M. 57, Öch. 48. R S 113.
6 (27) [1434 Jnli 29] SapUcatio data in conciüo Bauüeiui
pro arcbiepiBCopo Heningo, qui laborabat in ecclesiam suam
inducere ordiiiem sancti AuguoLini ab antiquo iu ea habi*
tum, et quod sibi nou obesset preäcriptio fr atr um ordiois
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419
beate Marie Tetttonioornm per bone memorie Bonifadum
institutorem.
Orig. in d. K. Ö. Bibl. in Fetersbnig. Gedr.: danach ÜB.
8 n. 837. — M. 202, Sch. 152, R. S. 126.
(28) [1434 März 19] Gitotio per edictam ex consilio 19
BasüieDsi contra magistnun et ordinem in Livonia decreta,
instantibne reTerendissüno domino Henningo archiepiscopo
et capitulo Rigonsi.
Ori*,' in d. K. U. Bibl. in i'etersburg. Gedr.: danach ÜB.
ö ij. — M. 20ü, Sch. 150, R. ö. 126.
Sine namero:
(29) [1425 Mai 12] Bulla super absolntione ciTinm
cancellata, nbi adjudicatur civitas Rigenaiö archiepiscopo
Bigensi et adimitur ordini.
2 Origg. in d. F. Czartorysk. Bibl. in Krakaa. Gedr.: nach
dem Tranes, v. 1425 Jaui 19, vergl. mit den 2 Oriep- , UB 7 n.
m — M. 177 o. 178, äch. 137 u. 138. R. S. 124. S. ii, 61.
Sine nnmero:
(30) [1430 Mürz 15] Srnniita transBumptarum bullaram
huic insertanim: primo tenor bulle Gregorii noni; item buUa
Clementis qu[ar]ti^ , in qua inseritur tnnor priviiegii
Alexandri quarti ; item boUa Jeannis pape XXII., et refert
Be papa Joannes XXII. ad bnllas Oregon! IX., Bonifacii
octavi et Clementis quiuti.
Orig. in d. K. ö. Bibl. in Petereburg. Vera.: danach ÜB. 8
u. 169. — M. 193, Sch. 144, R. S. 125.
(31) [14^ März 29 — Jnni 30] Instmmentum consti- 12
tiit[oram]^ procuratortnn contra dominum episcopum Cnro-
niensem super spolio [t]er[r]arnm ^ ac villarum ad capitu-
lum Rigense pertinentium.
Pap.-Kod. in d. lit. Metrika im H.-A. etc. in Moskan. Vt;rz.:
danach MitfJicil 1*2 R 103 f. nn. 36 u. 37 u. ÜTamHiyiiÄ, X nn.
35 11. 'M'k Im Aufczugc kiipirt von Hildebrand. ~ M, 170 u. 171,
Sch. 134 u. 135, R. S. 124. Verss.: nach M. u. Sch. ÜB. 6 Reg.
8. 186 n. 3172 b. S. n. 224.
•) qninti. conatitatLoiiis. certamm.
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420
pr. (82) [1392 April 12 oder 21] Procttratoriam ad novaa
ißjurias factas reverendissimo doroino Joannl archiepiscopo
Rigensi coram capitulo Lubicensi.
M. 14G, Scb. 116, R. S. 122. Vere.: uacli M. u. Sch. ÜB. 3
BAg. a. 1576 VL 6 Reg. S. 76 n, ad 1576.
(38) [1361 Mai 11 n. Juni 11] Alique iaterrogationes
et reBponsiones artienlate et instrumentate in rotulo.
Orig. ia d. K. O. ßibl. in Petersburg. 3 NotariatsiDstrumeuttt,
2 vom 11. Mai, eins vom 11. Juui, an emauder befestigt. Kopirt
von HilMnnd. ¥gl. HUdefamod, Ari>«itea f. d. UtL UB. mifib
S. e t M. 99, SeL 79, B. S. 117. Ven.: naeli M. «. Seh.
UB. 2 a. 1164-66, 6 Reg. 3. 173 n. ad 1164-66; ?gl. 8. 57 a.
1166 aa.
22 (34) [1334 April 15] Compositio per cardinales ordi-
Data, licet in eam archiepiscopuB non consenserit, pro eo
quod domi&i de ordine oppognarunt civitatem Rigensem et
spoUavemBt arcbiepiscopum et capitolum certis allodiia et
poBseBflionibtts fuemnt excommiinicati et aggravati ac pro
compositione condomuaii in ^uatuor milibus ut quingentiä
floreniä in opido Bruggis Flaadrie persolvendid aoüo 1332.
Orig. in d. F. Czartorv'.'iTc. Bibl. in Krakan. Gedr.: ?mch einm
Transa. von 1334 Sppt 14 Dogiel 5 n. 41 u. danach UB. 2 n 7&9.
Vera.: nach Orig. MitUieü. 13 S. 10 a. 28. - ÄL 73, feWt Öch.
D. R.
17 (35) [1364 NoY. 13] Processus cum multis aggraTatto-
nibus contra ordinem ad instantiam archiepisoopi et eocle-
sie Rigensis, pront quod occupent ostia et posseesiones
ecclesie etc., Bigillatus multis sigillis ad üdem, quod [apiid] *
muUos higusmodi proceasus execuius est. Sunt XVI sigüia
appensa.
Oilg. in der E. ö. ^bi. In Petenborg; noch jetst hängen an
der Urk. 16 Siegel, ursprünglich sind es 25 gewesen. Kopirt von
Hildebrai 1. - M. 105 mit d. Dat.: 13 caL Not. (Oki 20), fehlt
Seh. n. B. Vers.: nach M. UB. 2 Reg. n. 1188.
23 (36) [1435 Dez. 4] Littera domini Henningi arcbiepi-
scopi inter eum et magidtrum duper compositione üuauuilo-
>) fehlt
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rum articolorum differentium , postea per alias litteras in
concüio Basilieusi coDfiriuatorum, facta in Walcke.
Orig. in d. F. Czartorysk. Bibl. in Krakau. Gedr.: diDAch
ÜB. 8 1019. ~ M. 212, Seh. 161, R. B. 127. 8. n. 62.
(37) 1354 [Okt. L*;iJ Processus Magiii e})iacopi Arosien- 16
äiä snper civitaCe Higem»! poueuiio ad maouä pape, anno
1364 pape Innocentii anno ejus secando; de iata sententia
fnenint abaolnti ad cantelam et non de alia.
Oadr.: nach Orig. bei Dogiel a. duiacli ÜB. 2^ n. 964. — M.
84 Q. 86» Seb. 68, R. S. 116.
Sine numero:
(38) [1385 Jan. 10] InBtnimentam compositionis inter
dominam archiepiscopum et Hennelunum Pitbgever Yasallnm
dicte ecciesie parte ex altera.
Orig. in d. lit. Metrik» im H.-A. etc. in Moskau Oedr.: nidi
Dogiel ÜB. 3 n. 1218 Yern.: nach Orig. Mittheil. 12 S. 100 u. *20
Q. HTamHOKtH. X n. 20. Vgl. Kai. d. AuBst. z. aich&ol. Kongr.
iu Riga 1896 n. 971. — M. 122, Sdi. 99, H. S. 120.
(39) [1485 Mttrz 27] PriTilegium pro eoclesia Rigensl, 91
qnod episcopue Lubicensis pro tempore exibteos possit trans-
sumere jura ecciesie KigeoBis in civitate Lubicensi et au-
(oritate saeri concilii sub blumbo et decretum antoritate
ejnsdem interponere.
2 Origg. iu d. K. O. Bibl. in reter»burg. Gedr.: dauach UB.
8 n. 911. ~ M. m Q. 209, Seh. 157 q. 158, a S. 127. 8. na.
186 Q. 218.
(40) [1388 Juni 10] Subdelegatio conservatorii gene-
ralis capitnlo Rigensi ab Urbane papa [8ez]to * concessi in
personam episeopi Racebnrgensis, qui snbdel^at episcopum
Revaliensem, alibates in Yalkenau et Padis'' et preposituui
et decanum Tarbatenses.
Orig. in d. R. Ö. Bibl. in Petersburg. Kopirt von HUdebrand. —
M. 128, Ii 101, R. S 120 Vers.: danadi UB. 8 Reg. n. 1491,
6 Reg. S. 73 u. 210 n. ad 1491.
») qaarto. ^) Fadrii.
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4S2
(41) [1330 Das. 26, Riga; Des. 28 im ScUosb m Donar
münde vorgewieaen") Citatio magistri et Iratrum facta per
8abe2.ecutorcB Faduaui etc., ut osteadant privilegia exemp-
tionis sae et, nisi fecerint» enint subjecti ordinarÜB.
Orig. In ä, K. 0. BfbL in Petenbnrg. Kopitt von Hildebnnd.
* M. 71, Seh. 58, B. 8. 115. Vmi nach M. ÜB. 3 Beg. n. 879.
14 (42) [1268 April 5] Quomodo Albertus arcliiepiscopus
Rigensis (eetatar, quod Nioolans de LettOTi[a]' hereditatem
Bnam, qnam habait in provineia Nalaen, ad mannB saas re-
signavit et fidem recepit ^ et hereditatem ipsam ab episcopo
et ecclesia Rigensi in leudum recepit.
Orig. in d. F. (Jzartorysk. Bibl. ia Krakau. Gedr.: dauach
MittheU. 13 S. 17. M. 41, Sch. 34, B. S. 112. Yen. : danach Ua
1 Bog. a. 463, 6 Beg. & 156 o. 196 a. ad 468. Vgl. Bonge,
Uik..Bog. n. 1104.
37 (43) [1365 Jali 25] Littera subdeiegaUouiä ad relaxa-
tionem interdicti ad tempiu.
2 Origg. in d. E. ö. BIbl. in Petenbnrg. Kopirt von HIMo-
bland. — H. 108 o. 109, Seh. 88^ R & U8, Yen.: nach M. ÜB.
2 Beg. n. 1206. 8. o. 57.
29 (44) [1365 Juli 26] Sospenno sentencie excommanica-
tionifl depntatnr amicabÜibiis compOBitoribns ad conoordan-
dnm causam inter arehiepiscopom ei ordinem super domi-
DIU civitatis Rigensis.
Orig. iii d. K. ö. Bibl. in Petersbnrg. Kopirt von Hilde brand.
— M. 110, Seil. n. S. 118. Vera.: nach M. u. Sch. ÜB. 2 Beg.
n. 1207, 6 Beg. & 174 n. ad 1207.|
(45) [1397 vor März 12] Eyn vortracht des biscbofs
zu Brunsberg zwischen dem ertzbiäcliuii von Eiga uud syner
ritteracbaft uffgericht.
Die Anofeitignng von Seitea doo Enbisebofo iai nach dem
Orig. Im Gr&flidi Tleeonbaooeneehen HaJorataA. in Postawy in
' litanen gedroekt ÜB. 6 o. 2937. Fehlt !(., 8ch., B.
•) Letto?io. ^) de.
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(46) [?1420 Not. 12] Qaitantia domi&i JohinniB ardiie-
piflcopi Bigensifl super dncentis ducatiB camere apostolioe
ratione officioram debitis et solutis.
M. 164, fehlt Sch. u. B. Verz.: nach M. UB. 6 Beg. S. 131
n. 2969 a.
(47) 1B64. Processus Magni episcopi Arosiensis contra 30
magistmm et fratree LiTonie factns super oiTitate Bigenai,
execati» in dritate Lnbioenei, de anno 1S64 temporilras
ürbani pape quinti; de istis senteotiis nunquam iueruiit
abgoiuti.
Vielleicht ist hiernaf oder auf n. 48 M. 107 (13GC) Juli 24),
iicJi. 87, B. S. IIb £u besieheu. Verz.; nach M. UB. 2 a 1206.
(48) 1964 finde. Prooeesns ÄrosienslB episcopi contra 43
mi^listrum et fratres LiTonie pro eo^ quod tradidemnt oa-
puLiiHu jiro civitate Ri^ensi, de anno Domini 1364 pape
Urbani quiuti anno tertio; de istis sententiis nunquam
hmoA abaolntif sed adhac snnt istia sententiis innodati.
(49) [1211 Herbst] Distinctio terre Livonie inter epi- 31
scopos et ordinem militum Christi, quibos tertia pars pro-
Tincie assignata est militibns.
Orig. in d. F. Czartorysk. Eibl, in Knkaa. Gedr.: danach
bei Dogiel und danach UB. 1 n. 23. Yen.: nach dem Orig. Mit-
theil. 13 S. 5 n. 1; 8. l'l I Yerbesseranf^en zum Drock. Vgl. Bangem
UrL-Beg. iL 46. M. 4, Sch. 174 (7), fehlt K
(60) [1361 Not. 26] Snper proceesibns domini decani 42
Lnbecensis, quomodo dictus dccanus civitatem Bigensem
ecclesiaHtioo .^upposuit interdicto.
Gedr.: nach Urig. bei Dogiel u. danach UB. 2 n. 988. — >
M. 100 n. 101, Sch. 80 n. Bl, B. S. 117 f. S. n. 54.
(51) [1399 Mai 12] Traasnmptnm littere domini Fri< 49
^eriei arcfaiepiscopi Rigensis, in quo inserit tenorem littere
domini l8[arn]i* Rigensis arcliiepiscopi super prcounctia-
tione concordie inter ordinem et civitatem Bigensem.
Orig. in d. lit. Metrika im II.-A. etc. in Moskau. Gedr.: danach
Dogiel 5 D. 71. Yen.: nach Dogiel UB. 4 Beg. n. 1794 tu nach
>) Tttemii.
Mitthaü. M, d. UtI. Gescbiclit*. XVII. 3. 38
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4^i_
Orig. Mittheil. 12 B. 103 a. 35 u. nianwü, X o. 34. — M. 16Ü,
SeL 127, B. S. 123.
33 (52) [c. Littera domini Alberti episcopi roper
divisione iacLa inter ipsum et Iratres gladiatonmi de terra
Tolawe, absque data.
Orig. in <1 F. Czartoryek. Bibl. in Krakau. Gedr.: danach bei
Dogiel u. danach ÜB. 1 ii. 70. Verz.: nach Oriir M. 13 S. 5 n.
8; Verbesserungen ^nm Druck S. 13, II. Vgl. Bimge, Urk -Beg. ii.
221. — M. 3, Sch. 173, fehlt B.
(63) [1312 Juli 18] Littera domini Frandsci d«
H[ol]iano*y in qua mandatnr dooBino aichiepiscopo Rigenn
et eeteris prelatis, nt exoommuniceDt fratres, quia castram
in Dunemunde nolueruut seqaestrare sive expeditum sibi
übere presentare.
M. 60, Scb. 51. R. S. 115. Vers.: danach UB. 2 Bttg. il7GS;
6 Beg. a 165 n. 733 b o. a SOI a. ad 733 b.
39 (54) [1361 Nov. 26] Processus decani Lubicensis contra
cives Rigenses super cessatioue divinorum,
S. n. 50.
47 (55) 1S60 [Januar 13]. Quod eapitulnm Rigenae dedit
frau'ibus 160 uncos in Semigallia anuo etc. 1260.
Orij^. in d. K. Ö. Bibl. in Petersburg. Gedr.: danach ÜB. 1
n. 344. Vgl. ßuüge, Ürk.-Beg. n. 929. — M. 38, Sch. 30, R. S, III.
(66) [1322 Des. 18] Canonici Bigenses BoWenint fratri*
buB 80 marcas, super quibus qaitantur.
Orig. in d. Iii. Metriku im H,-A. etc. in Moskau. Gedr.: dt-
nach ÜB. 2 n. 683. Verz.: danach Mittheil 12 S. 98 n. 7 s.
IlTaiBBiuüfi, Zu.?. Vgl Kit d. Auast t. arebioL Eongr. in
Biga 1896 n. Ses. - M. 87, Seh. 67, fehlt B.
(57) [1365 Juli 25] Subdelegatio episcopi firosiensis.
a n. 4&
(58) 1395 [März 14]. Littere Wentislay Romanoram
regia super inDovatioue privil^orum predecessoruu impe-
ratomm, de data anno 1396.
>) Haiiaao.
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Qedr.: nach einem Traas^. vom J. 1&19 bd Dogiel q. dauach
06.4 n. 1868; vf^ 6 Beg. & 80 n. ad 1667. — 11. 168^ f«Ut Soli.
(59) [1376 März 27] Sententia privationis Johaanis
arciuepiscopi Rigensis contra Tilonem [R]uffi*.
Orip in d. K. ö. Bibl. in Petoreburg. Gedr.: danach MltthflU.
& und dauacU UB. 8 u. 1113. — U. 117, Scb. 93^ B. S. 119.
(60) [1435 Man 29] Eshortatio aacri conoilii Basilien-
m ad magnmn dnoem Lftaanie, cjns nomine non expreeso
propter perpetuitatem, pro tuendis ecclesie Eigeosis ju-
ribus*'.
Terz.: nach einer Haiidschr. vom Ende d. 16. Jahrb. im StaatoA.
so Konigaberg UB. 8 n. 918. — M. 207. Sch. 156^ febit &
(61) 1425 [Mai 12]. Bulla Martini pape quinti anno
ejüs octavo, per quam datur certis executoribus in com-
misao, ut consules et cives Eigeoses a jurameDto iratribus
ordinia Teatonicomm prestito abaoWant ei qaod ipsia man-
dent, nt eornm vero domino arcbiepiscopo Rigenai in spi*
ritualibus et temporalibus obediant.
S. n. 29.
(63) [1435 Dez. 4] bigtnimentam conoordie inter do- 41
minnm Henningnm arcliiepisoopnm Bigensem et eapitnlnm
ez uQa et magistrum et ordinem super mutatione babitus.
S. n. 36.
(63) [1386 Sept. 27] Littera saper piscatora in Asterwe, 15
quod jns ejnsdem spectet ad capitolnm Rigenae.
Transs. d. Urk. von e, 1259, in der wieder die von 1250 Jnli
transsamirt ist. Oricr. in d. F. Ceartorysk. Bibl. in Krakau. Gedr.:
üanacli Mittheil 13 Ö. 20 IT. — M. 75, Sch. 61, R. S. 115. Verz.:
nach M. UB. 2 Reg. n. 907; vgl. 6 Reg. S. 170 n. ad 907.
(64) [1434 Mttrz 19] Inbibitio, ne ordo Tiolenta mann 48
mdeat aliqnod oontra eccleaiam attentare» donec per oon-
cUium Basiiiense causa ioter ambas partes ibidem ineepta
fuerit terminata.
Toffi. ^) Am Rande des RegeaU eine ondentUche Signatur.
28*
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426
Orig. in d. F. Czartorysk. Bibl. in Krakau. Gedr.: dwiacJi ÜB.
8 787. — M. 201. Sch. 151, R. S. 126.
88 (65) [1391 Mai 10] Prohibetur vasaHls eodesie Rigen-
siS; ne bona feudalla sine consenBu arcfaiepiscopi BigensiB
alieuent sue emptionis aut pignoris aut cnjnavis alterioBBodt
tiiulo Bub pena excommunicationis et privationis bonoi um
hujasmodi; etiam prohibetor illa emenübaa et in pigauä
lecipientibiis.
Orig. in a. lit M«trika in H.-A. «te. m MMfam. G«dr.: roA
Orig. bei Do^l a. danach UB. 8 n. 129B. Vera : nach Orfg.
Mittheil' 12 S. 105J n. S8 n. IlTaiinmKÖ, X n. 29 Vgl. Kai d.
Anwt B. anshfioL Eoiigr. in Riga 1886 n. 978. - M. 138» Seh. 113,
B. S. 181.
(66) [1282 Jnli 14] Privilegium super bonis in [T>
Üiekau doiiiini ducis Magnipolensis Bnrewin ecdesie Ri-
gensi donatis.
Transs. d. Ürk. von 1224. Orig. üi d. lit. Metrika im H.-A.
etc. in Moskau. Gedr.: danach UB. 1 u. 479. Vera.: danach
Mittbeil. 12 S. 97 n. 3 u. nraoiHUKUJ, X u. 3. Vgl. Bunge, Ült-
Beg. n. 215 u. 1269. — M. 46, Sch. 38, R 8. Itt.
(67) [?1419 Okt. 30] Quitantia arcliiepiscopi Jobannis
snper quibusdam florenis ratione aervioii camere apoatolioe
Bolutie.
M. 163. fehlt Sch. u. B. Vera.: naeh II. OB. 8 Beg. S. lÄ
n. 2797 a.
36 (68) [1362 Juli 28] Littere mteudatioüiö certorum bo-
nomm qnibosdam Jobanni et DeÜeTO Aaegal respectiTe
factomm.
Transa. d, Uitt. TOn 1369 Janaar l iL 1860 Juni 24 aas
dem erabiBehömehen Begirtram. Orig. in d. Ut Metrika im H. A.
ete. in Mimkon. Gedr.: daaaeh DB.tn 991-993. Verx. . danach
MittheiL 12 8.98 n. 14 n. HiairaaEifi, X n. 13. VgLK»t d. A i««t
«. aidiioL Kongr. in BIga 1896 n. 968. - M. 108, Sch. 82. ß.
S. 118.
(69) [1420 Des. 2] Quitantia soper 20 floienia per «•
dem Joannem episcopiim camere apostolice ratione nriim-
torum servitiorum solutis.
*) Katbekao.
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427
M. 165, Sch. 130 (T), R. S. 124(7). Yen.: nach M. u. Sch.
ÜB. 6 Reg. S. 181 n. 2970 a,
(70) [1390 Dez. 23} Instramentam mtentie in prima
iDBtantift Buper ecolesla sanoti Pauli Rigensis.
Urtheil des Hermami de Bilvelt, enthalt eu in dem von Thomas
von Wnlkiiigtua (Walkingron), der die riohi- der der siegreichen
FarUii zu ersetzeiideu Kobleu feätdetzL^ 1391 Juli 5 besiegelten
iDBtnunent Orig. in d. Ut Metrik» im H.-A. ete. in Uodan.
Yen.; danaeh Mlttbdl. 13 8. 102 o. 80 a. UTaanudi, X n. 29.
Im Annage kopirt von midebraod. — M. 140, Seh. HO» B, S.
121. Yeis.: uMh M. n. Seh. ÜB. 8 Bog. n. IfiBS n. 6 Beg, S.
36 n. ad 1662.
(71) [1391 April 19] InstnimeDtum ^cntentie in se-
conda inetantia super ecclesia sancti Pauli Bigensis.
Die Höhe der Fon der uiterlegeDeii Partei sm enetsendea
Kosten wild 1891 JnU 8 beettmmt Orig. in d. llt Metrik» im
H.-A. efte. In Hoekra. Vers.: duaeh MitthdL 12 S. 102 n. 29 n.
llTMwmii, X n. 80. Im Ansnage kopirt tod HUdebrend. — M.
187, Seh. 109, B. S. 121. Vere.: nach H. n. Seh. ÜB. 8 Beg. n.
lfi60n.6Beg.8. 76n.ad 1660.
(72) [1391 Jani 28] iDStnunentttm sententie in tertia
instantia super ecclesia sancti Pauli Bigensis.
Die Hohe der der aiegrdehen Partei in ereetaenden Kosten
wird 1891Jnli 6 beetlmmt Orig. in d. Ut Uetrika im H.-A. ete.
In Moekao. Vers.: danaeh MitthelL 12 S. 102 n. 81 n. nsamofrii,
X n. 26. Im Anenge kopirt von Hildebrand. M. 189, Seh. 114»
B S. 121 f. Vers.: nach M. a. Seh. ÜB. 8 Beg. n. 1661 n. 6 Beg.
S. 76 n. ad 1661.
(73) [1268 Jan. 10} Homines ecclesie noa debent quo-
m titolo ab ordine Tendieari, et si fluvins [GJoyra* ezore-
flcentia sua aliquod de bonis ecdeslae ademerit et terre or-
dinis conjufn]xerit^, debet nichilominuB illa terra sie se-
juücta capitul[o]« remanere.
Orig. in d. K. Ö. Bibl. in Petersboig. Gedr.: danach MittheiL
4 u. danach ÜB. 1 n. 407. Vgl Bange, Urfc.-Beg. n. 1103. —
M. 40. Sch. aa, K. S. 112.
•) lioyva. ^) eoojnzerit •) eapitnlL
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428
1^4* (74) [1435 Nov. 7] Appellatio interpoßita nomine or-
dinis Teatoniooram coram episcopo Tarbatenm in iaeto
prescriptiomSr qne deeerta est dndnm.
Orig. in d. Ut Metrik» Im H.-A. ete. in HoMkan. Gedr.: da-
naeh im Aossoge UB. 8 n. lOlOl Vera.: danaeh MittiielL 19 fi.
105 n. 4i n. ntammift, X n. 48. — M. 311, Sdi. 160, B. 8. 197.
50 (75) [1240 März 21] Item quedam cumpooitio facta
inter capituluni et quandam viduam MargaretheD [Mergardim]
snper inaula Oamasare.
Oilg. in d. K. ö. Bibt In Petorriiorg. Gedr.: danaeh ÜB. 1
n. 164. Vgl. Bonge, Uik-Beg. n. 46& — M. 22, reUt Seh. n. B.
(76) [1360 Aug. 25] Processus executorialis conimissa*
riorum seoteotie per cardinalem sancti Marcl iate, qua ad-
jadicatnr ciyitaa Rigenna Vromoldo arehiepiacopo Rigensi.
Orig. In d. F. OfartoiyilL BibL in ErakaiL Gedr.: daneeh
bei Dogiel nud danach ÜB. 2 n. 976. Verz.: nach Orig. MittheiL
18 8. 10 a. 88. -M. 94 n. 96, Seh. 76, fehlt B. S.n.164^ aaehl6&
(77) [1251] Littera, in qua datur per Nicolaum epi-
scopum Rigensem capitulo Bigensi medietas Bua bonorum
in Se[mi]gallia^.
Orig. in d. K. Ö. Bibl. in Petersburg (P), ein zweitee, durch
einen kleinen Znaatz abweicbtiudes, in d. F. Czartorysk. Bibl. in
Krakau (K). Gedr.: nach P UB. 1 n. 231, nach K Dosnel n r
25. Verz,: nach K Mittheil 1^ S. 6 n. 7; Verbeös. zum Druck
bei Dogiel S. 13, IV. Vgl. Bunge, Urk.-Beg. u. 662. — M. 2Ö o.
30, Sch. 23, R. S. III. 8. u. 193.
(78) [1397 März 12] Compromisz etlicke gudenmaoae
in her Johanaen erteblBBchoven zu Riga.
1397, Uira 19; Biga, orkonden Kopeke, Woldemar vnd Otto
TJngerea, Vaeallen der Blgbehen Kirebe, n. m. = DB. 6 n.
2937 (8. n. 45). Orig. in d. K. ö. Bibl. in Petersbarg. Kop. von
IlÜdt brand. Diese oder eine m. m. gleichlautende, von anderen
. Vasallen ausgestellte Urk., wie die M. 158, Sch. 125, H. i^. ltJ3
mit offenbar koinimpirten Namen yenelehnete, mnee hier gemeint
sein.
(79) [1430 Febr. 16] Qnitantia super 441 floreniB du-
catis Goeme de Medids nomine ecdesie Rigensis aolatia.
») eSe; 44? i>) SenogdUa.
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Orig, in d. K. ö. Bibl in Petersburg. Gedr.: danach UB.
8 n. 156. — M. 190, fehlt Seh. o. B. Dagegen fehlt In M. Beh.
148, & 8. 1S5 Ton 1480 Jnll 81 (UB. 8 n. 278). Oder handelt es
rfeh hier um dieeelhe ürk.!
(SO) £?j Obligatorie Ludolphi öwartboff capitulo Rigensi
Bupttr centnm marcis archiepiscopo Joasm debitis.
(81) [1350 Febr. 6] Infeudatio archiepiscopi V'romoidi
de bonis quondam Ludolphi Liven Oerardo et fratribus
de Allempentzsch facta.
Orig. in d. F. CjMrtor. BIbL in Snkaii. Yen.: danach Hlttheil.
18 & 10 n. 80l — M. 81, Seh. 86^ B. 8. 116. Vers.: danach UB.
9 Beg. n. 1062, 6 Beg. S. 208 n. ad 1062.
(82) [1390 Aug. 24] Obligatio Wolmari de Roseu super
centom marcis Rigensi archiepiscopo Joanni debitis.
Orig. in d. K. Ö. Bibl in Peterabai^. Gedr.: danaeh UB.
8 n. 1270. — M. 183, Seh. 105, R. S. 121.
(83) [1392 Okt. 28J Teätameutum cujusdam Simonis
Teaten.
Orig. in d. lit. Metrika im H.-A. etc. in Moskan. Gedr.: da-
nach UB. 3 n. 1335. Verz.: danach Mittheil 1? S. 103 u. 33 u.
DTamBURifi, X n. 32. Vgl K^t. d. Ansst. z. archäoL Kongr. in
Biga im n. 978. - M. 14^. Üch, llö, K. S. 122.
(84) [?] Oonceptam tmioB compromlssi inter arohiepi*
scopum Rigensem ac magistrum Livonie in Lubeca termi-
nandi.
(85) [1378 Juni 20] Infeudatio nnios militis [Conrad!]*
de Ixcul de medietate eastri [Gejrsecke*' a doiuiüo Alberto
archiepiöcopo Rigensi facta.
TrnüRp. d. Urkk v. 12[24 Prühl.]. 1257 März o. 1348 Mai 10.
OrifT. in d. lit Motnku Irn H.-A. etc. in Moskan. Gedr. (d. tranea.
Urkunden): daria( h Mittheii. 12 8. 367 u. 1, 374 n 378 n. 10.
Vera.: danach Mittheil. 12 Ö. iOO n. 11) u. IlTaiimuKiu, X n. 18.
Vgl. Bange, Urk.-Reg. n. 209, Kat. d. Ansöt. z. arcbäol. Kunjrr,
iü Riga 1896 n. 970 n. Mittheil. 17 S. 400. — M. 119, Sch. 97,
R. S. 119. Vers.: aach M. UB. 8 Beg. n. 1342.
fr) Lomodo. ^) Banedce. «) ale.
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(86) [1360 Mai 18] Kotula unius in[8truc]tioai9' data
procuratoribus, quomodo sententia Rome super restitutioo«
cmtatis Bigensis archiepifloopo Vromoido faoieuda Uta in
partiboa exeqnenda foret
Koniept in dL E* BlbL in Petonbug. KopSrt toh Bildt-
brand. — M. 98, 8eh. 78^ B. E 117. Vois.: ueb U. UR 9 Bcg.
n. 1140.
(87) [1356 Januar 2] Littere Hincke Kuskule super
venditioue ville Kreistorff Woldemaro de Eosea com con-
BODsa archiepisoopi BigeuBiB faota.
Oilg. in d. fit Metarilcn im H.-A. efte. in HoduiL Oedr.: Ltfk
einer Kop. UB. 2 n. 962. Yen.: nach Orig. Mitlheil. 12 S. 90 n.
12 a. IlTaiirauRiü, X d. 12. Ygl Kai d. Ansst. z. arcbäoL Koogr.
in Biga 1896 n. 967. - M. 88^ Sch. 70, K S. 117.
(88) [1397] Obligatio Henrici Korte^ snper XXVI w»r-
eis domino JubaDüi archiepiscopo RigeDäi.
M. 159, Sch. 126, B. S. 128. Vers.: nach M. UB. 4 Beg. &.
1727.
(88) [71494] Supplicatio papiri ad oondliiim Badilieiue. |
Cifita '
77 P I
(90) 1366 [April 18]. Littera Caroli qutirti imperatoris.
in qua decrevit dominuui Vromoldum aicbiepiacopum Bi- |
gensem esse prindpem Romani imperii et episcopnm caco-
nicwii et cieriemn gaadere debere libertatibiis sicati ilii
principes et clerici in Almania. Datum anno Domini 1366.
Orig. iii U. iit. Metrika im H.-A otc. in Moskau. Gedr.: aiflk
einem Transa. v. 1519 bei Dogiel n. danach UB. 2 n. 10S9. Ym%»:
nuk Orig. lOttheiL 13 S. 99 n. 15 n. Hiaiiimii, X n. 1& -
U. III, Seb. 90^ B. 6. 119.
O
(91) [1425 Juni 19 (Okt. 34)] Littera super domiiiio
civitatis et absolutio civium.
a nn. 22 a. 96.
») infamationis. >>) Urle M., Soh., R.
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431
(92) 1[3]66 [April S8]. littora doralni imperatoris
Caroli- in qua mandatur re^bus et principibus, iit defen-
dant archi&piscopum Rigensem, ecciesiam ot ejus personas.
Confirmatio priTÜegionim flenrici imperatoris et Garoli
qiiarti. Data anno 1466 ad instantiam Vromoldi arcbiepi-
scopi.
Orig. iu d. F. Czartorysk. Bibl. in Krakan. Gedr.: daaach
bei Dogiel aud danach UB. 2 n. 1030. Vera.: Mittheil. 13 S. 11
n. 35. — H. 119» Seh. 89, K S. 118 f.
D
(93) [1393 Januar 30] Littera Weutzeslai regia Roma-
norum, qualiter ecciesiam Kigensem capit Bub defensioue
ana et imperü.
Gedr.: nach eiBem Transs. vom J. 1519 bei Dogi«l und da-
nach UB. 8 n. 1388. — If . 150, Seil. 119, B. S. ISS.
86
(94) [12S& Des. 1] Imperator Henricns dat episoopo
LiTonie terrae LiTonie, Lettie.
Orig. 1b d. K. 6. BibL in Petenbing. Gedr.: nach «inem
FikiimUe In lOtfchelL 8 ÜB. 1 n. 67. YgL Bange, Urk.-Reg. n.
S81. - H. 1, Seb. 1, B. 8. 108.
«
(95) [14dO März 15] Duo transsampta bulle Joannis
pape XXIJ. de anno ejus XIIII. et bull» Benedicti Xü. de
aouo ejuR II., quibus mandatur ordini, ut castra et bona
arcbiepiBCOpi et ecclesie restitnant.
Orig. in d. &. ö. Bibl. io PeterBbnrg. Yen.: danaeh UB.
8 IL 170. — U. 193, fehlt Seh. n. B.
(96) [1425 Okt. 24 (Jnni 19)] Processus continens duas
biiDaa Linocentii sexti snper Bontentits latis pro ecclesia
Bigensl super dominio oi^itatiB et abflolntione eiTium Bigen-
sinm a juramcntu et buUa coüürmationis litterarum hujud-
modi Martini «[uinti.
S. na. 22 u. ÜU
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m
(97) [?ld79 August 5] CoDBervatonum ad rspiimen*
daB in amphäsima l'orma coutra lujuridioieä ecclesie Ri-
geuäis.
VgL a, 99.
t
(98) [1360 l«iov. 4] Subdelegatio facta per episcopom
AroBieDsem super abaolutione jorameDtorom cmum.
6«dr.: naeh einer Kop. im StaataA. lo Königsbetn; ÜB. 2 n.
977. M. 97, Seh. 77, R 8. 117.
(99) [1379 Aug. 5] Consei valuna Urbani [sexti]* pro
eccleäia Rigensi; conservatorea TarbateosiSi Batseburgensia
et HaTelbergensis episcopi.
Gedr.: nach Orig. bei Dogiel u. danaeh UB. 8 Q. 1142. — II.
120, Seh. 96 a. 98» & & 119. VgL n. 97.
(100) [1336 April 30] Mandatom domini Benedict!
pape [XTI]** domino Engelberte episcopo Tai liatensi direc-
tum super retititutioue castrorum archiepiacopi et ejua ca*
pituli per magiatnim et fratres facienda.
Gedr.: nach einem Transs. v. J. 1476 ÜB. 2 n. 773, vgL mit
d. TiaasB. v. 1336 Nov. 16 (UR 5 n. 778 nach der Kop. eines
Tranaa. v. 1393); vgL 6 Beg. S. 44 n. ad 914. — M. 77, Seh.
68, a S. 116.
9
(101) [1B59 Des. 23] De dominio oivitatia Bigensis et
Bententialnm est pro ecdeeia Bigensi et contra magistmm
et commendatores ordinis, quibns perpetnnm süentinm im-
poüitur.
8. nn. 136 u. 179.
m
(102) [1435 Okt. 7] Commiööio cuncilii J>a8iliensis facta
preposito ecclesie Tarbatensis super infeudatione archiepi-
scopi et capitoli Rigensis de nonnullis bonis permutatia.
Orig in d K. Ö. Eibl, iu Pctersborg. Gedr.: danach ÜB.
8 n. 991. — M. 210^ S«h. 1^, & S. 127.
qaarti. i>) Xlll.
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(103} [1318 Febr. 23] Bulla Joaunis pape XXII. super
restitatione ecolesie Bigensi oaBtrorum et bonorum abla-
tonun.
Orig. in d. K. Ö. fiibl. in Petenbnrg Kop. von Httdebrsnd.
M. 64» Seb. 54, Müt B. Yen.: nwdi M. UB. 2 Beg. n. 772.
0
(104) [me März 21] Qnomodo Albertus LiYOnie epi-
fleopos de consensu cardioalis MutinensiB episcopi recepit
resignationem Seloniensis eeotosie a Lamberto et ipBom ad
totam Semigalliam transtnlit.
Gedr : nach dem im Privatbesitz befind!. Orlg. ÜB. l n. 81.
Vgl. bwjge, ürL-Beg. u. 240. — M. 12, Sch. 12, B. S. 109.
(105) [1330 Mai ?! Bulla Joaunib pape XXll., qua
mandat ecclesie Eigeusi restitui caatra et bona ablata et
qnod eccleaias, presbiteroB, religiöses et seculares, non tur-
beut et cultum divinum ab eis observati permittant.
Orfg. ia d. F. Csartoryak. BibL in Knkan. Gedr.: danacb
Dogiel 6 n. 40, Baeb einem Tnnm. J. 1476 UB. 9 n. 742; vgL
6 Beg. 8. 42 0. ad 876. Ten.: lUMsh Orig. MittbeU. 18 8.9 n. 27.
^ M. 69 n. 70, fehlen Sch. u. R. S. u. 131. In der Urk ist
tranMoniirt die ßalle Johanns XXII. von 1324 Febr. 11: UB.
2 n. 700 (vgl. 6 Reg. S. 89 n. ad 825), Mitfth^. 13 S. 9 n. 26»
der dee obige Begeet entnommen ist.
3
(106) [1336 Juli 2] Compositio domioi Isernii facU
iBter fratres et cives Bigenses.
Sehreiben des BBf. FHedrieh von Blga an den Bf. Bngelbert
TOn Doipat, daflir *a sorgen, daas der ScbiedsBpnich des EBf.
IsarnoB Ton 1804 März 21, der transsamlrt \vird, erfüllt werde.
Gedr.: nach dem OriKinaltranss. von 1399 Hai 12 (n. 51) bei Dogiel
u. danach UB. 2 n. 619; Tgl. 6 Beg. B. 32 n. ad 715. — M. 76,
86b. 62, B. 8. 115.
(107) [1300 Mttrz 16] Bulla InnooeDtü» qua mandatur
[archiepiscopo Arelatensi et Arosiensi]* et Tarbatensi epi-
*) <Mli«sL
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seopiSy qaatamis com braehü secnltfiB invocatione ciTitatem
Rfgensem ex manibns magiatri Lirook eripiaai ei arduepi*
Bcopo restituaiit.
Orig. in d. lit. Metrika im H - A etc. m Moskau. Gedr.:
nach eiueni Transs. von 1425 bei Dugitl u. danach uüd einer Kop.
IIB. 2 n. 970. Vera.: nach Ori?. Mittheil. 12 8. 99 n. 13 a. IItä-
lüHniufi, X u. 52. - M 91. öcL 73, E. S. 117.
(108) 1264 [Man 28]. Recognitio de obedientia magiBtari
donras Teatontcoram anno 1264«
Q«dr. : naeh fäam OaMMitn Koptar im €Mi.-A. m Eopeiüutaiii
Selilmii, SI& Uikk. «. dmnuk UB. 6 n. 2746. TgL Bug«, Ürk.-
Beg. n. 1089. - M. 89, Seh. 93. B. 8. IIS.
(109) [1254 Dez. 12] Super ol edientia fratrum cmci-
feroram Teatooioomm facienda dominis sais, arohiepiaoopo
RigeDBi et episcopis.
Ctodr.: nach Dogiel ÜB. 1 n. 277 n. naA StnUk», TUmüm
ord TbentoiL, I7B. 6 n. 8024 b. Ygil. Bonge, ÜtlL*B«g. n. 794. ^
M. 89^ Beb. 98» B. 8. 111.
57
(110) [1224 Juli (?)] Ista littera concernit in parte dio-
cesiü Lebalenaem et fratres ordmis et cnm hoc eccleaiam
BigeDsem et de divisione et assignatioae certarum villamm.
£:np iu d. K. Ö. Bibl. in Petertbug. — Yen : danach UB. 1
B«g. n. 7a. — Fehlt M., Seh., B.
L
(111) [1430 Okt. 14] Instrumentum protestationis facte
per dominum Tarbateusem in Woliuaria de impressione
facta archiepiscopo Rigensi ibidem.
Orig. in d. K. 0. Bibl. in Petersburg. Gedr.: danach UB.
8 n. 842. — M. 194, Seh. 146^ B. a 1S5.
(112) [1422 April 25] Tnstrumentum procuratorii.
Oritf. in d. K. Ö. Bibl. in Petersbnrg. Im Aoflzuge kop. von
Hildebrand. — M. im, Sch. 131, R. 3. 124. Vera.: nach M. o.
Sch. UB. 6 Reg. 6, 133 n. 3056 a.
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Scatula C.
(113; [1391 Aug. 8] Citaüo contra cives Rigenses sa-
per 60, qnod Tiolenter aperawnnt et spoHaniiit cellaria ei
eztonemnt porturnm daveB et c»ptiT»Tenint Jobannem
Btrdt laicnm fratrem.
Urig. iu d. K. 0. Bibl. in Pcti rsburg. Gedr : danach Mittheil.
7 S. 434 a. danach UB. 3 n. im — M. 142 oiier 143» äck III,
B. S. 121.
(114) [1391 Aog. 8] PjroceasQB oontra civee Rigenses
super illü, quod violenter aperueruul cellaria et extorsonutt
claTes portanim, captivarunt fratrem Joannem Bart laicum.
Orig. in d. K. Ö. Bibl. in Petersburg. Gedr.: danach Mittheil.
7 ä. 434 (8. Ö. 454) u. danach ÜB. 3 n. 1299. — M. 142 oder 143,
8cb. III, B. 8. 121.
(115) [1391 Okt. 3] Processus contra cives Rigenses
saper ecclesia sancti Pauli.
Orif^ in d. K. Ö. Bibl in Petersbnrg. Kop. von Hildebrand.
— M. 144, Sch. 112, B. 8. 121 Zu unterscheiden von ÜB. 8 n.
1801) aach die Adressaten sind andere.
(116) [1317 Dez. 21] Revocatio et annnlatio quarundam
confederationnm int^r eccleaiam Rigensem et ordinem per
idyoniam factarum in prejudicium ecclesie Bigensis, ideo
partes absolTnntor a predicta iniqna confederatioiie et preata-
tione joramenti, Joanni pape XXII.
Gedr.: nach Do^el UB. 2 n. 659; vgl. 6 Reg. ö. 36 n. ad
— M. 61, Sch. 52, R 8. 114.
(117) [1317 Des. 23] Revocatio ejusdem conspiratioiiia.
Oiig. In d. F. Csart mbL in Knkao. Yen.: danach MlttfaeU.
18 S. 0 n. 24. Gedr.: nach einer Kop. a. d. Reg. Johanns XXII.
in StaatsA. sa Königsberg ÜB. 3 n. 660; vgl. 6 Beg. & 86 n.
ad 766. - H. 66. Seh. 88, B. 8. 114 f.
(118) [1391 NoY. 21] Executoria sententie super ecde*
siam saooti Pauli.
Orig. in d, JL 0. BibL in Petersburg. Kop. im Anssnge von
Hildebrand. ~ M. 146, 8«ih. 115, B. 8. 198. Yen.: nach M.
UB. 8 n. Ui61.
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(119) [1389 Jnl! 11] Bulla Johannis XXII. super villa
et boniö An[c]en* inter ]»icpOöitum et capituium eoclesie
Rigensis et episcopum CuroDiensem.
Aus einem Transs. von März 29 AT. in d. Iii. Metrika in
H.-A. etc. in Moakan (Mittheil. 12 B. 103 ff. nn. 36 n. 37) von
Hildehrand kopirt. - M. 6d, Scb. 56^ B. S, 115. Yen.: nmBh M.
s
(120) £?1353 Ang. 12J Aggr&?atio super dominio civi-
tatia BigeDsis contra ordinem decreta anacimi ezecatioae
a tevgo scripta.
Gedr.: nach Oogiel ÜB. 3 n. 948; vgL 6 Beg. 8. 54 a. ad 1118.
— M. 88^ feUt Seh. q. B.
(121) [1435 Dez. 22] Citatio per edictum ad instantiam
HcnniDgi arcbiepiscopi Bigensia contra magiatmm et pre-
oeptorea ordinis Teutonicorom ia Livonia in sinodo Basi-
liensi decreta.
Orig. in d. lit. Metrika im H.-A. etc. in Moskau. Gedr.: da-
nach im AuSÄuee ÜB. 8 n. 1023. Verz. : danach Mittheil 12 ö.
lOö n. 45 u. Iii Ulli Mii&ii, X n. 44. M. 213, fehlt 6ch. u. Ii.
(122) [1511 Mai 11] Bulla Clementb quinti aup^ Castro
Dunemnnde.
Orig. in d. K. 0. Eibl, in Peterebotg. Kop. Toa Hildebrand.
— M. 58, Seh. 188, fehlt R. Vera.: nach IL n. Seil. ÜB. 8 Reg.
S. 166 II. 788 M.
(123) 1355 [Febr. 21]. Processus Magni Erosiensis epi-
scopi contra BeTalienses de anno Domini 1355 temporilnis
Innooentii pape sezti anno etc. III. pro eo, qnod adheserant
ordini contra archiepiscopum et capitnlnm Rigense.
Ori?. in d. K. ö. Bibl. in Fetürssbarg. Gedr.; danach Mittheil,
b u dajiach UB. 2 n. 955. — M. 86, Sch. 69, R. 8. 116.
(124) [1318 Febr. 23] Littera citationis contra conspi-
ratores proTincie Bigensis.
S. n. 4.
«) Dantea.
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437
(125) [1387 Okt. 17] Processus principales et execu-
torii contra episcopuiD Curoniensem et complices super
Castro Dondanck, quod vi nitebantur expugnare.
Orig. iu d. lit Metrika im H.-A. etc. iu Moskau. Vera : danach
Mittheil. 12 S. 101 n. 23 u UiauiHQKiu, X n. 23. Kopirt (z. Th.
im Anszuge) von Hildebrand. Von den ursprünglich 11 anhan-
genden SieiTfln hat sich das Warendorps allein gut erhalten, von
den übrigen sind nur geringe Reste vorhandeii. Au den Pergament-
pressein hängen noch 4 kleine Perganientblättchen, auf denen eine
Jl^nzahl (leistlicher in Greifswald. Rostock nnd Wismar bezeugen,
dass sie daä Mandat im Januar 13öö ausgeführt haben. Die UB.
3 Q. 1248 nach dem Orig. im R.-A. sa Stockholm gedruckte Urk.
WarendoipB toh demielben Tage Igt Ton der hkr rc^giitriiten
BQ nntflinclielden: sie enthält den ürtbeÜaspnieli, die in der IK.
Metrika das Bzekotionsmandat. — M. Seh. 108, B. a ISO.
(126) [13d0 Januar 10] Citatio contra magistrum et
ordinem super terris ultra Danam et de Castro Ixkul,
quomodo alienatnm est ab eoclesia.
Orig. in d. lit Metrtka im H.-A. ete. In Hoaicaii. Vers.: da.
Daeh KittheiL IS S. lOS n. 87 u. nTanmü, X d. S5. Tgt Eat.
d. AiiMit s. arehiol Kongr. In Big» 1896 n. 975. Kopirt von
Bfldebnmd. ~ M, 181, Seh. 106^ S. ISO. Yen.: nach M. UB.
8 B«g. n. 1610.
(127) [12iM Nov. 14] Confirmatio in generali de aBäig-
natione terre diocesis Seloüienflis.
Gedr.: nach Dogiel UB. 1 h. G5; vgl. Bunge, Urk.-Eeg. u. 216.
— M. 8, Sch. 7, Ii. ä. 109. S. n. 189.
(1S8) [1268 Des.] Gompositio inter capitnlom et ciTes
Rigenses.
Orig. in d. FfirstL Gsartorysk. Bibl. sn Krakau. Gedr. : danach
Dogiel 5 n. 80, nadi dem Orig. im Innern BathaA. wa Big» UB.
1 n. 41S. Yers.: nach d. Orig. in Kraken Mittheil. 18 S. 8 n. 18;
TeibeM. i. Dniek bei Doglei S. 15, VIH. Vgl. Bonge, Urk.-Beg.
n. 1118. — M 4S, Seh. 85, B. S. IIS.
(129) [?] ('o[)ia pretense bulle contirmationis distorte
concordie sub manu publica per notarium tianssumpte.
(130) [1364 Januar 14] Transumptum super plantatione
ecclesie Rigensis.
Gedr.: uach Dogiel ÜB. 2 u. 999. — M. 106, Üch, 85, H. S. 118.
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_488
C MaBdatam [Johannis] ■ 23.
(131) [1330 Mai 7] Mandatum [Jobannis]» 22. directom
domioia Paduauo, Tarbatensi et Osilieofii episcopis de ci-
tandia magiatro et firatriboa, qnta non paroenmt maadatiB
apoatolicia de restitaendo eivitatem et eertas posaeasioM
archiepiscopo et ecclesie ablata.
S. n. 106.
(132) [1286J De bonia in [T]ateiikaii^ et de dominio
ejosdem predii, donatio ducis Magnipoleosis.
Orig. in d. K Ö. Bibl. in Petersburg. Gedr. : danach Uß
1 n. 506. Vgl. Buiige, Urk.-Reg. n. 1324. — M. 47, Sch, 6%
a 8. 112.
(IdS) [? 1422 ff.] Mandatam domini Oailienaia in papiro
oommfssarii, factom iratribns predicatoribas ad instantiam
Ai'üoldi canonici Rigensis' ad presentandum -ibi Jura, re-
gistra et iüBtrumenta sancte Higez^ ecclesie apad e£o8] ^
depoaita.
78 Littera B non fuit, sequitur littera C et est scataU
oblonga«
(184) [1^ Not. 13] ProeessoB contra magistram et
ordinera super visitatiune canoiücorum, eorum leceptione
•t habituä mutatione.
Orig. in d. K. Ö. Bibl. in Peterebarg. G.dr : dawMsh ÜB. 7 n.
537. M. 185 o. 186^ feMt Sch. o. B. a u. 190.
(135) [1423 Januar 18] ProcessuB cum brachio seculari
contineDvS in se tenorcm declarationis super suspenöione,
visitatione et canonicorum Eige presentatione etc. per do-
minun Martinum papam qnintam eccleaie et capitolo Ri*
gensi gratioae conceasia.
Orig. la d. K. Ö. Bibi in Petenburg. Aoflateller: Fglnu tpi»
»copus EUeteniit (Akt). Ton HUdebnad Im Auszöge kopiil IL
m. tut gleieh X7B. 7 n. 551. - H. 169 mit d. J. 1^ fehlt Seh. iL B.
fehlt. ^) Katenkan. c) enm.
1) Wohl Arnold von Brinke, seit 1422 ai& lüg. Doxniien- nachweisbar.
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439
(136) [1359 De2. 23] Öententia Florentim tempore [In-
aocentü]^ facU continens a4jii<iication6m civitatis Rigensia
archiepiscopo et eapitulo Bigensi, abjndicans eam ordini.
Gedr.: nach «ber Kop. im StaataA. xa Königsberg ÜB.
8 o. 968. — IL 89 a. 90« Seh. 71 a. 78, & S. 117. a nn. 101
JL 179,
fl
(137) [1316—1834] BnUa Johannis ZXn., nbi Livonia
declaratur esse juris et proprietatis beati Petri et quod ea,
que statuuiitur per arcbiepiscopos, ab ordine debeant ob-
fieryari, et citautur conspiratores pro?incie Bigensis, et do-
cet cujus sit terra Livonie.
(138) [1423 Dez. 22] Perpetuatio suspeiiaioms prinle-
giomm per ordinem contra ecdesiam Bigensem impetra-
tonun.
Orig. is d. E. ö. Bibl. in Peterabarg. Qedr.: danach UB.
7 D. 68. — IL 178« fehlt Beb. n. B.
(139) [1423 Januar 13] Suspensio privilegiorum Boni-
facti IX. facta ordini per Martinom papam qnintnm.
Transs. In der ürk. von 1428 Januar 18 (s. n. 185). Zo nntcr-
scheidcn von UB 5 n. 2609, cbeOBO ivic n. 68 von n. 68 im ÜB. 7.
— M. 168. Sch. 188, & & 184.
(140) [1426 Dez. 2ci] Exccu loiia super eo, quod cauu-
Qici Kigenseä habitum Ixatrum Teutonicorum dimittere pos-
sant et babitum canonicorum regularinm assnmere.
S. n. 24.
68
(141) [1248] Confirmatio donationis facta per Albertum
episcopum Livonie de decima in Ixkule et Holme et eoimm
ecclesÜB parochialibus.
Orig. iu d. K. 0. Bibl. in Petersburg. Gedr.: danach UB.
1 n. 197. Vgl. Bunge. Urk.-Keg. n. 587. — M. 26, ticii. 22,
fehlt R.
•) Olementia.
MitUeU. a. 4, UtL INwUekU. X?ll, S. 89
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440
III
(142) [1434 Dez. 17] Conservatorium perpetuum sab
buUa sacri concilii Basilieosis pro eccledia ßigensi et um-
yerso elero ipsioB diooesis cum anxilio brachii eecularis et
ezeciitoribas depntatis, videlicet Ratisbargensi episcopo et
prepouitis eccuiMai um Tarbatensis et [Coll)orgeDsisJ
Orig. iii (1. F. Czartor. Bibl. in Knikau. Gedr.: dauftcb ÜB.
8 n. 886. - M. 198, Seh. 148, R. 8. 126.
(143) [1390 Juui 10] Confirmatio Bonifacii noDi supnr
civitate BigeoBi et Castro Tboreidao, KockenhaseB, Ixkul
ei Lendon et alüs pinribus terris et etiam snper nsa pallli
et aliomm statatoram.
Orig. in d. F. Czartor. Bibl. iu Krakao. Gedr.: Uauach Dogiel
6 D. 61. Vert.: danach Mittlieil 18 8. 11 n. 39 q. nach Dogid
UB. 8 Beg. D. 1516. — M. 188, fehlt Seh. n. R
(144) [1435 März 29] Exhortatio sacri consilü Baöi-
iiemiia ad regem Polonie, ejus ugjiiine uon expresso prop*
ter perpetaitatem, pro toitione ecelesle RigenBis.
Orig. In d. F. Czaitor. Bibl. in Krakau. Gedr.: danach UB.
8 n. 913. - M 206. fehlt Seh., K 8. 187.
(145) [1254 Jan. 38] Oonfirmatio papalis super tertU
parte Semigallie capitulo Rigensi.
Qedr.: bei Dogiel und danueh LH. 1 n. 260. Vgl. Bunge,
Urk.-Reg. u. 725. M. »3 o 34, ScL. 2G, R. S. III. .< u. 1%.
(146) [1351 Sept. 17 j Littera domini Magni regis öue
cie, in qua recipit ecclesiam Rigensem sub protectionem
8uam de mandato domini pape Glementis.
Orig. in d. F. Csartor. Bibl. in Krakau. Gedr.: daaaeh bei
Dogiel n. danach ÜB. 8 n. 9il. Ters.: naeh Orig. MittfaelL 13
8. 10 n. 81. - M. 88, Seh. 67, B. 8. 116.
103
(147) [1394 Nov. 9] De postulatione sive electione do»
mini Ottonia Stettinensie ducis in arehiepiscopum Rigensem.
Orig. iu d. F. Czartor. Bibl. in Krakao. Gedr.: danach bei
Dogiel Q. danach HB. 4 n. 1300. Vtrz.: nach Orig. Mlttheil. 13
8. 12 n. 48. — M. 158, 8ch. 122, R. 8. 128.
») Yannienais.
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(148) [1237 Mai 12] De unione fratnim donuis Tento-
nioorum et qood fratres de domo Teutonica in Livonia
debent esse snb jarisdictione ordinariorom.
Gedr. : Dogiel 5 ii. 19; uach deu Ktigesten der Briefe Gregors IX.
ToTgenew, Bist Rossiae moDim. 1 n. 54; nach dem Droek in
88. Ter. LItoii. 1 (au Baynald o. Tnrgenew) UB. 1 n. 149: Au-
fertigang an die Blsebofe toq Biga, Dorpat und 09h\, wUmnd
die Abweiehoageii der AoaCnÜgiug an den Legaten Wilhelm In d.
Anmerknogen angegeben ibd* Vgl Bnage, Üik.-Beg. n. 4Sfi, Tgl.
•ach nn. 4S5 a. 436. — H, 19, Seh. 18| B. & 110.
UngeffUir im Jani d. J. macbt der Legat Wübelm den Wort-
laut der an ihn gerichteten Ansfertignng bekannt. Orig. in d. F.
Czartor. BibL in Krakau. Gedr.: uach Reg. Gregors IX. Torgenew
1 n. 51. Yerz.: nach Orig. Mittheil. IH 8 6 n ?S; wiederholt Bongep
Urk.-Beg. n. 4a0a. — M. 20. fehlt ^Scb. a. iL VgL n. 18&
98
(149) [1^8 Juni 26 oder 1350 Jan. G] Littera düiuini
Vroniüidi archiepiscopi RigcosiB super restituüone et nova
coocessione castri in Dalen facta capitulo.
2 Origg. in d. Lit. Metrika im H.'A. etc. in Moskau. Gedr.:
danaeJi UB. 2 n. 888 (Reg. nn. 1051 o. 1061) n. Dogiel 5 n. 49.
Yen : danach Mittheil. 12 Ö. 98 f. nn. 9 o. 10 o. IlTamiiiiKift, X
iin. 9 n 10 y^]. Kat. d. Ausst, zum archaol. Kongr. in Riga
1896 uo. 9<)4 0. %5. — M. 79 a. 80, Seh. 65, B. Ö. 116. Vgl.
u. 209.
70
(160) [1488 Juli 86] Saper oaetro Snntsel; confirmatio
▼anditionis ejusdem castri a domino HenniDgo [capitulo] *
facte.
Orig. in d. lit. Metrika im H.-A, etc. in Moskau. Gedr.: da-
nach UB. 9 n. 328. Yerz : danach Mittheil. 12 8. 106 n. 50 u.
üiamamÜM, X n. 49. — M. 222, Sch. 167, R. S. 128. S. n. 205.
66
(151) [1881] TransamptQin littere domiai Joannis ar-
chiepiscopi Rigensis, in qaa donavit capitalo RigeDsi ca*
Strom in Dalen.
M. 72, Sch. 31 u. 59, R, S. 115. Verz.: nach M. a Sch.
UB. 2 Beg. n. 880, 6 Reg. ä. 153 n. ad 429 o. S. 169 u. ad 880.
*) per capituiuni.
89*
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(152) [1289 Aug. S3] üttera, qua dominiis trohiepi- ,
scopus cedit Castrum Dalen preposito, qui redemit ipsum
ex maDibas cujuödam vidae de Baien centom marcis ar-
genti, 0811 ei ad Titam promisso.
Orig. In d. Ut Metrika im etc. i& Morinw. Oedr.: da*
Daali JJB, 1 n. 689. Ywa.: danadi lUAIhiiL 18 S. 96 n. 5il Dia-
aupdfi, X u. 5. Vgl. Booge, Urk.-Reg. n. 1364 u. Kat d. Aasst.
ft. arehiol. Koogr. in Biga 1896 B. 9ea — lf.49, Seh. 41, B. 8. 113.
72
(153) £ld95 Aprü 9] Traasnmptiim dgnadam littere
domini Wentaeslai regia Romanoram, qood Joannem arcbi-
episcopum, prelatos, canonicos et ecclesiain Bigensem re- !
cepit sub defensione impeiii.
Orie in d. K. Ü. Bibl. io Petersburg. Kopirt im Aaszage von
HÜdcbraxid. - M. 151, Sch. 120, B. 8, 122. Vera.: nach Ii ,
ÜB. 3 Reg. n. 1611. j
(154) [1309] TraDSumptutii bulle Gregorii continens <
primeram inatitationem ecelesie RigesaiB anb r^la saacti
Augnatini cum deeimiB et pennultis privilegüs ecdeaie et
ipsius boiiis^
Orig. i« d. K. Ö. Ribl. in Petersburg. Kopirt von Hildebrand.
Gedr.: nach Orig. Dogiel 5 u. 3Ö. Verz. : uacii Dogiel UB. 2 Reg-
n. 724. — M. 56, fehlt Sch. n. B.
(155) [1393 Ende — 1396 Anf.] Due promotone do-
mini Wentaealai imperatoris ad capitolum Rigense, at Otto-
nem daoem Pomeranie electnm in pontificem ad posaewio-
nem admittant.
(156) 11666 Mai 13] Testemeotum va^üilli Ottonia
Fitkever.
Orig. in d. lit. Metrika im H.-A etc. iu Moflkao. Gedr : d»-
iiaeh UB. 3 n. 1265. Verz.: daimch Mittbeil. 12 S. 101 u. ^ u.
TIianinuKÜi, X n. 24. Vgl. Kat d. Aasut. z. arehaoL Kofigr. iu
Riga 18% Ii. 974. — M. 127, lefalt Sch. u. R.
(157) [1436 Aoguat 15] LiUera papirea* fienningi ar-
chiepiacopi Bigensia, ubi fatetnr redemptionem laennowarde
) sie
1) 8. n. 19.
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per capitulum factam, pro qua restitatum est ab episcopo
capitalo^ Santzel Castrum.
Oritr in d. lit. Metrika im H.-A. etc. in Moskau. Gedr.: da-
nach UB. 9 n. 88. Vers.: danach Mittheil. 12 S. 106 n. 46 a.
ÜTaiiHKBift, X n. 46. — M. 218, fehlt Sch. o. B.
Scatula *>.>
(158) [1408 Juni 10] Sententia, quod ordo in bonis
ab ecclesia Rigensi alienatis non potuit prescribere.
2 Origg. in d. lit. Metrika im H.-A. etc. in Moskau. Gedr.:
danach im Aussage UB. 9 n. 297. Verz.: danach Mittheil. 12 8.
106 nn. 48 a. 49 u. IlTaniBUKifi, X od. 47 q. 48. — M. 220 a. 221,
Sch. ]66, & 8. 127 f. 8, n. 159.
a5
(159) [1438 JuQi 10] Duplicata ejusdem.
S. n. 1&8.
71
(160) [1371 Jnni 26] Gi'tatio contra ordinem de bonis
Zelonie et Olme, ut restituant ea archiepiscopo Rigenai.
Ofig. in d. lit. Metrika im If.-A. etc. in Moskau. Kopirt von
Hildebr.'.nd. Verz.: nach Orig. Mittheil. 12 S. 100 ii. 17. u. ÜTa-
BHH&iH, X u. 17. — M. 116, tich. 94, ii. UO. Verz.: uuch M.
UB. 3 Reg. n. 1282.
