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Full text of "Mitteilungen aus dem Gebiete der Geschichte Liv-, Est- und Kurlands"

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Mitteilungen 
aus  dem 
Gebiete  der 
Gescliichte 
Liv-,  Est- ... 


Gesellschaft  für 
Geschichte  und 
Altertumskunde  . 


Bali-  ^ö7e.\ 
1/ 


l3ar\>arö  Collcfle  Xtbrarp 

FROM 


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Mittheilungen 

I  aas  dim 

(iebiete  der  (Jesehiebte 

liv-,  Estr  und  Eurlanids, 

h  6  r  a  tt  8  g  e  g  6  b  e  u 
von  der 

Sesellscliaft  für  Geschiclite  und  Altertliums- 
knnde  der  Ostseeprovinzen  Bnsalaiids. 


Siebzehnter  Band, 


lU^  1900. 
NieoUi  Kymmeli  Bnehbandlung. 


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I 


IT  l  ' 


Gedruckt  auf  Verfugen  der  OeBt  llachaft  für  Gesohiohte  und  Alter- 
thnintlainde  der  OfltseeproviozeQ  Kasslands. 

Priiident:  H.  Baron  Bmialngk. 

Big«,  den  e.  Mai  1900. 


Diuk  TM  W.  r.  HIfltot  te  Bi|«. 


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RECEIV£L\ 

JljL  14  1900 


lihilt     uebsehitea  taidei. 

  8«ito 

1.  Johuin  Wolthnst  Ton  Htne»  1470—11  Metitor  a«t 
DciDiwIiNi  Oidtns  in  LivlMid.  Von  Oskar  Siarea- 

  1—88 

2.  Fortsetzung  einer  liviaudiächeü  Biactiüföckrouik.  Her- 
audgegebeo  von  Oakar  Staveohagea   89 — 96 

3.  Eine  ÜTlandUche  BeUtaoa  äber  die  EreigoiBse  in  LiT* 
land  aas  dsr  Zeit  von  im-'lWL  MÜgietbeUt  von 

A.  Bergeiigrftn  97—164 

4.  IltellMistniisdosHmB^sssDbeiohiiiderC.Bniltafs 

la  Bt  PeConbarg.  Von  R.  Hau  im  an  n  166— 21S 

5.  I>er  Silberschatz  der  St»  NikoUükirche  saReraL  Von 

B.  Haaemann  

Cw  Dss  Kopialbadi  ans  dem  XIV.  Jahrb.  im  KniL  Fto- 
▼indabnnseiiin  m  MIImi  nad  der  sogaaaimta  Gnaden- 
bitef  des  BlseboHi  NIoolaas  von  Riga.  Yon  Mioolans 
Bnseb   877--406 

7.  Ein  Versseichuisa  der  nach  dem  Jahre  143^8  dem 
Ijubiacheo  Domkapitel  ubergebeneu  Urkunden  des 
Rigischen  Erzstifts.  Mitgetheüt  von  Alexander 
Bergengräu  und  bearbeitet  von  Philip p  Schwerts  407^462 

a  Zar  Oeaehichte  der  liTlindtodiin  Bittsr-  nad  Iiand- 
aabaft  1600^1662.  Biiafa  nnd  Aktanitttake.  Hsiias- 
gegebao  «oa  Dt,  Fr.  Bienamaan  jaa.  46S**666 


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Mittheilungen 


ans  dBv 


llYländiscben  Gescbichte. 


Siebzebuteü  BiUidc^  itäles  Hefl. 


Riga,  im. 

Kieolal  Kymmels  Bochhaudluiig. 


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Gedruckt  auf  Verfugen  <ler  rJesellschaft  für  Gescliiclifo  und  Alter- 
thumskunde der  Ostaeeproviuzen  Rnaslands. 

Präsideut:   H.  liaroii  Bruiuiogk. 

Riga,  den  3.  Mai  1897. 


^^^^  Shrlf 
Xj  T  B         j^L  "Y" 

OF  THE 

Peabody  Museam  of  American  Archaology  and  Ethnology 

IN  CONNECTION  WITH  HARVARD  UNIVERSITY. 


PRESENTED  BY 


Digr.  Gc 


Miu  Ylüikm  m  lerMi  1470—71  leister  46g 
Deatechen  Ordens  u  Uvläiid. 

Iii  der  letiten  inMOselMfllMlien  Darstellung  der  iltem 

HTländischen  Geschichte  ist  über  diesen  Meister  folgendes 
gesaert:  ^Zum  Nachfolger  Mensredeg  wählte  man  den  Komtur 
von  Eevaiy  Johann  Wolthuss  von  Herse,  einen  unruhigen 
Mann,  der  aar  knrse  Zeit  seines  Amtes  waltete.  £r  erregte 
udi  aUen  Seiten  bin  Anstosa.   Der  Ersbisehof  trat  mit 
seinen  alten  Ansprüchen  wieder  auf  und  behauptete,  Men- 
gede habe  ihm  die  Kirchliolmer  Vertra^aiirkunde  zur  Yer- 
oichtong  übergeben,  der  Orden  klagte  über  parteiische 
Beaoteimg  der  ibntar  durch  den  neuen  Meister,  ober  sein 
«iatoa  Leben  und  seine  „msaiBclie  Politik*.  Vor  allem  aber 
erregte  er  dadurch  den  Zorn  der  Ordensbrüder,  daas  er 
ohne  den  Rat  der  Gebietiger  am  Meeresstrande  in  Wirland 
em  Schlosa  Fredeburg  in  grösster  Eile  hatte  errichten  lassen 
md  zwar  anf  einem  dem  Orden  nicht  gehd]^enden  Gmnde. 
Dabei  gerieten  die  Unanzen  dea  Ordens  in  Yerwirrang^  nnd 
gid>  den  Süssem  Anlass  zu  seinem  Sturz,  üm  eine  im 
Herbst  1471  Mlige  Ordensschuld  von  600  Mark  zu  bezahlen, 
wollte  der  Meister  eine  allgemeine  Schätzung  ausschreiben. 
Da  er,  wie  seine  Qe§pLet  bebanpteteni  das  Geld  verschlea- 
dert  I*^tt6,  besobloss  mm  dob  seiner  zn  entledigen«  Die 
Gebiet  iger  traten  zusammen,  entsetzten  ihn  seines  Amtes 
und  hielten  ihn  im  Ordensschloss  Wenden  in  schwerer  Haft. 
Dort  im  Kerker  ist  er  dann,  noch  vor  1474,  gestorben.  Zu 
Huiflin  Nachfolger  aber  erwählte  num  den  Landmarsehall 


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Bernd  ron  der  Borch  ').^    Bei  Ricliter  und  den  andern  Dar* 

btellcrn  ist  Johann  Wolthuss  entweder  ^hiiz  üV)ergangeQ  oder 
als  ein  politisch  unbedeutender  wüster  Geselle  nur  Üüchtig 
erwähnt.  So  urteilt  z.  B.  C.  E.  Napiersky  in  seiner  Gte- 
sehichte  der  Stadt  Biga  fkber  ihn:  ^Br  verfolgte  zu  sehr 
die  Zwecke  der  Üppigkeit  und  dee  Eigennutzes,  als  dass 
er  flir  politische  noch  Lust  und  Zeit  hätte  haben  können 
Unsere  alten  Chroniken  haben  auch  nur  kurze  Angaben 
über  seine  Regierung  und  sein  trauriges  Ende.  Ihre  Yer- 
gleiebnng  lässt  drei  Traditionell  unterscheiden.  Die  erste 
ist  gegen  Ende  des  15.  Jahrhunderts  von  der  ttltestem  Re- 
daktion der  kleinen  Meisterchroniken  fixiert  worden  und 
lautete:  „Meister  Wolthusö  wurde  nach  IV's jähriger  Regie- 
rung durch  die  Untreue  seiner  Ordensbrilder  wider  Recht 
und  Billigkeit  vom  Aieisteramt  Teratoeseii  und  gefangen 
genommen;  er  musste  im  Gefibigiiis  xu  Wenden  sterben. 
Deshalb  hat  Gk)tt  Livland  mit  grossen  Plagen  gestraft').** 
Die  zweite  Tradition  hat  der  Chronist  Renner  in  der  Mitte 
des  16.  Jahrhunderts  den  mündlichen  ErzUhlungen  der  Ordeoa- 
kreiae,  in  denen  er  yerkefarle,  entnommen  und  sie  zwisofaen 
seine  Faesuig  der  enten  gesetzt.  Nach  ihr  musste  Jokann 
Wolthuss  sterben,  weil  er  das  Gelübde  der  e\s  igen  Keusch- 
heit gebrochen  hatte Bald  nach  dem  Untergänge  dm 

öchieraann,  RaSBland,  Polen  und  Livlaud  2  ö.  146.  Sehr 
richtig  bemerkt  Schiemann  kurz  vorher:  .Hier  wie  überhaupt  fiir  die 
GeBchicbte  des  In  und  16.  Juhrhunderts  hat  die  Detaillorschung 
uberuU  ciiizuäetzeu.  W'tui  bit^her  au  Material  uod  Vorarbeiten  vor- 
kaadea  ist,  berechtigt  noch  nicht  zu  sicherem  Urteil*.  Leidwr  sind 
bia  jetst  die  letsten  Bände  dee  li?L  Ufkiuidenbiioliee  lu  eolelien  Vor» 
arbeiten  sehr  wenig  verwertet  worden. 

*)  Monnmenta  Lironiae  entliiiiae  4  8,  LXXIII. 

Gf.  die  beiden  kL  MefiterelttOBika&  im  AiekiT  f.  d.  Geioh. 
Ut-,  Set-,  Korleada  4  und  5  und  fiber  eie  BatUef  in  den  Teck 
d.  geL  eeta.  Oes.  n  Dorpat  8  &  27  £ 

*)  IäyL  Bietorien  8.  127:  ,He  wort  bedacht»  dat  be  by  einer 
fironweuipereone,  der  he  einen  nten  rock  g^ven,  lege  imd  eine 
gelofle  der  ewigen  knieclidt  lialven  avertredea  badde,  dee  neete  be 


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Ordens  ist  dann  noch  eüie  dritte  Tradition  entstanden,  aber 

oö'eubar  nur  durch  das  Vm-seheu  eioes  verständnislosen 
Kompilatora  Immerhin  ist  sie  zu  beachten,  da  Gadebusch 
und  Arndt  sie  an%enommen  haben.  Danach  war  der  Grund 
ftr  die  Absetsnng  WolttnuenB,  „dass  er  bei  dem  Orden  in 
V«rdaelit  geraten,  ab  wenn  er  mit  den  Russen  ein  Ver- 
ständnis unterhalte*).** 

Neben  diesen  Traditionen  ist  bisher  für  die  Beurteilung 
des  Johann  Wolthoss  massgebend  gewesen  die  fliiohtige 
KmtMBnafame  Ton  einer  Sehrift»  in  der  seine  siegreichen 
Fsisde  dem  prenssisehen  Orden  die  Grilnde  ftr  die  Ab- 
gelang  und  Beatrafirnff  ihres  Meister-  niitgeteilt  haben.  Ob- 
gleich nun  erkULr lieber  Weise  die  Klage-  und  Verteidigungs- 
adiriften  der  Wolthussenschen  Partei  nicht  überliefert 
smdy  kaan  nnd  mnn  doch  an  der  ofifisiellen  Darstellnng  der 
ÜfitadiecheB  CMietiger  ma»  eingehende  Kritik  geftbt  werden. 
Von  Woltbuss  selbst  sind  nur  3  Briefe  mit  politischem  Inhalt 
Torhanden,  11  andere  von  ihm  ausgestellte  Urkunden  be- 
traffien  private  Verhältnisae,  meist  Belehnungen.  Unter 
solehen  Umstiliiden  mfissen  alle  anderweitig  fiberlieferten 
Binselheiten,  so  nnbedentend  sie  auch  an  nnd  fikr  sich  oft 
zu  sein  ocheiueu,  herangezogen  werden.    Im  iolgeuden  wird 

•ttma*.  Iii  dieser  niiTeD  Fasrang  äiuseiie  iiob  die  damalige  Vor- 
rteßnog  von  der  attteastrenge,  die  aogebli^  noch  vor  80  Jahren  im 
Wfadjsehwt  Orden  bensehte.  Of.  HdUbaam  in  dea  Vetli.  d.  geU 
eilB.  Oes.  8  8.  63. 

^)  Matthiae  StnibjczU  Livonieniia  LiTOoiae  daMtu  deieriptio 

(IfiiTT),  8.  28:  » Johannes  Wolthosen  posteaqnam  trero  in 

•uipkioDein  quandam  incidisset  cum  Mosschis,  a  fratribua  ordinia 

c&ptiiB,  incarceratna  et  ob  causam  oam  inlerfectus  est'.  Mit  deoselbeu 
Worten  sagt  er  iS.  14  vou  d^rn  Krzhischof  Johannes  Blankenfeld: 
«Cum  vero  in  suspicionem  qaandam  cum  Moascho  incidibdet.  .  .  .  . 
mcarceratiis  .  .  est".  Es  scheint  mir  gewiss,  duss  hier  eiue  Ver- 
wechselung odtir  VerQiidchuug  vorliegt.  Denn  von  einer  durch  Wolthuäa 
be^aditigten  Yerbindong  mit  Nowgorod  gegen  Moekau  und  Pleskau 
kebtti  diese  CArooiiten  mebte  geabnt. 

i)  Gadebueb,  Ufl  Jabibdeher  I,  3,  8.  189;  Arndt.  LItI 
Chran.  2  &  102. 


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die  GoschichU'  des  Johann  Wolthuas  ho  erzählt,  wie  sie  sich 
mir  auä  dem  gesamtea  uns  erhalteneu  Quellenmaterial  ergiebt. 
Der  weaeDtliche  Inhalt  der  Beachuldigangsschrifi  ist  aneh 
fax  sieh  »Ueiii  betrftclitet  wordeiiy  obgleidi  sich  dabei  Wte- 
derholiuq;«!!  moht  vemetden  lasMO.  Dcom  dieee  Sobiift 
bleibt  trotz  ihres  völlig  tcndeuzioöcn  Charakterä  doch  die 
Hauptquelle  für  die  ganze  Sache'). 

Am  15.  August*)  1469  war  der  Meister  Johann  von 
Ueiigedtt  anders  gen.  08tlH>f  gestorben.  Seine  Bi^eroDg 
hatte  trots  eines  energischen  Strebens  in  den  wiohtigsten 
Dingen  keine  positiven  Resultate  aiifzinveiseu.  Es  war  wohl 
gelangen,  die  während  des  13  jährigen  preussischen  Krieges 
Livland  bedrohenden  Gefahren  abzuwehren  nnd  mit  be- 
scheidenen Kräften  zur  teilweisen  firbaiftnng  des  pveusfliaeben 
Ordensstaates  beixotragen;  aber  das,  was  die  Sicherheit  und 
Ruhe  Livlandö  nach  aus^^en  hin  am  dringendsten  verlan|ß^e, 
wovon  die  Zukunft  des  Landes  abhing,  die  Herstellung 
fester  Grenzen  gegra  Litauen  und  vor  allem  gegen  Pleskan, 
war  anch  in  diesen  18  Jahren  nidit  wa  emichen  gewesen. 
Wie  eine  Wanderdttaie  dem  Winde,  so  blieb  dort  nach  wia 
vor  jede  Grenze  der  von  drüben  und  hüben  gehandhabten 
Willkür  preisgegeben.  Und  dabei  war  jetzt  hinter  Pleskau 
das  asiatische  Moskau  mit  unabsehbaren  Ansprüchen  anf- 
getancht  Im  Innern  war  es  durchaus  nussglftckt^  das  Yer- 
hftltnis  des  Ordens  sn  den  Bischöfen  und  der  Stadt  Big» 


1)  Die  Urkunden  bob  den  AroMTea  fai  Riga,  Beval,  KöDigsbec^ 
Danzig»  sind  direkt  henntit  worden,  wenn  aneh  die  Konigsberger 
nach  Napierskva  Index  corp.  hist.-dipl.  und  die  Dandger  nach  Höhl- 
banms  Yerseichnie  in  den  Vcrhandl.  d.  gel.  estc.  Gea  8  S.  5  ff., 
citirt  werden.  Sonst  sind  dio  Hildebrandschoii  Absclinften  benutzt. 
Eine  sehr  wesentliche  Stutze  dieser  Arbeit  war  ein  von  L.  Arbueow 
angefertigtes  Gebiet vgerverzeichnie,  da'^  durchweg  eine  urkundliche 
Basiä  hat.  Ks  wird  nicht  ciUert,  wie  überhaupt  aUe  i:^in2elheiteiiiiicii 
hier  nicht  belegen  lieFstn. 

*)  Diesen  Tag  gebeu  diu  sukr  ^uiverlassigeu  iiuvaier  Kammerei- 
recbnungen. 


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in  belHedigender  Weise  zu  regeln.  Die  Kirchholuier  Ver- 
trage wurden  weder  vom  Erzbischof  noch  von  der  Stadt 
aMTkannl,  und  die  Herren  von  Dorpat  und  Osel,  ja  selbst 
die  imtar  dem  Palzonat  dee  Ordene  etehendmi  Prälaten  tob 
Kmrhmd  uid  Reval,  biuiatotuD  aacli  wie  vor  jede  Gelegenbefit, 
am  sich  den  Ordensinteressen  feindlich  zq  zeigen.  Somit 
hatten  die  wertvollen  Konzessionen*),  die  der  Orden  im 
Streit  mit  den  Prälaten  den  Rittmohaftea  entweder  selbst 
gmadit  oder  tob  jenen  ftr  diese  enwingen  gdiolfen  hatte, 
niehie  oder  aar  wenig  genMt  Denn  die  Ton  einer  m- 

schlagenen  Geiätliclikeit  mit  römischer  List  immer  aufs  neue 
geknüpften  Knoten  konnten  endgültig  nur  mit  dem  Schwert 
gelöst  werden.  Dies  Schwert  aber  mnsste  dann  auch  im- 
stande aein^  mit  teidoppelter  Kraft  die  änsseren  Feinde 
nTMBQSclilagen,  dm  bei  jeder  energfeeben  Auseinander^ 
Setzung  mit  den  Bischölen  auswärtigeKomjjlikationeu  drohten. 
£in  solches  öchwert  besass  der  Orden  nicht.  Er  musste  es 
sefamiedeii,  oder  er  war  nnheilbarem  Siechtnm  yerfallen. 
Oase  eine  innere  Eonaentraition  der  Ordensmaefat  höehat 
sdiwierig  durdmiAbren  war,  lag  anf  der  Hand.  Der 
Meister  Menf^ede  war  bei  aUeu  Uiiternelimnngen  durch  den 
fig^mutz,  den  Ungehorsam  und  die  Disziplinlosigkeit  der 
eigeBen  Gebietiger  finanaiell  und  militäriaeh  gehemmt  und 
beeolnrinkt  worden.  Jeder  Ton  ihnen  wollte  in  seinem  Ge- 
biet  mibeedntekt  herreoiieii  nnd  dies  Gebiet  fttr  sieh  und 
seinen  Familienanhan^  möglichst  au8)>euten.  In  erster  Linio 
sorgten  sie  für  die  eigene  Person,  in  zweiter  für  ihre  Sippe, 
in  dritter  ftr  den  Orden,  aber  wohiveretanden  för  ihren 
Oiden,  (der  eine  YerflorgnngBaaBtalt  fkt  den  westfiüieohen 
Adel,  ein  Spüal  derselben,  wie  sie  selbst  sagten,  sein  sollte. 
Höhere  Zwecke,  staatliche  Ideen  fanden  bei  ihnen  keinen 
Fiats.  JEis       klar,  dass  jede  Änderung  der  inueren  Macht- 


*)  Vor  ttllfeui  die  Guadenrechte.  Die  Umstände  ihrer  Erwerbung 
sind  allerdings  bifihur  uocli  uirgüiidB  geoügüud  klargt)ät«)llt  wordeu. 


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▼erbiiltiilsfle  im  Sinne  einer  etaatlidien  Kovuentration  bei 

ihnen  den  heftigsten  Widerspruch  hervorrufen  musste. 

So  war  die  Situation,  als  Mengede  starb,  und  zur  Ver- 
besserung derselben  diente  es  nicht,  dass  nach  seinem  Tode 
der  Meietersinbl  fast  5  Monate  unbesetzt  blieb.  Der  Grand 
daf&r  war  eine  Anderai^  im  ModnB  der  Meiaterwahl 
Statt  der  zwei  Kamiidaten,  die  bisher  vom  liTl&ndisühen 
Ordenskapitel  ebenso,  wie  es  in  deutschen  und  wälBcben 
Landen  geschah,  gewählt  so  werden  pflegten,  sollte  von 
jetsEi  ab  nnr  noch  einer  dem  HochmeiBter  m  fieetifctigiiiig 
Torgestellt  werden.  Letatterer  aber  sollte  TerpfBelitei  BBrn, 
den  ihm  I'räsentierten  ohne  jede  Zö^erun^'  zu  bestätigen. 
Damit  wurde  zweierlei  zum  Ausdruck  gebracht:  der  in  der 
ersten  Hälfte  des  15.  Jahrhunderts  so  stark  vorhandene 
landsohafllicbe  Gegensati  im  liylindisefaen  Orden  balle  jetet 
aufgehört,  irgend  welche  weaentUohe  Bedeutung  zu  baben, 
und  die  Oberhoheit  des  Hochmeisters  war  für  den  liv- 
ländischen  Orden  nur  noch  eine  formelle.    Das  letztere 
war  eine  sehr  nahe  liegende  Konsequenz  des  sweiten  Thorner 
Friedens.  In  Prenssen  bat  man  sieb  sieber  znr  fi^rmlicben 
Anerkennong  des  nenen  Wablmodns  in  Li^nd,  vor  allem 
zur  Verpflichtung  für  alle  zukünftigen  Beatätignngen  nur 
sehr  schwer  entschioBseu,  aber  man  brauchte  dort  so  dringend 
Geld,  dass  die  vom  liTlftndischen  Orden  gebotene  materielle 
Entscbttdigimg  scbliesslicb  alle  Bedenken  besiegt  bait.  Ver- 
bandelt  ist  Über  diese  wiebtige  Sache  ohne  Zweifel  sehoii 
zu  Lebzeiten  MeDged(*>:  z.  B.  können  wir  sicher  annehmen, 
dass,  als  im  Dezember  1468  der  Hochmeister-Statthalter 
Heinriob  Renss  von  Plauen  in  Wolmar  war  nnd  man  dort 
dem  preossiscben  Orden  wichtige  Konzessionen  maobte» 
prenssisohmeits  bieranf  bezügliche  Yerspreelrangen  gegeben 
worden  sind.   Aber  eine  genügende  Siciierheit  der  Aner- 


1)  Of.  Ph.  Schwaiti»  die  WaUen  der  livl  Oid»iian«isi«r,  in 
lliUeUiugw  am  d^r  ttvL  Gesoh.  18  a  408  IC 


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kennung  koDiite  nur  der  Hochmeister  selbst  geben,  und  die 
Wahl  eines  so  leben,  desselben  Heinrich  Reuse,  fand  erst 
am  16.  Oktober  1469  stetig.  Deshalb  also  miuate  n  Liy* 
laad  der  Wahlakt  so  laoge  ait%esehobeii  werden.  Die  am 
7.  Januar  1470  m  Wenden  Torgenommene  Wahl  fiel  auf  den 
Komtur  m  Reval,  Joh.iim  Wolthuss  von  Herse,  und  die  zu 
seiner  Yorstellang  nach  Preussen  geschickte  (Gesandtschaft 
hat  die  Beetidgmig  ohne  Sehwierigkeiten  erlangt^  trotideoi 
dort  wieder,  naehdem  am  S.  Januar  1470  Benae  geatorben 
war,  nnr  ein  Hochmeister  -  Statthalter  Torhanden  war. 
Spätestens  Mitte  März,  Mahrscheinlich  Bchon  im  Februar, 
mosa  die  Bestätigungs-Urkonde  in  Livland  angekommen  sein. 

Der  neae  Meisler  war  in  der  westfitUflehen  Mark  als 
Sohn  des  einem dortigenMinisterialengesGUeelit  angehörenden 
Friedrich  Wolthnss  von  Herse  geboren*).  Im  Orden  finden 
wir  ihn  schon  im  Jahre  1451  als  den  Kumpan  des  Vogtes 


^)  Obiges  ergiebt  sich  mir  au  dem  Zasammenhange  der  Er- 
eignisae,  ana  deo  Umständen  der  spätem  Wahlen  und  Bestätigungen, 

tos  gewissen  Zahlangen  des  livT.  Orden»  an  den  preusslschen,  sowie 
ans  der  1520,  Sept.  29,  vom  Bochnieister  Albrecht  auspjestellten 
ÜTtande  (gedr.  bei  Joachim,  Die  Politik  des  letzten  Hoclirneisterß  2 
S.  353  ff.).  Die  lange  iMuer  der  Statthalterschaft  des  Johann  Freitag 
Qai  ändere  Gründe.  Cf.  aber  weiter  unten  die  Umstände  der  Be- 
stätiguog  Borcha. 

*)  Im  Königsb.  Staats  -  A.  laud  ich  die  glcichz.  Kopie  eioes 
Zeugnisses,  das  Graf  Konrad  ^tom  Retberge*  am  23.  Jnli  1466  den 
Briten  mraderiek»  H«niHHi,  Johaa  uid  Ludeloff  ile  WaMhnsio  ms- 
sCtUt  Danaoli  stammeo  die  Oeoanaten  aae  der  Bha  daa  »Harmaa 
WaUfauaD  mit  ainaf  ahrbaran  Jimgfran,  dam  Rittaibfirtigkeit  fhr 
Wappaa  ead  Hahn  bewaisen''.  Harmaa  W^ttnuan  war  ans  dam 
fltffi  Pedatboin  n  dan  Eham  dea  Grafen  gaiogen,  wa  ihnan  naah 
Sitte  gntarLanta  mit  Harnisch  nnd  Pferden  la  dlaoen,  and  war  aach 
Uir  Amtmano,  trener  Bat  nnd  Verwahrer  gewesen.  In  dorao  der 
K^^pie  h»t  e?!if»  zweite  gleichz.  Iluud  bemerkt:  .Dieser  Brief  ist  durch 
pffte  unurl  trave  willen""  an^n^tja^ebeu;  in  Wahrheit  vprliäit  es  sich  nicht 
so,  wie  man  beweisen  kann  und  wird".  Fiericiick  frmss  der  anch 
sonat  urknndlich  Friedrich  genannte  Vater  der  livi.  WolthuHs  sein. 
Der  Vorwurf  einer  illejt^itimen  oder  wenigatena  nicht  ritterbürtigeu 
Abatauiuiung  kam  duuiaiä  iu  den  Ordeuakreiaeu  »ehr  häufig  vor. 


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Etur  Soneburg,  des  Dietrich  tob  d«r  Doraenburg  anders  gen. 

▼On  der  Lage.  Auch  ein  Brudf3r  von  ihm,  IViedrich,  ist 
bereits  damals  Kitterbruder  im  Konvent  zu  Reval^).  Johann 
ist  später  IÜ8  Landvogt  nach  Karkos,  als  Vogt  nach  Narva, 
alB  Komtar  Boenit  naoh  Marienbiirgy  in  Beginn  des  Jahres 
1468  nach  Reval  gegangen').  In  diesem  Gebiet  war  seit 
1466  ein  dritter  Bruder,  Ernst,  als  harrischer  Ordensva^ali 
ansässig'^).  In  Narva  und  Marienburg  hat  Johann  die 
Besiehnagen  Livlands  zu  Russland  während  der  von  Grenz- 
kftmpfen  und  fMedensTerhaadlnngeik  erfolUen  Jahre  1458  bia 
1466  TOn  Gmnd  ans  kennen  gelernt*).  Hier  mmu  er  sn 
der  Ueber Zeugung  gelangt  sein,  dass  für  den  Orden  und 
Livland  eine  baldige  detiniiive  AbrechnuDg  mit  dem  stets 
unruhigen  Pleskau,  die  Herstellung  einer  ^Bston  Grenae  am 
Peipns  nnd  sfidwttrts  hinab  naeb  JUtthaoen  hin,  eine  poli* 
tische  Nothwendigkeit  war.  In  Beyiü  tritt  w  uns  nrkimdliali 
in  dtT  richterlichen  Thätigkeii  eines  Komturs  entgegen^). 
Für  sein  Verhalten  auf  dieser  langjährigen  Laufbahn  bis 
zur  Meisterwürde  haben  ihm  später  dieselben  G^bietiger, 
die  ihn  als  Meister  gest&rzt  hatten,  das  Zeugnis  ansgestellt, 
dass  an  ihm  nie  dasjenige  gesptirt  wnrde^  was  hernach  sie 

1)  Oieiehi.  TiBitsaenBlIste  in  der  ffibl.  der  Oe».  für  Gesek  «ad 
Alt.  m  Biga. 

>)  Indes  no.  30&B  (so  ^rird  die  Besebaldigangssebrift  eMert). 
Laadvögte  warea  Bitterbrtlder,  deaea  die  Yerwaliaag  «Ines  Qebietes 

ohne  die  Qobietigergewalt  äber  einen  Konvent  übergeben  war;  sie 
wurden  vom  Meiater  ohne  Bat  gesetzt  uud  enteetit.  KariKoe  gehörte 
1451 — 1470  zu  den  Kammergebieten  des  Meistere. 

3)  Er  liatte  vou  Hans  LecUtea  dessen  ausserhalb  der  sam enden 
Hand  (ii-rtr  vou  Lechtea  Heftende  Güter  gekauft,  später  auch  die 
Gnadengiiter  einer  unmiindigeu  Auneke  Lechtes  erworben,  mit  der 
er  verlobt  gewesen  jsq  sein  scheint.  Urkunden  in  Kuckera  und 
Kopenhagen. 

^)  £r  wird  mit  dem  von  der  1.  plesk.  Chronik  als  „Uimui^  juaaeii 
GasajiAaftciii*  beieiohnetea  Ctoeandten  dei  Meieleia  n  ideatÜBiereti 
Bein,  dem  ea  im  Anguat  1468  gelang,  den  Frieden  swiaohen  Dorpat 
uid  Pleekaa  m  Tennittehi.  Iloiaoe  eo0p.  pycenia  jftiesieei  4  8.  SÜU. 

B)  BetL  ood  UtL  Brief  lade  1  no.  260  «ad  281. 


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allr  zu  vernichten  drohte,  nämlich  der  ^eynperszige  eigene 
wiUflii'^ Sie  YersUndeD  darunter  Eigemitttz  und  Ungehor* 
Btm  gigen  YorgeBetile  mnd  Ordenastataten.  Das  Alter  des 
Meistere  bei  aeiner  Wahl  ist  naob  dar  hinter  ihm  liegenden 
Ordenskarri^  auf  nicht  mehr  als  50  Jahre  za  schätzen. 
Nach  der  Wahl  kehrte  Wolthuss  in  seine  Komturei  zurück, 
wo  der  Eeraler  Hat  ihm  seine  Freude  über  die  Wahl  duroh 
ein  Bhrengesehoiik')  besevgte.  Am  2.  Febraar  ünngirt  er 
dert  noeh  als  Kemtwr*).  Die  Ankunft  der  Bestätigungs- 
arkunde führte  ihn  wieder  nach  Wenden,  wo  er  vor  dem 
vert^amroelten  Kapitel  den  Meisterrid  nbzwlegen  hatte.  In 
ihm  gelobte  er,  was  schon  die  Ordensstatuten  vorschrieben, 
dasB  er  als  Meister  m  allen  wiehligen  Ordenasaehen  aiohts 
ofaie  Bat  «don,  aaolyreii  nde  yngaen**  wolle^).  Dae  G(ebiet 
Reral  sollte  er  zunächst  behalten ;  deshalb  setzte  er  daselbst 
als  Beinen  HaupimaDn  den  Komtnr  zu  Talkhof,  Gerwin  von 
Bellersheim,  einen  Rheinländer,  ein^).  Von  Wenden  aus 
sebeioat  er  dann  die  nitteUiTÜiidisohen  Gebiete  besichtigt 
so  haben*).  Am  82.  Märs  ordnet  er  za  Rajen  in  <}egenirart 
des  Vogtes  zur  ßoneburg  die  Verhältnisse  der  unter  letzterm 
auf  Dagden  ansässigen  Schweden und  am  31.  Mai  verlehnt 
er  zn  Fellin  einem  Dietrich  Storck  drei  Acker  in  der 
Felüner  Fisidmark*).   Mittlerweile  hatten  ihn  aber  auch 

1)  Mkl  ao.  2068. 

*)  8  BUen  »bnins  BcliarlakW  im  W«rte  von  40  m.  R  Beval 
KÄmmereirechiraiigeo. 

«)  Bifl.  1  no.  288. 
^  M«c  m».  9068. 

^  lo  der  Bm$  TatlAof  plfaten  wu  DliiierftioB  gestellt«  oder 

«mentirte  Gebietiger  su  sitzen.  Bellersheim-BildersheilD. 

<)  Die  Umzige  oder  Umritte  durch  die  Gebiete,  womit  genaue 

InTentar-Revisionen  verbunden  sein  BollteD,  gehörten  en  den  Anits- 
piicbten  der  Meister.  Cf.  Kor-Liv-Estl.  Urkundeub.  9  uo.  716  g  24. 

7)  Erste  Meistenirkunde  WolthuBens,  nur  in  der  Kopie  einer 
Beetatigung  Plettenbergs  von  1503,  Juni  29,  orfialti  n, 

^)  Mitteilung  dfs  Barou  Hermann  Jiruiumgk  aoe  seiner  tianuulang 
der  UvL  Privaturkundeu. 


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wichtige  politische  Fragen  vollauf  in  Änsprnch  genommen. 
Oleich  nach  seiner  Wahl  hatte  er  den  Komtur  zu  Goldingen, 
Labbert  Yon  Forssem,  and  den  Sekretär  Johann  tod  Olepe 
zum  Erzbisohof  Silvester  naeh  Lemsal  gescbiokt»  um  sioli 
mit  diesem  zn  Terstindigen.  Als  Silvester  davon  angetegen 
hatte,  dasä  der  Kiii^hholmer  Terlrag  toi  und  nichtig  sein 
möBse,  hatten  die  Gesandten  erklärt,  dasö  der  nene  Meister 
in  gleioher  Weise  wie  der  verstorbene  an  ihm  festhalten 
werde  Noch  seiner  Beetätigong  liess  Woltirass  die  Stadt 
Riga  aaffordem,  ihm  and  dem  Orden  aof  Grand  des  Kiroh- 
holmer  Vertrages  zu  huldigen.  Der  Rat  erwiderte,  man 
wolle  ihm  nach  dem  Sühnebriefe  von  13^0  huldigen;  vom 
Kircbholmer  Vertrage  wisse  man  niohte,  denn  derselbe  sei 
solenniter  angehoben,  kassiert  and  getötet;  das  übrige  Ukn 
Master  Ostho&  Brief").  Da  Hess  der  Meister  diese  Sadien 
80  ruhen.  Er  hatte  den  prinzipiellen  ^Standpunkt  gewahrtj 
an  eine  definitive  Entscheidung  wollte  er  erst  später  und 
niehty  wie  es  früher  geschehen,  mit  ongenfkgenden  Maobt- 
mitteln  treten.  Hieraas  erklärt  es  sich,  dasi  Schkes  and 
Stedt  Biga  im  Itinerar  des  Meisters  fleUen.  Br  hat  die 
bisherige  Ordensresidenz  gemieden,  um  damit  einem  zu 
frühen  Ausbruche  des  alten  Streites  aus  dem  Wege  zu  gehen. 

Grosse  Aufmerksamkeit  musste  Woltbass  den  boobst 
verwirrten  öselschen  Verhältnissen  sawenden.  In  diesem 
wieder  bereits  seit  5  Deiennien  darch  Fehden  and  ünraben 
aller  Art  zerrütteten  Eiätum  war  nach  dem  Sturz  des  Usur- 
pators Johann  Yatelkanne  der  vom  Papst  schon  1458  zum 
Bischof  ernannte  Ordensprokarator  Jodocus  Hoenstein  1468 
endlioh  snm  Besits  gelangt  Aber  gleioh  daranf  geriet  er 


^)  Sogeo.  WeigseDsteiuer  Urkunde,  Iudex  no.  2117. 

^  Scriptt  rer.  lAv.  2  S.  752.  In  liesor  jetzt  nach  dem  rig. 
Rftty.4(  kr»  t;(r  {klrwech  geuaiiüten  Chronik  stammt  die  lalöche  Chrono- 
logie jedyjilülls  iiicht  von  dem  aufs  beste  unterrichteten  Zcitgeaoeeen 
her.  Osthofä  Brief  ibt  daü  l'riyilog  vou  L4Ö4,  Nov.  d.,  gedr.  in  deu 
N.  N.  Mise.  Stück  3.  4  8.  597  ff. 


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w  einen  heftigen  Zwiespalt  mit  seinen  deutschen  Dienern, 
den  schwarzen  Häuptern  auf  Ösel.  Der  Orden  war  an  diesen 
Sachen  sehr  intereseiert^  denn  seine  öselschen  Besitzungen 
worden  stets  in  Hitleidensehaft  gwofen;  fär  Jodoons  hatte 
er  grosee  Auslagen  maefaen  müssen  und  von  Yntelkanne  nnr 
Niederlagen  dayongetragen.  Dazu  mischten  sieb  dort  der 
König  von  Danemark,  der  sich  Patron  des  ßistmii-  nannt« 
and  jetzt  wegen  ^seinea  JdLaplans,  des  Bischofs'"  Vateikanne, 
irehgeheadc  Fordernngen  erhob,  sowie  die  sohwedisehen 
Hanptlenle  fon  Wisbj  und  Wiborg  besttndig  ein Untor 
ihrem  Schutz  begann  jetzt  Gerd  Mallingrode,  der  1468  mit 
yieler  Mühe  vom  Orden  aus  Livland  vertriebene  Land 
marschali,  gegen  den  livländischen  Orden  eine  Aktion  zur 
See.  Sein  Diener  JÜrgoi  Kloet  lag  im  fHl^ahr  1470  mit 
aogeworbenem  Kriegsvoll:,  richtiger  wdil  sehwedischen 
Piraten,  bei  Gotland,  um  liyländisches  Gut  zu  kapern*). 
Wolthnss  hat  e?  zunächst  verstanden,  zu  den  Prälaten  von 
ösel  und  Uorpat  ein  gutes  Yerhaltuis  herzustellen,  besonders 
sa  Andreas  Peper  von  OorpafI,  der  aneh  in  ösei  einen 
groBsea  ffinüose  besass.  Erleiditeri  werde  dies  dadurch, 
dass  beide  Bischöfe  mit  Silvester  wegen  des  Wortlautes  des 
Eides,  den  sie  ihm  als  fturtragane  zu  leisten  hatten,  in  einen 
erbitterten  Streit  geraten  waren.  Im  Juni  zog  der  Meister 
nach  Harnen,  nm  dort  im  Namen  des  Hochmeisters  die 

1)  FiDf  Brider  Axcbion  konmen  vor,  die  Bittor  Iwar,  Hagen, 
Erich,  Loreni  und  Olav,  voo  deoen  die  drei  ersten  Hanptlente  anf 

Gotland,  Wurtborg  und  Wiborg  Bind;  Iwar  war  Schwiegersohn  des 
Königs  Karl  Knateon.  Sie  nehmeu  stets  nobedenklich  jeden,  der  An- 
sprüche an  Livlander  hat  oder  su  haben  vorgieht,  hi  ihren  Scbnts  auf 
und  bemächtigen  «ich  dann  livIäudischeD  Gutes,  wo  sie  nur  dessen 
habhaft  werden  können.  —  Für  die  oHoL^chen  VerbältnisRe  kommen 
neber  Stockholmer,  Revaler,  Daoziger  Urkuuden  besonders  anch  die 
in  der  Bibl.  der  Nikolaikirche  zu  Grei&wald  erhalteneu  Meiloffscheu 
Maouskripte  in  Betracht. 

*)  Danz.  StA.:  1470,  Apnl  13,  schreibt  Ritter  Lorenz  Azelsson 
an  Danzig,  dass  Kloet  ein  Ifibisehes  Schiff  genommett  habe.  Haa 
swaag  so  die  Haoieetidte  sa  einer  Pressloa  auf  den  Orden. 


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HnkliguDg  Hamen-Wiflaads  und  d«r  Stadt  Reval  entgegen- 
zunehmen. Denn  trotzdem,  daaa  der  Hochmeister  Ludwig 
YOD  Erlichshaiusen  am  25.  April  1459  die  Oberhoheit  über 
(Hese  liande  und  Beral  nrkondlksli  dem  liYläiidisciieii  Orden 
abgetreten  hatto^  waren  sie  nicht  ans  der  Holiait  dee  Hocli- 
meieterB  enilasaen  worden  und  huldigten  deahalb  nur  ^imcAk 
alter  Grewohnheit*,  wenn  sie  den  schriitlichen  Befehl  dazu 
aus  Freussen  erhalten  hatten.  Am  Johannistage,  dem  ge- 
wöhnUohen  Termin  der  harriach  -  winaoheU  „fieaahhmg'^, 
finden  wir  Wotthnas  aof  SoUeea  Beral,  Wo  er  aut  Beint 
des  Bisohoft  und  des  Kapitels  von  Reril,  sowie  der  V#gte 
von  Jerwen  und  Wesenberg,  Lehnsgüter  betreflende  Nachlaßs- 
Streitigkeiten  schlichtet').  Zwei  Tage  darauf  hielt  er  seinen 
ofludeUen  Einritt  in  die  Stadt,  Der  Bat  ehrte  ihn  doroh 
ein  prttehtages  Gastmahl  «nf  dem  Bathhansö,  wobei  in  seinem 
Gefolge  die  Gebietiger  Ton  Jerwen,  Weeenberg  und  Njren- 
slot  mit  vielen  Vasallen  Gäste  der  Stadt  waren*). 

Am  23.  August  belehnt  Woithuss  zu  Jb'elUn  einen Holsteter^ 
am  88.  sa  Weimar  den  Goswin  Anrep^.  Et  war  anf  dem 
Wege  nach  K^^nigsberg,  wohin  er  an  der  aaf  Michaeüs  an> 
gesetaten  Hoehmeisterwahl  geladen  war.  Unterwegs  ISuBden 
wahrscheinlich  Besichtigungen  der  kurischen  Ordensgebiete 
statt,  zu  denen  damals  auoh  Memel  gehörte.  Von  den  ihn 
begleitenden  Gebietigem  ist  ans  mir  der  Komtur  Ibrsssm 
bekannt.  In  Königsberg  schlössen  sieh  an  die  Wahl  des  bis- 
herigen Statthalters  Heinrieh  Reffie  you  Biehtenberg  Be- 
ratungen über  die  allgemeine  Lage  deöOrdcnb  in  allen  Ländern, 
und  man  erachtete  allerseits  eine  grundliche  innere  Eetbrm 
ftr  nötig.  Zu  diesem  Zweck  wurde  die  baldige  Abhaltung  einen 
grossen  Ordenskapitels  nach  TorausgegangenerVisitation  aller 
Ordensländer  in  Auasicht  genommen^)«  Li^ländischeneits  hat 

1)  Brfl.  1  00. 294 

^  Revaler  KirnneMireolitiaDgeu. 

^  Ans  der  flinvlmg  daa  Baioa  BcnMaa  Bnilningk. 

«)  Dies  ist  bd  Veigt»  iSwtltL  PmuMu  9  8.  W  ff.  alekt  ge- 


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■H»  theoMÜseli  lamm  dieser  Notwendigkeit  zugestiaiait; 

handelte  es  sich  aber  um  einen  bestimmten  Termin  tur  das 
grosse  Kapitel,  so  war  derselbe  unbequem,  gefikhrlich,  über- 
baapi  nimiiglich,  WoUhua  freilieh  war  ia  seuMia  Innern  m 
aelir  widtgehenden  BtforMn  entselilofleon,  aber  nicht  sa 
•elehen,  hei  denen  er  die  Hilfe  eines  grossen  Kapitels  hWe 
brauchen  können.  Docii  ißt  Dicht  daran  zu  zweifeln,  dass  er 
seinen  Aufenthalt  in  Preussen  benutzt  hat^  um  sich  über 
gewiaae  Veiinderang^  besonders  über  die  Yerkgang  der 
Saädsn^  mit  den  dortigen  Maehthnbem  an  ventltaidigen. 
Das  beweiasn  £e  ibn  Ton  Kötugaberg  naoh  LivlandTorans* 
gehenden  Gerüchte.  Eine  hier  in  Königsberg  vom  Hochmeister 
gelbst  gegen  den  derzeitigen  liirländischen  Laudmarachali 
Johaaa  Spor  von  Sorten  erhobene  sehwere  Anklage  kann  den 
Plinen  des  Meialers  niclit  nnbequen  gewesen  ssln,  da  Spor 
elfenbar  aaeh  seine»  Befonnen  im  Wege  stand.  Wir  erfehren 
niciil,  wa.H  ihm  zur  Last  gelegt  wurde,  werden  aber  kaum  fehl- 
gehen, wenn  wir  annehmen,  dass  das  Material  gegen  ihn 
dem  Hochmeister  durah  seinen  alten  Gegner  Gerd  MaUii^* 
rode  mt  Ddflilosiition  gestellt  war  «nd  dass  letrterer  anf 
dieee  Weise  den  spMeren  günstigen  Aasgang  seines  Proaeeses 
mit  dem  iivlündisehen  Orden  anbahnte').  WolthuHs  über- 
nahm es,  die  Klage  dem  livländischen  Ordenskapitel  vorzu- 
legen. Bald  darauf  hat  er  den  Heimweg  angetreten.  Am 
IB.  Oktober  hafrai*  er  in  Goldiagen  die  Einwohner  dieaer 
Stadt  von  einem  bisher  geaahlten  Gmndffinse  und  vennehrt 
£ugleicii  die  Dotation  der  dortigen  Ffarrküche.  Voix  dem- 


Mgt,  geht  aber  au£  Iudex  oo.  205S  und  späterea  Briefen  des  Hodb- 
maisters  hmor.  Im  gewöhnHchea  Sprachgebnaek  werden  die  Hoefa- 
»äMtanuhlkepItol  «seh  als  gratse  oder  QsB^ialkepitel  beaeidUMt 
Ba  wirkfitekea  Oeoenlktpltel  des  gaasea  Oideoi  let  aber  in  Preaeiea 
aash  dem  UM  in  lIiHAenlioig.abfchaltenea  trota  vieler  Yersehreibongen 
überiiaapt  ai^t  mekr  aaitaade  ggkommen. 

>)  ÜlMt  -8|Mir  ef«.Jahilmeh  lllr  Oenialogie,  heiaaag.  vea  der 
katUad.  Omillartu  ffe  Xü     Kaasi  189»  S.  1»  ff. 


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selben  T«^  datieren  drei  in  KandMi  an  kleine  Oidens- 

vasallen  erteilte  Beiehnuugen 

Noch  von  Kurland  aus  verschrieb  der  Meister  die 
Gebietager  nun  11.  November  nach  Wenden  zum  Kapitel*). 
Zngleidi  sandte  er  dem  Landauureehall,  der  in  Trikateit 
krank  daniederlag,  die  Klage  des  HoehmeiBteni  m.  Spore 
Antwort  war  die  Bitte  um  Verabschiedung  und  Emeritiemng. 
Natürlich  konnte  davon  keine  Rede  sein.   Das  Kapitel  ur- 
teilte:  ,»l8t  Bmder  Spor  dessen  (sodaaer  tiekt)  scfanldigp 
so  ist  er  mehi  wert»  daat  ikn  die  firde  trigt**  Damit  war 
Spor  seines  Amtes  entsetet;  der  Meister  aakm  sein  Yer- 
mögen  an  sich  und  liebs  ihn  nach  Wenden  ins  Gefängnis 
bringen,  wo  er  bald  darauf  gestorben  ist.  Zu  seinem  Na<^- 
folger  wihlte  man  den  Komtur  zu  €k>ldiiigeiif  Lnbb^  von 
Forssem.  Bs  folgte  dana  der  fieeeUnss,  die  olfiiieUe  Ben- 
denz des  Meisters  von  Riga  naob  Fellin  wa  verlegen  nnd 
die  Gebiete  von  Felliu,  Jerwen  und  Oberpahlen  als  Kammer- 
gebiete dem  Meister  zn  übergeben.   Der  bisherige  Komtur 
zn  Felün,  Bernd  von  der  Heide,  wvrde  mit  Beibehaltong 
der  Komtorwnrde  naob  Kariras  venetet,  daa  damit  auf  boxte. 
Kammergebiet  des  Meisters  an  sein.  Oer  Vogt  so  Jerwen, 
Dit'trich  von  der  Dornenburg  ;i.  g.  vou  der  Lage,  erhielt 
die  Komturei  üeval,  die,  wie  erwähnt,  Wolthuss  bisher 
beibehalten  hatte,  und  der  Vogt  zn  Oberpahlen,  Gerd  von 
Wellen,  ging  als  Spitteiermeister  an  den  Spitaibof  an  Fellin. 
Hieranf  wnrde  im  Kapitel  footgesetzt»  dass  von  nnn  an  die 
Gebietiger  bei  dei-  Versetzung  in  ein  andered  Amt  aus  dem 


1)  Die  Originale  der  Goldiüger  Urkunde  und  der  einen  Kandauer 
(Iudex  Qo.  3437)  siod  erhalten.  Ein  ünterscUed  zwischen  ,,g:eßeveQ" 
und  ,.ß-eschreven"  lässt  sieb  hier  nicht  machen.  Mun  wird  also  an« 
uehmeu  uiuaeeu,  dasa  Wolthudä  um  Morgen  des  lÖ. Oktober  m  Goldingeo, 
am  Abend  in  Kandaa  geurkandet  hat 

^  Die  regelmiuaigen  Jahreskapitel  des  UtI.  Ordens  sollten  statu- 
temiumlg  in  KmMili6hmig»  am  14.  Sept.,  gt«ttfindfliL>  Wir  bem«rlcen 
•bOT,  dMt  iie  mdit  epitw»  «n  IMielta  bai  der  enten  SekittoabihD, 
•bgdialteD  wurden.  Die  Orte  neien  BIga»  Wenden,  WebneK 


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15 


frülierea  keiB  Korn  wegf&hrai  und  daselbet  keine  Waoken 

oder  „Fagisten"  abhalten  durften.  Die  einschneidende 
Bedeutung  dieser  Beschlüsse  zeigt  deutlich  die  Richtung, 
in  der  sich  die  Flttne  Wolthossens  bewegten.  In  dem  Land- 
«MBciuill  Forooem  liatte  er  einen  tfioK^gen  und  ganz  xo- 
▼erllflBigen  F^lrderor  derselben  gewonnen^),  dnreh  dessen 
Hilfe  allein  es  gelungen  war,  die  im  Kapitel  stark  vorhan- 
dene Opposition  zu  überwinden.  Die  versetzten  Gebietiger, 
heisst  es,  strAubten  sich  hart  dagegen,  umsston  aber  doch, 
um  Aefgemas  za  Tenneideiiy  ihre  Aemter  rinmen').  Dum 
die  Yeraetenng  des  IfsiBlerstQlils  naeh  Fellin  offmbar  vom 
Hochmeister  gebilligt  war,  wurde  schon  erv^'ähnt.  Die 
Hanptkraft  des  livl.  Ordens  sollte  voü  nun  an  in  den  reich- 
sten und  fruchtbarsten  Gebieten  LiTlands  ^)  um  die  stärkste 
Laadegfartong  berom  konientrirt  werden.  FelHn  wird  immer 
als  die  Tonielimste  Bofg  dea  IM,  Ordens  beceiolmel»  Hier 
i^te  der  zahlreichste  Konvent;  die  Visitation  von  1451 
zählt  bier  29  Ritterbrüder,  wahrend  die  nächst  stärksten 
Konvente  ni  Riga  und  Weissenstein  mir  je  19  haben. 
1488  sagen  die  preuasischea  YiBÜatoren,  sie  kälten  noch 
kein  SehlosB  gesehen»  das  so  gnl  wie  Fellin  gerfistet  ge- 

1)  FofMem  aofih  s=  Fonkeini.  Ffir  a«ine  TikikUißukt  tpiteliea 
Mine  ftäham  SteUimgeD,  die  «r  trota  vieUr  Anftindnngeo  bahaaptet 
hat,  ]4äl— 1408  war  er  Kämpen  des  Komtan  sa  FeUln.  Mengede 
bei  ihn  ab  Vogt  an  Wenden  an  «iebttgen  Geeandtschalleo  nach  ene- 
wirte  biontat  aad  ihn  daaa,  oechdem  er  1461—62  Komtar  voo  Aaolie- 
nden  gewesen,  mit  dem  vornehmsten  Amt  in  Karland  betraat.  Dass 
er  sa  dem  grösaten  Teil  der  Gebietiger  in  einem  feindlichen  Gegen- 
laiz  stand,  erkonnt  man  Di<*ht  nnr  aus  Indf^x  no  2058,  sondern  auch 
darau».  da«8  er  berL-its  1458  den  Hochmeister  um  die  Krlaubnis  bat, 
zam  Orden  in  deutdcbeu  Landen  übertreten  za  dürieu,  lalU  er  sich  in 
Liviaod  uicht  halten  könne.  1458,  Febr.  28,  empfiehlt  ihn  der  Hocb- 
meistar  dem  Deatächmeibtcr.  Nach  mehrureu  Konzepten  im  K.oüi^ti- 
bevger  Ordensbiief'ArehiT. 

^  Sie  Angaben  ^n  Indei  no.  2606  äber  die  BeaebUüe  dee 
gapiteh  ittanmen  Vit  andeten  Qnellea  flbweia, 

>)  JA»  eolehe  werden  FalUn,  JerwiOp  ObeipeUen  vielfeeb  be- 


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16 


▼eeen  feP)*  Hier  solUe  naeh  dm  OrdenwUlutm  der  groose 
Tresel)  die  Hanptkasae  dee  OrdeoB»  liegen:  Uer  war  die 

einzige  uns  bekannte  livländische  OrdenshoBpital.  Indem 
der  Meister  dahin  iiitertiiedelte,  entzog  er  seine  Person  den 
beständigen  Händeln  mit  dem  Krzbischof,  dessen  Kapitel  und 
der  Stadt  Riga;  mit  um  so  melir  Nadidruok  koBoto  er  iaBiga 
bei  wiehtigen  Bntedieidiuigeii  anftreteni.  Wichtig  war  ea 
auch,  dass  der  Meister  nun  den  Harrisch-Wirischen  um 
so  viel  näher  gerückt  war  und  mit  dieser  stärksten  und 
einflosareichsten  Ritterschaft»  mit  der  üm  bweita  mannig- 
fache peraöidiebe  Besiehmigen  Terba&doii,  raeck  und  beqoeai 
Terkehren  kennte.  Sboiao  war  dae  ateta  anrnhig^  Öeel 
leichter  zu  erreichen  und,  was  Wolthuss  vielleicht  am  wich- 
tis:8ten  scbirn.  die  oft  gefährlichen  Beziehungen  Dorpats 
zu  rieskau  Hessen  sich  von  hier  aus  besser  übersehen. 
Welch  ein  Gewicht  Wolthnss  selbst  der  Yeri^gnag  seiner 
Besideos  beilegte,  geht  darans  herror,  dass  er  diese  Thst> 
Sache  den  Pleskauern  am  5.  März  1471  feierlich  durch  den 
Komtur  zu  Marienburg  anzeigen  Hess.  Die  damit  verbun- 
dene Aolibrderungi  Pleskau  solle  den  25jährigen  Frieden 
Ton  dar  Karowa  bis  sa  finde  einhaitmi  nnd  sich  in  gewisasn 
Wasser-  und  Landgebieten  keine  üebergriffe  mehr  erlaaben, 
sollte  bedeuten,  dass  der  Meister  nun  persönlich  um  so 
mehr  für  die  Sicherheit  der  Grenze  sorgen  werde.  Pleskaus 
Antwort  lautete  nach  der  Chronik:  »Der  Fürst  Meister  mag 
wohnen,  wo  er  will;  er  hat  dort  die  Herrschaft  nnd  die 
Stadt  ist  sein.  Das  genannte  Land  nnd  Wasser  aber  ist 
das  Eigentum  der  heiligen  pleskauschen  Dreieinigkeit,  es 
ist  das  Interesse  (cTpa^affie)  der  Grossfursten  von  ganz 
Russland,  und  die  Ortschaften  (ropoAU)  dort  halten  sich  zu  uns« 
Den  Frieden  Ton  der  Narowa  aber  wollen  wir  bis  aar  be- 

1)  VisiUtioQsprotokoU  Im  D,-0.-Oeiitril-ArehlT  SB  Wita.  FrOher 
scheint  der  Felliner  Konvent  noch  atfirkw  ^»weien  an  sein,  denn  «a 
wird  berichtet,  dass  1420  auf  Schloss  Faltta  gegen  86  deutsche  Herren 
au  der  Pest  gestorben  sind.  Scriptt.  r«r.  Pmssiearam  3  S.  406.  - 


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17 

«thi—tffli  IVIst  halfeML*  Wenn  die  Cbronik  hiunftgt,  da» 

der  Gesandte  2  Wochen  lang  dabli^  und  der  Ffirst,  die 
Possadiiiki  und  ganz  Fleskan  ihm  Ehre  erwiesen,  so  spricht 
(Us  dafür,  dass  Wolthuss  von  früher  her  bei  Fleskau  ein 
f«te  Apdenkmi  iMtte^).  Auf  jmm  bedmitiiiigavoUw 
Ifaiiiiiikapitel  mfiflsen  aber  in  der  Beeeftinng  der  G^iete 
noch  andere  Veränderungen  vorgenommen  sein,  von  denen 
um  direkt  nichts  gemeldet  wird.  Ein  Komtur  zn  Goldingen 
wird  nksbt  aiebr  ganannl^  und  ee  ist  wahraoheinlich,  dass 
Qoldiagen  entweder  onter  der  Yer^altiuig  dee  Land- 
aanehallB  blieb  oder  der  Meiater  nur  eisen  «ntergeordneten 
Beamteu  hiabchickte.  Eiiae  Konzessiou  au  die  Gebietiger 
sollte  es  dagegen  wohl  sein,  dass  Higa  wieder,  eine  selbst- 
standige  Komtiurei  wnrde.  Als  Eomtor  ni  Qiga  wird 
Medridi  WoUiiiisa  geoMmfX  Man  könnte  venmiteii, 
dan  «r  wber  Yogt  zn  Banake  gewesen  ist,  denn  dort  tritt 
gerade  j^tzt  ein  Hauptmann  aiif^),  d.  h.  ßauske  war  za 
den  Kammergebieten.  de^  Meisters  gezogen.  Ziemlich  sicher 
liast  «oh  erkeBWi  data  der  Revaler  Bianptmaim  Beliera- 
kriaa  ioImhi.' jefeat  Togt  in  Boaittei^  geiworden  iat^).  XSne 
gaaa  beeondere  heftige  Erbitterung  aber  erregte  bei  den 
Güliietigern  der  BeechluBs,  dass  sie  hinfort  nicht  mehr  das 
in  dem  alten  Gebiet  aulgespeicherte  Getreide  ins  neue  mit- 
iwluDeii  und  Tor  ihieqi  Absqge  ke^ne  Wacken  mehr  ab- 
kalte^  d.  b.  das  Gebiet  akhi  aoeb  naeb  Mtfslkhkeit  atie« 

1)  L  plMk.  Chna.  a,  i:  O.  a.Sia  f.  Ote  eWItiain  Oljikto 
wdui  alf  dM  WMser  Xaiana  and  das  Laod  hinter  RpMBltf  a^O- 
/pn  baMiehn»!  Dtt  Getandte  des  Meiaten  wird  ^fipan  eto  lUa- 
fuet  AxmcK^*  genannt  Etwa  dr^  Monate  später  ist  jedenfalls 
Bernd  roa  der  BoMh  £oiater  m  MaiiaBbwg»  hiW  noeh  Gttt^  von 
Yneo- 

Von  I)luf2;oH.s,  cf.  unten  S.  27  Anm.  1* 
*)  lügaer  Kammerei recliDongt'n. 

*}  Der  in  den  Beyakr  i^ämmerftirechDuogen  genannte  Vogt,  der 
mit  dem  Vogt  sn  Wesenherg  mch  Ungvre  Zeit  beim  Meister  aufhält, 
kann  woU  ov  Bellersheim  sein,  der  gieb  fonat  nrkandUcb  erst  1473 
in  Beritten  belogen  Usft 

HlttMl.     i.  UtL  OMekiolU«.  XVU  L  S 


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18 


pressen  sollten.   Dieser  Misifbraiich,  der  sdimi  kiige  fm 

strikten  Widerspruch  zn  den  Ordensstatuten  zur  Gewohnheit 
geworden  war,  hatte  bewirkt|  dass  die  geräumten  Gebiete 
flir  die  nftchste  Zeit  gaos  und  gar  nickt  imstande  iraren, 
irgend  welchen  finaosiellen  and  mUHinsehen  AnsprMMii 
des  Meisters  in  genügen'). 

Es  kaun  uns  nicht  auffallen,  dass  Wolthuss  es  für  uöthi|y 
hielt,  sich  bei  der  Austuhrung  obiger  iieschlüsse  aucii  mit 
der  harnsch^winschen  Bitterscbaft  su  wständigen;  •wmre^ 
dodi  die  barriseh-wirisehen  Räte  stets  Tom  Orden  m  Bera- 
tung wichtiger  Landesangelegenheiten  herangezogen  worden. 
Der  Meister  begab  sich  aehr  bald  nach  dem  Kapitel  nach 
Harrien,  wo  wohl  auch  die  Übergabe  des  Gebietes  an  den 
neuen  Komtur  seine  Anwesenheit  wQnschenswert  maolite, 
nnd  hielt  sich  6  Wochen  lang  dort  anf.   Kurt  vor  Weth^ 
nachten'^)   fand  in  Reval  eine  grosse  Versammlung  von 
Rittern  und  Knechten  statt,  an  der  auch  Vertreter  der  süd- 
lichen Landschaften  teilgenommen  haben  mögen.  Wir  erfahren 
leider  nichts  von  den  Verhandlungen  anf  dieeem  Stiadetage, 
kennen  nur  sicher  annehmen,  dass  neben  den  Mitteilungen^ 
die  WoUhuss  über  die  Verwaltuügsänderuugen  im  Orden 
machte,  auch  der  damals  ganz  Livland  aufregende  Streit 


1)  la  BMog  auf  das  2oBttad»kcmaiai  der  BflseUflSB«  Im  Kapitel 
ist  Didit  aa  ▼eigessen,  dus  im  MltteUlter  bekanntUoh  -nLB'der  gitawe, 
ioodem  immer  aar  der  «benere*  Teil  enteeMed.  Die  Bataekeidaag» 
wer  das  sei,  sleod  nur  dem  ICeister  zu.  Die  Ordeamgal  sagt  (Perl« 
baoh,  Stafevtea  des  D.  O.,  S.  49):  «Qaid^oU  senior  pars  f relram  pre- 
•enolnm  la  traotata  consataeriat»  magister  yel  Tices  ejas  gerentes 
eieqeantiir.  Sed  qoe  sanior  pars,  si  dissenserint,  censenda  git,  judicio 
magistri  vel  vicem  ejus  gerenÜ  relinquatnr.  ita  sane,  ut  religio,  expe- 
rienciti,  huoestas  et  discrecio  plns  quam  multitudo  fratruiu  inter  partes 
atteudatur'.  lu  der  Beschuldigungäscbrift  sagen  die  Uebietiger,  dass 
Wolthuss  dea  Meisterötuhl  nach  Fellin  setzte  ptnit  byfall©  zaligen 
Lobbertes,  ayoes  njen  landtmarschalkes,  ane  der  gebediger  dangk". 

*)  Am  21.  December  schickte  der  Revaler  Rat  dem  Meister,  wie 
«s  bei  desHeu  Ankuuft  stets  zu  geschehen  pflegte,  zur  Bt^grudduug 
%  i  uuut;ii  vuui  besten  Bier  auftt  Scbloss.   Re?aler  Kämmereireeha. 


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19 


il«6  Bis(sha&  Peper  mit  Bertram  Tiesenhaiisen  um  den  Besitz 
Buideiifl  die  TenHumiiliiBg  beschftftigt  hat.  Der  Meieter 
mm  dabei  mit  Bücksicht  auf  seine  guten  Beziehungen  zu 
Peper  den  mfichtigen  Tiesenhausens  g^enüber  eine  schwie- 
rige Stellung  gehabt  haben. 

F&r  die  niobsteB  eeoha  Monate  fehlen  im  Itinerar  Woll- 
hweBB  aUe  direkten  Belege.  Doch  ist  nieht  daran  ta 
zweifeln,  daas  ^ich  der  Meister  während  dieser  Zeit  haupt- 
sächlich in  Fellin,  Oberpahlen,  Jerwen  und  Wirland  auf- 
gehalten hat  nnd  mit  der  Übernahme  nnd  Einrichtung  der 
Moen  Kammeigebiele  beechiftigt  gewesen  ist  Zugleich 
tiial  er  einen  wichtigen  Schritt  TorwSrts,  indem  er  den  Bau 
einer  neuen  OrdeasfeBLuug  am  ünüiöeheü  Meerbusen  beschloss 
imd  sofort  in  Angriff  nahm.  Als  Ort  wählte  er  einen  Platz 
an  der  Bucht  ron  Konda,  etwa  auf  der  Mitte  des  W^ges 
ton  Berel  nadi  Nanrn.  ffier  sollte  eine  Bug  die  KMe 
▼or  den  sc^edischen  Rinbem  sditltEen,  Ton  hier  ans  Iconnte 
maü  den  über  die  Narowa  einbrechen  dt  n  Russen  die  Wege 
sperren,  und  unter  dem  Schutze  der  Burg  ^^oilte  der  bequem 
gelegene  Hafen  •  dem  Oefereiddiandel  de»  Ordens  nnd  seiner 
▼asallen  dieneni  dem  fai  den  Stftdten«  besonders  in  Be«al, 
die  Bifersoebt  der  Bfirger  sietsi  Hindernisse  in  den  Weg 
legte.  Aber  auch  den  harrisch-wirischen  Preünden  gegen- 
über stärkte  die  neue  Feste  die  Macht  und  das  Ansehen 
des  Mtnstera  Es  sdieint|  dass  er  den  Bau  der  Hai^tsaohe 
nach  bis  nun  Winter  fertigstellen  weilte;  dedudb  worden 
sHe  Bsnem  der  OeNeteKarkns,  FsHin,  Oberpahlen,  Marien* 
bürg,  Jerwen  und  Weeenberg  zu  Frohnden  für  deüselben 
herangezogen.  Ans  Reval  führte  man  in  grosBeu  Mengen 
fisen  ilr  den  Bisa  lind  Bah  for  die  Arbeiter  herbei.  Den 
SSweck  der  Borg,  den  Frieden  sa  sichern,  sollte  der  Nane 
Fredebn^  ankündigend). 

^  Bidix  HO.  90681  Bilnuiutllch  iBt  «•  das  apitSM  Tohltuitg, 
Wü  4lM«ni  Nain«n  haben  db  GeMellgttr  weU  die  Brianermig  ao  den 
ihata  verhassten  Meister  beseitlgMi  woUea.  •  Telsbarg  aeheiat  «lae 


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80 

ÜBterdessen  hatte  sich  in  Osel  wieder  Tieles  geändert. 
Biaohof  Jodocus  war  am  17.  JMsmr  in  Hapsal  gestorbest 
wiMm  er  Iiis  intolrt  ti»  seinea  «nfrlAarenaebm  Dioim 
wie  ein  GeCuigener  behaadeU  war,  midaolioiii  am  lOi  Febnuir 

war  Tum  Kapitel  der  Domherr  der  Kircken  Oi^l  und  Reval, 
Petrus  Wetberoh,  za  seioem  Nachfolger  erwählt  worden,  ein 
Mm  9ide  nagna  ei  miUtari  proBjqna  procreala^»  doelor 
«greehia  in  atodio  BoMue&ai  ptfemota*^.  Et  war  ein.  ga» 
fttffHoker  Streber,  der  eicb  später  swan.  Ofden  aehr  Iriiid- 
selig  stellte.  Wolthuss  hat  ohne  Zweifel  den  Charakter  des 
Erwählten  dnrcbachatttp  aber  eine  Bekäsopfang  der  Wahl 
paaate  gaas  ond  gar  nickt  in  aeme  Pläae;  beim  Kaoipf 
gegen  Yatelkaaae  Matte  der  Orden  aohoa  genfkgead  schleckte 
EHbhrangen  gemaebt,  imd  «dieaer  Wetl)ereh  war  aoeli  nralir 
ale  jener  „in  spiritualibus  et  temporalibus  circumspectua, 
magaaciim  et  miütarum.rerum  expertoS)  potencia  et  amicicia 
magnerom  doaunomm  atqjne  Bobilw  mUilarinmi  ciyiam  et 
alionim  beninam  aniMtaa^  Bahair  irird  Weübnaa  eher 
noch  selbst  dazn  beigetragen  haben,  dass  ^cbof  Peper  den 
Plan  einer  Vereinigung  beider  Kirchen  unter  seiner  Herr- 
schaft, für  den  er  bereits  in  Korn  Schritte  gethan  hatte, 
«»i%ab  nnd  Wetbendi  woUwoUeaMl  .eatgogenktsn,  iadmn  er 
elienao  wie  BiabiBcUf  Saveatar  4ia  Wald  deaoelhaa  in  Bem 
befürwortete').  Von  jetzt  ab  ist  es  überhanpt  beim  Orden 
Grundsatz,  sich  in  die  öselschen  Wahlen  gar  nicht  mehr 
einsomischen.  •  Aadk  einen  andeni,  £ar  den  livländisoiien 
Orden  aehr  «anangcnelmen  Siriiä  boaaMert.  dar  Meiatar  jtHit 
deflnttiT  mi  Aoalmge  an  bringen.  Kmi%  Ohiialiui  vea 

Dänemark  war  immer  dringender  Är  „seinen  lieben  Getreuen**, 
den  früheren  LandmarschaU  Gerd  MaUingrode,  eiagetreten, 
nnd  die  Ten  Dänen  «adSehwedan  draagMtimten  lUnfleale 


ZusammenziehQQg  &us  „To  der  Oleabufg"  la  Mio,  wolohet  ich  iflt 
X6.  Jahrhundert  mebrfaoh  gefoodea  haha« 
ÜMk  MflUofwh«a  Papi«na. 


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dringteii  den  Meister,  ihnen  endlieh  in  dieser  Sache  Ruhe 
zü  schaffen.  Daher  erklärte  WolthuBS,  auf  ein  von  Preussen 
lus,  wo  Mailingrode  aioh  aufhielt,  proponiertes  Schieds* 
gvi^t  maMoiSpheOf  das  «u  dem  Hoduneiater  mid  dam 
BiidKif  TOB  Samlud,  biihirigeii  Ordensprokiupator  in  Rom, 
bestehen  sollte.  Mit  der  Vertretung  vor  dem  Schied sgerioht 
betrante  er  den  Komtur  zu  Memel,  Johann  Ton  Bunger, 
aeiMii  Landrogt  Ton  Jenren,  Johann  von  Selbach,  und  doi 
SekmCMg  Johmi  Okpo.  Irt  w  aolioii  für  die  dMUÜigni 
QdtonsverkiiliiiflBe  tohr  eharatorietiBeli,  daasdw 
des  dänischen  Königs  im  preuäsidcheu  Ordenslande  geduldet, 
ja  sogar  von  vielen  Seiten  begfinstigt  wurde,  obgleich  er 
doch  schon  längst  »t  offener  OewmltlhfttigkMl  gegen  den 
fifÜndisolMn  OrdoD  geseluMw  war,  ao  ist  der  dann  Stroit 
mpriiiglich  in  Omado  liegende  Thatbestaad  no«k  be» 
zeichnender  für  die  Disziplin  der  Gebietiger.  Mallingrode 
hatte  in  iPreussen  14(63 — 66  an  den  Verhandlungen  teil- 
gnoaunan,  die  aam  swaHen  Tkomar  frieden  f&hrtaD. 
Wtgm  aaiMT  daaallg»  pi^tMohan  HaHang  halte  nan  ibai 
ipiter  in  Litland  und  Pteussen  echwere  Vorwurfe  gemacht, 
zu  deren  Widerlegung  er  sich  unter  anderm  auch  aus  dem 
feindlichen  Lager,  vom  Rate  der  Stadt  Danzig,  das  Zeugnis 
holta,  data  er  slota  aiur  daa  Baate  das  Ordana  aiatrobt 
babe^X  I^*»  kam  dann,  daea  anan  ihn  wagen  vieler  Haahaii- 
8chaften  mit  seinem  Bmder,  dem  Bischof  Helmicus  vonDorpat, 
in  Verdacht  hatte.  Aber  die  Hauptsache  bei  seinem  Sturze 
scheinen  Fragen  der  ^oigiMObalt^  gewesen  an  sein.  Als 
1466  dar  Orden  in  Premsen  gan  wloM  aa  aehi  aebienf 
wean  niebi  €Md  flar  die  Söldner  geschafft  werde,  übemabai 
der  livländiöche  Orden,  eine  grosse  Summe  aufzubringen. 
Wie  non  aber  die  Gebietiger  einzeln  Eur  Zahlung  heran- 
gesogSB  wurden,  hatten  sie  aar  gaaa  geringfligige  SnaMNiL 
Man  beadiloss  infolgedessen,  Ordeni^ter  in  verpiladen. 


^)  Misiivbttclk  des  l>ansig(»r  Rates. 


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22 


Da  es  jedoch  miadiofa  aetien,  QrdenBbeeitniQgeD  Fmiaii 
n  tbergebeo;  erboten  radi  TerBolnedeDe  Gebietiger,  <Md 

zu  schaffen,  wenn  man  ihiieu  die  betreffenden  Güter  zur 
Nutsniesäung  auf  Lebenszeit  überlasse.  Auf  diese  Weise 
w«r.«iieh  MalliBgrode,  damals  KoMtor  la  Bmü^  za  eiiMr 
Tenolirabitiig  des  Meisters  Mengode  über  emea  bodestendeii 
Landbesits  in  EnrlaDd  gekonuneD.  Als  er  dann  im  Februar 
1468  mit  Gewalt  aus  Livland  entfernt  worden  war,  hatte 
man  ihm  natürlich  auch  diese  YersohreibuBg  genommen^). 
Über  alle  diese  Di^ge  entsohied  nui  am  8.  und  9.  Angosi 
1471  das  Sobied^gericht  ni  KAnigsberg.  Das  Sepamtfotam 
des  Biiohofs  tob  Samland  lautete:  „Da  der  livlAndische 
Orden  die  gegen  Mallingrode  vorgebrachten  £iagen  nicht 
beweißen  kann,  \sird  Malliagrode  von  allen  Klagen  und 
Anspr&oben  desselben  £raiges|iroclMy  nnd  der  liTlindisolie 
Orden  hat  ihn  alle  ünmhe,  Unkosten  nnd  Sebidon 
durch  eine  entsprechende  Summe  zu  entschädigen".  Das 
uns  nicht  erhaltene  Votum  des  Hochmeisters  kann  für 
Mallingrode  aooh  nicht  ungünstig  gewesen  sain^  denn  das 
weuugte  Yotun  der  Sohiedariohtar  bestimmtei  dass  dar 
lirlAndisebe  Orden  die  damals  yorpftndoto  Kontnrei  Brenwn 
bis  zum  11.  Novemlier  a.  c.  einzulösen  und  mit  baien  2(J0 
Rheinischen  Gulden  dem  Mallingrode  zu  übergeben  habe. 
Diesen  Sprwsh  hat  Wolthnss  in  einen  Sdureiben  an  don 
Hoobmeister  mit  h^lflkbem  Dank  aooeptiert')«  Sr  bat  nur» 
den  Tenmn  der  EinlOsnng  nnd  Obergabe  bis  I^braar  oder 
Mürz  des  nächsten  Jahres  hinauszuschieben. 

Ende  Juni  oder  Anfang  Juli  hatte  Wolthuss  unterdessen 
ein  Schlag  gofcroffen,  der  alle  seine  Pliao  hsrt  bodrobta: 
der  Landmarschall  Fofssem,  anf  dessen  Mitwiricnng  er 
offenbar  am  sieherston  hatte  vertraaen  dnrfen,  war  ikn 
durch  den  Tod  entrissen  worden.  £i8  ist  sehr  za  bedauern^ 


1)  hOmi  DO.  2S39. 

a)  Index  no.  WA  und  2013. 


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SS 


dase  wir  darüber  nichts  Näheres  ertahien.  Am  19.  Mai 
Btkt^bfi  der  LindniiTBeliaU  toeh  mib  Wolnuur  in  Privat- 
agekigeiihaiteii  dortiger  Bfiiger  in  Big».  Am  27.  Juli 
wAnSbt  der  Mefsler  sae  Alp  in  Jenren  an  Rig%  daes  der 

Komtur  zur  Marienbnrg  au  den  Verhandlungen  liigas  mit 
den  Litanem  nicht  teilndimen  k<^niie,  weil  er  mittlerweile 
Landmureeball  genrorden  ael,  ^aademe  idt  na  dem  willen 
Godee  ow  abea  ge&Ilen  ie')**.  Dieeer  Brief  iefc  die  Antwort 
auf  ein  nas  nlolrt  erbalteees  Schreiben  Rigas,  das  gleidb 
nach  dem  24.  Juni  geschrieben  sein  musR*).  Damals  wusste 
man  in  der  Stadt  wahrscheinlioh  noeh  nichts  Yom  Tode 
foTMcmp,  jedenfaUa  niebts  Ton  einer  Moen  Lantoareehalla- 
vaU.  Dieae  kann  nnr  auf  einem  Kapitel  atattgefhnden 
ha^n,  und  letzteres  mnss  kurz  vor  oder  gleich  nach  dem 
17.  Juli  in  Wenden  abgehalten  worden  sein.  Denn  am  17. 
Juli  finden  wir  den  Meister  in  Heimet  entweder  von  Wenden 
kooMod  oder  dertkin  gebend.  Nachfolger  Foraflems  war 
alao  Bernd  von  der  Boreli,  bish«  Komtur  sor  If  arienborg, 
geworden.  Von  seiner  früiieiM^n  Karriere  wissen  wir  nichts; 
in  Manenburg  kann  er  nur  erst  kurze  Zeit  gewesen  sein, 
■ad  daaa  er  vorher  Komtar  zu  Döhlen  war,  ist  nioht  viel 
mehr  als  eine  Vermutung').  Hat  nnn  Wolthnss  dieeen 
Mann,  der  in  Wahrheit  sein  gefl^llchster  Oegner  war,  fftr 
einen  Freund  und  Anhänger  seiner  Pläne  gehalten,  oder 
wurde  er  ihm  von  der  Oppositionspartei  aufgezwungen? 
War  diese  Wahl  vielleicht  das  Äquivalent  fftr  die  gleich 
sa  enrabnenden  anderen  yerttndemogen  unter  den  Oebie- 
tigern?  Auf  diese  Fragen  haben  wir  keine  Antwort  Jeden- 
falls hatte  die  Opposition  jetzt  einen  Führer,  der  zum 


^)  Original  im  äassem  rig.  Stadtarohiv. 
*)  Cf.  rig.  Kämmereirechnuogen. 

Er  empfiehlt  Riga  ««inen  Diener  Johann  von  Tisten,  Original 
tm  rig.  Stadtarchiv. 

*}  Nach  den  fragwordigen  Interpolationen  des  WemelaoliaD  Be- 
VOB  1483»  g«dr.  N.  N.  Uiao.  StUek  7  o.  8,  a  483. 


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24 


Äupperßten  entschlossen  war.  Auf  diesem  Jnlikapit^l  wurde 
auch  der  bisherige  Vogt  zu  Weaeaberg,  Dietrich  Lappe  t<hi 
Köningen^  «1b  Komlor  nach  Faniaii  tmcM  vncl  Waewibwg 
m  den  Kttumergebieton  46S  Heiter»  fi;eBfllilagen  >).  IMelrioh 
Lappe  war  mit  dem  Bau  der  Fredeburg  sehr  unzufrieden 
gewesen,  weil  dadurch  seine  Machtephäre  bedeutend  kleiner 
wurde.  Wie  es  scheinl,  hat  er  mi  allen  MiHain  den  Bat 
m  hindern  oder  wen^ilens  m  vendgem  Temaeht.  Den 
An8|irfiehen,  die  die  Kinder  des  eeligen  Vicke  Wrangei 
nachträglich  auf  den  Grund  und  Boden  der  Burg  erhoben, 
wird  er  nicht  ferngestanden  haben*).  Sein  nenee  €^biet 
Peman  galt  als  bedenlend  geringer  an  Wart»  und  da  er 
nnn  ancfa  allefl,  was  in  Wesenbeig  „gemudMH*^  war,  snraek- 
laflien  nrassle,  gehllfte  er  fortan  m  den  erbittertslMi  IVrinden 
des  Meisters,  Ferner  mimn  auf  demselben  Kapitel  der  Bnider 
des  Meisters,  l'riedrich  Wolthnss,  von  Riga  nach  Döhlen 
▼ereetst  worden  sein;  Blga  behielt  bloBB  einen  HavakMtor» 
der  aaeh  die  Landkneohte  des  Oebietes  sn  beanüriahtigen 
hatte Wenn  man  sich  nnn  die  Zahl  nnd  Lage  der  Meister- 
gebiete vergegenwärtigt,  so  tritt  einem  Wolthusens  Plan 
deatüoh  entg^^.  Von  der  Dona  nordwärts  reichten  sie 

1)  Index  no.  20^0.  Die  Gebietig^er  sagen,  Wolthuay  habe  den 
Lappe,  um  sich  dee  Gebietes  Weseuberg  zu  beraächtiL^cii,  ,to  bytiden 
nnde  unwames"  versetzt,  d.  h.  zü  einer  auBsergewohniicheD  Zeit,  ohne 
dasB  mao  es  vorher  hätte  vermaten  können,  also  nicht  auf  dem 
Jahreskapitci,  aouderu  so,  da^s  Lappe  sich  vorher  gar  lücht  darauf 
Zurichten  konnte.  In  Wesenberg  finden  wir  noch  im  Jahre  1472 
flfaien  Hanptnann. 

*)  IM0  Gebietiger  sagen  daselbst:  «Als  Wolthnss  sab,  dass  er  bei 

den  Bat  viel  Zeit  veiltr  vad  der  Kalk  aieht  bladen  1roat^  

eetete  er  den  Lappe  «b  . . .  .* 

*)  I^dkiMehte  oder  Amtieiite  walteten  in  den  .BeiMiUdüeni* 
nod  lüeht  yerlelmten  Hofen  der  Gebiete»  Diese  Ordeosdiener  wordeii 
hieJig  aus  den  TaiaUenfamilien  genommen.  Be  konnten  eS>er  eoleke 
OrdenebeeitsiugeB  aaeh  Atterhrftdern  übergeben  iMrdea,  die  ela 
Kampeoe,  MarseUUle,  Kinmerer,  Drosten,  Sckenken  n.  s.  w.  In  den 
betMflfiendeD  Konventen  Ünter&mter  bekleideten.  So  finden  ulr  a  B. 
im  GeUet  Goldingen  die  MariobäUe  m  Nabben  elneB. 


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jeizi  du  roh  die  iranze  Mitte  Livlands  bis  zum  tinnischen 
Meerbusen  und  waren  nnr  im  Süden  noch  durchbrochen 
TOB  LaadnuknelwUgaknei  Segewold  mit  den  dazu  g«httr%flD 
fldilüBBwro  Lmlnivgj  JOfgeDSbnigi  Nitwi  uid  Solii(|eik*  Auf 
Ripi  nit  den  Burgen  Kirefaholm,  NenermiMen  und  Soden- 
poifl  fol|Brten  das  Gebiet  Wenden  mit  Arrasch,  Wolmar, 
Trikaten,  Burtneck,  Ri\jen,  Ennes  und  Heimet'),  dasEeBidenz- 
geMei  IWm  mü  Tnnrael»  die  Gebiete  Oberpahlen  mit  Talk- 
iMf  ud  häm,  Jenren  mit  WeisBOnetein  nnd  Weeenberg  mit 
der  Fredebnrg.  Versuchen  wir  die  BesetEnng  der  Qbrigen 
Gebiete  diesseits  der  Düna  zu  erkennen,  «o  finden  wir  in 
dem  wichtigen  Narva  den  snr  WolthuBeoschen  Partei  ge- 
klingen  Vogt  Heidennieh  Ton  Wnlgnrden,  ▼on  don  raeh 
NyeoBlot  afeililn^g  gewesen  m  sein  eohelnt^.  In  Murien- 
burg  mit  Adsel  wird,  nachdem  Borch  Landmar;-chall  geworden, 
kein  Komtur  genannt.  Die  dortigen  Bauern  müssen  zum 
Bm  der  Fredebnrg  firohnden,  und  BfAt^  finden  wir  dort 
nent  nvr  einen  Hnnptnuuui.  Bb  liegt  somit  die  Vermntnng 
neke,  deee  andi  Ider  nur  ein  nntnrgeordneler  Fnnktlonllr 
waltete.  Von  den  beiden  (Jebietigerh  der  litauischen  Grenz- 
gebiete Bositten  und  Dünaburg  gehörte  der  Vogt  Bellers- 
keim  noker,  der  Komtnr  Erert  Lappe  Ton  der  Buer  wakr- 
Bckeinliok  sor  WoHknaenscken  Partei*).  IMe  Gegner  dee 
Meisters  finden  wir  im  Westen,  entfernt  von  den  russisdien 
und  litauischen  Grenzen:  Domenburg-Lage  in  Reyal,  Bemt 
Ton  der  Heide  in  Karkus,  Lappe-Eoningen  in  Bernau,  Kurt 
Ton  Henenrode  in  Asekeraden  nnd  Konrad  Ten  Vietingkof 
in  LeaL  Die  PartefsteUnng  des  Wilkelm  Ton  Bodinekknaen 

^  Biqen  nnd  Heknet  geUren  daswlMken  sa  Ktrkns.  Binit 
r^jk  der  H<lde  kai  ito  iker  oiMter  tdohl  bekommeti* 

«)  Index  no.  2082  —  no.  2065.  ' 

^  A«B  den  Geuudtschaften  läset  sl«lh  «af  die  Parteistellnng 
•tiiBeseen;  bei  dem  grossen  Misstranen,  das  sich  damals  überall  zeigt, 
wählten  die  Meister  zu  Gesandten  an  nn«'\VMrtitrp  Machfhabfr  nnr 
solche  T.entf>,  die  gie  für  voUHäadig  sBverläMig  oud  ihrer  Feraon 
eq^ebeu  hieben. 


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26 


in  Diuuumliide  UM  sich  nicht  «riMnneD,  ebenso  mohl»  irar 

die  Gebietiger  in  Soneburg  und  Seiburg  waren.  Die  kvri- 
sehen  Gebiete  werden  in  der  Besohuldigungsschrift  der 
Gebietiger  gar  niebt  erwähnt.  Hier  erstreckte  sich  das 
alte  Meiateigebiet  von  der  SenoigaUer  A»  über  Tneknai 
hiiuH».  Die  bei  weitem  grMte  «nd  etttrkste  Kontnreii 
mit  der  sich  noch  von  früher  her  ein  gewiflses  Anfsiobtsrecht 
über  die  andern  kurischen  Gebiete  verbunden  zu  haben 
Bobeint^),  war  Golding^  nüt  Frauenbarg,  Schrandeni 
Haaenpet^  Darben,  Ateobwangen,  Nabben  nnd  aeitweue  aneh 
TatseD.  Bs  wurde  schon  erwähnt,  dass  wir  von  einer  Be- 
setzung dieseiS  Gebieten  nach  dem  Abgaoge  Forssema  nichts 
hören  und  es  wahrscheinlich  ist,  dass  Woltbuss  auch  hier 
sich  einen  nnmittelbarwi  Sinfloas  in  wahren  Teratanden  bat. 
Daas  fftr  Banske  ein  Hanptnann  genannt  wird,  wnide  glmh- 
faUs  erwtthnt,  ebenso,  daes  in  Dobkn  der  Broder  dee  MeistBre 
Komtur  geworden  war.  Den  KomLur  zu  Memel,  Johann 
von  Sunger,  einen  allerdings  schon  damals  übel  beieuakttn- 
deten  Charakter'),  rechnete  Wolthnes  offenbar  ni  Beinen 
Anhängern.  Welche  SteUnng  der  Komtur  zn  Mitan,  Otio 
▼on  Hocbelem,  und  der  Vogt  von  Randau,  der  alte  Ludwig 
von  Hatzfeld,  einnahmen,  wissen  wii  nicht,  und  die  Besetzung 
von  Windau  und  Grebin  (vielleicht  schon  Wennemar  Fiater  ^) 

1)  Die  Stellung  der  Komture  zu  Goldingeu  hat  in  dor  ÜtOES 
Zeit  elwa  der  der  Laadkomtnre  iu  den  deutschen  Landen  entsprochen. 
In  PranBsen  hatte  eine  analoge  SteUong  der  Kotntiir  tn  Kulm  gehabt, 
der  anfangs  auch  Landkomtnr  gexuumt  wurde. 

^  Suuger  trieb  Seeraub,  vereinigte  sich  mit  dem  beruchtigteD 

Piraten  Jacob  vom  Rade  und  kündigte  schliesslich  dem  Orden  den 
Gehorsam.  Da  der  livläudische  Ordeo  nichts  gegen  ihn  unternahm, 
Hess  der  TIochineistPT,  dem  die  Hansestädte  kf^inc  Ruht-  gaben,  ini 
Somnier  1473  Meinel  durch  seine  Gebietiger  tUßturmeu  und  sog  es 
darauf  wieder  zo  den  preussiachen  Gebieten,  nachdem  es  seit  1459 
zu  Livlaud  gehurt  hatte.  Hochmeiflter<Regiatrandeu tragin eut  IB^  im 
Konigsberger  Staats-Archiv. 

•)  Plater  gehörte  jedeufalk  damals  ochon  den  Gebietigeru, 
und  da  er  später  gar  nicht  avanciert,  wohl  nicht  zu  den  Gegueru 


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87 


ist  uns  such  mdMkamt  Wenn  wn  auch  hei  diesen  An- 
pbeD  manches  recht  unsicher  ist.  so  erkennen  wir  doch 
mit  BestÜDiiitheit:  Johaim  Woithusd  hatte  im  bommer  1471 
änki  maiim  ntk  eine  Macht  kmwentriert»  wie  sie  früher 
nd  später  kern  Hrlladiaebar  Meiater  ao  uuuttelbar  beaeeaen 
hat  Seine  Absicht  war,  diese  Macht  zunächst  gegen  Pleskau 
IQ  gebrauchen.  Deshalb  hat  er  im  Innern  die  Ansprüche 
and  Iniaressen  des  Ordens  nur  in  friedlicher  Weise  zn 
vihieB  gedacht»  dcahalb  gab  er  aeh  auch  groaee  Mfthe»  die 
teMnaagea  an  ütanen  sichoranstollen.  An  der  litamsch- 

hTländischen  Grenze  war  es  gleich  nach  deai  Tode  Mengedes 
SU  JsLämpien  und  Ueberlällen  gekommen,  and  die  Litauer 
klagtcBy  daaa  dabei  16  ihrer  Di^er  aeraMrt  worden  seien, 
Zm^eioli  war  Big»  in  heftige  StteitiglnilaB  nit  Poksk  ver^ 
iriekelt.  Wohhvse  hatte  gleieh  an  Anfhng  seiner  Regienmg 
ijchritte  gethan,  um  diese  Sachen  beisnlegen.  Im  März  1471 
erschien  darauf  eine  grosse  li?läodiaohe  Gesandtschaft  bei 
dam  in  Tracfcen  weilenden  König  Kasimir.  Der  Orden  war 
daioh  die  Komture  FHedricfa  Wolthnss  zu  Riga  nnd  Eberhard 
htppe  iFon  der  Bner  zu  Dünaburg,  den  gelehrten  Rat  Dr. 
decretomm  Leonhard  Rothase  und  den  Tolk  Heinrich  Vogeler, 
der  rigische  Bat  durch  Johann  Soltrnmp  und  Hermann  von 
Sonderen  Tcrtreteii.  Naeh  langen  Verhandlungen  einigte 
■an  sieh  ud  beatinunte^  daaa  sur  genanen  Featatellang  aller 
Entschädigungen  an  der  Grenze  zwei  „Richteltage",  mit  dem 
Orden  in  Kurzum,  mit  Riga  in  Niedritz,  abgehalten  werden 
sollten.  Dort  sind  dann  im  August  und  September  alle 
Sachen  in  befriedigendil^  Weise  erledigt  worden.  Der  Orden 
ging,  der  Politik  WoKhüsens  entspreehend,  aaf  die  BntschA- 
djguQgä<iQöpruche  der  Litauer  ein^}.  Gleich  nach  dem  Juli- 


Wohhnsens.  Bei  obiger  Zusammenstellung  der  GelMetiger  sind  leider 
Trrtumt  r  uicbt  auNti;csch!o88en,  da  wir  keinf^wct^g  überall  strikte  Belege 
vom  Jahre  1411  hubtiu,  geschweigt»  denn  von  den  betreifenden  Monaten. 

Dhigosei  bisl  Polonicae  !,  XIII,  t  II,  S.  462.    Dlugoes  ist 
wohl  seihet  in  Trecken  anwes^ud  geweaeu.  Nspienl^,  EQa8.-LivL 


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98 


ka(»ite1  zog  der  Meister  wieder  nordwärts  und  dabei  trat 
nun  zu  ihn  die  Notwendigkeit  heran,  in  der  russischen 
Politik  wichtige  Entscheidungen  zu  trefl'en.  Darüber  besitien 
wir  von  Ihm  aelbet  mm  enigelkeiid*  und  kUre  DanleUuigi 
die  er  am  18^  August  1411  aiiBamit  cnrdeBS  wteD 
Vredeborg"  an  den  Hochmeister  richtete.    Sie  lautet'): 

^Ohne  Zweifel  ist  Euch  zur  Geniige  bekannti  dass 
vor  sechs  Jahren,  als  Pleskao  den  Nowgoroder  Bia«^ 
Inioliof  in  aeiiiar  Qereehtighwt  tierkteit  md  ^km^ 
forodem  Laad  md  Wasser  weggenoauMB  halte,  How^ 

gorod  unBern  Vorgänger  um  Hilfe  bat  und  sich  bereit 
erklärte,  seinerseitB  dem  Orden  g^n  Pleekau  zu  helfen. 
Daaals  rüstela  «aser  VorgiQger  mit  diessB  LBnden  n 
LbUmd  lud  woDte  mit  Nowgoiod  widar  Fkukn  ikiheB')« 
Wia  das  ▼eilsindert  wvd  a»d  wer  das  wldnderte,  habt 
■Ihr  durch  die  Schriften,  die  der  Landvogt  zu  Jerwen 
Baoh  letathin  überbrachte,  erfahren^).  Wail  j«ier  Zug 

ürk.,  no.  260.  Brief  des  Moistcre  vom  27.  Juh  1471  ao  Riga.  Eig. 
Eammereirechnungen.  Das  Schiedsgericht  für  Riga  nnd  Polozk  kon- 
stitaierte  5?ich  am  8,  September.  Um  Schiedsrichter  hatten  die  beider- 
seitigeu  Laudetiherreu  gtibeteti  wurdt^o  sollen-  Dia  lügiech^  brachten 
InfolgedtiBseD  die  Gebietiger  roa  Düoabarg  und  Bositten,  sowie  die 
enbiaeliöfliolieii  Yaaallea  nnd  Bit«  Jürgen  Izkoll  und  Binwald  Patkall 
mH,  di«  Polodter  die  Bmpileiite  voa  Pelosk,  Wltebek  und  Braakv. 
Btgentikh  beging  Big»  dehel  «lae  IiteMqaiBB  ge^eattiMr  dtr  Niilt- 
MMkenaniig  dee  Klrebkolmer  Yvdngß^ 

^  IndeK  no.  9M2.  Dm  nitieldentioh  geeohriebene  Origini^ 
wird  liier  aaeh  Weglaaaaag  aller  Fonnalien  mit  nnr  nnwaaentlichen 
Klfnangea  wiadergageban* 

Of.  L  plaak.  CnimiL  a.  a.  Oi.,  fil  fM. 

Dar  Landvogt  so  Jerwen  Übaifaiaebla  dem  fiddadagarloht  dae 
Hatarial  gegen  Mallingrode.  Mao  könnte  daher  vermuten,  dass  dieaar 
andlSD  den  Hiuderuissen  des  1465  geplanten  Feidzuges  in  Besiebimg 
gestanden  hat  Doch  sagt  später  der  Meister  Boroh  in  einer  1479, 
bald  naoh  April  9.,  ge.«cliriebt»neii  Klageschrift  {reffen  iSilvosrtor  (Index 
no.  2393,  uls  undatierbar  zum  Auptraiis:  des  JaUrhuDdert«  gestellt): 
,Der  Pleszkawer  macht  und  vreveikeit  zu  krenkunde  dlrbothen  .^^ich 
die  Nawgarther  mith  dem  orden  zcu  vereynifift^u,  doraufis  vorhofien 
Wae  gros  tromeu  und  woifariii  4er  orifitenMäit,  und  woran  mit  Uodes 


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m 

ukSkt  mtande  kam,  vertrage  Mk  die  Nowgorodor  d»- 

auds  mit  den  Pleskftaeni.  Jetzt  f^hrt  der  König  von 
Moskau  Krie^  g^ig^n  Nowgorod,  uud  die  Pleskauer  sind 
aeine  Yertmi^deteii.  Da  sind  u\m  vor  kury^m  dicht  lauter 
cBuoider  fwei  MiafthntmM3<WMidtiii>haftep  d«rNci«9orodor 
bei  «Bt  k  FaUm  geireieB,  habeB  anB  ilire  aoliwere  Be* 
drängiiiB  zu  erkenaen  gegeben  und  gebeten,  iiinen  gegen 
Pleskau  Beistand  zu  leisten;  Nowgorod  begehre  den 
Frieden,  den  diese  Lande  li'^land  mit  Nowgorod  und 
Flaakan  haben»  dar  Jaeobi  tber  «in  Jahr  m  Sade  nebt, 
aaf  10  Jabre»  oder  solange  wir  waUen,  sa  mliagem, 

Pleskäii  aber  jetzt  davon  auisZuächlieHsen Wir  iiaben 
nun  darauf  als  das  für  unsern  Orden  und  Livland  Nütz- 
üobale  erachjtei^  dia  Nowgoroder  nieht  ohne  Tropt  m 
Itoaait  Dbda  weaii  Nowgorod  erst  to&  dem  KJömgi»  wa 
Hoakaa  «ad  Ton  Fleokaa  beawongen  und  nnterdr&ckt 
üüd,  wad  Gott  verhüte,  der  König  ein  unumöcliränkter 
Herr  über  Nowgorod  geworden  ist,  dann  werden  der 
firzbiscbof  zu  fiiga,  der  Bischof,  zu  Borpat  and  osaer 
Ofden  ihre,  Lande  «ad  Waaaeiiy :  die  Pleskau  ihaen  im 

▼or- 

hMtt  luofiB  undtr  den  gehonsm  der  )iey]gen  Bomisohen  Urehee  und 
•imugtobm  pkitmM,  das  ber  («r  ^  'SÜTeiier)  vorliadem  und 
M^aa  ?afete  arife  dem  safte  stota  faibiadirt  habsn«.  Bs  Ii»  woU 

SQ  beachten,  dsss  hier  auch  Boroh  «in  Büodois  adt  Mfwgpptod  gegSD 
PiMkM  für  etWM  whr  Wümcheniwertes  h&h. 

^}  In  deu  zwitMihca  ganz  tilflnud  and  Nowgorod  geschlosdeneo 
»jihHgen  Medeo  von  der  Nanms  (1448  Juli  25  —  1473  JnU  25) 
war  Flesbui  mtdrnokUoh  »alj^oiDmeik  worden.  Trotsden  brAchen 
die  Orenzkriege  nach  Ablauf  des  im  Februar  1448  zwischen  Stift  und 
Stadt  Dorpat  und  Pleskau  geschlossenen  5jährip^en  Friedens  wieder 
aus  und  erst  1460  wurde  ein  nenpr  5jahriger  Frieden  J3:eachl08sen. 
Doch  im  Frühjahr  14G3  p:kb  es  wieder  Krieg.  Der  im  Augoat  des- 
•«Iben  Jahres  geschlosayüü  Frieden  bealinimte  dajin,  dass  von  da  an 
der  i&jahri^e  Frieden  von  der  Narowü  auch  zwiacheLi  Dorpat  uiid 
Meikan  bis  zu  Ende  gehalten  werden  solle.  Der  MeiBter  und  der 
MMMkdf  vom  Big*  i^Mi  «Mhtfbih  la  dftl  QmdeilafpB  llorpati 
IlMngesoaei».  wardea  iad.  sufb  au  de»  .gViadeanddawia  hüsiHgt 


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90 


enthftlt,  nSrnmennehr  wiedererlangeiii  sondeni  nvr  hnoier 

mehr  Ueberftlle  und  Dranp^ale  zu  erwarten  iMben. 
Wenn  jene  so  vereinigt  sind,  können  wir  schwerlich  sie 
noch  um  etwM  mah&en;  wir  müssen  dann  nach  ihrem 
WfHen  iVieden  dcbÜMen  und  auf  alles  miB  Abgednmgene 
yenfcbten,  ddefr  wiir  rnftsBen  Erieg^  ftlneii  wider  sie  alle. 
Das  wäre  ttir  uns  zu  schwer.  Nachdem  wir  dies  und 
anderes,  was  alles  zu  schreiben  umständlich  wäre,  reiflich 
erwogen  hatten,  gaben  wir  dem  Oeeandten  nach  Rat  des 
KomtorB  in  Karkne  und  einigBr  iaderer  Ordenabrikddry 
die  gerade  bei  mn  waren,  folgende  Antwort:  ^„Da  der 
erwähnte  Frieden  zwischen  Plcskau  uad  uuserro  Orden 
noch  nicht  zu  Ende  gegangen  ist,  so  steht  es  uns  nicht 
m,  Pleekan  so  leiebt  m  entsagen..  Ist  aber  diese  Bot- 
sehaft  eine  ernste  und  feste  Meinong  Nowgorods,  so 
woHen  wir  am  nttchsten  8.  September  entweder  in  rigner 
Person  oder  durch  Bevoll  mäch  tierte  an  der  Narowa  darüber 
Terhandeln.  Man  könnte  dann  in  dieser  Sache  einig  werden 
und,  nachdem  man  einander  die  nötige  Sicherheit  gegeben, 
dem  entsprechend  handeln.*^  Alleitt  die  Boten  folgten 
uns  auf  unser  Haus  Weissenstein  und  verlangten,  daas 
wir  uns  besser  besinnen  und  ihnen  mehr  Trost  und  Hilfe 
zusagen  soUten.  Wir  beschieden  sie  nach  Alp.  Dort 
baten  sie  uns  anl»  dringendste,  wir  solltm  ««s  Bftcksioht 
auf  die  IVenndschaft  und  gute  Nachbarschaft,  dfe'Now« 
gorod  allerwegs  mit  unserm  Orden  und  diesen  Landen 
gr^h alten  habe,  den  Pleskauern  entsagen  und  dieselben 
VBL  üause  halten;  sie  wollten  unterdessen  dem  Könige 
Ton  Moskau  »kriigs  genoch  pflegen*;  geschehe  das  nicht» 
so  würden  sie  gänzlich  unterdrückt  werden.  Da  nun 
unser  Orden  und  diese  Lande  zu  Livland  schon  lange 
mit  grosser  Mühe  danach  gestrebt  haben,  Nowgorod  von 
Pleskau  zu  trennen  und  wir  jetzt  Nowgorod  wider  Plcskan 
SU  Hilfe  nehmen  und  auf  .diese  Weise  unser  SigsBtnai 
am  so  sicherer  nr&okfordem  können,  im  andern  Mb 


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81 

aber,  wmni  sie  sieh  unter  einander  yertragen,  wir  beide 
TO  Feinden  zu  haben  vermuten  müsden,  so  gaben  wir 
den  (Sandten  nacii  Bat  des  Komturs  von  Reval  und 
ein^per  Getreaen  «nseres  Ordens,  die  wir  diesmal  bei 
USB  batfon,  eine  Antwort  naeb  dem  WorOant  des  bier 
tM%ele^n  Zettels,  indem  wir  erklärten,  dass  wir  mit 
solchen  Artikeln  unsere  Gesandten  nach  Nowgorod 
schicken  würden.  IT  od  das  haben  wir  jetst  gethan*  Wenn 
also  der  Herr  Hnbisebof,  die  Bfirgenneiateri  HenOge, 
Altesten  nnd  Weisesten  Ton  Nowgorod  diese  Artikel 
einträchtig  annehmen^  versiegeln  und  beschwören,  so 
werden  wir  ihnen  nacli  Rat  dieser  Lande  helfen.  l>arum 
haben  wir  nnsem  Landmarschall  mit  mehreren  Getreuen 
oBseres  Ordens  an  den  Herrn  finbischof  zn  Bi^fa  ge- 
sdnckt,  damit  sie  mit  ihm,  seinem  Kapitel  nnd  seiner 

Mannschaft  darijljer  beraten Ebenso  haben  wir  die 
Lage  dieser  Dinge  den  Herrn  Bischöfen  zu  Dorpat  und 
in  ösei  mitgeteilt,  und  am  26.  Augast  werden  wir  selbst 
deswegen  in  Bend  mit  unseres  Ordens  Landen  Barrien 
und  Wfiriand  cnsammen  sein.  Unterdessen  kommen 
unsere  Boten  aus  Nowgorod  zuiück.  Gehen  also  die 
Nowgoroder  auf  die  vorgeschlagene  Versiegelung  und 
SrenikftssuBg  ein  und  belieben  und  raten  dieselbe  auch 
die  genannten  Hmn  Plrilaten  dieser  Lande  und  die 
Rittmoliafl  Harrien>Wirland,  so  kennen  wir  niebt' davon 
abstehen,  und  es  mnss  Krieg  werden.  De^hnll)  bitten 
wir  euch  ganz  demütig:  wenn  es  in  Preussen  Hofleute 
nnd  Trabanten  giebt,  die  nnserm  Orden  von  Nutzen  sein 


^)  Nach  den  rigiachen  Kämmereirechnangen  waren  ri^ische  Hatfl- 
gendeboten  ,ummet  bespreke  to  rnyi^ende  iip  de  Flojzkouwt're'*  f»rst 
,Qpp  nati^itatis  Marie"  (Sept  b)  in  Koiuitburp  beim  Krzbischof. 
Die»  iit  eine  ungenaue  Zeitangabe.  Im  Septeuiber  kann  von  einem 
Feldzuf^e  gegen  Pleskau  nicht  mehr  die  Rede  gewesen  sein.  Die 
Verditümiluug  der  Stande  des  Krzatittä  iiat  schon  im  August  statt* 
gefiinden. 


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32 


kflnttten  und  m  denen  Ihr  r»te^  ao  achiekt  q&b  von 
diesen,  sobald  wir  each  die  Gewiesheit  des  Krieges 

melden,  300  —  4<Xj  Pferde  und  wa^  an  FussknechteD  zu 
habeu  ist.  Wir  erklären  aber  ausdrücklich,  dass  wir 
nach  Lage  dar  Pioge  dieeen  Hoflenlan  nnd  Trabantea 
keiiien  Sold  venprechen  oder  ▼enebreiben  kttnnen; 
wollen  sie  nm  der  Christenheit  willen  ins  Land  koeunen, 
so  lioüeii  wir,  es  mit  ihneu  so  halten  zu  können,  dass 
aie  uns  danken  sollen.  Demütig  bitten  wir  Enchi  uns 
darauf  nngeafcnmt  eine  Antwort  an  aenden*'* 
IHa  Artikel  lauten: 

„Bretena  soll  der  Friede  zwischen  uns,  diesen  Landen 
und  ihnen  auf  10  Jahre  verlüngerl  werden,  und  die 
Pieskauer  soUea  ausserhalb  desselben  stehen.  Nowgorod 
wird  nie  weder  sie  nooh  ihre  Landen  Wasser  und  Gerecb* 
tjgkeiten  in  seinen  Frieden  anfnehaien,  aondom  wird 
ihnen  gegenüber  den  Herrn  Meister  und  dessen  Behaltung  \) 
auliiehmeu.  Desgleichen  sollen  der  Herr  Meister  und 
seine  Behalinng  das  Ihrige  von  Pleakan  oime  Nowgorod 
Bichl  nehnsiiy  aondem  de  sollen  mit  Nowgorod  wider 
Pleekan  wegen  dea  beiden  Teflen  Gehdrigen  inssiamen- 
stehen.  Wenn  Ple^^kau  sich  zu  Nowgorod  feindlich  ver- 
hält und  Nowgorods  Eigentum  nioht  surückgi^bt,  so 
wird  der  Herr  Meister  mit  seiper  Behaltnng  zu  Pferde 
ntsen,  Kowgocod  iwteetom  nnd  ihnen  das  ihrige  ftadera 
helfen.  Un^^kehrt  ist  Nowgorod  rerpfliohlety  dem  Herrn 
Meister  und  dessen  Behaltung  das  Gleiche  zu  thun.  Beide 
sollen  sich  von  einander  nicht  trennen»  sondern  gemäss 
der  Krenzküssnng  wider  Pleskan  miter  einander  einig 
amn»" 

Die  rassischen  Ohronisten  eräihlen  nichts  Ton  dem 

HilfegesucU  Nowgorods  beim  livUukdischen  Orden,  ebenso 


^)  «BflhsUIngo*',  womater  wohl  gant  Livlvid,  iddit  dsi  Ordtas- 
laad  allein  Teittandea  sein  iolL 


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33 


lachtä  von  einer  Gesandtschaft  des  Meisters  hd  Nowgorod. 
Bagagen  sagt  die  vierte  Nowgoroder  Chronik^)  wohl,  dass 
nach  der  Sehlacht  an  der  Schelooa,  also  nach  dem  14.  Juli, 
ein  Gesandter  tou  Nowgorod  durch  Livland  nach  Litauen 
an  Köniir  Kasimir  abgeschickt  sei:  er  sei  aber  schon  sehr 
bald,  mit  der  Meldung  zui'ückgekehrt,  dass  der  Ordeuäiueister 
Ihm  den  Dorehxag  durch  Livland  verweigert  habe.  Die 
rassiBche  Überlieferung  iSsst  sich  mit  der  Darstellung  des 
Meisters  vereinigen,  wenn  man  den  an  Kasimir  abgeschickten 
Gesandten  mit  der  ersten  der  vom  Meister  eiTrähnten  Ge- 
sandtschatten identü^ert.  Er  wird  danach  ungefähr  am 
20»  Juli  in  Fellin  erschienen  und  die  zweite  Gesandtschaft 
etwa  10  Tage  später  gefolgt  sein.  Die  Verweigerung  des 
Dorehzuges  kann  uns  nicht  befremden,  denn  eine  Ehmüschnng 
Polen-Litauens  in  den  Kampf  zwischen  Nowgorod  und  Mockau 
hat  man  damals  in  Livland  als  den  Interessen  des  livlän- 
diflchen  Ordens  nicht  entsprechend  nicht  gewünscht.  In 
Preussen  stand  man  dazu  wahrschemlich  anders,  und  daraus 
kMnte  es  m  erklären  sein,  dass  Wolthnss  im  Briefe  an 
den  Hochmeister  von  der  Sendung  Nowgorods  an  Kasimir 
gar  nicht  spricht.  Es  ist  aber  nicht  ausgeschlossen,  dasa 
dfieee  Sache  doch  schon  vorher  in  einem  uns  nicht  erhaltenen 
Briefe,  der  streng  geheim  bleiben  sollte,  behandelt  worden 
ist.  Wolthnss  hat  es  iedenfalls  ftkr  viel  vorteilhafter  ge- 
halten, daöö  der  livlaudische  Orden  selbst  dazu  beiirug, 
Nowgorods  Selbständigkeit  zu  erhalten,  bei  dieser  Gelegen- 
heit seine  Ansprüche  an  Pleskau  durchsetzte  und  endlich 
eine  feste  Grenze  für  Livland  gewann.  Dass  die  Nowgo- 
roder  Boten  bei  den  Verhandlungen  ihre  bereits  erlittenen 
Niederlagen  verschwiegen  baljeu,  ist  sehr  erklärlich.  Der 
Meister  hat  die  Widerstandskraft  Nowgorods  hoher  an- 
geschlagen, als  sie  war,  und  einen  leichten  und  schnellen 
Sieg  Moskaus  nicht  erwartet.  Dag^n  spraohen  die  Er- 


^)  A.  4*.  Ü.,  S.  127. 


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34 


fahruDjiren  der  fr&bern  Kriege  und  die  allf:emeiiie  Über- 
zeugung, dasR  man  Nowgorod  nur  im  Winter  mit  Aussicht 
auf  Erfolg  angreifen  könne.  Daker  rechnete  Woithuss 
offenbar  aaf  einen  Wintorfeldzng,  den  man  «och  in  Lirland 
gegen  Pleskan  Ar  günstiger  hielt  Auffallend  bldbt  es 
freilich  trotadem,  dass  man  ICitte  Angnst  in  Liyland  von 
den  russischen  Kriogsereignissen  des  Juli,  von  dem  so 
erfolgreichen  Öommerfeldzuge  Iwan  III.  wenig  oder  gar  nichts 
wnsste,  dass  man  anch  über  die  ParteiTerhäUaisae  in  New* 
gorod  80  schlecht  nnterrichtet  war.  Denn  innere  Zwietracht 
nnd  Yerrat  schwächten  die  Stadt  mehr  als  alle  Siege 
Moskaus. 

Am  11.  August,  also  zwei  Tage  vor  dem  Schreiben 
Wolthusens  an  den  Hochmeister^  war  bereits  ein  Vertrag 
des  GrossfOrsten  mit  Nowgorod  perfekt  geworden.  Die 
Stadt  behielt  noch  die  Formen  eines  Freistaates,  aber  sie 

musste  jeder  Verbindung  mit  Liiaueti  und  den  Feinden 
Moskaus  entsagen,  die  Oberiioheit  des  Grossfiirsten  aner- 
kennen und  alle  massgebenden  und  einflussreichen  Beamten 
ans  der  moskanschen  Partei  wlüiien').  Die  Gesandten  des 
Meisters  fanden  daher  eine  ganz  andere  Stadt,  nicht  das 
Nowgorod,  an  das  sie  gesandt  waren;  es  konnte  niemanden 
wnndem,  dass  die  Iremden  Leute  ihnen  auch  eine  ^firemde"^ 

^)  Cf.  öchiemaun,  a.  a.  O.  IS.  318  ff.  Die  Verweigerung  des 
Durchznf^ee  wt  hier  folgendermasBen  motiviprt  worden  :  .Tiivlaiul  durfte 
es  nicht  wa^en,  den  Zorn  de«  Grossfursit  ii,  dor  mit  H('Pr»^s'Tnacht 
seinen  Grenzen  nahe  war,  zu  reizen,  und  halte  tiioricht  lareüandelt» 
sein  Schicksal  mit  dem  Nowgorods,  dessen  Niederlage  sich  klärlich  vor- 
aassehen  lieaö,  za  verbinden".  Nach  dem  oben  Dargestellten  kann  dies 
thatsächlich  nicht  das  Motiv  gewesen  sein;  aber  aucli,  dass  die»  es 
hätte  sein  sollen,  möelrte  loh  bestreiten.  Je  frSher  und  je  energischer 
lÄTland  dem  Gfossföftten  entgegentrat,  desto  mehr  kannte  es 
reichen.  Durch  ängstliche  Zoräckhaltong  entging  es  sieher  nicht  dem 
aZorn*  Iwans.  Der  immer  höchst  besonnen  handelnde  Meister 
Plettenberg  hat  s|»äter  nehrfiich  betont,  es  sei  ein  TerhängnisToUer 
politischer  Fehler  gtwesen,  dass  man  nicht  vor  der  NiederwerAiDg 
Nowgorods  dnrch  Moskaa  energisch  gegen  die  Aussen  Torgiog. 


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85 


Antwort  gaben,  d.  K  Ton  einem  Bündnis  gegen  Pleakan 

nichts  wissen  wollten^). 

über  die  ßückkehr  der  Gesandten  und  den  Bericht,  den 
sie  dem  Meister  abstatteten,  erfahren  wir  nichts,  müssen 
aber  annehmen,  dass  sie,  wie  der  Meister  es  erwartete, 
▼or  dem  26.  August  zorackkehrten.  Unterdessen  hatte 
Wolthuss  die  Gebietiger  zur  Beratung  berufen.  Sie  erzählen 
später,  dass  aie  alle  einmütig  vom  Bündnis  mit  Nowgorod 
abgeraten,  doch  als  sie  gesehen  hätten,  dass  Wolthuss  sich 
nicht  raten  liess,  sondern  dnrchans  den  Krieg  wünschte, 
da  hatten  sie  yerlangrt,  dass  man  sich  dann  nach  alter  Art 
an  die  Freunde  und  Sippen  in  Deutschland  wende  und  durch 
diese  erfahrene  Kriegsleute  ins  Land  kommen  lasse.  Aber 
der  Meister  sei  andern  Sinnes  gewesen  und  habe  die 
Werbung  von  armen  ELnechten  nnd  Leuten  ^Ton  der  See^ 
angeordnet  Wir  können  diesen  Standpunkt  Wolthusens 
nur  billigen,  denn  gegen  die  Vermittelung  der  Freunde  und 
Siy  pen  sprachen  die  äusserst  schlimmen  Erfahrungen,  die 
der  Orden  in  Preassen  im  letzten  Kriege  gemacht  hatte. 
^Arme*  Knechte  waren  jedenfalls  im  Kriege  bequemer  zu 
handhaben  und  nach  demselben  billiger  abzufinden.  Mit 
der  einmütigen  Ablehnung  des  Bündnisses  durch  die  Ge- 
bietiger stimmt  der  Brief  des  Meisters  nicht  überein,  und 
zwar  gehören  die  dort  genannten  G^bietiger,  nach  deren 
Bat  der  Meister  den  Nowgorodem  antwortet,  ohne  jeden 
Zweifel  zur  Oppositionspartei.  Aber  freilich  heiset  ^naoh 
Bat**  des  C^ebietigers  zunächst  nur  ^nach  Beratung"  mit  dem 
Gebietiger  und  nicht  ^mit  Zustimmung"  desselben.  In  der 
Beschuidigungsschrift  heisst  es  auch,  sämtliche  Stände  des 
Landes  hätten  dem  Meister  yom  Bündnisse  abgeraten,  trotz» 
dem  habe  er  seine  (jleaandtschaft  nach  Nowgorod  geschickt. 
Wir  erfahren  von  andrer  Seite  nicht,  wie  die  liTländischen 

1)  Die  Beschuldignngsselirift  ilatlt  die  Stehe  bo  dar,  ale  ob  ee 
eine  Ton  den  Gebietigeni  Teigeblich  dem  Meister  Toransgeaagte 
Perftdie  der  Nowgoroder  geweeea  iviie* 

8* 


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36 


Stiinile  über  tlie  Zweckmässigkeit  des  Krieges  dachten,  aber 
ddäj  waö  die  Gebieliger  tiagen,  ist  jedenfalls  nicht  richtig, 
da  Wolthuss  gar  keine  Zeit  hatte,  vor  dem  Abgange  seiner 
GeBandischalt  noch  die  Stände  za  befragen.    Das  konnte 
erst  nachher  geschehen,  und  deshalb  wurden  die  Stände- 
versammlungen angeordnet.  Es  ist  nicht  wahrscheinlich,  dass 
das  Stift  JJorpat  und  die  Harrisch -Wirischen,  alöu  die  in 
erster  Linie  beim  Kriege  Beteiligten,  im  Prinzip  gegen  ein 
Bündnis  mit  Nowgorod  und  den  Krieg  waren.  Eine  Ter- 
sammlnng  der  Harrisch-Wirifichen  scheint  um  den  26.  August 
in  Reval  stattgefunden  zu  haben,  wohl  nach  der  Rückkehr 
der  Boten,  als  von  einem  Feldzuge  für  den  nächsten  Winter 
nicht  mehr  die  Rede  sein  konnte.  Die  Reval  er  Kämmerei- 
rechnnngen  yerzeichnen  zum  26.  Angnst  die  Anwesenheit 
des  Meisters  in  Beval,  der  an  diesem  Tage  das  Land  be- 
ritten, d.  h.  eine  Grenzbereitung,  von  der  wir  sonst  nichts 
wissen,  vorgenommen  habe.   Die  Stadt  bewineLc  wieder  ihn 
und  sein  Gefolge,  unter  welchem  aber  auffallender  Weise 
gar  keine  Gebietiger  genannt  werden,  feierlich  auf  dem 
Bathanse 

Die  erzstiftischen  Stände  müssen,  wie  erwähnt,  schon 
vor  der  Rückkehr  der  Boten  in  Ronneburg  zusammengetreten 
sein  und  mit  dem  Iiandmarschall  über  den  Krieg  verhandelt 
haben.  Die  Stadt  Riga  erwähnt  der  Meister  in  seinem  Brief 

1)  Dem  Meliter  WoMmn  wird  spitar  «in  flppiges  Leben  oad 

grosse  Veräohwendaiig  vorgeworfen.  Es  mag  darum  erwähnt  werden« 
dass  die  Rechnaogen  der  beiden  Qastinähler.  die  die  Stadt  Reval  ihm 
gab,  darchaas  keinen  aussergewöhnlichea  Aufwand  und  Prunk  erkennen 
lassen.  Getrunken  wurden  beim  ersten  Mal  120  Stof  Wein  und  12 
Tonnen  Bevaler  Bier,  zum  zweiten  Mal  132  Stof  Wein  und  16  Touueu 
Bier.  Die  Anschaffung  von  2i>0  grossen  l^ichern  laset  auf  eine  so 
grosse  Zabl  der  Anwesenden  schliesseo,  da»ti  dieser  Konsum  nur  ein 
massiger  genannt  werden  kann.  Als  der  Meister  Plettenberg  dreissig 
Jahre  später  zum  ersten  Mal  Gast  der  Stadt  ist,  werden  970  ätof 
Wein,  288  Stof  Eimbecker  nnd  5  Tonnen  Bevaler  Bier  getnmken, 
nnohdem  900  Becher  engescluUlt  nnd.  IHe  Koiten  betragen  mnd  91, 
$4  nnd  250  Mark  BJgiselt 


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37 


au  den  Hochmeister  gar  nicht,  weil  sie  ja  nach  dem  Kircb- 
iM>iiii«r  Vertrage  zo  den  Ordensständen  gehörte  nnd  direkte 
Heereefolge  leisten  mnssie.   Br  hat  deshalb  anoh  an  die 

Stadt  geschrieV)en  und  dabei  wieder  die  Forderung  der 
Holdigung  erneuert.  Riga  schickte  den  Brief  des  Meisters 
lofort  dem  Erxbisohof  za  und  verhandelte  nur  mit  diesem 
vber  den  £ri^,  weil  es  eben  den  Kirohbolmer  Vertrag  nicht 
merkannte  und  sich  nur  m  den  Ständen  des  Erzstifts  hielt'). 
Nachdem  die  aus  Nowgorod  zurückgekehrten  Gesandteu 
ihren  Bericht  abgestattet  hatten,  musste  Wolthuss  den  Ge- 
danken an  einen  russischen  Kri^  für  mindestens  ein  Jahr 
aa^ben.  Dass  er  es  gethan  hat,  sieht  man  anch  aus  semem 
Brief  an  den  Hochmeister  vom  17.  September,  wo  sonst  der 
Krieg  gewiss  nicht  unter  den  Gründen  gefehlt  hätte,  niii 
denen  er  einen  längern  Termin  zur  Auslobung  der  Komturei 
Bremen  bewirken  wollte.  Den  Flau  einer  Verbindung  mit 
Nowgorod  gegen  Pleskan  hat  er  aber  gewiss  nicht  för  immer 
aufgegeben,  sondern  entschieden  auf  einen  in  nicht  allzu* 
langer  Zeit  eintretenden  Umschwun«r  der  ParteiverLaUnisse 
in  Nowgorod  gerechnet,  indem  er  entsclilossen  war,  in  diesem 
Falle  alle  gunstigen  Chancen  wahrzuneiunen  Bis  dahin 
sollte  die  innere  Konzentration  der  Ordensmacht  fortgesetzt 
Verden  und  im  Znsammenhange  damit  sollteh  auch  die  Be- 
ziehungen des  Ordens  zu  den  andern  livländischen  Ständen 
in  friedlicher  Weise  möglichst  sicher  geordnet  werden.  Das 
geschah  nach  dem  damaligen  Ii  vi  indischen  Staatsrecht  auf 
dem  Wege  der  Landeseinigung.   Eine  solche  war  zuletzt 

>)  Big.  KämmereireehDungeti.  Dieser  nieht  erhaltene  Brieif  Wolt- 
bftw  datierte  ooKtfiilur  aaeh  ▼em  13.  AugoBt. 

I)  BekaontUch  eohwaaktoa  die  Benehangeii  Nowgorods  an 

Hbtkaa  in  den  uächstea  Jahren  noch  sehr  bedeutend.  1475  fährte 
Nowgorod  noeknals  Krieg  gegen  Pleakau.  Erst  am  18.  Jan.  1478 
könnt«  mao  von  einer  Yollständfgen  Unterwerfung  Nowgoroda  anter 

Moskau  sprechen,  nnd  auch  dünn  dauerte  es  noch  10  .Talire.  bis  der 
freiheitliche  Geist  ganz  vcmiclitrt  war  nrul  Livland  nur  der  Willkür 
iBoakowitischer  Siatthailer  uuU  Schreiber  gegenüberstand. 


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38 


am  12.  Februar  1457  zu  Wolmar  auf  10  Jahre  geschlossen 
worden,  und  eine  Emeaerang  deraeiben  war  seither  niebt 
möglich  geweaen.  Deshalb  hatte  Wolthnss  im  August  1471 
mit  dem  Erzbischof  die  demnächstige  Bemfung  eines  Land- 
tages verabredet,  nnd  im  September  \\urden  sämtliche 
^^täDde  eingeladen,  am  3.  November  zu  einem  solchen  in 
Wolmar  zu  erscheinen^).  Dort  hoffte  der  Meister  durch 
sein  gutes  Verhttltnis  zu  den  Bistümern  Dorpat  und  ösel, 
zur  Stadt  Reval  und  besonders  zur  Ritterschaft  Barrien- 
Wirland  eine  Pression  auf  den  Erzbischof  und  die  Stadt 
Riga  ausüben  zu  können  und  die  Anerkennung  der  Kirch- 
holmer  Vertrüge  su  erlangen.  Mengede  hatte  ]454— 57 
unter  schwierigem  Verhältnissen  durch  eine  solche  Politik 
Erfolge  erzielt.  Aber  auch  die  Eventualität  eines  russischen 
Krieges  mussLe  auf  dem  Landtage  erörtert  werden,  wenn 
auch  nur  im  Hinblick  auf  den  am  25.  Juli  1473  zu  Ende 
gehenden  Frieden;  Bustungen  waren  jedenfalls  auch  zur 
Erneuerung  desselben  nötig.  Femer  sollte  eine  liylindische 
Landessteuer  als  Beihilfe  far  den  Hochmeister  zur  Aus- 
lösung der  verpfändeten  preussiscben  Ordensgüter  angeregt 
werden.  Man  reebnete  dabei  wohl  auf  keine  grossen  Er- 
folge, aber  man  hatte  es  in  Preussen  Tersprochen  und  wurde 
beständig  daran  gemahnt  Endlich  lagen  eine  Menge  Ton 
kleinern  innern  Streitigkeiten  vor,  deren  Austrag  auf  den 
Landtag  verschoben  war,  wie  z.  B.  die  Fehde  des  Hans 
Tiesenhausen  mit  der  Stadt  Dorpat'}* 


1)  Brief  des  BnbisehofB  an  Big»  Ton  17.  Oktober  H*lh  Origiual 
im  Sufls.  rig.  Stadteroht?. 

*)  Hans  Tiesenhanseo»  ein  Vasall  des  flnstifts,  kette  bei  den 
livlandieehen  Landeikerren  Aber  ihm,  irie  er  meinte,  tod  der  Stadt 

Dorpat  zugefügtes  echweres  Unrecht  geklagt.  Zu  einem  vor  dem 
Bischof  von  Dorfwt  and  den  Yertretern  dee  Meisten  anberwimten 

Yerhandlangstage  war  er  aber  nicht  erschienen,  sondem  hatte  es  vor- 
gezogen, am  16.  August  1471  seine  Absage  an  die  Stadt  an  der 
Dorpater  Donjj)forte  an^nschlapen.  Znf?k'ich  erfuhr  man,  dase  or 
seine  Freaude  im  Ersstitt  yersammie.  Da  vermitUlteu  der  Jiirsbischof 


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38 


Auf  die  Zeit  des  Laadtagee  scheiDt  Woltihuss  ancli  die 

Abhaltung  des  Jahreskapitels  angesetzt  zn  haben,  auf  dem 
wiciiLjge  finanzielle  Ami,m  legenheiten  zu  ordnen  waren.  Der 
Orden  hatte  verschiedene  grössere  Zahlungen  zn  leisten, 
darunter  6000  Mark  direkt  an  den  Hoebmeister  nnd  f&r 
deae^ben  2600  Dukaten  an  den  Biaofaof  Peper  von  Dorpat, 
Summen,  die  wahrscbeinlicb  mit  der  Anerkennung  des  nenen 
Meiöterwahluioduri  zusammenhingen;  ferner  war  das  zur  Aus- 
lösung der  Komturei  Bremen  nötige  Geld  zu  beschaffen. 
Bisher  war  ee  ftUich  gewesen,  derartige  Sonunen  anf  die 
einselnen  (Gebiete  sn  refMurtieren,  jetet  strJlabte  sich  ein 
^osser  Teil  der  Gebietiger  gegen  eine  solche  ßeschatzung, 
indem  sie  sagten,  dass  der  Meister,  der  die  fruchtbarsten  und 
reichsten  Gebiete  selbst  übernommen  und  zudem  aus  dem 
Nachlaas  yerstorbener  Gebietiger  grosse  fiinnahmen  gehabt 
habe,  Geld  gemg  zu  diesen  Zahlongen  haben  mfisse^).  Diese 
8ache  konnte  nnr  anf  dem  Kapitel  nach  erfolgter  Recbnungs- 
legunjr  des  Meisters  und  aller  Gebietiger  zum  Austrag  ge- 
bracht werden.  Allein  bei  einem  solchen  ordnungsgemässen 
Gaogie  der  Dinge  durfte  die  Oppositionspartei  im  Orden 
dtsrelums  nicht  sicher  anf  einen  Sieg  aber  den  Bister  und 
dessen  Pläne  rechnen.  Letzterer  zählte  unter  den  Gebietigem 
selbst  mindestens  5 — 6  entschiedene  Anhänger,  und  unter 
den  ausserhalb  des  Kapitels  stehenden  Ordensbrüdern  hielten 
offenbar  besonders  die  jftngem  fest  su  ihm,  Tielleieht  weniger 
deswegen,  weil  sie  seine  Pläne  kannten  und  billigten,  als 
weil  sie  die  oligarchiscben  Tendenzen  seiner  Gegner  hasston 
ond  sich  durch  die  ßevorzugnng  gewidser  Familien  bei  der 
Amterbesetznng  zurückgesetzt  lohlten.  Am  gefährlichsten 

imd  im  Auftrage  des  Meisten  der  LandmarsoltaU  einen  Anstand  der 
Fehde  bis  mm  niehsCen  Landtege.  Briefe  Dorpelt  and  des  Bfs- 
biwliofe  an  BIga  im  äosi.  rig.  StadlarehtT. 

1)  Hier  überall  iet  wmter  unten  die  Inhaltsangabe  der  Be« 
admldigniigsichrift  za  ver^eidien.  Die  Sohnld  aa  den  Biaehof  Peper 
ergiebt  sich  ans  Klageardkeln  sebes  NadkfolgSfS  yom  Jahre  U76  im 
MbMker  StadtaroliiY. 


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 40  

aber  för  die  OppOBitloB  war  ee,  daaB  die  Vasallen  und  Ordens- 
diener grosse  Sympathien  fÄr  Wolthnsa  zeigten.  Wenn 

später  die  Gebietiger  dem  gestürzten  Meister  vorwerfen, 
da^ß  er  in  uDzulä^äiger  Weise  mit  weltlichen  Leuten  verkehrt 
and  diese  vor  den  Ordensbrüdern  bevorzugt  habe,  so  er- 
kennen wir  daransi  dass  Wolthnss  auf  demselben  We^ge  war, 
der  später  in  Preussen  mit  Erfolg  beschritten  wurde  and 
mehrere  Dezennien  hindurch  die  Säkulariaation  des  preussi- 
schen  Ordens  vorbereitete.  Die  konsequente  Heranziehung 
der  weltlichen  Elemente  zur  inneren  Verwaltung  hat  dort 
das  territoriale  Fürstentum  begrAndet.  In  Livland  standen 
die  Sachen  jetzt  so,  dass  die  Oebietiger  später  selbst  sagen, 
ein  oÖ'enes  Vorgehen  gegen  WolthusH  hätte  eine  iMiimiscbung 
der  Vasallen  herbeiführen  können  und  eine  solche  hätte 
dann  den  ganzen  Orden  in  ein  ewiges  Verderben  gestürzt. 

Dies  sind  die  Erwägungen  gewesen,  die  die  Führer 
der  Opposition  nach  Welen  geheimen  Beratungen  zu  dem 
Ent-Lliluüs  brachten,  dem  Feinde  ihrer  Interessen,  dessen 
Pläne  den  ganzen  Bestand  ihres  Ordens  in  Frage  stellten, 
eine  gewaltsame  Katastrophe  zu  bereiten  und  das  Land  Yor 
eine  unaliänderliche  Thatsache  zu  stellen.  Die  Häupter 
der  Verschwörung  sind  ans  den  folgenden  Ereignissen  und 
auä  der  Ainterv(;rtcilung  nach  dem  gelungenen  Werk  deut- 
lich zu  erkennen,  ebenso  auch  ihre  peröönlichen  Motive, 
£hrgeiZ|  Habsucht  und  Hass.  Borch  wollte  Nachfolger  im 
Meisteramt  werdeDy  don  Komtur  zu  Ascheraden  Heraenrode 
hatte  man  die  Landmarscbaliwftrde  Tersprochen;  Domen* 
liUig-Lage  in  Reval  und  dem  soeben  nach  Pernau  veraetzten 
Lappe  von  Koningen  kam  eö  vor  allem  auf  Rache  und  Wieder- 
erlangUTiL'  Ihres  Vermögens  an.  Ob  sich  der  alte  Bernd 
▼on  der  Heide  auch  an  der  That  beteiligt  hat»  wo  er  über- 
haupt geblieben  ist,  wissen  wir  nicht,  er  verschwindet  TöUig 

1)  Er  ist  zulet£t  Anfaog  ^n^st  beim  Maister  io  Fellin.  Da 
von  ihm  in  der  Beschaldi^ngpschrift  wie  von  einem  Lebeodeu  die 
Bede  ist,  er  aber  nicht  unter  den  obem  Oebiet^gem  su  finden  nnd 


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41 


Dagegen  taucht  als  ein  ganz  neuer  Mann  Johann  Freitag 
von  Loringhofen  auf,  dem  der  Sturz  Wolthusens  eine  glänzende 
Karriere  brachte  \).  Über  die  Ausfuhrung  der  Verschwörung 
sind  wir  nur  därUtig  nntemchtet  Als  Ort  des  Oberfalls 
und  der  GefaogeDnalime  des  Meisters  wird  glanbw&rdig 
Sehloss  Heimet  genannt-),  jede  nfthere  Zeitangabe  fehlt. 
Aber  nach  allen  uns  sonst  erhaltenen  Daten  muBS  die  That 
in  den  ersten  Tagen  des  Oktobers,  zwischen  dem  30.  September 
und  10.  Oktober,  ansgefähri  sein*).  Mitten  in  der  Naobt 


Kaikoa  aa  dnea  aadem  gegebeo  ist,  miiM  tnaa  aantluneii»  duw  er 
,Min  Gemaeb  gewählt*,  d.  h.  seiaeo  Abfrahied  genommen  hat 

1)  Vorher  nennt  ihn  nur  die  Viaitationsliste  von  1451  als  ein- 
fachen Bitterbmder. 

S)  Rnuow,  lAfl  Ohroa.  S.  49.  Entweder  aaa  der  yerloreaen 
ältesten  Bedaktion  der  Meistefehroniken  oder  naeh  gater  mftndlieher 
Tradition. 

Direkt  spricht  zuerst  Silvt  stor  in  einem  Briefe  an  Riga  vom 
17.  Oktober  1471  von  dem  „yiifall''  der  Absetzung  WoHhii?'ens  und 
dfcr  Wahl  eines  neuen  Meisters,  der  aber  noch  nicht  b^-Mt-ttitrt  i^t. 
Am  25.  Sept.  verhandelt  uuuh  ein  Bevollniächti^rter  Wultnusens  iu 
Dorpat,  wie  letzteres  am  selben  Datum  lit  vul  mitteilt  (Orii^inal  im 
rev.  Siadtarchivj.  Dann  spricht  eine  Aufzfcicbiiuu;r  Jes  rig.  Kauimerei- 
bnches  vom  folgendeo  Jahr  dafür,  dass  die  Gefaugeniiahme  eret  uacb 
dem  29.  Sept  erfolgte.  IHeae  Notls  iat  aaeh  aonst  hemerkonawert: 
«31  Mk  gOYen  deme  gesellen,  de  de  lach  to  jare  in  Praaen  nmme 
tnat  MichaeBe,  alie  de  gefiuigenn  meister  WoltiiaBs  wolde  volk  laten 
iDomen  vib  Praaea  fair  iat  laadt  nppe  de  stadt  B!ge.  10  Hk.  gevea 
eaeme  geeellen,  de  dyt  vormeldede*.  Nach  allem,  was  wir  wissen, 
kann  Wolthass  nnmoglicb  die  ihm  hier  lageBchriebene  Absicht  gehabt 
haben.  Sie  steht  im  Widerapruck  mit  nllcn  i^einen  uns  bekannten 
Plänen  nnd  Unternehraungen.  Diese  Nachricht  wird  daher  nuf  eine 
Intrigue  seiner  Feiüde  zunickzuführen  sein.  Man  hat  in  Riga  ver- 
breitet, dasa  er  unter  dem  Vorwande  eines  bevorstehenden  rusaischeu 
Feldzug*>3  in  Wirklichkeit  gegen  Riga  rüste,  um  die  Stadt  zur 
Huldigung  und  Unterwerfung  zu  zwingen.  Das  lieas  man  später  durch 
bestellte  Leute  in  i'iuubgen  bestätigen,  um  dem  gefaugeneu  Meister 
die  Sympathien  der  Städte  an  entziehen.  In  ähnUcher  Weise  ver- 
aaeliia  man  die  Bittersohaften  gegen  Iba  n  attmmen,  indem  man 
raibr^tele,  er  habe  die  Brbea  des  Vloke  Wränget  ihrea  Landea  be- 
laabt  aad  den  ttaehof  von  Dotpat  nur  Veigewaltignng  dea  Bertram 
Tleaenbaaaea  veranUuet. 


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4S 

erschienen  die  Yerschworenen,  an  ihrer  Spitze  der  Land- 
marschall,  mit  bewaffneter  Hand  im  SchloBS,  drangen  ins 

Schlafgemach  des  aimuDgjslosen  Meisters,  rissen  ihn  aus  dem 
Bett,  schlugen  ihn  in  schwere  kesseln  und  brachten  üm 
dann  ohne  jedes  Bechtsrerfahren  naoh  Wenden  ins  Gkfilngnis. 
So  erzählen  die  Anhifcnger  Wolthneens  den  Hergang;  die 
Verschworenen  sagen,  dass  sie  dem  Meister  den  Oehorsam 
gekündigt,  ihn  al)  mul  lestgesetzt  und,  wie  es  notwendig 
schien,  verwahrt  haben  Uns  erscheint  es  auffallend, 
dass  sie  das  Leben  des  Meisters  annächst  noch  geschont 
haben;  denn  der  GManke  an  eine  gewaltsame  Befreiung 
des  (befangenen  lag  sehr  nahe.  Wenn  wir  nun  gleich 
nachher  unter  ßorch  Leute,  die  Wolthuss  angestellt  und 
gefördert  hatte  und  die  bis  zu  seinem  Sturz  sicher  seine 
Anh&nger  waren,  in  denselben  oder  bessern  Stellnngen 
wiederfinden*),  können  wir  nns  nicht  der  Annahme  Ter- 
echlieesen,  dass  diese  knra  vor  oder  gleich  nach  der  Th*t 
von  den  Verschworeneu  gewonnen  und  bewogen  worden 
siud,  sich  mit  der  vollzogenen  Thatsache  zufrieden  zu  geben. 
Dadurch  sind  offenbar  andere  Männer  ihrer  Partei  Ton 

1)  Veigl.  unten  den  Febdebrief  dea  Brnat  Woltkaet  nnd  die 

Beschaldig^ngsBchrift. 

^)  Eberhard  Lappo  ging  aas  Düiiabiug  nach  dem  reichen  Karkas, 
der  Landvogt  Selbach  wurde  Vogt  zu  Jerwen.  Letzteree  ergiebt  sich 
mir  aas  den  rig  Kämmereircchntingen.  Diese  vcr?;eichnen  zuerst  die 
Anwesenheit  des  Landvogts  iu  Rii^n  als  er  Aafaug  1471  .nit  der 
Hin  reine  nach  Pr«assen  ist;  bei  seiner  Rückkehr  im  August  wird  er 
wie«ler  erwähnt,  aber  diesmal  als  Vogt.  Die  zweite  Eintragung  ist 
ebeu  erci  uach  dem  Stur/.  Wolthusens  gemacht,  aU  aus  dem  frühem 
Landvogt  zu  Jerwen  ein  Yogt  daeelbst  geworden  war.  Selbach  ist 
nrknndlieh  nnr  als  Vogt  sn  Jerwen  nnd  swar  (är  die  Jahre  U74  bia 
1488  sn  belegen.  —  Der  i^consttiariQe''  Jobann  Heileff  iit  aleht^  wie 
Winkebnaan  in  den  Schriften  der  gel.  eetn.  Gee.  no.  7  8.  6,  meint» 
in  den  Stnn  Wolthnsena  hineingeiogen  worden,  denn  er  tiitt  echon 
so  Anfang  des  nächsten  Jahres  iii  angesehener  YerirauenssieUiing 
anter  Borch  auf  (Index  no.  2117).  Bbcnso  bleiben  die  beiden  andern 
Räte  und  Sekretäre,  Dr.  Rothase  und  Johann  you  Oiepe»  tom  8tan 
ihres  Herrn  nnberährt  in  Diensten  Borchs. 


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48 


einer  gfwaltsamen  ITnternehmung  zurückgehalten  worden 
und  damit  könnte  zuädmmenliäDgeD,  dass  man  Wolthuss 
noch  leben  liess. 

Gleich  nach  der  gelungenen  Gefangennahnie  des  MeisterB 
traten  die  Gebietiger  in  Wenden  mm  Kapitel  zusammen. 
Die  Verschworenen  setzten  natürlich  alle  ihre  Wünsche 
durch,  da  die  zuverlässigsten  Anhänger  Wolthusens,  sein 
Bruder  Friedrich  und  Heidenreich  Walgarden,  nicht  er- 
Bcfaienen  waren  und  yon  den  andern  es  niemand  wagte, 
sich  ihnen  zu  widersetzen.  Die  Absetzung  und  Gefangen- 
nahme des  Meisters  wurde  orchilligt  und  darauf  Borch  zu 
eeinem  Nachfolger,  Ilerzenrodc  zum  Laudmarschall  gewählt. 
Dann  hob  man  alle  Beformen  WoithuBena  auf  und  stellte 
den  Zustand  Tor  ihm  wieder  her.  Besidenz  des  Meisters 
wurde  wieder  Biga,  nach  Fellin  ging  als  Komtur  Dornen* 
bnrg-Lage,  nach  Reval  Freitag  von  I^oringhoten,  in  Jerwen 
wurde  der  bisherige  Laudvogt  Seibach  Vogt,  das  erledigte 
Karkus  erhielt  Sberhard  Ijappe  yon  der  Buer^  überpahlen 
Aüerd  yon  dem  Busche  und  Ascheraden  Qerd  yon  Yszen. 
Etwas  später  ging  Wilhelm  yon  Bodinckhusen  I  an  Stelle 
von  Friedrich  Wolthuss  iiuch  Dohlen,  und  Wilhelm  von 
BodinckhuBen  II,  bisher  Hauptmann  in  Wesenberg,  wurde 
Vogt  daselbst^).  Da  Friedrich  Wolthuss  den  Widerstand 
aii%ab  und  nach  Preussen  ging,  entzog  sich,  wie  es  scheint» 
nur  ein  Gebiet  der  Verfügung  Borchs  und  seines  Kapitels: 
jNarwa.  wo  sich  Walgarden  mit  seinem  ganzen  Konvent, 
mit  Herren  und  Dienern,  gestützt  auf  die  ihm  zugethanen 
Yaaalien  WirlandS|  als  unabhängiger  Gebietiger  zn  behaupten 
begann.  Dass  yon  nun  an  wieder  jeder  yersetzte  Gebietiger  aus 
dem  alten  Gtebiet  alles  dort  „Gewachsene"  mitnehmen  und 
yor  seinem  Abzage  die  Bauern  ausj^ressen  durfte,  kann 

>)  Die  beiden  liodiiickhiiseu  sind  schwer  anseinander/uhaUtiii. 
Die  Vertetzmig  von  B.  I  au»  Dünamünde  nach  Dohlen  war  wohl 
eist  eine  Folge  des  Abzuges  yon  Friedrieh  WoHhuM»  der  eieb  aUo 
yorher  einige  Monate  noch  bekanptet  haben  könnte. 