(161) [1213 Okt. 31] MandatQia Innocentii pape tercii
miliUbna Christi in Liyonia, quod prestont anzilinm bigolis
Terbl Dei et qood desistant ab impedimentis«
Orig.-lViiii0B. von 1900 A^goit SO in d. E. ö. Bibl. in Peters-
burg. Kopirt von Hildebfand. Gedr.: danach Dogiel 5 n. 8 mit
Weglawong de« Datnms; nach dem Text bei Gniber (ans Epistohe
IhnoeentU lU.) UB. 1 u. 86. Vgl. Bonge» Ürk.-Beg. n. 66. — M.
Seh. 46, a 8. 106 n. lia
8
(162) [1425 Febr. 12] Littere imperiales äigismundi
imperatoris episcopo Tarbatensi conservatorie pro ecclesia
Tarbatensi in personam ducis Stetinensis ezpiranint.
Gedr.: nach dem Konzept im Geh. Hau»*, Hof* and StaataA.
sa Wien HB. 7 n. 946. Fehlt M., Beh., R
•) eapitaloqae.
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(163) [1360 Mai 9] Primas proceBSus Steffani AraU-
tensis arohtepiecopi ezecntoris sententie donüni Floreatim
sapor dominio civitatis Rigensis.
Gedr.: nach Dogiel UB. 2 n. 971. — M. 92, fehlt Sdu. B.
S. 117. b. n. 180.
7
(164) [1360 Aug. 25] ProceBsus Stephan! Arelataosis
archicpiscopi, executoris sententie dumiDi Florentiui^ öoper
dominio civitatis Rigensis duplicata.
S. n. 76, MMh n. 166.
28
(165) [? 1360 Aug. 25] Processus super dominio ciTitatis
RigeDUB, ne fratres ordinis de cetero se de occapatione ali-
qna Intromittant, salyis oompositionibiis et ooncordüs de-
Buper factis.
S. uu. 76 u. 164.
11
(166) 1437 [Febr. 16 n. 25]. ProoessQB babitoB in con-
cilio provinciali Rigensi anno 1437.
Orig. iu d. F. Czartor. Bibl. in Krakau. Gedr.: danach ÜB.
9 n. 130. — M. 217, Scli. 165, R. S. 127.
(167) [1385 M&rz 31] Copia de litterlB de et saper fan-
datione opidi LembBtel et in qnibuB ejus libertateB conti«
nentor.
Kop. in d. üt. MeLrika im H.-A. etc. in Moskau. Vers.; dt-
naoh Mittheil. 12 S. 101 n. 21 n. nraimmKia, X d. 21. Vgl Kot d-
Aaasi 8. srebiol. Kongr. in Riga 1896 n. 972. Kopirt ra Bit-
debrand. — M. 188, 8efa. 100, R. S. 120. Yen.: nach M. ÜB.
8 Reg. n. 1486.
(168) [lo(X) Aug. 20] Trausiauptum de registru Gre-
gorii pape IX., in quo mandat episcopo Matinensi, ui oon
permittat neophitos molestari.
Gedr.: Dogiel 5 n. 86. Ten.: daiuMsh UB. 1 Reg. n. 676. —
M. 66^ Seh. 47, R. S. 113.
(169j [1434 Nov. 4] Carolina sub buila sacri concilü
Basiliensis pro ecclesia Rigensi et universo olero RigeoBii^
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dioceöis cuiü executoribus deputatis Ratsburgeutii et T[ajr-
batenßi* episcopis et preposito Colb[erg]eD8i .
Orig. in d K. Ö. Bibl. in PetLr«?)urg. Gedr.: 4tnadi ÜB.
9 u. ^7^ - iL Seh. 156, R. S. 127.
4
(170) [1249 Juli 14] Bulla de potestate privandi do-
moB milicie templi, sancti JoaDois et beate Marie Jhera*
salem Teatonicorumy fratres Tentonieoram, et alios exemptos.
H. dl, Sch. SO, B. S. 110. Vm: DMh M. UB. 1 Reg. n.
SSO. Vgl. Bonge, Ur1c.-B«g. n. 619.
3
(171) [1364 Aug. 28] Bulla caBsationls Urbani qu[iD]ti«
colhitioiinin. i rovi.sionuin et coiniiieiici.ii um faotariim super
cura xeDodociiiurum, baptismurum öeu aliorum bospitaiiuiD,
dummodo de militaribns ordinibns ant aliis religionibuB non
exiotanty sed qaod eomndem locorum gabernatio committatar
TiriB idoniis, qui ipsa bona et jura utiliter regant, in nsns
personanim inibi degentiimi: quod etiaiu luandatur archiepi-
scopo Rigeosi et suis sullVaganeis in diocesibus suis exequi.
Orip. in d. K. ö. Bibl. in Peterabnrg. Kopirt von riiUlebrand.
- - 2d. 104, äch. 84, R. a 11& Yen.: nach M. UB. 2 R^. u. 1188.
59
(172) 1213 [Anfang]. De castro K[ocanoi8] , [Ger]dine« .
Bgeste, Marezne, Ge8[B]owe' com his, qne inira [ea et]*
Bweatam flavinm et Dnnam continentor, anno 1213.
Orig. in d. E. 0. Bibl. in Petorabarg. Qedr.: duwoli 0B.
1 n. 88. Vgl. Bonge, Urk.-Reg. n. 51. M. 5, Bob. 8, R. 8. 108.
38
(173) [1433 Mai 13] Transumptum litterarnm Alberti
epiacopi Livoniensw inter ipsum et fratres militie Christi,
ob! caötra communia dividuutur; cessit fratribus Castrum
epittcopi Autine et decima, quam episcopus habuit in
») Torbatensl. ^) Oolbarieosi. «) quarti. Karooana. •) Bdine.
f) Oeetowe. f) fehlt
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446
[Aeeharadj*, et due Tille Sedjere ei CMtmm Al^euje^, quod
pritis habebant, episoopo eeseit Castrum KokenliiiBeD, [G]or-
dine% Egeste, Ma[r]xne*, Cessowe cum Iiis, que iater [ea
etj* E["wp^^t]am *■ et Dunam continentur.
Oric^ in d. F. Czartor. Bibl. in Krakau. Verz.: danach ÜB.
ü u. m. Vgl. Mittheil. 13 S. 5 n. 2. — M. 197, Seh. 18% B.
8. 126.
(174) [1237 Sept. 17] OoiiBe[n]8U8 « prepositi ei capi-
tuli Semigallensis super limitatione diocesis Rigensis ultra
Dunam.
Orig. iu d K. 0. Bibi. in Petersburg. Gedr.: dauach MiUheiLS
a. dauAch UB. 1 o. 15i. — JSd. 18, äch. 16» B. S. 110.
(175) [1292 März 5] Littera magistri rial[t]' super
certis'' castris^ Mitau, ubi magiater dedii archiepiflcopo duo
inilia[ria]i temmm circa Mitau.
Orig. in d. F. Oiartor. Bibl. in Knkan. Gedr.: danach bei
Dogiel o. danach UB. 1 n. Vers.: nach Orig. MitlheiL 18 8.
8 n. 20; Verbeaeeningen snm Druck 8. 1^ IX. Vgl. Bonge, Utk.*
Reg. n. ia92. — II. 60, Seh. 48, B. 8. 113.
60
(176) [ca. 1385] Archiepiscopus Bigensig oondonavit
dvibng in Lombsell annrnun oensimi ad effeetum meltoraadi
Be et opidum, sine tarnen prejuditio suorum successorum.
Vgl u. 167.
60
(177) [1372 April 28 (?)] Littera recognitionip do
Tysenhusen, in qua se fatetur^ recepisse 1400 marcaa et
pigDas ab archiepiscopo traditum dimisisse.
Orig. in d. Iii. Metriku im H.-A. etc. in MoBkan. Gedr.: nach
einer Kop. UB. 3 n. 1089 mit d. J. 1373. Vers.: nach Orig.
Mittbeil. 12 S. 100 n. 18 u. nTainnuKiS, X n. 14. Vgl. Kat. d.
Ausät. z. arohaoi. Kongr. ia Riga 1896 n. 969. — iL 102, 8ch.83,
K. a 118.
• ) Ostherp. b) Alore. c) Sordino, d) Maxne. •) fehlt, f)!^^
warn. (JousessQB. h-hj ^iy. Oale. J) müia. k) fatentor.
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447
(178) [1395 Sept. 1] Ultima vohintas öivc lealameiiLüm
Wolmari de R[ojBen'' militis, in Stetin.
Ori)^. in d. Ht Metrika im H.-A. etc. in Moskau. Gedr.: d»*
nach UB. 4 n. 1388. Yen.: danach Mittheil. 12 S. 103 n. 34 u.
nTäunii^-.iH. X n. 33. Vgl. Kat. d. Aasst. z. archioL iü>ogr. ia
Elga im u. 979. — M. 154, Seh. 121, B. S. 123.
Littere 8{wf8uii jaoentee sine scatula, qaibas depatabitor
Bcatala
C
(179) [1359 Dez. 23] Senteotia domioi Francisci car-
dinalis et aaditoris lata Boper donuBio oivitatiB Bigensia pro
archiepiscopo Rigensi oontra ordinem.
ä. un. 101 u. 130.
(180) [1360 Mai 9] Kxecatoria ejusdem äententie su-
per domiiiio oi^itatis Rigensis pro ecdesia Rigeosi tarn in
spiritaalibiis quam in temporalibus el de reedificalione do*
mos aaneti Gregorii ^ fienda per [archiepiscopum] ' infra qaa-
tuor annos, qua completa de demolitione castri Rigensiä
per ordinem üenda ipsiufi ordinis sumptibus et ezpensis.
8. a 168.
%
(181) [1360 August 17] Bulla Innocentü sexti, in qua
cotiiinittitur certis executoribus, ut cives Rigenses a jura-
mento üdeiitatis üatribus ordinis Teutonicorum prestito
relasent et abaolvant, fadentes Bigenai arcbiepiscopo Bi*
genses nt Yero domino in spiritnalibiis et temporalibus
obedire.
Oripr- in P. Czartoryak. Bibl. in Krakun. Gedr.; danach
bei Dogicl und danach UB. 2 n. 973; vgl G H«g. ö. &7 a. ad 1152.
Verz.: nach Urig. 5üttheil. 13 8. 11 n. 34. — M, 96, öch. 74 vgl.
9, R. ö. 117.
•) RiMD. ^) ttc 0) ordinem.
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44»
(182) [1296 .Januar 10] liiüovatio Bonifacii super ter-
riß Selonia, [K]st[o]iiia*. 8emigallia.
Gedr.: nafli Orig-. bei !)noriel ti. dauacb UB. 1 n. r>^>: vgl.
Bonge, Urk.-Beg. u. 142d u. S. U7 q. 240. — Fehlt Öch.» B.
87
(183) [1218 Juni 18» oder 1219 Okt. 28*] BuUa Ho-
nori[i]^ tercii, in qua coofimat episcopo LiTODiensi tems
SeloniOy [£f]8t[o]Die^ et Semigallie.
1) Yen.: naeli PotthMt Bang«, Urlc-B«f. n. 88. — Fehlt M.,
Seh. 4, B. S. 106. 3) Gedr.: nach dem TVenee. tron 1296 Jan. 10
bei Dogiel u. danach UB. 1 n. 45. Vgl Bonge, ÜTlr.*Reg. a. 90.
— M. 6, Seh. 8^ R & lOd.
(184) [1436 Sept. 28] Confirmatio concilü Basiliensia
concordie inter archiepiäcopum Kigensem et ordinem in
Walcke inite.
8. an. 10 o. 186.
19
(185) £1435 März 27] Commissio facta episcopo Lubi*
ooDBi de tranenmendie juribas eceleaie BigeoaiB.
S. nn. 89 Q. S18w
(186) [1436 Sept. 28] Confirmatio concordie inter archi-
episcopnm et ordinm similia proxime.
ä. nu. 10 Q. 184.
94
(187) [? 1360 August 17] Conarmatio Innocentii sesti
super limitibus terrarum Livonie.
Gedr.: nach Dogiel UB. 2 o. 974. - Fehlt M.« Seh., a
61
(188) [? 1237 Juni (?)3 Littera Gregorii pape noni, per
quam datur potestas episcopo Mutinensi uniendi fratres
•) Osteoia. Honori. «) Oatenie.
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449
militie Christi fratribus et ordini Teutonicorum in Livonia,
io qua narratur, qaod terra Livonie juris et proprietatis
beati Petri esse di^oscitar'i et statoitar, nt ipsi fratres
sab diocesanoram ant etiam prelatonim sttorum jnrisdictione
consistant, non obstantibne privilegiis et libertatibus [ma-
gistro et fratribusj*' iüduitis.
Vgl. n. 148.
92
(189) [1224 Not. 14] Confirmatio in generali de di-
atinotione terminoram diocesis Seloniensis facta ad instan-
tiam episcopi Seloniensis.
a n. 127.
90
(190) [1426 Nov. 13] In hac Inilla datur canoniciö Ri-
gensibtts sub habitu tratrum Teutonicorum existentibus Ii-
eentia assnmendi babitnm canontcomm regolariam ordinis
sancti Aog^üni jnxta pristinam et antiquam ipsias ecelesie
coüsuetudinem.
S. a. 134.
95
(191) [1272] Littera primi archiepiscopi Rigensis Al-
berti de terra [Ojphemele ° , que est pars qaedam provincie
Semigallie, data oapitnlo Rigensi.
Orig. in d. F. Girtoryak. BiVL in Kraku. Godr.: danaoli
MitthelL 18 8. 19. — H. 44, Sch. 87, fehlt R. Yen.: nMh M.
X7B. 1 B«g. n. 486.
96
(192) [1251 Juli 27] De banno in Semigallia preposito
et capitulo Rigensi commisso.
Orig. in ä. F. (Jzartorysk. Bibl. in Krakau. Gedr.: dttnach
MittheiL 13 S. 16. — M. 31, fehlt Sch. u. R. Ver«.: nach M. ÜB.
1 Beg. n. 255.
•) eic. epiBcopit« <) Aphemele.
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79
(193) [1251] Donatio seu collatio tertie partis totius
Semigallie, quam fecit occlesie Rigemi pius domimis Nico-
Iftns archiepiBCopaB* Rigensifl.
8. n. 77.
99
(194) [1251 Märs 3] Incorporatio ecclesie Serolgallenas
ad ecclesiam Rigeniiem 6t dilatatio ^iscopatas Coromensig
ad^ totam^ Cnroniam; litera comimssarioram.
Gedr.: nach dem Transs. in lier Beätatiguiigäbulle von 1251
Mlim 14 bei Dogiel q. danach UB. 1 a. 219. Vgl. Bonge, Urk.-
Beg. 648L — Feblt IL, Seh., B.
97
(195) [1256] De tertia parte fratram [GJersedLe« et
de littore maris in Curonia.
Ori^. in d. F. CVartorysk. Bibl. in Krakau. Gedr.: ans Hiärns
KoUektuiieeu Uß. 1 n. 288. Verz.: nacit ürig. Mittbeü. 13 S. 7
n. 11; Verbess. zum Druck S. 14, VI. Vgl. Bonge, Ürk.-R«g.
n. 806. — M. 37, Sch. 177. R. S. III.
(196) [1254 Jan. 28] Confirmatio papalis super tertia
parte Semigallie capitulo Eigeusi.
S. n. 145.
94
(197) [1246 Juli] CoDfirmatio super limitationibus epi-
scopatuum.
Gedr.: nach Do^el UB. 1 n. 193. Vgl Bange, Urk.«Beg.
u. 549. - M. 23, Sch. 27, a S. III.
108
(iiJ8j {1231 8ept.J Limitatio terrarum Livoüie facta
per Matinensem episcopatus Rigenflis, Guroniensis et Se-
migaUeusis«
Orig. in d. F. Owrtovyik. Bibl. in KnkM. Gedr.: danach
bei Dog&el ond danach UB. 1 n. 168. Vers.: nach (Mg. MittbeU.
•) eic ^) qnanlam totam. «) Bereecke.
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j
451
18 a 6 n. 4; Terl>«M. mm Bniek S. 18^ m. — H. 17, Sdk 17,
B. S. 110.
102
(199) [1234 Febr. 28] De translatioDe et limitatioDe
episeopatotim Gregorii nom.
Gedr.: nadi Dogiel ÜB. 1 n. 188. Vgl. Bunge, Ürk.-Rcg.
n. m, - M. le, Sek 6» R 8. 109.
100 G
(200) [1271 Aug. 27] Litte» magistri et oommendato-
mm in Livonla, in qna continetur, si magister et fratres
castrnm Tf arvet]hene * vel alind iu parte sua edificaveriiit
infra anDum, pro illo Castro archiepiscopus potest eis dare
«[liajd^ caatram in reoompenBam, qaod SemigaUiam re*
cognoflcant eese de domiiiio eedeaie Bigensis*
Qrlg. Id d. K. ö. BIbL In Petenbug. Gedr.: danaeh ÜB.
1 n. 4ab, Vgl. Bonge, Ürk.-Beg. n. 1148. — M. 48, Scb. 16, a
8. 110.
101
(201) [1294 Febr. 5J Littere donationis Dalen per Jo-
annem arehiepiscopnm eapitulo Becandarie facte.
Qrlg. in d. E. 0. BIbl. in Petenbug. Gedr.: daoaeb ÜB. 1
n. 560. YgL Bonge, Üiic.-Reg. n. 1407. — M. 52, Seb. 44» B.
8. 113.
62
(202) [1350 Januar G oder 1348 Juni 20] Littera do-
mini Vromoldi arcbiepiscopi Rigensis saper restitutioue et
nova coneessione castri Daleo facta capitolo RigensL
8. n. 149.
69
(203) [1292 April 25J Eenunctiatio caatri Daleu lacU
per Johannem de Dalen.
Orig. In d. Ut Hetrika im H.-A. etc. in Moskao. Gedr.: danaeb
ÜB. 1 n.M7. Vera.: danach MittbeU. 12 S. 96 o. 6 u. UTamHUKiS,
X D. 6. Vgl. Katal. d. Aasst zum arcbioL Koogr. in Big« 1886
n. 961. — M. 51, Scb. 42, B. IS. 113.
^ . ^ «
«) Torreobene. ^) ad.
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452
85
(204) [1390 Dez. 23] Super possesflionibas ex oppo&iio
castri Dalen insale ultra DuDam. Instromenliim seotentie*
Urtheil des Hennann de Büvelt> eutbalten ia dem von TlioiBas
von Walkingtoii, der die Höhe der der siegreichen Partei ma er-
setzenden Kasten bestimmt, 1391 Jali 21 aasgesteUteu Instrument
Ori(r lu d. lit Metrika im H.-A. etc. in Moskau Verz.: danach
Mittin il. 12 S. 103 n. 32 (der Verweis auf ÜB. Reg. 1552 nicht
riebtigj u. IlTaraHUKiH. X u. 27. Verl. Kat. d. Aaset z arehäol.
Kongr. in Riga 1896 n. 977. Im Aufzuge kopiri yod Hiidebrand.
- M. 141, fehlt Sch. a. R.
105
(205) [1438 Juli 26] OoBfirmado yenditioDie et emptio-
nie castri Snntzel facta per coociimm BaöUieaöe ex oorta
scieutia cum suppletione defectuum.
73
(206) £?] Executio citationis super novo spolio lu causa
Bigenai.
8S
(207) [? 1272 Okt. 7] De villis oastrorum D[o]ben* [et
Sparnene]^ in Semigallta.
Vgl. n. Sil.
82
(208) [1254 Aprilj De castris Dnbene et Spamene ia
Semigallia.
Orig. in d. F. OBartoryBk. Btbl. in Knlom. Gedr.: danach
bei Dogiel and danaeli ÜB. 1 n. 264. Vers.: naah Oiig. MittlidL
18 8. 6 n. 9; Yerbeae. com Druck S. 14, V. Vgl Bonge^ UiIl-
Beg. n. 787. - M. 85, Sch. 29, B. a IIL
89
(209) [1226 April 20j Littera Wühelmi Mutineusia le-
gati snper teriia parte caEtroram.
Oedr.: Dach Oiig. bei Dogiel aad danach UB. 1 u. 84. —
II. 18, Sdi. 18. K 8. lOe.
•) Deben. fehlt.
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453
65
(210) [1252 Aug. 31] Super boois [Jekeseile]« Kolte-
iii[a]lei>, L[oT]gen6*' ab [epiacopo]' capitalo donatis.
Orig. in d. tit Metrik» im H.-A eie. ia Mc»skaii. Gedr.: dar
naeb UB. 2 a. 988. Yen.: danaeh Mittheil 12 8, 91 n, % n.
HfaiuiiKifi, X tt. 2. Vgl. Bonge, Ürk.-Beg. jl 684, o. Kat d. Aoeet.
2. arcbaol. Eoagr. in Riga 1896 n. 968. — H. 82, Seh. 24, B.
8. III.
(211) [1272 Okt. 7] De villis castrorum [Dobene etj*
Sparnfenje' in Semigallia.
Orig. iii d. K. Ö. Ribl. in Petersbarg. Gedr.: daiiacb UB. 1
II. 432. Vgl. Bonge, Urk.-Beg. n. 1166. - Bl. 45, Sek. 36, R. & 112.
Vgl n. 207.
(212) [1335 Mai 26] Gonsulahis Bigensis eosBentit in
düuationem sex [or]arum « auüuarum per Henricum Krants
capitulo Rigensi factam.
Orig. in d. K. Ö. Bibl. ia Petersburg. Gedr.: danach Mittheii.
5 u. danach UB. 2 n. 764. — M. 74, Sch. 60, R. S. 115.
(213) [1228 Dez. 11] üt lioeat episcopo Seloniensi a8-
snmere predicatores verbi Dei ex quovis loco.
Orig. in d. K. Ö. Bibl. in Petersburg, üedr.: danach Mitlbeil. 12
8.369. — M. 14, Sch. 14, R S. 109. Verz. : nach M. n. Sch. ÜB
] Reg. u. 114 u. 6 Reg. S. 143 u. ad 114. Vgl. l^uiige, Urk.-iieg.
n. 822:
(214) [1239 vor April] Donatio insule Osmasare capi-
tulo per dominum facta.
Orig. In d* Ut Metrika im H.-A. ete. in Moskao. Gedr. : danoek
UB. 1 n. 162. Verl.: dnaaek Mittkeil. 12 8. 27 n. 1 o. ÜTanuvil,
X n. 1. Ygl Bange, Ürk.-Beg. nn. 464 o. 672, a. Kat d. Aaait.
aom arekftoL Kongr. In Biga 1886 n. 967. — M. 21, Seh. 19 o.
25, B. 8. 110 n. III.
75
(215) [1298 Juni 12] Promiasio aoxilii regia Dacie
contra fratres.
•) Izkale. ^) Koltemolle. *) Larogene. ^) ipio. •) de Beyo.
f) Spamoye. f) marehamm.
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I
_ jtö4
Orlg. in d«r F. Oktiioryak. Bfbl. in Krikm. Gedr.: d»-
naeh bei Dogiel d. danaeh ÜB. 1 n. 67S. Ten.: nach Qrig; Mit-
tiiell. la a 8 n. 21; Teibees. mm Dnek S. 16, X. TgL Bonge,
Urk..Beg. n. 1469. - M. 68. Beb. 45, & a 118.
64
(216) [1225 April 22J Oapitalam confert parrochiam
civitatiB RigensiB.
Orig. in d. K. 0. BlbL in Petenbnrg. Gedr.: danneb Mit-
tbea 8 n. danacb ÜB. 1 n. 7a — M. 11, Scb. 11» B. & 109.
(217) [1422 Mai 30] Transnmptam abBoIntionis ctTiiim
Rigenstum.
Orig. in d. K. 0. BibL in Petereborg. Begistr. von Hildebrand.
M. 167« Sdi. 188, B. B, IM. Yen.: nacb IL n. Beb. UB. 6 Reg.
8. 188 n. 8068 n.
(218) [1435 März 27] Commissio facta episcopo Lubi-
oenai de traassumendifi joribns eodesie Rigenais.
8. mi. 89 n. 185.
(219) [1418 Okt. 18] Quitantia super 300 florenis de
Camera ])er dominom Joannem archiepiscopuiu camere apo-
Btolice Rome aolutis, item 25 flor. *
U. m, Scb B. & 128 f. Yen.: nacb M. n. 8eb. UB.
e Beg. a 124 n. 3713 a.
(220) [1418 Jali 16] Quitantia soper 25 floreois sori
de caoiera per eundem Rome solutis.
M IGl. Sch. 129, R. 3. 1Ü4. Vor».: nach M. o. Öcb. ÜB.
G Reg. 6. 124 n. 'ißl^ö b.
(221) [1388 März 29] Littare obligatorie Ottonia
Pitke[ver]* capitnlo Rigensi de vüla Tenedelrale pro da-
centis marcis BigensibuB.
Orig. in d. lit. Meirika im H.-A. etc. in Moskao. ' Vera. : da-
nacb MittbeU. 12 8. 101 n. 24 o. niaoB^ufi, X n. 23. Vgl. Kat
d. Aaset, a. arebSol. Kougr. in Riga 1896 n. 978. Kopirt von HU*
debrand. M. 125, 8ch. 102, R 8. 120. Vers.: naeb H. n. Beb.
ÜB. 8 Beg. n. 1480 n. 6 Beg. 8. 78 n. ad 1480.
») Pitkeden.
a a. 220.
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455
(222) [1369 Januar 20] P lüceoöus sententie et aggra»
vationis iuter Godfridum Warendorp decanom Tarbatensem
et fiartolomenm de Tysenhosen militem saper quibusdani
fhiotibns alicigiiB prebende*
Orig. in d. K. 6. Bibl. in P^terabarg. Gedr.: danach ÜB. 8 n.
ia5& — M, 114, Sch. 91, R a 119.
(223) [1396 März 28j Promofcoria Wentzeslai regis Ro-
manonim pro Ottone dace Stettinensi ad ecclesiam Rigen-
sein eleeto.
Qedr.: nach Orig. bei Doglel n. danach UB. 4 u. 1417. —
H. 156, fehlt Seh. n. R
(224) [1423 März 29 - Juni 30j ßegistrum compul-
sionis eztractionam quorandam juriam a capitolo Rigenai co-
ram decano Lubecensi contra ordmem* eztractomm et ob*
tentorum.
S. 11. 31.
s
(225) [1424 Mai 17 n. 19] Coram decano Lubicensi in
Yim compnlBorie extracte [decemj^ littere.
Orig. in d. Ut Metrika im H.-A. etc. in Moskan. Gedr.: da-
nach im Aneiage ÜB. 7 n. 126 (P). Vera.: danach MittheiL 12
S. 101 n. 89 n. nTammut, X n. 8a — M. 172, 174—76, Seh. 136,
R S. 124.
(226) [1248] Donatio Nicolai episcopi facta capitulo
Kigensi de bonis in Curonia et donatio Nicolai archiepi.
scopi capitalo raper mnltis bonia in Utters ad longom no-
minatis; 3a donatio capitnlo facta de tertia parte Semigallie.
Oiig. in d. E. Ö. ^bL in Peterebvg. Gedr.: danach ÜB. 1
n. 19a Vgl. Bonge, Urk.-Beg. n. 66a ~ H. 96, Sch. 176, R S. 110.
Eine andere, bisher ungednckte, von HUdebnmd kopirte Ürk.
des Bt Nikolaus von demselhen J., Riga, Aug. 16, stimmt mit
der hier yerzeichneten im Groesen nnd Ganzen wörtlich uberein,
enthält aber einige Erweiterungen der frühere» Schenkungen. Ent-
halten in dem Tranes, von 1424 Mal 17 a. 19 (s. n. 225). YgL
ÜB. 7 ü. 126.
») aic; episcopnm Curoiiieusem! *>) uovem. sie.
UitUi«il. au d. iifl. Qvschickt«. XVU. 9. SO
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466
%
(227) [1427 Nov. 11 «. 12] Transamptmn nonnullarnm
litterarum ecclesie Rigensi per compulsorias ab episcopo
Labicensi extractarum.
2 Origg. in d. lit. Metrik* im H.-A. et«, in Moskao. Gedr.:
danach im Anamge UB. 7 n. 670. Verz.: danach Mittheil. 12
S. 104 f. nn. 41 a. 42 n. nTatatta&ii, X &q. 40 a. 41. — M. 187
o. 188» Seh. 142, B. S. 1^ S. u. 229.
(228) [1387 April 18 — Nov. 4] Registrum nonnulla-
rum litterarum per com})ulsioDem ab surrogato episcopi
Batzeburgeuäiä extractarum.
Orig. ia d. lit. Metrika im H.-A. etc. in Moskau. Verz.: da-
nach MittheU. 12 S. 101 n. 22 u. nTamnuKin, X n. 31. Ausz. kopirt
von Hildebrand. - M. 126, fehlt Öch. n. R. Terz.: nach M. ÜB. 3
Reg. lu 1477; vgl i> Heg. 73 u. ad 1477 a. 7a
(229) [1427 Nov. 11 u. 12] Registrum nounullarum
litterarum ad ucclesiam Rigensem spectantium per compul-
sionem episcopi Lnbiceaais extractarum.
S. n. 227.
(230) [1424 Mai 17 u. 19] Regißtnim extraciionia dua-
ram litterarum Urbaui [sexti]*.
Orig. in d. lit. Metrika im H.-A. etc. in Moskan. V«ni.: da-
nach MittheU. 12 8. 104 n. dB, UB. 7 u. 126 (P2) n. nrainnmii»
X n. 37. S. n. 225.
(231) [1424 Mai 17 u. 19] Item quatnor litere per com-
pulsionem extracte in uno recristro Rigensi«? possessionis.
Infitrumentum sententie in partes pro dominis prepoaitOi
deoaao et capitolo eodeeie Rigensis Ute.
Orig. in d. Ht H«trika Im ete. in Mofkas. Vera.: da-
nach Mittheil. 12 S. 104 u. 40, UB. 7 n. 126 (PI) u. Iliamü,
X 0. 89. 8. n. 225.
(232) [1424 Mai 17 u. 19] Tres litere per compulsio-
uem extracte. In nno quinterno ponitur primo litera Bar-
cbardi prepositi OuroniendSi secondo litera Engelberti epi-
qaintt.
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457
scopi [Dorpatensis]* super villa Anaeü, buUa executoria 30
Johannis pape 22. super villa Ansen.
Orig. in d. E. ö. BibL in PetersbuK. Yen.: danaeh UB. 7
n. 126 (F3). S. n. m
(233) [ca. 1435] Aliquot positioiies, responsioneSj sup-
plicationes et articuli in conciiio generali habiti.
Anno Domini millesimo quingentesimo vicesimo octavo,
die vero Martis, decima menais Novembris, Lubece in con-
clavi prope ecclesiam Lnbicansem, nbi itar ad locnm capi-
tularem ejnsdem ecelesie, venerabileB domini Mathias ün-
vorfert et Richardus Smidt nomine reverendissimi doinini,
domiüi Thome in archiepiscopum Rigensem electi, ac ejus-
dem capituli a venerabilibus dominis decano, seniore ac
tbaaatirario ad hoc a capitalo Lubioensi depntaiis nnam
cistam a qnondam archiepiscopis et capitnlo Rigensi ad
fideles manus apud capiLulum Lubicense depositani duabus
seris obseratam, in qua jura sancte Rigensis ecclesie con-
tineri dioebantuTy aperiri ac jora higusmodi revideri petie-
mnt Postqnam vero eadem cista aperta esset et multa
jura in ea reperta, qae tarn bren inspici non potnernnti
obLiuucrunt prelati domini Matthias et Richardus a vene-
rabili capitulo Lubioensi capitulariter decerni, ut eadem
cista mrsus obserata ad hospicium reyerendisetmi domini
electi^ domum Tidelicet domini Johannis Perpera canonici
et tbesanrarii ejusdem ecclesie Lubioensis, deportaretnr,
olavibus ejusdem domino thesaurario commissis, uua cum
mandato, ut qualibet Tice ad peticionem domini electi in
presentia domini tbesanrarii ac notarii capitali jura hnjas-
modi inflpicerentnr et mrsns fideliter reclnderentnr ac in
locnm prefatnm reportarentnr. Postea 7ero, quam hnjus»
modi ci~t.t in hospitio prefato aperta esset, litere ac jura
prescriptorum summariorum continenciam habentes in variis
scatnlis ordine alphabetico signatis deprehensa sunt dili-
«) Goronieiiris.
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458
genterqne reviBa et recltte«. Hb respectlve praeotee fae-
nint dicti dominas decanaa, senior, theBaurarins, domimts
Johannes Tosie uotarius capituli et Antonius Morgenstern
dicti domini electi secretariuSy testes ad premissa vocati et
requisid«
Johannes Morer notarins
revidit et sabsoripsit
Deinde anno Domini millesimo qnlngenteeinio ▼ioesimo
nono, [die]* Martis, decima nona Januarii, predicti domini
Mathias Unvorfert et Kichardus Smit prefatam cistam cum
onmibos juribiu inibi oontentia Tenerabili domino decano
Lnbicensi nomine capituli LabicensiB acceptanti dsaeam et
duabus seris obseratam vice electi domini archiepiscopi et
capituli Rigensis in pristinam cnstodiam restituerunt ac de-
posuerunty presentibus ibidem venerabili viro domino Jo-
hanne PerperSi qui elayes cigte eidem domino decano re-
stitoity ac Antonio Morgenstern, testibns ad premisaa voca-
tis atque rogatis.
Johan Murer notarius.
Auäcultata est praesens copia seminovem foliorum, re*
gistri videlicet vel catalogi jurinm, literaram et processuum
nonniiUonun ecclesie Bigensie per quendam Johannem Mu-
rer notarium ad hoc aesnmptum conscripti ac juxta nvme-
ros appositoß in ordinem pi emissum redacti^ per me Caspa-
I um Schräder Hildesemensis diocesis publicum imperiali au-
toritate notarium a judicio camere approbatum et concordat
com originali sao a verbo ad rerbnm, qnod testor hac mann
mea propria.
•) fehlt
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ChriHliiiiciiet VwzMkiitt der reiittrirtei UrinNMlM.
18S.
1209 Ende. 14.
1211 Herbdt. 49.
1213 Allfang. 172.
1213 Okt. 31 (Transa. v. 1300
Au^'ust 20). 161.
121ä Joui 18 oder
1219 Okt 28.
1224 Juli 21 (?). 6.
1224 JuU (?). 110.
1224 Nov. 14. 127 a. 189.
c. 1225. 52.
1225 April 22. 21$.
12% Des. 1. 94.
18S6 Min 91. 101
1296 April 9Ql 909.
1998 D«s. U. 918.
1931 April 98. 19.
1984 Febr. 98. 199.
1987 Mai 19. 148.
r 1987 Jani (?). m
1987 Sept. 17. 174.
1987 Sept 196.
1999 Tor April. 214.
1240 März 21. 75.
1246 JuU 14. 197.
124ö. 141.
1248. 226.
1249 JqU 14.
März
März 14.
Juli 27.
1251
1251
1251
1251.
1252
1254
1954
170.
194.
11.
192.
77 0, 193.
August 31. 210.
Januar 28. 145 K. 196.
April 90a
( TruM. cL Uric
66.
1254 Dez. 12. 109.
125G. 195.
12G0 Januar 13. 55.
12G4 Mär95 28. 1()8.
12^38 Jauuar 16. 73.
ms April 5. 42.
1268 Dez. 128.
1271 August 27. 200.
1272 Okt. 7. 211, vgl 207.
1272. 191.
1282 Juli 14
T. J. 1224^
1986. 189.
1988 September. 5.
1989 Angatt98. 169.
1999 Man 6. 17&
1999 April 95. 908.
1994 Febr. 5. 901.
1996 Janiwr 10. 189.
1996 Janl 19. 915.
1800 AiigQ8t90. 168.
1909. 154.
Vor 1310 Juni 19.
1310 Juni 19. 26.
1311 Mai 11. 122.
1312 Juü 18. 53.
1816-1.334. 137.
1317 Dpz. 21. 116.
1817 Di"A. 23.
1318 Febr. 23.
1318 Febr. 23.
1318 Febr. 23.
1322 Dez. 1«.
1329 Juli 11.
1330
3.
117.
4. a. 124.
8.
103.
56.
119.
Mm 7. 105 u. 181.
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460
1880
Des. 26 (Des. 28). 41.
1864.
47.
1881.
161.
1866
Jiüi 26. 48 0.67.
1884
April 16. 84.
1866
JoU26. 41
1886
Mal 26. 212.
1866
AprÜia 90.
1336
April 30. 100.
1866
AprU 28. 93.
1336
Juli 2. 106.
1367
April 24. 7.
1336
Sept. 27 (Transs. d. ürk.
1369
Januar 20. 222.
V.
ca. 12^9, in der wieder
1371
Juni 26. 160,
die
von 1259 Jaii transeomirt
1372
April 28 (?). in.
ist).
63,
1376
Mär« 27. 59.
1343
Febr. 26 (Transs. d. ürk.
1378
Juni 20 f Transs. derUrkk.
V. 1342 Aug. 17). 16.
V.
1224 Frühling, 1257 Man
1348
Juni 26 u. 1 ... ^
^ _ 142 ü. 202.
Januar 6. )
u.
1348 Mai 10). m.
1350
1379
August ö. 99, vgl 97.
1360
Febr. 6. 81.
1385
Januar 10. 38.
1351
Sept. 17. 146.
isaö
März 31. 167.
T 1353 AogQst 12. 120.
c. 1385. 176.
IBM
OkL28. 87.
1387
April 16 -Not. 4 2S8l
1866
Febr. 21. 128.
1887
OkL 17. 126.
1866
Aognet 8. 16.
1888
Min 29. 221.
1366
Januar 2. 87.
1888
Hai 18. 166.
1866
Angast 19. 1.
1888
JanilO. 40.
1369
Des. 28. 101, 136 o. 179.
1890
Januar 10. 126^
1860
Min 16. 107.
1890
Juni 10. 148.
1860
Hai 9. 168 v. 180.
1890
Aiigast24. 83.
1860
SCai 18. 86.
1890
Not. 10. 19, 21 o. 2».
1860
Jon! 11. 2.
1690
DeB.28a891JiiU6). 70.
1860
Au(^Bt 17. 181.
1390
Dez. 23 (1391 JaU21).20t
? 1860 Autrust 17. 187.
1391
April 19(1391 Juli 3). 71.
1360 AugUäL 25. 7t> u. 164,vgl.l65.
1391
Mai 10. 65.
1360
Nov. 4. 98.
1391
Jttüi 2b(1391Juli5). 72.
1361
Febr. 26. 20.
1391
August 8. 113 0. 114.
1361
Mai II n. Jnni 11. 38.
1891
Okt. 8. 115.
1361
Nov. 26, ö<) n. 54.
1391
Nov. 21. 118.
1362
Juli 2b (Traiiss. d. ürifk.
1392
April 12 oder 21. 32.
von
1359 Januar 1 u. 1360
1392
Juni 27. 23.
Juni 24). 6ti.
1392
Okt. 28. 83.
1364
Januar 14. 130.
1393
Januar 30. 93,
1364
August 28. 171,
1393
April 9. 153.
1364
Nov. 13. 36.
1393
Ende- 1396 AoCiDg. 166.
1864
Ende. 4a
1894
Nov. 9. 147.
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461
1896 Mira 14 68.
1B96 Sept 1. 178.
1B96 Min 88. 338.
1897 Tor Mta 13. 46.
1897 MI» 13. 7a
1897. 88.
1399 Mai 12. 51.
1418 Juli 16. 220.
1418 Okt. 18. 219.
? 1419 Okt. 30. 67.
? 1420 Nov. 12. 46.
1420 Dez. 2. «9.
1422 April 25. 112.
1422 Mai 30. 217.
? 1422 ff. 133.
1423 Jannar 13. 139.
1423 Jannar 18. 135.
1423 Man 29 — Juni 80. 31
n. 224.
1438 Des, 83. 188.
im Mai 17 Q. 19. 886» 880
bi0 283.
1435 Febr. 13. 168.
1486 Mal 13. 39 n. 61.
1486 Jaul 19 Q. Okt 34. 38,
91 Q. 96.
1486 Nov. 18. 184 n. 190.
1486 Des. 88. 84 u. 140.
1^7 Not. IIa. 13. 337a. 839.
1480 Febr. 16. 79.
1480 Min 16. 80.
1480 Min 16. 96.
1480 Okt 14 ItL
1433 Mai 18. 178.
1434 Febr. 25 - Juli 30. 9.
L13i Marz 19. 28.
1434 März 19. 64.
1434 Juli 29. 27.
1434 Sept. 17. 17.
1434 Nov. 4. 169.
Dez. 17. 142.
1434
? 1434. 89.
1435 März 27.
März 29.
März 29.
Okt. 7.
Nov. 7.
1435
1435
1435
1435
1486
1486
39, 186 o. 21&
60.
144.
102.
74.
Des. 4. 86 o. 63.
Des. 88. 181.
c. 1486. 338.
1486 Aagast 16. 167.
1496 Sept Sa 10, 184 a. 186.
1487 Febr. 18 a. 36. 166.
1487 Sept. 80. 18.
1488 Jaul 10. 168 a. 169.
1488 JaU 36. 160 a. 306.
Digitized by Google
462
Beihge,
Von Gots gnaden wir KaroU hertzogk n Meoklenboig
etc. thnn knndt nnnd bekennen mit dessem onnserm 7er-
sigelten breff, das wir dem erwirdigen tombcapittell der
kuiiien zri Lubeke iiebennst dem erbarn unserm lieben ge-
tieuweü Matthiaseu Gänsen bei unnsern fürstlichen eiiren
gelobt und Tersprocbenn babenn, gelobenn nnnd versprechen
anch biemit gegenwertigen zum kiefftigsten alier rechten sn
beÜDffderen nnnd mit wircklichen effect zn beschaffen, das
der hoch würdigst, durchlcuchtigst, hochgeborn fürst nnd her,
her Cristoffer ertzbisschoff des stifi'ts Riga, administrator
zu Batzebnrgk nnnd hertzogk zu Mecklenbnrgk etc., nnnser
liebter her bmder, das obgemelte tnmbcapittell zu Lnbecke
nnnd alle ire nachkommen vonn irer liebden für sich nnnd
deraelbigen tuui])cui)ittell zu Riga unnd alle derselbigen am
ertzstifft und tumbkirchen zu lüga nachkummea irer lieb-
den schriftlichen gethonen erpieten nach vonn dem kästen
nnnd allen versiegelten brieffen nnd schriffteni so vermckter
jaren ertzbisschoffe und capittell zu Riga bei das tumbca-
pittell zu Lul)t'kt' deponiert nnnd nun iren liebden als iu-
regierenden crtzbifischoffen ufi* ire erfordern gemelis ca*
pittels zu Lubeke ansgeandtwnrdet nnnd gndtwillich foUgen
lassen haben, nach irer nottmfit gennchaffitich qnitem nnod
fnr alle an- und zuspräche caviren sollen unnd das solebe
quitantz und caiition zum furderlichsten ausgebrocht unnd
dem capittell zu Lubelre behandigt, dagegen uns diese imo-
sere verschreibnnge widder zngestalt soll werden, alles ob&e
geferde etc. Habenn zu mherer nrknndt unser fhrstlidi pit*
scher zu ende diesser schriflft neben benants Matthiasenn
Gänsen wissentliclienn thuii drucken. Geschenn den IT.iagk
des monats Augusti anno etc. 63.
Digitized by Google
Zur Geschichte der ÜTlandischen Ritter- ond Landschaft
m-m,
Briefe und Akteübliickc.
H«i«ug«geb«n von Dr. Fr» Bienemaiin Jm,
Es ist eine noch wenig bekannte, bisher stets mit auf-
fallender Kürze und im Grande nur ganz obenhin behandelte
Frage der liTländischen Geschichte, wie der Ab&U der
Liylinder tod Polen und ihr Anschlnss an Schweden im
Beginn des 17. Jiilirliuiidi3its sich vollzogen hat. Zu ihrer
Aufheilung werden die nachsteheud mitgeteilten Schrift-
stacke einen, wie idi meine, nicht nnwesentüchen Beitrag
bilden.
Unsere historische Literatur hat diese Vorgänge eigent-
licli immer mit einigen wenigen Sätzen abgethan. Nicht
aus dem Grunde, gewiss, weil sie etwa ihre Bedeutsamkeit
nicht beachtete, sondern emiach deshalb, weil sie bei der
Schüdemng dieser Jahre archiyalischeB Material nnr in
ganz geringem Haasse Terwertet hat, nnsere chronikali-
schen Quellen aber über diese Frage gar keine oder nur
sehr dürftige Mitteilungen machen. Wie ungenügend daher
die Resoitate sein mnssten, braucht nicht erst betont za
werden. Zwar liegen Yon scbwedischer Seite, abgesehen
▼on Werwings Geschichte Sigismunds nnd Karls IX., zwei
specielle Arbeiten vor, von Böttberg über den Krieg im
Jahre l&JO und von Trandr die Fortsetzung über das Jahr
16Q1, die beide anf archiyalischer Grundlage beruhen; aber
auch sie geben, ihrem nächsten Zweck entsprechend, nichts
Genaueres und Ausftiirliehes fiber die Haltung der Hylftn-
dischen Landsassen in jenen Jahren. So bleibt der For-
schung hier eigentlich noch alles zu thun übrig, um die
80*
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464
livländiöche GeschieiiLe dieser Epoche auf sicheren und
breiteren Fundamenteu aufzuführen.
Einiges neae Material dazu wird nun hier zum ersten Mal
mitgeteilt Es aetst ein bei den ersten Veroachen Henog
EarlB von Südermannland, mit den Li^ländem in direkte
i'üLluug zu treten, zeigt sodann, wenn auch noch nicht
vollötandig, so doch in willkommener Ausführlichkeit, wie
nach und nach die Landsassen, in jedem einzelnen Gebiete
fnr sich, mit dem Herzog kapitulieren und sich ihren Glanben
und ihre Rechte garantieren lassen. Helle Sehlaglichter fallen
dabei auch auf die Wirksamkeit einzelner Peraunlicbkeiten
bei dieser politischen Umwälzung, wenngleich auch hierbei
noch manches nicht genügend aufgeklärt wird, so namenüicb
die Bolle des früheren Bitterschaftsfaaaptmanns Johann
yon Tiesenhansen auf Berson, von dem wir doch sonst
wissen, dass er eine ITjlirende Stelle eingenommen hai.
Zu deutlichem Ausdruck gelangen die Bemühungen
Herzog Karls, Riga durch Verhandlungen für sich zu ge-
winnen, was damals aher, TerhängnisvoU for das ganae Laad,
dank dem korzsichtigen Kirchtnrmegoismns und der engher-
zigen üncütschlossenheit der damaligen Glieder des Kau?,
nicht zu Stande kam. Dann die Vorbereitungen zum Landtag
in Reval und die Verhandlungen auf diesem im Mai 1601.
Die Propositionen Herzog Karls an die HvlAndische Ritter^
Schaft waren hisher nur ans der Antwort derselben vom 88. Mai
bekaiiiiL, die jedoch ebensoweniir durch den Druck zugäng-
lich gemacht war, wie die hier gleichfalls zum ersten Mal
publicierte wichtige Resolution Herzog Karls für die Pemau-
sehe und Wendensche Ritterschaft Tom 12* Juli 1602 mit
dem Versprechen, ihre Privilegien späterhin zu bestätigen
— wozu es aber niemals gekomuien ist — , und das Privi-
legium für die Dorpater Ritterschaft vom 13. Juli lt302,
die beide in gewissem Sinne die Ghnindlage bilden
inr das spätere staatsrechtliohe Verhältnis lavlands za
Schweden.
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465
Schliesslich gewährt unser Material auch manchen Ein'
blick in die seit dem Somm^ 1601 unter dem polnischen
I>Tack in Floss kommende rfioklfttifige politische Bewegung,
durch die lahlreiche LiWänder, der furchtbaren ftnsseren
Not gehorchend, aber oft auch in selbstsiichtigem Oppor-
tunismus und politischer Charakterlosigkeit, wiederum in
Polens Jesnitenarme geführt worden, üeberail erhalten
wir einen lebendigen Bindnick Ton der Stimmnng und den
M einnngen der Menschen, so dass anch schon durch das
hier Gebotene unsere Anschauung von dieser wirren Zeit
weit hinausgeführt werden kann über die dürren Aneinander-
reihungen gleichsam unpersönlicher Ereignisse, mit denen
wir uns eigientlich seither begütigen mussten.
leb habe darauf Terziehtet, eine Darstellung auf Grund
dieses Materials gleich hier als Einleitung vorauszuschicken,
hauptsächlich deshalb, weil dazu der bereits zusammen-
getragene Rohstoff noch mandier notwendigen Ergänzung
bedarf. Doch behalte ich mir vor, eine solche Darstel-
lung an anderem Orte zu bieten, und hoffe, dass ich
nicht allzulant^o werde darauf warten zu lassen brauchen.
Indessen erschien es doch wünschenswert, schon jetzt eine
Beihe von wichtigeren Schriftstücken in extenso zur Mitr
teUung gelangen zu lassen, da das im Zusammenhang mit
der geplanten Darstellung mögllcherwmse nicht ausfUirbar
sein wird.
«
Die 84 meist vollständig zum Abdruck gelangenden
Briefe und Aktenstücke werden hier bis auf drei {Nr. 47,
77. 78) zum ersten Mal veröffentlicht: sie sind zum weitaus
grössten Teil, etwa 7ö, auch noch nie verwertet worden.
Ausserdem werden mehrere Stucke auch in den Anmer>
knngen ganz oder teilweise wiedergegeben, die in der
obigen Zahl 84 nicht mit einbegriffen sind. Die meisten
entstammen dem Schwedischen Beichsarchiv (R:ark.) in
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Stockholm, die fibrigen dem Arohiv der \M. Bitterscltaft
(Rittrarch.), dem Revaler und Rigaer Stadtarchiv (St: arch.)
and der Bibliothek der Gesellschaft für Geschichte imd
AltertnmBkunde in Riga. Der Fundort ist am SchlnsBe
jedes St&okee angegeben.
In der EditioriHruethode folge ich den Principien, wie
sie auf den Yersammlungeii deutscher Historiker im Jahre
1894 nnd 1895 m Anerkenniuig gelangt Bind
1. Hz. Karl an Karl Hendrlkason Horn, Statthalter in
Reval, und Karl Carlsaon Gyllenhlelm. Gen: Krlegsot)erst
in Estland. — Stockholm IS. JnU 1600.
Übersendet ümen ein an die livländischen Stäikäe genchtctei
Unsern ^ti. gnifs etc. Wir stellen in keinen zwei fei,
ihr werdet unserm bevhel nuhmer nachkommen sein, was
wir euch den sämptlichen ständen der gemeinen pro-
▼intz Liefland zuzuschreiben und anzumelden gn. bevholen
haben. Weil wir aber nicht wissen können, wie es damit
ist bestellet worden, als haben wir hierneben an ermelte
eftmptiidtö stende der proTinta Liefland geschrieben, wie
ihr ans beiliegender copeien^ habt m yememen. Und ist
unser gn. bevhel, ihr wollet die copei angeregtes unsera
BchreibenB die landiethe und ritterschaft des fmtenthumbB
EhBten lesen lassen, aach ihr bedenken dameber anhören.
V) bemerkeu habe ich dabei onr, dasfl ich: 1) dio Konjunktion
,da88" stets in die^^er Form gebo, auch wo in der Vorlage „d»8"
steht; 2) den wiiikuriichen Gebraneii des h insofern nicht beibehalte,
als ich bei einigen häufig wiederkehreudeu, bald inii, bald ohuti h ge-
Bchriebenen Worten das h streiche (z. B. war, were, in, an statt wahr,
wehre, Ihn, ahn); 3) Lfieken in der Yorlage werden dnroh ,
AiuleBBaDgeii dudi .... beitiehnet; 4) die Eensleiphreeen: anter-
thaniget, in UnterthAnigkeit» gnidig, allergnidigit» sowie die Titale-
toren dmehlaaehtigst, hochgeboren werden abgekfirst: nt, mÜtf giu
■gn., dL, hgb., nnd moh die tbrlgen Titel in den iibUehen siglen
wiedergegeben.
s) Die Kopie beigelegt» vgl nr. 2.
Digitized by Google
467
Und wuL sie es Ar gut erachten, ihr auch eur schreibeii
an ermelte stende yerschicket, keine andworfc aber darauf
bekommen haben wurdet: als voUet ihnen alsdan gedachtes
unser schreiben mfertigen und was für andwort darauf er-
folgen wirdf ans dieselbe nnseumlich zusenden. Daran
that ihr unsere gn. meinnng, und sind euch etc. Datum
Stockholm, d. 15. Jolü ao. 600.
Carolas mp.
Stockholm, Riuk, Idyonioa VoL 3e. Oiig.
2. Hz. Karl an die Stände der Provinz Livland. —
Stoclüiolm 15. JuU 1600.
Ai^ordenmgt neh über ihre friedliche Oetmmutg rund wid
deuüich n* erklären,
Tit. Unser n gn. grase zavor, emTeste, manhafte, aach
erbare nnd weise, liebe besondere. Wir zweifeln nicht, each
werde wol bewust sein, was die k\r\. M'.in Polen, unser vetter,
etliche jähr hero wieder gelueljdc und zusage feindlicher
weise gegen uns imd dieses königreich hat fargenummen
nebenst abtretung und verbrechung des friedensverirags,
BO ZU Idnköping geschehen ist, als das bluetvergießen, dessen
I kgL M*. wol betten genbrigt sein kdnneni übergestanden
wäre. In^Ieichen was sdthero mit besetanng der vestunff
Oshsar mit frembden kri^svolk sawieder angeregter aa^
gericbton transaction zu Linköping, sowol auch mit Wyborcht
als dan auch mit Überraschung Eifsborch und anders meh-
rers, Fo diese zeit hero sich zugetragen hat und ins werk
ist gerichtet worden: solches alles und jedes werdet ihr
numehr sonder zweifei genugsamlich sein berichtet worden,
wie dan auch werdet unverborgen sein, was wir uns gegen
L kgL iA}. sampt gemeinen Stenden dieses reichs erboten
haben^ bevorab weil solches nun fast aller weit bekand,
auch in offnen dmck in onterschiedliche sprachen ist ver^
fertifft worden.
Was wir dan auch yergangenen finielings, d. 19. Martii
itzt laufenden jahres an gemeine stende in Polen geschrieben
und ihrer pfemntFraeinung darauf verstendigt zu werden be-
geret haben, wir aber bis auf dato dieses darauf sind un-
geandwortet plieben . solches wird euch yerhoHentUch gleich-
fallß nicht unbekaut sein.
Dieweil wir dan von euch verstendigt zu werden vcr-
wsachet pleiben, ob ihr bei vertrauliciier nachlbarochalt
nod gutem willen sn yerbarren gedenket, als einem nacht-
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468
bareD gegen dem andern za than sich gebneret, wir auch
nnsers tiieils selbBten solches zn thnn gesinnet seind, wie
wir dann anch berehl gegeben haben an benachbarte grentz-
hinser und dessen bevehlhabem nach nnser gemntemeinang
alles firiedsamen wesens sich zn erzeigen und vermerken zu
lassen*): so haben wir anch hievor den edlen und wgb,
Carl TTeinricltsgon und Carl Cjirlsson als regenten und be-
Tphlhalicrn über das land und krieir^Tolk im furstenthumb
Ehsten in Liflfland unser gemuetäraeinung euch zu vermel-
den gn. anbevohlen. darauf uns aber noch zur zeit kerne
andwort von eucli ist zu banden kommen. Weil wir nun
gerne möchten Wissenschaft haben, was ihr zu thun gesinnet
seit: als ist hiemit an ench nnser gn. begeren, ihr wollet
ench mnd nnd ansdmcklich gegen den ersten Angosti
Bchirsten konftig erkleren, was ihr gesinnet seit und ob
ihr getreue naäitbarschaft gedenket oder wollet haben,
damit wir unsers tbeils uns darnach bei Zeiten mugen zn
richten wissen, ümi haben euch dieses hiermit gn. nicht
verhalten wollen, euch Gott dem nllmechtigen bevehiend.
Dat. ätockholm, d. 15. Julii ao. I61HJ.
Dux Carolus subscripsit mpp.
Stockholm, B : aik. LiTonica Vol. 36. Kopie. Einlage m
nr. I.
3* Michael Golenbiewsky, Unterstarost auf Pernao, an
Hz. KarL — PemaUt 22. Aug./1. Sept 1600.
Abieknung teeiierer ErkiSrungen.
Meldet, dass er das jüngst hergesandte Schreiben des
Hergoge gelesen. Jedoch habe er keinen Befehl m Trak-
taten, sondern allein den, Pernan zn schützm. Uabe auch
bieneljen vornohmen. dnss wegen der landschaft dieser örter
unlängst so ein richtiger bcöchcid zugeschrieben worden*),
das9 verhoffentlich E. fl. D*. werden daran sich begnügeu
lassen. Zudeme hat man ja alhie von keinen krige wieder
E. fl. vorzunehmen bevelch, nur es ist e. e. Ritt: u.
Ldsch. dieser selten wegen defension nnd schätz, anch was
zum friedlichen wesen dienstlich beisahmen ....
Ddi. Neuen Fernow, d. 1. Sept. -t. n. ao. 1600.
Stockholm, B : ark. Livonica Vol. 9Ö a. Urig.
^) Ein solcher Befehl erj^insz; an alles Kriegsvolk in LiTlaad,
dd. Nykjöpiug, 7. Juni 1600. RrHe^istr. Bd. 1. f. 163.
Dieses Schreiben hat äicii nicht vorgefunden.
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469
A. Ewald V. Modem an Hz. Karl, — Salis, 12. Oct 1600.
Meldung über Aussivliten, (^V Lanrhassen im Gehiet von Lemtal,
AlUndoTj und Per ni gel tu gewinnen.
Dl. bgb. forste go. herr. E. fl. sint meine nt. ge-
horsame dinste ungespartes vleisses jeder zeit voran bereit|
und wissen E. fl. agn. sich zu errinnern, damit ich dea
pastorn, der für etziichen tagen gefangen ins lii^er <xehT:\A\t,
nach Lemsal an die vom adel und kerspielsjunkern der-
selben örter abfertigen solte. Warauf ich dan in aller üt.
mit vleiöü solch schreiben abzufertigen gewert. Weis aber
nichty was E. fl. DK hierin mochte beMndert haben, und
ob woU Fromholdt Metzstacken ein schreiben lautent an die
LemsaliBche bnrgerachaft mit sich gebracht ')| eracht ich fnr
meine geringe person, dass dasselbige schreiben bei ihnen
keine &ncht schaffen kam, sintemal die arme leate kein
rattendt (!) keiner Sachen mechtig und sich auch vor die
vom adel nichts eussern dorfen. Da aber E. fl. D*. ein
ander schreiben an die Lemsalischen, AUendorfschen und
Pernielschen , diese drei kerspielsjunkern und vom adel
mir erstes tages zustellen wolten, innen allen E. fl. D*. zu-
sagen wurden, gnade und schütz zu ertzeigen, wolte ich
erstes tages durch den pastoren ihn Kosehickai, will hoffen
sie sich werden in aller nntertenigkeit erzeigen, wie sich
etzliche haben yemehmen lassen, us Fabian von der Pale
und andere mer ....
Dat. Saliss d. 12. October ao. 1600.
E. fl. I>K
dinstwiellieger diner
Ewald von Mehcden.
Auf einliegendem Zettel: Auch nberschicke E. fl. DK
hiebei ein schreiben, welches di vom adel von der Nabe
uf mein «cbreiben wider von sich geschrieben und zur ant-
wort gegeben^).
Stockholm, B'.ark. LiTonica YoL 98 a. Orig.
5* [Ewald Medem?] an Hz. Kart — [vor 3. Nov. 1600.]
Bericht über die BereitwilligkeU der PSrMneehen tmd Ei^enf*
anffemtehen Landtaeeen, sich anzuschliessen.
Dl. hgb^ fürst, gn. herr etc. Soll E. fl. DK anf gethanen
ipo. berehlich ich in Ut. nicht bergen, dass alsMlde ich
1) Dieses Schreiben hat sich nicht vorgefoniien.
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470
nach hause kommen, iü des obersten la^er gesandt, da ich
dau gewiss beriebt bekonmien, dass der oberste nach Lais
fferncKet, in meinung dasselbige haus sn TorraBchen, seint
fast die meiBten Tom adel aldar ans dem laeer nach haoM
fferitten. Der Weiher') ist nnr anderthalb linndert stark,
hat sieh an den obersten begeben wollen. Als er aber
vernommen, das Vellin von E. fl. D*. erobert, ist er zumck
§ezoffen und Hegt an der Awe. E. fl. D*. schreiben') an
ie rurckelschen und Eiclu nangerschen habe icli behen-
diget, seint willig sich bei E. n. D*. in üt. einzustellen.
Ist aber an deine, dass sie wegen der Lembselschen und
des bischofs ubermuht, so sie teglich üben und Li eibeu, die-
weihi sie ▼emommen. dass sie sich under E. fl. sehnte
ergeben, wie E. fl. ans beigelegtem sehreiben ^) pi. so
ersehen, sich von den ihrigen niät dorfen abgeben, wie dan
anch derentw^;en etzliche von ihnen sich in den büschen
nnd wildnussen erhalten nrassen. Aisbalde aber £• fl.
nur etwas nehor derselben örter kommen werden, oder we^en
gemelter gefahr mir ein wenig heibringen kOnneOi wollen
sie sich in aller Ut. bei E. fl. 1)'. einstellen.
Bitten auch Gott den almechtigen teglich, dass E. fl.
D*. nur auf die nabelt kummen, damit sie von den papisti-
schen ubermutigen gesinde dermals eins entlediget werden
mngen, wie dan mir anch insonderheit der bisc^of mit inord
nnd brand an Terfolgen gedrauet, doeh nnangesehen tller
solcher gefahr, werden sich derselben etzliche nebenst mir
knnftige woche bei £. fl. DK in üt. einstellen. Seind aacb
noch viel ehrliche vom adel, welche si<^ |;aatE3 willig E.
fl. D*. ercr^ben wollen, aber r\och zur zeit 9^^ch nicht eusem
dujl'en, l>f'rüwegen, doch E. ti. DK hoheu verstand alles
heimgesteiiet, were es nicht ungerahten, dass B. fl. D*. sich
desto ehe dieser örter begeben, dieweiln auch diese auf
den heusern nicht einig, sondern der eine polnisch der an-
der schwedisch ist Solches ich E. fl. DK in Ut. mit ferner
darstrecknng leibes nnd mtes nicht soll verhalten, Oott
der almechtige wolle E.fl.i)^ gnedlLliohen schntaen, glack,
heü
Stockholm, B:ark. Livonica Vol. 9b a. üng. Dafl Bndl
des Briefes mit der Unterschrift fehlt ui maig. oben
KeDdeirennerk: [Pimi.] a. Nov. 1600.
1) JürgBU Fahrenabach.
Ludwig Weiber, polü. Oberst,
s) In der R:Registr. aidit vorhandeo.
«) fehlt
!
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471
6« Ewert von Delwig zu Thoal, estl. Landrat, an
Verwandte in Dorpat^. — 29. Nov. 1600.
Av^ordenmg Verhandiungen mit e$tländi*eh4fn AbguandUn^
Edle etc. lieber bradeiv ohm und schwager. Kebenst
wunschuiigetc« Kan demnach dem bruder, ohm und seh wager
nicht ubergeiii dass die Bemptliche räthe, Ritt: u. Ldsch^ut.
bei I. fl. Gn. aDgehalten und gebeten, dass dieselbe ihnen
gn. Tergönnen wolte, an die in Dorpt anwesende vom adel ein
sclireiben ergehen zu lassen, welches ihnen dan 1. fl. Gn.
zugelassen haben, dessen inhalt ihr dan vernehmen werden*).
Ist derwegen an den lieben brudern, ohm und Schwager
mein freundl. bitten, die wollen bei denen daselbsL anwe-
senden Tom adel allen mnelichen fleiss verwenden, damit
me nnser wolmeinendes nnd ffnthertziges schreiben wol in
bedenken nehmen nnd der Ldsch. schreiben nach etasliche
ans nnsem mittel namkundig machen, die sich dan dahin
verfugen sollen, es sei in oder ausserhalb Dörpt, damit sie
allerhand gefahr, so darauf stehet, mit ihnen bereden mochten
und dass dir.-olbigen auch mit einem frden pichern cfeleit
ab- und zuzuziehen versehen werden möchten, den euch tind
euren nachkommen zum höchsten daran gelegen. Würde
aber unsere guthertzige meiuung bei euch keine stadt fin-
den, ihr auch dieselbige nicht annehmen wollen und wir
alsdan wol wisseni was vor grosse gefahr nnd nngele^^enheit
euch daranf stehcSk» als wollen wir entschnldiget sein nnd
wird gewiss nicht aussenbleiben, dass ihr und enere nach-
kommen darnach dasselbe zu beklagen haben werdet. Es
lest dem Bruder Johim Scheel der ammiral und Ditrich
Strick freundl. begrüssen. Gott befohlen. Dat. Weissen-
atein, d. 29. Novemb. ao. IbOO.
Des b[ruderB], ohm nnd Schwagers freundwilliger
Ewert von Delvich.
Stockholm, R:ark. Livonica Vol. 08 a. Kopie oder ein
dem Herzog Karl vorzulegeuder Beinentworf.
1) Ein fast ganz gleioldaitteBdee Selkf^en vom lelben Datem
wttrde vom estländischen Landimt Dietrich Strick zu Mönnigkorb an
Beinen ^Schwairfr" !inr]i Dorpat gerichtet. [Livonicn Vol. 98a.] —
Vgl. za dieser korreäüondeoz nach Dorpat aach Werwiag, Kg. öigis-
loands och Kg. Karl den DL hlBtorier (Stoekh. 1747) II 38.
t) Vgl. nr. 8.
MitUioil. a. 4. UtL GMokieht«. XTII, S. gl
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7» Ludbert Kaver an einen Freund in Dorpat. —
Weissenstein, 1. Dec. 1000.
Ermahmm^, iidk Bertog Karl <m«iiidUieit«i.
Meinen willigen dienst und alles gutes bevor, edler
ernvester und manbafter, yielgunstiger altbekandter firetmd
und brnder. Ihr werden zweifeis ohne Temonunen haben,
wasmaBsen der dl. hgb. farst und herr, herr Carl der
reiche Schweden, Gothen nnd Wenden regierender erbfiirst
etc. ans erheblichen Ursachen genötigt, sich unlangsten mit
einer kriegsmacht anhero in Lieflana zu begeben.
Wi<' nun diese Sachen ein zeithrrn abgelaufen, als dass
der allmci htifr'^ eptreiif Gott jetzt hochged. 1. fl. in dero
rechtmessigeu uud christlichen furhaben beigestanden, auch
sieg und uberwindnng bis anhero verleihen, solches ist euch
genugsam bekant und unverborgen, der gentzlichen hoiTnuDg,
seine göttliche almadit L fl. I^. zn dero wmtem f&rhaboi
^luck nnd segen verleihen nnd geben wirdet. ünd weil es
den Gott sei gelobet so weit gerathen, dass die ritterschaft
dieser provintz Liefland, I. fl. sich in dero protection
ergeben hat, aber wie ich glaubwirdig berichtet, die vom
adel in stift Pörpt, sich noch zur zeit wid(»rich hiergegen
verhalten sollen und aber hochged. I. fl. D*^. zu ernanti i} rom
adel sich nicht anders versieht, sie wurden ihr selb bestes
betrachten und sich gleichermassen aller gebuer dermasseu
zu bezeigen wissen, damit, I. fl. nicht dardorch verur-
sacht werden muchte, andere und bierzn dienliche mittel
Yor die band zn nehmen. Wan aber enre person mir viel
jhar bekant gewesen, anch von w^en der alten freand-
nnd knndschah nngeme sehen und erfahren weite, dass
euch nnd den andern guten lenthen in ernantem stift Dörpfe
etwas untreglichs widerfahren solte, so habe ich nicht un-
dorlassfn wollen euch mit diesem meinem schreiben wol-
meintiich zu besuchen, wie ich dan hoffe, ihr dieses im
besten vermerken werden, auch hienebeu betrachten wollen,
da sie sich niclit in zeit ein anders bedenken werden, in
was grossen schaden uud eussersten verderb sie gesetzt
werden mögen: Ala zweifele ich gentslich nicht, ihr werdet
sie dahin guetlick ermahnen, rathen^ anch dahin bewegen,
dass sie in zeit ihr wolfarth bedenken nnd vor hochged.
L fl. Gn. nicht zn andern mittein nrsach gebet, welches dan
euch und den eurn hemacher geruhen wird, und habe euch
dieses nicht verhalten wollen, euch Gott bevehlend. Datnm
auün schlösse Weissenstein, d. 1. Decembris ao. 1600.
E. dienstwilliger lieber ohm und bruder
Lndb[ert] Kam.
i
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Dies habe ich euch, freundlicher lieber oheim und bru-
<ier, aus bruderlicher liebe und der alten freundschaft nach
nicht verhalten wollen, guter Zuversicht, ir werdet diese
meme geringschetzige erinnerung im besten verstehen und
rnnfnemen, Ton hertsen vfindachend, dass wir mit gesund*
heit und fireude uns widemmb sprechen nnd sehen mögen.
Stockholm, B:ark. Livooica Vol. 98 a. Orig. Unterochrift
tiiMl Nftobwort «igenbandig.
8« Die estlimdisclie Rittersehaft an die lUtterachaft, an
Bürgermeister« Rat und gemeine Bürgerschaft des Stifts
und der Stadt Dorpat. — Weissenstein, 1. Dec 1600.
Auffctäenmg einer ZmaimmenkimfU übet ihm Amehhui an
Hm, KoH mu beraUchhifen.
ünser freundlich dienst mit wnnschnng alles guten der
zeit zaYOr, gestrenge, edle, ehmveste und nianhHrto, auch
erbare, wolweise und vorsichtige, freundliche, liebe oheimen,
bniodor, vetter, schwägere, bekanten, auch be^oTidere gute
göniK t und iit'uüdo. Wir mögen euch nicht verhalten, daas
wir dieser tagen alhie 8emd angelangt und nebenst andern
angelegenen Sachen und Verrichtung derselbigeu gleichfals
für hochnotig erachtet haben, bei dem dl. hgb. furäten und
herm, h. Carln der reiche Schweden etc. ut. ansuchung
TO thmi nnd zu vememen, wie auch solches von nns ge-
schehen ist, ob ncmilich 1. fl. Gn. sich gn. weiten gefallen
lassen, damit wir wegen der verwandtnus, anch freundlichen
gaten Zuneigung, so wir zu euch sampt und sonders, anch
geineine[r] stritt Dörpt jederzeit haben getragen und noch
[tragen], mit unserm schreiben euch anlangen und ersuchen
möchten, ob ihr nicht zu behandeln sein köntet, dass ihr
euch in underredung mit etlichen auB unserm mittel ein-
lassen euch gefallen lassen weitet, dass dieselbige auf vor-
gebende gebuerliche Versicherung und geleit an einem euch
selbst gelegenen ort zosammenkommen mögen, in betrach-
tnDg earer selbst eignen wolfart» anch der besorglichen nn-
yermeidlichen gefahr, so euch und den euren sampt und
sonders fbr angen stehet. Nun seind I. fl. Gn. mit er-
melten unserm gethanen verschlag friedlich gewesen, haben
sich auch gn. lassen gefellig sein, dn?:? wir euch mit diesem
unserm schreiben wolmeintlich anlangen weiten, welcliog
wir dan hirmit zu thun nicht haben underlas^en wollen,
verhütfen auch, ihr werdet solches von uns in allem guten
aulhehmen uud verstehen.
Oieweil uns dan nichts liebers sein könte, als dass
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diese gauze piovinu Liciiauti m ein curpiis wiedcriimb ge-
bracht und in diesen landen fined, rnhe nnd einigkeit be-
fördert werden möge: do ihr nun leiden köntet, dass etliehe
an8 nnBenn mittel, einer oder mehr, an einem ench selbst
wolgefelligen ort, entweder in der statt Dörpt» oder aoch
ausserhalb derselbigen auf der grenze oder wo es euch
Selbsten geUebet, sich begeben und mit eucli sich under-
reden auch handeln möchten: Als wollet uns eure gemuets-
meinuug bei zeigern diesem baureu unseumlich wiederuinb
wissen lassen, und wan euch solche Zusammenkunft nicht
entgegen ist, uns gnugsamlich darneben versichern bei eu-
ren adelichen ehren, wahren Worten, treu und glauben, dasä
diejenigen, so dahin reisen werden, sampt ihren beihabenden
frei, Tehlig [!] und sidier hin nnd herwieder sein sollen,
welches wir onsers theils gleichsfals timn wollen (:dü
Ton euch begeret wurde:) wan die eure mit uns, auch den
unsern an einem gelegenen ort oder auch auf der grenze,
wie vorgpdaoht, zusammenkommen Sölten.
Weil Tiun euch selbsten, auch diesen ganzen landen
hieran mergklich gelegen ist, als werdet ihr unser woluiei-
nendes erinnern und geth:iiieii Vorschlag verhoffentlich nielii
auäbchlaben, besondern eucii unverzüglich aul" dieses unser
schreiben mit gemäßer zuTerlessiger antwort, auch one
umbschweif hinwiederumb cathegorice erkleren, damit wir
uns darnach mögen zu richten haben. Welches wir enoh
hirmit anzumelden nicht underlassen wollen und thun euch
sampt und sonders hirmit Gott dem allmechtigen berhelen.
Dat. Weissenstein, d. 1. Decemb. ao. 600.
Reval, Strarch. B. F. 41. Kopie, ohne ÜDterwjhrift. Der
BrieOschreiber ergiebt sich ao« nr. 6 und nr. 9.
9* Dettlof Hastfar an seine Schwäger und an Wilhelm
V. Zweiffein in Dorpat. — Oberpalüen, 3. Dec« 160D.
Ermahmung, auf die vorgetehloffene Verhandlung «HMii^eAe» md $ieh
Herzog Karl zu untergehen,
Edle etc. liebe schwägere und bruderliche gute 6eund,
negst wunschung von Gott dem aUemächtigen aller gesunden
und erfreulichen wolfarth, kan euch beiderseits aus gut-
hertzif^em und wolnieinendem gemute nicht verhalten, dass
1. fl. Gn. hertzügk Carl unser allergnedigster fürst und
herr auf vielfaltigs bitten und anlangen der semptlichen
rethe, Rit: u. Ldsch. gn. vorgonuet haben, an die vom
adel, so itzt in Dorpt, ein schreiben ergehen m lassen des
inhalts wie folget: dass nemblich alle nnd jede, so sieh in
der Stadt Dorpt itzo verhalten, darnach mit allem muglichen
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fieiss trachten, wie sie ihrem keil und wolfarth in der zeit
Torkommen mögen und zu abwendnng aller gefahr (:die
dan darauf 'stefiet» vofern sie dcli halstarrig und wieder-
streblich erzeigen werden:) auf gnten wiederfbelscheidt
ferichtet sein. Demnach so kan ich aus wolmeinendem
ertzen nicht unterlassen, euch als meinen lieben schwerem
xmd brnderlirhpTi freiindp zn ermahnen, dass ihr mit allem
flei? darnach strebet, wie man 1. fl. Gn. mit gutem bojegnen
muchte; im fall das nicht geschieht, hat die Stadt nichts an-
ders zu vorhoffen, als eines solchen, dass es kindes kindheit
oder morgen wird zu becla^en haben. Diesem nun zu be-
jegnen, hat mir der herr nttmeister Heinrich von Ahnen
dir Wilhelm von Zweiffell als meinen bmder und firennt
insonderheit anzomelden befholm, dass so ^iel muglich du
darnach trachtest, wie man etzliche ans nnserm mittel dahin
fordern und begehren mnege, die alda zu abw^dung aller-
hand gcfnhr und Unglücks, es sei in oder ausserhalb der
Stadt i)orpt, underrodnricr pflegen mugen und dass die«el-
bigen auch mit einen freien sichern epl^ite mochten v(m-
sehen werden. Solchs habe ich euch beiderseiis nicht bergen
wollen, iiamiL wan es ubel gereithe, keine clage über mir
ergehen mochte, als hette ich euch für euren schaden nicht
gewamet, verhoffe, [ihr] werdet enr bestes selber bedenken
und meiner getrenen wamnng ranm nnd statt finden lassen.
Womit Gott befohlen. Dat Uber-Pohlen d. 8. Decemb.
so. 1600.
£• f. w. 8[chwager] nnd b[mder]
Deitdaff fiastfer.
Stockholm, B:ark. LiTOnica Vol. 98 a. Kopie.
Margarete Ramcl geb. Plater an ihren Mann, den
poln. Rittmeister Heinrich Ramel in Dorpat. —
Riga, 17. Dec. 1600.
Meldung über die Haltung der Wendenschen Landschaft.
Der ent«atznTio^e wirt diesen winter nicht ge-
schehen, weiln dnr oberster den Wpndiscben landtagk helt.
Die landschaft aber wollen keiiK'sw oges willigen, aldie-
weilen sie ihrer gndtere quitt seinL und sie auch der ober-
ster*) und der bischof-) für meineidige leute gescholten
haben; nnd wollen auch nicht ehr reiten, es komnt der
konigk Selbsten ins land oder der woyewode Ton der Wilda,
^) Jürgen Fahrensbaelu
Otto SehenUng, B.Ton Wendon.
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d«a der oberster e& also mit der landschaft machet, dass
es nicht yiele tauget
Stoeklioln, RitA LhroaUsa Voi 98a. Orif.
IL Jacob V. d. Pahlen an Rittmeister Johann Aorep *).
— Burtnek, 24. Dec. 1600.
Bericht über die Laye der schwedtächen Anhänger im /iurtnekicl*ea
Oebiet,
Gestrenger etc., h. Schwager, insonders gantz Ueber
freand, neben erfoietnn|f meiner dienste auch wnnschniig
dler heilsamen wolfart ist nur E. Qstr. sehreiben gestrigen
dages woU behendiget worden. Inhalts meinung vorstan-
den; anlangende unser negest abgei ettmi sadion, in daro-
selben habe ich nichtes vorrichten können aus diesen fol-
genden Ursachen: erstlich dass die Lemselscbe «tra??*^ nicht
sicher ist; zudem so darb ich auch in meinen boi nicht
kommen, dann die untzeitigen herren auf Hochrosen, als
der Tiesenhauneii und Johan Patkull haben mich sehr ge-
drauwet, wie woU ich nach den beden nichtes frage. Ich
habe gar gewisse knndschafty dass der Faiensbach anch
etzliche Polen anf mich bestellei hat; ich weis anch gar
gewisse, dass er Yor wenigk da^en geret hat, wan er mich
onte bekommen^ er wolte mich dem konninge ans Polen
zuschicken. Ich halte es davor: weilen itzo ihr neuwes
jar angehet und der pracber sonsten nichtes hat dem ktm-
ninge zu schicken, als hette er mich gerne; vor das ncuwe
jar soll ihn der teufel woll behüten: ich wolte von Gott
wundtschen, dass Farensbach und ich allein auf einem platze
darumb handelen machten: er solte mich dem kunninge,
od^ ich wolte ihn L fl. 6n. hertzogk Karolo zum neuwen
jar bringen. Es were itzo böge zeit, dan er zn Wenden
landtagk helt, und ist mit allen Polen aber 500 man nidit
stark. Die anderen listen nach Trioden. Von Wollmar
haben sie noch fuUent hinwegk gefuret, was alda nbrig ge-
wesen. Ich habe gewi-^po kundschaft, dass wan wir am
negeren nur die nacht und den anderen dagk weren davor
^) Burtuek war Rnde Nov. eingenommen worrfpn, 23 Personen
betaudeu sich auf dem Hause. Heinrich Liveu, der dies 2. Dec
[Livoniea Yot. 98 a.] dem Hensog Kul lotldet, (r&rte an, wie er ea mtt
dem Adel des Gebiets, „welche raehrenteil zur etmle sein sollen, aber
noch zur zeit E. fl \H. sich nicht nnlergeben habea»" halten sAle.
Er erhielt die Antwort, dd. Weieseustein 4. Dec. [Sehw. R : Eegistr.
2, f. 331], dass de^feiugen, die einsteUen, ihre GAter gelasseo,
dea Widerepeiistigflii sie aber weggenommen weiden sollen.
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li^en blieben, wir hetten es schon Inn, dan in der nachrt],
wie wir daror waren, haben sich 8 heidncken mit stricien
Ton der manren gelassen; es ist anch nichtes mehr darin
zum besten, und wan nnser kriegesrolk itzo nur nicht seu*
mehen, ich wulte hoflTen, wir kragen Farensbach und Dem-
binsky (:bede:). Dass aber die landsassen auf E. Gstr.
schreiben sich nun solten zn Triknten einstellen, ist nicht
muglich, weilen Wenden, Ronneborch und Wolmer nicht
eiogeuommen ist. Dan nun vor 3 tagen seiiit noch etzliche
kusaken nicht weit vom Neuwenhofe auf kundschaft gewesen
und haben etzliche knechte von den uuscren erschlagen.
Weilen E. Ctetr. befelieh Yon L fl. Gn. haben, die land-
sassen anfromanen, wollen sie anch die Vorsehung tun, dass
wir sichere pesse nnd Strassen haben rnuigen, dan die vom
adel diser orter, welche sich zn L fl. Gn. geschlagen^ seint
keine stunde sicher, und müssen uns alle yormnten, dass
sie un? die howe abbrennen nnd pinnderen. wie ?chon der
anfangk an der betrübten irauwen der Hanschen gemacht,
lind ich auch nichtes gewissers haben werde, wo das kriges-
vülk nicht balde vortzeucht. Bitte E. Gatr. wollen solche
Sachen 1. fl. Gn. gelangen lassen, womit Got in eil em-
pfolen. Dat. Burtneck oL 24. Deoember ao. 1600.
E. Gstr.
frenndwilliger schwager
Jacob Ton der Pähl der juuger.
Stockholm, B:ark. litTOniea YoL 98 a. Orig.
12. Johann Bengtsson, Moritz Wrangel, Kersten Schad
und Niels Giermundsson an Hz. KarL — Karkus,
an. Dec. 1600.
Berieht über da» Treffen hei Wenden.
Dl. etc. fürst und herr etc. Können E. fl. D*. wir
ans wehemutigem hertzen nnd gemnete, nt. claffende nicht
yerhalten, wie sich dieser nhnYermntlicher fahlj die flncht
unserer nnderhabenden renter und knecl i« , lieben und
zugetragen. Anfenldich sein die ritterscbaft des Wendischen
kreises zn nns gekommen ^) und uns geraten, dass wir im
namen der heiugen Dreifaltigkeit solten vortziehen, den
1) D. h. natürlich einzeloe, vielleicht elofluBsreicbe, führende
PerBönlicbketten. Die ÜTULiidiiehe Bitterfahne war damals noeh voter
Fahrensbacbs Kommando ▼•namiuelt; wenigstens zum Teil. Uber
ihre dannliirc Raltung gicbt erwünschten Aufschluas eine eidliche
Zeugenaassage, die Georg Wolf am 6. Öept. 1604 für Johaaa
Biogematb, eines kuttiidiiehsa EddUnanii, der aber anch in Livhmd
beiSilioh war und selneB ISoisdidnst aa lebten hatte, vor dem
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der Farensbach sowoll der Dembinsky in eigener penan
nicht über 700 pferde stark in Wenden waberen, und wan
dieselben niederlfcht, wnrde raan nicht all^me Wenden,
besondem den gantznu ort und kreiz f»inbekommen, und aldO
das gantzo krieges\v esen der Polen, so vor diesmahl ver-
handen, trennen und richlafi^en. Wie dan auch die Ton dem
banse Wollmar ihre post bei uns gehabt uud oich, wan wir
die andern aus dem felde betten, zu ergeben ufgeboten.
Denmaoh wir mid alle bevehlichhabere uns nndereinaiider
beratsehlaget xaiä endlich sembtlick darhin geechkesen,
dasB wir in Gk>tte8 namen weiten ufrucken und also onaem
wegk vortgetzogen. Und wie wir nber die Ahe gekommen»
Btirfr^rsifen-Oericht in Riga ablegte (Riga, St : arch. Pragm. protoc. jnd.
burgrab. I, f. 458). Ihm wurden folf^ode Fragen Torgelegt, tUe er
alle als der Wahrheit entsprechend aoerkanate:
1. Ob nicht wahr und zeugen bewoat, wie der h. oberster
Georgen Fahreosbach , mi!d. gea., nf^^en (lom h. Wonf^ir'chen
kreitses verordenten rittiueistem Heinrichen v. Tieeenhauaen, so-
woll anderen, im anfange des betrfibteo kriegsweseiia hu feldwie-
der den feind gerncket. erstlich ihr leger im Cremomiehen und
Koltzischen angeschlagen ?
2. Ob nicht wahr, dass die sembtUchen hofleate von dar
femer nach Heimet nnd tob Helnet naoli Kareks gesoffen T
3. Ob nicht walir, dass nngefehr eine Meile Ton Karckhufls,
wors-elbpt der h. oberster einen hof, der Carl Carl^sen [Gyllenhjelnij
im felde angetroffen nnd mit den seinigen geschlagen worden?
4. Ob nicht ynkt, daia die hofleate toh dar, wer das tretTeii
geselieken, nach Walke and Ton Walke nach Wolmar, item von
Wolnmr nach Wenden genickt nnd prodacent [sc. Ringemntb] ;]uf
allen solchen zogen wegen seines nberdünischen gutes Memessdocäf
seine rosedienete durch eioea diener, Bndolf genannt, habe leisten
lanen?
5. Ob nicht wahr, dass zu Wenden die fahne ist oiederg«-
leget worden und die hofleute abgezogen?
€. Ob nicht wahr, dass aleobalde nach aoldieiii abzage dea
gem. h. obersten sambt seinen bei fioh habendmi der Scnwade
plötzlich an Wenden gedrungen?
7. Ob nicht wabr, nachdem solches der h. Fahrensbach er-
fahren, er sich wiederamb hat sorfiokebeseben, alse aber kand-
Schaft balde erfolget, dass der h. Lndewicn Weyer bereit an den
feind gerathen und denselben niedeigeleget» seinen vorhabenden
wegk nach Biga follenzogen?
8. Ob mcht wahr, alse die geringen übrigen Tim der tand-
Schaft eine zeit langk bei vielgem. h. obersten zu Riga verhan-et
nnd er von dar an die kgl. M^. in Pohlen gezogen, sich auch ein
jeglicher an seinen ort oegebeu. das treffen hernach Tor iiürlA
[23. Mail and Rokenhaasea [17. Jvnl] geschehen, anch keiner tob
der lauclöcliaft darbei [sc. auf pol. Seite] gewesen?
Aus den weiteren Punkten 9 — 15 geht hpr%'or, dnss Ringemuth
seinen Rossdienst aach beim Zuge gegen Ronneburg und der Bela-
gerung Ton Wolmar geleistet and niemals mit Herzog Karl „practl-
ciret'* hat
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479
baben wir unsere Bchlachtordnniig bestellet nnd die stocke
in guter ordnimg gehalten, wie wir aber a& Wenden ge-
mclet» in mdnang, die stadt zue beronnen, dass niemand
darvon konitnen gölte, ist der feind .lus^efallon und vier
oder fünf hundert pfrrde, und sein derselben hundert pferde
nf uBsere zwho fhanen zugesetzet, dieselben 2 fhanen nf
die flucht gebracht und uf unsere knechte getrieben, auch
etzliche d(^r knechte zertreten. Demnach haben die knechte
stand griffen, den feind zurug^e gebracht; alsbald sein die
rhtmeister nnd andere beyeUichbabere zugeruket, die an-
dern fhanen ennanet, nnd die renter gebettet, dass sie sich
selten weheren nnd als redelichen lenten gebueret sich woll
halten. Haben also ein stunde oder zwho jegen einander
fehalten; nachmals aber haben, über alle hofnung, unsere
indersten reuter die flucht ironommen, denen die andern
alle {Tpfolir'^t nnd also darvon ireflbopn, und obwoll etzliche
insonderheit die bevehlichhaber und die vom adel, sie zum
hohesten ermanet stand zu greifen und sich zu wehereu,
hat doch keine ermanuDg, oder nichts geholfen, besondern
als in einem reiten nicht ofgehoret, bis sie alhier zu Karks
aogekommen sein, nnd ans andere, anch alle redliche im
Stiche gelassen, und zwho tage inr nns alhie angelanget,
auch nicht allein so nbel bei nns gehandelt, besondern auch
unseren tross viel ei^er, als wan es der feind gedan, ge*
plündert, dass wir nichts übrig behalten, und können uns
nicht genuhsamb, ihres ubermuts und mutwillen beclagen,
weiten viel lieber wan E. fl. uns geböete, die schweine
huetcn. ehe mit solchen ehrvorgessen lenten uf ein ander
mahl zu felde ziehen. Und ist unmuglich, dass es ohne
eine besondere Gottes strafe oder grosser verretterie ist
augegangen, den die renter, nachdeme sie die flncht ge-
nommen, ihre röhre in die Inft gehalten nnd da erst los-
gescboesen. Bitten demnaoh nt. E. fl. nns Torsten-
digen wollen, irie vir es ferner mit dem vorrethchen voUce
halten solten, wor E. fl. dieselben wollen hin Teror-
denen, weilen sie in diesen grontzfhpnsem m ÜErp^en nicht
dienlich sein, den sie ihrer boesen art nach, mit rappen
und rauben, der armen underthanen und B. fl. D*. pauren
nicht ufhören. Dies wir E. fl. D*. in Ut. nicht vorhalten
sollen, E. fl. D*. hiemit in gnedigen schütz des Allerho-
besten etc. Dat. Karkes d. dO, Decemb. ao. 1600.
B. fl. D*
nt. nnd pflichtschuldige dien er
Johan Bengthsta. Moritz WrangeU. G^erstenn schad.
Nilss Giermundsonn.
Stoekhohn, R:ark. Uvonica ToL 9Sa. Orig.
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480
13* Johan von Rosen und der Adel auf Roop an [Ewald
Medemj. — Kleiii-Roop, 90. Dec. KOQl
Melden ihre BereitmIKgkeit, m«A Hm* Karl mt mterff^en.
Edler etc. E. Ostr. schreiben haben wier ent&ngen^
daraus verstanden, wie dass die Tom adel, die wier hie
auf Klein-Rop sein, unter 4. fl. DK Hz. Carl sohuts et^feben
Sölten. Nu wess wier uns zu beecheidm, dass Klein-Rop
nicht solch eine festung ist, dass man es Tor fl. macht
erhalten könne. Bitten den lieben schwairer al^^e ein naer
guter freund, E. Gstr. wolten die günstige beforderuDe er-
zeigen, dasö wier nicht mochten belagert oder überzogen
werdf»n. Wan die umbliegende heuser sich ergeben hal>en,
seind wier unbeschweret, I. fl. Uz. Carl uns zu bequemen,
weiten auch B. Ostr. santz gerne bei euwren boten geant-
wort habeni so ist £r böte ohne bescheit wegkgezogen
und bat nicht vorharren wollen. Dis habbe wir E. Gitr.
zum freundl. wiedersntwort etc. Dat. Bopp, d. 90. Decemb.
ao. 1600.
E. Gstr. freandwiUige schweger
Johan von Rosen
und die semptliche vom adel auf Bopp.
Stockholm, R:ark. LWomca Vol 98 a. Orig. Die A4r.
fehlt» doch geht der Adressat aas nr. 14 hervor.
14« Ewald Medem an Hz. Karl. — Lemsal, 1. Jan. 160L
Meldet, dass er vom AdA, der auf dem Hause Lemeat
war, aowie auf dem Lande, nenüieh von den Lemsalschenj
Nahbenechen und einigen atw dem Pemigelschen Qehiet für
den Hz. einen Eid abgenommen habe und ihr unter ngeltes
Reversal übersende^). Heute seien au^h vo7i Roop ge-
kommeUf sein Stiefsohn Joliann PathU und Johann r,
Mosen (Conrads Sohn)^ die ihre Güter in diesem Gebiet
haben. Sie haben auch den Eid geleistet, — Übersendet
ein Schreiben des Adels von Boop^J, d. h. eine Antwort auf
seinen Brief an sie, daraus zu verstehen, dass sie B. fl.
Gn. feinde nicht sein, sondern zu E. fl. Gn. sich bequemen
werden. Nur bitten sie, da eie weder Sättel, noch Pferde
etc, nichts haben, weil ihnen von Polen und St^vweden
alles abgenommen sei, sie mit dem Rossdienst so lange tu
versdionen, bis sie sich alles haben besorgen können,
Stoekholm, B: ark. Liroaica Yol 98 b. Orig.
^) War nicht sa finden. — ^ nr. 13.
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481
15. Die Ritterschaft des Stifts Dorpat an Hz. Kail. —
[Januar 1601].
Bitte um /{estäligung ihrer nherfjehcnen Punkte.
Dl. etc. E. fl. I)^ ^pin nnsore ut. etc. dienste negst wünd-
«chung eines glückseligen frolicheu neuen jhares zuvor.
Gd. fürst und herr, Daclidem E. fl. wir unsere eidöleistung
nnd treu geleistet, dabei wir dan zu immerwehrenden zeiten
besteüdiglich zu verharren willich, als haben wir umb unser
nachkommen willen, bei E. fl. 0^ nmb bestetigun^, so wir
derselben verBcbiener tage etlicher pnncten nt abergeben,
hiemitln Ut anmhalten nicht umbgehn können; aber nicht
der mebinng, daes wir £. fl. uns besehenen mundlichen
SQsageii nicht trauen selten, sondern weiln wir uns befharen,
es mocht unser villeicht auf diesem zuege zu kurtz worden,
damit dennoch auf solchen vall unsere erben und nach-
kommen etlichcrmassen versichert wnren. woran sie sich
kunltigk zu halten betten. Derwegeu wir dan ut. pitten,
E. fl. D\ von uns solch unser notwendiges suchen und
bitten in allen gnaden nfhhemen und vermerken und uns
obgedachte unsere petita unter fl. handEeichen nnd Siegel
mitanteilen agn. gernhen weite. Fmer, gn. fürst nnd herr,
weiln wir auch nnser bauren, so mehrenteUs verlaufen, vor
jEL fl. DK ufzueee nicht mechtig sein können, damit wir
unser nachfuhr fortbrengen mögen, bitten wir ut., E. fl.
wolle im« T\:\rh ihrem ufzuege zum irerinc^ten ein acht tai^e
zeit gonoen, dauiit wir uns mit notturftigcr n.'ichtuhr ver-
sorgen können. Alödan wollen wir eilends folgen, verhof-
fen uns auch in einem tatre mehr fortzukummen. als E. fl. I)*.
in zweien tagen werden ziehen können, und uns alsobald
bei derselben in üt einzostellen. Solche alles sein wir etc.
E. fl. ut. getreue unterthanen
semptliche Ritt: u. Ldsch. des stifts Derpt
itzt alhie anwesend.
Stockholm, R:ark. Ltvonic« VoL 252: Odat«nide skrif-
T elfier. Orig. Uudatirt.
16« Bertram Tepell an Hz. Karl. — Wohlfahrt,
8. Jan. 1601.
Meldet, dose der Adel auf den Häusern Sonndmrg
und SmiÜen ihn habe Idtten laaien hhunkommen; sie woUen
die Häuser dem Herzog übergehen, denn eie würden von den
Polen sehr beechwert,
Stockholm, B:ttk. Livonioa VoL 98 b. Orig.
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17. Die Edellente auf Adsel an Georg Scheaking in
Doipat — Adsel, 12. Jan. 16CM.
Erldaren 9ieh bereit, ^a» Hmu unter ^ettUten Bedingungen sit 4berff^ben.
Edler wgb. herr, nebens wunschnng unser willigeu dienst«
haben wir das schreiben, so E. G. abermahl an den hern
haubtman Adam Schrapffer gelangen lassen, lesent ange-
hört und allerseita yermögen nach erwogen. Wbraaf wir
sembtlich neben den hern hanbtmaa E. G. sae wiederantp
wort nicht verhalten ^ dass wir nicht zweifeln, I fi.
herfeEOgh Carol der reiche Schweden, Goten nnd Wenden
regierende erbfiirst etc. als woel E. G. und alle hochvpr-
Stendige IpiVhtlich dis zu erwegen haben, dass oV^woll der
her haubtman ron E. G. das haus helt, und ihm von ihr
G. betraut, so ist dennoch solchs nioht E. G. eigen, beson-
dern der kgl. M*., welcher wir zum Lheil mit eid verwant
und uatei^vorfen, dass war lieh solchs wir uns zu bedenken
hochwirdig und nötigk. Weiln aber wir sembtlich B. O.
sdireiben, zum andern mahl geschehen, [gelesen], darin E.
G. oft geinelten hern hanbtman seiner gebnrlichen vorncfa-
tigkeit, angesehen er nicht zur stelle gewesen, als hart
beschuldigen und dennoch an dieser Übergebung ehr und
eid ix^Pirenr Als haben wir dennoch ans vielfältigen umb-
stenden und betrachtung des entsatzes manglung und dieses
geringen bans irelegenheit, das als wol auch E. G, vielfaldig
umbstondigeii ermanen, wie dan ich auch allerhand muuLUch
und uüibstendigk bericht, [ergäme etwa: beschlossen], dass
her Waldecken [ergänee etwa: berichten soll], dass wir
▼or I. fl. DK macht dis bans mit gewalt nicht wissen sa
verhalten, doch also, dass E. G. yielgemeitem hern haupt-
man als wol uns andern durch ihrer band und siege! dieser
abtretong, weün dieselbige dergestalt durch B. G. vielfal-
tigen ermahnen und schreiben geschiebt, von alle künftige
bepcbnlfiigung aller menschen caviren und sicheren; deni-
nai'li auch I. fl. D*^. uns ihr furstl. geleite, dass der her
haubtman und etzliche aus unserm mittel sicher zu und von
I. fl. D*. ziehen mögen, zusenden wollen. Was [sonsten]
unsere gelegenheit, haben wir E. G. oder die, so diesen
nnsem bescheit lesen, mit langem schreiben nicht anfhalten
wollen, besondem dem hern Waldecken muntlich anzu-
bringen auferleget, welchs wir hoffen I. fl. D^, E. G. nnd
aÜen liebhabenden [?J nicht werde zuwieder sein, besondem
solchs alles der hohen noturft und allen krigesgebreuchen
zulegen, davon wir dan p:eTnelten Waldecken ein sonderlich
niemorial DiiiL'^o^t'bcrj. w orauf vornemblich der her l itmeister
Otto von Jb'itmgkhoÜ mit guugsamer volmacht davon mit
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483
uns zu traciiieü hit-her möge geordnet werden und gleich
wir hiraul förderlichs !)escheits gewertigk, also wollen wir
hiemit E. G. ia Gotieä goedigeu schütz treulich eatpholen
haben. Dat. Adzell d. 12. Januari ao. 1601.
E. O.
willige
Adam Schrapffer. Wuhelm Schwartzhoff.
Johan Thorphen. Hindrich von Tisenhusen ron Hastfer.
Johan Swardthoflf, Weilbelm Scbaffthausen.
Wilhelm Straifeu. Haas Bockhoidt.
Ich hette nimmer gehofifet, E. G. solcher gestalt das
haus Ton mir selten apgeforderet haben, hette ich mich
das ')
Stockholm, R:ark. Livouica Vol. b. Orig. Schreiber
ist Adam Schrapffer. Das Ende des Nachwortes fehlt,
wto tneh dit Adr. D«r Adreaaat ergiebt fliali ani dem
8ehr«ibeii Henog Earla vom 18. Jan., vgl o. Anm. 1.
18« Interims - Konfirmation der Privilegien für die
Ritterschaft dea Stifts Dorpat — Dorpat, 16, Jan, 160t.
Von Gottes 6n. wier Carolas etc. Thon hiemit kund
and bekennen, nachdeme unlangsten durch gnedige sehie*
knng Gottes des almechtigen das stieft Dorpt, in unsere
auch des konigreich Scbwedf^n gewalt und besebiernumg
igt «li'ltracht wordrMi. die lii terschaft und vom adei auch,
w<'l< hf 7.11 i/rmeltem stielt Dörpt wonhaftig seind, freiwillig
und ^vull)odacbtes gemuets aller aufricbtigkeit, treu und
willigen gehorsame gegen uns und unsere leibeserbeu, auch
des konigi eichs Schweden and desselben ordentlichen sac*
oessom nnd kanftige kOnige aach regenten, welche jedes-
mala doselbsten sein werden, sich verpflichtet haben, dan-
nenhero wier ihnen hinwiderumb gn. oewilliget und zuge-
saget, sie sambt and sonders gn. za erhalten bei ihrer
christlichen religion, adelichen alten freiheiten deren ihre
vorfahren gleich den Harrischen und Wirischeu vom .tJpI
sich gebraucht, auch gericht und recht, nach art form
und gestalt der rechte, welche ernante Harrischen und
^) Herzog Karl schrieb dU. Dorpt, 13. Jan. 1601 an die auf
Adiel: Er habe aas dem ihm fibenaudteii Sehreibeo, das die SdeU
leute auf Ailsel ao den Dorpatcr Occonomen Georg ^^chenkiug ge-
schickt, ersehen, dass sie willrii.> .~!iii<], ilirii daa 8chlo88 zu iil>ergeben.
Br sende üalitir Ulli emum Vurüciilage euthalteudea Memurial als
YollmaebtigeD za weiteren Verbuidlaogen den Otto Vietlnghoir
an sie. Darauf hiu sollen sie dann ihre Abgesandten weiter za trac-
tieren nach Anzeu schicken, wohin er sich ehestens begebe. £i>tsch.
ß:Eegistr. f. 36.]
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Wirischen bishero gehabt , andi nachmals in nberw^^ong
und dnrchsehung der schwedischen nhralfcen löblichen rechte
nnd gewonheiten sich gleichfals gefallen lassen, auch nn-
nemen und dieselben in gebrauch haben werden Ob wier
nun woll gans geneiget seind, ihre privilegia, adeliche frei-
heiten iinu worzii sie von alters sein befuget gewesen, auch
erweisslic h in kann, gn. zu contirmiren, weil aber jezige
ungelegeniieiten, auch andere hochnötige Sachen jezundcr
uns furtstehen, vor welclier entlicher und richtiger [ber[or-
derung angeregte conürmation, u ie Bolches in oflTener form
sich gehöret, nicht gefertiget werden kann, wie die äambl-
liehe gemdne ritterschaft nnd von adel selbst«! sAinemen,
auch verstendiglich erachten können , welches wesens sie
dann uns für dismals gnugsamlich werden entschuldiget
halten: Als bewillige wier hiemit und kraft dieses, so
bald jeziges kriegswesen ubergestanden, auch in dieser pro-
vinz Liefland durch hiilfe und beistände Gottes des almech-
tigen in ruhe, friede und wollstand befodert worden, wier
auch etlicher raassen uns darzu werden besser enthvliij.^ü
können, do wollen wier angerechte ihre Privilegien, immu-
niteten, freiheiten und worzu sie von alters berechtiget sein
mögen, gn. bekreftigen und bestetigeu, auch jederzeit die-
seloige vielmehr Terbessem, als scnwechen, wie sie dann
auch inndttels dessen bei dem gebrauch der evangelische
lehre alsdann auch hemachmals unbehindert stetigs erhalten
werden sollen, besondem auch nochmals ihrer freiheiten
gebrauchen und billichen gewonheiten gemessen mögen,
auch einiger eindrang ihnen darentgegen nicht zugefuget,
sondern sie geruiglichen dabei golastfen werden sollen. Zu
Urkunde haben wier dieses mit eignen banden underschrie-
ben, auch unser fürstlich secret etc. Geschehen und ge-
geben zu Dürpt, d. 16. Januarii 1601.
Stockholm, K ; ark. Dtscb. K : ßegutr. f. öl ff.
1) In der vorläufigen Ziuage Herzog KarU für die Stadt Dor-
pat, die städtischen Privilegien zu coofimiuren, dd. Dörpt, LC. Jau.
1601, heisst es: „Weil tlio-p landschaften, auch gemeine stadt alliie
sowohl auch das fursteDthumb Khsten zusambt der Stadt iievel mit
dem Kgreich Schweden ein incorporirtes {^liedtmass selndt, aach da-
her eg biUieh tat, dass sie allerseits einerlei rechtens sieh febnuieheii,
weil es zu merer einigkeit auch Verbindung der gemtiter gegen ein-
ander gereichen thut: als wollen wier die schwedische rechte, förder-
lichst als zu geschehen, m die deutsche spräche anssezen lassen, nach
welcher ▼leiBsiger erwegong Jetzt gedachte B». nnd rath aich nicht
werden entgegen Pein !no«en ■solche rechte alsdan gleichfalls anzu-
nehmen'' und als HilfsrecUt zu gebrauchuu. Das habe auch die est-
mndieehe ffitt. «ad die Stadt Reval sich gefallen lassen. [Dtsch. B:
BegiBir. f. 52 ff.}
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19. Hz. Karl an die Stadt Riga. — Dorpat, 16. Jan. 1601.
Drohung wegen der Arretierung teinet Abgeiandten Olthöveling,
Tit Unsern gn. gmes und gneigten willen' zuvor, er-
bar und weise, liebe besondere. Wier mögen euch nicht
verhalten, wier seind berichtet worden, welchermassen
üir unsern diener Franz Olthöueling, welcheu wier hiebevor
mit brieten an euch abgefertiget gehabt, nach Poln ge-
schicket haben sollet. Weil wier nun solches noch zur zeit
uicht glauben können, dass ihr ichtwas gestatten und thuu
sollet, welches aller vtflker gebrauch und wolbestelten re-
gimentgewonheiten entgegen ist, aldieweü each Selbsten be-
wnst, dass in alleii landen gebraucUich, dass diejenigen,
so mit sobreiben abgefertiget werden, zur Unbilligkeit nicht
beschweret bleiben, dass wier daher uns zu euch nicht ver-
sehf^n wollen, dass ihr dergleichen hin wegschickung mit er-
meltem unsern diener euch solt underFtJtiulen haben, zu
deme in unserm schreiben nichts anders enthalten iöt ge-
wesen, als was wier zu beföderung euer selbst eignen
Wulfart euch wolmeiutlich und in gnade gern gönnen
möchten.
Im fall es aber nher znyersicht von euch geschehen
ist, znwieder eelfibte nnd zusage, auch aller christlichen
▼Olker g(ibrauch, wie wier gleichwoll derjenigen zeitung, so
ans distal s l^rgebracht worden, noch izonder keinen glau-
ben zustellen: als möget ihr dasjenige wissen, wo wier ein
erlicher fürst geboren seind, dass wier auf solchen fall
diesen schimpf und spodt, so ihr uns dadurch bezeiget
habet, mit Gottes hülf dermassen widerumb zu bezalen be-
dacht sein werden, dass ihr und die euern daran gedenken
und keinem hohen Dotentaton mehr solchen schimpf zuzu-
fügen euch anderstehen sollet Welches wier euch hiermit
nidit haben verhalten wollen, begem auch, ihr wollet uns
eure andwort hierauf wissen lassen. Bat auf dem schloss
DOrpt d, 16. Januarii ao. 1601.
Stookholm, B : uk. Dtach. B : Begiatr. f. 64.
80« Resolution Hz. Karls fUr die auf Adsel. — Anzen,
21. Jan. 1601.
Resolutinn iregeben dem Adam Schrapfer, FTanptman
auf dem Ilaua Azel, Wilm Schwarzkop rsicl 1: .Schwarz-
hof]. Heinrich Tiesenhausen, Jacob Bolandt und Haus
Bockholt auf ihre übergebene condition.
Nachdem jetzt emanter hauptman und andere bei 1.
fl, D\ umb euidie pnncta xu bekreftigen nt angehalten,
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so conseutireii und bewilligen L fl. D^, dass sie sambt uud
sonders, so jezt auf dem Hause Adsel gewesen und noch
seini bei ibrer rellffion^ ingleichen hei ihren land- und an-
dern gutern und allem deme, was ihnen znstendig, darzn
sie mit rechte befuget, hinfuro bleiben sollen, auch wollen
I. fl. DK sie sambi und sonders darbei schfttien und hand-
haben.
Item es bewilligen 1. fl. gleichsfals, dass denselben,
welche nicht lust und liebe daselbsten zu Adzel zu bleiben
haben, ein freier abzug, wohin es ihnen geliebt, doch nicht
zu 1. fl. D*. feind, soll vergönnet und nachgelassen sein.
Signatum auf dem haus Adzel [sie! 1: AnzenJ d. 21. Jan.
ao. 1601.
Stockholm, B : ark. Dtsch. R : Begistr. f. 56.
3L Hz. Karl an den Adel auf Marienburg. — Anzen,
21. Jan« 16QL
Aufforderung, iieh ihm untergeben.
Tit Unsern gn. grues zuvor, edle etc. Wier stellen
zu keinem zwcifel, ihr werdet euch sambt und sonders zu
ensinnen wissen, welcher gestalt die kgl. M'. zu Polen,
unser yetter, aus anstieftong der bapistischen rott uns und
dem kOnigreich Schweden zu undersdiietlichen mahlen, ohne
einiffe gegebene Ursachen feindlich zugeseset und ob wier
woll an die ganze polnischen stende zu yielmahlen schrieft-
liehen gelangen lassen und umb ihre erclerung, was wier
uns fernpr zu ihnen zu versehen haben sollen, angehalten
und gebeten, so hat man uns doch bis diese stunde keiner
antwort wirdig erachtet, deruwegen wier uns anhero in
diese provinz Liefland mit einem theil des reichs Schweden
kriegsvolk begeben haben, zu meinung die uuderthaneu des
ftotenthumb fihisten l&r ^[ewalt zu schuzen, wie wier uns
dann auch, weil wier kern antwort nochmab erlanget,
jedoch keiner andern meinung, dann dasjenige, was dem
rräche Schweden zugehörig, widerumb unter das reiche zu
bringen, an die polnische grenze begeben, dann nichts an*
ders als feindschaft zu vernmten: Als haben wier uns au3
erzelten Ursachen weit« !- au die polnische grenze begeben,
inmassen wier von daunen, wie auch zuvor zu vielmahlen
den bestalten obristen dieses Lieflandes, als auch andern
castellau unser schreiben abgehen lassen, aber vielweniger
dan zuvor zur antwort bekommen, dero wegen wier aus
angezogen orsachen hoch nottranglich genOtiget, aldieweil
wier nicht anders dan weiter feintuchaft gewertig gewesen.
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UDö au das poluische gebiete zu veieuchen, und hat uns
der Almechtige bis anhero also gnedig beigestanden, dass
nnmehr diese provinz Liefland sidi unter nnser und
der eron Schweden protect[ion] merentfaeila ergeben hat.
Weil wier dann nicht sweifeln wobi, ihr werdet euch gleiohs-
fala in unser und erwenter oron Schweden schuz und be-
schirmnng unweigerlich ergeben, als haben wier nicht unter-
lassen wollen, mit diesen unsern ^clireibon fMich in gnaden
ersuchen wollen, wie wier dann auch zeiLn r dieses, den
ernvesten und manhaften unsern lieben getreuen Otto von
VietinghofF und Adam Öchraffer unser ambtmann auf Adzell
an euch abgefertiget. Do ihr nun ^esiunet seit, in ruhe,
fried und woUtande zn leben, enre diristliche religion, pri-
▼ilegien, statoten, gericht nnd gerichtigkeiten und was aen-
selben mehr anhengig sein kan, zu geniesaen; als ermanen
wier ench, ihr wollet nunmehr alle Sachen in guts bedenken
nemen, auch do ihr mit [ans] und der cron Schweden, auch
diesem Liefland einig, nnd von uns auch ihr beschuzet zu
--"'in gedenket, welches daaii mit gottliclirr lifilfe GrescbeliPii
solle, also lang dieselbige raechtig ht, euch durch seinen
veterH("!iftn beistand für allen bedranguussen zu entledigen,
so wollet ihr nun bedrachten eurs selbst eignen besten,
euch bei geeen ernanten unsern abgesanten hinwiderumb
also nnd cawegorice ercleren, ungesweifelt wie wier dann
hoffen wollen» flir sn deme» was ench selbsten sn ffuten ge-
reichen kann in erhaltung eurer religion, adelidien frei-
heiten und was deme mehr sein werden kan, dann ein je-
der befuget ist, genzlich geneiget sein werden, wie wier
dann ernantpn iinpf*rn abgesanten allen gewalt nnd bevelil
mit euch zu tractiren {resrehen hal)en. bei welcheni ilii- auch
und was sie sonsien mit euch und den euern abhandein und
schliessen werden, gehanthabet und geschuzet werden sollet,
darauf ihr euch künlich zu verlassen haben niogeL
Im fall aber, welches wier i^leichwol nicht verhoflfen
wollen, unser gnedige wolmeiuuug bei euch disfals nicht
stat finden solte, als möget ihr euer eigen gefahr alsdann
ausstehen, dann wier iHles wolfäriges wesen euch gern
hetten gönnen mögen, wofern es encn were annemlich ge-
wesen, seind auch alsdann bei jedermennidich deswegen
woU ent c haidiget, welches wier ench etc. und thnn ench
Gott befehlen. Dat auf dem hanse Anaen, d. 21. Jannaiii
ao. 1601.
Stockholm, R : ark. Dtsch. Ii : Kegistr. f. 57 flf. — Über-
schrift: An die sembtUcbe ritterschaft and vom adel
■0 ftvf dem haoM M«rie]ib[iirg] letD.
Mitthcil. >. d. liTl. Goschicbt«. XVIL 3. 82
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28« Eldeaformular lltr die auf Marienburg. —
[21. Jan. 1601.]
Jnrament denen auf Marienbnrg zngesobicket» welches
sie geleistet haben sollen.
Wier Tom adel und sambtliche bevehlhabere und an*
dere, so jetzt auf dem banse Marienburg, schweren bei Gott
dem almechtigen, dass wier dem dl. hgb. fursten und herrn,
herm Caroln dp? reichs Schweden etc. regirender erbfnrst
etc., unserfri guedigen fursten und herrn, seiner f1. ge-
malilin und erben, auch dem königreich öchweden jederzeit
wollen getreu, hold und ge wertig sein, I. fl. D^, dero lei-
btiserben und deo kunigreicheo Schweden bestes wissen und
befördern, schaden und Terderb in zeit warnen nnd für-
kommen. anch nnn nnd in künftigen Zeiten mit dem f&rsten*
tbum Ehstein als ein incorporirtes glietmasB der cron
Schweden einig sein und bleioen, uns auch von I. fl. D^,
dero leibeserben nnd des reiches Schweden successom nnd
nachkommen numehr [sie! 1: niemehr] absondern wollen,
80 wahr uns Gott helfumb Christi willen.
Stoekbolm, R:ark. JHkL R : Eegfetr. f. 59. Ohne Dfttam,
•b«r gleioliieitig mit nr. 21 aiug«Mtit
23. Bürgermeister Nikolaus Eke an Hz. Karl« ~
Riga, 24. Jan. 1601.
Entschuldigt die verspätete Antwort der Stadt auf sein Schreiben uttd
meidetf dois der Stadttekretär miindlich gena%t«res berichten werde.
WüneeH dem Herzog guten Erfolg.
Erleuchter wolgeborner herr, E. erL Gn. seien meine
jeder seit willige dienst mit wfincbnnff aller wolfart xaTom.
Chiediger herr, £L erl. 6n. schreiben nab ich wol empfangen
nnd desselben Inhalt Ternohmmen. Was nhnn ersuich an-
langt» dass e. e. rath uf jüngst E. erl. Gn. sn sie ergan-
genes schreiben ') bishero nichts geantwortet, werden E. erL
Gn. die ursach aus itzigem irem entschuldigungschreiben*),
Tvie dan auch von gegen wertigen irem secretario mit meh«
rem gn. vernehmen, nemlich dass solches nicht ire «chuld,
sondern derjehnigen herren. die ire anlwort und erklurung
B. erl. Gii. mündlich anzubringen uf sich genehmen haben,
derwegen sie dan auch E. erl. Gn. yerhoffentlich im bästen
entschuldiget halten nnd sie deshslb in keinem ungutem
Terdenkhen werden.
Ob mr. 19, ote ein IHUi«Nt 8cbrnb«n? *- Hat rieh sieht
vorgefonden.
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489
Neben dem Lab ich gantz gerne verstanden und ein-
geDohmeii, was dero diener wegen E. erl. Gn. löblichen
TQrhabai0 mir mnndelieh ero&et und angebracht, spüre
daraiiB derselben Bonderliche gute affection tud gewogeoJieit
segen diser guten stadi so wol, als gegen dem gantzen
Suid und wonaobe Ton Gott, da; solches nach wünsch und
willen derselben glücklich fortgehen und sie also dem
gmeinpn Vaterland dardurch viel nutzlich und erppnVpslieh
sein mügen, darzu dan E. erl. Gn. e. rath alhio, dan
auch ich für mein perpon nach allem vci inügeu zu dienen
jeder zeit erpietig und willig sein, iuiuassen E. erl. Gn.
solchen guten willen obKedachter ir secretarius mit mehrem
lüimdlich erklären and oeibringen würd.
Den Wolmarisehen p&trhenm Hermannmn kenne ich
nicht, will aber demselben alhie mit fleis naohforsohen
lassen nnd ihn nf ferroere erkundigang von seinem nnzei-
tigen furhaben mit ernst abmahnen, welches ich in anweaen
B. erl. Gn. dieners itzunt wol gerne wolte gethan haben,
wan ich nicht mit po schleuniger diser abfcrti^nng unsers
secretarii und auch E. erl. Gn. dienere daran were verhin-
dert worden, dan derselbe faat sehr furLgeeilet, soll aber
noch izunt mit ehestem jreschehen und E. erl. Gn. davon
hinwieder alle notturlL zugeacinieben werden. Unter dedS
thue dieselbe ich in schnta des Höchsten hiemit gaai treu-
lich empfhelen. Dat. Riga, 84. Januaiy ao. 1001«
£. erl Gn.
unterdienstwilliger
Niclas Eke.
^Stockholm, B:ark. LiYonica VoL 9B b. Orig.
24* Hz. Karl an Adam Schrapfier. — Lude,
26. Jan. 1601.
• • • Wier haben euer schreiben empfangen, welches
ihr an den feldmarschall Otto Uxkull getnan habt, daraus
wier ver>:tanden, dass ihr stracks nach euer aukunft mit
den Schmiltenschen zu tractiren angefangen, aie auch zu
Anzell [1 : Adzel] bei euch sich eingestellet haben, auch die
Sachen in guten terminis stehen sollen, ingleichen, dass ihr
gestern deu 24. f sie] nach Marienburch euch begeben habt
und also in homung stehet, von solchen beiden heusem
uns gute richtigkeit an erlangen Datum Lahde,
d. 26. Januarli ao. 1601.
Stotikhobn, B:ark. Dtsoh. R:Bogitfer. t 67.
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i
490
25« Der Adel und Landsassen auf Marienburg i) an
Hz. Karl. — Marienburg, [27.] Jao. 1601.
ErlclÖTfin ihrr Unt^rmtr/ung.
DL, hgb. fürst und herr. E. fi. D^, ihreni gn. lursten
'und herrüj, wünschen die von adel und andere landr^assen,
"welche itzo] auf der Marienburg zusammen sein, vou Gott
den allmechtigen glük, heil und bestendige fürstliche ge-
[sundheitj mit allem, was sie sonsten meor zu E. fl.
ewiger wolfifft wfiiiBcheii möchten, in steter at [erbie]tang
sampüioher und einee jedem beeonders gehoreambniclien
dienste. Nachdem d* i allmecbtige Gott £. fl. DK grak und
Bieg gegeben, weil £. fl. DK in diese provintz anKommen,
[dieselbe von] dem bäpslQichen greuel] und tirannei zn
erfretten], dafür sei der allm[echti*]^e Gott] golobt und ge-
benedoi^^t. Wir wünschen [mi?] i^ehorsamen bertzen, dass
da«[iLiii^rt ] Weichs der barmh^.i tzige Gott durch E. fl. [DK]
augciaugeii, [nemlich dass?] dan heilige ewangelinm [in
diesen landen lauter und] rein erhalten, viel wiiiweu, [waisen]
und [gejtröstet, der Polen hoffart und [stolz gedempfet
werde, E. fl. DK aooh muge] zu gl&kselipen ende fimren
[und dies land in bestendigerj und langwiriger forstlicher
fgesundheit be]8itzen und benerscben und ^wir unter E.
bL DK] schütz und sohirm ergeben [ein stilles und ruhiges
leben J mugen fuhren in gottseeligen — — — — — —
Es ist diese kgl. festung und [haus Marienburgk], darauf
wir mit unserii [frauen und kindern vor] den Polen, die
da viel [im lande geraubet] und geplündert, geflohen [sind],
zuerfst] für etzlicher zeit durch zwei schreiben, nicht mel-
dende, dass solches aus befehl und zulass E. ü. DK [ge-
schehen], aufgefodert Weil aber solche auffoderung war
unyemutlich an uns kommen, die — wir
für nachtbarn und feinde noch umb|jgeben], die uns gar
^efehrlich nachgestanden ken domals, auch
m itziger wurdeliche [?] dass sie solches ein-
nehmen möchten: Bitten wir in üt.. dass wir solchem an-
mahnen, dazu [wir] uns nicht beqvemet, E. fl. DV wolle
solches unser emiaitiges bedenken, welchs vou ehreuiie-
^) Naeh eioem Verzeichnis der Arrendatoren, Pfaodherra aud
Landsasaen im Marienburgscbeo und desBen, was sie für das Haai M.
sn liefern zugesagt, vom Octob. 1601 waren dort ansässig:
Beinhold KosilmU; OobwIb Bfiattr genant Hnfliehleger; G«erf
V. Ungern; Hans Ryth; Mathias Gielde; Rotger Armis Witwe; ChristoT
Korff; Geori^ Nettelhorst; Caspar RoBchack; Qeorg Lambstorf; Michat I
Blaghell (?}; Heinrich Nöttgen; Jacob Rohland; Melcber biume; Hans
Boy. (Stockfa. Bsark. Ut. 96 b.]
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benden ge[muethe^ herkommen, in gnaden sich nicht lassen
missfWeny wdl wir aiieh E. fl. gnedigste za
eelbiger zeit im geringsten nicht vermerket, [wie es] itso
geschehen.
Nachdem den für aogen und menni^lich siebet, der
Allmechtige mit B. fl. sieget, d[adurcn ohne] blutver-
giessen E. D*. vieler «chlosser fde«] «rautzen landes mechtig
werden, und rnucmehr auch] au uns gn. beireliret. dass wir
die[se leatu^n derselben öülien übergeben, »u wil Gott das
[geschrei derj truhsall. angst und uoL der elenden verlas-
senen £Lieflendei j mcliL iaager horeO; scliicket E. fl. DK das
viel deroselben macht und kriegsgewalden
— die aber uns alles dieses gewnndschet, ge[tracht6t] und
gantzlich geschlossen , ans aosszorotten — werden,
und wU in diesen landen wieder [umb eine] solche chridt-
liche obrichkeit haben und durch der8<db[en] das land sa
rechte dnrch welche so viel hundert jähren
worden —
Wann wir dann [auf der Marienburg] gegen E. fl.
[grosse] kricgöiaaclit gar [wenig sind] und 8chwe[rlichJ der-
selben gewalt zu w[idersteheü] , wir auch mei
gehalten, dass dieses hiaus nicht solte in E. fl.
fewalt Kommen: Als haben wir alsami [jung und] alt solch
ans und nicht solle dem unseren —
B. fl. tmd der cron Sdiweden schütz und schirm anf
etadiche wenig artickel, welche doch [die abgefertigte] an-
gen[ommen], [gejhorsamlich ergeben. Der underthenigen
[hoffnung, wie] sich E. fl. in dero gn. schreiben zur
Pernaw datirt*) an die gautze ritter- und landschaft im
PolIn[8chen] tlieil erkleret, Weichs doch den niehrern theil
der ritterschaiL nicht zuhanden worden, und dan auch [in
dem vuii] E. fl. an uns [ergangen] und durch dem [ab-
gefertigten ujbergeben sich gnedig [anerbotenT E. fl. D',
[werden] nns zo getreu nnd ge[horsamen] nnterthanen [an-
nehmenjond darior erkennen. Wann aus pflicht angebor-
ner milde, guete und tugend der welche
wir mit DK — gnaden annehmen
und Te zn bestetignng unserer [rechte
etliche an?] iin?erm mittel an E. [fl. I)^ abschicken, an
welchemj ohrt E. fl. D*. anzutrefi'en [sein werden. Bitti nj
also E. fl. D^ wollen den,^eU)en gnedig [geneiget] sein und
mit gn. autwurt zuewieder [ablertigen]. Wfoljlen also als
treu und gehorsam underthaneu [uns] E. fl. D^. und der
Bs. Karl war vom ö. Sept — - Bode Oct 1600 Tor uud
in FenuML >) nr. 21.
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croE Schweden nnftergeben] and [moht widerjeeteeni und
mit nt ffehommb alles [thun], was uns als treuen nnder^
thanen gebühret und wir] zu thuen schald% seint. Geben
Marienbnigk, [d. 27.] Janoari ao. 1601.
[B. fl.] Dnrcbl.
gehorsame nnderthanen
Adresse: Dem dl. hgb. fursten und herrn,
herrn Carolo. der reiche Schweden etc.
unserem gnedigsten herrn in unterthenigkeit.
Stockholm, B : ark. Livonica Vol. 98 b. Orig. mit 6 uicht
mehr gut erkennbaren Siegeln, sehr verblaaster und durch
Feoehtigkeit tenwelM ao «toer Seite gar nicht mehr lee-
barer Schrift» die hier im Druck, auch nur zum Teil, nach
Möglichkeit dem Sinne nach ergänzt wurde. Das Datum
ergiebt sich aus nr. 27. " In dorso : Die aamptUche vom
adel anf Haiienbuigk [Ree] WoUmer d. 8. Febr.
ao. leoi.
86* Hz. Kari an die, ao xn Weimar. — Feldlager vor
Weimar, 29. Jan. IM.
Aufforderung, $ieh tu ergeben.
Tit Wier lassen eneh wissen, die ihr zu Weimar seid,
dasa nnser trometer nns berichtet hat, dass ihr ihme zur ant-
wort widemmb gegeben habt, dass ihr von enerm kenig
nicht abweichen, sondern bei ihm leben und sterben wollet
Weil ihr dan bei enem drozigen gemate za verharren be*
dacht seid und bei euch unser schreiben, so wier an euch
gestriges tages gethan haben'),- nicht annemlichen sein will,
als möget euer bestes thun, solches soll gleichfals von uns
geschehen und werdet ihr, ob Gott will, mit euern schaden
innen werden, dass ihr euch vergeblich understanden habt,
uns also freventlich zu trozen und soll euch hernacher das-
jenige nicht angeboten werden nnd widerlhhren, als albereit
geB<mehen ist. Darnach möget ench zn richten wissen.
Dat. in nnsem feltläger, d. 29. Jan. ao. 1601.
Ihr sollt wissen, dass keiner von euch soll gnade er-
langen oder bekommen, wie gern ihr hernacher bei uns
darumb anhalten oder bitten wolt. Dies mein eigen band.
Stockholm, B:ark. B:Beg. f. 70.