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44 


nacb  den  erbitterten  Vorwürfen,  die  man  Woltboss  gerade 

wegen  dieser  Bestimmung  macbte,  nicht  besKweifelt  werden. 
Dafür  haben  aber  die  Gel>ietiger  auch  ihrerseits  eine  „Re- 
formation''  in  Bezug  auf  die  Art  und  Weise,  wie  künftig 
im  Orden  mit  allen  „wandelbaren^^  Sachen  yerfahren  werden 
sollte,  beschlossen.  Diese  Bestimmnngen  wnrden  gehehn 
gehalten  und  sind  es  auch  nns  geblieben;  es  wird  nur  ge- 
sagt, üian  iia})e  sich  so  eingerichtet,  dass  in  Zukunft  ein 
anderer  das  meiden  müsse,  dessen  Wolthuss  sich  schuldig 
gemacht  habe.  Danach  müssen  wir  annehmen,  dass  die 
Meistergewalt  bedentend  eingescbrttnkt,  die  Kompetenz  des 
innersten  Ordensrates  nnd  des  Kapitels  aber  wesentlich  er- 
weitert und  Bicbergestellt  worden  ist.  Bei  der  Besetzung 
der  Amter,  bei  der  Bestimmung  der  pekuniären  und  mili* 
tarischen  Leistangen  der  Gtobietiger,  bei  allen  politischen 
Entscheidungen  sind  den  Meistern  von  nnn  an  noch  viel 
mehr,  als  es  vor  Wolthuss  der  Fall  gewesen  war,  die  H&nde 
gebunden.  Die  spätem  Verhältnisse  bestätigen  eine  solche 
Auslegung  dieser  „Eeformation''  Tollkommen 

£s  ist  sehr  zn  bedanem,  dass  Über  die  Haltung  der 
andern  liylttndischen  Stände  wahrend  dieser  Zeit,  aneh  der 
gemeinen  Diener  des  Ordens,  gar  nichts  Sicheres  berichtet 
wird.  Es  sind  nur  dürftige  Anhaltspunkte,  die  zu  Ver- 
mutungen und  Wahi'scheiülichkeiten  füiu'en,  L)<u  Im  />)i3chof 
beruft  seine  Stande  zum  6.  November  nach  Ronneburg 
^umbe  der  Kerkholmeschen  dedingen  und  eck  anderen 
sahen"*).  Der  noch  nicht  bestätigLc  Borch  wird  die  Kirch- 
holmer  Verti'äge  gewiss  nicht  auf  die  Tagesordnung  gesetzt 

1)  Vor  allem  zeigt  es  sich  während  der  langen  Fehde  mit  Riga. 
In  den  Briefen  der  Hochmeister  wird  mehrmals  angedeutet,  dass  der 
Meister  nieht  imstande  sei,  seine  Qebietiger  su  einem  pfliohtmassigen 
Verhalten  an  swingen ;  Tiefen  fragt,  ob  er  nSebt  Freitag  in  dieser  Be- 
rielnmg  helfen  Itomie.  Aber  anoh  wäiurend  der  Beglenmg  Plettenbergs 
ist  Yieles  nur  durch  eine  derartige  konstitutionelle  Besehriitlrang  des 
Heisters  zn  irklärea. 

S)  Brief  SÜvesters  an  Riga  d.  d.  17.  Oktober  1411. 


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45 


haiit^ii.  es  ist  daher  wahrr^cbeinlicli,  dasfi  der  Erzbibchof  die 
imfiicherr  Stellung  der  neuen  Machthaber  im  Orden  zu  dem 
Yersocke  benutzt  hat»  von  ihnen  einen  definitiven  Yenicht 
Msaf  diese  Verträge  zu  erzwingen.  Zorn  11.  November  ziehen 
revalscheBatssendeboten  nachWeissenstein  zum  Tage doch 
wulil  zu  einer  Versammlung  mindestens  der  Ordensstände; 
ein  ÖUUitetag  ist  es  jedenfaUs  nicht.  Hier  werden  die  zahl- 
reichen F^nde  des  gefangenen  Meisters  unter  den  Harrisch* 
Wirisohen,  an  ihrer  Spitze  sein  Bmder  Emst,  gewiss  alles 
aufgeboten  haben,  um  eine  Intervention  für  ihn  zustande  zu 
bringen.  Sie  sind  nicht  durchgedrungen.  Eine  Einmischung 
in  die  innem  Ordensverhältnisse  muss  zu  sehr  den  Tradi- 
tionen der  Bitterschafton  und  Stftdte  widersprochen  haben; 
wie  sie  selbst  nnr  von  ihresgleichen  gerichtet  sein  wollteni 
so  wollten  sie  auch  andere  daran  nicht  hindern.  Daher 
haben  sie  es  trotz  aller  Sympathien  den  Verwaudieu  und 
Freunden  des  Gefangenen  überlassen,  die  kompetenten 
Richter,  den  Hochmeister,  das  Generalkapitel  nnd  den  Papst, 
anzurufen.  Wohl  aber  scheinen  auch  sie  diese  Gelegenheit 
ftr  günstig  gehalten  zu  haben,  um  ihre  eigenen  Beschwerden 
und  Forderungen  dem  neuen  Meister  nachdrücklich  vor- 
tragen zu  lassen  und  ihm  die  Berücksichtigung  ihrer  Wünsche 
vor  dem  Empüang  ihrer  Huldigung  dringend  zu  empfehlen'). 

^)  KoBt«]iredmttiig  der  renüidieu  Abgeordneten  im  rev.  Städte 
«reUv;  aber  es  Ist  idefal  viel  mehr  tle  Ort  und  Zeit  richer  za  lesen. 
<)  Zu  dieaem  SchtosB  kommt  man«  wenn  man  die  IiiterpoUüonen 

im  WemelBcheu  Ritterschaftsrezess  von  1482,  Juni  20,  so  verderbt 
iie  auch  uberliefert  sind,  als  Bestandteile  eines  fruheru  Rezesses 
aafTasat  Eine  gleichzeitige  Grandlago  glanbe  ich  hei  ihnen  jedenfalls 
erkenneu  zu  müssen.  Hi<*r  kommt  folgende  Stelle  in  Betracht: 
^Qneme  hier  keine  wandeliuge,  ehr  wir  diszen  unseren  er>velteü  nyen 
inkomentien  hereji  meiator,  her  Berendt  van  der  Borcli  des  ritterl. 
D.  O.  ktimtter  zu  Dohbelen  [!],  huldigen,  laven  uudt  achweren,  Weichs 
ue  bUIich  Salven  per^oulich  erkennen  [muste],  mnste  dit  bmdt  gents 
andeasch  edder  heidnisch  wedder  werden*.  N.  N.  Mise.  8tM  7.  8., 
a  48a  Die  Yorlage  det  Dniekea  ist  leider  mebr  Yorhandeii. 
Die  gleieloeitige  Kopie  des  Wemelaehen  Besesses  In  Kdnlgsheig  bei 


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46 


Unter  aolohen  Ümstäiiden  moaste  es  ßorch  vor  allem  darauf 
ankommen,  die  Bestätigung  des  Hochmeisters  nnd  den  Befehl 

an  Harrien-W Irland  und  Reval  zur  Huldigung  möglichst 
rasch  zu  erlangen.  Die  zu  diesem  Zweck  sofort  nach  dem 
Kapitel  also  etwa  .um  den  10.  Oktober  —  abgesandten 
Gebietiger  sollten  dem  Hochmeister  nnd  dessen  Gkbietigern 
nur  einen  kurzen  Bericht  über  das  YorgofaUene  abstatten 
und  mit  Hinweis  auf  die  preussischerpeits  eingegangenen 
Verpflichtungen  und  auf  die  von  diesen  abhängigen  peku- 
niären Leistungen  des  livländischen  Ordens  eine  unverzüg- 
liche Besttttagnng  verlangen.  AUein  in  Prenssen  hatte  man 
bereits,  wahrscheinlich  dnrch  Friedrich  Wolthnss  ans  Döhlen, 
einen  als  Protest  und  Kla<^e  abgefassten  Bericht  von  der 
andern  Seite,  und  daraulhin  schob  der  Hochmeister  die 
Bestätigung  zunächst  hinaus.  Ein  zu  dieser  Zeit  —  etwa 
£nde  Oktober  —  in  Livland  erscheinender  prenssischer 
Komtur*)  wird  —  so  machten  wir  annehmen  —  yom  Hoch- 
meister zu  genauerer  Berichterstattung  über  die  Lage  der 
Dinge  abgesandt  sein.  Seine  Ankunft  veranlasste  die  Boreh- 
sche  Partei,  die  Gründe,  die  sie  zur  gewaltsamen  Absetzung 
Wolthusens  bewogen  hatten,  schriftlich  zu  fixieren.  So  sind 
sie  dann  dem  prenssischen  Oesandten  vor  den  versammelten 
Gebietigern  vorgelesen  worden.    Unterdessen  hatte  man 


natürlich  nichts  von  Interpolationen.  Cf.  Index  no.  2179.  Eiiie 
andere  Interpolation  \\>Kst  darauf  hin  (a.  a.  O.  S.  4SI),  <!ris.s  der 
, Unfall-  mii  dem  wiirüigen  Meister  Wolthnss.  der  zu  Wenden  im 
Gefäjignis  gci^torben  ift.  für  das  Land  sehr  Bchlirame  Folgen  gehabt 
haL>e.  Ihre  Grundlage  kajin  nicht  vor  1473  entstanden  sein.  Cf.  unten 
das  über  den  Landtag  vom  Januar  1472  Gesagte. 

1)  In  den  rig.  Kämmereiredinungen  wird  er  Komtar  sor  Uewe 
genannt  Hewe  gehörte  bekauntlieh  seit  zu  Polen.  Da  aber 
dieser  Ort  aoeh  Tom  Kriege  her  in  Lirland  gut  bekannt  war»  möchte 
ieh  keinen  Irrtom  des  xig.  Schreiben  annehmen.  Es  wird  der  frOhere» 
also  letzte  Komtur  zur  Mewe  gewesen  sein.  Voigt  nennt  als  solcheu 
im  Namencodex  der  D.  O.-Beamten  den  Johann  von  Kemchiogpen  bis 
1464,  doch  glaube  ieh,  daas  spater  für  Mewe  ein  anderer  Eomtor  er- 
nannt worden  ist 


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47 


eine  zweite  Botschaft  niieli  Prenssen  geschiokt  und  dort  den 

Bt^i-iand  des  daselbst  noch  weilenden  nominellen  Komturs 
XU  Bremen,  des  schlauen  Gerd  von  Mallingrode,  gesucht 
und  gefosden.  Er  verstand  ea^  auf  den  Hochmeister  und 
deeeen  Bäte  eine  derartige  Pression  ansmüben,  dass  zn 
Anfang  Januar  in  Königsberg  die  Besttttigung  und  bald 
daranf,  am  27.  Jaiiuai .  auch  der  Befehl  an  Harrien-Wirland 
und  üeval  zur  Huldigung  ausgefertigt  wurde').  Es  gelang 
ihm  sogar  bei  der  Abfassung  dieser  Urkunden  den  Passus 
dnrcfaznsetzen,  dass  der  ^ersame  und  geistliche  her,  broder 
Johan  WalthuwRs  von  Hersse  durch  genuglich  ursach  noch 
uszweisnnsr  uiiuriers  ordenns  buch,  alse  wir  sein  underrichtet, 
ordentlich  des  obirstenn  gcpietiger  ampts  in  Lvefilandt 
durch  die  gepietigere  doselbist  ist  erlaessenn''.  Mailing« 
rodes  Lohn  war  die  Komture!  Ooldingen,  in  deren  BesitE 
wir  ihn  Anfang  1472  finden,  und  mit  ihr  eine  sehr  einflnss- 
reiche  Stf41uri<r  im  innersten  Ordensrat,  die  er  langer  als 
ein  Dezennium  behauptet  hat.  Auch  wurde  ihm  jetzt  eine 
neue  Terschreibung  auf  die  ihm  früher  verpfändeten  Güter 
aasgestellt.  Er  ist  Ton  nun  an  bei  allen  wichtigen  Ange- 
legenhdten  die  Hauptstütze  Borchs.  Dass  man  in  Prenssen 
aber  irutz  der  Be.^tätiLnuig  weit  entfernt  davon  war,  das 
Vorgehen  gegen  Woithuss  zu  billigen  und  sich  dem  ent- 
sprechend zu  seinen  Anhängern  zu  verhalten^  zeigen  alle 
folgenden  Ereignisse.  Für  uns  ist  das  ein  Beweis  dafür» 

Die  Besutiguiig  ist  nicht  erhalten,  das  Original  der  andern 
Urkunde  iietrt  im  estl.  Kittcr^chaftsarchiv.  Nach  dem  Dokamenten- 
register  im  schwed.  Reich- archiv  (Schirre!).  Ycrz.  livl.  Geschichts- 
qaellen  S.  143  no.  f)13)  datierte  die  Bestätigung  auch  vom  Jahre  1472, 
aläo  nach  dem  24.  Dez.  1471.  Dem  widerspricht  die  Kopie  einer 
Lehnsorkuiide  Borchä  als  bestätigten  Meisters  d.  d.  liiga,  1471  am 
Soniiabeud  Tor  Thomae  (Dez.  14),  in  Fabricli  ProtokoUon.  Die  unten 
fo%»aden  Angaben  übflr  den  mabmiala  yeriuidert«ii  Landtagstennia 
beitlaiBami  mieli,  der  Angabe  des  Doknmeiitenregistera  den  Yomif 
ra  geben.  Audi  ist  die  Tagesangabe  der  Urknade  fGr  1471  ver- 
daebtig;  ieb  mdelite  ein  Veneben  des  Kopisten  annehmen  nod  die 
Urknnde  Ton  1472  Des»  19  datieren. 


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48 


dass  nur  eine  urkundliche  Verpflichtung  und  schwerwiegende 
materielle  Grunde  den  Hochmeister  zur  Ausfertigung  jener 
beiden  Urkunden  bewogen  haben. 

Die  dem  Gessodteii  des  Hochmeisters  vorgelesene  Recht* 
fertigung  der  Gebietiger,  die  im  yorbergehenden  s<^on 
vielfach  al^  Beschuldigungsschrift  erwähnt  worden  ist,  hat 
im  Wesentlichen  folgenden  Inhalt*): 

,,Beschuldingc  unnd  tosegginge/^  die  wir  Land- 
marsohaU  und  alle  Qebietiger  zu  Livland  gegen  Bmdw 
„Johan  Woltawssen  von  Geborse",  nnsem  yormaligen 
Meister^  gehabt  haben  und  haben. 

Hierdurch  soll  bewiesen  werden,  da>s  Bnider  Johann 
den  Eid,  den  er  nach  alter  Gewohnheit  als  bestätigter 
Meister  schwori  in  allen  wichtigen  Ordenssachen  nichts 
ohne  Bat  zu  nntemehmen^  nnd  ebenso  andere  Gelftbde  so- 
wie die  Statuten  nnd  Gkirobnbeiten  unseres  Ordens,  nach 
denen  jede  Begünstigung  der  eigenen  Sippe,  Verwandtschaft 
und  iVeundschaft  Termieden  werden  soll,  gebrochen  hat*). 

1)  Cf.  Iudex  DO.  2058.  Es  Ut  tragUch,  oh  mau  Jie  Schrift  ali^  gleich- 
zeitige Kopie  oder  al"  Ori^nnal  zu  hezcichueu  hat.  Sie  ist  undatiert, 
doch  ergiebt  bich  die  Abfa«äuugäzeit  gleich  za  Anfang  ans  dem  .wir 
Lmdmaoehall*',  8pät«r  ana  ,in  dieeem  Jalir  und  diesem  Heibtt*,  und 
üb«rliaapt  «na  dem  gauzeo  ZimBimeiihaiig. 

S)  Die  Statateo  Koaradi  Ton  Briiduhaaseii  vom  2&  April  1441 
(UB.  9  no.  716)  Mgen  Aber  die  Kompetens  des  Meisten:  »Der 
Meister  soll  in  wichtigen  Sachen  niehts  ohne  Bat  dea  obersten  Balas» 
d.  h.  des  LandmanehaUa,  des  innersten  und  des  äassersten  Rates, 
thiin  oder  beschliessen,  es  sei  denn,  dads  die  Sachen  keinen  Anfechab 
dulden,  in  welcht  in  Falle  er,  um  jeden  Schaden  des  Ordens  zu  ver- 
hüten, mit  2  oder  3  Gebietigern,  »lie  er  bf»i  <\rh  hat  oder  rasch  be- 
mfen  kann,  heschHessen  und  entscheiden  mag-.  Ferner:  „Der  Meister 
soll  allein,  ^«elbaiider  oder  tielbdritt  keine  Gebiteiger  oder  wichtLgeu 
Amtleute  ein-  oder  absetzen,  sondern  nur  mit  einträchtigem  Rat  seines 
Rates".  Zum  iouerüteu  Rat  deü  Meiriters  gehörten  nach  eiuer  aus  den 
Jfthreü  14&0— 1470  atammenden  Aogabe  (Scriptt.  rer.  Pnua.  6  S.  148) 
anaaer  dem  Landnarselwll  die  Eonrtora  sn  Fellin  imd  Retil,  der 
Vogt  sa  Jerwen  and  die  Komture  an  Qoldingen,  Marienbnrg  nnd 
Dftnamflode.  Unter  Wolthaaa  waten  Fellin  nnd  Jenren  Kammer^ 
gebletOf  Goldineen  nnd  loletst  andi  Marionbnfg  nnbcaetst.  Dnher 


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49 


AIb  Bruder  Johann  zum  grossen  Kapitel  nach  Prenssen  zog, 
erwog  er  bei  sieb,  wie  er  den  Meisterstuhl  von  Riga  bniiieu 
Landes,  wo  die  fruchtbarsten  Gebiete  liegen,  setzen  könne. 
Dmb  wollte  er  lucht  aus  Not  oder  wegea  merklichen  Natsens 
«DBeree  Ordens,  sondern  nnr  dämm,  „dat  be  Ijyes  lost  be- 
komen  nnde  sjnem  eigenen  unortlickem  willen  fogen  unde 
alzo  orsake  gewyüiieu  niochte  )  y  welken  luden,  tho  den  em 
wedder  ordenüke  tocht  syn  herte  droch,  eyu  stede  vordo- 
melick  byweeent  to  hebbende''«  Für  seine  Pläne  gewann 
er  unter  den  ihn  beseitenden  C^bietigem  den  Komtur  zu 
Oddingen,  den  seligen  „Lobberth  rem  Forszem^,  der  be- 
kanntlich auch  ein  „besitter  [lies:  biester]  unordolick  leven" 
fahrte,  indem  er  ihm  das  Amt  des  Landmarschalls  versprach. 
Der  Plan  der  beiden  wurde  bald  im  ganzen  Lande  bekannt, 
and  besonders  in  Fellin  sagte  es  sich  schon  lange,  bevor 
es  zum  Kapitel  kam,  jnng  und  alt  auf  der  Strasse.  Unter 
den  Gebietigern  entstand  schwere  Uii/uti  iedenheit,  Haa.s 
und  Neid,  bei  den  weltlichen  Leuten  trug  der  Orden  Schande 
davon,  wie  das  spätere  „biester  gesegge'^  bezeugt.  Schon 
Ton  Knrland  ans  berief  dann  Bruder  Johann  das  Kapitel 
nach  Wenden  zu  Martini  1470.   Bekannt  ist,  welchen  völli- 
gen Mangel  an  geistlicher  und  bi  iiderlicher  Liebe  er  dort 
in  der  Sache  des  armen  Bruder  Johann  Spor  bewies^). 
Den  FoTSsem,  der  sich  ihm  stets  ergeben  und  willig  gezeigt 
katte^  maehte  er  nun  ün  Kapitel  zu  seinem  Landmarschall, 
obgleich  derselbe  doch  immer  ein  freches  Wesen  zeigte. 
Die  Versetzung  des  Meisterstuhls  verstiess  gegen  den  Be- 
achluss  eines  grossen  Kapitels  zu  Marienburg  in  Freuasen, 
wonach  weder  der  deutsche  noch  der  livländische  Meister 
ohne  Bat  ihrer  Gebietiger  und  des  grossen  Kapitels  ihre 

hat  er  die  IfogUehkeit  gehabt,  edne  Anh&oger  ia  den  innerstea  Bat 
sa  siefaeo,  aad  einer  geafigte  ja  eehon,  am  ab  «pari  aaoior''  den  Aua« 
adUag  n  geben. 

1)  Die  längere  Aufübnng  aber  Spor  Ist  bier  weggelassen, 
et  oben. 

mtltelL  ft.  4.  ttvL  Owehttht«.  XTU.  L  4 


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60 


Residenz  verlegen  dfirfen').  Dennoch  setzte  er  ^mit  by lalle 

zaligen  Lol»l)erte8  ane  der  crebediger  dangk"  deu  Meister- 
stuhl nach  iJellin.    In  hinterlistiger  Wei«e  Hess  Bruder 
Jotuum  dann  auf  demselben  Kapitel  den  Ctobietigm  Ter- 
bieten,  nach  ihrer  Yersetzang  ans  den  alten  jSintem  Korn 
wegzufahren  oder  daselbst  noch  Waoken  oder  Pagisten  ab- 
zohalten.   Das  sollte  alles  den  neuen  Gebletigern  zufallen, 
in  Wahrheit  wollte  er  nur  selbst  dadurch  in  die  vollen 
Ämter  kommen.  Bs  wurden  also  nun  Bernd  von  der  Heide 
ans  Fellin  nachKarkns,  Dietrich  von  der  Lage  aas  Jerwen 
nach  Keval  und  €^rd  von  Wellen  ans  Oberpahlen  an  den 
Spitalhoi  zu  Fellin  versetzt.    Diese  frommen,  vei  dienteu 
und  schuldlosen  betagten  Bruder,  in  deren  Gebieten  der 
Orden  immer,  besonders  im  letzten  preassischen  Kriege, 
Hilfe  gefunden  hatte,  wie  sich  das  ans  ihren  Bechenschafixh 
berichten  beweisen  Ittsst,  sträubten  sich  wohl  hart,  mussten 
aber  doch,  um  Ärgernis  zu  vermeiden,  ihre  Amter  räumen. 
—  Der  Hochmeister  zeigte  dem  Bruder  Johann  an,  dasa 
eine  Visitation  des  Ordens  in  Deutschland  und  Livland  be- 
schlossen sei,  um  hernach  in  einem  grossen  Kapitel  alle 
wandelbaren  Sachen  ordnen  zu  können*).  Bruder  Johann 
und  sein  J^andmarschall  antworteten  oline  Wissen  und  Kai 
der  Gebii Liger,  dass  in  Livland  keine  Visitation  nötig  sei 
und  die  Leute  hier  sie  nicht  wollten.  Das  geschah,  damit 
sein  „unordelike  wesen,  syn  untemeliek  regiment  nnde  stral^ 
lieh  levent"  nicht  oifenbar  wfirden.  Bbenso  wie  den  Bat 
beiner  Gebietiger   verachtete    und    „vemiclitete"  Bruder 
Johann  den  Erzbischof  zu  Riga  und  den  Bischof  zu  Kur- 
land, obgleich  doch  beide  sum  Orden  gehören*).  JBr  traute 

^)  Ein  solcher  BeaeUoM  lat  mir  unbekannt. 

>)  Or.  oben  a  iS.  Als  ob  die  GebieÜger  jemab  tat  eine  Viti- 
tatioo  gewesen  wiren! 

*)  BIkester  war  bekiantlidi  ein  erbitterter  Feind  des  HflindlsehAn 
Ordens,  der  BSsehof  Paul  I^walt  Ton  den  Walterai  In  seinem  Yer- 
hättDts  zum  Orden  mindestens  sweidentig.  Bdde  Standen  aber  per- 
sönlich mit  dem  Hoehmeister  Biehtenberg  und  vielen  prensstooken 


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51 


eben  nur  der  eigenen  Weisheit.  Mit  dem  Bischof  zu 
DorpaA  unterhielt  er  ein  heimliches  EinTerBtändius.  Dvanf- 
hin  wagte  der  Bischof,  Schloss  Banden  zu  belagern  nnd  zn 

erstönnen  und  die  Witwe  des  Otto  Ton  Dalen  von  ihrer 
fraulichen  GerechtiL^keit  zu  verdrängen,  alles  zum  schweren 
Nachteil  des  Bertram  von  Tiesenhaosen,  der  das  Schloss 
mit  Znbehör  gekanfk^  zn  Lehn  empfangen  nnd  bezahlt 
hatte.  So  ünerhörtes  hätte  der  Bischof  ohne  Yerstandigiing 
mit  Brüder  Johann  schwerlich  gewagt.  Bekanntlich  wÄre 
iiadurch  in  Li^  land  leicht  grosses  Ajg  und  eine  schwere 
^vorÜomjnge"  entstanden^). 

Ohne  Bat  bante  Bruder  Johann  das  neue  Schloss,  das 
er  Fredebni^  nannte.  Es  sollte  ihm  emen  Vorvand  gebeo, 
sidi  viel  in  Wirland  aufzuhalten,  ,,up  dat  he  dagelikes 
mochte  anseen  unde  gemenscopp  hcbben  mit  somliken  per- 
äonen,  to  den  hen  [he]  unordelike  getryvede^)  hadde  onde 
dorhen  en  syn  herte  droeh*^  Beim  Bau  richtete  er  die 
armen  Banem  der  <?ebiete  Kaites,  Fellin,  Oberpahlen, 
Jenren,  Marienbarg  und  Wesenberg  derart  zn  Gmnde,  dass 
sie  sich  davon  nur  lanL^saiii  (^  holen  worden.  Unvorsichtig 
baute  er  auf  einer  Stätte,  auf  die  des  seligen  Vicke  Wrangel 
Kinder  Anspräche  haben,  über  die  noch  jetzt  nicht  ent- 
adileden  ist.  Anoh  ist  der  Ban  den  Schweden  ein  Ärger- 
ms,  nnd  sie -zeigen  deshalb  ünvillen  nnd  Verdacht  gegen 
unsern  Orden.  Oft  schickte  er  nach  Reval,  um  Eisen,  Salz 
und  anderes  fürs  Schloss  zu  holen.   Täglich  lud  er  dahin 


QeUeÜgern  sehr  gut  Hier  und  Im  vorhergehenden  Sats  iMt  eine 
fl^tatio  benevolentiae  versacht  Gleich  darauf  sind  die  QeUetiger 
tmter  Borcb,  wie  auch  aooet  imuMV,  n  jeder  FeiadseUgkeit  gegen  die 
BiSCllöfe  höchst  bereit. 

*)  Aüdreus  Peper  hatte  im  Aug.  1470  nach  dem  kiuderloseu 
Tode  des  Otto  vnxi  l»aleu  Kauden  für  eiu  heimgefallenes  Lfbfi  erklärt 
and  die  Ansprüche  von  Daleos  Schwager  Ti««eDhausen  zuruckgtiwieneii, 
weil  Qor  ein  Sehciükauf  desBelben  vorliege.  Zuletzt  habeu  die  Tiesen- 
iiaoaeos  den  grosseu  Besitz  doch  gewonnen. 

>)  Ba  ist  eher  »geuy vede"  sa  leeen«  was  leb  ulelit  erldäroo  kann. 

4» 


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 52  

zu  unnützen  Scbmausereien  nnd  Gr^ldverschwendungen  solche 
Freunde,  die  er  vor  allen  audern  und  zwar  mehr  als  lobens- 
wert lieb  hatte,  so  dass  bei  andern  Hofleuten  Verdacht 
und  lÜBBtraiieii  entstand.  Andere  |,Wegebrfider*'  nnBeres 
Ordens  mnssten  das  entbehren.  Dos  Gerede  in  den  Kon* 
Tenten,  die  vielen  Gerüchte  im  Lande  fiiber  sein  unordent- 
liches*) Leben  %^inden  so  unerträglich,  dass  sich  die 
Gudenmanne,  Ritter  und  Knechte,  bei  einigen  Crebietigern 
nnd  Ordensbrüdern  beklagten:  num  stünde  danach,  ihre 
IVeonde  nnd  Verwandten  in  ihrem  guten  Bnfe  nnkidlich 
zu  schwache,  die  man  doch  bisher  in  Tugenden  erzog  und 
mit  grosser  Achtbarkeit  zu  ehren  pflegte.  Sie  becrehrten, 
dass  man  auf  solche  unerträgliche  Dinge  achte,  um  Ärgeres, 
das  nnTerheflfc  kommen  kdnne^  zn  Termeiden*).  Wir  waren 
gezwungen,  das  sehr  eu  beherzigen.  —  Statt  nun  wirklich 
in  Fellin  zn  leben,  wo  doch  der  ^^belikeste''  Konvent 
unseres  Ordens  ist,  hielt  er  sich  nur  selten  dort  auf, 
sondern  lebte  meist  binnen  Landes  auf  Höfen  und  Bei* 
schldssem^  wo  er  die  Zeit  mit  demjenigen  weltlichen  Frauen 
nnd  MHnnem  verbraohte,  die  er  Tor  andern  begünstigte, 
und  alles,  was  da  war,  verprasste,  bis  ihn  die  Not  swang, 
unerhörter  Weise  den  armen  Bauern  Rinder  und  Schafe 
abzuschätzen.  Den  Brüdern  in  den  EonTenten  zu  FelUn 
und  Jerwen  liees  er  nur  notdürftiges  Essen  und  Trinken. 
Deshalb  führten  efliche  Brüder  ein  ihnlich  fredies  Leben 
und  Hessen  sich  Ton  ihren  Hanskomturen  nicht  Strato, 
sondern  beriefen  sich  auf  das  Beispiel  ihres  Obersten. 
Länger  als  ein  halbes  Jahr  versiicbte  Bruder  Johann  den 

Dies  Wort  kommt  sehr  häuÜL'  in  alleu  möglichen  Schreibarten 
und  VerdrehongeD  vor.  Es  bedeute t  immer  gauz  aUgemeiu  etwas, 
dtt  d«  Qwrtign  and  G«iiohsiliciteii  des  Ordens  widei^moL 

Alto  dl«  YaaaUMi  klag«D  über  WoHhoM,  und  doch  ArohteD 
dto  <3«hi0tifer,  diss  WoltliiiM  mit  Hilfe  d«r  YaMlten  ihraa  gsom 
Oid«a  bm  ewig»  Verderben  etiniea  werde.  Gewlee  kenn  Neid  nnd 
Heai  nnter  einender  «Inseln  e  von  Ihnen  tn  derartigen  Xuseningen 
geflBlirt  lieben. 


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68 


Komtur  zu  Karkus  zn  veranlassen,  dass  er  scnn  Gemach 
walile;  wäre  es  geächehen,  äo  hätte  er  den  Komtur  za 
Beval  mcb  an  eine  andere  missHche  Stelle  gebracht.  Es 
genügte  Ibm  nicht»  diese  Brfider  an  Gut  und  Oeld  ge- 
adiwächt  zü  haben,  er  wollte  sie  ffir  Ihre  alten  Tage  ganz 
in  Unbequemlichkeit  und  Armut  bringen.  Und  doch  ist 
es  bekannt,  dass  gerade  diese  beiden  mehr  als  andere  in 
schweren  Kriegszeiten  zu  Wasser  und  zn  Lande  gutwillig 
Leib  nnd  Gnt  darboten  und  mit  Leuten,  Pferden  nnd 
Waffen  reich  ger&stet  waren  ^).  Wäre  es  ihnen  nach 
Bruder  Johanns  Willen  ergangen,  so  hätte  sich  mancher 
Mj»-ikliche  Mann  ihr  Schicksal  „vorgespiegelt"  und  wäre 
deshalb  nicht  in  nnsem  Orden  eingetreten.  Der  Bruder 
Johann  wollte  überhaupt  erst  die  alten,  dann  alle  anderen 
Oebietiger,  die  sich  seinem  Willen  nicht  fügten,  entfernen. 
Ej8  sollten  kiinftig  nur  noch  „Jabrüder"  Gebietiger  sein, 
vor  denen  er  ungestraft  sein  missliches  Leben  hätte  führen 
dürfen.  Er  Ycrmochte  nnn  allerdings  seine  Absicht  nicht 
aomführen,  aber  jene  beiden  Gebietiger  erkannten  sie 
und  wendeten  sich  in  schwerer  Bitterkeit  heimlich  an 
andere  Gebietiger  und  Brüder,  denen  das  gleich  ihnen 
missfiel.  —  Als  Bruder  Jobann  sah,  dass  er  bei  dem  Bau 
der  Eredebnrg  viel  Zeit  verlor  und  der  Kalk  nicht  binden 
wollte,  sann  er,  wie  er  sich  des  Amtes  Wesenbeig  be- 
michtige,  nm  in  Wirland  ab  nnd  sn  reiten  an  können  nnd 
mit  denen,  zu  denen  ihn  sein  Herz  zog,  „syn  stede  un- 
ordelicke  bywesendt'*  zu  haben.    Deshalb  setzte  er  „to 

1)  Bekannt  «ind  folgende  Rriegsthaien  dioser  beiden  Gebtetiger: 
DonMoborg^Lage  mg  Ubl  ab  Vogt  aar  Booebnrg  mit  S  livlfindiaehes 
Skiffen  gegen  den  preiusisdhen  Band  ans.  Am  15.  Aug.  überfiel  er 
snmnioen  mit  13  dänischen  Schiffen  bei  Bomholm  drei  danziger 
Pabiaeoge,  ^Tinle  total  besiegt  onil  mit  4  Ordensbrüdern  nnd  40  Dienern 
ge&Dgen;  1458  wurde  er  durch  ein  sehr  hohes  Ijösegeld  frei  (Scriptt. 
rer.  Pmsf».  4  S.  547).  Bernd  von  dor  TTeide  nahm  nn  dem  Fold/n^c 
von  1461 — 62  m  dor  Wiek  teil,  wo  der  Ordon  (inroli  den  •nrpiitor 
Vatelkaniie  eine  schwere  Niederlage  erlitt  und  auf  eiueu  deniütigeudeti 
Stillstand  eingeben  mnsst«. 


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54 


bytiden  nnde  nnvames"  den  Vogt  Dietrioh  Lappe  von 

Koningen  ah.  Dieser  hatte  Schulden  machen  müssen,  weil 
er  für  seineu  Vorgänger,  den  sei.  Fürsten berg,  viel  bezahlt^ 
▼iele  Güter  des  Amtes  eingelM  and  entl«a£eiie  Bauern 
xnr&ckgebraoht  hatte.  Bnider  Jobann  behielt  in  Weeen- 
berg  alles  znrfick,  was  dort  gewachsen  war,  nnd  Brader 
Dietrich  l)lieb  in  meinen  Schulden  stecken  und  fand  in  dem 
neuen  Amt  Femau  kaum  ho  viel  vor,  daas  er  Herrn  und 
Diener  bis  zum  nenen  Jahr  hätte  Tersorgen  können'). 
Und  in  solche  Wehmnt  und  Bedrückung  geriet  er  nur, 
damit  Bruder  Johann  ,,8ynen  unordeliken  willen  unde 
levende  lugeii  mochte."  Der  unnütze  Klatsch  wuchs  da- 
durch in  den  ätadten  und  auf  dem  Lande  so,  dass  man 
ffbj  noch  dorren  de  volle  nioht  schriven  effte  seggen 
möge''.  —  In  Wirland  tauschte  Bruder  Johann  ohne  Rat 
und  Wissen  der  Gebietiger  mit  etlichen  Hofleuten  Glkter 
aus.  Es  geschah  auch  nur,  um  dorthin  «tets  Verkehr  zu 
haben  und  weil  die  vertauschten  Ordensgüter  denen  bequem 
gelegen  wareßi  mit  denen  er  zur  Schande  und  zom  Schaden 
des  Ordens  sein  strifUches  Leben  führte.  —  Bruder  Johann 
hatte  grosse  Einnahmen.  In  Fellin  hatte  der  Bruder  Hdde 
ihm  idlc  Winkel  voll  zurücklassen  müssen.  Vergeblich 
verbrauchte  Heide  darauf  in  dem  ganz  verdorbenen  Karkus, 
das  Bruder  Johann  und  seine  Vorgänger')  lange  für  ihre 
Kanuner  besessen  hatten,  all  das  Geld  und  Gkit^  das  er 
früher  für  seinen  Orden  erworben  hatte;  er  mussto  es  an- 
seheij,  (in-^  viele  Bauern  durch  Ihmgei  umkamen,  weil  er 
eben  sein  Korn  aus  Feiiin  nicht  hatte  mitnehmen  dürfen. 
In  Jerwen  nahm  der  Bruder  Johann  dem  Bruder  Lage 
460  Last  hartes  Korn  und  dOOO  Mk.  Big.,  und  im  Gebiet 
Reval  Terprasste  er  mit  seinen  grossen  Haufen  alles  dort 

1)  Lappe  iat  aoB  Peman  eige&miebtlg  fortgegangen;  er  tanebt 
nocb  einmel  in  Wirlaad  an^  nm  dann  für  uns  aof  Immer  an  ver^ 
schwinden. 

^  Nur  Mengede,  denn  vorher  war  Heide  rnibet  Vogt  so  Eerku. 


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55 


Vorhandene,  als  er  nach  dem  Kapitel,  bevor  noch  Lage 
hinkam,  über  6  Wochen  dort  lag.  Dem  Bruder  Gerd  von 
Wellen  nahm  er  in  Oberpahien  auch  Korn  und  Yictnnlien 
im  Werte  einer  bedeutenden  Summe.  Am  dem  Nachlass 
dee  sn  Lais  Teietorbetten  Bmders  Emst  Osthof^  nahm 
er  gegen  6000  Mk.  Rig.  und  von  dem  seligen  Heinrich 
Sleeregen^j,  Komtur  zu  Leal,  20,000  Mk.  Rig.  Dem  Heinrich 
Gendenaa,  einem  Borger  zu  Riga,  schätzte  er  2000  Mk. 
Big.  ab*).  Da  meinten  wir  OebietSger,  er  habe  nun  im 
Treeel  genng  Geld  ffir  den  Bedarf  nnseres  Ordens^).  Dies 

0  Bnwt  von  Mengede  a.  g.  Oufhof,  ab  Komtur  sa  Reval  1461 
bis  1454  «od  ab  Vogt  wa  Jerwen  1459—61  nachweishar,  starb  al« 
Bmeritierter  anXida,  das  ihoUeh  wie  Talldiof  vergeben  sa  werden  pflegte. 

*)  War  1431—71  Komtur  an  Hitan,  Goldiugen,  Marienbnrg, 
ÄBcheradeD,  wo  er  1450  der  letzte  riieUdandieche  Kandidat  für  dai 
Meiiteramt  war,  nochmalB  za  Murienburg  nnd  endlich  an  Leal. 

5)  Darüber  ist  uns  nichts  bekannt. 

*)  Nehmen  wir  diepe  Angaben  von  Uen  Kinnnhmen  Wolthusens 
«b  wahr  an,  oi^L'U  icli  ja  die  Tendenz  Übertreibungen  sicher  %*nr- 
handeii  war.  m  wurden  sich,  hoch  gerechnet,  für  die  Meisterkae^e 
50.000  Mk.  Rig.  ergeben.  Das  wurde  nach  dem  Uauiuligeii  Silberwerte 
jetzt  einer  Saiume  von  225,500  bi^  229,000  Mk.  deutscher  Ktiichswährang 
entsprechen.  (Das  damalige  Verhältnis  von  Silber  in  Gold  nehmen  wir 
nach  etaiein  1467  in  Beval  benntiten  Gntaefaten  hansischer  Mllna- 
■eielcr  =  12  :  1  an.  Bine  Mark  argentl  puri  ponderls  Bevallensls 
wurde  1469  mit  10  Mk.  Big.  beaahlt.  Das  ergiebt,  wenn  man  nach 
dem  Kaielog  der  AnisteUang  snm  X.  erehiol.  Kongress,  lUga  1896, 
8.  216^  die  lötige  Mark  206,7S  Gramm  nnd  1  Kilogramm  Fein- 
gold =  2790  Reiehsmark  rechnet,  t^owie  berücksich tilgt,  dasa  du  lotige 
Mark  im  15.  Jahrb.  15  Lot,  höehstenB  15^/4  Lot  fein  war,  fftr  die  Mark 
Rig.  eirsen  Wert  von  4,51  bis  4,58  ^^ark  jetziger  Währnng.  Die  Tia.nt 
Rntrtr*  n  zu  72  Löf  kmui  man  fnr  diese  Jahre  nach  ilon  r*^v.  Kämmerei- 
rechnunt:»'»  mit  eitu  in  Dnrch^rlntittspreise  von  20  Mk.  Kig.  berechnen). 
Eine  aolche  »Summe  kuii;i  nuu,  wie  aus  scheint,  im  Juhresbudget  des 
Ordens  kaum  ala  eine  ganz  ungewöhnlich  grosse  bezeichnet  werden.  Es 
liegt  ans  z.  B.  ans  wenig  späterer  Zeit  die  Angabe  vor,  dase  rnkaten 
einen  Jahiesertrag  von  40,000  Mk.  Big.  m  haben  pflege.  Bs  Ist  freilich 
andemseita  nieht  «a  bettreiten,  dass  damals  hänflg  ganz  geringe 
ammen  eine  grosse  Bolle  sptden.  Jedeofills  Ist  nicht  m  vergessen, 
dasa  WoHbnsa  dureh  den  Bnn  der  IMebnrg,  die  Bllstnng  gegen 
Flesksa  nnd  viele  notwendige  JLndernngen  in  den  nenen  Heister^ 


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66 


war  damals  für  uns  ein  grosser  Trost.   Denn  Nowgorod, 

da«  mit  dem  Grossfarsten  in  der  Moskau  uud  mit  Pleskau 
in  Fehde  lag,  hatte  von  Bruder  Johann  durch  zwei  Bot- 
schaften ein  Bündnis  gegen  Fleskau  begehrt.  Wohl  rieten 
getrenlich  die  Herren  diem  Lande,  die  F^älaten^  wir  Ge* 
bietiger  alle,  die  gemeinen  Bitter  nnd  Knechte  In  ^en 
itiitern  iiml  unter  nnserm  Orden,  die  Räte  der  Städte 
und  überliaupt  alle  Glieder  dieser  Lande,  die  um  Rat  ge- 
fragt wurden,  dass  man  sich  auf  Nowgorod  nicht  verlassen 
nnd  ihm  keinen  Glauben  sdienken  solle*  Man  wies  darauf 
bin,  dass  der  prenssiscbe  Orden,  yon  dem  man  fr&her  immer 
Hilfe  zu  erwarten  gehabt,  jeLzi  geochwacliL  sei  und  man 
nicht  wi.sse,  ob  der  Hochmeister  und  dessen  Gebietiger 
den  Krieg  billigten;  dass  es  angewiss  sei,  wie  sich  die 
andern  Nachbarn  dazu  verbalten  witarden,  anch  dass  New* 

gebieten  bi>dfut<-mle  iiu^-eronleutliche  Ansgaben  gehabt  hüben  nin««. 

die  FiDaDzverwaltung  des  livl&ndischen  Ordfuf  wißseo  wir 
leider  fast  nichts.  Nach  den  Statuten  Kourada  vou  Erlichshatiseo 
BoUte  es  iü  Liviaud  wie  in  Preuesen  einen  vou  der  Meiäterkaase  ge- 
treiuii«n  besonderen  Ordenstroeel  geben,  der  in  FelUn  liegen  eottte 
Qod  nur  auf  BeieUnu  dea  Kapttela  n  dffhea  war.  Die  SeUSaeel 
•oUten  asBeer  dem  Meiiter  drei  Gebietiger  dei  laaeFaten  nnd  drei 
des  ftoeseisfeen  Bete  haben.  In  ihn  eottto  der  Nadilasi  aller  Ofdeoa- 
brüder  kommen,  soweit  er  ans  GM,  Gold  nnd  Silber,  O^schmeid«  nnd 
Kleinodien  bestand.  Der  Treeel,  Ton  dem  oben  die  Bede  ist,  kann 
nnr  die  Meisterkasse  sein,  und  es  ist  sehr  sweifelbaft,  ob  es  damals 
atjPBerdcTn  noch  einen  besonderen  Ordenstrcsel  gegeben  hat.  Die 
Gebietiger  machen  Wolthnss  nicht  daratis  einen  Vorwurf,  daas  er  das 
von  den  Vorotorbeneu  hinterlas'^ene  Geld  überhaupt  an  «ich  genommen 
hat,  sondern  w«  rt>n  ihm  nnr  die  Verachlenderung  desselben  vor.  Für 
Prensseii  ersieht  man  am  dem  für  die  Jahre  1399—1409  erhaltenen 
Treöj^lerbuch,  das  soeben  von  Arcbivrat  Dr.  E.  Joachim  vcrotleuüicht 
vird,  dass  dort  schon  Uamalö  sehr  bedeutende  Sommen  aoB  dem  Nach' 
1ms  ▼entorbener  Gebietiger  in  die  Hoehmeisterkasse  nnd  tdakt  in  die 
grosse  Grdenskasse  kamen.  Man  kdnate  aas  den  anslogeo  Y eiklltniasen 
des  prenssisehen  Ordens  gewiss  viel  für  die  Brkenatals  der  Uflfaidl- 
selien  Ordeosdnriehtongen  geninnea,  wenn  nnr  Im  HoehmeiateraidilT 
mehr  erhalten  wiie.  Aber  das  Grosskomtnrbach,  d.  h.  das  Buch  der 
grossen  Ordentkasse,  ist  gans  verloren,  von:  Trcsslerbnch,  dem  Baeh 
der  Hoebmeisterkssse,  Ist  nnr  der  erwfiiinte  Teil  ?orhanden. 


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57 


prorod  leicht  «inen  einseitigen  Frieden  schliessen  könnte 
\irid  wir  dann  die  Fehde  mu"  mit  ö^rossem  Verlust  be- 
endigen worden.  Mit  noch  Tieien  anderen  Erwägungen 
fahrte  man  aos,  du»  man  sieh  mr  Zeit  nicht  mit  Nowgorod 
▼erbinden  dürfe  Dennodi  antwortete  Brader  Johann 
den  Nowgoroder  Boten,  dass  er  Pleskan  absagon  und  Now- 
gorod helfen  wolle,  wenn  Nowcrorod  gewisse  Artikel,  die 
er  ganz  nach  seinem  eigenen  Sinn  festgesetzt  hatte,  an- 
nebme.  Aber  seine  darauf  nach  Nowgorod  gesandten 
Boten  wnrden  mit  fremden  Worten  empfangen,  so  dass  es 
▼iel  nfitdieber  gewesen  wäre,  wenn  sie  zn  Hause  geblieben 
wären.  ,,üp  einen  trost  der  trigen^*  schrieb  er  an  Pleskaii 
einen  schweren  Drohbrief,  der  nach  Moskau  gebracht  und 
dort  als  ein  Absagebrief  erkannt  wurde  Hätte  nun 
Nowgorod  jene  Artikel  angenommen,  so  wäre  nnser  Orden 
in  einen  Krieg  geraten,  zo  dem  wir  in  diesen  schweren 
Nöten  übel  vorbereitet  waren.  Aber  Gott  stand  uns  und 
nnserm  Orden  bei,  indem  er  es  so  fügte,  dass  Nowgorod 
die  Vorschläge  des  Brader  Johann  abwies  und  vom  Oross- 
inrsten  geacblagen  nnd  zum  Frieden  gezwungen  wurde*). 
^JÜdns  wart  unse  erden  der  feyden  anidi."  Doch  jetzt 
hat  Gross-Nowgorod,  weil  es  sich  auf  Bruder  Johann  und 
onsem  Orden  verlassen  habe  und  getäuscht  worden  sei, 
die  Absiefaity  sich  für  seine  Niederlage  und  alle  scfine  Ver- 

^)  Oben  (S.  30)  wnrde  schon  rrwälnit,  dass  der  Meister  frar keine 
Zeit  hntff>,  vor  der  Antwort  Nowgorod  die  ^^iV-hieti^Tr,  cr?chweiL'"f' 
denn  die  Stände  tim  Rat  zu  fragen.  In  Bezng  anf  die  Hezitlnu  <r<'Ti 
m  den  andern  Nachbarn  ist  zu  bemerken,  daäß  dieselben  für  Livlaud 
später  nie  mehr  so  günstig  gewesen  sind.  Schwctlcn-Dünemark  und 
Polen-LitaaeD  waren  uoeb  nicht  in  der  Lage,  sich  eiuzTimischen. 

^  D.  b.  sttm  Tfott  fOr  dl«  um  dai  Bflndnlfl  Mendm  New- 
goiodcr.  VoD  eisern  aolehen  Brief  wlsten  die  inee.  Ohron.  nlehte* 
Ki  ist  kiaiD  MunnMlunoD,  dase  nftmeDtUch  dar  ]Aeek.  Ohronhtt  Ihn 
fegiehwiegea  bitte.  Ee  könnte  aber  hier  in  börailKger  Venohiebiuig 
die  sehoa  Anfimg  Min  1471  naeh  Pleakaa  geeudte  Botsehafl  Wolt- 
ItoMiie  genebit  sein. 

S)  Also  der  &eg  MoBkaus  war  eine  f&r  lifiand  glöekUohe  Fignog  i 


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68 


Inste  an  nnBerm  Orden  nnd  dessen  L«nde  in  LiTland 

Hchadlos  zu  haUeii  \).    in  eine  .-solche  Gefahr  hat  er  durch 
tieinen  grossen  Eigensinn  unsern  Orden  gebracht.  —  Als 
vir  nun  sahen,  dass  er  durehaos  den  Krieg  wollte,  sn  dem 
er  selbst  anf  seinen  Hikisem  nnd  Sehlttssera  tm  wenlgsteii 
gerttstet  war,  rieten  wir,  dnreh  Frennde  nnd  Sippen  ans 
Deutschland  erfahrene  Kriegsleute  herbeizurufen.  Davon 
wollte  er  nichtä  wissen,  sondern  schickte  sich  an,  arme 
Knechte  aus  den  Städten  und  Ton  der  See  anzunehmen. 
Jeder  yemnnftige  Mensch  weisB,  wie  wir  mit  soldien  im 
Kriege  gefahren  wären.  —  Unser  Orden  hatte  ,,diih  jor 
nnde  [in]  desseme  hcrveste"  eine  Stimme  von  ca.  60(X)  Mk. 
Rig.  zu  bezahlen,  und  wir  verliessen  uns  darauf,  dass  Bruder 
Johann  dies  Geld  von  dem  Nachläse  der  versterbenen  Ge- 
bietiger nehmen  werde.    JBr  aber  insserte  g^gsn  einige 
Gebietiger,  dass  er  Icein  Ctold  habe  nnd  man  deshalb  zo* 
sammenkommen  müsse.    Seine  Absicht  war,  uns  Gebietigern, 
die  wir  doch  die  schmälsten  Gebiete  hatten,  auf  einem 
Landtage  eine  genuine  Schatsung  aufzulegen.    Da  fielen 
wir  in  sehwere  Sorgen  wegen  des  dnnk^  Bq^pmentes 
dieses  Mannes  nnd  merkten,  dass  er  bedeutende  Summen 
seinen  Freunden  und  Verwandten  zugewendet  und  über- 
wiesen hatte*).    Zugleich  erfuhren  wir,  dass  er  kostbare 
Kleinodien  und  Gksduneide,  das  seine  Vorgänger  hoch  in 
Ehren  gehalten,  ,»merokliken  Tordachten  personen'^  hin* 
gegeben  nnd  leichtfertig  dem  Orden  entfremdet  hatte. 
Anderes  Geschmeide,  das  seinen  Vorgängern  vollkommen 
genügte,  hatte  er  in  neue  Formen  fassen  lassen.    Dafür  ist 
zum  Teil  noch  heute  der  Arbeitslohn  unbezahlt.   Es  kam 

1)  In  der  IHM.  Cbroa.  fladet  maa  aiditSy  was  fflr  eine  derartige 
Anfbieaog  spreehea  wilde.  Die  Beilehimgen  rind  in  der  aaehitea 
Zelt  verhiitaleaiieiig  freondllehe;  Im  Min  des  niehetea  Jahres  bittet 
a.  B.  eine  Nowgoioder  GeeaadtMhaft  den  Meiiter  am  VefmlttelQag 
einei  nenrn  KaafmannafriedenB. 

s)  Ein  Vergehen,  das  die  Oebietiger  eioh  «ifiaader  stets  and 
wohl  nidit  mit  Uareeht  —  torvrarfen. 


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59 


aneh  heraus,  dass  er  noch  immer  tod  seinen  frühem 
Ämtern  her  Schulden  hatte.  Ja,  die  Schulden  Meister 
Oethofs  waren  sogar  noch  ungedeckt,  obgleich  dieser 
Meister  doch  an  „wareiii  giide  onde  breven'*  genug  hinter- 
laasen  batle^).  Was  haben  abo  jene  groBsen  Summen,  die 
firoder  Johann  „mit  vertliken  personen  nnde  snlker  wisz, 
alze  dat  sick  geordeden  luden  nicht  temet,  iiMvur-ichtich- 
liken  vorspildet  nnde  hengebracht  heveV,  unserm  Orden 
geliolÜBn?  Wir  werden  jetat  von  Gläubigem  überlaufen  and 
.  müMwn  bekennen,  dasa  wir  nicht  zahlen  können').  Hätte 
dieaea  Bmdera  Regiment  noeh  lltnger  gedauert,  so  wire 
unser  Orden  um  Geld,  Kleinudien,  Geschmeide,  Güter  und 
alle  WohUahrt  gekommen;  wir  hatten  unsere  Schlösser 
und  Httnaer  an  weltliche  Personen  verpfänden  mäasen  und 
wären  auf  lange,  ja  aof  ewig  gebnnden  gewesen*). 

Vergeblich  ist  Bruder  Johann  durch  Ton  uns  beauf* 
tragte  Ordensbruder,  durch  getreue  Mannen  unseres  <.)rden8, 
auch  durch  seinen  eigenen  Beichtvater  gewarnt  worden. 
Ssin  Regiment  rief  bei  den  Brüdern  unseres  Ordens  einen 
nehloBen  Sinn  und  Ungehorsam  hervor;  die  geistliche 
Zucht  und  der  Dienst  Gottes  nahmen  sichtlich  ab.  Wir 
Bitheii  das  Ende  oder  wenigstens  den  völligen  Verderb  des 
Ordenä  voraus  und  fürchteten,  dass  der  Zorn  Gattes  und 
die  Verachtong,  die  wir  und  der  Orden  schon  bisher  eine  Zeit- 
lang von  weltlichen  Herren,  Rittern  und  Knechten  schmäh* 
lieh  erlitten  haben,  noch  zunehmen  und  wir  in  solchen  Tagen 
der  Üppigkeit  um  Land  und  Leute  kommen  würden.  Mit 
was  für  Eiden  wir  Ordensbrüder  zu  unaern  Freunden  and 

^)  Also  iillt'8  Uaa  merken  sie  cr.-t,  als  ihocD  im  September  1471 
eine  gemeine  Öchatzang  anf  Uuiu  LaudUgti  Uroht! 

*)  Boreh  eutediuldigt  noöh  1477  Oktober  18  bdai  Hoehneleter 
die  Nlnhtiahlnng  ehier  vertproeheaen  Snmme  unter  andeim  auoh  mit 
den  »gionen  und  obirswinden*  Sehnlden,  die  der  aeL  Wolthuss  hinter- 
lasiea  habe.  Whr  gUnbeo,  daee  Woltimeens  Stars  und  Boreha  Bnipor- 
8tdg«n  eioe  viel  grSasere  Summe  gekostet  hat 

^  In  Prenaaea  emp&nd  man  ti|^ch,  «u  daa  bedeute. 


r 


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Verwandten  nach  Hanse  gekommen,  wie  lieblieb  wir  von 

ihnen  oDi])fangen  wären,  das  kann  jeder  verständige  Mann 
rasch  erkennen. 

Die  Ehre  und  die  Wohlfahi't  unseres  Oi  denö  forderte 
alBOy  dass  wir  dem  Eigenwillen  des  Bmder  Johann  —  einem 
EigenwiUen,  den  wir  an  ihm,  bevor  wir  ihn  mm  Meisler 
erkoren,  nie  gespürt  haben  —  mit  einträchtigem  Rat  entge- 
gentraten. Wir  wahlti'n  da«  geringste  Übel,  indem  wir  ihn 
festnahmen  und  so  verwahrten,  dass  er  zufrieden  sein  masa^ 
wir  aber  seinethaiben  Ruhe  haben  und  alle  Glieder  dieser  . 
Lande  in  ihrer  Bequemlichkeit  bleiben  könnsDi  ohne  dnsB 
jemandes  Anlangung  und  Anmfiing  dnroh  Briefe  oder  Boten 
geschieht.  Einträchtig  haben  wir  ))e8chlnBsen,  es  von  nnn 
an  in  allen  Sachen»  in  denen  Bruder  Johann  sich  versäum* 
lieh  erwiee,  so  eimroriGhteni  daae  ein  anderer  in  Znknnfl 
Derartiges  meidet,  nnd  wollen  nnn  nach  der  notwendigen 
Reformation  aller  wandelbaren  Sachen  unsere  Hoflnnng  anf 
Gott  setzen  und  dem  Wesen  unseres  Ordens  folgen.  Wir 
werden  dann  die  Gnade  Oottes  geniessen  und  mehr  als 
bisher  Gunst  nnd  Liebe  bei  weltlichen  Herren  nnd  Fürsten, 
bei  Rittern  nnd  Knechten  erwerben. 

Wenn  jemand  behaupten  sollte,  es  sei  nnerhdrt,  dass 
Gt'itjf'tieer  und  Briider  des  Ordens  mit  einem  Meister  zn 
Livland  so  hart  verfahren,  ihn  gefangen  nehmen,  in  Fesseln 
schlagen  nnd  in  schweres  GMängnis  setaen,  so  geben  wir 
mr  Antwort:  Es  ist  auch  unerhört^  dass  ein  Meister  sn 
Liyland  sein  Regiment  wider  Gott,  seine  Eide,  seinen  guten 
Ruf,  widur  Ordensgelübde  und  geistliche  Zucht  nach  seinem 
eigenen  „inperszigeu"  Willen  fuhrt  und  in  den  wichtigsten 
Sachen,  die  die  äuaserste  Wohlfahrt  dieser  Lande  ber&hren, 
den  Rat  der  Prälaten,  seiner  Gebietiger  nnd  aller  andern 
nicht  achtet.  Wir  waren  —  daran  braucht  niemand  su 
zweifeln  —  uns  dessen  wohl  bewusst,  da^-s  wir  die  Sache 
anders,  nämlich  in  einem  Kapitel,  hätten  erledigen  sollen. 
Allein  wir  erkannten  den  Bmder  Johann  also:  wären  wir 


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61 

80  irerfalireii,  eo  hfttte  er  «nsereB  OrdeoB  gehaldigto  Man&eD 
aagerafen  und  nm  Beistand  zn  seinem  sträflichen  Wesen 

anffelan^t;  er  hatt»-  sie  vielleicht  auch  wirklich  wider  uns 
aufgebracht  und  dann  mit  sich  selbst  uns  alle  und  unsern 
Orden  in  ein  ewiges  Verderben  gestörzt,  nur  um  seinen 
eigenen  Willen  za  bduuipten.  Üm  das  grt^aste  Übel  zn 
vermeiden,  griffen  wir  zum  kleinsten ;  d«in  es  ist  nfitdicher 
und  besser,  dass  er  um  seiner  Übertretang  willen  allein 
leidet»  als  dass  wir,  unser  Orden  und  unsere  Vasallen  alle 
msammen  zn  Gnmde  gerichtel  werden.  —  »item  so  is  idt 
nidit  von  noden,  dat  Sick  jemandes  Ton  merokUkes  [werde] 
der  saken  mehir,  denne  behnff  is^  anname;  denne  id  is  ge- 
fallen by  menschen  gedencken,  dat  de  hogeste  imde  wer- 
digeste unses  Ordens  ock  umbe  schulde  willen  angetasteti 
gefangen  nade  kei^sesatt  is,  npp  dat  sick  eyn  ander  danror 
beden  nnde  darane  spegeEeon  moge**^). 

Die  ^Beschnldigung'*  war  ftr  den  Hoehmeister  nnd 
die  preussischen  Gebietiger  bestimmtj  also  für  Leute,  die 
die  Verhältnisöe  und  massgebenden  Personen  in  lavland 
leeht  gni  kannten  nnd  über  die  Katastoophe  Wolthnsens 
bcceitB  dureh  «one  Gegenpartei  nnterricktet  waren.  Eine 
grobe  nnd  leicht  erirennbare  Fulsohnng  Yon  Thateachen  nnd 
Ereignissen,  die  in  Preussen  bekannt  oder  doch  leicht  zu 
konstatieren  waren,  kann  man  dabo:  in  ihr  zu  hnden  nicht 
erwarten.  Aber  das^  waa  Ton  Tomherein  nnsem  Zweifel 
md  Verdacht  erregen  mnss  nnd  wir  als  dnrchans  nnglanb» 
haft  zurückweisen,  ist  die  Motmerang  aller  Handinngen 
des  gestürzten  Meistex's.  Bei  näherer  liutrachtuüg  eikfimen 
wir,  dass  man,  um  solche  Motive  glaubhaft  zu  macheu,  zu 
vieldeutigen  Phrasen  nnd  nnerwiesenen  Behauptungen,  zu 

Die  Schrift  eudet  alsio  mit  doni  drohemleti  ir!ii\s»-if'e  uuf  das 
Sckidtaal  des  Hochmeisters  Heiurieh  vou  Pluu<  ii  (UiO — 13).  B«*- 
buifltlich  wurdeu  uQcb  seine  beiden  Nachfolger  abgt:setzt,  resp.  zur 
BesignadoD  gezwungen.  Der  gwise  SeUiiBe  der  Sehiift  läast  die  Yer- 
iiihitaDg  ihier  Entetehnng,  die  ▼orausgegangenen  und  durch  sie  sorfiek- 
lewiweDeii  FrateetrorsteUaiigeii  dm  Hoebneietera»  drattteb  erkennen. 


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Yerschweigungen ,  Verschiehnngen  und  geradezu  Unwahr- 
heiten gegriflfen  hat,  wobei  daun  auch  Widersprüche  nicht 
zu  vermeiden  waren.  Eine  unerwiesene  Behauptung  ist 
z.  B.  das  heimliche  BmverBiftndiiiB  mit  Bischof  Peper  in 
Bemg  auf  Banden;  eine  anwahre  Behauptung,  daea  auch 
Wolthuss  als  Meister  das  Kammergebiet  Karkus  völlig  ver- 
dorben habe  und  noch  gravierender  unwahr  ist  es,  dass 
er  den  Nowgorodern  gegen  das  ausdrückliche  Abraten 
Bitmtlicher  Stände  die  Bündniaartikel  sandte.  Dass  es  im 
Orden  selbst  eine  Wolthnsensche  Partei  gegeben  hat  und 
noch  giebt,  wird  ganz  ignoriert;  die  Ausgaben,  die  Wolt- 
huss für  Orden Rz wecke  gemacht  hat,  werden  verschwiegen. 
Erwähnt  wurde  bereits,  dass  das  frühere  Leben  Wolt- 
husens einer  so  „missliehen^  Begierung,  die  Klage  der  Y»- 
sallen  der  Furcht  der  Gebietiger  widerspricht»  ebmso,  dass 
die  Gebietiger  die  Yersdiwendung  und  VerscUenderung 
des  Geldes  und  der  Kleinodien  erst  kurz  vor  der  Kata- 
strophe merken^).  Dass  er  den  armen  Bauern  Eiü(i<  r  uad 
Schafe  abschatatCi  yiele  ^koste  und  Yorspüdinge*^  führte, 
pTordachten^  Personen  zu  Liebe  des  Ordens  Kleinodien  an- 
tastete und  einen  kostspieligen  Geschmack  für  neue  Formen 
zeigte,  das  sind  alles  Beschuldigungen,  die  von  der  Gegen- 
partei als  völlig  unwahr  zurückgewiesen  worden  sind.  Zu 
einer  defimtiven  Bnlscheidung  derselben  hat  man  damale 
in  Preussen  eine  Untersuchung  an  Ort  und  Stelle  fftr  durch- 
aus notwendig  gehalten.  F6r  uns  entsiehen  sich  diese  Dinge 
wie  alle  die  vieldeutigen  rhiasen  über  »his  „unordentliche" 
Leben  des  Meisters  in  ihrer  Allgemeinheit  jeder  nähern 

1)  In  einem  Sommer,  als  er  von  vielen  RegierungHgeschäften  in 
Audpruch  geuoaimeu  war.  —  Der  böse  GeiBt  zeigt  sich  übrigens  bei 
Wolthnw  «rat  auf  Reite  nach  Preusgen.  V^vher  irfsieti  Ge- 
bietiger 4her  oichte  klagen. 

^  Im  Angaet  1471  frenen  eie  dcli,  dsM  der  Meiiter  viel  (3eld 
hai,  im  September,  als  ale  ihre  Schuldigkeit  thmi  und  laUen  soUeii« 
ranfen  ele  eich  vor  Wehmut  die  Haare,  well  der  Meieter  alles  Tsr- 
eehlendert  hat. 


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Kontrolle.  Unser  Urteil  über  die  politische  fJrMlmituüg  des 
Mannes  können  sie  nicht  irre  machen.  Die  „Beschuldigung'* 
ist  eine  TöUig  einseitige,  dorchans  (endenzidse  Parteiaehrif^ 
▼ie  sie  nur  Ton  den  erbittertsten  persönlichen  Feinden  des 
Meisters  verfasst  werden  konnte. 

Ei5  ist  erzählt  worden dans  im  September  1471  Erz- 
bischot  und  Meister  den  livländischen  Landtag  zum  d.  No- 
vember nach  Wolmar  berufen  hatten.  Nach  dem  Starz 
Wolthusens  war  bei  den  andern  Stftnden  das  Bednrinis  einer 
flolchen  Yereintgung  noch  stärker  vorhanden.  Aber  die 
neuen  Machthaber  im  Orden  wollten  ohne  ein  bestätigte^ 
Oberhaupt  an  den  Verhandlungen  nicht  teilnehmen;  sie 
wären  dann  noch  mehr,  als  ohnehin  za  erwarten  war,  ge- 
Ehrlichen  Angriffsn  aosgesetzt  gewesen.  Daher  teilt  der 
Brdrischof  am  17.  Oktober  R^a  mit,  dass  der  Landtag  bis 
zur  Bestätigung  des  neuen  Meisters  aufgeschoben  sei.  Zwei 
Wochen  später,  am  1.  November,  schreibt  Borch  an  Riga, 
dass  als  Landtagstermin  der  15.  Dezember  festgesetzt  sei*). 
Bis  dahin  erwartete  er  also  die  Ankunft  der  Bestätigung. 
Allein  am  8&.  desselben  Monats  benachrichtigt  Riga  Beval, 
dass  der  Landtag  wieder  verschoben  sei  und  erst  am  19.  Januar 
1472  beginnen  werde*).  Als  dann  endlich  im  Januar  die 
Urkunde  angekommen  war,  konnte  der  Landtag  am  19.  in 
Wolmar  eröffnet  werden.  Alle  Stände  waren  auf  ihm  Ter- 
treten,  die  Landesherren  alle  in  Person  erschienen;  neben 
dem  Meister  traten  als  Vollmächtige  des  Ordens  der  Land- 
marschall Herzenrode  und  die  Komture  Lage-Dornenburg 
zn  FelÜD,  BVeitag-Loringhofen  zu  Eeval  und  Vietiughof  zu 
Pflman  auf,  in  denen  wir  also  die  Häupter  der  gegen  Wolt- 
haas  Verschworenen  erblicken.  Wir  sweifeln  nicht  daran, 
daes  auch  Anhänger  Wolthusens  in  Wolmar  erschienen  und 
fax  ihren  gefangenen  Herrn  thätig  gewesen  sind^  allein  wir 

>)  Oben  8.  88. 

^  Qrig.  Im  inst.  lig.  8tadt«ro1dT. 
>)  Oiig.  In  rev.  Stadtarebir. 


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64 


sind  liber  die  Verhaiidlimgeii  auf  dieeem  Landtage  nur  durch 
den  Rezess  nnterricbtet,  nnd  ans  ihm  lltest  sicli  das  nicht 

erkennen.  Viel  Zeit  hat  man  nicht  nötig  gehabt,  um  zu 
diesem  Schluss  zu  kommeü;  die  Urkunde  datiert  vom 
21.  Januar').  Es  ist  eine  Landeseinigung  auf  10  Jahre, 
deren  Bedentong  f&r  Livlaad  nnd  das  Verhältnis  der  Stände 
EU  einander  auch  die  Bedeutung  der  innem  Ordenskatar 
Strophe  für  das  Land  und  die  Stande  erkennen  lässi.  Dazu 
8t  es  aber  unumgänglich  notwendig,  diese  Einigung  mit 
denen  von  1457  und  1435  zu  vergleichen.  Der  Rezess  vom 
4.  Dezemher  1435')  kam  anstände,  als  der  Uvlindische 
Orden  durch  einen  unglücklichen  Krieg  mit  Polea*Litaiieii 
völlig  geschwächt  war.  Fast  jeder  Satz  desselben  zeigt, 
wie  die  andern  Stände  diese  Situation  benutzt  haben.  Jede 
Selbstgewalt  wird  verboten,  alle  Streitigkeiten  der  Stände 
sollen  durch  Schiedflgerichte  oder  durch  die  ordentliohen 
Gerichte  eines  jeden  Standes  entschieden  werden,  d.  h.  der 
Orden  soll  künftig  mit  den  Prälaten  nur  noch  prozessieren 
dürfen,  sie  haben  seine  „Selbstgewali"  nicht  mehr  zu  furchten. 
Niemand  darf  den  Gegner  an  der  Benutzung  aller  Rechts- 
mittel, an  der  Sendung  Ton  Boten  nnd  Briefen  hindern  — 
das  geht  auf  den  Aschebergschen  Fall  nnd  viele  ähnliche, 
nur  weniger  krasse  Behinderungen  durch  den  Orden.  Wenn 
dann  die  Herren  das  Recht  der  ünterthanen  zu  respektieren, 
sich  bei  ihren  Forderungen  demselben  zu  unterwerfen  haben, 
80  trifft  das  neben  dem  Orden  auch  die  BiachOfe.  Die 


1)  Oodnekt  N.  M.  MIm.  Stfiok  3.  4.  a  m  £  Yoselehaet  bei 
ScUrrao  a.  a.  O.  8.  16  no.  144  mit  dem  Datum  vom  22.  Jaaoar  nach 
einem  Traossamt  von  147&  im  Belchsarcliiv  in  StoeUiolm.  Pas  da* 
aelbet  Hegende  Oiigiaal  detiert  vom  31.  Janaar.  Sin  Tdl  der  Originale 
ist  aleo  erat  am  Tage  naeh  der  Annahme  des  Beseseoi  aal  dem  Land- 
tage ausgefertigt  worden. 

Gedr.  UB.  8  no.  1020.  Schiemaon  a.  a.  0.  S.  124  nnd  Gemet, 
Verfodsangsgescb.  des  Bistams  Dorpat  S.  119  meineo,  dass  der  Rezess 
des  LaudtageB  fehlt.  Diese  von  ihnen  eiogeliend  besprochene  ürknnde 
ist  aber  der  Bezess. 


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65 


Gewährleistung  freier  Wahlen  lür  die  Domkapitel  ist  da- 
gegea  nur  gegen  den  Orden  gerichtet,  denn  niemand  anders 
als  er  stellte  eigene  Kandidaten  gegen  die  der  Kapitel  auf 
imd  bradite  sie  in  Born  durch.  Ebenso  konnte  die  Be- 
rtimninng.  dase  kein  Stand  anf  eigene  Hand  ohne  Znstinmrang 
der  übrigen  Stände  auswärts  Kriege  führen  solle,  wenn  er 
ejj  aber  trotzdem  thue,  auf  keine  Hilfe  zu  rechnen  habe, 
faktisch  nur  dm  Orden  treffen,  denn  niemand  ausser  ihm 
war  in  LiTland  daso  imstande«  Eine  einnge  Bestimmnng 
in  diesem  Besess  kann  als  auch  f&r  den  Orden  nütalich 
und  wertvoll  betrachtet  werden:  die  Verpflichtunpf  aller 
Stände  zur  Abwehr  jedes  auswärtigen  Angrities  auf  Livland 
oder  einen  einzelnen  Landesstand.  Eine  führende  Stellung 
wird  aber  dem  Orden  auch  dabei  nicht  eingerflnmL  Dieser 
BflMB  war  gleichsam  die  innere  Qnittang  ftr  die  änosere 
Niederlage^).    Damit  war  bei  der  Hartnäckigkeit,  mit  der 


1)  Hildebrand,  Eanl  aum  ÜB.  8.  Schiemaun  a.  a.  O.  S.  123  ff., 
o.  Gernet  a.  u.  0.  S.  119  ff.  fns»Ben  die  Bedeutung  dieses  R<*ze8ses 
gauz  ander.-;  auf.  Ich  kauu  hier  uicht  weiter  darauf  eingeheu  iiud  • 
bemerke  Dur,  daös  meines  Erachtens  die  meist  sehr  allgemciu  khu<;eii- 
deo  Phrugeu  üieeer  Urkunden  nur  durch  eine  genaue  Vergleicliuiii; 
ait«r  einAoder  and  nach  Angehender  Erwägung  der  poUtiscben  Lage 
SU  veratehea  dnd.  Die  poUtisolie  Lage  naeh  der  Sehlacht  an  der 
Snfenta  ist  aber  nieht  riebtig  beorteilt  worden,  weil  man  die  ioneten 
Mgoiaee  nach  der  Niederlage  nur  nach  ÜB.  8  n.  9  gekannt  bat. 
SctieiDann  sagt  a.  a.  O.,  dass  die  grosse  Gefahr  von  aussen  für  den 
Augenblick  allen  iimeni  Hader  schweigen  Hess  und  dnndi  das  Unglück 
der  Zeit  ein  Zusammenschlnss  der  Stände  stattfand,  ana  welchem  Liv> 
land  gekräftigt  hervorging.  Ganz  ander«  l>«Mirteilte  man  die  anf  den 
ongiacklichen  Kriff?  folgende  Lage  im  Orden.  Zunächst  frfilich 
?<»hwie?  Tfifin.  weil  mau  ohuinaolitig  war  und  anderes  zu  tliun  hatte. 
Aber  später  hat  man  «lentlich  genug  geredet.  Am  19.  November  1452, 
also  kurz  vor  dem  Ah^chlü.ss  der  Kirchholmer  Ve  rträge,  He.ss  Meister 
Mengede  der  Stadt  Riga  die  Forderungen  und  Klagen  des  Ordens 
Aemielien.  Da  wird  anter  Beiern  andecn  auch  ansgefllbrt^  wie  Biga 
dem  Orden  nach  der  Niederlage  in  Litauen  die  beacbwoiene  Trene 
gebvoefaen  liabe:  nicht  alleiii  jede  Hilfe  aar  Terteidignng  dea  Landes 
•ei  Terweigert  worden,  man  habe  aacb  den  Tmppen  de«  Ordens  die 
T^ore  yeaeUoasen,      Söldner  abapenatig  gemaobt  und  aelbat  gegen 

MiMfciU.  a.  4.  ttfL  QmOMU»,  SVIL  L  5 


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66 


Ritterschaften  und  Städte  stets  am  „Alten"  festhielteiij  auch 
in  Zukunft  für  den  Orden  der  Abschluoö  von  vorteilhaftem 
Einigungen  sehr  erschwert.  Das  erfuhr  Meister  Mengede, 
alB  er  1457  anter  f&r  den  livlAndischen  Orden  viel  gfinatigera 
ümstftnden  eine  neae  Einigung  sdiloss.  Man  wollte  sich 
auf  nichts  einlassen,  was  Yon  der  frühern  abwich.  Das 
Resultat  war,  dass  der  ganze  Rezess  vom  12.  Februar 
1457  ^)  aus  zwei  S&tsen  des  frühem  bestand,  aus  der  Ter- 
pfliehtnng  zur  gemeinBamen  Abwehr  auswärtiger  Angriffe 
nnd  aus  dem  Verbot,  aoswftrtlge  Separatkrtege  in  f&hren* 
Die  Aufnahme  der  andern  BestSrnmangen  verliinderte  Men- 
gede, aber  es  gelang  ihm  nicht  neue,  für  den  Orden  vor- 
teilhafte durchzubringen.  Der  Besess  Yom  21.  Januar  1472 
enthttlt  nun,  abgeeeben  Ton  ganz  nnwesentUcbea  kleinen 
Abweiehnngen,  wörtlieh  alle  Bestimmangen  der  Binignng 
Ton  1435  und  ansserdem  noeb  zwei  nene  Sitze.  Wenn  nnn 
schon  die  Wiederholung  der  alten  Bestimmungen  eine  starke 
Niederlage  des  Ordens  bedeutete,  so  wurde  letztere  noch 
grösser  durch  die  beiden  Zusätze.  Im  Ansobinss  an  die 
Oewttbrleistnng  der  Rechte  der  Unterthanen  beisst  es:  «Wird 
aber  ein  ünt^than  von  seinem  Herrn  direkt  oder  auf  dessen 
Veranlassung  über  das  Recht  hinaus,  mit  dem  er  bewidmet 

den  Orden  geriatet»  habe  andi  das  OidenslMid  flberfifA«D  und  S  Dörfer 
weggenommen  (Beyaler  gldehs.  Kopie).  Was  die  damalige  SteUung 

des  BrzbiBchofs  anlangt,  so  erinnert  in  einem  1479  dem  Hoebmeiater 
äberBandten  Memoriul  (Ind.  no.  2393)  der  Meister  Borch  an  die  be- 
kannte Thutdache,  dass  der  Erzbischof  Henniug  nach  der  litauischen 
Nit'<lorl!iL''e  die  ans  dem  Streit  zuriickkehreuden  Ordenstrappen  über- 
faüen  und  den  Vogt  zu  Karkn-  nebet  vielen  andern  toten  liess. 

W-rzeichnet  bei  Schirreu  a.  a,  O.  S.  15  no.  135.  —  Gernet 
ft.  a.  0.  S.  121  f.  sagt,  dass  eine  Bestimmung  der  ^Urkunde'*  von 
146j  im  BeztiäS  de^  Landtages  von  1457,  der  im  grossen  und  gaozeii 
fiMt  wörtlich  mit  dieser  Urirande  von  1435  übereinstimme,  weiter  aas- 
geführt  Mel.  Ja»  die  swei  SMse  etinmen  fiwt  wdrt1i«h  überem;  dM 
bit  aber  durehaos  niolit  eine  übereinillmimiiig  dar  beiden  BesMse. 
Tod  einer  weiten  AiuflUinmg  kann  ieh  alelits  andere«  entdeekei^ 
all  daas  die  Anidnickiweif  e  too  1457  etwit  deatBeher  let  Der  Sinn 
iet  denelbe. 


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67 

ist,  bedrängt,  so  soll  derselbe  Unterthan  von  Eid  und 
Huldigung  entbunden  aein,  bis  er  sich  in  Freundschaft  oder 
nf  dem  Bechtswege  mit  seinem  Henm  vertragen  hat  Wir 
«adeni  aber  sollen  und  wollen  einem  sollen  ünterthan  an 
sräieD  Beeilt  beliilflieli  sein  nnd  daraus  soll  niemand  nns 
einen  Vorwurf  rnnchcn  (liirfen.*'  Der  zwoite  Zasatz  bchliesst 
den  Kezess,  indem  er  die  Verpflichtung  der  Herren  kon- 
statiert, ihren  lieben  und  getreuen  Bittem,  Knechten  and 
Stidten,  80  oft  diese  es  wfinflolien,  Duplikate  der  Beaess- 
Urkunde  unter  ihrem  Siegel  ausfertigen  eu  lassen,  die  dann 
eine  den  Originalen  voUkommeD  gleiche  Geltung  haben 
sollen. 

Der  Landtagsrezess  von  1472  bestätigt  also,  was  wir 
aas  den  aweifeiluiften  Fragmenten  ritteraehaftlicher  Besolu* 
tionen  m  erkennen  ^^laubten,  dass  der  Stura  Wolthusens 

Tor  alleno  von  den  Ritterscliaften  zu  einer  sehr  bedeu- 
tenden Stärkung  ihrer  eigenen  Stellung  benutzt  worden  ist. 
Das  Ziel  Wolthusens,  im  Orden  eine  von  allen  anerkannte 
staattiobe  Gentralgewalt  ta  sobaffsn,  war  in  unabs^bare 
Fflfne  gertiAt« 

Die  Uyländischen  Stände  hatten  eine  Intervention  zu 
Gunsten  des  gefangenen  Meisters  abgelehnt,  aber  Ernst  und 
Friedrich  Wolthuss  waren  nicht  gesonnen,  sich  dadurch  von 
weiteren  Bohritten  ^  diefie&eiung  ihres  Bradera  abschrecken 
la  lassen«  Im  Frfilgahr  1479  begab  sich  Emst»  begleitet  von 
einem  uns  sonst  unbekannten  Diener  des  gestürzten  Meisters, 
Wilhelm  Sobbenbrod,  nach  Schweden  und  klappte  beim  dorti- 
gen Eeicharat  über  das  schwere  Unrecht,  das  seinem  Bruder 
<a  mcbt  geni^gem  Sehaden  der  Vasallen  und  aller  Bin- 
vohner  LiTlands  durch  etliche  Oebietiger  widerfahren  sei.  Der 
Beidisrat  übernahm  snnioluit  die  Termittelung  und  forderte 
den  livläiidischen  Orden  ^thriftlich  auf,  den  Meister  Johann 
Wolthuss  sofort  aus  dem  Gefängnis  zu  entlassen  und  vor 
seinen  gebührlichen  Richter,  den  Hochmeister,  an  stellen. 
Brust  ging  darauf  mit  Bmpfehlnngen  des  Beicharates  nach 


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es 

Gotland  zu  den  Axelssons,  die  ja  für  alle  livlandigche  Ereig- 
nisse grosse  Teilnahme  zu  zeigen  pflegten.  Sie  schickten 
ihn  mit  einem  Begleitoohreiben  Tom  17.  September  mm 
Hochmeister,  teilten  diesem  die  Schritte  des  sehwediscfaen 
Beichsrates  mit  und  ersuchten  ihn,  aach  seinerseits  daför  sa 
sorgen,  dass  dem  i::orangeneTi  Meister  Reciit  widerfahre*). 
In  Königsberg  vereiuigte  eich  Ernst  mit  seinem  Bruder 
Friedrich,  der  ihn  dort  schon  seit  längerer  Zeit  erwartet 
hatte,  nnd  ihren  gemeinsamen  Bemfihnngen  gelang  es  mm, 
den  Hochmeister  sn  einem  Vorgehen  in  ihrer  Sache  sa  Tsr- 
üülassen,  wobei  ihuea  zu  statten  kaui,  da-.a  derselbe  auch 
aus  andern  Gründen  mit  Borchs  V'erhaiten  sehr  unzufrieden 
war.  Eine  Gesandtschaft,  die  aus  dem  Komtur  zor  Balga, 
Siegfried  Flach,  und  Christof  Forstenau,  einem  in  preussisohe 
Dienste  übergegangenen  langjährigen  Sekretären  des  Meisters 
Mengede,  bestand,  ging  etwa  im  November  1472  nach  Liv- 
land  und  zeigte  den  dortigen  Ständen  an,  dass  der  Hoch- 
meister in  wichtigen  Angelegenheiten  des  Ordens  und  der 
Lande  nach  LiTland  kommen  werde  nnd  allerseits  in  Freund- 
Schaft  und  Liebe  empfangen  an  werden  erwarte').  Den 
Meister  Borch  aber  forderten  die  Gesandten  im  Namen  des 
Hochmeistert^  auf,  seinen  gefangenen  Vorgänger  vor  das 
Gericht  des  Hochmeisters  und  der  preussisohen  G^bietiger 
lu  stellen,  um  so  allen  Einmischungen  Fremder  su  begegnen 
und  den  Innern  Streitigkeiten  endlich  ein  Ende  zu  machen. 

Index  no.  2046. 

•)  lodex  DO.  2059  «.  22f>3.  LetztereB  sehr  wichtige  Stück  haben 
Napierulcy  und  Voigt  im  Jahr  1489  gesetzt.  Voiet  bat  es  PreuB.«. 
(]}esch.  y  S.  170—172  fast  ganz  aufgeuomraeu.  ohne  die  krassen 
"Widersprüche,  die  sich  bei  dieser  Datierung  für  die  livhiuü.  Gesch. 
ergeben,  zq  beachten.  In  dem  Stück  wird  Hans  von  Tiefen  als  Hoch- 
meiater-Statthalk-r  geutiunt,  und  Voigt  kunule  uur  eine  Statthalter- 
Bchaft  Tiefens  Yom  Jahre  14S9.  Nach  dem  Königsberger  Qrdenabrief- 
ta^r  könnt«  ich  konstatlereoi  daas  Tiefen  berelta  im  Jahre  1477  naeh 
dem  20.  Febrnar  Statthilter  war,  diese  Wfird«  aber  noeh  vor  dem 
IL  Jnnl  an  Martin  Traehaees  abtfml  Index  no.  2263  mnss  von  1477 
Jud— Jntt  datiert  werden,  wondt  alle  WlderaprSohe  beeeICigi  ebkd. 


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69 


ünterdesBan  hatte  sich  die  .Situation  in  Livlai  1  stark  ver- 
ändert. Die  Landeseinigung  hatte  nicht  verhindern  können, 
daw  der  alte  Streit  um  die  Stadt  Riga  swiscben  Brzbisdiof 
'  und  Meister  wieder  auqgebrochen  war.  Borchs  Absieht  war 
es  Ton  Tomberein,  sieb  för  die  Besebränkung  der  Meister- 
gewalt am  Erzatift  und  der  Stadt  Riga  schadlos  zu  halten. 
Nach  dieser  Kichtung  hatte  er  keinen  Widerspruch  seiner 
Gebietiger  zu  bef&rcbten|  denn  diesen  waren  Prälaten  nnd 
Stttdter  gleich  yerbasst;'  an  ihnen  bofFten  ancli  sie  sieb  so 
«erholen*'.  Und  in  der  That  hatte  Boreb^  mdem  er,  immer 
beraten  von  dem  listenreichen  M allingrode,  eine  von  ihm 
gelbst  hervorgerufene  Missatimmung  der  Bürger  gegen  den 
finbiscbof  und  das  scbleohte  YerbAltnis  zwischen  dem  Rat 
und  den  Zünften  geschickt  benutzte,  zu  erreichen  gewasst» 
dass  die  Stadt  ihm  endlich  am  10.  Oktober  1472  anf  Grund- 
lage eines  neuen  Vertrages,  der  den  Erzbischof  als  Landes- 
herrn auäächioää,  die  so  lange  verweigerte  Huldigung  leistete. 
Silvester  hatte  zn  einer  BÜnignng  des  Meisters  mit  Riga 
seine  Zustimmung  gegeben;  als  er  aber  den  Wortlaot  des 
neoenYertrages  hOrte,  sah  er,  dass  er  yon  Boreb  und  Malltng- 
rode  aufs  ärgste  düpiert  worden  war,  und  war  nun  erbitterter 
als  je^).  Er  fand  Unterätützung  beim  Hochmeister  Richten- 
berg, zn  dem  er  persönlich  sehr  gat  stand  und  der  ßorchs 
Voigehen  entschieden  missbilligte').  Des  letztem  Bezie- 
bongen  zn  den  andern  Bischöfen  waren  dnrcbw^  schlechte, 
und  die  Vasallen  standen  ihm  ebenfalls  misstrauisch  gegen- 
über. Kam  nun  unter  solchen  Umständen  der  Hochmeister, 
wie  er  angekündigt  hatte,  wirklich  nach  Livland,  so  hatten 
Borch  nnd  seine  Partei  von  allen  Seiten  die  heftigsten  An- 


^)  Iudex  uo.  2111,  aber  auch  die  sugcD.  lielewecbsche  Chronik  imd 
Korrespoodenz  mit  dem  Hochmeister. 

>)  Der  Hoehmfliitor  ehanktoridert  (ladez  uo.  2(MiS)  die  beiden 
PattiiMi  all  »die  ejne  boehgelart  n.  wütleoflUger  rwmattl,  die  andere 
rieb  und  bendudft  dofetig*,  was  den  IddenscIuiftlieheD  Ehrgeis  Boretae, 

die  weltreiebeade  Yenranft  fehlte,  gans  gut  beieiehnei. 


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70 


griffe  tXL  erwarten.  Deshalb  erbielten  die  preaaeudien  (Ge- 
sandten von  ihnen  eine  strikt  abweisende  Antwort:  ein 
Besuch  des  Hochmeisters  in  Livland  sei  unmöglichj  da  er 
gegen  alle  Ordensgewohnheiten  Verstösse;  die  Wolthusen-  ' 
sehe  Angelegenheit  aber  sei  liingat  erledigt.  Zugleich  hielt 
Boreh  es  fllr  geboten,  alle^)  seine  Qebteliger  rar  Ver- 
siegelung einer  Urkunde  heranzuziehen,  in  der  man  sich 
feierlich  verpflichtete,  „die  auH  recbtmästji^en  Ursachen  ge- 
schehene Absetzung  des  Meisters  Wolthusen  verfechten  zu 
wollen*' Sehen  Torher  hatte  man  die  Vermittehing  des 
sehwedisehen  Beiefasrates  surftd^gewiesen,  indem  man  den 
Schweden  antwortete,  dass  die  Absetzung  Wolthusens  dnrch- 
aus  den  Gesetzen  enl^preche,  die  von  der  röinischen  Kirche 
dem  Orden  verliehen  seieUi  und  dass  niemand  anders  als 
nnr  der  Papst  die  Sache  m  nntersnchen  befiigt  sei^.  F&r 
die  Person  des  ge&ngenen  Meistm  soUen  die  so  seinen 
Gunsten  nntemommenen  Schritte  nnr  eine  bedeutende  Ver* 
schärfung  seiner  Haft  zur  Folge  gehabt  haben.  Es  scheint 
alBOf  dass  man  die  Möglichkeit  eines  inländischen  gewalt- 
samen Befireinngsvenmehes  nicht  f&r  aufgeschlossen  hielt. 
Jedenfalls  wnsste  man,  dass  mit  Antwort«!,  wie  man  ne 
soeben  erteilt  hatte,  der  Sache  kein  Bnde  gemacht,  sondern 
eine  weitere  Zuspitzung  derselben  eicher  zu  erwarten  sei. 
Gern  wäre  man  auf  einen  Vergleich  mit  den  Brüdern  und 
Freunden  des  G(efiuigenen  eingegangen,  wenn  es  sich  dftbei 
nnr  nm  die  materielle  Bntschldignng  derselben  gehandelt 
hätte.  Aber  ihre  erste  Fordemng  war  die  FreUassnng  des 
ärgöten  Feindes,  vou  dessen  ^inperszigem"  Willen  mau  das 
Schlimmste  za  befurchten  hatte.   Ein  Vergleich  war  un- 


0.  h.  tXU,  ^  er  dasn  swiBfon  konnte;  HcMaoraldi  Walgirte 
in  Narwa  hat  natfliUch  ulelit  dam  gehört 

*)  Schirren,  a.  0.  S.  142  no.  bll.  ~  Ein  Hochmeister  hat 
nnaerea  Wiaaena  in  der  Th«(  nie  daa  rdchtaadtts«  üfer  der  Dftna 

balreten. 

3)  Brief  Boreba  an  Danaig,  HöblbaiuD  a.  «.  O.  so.  S. 


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71 


naglieli,  eolange  nidit  aof  der  andern  Seite  von  der  Person 
Johann  WolUmsens  abstrahiert  wurde,  das  heisst,  daletcteres 

nicht  zu  erwarten  war,  solange  Johann  Wolthuss  lebte.  So 
war  die  Lage  der  Dloge,  als  der  Tod  sich  den  livländischen 
Gebietigem  gefiülig  ervies.  Im  Kerker  zu  Wenden  ist 
/ohann  Wbhbnss  noeh  vor  dem  Aufgange  des  Jahres  1472 
gestorben.  Es  mnss  uns  selbstverstftndlich  erseheinen,  dass 
seine  Brnder  und  Anhaiigtu-  den  unter  Bolchen  Umständen 
erfolgten  Tod  als  Mord  bezeichneten  und  als  Mörder  Boroh 
«ad  dessen  Parteigenossen  anklagten.  Von  einer  andern 
Seite  erfahren  im  über  die  nfthem  (Jmstünde  des  Todes 
Bidits.  Die  des  Mordes  Angeklagten  sagen  nicht  einmal, 
dies  der  Gefangene  an  einer  Ki  aükheit  gestorben  sei;  sie 
begnügen  sich  damit,  die  Klagen  der  Gegner  als  Lügen  zu 
beseicfanen  und  Johann  Wolthass  selig  za  nennen.  Wir  aber 
kesnen  nicht  mehr  sagen,  als  dass  nach  allen  fllr  nns  erkenn- 
baren Umständen  ein  gewaltsamer  Tod  des  gefangenen 
Meisters  höchst  wahrscheinlich  ist^). 

')  Die  erste  direkte  Nadnieht  vom  Tode  WdihoseaB  giebt  der 
vom  21.  Aug.  1473  datierte  Fehdcbrief  seines  Bmders  Brust.  Ans 
ihm  lässt  Bich  aber  nieht  lohliesBen,  dass  der  Tod  yor  knrzem  erfolgt 
sei.   Die  einzige  etwM  näher  auf  den  Zeitpunkt  des  Todes  eingehende 

Xachrieht  habe  ich  in  einem  vom  8.  Mai  1474  datierenden  Brief«^  des  Twar 
Ajcels^on  nn  Dnn^i?  (Danziger  Stadtarchiv)  gefunden.  Iwar  fRrrt  darin, 
dft^s  der  im  oonimer  1472  an  den  livland.  Orden  geschriebene  Brief 
des  schwedischen  Reichsrutes  „wartt  uicht  angeazeeu  nach  to  herten 
genaineD,  alz  sick  datt  billich  geborde;  sunder  [se  (d.  h.  die  livland. 
Gebietiger)]  den  ubgemeldenn  hi  ru  Jühau  Wolthusz  zaiiger  [dechtnissej 
syn  gefengnisse  strax  Till  swarer  and  harder  anloden  und  en  In  kartt 
darsa  ane  jhenigerlej  raelitls  vorluderinge  jameriloken  Tam  loTende 
tom  dode  gebraeht  hebben*.  IHea  IQhrt,  in  YerUndniig  gebraeht  mit 
den  Geeandtsdhaften  and  der  CorreBpoiidens  nrisdien  Meister  und 
BoehneiBter,  anf  den  Ausgang  des  Jahres  1472.  In  der  Stadte- 
korrespondenz  des  Jahres  1473  wird  Johann  Woltimss  mehrfach  er- 
wähnt, aber  nicht  ils  verstorben  beaeichnet,  wie  es  die  Diskretion 
der  Städte  verlaugte.  Es  kann  uns  nicht  auffallen,  dass  wir  in  all 
de«  Briefen  dieser  Jahre  über  diese  Sache  nichts  als  höchstens  dankle 
Andeutungen  finden.  Solche  diskrete  Gegenstände  wurden  flamals, 
wenn  uberhaapt  briel'Uch,  nur  iii  ganz  besonderen  Briefen  behandelt, 


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72 


Bei  dieaer  neuen  Sachlage  kam  es  für  Borch  vor  allem 
daimof  an,  dass  mm  in  Königsberg  die  Yerbandlnngen  mit 
dmi  Brüdern  des  Toten  nnd  dem  HochmeiBter  in  geeehickter 

Weise  aufgenoniTnen  wurden.  Man  wählte  dazu  den  bereits 
oft  erprobten  und  mit  den  Kuiiigebtjrger  Verhältnissen  so 
vertrauten  Gerd  von  Mailingrode,  der  auch  die  von  jetet  ab 
in  erster  Linie  behandelte  Frage  des  Verli&ltoisBes  mm 
Ersbisehof  am  besten  beherrschte.  Ihm  gab  man  jetast  ein 
Exemplar  der  schon  vor  einem  Jahr  al^faasten  Bescbuld  - 
guDg  des  Bruder  Johann  für  den  Hochmeister  mit,  und 
diesem  Umstände  verdanken  auch  wir  die  Kenntnis  dieses 
interessanten  äehriftst&ckes').  Die  Br&der  Ernst  und 
Friedrich  sollten  durch  materielle  Anerbietungen  dam  be- 
wogen werden,  sich  in  das  Unabänderliche  zu  fugen.  Malling- 
rode  ist  im  Januar  1473  in  königaber^  rmwf  kumraen,  aber 
irgend  eine  direkte  Nachricht  über  den  iiirioig  seiner  Sendung 

nnd  diene  Bind  absichüicb  der  Nachwelt  entzogeo  worden.  -  Hier 
sei  nach  erwähnt,  dass  in  einer  spätem  Urkande  eiii*'^  Bischofs  Jo- 
hann<»a  von  Dorpat  von  einem  in  Dorpat  Mehrenden  TeHtameute  des 
Meisters  Wolthuga  die  Rede  ist-  €f.  Jnhrbnch  für  Genealogie  IHQ3. 
Frh.  VA.  V.  Fireks,  Die  Rittcrbaiiken  in  Kurland  S.  77.  Diese  Urkunde 
halte  ich  allerdiogi?  nach  inneru  und  äuHHcrn  K»Tiny.eichen  fnr  gefälscht ; 
aber  ein  echter  Kern  konnte  ihr  zn  Grunde  liej^^en.  iJie  guten  Be- 
ziehabgen  WolthoBeuB  za  Andreas  Peper  würden  erklären,  daea 
gtnd«  dort  ein  ndeben  Testnmeiit  deponiert  worden  ist  —  [In  «hier 
▼OS  W.  Heine  hi  den  Big.  StndtbL  [IM  nr.  44  S.  m)  veidffent- 
lioiit«D  Abhandlvng  einen  Ünbekaonten  wird  eine  hnndneiiillttieli  über- 
lieferte  Ghnbnelirilt  des  OM.  Herne  In  der  Wendenneiieo  Johnnninirirelie 
erwähnt,  wonach  Herse  1471  am  Sonnabend  nach  VititntionU  Mariae 
(€.  Jnli)  im  Torrn  geaftorfoen  sei.  Die  Anfschrlft  Inno  nicht  für  echt 
gehalten  werden,  sagt  der  unbekannte  Verfasser.      Zusatz  d.  Red.] 

')  Auf  der  letzten  Seife  der  Bescholdigungsschrift  steht  aU 
li.an7Joivermerk,  duKs  ,Uerr  Gerd  Mallin^rode,  damals^  Komtur  zo 
6oldiiii:(  n,  und  der  FierdeniaTBchAll  dien»^  Klage  im  Jahre  1473  nach 
dem  I>r.-ikt>uigstage  gebracht  haben".  Ich  konnte  konstatieren,  dacrs 
diese  Notiz  in  der  zweiten  Ualfte  des  Jahres  14Ö2  gemacht  worden 
ifit,  nnd  damit  stimmt»  daas  Mallingrode  nur  bia  znm  JuU  1482  als 
Komtur  sn  Gotdingen  nachwcieber  Ist  Index  no.  2068  dntiirt  infolge 
dieier  Notls  die  Beeehnldignog  yon  1473. 


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haben  wir  wieder  nicht.  Wenn  jedoch  im  Mai  1473  der 
Hochmeister  an  Borch  schreibt \):  „Von  den  Wollbuseas 
geben  wir  Euch  zu  wiaeen,  dass  Ernst  zo  seinen  Freonden 
nach  Dänemark  gezogen  ist,  um  de  um  Bat  zn  fragen« 
Was  uns  dar&ber  tob  ibm  kund  gethan  werden  wird,  sollt 
Ihr  wissen.  Der  Komtnr  von  Dohlen  liegt  hier  bei  uns  in 
Königsberg:  der  ist  mit  der  Sache  wobl  zufrieden**,  so  wird 
das  nichtg  anderes  zu  bedeuten  haben^  als  dass  Ernst  Wolt- 
Iniss  sich  noob  nieht  ftber  Annahme  oder  Ablebnong  der 
Vorschläge  Ifallingrodes  entschieden  hatte,  Friedrich  da- 
gegen bereit  war,  anf  sie  einzugehen.  Emst  wollte  wissen^ 
wie  weit  er  ira  Falle  der  Ablehnung  auf  Hilfe  von  seinen 
skandmaviBchen  Freunden  zu  rechnen  hatte;  seine  eigenen 
Mittel  zum  Kampf  konnten  nur  geringe  sein,  da  seine 
hairisehen  GQter  vom  Orden  längst  beschlagnahmt  waren. 
Trotzdem  hatten  die  Brüder,  wie  wir  aus  der  Städtekor* 
rwpondenz  erfahren,  mit  dem  Beginn  des  Fri'ihiahrv«  in 
Danzig  angefangen,  Schiffe  gegen  den  livländischcn  Orden 
anszorftsten.  Als  nun  aber  König  Christian  von  Dänemark, 
nachdem  er  die  Sache  „in  genaue  Erfahrenheit*'  gebracht 
hatte,  ein  weiteres  Vorgehen  der  Brfider  fBr  durchaus  ge- 
rechtfertigt erklärt  uLiii  Ernst  mit  allen  seiucii  Gütern  in 
seine  königliche  „b escher mynge"  urkundlich  aufgenommen 
batte'),  erklärte  letzterer,  dass  die  Anerbietungen  des  liv- 
Undischen  Ordens  ganz  ungenügend  seien.  Er  ging  nach 
Sdiweden  zn  den  Axelssons,  um  zusammen  mit  diesen  den 
Kampf  zu  beginnen.  Hier  befand  sich  auch  Wilhelm  Sobben- 
brod,  und  beide  schrieben  nun  am  21.  August  1473  zu  Kalmar 
ihren  o£hzielleu  Fehdebrief  an  alle  Gebietiger,  Konvente, 
Amtleute  und  Unterthanen  des  Ordens  zu  Livland'): 

„Euch  und  manchem  guten  Mann  ist  die  wider  Gott 
imd  alles  Christenrecht  begangene  Gewaltthat  gut  bekannt, 

1)  Iudex  DO.  2057. 

*)  Der  oben  dtierte  Brief  Iwars  vom  8.  Mai  1474. 
9)  Böhlbaom  a.  a.  O.  ao.  2  a.  d. 


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mittelst  der  Bruder  Bernd  TOn  der  Borch  und  seine  Partei 
enem  rechten  Herrn  Meister  sn  Liyland^  meinen  Bmder, 

nächtlicher  Weile,  unverwahrt  ihrer  Ehre  und  des  Rechts, 
in  seinem  Bett  ergriffen,  ohne  jedes  RechtSTerfabren  ins 
Gefängnis  geworfen  nnd  durch  Mord  vom  Leben  zum  Tode 
gebracht  haben.  Mit  derselben  ongereohten  (Gewalt  beab- 
sichtigen sie  auch  unser  Recht  xn  nnterdrfieken,  wodurch 
Ihr  nun  tvi  ^rösserm  Schaden  kommen  sollt.  Deswegen 
entsagen  wir  Ernst  Wolthuss  von  Herse  und  Wilhelm  Sobben- 
brod  mit  uneern  Freunden  und  Helfern  euerm  ganzen  Orden 
nnd  enem  Unterthanen,  dem  erwfthnten  Bmder  Bernd^  der 
ganzen  Partei  und  allen  ihren  Anhängern  und  sind  Feinde  der 
erwfthnten  Sache  nnd  alles  dessen,  das  aus  ihr  entsprieest, 
his  uns  in  dipncr  Sache  und  in  allen  unsern  AriH^früchen  an 
Euch  Recht  und  Genugthuung  geschehen  ist.  Damit  wollen 
wir  und  unsere  Helfer  unsere  Ehre  und  nnsem  Euf  fluch 
gsgenfiber  verwahrt  haben.  Zum  Zeugnis  dessen  haben  wir 
unsere  angeborenen  Siegel  unten  auf  diesen  Brief  gedruckt.* 
Wenige  Ta^e  epäter  zeigten  dieselben  ihre  Fehde  den 
Hansestädten  an.  Die  Axelasons  hielten  es  für  richtig,  dies- 
mal auch  die  Form  su  wahren.  Im  Namen  aller  6  Bruder 
sehrieb  Bitter  Iwar  an  den  livlUndischen  Orden:  da  der 
schwedische  Reichsrat  Emst  Wolthuss  und  Wilhelm  Sobben- 
brod  Beistand  gegen  den  livländischeii  (.)rd(3ii  dus  dem  schwe- 
dischen Reich  gegönnt  habe^  so  fühlten  er  und  seine  Brüder 
sich  Terpfliobtety  die  Genannten  bei  ihrer  Fehde  su  unter* 
stflteen,  und  verwahrten  deshalb  für  sich  und  ihre  Diener 
ihre  Ehre;  sie  seien  aber  zugleich  noch  immer  m  fHed* 
lieber  Verraittolung  bereit;  wenn  der  livlaiidiache  Orden  auf 
eine  solche  eingehen  wolle,  ao  erbiete  Bich  Ernst  Wolthusen 
gegen  sicheres  Geleit  sofort  am  Kampf  gegen  die  Bussen 
teilsunehmen^).  Diesen  Fehdebrief  haben  die  Axelssons  mit 
Emst  Wolthuss  und  Sobbenbrod  zusammen  gleich  selbst 

')  Man  envnrt<  te  damals  nach  dorn  A^Unf  des  Friedeoi  VOD  dw 
Narowa  bestimmt  eiaeo  russUeh-liTlaud.  Krieg. 


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nach  LWland  gebraelit;  denn  am  19.  September  zieht  der 

Komtur  zu  Reval  in  Bilmärschen  gegen  die  mit  oOO  Mann 
in  der  Wiek  Gelandeten  heran,  die  bereits  Alt-Pernau  und 
(He  südliche  Wiek  aoBgeraubt  haben  Auf  ihren  Schiffen 
wann  sie  £&r  die  Mannsohafteii  des  Ordens  nicht  erreichbar 
und  konnten  doh  bequem  die  günstig  gelegenen  SteUen  tu 
leaen  Einfällen  anssuehen.  Bis  tief  in  den  Oktober  hinein 
blokierten  sie  so  die  estländische  Küste,  um  endlich  mit 
reicher  Beute  au  ächiüen,  Menschen  und  Gütern  alier  Art 
wieder  heimwttrts  zu  segeln.  Der  Handelsverkehr  aar  8ee 
aber  blieb  den  grössten  (Gefahren  ansgesetat.  Vergeblich 
wendeten  moh  Siga  nnd  Reval  an  wiederholten  Malen  an 
Danzig,  damit  dieses  die  Axelssons  nnd  Ernst  Wolthuss 
verudlasse,  den  unschuldigen  Kautmann  zu  verschonen;  ihre 
eigenilichen  Feinde,  der  livUndische  Orden,  seien  ja  auf 
der  See  gar  nicht  an  finden.  Vergeblich  schreiben  nnn 
auch  Borch  nnd  mit  ihm  die  andern  livlttndischen  Landes- 
herren und  Stände  zu  wiederholten  Malen  an  den  ?cbu  «  di- 
scheu  Reicharat,  man  möge  von  den  icindaeiiLrkt  iten 
ahetehen,  da  der  livlttndische  Orden  bereit  sei,  die  Wolthu- 
seoscfae  Sache,  die  eigentlich  nnr  vor  den  Papst  nnd  die 
Gesetae  des  Ordens  gehöre,  vor  gebührlichen  Richtern  au 
rechtlichem  Austrage  zu  bringen^).  Im  Auftrage  des  Hoch- 
meisters teilen  Danzig  und  LiiliLck  dem  Iwar  mit,  das«  der 
Hochmeister  die  Wolthosensche  Sache  jetat^  wie  die  Schweden 
es  wtoschten,  nntersnchen  nnd  mit  seinen  Gebietigem  ent- 
Beeiden  werde;  die  Fehde  sei  daher  «mberechtigt,  man  möge 
aufhören,  den  Kaufmann  zu  schädigen.  Es  hilft  alles  nichts, 
das  Eaubweseu  wird  fortgesetzt.  Im  Sommer  1474  erscheinen 
die  Leute  des  Erich  Azelsson  aas  Wibnrg  an  der  estlttndi- 


1)  Dias  61  haoptoSebUeh  bieeköf  Ueh^lsehe»  Gebiet  war,  genierte 
ile  tnlOrlieh  nieht. 

*)  Der  Hoehmelster  wird  Dicht  genannt;  wer  die  gebüluttelieD 
Richter  aosser  ihm  sein  sollten,  ist  nicbt  an  wiesen,  und  wossteii  die 
ächrdber  wohl  seibat  nieht. 


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sehen  Küste,  brenneii  mid  plündern  4  Wochen  lang  in  der 

Umgeerend  Revals,  bis  es  schliesslich  dem  Komtur  gelingt, 
die  Rauber  zu  verjagen.  Dabei  wird  ein  Teil  von  ihnen 
erschlagen;  darfiber  ist  der  schwedische  Reicharat  entrüstet 
und  Terlangt  yon  Livland  eine  grosse  EntsehSdignogasnmme. 
Dem  Hoehmeister  antwortet  am  28.  September  1474  eine 
zu  Langenoo  Lagende  schwedische  ReichsverHammlung:  ^Mau 
wäre  früher  wohl  gern  mit  einer  Entscheidung  des  Hoch- 
meisters sofirieden  gewesen;  jetzt  haben  aber  Emst  Wolt- 
bnss  nnd  Wilhelm  Sobbenbrod  dem  Reiefasrat  mitgeteilt^ 
dass  der  Hochmeister  gar  nicht  die  cor  Entseheidang  der 
Sache  notwendige  faktische  Macht  besitzt:  daher  wünscht  der 
Reichsrat,  zumal  er  noch  andere  Forderungen  hu  Livland 
hat,  dass  die  Sache  nimmehr  in  Wiburg  nnd  Stockholoi 
Torhaadelt  nnd  entschieden  wird  nnd  der  Hochmeister  seine 
BeToUmiehtigten  dahin  schickt  Die  Execntion  des  Spmchea 
wollten  (]hmii  die  Schweden  selbst  besorgen^). 

Mittlerweile  war  im  Laufe  des  Jahres  1473  das  Ver- 
hAltnis  zwischen  Borch  und  dem  Hochmeister  immer  ge- 
spannter geworden;  die  Korrespondenz  zeigt,  dass  man 
trotz  aller  frommen  nnd  liebreichen  Phrasen  höchst  erbittert 
auf  einander  ist.  Richtenberg  wirft  Borch  immer  wieder 
vor,  dass  die  Ur&ache  seines  Streites  mit  dem  Erzbischof 
wie  all^  Mbrigen  gefährlichen  Verwickelungen  in  Livland 
nur  seine  Herrschsnoht  sei;  durch  sie,  die  gar  keine  recht* 
liehe  Basis  habe,  werde  er  den  Orden  in  Livland  nnd  in 
Preussen  in  die  schlimmste  Lage  bringen;  die  Parteiungen 
im  Orden  würden  nicht  aufhören,  solange  die  Wolihusensche 
Sache  nicht  in  gerechter  Weise  beigelegt  sei.  Dem  gegen« 
über  behauptet  Borch,  er  nehme  nnr  alte  Rechte  des  liv- 
ISndischen  Ordens  wahr,  Partoinngen  existierten  gar  nicht, 
der  Hochmeister  mische  sich  nur  ganz  nnberechtigter  Weise 
ein,  uuj  materielle  Vorteile  zu  erlangen  und  die  Freiheit 
der  livländiBchen  Gbbietiger  zu  unterdrücken. 

^)  Indtz  00.  2068. 


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Im  Sptttherbst  1473  erschien  in  Livland  Eberhard 
Menzingen,  der  zweite  Knmpan^)  des  Hochmeisters,  mit 
wichtigen  Aul'trägen.  In  Kirchholm  fand  er  den  Meister, 
wurde  aber  8o  nbel  you  ihm  empfangen,  dass  er  es  nicht 
wagte,  demselben  seine  offizielle  Werbung  an  das  livländisohe 
Ordenskapitel  mKaroieUen,  denn  er  f1b*ehtete,  dass  ihm  dann 
jede  Reise  durchs  Land  verboten  werden  würde.  Er  übergab 
daher  nur  schriftlich  einige  an  Borch  und  seine  Gebietiger 
gerichteten  Artikel  und  guten  Meinungen  des  Hochmeisters 
and  äusserte  dann  ganx  priTatim,  dass  eine  Zusanmienkunft 
des  Meisters  mit  dem  Hochmeister  doch  wohl  wftnsehens- 
wert  sei,  da  dadurch  die  Herzen  mancher  Tielleicht  noch 
parteiischer  Brüder  beruhigt  werden  würden.  Wütend  fahr 
Boreh  auf:  er  wolle  den  Hochmeister  nicht  im  Lande  haben 
und  werde  sein  Kommen  mit  aller  Macht  verhindern;  der 
Hochmeister  habe  ihn  einmal  bestittigi  und  brauche  sich 
in  Livland  mm  um  nichts  weiter  zu  kümmern,  :>ündern 
solle  nur  seinen  Verpflichtungen  gegen  den  livländischen 
Orden  nachkommen;  seit  100  Jahrra  seien  die  livlüttdisohen 
Gebietiger  unter  einander  nicht  so  einig  gewesen  wie  gerade 
jetet;  dem  Hochmeister  wurde  es  übrigens  auch  nichts 
helfen,  wenn  er  wirklich  ihn.  den  Meister,  im  Turm  haben 
würde.  Der  Kumpan  erklärte  darauf,  dass  er  in  Sachen 
des  Bischofs  von  Samland^)  Aufträge  des  Hochmeisters  an 
die  IrrlAndisohen  Pr&laien  zu  überbringen  habe  und  benutste 
unn  die  lange  Zeit  bis  zum  Zusammentritt  des  Kapitels  zu 


Die  Kumpane  sind  iu  dieaer  Zeit  etwa  -Beuiute  m  besondereü 
Aufträgen",  lu  Livlaad  siud  ea  jüngere  Kilterbrüder,  die  gewuUülich 
AID  Anfange  einer  guten  Karriere  stehen.  Die  Kampane  äm  Uvl. 
MtiatoB  nahmen  ober  eine  andere  Stellung  ein.  Im  14.  Jahrtinndeft 
fattoa  sie  wie  Kea^f^^^''  dea  Heiateni  auf,  später  viel  nntergeordoeter. 
Unter  Borch  leheint  i.  B.  ein  Kompan  des  Heiaters  die  SteUong 
eioee  LandTOgies  Ton  Wenden  eingenommen  zu  haben. 

Der  Hochmeister  befand  sich  in  heftigem  Streit  mit  Dietrich 
von  Kuba,  dem  Biechof  von  Samlaad,  der  ein  Jahr  «p&ter  im 
prenaiieehen  OrdeasgeCangnii  etarb. 


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einigen  Helsen  doreli  das  Land.  In  Reval  ersebfen  er  auf 

einer  Ver.-sammluDg  der  Harrisch-Wirißchen  nnd  überbrachte 
derselben  in  Gegenwart  der  Vögte  von  Jerwen  und  Wesen- 
berg eine  Werbung  des  Hochneisters:  dieser  sei  der 
Meiniing,  dass  in  Sachen  Ernst  Wolthnsens  und  Wflhelm 
Sobbenbrods  nach  dem  Rat  nnd  Gatachten  der  harrisdi* 
wiriscLen  Ritterschaft  verfahren  werden  müsse:  geschehe 
das,  80  werde  der  Hochmeister  den  König  von  Dänenuurk 
nnd  Iwar  Axelsson  tax  Rahe  bringen;  die  Ritterschaft  solle 
auch  daför  sorgen,  dass  der  ir&here  Eomtor  «a  Dobian 
wieder  in  den  livlindisehen  Orden  aa%enonmien  werde; 
wenn  das  alles  geschehen  sei  und  Ernst  Woliijubü  tiotzdem 
noch  fortfahren  soiUei  seinen  Mutwillen  aoszuüben,  so  werde 
der  Hochmeister  sich  gegen  ihn  wenden  imd  den  Landen 
Frieden  schaffm.  Mit  den  anwesend«!  11  Geschworene» 
der  Ritterschaft  yerhandelte  darauf  der  Enmpan  allein  und 
bat,  dass  sie  raten  und  Ltillen  öOilt<ML  wie  der  Ilochmeißter 
mit  Fug  und  Giimpt  ins  Land  kommen  könne.  Die  Ge- 
schworenen antworteten:  ,,Wir  finden  in  Euerm  Anbringen 
nichts  Unstatthaftes.  Wir  werden  die  beiden  anwesenden 
Tögte  Teranlassen,  mit  nns  sasammen  an  den  Mdster  nnd 
die  Gebietiger  zu  schreiben  und  dieselben  zu  bitten,  dass 
sie  die  guten  Absichten  des  Hochmeisters  nicht  zurück- 
weisen, da  diese  den  Landen  nützlich  sind.  Wir  raten  anf 
Tren  und  Ehre,  dass  man  den  Hochmeister  nicht  hindere, 
sondern  je  eher  je  besser  mit  ihm  zn  Wenden  eine  Tage- 
lalirt  abhalte."'  Dieser  Antwort  der  Landesräte  stimmten  die 
Ritterschaft  nnd  die  Vögte  zu,  der  Briet  sollte  sofort  ge- 
schrieben und  vor  der  Versiegelang  vor  der  Ritterschait 
nnd  dem  Knmpan  Terlesen  werden.  Aber  das  geschah 
nicht.  Die  Vögte  schrieben  den  Brief  allein,  nnd  gegen 
den  Willen  der  Ritterschaft  wurde  er  abgeschickt.  Den 
Inhalt  erfuhr  niemand,  aber  der  Kumpan  merkte  bald,  dass 
er  dadtLrch  stark  verunglimpft  sei.  Auch  mit  dem  Erz- 
bischof  und  dem  Bischof  Ton  Karland  Yerhandelte  der 


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79 

Kumpan  längere  Zeit.  Beide  wüiiöchten  und  baten  dringend, 
dasB  der  Hochmeister  ins  Land  käme  und  Ordnung  schaffe ; 
sie  wollten,  da  ja  der  Orden  angeblich  zn  arm  seil  nm  deo 
fioohmeiater  nnd  dessen  Gefolge  zn  Terpfiegen,  alle  Lie- 
fermgen  fon  Fleisch  und  Mehl  umsonst  übernehmen.  Von 
Ronneburg  ging  der  Kumpan  nach  Wenden  und  muo8te 
dort  von  Borch  die  heftigsten  Vorwürfe  entgegennehmen, 
weil  er  den  Meister  betrogen  habe  und  nicht  in  Sachen  des 
Bischöfe  Ton  Samland,  sondern  nnr,  nm  g^en  den  Meister 
ni  hetien,  im  Lande  nmhergezogen  sei.  Dann  kam  es  in 
Weimar  zum  Kapitel  \).  Der  Kumpan  übercrah  seine  Kredenz, 
und  als  ihm  darauf  der  Meister  zu  reden  erlaubte,  aprach 
ar:  ^fLck  habe  zu  Kirchholm  dem  Meister  einige  Artikel 
and  gnte  Meinungen  des  Hochmeisters  ftbergeben,  die  Ench 
nigeteili  werden  sollten.  Helft  mir  jetst  den  Meister  bitten, 
dass  er  die  Pläne  und  Absichten  unseres  Hochmeisters,  die 
für  unserii  ganzen  i/rden  von  grösster  Wichtigkeit  sind, 
willig  aa£sehme.''  Darauf  erwiderte  Borch:  f,Em  Hoch- 
meister ist  nie  hierher  ins  Land  gekommen,  es  steht  anch 
mefat  ab  snlisrig  im  Ordensbnch;  ich  werde  es  nicht  ge- 
stattenJ^  Nun  wendete  sich  der  Kumpan  zu  den  Gebietigern: 
,,Ich  bitte  Euch,  mir  zu  sagen,  wessen  sich  unser  Hoch- 
meister TOD  Euch  zu  versehen  hat,  wenn  er  herkommt.'' 
Da  sehwieg  alles.  Der  Knmpan  stand  anf  nnd  sagte:  „Ich 
hsbe  es  gnt  geoseint  nnd  bitte,  es  so  aotenehmen.  Der 
Hochmeister  meint  es  treu  mit  dem  Orden.  Wer  seinen 
Absichten  entgegentritt,  nützt  dem  Orden  nicht."  Es  hob  aber 
nun  der  Komtur  zn  Reval  an:  ,|Ihr  habt  auf  einem  meiner 
Hofe  zu  der  Meierschen  gesagt,  sie  solle  nicht  wegziehn, 
sondern  sieh  noch  ein  Jahr  gednlden;  wer  weiss,  es  wfirde 
▼ielleicht  besser  werden.  Das  erfuhren  die  Stallbrüder  nnd 
▼erpflichteten  sich  infolgedessen,  das  Haus  zu  Beval  keinem 


^)  Dte  VersammlQiig  wird  aar  »1b  »OMprieh*  beieidiDet,  wm 
■her  hiar  a&f  daasdbe  hannikommt 


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 80  

andern  in  seiner^)  Abweeenbeit  zn  fiberantworten;  lieber 

wollten  sie  es  den  Schweden  überliefern."  Hierauf  erwi- 
derte Menzingen:  ^Würdiger  Herr  Komtur,  wenn  ich  darum 
hergekommen  sein  Bollte,  um  mich  meiner  Botechaft  gegen 
Enre  Meiersdie  za  entbiössesy  so  habe  ich  gar  anweise  ge- 
handelt. Ich  bftUe  eine  soldie  Bede  Ton  Ench  nidit  er- 
wartet." Jetzt  sprach  der  Meister:  „Ihr  habt  den  Komtor 
von  Bremen  nach  dem  Stande  unserer  Einigkeit  gefragt, 
worauf  er  Euch  geantwortet,  ihr  solltet  das  Laad  beaehen, 
dann  wurdet  Ihr  es  merken.  •  loh  weiss  wohl,  wie  ungern 
Ihr  unsere  Einigkeit  sehet,  aber  Ihr,  Herr  Landmarsehall, 
wisst  ja,  ob  ich  mit  Ench  und  den  Gebietigern  uneinig  bin.^ 
Da  dankten  der  Landmarschall  und  alle  Gebietiger  dem 
Meister.  Der  Vogt  zu  Jerweu  aber  begann:  „Um  zu  er- 
fahren, was  Ihr  hier  im  Lande  yorhabt,  that  ich  Euch  eine 
Zusage  und  gelobte  mit  Hand  nnd  Mond,  dass  ich  dem 
Hochmeister  bis  in  den  Tod  gehorsam  sein  wolle  nnd,  wenn 
er  ins  Land  käme,  ihm  mein  bestes  Pferd  schenken  würde 
und  Euch  auch  einsj  dabei  ^agte  ich  Euch,  ob  der  Hock- 
meister nicht,  wenn  er  hier  sei,  ein  Amt  zur  Bezahlnng  der 
Söldner  yerlangen  werde.  Daranf  antwortetet  Ihr:  Ja,  er 
▼erlangt  Reval  nnd  HarrienoWirland.**  Menzingens  Antwort 
lautete:  „Ihi'  habt  mich  gar  nicht  verstanden,  Herr  Vogt. 
Ich  erwiderte  Euch  damals,  dass  der  Hochmeister  mir  davon 
nichts  gesagt  habe;  wenn  Ihr  aber  ihm  mit  einem  Amt  sa 
Hilfe  kommen  wolltet,  so  solltet  Ihr  ihm  doch  Harrien- 
Wirland  geben,  da  das  seine  gesdiworenen  Mannen  sind.^ 
Da  sprachen  alle  Gebietiger,  sie  geständen  dem  Hochmeister 


^)  D.  h.  doeh  wohl  dei  HoshmeiBters.  Die  Stattbrftder  haben 
erCüuren»  dass  der  Hochmeister  ins  Luod  komnen  will,  am  die 
WoItlmgeDsche  Sache  zu  eDtecheideu.   Da  beschliesien  sie,  das  Schloss 

zn  Ueval  bis  dahin  für  ihn  in  Verwahrnng  zw  nehmen.  Freitag-Loring- 
hüfen  mii88  eine  sehr  gfiringe  Aatoritär  in  peinem  Gebiet  besessen 
hub«u,  wenn  die  Beeatznnor  eeiues  KomtorscblosBea  wagen  durfte, 
solche  Verpflichtoogeo  eiuEugehen. 


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aü  I Ja i  iien- Wirland  nichts  zu,  für  ihr  Recht  hätten  sie 
ttrkuudUche  Beweise.  Zum  Schluss  sprach  nochmals  der 
Kompui:  ^Bs  scheint  mir  sehr  geraten,  dass  wir  in  Prenssen 
md  in  Livland  sn  einander  halten  nnd  einig  sind.  Ich  bin 
Mer  im  Lande  auf  nnd  nieder  geritten  und  habe  wohl  be- 
merkt, dass  ihr  ebenso  schwach  seid  wie  wir  und  ringsum 
Feinde  habt,  Russen  und  Dänen.  Ich  furchte,  dass  es  Euch 
s^wer  fallen  würde,  wenn  es  gälte,  anch  nnr  400  Pferde 
ins  Feld  m  bringen.  Ihr  solltet  daher  den  Hochmeister 
nicht  snrftckweisen;  denn  er  hat  doch  noch  viele  gute  Lente, 
die  ihm  im  Kriege  gehoH'eu  haben  und  ihm  und  Euch  auch 
noch  künftig  helfen  können/  Eine  definitive  Antwort  der 
livländiscfaen  Gebietiger  an  den  Hochmeister  wnrde  dem 
Kumpan  schrlfttieh  übergeben,  nnd  er  reiste  daranf  ab, 
aber  nicht,  ohne  vorher  den  Heister  nm  Sicherheit  fftr  die 
Reise  durch  Kurl  and  zn  bitten,  da  ihm  gemeldet  war,  dass 
dort  befohlen  sei,  jeden,  der  aus  oder  ein  wolle  and  keinen 
besonderen  Pass  vom  Meister  habe,  totzuschlagen.  Borch 
jedoch  erwiderte  ihm  bloss,  er  solle  nnr  einen  schönen 
Mnnd  haben,  wer  ihm  dann  etwas  thnn  würde. 

In  dieser  Weise  hat  der  Kum])an  den  Inhalt  seines 
Berichtes  an  den  Hochmeister  fixiert^).  Er  bestätigt  uns, 
was  auch  sonst  Urkunden  und  Briefe  dieser  Jahre  erkennen 
lassen,  dasa  die  innem  liyländischen  Streitigkeiten,  die 
Wolthnsensche  Sache  ebenso  wie  der  jetzt  yiel  wichtigere 
Streit  mit  Erzbischof  Silvester  und  bald  darauf  auch  mit 
dem  Bischof  von  Dorpat,  für  den  Hochmeister  nur  erwünschte 
Vorwände  zur  Einmischung  waren,  dass  sie  ihm  die  Hand- 
haben zur  Ansfühmng  eines  weitreichenden  Planes  bieten 
sollten.  Man  wollte  in  Preussen  nicht  nnr  die  Ludwig 
▼Ott  Erlichshausen  zur  Zeit  völliger  Ohnmacht  abgedrungene 
Urkunde  von  1459,  den  Verzicht  auf  die  Oberhoheit  über 
Barrien- Wirland  und  Beval,  annullieren,  sondern  man  ge- 

1)  lad«  no.  8069. 


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82 


dachte  dem  liTlftndiBcben  Orden  anch  den  Torber  za  Becht 

bestehenden  Besitz  dieser  Lande  zu  nehmen  nnd  dieselben 
unter  die  direkte  Verwaltuntr  des  Hochmeisters  zu  stellen. 
Wie  es  heisst,  sollten  die  Einkünlte  der  Lande  dazu  diene&i 
die  Bezablang  der  erdrückenden  Kri^gsBcholden  des  prensBi- 
sehen  Ordens  zu  erleicbtem  nnd  zn  beechiennigen.  QewiBS 
war  das  fnr  den  Hochmeister  die  nächste  Notwendigkeit: 
hinter  ihr  aber  stand  ein  viel  grösserer  Gedanke,  der  schon 
im  15.  Jahrhundert  mehrmals  in  Freugeen  auigetaucht  ist: 
Livland  sollte  so  nahe  als  möglich  mit  Plrenssen  Terbanden 
werden,  nnd  mit  der  vereinigten  Kraft  beider  Länder  hoffte 
man  dann  Polen  den  Gewinn  des  13jährigen  Krieges  wieder 
abzunehmen.  Der  Plan  schien,  behutsam  angefanst,  nicht 
80  iibel.  Zunächst  durfte  natürlich  nur  von  einer  Verwaltung 
Barrien- Wirlands  die  Rede  sein.  Darüber  hätten  —  freilich 
ans  andern  Motiven  —  die  Harrisch^WirisoheD  und  Reval 
mit  sieb  reden  lassen;  mit  den  Prälaten  stand  der  Hoob- 
meister  gut,  Rom  hätte  das  Unternehmen  entschieden  be- 
günstigt, und  die  trotz  aller  Abieugnung  noch  immer  im 
ÜYländischen  Orden  Torhandene  Wolthnsensche  Partei  wäre, 
schon  nm  die  (Gegner  zn  stürzen,  den  Prenssen  entg^en- 
gekommen.  Dennoch  war  es  unmöglich;  nicht,  weil  der 
livländirfche  Orden  zu  stark  war,  um  sich  ?o  zurückdrängeu 
zu  lassen,  souderu  weil  man  in  Freussen  auch  dazu  zu 
schwach  war.  Bichtenberg  hat  es  nicht  wagen  dfirfen, 
anch  nnr  mit  geringer  Mannschaft  Rrenssen  zn  Terlassen; 
in  seiner  Abwesenheit  konnten  Polen  nnd  Söldner  in  wenigen 
Tagen  ilmi  alles  nehmen,  und  zwischen  Preussen  und  Livland 
lag  wie  immer  der  ^wilde  Strand**.  Aber  dic-t^  Pläne  zeigen 
die  Bedentang,  die  der  Sturz  Woltbnsens  für  die  Stellung 
des  liyländiscben  Ordens  nnd  Liylands  nach  anssen  hatte. 
Vorher  wären  derartige  Absichten  des  Hochmeisters  un- 
denkbar gtnvesen.  —  In  dem  Bericht  des  Kumpans  lindet 
sich  nun  eine  btelle,  die  mit  der  i'erson  von  Johann  Wolt- 
hnss  in  Znsammenhang  gebracht  werden  kann  nnd  die  dann 


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bei  seiner  Beurteilung  in  Betracht  käme.  Wer  war  die 
»Meienebe'*,  und  welcher  Art  können  AnBprache  und  Hoff- 
mmgen  derselben  gewesen  sein,  deren  Erfüllung  Yon  ge- 
wissen Yerändemtigen  im  Orden  abbing?  Weiterbfn  findet 

sich  in  unsern  Quellen  weder  von  dieser  Persönlichkeit 
noch  vom  Verhalten  dt^r  Stallbrüder  auch  nur  die  geringste 
Spur.  Aber  zurückgreifend  zu  der  Bescholdignngsscbrifti 
kann  man  diese  Stelle  in  Verbindung  bringen  mit  der  Vor- 
liebe des  Meisters  für  den  Aufenthalt  in  Wirland,  wohin 
ihn  „beständig  sein  Herz  zog"  und  wo  er  „syn  stede  nnor- 
delicke  bywesendt"  haben  wollte,  mit  der  „lyves  lost"  und 
den  «merckliken  Tordacbten  personen**.  Immerbin  wird  die 
M^lichkeit  nicht  anszuschliessen  sein,  die  Ausdrücke  der 
tendeiizidsen  Schrift  anders  zu  deuten  und  f&r  diese  Frau 
Beziehungen  zu  einem  uns  unbekannten  Mitgliedc  der  Wolt- 
husenschen  Partei  anzunehmen.  Aber  die  grössere  Wahr- 
Bcheinlicbkeit  dafür,  dass  hier  ein  Konkubinat  des  Meisters 
selbst  Yorli^^  lässt  sich  nicht  in  Abrede  stellen.  Dann 
würde  sieb  also  doch  jene  spätere  Tradition,  dass  Johann 
Wolthnss  wepren  Bruch  des  Keuschheitsgelübdes  abgesetzt 
wurde  und  sterben  musste,  bewahrheiten?   Gewiss  nicht. 

■ 

Man  hat  die  Tradition  anch  ohne  Kenntnis  von  dieser 
Steile  im  Bericht  des  Kumpans  mit  den  Ausdrücken  der 
Beschuldigung  yerbunden  und  ist  dann  zum  Sohlnss  ge- 
kommen, dass  neben  den  andern  schlechten  Eigenschaften 
des  Meisters  in  erster  Linie  ein  sittlich  anstOssiger 
Lebenswandel  die  Ursache  seines  Sturzes  gewesen  ist. 
Dem  müssen  wir  strikt  widersprechen.  Von  einem  ans- 
schweifenden  Lebenswandel  kann  nach  unserer  Darstellung 
nicht  die  Rede  sein.  Ein  Koiikubiuat  aber  war  an  und 
sich  keine  Sache,  um  derentwillen  die  Zeitgenossen 
Johann  Wolthuss  einen  gravierenden  sittlichen  Vorwurf 
hätten  machen  können  und  wollen.  Bei  allen,  denen  ein 
geistliches  Gelübde  die  Ehe  unmöglich  machte,  war  damals, 
soweit  es  die  ökonomischen  Verhältnisse  erlaubten,  das 


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84 


Konkubinat  die  Regel  Die  Laien  waren  damit  zufrieden, 
denn  es  sichert»'  die  legitimen  Verbindungen.  Das,  was 
Johann  WolthusB  in  diesem  Falle  vorgeworleu  werden 
konnte  und  was  wahrscheiDlich  die  Gebietiger  auch  an- 
deuten  wollen^  ist,  dass  er  ein  derartiges  Yerhftltnis  an 
„weltlich'^,  d.  h.  zu  bindend  und  verpflichtend  aufgefasst 
hat.  Es  sind  aber  dann  nur  unerwiesene  Behauptungen, 
dass  er  sich  dadurch  bei  wichtigen  BcgicrungBrnassregeln 
beeinflussen  Hess  und  die  Finanzen  des  Ordens  dadurch 
gelitten  haben,  Behauptungen,  die  dadurch  hervorgerufen 
wurden,  dass  Wolthuss  allerdings  mehr,  als  es  den  G^ie- 
tigern  erwünscht  war,  weltliche  Personen  in  seiner  Umge* 
bung  hatte  und  zur  Verwaltung  heranzog, 

>)  In  den  gleichzeitigen  neseliirhisqnellen  Livlands  und  PrenssenB 
wird  selten  von  die?on  DinL'eii  f^esproclu-n,  Tai?!  nnr,  wenn  materielle 
Intere.cion  dabei  in  Frage  kamen,  und  dann  möglichst  undeutlich  un<l 
dunkel.  l>ie  AuffaeBunjfen  der  nächsten  Oener.ition  waren  in  diesen 
Dingen  noch  tlieselbeu  und  da  isi  t  ine  Kpi^sode  uu.^  tlou  Verhandlungen 
des  Landtages  zu  Wolmar  von  1513  bezeichnend.  Die  Ritterschafleu 
hatten  den  Wunsch  ansge^^prochen,  daas  die  »papen-meyerseheD* 
weniger  kostbar  gekleidet  gingen.  Darauf  antwortete  der  Enbifdiof: 
ea  wäre  ja  edion  ein  grosaer  Maogel  an  Fkleatera  im  Lande,  ob  aie 
denn  die  wenigen  vorhandenen  aneh  noch  vertreiben  wollten.  Da 
verwahrten  deh  dieYertreter  der  Ritterschaften:  von  einer  Abachalliing 
der  Meiendien  eei  dnrehana  nieht  die  Rede  gewesen,  die  Priester 
wären  Menschen  und  müesten  „redeUcbeyt  hebben'^,  nur  den  über- 
flüäsigcn  Schmuck  und  das  schwere  Silberzeug  der  Meier?eben  wünschten 
sie  „geTnäs^igt"  zu  sehen  TBericht  der  rcv.  Ratssendebot-n  im  rev. 
Stadtarchiv,  ef.  Schiemann  a.  a.  O.  S.  193).  Für  rpchtli-:  L^illen  diese 
Frauen  durchaus  nicht.  Kiue  gewiss©  Beate,  frühere  KunkuMiK  d^Q 
Elekt^n  von  ösel  Vatelkanne,  prozensierte  z.  B.  jahrelang  vun  Revai 
aus  uui  die  ihr  146B  bei  dem  Sturz  Y^utelkannes  genommeneu  Güter 
(Urkunden  des  rev.  Stadtarchivs).  Weil  man  so  wenig  von  dieseu 
Verhiltnisaen  erfährt,  wird  man  selir  ftberraseht,  wenn  man  im  Protokoll 
der  polnisehen  BevisloDskomadflston  von  1&88  veisdebnot  findet,  daaa 
.Wilhehnns  Fnrstenberoh,  filins  natoralis  qnoodam  WÜhelmi  Ftnsten- 
bereh,  livooiae  magistri*,  eine  Urkunde  vorlegte,  In  der  sein  Vater 
,8oae  ooncohinae  nominatae  Margaritae  a  Lippe*  und  deren  Erben  2 
Besitzungen  bei  der  Borg  Obeipableii  »com  eonseasn  totins  ordinis* 
verlekat  hatte. 


■ 


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85 


Wir  köüiien  hier  den  Verlauf  der  Dinge  während  der 
l^r  Livland  unheilvollen  Regierung  des  Meisters  Borch 
mcbt  weiter  Terfolgen,  sondern  haben  nnr  noch  nach  den 
Sdueloudeii  der  beiden  Br&der  Wolthnss  zu  fragen.  Emst 
setzte  seine  Fehde  mit  aller  Energie  fort.  Als  der  liv- 
ländische  Orden  1475  mit  dem  Bischof  und  der  Stadt  Dorpat 
in  eine  Fehde  geriet,  erschien  er  wieder  in  Livland,  trat 
in  die  IHenste  des  Bischofs,  kttmpite  im  Lande  nnd  sachte 
answftrte  fhr  sich  nnd  seinen  Herrn  litanische  und  polnische 
Hilfe  gegen  den  Orden  zu  gewinnen.  Durch  ihn  stand  auch 
Heidenreich  Walgarden  zu  Narwa  in  den  engsten  Bezie- 
hungen zu  dem  Bischof  von  Dorpat  nnd  Erzbischof  Silvester, 
velcher  letztem»  nat&rHoh  an  allen  Agitationen  gegen  den 
Orden  beteiligt  war.  Walgarden  nahm  Schweden,  Diener 
des  Erich  Axelsson,  in  das  Schloss  Narwa  auf  und  stellte 
an  Borch  die  Forderung,  ihm  da-  (Te}>iet  Jerwen  abzutreten, 
sonst  wolle  er  gSyn  beste  proven^  Borch  und  seine  Ge- 
bietiger mussten  froh  sein,  dass  jener  ihnen  einen  6wdohent- 
liehen  Stilletand  bewilligte,  damit  sie  seine  Forderungen 
fiberlegten.  Das  VcrbalLuis  Borchs  zum  Hochmeister  blieb 
dasselbe,  man  verhandelte  von  Preussen  aus  noch  immer 
mit  den  livländischen  Ständen,  wie  der  Hochmeister  nach 
Livland  kommen  solle,  wenn  sich  der  livländische  Orden 
dazu  feindlich  verhalte.  Überall  im  Lande  konspirierte 
maD,  Schweden  und  Dänen,  Litauer  und  Pulcü,  ja  sogar 
die  Russen  wui'den  gegen  den  Orden  angerufen.  Die 
fremden  hatten  aber  damals  noch  andere  Dinge  zu  thun 
and  konnten  nicht  über  Livland  herfallen.  Zuletzt  mnsste 
der  Bisohof  von  Dorpat  doch  wieder  einen  Vertrag  mit 
Horch  schliessen.  P;i  machte  auch  Ein-L  Wolthuf;rf  am 
Ausgange  des  Jahres  1476  seinen  Frieden  mit  dem  livlän- 
difichen  Orden').  Die  Sache  des  verstorbenen  Bruders  liess 

1)  Index  no.  3064. 

1)  Index  no.  Die  sn  Kail  in  Harrien  Yersammelten  ÜTliiid. 
QebMger  sehfefbeD  an  den  Hoebmeister  am  2.  Januar  1477  und  ver- 


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er  falleB,  auch  von  Friedrich  trennte  er  sich,  aber  för  ihn 

persönlich  niuss  der  Frieden  sehr  vorteilhaft  gewesen  ^nm^ 
Wir  üüdeD  bald  den  Ritter*)  Ernst  Wolthuss  im  l>esitz 
reicher  Guter  in  Harrien  als  Landesrat  in  hi^cbst  ange- 
sehener Stellung.  Im  Vasallenrat  des  Meisters  seheint  er 
den  ersten  Platz  gehabt  zn  haben;  za  den  wichtigsten  diplo- 
matischen Sendungen  wird  er  gebraucht.  Er  ging  z.  B.  als 
der  erf;te  oibzielle  Gesandte  eines  livlandischeu  MeLe^ters 
an  den  Grossfürsten  direkt  nach  Moskau  Nach  einer 
reichen  Th&tigkeit  ist  er  sn  Anfang  der  90er  Jahre  ge- 
storben^  ohne  mttnnliche  Kachkommen  zn  hinterlassen.  Mit 
ihm  verschwindet  der  Name  Wolthuss  aus  den  Annalen  der 
livländischen  Geschichte.  Friedrich,  den  Komtur  zu  Doblen 
a.  D,f  finden  wir  in  der  Meisterkorrespondenz  mehrfach 
erwähnt.  Er  wünscht  noch  immer  seine  Sache  vor  einem 
grossen  Ordenskapitel  zum  Austrage  zn  bringen.  Borch 
bietet  ihm  sicheres  Geleit  zu  einem  livländischen  Kapitel 
au  Dann  vergeht  wieder  lange  Zeit,  bis  der  Hochmeistor 
von  neuem  mehrmals  an  die  Sache  Friedrichs  erinnert, 
ohne  dass  liylttndischerseits  darauf  geantwortet  wird.  Endlich 
erfahren  wir  ganz  znfWig  ans  einem  Schreiben  des  Hoch- 
meisters an  den  Meister  vom  22.  Aug.  148P),  dass  iuiedrich 


wahren  eich  aufs  sehärCste,  indem  sie  aaoh  noch  der  sehäudlicheD 
Umtriebe  des  Herrn  Menz'uigen  gedenken,  gegen  die  noch  immer  fort- 
gesetzten Bemühuugeu  des  Hochmeistere,  den  i^ähiteu  und  den 
L'uterthanen  des  livland.  Ordens  einen  .partieliken  ungeloven"*,  der 
zwischen  dem  Meister  ui)d  ihnen  bestehen  solle,  , einzubilden".  Der 
Hochmeister  möge  sich  vorsehen;  verlasae  er  Freasseu,  so  könne  dort 
das  Ärgste  passieren.  „Jent;'*  hatten  ja  längst  das  haben  kuuueu, 
waa  sie  jetst  endlioh  angenommen  haben.  Za  «Jeneu**  gehörte  vor 
•Uem  aaoh  Emst  Wolthnn. 

1)  Br  scheint  neben  der  Bitterwürde  aneh  die  Mltbrfldereohaft 
de«  Ordens  erworben  zn  haben. 

s)  Index  no.  2199,  gedr.  MitthettoDgen  4^  &  141. 

»)  Index  no.  2107. 

^)  Königsb.  Registr.  18^.  Aas  Iudex  uo.  2143  geht  hervor,  das« 
Friedlich  Mheetene  im  Sommer  1480  nach  liivland  gekommen  ist. 


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in  der  That  im  Julire  1480  nach  Livluud  gegangen,  aber 
kurze  Zeit  darauf  gestorben  ist.  Als  letzter  von  der  WoU- 
inseBBclien  Partei  behauptete  sich  Heidenreich  Walgarden 
noeh  bis  1482  in  Narwa*  Da  gelang  es  schliesslich  doch 
den  gefährlichen  Mann  Ton  dort  zn  entfernen.  Er  mnsste 
als  Komtur  nach  Pernan  gehen,  wo  er  bis  1488  üachzu- 
weisen  ist,  und  damit  war  seine  politische  Tbätigkeit  beendet. 

Wie  wird  znm  Schiass  nach  dieser  bunten  and  doch 
ao  Ifickenreiohen  Mosaik  von  ürknnden  nnd  Briefen  das 
Urteil  tber  Johann  Wolthnss  lanten?  Jedenfalls  anders  als 
Weher.  Wir  können  in  ihm  nicht  mehr  einen  unruhigen 
Mann  uubedeutendou  Geistes  sehen,  der  durch  Mangel  an 
politischem  Verständnis,  durch  kleinliches  Parteistreben  und 
IhOrichte  Unbesonnenheit^  durch  beschränkten  Egoismus  und 
ein  wMes  Leben  nach  allen  Seiten  hin  Anstoss  erregte^ 
wir  müssen  im  Gegenteil  erkennen,  dass  er  als  zielbewu^ster 
Staatsmann  mit  sicherem  Blick  die  politische  Lage  des 
Ordens  wie  auch  des  ganzen  Landes  erfasste  und  mit  krafl- 
Toller  Energie  die  richtigen  Massregeln  ergriff,  die  Livland 
auf  die  Entscheidung  der  wichtigsten  Fragen  yorbereiten 
sollten  und  konnten.  In  ihm  lebte  die  Jdee  einer  staat- 
lichen Eutwickeiung  Livlands  zu  selbständiger  Einheit.  Das 
bedeutet  viel  in  einer  Zeit  und  in  einem  Lande,  wo  gegen- 
über  dem  intensiven  Leben  der  Korporationen  der  Mangel 
an  staatlichen  Ideen  und  den  dieselben  vertretenden  Gharak> 
teren  oft  grell  hervortritt.  Die  Idee  de?  Meisters  stand 
aber  freilich  noch  in  vollem  Gegensatz  zu  den  von  Pamilien- 
imd  KorporatioDsinteressen,  von  der  Gewohnheit  des  Alten 
umschloBsenen  GemQtem  der  Zeitgenossen;  so  mag  er  selbst 
und  sein  Leben  im  Gegensatz  gestanden  haben  zu  den 
Satzungen  des  Ordens,  zn  den  Geliibden,  die  er  nach  alter 
Gewohnheit  geschworen  hatte.  Hier  verbindet  äich  mit  dem 
tragischen  Schicksal  die  tragische  Schuld. 

Üie  Feinde  des  Meisters,  seine  Gebietiger,  hatten  darin 
techt:  wurden  Pläne,  wie  er  sie  hatte,  verwirklicht,  wurde 


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88 


die  Oligarchie  im  Orden  gebrochen  und  die  Macht  in  der 
Person  des  Meisters  konzentriert,  so  war  das  ewige  Ver- 
derben, d.  h.  die  Verweltlichung  deö  Ordens,  die  Säkulaa,*i- 
sation,  Yorauszusehen.  An  die  Stelle  des  Ordenä  und  der 
dann  unter  ihm  stehenden  geistlichen  Herrschaften  wilre 
nber  knrz  oder  lang  ein  territoriales  Fürstentain  getratoiu 
Wenn  das  nnmöglich  scheint^  solange  Livland  noch  ein 
spezielles  Eigeotum  der  Jungfrau  Maria  war  und  unter  dem 
Banne  Roms  standi  solange  die  Erlösung  von  Born  noch 
nicht  proklamiert  war,  so  hätte  doch  die  längere  Begiemng 
eines  Meisters,  wie  Johann  Wolthnss,  eine  derartige  Bnt- 
wickelnng  Torbereiten  nnd  anbahnen  können;  anch  in 
i'i(ML-seü  hat  man,  Ijcvor  man  von  Rom  gelöst  wurde,  fast 
drei  Dezennien  an  der  Vorbereitung  zur  Säkularisation  ge- 
arbeitet. Allein  es  war  das  tragische  Schicksal  Livluids, 
das  Johann  Wolthnss  niederwarf,  nnd  die  alten  Chroniken 
geben  dem  nnbewnsst  Ansdruck,  wenn  sie  den  Sturz  des 
Meister»  mit  den  von  Gott  über  Livland  verkaiigLcii  IMageu 
nnd  Straten  verbinden.  Die  Staude  Livlands  entgingen 
der  Eotwickelung  einer  einheimischen  Autokratie,  um  sich 
schliesslich  nnter  das  wechselnde  Joch  fremder  Antokratien 
zn  beulen. 


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FtrtMtiug  tmt  IhliidiselMi  Bisehtfscliroiik. 

HerRa8gegeb.e&  von  Oikiur  Stavenhagen. 


Im  .Archiv  für  die  Qeediiohte  Liv-,  Est-  und  Karlaads 
5  8. 174  ff.,  ist  eine  knngefaaste  livlttndische  Bischofschroiuk 
nsdi  einer  Abschrift  ans  der  Kdni^berger  Urkunden* 
sammln ng  der  estländischen  Hitterschait  abgt'druckt  worden, 
lo  dem  i;'olianteu  (nack  alter  Signatur  A.  227)  des 
Königsbei^er  StaatoarchiTSi  ans  dem  Jene  Abschrift  stammt^ 
befindet  sich  aber  auch  eine  gleichseitige  Fortsetzung  der 
Chronik,  die  in  der  Abschrift  und  daher  anoh  im  Druck 
fehlt.  Ebenso  fehlen  daselbst  Korrekturen  und  Zusätze, 
die  der  Fortsetzer  vorher  auf  den  letzten  Seiten  der  Chronik 
gemacht  haL  Es  eigab  sich,  dass  Fortsetzong  und  Zusätze 
sb  durchaas  beachtenswert  mindestens  ebenso  eine  Ver- 
dlfentlichang  verdienen  wie  die  Chronik  selbst.  Daher  Bind 
-ie  nachstehend  abgedruckt,  wobei  die  Erzählung  der  Clii  ouik 
von  den  Erzbischöfen  Linde  und  Blankenleld  wiederholt 
worden  ist.  Die  kleinen  Abwinohangen  von  dem  frühem 
Druck  sind  genauere  Lesarten.  Das  erhaltene  Exemplar 
4er  Chronik  kann  nur  die  Kopie  eines  untergeordneten 
Schreibers  sein,  die  ForLncLzuiig  idL  Original.  Diu  liand- 
schrift  derselben  zeigt  eine  auffallende  Ähnlichkeit  mit  der 
des  spätem  Revaler  Batssecretären  Laurentius  Schmidt 
(1541— 1570),  sie  ist  aber  so  rasch  und  flüchtig,  dass  die 
Worte  mehr  sn  erraten  als  su  lesen  waren.  Der  Verfasser 
dee  letzten  Teiles  der  Chronik  war  offenbar  ein  dem  Orden 
feindlich  gesinnter  Kleriker  des  Erzstifts,  der  iur  die  be- 
giiUMnde  Kirchenrefoxmation  kein  Yerst&ndnis  beeasa.  Der 


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Fortsetzer  war  auch  kein  Freand  des  liyländiacben  Ordena, 
aber  wohl  ein  eifriger  Proteatant  nnd  deshalb  den  liWftii- 
diseben  Städten  freundHcb  gesinnt.    Die  RfttersebafI  des 

Erzstifts  erfreute  sich  nicht  meiner  Sympaibien.  \ür  allem 
aber  ist  er  Anhänger  des  Koadjutors  Wilhelm  von  Branden- 
burg und  auch  mit  der  Politik  des  Herzogs  Albreeht  durch- 
aus einyerstan&en.  Geschrieben  hat  er  wohl  in  Königsberg 
bald  nach  der  Ankunft  des  Koadjutors  in  Livland.  —  FÖr 
die  Kollatioiiiening  meiner  Abschrift  bin  ich  den  Herren 
Archivrat  Dr.  E.  Joachim  und  ArohiTar  Aug.  Wittich  zu 
Dank  Terpflichtet. 

Die  ühromkt 

Zwantzigiste')  hat  geheissenn  Jasperus  Linde  ut  West* 
▼alen,  gekorenn  Tonn  dem  w[erdigeu]   •  qtitteU  unnd 

a[chtbarn]  r itter scha ITt  des  stiffts  Rige*)  im  jare 
1509  am  souütage  im  vabtelabennth  (Febr.  18);  reigirte 
friedesam  15  jare,  starb  anno  etc.  1524  am  tage  Petri  Pauli 
des  abenndes  (Juni  29),  wart  begrabenn  am  abennde  Kiliani 
(Juli  7)  im  dhom  im  kor  unnder  des  mesainng  steine.  Pauete 
Mariennhaus  autm  grunnde  steinen,  welchs  er  zuvorn  in  der 
Villack^)  hegunte  in  hultze  zu  pawen^  pauete  auch  ge- 

D.  h.  -der  20.  bi^chuti  in  Lfiffhuitith  und  der  16.  ertzbiechoff*. 
Die  Chronik  hat  IkI  ihrer  Zahlung  Engelbert  von  Dolcn  auggelussen. 

i)  Zu  dtiü  gesperrt  gedruckteu  Worten  ist  am  Rande  vom  Fort- 
Betser  bemerkt:  «Kod  est  verum,  sed  meudacitcr  üctom*.  So  und 
nicht  wie  im  Aiehiv  6  S.  176  Anm.  ,aadaciter  faetuni*  eind  dl« 
beiden  letsten  Worte  zu  lesen. 

*)  In  den  Leadtagsveriiandlniigea  tob  1519,  1513,  1514  nnd  151$ 
iet  viel  Ton  dem  an«  Hole  gobeaten  ScUoeee  .de  ViHaek*  oder  dem 
»gebildete  tor  Yillack"  die  Rede.  Es  kandelle  sieh  nm  eine  von  den 
RtiBsen  in  Pki^kiiu  heftig  als  ilir  Eigentum  in  Ansprach  genommene 
Grenzgegeud,  die  aU  ,de  Pornow  und  de  Villack*'  bezeichnet  wird. 
Livläudiächerseite  behaaptttc  nmu,  dass  sie,  ^eeit  Ldvland  gestanden", 
nie  rassisch  gewesen  »ei,  sondern  immer  zum  Erzstift  gehört  ha^e. 
Es  war  nach  der  letzten  Krneuerunf^  des  Friedens  mit  den  R'i^'=(  h 
bestimmt  worden,  dass  in  dicöer  Greuzgegend  vor  t?iner  bevorstehenden 
deäuiUveü  GreusregoUenuig  keine  festen  J^auteo  aulgefuiut  werden 


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91 


meinlicl)  alle  scbloBser  im  BÜffte,  welbede  die  lenbenn  zu 
Kockecnbausen  urul  RoüDeüiiburgk  imnd  legte  denn  grossenii 
torm  zu  EoimeiLburgk.  Zeogete  viell  gescluueide  im  stiffte 
nand  lies  madienn  4  ihaayim  sUbem  ▼«sae,  2  par  grosse 
nlbenuie  hanntbeekemi  za  des  stiffto  pestes,  gäbe  das  grosse 
BÜbemn  Margenpilde  in  denn  thnm  zw  Rige,  lies  viell 
püchaenn  giessenn,  lies  viell  kornns  unud  geldes  nach, 
erweit  bey  seinem  leben  doctor  Johan  Plannckfelt  vor  ein 
coadjntoreiii,  welcher  nf  das  mahell  war  ein  bisoboff  zu 
Derpt  nnd  Bevell«  Darfonn  sich  viell  zwist  im  lannde  erhöbe. 

Einnndtzwantzigiste  bat  gebeissenn  Johannes  Planncfcenn- 
It'lth  vonu  Perliii,  üus  der  Marek,  des  stifftd  liraundennburgk 
geboru.  Wart  gesatzt  vonn  dem  pawest  Leone  [zum] 
biacboff  zw  Bevell,  vonn  demselbenn  pawest  kroch  er  auch 
das  pisohdom  tho  Derpt  0  onnd  besät  die  beidenn  pischoff- 


soütco.  Iiifolgedeäiieu  hatte  der  ErzbUchul  zum  Schutz  gegen  die 
mi  «falten  nnd  bnwaden*  dort  eindringenden  Hassen  hölzerne  Be- 
fertigangeD  auffahren  lassen,  die  leicht  abgebrochen  weiden  koDttten, 
wenn  msn  das  Land  bei  der  Giensregalieniag  nicht  behauptete.  Da 
niiD  aber  die  GreniregaliemDg  immer  wieder  aufschoben  wnrdo  and 
dies  hotoeme  »Sehloss*  sara  Schals  nicht  genügte,  fragte  der  Ers- 
bis^f  auf  dem  Landtage  die  St&nde  am  Bat^  wie  er  es  damit  halten 
ioUe.  Nachdem  man  anfangs  geschwankt  hatte,  beschlossen  1516 
Ritterschaften  nnd  Städte  auf  dem  Landtage  za  Wolmar,  dass  der 
Erzbischof  auf  die  Grenzregiilicning  nicht  mehr  warten,  sondern  je 
•"lier  je  besser  ein  festes  HchloHS  aus  Stein  bauen  .solle:  sie  wollten  es 
verteidigen  helfen.  Dem  stiuimteu  der  Urdeu^nuister  und  die  l*rälaten 
M.  (Landtae^berichte  der  revaler  Ratssendeboten ,  Stadtarchiv  zu 
Reval;  cl".  Judex  corporis  hiäU-diplomatici  Livuuiae  üü.  27U6  und  27U9.j 
Mao  wird  danach  als  sicher  anzonehmen  haben,  dass  nun  das  steinerne 
SeUcBs  gabant  and  mit  dem  Namen  »Marienhaos*  benannt  wnrde.  — 
lKt2  Dezember  13  (sonnavendea  nnd  dagee  Lade),  Bonnebarg,  belehnte 
^  Srabtschof  Jasper  von  Biga  den  Vogt  sa  Kokenhosen,  Frederkk 
Plater,  im  alten  Mannlehenrechte  mit  zwei  Haken  lindes  a.  s.  w. 
ta  Gebiete  za  Kreuzbarg,  in  der  Dabbenasschen  Pagast  »sonderlick 
des  groteo  vlites  halven,  welcken  he  an  dem  gebude  onszes  hnszes 
TiUack  rorgewaut''  (Orig.,  Brieflade  za  Kreuzburg). 

Zusätze  des  Fortsetten:  ^)  „wider  den  ordenthlich  postoUrten 
biiehoil  Henricnm  sa  Corhrnd".  Dass  Bischof  Heinrich  Basedow  von 


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thume  7V2  jar.  Darnach  wart  er  gokorenn  vonn  Lindenn 
zum  coadintor  des  t^tiflts  Rige.  Kurtz  darnach  starbe  Linde, 
da  kreg  er  die  Schlosser  ein  mit  Toiwort  des  oapittels  unnd 
eins  partB  der  rittorsohafft.  Bej  seinenn  Eeiteoan  gescbach 
groB  jammer:  do  trat  die  stat  Tonn  Bige  unnd  Derpt  abe'X 
do  wordenn  die  pilde  yerBtoreth,  die  altar  gebrochenn  in 
allenn  dreien  steten,  Rigo,  Revell  und  Derpt;  do  trat  die 
ritterachafft  des  stiflts  Derpt  abe  unad  namexm  Schlosser 
unnd  puge  ein,  nnnd  über  yn  kam  ein  gros  gemchte  im 
lanDde,  das  er  sich  ndt  dem  Bassen  solt  yerpondenn  haben. 
Ans  der  ursaehe  wurde  die  ritterschaflFt  des  süehts  tiio 
Rige'')  gedrungen  ynn  annzuhalden  nnnd  namenn  yn  in 
bewarung  uff  Ronnenburgk  des  freitages  vor  weinachten 
(IÖ25  Dez.  22).  Daraber  merokliche  tage  nnnd  lanntstage 
gescbeen  nnnd  viel  nfrurs  im  lannde,  die  rittersohafith  des 
stiflFts  Riga  hettenn  alle  Schlosser  nnnd  porge  ein  nnnd  mit 
beu|>tltiutou  })esetzt^j.  \oraiiiwurLc  sich  zum  lannUtago 
ireitages  vor  Johannes^)  im  jaie  1526  zw  Wolmarj  do  er 

Knrluid  Ar  das  Bistam  Dorpat  postuliert  worden  ist»  hat  man  bisher 
nieht  gewnBBt 

1)  «dmmb  das  er  dem  emigello  feind  wahr,  welebs  die  beiden 
stete  angenobmen  hatten*. 
•)  »vom  Orden*. 

')  .Freibete  sich  mit  Uste  der  bestrickkung;*. 

*)  Freiti^  vor  JohacDes  ist  der  22.  Jani.  Der  Chronist  hat  sich 
hier  nm  eine  Woche  versehen.  Richtig  ist  das  folgende  (vom  Fort- 
setzer gestricheuc)  I>atu!n  „am  tage  Viti*.  Von  diesem  Tage,  dem 
15.  Juni,  datiert  Hie  IJntorwerfnnginrknnde  de«?  Kr?;>nsc}iofe,  der 
l-iiM  höfe,  ihrer  Kapitel  und  TviTtcr-chafteD,  auf  deren  Wortlaut  man 
t  icu  aul  dem  Landtage  zu  Wolitiur  nach  »echstägigeD  Verhaudlnngen 
eudlich  geeioigt  hatte,  in  ihr  ist  dos  Gelöbnis  der  GenauDteu  prä- 
snmiert,  denn  es  wurde  erat  am  folgenden  Tage,  dem  16.  Jnni|  im 
Bemter  dea  Sehloeses  in  Wolner  abgelegt.  Am  folgendeD  Sonnt^;', 
den  17.  Jnnl,  wnrde  daranf  in  der  Güdeeinbe  sn  Wohnar  die  pendn- 
liehe  Entsehnldigong  dee  bisher  noch  vnter  Anldage  des  Landes- 
verraths  stehenden  BnUsehnfs  gehört  nnd  aogenommen.  (Nach  dem 
vom  rig.  Ratssekretär  Joh.  LohmilUer  verfassten  nnd  geschriebenen 
officiellen  fiericbt  der  stidttseluo  Batssendeboteo,  Stadtarohiv  xn 
Revsi). 


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08 

do  loswmri  seiner  annhoMunffef  trat  er  ahe^)  dem  meiBter 

zw  Leitflannth,  das  er  obenn  j^juiiot  und  sitzt  alleuii  ertz- 
bißchoflenn  unnd  birichofleuii  zw  LeilVlaantb,  Bchwur  auch 
do  mitth^)  denn  bischoffenn  unnd  ca[pittelen3y  ri*)[tter- 
schifileiij  der  Bticbte,  meister  Wolter  Tonn  Plettennbergk 
muid  dem  Tentsehen  ordenn  die  rathspfliditey  darüber  merck- 
ßcÄ  brif  unnd  segeil  zw  Wolmei'  ufm  lanntstage  uff- 
gerichtet  im  jare  1526  am  tage  Viti  (Juni  15).  Wart 
darnach  wm  meister  Walter  vonn  Plettenbergk  unnd  seinem 
arienn  iMegeeckiekt  a«n  pabst  unnd  keieer  am  freitage  vor 
Lcmrennti  (Aug.  3)  anno  ete,  1526^)  xaaA  war  bey  dem 
pal»8t  Clemenns  dem  VI  des  namenns  zw  Rom  im  26.  jare 
unnd  zog  kurtz  vonn  Korn,  eher  das  der  hertzo^'  \  uun 
Borbon  Kom  mit  dem  stürm  (mit  k&yser  Karle  des  funfi'tenn 
das  namens  rolek)  eroberth.  Da  wart  babat  Glemenna  nf 
der  Enngelbmgk  mit  13  kardineln  gefangen  unnd  die  etat 
Born  jemmerlichenn  mit  allen  pullenn  nnnd  brivenn  zer- 
störet unnd  verprenneth^).  Darnach  im  27.  jare  des  monats 
Jalü  zog  der  ertzbischoÜ'  an  kay[8erliche]  ma|jeata]t  inn 
Hispaimieii,  doaelbst  4  meül  von  Palencia  in  einem  cleinenn 
stetlein  ann  der  rare  kranck  wordenn,  tnn  seiner  krwneklieit 
gekoren  wwnd  gepetenn  ew  einem  ertebischoff  tw  Miga  tmnd 
Derpt  denn  herteog  Georgen  m  Braunschweigk  unnd 
Lunennburgkf  der  kay/serlichen/  mafyestajt,  dem  ca/pitelj 
ew  Riga  uwnd  Derpt  dennselhenn  angumhmen/n  unnd  eu 


1)  Statt  der  knniT  gedruckten  Worte  hat  der  Forteetsser:  »Trat 
dtidbBt  abe^  doch  som  sebeine,  zn  behelfe  aeioer  befreihnog*. 
I)  Statt  ,do  mlttb*  bat  der  Fortaetser  „sampt*. 
^        ist  Tom  Fortaetser  gestrichen. 

*)  IMe  knnlv  gedrackten  Worte  hat  der  Forlsetser  gestrichea 
QDd  dafür  an  den  Band  gesetzt:  »gab  yor,  doruber  bestetignng  von 

bft|bj8t  und  keyser  za  vorschaß'en,  wart  auch  derwegen''.  Der  letzte 
T<?U  der  kursiv  gedrackten  Worte  ist  oflfenbar  TOm  Fortsetser  nur  ans 
Venehen  gestrichen. 

*)  Tom  Fortsetser  gestrichen. 


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94 


behalten  geschriebenn  unnd  gepetenn^).  Starb  denn  9.  Sep- 
tembris  in  Torgemeltem  stetlein,  leit  doselbst  begraben, 
reigirt  2  jar,  2Vt  monat,  4  tage^. 

Der  FortBotBer. 

Nach  seinem  absterben  hat  keyBerlicbe  majeatat  m7t 
fleise  an  die  beiden  capittel  &ige  und  Derpte  obgemelter 
meynnng  gescbriben.  Daa  capittel  und  rittersohalt  for- 
nemlich  des  ertzstifts  Rige  dem  meister  Walter  nnd  die  etat 
Riire  beschickt  und  nolicbs  keyserlicb«!r  majestat  schreiben 
angeczeigt.  DorauÜ  sie  ungeferlicb  die  anthwort  bekomen, 
fiie  selten  also  irwelen,  das  es  gemeynen  landen  treglich 
were,  und  sie  wnsten  jegen  den  landen  zn  yoranthworten. 
Dodtirch  sie  abeschreckt  kejrserlicber  m^estat  begem  folge 
zu  geloisten  und  haben  zu  ihrer  wal  gegriffen,  iren  thum- 
brobat  zu  irem  ertzbischoff  irwelet  bei  dem  beschcide;  ebr 
seit  bald  nach  besehener  wähle  sich  in  das  Komisch  reich 
Deu[t]8cher  nation  begeben,  sich  aide  bm  chnr-  nnd  forsten 
bewerben,  ob  er  Termlttelst  derselben  rat  nnd  hilfe  das  erta- 
Stift  zu  voriger  herlikeit  und  stat  Hige  brengeu  kunthe, 

1)  Dafür  Hin  Rande:  ^Znm  t^etamcnt  an  die  krygerHche  tnajestat 
riup^>licirl,  wie  den  beiden  seyuen  stiften  Riga  uud  i)erpte  niclit  roocht 
anders  gemten  werden,  das  sie  za  voriger  freibeit  kernen,  denn  da«  ir 
keyaeriiohe  majestat  doran  wereo,  dta  das  «rtuttfte  mjt  eynem  ge- 
borneo  farstenstams,  als  beitsog  Geoig  von  Bransswlg^  und  dis  sttft 
zu  Derpte  myt  iier  keyBerlieken  miyestat  vieskaDtzler,  hm  Walteni 
TOD  WaltUicibe,  Toraehea  wurden*.  Aber  aneb  dieae  Worte  eiad,  wie 
eä  scheint  mit  di  r.»clben  Tinte,  gestrichen  wordeo.  — •  Der  hier  genanote 
Vizeicanzler  Karl»  Y.  biess  Balthasar  Märklin,  Propst  von  Waldkireh, 
Bischof  von  Malta,  seit  1527  auch  Bisobof  rou  Hildesheim  and 
Koftdjutor  dt'!*  Bischof'«  von  Konstanz.  Er  war  ein  Behroffer  Gegfner 
der  Kotorrnution  und  chatte  vor  allen  andern  in  kirclilicheu  Frotron 
Karl-i  Ohr".  Cf.  Ef^clbaaf,  Dentpche  Gesch.  im  16.  Jahrh.  2  ri.  ö5 
und  135.  Herzog  Georg  von  Braun  schweig  war  der  jüngste  Sohn  des 
Herzogs  Heinrich  des  Altern  von  BrunDschweig  und  AV'olfeul>üttel: 
er  wurde  1554  Bidchof  von  Minden  und  1558  auch  Erzbischof  von 
Bremen  nnd  Bieobof  tod  Verden.  Of.  Grote,  Stammtafeln  S.  205. 

>}  »im  erfcisUft  Blge*. 


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95 


das  er  alsdenne  ir  here  sein  und  bleiben  soite;  wo  nicht, 
das  er  alsdenne  nach  rat  [der]  chnr-  und  forsten  eynen  fnrat- 
Üclis  staiDB  sa  aeinem  coa^intor  imennen  nnd  annehmen  solte. 

Thomas  Schöning  in  Riga  geborn,  thnmhprohst  des 
stichts  zu  Rige  ist  zum  zwei  und  zwanszigsten  ertzbiachoflf') 
irwehlet  bei  bescbeide  wie  obgemelt.  Hat  im  reiche  nichts 
mer  aufbrengen  kennen,  denn  eyn  penahnandat  wider  die 
8tat  Rige,  welchs  er  derselben  stat  durch  eyn  ordenthlich 
[botechaft]')  Insinniren  lassen.  Hat  sich  in  Lnbek  gelegt 
in  meynung,  8ich  aus  dem  reiche  nicht  zu  begeben,  ehr  hette 
denne  seinen  willen  irhalton.  Da  ist  zwischen  capittel  und 
stat  Rige  uf  das  insinuirte  keyserliche  mandat  gehandelt 
worden  und  enthlioh  erschlossen,  Ton  ertzstifts  und  stat 
wegen  an  denselben  ertzbischof  nach  Lubek  abzufertigen, 
tldt  die  Sache  eillent  unterzuhandeln.  Worselbzt  eyn  sechs- 
jf'hriger  anstand  aufgerichtet.  Dieweile  dem  ertzbischoü" 
mciit  gelegen,  alda  so  lange  zu  vorczihen,  hat  er  sich  bald 
darnach  nach  seinem  ertzstift  in  Leifland  begeben.  In 
aeynem  dorchzcoge  in  Prensen  hat  er  ratsgeschlaget  mit 
dem  hertzoge  zu  Prensen,  im  Falle  das  man  yornrsachet 
wurde,  zur  wähle  eyns  fürstlichen  stams  i:<'!M  )rii  irreifen  niuste, 
wen  ir  f[urstlichenj  d[urchlaucht]  geraten  deuch[t]e,  dem- 
selben ertntilte  am  nutzUchstmi  zu  irwelen.  Daselbst  ist 
im  ander  andern  her  mar^^af  Wilhelm  Torgeschlagen  worden, 
nachdem  derselbe  den  nahbenachberten  konigen  und  fnrsten 
Qiit  ulnt  und  freundschaft  verwant  were.  Doch  weit  der 
hertzog  in  Preusen  sein  enthlich  meynung  schriftlich  nach- 
schicken. Nu  ist  eyn  vorsehen  gesehen  in  bestellnnge 
deeadben  nachsohreibens,  das  es  erstlich  dem  meister  Wolter 
▼OQ  Plettenberg  zu  banden  komen  und  gebrochen  worden. 
Da  ist  der  orden  rasend  und  tui  igt  worden,  licet  re  adhuc 
Integra  et  infccta;  haben  dem  ertzbischoff  nacbgestellet  in 

1)  Nach  der  Zählung  der  Chronik  müaste  es  heisBen:  „zam  22. 
Ukloir  m  Lailand  und  nm  18.  ertzhiaeboff". 
s)  Bn  sieht  in  entziffarodea  Wort, 


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96 


meynuDg  in  in  ^efenglich  vorhaftung  zu  bringen,  welchs 
aber  €^t  nicht  verliesget.  Ab  der  ertzbischoff  solichs 
irfaren,  hatt  er  durch  aeynen  Uuunbro[b]8t  an  den  orden 
xn  Wenden  domals  derhalben  TorsanuneU  abgefertiget^  sein 
entschnldiguDg  zu  thnn.  Welebs  man  aber  nicht  annehmen 
wollen,  Bunder  im  gedreuet,  das  erlzötilte  eynzunehmcn. 
Als  ertzbischoff,  capittel  and  ritterschaft  gesehen,  das  nicht 
anders  sein  wolte,  haben  sie  die  wähle  in  margraff  Wilhelm 
(velchs  sonst  Torbliben)  Tolsogen,  in  hofirang,  da  man 
ethwas  tetblichs  wider  sie  Torsanehraen  bedacht,  das  sie 
dem  orden  nicht  schutzlos  gelassen  bliben.  Und  ist  das 
decretum  electionis  geschickter  weyse  an  den  hertzog  zu 
Preusen  zugeschicket  worden.  £s  hat  der  orde  and  stend 
der  lande  Toigehabt,  sich  Tor  eynen  man  za  yerbyndea,  den 
maiggraf  Wilhelm  keynes  weges  einzugestaten ;  weil  aber 
die  stete  in  dyse  bunthnis  nicht  gewilliget,  ist  es  nach 
bliben.  Und  haben  derwegen  zu  gemeynen  landen  ander 
weg  vorgenohmen,  marggraf  Wilhelm  aufzuhalten,  nemlich 
mit  dem  Yorsehlag  solicher  schweren  condütioni  das  mai|^- 
graf  Wilhekn  tü  Uber  von  solicher  wähle  abstände,  dan  in 
Boliche  condition  zn  bewilligen.  Haben  solichs  an  den  hertzog 
zu  PreuncQ  durch  statliche  botschaft  gefertiget;  welche 
denn  selten  daraoff  durch  Sendung  widerumb  zuanthworten. 
Und  ist  also  marggraf  Wilhehn  statUch  in  eygner  person 
nach  Leifland  abgefertiget  worden,  in  Bige  erlich  entfangen, 
desgleichen  anch  durch  kcgenreiten  vom  ertzbischoff  frunth- 
lich  augeuohmen  worden. 


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Eine  livläDtliscke  Relation  über  die  Ereipisse 
■  liflud  an  ier  Zeit  foi  m-m, 

Mitgetlieiit  von  A.  Bergengrun. 


fiinefi  eingehenden  Bericht  äber  die  ersten  J&hre  des 
schwedisch -polnischen  Krieges  zu  Beginn  des  17.  Jahr- 
hnmlerts  giobt  Jacques  Auguste  de  Thou  im  127.  Ka])itel 
seiner  Zeitgeschichte  zum  Jahre  1602^).  Ihn  haben  fiowohl 
Loccenins  wie  Hiärne  f&r  diesen  Zeitabschnitt  in  erster 
Lmie  benutzt  Wie  jedem  Kapitel,  so  ist  auch  dem  1278ten 
ein  Qaellenyerzeichniss  beigefugt.  Unter  a.  erwähnt  de  Thou : 
Relatio  Mfanu")  Sfcripta]  Germanica  a  Jac.  ßongarsio 

in  linguam  Gallicam  translata. 
Job.  Nassovii  diariom. 
Zamoiscii  et  CaroU  literae. 
Diese  drei  Schriften  befanden  sich  als  Mannscripte  im 
Besitze  de  Thons.    In  dem  von  Quesnol  herausuetr(»l)eneD 
Catalogus  Bibliothecae  Thuanae  (Paris  1Ü79.  4^)  werden  sie 
auf  Seite  491  der  Abtheilung  ^manuscripti  (Codices)  recen- 
tiores"  nnter  folgenden  Titeln  angefikbrt: 

Histoire  de  Livonie  depni»  Tan  1599  jnsqneß  en  1Ö02 
en  Allemaud  et  traduite  en  Frangois  par  M. 
Bongars 

Mir  staud  leider  nur  »lio  Frankfurter  Folioansf^'abe  von  1028 
ZQ  Gebole.  in  der  das   Werk  den  Titel  führt:   Illusfris  viri  Jac. 

Aagnsti  Tin  ^inl   historiaruiu  äui  tumporis  über  prlmas  [sqii.]  ab 

a.  Chr.  u.  J  .>4:>  -1607.   Das  127.  Kapitel  findet  sich  in  Buch  III  und 

hier  io  Betracht  kommende  Absebnitt  anf  S.  961—966. 

S)  Auch  bei  WlDkelmaDO  Eibl  Livon.  hiat  Nr.  5599  enrähot. 

ICttknU  s.  d.  UtL  OMehickl«.   XVU  L  7 


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 98  

Relation  de  cp  qn'a  fait  Jean  Comt«*  de  Nassau  en 
Suede  contre  les  i*olonois,  avpc  les  lettres  au 
grand  Cboncelier  Zamoski  et  les  r^ponaes.  1602. 

Lettres  de  Zamoski  et  du  Comic  de  Sudermance. 
1602. 

Die  RorreBpondenz  Karls  IX.  von  Schweden  mit  Sigia- 
mand  III.  und'  Zamofskf  ist  wiederholt  gedruckt  worden, 

die  beiden  anderen  Stucke  aind  dagegen  bis  jetzt  nicht  be- 
kannt «geworden.  Das  Diarium  Johannis  Nassovii  deckt 
sich  vermntblich  mit  den  „in  einem  grossen  von  Regal* 
Papier  gebnndenen  Buche  enthaltenen  Kriegs -Obsenra- 
tionen",  die,  wie  Textor  in  seiner  Nassauischen  Chronik 
erzählt,  Johann  von  Nassau  st,'lbst  „zußamiueiijLrotratjccn  uwd 
mit  eigenen  Händen  den  mehrern  Theil  der  Posterität  zum 
Besten  geschrieben  nnd  rerfasst^  Doch  lässt  sich  leider 
zur  Zeit  &ber  den  Verbleib  dieses  Diariums  ebenso  wenig 
etwas  feststellen,  wie  über  den  der  Bongarsscben  ÜbersetEung 
der  R(^lalinn  von  1590 — ino2.  Die  sehr  uTnfansrreiche 
Bibliothek  de  Thoup  wurde  allmählich  in  einzelnen  Partieen 
verkauft;  ihre  Bestände  geriethen  in  die  Hände  verschie- 
dener Liebhaber  und  Buchhandlungen,  und  so  ist  wenig 
Hoffnung  vorhanden,  jene  für  die  livländische  Geschichte 
wichtigen  Handschriften  noch  aufzufinden*}.  Nun  habe  ich 
aber  die  Relation,  welche  de  Thou  in  der  Bongarsscben  Über- 
setzung vorlag,  in  einem  deutschen  Manuscripte  des  Gross - 
herzogl.  nnd  Geh.  Hauptarchivs  zn  Schwerin  erkannt 
nnd  fibergebe  sie  nachstehend  der  OlfentUdikeit.  Sie  befand 


1)  Johaüti  dv9  Mittlereu  —  Heerführt  nach  Livlaad»  mitgetlieilt 
TOD  J.  V.  Bohlen,  Mitth.  VII,  73. 

Zur  Geschichte  der  Bibliothek  de  Thons  vergl.  Brunet,  niannel 
du  libraire,  ä"»^  ediiion.  tome  5.  p.  540.  Paris  1R64.  Vauvi  alten 
haudBcUrililicheii  Nuti^  zufolge,  die  sich  auf  dem  Kiabanddeckel  des 
der  Begierungsbibliothek  sa  Schwerin  ^hörendea  BxempUra  Ton 
Qoesnels  Catalogas  befiodet,  wurde  dar  grusate  Tkeil  der  Maoiaeripte 
von  Oolbert  augekaufL 


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99 

sich  unter  ungeordueLcii  Korrespondenzen  der  mecklen* 
bnigiBcben  Herzöge  mit  dem  kurländischen  Füratenhaiiae. 
Vennüthlich  iBt  sie  toh  der  Herzogin  Anna  yan  Kurland 
iluwra  Bmder^  dem  Herzoge  Ulrich  von  Mecklenborg,  zu- 
gesandt worden.  Pur  die  scbwediscli-livläudiHch-polnischen 
Verhältnisse  hegte  man  an  den  meckienburgirtcheu  Fürsten- 
hofen seit  den  Zeiten  Herzog  Christophs,  des  rigaschen 
Koa^jotoTB,  noch  lebhaftes  Interesse^  Die  Söhne  der  Her^ 
sogin  Anna  hatten  sich  wiederholt  in  Mecklenburg  aufge- 
halten: beido  waren  im  polniscb-pcbwedi schon  Kriege  aktiv 
thatig,  Wiliieliu  au  den  Aa-  und  Dünamündungen,  Friedrich 
im  poIniBchen  Hauptquartier.  Bs  lag  also  nahe,  einen  ein- 
gehenden Eri^bericht  den  Verwandten  in  Mecklenburg 
zugehen  zn  lassen. 

Das  schwerinsclic  Exemplar  der  Relation,  ein  gehefteter 
Band  ohne  Deckel,  umfasBt  44  Blätter  in  folio.  Auf  dem 
ersten  Blatt  steht  nur  der  Titel  „Historische  und  warbafftig 
beschrtefbjnng  der  geschichte  und  kriege,  so  sich  in  Lieff- 

land  Im  1599.  nnd  folgenden  jähren  begebenn^.  Bin 

zweiter  Titel  ^W.irhaliti^e  und  srnndtliche  beschriebnng  des 

itzigen  betriebten  Liefllendi  sehen  kriegs  "  Und  et  sich 

am  Kopfe  der  mit  Bl.  2  anhebenden  Relation.  Diese  liegt 
hier  leider  In  einer  sehr  flüchtigen,  schlechten  Absohriflt 
TOT.  Der  Abschreiber  hat  offenbar  mit  dem,  was  er  schrieb, 
gar  keine  Fühlung  gehabt;  die  Namen  und  Verhältnisse 
scheinen  ihm  ganz  fremd  und  gleichgiitig  gewesen  zu  sein. 
Kur  so  lassen  sich  die  geradezu  ungeheuerlichen  Wortver- 
st&nmielungen  erklären.  Auslassungen  Ton  Worten,  ja 
ganzen  Sätzen  finden  sich  wiederholt  und  machen  es  stellen- 
weise unmöglich  lunter  den  Sinn  des  Gesagten  zu  kommen, 
um  den  der  Abschreiber  sich  jedenfalls  keine  Sorge  gemacht 
hat.  Besonders  unzuTerlässig  sind  dadurch  alle  Zahlen- 
angaben geworden  und  ihre  Glanbwiirdigkeit  wird  daher  in 
jedem  einzelnen  Falle  erst  gepr&fk  werden  messen.  An 
anderen  Stellen  lässt  siel»  der  Sinn  allerdings  errathen, 


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100 


ohne  das:^  es  möglich  wäre,  den  ursprünglichen  Wortlaut 
des  Originals  festsustellen. 

Trotz  solch  schwerwiegender  MftDgel  behiüt  die  BeUtion 
auch  in  dieser  nnToUkommenen  Gestalt  ihren  Werth  und 
zwar  in  zwei&cher  Richtung.  Sie  erweitert^  ergftnst  nnd 
bßriohtigt  die  von  de  Thon  in  seinem  Auszuge  der  Relation 
gegebenen  Nachrichten  nach  allen  Seiten  und  Bio  interessirt 
uns  als  einheimischer  Bericht,  der  in  einer  ganz  bestimmten, 
dnrch  die  Kriegs-  und  Polennoth  erzeugten  Stinmiang  ge- 
schrieben Ist.  Dass  de  Thons  Quelle  mit  unserer  Relation 
identisch  ist,  bedarf  keines  weiteren  Beweises.  Die  Über- 
einstimmung in  der  Reihenfolge  der  mitgctheiltcn  Ereignisse, 
in  der  Anführung  Yon  Personen-  und  Ortsnamen,  in  der  Mit- 
theilung charakteristischer  und  anekdotenhafter  Details  giebt 
davon  einen  unmittelbaren  Eindruck.  Die  Verwerthung  der 
Relation  durch  de  Thou  ist  im  Ganzen  eine  durchaus  sach- 
gemääse  und  zweckenttiprccbende  gewesen.  Er  hat  ihr  alle 
wichtigeren  Thatsachen  von  allgemeinem  geschichtlichen 
Interesse  entnommen,  dasjenige  aber»  was  nur  lokalen  oder 
provinziellen  Werth  zu  haben  schien,  grösstentheib  unbe- 
rücksichtigt irelassen.  Fehlen  bei  de  Thou  auch  die  unbe- 
deutenderen Details  nicht  völlig,  so  bietet  sie  die  Relation 
doch  in  einem  weit  erheblicheren  Umfange,  sie  enthält  auch 
eine  ganze  Anzahl  von  Personen-  und  Ortsnamen,  deren 
firwtthnung  uns  sehr  willkommen  ist,  die  aber  de  Thon 
unterdrückt  hat,  weil  er  bei  der  Mehrzahl  seiner  Leser 
weder  Interesse  noch  Verstäudniss  für  sie  voraussetzen 
durfte.  Vor  allem  aber:  de  Thou  kam  es  nur  auf  das 
Thatsttchliche  an.  Er  giebt  einen  völlig  fSsrblosen,  trockenen 
Bericht,  ohne  irgend  welche  innere  Theilnahme  fiir  die  eine 
oder  ;ttidere  Partei  oder  für  die  Leiden  des  unglücklichen 
Landes  zu  verrathen,  das  der  Schauplatz  der  geschilderten 
Ereignisse  war.  Von  dem  ehrlichen  Zorn  des  Verfassers 
über  die  Greuelihaten  und  die  Znchtlosigkeit  der  Polen,  von 
seiner  strammen  deutschen  und  protestantischen  Gesinnung, 


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101 


die  f»ion  in  den  gchärfsten,  damals  fi blichen  Wondimgen 
gegen  das  Fapsttbum,  die  Pfafifeuwirthschaft  und  die  ge* 
nrnmie  katholische  Kirche  Luft  macht,  von  seiner  warmen 
Heimaihaliebe  und  der  Trauer  über  die  Verwflstimg  des 
Landes,  von  seinen  geistlichen  Reflexionen  aber  Gottes  Straf- 
geriebt,  da«?  über  die  r^ivländer  ihrer  Sünden  halber  herein- 
gebrochen sei  —  von  alledem  lässt  die  Darstellung  de  Thons 
nichts  erkennen,  Bote  mithin  die  Belation  auch  an  That- 
ritehliehem  nicht  mehr,  als  wir  doreh  de  Thons  Anszng  be- 
reits wissen,  so  wnrde  sie  immerhin  als  einzige  neben 
Nyenstädts  Chronik  nnd  den  aphoristischen  Notizen  Ho- 
deckers  erhaltene  einheimische  zusammenhängende  Erzäh- 
long  eines  Zeitgenossen  nnd  als  Stimmnngsbild  Beachtung 
Yerdienen.  —  An  einigen  wenigen  Stellen  bietet  de  Thon 
»Derdings  mehr  als  unsere  Relation*  Es  handelt  sich  da 
aber  jedenfallö  um  Einschaltungen  ans  den  anderen  von  ihm 
benutzten  handschriitiichen  Quellen^  dem  Diarium  Jobanns 
▼on  Nassan  nnd  der  Korrespondens  Karls  von  Sndermann« 
land  mit  Sigismund  m.  nnd  Zamoisky.  Auch  ist  es  nicht 
snsgeechlossen ,  yielmehr  sehr  wahrscheinlich,  dass  die 
BoDgarBsche  Übersetzung  einige  Sätze  mehr  enthalten  bat, 
ak  der  hier  vorliegende  deutsche  Text.  Dieser  Umstand 
sowie  die  Fehlerhaftigkeit  des  deutschen  Textes  werden 
aseh  in  Zukunft,  wo  die  Quelle  selbst  zur  Benutsung  vor- 
liegt^ die  Heranziehung  des  Auszuges,  den  de  Thon  bietet, 
tbuDlich  erscheinen  lasscu.  Andererseits  ist  die  merkw  ürdige 
Thatsacbe  zu  betonen,  dass  auch  de  Thon  die  Personen- 
und  Ortsnamen  vielfach  in  so  verstfimmelter  Form  giebt, 
dass  sie  eich  kaum  wiedererkennen  lassen  und  erst  die 
Vergleichung  mit  der  Relation  auf  die  richtige  Spur  fQhrt. 
Eb  muss  also  auch  liungars,  der  die  Relation  ins  Franzö- 
sische übersetzte,  eine  sehr  fehlerhafte  Abschrift  vorgelegen 
haben.  In  jedem  Falle  ist  es  ausserordentlich  zu  bedauern, 
ötts  der  französische  Text  zur  Vergleichung  mit  dem  unserer 
Abschrift  nicht  herangezogen  werden  kann.  Das  Deutsch  der 


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letzteren  ist  zum  Theil  so  schlecht  und  fremdartig,  dasg  za- 
weileo,  auch  wenn  man  die  Nachlässigkeit  und  Unkenntoisa 
des  Kopisten  in  Kechnujig  bringt,  die  Vermuthuug  auiäteigt, 
es  liege  hier  eine  stümperhafte  Bnckübersetzong  ans  einer 
fremden  Sprache  vor.  Andererseits  machen  Tolksthnmliche 
Redewendungen  und  Sprichwörter,  die  sich  in  grosser  Zahl 
finden,  dazu  Aiisdrikkc,  die  der  ^?chrifts])rache  nicht  ange- 
hören, und  Provinzialismen,  wie  „Riege"  (im  biuae  von 
Scheune)  u.  a.  m^  diurchans  den  Eindruck  der  Ursprunglich- 
keit.  Jedenfalls  war  der  Abschreiber  ein  völlig  ungebildeter» 
auch  seine  Muttersprache,  wenn  diese  die  deutsche  war,  nur 
seiir  ni.tii^^elhaft  beherrschender  Mensch. 

Über  die  l^ersönlichkeit  des  Verfasser  enthält  der  Bericht 
keine  direkten  Aussagen,  mit  Ausnahme  der  ausdrücklichen 
Mittheilung,  dass  er  Augenzeuge  eines  grossen  Theils  der 
erzählten  Ereignisse  gewesen  sei  Die  geistlichen  Betrach- 
tungen, mit  deneu  er  begiuuL  und  die  dann  auch  im  weiteren 
Verlaufe  der  Erzählung  wiederkehren,  die  Anführung  latei- 
nischer Bibelspruche  und  Sentenzen,  sowie  der  ausgiebige 
Gebrauch  von  Fremdwörtern  lassen  auf  einen  Mann  mit 
geirrter  Bildung,  wohl  einen  Prediger  schliessen.  Die 
Fehler  in  den  l)ililif;chen  CitateD  und  die  ^'er^tuulüielüng 
lateinischer  Worte  sind  jedenfalls  nur  dem  Abschreiber,  der 
es  mit  deutschen  Worten  vielfach  nicht  anders  machte,  und 
nicht  dem  Verfasser  zur  Last  zu  legen. 

Wiederholt  beruft  sich  dieser  flir  seine  Mittheilungen 
auf  die  Aussagen,  welche  schwedische  Gefangene  im  pol- 
nischen Lager  machten.  Seine  Keuutuiss  der  Dinge  stammt 
also,  soweit  er  nicht  Augenzeuge  der  geschilderten  Ereig- 
nisse war,  aas  dem  polnischen  Lager,  und  da  er  den  König 
von  Polen,  den  Herzog  von  Kurland,  sowie  die  polnischen 
Gross  würden  tragen  Kadziwii  uud  Zamoiski  iu  der  Kegel  mit 


1)  Gegen  Ende  der  Relation:  die  eelo  nun  die  Tomembitea  ge- 
schieht ,  derer  fait  meisten  iheü  ich  ein  epectator  gewesen  


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103 


der  gebräneblfclieii  Titulatur  nennt,  die  er  bei  Erwähnung 

Karls  von  Sudoniianulaüd  regelmässig  IbrtUiSst,  lässt 
sieh  daraus  enluchmen,  dass  er  uoch  unter  polnischer  Bot« 
mdssigkeit  stand  und  in  den  genannten  höchsten  Vertretern 
des  Staates  noch  seine  gottgesetzte  Obrigkeit  erblickte  und 
ehrte.  Seine  Sympathieen  gehörten  aber  dämm  den  Polen 
keineswecrs.  Die  tranze  Schrift  üisclieiut  vielmehr  als  der 
Au!?druck  einer  ingrimmigen  Erbitterung  über  die  polnische 
Wirthschaft.  Nur  dass  er,  da  wo  vom  Könige  und  den 
obersten  Befehlshabern  die  Rede  ist,  mit  seinem  Urtheil 
Toreichtig  und  xorfickhaltend  ist.  Die  kleineren  Befehls* 
haber  uiiu  der  „Pole"  im  Allgemeinen  sind  es,  über  die  er 
die  ganze  Schale  üeineü  Zornes  ausgiedst.  Aber  auch  für 
die  Schweden  erwärmt  er  sich  eigentlich  nicht.  £1*  konsta- 
tirt  nur,  dass  nicht  sie,  sondern  die  Polen  am  Kriege  schuld 
Bsieo,  dass  sie  gerechte  Grund  gehabt  hätten,  Liyland  zu 
überziehen.  Dass  sie  aber  zum  Kriege  genolhigt  wurden, 
ericlieiut  ihm  doch  wieder  als  schweres  Unglück  für  Liv- 
hud,  and  er  schliesst  seine  Erzählung  mit  dem  Seufzer: 
«irnd  wehre  woU  su  wünschen,  dass  kein  Schwede  in  Lief- 
Ittdt  kommen  [wäre]^.  Beachtenswerth  ist^  dass  er  für  den 
vielj^erühmteu  rfühn  Herzog  Ivails,  Karl  Karlson  (Gyllen- 
liielm)  nicht  viel  übrig  hat.  Zwei  Mal  wii'it  er  ihm  Feigheit 
ond  wenig  ehrenhaftes  Verhalten  vor,  so  bei  der  Schlacht 
von  firla»  so  bei  und  nach  dem  Falle  Weimars.  Wenn 
bisber  die  Erzählung  de  Thons  in  diesem  Punkt  als  ein- 
^eitiir  polnisch  goiäibL  betrachtet  wurde^  so  wird  angesichts 
aes  Lmstandes,  dass  der  Verfasser  sonst  die  Tapferkeit  der 
Schweden  und  die  Gerechtigkeit  ihrer  Sache  yoUkommen 
uerkennti  daTon  keine  Bede  mehr  sein  können.  Ob  der 
Verfinser  mit  dieser  Beurtheilung  Karl  Oyllenhielms  Recht 

batte,  ist  freilich  eine  andere  Frage.  Die  Sympaiiiieen  des 
Verfassers  gehören  ganz  den  deutschen  Bewohuern  Livlands. 
Ohne  iiUnscbränkung  rühmt  er  ihre  Tapferkeit,  er  nimmt 
sie  gegen  den  Vorwurf  der  Treulosigkeit  in  Schutz  und 


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_  104  

erklärty  die  Poleo  hätten  sich  so  Terhalten,  dass  die  hiv- 
länder  vollen  Grund  zam  Abfall  gehabt  hätten.    Am  aus- 

fülnli  listen  behandelt  die  Relatiuu  die  Ereiguiase,  welche 
sicli  im  südlichen  Livland  abspielen.  Am  längsten  verweilt 
sie  bei  den  Kämpfen  nm  Kokenbnsen;  und  mit  den  benach- 
harten  Gebieten  dee  vendenschen  Sjreises  wie  des  kurischen 
Oberlandes  offenbart  der  Verfasser  eine  solehe  Vertrautheit, 
dass  sein  eigentlicher  Wirkungskreis,  falls  er  Trediger  war, 
in  dieser  Gegend  gesucht  werden  muss.  Die  rigasche  Gegend 
scheint  ihm  dagegen  ferner  za  stehen.  Bs  ist  aufCaiieiMi, 
dass  die  Kämpfe  vor  Riga  in  der  Relation  nur  ungenau 
und  flüchtig  gestreift  sind.  De  Thea  ist  hierin  ausführlicher« 
Wieviel  der  Abschreiber  der  Relation  von  dem  ursprüng- 
lichen Text  fortgelassen  hat,  wieviel  de  Tbou  hier  auK  dem 
Diarium  Johanns  von  Nassau  geschöpft  hat  und  was  bei 
de  Thon  von  der  ursprünglichen  Relation  erhalten  ist»  läset 
sich  ohne  weiteres  nicht  feststellen.  Dass  gerade  bei  der 
Erzählung  der  Ereignisse  vor  Riga  sicli  in  unserer  Abschrift 
Auslassungen  finden,  i^t  ganz  evident.  Jedenfalls  werden 
wir  die  Heimath  dee  Verfassers  nicht  an  der  unteren  Düna 
zu  suchen  haben.  Da  kann  ich  denn  den  Gedanken  nicht 
ganz  abweisen,  dass  jener  Pastor  Friedrich  Engel  oder 
Engelke  zu  Wickeln,  dem  wir  den  Herichtuber  die  Ilungers- 
noth  des  Jahres  1601/2  verdanken,  auch  die  vorliegende 
Relation  geschrieben  hat.  Engel  bat  i.  J.  1602  infolge  dee 
Krieges  seine  Pfarre  anheben  müssen  6r  wird  also  genug 
vom  Kriege  gesehen  und  persönlich  erlebt  haben,  um  über 
ihn  authentisch  berichten  zu  kumicn.  Dass  Details  aus  dem 
Bericht  über  die  Hungersnoth  und  die  Fälle  von  Menschen- 
fresserei, welche  den  Hauptinhalt  jenes  Berichtes  bilden, 
in  der  Relation  nicht  ausführlich  erzählt  werden,  was  ja 
sonst  nahe  gelegen  hätte,  sondern  nur  eine  verhültnissmttsaig 

>)  Bodeckera  Chronik,  bearb.  von  Napieraky.  Einl.  S.  XIII, 
Aiim.  2.  Die  SS.  rer.  Liv.,  auf  die  ncta  Napieraky  bealebti  stehen 
mir  leider  nicht  aar  Verfögang. 


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105 


kone  Erwähnung  finden,  läBst  sich  daraus  erklären,  dass 
EnjrnI  viele  Einzeliiaclirichten  erpt  B])ät<'r  in  seinem  Exil 
bekannt  geworden  sind,  während  die  H(3latiou  schon  zu 
Beginn  d.  J.  1602  vollendet  wurde.  Die  Pfarre  Sickein 
liegt  ganz  in  der  Nähe  Ton  Dünabnrg.  Dort  haben  aller* 
dings  keine  in  der  Relation  direkt  erwähnten  Kämpfe  statt- 
gefunden, doch  werden  litausche  und  polnische  Truppen 
die  Gegend  häuüg  passirt  haben.  An  einer  Stelle  der  Eela- 
tion  findet  sieh  aber  ein  Hinweis  auf  die  Bekaantachaft 
des  Verfaseers  mit  den  TerhältniBsen  der  dfinabargschen 
Gegend.  Dort  heisst  es,  daas  von  Dünaburg  bis  Bauske, 
BO  fast  40  [?]  Meilen  von  einander  gelegen ,  nicht  ein 
Hund,  geschweige  ein  Mensch,  aasgenommen  Todte,  zu 
finden  sei.  Die  Erwähnung  Dünabu^  ersebeint  etwas 
unTennittelt  und  kann  in  dem  besonderen  Interesse  des 
Verfassers  für  diesen  Ort  ihre  Erklärung  finden.  Voraus 
geht  ihr  eine  Aufzählung  vurwi'iHteter  kurlaudiHcher  Amter, 
deren  Namen  unsere  Abschrift  allerdings  nur  theilweise  und 
meist  verstümmelt  wiedergiebt*  Das  Original  enthielt  aber 
einer  Angabe  de  Thons  zufolge  die  Namen  von  16  Orten, 
die^  nach  dem  Erhaltenen  zu  echliessen,  sämmtlich  im  sogen, 
kurischen  Oberlande  belegen  waren,  also  bis  in  die  Gegend 
von  Dünaburg  heraufgereicht  haben  dürften.  Schliesslich 
ist  der  Pastor  Engel  zu  Sickein  der  einzige  Livländer,  von 
dem  sich,  wenn  wir  von  Riga  absehen,  sohnÜtliche  Auf- 
zeichnungen aus  jener  Zeit  und  über  sie  erhalten  haben. 
Liegt  nach  dem  Gesagten  nicht  die  Vermuthnng  nahe,  dass 
er  auch  die  Kriegsereignisse  schilderte,  die  ihm  persönlich 
and  seiner  nächsten  Umgebung  so  viel  Schweres  gebracht 
hatten?  Anilallen  dürfte  es,  dass  er  die  Belation  nicht  eben 
so  durch  den  Druck  veröffentlicht  hat,  wie  er  es  160B  mit 
dem  Bericht  über  die  liuügersnoth  that.  Wenigstens  ist 
kein  Druck  der  Relation  auf  uns  gekommen.  Er  schrieb 
aber  zn  ^ner  Zeit,  da  die  Zukunft  des  Landes  völlig  unsicher 
war,  da  die  Polen  zeitweilig  wieder  die  Oberhand  gewannen 


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106 


und  die  Schweden  bis  in  den  Norden  LWlands  zarQck* 

dräDgton,  und  du  mochte  er  denn  Scheu  getragen  haben, 
sich  durch  die  VcruÜeutiichuug  eiues  Berichtes  zu  koiupro- 
mittiren,  der  eine  so  polen  feindliche  Gesinnung  offenbarte. 
An  die  Stelle  der  vollständigen  Veröffentliohang  trat  die 
Anfnahme  eines  Auszuges  in  de  Thons  Oesohichtswerk.  Bs 
ist  nicht  unmöglich,  dai^s  von  livläüLÜ-cher  Seite  dafür  ge- 
sorgt wurde,  datss  die  Reiation  in  de  Ihguä  Hände  gelangte. 
De  Thon  bittet  nttmlich  in  der  mir  vorliegenden  Ausgabe 
den  Leser,  gestatten  zu  wollen»  dasjenige  über  Livland,  was 
in  der  früheren  Auflage  (in  finito  jam  opere)  zusammen- 
hanglos den  einzelnen  Jahren  berichtet  war,  nun  im 
Zusammcubange  (u.  zwar  beim  J.  1602)  vortragen  zu  dürfen, 
nachdem  er  einen  deutsohen,  von  einem  Augenzeugen  ver- 
fassten  Bericht  kennen  gelernt  habe,  der  ihm  von  glaub* 
würdiger  Seite  zugegangen  sei.  Da  die  Polen  an  der 
Verbreitung  der  Schrift  gar  kein  Interesse  haben  konnten, 
die  Schweden  doch  nur  ein  geringe«  und  dazu  während  des 
Krieges  nicht  so  leicht  in  den  Besitz  einer  Abschrift  ge- 
kommen sein  werden,  so  kennen  die  LentOi  welche  de  Thon 
den  Bericht  übermittelt  haben  und  auf  deren  Autorität  und 
Glauhwiirdigkeit  hin  er  ihn  aiidschriet),  eigentlich  nur  Liv- 
länder  gewesen  sein.    Vielleicht  der  Verfasser  selbst. 

Besser  als  über  die  Person  des  Verfassers  sind  wir 
über  die  Zeit|  in  welch«  er  schrieb^  orientirt*  Nach  dem 
Titel  reicht  der  Inhalt  des  Berichtes  bis  zum  29.  Januar 
1602.  Im  Texte  ist  aber  von  diesem  Datum  gar  nicht  die 
Rede.  Es  ist  ja  wohl  möglich,  dass  auch  hier  eine  Aus- 
lassung des  flüchtigen  Abschreibers  vorliegt  ebenso  denkbar 
ist  es  aber,  dass  der  Verfasser  berichtet  hat,  was  er  ans 
dem  Zeitraum  bis  zum  39.  Januar  1603  erfahren^  und  dass 
er  an  diesem  Tage  die  Feder  niedergelegt  hat.  Denn 
nirjjcnda  verräth  sich  eine  über  diesen  Zeitpunkt  hinaus- 
gehende Kenntniss  der  Dinge.  Vielmehr  zeigen  wiederholt 
in  den  Text  eingestreute  Wendungen,  wie:  »Was  nun  hieraus 


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_  iOl  

werden  wird,  giebt  die  Zeit**  iiiul  ähnliche,  ilass  dem  Ver- 
iasdcr  die  weitere  Entwickeluiig  der  Dinge  noch  unbekannt 
WUT.  Die  Niederschrift  der  Relation  ist  also  Ende  Januar 
des  Jahres  1602  beendet  worden.  Begonnen  wurde  me  schon 
Ende  1601,  wenn  der  am  Anfange  der  Relation  stehende 
»Satz  wortlich  genommen  werden  darf:  In  diesem  laofenden 
1601.  Jahre  ist  eine  Matter  zum  Feuer  verdammt  worden. 

Bei  der  völlig  willkürlichen  und  regellosen  Orthographie 
der  Vorlage  hatte  es  weder  einen  Zweck  noch  war  es 
möglich,  den  Text  gan£  bnchstabengetren  wiederzugeben. 
Ich  habe  daher  keinen  Anstand  genommen,  die  Schreibweise 
durch  vielfaches  Fortlassen  der  Konsonantenhäufungen  und 
durch  den  alleinigen  Gebrauch  kleiner  Anfangsbuchstaben 
am  einiges  zu  TereinÜM^hen.  Doch  ist  der  orthographische 
Charakter  der  Vorlage  im  Druck  noch  völlig  erkennbar 
irod  überall  da,  wo  einige  Konsequenz  und  Stetigkeit  in 
der  Schreibweise  zu  entdecken  waren,  ist  sie  fast  unver- 
ändert beibehalten  worden,  ächreibfehler,  die  auf  den  ersten 
Blick  als  solche  zu  erkennen  waren,  sind  grdssten  Theils 
ohne  weiteren  Vermerk  korrigirt  worden.  Wo  dagegen  ein 
stchlieber  Irrthum  des  Verfassers  oder  Abschreibers  vorlag, 
wo  auch  andere  Lesarten  denkbar  waren  und  die  Korrektur 
nicht  ganz  einfach  war,  ist  der  Wortlaut  der  Vorlage  in 
den  Xextnoten  wiedergegeben.  Es  fehlt  aber  auch  nicht 
au  solchen  konrumpirten  SteUen,  einzelnen  Worten  und 
gmen  Sätzen,  für  die  sich  keine  sichere  Korrektur  ermitteln 
Hess  und  die  wegen  ihrer  offenbaren  Unrichtigkeit  oder 
öimüoaigkeit  in  den  gedruckten  Text  nicht  wohl  aufge- 
Bommen  werden  konnten.  Sie  sind  durch  Punkte  ange- 
deutet und  mit  ihrem  Wortlaut  gleichfalls  in  die  Textnoten 
verwiesen  worden. 


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106 


Warhaftige  und  gnmdtliohe.  besoliriabfiiig  des  itogen 

betriebten  Lieff lendischen  kriegs  zwischen  hertzog  Carl 
und  KoüM  Htt.  zu  Polen^  darinnen  mit  jlm»  die  Tor- 
nembsten  geschieht,  so  sieh  im  lande  von  Anno  99  bis 
auff  den  29.  Januarii  entlaufenden  jahres^}  [begebenji 

sn  findeni 

Es  sagt  schon  und  loblich  der  weise  man  Salomon  in 
Beinen  spriebirorten  am  15.  Cap.'):  propter  peoeata  mn- 
tantiur  prindpatns  et  regionea,  nnd  Gk>tt  der  Herr  aa^ 
durch  den  propheten:  solte  ich  nicht  strafen  die  ehe- 
hrecherirfche  art.  weil  sich  uuu  uhn  aui  hören  die  sunde 
vormehret,  liiraui  ist  klar  und  ofi'enbahr,  warutub  Gott 
der  AUmeohtige  aber  landt  und  leate  and  stette  seinen  ge- 
rechten nnd  grinunlgen  zohm,  welcher  wie  ein  fbrsehrendes 
(ner  ist,  pflegt  anszugeisseD ,  nemlioh  wegen  tü  menni^- 
faltigen  unsern  suadeü  und  begangener  missedaht.  DasK 
dises  ebben  die  Ursache  sey,  zeiget  an  dieser  itziger  be- 
tniebte  xostandt  des  Ltefiandes,  dabei  nns  nicht  allein 
prinoipatttB  mntiret*),  krieg  nnd  blntvorgeisseii  yorhanden, 
das  man  sich  wider  von  freunden  noch  feinden  bei^n,  noch 
vorsichern  kao.  sondern  es  feldt  anch  bierin  die  schreck- 
liche und  erb<u*mJiche  teuerung,  welches  bei  menschen  ge- 
denckeni  so  lange  Lief  landt  gestanden,  nie  erboret  worden« 

So  ist  hie  nicht  wnnder  nnd  etwas  neues,  wan  man 
höret,  dass  ein  mensche  umb  eins  stScklein  brodt  ehrschlagen 
wirdt.  Josephuö  schriebet,  das  es  schrecklich  und  abscheu- 
lich sei,  das  ein  mutter  ihr  kindt  gössen  habe.  B'm  aber 
ist  hir  im  lande  nicht  seltsam,  dan  in  diesem  laufenden 
leoi.  jähr  den  16.  Octobris  ist  ein  mutter  zum  fnher  Ter* 
dämmet  worden,  welche  ilinf  lebendige  kinder  geschlachtet 

a)  mnatiret. 

>)  1602. 

s)  Das  OtUA  ist  falsch. 


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109 

und  hnngers  halben  gessen.  Kin  ander  vomehme  fraw  vom 
adf^y  welcher  alle  das  ihre  von  deu  kriegslenten  genommea 
imd  Hirn  in  dieser  ersohredüiehen  teanmg  bei  keinen  men- 
schen trost  gefunden,  ist  darftber  kleinmütig  worden  und 
ihre  beide  kleine  kinder  erstlich  anter  das  fliess*)  gestecket, 
entlich  sich  auch  hinuntergesencket.  Solche  exempla  be- 
geben sich  alhie  in  diesem  ort  sehr  dick  und  vü.  Es  machet 
die  teoningi  dass  alle  Strassen  toU  todter  korper,  so  hnngers 
halben  niedergefallen,  seindt,  von  wnlfen,  banden  ond  Toe- 
gelen  gefressen  werden.  Dergleichen  lanfen  tU  armer 
lentc  in  die  stette  tind  flecken,  wollen  sich  des  hungers 
erwehren,  werden  aber  von  dem  gestanck  der  todten  .  . . 
ao%eboben  nnd  täglich  bei  60  oder  60  in  eine  knie  ge- 
worfen. Das  alles  bringet  der  hnnger  sawege  and  ist  des 
elendes  nor'ein  anfangk.  Was  will  hemacfamals  werden? 
Zu  diesen  beiden  strafen  reist  auch  ein  das  schreckliche 
sterben,  dass  its^  ein  neu  seuche  und  kranckheit  entstanden, 
dass  beide,  jang  nnd  alt,  wan  sie  eingefallen,  nicht  den 
achten  ...»  erleben,  wie  in  Rüga  nnd  zu  lande  solches  der 
aagensehein  and  tegliohe  erfkhrnng  answeiset,  dass  man 
selten  ein  haus'')  lindL'L,  da  nicht  5  oder  6  oder  mehr  per- 
sonen  mit  kranckheit  vorhaftet  und  zu  bette  liegen.  In 
gamma,  es  gehet  in  diesem  lande  also  me,  dass  man  mit 
lebendigen  aogen  €k>ttes  strafe,  so  hanfenweis  ans  ge- 
troffen, anschanwen  sollen.  Und  solches  geschieht  amb  nnser 
vilfaltigen  sunde  willen. 

Sonst  hat  Carolus  seine  ahrsachen,  worumb  er  diese 
pTOTittti  Lieflandt  abenogen,  sie  von  dem  pollischen  regi- 
ment  abiaschneiden  rormeinet  oder  gedacht.  Man  giebt 
zwar  den  Lieflendem  schnidt,  als  selten  sie  ron  etolichen 
jähren  her  mit  itzigen  gemelten  Carole  wegen  des  krieges 
practiciret  haben,  weiches  ihnen  mit  warheit  niemaiidt  dar- 
thnn  kann.   Es  können  Telleicht  etliche  sein,  die  hiramb 

bji   im  Hab««. 


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 nq  

wiasenschafft  und  acholdt  darahn  gehabt,  so  konoeii  doch  die 

unschuldigen,  derer  gar  vil  sein,  darumb  nicht  verdammet*) 
[werden],  weil  Gott  ausdrucklioli  sagt,  die  seele  die  da 
gesundiget  hat,  die  soll  sterben,  und  wenn  schon  die  Lief- 
lender  all  hierumb  Wissenschaft  gehabt^  auch  des  Schweden, 
wie  man  saget,  ihns  land  gelocket  hetten,  so  nrtheile  nur 
ein  uuparteiBcher  richter  und  sehe  ahn,  wie  die  Polen  als 
defensores  mit  den  Liefleiiderii  uniltsprungen,  so  wirdt  er 
belinden,  dass  sie  uhrsachc  genug  gehabt  abzufallen  und 
sich  des  tirannisehen  jochs  sn  entledigen. 

Denn  man  hat  erstlich  dahin  geachtet»  wie  man  die 
Lieflender  ihres  gottesdienstes  berauben,  die  wahre  christr 
liehe  religion  au8  dem  laiuio  gantz  anstiljren  und  dap^egen 
die  abgotterey  des  romiftchen  antyciirisleu  einplianUen 
mochte.  Dass  sie  tirannisoh  umbgangen,  hat  der  angenachein 
ausgeweisen,  indem  man  nicht  allein  die  kirdien  auf  dem 
lande  und  Stetten,  unangesehen  dass  sie  herrlich  priv  ilegiret 
gewesen,  mit  gewaldt  entwendet,  die  eiiikummeu  an  Bich  ge- 
riaseDi  from  christliche  |»reister  vorjaget  und  dagegen  hueren- 
hengste  an  die  stette  gesetseti  sondern  auch,  welches  noch 
mehr  ist,  wann  fromme  christliche  vom  adel  ein  kirche 
bauen  lassen,  hat  mahn  es  ihnen  nicht  Torlauben  wollen. 
Man  hat  sie  auf  den  reichstagk  citiret,  vor  aufruhrer  beschul- 
diget, auch  nach  criaubung  dieselbige  gantz  eingerissen  und 
devastiret.  Ob  diese  Ursache  nicht  alleine  genogsamb  wehre 
zum  abfalli  gedenck  ein  ider  bei  ihm  selber. 

Zum  andern  hat  mahn  die  Lieflender  gants  unter- 
drücket, sie  zu  keinen  digniteteu  und  wurden,  ob  sie  schon 
duchlig  geweseHi  kommen  lassen,  und  da  mau  es  .ja  gethan, 
bat  man  sich  nach  aolcheii  nmbgesehen,  die  gnt  ]M>llniscb 
(:da8  isti  ihren  vaterlandt  zuwieder  sein  mochten:)  die  hat 
man  mit  gutem  dermassen  rors^n,  dass  sie  mehr  nf 
ihren  pracbt  und  eigen  nutz  [dcnnj  ihies  Vaterlandes  gesehen. 


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III 


Hiedurch  ist  vornrsachet  die  UDterdnickung  der  aruiuet  mit 
grofisen  beschwer^  dass  £weim  einerj  eiu  wt^ni^  mecbtiger 
gewesen,  hat  [er]  dem  andern  lalles  das  seinige  nehmen 
dorfen.  Der  beseheidigt  hat  schweigen ,  auch  wol  mit 
sehmertzen  erdulden,  wo  er  aach  etwas  dawider  geredt» 
hat  er  ohne  gnade  sterben  iniiHsen,  wie  solcher  exempel  das 
gautze  land  voll  ist.  Und  damit  mahn  sehe,  wie  man  mit 
dem  lande  bat  umbgespmngen,  will  ich  [es],  kürtze  halben, 
mit  1  oder  2  pnncten  bemren. 

Es  ist  im  lande  ein  fnmehme  persohn,  die  gerne  einen 
lief,  welchor  ihm  wolijelegeu,  gehabt  [hätte],  weil  ihm 
aber  der  ander  polcheu  als  seinen  erbgrundt  nicht  vorlassen 
will,  nnderstehet  er  es,  ihn  mit  gewaldt  zn  nehmen,  nber- 
feldt  ihme  derwegen  im  hans,  treibt  vil  mntwillen,  lest 
sich  auch  endüich  hdren,  er  solte  es  in  der  zeit  Yorkanfen, 
wo  nicht,  so  solte  er  nnd  muste  heraus.  Der  ander  nU 
ein  rechter  herr  de.^  Iiaudes  oder  gutes  will  solche  schmehe 
und  injuria  nicht  leiden,  begibt  sich  herauf  auf  den  rechts- 
tagk[?],  wirdtaberyon  einen  erkauften  knechte  erschossen. 
Des  entleibten  frao  aber  wirdt  vorbrandt  mit  haus,  hof, 
kindern  und  alle  den  ihrigen.  Also  kiunpl,  der  ander  zum 
guth.  Der  ander  Matthias^)  Karkofsky')  jagt  aul'  Sess- 
wegen  ^)')  gutern.  Auf  der  jagt  kumpt  ihm  ein  hundt 
wegk,  der  sich  henget  im  stricke,  den  der  panr  auf  einen 

a)  Meisig. 

1)  Siehe  8. 12;'),  wo  er  als  Hauptmann  von  Boaltten  orwähnt  wird. 
*)  Ans  dem  Wortlaut  ist  niebt  sn  entnehmen,  ob  es  sich  um  den 
Personen-  oder  Ortänanteu  Sesswegeu  handelt.    In  ertterem  Falle 

sind  des  Andreas  Sesewegen  Guter  Appeltheen  und  Dmween  (mit 
Lyaohn)  gemeint  Stryk,  Beitr.  z.  Oosch.  d.  Kittorgütor  II,  418. 
Scbloss  SesswotTf-n  mit  den  N"f'bpn'jiitern  gehörte  damuls  Willielm 
Friedrich  Taube,  der  ea  von  seiuein  Vater  geerbt  hatte.  Stryk  II, 
325.  Im  -Index  dor  Bchwediächen  AnliHnger"  (Sitzungsber.  d.  Gesellsch. 
f.  Gesch.  u.  Altertb.  zu  Riga  pro  1894,  S.  Ü-iJ  lieisst  es  von  Seas- 
Wegen:  Taobias  arcem  redemit  a  Karchovio.  Ob  Karchoviua  iden- 
titch  mit  Karkofaky  ist,  ob  dieser  zeitweilig  im  Besits  TOn  Sesswegen 
gewesen  ht,  kann  ich  nicht  festetelleo. 


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112 


hasen  gestellet.  Da  der  paur  zum  stricke  konipt,  findet  ehr 
den  hundt  ersiricket,  weiss  er  wol,  wo  es  Karkolsky  ehr- 
fehrty  dasB  er  ebenmessig'heogen  rnues,  mmhi  derwegen  den 
handt  und  bringet  ihm  vwey  meilen  von  dahr  auf  des  wol- 
gebomen  und  edlen  herrn  Heinrich  yon  Ungern  Undt*), 
welche»  da  es  Karkofsky  vui meldet  wirdt.  machet  er  sieh 
auf,  feldt  dem  von  Uugern  in  sein  gut,  plündert  ihme  die 
paureiiy  nimbt  ihme  und  treibet  700  stucke  viehes  wegk. 
Wie  aber  solches  der  Ton  Ungern  ....')  wolte,  bestellet 
er  etliche^  die  ihm  erschlagen  selten^  nimbt  daranf  Tartam, 
feldt  ihm  in  den  liof.  phindert  und  erschlaget  alles,  was 
ihme  vorkumpt,  lest  es  auch  nicht  dabei  bleiben,  feldt  auch 
seinen  negsten  nachbahrn  als  Tauben'),  Ofenbeigen')  und 
andern  mehr  ihn  ihre  guter,  plündert  sie  und  schlagt  viel 
todt.  Welches  alles  recht  sein  muss,  und  deigleichen  exempel 
seint  vil  vorgelaufen. 

Item  es  wahr  ein  vatter  verstorben  und  unmündige 
kinder  nachgelassen,  ist  baldt  ein  Pohl  zum  koningk  ge* 
sogen,  vorgeben,  es  wehre  ein  caducal  und  solche  gutter 
▼orlehnen  lassen.  Die  wittwe  mit  den  hindern  hat  betteln 
müssen.  Summa  es  hat  [der]  Pohl  alles  dorfen,  was  ihai 
nur  in  den  kommen.  Zu  diesem  allen'')  ist  kommen  die 
commission,  so  ao.  99  im  laude  gehalten,  da  diese  folgende 
puncto  beschlossen. 

Erstlich,  dass  alle  kirchen  mit  jesuitem  selten  besefaet 
werden,  2)  sollen  alle  guter  derjenigen,  so  es  mit  hertzog 
Magno  gehalten,  der  über  100  aufigezeichnet,  ahn  die  Ko. 
Maytt.  vor  fallen  sein.  Vors  dritte  selten  ihrer  vil  nach 
Kioff  an  den  Paulum  Exitium^)  vorsetzet  werden.  Und 

a)  Tiell  faektMU 

b)  allfiin. 

»)  GilseD. 

-)  Siehe  S.  III,  Amn.  2. 

*)  Lorenz  von  Offenberg  gehörten  1599  Praalen  und  Lasdoo. 
Stryk  II.  281. 

*)  PoDtam  EnxtDüin? 


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113 


wthr  solches  alles  ihns  werck  gesotzet,  wenn  nicbl  der 
ilnge  krieg  solches  verhindert.  Der  luihr  ein  einwohnner 
dwser  betmebten  piovraz  ist  und  aein  snkiiiilltigeB  unglack 
gesehen bette  der^)  nicht  praotioiren  sollen?  Jdodi  ist 
warhailigk  nichts  geschehen.  Es  hat  hertzogk  Carll  ohne 
der  Lieflender  practiciren  nrsacb  genug  gehabt,  wie  solches 
dan  genugsam  offenbar  ans  den  schreiben,  so  Carolus 
pnbUciren  lassen,  nnd  sindt  Tornehmlioh  die  [seil.  Ursachen], 
darauf  er  sich  referiret^  ds  Ihr  Ko:  Matt:  ao.  98  nicht  als 
ein  frenndt;  sondern  fil  mehr  als  ein  fefndt  ins  reich 
Schwedeü  kommeu,  armiret  mit  vielen  jesuitcrii,  die  er  im 
lande  vonneinet  aus  anregung^)  der  Babiluiiiscben  huren 
ehnaaetieii,  damit  sich  anch  der  cardinalische  ...  im 
raich  ....*)  mochten.  Dass  dieses  fast  die  vomehmbste 
imache  des  krieges  sei,  zeigt  dieses  schreibendt,  so  Carll 
in  Deutschlandt^) ')  geschrieben. 

Knrtzer  eztract  des  Schreibens,  so  hertzog  Karl  in 

Deutaslandt  hin  und  wieder  geschicket. 
Es  ist  jedermann  bewust,  dass  der  koning  in  Pohlen 
mit  [dem]  antechrist^  dem  bapst,  der  Babilonscben  huren, 
conspiriret  Gottes  vort  2n  yortilgen  und  die  gotteslesterich 
lehre 'fortssnpflantsen,  hette  auch  seinen  anfangk  schon  in 
Schweden  gehabt,  da  er  wider  treu  und  oidt  religionem  zu 
reformiren  sich  unterstanden,  welches  ihm  dan  Gou  lob, 
wie  menniglichen  kundtbahr,  gesteuret.  Hemacber  aber  hette 
er  eben  ta  practiciren  in  Finlandt  angefangen.  Dasselbige 
ihme  auch  nicht  angangen,  folgendts  aber  durch  Lieflandt 
tentiret  und  uns  zu  iiüLturftigcr  gegen  wehr  vorurdachet. 

b)  ihr. 
e)  umag. 
4)  inUl. 

f|      düLH.I  iAIllit. 

1)  Dasd  Deutschland  gemeint  i^t,  ergiebt  sich  aus  der  Auffordc- 
raog  an  »Grafen,  Rittar,  Freie  und  Koeehte%  im  folgeodeu  Extrakte 
des  Sebreibeoa. 

8  r 


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114 


Weil  dao  nun  die  Pohlen  aus  IJellandt  gaotz  und  gabr 
TOijaget  bis  auf  Küga  und  Dunemundü  und  darnach  viel 
guter,  so  mebrentbeik  anbewohnet,  daTon  man  jertich,  wmn 
gnt  poleoey,  so  diesem  lande  alwege  genumgeltr  aageriehtet 

würde,  sein  auskunft*)  haben  konte,  Wan  daji 

nu  grafen,  ritler,  freyen  uod  knechh*.  ^u  <Ji('  y\(iin-che  ljurea 
feindty  Torhaaden,  so  sich  zn  voreuchea  oder  krige  beizu- 
vohnen  gesoimeii,  solche  wollen  sich  anr  drietlicb  anhoro 
gegen  der  Pemov,  oder  da  man  sicli  mit  nnserm  Inger  for- 
halten  wurde,  vorfuegen.  Wir  wollen  einen  jden  na^ 
Standes  gebühr  und  seinem  verUn  nst  wider  mit  gTitem 
nach  lehenrecht  zu  besitzen  oder  mit  notturfügen  under- 
halt  Vorsorgen,  dass  er  nnd  seine  naohkommen  ans  raefameii 
und  daneken  werden. 

Hiraus  kan  ein  jeder  leicht  mercken  und  spuren,  was 
Carolum  in  den  hämisch  gejagt.  Die  andt  r  Ursache  darauf 
er  sich  in  gedachten  schreiben  referiret.  welches  ich  kurtze 
halben  ansgelassen,  ist  dieses,  das  I.  M.  ihren  eidt  zu- 
wider die  Tomembsten  stette  nnd  scbloascor  im  reich 
Schweden  .  .  und  littaaschen  nnd  pohlnischen  gebrancb 
nach  etlichen  personen  zu  starosteien  verliehen,  wie  er  dan 

dis  herliche  awpt  Calmcr  vorlehnet  und  die 

schone  reiche  Stadt  Abaw  in  Finlandt  Clausa  Memming. 

Die  dritte  nrsache  [ist],  das  L  E.  Mtt.  ihren  eidt  zu- 
wider der  cron  Schweden  Harrien  Wirlandt'),  darinnen 
die  Schlosser  und  stette  gelegen  als  nemblich  Weissenstein, 

Keuell,  Narue,  HopseLl|  Weissenburgk,  ♦)  and  nocht 

etliche  ander  henser,  bis  auf  diese  zeit  entzogen  nnd  nicht 
gewinnen  [sie]  wollen,  dan  die  Schweden  I*  K,  M.  nicht  krönen 
wollen,  bis  L  K.  M.  die')  gedachten  Stetten  nnd  Schlosser  der 


•)  flwfMl«  Tk*  odtr  li«ri«a4tr. 

4)  UraiB  WaiML 

p)  lallaaidt 

f)  von- 


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115 


krönen  Schweden  zu  incorporiren  [sichj  mit  eidt  vorpflichtet. 
Naehdem  aber  !•  K.  M.  aus  Sebweden  unrorriobter  aaeben 
samcke  kommen^  hat  er  auf  mittd  nod  wege  getraebtet, 
wie  er  nicht  allein  Herigen  Wirlandt  ),  sondern  auch  Fin- 
landt  dazu  einnehraen  mochte  und  alles  mit  bapstlichen 
pfaffen  und  baucbdiener  des  römischen  antechristes  besetzen, 
die  I.  K.  M.  dan  veidüioben  dazn  angetrieben  mit  ibrer 
TermeiBlen  regal  herettco  non  esae  aeryandam  fidem*  In- 
Bonderbeit  sein  die  redelsAthrem  ber  TiUtsky  biscbof  m 
Ileilsberfi:*' )  und  Georg  Farensbach«),  unter  welchen  der 
ein  beim  bapst  umb  den  segen  zum  krige  heftig  anheldt, 
der  ander  aber  bei  sieb  erboten,  Oorolnm  nicht  allein  ans 
Hangen  nnd  Wierlandt  zn  jagen,  eo[ndem3  anob  ans  Fin- 
landi,  dazn  Ib.  Ko.  M.  Sebweden  zn  bezwingen.  Woranf 
er  sich  aufgemachet  und  sein  brueder  Wilhelm  Fahrenss- 
bacb  mit  drey  hundert  teutsscben  reutern  in  Finlandt  ge- 
sandt)  deeselb  I.  K,  M.  sa  gnte  einzunehmen,  welcbe  aber 
abel  empfangen  wurden,  indem  sie  nicbt  allein  in  die  floecbt 
geschlagen,  sondern  anob  yil  gefangen*). 

Kocht  hat  dieses  oichl  hellen  wollen,  mau  hat  allerley 
practiken  gesucht,  ....*)  dem  Carolum  weiter  zu  vor- 
folgen nnd  die  ehrlichen  jesuiters  einzusetzen,  darauf  der 
Carll  verarsaebet*)  ans  Finlandt')  in  Hartegen  Weyerlandt 
sidi  9»  maefaen,  dasselbige  einsnnebmen  nnd  solcbs  vor 
feindlichen  einfall,  dessen  man  teglich  vermutens,  zu  be- 
schatzen. Welchem  er  dau  auch  leicht  eiubekommun^),  weil 
die  K*  M.  starosten  die  heuser  verlassen  und  sich  davon 
gemaebet^  ansaerbalb  Benell,  das  sie  fast')  ein  jabr  gehalten 


ll'jlsin:'rg. 

e>  Frannsbftch. 

d)  anleMrlicb. 

e)  ODTenirsAchet. 

f )  Von  y«r  bis  SüU  117  «ndu^Haiid. 

g)  fest. 

1)  Herbst  1599. 

^  Aogast  160(1 


8» 


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116 


nnd  auf  entfletzungk  »)  gewartet.  Da  die  aher  nicht  kommen, 
iiaben  sie  sich  Cai-olo  mit  dem  bedingk  ergeben,  bei  ilime 
za  bleiben,  da  die  ehron  Schweden  bleibet,  sintemahloi  sie 
der  chron  Schweden  mit  eide  Tenrandt^).  Nach  einnebmangk 
Harigen  und  Weirlandt  bat  Bich  Carl  in  seinen  grenzen 
verhalten  und  den  einwolmei  n  disseit  der  grenzen  nichts 
einnehmen  lassen,  ja  welcbs  viel  mehr  ist,  auch  galgen 
laasen  anfrichten  anf  den  grensen  mit  diesem  beacheidt^  d» 
jemandt  von  dem  aeinigen  ohne  nrlaub  aicb  nber  die  greosen 
geben  wnrde,  aolte  zur  atnnde  gehenckt  werden.  Hat  also 
Carl  im  geringsten  nicht  im  sinne  gehabt,  sich  iiber  die  grenze 
2a  begeben,  wie  es  den  hernach  eigendiich  Yon  den  gefan- 
genen rittmeiatera  erfbaren,  die  zn  der  zeit  nnd  atandt^) 
bej  im  geweaen  aein.  Bboimeaaigk  bat  aicb  Fameaabaoli 
mit  den  aeinigen  ancb  halten  aollen,  atil  nnd  fried  sein,  ao 

wehre  das  blut])at  wol  verhutet,  oder  aber  da  man  ja  ge- 
dacht hette,  das  landt  einzunehmen,  solte  man  mit  macht 
gekommen  aein  nnd  den  Schweden  davon  gesagt  haben. 
Waa  geachicbt  aber?  Fabmnaabach  fiel  in  nicht  allein  aber 
die  grenze,  sondern  haachet  ancb  Ton  ä&k  seinen  anf,  wie*) 
und  wo  er  knnt. 

Uber  diss  schreibet  er  Carole  zu  die  aller  schimplichsten 
briefe,  nennet  ihn  einen  meiater  [sie]  und  so  fortan,  wo- 
durch er  dan  erbittert  worden,  aicb  nber  die  grenze  ge- 
rn achet,  aein  hell  alda  zu  Toraachen.  Daranf  er  fort  im 
Julie  ao.  1601  vor  Parnow  gerucket dasselb  belagert, 
welches  zimlich  besezet,  denn  Charonokoski  ^)  mit  zwey 
hundert  fuBsknechten  darauf  gelegen,  Sechor  Jeaowiky*)  auch 
[mit]  ao  Tiel,  den  ea  aindt  zimlich  TieU  trappen  daranf  ge- 
weaen, jedoch  ohne  einigea  regiment  Und  iat  das  schloaa 

»)  elnactznngV.   —   t»)   Tinb  Tiindt.   —    c)    w-^lflip  wi*». 

1)  Beval  erklärte  sich  im  April  1600  eaUgiltig  für  KarL  Hiäroe, 
S.  382. 

2)  Vielmehr  im  Herbst  1600. 

4)  Ob    bütV'Ubhubür    und   ünUüätarost    auf    Peroau  Siinoo 
Kocbain8k>-  und  Mivli.  GoleübWwaky? 


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117 


und  die  Stadt  gewaltiglich  provinantiret  gcwe^eu,  das  nach 
eumehnrangk  der  Stadt  UDter  andern  gefonden  worden  mehr 
den  yierzehen  last  gmtse,  dem  herm  Modowski  zogehörigk, 
ueb  viel  kriegenranltion.  Fnr  Pamow  hat  er  zimblich  lang, 

ftßt  vier  Wochen,  gelegen,  ehe  er  etwas  aiiGfefangen,  und 
Tieleicht  verhoflfet,  das  ihme  Farnessbeck  unter  die  äugen 
ziehen  und  sich  mit  ihinc  schlagen  wurde').  Hiezwischen 
haben  die  belagerten  an  Famessbach  geschrieben  mit  bitte 
rie  m  enteetsen.  Der  aber  noch  ein  znaamenknnpft  gehalten 
bei  Helinet.  Weil  solches  alles  die  belagerten  gespuret,  mit 
was  treu  mau  sie  meinte,  und  Carll  mit  macht  daran  wulte, 
haben  sie  sich  mit  dem  beding  ergeben,  dass  sie  alle  wieder 
frey  mnchten  abstehen,  welches  ihnen  dan  zagesagt  worden 
aach  gehalten  y  und  [soll.  Carl]  sie  an  einen  sichern  ordt 
geleit*  u  lassen,  auch  die  obristen  stadtlich  begäbet  hat^). 

Also  Carll  die  wul  geljaute  feshing  einbekommen  und 
der  seinigen  nuhr  zeheu  mann  dar  verloren,  darauf  er  licht- 
lich zu  erachten  gehabt,  wie  es  mit  Lieflandt  gewandt  nnd 
was  trenen  man  sie  meinet.  Ist  auck  so  mntig  dadnrck 
worden,  dass  er  zu  stunde  oder  baldt  hernaher  einnehmen 
Ide^en  Sales,  10  meile  von  Riga,  Gotthartt  Julian  Tiesen- 
huesen  zugehörig.  Hieraus  kau  nun  der  günstiger  leser 
Icchtiglich  erachten,  was  Carll  abermahl  reroraachet  hat 
ins  landi  za  kommen,  nnd  kan  das  mit  Wahrheit  sagen, 
wan  Farenssbach  sich  von  den  schmeheworten  enthalten, 
oder  wenn  er*)  ihm  haldt  im  anfang  unter  äugen  gezogen 
und  nicht  gestattet  Parnow  einzunehmen,  wurde  ev  wol 
im  dem  lande  geblieben  sein,  wie  solches  Carll  Carlseil') 
ansdmcklicben  in  seinem  gefengnnas  ausgesagt  Was 
gwehach  aber?  Da  man  eigentlich  erfuhr  und  merkete, 
was  der  Schwede  im  sinne  hette,  haben  die  starossen,  so 


B\  Tob  bi«r  la  4h  Mhcfft  Httld. 

\)    iliD  an. 

Aiifttii^  October  IGOO. 
^  Karl  KarlsoD  Gyllenbielm. 


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118 


die  furnembsien  heu^^er  ingehabt,  alle  ihr  liaal»  und  gut 
wegkgeiuheret,  auch  bcibrsl  gantz  aus  dem  laude  gezogen, 
sich  Bach  Littowen  und  Pohlen  begeben,  unter  des  die 
heoser  bloss  und  wnste  geUaaen,  so  ohne  das  durch  ihre 
onachtsambkeit*)  vorwnstet,  oder  aber  10  oder  12  personen 
[ziiiiiL'k]gela.^seii.  Ob  dieses  recht,  bekenne  ein  jder  vor- 
meiidiger.  Nochi  gibt  man  [denj  Liflendern  schulde,  daäs 
sie  das  leberleiu  gelressen. 

Nach  eiDnebmoDg  Parnow  und  Sales,  Oberpahlen  und 
Lais'*)  hat  er  sich  an  das  herrlidie  und  vbeste  unuber- 
wiudtliche  haus  Velin  gemachet,  welches  mit  Ungern 
besetzet,  hcrr  Kursei  jung  gehörig,  welches  er  durch 
Yerratherey  der  Ungern  eiubekommeu,  die  ihre  obristen 
erschlagen  und  ihme  die  Testung  aufgeben,  tob  dannen  er 
sich  herumbgelencket  nach  Neyhauss  od«r  Neygardt'X  herrn 
Leniek  (?)*),  itz  Rigischen  stadthalter,  zustendig  ^) Unter- 
des bat  Farunaribacii  bei  UMJO  Lieflender  und  500  Pohlen  auf- 
gebracht, mit  welchen  er  ohne  uuterlass  mit  den  Schweden 
8charmntzeldt>  ihnen*)  auch  oft  and  viel  volokes  «ui  der 
futterong  und  sonsten  abgeechlageni  insonderheit  aber  vor 
Karckhusen,  da  sich  die  Lieflender  wol  gehalten,  fast  zwei 
oder  3000^)  Schweden  erlegt,  auch  Carll  Carlsen  zum  ersten 
mahl  in  die  fluecht  geschiageBi  weiches  [ßo]  augangen: 
Farnussbach  hat  einen  diener,  den  er  vil  vortrauet,  den 
fertiget  er  mit  verheisung  grosser  belohnung  an  Garll,  ob 

b)  Eiifs. 

d)  üeybftiu*  od«r  U*ygu4i. 

e)  mBkM«riieb  (Hiaek  o4er  Baak). 

f )  zntiteiidif  f««»B4i. 

f)  ihm. 

^)  Die  Reiheufolge  Uur  Krobt^ruugeu  wird  vuu  den  Chrouiätea 
vtrseUfideo  gegeben.  De  Thoo  folgt  der  Relatioii,  erwihot  aber  Neu- 
haneen  nicht,  das  aneh  gana  aoBserhalb  der  damale  voo  den  Sehweden 
eiogeecblageoeD  Boute  liegt  Auf  diese  Erwähnung  you  Nenhaosen 
wird  jedoch  spater  (8.  124)  rekurrirt 

S)  Wohl  aar  300. 


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119 


er  im  moebte  an  Enrekhaiiss  locken.   Do  nun  der  dieiier 

zu  Cai  Ii  kumpt,  giebt  er  for,  er  wehr  Farniisbach  eiitlauloD, 
weil  er  üun  nicht  gezahlet  wegen  scmer  langwirdigeu 
dienale,  .  .  gibt  auch  vor,  es  wehre  its  gute  gele- 
genheii  die  festong,  darauf  gewaltig  gross  gut  an  allerlei 
saeben,  einzubekommen.  Darauf  denn  der  bertsogk  Oarll, 
der  solches  alles  glaubet,  seinen  söhn  Carll  Carsell  mit 
5ÜUO0  abgefertiget.    Der  dieiier  führet  sie  durch 

die  walde  bia  fast  an  die  festung,  gibt  yor,  er  wolte 
sofb  scbloss  und  seben,  das  er  moebte  in  [die]  pforte 
kommen,  sengt  aber  zu  Famussbacb,  der  da  nicht  weit 
cia\un  itiit  seinem  vulck,  uberiallcn  die  Schweden  ohne 
Ordnung  und  schiahen  ^ie  so,  dass  weinigk  davon  kommen. 
Solebes  au  rechen  machet  sieb  herzogk  Garll  selbst  auf, 
kompt  Tor  [die]  Testunge,  darauf  Schweden  und  die  be- 
Satzung  wobnen,  so  ans  Schweden  und  Liflandt  gewieben  *), 
fordert  die  auf,  bekompt  aber  bösen  bescheidt.  Darumb 
er  sich  darvor  gelagert  mit  seiner  gantzen  macht,  auch  zn 
attanen  lest  laufen,  da  er  dan  auch  ein  schon  volck  dafür 
Torloren,  weil  sieb  die  Schweden  manlich  gehalten.  Doch 
haben  sie  letalicb,  weil  keine  entsetzung  gewesen,  nicht  aus- 
harren mögen sich  ergeben,  mit  llihender  lahm;  abge- 
zogen. Aufm  hause  hat^)  Carll  einen  grossen  schätz  ge- 
funden an  allerley  munition,  proviant  und  andern,  inson* 
dorbeit  auf  swej  hundert  man  rustnng,  sattel  und  zeumen 
nebenst  allem  snbeborigen ,  das  er  ancb  selber,  Carll,  eu 
Dorpt  bekandl,  ci  wehre  ein  fürst,  hette  aber  sulcheö  zeugk 
nicht  gesehen,  geschweig  dan  gehabt.  Das  hat  Farnuss- 
bach  nur  darumb  ufgelassen,  dass  Garll  sehen  solte,  was 
er  inr  einen  standt  gefoberet  und  kein  soblecfater  man  ge- 

a)  bälter  g^hm, 

b)  BMhUit. 
«)  teUM 

Wohl  nur  fiOO,  ein«  Zahlp  die  aach  de  Thon  giebt. 
^  &Y9ci  6  Finlandla  evocatf  a  Sigisnra&do  Rege  ]oco  impoiiti 
laeraDt.  de  Thon. 


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120 


wesen  wehre,  wie  er  dan  solchefl  selbst  einer  yomehmen 
person  zur  andtwordt  geben,  da  er  gefi  aget,  wammb  daee  er 

nicht  das  schone  gut  bei  Zeiten  vom  hause  bringen  lasfccii. 

Darnach  ist  der  Schwede  von  einer  veätung  in  die 
ander  gexogeui  die  baldt  eingenommeni  weil  die  starosten 
Torlaufen,  die  beuser  wüste  wehren,  aneh  keinen  enteate 
[und]  gegenwebr  zu  vorrnnten.  Den  ob  die  schon  die 
armen  Licfleiider  sich  gewehret,  so  kau  doch  ein  jder  licht- 
lieb  erachten,  was  zwey  tausendt  kegen  zwantzigk  tausendt 
za  rechnen.  Sie  haben  nicht  allein  K.  M.  geechrieben  nmb 
holf,  sondern  auch  die  Httawschen  stende  hirzn  *)  Termahnet, 
letzlich  umb  Gottes  willen  gebeten,  sie  vom  feinde  su 
erretten.  Wa^  aber  iuhi  iiuUT  und  entsHLz  gef'olget,  ist, 
Gott  geclagt,  menniglichen  bewuBt.  Hertzogk  Christoph 
Badziwill,  cronwoiwoda*')  zu  Wilda,  nachdem  er  ein  zeit 
langk  anf  Pirschen  gewesen,  sich  daramb  weinigk  bdLnm- 
mert,  ist  er  baldt  darnach  nach  WÜda  nnd  folgende  nach 
...'■)  auf  seines  sobues  beilager  vorreiset.  Underdes  haben 
die  armen  Lieflender  blut  saufen  müssen,  welches  Gott  ohn 
zweifei  redinen  wirdt.  Vom  konnig  ist  fast  [eben]  solcher 
entsatz  kommen.  Dan  obschon  I.  K.  etzliohe  rotten 
knechte  hingesandt,  das  Lieflandt  Tom  feinde  zn  beechnlzen, 
da  die  hinkommen,  haben  liie  mehr  g<?ranbet.  als  mit  dem 
feinde  zu  thunde  gehabt,  und  obschon  zu  zelten  an  den 
feindt  kommen,  haben  sie  doch  je  und  allewege  die  Deutschen 
Yoman  gestellet  nnd  nur  spectatores  und  zuseher  gewesen, 
welches  entlich  zum  grossen  Widerwillen  und  nmdt  geraihen, 
dags  der  feindt  underdesFcn  die  übrigen  festungen  einbe- 
kommen, kaum  eingcuohmmen,  weil  niemandt  widerBtandt 
gethan.  Den  obwol  ner  oder  funftausendt  Pohlen  bei* 
samen  gewesen  sein,  dennoch  haben  sie  sich  mchts  ange* 
nommen  nnd  also  [das  land]  in  die  ensBerste  not  nnd  aimnt 


a)   si»  hirzn. 
%)  Cronn  Wadft. 
•)  Stow. 


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121 


ge»etBt,  davon  eicb  nicht  getiugsam  sagen*)  ladsen,  sondern 
mit  mannigerley  marter  Deuinrh  und  Undeutsch  gepeiniget, 
sie  gezwungen  zo  bekeuneo  und  ihnen  das  ihrige  zu  weisen, 
vdebee  sie»  sobaidt  es  ansiohtig  worden,  Ton  standt  an 
ihnen  dmaeelbige  genommen,  auch  wol  oft  sie  selber  er* 
tehlagen,  Torgebendo,  der  Schwede  wurde  es  doch  ein- 
nehmen,  wehre  besser  sie  nehmens  als  die  Pohlen  [sie]. 
Darauf  sie  eich  dan  semptlich  gewendet,  Tom  feinde  abge- 
lassen  nnd  sich  gantz  nf  den  raub  begeben,  worans  dan  so 
em  ehelendt  worden,  dass  niemandt  ^  )  irgendt  sicher  gewesen. 
Han  hat  Tomehme  lente  in  ihre  hof  gefallen,  sie  geschlagen, 
fraaen  und  Jungfrauen,  ja  wul  kinder  vor  der  vater  äugen 
gesehendet.  Solohes  alles  hat  müssen  gut  sein.  Ist  aber 
jenandt  gewesen,  der  das  seinige  gedacht  nach  Biga  zu 
fidirea,  der  moste  ee  bei  der  nacht  thnn.  Da  in  aber  jemandt 
begegnet,  ist  ihme  alles  genommen  wordeo.  Ob  das  ein 
öreundt  stucke  sei,  urtheile  ein  frommes  hertzc. 

Insonderheit  hat  aber  Ludewig  Weyer sehr  schendtios 
and  sehrecklich  hansieret  und  so  nnmenschlich  gehandelt, 
das  nur  graoet  davon  an  schreiben.  Bin  Yomebmer  man, 
des  man  biUieh  irmchonet»  da  der  nicht  vergönnet  an  seinem 
weihe  muiwiüen  zu  treiben,  ist  er  gebunden  aufs  bette  "ge- 
worfen, das  weib  auf  ihm  gelebt  und  von  etzlicheu  buben 
gesehendet  worden.  Ob  hirein  zwischen  Tnrcken  [ein]  under* 
Bdieidt  sei,  weiss  ich  nicht.  Nocht  haben  sie  freunde  nnd 
selmtdierTn  sein  wollen. 

Nach  diesem  allen,  weil  sich  die  rohleii  idir  auf 
den  raub  begeben,  überfielen  die  Finnen  und  Lappen  di(^ 

Pohlen  ins  lager  bei  ^)  nicht  weit  von  Sissegall*) 

[unjvorsehens,  schlagen  sie  schendtios,  weil  sie  sich  sn 
rasten  nidit  baldt  vormochten,  dass  ihrer  weinig  davon 

V  jemandt. 

c)  M*-j«r. 

i)  K«iftlL 

•)  SlilMr,  im  licUlf«  HtM  b«l  TkM. 


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122 


kommen  und  fast  in  die  700*)  auf  dem  platz  fanden.  Die 
übrigen  haben  i^lch  hierauf  in  Wenden  als  Ii.  Matthias 

Dempittsky,  Weyer,  heuptmau  und  sonst  andere, 

mit  denen  aach  Farnassbach,  das  spiel ,  wo  es  hinaus 
weite  an[ge]8ehen^.  Der  Schwede  aber  nachdem  er 
Burtneck«),  Heimet**),  Adeel*),  Marienburg  nnd  andere 
heuser  eingenuiüLueü,  schicket  er  ein  volck  mit  ^^'ilhelnl 
Spiegeln  und  Otto  Yiedmgk^j  nach  Wenden,  fast  in  die 
sieben  tausendt  starck.  Die  kommen  auch  am  sontag  gegen 
mittag  vor  Wenden,  ohn  der  Pohlen  wissen.  Denn  ihr 
obrister  Dempinsky  wol  gewnsst,  wie  sie  ^fahren,  das 
feindt  vorhanden,  wurden  sie  davon  laufen  uud  den  i  ugken 
wenden.  Derwegen  sie  der  feindt  aukumpft,  die  ihm  schon 
vor  2wey  oder  3  tagen  bewust,  vorborgen  gehalten,  bis 
das  der  feindt  anter  der  Stadt  manr,  der  dan  anch  fein 
sicher  frey  herzogen,  und  meinten  [die  Schweden],  weil 
kein  wacht  xuriiaiiden,  wehre  auch  kein  voluk.  Schaidt 
aber  der  berr  Dempinsky  der  feindt  ankunpft  vernonmien, 
hat  [er]  ein  larm  lassen  nf  blasen,  in  der  still  sich  eilendt 
gerostet  nnd  sehleonig  heransgefallen,  weidtlich  an  den 
feindt  gesetzet,  sie  zerstreuet  und  in  die  flucht  geschlagen, 
da  den  die  fuessknechte,  derer  bei  2000  gewesen,  sich  wacker 
gewehiet,  die  reater  aber  schendtlich  die  flucht  gegeben 
und  sich  ▼ormeinet  durch  die  fincht  zu  entwischen  des 

a)  nnleserUoh  «iw«:  X«Uwi(. 

b)  wolteo. 
«)  B«flwl«k. 

e)  Adosl. 

»)  12m),    de  Thon. 

2)  Ad  öpectaculum  sedeDtibus  Matthia  Dembimbskio,  Ludovico 
Veiero,  Leoue  Sapia,  Kryskewito,  aliis  cum  ipöo  Farensbakio,  de  Thou. 

<)  Bei  de  Thon  heisst  er  Otto  FelLing,  und  GadeboBch  Jabri».  II, 
2,  228  will  Welling  leaan.  Der  Name  Yiediogk  kehrt  S.  123  in  der 
Relation  wieder.  Viellelolit  iet  an  Otto  ▼.  Yietinghoff  sn  denke«,  der 
L€01  EU  Polen  äberging.  Büme  verlegt  öle  ScUaeht  bei  Wenden 
in  den  Anfang  1601  nnd  nennt  als  eeliwedisehe  Aoföhrer  Marita 
Wraogel  nnd  Johann  Beogteon« 


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12a 


knnftigeü  Unglückes,  den  sob.ildt  sie  auf  dem  ort  des 
dofisee,  welcher  für  der  sUdt  hiuiieist,  kommen,  ist  das 
eis  unter  ihnen  gebrochen,  andt  sind  ihrer  fast  etsliche 
huderty  darunter  etsUehe  beTehliehhaberi  schendtlicsh  umb* 
kommen.  Die  fuesskneohte  aber^  so  sieh  sehre  gewehret, 
sind  alle  uiui)kniuii)en,  weinig  gefangen  genommen,  darunter 
Wilhelm  ;Speigi  und  Otto  Vieding,  beide  rittmeister.  ^ach 
diesem  allen,  weil  die  Fohlen  gesehen,  auch  wol  gewnsst, 
daas  Garll  sich  selbel  wurde  herbeimachen,  die  seinen  su 
rechnen,  haben  sie  sich  nicht  lange  da  wollen  aufhalten, 
und  derwegen  die  burger  im  stedtlin  galir  ausgephuidert 
und  alle  das  ihrige  genommen  und  sich  also  nach  Littawen 
gemacht,  jedoch  unterw^n  zu  Kokenhusen*)*)  nocht  etiliche 
tage  geetriefet 

Der  heir  Dempinsky,  wie  er  gesehen,  daes  er  schendt- 
lieb  von  den  seinen  voriasieu,  hat  er  sich  auch  aus  dem 
felde  gemacht  und  das  iandt  uebenst  den  übrigen  sielten 
und  BchloBsem  dem  feinde  zum  besten  geben,  verheldt  sich 
auch  auf  seinen  heuslin  Febalgen,  yerhoffende,  das  half 
▼om  konnige  ankommen  wurde,  oder  ja  das  sum  weinigsten 
die  vorgemelte  kriegüleute  sich  wenden  wuriieu  mit  i  ai  nass- 
baoh.  Weil  aber  die  Fohlen  unrabt^)  vormerken,  bleiben 
sie  gnhr  aus  und  lassen  ihren  treuen  obristen*')  hinter  sich, 
der  dan  auch  karte  hernach  vom  Schweden  unTorsehens 
nberrasdiet  und  gefangen  worden. 

Weil  dan  nun  den  Schweden  das  irUicke  dtirniasriea  ge- 
fugt, dass  er  nicht  allein  yil  heuser  ohne  besundern  verlust 
einbekommen,  sondern  auch  die  Fohlen  gante  aus  dem  lande 
Teijaget,  hat  er  aloh  in  die  übrigen  heuser  gemaohet  und 
nach  Derpt  yorrucket,  sein  heil  auch  allda  zu  Torsuchen. 
Ist  nun  dahin  kommen  und  [diej  Stadt  rundt  herumb  be- 


V   Ti«ll«icht  aacb :  anrecht  o4»r  unioiKbt. 

^)  de  Theo. 


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124 


laprert.  In  der  stadt  .sein  gewesen  der  Georg  [Schenking,]  ') 
Ileionch  Ramell  und  üermano  Wrangeil,  rittoneister,  Debeost 
etzUohea  PoUeo,  welche  sich  semptUch  wol  gehalten  und 
dem  Schweden  ximlicb  vi!  volck  abgeschlagan.  Als  aber 
der  Schwede  mit  einer  gewaltigen  arckeley  vorsehen  tag 
und  nacht  heftigk  geacliossen,  ctzliclie  tnrme,  auch  ein  gross 
stucken  von  der  maur  niedergeworlen,  und  die  belagerten 
geseheni  dass  kein  trost  oder  entsetzen  vorhanden,  hüben 
sie  sich  ergeben  mnssen.  Die  obristeo  hat  er*)  [seil,  der 
Schwede]  gefenglichen  einsiehen  lassen,  den  bargem  aber 
kein  leidt  gethan,  das  schloss  mit  allem  preiss  gegeben 
seinen  vornembsten  holieuteD^). 

Nach  eroberong  dieser  Stadt  ^)  hat  er  die  andere 

henser  leicht  einbekommen ,  ausBgenommen  Neohanss,  des 
ersüioh  gedacht')  die  sich  wol  gehalten,  nnd  Ronneborch, 
dem  Wesselowsky '^j  huluiarschalk  zugehörig,  welches  die 
Pohlen  eingehabti  das  sie  doch,  sobaldt  er  [seil,  der  SchwedeJ 
nnr  fnrkommen,  ergeben,  die  er  gutlichen  va  gnaden  an- 
genommen, sie  anch  über  [diej  IMena  geleiten  lassen, 
oder  wol  in  dienst  genommen,  wer  nur  Insi  bei  ihm  m 
bleiben  bette. 

Hat  also  Carll  innerhalb  Jahresfrist  gantz  Lieflandt 
eingenommen  wegen  nachlessigkeit  und  tirannej  der  Pohlen, 
dass  also  vom  Jnl\j  bis  anf  fastnacht  nichts  mehr  nbrig 
als  die  henser  an  der  D&na  nemblich  Dnnemnnde,  die  Stadt 

Riga,  Küchkeniiaubcn,  Luisen  und  Eositen,  gantz 

an  der  Muschowitterächen  grentzen  belegen. 

An  die  Rigischen  hat  er  za  nnterscheidlichen  mahlen 
geschrieben  nnd  sie  za  ergebnng  ermahnet,  w^che  ihnen 

a)  aisbt«r. 

Big«  uA  SMfU  ai«  Msk        U  Tkn  iMiMt  mt  Tupatui  . . .  Me»4«B 

StTilittD  «-t  Rigtm  tota  LiTHBlft  VbtB  OpalMlinlaftB. 

c)  WeM«lbowskj. 

d)  SuDebeiu. 

1)  de  Thon. 

Jmuw  ISOl.  Veri^.  Gadebnsoh  II«  2,  2S4  ff. 
*)  8.  118. 


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nur  andtwordt  gegeben,  er  solte  die  ander  heaser  eiDDehman, 
alsdan  wolteii  sie  wol  wissen,  was  sie  thuen  wollen.  Darauf 
er  sich  dan  über  die  Düna  gemacht,  ios  hertzogkthum  eiu- 
gefaUen,  aber  keinen  schaden  gethan,  nnr  die  rigischen 
guter  Torwnstet,  jedooh  nichts  yorbrandt.  Alda  er  aich  dan 
ein  zeit  langk  vorhalten  und  etzliche  seines  krfeges  volcks 
nach  Treiden*)  gesandt,  das  ( in/uiieiimen ,  und  etzliche 
nach  Rositten,  welche  dau  Treiden'')  baldt  ciDgcnolimmeu. 
Auf  Boeitten  ist  gewesen  Matthias'*)  von  Karkofskjr,  des 
bey  SesBwegen  gedacht  warde*)^),  weldier  TÜen  nrotwillen 
im  lande  getrieben,  dieser  aber,  als  er  gesehen,  dass  der 
Schwede  fast  des  gantzen  landes  mechtigk  <^eworden,  anch 
sonder  zweilol  nicht  eher  ruhen  wurde,  bis  er  das  gantse 
laadt  erobert,  schreibet  er  an  Starckbeek,  starosten  aaf 
Lftteen*),  er  hett  fast  bey  zwey  hundert  heydncken  bei* 
samen  nnd  sehe  woll,  was  für  ein  xnstandt  im  lande  wehre, 
vurmanet  derowppren  gedachten  Starckbeek,  er  solte  eihe- 
lende»  zu  ihm  kommen  mit  allen  seinen  volck,  so  wollen 
sie  alda  die  Dentschen,  so  in  der  nachbarschafb  wohneten, 
darunter  yiel  vornehmei  aberfallen,  sie  auch  pinndem  und 
darnach  mit  guter  beute  aus  dem  lande  ziehen.  Starck- 
"beck,  als  ein  christlicher  herr,  schleget  ihm  solches  nicht 
allein  ab,  sondern  vormanet  ihm  auch,  er  soll  solchen  teuf- 
lischen Tomehmen  nicht  staedt  geben,  Qott  wurde  ihm 
strafen,  wo  er  anch  das  spiel  anfienge,  sdureibet  «ach  an 
etzliche  Tentschen,  so  seine  gute  frunde,  entdecket  ihnen 
Karkor»k}[8]  radtschlag,  warnet  sie  für  kunfftigen  ungluck. 
Die  Deutschen,  des  Karkofsky  bubenstucke  wolbewusst, 
machen  sich  in  der  eihl  auf  und  rotten  sich  mit  etaiichen 


\>)  Metia. 
e)  wirdt. 
d)  iim  nüieintii. 

a  iiL 

>)  ad^atarebsignm  AaioiEtoTU  vidnla  pMsidit  piaeflNtt.  deThov. 
VsrgL  RoraworiD,  Kaebr.  0.  d.  Gepohl.  Uiig«ni*Stenibeff  n,  ftOO. 


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126 


panren  zu  hanf,  überfallen  gemelten  Karkofsky  in  der  nacht 

auf  dem  hause,  schlagen  ihm  luit  svoib  und  kiudt  und  alleon 
Yolck  zu  todte,  nehmeu  das  hauss,  ubergebens  dem  Schweden. 

Da  nun  Carll  alles  sein  volck  beisamen  [hat],  machet 
er  sich  den  19«  Martg ')  nach  Kookenhansen,  belagert  das 
heftiglich,  begännet  auch  m  scheissen.  Den  andwn  tagk 
hernach  sindt  gewesen  in  die  vierhundert  man  ohne  die 
burger,  die  sich  dan  aus  anreitzung  ihres  obrisleu  herrn 
Ko8onew[83k7(?) znsamen  vorsehworen,  die  festling  mit 
nichten  ro  geben,  nach  nieht  an  weichen,  bis  man  sie  bei 
den  faessen  beronter  schlepfe,  ist  aneh  der  erste  der  ge> 

schwornen  und  folgents  *),  ein  fursichtiger  kriet^es- 

man,  herr  ^)  und  die  andern  alle  bis  auf  den  ge- 
ringsten'). Diesem  eide  sein  sie  alle  treulich  nachkommen, 
den  sie  sich  redlich  gewehret  nnd  dem  Schweden  einen 
grossen  abbrach  gethan. 

Den  22.  dieses  monats^)  hat  der  Schwede  zu  sturra 
lassen  laufen  auch  den  PolubenBki'^)^)  selbst  erschossen. 
Den  ersten  stürm  haben  die  Polen  ausgehalten,  sich  seher 
gevdiret,  nnd  vil  Schweden  erlegt,  dein  andren  tagk  aber 
sind  die  Schweden  mit  -gewaldt  in  die  stadt  gedrungen, 
worauf  sich  die  Pohlen  ins  schloss  gemachet  und  die  stucke 
mit  sich  genohuimen.  Der  Schwede  aber,  weil  er  grodse 
stucke  gehabt^  hat  er  fast  den  anäern  tagk  die  vorburgk 
gestannel^  dieselbe  auch  eiobekommen,  aber  der  stachen 
nidit  habhaftig  werden  können.  Nachdem  die  Pohlen  ge* 

a)  SchlauasUnkOBskoiliMitf. 

b)  S-n^rbnn  HifinfaVy. 
C)  KorBchbaseukiuski. 

ezeante  Martio.   de  Tliou. 
*)  EouBSowekiiia.  de  Thoo. 

^  de  Thott  nennt  anaeer  dem  Obersten  folgende  Kamen:  Sie- 
aiBlenm  RnhoBkyriakinm,  ezpertae  viitntiB  militem,  Stanrotam,  Girf- 
gansldum  Btalotloanm  Bazohmnm. 

*)  Kelendis  ApriL  oppngnatio  totis  viribos  a  Carolo  faeta,  in 
ee^e  eertamine  Bclepeti  let«  Ipse  KalMmun  Polenhinekinm  ü«na- 
TerbeiaYit,  4e  TImnl 


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127 


sehen,  das  niuiiiie^lich  die  Torbnrg  zu  erhalten,  haben  sie  die 
stucke  mit  redern  iu  die  grafen  geworfen,  auf  eiu  ueues 
sich  YorbundeD^  den  feindt  bia  auf  dan  letzten  mao  wieder» 
Blandt  zu  thun. 

Als  Garll  gesehen,  dasa  er  die  stucke  nicht  bekommen 

mnege  nnd  Tormerket,  das  die  Pohlen  ») 

trewcsen.  hat  er  seinen  trometer  zu  ihnen  gesandt  und  sie 
ermahnet,  abzuziehen  und  die  vcstung  zu  ubergebeüy  die  ihm 
cioch  nicht  entstehen  konte.  Da  sie  solches  theten,  wolte  er 
sie  nicht  aUdn  mit  allen  ihrigen  frey  lassen  abtziehen,  sondern 
noch  dermassen  begaben,  damit  sie  die  zeit  ihres  lebons 
bebalj^^nde  leute  sein  sollen.  Die  Puhlen  aber,  sobaldt  sie 
des  trometers  ansichtig  worden,  haben  sie  ihm  erschossen. 

Unterdes  lag  das  kriegesYolek,  so  ans  Lifflandt  ge* 
tzogen,  anf  der  littowischen  grentae,  Torheret  nnd  ▼orcehret 
alles,  was  vorhanden  wahr.  Der  Schwede  schickede  hier- 
zwi.-clien  hin  und  her  in  Littowen,  zu  besehen,  ob  auch  volk 
vorhanden,  der  etzliche  an  unterscheidtlichen  ortem  g»* 
üuigen  worden*  Unter  andern  wart  enier  gefangen  den 
28.  MartQ  mit  nahmen  Jacob  Kleine,  ein  bnrger  von  der 
Wilda,  der  nach  examinirung  bekandt  nnd  ausgesagt,  das 
er  von  Carolo  aussgesandt  zu  besehen,  wor  das  übrige 
pohlnische  kriegesvolck  und  wie  starck  sie  wehren,  sagt 
auch  dabei,  sobaldt  er  mit  der  relation  wider  kommen 
wehre,  wnrde  Carll  zur  stnnde  in  Littowen  gefallen  sein« 
Perwegen  wirdt  gedachter  Jacob  Kleine  zum  todte  vornr- 
theilet  und  der  köpf  wegk  gerissen,  und  darnach  mennig- 
lich 7.nm  abscheu  gespiest. 

Weil  dieses  alles  im  lande  vorlief  nnd  das  gescbrey 
Tom  Schweden,  welchen  das  gel&ck  gewaltig  fhegde,  hef* 
tich  uberhandt  nahm,  wardt  hirdnrch  in  Littowen  dermassen 
ein  schrecken  den  einwohnem^),  so  nur  an  der  churlen- 


t;  nicht  xa  erlegen  aicM  sa  bnwdta. 


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 128  _ 

disohen  gretttzen  [sie],  eingejagt*},  dasa  meiaiglich  das  seine 
EU  TorlaBsen  and  an  sicber  ordte  sich  zu  bogeben  gedacht, 

welches   dan   auch  weidtlich  au^augen  wehre,    wan  d«^r 
herr  Schissinsky  nicht  gewehret,  der^  )  sich,  sobaldt  er  ge- 
sehen WO  es  hinaus  wolte,  die  flneohtigen  poblnischen  reater, 
derer  nocht  bei  600  beisamen,  mit  grossen  besehwer  snsamen* 
gebracht,  daneben  schleunig  von  seinem  rolck  200  pferdt 
aulgebracht.    Mit  diesem  volck  hat  er  aich  nach  der  Pirseu 
begeben,  welche  stadt  und  schlosB  nur  zwey  meyleu  von 
der  grentzen  und  nor  7  meilen  von  Kackenhausmi  gelegen, 
alda  des  feindes  zn  warten,  des  man  sich  teglich  Yormntet, 
wie  der  Schwede  den  anch  den  3.  dieses  600  man  nach 
Littowen  gesandt  mit  l)Ovehl,  aUhi  zu   plunderu  und  zu 
Streifen,  welche  dan  noch  den  3t >.  [sie]  gantz  frow  über 
die  grentz  kommen,  auoh  alda  etzliche  edelhöfc  nebenst  2 
oder  drie  dorfem  abgebraadt.    Schissinsky,  sobaldt  er 
dessen  berichtet,  hat  er  sich  mit  vier  hundert  man  an^^ 
macht,  ist  ihneu  uuter  äugen  gcLzogen,  vormeinet  Bich  mit 
ihnen  zu  schlagen.    Die  Schweden  oder  Liflender  aber, 
sobaldt  sie  vormerket,  das  Tolck  Torhanden,  haben  sie  sich 
snrag^  begeben,  den[en]  Scbissinskj  anf  den  fness  gefolgeC^ 
aber  nicht  ereihlen  mögen,  ausgenommen  einen,  den  das 
ross  vorwundet.    Denselben  haben  die  kosakeii  irt^fangen 
gebracht,  der  nach  gehaltenen  examen  bekandt,  das  CarM 
mit  16000  man  fdr  Kauckeuhansen  lege,  davon  er  willens 
6000  man  der  besten  m  Litlowen  zn  streifen  abzuftnügen. 
Dadurch  ein  solch  schrecken  in  sie  kommen,  das  man  wol 
in  ein  buxhorn  gekrochen  wehre,  auch  beindt  die  krieges- 
leute,  so  schon  vorhin  aus  Liflandt  gejagt,  ao  forchtsam 
gewesen,  dn^  sie  zur  stunde  sich  packen  wollen,  und  die 
Stadt  [sciL  Birsen]  nebenst  der  veetnng^  danmf  dan  ein 
sehon  arkeley  gewesen,  zn  vorlassen  gedacht.  Doch  hst 
sie  der  herr  Schissinsky  mit  grosser  bitte  und  geschenke 


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129 


fiiit  not  von  der  Üuecht  au^ehalten,  welches  so  vil  ge* 
frommet,  das  der  Sehwede  aneh  ein  furoht')  bekonimen, 
wid  er  geboret,  daa  volek  Torhandeii  und  sieh  Littowen 

genistet.    Den  ihnen  [seil,  den  Polen"]  der  muedt  gewisfle 
wurde  gefallen  aein,  wan  Schissinsky  nicht  wehre  vorhanden 
^weden  mit  dem  weiiiigen  voick  oder  wen  man  die  vor- 
speier  nieht  so  fleisig  aa^fangen,  die  du  dem  Garolo  kundt- 
Nhaft  bringen  selten.    Weil  dan  der  feindt  gesehen^  dass 
er  [in]  Littowen  weinig  frucht  schaffen  wiirde,  hat  er  sein 
cuäerste  vermuegen  an  der  vestung  versuchen  wollen,  der- 
balhen  weil  die  Pohlen  weder  mit  geschenk  nocht  mit  gaben 
sich  weisen  lassen,  ein  ander  an  die  liandt  nehmen  müssen, 
md  mit  nndergraben  gedachte  .  .  .  su  Torsachen,  dass  dan 
«in  crransam  arbeidt  gekostet,  weil  die  vesto  aut  einen  harten 
idä  gebauwet.    Dawieder  sich  dan  [diej  Lieflender  gahr 
bart  gesetxet»  denen  bewnst,  was  an  der  festong  gelegen, 
ohn  welche  Liflandt  mit  nichten  mochte  beschützet  werden. 
Diesen  rath  hat  Oarolns^)  gefolget,  anch  hievon  abgelassen 
und  den  stürm  an  die  haiidt  genohmen,  auch  angefangen 
'ien  26.  dieses  [?]  den  stock  zu  bescheissen  mit  gewaltigen 
stucken  nnd  zu  stnrm  laufen  lassen.    Die  Pohlen  haben 
sieh  wol  gerastet  und  zwei  storm,  so  vil  in  sechs  stunden, 
abgeschlagen.     Den  dritten  stürm  hat  Carl  Selbsten  fx^r- 
8onhch  mit  ansehen  wollen,  auch  das  volck  Belbsten  mit 
seinem  heubtman  Feter  Stolpe^)  und  dem  hertzogeu  zum 
stnnn  angetrieben,  die  dan  anch  getrost  hinangegangen, 
Ukangesehen  das  sich  die  belagerten  gewaldig  gewehret  und 
^1  erleget,  wie  dan  auch  der  berumbte  henptman  Peter 
Stolpe*')  Carole  an  der  Seiten  wegk  geschossen.    Und  hett 
auch  sondern  zweifei  dismahl  Carolus  die  vhestuog  erobert, 
wan  das  unglnck  nicht  wehr  dazu  gekommen,  welches  dan 
strafe  Gottes  gewesen.   Den  indem  etzliche  Ungern 


b)  Carolo. 
MittknL     d.  Ufl.  OMcliichi«.  X?U.  J. 


9 


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ido 


in  dem  *)  kommen  und  dati  loch  was  zu  klein  ge- 
wesen, hinein  zn  schleichen,  hat  Carolas  befohlen  dem 

bachsenmeister  das  loch  wieder  an  machen  ^) 

dadurch  der  tnnn  ^^ts  erschnltert  und  auch  das  volck  in 
dfn  ii;rab(3n  gefallen,  damit  ein  mechtiprer  achade  am  volck 
geschehen.  Dadurch  dan  der*)  Pohlen,  [die]  last  ver- 
Kweifeldty  etzlich  ein  hertz  gefasset»  sich  ermuntert  und  dem 
Sturm  abgesetset  [sicj.  Da  dis  mm  Carl  gesehen,  hat  er 
Yom  starm  abgelassen  vorhoffende,  dass  die  Pohlen  wol 
selbst  nach  lan«rkheit  der  zeit  vorlaufeü  wurden,  weil  nun- 
mehr wegen  der  erschlagenen  und  verwunten  kein  entsatz 
zo  Ytfrmnten,  zum  theil,  dass  er  gedachte,  sie  worden  [mitj 
proniandt  nbel  vorsehen  sein,  nnd  sich  daranf  anch  gants 
ins  feldt  gemacht  und  nach  Darbte  begeben.  Da  sind  die 
engilscben  gesandten  gewesen. 

Tn  der  Stadt  [seil.  KokenhusenJ  hat  er  gelassen  Cbri- 
stoffer  Some^),  einen  bemmbten  kriegsobersten  nebenst 
andern  berehlhabem  sampt  den  800  knechten.  Das  ander 
volck  hat  er  laufen  lassen  nnd  auf  die  andern  henser  ver- 
legt, weil  ihm  die  Lieflend<M  ,  darunter  Johan  Tiesenhausen, 
der  ritterschaftsbauptman,  gewisse  vorsichert,  das  für  Jacobi 
kein  Pohl  ins  land  kommen  wnrde,  nnd  da  sie  ja  kernen, 
wollte  er  sie  wol  abhalten.  Diese  meinnng  aber  hat  sie 
redtlich  betrogen,  sintemahl  nicht  allein  die  Pohlen  vor 
Jacobi^  sondern  im  Majo  kommen  sein,  deren  ankuaft  sie 
mit  schaden  erfuhren. 

Demnach  als  die  belagerten  gesehen,  in  wss  angst  nnd 
not  sie  gewesen,  haben  sie  an  den  herm  Schissinsky,  henpt- 
man  auf  Perschien  geschrieben,  umb  Gottes  willen  sie  zu 
entsetzen  gebeten,  das  ihm  dan  uumuegiich  gewesen  sowoi 


b)  dshtr  dan  allrafl^eli  mf  dm  tam  dvnn  dur  tefcr  riteht  (?)  den  *oll  Inllf | 

c)  die. 

d)  Hcbaum. 


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131 


wegen  dec»  geringen  voickes  als  wegen  der  strdme*),  die 
alle  offien  wehren.  Den  23.  Aprilis  aber  kompt  ein  sclurie« 
bendt  TOB  den  belagerten,  darin  sie  anzeigeii,  dass  Carl  in 
dem  felde  und  sie  in  grosser  noth  wef^n  wasseni,  bitten 
derhalben  um  enlsetzun^^,  dass  er  mochte  innerhalb  sechs 
oder  8  tagen  kommen,  wo  nicht,  so  wurden  sie  gezwungen, 
die  Teatung  zn  Torlasmi  die  sie  so  lange  mit  ehren  ge* 
halten.  Hiranf  hat  sich  der  Sohissinsky  knrta  und  gat  be> 
dacht  und  sich  mit  yiet  fahnen,  darunter  800  pferde,  unge- 
achtet der  trfifähr  den  wasners,  das  sich  fast  in  dor  zeit 
ergossen,  hinubergemacht  und  ^ich  so  mutig  erzeigt,  dass  er 
nher  den  andern  flness,  die  Mnmmel  genandt»  konmien, 
welcher  floess  SemgaUen^)  nnd  Littowen  scheidet,  nnd  als 
das  kriegesvoick  einen  scheu  gehabt,  hinüber  za  setzen  wegen 
mang^elung  der  böthe  und  der  fluess  zimlicb  breit,  hat  er 
selbst  zum  ersten  durchgesetzet  in  voller  rostung,  den  dan 
alle  kriegslente  gefolget.  Als  er  nn  zn  Semgalis  konmien, 
hat  er  znr  stondt  sdnem  nnterhabenden  kriegsvolk  das 
landt  preise  jregeben,  weil  er  fast  einen  grossen  hass  anf 
hertzogk  Fried erich  Lette.  L>araui  das  kriegesvolck  iiu  fort- 
ziehen einen  mechtigen  schaden  gethan,  den  sie  nicht  allein 
beide,  panren  nnd  Dentzsohe,  in  ihre  henser  nnd  höfe  ge* 
faOen,  die  geplnndert,  ihnen  alle  das  ihrige  genommen, 
riondern  auch  wol  jrantz  abgebrandt,  sowol  die  T^nitschen, 
wohr  sie  nuhr  dazu  kommen,  nieder  gehauen,  wie  er  dan 
anch  10  oder  12  pcrsonen,  so  er  bei  Kockenhansen  er* 
haschet,  erbärmlich  hat  nmbringen  lassen,  indem  er  sie 
lebendig  spieasen  lassen  nnd  die  spiesse  recht  gegen  die 
veste  aufgerichtet,  da  dan  etzliche  zu  zwei  stunden,  ja  wol 
lenger  gelebet  und  sich  gemartert.  Von  Kockenhauäen, 
weil  er  gesehen,  das  da  ubel  durchzukommen  wegen  des 
strengen  wassers,  hat  er  sich  3  meilen  hinunter  gelassen  in 
ein  stedlein  I.  fl.      bertzogen  in  Churlandt  nnd  Semgaln 

b)  äftingellit«. 


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133 


zugehörig,  da  er  dan  mit  [den]  bürgern  das  gahraus  e;e- 
spielety  aucli  mr  stundt  etsiiche  boltserne  beoser  abgerisseiiy 
sie  snsamea  knöpfen  lassen,  sich  also  neben  der  Dnnaw 
gemacht^  denn  ibm  einer  Tom  adel,  genandt  Otto  Remling, 

mit  etzlichen  pauren  wiederstandt  zu  thuen  vormeinet.  Weil 
er  [seil.  RemlingJ  aber  gesehen,  das  er  zu  schwach,  hat  er 
sioh  eilends  davon  gemacht,  sioh  in  einen  tiefen  waldt 
begeben  und  alda  Torborgen  gehalten,  anoh  eilendt  ein 
paaren,  den  er  Tertranwet,  nach  Kockenhansen  mit  schreiben 
zum  herrn  hingesandt,  d  i^t  in  er  vormeldet,  dass  Pohlen 
verhanden,  die  sich  gedenken  über  die  Dunaw  zu  l)egeben. 
Bittet  derwegen,  dass  er  mnohte  etsliche  rotte  imechte 
senden,  der  Pohlen  nberfardt  sn  wehren.  Der  panr  aber 
Tergist  bald  seiner  treu,  die  er  seinem  herm  schuldig, 
(:wie  dan  die  paur  im  lande  von  natur  zum  bösen  geneiget:) 
begibt  sich  zum  pohlniächcn  kriegesvolck,  uberreicht  dem 
herm  Sciussiosky  den  brief,  erbietet*)  sich  auch,  man  solte 
ihm  etxliehe  kriegesleato  znordnen,  so  volto  er  baldt  Beinen 
herm  gefangen  bringen,  wie  dan  auch  seinen  begehr  nach 
Otto  Ilorstenk)  mit  15  pf.  ihm  zugeordnet  worden,  die  ihme 
KemlingJ  auch  gegen  abendt  gebracht,  der  dan  von 
stnndt  an  durch  den  hencker  examiniret,  aber  nichts  be- 
kandt  and  folgendes  aufm  morgen  nmb  7  nhr  denn  30. 
dieses  auch  gespieset  worden. 

DiiMiif  sich  dan  Bchispinsky  weil  er  glücklichen  über 
die  Dunaw  kommen  mit  fliegenden  tahnen  unter  [die]  vestung 
Koiikenhnsen  begeben  den  1.  May,  dessen  sich  die  bela- 
gerten Pohlen  im  stock  yon  hertsen  freneten,  weil  sie 
3  tage  nicht  ein  tropfen  wasser  gehabt,  Torhoffen  nnhr 
dermahiein»  der  beächwerlichen  belagerung  hiedurch  abzu- 
kommen. 

Indem  Schissinsky  rahtechlaget,  was  hirin  an  thond, 
kompt  botschail,  dass  Johan  Tiesenhaosen  nnd  Georg 


ft)  ergi«bt. 


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133 


von  KoseD*)')  proviant  den  belagerten')  zozubrmgen  be- 
daciii.  IMeflem  Toniikoiiiiiien  begiebt  [siob  j  der  Sehissiusky 
mal  allem  Yolck  ibnen  entg^en,  treffen  sie  «neb  nicbt  weit 
Tom  Stookmansbofe  an,  da  sie')  etzlicbe  tafie  ibrem  brancb 

nach  gesoffen.  Welche  dan  gaDtz  sicher  daher  zogen,  als 
sie  dessen^)  gewiss  [waren],  dass  kein  Pohl  vor  Jacobi 
konnneii  worde.  Mit  diesen  [bejgannten  die  Pohlen  zu 
eeharmmtiokiy  wiirdeD  anf  beiden  Seiten  [etiliobe']  erscblagen, 
auch  etzliche  gefangen,  darunter  einer  Ton  adel  Otto  Snder- 
brök.  Die  andern  weil  sie  der  Fühlen  menpre  nahen,  auch 
licbiUcb  exaciiten  können,  dass  60  gegen  tiOO  weinig  aas- 
nebten  wurden,  haben  sie  die  proTiant  mit  allem  zuge- 
hörigen stebmi  laaeen,  den  mgken  gekeret  and  sieb  auf 
[die  flucht]  begeben,  denen  die  Pohlen  auch  nicht  weit  ge- 
folget, sondern  sich  zur  stunde  auf  die  phmderei,  darza 
das  volk  sehr  gut,  geleget,  worüber  sie  sich  erzürnet,  auch 
eteiicb  unter  eicb  an^eopfert.  Die  Pohlen  haben  diamahl 
eine  erUcbe  beute  gekrieget,  beides  an  proviant  und  ander 
gezeugk.  Insonderheit  haben  sie  bekommen  Julian  Tiesen- 
hangen  sein  sielbergeschir,  auch  etzÜch  gelder,  Albrecht 
jpreiäendorpff  zugehörig,  ist  also  durch  ihre^)  naohlesaigkeit 
und  sßhandloseB  saufen^)  denen  sie  obgelegen,  die  Stadt 
Kockenbansen  nnproviantiret  geplieben,  dadnreb  denn  so 
ein  hunger  in  der  Stadt  yembreachet,  dass  sie  etzliche  nicht 
alb'in  das  leder  oder  beute,  sondern,  welches  abscheulich 
ist  anzuhören,  auch  hunde  und  katzen  gefressen. 

Hack  diesem  erlangten  siege  ist  [das]  litfcowiscbe 
kri^gesYolek  sehr  mntig  worden,  weit  und  breit  nm  sich 


1)  de  Thon  oeoDt  ibo  BesentiB,  äiüme  —  Bosen,  Gadebnaeh  — 

s)  d.  h.  den  nun  von  den  Pokü  SiAsioBkys  amsteUteo  Schweden 

in  der  Sttult  Kokenbueien. 

d.  b.  TieeenhaaBen  and  iioseu. 


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134 

gestreifet  uad  darauf  für  die  Stadt  gelegen,  mit  denen 
denn  aosser  der  Stadt  oft  sehr  acshumatz^t,  am*)  aie  QOter 
das  geschntc  [zu]  loeken. 

Da  nun  Schligsinskys  [rühm]  in  Littowen  alIenthalb(>Q 
erschollen,  hat  sich  daa  volk  bei  häufen  aulgemachfc  und 
hiater[her]  nach  Lifland  begeben,  einestbeils  dem  krieg 
beümwohnen,  einetheite  wegen  der  ranberei.  Hertcog 
Christoph  Ratrovill  hat  inswischen  das  littawsehe  kriegee- 
volck  zu  Ampten,  welclies  er  hin  und  her  aufgebracht,  ge- 
mustert, deren  fast  in  die  tj<XX)^)  gewesen,  damit  er  sich 
anch  personlich  zu  Lieflandt  nach  Kockenhunsen  begeben, 
den  12.  May  sich  lassen  abersetzen  und  zam  hellen  hänfen 
gestossen.  Zn  diesem  [sind]  die  rasigen,  300  dentssehe 
knechte  mit  etzlichen  grossen  geschutze  konimen,  das  also 
um  diese  zeit  des  litto wischen  kriegsvolckes  12000  streit- 
bahre mann  befunden  ohne  den  tross  und  lumpengesindtlein, 
dess^  zwei  mahl  so  tiI  geweseni  dadnreh  das  lager  der- 
massen  ein  ansehen  bekommen,  als  ob  sie  100000  man  strarck 
gewesen.  Mit  diesem  kriegesheer  ist  die  Stadt  Kochken- 
hausen belagert  worden. 

Den  neuenzehenden  dieses  [Mai]  hat  man  die  Stadt  zu 
bescheissen  angefangen,  woranf  dan  die  belagerten  nicht  ^) 
geben,  sintemahl  sie  sich  dermassen  beschantzen,  [dass], 
wen  man  schon  ein  jähr  und  tagk  dafür  geschossen,  ihnen 
doch  nicht  hette*^)  schaden  können.  Zu  dem  haben  die 
belagerten  Schweden  oft  von  hertzen  gewnnschet,  das  die 
Pohlen  zum  stnrm  laufen  mnchten,  ihnen  anch  oft  Ursache 
geben,  letzlich  auch  ein  stuck  von  der  maner  beim  closter 
gutwillig  selbst  abgeworfen,  auch  ihnen  einen**)  buchse- 
meister  herausgesandt,  der  ihnen,  wohr  die  mauer  am 

a>  and 

b)  iSuHt.   de  Thon  giebt  tiuOU  aiu 
d)  Peimgen. 

1)  Vielleirht  ist  zu  le^en:  nichts  gebeo.  Bei  de  Tiioa  heisst  es: 
praefectae  praeaidio  mhil  a  vi  metaebftt 


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135 


schwechBten,  zeigen  solle.  Den  weil  herr  Some*)  gesehen, 
das  weiiiigk  proviant  in  der  stadt  mehr  übrig,  auch  den 

Litlowen  Im  felde  viel  ku  schwach,  gedachte  er  ^) 

hat  sich  aoch  hierauf  mit  der  jegenwehr  ahi  sein  an  balcken, 
prechkrentzen,  schlagkuegehi  und  dergleichen  Hachen  hirzu 
deinlich,  dermaBsen  gefast  gemacht,  das  der  Littower,  da 
sie  znm  storro  gelaufen^  weinigk  davon  worden  gekommen 
Insonderheit  hat  gedachter  Christoph  Some*)  aaf 
me  sonderliche  krieges  manir  siben  thnnn  Schwefel  und 
ander  leicht  .  .  .  .  )  materia,  darin  zu  300  oder  400  schlagk- 
kugeieo,  zurichten  und  auf  wippin  stellen  lassen,  damit  sie 
leicht  unter  das  vorlanfende  volck  konte  herabgeworfen 
werden.  Es  haben  aber  die  Littowen  mit  niditen  an  den 
etnrm  gewoldt,  entweder  das  ihnen  yor  schlege  gegranwet 
oder  weil  dem  feldtobristen  der  hundt  auf  den  taschen  ge- 
sessen, der  mit  dem  iaufgelde,  so  den  knechten  gebuheret, 
nicht  berans  gewoldt,  oder  dass  sie  vormeinety  weil  ihnen 
bewnst,  das  kein  proTiant  in  der  Stadt  Torhanden,  sie  aus- 
snhungern. 

Hierzwiöchen  weil  Carl  Carlselleu  kinid^ichaft  bekommen 
von  den  seinigen,  das  die  Pohlen  Johan  Tiesenhausen  die 
proniant  abgejagt  nnd  sich  für  die  Stadt  gelagert*^)  und  die 
belagerten  ganta  nbel  mit  proniant  Tersehen,  hat  er  bei 
sich  beschlossen,  sie  sn  entsetzen  oder  ja  zum  wenigsten 
proniant  zuzuschantzen,  jedoch  licbtlicht  erachten  kunnen, 
daaa  solches  von  der  Fohlen  vleiaige  aufsieht  schwerlich 
angehen  wurde.  Hat  derwegen  einen  andern  wegk  an  die 
ha&dt  nelunen  müssen  und  hirauf  etcliohe  kane  oder  ....*) 
mit  proviant  füllen  und  auf  die  Düna  nach  Kockenhuesen 
laufen  lassen.  Damit  es  aber  von  die  Pohlen  nicht  vor- 
merket wurde,  ist  er  mit  600  man  des  weges  von  Erla') 

ft)  SekaniB. 

h)  tn  h%m»A»A  «ttd  die  ineoliU  x«  bitngw. 

c)  rotier. 

•)  nnlMerll^ 
t)  SiU. 