>) Diee Sdireiben fladet ileii ia der B: Begistr. aiehl
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87« Hz. Karl an die auf Marienburg. — Wolmar,
3. Febr. 1601.
iHmmt Jt> t» uinen Schutz und will .sich über die Bedmgtu^en mit
ihren Abgesandten vergleichen»
TiL ÜDsem gn. graes ravor, eniTeste nnd manhafte
liebe getreuen. Euer schreiben Ton dato Harienburff den
27. januari ist nns den 3. dises monats zuhanden seuefert
woraen, daraus wier verstanden, dass ihr euch auesambt,
beide? jung und alt, mit allem demjenigen unt^r unsere auch
der ci'üu Schweden schuz und berichirmung auf etliche wenig
articull, welche unsere abgefertigte angenommen, gohor-
samb'ch ergeben habt. Nun habt ihr als verstondige leuthe
woll daian getban, dass ihr sambt und sonders eure eigne
auch diaer ganzen provinz Liefland heil, aufnemen und
▼ollart betrachtet, und mit den andern Stedten dise ganze
laadachaften in ein corpus zu befbdern euch habt einge-
lesen sein lassen, welches dann euch und den euem zu
allen guten jederzeit mit göttlicher Verleihung gereichen
solle, da?s ihr daher euch gegen um aolt zu bedanken ha-
ben. Und was wier zur Pernau in unserm ereangnen schrei-
ben an die sämbtliche ritter- und lanschaft'), so unter der
cron Poln belegen gewesen, auch durch unsere gesandten
uns gegen euch anerboten haben, daa^elbige soll von uns
fürstlich gehalten werden.
Die conditiones aber anlaugende, da wollet etliche ans
eaerm mittel entweder nach Wenden oder wo wier ansu-
treffen sein können, an uns abfertigen mit denselbigen
wollen wier uns notwendig aller punoten halben yeigleichen
und uns dermassen darauf ercleren, dass ihr unsern gn.
willen gegen euch «ämbtlich und insonderheit seit zu spüren
haben, dann solches, wie gerne wier uns sonsten darauf er-
cleren wollen, wegen unsers eilendes aufruckens von hinnen
alsbalde nicht geschehen kann, werden uns derwegen in
besten entschuldiget nemen. Und haben euch dises hiemit
ZU gn. antwort nicht verhalten wollen, seind euch sambt
und sonders in gnaden woll geneiget, Gk>tt befeienden.
Bat auf unserm hause Wollmar, d. 3. Febmarii ao. 1601.
Stockholm, K : ark. Dtoch. B : Beg. f. 76.
1) IHM Sohnibem ist la dtr B: Begistr. nioht vorhsadeii.
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28« Hz. Karl an die Gem^e zu Riga ). — Wenden«
9. Febr. 1601
Buchwert neh über iit Behandiwß Otth3velinff$ und fiffderi ik auf,
nch den übrigen Standen antvi^^eieen,
Tit. Unsern grues^ gu. und geneigten willen mit Gott
dem almechtigen bevor, erbare ond namhafte liebe beson-
dere. WIer mögen euch gn. meinuDg nicht yerhaKen, dass
wier nicht unlängst m erfaning komen seind, welchnlei
gestalt eure obern und eltisten unsern diener nnd gCBtn*
ten Franz Olthövelingk, welchen wier in guter zuveriesaiger
meinung an eure stadt mit dergleichen botschafl, weldie
euch vielloicbt niraermehr zukünftig mag oder kann nncre-
boten \v( i(ien, fabgefertigt haben], wider alle volker sitton
und gebreuchen in Poln ins euserste verderben und elend
abgeschicket. Nun hetten wier zwar nicht gemeinet, dass
wier derogeötalt von euern obern und eltisten öolten be-
zalet und belohnet werden und dass sie solches, da sie doch
▼iel anders in ihren leiten schreiben, so sie an uns mit fp-
dachten Franz Olthöveling ergehen lassen, erderet, sich,
sollen underwunden haben; ermanen euch derow^gen, dass
ihr each bedenken nnd gedachte redelsfuhrer, so an er-
wenten unsers dieners wegfnrung schuldig seind, in ge-
biiorliche straf nemen wollet und soveru ihr unsere £rnaden,
weiche wier euch hiemit abermal anbieten, aufneiuun und
mit uns, der cron Scliw<»den und dem ganzen Lief! an Je einig
sein wollet, de seind wier geneiget euch bei all denjenigen,
worzu ihr berechtiget und befuget^ gn. zu erhalten, hand-
ztthaben nnd sn schttzen. Wollet daromb erstes tagee eure
abgesanten an uns mit Yolkomner macht nnd gewalt, mit
ans zu handeln, tractiren nnd zu schlieasen abfertigen, wor-
auf wier uns der gebuer nach werden wissen gegen ench
zu ercleren. Wo aber über Zuversicht dasselbige nicht ge-
schieht, so werdet ihr uns nicht verdenken, dass wier darauf
werden bedacht sein, uns an euch als unsern feinden zu
Wasser und lande, wo wier können und mögen, rechen,
welches wier gleichwoll nicht gern theten. Dis haben wier
euch zur nachrich tu ng nicht verhalten wollen. Dat. in unser
Stadt Wenden, d. 9. Feb. ao. 1601.
Stockholm, Ii : ark. Dtacb. B : Beg. f. 80.
^) Gleichztitig erging ein Schreiben im selben Sinne nn den
Bat rStockh. R : ark. Livouica Vol. 384. Kopie], das dorch Matthias
Urader 16. Febr. überbracht wurde, der daher wahrscheinlich auch
dies Schreibeu an die Gemeine ablieferte. YgL Dtuinin Aber d. itam
Krieg»l«afe. Bigaer StadtbU. 1895 p. UO.
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Otto V. Vietinghoff und Fabian v. Tiesenhausen
an Hz. Karl. — Marienburg, 9. Febr. 1601.
Haben sein Schreiben wegen Rontten erhalten. Wir
feiern auch an anderen orten nicht, wie E. fl. an? Hin-
gelegten schreiben, welche die von adel des hause? S(iS8-
wegen schreiben und E. fl. D*. zu beglaubigung und warheit
zuschicken, werden ersehen.
Bitten um weitere VoUman^t und dose er den Seas^
wegensehen gleiche Bedinaungen, wie den Marienhurgschen
Mwähren möge. Bitten femer, ihnen Aufforderungsschrei'
oen, an die von Adel lautend, eu senden, besonders an
lAidsen, Rositten und Berson, damit die Solche auch dort
Fortgang nehme. Dat. Marienburg, d. 9. Febr. 1601,
Stockholm» B : uk. Livoniea VoL 98 b. Oiig.
30* H2. Karl an dea Adel auf Sesawagen. — Wanden,
12. Febr. 1601.
Venpfickt, $ie M ihren Reektm zu schützen, tmd wiU da» weitere iml
ihren Abguandten beräien.
Tit. Ünsern gn. grues zuvor, ernveste und manhafte,
liebe besondere. Wier seind berichtet worden, was ihr an
die auch ernveste und manhafte unsere auch des könig-
reiches Schweden underthanen und lieben getreuen Otto
von Vitinghoflf und Fabian von Tisenhausen rittmeistern
habt pelanß:en lassen^), daraus wier verstanden haben, dass
ihr nicht ungeneiget seid, in dem namen der heiligen drei
faltigkeit euch uns zu bequemen und unser auch des kunig*
reienes beschüznnff zu nndergeben. Nun gereicht uns zu
angenemen gn. grellen, dass ihr alle aachen in reifes be*
denken genomen habt, und habt ihr als verstendige leuÜie
mmlicb und woll daran gethan, dass ihr mit einander euer
eignes sowoll auch dieser ganzen provinz Liefland, eures
Vaterlands, aufnemen, wolfart und bestes zu befödern euch
haVrt anL^eleiren sein lassen. Welches dann euch und den
euern sowoll jezt als künftig durch hülfe und beistand
Gottes des almechtig:en zu allen guten gereichen solle und
seind wier nicht alieiue erbötig euch bei euer christlichen
religion zu erhalten, besondem auch einen jeden von euch
bei seinen wolerlaagten adelichen Privilegien, fireiheiten,
recht und geriditigkeiten und worzu ein jeder befuget ist,
handzuhaben und zu schfitzeui auch zu demjenigeni so ihme
1) Vgl. oben nr. 29. Du Sehreibeo ist nicht vorhanden.
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mit billigkeit zukombt, beweglich und uabeweglich, zu ver-
helfen und dann für aller gewalt und bedrangnas durch
gottUehen bdstand mit des kdnigrdGlies Schweden macht
und hfilfe von allen euren feinden zu entfreien. Damit ihr
aber tunb sovid desto beeser, nnsere gn. gernntsmeinong
gegen ench Yernemen möget, als wollet etUche ans eaem
mittel an was hiebet nach Wenden, oder wo wier anzu-
trefTen seind, abfertigen, do können dieselbige mit nns alle
Sachen, und was die notturft ( ifodert, daran euch gelegen
ist, selbst mundlich abredeu und tractiren, gegen welche
wier auch uns dermassen in gnaden ercleren wollen, dass
ihr unsern gu. willen gegen euch sambt und sonders zu
spüren, auch uns desswegen zn danken haben sollet.
Welches wi« ench hiemit sn. nicht yerhalten wollen und
seind ench etc» Dat« auf dem hanse Wenden, d. 12« Fe-
bmarii 1601.
Stockholm, B:ark. Dtsch. R:Beg. t IIL — Eine Kopie
ioeh Lifonio» VoL 96 b.
31* Fabian Tteaenbaiiaen an Hz. Karl. — Tlrseo,
12, Febr. 1001.
Meldung über die Emnakme T^en* und die BaUm^g der Landioue»
um Jtof tMe» und iMdsen,
Dl. hgb. fürst, allerg, herr etc. E. fl. D*. mach ich in
Ut. nicht vorhalten, dass ich vorschienen dienstag [10. Febr.]
mit etlichen zwanzig pferden alhier zu Tiersen nmb zehen
uhr auf den abend nin anl^ommen, in E. fl. nahmen den
befestigten hof aufgefordert, sie sich auch im wenigsten
nicht vorweigert haben und alsbald unter E. fl. Gn. ge-
walt ergeben, mich auch sampt meinen beihabenden zur
stund die pforten geöfuet und eingelassen, und haben in
der besatzung zwanzig wehrhaftker leute befanden. Dieser
besatzter hof gehöret Johan von lisenhanseo^ meinem bmder,
nnd Oasper von Tisenhausens vater, der its B. fl. D*. ge-
fangener ist. Was Sestwegen nnd fierson betrefen thnL
will ich schon in der Sachen wie ein getreuer diener und
unterthaner, E. fl, D*. mit hülfe des allmechtigen Gottes
die Sache dahin richten nach eusersten meinem fieis, dass
sie sich E. fl. D''. und der schwedischen macht werden frei-
willifr ergeben, in ut. bitte, E. fl. Gn. ihnen die freiheiten
mitllioilen wollen, die uns anderen aus gnaden sind mit-
getheilet worden. Darneben bitte E. 11. D'., oie wollen ein
gnaden- oder anfiSurderongbrief an beiden haasem Sestwegen
nnd Berson ergehen lassen, anoh nmb mehres glanbena
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willen mit einer geringen vollmacht') vorsehen, darauf sie
sich hetten zu vorlasrien. Als will ich hoffen, dass E. fl.
ihre kriegsmachi zukamen behalten, und von ihren wegen
nicht abzuschicken bedörfen, nachdeme diese örter aus
dem liegen und viel bösen berge und wege baben.
Die BoBittischen und Lnddischen baben dero örter böse
nacbbam, derowegen sie zum ut. bitten umb E. fl. D^. ent-
satz, sdiutz, hulf und beistand; weil aber der herr Otto
von Titingkhoff und ich vor meine geringe person gar wenig
kripgsleute bei uns haben, können nicht ohne E. fl. D*.
betehlioh und hülfe bei dieser sache nicht thun oder für-
nehmen.
Nachdeme nu, dl. b^b. fürst, agn. herr, der befestigte
hof Tirsen meines bruderen und seines sohues Gaspers,
auch mein und der meinigen altes stam- und erbgut ist,
j^leiebiate von nnser lieben voreltem bei bondert nnd mehr
jabren, auch von uns selber bis zu itz E. fi. eröbenuig
recbtmeesig besessen, als bitte E. fl. I>K derowegen iob aller
Ut, die Verwaltung und den vorstand, auch auszubitten
andere und frembde, agn. bis die erbon selber bei B. fl. D*.
sich vordient machen oder ihren gebührenden eid E. fl. D'.
als ihren landesfursten gebührlich ablegen, agn. in bedenken
ziehen. Meittler weile will ich den rosadienst zu leisten
E, fl. D*. vorflichtet sein. Nachdeme auch. agn. fürst und
herr, Adam Schraffer ein theil der Tirsenschen guter mit
nahmen Serbegal nach an sieh gesBogen: als bitte
E. fl. D\ ich in Ut. ihne durch ein fürstlich mandat za
gebieten wiederomb abxntreten, damit die gnter in dn E.
1. zu gat, von deme dan E. fl. Gn. die Verwaltung ge-
bieten werden, mögen vorgestanden werden. E. fl. D\ als
meinem agn. fursten und herren, deme ich mit leib und
leben, hant und blut, mit ut. gehorsam zu dit^ncn mich
schuldig erkenne, zur ut. nachrichtung nicht verhalten sollen,
die ich in den schütz und schirm des allerhohsten Gottes
etc. Dat. Tirrien, d. 12. Februarii ao. 1601.
E. fl, DK ut. getreue diener und unterthan
Fabian von Tisenbansen zur Adlehn.
Stoekholm, B:ark. Llvonioa Toi 98 b. Oiig.
VnlMivUci, vi«U«klit AdMl o«tv ShIUhu
1) fihie loleh« YoUmaoht erhielt «r, nebeo Otto von Yietinghoff
und Adam f^chrapffcr, um mit deu anderen Hrinsern dippseits der
Döna, die noch nicht eingenommen waren, zu verhaadeUl, dd. Doipat,
19. Febr. [Otsch. ß : Kegiütr. f. lÜä.J
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32« Fabian v. Tieseahausen an Hz. Karl. — Sesswegea,
U. Febr. 180L
Meldet, dass er hetite mit Leutnant Wilhelm V. Höffei
[HuvelnJ angelangt ist,^^ sogleich mit denen vom Adel auf
dem Hause wegen der Übergabe verhandelt und den Erfolq
gelabt hat, wie beifolgendes Schreiben^) ausweist Obgleicn
er nieht, wie er gebeten, ein AufforaerungssdireibeH vom
Hersog erhalten, so habe er doch so tractirt, dass sie Sess-
weaen unter Brief und Siegel übergeben haben. Da Wil-
helm Friedrich Taube, dem das Haus gehört, nicht da ist^
sondern von einem Teil der Landschaft auf den Beichstag,
zu schützen oder den pid zu erlasseti, al>gt'frrfii/f norden
80 ist Sesswegen inewischen vom UnterJiaaptmann Ätitun
Klot verwaltet Warden. Der Adel hitte, das Haus thnen
auch ferner zu lassen, bis Taube zurück sei^j. Datum
Seaswegen, d. 14. Pebrosrii 1601.
Stockholm, B:ark. LivoDica V^ol. 98 b. Orig.
33. Niclas Ficke an Hz. KarL — Wenden,
18. Febr. 1601.
Meldet, dass Simzel, Cremon und Rodenpois^) durch
gutivälige Erqebung in schwedische GeuHilt gekommen seien.
Er hoffe, dass auch Segewold von Heinrich Liven tinge-
nommen sei. Die Bersonischen und andere kommen auch
aUgemaoh; wab Treiden in unser hand, so ist nichts aJs
Biga, 80 uns hindert
StoddioliD, B:ark. LiTonioa ToL 96 b. Orig.
34* Kapitulation des Hauses Erla. — Dorpat,
19. Febr. 1601.
Conditiones uf welche wier von Gottes gnaden Carol
des reichs Schweden regirender erbfurst etc. das hauä
Erla unter nnsem schnz und schinn aDgeaommen^).
^) Dies SchrpibPTi bat sich nicht trnfnndoti. Vgl. nr. 31. 35.
Die Verw&ituug dea Haiues beääwegen üt^rtrog Bz. Karl
Fabian r. TiMenbaaMn, dft der Besitser, Tanbe, nieht d» sei und mu
noch nicLt wisse« wie er gegeu Schweden geainnt eei. dd. Dornat
1». Febr. [Dtfch R • Registr. f. 108.]
^) Bodeopois wurde 16. Febr. vom Besitzer Wolter ?. Tieseo-
hsQsen und seinem Sohne (f) Kenten dbermben. [Jnoob Bill an Bi.
Karl, Bodenpeos 18. Febr. Lironica 98 \y\
*) H? Karl schreibt dd. Dorpat 19. Febr. an die auf Erla: er
habe durch Adam Sohrapffer erfahrea, auf welche Bedingungen hin
iie sieh ergeben. Br gehe dunnf ein ud AbevMde ihnen die naler-
seiehnelen Conditionea. [Oteoh. BiBe«. f. 110.]
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Erstlich die religion anlangeod, wollen wier gemelt
hans bei der wahren evangelischen religion der Au^sbur-
giachen coDfessioo semesB bleiben lassen und venrnttelBt
gOtäioher gnaden dabei erhalten nnd besohflien.
Znm andern wollen wier sie bei Ihren beweglichen
und unbeweglichen gutem sambt nnd sonders nicht alleine
bleiben lassen nnd erhalten, sondern auch was beweisalich
iBt^ dass ihnen sonsten Ton rechts wegen snkombt, sollen sie
widenimben restitoiret werden.
Znm dritten was die frembden praesidien anlangt^
wann sie sich selbst alleine bescbuzen Können, so begern
wier keine praesidirn dnhinzulegen, es soll auch der Schlüssel
von ihnen nicht abgefodert oder genommen werden, weil es
aber nicht einen solchen zustand hat und sie selbst bekeuueu,
dass sie an einer scharfen ecken wonen und die Kocken-
heuser ihnen an der grenz sein und sie sich alle tage eines
nberfals besorgen mnssen, so wird die hohe nottom erfo-
dem, dass eine besasnng dahin verordnet werdoi sonsten
wollen wier die Eoekenheuser nnter nnsem gewalt an
bringen an nns nichts erwinden lassen.
Zum Vierden den rossdieust betreffimdi ihnen den-
selben zu lassen,- weil aber jeso die höchste not verbanden,
den feind zu verfolgen, so versehen wier uns, wann sie
selbst niVht angefochten werden, dahin wier dann mit Gottes
huU' «xedenken wollen, so werden sie ons den gewönlicheu
rossdienst nicht versagen, sondern deuseiben gleich andern
leisten, wier wollen sie durch Gottes gnedige hulf woll
entsezen.
Zum fünften ob einer oder mehr nicht lust hetle zu
bleiben, den oder dieselbigen soll ein freier abzug, wohin
eines jeden Gelegenheit ist, mit allen seinen gegönt nnd
zDg^assen sein.
üf diese furgeschlasne conditionee wollen sich die nf
den vorgemelten Sause ehist an uns verftlsen und uns ihren
eid und huldigung thun und leisten. Signatnm Dorpte,
d. 19. Februam ao. 1601.
StocklM>liD, B:ark. Dtich. BtBeg. t 110.
35. Hz. Karl an die vom Adel auf Sesawagen. —
Dorpat, 19. P^. IIXN.
Hat vernommenf dass sie sidi nach Verhandlungen
mit Otto V, Vieünghoff, Fabian v, TimiiihBmm ufid
WiXhtüm Eöffel [momj untar m«en iScftutr
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500
und ihre Verpflichtung unter ihrer Hand und Siegel er*
halten^). Sichert ihnen alles zu: die augsburgische Kon-
fession, Privileaien und wohlhergebrachte adelige Sitten,
berechtigt sind. Datum Dörpte, d 19. Februarii 1601.
Stoddiolm, &:«rk. Dtooh. &:£eg. L III.
86« Nicias Ficke an Hz. Karl — Wenden,
19. Febr. 1601*
Bericht vber die SHmmung in Riga,
Sähe au8 Biffa Schreiben bekommen, die er ühenendeL
Man ersehe daraus, dass man den Bigischen aüerlei einMde,
welclies TOD keinem als Gerdt Denhof und der stadt baupt-
mao Otto Denhof geschieht. Hc^e gestern wieder jemand
nach Biga gesandt. Dat. in eil Wenden, d. 19. Febr. 1601.
Mntojfe: Zeitung ans Riga: Mjn frundt begeret tho
weten, wat alhie vor tydinge sindt. Nichts egeDtlicben,
den dat Gerdt Denhof ut Fafen gekamen*) nnd yermeldet,
dat Hilken de Stadt in Palen ser hpft an^i-egeven, dat
gudt schwedisch whercn. Do is Frans Olthovelingk dar
angekamen; do heft de koningk gehört dat et gelagen was.
Se Seggen, dat den Olthovelingk ken ledt wedderfliarea
Wardt. Ick hebbe ock van denen gehordt, de de Stadt gö-
legenheit weten, dat se menen^ wen se so lange tidi hedden,
als wen dat grass hervor kompt, so fragen se ntoht na dsa
Schweden, den so werden se entsatt kriegen. Den dar was
ein kopman nt Januschen, de heft gesecht^ dat dar ein
gebott 18 ntbg^an, dat alle dat volk in Littanwen, kn^^cbte
und herm sick Scholen upmaken, wan dat grass he^vo^
kompt. Dat gy my schriven, dat gy an de irf^mon crf'schreven,
ist umsonst, den dat kone gy erachten, wen se sick »ö gut-
willig geven, so wurden se vor menedig geholden. Dereat-
wegen wardt et nicht syn; den wen de loflike forst de macht
hedde und itzundt de Stadt beengstigede. so konde dat woll
syn, dat he dat krege. Den dat secnt mannieh ehrlich
manni wo der herr ken hulpe heft van dem Masco viter und
deit it nt Schwedenrick allene, so khan he dat landt nicht
erholden. Darinnen werde gy weten, wat gy birinnen don.
So viell von neowen aeitnngen. Nikolaus Fides W
1) Dies Sobriftitidc liat aieh aidit gefbadeik
Gerhard Dönhoff langte am 12. Febr. m Kga as, IKi^
rinm Aber dto itaig« krtogilenfi», Big. StadtblL 189^ p. 109.
Freiheiten und v:o?n ^^ie samt
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501
hier noch hinsu: Woraus zu ersehen, wie ihrer etzliche den
bfirgein einen blauwen dnnat machen. Aber sobald von Tia
ürader besohwd kompt, will ich abennhal an die gemeine
schreiben und ihnen dieeen vhan ancb benhemeso.
BtookholiDt B : aik. Umtaa VoL 98 b. Orig.
37» Otto V. Vietinghoff und Fabian v. Tiesenhausen an
Hz. Karl. — Rositten, 1. März 1601.
Berichten, dass der Adel in Rositten sich willig
Schweden ergehen und den Mtd geleistet habe. Den Sta-
rosten /MaHhiasJ KarkowM habm die Leute aus Hass
— denn die Polen smd dort „erbärmUeh*' mit den Bauern
umgegangen ~~ mit Weib und Kind erschlagen, Über^
smden ein Verzeichnis des Adels im Bositteneehen Gibiei^)»
Datam Bositten, 1. Martii ao. 1601.
Slooldiofaiiy B:aik. LlTOniea VoL 98 b. Orig.
88» Hz, Karl an Gerhard DOnhoft — Anzen,
8. Marz 1601.
Erma^unfft neh wie die übrigen Stande Schweden tu vnterffeben,
Tit. Uüserii gn. grues und geneigten willen zuvor
emTceter manhafter Iim>er besonder. Wie viel nbels und
1) Einlage: Derer Tom idel
RosiUm. umen:
Werner t. der Bargk.
Simon v. d. Burgk.
Dkriidk T. Heringk.
Caaper v. Heringk.
Joban y. Forsehen.
Johan Heringk.
Btttlfais V. Everiagker.
Sünson V. der Horst
Hartwich v. Sassen.
Frommelt Engelhardt
Johan Bebbinaer.
Statins Schmidt.
Johan Kehbinder der junger*
Wilhelm Anrepe.
HonTicb Grenoeysi.
Simon v. Talen.
Sergen v. Tulen.
Herman Klot
Welnboldt Pflmdt
und eiagemitonen dei kiraptoli
Erich Ostman.
Herman Telgerman.
Gasper Fdloker.
Hans Wetigk.
Delof Seile.
Claus Seile.
Goorgen BraBchnkli.
Shnon Freibergk.
Merten BespelT.
Peter Lemberg.
Ghriatoff Sebibbe.
Henrich v. d. Horst.
Hierza gehören noch mehr ans
dem Lud^hen gebiete.
Die nahmen dereri lo eich ihren
eid bewahret haben:
Henrich Korb.
Gergen Glasenab.
Jochim Biman.
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Unheils die nneiniffkeit je und sUeveg mit sich geibraefat and
gebehret) solches habt ihr, hindangeeest aller ander ex^pel,
an dieser provinx Liefland enrem eignen vaterland gnqg-
samb Tor dieser zeit nicht mit geringen schaden oacT Ver-
derb aller euer wolfart erlebet, als anch dass viel der
euern ermordet, ennr wei}> m\d kinder weggefuret, vor
euern äugen geschendet und getodi t worden, ja einer den
andern verfolget und ausrotten wollen. Dan besehet das
polnische regimend, darundor ihr ein zeit lang gelebet, so
werdet ihr befinden, dass ihr derniassen an euren Privile-
gien und freiheiten, wollen geschweigen der wahren religion
seschwechet, dass ihr derselben nicht allein gahmicht ge>
branchen können, besondem einen solchen überlast, mat>
willen und freventlichen angrief ertragen müssen, darüber
fast das ganze land, wann sich Oott desselben nicht aos
sonderlichen gnaden erbarmet. 711 drümer und boden gehea
müssen, wie wier uns dan ganz woll zu cntdinnen wissen,
daös gegen uns ihr selbst zum öftermahl euch über das
polnische wesen und regierung gahr hart l»*^scliweret und
dasselbigc geacholten und getadelt. Derhalben wier um
jeziger zeit soviel mehr nicht gnugsamb verwnndem kOnneiif
dass ihr hindan gesezt solches alles euch von dieser ganien
erbaren, üblichen Ritt:n. Ldsch. absondert, mit der Polen
nnd Jesnitischen rotte wider enre eigne landleute, freunde
und verwanten practiciret, und was noch in der zeit sich
des königreiches Schweden achuz und schirm undergeben
weite, mit selzamen wunderlichen reden und vorbrineen
abhaltet. Zwar wier können anders hieraus nicht schliessen
und abnemen, dann dass ihr in den gedanken lebet, als
wann ihr euch so gröblich an uns verbrechen und verscliul-
digct, dass gahr keine gnade mehr bei uns zu erwarten
were; aber wann ihrs reät bei euch bedrachtet, so werdet
ihr solche veigebiiche gedanken leichlichen in den innd
schlagen. Dann ihr wisset selbst nnd erfahrets auch teglich,
dass wier bis dahero nnsem privataffecten nicht nachge-
hangen, auch diselben, so wider uns gröblich gehandelt,
nicht nach verdin^'t zu strafe gezo'^'en, be«nndern ihnen
alles vergeben, verheissen, zu pnaden auf und angenommen
and mehr dann sie verdinet gegeben und gegonnet.
Derowegen wollet genzlich es dafür achten, dass wier
euch ebenmessig dasselbige, so ihr möcliiet wider uub
than haben, nicht allein nachlassen, besondern wie wier
ench dabevor zn ehren nnd wirden erhoben nnd verbolfes
(: welches ench nicht nnwissend:), also anch jeio wider
umb zu gnaden anf nnd annemen nnd zn hohem ehrea
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und digaiteten, ala dabevor gescheheo, erheben und sezen
können.
Wann dan tiuicU sonderliche ausersehung Gottes des
almechtiffen diese lange geblagte, bedruckte und zertrennete
proTinz Liefland nanmenr in ein corpus anf Riga nach ge-
bracht nnd Tereiniget, dafbr billich ihr sembtlich dem lieben
Gott ins heupt nicht gnugsamb allein zn danken, besondera
anch darnach zu trachten habt, wie es in solcher vereiDi-
gung hinwidemmb mörbtf^ 7.n ruhe und freidestande gesezet
und wider alle anlautende feinde geacbuzet werden, und
aber noch ezliche weenigo aus der rittersebaft alda zu
Riga verbanden, welche ihre gutere, ja auch ibre weiber
und kinder alhio im stich gelassen; Als wollen wier euch,
euern bruder und sie sembtlichen gn. erinnert haben, ihr
woUeti in bedrachtnng, dass die gnadenthnr vor ench nnd
ihnen sembtlichen bei uns noch offen, nnd dan auch, dass
Qoü lob das ganze land nicht allein einig und sich wider
die Poln nnd allen ihren feinden einhelilglich yerbunden,
besondern auch, dass das königreich Schweden und wier
DrhpD'^'t dpTi mnrenteil diese? liinflando;^ und andern nnsern
vci eini*j:ten freunden, nacbbarn und bundesverwanten Gott
lob an golde und volke 00 mechtig, dass wir gahr leicht
einem grösaern und mechtigern königreich als Poln wider-
stand thun können, wie auch woU bewust, dass vor wenig
iahren solches sich wider drd pot^taten zugleich gahr
loblich nnd rühmlich geschnzet hat^ bei ench diese mntation
nnd concordiam woU beherzigen, vor eine sonderliche gäbe
Gottes achten und es gewis davor halten, dass hiedurch
euch sembtlich nicht allein friede und ruhe, besondern auch
grosser nuz und froTnen knn zu wege gebraclit werden, wie
die alten solcbes gabr fein baben wissen zu sagen: concordia
ri - jiarvae crescunt, discordia maximae dilabuntur, und euch
derwegen erstes tages zu euern weibern, kindern und gutem
einstellen und eucii mit den andern vereinigen, auch die,
80 sich noch des schuz des königreiches Schweden nicht
nntergeben frenndlich darsn ermahnen nnd halten.
Dagegen rersprechen wier ench bei nnsern fürstlichen
wahren worten, ench nicht allein zn gnaden auf und anzn-
nemen, besondem anch ench aller Privilegien, Freiheiten und
gutem, derer sowoll, so ihr bishero besessen, als welche
ihr cntberen müssen, zu ergezen nnd mit moren aus fürst-
lichen gnaden zu begaben. Welches wier euch vors lezte
zur gn. erinnerung nicht verhalten wollen, nich zweifelnd
ihr werdet solche unsere gnade, welche euch noch über-
flüssig angeboten wird, nicht verachten, besondern zu euer
ond aller der enrigen nnz nn frommen gebrancbeu, damit
muktll. 4. UfL OtMUekto. XVILa 00
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wier euch göttlichen echuz befehlen. Dat Ansen, d. 3,
Marüj uo. 1601.
Stockholm, K:ark. Dtsch. RiHeg. f. 129. — Der Brief ist
dnreh ebieii Dieiitr dea Hau mr Hont mi Dönboff nm6k
Riga überbracht worden. Doch f Gerd Dönhoff beroita am
10. März 1601. Ygl. Diariom aber die Kiiegsleafe.
Hig. ÖtadtbU. im p. 116.
Sc)* Hans zur Horst an Rat und Bürgerschaft von
Riga'). — RanUen, 7. März 1601.
Ermahnung^ ne& wm Polen loiMutagen,
Edele erenveste etc. Nagest erbietung meiner willigen
dienste füge ich hiemit e. e. hochw. rade freondlicher wol-
meinuDg zu wissen, wio dass ich unvorseehns von T. fl. DK
Hz. Carln kriegesvolk in meinem hove mit 60 pl erden d.
18. Februar] bin vorraschet worden, die mir dau wegkge-
föret und ins lager gebracht. Wie ich dan vor ihn ge-
komeu und zwar seltzamc gedanken mir geuiaolii Labe
auf derselben etzliohe zu Kiga wesenden raumredender
warte böses geschwes und ansprengen, als habe ichs Gkitt
lop gar viel anders nicht allein geseehn, sondern aoch be-
funden. Den wie gntich, gar ^eneget nnd freundlich I. fl.
Gn. mir empfangen, kan ich nicht anssaf^ viel weiniger
von mir schreiben, wie er sich auch kegen jederman betzöget
mit wiedergebung einem etzlicben das seine, auch denen,
die das irhe bekant bei 40 jaren haben müssen von ausen
anseehn. mir auch selber meine guter, so andre bereitz
ßchüü ausgebeten gehabt, mir wiederumb einreumen ladoen
und noch mehr dazu gegeben.
ünter allem, wie er sich agn* kegen meine persohn
erkleret gehabt, als hat er am ende Qott weiss ohne
einigen zom gedacht ,den unerhörten schimpf, so ihr herren
,Ton Riga mit wegksendung seines gesantens als den
,011dthöverlinck ihm bewisen. Worauf ich geantwort und
,e. e. rade und der guten Stadt so viel entschuldiget, wie
mir mügelichen gewesen, sagend: Gnediger fürst und
her, ich bitte I. n. Gn., die wolden desfals kein zorn aui
sie lassen, dan sie fast beim koLfnghove von ihren m)>6-
gönneren ausgesprenget sein; insonderheit voa iki em. egeiieu
^) In gleichem Sinne sohrfeb er am selben Tmd» fiooh 5 aadara
Sohreiben : an Bärgerm. NieolanB Eke, an Btirfferro. Gasgar vom Hofe»
an den Hyiidicua Jakob Oodemann, an den Ohersiokretar Laurcntins
Eiche nnd au den Ältermann gr. Gilde Haus Binsbtirg, alle fünf gleich-
lantaad. (a. a. O.)
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505
gewesenen vorlaufeiK^n sindicum David Hilchen. als were
die Stadt giit Carla, wie dan auch der econiinus') selber
auch an seine hausfrau geschriben, sie öollte seehn, dass
sie sich nach Polen mit alle seiner wollfart machte, den
die 8twH wm gat Carls: ab weret ihr irolieltt rar besohei-
Aong enr nnaduild zu dem yomrsacht worden. Ihr hettet
es auch velicht so besehe nicht gement Waranf er sich
Ar gn. erkleret sacende, dem ungefehr: Ob sie woll wie-
der aller fölker recht, auch wieder meine persohn in dem
«fpliandelt, so will ich? men dooli, poferne 9]e sich in zeit
bedenken werden, gerne -i-henken und nachgeben, bei meinen
furstllichen warehn Worten*),
N:uhdeme dan, vi elunin stiege liebe heren, ich diese mu-
tatziuu und vorenderuBg dermasseu ansie, da^s der liebe
Oedt nns noch sonderlichen in der ^uten stadt und im lande
genedieh erscheinet nnd nns einmahl ron der langen Jookh
mid plage, worein wir bei den losen verlogenen Folen
gesteck bis an die orhen zu durch diese mittel I. fi. Gn.
erloaet nnd diso provintse Liffland sich ei^ben, anf Kaken-
bausen nnd ench. nach: als wollet ihr euch nun woll be-
denken, damit ihr euch selber sowoU auch die iriitr» stadt
und liiiigerschaft in keinem eusersten verderben setzen,
wileu euch die tühr der genaden noch often stet. In be-
trachten dieses, dass euch jo wissend ist, wie viel legationes
e. e. rat oder die gute stadt nach Polen abgefertigot, so
fiel lange jähr hero nor nmb ein gntes privileginm nnd
freiheit ra erhalten, wohin man nicht allein eine» besondren
Tiel tonne goldes hingesandt nnd gewandt, aber leider
nichtes besonders damit ausgericht, sondern sein allein
.mit grosser vorzemng auf das pferd Jutko von einem
^reichstagk zum andern gepet/et worden und by solchem
,grossen pjelde ihrer voriogeneu arL nach, womit ich I. kgl.
M'. kciiu'sweges will gemenet haben, dennoch nichtes vor-
richten kouen, sondern die gute Stadt damit vielmehr ver-
lieren als gewonnen.
,Als Yons erste hat man nns durch betrnk unsere pri-
iVÜegium, die wier mit grossem gelde gekauft nnd bezalt»
igedent nnd ausgeleget nach ihrem willen nnd das kloster
iSowoU auch die S. Jakubskirchen genomen. Zum anderen
»vor 3 schelmische Jesuiter oder misspfaffen über 80 ein-
J) Oeconom von Dorpat Georg Schenking.
Im SehreSben »n Borgena. fike and die aaderan dor Pmsiis:
I>aVegen aber, eo sie mir werden zur belageninp vnrnrsachen, so
üoUea gie das dor( Ii Gottes beistand seehn und erluhreu, daaa ich
SUi Eiga ein dorf machen will, äo ich ein redelicher fürst bin.
33*
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506
,Keiitccken und eingeflickt. Zum dritten, wie sie uns mii,
Jugen £ast das gantae jähr nber mit entsetzen gespeiset,
,8eet ihr Tor ognn. Zum vierten, wie sie allen lidelidieii
Renten ihr ToiBchreibung, ja hand und sigel alhie im lande
,pehaltenf das wisset ihr auch. In summa wie der vor-
Joffeiien Schelmen ihr abesched aus diesen muem armen
^vaterlande mit brand, unzucbt, ebruch. «]>olgironp; der ar-
,men leute >jowo11 auch der red eli eben vom adel abegegan-
.tren, wird euch nicht unwissend sein. Von diesem allem
jliaL uns der liebe Godt nuraehr durch wunderliche auser-
,^^eung und vorsouug durch diesen meiueui gn. fursten und
,heren Godt lop erlediget, welchs ich meinem lieben vater-
,8tadt auch gerne wonschen weite, wan ihr meinen geringen
,rat hie ein nicht wollet anaachlaen. Wen ihr geleich euch
,umb vorgeBchriben orsachen meinem gn. forsten und herren
,mcht untergeben wollet, so Bült ihrs doch billicb umb
,der grossen gift und pestilens der schelmischen Jesuiter,
ja auch wegen der guten stadt alte freiheit und Privilegien
jthnn. die euch jotf-'undcr in dieser prenadenzeit auLTohofen,
,neben3t lande und ieute konun gegeben werden nach eurem
,wiUen, Welches ich euch, gunstifre liebe herren, zur freund-
licher nachrichtuug, auch meinem lieben Vaterstadt, dem ick
alles ^uten gunnehe, und ihre wolfart gerne von hertzeu
sege, niemit au erkennen gebe.
Dise meine treuhartsige wamung wollet ihr lieben herm
,Ton mir in allem guten und in keinen scbartz aufnemen.
,Den I. fl. Gn. alles woU anfrichtich und gutes odt der gnteu
jStadt vorhaben und menen. Wierd ihrs aber in den wind
,schlaen und I. Gn. zur belagerung verursachen, so wierd
,es mit euch Godt weiss gar ibel abelaufen. Den wan ihr
solt sehen seine macht, wie ein herlich stoltz kriegesvoik
I. Gn. zu ross und zu fosse, sowoU auch an groben go-
schutzen er bei sich hat, ohne was I. fl. Gn. an allerlei
krigeamnnitzion nach Kakenhauaen und Treidea geeandt^
ihr sollet euch segenen und verwunderen. Zudem so sein
vor etilichen dagen zur Narve und zu Dorpte bei 6000 man
noch frisch faessTolk an Engeischen, Schotten, Fynnen und
Schweden gekomen^). Was mit dem offenen wasser gescheen
1) Im cit. Schreiben an Ekc folgt hier: Steth ane das mit kur-
and furßten, mit dem kp^. rou Denneniarcken nnd dem Maschewiter in
▼orbintoisä uod guther vorstendtnisa , welcher gesanteD alse heat d.
4. Hart^ angekommen, auch mit der Kgin von Bagirtuid lud gnw
Moritz im guthen vorstände. Dem aber allem ungeacht, uachdem
Gott der ailemechtige I. fl, Gn. etc. sich schon die cantze proviuz
Liefland in aeiuem ächuU untergebeu, so sehe ich nicht, mit was
frommen ihr enoli lange sperren nnd lialten wottet» ei were den, den
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wierd, konet ihr selbr abenemen; es bcm pillen und pur-
jgatoiones Torhanden, die ihr abel in dieser Torjarscben lauft
Tordauehen wierd.
Dies alles habe ich euch, liebe heren, aach bei dem
eide, womit ich der krön Polehen bowoU auch e. e. rade und
meinem lieben Vaterstadt vor dieser zeit vorwandt und noch|
nicht vorhalten wollen. Welchen eid ich nnmchr der krön
Polen, e. p. rade a!« Tnoiiip ppwesene herren, sowoU auch
meinem lieben vaterstaat hiemit will gensHchen aufgesaget
haben. Jedoch halte ich mich meine adeliche und bürger-
liche freiheit vor, welches ich mich hieunt kenesweges will
begeben haben. Befeie mich auch in eure gunst; was icli
soneten meinem lieben vaterstatt zum besten in allen, was
muegelich ist^ an diesem ort bei I. fl. wieder tbnn
könen, sollet ihr alle an mir nicht Ku zwivelen haben, wo-
mit ich euch den schütz Christi empfhelen. Dat. in meinem
bove zu Bantzen d* 7. Martg ao. 1601.
E. A. W« williger allzeit
Hans znr Horst mppria.
Adresse: Den edelen etc. burgermeistern,
raimanen, elterleuten, eltesten und den sempt-
lichen der lobl. Stadt Kiga einwohneren und
bnrgem, meinen günstigen berren nnd guten
freunden anznhendigen.
Biga ät:areh. ioM. Aroh. Sehr. II, 10. AotaHorstianoniin.
Oiig. mit nngewdhDlicli willkürlicher Orthographie. Das
Gesperrte in der Yorlag:c unterstrichen; einige Stellen
io marg. mit , bezeichnet, was auch im Druck wiedarge-
goben Würde. — Iliid. ansh eine latehi. ubereetEung.
ihr oder die gute Stadt gcutzlich za verderben geneget weret so bleiben.
Welcheg ich nuinebr (l. uimmer) geloben will, den der herr gefatter,
ak ein vorstendiger denke ihm selber nach, wau ihr gelmch bei bo-
Mm Tornehmen bleiben wolt, so kout ihr euch doch aue die laud-
eehflft niebt eebntsen, viel weniger halten. Dan I. Gn. euch nur schlicht
dem pass m waeser und tn lande vorleiret, so dorf er schon kein scbiiss
darror thun. Will derwegen hoflfen und euch hiemit umme Gottes
willen gebeten nnd Tormanet haben, ihr wollet so lange nicht harren
«. B. w Da der her gefatter diee meine ermanong nnd war-
üTingsscbreiben nicbt geloben wollen, 60 habe ich zeöger unsem alten
diener dammb willens mit disem schriben abgefertiget, damit er euch
die warbeK bei seinem eede nnd Seligkeit, was er fielselbest gesehen
and aus 1. fl. Gn. eigen mnnd geboret hat» mnese beriehten . . . .
(TgL nr. 41.)
S06
4tQ* Hz. Karl an die Ritterschaft, so jetzt zu Riga. —
Anzen, 8. März 1601.
Auffardemng, tieh ihm su mUnoerfen,
Tit ÜDsern gn. ^ues und genei^n wülea zuvor,
emveste und manhute hebe besondere. Wir zweiföbi nicht,
euch ist gDuffsamb kond und oflEianbabr, was nrsadien wir
uns in diese lande begeben haben, habt auch solches aus-
fbrlich aoB unserm schreiben, so wler zu nnderschiedLichen
mahlen an die Ritt: u. Ldsch. ergehen lassen, gnngsamb ver-
nommen, wie wir euch auch ermanot von dem Polnischen
joch euch zu erretten. Weil aber ihr solches noch zur z^ii
nicht zu herzen genomen habt, huüderü euch noch erötiich
wider Gott sein heiliges wort, auch uns, die cron von
Schweden und die vereinigten liefiendischen stende aul-
lehnet und eacb ein teil an Biega, ein teil an ander orten mit
geferlichen practiken wider uns und die cron Yon Schweden
und diese vereinigte Lieflande, remehmen lasset: als haben
wir zum uberfloss dis schreiben an euch er^hen lassen,
mit nochmals treuherziger vermannng, ihr wollet Tcm allen
gefehrlichen practiken und furnemen gegen uns, die cron
von Schweden und euer eigen Vaterland Liefland abstehen
und euch gutwillig zu unsem gehorsamb erstes t^es he-
geben, wie ihr auch die Stadt Riega darzu vermanen wullei,
dass sie sich gleicher gestalt bedenken, was sie gegen uns
furnemen. Wo solches geschieht, solt ihr mit der that und
warbeit befinden, dass wir nnsem werten und ansage nadi
euch wie andere dises landes löbliche ritterschaft bei ihren
Privilegien und Gerechtigkeiten erhalten und dabei friedlich
bleiben und genissen lassen wollen und in gnaden erhalten
wollen; wo aber über Zuversicht diese ermanung keine stadt
finden solt, solt ihr nicht gedenken hinförder etwa? in gnaden
bei uns zu erlangen, welches wir euch der notturft nach
und zur nachrichtung haben wollen wissen lassen, euch
hiermit Gott befehlend. Dat. Anzen, d. 8. Marty ao. 1601.
Stockholm, R : ark. Dtech. RtRr f: f. 140. — Wenn dor-
pclhe Brief ist, der am T. Mar/ in llii^a anlangte, vgl.
I>ianam über d. ilzige kriegiileui't:!. Uig. Stadtbll. 1895
p. 115, dann Ut dM Datom 8. März wohl nicht tls Tag
der Auarertigung anzusehen, sondern bezieht sich, vielleicht
in Folge Versehens, bloss auf die Eiiitra^^ung in die Regi-
struiur. Wahrscheinlich ist er vom 3. Marz, wo Iis. £ari
aach an Ctod Dönhoff aohfieb.
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41. Q«richtllche Aussage des von Hans zur Horst ab-
gesandten Tennis Wenfhingi). — Riga, 12. Märs 1601.
Über die Erfolge Hz, KarU und die Haltung der livländischen
Landtekaft,
D. 12. Martii ao. 1601 ist TOnniee Wenthing gerichtlich
befragt worden, von wannen er jetsimd kommen, was seine
gewerbe hie sein nnd ob er brief oder sonsten was mitge-
bracht habe.
Wornnf Tönnies geantwortet: er sei den strich durch
Antzen und von Wendoii für tunf tagen auagezogen. Alhie
sei er durch die Kütterpforten und von der wacht bis an
der trau Horstschen haus lel(Mt(jl worden; er hab .scia weib
und kiiider alhie, dieselbe wolle er besuchen und voü hinnen
seiner gelegenhcit nach wegführen. Von Hz. Carolo habe
er einen pass, aber sonsten keine werbnng, allein nur ein
schreiben an Gerdt Dönhoff. Er bette aber Temonunen«
dass ein fürstlicher gesandter bald werde herkommeni etwa
in 4 oder 6 tagen, dan Garolns wolte nicht mehr briefe
schicken ....
Er habe Carolo nicht geschwohren: bette von Hans
zur Horst etzlicbe schreiben an besondere personen,
ubergab sie damit dem h. vogt .... Carolus habe
Volks genung und sei stark, wiewol er das kriegsvolk nicht
mustern gesehen. Und wie Dembinski gefangen worden, sei
oin gross* volk bei einander gewesen und habe Carolus in
einem ti^ nenn henser eingenommen, als nemblich Gross-
and Klein-Rop, Mojan, Hocnrosen, Bosenbeck, Segewaldt,
Cremen, Nitaw, Jürgenbnrg, Bonnenburg und diese zeitnng
sei in einem tag ankommen. Diese heuser aber betten
sich willig und gern auf schlechte auforderung ergeben.
Zn Wenden sei kein landtag gehalten worden. Die vom
adel betten freiwillig und mit grossem lust geschwohren,
leisteten auch den rossdienst von 15 haken ein pferd; auf
den fall aber, wan Polen das land zu entsetzen ankemen,
wolten sie doppelten rossdieuat leisten. Seien durchaus
nicht gat polnisch, wolten alles daransetzen, was sie anf
der wät betten . . . • Hz. Oarol habe des Hilchens auch
gedacht, dass derselbe an ihn geschrieben und seinen schntz
uegeret, solches bette er Picken gesagt nnd den brief ge-
zeiget Darauf bette Fick nnd andere geantwortet, sie
hofften nicht, dass I. fl. Gn. einen solchen meinciditren
Schelmen an ihrem hof Iqiden würden, dan er würde den
gantzen hof vergiften, dass sie niciit wissen sollen wie sie
% darchsMobmi: Arolooken ffe«fla«n.
. ^) VgL 0. nr. 89« 8. W in dor Aam.
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510
seiner, des Hilohens, wiedenimb quit wftrdea* Hz. Carol
aber habe geantwortet: Ihr wisset nichts worzu mir der kerl
nutz wurde; mir ists nmh Hilrhfn n]rhi y.u thim, sondern
durch ihn wolte ich des Fareusbachs loechtig ^^ erden: oder
wan dis nicht anginge, wolte ich ihn den Kigischen za-
schicken, damit sie mir die stadt desto leichter aufgeben.
Dis hat zeuge vom cantzler und Ficken gehörei, dass ea
oilentlich in des furaten Cammer geredet worden ....
Die vom adel, welche Carole geschwobren, k<(ime er
nicht alle nennen. Christoff Dönhoff und Brackel aeind
nach Beväl veriuhret, haben bedenkseit bis anf Pfingsten,
ihre gfttere seind nach Antzen und Karcks geleg^ Henridi
Dönhoffs, Torneien und Scbmöllings hausfrauen seien in ihren
güteren unrl ümn rossdienste, imgleichen auch Delwigs ross-
dienste werden geleistet^). Conrad Taube ^) sei nach Reval
geführt, Kamel alier in schwer gefengnuss gesetzt worden
mit befclch, mit brut und bering ihn zu speisen, darumb dass
er brief von sich geschrieben. Der oeconomus Schenckiog
sei sdnes wiss^s noch auf Bfarienbtirg Die lie^
lendische landschaft sei der Stadt viel feinder,
dan der Garolns selbst, also dass ihnen der ffirst
selbst gewehret bette, sonsten were es lengst nmb
Riga klar und alles verdorben. Claus Fick soll ein
secretarius und bei Carole wol dran sein. Desgleichen Caspar
Tisenbausen ritttnpister, des h. obersten tochterman, sei ia
grossen gnaden bei ihm und fast teglich in der kammer
Carohis habe grosse kundschaft hin und wieder
Wan man vom entsatz aud Polen sage, du» Ii alte Carolas
für ein goläch und sei ein wunderlidber fürst, der dnrch*
ans sich nichts befftrchte. Under seinem kriegsvolk halte
er gnt nnd scharpf regiment .....
Riga, tiUarcb. Äuss. Areh. Sehr. II, 10, Acta HorstiaQorum.
Anfseiehnang TOD der Hand dea Big. Sekratareo Jok
Maier. Das Oeaperrte io der Vorlage anteratiieben. Bei^
liegend Konzept einer latein. Übersetzung. — Die im
Text aasgelafiaanen Stellen beaiehen sich am allgemeinere
poIlÜMli« und tosatlga Naolifl^teii ohne heBonderen Wert
^) Über die genannten Personen vgl. Sitz:ber. d. Gea. f. Gesch.
1894 p. lOS, Index amphibiorain.
Beeaaa Kionna und Fblek.
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611
42. La Daetorn, Rittmeister, an Hz, Karl. —
Kirchholm, 19. Märs 1601.
Berichtet, dass er ain IG. März in Neiiermühlefi ayi-
gelangt und von da tiach Kirchholm gerückt sei. über-
sendet eine Liste der Juyiker, die unter ihm mit ihrem
Itossdiefist reiten^). Diese bitten dwar, sie einstweilen zu
mtVoMfßn, damii m «tcft he^er rüsten und mit ihrem vollen
Bo8$dien9t dmtdlen könnten. Das gehe aber wegen der
Nähe des Feindes nicht
Stockholm, R:ark. Livonie» Vol. 98 b. Orig.
43. Werner v. der Borch, zu Prewen Erbgeeessen,
an Hz, Karl. — 20. März 1601
Bittet im Namen sämüi^ier alhier (d. h, im DUna*
hurgschen) gesessenen deutsehen Landschaft, weil die Polen
mit ihnen furchtbar umsprinaen, sie in seinr, / > Herzogs,
Protektion und Schute eu nehmen. Dat. d. 20. Marüi 1601.
8t4>ekbolai, B»rk. Livoniea 98 b. Orig. In dono: [Beo.]
Im lager fBr KokenbeuBea d. 33. Martti 1601.
*) Einlage:
YeneidinfiB wei vor edel bei mir und wie viel pferde sie
bei mir haben:
Pferde.
Jorgen Noteke fNotkenthoA K$p. Serben] ia bei mir
selber mit seinem ▼oUenkomlichen rossdUNDSt . • S
Jobann von Meugden reiff>f mit Z pferden ans gnten
willen, das ist sein rossdienst ........ 4
Stephan Glohtt [JürgenshurgJ seinMi TOlloiikoraliehen
rossdieost 5
Thonoies Kantclborgk ff<^i>. SmiUenJ ist selber bei
mir, reitet aua guten willen 3
Johaa Witte [Ktp. LembttrgJ ist sein rossdienst . . 1
Beinhold von Dreven [Ksp. LemburgJ 3
Thomas Bock [Smldenhach, Kup. Lemburg] .... 2
Adrian Ackerstaff / Kiingenberg, Ksp. Lemburg] ist bei
mir, reit mit 2 pferden wegen seinea rOBsdienstes [2]
Engelbrecht Mecke [Sumel] 5
Fromholdt v. Mpncrnen fAltenwnrja, Ksp. SissegalJ . 2
Jorgen Nodiogk / haiteabrunnt, Ksp. Lemburg] ist sein
TOiidienet 1
[Im Gänsen: 31 pferde]
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512
44» Hz* Karl an die Stadt Riga* — Kokenhuaeo,
ai. Man um
Emeuie Auffwdtmmg, tith dm tikrigm Ständen du Lande»
arnuieldieMm.
Tit. Unsorn gii. grues bevor, erbare vorsichtige und
wolweise liebe besondere. Ob wir woll für diser zeit zum
ofteraahl gaiis gnedig an euch ^escliriben und euch dem
königreieh Schweden sn nndergeben nnd mit den sembt-
lichon Lieflendiachen Stenden zn vereinigen ermahnet^ nnd
dahero bevorab, weiln ihr unsers vorigen schreiben nicht
empfangen wollen, woll ursach betten, an euch ferner nicht
zu schreiben, beBondern nn?pr vorhaben wieder euch ins werk
zu richten. Dennoch, damit wir künftig für Gott und der
weit an eucrm underi^ang und verderb wegen entschuldigt
sein, ihr auch als '^vaim wir euch nicht gnugsamb vor
schaden gewarnei, uiclii zu beclagen habi; als haben wii*
abermals K>ei nns beschlossen, an each nnd zwar zum lezten
mahl nnsern lieben getreuen Thomas König abzuschicken
nnd ench gn. zur bekemng zu ermahnen, wie wir dium ench
gn. wollen ermanet haben, ihr wollet in bedrachtung, dass
nnmehr das ganze land Gott lob nader den sohoz des köoig*
reichs Schweden, auf euch alleine nach einig, euch eines
bessern bedenken und ia der zeit euch mit der erbarn
Ritt : u. Ldsch. vereinigen, damit nicht dasjenige, w^as Gott
über euch aus sonderlichem rath verbeugt, von uns zu eaerm
ewigen verderb müge ins werk gerichtet werden.
Und weiln wir erachten können, dass ihr in dem wahn
lebet, als wan ihr ench so gröblich Ton wegen wegksendnaff
nnsers gesanten, welchen wir nut andern woll widemmb
einlösen wollen, an uns verbrochen, dass keine ^nade eoch
darumb von uns widerfahren könte, als wollen wir nns hie-
mit nicht allein ercleret, besondern auch bei nnsern fürst-
lichen wahren worten euch hicnnt zngpsagct imd versprochen
haben, dass ob woll wir gnugsamb fug und ursach betten,
solche eure mioohaudlung an euch zu rechnen, dennoch so
ihr euch jezo bedenket und zu uns kommet, solches alles
nicht zu gedenken, beaondern vergeben und vergessen und
euch sembtlich zn gnaden auf- nnd annemen und dermassen
mit euch Terfahren wollen, dass ihr die tage eoers lebens
nns nicht gnugsamb dafür zn danken haben sollet^ und da-
mit solches und anders mehr, daran euch und euer Stadt
mechtig viel gelegen, aufs ehest und beste möge ins werk
gerichtet und ferner unglück verhütet ^Tcrdcn. aeind wir
nicht uugesunnen, unsere ansehenliche gesanten gej^CD ent-
pfangung etliche aus euerm mittel an euch mit solcher bot-
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513
schaff irelche eadi in ewigen zeiten nicht ▼iederfaltren
kan, abzufertigen.
Begem &row€gen an euch ganz gn., ihr wollet each
bei disem nnserm abgefertigten, gegen welchen ihr each
der ^eboer nach werdet wissen zu verhalten, ercleren und
uns viirr gemutes TneinTuiiz: aufs schieunigst eröfnen, damit
wir uns darnach richten küimen, welches wir euch gn. mei-
nnng nicht verhalten wollen. Und beveblen euch hiemit
den allmechtiortui Gott. Kockenhausen, d. 31. Martii ao IGOl.
Stockholm, B:ark. Dtach. E:Beg. f. 168. — Der Brief
wurde d. 3. April doroh Thomas E5iii^ naeh Riga über>
bracht, aber nicht accentiert, vgl. Dianom fiber d. isige
biegAlenfe. Big. Stad(bU. im p. 126.
4&* FAbian v. Tiesenhausen an Hz. Karl. —
Marienburg, U. Aprü IGOL
FofidUop eine$ 9ek»edischen Ständeaimckuuei tum Uoont«kmde»
Landtag in Reval.
. . . Obwol, agn. fürst und Herr, ich meiner treue und
ei(if*f3pflioht nach viel notwendige Sachen mit E. fl. D*. in Ut.
zu K.okenhau8en abreden wollen, so haben E. fl. D*. hoch-
wichtige geschäfte, damit E. fl. zu dero zeit übei heufet
gewesen, hierannen behindert, unter welchen das fürnemste
gewesen und E. 11. zu gemüth iuhren wollen: Nachdeme
unsere feinde, die PoleUi sich zum höchsten besorgen, wie
sie auch ron diesmn etzliche rede fornehmen lassen, auch
gerne sehen und wünschen weiten, dass die f&rbundnfiss
nnd einverleibung zwischen der krön Schweden eine Zeit-
lang möchte yerbleiben oder aufgehalten werden; da es nun
E. n. D*. also gefellig, die stände der krönen Schweden, beide
f geistlich und weltlich, gar 1 nicht einen ausschoss auf unseren
andtag anhero betageu können, damit in E. fl. D*. gegen-
wart Lyflandt mit der iobi. kröne Schweden nach laut
unserem eid ein corpus zu sein furbinden könten, welches
gute nnd heilsames werk bei unseren feinden, den Polen, ein
gross auÜBehen geben wird, auch sonsten alle ihre hoffnuns
nnd practiken werden yerbleiben müssen. Mit ut bitten^ E. fl.
J}K aiese meine elnfalt von mir in Gn. zu verstehen >
Bittet femer um ein Mandat für die Marienburgschen
vom Adel, dass sie ihren Eossdienst nach alteni deutschem
Ophraurh unter die erzstiftische Fahne einstellen nnd sich
nach der polnischen Verordnung nidit richten sollen • • • •
Dat. Marienburg) d» 14. Aprilis ao. 1601«
Stoekholtii, B»rk. Livvniiea Toi 98 b. Orig.
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514
46« Ausschreiben des Landtags nach Reval^). —
Reval« 16. AprU 1601.
Ton Gottes ^aden wir Carolus etc. Entbieten allen
und jeden, den ernvesten und manhaften denen vom adel
und ritterscbaft, sowoll aueli den hoch und wolgelarten
und andechtigeu der cleresei und pristerschafi, auch den
erbarn und weisen burgemeistern und rathmannen zu Stedten,
ßembtlichen einwoneru der Litiiiaude, unsern und der crou
Schweden lieben getreuen, nnaern gn. gruee und geneigten
willen zuvor. Und f&gen ihnen hiemit sn wissen, nachdem
jedenmenniglich kund und offenbahr, mit was geferlichen
Eracti[k]en die Polen wider dise prOTinz Liefland umbge-
en, dißelbe widerumb under ihr joch zu bringen, wie sie
Bich dann auf ihren negst gehaltenen reichstage vereinigt,
mit blutigen krionro nicht alleine dic?en Lieflandcn, nondern
auch der canzen cruii von Schweden zum heitignlen zuzii-
ßczen: So haben wir derhalben für rathsaml) erachtet,
die aigemciue stende dieser proviuz LiefiaDd sasamenkomen
und sich mit uns nicht alleine von wegen gedachtes polnischen
krieges, sondern anch anderer nnzbaren nnd beilsamen Sachen
halben diser lande beratschlagen machten.
Begem derhalben gn., wie wir dann auch hiemit ernstlich
bevehlen, dass ihr euch den 1. Juni negst künftig anhero
nach Reval begeben wollet, mit vollenkomenen gewalt von *
einem jfden kreis, darinnen ihr gesessen, zu tractiren,
handeln und schliessen . was zu Gottes ehren und diser
lande wolfart gereicheu kann. Es soll auch ein jeglicher,
wer etwas zu lodern hat oder sonsten in rcchtfertigung mit
andern stehet, seiner sachen schein und beweis mitbringen,
als soll einem jeden nach landee gebrauch nnd sltlen das-
jenige widerfahren, was recht ist Darnach sidi ein jeder
zu richten. Zu urkund haben wir disen brief mit unserm
^] Der T^ofehl, dies offene Mandul bekaont zu machen, erging an
üii) oiiiZtilueu Kreise und zwar: au Wilhelm v. Töd wen, Hauptcnaon
saf Heimet, för den PerDanschen Kr.; an Ewert v. Delwig nnd
Ellert V. Tiegeohauscn für den Harriecheo, WieriseheD, Dörptisoliea
Jerwischen nnd Wiokischen Kr.; an Johann V. Ties enhanseo
aul Büison für den Wendeubcheu K.r.; an Hermann v. Falkeuberg,
Hauptmann auf Kimimpä, undO tto v. V ie ti ns ho f f für den Dörptiaohen
Kr. [Dtsch. R : Regigtr. f. 178]. Das Anaadkmoen ao den Wendenechen
Kreis scheint nuterwcg;-' verloren gegangen zn sein; wenif^rfton" «cbreibt
Uz. Karl das dem Btattbaiter in Femau, Unter-Admiral Jacob Gott-
berg, am 1. Hai mit dem Befehl* daa Mandat schleunigst an Johann
und Fabian v. Ties» nh iusen sn abenenden, damit eie es sofort be-
kaont maoheo [ib. f.
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515
fürstlichen secret versigeln lassen und mit eigen banden
underschriben. Geschehen und gegeben in unser stodfc
Eeyal, d. 16. Apriiis ao. 1601.
btockUoim, R : ark. Ütsciu R : Reg. £. 175.
47« Rede Johann v. Tiesenhausens an die Stadt Riga.
Lea. April/Mai») 1601.]
Oration und anwerben auf des durchlauchtigen,
grossuicchtii^pn fnrsteii uad herrn, herrn Caroli, dnr
reiciie Soliweden etc. unaers gn. fTirsten und herrn gn.
zulaöo uad nachp^eben. so in nabmeu und von weg^en e.
wgb. und gestr. Hut : u. Ldsch. den herren biaggraven,
bftx^rmeistern, ratsrerwandten, eisten und gantzer ge-
meine der kgl. etat Riga, durch die wffb., geetr, nnd
ehienYeete herren N. N. alse ihre Tolmechtige, an ihnen
abffefertigte geeanten zne proponiren und anzutragen
anoevolen worden. Anno Domini 1601 den
Mit vorhergehendem gebührlichem gross.
Ist einmal zeit und stände vom Tetemo nnd schlaf der
Sünden sich aufzuemünteren» gunstige herren nnd nach-
barliche gute freunde, ist es wahrlichen diese zeit, zu welcher
uns der barmherzige Godt in gnaden vntnrlichen heimsuchet;
ist aberinalen sage ich eine zeit, darinnen man Godt, dem
geber alles guten, um!) weissheit, vorstand, Vorsichtigkeit
und guten rath mit busfertigem herzen im glauben demütigst
anzut'allen und zu bitten Ursache hat; ist abermaleu, merket
meine wort, [eine zeit], Qodt den petreaen vater nmb den
band der liebe, guten Terstendnisa nnd einigkeit anzn-
raffen! Yorwar ist es die zeit (:erneure ich es noch eins:),
in welcher nns Gott ans lanter guete heimsuchen thut. Wie-
viel unser vorfahren haben dieselbe zu erleben sehnlichen
gewfinschet, aber die bestimbte zeit von Gott ihre tni^o nicht
erreichen mügen. Wiovip] mehre haben wir dan Gott dem
getreuen vater zu danken, der uns solches zu erleben gne-
digst geguimet, welclies wir zum eingange unserer propo-
sition euren gunsten, nicht dass sie solches vorhin mcUl
wusseten, sondern dass dieselben in der furchte Gottes
nnd liebe des algemeinen Vaterlandes reiflichen bei sich
Die uugefähre Datiernnf^ ergiebt sich ans dem Inhalt, nament-
lich der Stehe gegeu Eude der Rede, S. 528, Pkt. 10. Darnach hat ohne
Zweifel der Landtag in Reval (Mai/Jaai 1601) wohl noch nicht stattoe*
fanden, wird aber doch offenbar als bevorstehend angedeutet. Daa
flihrt etwa anf den April NTni. Damit würde aach das wenige stimmen,
was Meolos, üist. Prodromas p. 49 über diese Rede sagt. VgL nr. 46.
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516
zu erwegen Ursache hetten, erinnern und zu gemüte fulnen
wollen.
Weilen dan nnn in allen hochwichtigen saeheii Tor-
nemblichen dieseB zu beheragen: an alt honeetom an utile
an facile, nnd wol zu betrachten ganz nötigk, was einem
jederen zu thun und zu lassen furfelt, und uns die Zeit,
welche dann ,dat adimitque dolores', solches durch Gottes
gnedige Vorsehung izo auch wohl zue beherzigen selber
zeiget und anweiset: «ilso lasset uns in bmderlichen ver-
trauen und Zuversicht einer gegen den anderen, also glieder
eines körpers, die vorige mit dieser izo gegenwertM;en zeit,
im^leidien dm nnprungk, an&ngky mittel und ende dieeee
knegeewesen mit emander tratina equitatie ponderiran md
yleissigen erwegen, worauf dan kein sweivel, wir werden
Gottes lenget geBChlossenen raht cnm suo effectu und wir*
kungk zue unser seihest und unseres lieben Vaterlandes be-
SOndern gedei und wolvart anmerken und verstehen lernen.
Lasset uns weniir zuerügge sehen in die vorige ver-
laufene zeit, welch*' unser noch, Gotlob, ezliche in guter
anzal erlebet haben, wie das distichon an uns, Grott besser
es, wahr ist geworden:
Mutant se variis vicibus humana snbinde
Vita fovet constans haec qnotacunqne nihil.
Dann die annales nnd jahrb&cher, [die] £. Gto. anch
zue sonderen kleinod vor die nachkommen in dieser stat
treulichen hinterlop'Pt haben, werden uns berichten, wie vor
nicht so undenklichen jähren, da diese gute provintz Lief-
land unter dem heiligen römischen reiche noch gehörig
gewesen und von den Reussen und andern benachbarten
feinden mit krieg oehr bedrengot worden, dass wegen der
weiten abgelegeäieit halben and weilen die ksL II*, sowol
das heilige iSmische reich mit dem torksehen kriege in
Üngcrland sehr interessiret war und der Ursachen halben
auf vielvaltiges anhalten unserer herren im lande den ge*
burlichen schuz nicht leisten können, dass wir zur selbigen
zeit von l. ksl. und dem heiligen römischen reich .m
die durchlauchtigsten könige in Schweden, Dennemarcken
und Polen als unsere vorlangst darzue deputirte schutz-
herren uns zuc halten und hülfe von ihnen zue suchen an-
gewiesen worden. Auf solchen angewiesenen schuz, wann
nnsere zne dero zeiten gewesene Obrigkeiten nnd atende
der lande in der forcht Gottes mit dem bände der liebe,
gutem vertrauen und einigkeit unter einander ihre rat-
Bchlege gerichtet betten und sich einhelligen onter den
schuz eines Ton des [1] dnrchlanchtigBten kOnigen ergeben,
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517
welcher vielleichte dem grossen Unglücke, i^o dies arme land
diese jähre hero ertraj^en müssen, Yorzubaiien trewesen, aber
die grösse und menge der öünden, so in diei land von
den obmieii an zu rechnen bis an den geringsten ganz
überhand genommen, ^haf" geonacbet, dass Gk>tt der ge-
f^rechte sie mit blintheit der Uneinigkeit bestrafet, dass sie
i^in dreien häufen sich zueteilet, dieHarruK3iennndWiri8cbe&
„und ein teils der fiesten sich an die crone Schweden, die
„Ocseler und Wickschen sambt dem stifte Curland an die
„crone zue Dennemarcken, die meisten aber und übrigen
^Örter der lande sich an die crone von Polen geschlagen;
die Stadt Riga aber eben ans und nirgens an, sondern eine
keiaeriiclie freie sLat werden wollen. Was für eine frucht
nim die acbenüiebe mntter der Uneinigkeit gebieret bat»
bezeuget das alte spridnrort ,Gonoordia res parrae ereecont,
disGoraia mazimae dilabnntur' dermassen, dass solches wir
neboi nnseren vorCibren und daranfgefolgeten kindeskindem
genugsamb zue berauen und zue beclagen haben. Wollen
aber geliebter kürze halben übergehen, was solche Uneinigkeit
den herrschafteil und lendern, so sich an die crone Schweden
und Denneraarcken geschlagen, allerlei gevahr, unglück und
kummer gebieret hat, weilen wir, so uns unter dem schuz
der crone Polen und grossfiirötenthumb Lyttauen vertrauet,
mit unserem eigenen nnglfick und dranckseligkeit, daieinen
im uns in die Tierzig Jahre bero knmmerlicoen schmiegen
uid tuckeu müssen, dasselbige zue beherzigen genügsamen
zue schaffen haben.
Dann die ersten tractaten der societet und bnulrrschaft
mit dem gros?fnrstenthumb Lyttauen , so L^nr })ald und in
wenig jähren auf die subjection erfolget, hetten zwar wol
einen zimlicheu schein, zueforderst weiln durch aufhebung
aller vorigen stiftischen und ordenschen Stenden dis land
mit einem gleichen erbrecht (:jedoch vorbehalten der im-
muniteten und praerogativen der gesamenden band, damit
ediche geschlecnter im lande tob den yorigen Obrigkeiten
dieser lande bewidmet und solches hernacher ihnen von
römischen kaiseren und kOnigen confirmiret und bestetiget
worden:) voreiniget und vom könige in Polen Sigismundo
Ai!^u«to, hochlöhl. gedechtnn?, also zuo dero zeit erbfürsten
im grossfürstenthumb Lyttauen und Lief land zue einem über-
düenii^chen herzogthumb mit darüber gegeben insignis und
waflfeii conürmiret und bestetiget worden. Zu welchen pacten
und vertregen auch sonderlichen caviret und mit teuren eiden
beschworen worden, dass in ganz Liefland nur die wahre
ft Di* felgtud«» Zfiln M In d«rT«r1*t» In mug. . 1i««ldkMt.
518
lehre der Augspurgischeo confession statkaben und geübet
werden solte, aach die administration und alle andere dig-
nitoten des landes von den eingeeeesenen vom adel oder
indigenis sdleine solten yerwaitet werden, cum anneods etc:
zue welcher zeit wan dieae gnte stat Riega (: licet ezempla
sint odiosa, tarnen ad praesentem statum sunt maxime ne-
cessaria:) mit einer gstr. und wgb. Ritt : u. Ldsch. weren
einier prewesen, vieleichte der würtel ander? rrptmi^fn hette,
zue des ganzen landea, auch der stat gutem gewin und anf-
nehmen, davon umbstendigen zu gedenken die zeit nicht
leiden will.
Wie nun die crone Polen Tormerkety dasa die societel
des grosaförstenthamba Lyttanen mit Liefland aneforderat,
weilen es Kff. Sigismundi Augnsti hochlöbl. gedechtniaa
erblender und ihre kgl. von Got mit keinem mänlichen
leibes färben ])egabet waren, durch verfallen und absterben
I. kgl. Mb ihnen eine beschwerliche angplejjenheit Treben
könnte und sich besonrotfri endlichen ihnen ihre nach-
baren zue heubten wachsen wiirden oder müchten, erdenken
sie diesen raht bei sieht ubi non valet pellis leonina, ibi est
inducnda cutis vulpinal Und mit grossen bergen und vielen
zuesagen, weiss auch nicht wie, wird der iöbl. Es. Sigis-
mnndna AngaBtns von ihnen yerleitet dasa er aich dnrch
die verfluchte nnion zue Lubelin ao. dorn. 1569 seiner erb-
gerechtigkeit, so 1. kgl. an dem grossfurstentiinmb Lyt-
tanen und Liefland hatten, begiebet und diese mächtige
fBrstenthume und herr?chaften der cron Polen mit uniirct
und einverleibet. Hinc dolor hinc lachrimae; sed valeat
quantum de jure: animadvertent üli quorum intereat, nam
sapienti sat dictum.
Aber wie diese uniuu geraten, in was gross Jammer,
trübsal nnd elend dieae arme proTinz gekomen, daron auch
daa Sprichwort ,atiqnid mali propter vidnimi malnmS das
^ossraratenthnrnb Lyttanen anch treffen müssen, bezeugen
die jämmerlichen tragedien, so von ao. 69 bis ao* 77, wie
dis arme land mit hindenansezunge aller zuesagen und mit
tenren erden beschwornen pacten und vertreii^en alles schuzes
verlassen, dem Mo^^cowiter zum raube übergeben, deromassen,
dass man es nicht genugsamb mit blutigen treuen beweinen
kann, aber dennoch: ,tempus et aerumnae docuerunt patien«
tiam, inque silentio et spe erat lurlituda [[Ij nostra'.
Wie nun Gott der almechtige dis arme hoohbedrengtes
nnd wolgeplagtes Liefland mit den äugen seiner barmner-
aigkeit wiedemmb ansehen nnd ihnen nach langer ansge-
standener mühe und arbeit etwas luft zum herzen machen
wollen, erwecket er den hochiobl* koning in Polen Stephan
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619
Batori, welcher deromassen den zue dero zeit regierenden
grossfiirötea in der Mobcow Iwan Wasilowitz ziiesezet und
zue core triebe, dass er volens nolens Livuniam cedere
coactuä est und sich Lieflaudes ganz vorzeihen und be-
geben müssen, welches dan die sache nicht wenig befbr-
deren theto, dass E^. Johann in Schweden, hoch&bl. ge*
dechtnisB, nachdem L M^. dnreh langwirige krige hiebevo-
rea schon den Moscowiter sehr geschwechet und mürbe
gemachet» auch noch zur selbigen zeit mit seiner krigesmacht
vor Iwangrodt. Kapnm und in andern des Moscowilers lan-
den und festuDgen ihme die hende deromassen znebinden
ibete, das8 dem grossfüraten der wiederstand dem könige in
Feien hecbstgedacht zue leisten nicht wol miiglicb war.
Wie nun durch Gottes gnedige schikung Kg. Stepliau,
lobl. gedechtnüsse, diese lande des polnischen kreises wider
mechtig worden, hat er sich sehre angelegen sein lassen
dasselbe wiedemmb in gfute] Ordnung zue bringen und alle
digniteten nnd empter alleine durch eingeborene Lieflender
zue bestellen, wie solche seine ao. 1582 darüber gemachte
eoDStitution und gegebene rescripta bezeugen und <l.irthun;
dem auch zuefolge e. gstr. Ritt : u. Ldsch. bei zeiien der
gubernation des dl. fürsteü nnd herru, herrn Georgen Rad-
«will ao. 15bo auf dem allgemeinen lantage zu Riega auf
gn. begeren 1. k^l. die praesidonten, bauuirherreu, laud-
oemmerer, landnchter nnd andm ambtstragenden personen
SOS ihrem mittel Torgeschlagen nnd benennet^ auch die Yer-
leiichniss derer nahmen I. j^l. zaegesandt worden, und
man nun in gater hofnnng gestanden, das land wurde wie-
der in guter ruhe und Ordnung ersezet werden: Hat solches
das neidief^lip unL^ück nicht verstatten wollen, sondern durch
unsere missgüustigen soviel zuewege gebracht, dnss dor \\<^.
»Stephanus in vielen Sachen seinen vorigen guten vorsaz und
meiüung geeudert und uns eiudraugk in unser religionssachen,
die Jacobskircheu und das jungfrauenkloster ersPtllichou
in Riega taliter qualiter, Oot alfeine weiss wie solches ge-
Beliehen, einnehmende, also den mten eingang genuichet,
zuegleich auch durch inssweivelziehung ezlicher priTilegiou
(tvorstehe so post reformatam religionem gegeben worden:)
'lern antichrist zue Rohm dardurch zue hnfirf»n, viel redlicher
erlichpr leute guetrr zne caducen machen und das land dar-
durch mit wehclagen erfüllen wollen, worüber dan eine wgb.
und gstr. Rit : u. Ldsch. zum höchsten bestürzet worden, bei
der Sachen nichtes anders thuu können, dan darein nicht
▼erwüligen, sondern mit protestiren sich auf ihre beschworne
pacten und Tertrege zne referiren und das t^brige Oot dem
gerechten richter zu beyelen.
XHIhall. s. 4. UvL GMbU«kto. ITH,! oa
520
Was auch die enderimg der religion und amifibiiiüag
des Denen almaaaelu, worümen einer wgb. nnd gstr. Biti:
n. Ldach. raht nnd bedenken nicht begeret, von edicboi
placentinern nnd röhmlingen verursachet, vor lärmen und
tumult in dieser guten stat angerichtet, hat der umbgedre-
hete hals dos hanen auf der Snnct Pptorspizen, und wie
derselbige, nachdem er wieder ziiLTuchit' L*'bracbt \md auf-
gerichtetj zum andern njal witMitTunib gar heruniar geworfen
worden*), also ein maluin chikmi nicht alleine angedeutet,
tiondcru bat e» auch die gute &taL mit ihrem grohcen ricuadcii
ervaren müssen, davon des einen teils, nembUchen des nnü>-
gedreiheten halBes des banen propbeceiang leider snviei war
worden — Got wolle ans gnaden verbneten, daas er^ weilen
er wieder angerichtet, nicht siim andern mal gar beronter
geworfen werde — , genugsamb bezeuget und verwarnet,
welches auch als eine ponderliche fnicht der uneinigkeil
mit dfv wgrb. und gstr. Kitt : u. Ldsch. wo) zue merken,
W ie tj^e vehrlichen auch Kg. Stephanu» dieser urüacheD
halben der guten stat zuesezen Wullen, wissen E. Gstr. und
lieben freunde besser, also wir euch solches zue gemute
flUiren mfigen, Gott der herr alleinot dorne dnrvor lob uaA
dank gebünst, bat dnrch absterben Eg'a Stephani dem grossen
nnglfiok, so fiber schloss und stat beschlossen gewesen, «lleine
gewehrel nnd es gehindert
Wie man nun nach tödtlichem abgange Kg's Stephani,
löbl. gedechtnisa, zue ^valdo rines neuen könige? ^cbreiien
wollen. h?it sich bald<' durch die niudter alles Unglückes, die
Uneinigkeit, so unttr andern furgefallenen Sachen auch
wegen teilung der provintz Liefland /wischen der crone
Polen und grossfürstenthumb Lyttauen entstanden, ein neuer
nnraht über nns sich erhoben, weldie sich bis an die krOnong
ist regierender kgl. in Polen, Sigismnndi tertii, nnd foIgeuB
anf den ersten erfolgeten reicbsti^, ao. 1589 zur Warsauw
gehalten, erstrecket, worselbest dan nicht alleine wieder alle
vorige mit teuren eiden beschwome pacten und vertrege,
sondern auch in ihrer selbest ao. 1596 (1. 1569] auffrerich-
teter Constitution enthaltener dürrer und benäntU* lier wort,
dass ohne vurwissen der lieflendischen Ilitt:u. Ldsch., also
nunmehr ihre» korpers miteiuvorleibten gUedes, vorwissen
consent und volbort in lieflendischen hendeln und sacheo
nichtes f&]^[wiommen, tractbret oder beschlossen werden solle,
sondern dessen allen nngeachtet sie ohne vorwissnng nna
zneziehung nnserer, der Lief lender, volmechtigen abgesanten,
die daselbst anf dem reiohstage mit znsgegen waren^ eine
^) Das geaehah b«idM 1677.
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621
eanze nnbilliobe und tyraaniache constitation &ber tms Lief-
lender geschmiedet, auch wieder aller Völker rechte, so den
Jaden nnd Türcken freistehet^ ihre daraber gethane prote-
Btationes nicht angeDommen and in aUen canzeleien anzue-
nehmen verboten, damit vormeinet uns nmb unsere christliche
r^'li'jion, nnil» alle digniteten, uhralte adliche freihoiten und
immuuiteten ers[t]lichen, hernacher nmb unsere zeitliche wol-
vahrt und ^eter zue bringen und deroselben quasi harpüä
manibuä genzlicken zue berauben, wie solcbcä die vielen
aber ans eine erger alae die andere gemachte constitutiones,
darauf gefolgete reyiBiones scratinia, alse Ton dem magistro
nequitiae MayaneUo, ehrliobe lente, so einem sich vertraaet»
dardurch aus einem lande zu verbannen, bewerte meister*
and bubenstücke, zneforderst die lezte angestelte commissio
generalis, darmit man vormeinet gehaltt, das garaas mit
uns zue spielen, genugsam)» darthun und ausweisen.
Aber ,quod homo proponit JJeus disponit, et quando
du[tli(:antur lateres tunc venit Moises.' Derowegen auch
GvL der almechtige, da er beiue veterliche giiiu über uiici
Ton aller weit yerlassenen wider hat walten lassen wollen,
in das spiel greifen, ihren ratschlag einen krebsgangk ge-
winnen und sie alse eidesvergessene nach seinem gerechten
gerichte in der graben, so de ans zugerichtet, selber fallen
bissen, dass sie unser liebes Vaterland, welches wir neben
ans mit beschwornen pacten und vertregcn ihnen vertrauet
nnd in demselben [siej uns keine stelle gunnon wollen, sie
durch Gottes gerechte räche wiederumb auaspiegen thete
und alse miimehr unwürdige volentes nolentes verlassen
and reumen müssen:
Soli Deo gloria.
Wann wir nun zum anderm die Ursachen, anfang, mittel
und ende dieses izigen krigeswesens, hindansezendc alle af-
fecten, wol bei uns erwegen, alse wird die sache sich heller an
ihme selber alse der mittag erzeigen: quod bellum istud minus
neccssarium neque honestatem ueijue utilitatem neque faci-
litatem aliquam sapiat. Welches mit seinen färben zue elu-
niinii'en zwai* hochnötig, aber solches nach noturft zu vor-
richten iziger gelegenhcit nach nicht wol geiuglichen ge-
schehen kML Dan es ist ja weltkiindig und onanbar, was
f&r grosse blatvorgissen, Unglücke and heraeleit die babi-
lonische hure und das kind des Verderbens zae Rohme, so
sich über Godt und alles was Gottes ist gesezet hat, dorch
die hispanische inquisition und sancta lyga in ITispanicn,
Franckreich, den Niederlauden uud andern benachbarten
Provinzen und königreichon vor und vor angerichtet, und
34«
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522
wie er mit seinem giftdranke aoch das gröste teil der
crone Polen purzelen und tammeleii gemachet.
Dann ich bitte, es wolte mich doch einer berichten,
w:iH <lf»n hi r>\i!;if'rf»ndf^n krtninir in Polen Sigismundum ter-
tium geursachet, oluni bewiiiigung und vor wissen der sembt-
liehen steude, darvuii auch die ITirnembsten I. kgl. M'. zum
heftigsten widerraten, in ihr erbkönigreich Schweden mit
solcher krigesmachl cum magno comitatu jesuitariiui aicli
zne begeben, bebetUehe anticristiscbe religion wieder ihm
gethanen eid mit gewalt einsnfthren? Was hat L kgl. IP.
geursachet, in dero hinzöge im köninglichen teile Frenfisea
alle kirchen der Angspurgischen confession yerwandt mit
gewalt einzuenehmen und den baalspfaffen und Maosüm-
dienern. wie der prophet Daniel sie nennet, herwieder zu
übergeben? hat es nicht der baV)«t zue Rohm mit seinem
beschornen häufen gethan. Zwar uicbt wunder, weilen er
sich den engelen im himel und den tcufelen iu der hellen
zu gebieten unterstehet, dass er auch die irdischen konige
besanberen kann, welches dan die causa impnlslTa und an-
fangk des kriges unleugbar ist.
Das mittel anlangende, darvon können dieaelben, die
das rediein mittreiben helfen (:wann sie nur weiten:^ wie
es vor Lyneköpingen , Wyborch und Calmaren mit wenig
r^iliTti und vorteil «b'r kt?]. zuegangen, ijesser berichten,
aibe wir es izo zu gedenken vonnöten eraciiten.
Dn-i ende betreffende, erfolget unwiedersprechlicbeD,
dass aul einen boesen aufaugk, uogebürliches midiel, nicht
es anders, als ein trauriges unKlückseliges ende erfolgen
kann, wie solches hohe und niedrige persohnen mit ihran
grossen schimpf und schaden izo vueichte in ihrem herzen
viel zue spete bereuen mfissen, wie dan allen denjenigen, so
sich wider den Herren nnd seinen gesalbeten auflehnen,
al!e wege nichtes ander? wiVdervaren, wie solches alle
kirchen- und welthistorieii genugsami) bezeugen.
AIbo ist nun zum teile, wiewol nicht nach noturft, deme
ezlicher massen folge geschehen, dessen wir in unser pro-
Position zu gedenken augedeutet, was deme noch mehr
anheugi^ E. Gst. nnd lieben frennden ferner nachzuedenken
heimsäiebendl
Es mächte unn femer einer gerne berichtet sein, wie dan
Liefland in dis unnötige krigeswesen geraten, weilen der-
selbe von allen Stenden der crone Polen und grossfnrsten-
tnmb Lyttauen auf dem reichstage nicht be^^cldossen worden?
In promptu causa est, were leicht zu antworten, denn für-
wi/ Luaciaet juogfraueu teuer und eigennuz und vorborgen
haäs Rohm und Troia verstöret hat. Wir thun nur die
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523
eassen zeigen, die heuser wird ein Jeder wol finden. So
bat auch Got der gerechte [bewirket! damit sie desto kent-
licher bei jederman wurden, fdass] das nnglück, so sie über
sich selber und manchen erlichen man im Tande mntwiUigen
gearsachet» [sie selbst] anch am meisten getroffen : welches
noch das geringste is't. wann nur das schwarze hündelein,
80 ihnen unter der linken zizeii aizet (:das boese gewissen
vorstehe:), über soviel unschuldiges vorgossenes blut und
vorheruDge der lande, leute und stete, nur darzue stille
schweigen weite. Summe ab eventu zue reden: es bat so
sein müssen. Jedoch hat Got der almechtige solch übel
und malam poenae über nns zum andern ende, wie es wol
der tenfel nnd seine gehnlfen vormeinet. vorhenget, dass
wir nun mit dem königlichen propheten David im glauben
mit busfertigem herzen wol sagen Können: ,Ca8tigans casti-
gavit me Dominns, sed tarnen morti non tradidit me.' Dann
dieses ganze krigeswesen darthut und Ijezputj'et. dass unsere
hässer und bedreuger ihnen selbcst das unglück aufloesen
und den krig vorursachen und demnach, quod malum con-
silium consultori pessimum bit, mit schimpf und schaden
bossen nnd erraren müssen.
Dass also der dl., grossm., bgb. först nnd herri herr
Carolns, der reiche Schweden, Ootten und Wenden regie-
render erbfurst etc., unser gn. fftrst nnd herr, zue diesem
krige wie mit den baren darzue gezogen worden. Wie nach-
kssigen der schuz geleistet, ist offenbar, dass es schir ein
ansehen gehabt, sie weiten uns, wie hiebevorn dem Mosco-
witer geschelien, zum andern mal den feinden zuui raube
übergeben; wie scheiitlichen die königlichen festungen von
den polnischen haubtleuten zuiü teile vorlaufen, zum teile
fibergeben, ist offenbar am tage; wie die Übrigen, so snTor,
da kein wiederstand wäre, zne rauben nnd me [lente] zu
Torderben oonsnltissimi weren. hemegest, da hecnstged. fl.
D^ ihnen was neher grenzede, mit dem hasenbanier das
land schuzeten und das ferssengelt über die Duena geben,
ist sebentlichen zu gedenken und ist dieses distichon an
ihnen war worden:
Frangit et attoUit vires in milite causa,
Quae nisi jnsta subest, excutit arma pudor.
Ja, das noch mehr ist und h(lchlichen zu bedagen, dass
die anwesenden polnisen praesidien nicht alleine in nöchster
gevar uns arme Lieflencler verlassen, sondern auch noch
darbeneben f:quod nefas dictn et morte piandum:) erger
alse ein ieind thun können, mit unzucht, raub, mord und
brandt die unseren überweltiget und dem leidigen teufel,
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der mit Ginew stänke ziie scheiden pfleget, diese kuust ab-
gelernet, wie das exempel der kgl. starostien sowol der
guteu stat Wenden auch andere örter mehro mit herzlichem
fleofiten siie Gott dem almeohtigen lunb radie «b gaDugsamb
erweiflen nnd besengen; also demnaoh aoldies alles dem
heiligen römischen reich, der kaL M^, aXLm criatgksnblgeii
königen, chur- und furston, stete und stende desBelben gar
in kurzer frlst durch einen öffentlichen drack zu erkennen
gegeben werden soll.
Zuedeme so seind auch schuz und cid correllativa und
60 hart mit einander vorhunden, dasä eins ohne das andere
durchaus nicht bestehen kan.
Aus obengezogenen gewissen gr&nden und Ursachen
nun, wolte ich gerne mich TOricbten lasaen, welcher mmtBche
mit gründe der warheit nns Lieflendem einich lasier oder
Stigma der nntrene oder leichtfertigkeit beimessen könte.
Das contrarium kenten wir wol ausführliclien darthun, aber
wollen solches Golt dem perechten richter heimstellen, der
da spricht: ,Be\x4e mir die rachn, wh hin der Herr, ich
will vergelten', und mit David dpreciiende: ,misericordia
Domini quod non consumpti sunius', dem Uerren Herren
davor allezeit danken und loben.
Wer wolte nun so dhnmb[kjünigen erfnnd^ werden,
der dieses nicht vorstehen oder merken ktfnte, dass Godt
der barmherzij^ hochstged. fl. Carolnm, nnsem gn. f&rsften
und herren, m seinem beschlossenen ndit wie ein danne
anserweltes rüstzeugk ansersehen nnd erkoren, dardorch er
nach seiner gütigkeit zne von ihm bestimbter rechten zeit
wieder aller mentschen nachsinnen und vomintors nach langer,
jedoch wolvordinter drangkseligkeit uns armen Lieflendern
wiederumb luft zum herzen machen, diesen Josua senden
und von der hand aller unser hässer und bodrenger uns
deromaleins gnedigst erretten wolte. Dann sage mir einer,
wer bette doch den stolsmutigen Polacken, die die nationen
nebens sich voracbten, dies wol rorhin sagen dorfen, dass
ein loblicher forst aus königlichem stamb von Norden ihnen
^) Li der Antwort, welche Rat, Älterleate und Älteste von Riga
dem Jürgen Fabr»BBlNU}h auf seim' Croposition, die Stadt mit 300
Hfifhikf^n 711 bpsttzen, am 11 Febr. IGOl gegeben, hiep^» es: „Zum
füüftiiu, so bewegten und erschreckten sie uiclit uubilUch die irreuiicbe
aoerhörte cewaltthaten, so nealioher tagen doroh die pniesidien der
flUult Wenoen boi^angen, da sie es mit ranbea» plündern« frauen- und
JungfranenschHiulen viel prger und gre'ilirlier gemacht, ah ki'in feind
immer hett than können, die auch I. Gu. der Ii. MatUuas Üembinsid.
Penowieeher woiwod* TerhoffentUdi s« idaer seit Uemoib noch vd
finden nnd eie sn gebOrfieher stnf hringen wurde. Sckwed. Afdu]
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das aberdfieniaclie berzogtlmmb Liefland so einen niedliehen
Irissen, dar&ber sie viele lange jähre hero geaderkanet und
nicht Yorschlingen muegen) ans dem Schlund und rächen
wie in einem nuve reissen wurde ^ ausserhalbe der werden
muttpr Ootto^!, der hocbgelobten keii8cb<^n jimgfrauen Maria,
welche in ihrem Magnificat gesunut ii und aus ihro nachzue-
sc^^v^tzern gelernet: ^epoauit potentes de sede et exaltavit
Dan ist es nicht war, dass hochstged. fl. D^, unser gn.
berr, das überdnenische herzogthnmb LieHand, welches mit
statliehen porten und feetnngen volTorseben and bebauet,
darüber sich so viel fnmehmer potentaten in die virzig jähre
bero mit schwerem uncosten zue bezwingen vast bemnehety
dasselbige so mehro, als in eines halben jahres frist, ausser-
halb nach dieser Stadt Riga, welch o von alters wol gewonet
ist contra ütimulum calcifrare. (I(!ier latali-s periodus nicht
weit sein wird, licet veritas odium pariat, so mue^s f*s den-
noch gesaget sein, eingenomen und unter sich m;bracht,
dass l. fl. des grossen monarchen Alexandri Magui Sprich-
wort yveni, vidi, vici' sich mit Oedt und ehren billicben zu
gebraaehen hat, welches L fl. anch wol fehlen können,
wenn Gott der herr selber nicht oberster feltherr gewesen
and I. fl. DK darzue den sieg nndVictoriam vorliehen, dar-
vor I. fl. D*. sowol wir andern sembtlichen dem getreuen
Gott demütigst lob und dank sagen, worvon dan auf dis*
mal g;enug.
x^un wolhni wir ferner in bruderUciiem vertrauen ueide
den schaden und frommen, den nuz und wolvahrt, also auch
die darauf stehende ^vahr, vorderb und untergangk dieser
guten Stadt, welches Got ßuedigen verhüten wolle, mit ein-
ander ex anthitesi behemgen und wolerwegen.
Dan basis und fundamentum dieser sacben hierauf be-
ruhet, dass land und Stadt miteinander einich sein und friede
ünd gutes vortrauen einander auf der gassen sich freundlich
kfissen miigen; wo so zugehet, dar spielet Gott mit, wo
e^s aber anders zugehet da regieret der h3idige luegen- und
mordgeist, der teufel. Nun urteilet sell>er. welches besser
sei, Gott dem herren, oder dem leidigen teufel zue gevallen
sein. Wann dies fundament durch die gnade Gottes beve-
stiget, kan grossem unheil, so Gott fiber nichtannehmung
der zeit seiner gnadenheimsnchungen, 6ber diese gute Stadt
Verheugen muchte, leichte vorgekommen werden.
Erstlichen und welches das furnembste ist, darumb sich
alle rechte [Gotjte^kinder, so unter dem banier des herren
Cristi ge^chworcMi, zum höchsten hnmfihen sollen, wurde dis
land von den jesuitischen ungeziever und des babstes gott-
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m
Ittstenmg gefreiet Dadurch wan diese gate Stadt von der
SiDzen üDQ nunmehr voreinigtea Ritt : u. Ldsch. des Uber-
aenischen herzogthumbs (: welches Gott vorbuete:) ab-
pentiren und ^mrbstged. fl. auf «gewisse conditiones sich
nicht vorwandt und unt^'rtlicnig machen wolte, ein gT0«*<f*r
häufen in der atadt übrig bleiben und viel jungen aushecken
würden, dass zue besorgen, dass land und sLadt künftigen
vorgiftet werden , wer wolte aMaan allen gedanken, die
zoUirei sein, wenreD» dass nicht viel in dieser etat sein
mnohten, die von ihrer gtft besanhert, heimliche Baals- und
Maosim diener weren, welchen boesen argwöhn und nach-
rede bei allen christlichen herren in der weit ihr auf euch
nnd enron kindnrn ja nicht werdet lipfü-en lassen wollen,
wir es uk h vor unsere persoen nicht gerne dieser Stadt
gunnen woUen.
Zum andern können E. Gst. und liebe mit guten con-
ditionibus bei euren uhralten wolhergebrachten privil^en,
immuniteten und freiheitmi erhalten werden, dieselben auch
nicht verringert, sondern vomieret bekomen, welches her-
wieder, wan ihr ench gegen hoehstged. fl. auflehnen
weitet, und hemacher nach Gottes vorhenknns L fl. DK der
Stadt mit gewalt mechtig wurde, nicht alleine weit feien
thete, besondem ihr wurdet es für eine grosse gnade nach-
achten, wan ihr auf einem ofienem reinen, mit der Stadt
und allerfürnembsten Siegel und handeszeichen bevestigtem
kalbesfelle, woi iiineu I. fl. D*., was deroselben gelüsten
würde, schreiben müchte, wie solches eure annales, das
ebenmessigen vorhin gleichsfals geschehen, ench wol be-
zeugen können, auf gnade nnd nngnade euch ergeben müssen»
Vors dritte, wer wolte antwort geben vor das nn^
schuldige blut, so wegen eslicher halstarrigkeit wnrde ver-
gossen werden? wer wolle den schaden ergezen , «o euch
auf solchem fall mit abbrennim? eurer lustheuser, voKtete
und Spicker, daran mancher eriiche mann seine wolvart ge-
strecket hat, begegnen könte? wer wolle vor des ganzen
landes und dieser etat unwiederbringlichen verderb und für-
treflichen schaden bnssen, wann euch die have vor^nket,
alle namng zne wasser nnd lande benommai wMe, dass
hemacher grass auf dem markte wüchse, wie wol andern
vorne! im (Ml steten auch geschehen? Worgegen, wan gegen
I. fl. DK ihr euch bequemen, diese nuzbarkett erwachen
würde, da«s ihr ench der sehefart der Dnena und anderer
ptroeme frei*' zue eurer narung und aufwachs gebrauchen
konteu, will geschweigen der kaufhantirung in der crone
Schweden und allen des grossfursten in der Moscow land^
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5S7
die ihr durch den ewigen beschwonien frieden mit der
löblichen orooe Schweden alRe einem gliede desselben za
gebrauchen auch alsdan allerfreiest betten. Könten auch
viel mehr motiven ex anthitesi niizes und s'chadnn? oin-
gefuhret werden, wan es geliebter kiuzQ halben zücht unter-
lassen würde.
Möchte vieleicht darn ieder einer oder mehr der crone
Polen nebeüö dem grorfsliu^Leuthimib Lyttauen, ihre grosse
macht uns objiciren, dass sie ezliche tausend man ins l'elt
bringen könton und den schimpf nichi leiden weiten, denen
weh^ zue antvrorten nnd anch nachzueseben, dass an ihm
selber war vere. dass die orone Polen nnd grossf&rstenthnmb
Lyttauen ins feit mechtig sein könten, wan sie selber unter
eich einig weren nnd mit einem feinde zu thnn hetten«
Aber sie wissen nicht, wie sie mit dem erzherzogen
Maximiliane stehen, der eine grosse faction r»och in Polen
hat; mit dem Moldauer stehen sie in olTfiitlicher vhcide,
welcher ihnen diese jähre hero genugsanib zue schaffen ge-
geben hat; mit dem Moscowiter ist gegen künftigen Johanni
der frieden aus, worauf Bio in anuehmung und eingehen
ihnen gar beschirerlichen eonditionen den meden erlangen
könten» sonsten des kriges sich gar gewisse besorgen m&ssen.
2] Und wan sie gleich aus vorblendetem ubermuth solches
alles nicht achten, sondern alle ihren feinden mit krig und
Waffen zuegleich zuesezen weiten, were solches einer tiber-
mntip-en thumbkünigkeit mehr, alse einer tapferkeit beizue-
mesäen, dann ,neque Hercules contra duos'.
3] So würde auch das grossförstenthumb Lyttauen ohne
zweivel betrachten müssen, was zue ihrem friede dienet,
dan die krigesmotiones der Polen in Reussen und Liefland
durch Lyttauen ihnen geiiiigeu frommen gebracht hal)en.
4. Wan dan solches alles nicht gelten solte, ist
dagegen die crone von Schweden gnungsamb qualiliciret
^egen sie, dan sie erstlichen zae wasser nnd lande mechtig
ist; was das fl&r eine praerogatira nnd Torteil ist^ vorstehen
die wol, welchen krigeswesen bekant
6. So ist auch B. Ost wie uns andern gar wol wis-
send t wie Kg. Erich in Schweden, hochldbL gedechtnnSi
zugleich auf einmal mit dreien mechtigen potentaten zue-
gleich krige gefuret, welche der crone Schweden dennoch
nichtes anhaben können, bis endlich [derselbe] mit ihnen
sembtlich zum frieden froraten. Wollen der alten historien
geschweigen, dass die Gutioii iiüd Yandali wol eher die
ßtat Rom bekriget und eroberl haben.
6. Seind die dl. und grossm. könige in Engellandi
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528
Schotland und Deimemarkea nebens den dl. chnrtftnten, der
pfalzgrave am Rein, Sachsen und Brandenburg sowol auch
der al. fürst in den Niederlanden graf Mnriz. Rambt m^^hr
andern fursten und hern und die mechtigen seesteto im
heiligen römischen reich in diesem kriege wieder die un-
cr istliche saiicta liga der bebbtlichen mit einander voreinigte
bundesgenossen.
7. So bat aaeb die orone Scbweden eineB beacbworaea
ewigen frieden mit dem HoBCOwiter, worunter aucb izo, Gk>t
lob| das Überdneniacbe beraogtbnmb in Liefland geboret
8. Item es bat nnser gn. först nnd berr sambt der
löbl. crone Scbweden die rarnembsten porten, pesse und
festnngen in Liefland eine, welche die Polaken und Lyt-
taner mit ibren rennestacken nicbt dnrobbrecben und umb-
Stessen werden.
9. Ferner materiam reniTn gerendarurn. «über, kupiV'i
und blei allezeit und das neue erfunden saipeter umi
8c]nvevelbrunnen, damit ist dis konigreich Schweden von
naiui en begäbet; andere konigreiche, insonderheit die crone
zue Polen, mns es von ihnen und aas andern örtem mit
schwerem unoosten zaewege bringen.
Bitt : u. Ldscb. mit der löbL crone Schweden dnrch die gnade
Gottes sich zne steteswerenden zeiten f&r einen man zne
stehen sieb miteinander vorbinden, und anstat der vorigen
vielen regenten, ein beÄtrinliires haubt und herren bei sich
im lande haben, welches glückes noch kein mal von erster
bevestignng der lande hero Liefland e-icli nihmen können,
dass m nun, Gott lob, als imti )>o>en dichte zur hnufeu ver-
bunden, nicht leichte voneinander gerissen werden kann.
In summa, wan eben angezogene machen alle, eins gegen
das ander würden auf die wage geltet, als würde sich
anch der ausschlag balde ünden.
11. Schlisslichen, wen gleich (:daK (iodt verhüten wird:)
die Polen der lande wieder mechtig werden solteni wurde
erstUchmi der geistliche nnd wdtliche Jammer in den steten
nnd zne lande angeben. Des babstes mensedreck nnd grenel
wfirde allenthalben mit gewalt anznenebmen aufgedrungen
werden; eure gesenkte Imven nnd entwante freiheiten wür-
den sie schwerlich aufreumen und euch darein ersezen; das
grosso jammer und elend, so mit raord und brand viel
unschuldige entgelten mösten, winde dardnrch gar wenigen
gestillet, ich geschweige wiederumb eingebracht oder er-
stattet werden, zueforderst von ihnen als denjenigen, so
beide, land und steten, da sie unter ihrem schuz noch waren,
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6S9
ihre fireiheiten missgimiieteii und dieselben zu nnterdrScken
ta^ and naclit mm hOcheten darnach trachteten, — ich meine
haoen sie ex jore protectionis et sabjectionis eid und ge-
lübde vorgessende jus belli erzwingen wollen, f&rwar würden
sie das jus hf^Wi nhf^ dan mit unsoror sämtlichen Untergang
und Torderbe rechte wol zuc practiciren wissen, dass des
deutscheu nabmena gedechtnüsse (:wari es an ihi'em willen,
gelegen:) aus Liefland gar vortilget würde.
Günstige herrcn uud lieben ireunde, were demnach wol
denen zne helfen, denen noch zne raten were. Diese sache
betriff enre cristliche religion, eure privilegia^ immnniteten
nnd freiheiten, eure zeitliche namng, enre weiber, kinder
nnd untertbanen, heil und volvart eurer ganzen atadt, ent-
weder Verderb und untergangk, oder bestendiges gedei und
wolvart, dero wegen E. (ät. nnd liebe solches wol bei sich
erwegen wolten.
Wir meinens \ ii herzen gut mit euch, dessen wir Gott,
den aluiechtigen alse einen herzenkündigcr zue zeugen rufen,
dan solche sachen in der weit nicht neue sein und Gott
der herr ,non sinit illos, insontes qni nomen Domini in
vannm assnmpsenint et propter injustitiam transfert resna
de gente in geiitem', welcher casus hir auch an ihnen den
Polen izo billichen anzuemerken ist.
Wan dan nun (:wie wir hoffen und wünschen:) unsere
treuherzige wolnieinung bei JE. Göt. und L. ^tnt Linden wird,
ahe kann man durch die gnade Gottes zue den niittehi
schreiten, so zue dieser guten Stadt mid des ganzen landes
wolvart und gedei gei'öichen werden, urbieLeu uns auch
darbeneben gegen E. Gst. nnd L., alse unsere liebe mit*
brüder nnd gliedgenossen nnsres algemeinen lieben Vater-
landes, mit recht nn [bei] hochstged. fi. DK unsers
gn. herren nnd wo es Bon8te[n der] Sachen notvrft erforderen
whrde, nach unserm vormügen zne dienen nnd zne wilvaren.
Von Godt dem almecbtigen von herzen wunzschendc. er
wolle E. Gst. lind L. heryen das beste zu erwelen regieren,
damit durch seine gnade unser angewanter vleis und gute
affection zue dieser Stadt nicht vorgeblichen sei, sondern
gute frucht briuge und dasselbe obangezogcue ,honeötum
utile et facile' zue seines götlichen nahmens ehre nnd eurer
aller zeitlichen und ewigen wolvart Sachen recht zne practi-
ciren nnd zn erwelen wol qnalificiret nnd vorstendig werden.
Sapientibus sat dictum.
«
Ad 1 ;iLilicationera und hochreichsinniges bedenken? fl.
DK Caroli etc., meines gn. i'iirsten und hern, aus liebe und
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530
gater affection g^en dem algemeinem Taterlande in nt»
trene aaf das pappir gebracht von mir unten benantem,
L fl. On.
nnterthenigen dinstwilligen vasallo
Johann von Tiseahausen
tzur BersBon und Lawdhon tnp.
Stockholm^ R : ark. HauclliDgar aogaeode PoUka khgdt
ICOO— 1611. Orig. mit Joa. TicMobaotens eigoaliiii^r
Unterschrift. — Im Ansznjre gedrackk wiMergcg^bn
Bali. MoDaUachr. Bd. 46 p. 163—144.
48« Die Ritterschaft des Wendenschen Kreises an
Hz. Karl. — Erla, 12. Mai leOI.
Antwort auf die Einladung Hz. Karls zur Gevatter'
schaff der Taufe seines Sohnes Karl Philipp'^). Hnh^n
mit Freude vernommen^ dass der allerhöchste Gott E. fl.
Gd. uns armen vorlasseneii Lieflenderen (: die wir rast lange
zeit hero unter den Papisten nnd Polen alse in der ))a1>i-
Ionischen gefangnus gesessen:) zu einem rechten Josua ge-
sandt, der uns aus solchem unserem betrugk und finstemiss
erretten thut, worlfir wir der heliren almechtigkeit Oottee
nnBterblichen lob und dank sagen. Nehmen die Einladung
fmi gronmn Dank an %tni bevollmächtigen dazu Johann
V» Üesenhausen zu Berson und Laudon und Georg wm
Rosen von üxkull, Rittmeister. Bitten, diesen auch in
allem, so sie wecfen dieser hochbedrenj^ten lande . . . aü-
und vorbringen werden, Glaubm zu sdttnken. htiten
au^h um den Bestich des Herzogs, um sie vollends toü aller
dinstbarkeit und Zorn der papisten und polen zu erretten.
Dat. im iager vor Erla, d. 12. Mau IGCH.
Yor sich und alle nn- und abwesende vom adel
des Wendischen kreizes:
Fabian von TieeenbaiiBen zur Frombholtb von Tysenbanseii
Adlen. der elter.
Fromholt von l'iesenhausen Frombholt von Tysenhaosen
von der Festen. zur Marssen.
Johan von .Mengden. Magnus Plettenberg.
Jacob Huils. Thonnies Kantelberch.
Gabriel Wulff. Einrieb von Ungern.
Stockholm, R : ark. Livonica Vol. 98 b. Orig.
Die Einladunp: znr Oevattorsoliaft bei der Tanf»' de^i Prinzen
Kirl Philipp, die am 17. Mai in Keval stattfiodeu sollte, erging am
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531
Die Ritterschaft des Pernauschen Kreises aa
Hz. Karl. — Wolmar, 12. Mai 1601.
Antwort auf die Einladung zur Gevatterschaft, Haben
im Nat)ien aller den Johann von Tiesenhausen auf Berson
und Laudon und Oeorg Aderkas mit genügender Vollmacht
ah ihre Vertreter abgefertiat; bitten, diesen auch in allem,
ivas 9ie wegen dieses hockoedrängten Umdee varhringen,
Glauben zu schenken. Auch bitten wir, E. fl. uns be-
trübte lent mit ibrer fl. gegenwart zu besuchen gn. geruhen
und YoUend von der Baalisten und beschorenen liaiifens
nntreglichen I.ist und dinstbarkeit erretten wollen.
Dat. za Wolmar d. 12. Maii ao. dorn. 1601.
Sembtliche TOm adel PemawiBchen kreifles vor sich nnd
ihm namen aller an- nnd abwesenden nnser lieben mitbrüdere.
Reinholt Grotthnss. Jorgen Krfldener zn Bosen*
Jacob Ton der Fahl der beck.
jnnger mp. Fromholt Patknll zn Kegel.
Stockhobn, B:trk. LiYoniea Vol. 98 b. Orig.
50. Proposition Hz. Karls an die Stände in
Livland. — Reval, 20. Mai 1601.
Thesse efttprschrifne puncter skole propoueres och
föreatelles adlieleii och ständerne her i Liflandh, när
the framdeles uthi KäÜ'le tiii sammen komme. A£l Räffle
then 20. Maj &hr 1601.
1] Till thetb förste, adt effter Gudh alzmechtigh äff
synnerligh iithlur23ehende sronom dhen högborne furste och
herre her Carl, Överigis rikis regereude arflurste hertigh
tili Sudermannelandh , Nerike och Wermelandh etc., och
STerigis rikis krigzmacht och omkostnadt haffve fogadt sa-
kerne her 1 Liflandh sa vidt, att theth nu ähr kommit uthi
idt corpus igen, som theth fordom varidt haffver, odi
nthi m&nge hundredbe ähr haffver varit ättbskildt samme
landzändbe tili hög^tp förtryck och niiflergATigh: om icke
fbrthenskuldh rAdeligit vore, adt dhe lit'lenske sigh medh
dhe sveüske Ständer föreena och förbindhe, nÄget aldrigh
vele skillias ifrA hvarannen, uthan säsom ledemoth i een
krop hvarautieu bietaudighe vare, hvar ü4gen uödh eller
25. April an die Ritterseliaft der 4 Kreise io LiTland, Ghisten,
PerDaa, Dörpt und WeDdieehen, item an die 4 Stidte**. [Dtsch. R:
Begietr. L 193.]
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532
förfolgielse oph kommery odi samptligen stitä alle fbr een
ocb een för alle, när fA om tritalger och behöffves vill.
2] Till thet andre, om denne landzände icke mhtie vare
skyldigh, tili adt uthgöre hie1p -.^ viill när dhetli bebölfves
tili landzens försvar denne sidhe, soui när theth tili
Sverisris beste behöffves kan \)X tben andre sidhe, althea-
ötuLniii Svarigc mäste och göre thetsamme, när tbeth üanger
denne landzände tili försvar.
S'\ Till theth tridie p& theth s&daime fbrbtuidh och
fbreeniDgh m&dte stadigh fast och obrottzUgen p& b&dhe
sidor hollen bliffve och medh begge landzens undersAther
ßamtyckie stadfesth och bekreflFtiget varde, om fbrdenskuldh
tili nAgre äff bvart st;\ndh her i laud/änden mrltte begiffve
sigh pä een belägligh tidh uthöffTer tili S verirre, ocb sädant
medh the andre pä thenne sidhen fulkommeligeu beöluthe.
4] Till tbet fierde, om icke adelen j-ä väil som andre
her i lanzänden bör tili hielpe och oprette kyrkior, aca-
demier, skoler och hospitaler och att theroppä een visz
ordningh göres mMte.
5] Till thet femthe, om icke adelens bönder s& väll
som andre i landet mJitte vara fridt, adt sättie dere.-^ bam
tili skoler tili adt läre boklige konster, sä och tili andre
embetber att läre som landet njttige ähre, när the haffre
flere söner, ähn som behöffves tili att besättie och brnke
hemmanen medh, hvilke sedan mktto tillalitet varde, adt
lathe sigh liriike bvardt dem syues, dy att holle dem sksom
ölaver och köpte trälur, dedt bör i chrioteübcthen, och der
Sodh ordningh oppeholleB skall, icke tül stadth Tarda, Ek&m
en rettigheet och lagh längesedan ähr Christi folck aflagdh
och förbuden blefven.
61 Till thet siette, effter intheth landh rllnr regementhe
kan utnan godh lagh och christeligh ordningh väll l)estA,ndande
bliffvf, derförc medhan thenne landzände Liflanrih nu ähr
genom Gudz nddighe försyu iithi edt corpus kommedt och
linder Sverigis crone forplichtet, synes och tillbörligen, att
alle dee som uuder een herre och regent leffva mige , och
under like lagh och reti legäraude varde, hvarföre medan
her uthi landzänden ingen yista lagh eller rett her tül vaiit
hafiVer, hvarken hoB högre eller fiigre Ständer, b& beg&rer
H. fl. N. ridderskapes och adelens betänkiendhe, om icke
Sverigis lagh mätte B& yäll her aom i andre landzänder,
som under Sverigis crono lydhe, vedertagen och bruckadt
bleffve, eller ju tili theth ringeste s;'i mycket som e fiter
denne laudz lägenheet srnes tiäneligit och undersätherae
nydtigt och gagnelijrit vare, och att vitze perzeler och mm
m^itte blifiVa forurduadhe, sa och vitze tidher om Ährot
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533
beskedde, ther Bftdaime dorn och rättgiingU holled kau aft
the personer som der tili forordnadhe varde.
7] Till theth siTendhe, althenstimdli b&dhe öffror-och
undeTHdomare hoUes m&ste, som skepe hvariom och ennm
them högre s& väll Bom them lägre, hvadh lagh och rätt
Tist vare kan, att fördenskuldh adelens bä väll som andre
bönder. matte vare förplichtadhe, adt giffve sadarme domere
naget tili rettiglieet lör deres omack och tieust, aütlicii effter
then ordnin^rli i Sverige skt;er eller och som effter denue
lanuzlageüiiüet Uckt och best bjnes.
8] Till theth otzende, att adelen Tele och hvar i sin
stadh gifPre rethvistdiffeo tiUkenney hnrii stoor roetienesth
hyar och een effter sidt arffir^odz holle bör.
9] Tü theth nionde, att adelen b& yäU a£f theres land-
böndher, som städerne och andre Ständer her i landzänden
Tele samtyckie tili een hielp tili brudhskatt, nar nA<:^on
fröken ocn konnungcdnttpr äff Sverige gifft och uthgittven
varder, och utbtryckieligen fönnäle, huru myckit som visth
aü iivart hakelandh skail giffvidt varde, och äff hvar stadh
effter dens lagenheet ecu visz summe.
10] Till thett tiondhe, effter her uthi landzänden theth
ffemene almene vttger fthre emellaii städerne, hnfl ocli be-
&stninger^ icke hü n&gre tavemer och gestegiff^rere, ther
Tägfarendhe, som äff och tili rese ^enom landet, fbr een
skäligh betalningh kunne bekomme, hvadh nödtorffter som
dhe behöffve, hvarföre hvar odi een sä väll köpmän som
adell och andre medh voldh ir;ingie sigh in pa i ionones
bönder, som näst uth medh vagen bocndhes ähre, medh
gestningh och annen besvaringh, derieenom dhe varde i
frundh förderÜVadhe; ej heller älir och lutgeu visz ordningh,
nra the poeter och bräfdragere kunne Iriunfordrede blifiVe,
aom ntlii n§|gre hastige Tärff och fthrender anthen äff oai
eller befalningzmännerne fbrskichedbe Tardhe: Derfbre p4
theth att then eene icke meere flu andre mätte betungadoe
och besväradhe vardhe, uthan een godh ordningh s& väll i
dhen «om andre mMto her i landzänden oprettet, och
synneriigen the saker som nödige ähre, tili att bestelles
landet tili beste, matte icke niderlagde, uthan medh flitt
och uthan försnmelse knnne bestelte bliffve: sä begärer H.
fi. 2s., alt tho samuLiige uthskichedhe vele giffve theres
r&dsamme betenkiandhe, hvadh ordningh som b&dhe med
tayemer for vä^farende, slk yäll som the nthi een hasth
uthschendhe yarde, knnne y&U egenom landet fbrfordradhe
bliffve.
11] Till thet elloffbe, effter och esomofftest hender och
bliffyer klagetalt om then oförrätt, som böndeme bliffve
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684
tillfogat, ooh H. fl. N. Icke haffrer ibnuanmit Imnilediieg
B&danne saker här tili plage slittne och Mtsküdbe Tftrdhe,
vill och ändeligen, stt them hereflfter skall 8& Täll rett
blififve pläget 8om andre t landet, och ju s&danne lagh
vederfares som rättvis vare kan: sä. ähr och H. fl. N.
begären, att derom mhito pen vigtz ordningh bliffve giordh.
p& hvadt «ätt Sc\danth lagligeii skee künde, anthen • tVicr
Sverigiä beskriÜne lagh, eller Ha.som elliest kan rettvidtk vare.
Stockholm, E:ark. B:Beg. IßOl f. 88 ff.
hh ProposlÜon Hz. Karls an die Stände lÄvlanös, —
Reval, [Ende Mai 1601].
Articul, welche den lieflendischen Stenden zugestellet,
worauf sie aoch ihre erdenmg L fl. wldernmb ober-
S»beD, wie bei den secretario Petro Nicola zu finden,
en 1. Junii ao. 1601.
1] Anfengklich dieweÜ nach Gk>ttes des almechtigen
sonderlicher versehnng durch den dl. hgb. forsten nnd herm,
herm Carln, der reiche Schweden etc. and des reichs
Schweden kriegsmaoht nnd costen, die Sachen alhie im lande
so weit gebracht worden, dass dieses land numehr in ein
corpus, wie dasselbige vor Zeiten gewesen, irf'bracht wordp-n,
welches aber etliche hundert jähr von ein and<^r <re^^("h<'ideii
gewesen dem ganzen lande zu höchsten bedruck auch unter-
ang, dasä dcrowegen die eingesessene dieses landes sich mit
en schwedischen stefnjden vereinigen und verbinden mugen,
sich hinforo nfnuner mehr Ton einander zn scheiden, und
gleich als ein gliedmas des leibes eins dem andern beistendig
ZQ sein, da vertan etwan noth und bodrangnus entstehen
und erfolgen möchte, dass sie sämbtlich alle für ein und
ein für alle, da es die noth erfordert, stehen wollen *anser'
halb einiger falschheit, list oder ausflucht*.
2] Zum andern, dass dieses land verpÜichtet sein muge,
auf alle unversehene znnötiguug. wan es dasselbige bedürftig,
eine contribuLiun zu thuu, oo vvull wan dieselbige von nöten
zu verthedigung des landes auf dieser Seiten, als auch wen
es das reich Schweden bedürftig were auf der andern sel-
ten, aldieweil das reich Schweden gleichermassen daasdbige
thun müsse, da es die defension nottorft dieser lande er-
forderte.
3] Zum dritten, auf dass solche einhellige Vereinigung
hint'uro beiderseits volnkömlich volnzngen und diiroli die
steude und einwoner beider lender mit dero einheUigen
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585
consens confirmirt und bekreftigt werden möge, dass dero-
wegen etliche von jederm stände aus dif^om lande sich auf
eine kleine zeit hinüber nach S^chweden begeben mngen,
damit solches mit denen auf derselbigen Seiten beratschlaget
auch bestetiget werden muge.
43 Zum Vierden, dass die vom adel, dessgleichen auch
andere eingesesaene dieses landee yerhelien wollen, dass die
kircheiii academieiii sclmleii und hospitalen *nach der ord-
DüDg, wie S. fl. dieselbigen steUen lassen, mugen an-
fericntet werden, und also dass gewisse anfknnften [1 : ein-
unften] zu Unterhaltung derselben mugen angeordnet blei-
ben, sowoll von den pauern, so denen vom adel verlehnety
auch einhaben und besizen, als auch andern*.
5] Zum fünften, dass auch der vom adel pauern sowol
als andere alhie im laude mugen frei sein, ihre kinder zur
schulen zu senden, auch handwerke zu lernen, welche diesem
lande mtre^^lich nnd nnze seini da die panem mehr söhne,
ab damit sie ihre gater beseaen mögen, habeni und dass
deneellngen ungehindert nach gelassen sei, sich dam ge-
brauchen zu lassen, worzu es ihnen beliebet, dan die *kin-
dem* wie schlaven zu halten, ist in der Christenheit nicht
gebreuchlich, auch in der Christenheit für vielen jähren ab-
geschaifet worden.
6] Zum sechsten, nachdem kein land und regimend
auaserhalb guter Ordnung bestendig sein kan, und weil dan
dieses land durch Gottes auaversehun^ in ein corpus wi-
deramb gekmmnen, aneh unter die schwedische mn vor-
pflichtet ist, als sehen L fl. DK for gut an, dass alle die, so
unter einem herm und regenten leben, auch mit gleichen
rechten r^giment regieret werden mugen. Aldieweil alhie
im lande an keinem orte kein gewiss recht ge-
wesen*, beide unter hohen als auch nidriges Standes per-
sonen, so begeren hochged. I. fl. D'., dass des reiches
liwfden beschreibne rechte, sowoll in diesem lande, als
in andern landen, welche unter des reichs Scliweden ge-
legen, mugen angenomen und gebraucht werden, oder auch
mm wenigsten soviel, als diesem lande dienlich und den
unterthanen nuze und zutreglich ist, und dass auch gewisse
stelle und stette, auch die seit des jahrs darzu verordnet, da
alsdan die strittigen sachen unter den partheien durch die per--
sonen, so darzulbestellet, verhöret und entscheiden werden.
7] Znm siebenden, dieweil auch beide, ober- \md under-
richter gehalten werden müssen, welche einen jeden, sowol
hohe und nidriges Standes personen, was billich und recht
a) Du Oesporrte hier wie aucki in Pkt. 8 in d«r YorUgo unUrstriebeiu
MitUisiL a. d. lirU QoschicbU. XYIL 3. 35
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ist, erkeiiaeu uad bprecheü, dasö derowegen der vom adel
sowol die andern dieses knaes anterthanen Terpfilchtet sein
mugeu, ernanten riehtern fnr ihre habende mnae und onj^e-
mach etwas zu erstatten, nach der Ordnung wie im reich
Schweden gebreachlich ist, oder auch was diesem Unde za-
treglich und nuze sein kan.
8] Zumachten, dass (li> von der ritterschaft und lehen-
und ein ipder insouderlu it boi seinem eide zu erkennen
geben wolle, wieviel i*ossdienbU; ^ie wegen ihren erblichen
und andern gutern zu halten schuldig sein.
9J Zum ueuuden, duss gleichlalü die vom adel uud
*aniresende abgesanten* der stttdte alhie sich beretschla^en,
auch einhelliglioh yergleichen weiten, wegen der jungen fren-
lein und königstöchter zu Schweden, wen dieselbigen künftig
vermählet werden sollen, was aladan ausdrucklich von jedem
hacken landes gegeben werden solle, ingleichen die st^te
nach ihrer vermugenheit *uiul* eine gewisse ßumma.
10] Zum zelioiulon. nri< iideme hier im lande, da die
gemeine und ncliiu iand-l i zwibcheu den Stedten, heu-
aern uüd belestungen, keine üü'ene kruge oder gaat^eber-
höfe sein, da der reisende man, der ab und zu dui'ch das
land reiset seine nottnrft was er bedarf für einen billigen
pfennig bekommen möchte, darumb ein jeglicher sowol kanf-
leuthe, als die Tom adel nnd andere siäi mit gewald bei
des konigs pauem, die negst an der Strassen wohnen, ein*
drengen und ihnen allerlei beschwerung zufügen, dadurch
sie im gründe verderben; so seind liier auch keine fj-ewis?e
Ordnung, wo die posten und briefträgers fortkommen I^onnen,
die in schneller eil mit gescheften entweder von uns oder
unsern hauptleuthen oder ambtleuthen verschicket werden:
Darumb auf dass der eine nicht mehr als der ander wirde
beschwer ed, sondern eine gnte Ordnung sowoll in diesem
als andern Sachen hier im lande möchte au fgt richtet, und
sonderlich in die Sachen, die zu yerrichten dem lande nnn
besten nötig sein, dass sie nicht werden nidergelegt, son-
dern mit vleis, ohne einige seumnisse verrichtet : so begern
I. fl. D^, dass die ausgesrhiekten wollen sämbtlich und ein-
hellig ihren guten rath darein geben, was Ordnung beide
mit den tabernen oder krugen für den reisenden man, so-
woll als denen die in der eil ausgeschickt werden, durch
das land wol befordert werden könte.
11] Zum eilften, diewefl gahr oft gedaget wird über
unrecht *nnd gewald*, der den panem ngefnget wird, nnd
S. fl. nicht yemommen, wie solche Sachen bis anhero
seind geschlichtet und dirimiret worden, will derhalben
S. fl. D% entlieh, dass ihnen hemachnuds sowoll recht wider-
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I
öo7
fahren soll als andern hie im lande: so begert I. fl. D^,
dass eine gewiäge ordnuDg daraui gemacht werden äolte^
entweder nach den schwedischen beschreibnen rechten, oder
wie es sonst recht and billig sein könne.