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136 


nach  dem  lager  vorrücket,  derer  er  300  in  einen  morast 
zom  hinteriialdt  vorötecket,  mit  den  aodem  300  aber  hicii 
den  Fohlen  erzeiget,  die  den  sobaldt  sie  des  feindes  an- 
siohtig  mit  aller  macht  sngeeeteet»  daas  «iiiem  rohmobr  nieht 
nngeleieh  sähe  imd  ein  ider  som  streit  der  erste  sein  wolte, 
iiioch  hat  man  den  herrn  Lisskowizen  den  vorzugk  gegnniiet, 
der  den  ieindt  mit  400  mau  uachgefolget.  Der  leindt  kehret 
baldt  den  rugken,  damit  er  nuhr  die  Pohlen  weidt  vom 
lager  locken  wollen,  das  ihme  dan  weidtlich  angegangeiu 
Denn  ipdem  die  Pohlen  ihn  so  heftig  vnd  begirlich  nach- 
Betzeii.  brechen  die  im  hinderhaldt  herfui,  umbringen  die 
Pohlen  und  ächluegen  sie  so  unverschampt,  das  nuhr  ein 
rittmeister  Simasko  genandt  von  den  vierhnndert  znrngke 
gekommen,  der  doch  wandt  nnd  baldt  darnach  gestorben. 
Hirzwischen  sein  zwei  kane  mit  proTiant  an  die  Stadt 
kommen  und  eilen  dt  hereins:ebracht  worden,  die  andern 
kommen  den  Pohlen  in  die  hende. 

Dieser  schimpf  hat  herUog  Christoph,  woywoden  sor 
Wilda,  nnd  den  andern  littowischen  Stenden  seher  wehe 
gethan,  darumb  auch  eilends  der  her  Sdiissinsky  mit  tansendt 
man  reutern  und  luesknechteu  den  Schweden  zu  verfolgen 
ausgesandt,  der  dan  auch  Carl  Carlsen  auf  den  fues  nacb- 
gefolget  und  unter[wegs3  einen  paaren  angetroffen,  der  ihm 
berichtet,  dass  der  feindt  [bei]  Erla')  Hege,  wie  man  den 
in  der  thadt  also  befanden.  Denn  weil  Carl  Garlsra  nnr 
diesen  sieg  erlangt,  hat  er  gemeinet,  es  habe  keine  not 
mehr,  der  Fohle  wurde  im  nicht  nachziehen,  legen  sich  hir 
auf  fein  sicher  nnter  das  schloss,  fangen  anch  ein  zimlich 
panckett  an,  fressen  nnd  saufen  von  freien  stoecken^). 
Wie  sie  aber  am  besten  gesoffen^  werden  sie  yon  Schissinskj 
vorstorret,  der  da  mit  seinen  1000*^)  mau  ihnen  freidig 
unter  äugen  gezogen.  Der  Schwede  sobalde  sie  des  feindes 


a)  Eberl». 

b)  Btrekco. 

c)  100. 


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137 


ansichtig  werden,  haben  sie  das  geseufe  voilarisen  und  zur 
wehr  gegriSeUj  sich  mit  denen  Littowen  begunnen")  zu 
schlagen,  auch  ihrer  ein  gut  theil  erl«gt.  Carl  Garlaen  aber, 
sobaldt  er  gesehen,  das  die  Pohlen  freudig  daran  gesetzet, 
hat  er  anstatt  der  Btandhaftigkeit  ein  hasenhertz  bekommen 
und  sich  auf  die  schandtlose  flucht  [be]geben,  sein  voick 
vorlassen  und  sich  aufs  haus  gemacht.  Die  TeutBcheUi  ob 
sie  sich  schon  gahr  wol  und  ein  zeit  langk  tapfer  gewefareti 
auch  tU  Idttowen  erschlagen  und  vorwundet,  doch  veil 
das  beupt  davon  und  der  beruuibte  heldi  tabiaii  Tiesen- 
hauss  von  einem  Fohlen  mit  der  copey  durch  und  durch 
gestochen,  haben  sie  das  lager  gantz  und  gahr  vorlassen, 
sich  auf  die  flucht  gemachet^  dayon  gelaufen,  etsliche  haben 
sich  in  die  riegen^),  dareinen  man  im  lande  das  kohm 
treugt,  begeben,  und  heraun  grau.^^am  gewehret,  auch  vil 
Fohlen  erlegt,  seindt  aber  letzlich  von  den  Littowen  über- 
mannet und  mit  rigen  und  allen  vorbrandt  worden,  dass 
also  die  lattowem  dasmahl  an  den  Schweden  gerechet  und 
den  erüttenett  schaden  ihn  wider  zu  haus  gebracht.  Zu 
dem  sein  die  Schwedeu  in  die  flucht  geschlagen  und  dag 
lager  mit  allem  zeuge  einbekommen^  darein  öchone  Sachen 
gewesen.  Jedoch  sein  der  Teutsohen  nur  17  oder  18  an- 
sehenliche Personen,  darunter  drei  Liflendische  vom  adel, 
Fabian  Tiesenhausen,  Johan  Siesswegen  und  nocht  einer, 
umbkunimen.  Littoweu  und  Pohlen  sein  fast  300  auf  dem 
platz  geblieben  und  vil  vorwundt,  davon  nuhn  vil  ge- 
storben. An  das  haus^»  &n  welchen  nichts  besonders, 
hett  sich  Schissinsky  nicht  machen  wollen,  das  doch  wueste 
gewesen.  Der  Carl  Carlsen  in  der  nacht  dsTon  gezogen 
und  nur  ueuu  pcrson  darauf  gelassen.  Sissinsky^)  [hat] 
sieh  mit  grosaem  triumph  nach  dem  lager  begeben,  da  er 


Kria. 


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las 

dan  auch  mit  ireudeu  emp£aogea  imd  sich  einen  grossen 
nahmen  dadorch  gemacht. 

HirzwiachMi  vorheret  und  vonehret  das  littowisehe 
ki'iegsvoick  das  ehelende  Lieflandt  gante  nnd  gabr,  be- 
raubet sonder*)  fuegen  auch  beide  von  adel  und  unaJei^), 
brachten  sie  nach  dem  lager,  legten  ihnen  viel  höhn  und 
spoti  an  nnd  übergeben  sie  letalich  dem  henoker  ohne 
einige  nhrsache,  nnd  dar  nnr  jemands  vornehm  gewesen, 
hat  er  ohne  gnade  müssen  lebendig  gespiest  werden,  dass 
auch  fast  keiu  uigk  vorbei  gegangen,  das  man  nicht  aolte 
unschuldig  christlich  bluei  vorgossen  haben.  Ob  dieses 
nttgerochen  hingehen  wirdt,  wirdi  die  zeit  wol  geben. 

Scheissinsky  weil  er  gesehen,  das  das  glnck  uf  seiner 
selten,  gibt  er  sieb  femer  ine  landt,  raubt  nnd  brendt  ond 
schleget  todt.  was  ihm  vuikuiupi.  begihi  sich  auf  dieses 
auch  bis  unter  Suntzell  12  meilen  von  Kochenhausen,  welches 
simblich  befestiget.  Der  hanpt  Tom  achloBS,  sobaldt  er  dee 
Pohlen  «nknnft  yemommen,  hat  er  das  bans  angeenndet, 
sich  davon  gemacht,  auf  welchem  etiliche  franwen  und 
Junglrauwen  vorbrandt  wurden,  und  Scbeisj^insky  das  haus 
ohn  ein  einig  schwerdtöchlag  bekommen,  auch  noch  andre 
henser  mehr,  Georgenberk  Nittow  [und]  Lemboig  nnd  sich 
also  nach  dem  lager  znrucke  gemacht. 

Hirzwischen  weil  der  Leif  lender  gesehen,  in  was  angst 
sie  gerathen,  wo  die  Littowen  da-s  regiment  erhalten  wurden, 
haben  sie  bei  lOOU  man  zusamen  geschlagen,  zu  welchen 
Carl  Garisen  mit  1000  fuesknechten  nnd  IdOO  renter  ge- 
stossen,  sich  damit  nach  Kochenhansen  begeben,  dasadbe, 
das  nun  fast  eteliche  wochen  yon  den  Pohlen  belagert, 
darauf  ein  schrecklii  h  hunger  wie  zuvor  eingerissen,  zu  ent- 
setzen. Seint  auch  mit  hellen  lauf  ein  meil  wegcä  von 
Kochenhansen  ankommen  den  12.  Jnnij  nnd  folgents  den 

a)  -oDd^rn 

b)  tmadel  au! 

Jurgeuebarg. 


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139 


dee  morgens  frue  8eiD[i  sie]  naher  genicket  und  nicht 
weit  Ton  ihm  ihr  lager  aufgeschlagen.  Das  littowische 
kriegsTolck  als  das  schon  den  tagk  znvor  des  feundes  an- 

kunft  kundtschaft  bckommeu,  hette  sich  schon  frue  ge- 
wapenet,  auch  sich  selbst  gleich  dea  tagk  ins  l'eldt  begeben, 
des  feindes  m  warton.  Da  sie  aber  ▼emommen,  das  er 
den  w^k  Ton  Persdiohn  her  kommen,  auch  scUeunigk  eine 
wagenbnrgk  geschlagen,  haben  sie  mnssen  still  stehen  und 
mit  vorwiinderung  dem  spil  zusehen,  wo  es  hinaus  wolte. 
In  dem  begeben  sich  etwa  100  deutsche  pferde  aus  dem 
borglager,  das  sie  mit  langen  spiessen  vol  rorwahret, 
Selzen  anch  mit  Terhengton  sanm  anf  die  Pohlen,  scheissen 
andb  etsllche  Ton  ihnen,  die  dan  wieder  mit  gewaldt  auf 
die  teutschen  reuter  mit  ihren  schonen  tuerckenschen  rossen 
(irungen.  Aber  ihnen  bekam  der  marcket  [sie]  ubel,  den 
die  Teatechen,  so  baldt  sie  gesehen,  das  die  Pohlen  ihnen 
naefaeileten,  begaben  sie  sich  in  die  wagenbnrgk,  und  blieben 
die  Pohlen,  die  ihn  streitig  nachsetzten,  etzliche  auf  den 
?|iiesgeri,  insonderheit  vil  rosfl  rausteu  zuruckeweichen. 
Hernach  fast  umb  7  uhr  wurden  beide  schlachtordenung 
gestellet.  Hermann  Wrangel*)  mit  den  Derptschen,  deren 
nttmeister  er  wahr,  hatt  den  ersten  angriff,  [ihm  folgton 
Oeorg  Krüdener  auf  Rosenbeck  mit  den  pernauschen  und 
weüdeuöclien  fahnen.  Auch  die  Pohlen  ordneten  sich  zum 
kämpfe]^)  und  hette  des  woywoden  von  der  Wilda  söhn, 
hertzogk  Heinrich  Batznill  den  vorznegk,  nachdem  er  des 
Taterbmdem  söhn  Georg  Ratzuill  nnd  des  woywoden  Ton 
Trocken  schwartze  fahne  zugeordnet  wardt.  im  ersten 
aügriß*  hielten  sich  die  Teutschen  wol,  trieben  die  Littowen 
iiast  drei  meilen  in  die  fluecht,  kamen  ihnen  fast  zu  nahe. 


M  Dlt  mtipi«clMBd«  8toU«  in  Teste  i*t  MtMm  i«k  w  kwranpixt»  dam  il« 
^  ftt  Bieht  «AcUich  wiedergeben  llait 

^)  16.  Jnni.  de  Thou.  Diese  Angabe  stimmt  mit  der  unten  S.  144 
g«g«beoeB,  das«  die  Uebergab«  Kokeohoam  »m  17.  Jam  stattfand. 


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140 


dass  sie  etzliche  pohlnische  stucke  vornagelten.  SchigFiDr^ky 
aber,  dessen  .  .  oft  gedacht,  wahr  aui  der  selten  gegea 
das  sehwediBche  faeaaYolck  geordeneti  hielt  sich  auoh  wol, 
weicht  auch  nicht  einen  fness  breit,  nnangefiehen,  das  die 
schwedischen  mascatirer  viel  der  seinen  erlegten.  Carl 
Kotzküwitz  aber,  weil  er  wab,  whu  biüauri  wolle,  machet 
sich  schleunigk  auf,  komt  mit  seinem  volk  den  fliehenden 
za  haUf  zwinget  sie  mit  gut  und  btts  anzogreilen  nnd 
setset  selbst  mit  frenden  an  die  beiden  lieflendischen  fahnen, 
die  sich  dann  ritterlich  hielten,  als  wol  wüsten,  dass  es 
umb  sie  zu  iliunde,  und  all  der  Fohlen  erlegt,  dass  [man] 
mit  Wahrheit  sagen  muss,  who  ein  Teotscher  fiel,  wol  drei 
oder  vier  Poien  haar  lassen  nnissen.  Carl  Carlsen  bette 
birswisoben  sieben  fabnen  sebwedisebe  renter,  mit  denen 
er  den  beiden  iahnen  hi\V\\r  soll  zu  huU  kommen  sein. 
Aber  da  er  vernohmmen,  dass  die  i^ohien  mit  macht  an[gej- 
setzet  nnd  na  mehr  mit  frischen  volck  den  andern  zn  bulf 
kommen,  bat  ehr  seine  kriegeskonst  nebenst  einem  ebr« 
liehen  bertzen  sehen  ^)  lassen,  indem  er  sein  volk  mit  diesen 
wurieii  vormanet  „wer  laufen  kan,  der  lauf",  sich  auch 
darauf  am  ersten  in  die  flucht  begeben,  dem  seine  sieben 
fahnen  renter,  die^)  mit  hasenhertzen  begäbet»  gefolgei 
ond  nicht  ein|mal]  losgesehossen  haben,  also  die  fnss- 
knecbte  mit  den  beiden  fahnen  im  stieb  gelassen,  die  sich 
dan  wie  cremeUlt  ritterlich  gewehret,  aucli  nicht  ein  schritt 
gewichen,  aondern  ihr  bludt  wegen  ihres  Vaterlandes  ehr- 
lichen vergossen  nnd  ist  dis  merklich»  das  die  Tentschen 
so  erbittert  gewesen  anf  die  Pohlen  wegen  ihren  tirannei, 
dass  [ob]  sie  schon  gesehen,  das  ihr  fenderich  erschossen, 
die  fahne  gelegen,  auch  vuu  einem  pohlnischen  fhssknecht 
aufgehoben  worden,  hat  [ein]  renter  sein  roös  laufen  lassen, 
sich  herunter  gesetzet  und  zu  fnees  den  Pohlen  nmbgebracht, 

a)  uulesf-rli  h. 

b)  die  iliui». 

')  vielleicht;  etebeii? 


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141 


die  fahne  herauBgeri^p^ni  und  das  voick  wieder  ermahnet. 
Derer  zwar  weinigk  haben  sich  doch  gevandt,  dennassen 
tedtlich  mit  den  Pohlen  schannntEelt,  dass  sie  fast  mehr 
PoUen  erleget  den  zn^or,  bte  so  lange  sie  gahr  ausge- 

trieben,  der*)  fenderich  der  fabnen  wider  erschlagen.  Den 
flidiendea  sein  die  Pohlen  wider  befolget  und  ihrer  vil 
eraehlagen.  Doch  weil  die  fnessknechte  der  Schweden  noch 
Torhanden,  haben  sie  wider  an  das  ihessvolek  gesetzet, 
mit  denen  sie  fast  den  gantsen  tagfc  zugebracht,  ehe  man 
sie  umbzubringen  vormocht,  weil  sie  sich  heftig  gewehret, 
auch  vil  TOD  den  Lettowen  umbbracht. 

Damit  der  leser  magk  sehen,  was  an  den  schwedischen 
knechten,  kan  ich  nicht  nmbgangk  haben  eines  schwedischen 
rittmeisters  zu  gedencken,  der  nachdem*)  er  gesehen,  das 
?piD  volck  gantz  in  die  fiuecht  geschlagen,  auch  wol  ln-iiu 
mögen  davon  kommen,  bat  doch  wollen  ehrlich  sterben, 
denn  sehandtlosen  fliehen,  begibt  sich  darauf  in  die  wagen- 
bnrgk,  die  nun  gante  wneste  liegt,  setzet  sich  zwischen  die 
wagen,  Bcheu«t  auf  die  Pohlen,  das  sie  ungesegnet  von  den 
pferden  itommen.    Die  Pohlen,  weil  sie  ges('heii,  das  von 

[den]  irigen  «)  etzliche  herunterschossen  werden, 

jedoch  niemandt  wnste,  wer  es  gethan,  auch  den  Schweden, 
der  sich  hinter  den  wagen  Terborgen  hette,  nicht  sehen 
können,  sein  sie  herüber  besturtzet  und  davon  gewoldt,  bis 
einer  unter  ihnen  des  Schweden  gewahr  worden,  sich  ge- 
schwinde an  ihm  gemacht,  vermeinet  mit  der  copeyen  ihn 
durchzorennen,  wird  aber  vom  Schweden  dermassen  empfan- 
gen, das  er  nicht  weiss,  wie  er  vom  pferde  kompt,  denn 
der  Schwede  zwei  muscheten  bei  sich  gehabt.  Diesem  folget 
Pin  ander  Pohl  und  [wird]  auch  gleichfalls  empfangen, 
<ier  dritte  kompt  ihm  schleunigk  uf  dem  hals,  ehe  er  zu 
laden  vermocht.    Der  Schwede  aber  das  wol  spuren  und 


b)  .Iii  nach. 

c)  in  Qb«rroptem. 


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142 


m^ken  konte,  machet  sich  ani^  schlegt  den  hartoaekigeii 

Pohlen  mit  dem  sebel  nur  allein  vom  pferdt,  .  .  .  mit  der 
maschetten,  den  er  nicht  vermocht  zu  laden,  dae  ihm  horea 
und  fiehen  vorgingk,  leat  auch  keia  gefahr  sich  daTon  ab- 
halteiii  ob  er  fiohoB  siehet,  das  die  Pohlen  nfreitent  die  ihn 
anch  nf  kleinen  stucken  zii[r]hackeden  nnd  also  die  ge- 
sellen recheten*).  Hieran^  k;in  ein  jder  sehen,  was  an 
den  schwedischen  fuessknochtca  zu  thun,  dan  dieser  hat 
wol  können  warhaftigk  davon  kommen,  weil  der  Strauch 
gafar  nahe  an  der  handt  gewesen,  wenn  ers  hette  ihnn 
wollen.  Ebenmessig  sein  die  andern  fuessknechte,  die  sich 
vil  lieber  vor  [die]  hunde  [sie]  schlahen  lassen,  als  das 
sie  sich  mit  flucht  besudeln  solten.  Und  ist  dis  warhaftigk 
nnd  gewiss,  wan  dies  mahl  Carl  Carlsen  [sichj  nicht  schendt- 
]08  in  die  flnecht  begeben  nnd  nnr  ein  wetnigk  still  ge- 
standen, wehr  nicht  ein  Pohl  davon  kommen.  Aberst  so 
gut  und  ehrlich  die  schwedischen  knechte,  so  vorzaget  sein 
hingegen  die  ritter,  die  dau  zum  stürm  laui'eu  [?j,  wan  sie 
den  feindt  ansichtigk  werden,  wie  man  dan  solches  augen- 
scheinlich gesehen  beides  vor  Kockenhnes«!,  Wenden  nnd 
Earckus.  Seint  also  in  diesem  scharmnteel,  das  vom  morgen 
umb  7  uhr  an  bis  nach  uiittage  uf  zwei  gerechnet,  bei 
2000  Schweden  und  Deutsche  umbkommen,  darunter  vil 
vornehmer  teutscher  Ideflender  gewesen,  von  denen  gar 
weinigk  gefangen,  nnter  ihnen ^)  Georg  Erfidner*)  von 
Rösenbeck^),  Thomas  Borg*),  Wilhelm  Wiegant,  Frantz 
von  dem  WildaV).  Tiesenhausen  und  dergleichen  gross 
heuser,  auch  der  kuhene  kriegesheidt  Hermann  Wrangel. 
Der  Pohlen  seint  bei  4000  umbkommen.  Das  hat  man  mit 


«)  d«r  f  •»•Um  mkMtML 

b)  vftnder  «Um. 

c)  Kiltunor 

d)  HoMenbftrgk. 
•)  Baigk. 

^)  F^ebeoa  Tarda,  de  Thoa.  ESa  Johann  Wilda  wird  anm 
Anfang  de«  17.  Jabrh.  erw&tant  bd  Stryk,  Beitr.  n,  58. 


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143 


nicbten  sagen  müssen,  weil  veritas  odinm  parit.  Jedoch 
haben  sie  das  mit  eineiu  blutig^en  6w-g  ehi  halten. 

Nach  diesen  erlangten  Tictorien  hat  1.  Ü,  6n.  herr  woy- 
wod«  znr  Wüda  za  den  belagerten  geachicket»  haben  sich 
hiranf  erkleret  und  I.  fl.  Gn.  durch  den  Ghristoff  Oarolchnsen 
anzeigen  lassen,  wan  man  ihres  lebens  vorschonen  wolte 
und  sicher  geleidt  zusagen  und  solches  krieges  gebrauch 
nach  beschweren,  so  weiten  sie  die  stadt  abtreten,  wo  nicht 
«0  wehen  de  sich  halten  nnd  selten  sie  sich  anter  einander 
selbst  fressen.  Himber  hat  man  im  tager  lange  geraht- 
schlaget,  oin  <icli(  r  n:eleide  vorheischon,  welches  danl.  fl.  Gn. 
der  feldtheubtman,  woywode     zum  Wilda,  neben  etzlicben 
httowiachen  herm  in  beisein  des  gesamten  kriegesvolks'*) 
unter  den  blanwen  himel  mit  einem  thenren  eide  beschworen, 
Wiehes  zusage  stehet  nnd  vehest  zu  halten,  anch  solches*) 
den  belagerten  schriftlich  zugestellet,  worauf  sich  die  in 
der  ataedt  begeben,  ihre  gewehre  von  sich  in  die  kirche 
gelegt.  In  die  Stadt  sind  gesandt  worden  Johann  Schissinsky 
[und]  Ohristoff  Winkhansen 'X  ^®  obristen  heransznholen 
and  die  Stadt  einznnehmen,  worzn  sich  die  belagerten  finden 
lassen,  voimeioendt  das  iiiiii'u  auch  dasjenige,  was  ihnen 
gesell woren,  soite  gehalten  werden.    Was  geschieht  aber? 
Sobald t  nur  etzliche  Pohlen  in  die  Stadt  kommen,  beginnen 
aie  [sojfort  das  wehrlose  nnd  yorschrockene  volck  nider 
SD  hanwen,  wird  auch  [das]  thor  geofnet  und  werden  sempt- 
lich,  klein  und  gross,  arm  und  reich,  Jungk  und  iilih,  buiger 
uüd  Irembde  über  hals  und  köpf  in  die  Düna*^)  gejaget, 
welche  den  alle  jemmerlichen  ersoffen  inmter  den  namen 

dem  feldtbeabtmau,  wojrwotden. 
f  «wintm  klitffMvolek. 

ci  solch, 
d)  Ponaw. 

1)  Da  die  Buchstaben  W  und  1»  im  Manuskripte  schwer  zu  unter- 
Bcbeiden  sind,  so  handelt  es  sich  hier  wohl  um  dieselbe  Teraon,  die 
Torbic  .^urckhuBen'*  genannt  wurde.  Aach  sind  Chriatoff  Kocken- 
htuen  und  Ki<hatis«ii  (e.  uDten)  offnibar  dw  w«t«re  KonuptioneD 
detselben  NtSDone. 


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144 


JheB«  anrufende,  nnd  haben  die  poblniBchen  hunde  sich 
80  tiranoisch  dismahl  erzeigeti  das  wan  etzliche  frauen 
und  kinder  zu  retten  sich  Yormeinet  und  Bloh  an  die  kabne 
und  böte  gehalteD,  deint  sie  zugelaufen,  Ihnen  die  hende 
abgehouen,  damit  sie  nicht  mochten  heraus  kommen. 
Seint  also  diesen  tagk  über  2UU0  seeien  im  wasser  umb- 
kommen;  darunter  vil  kleine  kinder.  Dies  ist  geschehen 
den  17.  Janii')  nmb  7  nhr  nfin  abendt  ao.  1601. 

Hier  halte  nnn  der  leser  still  nnd  gehe  in  [sich]  selber 
und  gedencke,  wie  schrecklich  ist  ins  Herren  luindt  zu  fallen 
and  wie  grimmigiieh  des  Herrn  zohrn  ist,  wan  er  entbrennet. 
Nehmet  derwegen  ein  ezempel  hiran,  es  werden  sich  swar 
▼il  finden,  die  das  tranrige  Spektakel  nf  yil  und  menni- 
gerlei  weise  denten  werden.  EtzHche  Stessen  sich  darahn, 
etzlich  ist  es  eine  freuwde,  fahren  derwetren  unvert^chambt 
heraus,  sagen,  so  muss  Gott  die  bösen  strafen,  ihnen  ist 
recht  geschehen.  Wir  bekennen  das  unser,  wir  haben 
missgehandelt  und  nbel  für  Oott  gethan,  dammb  leiden» 
wir  auch  recht  wegen  unser  snnden;  wol  dem  den  Oott  hir 
zuchtioret,  Johan.  am  5:  wen  Gott  lieb  hat,  den  züchtiget 
er').  Das  du  aber  hiraus  schleissen  wollest,  ja  wehren  sie 
fromb  geweseUi  sie  wehren  so  jemmerlich  nicht  umbkommen, 
dieses  folget  nicht  darans,  so  die  schrifit  sagt,  das  auch 
fromme  jemmerlich  nmbkommen,  sep:  4:  psal[sic]:  En  quo- 
modo  perit  juBtus,  qui  jam*)  sit  dilectus  a  Deo.  Ein  frommer 
Christ  nehm  es  zu  hertzen.  Der  moller  schlegt  uf  den  sagk, 
meinet  aber  den  ehsel.  Sie  habens  Toigebracht,  wer  weiss 
was  uns  bejegenet,  Gott  wirt  kommen  nnd  strafen  den  hirt 
mit  den  schafen  es  wirt  ihm  niemandt  entlaufen. 

Die  ehrlichen  ieiite  nachdem  sie  Rieh  nun  weidlich") 
gesettiget  und  ihren  durst  geieschet,  haben  sie  herlich 

4)  qniain. 
b)  wictiicb 

»)  Vel.  S.  139,  Anm.  1. 

Sf)  Vielujeiir  Offeub.  Job.  3,  19. 


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145 


panket  gehalten,  das  te  Deam  landamus  gesungen,  freu- 
denschöfo  gethan  und  so  fort  an.  Vermuten,  sie  habenfi 
wol  aoflgerichtet^  aber  der  im  Mmel  woimetf  lachet  ihr. 

Nach  deme  haben  sie  fast  14  tage  am  selben  ort  still 

gelegen,  sich  ausgeruhet,  auch  etzliche  nach  haus  gezogen, 
an  deren  staedt  auch  etziiche  ander  kommen. 

Den  24.  [sie]  hat  der  woywode  das  volck  aber  gerastet 

und  sich  nocli  6<XXJ  starck  befunden,  mit  welchen  er  den 
wegk  nach  Wenden  genommen,  mit  aller  ordenuiig  sich 
darror  gel^^^  und  den  dritten  tagk  begunnet  dafür  zu 
scheinen.  In  Wenden  sint  gewesen  bei  300*)  man  Schweden 
and  weinig  Lieflender.  Ihr  obriste  Capel,  da  er  der  Pohlen 
macht  gesehen,  auch  sich  darin  weinig  vorsichert  sahe^), 
weil  die  Stadt  [von  dem]  Muschowitter  ganz  zerriösen,  hat 
er  sich  ergeben  und  so  vü  erhalten,  das  er  mit  den  seinigen 
absiehen  möge,  doch  ohne  gewehr,  welches  ihnen  dan  ge- 
halten, nnd  zoegen  nach  Riga  von  300  Pohlen  geleitet'). 
Von  Wenden  ist  Schissinsky  vortgesendet  ■ )  worden  an 
etzliche  heuser,  als:  Rop,  Gross  Rop,  Segewoldt,  Kremon'^  j 
und  andere  mehr,  die  alle  edleuten  zostendig.  Rosenbeck, 
Qeoig  Erndener*)  zugehörig,  dessen  Torgedacht,  hat  sich 
was  halten  wollen,  ist  aber  mit  dieser  list  herr  Schissinskjr^s 
eingenommen.  Schissinsky  heldt  den  herrn  des  Schlosses 
gefenglich,  begibt  sich  derwegen  zum  hause'),  zeiget  etzliche 
briefie,  die  Krüdener*)  soite  geschrieben  haben.  Als  die 
nun  kommen  die  briefe  zu  entfangen,  feldt  er  mit  macht 
of  die  zn^kbnicken  nnd  kombt  also  ins  schloss,  erschleget 
alles,  was  ihm  vorkombt,  betihlt  auch  den  pauren,  das  sie 


«)  30. 
b>  sage. 

e)  Tortfea«tstt. 
d)  Krenorea. 

f)  b«i  luasen. 

1)  Capellos  .  .  .  cum  ccc  a  tottdem  Moscis,  qai  Ratzivilio  milita- 
biDt,  qaoidaoi  Polonii  mlous  fidebatur,  in  tatam  dedndtar.  de  Thon. 
MitIhdL    d.  Uvl  6«MUelito.  XTII,t.  10 


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146 


dasjenige  wM  [sie]  heilen  oft  haus  bringen  sollten,  weil 

sie  schwerlich  das  ihrige  retten  wurden  vor  den  Pohlen, 
welchem  auch  nacbkummen  vormeinend*),  er  wurde  .^le 
schätzen.  Wie  äie  aber  kommen  mit  dem  ihrigen,  nimbt 
ihnen  Schissinsky  aUeS|  stecket  das  sohloss  in  braadt  nnd 
machet  sich  davon  zorncke  nach  dem  Winterlager.  —  Zu 
diesem  haben  die  Fohlen  uocbt  etzlicbe  heuser  als  Treydeu, 
Niiau^)^)  einbekommen.  Die  Schweden,  so  uf  den  heusern 
gewesen,  hat  man  leben  lassen,  die  Lief  lender  alle  nieder- 
gebanen,  das  also  die  Pohlen  an  der  belagerung  Bonnen- 
bnrgk  nichts^)  behindert  [sic]^  als  das  hans  Hoohrosen, 
dohin  sich  etzlich  vornehme  Lieflender,  so  vom  adel,  be- 
geben mit  ihren  haub  und  gut.  Diesem  einzunehmen  sendet 
er  Holmstet,  etzliche  Pohlen  and  Tartern,  die  mit  grossen 
geschatz  ankommen  nnd  baldt  faer  werfen,  welches  anoh 
baldt  angangen.  [Dann]  haben  sie  sich  vonnerken  lassen, 
als  zoegen  sie  zuiutke,  nehmen  aber  ihren  wegk  durch 
einen  waldt  und  kommen  wider  vor  das  schloss  der  meinung, 
ob  ihnen  die  Tentschen,  die  sonder  zweifei  yom  hause 
weichen  mästen,  machten  in  die  handt  konmien,  welches 
alles  ihnen  angangen.  Damach  dan  die  Tentschen,  wie 
vorgesagt,  das  unauslöschliche  Tuer  ^^esehen,  auch  sich  be- 
sorgt, das  nocht  das  pohlnische  kriegesvolck  [vorhanden], 
haben  sie  das  schloss  vorlassen  massen,  mit  ihren  besten 
plnnder^)  [sichj  davon  zn  machen  bedachti  seint  aber  den 
Tattern  in  die  hende  kommen  and  jemmerlich  von  ihnen 
danieder  gehauen  mit  weib  uüd  kindern.  Damit  sie  in  das 
offen  schloss  gefaUen,  das  fuer  gedempfet,  die  übrigen, 
darunter  zwei  schwanger  fraaen  vom  adel  and  eine  kranke 
jongfran  danidergehaaen,  das  schloss  spolyeret  nnd  fol- 
gendts  eingerissen. 

k)  voratUrt. 

b)  Nid«. 

c)  nicbi. 

1)  S.  8.  136. 


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4 


147 

Weil  dan  der  woywoda  gesehen,  das  ihnen  nnn  alle 

Btrassen  frei,  hat  er  sich  mit  dem  kriegesvolck,  zu  welchen 
L  ü.  GiL  iierUogk  Jb'riedericü  iii  Cuhiiandt  mit  200  pferden 
geatoesen,  nach  Bonnebarg')  begebeUi  aneh  den  12.  Jnlii 
gegen  abendt  hinkommen  nnd  sich  darror  gelagert.  Den 
13.  schicket  er  hin  seinen  deiner  Christoff  Eoekenhunsen 
mit  einem  irefangenen  Lieflender  und  ein  trombter  die 
lesuing  uizulurderen,  die  ihm  dan  zum  bescheidt  geben, 
ne  sollen  sioh  des  andern  tages  wieder  einstellen  nnd  be* 
flcheidt  von  ihnen  begehren,  die  ihnen  nur  andtwordt  ge- 
geben, sie  betten  Carolo  geschworen,  dem  wollen  de  anch 
getreuwen,  ihnen  aber  wolten  sie  nichts  anders  dan  lot 
und  kraut  zu  willen  wissen. 

IMeselbe  seit  horte  man  von  Carole  nnter  dem  gemeinen 
pttfel  seltsame  rede,  etzliche  meinton,  er  wehre  za  Benehl, 
etzliche  er  wehre  gantz  ans  dem  lande,  bis  endtlich,  fast 
vuü  [sie]  30.  Julii,  brochten  die  cobacken  einen  schwe- 
dischen lackeyen  ins  lager,  der  nach  examin irung  aussagte, 
die  Carl  bei  der  Pamow  liege  nnd  nf  volk  wartede,  anch 
in  kurtzen  gegen  Bonneburgk  za  entsetzen  aoiziehen  wurde, 
welchem  etzliche  glauben  gaben,  etzlich  aber  vor  spott 
hielten,  als  die  dessen  gewiss,  dass  der  Schwede  nicht 
mehr  kommen  wurde. 

Hierzwischen  hneb  sich  im  lager  bei  den  herrn  woy- 
woden  nnd  herrn  Kotkewitzen  fast  ein  grosser  zwist,  dan 
ei  betten  etzliche  ausgebracht  von  des  hern  Kotkewitzen 
volcke,  als  hetten  sieh  die  lionnebui'^er  ergeben  wollen  dem 
hern  Kotkewitzen  und  hertzogk  ans  Ghurlandt^  und  als  dies 
der  h.  woywoda  g^iJret^  er  gesagt  andh  getranret^  sie 
wiren^)  m  haben,  sobaldt  sie  sich  Kotkewitzen  ergeben 
wurden,  dan  sie  ihn  als  den  obersten  kriegsherren  vor- 
achieien.  Dis  vorwuchs  von  tage  zu  tage  jo  mehr  jo  mehr, 

1)  Vgl.  S.  143,  Adth.  1. 


10» 


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4 

14B 


das  Bich  leteUch  aach  aoBehen  lim,  als  wurde  hlrans  ein 

schrecklich  bketbadt  entspringen.  Das  kriegsrokk,  welches 
ohne  das  dem  h.  woywoden  nicht  sehr  gewogen,  murreten 
wider  sich  selbati  Hessen  sich  auch  öffentlich  böser  Sachen 
Tornehmen»  das  anch  gewisse  ein  blndtbadt  hiran^gekommeii 
wehre,  wan  man  nicht  bd  Zeiten  diesem  m^luck  forkammen 
wehre.  Demnach  sich  alle  berren  Toreinigten,  das  ein  jeder 
einen  von  den  seinigen  zu  den  belagerten  [schicken  solle,] 
sie  zu  befragen,  o))  sie  sich  gedachten  h.  Kotkewitzen  oder 
[dem  herzog]  aus  Ghurlant  betten  ergeben,  wie  solcbea 
menniglich  im  lager  davor  hielte.  Der  her  woywode  ordnet 
hirzu  einen  diener  h.  Christoff  Kithauseu  der  h.  Kotkewitz 
auch  einen  und  der  hertzogk  aus  Churiandt  seinen  trombter. 
Wie  diese  nnn  an  das  schloss  und  veheste  kommen  und  ihr 
gewerb  ablegen,  wirt  ihnen  befohlen,  der  eine  trombter 
solte  sich  alda  yorhalten  und  bescheidt  warten,  die  andern 
aolleü  .-iioli  packen,  wo  nicht  so  wolle  man  uf  sie  losa- 
brennen. Darauf  dan  auch  die  andern  des  h.  wojwoden 
und  des  h.  Kotkowitzen  diener  sich  znrucke  begeben,  der 
eine  w^gen  des  befhels  warten  lassen  [sie].  Zu  diesem 
kommen  zwei  aus  der  festung,  stellen  sich  als  woltm  sie 
sich  uiiL  ihm*)  bereden,  fassen  iha  abur  uiui  Kossen  ihn 
vom  pferde  aus  dem  sattel,  bringen  ihn  an  die  testung  mit 
verbundenen  äugen.  Schaidt  des  bei  den  Pohlen  lautbahr 
wirt,  erhebt  sich  ein  murmelt,  als  bette  es  der  hertzogk 
ans  Ohurlandt  also  bestellet,  und  weiten  darumb  ohne  des 
teufels  danck  sich  an  ^en  unschuldigen  hertzogen  reiben. 
Insonderheit  wehren  redeiiniühcrer  Sonisky  ...  Uf  den 
morgen  aber  lassen  die  belagerten  ihren  trombter  wider 
aus  mit  einem  schreiben,  darinnen  sie  ihre  vorige  meinung 
repetiren  und  solte  ihnen  kein  ehrlicher  nachsagen,  das  sie 
jemols  willens  gewesen  zu  ergeben,  liirdurch  wirt  also 
dieser  zwist  aufgehoben  und  gestiilet. 

iluiia. 

Vgl  a  143,  Adid.  1. 


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149 


la  dem  nu  fast  die  Litiower  uiiTorrichter  saoheii  in 
5  woehen  gelegen  nnd  nicbte  anBEariehten  Tormooht,  theüs 
wegen  weinigks  Tolkes,  theüs  wegen  mangel  des  geschutzes^ 

üan  der  woywoda  nur  etzliche  stucken  mit  sich  geuummen, 
Torhoffende,  dass  die  Fohieu  üirer  zusage  zufolge  baldt  bei 
ihn  flcin  wurden,  die  dan  gewiss  zugesagt,  im  Jnlio  ilmen 
iB  Imlf  in  kommen,  aber  fast  bis  ansgang  des  Octobris 
ausblieben. 

Unter  des  kombt  zeitung,  der  Schwede  sei  schon  bei 
Lembeal  mit  300  man,  welchen  Schissi nsky  mit  1000  man 
eatk^gen  gesandt  worden,  aber  sich  baldt  znraeke  keret 
ond  einen  Schweden  mitgebracht,  der  eben  wie  der  lackey 
von  hertzo^k  Carl  berichtet.  Darauf  dan  sein  Durchl.  der 
ber  woywüda  mit  den  gantzen  fahnen  der  meinung  sich 
nach  Wenden  oder  Kockenhusen  begeben  und  ald«  des 
pohiniscben  volckes,  welches  schon  im  anzuege,  zu  erwarten 
und  alles  dan  an  den  feindt  mit  macht  zu  setzen.  Diese 
gantze  zeit  über  hat  das  littowische  volck  nicht  anders  ge- 
than  als  nur  das  landt  luiiendeH  verwüstet  und  derma^jicn 
vorheret,  das  fast  bei  30  oder  40  meilen  in  keinem  hause 
kein  mensche,  kein  hundt  zu  finden  ist.  Im  fortziehen  yor- 
weileten  sie  sich  baldt  hier  baldt  dar  ohn  alle  uhrsache,  so 
lange  bis  ihnen  der  Schwede  fast  uf  den  nackeii  svaln-, 
welches  man  doch  nicht  glaubte,  obschon  zeitung  vom 
Schweden  kam,  und  man  immer  gedacht,  es  hette  keine 
Bcth,  bis  man  einen  kleinen  jungen  im  lager .  ergreiffe| 
welchen  die  Schweden  das  lager  zu  besuchen  ausgesandt, 
ütid  nun  wieder  zu  den  seinigen  wollt .  .  .  kompt  er  unge- 
feher  in  des  hertzogen  aus  Guhrlandt  lager  und  siehet,  das 
da  Teutzsche  yorhanden*  Spricht  derwegen  zu  einem  teutz- 
scheu  kneeht:  kontet  ihr  wegk  ziehen,  ihr  reitet  oder 
zeugt  daTon,  dan  der  Schwede  ist  nicht  weit  yon  hier,  wo* 
rumb  ihm  dan  der  knecht  eilendts  zum  hertzogk  bringet, 
der  nach  gehaltenen  examen  bekandt,  das  er  [touJ  Wrangel 
des  gefangen  Hermann  Wrangeis  vatem  abgesandt  wehre. 


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150 


das  lager  zu  Yorspejen.  Der  hertzogk  sandt  ihm  zum  woj- 
woden,  da  er  eben  bekanndt,  danimb  er  ihm  auch  deo  köpf 
abreiaseii  Hees.  IHese  des  jangens  seine  aussage  wart  ron 
[den]  misten  Torachtet  nnd  wardt  dem  herteogk  ans  Cbvr- 

landt  schnldt  gegeben,  als  betten  sie  den  j untren  bierzue 
iuibrmiret,  dass  sie  nun  aus  dem  felde  kommen  mochten« 
Aber  der  glaube  kam  üinen  redtlich  in  die  handt,  den  so 
baldt  es  begnndt  zn  schummern,  kompt  die  wacht  mit  Tor- 
melduDg,  das  der  Schwede  rorhanden.  Etzliche  so  die 
wort  zn  obren  nbameu,  haben  ?icb  uf  iremacbt  und  ont- 
flogen  diesem  ungiuck,  die  aber  nicht  hören  woiten,  mnsteu 
haar  lassen,  den  fiel  der  Schwede  nf  den  hals.  Der  nur 
ein  gnt  ross  hette,  hat  kanm  können  davon  kommen,  der 
aber  nicht,  muste  die  seele  speien.  Also  erschlug  der 
Schwede  ein  machtigk  volck,  kriegt  ein  gross  gut,  auch  fast 
alles  wider,  ja  auch  dnbbelt,  was  ihnen  die  zeit  im  kriege 
von  den  Pohlen  genommen,  insonderheit  bekombt  er  der 
grossen  herren  ihr  bestes  silberwerck,  wiewol  man  es  nicht 
eajren  mu.-.-,  aucli  ihre  schon  ross  auch  dergleichen  [sie]. 
Ruhen*)  auch  mit  diesem  nicht,  sondern  verfolgen  die 
ftienden  mit  aller  macht,  den  ein  tagk  selten  wahr,  das  er 
nicht  etsliche  Pohlen  mntzete  nnd  ihnen  das  ihr[ej  nam. 

Die  nbrigen  Pohlen  gaben  sich  nach  Riga  der  meinung, 
sich  in  der  Ptadt  zu  schützen,  weil  sie  der  hofnun^  wahren, 
das  sie  der  Schwede  nicht  verfolgen  wurde.  Die  Kigi.^clien 
aber,  weil  ihnen  bekandt,  was  die  Pohlen  vor  em  gesindtlin, 
haben  sie  die  mit  nichten  in  die  Stadt  gestaetten  wollen, 
dammb  etzliche  sich  nber  die  Dnna  begeben,  eteliche  sich 
an  der  -^taodt  uiauren  hi^erten.  Der  Schwede  aber  folget 
ihnen  aul  den  fues  nach,  überraschet  sie  uf  den  30.  Augusti 
in  der  nacht,  schlegt  den  Tompinskj  sein  volck  ans  der 
schantsen  nnd  treibet  die  nbrigen  Pohlen,  die  sich  nicht 
nber  die  Dnna  gemacht,  aus  nnd  kriegt  eine  redliche  bente, 

•)  nitf. 


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151 


ZQndet  auch  die  vorstaedt  an.  jaget  aucU  nicht  allein  die 
LittoweB  vor  RonneDbargk  aus  dem  iager,  sondern  gaots 
WOB  dem  feide,  rechnet  also  der  seiaigen  schaden  redtUch, 
nimbt  anch  darauf  alle  henser  wider  ein,  lest  aber  die 
meisten,  als  die  hinderlich  schleifen*),  legt  sich  aiicii  Imaiil 
den  10.  September")  vor  die  staedt  uf  diesseit  der  Düna 
bei  den  blanwen  thnnnb,  Terschantzt  sich  dermassen,  das 
«6  fast  nnmneglich  davon  zu  schreiben.  I.  fl.  Gn.  hertzogk 
Ohristoff  Batxewell  als  er  gesehen,  wie  das  speil  hinaus 
wolte,  hat  er  sich  eilends  über  die  Duiüi  geben  und  mit 
gemen  volck,  dessen  er  nocht  300  [sie]  beisammen,  zu 
Wilhelm  Plettenbergers  gutem  gelagert,  alda  auch  bis  auf 
kgL  Mt.  ankunft  ▼orhanet,  der  dan  schon  mit  dem  volck 
im  snznege  wahr,  wie  den  auch  Stanislaus  Zolkiewsky  ) 
mit  2000^)  auserlesenen  streitljahieu  man  aDkomunMi  war-). 

Den  7.  Beptembria  ist  I.  kgl.  Mt.  mit  ihm  Johan  Za- 
Boiahy*)  feldtöbersten  unter  Seiburg«')  ins  hertzogkthumb 
€hurlandt|  da  L  kgl.  Mt  eine  brocke  über  die  Düna  uf 
bitten  fertigen  lassen,  angelangt bxuA  alda  ein  zeit  langk 
sich  vorhalten  und  des  andern  krieges  vulokes,  so  hin  und 
wider  im  anzuge  wai*,  £gewartet],  weiches  sehr  laogksamb, 
auch  etelicbe  tage  nur  eine  meile  fort[ge]so€gen  mit  grossen 
heschwer  des  gemeinen  mannee,  wie  das  menniglichen  be- 
kandt)  wo  sie  durchkommen.  Insonderheit  haben  sie  schreck- 
lich huesieret  im  aml)t  Birsen^)  I.  fl.  Gn.  ChristoÜ*  Ratzevell, 
wojrwoda  zur  Wilda^  zugehoerigk,  und  nocht  erger  in  her- 


c)  ScbQDslanj  8«lik«tkj. 
4)  Tomoiskjr. 
•)  Seltbargk. 
f )  aalaBgmit. 

'  P,ii--j-n. 

1)  200  —  de  Thon. 

-)  Die  viel  ansfübrlicheren  Nachrichten  df  l  liou.^  über  die  Vor- 
Ü^Ti^t  vor  Riga  Hind  dem  Diariam  Johonns  vou  Nsirsan  eatDOmmeu. 
Vgi.  anch  die  Notizeu  in  Bodeckers  Chronik  z.  J.  löOl. 


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152 


tzogthumb  Churlandt,  dass  sie*)  nicht  allein  den  leuten  alle 
das  ihrige  mit  gewaldt  genommeo,  ihn  haus  und  hof  ange- 
zündet, sonder  auch  mit  Yielen  neuen  martern  gantz  tbodt 
geschlagen .  das  dan  niemandt  im  teatechen  hab«it  aidi 
öffentlich  durfte  aehen  lassen^  da  wo  einer  in  tentscheii 
kicidern  begriffen,  muste  er  ohne  einige  j^nade  und  barm- 
hertzigkeii  sterben,  wan  er  auch  keinen  Schweden  gesehen, 
vil  weiniger  ihn  ti'eu  worden  wahr.    Und  mußten  alle 

Tentschen  ^)  das  ist  öffentliche  yorräther«)  nnd 

huerenkinder  sein*).    Man  erdachte  Tilerlei  tortnr  und 

inarter,  damit  man  das  arme  unschuldige  volck  niarterde. 
Etzliche  schraubet  man  dermassen  die  hende  zusammen^), 
das  ihnen  das  blut  unter  [den]  naegeln  ausspringen  mochte^ 
etsliche  bandt  man  die  finger  mit  kleinen  stricken  fest 
zusammen  y  stecket  ihnen  flitsen  dazwischen  und  brach 
ihnen  die  finger  aus  den  gelencken,  etzlich  legt  man  kum- 
holtzer  [sie]  an  den  kalS;  spannten  sie  bei  den  henden  an 
und  brenten*)  sie  unter  den  annen  mit  lichten*  Die.  • 
etwas  übriges  vorborgen  hatten,  musten  es  ihnen  wegen 
grosser  marter  weisen,  das  ihnen  zur  stunde  genommen 
wart,  schlugen  sie  noch  jemerlich  und  Hessen  sie  halb  todt 
liegen,  die  den  wedder  leben  nocht  sterben  konten.  Wehren 
leute,  die  sich  mit  ihrer  armueth  in  die  walde  verborgen 
und  Ton  ihnen  angetroffen,  wart  ihnen  alle  das  ihrige  genom* 
men  und  sie  ehelend  niedergehauen. 

Eine  vornehme  frau  vom  adel  fast  über  80  jähr  alt, 
hat  man  mit  beiden  armen  an  ein  langk  boltz  gebunden 
und  sie  mit  lichten  gebrandt  und  also  halb  todt  li^;en 

»)  elir. 

b)  Sknrniflin  »njti. 

c)  Tor«ehtex. 

i)  ni«r  i«l  4«r  Sfttt  ttiifMclitItci:  ^i^td«!  Uma  flitsra  dnxtk  twiiektn  di» 
Fi«f«r",  der  gWich  d»mf  fwt  fHMliflk  wi«4«rkoIt  wlH. 

e)  br«odeQ. 

f)  anleserlich. 

1)  In  G^rnMOOt  pmbdffo»  tae?itiiD,  qaos  procIitorM  maolfoBtoi 
«t  iBMretridaia  proMipiam  vnlgo  appellabant*  de  Thon. 


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163 


lassen,  welche  bald  hernach  gestorben.  Viel  ehrliche  vom 
adel  hat  man  nackend  ausgezoegen,  etzliche  ander  haben 
sie  halb  in  die  erde  begraben  and  nach  ihnen  geschosBen. 
Frauen  und  jnngfranen  sn  sehenden  vahr  bo  gemein,  das 
iie  es  auch  gantz  für  keine  sunde  achteden,  ruhmeten  sich 
BOcht  wol  der  ehrlichen  tbadt.  Vornehme  ieute  wurden 
oft  an  die  poste  gebunden,  ihre  weiber  und  kinder  ihnen 
fnr  den  angen  geeehendety  etzliehen  ganten  sie  den  todt» 
dessen  sie  dodi  begirlieh,  nieht  allein,  sondern  schnitten 
ihnen  ohcren  und  naeson  ab,  liesen  sie  iauleii.  Bas  korn, 
so  man  nicht  aufgefressen  oder  nicht  [mit]fuhereu  konte, 
ist  von  pferden  zutreten  worden,  oder  [man]  zuendete  es 
gahr  an,  damit  [es]  ja  nicht  im  lande  nbrig  bleiben  machte. 

ünd  sindt  dem  hertzogen  ans  Chorlnndt  diese  nach- 
folgende empter  in  den  grundt  vorheheret:  Seiburg,  Bar- 
bern*),  Pittenhof,  Neustaedt,  Neuhofen,  Dubbenow,  WalUof, 
Schlagehof  [?],  Schlauken  [?]  und  .  .  •  etc.').  In  diesen 
gemelten  gnetem  haben  [die]  ehrlichen  braeder  entweder 
nor  die  ^er  wende  stehen  lassen  oder  wol  gantz  abge- 
brandt.  und  solches  haben  sie  nicht  allein  I.  fl.  Gn.  sondf  i  a 
auch  den  edelleuten  und  andern  einwohnern  des  landes 
[gethan],  das  also  Ton  Duneborgk  bis  nach  Banschka^), 
80  last  40  meil  yon  einander  gelegen,  nieht  einen  hondt, 
gesehw^g  einen  minscben,  ausgenommen  todten,  der  alle* 
Strassen  fnll,  zu  finden.  Vornemblich  haben  sie  im  laude 
so  hausieret  [sie].  Der  edle  heldt  .  .  Kiutzki  Otten* 
bttsch^,  der  dem  tenfel  ans  der  lehr  entlanfen,  und  etdiche 
Mnsowij  Crosacij  [sie],  was  aber  [nieht]  notig  hivon  za 
Bchreiben,  weil  der  augenschein  an  denselben  ortern  (:Gott 

■)  B«rb«U. 

C)  Wiehe  r. 

Die  Relation  muss  ur9])ruugiich  16  Namen  aufgezählt  habf-L. 
^  de  Tlioa  sagt:  XYI  Carlandicae  ditioiUB  praefecturae  peoitas 

Siehe  unieu  S.  158. 


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154 


erbarm  es:)  genugsamb  ausweiset,  denn  wo  das  geaindtlia 
hinkommen  ist,  ist  nichts  als  stein,  WMser  and  rote  stette, 
da  ein  ofen  gestanden,  geblieben. 

Da  nun  alle  rotten  ron  Selbnrg*)  sra  I.  kgl.  Mt  von  dar 
aufgebrochen  und  mit  dem  gantzen  kriegesheer.  dessen  in 
die  4öOÜ0  [?]**)  bei.sauien,  über  die  Düna  nach  KociLen- 
hnesen  vomcket,  da  hat  kgl.  Mt.  das  volck  gemustert  und 
diesen  folgenden  absagebrief  Carolo  zugesendet,  der  dan 
die  zeit  vor  Riga  mit  20000  man  lagk,  wie  man  solches 
von  einem  hofprediger  und  musterschreiber,  so  Claus  Kopff 
gefangen,  eigentlich  erfahren. 

Den  .  .  in  diesem  ist  I.  fl.  Gn.  hertzogk  Cbristoff 
Ratsenill  woywoda  snr  Wilda  mit  seinen  übrigen  900  man 
wiedenunb  zu  I.  kgl.  Mt.  getzogen  und  I.  kgl.  Mt.  bis  nach 
Üxkfiin)*)  (?)  gefolget  zwei  meil  von  Kiga.  da  er  sich 
gewendet  und  den  25.  nach  Pirschen  gezogen,  weil  ihm 
der  herr  Eotkowitz  aufs  tribnnal  citiret. 

Hertzogk  Carl,  nachdem  er  fast  in  die  drei  woohen 
unTOrrichter  Sachen  ror  Riga  gelegen  nnd  ihm  gewisse 
kundtechaft  von  T.  kgl.  Mt.  und  des  herrn  örrosskantzlers 
ankunft  nebeust  dem  absagclirief  empfangen,  hat  er  die 
staedt  Torlassen,  sich  über  die  Dnna  begeben  nnd  also 
nach  Lifland  gezogen«  Weiss  anoli  niemand,  wo  er  blieben. 

Unterdess  fielen  allerlei  rede  im  pohlnischen  lager 
wegen  des  Schweden  abzueges.  Viel  legten?  auf  I.  kgl.  Mt., 
das  dieselbe  hertzogk  Carl  hatte  warnen  lassen,  [waren] 
derowegen  nbel  uf  kgL  Mt.  zu  sprechen,  die  doch  in 

b)  In  dieser  Zahl  Ut  die  ZiiTer  8  erst  gestrichen  nod  dMO  wie  es  «ciieiDt  wieder- 
]ltig«0t«l]t  ww4m«  Mte  dl*  LiMrt  48000  uriekar  lit 
e)  Du  Thtnm  ftUt. 

d)  Ofell. 

')  Dos  Schreiben  selbst  fehlt,  de  Thou  iriebt  inen  Inhalt  deu 
(.r  entweder  in  der  Relation  gefandea  oder  Karls  und  2«aJDoiftkys 
ÜriefweehHel  enTuomrncn  bat. 

de  I  hou:  ad  Abselam  usq^ue  prosecatus.    AU^el  kauu  uicht 
gemeint  »eio. 


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155 

dem  anächuldig.  Den  I.  kgl.  Mt*  auf  anätiltuDg  etasUcher 
schwediscben  berren  ins  land  kommen,  die  ihme  dan  nber« 
redet»  es  wurden')  die  Schweden  in  [den]  be8fttznng[en] 
nr  Btnnde  die  heoser  abtreten ,  sobaldt  sie  dessen  gewiss, 
das  J,  kgl.  Mt.  persönlich  in  lande,  welche  dem  gefolget. 
Den  obschon  I.  kgl.  Mt.  vom  September  h'i?  aufm  De- 
eembiis  im  lande  Yorbarret,  auch  oft'')  solches  friedtlich 
an  die  Schweden  geschrieben  und  su  eigebnng  ermahnet, 
OD  haben  sie  sich  doch  mit  nichten  weisen  lassen,  das 
auch  T.  kgl.  Mt..  da  sie  gesehen,  das  im  lande  mit  unite 
oichta  aoszarichteu,  gezwungen  ein  anders  an  die  handt 
n  nehmen  nnd  den  widerspenstigen  mit  gewaldt  zu  be- 
tsvingen  entschlossen,  auch  im  Octobris  dieses  mit  dem 
hellen  hänfen  nach  WoUmer  begeben,  dasselbe  dermassen 
belagerdt,  dass  niemandt  ein  oder  auskommen  mochte. 

Auf  Woimar  ist  Carl  Carlsen  mit  2-  oder  300^)  Schwe- 
den gewesen.  Das  hat  ihm  denn  ersten  untren  beweiset 
[sie],  wetnig  dan  nichts  nach  der  belagerung  gefraget  nnd 
▼oraieinet^  weil  die  Pohlen  fast  4  wochen  ^onn  hans  ohn 
geschutz  gelegen,  es  wurde  kein  noth  haben,  auch  teglich 
an  trometen,  Uerpaucken  und  ander  seitenspeil  sich  er* 
iustiget^^),  nach  m  Zeiten  heransgefallen  mit  den  Pohlen 
seharmntcelt  nndt  sie  oft  nnter  das  geschntze  gelocket, 
welche  wan  sie  sich  dan  zu  weit  wagten,  sohentlich  Ton 
ibuon  empfangen  worden.  Vun  hertzo<;k  Carl  hört  man  die 
zeit  über  gantz  und  gar  nichts  und  kommen  oft  seltzame 
Zeitungen,  einer  saget  dis,  der  ander  das,  bis  das  man 
entlich  gewiss  erfnhr,  dass  er  sich  personlich  aus  dem 
lande  ins  reich  Schweden  begeben,  die  aufrühre*^),  so  sich 
da  erhalten,  zii  stillen.  Sein  vulck,  das  er  mit  vor  Riga 
gehabt»  hat  er  eins  theiis  mit  iu  Schweden  genommen,  die 

a)  rkr  aad  d«D. 

c)  erla8tig«n. 

d)  »ufnsfrlipr. 

>)  Nach  de  Ihou  3000. 


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156 


meisten  und  besten  aber  auf  die  furnembste  festuüg[enj  im 
lande.  Das  pohluische  kriegsvolck  lagk  zwar  diese  zeit  vor 
Wolnuur,  kirnte  aber  gante  mobte  Tomcbtea,  aintemabl  kein 
[ge]scbiite  Yorhanden,  ja  sebre  langksam  bemacfa  kam. 
Weil  ihnen  dan  die  Zeit  langk,  vorhereten  sie  das  arme 
laudt  voileuts  aus  kurtzwü  und  vorzehrlen  alleg,  was  noch 
übrig  und  sieb  vor  den  Lütowern  vorborgen  bette.  Eben 
nmb  diese  zeit  kommen  aneb  ror  Selbtngk  bei  der  bnigken 
4000  Mnsoiij  Koeacken*)  [I]  oder  Poblentartem,  Ton  den 
Schafsfellen,  derer  sie  an:^tadt  eines  huets  gebraucht*),  daruf 
sie  zwei  swentze  forne  an  der  stirne  setzen  lassen,  so  ge- 
nandt  von  Ibrem  obristen  KorkoÜBky^)  [aicj,  die  dan  ganti 
nbel  auf  das  ander  kriegesrolek  sprechen,  dass  sie  das 
landt  Bo  yorwnstet  nnd  nichts  ihnen  zn  rauben  gelassen, 
Binteinahl  sie  nicht-  anders  die  zeit  ihres  lebens  gelernet 
denn  rauben  und  stehlen.  Diese  nachdem  gie  gesehen,  dass 
im  lande  nichts  mehr  übrig,  haben  sie  sich  nach  der  mnsco- 
witiscben  grentaen  begeben  nnd  for  Marienbnrgk  k<Mnmen, 
alda  zu  plündern  angefangen,  seindt  aber  Ton  den  Schweden 
unhöflich  als  von  einem  groben  volck  empfangen  worden, 
denn  sie  etziiche  lOU  erl^t,  die  übrigen  zurüttet. 

Weil  dan  die  Fohlen  das  gante  landt  dnrchgestrenfety 
alles  motwill^  verheeret,  ist  im  lager  eine  grqsse  tenmng 
entstanden,  dass  man  ein  stopf  bier  nmb  6  g.  zahlen  müssen, 
daiumb  auch  ihrer  viel  aus  dem  lager  teglich  ohne  er- 
laubnus  sich  nach  hause  hieben,  welche  aber  von  den 
panren  gemeinlich  erschlagen  worden.  Denn  weil  die  ohnri* 
sehen  panren  gesehen,  dass  die  Pohlen  sie  nicht  alldn  das 
ihrige  geraubet,  sondern  auch  jemmerlicb  nmbgebracht, 
habcii  sich  ihrer  fast  in  die  4000  zusammen  gerottet  und 
in  ein  tiefen  walde  im  hertzogktbamb  etwa  eine  halbe  meile 

a)  g«bra.htt. 

Nisouij  Pen  C'osaci  gens  iininistu  Tataris  pellitis,  ita  vocatilf 
qaia  pelliceo>;  {)iU  os  com  plumis  nigris  gemnt    de  Thon. 
')  Kogka.    de  Thou. 


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167 


TOM  holen  wege  vorhauen  und  dem  nh  und  zu  reisenden 
kriegävolck  grossen  schaden  gethau,  indem  sie  viel  thodt 
Bchlaegen  oncl  beraubten.  Durften  zehen  oder  20  panren 
oft  an  100  Pohlen  aetaen. 

Naeb  dem  nun  I.  kgl.  Mt  aufgebrochen'),  [ist  er] 
nach  Bauske*),  L  fl.  Gn.  [der]  liertzogk  aus  Cburlandt 
[zugehörig],  kommen  und  [sich]  von  dar  nach  Poniewiez^) 
[and]  nach  der  Wilda  begeben,  da  dan  etaliche  tage  mvor 
die  groese  legaüon  des  groseforsten  ans  der  Mnascow  an* 
kommen,  den  eidt  yon  kgl.  Ht.  wegen  aufgerichten  friedes 
aufzunehmen.  Da  sich  den  1.  kgl.  Mt.  bis  itz  vorhalten 
und  den  14.  Marti  j  des  neuen  caienders  ein  zusammen- 
knmpft  alda  bestellet^ 

EQerswischen  das  grosse  geschuts,  darauf  man  im  lager 
gewartet,  als  pamca  pocol*)  [sie]  und  sonsten  auch  an- 
kommen ist,  mit  welchem  der  herr  feldtobrister  auch  an- 
gefangen das  schioss  so  grausam  zu  bescheiesen,  das  auch 
die  kugelen  durch  alle  ner  wende  durchgerissen.  Das  fuess- 
▼olck  als  es  wegen  hungers  abgemattet,  weite  nicht  gerne 
daran,  bis  die  reuter  vom  ross  abstiegen  und  den  anfaugk 
gemacht,  welchen  dan  das  übrige  fueasvolck  geiolget.  Die 
Schweden  [ob  sie]  sich  schon  im  anfange  gewebret,  haben 
sie  doch  in  der  lenge  nicht  ausharren  können,  weil  der 
meiste  iheil  in  der  beeatznng  krangk  und  der  Pohle  rom 
heftigen  scheissen  nicht  ubliess,  sondern  die  Stadt  vorlassen 
und  sich  auf  dag  haus  begeben,  eine  schwartze  fahne  aus- 
gehangen  und  mit  dem  herrn  grosscantzler  zu  parlamen- 
tieren  ange&ngen.    Darauf  dan  auch  Carl  Carlsen  den 

a)  nach  dMI  biNOlM. 

Der  Abschreiber  hat  hier  Worte  und  gaoze  Sätze  aaegelaasen. 
Der  Öiüii  ergiebt  eich  aus  de  Thon:  Rex  ab  obBidiooe  [Wolmariae] 
X  kalend.  X  br.  discessit  et  Kigutn  Beptimo  poat  die  venit  et  ruräus 
lüde  pridie  Nonas  Xbr.  in  viatn  se  dedit,  et  facto  per  Beoskam  Cur- 
^•odiÄe  priocipifi  arcem  itioere  Viluam  veuit  .... 
^  Der  Name  des  Geschützes? 


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158 


10.  Decembris  zu  I.  fl.  Gu.  ins  lager  gezogen  mit  des  herrn 
....*)  Pont  Uelagardie^)  söhne.  Der  her  grosscantzler 
empfing  Carl  Carlsen  und  den  joogen  Pontom  nicht  allein 
über  Yorboffen,  sondern  begäbet  sie  anch  Btadtlieli,  trao- 
tiret  sie  herlieh.  Den  ander[n]  ergeben[6n]  hieldt  man 
glauben  und  Hess  sie  der  grosscantzler  mit  etzlichen  Schwe- 
den reutern  an  sieber  ordt  geleiten.  Haben  also  die  Pohlen 
Weimar  nach  dem  sie  fast  acht  oder  nenn  ▼ochen  dafnr 
gelegen,  [bekommen],  nnd  zimblich  bespeiset  gefonden,  aber 
weinigk  kriegesmnnition,  welches  zn  bewahren  daranf  ge- 
lassen wurden  des  teufels  herzog*')  Otto  Keinbusch')  mit 
etlichen  hundert  knechten. 

Nach  einnehmnng  Wollmar  hat  der  her  groBBcantder 
alda  ein  zeit  vorharret  nnd  etslich  von  seinen  Tolck  nach 
Runeborgk  dasselbe  einzunehmen  gesandt.  Der  Carl  Carlsen 
[hatte?]  I.  On.  gewi^sb  zugesagt,  die  heuser  darüber  er  zu 
entbieten  [habe],  als  Runnenborgk,  Uebnet^,  firmes  einzu- 
reomen*)«  £&  haben  sich  aber  gemelte  henser  mit  nichtes 
ergeben  wollen,  insonderheit  die  Ranebnrger,  die  Carl 
Carlseu  eutbieten  lassen,  er  solte  sich  ferner  ihnen  zu  ent- 
bieten enthalten,  sintemahl  sie  ibme  nicht  mehr  als  einem 
gefangen[en]  onterworfen,  sondern  1.  6n.  hertzogk  Carl,  den 
sie  anch  in  den  todt  treu  zn  sein  vorharren  weiten anch 
nicht  solicht  ihre  tren  als  er  vorgessen  nnd  hindan  zn 

beizen.  —  Dieser  audtwort  so  iuddt  der  grusr^cantzler 
vorstendiget,  hat  er  Carl  Carlsen  neben  dem  jungen  Ponto 
nach  der  Wilda  gesandt,  von^)  WolUnar  auigebrochen  und 
mit  dem  nbrigen  kriegesvolck  nach  Darpte  begeben.  Unter« 
wegen  haben  sich  I.  fl.  6n,  Hefanet  nnd  Ermes  ergeben,  die 

a)  Lytt*rn. 

b)  deleMnte. 

d)  Holvwt. 

e)  einsoraefamen. 

f)  zo  TorluiTM  Mia  MrlUn. 

g)  vor. 

8.  oben  S.  153.  Bei  de  Thon  helBtt  er  Otto  Bonbaskiu. 


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159 


erd«n  eiagenommeDy  die  eigebene  abziehen  ^)  lassen.  Von 

dar  nach  Anzen^)^)  voimcket  und  noch  eins  an  die  Lief- 
lender  {^eschi-ieben  und  diese  besiegelte  Ursachen  ihnn  zu- 
gesandi;  auoh  ein  gewisse  zeit  ernennety  sich  hierauf  [zu] 

erkleren')  

Was  niiii  lurans  werden  wlrdt,  gibt  die  seit  WiU  aber 
schwerlich  gliiuben,  das  die  Lief  lender  zn  ergt-bnug  zu  be- 
reden sein  werden,  weil  gewiss  zeiiung  kommen,  dass  die 
Tomembsten  sich  vorschweren,  nicht  ehr  von  der  festung 
za  weichen,  man  schlepet  sie  dan  bei  den  fneeaen  herunter, 
sinteniahl  ihnen  die  Pohlen  oft  Torsehlege  gethan,  aber 
nicht  gehalten.  Den  wie  die  Pohlen  ihr  eidt  halten,  weiset 
aus  die  tegliche  geschieht.    Vor  Kockenhuesen,  Rosen- 
bedL^),  Bositten,  da  haben  die  Tomembaien  geschworen, 
den  eigebenen  kein  leidt  zn  thnen,  aber  so  lange  gehalten, 
bis  die  Stadt  [ge]ofnet,  da  sie  gleich  jemmerlioh  nieder* 
i:-Lauvven  worden.    Soiideiiicli  iiat  das  littowisclie  ....*) 
volck  Yor  Rositten  schandtlos  gehandelt.    Den  sobaldt  die 
Teotschen  das  schioss  geo&et,  sich  heransser  begeben, 
aindt  de  niedergebanwen,  etzliche  nasen,  obren  abge- 


a)  lieh  &bil«k«B. 
h)  Der  Name  fehlt. 

c)  Der  nnn  folgende  Ati«zng  atis  d^m  Inhalt  des  Schreiben«  v..n  Zamoisky  ac  die 
Uvi&ader  iit  in  der  Torlage  bis  zur  äisnlosigkeit  veratämmelt  aud  kann  stelieoweUe 
m  Mit  rar«  4m  MitipffMihMidM  AMnlttM  Wi  «•  Tho«  wmttra  w«i4ra.  DitMr 
y\tU\  Ip;  we;t<?m  mttht  t]<*  die  Vorlage,  doch  hat  die  Relation  einige  bei  de  Thou  feh- 
lejule  Sitze,  die  freilich  sachlich  von  keinem  Belang  sind.  Hier  iet  also  de  Thon  nicht 
iir  BilMios  g^iolgt,  sondern  er  hat  den  ihm  Torliegendea  Briefwechsel  ZuMiakis  selb- 
^teilff  ^rattttk  In  der  Form  weicht  die  Relation  von  de  Thon  insofern  ab.  al«  lie  die 
Biipt^Hitnken  dea  Zamoiskiachen  Schreibens  in  zwei  Thf  üo  i'liedert  nnter  den  Ueber- 

Kkhftea:  Uriaebeat  welche  die  Livlfcnder  bewegen  seilen,  tod  ihm 

(Cirl)  &Vivit«h«B  viiA  sich  tu  Pol««  tu  telilagett,  —  vad:  D«r  Rntt  «ad 
rreaiaen,  den  die  Krone  Poh;n  den  Livl&ndern  aoftrtget,  ist  dieser:  . .. 
i*i»T  der  beiden  Abschnitte  ist  in  8  Paragraphe  getheilt.  Von  der  Wiedergabe  dieses 
funs  dar  fielation  mos«  seiner  öbermassigen  Fehlerhaftigkait  wegen  abgesehen  werden. 

d)  SoMabargk. 

•)  nad  b«it«n  ImtMihan  Yarasaapia, 

1)  Vgl  Hiiine  8.  392;  Gadebntch  n  2,  266.  De  Thoa  nennt 
^  Ort:  Arehlenein  .  .  .  Geo.  Sdhernluiigil  {Sehenking)  egregUun  et 
pennoemun  arcem. 


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160 

sclmitteii,  angen  ausgestochen  und  lanfen  lassen ,  etzliche 

die  Zungen  ausgerissen,  damit  sie  lange  gequelet  worden. 
Sonderlich  haben  sie  schendtlos  mit  zwehen  personen  da- 
selbst wnbgesprungea,  einer  zwar  baldt  Ton  ihnen  erstochen 
worden,  den  anderen  hat  man  an  einen  post  gebunden  und 
also  mm  zieht  nach  ihm  gesehossra,  auch  über  40  schuaa 
uf  ihm  gethan,  die  doch  (:  öü  zu  vorwundern :)  alle  ohne 
schaden  abgegangen.  Die  Pohlen,  weil  sie  gesehen,  daas 
8ie  mit  scheisaen  nichts  auariehten,  zerhacken  sie  ihm, 
dass  nidit  ein  gliedt  gantz  bleibet  Danimb  anch  die 
räche  Gottes  uberkommen  und  hat  sich  der  oberste  am 
3.  tage  nach  dem  falschen  rath  die  zunge  abgerissen  und 
mit  prullen  den  geist  auigeben.  Weil  dan  die  Fohlen 
ihren  eidt  die  zeit  über  so  gehalten,  ist  zu  besorgen,  das  anch 
ebenmessig  von  ihnen  wird!  gehandelt  [werden],  sie  mOgen 
so  gute  wort  geben,  wie  sie  wollen.    Fistnla  dulce  canit. 

Diö  seiu  nun  die  vornembsten  geschieht,  die  sich  die 
zeit  bero  in  Lieflandt  zugetragen,  derer  fast  meistenUieü 
ich  ein  spectator  gewesen  nnd  dieeelbigen*)  dem  gunstigen 
leser  zu  g^te  aufs  papir  bringen  wollen«  Daraus  sich 
dan  der  gunstiger  leser  liecht  wirdt  zu  erinnern  haben, 
was  zwischen  beide  parten  Pohlen  und  Schweden  vorge- 
lauffen,  auch  wie  beide  parte  im  lande  gehausiret  und  mit 
was  treu  das  arme  landt  von  ihnen  gemeinet  Was  nun 
femer  sich  im  lande  begeben  wirdt,  gibt  zwahr  die  zeit, 
iiit  aber  schwerlich  was  gutes  zu  voi  hoiTen,  weil  der  Schwede 
noch  herliche  vestungen  inne  hat  und  der  Pohl  das  land 
fast  ausgemartert,  indem  er  nicht  alleine  die  Teutschen, 
sondern  auch  nicht  der  pauren  verschonet.  Daraus  dan 
warlioh  wol  scheinet,  dass  der  Pohle  mit  nichten  etwas  zu 
erhalten  gedencket.  Doch  gibt  e-  die  zeit,  hievon  zu  di?*- 
curiren  und  wehre  wol  zu  wünschen,  dag^j  kein  Schwede 
in  Lieflandt  kommen. 


m)  dtBMtbifftn. 


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161 


Zum  beschluss  xnuss  ich  dem  guBStigen  leser  berichten» 
welche  beuser  der  Schwede  nocht  its  im  lande  hat  nemb- 

lieh:  Vellin,  Maricnburgk,  Kjemon,  Adzel,  Weisenstein, 

Wesenberg,  Hapäal"*),  Narva,   und  die  herrliche 

Stadt  Hevell,  Dieses  sein  zwar  herliche  henser,  [diej 
aber  sehr  schwerlich  von  der  Pohlen  macht  zn  schntzen 
sein  


b)  Carbodt. 

c)  wo  der  .Schwede  von  andurn  christiichen  teaUoben  Potentaten,  wie  die  g«- 
ug«t,  im  Iiii<t9  gMchiitset  wvntin. 


11 


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Register. 


A. 

Abo  m. 

Adäel  122  ItiL 
Ampten  (Amboten?)  1H4. 
Anzeu  ir>9 

B. 

Buuöku  15iL  läL 
Beräüii  m 

Birsen         m  löL  151 
Borg.  Thomas  142. 
Biirtneek  122. 

C. 

Charonokoski  IIH. 
Chodkiewicz  141L  HL  m  IM. 

D. 

De  la  Gardie,  Poutus  158. 

„  Juküb  15h. 

Dcmbuiski  150 

Dembiiiski,  L.  Matth.  122-24. 
Dorput  Lm.  12a.  m  159. 
Dubeiia  153. 
Dünaburg  158 
Dünamündc  115  1'24. 
Durc'khusen.  Christoph   !  V.\.  HL 
14rt. 

E. 

ErUi  lüL  m  lliL 
Emu.'?  159. 


F. 

Fahrensbttch,    Georg  115 — 120. 

122.  12a. 
Ftthrensbach,  Wilhelm  115. 
Felün  lüL 
Finnland  113-115. 
Fleniming,  Klus  114. 
Friedrich.  Herzog  v.  Kurland  131. 

147-50  m  15L 
Friesendorir.  Albrecht  133. 

O. 

Gilseu  112. 

Gyllenhielm.  siehe  Kurl  Karlaou. 
iL 

Hapaal  114. 

Harrien-Wirlaud  114  —  16. 
Heilsberg  115. 
Heimet  UL  122.  159. 
Hochrosen  146. 
Holmr.ttt  146. 
Ilorätonki,  Otto  152. 

J. 

Jettowieki,  8eehor?  116- 
Jürgensburg  l.">>^. 

K. 

Kulmur  1 14. 

Kapel  (Capellus)  LLL 

KarkowHki  154). 


163 


KarkowBki,  Matthias  III.  113. 

12&.  126. 
KaikoB  lia  119.  m 
Kxrl,  Hersof  von  Sudennaunland 

109. 118-81.  147.  14d.  154  IT. 
Karl  Karbon  ayHenhielm  117—19. 

135-43.  166.  157.  168. 
Keiubuscb,  Otto,  siehe  Otteubtueh. 
Kiew  112. 
Kleuif,  Jakob  127. 
Kokenhusen    m.    124.    12(1—14.  [ 

IM.  159. 
Kopf,  Klaus  154. 
Kosonewski  12ti. 
Kremou  145.  l^i. 
Krüdiier,  Georg  139.  142.  145. 
Kareel  IIb. 

LeniHal  14^*. 

Lieiiiek?  rig.  dtattkaltcr  118. 
"Liakowicz  130. 
Liadsen  124. 

H. 

Magnus,  Herzoir  von  Holsteiu  112. 
Marienburj^  122.  ir)<i.  I6i. 
Meinel  (Muniinel)  131. 
ModowBki  117. 

N. 

Narva  114  IGl. 
Neohaoaeu  118.  124. 
Nenhof  188:  146. 
Keostadt  163. 
Nitoa  138.  146. 

O. 

Oberpahlen  118. 


OCTenberg  (Lorenz  von)  112. 
Ottettbaaeh,  KlotalDO  (Keinboaeh, 

Otto.  BombailtDSp  Otto)  168. 

168. 

P. 

Pebalg  123. 

Pemaa  114.  116-18.  147. 
Persehleti  130. 
Pletteübeig,  Wilhelm  161. 
Polobiuaki  126. 
Ponewiesh  157. 

R. 

BadziwU.  Chrlatoph  120. 134. 136. 

143.  145.  147  -16L  164. 
Badaiwil,  Geor«  139. 
Radsiwil,  Heiuricb  139. 
Kamel,  Heinrich  124. 
Bemling.  Otto  132. 
Beral  114-16.  147.  161. 
Kiga  109. 114.  121. 124. 126. 146. 

150.  161.  164.  166. 
ßonibaskui:,  Otto,  siehe  Otten- 

busch. 

Romit^bnrir  124.  146  -49. 151. 159. 

Huui«  llf). 

Uoöeii,  Georg  132.  13i>. 
Uosenbcek  139.  142.  145.  159. 
RosiUen  124.  1^.  159. 

Salis  117.  118. 
ScheJikiug,  Georg  124. 
Öcbissii.ski  128  -33. 136  -40. 143. 

145.  14G.  149. 
Schlauken?  153. 
Schlugehof?  153. 
Segewold  145. 
äelbarg  151.  153.  154.  Iö6. 
SeBSwegen  III.  126. 


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164 


Sesawegen,  Johann  137.  | 
Sigianmnd  III,  König  von  Polen  j 

m=m  m  IM.  IM.  m  lüL 

Simasko  IM. 
Sis8et(al  12L 

Sisäinski.  siebe  Schinsinski. 
Some,  Christoph  mi  135. 
Soniaki  148, 

Spiegel,  Wilhelm  122.  123. 
Starkbeck  (Sternberg)  12r>. 
Stockmaiinshof  133.  ; 
Stolpe,  Peter  m  I 
Suderbrök,  Otto  m.  I 

T.  I 

Taube,  Friedrieb  LLL  112. 

I 

Tiesenhausen,  Fabian  137.  1  i2.  j 
Tipsenbaust'n,   Gottliard   Johann  i 


Tiesenhausen,  Johann  130.  132. 

133.  135. 
Tilitzki  115. 
Treideu  125.  HG. 
Troki  m 


U. 

Ungern,  Heinrich  112. 
Uexküll  IhL 

V. 

Vieding  ( Vietinghof  ?),  Otto  122. 

m 

w. 

Wallbof  m 
Weisaenstein  114.  Itil. 
Wenden  122.  142.  145. 
Wesenberg  1 14.  Ifil. 
Weyer,  Ludwig  121.  122. 
Wesselowski  124. 
Wlegant,  Wilhelm  142. 
Wildo,  Franz  142. 
Wilna  m  12L  im  15L  15{L 
Wolmar  lof).  löi^.  In.s. 
W>angel  149. 

Wrangel,    Hermann,   »Sohn  des 
vorigen.  124.  m  142. 


PEABÜDY  [ViUSLUiv.. 


4 


»  -4 


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Inhmlt 


Seite 


Johanii  WolthnBS  von  Herae,  Ifeifter  des 
Dentoehen  OrdenB  sn  Livland.  Vod  Oskar 
StttTenhageo   1—88 

Fort««'t7,ur)g  ciiuT  Ii vl:Mi»li.<chen  Hlscljnrschroiiik. 

Ilurausgegebeu  von  Oskar  8t& v eu liageii    .    .  89—96 

Bioe  UWändiscbe  RelaÜoo  über  die  Breigiiisae  io 
LivlAttd  aas  der  Zeit  von  1599-1602.  Mitgetheilt 
▼oo  A.  BergengrttO  97—164 


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r 


Mittheiiungen 


aus  der 


livlaudischen  Geschichk 


^kijzeliuli-ii  Uüudes  zweites  Hell. 


 -Mf>o«3< 


tti^a,  1699. 
Nieolai  Kyntmels  Buchhaudluug. 


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Gedruckt  auf  Vt-rfügen  der  Ge8flli?chaft  für  Geschichte  und  Alter- 
thumskuude  der  Oätseeproviuzeu  Ruäi^lauds. 

Präsident:    H.  Baron  Braiuingk. 

Riga,  deo  10.  Mai  I89'J. 


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.  p. EC LI V ED, 

JUL17  1899 
FLAbüOY  iVSüGEÜiv'i. 

♦ 

den  Hafl8  Rysseaberg  in  der  K.  Ermitage  zu  SL  Petersbarg. 

'  Von  R.  Hausmann, 

Dmq  zwei  T&fela. 

Ln  Anfang  des  Jabres  1896  erhielt  ieh  Kunde  von  einer 

Monstranz,  die  sich  seit  kurzer  Zeit  in  der  K.  Ermitage 
zu  St.  Peteröbin*g  befinde  und  aus  Livland  stamme.  Die 
Nackricht  interessirte  mich,  ich  wandte  mich  an  Herrn 
W.  T.  Book,  Konserrator  der  Abtheilnng  för  mittelalter- 
liche Kunst  in  dem  reichen  petersbarger  Moaenm,  und  dieser 
hatte  die  Liebenswürdigkeit,  mir  Photographien  zuzusenden. 
Auf  einer  Reise  nach  Moskau  zu  Beginn  di«'.st'&  .Jahres 
habe  ich  dann,  wiederum  dank  der  Yermittelung  des  Herrn 
y.  Bock,  das  Kunstwerk  eingehender  kennen  gelernt. 

Die  Abbildung,  die  beiliegt,  wird,  besser  als  eine  Be- 
schreibung, Art  und  Schönheit  des  Objekts  lehren.  Ein 
volles  (Jrtheil  über  den  Kunstworth  kann  nur  ein  Kenner 
der  Geschichte  der  Goldschmiedekunat  und  des  katholischen 
Kirehenschmuckes  ^len.  Ich  glaube,  dass  hier  ein  für  beide 
Gebiete  herrorragendes  Werk  aufgetaucht  ist,  das  in  Zu- 
kuflft  in  der  Geschichte  des  mittelalterlichen  Kuuötgewerbes 
üicht  wird  übersehen  werden  dürfen. 

L  Die  Monstranz,  auch  Ostensorium  genannt,  ist') 
ein  tragbares  Ctof^iss,  welches  in  der  katholischen  Kirche 

*)  Wetzer  uud  V\  elte,  KirchßülexikoQ  8.  v.  —  Utte,  Haudbuch  der 
kirchlichen  Kauetarchaologie      (1863),  240 

iimiMiL  ft.  a.  IM.  eMobiebtt.  im  2.  12 


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t 

166 


dazu  dient,  Reliquien  oder  die  Huatie  zur  Verehrung  sicht- 
bar anszastellen.  Auf  ilu-e  Form  und  deren  Entwicklung 
wurde  Ton  grossm  Einfloss,  daas  im  14.  Jahrhundert  die 
FrohnleichnahmsprozeBsion  allgemeine  Verbreitung  fand^). 
Bei  dieser  bildet  die  Monstranz  mit  der  Hostie  den  Mittel- 
punkt der  Feier.  Schon  bei  den  älteren  Monstranzen  lur 
Beliqoien  waren  letztere  in  der  Kp^pI  in  einem  Glasgefto 
geborgen,  das  aiehitektonisch  gegliederte  Seitenflngel  nm* 
Bchliessen  nnd  eine  stilisirte  Bedachung  krönt  An  diese 
ältere  Form  lehnt  sich  die  Monstranz  der  späteren  Zeit  an, 
sie  gewann  die  Form  eines  tragbaren,  turmartigen  Sakra- 
mentsbäuschens.  Da  sie  sich  seit  dem  14.  Jahrhundert  ent- 
wickelt, sdilieest  sie  sich  dem  gotischen  Stil  an  nnd  folgt 
anch  den  Phasen  seiner  späteren  Ansgeetaltong,  zeigt  nament> 
lieh  ^den  grössten  Reichtum  in  der  EntwickeluDi^  der  dem 
gotischen  Turmban  entlehnten  konstruktiven  und  dokora- 
tiven  Formen  im  entschiedensten  Hochstreben^.  Die  Mon* 
stranz  ist  ein  architektonisch  an^ebantesi  nun  Tragen  ein- 
gerichtetes Geräth.  Der  breite,  einen  festen  Stand  sidiemde 
Fuss  ist,  ähnlich  dem  protischen  KelcliiuiSöe,  meist  als  Sechs- 
eck konstruirt  und  zieht  sich  zu  ein^  schlanken  Schaft 
zusammen,  der  in  der  Mitte  Ton  einem  fibr  die  tragende 
fland  TOfgesefaenen  Knanf  (nodns)  nmfssst  wird  und  fiber 
diesem  sieb  znmüntersate  des  Sakramentshänsehens  erweitert 
Der  Raum  für  das  Allerheili^ste  wird  durch  Säulchen  oder 
kleine  Eckpfeiler  als  Schrein  gebildet,  dessen  Wandungen 
ans  Erystall*  oder  Glasplatten  bestehen  und  in  dessen  Mitte 
die  Hostie  an  ihrem  nntem  Rande  Ton  einer  Zwinge  in 
G(estalt  einer  schmalen  halbmondfbrmigen  Scheibe  (Innnla) 
aufrecht  stehend  erhalten  wird.  Dieser  Glasschrein  wurde 
später  fast  allgemein  durch  einen  giockenartig  abgeschlosse- 
nen Glaszylinder  ersetzt.    Der  nber  dem  Mittelranm  anf- 

Auch  iii  Livland  wurde  sie  im  Beginn  des  16.  Jahrhundert« 
^nach  löblicher  christlicher  Gewohnheit"  mit  grüseer  Prozession  be- 
gangen,   iiienemaon,  Luthertage  13. 


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167 


steigende,  in  einen  polvgonen  Turmhelm  auslaufende  und  0 
mit  einem  kleinen  Kreuze  oder  der  Kreuzblume  gekrönte 
Bildachin  wird  an  seinen  beiden  Seiten  von  Strebepfeilern 
getragen,  welche  auf  Konsolen  sich  anfbanen  und  in  offenen 
Nischen  Statuetten  von  Heiligen  oder  Engeln  bergen.  — 
«Der  zur  Aurruliruiig-  dieser  Oefä?se  p^ewiihlte  Stoff  ist  sehr 
Terscliieden,  je  nach  den  zu  Gebole  stehenden  Mitteln, 
Die  Kathedralen  haben  Monstranzen  von  Gold  and  Silber; 
die  meisten  Kirchen  begn%ten  sich  mit  yei^oldetem  Kupfer 
oder  Messing,  aber  anch  reich  geschnitzte  Monstranzen 
kommen  zuweilen  vor  . . .  Die  Grösse  steigt  von  0,8i — l,5c  m**. 

Das  ist  der  herrschende  Tjpus  der  Monstranz  gegen 
Ende  des  Mittelalters^),  ilm  weist,  Tielf&ch  in  besonders 
gliazender  WeisCi  anch  das  petersbniger  Exemplar  anf. 

Die  Petersburger  Monstranz  ist  in  Süber  gearbeitet 
und  aussen  vergoldet,  also  in  einer  Weise  hergestellt,  die 
besonders  bei  Monstranzen  für  Kathedralen  üblich  war. 

Das  wolerhaltene  Kunstwerk  ist  von  bedeutender  Höhe, 
112  cm  3  Fuss  8  ZoU)  Tom  Fuss  bis  zur  Spitze.  Es 
Hebt  auf  breitem  Fuss,  dessen  Basis  30  cm  Durchmesser 
hat  und  als  Sechseck  (öechspass)  kou.-Uuirt  ist.  Die  sechs 
Seiten  steigen  sich  verjüngend  empor  und  haben,  wo  sie 
zum  Schaft  übergehen,  einen  gotisch  stilisirten,  mit  Fialen 
verzierten,  durchbrochenen  Abscbluss.  Oberhalb  dieses 
Abschlusses,  in  der  Mitte  des  sechsseitigen  Schaftes,  folgt 
ein  kräftiger,  gleichfalls  sechsseitiger  Knauf  mit  hervor- 
tretenden Ehomben,  auf  deren  Aussenfeldern  die  Buchstaben 
des  Namens  \\^tW  stehen.  Am  oberen  Ende  erweitert  sich 
dann  der  Schaft  zum  Untersatz  des  Saikramentsh&uschens. 
Die  Höhe  des  Fusses  Ist  38  cm,  beträgt  also  etwas  mehr 
als  ein  Drittel  der  Höhe  des  Ganzen,  er  ist  sehr  kräftig 
gebaut,  wie  das  bei  einem  schweren  und  hoch  aufragenden 

1)  Eine  Fülle  äolcher  Moustraozcn  weist  Otte  a.  a.  0.  innerhalb 
DraMlsad  und  Oesterreich  nach,  anfbneiid  viele  werden  aas  dem 
pieeniacheii  Oideneiande  geaeont 

12» 


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m 

C^erftth  nothwendig  war.    An  der  Btms  sind  zwei  starke 

Oeaen  angebracht,  deren  Bestimmung  nicht  sicher  i^t'}. 

Der  Haaptiheü  der  Monstranz  ist  das  Sakramentsh&oB- 
eben,  dieses  zeigt  darum  auch  den  meisten  Sehmaek.  Ge- 
wöhnlich, wenn  die  Monstranz  in  der  Kirche  stand,  wird 

die  Hostie  nur  von  der  einen,  der  vorderen  Seite  m  sehen 
sein;  bei  FrozessioDcn  wai'  es  wünschenswerth,  dass  sie 
aaeh  von  der  Rückseite  sichtbar  war.  Dagegen  kamen 
die  Flanken  rechts  and  links  weniger  in  Betracht.  Hleraiia 
erklärt  sich,  dass  das  Sakramentshäuschen  als  Basis  ein 
breites  aber  schmales  Viereck  hat.  Von  diesem  ans  erhebt 
sich  der  ganze  Aufbau.  }^  ist  streng  architektonisch  ge- 
halten, ein  gotischer  Tonn,  an  der  GmndfiAche  26  cm 
breit.  In  drei  Stockwerken  steigt  er  74  cm  in  die  Höhe. 
Das  untere  Stockwerk  enthält  den  Schrein  fftr  die  Glas» 
glucke,  Iii  welcher  sich  die  auf  einer  Säule  stehende,  schein- 
bar von  zwei  Engeln  getragene,  gespaltene  lunala  f&r  die 
Hostie  befindet  Im  zweiten  Stock  erblickt  man  unter  Balda- 
chin eine  gekrönte  Maria  in  der  Sonne.  Im  dritten  Stock,  dem 
polygonen  Turmhelm,  steht  ein  Ritter  mit  blossem  gelocktem 
Haupt,  in  der  Rechten  eine  Lanze,  in  der  Linken  einen 
kleinen  Beiterschild  haltend;  obgleich  ein  Lindwurm  nicht 
am  Boden  za  sehen  ist,  wird  die  Gestalt  wol  den  heiligen 
Georg  darstellen.  Die  Spitze  des  Tnrms  bildet  ein  Kreuz, 
dessen  eine  Seite  Christus,  die  andere  Maria  zeigt. 

Der  mittlere  Theil,  das  untere  and  zweite  Stockwerk, 
ist  anf  beiden  Seiten  mit  reichstem  Schmack  flankirt,  Zahl* 
reiche  Strebepfeiler,  die  auf  Konsolen  ruhen,  ragen  in  die 

Höhe  und  bilden  fensterartijje  Nischen,  die  im  unteren 
btockwerk  von  Baldachinen  überdeckt  sind  und  Statuetten 


Es  koDDtea  dnrch  sie  Riemen  gezogen  sein,  um  die  Monstranz 
so  befestigen,  wenn  sie  zetragen  werden  sollte.  Keehtriglieh  Imben 
sich  swet  kleine  silberne  Gloeken  yon  drca  36  mm  Hohe  geftindeD, 
die  an  den  nnteren  filigraimitlgeD  Ornamenten  gehangen  haben  soUen. 


» 

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\ 


169 


Ton  Heiligen  bergen.   Das  oberste  Stockwerk  ist  dann  als 

durchsichtige  filigranartige  Pyramide  gestaltet. 

Das  ganze  Sakrauientshäuschen  zeigt  den  Stil  der 
späteren  Gotik  des  ansgebendeo  15.  Jahrhunderts,  der 
$pitebogen  hat  bereits  die  nach  innen  geschweifte  Form 
(8.  g.  Eselsrfickenbogen).  Die  architektonische  Strenge  geht 
80  weit,  dass  an  dem  reich  verzierten  Tnrm  sogar  Wasser- 
speier nachgebildet  sind.  Masswerk  mit  Fiftcliblaseuoruament 
ist  auf  den  Flächen  mehrfach  in  Anwendung  gebracht. 

Von  der  Basis  des  Sakramentshänschois  hängt  Spitzen- 
onuuneBt  herab,  von  grosser  Zartheit  im  Mnster. 

Zum  Schmuck  sind,  so  namentlich  an  den  Flächen  iiber 
und  unter  dem  Glaszylinder,  mohrfach  Edelsteine  verwandt; 
sie  haben  noch  keinen  krystaliinischen  Schliff,  den  man  im 
Mittelalter  nicht  kannte^  sondern  sind  randlich,  halbkugel- 
ftrmig,  in  8.  g.  mugeliger  Form  geschliffen  und  in  Eftsten 
riemlich  roh  gefasst.  Auch  Schmelz  oder  Email  ist  viel- 
fach zur  Verzierung  in  Gebranch  genommen.  Einige  Edel- 
steine sind  aus  der  Fassung  ausgefallen^  verloren  gegangen. 

In  den  Nischen  des  unteren  Stockwerks  waren  wol  sechs 
Apostelfiguren  angebracht^  Ton  welchen  f&nf  erhalten  sind^ 
die  aber  nur  zum  Theil  noch  fest  auf  ihrem  Platze  stehen. 
In  den  beiden  Fenstenuschen  vorn  waren  wahrscheinlich 
Peter  und  Paul  aufgestellt,  zu  erkennen  sind  weiter  Bar- 
tholomäus mit  dem  Messer,  Andreas  mit  dem  Krenz. 

Im  Ganzen  ist  das  Kunstwerk  sehr  gut  erhalten.  Grössere 
Verluste  sind  nicht  zu  beklagen^).  Einige  Verbiegungen 
etwa  in  den  Spitzen  der  Tnrrachen  oder  Lockerungen  im 
Verbände,  haben  leicht  wieder  gut  gemacht  werden  künnen. 

Die  Komposition  des  Gkinzen»  die  Korrektheit  des  Stils 
M%t  hohes  künstlerisches  Können.  Die  Qmamentirung  ist 
reich,  aber  nicht  uberladen,   die  Linien  werden  nicht 

^)  Für  MoDStransen  waren  Futterale  gebräachlieh.  Eins  ans  Leder 
mit  gepreiatem  Ornament,  ans  dem  Anfang  des  15.  Jaluhanderte, 
itünmt  au  Ohemnita.  Otte,  Handbuch  I,  243. 


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170 


schnörkelhafty  laofen  nicht  todt  ans.  Nehmen  wir  an,  dass 
die  Monstranz  nach  einer  Zeichnung  gefertigt  wurde,  so 
ist  diese  von  guter  Hand  entworfen.  Dieser  glänzenden 
Anlage  des  Ganzen  gegenüber  zeigt  die  MetaUaibeit  nicht 
immer  rolle  Sorgfalt,  die  einzelnen  Zacken  nnd  Blätter 
lassen  strenge  Oenanigkeit  mehrfiEush  vermissen.  SVeili«^ 
das  Kunstwerk  war  anf  Wirkung  ans  der  Ferne  hereehnet» 
sodann  hat  manches  Detail  wohl  auch  gelitten  durch  schwere 
Geschicke,  welche  die  Zeitläufte  brachten. 

Der  Fuss  der  Monstranz  ist  breit  an^geli^;ert  und  als 
Sechspass  gestaltet.  Yen  den  sechs  Flächen  seigen  drei 
GraTirungen  Ton  nicht  sehr  fein«  Arbeit.  Auf  dem  ersten 
Felde  ist  ein  Bischof  dargestellt  mit  Mitra  und  Nimbus, 
auf  einem  Tron  auf  Polster  sitzend,  die  rechte  Hand  ah- 
nend erhoben,  in  der  linken  den  Stab.  Keine  Inschrift  — 
Das  zweite  Feld  ist  leer. 

Im  dritten  Felde  sieht  man  eine  reich  mit  Blumen  gedeckte 
Ebene,  in  ihr  kniet  auf  dem  rechten  Knie  eine  männliche  Figur 
mit  Nimbus,  in  den  Händen  ein  Spruciiband  haltend,  mit  der 
Inschrift  t  fU  äo^ium  t  (dw  fiTangelist)^).  Vor  dieser  Figur 
steht  auf  dem  Blumenfelde  ein  K^oh,  aus  dem  Blätter  oder 
Flanunen  herrorzilngeln.  —  Das  yierte  Feld  ist  leer. 

Das  fünfte  Feld  zeicrt  Jesus,  mit  Nimbus,  jugendlich, 
knabenhaft  gehalten,  ohne  Nägclmale,  inmitten  der  Marter- 
werkzeuge stehend:  im  linken  Arm  das  Kreuz,  an  welchem 
die  Geissei  hängt,  weiter  die  Säule  mit  dem  Strick,  Lanze 
und  Schwamm,  Rutenbündel,  Hammer,  Zange,  Domenkrone, 
drei  Würfel.  Ueber  das  Feld  geht  ein  Spruchband  mit  der 
Inschrift  in  gotischer  Minuakel:  f  3»t  f  iüt  f  UU^t»  ^tttn 
tMtCCCCttLXXimt.  —  Das  sechste  Feld  ist  leer. 

Die  Inschrift  des  f&nflen  Feldes  ist  natärlich  ron  grosser 
Wiohtigk^t,  sie  giebt  uns  das  Jahr  der  Entstehung  der 
Arbeit  1474.  Mit  dieser  Zeit  stimmt  gut  überein,  dass,  wie 
bemerkt,  die  Monstranz  den  Charakter  der  spätgotischen 

1)  TM  n. 


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171 


Baukunst  zeigt,  00  die  nach  innen  geschweiften  Spitzbogen. 
Die  uiederdeatfiche  Sprache  dieses  Spnichbandes  soheint 
danuif  za  deateoi  dasB  die  Kirolie,  för  welche  das  Oerilt 
bestimmt  wair,  hn  niederdentsclieii  Gablet  lag.  Sonst  wfire 

Wüi  lateinische  JaliresariL^alje  gewählt  worden. 

Eine  weitere  wichtige  Angabe  über  die  Entstehung  der 
Monatranz  findet  sich  auf  der  Innenseite  des  Fnsses.  In 
gotisdier  EnrsiTSchrift  ist  hier  eingeritzt^}:  ,411119  Vi^fftnktt^ 
trnft  bnlfe  miKhrtiiaiiie  gemohet  nnit  der  gokr»  dulpe  mtn 
pi  gfuc  i)Uö  alle  bat  tn^%e  Iruni/*  Wo  hat  dieser  fromme 
Goldschmied  Hans  Ryssenberch  gelebt? 

Die  niederdentsch  abgefasste  Inschrift  weist  wieder  anf 
einen  Meister  im  Gebiet  niederdentscher  Zange.  In  Limbeck 
tauchen  im  15.  Jahrhimdert  Glieder  der  Familie  Rjssenberch 
auf-):  1429  wird  ein  Evert  Russenberch  als  verstorl)en 
angeluhrt,  1427—1448  ist  Johann  R.  dort  Katmanu,  Heinrich 
&.  wird  1452,  Evert  B.  1456  dort  genannt  £in  Gold- 
Schmied  Hans  Bnssenberch  ist  dagegen  im  15.  Jahrhnndert 
jn  Lübeck  nicht  nachweisbar'). 

Aber  auch  in  Reval  ist  die  Familie  Ryssenberch  ver- 
treten. £s  s'md  Aufzeichnungen  der  Kleinen-  oder  Kanuti- 
Güde  in  Beval  erhalten^),  welche  die  im  Besitz  dieser  Ge- 
noflseoschaft  befindlich  gewesenen,  silbernen  Standbilder 
ihres  Schutzpatrons,  des  heiligen  Kennt,  betreffen.  Ein 
solches  Standbild  war  1442  durch  IJeiträore  der  Mitglieder 
gestiftet  worden.  BeimWechselimAmt  des  Ältermanne  übergab 
der  abtretende  dem  neuen  auch  das  Silberger&t  der  Gilde. 

Zun  Jahr  1488  ist  nun  eingetragen:  ^^Item  fio  hefft 
Hans  Rnssenbarch  santhe  Enutes  bilde  van  sulver  entfan- 
gen im  [14j92''if*  jare".   Es  ist  also  ein  Hans  Russenbarch 

»)  Tafel  II. 

*)  Lübischea  ürkundenbnch  Bd.  7—9.  Das  Werk  geht  bis  jetzt 
WUr  wenig  ubur  diu  Mitte  des  15.  Jahrh.  iiinaus. 

*)  Gefallige  Mitteilung  von  bUatäarciiivar  Hasse  in  Lübeck. 
*]  UtL  Urkdudea-Üuch  9,  922. 


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172 


um  diese  Zeit  Ältermanii  der  St.  Kanuti- Gilde  in  Reval 
gewesen.  Während  in  Riga  die  Goldschmiede,  freilich  erst 
seit  1631|  znr  gössen  Gilde  gehörten,  waren  uad  blieben 
in  Reyal  die  Mitglieder  dieses  Gewerbes  Genossen  der 
kleinen,  der  EsBUti-Oilde*).  Somit  war  es  sehr  wol 
möglich,  da?s  der  Alterraann  dieser  Gilde,  Hans  Russen- 
barcb,  ein  Goldöchmied  war.  Diese  Annahme  wird  darcb 
Materialien  des  revaler  Archivs  bestätigt,  das  auch  über 
weitere  Glieder  dieser  Familie  Auskauft  erteilt^.  Danach 
wird  der  Goldschmied  Hans  (I)  Rissenberch  1460  Bürger 
in  Beval,  ist  1403  in  Reviil  aachweisbar,  besass  145^)  ein 
Haus  in  der  Laiigötrasse  in  der  Nähe  der  Olaigilde'),  führte 
ein  eigenes  Wappen  (zwei  Querbalken)  and  wird  1472, 
1488, 1497  erwtthnt.  Im  leteteren  Jahr  fiberträgt  er  seinem 
Sohn,  der  aach  Hans  (II)  bfess  and  wie  sein  Vater  Gold* 
Schmied  war,  ein  Haus  in  der  Langstrasse  und  1603  bringt 
diesem  seine  Frau  Margarethe,  Witwe  des  Olaf  Droste, 
noch  ein  Haas  als  Braatschats  za.  Der  Bahm  der  Kunst 
dieses  jfingeren  Hans  ging  aacb  fiber  das  Meer,  er  arbettete 
eine  Tergoldete  Monstranz  für  die  Kirche  zn  Niegenkerken 
in  Finlaud,  in  der  Nalie  von  Wiborg,  wofür  or  im  Jahr 
1522  an  Arbeitslohn  50  Mark  rig.  zu  fordern  hatte  ^ 

Nottbeck  nud  Neumami,  Geschichte  and  Koostdeakmäler  der 

tJtadt  Reval.    Iö96,  I  S.  81. 

-}  Den  Herren  A.  TTackman  in  TTolyinf^for^,  L.  Arbnsow  und 
Aot.  buchholtz  in  Higa.  H.  v.  Nottlnck  und  (i.  v.  Hansen  in  Reval 
sage  ich  besten  Dank  für  die  Hülfe  bei  dea  Nacbforschaogea  uach 

dem  Mei.■^ter  der  Monstranz. 

3)  Itiis  driitültetite  Erbebuch  der  ;Stadt  Kevai,  ed.  Nottbeck  1692, 
Nr.  13U4,  1311,  1320. 

*)  Hansen,  Ke'^t'j^trn  an»  zwei  Missivbucheru,  Ib'Jä,  S.  48:  der 
Rat  von  Jl»  vul  an  dnii  Hauptmann  von  Wihor^r:  es  habe  zu  fordern 
-bio  zeligeu  her  .Mugnuä  Bock,  kerkheru  tor  Nitsgeu  korken  .... 
Haas  jRiflienbereh  vor  ▼ordenat  arbeides  loen  eine  vorgalde  mon- 
stranze  to  inakeiit  50  nik  und  säst  nooli  S^/i  mk.*  —  Niegenkeiken, 
heute  Nykyrka»  Unaikirko,  etwa  60  Werst  aaddttlich  Ton  Wybo'rg. 
1535  wurde  von  König  OnetaT  I  auch  io  Finland  der  katholische 


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173 


Äucli  sein  Sohn  Simon  (I)  war  Goldaohmied  und  Äitermann 
der  £«iiiti*Güde  in  Beval;  als  er  im  Jahre  1556  dieses  Amt 
aiederlegte,  yerehrte  er  der  Oilde  einen  noch  hente  in  deren 

Besitz  befindlichen  Becher*).  EJr  ist  1571  noch  nachweisbar, 
aber  vor  16(H)  gestorben*).  Er  war  ein  woihabendor  Mann 
und  mit  Dorothea  von  Derfelden  verheiratet,  die  nach  soinem 
Tode  den  Goldschmied  Stephan  Schünemann  ehelichte.  Sein 
Sohn  Simon  (II)  reiste  mit  seinem  Vetter  Joh.  von  Derfelden 
nach  Moskau  und  starb  1604  März  6. 

Wir  können  also,  wie  man  sieht,  in  Reval  unter  dem 
Kamen  Ryssenberg  durch  drei  Generationen  eine  Gold- 
Bebniedefamilie  von  der  Mitte  des  15.  bis  gegen  Snde  des 
16.  Jahrfannderts  nachweisen,  die  xn  Wolstand  nnd  Ansehen 
emporstieg,  dertMi  Arl)f?iten  auch  in  der  Ferne  Ruf  hatten. 

Somit  darf  als  bewiesen  gelten,  dass  \insere  schöne 
Monstranz  im  Jahre  1474  in  Kevai  vom  Meister 
Hans  Ryssenherch  gearbeitet  ist 

Beval  darf  sich  mit  Becht  dieses  Meisters  rühmen. 
Es  liegt  hier  ein  glänzendes  Zens^iBS  vor  für  die  hohe 
Entwicklung,  die  das  i^unsthandwerk  im  15.  Jahrhundert 
in  diesen  Landen  gewonnen  hatte.  Jüngst  ist  in  trefflicher 
Weise  der  Beweis  gefnhrt  worden'),  n^^^  die  Qoldschmiede- 

Kircli«üj§chüiuck  eii)t,a>z<)iren.  dub*  !  ist  eiugülietVrt  itt  uyit  Sacrament 
forgüldh  vtoff  Nykirke,  somit  iat  rlif»  revaler  Arbeit  wahrschoinlich 
#  iß  die  küüijrliche  Schatzkammer  gewandert  uud  dugeschiuolzen.  Vergl. 
Leinberg,  Jluüdliugur.  —  Im  erwähnten  Briefe  von  1522  findet  sich 
&  Angabe,  da^s  1  Last  2  Scbiffpfand  Sab  22  Schiffpf^od)  29  Mark 
(  SekiU.  kost'j,  also  1  Schlffpftmd  etwa  l^h  Mark.  Vergleicht  man 
^«e  Angalte  mit  dem  hevtigen  Marktpreiee  von  einem  ScbÜFpfand 
6tli»  daa  230  Eop.  beträgt,  ao  Warden  SO  Mark,  der  Arbeitalobo  für 
Moutranz,  etwa  86  BbL  gleichziuetien  aein.  Dooli  haben  aolche 
B^rechuoDgen  einen  aehr  achwankeaden  Boden. 

>)  Katalog  der  AnasleUimg  zum  X.  archaoiog.  Kongreea  in  Riga 
m  Nr.  1306. 

*)  Hansen,  Katalosr  d.  revalor  Stadtarchiv.^».  \^\H'>,  S.  155  wird 
inm  Jalir  1580  das  Inventar  von  Simon  Ku.s.seuberch  aiitjpfiihrt. 

^)  Aot.  Bachholtz,  Uoldschmiedearbeiten  in  Li?laod,  Estland  und 
Kufiaüd.  1892,  Ö.  5. 


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♦ 


174 


kunst  in  den  Usueeprovinzeii  wahrend  der  Stylperioden 
der  Benaiasance  and  dea  Barokko  auf  keiner  gerio^^en 
Stufe  stand,  ab  DeotBchlaiids  Meister  in  jener  Zeit  mnngen 
hatten^  Wir  sehen  jelEt,  welche  stolze  Höhe  dieae  Kmust 

bereite  im  15.  Jahrhandert  in  Lirland  einnahm.  Und  in 
Reval  konnte  sie  wol  im  Flor  sein,  die  Stadt  erfreute  «ich 
eines  fast  onanterbrochenen  Friedens,  die  inneren  Ver- 
hültniifw^  wurden  hier  nicht,  wie  oft  in  Big%  dorch  hellige, 
langwierige  Kämpfe  mit  dem  Laadeefaemi  eraehittert»  der 
Handel  brachte  reichen  Gewinn.  Der  gab  dann  die  Mittel, 
.■jcböne.-;  kun-tvoUe3  Silbergerät  zn  enveiben.  Noch  heute 
hat  sich  trotz  der  Stürme  der  Zeiten  in  und  aas  Rerai 
manches  davon  erhalten,  das  jftngst  in  schdner  Beprodak» 
tion  veröffentlicht  worden  ist^).  Über  «nigen  weiteren 
^ilherschmuck  haben  wir  .schriftliche  Nachrichten.  Wir 
hören,  dass  das  Donünikanerkluaier  in  Reval  gegen  Ende 
des  fonizehnten  Jahrhunderts  20  Kelche  besitzt,  von  denen 
einer  in  den  Händen  nnsers  Meisters  Hans  ist^  ^de  eoe  is 
tor  make,  den  heft  Bnssenherdi,  de  sal  wegen  2  mrc  lodich 
myn  2,  iot"*).  Oder  aus  dem  Jahr  1527  wird  berichtet, 
der  Rat  habe  einem  (ungenannten;  Goid:3chmiede  eine  Kanne 
für  4  Mrk.  znm  Vergolden  gegeben,  die  einen  Wert  von 
226  Mrk.  hat.  Das  sind  Zeugnisse  för  hohen  Wolstand, 
ihr  Freude  am  Besitz  schönen  Schmuckes. 

IvAi  Be.-chauzeichen.  durch  welchen  im  16.  Jaurhundert  % 
derAitermann  der  Goldschmiede  anerkannie,  dass  die  Arbeit 
gut  und  vollwertig  sei,  und  das  durch  seine  Marke,  der  Stadt 
Zeichen,  auf  den  Entstehongeort  wies,  ist  bei  der  petero* 
burger  Monstranz,  dem  Werk  des  15.  Jahrhunderts,  nicht 
vorhanücü^).  Stempel  sind  hier  überhaupi  uicht  einge* 
schlagen,  weder  iieachau-  noch  Meisterzeichen. 

1)  Baefaholts»  a.  a.  O. 

>>  iDTentar  der  Dominikaner.    Perg.   Orig.  oba«  Datom,  sber 

Tor  1494.   Reval,  Archiv  der  Schwanhaapter. 

Nach  einer  Mittf •Innt'-  von  TTnnsen  soll  eine  Rat«willkür  von 
1503  in  Keval  Torschreiben,  äftös  die  Arbeit  der  Goldachmiede  mit 


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176 


Dagegen  ist  das  Gewicht  aDgegeben,  in dom  im  Innern 
des Fasaes  eingeritEt  ist'):  ICXXYIIt  JL  lod  IUI  lott,  d.  h. 
d7Vt  Mark  lodig  4  Loth.  Das  Gerät  viegt  heute  20  Pfiiiid 
64  Solotnik  russisch  (=  20^8  M  zu  409,^31  gr.)  =  8463,s4  gr. 
Die  Mark  zu  16  Lot  f^erechnet,  wäre  die  Monstranz  40ti  Lot 
schwer,  demnach  1  Lot  =  14,ois  gr.,  1  Mark  :=  224,i98  gr. 

Das  Kunstwerk  ist,  wie  bemerkt»  in  Silber  gearbeitet 
und  aussen  vergoldet.  Was  den  Geb  alt  des  Silbers  be- 
trifft, so  hat  dieses  die  88.  IVobe'),  d.  h.  in  96  Theih;n 
(1  Piund  rusö.  =  96  Soioinilv)  sind  88  Theile  reines  Silber. 
Dieser  Gehalt  in  mittelalterliche  Mark-  und  Lotreohnang 
umgesetzt  (1  Mark  —  16  Lot)  ergiebt  14Vt  Idtiges  Silber. 
Der  reraler  Goldsehmiedeschragen  yon  145B  sehreibt  vor^): 
„de  iuark  lodich  sal  hoUien  15  loet  min  en  oer**.  Die  Geld- 
mark hatte  48  Oer,  diese  Kechnung  auf  die  Gewichtsuiark 
übertragen,  ist,  da  16  Lot  —  48  Oer  waren,  1  Oer  =  Vs  Lot 
Demnach  fordert  der  Schrägen  von  1453,  dass  die  Mark 
lötig  HVs  Lot  reines  Silber  enthalten  soll.  Die  Peters- 
burger MonoLraiiz  entspricht  somit  genau  der  Forderung 
des  damals  in  Reval  geltenden  Schrageuö  von  1453.  Der 
spätere  Schrägen  von  1537  fordert  volles  15  Idtiges  Silber. 
Heate  darf  nach  mssischem  Gesetz  Silber  unter  der  84.  Probe 
^  141ötigc3  älterer  Bechnnng  nicht  verarbeitet  werden.  Die 
Monstranz  ist  also  aus  besserem  Maleriai  gearbeitet,  als 
das  Gewerbe  heute  gesetzlich  gebraucht. 


der  Marke  des  Meisters  bezeichnet  werde.  Die  alteren  Selmgen  von 

1393  und  1453  haben  die  Forderung  nicht,  sondern  erst  der  von  1537. 
In  Lobeck  taachte  sie  1492  anf,  vergl.  Wehrmann,  ZnoftroUen  215; 
ia  Bamburg  scheint  sie  älter  m  sein.  Bädiger  97. 
*)  Tafel  n. 

^  Noch  Untersnchnngen,  die  Ilerr  von  Bock  dio  Güte  hatte  in 
offiziellen  petersborger  Pröfnogastätte,  der  Probirkammer,  ane- 

fukeQ  ZQ  Ussen. 

'}  Bncbholti,  Goldacbmiedearbelten,  S.  2. 


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176 


II.  Woher  sUnuut  die  MoostraDZ,  welober  Kirche  hat 
sie  ai^hört? 

Das  Ennatverk  ist  yor  etm  zwei  Jahran  der  Ermitage 
▼on  der  Akademie  der  WfssenflchafteB  in  Petersburg  zuge- 

sandt  wöi  deo.  An  die  Akademie  war  die  MonsLiauz  al.s 
ein  Bestandtheil  der  grossea  Sammlung  gekommen,  die  den 
Namen  der  Kaiistkammer  führte,  und  deren  Entstehung  anf 
Peter  d.  Or.  snrßckgeht 

Ennstkammem  waren  Im  17.  Jahrirandert  häufig  in 
abendländischen  Residenzen.  Peter  besichtigte  sie  mit 
grossem  Interesse^)  und  war  bestrebt^  auch  in  Bussland 
eine  anzoi^en*  Bereits  anf  seiner  ersten  grossen  Studien* 
reise  1697  hatte  der  Zar  in  Westeuropa^  besonders  in 
Holland,  eine  nicht  nnbetrttehtliohe  natarwissensehafUiehe 
Kollektion  erworben,  die  nach  Moskau  g<*schickt  wurde 
und  später  nach  Petersburg  übergeführt  ward.  Feter  ist 
dann  während  seiner  ganzen  Begienmg  eifirig  daraof  be- 
dacht, diese  Sammlung  zu  mehren:  1716  werden  Ton  ihm 
ans  Kopenhagen  „Raritäten''  geschickt^,  weiter  kauft  der 
Zar  in  Daiizisr,  Amsterdam  etc.  gegen  sehr  bedeutende  Sum- 
men berühmte  Sammlungen.  Als  er  in  die  Heimath  zurück- 
gekehrt» besucht  er  seine  „Kunstkammer",  1718  erlässt  er 
den  Befehl,  dass  ans  ganz  Bussland  Seltenheiten  aller  Art» 
namentlich  Missgebnrten,  todte  sowol  wie  lebende,  aber  auch 
andere  Merkvviirdig:keiten,  wie  etwa  im  Erdboden  L^efundene 
Alterthümer,  an  die  Kunstkammer  geschickt  werden  solien. 
Selbst  anf  dem  Feldzuge  gegen  Persien  denkt  der  Zar  an 
seine  Sammlungen;  in  einem  Briefe  aus  Astrachan  ordnet 
er  an,  wie  neue  Bäume  und  Schränke  für  sie  herzurichten 
sind,  zum  nächsten  Sommer  soll  die  Kunstkammer  fertig  äein^). 

1)  So  z.  B.  die  in  Berlin.  Vetgl.  Bergholz,  Tagebuch,  in  Bäsehing, 

Magazin  19.  7.  —  Die  Knnstkammer  in  Dresden  besah  Potcr  sofort 
Id  der  Nacht  nach  seiner  Ankunft  1698.    Brückner,  Peter  161. 
'\  M>iTepia.iu       ncT,  IlMn.  AKajox:.  FlavKi,  fl8S5)  f.  1. 

.Mar.  I,  7.    IleKapcKiH.  Uayiwi  ii  »Iniep.       Poccih  npH  lieip-fc 
B^.  (1662),  I,  55  vom  22.  Dez.  1722,  nach  Mai.  vom  23.  Okt  Der 


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177 


Koch  zu  Lebzeiten  ihres  grossen  Gründers  wurde  sie  dem 
Publikum  geöffnet,  war  eine  Seheuöwürdigkeit  von  Peters- 
burg 

Nor  wenig  später  als  for  die  Kunstkiwnmer  wurde  der 
Gfimd  ta  eiaer  anderen  wichtigen  Sammlung  gele^^  zur 
ersten  öffentlichen  Bibliothek  in  Russlaud.  Ihr  ältettci 
."^luck  bildeten  Bücher,  die  als  Jaaiegsbeute  gewonnen  waren, 
60  gegen  2ö00  Bände,  die  aus  Mitau  stammten.  Es  ist  der 
Anfang  der  heutigen  BibUothek  der  Akademie;  bereits  1728 
wurde  sie  in  das  Hans  übergeföhrt^  das  sie  noeh  jetzt  b^er- 
bergt.  Auch  sie  war  der  öffeiitlicheu  Beuu  L/jniii;  zu^^aiigliLh, 

Die  Aulsicht  über  diese  beiden  Sammlungen  übertrug 
der  Zar  aniUnglich  seinem  Leibarzt  Areskin,  Unter  diesem 
als  dem  obersten  Mediziner  des  Reichs  stand  auch  die 
Leitung  der  medinnischen  Kanzlei,  hi  den  Dienst  dieser 
Behörde  zog  ihr  Vorstand  im  Jahre  1714  einen  juiiu^en 
(ielehrten  Jon.  Dan.  Schumacher,  der  1690  in  Kolmar 
geboren  war  und  in  Strassburg  studirt  hatte.  Ihm  wurde 
äbertrageoi  die  ausländische  Korrespondenz  zu  f&hren 
and  die  Bibliothek  und  die  Sammlungen  in  Ordnung  zu 
halten*).  Schumacher  verstand  sich  rasch  die  Gunst  üichi 
üur  äemes  Vorgesetzten  Areskin  und  dessen  Nachfolgers 
Binmentrost  zu  erwerben,  sondern  auch  die  Zuneigung  des 
Zaren  selbst.  Dieser  sandte  ihn  1721  mit  wichtigen  wissen- 
schaftlichen Aufträgen  ins  Ausland.    Ihm,  Schumacher, 

Brief  ist  an  den  Ober-Bau-Direktor  Sinjawin  gerichtet,  was  in  MaTcpi- 
UB  nicht  angegeben  iet.  Dass  in  dieser  <^rudsnn  Bditlon  nicht  durch- 
gehend die  Namen  von  Abeender  und  JSmpfioger  der  Schreiben 

festgestellt  werden,  wird  eehr  yermisst. 

^)  Vergl.  Berkholz  115,  der  die  Saiimiluiig  im  Jahre  1721  be- 
suchte und  mehrere  lebemle  Missgeburten  erwähnt.  .,Bei  dieser 
Naturalienkammer  iat  ein  ecUüues  Medaiüen-Gabiuet,  wie  auch  elae 
xjeuiiiciie  Bibliothek.'' 

*)  Mät.  I,  1:  iichuiaucher  an  MentscUikow  iiu  Juhrü  ITIG:  papH- 
ten  Kh  Ba0BoeTy  £.  B.,  KOTopue  Bcjiuo  npHMTb  b  cmotpbtl  Mai.  — 
Hit.  1, 2  «ne  dem  Jahre  1718  Blnmentroet  den  Zarm:  BafiiioTeiapfc 
^     mime]»  H  flajteMOTpBTett  Bcaiaxi  papaierm  a  aaTypaiei. 


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178 


sclirdbt  Peter  in  einem  Brief  von  1722,  ist  das  Eabinet 
übertragen*),  er  soll  entscheiden,  wie  dieses  geordnet  werden 
muss.  Im  Jahre  1724  wird  Schumacher  seines  Dienstes  in 
der  medisinisclieii  Kanslei  entbonden,  er  soll  nur  die 
Bibliothek  und  die  Knnstkammer  leiten,  ftr  beide  Kataloge 
anfertigen  und  sobald  die  Akademie  ins  Leben  tritt,  bei 
dieser  das  Sekretariat  verwalten*).  Bereits  im  folgenden 
Jahr  1725  wurde  die  Akademie  erO&iety  Bibliothek  und 
Kanstkammer  vurden  ihrer  Obhnt  anyertoiit^  Schamacher 
aber  blieb  Vorstand  beider  Sammlungen  und  übte  bald  ab 
Leiter  der  akademischen  Kanzlei  einen  erdrückenden  Ein- 
flnss  auf  die  Akademie  aus.  Wohl  kam  es  darüber  zu 
schweren  Konflikten,  im  Oktober  1742  wurde  Schumacher 
seines  Amtes  enthoben,  aber  im  Dezember  1748  vnrde  er 
wieder  restanrirt  nnd  erhielt  sieb  in  Feiner  domimrenden 
Stellung  bis  an  seinen  Tod  im  Jahre  1761. 

Die  Leitung  beider  Sammlungen  hielt  Schumacher  in 
seiner  festen  Hand;  in  der  Knnstkammer  seien  viele  merk- 
wfirdige  goldene  nnd  sübeme  Sachen,  schreibt  er  1734  dem 
Senat*).  Als  dieser  17S2  die  Akademie  fragt,  wie  nmfang« 
reich  die  Sammlungen  seien,  woher  sie  stammen,  antworteten 
die  Mitglieder  nicht  ohne  Erbitterung,  sie  hätten  über  diese 
Gegenstände  nie  die  Aufideht  gehabt»  Schumacher  allein 
könne  hierüber  Auskunft  geben,  er  habe  alle  Yerzeichnisse 
nnd  Kataloge.  Letztere  sollen  in  Folge  dieser  Requisition 
des  Senats  ins  Russische  übersetzt  w^erden,  waren  ursprüng- 
lich wahrscheinlich  deutfich  gefuhrt  worden^). 

Jedenfalls  waren  nm£uigreiche  Kataloge  vorhanden^), 
zunächst  nur  handschrüUiche.  Frfih  jedoch  schon  regte 
sich  der  Wunsch,  gedruckte  Uebersichten  zu  besitzeni 

1)  Hat.  I,  7:  nposon  myvaaipa,  soiopovy  Maßasim  vpjwh* 
t)  Max.  I,  14  88. 
>)  MtT.  I,  88. 

«)  Hat.  n,  187.  192.  20a  358. 
fi)  MftT.  V,  87.  104.  m.  269  a.  d. 


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179 


Bereits  1727  i^L  davon  die  Rede,  einen  ülustrirlün  Katalog 
der  Kunstkammer  drucken  zu  lassen^).  Aber  die  Aus- 
iohniBg  der  grossen  Arbeit  verzögerte  sich.  Wiederholt 
hönai  wir  jedoch  von  KatalogisiruiigBarheiteii:  1737  ist 
Brehm  ans  Beral  in  der  Bibliothek  mit  solchen  beschäftigt, 
während  der  Orientalist  Kehr  einen  grossen  Münzfiind  von 
4000  tartarischen  Münzen  in  der  Kanstkammer  aufarbeitet; 
1739  drängt  Schomacher,  dass  die  Manzen  in  der  Konst- 
kammer  schneller  abgezeichnet  werden  mögen;  im  folgenden 
Jahre  1740  macht  der  Student  Zeitler  Abschriften  für  den 
Katalog  der  Bibliothek  und  der  Kuustkammer.  Auch  der 
Akademiker  Stählin  sagt,  daas  er  1740  am  Katalog  der 
Bibliothek  gearbeitet  habe'). 

Was  den  Katalog  der  Knnstkammer  betriJSty  so  be* 
richtet  1776  der  spätere  Bibliothekar  der  Akademie  Bac^ 
meister  in  seinem  Essai  sur  la  bibliotheque  et  le  cabinet 
de  l'Academie  S.  169,  es  hätte  Crusius  les  m^dailles  et 
d'antres  pidoee  antiqnee  et  carienses  in  Ordnung  gebracht. 
Ohr«  GmsinB  war  1715  im  Voigtlande  geboren  und  hatte 
Bich  in  Leipzig,  besonders  unter  dem  trefflichen  Historiker 
Mascov,  gebildet;  1740  wurde  er  für  griechische  und 
römische  Geschichte  und  Alterthümer  als  Ac^unkt  in  den 
Dieost  der  petersbnrger  Akademie  gerufen,  wo  er  bis  1749 
blieb,  dann  nach  Deatscbland  zoräckkehrte  nnd  1767  als  Pro* 
fessor  in  Wittenberg  starb  ^.  Wahrscheinlich  ist  er  in  der 
Knnstkammer  besonders  bei  der  Ordnung  der  antiken  Münzen 
beschäftigt  gewesen,  mag  auch  als  guter  Latinißt  bei  der 
lateinisohen  Schlnasredaktion  des  Katalogs  geholfen  haben. 

Jm  Jahre  1741  trat  der  erste  Theil  des  im  Jahre  1745 
abgeschlossenen  Werkes  an  die  Oeffentlichkeit:  Mnseiim 

1)  Max.  I,  295. 

Mai.  m,  574  ff.;  IV,  231.  513.  -  UeKapcKift,  Hex.  Aw-  I, 
555.  Ueber  den  Katalog  der  Bibliothek,  der  nicht  befriedigend  aus- 
fiel, vergl  dn?  scharfe  Urtheil  von  Co6ojieBCsijl  in  der  jlBiep.  pyccs. 

a3A.  TeiiHaAU,  CÜB.  1858,  178. 

^  UesapcuH,  Her.  Asaju  I«  689. 


180 


Imper.  PetropoUtanuiii.  Das  ganze  Werk  besteht  ans  zwei 

Volumen  in  füni  Ijajidun  und  isi  jieutr  eine  bibliographische 
Selteuiieit.  Eiü  Verfasser  des  Werkes  ist  nicht  genaaut. 
Dass  es  aber  inhaltlich  als  eine  Arbeit  Schumachers  aa- 
znaeheu  ist,  kaim  nidit  bezveifelt  werden.  Dessen  Schicksal 
ist  auch  für  das  Werk  TerhängnissToll  geworden:  als  SUdin- 
macher  im  Oktober  1742  iuLaftirt  ward,  wurden  auch  die 
Kataloge  aer  von  ihm  verwalteten  Sammlungen  versiegelt. 
Erst  im  Mai  1743  werden  die  Schränke  wieder  ge^^ffiiet, 
nnd  kann  der  Dmck  des  Katalogs  fortgesetzt  werden.  So 
ist  za  erklären,  dass  während  der  zuerst  erschienene  Band 
Vol.  11,  l'ars  I  bereits  1741  gedruckt  worden  ist,  Vol.  II, 
Partes  II  und  III  erst  1745  erschienen ^j.  Von  diesen  be- 
schreibt Vol.  Pars  I  die  res  ardficiales»  dagegen  werden 
in  n  nnd  III  die  nnnuni  aatiqni  et  recentioree  behandelt. 

In  dieser  ältesten  Beschreibung  der  Knnstkanmier)  in 
diepem  1741  erschieuenen  Werk:  Musei  Irnjicriaiid  Petro- 
poiitani  Vol.  II.  Pars  prima,  qua  contrneatur  res  artiiici- 
aies,  wird  S.  202  unsere  Monstranz  angeführt:  fiziza  scrinia. 
No.  1.  Hierotheca  ez  argento  inaarato,  seenndmn  legnlas 
architectnrae  Gothicae  elBcta,  in  qua  panis,  sen  hostia  sacra 
reponitur.  Nota.  Tzar  loau  Waeiljewicz  Dorpato  expugnato 
illam  inter  alia  spolia  abätulit.  —  An  diese  ältere  lehnt  sich 
ein  Menschenalter  später  eine  jüngere  Nachricht  Im  Jahre 
1776  liess  J.  Bacmeister,  ünterbibliothekar  der  Akademie 
der  Wissenschaften,  ausführliche  Mittheilungen  über  die 
Bibliothek  und  das  Kabinet  der  Akademie  erscheinen  in 
seinem  erwähnten  Essai  sur  la  bibliotheque  et  le  cabiuet  de 
cnriosit^  et  d'histoire  natnr^e  de  rAcademie  des  sciences 
de  St  Fetersbouxg.  Auf  der  Seite  238  fährt  Bacmeiater 
unsere  Monstranz  an:  ün  Ciboire  d*argent  dor^  enlev^  de 
Dorpat  du  tems  de  Tinvasion  du  Tzar  Ivan  Wasilovitsch 
en  Livonie.  Ii  est  tres  bien  ex^cute  et  dans  le  gout  de 
rancienne  architectore  gothiqne.  —  Und  weiter  reiht  sich  das 

1)  Vol.  I  behandelt  die  natorwiBseuschaftlichen  Sammlaogeu. 


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181 


Werk  an  KaÖMHerB  Derpa  Be.inKaro.  Hs.TaiTo  0.  B^AeBinrs. 
Orfflui.  m.  C.-neTep((yprb  1800,  cxp.  8,  17:  BeJiKBOJitnHHi 
eepe^poHiift  BiisojoTOHBiift  i^epKOiiHiift  cocy^i,  cfftoHraiil 

mpBHHOH)  rOTTOTeCKOK)  apXHTeKTVpOK),  Ffe  KOeSTB  KaTO.TOKH 

EotATh  japij  XpKCTOHU  HJH  npiiHacTie ,  h  Koiopuft  n,api. 
hzmb  BacHJBeBH^»  npn  msiim.  ropo^a  ^epoxa,  noxy^HAi» 

Wie  man  steht,  stimmen  die  drei  Angaben  mit  einander 
tborein.  Die  Yerfasser  der  späteren  Terzeichnisse  haben  das 

erste  natürlich  p^ekannt.  Bacmeister  gedenkt  S.  169  des  älteren 
lateinischen  Katalogs.  Beläjew  sagt  TI^  2,  dieser  sei  nur  in 
emer  kleinen  Auflage  gedruckt  und  jüngere  Erwerbungen  seien 
in  diesem  Katalog  zugeschrieben  worden.  Offenbar  hat  ihm 
bei  seiner  Arbeit  ein  solches  vermehrtes  Exemplar  vorgelegen 
späteren  gedruckten  Nachrichten  des  IR.  Jahr- 
hunderts geben  also  auf  den  ersten  Katalog  von  1741  zurück. 
Wenn  wir  diesen  als  eine  Arbeit  Schumachers  ansehen 
dürfen,  so  ist,  da  er  die  Leitung  der  Kunstkammer  seit  1714 
in  seiner  Hand  hatte,  die  Tradition,  dass  die  Monstranz 
in  Dorpat  erbeutet  sei,  bis  in  den  Anfanf?  des  18.  Jahr- 
hunderts hinaufgerückt,  üeber  die  Öaminlunjzen  waren  stets 
aosfölirliche  Register  geführt  worden.  Wahrscheinlich  haben 
solche  auch  f&r  die  ältesten  Bestände  existirt  Die  Anfänge 
der  Eunstkammer  führen  nach  Moskau,  dorthin  hatte,  wie 
▼ir  sahen,  Zar  Peter  seine  ersten  Ankäufe  bringen  lassen, 
Ton  dort  sind  sie  später  nach  Petersburg  übergeführt  worden. 
Ans  Moskau  könnte  auch  unsere  Monstranz  nach  Petersburg 
gdLonnnen  s^n. 

Freilich  fehlt  jede  direkte  Nachricht,  dass  dieses  Kunst- 
werk im  17.  Jahrhundert  in  Moskau  gewesen  ist.  Namentlich 
acheint  es  in  dieser  Zeit  nicht  zur  zarischen  Schatzkammer 
gehört  zu  haben.  Wir  besitzen  mehrere  ausfuhrliche  Ver^ 
ze&ehnisse  der  dort  geborgenen  Kostbarkeiten*),  nirgend 

^)  A.  BnRTopoB^,  OiDTfTtnie  aaDBCHUxi»  KHurb  h  6f]iarb  ciapaHHUXi» 
»opQOBHxi  npBsason  1584—1725  r.  Mocsna  1877. 

VittbU.  t.  4.  UtL  Ofiebtelito.  XTO.  9.  13 

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182 


findet  sich  hier  eine  Angabe,  mit  der  nnsere  Monstranz 
gemeint  sein  kann.  Auch  dem  ausgezeichneten  Kenner 
auf  diesem  Gebiet,  Sabeiin,  ist,  wie  mir  freondUehst  vdu 
getheilt  wird^  ans  Beechreibongen  roBsisoher  Alterthümer 
des  16.  und  IV.  Jiiluiiimdert5  keine  Angabe  bekannt,  die 
aui  diese  Monstranz  bezogen  werden  könnte,  es  sei  auch 
kamn  anznnebmen,  dass  ein  Gegenstand,  der  zum  katholischen 
Gottesdienst  gebraucht  worden  war,  sich  in  Moskaa  dorch 
diese  Zeit  hindurch  unverletzt  erhalten  hätte. 

Mau  hat  die  Veiijuituii;^^  ausgesprocbeu,  es  liege  hier 
eine  Verwechseluag  vor,  es  sei  wol  ein  Vorgang  aus  der 
Zeit  Peters  in  die  Iwans  zurückgeschoben,  die  Monstranz 
sei  ein  Beutestück  des  nordischen  Krieges.  Aber  »milchst 
spielt  dieser  zum  grdssten  Theil  in  proteetantisohen  Ländern, 
östlicb  und  -uillich  des  baUi^cheu  Meeres,  wo  im  Jakr- 
huudert  schon  lange  keine  katholischen  Monstranzen  mehr 
im  Gebrauch  waren,  nur  in  Litauen  haben  damals  russische 
Truppen  Tor&bergehend  katholische  Gebiete  berührt.  Sodann, 
eine  Nachricht,  dass  dieses  Kunstwerk  im  18.  Jahrhundert 
als  Kriegsbeute  erworben  sei,  haben  wir  niolii,  wahrend  die 
positive  Angabe  des  ältesten  Katalogs  vorliegt,  die  Mon- 
stranz stamme  aus  Dorpat.  Es  ist  bedenklich,  aus  Mangel 
an  anderen  Nachrichten  die  Zuverlässigkeit  einer  direkten, 
an  sich  nicht  unmöglichen  Behauptung  ku  bestreiten.  Wahr- 
scheinlich hell  die  MonstriLiiz  im  17.  Jahihmidert  niobi  m 
der  zarischen  Schatzkammer  gelegen,  äondern  war  an  irgend 
einem  andern  Ort  geborgen. 

Somit  bleibt  die  Frafge,  wo  sich  diese  Monstranz  im 
17.  Jahrhundert  befunden,  wegen  Mangel  an  anderen  Nach- 
richten, ungelöst'}. 

')  Vielleicht  fintleu  Bich  noch  Materialien  auch  zu  dieser  Frage 
in  neuen  Beiträgen  zur  Oesenichte  der  Akademie,  die  erwartet  werden 
dürfeu,  wenn  eiü  uoch  nicht  <^anz  gesichteter  Theil  des  Archivs  der 
Akademie,  das  8.  g.  Konfereuz-ArcUiv  geordüet  wird,  was,  wie  ich  von 
kompetenter  Seite  erfabre,  in  nächster  Zeit  geschehen  soll 


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183 


Im  Ganzen  ergiebt  sich  also  Foigeudeä :  die  petersburger 
Monstranz  wird  sobon  im  Jahre  1741  im  ersten  Katalog  der 
Knnstkammer  genannt.  Die  üifachriohten  dieeee  VerzeicfanisBes 
dfirfen  bis  zur  Gr9ndiing  der  Sammlung,  d.  h.  bis  mm  Be- 
giüü  des  18.  Jaliih\iüderLÄ,  für  beglaubigt  gelten.  Bereits 
in  diesem  ersten  und  dann  regolmässig  in  den  späteren 
Katalogen  wird  hinzageiagt»  die  Monstranz  sei  durch  Trappen 
Iwans  des  Schrecklichen  ans  Dorpat  als  Kriegsbeate  fort- 
gefthrt.  Diese  mit  aller  Besthnmtheit  aaftretendCy  seit  dem 
Beginn  des  18.  Jahrhunderts  ausschliesslich  herrschende 
Ueberlieierung  mag  auf  Angaben  zurückgehen,  die  dem 
Bearbeiter  des  Katalogs  Ton  1741  vorlagen.  Woher  sie 
stammen,  wissen  wir  nicht,  sie  xa  Terwerfen,  sind  wir  zu- 
nilchst  nicbt  berechtigt. 


III.  Die  Wahrscheinlichkeit,  die  Moiictranz  sei  ur- 
sprünglich für  Dorpat  bestimmt  gewesen,  wächst  natürlich 
jetzt  sehr,  wo  wir  wissen,  dass  sie  in  der  Nachbarstadt 
Reral  gearbeitet  worden  ist. 

Fragt  man  aber,  ob  aus  dörptschen  Quellen  direkte 
KacLrichten  über  davS  Kunstwerk  vorliegen,  so  ist  die.-ie 
Frage  zu  verneinen.  £s  kann  das  nicht  auffallen,  da  die 
(lörptschen  Archive,  sowohl  das  städtische,  wie  das  bischöf- 
Hcbe,  for  die  ganze  Sltere  Zeit  bis  znm  Ende  der  Herrschaft 
Iwans  des  Scbrecklichen  in  Dorpat,  bis  zum  Jahre  1582. 
fast  vollständig  verschwuiidcii  sind.  Das  vurh.iiKUnt'  -i  iuii  isehe 
Archiv  beginnt  erst  nach  diesem  Jahre,  für  die  bischoliiche 
Zeit  haben  sich  nur  wenige  Bände  Batbsprotokolle  aus  der 
Mitte  des  16.  Jahrhunderts  erhalten')* 

Fehlen  solche  spezielle  Kacbrichten,  so  wird  man  um  so 
öfihr  die  Frage  in  Erwägung  ziehen,  wie  weit  die  allge- 

'i  liuusmanD.  Das  ilorptsche  Kathsarchiv,  in  Yerhoüdl.  der  geh 
^  Gea.  Bd.  7  (lb73). 

13* 


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184 


meioeu  Verbaltnisse  die  Annahme  stützen,  die  Monstranz 
aei  für  Dorpat  gearbeitet. 

Über  die  Geschichte  der  Stadt  Borpat  sind  wir,  weil 
das  Archivmaterial  mangelt,  sehr  viel  weniger  gut  unter- 
richtet als  über  die  Schwesterstädte  Reval  und  Riga.  Aber 
wir  sehen  doch,  dass  Dorpat  diesen  el)enbörtig  zur  Seite 
steht  auf  den  Uansetagen  in  der  Ferne,  anf  den  liv- 
lündischen  Stidtotagen  In  der  Heimat  tritt  Dorpat  mit 
gleichem  Ansehen  auf  wie  jene,  sie  drei  sind  die  grossen 
livländischen  Städte.  Waren  Riga  und  Reval  durch  den 
Seeweg  nach  Westen  hegi*iu>stigt,  so  Dorpat  durch  die  be- 
quemere Wasserstrasse  nach  Osten.  In  den  Beziehungen 
Livlands  zu  Nowgorod  und  Pleskan  spielt  Dorpat  eine 
grosse  Rolle,  aber  auch  weit  nach  Westen,  bis  nach  Brügge 
geht  sein  Handel.  Dorpats  Ansehen  war  bedeutend  und 
dem  entsprach  offenl»ar  auch  der  äussere  Glanz  der  Stadt. 

Wiederholt  hören  wir  Rühmliches  über  die  Bedeutung 
und  Schönheit  der  Stadt  Dorpat.  Der  viel  gewanderte 
flandrische  Rittor  Gilbert  t.  Lannoy  kommt  Im  Winter  1413 
von  Pleskau  ^nach  Livland  in  eine  ausserordentlich  schöne 
kleine  Stadt,  genannt  Dorpat,  die  vier  und  zwanzig  Meilen 
von  Pleskau  ist.  Die  Stadt  Dorpat  ist  eine  sehr  schOne 
und  wolbefestigte  Stadt*^').  —  Im  Jahre  1437  zieht  der  rus- 
sische Metropolit  Isidor  durch  Dorpat.  Die  Stadt  Ist,  heisst 
es  in  der  Reisebeschreibung,  „gross  und  aus  Stein,  die  Ge- 
bäude sind  in  ihr  sehr  wunderbar,  so  dass  wir,  die  wir 
solches  nicht  gesehen,  uns  wunderten;  die  Kirchen  sind 
zahlreich  und  die  Klöster  sind  gross,  und  ein  sehr  schönes 
Franenkloster,  nach  ihrer  Bogel  .  .  .  Die  Berge,  Felder, 
Gärten  sind  schon"'). 

1)  8titida  und  Mettig,  Schrägen,  1896,  S.  121. 

*)  Bung^og  Archiv  5,  171.  Scriptt.  rer.  Prusa.  3,  448.  Merkwürdig 
und  l»(>aol'teu8wert  ist  der  ^ofiatz  , daselbst  findet  sich  ein  Öchioss 
an  dreien  strömen  ?elpc:en*. 

^)  llnHHKoni.  Jpennij«  Pocc.  Bmi.iiuHiiKa  VI  (1788).  29:  Ypi\x%  me 
6t  K)pi>eBii  BejHKi>  KaMeHi,  najaTuasi  bi>  hcvi  Be.ibMH  4;i(Hii,  Hanl»  xe 


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ISÖ 


Das  Bisthum  Dorpat  nmfaeste  kirchemTcbtlich  als 
DiöMse  das  ganze  sadUche  Eetenland  bis  ans  Meer.  Die 
westliche  Hllllie,  jenseits  des  Wirtzjerw,  hatte  der  Bischof 

dem  Ritterorden  als  Lehn  verliehen;  der  östliche  Theil, 
zwischen  Wirtzjerw  und  Peipn.s,  war  das  eigentliche  Stift 
Dorpat.  Im  Norden  grenzte  dieses  an  Wirland,  im  Süden 
reichte  es  bis  an  das  Weichbild  von  Walk^).  Durch  Umfang 
sowohl,  wie  dnreh  G^chlossenheit  des  Besitzes  zeichnete 
sii:h  das  Stift  Dorpat  aus.  In  Livland  hatte  nur  das  Erz- 
bistbum  Riga  em  noch  grösseres  Territorium,  aber  dieses  war 
durch  zwischenliegendes  Qrdensland  auseinandergeriasen*). 
Nie  ist  das  Bisthnm  Dorpat  in  rechtliche  Abhängigkeit  Tom 
Deatschen  Orden  gerathen,  wie  das  bei  anderen  livlftndischen 
BisthüiiK  1  II  mehrfach  der  Fall  war. 

Die  Residenz  des  Bischofs  war  das  Schloss  auf  dem 
Domberge  I  das  wahrscheinlich  bereits  der  erste  Bischof 
Hermann  zu  enichten  begonnen  hatte  nnd  das  etwa  an  der 
Stelle  der  heutigen  Sternwarte  lag. 

Es  kann  nicht  die  Aufgabe  sein,  hier  die  Bedeutung 
de?  Bi?thums  Dorpat  darzulegen.  Fiir  den  Glanz  und  die 
Pracht,  die  es  auch  nach  aussen  entwickelte,  haben  wir 
noch  heute  einen  laubredenden  Zeugen  in  der  Buine  der 
nichtigen  Eathedralkirche,  deren  Bau  wol  auch  schon  im 
13.  Jahrhundert  angefangen  wurde  und  die  den  Apostel- 
tarsien  Peter  und  Faul  geweiht  war'*). 

Daes  ein  so  reiches  Bisthum,  eine  so  grosse  Kathedrale 
mh  einen  schönen  Kirchenschmucky  und  anter  diesem  auch 
eine  durch  Material  und  Arbeit  herrorragende  Monstranz 
^►wessen  hat,   erscheint    selbstverständlich.    Es   galt  als 

w  iMiBum  XHBanec«,  vßpam  se  (A  imoni,  u  voHSCfHpa  leimi;  h 
><>ncni]A  se  (Hb  seHcnfl,  no  m  npaty  ejiinii«  Beiua  ijxm.  •  Fopaxi 

^jr  y  raxt,  no.iJ!  b  CÄjoBe  KpacBH. 

Vergl.  die  sorgfältige  UDtersnchaDg  bei  A.      Geroet,  Ver* 
fwiUDgsge^'cbichte  dos  Bisthums  Dorpat,  1896. 

^)  Vergl.  LöwiB  of  Meuar,  Livland  im  Mittelalter,  1695. 

^)  Gemet  8. 


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186 


Begel  „die  Kathedralen  haben  Monstranzen  von  Gold  und 
Silber'**).  Ans  diesen  Stoffen  ist  auch  die  petersboiger 
Monstranz  gefertigt.  Stammt  sie  ans  Dorpat,  so  werden 
wir  de  znnSebst  der  KaHiedral-  oder  Domkirehe  ziiweifleB'). 

Sie  wäre  dano ,  da  sie  im  .l/ilire  1474  vom  Meister 
Hans  BjBsenberch  gearbeitet  wurde,  unter  dem  Bischof 
Johannes  IL  Bertkow  hierher  gelangt,  der  1473—1485 
Bischof  Ton  Dorpat  war^,  könnte  aber  schon  von  seinem 
Torgänger  Andreas  Peper  bestellt  worden  sein. 

Dieser  habe,  klagt  sein  Nachfolger  Bischof  Johann,  das 
Bisthum  mit  schweren  Schulden  belastet  hinterlassen.  Er, 
der  Bischof  Johann,  ist  bemüht»  gerade  für  die  Domkirehe 
und  deren  Ban  and  Schmnek  Geldmittel  zn  beschaffen. 
Am  25.  Jnli  1477  emenert  er  den  Vettern  Peter  und 
Wolmer  IxkuU  für  Güter  in  den  Kirchspielen  Antzon  und 
Odeupäh  die  sameode  Hand,  wofür  sie  ihm  eintausend 
Mark  zahlen,  mit  denen  er  versetzte  Tafeig&ter  einlöst 
^Aneh  haben  die  Vettern  Peter  nnd  Wolmer  ffir  nnsere 
Domkirche,  zum  Ban  nnd  andmn  Bedthrfbissen  unserem 
Capitel  3(X)  alte  Mark  Rig.  gegeben  und  sollen  noch  der- 
selben Kirche  zwei  grosse  Glocken  verehren,  die  vormals 
ZQ  Odenpe  in  der  St.  Elisabet- Capelle  gewesen  sind,  die 
die  von  Ixknll,  nach  Ausweis  der  Wapen  daselbst,  ange- 
schafft  haben,  auf  welche  Glocken,  wenn  sie  umgegossen 
werden,  man  das  Wapen  der  von  IxkuU  wieder  giesseu 
lassen  soU^).**  —  Weni«^e  Tage  .später,  am  28.  Juli  1477, 
urkundet  derselbe  Bischof^),  dass  Ewold  FatkuU  in  der 
Domkirche  eine  Vikarie  zur  Bhre  der  Dreifaltigkeit^  d«r 


^)  Otte,  HaDdbach  der  kirclil.  Ranstarchäolo^e  1,  241. 
^)  Diese  war  Peter  und  Paul  geweiht.  An  der  Monstranz  bab«a 
walirscheinlich  vorne  dio  Rtfitnen  der  Apostolfürsten  gestaaden. 

S)  TolT-Schwarlz.  Briet  lade  III.  362. 

■*)  Brn^t!;i(l»-  \,  326;  Archiv ö,  216  liest  „twe  hundert  o lue  tu urck  rig  *- 
üng*  ariickt.   Cop.  vidim  a.  a.  1626,   Riga,  iiittersch.-Arch. 
Freaudliche  Mittheilong  vuo  U.  v.  bruiuiugk. 


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187 


1 


Jangfrau  Maria  und  aller  Heiligen  gestiftet  hat,  die  zn 
dem  Altäre  gehören  soll,  den  ^me  in  den  nyen  kore,  po  de 
Toiienbracht ,  utbuen  sall^.  Hiezu  habe  Nie.  Schwartz 
berdtB  300  Mark  gestiftet,  jetzt  fuge  Patknll  360  Mark 
hiaxa.  Ihm  und  semer  Familie  wird  das  Präsenta^onsreolit 
in  dieser  Vikarie  gesichert,  doch  soll  für  sie  „de  gedachte 
Ewaldt  Patkull  tuygen  enen  kelck,  boek,  ornate,  tafeln  ^) 
und  ander  behoef  to  dem  altare  und  tein  marck  rig.  ton 
glaaw  Teustem  geren*. 

Diese  Angaben  scheinen  doch  darauf  zu  weisen,  dass 
man  in  den  siebziger  Jahren  des  15.  Jahrh.  eifrig  bedacht 
war,  die  Domkirche  in  Dorpat  zu  erweitern  und  zu  ver- 
aehönern:  man  braucht  Geld  zum  Bau,  neue  Glocken  sollen 
gegossen,  ein  neuer  Chor  mit  neuem  Altar  soll  gebaut 
werden.  Es  wftrde  zu  dieser  regen  Thtttigkeit  ftr  den 
Schmuck  des  Gotteshauses  gut  passen,  wäre  damals  auch 
eine  neue  prächtige  Monstranz  angescbaüt  worden. 

Aber  wenn  ein  so  schöner  und  werthvoller  Kirchen- 
echmuck  auch  am  Ende  des  15.  Jahrhunderts  in  der  dorpater 
BomkiTche  gewesen  ist,  dürfen  wir  annehmen,  dass  er  sich 
auch  durch  die  Zeit  der  im  16.  Jahrhundert  in  Dorpat  zur 
Herrachaft  gelangenden  Reformation  und  die  diese  be- 
gleitenden Sturme  hindurch  gerettet  hat? 

Unsere  Eenntniss  der  ÜTländischen  Geschichte  in  der 
ersten  Hüfte  des  16.  Jahrhunderts  ist  noch  sehr  lückenhaft» 
nnd  auch  über  die  Vorgänge  bei  der  Ausbreitung  der  neuen 
Lehre  sind  wir  nur  mangelhaft  unterrichtet. 

Der  ausführlichste  Bericht  über  die  Einführung  der 
fiefoimation  in  Dorpat  und  die  dabei  vorgekommenen 
torniütaarischen  Bewegungen  findet  sich  in  der  Historia 
belli  livonici,  die  den  Namen  des  Tilmann  Bredenbach 
tragt      Dieser  sagt  in  der  Vorrede,  er  habe  dem  kleinen 

1)  =  Bilder,  Gemälde. 

^  Bine  gute  neuere  Bdition  fehlt  Starozewaki,  Bist  mth.  ser. 
I  (U41)  hat  Vorwort»  Dedikation,  Naehsehrift  ete.  fortgelaeseo.  Das 


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188 


Bach  nur  die  Äussere  foim  gegebeoi  der  Inhalt  ginge  auf 
Philipp  Olmen  soiück,  der  im  Jahre  1551  nach  Dorpat 

berufen  worden  sei,  um  in  der  Domkirche  ein  öÜentliches 
Kircheuamt  zu  übernehmen*).  Und  liiemit  ädmmt  die  Mil- 
theilung,  die  Olmen  selbst  in  einem  Nachwort  macht,  dass 
er  sieben  Jahre  lang^  bis  som  Untergang  dee  Bisthmns  1558, 
Domprediger  in  Dorpat  gewesen  sei 

Wesentlirli  sind  es  zwei  Ereignisse ,  die  in  lebhaften 
Farben  geöchildert  werden:  die  Einführung  der  Reformaiiun 
in  Dorpat  1525  und  der  Untergang  des  Bisthiuns  I5£»8« 
Beide  Vorgänge  werden  in  enge  Verbindung  zn  einander 
gesetzt:  das  Unglück,  das  1568  fiber  Stadt  nnd  Land 
hereingebrochen,  sei  eine  Strafe  für  den  Abfall  von  der 
alten  Lehre.  Man  äieht,  Ulmen  ist  fanatisch  katholisch. 
Ueber  die  AofiOsong  des  Bisthums  berichtet  er  als  Aogen- 
zengOi  über  die  refonnatorischen  Bewegungen  konnte  er 
anch  noch  dreiasig  Jahre  später  Kunde  von  Personen 
erhalten,  die  jene  Vorgänge  erlebt  hatten^).   Dmä  eine 

Werk  wurde  1564  und  1565  viemuil  am  Niederrhein  uod  in  Belgien 
jDpedmekt,  in  den  Jahren  Tor  dem  groBsen  nlederlindisohen  BeUgione- 
krieg;  es  erhielt  konigL  spanlfofaes  Privileg.  Sine  Auigebe  ven  156B 
ist  nksht  nachweisbar.  VergL  Winkelnuum,  BibL  Liyon.  5210; 
Gedebosch,  BibL  1, 110.  Ish  benntse  die  Ausgabe  Antwerpiae  1664. 

1)  Circa  annam  1551  Torpatam  .  .  accerdtos,  nt  in  Oathedralf 
Keclosiii  puhlicnm  Bcdesiastae  monns  obiret 

Ijitegro  enim  fieptennio  in  Metropolitana  EccleBia  Torpatenei 
mauere  concionatorio  fiinctiis  sum.  Er  wurd«.*  NuclifolLjer  ck-s  eifri<ren 
Dekans  von  I>orj);it.  W'olfL'ang  Za^^er,  des  e.  g.  Fap»U;ci  von  Livland, 
der  1558  als  Gegandtur  auf  dum  Woge  nach  Moskau  starb.  Breden- 
back  4U,  Kenner.  Livl.  Historien  176. 

^)  Im  Nuclivvurl  riairt  Olmen  selbst:  me  snperloribuB  aauio  liuoc 
saprascripta  omoia  meiä  ocalis  .  .  .  spectaöäe,  .  .  .  pauca  etiain  ex 
fide  dignomm  ▼itomm  relatn  coguuviase.  —  Die  Zeitangabe,  dass 
Olmen  1551  nach  Dorpat  gekommen,  ist  su  prasis,  als  dass  sie 
dnrch  deo  unsicheren  Ansdmck  erschüttert  werden  konnte,  wenn  es 
fol.  14  heisst:  eisige  1525  ans  den  Klöstern  vertriebene  Mönche  hatten 
die  Intherisohe  Lehre  angenommen  nnd  w£ren  Bfiiger  der  Stadt  ge- 
worden, qoales  ▼enerandos  vir  D.  PhiL  Olmen.  qni  homm  fere  omuium 
spectator,  .  . .  plerosqne  novit.  ^  Derselbe  Ansdmek  foL  40:  Olmen 


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189 


JErzähiaiigj  die  sich  auf  solche  Mittheilungen  stützt,  chroüo- 
iogisch  in  Verwirrung  ist,  erklärt  sich  leicht.  Aber  die 
berichteten  Thatsachen  erweisen  sich,  wenn  man  den 
Sehwnlfll  der  Darstellung  abstreift,  bei  näherer  Unter- 
raehimg  doch  sehr  beacbtenswerth.  Vor  allem  werden  uns 
die  Ausschreitungen  der  Bilderstürmer  geschildert.  Wir 
dürfen  annehmen,  mehr  Uebergrifi'e,  als  hier  der  leiden- 
dcbaftiiche  Domherr  aufführt,  haben  weder  die  spätere 
Tradition  ihm  mittheilen,  noch  etwa  Spuren  jener  wilden 
Yolksbewegong  ihm  besengen  können. 

iüi  .Stift  Dorpat  war  die  Stadt  m  tUrkcr  Opposition 
gegen  ihren  herrschsüchtigen,  eifrig  katholischen  Bischof 
Blankenfeld  wegen  Fragen  mancher  Art  Die  Stadt  neigte 
nur  reinen  Lehre:  der  Rath  hatte  den  Firediger  Hermann 
Musow,  der  ans  Riga  stammte  nnd  in  Wittenberg  stndirt 
Latte  0.  berufen,  der  Bischof  erzwang  dt's.-cn  Entlassung. 
Aber  die  Gemeinde  forderte  von  dem  Rath  im  Juli  1524, 
der  Frediger  solle  xnrüokgeholt  werden,  sie  wolle  das 
Wort  Gottes  nicht  liloger  entbehren.  Ritterschaft  nnd  Stadt 
trsnten  dem  Bischof  nicht,  der  seinen  GMfibden,  Briefen 
und  Siegeln  nur  ^kleine  Folge'*  gebe,  man  dachte  daran, 
Ton  den  anderen  ijtadten  Hiliflmannscliaft  zu  erbitten 

Solch  gespannte  Verhältnisse  waren  günstiger  Boden  für 
Agitationen«  Da  kam  im  Herbst  1524  der  reformatorische 
Schwärmer  Melchior  Hofmann  ^,  seines  Zeichens  ein 
Kürschner,  nach  Dorpat.  Seine  volksthümliche  Beredsam- 
keit entfachte  die  Leidenschaften  der  Masse.  Es  kam  zu 
wilden  Bilderstürmen.  Die  ausführlichste  Darstellung  über 
<^  Vorgänge  giebt  Bredenback  Er  erzählt  im  Wesent- 
Folgendes. 

k^nis  historiae  .«pcctator;  ähnlich  in  der  Dedikation:  historiam  .  .  . 
ipecUvit.  sowie  im  Nachwort :  nie  haec  .  .  .  spectasse. 

')  Bötfai'uhr.  Die  Livl  inckr  auf  aaswärtigea  Universitäten  13*J. 

^  Bienemann,  Lntbertage  23  ff. 

Zar  Linden,  Melchior  Hofmann,  Ibbö,  beUauUelt  auiluiirlich 
•■tfc  die  Hfländiscbeii  V^orgitoge. 


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190 


Die  Kirchen  der  Unterstadt,  St.  Marien  (an  der  StStte 

der  heutigen  Universität)  und  St.  Johann  wurden  gestürmt 
ihr  Schmuck  ward  auf  dem  Markt  verbrannt*).  Dann 
wurden  die  Mönchs*  und  Nonnenklitöter  angegriffen,  aach 
die  roensohe  Kirche  blieb  nicht  nnverletEt  Hieranf*) 
wendet  sich  der  Hanfisn  gegen  die  DomkirGhe.  Doch  der 
Vogt  des  Bischofs  wirft  den  ersten  Angriff  blutig  zurück, 
fünf  werden  erschlagen.  Aber  einer  zweiten  grösseren 
S<^iaar  kann  er  nicht  widerstehen,  sondern  masa  sich  in 
die  bischöfliche  Borg  zurückziehen.  Die  Masse  erbricht 
die  Thore  der  Kathedrale,  zerstört  die  Bilder  und  Statnen 
der  Heiligen,  verschont  selbst  die  Kruzifixe  nicht.  In  dem 
schönen,  mit  viel  JjLUUBt  und  Kosten  erbauten  Baptisterium 
werden  die  Statnen  des  Heilandes  und  der  zwölf  Apostel 
zertrümmert.  Darauf  wirft  sich  der  Haufen  anf  die  auf 
dem  Domberge  gelegenen  Hftnser  der  Domherren,  wo  ^te 
Torräthe  an  Speise  und  Trank  gefunden  werden.  Nun 
aber  schreitet  die  Ritterschaft  des  Stifts  ein,  kommt  in 
die  Stadt  und  bringt  einen  Vertrag  zu  Stande,  dass  die 

1)  Nach  Bredenbach  13  hat  der  Stnrm  gegen  St.  Marien  1527 
Sonntag  nach  Frohnleichnani  :=  1527  Juni  23  angefangen.  Das  Jahr 
ist  sicher  falsch,  was.  da  Olmen  seine  Nuchrichteti  viele  Jahre  später 
fremdor  Erzählung  entnahm,  nicht  auffällt.  Doch  \v;tre  trotzdem  c-ine 
richtige  Ueberlieferung  des  SonntafTs  nioplich.  Wenn  n^uT  der  Kampf 
gegen  den  Dom  in  den  Jan.  Iä2;>  fallt,  so  ist  der  voiii'  pl'»  l:t;ndte  Soim- 
tag  p.  feat.  corp.  Chr.  =  1524  Mai  29.  Das  eracheini  aijor  ot  früh, 
da  Hofmaiin  erst  im  Herbst  1524  nach  Dorpat  gekommeu  »ein  solL 
iiiidebraod,  Arbeiten  für  das  ürkundenbuch  1875/76.  S.  19. 

*)  Zo  Marien  wurden  Altar  und  Statnen  zerstört,  die  Bilder 
anf  dem  Markt  verbrunni;  in  Johann  wurden  Altar,  Bilder,  Orgel  zer- 
stört, umuemqae  tempU  ornatum  in  foro  congestum  ignibos  et  flammis 
•nUidnnl  Von  hier  konnte  die  eeera  Bnobartatiae  tbeea  atammen, 
▼on  welclier  Bredenbaeh  19  eine  wonderbare  Oeecbiolito  sn  ersäUen 
weiss.  Bin  Keleli  nnd  eine  Kanne  sind  1711  ans  St  Marien  naeb 
Törringe  bei  Haimo  gekommen.  Verb,  der  geL  esUt  Oes.  3.  2»  48t). 
CpiriatianiJ  Nordlivl.  Zeitong  1897  Nr.  186,  gibt  als  Jabr  1704. 

^  Bine  genaue  Zeittngabe  febH:  eodem  fere  tempore  belsst  es 
foL  14»  der  Verfasser  kennt  offenbar  niebft  den  Tag  des  Angrilb. 


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191 


Kathedraikirche  dem  katliolischen  Gottesdienst  unbehelli^ 
Udbe Der  Rath  verbietet  bei  zehn  Mark  Strafe  seinen 
B(ugerD|  dort  die  Messo  zu  besiichdiL 

Neben  dimem  aasfolirlidiBten  Buriclit  bei  Bredenbach 
über  (iir  dorpaLer  i]  Uderts  türme  bieteo  noch  einige  andere 
Quellen  wichtige  Nachrichten  iii  or  diese  Vorgänge:  ein 
Konzeptbach  des  Ordensmeisters  Plettenberg,  ans  dem 
Hfldebrand^  wertbroUe  Mittheibmgen  macht»  weiter  ein 
Tagebneh  des  rigaseben  Reformators  Tegetmefer  ^) ,  der 
unmittelbar  nach  dem  Bildersturm  nach  DorpaL  kam  und 
hier  im  Februar  1525  predigte;  endlich  haben  sich  die 
Akten  eines  Prozesses  erhalten,  den  der  dorpater  Domherr 
Niderhof  im  Jahre  1Ö9D  beim  Reichskammergeridbt  gegen 
die  Stadt  Dorpat  auf  Landfriedensbracb  erhob,  weil  beim 
Bilderoturm  durch  Bewohner  der  Stadt  Einbruch  in  seine 
WohauDg  geschehen  sei  *). 

Vergleichen  wir  die  Nachrichten  Bredenbachs  mit  diesen 
anderen  Qaellen,  um  zu  erkennen,  wie  weit  seine  Mitthei- 
hmgen  mit  diesen  übereinstimmen. 

Dass  die  dorpater  Bewegung  durch  Hofmann  hervor- 
gerufen sei,  bestätigen  das  Tagebuch  Tegetmeiers  und  die 
Brieftchaften  des  Ordensmeisters.  Der  bischöfliche  Vogt 
(Peter  Stackelberg)  habe  Hofinann  greifen  wollen,  erzählt 
Teeetmeier,  darfiber  sei  es  zum  Kampf  mit  den  nijrL''i'rn 
gekommen,  vier  seien  auf  dem  Platz  geblieben,  der  Vogt 
floh  ins  Schioss,  die  Menge  aber  brach  die  Kirchen  anf  and 

Aehnlieh  wird  1525  such  io  BotiI  das  TerhältniBi  swiacheD 
Stidt  und  Dom  geordnet.  Bienemami  72.  Renner  104. 

>)  Arbeiten  for  das  Urknndenbneh  1875/96,  8.  19. 

>)  Mittheil.  «oe  der  UvL  OeseUehte  13, 608.  —  Einige  bestätigende 
Aog&b«i  enthalt  enoh  die  jängst  von  StsTenhagen  Terolfentlicbte  Fort- 
wtsni^ttoer  Unland.  Biiohofeehronik,  Mitth.  17,  92. 

*)  Die  Akten  im  Beiobekuamergerlehte-Arclii?  ni  Wetslar: 
»N  IÜ8.  Dr.  Lb  Niderhofen  contra  BtigermeiBter  ond  Bath  der 
Stat  Oezpt  in  Leyfland'.  Uogedmekt. 


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192 

ßchlug  Bilder  und  Tafeln  entzwei.    In  der  St.  Peterskirche  ') 
verbrannte  sie  alle  Tafeln  und  schlug  alle  Schränke  nieder. 
—  Von  dem  Angriff  auf  die  Häuser  der  DomberreD  sprechen 
die  ProEesBakten:  Niderhof  habe  geklagt,  trote  der  kaiser- 
liehen  Landfiriedensgesetze  „sollet  ir  doch  (am  10.  Jan.  1685) 
bei  nachtlicher  zeit  vernamelt  mit  Ln  u.-.-cin  iiiiirestym,  huchsen, 
Waffen  und  wehren  für  öinem  hove,  in  gemeiter  stadt  Derbt 
uf  babsüicber  herlikeit  und  unser  keir^  freibeit  an  der  kirchen 
gelegen,  gewaltiger  that  und  unyersebalter  sacken  gebogen, 
den  bof  nfgelaufen,  alda  tbor,  dhftren  nnd  fenster  seraehlagen, 
sine  bücher,  hausgerate  und  ^refass  eins  teils  zt  riiüwen  und 
eiuB  teils  hinw^  getragen,  sem  gcäind  gefangen  und  under 
andenn  mit  bezwang  von  inen  erfaren  und  wissen  wollen^ 
wo  er  sein,  mit  smalieben  Worten,  ine  als  einen  Terrateri- 
schen  bosswicbt  zu  st&kken  so  bawen  etc.^  —  Das  Ein- 
greifen der  Stiflsritterschaft  kennt  wieder  da^  Konzeptbuch 
des  Meisters:  ^als  man  in  der  Stadt  Sturm  läutete ^j,  die 
Waffen  eigriff  und  das  Geschütz  gegen  das  Scbloss  richtete, 
ward  es  Tom  Vogt  geräumt,  und  Ton  Gliedern  der  Ritter- 
schaft, des  Kapitels  \md  Batbs  in  Verwaltung  genommen. 
Dem  Bischof,  dem  man  die  Schuld  an  dem  Blutvergiessen 
beimass,  standen  die  gesammten  Stände,  die  hier  von  Alters 
an  Einmnthigkeit  gewi^hnt  waren'),  feindlich  g^nuber.^ 
Der  Ordensmeister  trat  freilich  f&r  den  Bischof  ein,  dessen 
Recbt  ▼erletzt,  dessen  Scbloss  besetzt  war.  Die  ganze  Sache 
wurde  auf  den  Landtag  1525  gezogen,  wo  aber  die  dörptschen 
Sendboten  schwere  Klage  erhoben Doch  der  verhasste 

1)  Die  dorpater  Kathctliulkirclu'  war  Feter  und  Paul  irewdiit. 
So  ist  dieser  auiisit  uicht  uacliWtiabare.  viel  bebprochtDu  Name  zu 
erkläreo.  VergL  Gernet,  Sitz.-Ber.  der  gel.  eetn.  Gea.  1891,  98.  —  Ge- 
iebnitit«  imd  gemalte  Tafeln  und  Bilder  aoUen  1524  io  Beval  aus  St. 
Nikolai  anf  Befatat  des  Raths  entfent  werden.  Bieaemaon  81. 

>)  Bredenbaeb  16:  pnblico  eanpaoaram  signo  dato. 

')  Daa  alte  BfindniM  swiaeben  Bittencliaft  und  Stadt  von  1478 
war  1622  erneuert  worden.  BienemaaD,  Lntliertage  11. 

<)  Bothfobr,  Mitth.  18,  71. 


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193 


Bischof  Blackenfeld  starb  1527,  der  folgende  JohäDD  V.  Bey 
war  dorpater  Stadtkind  nnd  der  Beformation  nicht  direkt 
feindlich  gennnt.   Dadurch  vnrde,  vie  Bredenbach  nun 
ScUdsb  anfuhrt,  eine  firiedliche  Anseinandersetzong  möglich. 
Die  Prozes^akten  beweisen,  dass  der  Bischof  Bich  seiner  Stadt 
annahm,  als  ihr  mehrere  Jahre  später  aus  dem  Bildersturm 
Unannehmlichkeiten  zu  entstehen  drohten.    Der  Domherr 
Niderhof  hatte  Dorpat  verlaesen  nnd  war  ins  Domkapitel 
T€fn  Snnland  In  Ostpreoflsen  übergegangen.   Die  Stadt  will 
Bich  vorher  mit  ihm   friedlich  au^^eiüandergesetzt  haben. 
Allein  da  trat  ein  Kammerbote,  der  aus  Speier  nach  Dorpat 
gekommen  war,  auf  und  insinnirte  am  23.  Juli  1530  dem 
Bfiigermeister  Lorenz  Lang,  dem  Rath  nnd  den  Aeltesten 
die  Zitation  dee  kaiserlichen  Oerichts  Tom  26.  Jannar,  binnen 
neunzi»:  Taü^en  wegen  der  Klappe  des  Domherrn  Niderhof 
vor  dem  Kammerrichter  in  Speier  zu  erscheinen.    Da  hat 
der  Baigermeister  znr  „antwort  geben,  wie  das  ein  rat  und 
gemein  neme  ganz  frembt^  das  der  hochgelart  her  Lenhart 
Nidehoff  solichs  gegen  der  stat  fomeme,  dieweil  er  nach 
der  handf*lung  miL  ine  zu  lade  gangen  und  fnnmtschaft 
gehalten  und  volgens  in  allem  gutlich  von  inen  geHchtMtion, 
wo  er,  her  Niderhoff  etwas  mit  der  stat  zu  thun  gehabt, 
8oIt  er  sie  erstlich  Yor  irem  landshem,  dem  bischof  mit  recht 
Terclagt  haben.   Dameben  ist  anch  erschinen  des  hochw. 
in  Got  fürjsten  und  hern.  hern  Joes  bischof  zu  Darbt  can- 
zeller  Ton  seinen  gnaden  protestirt,  das  der  termin  der 
ladung  ganz  kurtz  gesetzt  und  ferne  des  weges  itzund  zn 
TOser  nnd  lande  ganz  ferlich,  auch  sei  sein  gnediger  her 
lut  zur  stede,  stehe  audi  mit  Lenhard  Niderhof  doctor  etc. 
hiaher  und  noch  in  gutlicher  underhaiideluug/  Später 
erklärt  der  Bischof,  dass  er  bcine  „stat  Tarbt  .  .  als  irer 
gebürlicher  landsherr  zuvertreten  schuldigt  sei.   Man  sieht, 
der  Bischof  hat  sich  mit  seiner  Stadt  yertragen.  Der  Prozess 
Niderhof  gegen  Dorpat  hat  anch  am  Reichskammergericht 
^*inen  Erfolg,  bricht  1535  nach  Tuuljähriger  Dauer  ab. 


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194 


Zieht  man  die  Summe  aas  diesem  Vergleich  des  Be- 
richts bei  Bredenbach  mit  den  anderen  zeitgenösaischeD 
Qaellen  über  die  Einfuhnmg  der  Reformation  in  Dorpat, 
00  erweist  sieb  die  EnJUihiiig  von  Olmen-Bredenliicli  doch 
in  den  Hanptzhgen  eis  niyerlässig.  Am  ansftliiliehsteD  wird 
der  Stmiii  g'^gt'n  die  Kathedralkirche  geschildert.  Der 
Gewährsmann  Oimen  spricht  hier  von  dem  Tempel,  an 
welchem  er  selbst  sieben  Jahre  Prediger  gewesen,  an  wachem 
vielleicht  anch  später  noch  Sporen  jener  ZenUttvag  m 
erkennen  waren.  Nirgend  aber  erwähnt  er  einer  Beranbimg 
der  Domkirche.  Wahrend  er  bei  St.  Marien  und  St.  Johann 
ausdrücklich  sagt,  der  Schmuck  der  Kirchen  sei  fortge- 
schleppt  worden,  fuhrt  er  Aehnlicbes  bei  der  Darstellung  des 
Stnrmes  gegen  die  Kathedrale  nicht  an.  Wir  dürfen  an- 
nehmen,  Beraubung  bat  hier  nicht  stattgefonden Wftre 
namentlich  ein  ao  kostbarer  und  zum  Inventar  einer  Bischofis* 
kirche  so  nothwendiger  Schmuck,  wie  di(?  Monstranz,  ent- 
fuhrt worden,  der  spätere,  eifrig  katholische  Domherr  hätte 
das  kanm  Tersehwiegen.  So  wird  der  Domkirche  von  Dorpai 
ihre  Monstranz  trote  des  Bfldmtormes  von  1585  erhalten 
geblieben  sein.  1  darauf  aber  hat,  so  schliesst  Bredenbach 
seine  Erzählung  über  die  Bewegungen  dieses  Jahres,  „der 
katholisdie  Gottesdienät  noch  dreisgig  Jahre  nngestt^rt  nnd 
nnhehelligt  in  der  Kathedndkirche  fortgedanert^^. 

Im  Jahre  1558  wnrde  Dorpat  von  den  Trappen  Iwans 
des  Schrecklichen  besetzt  nnd  blieb  nnter  der  Herrschaft 
des  Zaren  bis  1582.  Unsere  Nachrichten  fiber  die  Ereig- 

nisse  in  der  Stadt  wahrend  dieser  Zeit  sind  sehr  tn.-ij^er. 
Ein  Archiv  fehlt  für  diese  Zeit  völlig,  nur  wenige  verein- 
zelte Nachrichten  liegen  vor.  Wir  stellen  knrz  zosanunen, 
was  fiber  diese  Zeit  bekannt  ist. 

Deukbur  ii>l  Jialürlicb  auch,  dass  maii  iu  Ulügeo  utürniifichoD 
Tagen  die  Schätze  d^r  Dornkirche  zu  ben^t'n  gewusst  hat. 

^)  ful.  17:  hoc  moilü  cuthulicuä  Dei  cultus  trigiota  axuüs  ealvoä 
et  mcolomu  in  Metropolitana  ecclesia  permansit. 


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195 

Wohl  war  in  der  Kapitulation  bei  der  Unterwerfung 
und  in  dem  mit  dieser  nicht  ganz  übereinstimmeuden  Gna- 
deabrief  Iwans  vom  6  Sept.  1558  der  Stadt  venprochen, 
dasB  kehl  Exil  die  üinwohneir  treffen  soll'),  doch  hören  wir, 
dass  bald  nach  der  Eroberung  zahlreiche  Einwohner  ab- 
geführt werden*).    Namentlich  im  Jahr  1565  musste  ein 
grosser  Theil  der  Bewohner  fortziehen,  unter  ihnen  auch  der 
tüchtige  Pastor  Wettermann;  sie  wanderten  nach  UgUtsch, 
Wladimir,  Kostroma,  Nishny-Nowgorod Erst  1669  dnrflbe 
tan  Theil  in  die  Heimath  zarückkefaren,  zu  denen  auch  Wetter- 
mann gehörte.    Der  schwerste  Schlag  aber  traf  Dorpat  im 
Jahre  1571.  Folniäche  Parteigänger  hofften  in  einem  kühnen 
Haodatreich  die  Stadt  den  Bussen  zn  entreissen«  Der  Plan 
mudang,  -neüe  der  ilberrasditen  Bewohner  mussten  das 
fremde  Unterfangen  mit  d«n  Leben  bfissen^).    Da  konnte 
der  Üüdeü  auch  dem  Vorsichtigen  zu  heiss  werden:  so 
verliess  Nyenstede  1571  Dorpat,  wo  er  durch  Ausnutzung 
der  günstigen  Verbindong  mit  dem  Osten  snm  reichen  Mann 
geword«!  war,  und  siedelte  nach  Biga  über^).  Die  Stadt 
Dorpat  änderte  je  länger  je  mehr  ihren  Charakter.  Trotz- 
dem erhielt  sich  der  deutsche  Rath,  dessen  Existenz  auch 

Die  Kapitulutiui.  wurde  vom  Feklhorrü  Schuiski  unterschrieben 
Wid  ontersiegelt,  vergl.  Nyuustedo,  Moii.  Liv.  2,  56  §  26;  Brief  Iwaus 
^i  (Turgemev)  äupplem.  ad  hiat  Boss,  monara.  (1848)  233;  wertroll 
aikd  die  Nacbrichien  in  der  sebr  selbBtaudigea  IIcxobcb.  nepB.  i^ton. 
fkm.  co6p.  j^ToiL  4)  810:  Sicherheit  des  BesHsea,  kein  EziL 

^  Benner,  Historien  224.  228. 

')  Nyenstede  67.    Scharf  urtheilt  über  dieses  Exil  die  üchobck. 
itepB.  jtTou.  (Uoju.  coüp.  .liioii.  4)  äiü:  luiü  ite  atia  KUiieAOUia  II4Mem» 
KjpbeBä  H  ci  senaifH,  h  ci>  xbiun  .  .  .  a  ae  s^AaeMi  aa  wo  Bon 
licn,  nirtinu«  opoioe  ciobo,  ito  noeBOiu  xaia  bmi,  m%  Dpsen»  otbo> 

ptMf  VtO  $mMO        HO  B3B0Jpm  IRl  GBOOTO  TOpOXa,  EAVL'Cyßjm  OHB  ISMiHf 

VBui.  —  In  der  PyocB.  Hcvop.  6b<Si.  III  (1876),  263  werden  auch  die  ^er 
genannten  Yerbanniiugiorte  aufgeführt  and  die  Namen  der  sariBchon 
^«Wttten  Bngefögt,  die  die  einzelnen  Abtheilnngen  geleitet  haben. 

^  Nyenstede  72,  Bubsow  94. 

^)  NyeoBtede  131. 


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196 


in  der  Kapitulation  gewährleistet  war Wir  bef?Ttz(»n 
uoch  aas  dem  Jahre  1Ö72  einen  Geburtsschein,  den  Biii'^er« 
meister  nnd  Rath  Ton  Dorpat  auf  gebührendeB  Ansachen  in 
alter  Form  anaBtetlen,  naohdem  swei  Zeugen  nach  wohlher- 
gebrachtem  Beeht  gründlich  examinirt  nnd  verhört  worden  *). 
In  dem  für  Deutschland  berechneten  Schreiben  sucht  der 
Rath  die  politische  Wandlung  in  der  Stadt  möglichst  wenig 
hervortreten  m  lassen:  er  entspreche  der  Bitte,  da  „ans 
allergenedigstem  bevelhe  nnser  Ton  Gott  Tevordenter  hoher 
Obrigkeit  jedem  ansuchenden  rechts  zu  verhelfen**  sei'). 
Aber  der  Verfall  der  Stadt  trat  doch,  auch  äusserlich.  dem 
Beobachter  offen  entgegen,   in  schaitem  Auadruck  bezeugt 
das  der  kaiserliche  G^esaadte  Daniel  Printz  von  Bnchau, 
der  1575  nach  Hoskan  reiste  nnd  anf  dem  Rückwege  Dorpat 
benihrte:  schroff  trete  der  Gegensatz  hervor  zwischen  der 
anmutigen  Lage  der  Stadt,  den  stolzen  Besu  ii  «  iner  glänzen- 
den Vergangenheit  und  den  jetzigen  Bewohnern^). 

Die  Eroberung  von  Narva  nnd  Dorpat  im  Mai  nnd 
Jnli  1558  war  fär  Moskan  ein  grosser  Brfolg.  In  Narva 
gewann  Russland  zum  ersten  Mal  einen  offenen  Seehafen, 
mit  tiei'em  Schmerz  sah  Reval  bald  die  Schiffe  aus  dem 
Westen  an  sich  vorbei  nach  Osten  segeln,  glicht  geringerer 
Werth  wurde  vom  Zaren  anf  den  Besitz  von  Dorpat  gelegt, 

1)  Nyenetede  54  ^  4,  dazu  Brief  Iwans. 

2)  Uogedrackt.  Wetslar,  Beichskammergeriohts-Arebiv,  B  6405: 
über  die  Kinder  des  verstorbeDen  ßibbert  Karthiiisen  auf  Gmnd  der 
Zeugnisse  der  RathsfreuDde  Joach.  Schröder  und  Hier.  Beck. 

3)  Dentschtii  Recht  unter  nichtdeutscher  Herrschaft  kannte 
bereits  da.^  Mittelalter  vielfach,  in  Polen  ging  deatsoheB  Stadtrecht 
bis  über  den  Uaepr  hinüber. 

*)  Script,  ror.  Liv.  2,  701:  eam  urhcm  .  .  .  loco  peramaeno 
collocatum,  et  multis  spleodidis  aecliüciis  oriiatani.  v.unc  vcl  pulsis, 
vel  alio  traiislatis;  veteribus  incolia,  uescio  quae  fex  nithejiicu  t^tscytliica 
iucollt,  aedibuci  iuterea  l^m  publicis,  quam  privatis  paulatim  collabeii- 
tibus.  —  Ih'idcnstein  (Her.  kist.  ruth.  ed.  Starczewski  2.  172).  der 
Dorpat  e^un.  meint,  dass  die  istadt  .Moscos  solos  dt;lude  incolas 
haboit.   Das  ist  übertrieben. 


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197 


immer  fester  sucbte  er  seine  Herrsohafi  hier  za  begrfinden 
und  auch  nach  ansäen  hervortreten  zn  lassen.  Männer  von 

hohem  Ansehen,  wie  der  Fürst  Kurbski,  werden  hierher  als 
Statthalter  gesandt  und  residiren  in  einem  eigenen  Palast. 
Fär  die  Korrespondenz  dieser  Stellvertreter  des  Zaren  mit 
den  benadibarten  Schweden  Ittsst  ihr  Herr  1564  ein  eigenes 
Siegel  stechen,  das  seine  AneprGche  lehrt:  der  Doppelaar, 
in  der  einen  Kralle  das  Wappen  des  Bischofd  von  Dorpat, 
in  der  anderen  das  des  Meisters  von  Livland').  Sehr  reich 
wurde  Dorpat  mit  Geschütz  au^estattet^).  Bin  eigoies 
grieduBch'OrthodoxeB  Bisthnm  wurde  errichtet  sein  Trilger 
sass  Im  alten  Residenzschloss  des  dörptschen  Bischöfe  anf 
dem  Düuiberge;  als  erster  Vertreter  dieser  Würde  wird  uns 
Korniii  genannt,  der  bis  1572  im  Amte  war,  t^päter  wird 
Savwa  erw&hnt').    fiereits  seit  längerer  Zeit  hatten  die 

1)  PyccJL  HCT.  MnowtOk  III  (1876),  230:  Toro  xe  .lira  noieit 
V»pi  I  aeindfi  KBusb  cxiiaTB  neiarb  bi  cbod  womsj  m»  BH^tRKXcxyD 

sesijr  m  rpaxr.  lOpicB^;  a  ua  ne'raTU  raeftiio  ope-ii.  ABoerjaBituS.  a  y 
0{(.ia  y  npaßue  hoih  repÖH,  nenaTb  MaHCTpa  .indOHCKoro,  a  y  .liuue  hoi-h 
ft-'pou,  nonaT!,  ?^ 'piencKorn  ßncKvna;  oko.iü       iieMar»  n<nfim'(.  ii;t])CKüro 

n€iaii..  H  Tuit>  fie4.iii.ki  Bi'.rkii  M)pbeBCKu\iy  i'i  uqinii}  ii  i,  irin  1 1,  rpaxotu 
nepeii.ipiiue  CueaciuiMi.  üüpojeMii  iiCHaiaiii  ii  ipuMuiw  ub  HHue  rocy- 
JUpcm  ue^aiaTiL  —  Dieses  c)iegel  ist  abgebildet  in  Cuhmku  ap^bubxi» 
j^coin  nmiei,  Bm.  I  (Mocua  1882),  Tal  67.  Daroach  hfilt  der 
Doppekdier  in  a«hier  linkea  Krall«  ein  Sebild  mit  dem  Ueineo  dörpt- 
<efaea  Stiftawappea  (Schwert  and  Schlftaael  gekreul),  in  der  rechten 
Cnlle  ein  Schild  mit  einem  Reiter,  der  nicht  ala  Wappeoachild  des 
Meinen  Ton  Livlaod  angeeehen  werden  kann,  Ttelleicht  aber  wohl  ab 
^^Appenschild  des  LandmarschalU.  Übrigens  ist  auf  dem  Ori<riQal- 
iiegel,  nach  einer  gefälligen  Mittheiluiig  des  königl  schwedischen  Reioha- 
archirars  ad  int.  Baron  TaabCf  dieeer  Sebild  andeatlicli  er)ia1ton.  — 
Auch  für  den  Statthalter  von  Nowgorod  wird  Cur  aholicheu  Zweck 
«Q  Siegel  gefertigt,  Pyccs.  bct.  6i6i.  Iii,  266. 

^  KoaiOBBii,  JltCML  DOci.  nozojia  Gie^MiHa  (1867)*  660. 

^  Koruili  kommt  1571  aas  Moekau  nach  Nowgorod,  reist  1572 
Biit  Heiligeiibildcrn  nach  Nowgorod  and  von  dort  nach  Moekaa. 
Ho«rop.  jpfcTOH.  (1879)  101.  120.  —  Sawwa  wird  1&79  erwähnt.  «Hjaperi, 
H».  PjccK.  «epu.  III^  35.  Crpoen,  Coacoti  iepapxowb  (1877),  1049 

KttbitL    d.  UtL  OMcUekt«  XTII.  ».  I^ 

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198 

Russen  im  bischoliichen  Dorpat  ein  eigenes  Gotteshaus, 
dem  heiligen  Nikolaus  geweiht^),  sehr  bald  nach  der  Er- 
oberung Ton  1558  soll  der  Bau  einer  zweiten  msgiflcheii 
Kirche  begonnen  sein*).  W&hUe  der  mansche  Bisehof  den 

alten  iJi-chofspalast  als  Wohnung,  so  mag  er  auch  die  hier 
gelegene  liauskirche  in  Benutzung  genommen  haben. 

Was  die  anderen  Kirchen  betrifft,  so  yerlangte  der 
Bath,  den  die  Prediger  noch  besonders  an  seine  Pflicht 
gemahnt  hatten,  in  der  Kapitolation,  dass  die  Btadt  bei 
der  augsburgischen  Konfes^sion  unbehindert  bleibe  und 
,ihre  Kirchen  mit  allen  Urnamenten  behalte,  nebenst  der 
gantzen  Administration  nach  dem  alten^^).  Der  zarischo 
Feldherr  Schuiski  nntersdirieb  und  besi^lte  dieKapitola- 
tion^  nnd  dem  entspricht  die  Znmchemng  des  Zaren  im 
Gnadenbrief  vom  6.  September  1558,  die  Stadt  soll  die 
Kirchen  für  den  protestantischen  Gottesdienst  behalten, 
der  ungestört  ausgeübt  werden  dürfe*). 

Die  Domkirche  stand,  wie  wir  hörten,  nicht  anter 
städtischer  Jnrisdiktion,  sondern  war  im  Besitz  des 
Bischofs  und  der  Kuiholiken'^).  In  den  Kapitulationsbe- 
dingungen, die  der  Bischof  Hermann  aulsetzen  liess,  wird 

jriebt  dem  Bisthum  den  Titel  für  Durpai  imd  Fellin.  —  TJeber  die 
VVohDungen  des  Statthalters  uud  des  Bischofs  vergl.  Heideastein,  de 
bello  moscoT.  wL  Starcsewaki  2,  172:  Derpati,  qnod  praecipua  aedificia, 
dao  tont:  arcis  aUeram,  in  quo  prins  Bpiscopus,  postquam  in  Moaei 
poteatatem  TeMrat,  Vladiea  babitabat,  aiteram,  ad  priDcipis  naiu  fac- 
tQm,  qnod  dnx  ipae,  priratia  aliquot  primaiiia  domibiu  oecapatis  more- 
qae  aao  oxoroatis,  pro  so  ezBtrnxorat 

1)  In  der  Ritteratraase,  gegonSber  St  Jobann. 

«)  Mitth.  1.  4P3. 

8)  Nyenstede  54  ?  1.  2. 

•1)  Der  deatsche  Text,  der  IlaiHle-'fhrirt  nach  ans  dorn  16.  Jahrb., 
bei  TnrjT^eniev,  Monnm.  Huppl.  233  ist  sehr  fehU-rhaft;  eine  nngedruckto 
rasBigchc  Ut-lKirsetstung  aus  dem  Jahre  1657  im  inoskatier  Rf  ichsarciiiv 
nennt  die  secbs  Stadtkircben:  MarieQ,  Johann,  Kathar.,  AYigofitin, 
Franziac.  Heil.  Geist. 

^)  Nach  Kredenbach  48  gab  es  1558  noch  quudraginta  cathe- 
dralia  ecdeäaa  caotorea  et  canonicL 


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199 


bestimmt'):  ,)das8  die  Caf^itele-Hemn  die  Thnmbkirche  zu 

der  päpstlichen  Religion  und  ihre  Ilensser  und  Güter  be- 
balteu  mochten  unter  des  Bischofs  Juriädictiou'',  £8  scheint, 
daas  die  Domkirche  zunächst  den  Domherren  geblieben 
ist,  denn  im  Januar  des  folgenden  Jahres  1559  Iftsst  in 
Moskau  der  Zar  dem  6i«ehof  auf  dessen  Bitte  zusichern, 
es  „sollen  die  priester  zu  Dorpt  bei  dem  thumb  bleiben  und 
die  coDventsbroder  ehrlichen  unterhalt  werden^.  Wie  lange 
das  gedauert,  wissen  wir  nicht,  es  waren  der  Domherren 
sgar  wenig  und  fast  alle  bedaete  menner**^,  manche  werden 
aveh  bei  der  Katastrophe  Borpat  verlassen  haben').  Sie 
hatten  keinen  Schutz,  denn  der  nicht  sehr  energische  Bischof 
Hermann  war  unter  die  Herrschaft  des  Zaren  getreten  und 
hatte  sich  das  Kloster  Falckenau,  wo  er  friiher  Abt  gewesen, 
für  seme  Lebtage  als  Leibgedinge  zusichern  lassen').  Nach 
wenigen  Wochen  wurde  er  gezwungen  nach  Moskau  zu 
reiben,  und  dort  ist  er,  trotz  aller  Bemühungen,  nach  Liv- 
land  zurückzukehren,  geblieben  und  gestorben.  Die  Dom- 
kirche scheint,  wie  wir  hören  werden,  da  auch  die  Stadt 
an  sie  kein  Recht  hatte,  ohne  gehörige  Obhut  geblieben 
nt  8«ln:  der  katholische  Gkrttesdienst  wird^  zumal  bald 
keine  Katholiken  mehr  da  waren,  von  selbst  auff^ehört  haben. 

Ü€l)er  den  Schatz  der  Domkirche  vernehmen  wir  aus 
dieser  Zeit  nichts.  Der  Bischof  war  nach  der  Einnahme  der 
Stadt  m  so  grosser  SHe  aus  seinem  Schloss  nach  Falckenau 
gedräogt  worden,  „das  wir  keines  Wagens,  darauf  wir  unsem 
zeug  zum  Lv'A  hetten  vorthrengen  mugen,  sein  meclitig  ge- 
wesen, viel  weniger  pferde  bekomen  kunnen**").  Als  er  bald 

')  Nyenstede  53  §  4. 
2)  iMitth.  15,  4CÜ.  467. 

^)  Nach  Bredenbach  48  traten  die  Katholikeu  1558  nicht  unter 
&  wo»  Henschaft,  sondern  wanderten  naeh  Beval  ans.  Unter  ihnen 
tir  offenbar  aneh  der  Berichterstatter  Olmen,  der  nach  Deutschland 
ibicgelte. 

^  Njenstede  53  |  1. 

^  Schirren,  Neue  Quellen  2,  64. 

14* 


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200 


daraaf  aas  Falckenaa  nach  Moskau  aafbreohen  mosste 
liieflB  es,  er  werde  In  kurzer  Zeit  zor&ckkelireiif  er  nahm 

darum  nur  einen  kleinen  Theil  seines  Besitzes  mit.  Von 
einigen  Kleinodien,  die  er  bei  sich  hatte,  hören  wir:  dem 
Zaren  überreichte  er  „einen  schonen  silbernen  credentz^, 
dessen  Diener  erhalten  wiederholt  GoldringOi  der  Kanzler 
^einen  güldenen  ring,  darinne  ein  sohoener  sophir  yer- 
setzet"  Als  der  Bischof  erkannte,  dass  er  längere  Zeit 
in  Moskau  bleiben  müsse,  bat  er,  einige  Diener  nach  Liv- 
land  senden  zu  dürfen,  seine  Habe  abzuholen.  Die  Bitte 
wurde  gewährt,  aber  er  wird  wenig  erhalten  haben.  Sein 
Besitz  war  ans  Faickenan  nach  Dorpat  zurückgeführt  worden^ 
der  Prior  von  Palckenau,  Anton  Dreyer,  war  zum  Ordensmeister 
geflohen,  das  starku.  wohl  befestigte  Kloster  aber  soll,  ?o  klagt 
der  Bischof  im  Juni  1559,  „in  den  grund  ausgebrant,  ab- 
gebrochen, destmirt  und  verwüstet  sein,  daraus  . . .  wie  mit 
dem  zeug  und  vorrath,  so  wir  darauf  gehabt,  umbgaogen 
und  gehandelt  worden,  leichtlichen  erwegen  können"*). 

Berück^ichligt  man  alle  diese  Verhaltnisse,  sowie,  dass 
die  Domkirche  für  den  katholischen  Gottesdienst  bestimmt 
war  und,  wie  es  scheint,  auch  nach  der  Kapitulation  noch 
einige  Zeit  diesem  bewahrt  blieb,  so  ist  der  Oedanke  aus* 
geschlossen,  Bischof  Hermann  hätte  bei  dem  Zusammen- 
bruch seines  Bisthums  Stücke  aus  dem  Schatz  seiner  Kathe- 
drale, darunter  auch  etwa  eine  Monstranz,  in  seine  Hand 
gebracht,  gerettet. 

Zwanzig  Jahre  hatte  seit  der  Eroberung  Dorpats  im 
Jahre  1568  der  Krieg  in  Livland  bereits  gewüthet  immer 
wilder  war  er  geworden.  Zuletzt  hatte  der  Zar  selbst  seine 

Heere  geführt.    Das  Ziel  war  noch  nicht  ganz  erreicht, 

Livland  noch  nicht  völlijr  bezwungen,  Riga  war  nicht  erobert, 
in  Revad  sassen  die  Schweden. 

1)  Daaa  ein«D  unter  Pletteoben  geacUamen  Portogileser  und 

eioeD  in  Rom  geschlagenen  doppelten  Duatvn.  llitth.  15,434^436. 466. 

s)  Mitth.  15,  440.  444;  1,  ÖIO. 


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201 


Da  trat  die  Wendung  ein,  die  auch  den  bisher  gewuu- 
neoeo,  hochgewertbeton  Besitz  entriäs.  König  Stephan  von 
Polen  nahm  den  Krieg  gegen  Russland  in  grosaem  Maasstab 
auf').  Er  kämpfte  nm  Livland,  aber  er  KOg  nicht  nach 
Livland.  Im  Jahre  1579  eroberte  er  Polozk  und  wurde 
Herr  der  oberen  Düna.  Im  folg».üdcn  Jahre  gewann  er 
eine  Beihe  wichtiger  kleiner  Festangeu  nach  Norden, 
Welifich,  Weükie  Laki  n.  a.  Nowgorod  schien  gefährdet, 
Tor  allem  die  Verbindung  zwischen  Livland  und  dem  Osten 
war  bedroht.  1581  lagerte  sich  das  polnische  Heer  vor 
Pieakau.  Zugleich  drangen  die  Schweden  unter  dem  kühnen 
Pontus  de  La  Gardic  im  Norden  vor:  1581  gingen  Wesen- 
berg, bald  darauf  Narva  den  Bossen  yerloren. 

Da  mnsste  Iwan  den  Frieden  suchen.  Unter  Ver- 
mittelung  des  Papstes,  die  der  Zar  anrief  und  der  den  ge- 
vaudten  Jesuiten  Antonio  Possevino  entsandte,  begannen 
gegen  Ende  des  Jahres  1581  die  Verhandlungen  zwischen 
Bossland  und  Polen,  die  am  15.  Jannar  1582  znm  zehn- 
jährigen Waffenstillstand  von  Sapolje  führten. 

Wir  sind  über  diese  Verhandlungen  gut  unterrichtet. 
Wir  besitzen  nicht  nur  die  Friedenstraktate*),  sondern  in 
zwei  Hedaktionen  auch  tagebuchartige  Auizeichnungen  über 
die  Sitzungen  des  Friedenskongresses.  Possevino  liess  solche 
Aofiseicbnungen  machen,  reich  und  vielfach  belehrend  sind 

HaDamaDn,  Stadien  zur  Geschichte  des  Königs  Stephan  von 
Poleo.  Verh.  der  gel  esto.  Oes.  Bd.  10.  1681.  Wiederholt  hat  diese 
pola.>niBa.  Bexiehnngen  P.  Pierling,  S.  J.,  besprochen:  die  diplomati- 

icheo  Verhandlauge  Ii  vor  dem  WaffeDstillstand  von  Sapolj«-  in  dem 
Werk  Ud  nonce  du  Pape,  1884;  die  Vorgänge  auf  dem  Friedens- 
koDgresB  in  dem  Buch  Papes  et  Tsars,  1690,  und  noch  einmal  Un 
arbitrage  pontificale,  e.  a.;  sodann  hat  er  eine  kurze  zeitgenössische 
SchiWeruni:  aus  den  offiziellen,  gelifimen  Anuaa»'  litterao  «ocietatis 
Jesu  ubi^odruckt.  in  der  Schrift  Ptidsevim  njissio  nioscovilioa.  I8b2. 
Ttber  diet-t;  sein  >e!tenen  Ann.  litt.  soc.  Jesu  vergl.  Hausmann,  bitz  - 
Ber.  der  gel.  estn.  Ges.  1885.  23ü. 

-)  Kinua  uoco.ibciüui  »eip.  JHTOBCKaro  II  (1S43),  Jfi  82.  83  s= 
ABe£BHKi  fiocj.  noxoAa  Cjc^sm.  Hsx.  Koucbh»  (1867),  646.  637. 


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202 


aber  auch  die  Angaben  der  königlich  polnischen  Boten,  YOr 
allem  des  Sekretairs  Haraburda,  der  bereits  seit  langen 

Jahren  an  allen  Verhandlungen  theilnahm,  die  Polen  mit 
Moskau  führte*). 

Sehr  ausfuhrlich  wurde  über  die  Forderung  verhandelt, 
dass  in  den  dem  Gegner  einznränmenden  Städten  und  Festen 
an  Oeschütz  und  Yorräthen  nur  das  bleiben  soll,  was  bereits 
bei  der  Eroberung  dort  gewesen  sei,  dass  dagegen  abgeführt 
werden  dürfe,  was  der  Eroberer  später  zugeführt  habe*). 
Uiezu  sollen  in  Liviand  die  neuen  polnischen  Herren  den 
abziehenden  Bassen  Fahren  bis  zur  livländischen  Grenze 
nach  Neahaasen  stellen.  Der  polnische  Feldherr,  der  be- 
rühmte Kronhetman  Jan  Zamoiski,  der  den  ganzen  Winter 
mit  seinem  ITeer  vor  Pleskau  lag,  das  tapfer  verteidigt 
wurde,  war  mit  diesem  Zugeständniss  nicht  zufrieden,  sah 
Streit  bei  der  Aasfahrnng  voraus In  der  That  hdren 
wir  gerade  aus  Dorpat  Klagen  des  rassischen  Befehlshabers 
Golowen  gepren  den  polnischen  Bevollmächtigten  Sigismund 
Rosen*),  doch  müssen  diese  Schwierigkeilen  bald  beseitigt 
sein,  da  später  bei  den  Ratihkationsverhandiungen  keine 
Beschwerden  über  Liviand  erhoben  werden^). 

VerhAltnissniftssig  rasch  verzichteten  die  rassischen  Be- 
vollmächtigten auf  die  übrigen  Eroberungen  des  Zaren  in 
Liviand,  nur  Dorpat  suchten  sie  mit  aller  Energie  zu  be- 
haupten. Sie  liessen  sogai-  liaraburda  die  Stelle  ihrer 
Instruktion  lesen,  dass  sie  Dorpat  nicht  abtreten  dürfen^. 

'  j  AufzeiciiDUDgen  l^ossevino'a  iu  Turgeuiev,  Monom.  Sappl.  74. 

—  Hara!<urd;is  Aufzcichimn^eu  in  KHHra  hocojlck.  II,     81,  8.  213—230. 

^)  itegialur  liierüber  Ku.  noc.  II  ä.  244.  AuäiührUch  Koaio- 
bAHt  655  ff. 

S)  Dsalynski,  GoUeetenea  vitem  Zam^yseii  ülustraatia  (I86I)  72. 

—  Hmdenttoin  «d.  Stuesewski  171. 

Kh.  noc.  256:  Bosen  habe  am  5.  Febr.  nicht  genug  PahwD 

gegeben. 

Ka.  DOC  273. 

^  Ka.  noc  224:  aaxni»  imb»  Ksisf  Bentoro  uaaan  oun 
BayK7  ero,  sa  racHe,  soiopoe  aecrpe  a  rapatfypxa  cm  mtn,  txt 


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203 


Aber  die  Polen  verlangten  unbedinort  auch  diese  Stadt,  und 
schliesslich  hat  sich  die  andere  Fai  tei,  da  auch  Fosaeviiio 
Sur  Nachgiebigkeit  sich  neigte^),  fügen  müssen.  Nor  das 
setEten  die  mssischen  Boten  dnrcii,  dass  nicht  nnr,  wie  ans 
aUeo  anderen  Festungen,  anch  aus  Dorpat  sämmtliches 
rassisches  Geschütz  abgeführt  werden  dürfe,  sondern  dass 
die  abziehenden  Russen  auch  ihr  Kirchengeräth  mitnebraen, 
dass  namentlich  ans  Dorpat  fhr  den  Bisohof,  die  Heiligen- 
bilder nnd  Eirchensehmaek  SVihren  gestellt  werden*).  Das 
ist  dann  offenbar  eingehalten  worden,  wir  hören  später  von 
keinen  Reklamationen. 

Tief  betrübt  zogen  die  Hussen  aus  Dorpat  ab,  wo  sie 
bereits  eine  zweite  Heimath  gefunden  zu  haben  meinten'). 

Am  6.  Febniar  158S  brach  Zamotsk!  yon  PleBkan 
auf,  besetzte  rasch  Neuhansen  und  ruckte  Freitag  den 
23.  Februar  in  Dorpat  ein,  das  den  folgenden  Tag  definitiv 
abei^ben  wurde  ^).  Wenn  anch  mit  den  Friedensbedin- 
gongen  nicht  ganz  zofrieden^  war  er  doch  glücklich,  den 

■aKaHo,  sL6vi  K)pieBa  ne  ycrynoB&Jii.  —  Im  Tagebuch  Possevlno's 
(Targeniev  87,  Sessio  IX,  27.  Deo.  1581)  werdeo  die  Schwierigkeiten 
wagen  Dorpat  nicht  betont. 

Kh.  hoc.  22Ö.  FoBsevino  versprach,  die  Boten  vor  dem  Zaren 

zu  recht  fertigeu. 

^)  Kh.  noc  238:  es  sollen  Fuhren  o;estent  werden  uoxh  KJpLCB'B- 
aoro  BjiuuKv,  h  no.i  oöpaau,  n  iioa  uepnoBnoe  cTpoeuLC.  —  Nach 
HoBsevino's  Tagebuch  (Turgeuiev  92)  baten  die  Russen  mich  um 
polniache  militärische  Begleitnng  für  diese  Fuhren,  lieidenäium  bei 
Stanaewald  II,  169. 

^  Heideneteiii  173.  —  Ddalyaski,  Golleet  Zamofo.  75:  (Hoici) 
vizime  lane  in  Derpato,  tanqnom  altera  patria  ana  haerebant. 

UpaH3HHl  IX,  y. 

*)  HeideoBtein  172:  Zamosclas  Derpatum  24  mensis  Februarii 

♦^i^  recepit.  -  Turf^eniev,  Monum.  I,  385  =  Aunal.  eccles.  ed.  Theiner 
(Homae  1856)  ad  a.  1582.  S.  336:  Zamoiski  n?i  Stephau  am  23.  Februar: 
(Moschi)  hodie  Derpato  exceB8ere,no8iri  vero  iramigraut.  -  -  Die  in  den 
AniL  eccles.  von  Theiner  mitgetheilten  Briefe  sind  sehr  wichtig,  aber 
sie  können  doch  nicht  die  FilUe  von  Nachrichten  ersetzen,  die  wir  für 
•ödere  Perioden  der  polnischen  Geschichte  aus  dem  vatikanischen 
Awihw  bei  Theiner,  Vetera  Monumenta,  besitzen. 


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204 


BchwereD  Sriag  zn  Ende  geführt  zu  haben,  fim  eifriger 
Katholik,  wünschte  er  ein  befionders  feierliches  Dankfest 
f^r  den  Frieden  zn  begehen.   Hieran  schien  die  berühmte 

Bischofskirche  zu  Durpat  besonders  geeignet.  Noch  aus 
dem  Lager  vor  Pleskau  erbat  er  am  19.  Januar  hierzu  die 
firlanbnifls  bei  Possevino  0.  Als  der  Feldherr  aber  ia 
Dorpat  einrückte,  erkannte  er,  dass  die  Kathedrale  in  einem 
Zustande  war,  der  die  Ausführung  seines  Wunsches  un- 
möglich machte.  Man  musste  sich  anders  helfen.  Nachdem 
aus  der  städtischen  Marienkirche,  die  Kornspeicher  ge* 
worden  war,  die  Bussen  ihr  Getreide  abgeführt  hatten, 
wurde  diese  gereinigt,  geweiht,  nnd  hier  am  folgenden 
Tage,  Sonntag  den  25.  Februar,  das  Tedeum  gefeiert*). 

Die  Stadt  selbst,  v^unu  auch  ^^erfallen,  zeigte  sowohl 
in  ihren  privaten  wie  öffentlichen  Häusern  noch  immer 
Sporen  früherer  Grosse.  Der  polnische  Geschichtsschreiber 
rühmty  dass  sie  in  fruchtbarster  Gegend  liege 

Was  die  Domkirche  betrifft,  so  muss  der  Hetman  dem 
König  melden,  dass  sie  sehr  zerstört  sei,  aber,  meint  er, 
es  werde  doch  möglich  sein,  sie  in  Stand  zu  setzen,  ohne 
dass  Arbeit  und  Kosten  zu  gross  werden^).  Dieser  Ge- 
danke  wurde  offenbar  ernstlich  erwogen.  In  die  Plttne  der 

1)  Theiner.  Ann.  cccles.  1582,  S.  335:  teneor  enim  copiditate 
iu  eccletiia  episcopali  Derpateosi  cudi  exercita  uniTeroo  immortali  Deo 
pro  btiueticiirt  acceptis  gratias  agere. 

*)  Theiner,  336:  Die  Domiiiico  in  templo  parrochiaÜ  (nam  catlie- 
drale  maL^ii?  corruptam  est)  elata  inde  silifi^ine  et  avena  Moscbi.  locoque 
a  maia  äacurdotibus ,  iudul^cutia  u  l'ogäcviua  Cüucebtia»  expiato 
Baonim  et  eonoiouem  audiemus,  mdibusque  ac  plaae  militaribos  modia, 
eed  tton  iogntis  erga  Donm  aolmifl,  Te  Denm  laadamas  omoet  eaoe- 
muB.  Atque  ita  CarDiapiivinm  ho€  (=  Febr.  28)  .  .  exigemiu. 

A.  a.  0.  Zamoiski:  Urbe  est  ipea  non  parra,  et  aedificioram 
ipsoram  tarn  pablieoran,  qoam  privatonun  forma  eatis  demooetrati 
Don  modicas  opes  ae  habaiase.  —  Aehnlieh  Heidenttein  172,  der 
Zamoiskie  Briefe  kennt;  er  ffigt  noeh  binsu:  Agmm  etiam  Lironia 
Derpatensi  meliorem  feracioremque  nüllnm  habet» 

Theiner  336:  cathedraie  magis  comtpttiin  est.  .  .  Struotura 
tempU  catbedralis  noo  magna  opera  et  impenfia  restitoi  poteiit. 


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205 


katfaolfBchen  Gegenreformation  in  Livland,  an  die  König 
und  Hetman  gleich  eifrig  dachten,  hätte  die  Wiedererrich- 
tong  dieses  stolzen  Gotteshauses  treulich  hineingepassti 
aber  die  Aasfohniiig  war  achwierigeri  als  sie  im  ersten 
Augenblick  erschien.  Das  erkannte  der  Kardinal -Statt* 
halter  Radziwü,  der  zwei  Jahre  später,  1584,  eine  Visi- 
t^tionsreise  durch  Livland  unternahm,  um  seine  Provinz, 
namentlich  den  Zustand  der  Kirche  kennen  zu  lernen.  Die 
Kathedrale  in  Dorpat,  schreibt  er,  ist  schttn,  wie  kanm 
eine  andere,  aber  sie  ist  ganz  sersttfrt;  wenn  anch  die 
Mauern  und  Säulen  unverletzt  sind,  so  hat  ihr  doch  der 
Moskowiter  grossen  Schaden  ziigefiigt,  ich  meine,  es  würde 
grosse  Kosten  machen,  sie  wieder  herzustellen^).  War 
Tielleicht  auch  änsserlich  die  Form  des  Qotteshanses  er- 
halten, so  war  dagegen  das  Innere  schwer  Terwnstet. 
Oflenbar  um  Schätze  zu  suchen,  seien  in  den  Kirchen 
Borpats,  so  erzählt  der  polnische  Histuriker,  Gräber  auf- 
gebrochen, Leichname  herausgezerrt  worden^). 

Dass  solche  Vorgänge  sich  vor  allem  in  der  Domkirche 
abgespielt  haben,  lehrt  ein  Brief,  den  am  25.  Febmar  15B2, 
dem  ersten  Tage,  da  die  Polen  die  Stadt  betraten,  der 
Sekretair  Zamoiskis  von  Dorpat  aus  an  Opalinski,  den 
Orossmarschall  des  Königreichs  Polen,  richtete^),  und  der 

Tnr}2:eniev,  Monom.  I  (IPIll  397:  La  chiosa  i?iä  catte»! nie 
fn  belliösima  qnanfo  finalsivofjlia  altru,  ora  e  tatta  fracassata,  sebbeno 
i  muri  t  le  colonutj  buuu  iutiere,  iiia  il  Moscovita  ha  fatto  gray  dauuo, 
e  credo  cht  avrü  bisogno  di  gründe  spesa  sc  dovra  eesere  ristorata. 

Heidenstein  bei  Starczewski  .172:  odio  iu  niortuoa  usus,  ciuorura 
ßimirum  ibidem  panlo  post  et  cadnvera  e  templo  Kfpulcrisque  ejecit. 
—  Heidenstein  7.0^  1582  mit  Zaniuiski  in  Dorpat  ein. 

8)  Nacli  Witikelmann,  Bibl.  Livon.  5543,  liegt  das  Original 
dieses  Briefes  im  Archiv  des  Grafen  Tyszkiewicz  zu  Hirsen.  Ich 
Labtj  es  bisher  leider  nicht  keuneu  gelernt.  Aaszüge  aas  diesem 
Brief  gab  Sciiienianu,  Balt.  Mooatsschiift  29  (1882),  697.  Ihm  rer- 
dank«  ich  die  UebenetBong  des  Briefes.  Dieser  stimmt  inlmltUcb 
tiefflieh  mit  dem  Brief  Zamoiskis  so  den  Eoolg  vod  demselben  Tage 
23.  Febnur  1582  bei  TheiDer,  Ann.  ecci.  1582,  336,  sowie  mit  Heiden- 


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206 

8icli  zum  Theil  wörtlich  au  das  Schreiben  anschliesst,  das 
an  demselben  Tage  Zamoiäki  an  den  König  abgehen  liess. 
Beide  Briefe  mOgen  einer  Feder  entstammen. 

Am  6.  Februar,  so  schreibt  der  Sekretair  des  Hetmans, 
sei  das  polnische  Heer  eomma  cum  dignitate  von  Pleskaa 
aufgebrochen.  Der  Marsch  über  die  hochbeschneiten  Ebenen 
sei  freilich  sehr  beschwerlich  gewesen.  Ueber  Neuhausen 
wurde  am  20.  Februar  Dorpat  erreicht  „Moskau  zieht 
beute  gänzlich  aus  der  Stadt  und  wir  in  die  Stadt,  quod 
faustom  felixque  sit  Wir  haben  auch  schon  die  Nachricht^ 
dass  Moskau  auch  die  andern  Schlösser  verlässt.  Nur  in 
Fellin  und  Pernau  giebt  es .  einen  grossen  Mangel  an 
Fuhren  .  .  .  Hier  konmien  wir  in  eine  neue  Welt^  lieblich 
und  reich  ist  hier  der  Boden.  Jetzt  ist  hier  alles  leer. 
Man  sieht,  die  Schwertritter  sind  keine  einstigen  Menschen 
gewesen,  da  sie  sich  hier  drängten.  Bei  Dorpat  ist  die 
Aussicht  weit,  der  Boden  vorzüglich,  gut  und  frachtbar. 
Die  Stadt  selbst  ist  sehr  hübsch,  auf  schöner  Stelle  gebaut, 
und  hat  einen  schiffbaren  Fluss.  Sie  ist  kleiner  als  unser 
Thorn,  alle  Häuser  sind  massiv  gemauert,  ähnlich  wie  in 
Thorn,  es  ist  kein  einziges  hölzernes  Haus.  Was  nützt  es 
aber,  da  Moskau  alles  zu  Grunde  gerichtet,  alle  Kaufläden 
Yerdorben,  alle  schonen  und  kostbaren  Gemächer  roinirt 
und  abgebrochen  hat.  An  deren  Stelle  hat  Moskau  Yet- 
schiedene  holzeme  Ranchkfiffen  gesetzt,  es  ist  eine  grosse 
Reform  nöthig.  Es  ist  ersichtlich,  dass  früher  hier  reiche 
und  ordentliche  Menschen  waren.  Sollten  hier  unsere  Polen 
ansässig  werden,  so  bezweifle  ich,  dass  Moskaus  Beispiel 
sie  zu  erbauen  und  in  der  WirthschaftUchkeit  zu  bessern 
vermöchte.  Dazu  wären  hier  ordentliche  deutsche  Kauf- 
leute am  Platz,  liier  .siüd  mehrere  schöne  Kirchen,  drei 
sind  von  Moskau  verwüstet.  Die  Kathedrale  ist  sehr  ver- 

ßtein,  Commyut.  de  Deila  moscov.  Ks  wird  dadurch  die  Echtheit  des 
Briefes  erwiesen.  Heidenstein  hat  offizielle  Akten  benutzt,  vergl. 
Hauäinauu,  StuUieu.  m  Verii.  der  gel.  estQ.  Ges.  10,  GL 


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207 


dorben,  eine  solche,  die  mit  so  viel  Kosten  gebaut  wäre, 
giebt  68  in  ganz  Polen  nicht.  Alle  Gräber  der  dörptscben 
Bisdiöfe  sind  von  Moskau  geplnndert  worden,  ihre  stei- 
nernen Monumente  liegen  zerbrochen  in  der  Kirche  herum 
und  geben  einen  traurigen  Anblick  Die  vierte  Parochial- 
kirche  ist  verschont  geblieben,  sie  ist  sehr  schön,  die  Altäre 
zeichnen  sich  ans  durch  besonders  kunstvolle  Arbeit  und 
Malerei  der  holländischen  Schule.  Daselbst  ist  eine  un* 
verdorbene  und  theure  Orgel,  die  einlege  tausend  Gulden 
gekostet  hat,  auch  eine  andere  Orgel,  höchst  wahrscheinlich 
von  Silber  und  vergoldet,  aber  surrexit  non  est  hic.  In 
der  Kirche  befindet  sich  noch  eine  Menge  Hafer  des  Zaren, 
der  heute  forttransportirt  wird,  und  morgen,  bei  Oott^ 
werden  die  Kapläne  des  Herrn  Hetman,  der  Erlaubniss  des 
Possevin  gemäss,  prius  expiato  loco,  dort  Messe  und  Predigt 
halten  und  wir  werden  Te  Deum  laudamus  singen ,  Gk>tt 
dem  Herrn  ihr  seine  Wohlthaten  dankend.  Das  wird  unser 
Karneval  sein,  zwar  ohne  Tanz  und  Musik ,  und  ohne 
jegliche  Bequemlichkeit. 

Gott  gebe,  dass  wir  damit,  was  Gott  in  unsere  tlande  ge- 
geben hat,  umzugehen  verständen.  Wir  haben  fast  ein  kleines 
Königreich  gewonnen,  ich  bezweifle  aber,  dass  wir  verstehen 
werden,  damit  recht  umzugehen.  Hier  ffir  diese  Länder 
Bind  tugendhafte  Manner  nothwendig  et  cum  aiictoritate, 
die  diese  Provinz  regieren  könnten,  auch  vollkommene  und 
energische  Starosten,^  sodann  müsste  da?  Land  stets  in 
t&ditiger  Kriegsrfistnng  sein,  wie  auch  Moskau  hier  ausser^ 
ordentliche  grosse  Kriegsvorräthe  aufgespeichert  gehabt 
habe  ^.  .  .    Datum  aus  Dorpat  den  23.  Februar  1582. 

1)  Nur  vom  B.  HeinrieoB  I  de  Velde,  f  1378,  hat  eich  heute  noch 
der  Ldchensteio  erhalten.  Brieflade  III,  349. 

>)  Im  Sohlosfl  des  Briefes  spricht  der  Sehreiber,  der  sich  selbst 
•inen  Oroas-Folen  neDut,  von  den  Bedehaogen  Polens  zu  Litauen, 

von  der  Reise  des  Köni«»^«  nach  Riga,  von  den  Terhandlunti^en  mit 
»Schweden;  Zamoiski  wolle  .von  hier  nach  Riga,  um  den  König  za 
empfangen,  sein  stomach  bedarf  aber  auch  der  Versorgung". 


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208 


Dieser  inhaltreiclie  Brief  giebi  ein  eebarfes  Bild  der 

Zustände,  die  in  Dorpat  herrschten,  als  die  Polen  ein- 
rückten. Auch  für  die  uns  interesölrende  Frage  sind  diese 
Nachrichten  von  grosser  BedeutuDg. 

Als  Dorpat  1568  russisch  wurde,  war  in  der  Dom- 
kirche  noch  katholischer  Gottesdienst,  nnd  dieser  scheint 
auch  noch  einige  Zlüi  fortgedauert  zu  haben.  Wir  dürfen 
annehmeD,  auch  der  Kirchenschmiick  war  1558  noch  un- 
Tersehrt.  Jetzt  hOren  wir,  dass  1582  die  Domkircbe  im 
Innern  arg  verwüstet,  jedenfalls  Tdllig  ansgepli^dert  war. 
Tom  Kirchenschmnck  war  nichts  mehr  vorhanden.  Einee 
der  werthTollsten  Stücke  wäre  eine  Monstranz  "gewesen. 
Sie  war  sicher  früh  entfernt  worden.  Wann  das  geschehen 
ist,  darüber  fehlt  bis  jetzt  genauere  Kunde.  Die  Domkirche 
scheint  nach  1558  nicht  in  sehr  strenger  Obhut  gewesen 
zu  sein.  Ein  so  kostbares  St&ck,  wie  eine  silberne  Mon* 
stranz,  musste  vor  der  lüsternen  Menge  behütet  werden. 
Da  das  Kunstwerk  sich  gut  erhalten  hat,  spricht  die  Wahr- 
scheinlichkeit dafür,  dass  es  fir&hzeitig  geborgen  worden  isL 
So  wäre  die  dorpater  Monstranz  bewahrt  worden  und  hätte 
sich  bis  heute  erhalten,  während  die  der  anderen  baltischen 
Kathedralen  untergeirangen  zu  sein  scheinen 

Lassen  sich,  kann  man  fragen,  Analogien  anführen,  dass 
ans  Livland  Kirchengerätb  nach  Russland  abgeführt  ist. 

Wiederholt  ist  das  für  Kirchenglocken  bezeugt  Gleich 
nach  der  Eroberung  Dorpats  soll  Schuiski  ^die  Olocke  vom 
llathhaub  und  ein  vom  Schloss  genommen  und  vor  die 
reussische  Kirche  hengen  lassen"^).  Ais  Fellin  15r>0  erobert 
wird,  wurde  die  mittlere  Glocke  abgeführt');  1558  werden 

1)  In  Riga  wareü  uiit  dem  aniitrcu  kirchuDSchmuck  auch 
Moostranzen  beim  liildersturm  ans  dea  Kirchen  fortgebracht  worden. 
Wetzlar,  KammergerichtB-Atchlr.  B  2357:  Klage  dea  EB.  Tbomaa 
gegen  Stadt  Riga.  Uagedracki 

«)  Mitth.  I,  483. 

')  UcKOBOt.  oepB.  jiT.  312:  Boesojm  npewcToft  BoropojimEf  av 
aoaacTiipii  apflejajH  aoiosoii  BesuiHcKoft  cepexaeii  noxb  ^arnnw^. 


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209 


aus  Oberpahlen,  1559  aus  Schujea  die  Olockeo  fortge- 
schleppt, and  fthDÜch  mehrfach^).  In  Nishoy- Nowgorod 
klingt  im  Höhlenkloster  eine  Glocke  mit  deutscher  Anfechrift^ 

die  im  Jahre  1463  gogos.sen  ist.  ^^ie  mag  urs[irii!ii;licli  Liv- 
land  angehört  babeo,  dass  sie,  wie  aDgeuomoieu  ist,  aus 
Dorpat  stammt,  ist  nicht  zu  beweisen*). 

Dagegen  ist  silbernes  aus  Livland  stammendes  Kirchen- 
gerlt  bisher  nur  selten  im  Innern  Russlands  aufgetaucht. 
Ein  silhei-üer  Abendmahlskelch,   der  laut  der  Aufschrift 
einem  katholischen  Nonnenkloster  zu  St.  Katharinen  gehört 
hat  and  der  Arbeit  nach  spätestens  aus  dem  Beginn  des 
16.  Jahrhunderts  stammt»  vird  heute  im  Museum  zu  Twer 
aofltewahrt.    Er  Ist  später  in  einer  russischen  Kirche  zur 
Spendung  des  Abendmahls  benut/t    N^-orden  und  dazu  auf 
der  Kupa  mit  einem  russischen  Hü>elspruch  und  den  Bildern 
de?  Heilands,  der  Maria  und  Job.  Theo!,  ausgestattet  worden. 
Höchst  wahrscheinlich  ist  dieser  Kelch  von  den  Truppen 
IiraDs  aus  Dorpat  fortgeführt  worden,  wo  es  ein  Katharinen- 
Xoniiciikloster  s:ab^).   Zwei  wahrscheinlich  auch  aus  Livland 
stammende  Kelche  liegen  im  Kloster  Petschur  bei  Fleskau, 
Arbeiten  aus  dem  Anfang  des  16.  Jahrhunderts^}. 

£s  sind  diese  zuletzt  angefahrten  Fälle  Ausnahmen. 
Im  Ganzen  war  es  In  der  griechischen  Kirche  nicht  Sitte, 
Oeräte  für  kirchliche  Zwecke  in  Oebrauch  zu  nehmen,  die 
bei  Gottesdiensten  anderer  Konfessionen  bereits  verwandt 

')  Keuuer  211.  231  -  ItTonMC.  Py«.  asA.  H.  X  (1792).  Y,  268. 
2^6.  Kapavaua  VIII,  ad  1559. 

^OHCKM  apxeo.ior.  oom.  III  (1851),  sac.  78:  Aufschrift:  Oanna 
htisaen  ich,  alles  ucbel  iibertriboti  (  '»  ich,  iost  von  hahenov  gos  niicli 
»ßüo  dorn  MC  (X  OLXIII.  Die  obordeatsche  InÄChrift  weist  nach 
Ober  DeotschlauU. 

Katalog  der  AussteUunü;  zum  X.  arcliüol.  Kongress,  R''ja 
18%.  Nr  13U.  Aufschrift:  desse  kelk  hört  to  sante  katerioeu  dea 

iuncfrowen. 

*)  Sitzungsberichte  der  Ges.  für  UescU.  u.  Aitertb.  1896,  82. 
1861,  377. 


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210 


worden  waren.    Der  im  Kriege  als  Benfe  fortgeführte 

Kircliönschmuck  aus  Edelmetall  ist  wol  in  der  Hegel  ein- 
geschmolzen und  umgearbeitet  worden. 

Fassen  wir  das  Ergebnis  vorstehender  Untersnchnng 

zusammen. 

Die  in  St.  Petersburg  heute  in  der  Kaiserlichen  Ermi- 
tage aufbewahrte  schöne  vergoldete  Monstranz  ist  aus  sehr 
gutem  Silber  (88.  Probe  ^  14Vs  lötig)  hergestellt.  Sie 
wiegt  SOVs  Pfund  russisch  =  Sym  Kilo.    Im  reichsten, 

spätgotischen  Stil  gehalten,  ist  sie  mit  Apostelügureu  ge- 
schmückt und  mit  Email  und  Edelsteinen  verziert.  Laut 
Inschriften  wurde  sie  un  Jahre  1474  von  Hans  Byssenberch 
gearbeitet.  Dieser  Meister  ist  das  erste  nachweisbare  Mit- 
glied einer  tou  der  Mitte  des  15.  bis  gegen  Ausgang  des 
16.  Jahrhunderts  in  Reval  blühenden  angesehenen  Gold- 
arbeiterfamilie, in  deren  Werkstatt  von  kunstfertiger  Hand 
mehr  als  eine  süber^vergoldete  Monstranz  geschaffen  worden 
ist,  die  wiederholt  in  die  Feme,  sogar  über  das  Meer,  hinaus- 
gesandt wurden. 

Unsere  Monstranz  ist  vor  zwei  Jaliron  aus  der  ehe- 
maligen Petersburger  Kunstkammer,  einer  Schöpfung  des 
Zaren  Peters  des  Grossen,  an  die  Ermitage  gekommen. 
Die  gedruckten  Kataloge  der  Kunstkanuner,  deren  Nach- 
richten sich  bis  zum  B(>ginn  des  Torigen  Jahrhunderts  zurück 
verfolgen  lassen,  entlialten  alle  die  Angabe,  diese  Monstran/. 
sei  durch  die  Truppen  Iwans  des  Schrecklichen  aua  Dorpat 
fortgeführt  worden.  Diese  Überlieferung  hat  eine  grosse 
Wahrscheinlichkeit  für  sich,  besonders  seitdem  wir  wissen» 
dass  das  Objekt  in  Beval,  der  Schwesterstadt  Dorpats,  ge- 
arbeiiei  worden  ist.  Direkte  Kunde  iiber  eine  Monstra^/: 
in  Dorpat  fehlt  freilich,  was  um  so  leichler  erkläi*lich 
ist,  als  die  älteren  dörptschen  Archive  bis  zum  Ende  des 
16.  Jahrhunderts  verschwunden  sind.   Trotzdem  kann  man 


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aua  historischen  Nachrichten  Stützen  für  die  Annahme  ge- 
winnen, die  Petersburger  Monstranz  stamme  aus  Dorpat. 

Stadt  und  Bistham  am  Embach  waren  im  15.  Jahr* 
himdeit  reiche,  mächtige  politische  Körperschaften»  Das 
Büthnm  hatte  seinen  Mittelpunkt  in  einer  Kathedrale,  deren 
ausseronlriiilicbe  Grösse  und  Schönheit  noch  heute  eine 
stolze  Ruine  bezeugt.  Monstranzen  gehörten  im  ausgehen- 
den Mittelalter  zum  r^elmassigen  Schmuck  katholischer 
Kirchen.  Kathedralen  liessen  die  ihren  zumeist  ans  Silber 
nnd  Gold  herstellen.  In  der  zweiten  Hälfte  des  15.  Jahr- 
hunderts war  man  bedacht,  die  dorpater  Domkirche  zu  er- 
weitern und  zu  verschönern.  Hiemit  würde  trefflich  stimmen, 
daes  im  Jahre  1474  für  sie  eine  neue,  schöne  Monstranz  ge- 
arbeitet worden  ist.  Die  Bilderstfirme  bei  der  Einf&hrang 
der  Reformation  haben  im  Jahre  1525  wol  die  anderen 
Gotteshäiisor  in  Dorpat  ihres  Silbergeräts  berauljt,  aber  die 
Erzähhin;^eu  über  diese  Ereignisse  lassen  es  als  durchaus 
unwahrscheinlich  erscheinen,  dass  dabei  anch  der  Kirchen- 
sebmnck  der  Domkirche  in  die  Hände  der  erraten  Menge 
gefallen  sei.  Als  dann  in  Folge  dieser  Bewegungen  in 
der  Unterstadt  Dorpat  durchstehend  die  protestantische 
Lehre  eingeführt  wurde,  blieb  in  der  hochgelegenen  Dom- 
kirche der  katholische  Gottesdienst  bis  znm  Untergang  de? 
Bisthnms  im  Jahre  1558,  ja  vielleicht  noch  einige  Zeit 
darüber  hinaus  in  Übung.  Die  Kathedrale  hätte  demnach 
ihren  katholischen  Kirchenschmuck  noch  besessen,  als  Dor- 
pat sich  löob  den  Russen  ergab.  Diese  hofften  das  wichtige 
Gebiet  damals  definitiv  gewonnen  zu  haben,  organisierten 
dem  entsprechend  ihre  Herrschaft.  Die  Stadt  verfiel  nnd 
ganz  besonders  die  Domkirche.  Wol  sollte  diese  dem 
katholischen  Gottesdienst  bewahrt,  bleiben,  aber  schützende 
Hut  scheint  sie  nicht  bewacht  zu  haben.  Der  Bischof  war 
in  grosser  Eile  in  die  Verbannung  gewandert,  die  Dom- 
herren hatten  sich  zerstrent^  in  der  KaÜiedrale  fand  bald 
kein  Gottesdienst  mehr  statt.   Als  die  Russen,  trotz  hefti- 


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212 


gen  Sträuben^,  1582  den  Polen  Dorpat  abtraten,  und  letztere 
hier  einzogen,  zeigte  das  schöne  Gotteshau»  uur  noch  äudser- 
lich  die  alte  Fracht,  im  Iimem  war  es  arg  verwüstet,  eine 
geplante  Restauration  mnsste  unterbleiben«  Die  ausfohr* 
liehen  Beriehte  der  Angenzeugen  lassen  keinen  Zweifel, 
dass  in  der  Domkirche  kein  Schmuck  mehr  vorhanden  war, 
als  die  Polen  hier  Herren  wurden.  Es  sind  somit  die  Kostbar- 
keiten, die  noch  in  der  Kathedrale  gewesen  warni.  in  der 
Zeit  entfernt  worden,  da  Dorpat  onter  der  Herrschaft 
Iwans  des  Schrecklichen  stand.  Vor  allem  wird  man,  als 
besonders  wertvolles  Stück,  die  Monstranz  «^eborfX'Mi  halten. 
So  wird  es  höchst  wahrscheinlich,  dass  die  jetzige  peters- 
bnrger  Monstranz  aus  der  dorpater  Domkirche  stammt,  und 
dass  die  Kataloge  der  Kunstkammer  aus  dem  18.  Jahr* 
hundert  Recht  haben,  wenn  sie  behaupten,  die  Monstranz 
sei  durch  die  Truppen  Iwans  des  Schrecklichen  im  16.  Jahi 
hundert  als  Beute  aus  Dorpat  fortgebracht  worden.  Wo 
sie  im  17.  Jahrhundert  gewesen,  dar&ber  fehlen  zur  Zeit 
weitere  Nachrichten« 

D.  7.  Juni  1897. 


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Der  SUberschatz  der  St  Nikolaikirche  zu  hui 

Ton  R.  Harn  mann. 

Reval  besitzt  bekanntlich  in  seinem  Stadtarchiv  eine 
Fundgrube  historischen  Materials,  der  sich  keine  andere 
unserer  Lande  an  die  Seite  stellen  kann.  Aber  ausser 
dieser  grössten  birgt  die  Stadt  noch  manche  andere  Samm- 
luiig  wichtiger  geßcbichtlicher  Quellen.  Einen  hervorra- 
genden Platz  nimmt  das  Archiv  der  St.  Nikolaikirche  ein. 

Den  ältesten  Bestand  dieses  Kirchenarchivs  genauer 
durchzusehen,  bin  ich  in  letzter  Zeit  veranlasst  worden, 
un  eine  Frage  weiter  zn  führen,  die  mich  bereits  im  Torigen 
Jahre  bp^  haftigt  hatte. 

Der  im  vorliegenden  Bande  iSeite  165  S.  gedruckte, 
mit  der  Abbildung  der  Monstranz  des  Hans  Byssenberch 
gezierte  Aufsatz  konnte  dank  dem  freundlichen  Entgegen- 
kommen der  Redaction  der  Mittbeilungen  ans  der  livlän* 
dischen  Geöchichte  bereits  Ende  des  Jahres  1897  in  einer 
Anzahl  Separatabdrücke  verbreitet  werden.  Der  Gegen- 
stand erregte  lebhaftes  Interesse.  Besprechungen  in  der 
Tsgespresse  *)  trugen  die  Kunde  von  der  Monstranz  in 
weitere  Kreise.  Das  hatte  zur  Folge,  dass  ungedrucktes, 
bisher  unbekaüntes  Material  an  die  Oeffentlichkeit  gelaugle, 
das  über  die  Frage,  für  welche  Kirche  die  Monstranz  ge- 
arbeitet sei,  neues  Licht  yerbreitete.  Auch  die  letzte  Un- 
sicherheit ist  damit  glucklieb  gehoben,  die  noch  bei  der 
früheren  Untersuchung  geblieben  war. 

Dass  die  Monstranz  im  Jahre  1474  von  Hans  Ryssenberch 
hergestellt  ist,  besagen  die  Inschriften.  Dieser  Meister  konnte 

^)  Nordhvi;Hidiyche  Zeitung  1897.  Nr.  292.  ßevaler  Beobachter 
Nr.  6.   Petersbtirger  Zeitung  mü,  Nr.  16. 


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214 


in  Reval  nachgewiesen  werden,  sein  Geschlecht  hat  hier 
durch  drei  Generationen  bin  gegen  Eude  des  16.  Jahrhun- 
derts die  Goldschmiedekunst  gepflegt. 

Auf  die  Frage,  ftr  welohe  Kirche  das  Kunstwerk  be- 
stimmt war,  schienen  Kataloge  der  Sammlang  zu  antworten, 
zu  welcher  die  Mousirauz  im  18.  Jahrbundert  gehört  liatte. 
der  Petersburger  Kunstkammer.  In  dem  ältesten  dieser 
Kataloge,  der  1741  gedruckt  wurde,  ist  bemerkt,  die  Mon- 
stranz sei  in  der  Zeit  des  Zaren  Iwan  des  Schrecklichen 
aus  Dorpat  fortgebracht  worden.  Die  Glaubwürdigkeit 
dieser  Nachricht  zu  bezweifeln,  war  kein  Grimd  vorhanden, 
die  Angabe  war  präcis  und  wurde  von  öpätercu  Katalogen 
noch  zweimal  wiederholt.  Da  ein  directer  anderer  Hinweis 
fiber  die  Zugehörigkeit  fehlte,  so  erwuchs  die  Verpflichtong, 
die  Wahrscheinlichkeit  zu  prfifen,  ob  die  Monstranz  im 
16.  JalirlniudtM  t  au»  Dorpat  fortgeführt  sein  könnte.  Dieser 
Untersuchung  lät  oben,  Seite  183  £f.  das  III.  Kapitel  ge- 
widmet worden,  in  dem  zugleich  eine  Beihe  zugehöriger 
Fragen  erörtert  wurde  fiber  die  Geschichte  des  dorpater 
Domes  und  der  Stadt  Dorpat  im  16.  Jahrhundert,  besonders 
in  der  Zeit  der  russischen  Herrschaft.  Es  schien  in  der 
That  wahrscheinlich  gemacht  werden  zu  können,  daas 
die  Monstranz  ans  Dorpat  nnd  zwar  aus  dessen  Dom- 
kirche stamme. 

Die  neuen  handsehrifllichen  Materialien  beweisen  nun, 
dass  die  Angabe  des  Katalogs  falsch  ist,  das.-^  daher  auch 
die  Folgerungen,  die  sich  auf  ihn  stützen,  nicht  aufrecht 
erhalten  werden  können. 

Auf  diese  Quellen  machte  zuerst  Herr  F.  Luther,  Ober- 
pastor an  der  St.  Nikolaikirche  zu  Beval,  aufmerksam.  Durch 
ihn  erfuhr  neben  anderen  Personen  ai'ch  Herr  Dr.  E.  v.  . 
Nottbeck,  in  einem  Kirchenbuch  linde  sich  die  Bemerkung, 
dass  ffdie  der  St.  Nicolaikirche  gehörig  gewesene,  im  Jahre 
1474  von  Hans  Ryssenberch  angefertigte  Monstranz  1711 
vom  Eevaler  Rath  dem  Kirchenschatz  entnommen  und  trotz 


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215 


Protestes  des  KirchenvoräteherB  dem  Fürsten  Meoschikow 
gescbeiikt  worden  sei*'.  Der  grfiodliche  Kenner  der  Oe- 
aehiehte  Revals  ging  diesem  Hinweise  nachi  sog  nicht  nnr 
ans  dem  Kirchen-,  sondern  aneh  ans  dem  reichen  renaler 

Suidlarchiv  Material  hinzu  und  berichtete  über  die  Ergeb- 
nisae  seiner  Forschung  in  einem  Vortrag  in  der  estlän- 
diachen  liierttrisdien  Gtosellschaft,  der  in  dem  Bevaler 
Beobachter  abgedmekt  wnrde,  1898  März  19/81»  Nr.  64: 
Die  Ryssenberchscbe  Monstranz  (auch  Sonderabdruck, 
12  Seiten  in  S®). 

Später  habe  aucli  ich  die  Materialien  des  Kirchen-  und 
des  Stadtarchivs  durchsehen  können,  wof&r  ich  den  Herren 
Otopastor  F.  Luther  und  Stadtarchivar  G.  r,  Hansen  besten 
Dank  ausspreche.  Auf  Grund  dieser  Archivalien  erfolgen 
nachstehende  Mittheilungeu,  die  sich  natürlich  mit  der  Unter- 
SQcboDg  Dr.  Y.  l^ottbecks  mehrfach  berühren.  Da  jene 
Qoellen  nicht  nnr  über  diese  Monstranz,  sondern  auch  über 
des  anderen  Silberschmuck,  der  der  Nikolaikirche  in  der 
katholischen  Zeit  gehörte,  reiche,  mehrfach  sehr  beachtens- 
wertbe  Auskunft  bieten,  so  glaube  ich  im  Nachfolgenden 
aioht  nur  einen  Nachtrag  zu  meiner  früheren  Untersuchung 
fiber  die  Monstranz  des  Hans  Ryssenberch  geben,  sondern 
iBBfuhrlich  fiber  den  gansen  alten  Silberscbats  der  St.  Ni- 
kolaikirclio  berichten  zu  sollen  V).  haben  wir  doch  kaum 
üher  eine  andere  Kirche  unserer  Lande  ausführliche  Quellen 
aas  katholischer  Zeit. 

Von  werthTollem  Schmuck,  den  die  Kirchen  und  Klöster 
Berals  vor  dem  16.  Jahrhundert  bargen,  hören  wir  wieder- 
holt*). In  der  ersten  Hälfte  des  16.  Jahrhunderiä  wird  in 
der  Kirche  zum  heiligen  Geist  ein  Diebstahl  verübt,  bei 

^)  Eingehende  MittheiliiDgen  über  die  St.  Nikolaiklrche  und  dabei 

»ach  kürzere  Nachrichten  über  das  Silbergeräth  von  St.  Nikolai  bringt 
NetiQQaQD  in;  „Geschichte  und  Knnstdenkmaler  der  btadt  Be?al  ?on 
Nottbeck  und  W.  Neomann",  Lief  2. 

Haogea,  Die  Kircbeo  und  ebemaUgsn  Klöator  Heyahi. 


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216 


welchem  am  Marienbilde  (Geschmeide,  Bilder  mit  Email, 
Spangen,  Gürtel,  an  den  Bildern  der  hl.  Oertrad  nnd  der 
hl,  Margaretha  Kronen  und  anderer  Schmnok  geranbi 

werden.  —  Im  Jahre  1599  wird  im  Nonnenkloster  St. 
Michael  der  noch  vorhandene  katholische  Silberschmuck 
aa%eieichnet,  es  finden  sich  sieben  Kelche  und  Paienen, 
acht  Becher,  Stöfe,  Krüge,  verschiedene  Schalen,  ein  ver* 
goldeter  Äbtissinstab  nnd  auch  noch  eine  vergoldete  Mon- 
stranz. —  Ausführliche  Nachrichten  sind  über  den  Schmuck 
im  Dominikanerkloster  in  der  Eussstrasse  vorhanden:  1426 
▼ersetzt  dieses  beim  Bath  ein  groasee  silbernes  Kreuz, 
Ii  Kelche,  2  sHbme  Ampeln*),  5  vergoldete  silberne 
Bresen.  Im  selben  Jahrhundert  besitzt  die  zu  diesem  Kloster 
gehörige  Katharinenkirche:  23  Kelche,  5  Bresen,  einen 
Adler,  ein  grosses  SilberkreuZi  vier  silberne  Lei stpn  im\ 
vielen  silbernen  Spangen  an  den  Altären,  silberne  Knöpfe 
an  den  Chorkappen,  das  versilberte  Haupt  der  hl.  Dorothea, 
zwei  grosse  silberne  und  vier  kupferne  Monstranzen,  sehr 
viel  Gewänder  mit  Perlen  etc.  Als  bei  der  Einluhrung 
der  Reformation  die  Mönche  des  Dominikanerklosters  die 
Kleinodien  fortschaffen  wollten,  griff  der  Bath  ein  und 
verlangte,  das  Geschmeide  solle  ihm  ausgeliefert  werden. 
Es  entsiaud  darüber  heftiger  Streit  und  es  scheint  der 
Rath  den  Schmuck  zumeist  erhalten  zu  haben:  15  vergol- 
dete Kelche,  5  Paar  silberne  Pokale,  10  Kreuze,  Knopfe, 
Bresen  etc.  werden  genannt. 

Von  besonderem  Interesse  sind  Ar  uns  die  Nachrichten 
über  die  Kirche  Si.  Nikolaus.  Diese  ist  bereits  im  Beginn 
deö  14.  Jahrhunderts  nachweisbar.  Wahrscheinlich  wurde 
auch  sie  im  Jahre  1433  vom  grossen  Feuer  ergriffen'),  das 

1)  ibid.  125.  Sollten  m  niöht  Ampollm  lelof  =  Meüfciimeh«ii, 
di«  immw  psarweite  auftraten,  efaies  für  Welo,  eines  Ar  Wasser. 

*}  Der  Brand  erfo%te  am  11.  Mal  1433  in  Folge  tob  Gewitter 
und  aoll  die  gaoae  Stadt  erfaait  baben,  anoh  Menaehen  kamen  mn. 
Heaittcs.  xfttoo.  mi:  Booaam  snropft  bsg»  on  tpoMj  ■  on  aoraia. 


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aamalti  Reval  verheerte,  ist  aber  offenbar  bald  wieder  her- 
gestellt worden  und  seit  dieser  Zeit  vor  grösseren  gewaltr 
ninea  Beschlldigimgeii  Yerscbont  geblieben. 

Zu  ibrem  KircbenbeBite,  der  sich  in  Folge  dessen  ans 
der  älteren  Zeit  erhaltcu  hat,  gehört  auch  eine  Anzahl 
Kircheubüchtii'  des  15.  und  16.  Jahrhundertti,  die  von  hoher 
Bedeutang  sind  und  anf  welche  hier  als  auf  eine  reiche 
QaeUe  m  Geschichte  der  Kirche  hingewieaen  werden  mag. 

sind  nicht  Kirehenbfioher  im  heutigen  Sinne  des 
Wortes,  nicht  Verzeichnisse  der  Getauiten,  Getrauten,  Ge- 
storbenen, äoodern  es  sind  Rechnungsbücher  über  Ein- 
oahBmi  und  A^aben  der  Kirche.  Ba  der  Kirohenkasie 
Toii  Tanfim  und  Trannngen  Eink&nfte  nicht  laflossen,  irerden 
diese  anch  gar  ni^t  erwfthnt.  Dagegen  spielen  Begräbnisse 
eine  grosse  Rolle  in  den  Finanzen  der  Kirche;  wurde  eine 
Leiche  in  der  Kirche  bestattet,  so  war  hiefur  eine  Zahlung 
m  leisten;  noch  mehr  erhielt  die  Kirchci  wenn  sie  gestattete, 
eben  Leicbenstein  in  der  Kirche  niedemdegen,  womit  das 
Becbt  auf  eine  im  BesitE  der  Familie  bleibende  Orabst&tte 
«rwuiL»en  wurde.  Weiter  erhob  die  Kirche  für  das  Grab- 
geUot  Gebühren.  Bei  der  Nikolaikirche  herrschten  am  Ende 
des  1&  Jahrhunderts  folgende  Bügeln: 

Item  80  mmmkkwarw&^)  ahe  mmt  eyn  Itek  hegraoH  t» 
ie  kerken,  dat  €yn  wukoiUHn  mytische  is,  gi/i  men  3  mk, 
KOid  van  dem  kmde  l  rnk. 


Dir  Dom  (Bnssov)^  dir  HlUiof  in  d«r  Nikoltittrtsie  QmAA  flsos 
fiutn)»  btide  Kidster  werden  specMl  als  Baab  der  Flaaunen  gmoat 
Die  Higan  sa  einander  SW  nach  NO;  hat  bei  dem  Brande  ein  Wind 
io  dieser  Richtong  geherrecbt»  so  könnte  die  Nikolaikirche,  ab  über 
dem  Winde  liegend,  gerettet  sein.  Of.  Korner,  Ohronica  ed.  Schwahn 
(1895)  I  1565:  Bevaliensis  civitas  ex  proprio  igne  conbnsta  est  quasi 
ex  iategrro  cum  ecclesiis  suis  et  pnlcro  conventn  fratniTn  ordinis  Prae- 
dicatoram.  Reiche  Nachrichteu  LÜB.  8,  Seite  406.  Hanseii96.  Nottbeck, 
GescL  34:  grosse  Gildstnbe  und  Eatiüiaaa  eoUea  versohont  gebäeben 
Min.  Nottbeck,  Immobil.  45. 

^)     maadiffial  =  oft. 


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218 


Item  vor  eynen  licksteyn  giß  fMn  tu  de  k^rhi  io  Ug' 


Item  vaii  allen  kloeken  to  iudende  na  dem  like  behoU 
de  kerke  de  heiße  dar  ffon,  ie  van  aUen  klocken  4  mk,  der 
kerke  horth  tr  van  2  ndk. 

Grössere  ZaliluDgen  als  diese  gesetzlichen  Gebühren 
sind  nicht  seiteD.  Wurde  über  diese  Einnahmen,  die 
beträchtliche  Summen  einbringen,  sorgfältig  Buch  geführt, 
BO  entstehea  factisch  Veneiehniase  der  Todten  des  Kirch* 
Spiels.  Das  ist  fBr  eine  Reihe  Jahre  geschehen.  Aber  nach 
dem  Jalire  1505  werden  die  Bcgräbuiss-  und  Glockeilgelder 
nicht  mehr  unter  dem  Namen  des  einzelnen  Todten  auf- 
geführt^ de  doden,  de  na  dueeer  tit  varetorven  eint,  dat 
geU  in  eynen  budel  gmoorpen.  Damit  hdren  leider  auch  die 
Todtenlisten  auf. 

Die  Ein  II  ahmen  und  Ausgaben  zu  verzeichnen,  war 
Aufgabe  der  Vormünder  oder  Yorstender  der  Kirche. 
Diese  worden  Tom  Bath  der  Stadt  ernannt  Es  waren  imnittr 
zwei,  ein  Yormnnd  nnd  sein  Kumpan.  Die  Zdt  ihrer  Amtss- 
dauer  war  unbegrenzt.  Gewöhnlich  wurden  sie  im  Lauf 
der  Zeit  Mitglieder  des  Raths. 

Die  Hechnuugen  werden  in  der  E^ei  Tom  ersten 

Vormiind  gef&hrt»  der  sie  in  nicht  zu  grossen  Zwischen- 

rlnmen  gemeinsam  mit  dem  Kumpan  prftft.    Üeber  die 

Thatigkeit  der  Kirchenvormunder  der  Nikolaikirche  für  das 

letzte  halbe  Jahrhundert,  in  dem  sie  dem  Katholicismus 

angeh(irte,  seit  1465,  geben  uns  die  erhaltenen  Jahresrech- 

nnogen  reiche  Kunde.  £s  waren  in  dieser  Zeit 

Vormund :  Kumpan : 

1466  ETert  Smit  Marens  Los 


gende  10  mk. 


1476  Joh.  Botert 
148!^  Joh.  Boeiseman 
1488—1622  Joh.  Bothgers 


1475  Marqnart  van  der  Molen 


1498  Lambert  Otttnck 
1606  Heyse  Pattiner 
1516—1526  Heinr.  ßuesch. 


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219 


Die  JabreäreehnuDgen  seit  1465  ünden  sich  im  ältesten 
Kirebenbuch,  einem  tunfangreichen  Papierbande  tod  250  ge- 
sihlten  FoliobUlttern,  Ledereinband  mit  Riemen  und  Schnalle. 
Die  frühesten  Eintragungen  sind  Ton  B^ert  Smit  ans  dem 

Jaiire  1465^).  Den  grü8St«?n  Theil  dos  Bandes  for  die  Jahre 
1488—1520  hat  Joh.  Rothgers  geöchrieben.  Er  lieas,  wie 
noch  za  erkennen  ist,  1488  das  ältere  folürte  Becbnangsbuoh 
seiner  Vorgänger  von  1466  ab  nea  binden,  fögte  ftr 
die  BechnuDgeu  der  Znknnfl  mehrere  Lagen  starken  Papieres 
hinzu  und  hat  dann  das  Ganze  neu  foliirt.  Auf  dem  Leder- 
deckel ist  das  Jahr  seines  Amtsantritts  und  sein  Name  ein- 
geptesst:  N2: 1.  Anno  1488.  —  S.  Her.  Johan.  Eotgers.  Da  er 
hier  bereite  den  Bhrentitel  eines  Rathsmitgliedes  ,,Her"  (nhrt, 
er  in  diese  Stellung  aber  erst  1498  gerückt  zu  sein  scheint, 
so  äind  Zahl,  Jahr,  Name  wol  erst  nach  diesem  Jahre  einge- 
presst  worden').  Das  älteste  Kirchenbuch  derSt.Nikolaikirohe 

dsrffaglieh  nach  ihm  Bothgers  Kirchenbuch  genannt  werden. 
Bün  zweites  Kirchenbuch  bat  dann  Heinrich  Busch  oder 

Bnssch  gefuhrt,  der  1516  Vormund  wurde  und  bis  1526  im 
Amte  war,  und  seine  Nachtblger  haben  es  bis  1548  fort- 
gesetzt. Dieses  Buch  wird  noch  1706  im  Inventarverzeichniss 
der  Kirche  genannt»  ist  aber  heute  nicht  mehr  vorhanden. 
Der  Kirebenvormund  Jost  Dunte,  der  1602  ins  Amt  tritt 
und  Busch  seinen  Eitervater  nennt,  hat  in  das  von  ihm 
geführte,  noch  erhaltene  Denkelbuch  mehrfach  wichtige 
Notizen  aus  dem  Kirchenbuch  des  Busch  ubertragen.  Der 
Verlust  der  AnÜBeichnungen  Yon  Busch  muss  sehr  beklagt 
Verden.  In  den  Materialien  sur  Geschiebte  der  Verwaltung 
der  Kikolaikirche  ist  dadurch  rine  Lücke  entstanden.  Und 
diese  ist  um  so  empfindlicher,  als  liusch  Zeitgenosse  wichtiger 
Begebenheiten,  der  reformatonschen  Bewegungen,  Augen- 

1)  Auf  ein  anderes,  niolit  erhaltenes  Kirch enbueh  an*  dw  Mitte 

dea  15.  Jahrhunderts  acheint  eine  Notiz  von  K.  Smit  zum  Jahre  1468 
u  deuten:  Item  entfangen  van  Uennink  Ütenwerter,  als  in  dem  kerken 
*ofe  tteit  110  mk. 

^  Vielleicht  sogar  viel  ipäter,  dann  könnte  das  vor  Her  atebende 
S.    selig  eein. 


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220 


zeuge  der  Bildersfenrmereien  in  Reval  war.  Er  hat  sich  diesen 
entgegengestellt,  soll  seine  Nikolaikirche  vor  ihnen  gerettet 
hAbeiL  Was  wir  hierfiber  wusen,  stfitet  sich  vonagsweiae 
auf  eine  Ifittheilmig  von  Dante,  die  anf  Bnaeh  nurfickgeht. 

Ans  der  zweiten  Hälfte  des  16.  Jabrliuiiderts  hat  sich 
glücklicherweise  das  Kirchenbuch  erhalten,  das  1551  der 
Vormund  Werner  Dndinck  begonnen  und  dem  er  selbet  den 
Titel  Bente-bock  vorgesetKt  hat,  166  BL  in  foL  mit  ZnB&txen 
Ton  spftteren  Händen  bis  1680.  Wie  der  Titel  sagt,  handelt 
es  vorzugsweise  von  den  Renten  der  der  Kirche  gehörigen 
Häuser,  Capitalien  etc.  Doch  finden  aich  auch  andere 
werthToUe  Angaben. 

Ans  dem  17.  Jabrhnndert  sei  nur  noch  das  bermts 
genannte  ,,der  Kirche  Denkelbneh'*  des  Jost  Dnnte  ange- 
führt, das  er  1603  zu  schreiben  begann,  und  in  welches  er 
zahlreiche  Auszüge  aus  den  älteren  Buchern  eintrug  und 
aber  seine  eigene  Verwaltang  ansföhrlich  berichtet  Er 
starb  1615.  Sein  gleichnamiger  Sohn  warde  1682  Kirchen* 
▼ormund,  legte  aber  das  Amt  1681  nieder  und  zog  sich  auf 
das  ihm  von  Gustav  Adolf  verliehene  Gut  Kegel  znrnck. 

Aul"  die  späteren  Kirchenbücher,  deren  die  Nikolaikirche 
noch  mehrere  besitst,  gehe  ich  nicht  weiter  ein,  da  sie  für 
die  Torliegende  Frage  nor  wenig  in  Betracht  kommen^). 

Sind  auch,  wie  man  sieht,  nicht  mehr,  alle  Kircben- 
oder  besser  Recbnungsbücher  der  Nikolaikirche  erhalten, 
so  ist  dieses  Gotteshaus  doch  wahrscheinlich  in  den  bal* 
tischen  Landen  das  reichste  an  handschriftlichen  M ateriaUoa 
zn  seiner  Geschichte*).   Es  wäre  sehr  erfreolich,  wttrden 

1)  Eäoe  geaane  BMekreibmig  aUer  wäre  sehr  enrfiiiaelit 

^  Llvkod  tritt  in  dteser  BesIehoDg  mSt  sirOck;  die  livL 

Kireheobächer  begioDen  erst  in  der  zweiten  Hälfte  dei  17.  Jahrh. 
et,  Brainingk,  Bitz.-Ber.  der  Big.  Gea.  1897,  Seite  46.  —  Aach  Pastor 
R  y.  Winkler-St.  Juri^eos  hält  dal  Nikolai- Kircheaerehiv  für  daa 
älteste  iD  Estland.  Eioe  Abrechnnng  über  Einuahine  and  Aasgabe, 
d*'T  Olai-Kirche  van  ln'25  — 1532  liege  im  Revaler  Hatkaarchi?,  aagt 
Hausen,  Kirchen  und  Kloster  Bevals,  Seite  11. 


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diese  m  einer  wirklicken  SpecialgeachiciUe  dieser  Kirche  aus- 
gebeutet Verden,  f&r  welelie  sich  ans  dem  Boh(}nen  StadtarohiT 
fon  BeTftl  sieher  noch  weitere  reiche  Beiträge  ÜUiden'). 

hl  dem  ältesten,  und  für  uns  ■wichtigsten  Kirchenbuch, 
das  den  ^tarnen  Joh.  Kotgers  aul  dem  Lederdeckel  trägt, 
nnd  xahlreiehe  Machrichten  über  den  Kirchenschmnck  ent- 
blten,  den  die  Nikolaikirehe  zu  Ansgang  der  katholischen 
Zeit  besass. 

Die  frühesten  Aulzeichnuns^en  in  dem  Bande  stammen 
aaä  dem  Jahre  1465.  Damals  wurden  durch  den  Bath  der 
ätftdt  Erert  Smit  mm  JELirchenTormnnd  nnd  Marens  Los 
ni  seinem  Genossen  eingesetzt.  Er  selbst  schreibt  darüber: 
Int  jar  66  des  anderen  vrida^es  na  Uchtmissen  [Febr.  15] 
$ati€  mi  unse  erlii.e  rat  vor  enen  vormunder  to  hu  nie  Niclawes 
kerken,  Jtem  van  dem  trent  midvasten  [März  24]  hyr  na 
gedtn  tt  mi  Mareus  Loi  to  emm  kumpane,  God  varlene 
«M  9%ne  gnade  ete.  Zehn  Jahre  bis  1476  blieb  Evert  Smit 
Kirchenvorsteher,  er  war  mittlerweile  Rathsherr  geworden 
und  wird  1476  als  Börgermeiäter  genannt*).  Ais  er  dieses 
höchste  städtische  Amt  übernahm,  hat  er  wahrscheinlich 
das  «nes  Kirehenvorstehers  niedergelegt.  Sein  Kumpan 
Marcos  Los  war  bereits  früher  ans  dem  Kirohendienst  ge- 
schieden, 147li  ici  er  in  diesem  noch  üjafig,  1475  war 
Marquard  van  der  Molen  an  seine  Steile  gerückt.  Am 
GeoigBtage  1476  wurde  Hans  Rotert^)  als  Nachfolger  Yon 
Swt  Smit  mm  Vormund  der  Eorche  bestallt^  neben  dem 
Marqoard  van  der  Molen  auch  weiterhin  Enmpan  blieb. 

*j  Im  Jahre  1887  hat  Tb,  ychiemuLü  iu  den  Preussischen  Jahr- 
böchero  Bd.  59,  bSl  ü.,  eiueu  Aufsatz  vt^röff enthebt:  8t.  Nicolaas  iu 
Keral,  der  aber  nur  ein  BUd  ana  den  kirdiliehen  I«eben  des  15.  Jahrb., 
nicht  ose  Ges^hta  der  Kirche  sein  will.  Das  Material  ftr  diese 
fikine  iit  Tonegiweiie  denselben  Ütetteo  Eireheobaohe  entaemmen, 
die  ineh  fnr  vorateheDde  üateTenchiuig  an  erster  Stelle  benntst  wurde. 

«)  Bimge,  Bevsler  Batbsliaie  (1874)  12a 

3)  Marqoart  d.  Mühlen  Börger  1472»  Bathiberr  1482,  f  1497. 
-  Joh.  Botert  Bathaberr  1480,  Börgermeister  1488,  f  IfiOB. 


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I.  Der  ertite  grosse  Siiberscbmuck,  von  dem  das  Kir* 
cheBbooh  redet,  isl  die  MooBtranz  des  Hans  Ryssen* 
berch«  Es  ist  ▼or  allem  das  Verdienst  des  RircheiiTor- 
Bteliers  Bvert  Smit^  dass  sie  gefertigt  wurde. 

Die  Vorbereitungen  für  ein  so  rimiies  und  kostbares 
Werk  mögen  längere  Zeit  gedauert  haben.  Wahrscheinlich 
wurde  es  nach  einer  Vorlage  gearbeitet»  die  von  kundiger, 
aber  uns  nnbekannter  Hand  nach  den  strengen  Forderangen 
gothischen  Stils  entworfen  war einer  Zeichnung^  vielleicht 
einem  Modell,  wie  wir  öpäter  von  solchen  iioren,  als  anderer 
grosser  Öilberschmuck  für  die  Kirche  aiiijelertigt  werden 
soll.  Ueber  solche  Vorlage  werden  Vormünder  und  Meiater 
sich  geeint  haben.  Bin  bestimmter  fester  Preis  wurde  offen- 
bar nicht  festgesetzt,  da  der  Meister  bei  einem  so  grossen 
und  complicirten  Werk  das  Gewicht  nicht  genau  zum  Voraus 
angeben  konnte.  Es  wurde,  wie  die  späteren  Abrechnungen 
lehren,  vereinbart,  dass  dem  Meister  für  die  gemäss  dem 
derzeit  in  Beval  herrschenden  Gesetze  in  14Vi  Ittthigem 
Silber  herzustellende  unvergoldete  Monstranz  der  Werth 
des  Silber- Rohmaterials  ersetzt  werde  und  er  außerdem  einen 
Macherlohn  erhalte,  der  mindestens  150  Mark  betrug.  Die 
Vergoldung  ist  dann  nachträglich  unter  besonderer  Abreoh* 
nuDg  erfolgt. 

Die  Bestellung  kaüu  vielleicht  schon  im  Jahre  1471 
erloigt  sein^).  Während  in  den  Jahren  1465  — 1470  keine 
Einnahmen  und  Aufgaben  für  Silberschmuck  im  Kirchen* 
buch  veneichnet  stehen,  beginnen  aeit  1471  Spenden  för 
die  Monstrans  einzufliessen.  Die  Vorsteher  werden  sich  um 
die  Beiträge  bemüht  haben,  da  sie  die  Aufgabe  hatten,  die 
Mittel  zur  Bezahlung  zu  schallen.  Dazu  wandte  man  sich  an 
die  Gemeinde:  Darbringungen  üiinaelner  und  öffentliche  Kir- 
chencoUeeten  sollten  helfen.  An  Beiträgen  werden  angeführt: 

1)  8.  S.  170. 

^  Im  Jahre  1467  leistet  KysaeDberch  noch  der  Kiroh«  Zahlsng: 
Item  enifangen  van  Bant  Rütenberge  —  S  mk. 


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893 


1^71.  van  Hinrik  van         MoUn  tor 

momtracien  4  mk 

mm  Gmom  Buk  tor  monstrantiin  P/%ink^J 


Also  im  Jahre  1471    .    .    .    SVü  Mark. 
Zahlreicher  sind  die  DarbriDgaogen  im  Jahre  1472: 

van  den  dregerg  S  mk 

tan  Kleu  Wulve  6  mk 

ffan  her  Johan  van  Richgem  *)  wive    j  mk 
$ande    mi    Marcus    Lo«,  dat 

1  $ehiper  tor  moMtranden  gaf    Vi  mk 

mm  Ohert  2  mk 

Item  noch  iforkofte  tk  12  rintz 

gülden,  dat  HucAe  vor  7  ferding 

und  3  Schill.,  und  ö  poitelates 

gülden,  dat  »tueke  wr  1  mk 

und  7  schiU*  min  1  ferken^  dä  ü 

to  tarnende  28  mk  min  2  eehill, 

Dit  wart  tor  monsiranlien  qcgever). 
Item   noch  entfangen   an  lichten 

gülden  und  an  ferkens    .   .   .   14  mk 
Düvart  ok  tor  moneiraeien  gegeven,    


Also  im  Jahre  147:-^    ...    60  Mark  16  Schill. 
Weniger  eialrägüch  war  das  Jahr  1473,  an  Einzelgaben 
floeaen  aur  zu: 

von  Bane  Vrederkink  1  rine  gMen. 

ean  leebrande  ^  mk 


Von  denen  fibrigtu  bald  ein  Theil  nrfiokgesahlt  mirdtt  denn 
Ae.  Iiis  motte  ik  Oerwen  ßueke  »edder  geven  van  dem  gelde,  deHt  he 
m  gaf  tor  monstrantien  —  11  ferd, 

s)  Job.  von  Bieben  Batbaberr  14&Ö,  Bürgermeister  U70— 1472. 

^)  lo  der  Handsebiift:  minlfek  [oder  sekj,  steht  am  Bande,  der 
Butiitabgeiebmtten.  Entipiecbend  dem  folgenden  Posten,  wo  Fer- 
^eos  erwähnt  werden,  iflt  enn  I  ferken  ergänzt  worden.  Nach  der 
vorstehenden  Rechsong  wären  5  Ferken  =  1  Schilliop,  wie  mir  aber 
^fit-  Bncbholtz  mitthoilt,  gehen  auf  Grund  der  Bevaiscben  Kämmerei- 
^^BDgeu  nur  '6  Fatk^m  auf  den  ächiliiag. 


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Dagegen  wurden  in  diesem  Jahre  fünf  mal  in  der  Kirche 
Collecten  far  die  Monstranz  veraiiBUltet  (etUfimgen  dat  tor 
mofutraneiin  gändeu  wart),  doroh  den  Vorsteher 

Smit  selbst.  Diese  Samrnlnngen  ergaben:  5  Ferd.  2  Schill., 
2V2  Mk.,  1  Mk.,  2V2  Mk.,  1  Mk.  5  Schill.,  zusammen  8  Mai'k 
16  Schill.  —  Alflo im  Jahre  1473  —  13  Mark  10  Schill. 

Im  Jahre  1474  brachten  Tier  Collecten,  deren  erate  sä 
Ostern  TeraDStaltet  wurde,  4  Mk.,  5Vt  Mk.,  1  Mk.  3  SchilL, 
32  SehüL,  rasammen  11  Mark  17  Schill* 

Dazu :  van  Plugen  ^)  1  itik 

van  der  Boseschen  6  mk 

van  Bermen  Tro$t     .   .   .   .  13  mk   i  ferd. 

Also  im  Jahre  1474  —  31  Mark  26  Schill. 

Die  beiden  folgenden  Jahre  geben  nur  noch  je  einen 
Beitrag:  1475  van  (Mawet  Kerkroden  2  mk  min  2  sM»,  und 
1476  des  sundages  vor  mnU  Blsehen  und  yp  sunte  Ei8€hin'dach 

[Nov.  12.  19]  entfangen,  d  at  mit  der  munstransien  gebeden 
war  1  mk  2  ferd. 

Im  Ganzen  sind  in  den  Jahren  1471 — 1476  for  die 
Monstranz  emgekommen  —  114  Mark  83  ScMlHng. 

Eine  nicht  nnbetrUchtliche  Summe,  aber  doch  lange 
nicht  ausreichend  für  ein  so  grosses  und  theures  Werk. 

Ueber  die  Ausgaben  zur  Monstranz  ünden  sich  folgende 
Angaben: 
Anno  1473 :  Htm  geoen  vor2mk  hdyh 

iar  monstrancien .    .    .    ,  22^1%  mk 
Item  fjaf  ik  Ecerd  van  der 
Schur  ^)  vor  ä  mk  Lodick, 
de  eck  tor  monstrancien 

1)  1  rheiiiisehw  Oviden  ss  7  Feid.  8  SehilL,  wlo  obra.  Im  Jalure 
1494  berMÜmao  die  Vonnflnder  in  «hier  SefaoldTeneliralbQiig,  die  ei« 

austeilen,  I  rinsc.  gülden  =  2  Mk.  ft  Sebil!. 
-)  Smed  Clawes  Plügge. 

Verkauft  1473  Gold  and  Silbftr,  erhiUt  BenteflttUniig  von  der 
Khehe;  1476  verbeMert  &lÖp  eL 


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226 


qwemtn,    de    mk  lodech 
n  mk  1  ferd,  is  .   .   .   .  33  mk  S  firdm^ 
Ii§m  güfik  Barn  Rmenberfft 
Up  dat  tuher  dat  he  tor 
monstrancin  gedan  heft    .  42  mk 
Aüüol4i4:  Item   gaf  ik  Rmenherge 

noch  up  de  monstrantie  .  8  mk 
Denmaeh  wmn  106  Mark  l  Ferring  Ar  die  MoDfltrios 
ausgegeben,  wShrend  sie  nooh  in  Arbeit  war,  niid  zwar 
echeinea  50  Mark  an  Ryssenberg  in  Geld  gezahlt  zu  sein, 
fnr  5B  Mark  1  Ferd.  aber  waren  5  Mark  löth.  Silber  zur 
MooBtranx  gekauft  worden. 

Die  erste  Abrechnung  erfolgte,  als  die  Monstranz  rom 
Meister  Hans  Ryssenbereh  beiden  KirchenTorstehem  znge- 
wogen  wurde.    Evert  Smit  schreibt  darüber: 

Jnt  jar  74  up  des  Hilgen  krmes  avent  [Sept  13]  woch 
Bam  Rm€nbech  un»  de  mumtrantie  to,  ee  woeh  mü  allen 
hädem  und  al  dai  dar  io  hori,  beeunder  dar  dat  eaerameni 
m  Han  sal^  —  SS^k  mark  Mitk,  und  ik  gaf  em  do  euhes 
icedder  al  dat  he  dar  in  f^edan  kadde  van  ftinem  mlver, 
und  wes  he  her  üinrik  Tolner  und  Depenbeken  schuldig  was, 
dat  rekende  ik  em  af,  aldue  betalde  ik  em  do  sulvee  ret 
am  ^74  mk  12  eekUL 

Rem  atdue  is  em  al  ein  sither  hetali  und  he  heft  up  dat 
makflon  entfangen  150  marA'  in  al,  und  desse  1,'jfJ  mark  sin 
hir  bevor en  alrede  gerekent^  dat  sal  men  nicht  me  reken, 

IHe  Monstranz  war  offenbar  noch  nicht  ganz  fertig,  sie 
wurde  noch  nicht  Tom  Meister  abgeliefort,  sondern  nnr  die 
Süberarbeit  war  in  den  einzelnen  Theilen  beendet.  Diese 
waren  aber  ahrscheinlich  noch  nicht  zusammenp^esctzt, 
denn  es  fehlte  noch  die  Vergoldung.  Der  Meister  wog 
soaSchst  sein  Werk  den  Bestellern  nur  zu,  damit  die  Be- 
rechnung Torgenommen  werden  konnte.  Die  Angaben,  die 


r«l  —  baar. 


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226 


der  Kirchenvorsteber  Evert  Snrit  dar&ber  macht,  flind  sehr 

dankenswerth,  aber  doch  nicht  so  vollständig:,  daBS  alle 
auttauchenden  Fragen  gelöst  werden  können.  Es  handelt 
sich  am  die  Berechnimg  des  Materials  und  des  Macherlohns. 
Die  Monstrani  wird  gewogen  mit  allem  Bilbemen  Zierratfa, 
mit  allen  bilden  und  al  dat  dar  to  hört,  aber  nat&rlich  ohne 
das  Glasgefäss,  welches  die  Hostie  bergen  soll,  besunder  dar 
dat  aacrament  in  stan  soL  Das  Werk  wiegt  BdVs  Mark 
Itfthig,  der  Yorstdier  gab  dem  Meister  do  tuhee  widdtr  al 
dat  he  dar  to  gedan  hadde  »an  einem  eulter.  Da  6  Mark 
löthig  bereits  früher  Rissenberch  überliefert  waren,  hätte 
er  jetzt  noch  33Vi  Mark  iotbig  erhalten,  womit  em  al  sin 
eulver  betalt  worden  wäre.  Daza  erhält  er  jetzt  ftp  dat 
makehn  ISO  mark  in  oL  Diese  Summe  scheint  sich  so 
znsammenzasetzen:  60  mk.  waren,  wie  bemerkt ,  bereits 
früher  Ris3enl)erch  ausgezahlt  worden.  74  mk.  12  8cbill. 
erhielt  er  jetzt  baar,  und  was  er  dem  Herrn  Hinrik  Tolner 
und  Depenbeke')  schuldig  war,  wurde  ihm,  oflfenbar  mit 
seiner  Zustimmung,  abgerechnet  Es  wären  das  demnach 
25  mk.  24  Schill,  gewesen.  Wie  diese  Schuld  entstanden 
war.  ob  vielleicht  durch  Torschüsse  auf  die  Monötranz, 
wird  nicht  gesagt.  Damit  hatte  Ky»Henberch  150  Mark 
up  dat  makelon  erhalten;  es  scheint  also  der  Macherlohn 
hiemit  noch  nicht  ganz  bezahlt  zu  sein;  Tielleicht  wurde 
ein  Beet  noch  zurückgehalten^  bis  die  Arbeit  völlig  fertig 
abgeliefert  wurde. 

Was  die  bis  jetzt  auf  das  Werk  verwandten  Kosten 
betrifft,  so  lässt  sich  folgende  Rechnung  aufstellen:  die 
Monstranz  wog  88Vi  Mark  lothig;  f&r  die  Mark  lOthig  Silber 
hatte  der  Vorsteher  jiingst  zwei  mal  11  Mark  1  Ferding 
bezahlt;  setzen  auch  wir  diesen  Preis,  so  sind  38 Vt  Mail 

»)  Hinrik  l  oelnere  Rathsherr  1447  (L.  ÜB.  10,337  Anm.^).  Katha- 
kerrl470(t  1476).  Micbelaen, Oberhof  48.  83.  —  Depeobeke  vserdeu  14G0 
Sparreu  von  der  Kirche  besahlt,  könnte  Holzhandler  oder  ßaameister 
8«Id:  la  jeii«]i  Jahren  hemeht  bei  der  KIrehe  groeae  Banthfttigkelt. 


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227 


Idtbi^  —  433  Mark  4Vs  Schill,  ri^'sch.  Dazu  kommen 
Mark  lur  den  Macherlohn,  demiKich  waren  für  die 
Monstranz  bis  zum  13.  Sept.  1474  verbraucht  worden 
öSa  Mark  4Vi  Schül.  FreiUeh  bleibt  bei  dieser  Bech- 
nmig  zu  berückafchtigen,  dass  der  Preia  von  11  Mark 
1  Ferd.  für  die  Mark  löthig  auffallend  niedrijy  erscheint, 
wahrscheinlich  nur  für  altes  Silber  galt,  gutes  öiiber  mochte 
aacb  besser  bezahlt  werden.  Aber  sehr  hoch  war  offenbar 
damals  der  Kors  des  Silbers  in  Beval  nicht denn  in  der* 
selben  Zeit,  1473,  verkana  Erert  Smit  4  Mark  löthiges 
Silber  für  48  Mark  rig.  und  1  Mark  lötbig  für  nur  wenig 
unter  12  Mark^j.  Es  darf  der  hier  berechnete  l^etrag  von 
6BäV«  Mark  rigiscb  als  die  niedrigste  Grenze  der  bisherigen 
Ausgaben  fnr  die  Monstranz  gelten. 

AnfTallend  ist  der  Widersprach,  dass  nach  der  Angabe 
des  Kirchenvorstehers  Smit  die  Monstrum/.  Mh'^  Mark  ge- 
wogen habe,  dass  öich  dageg 'ii  im  Innern  des  Fusses  die 
Angabe  findet:  3772  Mark  lodig  4  Lot.  Die  Mark  zu  16  Lot 
gerechnet^  stehen  sich  damit  616  und  604*}  Lot  gegenfiber. 
Worauf  diese  wenn  auch  nicht  grosse  Differenz  Ton  12  Lot 
zurijckgefuhrt  werden  muss,  ist  nicht  klar**).  Das  jetzige 
Gewicht  des  Kunstwerkes»  20^»  S  russisch,  kann  hierüber 
keinen  Anüscblnss  liefern.   Denn  durch  die  Vergoldung  ist 

1)  In  den  vorhergehenden  Jahren  war  er  noch  niedriger  geweieo: 
1465  verkauft  Bvert  Smit  1  mk  lod.  mr  10  mk  rig..  1466:  1  mk  lod. 
fftr  10  mk  I  ferd.,  l  mk  3  lot  für  12  mk  6  Schill.,  wonach  L  mk 
lod.  =  10  mk  1  ferd.;  ebenso  1467:  loi  oldei  silv.  für  8  mk, 
wonach  auch  1  mk  lod.  =  10  mk  1  ferd.  geweseo  wäre.  Oer  Silber- 
Inirs  hob  sieb  in  den  folgenden  Jahren,  1473  zahlte  Smit,  wie  oben 
bemerkt,  für  1  mk  lod.  s  11  mk  1  ferd.  Im  Jahre  148Ö:  de  mark 
iodig  »ttit  il  v\nrk. 

*)  12  mk  mm.  3  .  .  wahrscheinlich  Sehilling,  die  Bezeichnung 
i»t  darch  den  nachtraglicljen  öclinitt  des  Biiclies  verschwunden. 

•'j  Die  Angabo  40tj  l^ot  auf  Seite  175  ist  ein  Druckfehler. 

*)  Jost  Duute  sagt  iu  seiueiu  Deukelbuch  voü  der  Monstranz: 
iim  1600  ist  sie  gewogen  und  befunden  599  tM,  Welchefl  Oewicht 
in«r  gtbranebt,  oh  dec  GlesgefKn  mitgewogen  wurde»  wiiien  wir  nickt. 


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388 


«8  sp&ter  schwerer  geworden,  andererseits  fehlen  ihm  heil4*/| 
einige  Statnetten;  tot  allem,  es  ist  die  Glasglocke,  unter. 

welcher  die  Hostie  bewahrt  wurde,  heute  mitcrewogen.  wa«. 
wie  ausdrücklich  angeführt  wird,  nicht  geschah,  als  dexi^. 
Meister  1474  seine  Arbeit  den  Aoftraggebem  zuwog:!;:; 
hnunder  dar  dai  saerament  in  ttan  9oL  \  , ; 

Die  Silberarbeit  war  offenbar  am  hl.  Kreuzesabend  1474  . 
fertig,  dagegen  fehlte  die  Vergoldung.    Auch  sie  führte  .' 
Meister  Ryssenberch  aus.   Doch  dauerte  es  einige  Zeit,  bis  ; 
man  hiezu  sohritt.    Im  Jahre  1475  hören  wir  Ton  keiner  j 
Arbeit  an  der  Monstranz.  Die  Sammlongen  worden  freilich  y 
1475,  1476  fortgesetzt,  doch  flössen  die  Beiträge  sehr  spärlich  • 
ein;  in  beiden  Jahren  kamen,  wie  wir  oben  sahen,  nur 
3  Mark  IB  Schilling  zusammen.   So  haben  also  die  Mittel 
für  die  Yergoldnng  fast  ganz  aus  der  Kirchenkasse  be- 
stritten werden  messen.   Es  geschah  das  in  der  Art,  daas 
die  Kirchenvorsteher  das  Material  iiir  die  Vergoldung  in 
natura  lieferten,  z.  Th.  altes  Croidgeschmeide ,  das  der 
Kirche  gehörte,  vor  allem  aber  wurden  im  Lanf  der  Arbeit 
Goldmünzen  dem  Meister  eingehändigt»  Bosenobel,  oder,  ? 
wie  der  niederdeutsche  Mnnd  sie  nannte,  RnsehenobeL  1 

Die  VergoiduDg  begann  mit  dem  Jahre  1476.  Evert 
Smit  schreibt:  Int  jar  76  des  dunredages  vor  der  hilgen 
3  koninge  [Jan.  4]  sande  ick  Marcus  van  der  MoUn  5  ru$a. 
niob$Un,  de  eolde  he  RieUnberge  dem  goUemede  dm,  de  man-  | 
etraneie  mede  to  vorgtUde,    Und  loes  ik  vor  deeee  noheUn  \ 
yaf,  dal  heft  mi  de  kcrke  al  wedder  betalt.  \ 

Int  jar  76  dee  mondänes  vor  pulmen  [April  1]  sunde 
ik  Marqvart  van  der  Molen  4  ruesehe  nohelen,  de  solde  he 
Rieeenberge  bringen,  de  monetrande  mede  to  vorgtddende,  '■ 
Und  de  kerke  heft  mi  deeee  nobeUn  ok  al  betalt 

Item  noch  nande  ik  Marqvart  van  d^r  Molen  6  i'ussche 
nobelen,  de  solde  he  Ram  Risuberge  eenden,  de  monetrande 
mede  to  vorguldende. 

Am  St  Jürgens-Tag  (23.  April)  1476  wurde  Hans 


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229 


Rotert')  an  Stelle  von  Evert  Smit  KircbeaTorstoher  zu 
c  Sl  Nikolai.   Marcas  van  der  MoleD  blieb  Kumpan. 

Die  Arbeit  an  der  Monstranz  wurde  anch  vom  neuen 

Kirchen  Vorsteher  eifrig  gefördert.    Er  achreibt: 

Itcifi  anno  76'  des  mandages  vor  piiucten  [Mai  27]  dede 
\h  unde  Markvart  van  der  MoU  Rissenberge  iVs  rus9ck$ 
l^Mobbel  und  3  pennig  to  der  mosstraniien  und  noch  an 
hugen^J  ttnd  olden  gulde  14  nohbelen  min.  i  ferd,  2  pennip, 
des  ff (?(]('  he  mi  des  anderen  dagc^  erien  suheren  buch^J 
weder y  de  dar  mank  geivest,  hadde  tcicht  iVs  gülden.  Dil 
gult  hardß  al  aunte  Nikalaus  to. 

Jimn  anno  ISupdea  kiUigen  KerHea  an$nt  [Dec.  M]  gewn 
Lodeweek^)  Rissenbereh  up  demunstransie  to  makenlOmarkrig. 

Item  anno  77  »hs  midwekens  vor  panchen  [Apr.  2]  gaf 
ik  Harn  Rü^enberch,  dat  uh  em  noch  van  der  mumtramien 
uj  schuldig  weren  vor  goU  und  »ulver  und  makelon  tosamen  — 
t  47  mk  15  9ch.,  dar  mede  is  al  dinck  van  der  muntiraneien 
f.  wegen  »lieht  und  sint  em  dar  nicht  mer  van  schuldig. 

Damit  war  in  der  Karwoche  dcb  Jahres  1477  die  Mon» 
stranz  wirklich  fertig  und  auch  voll  bezahlt.  Nur  ein  kleiner 
Nachtrag  findet  aicb  noch  ans  demselben  Jahre  1477: 

Item  vor  2  eulveme  hinten  to  maken  Rieaenberge,  dar 
men  de  munetraneien  mede  dretht  und  dar  wae  van  Rieeeu" 
bergen  sulver  to,  to  samen  em  geven  —  /  mark. 

Dass  an  der  Basis  der  Monstranz  zwei  starke  Ösen 
.  angebracht  sind,  ist  oben  Seite  168  mitgetheilt  und  dabei  die 
j  Yerrnnthnng  ausgesprochen,  sie  könnten  dazn  gedient  habok) 
i  die  Monstranz  zu  tragen.    Diese  Vermuthung  wird  durch 


1480  uls  Rathsherr,  14^3  als  i'>iii  La'rmLiät,er  iiacfiwuitibar,  f  1503. 

2)  Schmuckstücke  aus  Goid  oder  hilber.  Im  Jahre  1482  über- 
giebt  Haus  Kotert  seinem  Nachfolger  beim  Amtäwechäel:  lü  gülden 
hoge  und  i  stUven  bodk.  Der  neue  Vorsteher  verkaaft  eie:  vor  8  gtUden 
böge  gut  tmd  quat,  de  wogen  iP/i  gülden-^ 23  mark.  SIcIm  Stlte 

*)  War  riflUtioht  veigoldAt  und  iratde  in  Folge  deasen  Ar 
Gold  gohatten. 

^)  Lodftweeb      wobl  nur  SolurelbfeUer,  sonst  ideht  bskannt 

MittlisU.  a.  d.  livL  Gescbicbte.  nu.  2.  16 


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230 


I 


die  vorstehende  Notiz  über  die  Haken  bestätigt,  wir  horcu 
sogar  einige  Jahre  später,  bei  einer  Inventaraufnahme  von 
eynmn  mor  mit  twen  suheren  haken,  dar  nun  de  monstran- 
den  med  pleeht  to  dragen. 

Das  sind  die  Angaben  des  werthvollen  ftltesten  Kirchen- 
buchea  von  St.  Nikolaus  über  die  Entstehung  der  Monstranz 
und  über  die  Summen  für  ihre  Herstellung*).  Nicht  häutig 
dürfte  ans  älterer  Zeit  über  ein  Werk  der  Goldschmiede' 
kirnst  so  genaue  Naehricht  vorliegen,  wie  hier.  Wir  sind 
dem  Eirchenvormund  Evert  Smit  anfricbtig  dankbar,  dass 
er  nicht  nur  die  Monstranz  hat  fertigen  lassen,  sondern  iia>s 
er  auch  über  die  Entwickelung  unddieKo^ten  ihrer  Herätoilung 
80  genau  Bach  geführt  hat  Sein  Nachfolger  Hans  Botert 
ist  dann  seinen  Spuren  gefolgt.  Der  iltere  Kumpan  Marcus 
Loa  tritt,  last  ganz  zurück,  der  .spätere  Mar(iuard  van  der 
Molen,  der  1475  bereits  im  Amte  ist,  betheiligt  sich  in 
soweit,  als  der  erste  Kirchenvormund  das  Gold,  welches  bei 
der  Vergoldung  zur  Verwendung  kommt»  durch  ihn  an  den 
Meister  gelangen  lässt.  Vorsicht,  vielleicht  auch  Vorschrift 
mag  diesen  Weg  gewiesen  haben. 

Zur  Vergoldung  waren  dorn  Meister  übergeben: 
1476.  Jan.   4   5  Eodenobcl 
April  14  „ 

6 

Mai  27   IVt    „   3  Pfennig. 

14  min  1  Ferding  2  Pfennig. 

Zusammen  .    30^2  Rosenobel  min  b  Schill.     2  rfeniiig. 
Wie  viel  ist  das  in  Alark?  Zum  Jahr  1474  schreibt 

1)  Das  Kirehenbnefa  eotlialt,  gleiehfaUt  noeh  aus  der  Ostmeit 
1477,  die  Angabe:  lUm  beiait  h»  BeinoH  vm  Werem  va»  Bu$miber^ 
iMtfr«!  —  20  mk.  Da  dieie  Notis  der  SddasareohDuiig  folgt»  wo 
geiagt  ist,  dass  alles  Ui  BetrelF  der  Mooatnuis  tUdnt  sei,  eraeheiat 
ee  nicht  nUasaig,  diese  20  Matk  sa  den  Koitea  Ar  die  Monatnuis 
hiBzasnrechnen. 