*121 Znm zwölften^ dass die Tom adel und andere
stende allne in lande, die ihren eid noch nicht gethan
haben, denselben jesiger zeit leisten nnd nnTerbruchlicb
nachkommen*.
*13] Zum dreizehenden wird ^rf rragct, dieweil ein anf-
zug mit den ersten wird furgenommeu, ob auch die vom
adel alhie im lande wulU-n wie redliche leutlie mit ihren
pferden, wall'en und weren, so auch alle andere uotturlten
auf das beste staffiret sich anf den 12. Juni an Wenden
zur stetle finden lassen und des reiches Schweden und ihres
Taterlandes schaden und Yerderb abwenden und dasselbige
yerthedigen helfen'), item mit was strafe die ausbleibenden,
oder die ihre rossdienste nicht leisten oder auch dermassen
nicht staffiert und gorust seind, wie sichs gebuert, zu be-
llen und zu strafen seind''^.
Stockholm, R : ark. Dtsch. R: Reg. f. 283 ff. Meist wörtliche
t^beraetzung des schwedücheo Textes vou ur. 50, mit
HiosQfäguDg einiger Worte nnd Weodaogeii, Rowi« awei
neuer Punkte 12. uud 13., was alles im Druck durch* — *
koiintlich gemnclit wurde. — Ih'id Livonica Vol. 347 wohl
das Konzept der deutschen ÜberBetzuug: beim Datum:
,,D. ersten Jnnii ao. 1601" hatte der Schreiber raierst
Retzien" geschrieben, dies wieder ausgestrichen uud durch
j.cfpteii" er.ietzt. Er hatte wohl ..letzten Mai" sajroii wollen.
Auch dieser (Jmstaud deutet darauf hiii, da&ü das i>atum
1. Juni sieh wohl nur auf die Eintragung der ...Artieal"
in dif Rt'tristratur bezieht oder aber iiiif ili.- ( borreicliung
der schon vom 2H. Mai datirteu Antwort der livL Stände
auf diese Troposition.
52« Antwort der livländischen Ritterschaft auf die
PropoaitioDen Hz. Karls, Reval, 28. Mai 1601.
Ad 111"^ regnomm Sveoiae prlDcipls Caroli etc.
pOBtulata responslo universae nODiUtatis Livonicae.
Ao. MDOI die XXUX. Mali.
Karte bedenken and aotwort, so auf des dl. ^rossm.
farsten und herrD, heim Garoli der reiche Scoweden
etc. nbergebenn puncten nnd propositiones von unten-
benandUni I. H. I)^ getreuwen unterthanen, so gar in
geringer anzahl zugegen gewesen, auf fernere be willigung
1) Ein Mandat dieses Inhalts wnrde ant 29. Mü den Statthaltern
der 4 Kreis« snr Pabllkation flbersandt [0tsGh. B:BegiBtr. f. 269].
85»
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und Tfttifioation einer sämbUiclMii imcl numeihr verÜBi^tea
Ritt : u. Ldscih des Überdüniechen hertzogthnmbB in Lieff-
laad sie in ut. ^ebohr iriederamb za abeigeben kernen
mnbgang haben können.
1"] Nachdem durch Gottes des allmächtigen barm her t zig-e
und väterliche vor^f^luiiiu:, der wie ehi hertzenkündiger ohne
zweifei vieler seufzeu uud gebeth gnädigst erhöret, über alier
ment^cheii nachsiunennüd bedenken dies hochbedrängtes Liefi-
laüd gleichst den Kindern Israel erstmahlen von Pharao nis
bedrängnus, hernacher «ob der Babyloniadiaii sehwmn ge-
fengnia und dienBthaose durch httchefased. fl, D^ Hz. Ctrolnm
mit Gideons heldemnuht und der hooUöbL ciohne Schweden
kriegsmacht errettet und in lange gew^nsebete Mbeity OoU
lob und dank, nunmehro ersetzet und in ein corpus wieder-
gebracht worden, sein weltkündig und offenbahr: Wer wolte
es doch nicht vor hochnötig und für rathsam zu sein er-
achten, dass dies nunmehr vereinigte Uberdünische herzog-
thumb in Liefland mit der hochlöbl. crohne zu Schweden
ständen sich hiniuhro nimmer von einander zu scheideu,
sondern wie gliedmassen eines leibes wa stets wehrenden
selten einer dem andern in dem bände der liebe, gutes ver-
trauen und Terständnüsae hfilflicbe hand zu leisten and bei-
zustehen, da vieleicht, wann etwa noht und bedrängnüs
(: welches Gott gnädigst verhüten wolle:) einfiele, sich yiele
vereinigen und verbinden thäten.
2] Was vors ander die contribution, welchs auf alle
unversehene zunötiguug, so diesem lande vorfallen oder sie
desselbigen zum schütz und vertheidigung bedürftig sein
müchte, äowol auf dieser selten, als wol auch, wann es
das reich Schweden bed&rftig wllre auf der andern selten,
alldieweil das reich Schweden gleichermassen thun muss,
anlanget: Darauf wird eine sämptliche Ritt : u. Ldsch. dem
exempel ihrer lieben mitbrüder, der Harrischen und Wjrrischen
folgende, zweifelsohne sich dermassen höchstged. fl. D*. ant
allgemeinem landtage in l't. zu erklähren wissen, dass 1. fl.
D*. darüber ein gn. gefallen haben werden. Die stadte
desfals betrefl'ende werden sich unsers verhoffens auf 1. ti.
gn. begehren allerseits in gebühr auch zu Terbalten,
und in Ut. selber zu erklehren wissen.
3] Den dritten punct betreffend, damit solche vereim'
^ung . . . . etCi wie «n nr. SO und öl: Hierauf w&re unser
itzo, jedoch in geringer anzahl anwesenden etnfeltige meinung
und bedenken, dass solches allenthalben wegen weiter ab*
gelegcnheit, sowohl aller andern gefehrlichkeiten halben, so
über vcril offen vorfallen müchten, zuforderst aber, weilen
höchstged. Ü. D^ unser aller herr und h&ubt alhier im lande
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559
selber ist, zam zuträgligsten und fiigli^öLtn alliie zu Reval
wohl gesobehen kOnte; jedocb L fl. D\ hochreif lichea be-
deoken, also vol einer sftmDtliohen Ritt : n. Ldsch. einhellige
memmighierinnen Torbehalten.
4] Den Tieften pnnct anlangend: ob die Tom adel, des-
gleiclien anch andere eingesessene dieses landes zu verhelfen
nicht gebühret, dass kirchen, academiae, schulen und hospi-
talien mügen angerichtet werden, und dass darauf oine ge-
wisse Ordnung gemacht werden müge: Hierauf erinnern sich
die anwerfenden von der Ritt: u. Ldsch., weilen timor domini
initium sapientiae ist und dabenehen, quod pietas ad omnia
Qtüis est, quia promisdoneB in B» eontinet praesentia et
ibtorae vitaei nna dass anch dadurch beide, das christiiche
und weltliche regiement, in allen königreidien, herrscJiafltenf
landen nnd Städten fhrtreff lieh befordert nnd erhalten werden,
dass demnach solches alles maxime necessariam. Weiln aber
von ihren vorfahren stracks in erster bekreftigung der lande
mit christlichem cifer grosse unkostungen und fleis« ange-
wendet worden, dass in allen grossen und kh im ii -tadien,
als wohl anderen diichtigen örtern, männer- und juugfrau 'n-
klöstere, vornehme stifte und derogleichen, wie zu Riga,
Dörpt, Beval, Pemaw, Kockenhansen, YeUien. Lemsal, Vid*
kenanw, Pad;rss, Habsal anch andern Ortem mehr, an ehren
des aUmftebtigen (Rottes nnd ansbreitung wahrer christlichen
religion erbanet nnd conseoriret worden; dazu auch stat-
liehe gütere und provisiones von denen vom adel mildtreichen
donii*et und gegeben worden, und nunmehr höchstged. fl.
derselben örter fast alle nicht allein durch die gnade Gottes
mechtitrk. sondern auch von des pabsts greuwlen gereiniget
und (juad semel Deo [de]dicatum est, ad prophanos usus
transferri non debeat: Also können gelegenneiten nicht
mangeln, dass znr notnrft dieses Überdtbusohen fürsten-
thnmbs academien, schnlen nnd hospitalen mit darzn ver-
ordneten nohtwendigen proyisionibns gants wohl kifennen
verordnet und bestellet werden. Der Kirchen belangend,
weiln noch viele derselben wegen des kriegswesens hin und
wieder im lande gar verwüstet stehen, werden die vom adpl
und ritterschaft, so auf ihren gründen und boden stehende
und darüber sie das jus patronatus immediate allein haben,
den fussstapfen ihrer Voreltern folgende und zu anzeigung
schuldiger dankbarkeit gegen Gott dem allmechtigen für itzi^e
errettnng ans der Seelen-, ehren* nnd g^tes-drankseligkeit»
dieselben wieder zn restaariren nnd mit tächtigen seekorgem
wohl zn versehen, billiff sich znm hl^sten angelegen sein
lassen: vne sie auch nichts weniger in ut. hofi'nung stehen,
welche anf httgstged. &• D^ gmnde nnd boden stehen nnd dazn
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540
viele vom adel als kircfaroielB yerwandten miteeliito^n, werden
auch wieder gebaut mia ergentcet werden, dermasseii, daas
denen vom aael, welche wo. denselben von alters gehören,
an ihren darzu habenden praerogatiTen nnd freiheiten nichts
abgehen werde.
Ö] Den fimften puiict belangend: ob auch nicht paurea
.... etc. tüte in nr. 50'^: Hirrauf kan man böclistged.
fl. D*. in üt. nicht Torentbalten la^ricü, wie da-s aii - vorgeben
nicliL neu, sondern anfänglich bei Kg. Stephani zeiien, hoch-
löbl. gedächtnüss, bald erstes anfangs, wie er die lande vom
Mosohewiter eroberti darnach anch vor zwmen jähren, wie
nngefehrlich die commiasio generalis zu Riga angestellet war,
einer wgb. Kit. u. Ldsch. ebenmessig angemnthet worden;
aber eine algemeine Ritt : n. Ldsch. mit gnugsamen gründen,
so in den alten historien enthalten \ina sich auf ihre uhr-
aite Privilegien und freiheiten gründend und berufend, dieses
dermassen beantwortet, dass höchstged. kgl. und hernach
die heren generalcommissarien daran ein gn. begnügen ge-
habt. Denn dass die paui'en zu ihrer alten gerechtigkeit
mehr als sonsten einigerlei freiheit qualificiret und von
natnren geneiget sein, beseoffet dieses in der thal^ dass sie
gegen Kg. Stephanum hoemöbl. gedächtnüss, wie er sie
vermeinet, nur von einer ui^eleffenheit [sc. zu befreien],
dass sie auf ihre Yerbrechuuff nicht an der hanfc, sondern
mit gelde gegen ibre herrschaften, welche solches auch leicht
vorwilligen betten können, büssen und abfinden mügen, darin
sich beschwehrt sPin erachteten und darümb durch eine snp-
plication bei höchstged. kgl. M'. in der Stadt Riga uactz
inständiglich und demühtigst anhielten und babteu^: mau
wolte sie mit solcher neüen gerechtigkeit nicht beschwehren,
sondern bei ihrer alten gewohnheit gleiche ihren eitern und
vorfahren erhalten. Worauf der lObl. könig geantwortet:
PhrjgeB plagis emendantur; lasset sie nach dem alten holtt
häuwere und Wasserträger bleiben, dass anch auf solche ihre
Petition und erfnirrrtp antwort ein chronikenschroibor mit
Verwunderung in truck gehen lassen: die lieli iandische
pauren haben besser auf ihre Servitut, als die stadt Riga
über die religiun und ihre freiheiten gehalten. Wie auch her-
hernaciier Kg.ätephanus milder gedächtuüäa berichtet wordeu,
was TOr lermen und tumult die pauren in der Wyke, Oesel,
Harris und Wierland angerichtet, ihre hemooaften und
junkere in den höfen überfallen und ermorderti anch allen
&bermuht deromassen im lande eeübet, dass alle die herren
im lande sampt denen Yom adä au&ein und sie mit fear
a) N«r «Utt »dena sIt vtoSItevw inUlten" (in nr.M) htor: dit UoU
«i« nUtma m kM»Um\ Tf L 4H«tM w. 51. > b) Mn. %«kl«u
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541
und Schwertern wiederumb zum gehorsam zwingen musseu:
hat I. k'j-l. flero meinnng nicht allein geendert, sondern
anch durch ein«' '>H«'nt.liche Constitution vorsehen: quod
m?tici arma nou lerani, künftigem unheil hoch verständig
vorgebauet, dal bei anhänsrend, dass man narren und kiudern
keine stecken in die haud geben solle. Würde aber einer
oder mehr guter nataren erfunden werden, der oder die-
selbigen kOnten durch einen priyatzalasB von ihrer hemchaft
frei gegeben und zn ehrlienen nnd dem lande dienliehen
Sachen admittiret werden; und würde also hiedurch den
richtigen personen geholfen und den adelichen immuniteten
lind freiheiten nichts bpnommen, welchs dennoch alles auf
fern» !' bedenken einer sainptlicheii Ritt : n, Ldsch. auf allge-
meinen iandtage beruhen muss.
6] Den 6*"" punct betreffend: nachdem kein land und
regiment .... ek. wie in nr. ol: kann man ebenniessig
fi. 0*. in TJt nicht vorenthalten, dass dieses mit gleich-
meesigen nmbetenden bei der polnischen regierung zu vielen
mahlen anf allen land- nnd reichstagen von weg^n ihrer
Statuten annehmung einer wgb. Ritt : u. Ldsch. angenuithet
worden, aber sie haben sich je und allewege auf ihr uhr-
alte adelichs ritterrecht, immuniteten und freiheiten, znsambt
und mit welchen znofleicb sie sich auf theneren beschwornen
pacten und vertragen rler chron Pohlen und grossfürsten-
thumb Littanen verwandt gemachet, berufen und damit ge-
Bchützetj denn als solten diese lande mit keinen gewiääen
rechten versehen oewesen sein, mügen vielleicht hoohst^ed.
L fi. berichtet nahen, die dessen kleinen oder gar kernen
gmnd haben. Solchs ausfuhrlicher darznthun und zu er-
weisen, kan anf allgemeinem Iandtage in sämbtlicher land-
scbaft gegenwart füglicher geschehen, worselbst diese hoch-
wichtipre snehe hin verschoben werden mili^e, L fl. DK wir
in geringer anzahl anwesende in Ut. bitte n.
7] Der siebende punct: vom unterhalt der ambtstra-
genden persohnen im gerichte. bitten gleichfals höchstged.
Ii. wir gantz uu, dass es aul allgemeinem Iandtage ver-
khnet m&ge werden.
8] Dra 8^" punct wegen des rossdienstes, wie nnd was-
serlei gestalt derselbe rechtmessig könne gehalten werden,
anlangend: Hierauf fngen höchstged. fl. wir in üt.
wissen, dass hierinnen allerlei unterscheid im lande, von
we^^en der vielen herren zur selbigen zeit f!;eweF!en: dann
et^.ljclie ihren rossdienst von zwantzipr besctztcu paurcn ein
pferd, andere von gewiasen haken, deren doch ein grosser
unterscheid gewesen, dass et/.liche grosse haken, deren
wol drei oder vier aul" einen gumeiueu haken gerechueL
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542
werden kuiinen, ein pferd p^ebalten: deroweßren eine richtigkeit
und eiuliellige venviiligüiig und[er .' j der öümbLliclieii Ritt:
u. Ldsch. zum förderlichsten dessfals hoohii<^tig zxl macbeiu
Unsen eracbtens aber wurde solcbea nleht f&glieber ab
▼OD haken landes geschehen können, darinnen die biüigkeit
zwischen grossen und kleinen haken wol getroffen den
kan ; dann das directum dominium nur die hohe obrigkeit^
das utile aber nur den vasallnm hierein betreffen thnet.
9] Den neundten punct betreffend, dass gleicbsfals die
vom adel .... etc. wie in nr. 50: Hierauf wird ßich eine
sämbtliche wgb. Rit:u. Ldsch. in anmerkung dessen, was
höchstged. ß. mit nicht veröchonuBg ihres füratl. leibes
und lebens und zusetzung derselben schätze zu errettnng
unser und unsers allgemeinen lieben Vaterlandes von der
band unser bedränger und hasser mit hohem mhm und un*
sterblichem nahmen angewendet, auch dermassen mit Tor-
hergehendem rathe der sämbtlioben Ritt : u. Ldsch. dieses
Üiicrdüuischen furstenthumbg in Lieffland in ut. gebühr
auf einem allgemeinem landtage dermassen erklahrpii, dass
höchstged. ü. DK ein gn. genügen und geialien degsfals
haben werden.
10] Zum zehenden, was die gasthäuser und krüge wegen
des reisendes Mannes bessere bequemigkeit zu ^fordern
und der pauren daraus erfolgender beschwere abzusi^iaSeii
in den stäten und auf den landstrassen zu hxam und zu
verordnen a^angend: Ist auch unsers erachten s eine billige
und nötige sache, weiln darauf mehr vortheils als schaden
derjenigen, auf welcher grnnd und l)oden dieselbiire ange-
richtet werden, erwachsen wird, derowegen ancli v. wgb.
Kitt : u. Ldsch. hierinnen nach vermögen auf derselben grund
und boden welche anzurichten sich angelegen sein lassen
wild. Was aber die poste, so in hohen furstl. Sachen oder
landwichtigen handien abffefertiget werden, ihre schleunige
bef^rderunjg anlangend, daucht uns für rathsam zu sein,
weiln dureh derer vom adel pauwreui da derselben in hohen
wichtigen Sachen zur post gebrauchet wurden, dies aus der-
selben nachlassigkeit, weim die vom adel in aUen ihren
gütem selber zugleich nicht zur stelle sein können, gro??e
verseümnüs und daraus erfolgender Fclmde entstehen müchte,
wenn dargegen dieselben nach dem allen von den furstl.
ambtsleüten durch die schiltern, freipauren und %vai thmannen
fortgestellet werden, weniger verseümnüs und unrath daraus
erfolgen könte, sonsten die ambtleüte darzu antw<Hrten müssen.
11] Zum eiLBteU) wegen der pauren, als solts mit ihnen
durch keinen rechtmessigen proces des rechtens verfahren
werden: Wird solches L fl. D\ von denen, die es nic^t Yet-
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543
Bt^en oder wissen wollen, angetragen sein worden. Thun
demnach L fl. auf derselbigen gn. begehren in Ut. nicht
vorenthalten, dass folgender gestalt dieser proces mit ihnen
gehalten wird. Wann ein ymiir etwas verbricht gegen seine
herrschaft oder sonsten emcin andern, wird er realiter für-
gefordert und ihme eine zeit zu seiner beantwortung und
der zeugen au die hand bringung eingesetzet, auf welche zeit
die dteeten paaren, die recht£ider genant, drei oder vier
mit bemfen werden; ist die sache b&gerlieh, bringen die-
selben anf Torhergehende klage und antwort, auch der zeugen
▼erhörung das nrtheil ein; wird ee recht befunden, rnnss
der beklagter nach gel^^enheit der sachen demselben folge
leisten, oder Tfiit seinem gegentheile, nach laut des urtheils
sich aliÜTid* n: wäre es aher eine peinliche sache, werden
zu obbeuauten rechttindern drei der hohen obrigkeit ge-
scbworne eingesessene vom adel darzu mitverschrieben und
auf ihr gewissen mit niedergesetzet, welche die sache mit
anhören; bringen alsdann die rechtfinder das urtheü recht
ein, bleibet es bei demselbigen. Im faU aber solches nicht ge-
schieht, moderiren oder schilrfen die anwesenden gesohwome
dasselbige urtheil nach beschaffenheit der Sachen, dass kein
theil mit billigkeit zu klagen Ursache habe.
12] Zum zwölften, dass die vom adel und stände alltie
im lande, die ihren eid noch nicht irethan, denselbigen
itziger zeit ablegen und ihn unverV>riichiich halten: hierauf
erachten wir, welcher seine giUei und freiheiten zu geniessen
begehret, derselbe sich nicht hierinnen verweigern werde,
alldieweil der eid nur ein lehenseid ist, welcher nach allen
beschriebenen nnd fiblichen rechten, so lanff einer selber
oder seine erben and nachkommen unter ctom oberherm
der lande und derselben ordentlichen sucoessoren dieselben
besitze und halten und darbet geeohutKet nnd handhabet
werden, verstanden wird.
13] Zum dreizehenden, weiln p"nfrnp:t wird: weiln ein
auiziick .... etc. une in nr. 51: worauf höchst^^H. fl. D'.
für unsere eintzele persohnen in abwesen der sambüichen
wgb. Ritt:u. Ldsch. in Ut. wir zu gemüthe führen, dass
durchaus hieran nicht zu zweifeln sei, die sämbtlichen vom
adel dieser lande aus schuldiger pflicht und tre&we gegen
I. fl. und angebohmer liebe des allgemeinen raterUndes
nicht unterlassen werden, nach eusserstem Termügen sich
nach dem alten mit ihren schuldigen rossdiensten bei I. fl.
D*. nt. 7.VL erkennen geben. Ob fiolchs auch auf den 12. Junii
zu Wenden immer müglicli von allen aus folgenden Ur-
sachen geschehen kan : Zum ersten seind die meisten vom adel
aus allen kreisen iu eigener persohne zusambt ihrem ross-
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544
dienste I. fl. D*. ernstlichem befehl nach im veldlager vor
Kockenhausen, die hiervon in solcher eil nicht wohl berichtet
werden können. Wenn solchs gleich sein könte, wi??f*n wir
nicht, wie zugleich dieselben im lager vor ihren feinden und
auch z« Wenden auf angedeutete Zeit sein können.
Darnach haben etzliche vom adel auf L fl. erst er-
gangenen befehl und bahren sich alhie eingestellet and
yieUeioht sich noch mem' einstellen m(k»hten, welche ihr
Abfertigung noch nicht erlaoget.
Zum dritten, hat man den ^antzen sommer, herbst imd
winter im felde gelegen und einen schweren zngk ausge-
standen, in wclcneren vielen vorn ndel ihre diener ab-
gestorben, vielen ihre volkcre abgc-oblagen, pferde und
rüf^t\]iiL'"en durch das kriegswesen abheüdig worden, dass
also, wann einer gleich das beste gerne thun wolte, wegen
mangelung der diener, pferde und rüstungen nicht wohl man
wird darzn kommen können; denn die stedt Bieg» ist noch
zur seit unser feinde, zu Beral, Dörpte and Pemaw ist aas
mangelung der schiffe nichts zu bekommen, dass also contra
impossibile nemo est obligatas and dahero unser einfalt nach
nicht wol verstehen können, wie dieseTi sachen zu mittelen
und zn helfen sei; es wäre dann, dass L tl. D'. rechtschaffene
wolstiiiherte Soldaten ins land verschreiben, also wurde
mannicher vom adel soviel ihme an seinem vollenkomme-
nem rossdienste mangelt, gar gerne von denselben annehmen
auf die besoldung 1. fl. DK bestallnng gemäss, damit je der
mangel an ihnen nicht befanden worde^ Uber das so konte
auch der rossdioist viel sterkerer werden, wan die f&brige
vom adel gleichst den andern I. fl. zum oftermahlen re*
sage safolge zum besits ihrer ahralten and wohlbeflkgten
g&tem gerahten werden.
Welches alles wir dann I. f]. hochrotflichen gn.
bedenken in Ut. wollen heimgeschoben haben, mit auge-
hengter ut. bitte diese unsere gethane eialaltige, jedoch aus
treuen ut. hertzen geflossene Wiederantwort aus fürstlicher
aneebohrner güte und tugend in allen gnaden anmerken
wollen. Seind solchs mit oitte zn Gott dem allmlehtigen
vor 1. fl. etc. zu yerdieaen, jedesmal willig and gefliessen.
Actam Beval ao. et die ut sapra.
E. fl. getreue und dienstwillige
unterthanen, jetxo aude anwesende,
Johann von Tiesenhausen Georg Stackelber^
zur Bersohne und Laudohn. Georg Boye. Beioholt Taube.
Biga, Livl. RUt:arcb. Corpas privilegiorum vom J. 1690.
Vidim. Kopie ans 6em Corpup privil vom J. 1627. —
Das Orig. acheijit nicht mehr vurhaadeo m sein.
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53« Hz. Karl au die Ritterschaft im Pernauschen und
mut. mut. im Dörptschen Kreise. — Reval,
8. Juni 1001.
Über die BeHätigung ihrer Privilegien,
Tit. ünsem gn. grues zuevor, ernveste und manhafte
liehe getreuen. Wir haben euer schreiben von dem auch
eruvesten etc. Johau von Tiesenhausen auf Barsen etc. und
Georg Aderskaa zu unsern banden empfanden, daraus wir
yentanden, dass ihr sie darzo deputiert and geschickt, dass
sie bei der heiligen taufe das christliche werk der gevatter*
schalt, darzu wir eoch neben andern von der Ritt : u. Ldsch.
und Stedten gn. erkom, verrichten solten. Ob sie aber woli
zn langsamb ankommen, so haben wir doch enern nt. guten
willen bei derselben abfortigung vermerkt, derhalben es uns
von euch zu gn. gefallen gereicht, uud seind es hinwiderumb
in 2-naden gegen euch und die eurigen zu erkennen geneigt.
Ob dan auch woU obberurte Juhau von Tiesenhausen uüd
Georg Aderkass umb euer privilegia vleissig angehalten,
die wir anch gn. und gerne mittbeilen wollen, so seind wir
aber auf dismals mit dermassen vielen geschieften beladen
gewesen, uns auch vorgenomen, unser ganr hoch angelegne
Sachen halber zn unserm kriegsvolk nach Kockenbausen
unseumlich zu yerfugen, dass wir auf dismal dieselben nicht
haben können fertigen lassen. Ist derohalben hiemit an
euch unser irn. )>Pirern, ihr wollet euch eine ir^ringe zeit
gedulden, bis wir widerumb etwas zu ruhe kommen, so
wollen wir euch in mittheilung der privilegia gn. wilfabren.
Mitlerzeit sollet ihr eure vorige Privilegien zu geniessen und
zu gebrauchen haben, und weil dann der Pemausche kreis
mit diesen und andern provincien dieser Lieflande unter
eine herschaft durch Gottes Schickung gekommen ist, als
seind wir zufrieden, wie wier euch zuvor versprochen
haben, dass ihr bei einerlei und gleirhen Privile-
gien bleiben sollet, wie die ritterschaft zu Wirrien
von alters genossen und gebraucht haben, und was
noch mehr gutes kan geordnet und statu iret werden. Welches
wir euch hiemit gn. nicht verhalten wollen, euch Gott be-
velend. Dat. Reval d. 8. Junii ao. 1601.
Stockhoim, Ii : urk. Ütscb. H : Beg. f. 302 ff. — Das Gesperrte
in der Yorlage oatenttleheii«
1) VgL or. 48 oud 49.
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546
54. Hz. Karl an Otto v. Vietinghoff. — Rmd,
24. Juni 1601.
Über den Verlmt KokenluueHB,
Tit. Unsern i^n. grues und geneigten willen zuvor,
ernveste und manliafto liebe getreue. Wir mögen euch gn.
nicht verhalten, wie euch sonst vorhin leider woll bewuat
iB% welcher massen die vestung Kockenhaiiaeii dareh nach*
leoBigkeit des Lief leadischen adele mit ihren spaten anfing,
and dass sie mit proyiaad nicht seind versorget worden,
wie Tor Kockenbauaen ans tob den Wendischen kreis ist
zugesagt worden, so dass sie von ihnen wenig oder gahr
nichts zu ihrer notturft bekonmaec habf^nM, dadurch mit
dem hause und den erlichon loutlicn em jeniinerliLh aus-
gehen gewonnen hat: so ist es zu beclagen, dass die ver-
blenten Ljel iander lieber ibr getreidich und viehe dem feind
als den redlichen leuthen, so zu Kockenhausen gewesen,
gegonnet haben, als sie es zu ihrer leibes notturft betten
fsniessen können, m beschntzung des gantsen Taterlandes,
a ihrfer] noch keiner nicht sich in gedachter vhestehan^
hat wollen finden lassen, unangesehen ihr höchste wolfard
daran gelegen. Wie ramlich solches bei allen völkera, das-
1) Hb. Karl hfttte dd. Eok«nhiuNii, 3. April 1601 an Joh. ▼.'IImmi*
hausen voll Berson geschrieben, er möge es sich zum höclisten ange-
legen aeiu Ias8«'n, beim Adel des Wenoenschen Kreise?) die allgemein
bewilligte Hilfe au Proviant furderlichst zusammeDzabriugeii und lüu-
SQSohaffen. [Dtsoh. B:Beg. f. 174.1
.Toll. V. Tiesenhaneen an Hz. Karl dd. Berson 14. April: Da die
Polen auf Kokeuhusen heranrücken, habe er hochdringlich die Ritter-
achaft init ihrem ßoasdieust ausgeschriebeu, auch vom Adel und au-
deren Ämtern ein« riemHehe Anisahl Banern, „vom vierton Bauern
den fünften Mann." gute Schützen mit langen Röhren nnd anderem
Gewehr znsam mengebracht, und ho£fe in acht Tagen damit zur Stelle
zu sein. [Livonica 98 b.]
Hz. Karl an Joh. v. TieaeDhaiiflen dd. Reral 4. Hai: Er werde
sich erinnern, was er mit üim vor seinem Abzu^re ;vu3 Kokenhn^ei
wegen des Proviants, den der Adel im WendeoBchen Kreise au liefern
sich verpflichtet und auch schriftlich an ihn habe gelangen lassen. Da
derselbe aber noch nicht vollständig eingeliefert sei, so solle er doch
dafür sorgen, dass das bald geschähe. Der Adel werde sich hierin
ja gatwilßg erzeigen, „weil all ihr und des ganzen landes wolfart
daran gelegen ist*'. [Dtsch. R : Reg. f. 212J
Fabian Tiesenbansen an Hz. Karl da. Brla 6. Mai: Er habe
die Eingesessenen des Wendenschen Kreises schon drei Mal ermahnt,
sich SU raijcb und stark als nur möglich nach Kokenhusen aaÜKumachen.
Die Landaehaft ▼eraammelt sich auch, aber „«tBliefaennaaeen gar
langaam". Denn den Bauern sind fast alle Pferde vom Eriegsvolk
genommen, so müssen die vom Adel ihren Tross mit ihren Reitpferden
fortschaffen ; auch ist grosser Futtermangel vorhanden. [Livonica 96 b.J
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selbige stellen wir an seinen ortli, wan auch die Polen über
eucli Lieiieuderii kuimiien Sölten durch eure naclilääsigkeit,
wie erprisdich imd laü-eglich es eodi aem würde, solches
wird die seit offenbahren, und wer nicht wunder, wnn Oott
euch nmb eure nachlässigkeit willen strafen wttrde.
Dieweil dan [I] daw wir dieses angluck nicht mehr
müssen gedenken, sondern Gott heimbgestellet haben, als
haben wir wideniml) müssen fornemen nnd dnmit, \ne Bolches
mit Gottes Verleihung und gnaden könta wideromb bezalet
werden, ms werk zu richten.
Dieweil dan der Dörptische ort ihren rittmeister ver-
lohren') und bei ilime geiialten die wenig, die da gewesen
sein, darander merenteil knechte and jungen nnd wenig
Yom adel, ala der haase bei sdnen jungen: als geeinnen
wir gn. an each, dass ihr wollet ener eid und pfliät nach
mit sambt den edlen and emvesten nnsern lieben getreuen
Oluir Strale die ritterschaft und vom adel darzu vermanen,
dass sie sich widenimb satnbtliehen bei im«erm veldobristen,
zu Wenden, Weimar oder Trfudon, davon ihr werdet beschnid
erlangen, mit den allerförderlichsten einstellen und hellen
mit uns und andern erlichen leuthen. so wir an uns haben
und noch geweiLig sein, ihres valerlandea liuheil abwendeü.
Daran geschieht die billigkeit nnd was ench m nnts nnd
fronunen gereidien kan» in ffOttlichen sehnte hiendt bere*
lend. Bat. Beval^ d. 24. Jnm ao. 1601.
St<MSkholin. R:ark. Dtsch. B:Beg. f. 329. Als Adreuat ist
nur VietingliofT aQgeg«beii, obgleidi der Brief an meh-
rere gerichtet iat.
6&« Hac Karl an Rat und Aiterlente ▼on Riga.
Pemau, 2S. Juni 1601.
Ha^tmaUge Auf/ordenmg, «dl mii den übrigen Stäitdm dei Landet
Tit Ihr sollet wissen, burggral^ bürgenneister nnd rath
sambt elterlenthen nnd eltesten beider giltstnben sn Riega,
dass wir von dem ernvesten und mannhaften nnserm be-
stelten knecht-obristen und lieben getreuen Jacob Hillen
verstanden, weleher gestald ihr an ihm geschriebenf dass
ihr uns nicht die ireringate nr?acli zur feindschaft gegeben
bettet, daran ihr doch unrecht und euern willen saget, dan
euch euer eigen gewissen eines andern überzeuget, indeme
dass ihr unseren gesanten gefangen nach Polen geschicket,
1) HenttMiii WfMigel, der im Troffen rot Eokttnlittieti ge-
fimgea wurde.
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548
auch iiiiBeni feinden den P^^en, die einen annötigen kri^
wider uns nnd die cron Schweden angefangen, hau heistand
andvorsdliab thut. Wan solches von euch nicht geschehen,
80 weren diese Lit fland zu fried nnd ruhe mit einander
einig und des polnischen Jochs entlediget, wie euch dan
wol bewust, was diese Lieflande unter dem polnischen bösen
regimend haben austehen müssen, beides in religions- und
weltlichen Sachen. Und ob ihr dan tractiren wollet, 00
lasöcn wir solches woll geschehen, dass nach gregebner zu
beiden theilen caution und Versicherung gehandelt werde,
jedoch mtoet ihr an gemelten anseni knecht-obrieten, keine
untren beweisen, dafür er sich doch yerhoffentlich wol baten
wird: nnd soll die handlang diese sein, dass ihr euch an-
aeamlich mit den andern provinzien in Liefland in ein eor^
pus vereinigen sollet und wider uns und die unserigen femer
keine f«^i!ul^<'h;ift üben. Wan das geschieht, «o wollen wir
ench und die eurigen zu gnaden auf und annemen, euch bei
euern Privilegien, recliten und gerechtigkeiten, freiheiten,
auch alten löblichen gewonheiten erhalten, auch schutzeu
und handhaben; im fall aber ihr euch noch wider uns setzen
würdet» so wollen wir eaer Stadt dodi woU mit Qottes hülf
wissen mechtig za werden, nnd solte es ans auch was teores
und dasselbige costen, was wir unter dem wammes tragen.
Damach ihr euch zu richten. Dat. in anaer Stadt Peman,
d. 25. Jnnii ao. 1601.
Stockbolm, B:ark. Dtsch. R:Begistr. f. 3dl.
56. Heinrich v. Ungern an Adam Scbrapffer und die
Besatzung auf Adsel^). — Feldlager vor Wenden,
10. JuU 1601.
Auffordertutg, $ieh wuder der polauchtn Regiermg zu eryehtn.
Meldet, dum der polnische FeWierr mit grosser Macht
Livland wiedererobem soll; sdian hat er fast den gansen
Wendenschen Kreis emgenammen und im Fernatischen
Treiden, Lemsal, Cremon, Boop und Mcjan. Fordert im
1) Dieser I'rikT wurde von Schrapffor am 14. .Tnli nn Hz. Karl
übersandt. Er bemerkte dazu, dass von den drei dario geoauiiteo
Edelleateu noch keiner dagewesen Bfi. „Es lässt sieh ans allen amb>
Btendeti aDsehen, daM ihnen alM gefangenen levten diese schreiben
vorgcEclirieben worden, denen «i?^ folgen müspen " - Heinrich v.
Ungern war im Juni bei Kokenhuäen in polnische Gelangenscbaft ge-
raten, befreite eich aber bald wieder und f 1603 sn Berel {Biieewurni,
üagem I, 168). Derneeb kdnnte das Scbieiben in der Tut von ihm
erswnngen worden sein.
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549
Namen des polnischen Feldherrn die auf Adsel anf^), da^
Uaus zu üOeraeben und mit den bevollmäcldiyten Edelleuten
Otto Wiegandt, Lorenz Offenberg und Thomas ÄUerstaff
(2, AckerstaffJ, zu verhanaeln; aues, wa$ diese in des Feld'
erm Namen eusagen, werde auch gehalten werden.
Lieben freunde und yerwandten, ich bitte euch, ihr
wollet euch nicht in not foresa und bedeugken wollen, was
euch semi)tlichen an cur armen weih und kind und an ir
■Wi^lfart, er und guten uamen ist gelegou, derweg(ni «nich
wollet vorsehen imd in der zeit gnade bei l. kgl. und
I. fl. Gn. suchen wullon. Den I. fl. Gn. gewis zunagen, dass
86 einem jedem by dem aeinem erhalten wollen. Werden
deselben solche christliche ermanunge und gnade nicht an-
nemen, so werden se sich in grosser not leibes und lebens
bringen. I. fl. Gn. der herr feldherr haben solche Sachen
by sich, dass daB land I. kgl. M*. nicht entstehen km . • • •
JJaher solle^i sie hei Zeiten solche Gnade sucheny \me an-
dere gute Leute allhier gethan haben, als Fabian v. Bosen,
Jürgen r. Rosen von Mai-^kum, Hermann Wrangel, Thomas
Bockf Acker sta ff f Jürgen Krädener, er selbst und andere
mehr; die Imhtn sich in der zeit gefunden und sind alle
hl Gnaden angenommen und bei ihren Giltern erhallen
geblieben.
Dat. im feltlager vor Wenden, d. 10. Julii 1601.
Unter z: Heinrich von Ungern zur Yistele.
Adresse: Dem etc. Adam Schraffer, haupt-
man auf Adsel, und andere eingesessene vom
adel des gebedcs oder kerspel Adsel und an-
dere, so aul' Adsel gewichen, meinen vielgün-
stigen guten freunden.
Ötockboim, B, : ark. Li?omca Vol. 98 b. Orig.
57« Die Marieaburgsche Besatzung an Hz. Karl. —
17. Juli im.
Heute habe in CJiotketvicz's Auftrag Lorenz Offenberg
das Haus in grossem Ernst aufgefordert^ sich zu ergeben.
Nun können wir nicht nmbgehen, E. fl. DK gehors. 211 erinnern,
dass im uns an E. fl. ergeben ans denen Ursachen,
^) Anf Adsel befanden eich „von adel und fremden gaton Qe<
Bellen'* 16 Mann, darunter: Wilhelm SchwartzhoflF, Johan Trappen,
Job. Tou JBedenfeld, Wolmar v. der Qaden, Jacob Rolandt, Hans
BaohholtBi Baos Enithaiiflflii, Hmnrioli Keiffer, Hana IHoke, Bemt
Gronfilt [Schrapfl'er an Hz. Karl 24. JoU. B:«rk. Liv. 96b.J
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550
dasB sie uns scliulz uud schirm, für allen feioden zu vor-
tretoi und m beschntKon zugesagt. Den eid, welchen wir
B. fl. setiiaii. sollen sich in nns Tenehen, vollen wir
treulich hfiten, damgen wir dann der nt* savenichl^ E. fl.
als unger gn. fürst und herr, werden nns, deiselben
treue unterthanen auch nicht verlassen. Bitten um sehr
schleimige Hülfe und Entsat?. Wollen wat aher von E.
fl. verlassen und mit dem ontsatz au%ehalten werden,
Weichs wir nicht hoflhen, haben wir uns des zum höchsten
für Gott und der ganzen weit zu beklagen . . • • Geben
iu grosser eil Marienburgk, d. 17. Julii 1601.
Stookholo, B:ark. Livonica YoL 98 b. Orig*
6& Otto VietinghofT an Hz. KarL — Neuliaiiseii,
18. JtiU 1601.
Meldet, dass Offenberg und Meinrich v. Ungern ihn
aufgefordert haben, Neuhatisen den Polen eu ubergehen.
Aus des Offenberffers und Heinrichen von Ungern schreiben
stehet zu ersehende, wie aufrichtig sie ihre eido und pflichten
in acht gehabt. Gott bewahre mich und ändert^ ehrliche
leute für solcher eid Vergessenheit. Viel besser leih- und
crutlos, als eid- und ehrlos Dat. Neuhausen,
d. 18. Julii 1601.
Stockholm, B:ark. Uvoiiiea VoL 98 b. Orfg.
69. Hz. Karl an die Stadt Riga. — Salis,
28. JnU 1601.
StOH ihr da» UHmat^an.
TiL Wir lassen euch wissen burggraf, bürgermeister
nnd rabt TOn Ryga, elterleute und eltisten in allen ^Iden
sampt gemeiner bürgerschaft, dass wir haben abgeiertigt
den ehrnvp«ten etc. Joachim Schelen, unsern imd der chron
Ton Schweden generaladmiral, mit etlichen unsern orlogs-
schiffen und kriegsvolk nach euer stadt, wollen auch mit
göttlicher hülfe in wenig tagen personlich da auch erscheinen.
Auf dass ihr nun wissen mocht zum überüues, dass wir euer
Terderben nicht begeren, als ersuchen wir euch, wie wir
nns dan noch aller gnaden erbieten, wofern ihr die an*
nehmen wollen» wo aber nicht, so haben wir den Sachen
(:wie WUT uns versehen:) gnug gethan, und seind bei der
gantien Christenheit entschoidigt» welche mit dem beschoren
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651
papstliclien rotte sich Dicht vereinigt, wie ihr^ethan. Dieses
xar nacbrichtimgh. Bat* in nnsenn lager bei Salis, d. 28. Julii
ao. 1601.
Stockholm, B : ark. Livonica V ul. 384. Kopie. — Da« Schreibeu
wurde 5. Aug. durch mnen Trompeter Abwbimdit, Tgl.
IHarimn aber d. Itrige kriegalenfe. Big. Stedtbll. I8l&
II. 150.
6ü. Hz« Karl an die Stadt Riga. — Feldlager
vor Riga, 31. Aug. 1601.
ErmahHimff, $ieh einei betteren gu bedenken,
Tit Ibr wisset, welcherlei gestalt wir oftmals mit
botBchaften and briefen an eneb geschicket und euch yer-
manet, dass ihr wegen enrer Stadt diese proviutz Lief Und,
so nnmebr in ein corpus gebracht ist, nicht in weiterer
unrnho, darein leider viel jähr durch ihre eigene Unei-
nigkeit ist geset/f t worden, bringen weiten; wir liaben euch
auch austurlich und gnugsamb zu wissen geth-in, dass wir
dieses kri»;gr- kein nrj^achcr sein, sondern üV^d schier bei
den hären darzu gezogen und geiiuttrenget wurden, wie
solches gnugsamb der gantzen weit numehr bekant ist,
was wir ans kegen dem könig von Polen anserm yettern
erboten haben, und obwoU er sich ftt seine person bette
können dieses krieges enthalten und nicht angefangen, so
hat er doch solches thnn müssen von wegen des piäwts
anstieftung, in welcher falschen religion er leider ist erzogen
worden, daraus dieses blutl)ad ist entstanden und sich ver-
ursachet, auch durch anhetzung seiner schelmischen schwe-
dischen räthe, die sich haben durch gift und gaben und
grosse zusagung des pabsts darzu gebrauchen lassen. Und
ob wir niemals im willen gehabt, etwas feindlichs gegen
eure Stadt fikmmemen, so lubt ihr uns doch mehr dan zu*
viel ursach daran gegeben und alle trenhertzige vermanung
in den wind gescUagen, dadurch ihr etlicher massen ver-
noven, was für vorteil ihr davon gehabt, dass ihr euch
von der vereinigten provintz Lief land abgesondert, und kan
woll geschehen, da«s durch solche euere hartnackicheit
kOnte sich verursachen, dass ihr möcht sehelich werden,
do doch die fehlen in grosser gefalir «tf4ien, weil ihr die
baalsplalfen und Jesuiten hauset und hcrberget, dadurch
eure jugend teglich verlürcd wird und mit falscher lehr
betrogen. Aber von diesem kriegswesen und dass ihr dem
pabst an^ehenget und seine falsche lehre helft befördern,
hoffen wir mit Gottes hfilfe, solt ihr nicht reich werden,
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562
wie ihr gestriges tagos seid gewahr worden, und ein awfa»g
gemacht, welches ihr für diemal also für lieb, weil ihr es
nicht anders habt haben wollen, muget aufnemen. Wir
wollen in kurtzen tagen, wils Gott, wo ihr euch nicht besser
bedenket, besser einschenken, wan wir unsere Sachen ein
wenig eingericht haben; und mocht ihr wissen, sofern ihr
unser gn. aiibiten, welches wir vorhin gethan haben, wollet
anoemen, seind wir nicht ungeueigt; uosern wolbefügten zorn
nicht ins werk zu richten, sondern euch za gnaden anf- nnd
anznnemen, von wegen der Röm. ksl. M^, nns nnd des hei*
ligen Römischen reichs, welchen wir nach dem Stettinischen
vertrage diese provintz Liefland anf gewisse masse nnd
conditiones haben aufgetragen, dem auch diese provintz toq
alters zustendi«? i^ewosen. Hierauf möget ihr ^nrh bedprtkPTi
und so euch etwa- hierein tunlich, mit liehiiuer antwort
uns begegnen. l>at. in unsem veldUaiger £vor BigaJ,
d. letzten Augusti ao. 1601.
Stockholm, R : ark. Dtscli. R : Rej2:istr. f. 400. — Das ScLrc^iben
wurde 1. Sept. durch eiuen Bauern des Bürgermeisters
Kaspar zum Berge überbracht, vgl. Diariam aber die itzige
kriegsleufe. JÜg. StedtblL 189& p.
61* Hz. Karl an die Bürgerschaft von Riga. —
Feldlager vor Riga, 5. Sept 1601.
Nochmalige Aufforderung, tieh mit den übrigen Ständen det Lande»
jot vereinigen.
TU, Wir lassen euch wissen, gemeine burgerschaft,
sambtlich und sonderlich, dass wir für etlichen tagen euch
haben nnser gemnetemeinnng Ternemen lasseni heften wall
verhoflfet> daee znm venigsten ein antworte b<to oder ffn^
solte darnach erfolget sein; weils aber nicht gesehenen,
lassen wirs in seinen virden beruhen. Wir können nicht
anders gedenken, dass eure bijrgermeister und rath solches
unser schreiben haben unterge^^cb lagen und euch nicht wissen
lassen, oder feischlich ausgedeutet, wie wir dan verstehen,
dass gedachte euere bürgermeister nebenst andern losen
leuthen, so sich in euer Stadt verhalten, teglich ansprengen
ihre lügen und gift gegen uns, wie sie unter andern auch
sollen den gemeinen man za obren gebracht haben, wie
unbillig wir mit der Stadt Reval, D^Jrpt, Pemaw nnd andeie
unsere underthanen umbgegangen, welches keiner verand*
wortung bedarf, dan die Sachen werden sich anders in der
warheit befinden. Und wollen euch derhalben nochmalen
ma nberflus ennanet haben, dass ihr euch bedeadket and
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553
die ^ebuerlicLo mittel filr die hand nemet, dadurch diese
provintz Liefland in()cbte zu ruhe und einigkeit gebracht
werden, dan ihr uiöcht euch so lange sperren und unruhe
machen, als ihr wollet, solt ihr mit Gottes hülf gleich-
woll zu gehorsamb gebracht werden. Und erbieten "wir
uns noch, wie allewege zu vorn, euch bei allen gerechtig-
keiten und immuniteten zu erhalten und wolleu euch, wie
zuvor euch ist zu verstehen gegeben, von wegen der Rom.
ksL nnser nnd des heiligen Böm. reichs zugeordneten,
anf- nnd anznnemen, nnd also dann gehörige incorporirte
gliedmassen vor jeder mennij;lidi schützen und handlial)en.
Dis zur nachrichtung. Dat. in nnserm Teidlager [vor Riga],
d. 5. Septemb. ao. 1601.
Stockholm, R : ark. Dtöch. R : Registr. f. 404. Üliereclirift :
An gemeine burgerscbafc saiobt und sonders der stadt
Riga. — Das Schreiben wurde 6. Sept durch einige ge-
fangene QDd wieder freigegebeoe rigische Yorst&dter iiber-
Vru ht, vgl. Diarium nber die iUäge kri^leafe. Big.
iStadtbU. 1890 p. 159.
62. Edelleute des Wendenschen Kreises an Graf
Johann v. Nassau. — Dorpat, 20. Oct. 1601.
Senden als Bevollmächtigten DeÜof v. TSeeeftihaasen
8U Erla an ihn, um ihre Not vor^u<f< ilen und um Inter-
cession bei Hz. Karl zu bitten: Avis ihren Oütem sind sie
durch die Polen entsetzt, haben nichts davon und bitten
daher, ihnen f^r deji Winter mit Oeld und Kleidern
zu helfen. Actum Dörpt, d. ^0. Octobr. ao. 1601.
Semptliohe anwesende vom adel Wendischen
kreiseg, ,
Jürgen Nöttkcn. Glawes Bnxhowden mp.
der Wendische leatenant.
Stockholm, R : ark. Livonica Vol. 98 c. Orig. mit beidw
Uoteneiclmeteo Siegel aaf der Büdueite.
6$. Ritter- und Landschaft des Dörptschen Kreises
an Hz. Johann Adolf von HolsteiB. — FelUn,
10. Dec. m
Melden, daes einige aus dem Dörptschen Kreise sich
ungehorsam mit ^irem Rossdienst nicht eingestellt, wodurch
der Fahne ein grosser Abbruch geschieht. Ändere schicken
ihre Leute und reiten ni<JU selbst Übersenden die ZAste
36*
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554
dieser^) und sind der Meinung, dass sie mit dem Verlust
ihrer Güter bestraft werden müssten. Gehe es ihnen gut
aus, 80 wollten sie selbst auch zu Hause bleiben tvie jene.
Dat. Fehlin, d. 10. Decemb. ao. 1601.
Christoph Stackelberg Rittmeister.
l)ieterich v. Tiesenhausen von Kongtai Fendrich.
Caspar v. Tieseuhusen zu Neoss Rittmeister.
Magnus Brinck.
Rubelt Scholmau.
Wolmar Dompjann Rittmeister.
ibigelbrecht t. ThisseDliiiBBeii RittmdBter.
Oerhard tod dem Levenvolde.
Stockholm, K:ark. Liyooica 98 c. Orig.
^) Die Einlage liegt bei:
Vertzeichnus derer so nit in der mimstemiig geveeeo.
Alt Jobnnn \Vrnri;[rel von
Wrangclsüot mau^elu 2 pferde
TönnigB Wrangeis Witwe 0
DetUof Moller .... 0
ITxktTig witwf niaiigelii. 3 pferde
Berudt Kiesebiter . . 0
Hans Ndtiksn .... 0
Dettloff T. TiesenhausoD 0
Wilhelm Pchwartzhoflf . 0
Friedrich ToUtwen . . 0
Godtiiard Frege ... 0
Bans Pöpler .... 0
Jacob Rolandt .... 0
Adam Scbaffer. ... 0
Der Sdiwarlilioffiaolieii
erben 0
Clemendt Valcke ... 0
Hans Lange .... 0
Adrian AmartdoHF . . 0
Beradt Bterbegk.
Di-' Mollersche. . . . 0 pf«»ide
Marten Ooldtaohmidt . 0
Bemdt Njeman soll 3
pferde halten, hat nur
eins Tind IhI selber
aosgeblieben.
Hans der Horst . . §
OttoWidtkop .... 0
Ran« Pastor .... 0
Magnus Beck .... 0
Willielm Sebaplniseii . 0
Gasper v. Garlebea . , 0
Tönniges Giebell ... 0
Marten Wüschen ... 0
Hluldi Sekwartahoir . 0
Hiurich IJartman .
Hinrich Engulstadt
Obristoff Knessner
Die Ubetpoliseben und Leiaiseben: l^^jf ^^"'l?^
Bemdt Zweifel] .
Die Dorptacbea:
. 0
. 0
, 0
Hans Levcbpck , . .
Wollnier v. ünger . .
Bartell ileiurichsen . .
Daniell Boekdan femiob
Hans Buck
Wilhelm Tödtwen der alte 0
Mickel V. ßlebritz aus-
gethau 0
Jnrpea Uxknll . . . . 0
Tomas Mavkei. . . . 0
Frants Holthdrelingk . 0
0
0
0
Meyer . ,
0 pferde ^^^^^^ ßarieier P]
Die selbst nit reiten nnd
haben ihre Diener geackickt:
Fritz Duckers erben.
Hiurich Kawer.
Willem V. Zweiffell.
Georgen KaesekelL
Georgen Pol mann.
Berndt Nyemaa.
Diedrich Hake.
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555
64« Dia Dorpaier Ritter* und Landschaft an Hz. KarL ^
Feldlager bei Weiesenstein, 1. Jan. 1€02.
Verriekenmg ihrer Ergebenheit und BiUe in» Üiife*
Dl. hgb. forst, gn. herr etc. Haben hiemit den 30. dieses
monats Deoembris E. fl. ViK an uns ergangenes eehreiben')
in aller Ut. und gebuerender reverente entfangen, woraus
E. fl. D^ glückliebe ankunft mit gnter leibee gesnntbeit im
reiche wir mit grosser freuden Tornommcn, und wünschen
von dem lio^fm Gotte E. fl. ein lange? lohen und gluck-
liche regierung etc. Wie d.in E. fl. gn. begeren und
ansinnen in Ut. wir vornommen, wan dan E. fl. Gn. den
ligb. fursten und herren Johan Adolfen erben zu Nor-
wegen, huizogen zu Schleswig und Holstein, im gleichen
aucQ den wgb. und erl. herren Johan graven zu Nassaw-
Katzenellenbogen, Vianden nnd Pietz, herren zu Bielstein,
sowoll aneb grave Moritssen zu Rasstbnrgk, sambt fl.
verordneten lantreten, in deroselben abweseni das regiement
anbetrauet und befholen: als haben wir nnsere gebnerende
eidespflicht, damit E. fl. D*. wir vorwandt, jedesmahlea
in aller Ut. ihnen orrlpistet und was auferleget und b(;f holen
worflrn, anvorzneglich ins werk ^estellet. Wie wir dan
voriiülien und nicht zweifeien I. C als ein gubernator
dieser lande, sowoll I. Gn. der veltberr sich unser nit
werden zu beschweren haben, wie dan kegen fl. wir
uns noch in aller üt. erbieten (: unangeseben wir mehren
tefles unserer hab nnd gneter gar enfietset, nnd zn tage
aus denselben nichtes zu geniessen wegen grosser miss-
wachs des ^etriedes, auch anderer grossen und schweren
nngelegenheit, in dem das volk sehr krenklich und von tage
zu tage vast hin?tirbpt, die pferde auch gantz unterkommen,
dan^i nit woll mueglich sicn im velde lange zu erhalten:),
dass wir so viel uns mueglich bei unserem lieben vater-
lande mit darstreckung unsers leben s \\ ollen aufsetzen.
Welche aber solche ihre eidespflicht und treue mit vorthe-
digung ihres yaterlandes nit werden in acht genommen ha-
ben, solehee stellen B. fl. On. wir in Ut« heun. Es ennne-
Die übrige pferde haben: Engelbreeht ?. Tiesenliaoaeo I pf.
Chrijto^^Stacke^^ ridt- ^ Beckhaaeen . . . l pf.
Woldemer Dompian lent- Manglen über 100 pferde.
nampt 1 pf. Bleibet also die fahne itzo nhor
Diedricb von Tieseuhauuen 200 und etzliche pferde stark.
rendrioh 1 pf.
t) Das Sdureiben Hz. Karls an die Bttt : n. Ldseh. dss Wen-
(leuBcheD, Pernaiiflchen und Dorpatsohoa Krsisss war datiert: Kkeaas,
23. Nov. 1601.
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556
ren £. fl. Gn« uas UDSeres eides, daas wir bestendig d^bai
bleiben und es mehr den der Pholen scbrecken sollen in
acht nehmen, welches wir in üt. erkennen, und sollen E.
fl. D'. an uns desfalles nit zweifeln, wie wir daE hoffen, K.
fl. D'. dieselbe, öo ihr leib und leben nit gesparet, in gna-
den werden erfreuen und sie ihrer ungelegenneifc ergetzen.
Und danken in aller Ut. ii. D\ hiemit, wie wir uns
dessen cum hogsten erfirene&i dass E. fl. Gn. sieh gn. un*
seres elendes wollen lassen angelegen sein, und den vor-
stehenden künftigen frueling, worza die hogste l^j^ GrotteB
£. fl. gluck und heil Torliehen wolle, uns wieder er^
freuen, wie wir noch in üt. bitten, dass wir in der vorigen
dinstbarkeit und der veinde tirannei nit geraten, sondern
bei der lo(*i)lichen cron Schweden, so lange die weit stehet
miif'u''"n nlialten werden, wie zu E. fl. DK wir in aller Ut.
ijüiciiei? vuiliüHen. Welches dau wie getreue uiiterihanen
umb E. fl. DK wir in aller Ut. euserstem unserm vormuegen
nach, wie solches unser eid erfordert, zu verdienen nnvor-
drossen sein. E. fl. Dt fuegen wir in üt hiemit m wissen,
wie dass Adam Sehraffer haabtman auf Adsel in dato dieses
briefes ankommen, welcher einen vornehmen polnischen vom
adel gefangen, derselbe vor gewiss bekant aass sie. diesen
vorstehenden fnielirig mit aller macht sowoll aus Hoech-
pohlen und Littawen sich ins land begeben wollen und
daaselbige in grünt zu vorderben und gantz umbzukehren
gesinuen sein. Weiln wir solches erfahren, als haben wir
E. fl. D'. solches nit vorschweigen wollen, uud bitten noch
in Ut| fl. DK als unser gn. landesfurst wolle gn. solchem
nbd vorkommen, woran wir dan gar keinen zweifei tracen.
E. fl. i)K msambt dero hertslieben gemahl, junge herschail
und freuelein dem neogebornen kindlein Jhesn in langwe*
render leibesfristung und glucklicher regierung sambt un-
serem christlichen gebethe treulifst empfhelend. Dat. im
veltlager bei Weissenstein am heiligen neiyarstagei ist der
1. Januarius ao. 1602.
E. fl. DK ut. und gehorsame, des Dorptisohen kreises
ritt er und lantsassen
ChristoÖ'er Stackelberg Wolmar Dumpyan
rittmeister. leutenant.
Di Li ich von Tisenhausen Fabian Wrangell.
fenrich.
Casper von Tiesenhausen zu Neuss. Gerhart von Vittingk-
hoff^. Hans Nyrott. Claws Kursell. Magnus Brinck. Ger-
hardt Luggenhansen. Hans Lnggenhnsen. Jacob SchwartK.
Stockholm, B: ark. Livonica Vol 9ö d. Orig.
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567
65. Die Pernausche Ritter- und Landschaft an Hz.
Karl. — Feldlager vor Weissenstein, 6. Jan. 1602.
Versicheruny ihrer Ergebenheit und Bitte um Hilfe.
Haben sein Schreiben vom 23. Nov. in ihrem Feld-
lager hei Oberpahlen am .97. Dez. erhalten. Antworten
darauf in demselben Sinne wie die Dörptsche Ritter f^rhaft.
(nr. 64). Dass auch E. fl. D^ uns uiiaors eides erinnern
thun, hoffen wir ja nicht, dass E. fl. in solchem untreu
an uns befunden haben, so aber einer oder mehr derselben
weren, die brachfellioh betroffen, werden E. fl. dieselben
wiessen nach yerdienst zn strafen , da wir dan anch nicht
fnr bitten wollen» nnd derowegen von E. fl. ein unter-
scheid ffemacht werde. Mit angehofifter nt und demutiger
bitte, S. fl. wollen auch I. fl. zusage (: daran wir
dan keinen zweifol trnir^^n: ) an uns arme verlassene, elende,
nnd betruhto imterthancn alhie in Ließ'land gedenken, nf
dass wir durch E. fl. D'., als durch Gottes gegebenes mittel,
mugen von unsem feinden erettet und befreihet werden.
Und weilen wir dan auch wegen des feindes, so itzo in
Liefland grassieret, aus allen unsern gutern entsetzet und
dennassen ansgemattet, dass wir arme lente weder for
ans kleidnng, essen oder trinken, ja auch kein fntter fnr
unsere pferde haben können, nnd unser beschwer derhalben
so gross, dass es anch unmuglich ist uns lenger im velde
zu erhalten, wie dan solches dem wgb. grafen hern Johan
von Nassow etc. unserm gn. veltheru und demnach jeder-
menniglichen woll bewust: Darumb wir auch E. fl.
ut. und zum hochgsten wollen gebeten )]aben, dass so je-
mand aus unserm mittel seinen vollenkommen und gebühr-
lichen rossdinst nicht leisten kunte solches nicht der un-
gehorsamkeit, besondem dm gjroBsen unTennugen, weldier
bei uns gahr zu gross ist^ beigemessen werde. Was uns
armen unterthanen sonsten eidespflicht nach in enssersten
1) Am 2. JftD. 1602 wurde auf 6f. JoL v. Naasau Befehl
die Pernaasohen Landaaasen gemustert durch den Peldmarflehall
Reinh. Aorep nnd den Quartiermeister Hans Nykirch [Lt^onlCB
Vol. 98 d.] nnd befnnden der Bestand:
Behaltene Pferde 1G9 pferde
Auf deu Yeltliern waiteo 14 „
An kranken 6 „
Drei sein todt
Derer die gahr kein roflsdieost gehalteo . 153 ,»
ÜnterseidiDet: BeiDholt Anrepp. Hans Niekifeli.
Beiokolt Gtothuis Ritmeltter.
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568
Termugen za tag und naoht gebühren wül, soll solches ge-
horsamlii Ii E. fl. von ods geleistet werden. Und wolfon
hiemit E, fl« DK etc. D»t im veltlager für WeisseDStein,
d. 6. Jannari ao« 1602.
E. fl, DK ut. uud gehorsame semptlicbe ritter- imd
landschaft des Pernowischen kreises.
Stookhalm» B : ark. LiTOnica VoL 98d. Ofig.
66» Hz. Karl an die Weadansclie Ritterschaft. —
ltK>, 20, Jan. 1602.
Aufforderung, itmdhtrft m bUihm und tick tu rvaten,
Tit. Unsern gn. grues uad geneigten willen zuvor,
emveste «iid manlutfte liebe ^treuen. Nachdem wir izi
widdemmb botbscbaft nach Lief land geschickt, so habea
wir nicht unterlassen wollen, dis unser schreiben an eacb
nochmals mitzugeben und ist demnach hiemit an euch anser
gn. begehren, wie wir euch auch Yorhin geschrieben^), ihr
wollet euch euer e^ethnnen znfr^irf» und gelubds erinnern
und euch in unserm abwc-i u iiKinlich und aufrichtig , wie
ehrliebenden vom adel zu st eh et, wieder den feind gebrauchen
lassen, wie wir euch das vvol zugetrauen. So wollet ihr ench
auch darnach wiedorumb gegen das künftige vorjaiir äia-
fieren und rüsten, zu welcher zeit wir auch wiedenunb dahin
kommen wollen mit einer ansehnlichen kriegsmaoht von ein*
helmbechen und anslendischen kriegslenthen, wofern wir mit-
1er zeit nicht können zum frier!*' kommen, darnach wir doch
gleichwol trachten wollen. Welches wir euch hiemit gn.
nicht verhalten wollen, euch Gotli bevehlend. Dat. auf
unsena hause Abo, d. 20. Januarii ao. 1602.
Carolus mp.
Adref'se: Den ernvesten und nianhaftcu,
uiisern und des reichs Schwedeu heben ge-
treuen, der ritterschaft des Wendischen kreises.
Biga, LivL Kitt : arch. Orig. mit Spar dea briefschi. Siegels.
67« Goaik von Allefeldt an Hz. KarL — Dorpat«
23. Jan. 1602.
Meldet über den Statthalter auf JNeuhatisen und
MarienUnMrg, Otto v, Vietinghoff, wie er mit den Polen
^) VgL DT. 64 Aüm.
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559
practiciret uüti aeitzame conopiraLiuneo gomacht und ge-
trieben, welches ich meine ta^e dem nuume nicht ziige-
tranet hette, ja anoh wol ehe himmelsfall vermoten gewest,
als eine solche leichtfertigkeit, dass er seine geiseler in der
Polen lager abgesandt und die Polen wiederumb wie geiseler
anfin Kewenhause, dass auch schon so weit kommen war,
dass er das haus und alle beiliegende heuser den Polen
übergeben weite. Doch habe man da aus Dorpat dm
schottischen Hauptmann Matthias Hebron hingesandt, der
nun auch die Besatzung geivonnm, die polnischen Geissein
aber und Otto von Vittmyho/j' gefangen gesetzt Jiabe,
Btockhulm, B:ark. Livonica Vol. 98 d. Orig.
68. Polnischer Aufruf an die Livländer. —
[ca. Februar 1602J.
Ursachen, welche die Lifflandcre, die sich zu hertzogh
CaroU geschlagen billich abwenden solten etc.
1) Erstlich hat hertoogh Garoll kein einig recht zu
Liffland.
2) So hat die cron Polen mit Schweden geschworen
. friedespacta.
8) Hat keine entsagung vorher gehen lassen, sondern
das land ubereüet, eben da die cron In der Holdanw mit
dem Michael zn schaffen gehabt»
4) Hat die heuser and das land zn entsatsen zugesagt:
die henser seind bloss, selbst ist er davon getzogen und sie
im stich gelassen.
5) Da kein entsatz im lande gewesen, hat er leicht zu
kreigen gehabt, wammb stehet er itzo nicht.
6) Er vorlest die Lifflandere und schilt gleichwoU
auf sie ehrenmrig.
7) Hat böse Sachen, dabei kein gluck zu vermuthen.
8) Werden mit doppelten rossdiensten geplagt, ange-
geben nnd in vordacht gesetzt.
Dakegen hat man bei der cron Polen:
1) Erstlich kegewertigen schütz mit solcher munition,
der [s]ich keiner wiedersetzen wird.
2) Sicherheit, dass ein jeder das seine widerbekombt
nnd mher datza«
3) Alles wird vergeben und vei^gessen.
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560
4) Die beschwer des landes abgeschaffet und gute
ordnmig gemacht.
5) Die gutigkeit des feldhcrren ist offenbar an den
Wollmarischen, Ermeschen und Hellmet^sjchen, Neahaasi-
sehen und Marienbnrgischen.
6) Da ist I. kgl. Versicherung.
7) Und weilen sie wegen manglung des Schutzes abge-
fallen, so Sölten sie nan, weil die zokegen, sich wieder
wenden.
8) Der eid, dcu sie Carolo gcichworen, ist nicht bun-
dig, dau er kam recbtmcssiger feiend, sondren ein tirannc
ist, und mau ist keimem gewaltthater eiüige gelubde zu
halten schuldigh, viel weniger einem tirannen. äo hat aach
Carolns satber deeretirti &8B ein imterthaii den eid nickt
weiter zu halten achnldig, ab er von seinem herren geecbutst
wird; zudem ist der erste eid, so L freiwillig geleistet^
dem andern geiwangen eide weit vorsnzieben.
Darumb selten die Lifflandere zu irer ordentlichen
Obrigkeit ohn verzugh sich wenden, insonderheit nu, da sie
solchen gütigen patronum an der cron veldherm haben.
Geschieh ts, so haben sie der Sicherheit und freibeit
zu geniessen; wo nicht, so hat man solche mittel an voik
und geschutze, dass sie werden müssen.
1) Da wird alsdan keine gnade sein.
2) Sie kommen mit weih und kind jammerlich nmb.
3) Leib» ehre und guter bleiben im stich.
4) Das gewissen wird schwerlich vorletzt.
5) Machen ihnen und iren kindren cineu boesen namen,
davon alle cronica fbll sein wirt.
6) Die übrigen stürtzen sich in ewiger dienstbarkeit.
7) Habens auf beiden selten boes.
8) In summa: elend, jammer, noth und allerlei nnglack
werden sie pla^iren.
Dessen allen kan man erhoben sein, woferne man gut-
willigh sich der cron Polen wiederumb ergibt.
Was fremlde anlanget, es sein TeuLsche, Schweden,
Vinnen oder andere nation, denselben wird ein freier und
sicher abzugh vergönt; die aber zu bleiben Inst hetteo,
moegen bleiben, jedoch dass sie I, nnd der cron schweren,
ein ieder soll anoh mit gepnerenden unterhalt vorsehen
werden etc^
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561
IHee hat alles UylkenO Neuhaos, Kirrenpey, Adsel
und soDsten allenthalbeii an die pforten und ecmagkbeiime
stecken lassen.
Stockholm, R : ark. Livonica Vol. 99. j ie Der letzte
Abschuitt, dies — iassen, von Adam Schrapüors Hand. —
In dorao, gleichfalls von Schrapfiers Hand: Lieflendischer
überzugk. Also hat er 6u- iNerscbrift gesetzet. — Es
ist wohl die deutsche Auafertit^uiie^ der lCü2 in Vilna ge-
druckten Schrift: CeDsara Livonica, In qua coiitiueutur
cavsae, ob qvas Livones Carolvm Srdermanniae Dncem
merilo relinqnere debent. Et commoda atque iiicommoda
qnae in ilios rcdniidabnnt. 2 Bll. 40. Dies S( hriftstück
bildete auch einen Bestandteil der von Dr. A. Bur^^eDgrün
beraasgeg. „Warhaftigen u. grundtl. beschriebunt; des
Itsigen betriebten Lieffl. kriegs'*, vgl. Mitth. a. d. livl.
Gesch. XVII, 159 Anm. o — Zo datieren Ut An^ F^chrift-
stttck etwa aua dem Februar 1602; denn am 2. Februar
ergab «iob Neahanfeii, bald dannf Marienburi; den Polen;
Wolniw,fiinDei»Helm6i ww«neobon?ordem eingenonnen.
69* Jürgen Falirensbach an Johann Zamolski.
Nenhauaen, 2. Febr. 1602.
Bericht ül^et die Einnahme Neuhamen».
Heri desperaveram de re Iota, ita adversari nobib uuinia
videbantui*. Sed legati commendantes tantam ill. D°'<' V**
buDamtateniy tantam liberalHatem, fregemnt primam glaciem.
Summa luce ablegavi hominem Storbek diotom, qaem cum
Schoto') chanim esse andivissem, promiesione 10 colonomm
in Novogrodensi diBtriotu aasignanaorum conduxi, \\i cxtrema
tentaret. Anniiit, ingressus literas cum affectu a Notario'*)
scriptas ad Vitingum recte reddidit. Eoque jam res perducta
faerat^ ut nisi Scotus se dedisset, illi de capite dimicindiira
foisset. Sed ille, animadveröa Livonum couöpiratioiie in
suam perniciem facta, consensit iu deditionem. qiiae jam re
ipsa facta est. lugressas sum cum Lesniowiu eL uotario
V endensi aroem, daves mlbi Yitmgas cum summa alacritate
tradidit, quas mandaiam ill. D*' V** seqnnttifl credidi Wohnaro
MeD|deDo Ticario Corbii^). Armis depositls denno jurarnnt
Saeci Fmnonesqae, aurum datum est singuHs.
Cum nimor irrepserit de subsidiario milite huc appro-
pinquaute, per Ancon eos deduci jussi, ut ill. D"*''" V^*"*
videaut et videantur ab ea. snrviie S. R. M**'
velint, sunt et qai noUnt. lietineudoö eoö poüuä quam
^) Nämlich im Attfkrage Johann Zamoiakl'B. ^ *) Matthias Hebtoo.
— >) David Hilohen. — Nicolans Korif» Starost Ton Kreosborg.
j
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562
durntteados putarem; sed nihfl bic coactum esae oppoftet.
Eqnifl sois aevehi res Finnonum dn. Liesnowius carat, st
perrexerint, providendum erit de recentioribus. Scoticus
capitaneus deducetur ad ill. D"*''" V**^, vir est, sed Carolo
addictißsimus. Vitam et rem ejus galvam fore spo|)ondi.
Pedites IJogaros hic dn. Liesnovius relioquit 20, (^aibus
praefecit dn. Goreski, ne metae excedant.
Laudanda esset pluribus bic Livonum praesentium mira
perpensio et alacritas. Laudanda esset militnm qaoque
polonomm tolerantia et animositaa. Laadandns qaoque esset
CrlodiiiaOob fidem singulariter praestitam. Sed coram reetins
iata ezponentur. Sine erimine omitti non potest laus, quae
certe Vitingo debetur prae ceteris. Is cum sanguinis effosioni
EeperciBflet, nutare animumque mutare videbatur. Sed isto
omine nihil constantiiis*). vix se contiuet, quin ad ill.
j)nem y am pfQperet, sed aeger adhuc est. Äderit tarnen brevL
Interim Re suosqne ill. D°' V*« venerabunde commendat.
Restät jam ut Marienburgum teutetur. Cisl^ go nota-
rius Yendeosis ibit» quem Tanatio Novogroden^ Talde per-
tarbarerat Spero eom recte omnia et feliciter effectnrom.
Adferontiir ilh Riga tristia, qnod Bigenses non deeinunt
furere in rem ejus familiärem et domesticos. nie tanien
alacriter pergit in suo cursu Reipublicae serviendi. Rogo
ill. Cels. ut praesen!^ illi remedium adferat. Facile id
erit ill. T)"' V»«, si vultum ipsis iratum ostenderit. Sed haec
benevoleutiae ill. D'^V** committo. Unum adhuc rogo ill.
D"*"V'", ut hujus viri, qui basce reddet (rPinno est, exul
nobilis, regi fidus, Magnus Iwerson:), rationem praesentem
habeat ob fidem regi seryatam, omniom fortanarum suarum
jaetaram passoSy non habet nnde ampUas vivat. Dat ex
arce Novogrodendt ^* Febroarii ao. 1G02.
Riga, BibL d. Oes. t Geseb. Mse. iir. 189: Bpistohe Davfdis
Hilcben. Lib. IV (enthält im Aaftrafice Fahrensbachs von
Hilchen geschriebene Briefe) nr. 15. p. 362. — Diese
BnefsammloDg besteht aas KoDien Ton der Hand des
livL Bitt: Bekretifi, später Lanmts Caspar t. Osameni
(t im
70. Der Adel des PeUlnschen Gebiets an Hz. Karl. —
Pellin, 2. Febr. 1602.
Versicherung ihrer Treue und Bitte um Hilfe.
Dl. und hgb., asn. fürst and berr etc. Es ist uns der*
selben forstliches schreiben, welches anr Abo den 28. De-
1) Stephan Clodt? — Vfl^ nr. 83.
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66S
cembris datiret , alhier zu Felliü d. 29. Jainiari woll zu
banden kommen, welches wir nicht allein mit gebuerender
reverentz, sondern auch mit freudigem gemut und hertzen
entfangen und angenommen. Wie hochlich auch E. fl. DK
liebreiches freundliches und veterliches schreiben viel be-
trabte hertzeoi ja wittfraaeo and wetBeOf die aus den irigen
endsetzet nnd in grossen betragk und elende lebeni erfirenet
haben, das können E. fl. wir nicht gnngsam schreiben.
Was demnaeh, gn. fürst und herr, unser bestendigkeift,
gelobte und zusage, dessen wir in gn. erinnert und vor-
tnanet werden, anlanget, kennen E. fl. D*. wier als eid-
§eno8ßene in üt. solches zu beandworten nicht unterlassen,
ass zwar E. fl. an uns und unser zusage und besten-
diger treu, wider den feind gebrauchen zu lassen, durchaus
keiiieu zweiiel iragen sollen, und wie wier uns ihr und alle-
wege ehrUdi nnd w<dTorhalten| also seind wir hinfemer, so
lange wier das leben fueUen, als ehrliebende, redliche lente
Tom adel xu thun schuldig und willigk. Die wir dan noch
zudeme one unsere rossdienste, so viel unser in der festunge
FeUin gewesen, nach unserm Tormugen one rühm zu melden,
wie noch von keiner umbliegenden Tip^hinfre geschehen, dem
feinde aV)bn]ch g;ethan, welches uns der herr stadhalter und
rittmeiöter, mit denen wir zugleich ausgeritten, so woll der
herr oberster Helie [?] Bendsonn zeugknuss geben werden:
derhalben wir noch uuäer haut, gut und blut daran setzen
wollen, dessen und kein anders sollen sich E, fi. BK zu uns
als »streue liebe unterthane gewisslich zu Torsehen haben.
und wie uns nu das E. fi. one zweifei zutrauen
werden, also hoffen wir mit weib und kind durch Gottes
gnade, E. fl. werden uns auch ihrem fürstlichen und
veterliclien erbieten in keiner not sitzen, «ondern mit
freudiger krigamacht, wen je der liebe fride, diuunili wir
E. fl. am allermeisten bitten thun, entstehen sollte,
mit ihrer fürstlichen kegenwart von unsern uud der cron
Schweden feinden retten und helfen lassen, zu welchem vor-
nehmen wir semptlich den almechti^en Cfott bieten, dass
E. fl. aufimgK gegen das kunflkige vorlhar mit glugk
und aller wolfart dem feinde zum schreck geschehen möge.
Befehlen hiermit etc. Dat Fellin, d. 2. Febmari ao. 1602.
E, fl. ut. und gehorsame untertbauen semptliche
die vom lidcl des Fellinischen krcisos anwesende
Frantz Blankleltt der elter. Berteith Krudener.
Weihelm Todeven. Thoms Stuert.
Christoff'er Blanckfeldt. Daniel Döker leutenampt
Stockholm, R:ark. Livonica Vol. 98 d. Orig.
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664
ll« Otto V. Vietinghoff an Maxtin Krakow, Hauptmann
auf Ronneburg*). — Feldlager, 11. Febr. 1602.
A^fffordernng, sich chni FoUrn zu erffehfu. Er ha he ja
vor/iin (jcsaQt, wenn er Hin, O. v, Viettri'/hofff persunlicJi
gesehen, wolle er das Hans übergeben. Und nun Ihne er
das nicht und narre ihn. Er habe sidi zu dieser Mission
bereit finden lassen nmb der semptiicheD erlichen lente und
der deutzschen znngen willen, dasB ich es eern gut noit euch
gesehen hette und weilen euch und aller der erlichen red-
Uchen leute wolfart in leih und lebeD daran gelegen. Sie
mögen sich eines bessern bedenken und sich nicht in Fer-
d erben bringen. Es soll ihnen kein Haar gekrümmt werden
vjiff ^/'^ ihre Güter wieder Jiaben, wit^ rr bei seiner Seelen
Seligkeit ztisagt, da er genügende Vollmacht dazu habe.
Entsetzt werden sie doch nicht werden, da ja auch die be-
deutenderen Häuser Kokenhusen, Marienbury und NeH"
Imtsen nickt enisetet worden sind, Proviant haben sie
aioßh nicht, das wisse er ja genau.
Im hi^er bei dem H. Tobynsky, d. 11. Febr. ao. 1602.
ätockiiohn, B:ark. Li?ooioa VoL d8d. Orig.
72. Hz. Karl an die Ritterschaft des Wendenschan
KrelMS. — Hernösand, 13, Marz 1602.
Fordert -ne auf, zum Mni Ah(j€«andte nach Stockholm tri »ekiekm.
Tit. Unsern gn. «^nies etc. Wir fliegen euch hiemit
gu. zu wiesen, das wir von wegen etlichen hochwichtigen
Bachen, daran dem reieh Schweden als auch euch aelbsten
gelegen, die stende des reiche am 8. des künftigen monats
Maii dieses jetztlaufenden jahrs zu Stockholm zu erscheinen
vorschrieben haben. Und weil ihr dan dem reich Schweden
mit incorporiret seiet: als begeren wir hiemit gn., ihr wollet
gegen jetzternanten tagli ein oder zwei euers mittels mit
gnugsamer voimacht versehen nach Stockholm abferügeUi
1) Am selben Tage io gleicUem äiunc schwedisch an die Kriegs*
leute auf llonnebarg.
Arn 12. und 13. Febr. wiederholt Vietiogfaoff seine AafrorderaDg,
worauf Krakow antwortet, dri^is »r j-^niMitaf^ nachniittHG: {14. Febr.)
Sprache halten will (Bern, in doifio z. iSchr. vom i3.j — Am 9. Märs
schreibt Joachim Scheele ans Roiks anf Dagoe an Bs. Karl, dast
Krakow ihm berichten werde, wie er ans Bnoger genötigt gewesen,
Ronnebtir^- am 21. Febr. zu übergaben, nachdem er sich drei M<vriate
gehalten f „auch was noch im schwang alhir Vax vereterei; habe die
seit meiiiM Mmm fiwi nicit mohr yon ? entsni g«lunat» wie sa
dietor Mit" (Uvon. YoL 96 d.)
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565
welche abdaa, vat daseUmten tracUret tmd gehandelt werden
magb, mitanhören and verabflcheiden mogeB. Und ireil eacb
dan von den Polen in eaern guetem eintrag geschehen, äüa
▼erhoffen wir Termittclst göttlicher gnaden euch wiederamb
darein zu setzen. Wollet euch derw^en von den Polen
nicht 8chrpckfȟ lassen. Welches wir euch gn. yerrrielden
wollen lind wir seind euch sarapt und sonders miL allen
gnaden und gueten geneigt, euch Gott den almechtigen
hiemit bevehlend. Dat. Hernösanndt, d. 13. Martii ao. 1G02.
Carolns mp.
Adresse: Den edlen emveBten etc»
wie in nr. 66.
Big* Livl, Bitt:arch. Orig. mit Spnrm des bricfsclil. F^'l^tcIs.
— In dorso: den 10. Maii Dacbmittag ninb b uhre in
Reyel eotfangen.
73. Hz. Karl an die Ritterschaft des Wendensclieii
Kreises. — Westtvygard, 31. Mftra 1602.
Fordert «i'e oitf, iiek zum F^dtuge tu riUten, tmd tieberi dafür
eine Oeldeniemädigmg tu.
Tit ünaem gn. gmes etc. Wir mögen euch hiemit
gnediger meinung nicht yerhalten: Nachdem wir woU ver-
stehen, dass die Polett ans Lieffland ^etwillig nicht ziehen
werden, weil sie diesen winter darmTi zu pnantzen guete
e^elep^i'nheit gehabt haben, durch hülf und beistand etlicher
leichtfertigen leute, die an Gott dem almechtiiren und sein
heilig» wort, uns und der chron von Schweden und ihr eigen
Taterland seiud ineineidig worden, welchs wir alles müssen
an seinen ort stellen: Hoffen doch durch Gottes hülfe, es
solle ihnen vergolten werden und wollen Gott zn h&lf neh-
men nnd mit der chron Ton Schweden ihrer macht sie wie-
derumb doselbst ausreomen, was sie mit betrag haben ein-
bekommen. Weil dan euch anch, ao viel eaerer euer Vater-
land treulich meinen und die gerne sehen, dass es darein well
stunde und zuginge, dass solches ins wergk mag angerichtet
werden, zum hogsten gelegen, dan zweifachtige herrschaft
in einem lande, da wird euch wenig mit gedienet sein, son-
dern wird nach dem Sprichwort gehen: je mehr kuche, je
weniger im kessel: Dieweil dan wir an euerer treue garnicht
zweifeien, aber ans ist gleichwoU daneben ener unyermit*
genheit wegen des langwierigen kri^ etlichermassen be*
kant; anf dass nun euerm Taterlande mag geholfen werden
und der spott, so die chron von Schweden diesen winter
darch Terraterei wiederfahren ist, mag durch göttliche ver-
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566
leibuDg wiedemmb Tergolten werden: Als macheD wir uns
keinen sweifel, ihr werdet nebenst andern getreuen under-
thanen der cbron von Schweden euch lassen anselegen Bein,
solches ins wergk zu richten und unsere und der cbron
von Schweden, euere und euers yaterlandes bestes iielfen
zu befurdern.
Und weil wir mit dem allerersten bedacht sein, eine
stattliche anzall krieg3volck hier aus Schweden sowoll auch
aus i' iüland, wie gleicherweise aus frembden örtern eine
srosse aniall im anznge verlumden habeui welche wir flta>
derligst mit scluffen an gelegenen örtem wollen abfertigoi
nnd Selbsten in eigener person, so uns Gk>tt gesund iesl^
nachfolgen : Als gesinnen wir gn.. ihr wollet euch za solchem
anzuge auch fertig machen und helfen befurdern, was zu
gedeien nnd r\iifnehmen kan der cliron von Schweden und
euer eigen \ atcrland und zu verhueteu, was demselben konte
zu verderbe gereichen.
Begeren derenthalben gn., ihr wollet zwei vom adel
aus euerm kraihe au uns verscUickeu 'j uack Stockholm, da
wollen wir encb mit geld nnd gueten beseheide wiederomb
begegnen, dass ihr soft uns zu danken haben. Dieselbi^en
müssen uns richtigen bescheid bringen, wo stark dass ihr
aus euerm kraise zu ross kommen könnet, darauf wollen
wir auch alsdan die gelde lieferiren lassen. Dies thun wir
nn? conderlichen geneigten willen, so wir gegen euch nnd
dem lande tragen, da ihr doch sonsten schuldig soi^t euere
gu( Irr 7,u vorrossdiensten. Damit wollen wir euch von wegen
der uiigrlec^enheit, darein ihr itzunder schwebet gn. ver-
schouei haijen. Begeren, ihr wollet fürderlichsL uns ge-
wissen bescheid wie stark ihr kennet zu Telde kommen
durch gewisse bodscfaaft uns solches dnreh tag and nachti
auf dass wir mugen wissen unsere sacken darnach zu rich-
ten, wissen lassen, ünd wir seind euch mit allen gnaden
und gueten wolgeneigt, euch Gott den almechtigen hiemit
bevehlend. Dat. Westbiegard aufm Sahlberge, d. Sl. Martti
ao, 1602.
Adresse: Wie in nr. 72. "»P'
Cito cito citius citissime.
Bigft Livl. Ritt:arch. Orig init Spnr des briofschl Siegels.
~ In dorso; den 10. Maü uachmittagk umb ö ohre in
iievali entrangen.
^) In oinom EmpfehluiitTPSchreiben, dd. Pernau 5. Mai, meldet
HeiDhch Liven dein Hz. Karl, dass Georg Krüdener, der bei Koken-
hnaen gefangen worden, aber vor kurzem sich raimoniert habe, mxL
Schreiben von der Ritt: o. Ldsch. des Pernauschen Kreiaei
Stockholm abgefertigt worden sei. [Livoiiioa Vol. 9S d.]
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667
74* Die Dörptsche Ritter- und Landschaft an
H2. Karl. — Dorpat» 22. AprU 1602.
Kredüh fwt ihn Dtkgierten nach StoMolm G, StoMhtrg
und R, Taube,
Dl. etc. fiinl und herr etc. K fl. aoUen wir nt
nicht Terhalten, welcher geetalt wir wegen erhaLtan||, aneh
confirmation nnd bestetignng uDser adelichen freiheit^ wie
fi. uns dieselbe beid, schriftlich und mundlich gn. n-
gesagt, imgleicben umb entsatz an proviant nnd kriegsvolk,
Weichs diesem armen land nnd sonderlich der vestnn^ir Dörbt
zum högsten von noten, an E. fl. 0^ abzufertigen, tür eine
hohe notturft eracht<»t, inmassen wir dau an dieselhe hiemit
die edle etc. Georgen Stackelbergcn und Keiniiuidi Tauben
abgesandt imd bitten ut., E. fl. DK woUe ihnen in ihrem
anbringen nicht allein glauben etdlen, sondern anch
sie mit gn. gutem bescheid nnd frolicher expedition wieder-
ninb sorngke schicken, in gn. betrachtung, es fast gefherlich
dieser örter zusteht nnd £e Sachen, darumb wir JB. fl.
nt. zu belangen, keine verseumbnüss erdulden können. Solchs
wie es E. fl. D'. selbst und dero armen unterthanen, nemblich
uns, die wir itzl [rantz tro??tlos und verlassen, zum pesten,
trost, heil und woiiart gereicht: so sein wirs umb E. fl. D\
mit allen ut. treuen Ii in wieder zu verdienen jeder zeit ge-
fliessen etc. Dat. Dürpt, d. 22. April ao. 1G02.
E. fl. D*. ut. treuen unterthaoen
semptliche Ritt : u. Ldsch. des Dörbtischen kreises.
Stockholm, B:aik. livomm Vol. 98d. Orig. mU 5 Si«falr
tpureii.
76« Oluf Sträle, Kommandant von Dorpat, an
Hz. Karl. — Dorpat, 1. Mai 1602.
Ztvgmt iiUr dat Verhalten der Dorpater RittereehafL
. . • Nachdan die von der Dörptschen Bitt:n. L^h.
al^esandten als die edlen etc. Jürgen Stackelbergh nnd
Beinhold Tanbe anf E. fl. gn. begeren sich auf dem all*
gemeinen ausgeschriebenen I^ichstagk zue E. fl. DK in
Schweden begeben wollen und mich als E. fl. alhic ver-
ordneten diener, dass ich ihnen wegen der gantzen Ritt:
u. Ldsch. sowol in dieser vestnnpr. als auch wider den feind
zue Velde, imgleicben auch anderer ihrer willfarunge und
contributioD in auslebenden kriegsnoethen redelichen und
treulichen verlialttios meines gewiboeiiä kundcchafi uiitüieiiän
MitUeil. a. <L UrL QeiclliehU. XYII. 3. «7
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668
und K, fl. D'. in Ut. notificiiM'n wolle: Als habe ich ihnen
solches der biUigheit gemess nicht ziie wegeren gewissen.
Kan derowegen E. fl. D*. in aller Ut. nicht unvormeldet
lassen, dass die löbL Dörptsche Ritt : u. Ldsch. sich mehren-
teils bei dieser E. fl. und der löbL chronen Schweden
veetunge die ganse zeit der weraoden und noch adiireben-
den besatmiige nicht alleine wider den feind sne velde and
auf knndschaft nngesparet leibes tind gutes ritterlich und
wol verhalten und gebrauchen lassen und dem feinde grossen
abbruch gethan; besondern auch alle dasjenige, was ich
ihnen im nanipn und von wegen E. fl. D*^., 550 dieser vestung
euserste notturft erfordert, aus tragendem ambte je und
allewege angemuetet an kom und viehe mehrenteils guet-
willig und gerne vorgestreckt und gegeben haben, wie sie
dan noch diesen tagk zue ausspeisung des knechtsvolks in
Ihrer groeeesten beschwer nnd nnvormi^enheit hundert
thonnen spanmael znesanunengebracht und mir snestellen
wollen nna sich in allem» wie adelichen, ehrliebenden und
getarenen nntmthanen gebueret, gegen E. fl. DK und diese
vestung als ihr Vaterland verhalten, wie es dan die öffent-
liche thfted an sich «elber genug8amb ausweiset nnd dar-
thuet, und ich auch hiebevor in einem an E. fl. D*. ltlmd-
genen particul arschreiben ut. gewenet und angezogen habe.
Zweifele derowegen nicht, wie auch ut. bittende, E. fl. D*^.
alä ihr und mein gn. landsfurbt und heir weilen aie uuu
das enserste ihres Tormfigens bei dieser vestnng als redeUche,
ehrliebende nnd bestendke lente aufgesetst nnd fast alle
das ihrige vorzeret:) werden ihnen dasselbe in allen gnaden
wiedemmb gemessen lassen. Sie auch als getrene unter-
thanen werden sich hinfuro gegen E. fl. D'. als ihren gn«
fnrsten und herren deromassen verhalten, dass E. fl. ein
gl. gefallen daran halten werden. E. fl. DK hiemit etc.
at. Dörpt, d. 1. M&ü ao. 1602.
E. fl. DK etc.
Oloff StrMe zu Ekoa.
StookhohB, E:«rk. Livonioa Vol. 98 d. Orig.
76. Antwort der Depnttrten der DOrptsdian Ritter*
schalt auf die ümea flbergebenen Punkte Hs. Kauria.
[Stockholnit ca. Juni 1602.]
Der Dörplibchen Einbriiigeu,
Theten .sich Tiirs erste i^^'gen I. fl. ut. bedanken,
dass ihnen gn. audientz zugelassen würden, Wullen auch
solches g^en I. ü. Gn. mit daistreckung guths, liefä und
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569
blaets zu verdienen wissen. Hoven darne<;h8t an zn erzehlen
und rufen Gott zu zenge, in was groBseu beschwer und
hertzleid sie ihre hinterlassene mithbmeder, weib und kind
gelmen. ünd nachdem sie rieh unter I. fl. echote und
schirm begeben, welches rie nicht ans leichtfertigkeit gethan,
sondern aldieweü rie so schentiich TOn ihrer vorigen obrig-
keit wehren verlassen worden, soll auch an ihrer standhaf-
tigkeit nicht <^ezweifRlt werden, wie sie (ian diesen winter
in der thath beweiset, nnd sich au ihren höchsten vleisa
nichteH erwiudeu lassen woUeu, was zu aller ut. gehorsamb-
keit geboret.
BedankteD I. 11. D^. gaiitz uL. vor die grosse furstl. treue
und dass I. fl. Gn. an sie geschrieben, dass sie das arm
laod nieht verlassen wollen, sondern rieh erbothen, das
land SU entsetsen, womach ihre arme hinterffelassne gros
yerlangen tragen werden; bebten sante dienstlich, sie und
das arme land m entsetzen, die hem ilure befurdere mit
dem ersten es möglich sein wolle.
1] Den ersten punkt anlangende, dass l. fl. be-
gerten sn wissen, wie viele reuther. man da [von] den land-
sassen im lande für hesoldung anfbringen konthe! darauf
wüsten sie gar keine gewisse iiachrichtung von zu thuende.
Dan obwol die Dorptische fahne aowol die andere kreise
alle zimlich stark gewesen, so wehr doch die Dorptische
fahne, da sie all ihren höchsteu vermugen anwendeten, nicht
baven 150 stark und weil die kreise dermassen sertrennet^
dass mit nichten wissen konthe^wie Tide in einem iglichen
aufgebracht werden konten. wurde aber geld, guete be-
staUung und was darzu gehörig hinüber geschicket, wurden
rieh ohne zweifel gnethe geseUen finden, und meinten ihres
erachtens, dar wol 1500 oder 1600, fa^t bei 2000 pferde
zu wege zu bringen wehren auf geld nnd i?«pthe bestallung,
die auch wegen ihres vaterlantö tapfer iür andere daran
setzen wurden. Klagten darnechst das irrosse elende des
landes, hethen auch nun durchaus keine zuilucht mehr ala
zu Gott und I. fl. D*.
2] Zum andern, was da mochte zum höchsten von nöten
sein: sagten darauf, dass für allem die besatzungen mii
proviant und aller nothurft möchten ungeseumet entsetzet
werden, wurden auch sunst wol viele im lande pferde, ro*
Bting, gewand und sonsten von nöten haben; und dass
fame kriegsleuthe der grosscantzler diesen winter da bei
rieh gehabt hette, die ihnen meist wol behaut, ja sie wehren
L fl. sich
3 monaten a
37*
570
die reohte kerne der chion Pelen und moekte mm mit dem
entm mit enut daran geeetst werden, daae diese ans dem
felde eeschlagen werden mnohten, so bette es mit den aa-
dem leine fahr^ wurden auch den in Lithowen ein gros
schrecken und den in Liefland ein bertz macben. Dankten
auch T. fl. D^ für die zug;e?<a^ten 7 thal ; ob sie wol fnr
ihre person nicht darauf reiten konten, wehren sie doch
wegen ihres Vaterlands gerne damit zufrieden.
.^1 Zum 3. wor das proviant und kriegsvolk am besten
wehre anzusetzen: deuchte inen zu Reval am besten zu sein,
sowol was dem Pernowsken und Wendischen kreise an-
langt. Das aber nach Durpt auf die Narva und so ferner
in waaaer yordan. Beklagten sieh sehr, dass, ob sie wol
I^egesaek, der ibnen mit proviant anfm wasser begegnet,
gebebten, ehr mochte damit nach der Narra nahen, den es
YOn Keval wegen der fahr nicht nach Dorpt kommen könne,
80 erfahren sie doch, dass er zu Reyal angelangt wehre^
wordurcb es itzund ubel in Dorpt zustehen wurde.
4] Dass I. fl. Gn. sich gn. erkleren weiten, so fern
Dörpt weg; wehre, welches sie sich m Gott noch nicht vea>
hofi'en wollen, worbin sie ihre Zuflucht nehmen selten.
5] Weil der gubernator von dar und der feldther, wie
sie erfahren, sich auch bald aufm wege begeben wurde,
dass I. fl. D*. jleich ein schreiben desfals hinüber schicken
wollen, sonst wurde grosse Uneinigkeit bald unters kriege«
Volk kommen.
61 L e z 1 1 i c h , dass ihrer ubergebenen punkten *) mochte
gedacht werden.
Danksagung.
Stockholm, B:ark. Liyonica Vol. 99. Kopie, ohne Dstum,
bloB8 mit dem Kaualeivennerk : 1602. — In dorso : Lief-
lendak« saker.
77. Aus der Antwort Hz. Karls auf die Eingabe
der Reichsstände. — Actum Stockholm, d. 11. Junü 1602.
Fht 4: Till thet fierde. Om the som utbi Rijkzens
Rädb skole brukes, bvilke stenderne be^äre att the motte
vare svenske män som med tbem nthi religionen enige äre,
8k veet H. f. N*^**. icke nagre tlier tili vare tienligerc an
som desse personer, sasom äre nempligen: grefve Aiauritz
rLeionhufvudl grefve Magnus Brahe, Svante Bjelke, bvilke
H. f. N*^«. vill bruke för cautzeiär, Aiel ßyaing, Rijkzens
1) Vgl nr. 81, Reflation Tom U. Juli 1601
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571
amiral , Joran Krichboü, Anders Linderson Rijkzens feit-
marökalk, Lubert Cawer, Joraa Ciaebäuü, Erick Kibbing,
JöraB Bo^Qf Matz Larsson, Godick Fincke. Item af tke
üf lendskei effter the med Sveriges erono äre incorporerade,
Didrick Strijck, Evert Delwijck, Jörgen Stakelberg, Conrad
Taube, Jörgen t. der Pale, Jorgen Kryddenär. Hvad theres
reli^on tillkommer, sä, förseer H. f. N^<^. sigb, att the othi
relip:ionen skole vare reene ovh med the andre stender eene.
Men hvar tlu r om är nÄgot tvilVelßmM, dä mäge Rijkzens
stender tage them tili förhör och ransackniiig. Och ekall
theres embethe vare, att the skole rAdhe konungen ther tili
thet som the vetie ibr Gud, honom och Eijkens hane gag&e-
ligit och njttigt Tire, ooh thet ej lathe för yeld sknld,
firendaimie, m&gsftmie eller Tenskap ....
Stockholm, B:ark. II : Heg. 1602 f. 155. — Gedruckt;
Stiernman, Alls riksda^rftrs och mötens beslnth (Stock-
holm 1728) I 526. ~ Vgl. dazu Berg, BikidtfiB i BMk-
koim im. (Slockhoim 1889) p. 27.
78« Aus dem Reichstagsbeschiuss von Stockholm,
d. 17. Juni 1602.
Pkt. 8: Till thet tridie. Effter inthet regemente kan
▼are nthaii rAdb oeh H. f. N'*. ieke mögeligit ir allene om
aUe Baker b& beetäUe, som ihet sigh bör; Bk ändooh H. L N^.
ännu icke nä^en fulkommelig konnnge titel hafver vedertajnt,
ooh fOrthenanild af obs begäret, att T^j Tille DampngirFO
the personer, som H. f. N"^", med theres trogne r&dh sKuUe
Tare hiHtändige. Doch lickväl sä hafver H. f. N*^«*. opä v&r
ödmiuke böön uthvaldt sigh the personer, som H, f. N^*.
achter för r^h att brukf % och thertill förmener okikeli^est
vare, och them för ose nam|mgifvit, sä aom grefve Mauritz
Leionehnfyudt drotzet grefve Magnus Brahe, Svaute Bielke,
hTilken H. f. N«*. Till bmke für cantzeler <)
Jören EridunoD, Lubert Cawer, Eriek Bybbinff, Ji^ren Boye^
Matz LarsBon, Gödiek Fincke. Och af the lif lendake akole
och framdeles nAgre tagee i B^kaens rAdh, sk m&nge som
bebof göres kunne och man kan pröfre ooh befiane thertill
vare trogne, tienelige ooh nyttige
Stockhohn, B:ark. R:Reg. 1609 f. 168. — Oedrackt:
Stiernman, Alla riksdagars och möttens ^icslnth fStock-
hoim 1728) 1 536. — Werwmg. K.. äigiamunds och K. (Jarl
des IX:de8 Hiitoriar (Stockhohn 1747) U. BUagor, 8. 243.
1) Vgl BtKgt BflndAgvn i Stockholm 16(0. p. 28 Aam. 3.
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572
79. Die Pernausche Ritter- und LandschaXt
an Hz. Karl. — Pemau, 22. Juni 1602.
Bitte um iiilje gegen lUn Feind,
DI. hgb. fürst gn. herr. Nach unser ut. etc. dienst-
erbietimcr Tnaclien wir arme itz hochbetrubtp nnrl vprtn'pbene
leute uns keinen z-^eifrl, E. fl. sich gn. zu erinnern
wissen, welcher gestait wir uns unter E. fl. D*. und der
Irtbl. chron zu Schweden schütz und protection enreben,
E. Ü. DK una auch duiualen gn. versprochen und zugesaget,
unser gn. ftre^ und her zu sein und vor unsem feindon mid
wiedefSMlMni wa bemhutmi, worftr wir eambt und be-
sondm in aller Ut. zum hoohsten dankbar sein. Wan wir
dan, gn. ftrst und berr. nunmehr (:Oot in himmel geclagt:)
von unsem ^etern und armntb Teriagt uns eine geraume
zeit hf»ro mit weib und kind in grossem elend erhalten,
auch erbermlich herumb terminiren müssen, wie der augeu-
gchein betzeuget, dadurch alle das unserige und ledtste,
was wir bei der Seelen gehabt, vortzeret, dass wir itzo iho
der mehrerteil nicht ein kleid auf dem leibe haben: nichts
desto weniger aber unsern gebürlichen rossdienst ihe und
alwege wie auch noch diese itnge stunde zu felde gehapt,
aneh noch ferner, so lang athem in uns ist, sn thimde nns
schuldig erachten, leib und leben vor unser vatterland nnd
die idbLdiron zu Schweden wie hiebevohr gesehen m wagen:
So weis es aber Gott der almechtige, dass die posse armnt>i
und unvormfigenheit itzo so gros? ist, da?« wir? vor unser
persohn nicht langer ausstellen können, wie dan solches
die hern ammiral Hans Clausen, captein Cletton und Jons
Nilson gesehen und erfahren, E. n. auch mundlichen
ferner in Ut. berichten werden, worumb wir sie dan öampt
und sonders gar fleissiglichen efsncht nnd gebeten; zu deme
nahet sich die liebe emdte mit der seit anch heran, der
feind aber, wie alle gefangne und kundschafter betwagen,
sich kegen die seit Sterken und derselbigen su ^enisson
sich zum höchsten erfreun soll: Derhalben sein wir arme
veriagte und vertriebene lente nns hoclitringender not ver-
ursacliet, E. fl. als unserm gn. fürsten und hern ?olches
in aller üt. zu gemüth zu fneren, ut., ja umb Gottes willen
pittende, E. fl. uns Duunn hr in allen Gn. geruhen wolle,
uns vor der zeit ehe der ieind sich Sterken und die liebe
frncht geniessen muege, zu half kommen und dem feind
sein vorhaben dnrch beistand des aller höchsten stenres
nnd wehren, uns auch mit etwas gelde, proviant oder se-
wand, was E. fl. D^. Selbsten gefellig, damit wir uns nnd die
nnserigen kleiden nnd erhalten können, sn entsalz kommen
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573
woUeo. Solches seind wir umb E. fl. und die löbliche
chron zti Schweden mit leib und blnt nnpresparts fleises
hernacher wie zuvor geschehen (:weilü wir Gott erbarm es
itzo in dieser betrübten weit nicht mehr haben:) zu ver-
dienen so woll willig alb sühuldig. Dieselbige wir dan hie-
mit Gott dem aimechtigen etc. Dat. Feruow, d. 22, Juni
ao. 1602.
E. fl. D*. ut. gehorsame undertahnen und dierKU*
semptliche ritter- und landäciiaft des rerno-
wischen kreise.
Stockholm, K:ark. Livuuica VoL Ü6d. Orig. mit 4 Siegel-
spnreD.
80. Hz. Karls Resolution für die Ritterschaft des
Wendeiiaclie& und Pernauschen Krelats. — Stockholm.
12. JiiU 1602.
Resolution des dl. hgb. fursten und hem, hern Gariu
der reiche Schweden etc., auf des edlen, ernvesten und
manhaften Georg Kruedeners zu Rosenbecke, der Ritt : u.
Ldsch. des Wendischen und Pernowschen Kreises anhero
abgefertigten, ubergebene ptinota.
L Anfenklich was bei L fl. emanier abgeschickter
im namen and von wegea der Bitt:o. Ldseb. des Wendi*
sehen uad Pemowischen kreises von wegen des feindes und
des itzigen zustandes in LieffUnd Yermeldet and amb ent-
satz ut. bei 1. fl. DK angebalten und gebehten, darauf ist
1. fl. gn. erklerung: ObwoU 1. fl. vor ankn^ft des
abgesanthen alle vestungf^n in Lieffland mit entsatz, beide
mit kriegsvolk, proviant und gelde versehen und aus diesem
reiche nach Lieifland verschicket, so seint 1. fl. D*. demnach
teglich damit in werk, dass mehr Volkes und was sonsten
deren ents von nöten, damit der feind wiederumb aus dem
laade gebracht, itirderligst aas diesem reich hinnberkommen
muge, inmassen dan I. fl. gentzlich geneigt Termithelat
gouUcher gnaden in der person wiederumb nach Lieffland
zu TerreiBen und daselbsten alsdann ins werk zu richten und
anzuordnen, was des landes nothurft erfordern wirdet.
II. Dass auch ernanther abgeschickter von I. fl. D^
begehret, dass die Ritt : u. Ldsch. des Perno wischen imd
Wendischen kreises vortan bei ihrer religion der Augspur-
f 'sehen confession erhalten werde muge: Als erkieren sich
fl. D*. dahin, dass izternanthe die Ritt :q. Ldsch. bei der-
selben hiuiuro pleiben solle, wie I. fl, D^ die Harrischen
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574
und Wirriscbon vorhin und itzo die landschaft des stifls
Dörpt privilegiert haben, als auch dasselbe auf diesem iezt
fehaltenen reichstago unter den algemeinen Stenden dieses
oningreichs also vorabscheidet und beschlossen worden.
III. Was obernanter abgeordenter in etlichen ander-
schetlichen punkten von I. fl. ut, begehret und gebehten,
dass 1. fl. D'. darein disponiren und andere Verordnung er-
gehen laasen woUeii: Ob nun woll hocbged. L fl. gentElich
gememet^ aif solokas ihr nt. emchen anderer ge^t Ord-
nung sn machen und da^enige nach nolhorft der aaohea
zu verordnen, welches der Ritt : u. Ldsch. zutreglich sdn
mochte, weil aber der feind noch zur zeit im fimde und
TOraus darhin getrachtet sein mus, damit er aus dem lande
febracht werden muge, als haben I. fl. jetzund im eil
eine vollenkommene Ordnung ergehen lassen können^ welches
gleichwoll furderligst geschehen soll.
Es lassen aber I. fl. D^. die Ritt : u. Ldsch. des Wen-
dischen und PernowBchen kreises bei ihren uhralten ver-
briefken und Tornegelten Privilegien nnd inmnniteten, item
bei allen ihren idten vertragen nnd beliebnngeo, reefaten,
gerichteui gereohtigkeiten, receaaen, Statuten, christlichen
lantsgewonbeiten und gebrauchen , welche ihre vor&hren
und ihnen von keisern zu keisem, koningen zue kouingen,
hochmeistern zu hochmeistern, meistern zue meistern, hem zu
hern verlehnet, bewilligt und gegeben, geruhiglich pleiben.
Und wan das land zu ruhe und in bessern zustand kommen
wirdet, alsdan wollen I. fl. D*. dieselbigen ubersehen und
verbesseren I auch ernante Ritt : u. Ldsch. mit den landen
in allen ihren dananln, artickeln nnd punkten von worthen
zu worthen lanihen und der Ritt : u. Lasch, des Stifts Dörpt
itao g^ben worden, gn. pnvilegieren, begnadigen und ver-
sehen, auch ferner aasjenige, was berurther landschaft und
kreisen zutreglich sein wirdet, anstellen und verordnen.
IV. Wie dan auch I. fl. gleichennassen die nen-
belehenten bei ihren posses vortan bleiben lassen und sich
daneben gn. erkleret haben, wen das land wie oberwent zu
ruhe kommen wird, alsdan I. fl. D^ den wollverdienten
ihrem Verdienste nach bei solchen innehabenden guethern
erhalten und dieselben ihnen entweder erblich oder auch
zu ihren lebtagen confinniren wollen. Da aber guelher von
denen etlichen andern wiederomb gegeben oder verldmel
woden selten, als soll derselbige; weteher sich solche gnether
geben lesi^ der erschlagenen oder verstorbenen verwanten
oder erben die geleistete dienste nnd angewanthe unkost, als
auch den nachgelassenen creditoren die schulde bezahlen.
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576
V. Und weil sich daa auch obernaniher abgeschickter
beklaget, dass etliche unter der Bitt : u. Ldsch. sein, welche
▼OD wegen üms mmrmngenB den gebnerlieiioD roBdienet
nieht hüten können, 00 tnnn ndi hochj^ed. I. fl. DK gn.
erbietlien, wie sie dan auch hiebevor schnfdioh gn. erkleret
nnd anerbothen haben, daw I. fl. DK ihre commissarien mit
gelde aufs fnrderb'gste binf^in scbicken tind diejeniji^en, welche
nothorlti<r sein und keinen rosdieost zu leisten Yermaege%
aM)natlicii besolden lassen wollen.
VI. Imgleichen die gpfan<]^ene zu entledigen*) betref-
fen [de], welche noch auf der polnschen seithen in Verstrickung
endtialten werden, als wollen vorcred. T. fl. sich ange-
legen sein und die gn. verseliuug furderligst thuu lassen,
wie auch dasselbige vorhin geschehen, damit dieselbigen,
so Tiel deren noch behn feinde verbanden sefn mngen,
Ökehiiaad [not L niemaadl avabeaeheidea:) ibrer verbafitang
mitabiaiider durch gebuerucbe rantznnung oder ausbeutniig
anderer erledigt und also anf freien faeaaen forderligat ge-
Stellei werden sollen,
yn. Letsliob da wank nber alle zuversiobt, welöhes der
almecbtige Gott verbneten wirdet, Pämow wiedernmb in
des feindes band ^erahteu solte, als erbieten sich vorhoch-
ged. T. fl. D*., dass auf einen solchen unverhofften fall sie
entweder aihie im reiche oder auch in Finland mit Unter-
haltung wiederum b gn. versehen und bedacht werden uud
I. fl. also zu dauKen haben sollen.
Sign, anfin aobloa Stoekbob&i d. 12. Jnlü ao. elntanaeiid
aeobsbimderi und swei.
(1. 8.) Oarolus mp.
Biga, Livl Bitt:arch. Orig. mit SleeeL — Gedruckt, doch
aw bn Aoflsng: Oolleetanea ttvomca snr GrandL dediietloii
der Unschuld H. I. R. von Patknl. (Lpz. 1701) nr. 23. —
Bagge, Samml. t. d. wahren Natnr . . . der Güter in EhBt-
o. LivL Beval (1762), p. 17fi. Vgl. die Note zu ur. 82. —
(Mfiller), D. li?L Lan desprivilegien (Lpz. 1841), p. 56i
81« Hz. Karls Resolution für die Ritterschaft des
Dörptachen Krelaea. — Stockholm, 12. Juli 1602.
Resolution des dL bgb. forsten und berrn, berrn Caroli
der reit Ii Schweden etc., anf der edlen etc., Georg Stackel-
bergs, Reinhold Tauben und Adam Schrawffers, der Ritt:u.
Ldsch. des Dorptiscbenkreisesanbero abgefertigteOi aber-
gebener punkten.
a) 1b Oiig.:nfl«diffMii*.
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576
11 Anfenklichen was bei S. 11. D\ emaateu al^eschickten
im Damnen nnd Yon wegen der Biti: n. Ldsch. des Dorptischen
fareieeB wegen des feindeB nnd des itdpeo snstands in Lief-
land vonneidet und timb entsatz ut. bei I. fl. angehalten
und gebeten: ob nun wol I. fl. DK vor anknnft der abge-
santen die Stadt Derpt und andere festnngen in Idefluid
mit pnt'^atz, beide mit kriegsvolk proviant und gelde ver-
schen und aus diesen reiche nach Liefland vorschicket, so
seind I. fl. D*. dennoch teglich damit in werke, dass mehr
Volkes und was sonsten derer ortes von noten furderlichat
aus diesen reiche hierüber komen muege, inmassen dan
I. fl. gentzlich geneigt vermittelst göttlichen gnaden in
der penon wiedenunb nach Idefland sn vorreisen nnd da-
selbst alsdan danenise ins werk sn yoniehten nnd ansn*
ordnen, was des landes nottorft erfordern wurd«
2] Was obemanten abe^eordnete in anderen punkten
von I. fl. [gebeten], darin disponieren und vorordnung
ergehen lassen wollen, drauf ist L fl. D^ gn. erUernnffh,
dass boobged. 1. fl. DK gemeinet, wan das land zn rune
und in besseren stand kommen wurde, auf solches ihr ut.
ersuchen dasjelmin^e, was der Ritt:u. Ldsch. zotregiicb sein
machte, nach nottorf der Sachen anzuordnen.
3] Demnach auch die abeschickten der Ritt : u. Ldsch.
des Derptischen kroi^c^ ferners eingebracht und gebeten,
dass die neubelehnten gleichst den altbelehnten in gleiche
freiheit und erbgerechtigkeit mithegriffen sein muchten, als
thun I. fl. sich hierauf gn. erkleren, wan das land zu
ruhe wiederumb komen wurde, dass sie alsdan den wol-
verdienten ihren vordieoste naeh bei solchen einhabenden
guteren erhalten und dieselben ihnen entweder erblichen
oder auch zu ihren lebtagen zn confirmieren erbüetigh sein.
Da aber etsliche guter von denselbigen andern wiäerumb
gegeben oder vorlehnet werden sollen: als sol derselbigo,
welch pich polche gntpr gpbon lest, de? er«chlagenen oder
vorstorbenen vorwanten odei erben die geleistete dien?te
oder anirewante Unkosten, als auch den nachgelassenen cre-
ditorii die öchulde bezalen.
41 Und weiln sich :uicb obernanten abgeschickte be-
klagen, dass etziiche unter der Ritt : u. Ldsch. sein, weiche
von wegen ihres unvoiumeircns den geburlichen roßsdienst
nicht halten können, so ihua sich auch hged. 1. fl. DK gn.
erbieten, wie sich dan dieselbe dessen vorhin ^n. erkleret
und anerboten haben, dass I. fl. ihre commissarien mit
gelde aufs aller forderlicheste abefertigen und dieselben
monatlichen wollen besolden lassen*
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577
5] Imgleichen die c^efangencn zu entledigen betreffend,
welche noch auf der polnischen Seiten in vorstrieckung ent-
halten werden: als wollen vorhged. Ihr i. Ii. DK sich an-
gelegen sein und die gn. yorsehnng farderligst thon lassen^
wie anch dsBselbige Torhhi gesehen, damii dieselbigen, so
viel dennoch beim feinde Toniand«! sein mn^en, niemand
aussen bescbeden, ihrer Torhaftnng mit efnanaer dnrcb ^e-
barUche randzionimng oder aasbeutnngh anderer erledigt
und also auf freien fuessen forderligst gestellet werden sollen.
6] Uber dies weiln auch viele der landscbaft ihre bar-
gehaft in der Stadt Riga ins gewar?ahm gehabt und aber
den Pollen preis gegeben sein soll: als haben I. fl. D*. die
gn. vorsehüung zu thun gn. zugesagt, dass bernrte landscbaft
auf den fall, wan Ihr 1. fl. D\ die Stadt Riga mit Gottes
hülfe wird mechtig werden, von den Rigischeu wiederumb
billiche und genunksame erstatung geschehen soll.
7] Letzlich da auch über alle Zuversicht, welches der
almecntige Gott gnedigst vorhüten wird, Derpt wiederomb
in des feindes gewalt geraten sollte: als erbieten sieh vor-
bged. I. fl. D^, dasB af einen solchen nnvorhofften fall sie
entweder alhie im reiche oder anch in Finland mit unter«
haltuDg wiederumb gn. yorsehen und bedacht werden und
I. fl. also zu danken haben sollen. Sign, aufm schloss
Stockholm, d. 12. Julii ao. ein tausend sechshundert und
zwei jähr. ^ .
Garolus.
Stockholm. R : ark. OzenstiemBka Mml, Lag<>kipDingeQ i Est-
oeh Lifltnd. Kopie.
82« Pfivüegililii Hs. Karls für die Ritterschaft des
StÜtee Dorpat — Stockholm, 13. JuU 1602.
Von Gottes gnaden Wir Carolus der reiche Schweden,
Ooiben and Wenden regierender erbftrst, Hs. sn 8neder^
manland, Nericke nnd ^f^rmeland etc. thon hiemit knnd Tor
ODS, unsere erben ond nachkommen, anch künftige regie-
rende konige, regenten und herren des reichs Schweden
ond dessen angehorigen furstenthumben nnd landschaften:
Nachdem wir rw^ hochwichtigen und wolgeg-rnndten Ur-
sachen, welche numehr der gantzen wdt Ijekand seind, ge-
nötiget und bewagen worden, daas wir unser vielgeliebtes
Vaterland die chron Schweden nnd dero angehorigen pro-
vincien vom bapstlichen joch zu entfreien den krieg in Liff-
land transferiren und fortsetzen mnssen; nnd demoaeh nn*
längsten dnrch gnädige ansTersefanng nnd schieknog Cbttes
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57a
des allineehtigen «neh das stift und die etadt Dorpt m im-
sorar and ermelts reicbfl Schweden gewalt gebracht worden
aad dann die edle, ehmTeste «nd mannhafte RitI : s. Ldaeh.
anch allgemeine stände in emantem stift, weilon sie unser
kriegsmacht nicht widerstehen können, sich unserer protec-
tion und schüt z ut. ergeben, auch darauf uns einen corper-
lichen eid geschworen und ab^eleget, das sie vorthaD s:imbt-
lich und ein jeder insonderheit uns, unsern erben und uach-
konmien und folgenden konigen » regenten und herm dea
reiohs Sehwaden g^rett, hold und j^ewertig sein, auch m
jeder zeit des konigreicM Schweden incorporierte glidmassen
bestendiglich bleiben, auch bei uns, unsern erben und nach-
kommen und allen denjenigen, welche zuefolge des Lino9-
pischen abscheid s bei der regierung des konigreichs Schwe-
den und despen einverleibten furstenthumben und landschaften
jedesmahl komen werden, für ihrer gebüerender obrigkeit er-
Kennen, auch ihr leib und leben und alles vermögen aul-
setzen und sich in allem deromassen, wie solchs ehrliebenden
adelichen persunen wol anstehet, verhalten wollen:
Als haben sie nns nt. gebeten, das wir als dn beste-
tigter regierender erbfhrst des konigreichs Schweden nnd
dessen angehörigen landschaften zueforderst bei der h.
evangeÜBchen religion, auch die darauf gegmndte Augspnr'
gischen confession und dann bei ihren alten adelichen frei-
neiten, privileg^^'n, rechten, gerichten, gerechti^rkeiten, re-
cesseii, Statuten, loblichen landsgewohnheiten und was deme
anhengi^ in gnaden sie darent^egen handhabeui erhalten und
ihnen dieselbe gn. confirmiren wölten.
Wann nun dann ernante KiU ; u. Ldsch. und sembiliche
Stände des Stifts Dörpt in Lifland sich dohin wie ol^edacht
erderet haben« das sie hinfemer in allen deigenieen, so m
erhaltnng und ansbreitung der ehre Gottes, anch znr Ver-
mehrung des konigreichs Schweden nnd dessen angehörigen
provincien, insonderheit dies^ ihres geliebten Vaterlands
des Stifts Dorpt nnz und frommen gereichen kann, imgleichen
30 von uns und den sembtiichen Stenden mit reifen rath
und bedenken, auch notdurftiger erwegung zue unterschied-
lichen mahlen beschlossen und verabscheidet ist worden, mit
uns und den allgemeinen reichsständen eiuig und verbunden
sein und bleiben wöUen; wie sie dann auch eich dohin noch-
maln bestendiglich anerboten, das sie ndt nichten gemeiBt
sein, sich von der chron Schweden absntrennen, besondem
zue immerwerenden zeitlichen tageo, solang als die weit
stehet, deroselben incorporiert zue bleiben, auch als inime*
diat^ angehorige und incorporirte gliedmassen bei uns,
unsern erben und nachkomen und allen deiyenigeot welche
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in kfinftigen Seiten bei der regterv]i|^ des reiehs Schweden
und dessen angehorigen provincien im leben, «aoh meohtig
aein werden, vor aller gewalt nnd bedrangnus sie zue schnzen
und handzuhaben, ihr leib und blut, auch alle wolfart und
vermögen auf zutragenden fall hinwidenimb aufzusetzen, wie
dann auch diejenigen, welche, nach lodtlichem abgang ent-
weder einer von der Ritt: u. Ldsch. oder auch der gemeinen
Stande, hernacbero seiner erbschaft sich anmassen und be-
sizer derselbeu gueter sein werden, verpflichtet sein sollen
iimerlialb jibr nnd tag ilurea eid absnlegen und mnsa^en,
das ne diese jeztgedachte ala fokende artienl und alles
andrei so ihre vorfaren nnd alao diejenigen, welche iznnd
im leben aein, bewilliget und zugesagt haben, festi^lich ine
halten nnd demselben allem und jedem insonderheit unver-
Itniohlicb nachzuekommen; ^-nnn aV)er jemands nnmiindig
oder aiis?erhalb landoä were, do sollen die vorraunder auch
nechste verwandten die leben in mith^r zeit bewahren bis
er mundig wirdet oder selbst zur stelte kombt; wann Boichs
nicht geschieht, sollen dieeelbige, welchen der verstorbenen
erbsohaft ist angefallen, aller inrer gerechtigkeit verlnstig
bleiben* Zndeme haben oftermeUeBatt :n.IidMh.aaeh sembt-
liche alftnde des stilts Ddrpt sich dohin Tereiniget auch
znegesaget» wann künftig eine verheixatiing mit dem könig-
lichen irenlein sich begeben wurde, das sie als des reicns
untersassen zur ausstenr contribuiren und von ieden fünf-
zehen besezten gesinden zubiegen wollon zwanzig reichs-
thaler, wie dann für eiu beseztes gesinde geachtet werden
soll, do man den jungkern die wochen über mit ein par
welche mit einem pferd oder einem ochisen die wochen ober
in dienste sein, fnr ein halb gesmd gerechnet werden: nber
die weilen aneh die Ritt : u. Ldsch. nnd gweine stünde des
Stifts Ddrpt bishero sich aller ut. treu nnd aufrichtigkeit
beffissen und wider den feind wie ehrliebenden rittermessigen
von adel gebueret anjezo (rehra neben lassen und sich ferner
allzeit jegen uns, unsern leibserben und der chron Schweden
als getreue und gehorsame underthanen bestendiglich zu
verhalten verheissen und zuegesaget: Als haben wir dem-
nach ihren ut. ersuchen und bitten disfals in gnaden geru-
het und stat gegeben, privilegieren, vergönnen und besteti-
een derohalben hiemit nnd craft dieses brie& in bester nnd
bestendiger form fnr nntk unsere erben nnd nachkommen,
auch alle diejenigen; so bei der kgl. rcgiem^g des reiche
Schweden hemaimmals sein werden:
1] Anfenglich und znm ersten, dass oftermelte Ritt : u.
Ldseh. andi sUmbtUohe stinde des stilts Ddrpt bei den
ochsen oder ein par pferde dienen
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biblischen und evangelischen Schriften der h. propheten und
fession, &h solchs auf diesen alnie jezt wie auch hievor s^e-
dabei geschuzet, gehaiidhabet und erhalten werden sollen.
Domit auch umb so viel desto fruchtsamer jeder menniglich
in Qottes wort unterwiesen werden möge, als soll derjenige,
welcher säe einen Tisitatoni| biaohof oder eaperintendeiiten
doBelbüt im lande von uns rerordnet wirdet» Terbonden sein,
nicht allein selbeten obgedachte biblische und erangellBohe
lehre zne bekennen, beM>ndem auch dergleichen gedickte
und tüchtige personen, welche in der prophetischen und
apostolpchen lehre und bekantnus, «owol in der Augspur-
gischen confep^ion wol ffejrnindet peiii. in allen pfarren nnd
kirchspielen in einer jeden Visitation doselbät im land(^ an-
zuordnen. Wo dann auch befunden wirdet, das die kirch-
s^ielkirckeu mit rechten getreuen lelirern und predigern
nicht wie akhs gebaret versorget eeind, als soll der aaper-
intendens oder biBchof yermöge trag^des ambts 8<Mie vn*
dnchtige personen abemeechaffen und tüchtigere an denK
selben stotte an verordnen macht haben. Do es sich aus-
begeben wurde, das sich irgends zwischen den kirchspiels-
jnngkern und den pastorn nnwinen , hader oder zank,
welcherlei gestalt dasselbige geschnhen und LTg-ermi? da-
durch in der christlichen versamblung und gemeinde ent-
stehen konte, erhalten und erheben möchte, als soll ge-
dachter biächol' oder »uDeriuiendens neben dem Verwaltern
des Schlosses Dörpt solcoe sachen in verhör ziehen und nach
befindung, dass der prediger in setner lehr nnd leben nicht
tachtig, sondorn sträflich und firgerlich ist| ihn abschaffen;
ist aber der pastor an lehr und leben nnstraflioh, so soll
der superintendens nebenst gedachtem verwaltem die Sachen
chriPtlich und guetlich beizuelegcn sioh heflei?si^en. Tm fall
aber die partheien über alle angewandte mittel und vleiss
nicht können verglichen bleiben, alsdann soll der pastor von
dannen abgeschaöet und wo nmglich mit einer andern ge-
legenheit widerumb versorget werden.