Smit  sagt  zum  Jahr  1471:  Item  gedan  Marcus  Loste,  dat  he 
in  fh  khtp  hqen  tohie  —  80  mk.  Warnm  Smit  das  Dioht  Selbet 
gethAO,  ist  oicht  klar.  Stand  die  Kiste  beim  £.ampaat 


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231 


E^ert  Smit:  Itmi  geven  vor  15  mm.  nohtlen,  elk  stuck 
ktait  vor  4  mk  und  12  schill,  is  —  (}5  mk^),  'Nach  diesem 

Kurs  1  Rosenobel  =  4  Mark  12  Schilliog^)  sind  30 V>  Itose- 
aobd  =  132  Mark  6  Schilling.  Von  dieser  Summe  kommen 

in  Abzug  die  8  Schill.  2  Pfennig,  welche  an  den  SOV/?  Rose- 
nobel  IVblten,  sodann  der  bilberne  Buch  P/^  Guldeu  schwer, 
den  Byfisenberch  zurückgab.  Im  Jahre  1482  yerkaufie  der 
KiichenTorsteber  8  gfilden  Bogen,  die  wogen  14Vs  GnldeUf 
for  23  Mark^),  demnach  galt  der  oben  erwähnte  Bach  von 
IVt  Gnlden  2  Mark  13  Schill.  2  Pfennig.  Wenn  man 
diesen  Betrag  und  die  obigen  8  Schill.  2  Pfenn.  von  den 
132  Mark  6  Schill,  abzieht,  so  ist  Gold  im  Werth  Ton 
129  Mark  19  Schill  2  Pfennig  f&r  die  VergolduDg  an  Ryssen- 
bereh  übergeben  worden.  Einiges  scheint  anch  er  selbst 
noch  hitizugefügt  zu  haben,  wie  aus  der  Bemerkung  bei  der 
äcblu&srechnung  hervorgeht. 

Bei  dieser  Schlussabreohnung  zahlte  der  Kirchenvor- 
ateber  Hans  Rotert  am  Mittwoch  Tor  Ostern  (»  April  2) 
1477  an  Ryssenberch  dat  wy  em  noch  ««m  dir  fnumtraMÜn 
ickuldig  waren  vor  fjold  und  mher  und  tnakelon  tosamen 
—  47  mk  15  schilL    Endlich  erhielt  der  Meister  noch  nach- 
trSgUch  fxa  die  zwei  Haken  1  Mark.  Ss  hat  die  Kirche 
also  ftr  die  Monstranz  verbraucht: 
MF  Zeit  des  Vorstehers 
Hans RotertindenJahrenl476, 1477—177 Mk.34Sch.  2Pf. 
ZOT  Zeit  des  Vorstehers 

Ewt  Smit  bis  aam  13.  Sept.  1477-683 Mk.  4VaSch. 
Somit  sind  die  Oesammtkosten  .  761  Mk.  3  Sch.VsPfl 

1)  D«r  Schreiber  föhrt  fori:  deaäe  i5  ruta,  nohäten  dede  Ut  in  de 
haUe,  dar  dat  ander  ffoHinne  it.  Siad  das  ifie  Botenobel,  die  epSter  aar 
Tergoldnog  gegeben  werden?  Aiiek  das  andere  alte  €K>ld  mag  hier 

gelegen  haben. 

1473  war  der  Ooldkurs  etwas  höber:  vor  3  nobelen  —  /3Vi  mk, 
1475:  entfangen  vor  ene  mgs  nohelm  —  Pf^  mk  3  .«c/rt7/. 
^)  Ein  ähnlicher  Preis  1466:  entfangen  vor  2  goldene  buge  — 
i  raib  min  1  Jtrd.  —  Dagegen  1467:  vor  enen  suiveren  buch  —  34  »chilt, 

16*  ^ 

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232 


Mögen  aach  bei  den  thatsächlicfaen  ZaliluDgon  einige 
kleine  Abweichungen  von  den  hier  angesetasten  Werthen, 
besonders  bei  der  Umrechnung  der  verschiedenen  Mfinzen« 

vorgekommen  sein,  im  Gaiizeü  wird  die  hier  gefu udeue 
Summe  der  Höhe  der  Gesammtkosten  für  die  MoDätranz 
nahe  kommen.  Diefurdie  St  Nikolaikirche  in  Beval 
im  Jahre  1474  von  Hans  Rjssenberch  gearbeitete 
Monstranz  hat  etwa  761  Mark  rig.  gekostet. 

Man  [t;i  versucht,  diese  Öuiume  in  heutigen  Werlb 
umzusetzen.  Doch  mt  das  schwierig  und  mit  Sicherheit 
kaum  möglich.  Vor  aliemi  weil  wir  das  Verhältniss  der 
Qewichtsangaben  älterer  Zeit  zu  heutigen  nicht  genau 
bestimmen  können.  Nur  als  ein  Versuch  will  nachstehen* 
der  Ansatz  gelten. 

lu  Rothgerä  Kirchenbuch  finden  sich  aus  den  Jahren, 
in  welchen  die  Monstranz  gearbeitet  wurde,  mancherlei 
Pjreisangaben,  so  besonders  liltufig  fOr  Wachs,  das  der  Vor- 
steher seit  1478  in  beträchtlichen  Mengen  nach  Lübeck 
sendet,  um  die  Kosten  für  Tafeln,  d.  L.  üjlder,  die  für 
die  Kirche  angefertigt  wurden,  zu  bezahlen.  Der  Preis  des 
Wachses  schwankt:  1465  gilt  ein  Schifipfnnd')  75  Mark,  1473 
gar  77  Mark,  1479  und  1480  dagegen  fi6Vs  und  60  Mark, 
1481  wird  68  Mark  gezahlt,  U82  ist  der  Preis  62^69  Mark, 
1484  äteigt  er  auf  74  Mark-).  Nimmt  man  einen  mittleren 
Preis  Ton  65  Mark  für  1  Schiffpfimd  Wachs,  so  wären 

M  Tm  Jahr  146G  :  entjangen  2^i%  lu  Jf  ^rcs:  mnl  2  mkJi,  d<i{  vomverdr 
(—  erubrigtöü)  wi,  id  lisjU  gegeven  vor  4  mark  min  1  feni.  u  10  mark 
min  /  ferd.  Danach  ist  l  Liespfuud  =  20  Marktpfond,  und  I  Schiff- 
pfuüd  =  20  Liespfund  =  40O  Marktpfuiid.  Ebenau  15U5:  1  Schiti- 
pfund  =  81  Mark,  uuU  2^/^  Schiffpfujxd  2  Lieapfond  2  MarktpTuuü 
=  211  Mark»  daraus  folgt  l  Scluffpfuud  =  20  LiMpftmd  =s  400  Karict- 
pAmd.  Vergl.  Nottbeck,  Oeschichte  Bevals  67.  Hfldebraod,  Rig.  Sehald* 
bneh  LVII,  setzt  1  LiMpfood  =  16  Marktpfond,  doch  ist  20  PAmd 
noeh  hente  gewöhaUch  and  war  schon  im  15*  Jahrh.  gabiaaehlioh. 

S)  Uebar  Prdsa  von  Waehi  und  Sals  Im  U.  JahrluaiaheHtieda»  Be- 
valer  Zollbacher  OXVI  ff.  Im  Jahre  1508  ist  1  Schiffpfand  Wachs  s= 
90  Mk.;  1491  ist  1  Last  Sals  =       Mark  1  Schill.,  1510  dagegen  21  Mk. 


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233 


761  Mark  etwa  gleich  12  Schiffpfund  Wachs.  Der  heutige 
Marktpreis  ist  durchschniULich  47  Kopeken  (ea.  1  deatsehe 
MebBmark)  für  ein  Pfand,  188  Bbl.  fhr  ein  Schifiplnnd,  also 
wlien  761  Mark  =  ]2  Schifipfnnd  =  2256  Rbl.  etwa  der 
Preis  der  Monstranz.  —  Ein  anderer  Ansatz  nacli  Rothscers 
Kirotienbuch  wäre:  1469  gelten  5  Last  Salz  =  74  Mark 
6  SchiU.,  also  1  Last  =  14  Mark  30  SchiU.,  f&r  761  Mark 
hmhte  man  demnach  51,s  Last  Salz  kaufen.  Das  Ver- 
htitniBB  Ton  Last  zn  Schifipfbnd  ist  unsicher'),  im  Anfang 
uiisfrpjj  Jahrhunderts  war  in  Estland  1  Last  Seesalz  = 
18  TüDuen*),  1  Tonne  =  22  Liespinnd,  folglich  1  Last  = 
M  Liespfand  oder  mnd  20  Sobifipfnnd.  Hento  kostet 
1  Scliifq[>fQnd  Sak  230  Kop.^,  also  1  Last  »  46  Rbl. 
Polglich  wären  761  Mark  iig  =  51  ,s  Last  ^  2B60  Rbl. 
Diese  beiden  aus  den  Preisen  für  Wachs  und  Salz  gefundenen 
äatze  kommen  einander  so  nahe,  dass  sie  sich  gegenseitilg 
iD  stützen  Bcbeinen  nnd  man  doch  ▼ielleioht  ssgen  darf: 
Itat  die  Monstranz  761  Mark  rig.  gekostet^  so  entspritche 
das  heute  etwa  2300  Rbln.  (ca.  o^XM)  deutsche  Reichsmark). 

Mit  der  letzten  Zahlung  an  Kyssenberch  in  der  li.ar- 
voche  1477  war  dem  Meister  gegenüber  al  ding  van  der 
nmtiranHen  wegen  sUckt,  das  heisst  vollständig  bereeh- 
oet  nnd  bezahlt,  nnd  eint  em  dar  nicht  mer  van  schuldig. 
Die  Monstr;i[jz  ist  offenbar  zu  Ostern  1477  fertig  hergestellt 
und  übergeben  worden. 

Um  eine  Monstranz  in  der  Kirche  als  gottesdienstlichen 
Gegenstand  gebranchen  zn  dfirfen,  muss  sie  geweiht  sein» 
Wie  die  wiebtigeren  Weihen,  konnten  auch  die  der  Behälter 


KoppmaDD,  HansieoheGeBchicfatsblatter  1894,  147. 

*)  Ewers,  Schalbuch  (1868)  355,  wo  noch  eine  Menge  Angaben 
öher  die  Grösse  der  Last  in  Liv-  und  Estland,  verschieden  je  nach 
dem  Getreide  und  je  nach  dem  Ort,  sich  finden.  Hildebrand  1.  c.  setzt 
I  Im  =  12  SchifTprund.  Bliimcke.  Tfausische  Gesandtacbaft (1S94)  250: 
i&  DftQzig  i  La^t  spaoiscii  Sab&  =  iö  ToooeD, 

3)  I.  S.  113. 


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284 


füT  das  Allerheüigste,  so  doB  Gehünses  in  der  M ouBtruz  znr 

Aufnahme  der  von  der  lunula  getragenen  geweihten  Hostie, 
nur  von  einem  Bischof  vollzogen  werden^).  Der  revalsche 
Bischofsstuhl  war  Ostern  1477  erledigt:  Bischof  IwanoB 
StolteTOth  wird  im  Beginn  des  Jahres  1477  znm  letzte 
mal  genannt^  sein  Nachfolger  Simon  y.  d.  Boreh  trat  erst 
gegen  Ende  dieses  Jahres  ins  Amt  -).  So  lange  mochte  mau 
nicht  warteOi  daher  wandte  man  sich  um  Pfingsten  1477  nach 
Dorpat  und  erbat  vom  dortigen  Bischof  Johannes  IL  Berl>- 
kow  die  Weihe.  Die  ganze  grosse  Monstranz  aber,  fnr  welche 
ein  Behälter  noob  nicht  gemacht  war^  hinfiberznsenden,  wftre 
schwier if?,  ja  trefahrlich  gewesen,  war  aljer  auch  nicht  nöthig. 
Es  genügte,  nur  den  wichtigsten  Theil,  die  lunula,  den 
Halbmond,  in  welchem  das  Alierheiligstei  die  geweibteHostie, 
mhen  sollte,  kirchlich  einsegnen  zn  lassen.  Nnr  das  geschah 
und  zwar  in  Dorpat.  So  erklärt  sich  die  Notiz:  Vor 
haive  mane  m  der  munstfanaien  to  kreseme^)  to  Darbte  — 

RinschinB,  Kirchenrecht  4,  144:  benedictio  tabernaculi  sen 
vaacuU  pro  sacrosancta  eucharistia  geschieht  nnr  durch  den  Bischof, 
fi6  sind  das  die  Rehälter  für  die  Hostie,  Ciboriam,  Fyxis,  Monstranz. 

-  Die  zur  Commuaiou  bestimmte  Hostie  sollte  nämlich  in  dor 
Ivtgel  in  einem  silberver^oldeten  Speisegefaes  ciboriam,  oder  in  einer 
Büchse  pyxiö  ruheo,  die  lu  einem  beglimmten  Behälter  sucranum 
oder  tabernaculam  bewahrt  wurden,  dessen  Schlüssel  der  Priester  hatte 
und  dM  ao  oder  fiher  eiaeni  AHar  ai^bvteht  war,  vor  dem  daan 
ein  ewiges  Lieht  brannte.  Bine  oar  xer  feierlkiheii  Aniitellang  und 
Yeiehmng  bestimmte  Hostie  war  die  in  der  faioola  unter  dem  Glas- 
gelSss  mhende  in  der  Monstrams.  Banfig  hing  das  eiborium  von  einem 
über  dem  Altar  anf  Sfiolen  mhenden  Baidaebin  herab.  Es  wnrde 
dann  woU  dieser  ganae  Baum  ciboriam  genannt,  war  etwa  doreh  Gitter 
abgesperrt  nnd  Iconnte  auch  rar  Anfbewahrong  Ton  Monstranaen 
dienen. 

2)  Brieflade  3,  320. 

•'')  kresemen  =  mit  dem  hl.  Ohrysam  salben,  Rcbiner-Liibben  2,  564. 
Ist  das  Wort  hier  in  dicBcm  engeren  Hinne.  nicht  nÜLrenipiner  ^  weDjen 
gebraucht,  so  wäre  die  feierlichste  Form  der  Weibe,  die  consecratio 
mit  dem  hl.  Oele,  angewandt.  Diese  ist  sonst  nur  bei  Kelcii  nnd 
Patene  Regel,  wahrend  die  andertu  res  sacrae,  wie  i  ucher  für  den 
Altaf;  liorporale  für  die  Hostie,  Pyzis,  Monstranz, Beli4uitinbebiUter  etc^ 


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235 


S  M^hüL  ^).  Damit  erst  war  die  Monstranz  Kircheiigeräth,  res 
£acra,  wuiue  duü  der  Sorge  des  Kirchenbütcrs,  des  OustOB, 
t&Tertrant,  der  sie  sorgfiütig  7er8chlo8B.  Demgemllas 
hürai  wir  emige  Zeit  später,  im  Jahre  1488:  Jtem  noch 
htft  de  ko9ter  in  Hner  wer  .  .  wm  dem  hoffen  edtar  .  .  de 
QmU  inomtrancteTij  dar  he  ok  (fe  slottel  to  hej\  noch  einen 
tnor  mit  twen  »ulMren  luiken,  dar  men  de  monstrancien 
med  pieckt  to  droffen,  FGr  gewöhnlich  wird  die  Mo&Btrans 
eingeeehloBseii  gewesen  sein*).  Wurde  eie  in  der  Kirche 
selbst  ausgestellt,  so  zierte  sie,  das  schönste  Schmuckstück 
der  Kirche,  auch  die  hervorragendste  Stätte,  den  Hochaltar. 

JDie  Monstranz  war  fertig,  es  galt  nur  sie  zu  hnten'). 
Au^boi  hat  sie  nur  noch  wenig  gefordert,  darum  wird 
ihrer  i&  der  Folge  auch  nur  selten  in  den  KIrehenreohnungen 
gedacht.  Im  Jahj-  1489  wird  sie  gereinigt  und  erhält  ein 
neaes  Glas  lur  da&  Gehäuse:  Jtem  ik  leih  et/n  glas  van 
Lubek  halen  to  der  monstrancien  $teü  20  eehüL  i»6.  2  iPiUe, 
ü  6  ferd.  11  schilL  rig,  Jtem  vor  de  fnonatraneün  reine  to 
makende  und  dyft  gUu  hir  in  to  eettende  ie  Vi  fnk.  Im  Jahr  1403 
vird  wieder  ein  neues  Glas  gekauft:  Item  utgeioen  vor  eyn  mon- 
iiraneien  ffhs  i  rinecen  gülden  ie   2  mk  5  eehiU.  Im 

nur  die  wenip^er  feierliche  benedictio  ohne  Salböl  zu  erhalten  pflegten. 

Kelch,  Patene.  Fyxip    F.uiiula  dürfen,  da  sie  mit  dem  Sacramfnt  in 

Berährang  korornen,  nur  von  Kierikern  in  die  Hand  genommen 

werden,    iiinschius  4,  142.  408. 

Weihen  konnten  auch  sehr  theuer  sein:  1492  lete  wt  wygm 

A  nige  kapeilen  van  uni>cii  hem  büchop  Stftnon  van  der  Borch,  kostede 

«if  (wen  altar  46  mk  rig. 

*)  In  Biga  waren  in  «ioem  Oiborinm  hinter  Gitter  Monetraaseo 

geborgen.  l>«r  Aageoaeiige  Joh.  Ployss,  Pfairar  m  Subiell,  sagt 
eidlich  ane  aber  den  Bllderetorm  in  den  rigaeeben  Klroben: 
dort  eweitte  M<miira9men  .  .  tm  cibori»  gettanden,  darzu  ««ml 

Acme  tehHieiel  heg  Händen  geweten,  haben  9te  egnen 

^  lenger  dann  eyne  stunde  gehovwen,  da§  ime  der  $ckweis  über  dae 

m%(f  gelaufen,  eh  er  die  tekiotse  und  eyten'trattien  hat  kwnen 

^tvey  icUahen,  BeiebekamiD«rgerichte-Arobi7  so  Weldar.  Unge- 

^1  Hns  war  .^nfcahe  deg  Küsteri.  Ale  loicher  wird  14W  ff. 
'HMisas  genannt   äieJie  äeite  241. 


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236 


folgenden  Jahr  149;>  wird  die  Monstranz  wieder  gereinigt: 
Item  utgfrr^f  vor  de  monfttrancien  reine  io  makende  in  all  1  mk. 
Bereits  1503  ist  wieder  ein  neaes  Glas  nöthig'). 

Bereits  obeD^  Seite  169^  ist  darauf  hingewiesen)  dass  das 
Kunstwerk  giit  erhalten  sei,  und  es  wurde  bemerkt,  dass 
Monstranzen  durch  Beiiaiter  geschützt  wurden.  Aehnliches 
ist  wohl  andi  hier  der  Fall  gewesen.  Das  Kirchenbach 
hat  eine  Angabe,  freilich  ans  späteren  Jahren,  die  sich  höchst 
wahrseheinlich  auf  unsere  Monstranz  bezieht.  heisst: 
Aruto  [150].?  fafen  maken  to  Brugqe  eyn  hoffer  fo  unser 
monatrancien  behof  mit  ysen  bcshnjcH  unde  mit  twen  sloten, 
$teit  in  all  4  rinsee  gvlden  und  4  ffrote  fianac»,  i$  na  riguc, 
gelde  8  mk  2$  schiü.  rig,  Dyt  kofer  quam  des  9Hlfe$ 
hsrtMit  ftan  stormes  hahen  to  Kalmer,  wo  wy  dar  noch 
med  varen  werden,  wert  men  e}i  u-ur.  [Nachtrag  :J  Jtem  van 
Kalmer  quam  da*  wedder  na  Luhek,  van  Luhek  na  Reval, 
mn  Rmd  na  Darbte,  item  van  Darbte  wedder  to  Retfei. 
Wamm  der  Koffer  bei  seiner  Irrfahrt  über  Reval  hinans  noch 
nach  Dorpal  gelan^'t  ist.  wird  nicht  gesacrt.  man  bat  wahr- 
scheinlich nicht  rechueiiig  seine  Hingehorigkeit  erkannt* 

Monstranzen  aus  Silber  und  Gold  sind  sonst  vor  allem 
in  Kathedralkirchen  gebräachlich*).  Hier  sehen  wir,  dass 
eine  gewöhnliche  Stadtkirche  sich  eine  solche  herstellen 
lägst.  Allerdings  erfreute  sich  St.  Nikolaus  besonderen 
Wohlstands,  so  dass  diese  Kirche  auch  höhere  Anfor* 
derangen  zn  befriedigen  yennochte.  Die  Bechnnngen,  die 
in  unserem  Kirohenbnch  1465  beginnen,  lehren,  dass  zunächst 
bis  1472  grosse  Bauten  ausgeführt  werden,  dann  folgen  bis 
1477  die  Ausiraben  fiir  die  Monstranz,  und  kaum  sind  die 
Zahlungen  für  dieoe  beendet,  so  beginnen  die  neuen  grösseren 
ffir  die  tadeln  Um  hogen  altare,  offenbar  jenen  grossen  merk- 

1)  Da  die  Kirche  noch  eioe  ander«  Tergoldete  MoDitranz  besaaa, 
die  zum  Schmiedealtar  gehörte,  vergl.  8.  243,  lo  könnten  die  Glieer 
t,  Th.  auch  für  diese  beetimmt  gewesen  eein. 
i,  S.  167. 


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237 


wurciigeii  Aliarr^chrein  mit  zahlreichen  geschnitzten  Figuren, 
der  sich  bis  beute  erhalten  hat  UnonterbrocheD  schickt 
der  KircheDTormimd  Hans  Rotert,  der  1476—1482  im  Amte 
war,  bald  betrttchtlicfao  Summen  Oeldes,  bald  grosse  Mengen 
Wachses^)  nach  Lübeck  an  HortoM  R ikman /or  nijen  tafelen 
hehof.  Daneben  wurüen  1478  betalf  Claus  Meiler  vor  dat 
sakramenUBhm  to  maken —  22  mk^)  und  seit  1481  werden 
Zablnngen  geleistet  dat  kUne  orgdm  to  makin.  So  sind 
es  fortlanfend  sehr  bedeutende  Summen^  die  der  KirehenTor* 
miiaJ  Kotert  liir  <lie  Kirche  aiis«rab.  und  es  scheint,  da?!^  ge- 
wisse Kreise  im  Kirchspiel  mit  seiner  Thätigkeit  nicht  ganz 
tofrieden  gewesen  sind.  Zu  seiner  Reohtfer^gnng  sählter  nicht 
dme  Stok  am  Schluss  seiner  Ansgabenrechnnng  auf,  was  er  in 
den  Jahren  1476 — 1482  als  Vormund  won  SlNikolai  gethan  bat: 

lUm  a/mo[^\4]82 des dimtdaffes  na  dfr  11000  mepede  dage 
[Oct.22j  Schede  ik  van  desser  kerken  vor  munder  schap  unda  to- 
Inerde  her  Markart  van  der  Molen  unde  Bane  Bosman,  de  do 
vormunder  hieven,  allent  wee  ik  van  der  kerken  wegen  hy  my  hed- 
de.  als  de  büke,  hreve  unde  ok  sulver  unde  galt  unde  aUentfoee  by 
m>j  waSf  iinile  blef  der  kerken  nicht  .schuld. 

Item  ik  was  myt  her  Markart  van  der  Molen  6  jar  by 
deeter  kerken  imde  leUn  houwen  an  deeee  korke:  Int  erete  loten 
wy  de  korke  od  umme  nye  beotyffon^)  unde  decken  undo  kton 

')  Eiuü  Beschreibung  von  Neutuanu  in  Gesch.  Bevals.  Lief.  2.  — 
Tafthi  DaoDte  man  alle  mit  PlachmulereißD  oder  Boliefa  goaebmuekte 
TableAQi,  FlägelMhreiiie.  Otle^  Hoiidb.  206. 

^  WaeiiS  spielt  In  den  Rechnonffen  der  Kirche  eine  grosse  Rolle; 

Tor  allem  zu  Ostern  brauchte  man  bedeutende  Menjcron:  /tcm  to  past  h-  n 
pUcht  men  de  lichte  to  makende^  To  der  pa$c/ic  kerße  2  IhM  ä  mkji 
««jf.  hm.  mp  dat  Hope  aliar  4  /iolle,  to  ilkem  Uchte  7  mkJK  toaß. 
Item  up  unser  leven  vrou-en  altar,  unde  des  hilge  cruce  nitar,  unde  «p 
iunte  Nicolavs  altar,  ilfc  altar  4  lirhte,  to  ilk  lichte  5  rnkW-  Item  w 
(kt  becken  vor  dat  hilge  sacramente  sumtiden  (j=r  zuweilenj  20  lichte^ 
inaliftt»  SS  liehie,  doma  dat  men  der  behojt  luft,  to  tlkem  Uchte 
6  mkM  uaß  o.  s.  f. 

^)  Das  Sakramenthsm  wurde  gut  Teraehloesen :  iro  Jahre  1493 
Diderk  hetalt  vor  3  slote  vor  dat  sacramentikuß  to  hangend«,  ilk  §t, 

vor  1  rinsc.  gülden  ts  6  mk  f5  sr/nll. 

^  besteigen  am  aoMabeBsera. 


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238 


d$n  toten  van  boven  udnt  beneden  nf/e  hetiferpen  und  Uten 
de  gervekamere^)  Hoger  houwen  in  teye.l  nye  decken  vnde  leten 
dat  aakramenteahuB  in  der  kerken  nye  boven  und  vof^alen, 
dit  koitede  toeamen  2ä0  mk. 

Item  wy  betalden  dat  makelon  tor  graten  mo- 
alratiaien  und  ok  sulver  und  galt  up    .    .    .    .    .    350  mk. 

Item  wij  Uten  de  tafele  tom  hogen  altare  maken 
unde  van  Lubek  halen,  hoetede  tosamen  umme- 
treni   1260  «lA:. 

Item  wtf  Uten  dat  kUne  werk^  in  dem  köre 
maken,  koatede  ummetrent   500  mk. 

Vndc  hebben  an  der  kerken  hme  ok  jeMs  gebouwet,  d(U 
men  wol  id  dinek  in  den  boken  ßnt»  DU  hebbe  ik  umme 
dee  wiUen  geeereven  unde  vereUgen,  of  dat  keepd^  tn  to 
körnende  tyden  rekeneehap  hebben  weiden,  eo  mögen  de  vor- 
mufider  bewysen  myt  dessem  boke,  wat  by  umer  tyt  gesehen 
is,  nmrne  verdachtes  willen,        Hans  Rotert» 

Sind  auch  die  hier  angefahrten  Zahlen,  wie  der  Ane- 
dmok  lehrt  nnd  der  Vergleich  mit  der  oben  aoagefohrten 
UntersochuDg  über  die  Kosten  der  Monstranz  beweist^), 
mehr  Schätzungen,  als  genane  Berecbnnngen,  immerhin  zeigen 
sie,  dass  in  diesen  Jahren  grosse  Summen  for  den  Unter- 
halt der  Kirehe  Terbrancht  wurden. 

Znm  T?ieil  beschaffte  man  diese  (Felder  anf  ausser- 
ordentlichem Wege.  >j.}  wurde  1479  für  die  neuen  Tafeln 
am  Hochaltar  durch  die  Kirchenvorsteher  selbst  eine  Haus- 
eollecte  veranstaltet,  die  guten  Erfolg  hatte.  Botert  schreibt: 

Item  anno  [14]7^  wameiireni  eunU  Jakop  [Joli  25]  ginge 
wy  fimme  van  huee  to  huee  und  beden  tor  der  nyen  ta/eUn 
to  dem  hogen  altare,  so  entfcnk  ik  up  sunte  Laurens  avent 

1)  Kleiderkammer  for  prietterliche  Gewänder»  Sakxietei. 

»)  Orgel. 

3)  Kircbepiel. 

*)  B.  S.  2^1  Uater  Kotert  wareuiiir  die  Monstranz  nur  ca.  177  Mark 
aasgegeben  worüeo. 


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239 

[Aug.  9").  dat  wy  geheden  hadden,  an  (/ohfe  und  sulver  gelde 
to  mmen  —  lUO  fnk  und  60  mk  und  7  %iuck  flamsch  ffeUUs, 

Zum  grüeseren  Theii  jedoch  werden  die  Atusgaben  ans 
den  legelmUssigen  JalireseionalimeD  gedeckt»  die,  wenn  sie 
auch  Behwanken,  doch  immer  recht  ansehnlich  sind:  im  Jahre 
1471  üiessen  ein  260  Mark,  1472  —  323  M.,  1473  —  389  M., 
1474  —  291  M.  u.  8.  f.  Aus  den  sehr  werthvolien 
Uebersicbten,  die  der  im  Jahre  1488  ins  Amt  tretende 
KirchenyorBteher  Hans  Rothgers  seinem  Eirchenbnch  Tor- 
ausechickt,  erhält  man  einen  guten  Ueberblick  über  die 
Finanzlage  der  Kirche,  über  die  regelmässigen  Einnahmen 
und  Ausgaben,  die  Summen,  die  jährlich  aus  der  Miethe 
ihrer  Hänser,  den  Benten  ihrer  Kapitalien,  den  Begräb- 
nissen etc.  eingingen. 

Fragl  maü,  was  von  diesen  Einnahmen  lui  den  Silber- 
öchmuck  verwandt  wurde,  so  zeigt  sich,  dass  in  den  Jahren 
146&— >1488  an  solchem  Sehmuck  nur  die  grosse  Monstranz 
des  Hans  Byssenberch  angeschafit  worden  ist  Die  Kirche 
besiss  bereits  einen  schönen  Silberschatz  aus  iüterer  Zeit. 
Andere  Bedürfnisse  schienen  dringender  zu  sein,  daher  wurde 
in  dem  Jahrzehnt  nach  der  Vollendung  der  Monstranz  im 
Jahre  1477  Yon  dem  Yorsteber  Hans  Botert  nnd  seinem 
Ntehfolger  Hans  Boeiseman  neues  Silber  nicht  gekauft 
Aiieh  Schenkungen  an  Kleinodien  erfolgten  ini' dieser  Zeit 
nicht,  die  einzige  Spende  der  Artist  aus  dem  Jahre  1481  ene 
horde  mijt  sulver  healagen  vorgult  und  ene  dwelc^).  Als 
Hans  Botert  1482  vom  Amt  eines  Vorstehers  znracktritty 
limterlässt  er  seinem  sparsamen  Nachfolger  Hans  Boeiseman  ") 
einiges  an  altem  Gold  und  Silber:  10  gülden  bo^e  und  i  nUven 
hoeh^)  und  1  kleyn  hufUmide^)  und  wennych  »ul/ver  und 


1)  =:  Handtuch. 

*)  Job.  Boiseman  Kiieheil^orBteher  1482— U&8,  iet  1489  BathiherTt 
t  U90  nach  Bt  Miehael,  ▼ermaefai  der  Kirehe  10  Mark. 

»)  Siehe  S.  229. 

^  kuft  =  hovet  =  Haopt,  daher  wohl  =  Kopfschmuck. 


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240 


hrakfjolt  .  .  vndp  1  sulverne  schal  van  12  lode.  Hievon 
wurde  ein  Tiieii  verbraucht  io  der  altarlist  tont  spegel^), 
der  Best  wurde  tod  Boeisenuui  Yerkauft:  entfangen  por 
S  gMm  böge  gut  und  guai,  de  toogen  W/t  gülden  — 
23  mark^,  ferner  tk  entfeng  vor  dat  hvftsmyde  ,  .  dat  wach 
13  lot  1  quenliriy  get^en  dat  lot  vor  1  mk,  is  13  mk  1  ferd. 
Item  noch  eni fangen  vor  brcik  mher  und  vor  golt  und  vor 
flamü  und  lubü  gelt  in  tdU,  dat  ik  ok  win  kern  Johan 
entfenk,  ie  24  nUc  i  ferd»  Im  gansen  keine  sehr  grosse 
Nacblassenschafi;. 

So  ist  die  Monstranz  des  Hans  Ryssenberch  das  einzige 
Kieinod,  das  in  der  Zeit  von  1465—1488  an  die  Kirche 
gekommen  ist.  Sie  ist  der  Stolz  des  GotteshanseB  von 
St.  Nikolaus,  war  und  blieb  die  grosse  Monstranz. 

II.  üeber  das  weitere  Silb erger ath  der  Kirche 
liegen  so  eingebende  Nacbricbten,  wie  über  die  grosse 

Monstranz,  nicht  vor.  Immerhin  bietet  das  Kirchenbuch 
von  Hanü  Rothgers  noch  eine  Fülle  Angaben  über  den 
weiteren  Silberschrouck.  Zum  Theil  war  er  bereits  vorhanden, 
als  Rotbgers  1488  Kirchenvorsteher  wurde  zum  Theil 
aber  bat  gerade  dieser  Vorsteher  das  Geschmeide  sehr 

1)  Wahnehelnlidi  die  'vergoldete  Borte  am  Ajitipendluni  dee 
Hoeheltan,  sieke  B.  244. 

t)  Siehe  &  381. 

Hans  Röthgen,  der  seit  1498  aneh  Bathehenr  iet  und  als 
solcher  noch  1524  nachweisbar  sein  soll,  bleibt  wahncheinlicb 
bis  zn  seinem  Tode  Kircheavorsteher.  Seine  Kotata  im  Eirchenboch 
umfassen  die  Jahre  1488^1520.  Sein  Kmnpan  ist  sonachst  Marqnard 
van  der  Molen,  der  bereite  1476  io  dieser  Stellung  neben  Bvert  Srait 
auftritt,  weilei  au  der  Seite  von  Hane  Rotert  und  Hans 
Boeiseman  steht,  seit  1482  Ratheherr  ist  und  1493  vom  Kiiclieüamt 
zurücktritt,  f  1497.  An  seiner  Stelle  wird  Kumpau  Lambert  Ottinck, 
der  1499  Hathsherr  wird  und  1506  stirbt.  Dessen  Nachfolger  aiä 
Kumpan  ist  bis  1Ö16  Heiöe  i'attiuer,  dii  l,i02  Bürger  «j^eworden  war, 
1500  Ratsherr,  1520  Bürgermeister  ist  Ihm  folgt  1516  Heinr»  Bao«cL 
Öiehe  S.  218»  221. 


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241 


fesentlich  vermehrt.  Wir  kdoaeii  verfolgen,  wie  dieser 
KkoheMohatz  aUmählich  wächst,  schiieeslich  einen  sehr 
ansehnlichen  Umfang  gewinnt,  nnd  endlich  ganz  Terachwindet, 

Ei  liegt  uns  hier  ein  nicht  unwichtiges  Kapitel  altliviüudisciier 
Kttltur*  und  Kirchengeschichte  vor. 

Zo  Verzeichnissen,  die  Hans  Rothgers  auf  den  ersten 
Blättern  seines  Kirchenbuches  iiber  das  Vermögen  der 
Kirche  liefert,  gehört  auch  ein  SchatzTerzeichniss,  eine 
Uebersicht  des  Vorraths  an    kostbaaren  Gewissen  nnd 

Gewändern,  auf  den  die  Nikolaikirche  stolz  sein  durfte. 
Dem  fugte  Rothgers  später  Zusätze  über  neue  Erwerbungen 
Mazn^).  Denn  eifrig  war  er  bedacht,  den  Silberschatz  der 
Kirche  zn  mehren.  Der  ganze  reiche  Bestand  war  der 
Obhut  des  Custos  oder  Küsters^)  anvertraut. 

Hans  Rothgers  schreibt: 

Anno  [I4jö<">  da  i/:  hy  de  kerken  quam,  do  W(U  by 
der  korken,  und  dat  ik  ok  to  geiuget^)  kebbe,  »o  hir  na  ge- 
wttwn  stüt» 

Int  enfe  7  vorguläet  kelke  mit  7  vorguUUt  paUne.  Hir 
wmbyilk  kapeUan  eifnen  k4lk,  unde  hy  vormunderB  3  kelk 
in  dem  sehappi^  und  by  dem  koster  etjnen  graten  kelk,  den 


1)  Bin  Sohmaek,  der  USl  gearbeitet  wird,  iet  noch  ui  der  enlen 
Mitdersohrift  des  IttTentars  angeführt,  ein  Keloh,  der  1495  geschenkt 

irird,  bereits  in  deo  Nachträgen.   Demnach  Ist  dieses  Inventar- Ver» 

SCichni.'id  des  Silberacliutzeä  zwischen  1191  — 149Ö  gescliriebeii. 

fj  K-j  ,r..h  zwoi  Küster,  sie  durften  verheirathet  aeiu.  lui  Jahre 
1473  wird  der  Kiiater  Thomaa  erwähnt,  1488  und  dann  weiter  bis  zum 
Jahre  1497  war  Hanß  Bumum  ttt^er  aide  koster  ttmU  trat  von  der 
ioiterye.  Anno  97  up  paschen  an  name  wy  unten  kotter  Jürgen*  Daneben 
«ird  149S  der  olde  kotier  Jürgen  Höring  genannt. 

sogekanft,  für  Geld  aogeBohaflt. 


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242 

men  plecht  to  brukende  des  festda^ee  mit  eynem  koijjdt'uU^) 
mü  parlen  buiicket^). 

Noch  i$  by  um  varmundm  cyn  torguldet  kelk  mit 
tyntr  pattene,  den  ifc  Mans  Rotger»  mahm  Utk  unde  totehi 
30  loet  9uiicer9,  unde  dar  oteit  up  ounte  Nieolam», 

Aldus  «  nu  by  der  kerken  8  vorguld^it  kelke^). 

Spätere  Zusätze,  alle  von  Hans  Rotgers  Hand: 

")  noch  by  dem  koster  1  kelk,  den  men  bruket  deewridaffee, 

^)  Durcbgestriohen:  Anno  [VjßOO  und  idee  donredagee 
w>r  oculi  [März  11  j  sande  mi  Jhderk  van  Katwieh  1  vor- 
guldet  kelk. 

Weitere  Zusätze:  Anno  [14]d5  S  dage  vor  wienachten 
gaf  Magdcdene  Wfftnansce  egnen  vorgulaet  kelk,  darunder 
eteken  eynen  $taf^  unde  de  upeerift  holt^  to  des  hdlgen  lichatne 

misf^e^)^  dat  is  tinrecht  ^crereji,  tinde  dar  woeren  trelke  los- 
geters*)  hy,  men  dusse  kelk  aaf  se  to  der  kerken  to  de?n  ftogen 
altar  to  blivende,  men  BartoU  oart^)  leih  dat  unrecht  %chriven, 
dat  vorgeve  em  Got, 


^)  corporalo  bc.  voluni  —  Tucü  zum  \  trliuUeii  des  Lcibeß  Gliristi. 
Zam  Jahre  1493:  E^/ne  ladt,  dar  de  korptral  inne  ligge  is, 
*)  =  Spruchstab  mit  Aufschrift. 

3)  Wie  Dr.  Anton  Bachholtz  gelbst  lüezu  bemerkt,  höchst  wahr- 
acheiülich  der  noch  heute  erhalteue  Kelch,  den  er  in  seiuem  Werk:  Gold- 
Scbmiedearbeiten  in  Livlaod  (1892)  Nr.  49  abbildet  und  beschreibt,  der 
am  Fuss  die  Umeohrift  bat:  Desse  kelk  hart  to  des  hUghen  lichame  missm 
to  eunie  JNiehme»,  und  data  auf  einem  Spraoblmiide:  Jntjar  «m  hereß 
140Q  jar  ved  35,  de  wert  deese  mUie  b«gunL  De»  Jslir  benebt  iäA 
offenbar  nidit  auf  den  Kelch,  fondern  «nf  den  Be|{inn  der  Mease  des 
UL  Leiobnanifl.  Oer  Keleh  befiind  sieb  epiter  im  Besiii  der  Hl.  Geiatp 
Kirebe  in  Beval  and  war  in  neuerer  Zeit  in  Gefahr,  eiDgesobmolaen 
m  werden.  Nenmann,  GesoL  Befall,  Lief.  2.  Die  Sobenlcgebeiia 
Magdalene  Wymaneee  f  1504. 

*)  Unbekanntes  Wort  Walther-Hambnrg  vermatbet  etwa  =  bd. 
laakanne  =  Ausgneskanne,  Füllkauue,  s.  Grimm  WB.  6,  211.  1198. 

5)  Wird  1481  Tafelbrnder  (frenndl.  Mitth.  von  R.  v.  Nottbeck), 
ist  nach  dem  Kirchenbuch  1493  einer  der  Vorsteher  der  hi.  Leichname* 
Messe  iu  der  Nikolaikirche. 


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243 


Noch  iieici'  wi  dem  koster  tolevert  3  varguidet  br^Men^), 
Nock  dem  koste r  talevert,  dat  he  alle  in  siner  vorvmringe 
hefi,  2  vorffuidet  bre^en,  de  ik  fnaken  Utk,  w€g€n  4^lt  nUc 
itd»  mm  1  laei,  de  mark  (od,  Bteii  17  mark  Bir  to  ^mck 
(d  targMen  wer  2  nobbel*),  stan  dmse  2  bruBn  93  mk  rtg. 

Noch  dem  hoster  tolevert  eyn  peisebref^)  vorguldet,  dar 
tunie Nicohius  up  steit,  wecht  2  loef,  leih  ik  ok  inaken  van  nige°). 

Noch  dem  koster  tolevert  eyn  sulvem  toyrockvath  unde 
2  tulmtM  app^Uen*),  noch  eyn  mimngen  wyroekwUh, 

Noch  em  tolevert  7  euhmren  echcde  mit  7  euheme  rar, 
dar  men  dat  volk  ut  plecht  to  berichtende,  eumtiden eint 
dum  schale  htjdem  kosier,  mmtiden  in  derttormunder  schappe. 

Noch^  dem  koster  tolevert  btj  der  smede  aitar"^  in 
dm  schappe  eijne  vorguLdet  monstrancien  unde  2  sulverne 
kruse,  dat  et/ne  vorguldet,  dat  ander  unvorguldet. 

Anno  [14'\98  tolevert  dem  koster  3  vorgiUdei  knope^), 
Ktgen  ummetrtni  J  mark  lod.,  atan  in  all  mit  dem  vorgulden 
by  70  mark  rig. 

Am  Bande:  Item  anno  [lSO}3  auemen  2  kelke  io  uneer 
Um»  vrowen  bilde%  wente  duee  ketke  de  teo^ren  tobroken, 

°)  Zusatz  von  Rotgers  Hand:  dyt  vorkee^^  de  kapeUan 
her  Laurentius  Firlant, 


1)  Eleiderfibeln,  oft  von  grosser  Praciit,  schlössen  das  Priester- 
gtwiad  auf  d«r  Brost,  s.  imtoD. 

^  Bosenobe],  Goldnfiiue,    8. 228.  OleN  beiden  Breeeo  wurden 

Udl  hergestellt,  s.  nnteD. 

pesebret  ~  Eusstäfelcben,  oscnlft  ptois»  pttcificalia.  Zan 

•Jahre  1491:  Eyn  peüebret  .^teftt  3  mark. 

*)  Mosskännchen.  paarweise,  das  eine  für  WeiOi  das  audere  für 
WiiMr  txm  Ausspülen  des  Kelchs. 

^)  =  pflegt  mil  dem  Seomneiit  ni  TeneheD,  soweilen.  Buug- 
töhnn  för  daa  Abendmehl  gebrftncldieli,  s.  Otte,  Handbuch  219. 

<0  Der  folgende  Sata  ist  in  der  Handschrift  mit  einer  Schlangen- 

liaie  leicht  durchstrichen. 

"*}  Die  Nikolaikirche  hatte  ansser  dem  Hanptaltar  noch  suhlreiche 
Nebenaltäre,  daranter  aach  einen  8chmiedealtar.  Hausen»  Kirchen  27. 
NtiuDuui,  Oeseh.  Berals,  Lief.  2. 

I)  HäaUg  an  Korkappen,  Gewändern  etc.,  s.  oben  8.  216  bei  der 

^tharinenldrohe. 

*)  Das  silberne  Marienbfld,  das  1503  gemacht  wnrde,  s.  nnteo. 
*•)  =  Terlor. 


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244 


Item  noch  hejji  de  Ao^fer  in  siner  irer  de  voiyuldet 
iiste^)  von  dem  kogen  altar  und  dar  tho  de  grote  ■monstran- 
ciin%  dar  he  ock  de  »httel  to  heft,  noch  eynen  $nor  mit 
twn  9ulveren  haken,  dar  men  de  momlraneien  med  pUchi 
to  dragen. 

Nock  hefft  de  koster  in  siner  wer  de  vorguldet  liste  ^) 
mit  epegellen  von  Bunte  Ntcolaus  altar 

Das  sind  die  ÄDgaben  des  alten  Kircbenbaohes  aber 
die  Kirchenkleiiiodieii  der  St.  Kikolaikirohe.  Sind  auch, 
wie  wir  sehen  werden,  die  Nachträge  über  den  Zuwachs, 
der  nach  dem  Jahre  1488  au  die  Kirche  «gelangt  ist,  über 
das,  was  Hans  Eotbgers  während  der  langen  Zeit,  da  er 


Zusätze  von  Rotgers  Hand :  Anno  [l'}öOO  und  1  des 
donredages  vor  reminisctre  [März  4]  do  ^nnd  mi  AJarkus 
Betauch  eynen  vorguldet  kelk  mit  egner  jjuttenen,  tcecht 
2  lod,  2  het,  und  1  korperall  und  eyn  oli  mimtebcek. 
Dyt  tueh*)  kort  in  eunte  Matkeue  kapeilen  to  dem  middeU 
eten  altar,  [Nachtrag:  quam  to  dem  euhem  hüde^y]. 

Zwei  Seiten  später:  Anno  [14]d<S  uv  Michael  toUvert 
dem  koeter  2  euloeren  appuUen  porgulaet,  wegen  22  loet, 
Düsse  appullen  sollen  deynen  to  dem  kogen  altar  to  apoetel 
fut  [JnU  15]. 


1)  WahiaeheiiiUeli  eine  yevfoldeto  Borto  am  AnttpeadinnL  Bin 
VerMiohniss  von  1565  lUirt  an:  ein ferpr^  ofie  U$te  mgt  suheren  unde 
vorgtUde»  puek^,  ßo  men  des  kUHgm  dages  for  dai  aitar  hangH, 
Von  dnaem  Brett  aagt  1604  der  KirthenTonteher  Dante:  Ein  sekom 
vorgiddet  aUarbredt  mit  targuldei^  puekel»,  so  ich  wider  aufs  neue  hake 
stt^ßren  lasse»,  —  Yonatstafela,  Anttpendia  bekleideten  aaeh  uralter 
Sitte  die  Wäade,  besondere  die  Vorderseite  der  AHSre»  waren  ans 
ed!en  Metallen,  Stein,  Hole  gefertigt;  am  tianfigsten  wurden  Teppiche 
iiiezu  gebraucht.  Otte,  I,  134.  Zum  Jahre  1469  schreibt  Elothgers: 
betait  vor  eynen  blaiv  sentz,  dat  antijjendium  med  tu  vodtrUt  vor  dem 
hogen  altar,  hir  vor  ijeven  1  mk. 

^)  HaDs  Ry^^BeubtTchB  MoDStraoz. 

•)  =  Zeug,  üürath. 

*)  Wohl  das  gilberiie  Bild  St.  Mariae»  da«  löOä  gemacht  wurde. 


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245 


Torsteber  war  (1488 — 1522),  togetuget,  angeacbafft  hat,  nicht 
Toltondig,  80  dürfen  wir  doch  annehmen,  dass  er  alle 
grteseteB  Stücke  des  KirchenaebatzeB  aa%e2äblt  hat»  die 
«r  im  Jahre  1488  beim  Antritt  seines  Amtes  als  Kirchen- 

Toreteher  Türiaad.  Das  werthvollste  Stück  war  doch  die 
grosse  Monstranz'^,  die  Arbeit  Hand  Rysaenberchs  vom 
Jahre  1474.  Eine  zweite,  auch  yergoldete,  die  sam  Schmiede- 
altar  gehörte^  war  kleiner. 

In  dem  Schatz^erzeichniss  von  1488  folgt  der  Anfzählung 
der  Kirchen ^efUsse  ein  noch  viel  ausführlicheres  Verzeichniss 
der  Kirchengewänder,  der  Faramente,  vestes  sacrae.  Wir 
entnehmen  ihm  nur  einige,  besonders  bemerkenswerthe 
Angaben. 

Item  noch  dem  koster  tolevert  Harn  Burman  de  beste 

kappe  mit  et/nem  vorgulden  knope  und  ftyne  kaael^)  mit 
ihcen  rochen,  all  mit  vorguldct  listen,  Düsse  4  stucke  stunden 
lA  Vlandem  60  M  grote,  ilk  M  was  do  vt&rt  6  rinsche 
$uidin.  Düsse  4  stucke  kth-tk  in  Vlandern  maken  tor  ere 
Godes  und  4k  gaf  sunte  Nicolaus  dar  an  van  zeligen  Didrik 
IJoci'd  wegen  200  mk,  und  de  undcie  200  uik  worden  mi 
ktült. 

Weiter  folgen  Nachrichten  nber  7  Kappen,  14  Kasel, 
mehrere  ans  Damast  oder  goldgestickt,  auch  eyne  gele 
kasel  mU  wapen  up  dem  rugge,  Ministranten-  und  andere 
Kucke,  u.  ä. 

Besonders  ausführlich  ist  dann  das  Venseichnlss  des 
reichen  Schmuckes  der  heiligen  Jungfrau  und  des  Christ- 
kindes.   Dieser  Scbmuek  an  Kronen,  Gewändern  n.  ä.  war 

nicht  dem  Kfister,  sondern  einer  Frau  anvertraut,  unsfr 
leven  vrawen  maget  Birgitten,    Sie  erhielt  für  die  Fliege 

1)  Casola,  das  MeMgewand,  «in  ringsum  geschlossener,  ßlockeo- 

r.rtniirc'i  Ut  berhaDg,  der  am  antern  Saum,  sowie  um  den  Kopfaus- 
dchniit  und  auf  der  Vorder-  und  Rückseite  mit  reiclicm  Goldbesatz 
^•«^crt  war,  seit  dem  15.  Jmhrh.  solehen  oft  auch  Auf  dem  Ruckea  in 
Form  eines  Kreuzes  hatte. 

mtttoil.    4.  Itvl.  OMebi«hi«.  XTIL  t.  H 


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24Ö 


dieses  Zierrates  jährlich  eine  Zahlung:  Item  umer  letzen 
vrowen  maget  moi  men  geven  alle  mute  Michael  dar  mr ^ 
dat  80  umer  Iwen  wnmtm  häde  af  und  an  kUdet  und  dat 
kUge  CTuce  kUdet  und  dar  vor,  dat  h  dat  fiidk')  vorwaretf 
hiroor  gift  men  er  aüe  jar  6  ferding.  Dieser  Schmnck  war 
zum  Theil  in  einer  Kiste  in  der  Oarvekam^i ,  der  Kleider- 
oder  Geräthkammer,  aufbewahrt. 
Das  Kirchenbuch  berichtet: 

Anno  [\^8S  do  toletferden  wi  unur  Uoen  erawen  maget 
Birgitten,  dat  io  unser  leven  vrowen  aüar  kort  und  to  des 

kügen  crnces  alfar. 

Int  erste  dat  wi  umer  leven  vrowen  maget  toleveren  Bir* 
gitten  in  der  kieten  in  der  garvekamer  eyne  euheren  kröne 
und  vorguldet  mit  steynen  beeath  under  mit  egnem  koppem 
bände,  noch  dem  Jhems  et/ne  kröne  mit  sulvern  knope  und 
mit  vorgulden  spangen  besafh. 

JSoch  dem  Kinde  Jheeue  to  dem  altar  eyne  kröne  van 
euher,  noch  3  kindee  kröne  imt  knopen  umd  miiit  epangen 
heeaih.  De  hoeren  in  eunte  Barbaren  kapdien  und  ok  in 
eunte  Jürgen  kapellen. 

Noch  to  unser  Uven  vrowen  altar  2  grote  huvenemide^) 
voryi'ldet, 

Nock  eyn  bendehen  vorguldet  mit  6  euivem  knope* 

Noch  an  dem  beeten  rocke  17  grote  vorguidet  knope  und 
ander  vorguidet  emide,  dat  dusser  rock  weeht  mit  emide  und 
rocke  in  all  ummefrent  9  mk  lode. 

Item  an  dem  andern  rocke  29  vorguidet  knope  und 
12  vorguidet  schale  und  vele  ander  vorguidet  emide. 

Item  eyn  vorguidet  eeptrum,  dat  ume  leoe  vrowe  in  der 
hant  heß. 

Item  noch  eyne  rode  borde  heslagen  mit  dem  ringe  und 

')  =  ZiHig',  Gerälh.  —  Birgittp,  die  Magd  u.  1.  Fr.,  machte  1492 
eiuf   Wallfahrt  nach  Rom.     In  ihre  Stolle  nickt  später  Karstiue, 
darauf  die  L'>s(rrsc/,<.  die  dauu  auch  6  Ferd.  urhaiten. 
Huubeugeschmeide,  Kopfgeschmeide. 


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247 


wrbiade  mit  iS  spange  und  mit  aUen  boeksiaoen,  [de]  in 
dm  Äv€  Maria  sint,  van  wloer  wnd  fforpuldet. 

Nock  ei/7i  sulvercn  Antoniiiskruse^)^  dar  steit  up  unse 
her  an  dem  a'uce,  und  up  der  anderen  eiden  unser  leven 
wowen  bilde  mit  dem  kinde. 

Noch  eyne  eulvem  keden. 

Noch  eyn  roet  gülden  etwike  mit  iS  euhem  knope  vor- 

r/ult  und  17  Spange  van  sulver  ok  vorguldet  mit  Juirmelen 
gebremet.    Dyt  kort  in  sunte  Barbaren  kapellen. 

Noch  eyn  brun  und  half  swart  eiden  stucke  mit  epangen 
und  dar  to  7  knope  van  eidver  ok  vorguldet»  Dyt  ie  des 
kindes  rock  vor  dem  kore. 

Noch  eunen  rock  van  eijnem  qeleii  siden  ducke  mit 
mlver  kleijne  knojie  vorguldet  umnie  den  hals,  Dyt  heft  de 
bedeler  in  sunte  Barbaren  kappellen,  wen  he  hiddeL 

Noch  is  in  dem  schappe  an  unser  Uoen  vrowen  eyn 
roet  guldet  stucke  van  damasee,  und  eyn  bunt  siden  stucke, 
und  eyn  par  sulveren  di^imien. 

Noch  by  der  maget  J  gülden  rocke.  Noch  der  mag  et 
gcdan  dat  beste  krallen  patemoster  mit  dem  smide,  dat  dar 
an  sittet,  und  is  langk  SVt  eilen  und  Utecht  3t  loetk.  Nock 
der  maget  gedan  eyn  krallen  viftich  ^,  is  langk  iO  eilen  und 
IVi  quartcr.  Noch  ein  barns(ci/n  patcrnoBter,  is  langk 
Ii  eilen  myn  1  quarter.  Noch  eyn  agaten  patemoster  is 
langk  H  eilen  myn  1  quarter»  Noch  2  par  bresen  vorgtUdet 
mit  steynen  besath,  weckt  1V%  mk  lode  2  loet. 

Es  werden  noch  einige  unbedeutendere  Schmucksachen 
aiifirezählt,  dann  folgen  in  der  Handschrift  drei  leere  Seiten; 
das  Torliegende  reiche  Yerzeichniss  der  Kleinodien  ist 
wahrscheinlich  noch  nicht  vollständig. 

In  der  Tbat  eine  stolze  Fülle  Schmuck  nannte  hier 
St.  Nikolaus  sein  eigen. 

^)  AntoDiQBkreiUE,  T  förmig. 
KoTEUea-Patomoeter,  Boeenkranz  ans  50  Korallen,  nach  denen 
daB  Ave  Maria  gebetet  wurde. 


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248 


Die  bedeatenden  EiimabmeD  der  Kirche  hatten  die 
Mittel  geboteiii  ihn  zu  erwerben,  sie  gestatteten  anch^  ihn 
zu  mehren.  Denn  im  Laufe  der  Jahre  fiteigerten  eich  noch 

die  Einkünfte:  waren  sie  um  147(J  tiurchschnittlich  jährlich 
300  Mark,  so  liefen  in  der  Zeit  von  1494— etwa 
1928  Mark  ein,  also  j&brlich  fast  400  Mark. 

Wenn  nOthig,  griff  man  auch  wieder  zn  ausserordent- 
lichen Mitteln:  1489  wurde,  um  die  grosse  Orgel  umzubauen, 
eine  HauscoUecte  veranstaltet,  die  in  beiden  kiicbßpielen 
Nikolaus  und  Olaus  170  Mark  einbrachte;  dazu  verkaufte 
man  ein  Hans  um  630  Mark.  Der  Orgelbau,  den  Meister 
Hermann  Stnye  aus  Wismar  för  800  Mark  Lohn  ausführte, 
kostete  1575  Mark.  Daneben  erforderten  Erhaltung  und 
Erweiterung  des  Gotteshauses  grosse  Summen:  1488 — 1492 
wurde  zum  Beginn  der  Verwaltung  des  tüclitigen  Vorstehers 
Rotbgers  die  Neue  Kapelle  mit  zwei  Altttren  gebaut^),  die  der 
Bisehof  Simon  d.  Borch  einweihte,  wofür  ihm  45  Mark 
gezahlt  und  eine  Mahlzeit  ausgerichtet  wurde,  die  8  Mark 
kostete.  Einen  Theil  dieser  Unkosten  trug  der  Rath,  einen 
anderen  die  Knochenhauer,  eine  in  vielen  norddeutschen 
Städten  sehr  reiche  Genossenschaft:  zu  der  Vicarie  an 
St.  Michaels-Altar  in  der  neuen  Kapelle  gaben  1491  die 
Knochenhauer  Hans  Sluter  und  seine  Freunde  1  Kelch, 


^)  BeacUteusworth  ist  die  Nacliriclit  über  eine  Ausgabe,  die 
Duchträglich  1493  f'ir  die  Neue  Kapelle  noch  gemacht  wurde:  vier 
Rosen  für  daa  (Jewuibu,  die  in  Dürpat  geschnitzt  und  darauf  ver- 
<,'üi(}et  und  bemalt  wurden:  Jtcvi  vor  4  rosen  to  smdende  in  de  nrge 
kapelle  in  dai  wolj'te,  geven  ilk  stucke  6  ferd.  is  6  mk.  Item  dus^e 
Tosen  worden  to  Darbte  sneden,  wente  do  woeren  dar  snitkers,  de  dat 
orgdwark  bereide»,  geven  wtr  dat  tcagensdioti  darkm  to  vorende  und 
de  roitn  her  to  holende,  in  atl  1  mk  7  $ehilL  2  pfenn.  IHr  to  gegan 
an  golde  400  golde  und  5  blade,  Mr  van  itan  300  Wt  kmdeti  9  ferd,, 
und  100  3  ink,  $vmma  djft  goU  10  mk  myn  2  «efttü.  Item  vor  etdver 
9  $ehiU,  Jtem  vor  biaw  12  aekiU.  Item  vor  eynober  IS  tML  Item 
vor  arbeitdeslon  vor  dusse  rosen  to  makende  4  mk.  Stmma  $t€m  dueee 
4  rosen  in  all  22  mk  5  schill.  2  pfenn,  [Wageoflclioet  =  «osgeBaehteB 
Eichenholz  su  feineren  Arbeiten.] 


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249 


2  silberne  Appullen,  1  agnus  Dei,  1  silbernen  Becher  zur 
OeloDg').  So  war  dieser  Altar  Tom  Beginn  an  gnt  ans- 
gestattet. 

Prägen  wir  nach  dem  Zuwachs  an  Geschmeide  nach 
dem  Jahre  1488,  so  sei  zunächst  dessen  gedacht,  was  als 
Geschenk  an  die  Kirche  kam.  Im  Jahre  148S  heisst  es, 
dass  nach  dem  Tode  einer  Fran  er  mster  vor  unser  Upen 
vmtm  hengk  ein  bameteyn  paternoHer  mit  3  wrguldet 
knope  und  etjnen  rnlvern  hoch^)^  dyt  losede  die  Schwester 
wieder  ein  gegen  4  Mark.  Und  ein  ähnliches  Geschenk 
an  die  Kirche  empfing  gleich  darauf  Rothgers,  eyn  krallen 
9iftieh^)  .  •  hirinne  karsed&nnee*),  kdrinne  3  eulnem  eieyne 
und  2  kruee,  ik  eckatte  dat  up  «9 Vi  mk,  dyt  lede  ik  in  der 
kerhen  schap.  Auch  sonst  erfolgen  wiederholt  Geschenke 
durch  Frauen:  mehrfach  erwähnt  wird  die  Krouwelsce,  einer 
Familie  Krewel  angehörig,  die  besonders  im  14.  Jahr- 
hnndert  in  Reval  hoohangesehen  war,  der  eine  Reihe  Raths- 
giieder  entstammte^).  Im  Jahre  1488  schenkt  die  JSTrou- 
viUce  ein  huvensmede^)  van  9  stuk,    wecht   ^Jt  mk  lod. 


>)  Knochenhauer-Schra  von  1509.  Freaudl.  Mitth.  von  H.  v.  Toll 
ans  RasswnrmB  Notizen  im  Eath  Ritt6rso]i*>Archiv.  —  1489  stellen 
die  Vormünder  Mühlen  and  Rothgers  eine  von  Rothgers  im  Kirchen- 
buch copirte  Urknnde  aiis,  d  ss^  sie  overej;n  gekomen  »in  umme  eyne 
mnrklike  sniuma  qeides  mit  Biulen  iiiul  dem  Amt  der  Kuocheu- 

liauer,  ilu  sen  am  Altur  der  h.--.  .Scvi-riii.  Johniimv-^.  Katharina  in  der 
Kapellen  des  h.  ajiOBt.  und  evatig.  Mutliei  hele<}tn  undcr  dem  klock' 
tornen  .  .  to  geven  de  leemrarc  dnt  hc  to  devi  gedachten  allar  mögen 
uemen  und  holden  aUo  vele  presiere,  aUe  ena  dat  gdev^t  und  bequeme 
i§  na  erem  willen. 

>)  B.  S.  229. 

^  B.  S.  247. 
Cbalcedop. 
BuDge,  BatbBltaie  89. 

^)  HavbengeBclimBide.  Dieses  ist  oft  Gegenstand  grossen  Luxas, 
•gehurt  zur  Ausstattung  einer  Fran :  Brieflade  I,  1267,  1268,  1241  wird 
es  im  Jahre  1545  ncHit  n  ^Titi^ift,  Kleidung,  Kösto  eenannt,  ausser  der 
Mitgabe  werden  400  und  300  Mark  für  FTaulx  ii'^^eschmeido  angesetzt. 
Bruder  geben  ein  solches  der  verheiratheteu  ächwester,  ebenda  930> 


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250 


Vs  quentin,  dtjt  huvensmtde  sande  tci  to  Darbte^  dar  van 
komen  ü  9  mk  rig.'^  im  Jahre  1492  schenkt  dieseibo 
1  goldene  kram  ü  3  mk  rig,^)*  Im  folgenden  Jabra  1493 
entfenk  ik  Mn  der  vratoen  in  d$r  hokerbodem  genant  de 
Vinkacet  dat  se  der  kerken  yaf  is  5  mk,  noch  van  er  enU 
fangen  1  öulvcni  schale^  weckt  21  loet  min  1  quentin,  dtis^e 
schale  is  in  der  her  Leu  schaj>j>e  hij  unü  vormundera.  Silberne 
Schalen  werdea  noch  häufig  erwähnt:  1490  van  Andres 
Becker  eyne  euhem  schale  van  lö  loet  min  1  qmniin^  ist 
hy  mij  und  qtmm  to  dem  sulvem  bilde  to  hulpe^).  Weiter 
1492  zelipe  Andres  Brotbeckrr  leth  eijnen  stcijn  leygen  in 
de  nige  kapeUen,  lie  gaf  der  kerken  1  sulvern  schale  van 
lö  lode,  de  ik  vorkofte  Hane  Starke  .  .  .  hir  vor  entfangen 
ie  14  mk^.  Beim  Bao  der  Kirche  war  durch  viele  Jahre 
Andres  Kam  thfttig,  er  arbeitete  am  Giebel,  an  den 
Thürmen  etc.  Anno  [\A^91  kort  na  paschen  [Apr.  3]  Harj 
zelige  Andres  Kam  und  gaf  der  kerken  eyne  sulvernc  ecJuilen, 
weckt  20  loetf  daeee  echaU  quam  to  den  twen  vorguldet 
hreeen^),  Hir  vor  leih  he  leggen  egnen  lickstegn  in  de  kapeüe. 
Zehn  Jahre  später,  1601)  etarf  zelige  Margarete  Kamece^), 
se  gaf  der  kerken  1  sulveren  schule.  Hir  vor  lete  tri  se  to 
der  erden  bestedigen,  de  schale  weckt  loet.    Und  dmse 

selige  vrowe  kostede  in  all  to  der  erden  bestedigen  mit  aller 
nnkost  ^Vt  mk  4  Schill. 


')  li'Jii  wort  de  KrouwcUce  h^ffravm,  sie  hinterliess  der  Kirche 
üiueü  garden  mit  der  schunen,  der  1ü03  tur  GO  Mark  an  deu  Kleiu- 
ßchmied  Diderk  Deterssen  verkanft  wird. 

2)  Dabui  betfdt  dem  nndut.schcji  predcker  1  Hnfic.  grtlden,  dar  vor 
schaffede  he  der  kerken  die  iSchale.  Sie  kam  ofTenbar  1^03  zum  Marien- 
bild«. 

5)  Für  eiueu  iiuuen  Leicheuslciu  in  der  Kirche  war  die  regel- 
mässige Gebühr  10  Mark,  s.  S.  218. 

*}  8.  8.  252. 

^)  Seine   U  ittwc,  sie  gab  1494  zum  Bau  10  Mark,  l  iO.')  wii-der 

11  Mark,  hir  vor  solle  tri  se  hegraven  laten  ander  eren  itck»teyn  und 
sollen  den  dodengrever  LetuUn. 


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251 


Zu  den  OeBolieiiken  ans  dieser  Zeit  geboren  auch  die 

bereits  oben  (S,  242)  angeführten  zwei  Kelche:  1495  brachte 
Magdalene  Wvmansce  einen  Tergoldeten  Kelch  dar,  den 
sie  far  den  Hochaltar  bestinunte,  der  aber  an  die  hl.  Leich- 
nams-Mesae  kam,  nnd  1601  schenkte  Diderk  Tan  Eatwich 
einen  vergoldeten  Eeleh.  Ans  dem  Vermächtniss  des  Jons 
Bruwer  war  14b9  etpi  hoch  rornuldef,  irerht  3  (juenfin^), 
an  die  Kirche  gekommen,  und  1490  hat  Lambert  Ottingk 
dem  Kikolanaaltar  gigeom  «ynrn  w>rguid€n  kelk  van  ttoen 

Ans  den  Angaben  über  diese  Darbringungen  erkennt 
man,  dass.  was  an  solchen  Geschenken  der  Kirche  zntheil 
wurde,  vielfach  ihr  zur  freien  Verfügung  gestellt  ward, 
aie  diese  Gkgenstttnde  wohl  eine  Zeit  lang  im  kerkenschap 
aufbewahrte,  oft  aber  anch  gegen  QM  veräasserte.  Ja  die 
Kirche  kaufte  wohl  auch  Silber  und  verkaufte  es  wieder  vor- 
theilhaft,  trieb  Silber handel:  Anno  [14]85  do  kofie  ik  mit 
der  kerkert  pelde^),  dat  ik  nu  tor  tit  by  my  hehhe  2^1%  mk 
kd,  2  h€t  sulven,  hdr  an  wart  gewunnen  7  ferd,  ö  wküL 
—  Ln  Jahre  1504  do  eni/enk  Hans  Wederlingk  der  kerken 
kort  loflt  ßn  ffold,  ilk  loet  vor  12^k  mk,  is  81  mk 
I  ferd.  Ilir  zip  entfangen  is  in  <iJI  Sß  mk.  Auch  Geschmeide 
verkaufte  die  Kirche:  so  wird  1488  das  Haubengeschmeide, 
daa  die  Kronwelsche  schenkte,  in  Dorpat  far  9  Mark  yer- 
kaoft^);  weiter  1499  entfangen  van  der  Bosmansce  vor 
3  voryuldet  knope,  is  9  ferd,  5  schiU.  Entfatigen  van  her 
Lambert  [Otting]  vor  huvenmnide  is  II  mk  ij  schill.  — 
1502  entfangen  van  her  Lambert  Ottinge  van  der  Meren-^ 
tehedeeehe  huoenemide  wegen  ü  2iy%  tnk  rig.  1506  do  koften 


^)  Auseurdem  (jnf  zelige  Jons:  Bnnrer  der  kerkeu  2  könne  V"r- 
tnenget  gut,  wet/en  lo^ii  wkMf,  noch  eynen  gropen  wecht  7^1%  mk^,  noch 
eynen  kettel  wecht  4  uik^. 

2)  8.  onten. 

^  Handschrift:  der  kefken  kerken  dat  ik, 
^  B,  S.  250. 


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2S8 


van      3  Schweden  ,  ^  .  der  kerken  pater  noeUr  vor  60  mk 

rig.  1510  entfangen  van  Lut^art  myn^  hnufrawe  vor 
O  kogelknope,  wpQfn  11  loet,  m  h'i  mU  rig. 

Besonders  häutig  aber  wurde  das  alte  Silber  dazu  verwand 
aenen  Schmuck  herzusteUen  0.  Freilich  in  der  ersten  Zeit 
seiner  Amtsth&tigkeii  konnte  Botbgers,  der,  wie  eein  spttlerer 
Eifer  zeij^,  gern  Kleinodien  für  den  Kirchenschatz  beschaffte, 
nur  selten   gr^isseren  neuen   Si-hmuck  anfertigen  lassen. 
Aber  einiges  ist  doch  bereits  jetzt  gearbeitet  worden.  8a 
zwei  grosse  Bresen,  jene  oft  sehr  prächtigen  Kldderfibeln 
f&r  das  Priestergewand.    Anch  die  Torliegenden  waren 
oÖenbar  sehr  werthvolle,  vergoldete  Exemplare,  lieber  ihre 
Herstellung  berichtet  Rothgers:  Anno  {I4.pl  up  des  son- 
dagee  vor  jnnxetena  [Mai  15]  do  toleverde  t/c  dem  koeter 
2  vorguldet  breeen,  wegen  4Vt  fnk  lod,  min  /  loeL  liem 
ik  entfenk  1  eulverne  schale  van  zeUge  Andres  Kam,  de  he 
der  Kapellen  gaf,  tcecht  20  loet       Dns9e  nehmte  dede  ik  dem 
goUnmcde  vor  dat  he  to  achter  wa^^)  on  .suliu  r  und  gaf  em  to 
makelon  S  mk.    Item  ik  hadde  hir  to,  dat  ik  uüi  dem  schappe 
entfenk,  15  loet,  und  2  gülden  böge  wegen  2^h  gülden  1  ort 
hirmed  to  vorgulden.    Item  ik  dede  hir  noch  to  ^/t  nohhet 
und  9  lo*^  J  (juentin  van  myneni  sulver,    Aldm  stj  ik  up 
dnsxe  breseu  in  all  to  achter^)  numma  13^lt  vik  Iß  schili.  rig. 
Unmittelbar  darauf  folgt:  Jtem  up  de  suhen  tif  dem  koster 
tolevert  eyn  peysehret  vorguldet,  steit  3  mk  min  6  sekilL 
Es  sind  dies  offenbar  die  zwei  Bresen  nnd  das  Peisebret, 
die  bereits  oben*)  im  Schatzverzeichniss  angeführt  sind: 
2  vorguldet  bresen,   <lr  i!.:  maken  htky  wegen  4Vt  mk  lod^ 
min  1  loet,  de  mark  lod,  steit  17  mk,  Bir  to  ginek  to  vor* 

1)  Zwei  solohu  Jkispiüle  sind  oben,  8.  i?.  243,  244,  im  Inventar 
augeführt:  K*'lch  und  l'atfine.  die  1501  jreschenkt  waren,  uüd  zwei 
zcrbroclieue  Kelche,  die  1003  au  die  Kirch«"  kanieu,  siod  verarbeitet 
wordeo,  wahrscheinlich  alle  för  das  Marienbild. 

S)  B.  S.  250. 

^  im  Rfickstande  war  =  sa  fordern  hatte. 
<)  a.  S.  243. 


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253 


f^ulJt'n  orer  2  nohhpl.  ntan  dusse  2  hrfiften  93  mk^).  Noch  dem 
huter  tolt'Vi'rt  vyn  peisebret  vorquldef,  dar  sunte  Nicolaus 
1^  »teit,  wecht  2  loet,  leth  ik  ok  maken  van  nige. 

Ausser  den  beides  kostbaren  Bresen  wttren  an  anderem 
grdsseren  Silberscbnmck  aus  diesen  Jabren  nur  noch  drei, 
w^ter  unten  m  erwKhnende,  grosse  vergoldete  Knöpfe 
anzüfnhreTi.  die  1498  gearV)eitet  wurden  und  mit  den  zuge- 
hörigen Seidenquasten  über  70  Mark  kosteten.  Im  übrigen 
finden  sich  noch  folgende  Ausgaben   fnr  Sübergeräth: 

1489:  Item  vor  dat  ndoem  wyrokvath^  to  varlengende, 
hk  vor  geven  vor  etUver  und  makeUm  in  aü  24  eefalL  rig, 

1494:  Item  geven  vor  12  knope  to  vorgulden,  der  kerken 
(folty  ilk  sfuk  3  ferd.f  is  9  mk.  Item  betalt  mester  Johon 
vor  Vs  lanuhi't  gohl^),  dat  he  dcde  to  den  k nopain  ia  6  ferd. 

1495:  Item  utgecm  Dartolt  Kannegetersce  vor  3  vor- 
^Idet  knope  in  to  losende  is  5  ferd. 

Etwas  mebr  Silberschmuck  brachte  der  Kirche  das  Jahr 
1496.  Der  alte  Kfister  Jürgen  Möringk^)  war  ihr  hrj  50  mk, 
sclnddig.  Die  Torsteher  lösten  Silberscbmnck  ein,  den  er 

unter  Werth  versetzt  hatte,  und  erwarben  offenbar  diese 
Stücke  für  die  Kirche: 

Anno  98  do  losede  ik  in  van  her  Reimer  van  sunte 
OlaWB  egnen  sulveren  stop,  wecht  19^1%  loet,  hört  to  unseni 
oiden  kosfer  Jürgen,  Ik  betalde  hir  up  is  16  mk^)  und 
dede  dat  umme,   Be  is  der  kerken  schuldig  by  50  mk  rig. 

')  iJa  die  boiden  Breaeo  4  Mark  16t.  7  Lot  wiegeu,  die  Mark 
Hl  s=  17  Mark  rig.  ist,  so  war  das  Sflbermaterial  =  Hark  IS  SeUll. 
DttQ  kommen  8  Mark  Maehorlohn  nod  das  Gold  mm  Vefgoldeo. 

>)  Handsehrift:  wyrratb.  Ein  silbernes  Weyranokfass  anoh  im 
VeiMiehnisB  oben  8. 348. 

s)  BUittergoId  sam  Vergolden,  a.  S.  248^). 

4)  Durch  welelie  Jahre  dieser  im  Dienst  war,  ist  nicht  sicher. 
1497:  Uansz  Btirmnn  un$er  ülde  kostet  .  .  tr«U  van  der  kosterie* 
Ao  «eine  Stelle  Anno  97  up  paschen  anname  wy  vnnen  koster  Jürgen. 
Oot geve  tor  zeligen  tit.  Ikga/em  to  podespennigk  [=  Handgeld]  /  n'nse. 
j|f/.,s.  8.241.  Es  ffab  offenbar  2  Küster.  Der  ältere  Jürgen  war  verheinithet. 

■')  1491  ist  1  Mark  löt.  =  17  Mark  rig..  danach  wäre  Metall- 
wertb  IQi/i'  Loth  =  20  Mark  26  Öchiil.;  1500  ist  1  Mark  löt.  ~ 
16  Mark  rig.,  1506:  18  Mark. 


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254 


Anno  98  hetali  der  vteartfe  in  iunU  Nüolam  kerken 

vor  eynen  nulvern  stop  und  eyne  mlveren  schalen,  irecht 
fo  liope  2  mk  fod.  6  loet.  Hir  vor  gaff  ik  ene  is  31^)  mk, 
Dyt  smide  hört  to  unser  oiäen  koster  Jürgen^),  wat  nu  better 
18,  den  diyt  gelt  toseeht,  kumpi  der  kerken  tho. 

Weiter  kommen  in  diesem  Jahre  1498  an  die  Kirche: 

Jtem  tolevert  dem  koster  2  Hulveme  appnlen^),  /regen 
L'2  loet.  Diese  Appuleu  waien  für  den  Hochaltar  bestimmt 
and  sollten  am  Apostel-Fest  [Juli  2ö]  gehraucht  werden^ 
sagt  Rothgers  ohen  in  den  Naohtrftgen  ma  Inventar  S.  244.— 
Item  tolevert  Jacob  Luban^)  up  de  3  ttorguldet  knope  i$ 
3  mk  1  ferd.  Item  der  Reine/ in gkradesscen  vor  de  ftiden 
gueste  an  de  knope to  makende  mit  der  siden  u  ö  mk 

1  ferd.  Es  sind  dies  ofifenbar  die  kostbaren  schweren 
Knöpfe,  die  Bothgers  oben  Seite  243anf&hrt:  Anno  98  tolecert 
dem  koster  3  vorguldet  knope,  wegen  ummetrent  3  mk  lad,, 
stan  in  all  mit  dem  vorgnlden  by  70  mk  rig. 

Im  Jahre  1500  schreibt  Rothgers:  dede  ik  Diderk  Roiner 
up  sin  eulvem  schale  is  2  mk.  Item  to  voren  dede  ik  em  oh 
10  mk,  men  duese  10  mk  reken  ik  nicht  in  der  entf anginge, 
sunder  alleync  2  mk. 

Bei  1  Mark  löt  =  17  Mark  rig.  wäre  der  Metallwerih  von 

2  Mark  Idt.  6  Loth  =  40  Mark  13i/»  Schill.  Wenn  1  Mark  löt  = 
16  Mark,  ist  2  Mark  löt  6  Loth  sr  38  Maik  rig. 

i)  Anno  1498  de»  sonnalb,  ante  portam  laimam  [ss  Mai  ö]  dö 
entfenk  ik  von  Jürgen  MUringk,  «täte»  koster,  vor  de  spentHehte  [—  Spead- 
licbter,  kleine  WachsUcliter]  dat  jar  over  is  25  mk.  —  Anno  98  gere- 
kent  mit  vmen  olden  kotier  Jtwgm  Möringk  und  hlef  my  do  »cftuhüg 
20  mL  —  Anno  99  de»  mandagea  na  Fahiani  und  Sehastiani  [Jan.  21] 
entfangen  van  der  kofttersche  up  der  kerken  schult,  de  er  man  «m 
schuldig,  tV,  dnt  ik  nv  entfenk  11  mk. 

S)  Messkaunon,  immer  paarweise,  s.  S.  243.  Im  Jahre  1491  tiadet 
sich:  ntgp.ven  vor  3  par  aypulen  .  .  1  mk.  Offenbar  wareu  Uieße  nicht 
aus  Silber  jjefertigt. 

Goldschmied.  War  bis  14&4,  woiil  als  Nuciitulgcr  liygöeuberch^, 
Aelterm^D  der  Kanatigilde.   LivL  UB.  9,  922.  s.  auteo. 

^)  Wafamheinlioh  Knöpfe  and  Seidenqoaetea  för  den  kapaie- 
artigen  Schild  einer  Korkappe,  a.  S.  260. 


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255 


Bndlich  kommt  noch  in  diesem  Jahre  1500  eine  Aus- 
gabe für  Silberschmuck  vor,  der  zu  einer  sehr  ächoüen 
Kirchenfahne  verwandt  wurde,  deren  HersteUong  bedeutende 
Kosten  Tenursachte: 

Item  Anno  iöOO  int  vorfar^)  unten  besten  wnen  laten  nige 
maken,  Inf  erste  vor  eUen  rot  damasz^  van  westen  laten 
holen,  steä  ö  t  iimce  gülden,  is  mk  7  Schill. 

Noch  P/t  eilen  gron  danuuch,  ilk  eilen  3mk  1  ferd.,  ü 
W/t  mk  Vt  ferd. 

Item  dat  vfitte  damaech  reken  ik  nicht,  dai  gelt  kregen 
iTi  van  eyner  olden  vrowe. 

Item  noch  hir  to  gegan  an  siden  und  borden  in  all 
t4Ht  mk  ö^lt  eehüL 

Item  to  muhende  in  aU  4  mk. 

Item  vor  2  doein^  suhem  Idoeken,  wegen  20  loet  min 
2  denniqe,  IG  loct  horden  der  kerken  to,  aldus  hefalt  dem 
goltsmede  vor  4  loet,  und  3  mk  to  mähende^  is  to  hope  1  mk. 

Summa  etan  duese  fane  in  all,  »under  de  mk  lod,,  [de]  der 
kerken  kort,  ie  dat  ik  utgeoen  hebbe  in  aU  5i  mk  min  1  eehill. 

Es  sind  also  im  15.  Jahrhundert  von  der  Nikolaikirclie 
in  dem  Menschenalter  nach  1465  vviiklich  grössere  Aus- 
gaben iui-  Silberachmuck  nur  gemacht  worden:  1474  für 
die  groese  Monstranz  des  Hans  Byssenberch,  1491  für  zwei 
kostbare  Brosen,  1498  für  drei  schwere  Kn(>pfe»  die  Jacob 
Lnban  arbeitete. 

Die  Kirche  hatte  in  dieser  Zeit  so  zahlreiche  andere 
Ausgaben,  dass  für  Silberschmuck  nicht  viel  übrig  blieb. 
Die  Bauten  an  der  Kirche'),  namentlich  an  Thurm  und  Dach, 
die  Errichtung  der  Nenen  Kapelle  und  des  Sakraments- 
häQBchens,  die  neuen  Tafeln,  besonders  die  am  Hochaltar, 
die  beiden  Orgeln,  dazu  der  Unterhalt  der  verschiedenen 
Bäuser  der  Kirche,  aus  denen  freilich  auch  bedeutende 

1)  =  Frühjahr, 

*)  Dutzend. 

3.  S.  237.    Neumauu,  Gesch.  Revals.   Lief.  2. 


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256 


EiuniiliDieii  zuÜosrieD,  all  das  kostete  grosse  J^nmmen.  Sodann 
wurden  gegen  Ende  des  Jahrhunderts  einige  grössere 
Schulden  beeahlt,  die  anf  der  Kirche  mhten'). 

Dazu  kommen  manche  unyorhergesehene  Aufgaben,  die 
plötelieh  zn  decken  der  Kircbenkasse  wohl  empfindlich 
werden  konnte,  deren  Eutstehnnj^  aber  auf  Zeit  und  Men- 
schen besonders  scharfes  Licht  fallen  lässt.  Einige  seien 
angeführt:  Anno  [14^6  vp  sunte  Nikolaus  dag^  na  der 
maltit  toort  unae  kerken^tfigüleretk^  9an  unaen  kappaüan  und 
umes  kostera  junge,  so  dat  duBse  koaiera  junge  »loch  den 
kapi>c1lan  up  aine  plaffr/i  l/oih'ch  mit  (Jer  Lrrhrn  HJottclh\ 
Anno  9ö  den  middewchen^  vor  viienachten  [Dec.  23J  wort 
vnse  kerken  wedder  rgcoUigeret,  Wi  normundera  mosten  dem 
hüehop  her  Nieolaus  Roddendorp*}  geven  vor  sin  plegent 
25  rinsce  gülden,  den  deyners  6  rirnee  gülden,  und  dem  Inschop 
hir  to  geschenket  et/n  leijdesch  lakcn  Heit  30  mk.  De  kappellan 
und  kosters  Junge  hadden  nicJU  to  betalende,  hesunder  de  kerke 
moste  de  unkost  stan»    Item  dgt  gelt  krege  toi  van  der 

1)  Uiezu  scheint  eine  beträchtliche  Menge  alteg  Silber,  das  der 
Kirche  gehörte,  verkauft  zu  sein:  Anno  98  de»  «onarendcs  na  Mdthti 
[Sept  22]  enlinnnen  von  Lnmfiert  (itfinrjk,  dnt  he  vor  Pulver  qekof't 
hadäe,  dat  \k  em  iolevere  van  der  kerken  wegen,  und  dat  he  ok  ge- 
prockeret  liadde  van  eynem  schomaker,  is  in  all  209  mk  rig.  Hir  med 
lede  wi  de  renthe  af.  Auno  98  des  »onavendcs  na  s.  Matheus  dmjit 
[Sept.  22]  tande  ik  up  dat  raihus»  den  hovetttoet  mit  der  rente,  dat 
de  raeth  up  der  kerken  hadde,  t«  fOO  mk,  nidu»  »ands  ik  me  t»  «1/ 
i03  mk.  Anno  98  des  mandage*  vor  Michaelis  [Sept.  24]  sande  ik 
Hinr,  DelUnehwen  den  hovetetoel  mit  der  rente  .  .  .  t06  mk, 

Dee.  6.  Der  *Vag  des  Kirebanheiligen  wurde  wohl  mit  einer 
Mahkeit  gefeiert. 

^)  Wenn  in  ehier  koneekririen  Kirche  eine  Qewaltthat  verübt  igt, 
die  eine  erhebliche  Vergiessnng  menschlichen  Bluts  znr  Folge  hat,  ao 
lies't  darin  eine  vloliitio  der  Kirche.  Kb  darf  in  ihr  kein  Gottesdieost 
abgehalten  werden,  bis  durch  eine  reeonciliatio  der  frühere  Zustand 
wieder  hergestellt  i^t.  Diese  kann  in  einer  kousekrirteo  Kirche  nur 
ein  Bischof  voroehoieu.    IJinschiub,  Kirchenrecht  4.  328. 

<)  War  bi.^  1492,  also  noch  in  die  Zeit  hinein,  wo  Rothgers* 
bereits  V^orsteher  wur,  Kirchherr  zu  St.  Nikolaus  gewesen,  wurde 
1492  snm  Bisehof  gewählt,  f  1509.   Brief  lade  3,  324. 


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^7 


Kniiwelice%  de  starf  da  $uh0$,  und  utm  her  bieekop  gaf 
WH/U  Nieolaue  wedder  10  rineee  gülden.  Item  ik  ei  hir  van 
to  achter,  dat  ik  hir  fn  lede,  i^^  l-'J  riusce  oulden,  maken  26  mk. 

Der  Bidchof  Nikolaus  Roddendorp  mochte  als  früherer 
Priester  der  Nikolaikirche  fitr  diese  besondere  Theilnahme 
hagen.  Das  Eirchenbnoh  berichtet,  weil  daraus  gewisse 
Ausgaben  entstanden^  noch  von  anderen  Amtshandlungen 
des  Bischofs  an  der  Kirche:  er  hielt  in  den  Jahren  löOl 
and  1505  Send  in  der  Kirche.  Die  Sendgerichte  buttcu  iu 
der  Biuthezeit  des  Mittelalters  grosse  Bedeutung  gehabt,  als 
des  unter  Vorsitz  des  Bischofs  oder  Archidiakons  geh^^ 
Gericht,  das  Sber  das  religiöse  und  sittliche  Leben  der 
Gemeinde,  Ehe,  Eid,  Kirchenbesuch  etc.  zu  befinden  hatte. 
Leider  verfiel  gegen  Ende  des  Mittelalters  daä  Sendgericht 
oder  artete  ans.  In  Reval  ist  es  wohl  in  Bezug  auf  die 
Laien  fiberhaupt  nicht  zur  vollen  Entwickelung  gekonunen, 
da  die  Stadt  bereits  im  13.  Jahrhundert  die  bischöflichen 
Rechte'-)  an  sich  gebracht  hatte.  Auch  in  den  vorliegenden 
Fallen  beschränkte  sich  der  Bischof,  so  viel  wir  sehen,  mehr 
aaf  Visitetion,  suchte  zu  erkuDden,  wie  weit  die  Geistlichen 
iteisBig  ihres  Amtes  warteten^.  Immerhin  ist  zu  beachten, 
dasB  hier,  was  das  Kirchenbuch  ans  dem  15.  Jahrhundert 

1)  8.  S  2V.).  Die  Kirclie  hatto  von  ihr  14«b,  149'2  Silbersehmock 
crbalten,  erbte  einen  (iarten  mit  einer  Scheime,  aach  ein  Krouwelschej 
Haas  wird  im  Beailz  der  Kirche  erwuhut.  Anno  95  up  iri<'nachtm 
ottiit  wurt  de  Kroiiirchce  hegravtn.  Und  verko/t  er  bedden,  hir  vor 
erttfangen  in  all  G  mk.  Item  noch  entf.  vor  eynen  s warten  hoiken 
1=^  MaotelJ  2  mk.  Item  vor  eyne  binexsen  etUf.  */i  mk,  Jtetn  noch 
Ml/,  vor  2  hovetpoeU  [Kopfprühle],  1  wrkui»  6  /erd.,  noch  aUf. 
vor  fleaen  gatn,  heden  garn,  ßa$e  ii  mk.  BinoiBO  =  bindexse 
s  Zimmerazt. 

^  dlnlsiBM*  9inba0  B«vali«DsibQ8  omoia  juia  spiiitnalia  in  sino« 
dtUboa  et  in  aliis.  LivL  UB.  488  a.  a.  1284. 

>)  Ueber  die  Eutwickolung  der  Seodgerichte  Hiuschius  5  ^  288. 
lieber  den  Seud  in  Reval  Bunge,  Gerichtswesen  25;  Estland  186. 
I^a^  Send^ericbt  in  Riga  im  ersten  .Tahrh.  der  Stadt  behandelt  Bulme- 
^cq,  Verfassannr  der  Stadt  Riga.  Seite  139.   Er  bezweifelt, 

<^  solches  Gericht  in  Riga  abgehalten  sei. 


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258 


nicht  zu  berichten  weiss,  noch  ganz  gegen  Ende  der  katho» 
liachen  Zeit  der  geistliche  Oberhirt  die  Pflichttreue  seiner 
Oeistlichen  zu  pr&fen  suchte*  Aber  in  den  tadelnden  nnd 

spöttischen  Bemerkungen,  mit  denen  der  eifri-re  und  erfahrene 
Berichterstatter,  der  Kirehenvorsteher  Rothgers,  das  Vor- 
gehen des  Bischof  begleitet,  liegt  ein  scharfes  Urtheil  über 
den  damaligen  Zustand  der  Kirche.  Der  Sendriohter  und 
seine  Begleiter  hatten  Ansprach  auf  Terpflegang,  was  nichi 
selten  zu  Streitigkeiten  führte-),  und  was  üuch  hier  Anlass 
giebt,  dieses  Ereignisseö  unter  den  Ausgaben  der  Kirche  za 
gedenken.  —  Mit  dem  Send  verbindet  hier  der  Bischof  die 
Firmnng  der  Kinder  durch  Segen  und  Salbung,  viomit  den 
C^etauften  der  heilige  Geist  rar  Stärkung  des  Glaubens 
niitgetheilt  wird^).  Die  Firmung  erfolgte  regelmässig  durch 
den  Bischof. 

Der  Bericht  des  Kirchenbuches  lautet:  Anno  löOl  des 
äonredagea  und  des  wridagen  vor  Letare  [M&rz  18,  19]  do 
mth  unse  hisehop  her  NieoloM  Rodendarp  ffi  wMer  kernten 

dat  zentz  und  rarmede  du/me  2  dage.  Und  rragcde  uns 
vormunder,  wo  ici  dat  geholden  liedden  mit  unsem  kerkkem, 
oft  ke  ok  jemant  vornmet  hedde  in  biekt,  in  dem  $aera- 
ment  und  in  der  oUii  und  ander  guakkeüye,  dalt  niiM  wert 
wa»,  dar  une  nen  bisehop  mer  tohringen  saÜ  in  sodanf 
vragent.  Wente  df  kerklicrn  don  licAicoL  wat  im'llett,  dat 
is  men  so  vele,  de  kind^ir  willen  eren  willen  hebben,  Aldue 

Aehnliclie  encif^iiJcliii  Beimiiiunijen  ans  dem  Anlaiig  iles  IG.  Jiihr- 
hundiTts  durch  den  Bischof  Kiovcl  in  Oeeel,  der  ofTenbiir  auch  wieder- 
holt S'^  nd  abhält.  Hildibrand,  Arbeiten,  1877.  85.  Im  Jahre  1520 
wollte  Juhunn  13 lanktjuffcld,  Biachof  von  Durpat  und  Rcval,  eine  grosse 
Uevisiousreise  doreh  Stadt  ond  Land  aDteroehmen«  stiess  aber  auf 
Widentaod,  besonden  in  Dorpat.  HaiiBeii,  Rirehen-lSl.  Dem  Biaohof 
Johano  traate  Niemand.  Der  Rath  yod  Reval  antwortete  dem  Bischof 
kühl,  daas  daa  Sendgericht  nicht  weiter  und  breiter  gehalten  werden 
soll,  ala  Eure  Vorfahren  thaten,  ohne  Nenea  and  Uogewdhnlichea 
Torsunehmcn.  nansen,  Regesten  152.  155. 

S)  Hinschins  5,  443>. 

S)  ibid.  4,  6ö. 


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259 


moHte  de  kerke  ene  plegm  dusse  2  dac/e.  Des  ersten  dagei 
hadde  he  alle  »ine  deiner  und  an  beden  darto  edle  unee 
necarye  in  unser  kerken.  Des  andern  dagee  hadde  unee 
hmhop  4  doemhem  und  2  deyner  und  2  jungen  und  2  echriver. 
Da  der  Besuch  in  die  Fastenzeit  fiel,  wurden  dem  Bischof 
fast  nur  Fischspeisen  vorgesetzt,  der  Kirche  aber  kostete  die 
Bewirthung  duese  2  dage  in  all  12  mi;  rig» 

Anno  [150]5  de»  donredagee  in  den  pinaeten  [Mai  15] 

unee  hieehop  her  Nieoiaue  Rodendorp  in  unser  kerken 
dat  seutz  und  varmede  de  kinder.  Und  wtj  mo^ien  em 
plegen,  aldus  kmtede  dat  unser  kerken  in  <dL  der  kerken 
6  mk7  tehUL  rig. 

Dieser  BiBchof  Nikolaus,  der  eelbsl  anB  der  Unterstadt 
aof  den  Bischofsstuhl  hinaufgestiegen,  hat  noch  in  seiner 
früheren  Pfarrkirche  InOl.  1505  Send  gehalteTi.  AIb  er  im 
Anfang  des  Jahres  1509  gestorben  war,  haben  auch  diese 
schnchtemen  Yersu^^e  zar  Beform  der  Kirche  aufgehört« 
Von  seinem  Nachfolger  Ootsobalk  Hagen  (1609—1513) 
meldet  dap  Kirchenbuch,  er  habe  1511  in  der  Nikolai- 
kirche geiirmelt,  aber  Send  sass  or  niclit  mehr.  Eine 
Mahkeit  wurde  für  ihn  auch  nicht  ausgorichtet,  doch  sandten 
ihm  die  Vorsteher  eine  Verebmng  an  Fleisch,  Brod,  Bier, 
die  5  Mark  16  Schillinge  kostete.  Hirmed  was  eine  gnade 
gan$  wol  tovreden. 

Neben  solchen  und  anderen  ausserordentlichen^),  ein- 
wuchsen der  Kirche  fortlaufend  nicht  unbedeutende  Aus- 


t)  Haosen,  Kiroben  nnd  Klöster  Bevala,  1885,  giebt  8.  38  die 
Vendebnisse,  was  bei  diesen  refchea  Mahbseiteo  1601  und  160&  ge- 
({•neo  UDd  getranken  worden  tat.  Daa  ante  mal  war  es  in  der 
Woehe  nach  L&fcare  ein  Fasteneasen,  das  ftut  mir  aus  Fiaeh  beataod, 

15(^  iat  dagegen  der  Tisch  reich  mit  Fleisch  besetzt.  Diese  Nach' 
Hebten  haben  eich  in  Donte'fl  Denkelbneb,  nicht  in  Rothgen'  Kirchen- 
buch erhalten. 

Beachtonswerth  ist  eine,  wenn  auch  niclit  sehr  grosse  Auegabe, 
die  zum  Jahre  l.")03  oder  1504  cehört:  Item  ijrvtn  lo  dny.-ein  hilgen 
nß<Ue  in  de  kUtea  vor  dut»e  arme  zek,  vor  ük  arme  zele  /  mk,  int 


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S60 


gaben  durch  die  Herstellung  von  Gewändern  für  die  Priester, 
die  Heiligenstatuen,  die  Altäre.  Worden  auch  durch  Dar- 
bringungen  von  werthvoUen  Kleiderstoffen,  nicht  selten  in 
der  Form,  dass  sie  bei  Bestottiuigeii  nber  den  Saig  gebreitet 
wurden,  die  Ausgaben  für  die  Paramente  verringert ,  so 
kostete  auch  dann  noch  die  Herötellung  sehr  bedeutende 
Summen.  Wir  können  das  für  diese  Frage  im  Kirchenbuch 
vorliegende,  umfangreiche  Material  nicht  erschöpfen,  nur 
als  ein  Beispiel  mag  eine  auafohrlicbe  Nachricht  über  die 
Kosten  einer  Korkappe  ^)  angeführt  werden,  die  1493  hat- 
gestellt  wurde. 

Item  Anno  114^92  in  dem  herwette  do  gaf  Klaw9 
Walkendorp  aunU  Nieolau»  13  eUe  brun  ffebl&met  ßwoeW), 
Hirwn  latentnaken  eyne  kor  kappe  to  eunte'^Nieolaushogenaltar. 

Item  utyeven  dusae  kappe  to  neige nde  is  ,  ,  2  mk» 
Item  vor  de  frenge  dar  under  an  geven    .    .    7  mk. 


ente  Andres  Kam  und  sine  hus/rowe,  und  Amt  van  Dumpteii  tme  seU, 
Arnt  Knokcnhoiver  sine  »de  und  Katkerine  Sedelmakereee  er  tele,  ü 
to  hope  4  mk.  Alle  diese  waren  in  den  letzten  Jahren  gestorben 
(A.  Kam  1491,  Roino  Fran  1501.  K.  Sadelinukersche,  Dümpten  1503  etc.) 
und  hatten  der  Kirche  grossere  Spenden  zufliesseii  lassen,  für  sie  wurden 
Messen  gelesen.  Ueber  den  Ablass  aua  den  ersten  Jalireu  des  16. 
.Tahrh.:  Schirren,  Archiv  8.  Leber  Ablassbriefe  im  Uevaler  Archiv 
siehe  lluuscn,  Beiträge  zur  Kunde  Liv-,  Est-,  Karl.  4,  ir>2  und 
Katalog  des  Beraler  idtadtarchiTS  124.  Katalog  zur  Ausstellung  des 
X.  arebäol.  Koogr  Biga  1896.  Nr.  914. 

^  Dia  oappa  ohoralis,  das  oberata  Prioitergewand,  sowohl  beim 
Gottesdienst  (Baachmantel)  wie  bei  Prosessionen  (Plaviale)  gebrancfat, 
wird  später  das  eigentliehe  Pmnkgewaiid,  ist  mit  reiehen  Fnasen, 
Stickereien,  Borten  ausgestattet»  and  hat  im  Bäekeo,  ao  Stelle  der 
Mbereo  Kapaze,  dreieckigen  Schild  mit  Seidenquaete  und  Metall* 
koopf.  Jeder  Priester  sollte  eine  Oappa  haben,  doch  gehörte  spater 
eine  solche  aaob  zur  Ausstattung  eines  Altars.  Für  den  floclialtar 
wurde  wie  hier  eine  besonders  schöne  hergestellt.  Vom  an  der 
iJrust  vvurde  der  Mantel  dnrch  prfichficrG  Schliessen,  Agraffen  vendert, 
die  oft  erwäimten  i>reseu.    Ütte  Handbuch  I  '.  *iTl. 

')  =  i?aninit,  sehr  häufig  zu  Paranienteu  gebraucht.  Kr  wur 
theuer:  löOl  für  nn^cr  levcn  vroioen  nigcn  rok  van  rodemßüwelle  kojte 
wi  .  .  ü  eilen,  stcU  iik  eilen  6  mk,  is  30  mk  rig. 


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261 


Jtetn  vm-  de  guiden  tute,  leti^  ik  van 

Lubek  halen,  steit  8  ffuldin  ü  17  mk   4  sehäL 
Item  noch  vor  1  loH  Hdim  unde 

vor  rode  horde  geoen  ....  /4  eML 

Item  vor  2  grone  eentz  wfidot  de 
kappen  to  voderden  «nd  ander 

btoltii  i/i  a//    ......    .  6  ferd. 

Item  den  schilt  hroder  to  atickeiuie 

vor  golt  und  arbeit  t>  .   .   .   .   3  mk 
Swema  eUiit  dueee  korkappe  mü 

üUer  tobehoringe  in  aü,  eunder 

ßuweU,  ie  Si  mk  rig.^) 

So  beträchtlich  die  Ausgaben  waren,  welche  nothwendig 
erschienen,  die  Einnahmen  der  Kirche  reichten,  sie  zu  decken. 
Denn  diese  stiegen  mit  den  Jahren  bedeutend,  vielleicht 
dank  dem  fiifer,  den  der  Vorsteher  Rothgers  entwickelte. 
Hatten  zur  Zeit,  wo  die  Monstranz  Ryssenberohs  gearbeitet 
wurde,  die  Einkünfte  der  Kirchenkasse  durchschnittlich  iiicbt 
400  Mark  jährlich  betragen^),  so  haben  sie  sich  in  der  Zeit 
der  Yerwaltong  Botligers*,  seit  1488,  wesentlich  vermehrt: 
Tom  Jnni  1489  bis  um  Mttrz  1499  nahm  die  Kirchenkasse 
5188  Mark  ein,  also  dnrchschnitüieh  im  Jahr  etwa  630  Mark. 

^)  VoD  zahlreichen  ähnlichen  Angaben  sden  noch  angeführt: 
1501:  vor  eyne  ttige  gvlden  korkappe  geven  in  all  16  mk.  —  IfiOS 
gtkoft  10  eilen  gülden  stiirke  to  nn^en  be:'^fen  inisstgeiveide,  ilk 
dien  vor  16  mk,  in  150  mk  rig.;  s.  unten.  Im  Jahre  150 1  xterf  zelige 
Hti^se  PcUtiner  nin  husfrowef  undc  vjj  ercm  licltam  aßtrde  »e  der 
korken  eyn  roet  ßuivell  ortiat  mit  gülden  blome  eyn  schone  crucf  ye- 
tiickct  Up  dem  ü nutete  unde  2  mynistranten  rocke  mit  aller  tobehoringe. 
hm  dogulvea  gaf  ae  unter  leven  vrowen  er  beste  parlen  knope,  ii 
ii  parlen  kmope,  und  er  kwentmide  umer  leoen  vrowe  vor  dem  Ivre, 
M  bg  uHHr  leven  vrovfen  mögt  m  vorwaHn^ke,  Ist  das  denelbe  Heiiae 
?tmmr,  d«r  1602  Baigor,  1606  KirchmTormond  wird  «te.,  s.  8.  240, 
odw  da  ilterer,  gleiehen  Namens  t  —  Welch  eine  Falle  Toa  Kiiehea- 
gewinden  (aber  aveh  Kleioodiea,  Baehern)  koebgettellte  Kliehendianer 
besassen,  lehrt  des  Inventar  über  den  reichen  NaeUaes  eines  in  der 
Mitte  des  14.  Jahrhunderte  in  Avignon  geatorbenen  Bigaaoben  fin- 
biieliola.  Hildebfand,  Livonica  4S. 

awMi.  ft.  d.  uvL  o«Myektt.  xriL  fl.  18 

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982 


Und  auch  in  der  folgenden  Zeit  hielten  sieh  die  Einnahmen 

auf  ziemlich  gleicher  Höhe:  für  die  Zeit  vom  März  1499  bis 
zum  September  1512  erhält  die  Kirchenkasse  t>693  Mark, 
somit  durchschnittlich  etwa  496  Mark  jährlich. 

Zn  dieser  günstigen  finanziellen  Lage  trogen  nicht  wenig 
YermächtDisse  und  Schenkungen  bei,  die  an  die  Kirche  fielen. 
Auch  früher  hatten  sie  nicht  gefehlt^),  aber  sio  werden  mit 
dem  neuen  16.  Jahrhundert  besonders  häufig,  vielleicht  weil 
in  den  Jahren  1602  fi*.  eine  dec  vielen  schweren  Seuchen 
des  Mittelalters  Beval  heimsuchte.    Von  grösseren  Ver- 

machtüiööeu  seien  angeführt: 

150B  starb  Katharina  Sadeimakersche,  die  i!k.irche  erhielt 
aus  ihrem  Nachlass  30  Mark,  dazu  ihr  Haus  in  der  Krämer- 
strasse (heute  Goldschmiedestrasse)  und  einen  Garten  bei 
S.  Barbara  (vor  der  Schmiedepforte);  kir  to  bekelt  de  kerke 
an  mlverHmIdc  by  5  mk  lode  uude  er  husgeraet;  Got  vam 
hemmele  mote  er  .  .  zele  to  hulpe  komen. 

Weiter  wurden  der  Kirche  vermacht:  1503  von  Amt 
V.  Dümpten  20  rinsce  golden  =  42Vs  Mk.  10  Schill.;  1604  von 
dem  im  Jahre  vorher  verstorbenen  Herrn  Joh.  v.  d.  Heide  ^ 
25  Mark;  1505  starb  Magdalene  Wymansce,  sie  hatte  1495 
einen  Kelch  geschenkt,  auch  eine  silberne  Schale,  20  Loth 
schwer,  der  Kirche  dargebracht;  als  sie  starb,  ga/  se  un$er 
kerken  er  inwaiUUke  hue,  die  Vormünder  verkanften  es  und 
die  Kirehe  gewann  300  Mark;  1606  kam  an  die  Kirehe 
aus  dem  Nachlass  ihres  Vorstehers  Lambert  Otting  50  Mark: 
in  demselben  Jahr  erhielt  sie  ein  anderes  Vermächtniss  von 


1)  Aus  der  Zeit  vor  Bothgers'  Kirchenbuch  sfümml  das  Testament 
des  Wilm  vame  Schede  ▼am  Jahre  1447  (L.  UB.  10,  334),  das  die  reral- 
sehen  Kirchen  bedenkt,  am  reichsten  die  des  St.  Nikolaus,  die  tom€ 

bitwe  10  Mk.  erhält,  nnrl  httnd^'rt  mk  to  hulpe  to  ener  taß'len  tpme  hoyen 
altare,  vieileicht  aiuem  älteren  Altarachrein  als  den  1477  fi.  herge- 
stellte u,     S  236. 

-)  Wahref  Leinüch  Mitglied  des  Rathä,  obgleich  iiiuigo  liath^liuie 
101  in  diesen  Jahren  keiüöa  Ratlisherm  dieses  Kameus  aeunt;  dach 
ist  die  Familie  melirlach  im  15.  und  16.  Jahrh.  im  Rath  vertreten. 


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263 


30  Mark,  1510  eins  vod  100  Mark,  löll  fklieo  ihr  zu  ÖO 
fionikegald6n  =  50  Mark;  1607  erhielt  sie  van  KarHmi, 
ktnn  Hey9te  PatÜMT  'Syner  maget,  100  Mark  aaf  Leibrente, 

desgleichen  1510  von  Katharina  der  Witwe  Hans  Pütgeters 
300  Mark.  Hiezu  kamen  in  diesen  Jahren  beträchtliche 
Summen  durch  den  Verkauf  von  Immobilien,  die  fir&her  der 
Kirche  gefiohenkt  waren:  1603  werden  der  Kronwelsche 
Oarten  ffir  60  Mark  und  der  Sadelmakersohe  Oarten  fUr 
Tu  Murk  verkauft,  1505  das  Sadelmakerache  Haus  für  350 
Mark  veräuBsert  und  der  Pralsche  Garten  für  25  Mark. 

In  einaelnen  Fällen  tritt  die  Kirche  laut  Vennäehtnias 
in  den  Beeiti  des  ganzen  Nachlaasee  Verstorbener.  In  der 
Zeit  war  Tor  allem  der  Werth  der  Habe  von  Bedentong, 
für  uns  sind  diese  Nachrichten  auch  noch  dadurch  wichtig, 
dass  sie  uns  einen  Einblick  geben  in  einen  städtischen  Haus- 
halt jener  Zeit^  Im  Februar  1604  starben  an  der  PeateUencie 
II  einer  Woche  Gertrud  Eorff  und  ihr  Mann  Mathies,  eyn 
tteynworier,  ein  offenbar  wohlhabender  Mann,  dessen  Frau 
Schmuck  liebte.  Die  Kirche  zahlte  für  ihre  Bestattung  mit 
Vigilie,  Todtengräber,  Sarg,  Bier  17  Mark  16  Schill,  be- 
finedigte  auch  eine  Forderung  des  Goldschmiedes  Bartolt 
Baaenstorp  von  14  Mark.  lUm  er  nalaet  heweehlik  ttnde 
unbetpechlik  geven  se  mntc  Nicolaus  kerken  to  kulpe,  wor  dat 
ikr  kerke  nutte  mote  zin.  Anno  4  up  mnte  Valentintt» 
dagh  [Febr.  14]  do  ent/enk  ik  van  her  Johan  Kullert  *J  «tiMr 
mwe,  dat  er  zeUge  OerdnU  .  .  «ii  varwarin^e  dan  hadde  •  • 
tt  mt  ereie  ffiftieh  mk  rig.  Noch  do  euhee  entfangen  33 
Torquldet  schale,  fdej  vor  eynem  rocke  seien  hewe,  noch  7 
togeiknope,  dyt  suiver»mide  weckt  to  hope  16  loet  1  quentin. 
Noch  to  twen  kogelknope  ü  11  etueke  teegen  15  loet.  Noch 
entfangen  3  auhem  eclwU  unde  eyn  vorgMei  gtMrdel*),  MfedU 
io  hope  ummetreni  hy  SVt  mk  lade,  dyt  eteit  to  pande  vor 
HO  mk  rig.  unde  wort  to  jpande  settet  AJL  99,  unde  hört  Scher- 

1)  Bathdififf  1488»  Bargermnater  1604. 
1)  GfirtoL 

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264 


becke  to,  se  sali  de  rente  yeven  alte  jar  2  vik,  und  dar  w 
nieht  up  tfUfangeth  lUm  noch  ü  dar  4  boUen  fielen  latoetU^) 
und  1  boUe  hgddm  hwent»  Item  an  kanne  kUyn  nnd  groi 
20  kanne,  noch  9  gropen,  noch  4  kopper  kettel,  noch  2 
mu>iiny  kettd,  noch  1  hantvath,  noch  1  deyel.  Item  noch 
2  hedde  und  »laplaken,  hebbe  ik  nicht  getelt,  ae  tooeren  vul 
tfon  dir  p$9tdUneU^)  und  9%nt  in  dtr  kerken*  Nod^  6  9uhem 
Uppel  tceyen  U  het  Item  nnem  hroder  gaf  he  eyne  suhem 
schalt',  2  pulvern  Uppel,  wegen  to  hopi'  i^iunetrent  20  loet, 
noch  sine7i  besten  hoike^).  Noch  1  huvensmide  wecht  1  mk  lod., 
itim  noch  1  kraUen  patemoUer  so  gut  aU  10  mk,  Noch 
350  ßiuin  und  1  Udtgteyn  gifun  vor  37  y%  mk^).  Nach- 
träglioh  empfing  die  Kirche  noch  Roggen,  Batter  etc*  ftr 
gegen  43  Mai-k. 

Ein  anderem  beachteuäwertkes  Vermüchtniss  aus  dieser 
Zeit  ist:  Anno  [löOj^  dis  middewekena  vor  suiUe  Nicolam 
dagh  [Dec.  2]  do  »tarf  zelige  KargHno  von  der  Heideischo^y, 
er  man  wae  e^n  tehomaker,  Ik  entfenk  van  er  er  mäae^ 
Je  int  erste  dat  se  der  kerken  guf  Sö  mk  an  schilL,  noch 
23  rinece  gülden,  noch  8  davit^ce  guUUn,  noch  4  martinvs 
gülden,  noch  i  homken  gülden,  noch  8  eulvem  Uppel^  noch  1 
tuhem  eehalen  unde  kragen  knope,  Dyt  eulver  weeht  to  hope 
2  mk  lod.  6  loet,  de  mk  lod,  18  mk,  t>  dtjt  tosamen  197  mk 
min,  2  schilL  Hir  to  noch  yropeu,  kettel,  kaunen,  kkder, 
so  gut  als  ummetrent  15  mk.  Alle  dyt  gelt  ttnde  mdrer  is 
geleckt  in  der  kerken  budel*)  und  sal  dat  hir  nickt  reken. 


')  Leinwand. 

^)  Kiu  iheii  iier  Ausgaben  der  BeerUiguug  wird  Jt;n  toitDcn  de 
kteder  lä  to  waiehende  gezahlt. 
9)  Mantel. 

^  Item  utgeven  Peter  dem  ste^n werter  vor  SSO ßiteen  to  heweitde, 
de  IM  krepen  van  Mtttkieee  Korf  ie  in  all  iP-h  mk. 

Au  «iner  FamOie  dies««  Naaeai  sitmn  im  15.  und  16. 
bondert  wiederliolt  Mitglieder  im  Bathaatnhl. 

In  den  Kirebenbentel  legt  der  Vortteher  liaa6g  Bionahmeo» 
die  er  oiclit  speeiell  bnchen  wUL  Von  Zeit  sa  Zelt  wird  dann  der 


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260 


Got  hebbe  er  leve  zeie,  Unde  is  na  der  hant  an  dsm  bffwetswedder 
utgeven*  Hir  wort  van  koft  80  last  Aalkes  und  ander  dingk  mer. 
In  allen  diesea  YenDäobülisaen  kamen  bedeutende  Men* 
gen  Geld  oder  aneh  Sclimndi:  an  die  Kirche.  Dan  wurden 
aoch  in  dieeen  Jahren  manehe  Eirehengerttthe  direet  ge- 
schenkt: in  den  Fasten  1501  sandte  Marcus  Betancb  einen 
vergoldeten  Kelch  und  eine  Patene,  eine  Woche  später 
JOiderk  van  Entwich  wieder  einen  yeigoldeten  Eelch'). 
La  Jahre  1503  kanfke  die  Eirche  wieder  einen  Edoh:  Itm 
ut^even  vor  eynen  vorgulden  kelk  weckt  Vl%  mk  tot.  1  loet 
J  denn.j  de  mk  lod,  vor  18  mk,  ts  28  mk  lO^/i  sckiii.  1504 
kommen  an  die  Eirche  $yn  kleyn  agnus  Dei  und  kragen  knopi, 
Anoh  BmefasUber  wird  geeohenkti  ao  1608  zwei  Eelehe,  dite$ 

Die  Folge  all  dessen  war,  bei  der  Kirche  sammelten 
sich  beträchtliche  Mengen  Edelmetall,  man  musste  darauf 
bedacht  sein,  für  sie  Verwendung  ro  finden:  1Ö04  do  «nl- 
/mk  Bam  WiäerUngk  dtr  kerken  hoH  ^Vt  fin  goid, 
ük  lo€t  vor  12^h  mk,  %$  8i  mk  1  fei^d.  Hir  up  entfangon 
in  all  SO  mk^).  Im  Jahre  1506  schreibt  der  Vorsteher 
Kothgers:  A2i  6  int  vorjar*J  nam  ik  van  sunU  Nicolaus 
mImt  i  mk  lod,  iVt  M  to6ro4w»  wlMr,  ük  mk  lod,  vor 
18  mk  rig.;  noch  $yne  tukom  ickale  van  dor  Wymantee 
weht  20  loet;  noch  Vs  mk  lod.  tobrokm  nUver;  nmma  9% 
ik  vor  dyt  »ulver  schuldig  in  all  105^)  mk  rig. 

Die  bedeutenden  jährlichen  Einkünfte  und  die  reichen 
Zasehügse  gaben  Mittel  sn  nenen  gräsaeren  Anagaben, 

Beotel  geleert  und  sein  Bestand  in  die  Einn:ihnhMi  vt  rn  chnet.  Kin 
Theil  dieses  v.  d.  Heydescbeu  Vermächtnisses  wird  spatar  1509  für 
neneo  Silberschmnck  verwandt,  s.  S.  276. 

1)  R.  S.  242,  244. 
2j  8.  8.  243. 

3)  «,  S.  251. 
*)  Frubjabr. 

^)  6  Mark  lod.  Lot,  die  Mark  lod.  sa  18  Mark  rig.,  wären 
108  Mark  20^/4  Schill. 


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266 


Rothj^ers  mochte  wohl  schon  früher  die  Ali>icht  gehallt  haben, 
dea  äilberscbatz  der  Kirche  durch  neue  grödsere  Frachtstücke 
za  melureii.  Wichtigere  FordernDgen,  besonders  för  den  Bau 
der  Eirehe,  Verden  solchen  Wnnsch  zar&okgedrttngt  haben. 
Als  diese  Bauten  beendet  waren,  als  1502  auch  noch  die  kleine 
Orgel  durch  den  Dominikanermönch  Peter  fertiggestellt  war, 
was  etwa  450  Mark  gekostet  hatte,  waren  zum  Unterhalt  des 
Gotteshansee  für  längere  Zeit  Snnunen  nicht  ndthig.  Jetet 
dnfrte  man  daran  denken,  dem  Bestände  an  schönem  Silber, 
der  aus  dem  15.  Jahrhundert  überkommen  war,  Kleinodien  zu- 
zufügen, die  sich  der  grossen  Mcüsti  anz  des  Hans  Ryssenberch 
Tom  Jahre  1474  würdig  zur  Seit«  stellen  durften.  In  den 
Jahren  1508—1609  ist  die  ganae  Kraft  der  KirchenkaBse  ftr 
Sflberschmnck  in  Anspruch  genommen  worden. 

Das  erste  Decennium  des  neuen  16.  Jahrhunderts  führte 
der  Nikolaikircbe  rasch  nacheinander  drei  grosse,  schone 
Silbergerttthe  xn. 

Bereits  Im  Jahre  1489  finden  sich  Angaben,  die  wahr^ 
Bcheinlich  mit  diesem  Plan  in  Znsammenhang  stehen.  Rothgers 
schreibt  zu  diesem  Jahre:  enifangen  van  Bernf  Koseftort&r 
io  dem  sulvem  bilde  to  hulpe,  ü  1  Hn»ce  gülden,  und  Anno 
\\4tßB  betaU  vor  eyn  hoU$n  bilde,  dat  toi  van  Lubek  haldttt 
Utm,  dar  men  dat  9uUfem  b%id$  over  mak^n  9aU,  %teit  12  mk 
6  Schill  rig.  Man  beschäftigte  sich  also  im  Jahre  1499 
ernstlich  mit  dem  Plan,  ein  silbernes  Heiligenbild  herstellen 
zvL  lassen.  Leider  erfahren  wir  nicht,  was  es  Torstelien 
sollte^  wahrscheinlich  die  heilige  Jangfrau.  Man  samm^te 
bereits  Beiträge,  liess  ein  kostspieliges  Modell  schnitsen, 
wandte  sich  doöwegen  nach  Lübeck,  wohl  weil  mao  daher 
ein  besonders  schönes  zu  erhalten  boöte.  Ueber  dieses 
sollte  das  Süberbild  in  Hohlarbeit  getrieben  werden.  Dann 
aber  ist  dieser  Plan  &Uen  gelassen  worden,  wir  hören  nichts 
mehr  yon  ihm,  es  taucht  ein  anderer  auf. 

Zum  Jahre  1502  heisst  es:  Item  hefolt  vor  2  gesneäen 
bilde,  dui  eyne  unser  Uven  vrowen  bilde,  dat  ander  eunU 


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367 


Ni^olmi9  hilöp^),  und  imllen  dusse  beide  bilde  na  sulrern 
maken  taten,  gevcn  io  snedende  in  all  —  4  mk.  Diese  beidea 
Modelle  smd  ofenbar  in  Beval  gescbnitst  worden,  leider 
erfaliien  wir  nicht  den  Namen  des  Meisters.  Snitker,  die 
für  die  Kirche  thfttig  sind  nnd  anoh  die  heutige  Tischler- 
arbeit liefern,  werden  oft  erwähnt-),  vielleicht  darf  man  an 
den  Snitker  Michel  denken,  der  1488  vor  3  dor  in  de  nige 
kapiüei^  uiuk  vor  de  gaddem  (a  der  garvekamer  «n  aÜ 
€  mk  erhillt  nnd  wahrscheinlich  der  olde  Mester  Michel 
Sittow  ist,  der  1518  an  der  Uhr  mitarbeitet,  namentlich  Ver- 
irolduDfiren  ausführt  und  1520  für  die  Kirche  vergoldete 
iahnen  liefert®). 

Ueber  die  beiden  Modelle^  die  ein  Marien-  nnd  ein 
Kikolansbild  darstellten,  wollte  man  nicht  das  Silber  über- 
treiben lassen,  sondern  sie  sollten  später  in  Silber  nacbge- 
Biaoht  werden,  wuüen  dusse  beide  bilde  na  sulvern  maken 
lote».  Um  die  getriebene  fiohlarbeit  ansznfhhren,  branohte 
man  starke^  feste  Bldcke;  anf  solche  besieht  sich  offenbar 
dae  Eintragung  zom  Jahre  1605:  Jtem  hetaU  TtU  Gropen- 
Qiter  vor  dat  Marryebilde  io  getende  und  vor  Stinte  Nicolaus 
bilde  tö  getende,  dar  tnen  dat  euLner  over  dreff,  in  all 
6  mk  rig,  U>  hepe.  Tile  Gropengeter  war,  wie  sein  Name 

1)  Der  S(  tmtzpatron  nnd  die  hl.  Jungfrau  erfreuten  Sich  natürlich 
in  jeder  Kirche  beeonderer  \'»  rt  hrung.  So  auch  hier.  Zum  Jahr  1489 
^ird  gemeldet,  es  soll  ein  meier,  heth  mester  Johan  Vaicsack  .  .  malen 
unser  Ucen  vrowen  tafeile  vor  dem  kore  mit  dem  iabernakel  vorguldet, 
iick  sunte  Nicolaus  ta/el  und  iabernakel  vorguldet  is.  Der  offenbar 
wohlhabende  Meister  Job.  Vawsack,  auch  Yawgesack,  Vagesack  ge- 
muA,  kauft  von  der  Kirche  eio  Hans  für  680  Mark,  f  1498,  sin  egen 
«i/  ihck  duueii  num  doet.  Fegesaek  iet  im  Beginn  dee  16.  Jelurh. 
«ine  revaler  Batbafamilie.  Bnnge,  Batlislime  94. 

>)  An  der  grauen  Orgel  arbeitet  1489  neben  dem  Meister  Härmen 
fltaf«  der  Snitker  Jobaaken,  tat  der  Ideinen  sind  1&02  neben  dem  Mönch 
Peler  drei  Snifker  besebifttgt.  Bei  den  Arbeiten  am  Thurm  1510 
macht  Sgmtm  mUker « .  9  par  holten  vinster,  s.  unten.  Maler,  Glaser, 
Schnitzer  bildeten  zusammen  eine  Zonft,  Nottbeck,  Gesell.  Bevala  81« 
Stieda  u.  Mpttig,  Sehnigen  664. 
8.  nuten. 


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868 


andeaiety  und  wie  andere  Naehricliteii  fiber  ihn  lehren*), 

ein  Grapengiesser,  der  wahrscheinlich  nur  Gussstücke  aus 
unedlem  Metall  lieferte,  über  welche  man  dat  Halver  over 
dreff,  wenn  ein  Kunstwerk  ansgefohrt  werden  sollte. 

Zn  den  grossen  Silberarbeiten,  die  entstehen  sollten, 

brauchte  man  natürlich  auch  viel  Material.  Und  in  der 
That  hören  wir  in  den  Jahren  1503  und  1504  von  grossen 
Silbennengen,  die  an  die  Kirche  kommen.  Bereits  seit 
Jahren  hatte  man,  znm  Theil  wie  es  scheint  aneh  dorch 
CoUecten  gesammelt:  Anno  [150]^  entfangen  unde  lange  to 
voren  to  hope  samelt,  dat  ü  in  eyne  karpe  worp  und  dat 
to  dem  sulvem  bilde  unser  leven  vrowen  ok  gebeden  is,  in  aÜ 
82  mk  rig,  —  Item  noch  ent fangen  van  eelige  Arnt  nan 
Dutnpien  J^O  rmeee  gülden,  maken  mk  rig,  lOedUlL 
Item  noch  entfanf^en  van  Did^k  Deterszen  is  *J.  Anno 
[lbO']3  quemen  2  kelke  to  unser  leven  vrowen  büde,  foente 
duee  kelke  de  vtoeren  tobraken^). 

An  diese  Geschenke^)  schliessen  sich  einige  grössere  Ein* 

kaufe;  1503.  Jtem  ufgeven  vor  eynen  vorgulden  kelky  weckt 
/V«  mk  lod.  i  toet  3  denn»,  de  mk  lod,  vor  18  mk,  ü  28  mk 
eehüL^J,  Noch  utgeven  vor  wyt  emede*),  vor  4  mk 
kd.  2  loel,  Wi  ftUt  lod.  to  i€  mk,  ie  mk  rig.  Noch 
billiger  war  ein  Eanf  1504:  Jtem  hetaU  vor  2  mk  lod. 

1)  Zam  Jahr  1S06:  entfmgen  van  TUe  Qropatgetet,  dai  ik  em 
vorkoft»  an  kopjMrkettel,  mUemgt  kettd,  tohrokm  gnpen  vor  i  SM 
M  ImM  i  MkM,  m  lÄtM  overhovet  vor  $  ferd.  3  »ekiU.,  i$  34  mk 
4  Schill  2  pf.   Die  GrapeDgiester  gehörten  sa  der  groeeeo  Zonft  der 

Schmiede.   Nottbeck,  Geech.  83. 

^  Lücke.  J)etefMeD  wer  Kleioschmied,  Sehloeeer. 

3)  8.  S.  243. 

*)  1490  erhielt  die  Kircho  ran  Andren  Decker  *-jjnp  h^ilvern  schalt 
van  i.7  loet  min  /  guentin  .  .  quam  to  dem  au'verrt  bilde  to  ftulpe, 
8.  8.  250.  1501  sandte  Markw  Betaudi  ejfncn  vorgn}det  krlk  nat  eyner 
pattenen,  wecht  2  mk  lod.  2  loet  .  .  .  quam  to  dam  suivem  bilde. 
Wahrscheinlich  ist  das  Marienbild  gemeinti  b.  S.  244. 

5)  8.  S.  265. 

^  Weieees,  onTergoldetes  Geschmeide. 


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260 


mm  Vs  lofsulver,  de  mk  lod.vorlßmkmin  Iferd»,  ü  31  niL  Man 
benutzte  ofienbar  eine  günstige  Gel^nheit  zn  gutem  Kauf. 
Die  Folge  aber  acheint  gewesen  zn  sein,  dass  sich  bo  grosse 
BesUnde  an  Edelmetall  ansammelten,  dass  man  wieder  Ter- 

kaufen  konnte:  1504  entfenk  Hann  Wederlingk  der  kerken 
hört  6'V«  io^^  yoldf  ilk  loet  vor  12^f%  mk,  la  81  mk  1  ferd, 
Bit  entfangen  in  all  80  mk^).  Und  im  Fr&hling  1606 
nimmt  der  Vorsteher  Rothgers  van  sunte  Nieolaue  euher  ftber 
6  Mark  lötig  tobroken  9ulver,  ilk  mk  lod.  vor  18  fnk  Hg.,  und 
bleibt  der  Kirche  vor  dyt  sulver  schuldig  in  all  105  mk  rig.*). 
Die  Kirche  verkaufte  gern  zu  so  gntem  Preise,  brauchte  sie 
doch  auch  baares  Geld  m  den  grossen  Sübergeräthen. 

Wohl  all  das  gesammelte  Silber,  besonders  das  vergoldete 
Geschmeide,  wanderte  in  den  Sohra elztiegel,  wurde  ge- 
schieden: Anno  3  utgeven  vor  16  mk  lod.  vorguldet  smide  to 
iehedende,  hir  wort  af  fin  eulver  aU  14  mk  lode,  und  by  27 
ßn  ungenche  goU^).  Vor  ük  mk  lode  geven  to  »ehedende 
1  mk,  w  H  mk.  Dyt  euhrer  quam  to  unser  Unen  vrowen 
hüde.  —  Item  noch  vor  5  mk  lod.  vorguldet  smide  to 
tchedende  geven  6  mk.  Mir  ivort  an  vorloren  15  loet  sulver, 
dee  kregen  ipi  wedder  eo  gut  aU  ^Vt  ungereee  gülden.  Ob 
diese  5  Mark  Idtig  anch  wie  die  Torhergehenden  15  Mark 
zum  Marienbilde  kamen,  ist  nicht  zu  erkennen.  Ueberhaupt 
igt  nicht  sicher  zu  scheiden,  was  von  dem  gesammelten 
Silber  zu  einem,  was  zum  andern  Bilde  bestimmt  wurde. 
Beginnen  doch  in  demselben  Jahre  ld03,  in  welchem  das 
Marienbild  fertig  ist^  bereits  die  Sammlungen  för'  das 
NikülauBbild. 

Die  Ryssenberch-Monstranz  war  Jahre  hindurch  gear- 
beitet, wir  konnten  ihre  allmähliche  Entstehung  verfolgen. 

1)  I,  8.  251,  265. 
<)  e.  a  265. 

^  WahraeheiiiKeh  27  Loth  fein  nagsTBohes  Gold.  Dum  wann, 
da  aus  16  Mk.  loi  gewonnen  worden  14  Mk.  fein  Silber  und  27  Lotb 
feio  Gold,  sDianiTTien  15  Mk.  11  Loth,  beim  Einaehmelzea  nur  5  Loth 
▼«rioren,  wts  enflaUeBd  wenig  iet 


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270 

So  auöiührliche  Nachrichten  liegen  für  die  neuen  Kunst- 
werke mcht  vor,  sie  sind  im  Ganzen  auch  rascher  gearbeitet. 

Die  erBte  dieser  neuen  grossen  Silbenurbeiten  ist  das 

Marienbild.  Der  Kirchenvorsteher  Hans  Rothgers  schreibt : 

Anno  [l&Oiß  dat  erste  in  der  vaeten  [Marz  1]  wort 
beghunt  unser  lenen  wowen  van  etdoer  io  nwkende  unde 
was  rede  up  naiwitatis  Marie  [=■  Sept.  8]  Anno  S»  Dtft 
suher  hehhe  ik  to  hope  samelf  van  Hcluimel^)  vrowe  tnicU 
demtmcgede^  de  dat  der  kerken  geven  hebben,  unde  hcbbe  hir 
nicht  boven  6  mk  lode  togekoß,  dat  hir  to  voren  rekent  steit^J, 
Dyi  suher  Mde,  dat  goU  dar  up  is  IB  ungersehe  gülden, 
*s  gekomen  van  vorgulden  smide,  dat  dar  afgesehmden  wort*)» 
Item  dyf  svlvern  bilde  weckt  mk  Lode.  Ik  hetalde  vor 
ilk  mk  lode  to  makende  3  rnk  rig,  Is  dat  ik  hir  vor  betalde 
unde  to  achter  bffn^)  in  all  ...  iü5  mk  rig. 
Item  noth  geven  dem  gesellen  to  vor* 

dfinkende  2  rinsce  gülden,  is  i  mk  10  Schill. 
Item  noch  betalt  vor  9  loet  sulver, 

quam  ok  to  dussem  bilde,  is     .      9  mk 
Item  noch  Luban  betaU  1  lieht  gülden, 

1  daivits  gülden  van  minem  gelde, 

wente    ik  hadde   em  de  geven 

van  sunie  Nicolaus  geLde  und  dar 

m<  de  wedder  to  kamen,  is  ik 

to  achter  ey   S  mk  min  ß  sekäL 

Diese  Mittheihmgen  sind  von  hohem  Interesse.  Dass 
fvr  das  Marienbild  bereits  seit  längerer  Zeit  gesammelt 
▼orden,  war  oben  gesagt.  Den  grOssten  Theil  des  wertb- 
vollen  Bohmaterials,  etwa  29  Mark  lötbig,  haben  arme 
Franen  nnd  Jnngfranen  der  Stadt  gespendet,  nm  ein,  wohl 


1)  SehtnüiAftk  ehrtmr,  beidheideii,  am. 

^  Daher  hier  nicht  m  Rechnung  gebracht  frtrd. 

3)  Seite  269,  wo  16  mk  lod.  Geachmeide  eingesohmolittn  Warden. 

^)  =  räekstiadig  bin,  noeh  sa  erhalten  habe. 


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271 


dem  angefertigten  Holzraodell  entsprechendes  Bild  der 
kiligeo  lieben  Fran  der  Kirehe  zn  stiften.  Diese  hat  dann 
nur  6  Mark  löth^  9  Lotb,  sowie  das  Gold  zor  Vergoldang 
geliefert  uüd  den  Arbeitslohn  beschaÜL^).  Das  Bild  ist 
jedenfalls  von  bedeutender  Grosse  gewesen,  da  es  35  Mark 
löthig  wiegt.  Aach  dieses  Kunstwerk  ist  in  Beval  ent- 
etinden,  es  ist  Tom  Meister  Jacob  Lnban  im  Jahre  WOB 
gearbeitet,  der  bereits  1498  der  Kirehe  die  grossen  ver- 
goldeten Knöpfe  geliefert  hatte*). 

Später  sind  noch  zwei  kleine  Ausgaben  für  das  Marien- 
bild nothig  geworden.  Noch  ans  dem  Jahre  1503:  Item 
w  unur  leven  hilde  ffiven,  dett  angwiehte  vor  di 

Ufottrwe  to  beredende,  ü  —  2  mk  min  6  Schill,    Das  Ge- 
sicht ist  also  bemalt  worden,    öodaon  im  Jahre  1504:  Jtern 
noch  vor  eyn  kliyn  ihap  to  makmde,  9olde 
mwtn  bilde  tun«  etan  hebben,  1  mk.   lUm  dem  AiMcAte  to 
htrgdde  S  eehül 

Nur  wenig  jünger  als  das  Marienbild  ist  das  Bild  dei 
Schutzpatrons  der  Kirche,  das  Nikolausbild.  Die  Modelle 
waren  ja  gleichzeitig  1502  Ckr  beide  geschnitzt,  nnd  ans  dem 
Jahre  1503,  in  welchem  das  Bild  der  hL  Jungfrau  gefertigt 
wurde,  stammt  bereits  die  Nachricht:  Item  utgeven  to  mtnte 
Nicolaus  bilde  to  makende  vor  mk  lode  klar  sulver,  ilk 
vik  lode  vor  16  mk,  ie  72  mk  rig.  Für  das  Nikolaosbüd 
wird  weiter  erworben:  Arno  [löO]^  dee  eonnemeAdn  na 

^)  Eine  Berechnnnt:^  der  Kosten  ist  nicht  gei^eben,  konnte  auch 
nicht  aofgeetellt  werden,  weil  das  Material  zumeiet  durch  »Schenkang 
raaamineoörHkommen  war.  Da  das  Mariei!bi!<i  35  MarklÖthig  =  560  Loth 
wiegt,  der  t  urs  Pär  1  Loth  1  Mark  iet,  80  war  der  erth  des  Iu)h- 
iaat«riaU  560  Mark  rig.  Die  Kirche  zahlte  weitere  112  Mark,  also 
kosteten  Silber-Material  und  Arbeit  672  Mark  lig. ;  dazu  kam  noch 
Vergoiduug  jin  Werth  von  19  ungarischen  Calden. 
*)  Oben  pag.  254.  Wie  Kjeaenberoh,  dem  er  wabreebeinUch  in 
fitNiii  Amt  folgte,  war  auch  Jacob  Lnbao  Aettwrma&ii  der  Ranati- 
gOd«  in  SeTaL  \41H  trat  er  too  diesem  Amte  snrfiok.  Er  hatte 
MM  Knta  ffmßket,  de  weh  S  tnre.  hdieh  mde  2  tot,  unde  de 
^nt  ffom  m  aU'eO  mre.  Livl  ÜB.  9,  922. 


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272 


epiphanie  dorn.  [Jan.  11]  do  koffe  ik  to  smäc  Nicolaus  hehof^), 
to  sunte  Nicolaus  bilde  2  mk  lod.  4  loet  vorg%Udet  emtde, 
ük  mk  lod.  vor  18  mk,  is  iO^U  nUc  rig.  Item  geoen  vor  16 
Heyns  dublitk^J,  eoüen  in  de  kröne  kamen,  ü  1  mk.  Im 
Jahre  1505  wurde,  wie  wir  hörten,  an  Tile  Oropengeter 
mit  einer  nachträglichen  Zahlung  für  den  Block  xura  Marien- 
bilde auch  einer  für  das  Nikolausbild  bezahlt.  Man  hat 
also  för  dieses  nicht  nur  Silber  und  Steine  bis  1505  gekauft, 
sondern  auch  das  Oeräth  herstellen  lassen,  über  welche«  die 
Arbeit  getrieben  werden  sollte.  Es  scheint  doch,  dass  man 
noch  1505  auch  das  Nikolausbild  in  Revai  ausfuhren  lassen 
wollte.  Dann  aber  hat  man  sich,  wir  sehen  nicht  warum, 
eines  anderen  besonnen,  wandte  sich  ins  Ausland.  Both- 
gers  schreibt: 

Anno  [150]^  des  middetvekens  vor  pinxstm  [Mai  27] 
do  schepeden  wy  vormunders,  als  üans  Rothgers,  Heysze 
PatHner*)  f  II  einem  hoUander,  heth  Leve  van  der  8ekeUinge, 
i  eaih  verke*)  unde  deden  dat  in  beoeel  Godert  Hagedorn. 
In  duesem  vate  an  ironins  iSOiSVt  tym«r  fronifw^),  etan 
erste  kopes  736^it  mk  1  ferd.  rig,,  hoeien  sunte  Nicolaus  to. 

Item  Beyeze  PatUner  poreerete  dai  weeiwart  an  einen 
maeeehop  %  unde  men  etiÜ  dffi  werk  narkcpen  unde  loten  hin/or 

1)  BeddrfiiisB. 

*)  Falsche  Edeliteiae,  Doppelsteüie,  swischen  dtren  H&lften  oft 
eine  farbige  Folie  liegt.  Baaer,  Bdebteiaktinde  (1896)  112.  Da  Gange: 
doiibletoe  sr  gBmniee  adolterinae  epedles. 

^  Wer  in  diesem  Jahre  1506  Sonntag  Jadiea  [Hin  29]  Vor- 
mnnd  geworden,  nach  dem  Tode  des  Lambert  Ottinck. 

<)  Ein  Fase  Pelzwerk. 

^}  XVHXV  i/s  tymer  tronine.  Eoppmano,  HaoelBehe  Gesohlehte- 
blatter  1893,  71:  tronifi  =  gegerbtes  Werk  mit  der  Haaraelte  aadi 
aDseeo,  stammt  vom  EichhörnclieD.  1  Ziuimer  =  4  Decber  (decem) 
=  10  Stüclc  cfr.  Nottbeck,  Geaoh.  fievals  l,  67.  In  deo  N.  Nord. 
Mise.  15  (1797),  S.  546  wird  1  Tymer  s  60  FeUe  aageeetit;  dock  ist 
40  Felle  =  l  Zimmer  gewöhnlich. 

^)  CompagnoD  an  der  Weeteee,  vieUeiebt  IMderk  Basdow.  Haisse 
Pattiner  war  Eanfmaoo. 


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278 


maken  1  sulvern  bilde  mtnte  Nicolaus  van  /Vi  eilen  hoch 
iamc,  aU  min  bock^)  vormeldet  int  32*^1  blat. 

Item  up  dfft  vaih  werke  et/  ik  U>  ackter,  dat  ik  der 
kerken  wrieehi  hMe  in  aU^  255  mk  4  eekiH.  rig.,  dat  ander 
hart  der  kerken  vry  to. 

Anno  [150]5  up  sunte  Mathem  dagh  [Sept.  21]  da 
fvotn  hir  eekiper  Synion  Joenezen  van  Lubek,  daruth  ent- 
fangen eunte  Ntcolaue  büde,  und  JHderk  Baedou»*)  le^h  dyt 
häde  maken  io  Andorpe*)  und  we^ 

Die  Angabe  über  das  Gewicht  '')  fehlt  leider.  Im  üebrigen 
md  die  Mittheilungen  des  Kirchenbuches  über  das  Nikolai- 
büd  in  mehrlaclLer  Beziehang  eigesthüialich«  Das  Bild 
wurde  Ton  der  Kirche  bestellt  und  bezahlt  und  sollte  in 
HdUnd  gearbeitet  werden.  Die  Höhe  konnte»  offenbar 
weil  ein  Modell  vorhanden  war,  auf  Ellen  flamsch  be- 
stimmt werden.  Daas  die  Ausführung  dem  Modell  entsprach, 
darf  angenommen  werden;  ob  aber  dieses  selbst  oder  nnr 
ebe  Zeichnung  über  Meer  gesandt  wnrde,  ist  nicht  zn 
erkennen.  Man  rechnete  auf  eine  Ausgabe  von  über  700  Mark 
rig.,  hatte  für  so  viel  Waare  eingekauft,  aber  wie  viel  das 
Kunstwerk  schliesslich  gekostet  hat,  wird  nicht  mitgetheüt. 
Bereits  im  Jahre  1503  war  f&r  das  Nikolaibild  Silber  ge* 
kauft  worden,  dann  noch  einmal  zn  Beginn  des  Jahres  1505, 
im  Gaüzeu  gegen  7  Mark  lüthig  für  ii2Vs  Mark  rig.  Von 

*)  Dieses  Buch  ist  nnh(>kaunt.  walirscheinlich  eia  Geschäftfibacb 
dea  Vonnundofl  Hans  iiolbgers,  dor  Kantnuinn  war. 

In  der  Haudscbrift  folgte,  iat  aber  sputer  getilgt:  70  mk  rig,, 
dat  ander  hört  der  kerken  to  ryrt/, 

')  8.  Note  ti  uut  vorigur  .Seite.  —  *)  Antworpeii. 

^  Im  Rentebnch  des  Vorstehers  Dudinck,  dos  1551  beginnt, 
wU  angegeben,  das  Marienbild,  das  Nikokubnil  ond  ein  rilberaea 
Knai  h^ben  geioagen  in  aiU  71  mk  hd,  unde  S^l%  loet  rein  eylver, 
«wfe  $$  i€o»  oU  iiher  gewe$en  geUek  brent  iiiver.  Item  noch  .  .  . 
M  goidet  ßo  iek  dar  von  kebbe  eeheden  loten  7  l^et  min  ^t»  guentin. 
Diese  Angaben  beliehen  sieb  wahreobeislieh  aaf  das  Material,  das  ans 
dem  Bchmelstiegel  her7orgiDg.  Wie  schwer  das  Krens  war,  wissen 
vir  sach  nicht,  s.  anten. 


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i74 


▼eiteren  Kftafen  hören  wir  aber  später  nicht  mehr.  Als 

m:iu  beschlüss,  rfich  iü  Uie  zu  wenden,  hat  man  dad 

gekaufte  Silber  wahrscheinlich  gar  nicht  hmü hergesandt. 
Sondern  es  scheint  folgender  Weg  eingeschlagen  sn  Bein: 
im  Frnhling  1606  entnimmt  der  Vorsteher  Botl^pers  der 
Eirehe  Silber  für  105  Mark  rig.O;  Ar  diese  Summe  und 
377  Mark,  die  aus  der  Kirchenkasse  aUmmea  müssen,  ^owie 
255  Mark,  die  er  der  Kirche  vorschoss,  im  Ganzen  für 
7d6V4  Mark  verden  Troinins  gekauft  smn;'}.  Aehnlich  wie 
in  den  Jahren  1479  ff*  grosse  MengMi  Wachs  tor  nyen  tafeU 
behof  .  .  .  tarn  hogen  edtare  nach  Lübeck  gesandt  wurden, 
ähnlich  schickt  man  auch  jetzt  nicht  Geld  über  Meer,  sondern 
Waare.  Der  neue  Kirchenvorsteher  Hejsse  Pattiner  war 
Orosskaufinann*),  stand  mit  einem  Kaufmann  an  der  Weetr 
see,  der  Tielleicht  Diderk  Basdow  hiess,  in  OenoBsenschaft. 
An  diesen  wurde  tsmc  in'osse  Menge  Pelzwerk,  das  im  Westen 
immer  gesucht  war,  zum  Verkauf  gesandt,  aus  dem  Erlös 
sollte  das  Nikolausbüd  bezahlt  werden.  Da  wir  von  weiteren 

^)  Anno  C)  int  vorjar  nam  ik  van  annte  Nico  laus  sulver  4  mk  h'i 
4V2  loet  tobrnken  sulver,  .  .  .  noch  ei/ne  ^rtlrpm  schale  .  .  .  weckt 
20  loet,  noch  ^It  mk  loci,  tobrokcn  sulver,  »umma  H  ik  vor  dyt  atUver 
schuldig  in  all  105  mk  rig.    s.  S.  265. 

*)  Eine  Schwierigkeit  bereitet  die  Angabe  über  die  Anzahl:  1  vat 
.  .  .  in  dusBem  vate  sint  an  ironins  1501  fAit  ttmer  tronum  [XV^XV*/«]. 
Ist  ein  Zimmer  =  40  Stück,  so  wären  das  600620  Stück.  Daae  ein. 
Fam  80  viele  gefoast  habe,  Mheiat  b^denklieh.  Dasn  kommt  eine 
Angabe  Aber  den  Pidi  der  Troinins:  1469  werden  behn  ümban  der 
grossen  Orgel  gokaaft  7  If .  tr<mi»,  iUt  iifmmer  vor  Sink  i ferd^  nach 
^  tr,  icho»  tronii  vor  9  f  Ording,  Hag  der  Preis  1506  aaeb  sebr  niedrig 
gewesen  sein,  so  eraehelat  es  nicht  glanblieh»  dass  ibOlfi  ^/s  Zimmer 
für  7363/4  Mark  gekauft  wurden,  also  1  Zimmer  für  1  SehilL  2  Pf. 
In  den  Bericht  scheint  sich  ein  Fehler  eingeschlidien  sn  haben. 

^)  Anob  der  erste  Kirchenvorsteher  Röthgen  ivar  Kaufmann. 
1614  kaufte  er  in  Nowgorod  für  die  Kirche  20  arsyn  roden  taft,  is 
10  mk.  Dussen  roden  taj't  »nl  inen  hohhn  vor  de  altar,  voorwer  dcU 
men  dat  volk  berichtet  [~  mit  dein  Sacriiment  versieht],  Rothgers 
ist  auch  als  Sendbote  des  liatbs  zu  VeräuinmluDgeti  uach  Eussland 
gertiist.  Nottbeck,  Reval  37.  Ueber  Pattiners  iiaufgeachäfte  s.  Bei- 
träge 1,  373.   Hansen,  Regesten  19. 


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275 


Rechnungen  nichts  hören,  muss  diese  Specalation  in  Pelz- 
werk 3icii  bewährt,  die  übersandte  Menge  genügt  haben. 
Nach  zwei  Jahren  war  die  Arbeit  fnrtig  and  wurde  über 
Lübeck  mit  dem  Schiffer  Symon  JoeiiBaen  nach  Reral 
gesuidt.  Sie  war  in  Antorp  oder  Antwerpen  gearbeitet 
worden,  der  Name  des  Meisters  ist  leider  nicht  genannt. 

Ein  drittes  schönes  grosses  Silbei^erätb  wird  im 
Jahre  1509  gefertigt|  die  neue  Monstranz  des  Andrea 
So  teile  ach.  Hierüber  berichtet  der  Kirchenvorateher  Hana 
Bothgers  folgendes:  Anno  9  de»  dinxdage»  vor  pinxsUn 
[Mai  22]  quemen  hir  van  Lubek  8  schepe,  dar  med  waa 
Eam  Detmera  darby,  Ik  entfenk  eyne  nye  monstranck,  de 
Andres  Soteßeech  to  Lubek  nudcede,  mcht  lubsce  vnehte 
i8  mk  hd»  6  loet  Vt  quenün,  tforguldet,  unde  weckt  hir  21 

hd.  lUm  ik  sande  to  Lubek  an  vorguldet  smide,  dat 
uuffcr  kerken  kor  de,  14  mk  lod.  li^k  lot  to  Lubek  wegU 
Noch  Sünde  ik  to  Lubek  by  Havs  Bitter  12  klein  rinece  gülden, 
noch  4  daviteee  gülden.  Noch  bi  Eneri  nttiim  eone  10  gude 
meee  gtdden,  noch  hi  Hane  Seherer  8  loet  echeyden  golt,  Dyt 
ndver  scheidedc  And?'eM  Soteßcsch  und  worp  dusne  vorscreven 
kUin  gülden  hir  mangk,  so  dat  hir  van  wort  15  loet ßne  gold. 

Item  Andres  Sotefieeeh  reken  to  echedeloen  fmn  der  mk 
hde  to  eeheiden  12  ecMll.,  ia  10  mk  P/t  echüL  lub*,  n» 
weeht  de  monetraneie  18  mk  hd.  5  loet  V%  quenttn. 

Item  hir  is  up  vorguldet  9  loet  fin  golt  to  Lubek  wegt. 

Item  to  makeloen  van  der  mk  lode  to  makende  3  golt 
gülden,  ie  65  gelt  gülden, 

Sir  to  €  gleee,  iXk  etueke  4  echäL,  noch  «yn  venedyes  glaez, 
tteit  Ph  gülden. 

Summa  blive  ik  up  dusse  monstrdncie  to  achter,  dat  ik 
Andrea  Sotefieeeh  by  dueeem  ecliepe  betalen  wü,  ie  — - 
goU  gülden. 

Noeih  vor  dat  voder*}  moet  ik  Jacob  Willrene  betiUen 


1)  Fütter,  Futteral. 


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276 


4  ffoU  pMen,  und  dem  s^rwegen^)  eynm  komken  pvlden* 

h  mm?na  daf  ik  hir  up  to  achter  blive  m  all  Mö^t  mk  rig.^). 

Item  dusse  monstrancie  steit  in  all  mü  suher,  goU,  make- 
lo€n  in  cM  —  640  mk  rig. 

Di«8e  MoiwtraDZy  die  im  Mai  1609  in  Be^al  eintraf,  ist 
spätestens  im  Jahre  1606,  Tielleidit  schon  Mher,  beeteilt 
worden,  rückt  also  zeitlich  sehr  nahe  an  das  Nikolausbiid 
heran,  lieber  die  Vorbereitungen  zur  neuen  Monstranz 
haben  wir  wenig  Nachrichten;  wir  hören  nnr,  dass  von  dem 
YermächtnisSy  das  im  December  1506  nach  dem  Tode  der 
Schuhmacberswittwe  Karstine  van  der  Heydesche  an  die 
Kirche  fiel  und  das  212  Mark  rig.  betrug'),  der  grossere 
Theil,  nämlich  130  Mark,  für  die  neue  Monstranz  verwandt 
wurde.  Im  Uebrigen  ist  fiir  diese,  wie  der  Bericht  lehrt| 
lange  Zeit  gesammelt  worden.  Sowohl  vergoldetes  Silber* 
geechmeide  wird  uach  Lübeck  gesandt,  wie  namentlich 
wiederholt  Münzgold.  Das  Kunstwerk  acheint  sehi*  starke 
Vergoldung  erhalten  sn  haben,  ifis  war  wahrscheinlich  daa 
kleinste  von  den  grosseren  Prachtstäcken  der  Nikolatkirohe, 
aber  das  Terliftltnissmässig  thenerste:  Ryssenberchs  Mon- 
stranz wog  37 V2  Mark  löthig,  kostete  ca.  732  Mark  rig.; 
der  Freis  für  die  Mark  löthig  war  also  ca.  4^  Mark  rig. 

')  Schreiber. 

£8  folgt  ein  Zusatz  in  zwei  Zeileu,  die  aber  stark  darch- 
strleheii  sind,  als  getilgt  geltea  ioU«a:  Hk  up  ent/angen  1  «e.  vaß, 
äot  der  kerhm  Horde*  Dyi  na  Lubek  sant  unde  hur  vom  werden  i*  an 
rigue,  gdde  iOB  wk  rig.  Dyt  gekortei,  to  bUee  ik  kir  te  achter  ie 
37ih  mk  rig. 

Das  VemiSehtDin  betrag  (s.  S.  264)  an  Gold  ond  Silber 
197  Hark  2  SohilU,  dazu  kamen  Hansger&the  fär  Ib  Mark,  alao  im 
Gusen  212  Mark  rig.  Anfänglich  aoUta  allea  das  in  der  kerken  budei 
kommen,  nicht  apeciell  berechnet  werden,  später  ist  ein  Theil  für  deo 
Kirchenbau,  namentlich  für  Kalk,  verbraucht  worden.  1509  schreibt 
Rothgers,  von  dieseui  Vermächtnise  bringe  ih  hir  tor  rckeni^cap  in 
myne  cntfanije  82  vih  an  Schill.,  mente  di/t  reken  ik  hir  na  in  myner 
betalimjt.  H'ts  hir  vier  vorscreven  stat,  in  vorlmu-ft  an  unse  nigr  mon' 
strantii,  und  reken  hir  nickt  van,  snndtr  alltji»'  dansc  82  mk  uji  chiU. 
entfanyai,  lu  dem  Veruittchiniss  waren  bb  Mark  lu  ächüliogeu  euvhaltea. 


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277 


Da&  Marienbild  wog  35  Mark  löthig,  kostete  ca.  672  Mark 
rig.,  der  Preis  f&r  die  Mark  lOthig  war  also  ca.  19  Mark 
r^.  Sotefleschs  Monairanz  wog  21  Mark  Itttbig,  kostete 
64D  Mark  rig.,  der  Preis  für  die  Mark  Idthig  war  also 
ca.  30  Mark  rig.  Sie  mag  buiuüders  reich  und  k uns t voll 
ausgestattet  gewesen  äeiu,  sodann  stellte  sich  der  Preis 
wohl  aaeh  dadurch  höher,  dass  sie  im  Auslände  rou  Andres 
Soteflesch^)  in  Ltbeck  gearbeitet  war,  der  dort  in  den  Jahren 
1605— 15S0  als  CKildscbmied  nachweisbar  ist. 

Es  fällt  auf|  dass  sowohl  das  Nicolausbild  wie  diese 
kleine  Monstranz  in  der  Fremde  bestellt  wurden,  jenes  in 
Holland,  diese  in  Lübeck.   Es  fehlte  doch  nicht  an  Oold- 

fechmiedcü  in  Reval,  das  Kirchenbuch  nennt  in  den  Jahren, 
in  welchen  diese  Arbeiten  entstanden:  1494  meater  Johan, 
1504  goltsmit  Bartolt  Ranenstorp,  1519  Feter  Tymmerman 
1514  ist  der  Goldschmied  Hans  Wittenborch  kurzlich  ge- 
storben. Aber  nur  das  Marienbild  ist  von  einem  einhei- 
mischen Meister  Jacob  Luban^)  gearbeitet,  die  anderen 
grossen  Bestellungen  giuir>'n  in  die  Ferne.  Vor  Allem  im 
Kirchenbuch  wird  nach  1477,  trotz  der  zahlreichen  Arbeiten, 
die  St.  Nicolaus  noch  in  Bestellung  gab,  Hans  Ryssenberch 
nicht  mehr  erwähnt,  obgleich  er  noch  1497  am  Leben  war, 
und  bein  Öuhn  das  Geschäft  des  Vaters  weiterführte  und 
guten  Namen  auch  in  der  Ferne  hatte £ine  firkUkrung 
dieser  auffallenden  Thatsache  vermdgen  wir  nicht  zu  geben, 


1)  Ueber  deu  Meister  bat  Staataarchivar  Hasae-Lübeck  die  Freund- 
lichkeit mitzQtheileD :  Andreas  Soteflesch  (auch  Sottevlesse,  Sottevelsse, 
Sottevelsch)  kommt  1505 — 1520  vor,  1509 — 1520  als  Lehrmeister  von 
Goldschmiedelehrlingen,  1505  beseten  horger  nebeo  audoru  Gold- 
Bchroieden,  im  Petrikircheiibach  auch  gelegentlich  als  Zeuge  in  einer 
Pfandlösnngssaclie. 

2)  Im  Jahre  1525  ist  das  Domiuikanerkloster  dem  Peter  Timmer- 
mann  5  oder  ü  Loth  Hübet  soholdig.   Hansen,  Kirchen  148. 

»)  8.  ö.  271. 

^  8.  ä.  172. 

MittlMiL  a,  1  UtL  OMtfUoUfc  XTO.  t.  19 

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 278  

denn  ciue  Nachricht 0.  Hans  Ryssenberch  habe  im  Jahre 
auf  einige  Zeit  io  die  Dleusto  des  Grodsfürsten  Iwan  III.  ?oix 
Moakau  übergehen  wollen^  encheint  nicht  hinreiGhend  ge- 
sichert, auch  ist  Meister  Hans  gegen  Ende  seines  Lebens,  in 
den  Jahren  1488,  1497,  wieder  in  Reval  nachweisbar.  Bald 
darauf  mag  er  gestorbon  nein,  und  da  kann  man  Bedenken 
getragen  haben,  in  den  Jahren  1503,  1506, 1509  dem  Sohne 
Hans  (II)*)  die  neuen  grossen  Besteilangen  anzttTertraaen. 

So  grosse  Silbergeräthe,  wie  die  beiden  Monstranzen 
und  da,-?  Marien-  und  das  Nikohiusbild,  aiiid  für  die  Kirche 
nicht  mehr  heri:estellt  worden.  Zwar  an  ein  weiteres  dcheint 
man  noch  gedacht  m  haben.  Bothgers  schreibt:  A»no  [ib'jtO 
in  dem  kervcdfe  $tarf  müder  dechtnüse  Clam  Kannegeter 
«ine  dochter  Grete,  er  tm*munder$  geven  to  eunte  Nieolau» 
kerken  lo  hulpe,  mnfe  An/ien  bilde  to  lnUi>e  2  mk  lod.  maken 
smide,  Jlir  vor  hadde  dusse  juncvrowe  vry  Indent  in  unser 
kerken.   Dyt  emide  reken  ik  hir  nieht^)  und  licht  by  dem 

1)  PfccE.  HCT.  MiioT.  15  (1894)  IS  4:  Brief  des  QroasmrBten 
Iwan  an  Bäigenneister  und  Bathmannon  von  Beval.  1488  Febr.  5. 

Original.  Dar  GroBsfurst  bittot,  seüian  Boten  an  den  Papst,  Manuel 
Iwanow,  über  Beral  auf  dem  Seewege  nach  Lübeck  oder  Flandern 
abreisen  zu  lassen,        nncaii»      naxi  Baun»  cjyra  MaR}'üjo,  a  csani- 

Baert,  hto  xoieih  naMi.  ixaTii  civ^iitt.  na  namn  siajonaino  TTBani 
PHCHHÖepn.  ntM'unti  cepeöpfliioii  «ai  lepi ,  a  cpji^HJityr  ci  Haniiiiii»  cjyroD 
ci.  MaHvfi.ioMi.  nun.,  ito  esiy  y  naci.  c.iyKHTH  tpii  ro.ia:  a  OToftjyn 
il>n  roja,  H  (.'siy  orb  uaci>  LxaiJi  au^'Poüoülho  on«Ti.  n  cuoio  ipm^hü.  il 
MH  K  ueiiy  iiocJiajiH  c  Hanimn.  r.iyroK>  ci.  IIhko.iok»  cbo»»  rpaMory,  mtoOu 
K  wdkWh  notmii»  Ha  eame  2üa.iuiiciuic  uaHi^  ciy^uTu  u  ci»  cuoumu  yienHRU, 
a  Mu  cro  xajoituiH  xotumi.  A  Kasi  oto^avtl  ipn  roxa,  h  mh  eiu  iio- 
sajoeaex  OTnycTBMi  vb  ero  aeiiXD  b  ch  ero  y^emna.  H  bb  6h  9bm%  Ttiti> 
oociyaiHjiH,  mßü  ecTO  toto  nacrepa  HBam  b  ero  peaaiH  otnycnjn 
X  aam  BeBa^epzasi,  vuiitA  c  BamHM»  ciyro»  Hbboio».  Fremde,  die 
in  zariaclie  Dienste  getreten  waren,  erhielten  nur  aelten  die  ErlanbaisB 
heimsolcehren. 

*)  B.  8. 172.  An«  der  Familie  werden  noeh  genannt  Hans  Wilt- 
fanek  BosBenberge  1515,  1522  Ratbaherr,  wohl  nuser  Hans  II,  s.  Bunge 
Bathslinie  127.  In  den  Jahren  1559  ß.  tritt  Symon  RtiSBenbei)g 
wiederliolt  als  angesehener  Bürger  auf.   Bienemann,  Briefe. 

9)  =  deflsen  Wertli  zätile  ich  nicht  in  die  JalureBrechnnng  liinein. 


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279 

ander  smide,  dat  unser  l.erken  tohorf.  Und  weiter  heisst 
es:  Anno  des  äonredages  vor  sunte  Antonim  dag 

[JaD.  12]  do  €ntfenk  ik  van  Hans  Bower,  dat  her  kotnen  ü 
van  zeUge  her  PeUr  Weesel^),  de  dat  unser  kerken  gaf  to 
ntnfe  Annen  bilde  to  hulpe,  de  htwetstoel  ts  HO  fnk  Hg.,  unde 
no'jh  tnifenk  ik  van  Huna  Jjuirt'r  de  rente  van  twert  jarv  her, 
u  2i  mk.  Dieses  öt.  Aoneu-Bild,  zu  dem  so  beträchtliche 
Sammea  schon  eingegaogeii  waren,  ist,  so  viel  sich  erkennen 
tessty  nicht  aiisgeföhrt  worden,  wir  hdren  nichts  weiter  von  ihm. 

Während  der  Jahre  1503 — 1509,  in  denen  jene  drei 
grossen  Prachtstücke  entatandeu,  lielen  an  Silbergeschenken 
Doch  weiter  ein:  im  Jahre  1505  noch  van  t/r«  rades  stet/n* 
vierters  Peter,  dat  he  uwter  kerken  gaf,  ü  eyne  sulvem  schalen, 
weckt  18  loet  min  1  quentin»  Femer  1508:  nach  entfangen 
van  d&r  Kt/llersche^),  dat  sc  unser  Leven  vrowen  medelinge^) 
gaf  hy  dem  olden  cruce  er  hmemtnide*),  weckt  utumetrent 
P/i  mk  lod, 

Dass  in  jenen  Jahren,  wo  so  bedeutende  Summen  für 
die  grossen  Kleinodien  nöthig  waren,  nicht  sehr  viel  für 

weiteren  Schmuck  verwandt  werden  konnte,  iöt  natürlich. 
Es  werden  nur  folgende  Ankäufe  erwähnt:  1504  item  ge- 
koft  eyn  huvensmide  to  der  kerken  beste,  weckt  17  loet  nUn 
3  dennige,  hir  vor  geven  in  all  19  mk.  Aus  dem  Jahre  1605: 
Item  hetalt  tAxurendus  Pynnow  vor  vorguldet  smide,  als 

^)  Kach  der  ins  Kiichenbiieh  vod  Rothgere  eingetragenen  Gopie 
^  Ten  ihm  und  Heisse  Pattlner  als  Kirchenvormänder  aoageetellten 
Onttongsbriefee  hatten  sie  entfauf/en  ran  dem  ernamen  Han$  Bower 
hpget^ten  du  ts  efter  hentte  HO  mk  rig.  hoveMol  und  24  mk  renthe 
von  llermm  C-orde»  wegheii,  dar  Raus  liower  enjeii.  tjuth  vor  sade, 
und  (iuxse  vorsihreven  summe  (jeldcs  gnf  de  irerdighe  liere  Peter  WeK^iel 
in  tinrm  tfshmi'ntt  iftifitr  kerken  $ancti  Nicoiaiü  Peter  Wessel  war 
aUo  Priester  gewesen. 

*)  8.  S.  263. 

^)  Mitleiden;  wohl  ein  Bild  der  schmcrzeusreicbeii  Maria. 

HaabengescliTiHMtlf,       S.  249.    Siehe  auch  die  Kleider-  uud 

HHchTPitfiordDUDg  des  Adels  im  Becesa  vom  Jahre  ]öi3  in  N.  Nord, 
^ific.  7,  312. 

19* 

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280 


10  kogelLnoi^e,  wegen  22  loet  min  1  quentin,  fo  18  mk 
de  kerke  /mddd  hir  an  12  mk,  aldus  em  betalt,  dal  Marcus 
»in  vrowe  kregh  up  dem  Berge%  ü  W/i  mk  rig.  Im 
Jahre  1607:  Item  gekoß  van  mnte  BirgiUen^  eyne  »ehone 
vorguldet  borde,  weckt  io  Hope  26  loet  ^Vt  dennige,  de  mk 
lod,  vor  19  mk,  is  dl  mA  min  5  uchill*). 

Iq  diese  Jahre  gehört  auch  eine  Aufgabe,  die  die 
Kirche  machte,  am  auch  ihrerseits  einmal  eia  Silbergescheok 
zu  spenden,  das  einzige,  das  sie  dargebracht  hat.  Es  wurde 
dem  undeutschen  Prediger  zugewandt.  Von  einem  solchen 
ist  wiederiiolt  die  Rede:  1489  wird  in  seiner  Stube  ein 
neuer  Ofen  gesetzt^),  mehrfach  wird  Zahlung  erwäknt.  die 
er  behommt'X  besonders  hohe:  Anno  [14]d&  up  Michael 
betah  her  Jokan,  dem  unduteehen  predeker  dee  htlgen  erucee 
altar  to  belebende  ü  6  mk.  Zum  Jahr  1503  oder  1504  ge- 
hört die  Angabe:  Item  her  Johan,  dem  undutacheti  predeker 
geven  1  eulvern  forke,  wecht  6  loet  1  dennig,  dai  golt  hir  up 
horde  der  kerken  to.  Item  to  makende  6  ferd.  Summa 
dueee  forke  €  mk  U  schilt.  Die  Angabe  ist  doch  sehr  zn 
beachten.  SillK  rnes  Tischgeräth  ist  in  dieser  Zeit  noch 
selten.  Silberne  Löflei  werden  freilich  bereits  mehrmals 
erwähnt:  1504  sind  im  Nachlass  des  reichen  Steinworters 
Korff  7  silberne  Löffel,  1506  erhält  die  Kirche  aus  der  Erb- 

1)  1  Mark  lot.  =  18  Mark  rig.,  folglich  2lVi  Loth  =:24»5/fi2  Mark  rig 
^)  lu  Reval  finduu  sich  im  15.  Jahrh.  Famiiieu:  of  dem  Berg^ 
van  dem  Berge.    Livl.  UB.  9.  lO.j 

•)  Kloster  St.  Birgitt ae,  nahe  bei  Reval. 

*)  1  Mark  lot.  =  19  Mark  rig.,  fülglicli  26  LoUi  =  30  Mark 
31V«  Schill. 

^)  A<f'  H9  ,  »  do  ietk  ik  maken  dem  undutteke  kappeiUm  ejfnen 
mgei^  dornßenoven,  koetede  mit  den  arbeidetluden  2  mk  14  ^ehüL 

<)  Zn  den  ragelmässifon  Ansgaben  zn  MichaeliB  gehört  in  den 
Jahren  1466—1493;  dem  kerlAem  unde  dem  unduteehen  preddter  vor 
Donkoff  Kalte  aüe  jar  to*vorkundigea  des  iondage»  van  dem  predeek- 
stole  itkem  i  ferd.  Ueber  die  Familie  Dönhoff  Kalle  siehe  Livl.  tJB. 
Bd.  9  und  10.  Register.  —  Zum  Besten  eines  estnischen  Predigt 
Stahles  bei  St.  NikolaOB  wird  noch  1Ö2I  eine  Hypothek  best^ll^ 
Aach  bei  St.  Olau  war  ein  aolcher.  Nottbeck,  Immohilienbeaito  7^* 


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281 


Schaft  der  Schuhmacherswittwe  Karstine  von  der  Heydesclio 
neben  anderem  Silber  auch  S  LöffeP).  Die  Kirche  mag 
fiie.=e  anfficwabrt  Itait^'ii,  Ijosasa  jedenfalls  in  ihrem  Schate 
nlberne  LbfSei,  die  sie  auf  Bitte  auch  auslieh,  denn  selbst 
angesehene  Familien  scheinen  in  dieser  Zeit  noch  nicht 
silberne  Löflei  liesessen  zu  haben Silberne  Gabeln  waren 
jedenfalls  noch  viel  seltener*).  Ein  werthvolles  Ehrenge- 
ichenk  scheint  hier  der  undentsche  Frediger  Johann  zu  er- 
balteni  den  anderen  Priestern  werden  solche  nicht  zuge^ 
wandt«  Waram  man  diesen  so  auszeichnete,  ist  nicht  gesagt, 
vielleicht  für  treue  Arbeit  in  jenen  Jahren  U>02  ff.,  wo  in 
der  Stadt  die  verheerende  Pestilencie  wüthete,  die  dem 
Seelsorger  der  unteren  Stände  besonders  viel  Sorge  nnd 
Gefahr  schnf. 

Während  im  Be^'nn  des  16.  Jahrhunderte  rasch  nach- 
einander dem  Schatz  der  Nikolaikirche  die  ßchöuen  grossen 
Silbergeräthe  und  doch  auch  mehrere  kleinere  zugeführt 

1)  s.  S.  264.  Das  Dominikanerkloster  in  Reval  hatte  1525  far 
doe  Laat  Roggen  vier  silberne  Löffel  zu  Pfand  gegeben,  die  dem 
Kirchherrn  von  Bkee  bei  Dorpat  gehörten.    Hansen,  Kirchen  147. 

^  Anf  einem  im  Kirchenbuch  liegenden  Zettel  fiuden  eich  die 
BemerkuDgen:  Anno  [15] /6'  de*  middewekem  na  Michael  [Okt.  1] 
gelent  Ilinr.  van  Essen  6  »ulvern  leppel,  hoeren  gunte  Nicolaus  to, 
wegen  12  ioet  qnentin.  ftern  n^>-  IG  dec  middetrekena  na  Michael 
gflent  Vuckc,  meater  Wendel  siner  vrowe,  3  lepf>e! ,  hoeren  i^unte 
Sicolaus  to.  irer/en  l^ft  Ioet  min  2  dennui^.  Alle  (ntfangoi.  Die 
Familie  von  Essen  \?\  im  14.  Jahrh.  in  lieval  iin  liath,  Bunge  Raths- 
ÜDie  94.    Silberne  Lufft'l  in  Koval  1447.    Livl.  Uli.  10,  334. 

3)  Diu  Gabel  tuucht  zuerst  gegen  Ende  des  13.  Jahrh.  an  der 
königlichen  Tafel  In  England  auf,  wird  ertt  in  der  Nenseit  allgemein 
gtbriraehfieh.  Otte,  Wörterbach  8.  A.  FfanUiUt  LaYiepiiv^e.  1899. 
Neoh  Odtzinger  BeaUezikon  ist  sie  von  der  Fisehgebel  in  der  Kflche 
«Hgegangen.  Dem  Priester  mochte  sie  bei  den  Fastenfischen  sehr 
bniQohbar  sdn.  Die  alte  Form  hat  nnr  swei  Zinken.  Grosse  swei- 
zinkige  Gabeln  som  FIsehfang,  sam  Pischstechen,  daher  mit  Wider- 
bakvn,  sind  in  unsern  Landen  sehr  alt.  Kin  trofflich  erhaltenes  Exemplar 
fand  ich  1895  bei  Allatzkiwwi  am  Peipus  in  einem  Steiureihengrabe, 
<la8  sicher  dem  ersten  Jahrtausend  n.  Ohr.  angehört.  Rigaacher 
Katalog  690.  Abb.  28.  16. 


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282 


wurden,  ist  dagegen  im  folgenden,  zweiten  Jahrzehnt  der 
Kirche  nur  Doch  wenig  Silberschmuck  zngegangen.  Gezahlt 
wird  im  Jahre  1513')  0or  dat  9ulvem  wirkmih  to  htUem^ 
dem  goltsmede  1  mk,   Anf  ein  offenbar  schönes  Schmnck- 

stück  bezieht  sich  die  Nachricht:  Anno  [15]Jf4  do  mifenk 
ik  njrte  hlhje  olliibusse,  de  zelige  Harn  Wittenborck  makede, 
weckt  4  mk  lade  6  loet  min  1  quentin»  Bir  to  dede  tJb  der 
kerken  eulver  3  mk  lade  min  2  loet  mher,  Aldu9  ü  ztUge 
Wittenborck  kir  an  to  ackter,  dat  ik  mit  Peter  ^)  gerekent 
hebbCj  is  Ph  mk  lade,  is  24  mk.  Item  makelon,  dat  golt 
kort  der  kerhrn  to,  dat  makelon  ü  16  mk.  Endlich  ist  ans 
dem  Jahre  1519  anzuföhren:  Item  hetaU  dem  poUsmed^ 
Peter  Ti^mmermann  vor  6  loet  vorgulden  loveren  an  uneer 
lei'fii  vrowen  sappel*)  is  12  mk.  Auch  verkauft  ist  1517 
noch  ein  Schmuck :  entfangen  van  Jacob  Sckutten  vor  eynen 
gülden  bock^)  ut  19  mk> 

Erhielt  die  Kirche  also  auch  nicht  mehr  viel  8ilbe^ 
geräth,  so  ist  doch  in  dieser  letzten  Zeit  des  Katholicismas 
iu  der  Verwiiltung  der  Kirche  noch  reges  Leben;  der  Kirchen- 
vorsteher Hans  Bothgerä  wartet  bis  zuletzt  treu  seines 
Amtes,  und  so  kommt  dem  Gotteshanse  noch  manch  schöner 
Schmuck  m.  So  zwei  schöne  grosse  Messinglenchter: 
Afitio  [lo]/<^  int  vorjar  sande  ik  to  Lubek  up  2  missinge 
ludtttrs  fo  makt  nde  11  kleyn  rinsce  gülden,  hir  is  van  kamen 
15  mk  10  Schill,  lub.  Im  Herbst  sind  die  Leuchter  fertig* 
Anno  [15]i^  up  Symonis  und  Jude  [Oct.  28]  quam  hir 


1)  Uoter  Notizen  aus  deoi  Ende  dea  Jahns  1513,  zu  denen  auch 
diese  gehört,  steht  hier  eine  Aniw  14  irj/t nachten,  über  eine  Zahlung 
au  her  Frtderyk  Korjf  tor  Narva.  Eö  scheint  das  doch  auf  Weih- 
DachtBjahr  hiDiawabeD. 

S)  Ein  attberoes  Wdhranchfasa,  oben  im  VerseiebnisB  S.  343» 
wird  14b9  Terl&ogvrt,  8.  8.  263. 

Wohl  «in  SobD  tod  Ems  WitteDboreh,  oder  etwa  der  gleksb 
folgende  Goldsehoiied  Peter  Tymmernaon? 

*)  =  Bl&tter  an  n.  1.  Fr.  Kraus. 

WoU  ein  goldeoer  Bing.  a.  S.  229.  Zahlreich  Uvl  VB,  10, 334. 


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( 


288 

tchtpper  Teckel  van  Luhek,  dar  inne  sande  fny  Hermen  Bonhof 
tan  Ijuhek  2  misnnge  luchter  up  ume  hogen  aUar,  wegen 
beiden  ,  htsunder  de  ysern^pymteu  Ij^ji  lisü  3  tuM  lub.,  itk  mjjf 
%Uit  11  tüitte,  und  de  2  pi/nnen  8  schiü*,  is  18  mk  5  schilL 
i  pf,  JUm  to  bergelde  den  knechten  unde  to  ungelde  ü 
i  sekiU.  min  1  witte.  Item  to  vraeht  vor  eyne  eehipkiBU, 
dar  dttsse  luchters  inne  woeren  ü  1  mk\  Sicmma  stan  dussc 
beiden  luchter>^  an  riffe^cem  gulde  is  29  mk  Va  ferd.  Um 
eben  diese  Zeit  erhielt  die  Kirche  noch  einen  anderen 
adiönen  Lencbter,  indem  1519  Hans  Bonwer^)  jenen  grosBen 
oebenarmigen  Leuchter  ans  Messing  stiftete,  der  noch  hente 
eine  Zier  der  Kirche  ist:  „den  Hauptstab  bildet  eine  von 
Ringen  umiasste  iSäule,  von  der  sich.  Zweigon  gleich,  die 
sechs  Nebenanne  ablösen,  die  unterhalb  der  Liohthalter 
wieder  durch  ein  horizontales  Band  verbunden  sind.  Den 
Mittebtab  krönt  eine  doppelseitige  Madonna  mit  dem  Kinde 
in  einer  Strablensoone,  die  den  siebeuten  Leuchter  trägt*' 

Um  diese  Zeit  wurde  auch  ein  in  der  Kirche  beflnd- 
ficher  Schmuck  neu  hergestellt  und  glänzender  ausgestaltet. 

Die  Kirche  besass  eine  kunstvolle  Uhr,  in  welcher  ein 
laufendes  Werk  mit  Figuren,  wahrscheinlich  Wandelpuppen, 
war,  die  vielleicht  beim  Stundenschlag  einen  Umzug  aus- 
Ahlten.  Im  Jahre  1518  wurde  diese  Uhr  einer  gr&ndlichen 
Bepsratur  unterzogen,  die  etjn  overlender^),  meeter  Blasius 
van  Norcnherch  in  der  Zeit  van  sunfe  Merten  [Nov.  11] 
an  beth  to  wyenachten  ausiiihrte.  Unsen  oldcn  seyer  hettern 
unde  nye  umme  maken  .  .  kir  vor  em  heialt  ü  SO  mk*)  .  ,  , 
Itm  mester  Blanue  betaU  vor  dat  lopende  toerk,  dat  to  der 

1)  0.  a  379. 

•)  Ncnmaon,  Qesch.  Bevals,  nebst  AbbiMimg. 

^)  Preusaische  Jahrb.  .^9,  58G  iat  overkuder  (Oehäoae)  ein  Lose- 
fehler,  desgleichen  Maria  für  mane. 

^)  Nocii  cm  üi  hc/tkct  1  "s.'tfii,  hir  Vor  f  dalt  mk;  itan  ik-  dtdc 
«•  kir  to  1  leddige  tttnne  und  J  kulmct  solts,  is  to  hope  in  all  VJ  fchtii.; 
iUm  dm  knechten  to  bergelde  geven  3  ferd. 


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284 


mane^)  unde  1o  mnte  Jttronimui^  unde  to  dem  dode  kumft, 
item     vorko/U  im  loelks  ysem  tange,  woiren  wert  6  mk,  hzr 
io  gaf  ik  em  reih  20  mk.   Bei  der  Arbeit  half  wesentlidh 
der  Sclmiteer,  ölde  meeter  Michd  Sitt<np*);  er  erbielt  vor  2 
hihU  fo  sniffende  unde  to  vormalende  unde  de  matte  to  tjo»^- 
gulden  geven  11  mk.    Jiem  dem  snitker  vor  2  voU  und  2 
brede  5  ferd,  3  sekiü.  Der  Vorstelier  Botbgers  berechnet 
die  Kosten:  Sumnut  Bteit  dgt  urwerk  to  makende  van  mettsr 
Blaeiui  van  Narenhereh,  »under  de  fange  eo  f^wecreven  »Ut, 
is  77  mk  1  Schill.    Nachträglich  wird  no(  Ii  [rezahlt:  Jtef?t 
dem  olde  meeter  idichel  betalt  vor  eyn  bret  to  vormalende 
under  an  dat  urwerk,  Air  vor  6  ferd.   Jtem  mater  Miekel 
SiiUno  heialt  vor  dat  bilde  to  enidende  und  to  vormalende, 
dat  de  tungen  uf  steket^  hir  vor  heialt  6  mk.    Dem  kne'ihte- 
to  drinkgelde  1  hornkengulden.    Im  Ganzen  hatte  die  JEte- 
pamtar  der  Uhr  8ö  Mark  1  Ferding  gekostet.  Damit  war 
die  Uhr  wieder  in  Tollem  Sehmnck,  verlangte  nun  aber  anch 
besondere  Obhnt  In  Mheren  Jahren  wnrde  d«m  keetor 

von  dem  aeyer  to  stellende  up  suvfe  Johannes  3  mk  gezahlt, 
von  nun  an  jedoch  Anno  19  hvede  ik  dem  koster  vor  den 
eoyer  io  eieUende  dee  jare  6  mk,  up  dat  he  dar  ßtkh  up 
eegn  eolde. 

Sehr  beträchtliche  Summen  wurden  in  diesen  Jahien 
für  Kleiderstoffe  ausgegeben,  die  Kirche  erwarb  sehr  kost- 
bare. Im  Jahre  1507  mussten  hiem  nach  Frankfurt  210  Mark 
überwiesen  werden;  1508  worden  gekauft  10  eUen  guldet 
etueke  to  unezen  besten  mieeegeweide,  ilk  eilen  vor  15  mk, 
ü  150  mk;  im  ilahre  1511  werden  drei  alven^)  angefertigt, 
die  19  Mark  kosten,  item  dyt  iuch  to  wyende  des  hischopee 
einem  hapellan  6  ferd.  Im  Jahre  1519,  schreibt  Bothgers, 


Mond.   Für  diesen  war  nöthig:  vor  eynen  kopper  knop  io  der 

tnane,  meeht  7  mXt  ü  1  mk  6  »ckiii, 

«)  B.  a  267. 

>}  AA»,  das  weiflie  Prietterb^ind. 


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285 


dü  kofte  ik  und  entfenk  dai  vort  van  Joachim  Freszen  12^) 
eilen  P/t  qu.  guldet  stucke,  ilk  eilen  vor  13  mk,  ü  ISO  mk 
Sy%  /erd,  Dtme  stucke  aall  dejfnen  to  unBitrm  paweUun'), 
God£  ior  eren»  Dieser  Schmoek  ist  auch  bald  hergestellt 
und  verziert  worden;  denn  1520  heisst  es:  Item  dem  olden 
Michel^  vor  G  vanen  vp  dai  pagdlun  (o  vo)'(/uldcH,  ü  3  mk. 
Es  war  dieses  die  letzte  Zierratb,  die  der  alte  EircheoTOr* 
Steher  Bothgers  f&r  seine  geliebte  Kikolaikirche  besorgt  hat 
Zn  einer  besonders  grossen,  kostspieligen  Arbeit  nrasste 
sich  die  Kirchenverwaltung  zuai  Beginn  des  16.  JahrliunderUs 
in  Betreff  des  Thurmes  entachliessen.  Anno  [150] J  i4  dage 
na  jnnaeten  [Mai  25]  Ifte  wy  beseyn  dat  /undemetU  van  dem 
iMme  an  dir  mrden  side.  De  tome  licht  vp  dem  drecke 
%nde  Ueht  up  eynen  vadem  na  nicht  deep  up  dem  fitndemewt, 
j^o  dat  da  netjn  raet  ü  up  to  huwende.  Diß  kosfede  to 
ffravende  in  all  20  schilL  Kaciidem  eine  grosse  Menge 
Baumaterial  angefahrt  worden  war,  begann  mit  dem  An- 
fkng  des  Wirthschaftegabres  1510  die  grosse  Arbeit:  Anno 
10  int  vorjar  do  hove  wy  an  uneen  torn  to  mutende  mit 
8  kellen  und  40  arheideeluden  mit  4  wiven^  de  den  kalk 
mengeden,  unde  ei  des  eyns  mit  den  stejinwortere,  alle  wecken 
ene  t  tunne  here  to  gevende  unde  Ukem  arbeideemanne  dee  dagee 
3  echilL,  unde  2  murmeefere  ük  dee  dage»  1  ferd,,  den  andern 
mesters  des  dagee  8  Schill.,  den  knechten  7  Schill,  den  dages^). 

>)  BandBohr.:  13. 

«)  Pfan. 

h  Wahrscheinlich  der  Siiitker,  der  atto  Michel  Sittow,  e  S.  284. 

^}  Es  wird  hier  offenbar  am  nntem  massiven  Steiobao  des 
Thtirmps  gearbeitet.  Dio  Umrcrhnnnp  der  damaligen  Prpise  in  heutige 
ist  «chwieri?  nud  orgiebt  je  nach  den  verschiedenen  Arl  i  iton  verschie- 
dene  Wi  rthe  der  damaligeu  Münze.  Herr  Ingenien r  Ii.  Kuupffor  hat 
die  Fr>  niiiilichkeit,  mir  mitzutheilen,  die  gewohalicheu  Tageslöhne 
fiir  iiauarbeiter  in  Reval  seien:  Arbeilsaufseher,  Polier  2  Rubel 
(Mnrmester  0  Schilling),  Maurer  130  Kop.  (Knecht  7  Schill.),  Hand- 
langer 90  Kop.  (Arbeidesman  3  Schill.).  Daoacli  wäre  1  Mark  etwa 
=  8-10  RbL  Bei  dem  im  Jahre  1898  aiugeflhrteii  Umban  dee 
oberen  hdlsemen  Theilea  des  NiicolaikirehtharmeB  worden  höhere 
Lehne  genhlt:  300,  150»  100  Kop. 


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286 


.  .  Item  deff  fonavendes^)  hepunne  try  an  fo  mw- 
reiide  tor  ere  Gotkf^,  Es  ist  nun  mit  Eifer  und  arossen 
Kosten  diese  Arbeit  gefördert  worden.  Rothgers  giebt 
anafobrlicbe  Mittheilangen  Über  die  Ati^gaben,  fahrt  eine 
Folie  Ton  Preisen  für  Arbeit  und  Material  an*).  Bs  war 
L'iü  grosses  Untcrnohinen.  Der  Thurm  wird  liöher  als 
irüher  aulgelührt,  die  Glocken  vverdeu  höher  gehängt,  dann 
wild  in  den  folgenden  Jahren  der  Thurm  mit  Kupfer  ge- 
deckty  dazn  wurden  ans  Schweden  14  Sehififj^fimd  8  Lispfond 
Platenknpfer  geholt;  das  Schiffpfand  kostete  in  Reval 
55  Mark.  lui  Ganzen  erforderte  der  Bau  ies  Thiirmes 
1200  Mark,  und  sein  Kupferdach  gegen  800  Mark.  Im 
Jahre  1518  hat  dann  Bothgers  noch  dat  grote  dack  up  der 
kerkfH  umme  decken  taten  eteyn  hy  «leyfi  unde  de  efeydem 
bettem  laten,  das  kostete  in  all  102  mk  2  eehiU. 

Das  waren  grosse  Arbeiten,  die  ansgeluhrt  zu  haben 
der  Kahm  Bothgers  sind.  Und  der  alte  Kirchenvorsteber 
that  sich  darin  noch  nicht  genug,  er  hat  1618  noch  ein 
hu8$  hy  dem  ateciel^)  gehuwet,  koitede  in  all  140  mk.  Hieyon 
aber  hatte  er  bösen  Aerger,  dem  er  auch  unverhohlen  Aus- 

1)  Offenbar  lölO  April  20.  denu  des  ionavende^  "ir  simte  Jurge 
[Apr.  20]  helont  murlude,  arbeidesiude  3  dage  =  April  1-— 20. 

-)  Symon  unitktr  i'-yr  9  par  Itulttn  i^innier  tn  niakemic  to  dem  tome 
van  äf  f  kcrhen  hrtule,  ilk  par  6  Jenl.  i>  Ui^li.  mk.  Ifnn  dtn  tymmer- 
luden  du&se  lungc  anloä lande  [Lücke] .  Jtetn  geven  Didark  Deterßm 
vor  18  par  y$ern  henge  to  den  vinsterdor  unde  noch  vor  IS  par  haken 
f»  de  9in»ier,  hirvor  geven  to  Hope  it  30  mk.  ^  Knöpffer:  noch  heut« 
sind  d  SehtU&fihnngen  am  Thnrm;  ein  Paar  Fenater  ward«  heute 
an  Aibeitalohn  30—25  BbL  kosten,  die  eisernen  IBeseUage  (Maner- 
haken,  Zapfen,  Hängen)  fäit  alle  9  Fenster  etira  160  BbL  —  Erwähnt 
sei  noeh:  Item  belaU  Jaeeb  Sekutte  vor  eyn  pert  tont  vnde  kalk  med 
to  verende  iO  mk  i  ferd.  Da  kebhe  Ut  pert  wedder  eerkoft  vor 
6  wk,  alduß  kumpt  vnter  kerken  to  betalende  w  dift  pert  ig  4mki  ferd. 
Item  Jacob  Luban  gaf  der  kerken  1  olt  pert.  Jacob  L\il»un  ist  der 
Goldschmied,  der  1503  dos  Marienbild  herstellte»  s.  S  271.  £iD  kräf- 
tiges  Arbeitspferd  kostet  heute  GO~bO  Rbl. 

Der  schmale  Treppeuaafgaog  aas  der  Schmiedestraaee  anm 
Nikolaikircbeubof. 


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287 


druck  giebt:  Anno  1518  des  andern  dages  na  sunte  Marga^ 
fHe  [Juli  14]  do  vorhoth  un$  unse  raet,  dat  ioy  dar  nicht 
bwoen  seiden  an  dat  stegd,  dat  quam  alle  her  «an  e^jn€% 
manne»  weffen,  dem  dat  Gat  fxyrgeve,  vnde  de  duvel  geve  ein 
nn  loen  dat  vor.  TJndc  soläe  doch  nicht  vele  hostet  hebhen, 
io  hedde  wy  ^  mk  rente  dar  van  haih,  dar  wy  nu  nicht 
1  pfenn.  krigen  van  dem  kleinen  huee.  Item  dat  fundament 
tan  dem  kelUr  ie  wol  eyne  eilen  hoch  gemuret  in  der  erden. 
Da  e?  scheint,  als  wäre  der  Uau  bald  fertiir  gcwcHen,  so 
ist  wahrsclieiolich  die  Höhe  des  Fundaments  der  Streit- 
punkt gewesen. 

Die  grossen^  dnrch  die  Bauten  entstandenen  Aosgaben 

lasteten  natürlich  schwer  auf  der  Kirchenkasse.  Die  Schluss- 
abrecüQuugeD  aus  diesen  Jahren  zeigen  regelmässig,  da«B 
die  Kirche  Schulden  hatte.  Es  beweist  noch  ebenso  sehr 
Opferfrendigkeit  der  Gemeinde,  wie  gute  Wirthsehaft  der 
Vorsteher,  wenn  Rotbgers  im  MSn  1514  trotz  der  grosflen 
Bauten  in  seinen  Rechiinneen  einen  Kurzschuss  von  nur 
110  Mark  hatte,  der  im  Jahre  1516  freilich  auf  384  Mark 
gestiegen,  jedock  Aasgang  1517  wieder  auf  184  Mark  zurück- 
gegangen war. 

Aber  in  den  folgenden  Jahren  sinken  die  Einnahmen 
auffallend  ^) :  während  von  Ostern  1516  bis  December  1517 
noch  630  Mark  eingehen,  kommen  von  da  ab  bis  Ostern 
1520  nur  714  Mark  an  die  Kasse,  also  dnrchscbnittlich 

jährlich  nur  306  Mark,  so  wenig  wie  seit  Jahrzehnten  nicht. 
Als  Eothgers  Ostern  1520  seine  letzte  Schlussrechnnng 
macht,  ergiebt  sich  eine  Schuld  von  447  Mark.   £in  so 


^)  looerbalb  der  SehlwArechnuageu  betragen  Einnahme,  Aus- 
gibe  und  ächnld  in  Mark  rig.: 

Simiahme  Aaagabe  Sobald 

1U4HS.19  —  —  110 

1516  Mai  9  -  1057  (j&fari  500)  —  1382  (jihrl  650)  —  884 

1517  Dec.  1  ^  680  (jihrl.  420)  —  481  (jährl.  287)  —  185 
1520  Apr.  2  ~  714  (jährt.  306)  —  986  (jährl.  422)  —  447 


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288 


nngiinstiger  Abschluss  war  noch  nie  festgestellt  worden. 
Vielleicht  Latte  diese  Schuld  vermieden  werden  können  : 
1Ö18  hatte  der  unglückliche  Bau  am  Stegel  140  Mark  g-e- 
koBtet,  1519  war  für  den  Paweüun  Goldbrokat  für  100  Mark 
gekauft;  die  Reparatur  der  Uhr,  für  die  1518  fiber  85  Mark 
auggegeben  wurden,  bätto  violleicht  norli  verschoben  wt*rden 
können.  So  mochte  es  Bedenken  orregen,  wie  der  alte 
KircbenTorBteher  Eothgers  in  den  letzten  Jahren  sein  Amt 
gefiihrt  hatte.  Aber  Aufgaben  in  diesem  Betrage  hatte  die 
KircbenkaBse  doch  früher  unschwer  getragen,  es  waren  ja 
nicht  mehr  als  durchschnittlich  422  Mark  jährlich  a\i?fre- 
geben.  Waram  war  das  plötzlich  zu  viel?  Warum  gingen 
die  Einnahmen  so  auffallend  znr&ck?  Sinkt  in  der  That 
das  Interesse  für  die  Kirche  und  ihre  äussere  Pracht  auch 
bereits  hier?  Sind  es  schon  die  Schatten  zukünftiger  Dinge, 
wenden  sich  bereits  die  Massen  auch  im  Norden  von  der 
alten  Lehre?  Es  sind  die  Jahre  nach  1517,  wo  im  Westen 
schon  die  Hammerschlflge  Luthers  erschallen. 

Grössere  Darbringungen  waren  in  dieser  Zeit  gewiss 
sehr  erwünscht,  uiul  sie  blieben  auch  zunächst  nicht  aus'). 
Im  Jahre  1510  empüugen  die  Vormünder  ran  der  erbarti 
vrowe  Kathrine  PotgtUrsehe  300  mk  rig,  lifrente,  alU  jar 
ilk  hundert  mk  mit  6  mk  to  vorrenttnde  bis  zu  ihrem  Tode, 
mit  dem  das  Geld  an  die  Kirche  flillt.  Im  Jahre  1516 
erhielt  die  Kirche  von  zelige  Hans  Bueberch  ein  testamenta- 
risches Vermächtniss  von  KK)  Mark.  Im  Jahre  lb\9  des 
donredages  wr  Leiare  [März  31]  verkauften  zwar  die  Vor- 
münder in  Rothgers  garden  wrgaddert*)  vor  der  leem" 
porten  .  .  ei/n  van  der  der  kerhen  huse  in  der  quapp^nsfrnfe^) 
belegen,  dat  wandagc  fnhorde  Ihrmen  Praell  für  büO  Mark, 
aber  gleich  darauf  fiel  der  Kirche  in  derselben  Strasse 
ein  neuer  Besitz  zu:  Anno  19  up  Judiea  [April  10]  etarf 

»)  8.  b.  '262. 
*)  Veraaminelt. 

^)  QoAppeustraese      heote  Fostatrwse. 


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289 


selige  her  Johan  Wihoreh^)  to  landi,  he  hadde  des  jars  to- 
voren  gemth  eyn  teBiaititnte,  dar  inne  he  Bescheide  sunie 
Nicolaus  kerken  iin  erve  in  der  quappenstrate^J. 

So  gewann  die  Kirchenyerwaltung  docli  immer  wieder 

die  Mittel,  um  das  Gotteshaus  in  vollem  ScliLüuck  erstrahleu 
zu  lassen.  Eä  ist  daa  vor  allem  das  Yerdieuät  des  Kirchen- 
Torstehera  Hans  Bothgers.  Das  Kirchengeld  und  die  Kirchen- 
bfiicher  waren  durch  Jahrzehnte  in  seiner  Hand.  Anno  Ii4i]ß8 
alae  ik  Han$  Rothgers  hy  de  vormunderscap  quam,  do  hatk 
fiiy  her  Marquort  van  der  Molen,  daf  ik  so/ de  enf/dni/eu 
unde  ufgeveuj  wes  dm-  kerken  antreden  is,  und  we$  darto  tho 
Zuwende  ie,  und  sali  dat  int  erste  vorsoken  eyn  jar  langk. 
Nachdem  er  diese  Pflicht  einmal  übernommen,  hat  er  sie 
keinem  anderen  mehr  anvertraut,  üeber  dreissig  Jahre 
hat  er  mit  Eifer  seines  Amtes  gewartet,  nicht  nur  Noth- 
wendiges,  sondern  auch  Schönes  für  das  Gotteshaus  zu  be- 
schaffen. Hat  er  dessen  reichen  Silberschatz  auch  nicht 
gegrfmdet,  80  hat  er  ihn  doch  fleissig  durch  neue  Pracht» 
stücke  g(;mehrt.  Der  mit-  stolzeu  Goldgewänderti  und  ver- 
goideton  Fahnen  staÜirte  paiceUun  ist  die  letzte  Zier,  die 
er  im  Jahre  1520,  wohl  im  Sommer,  seiner  geliebten  Nikolai- 
kirche  zugewandt  hat.  Bald  darauf,  im  Herbst  1520,  mitten 
in  den  Eintragungen  über  die  Einnahmen  und  Ausgaben, 
wie  solche  zum  St.  Michaels-Termiu  zu  erfolgen  pflegten, 


1)  War  offenbar  Qeiatlicher,  daher  bedurfte  sein  TeBtameot  der 
Bettätigang  der  geistltcheu  Oberen.  Dove,  KireheDrecht  1  316. 

*)  Diese  Brbiehaft  ansatretea,  war  niobt  ohne  SchwierigkeiteD» 
weil  darwp  geserecen  ttat  m  der  etat  bock,  in  dem  oide  koke  unstm 
rode  130  mk^  alle  jar  paeden  to  vorrentende  mit  8  mk  Hg,  Item  dgt 
Uttament  ii  eonßrmert  vm  unserm  Hern  dem  üsekop  unde  ok  to  voren 
confirmert  van  uiuerm  hern  dem  ddcan.  Item  betcUt  mester  Yerah^, 
iat  ks  «IIMI»  «/fr  ^  ßit  dede  by  un$erm  hern  bischop,  dat  dyt  teitamenit 
eonfirmert  icort,  hir  vor  betalt  mester  Vnrahel,  is  27  mk  min  1  ferd.  — 
Bischof  von  Reval  ist  1514—1525  Joh.  Blankenfeld.  Ueber  die  Ein- 
tmf^ang  von  Verträgen  zwischen  Geistlichen  und  Weltliclien  in  die 
StAdtbacher  s.  Li¥l.  UB.  1029,  auch  Nottbeck»  immobilieiibesiti  76. 


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290 


brecheD  seine  AufzeichnuDgen  ab').  Für  ein  Menscbeaalter, 
1488 — 1520,  bat  er  selbst  reiches,  Tielfacb  sehr  werfhTolles 
Material  hier  niedergelegt  und  sorgfältig  bat  er  geschützt, 

was  seine  Vorgäuger  ihm  an  äbulicheu  liecbüuugen  über 
die  Yorausgegangenen  zwei  Jahrzehnte  seit  1465  Übergeben 
hatten.  So  ist  in  seinem  Kirchenbuch,  dem  ältesten  in 
unseren  Landen  bekannten,  eine  Quelle  von  hoher  Bedeu- 
tung für  Kirchen-  und  Kulturgescbiclite  miltt'lalterlichen 
Livland  erwachsen  auö  der  Zeit  unmittelbar  bevor  das 
katholische  Wesen  hier  an  der  äussersten  Grenze  des  Abend- 
landes zusammenbrach. 

Wann  Hans  Rothgers  gestorben,  wissen  wir  zunächst 
nicht.  Sein  Te:>tnnient  hatte  er  1520  gemacht,  doch  soll 
er  noch  1524  am  Leben  gewesen  sein^).  im  irühling  1516 
trat  Hejrse  Pattiner,  der  zehn  Jahre  neben  Rothgers  Kirchen- 
Torsteher  gewesen  und  auch  wie  dieser  Rathsherr  geworden 
war,  vom  Eirchenamt  zurück'),  an  dessen  Stelle  wurde 
Heinricli  Buesch  oder  Dusch  zum  Vormund  oder  Vorsteher 
der  Kirche  erkoren.  Rothgers,  jetzt  sicher  bereits  ein 
bejahrter  Mann,  scheint  sich  mit  seinem  neuen  maschop 
nicht  gut  vertragen  zn  haben.  Der  jimgere  Genosse  mag 
nicht  ohne  Bedenken  gesehen  haben,  wie  der  ältere  die 
gewohnten  Geleine  nicht  verliess,  obgleich  audure  Zeiten 
eingetreten  waren.  Er  wollte  sich  in  die  Rechnungen 
Rothgers*  nicht  mischen.  Dieser  klagte  1517,  dass  Busch 
trotz  wiederholter  Ladung  nicht  zur  Schlussabrechnung 
koLumc,  und  als  Rothgers  1520  zu  Ostern  noch  einmal  eine 

1)  Nach  dem  Jahre  1605  sind  bei  den  Rinnahmen  die  Binkiinfte 
COr  Begräbniss  and  Gelank  ntoht  mehr  für  jeden  Todteu  einsela  an* 
geführt,  de  doden,  de  na  duteer  Üt  vorHorven  ml,  dai  gdt  in  eytten 

budi  l  t/f'irorpen.  Damit  hören  die  für  die  früheren  Jahre  vorhandeneo 
wichtigen  Todtenreg^ter  auf.  In  den  epätcren  Jahren  s«Mner  Amts- 
fühnirig  liut  Kuthgers  offenbar  immer  häufiger  kleinere  Einnahmen  in 
den  Budel  geworfen,  die  KiQoahmerechDiiDgen  werden  kürzer,  a.  S.  218, 

s)  Bunge,  RathsUnie  126. 

1&20  ist  er  Bfirgermeister,  8.  S.  2ia  240. 


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291 


solche  aofstellty  die  mit  einein  KurzschiiBS  von  447  Mark 
scfaloaS;  sclireibt  er  schou  im  Vorgefühl,  dass  es  die  letzte 
sein  dürfte,  nicht  ohne  Wehmath:  Jtern  ik  bidde  alU  myne 
erven,  kir  nummer  uptozaken  wente  ift  ik  van  iunte  NicO' 
laus  ffelde  upgebart*)  hedde,  €dder  in  dualem  hohe  varrekent 
hßdde,  90  geve  ik  dyt  aUe  9unte  Nieolaus  vry,  unde  Atr 
mtmmer  upotzaken.  Anno  1520  des  mandages  in  der  stillen 
wecken  [Apr.  2]  dyt  öo  gerekent  und  vor  Qode  wil  hekant 
wesen.  Wente  myntn  matchop  kau  ik  hir  nicht  hybringen 
y^nde  nooldä  em  dyt  $o  vorrekeni  hMe,  ahe  Binr,  Bubz, 
[Nachtrag:]  Dyt  is  my  al  hetalt*)» 

Hans  ßothgers  gehörte  noch  ganz  der  alten  Zeit  an. 
Er  bat  nicht  nur  daiur  gesorgt,  dass  das  Gotteshaus  wohl 
erhalten  bleibe,  er  suchte  auch  dessen  BesitK  zu  mehren; 
vor  Allem  konnte  er  sich  nicht  genug  thuUi  dass  schöner 
reicher  Eirchenschmuck,  wie  ihn  der  katholische  Kultus 
liebte  nnd  forderte,  beschafft  werde:  Altargeräthe,  Heiligen- 
bilder, Frachtgewänder  u.  ä.  Uebersieht  man  aber  diese 
ganze  Thittigkeit^  so  wird  man  dem  Sifer  des  Kirchenyor- 
mnndes  gewiss  Anerkennung  zollen,  aber  man  wird  doch 
auch  nicht  verkennen,  dass  die  Thätigkeit  wesentlich  darin 
anfging,  nur  die  ausser  liehe  Form  möglichst  reich  zu  ge- 
stalten. £ine  Sorge  für  weitere  Angaben  der  kirchlichen 
Gemeinsdiaft  tritt  nicht  hervor:  für  die  Kranken-  und 
Armenpflege  greift  der  Vormund  nicht  in  den  Kirchensttckel. 
Mögen  für  diese  Werke  der  Bariuherzigkeit  vielleicht  auch 
andere  städtische  Institute  vorhanden  sein,  wie  Armen-  und 
Siechenhl^ttser,  die  über  eigenen  Besitz  verfugten^),  so  wissen 
wir  doch  gerade  ans  der  Zeit  um  die  Wende  des  15.  Jahr- 
hunderts, dass  damals  wiederholt  schwere  Seuchen  in  der 
Stadt  herrj^chten,  so  in  den  -laliren  1495,  1502,  1519;  wir 
hören,  dass  1520  eine  Kollekte  iür  ein  neues  Siechenhaus 

1)  Anspreche,  fordern. 

Binnehinen,  erh(  fn  n 
']  Die  447  Mark  Kurz-^t  hii^s. 

^)  Hiintmu,  Kegesteu  (Arciiiv  III,  4}  284,  285,  296  u.  oft. 


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292 


in  der  Stadt  veraofitaltet  wirdO*  ^  feUte  also  nicht  an 
Gelegenheit;  f&r  die  Krankenpflege  einzatreten,  und  doch 

sehen  wir  nicht,  dass  die  reiche  Kii  che  hier  geholfen  hätte. 

Und  auch  der  Schulbildung,  einer  wesentlichen  Pflicht 
der  Kirche,  wird  in  den  Rechnungen  nicht  gedacht,  die 
nns  hier  för  länger  als  ein  hdbes  Jahrhundert  Torliegen. 
St.  Nikolaus  besass  keine  eigene  Schule.  Längere  Zeit 
hatten  zu  Hi  Lniin  de«  15.  Jahrhunderts  in  Reval  die  Domini- 
kanermönche mit  dem  Bischof  in  Streit  gelegen,  da  sie  in 
der  Stadt  eine  Schule  halten  wollten,  der  Bischof  das  aber 
nicht  dulden  mochte;  endlich  wurde  nm  das  Jahr  1427  durch 
einen  Befehl  im  Namen  des  Tapstes  entschieden,  der  Rath 
dürfe  bei  emer  städtischen  Ffarrkiiche  eine  Schule  für 
Knaben  errichten*).  Es  mnas  diese  dann  bei  der  St»  Olai- 
kirche  entstanden  sein,  da  sie  bei  St.  Nikolaus  nicht  nach- 
weisbar ist').  Erst  1525,  bereits  unter  dem  Einflues  der 
reinen  Lehre,  beschioss  die  Stadt  auf  Antrag  des  Pastors 
Lange,  auch  bei  der  Nikolaikirche  eine  Schule  zu  gründen. 

So  sind  wichtige  Aufgaben  kirchlicher  Arbeit  nicht 
ge]jflegt  worden.  In  breiten  Kreisen  der  stidtischen  Be- 
völkerung war  man  im  Beginn  des  16.  Jaiirhuudcrts  mit 
dem  geistlichen  Leben  nicht  zufrieden.  Zwei  Klöster  lagen 
in  der  Stadt.  Aber  böse  Dinge  erzählte  man  sich  von  dem, 
was  bei  den  Nonnen  geschah;  die  Bischöfe  Simon  d.  Borch, 
NicolauB  Roddendorp  sollen  daran  gedacht  haben,  das 
Kloster  zu  schliessen :  der  Rath  der  Stadt  und  die  Aebtissin 
des  Klosters  klagten  gegenseitig  über  einander  bei  Ordens- 
meister und  Embischof.  Und  auch  das  Mönchskloster  hatte 

1)  Hwiaan,  Regesten  (lU,  4),  161,  164,  179.  Tu  jenen  Jahron  trat 
anch  :^am  «roten  Mai  die  LuBteeuche  in  Befal  auf.  Nottrbeck,  Qesck. 
Bevals  39. 

*)  Beiträge  zur  Gesch.  d.  estl.ind.  Ritter-  msd  Domschule.  1869. 
ä.  19.    Nottbeck,  Gesch.  Revals  33.  73.    richieniajin  in  Beiträge  4 

5)  Noch  Anno  [I5]t9  in  den  vastcn  hctalt  dtin  achohnester  np 
dem  dorne,  dat  /it  de  schoUr  afnande,  dat  se  dat  rndve  rt'(jina  sungen^ 
dat  ylach  in  ertiden  beloven  unse  kerklier,  kir  vor  em  betaU  2  mk\ 


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S98 


schiiüAUieü  Ruf,  m^iii  wart  -eiüen  Insassen  Erbschleicherei 
vor,  1521  fügten  die  Steinhauer  ihrom  Scärageu  die  Be- 
Stimmung  zu:  sterbe  ein  Zimftgenosse,  so  solle  man  nicht 
dttlden,  daaa  Mönche  oder  Priestor  Geld,  Kleider,  Geschmeide, 
Kannen,  Kessel,  Grapeu,  Hausgeräthe  hinaustragen  ohne 
Erlaubniss  des  Raths Dass  auch  die  Geistlichen  der 
Kirchen  gern  Erbschaften  empfingren,  hörten  wir  oben*),  wo 
nach  dem  Tode  des  Stoinhauers  Math.  Korf  1504  sein  reicher 
NaehlaSB  an  die  Kikolaikirohe  fiel,  Geschmeide,  Kannen, 
Kessel,  Orapen,  und  wir  erinnern  uns,  dass  zum  Jahre  1491 
berichtet  wurde  der  Vormund  der  Kirche  ha,h&  betalt  dem 
undutscm  predeker  1  rinscen  guldeUf  darvor  schaffede  he  der 
kirken  van  And/r99  Beeker  eyne  euhem  aekaU  wtn  15  lo€t 
»w  i  quentin.  Der  Bischof  Boddendorp  kannte  als  firüherer 
Kirchenherr  von  St.  Nikolaus  gut  den  Zuütaüd  der  Welt- 
geistlichen,  als  er  im  äendgericht  eine  strengere  Aufsicht 
über  äe  2u  üben  versuchte,  beaweifelte  Bothgers,  dass  ihre 
BesBening  dnrchf&hrbar  sei*). 

Und  wie  sehr  in  der  Masse  der  Bevölkerong  die  Ehr- 
furcht selbst  vor  dem  Tl eiligsten  geschwunden  war,  tritt 
uns  in  greller  Beleuchtung  in  einem  Gebot  entgegen,  das 
der  Eath  von  Beval  im  Jahre  1520  erliess:  niemand  erdreiste 
aieb,  unnütze  spöttische  nnd  höhnische  Bede  (Iber  das  Sakra- 
ment des  allerheiligsten  Leichnams  nnd  Blntes  Christi  sn 
fahren,  wenn  einer  dabei  betrofl'en  wird  und  ihm  etwas 
widerfährt,  soll  er  sich  nicht  weiter  beklagen^),  ünwiilküi*- 
lich  denken  wir,  es  könnte  solches  geschehen  sein,  als  bei  der 
F^hnleichnamsprocession  das  Allerheiligste  in  der  grossen 
Monstranz  Byssenberchs  durch  die  Strassen  der  Stadt  ge- 
tragen sei.  Auch  in  Reval  herrschte,  das  sehen  wir  deutlich, 
viel  Unzufriedenheit  nüt  dem  katholischen  Kirchenwesen. 

1)  Notibeek,  Gesoliiofate  Bevala  41.  Hanien,  Bcgviten  228. 
^     8.  263. 

^  8.  S.  250S). 
*)  8.  S.  258. 

&)  flaofieu,  EegMten  161. 
imtML    4.  Uf  L  OMobtckU.  XTU.  &  20 


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294 


Ahov  noch  wurde  die  alte  Form  gewahrt.  Als  im 
Sommer  1522  in  Wolmar  ein  Landtag  aller  Stände  zusammen- 
trat, wurde  Donnerstag  den  19.  Juni  das  Frohnleichiiams- 
feet  nach  löblicher  chriBÜicher  Gewohnheit  in  groeser  Pro- 
seenon-  begangen,  aneh  die  Vertreter  der  Stidte  nahmen 
daran  theil.  E.-;  gab  maücb  schwere  Frage  hier  zu  berathen. 
Vor  allem  i}em  ehrgeizigen,  herrschsüchtigen  Bischof  von 
Reval  und  Dorpat  Johann  Blankenfeld  traute  keiner.  Aber 
Stftdte  und  Bittersohaflen  standen  gnt  geeint  zoBammen 
nnd  hielten  ihre  Rechte  ihm  gegenilber  anireeht  Anoh  die 
grosse  Frage,  die  bereits  die  Welt  bewegte,  wurde  hier  zum 
ersten  mal  in  Livland  officiell  in  aligemeiner  Berathung 
berührt:  Dr.  Martinns  Luthers  halben  wolle  man  die  Sache 
in  Hohe  hangen  nnd  bleiben  lassen  bis  Papst,  Kaiser,  F&rsten 
entechieden  hätten;  Mandate  und  Bann  aber  wolle  man 
hierein  im  Lande  nicht  dulden,  mit  dem  Baun  wolle  man 
nicht  regiert  nnd  beschwert  werden.  Wohl  waren  auch  hier 
im  Nordosten  die  Gernnther  bereits  bewsgt,  aber  man  wollte 
Bnhe  haben.  Als  der  Bischof  Blankenfeld  in  diesem  Jahre 
1522  vom  revaler  Rath  verlansrte,  dicker  solle  das  Ediet 
von  Worms  gegen  Luther  YeroÜentiichen,  wies  der  ßatii 
das  ab,  hinge  doch  bei  ihnen  noch  niemand  Luther  an,  da 
könne  ein  solcher  Befehl  leieht  Unmhe  wecken'). 

Weiter  als  in  R^val  waren  die  Dinge  bereits  in  Rii^a 
gediehen.  Während  auf  dem  Tage  in  Wolmar  die  Tersain- 
melten  Vertreter  des  Landes  den  scheinbar  so  kühlen 
Entschluss  fassten^  in  der  Religionssache  ta  warten,  hatte 

in  Riga  in  der  Fetrikirche  bereits  am  12.  Juni  1522  jene 
Disputation  stattgefunden,  in  welcher  Audieas  hoiopken 


HanseD,  Re^esleu  197.200.  Noch  1527,  als  Uic  6iaöt  schün  ganz 
der  reinen  Lehre  auliiug.  erklärte  der  Ruth  dem  Ordensmeister  Pletten- 
berg, die  Revaler  wollten  keine  neue  Relipion,  nicht  lutherisch  seien 
sie,  nur  die  Reiuiguag  der  alten  Lehre  sei  ihr  VVuosch.  Uauseti, 
Kinheo  152. 


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295 


eine  Reihe  Tom  Geist  der  reinen  Lehre  getragener  Theeeii 
gegenüber  Anhttngern  der  alten  Kirche  Tertheidigte'). 

Das  war  der  Beginn  der  livländischen  Reforüiation. 
Die  Städte  wurden  vor  allem  ergriüen,  zuerst  neigte  sich 
Biga  der  nenen  Lehre  so,  rasch  folgten  die  anderen.  Bereits 
richtete  Laiher  ein  Sendschreiben  an  Higa,  Dorpat, 
Reval.  Während  dieses  Jahres  1523  ist  in  allen  drei  Städten 
die  neue,  reine  Lehre  verbreitet  worden-)  und  offen  wandte 
sich  die  allgemeine  ätimmnng  gegen  die  Vertreter  der  alten 
Richtang.  Kanm  eine  andere  kirchliche  Oenossenschaft  hatte 
in  der  ganzen  Christenheit  so  schlechten  Leumund  wie  die 
Bettel üiu liehe.   Auch  in  Reval  erfuhren  sie  den  ersten  Angriff. 

Am  28.  Mai  1524  erschienen  Al)goordnete  des  Raths 
Qod  der  Gilden  im  Dominikaner-Klosteri  an  ihrer  Spitse 
dessen  beide  Vormfinder,  die  Rathsherrn  Job*  Kock  nnd 
Heinr.  Stamme').  Nach  dem  Bericht^)  eines  Klosterbruders 
hielten  sie  den  Mönchen  vcm-,  welchen  Unfug  diese  bei  der 
Errichtung  von  Testamenten  getrieben  und  wie  sie  tur  ihre 
K&che  so  gat  zn  sorgen  wnssten,  dass  der  Bürger  kaum 
•inen  frischen  Fisch  auf  den  Tisch  bekäme.  Was  nnrecht- 
nifesig  erworben  sei,  solle  ausgeliefert,  sodann  im  Kloster 
eiü  bequemes  Gemach  angowie^?en  werden,  wo  die  armen 
Kranken,  besonders  die  von  den  Pocken  befallenen,  au%e- 
nommen  werden  könnten.  Die  Br&der  redeten  ja  immer 
von  Werken  der  Barmherzigkeit,  die  zur  Seligkeit  fthren, 
jetzt  mögen  nucli  sie  solche  thun,  der  Uaüi  wolle  nur,  dass 
alle  Mönche  öeiig  werden.  Da  diese  nicht,  wie  sie  oft  er- 
ifiahnt  worden,  das  reine  Wort  Gottes  gepredigt,  sondern 

F.  HoerachelmRiin,  Koopkeu  49. 

Energisch  vertheuli^t  bereits  am  19.  April  1524  der  Rath  von 
Rpval  dem  Ordensmeister  gegenüber  die  Predif^or  der  Studt,  die  nur 
<i«)r  heiligen  Schrift  gemäss  lehrteu  und  2a  Frieden  und  UotiorBam 
nuüuiteu.    Hansen,  Regeaten  246. 

3)  Kock  als  Rathshurr  uachweisbar  1021—1533,  Stamme  1522 
1527.    Bunge  109.  134. 
*)  Hangen,  Kirchen  134. 

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nur  ihre  Träume,  Fabeln  und  ExempU  erzählt  hätten, 
sollen  sie  nicht  mehr,  weder  deutsch  noch  iindeatBch  pre- 
digen, sondern  die  Pfarrprediger  sollen  bei  offenen  Thoren 

an  drei  Sonntagen  in  der  Klo^^terkirche  predigen,  damit 
doch  auch  die  Klosterbrüder  zum  rechten  Glauben  gelangen'). 
Und  weU  man  erfahren,  dass  die  Mönche  Geschmeide, 
Kleinodien,  Geld,  Korn  Terbergen,  verlange  der  Rath,  alles 
das  soll  binnen  acht  Tagen  genau  auQ^eieichnet  werden. 

Aber  selbst  diese  kurze  Frist  wurde  nicht  abLHvv:irtet. 
Bereits  am  31.  Mai  ward  ein  Theil  des  Klosterschatzeä  aufs 
BathbauB  gebracht:  Bilder  des  Ordensstiftors,  des  hl.  Domi- 
nioos,  der  hl.  Katharina,  der  die  Eorcbe  geweiht  war,  des 
hl.  Simon,  15  vergoldete  Kelche  und  Patenen,  5  Paar  sil- 
berne Pokale,  10  Kreuze,  Mesegewänder,  silberne  Knöpfe, 
Biesen  u.  ä.  Auch  die  Brüderschaft  der  Schwarzenhäupter, 
die  nahe  BeKiehnngen  zum  Mönchskloster  hatte,  Hess  bald 
darauf  ihre  früheren  Gaben  von  dort  abholen*). 

Das  waren  uni^weideutige  Zeicheu,  das.-  (^iii  neuer  Geist 
in  der  Stadt  walte.  Schwere  Sorge  mudste  die  anderen 
katholischen  Genossenschaften,  Kirchen,  Kloster  eigreifen« 
Alles  schien  gefiUirdet,  besonders  aber  Schmuck  und 
Klemodien,  wie  das  Beispiel  des  Mönchsklosters  lehrte. 

Am  17.  Juli  1524  traten  im  Rathhause  zu  Reval  Be- 
vollmächtigte der  Ritterschaften  und  der  Städte  des  Lauaes 
SU  einem  Ständetag  zusammen.  Neben  fVagen  Über  Recht 
und  Besitz  stand  die  Freiheit  des  reinen  Bekenntnisses  auf 
dem  ersten  Plan.  Gegen  Job.  Blankenfelde  der  jetzt  neben 
den  Bisthümern  Reval  und  Dorpat  auch  das  Erzbisthum 
Riga  gewonnen  hatte,  ertönten  laute  Klagen,  besonders  aus 
der  Stadt  Dorpat,  wo  er  jüngst  Herman  Marsow*),  den  Lehrer 
des  reinen  Wortes,  hinausgedr&ngt  hatte,  worüber  die  Ge* 

^)  Abspruch  dee  Raths  1524  Apr.  9  au  den  Prior:  die  uudeatscheD 
Prediger  iiu  Kloster  !<oIIen  sich  der  Fredigt  euthaUeo,  aod  die  deutflcbeo 
dort  daä  reiuu  Wori  lehreo.    Beiträge  4,  69. 

>)  Haneen  136.  134. 

•)  Zur  GMeUflhto  Manows.  Beitiig«  4,  78. 


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297 


meinde  unruhig  geworden  war  tind  dem  Rath  erklärt  hatte, 
aie  wolle  das  lautere  Wort  nicht  länger  entbehren. 

Die  gemeinsanie  Oefabr  einte  raseh:  zmittdhst  traten 
die  drei  Stttdte  suBammen,  dann  ecbloBsen  sich  ihnen  die 
Ritterschaften  von  Harrien  Wirland,  Riga,  Dorpat,  Oese! 
an,  bei  dem  heiligen  Evangelium  göttliohen  Wortes  nach 
Inhalt  des  nenen  nnd  alten  Testaments  zn  bleiben  und  dazu 
Lob  nnd  Out  einzneetaran^). 

Dass  die  reine  Lehre  aneh  in  Livland  znr  Herrsehaft 
kommen  wolle,  konnte  keinem  verborgen  bleiben.  Am 
günstigsten  für  eine  ruhige  Entwickelung  schienen  die  Ver- 
blütniBse  in  Beval  zn  liegen.  Der  Einflnas  des  Bisohofs 
auf  die  städtisohen  Kirchen  war  nicht  gross,  der  Bath 
leitete  mit  Besonnenheit  die  Stadt,  nnd  nicht  ans  der 
Fremde  zugewanderte  Prediger  wie  in  Riga,  nicht  Schwarm- 
geister wie  in  Dorpat  forderten  die  Wandlung,  sondern 
Priester,  die  bereits  in  der  Stadt  tiiätig  gewesen  waren, 
neigten  sich  der  reinen  Lehre  zo,  mahnten  zur  Besserung 
kirchlicher  Zustände.  Vor  allem  werden  die  Geistlichen  an 
der  Nikolaikirche  Joh.  Lange  und  Zacharias  Hesse  genannt 

Aber  die  EingnffiB  des  Baths  ins  Dominikanerkloster 
waren  zu  energisch  gewesen,  als  dass  nicht  eine  Beaction 
rnsncht  werden  sollte.  Nicht  nnr  die  Verwaltang,  auch 
Leben  und  Lehre  der  Mönche  verurtheüte  der  Bath;  war 

1)  BienemaDD,  Lathertage  26  giebt  reiche  Nachrichten. 

«)  Nottbeck.  Geech.  Revals  42.  Bereite  1524  April  9  schützt 
der  Rath  dp  vv,j,ii  juedigcr  als  kern  Sachariam,  hem  Joan  cregen  die 
Angnfie  der  Du  mimkaner.  Beitr,  4,  69.  —  Rothgers' Kirchenbuch  hat 
leider  kein  FnesterverzeicUuläs.  Zu  erkeanon  ist,  dase  nicht  lauge 
vor  1514  gestorben  ist  der  zelige  kerkher  h.  Borch,  Kanappel,  1518 
«ifd  «rvahnt  kerkher  iL  Jurgei^  van  Werden,  Jn  der  letaten  katholi- 
Nhin  Zelt»  nadh  3510,  sind  noch  Mitlielia  bei  der  Kirebe  die 
Hn.  NioolMS  and  Leonart  oder  iMUMtt,  lodai»  Hr.  Job.  Fnneke, 
•B  deisen  «teile  1520  PUL  Betbgera  gettetea  ist  Bioe  Notli  yoo 
UlS  tpriobt  vom  imdeitCicbeD  KapeHan*  Zu  beaehten  ist  die  Angabe: 
Itm  Aq,  [15]i/  hetalt  h.  Johan  dem  kapellan  vor  eyn  jar  mitte  to 
Utende  umme  elendkkeU,  it  $mk,  s.  8.  280.  0er  Pamilienoame  feblt^ 


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298 


er  damit  nicht  zu  weit  gegangen?  Die  Domimkaner  hatten 

Freunde  unter  der  Kiiier^chaft  dos  Landes,  die  im  Kloster 
ihre  Versammlnngen  abzuhalten  pflegte.  Die  harrisch- 
wirisehe  Rittoraeh&fi,  obgleich  auch  sie  j&nggt  im  Juli  dem 
Beligionsbimd  beigetreten  war,  hat  doch.  —  wir  vennögeti 
diesen  rasehen  Wandel  noch  nicht  anfraklftren,  — beimOrdens- 
meister  über  den  Rath  Klage  gefuhrt.  Plettenberg,  allrn 
radicalen  Maasäregeln  abhold,  wandte  sich  am  25.  August 
1624  in  einem  Schreiben  an  den  Bath  von  Reval:  ihm  sei 
berichtet,  daas  die  Predigerbrftder  in  ihrem  KloBter  über- 
wältigt, in  ihrem  Besitz  geschädigt,  in  ihrem  Ootteedienst 
gehindert  seien:  auch  wären  in  Folge  der  Predigt  sudtischer 
Prediger  aas  dem  Jungfraakloster  Nonnen  entflohen,  die 
Bich  zn  ihrer  Verwandten  und  des  ganzen  Adels  Schande 
▼erheirathet  hfttten');  der  Meister  mahnt,  der  Bath  mdge 
den  Mönchen  ihre  Kleinodien  zurückgebeD.  die  verlaufenen 
Jungfrauen  wieder  ihrer  Aebtissin  zuführen,  deren  Manner 
in  Strafe  nehmen,  darauf  achten,  dass  städtische  Frediger 
die  Mönche  nnd  Nonnen  nicht  yerlocken. 

Aher  nicht  nur  die  Ritterschaft,  auch  die  Stadt  Uagte 
beim  Ordensmeister.  Am  3.  Sept.  berichtete  sie  ihm:  ihr 
Mitbürger  Michel  Lode  habe  eine  Nonne  heimgeführt,  dar- 

wie  häufig  bei  Prieätcro,  vielleicht  ist  dieaer  Kapellan  Johan  der 
spätere  Pastor  Jobao  Lange.  —  Bin  Qeiatlicher  ZachariM  wird  im 
Kirobrabnob  oMh  1510  nicht  genaontw  —  Nach  Puelcor,  BhBtlanda 
Qeittliohk«it  86f,  wir»  Johan  Lange  frfiher  Mönch  gewesen,  1522  an 
die  NUtohdkirche  benifen,  1531  an  der  Peeft  geetorbeu.  Qaellen 
werden  bierfOr  nicht  angefahrt.  Bolligen*  Kirchenbadi  hört  IbTKk 
tat,  gieht  hierfiber  kerne  AastoiDft.  Die  Zahl  der  GeistlSehea  ea  der 
Nikolaikirche  in  katholiieher  Zeit  kennen  wir  Dicht,  sie  war  höchst 
wahrscheinlich  nicht  immer  gl<^ch  groee.  Nach  der  Ebefomiation  gab 
es  an  der  Kirche  einen  Kirchberrn  und  zwei  Kapellane. 

^)  Joni  16  berichtet  der  Rath  dem  Ordensmeister:  Hiohel 
Lode,  Hinr.  v.  Essen,  Adrian  v.  d.  Nawenstadt,  Jost  Eeding,  nns^ 
M.itbürt^er,  hätten  sich  im  vorigen  und  diesen  Jahr  mit  Jungfrauen 
aoa  dem  Nonnenkloster,  jinf  deren  inständigen  Wunsch  verheirathet; 
(IfT  Rath  bittet,  sie  gegen  die  Anfeindungen  de^  Ordens  und  der 
harriscb-wirischen  Kitterschaft  zu  schütten.    Hausen^  Kirchen  200. 


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299 


fiber  werde  er  von  der  Ritterschaft  heftig  angeieindeL,  da- 
gegen möge  der  Meister  Schutz  gewähren^). 

Man  erkennt,  wie  gereizt  die  Stimmung  war*  So  rnhig 
auch  das  Schreiben  des  alten  Ordensmeisters  war,  das  er 
am  25.  Angnst  1534  ans  Wenden  hatte  abgehen  lassen,  er 
behauptete  docli.  ^^  as  der  Rath  gethan,  aei  Unrecht  gewesen, 
forderte,  eä  äoli  aulgehoben  werden.  Man  wird  nicht  be- 
zweifeln, dass  dieses  Verlangen  ünmhe  herrormfen  mnsste. 
Die  Massen,  bereits  erregt,  brachen  los.  Gewiss  haben 
nnrnne  Beweggr&nde  mitgespielt.  Anch  das  Beispiel  mochte 
einwirken,  das  der  Rath  jüngst  im  Dumiiiikanerkloster  ge- 
geben hatte.  Wie  verlockend  war  es,  nach  den  reichen 
Kirchenkleinodien  zu  greifen,  die  man  so  oft  vor  Angen 
gehabt  hatte,  ünd  die  Lüsternheit  nach  diesen  Schätien 
konnte  behaupten,  von  dem  Eifer  fnr  die  reine  Lehre  ge- 
trieben zu  sein.  In  der  katholischen  Zeit  war  all  dieser 
Sciunnck  in  den  Dienst  der  kirchlichen  Handlung  getreten, 
die  möglichst  ^^ttnzend  ta  gsstahen,  der  Stols  der  kireh- 
lieken  Gemeinde  und  ihrer  Vorsteher  gewesen  war.  Die 
neue  Lehre  t'rkl^ruj,  dieses  festliche  äussere  Gepräge  nicht 
zu  bedürien,  sie  wies  solchen  Schmuck  zum  Theil  direkt 
zurück,  Yon  Marien*  und  Heiligenbildern,  von  Monstranzen, 
in  ^nen  die  Hostie  znr  Anbetung  ausgestellt  wurde,  wollte 
sie  nichts  hören.  Nnr  Einiges,  wie  Kelche  und  Patenen, 
konnten  auch  beim  protestantischen  Gottesdienst  verwandt 
Verden,  das  Andere,  vor  allem  der  grosse  schöne  Siiber- 
schmuck,  die  reichen  Frach^wänder,  wandelten  sich  ans 
gottesdienstlichen  Oeräthen  zn  todtem  Eirchensohats.  Be- 
hielten sie  anch  ihren  hohen  künstlerischen  Werth,  und  das 
feine  VerständnisB  des  IH.  Jahrhunderts  hat  Gutes  auf  diesem 
Gebiet  wohl  zu  schätzen  gewusst,  die  kirchliche  Weihe  und 
damit  der  mächtigste  Schutz  ging  ihnen  verloren.  Sie 
worden  daftr  unnütz,  wozu  sie  bestimmt  gewesen,  eine  Zier 

1)  Bansen,  Regesten  2&8.  Schreibon  des  B.  Johann  «n  die 
AebtlMiD  1524  Mai  8  in  Beltrige  l  191. 


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aoo 


des  Gottesdienste^  und  damit  auch  des  Gotteshanees  zu 
sein.  Dieser  Wandel  ist  zu  berücksichtigen  bei  der  Be- 
fracslitiiag  der  weiterea  Geschicke,  die  dieae  Eleiaodien 
ereilteiL 

Omde  dort,  wo  in  diesen  Landen  die  kirddidien  Ter- 

bältnisse  am  mhi^teu  za  liegen  schienen,  in  Reval|  kam 
es  zuerst  zum  Bildersturm. 

Leider  ist  uiBere  Kenntniss  dieser  Vorginge  reebt 
IftckenliafL  Was  epeciell  die  Nikolaikirolie  betriüt»  so  war 
hier  in  diesem  entscheidenden  Jahr  1524  Heinrich  Bosch 
Kirchenvorstehor,  Auch  er  hat  seit  1516  ein  Kirchenbuch  ge- 
führt. Wahrscheinlich  wäre  aus  diesem  über  jene  VoIIks- 
bowegnngen  inaiich«rlei  sa  Ismen.  Aber  dieses  Kirehea* 
buch  ist  rarloren.  Jm  Anfang  des  ▼ongen  18.  Jahrbmidsirts 
hat  es  noch  im  Kirchenarchiv  existirt,  es  wird  1706  nach 
erwähnt,  jetzt  ist  es  verschollen').  Der  spätere  Kirchen- 
▼orsteher  Jobst  Dnnte,  der  1602  ins  Amt  tritt  nnd  finach 
seliiea  Bherrater  nennt»  giebt  in  seinem  Denkelbneh  einige 
Anszüge  ans  den  Anfteiehnnngen  yon  Bnseh,  nnd  hier  findet 
sich  die  für  die  Geschichte  der  reformatorischen  Bewegung 
in  Eeval  wichtige  Nachricht^),  dass  im  Jahre  1524  am 
heiligen  Kreons-Abend  (Sept.  13)  Herr  Omnn  angefangen 
die  Kirchin  tu  epoHeren  und  ereUieh  ih4fe  [den]  Mtmniken  ang^ 
fangen  und  allee  weg  gerauH,  eehappe^  tafeln^  bilder  etc.^ 
die  geldbheke  entzwei  geelagen  und  tmgleich  so  haus  gehal- 
ten zum  Heiligen  Geiste  und  zu  S.  OUff»  Imgleich  den 
Dannerdaeh  [15,  Sept.]  nach  dee  heiUgen  creutzee  tagk  haben 
eie  e$  in  uneer  kurchen  sm  8.  Nielaue  ebeneo  ang^angen^ 
aber  mein  godeeliger  eltvervater  Heinrieh  Bueeh  hat  dew 
bebten  vorraet  in  die  gerbkamer  verwahret  und  die  echlosier 

1)  6.  S.  219. 

*)  Hansen,  Kirchen  nnd  Klöster  Revals,  S.  30.  Bienemann, 
A«8  Livlands  Luthertagen,  S.  31;  nach  nonRrdinga  aufgefundenen 
Materialien  des  revaler  Archivs  fand  der  Bildersturm  am  14.  Sept.  statt. 

9)  Dar  Kirch«  salbet»  wia  dia  spätaran  Sraignisia  lahren. 


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301 


mit  biet  zugieszen  lassen,  und  darnach  dem  (janztn  caspel^) 
foider  zugestellet,  wovor  »ie  ihm  gedankt,  daa  er  so  vornchtig 
gnoeaen. 

Die  Bewegung  war  jedenfaUs  geftlirlicb,  aber  der  Rath 

griff  ein  und  wurde  ihrer  Herr.  Er  erliess  sofort  am  fol- 
genden Tage,  am  15.  September,  einen  Befehl*),  dat  eyn  ydir 
wm  densulveaten,  de  dar  am  negeat  vorachenencn  myddeweken 
[Bept.  14]  yn  (2m*  wtntoring  der  afgoädedten  bilde  i$nd  aUar 
Um  hiHHgen  Qeiete,  eunt  Olof  vnd  to  den  Mtmeken  yenigerley 
kerken  gut  und  klettode  an  kelcken,  fatenen,  allerley  kerken- 
getmide,  pailen,  altarlaken,  misgewandej  luehterny  lichte, 
efere,  euhere,  gelde,  kyeien,  ladend  yezerwirke  und  idlerky 
ander  kerkengereiheehap  uigedragen  und  weehgehraM  h^ben, 
dai  deeuheaten  myi  dem  ailereraten,  je  er  yo  lever,  aaadan 
hye  dt/  Kant  bringen  und,  wedder  ynstellen.  Susi  wyl  men 
BUuiftige  vor  dyfte  holden  und  ernstlick  richten  over  <d  und 
hie  warne  aaodan  cvarkamen  und  hoalagan  feart, 

Nor  Toii  den  Kirchen  zum  hl.  GaSai,  St  Olti,  und  dem 
Mönchskloster  reden  der  Bericht  Duntes  und  der  Befehl 
des  Raths.  Beide  Mittheilungen  stimmen  darin  gut  überein 
und  stützen  sich  gegenseitig.  An>  dem  Nonnenkloster  and 
der  Nikolaikirohe  haben  die  BüderBtarmer  offenbar  nichts 
eiit(remdet>). 

Wir  werden  nicht  bezweifeln,  dass,  da  die  Autorität 
de^  Raths  im  Ganzen  gewahrt  blieb,  auch  seinem  Befehl 
gehorcht  and  das  geraubte  Gut  zameist  abgeliefert  wurde. 
Immerhin  mag  Biniges  nnreditmtaig  znrnckbehalten  sein, 
die  spätere  Tradition  wnsste  m  berichten,  daes  der  Banb 
manchem  Besitzer  nur  Unheil  gebracht  habe.  Dunte  erzählt: 
man  hat  so  geewert  und  geraubt,  d<i8  meine  gotseiige  grosz' 


^)  Kirohtpie],  Oemelade. 

')  BienemaDu  65. 

Auch  aae  dem  Bruderbach  der  Tafelgilde  geht  hervor,  daes 
die  Nikolaikirche  nicht  geptandert  ist,  sonderonar  hL  Geist»  Mönche^ 
Uoit«r,  Olai.   Nottbeck,  Uescb.  Bevals  43^ 


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mutier  gesagt,  dta  etzUeken  da$  kirekemtauhgui  $ihir  uM 
bekomen,  und  hat  Got  die  reuber  hie  zeitlich  $ehr  gestraffety 
cUso  das  etziiche  gesiechter,  die  von  dem  kirchenraubgut 
genoizem  in  kurteer  seit  zu  drommers  und  gu  boden  gangmt.  i 

Aber  wenn  der  Rath  auch  forderte,  dass  sorüdkgegeben  \ 
werde,  was  aus  den  Kirchen  fortgebracht  sei,  so  dachte  er 
doch  nicht  an  eine  Wiederh erstell« ng  ües  Alten.  Auch  er 
wollte  eine  NeuordniiDg  der  kirchlichen  Verhältnisse,  aber  in 
ordeBtiioher,  gesetBrnflssiger  Weise.  Das  stftdtisohe  Gemein- 
wesen zn  leiten  war  seine  Pflicht,  er  hat  sich  dieser  Anf* 
gäbe  gewachsen  prezeigt,  mit  bewundemngewördiger  Umsicht 
und  Entschiedenheii  erliesö  er  seine  Anordnungen. 

Es  ist  nicht  die  Aufgabe,  hier  eine  Darstellung  der 
EinAhmng  der  Reformation  in  Reval  m  geben.  Anf  Qnmd 
wertfayollen,  neuen  arehivaUscben  Materials  ist  das  rot  nicht 
aehr  langer  Zeit  geschehen  0-  Nur  was  sich  auf  die  Ge- 
schichte des  kii'chlichen  Schmuckes,  besonders  m  der  Nikolai- 
kirchSi  besieht,  sei  angeflihrt. 

Im  Verein  mit  den  IVedigem  wurde  vom  Rath  eine  neue 
Kirehenordntmg  erlassen,  an  die  Spitse  der  Stadtgeistlicbkelt 
trat  als  Oberpastor  Joh.  Lange,  der  Prediger  an  St.  Nikolai. 

Hatten  auch  die  Bilderstürmer  nichts  aus  der  Nikolai- 
kirdie  fortgebracht^  so  sollte  deswegen  dort  doch  nicht  das 
katholische  Gepräge  nnTerttndert  bleiben,  sondern  entfernt 
werden,  was  nnnüts  erschien.  Deswegen  schrieb  der  Rath 
bereits  am  Tage  nach  dem  Bildersturm,  Donnerstag  den 
16.  September,  vor,  jeder,  der  in  dieser  Kirche  geschnitzte 
nnd  gemalte  Bilder  habe,  solle  sie  bis  zum  nächsten  Sonntag 
fortschaffen.  Sicher  ist  damit  eine  Menge  iasssren  Zierraths 
aus  der  Kirche  verschwunden. 

Di©  evangelischen  Pastoren,  wie  sie  jetzt  heissen,  legten 
dem  Rath  bald  darauf,  wahrscheinlich  bereits  den  17.  Sep- 
tember, einen  atulag  ehriitlicker  ordinaneien  yn  dem  karck* 

1)  B  nt  inaoQ,  Aus  Livlands  lAthertsgen.  1883.  Nottbeck, 
Geach.  Btivais.    i\m.   ti.  43  ff. 


V 


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303 


liden  regimenU  vor').  In  Betreff  des  kirchlichen  Vermrtgenß 
tritt  von  Anfang  an  der  Qrandsatz  auf,  was  der  Kirche 
gehört,  bleibt  ihr,  ab^  in  höherem  Grade  als  biaher  soll 
»e  daför  auch  die  Pflichten  der  Barmhersigkeit  abemehmen, 
Tor  allem  die  Armenpflege.  Hiezn  soll  in  den  beiden 
Pfarren  zu  St.  Oiai  und  St.  Nikolai  eine  gemeine  Kiste 
errichtet  werden.  Gott  wird  geben  und  die  Prediger  werden 
Dahnen,  dass  jeder  Beine  milde  Hand  den  Armen  reiche, 
die  Kisten  nicht  vergebens  vorhanden  seien.  Tor  allem 
sollen  hieher  alle  Erträge  der  Stiftungen  fliessen,  die  die 
Kirchen  haben,  de  rente,  presencien  etc.  von  deri  nif/'^xen. 
und  stacionen,  jedoch  nicht  jetzt  sofort,  sondern  man  handele 
brftderlich  gegen  die  Mheren  Inhaber,  die  alten  mögen 
▼arsorgt  werden,  die  jungen  aber  sich  ihr  Brod  hier  oder 
in  andern  Städten  erwerben.  Auch  das  Recht  der  Gründer 
dieser  Stiftungen  möge  man  schonen*).  Zur  Verwaltung 
der  Kisten  sollen  Rath  nnd  Gilden  Vorm&nder  erwählen.  — 
Noch  eine  Beihe  anderer  Unger  Vorschläge  machen  die 
Pastoren:  einigen  Mönchen,  die  diesem  göttlichen  Begiment 
besonders  entgegen  sind,  sende  luan  die  Schuhe,  dau  ande- 
ren  übertrage  man  die  Pflege  der  Kranken,  wollten  sie  die 
Dicht  übernehmen,  so  werden  sie  selbst  fortwandem. 
^)  BieDemaon  66. 

*)  Diese  Stiftongeo  waren  yot  allem  gemaeht,  damit  für  ihre 
Srtrige  SeelenmeHen  gelesen  werden.  Die  Orttoder  beUelten  ge- 
vöhnlich  Bich  und  ihren  Nachkommen  gewisse  Becbte  vor,  so  nameni» 
fieh,  den  Priester  m  belehnen,  dat  Uhenware  pi  latino  itu  patronatui 
(Siebenter  RechenschaPtabericht  für  den  Rig.  Domban  1891  S.  13: 
Stiftung  vom  Jahre  1512).  Bereits  1342  bei  einer  Vicarieugtiftung 
in  der  Nikolaikirche  im«  patronatus  personam  praesentandi.  Livl.  ÜB. 
808.  cfr.  Bunge.  Estland  198.  Häufig  Brieflade  I,  2.  298  Lehnwaare. 
Im  Jabre  15*25  Sept.  9  [BienemaDu  77]  setzte  der  Rath  fest:  so  dat 
doch  de  leiiirnrc  cyner  juirclirken  stichtinghe  hie  den  vorigen  pntroneii 
iol  ijn  >yut.r  werde  hiholden  hliren.  «See  aber  ymandca  den  hovetatol 
van  iulcken  <feistlick<n  gudirn  aftolosen  (/'äj/nnet  were,  desulveste  szal 
und  mach  zodantn  Itovetstol  mit  der  upgekamenen  reuten  des  gemeynen 
ka$tens  Vormündern  .  .  overantwerden.  Die  Kapitale  der  StiAnogeo 
wifen  gegeo  Zinsen  ausgeliehen,  üeber  die  leenware  an  der  ötifluug 
der  Ksocbeuhauer  von  1489  s.  8.  349. 


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904 


EntspreeheDd  dieeeii  VoraeUttgen  beseiilofls  der  Bfttb 

bereite  am  19.  September  1524  die  Errichtuner  der  {femetnen 
kosten  der  armen,  in  diese  sollen  die  liliniuhmen  fiiessen 
ans  aUerletf  incarien,  rinU,  boUamg^),  prumdtnf  memarim 
wnd  andit^  Gttde  gegeben  geU. 

1)  Anno  [15]/6  betalt  h,  Nicolaus  vor  sunte  Ntcolaus  alior  to  be- 
utende, is  18  mk.  ~  betalt  h.  Lenert  in  ttmte  Jutgm  ke^tUen  to  bt' 
Utende  is  2Va  mk  und  ähnlich  sehr  oft. 

2)  Beispiele  eolcher  8tiftuügfn  an  der  Nikolaikirche:  1490  L'iebt 
IjambL^rt  Dtink  400  Mark,  die  .<^ync  zelige  om  Diderk  Grawerde  vmme 
syner  unde  syner  voroldern  nndc  /runde  zehn  zchrh^it,  dem  Gof  fjnade, 
in  sr/nem  latiiten  willen  to  eyner  ernghen  vicar'/,  L'eeeben ;   von  deo 
24  Mark  Zinsen  erhält  18  der  Priester  und  sind  6  Mark  tor  beluch- 
tinge  dessulven  altar»,  dar  dussesulve  viearye  solle  togelecht  werden 
als  to  8.  Nicolaus  altar,  dem  Lambert  nooh  schenkt  eynen  vorgulden 
IM  vm  tmm  mark  häiek  [i.  S.  251],  eyn  mi$9€ff§mad  wid9  ly«  wiinäl, 
din  tot  er     Imm»  dmuhm  mtaryen  gegmm  eißieUitM  ly  liir . . 
kerkm  wrmmtd0rm  io  iHvmide  ly  todmte  bm^kiden,  dof  wi . .  thmhe 
viearffe  »«rfoid»  toUeis  demefmitm,  dar . .  OUmgk  imde  ft»  ww,  9o  Ae 
«a/lreA  %9,  werdm  vor^ddeitde,  —  üeber  die  Stiftnog  der  EDodieii- 
litiier  in  der  Matthäas-Kapelle  i.  8.  249.  —  1494  werden  die  yop> 
mfinder  ejfiu  mit  Hans  Potgeter  tmd  Mwer  vrowe,  dat  se  toldm  kebben 
tifn$  ticarge  in  der  nigen  kapellen  up  s.  Matheu*  aUar  mU  «ynrn  Uckf 
ttiyii  darvor  to  leggende.    Item  de  raet  van  Revell  solde  ere  üicoyyv 
oh  dancp  beholden.    Den  «oMe  dt"  Potfj^ter^rr  rfnt  altar  hflvrhfm  ^mS 
syren  mit  pallen  vnd  iaßel  [Ailartucher  und  BiiderJ.    Htrvor  solde  sc 
geven  der  kerken  70  mk  und  wes  $e  mcr  utgevende  woräe,  soldf  to 
ent  ^tan.    Anno  94  entfangen  van  der  Potgetersee  . .  10  rinsc.  gülden 
üi  21  mk  14  Schill.    Anno  95  t  ntfangen  van  der  Potgettrsce  .  .  70  mk. 
—  1505  stirbt  Magdalene  Wymansce  [s.  S.  262J,  oie  gab  der  Kircäe 
300  Mark.   Dar  solde      eynen  prester  med  besorgen^  als  h,  LeonoT' 
dvm,  de  »e  to  prester  makeden,  unde  dweem  pneter  terlene  wjf  vert 
^  ftf^wm.  ^  1609  kove  tey  o» . .  tor  dm  kogen  altar  aUe  msiiide- 
meken  na  der  vromüte  ejfne  mue  to  eingeade  tf»  de  medeÜdmgke 
[=  MitleidenJ  unter  leoe»  vrowen*  To  dsuter  miuea  g^  nKge  k.  Peter 
Wette!  ejfn  pretter,  400  mk  rig.  Dieses  <3eld  wird  Herrn  Hinr. 
Oobersin    [Bathsherr,  K&mmerer  -  1539]   gegen  24  Mark  jalirl. 
ZiBSeii  geiieben.    Hermen  Balke  de  klei/nsmit  gift  alle  jar  utk  ta 
dauer  mitten,  it  3  mk,  ebenso  mester  Rolef  de  barberer.  Bit  «an 
geven  tpy  dem  prester  des  jars  over  to  singende,  is  12  mk,  dem  orgel- 
Hüten  des  jam  1  mk  etc     Demgemäss  erhält  seit  1510  der  Priester 
Herr  Johnn  Franke  lai  rlicb  12  Mark,  die  1520  auf  den  Fhester  Herrn 
Phil.  Kotügers  ubergtihtiu. 


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305 


Aus  diesen  Einnahmen  sollen  die  Armen  unterstützt, 
die  Kirchendiener  unterhalten  werden.  Auch  an  neue 
Scholen  dachte  man  jetzt,  der  i^astor  Johann  Lange  machte 
dem  Balh  den  Vorschlag,  van  der  uprkktung  ener  sekoUn 
ta  finita  Nicoksw»,  vf  dat  «mw  dy  kynder  moc/Ua  miUhi 
tnn  yn  guden  leren  und  dogeden. 

Was  bereits  in  diesen  ersten  Entwürfen  Grundsatz  ist, 
wird  immer  wiederholt,  so  am  IB.  Augost  1525:  wie  in 
Riga  sollen  aueh  in  Beval  alle  Eink&nfte  Ton  allen  geist- 
lidien  Gtlm  zo  Gade  gegewn  et  ioHen  hUven;  nnd  wieder 
am  9.  September:  alle  Renten  und  Einkommen,  die  Gade 
gegeven  »yn,  sollen  Gade  gegeven  hliven  .  .  .  tom  rechten 
gadeedenete  togekeret  und  2am  Unterhalt  der  Pastoren, 
Kirchendiener  nnd  Armen  verwandt  werden'). 

Damit  war  die  Grundlage  gelegt  zu  dem  in  Beral  dnreh 
alle  folgenden  Jahriiunderte  für  Kirchen,  Schulen,  Arme  so 
B^ensreich  wirkenden  sogen.  €k>tteskasten. 

So  kam  in  Beval  die  reine  Lehre  mit  dem  Ckyttesdienst 
in  deatsdier  Sprache  rasch  snr  Herrschaft  Anf  dem  Dom 
freilichblieb  katholische  Ordnung  noch  weiter  bestehen,  aber 
bereits  1525  April  2  verbot  der  Rath,  dat  sick  mviant  vor- 
driete  hyr  uth  der  stadt  to  Dome  to  gaende  und  darsulvigest 
nugeee^  preddeaeien  und  andere  kerehendenst  to  hörende.  Auch 
um  das  Jnngfranenkloster  solle  sich  niemand  knmmm,  damit 
ktin  Yeidrubo  entstehe^).   Auf  dem  Dom  blieb  das  katho- 

^)  BienemaQD  73.  76. 

^  BienemanB  72.  —  Im  Jahre  I5M  jn  dem  vattelaoende  .  .  tu 
der  groten  eteoen  traten  alle  drei  Gilden  mm  ScbiitB  der  neuen  Lehre 
asammea,  es  «oU  auch  Niemand  na  denem  dag«  ttj»  den  Dom  ofte 
ie  den  Stuteren  ofte  to  swtte  Birgitten  gan  ofte  riden  ,  ,  upere  hucke- 
Uge  [sheochleiiAt^e]  emee  ofte  pred^e,  Trots  dieser  BeicUoeae 
«erden  doch  die  Hessen  von  einigen  besucht,  so  von  Heise  Patti- 
&er.  Beiträge  4,  68,  70.  —  Im  Jahre  1543  klagt  der  Rath  beim  Ordeoe- 
meister,  die  im  Nonnenkloster  gingende  und  klingende  gehaltenen 
Winkelmessen  erbittern  ausserordentlich  die  Gemeinde,  der  Ratli  be- 
fürchtet einen  Aufruhr,  bei  dem  das  Kloster  spolürt  werden  kaiui. 
Bwweo,  Asgesten  106,  Li2. 


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306 


lische  Bisthoro  bis  1561,  wo  Estland  schwedisch  wurde,  be- 
steheu,  und  im  Normenkloster  lebte  die  letzte  Aebtissin 
Katharina  Kudlcn  noch  im  Jahre  1618^).  ' 

Bascher  erföUte  sich  das  Geaohiek  des  MOnchsklosterB 
der  Dominikaner.  Am  12.  Jan.  1525  beschlossen  Rath  and 
Gemeinde  einstimmig,  die  Predigermunclir'  ihrer  ünredlicli- 
keit  und  anderer  Vergehen  wegen  auszuweisen.  Au  vrertü- 
vollem  Besitz^)  war  nicht  mehr  viel  vorhanden;  der  Rath 
befahl  am  22.  Jan.  seinen  Bfifgeni,  dass  alle,  de  dar  yeni' 
gerley  tueh  an  golde,  gelde,  gdde%Bgewerd$,  stdvere,  «tUtfer' 
(jeHinidej  klenoden,  segeL  und  hrme  efte  watUrley  guderen 
dem  Swarten  kloster  tokamende  vati  den  moncken  dar" 
wMgeH  to  truwer  hatU  e/te  wat  entfangin  und  hye  Biek  yn 
foeren  li/Men,  dai  sze  szüdant  eynem  erezameu  rade  mift  den 
«rttef»  fformfUeken  laten  und  bi/c  df/e  hnndt  hryngen.  Bald 
darauf  am  19.  Mai  bat  dann  der  Rath  verfugt:  de  moncke 
kercke  ü  vor  de  undudisschen  vorordent,  umb  darsulmgeei 
alle  heylUge  und  werkeldage  en  vortopredigen  und  gotUeken 
denst  to  holden^y  Das  Kloster  selbst  wurde  Armen  und 
Kranken  eingeräumt,  worüber  sich  die  Ritterschaft  heftig 
beklagte,  da  sie  im  Kloster  ihre  Manutage  abzuhalten 
pflegte.  In  ausführlichen  Schreiben  vom  15.  August  1526 
und  23.  April  1527  rechtfertigte  der  Bath  dem  Ordens- 
meister  gegenfiber  sein  Vorgehen  gegen  das  Kloster^).  Be- 
reits ging  jedoch  die  ehemalige  Klosterkirclie  m 
Flammen  aui. 

Was  den  Silberschata  von  St»  Nikolaus  betrifft,  so  war 
er,  wie  wir  hdrten,  vor  dem  Bilderstorm  am  14  Sept.  1524 
gerettet  worden.  Wenige  Tage  später  riethen  die  Pastoren 

in  ihrem  an  den  Rath  gebrachten  anslng  chrisilicker  ordi- 
nanoien,  in  die  gemene  kyste,  die  errichtet  werden  sollte, 

1)  üaoBen,  Kirobeo  106. 

«)  Ebenda  14G. 

8j  Bitnieuiaiin  71.  75. 

*j  Hauten,  Kegesteo  <il'd.  'i'6L   liurselbei  Kircheu  152. 


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vort  ernte  alle  f^esmide,  fiidvcr  und  klenode  to  brinr/en,  dar 
d(  afgode  der  bilde  ^)  mede  äyn  yetyret.    Die  Gründung  der 

aUgememen  Kisten  verf&gen  bald  daraaf  am  19.  September 
IBÜ  Rath  und  Oemeinde,  weisen  ihn«i  anch,  wie  vorge- 

schlagen^  die  Yicarien,  Renten  etc.  zu,  dagegen  ist  in  diesem 
Rathsbeschluss  vom  Geschmeide  und  Silberschmuck  nicht  die 
Kede.  Auf  diesen  weiteren  Vorschlag  der  Pastoren  ist  der 
Rath  offenbar  nicht  eingegangen.  Soeben,  am  15.  Septombw, 
hatte  er  den  Befehl  erlassen,  es  möge,  was  beim  Bilderstorm 
aus  den  Kirchen  furtgesclilcp]»!  worden^  zurückgebracht 
werden,  seilte  er  jetzt  selbst,  wenige  Tage  später,  fortnehmen, 
was  gerettet  war?  Offenbar  ist,  was  an  werth vollem  Schmack 
noch  in  den  Kirchen  war,  auch  dort  geblieben,  nnd  nach 
der  Neuordnung  der  kirchlichen  Verhältnisse  zunächst  anch 
nicht  mehi'  mit  Gewalt  angegriflen  worden. 

Hiemit  stimmt  eine  Nachricht  fiber  einen  Voigang,  der 
bald  darauf  eintrat.  Anderthalb  Jahr  nach  dem  Bildersturm 

vom  September  1524  trat  5m  Frühling  1526  Heinrich  Busch 
vom  Amt  eines  Kirciieiivoniiunds  von  öl,  Nikolai  zurück. 
Dante  berichtet,  offenbar  auf  Grund  von  Angaben  aus  dem 
verlorenen  Kirchenbuch  seines  Vorfahren;  Anno  lö2ß  hat 
tkh  Beinrieh  Bu9ch  von  der  ftorittehereehaft  abgebeten  und  ist 
</e»"  auch  entlassL'fi  worden  am  palmsonfag  [WdYz  25]  nach  der 
predigt,  vnd  hat  auf  ieutäck  und  unteuUck  in  allen  kerken 
af  kundigen  lauen  und  ein  zeddel  gesandt  so  lautend:  naek' 
dMa  er  ein  zeiüa/ng  der  kiraMn  gedienet  und  nun  abginge,  so 
begerede  er,  da  jemand  were,  der  ime  wegen  der  kin^en 
ttwüit  zu  besprechen,  er  were  kaufman,  handwerker,  junck 
oder  aUf  der  wolle  nu  sprechen  und  hernach  schweigen.  Und 
da  er  abgetreten,  hat  ihm  das  ganze  caepel*}  sehr  freundUeh 
wegen  seiner  gehabten  muhe  gedancket,  ihm  auch  angelobt, 
das  sie  es  thme  in  eines  erbam  rades  buch  wolten  verzeichnen 


1)  s.  S.  301 :  a/j/oditeh»  bilde. 
KirchapieL 


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308 

loisen,  da$  «r  loblieh  und  fnundUeh  von  dem  ganzm  mtipel 
geaehdeden  Bei. 

Dieses  Versprechen  ist  auch  ausgeführt,  denn  im  Stadt- 
deokeihttch  ist  eingetragea  ^) :  Anno  [iS>}2Ü  am  26^^ dage 
des  mantea  ApriUa  qwemen  vor  unaeen  Bittenden  eUd  de9 
radee  de  erezamen  h.  Boet  Spröder  ^  metee  radee  Udtmaie 
und  Heine  8ehoeß,  beide  der  kerepdekerken  tko  eunt  Glowes 
voraUndere,  thoöuaiet  Vincentim  Schonenberch,  Clawes 
Schriver,  Dirick  Luger b,  Heine  Korszeweter  und  PonDeL 
Megneke  geordinereth  van  dem  ganezen  kertpd  iUetgemelier 
Mffit  Ctawee  kerhen  kir  hynnen  Revd,  umh  von  Hinrick 
Büecke  dersulvesten  kercken  jungest  ge^eeszenen  vormnndere,  - 
de  sick  dar  van  korcz  hir  bovorn  afgebeden,  reken-Kkop  tJu> 
entfangen.  Und  hebben  apenbarlick  vor  uns  togeBtan  u/nd 
hokant,  dat  vorgenmpte  Hinrick  Bueeh  gn  byweezen  egner 
hirto  gebedenen  frunde  ale  myt  namen  und  thonamsn  der 
erszamen  her  Heisze Patiners  btirgermeysicrt<^)f  Hans  Framen, 
Hans  HoLtappelj  Hans  Schalen  und  Hans  Houwer*),  van  der 
vorbenompten  eunt  ClaweB  kercken  wegen  haschet  und  rekenschap 
gedan  und  den  vorbenompten  hör  Boet  Schröder  und  Hegne 
Sehoeff  yn  iegenwardieheit  aller  vorgeeehreven  doBukngeet 
Vorth  ovcrleverih  heft  alle  und  iszlicka  kercken  klenodie,  ge- 
smide,  sulvern  bilde,  moBtrantien,  crucze,  kelcke,  patenen  mgt 
aUerley  euhergeemide  vorguU  und  unvorgtdt  kUyn  und  groth 
Bampt  iMen  und  iesdieken  ornaten,  miozgewaUn,  korkappon 
myt  erer  thobohoringe,  nug  und  olt,  gudt  und  qwadi^  myt 
alle  demjennen  wes  na  inholde  der  kercken  bocks     tho  der- 

Freundlicho  MlttheiloDg  doB  Herrn  voa  TÖme. 
Rathsherr  1525,  Bürgermeister  1539. 
s)  Kirchenvonteber  1506—1516»  1509  Bathsherr»  1520  Bärger- 

meister,  s.  8.  240. 

*)  Vielleicht  Job.  Hower,  ilathsherr  1539,  Burgermeister  1550, 
t  1565,  der  spätere  Yormuad  der  Nikoiauskirchei  s.  S.  321,  vielieloht 
aber  anch  ein  älteres  Mitglied  dieser  FamiUe. 

Etwa  das  jetzt  verlureue,  von  Bäsch  f^efubrte  Kirchenbuch? 
B.  S.  219.   Oder  darf,  zumal  wegou  des  folgeudeu  tQ  ^ttugei,  au 
Bothgera'  Veneichnias  gedacht  werden?  s.  S.  241. 


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309 


tuhetien  kerdim  gehont  und  dar  bie  betkker  to  gttuget^)  ü, 
imgMcm  ock  dar  bonefen,  toes  gedaehU  BinHek  yn  <yn«m 

huize  an  wasse^  gelde,  peldesf/cwcrde^  hoeken  und  allerlei/ 
ichriften'),  der  Aercken  tokamende,  yn  weren  gehatk  heft, 
Hir  unUf  so  vorleten  danUvigeat  vorffetumpU  kercken  voT'-^ 
ttmdtn  wpgemütm  Hxnrick  Buäeh  van  deanUoeiien  ktrtptU 
aüem  vorgesekrevenen,  alU  samptUek  der  ent- 
fangenen  rekenschop  und  overleveringe  vorberort  van  dyftsem 
jare  fj'iydages^)  vor  sunt  Marcus  jungest  vorleden  gesehen 
bodanckende.  Dasulmgeet  irbot  eiek  ock  vor  une  gemeUe 
EvHfick  Buech  der  vorbororien  gedanen  r^enechop  und  leve" 
ringe  halven  iegen  aller  menniekltck,  werefh  sake  dat  iman^ 
des  dar  r/nue  erkcne  miszhachlicheit  und  ynsage  hedde,  dath 
deeuhest^i  dar  iegenwarduh  spreke  und  himamaU  ewege, 
angesehen  he  dar  cverbodieh  eynen  idern  up  eyne  aneprake 
tho  antuforden,  Dath  alUe  up  des  gemeUen  Hinrieke  bolan- 
gende  zo  vorgund  is  yn  dyth  unsze  denckelbock  tho  teken  in 
orkunde  alles  vorsckreven. 

In  Folge  des  scharfen  Vorgehens  beim  ßiiderstarm  zam 
Scknts  der  Nikolaikirche,  Bowie  wohl  anch  anderer  dnroh 
die  nene  Lehre  entstandener  Veränderungen  mag  mancherlei 
Nachrede  gegen  Busch  entstauden  sein.  Dem  will  er  ent- 
g^entreten,  daher  die  hier  vor  dem  Rath  erneut  erhobene 
Fordening  an  jedermanni  mit  Anklagen  jetzt  herroixntreten, 
spiler  aber  m  schweigen. 

Wie  das  vorliegende  Protokoll  lehrt,  war  Freitag  den 
20.  April  auf  Grund  von  Verzeichnissen  des  Kirchenbuchs 
die  Uebeigabe  des  Kircheneigenthums  geschehen,  lieber 
diesen  Vorgang  giebt  nna  Jost  Dunte  noch  eine  wichtige 
Mittheilnngy  offenbar  wieder  nach  Buscha  verlorenem  Eirchen- 
bach.   Er  berichtet  über  den  kirchenvorraet  an  silber  und 

M  —  zugekaafl,  für  Geld  angeschafiFt,  s.  S.  241. 

-)  Ktwa Roth'Lrer?'  Kirchenbuch,  aber  offenbar  hat  es  noch  weitere, 
nicht  mehr  erhaltene  öchriften  gegeben,  die  zur  Kirche  gelwrtea  uiid 
im  Hause  des    Yormaudes  anfbew&hrt  wardea. 

')  Apnl  20. 

MittlicU.  ».  d.  Ut).  aMcbicbt«.  XTU.  i.  21 


310 


golde  im  jare  if)2():  1526  den  frtitag  vor  s.  Jürgen 
[]Apr.  20_1  nachdem  mein  goUeliger  eUervater  Heinrich  Busch 
von  der  vormundte/urft  der  kircken  abgeechuden^Jiiat  er  eemm 
folgern^  ahe  htm  Boot  Sehrader  und  Berne  Sehoeff  geldehere, 
80  bei  (irr  kirchen  an  Silber  und  golde  gewesen,  zusamen  vor- 
guldet  und  unvorguhlet,  dreihundert  mk,  lödich  weniger  vier- 
sehn  loedt  eüber,  thuei  an  laden  4786  loedt  silber. 

Hier  erfahren  wir  endlicbi  was  uns  all  die  frttheren  Ver- 
zeiebnisse  nicht  beriohteten,  wie  schwer  der  ganie  alte 
Silberächatz  von  St.  Nikolaus  war:  fast  300  Mark  löthig, 
etwa  150  Pfund  Dach  heutigem  Gewicht.  Da  die  Mark  ver- 
goldet Oeechmeide  in  der  Begel  mit  18  Marii  r^.  bezahlt 
wird,  80  w&re  der  Werth  dee  Tergoldeten  Bohmaterials 
gegen  5400  ICark  ng.^). 

In  der  That  ein  reiches  Vermächtniss.  Dass  auch  die 
anderen  Kirchen  und  die  Klöster  in  Kcval  schöne  Kleinodien 
hatten,  wiasen  wir'},  wenn  eich  auch  über  diese  nicht  so 
ansföhrliche  Nachrichten  erhalten  haben,  wie  Über  den 
Silberschatz  von  St.  Nikolaus.  Und  die  Schwesteratädte, 
vor  allem  die  an  Embach  und  Duna^  besassen  nicht  minder 
reichen  Kirchenschmuck.  Yieies  wnrde  freilich  bei  den 
Unruhen,  die  die  Binfohmng  der  nenen  Lehre  b^eiteteii, 
xeretOrt,  in  Dorpat  wurden  die  Kirchen  Ton  St  Maria  und 
St.  Johannes  geplündert,  nur  der  Domkirohe  blieb  im  Ganzen 
ihr  Kirchenschmuck  erhalten  Und  auch  in  Biga^)  ist  den 
Kirchen  an  St  Marien,  St  Peter,  St  Jacob  schöner  Baiohen- 

1)  Nimmt  man  aus  den  beim  Thurmban,  s.  S.  285,  augesetzten 
Preisen  einen  mittleren  Werth  für  die  MArk  =  7  Rbl.,  so  wären 
5400  Mark  rig.  =  37,800  Rbl. 

>)  a.  S.  216.  Im  Jahre  1381  hat  die  hl  Oeiat-Kirche  etaie  Monstrani 
hl  eiaem  Ciboriuin.  LWi  ÜB.  1176.   Bine  Monetrana  hi  der  Kirche 
dea  Sj^la  St  Johanoia  im  Jahre  14ia  UrL  UB.  10,  528. 
8.  8.  190.  üeber  EJrefaenachmock  hi  Pernaa  a.  naten. 

4  Goldene  MonatraDi  der  Domkirehe  1421.  UtI  UB.  Beg.8010. 
Za  St.  Jacoh  eine  Yergoldeto.  2  aitberne  Monaftranien  1480.  N.  N.  M. 
15, 547.  Reliquien,  Monatran^  MarienbUd  dea  Domea  1479.  Sddeiiiaiuit 
Geaeh.  UtL  2,  149. 


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an 


scbmijck  im  Bildersturm  entfremdet So  mag  m  der  That 
kum  eine  andere  Satdtkirche  in  den  baltischen  Laadeii 
mm  80  reicheii  Sübenchats  ans  der  katholischea  Zeit  ge- 
mtet  haben  wie  St  Nikolaas  in  Beral. 

Die  reformatorische  Bewegung  war,  wie  wir  sahen,  auch 
im  baltischen  Nordosten  zunächst  von  den  Städten  auege- 
gingen.  Und  die  enge  Yerbindongy  in  weicher  die  drei 
Krliadiidien  Stftdte  Bigti,  Beval,  Borpat  seit  alter  Zeit 
n  einander  standen^  tritt  bei  dieser  IriroUiehen  Nenge- 
staltuTip  jranz  besonders  scharf  hervor.  Rasch  nach  ein- 
ander wurden  alle  drei  von  dieser  Strömung  ergriffen,  z.  Th. 
dieselben  Boten  haben  in  den  Tersciiiedenen  Städten  ge- 
wirkt, 80  Manow  in  Dorpat  und  Reval,  Tegetmeier  in 

Nach  ungedrückteii  Akt«'U  des  Hbichö-Kamuiergericbta- Archivs 
ilWettlar  wurde  OTfolge  der  Aussage  des  Augenzeugen,  des  Priefters 
Pet€r  Wampe,  1525  Freit  ii.  Fliil.  u.  Jac.  [Mai  5]  geplündert  und 
das  Geschmeide  aufs  Bathbaas  gebracht  Der  Priester  Joh.  Piojss 
FbnlMinr  mKiib««1,  bezeugt  1536  (s.  S.  235),  er  habe  gesehen,  wie 
iBtei  soderem  swel  Monstraasen  mit  GewaH  eus  dem  Giborio  ge- 
somnea  aad  anfSi  Bathhsiis  getngea  waren,  es  sei  d«t  Men  gwojf 
ka$im  füll  g€»9tm,  darunter  «ifne  monHnmg  geweten  »o  groß,  da» 
iU  McAl  «Mtt  Mnm  gehm,  hedie  egner,  Han»  D^erieht  g^ktgßtn, 
«i#cm  roehe  wg  getragen;  daHtu  iieden  Cälantekem  auch  ir  »glher 
gerumm^  het  auf  44  mark  fottigg  sylber  gewogen^  auch  av/s  radthausz 
gebracht.  —  Auf  diese  Vorgänge  bezieht  sieb  die  Nachricht  in  Padels 
Tagebüchern  (Mitth.  13,  327)  z.  J.  1548,  wo  von  der  Kirche  St.  Jacob 
gesprochen  wird:  Ein  erhnr  rndt  hehhcv  im  nvfnnqf  de>i  hilligfn  e^'nn- 
gelii  Ht  der  kereken  an  monstmnvii  n,  kelckm,  wirockjatf  find  anderen 
*nhertugc  115  mark  laden  in  t-oncaringe  gen  amen.  Nach  dem  Vertrag 
der  Stadt  mit  dem  Erzbiechof  von  1551  blieben  Geschmeide,  Kleino- 
dien, Ornate  auch  fernerhin  unter  gemeinsamem  Verschluss  vuu  Erz- 
bifichof,  Kapilei  und  htadt.  Mon.  Liv.  4.  169.  —  Kaland  uraprüng- 
Beh  religiöse  Genossenschaft,  die  sich  am  1.  d.  MoDsts  Tersammelte, 
ipiter  jede  gesellige  Vereinigung.  Ueber  den  Eslsnd  lo  Biga 
1.  Hittb.  H  47:  bereits  1525  Fehr.  17  bezeugt  der  rig.  Bstb,  dass 
dai  spediteirte  Geschmeide  der  Kalandsbrfider  (oater  {haen  aneb 
Hc,  Peler  Wampe\  das  bereits  Ins  Kloster  der  sehwarsea  Jongfraaen 
^BMijgefBbrt  war,  in  Dom  mit  dem  Domgesebmeide  im  nenea  Schrank 
Im  Gewölbe  aber  der  Gerkammer  geborgen  worden  sei.  —  Kalands* 
kapeUe  im  Dom  zn  Riga  s.  Zehnter  Reehenseh.  Ber.  der  Domban- 
•btkeihmg  1896.  3.  27. 

f 

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312 


Dorpat  und  Rigm,  alle  drei  Städte  haben  in  Joh.  Blaakea* 

feld  ihren  Bischof  und  den  heftigsten  Feind  der  neuen  Lehre.  ■ 
Daher  treten  auch  im  Juli  1524  zu  Eeval  zuerst  die  Städte 
mn  Bikndnifls  f&r  daa  reine  Wort  soBammeDi,  und  als  im 
Angnat  dea  folgenden  Jahres  in  Beral  die  iLelterlente  den 
Rath  üiiucheu,  in  der  wichtigen  Frage  der  kirchlichen 
Verwaltung  eine  Verordnung  zu  erlassen,  beschliesst  dieser, 
dasB  men  et  darmede  wo  to  Rige  gelickformiek  kedde,  aUzo 
dat  aUerley  inkump9te  wnd  boringß  van  tdkn  geMieki» 
lenen  und  guderen,  zo  Oade  gegeven,  et  solUn  Mfm^X 
Obgleich,  wie  sich  erkennen  lasöl,  dieser  Grundsatz  in 
Re?al  seit  dem  Beginn  der  reformatorischen  Bewegung  ge- 
herrscht hatte,  wird  hier  dooh  noch  besonderer  Nachdruck 
darauf  gelegt^  dass  man  darin  mit  Big»  übereinstimme. 

Allein  den  schnellen  Verlauf  wie  in  den  Stttdten  nahm 
die  Reformation  nicht  auch  im  übrigen  Livland.  Unsere 
Kenntniss  der  Geschichte  jener  Jahre  ist  freilich  noch  viel- 
fach lückenhaft»  aber  gewisse  Gmndzüge  stehen  fest  Der 
gesammte  Bau  des  liyländischen  Staates  mhte  auf  katholisch- 
hierarchischer  Ordnung.  Dringend  schien  die  reformatorisdie 
Bewegung  eine  andere  Organisation  zu  fordern.  Aber  die 
bisherigen  Träger  der  Gewalt»  Bischöfe  und  Ordensmeister, 
traten  ffir  die  alte  Form  ein.  Nicht  ohne  Gmnd  konnte 
behauptet  werden,  yielfach  sei  bereits  fremdes  Recht  ver 
üCLzt  Würden.  So  auch  in  Reval.  Hatte  man  doch  auch 
hier  nach  katholischem  Kirchengute,  nach  den  Stiftungen  | 
der  katholischen  Vicarien  n.  ä«  gegriffen.  Dem  enifgofses^  ! 
zatreteni  das  Recht  der  einzelnen  Stftnde  m  wahren,  in  der 
Hut  der  Genossen  sich  selbst  Schnts  zu  schaffen,  erschien  des 

  I 

anderen  politischen  Körperschaften  vor  Allem  nothwendig. 

In  der  ßerathun^  aller  Stände  auf  dem  Landtage  zu  Wolmar  | 
stiessen  im  Jnli  1626  die  Gegensätze  scharf  aufeinander.  Weit 
wiesen  die  anderen  Stttnde  von  sich,  das  als  rechtlich  snd 
entschieden  anzuerkennen,  was  in  den  Städten  geschehen. 


I 

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313 


Im  Gegentheil;  sie  beschlossen  ^):  wai^  aber  die  stete  dt/sser  land 
vor  dysser  zeeit  an  sich  geizogen,  sal  stehen  zcur  kentnin-Zj 
d.  h.  snr  rechttichen  firkenntoiBBy  zur  UntersnohiiDg.  W^Ji^ 
muck  kein  (mfmr  oder  newrung  tu  düsen  landin 
etmeiUo  .  .  Uiden  ader  dulden»  Niemand  soll  fremdes  Recht 
aLiasten,  jeder  in  Pieinen  rechten  und  zubehorungen  unvor- 
kurzt  bleiben.  Um  allen  Zwist  und  Streit,  der  entstehen 
könne,  beisiüegeny  wird  ein  Schiedagerioht  von  zwanzig 
KitgliederD  eingesetzt^  za  dem  alle  Stände  zugezogen  werden, 
nur  nicht  die  Städte.  Die  jtmgfrwen  kloster,  dumkirchen 
und  monnichkloster  .  .  aoäen  nach  dem  alten  bey  iren  frei" 
heiten,  primlegien  und  gotsdynsten  unvordrengt  und  uncor^ 
Ufddigti  bkiben .  •  clenodie  und  gwmids  oeh  prmleffiin, 
MO  in  dm  iumkirthiny  klogtsm  und  eahnden  v&n  den  Bieten 
in  gewarsam  genomen,  sollen  stehn  in  guter  varwarung  bis 
zur  kentnis,  wie  vorberurt  ist. 

Man  sieht,  was  die  Städte  an  sich  gebracht,  was  an 
Kleinodien,  Geschmeiden,  Privilegien  ans  Kirchen  nnd 
KlMem  genommen,  soll  zur  KenntniBS  stehn,  d.  h.  zur 
rechtlicheTi  ünterstichung  erezogen  werden.  Es  soll  in  all 
diesen  Fragen  zunächst  nichts  entschieden  sein. 

Diese  Bestinmmngen  vom  9.  Jnii  1625  durohznf&hren, 
seUoes  das  dbr^  Land  einen  Bnnd  anf  drei  Jahre.  Er 
war  direkt  gegen  die  Städte  gerichtet.  Aber  in  all  das 
Verden  sie  nie  willigen,  es  sei  das  den  Städten  an  Seele, 
Leih  nnd  Gut  beschwerlich,  erklärten  die  Hatbssendeboten. 
In  seliwerem  Unwillen  verliessen  sie  den  Landtag. 

Hatten  sich  auch  die  übrigen  Stände  den  Städten  feind- 
lich gegenübergestellt,  diese  wollten  doch  ihren  Standpunkt 
in  der  Eeligionssache  nicht  aufgeben.  In  den  i^  a^ten  des 
folgenden  Jahres,  1&26,  kam  es  auf  dem  Landtage  zu  Baien 
und  Weimar  zo  neuen  Verhandinngen,  es  schien,  als 
wlHe  hier  die  Smnme  der  Bewegong  der  letzten  Jahre  ge- 
zogen werden.   Der  Hass  gegen  den  Erzbischof  Blankenfeld 

1)  Taiib«iih«im,  LobmfiUer  35. 


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314 


war  allgemein^  weite  Kreise)  allen  Torao  cße  Stidte»  dachten 

an  eine  ausschliessliche  Herrschaft  des  verehrten  Herr- 
meisters Plettenberg.  Vor  Allem  weil  dieser  selbst  nicbi 
wollte,  ist  es  zn  einer  einheitUchen  Gestaltung  der  livlilii- 
disehen  Oonibderation  nicht  gekommen').  Diese  sehweren, 
wichtigen  Fragen  haben  in  jenen  Berathnngen  so  vorge- 
herrscht, dass  die  eigentlich  kirchlichen  zurücktraten.  Aber 
wenigstens  in  den  Verhandlungen  der  Städte  unter  ein- 
ander tanehen  sie  doch  wiederholt  anL  Sonnabend  den 
17.  Mftrs  1526  beschlossen  die  Städte  auf  Vorschlag  des 
Bürgermeisters  von  Reval  Jacob  Kiohgerdes^),  beim  Ordens- 
meister  und  den  Ständen  zu  tbrdern  und  dorchzosetzen: 
Zmh  €rtUn,  bei  dem  Worte  QotUe  gu  bleiben,  dabei  gu  lebem 
und  ffw  eterben,  liem,  daez  em  jegUeh  OUed  «mtf  Stand  s« 
IMand  duTi^  Avfri^iwmf  Don  ffoepitdUm  vnd  Armen' 
hausern  für  seine  Armen  sorge*).  Und  am  26.  März  wandten 
sich  die  Rathssendeboten  von  Kiga  an  den  Ordensmeister, 
der  Schulen  halber,  ea  die  Ehreamen  der  Stadt  JUjfa  ^ 
emnetin  den  drei  Zungen  hebrdieeh,  grieekieek  und  lateimeek, 
Gott  zu  Ehren  und  zur  Dienstbarkeit  seines  Wertes  aufzu' 
richten*),  auch  in  Betreß  der  Hoqntäler  in  den  Gebieten  und 
Kirchepielen  Livlands  zur  Noihdurft  der  Armen  und  Kran* 
ken  und  ander  Sa^en  mehr  zugUich  mü  den  andern  Stidten, 
worauf  eie  denn  keine  beethmdliehe  eehHeeeU^  Aukeort  er' 
langt.   Auch  in  der  Form  des  Gottesdienstes  wünschten  die 

1)  Die  politische  BenrtheiliiDg  der  Politik  Plettenbergs  in  dieses 
Tagen  übersieht  leicht  die  Bedeutung  des  hohen  Alters  des  Ordens- 
meistcr?  uüd  steht  unwillkürlich  unter  dem  £infias8  des  Wunaches, 
daas  das  Land  vor  dir  graueigen  Katastrophe  verschont  geblieben 
wäre,  die  ein  Mentscbenalter  später  hereinbrach  und  die  aofs  engste 
mit  der  veränderten  Krietrsführung  zusammenhing. 

2)  KaLheberr  15i*j,  liurgermeiöter  1519  bis  1536  nachweisbar. 
Archiv  2,  113.   Die  Berichte  über  diese  Verhaudiungen  eiüci 

hier  in  liochdettticlier  üebenrbeitang  gedruckt. 

4)  Bbenda  t2&  Auf  d«in  Stidtetag  m  Fumw  1537  berate 
Riga,  Ooxpat,  RcTal  eraatlieh  dl«s«  Saebe»  in  einer  Jaden  Stadt  aoQ 
dna  lolcbe  Schale  «rriobtet  werden.  Beitiige  aor  Kunde  Eliit» 
laoda  1,  868. 


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315 


Sittdte  eine  graasere  GleichmlBBigkeit:  es  boü  mit  dem  Eerm 
SjfhuUr  TegetfMjfer  doAt«  nerhanddt  werden,  daez  der  goU^ 
UAe  Dienet  eintraektigUeh  «m  allen  drei  Stadien  des  Landes 

mtfgerichUt  und  gehalten  werde 

Von  besonderer  Wichtigkeit  war  iur  die  Städte  die 
Frage  nach  dem  Vermögen  der  Kirchen.  Und  wie  in  allen 
übrigen  St&eken  blieben  die  Stftdte  anch  hier  treu  bei  ein- 
ander: Jtem  ist  auch  einträchtiglich  erkannt  und  geschlossen 
worden,  dass  dasjenige  ivas  einmal  Gott  gegeben  aeif  auch  fortan 
ihm  bleiben  eoUe,  und  dasz  daher  das  Vicariengeld in  einenge" 
meinen  Kotten  zum  Beku/  der  Kirchendiener  und  Armen  zu 
bringen  eetf  ee  wäredenndaee  die  armen  Viearien  keine  Nahrung 
hätten,  welche  dann  an  die  Vorsteher  der  Kasten  zum  Empfang 
einer  jährlichen  Unterstützung  gewiesen  werden  müszten^). 

Wir  Beben  also^  dass  dieser  Orondsatz  f&r  alle  drei 
Sttdte  gelten  soll.  Nur  scheint  hier  die  Bficksieht  anf  die 
Ineherigen  Inhaber  jener  Einnahmen  möglichst  weit  ansge* 
dehnt:  wenn  nöthig,  sollen  sie  auch  furder  aus  dieser  Quelle 
ihren  Unierhalt  beziehen. 

Die  gemeinflamen  schweren  Sorgen^)  worden  dann  Ton 
Neoem  erörtert  anf  einem  Stftdtetage,  den  die  Stildte  im 
folgenden  Jahre  1527  im  Deoember  zu  Pemau  abhielten^). 

1)  Areh.  %  103.  Auf  dem  Stidtstage  sa  Foniaa  1(27  mMht  dtr 
BSigemeister  von  Bevsl  Jaeob  Bicbgerdes  wtoder  den  Antng,  eine 
fmmt  Ordnung  eutfSrmigKeh  in  dem  ganeen  Lande  unier  dm  ehritt- 
Ueken  Oemeindm  mit  dem  Kirebendienste  und  ßebrauehe  der  Saero' 
uente  au/MUfiehten.  Beitiige  1,  368u 

Arch.  2,  102.  —  Beitrage  4,  69:  Absprach  des  Raths  tob 
Beval  1530  November  10:  von  VicarieDgeldero,  die  auf  mehrere 
Häuser  der  Börger  eingetragen  sind,  die  Renten  dem  gemeinen  kastm 
to  unterkoldinge  der  kerkendener  und  predikanten  auazukehren, 

^)  Klagen  ^ic^en  die  Btädtiscben  Prediger  kommen  immer  v-ieder 
vor.  1528  Febr.  17  verlli.  idisj;t  der  Kath  von  Reval  von  Nencni  seine 
Prediger  wider  eine  gehRimo  Anklage,  die  an  den  Ordensmeister  ge« 
bracht  worden  ist.    Hannen,  Kegesten  34Ü. 

*)  Beiträge  1,  370.  Aa  der  Spitze  der  revalschen  Boten  steht 
wieder  Üurgermeiöter  Jacob  Kchgordos.  —  Nachfolgeuden  niedor- 
äcelschen  Text  danke  ich  Stadtarchivar  G.  Hansen. 


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316 


In  Betreff  des  KircbeuYermögens  wird  folgender,  für  die 
Torliegende  Frage  wichtiger  Bescliluss  gefasat:  Idt  u  ocJc 
voriffnt  und  geahten,  dath  aller  nicarien  geU  und  cUnodien, 
müh  wath  namm  de  genomeik  9yn,  dmeiU  tek  Oade  iffitMt 
togeegent  und  gegeven,  ock  Gade  tobtfkorich  hlwin  ioUen,  «me 
ordenunghe  der  overicheit  ah  et/uö  crsamen  radiBj  defrj 
Meilen  der  gemeine  fmd  vorst ender  des  gemeinen  armen' 
kysten,  ü^enumen  dath  hovethgeemide  und  Idenodie  der 
kereken  und  kloeier,  weichere  klenodie,  so  tfordarßieky  man 
to  gelde  maken  sal  und  hie  dath  hoveUmide  leggen  bie 
julicker  Stadt  in  vorwaringhe  thom  gemeinen  besten. 

Wieder  gehen  alle  drei  Stftdte  gemeinsam  von  dem 
Gmndsatx  ans,  was  Gott  gegeben  tsti  6oU  Gott  bleiben.  Das 
Geld  nnd  die  Kleinodien  aller  Vlcarien»  mit  welchem  Namen 
sie  auch  benannt  seien,  also  alle  die  Renten,  Belesnngen, 
Praeseneien,  Memorien  etc.,  sie  sollen  nicht  zn  weltlichen 
Zwecken  eingesogen,  nicht  Baecnlarisirt  werden.  Vor  Allem 
flkr  Seelenmessen  waren  sie  einst  gegründet  worden;  die 
reine  Lehre  wies  aber  die  Seelenmessen  znr&ck,  so  schienen 
die  Stiftungen  unnütz  zu  werden,  es  entstand  die  Gefahr, 
dass  die  augenblicklichen  Inhaber  solcher  ausgelieheaen 
Kapitalien  diese  ganz  behalten,  sie  der  Kirche  entfremden 
konnten').  Deswegen  soll  hieraber  eine  Verordnung  er- 
lassen werden,  aber  nicht  mehr  von  der  kirchlichen,  sondern 
von  der  weltlichen  Obrigkeit;  städtischer  liath,  Gemeinde, 

*)  In  späterer  Zeit  scheinen  Vicariengelder  von  anderem  Privat- 
vennögeD  nur  wenig  unterschieden  zu  werden:  Brief  lade  I,  1300  a.  a. 
1547  Strait  um  einen  Scbnldbrief,  welcher  von  Yicarlen  herstammt 
und  wie  andere  Erbbriefe  angesproeken  wird;  1$15  a.  a.  1548:  Vietlng* 
hof  fordert  den  Bof  Wittenfelde^  die  Brbet&tte  la  Hapsal  and  9  Vicarien. 
1327  a.  a.  1548:  Vendeht  anf  alle  Snmmen  und  Beaten  aaeaer  dem 
VIcariengelde  an  Weeenberg.  —  Briefl.  1479  wird  noch  L  J.  1558  bei 
einer  Tieatie  in  der  Kircbe  zn  Bappel  die  Verlehonng  weiter  flbeiw 
tragen.  jLber  bereite  1527  hält  man  ea  für  möglich,  dass  mit  der 
Ticarie  zu  Wesenberg  eine  Aendemng  eintrete,  ein  aflach,  nud  bo- 
ptimmf.  wie  die  loliaber  dann  die  Vicariengelder  theilen  eoUen; 
Briefl.  9ä0. 