2] Weilen auch furnemblich dohin zu trachten, das? die
jugend in der furcht Gottes wol erzogen und dadurch das
geistlich und welüich regiment loblich bestalt nnd befordert
werden möge: als haben wir ane ansbrettnng nnd erhaltang
der ehre Gottes, anch sne sonderlichen nuz und besten der
ganzen provincien Liffland hiemit und kraft dieses brieÜB
gn. verordnet^ privilegiret und bestetiget, das das alte nonnen-
closter, in der Stadt Dorpt gel^n, widenunb erbauet und
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661
ein ooUegiun» oder hohe schole darein fnndiret nnd ange-
richlet nnd von nun an bis zae immerwerenden zeitlichen
tagen dazue gebrauchet werden eolL Inmassen wir dann
auch dieselbe lande und leiite, gueter und einkunften, so
von alters darunter gehörig g;ewe8en, zue Unterhaltung der
proi'essürn und amer stndiosen hiemit widerumb zugeleget
und verordnet haben wollen. Und wann nun ernantd uon-
nenclübter derumaüaen erbauet, alädaun wollen wir dasselbe
nach versehen lassen.
3] Hieneben coulirmiren und bestetigen auch wir hie-
mit und craft dieses briefs in bester and bestendiger form
für um, unsere erben und nachkommen, auch alle dieienigen,
so künftig bei der kgl. regierung des reichs Schweden sein
werden, der Ritt : u. Ldsch. auch sambtlichen ständen des
Stifts Dorpt alle ihre uralte verbriefte und versiegelte piivi*
legien, freiheiten und immuniteten, wie dieselbe nhamen
haben mögen, sowol auch ibrn alte Verträge und beliebungnn,
rechte, gerichte, gerechtigktnttm, reces8e, Btatuten, christliche
landsgewonheiten und gebrauche und was denselbigen mehr
lauten und Innehalten und ihren i^rfiidireu, auch ihnen
Selbsten von bisohofen sue bischofen, von hemneisteirn*)
me meistern, von hei ru zue herrn verlehnet, bewilliget und
gegeben, auch confirmiret und becreftiget worden und sie
bis anhero sembtlich und insonderheit dabei gehandhabet
seind, ^^leich als wann dieselbe hierein austrucklich ver-
meldet und einverleibet weren. Inmassen wir dann auch
wollen, dass ihnen und ihren erben und nachkouimen keini-
gerlei beschwernus und neuerung, in was schein solchs her-
nachmals zue einiger zeit geschehen oder erdacht werden
konte, hierentjegen znegefu^t werden soD.
4] Imgleichen bewilligen wir auch gn., dass die sf^[iil)t-
liche Kitt, und undcrthanen des Stifts Dorpt wegen ihier
TfttarlidieD erbe, desgleichen auch gekauften und anderer
gestalt wolgewonnenen guetem, nebenst aufgericfaten siegln
und briefen und allen denjenigen, dasue sie berechtiget seind^
vor sich, ihre erben und nachkommen in dergleichen ge-
rechtigkeit und freiheit gelassen, auch hinfarters dabei ge-
schu^^et und gehandhabet werden, nhn sie von nlters bero
gfdi;il)et und ti:enoRsen, ohn jeinaads eintrag und hiiidenmiz;,
Dajegen aollf'n sie verpflichtet sein nechst voUenzibung der
obgedachten von ihnen bewilligten conditionen gleichsfals
«) litrr im Or. dr&berg««chri«bm.
mit loblichen
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662
des rossdiensts halben, dasjenige was geborlich ist zue tinm
Tind zTie leisten, die Ritt r n. Ldsch. auch solchs jegen uns
bewilliget hal)eu, als nemblich wie vorgemelt von fonfKehen
geaiudcD besetzt ein pferd.
5"] ppTTinacTi auch das stift Dörpt wie oberwent an?
sonderlicher vpi sehunL^ Gottes in unser trewalt o^ebraclit und
gleich dem fürstenthumb Ehsten der chroii Swedea einver-
leibt worden nnd dahero die Ritt :u. Ldscli. auch sen^litlicbe
stende desselben stilld aick alö iuuüediat^ angeborige und
inmpcNMe gliedmassen des raidm Soliwedeii scliiildig er-
kennen nnd achten, anch nünmennehr dsron rieh iSsne-
«mdern gemeint seind, sondern leib, blnt nnd gnet dabei
anfznsezen bestendiglich za^;e8a|rt, inmassen de daim aitcJi
bis anhero sich wider des reichs feinde getrenlich ge-
brauchen ln!^scn und aller tapfer- und bestendig-keit beflissen:
Als woll(?ii wir, (lass die Rittiu. Ldsch. auch seuiV^tliche stende
des tiül'tä Dorpi mit der Harrischen und Wirischen Ldsch.
in ein corpus einverleibet sein und bleiben, anch sich der
Harriöckeü und Wirischen rechten von dato zue ieder zeit
zu erfreuen haben sollen. Privilegieren nnd be&eien sie
demnach hiemit nnd craft dieses hrie& vor nns, «nseire
erben nnd nadhkommen, anoh künftige regicawnde kaniee,
regenten und herm des reichs Schweden, dass ofteHneite
Ritt : u. Ldioh. aaeh sembtUche stende sowol auch ihre erben
und nachkommen toti nun an und zue immerwehrenden zeit-
lichen tagen, 80 lange die weit stehet, die freiheiten und
rechten der land Elarrien und Wirland, wie sie vor alten
jähren von herrnmeistern zue meistern gegeben und von
ksl. M*. und kgl. M^ zue Schweden, auch zuelezt von uns
confirmiret und bestetiget worden, in allen ihren und jeden
articnhi, dansidn und pnnoten enthalten nnd begnüfen sela^
allemasBen als wenn dieselbe hierein von wort me wort
einTerleibt nnd gesezt weren, unvermckty frei nnd friedaand»
me gemessen nnd xne gebrauchen habeai sollen.
6] Weilen anch kdn reich oder landsohaft ohn geriohle
nicht sein kann, sondern vor aUen dingen dasselbe an2a-
ordenen notig ist, damit recht und gerechtigkeil administriret
und gehandhabet, auch guete policei erhalten werden kann:
Als haben wir die Ritt-u. Ldsch. des Stifts Dörpt mit dem
geriehte der hmde Harrien und Wirland gn. becrnadet und
Srivilegiret und wollen demnach hiemit und craft dieses, dass
ieselbe sich vorthan derselbigen zue immerwerenden zeit-
lichen tagen zu erfreuen haben und nach art, iorm und weise,
anch Sitten nnd gebrauchen der Harrischen nnd Wirischen
rechten erkant, gesprochen nnd geurtheiit werden soll.
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Ö83
Und flomit nun ernante gerichte im stift Df^rpt dero-
gestalt üblich gemachet und gehalten werden mögen, so
haben wir die edle, ehmveste und mannhafte unsere liebe
getreue Georg Stackelborg, Reinhold Taube, Fabiau Wrao-
gel, Herman Wrangel, Gnristoflfer Stackelberg rittmeister
und Dieterich t. Tiesenhausen zue eltisten landrathe oder ge-
ricbtpersonen erstesmahlB depntlret, erwehlet und Terordenet
und wollen, das dieselbe oder nach ihrem tödlichen abgang
an ihrer stelle und sne jederzeit andere ehrliebende, gotts-
farchtige und dazu gequalificirte personen sein und in bei-
sein unsres befhelighabers, welchen wir dosell)st zue Dörpt
zue jeder zeit gesazt haben, recht und gerechtigkeit hand-
haben und nach sitten und gebrauchen der Harrischen und
Wirischen rechten wie oberwent erkennen, sprechen und
urtheilen sollen.
Zu diesem sollen sie ihre geriebte an hals^ nnd band-
gerichte gleichergestalt nach den Harrischen und Wirischen
rechten sue gebrauchen macht haben, jeder in seinen eige-
nen, soweit sich eines jeden grenae zne wasser und lande
erstrecket, jedoch daas in denen Sachen, so leib und leben
angehen und ihre eigene panren sein und betreffen, sechs
Ton adel und die verwaltere des hauses Dörpt, welche wir
doselbat zue jeder zeit verordenen werden, darbei sein und
also rechtmesaig geurtheilet und erkaiiL werdcm möge.
Weilen dann auch die Hairiächen und Wii ischen rechte
irermogen, dass niemands, welcher sesshafitig ist, nnerkan*
iens rechtens nnd vorergangene genögsame verhöre verge-
walAiget, noch mit gefangnus beschweret werden soll, und
aber nun jemands Ton adel im stift Dörpt sein wurden,
welcher zuentjegen seiner eid und pflicht wider uns, unsere
erben nnd nachkommen, imgleichen das konigreicli Schweden,
auch (U'üjeuigen, welcher in künftigen Zeiten der regierung
desselben vor sein wirdet, arglistiger gefhar lieber weise
durch sich oder andere ichtswas vorgehabet oder gehande-
let haben soll, welchs gleichwol die eltiötcn Uadrathe und
Ritt., wo sie solchs innewerden und erfahren, bei aeiten abe-
mwehren und zue warnen, auch uns und unsere erben für
allerhand gefherlichen Tornhemen zue handhaben und sue
beschnzen ^flissen sein werden und sollen; oder auch son-
sten jegen jemands geclaget wurde, dass er sich der gebuer
nicht verhalten bette- Als soll der oder die^elbiVpri. do er
oder sie liesizliche lelH'iisIente weren, erstlich citiret, die
nnbesizlicbc ;üier, welche gleichwol schildbar sein, in burgen-
handen gcnuuimen und dann hernachero tur unsern ober-
richtern oder verwaUei n, welcher jederzeit zu Dorpt sein
wirdet, sowol auch für den landrathen desselben stihs für-
MiUheiL a. d. UvL OesclUchU». XVU, 3. gg
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gestellt werden, die sacheu, dai umb er oder sie beschuldiget
und auge^eben werden, genögsam und nach notdurft erkun-
diget und in verhOr gezogen und nach befioduig derselben
gnmdliohen gelegenheit nach der lande Harrien and Wirland
gebrauchen und Bitten geurtheilet, aach aladann mit gebn-
render straf emstlioh jegen den verbreeher obn eile goad
verfahren werden; wie dann auch der ancläger alsdann, do
er solche chge und beschuldigung mit crrund imd warheit
nicht beibringen und erweisen kann, ebenmäsaiger strafen
soll untergeben und gewärtig sein.
7] über dies so vergömieü, bewilligen und privilegieren
wir auch, dass die Ritttn. LdBch. des stifts Dörpt am thumb
zue Dörpt gleicher lieiheit uud gerechtigkeit, allermaasen
die landsassen in Harrien und Wirland am thnmb zoe Berel
haben, yon nan an geniessen and gebrancben soUen: wie wir
auch dann denen von adel, so sich omb ans and der diron
Schweden wol verdient machen and daramb anhalten wer-
dmif pläze und rJtaune darauf zae bauen und einwohner da«
rein zae sezen gn. eingeben iasaen w^^llen.
8] Was aber die oeconomia oder wwaltang des schloe-
sef Dorbt anlanget, wollen wir darauf rathen einen f^cl^we-
disnhen mann oder einen eingebornen Litl leuder, so beider-
seits dazu tüchtig sein werden, zue b» flirlhabem. welche
über die nnderthanen des stifts Dorpt von uuBerntwegeü der
§ebuer nach regieren und gebieten sollen, zue jeder zeit
araof yerordnen und sezen und domit alles ordentlich,
reohtmeesigy wol and löblich möge zogehen, so soll der b<^
f helighaber des Schlosses die verordente landrathe allzeit zn
rieh zifaen, auch mit dero einhelligen rath, wissen und be-
denken die ambtleate nach gelegenheit auf- und abzaeeezen
macht haben und uns und der chron Schweden von allen
einkauften des stifts richtige rechnung jährlich zoe thun und
abzuelegen pflichtig sein.
93 Ks sollen aber die befhelighabere aufn schloss Dörbt
aber die Ritt : u. Ldsch. dopelbst nicht mehr oder weiter
zue gebieten macht haben, als was billig und der Ldsch.
freiheiten und recliteu nicht zuewidern ist.
10] Imglcichen verordnen und sezen wir, dass die re-
vision unserer und der chron Schweden gueter. sowol auch
derer von adel briefe und sigel durch Schweden and Liff-
Undische von add knnftag nnd zae jederzeit bestillt and
Terrichiet werden soll.
11] Sobliesslicb was wir auch jezo oder kanfttff er*
achten konneo, dass der Ritt : u. Ldsch* anch sambtucheD
Stenden nnsers and des reichs Schweden stifts DOrpt zae
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gedei and aufuehmen gereichen könne, auch sie gelbsten
zuer Verbesserung: Vermehrung ihrer Privilegien, auch
rechten und gerechtigkeiten bei uns ansuchaug thun werden:
80 wollen wir uns auf iedesmahl gegen oftermelter Ritt:u.
Ldscb., anch ihren orben nnd nacl&ommen deromassen in
den ihrigen zue spueren, aneh sambt und sonders nns jeder-
leit dafür zu danken haben sollen; wie wir dann ancn hie-
mit und craft dieses für uns. unsere erben und nachkommen,
auch künftige konige, regenten und herrn des konigreichs
Schweden gn. zuesagen, dass wir vor aller vergewaiticrung
und zuespruch mit der ehren Schweden uud dero under-
thanen eusersten vermögen nach sie jederzeit durch half
und beistand des allmechcigen Gottes schuzen und handhaben
wollen; darentjegen werden sie znefolge Torgedachter ihrer
znesage jegen nns, nnsere erben und nachkommen, auch
das königreich Schweden und diejenigen, welche bei der
regiemng desselben zne jeder zeit sein werden, sich hin-
widerumb deromassen zue verhalten sich befleissigen, als
sie solchs oberzeltermassen versprochen und zugesagt haben,
solchs auch getreuen und gehorsamen undersassen wol an-
stehet und billig ist.
Zu mehrer becreftigung und urkund dieses alles haben
wir uns mit eigenen hauden unterschrieben und unser fürst-
lidi secrei hiemnten anhangen lassen, Oeschehen und ge-
geb^ anlh schloss Stockholm am tag Margaretae, war der
13. monatstagk Julii nach Christi nnsers herrn und hei-
lands gnadenreichen geburt im eintausent sechshundert und
andern jähr.
(L s* pend.) Carolus mp.
Riga, Li?l. liitt : arch. Orig. auf Perg., Siegel an blangelber
gefloohte&«r Sefdeniehnor in illbenMr KapMl, auf denn
iunerorn Rande eingTftTievt ist: Oeorg Stakwbeig, B«inholt
Taub abgeBauten. —
Gedruckt, doch nur Pkt. 3: (Müller), Li vi. Luadeti-
privilegieu (Lpz. 1841) p. 57. — Bagge, Samml. v. d.
wahren Natur . . . der Guter in Ehst- n. Livl. etc. Reval
fl7R2) p. 176 unter der Überschrift .Hz's, nachmalen Kg'ö
(Juri dof IX. Verdicheruüg der üitLerticiiaft gegeben, als
Euvor An. 1601 den 28. Mai in Beval der Subjections-
hande! geschloseen war", zusnmTnon mit Pkt. 3 der Re-
solution vom 12. Juli für die Wendcnacbe uod Peru&uäche
Kitt. (nr. 80) von „Ea lassen aber I. fl. DV etc. an, and zwar
aaffaUender Weise diesem so anmitteUMursDgeschlossen, als
ob es gar nicht zwei gesonderte, ans zwei Schriftstücken
von gänzlich verächiedeuem Charakter und reohtlich ver-
■ohiedener Tragweite stammende Punkte w&reo.
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88, Otto V. Vietinghoff an [Gf. Johann v. Nassau*]. —
Nienburg, 8. Oct. 1602.
Bericld über sein Verhalten bei der Übergebe ^euhoMens
an die Polen.
Dl. bgb. fur3t, gn. herr etc. Demnach gn. fürst und
iierr, habe ich nicht umbgehen mugeii E. fl. D*. wie mei-
nen gn. herren mit meinem schreiben in Ut. ku besncheiL
nachdemmhaU mir diese gelegene botacbaft Tori^fallen and
ich erfharen, dass E. fl. D^ sich wiederamb m ihres ge*
liebtes vaterland begeben'). Habe zwar vorlengst gelegen-
heit and mittel gesnchti an K fl* zu schreiben mit ver-
ineldiiii^^ , wie es mir sowoll meinem lieben vaterlande und
allen ehrlichen redlichen leuten, Gott bcs.^or-, dim h diese
unglückselige verenderung und kriegeswesen ergangen, aber
alao keine i^ewisse botscbaft l>ishero nicht haben, viel wei-
uiger eri'iiaieü oder wissen mugen, wo E. fl. D". anzutreffen
sem machten, bis ich dessen nun von z^ern bericbtet und
Yerstendiget vorden: ds habe ich E. fl. DK in Ut omb-
Btendiglica vermelden wollen, ans was Ursachen ich dazu
gekommeUi dass ich mich der cron Polen wiederumb habe
ergeben müssen. Weilen ich nicht aweifele, dass yiel leicht-
fertiger leiite. denen der sacben umbstende nnbewust oder
mir sonsten nicht gut sein, mit uhnwarbeit viel lugen und
smeworth wieder mich aussprengen, ich aber allezeit an
E. fl. D*. gespuret und befunden, dass sie mich in allen
gnaden sein gewogen gewesen, da ich dan E. fl. D*. nt.
dank vor sage: so habe ich mein zustand, wie es mir in
der warheit ergangen, E. fl. DK in Ut. vennelden woUeiL
der saverslcht, E. fl. DK wie mein gn. herr werden vm
mher der warheit glanben geben, als andern lagenmaalen,
die nichts mher können als smehen und lestem.
E. fl. DK wird ohn zweifei bewust sein, dass mir J. fl.
DK Hz. Carolus auf die festung Neihans vor ein Rtadtlialter
verordnet 8), und wie I. fl. D*. vor Riga wiedei ninL nach der
Pernow abgezogen, haben I. fl. D*. Hz. Carl auf dieselbe
vestung zwe fenlein teutscher Soldaten zur besatzung auf
mein anhalten verordnet, weilen solches ein gi'entzbaus und
ihn demselben in acbt zn idiemen nicht weinig gelten.
Welche Soldaten dan nach I. fl. DK abznae nur 6 oder 1
Wochen alda gewesen, ich ihnen anch in boffiiang, daas sie
Der Adressat ist zweifellos Gf. Johauu. Dazu atiuimL auch
die Stellong, die die Livl&nder überhttopt ihm gegenüber einnahineii.
Vgl. den Bericht bei Johann Textor in Mittheil. VIT, UT
Gf. Johann verliess am 20. Jani Beval, am 23. Aug. Stock-
holm, am 3. Oct. Lübeck.
s) 38. April and wiederholt 9. Juni 1601. Bs Beg. f. 199;
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bei mir bleiben worden mit gel de, kern nnd proviant ans
meinem bentel bei zwe mcmat aoldnng gereichet*). Nadidem-
mhal aneh die redlicben lente Ton 1. fl. "DK &, Carl das
irige also Bchiunigk nicht erlangen können, weilen aber der
veUher mit den Polen im felde zu treffen in willen gewesen,
bat er die teiitschen Soldaten durch sein schreiben, welches
ich noch zu erweisen habe, schleunigk wiederumb nach Vellin,
da dan der veltherr mit dem andern schwedischen und liff-
leudiBchen kriegesvolk gelegen, abgefurdert, dagegen mir
geschrieben, es wurden die stadhalter von Dorbt mir ander
Weilen ich mich aber des lobl. Teltherm befferen nicht wieder-
setien können, habe ich die tentschen soTdaten wiewoll mit
grossen beschwer ungern müssen abshin lassen. Kachdem*
mhaln auch der veind mit gewalt angedrungen, sich vor
Weimar gelagert und mich «clion bis ins Atzeische gestriflfet
und ich mich in ^dcichr-n \ ei uiuten müssen, dass das Neihaus
auch nicht wurde unangefochten bleiben, so habe ich stark
an die regenten und stadthalter von Dorpt geschrieben, zu
etzlicheu mhalen sie aufs höchste vermanet und gebeten,
dass sie mir nnsemnlich gate knechte wiedmmb an& haus
schicken weiten; ich habe aber von ihnen aUeaeit zweifei*
bafte Wiederantwort bekommen, hernach aber habe ich meinen
diener zwe mhal hingeschicket umb folk, aber nichtes er-
langet. Da habe ich mich selber aofgemachet und wie woU
ich etzliche M-ochen schwerlich kraiX gelegen, und ubel
reiben können, habe ich dennoch, da es nur etwan besser
mit mir worden, mich nach Dorpt begeben und aufs fleisigste
nmb gute knechte augehalten, üa haben abermal die stadt-
halter von Dorpt mir gewiss und eigentlich zugeoaget aufm
den fosB die knechte nachzuschicken; wie ich aber ihren
werten getranet nnd auch nicht lange vom hause bleiben
können, in hoflhnng, dass mir die knecht strack folgen Söl-
ten, da sein aber etzliche ta^e nur viertsigk kaier kerls, das
meiste teil jungen nnd bengef hingekommen, da nicht fünf an*
ter gewesen, die ein ror recht laden oder abschissen können.
>) Am 9. Oct. 1601 protestiert der Kastellan von Dorpat HatUiiM
Leuifk vor dem Burggrafengoricht in Ritra [St:arch. Fracrm protoo.
jud. burnrah. ! f. H26] gegen Otto v. VietinghofT, Ileiuricli Fuikenberg
ood 8taui8luus Noiiharl, weil äie uiclil nur die zu Neuhüuaeü geliorigen
Höfe Boeen, Hsenn* nnd Bea^a (= Roeenhof, Sennen udcI Banfe),
Bnnrlcrn rmch <len ganzen Distrikt von Neuhauaen verwüstet und aus-
geraubt, dann die Burg Nenhaasen belagert and eingeDomtneu, während
der Bülagerang aber von allen nmliegenden Höfen sowohl das Vieh,
Pferde lud OeMdo, als anoh wu der Borg andere HobiUen, Silber-
Sachen, wegjjenommen liätten , welchen Schaden er im Ganzen auf
20000 fl. schätze, and bittet diese Protestation den Akten des Bnrg-
grafengerichts eiosnverleibeD.
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Nftehdon ieh aber geMlieni daas leh mit den lentiieii
nbel ein festung halten wurde» habe ieh Adam Sdirapfer,
den hauptman von Atzel, wiedemmb nach Dorpt abge-
BchicV' t. weil ich selbs zum andern mhal schwerlich krank
befallen, dass er bei den stadthaltem noch umb mher volk
anhalten ?oUe. Derselbe aber, wie er zu Dorpt kommen,
ißt PT aliLi L^eblieben und sich auf Atzol nicht leriirfr tretipn
wolt n, mir aber geschrieben, es wurde mehr volk geschickei
werden. Darauf ich immer gewartet, sie sein aber ausge-
blieben und durch der stadthalter von Dorpt veräeumnos
und nachlessigkeit nicht geschioket worden.
Inmittelst aber die Polen neher heran gedrungen, wege
nnd Strassen yorleget und besetz, dass niemand hin und her
kommen mnge; ich habe woU zo dreimhalen tentsche nnd
baoren mit schreiben nach Dorpt abgeschicket, sie haben
aber nicht durchkommen mugen, sondern sein anch etzlicbe
schreiben von den Polen aufgefangen worden, daraus ?ie
dan erfharen, dass ich kein volk aufm hause gehabt und
derhalben etwas nehr sich an das haus gelagert, die Stras-
sen verleget, ja bat der oberste Fareusbach und der ^afe
von Ostwrogk einen schwedischen trommeter nebenst ein«n
schwedischen rittmeister, Moonas |1: Magnus] iTcrson genant,
in der nacht heimlich an die wacht abgefertiget, mit ihnen
spräche m halten nnd sie zq ermanen, dass sie sidi dem
konige ans Polen als ihren rechten herren, dem de geschwo-
ren betten, m [!] ergeben, man wnrde ihnen solches in allen
ffnaden vergelten. Dai auf den aiuii die wacht, denen ohn
das nicht umbs hertze gewesen sich zu wheren. denselben
boten ein gut beschedt gegeben, sieh gutwilligk erboten, sie
soUeu nur getrost heranüi ingen, sie wolten keinen schuss
auf sie thun, man solte sie dessen versichern, dass sie mit
dem leben davon passiren selten; wofeme idi das haus in
der gnte nicht anrgeben weite, so wolten sie mir mit dem
bette, da ich damals krank gelten, Tor die pforte hinunter
tragen nnd in ihre hende übergeben und also das hans nber-
ffeben. Solche ihre anschlege aber oder dass sie mit dem
feinde spräche gehalten, i-t mir zwar unwissend gewesen,
bis hernach meine eigene diener darüber zu masse gekom-
men, dass sie von der wacht mit den Sch\*eilru von der
polnischen Seiten unter der pforten spräche gehalten. Wie
ich aber solches orf hären, bin ich von hertzen ubei daran
gewesen, dass ich damals schwerlichen krank, zudem anch
mit solchem Tolke beladen gewesen, die ihre wacht also
hielten, dass sie mit dem feinde t^lidi spräche von der
manren hielten; was sie aber for anscnlege zu beiden theilen
gehabt, ist mir verborgen gewesen.
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589
Henuftdi aber die Dorptaohen erfharen, daBs die Polen
das bans mit erast gedachten aasafechten und auch bedacht,
dasa das haus schwach yon Tolke besetzet were, da haben
sie an einen teutschen fenrich mit nhameii Folix Mantenfel|
welcher mit etzlichen teutschen knechten auf Kirimpe ge-
legen, geschrieben, dasa er mit seinen knechten da=^ Neybaus
besetzen solte. ihm atich einem scbottschen capetein mit
nhainen Matias Hebron von Dorpt zugeschicket, derselbe
solte mit den knechten von Kirimpe nach Neuhaus kommen
und das haus einnhemen und besetzen. Und weilen die re-
genten von Dorpt weil apnhemen können, dass dnreh ibre
naohlesngkeit das bans blosB gelassen nnd derhalben kunf-
tigk von 1. fl. Hz. Carl muchten zu rede geaetz werden,
haben sie dem capetein befholen, so balde er aa& bans
kommen wurde, solte er mich mit weib und kind ermorden
und umbriTi<?pn, da« raeinige wan ich bette unter sich teilen,
den herren stadthaltern aber auch ihr teill davon zukommen
lassen. Die tentsclien kneclitc alx-r von Kirimpe haben nicht
nach den NeycnhauHc kumiai'n wollen, sondern weil ein
zimiiciier vurrai alda. au provianc geweseo, haben sie dick
Yormeinet Sbrimpe za erhalten oder solches mit sich nach
Dorpt za Inren. Der capetein aber ist allein anf Neihans
ankommen, hat stracks die schwedischen knechten in der
nacht zusammen gefordert, sein befhelich nnd TOmemen
ihnen vermeldet, auch einen eid von ihnen genommen, dass
sie ihm in diepem seinem vorhaben getreulich hülfe leisten
wolten. Sie aber, die obn das bist m rauben und schelm-
stack anzurichten, haben ihm getreuen beistand zugesaget,
ihren rhat beschlossen, dass sie vuu dem an gelegenheit
suchen wolten, mu- mit allen teutschen, der au wehrhaften
leaten nur 14 personen gewesen, sambt weih nnd kind nn-
▼ersehens zn nberiallen nnd nmbznbringen«
bis der höchste Qott noch einem erwecket ans ihrem mittel,
der an solchen mortlichen bubenstuck keinen gefallen ge-
hat, der mir solches offenbaret, was so über mich beschlossen.
Da ich aber ^o?ehe)i. dass ich mit solchem volke sei bela-
dengewesen, die mher )>pdacht, wie sie mich ermorden und
umbringen, als die ve«ätiiij*:k iurm feinde verthedigen muchten,
bin ich von iierlzen clrubttr besturizet worden, nicht desto
weiniger mit meinen guten gesellen unser Sachen anch etwas
in acht genommen, tilg nnd nacht nns mher ftur denen, so
bei nns anf dem banse, als fnr dem feinde^ der ausser der
manren gewesen, hüten nnd vorsehen mossen, dass ihnen
also ihr m<Mrtlich und schlennigk vomemen nicht gelingen
kdnnen, Unterdess aber ist mir ein schreiben zu banden
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Ö90
koromrn, welchem der eine atadthalter tod Dorpt Aloff Stralea
an Gredachten schottischen capetein cr^^^'^'h rieben, denselben
ermauet, er solu^ demselbem treulich uachkomraen. w.i- ihm
von ihnen befholen worden und mir ja sampt den meinigen
kein gnade er7.eigen, sondern ums leben brincren. Welche»
schreiben ich noch wolverwaret jedermenuiglich zeigen kan,
wie ich von den ehrvergessenen hüben sei gemeinet worden,
d«8B sie mir also den tetzeii Ion davor geben wollen, da»
ieh die vestongk sambt den kriegealenten 10 monat auf
mein eisen uncosten j9ie. Carl erhalten, da mir dan von
I. fl. Hz. Carolen kein einig pfenig weder za der knechte
besoldungk oder zu der vestungk unterhalt ist zugeben
worden, sondern habe auch die heuser Ronnenburgk und
Marieiiburgk von dem meinijen proviandiret und erhalten
und also alle das meinige und mein euserstes vermugen hinan
gestrecket, was ich noch auf dieser seile ubrich gehat, in
hoffnung andere belonung von I. ü. Hz. Carlen davor
zn gewarten als dasselbe, dass mich die Dorptschen stadt-
halter ohn schnlt nnd rechtmessige orsaoh also schlenmg
haben wollen zur danksagun^ ermorden lassen, damit rie
auf mir alle schult von sich wenden muchten, ich auch
I. fl. D*. Hz. Carl oder jedermenniglichen nicht vermelden
kunte, dass durch ihr nachle^f^ii^keit sie ur«ach i^^efreben
betten, dass die festun^r ^^Iso hat müssen ul>(TLi:ebt u werden,
Sie süken ihres cunktuens und ihres geitzes so üeisig nicht
gewartet haben, sondern viel mher I. fl. D'. Sachen in acht
genommen uiui aui diu heuser gute volker und was dazu
were notigk gewesen, verordnet, solches hette ihn^ mher
rhnm bei L fl. D^ und allen redlichen lenten eegeben nnd
die henser hetten sich auch besser halten nncT zur gegen*
wher schicken können, als hernach geschehen.
Weilen zwar die kriegealente also bei mir stehen wollen
und ich mich solch einer bezalung von denselben, so billich
leib und leben bei mir aufsetzen solteu, hal K^ zu vermuten
ehabt, und auch daneben keinen entsatz gewust zu be-
ommen, ist mir auch unmuglich gewesen mit 14 personen
teutschen eine vestung vor einer solchen gewalt zu verthe-
di^en, etzliche auch von denselben Finnen und Schweden
bei drei nnd vieren über die manren alle nacht zn dm Polen
gefallen, etzliche sich^ auch zu dem Mosoowiter begeben*
Derhalben zwar ans diesen uberzeleten Ursachen, ans noher
not gedrungen und ans keiner leichtfertigkeit, habe ich die
festungk mit condition, weilen ich kein ander mittel oder
erettun^'' vor äugen gesehen, dercron Polen aufgeben müssen.
Welte Gott, dass ich gute leute bei mir gehabt hette, ich
wolte viel lieber ehrlich vor meinem veinde gestorben sein.
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691
als mich mit gute ergeben haben ^ weil ich aber also wie ob-
gedacfat von meinen beihabenden knechten sei gemeinet wor-
aen, habe ich auch bedenken gehabt bei denen mein leben zn
wagen, die mich selbs also mortlich und seheimiseb gemeinet,
nnd danke also I. g. Gn. dem lobl. feltherren der cron Polen,
der mich als ein lobl. herr ff ehalten, was sie mir sogeeaffet.
Ich hette well ebe genoffet, dasr^ der himmeT fnnen
wurde, als dass wir arme betrübte Liefi lender also in unser
pu^ersten DOt von I. fl. D*. Hz. Carl so selten sein verlassen
worden. I. fl. D*. haben uns ziigesapret und geschworen,
bie wolten uns also bcliutzeü uüd verthedigeu, daas wir und
unsere nachkommen ihm ewig selten danken: wie aber
solohee geecheheni sein wir, Gott sei es geklaget, mit nnserm
groesen nnd merklichen scnaden zn fnnde kommen, dass in
nnserm vaterland solch ein ^oss jammer und klegÜeher zu-
stand itziger zeit ist, also in keiner historien Ton anfangk
der weit jemals erboret oder gelesen wird, dass ein land
also kleglich und jemmerlicli verheret und verwüstet worden,
wie itziger zeit dis arme IjiefTland. Es ist das ungluck und
jammer dieses landes mit menschenzungen nicht auszu-
sprengen, da alles ohn unterscheid erschlagen, verbreuuet
nnd umbgebracht wird, dass man auf so viel meil weges
keinen lebendigen mensehen zn sehen bekommet nnd man
an etsliehen ortom nicht weis, ob lente jemals alda gelebet
oder gewonet haben, ja die nicht sein umbgebraohi worden,
dieselben sein durch bnngersnot also jcmmerlichen umb-
kommen, dass unter den armen baursleuten die eitern ihre
kinder, die kinder ihre eitern, man und weib einander ge-
fressen, ja auch die diebe ans den galgen, die misstheter
von redern, ja die todten au» den grebern an vielen orten
von deu armen leuten aus gi'osser noth sein gefressen worden,
dass von ewigkeit nicht ist in der gantzen weit gehöret
worden. Wir haben so lange anf L fl. D^. Hz. Carls entsatz
gewartet, dass teglich meine arme landslente dmber nach*
einander an^eriemm werden, dass ein bans wird nach dem
andern eingenommen, die leute an banren nnd Teutschen
werden umbgebracht, die nicht erpcldagen werden, tödtet
der himger. Wir hetten woU gehoffet der entsatr solte so
lange nicht ausgeblieben j-eiu; es hat schon über ein jhar
gewheret, ist auch noch nicht kommen; was es verhindert,
mag der liebe Gott wissen. Uns ist viel anders zueesaget
worden : es ist dazu kommen durch diese unvermutli(S)e ver*
endemng, dass wir nicht allein nicht errettet, sondern gantz
nnterdmoket nnd Tertilget werden.
Es lieget itz d^s polnische kriegesvolk mit grosser
macht zn äkle, gedenken nicht ehe ans Lief land zn zhin,
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m
sie haben dan gaotz Liflaüd in ein corpus wieder erobert
und zusainiiieiibracLt, aoch das eingeDommeD, was zavor
nidit |>o]ni8ch gewesen. Ich kan S. fl. D*. den iemmeriiclieii
zustand dieses armen landes nicht gnugsam sdbreiben, Gfott
im hohen himmel mag sich ein Bihw der übrigen erbarmen,
Grott weis, wer noch das ende unsers nnglucks ist. Wolte
Gott, dass 1. fl. n*. Hz. Carl sich 1>e«?er bedacht ht^tten
und den unglückseligen krieg kein mhal hettcn angefangen,
wen wir nicht mher frommen davon hetteo haben sollen,
als dass wir in solch unwiderbringlichen Verderb und nn-
^luck durch denselben sein gesturtzet wordcu: ob solches
in der gantzen weit I. fl. Hz. Carlnm p] rhom geben
wird, setoe ich an seinen ort, dass wir so jemmertich sein
verlassen worden.
Weilen mir auch weitleuftigk beikommen, als dass L
fl. D^. Hz. Carl auf mir schmenen nnd mich an meinm
guten Tihamen G^reifen sollen wegen dessen, da^s ich mich
den Polen wiederumb ergeben, so bitte ich E. Ö. wie
meinen gn. herren, den ich mir in gnaden gewogen allezeit
gespuret, E. fl. wolten deshalben an Hz. Carolum schrei-
ben, ihn auch freundlich ermanen, dass 1. fl. D*. mir unver-
horter Sachen nicht schmehen oder an ehr oder gelimpf
greifen wolten. Ich erbiete mich dahin, dass idi mien,
wen es L fl. Hs. Carl begeren, ohn scheu mit warfaeit
erlichen verantwortend will, und bin der hoffnnng, wen
I. fl. J}K Hz. Carl mein gegenberieht und entschuldigong hören
werden. T. fl. D*. werden mit mir znfirieden ?pin und viel-
mher die schult, dass die veatung aufgeben worden, den
stadth altem von Dorpt, welche das haus mit guter besatzung
entblüset und versenmet, beimessen als mir, auch zudem
wie ein veratendiger herr das auch nicht rhumen, dass mir
also schelmisch und mortlichen ohn Ursachen nach dem le-
ben getrachtet worden. Ich schaue kein recht odergebhnr-
lidie reohtmessige yerantwortung, ich weis mich Ckvtt lob
gnugsamlichen su rerantworten und mit ihren eigenen schrei-
ben gnugsam zu beweisen, wesB die schnlt sei, dass das
haus nicht ist gehalten worden. Ich habe mich nicht grosser
gnade oder gunsten bei den Polen zu vermuten gehabf^t,
dass ich mich ihnen G^utwillig a«? leirhtfertigkeit hette er-
geben mugen, sondern ich habe das gewust, dass sie mir
also feind gewesen, betten sie mich ohn condition und unter-
haudelung des iu Gott rhuhenden seligen herreu obersteu
FarensbMhi meines lieben sohwagern, bekommen, sie hotten
mich woU mit tausent sangen lerrissen, dass ich swar da-
mals weinig lust gehabt mich den Polen wieder zu ergeben.
Wenn ich nicht die grosse untren an den schwedischen
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I
kuechtea und deü Dorptschen stadthaltern gespuret nnd er-
fharen hette, ich wolte mich lieber aufm dem hause in
stnoken habon sendsen lassen, als daas ich mich auf ebeii-
tear den Polen wieder geben nette.
Nachdemmhall ich aber solche untreu vermerket und
befunden, wie ioh sei gemeinet worden, wird mir auch kein
ehrlicher mensch verdenken, dass ich mich wieder zu den
Polen geschlagen habe. Da es aber nber hoffniiTipr ^fe^Ichehen
wurde, dass mich I. fl. D'. hinder mcinein nicken au meiiiüiu
guten nhamen schmehen wurden, so wurde ich verursachet
werden, meine uiischuli liiuwieder schriftlich jedermenniplich
durch die gantze well kunt zu thun, wie ich dazu gekommen,
und was ich dan auch darin setzen wurde, kante vieUeicht
I. fl. Hs. Carlen aoch nicht allerseits wolgefallen. Ich
kaa es noch nicht eigentlich wissen, wolte alMr auch woll
selbst an I. fl. Hz. Carlen geschrieben haben, und meine
Unschuld umbstendiglichen vermelden, darf aber solches ohn
erlanbnuss und vorwissen I. kgl. M*. und des lobl. polni-
schen vpltheren nicht ins werk ricliten diirffen [!]. Der-
haiben habe ich an E. fl. D*. wie meinen gn. herren schrei-
ben wollen, mit gantz dienstl. bitte, E. fl. D*. wolte meinet-
halben au 1. Ü. I}\ Hz. Carlen öchreiben und dieoeu meiuem
warhaftigen gegenbericht und entschuldigung vermelden
und schrifUichen zu wissen thnn. So balde iä erlanbnnss
Yon meiner hohen obrigkeit bekommen kan, will tob selbst
an I. fl. Hz. Carlen zu schreiben nicht unterlassen.
Schlisslich vermelde ich £. fl. DK, dass diese stunde
warhaftic:o zeitung mir zukommen, das? Weipsenstein auch
von den Schweden sei aufgeben worden. Die rernaw-^chen,
Dorpschen und die auch, so auf Lais sein, tractiren auch
schon mit den polnischen veltheren, erbieten sich zu er-
geben, woieru inen die condition, so sie vorgeschlagen, zu
alten zugesaget werden, weilen sie nach dem entsatz lanK
ffewarteti noch nicht wissen, wen er derselbe kommen wird.
Was sich nun I. fl. D*. Hz. Carl vor frommen mit einemung
dieses armen Lieflandes gethan, wird S. fl. nnd das rei<£
Schweden am besten wissen; wir arme einwoner muchten
es wünschen, dass wir unser leben langk I. fl. nhamen
hir in Jffland nicht betten nennen hören, also dergestalt,
dass wir nicht bessern frommen davon hetten haben sollen,
als wir nu befinden. Die Polen nemen sich des krieges-
wesen also an, dass warhaftig über dreisigk tausent man
schon im felde sein und noch teglich mher folk dazu kommet;
sein gentzlich geschlosseni die Narre nnd Bevel anch an»
mfechten nnd nnter die cron Polen wbl bringen, dass also
das nnglnck ons nicht allein treisn wird, sondern es werden
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594
woll mher orter dieses unnötigen krieges entgelden müssen.
Wir arme Liflender sein durch diesen unnötigen und an-
vermutlichen kriegk in solch gross ungeluck gesturtz^ dass
mit menschenzungen kaum auszusprechen ist, und sieht dar-
nach aus, weil die Polen so viel umb Lief landes willen thnn,
dass schwerlich ein redlicher Lieflander, wofern noch Irgent
einer beim leben uberbleibet, das seine besitzen wird, Gott
sei es im himmel geklaget, wir kommen unschuldigk zu
dieser unglückseligen verenderung; betten woll errettung
gehoffet, nu hat es sich ins euserste verderbung verkeret.
Dieses habe ich E. fl. D*. als meinem gn. herren aus be-
trübten hertzen in Ut. nicht bergen wollen, mit gantz dinstl.
bitte, E. fl. DK wolten hiraus meine warhaftige Unschuld gn.
vermerken und mein im besten bei L fl. DK Hz. Carl und
allen redlichen leuten hohes und niedriges Standes gedenken,
dazu auch mein gn. herr allezeit bleiben, sich meine person
sampt den meinigen in allen ferner lassen befholen sein, die
ich dan hiemit etc. Dat. Nienburgh, d. 8. October ao. 1602.
E. fl. D*. untertheniger diener allezeit
Otto von Vitinkhoff.
Stockholm, B:ark. Livonica, Vol. QiL Orig.
H4> Verzeichniss derer vom adel, witwen, waisen
und einwohnern aus dem Überdüniscben fürstenthumb,
so auf dieser selten unter der crone Schweden vor-
handen*), [ca. Frühjahr 1602.]
Wendischer kreis. 2. *Fromholtv.üngeren erben.
L * Fabian v. Tiesenhausen 2. *Otto6rothau8en von der
erben. Meselau.
1) Die Anzahl vou IM Namen wird auf 2B reduciert, wenn man
berücksichtigt, das nr. 8 mit or. 13 mit 59^ nr. Ii mit 41^ nr. IS
mit 84^ nr. 34^ mit 6L nr- äfi mit fi2 identisch zu sein scheinen.
Vgl. dasn den polnischen Index schwediBcher Anhänger in Liv-
land vom J. 1602 (8itE:Ber. 1894 p. ä3 ff). Die in beiden Ver-
seichnissen genannten, oder im Index indirekt bezeichneten Personen
sind in dem hier mitgeteilten durch * kenntlich gemacht.
Znr Datierung dieses Verzeichnisses ist zu bemerken: Frombold
V. üngern (nr. 2), hier als verstorben aug'egeben. wird Anfang Febr. 1602
erschlagen (vglTBasswurm, Ungern II 552); Reinhold Bonmg (nr. 36).
nach dem Vera, noch am Leben, füllt zwischen Nov. 1601 und März
(incl) 1602 (Hiaerne, Mon. Liv. I 392). Der Schreiber mag seinen
Tod noch nicht erfahren haben, als er das Verz. zusammonstollte.
Dies dürfte darnach aber um diese Zeit, im Frühjahr 1602, geschehen
sein. Dazu stimmt auch die Naroeureihe in dem zwischen Ende
Februar und Anfang «Juni ICÜ2 abgofassten polnischen Index.
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596
4. Antonis Klotb.
5- Berteidt Sesswegeu erben.
*Johanii V. Tiesenhausen
erben
L Froraholt v. der ßorcb,
Ewoldt von Mehden.
SL Hiiirich v. Ungeren von
Assoten.
1£L Fabian v. Ungeren.
LL Haus Rebinder erben und
witwe.
12- *Detlof V. Tiesenhausen.
13- Wolter v. Tiesenhausen.
14. * Engbrecht v. Tiesen-
hausen.
15. Rotcbert v. Tiesenhausen.
16. *Fromholt v. Tiesen-
hausen von der Sanssen.
Ü *GerdtDenhofl' witwe und
erben.
liL Hinrich Rehbinder.
Id. Joban Klingspom.
2(1 *Toma8 Bock.
2L *Nödingk erben.
22- * Engelbrecht Meck.
2^ Jost Kloth.
24. * Philip ührader.
25. Bartelat v. Wissen.
26. * üeinrich v. Ungern von
Fistehl.
2L *Fromholt v. Mengden
erben.
2E. Johan Platters witwe und
erben.
29, *Jorgen Nöttken.
3(1 Hans Nöttken.
äl- *Tepel8 erben.
32. * Walter Szacke.
33» *Claueö Paikel.
34. Berendt Nieman.
35- Hans Tues (?) erben.
36- Reinholt ßöning.
3L *Johan Witten erben.
38- Wilhelm Polman.
*) Über den Tod dieses Mannes, des früheren Ritterschafts-
hauptmauQS, deu die Foleu selbst als deu „omoiam aoteBiguauua"
des ganzen Abfalls ansahen (vgl. Index L o. p. 93), verdient hier
folgendes bemerkt zu werden. Bisher wissen wir nur, dass er An-
fang 1602 bereits verstorben war (vgl. des Bannerherro iL v. Tieaeo-
hausen Schriften, Aum. 159). Aber er wird auch schon 21. Oct. 1601
als der „sei. Job. v. 1. zar Berson" vor dem Bnrggrafcngenoht in
Riga bezeichnet (St:arcb. Fragm. protoc. jud. bnrgrab. 1 f. 331).
Es scheiut mir nun sehr wahrscheinlich, dass er in dem Treffen bei
Kokeuhusen, I!L Juni 1601, gefallen iat. Eine zeitgenuasische Kelatiou,
die „Warhaft. a. gmndtl. beschriebang des itziiten betriebt, kriegs"
(Mittheil. XVII 142), führt unter den Gefallenen resp. Gefangenen
(„von denen gar weiuigk gefangen'') auch einen Tiesenhausen an
und zwar ohne Vonmmeu, mit dem Zusatz: ,,und dergleichen gross
heuser". Es ist fiir den Verf. der Relation „der Tiesenhausen",
unter den vielen diese«? Namens eine bekannte, hervorragendere Per-
sönlichkeit; er kann damit kaum einen anderen meinen als Johann
V. T., dessen er vordem auch mehrfach erwähnt bat. Ausser ihm
nennt er nur noch zwei Tiesenhausen, Fabian, der am 22i Mai bei
Brla fiel, und Gotthard Johann r dieser aber stand auf polnischer Seite,
Mödlich wäre nun freilich auch, dass Johauit v. T. in Gefangenschaft
genet und dann bald darnach starb. Die Relation dräckt sich hier
nicht ganz klar aus, sie nennt Gefallene und Gefangene durchein-
ander. So sind die a. a. O. genannten Georg Krüdener und Hermann
Wränget, wie wir wissen, gefangen wurden« Franz v. der Warda da-
gegen gefallen. Von Jobann v. T. ist aber nach dem Juni auch iu
der gleichzeitigen Korrespondenz niemals mehr die Rede.
596
Der Döptische kreis.
39. Gteorge Stackelberg der
alte.
40. Adam Schrapffer.
4L Engelbrecht v. Tiesen-
hausen.
42- Berendt v. Scharenberg.
43. HermanWrangel der alte.
44. Johan Wrangeis erben.
45» Reinholt Engels erben.
46. Goswin Anrepp.
41. Jost Tauben erben.
48. Jörgen Stackclberg der
jünffer.
49» Wolter Kurseis erben.
5(L Koberdt v. Woldeck.
5L Magnus Brumer.
52. Claus Knrsell.
53. Mangnus v. der Lude.
54. Fabian Wrangel.
55. Merten Bormans erben.
56u Lubberdt Kamby.
5L * Engelbrecht Kawer.
58. Dierich Kawers erben.
59. Wolter v. Tiesenhausen.
60. 'Johan üxkuls erben.
6L Berend Nimandt.
62. Reinhold Böningk.
Der Pernawsche kreis.
63. * Johann v. Bosen erben.
64» Ewaldt v. Mehden.
65. * Jörgen Krüdner.
66. Hinrich Krüdner.
62. Otto V. üngeren von
Orell.
68. Hinrich v. Rosen.
69. Kerstan v. Rosen,
lü. Mangnus v. der Pähl.
11. * Jörgen Aderkass.
12. * Hinrich Kosskels erben.
13. *Johan Pattkull von
Posen.
14. Hans Buddenbrock.
15. Heinrich v. Falkenberch.
76. * Hinrich Buddenbrook
erben.
TL Otto Buddenbrock.
IK Jürgen Wrangel.
19. *ReinholtAnrep vonSzor.
BÜ. Reinheit Anrep von B.0-
penhof.
SL Jürgen Pattkull.
82. *Johan Pattkull von
Kegel.
83. *Froinholt PattkuU.
84. * Hinrich Rehbinder.
85. *Godert Strieck erben.
86. Mangnus Strieck.
87. Casper Ermes erben.
88. Berendt Helfrecht.
89. Andres Kosskull.
90. Jorgen Kosskull.
9L * Jorgen v. üngeren zu
Pirckels erben.
92. Wolmar v. Ungern.
93. * Jorgen v. üngeren von
Eckenangeren.
94. Schierstetens erben.
95. Huhenpoth (?) erben.
96. Casper Tiesenhausen von
Szasen.
97. Helmych Anrep.
98. Bwalt V. Fietinghoff.
99. *Everlacks erben.
100. Farenholt erben.
lOL * Walter V. Düren erben.
102. Philip Sass.
lOB. Reinholt Sass,
104. Wühelm Sass.
Stockholm , B : ark. Oxensüernska saml. Handlin^r oin Lifl.
1561 — 1623. Kopie, uudut. — Id dorso: .Verzeichoia
der Ritt, des Überdüoischeu fürstenthambs. Oopia.'
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j
Personenregister.
Anmerkung: Nicht berückßichtigt wurden die Namen der Ver-
seidmisse in den Anm. auf S. iSÜ. 51L &5i und von nr. M auf
S. fi94 f.; ebenso der puaaim genannte Herzog Karl von Sudermannland.
— Die Zahlen bezeieluien die Seiten, ein n dahinter die Anmerkungen.
Ackerstat!', Thomas, &^
Aderkas, Georg v., bMh
Ahnen, Heinrich v., achwed.Rittm.,
43h.
Alefeldt, Gosik v., 55&
Anrep, Johann v., achwed. Rittm.,
476.
— ReJnhold v., schwed. Feld-
marsehall, 5f)7 IL
Bedenfeld, Johann v., 5i9 n.
Bendson, Helie, 563.
Bengtsson, Johann, schwed. Rittm.,
477. m
Bielke, Svaiite, Reichsrat, &2(L IL
Blankfeldt, Frams, d. Ä., Mä.
— Christoph, 5f;8.
Bock, Thoina«, dIü.
Bockholdt, liauä, m 85. (Buch-
holz) 54a IL
Borch, Werner v. d., 511.
Boye, Georp, 544. ZL
Brahe, Maguuä, Gf., Reichsrat, &2Ü.
IL
Brakel, — , 51£L
Brink, Ma^nn^, 554. 56.
Buxböwden, Klaua, 55^.
Cawer, s. Rawer.
Classon, Hans, schwed. Admiral,
&I2.
Cliieason, Jöran, 571.
Clettuw, .schwed. Kapitain, 572.
Clodt, Stephan (?), 562.
Delwig, Ewert v., zu Thoal, estl.
Landrat, ilL 514. IL
— Frau V., 510.
Dembin.^iki, Matthias, 4TL 7K 509.
M IL
Dönhoff, Gerhard v., SÜCL 501 f.
6Ö4. 8. 9.
— Otto V., öoa
— Christoph v., 510»
— Frau des Heinrich v., 51Q.
Dücker, Daniel, schwed. Leutn., 56^
Dumpian, Wolmar, 554. 56.
Eiche, Laurentius, Rig. Obersekret.,
504 n.
Eke, Nieolaus, Rig. Bürgerm. 488.
604 n. IL 5öfi u.
Erich XIV., Kg. von Schweden,
52L
Eriksson, Jöran, 570. 71.
Fahrensbach, Jürgen v., 470. 75. liL
ILZ8.51Q.24iLßlf.88.
Falkenberpr, Hermann v., 614 il
— Ileinrich v., 5>il il
Fegesack, s. Vegesack.
Ficke, Niclas, m 5ÖÖ. 9. ID.
- Hans, 549 n*
Finke, Godik, 571.
Gaden, Wolmar v. d., 549 n.
Gierraundsson, Nils, schwed. Rittm.,
477. 19-
Godemann, Jacob, Rig. Syndicus,
504 ü.
Golenbiewski, Michael, poln. ünter-
starost auf Pernau, 4äS.
Goreski, — , poln. Offizier, 562.
Gottberg, Jacob, schwed. Unter-
admiral, 514 n.
Gronfeld, Bemt, 549 u.
Grotthnss. Reiuhold v., schwed.
Hittm., 53L 5L
Gyllenhielm, Karl Karlsson, 466«
68. m
Hahn, Frau v. (Hansche), 4IL
Hastfer, Detlef, 414. 15.
Hebron, Matthias, schwed. Hptm.,
559. OL
Hermann, Pfarrherr in Wolmar,
4fi9.
Uilchen, David, 5üa 5. 9. ML 6L 62.
Hill, Jacob, schwed. Rittm., 498 u.
541.
598
Höveln, Wilhelm v., schwed. Leatn.,
m 99.
vom Hofe, Kaspar, Rig. Bilrgerm.,
fiOi IL
Holstein, s. Johann Adolf.
Horn, Karl Hendriksaon, Statthalter
in Reval, im. OK
zur Horst, Hans, n<>4. L 9*
Hnils, Jacob (HüLsen?), 5:30.
Johann Adolf, Hz. von Holstein,
Johann, Gf. von Nussau-Katzen-
ellenbopen, nf^H. 51. 5L 06 f.
Iwerson, Muguui», tbinläud. Edel-
mann, 562. SS.
Kantelber^, Tonnies, 530.
Karkowski, Matthia«, 501.
Karl Philipp, Uz., ä^il
Kawer, Ludbert, 471. 571.
Keifer, Heinrich, 5^ u.
Klot, Anton, 49ä.
Korff, Nikolaüs v., Starost von
Kreutzburg, 5iiL
Krakow, Martin, schwed. Hptm.
auf Ronneburg, 5<>4.
Krüdener, Georg v., 531. ÜL (Jür-
gjn) fiß IL IL HL
erthold v., 5B3.
Knithausen, Hans,
Kursel, Klaus, 55B.
La Daetorn, schwed. Rittm.,
LarsHon, Mais, 571.
Lejonhufvud, Moritz, Gf. von Rase-
borg, 55L m IL
Leniek, Matthias, poln. Castellan
von Dorpat, 5öl ii.
Liesnowski, poln. Offizier, 5fil f.
Lindersson, Anders, Reichs-Feld-
marschall, 571.
Liveu, Heinrich, schwed. Rittm.,
42fi ü. 98. 5ßfi ü.
Loewenwolde, Gerhard v., 554.
Luggenhusen, Gerhard, 55S.
— Hans, 55().
Maier, Johannes, Rig. Sekretär, 5111
MantenSel, Felix, schwed. Fähn-
rich, 589-
Maximilian, Erzhz. von Oesterreich,
52L
Medem, Ewald v., ^
Mengden, Johann v., 520.
— Wolniar v., 56L
Metztacken, Fromhold v., 4fi9.
Moritz, Prinz von Oranien, 506 ü. 528,
Nielsson, Jons, schwed. Offizier, 5Z2>
Nötken, Jürgen, Leutn., fiSiä.
Nonhart, Stanislaus, 5^
Nykirch, Hans, schwed. Qaartier-
mstr., ^2 Q.
Nyrot, Hans, 556.
Ofi*enberg, Lorenz, 5iä. 50.
Oldhöveling, Franz, 485. 94. ^
Fahlen, Fabian v. d., 469.
— Jacob v. d., d. Jüng., 476. IL
5aL
— Jürgen v. d., 57L
Patkul, Fromhold, 5IiL
— Johann, 47f>. 80.
Plettenberg, Magnus v., 530.
Radziwill, Georg, Fürst, 519.
Ramel, Heinrich, poln. Rittm., 4Z5.
am
— Margaretha, geb. Plater,4I5.
Ribbing, Erik, 571.
Ringemuth, Johann, kurl. Edel-
mann, 4ZL 28.
Riuaberg, Hans, Älterm. d. gr.
Gilde in Riga, [>Qi
Rolandt, Jacob, 4^ 549 n.
Rosen, Johann v., 480.
— Georg (Jürgen), 549.
— Geoi^, zu ü.xküll, 530.
Ryning, Axel, Reich.sadniiral, 570.
Schad, Kersteu, schwed. Rittm.,
477 29.
Schaffhausen, Wilhelm, 4^
Scheel, Joachim, schwed. General-
admiral, 471. 554). 11^
Schenking, Otto v., B. von Wenden.
425.
— Georg V., Oeconom von
Dorpat, 482. öa. 505.
Schniülling, Frau, 510.
Schrapfier, Adam, Hptm. auf Adsel,
483. 85. SL 89. 9L 98 tt.
548 f . 56. 6L 15. ffl.
Schulmann, Robert v., xtL
Schwartz, Jacob. 556.
Schwartzhoff, Johann, 48.^.
— Wilhelm, 483. 85. 54ä iL
Sigismund August, Kg. von Polen,
517. 18.
Sigismund IH., Kg. v. Polen, 520.
22.
Stackelberg, Georg, v., 544. GL IL
15. bä. ^
— Christoph, Rittm., ^56.^
Starbeck, , Ö6L
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599
Btepb&n Batory, Kg. von Polen,
Straffen, Wilhelm, m
Strale, Oluf, »chwed. Oberst, 5iL
OL m
Stuert, Thomas, 562.
Stryck, Dietrich, zn Mönnierkorb,
eatl. Landrat, 41L n71.
Taube. Konrad, 51Ö. IL
— Ueinhold, 5M. ÜL öiL
— Wilhelm Friedrich, 128.
Tepel, Bertram, achwed. Oftiaier,
481.
Tiesenhansen, — , 476.
— Detlüf V., zu Erla, 553.
— Dietrich v., zu Kongtal, 554.
— Ellert V., 514
Kii*,'elbrecht ▼., Rittm., 554.
— Fabian v., zu Adlehn, 4iJ5.
%. äL äH. im. 51L 14. IL
aa 4fi IL iJ5 ü.
— Froinhold v., d. Alt, 53Q.
— Fromhold v., zu Fenten, 53il
— Fromhold v., zu Märzen, 53CL
— Heinrich v., poln. Rittm., 478.
— Heinrich v., 483. ^
— Johann v., früher Ritt:hptm.
514ii.l5f. aü.aL44.45.
4fi m ä5 D.
— Johann v., zu Tiraen, 4Sß.
Tiesenbausen, Kaspar v., 496. SL
51Ü.
— Kaspar v., zu Neusa, Rittm.,
554. 56.
— Keraten v., 4ÖÖ
— Wolter V., 4a& n.
Tod wen, Wilhelm v., 514 il 63.
Tornei, Frau, 510.
Truppen, Johann, 483 (Torphen).
549 ü.
Uexküll, Otto V., Feldmar8chaU.489.
Ungern, Heinrich v., zn Fisteolen,
53a 4a f. 5Ü.
Urader, Matthias, 494 n. 5QL
Vegesack, — , 52D.
Vietinghoff, Gerhard v., K6.
— Otto V., 402. Ö3. ML 95. 96»
9L 99. 514 n. 4tL 5Ö. 59.
61 f . d4. öü f.
Weiher, Ludwig, poln. Oberat, 4ZQ.
28.
Wenthiiig, Tonnies, 609.
Wiegan^ Otto, 549.
Woldeck, — , 482.
Wolf, Georg, kurl. Edelmann, ITL
Wrangel, Äloritz, Rittm., 4ZL 29.
— Fabian, 556. 83.
— Hermann, 542 n. 49. 83.
Wulf, Gabriel, 53a
Zamoiaki, Johann, poln. Feldherr,
56L
Zwttifieln, WiUielm v., 424. 25.
Ortsregister.
Adlehn 49L
Adael 482. 83 Q. b5 f.'SL 89. 92 ü.
549. 56. 6L SL 8S.
Allendorf, 469.
Anzen 486. 8L ^ 4. 9. 6L
Berson 496. 96. 546 n.
Burtnek 416 u.
Calmar 462.
Cremon 428. m 5Q9. 48.
Dorpat 41L 13. 14. 25. 8L 83 f .
m5ÖÖ.39.52.6Lmi2f.
82 f.
Eichenangem 469.
Eifaborg 46L
Erla 428 n. 98. 530. 46 ü.
Ermes 56Ü.
Falkenau 539.
FelUn AIH 539. 54. 63. 82.
Uapsal 539.
Helniet 428 n. 56a
Hochroaen 476. 509.
Jürgensbnrg 509.
KarkuB 428 n.
Kirchhoim 51L
I
600
Kiimnipä 5fili SQa
Kokenhuseu 428 il IB. 09.
Koken 47» m
LaiB 4m 593.
Lemnal 4Ü1L ^ ZiL fi(L gSä. 4&
Linkopiii^ 4^7.
Lude mL
Ludseii 495. 9L
Lublin bliL
Mtrlenbarir 4bÜ. öL öö. ÖlL 911 f.
9^ 9£l 51L 541 Bö. filL Ü2. 64.
Mojan &Ü9. 4tL
Nabben 4fi9. 80.
Narvu 5m 9a.
Neuermuhlen 511.
NenhaoBeu 55Ü. 5^1 59. fiQ. £1. 64.
86 r.
Neawenhof 477.
Nienburg (?) 594.
Nitan 5^
Oberpahlen 425. 55L
PadiB 529.
Pernaa 4ÜÖ. 9L 93. 539. 43. 52.
23. 15.
Pernig«! 469. SO.
Purkeln 469.
Ranzen 507.
Raage 5ä2 il.
Re?al 484ii.51Q.14.I5ux3L34.
39.44.45.46iL4L52.m.
84. 93.
Riga 41ö 11. iö. ÖÖ. 94. aÜO. 3. 4.
mi5f. 39.5L 52.62.il.
Rodenpois 498.
Ronneburg 412. 28 n. JiL 5Ü9. 64.
Roüp, (jross-, 509. 4Ö.
Roop, Klein-, ^ ^
Rosenbeek 5()9.
Rj-senhüf 5M7 n.
Roaitten 495. 91. üOL
Salis 55L
Segewold 49ä. 509.
Sennen 502 u.
Serbigal 49L
Seäfiwegeu 495. 96. 90. 99.
Smilten 4äL 92 il
Snnzel 49Ö.
Stoekbolm 564. 66 u. ä5.
Tirsen 496. 9L
Treiden 506. 47. 48.
IVikaten 42L
Walk 42H ii.
WeisaeuHtein 42L 12. 74.r>ft6.58.9:V
Wenden 425. 26. 2L 2Ö. 93. 94. 95.
98. 50Ü. 9. 42. 49.
Wolmar 47b. 77. 78. 89. 92. 93.
531. 4L 6Ö. 8L
Wjborg 46L
Berichtignugen.
S. 302 Z. 4. V. u. lies: dem Rath wahrscheinlich bereit« den 3. Sep-
tember J[Sits!.-Ber. d. rig, Ges. 1886, lOG].
S. 522 lies: Olettow, statt Cletton.
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iRkalt
belle
Ein Verzeichniss der nach dem Jahre 1438 dem
Lubischeo DomkApitel übergebeaen Urkunden des
Rigischen Erzstifta. Mitgetheilt vou Alexander
Berge ngriiü und bearbeitet von Philipp
Schwartz 401—462
Zur Geficbiehta der livUndischen Ritter- and Land-
schaft 1600—1602/ Briefe ood Aktenstncke.
Von Dr. Fr. Bienemann jnn 463 — 600
/
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