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317 


Torsteber  der  gemeinen  Armenkiste  nahmen  die  Verwaltung 
dd6  KirchenvermögeDB  in  ihre  Hand.  Diese  Armeukiste 
war  offenbar  bereitB  snr  Zeit  der  Berathangen  des  Torigen 
Jahres,  1£S6,  in  allen  drei  Stidten  vorbanden^); 
wird,  ähnlich  wie  damals,  festgesetzt,  dass  ihr  aller  Yicarien 
Geld  nnd  KleiiK  Klien  znfliesBen  sollen^),  damit  sie  für  Kirchen- 
diener und  Arme  sorgen  könne» 

Dem  Besitz  der  Yioarien  werden  gegenübergestellt» 
nnd  TOn  den  Bestimmiingen,  die  für  jene  gelten  sollen, 
werden  ausgenommen  das  Ilauptgescbmeide  und  die  Kleino- 
dien der  Kirchen  und  Klöster.  Ueber  sie  soll  nicht  so 
Terfilgt  werden,  wie  aber  Oeld  nnd  Eieinodien  der  Yicarien; 
sie  sollen  nieht  nnter  die  Ordnung  treten,  welche  die  Obrig- 
Mt  Ar  jene  festseteen  wird;  sie  sollen  nicht  an  die  gemeine 
Armenkiete  fallen.  Aber  auch  über  diesen  Kirchenbesitz  wird 
hier  entschieden,  auch  er  ist  anter  das  Gebot  der  weltlichen 
Obrigkeit  gerathen.  InReval  war  an  diese  mancberleiKirchen* 
sehmnck  in  Folge  des  Oebotsgekomnusn,  dass  mrückgeliefert 
werde,  was  im  Bilderstnrm  davongeschleppt  worden,  anderes 
hatte  der  Rath  au«  dem  Mönchskloster  fortbringen  lassen. 
Ans  Riga  hörten  wir,  dass  beträchtliche  Mengen  Geschmeide 
TOT  dem  angeregten  Yolk  anf  das  Bathbans  gerettet  worden. 
Ob  so  all  dem  nachträglich  noch  weiteres  gekommen  oder 
genommen,  wissen  wir  nicht.   Der  Landtagsrecess  von  1526 

1)  In  B.igB.  bereits  1524:  ArmentreBel  oder  (pemeiiie  Kaftan. 
Miitb.  14.  5;  Beiträge  1,  37n, 

*)  Nach  Duntes  DeDkelbuch  sind  1530  Oct.  2b  de  vartnunderä  to 
S.  Nicolaus  /  V  Ihot  Sc/irödtr  und  Heine  SchoeJ'  und  de  vorstehider 
der  gemtine  kai^tcn  .  .  avercüi  tfckomen  .  .  dat  de  kerken  vormund^t 
iihiädig  sin  den  obgemelten  vorsUndern  der  yemeine  kosten  1200  marfc 
hovetstoelß  .  .  ein  ider  hundert  mit  $oß  to  vorrmtm  ,  .  So  lange  idt 
im  kerkm  tormimden  9odan  koteUtod  iowmittm  b^et,  det  fo  «o/l 
dtr  kerÜker  mU  mim»  beidm  cappeüanu  md  dt  kStUr  fm  woninge 
hehb4M.  Wie  dim  8di«ld  entvtaaden  ist,  wird  nieht  gesagt  Naeli 
dtoiem  Yerftng  seheinen  aaeb  die  Kirobeobiiiser  dem  geneineD 
Kasten  aa  gehdien.  Die  beideB  arsiirQoglioh  getMonten  KeeieB  flr 
St.  Olai  Qiid  St  Nikolai  sind  Uer  offenbar  eeboa  m  einem  Tereint, 
der  bald  den  Namen  GotkeakasteD  fBhrt 


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318 


sprieht  yoii  cUnadie  und  ge»miä€  . 

Hostern  tmd  ealanden  von  den  steten  in  gewarsnm  genomen.  Als 
1524  in  Reval  die  Prediger  vorschlugen,  aus  den  Kirchen  an 
die  gemeiiia  kytte  vort  ente  alle  geemide,  iuher  ymd  kUnods 
to  bringen,  ging  der  Rath  darauf  niobt  ein.  Bin  TheO  des 
Kirchengeschmeides  ist,  und  wir  dürfen  liier  gerade  an  die 
nicht  geplünderte  Nikolaikirche  denken,  in  den  Gottes- 
häusern geblieben;  immerhin  war  an  die  städtischen  Obrig- 
keiten eine  beträchtliche  Menge  Kirohenachmnck  gelangt 
üeber  sie  nraaste  TerfUgt  werden,  Ar  eie,  werden  wir  an» 
nehmen  diirfcü,  gelten  vor  Allem  die  jetzt  von  allen  drei 
Städten  getrofif^enen  Bestimmungen. 

ZimächBt  floUen  die  klenadie,  so  v&rdarfliek  flind,  d*  Ii. 
die  Terderben  können,  sa  Geld  gemacht  werden.  Bs  sind 
bieranter  höchst  wahrscheinlich  die  zahlreichen  koetbaren 
Kirchengewänder  zu  verstehen.  Konnte  man  sie  jetzt 
nicht  mehr  braacheni  so  sollten  sie  doch  nicht  dem  Unter« 
gaqge  preisgegeben,  scndem  Terkanft  werden.  Bierana 
ist  wohl  m  erklären,  dass  wir  später  Ton  diesen  Fracht- 
gewändem  fast  nichts  mohr  hören*).  Auch  dio  zu  ihnen 
gehörigen  kostbaren  Kleiderschnallen,  Agraffen,  Bresen 
sdieinen  mit  ihnen  nntergegangen  sn  sein.  Der  Erlös  for 
diese  üenodU,  zo  wrdarfliek  soll  sum  Hanptgeschmeide 
gelegt  und  in  jeder  Stadt  snm  gemeinen  Besten  anfbewahrt 

^)  8.  S  323.  Daßs  sich  noch  MeßßgrcwäDder  aoB  katholischer 
Zeit  in  unseren  Provinzen  erhalten  haben,  erscheint  fraglich. 
Eine  bammt-Oasula  mit  g^oldgeBticktem  Kreuz  aus  einer  Kirche 
anf  Oesel  zeigte  mir  vor  Jahren  Holemayer.  ,,Ein  Messgewand  aus 
katholißcber  Zeit"  ibt  juügst  dem  eaÜ.  Prov.-Museum  geschenkt  worden, 
Beiträge  5,  323.  £b  ist  eine  seidenei  reich  verzierte  Gasula,  die,  wie 
mir  A.  Howen  idireibt,  ans  Eeiois^DagdeD  heritaiDiiit  Aber 
der  Ornat  der  faitherliolieii  Qeistliehen  wieh  In  sdiiredieeher  Z«H 
oleht  viel  ab  tod  dem  der  kathoUichen  Priester,  Heivgewmid  und 
Ohorhemd  bfieben  erhaHeo.  Körber,  Materialien  mr  SireheDehrooik 
vott  Dorpat  (nach  Sahmen,  Altes  ]>orpat)  89.  Bin  altee  Measgewaad, 
Sammt  mit  Gk>ld,  war  noeh  Im  10*  Jahrhundert  aas  der  schwedleeheo 
Zeit  in  Dorpat;  im  Dommnseiira  sn  Riga  ist  ein  reieligestickter  Obonoek 
der  rigasoben  DomUrche  ▼ob  1183,  ein  andeier  ane  Liban  ▼oo  16&7. 


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werden.  Was  später  hiemit  geschehen  soll,  wird  nicht  be- 
Bümmt,  bleibt  det  Zukunft  ftberlaaaen, 

Audi  woraus  hov0ätge$mids  und  Mmodie  der  kerken 
und  kloster  bestehen,  wird,  und  das  bedauern  wir  lebhaft, 
nicht  angegeben.  Man  wird  vor  allem  an  die  gröBsten, 
werthyoUsten  Sübergerftthe  denken.  Wie  weit  hinab  hier 
die  Grenze  gesetst  werden  Boll,  ist  nieht  gesagt»  bleibt  wohl 
im  Belieben  jeder  Stadt,  man  konnte  keine  AnMhlnng  vor- 
nehmen. Was  von  kirclilichen  Geräthen  auch  weiterbin  beim 
Grottesdienst  nach  der  reinen  Lehre  gebrancht  werden 
konnte^  ist  den  Kirehen  geblieben,  Tor  aUeu  Kelohe  nnd 
PsteMii.  Das  andere,  das  Hanptgesoimieide,  die  Klefaiodien, 
der  Erlös  für  die  verkauften  Stücke  Bellte  zusammengethan 
werden  bie  julicker  stadt  in  vorwaringhe  thom  gemeinen  besten. 
Wer  diese  Yerwahmng  übernehmen  soll,  ist  aber  wieder 
akht  gesagt;  dodi  scheint  der  Znsate  iftowi  gmimnm  bulm 
darauf  hinsodeoteD;  die  Hat  sei  Badie  der  Stadt  gewesen. 
In  Eiga  sollten  nach  einem  Vertrag  von  1529  die  Kirchen- 
nnd  Kalands-Kleinodien  von  Erzbischof  und  Stadt  gemeinsam 
bewahrt  werden  und  sind  anoh  naohweisÜch  in  der  Mitte 
des  Jahrhnnderto  nnter  gemeinsamem  Yersohlnss*).  Baas 
man  in  Reral  an  ähnliches  gedacht  habe,  ist  nicht  wahr- 
scheinlich, da  der  Bischof  hier  weniger  Bedeutung  hatte 
als  in  Higa,  und  wenigstens  bei  der  Nikolaikirche  die  aus 
ihrem  Sehats  erhalteneii  Stücke  noch  spito  bei  der  Kirche 
nachweisbar  sbd. 

1)  Tanbenhom,  T.ohnifiller  41,  Vertrag  von  ljuheck  1529  Juli  30: 
Der  kerkai  und  ktltni^  cletnot,  »o  ein  erbar  rath  tlto  nick  prac/it,  solide 
tu  ans  crbarn  rads  i>icherer  verwarung  plievenf  dortlw  dye  her  erU* 
biichop  ein  und  die  rade  dat  andr  schlos  vor  hehhen  sollen.  Deglieken 
WOB  doB  wirdig  capitel  an  kgrekm  elenaihm  uigepracht,  sol  in  tßdtrer 
terwarunf  det  A.  «rUbuehop»  pUwen,  und  djfe  h,  erUbüekop  «in  und 
äjfi  itadt  odk  ein  iektot  vorkghen  laihen,  —  lo  dam  neaen  Vertrag 
tiriachen  Enhfsehof  and  Biga  la  Dalea  1630  Aag.  U  werden  die 
Kfvehanldflinodien  nieht  erwfibnt»  aber  ntoh  dem  Vertrag  Ton  1561 
sind  sie  unter  Versoblnts  von  Erzbiachof.  Kapitel  und  Stadt,  s.  S.  311. 
Die  Kleiiiodien  des  Brskapitels  und  der  Petri-Kircha  aiad  1658  in  Ge- 
natanun  der  Stadt  Bienemaan,  Briefe  176.  606. 


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320 


Anf  dem  Landtage  zn  Wolmar  IBSf»  hatten  vor  zwei 
Jahren  die  anderen  Stände  festgesetzt:  die  clenodie  und  ge* 
mid$  ,  ,  ß0  in  dm  tumkirehen,  kloiUm  •  •  wm  den  «teien 
in  ^ewariom  gmomen,  ioUin  «foAn  in  guUer  vonoarunff  hit 
zur  kentnü.  Die  Städte  hatten  jenen  Landtagsrecess  freilioli 
nicht  mituütereiegelt.  Aber  der  damalige  Gegensatz  hat 
sich  aoch  in  dieser  Frage  bereits  abgeschwächt.  Denn  im 
Qansen  nXheri  dch,  was  die  Städte  jetet  selbe!  f&r  sich 
anordnen,  doch  sehr  dem,  was  vor  zwei  Jahren  die  anderen 
Stände  beliebt  hatten:  die  Kleinodien  und  Geächmeide 
bleiben  in  Gewahrsam,  bis  die  Zeit  entscheidet. 

IMUch  konnte,  ja  moeste  die  vieliiMhe  Unsicherbeii 
für  die  weräiTollen  Sohätae  gefthrlick  werden:  es  wird 
nioht  gesagt,  woraus  howihffimide  und  khnodi^  der  kereken 
vnd  kloBfer  bestehen,  nicht,  wer  sie  schützen,  nicht,  wie 
lange  die  Anfbewahrang  dauern  solL  Man  versteht,  dass 
je  mehr  die  protestaaÜBohe  Lehre  sich  im  Lande  festaetale^ 
desto  mehr  der  Schati  ftr  den  kaiholisehen  Kiröhensehmnok 

schwand.  Das  lehren  auch  die  Kleinodien  der  Nikolaikirche 
in  Reval.  Wo  wir  wieder  ausfuhrlich  von  ihnen  horen,  ist 
nnr  noch  ein  Best  früherer  Fracht  yorhanden. 

m.  Schwer  wurden  die  Geschicke  des  Silber- 
schatses  Ton  8t  Nikolaus  im  weiteren  Verlanf  des 

16.  Jahrhunderts, 

Für  das  zweite  Viertel  dieses  Jahrhunderts  haben  wir 
bis  jetit  keine  genauere  Kunde  tber  die  Schicksale  dieses 
Eirehenschalsfley  das  Kirchenarchiv  hat  ans  dieser  Zeit  keine 
Materialien').  Erst  mit  dem  Jahre  1551  beginnt  das  wich- 
tige Rente-bock,  das  der  im  Jahre  1544  /um  Vorsteher  der 
Nikolaikirche  erwählte  Werner  Dudinck  angelegt  hat  und 
in  welches  seine  Nachfolger  Bintragnngen  bis  sam  Jahre  IdSO 
zugefugt  haben 

^)  Auch  im  RathB&rchiv  finden  sich  aus  dieser  Zeit  keine  aus- 
föhrlichereo  Nachrichten  über  die  Kleinodien  voo  ät.  Nikokos. 
Mittik  TOn  HMkiea. 

*)  •.  S.  380. 


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321 


In  diesem  Rentebuch,  so  beschlossen  die  Kirchen  Vor- 
steher, der  Bürgermeister  Herr  JüLann  Ilouwer  ')  und  Werner 
Dudincky  sollte  der  KircheiibeaiU  verzeicliAet  werdeoi  sa* 
Hiebst  das  BaarrennOgen  hoMtUtal  und  retUe,  weiter  «oo 
f$U§  dm*  kutnzer  dmr  korken  tko  kamende  eint,  dar  uneee 
karken  denere  üi  wonen,  ok  di:  pasiury  wor  de  Uye/L  unde 
boU(fen  sint  etc,,  endlich  Item  detne  geliken  sali  man  dar  ok 
ßnden  geeereoen,  waik  fer  etUver  emyde  bi  der  kerken  ie  nu 
anno  6i,  d(U  ufi  /ar  un»  gefunden  kebben» 

üeber  diesen  Kirchenschatz  von  1561  berichtet  Werner 
Dadinck  wie  folgt:  Item  in  der  gervekamer  oft  eakrüterie 
addier  dorne  kaere  %e  1  eehap,  dar  in  dar  korken  emyde,  dar 
iho  de  eioiiel  hi  byden  fareienderen,  und  de  ene  han  ane 

den  anderen  dat  schap  nicht  up  oft  tho  don.  Dar  inne  is 
dat  smyde,  ala  2  echone  monetranden  fargulden  upt  aller 
tehonete. 

Item  umA  2  gratu  eehone  euheren  bilde,  dat  tan  Marien 
lüde,  und  ander  eunte  Nieolaue  hylde.  Nadk  hi^  uneaem 

paetor^)  1  foryidden  kelk  meih  euer  pattenen,  demc  glik  als 
hi  lier  Chregoriuß^)  dem  kaplan.  Unde  bi  denu  koMter  3 
kdke,  de  de  anderen  kafdane  hebten  unde  daegeHkee  in  der 
karken  bruken. 

Item  in  deme  schuppe  1  kelk  mit  der  pattenen. 
Item  noch  is  im  schappe,  dat  her  Johan  Bauwer  «luie 
dar  ingeleeht  hMen  und  hedden  dat  geemet  fan  enem 
preeter,  'het  her  Oert  Schatte,  der  Sauwereehen  und  der 


0  üower,  Job.,  Bathsherr  1539»  Bürgermeister  i5&0,  f  1^- 
a  306. 

*)  Ausgeatrichen:  her  Jochim.  In  den  Jahren  1532 — 1556  war 
Jouchirii  Walter  Paator  zu  St,  Nicolai.  Ihm  folgte  Joh.  Hobing, 
Dacli  s(  ineni  Geburtsort  auch  Joh.  Kosefeidt  genannt,  1056—1558. 
Paucker,  Ehstlande  Geistlichkeit  356. 

Am  Rande  von  der  Hand  des  spätereij  KirchenTOratehers 
Jasper  R^ygiier:  ttnscm  jm.stor  her  Joh.  KoxveiL  1  kelck. 

*)  Wohl  Gregoritt«  Schroeder,  der  1549  genannt  wird. 


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322 


Buschm broder  gewenzen  t>,  2  kelke,  1  aulvem  kruce.  Nack 
in  der  gervekamtr  en  anttpendium,  fan  sulvem  puchlen  jot~ 
guldef^)y  teert  tUle  tidt  for  datk  koege  tUtar  gehangen,  tt  ak 
fan  der  fruntKs^op  herkomm» 

Nach  diesem  Teneicbiiifle  war  im  Jahre  1651  noeh  ein 
betrÄchtlicher  Kirciienscbatz  in  der  Nikolaikirche  erhalten: 
zwei  Monstranzec,  die  beiden  grossen  Silber bilder  der 
hL  Maria  and  des  hl.  Nikolaus,  ein  silhetneB  Krea%  acht 
Kelche  mit  zwei  Patenen,  endlich  ein  Antependiam  mit 
sObenrergoldeten  Buckeln. 

Vergleicht  man  aber  diesen  Bestand  mit  den  Nach- 
richten^), die  uns  Hans  Eothgers  über  die  Silbergerätbe 
giebt,  welche  er  berdts  im  Ji^ize  148B  bei  der  Kirche  Tor- 
fand,  sowie  über  die,  welche  später  Knr  SMt  seiner  Vor- 
mundschaft hinzugekommen  sind,  so  zeigt,  sich,  dass  1551 
doch  seiir  vieles  vom  älteren  Kirchenschmock  nicht  melir 
vorhanden  war.  Ausser  der  grossen  Monstrana  des  Hans 
Byssenberch  besass  die  Kirche  1488  eine  sweite  Teigoldete 
MonstranE,  nnd  an  diesen  beiden  kam  1609  noch  die  des 
Sotellesch.  Von  diesen  drei  Monstranzen  fehlt  1551  eine 
und  zwaii  wie  spätere  Nadirichten  erkennen  lassen,  die 
ältostoi  es  sind  nur  noch  zwei|  die  des  Eyssenberch  und 
die  des  Sotefleedi,  yorhanden«  An  Kelchen  werden  im 
älteren  Yerzeichniss  eilf  aufgeführt,  und  zu  diesen  kommt 
1503  noch  einer  hinzu,  dagegen  hat  die  Kirche  1551  nur 

Wahrsciieiulicli  die  Frau  des  Iruliereu  Kiicheuvorstehers 
Heinr.  Bosch.  Eine  ihrer  Töchter  war  an  den  Berichterstatter  Dadinck 
▼üheifmlhet^  eim  aad«e  war  die  Gtoannittor  von  Joit  Dante,  wie 
dieser  in  aelaem  Denkelbneh  mittkeilt» 

I)  Bin  Antependiom  mit  eilbemen  Baekeln  vergoldet  Das 
Amtependium  war  ein  Teppich,  oft  aber  aaeh  eine  Tafel  ans  Hols 
oder  Meten  mit  Venderangen,  welehe  inm  Sohmnek  dee  Altartiechee 
vor  die  Front  desselben  gestellt  wird.  Otto,  ArebioL  Wörterbach 
B.  y.  flandbnch  184.  —  Jobst  Dnnte  nennt  in  teinem  Denke!« 
bnch  zum  Inventar  von  1604:  Ein  schom  vorguldet  alt  arbredt  mit 
vorgulden  fmclceln^  to  ich  wider  aufs  neue  habe  »taf/iren  Iqfien, 

S)  s.  S.  241. 


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323 


noch  acht  Kelche.  Von  zwei  silbernea  Kreuzen  der  älteren 
Ufc  ist  spAter  nur  nook  ms  erhalten.  Gar  niolit  mebr 
genaimt  werden  die  gObemen  Stftfe^  die  flflbernen  AapiiUeB, 
das  silbenie  WeUmmelilMB,  die  sObemen  Sebalen  und  Rolire, 

die  in  der  katholischen  Zeit  zur  Spenduüg  des  Ab«nidmahle8 
gebrancfait  wurden.  Verschwunden  sind  die  früher  wiederholt 
erwlümten  Teigoldeten  Knöpfe,  ebenso  die  kostbaren  Bresen, 
welche  die  Priester  anf  der  Bmst  trugen.  Ton  den  swei 
vergoldeten  Leisten,  wahrscheinlich  Antependien,  den 
Hochaltar  und  St.  Nikolaus-Altar,  ist  nur  noch  eine  übrig 
geblieben.  Die  reichen  Kirchengewänder,  deren  14B8  eine 
grosse  Fftlle  veneichnet  wird,  zn  welcher  dann  fort  nnd  fort 
neue  kostbare  Stücke  zugefugt  worden,  sind  1551  gar  nicht 
erwähnt,  doch  hatten  sich  noch  einige  erhalten,  denn  in 
einem  späteren  Inventar  vom  Jahre  15t>5  heisst  es;  Item 
moeh  miU  In  der  kerken,  szo  dar  tu  dem  eciqtpe  Üggen  3 
ka$g$l»%  noeh  Mke  «iIm»')  wnde  n^ter  laken,  dwüen^ 
mde  herda/^  wirt  p^ruket.  Ein  grosser  Thefl  dieser 
Gewänder  wird  in  Folge  des  Beschlusses  vom  Städtetage 
1527  verkauft,  manches  kann  auch  durch  den  Zahn  der  Zeit 
veniichtet  worden  sein;  denn  es  mag  die  protestantische  Zeit 
die  Abieichen  der  katholischen  Priester  nnd  den  Schmnok  der 
katholischen  Heiligenbilder  nicht  sonderlich  gehütet  haben. 

Vergleicht  man  das  ältere,  au8  der  katholischen  Zeit 
stammende  Yerzeicbniss  mit  dem  späteren  aus  der  ^n>- 
teskantiachen  Zeü,  so  sieht  nuuii  wie  Viel  eifriger  die  frühere 
Periode  darin  war,  den  Glans  des  €k>tte8hanBee  sa  mehren. 
Die  neue  Lehre  wies  eben  den  kusöcreü  Truiik  zurück.  Es 
kommt  dazu,  dass  gerade  für  die  Jahre  des  Uebeiganges 
Ton  15^0^1551  sich  kein  Buch  der  Kirchenvorsteher  er- 
halten hat^  wir  daher  andi  keine  genanere  Kenntniss  ihrer 
Thlt^eit  besfteen, 

1)  Ctenla  -  Heaagewand,  i.  S.  246. 

^  Alba  s  weiiwB  Loingvwand  des  Pileaten. 

I)  =  Baadtooh. 


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324 


Aber  auch  dieser  bereits  zusammengeschmolzene  Kirchen - 
schätz  von  1551  blieb  nicht  erhalten.  Auch  er  wurde  wenige 
Jahre  später  von  den  allgemetnea  Nöthen  erfasst»  die  aber 
das  Land  hereinbrachen  und  alles  zn  Temiofaten  drohles, 
was  die  Vergangenheit  geschaffen  hatte. 

Bereits  als  im  AiifaDg  des  16.  Jahrhunderts  ein  schwerer 
rassischer  Angrüäf  noch  einmal  durch  den  tapfern  Ordens- 
meister  Plettenberg  sorftckgesohlagen  wurde,  war  die  W^r- 
kraft  des  Landes  allein  nicht  im  Stande,  das  Feld  za  be- 
haupten. Die  Kriegskuü:3t  des  Mittelalters,  die  vor  Allem 
auf  der  Taplerkeit  des  einzelnen  Schwertes  ruhte,  wurde 
ohnmächtig  gegenüber  der  Wucht  des  Angrifis  der  ge- 
schlossenen Hasse  geschulter,  mit  dem  Feuerrohr  aosge- 
statteter  Eri^er.  Der  Ritter  wich  dem  Söldner.  Dem  aber 
war  der  Kampf  das  Handwerk.  Wie  jedes  andere  sollte 
auch  dieses  seinen  Mann  nähren,  und  je  grösser  dessen 
Bedeutung  wurde,  desto  hoher  auch  die  Forderung,  der 
Sold.  Diesen  neuen  grossen  Ansprfichen  war  zuniehst  der 
Staat  nicht  entfernt  gewachsen.  Eine  ordentliche  Finanz- 
wirthschaft  bat  der  mittelalterliche  Staat  überhaupt  kaum 
gekannt,  der  Begriß  des  Staatscredits  war  ihm  fremd.  So 
entstanden  seit  dem  15.  Jahrhundert  in  gans  Burope  bei 
jedem  Kriege  sofort  Oeldnöihe,  die  Söldner^  die  der  Scirata 
des  Landes  sein  soUea,  wi  rileii  ^eine  Bedränger,  ihre  Führer 
seine  Gebieter,  nicht  selten  seine  Herren. 

Schon  in  den  Russenkriegen  Plettenbergs  spielen  aus 
der  Feme  nach  Livland  gerufene  Soldner  eine  wichtige 
Rolle.  Sie  haben  geholfen  den  Sieg  gewinnen,  aber  es  war 
nicht  leicht,  sie  zu  befriedigen Die  Ruhe,  der  sich  dann 

1)  Arebiv  8:  KreasbnUen  ioUton  Geld  bringen.  —  lotereaaant 
ist  aoeli  folgende  Angebe,  die  Hene  Bothgere  Im  Kfafehenbnöh  Ton 
81  Nleokns  schreibt:  ilfino  [ISOJ^  up  iunte  Kaikreine  [Nov.  85] 
geäm  Jurge  Bade  up  rmte  vm  ierftci»  g^de  to  der  eotdenen  Möf, 
de  tor  Narwe  maken  toorden,  ii^  ded  ik  Jürgen  Ende  dede,  WO 
mk  rig,,  aUe  jar  mit  6  mk  to  vorreniei^  tutde  Jürgen  Bade  iß  kir  van 
dat  kevet,  toeele  dem  hewe  ik  dai  weranitoerdet. 


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I 


326 

LivlaüU  über  ein  halbes  Jahrhundert  erfreute,  hat  den  all- 
gemeinen Wohlstand  auBserordeatlioh  gehoben,  aber  die 

Wehrkraft  erschlaffea  lassen.  Das  zeigte  sich  bereite  in 
der  sogen.  Coadjutorfehde,  die  im  Jahre  1556  in  Folge  der 
Wahl  des  Herzogs  Christoph  von  Mecklenburg  zum  Coadjutui' 
im  Erzstift  Riga  ausbrach.  Vor  allem  meinte  man  Soidner 
nöthig  EU  haben  und  zog  Bie  in  grosser  Zahl  ins  Land. 
Als  der  Friede  von  Poswol  im  September  1557  den  nngl&ek- 
Uchen  Krieg  beendete,  wurden  die  Sflldner  vorhrnet,  de 
tagen  wedder  in  Dudschland,  weren  wol  betalet  und  hedden 
iirun  guden  krich  gehat,  Ihr  Blut  hatten  die  Söldner  nicht 
Tergossen^  denn  zum  Schlagen  war  es  kaum  gekommen,  und 
doch  trugen  sie  schdnes  Geld  davon,  als  sie  im  Herbei  1557 
Bach  Deutschland  abzogen.  Idt  h$dde  amrst  haehnodieh 
gev^esen,  men  hedde  se  im  lande  beholden,  dewile  sich  de 
Moscowitei'  etliche  mal  jUnUchop  halven  jegen  de  gesandten 
erkUret  hedde,  aoent  men  wolde  nein  geii  epilden  und  de 
kneehie  underholden,  dee  gaf  a9ent  de  erfarenheit  dar  na, 
dat  men  ee  muh  groih  grotk  geU  wol  gerne  im  lande  wedder 
gehat  hedde^J, 

Anno  4  up  sunte  Ka$kreme  [Not.  25]  ti  ke  nu  eehnddig  hoeeUtoU 
md  rente  is  ItS  mk. 

AfMO  6  de$  donredages  na  der  e/ven  duMeni  jwMwowen  [Oot.  22J 
entfangen  van  Jurge  Bade  up  duß  vorscr.  rente  up  rekenscap  is  22  mk^ 
vnd  dyt  gelt  gedan  to  der  kerken  geld  und  ik  screve  dat  nicht  in. 

Anno  1500  und  16  des  donredages  vor  x".rüe  Matheus  [Febr.  21] 
enfangen  van  her  Jürgen  Bade  /lovetstorl  und  rentt  W>2  mk,  und 

dyt  gtlt  gedan  in  der  kerken  öudfl  umJ  ifl^'t  hir  in  dussem  bokt  nrt/ne 
rekenscap  van.  —  Zum  Jahre  I.jÜo  ochieibt  Uothgers,  offenbar  über 
eine  zweite  kleioero  Auleihe:  harn  ik  dede  ey/^  Jürgen  Bade  up  rente 
9m  der  kerken  gelde,  dar  he  de  aolcUner»  med  tonde  tor  Narwe,  und 
ke  heft  mg  den  hovedtoel  betalt,  fo  dat  ik  van  «m  entfenk  i»  36  mk, 
Jfiigeu  Bado  ist  nach  Bunge,  RathaUiiie  81  im  Jahre  1617  Rathsb«rr, 
war  et  aber  boreita  in  den  ersten  Jahrsn  des  16.  Jafarbunderts. 
Nottbeck,  Oescfa.  37.  Im  Jahre  1521  Ist  Jörgen  Bade  StadtTOgt. 
Hansen,  Regesten  179. 

1)  Renner,  Historien  160.  Schirren,  Verzeichniss  498 :  Coadjator 
Pürsteoberg  berichtet  1556.  Juni  23,  Fuäsknochte  iroffon  in  Riga  und 
BcTal  am,  von  Tag  an  Tag  mehroo  sieh  die  graosamea  Unkosten  fär 

mwua. ».  4.  livi.  eMou«ht«w  xvu.  %  22 


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326 

Wenige  Monate  nach  Schluss  der  Coadjntorfehde 
brachen  im  Januar  1558  die  Heere  Iwans  des  SchreckHohen 
ein.  Es  begann  jener  entsetzliche  Krieg,  der  über  20  Jahre 
Livland  verwüstete.  Zum  Widerstande  schienen  vor  allem 
wieder  Landsknechte  nöthig,  in  grossen  Schaaren  folgten 
sie  dem  Baf  Und  an  mehr  als  einer  Stelle  haben  sie 
sich  tapfer  geschlagen'),  allein  leicht  Iconnten  sie  eine  |^e- 
lährliche  Waüe  iu  der  Haud  freigebiger,  aber  ehrgeiziger 
Führer  werden.  Bereits  im  Juli  15^  versucht  der  ranke- 
YoUe  Christoph  Münchhausen^),  durch  Landsknechte  unter 
der  Fnhmng  des  Heinrich  üexknll  Herr  des  Schlosses  von 
Beval  zu  werden.  Als  jedoch  TJexknll  Urnen  den  Sold  nicbt 
zahlen  konnte,  setzten  die  Knechte  ihn  gefangen  und  schienen 
jetzt  selbst  Herren  des  Schlosses  zu  sein.  Aber  der  neue 
Ordensgebieter  Kettler  yerstebt  das  Schloss  den  Knechten 
zu  entwinden,  noch  gegen  Ende  des  Jahres  1558  den 
iO.  Deeembris  sehwoenn  de  kme^  up  dem  slate  to  Rnfel 
dem  orden  irfiddentmh*). 

Wer  den  Sold  zahlte,  führte  die  Söldner.  Darum  kam 
es  vor  allem  darauf  an,  QM  zu  schaffen,  ünunterbrochen 
ergingen  in  jenen  Jahren  nach  allen  Seiten  Bitten  und  Be- 
fehle, Geld  oder  Geldeswerth  einzusenden,  und  wir  erhalten 
in  Folge  de.^aen  manche  beachtenswerthe  Kunde  über 
Schmuck  und  Silbeigeräth  im  Lande. 

den  Unterhalt  des  Eriegsvolkes.  ibid.  536  ff.:  Mai  1557  gehen  Ge- 
Sache  des  Ordens  an  Riga  nnd  Reval  am  Geld  für  die  Knechte.  Ver« 
handlongen  über  Ablohnnng  der  Knechte  1557,  cfr.  Bienemann.  Briefe 
911  ff.,  Schirren,  QueHeji  120,  Hansen,  Kegestcn  226:  Beval  will  oicht 
1556  September  22  ivuechtc  büi  sich  anfuelimen. 

Aubluiulichü  Schüdeningen  der  7Aimoist  nua  der  Ferne  beru- 
fenen Landsknechte,  sowie  der  mehr  aus  Livland  stammenden  Hof- 
leate  bei  Seraphim,  Klaus  Kurseil  41  fi'.;  Luiisius,  UexküU  39 

So  fielen  1559  Deoemher  17  beim  Starm  auf  Lais  384  Lands* 
knechte.  Renner  276. 

^  Se&ie  drohende  Hahnang  an  den  Rath  15&8  Juli  27  bei  Biene- 
Bunn  992.  Benner  199. 

<)  Banner  227.  Lonlu,  Bilder  4$.  Bienemann,  BaH.  Msehr.  1875, 66. 


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327 


Die  Ordenskassen  waren  bereits  im  ersten  Kriegajahr 
erschöpft:  schon  im  Herbst  Utk  de  hermesfcr  dat  sulver 
wmd  goU  uth  <ien  kerken  und  to  underholdMge  der 

ämeekte  und  soltruiten  vormunUn^).  So  nberglebt  am 
18.  October  die  Stadt  Wenden*)  ihr  Kirchengeschmeide  dem 
Ordeosmeister  Fürsteoberg,  der  an  der  vergulien  mon- 
sirarUgen,  verguUin  9wolf  keichen  und  allem  andern  zu 
votier  genug  empi^gt^  im  Ganzen  einhundert  zwei  marek 
ioHeh  und  drei  loth  silher  ffergulth  und  untergulth,  wogegen 
er  eine  Schuldverschreibung  aui'  tausend  Mark  rig.  ausstellt 
nnd  verspricht,  nach  Beeudigimg  des  Krieges  die  Stadt  zur 
Inüigkeit  und  gebühr  vor  die  ganize  empfangene  eu/nma 
entweder  mU  gelde  oder  mit  gewieeen  verbrieften  eehdden 
zueententim  und  zubefrieden,  aÜee  bei  dieeen  uneem  füret» 
liehen  worfen  sonder  fjef»'hr(h.  In  ähnlicher  ^Vcise  sendet 
am  8.  November  1558  die  Stadt  Fernau^)  all  ihr  Kirchen- 
geschmeide dem  Ordenameiflter  zn:  int  erete  eine  echone  vor- 
guide  monetranüe,  de  weckt  iö  marck  lodieh  und  ii  loeth^), 
noch  an  kelcken,  patenen  und  ander  strotj  aulver  meist  vor- 
guideth  helopt  sich  in  alle  74  marck  lodich  si/ver;  es  wäre 
ock  nicht  mehr  beholden  tho  notroft  der  kercken  dener,  de 
häUgen  sacramente  vor  de  geeunden  und  krancken  thovor» 
reieken,  aho  dre  keleke,  dat  ander  alles,  ftes  by  uns  an 
kerckengesmide,  ist  gcleverfh  geworden:  der  Rath  bedauert, 
nicht  mehr  senden  zu  können,  aber  in  der  grossen  1^  euers- 
branat  Ton  15^  ist  mit  der  ganzen  Stadt  auch  de  hercken- 
tem  mit  den  klocken  und  gewelften  in  de  grunHh  gebraut 
und  tho  nickte  gekomen,  do  ist  groth  gesmide  der  kercken 
ock  des  radeff  hoel:er,  rpckenschafte  und  rcgistere  vorhrant'^ 
manchea  Kirchengescluneide  sei  auch  zu  der  Stadt  Bestem 

1)  Römer  224. 

2j  Schirren,  Quellen  97. 
')  Ischirren.  Quellen  305. 

*)  Auff&lleDd  gross,  unsere  Monstrauz  des  Hans  Ryssenberch 
woK  Dor  Mark.  —  Ueber  zwei  Monstran^eu,  die  1444  für  den 
Orueo  gearbeitet,  aber  nicht  beendet  werdeOt aoaföhrliehe,  elgentliftm- 
liehe  Kachrichten  LivL  UB.  10,  100. 

22« 


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328 


uod  f&r  die  Armenhäuser  Terbraacbt,  dazu  sei  vor  achteig 
Jahren  9chone  mofutraneü  und  mehr  ge9nwU$  aUe  wi  itu 
iuwe  forstlike  gnaden  to  ickieken,  dvreh  boszhaftigin 

^apen,  was  ein  Pruae  gewest,  gestnlen  worden.  Mehr,  als  sie 
jetzt  sendeu,  habe  die  Stadt  nichts  sie  wollte  es  sonst  wohl 
in  düsen  höchsten  eorglichsten  und  varlig$Un  tiden,  dem 
Uven  vaderlande  tom  baten,  %•  f,  g,  ,  ,  ,  unwegerlick  guit' 
Ufülieh  gerne  avergecen  und  thosekicken. 

Und  in  derselben  Zeit,  in  welcher  der  Orden  aus  seinen 
Städten  das  Kirchengeächmeide  einzieht,  lässt  sich  am 
4.  October  1558  der  ElrzbiBchof  den  dritten  Theil  der  von 
der  Stadt  Riga  bisher  aufbewahrten  Kleinodien  des  Dom- 
kapitels ausliefern  gleichfalls  zur  Unterhaltung  des  auch  von 
ihm  angenommenen  Kriegsvolkö 

Durch  all  das  konnte  höchstens  augenblickliche  Ver* 
legenheit  überwunden,  nicht  aber  wirkliche  Besserung  er 
langt  werden.  Grössere,  nachhaltige  Hilfe  war  nöthig. 
Mau  suchte  aus  der  Ferne  Geld  zu  erhalten,  wandte  sich 
au  Kaiser  und  Reich,  war  doch  auch  Livland  ein  Theil  iles 
Reichs.  Liviands  Noth  wurde  auf  Reichs-  und  Deputationä- 
tagen  verhandelt,  grosse  Summen  sollen  nach  Livland  gesandt 
werden,  aber  diese  Beschlüksse  sind  nie  ausgeführt  worden. 

Nur  wenn  Livland  r^ich  selbst  half,  war  ihm  geliolfeu. 
So  beachloss  der  Landtag  im  Juli  1559,  eine  allgemeine 
Steuer  im  ganzen  Lande  zu  erheben;  es  ist  die  erste  und  auch 
einzige  Schätzung  gewesen,  die  im  alten  Livland  auege- 
schrieben worden  ist.  Es  kam  in  der  That,  sagt  der 
Zeitgenosse^),  der  bi/  dem  enifang  medc  was,  .  .  grot  gelt  to 

h  Bieneniunn,  Briefe  176,  s.  S.  311.  —  Aehnlich  wurden  1520  in 
Preu8beii  der  Söldner  wegeü  die  Kleiaodieii,  öogar  daa  Tafelsilber  de« 
Hochmeisters  preisgegeben,  der  Rircheuscbatz  von  Ermland  vermünzt. 
Joachuii,  Politik  AlbrechU  2,  112. 141.  149.  UebrigeüS  war  Geschmeide 
des  Domkapitels  von  Ermland  bei  dem  von  Riga  im  15.  Jahrb.  t«^ 
Mtzt  gewesen,  1479  an  den  Orden  gefallen,  vanaOiiit  worden.  Index 
2871  E  2417.  2607. 

>)  Bemiar  249.  Sonneborg  auf  Oeiel  lahlte  8265  Maik,  der 
von  Dagö  1600^  Kuintor  von  Dobleo  3018»  Vogt  von  Oiobiii 


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329 


hope.  Sodann  sochte  der  Ordensmeister  dnrchVerkanf  nndVer- 
pfandung  ron  Gütern  (jold  zu  beschaffen :  an  Reval  wurde  Kegel 
Tersetzt,  an  Riga  Neugut,  dem  Herzog  von  I'k  n  -en  das  Amt 
GrobiD  gegen  öOOOO  Gulden  übergeben,  der  Stadt  Bremen  die 
m  Livland  gehörige,  dort  gelegene  DentscbordenB-Knmtarei 
gegen  7000  Goldgalden  aufgetragen.  Im  Januar  1660  greifen 
die  Landesherren  zu  einer  Münzreduction,  deren  unausbleibliche 
Folgen,  wie  stets,  bald  Unruhen  und  Wirren  im  Lande  waren. 

All  diese  Mittel  halfen  nicht  Das  Land  unterlag  unter 
der  Kriegslast  Bereits  im  Beginn  des  Jahres  1560  begannen 
die  Soldreiter  aus  Livland  abzuziehen,  dmüe  se  unhetalet. 
Der  Ordensmeister  wollte  das  freilich  nicht  dulden,  verbot 
ächifie  aus  Heval  absegeln  zu  lassen,  damit  Niemand  ausser 
Land  gehe').  Andere  Sftldnertruppen  suchten  sich  selbst 
stt  helfen:  als  im  April  1560  im  Nordwesten  eine  Schar 
soltruiters  ore  hetalinge  nicht  kregen,  foerden  se  kern  Hinrich 
Wulf  vaget  ihor  ßoneborch  gefenklich  weck  na  der  Arnshorch, 
dar  Utk  dan  achir  ein  nier  krich  enUtanden  were^.  Die 
Zttstinde  wurden  heillos,  das  Land  war  in  voller  Auflösung. 

Dieses  Elend  erfasste  auch  die  Städte.  Neben  den 
icharen,  die  die  Herren  angeworben,  hatten  auch  die  Städte 
Söldner,  toi  allem  Fussvolk,  in  ihre  Dienste  genommeUi  die 
sie  löhnen  mussten.  Es  war  das  nicht  leicht,  man  brauchte 
grosse  Summen,  zahlte  doch  im  Namen  des  rigischen  Baths 
Jorgen  Wyburch  am  17.  Nov.  1659  im  Lager  bei  Nüggen  dem 
Hauptmann  der  rierisehen  Knechte  Hans  Riss  9165  Mark 
aas^).  Um  das  Geld  zu  schaüen,  griÖ'man  auch  in  Riga  nach 
den  Kirchenschätsen:  am  29.  September  1559  verpfändete 
der  Bath  das  Geschmeide  der  Petri-Kirche  für  3000  Mark^). 

IUI,  Gebiet  Peraau  1937,  Stadt  Peniaa  978  Mark;  in  Wepdea  werden 

ans  den  südlicbeo  Qebieten  gegen  16,000  Mark  erlegt.  TerhaadlaDgea 
a  Bevftf  im  August  lb69.  Bienemano  957,  959. 

1)  ÜeüDer  281. 

*i  BeDoer  301. 

s)  Quittung  dei  HaaptiaeonB  im  äuwerea  Batheerehiv  io  Biga. 

Uoged  ruckt. 

^)  BienemaDQj  Briefe  506. 


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330 


Und  wie  Riga  unterhielt  auch  Reval  Söldner').  Allein 
gie  zu  befriedigen  wurde  schwer,  und  doch  hatte  die  Stadt 
Yor  zwei  Jahren,  als  Uezknll  mit  den  Knechten  1668  das 
ScblosB  besetzte,  erfahren,  welche  Gefahren  nnrahige  Sdldnw 
heraufbeschworen.    Immer  neue  Scharen  strömten  zu,  zum 
Theil  wurden  sie  in  Dienst  genommen  und  blieben  in  der 
Stadt^  so  ein  Trapp  Landsknechte^  den  Herzog  Magnus  im 
September  1660  beurlaubte^.  Aber  harte  Oeldnotfa  drfiekt 
die  Stadt'),  die  Knechte  sind  unruhig,  ihre  Fuhrer,  Haupt- 
mann, Fähnrich,  Befehlshaber  hatten  im  Frühling  1560  in 
der  Nikolaikirche  eine  Berathung  über  die  Klagen  der 
Söldner,  sie  sind  ihrer  Mannschaften  nicht  mehr  Herr,  mit 
üngest&m  tragen  diese  Ihre  Gebrechen  Tor,  an  Bier  und 
Brod  würden  sie  übervortheilt,  freie  Hausmiethe.  Brud  und 
Licht  soll  ihnen  in  Eiga  zugesagt  sein.   Offene  Meuterei 
drohte  auszubrechen.*).  Immer  nnd  immer  wieder  wird  GMd 
gefordert. 

Am  13.  September  1560*)  wendet  sich  der  oberpte 
Lieutenant  der  städtischen  Söldner  an  den  Rath,  bittet,  dass 
meins  herm  die  knechte  mochten  bezalen  und  zufriden 
etellen,  auf  dass  mn  gui  regiment  macht  gektUden,  darmä 
meine  herm  gantz  teol  zufriden  eoUen  werden,  dae  iet  der 
knechte  hegher.  In  welch  hoher  Bedrängniss  sich  die  Stadt 
beüude,  schildert  in  iebhal'ten  Farben  ein  Schreiben  des 

^)  Im  October  1558  heisst  ee,  daes  RevcU  gedachtem  Herm 
Kettelar  noch  3  f endlein  deutscher  Knecht,  dergleichen  3  getehwader 
reuter  zum  besten  zugesekiegt,  Sohirrea  303. 

2)  Renner  332. 

Bereits  1558  August  9  bittet  der  revalsche  Rath  den  Bcth 
zu  Higa  um  eiu  Darlehn  von  50000  Mark.    Bienemano  933.  935. 

*)  Bienemann,  Briefe  991.  Kurz  vorher  im  Februar  1560  war  anf 
dem  Flofe  zu  Herke  gegen  den  Bürgermeister  und  Kirchenvorsteher 
zu  St.  Nikolai.  Job.  Uower,  durch  die  Landsknechte  eine  Oewalttbat 
Terfibt  worden,  woräber  weitUnflge  und  erregte  Verhandlung  airfeeb«! 
dem  Rath  oad  den  fidldoen  eDtitahan.  Bienemana  980.  In  Min  liMtt 
haben  die  KoeohtA  auf  dem  Dom  gemeutert,  ibid.  1001. 

^)  BienemaDD  68& 


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m 

T^aths  der  Stadt  Beval  Tom  IL  October  1560,  das  dem 
Ordensmeister  Eettler  zagesandt  werdea  sollte^):  sie  könnten 
tmderdeniefUick  nicht  b&rgen,  dat  hir  voit  uth  aUen  indin 

und  ordeii  heorlaubeden  rueter  und  knechte  thoslan,  de  ffick 
i}io  demte  der  Stadt  anbeden.    Nu  moten  wy  vorwhar  in  dem 
üztgen  nnse  gelegenheit  bekennen,  dat  wy  uncermogens  halten 
deeuhiffen  nicht  annehmen,  wUeweniger  ohnen  hesoldinge 
maken  oder  geven  können.    Sal  man  desulvigen  ock  in  desser 
hohen  nodt  van  hennm  uth  dem  lande  gestaden,  is  allent" 
haken  bedeneklich,  wes  ehre  und  guder  nhasage  dateulmge 
äetsen  guden  landen  und  un$  aUen  dareuheet  getfen  wolde, 
und  dorfen  eick  wol  opentlick  hören  laten,  se  meten  eynen 
heren  hebten,  he  sg  dan  Jesse  oder  jene,  hende  und  voete 
können  se  nicht  eten,  welckes  klegelick  tho  hörende.  Bebten 
deehalben  unme  des  besten  teilUn  de  guden  helde  veriroetet 
und  van  ohnen  hogeret,  se  solden  eiek  eyn  8  oder  14  dage 
liden,  wy  wolden  ohrenthahen  nka  notturft  an  juwe  forstlicke 
gnaden  schriven  und  biddende  anholden,  too  wy  dan  in  aller 
underdenicheit  hirmit  wollen  gedan  und  gebeden  hebben,  de 
dnuhigen  rueter  und  kneehU  thor  besettinge  der  Stadt 
Hevell  in  genaden  annhemen  und  besolden  laten  (in  unserem 
vermögen,  dat  weeth  Godt  in  ewicheit,  is  idt  nicht),  darmtt 
desuhigen  by  uns  in  der  Stadt  bliven  und  nicht  uthgestadet 
nto^en  werden. 

Soviel  Bitten  ancb  in  diesen  Monaten  auB  Beval  an 
den  ÜrdeDsmeister  gingen.  Hilfe  hat  die  Stadt  von  ihm 
nicht  mehr  erhalten.  Er  hatte  keine  mehr,  er  rieth  ihr, 
pobuflche  Beaatznng  sa  ihrem  Scbuts  anfEunehmen.  Aber 
die  Stadt  tränte  den  Polen  nicht,  die  Aeltesten  erklUrten*) 
am  7.  April  1561  dem  Rath  im  Namen  der  Bfirgersohaft: 


')  Bienemann  G55.  Das  adressirte  und  bereit«  vertiegelte 
Schreiben  ist  im  Archiv  zu  Reval  liegen  geblieben. 

»)  Bienemann  1010.  Russow  63.  Arndt  2.  263.  Bereits  im 
Jannar  l.'iGl  waren  160  Polen  in  der  Stadtschule,  im  Hefectohum  des 
M6achaklo8t«rB,<uul«}rgebracbt.   Beiträge  1,  92. 


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332 


wUUn  ffek  Utter  lifloB  wenn  aU  polnüeh.  Mit  dm  P^sien 

(weren  wie)  nicht  gereddet,  ho  war  ah  God  God  is.  Konnten 
die  Polen  das  nähere  Livland  nicht  schützen,  was  durfte 
das  fernere  Reval  erwarten.  Dam  waren  die  Polen  katho* 
lisch.  So  sachte  man  einen  anderen  Helfer:  im  Jnnt  IMl 

unterwarf  sich  Reval  dem  näheren  und  glaubensverwandten 
Schweden 

Diese  von  Jahr  zn  Jahr  rasch  steigende  Noth  mit  den 
Sdldnem,  die  im  Herbst  1660  in  Reval  bereits  drohten, 
$e  moten  tffnen  heren  kehhen,  he  9y  dan  deae  oder  jene, 

hende  und  voete  können  se  nicht  eten^  erklärt,  dass  der  Rath 
der  Stadt  alles  that,  sie  in  Ruhe  zu  erhalten,  ihnen  Sold 
sn  sahlen.  Als  er  sieh  sagen  dnrfte,  in  wmrem  wrmagenj 
dat  weeth  Qodt  in  ewiekeit,  i»  idi  niehi,  die  Knechte  so  be* 
friedipren,  und  doch  fordere  eB  die  Sicherheil  unserer 
Stadt,  sowie  ehre  und  gute  nhasage,  da  griff  er  nach  den 
Schätzen  der  Ejrche.  Es  sollte  kein  Ranb  sein,  sondern 
nnr  eine  Anleihe,  in  guten  Tagen  wollte  man  wieder  er- 
setzen, was  man  jetzt  in  bösen  nalim. 

Jasper  Reygher,  der  an  Stelle  von  Werner  Dudinck 
im  Jahre  1556  neben  Bürgermeister  Johann  Hower  Kirchen- 
▼orsteher  geworden  war'),  schreibt  im  Rentebock: 

lUm  anno  [15]^0  den  28  ßeptemb,  dan  y»  belebet  ge- 
worden van  et/n  erbaren  rade  unde  der  gantsze  gemente  der 
etat  RevaU,  dat  men  all  idt  szmyde,  szo  by  den  kerken  unde 
gylden  9zy,  ezaü  men  brengen  up  idt  raedthue  unde  laien 
idi  vermunten  U>  hehof,  de  laneknecht  myt  aftolonen,  ezo  de 
eiadt  denen  unde  holden  mer  ale  de  horger  heeeolden. 

^)  Sohweden  nahm  denn  Midnich«  Knteht«  In  Sold.  siUte 
ihnen  bedentende  Sominen.  Seraphim,  KnrscU  42,  Doeh  ioU  die 
Stadt  safolge  dem  Privflegiiini  Briebe  XIV,  |  6|  ein  enttd  knegee- 
teute  ottf  iren  mcoiten  außrengen,  betokUn  vnd  eriieUen  .  .  neek  dem 
aUen  Oebrauehe,  Wiokelmenn,  Gapitnletlonen  16. 

^  Jasper  Beygher  ist  1560  Aeltester  der  groeien  Oildei  1561 
Bathsherr,  1579  Kämmerer,  f  1585.  Bange,  Batbelime  122,  Btene- 
naao»  Belt»  Moiietaeebr.  1875,  13. 


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333 


Item  szo  hehhe  ick  dorrh  hefel  m^jne  oldesfen^)  unde 
myt  hewillinghe  unazer  kerBpillude  unsze  smide,  szo  wy  hy 
der  kerken  Kaddeuj  up  idt  rasdthut  gebracht  als  nomläken 
wo  voiyet:  2  m&nstraneien  eyn  grot  unde  eyn  kleyn,  noch 
i  »ilvern  Maryen  bilde,  noch  1  silvern  hylde  genant  sunte 
Nicolaus  bilde,  noch  1  szilvern  krusze.  De  kelke,  szo  bi  der 
herke  %yn  unde  weren,  de  bliven  dar  bi  unde  eynt  al  noch  bi. 

Item  duze  banaen  geechriven  beide  büde  ah  unsMr  lyften 
frowen  büde  unde  eunte  Nicolaue  bilde  myt  dat  krueze  to- 
levert  Paulus*)  dem  muntenie ister  dorch  hefel  eyn  erharen 
raedt,  unde  hebten  gewogen^)  in  alle  71  mark  lodkh  unde 
5y%  loet  rein  eyher,  unde  ye  econ  oU  eilver  geweszen  gelick 
hreni  eiher. 

Item  nocJi  van  den  beiden  bi/lden  unde  krvsze  ys  ge- 
wonnen an  golde,  szo  ick  dar  van  hehhe  Scheden  laten,  7  loet 
min  Va  guentin  galt,  unde  dyt  galt  wich  2i  hermeieter  gfuldenj. 

lUm  dyt  baffen  geeehreeen  heft  eyn  erbar  raedt  belavit 
«an  wegen  der  etadt,  dyt  eulfte  to  verrenten.  Want  der 
gilden  er  silver  verrentet  wirt,  szo  mach  men  hyr  ock  umme 
tpreken. 

Jtem  anno  [l&jßl  den  18  Januarii  hebbe  wy  beide  vor* 
elender f  alz  her  Johan  Hower  unde  ick  Jaeper  Reygher  de 

beide  munstransyen  van  idt  raedthus  wedder  enjangen  unde 

^)  Vor  allen  der  ente  RirebetiTortteber,  der  Bürgermeister 

Johann  Hower. 

*)  Paul  Gylden,  Powel  Goldene,  1566  Bruder  der  8chwar«en- 
käupter,  1559  Mlujjtzer,  1661  Münzmeister.  Sein  Vorgänger  Urban 
Deyue  stirbt  If>fiO  Auj^nst  14.  Guldens  Nachfnl«:t^r  ist  Urban  II.  Dehn, 
cfr.  ßusswnrm,  Beiträge  3,  94.  Bienemann,  llriefe  999.  Nach  einer 
pefl.  Mitthoilunt:  Dr  v.  Nottbecks  heirathet  Paul  Gulden  die  Wittwe 
Gertrud  ÖchtuktJüberg  geb.  Dobin,  wird  dadurch  der  Stiefvater  von 
Christof  und  Ivo  Schenkenberg,  der  ein  Müntergesell  war,  1576  von 
den  Schweden  sum  Führer  der  Bauern  bestellt  und  epottweiae  Uan- 
nibal  genannt  wurde,  den  Russen  viel  Schaden  that,  bis  er  1579  io 
Ihre  Hand  fiel  ood  hingerichtet  mirde.  Rngsow  hat  Um  gekannt  nnd 
gedenkt  seiner  gern. 

9)  Dleie  Gewiebtaangahe  besieht  lich  «nf  das  Rohmaterial,  das  ge* 
Wonnen  Wörde,  naohdem  die  Kleinodien  eiogesebnolien  waren.  i.8.S73. 


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334 


ingeloH  unde  synt  gewerdet  up  18  hundert  fiiark,  Dme 

18  hundert  iiiurk  hebhc  ivy  beiden  tolevert  her  Jasper  Kappen- 
berch van  wegen  eyn  erbarn  rades,  de  lamknecht  myt  afio- 
Ionen,  Dyt  gelt  vorhenompt  ezaU  eyn  erbar  ruedt  van  wBgen 
der  eiadt  oek  verrenten,  hyr  htft  men  up  umme  to  sprehm 
unde  eyn  hewisz  to  forderen. 

Es  folgt  ein  späterer  Zusatz  von  der  Hand  desselben 
Jasper  Beygher: 

lUm  ffan  diazem  gelde  unde  emide  2  bewieze  em/angen, 
Ueht  in  der  herken  lade.  Van  diszem  gelde  hehhe  yek  gedan 
van  dem  Aerken  gelde  6  hundert  mark,  noch  lieft  her  Johan 
Häver  hyr  to  gedan  12  hundert  marcL  Des  hadde  he  ra» 
d0r  kerken  up  rente  4Vt  hundert  mark  up  eyne  hantechirifi, 
deezuhige  hanUerift  ktr  an  to  horten,  ezo  restet  em  iitfdk 
7V«  hundert  mark.  Anno  [lb^65  den  30.  Septemh.  hebten  de 
vormunderunde  tesiementarye  szaiige  her  Johan  Höver  de  grote 
munstransye  my  van  wegen  der  kerke  wedder  toleoert  unde 
de  7Vi  hundert  mark  der  kerken  in  Gadee  ere  geeeenkeL 
Des  hebbe  yck  en  de  hanteerift  wedder  toUoert,  ezo  toUge 
her  Johan  Höver  hadde  utr/ewen. 

Dieser  interessante,  ausführliche  Bericht  zeigt  voBf  dass 
der  Bath  tou  Be^al  sich  im  September  1560  eDtschloaSf 
allee  Gesclmieide,  das  den  ffentliehen  städtiachen  InstitaieD 
gehörte,  einzuziehen.  Das  Schicksal,  das  der  Schatz  der 
Nikolaikirche  erfnhi*,  hat  sicher  auch  die  Kleinodien  der 
Olai-  und  Heiligen-Geist-Kirche  getroffeDi  mir  spriebt  das 
Bentebnch  Yon  St  Nikolai  natürlich  nichts  hierfiber.  Femor 
wurde  daa  Silber  der  ▼erschiedenen  Oilden  eingefordert 
Yon  den  beiden  alten  Btädtischen  Klo-tern  war,  wie  wir 
hörten,  das  Dominikaner-Mönchskloster  1532  im  Feuer  auf- 
gegangen, sein  Schata  war  zum  grOasten  Theil  bereits  Mber 
an  den  Rath  gekommen  und  wird  jetat  1660  auch  in  die 
Münze  gewandert  sein*).   Dagegen  erhielt  sich  das  Ci&ter- 

X)  Bafbtherr  1650,  Kammerer  1569.  Bonge,  BathvUole 
^  Haaseop  JUrdben  15B.  b.  8.  296,  306. 


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335 

cienserlrauenkioöter  durch  das  ganze  16.  Jahrhundert  und 
besaas  noch  1599  eiaen  nicht  unbeti^tlichen  SilberaduniiGk: 
eme  Tergoldete  MonstraiuSy  dnen  Teigoldelen  Aebtiflsinnea- 
8teb,  Kelche,  Becher,  Schalen*).  Wahncheinlieh  ist  jedoch 
auch  das  nur  ein  Rest  des  früher  reicheren  Bestandes, 
Bicher  wird  z.  B.  das  Kloster  in  ältester  Zeit  auch  Heiligen- 
bilder beeeeaen  haben,  die  jetat  nidit  mehr  erwähnt  werden. 
Vielleicht  wurde  auch  hier,  ähnlich  wie  bei  St.  Nikolai,  ein 
Theil  des  Schmuckes  geopfert,  dagegen  ein  Rest  des  alten 
Schatzes  ausgelöst. 

War  es  rechtlich  zulässig,  das  Kirchengnt  so  einzn- 
rieheD?  In  katholiaoher  Zeit  hätte  muk,  wäre  ähnlioiheB 
geschehen,  Ton  einem  sacrilegium  reale,  einem  Raob  ge- 
weihten Kirchengutes,  reden  koimeu.  durfte  doch  nach 
katholischem  Kirchenrecht  ein  konsekrirter  Gegenstand  nicht 
einmal  Terpfilndet  werden').  Aber  da  in  der  Mitte  des 
16.  Jabrhnnderta  in  Beral  Stadt  und  Kirche  protestantisch 
waren,  so  hatte  der  alte  katholische  Kirchenschmuck  seinen 
kirchlichen  Charakter  faktisch  verloren,  war  wohl  noch 
kirchlicher  Besitz,  aber  nicht  mehr  gottesdienatliches  Ge- 
rithy  nicht  mehr  res  saera.  Wo  Oegenstände  des  Eirohen- 
sehalses  in  Frage  kamen,  die  sich  ihre  sacrale  Eigen- 
Schaft  noch  ht  wahrt  hatten,  wurden  sie,  wie  die  Kelche 
and  Fatenen,  auch  jetzt  noch  geschützt.  Das  andere  Gut 
wurde  nach  Nothrechtgefordert^  die  8(diwere  der  allgemeinen 
Lage  heischte  Hilfe,  schien  den  Zugriff  za  rechtfertigen. 
Sodann  besass  die  Stadt  Rcval  innerhalb  ihres  Gebietes  seit 
dem  13.  Jahrhundert  das  jus  episcopale  und  in  diesem 
offenbar  die  kirchliche  YemitgenSYerwaltniig'),  dasn  war 

*)  HaoMB  110,  oben  6.  316. 

S)  BiDfohioi,  Eircbenreeht  5,  169;  4,  169. 

»}  Nottbeck,  Geacbichte  der  Stadt  Reval  12.  72.  Bange,  Estlaod 
166.  HinieUni  2»  41.  Dm  von  der  Stadt  auch  in  eekwedieeherZeit 
«oba  CoDtnidietton  frej  «zerdiie  Job  episcopale**  wifd  ihr  aaeh  in 
der  KapitaiaiioD  1710  f  4  bestitigt  Wlakelmenn,  Capitolalionea  46. 


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3d6 


der  Rath  der  Patron  der  Kirchen,  er  hatte  damit  die  Auf- 
sicht über  das  Kirchenvermögen  (cura  beneficii),  krafl 
dieser  ertheilte  er  wenn  ndtiiig  die  Genehmigung  zur  Ver- 
äusserong  des  Kirchenbesitzes  0.  Jetzt  griff  er  selbst  sn. 
Der  erste  Kircbenvoroteher  Job.  Hower  war  zuu^leich  als 
Bürgermeister  eines  der  ersten  Mitglieder  ded  EathseollegSi 
er  wird  sich,  wie  aus  dem  Folgenden  bervorgehtf  nur 
schweren  Heraens  gefftgt  heben^  aber  Widerspruch  scheint 
er  nicht  erhoben  zu  haben,  nur  die  harten  Konsequenzen 
der  Handlung  suchte  er  möglichst  abzuschwächen.  Per 
Rath  dachte  auch  nicht  an  Raub,  sondern  nur  an  eine  An- 
leihe'}, die,  wenn  bessere  Zeiten  kommeni  bezahlt  werden 
sollte. 

Kein  Wort  des  Unwillpus  äussert  unser  BericLterstaLter 
über  das,  was  gefordert  wurde,  es  war  nothwendig  für  der 
Stadt  Bestes»  er  wird  es  als  Aeltester  der  grossen  Gilde^ 
was  Jasper  Beygher  1560  bereits  war,  ndt  besdilossen 
haben.  Und  doch  fühlt  man  an  der  Erzählung  heraus,  wie 
schwer  die  Vorsteher  an  dem  trugen,  dem  sie  sich  fugen 
mussten.  Das  hat  sie  dann  dazn  geführt,  alle  Er&fte  anf- 
zubieten,  den  werthvollsten  Theil  des  Schmnckes  zn  retten. 
Die  Kelche  nnd  Patenen  konnten  fthnlioh  wie  in  Pernan 
znrfickbehalten  werden,  da  sie  für  den  protestantischen 
Gottesdienst  nöthig  waren.  Das  galt  aber  nicht  für  den 
grösseren  Best:  echt  katholisch  waren  die  Bilder  der  hl. 
Jungfrau  nnd  des  heiligen  Nikolaus,  sie  und  das  silberne 
Kreuz  wurden  geopfert.  Gerettei  aber  wurden  die  beiden 
Monstranzen.  Da  auch  diese  beiden  durchaus  Kleinodien 
katholischen  Typus  sind,  so  haben  entschieden  nicht  kirch* 
liebe  Gesichtspunkte  die  beiden  protestantischen  Eirohen- 


1)  Hiijschius  3,  71. 

*)  Das  Recht  auf  die  integri  restitutio  wurde  uicht  bestritten. 
Bichter-Dove,  Kirchenrecht  §  322:  gegen  eine  gültig  geschehene  Aüe- 
Dfttioa  hat  df«  Eitehe^  fiaUs  de  verlelst  ist»  dte  Beehtowoblthat  dar 
iotegri  reititntiii. 


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m 

Yorsteher  geleitet»  Vor  sie  einsnitreteiiy  sondera  offenbar  nur 
küQSÜeriBche,  Bs  waren  die  beiden  schönsten  Schmack- 
stlleke  der  Kirche,  desswegen  sollten  sie  erhalten  bleiben. 

Die  Energie  und  Opferfreudigkeit  der  beiden  Kirchenvor- 
sfeeher,  vor  allem  des  ^ltereU|  des  Bürgermeisters  Job.  Hower, 
hat  sie  gmttet 

Dem  Bath  kam  es  nur  anf  das  Rohmaterial  an  Silber 
und  Gold  an,  das  in  die  Münze  sollte,  nur  darnach  sind 
die  Kunstwerke  geschätzt  worden. 

Als  das  Marien-  und  das  Nikolai-BUd,  sowie  das  Silber* 
kienz  eingeschmolzen  wnrden,  ergaben  sieh  71  Mark  lotig 
5V»  Lot  Silber  und  7  Lot  weniger  V«  Qnentin  Gold.  Die 
beiden  Monstranzen  st/nt  r/eiö&t'det  up  18  hundert  mark,  die 
Schätzung  geschah  wohl  durch  den  Münzmeister  Paulus 
Gylden.  Die  eine  whr  unsere  Monstranss  des  Hans  Byssen- 
berch,  die  37  Vi  Mark  lotig  4  Lot  wog;  die  andere,  wie 
spätere  Nachrichten  lehren,  die,  welche  Andres  Soteflesch 
1509  in  Lübeck  gearbeitet  hatte  und  die  21  Mark  lotig 
schwer  war.  Das  Gewicht  beider  war  also  58Vt  Mark  lotig 
4  Lot  nnd  da  sie  auf  1800  Mark  rig.  geschätzt  wurdra, 
galt  die  Mark  lotig  etwas  über  30  Mark  rig. 

Die  Auslösung  der  Monsliaü/ien  war  natürlich  nicht 
ohne  Schwierigkeiten  j  so  erklärt  es  sich,  dass  sie  vier  Mo- 
nate^ YOm  September  1660  bis  zum  Januar  1661,  auf  dem 
Rathhause  waren,  erst  am  18.  Januar  konnten  die  Vorsteher 
sie  fortbringen,  nachdem  sie,  wie  spätere  Angaben  lehiea, 
am  8.  Januar  das  Geld  erlegt  hatten.  Zu  den  für  ihre 
AuslMnng  nOthigen  1800  Mark  konnte  die  Kirche  nur 
60O  Mark  haar  geben,  den  doppelt  so  grossen  Betrag, 
1200  Mark,  erlegte  der  ältere  Kirchenvorsteher,  Bfirger- 
meister  Joh.  Hower.  Er  hatte  vor  über  zehn  Jahren  bei 
der  Kirche  eine  Anleihe  gemacht,  worüber  der  Kirohenvor- 
Steher  Werner  Dudinck  in  das  Kirehen*Bentebnch  schreibt: 
Itm  noch  ao  [16']50  den  26  Aprilü  heflh  her  Johan  Houher 
koerkenv-rstender  und  borgemeüter  anfangen  fan  demt  kerken 


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838 

gelde  up  ene  forsegelde  hauthschrift,  welk  in  den  laden  ge^ 
Ueht,  und  saU  id  vp  e»  hu»  forwuhin  loten,  w  4Vt  hundert 
mark  hove^tol,  jarltkee  up  paeden  vor  1  hundert  nutrk  myhi 
6  mark  th/>  ferrenUn.  Die  Rente  ist,  wie  nebenbei  verzeichnet 
steht,  mit  27  Mark  jährlich  regelmässig  eilf  mal  bezahlt 
worden,  auch  noch  1561  für  das  verflossene  Jahr.  Bfirger- 
meisler  Hower  war  offenbar  nicht  Terpflichtei,  bereits  im 
Januar  1561  den  Hanptstuhl,  das  Capital,  znr&ckzozahlen. 
Es  wurde  auch  nicht  sofort  jetzt  1561  eine  Abrechnung 
zwischen  den  von  Hower  der  Kirche  geliehenen  und  ent- 
liehenen Summen  vorgenommen,  sein  Schnldschein  Ton  IdöO 
anf  460  Mark  wurde  ihm  aus  der  Kirohenlade  nicht  aus- 
geliefert.  Für  die  der  Kirche  jetzt  geliehene  grössere 
Summe  behielt  iiurgermeisier  Hower  die  grosse  Monstranz 
des  Hans  Rysaenbwch,  offenbar  als  Pfand,  bei  sich.  Als  er 
bald  darauf  1565  starb,  haben  de  vormunder  unde  teeU- 
mentart/e,  entschieden  sufolge  einer  Anordnung  des  Testar 
ments,  die  750  Mark,  die  der  Verstorbene  aus  seinem  Ver» 
mögen  zur  Auslösung  der  Mnn?tT  anz  beigesteuert,  der  kerken 
ff»  Gade»  ere  geeeenket  und  die  Monstrans  dem  Eirchenvor- 
steher  Jasper  Beygher  nan  wepen  der  kerke  wedder  toleeeri, 
wogegen  dieser  jetzt  die  Schuldverschreibung  von  450  Mark 
ans  der  Kirchenlade  ausreichte.  So  ist  durch  den  Patrio- 
tismus des  B&rgenneisters  Johann  How^  das  sch^e  Kunst- 
werk, die  Monstranz  des  Hans  Ryssenberch,  vor  dem  Schmelz- 
ti^el  gerettet  und  der  Nachwdt  erhalten  worden. 

Auch  einige  kleinere  Zierrathe,  die  als  Schmuck  üü 
den  grossen  Bildern  gehangen  hatten,  die  eingeschmolzen 
wurden,  blieben  vor  dem  Untergang  bewahrt  und  werden 
spftter,  wenn  beim  Wedisel  im  KircheuTorsteheramt  luTen* 
tare  aufijenommen  werden,  wiederholt  erwähnt.  So  wird 
1565,  als  an  Stelle  des  verstorbenen  Bürgermeisters  Joh. 
Hower  der  neue  Vorsteher  Hans  Szmitt  eintritt,  angefahrt: 
1  kleyn  breteee  myt  geetente,  ezo  sunte  Nicoktue  büde  for  de 
höret  gehangen  heft.  Und  1587,  wo  an  Stelle  des  swei  Jahre 


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339 

▼orher  Terscbiedenen  Jasper  Bejgher  der  neue  Yorsteher 
liDgel  tbor  Borch  ernrählt  vird,  schreibt  der  ältere  Hans 

Szmitt:  In  der  laden  I  ^einsrh  hudel,  darin  1  nasck^),  darinne 
2  falcke  CTonen,  i  dnbbelt  Schilling  vorgult  und  szumt  allerlei 
gutentke  und  kraUen,  90  van  dem  Margenbilde  genamen,  .  . 
MwA  darbg  1  kUnode  mit  eddehtene  und  1  kruntz,  den  dat 
Matgenhüde  Heft  up  gehat 

Die  Kelche  des  alten  Kirchenschatzes  wurden  geschützt, 
da  sie  auch  in  der  protestantischen  Kirche  für  den  Gottes- 
dienst ndthig  waren.  Im  Jahre  1565  werden  nenn  Kelche 
und  Pstenen  genannt,  aber  1587  nnr  sieben  Kelche  nnd 
Patenen.  Zu  zweien  werden  im  letzteren  Jahre  Bemerkun- 
gen zugefügt,  die  zeigen,  in  welche  Noth  die  Kirchen,  auch 
St  Nikolai,  gerathen  waren:  ein  Kelch  nnd  eine  Patene  ist 
an  die  Kirche  Tom  heiligen  Geist  von  den  kaeten  kem  to 
Ä  Nicolai  geleßert,  darup  der  korken  wapint  to  S.  Nicolai*). 
Wichtiprer  noch  ist  die  Angabe  iu  Betreff  eines  Kelches, 
der,  eine  schöne  Arbeit  aus  dem  Beginn  des  16.  Jahr- 
hundertSi  sich  bis  heute  erhalten  hat  nnd  bei  Ant.  Bnchholtz, 
Goldschmiedearbeiten  Nr.  48  abgebildet  nnd  beschrieben 
ist  Er  hatte  laut  Inschriften  früher  dem  üochaltar  der 
Kirche  von  Oescl  gehört  und  war  1567  von  Rittmeister 
Reinheit  Brakel  nnd  Lieutenant  Wol%ang  Goltzen  der 
Nikolaikirche  geschenkt  worden.  Diese  Nachrichten  be- 
stätigt und  ergänzt  1587  der  Kirchen  Vorsteher  Hans  Szmitt 
in  dem  R entebock:  Item  des  in  hi  dem  gotzaligen  kern 
borgemeisier  her  Johann  Pepersack vor  20  daler  to  pande 
1  kilek,  1  pattene.  De  kelck  wicht  3  mk  hd.  4  loU,  de 
pattine  i  mk  lod,  3  lot  Dissen  kelck  heft  gegeffen  eyn 
riitmestef'  ßrackell  genant  und  »yn  lutnantJu  Wulß  Goltzen, 

^)  Ein  sämsch.  Beatel,  dario  eine  Dose. 

*)  Am  Rande:  S  N,  dazwischen  ein  hufeisenförmiges  Zeichen.  Ist 
<)a8  der  Kelch  Buchhoitz,  Goldschmiedearheiten  49?  s.  S.  242.  Er  hat 
>m  Boden  die  Insohrift:  S,  T.  Heiligeiit  Kirehe,  efr.  Nemnami,  Q«sob. 
HevatB. 

^  Job.  Pepereack  iUthsherr  1550,  Bürgermeister  1554,  f  1586. 


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Düam  kelck  hedden  se  io  Overmolen  ^)  gekregen,  do  de 
Pale  fcort  upgeslagen,  Alao  du  Kelch  wird  der  Heiligea- 
Geist-Eirclie  von  der  Schwesterkirclie  übergeben,  wahr- 
scheinlich, da  die  Heüige-Gmst-Eirche  ihren  Namen  in  den 
Boden  hat  einschreiben  lassen,  verkauft,  einen  anderen 
Kelch  nebst  Patene  hat  die  Nikolai-Kirche  für  20  Thaler 
vereetsen  müasen  nnd  1686,  obgleich  der  Krieg  seil  mehreren 
Jahren  zu  Ende  war,  noch  nicht  anegeldst').  Beides  beweist, 
wie  tief  der  Wohlstand  gesunken  war. 

Bereits  in  seinem  oben  mitgetheilten  Bericht  darüber, 
wie  die  Kirche  ihr  Geschmeide  dem  Bath  habe  übergeben 
müssen,  führt  der  KirchenTorstefaer  Jasper  Beygher  an,  es 
habe  eyn  erbar  raedt  bdavet  van  we^en  der  stadt,  dyt  wlfU 
fo  verrenten.  Und  üaclidem  er  erzählt,  wie  er  und  der 
andere  Kirchenvorsteher  Bürgermeister  Joh.  Hower  die 
beiden  Monstransen  für  18  hundert  Mark  aasgelOst  haben, 


Der  Kampf  an  der  Oberen  Mühle  vor  lieval  am  13.  August 
1565,  wo  die  perDauschea  Hofleute  vou  dea  Schwedeo  anter  Hinrik 
Clausdua  blutig  zurückgeworfea  wurden  und  reiclie  Beute  gemaclii 
ward.  Russow,  SS.  r.  Liv.  2,  72.  Dass  die  Hof  lente  viel  Geschmeide 
an  sich  gebracht,  lehrt  folgende  Bhitrag^ng  dea  KiroheoTontebett 
Jasper  Beygher:  lUm  BO,  Az,  €t  aU  A^^  62  IMe  idfc  g$dtm  «p 
ffude  iihtme  pande  etiyken  kavdvdm,  y%  in  alt  6  hundert  markt  weieke 
ße  jafUx  verreiUin  ßoUen  niyf  i  hundert  6  mark  lo  verreitUtk,  8io 
ifftU  d^e  havelude  em  pari  int  sHekt  van  tUga^  eyn  pari  vp  0««tf  ver* 
middßUt  äißtn  krieh»  890  hehb4  ick  dat  smide  H  mi  undi  wiU  dat  m 
verforderen  mjß  dar  reate»  unde  itet  up  lyn  ider  pa$U  ega  idar  9gn 
namen*  Im  gefall  dat  yck  satk  gelt  myt  der  rente  tuschen  d^  Otide 
pascen  nicht  in  kregen  edäer  Mumm  konde,  fio  will  yck  dat  verrenten, 
de  kerke  ßall  nicht  misten.  —  Späterer  Zusatz  von  der  Hand  des 
Hans  Szmitt  [Vorsteher  seit  1565J:  WodehoveUtoU  und  remthe  boUaU, 
iteit  i"!  hnpffhocke  Up  rnff}''n  f'mt'anck. 

^)  Nach  altem  K.irclienr*'cht  war  Vorinsserung  einer  res  Sacra, 
zu  denen  namentlich  konseknrte  keiciie  geliorteu,  sofern  nur  die 
Siciierheii  vorliegt,  duss  die  bache  ihrer  Bestimmnng  gemäss 
gebraucht  wird,  nicht  ausgeschlossen,  also  auch  rechtsgültig; 
unzulttBsig  war  dagegen  die  Vur^ifHitdung  eines  konbekrirteü  Kelches 
au  Privatpersonen,  da  er  dadurch  seiner  Bestimmung  entzogen  wird. 
Hinachiiia,  KhehenredH  4,  169. 


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341 

lugt  er  hinzu:  dut  (jelt  vorbenompt  sali  ein  erbar  raedt  van 
wgen  der  siadt  ock  verrenten,  hyr  heft  men  up  umme  to 
tfrdctn  wnd9  hevnsg  to  fardertn.  Und  er  aelbet^  der 
bis  tu  semeni  Tode  1685  KircheiiTorsteiier  blieb,  bat  noeb 
diese  Zeugnisse  erhalten,  denn  er  konnte  nachti'äglicli  seinem 
Beriebt  zufügen :  Item  van  dtszem  gelde  unde  amiiU  2  bemixe 
m/anjf^n,  lidu  in  dir  kirian  lade. 

Es  ist  offenbar  nicht  ganz  leicht  gewesen,  diese  Schuld- 
verschreibungen zu  erhalten.  Der  ältere  Kirchenvorsteher, 
ßargermeister  Hower,  war  1Ö65  gestorben,  der  jüngere,  Jaeper 
Beygber,  war  wobl  seit  1661  selbst  Mitglied  des  Raths,  trotz- 
dem  bat  es,  wie  er  selbst  in  der  nacbstebenden  BSnAblung 
sagt,  vele  fordringe  bedurft,  bis  1571  die  Verschreibungen 
ausgefertigt  worden.  Es  wurden  zwei  gegeben,  die  eine 
über  das  aalgelieferte  Gescbmeide,  die  andere  nber  das 
geliebene  baare  Geld.  Der  Beriebt  Jasper  Beygbers  lautet: 

Anno  1571  den  5.  May  he/t  eyn  erbar  ratk  dorch  an- 
koldeiU  und  /eU  fordringe  der  vor^tendere  to  S,  Nicolay, 
nomlek  her  Jaeper  Reiger  und  Banne  Sztnydt  gegeffen  van 
wegen  der  karcken  2  pargementen  hreffe,  darinne  hoschetlick 
teai  de  karcke  dem  erb,  rade  und  der  statt  besten  vorstreket 
in  noden  dee  jamerliken  kriges,  vor  und  na,  na  lufh  und 
tfiAa/t  der  hantechri/te  und  bewiee,  eo  yn  der  karcken  lade, 
ee  egn  erb.  rö<Ä  van  syk  gegeffen,  wo  folget. 

/.  Erstlyck  heft  e,  e.  rath  emfangen  a9.  60  den  28.  Sep- 
tember van  der  karcken  1  euheren  Marienbüde,  noch  1  euU 
veren  Nicolauebilde,  nocA  1  eulvem  krutze.   DU  aUee  heft 

yewagen  an  regnen  sulver  71  marck  lodich  und  sostehalf  lot 
reyn  siUver.  Noch  80  van  den  beiden  bilden  geschieden  7  lot 
9ign  Vs  quentin  goldee,   Darvan  1  bewie. 

2.  Anno  61  d.  8.  Januarii  heft  eyn  erb.  rath  van  der 
karcken  noch  upgenamen  jarlick  to  verenthen^  is  —  achteyn 
hundert  marck,  ider  hundert  mit  6  mark  to  verrenten.  Von 
dieeen  1800  marck  ie  betto  a£  71  nene  rewthe  utgekamen,  eo 

HiUheil.  ».  d.  UtI  QMclücbt«.   XVII.  2.  28  ' 

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342 


dat  de  hovetstol  mit  der  renthe  a—  11  up  Michely  syck  he- 
hpt  —  :i8S0  marck. 

S,  Noch  hebten  de  voreiendere  der  karcke»  to  Nicola^ 
dem  erb^  rode  meten  upbringen,  und  gedan  to  der  etat  behof 
aS.  71  hovetetol—'  ISOOmarek.    Szumma  des  geldeeinaübei 

71,  dat  In  de  »tat  (jekmnen  und  äei'  karcken  lo  8.  Sicoiay 
(ane  dat  sulver  und  golt)  ie  —  41S0  marck,  welck  eyn  erb. 
rath  geUffet  worden  to  verrenten  jarlyck  angande  a£  71  up 
Mißhely  ,  van  100  marck  €  to  geffen»  Laut  der  voreegelden 
paryernenten  kantsckrifte  etc.,  so  in  der  karcken  laden  yn 
1  nasch^J  vorwart  .  .  . 

Anno  83  Mtcheig  quam  der  karcken  to  Nicday 
van  dem  erb,  rode  der  statt  an  upelagen  renthe  van  den  yegen^ 
geschreßen  4180  marck  hovetstol^  van  71  bet  nu  al  83, 
is  12  jary  des  jars  2ö2  marck  de  szuma  upgelopen  laate 
ie  —  3024  marck,  darvan  dem  erb.  rade  aiL  83  d,  8,  Ao- 
vember  i  rekninge  aivergegeffen, 

Ueber  eilf  Jahre  waren  seit  der  Zeit  verflosBen,  wo  die 
Kirche  dem  Rath  ihr  Geschmeide  ausgeliefert  hatte,  als  ihr 
1571  die  Schuldverscbreibongen  übergeben  wurden.  Da^s 
68  jetzt  gescbah,  dazu  mag  imligewirkt  haben,  dass  der  Rath 
eine  neue  Anleihe  nöthig  hatte,  die  Khrche  sich  entachlofls, 
ihm  noch  1300  Mark  Torzustrecken. 

Es  wurden  zwei  Schuldverschreibungen  ausgestellt. 
Die  erste  bescheinigte  nur  den  Empfang  des  Kohmaterials 
der  eingelieferten  Kleinodien,  71  Mark  Silber  nnd  7  IjOtb 
Gold.  Wie  viel  dieses  Edelmetall  werth  war,  wurde  nicht 
augegeben.  Es  war  auch  bei  dem  bciiwankcnden  Preis  von 
Gold  und  Silber  nar  billig,  dass  die  Berechuuug  bis  zur 
wirklichen  Bezahlung  anij^schoben  wurde.  Ein  im  Kircheo- 
buch  liegender,  Ton  der  Hand  des  Vorstehers  Hans  Szmitt 
geschriebener  Zettel  aus  dem  Jahre  1585  rechnet  71  ^ 


=  Behaltoiaa,  Dose,  Scbaehtel  fär  Briefe,  Kleinodien. 
^  Riehtiger  26(H/5  Hafk. 


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hdicli  8zulver,  up  de  mk  lodich  gerekent  7  daler^)  doth  — 
^  daier .  .  •  no^  7  lot  gMe$,  dat  lot  S  dalerü  —  36  daUr» 
Aber  swei  Jahre  später,  bei  der  Inventaraufiiahiiie  Ton  1597, 
schreibt  er  hierüber:  licht  in  der  iseren  laden  1  vonegelde 
pergemenen  hantschrifte  vam  erbaren  rade,  .  .  .  wat  dit 
iiuiper  und  golt  aal  und  wert  rentkin,  wart  de  HU  gefen^). 
Die  zweite  Veraobreibimir  erkannte  die  Berechtigung 
der  Förderung  der  Kirohe  anf  die  1800  Mark  an,  mit  welchen 
1561  die  Monstranzen  ausgelöst  waren,  und  aut  die  Zinsen 
dieses  Kapitals  bis  zum  laufenden  Jahre  1571,  und  als  die 
Kirche  jetat  noch  1300  Mark  der  Stadt  lieh,  erhielt  sie  die 
Yersdireibnng  anf  die  ganze  Samme  von  4180  Mark.  Es 
sollten  davüü  jährlich  die  üblichen  Zinsen.  6  vom  Hundert, 
gezahlt  werden,  aber  die  6 ladt  war  nicht  im  Stande,  dieser 
Pflicht  naohznkonunen;  1588  war  allein  durch  aufgelauiene 
Ziaaen  eine  neue  Schuld  von  über  3000  Mark  entstanden, 
worilber  der  Vorsteher  Hans  Sranitt  beim  Rath  Yorstellang 
machte.  Freilich  waren,  wie  da»  lientebuch  zeigt,  in  den 
Jahren  1577,  1579,  1583  kleinere  Abzahlungen  in  Geld  oder 


^)  1578  reckiet  die  Kirche  bei  Räckzahluiig  eioes  ausgeUekeuen 
Kapitib:  /  mark  lod^  dat  lot       mk,  in  104  mk. 

>)  Ans  einer  Akte  des  revaler  BaOuarehivs,  die  Ober  Beaten 
der  Nikolaildrohe  bandelt,  theilt  mir  Hr.  v.  Töme  freondliehst  naoh- 
Btehende  Notis  mit:  i6ß0  den  28,  Sept  hat  ein  erb»  rath  wmder 
IsreAai  8t,  Nicolai  mir  notkwendigkeit  de*  vor  mtgen  schwebenden 
yiegeelaufien,  vermöge  ihres  m^gegebenen  pergamenen  versiegelten 
beioegse»,  von  domaldn  Vorstehern  und  rahtscerwanten,  benantlieh  die 
sfht  und  wolw.  h,  Johon  IJouwer  tnid  //.  Jasper  Beyer,  nfijenomen 
nnd  vernchmeltzen  laßen  wie  folget:  1  silbern  vorguldet  Margenbilde, 
mch  i  silbern  yicolau.'ibilde  und  1  silbern  crutte.  hiß  alles  zusammen 
getrogen  71  mk  lödich  5^/2  ladt  rein  »Uber,  sein  an  lodert  uf  jede  mark 
lÖdirk  —  IG  ladt  gerechnet,  ist  —  IfU^h  lodt,  das  lodt  an  Uziger 
ftiüntze  cum  irenigsten  20  riitiat.,  t/tun  hemdaler  713 — i4  rst.  Deß  hat 
«»«  erb.  raht  noch  etnpjajtgtn,  so  von  beiden  bilden  abgescheiden,  an 
goide  7  lodt  min  '  2  qnent.,  tkut  noch  itziger  würde  zu  10  dal.  ß8 — 24 
Tit.  —  1  Thaler  —  32  Rundstücke.  Die  Preise  für  Edelmetall  erscheiiieu 
Wer  liucU:  1  Mark  lot  —  1  Lot  Gold  —  10  Thaler.  —  Ich  vermuthe, 
diese  hocbdtiuUch  geschriebene  Notiz  stammt  aus  dem  17.  Jahrhaudert. 


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tß'A  M. 

Getreide  vom  Rath  au  die  Kirche  gemacht  worden,  aber 
eine  regelmägsige  Zahlung  konnte  nicht  geleistet  werden. 
Die^olgen  des  entBetciiohen  Krieg«,  unter  denen  nnn  bereitB 
ftber  zwanzig  Jahre  das  Land  litt,  tratm  ftberall  hervor, 
die  Kräfte  drohten  zu  versiegeo.  Selbst  iür  die  nütiiigca 
Arbeiten  am  Gebäude  der  Kirche  konnten  nur  schwer  die 
Mittel  geschafft  werden.  Während  früher  auch  far  grosse 
Beparaturan  nnd  ümbanten  stets  die  lanfendsn  Binnahmso 
genügt  hatten,  musste  man  jetzt  Kapitalien  der  Kirche  an- 
greifen,  um  im  Ganzen  nicht  sehr  grosse  Schäden  aus- 
zabessem,  die  durch  den  Krieg  an  den  Qebänden  der  Kirche 
entstanden  waren« 

Bass  während  der  8ohw«*en,  aber  glänzend  bestandenen 
Belagerung  Revald  im  Jahre  1577  ;lucIi  die  Nikulaikirche 
verletzt  wurde,  erzählt  der  Augenzeuge  Russow^):  am  Sonntag 
den  27*  Januar  flog  während  des  Gottesdienstes  eine  eiserne 
Kogel,  52  PAind  schwer,  dnrch  ein  Fenster  in  die  Kirche, 
tödtete  aber  glücklicherweise  keinen  Menschen.  Da  der 
Feind  sein  Hauptlager  am  Tönmsberge  aufgeschlagen  hatte, 
war  die  Nikolaikirche  besonders  gefUhrdet,  der  Gottesdienst 
wurde  daher  hier  eingestellt  und  in  die  Hmlige-Gknst-Kirche 
▼erlegt  Einige  ansfUirliohere  Nachrichten  über  die  Be- 
schädigungen der  Nikoiaikirche  enthäit  dub  Rentebuch  voü 
der  Haud  des  Vorstehers  Hans  Szmitt: 

Anno  77 f  ake  de  Rune  nor  Rejfel  iaeh,  dede  ke,  QeU 
bettert,  der  karekentoS*  Nieolap  anhueeren,  finsteren,  wol/in% 
kopperen  ock  atenen  dachen  mit  scheitende  grotten  schaden, 
dat  men  ock  in  de  60  sperkoLten  up  der  karcken  motten  wed^Ur 
nyg  maeken,  DewiUe  oMr  wemieh  vorrath  an  gelde,  und 
de  munthe  geringe,  kebhen  de  oldeeten  boffaUn,  in  eundeiM 
her  Jasper  Reiger^  (dmiUe  nemant  tosehatten  wolde  ofii 
konde)^  dat  men  de   ÖOO  marck,  so  Arent  Reyger  up  i 

^  Scr.  r.  Liy.  %  116.  efr.  WarbafUger  Beriebt    Beitrige  ett 
Ktma«  Bbitiaada  %  294,  Mwie  8,  SSI. 
Gewölben. 


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345 


kantsehrifie,  solde  mn  em  forderen  und  to  hulpi  nemen, 
Borup  h$  hctiaU.  Die  600  Mark  waren  1664  myt  wÜUn 
wnde  ^mlhart  her  Jühan  R<mr  unserm  hroder  Armt  Retjgher 
d*'  junae  vp  etjn  hunUcriff  ffeffebeo,  80  hatte  Jasper  Reygher 
-meiner  Zeit  die  Sciiuid  ins  Kirchenbuch  eingetragen,  und  die 
ZioseD  ▼areo  regelmHasig  jährlich  mit  30  Mark  bezahlt 
worden.  Ale  jetet  die  Kirche  Kapitalien  einziehen  mnaste, 
verlangte  der  Kircbenvorsteher,  der  ältere  Bruder  Jasper, 
daes  trotz  schwerster  Kriegszeit  der  jüngere  Bruder  Arent 
zneret  solche  Forderang  erf&Ue.  Welch  strenges  Pflicht- 
geAUil!  Die  Snmme  scheint  genügt  zu  haben,  wir  h<^ren 
nicht,  dass  weitere  Kapitalien  eingezogen  wären.  Vor 
allem  handelte  eö  dich  um  Beschädigungen,  die  durch 
die  schweren  Kogeln  entstanden  waren,  mit  denen,  wie 
wir  ans  der  lebendigen  Schilderung  Bnssows  wissen,  der 
Feind  die  Stadt  tiberschftttete,  Tor  welchen  sie  sich  aber 
Tortretflich  zu  schützen  wusste.  Fenster,  Gewölbe,  Dach 
der  Kirche  hatten  gelitten.  Dass  die  Vorsteher  diesen 
Schaden  nicht  ansbessem  konnten,  ohne  Kapital  einza- 
rieben,  zeigt  doch,  dass  die  Kasse  erschöpft  war,  es  war 
eben  iteinich  vorrath  an  gelde,  . .  .  deicile  nemant  toschatten 
Wolde  ofte  konde. 

Wie  im  speciellen  die  Finanzlage  der  Kirche  gegen 
Snde  des  16.  JahrhnnderCs  war,  können  wir  nicht  mehr 
erkennen.  Eine  so  genaue  Uebersicht  über  die  jährlichen 
Einnahmen  und  Ausgaben,  wie  pie  uns  dap  älteste  Kirchen- 
buch Sotbgers'  für  die  Zeit  YOr  1520  giebt,  haben  \\  ir  für 
die  spätere  leider  nicht.  Das  Bentebock  des  Werner  Dudinck 
giebt  nur  Rechenschaft  über  die  Kapitalien  und  ihre  Renten. 
Eß  hai  auch  ein  Kirchenbuch  von  Jasper  Reygher  und 
seinen  Nachfolgern  HanB  Szmitt  und  llingel  thor  Horch  ge- 
geben, das  also  die  Jahresrechnnogen  der  zweiten  Hälfte 
des  16.  Jahrhunderts  enthalten  hat;  dieses  Bach  wird  noch 
hn  1 7.  Jahrhundert  genannt,  scheint  aber  hente  nicht  mehr 
erhalten  zu  sein. 


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346 


Nach  dorn  Rentebuch  des  Werner  Dndinck  hattf  die 
Kirobe  freilich  in  nicht  unbeträchtlicher  Höhe  Kapitalien 
ausgeliehen.  Ais  nach  dem  Tode  des  KirehenYOistoherB 
Bfirgermeisters  Joh.  Hower  im  Jahre  1665  der  aene  Tor- 
Steher  Hans  Szmitt  ins  Amt  trat,  wurde  berechnet,  es  ißs 
bi  der  kerke  an  hoftstoll,  dar  tnen  jariia:  de  rente  va7i  boroi^) 
mach  —  illOO  mark.  Aber  die  Zinsen  liefen  nicht  regel- 
mÜBSig  ein,  es  waren  dar  uUtands  an  ver§eUen  rmU  938 
marky  also  mehr,  als  die  Zinsen  eines  Jahres  Ton  jenem 
Kapital  betrueren*).  Von  den  dem  Rath  für  die  Monetranzeü 
geliehenen  18(X)  Mark  erhielt  die  Kirche  durch  lange  Jahre 
hindurch  aneh  keine  fienten,  ja  im  Jahre  1571  wurde  sie 
bewogen,  nene  1800  Mark  dem  Rathe  Tonastreeken.  Aach 
sie  sollten  Renten  tragen,  und  wieder  liefen  solche 
nicht  ein. 

Das  waren  die  Folgen  der  sohwereo  KriegBliuHiei  <Ü0 
keinen  Stand  verschonten.  Sah  auch  Berel  den  Feind  lucbl 

in  den  eignen  Manern,  so  litt  die  Stadt  dooh>  durch  die 
Verwüstung  des  flachen  Landes.  Vor  allem  der  Haadel 
vertiel  völlig Reval  hatte  in  der  ersten  Hälfte  des  16.  Jahr- 
hunderts eine  Zeit  hoher  filüthe  geeehen,  der  Verkehr  mit 
Bussland  vorzüglich  hatte  reichen  Erwerb  gebracht.  Jetrt 
war  dui'ch  den  Krieg  die  Strasse  nach  Osten  gesperrt,  j» 
der  Kaa£»ohlag  mit  Moskau  schien  den  Hafen  von  Reval 
moht  mdir  nothig  ku  haben.  In  Narva  hatte  der  Zar  gläcb 
im  Beginn  des  Sj!iegeB  1668  Zugang  sum  Meer  gewonnen, 
und  er  war  eifrig  bedacht,  diese  Verbindung  mit  dem  Westen 


1)  bona  SS  erhAben. 

^  Bs  dauerte  lange,  bb  es  besser  werde:  1B87,  also  beraito  ^ 
Jabie  nach  dem  heiee  ereelmtea  Frieden»  aU  Bogel  thor  Bomb  •& 
Stelle  des  TerBtorbeoeo  Jasper  Beygher  Vorsteher  wird,  ist  4tf 
Kapital  auf  17,230  Mark  gewacliseo,  aber  aaeh  uptlagm  reut«  — 
im  marit, 

S)  Oeber  die  Geldneth  der  Btadt  HeDsen,  Begeeteo  349:  Bitts 
an  den  Kdoig  oin  goSdige  Bibition  1663  Sept  37. 


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_M7_ 

iD  pflegen^).    Wohl  suchte  Reval  und  sein  neuer  Herr, 

der  Schwedenkönig,  die  Naivalahn  zu  hindern,  zahlreich 
gingen  isclireiben  in  den  Westen,  nicht  den  Feind  durch 
Zufuhr  ni  stirken,  manches  Schiff  fiel  auf  der  Beiae  nach 
Karra  den  Gegnern  des  Zaxem  in  die  Hände,  wohl  wurden 
die  russischen  Blockhäuser  an  der  Narvamündung  zerstört, 
—  es  war  vergeblich,  der  directe  Umschlag  mit  dem  Russen 
in  Narya  war  zu  vortheilhaft,  trete  aller  Bitten  und  Gefahren 
wurde  der  dsÜidiere  flafen  au^entoht  Zu  stärkerem 
Schute  thaten  sieh  die  Schiffe  in  gemeinsamer  Fahrt  zu* 
samuieu,  und  tu  kuante  es  geschehen,  was  Russow*)  als 
Augenzeuge  erzählt;  Atmo  74  sint  avermaU  eine  ganlze  Oate 
der  Lubeisehm  Hhipm  nha  der  Narw  gmgeUy  do  vhtnden 
de  ReveUehen  hörger  yp  dem  rüsengarden  unde  mustet^  eoUkee 
mit  sehmerten  ansehen,  dat  dfi  schtpe  ere  stadt  vorht/  segelden. 

Mit  dem  Handel  schwand  der  Seestadt  die  wichtigste 
Ervorbequelle.  Schwer  sund  von  der  allgemeinen  Noth 
cffenbar  auch  die  Kirchen  getroffen.  Die  Verarmung  der 
Gemeinden  minderte  nat&rlieh  auch  die  Spenden  an  die 
Gotteshäuser.  Dazu  kam  noch  ein  Anderes.  Die  Kirchen 
beoogen  unter  Anderem  einen  beträchtlichen  Theü  ihrer 
Einnahmen  ans  Landgfitem,  die  seit  langen  Zeiten  zu  wohl* 
tliätigen  Zwecken  gegeben  und  erworben  waren.  Als  die 
Reformation  in  Reval  eingeführt  wurde,  sollten  diese  Güter 
der  iürche  bewahrt  bleiVten,  ihre  Verwaltung  wurde  dem 
«Igen*  gemeinen  Kasten  oder  Gotteskasten  übertragen.  Aus 


1)  Ueber  Bayali  Hand«!  aad  die  Nebenbahleraehaft  Narrai 
liaadelt  Nottbeck,  Geech.  BeTals  64*  Vor  allem  segeltea  Iflbuehe 
Sdüffe  aaeh  Harra.  Gegen  de  gab  der  Ordeasmeiater  Eaperbiiefe» 
woiftber  Ldbeck  beim  ReichB-Kammergeriebt  klagte,  wahrend  die 
lirlaodiseheD  Laadesbenea  sieb  an  den  Kaiser  wandten.  Dieser 
verbot  In  einem  Geaeraloiandat  die  Zofuhr  tob  Kriegsmnnition  nach 
Bassland.  üeber  diese  Frage  wurde  auch  aof  dem  Beichs-Deimta- 
HoDBtago  zu  Speier  1560  verhandelt.  Protokolle  dieses  Tages  im 
Atchiv  SU  WieebadeD.   B.  210,  lugedrackt.   Hon.  LivoD.  5,  731. 

>)  Ser.  r.  Liv.  2,  103.   Aacb  Beitrage  a.  Kaade  Est).  I,  260. 


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348 


diesem  Gotteskasten  erhielten  namentlich  die  Prediger, 
Kapläne,  Küster  der  ritädtischen  Kirchen  St.  Nikolai, 
St  Olai)  Zum  heiligen  Geist  ihren  Gehalt').  Von  der  all- 
gemeinen  Verwüstang  des  Landes  sind  offenbar  andi  die 
Güter  des  Ootteskastens  getroffen  und  doch  sind  nat&rfieh 
durch  den  Kriep^  die  Anforderiinpjen  ao  ihn  eresteigert 
worden,  da  er  nicht  nur  für  die  Kircheni  sondern  auch  für 
die  Spitäler  nnd  Armen  sorgen  sollte.  So  hat  es  dahin 
kommen  können,  dass  der  Gottoskasten  eines  bMonderen 
Zuschusses  bedurfte,  um  den  Predigern  ihren  Gehalt  m 
zahlen.  Es  beweist  das,  wie  allgemein  die  Noth  war,  wie 
Ton  ihr  alle  städtisohen  Kirchen  getroffen  worden. 

Nnr  so  ist  m  erklären,  dass  man  sich  m  dem  Schritt 
entsobloBs,  Über  den  uns  der  spätere  KirebenTorsteher 
Jobbt  Dunte  in  seinem  Derikelbuch  berichtet.  Gestützt  auf 
die  älteren  Kirchenbücher,  in  denen  wir  noch  heute 
erkennen,  welche  Stellen  ihm  besonders  wichtig  ersehienen, 
berichtet  er  Qber  frohere  Vorkommnisse  in  der  Geschichte 
der  Nikolaikirche:  im  Jahre  1509  hatten  die  Vorsteher 
eine  schöne  neue  Monstranz  in  Lübeck  von  Andreas 
Söteflesch  machen  lassen,  die  21  Mark  Idthig  gewogen  nnd 
000  Mark  rig.  gekostet  habe.  Aber  Anno  1576  d.  €.  Juni 
üt  mä  €On»0nt  des  gantem  easpels  dise  momtranzü  fho" 
hroken  worden  und  ist  das  gold  davon  geschieden  und  an 
golde  davon  geworden  8  loet,  w  «.  Hane  Schmit  verkcnkft 
und  in  snne  reehnunge  gehrachi.  Das  Hlber  ahir  i9t  mt- 
ketuft  an  dem  alten  Thomae  Eiken^)  und  die  gdde  eein, 
meinem  godtseiigen  vater  Jost  Dmiteii,  der  damah  hei  der 
gemeine  kosten  gewesen  zugesUllet,  der  die  praedicanten 
davon  beeoldet  haeL 

0.  S.  303  ff.  Schieraaun,  Historische  Deduction  über  den  sogen. 
Gotteekasteu.  1887.   Nottbeck,  Gesch.  Eevalb  44. 

*}  Thomas  Eke  (Eeck,  Eyke)  trat  1572  in  die  grosse  Gilde, 
KaaflDtDD,  kSnigl.  iohwedis^r  Factor,  irird  1583  hk  der  Nikolai* 
Idrefae  b^rabaii«  WnterVkeet  einen  Sohn  Thomas,  der  1603  atiibt. 
Freondl  ItttOieaiiiig  tod  E.  ? .  Notlbeok. 


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S49 


Anch  dieße  Nachricht  geht  ofifenbar  auf  ein  älteres 
Kirchenbuch,  und  zwar,  worauf  der  Berichterstatter  selbst 
hinweist,  auf  das,  in  welohem  die  Redtnimgen  des  V orstebera 
Hans  Sonitt  standen.  Es  hat,  wie  bereits  bemerkt'),  ein 
solches  Kirchenbuch  von  Jasper  Rey^her  und  seiner  Nacli- 
folger  Hans  Szmitt  und  Engel  thor  Borch  gegeben,  leider 
liegt  nns  aber  heute  dieses,  nicht  mehr  vor.  Die  Nachricht 
an  sich  ist  also  nicht  m  bezweifeln.  Beachtet  man,  dase 
im  Jahre  1576  derselbe  Jasper  Reygher  älterer  Kirchen- 
Torsteher  war,  der  1561  gemeinsam  mit  Bürgermeister  Hower 
die  Monstranzen  yor  dem  Untergänge  gerettet  hatte,  so  ist 
sicher,  dass  nor  dringende  Koth  ihn  jetzt  eins  dieser  Kleino- 
dien hat  opfern  lassen.  Es  geschiüi  das  mit  Zustimmung  des 
ganzen  Kirchspiels,  der  jfiDg^erp  VorBteher  Szmitt  hat  dann 
den  Beschluss  durchgeführt.  Die  Monstranz  wog  21  Mark 
löthig,  bei  der  Herstellnng  waren*)  9  loet  fin  goU  to  Lübeck 
W9gt,  gleich  etwa  10^/«  Loth  reralsohes  Gewicht,  f&r  die  Ver- 
goldung verbraucht  worden:  jetzt  wurden  beim  Emschmelzen 
8  Loth  gewonnen.  Das  Silber  wurde  veritauft,  der  Erlös  Jost  * 
Dnnte  d.  ält,  dem  Vorstände  des  Gotteskastens,  übergeben, 
der  davon  die  P^üdikanten  besoldet  hat*).  Der  Gotteskasten 
konnte  offenbar  dieser  seiner  Pflicht  nicht  genügen. 

Hält  man  die  Nachrichten  zusammen:  ein  Kelch  der 
Nikolaikirche  ist  an  die  Heilige-GeistpEirche  gekommen, 
wahrscheinlich  ihr  yerkanft  worden,  nnd  ein  anderer,  den 

1567  Brakel  und  Wulf  geschenkt,  hat  versetzt  werden  müssen, 
Bodann,  um  die  Gehälter  der  Frädikanten  zu  bezahlen,  wird 
1&76  eine  schöne  Monstranz  eingeschmolzen,  endlich,  um  die 
Schäden  ansznbessem,  welche  die  Belagerung  1677  der  Kirche 

1)  8.  S.  345. 
V)  8.  S.  275. 

*)  An  St  Nikolai  waren  damals  Prediger:  Fastor  Thom.  Oetaten- 
b«rg  1663-1682;  Kaplan  Jok.  Bntiow  1668--1693;  Kaplan  Gottach. 
Smiflcheiii  1576,  wird  Paator  1682,  f  1699.  Paaeker,  Ehatlaoda  Oaiat- 
fiehkait  367,  362. 


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350 


zagefugt  hatt^,  müssen  Kapitalien  ange^iffen  werden.  — 
hssi  mau  diese  Nachhciiten  zusammen,  so  erkeimt  man,  w^ie 
schwer  unter  der  al]^;«iieiiieii  Noth  der  Stadt  auch  die 
Kirche  gelitten  hat 

Mit  der  Mittheilung,  das«  IBTT)  die  kleinere  Monstranz 
zerbrochen  and  eingeschmolzen  sei,  stimmen  die  Angaben 
der  beiden  Inventur- Auäialmien  dieser  Zeit.  Im  Jahre  1666^ 
als  Hans  Szmitt  Vorsteher  wird,  heiset  es:  lUm  noch  $teit 
in  der  gerwekamer  in  dem  seappe  hsslaten:  Item  i»  1  gratm 
fterguldeit^  monstransiey  Item  noch  1  klej^n  verQulden  mon- 
atransie.  Dagegen  wird  1587,  als  illngel  thor  Borch  Vor- 
steher wird,  nur  noch  eine  Monstranz  aagef&hrt:  Item  dem 
eteit  im  eienen  eehappe  in  der  garfkamer  eyne  tforpnUU 
munitranzie,  szal  wegen  37 mark  lodich  mlver,  wo  under 
dem  fotte  gescreven,  is  gemacket  a£  Hl 2  darch  eynen  goU^ 
emet  Man»  Rieeenbarek  geketten^ 

So  ist  seit  dem  Jahre  1576  toh  den  grossen  Fracht» 
stBcken  des  sohönen  Silbersehatzes  der  Kirche  St  Nikolai 
nor  noch  die  Moübtranz  des  Hans  Ryssenberch  iibrig 
geblieben.  Im  Steinschrank  oder  gewölbten  Schrank  in  dar 
Sakristei  wird  sie  anf  bewahrt»  ein  Schatei  nicht  leicht  m* 
gänglicb,  wohl  nur  Wenigen  bekannt. 

Ausser  der  Moii.^tranz  liaben  sich  in  der  Nikolai kirche, 
abgesehen  von  den  Kelchen,  noch  einige  kleinere  Schmuck- 
sachen ans  der  Alteren  Zeit  in  die  sp&tere  gerettet  0*  Aber 
wir  hören  Ton  ihnen  wenig.  Denn  wtthrend  für  das  15.  nnd  16* 
Jafarbnndert  die  Kirchenbücher  reiche  Materialien  mt  Ge- 
schichte des  Kirchenschatzes  boten,  haben  wir  für  d.iü  17. 
nur  wenige  dürftige  Notizen  über  den  Rest  der  alten  Klein- 
odien. Bei  den  wiederholten  Inventnr-Au&iahmen  werden, 
sie  immer  wieder  genannt.  So  schreibt  Jobst  Dnnte  bei 
der  Inventur  von  1604:  Ein  kleine  schwedeche  Karpe^)  .  .  . 

1)  6.  S.  889. 

*)  KftBto.  Von  dieser  und  der  Probe  der  Monotnuis  iit  samt 
niebt  die  Bede. 


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351 


1  Probe  von  einer  MonMrnnzien  in  derselhen  Karpen.  Eine 
ff  rosze  Mcnstranzie  wicht  38  mark  Lodich  4  Lot  im  steinen 
S€kapp$*  Ein  KUnodU  mit  edl  guiein  vorgtädt  wiekt  8 
lad,  Em  norguldet  Kremgen,  so  dat  Marünhüd  aufgehabt. 
Ein  echoen  vorguldet  altarhredt  mit  vorgulden  puckeln^  so 
ich  wider  aujs  neue  habe  ^tajßren  laszen  Eä  werden  also 
liier  offisübar  noch  die  beiden  Schmuckstäcke  genannt,  die 
1565  nnd  1587  angeföhrt  wurden*)  als  X  kUgn  hritaze  mift 
geaienie,  szo  9unt€  Nieolmts  bilde  for  de  boret  gehangen  heft, 
und  /  krantz,  den  dat  Margenhilde  heft  up  nehat.  Aber  ' 
auch  dieser  Rest  des  alten  Kirchenschmuckes  hat  sich  nicht 
onrerBehrt  erhalten«  In  einem  Inventar  von  1616  ist  Teneich* 
nei  'Am  eteinem  Sehappe  eine  silberne  vorguldete  MonetranOe, 
soll  wegen  600  lot.  Das  Inventar  von  1678  liihi  t  ;m;  Eine 
gro»e  silberne  vorguldte  Monstra ncc,  so  im  geraet- Kammer, 
«m  kleinen  Kammer  in  der  verechlosunen  gewolbe  befindlich, 
wiehi  rawm  aufm  Betzmer  20  My  das  M  gere^sMt  zu  32  Looi, 
ihvt  $40  Loöt  Ein  eilbeme  ttorguli  Kelch  mit  ein  Paieen 
teieht  26  Loot.  Eiii  difn  Kelch  mit  der  Pat''r,i  ;6  fjoot. 
Ein  silbern  vergüit  roo^e  7nit  etzlichen  unechte  steine  9  Loot, 
NB,  Diese  4  Persehlen^)  eeind  im  gewölbten  sehafif  werden 
nicht  gebraucht.  Ganz  Ähnlich  heisst  es  im  Inventar  ans  dem 
Jahre  1706:  Kijie  grosze  silberne  verguldt  Monstrans,  so 
im  Ger üht' Kammer  im  kleinen  Kammer  in  den  vorschloszene 
gewolbe  beßndUch  —  ff 76*)  Loth.  Ein  silberne  vergult 
Kdeh  mit  paten  wigt  26  Loth,  Ein  dito  Kelch  mit  der 
paten  —  38  Loth,  Ein  sübeme  vergult  Roosze  mit  etzligen 
unechte  steine  wigt  —  9  Loth.  yß.  Diese  vier persehlen  sind 
m  gewölften  schaf,  werden  nicht  gebraucht. 

Ob  die  in  diesen  beiden  späteren  Verzeichnissen  ge* 
nannten  Kelche  ans  alter  Zeit  stammen,  lässt  sich  nicht 

1)  B.  8.  322. 
t)  8.  S.  338. 
>)  rr  Parzelle,  8tück. 

Wie  diesee  Gewicht  get'uudeu  worUeu,  iai  nicht  mehr  zu 
•ikeaoeii. 


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a52 


sicher  entscheiden.    Dagegen  erkennen  wir,  clafsi  gegenüber 
den  Angaben  vom  Jahre  1604  hundert  Jahre  spater  der 
Marienkranz  verschwanden  ist,  ebenso  wird  das  Altarbrett 
(Antependimn)  nioht  angef&lurt.  Dass  die  1678  ond  1706 
genannte  Rose  mit  der  Slteren  Breee  vom  Nikolansbilde 
identisch  ist,  erscheint  wahrscheinlich.  Freilich  das  Kleinod 
von  1604  habe,  sagt  i>unte,  Edelsteine  gehabt,  dagegen 
stocken  in  der  Roee  Ton  1678  nneohte  Steine.  Da  jedoch» 
wie  wir  oben  sahen*),  beim  Nikolansbilde  höchst  wahr* 
schein  lieh  falsche  Edelsteine  (dnbh'th  steyne)  zur  Verwendung 
gekommen  sind,  so  könnte  die  Angabe  von  1604,  dass  das 
KlenodU  mU  edl  gettein  ?eniert  gewesen  sei,  anf  Irrtham 
bernhen« 

Von  dem  alten  Silberscbmnck  der  Nikolaikirehe  ist 

somit  im  Begiun  des  18.  Jahrhunderts  nur  noch  die  Monstranz 
des  Hans  Ryssenberoh  sicher  nachweisbar.  Spätere  Nach- 
richten  behaupten,  man  habe  nm  die  Wende  des  17.  Jahr* 
hnnderts  daran  gedacht,  sie  sn  verkaofen:  es  sei,  bdsstoe 
im  revaler  Rathsprotokoll  vom  2.  März  1711,  die  Monstranz 
vor  einigen  Jahren  an  fremden  und  cathotucken  Orten  vor 
$in  BiiUges  zum  Verkauf  angeboten  und  in  effigie  prd*en~ 
tirH  vwrdm,  dmimek  ktm  Käufer  hdtgu  iieh  (mgebm 
wollen^» 

Ob  diese  Angabe  richtig  ist,  können  wir  nicht  feststellen, 
jedenfalls  blieb  die  Monstranz  bis  zum  Anfang  des  18. 
Jahrhunderts  im  verschlossenen  Gewölbe  der  Geräthkammer 
der  Kirche  unTersehrt*),  wird  in  denVeneichnissen  über  deren 

Besitz  wiederholt  genannt.  Neben  ihr  werden  immer  auch 
zwei  Schuldverschreibungen  des  Raths  aus  dem  Jahre  1571 
angeführt,  auf  71  Mark  Idthig  Silber  und  4180  Mark  KapiUl 

»)  s.  8.  272. 

>)  1.  UOtSB. 

Dort  eab  i  J.  1700  ein  Reisender  dai  opus  pervetutom.  iote- 
gerrlmam  tanen  adbao  et  paleram  in  der  Maaeniisehe  der  Sekrlst« 
hinter  5  eiaeinea  Tbflreben  ▼etsoMonen,  den  einen  ScUfiMel  bntte  der 
Pilger,  den  andern  ein  Batheherr.  8its.-Ber.  d.  rig.  Oes.  1877,  4 


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lautend.  Wer  die  Gescliicbte  des  Gotteshauaes  von  St. 
Nil(oki  kaimte,  wuaste,  dasä  das  die  letzten  of&oidlleii  Zengea 
wmna  Terachwnndener  alter  flerrüehkeit. 

17.  Der  groeae  mssiBolie  Krieg  des  16.  JahrhundertB 

war  f&r  den  Schmuck  der  Nikolaikirche  von  schwerem 
Verhängüi.>,:i  geworden:  die  eine  Monstranz,  das  Marienbild, 
da?  NikolAUBbild  hatten  geopfert  werden  müssen.  Der  neae 
Waffengaog  dea  18.  Jahrhunderts,  der  nordische  Kri^,  führte 
den  Yerlnst  der  Monstranz  des  Hans  Ryssenberch 
herbei,  des  letztt;ü  Btückeä  des  alten  Silberächatzes  der  St. 
Nikolaikirche. 

In  der  Capitnlation  der  Stadt  Beral  war  im  Feldlager 
am  29*  September  1710  in  Pnnkt  3  featgesetist  worden  0: 
Da$z  denen  StadU'Kirehen  und  Schulen  von  ihren  Zier- 
rathen,  Glocken,  Orgein,  anderem  Eigenthmn  und  Einkünften 
nichtee  entsoffen  sondern  alles  ohne  die  geringste  Verschmä- 
lerung  gelassen  werden  sollte.  Die  Capitnlation  war  im 
Namen  des  Zaren  von  seinem  Oeneral  Rudolph  Felix  Bauer,  im 
Namen  der  Stadt  vom  ältesten  Bürgermeister  Diedr.  Reimers, 
dem  Syndiens  Joaciiim  Gemet,  dem  Aeltermann  der  grossen 
Eanfmannsgilde  Johann  Lantingh  unterschrieben  worden, 
wobei  dasB  alle  diese  getroffenen  Yereinbarungen  ohne 
einige  Eaception  Mmerhrüehlieh  eoüen  gehalten  und  zu 
mehrer  Bekräftigung  von  Ihro  Groszcza riachen  Maytt.  selber 
vor  eich  und  ihre  Successores  allergnadigst  ratihabiret  werden, 
arngdohei  wird.  Diese  Bestätigung  des  Zaren  zu  erhalten, 
war  ftr  die  Stadt  von  höchstem  Werth.  Von  den  bei  der 
CapitulatiuD  ijellieiligttMj  VterlrcLt-rn  der  Stadt  tieieu  ra.scli 
nach  einander  der  herrschenden  Pest  zum  Upier  sowohl  Bür- 
genneister  Reimers  wie  auch  Joachim  Gemet,  der  noch  am 
30.  September  1710  zum  Bürgermeister  erwllhlt  worden  war, 
aber  nach  nenn  Tagen  bereits  todt  war.  Die  Verhandlungen 

1)  Whikehnann,  Gapitnlationeo  8. 45  nach  d«m  OriginaL  IMsr 
die  hiüoriMdwn  Vorgang«  Graifftnbagen,  Beitiige  2,  2S. 


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866 


geführt,  auch  ein  hebes  Prftseikt^)  verletete  nicht,  Bondern 

ehrte.  So  war  auch  jt  ut  die  Bürgerschait  dem  iiicht  abge- 
neigt, fand  Wein  and  Präsent  wohl  angebracht,  aber  es 
war  der  Wnnsohi  die  firttrtemng  aber  die  gravamiiia  und 
die  Bestätigong  der  Gapitnlation  sollte  mit  der  Ueber* 
reichung  der  Ehrengabe  verbunden  werden.  Lantingh 
hat  diesen  Wuaäcix  der  Bürgerschaft  nicht  für  sich  zur 
Biohtsohnur  genouunen,  er  ist  dem  FArsten  weiter  e&lgegea* 
gekonunen. 

So  vorsichtig  die  Bathsprotocolle  anch  gef&fart  sind, 

man  erkennt  doch,  besonders  aus  den  Worten  des  Aelter- 
inanns  Schcicnius,  dass  in  der  G^emeinde  das  Vorgehen  des 
Büigenneisters  Missstiinmang  hervoj|;erafen  hat  Aber  das 
Gewicht  der  Persönlichkeit  Lantinghs  war  gross,  w  war 
wohlhabend,  er  war  in  zarischer  Gunst,  er  kannte  die 
Männer,  mit  denen  verliaudelt  werden  mubstei  er  verstand 
ihre  Sprache.  So  ging  er  seine  Strasse. 

Im  Einseinen  nahmen  nach  den  ProtocoUen  des  Raths 
die  Verhandlungen  folgenden  Yerlanf. 

Montag  den  19.  Februar  1711  war  unter  dem  Vorsitz 
des  Bürgermeidtera  Christoph  Miciiaei  Sitzung  des  Raths. 
Der  B&igenneister  Dnmuner  yerlas,  wie  wir  horteui  die 
Bittschrifly  die  dem  Forsten  Menschikow  vherreidit  mrden 
solle.  Es  ward  approhiret.  Eodein  legte  der  H.  Bürger- 
meister  Joh,  Lantmy,  als  welcher  heute,  nach  glücklich  ab- 
wlxirter  hin-  und  hir^Reise  von  Sr,  ffroßzezarüchsn  MayiBiät 
aus  8t,  Petenburg  zum  mten  mal  wieder  auf  uneem 
HalUhau9e,  hoehetgedackter  8.  graezzar,  MatfL  in  icMtbann 

1)  Bereits  bald  nach  der  Oapitolatioa  1710  dachte  man  ad 
AehoUehee:  ,^af  den  Rath  eines  höheren  Offisiere  —  sein  Nine 
iet  nicht  genannt  ^  entsehlof  b  man  sich,  dem  Forsten  Mensellikow 
ein  <3es<^enk  darinbrlDgen.  Da  er  ein  voroehmer  Herr  wäre,  heiül 

es  im  ProtocoU,  müsse  man  mit  keinem  gemeiueu  Präseut  kommeo, 
soDdera  es  auf  1000  Oncateu  nicht  ansehen.  Ob  der  Fürst  diesei 
Geeclienk  anKenommeu,  berichten  unsere  Quellen  nicht"  Beitrage 
z.  Kunde  EheUands  2,  62.    Die  Habaacht  Menschikow  ist  bekaonL 


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a57 


Juwelen  eüigejaste«  Btldnusz  an  seiner  Brust  habende, 
erwckdenen  ufor,  in  pleno  eemOtt  eeine  Relation  ab,  und 
wekker  GeeUUi  hSchstgedachte  S,  Groezez.  Mayt,  ihm  alle 

ertmeeen»  fiueh  tu  Bekräftigung  derselben 

mit  JDero  in  Juwelen  eingefo-^fin  Portrait  ihn  regaliret, 
auch  mr  dero  Abreise  von  St  Petersburg^)  veranstaltet  hätte ^ 
das  3,  hochfürstL  Durchlaucht  Fürst  Menschikoff  auf  sich 
genomsnen  und  promiUiret  hätte,  die  ReeohtHonee  auf  die 
zu  fjroszz.  Afatjt.  ausgesetzte  Accordspuncta  mit  der  Stadt 
keruber  zu  bringen  und  zu  ertheüen. 

Modem  erschienen  am  der  ehrha/ten  Gemeinen  B,  Aelter* 
mann  «/.  SeheleniMf  Vorsteher  Thom,  v.  Wehren,  Jok,  Braad, 
J.  Duborff.  Domin.  Praeses  deutete  der  ehrhaften  Gemeine 
an:  wie  dasz  mart  /nunmehr  bei  Ankunft  Si\  hochfürstL 
urchJaucht  dahin  bedacht  sein  müstCy  ein  honorabU  Praesent 
herbei  zu  schaffen,  und  weiln  e.  hoehw.  Raht  bei  diesem  mise^ 
rablen  Zustande  der  Stadt  die  Resolution  gefaszet^  die  bei  der 
Kirchen  zuSU  Nicolai  gehörige  Monstra  nee  hierzu  zu  efujjfoi/rrn, 
und  also  aus  der  Nokdt  ein  Tugend  zu  machen,  als  wolle 
man  zugleich  awh  einer  ehrhafien  Gemeine  Sentiment  hier" 
«5€r  vernommen  haben»  —  Der  S,  AeUermann  Schelemue 
coneentirte  und  befand  dieses  Geschenk  vor  anstandig  zu 
sein,  jedennoch  so  wolfe  er  ad  rrferendvm  avgenomen 

haben.  —  Es  folgen  weitere  Antrüge  des  Präses  über 
Spenden  an  Wein,  Geld  für  die  Canzlei,  Fische  n.  &. 

Zwei  Tage  später,  Mittwoch  d.  21.  Febmary  erscheinen 

wieder  vor  dem  Ilalh  aus  der  ehrhaften  Gemeine  beider  Gilden 
H.  Aelterniann  Schelenim  u.  a.,  in  dereu  Gegenwart  ein 
Brief  an  S.  hochfürstL  Durchl.  Fürst  MenschiI%off,  schliesslich 
auch  ein  Memorial  an  Keehgedachte  S»  furstl  DurehL,  in 
sieh  haltend  einige  Gravamina  der  Stadt,  in  pleno  verlesen 
und  approbiret  ward.  Der  He)'r  Aeltermann  Schelenim  hat 
um  Communication  des  verlesenen  Memorials  und  wollte  son- 

^)  IUI  Jau.  IT  reist  Pet«r  uuä  Pöteraburg  uach  Moskau.  IIo- 
xouiBft  zypnAii  1711  rojui.   CIIB.  18M. 

MltthtiL  A.  d.  UtI.  «Mchiehtc.  XTIL  %.  24 

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358 


derlich  den  3.  Punctj  betreffend  die  Müntze,  ad  referendum 
genommen  haben*  Es  ward  dem  H,  Aeltermann  das  Memo- 
rud  Übirgeben^  — *  Damm,  Praeees  that  kiamechei  der  eftr- 
haften  Gern/eine  hund,  wie  viel  an  Wein  ein  AocAto.  Raki 

Sr.  hochfvrst.  Durchl.  zu  praesentiren  resolviret  hätten  welches 
Praeseni  dann  von  der  ehre.  Gemeine  approbiret  ward. 

Am  folgenden  Tag,  Donnerstag  d.  22.  Febr.^  wird  iioeli 

einmal  über  die  Suppliquf?  au  Menschikow  beiaLheii,  Lantingh 
soll  sie  überreichen,  er  aber  rätb,  dass  das  Memorial  oIm  ein 
odioeum  nicht  möchte  pubUquement  an  den  Füreien  übergeben 
werden,  Eb  ]c<)nnten  die  in  demeelben  enthaltenen  puneta 
am  füglieheten  data  occaeione  pon  ihme  prieatim  angebracht 
werden.    Welches  dann  auch  so  placidiret  ward. 

Aber  die  ganze  Angelegenheit  nabm  einen  andern 
Yerlanf.    Nicht  nur  die  Bittschrift,  aneh  die  Monstrans 

wurde  zunächst  nicht  übergeben  in  Folge  eines  Zwischenfalls, 
den  eine  unerwartete  Forderung  des  Fürsten  hervorrief. 
Das  ProtocoU  giebt  über  diese  f&r  die  Stadt  wichtige  Frage 
ansf&hrliche  Nachrieht. 

Freitag  d.  23,  Febr.  war  Fürst  Menschikow  in  Reval  ein- 
getroffen, Boigermeister  Lantingh  hatte  die  fihre,  ihn  bereits 
an  diesem  Tage  in  seinem  Hanse  bewirthen  zu  dürfen. 

Der  Rath  hielt  noch  eine  Sitzung,  und  es  ward  beechloem: 
dasz  Ihre  IlochfürstL  Durchl,  Alexander  DanieloioiUch 
MenschiAoff  samt  dero  bei  eich  habenden  Tlofetadtf  wie  auch 
die  eamüiehen  kieeelbet  ofiweeenden  H,  Generale  und  Me 
Ofßdere  gegen  morgen  aU  den  24  hj.  zu  dem  auf  uneerm 
IlahthauM  hovlujvduchter  Sr.  fürstl.  Durchl.  daselhsien  äuge- 
stellen  convivio  soUnniter,  und  ztcur  in  des  IL  Bürgermeister 
Lantinge  Haueze,  allwo  dieeeiben  heute  tractiret  wurden, 
durch  wolgedachUn      Burgermeieter  inoiUret  werden  eoUen, 

Die  Einladung  erfolgte  und  wurde  angenommen.  Am 
anderen  Tage,  einem  Sonnabend,  Anno  1711,  eub  dü 
24,  Februarü  hora  undecima  aniemmdiana,  Praeeentäms 


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369 


Dnn.  Can^Mms  Dno.  CkritU  Michael,  Dtw.  Chri$t,  Buchau  % 
Dno,  Joh,  LanUing,  Dna,  Drummer  totaque  eemttu  erechdene 
auf  unegerm  Rahihmtee  der  durchl.  Funt  und  General- 

Feld-Marschal  Alexander  Danielowitz  Menschikoß  in  Be- 
gleitung dero  bei  sich  habenden  Bofetaat,  wie  auch  sämptlich. 
kieeMat  anwuenden  Herren  Generale  und  andern  hohen 
KriegehedienUn,  —  praevia  eolenni  inmtati&ne,  tu  dem  hie- 
selbst  hockgedachter  Sr.  fiirstl.  Durchlaucht  zu  Ehren  an- 
gesteitem  ConviviOf  und  nachdem  Ihro  Durchlaucht  von  dem 
H.  Bürgermeieter  Buchau  debite  benenenUret  und  eompU" 
fmenivret  worden,  madite  Ihro  DurMauM  durch  einem  von 
dero  E.  Seereiariie  E.  Wohledlen  Raht  das  gegen  Compli- 
menty  mit  beijgefü0er  Proposition:  es  Mochte  E.  Wokiedler 
Raht  die  Schlüszel  von  detien  hiesigen  Stadtsthoren  an  S*  GroeZ' 
ezariechen  Mayeeidt  und  in  dero  Bewaream  eogUieh  gu  extro' 
diroH  eich  bequemen:  yuneta  eonteetatione,  daes  diese  eatra- 
dition  keinesxceges  unser  Stadt  und  denen  Privilegiis  zum 
pra£judtce  und  Nachtheü,  besondern  vielmehr  zu  deren  selbst 
eigenen  Schutz  und  Sicherheit  gedeyen  und  gereichen  eolte: 
tm  maezen  S»  HoehföretL  DurchL  geetriegee  Tagee  die  Stadt 
herumbr/efahren  und  die  Fortifieafionee "^Wereke  dermaezen 
conditioniret  zu  seyn  remarquiret  hätten,  dasz  dieser  Stadt 
wenige  Bürger j  Einwohner  und  Guarnison  solche  zu  dejen- 
diren  nicht  eapablee  eeyn  konnten;  gleichwie  nur  dieses  bloez 
und  allein  bey  dieeen  Kriegee^troubkn  gefordert  wurde,  aleo 
versprachen  im  Gegentheil  Ihre  Hochfurstl,  Durehl.y  dasz 
fals  die  Zeiten  zum  Frieden  sich  ändern,  die  Stadt-ScJUiiSzel 
sodann  restituiret  und  gleich  wie  vorhin  diesem  Stadts- 
Magietraih  gelaezen  werden  eolten.  Ob  nun  zwar  auf  dieee 
von  8r.  BoehfuretL  DureM,  gethane  propoeiiion  und  An-- 
mchten  vors  erst  nichts  geantwortet,  besondern  alles  silentio 
vorbey gegangen  ward,  so  beliebten  jedennoch  S,  Hochfurstl, 
DurchL  begm  Auegange  des  Conomo  gegen  den  H,  Bürger^ 


1)  Bathsherr  Itii^T.  Bürgeriuuiater  1710,  f  l«^^* 

34« 


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m 


meiater  Lanting  dero  eenmahl  ernstlich  eröfneiea  Verlangen 
zu  itertren  raffende,  wrmöge  wolgedaehten  det  H,  Bürgif'- 
meuters  LanUnge  rtlatiQn;  faU  man  die  SM&ezü  verUmgter^ 
maszen  zu  extradireti  sich  nicht  resolviren  wurde ,  Sie  sodann 
selbige  auf  eine  Ahrt  abholen  zu  laszen  sich  genötftiget  be^ 
fänden,  welches  mehr  nach  sich  ziehen  mochte. 

Diese  iB  ao  aebarfe  Form  gekleidete  £V>rderang  muasfce 
höchste  Bestürzang  herrorrnfeD.  Die  Stadtschlüssel  waren 
immer  im  Gewahrsam  des  Raths  gewesen.  Bereite  da^  im 
Jahre  1561  bei  der  ÜDierwerfuDg  der  Stadt  unter  Schwedea 
ertheilte  PriTÜeg  Erichs  XIY.  hatte  festgesetat,  dasz  du 
Stadt  die  eMussel  zum  thumb  aU  zu  andern  allen  theren  in 
ihrer  verwamng  behalten^  und  ebenso  war  in  der  jnxigst 
vereinbarten  Capitulation,  durch  welche  Reval  sich  unter 
rassische  Herrschaft  ergeben  hatte,  bestimmt,  dass  die  Stadis- 
pforten Schlüssel  in  allem  ungekranket  werden  gelassen^). 
Die  Stadt  hatte  bis  in  die  letzte  Zeit  viel  Arbeit  an  die 
Verstärkung  ihrer  Befestigungen  gewandt^).  Es  mochte  sein, 
dass  die  durch  Krieg  und  Pest  stark  redacirte  BcTOlkerung 
nnr  schwer  im  Stande  war,  die  für  die  an^gedehnten  Wille 
ndthige  Besatzung  za  stellen'),  aber  eine  wirkliche  (Gefahr 
dnrch  den  ohnmächtigen  schwedischen  Feind  drohte  nicht 
Die  Schlüssel  galten  als  ein  Syiubul  der  Selbständigkeit 
der  Stadt.  Kam  der  Landesfürst  in  die  Stadt,  so  bot  man  ihm 
die  Schlüaael,  aber  man  ho£fte,  er  werde  sie  als  ein  Zeichen 
seines  Vertrauens  bei  dem  städtischen  Rath  ruhen  lassen. 
So  war  es  noch  vor  zehn  Jahren  gewesen,  als  am  26.  October 
1700  König  Carl  XII.  nach  Eeval  gekommen  und  Hürger* 
meister  nnd  Rath  Seiner  Maj,  aüerunterthänigst  die  SchUtssel 


Wiiikelmann.  Capitulaüoueu  17  {  12;  48  §  9. 

^)  Greiffenhagen  in  Beiträge  znrKimde  Ehstlaods  2, 40.  Nottbeck, 
Geöch.  Bevals,  Stadtböfestigung  31. 

3)  Von  der  ganzen  Stadtmiliz  warea  lu  Folge  der  Peat  •» 
26.  Sept  1710  nur  23  Gemeine  gesund,  die  scbweditiche  Besatzaog 
war  ▼Ott  4000  auf 400  iniammaiigeBdimolseo.  Greififenhagen,  ebend.  61. 


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361 


d»r  Stadt  offerirten,  die  aber  gantz  gnädig  von  dmMelhen 
wieder  turuckegegehen  wurden,  mit  dem  Anhange,  dasz  der 
Magoiiiiit  der  Sfndt  sie  nur  ferner  in  Verwahrung  behalten 
eoUte^).  Dessen  hatte  man  gedacht,  darum  war  in  der 
OapitaUitioii  aoBbediuigeii,  dass  die  Sehlueeel  ungekränket 
gekueen  werden.  Und  niin  diese  Forderung.  Es  war  noch 
kein  halbes  Jahr  seit  der  Unterwerfung  unter  den  neuen 
Herrn  verflossen,  die  Bestätigung  der  Capituiation  war 
wohl  sügeeagt,  aber  noch  nicht  erfolgt»  man  hoffte,  der  Ver- 
treter dee  Zaren,  den  man  jetzt  hegrnsste,  werde  die  I^age 
dieses  Versprechens  fördern.  So  suchte  man  sein  Wohl- 
wollen zu  gewinnen,  war  bereit,  das  schönste  Kleinod,  das 
die  verarmte  Stadt  noch  besass,  die  Monstranz,  ihm  zu 
opfern.  Und  jetzt  war  von  all  dem^  was  die  Stadt  erwartete, 
gar  niefat  die  Rede^  sondern  es  erfolgte  ein  scharfer  Ein- 
griff in  die  zugesicherten  Rechte  an  einem  Punkte,  der  be- 
sonders em])tiudlich  war. 

Der  Bath  wagte  nicht  allein  za  entscheiden.  Sofort 
wurden  die  Vertreter  der  Bürgerschaft  aufs  Bathhans  be- 
Bchieden.  Es  erschienen  hora  3±  aus  der  ehrh.  Ge- 
meine beyder  Gilden  der  H.  Aeiiermann  Schelenius  nebst 
allen  andern  Aelterleuten  und  Wortführern,  Yorsteherni 
Bltesten  »ampt  einen  etareken  aueeehueg  von  beyden  Qiiden, 
in  deren  praeeenee  dann  der  warihabende  B*  Burgertneieter 
Christ.  Michael  die  von  8r.  Hochfürstt.  Durchlaucht  an 
wohiedlen  Raht  gethane  proposition  und  ernstlich  Ver- 
langen noehmaU  erö/nete,  und  der  ehrh.  Gemeine  ihre  Senti- 
ment  hierüber  xu  vernehmen  begehrte. 

Der  Berr  Aeiiermann  Schelenius  antwortete  hierauf 
nomine  der  ehrh.  Gemeine:  obwohl  in  der  mit  Sr.  Excellence 
dem  M,  General^  Lieutnant  Bauern  getroffenen  Capituiation 
titpreeeie  verbie  enthalten  und  die  Stadt  eieh  reeerviret  hatte, 
daee  vermöge  alter  Gewohnheit  und  Freyheit  die  Si^luezel 


1)  Keleh,  Hirtoria.  UonUmiation  146»  148. 


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364 


officiell  zu  übergeben,  hatte  sich  keine  Gelegenheit  geboten«. 
Denn  bei  dem  Oonvivio  im  Bathhaiue  hatte  dieser,  als  er 
die  Begrlkssungsrede  des  Bfirgermeistera  Bnohan  dereb  sdnen 

Secretair  beaniworten  liess,  sofort  die  Forderung  nach  den 
Schlüsseln  erhoben.  War  man  etwa  willens  gewesen,  hier 
die  Gabe  danEubriiigen,  so  hatte  jene  Forderung  diesen 
Wnnseh  ersfiekt.  Man  durfte  wohl  meinen,  Menschikow  wisse 
von  dieser  Absicht  gar  nifdits. 

Der  Bevollmächtigte  des  Zaren  sollte  in  wenigen  Wochen 
wieder  nach  Eeval  kommen,  vielleicht  liess  eich  dann  aus- 
führen, was  jetet  nieht  geschehen  war:  das  Yerspredieii 
der  Bestätigung  der  Capitdation  gewinnen  und  dann  auch 
die  Monstrauz  überreichen. 

Menschikow  sollte  bald  in  Narva  eintreöen.  Dorthin 
wollte  anch  Bürgermeister  Lantingh  reisen.  Bereits  drei  Tage 
nach  des  Fürsten  Abrdse,  Dienstag  den  27.  Febroar,  richtele 
Lantingh  die  Frage  an  den  Rath:  wetln  ein  hochwetHt  Rakt 
cojisensu  der  ehrhaften  Gv  nie  ine  einmahl  beschlossen  hatten^ 
die  Monstrance  von  der  Kirchen  zu  St,  Nicolai  an  S*  hochf, 
DwrchL  Fürti  MinfcMhof  priu»§niim,  ob  e9  ni^  roAl- 
iom^  da»9  er,  dir  H,  Bv/rgwmmtery  seihige  mit  9kk  nach 
Narca,  wohin  er  mit  Gudt  noch  diese  Woche  zu  reisen  ge- 
dächte, nehme  und  solche  hochgedackter  6r,  DurchL  daselbst 
praeuntiretef 

E$  ward  Bol^e»  ad  diUberandum  aiusgesiiget.  Die  Sache 

war  schwierig,  der  Rath  wollte  nicht  allein  entscheiden, 
die  Angelegenheit  war  aeiner  Zeit  von  der  Bürgerschaft 
mit  beschlossen  worden.  Was  man  von  dem  Entgegen- 
kommen der  Stadt  gehofft,  war  nicht  in  Erfüllung  gegangen^ 
sondern  ganz  anderes  war  geschehen«  Sollte  man  dem 
Vorhaben  noch  Forii^anjß:  geben? 

In  der  Stadt  wird  man  von  dem  Wunsch  Lantinghs 
erfahren  haben,  denn  Freitag  den  2.  Mttn  erschienen  in 
der  Rathssitsong,  wo  alle  vier  Bürgermeister  anwesend 
waren,  die  Vertreter  der  Bürgeibciiait,  an  ihier  Spitze  der 


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365 


Aelterniann  J.  Scheleniu.s,  und  ihat  die  ehrhafte  Gemeine 
du  JSrinnerung  wegen  der  iSr.  koch  f.  Dur  cid.  zugedachten 
ihnstrance,  weün  sellnge  hochffed.  8»/ür9tL  DurcM,  h4e9eU>8t 
md  in  dero  Anwesen  nicht  hatte  mögen  praesentiret  werden, 
und  dann  Ihro  Durch/.  (fiiädigBt  dufjelohet:  innerhalb  drei 
Wochen  sich  hieselOsi  wieder  einzmiellen^  dasz  erwehnte  Mon- 
ttranee  hie  dahin  hieeelbst  in  Verwahrung  gehalten  und  bei 
dero  Ankunft  praeeentirt  werden  möchte. 

Bs  ward  hiernechst  der  ehrhaften  Gemeine  ein  Schreiben 
von  S.  hochJ\  Dnrchl.  H.  Secretario  an  den  H,  Burger- 
meister  Johan  Lanting  betreßend  die  an  S,  Durchlaucht 
tersproehene  Monstramse  norgelesen. 

Nach  Sesehehung  dessen  erklärte  sieh  der  H.  AeHttrmann 
ISchelenius  nomine  einer  ehrhaften  Gemeine:  es  verbleibe  die  ehr- 
ka/te  Gemeine  bei  der  einmal  erö/neten  Meinung ^  bat  dasz  die 
Monstranee  nicht  möchte  nacher  Narva  hinüber  gebracht,  bc" 
sondern  bis  su  Ihre  DurchL  Anherokunft  hieeelbst  in  ßewar- 
sam  aufgehoben  werden  möchte,  tfcrmeinte  darbeneben,  dasz  man 
direete^)  an  S.  groszcz.  Maj.  wegen  Conßrmation  der  Accords- 
pmtcta  und  extradition  der  Stadls  Schlüssel  schreiben  könte. 

Nachdem  der  Bftth  dieae  Meinmig  der  Gemeine  ange- 
lAity  faHBte  er  folgende  Resolution:  Was  die  ehrhafte  Ge- 

fütine  weijc/i  Z}ir\h:k-  und  Anhulfunr/  der  zum  Praesent  an 
S.  iiochfürstL  DurchL  destinirten  Monstra tia  gesuchet  und 
gebeten,  so  befindet  ein  hockio.  Ruht,  weiln  die  ehrh.  Gemeine 
9on  seibeten  eorAin  den  Vorsehlag  gethan,  dasz  selbige  8r, 
hoehf.  DurchL  praesentiret  werden  möchte,  die  Offerte  auch 
albereit  durch  den  II,  Bürgermeister  Joh.  Lanting  an  einem 
derer  fürstlichen  Secretairen  geschehen,  d^r  JI.  Secretaire  auch 
an  wdgedachten  M.  Burgermeister  durch  ein  Schreiben  des* 
fids  die  Erinnerung  gethan  und  dasz  es  8r,  hochf»  Durchl.nieht 
unangenehm  seinvnirde,  mnn  auch  über  dem  Sr.  hochj\  DurchL 
Zurückkun/t  hieher  nicht  gewiss  verstc/iert  ist,  —  vor  billig 


Hudaehrift:  inairecte. 


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und  dieser  Stadt  heilsam  zu  sein:  dasz  die  Monstrance  Sr. 
hoch/.  Durchl.  in  Narva  durch  den  H,  Bürgermeister  Lantinff 
in  UntirihanigkeU  praeunHret  werde:  qua  oecaeione  dann 
zugleich  eine  euppUgue  an  hcchangereehter  8r,  Durekiaueki 
wegen  eonfirmation  der  getroßenen  CapihdaHon  eawoi  aU 
auch  umb  Resohitioncs  über  die  übrigen  von  dieser  Stadt  ge- 
thanen  propositionea  ergehen  softe. 

Hsn  erkennt,  wodurch  die  Schwierigkeit  entstaaden 
war.   Die  Gemeinde  wünschte,  die  Bhrengabe  möge,  wenn 
Menbciiiküw  wieder  nach  Reval  komme,  ihm  hier  am  Ort 
übergeben  werden;  man  hoüte  offenbar,  dann  leichter  Zu- 
sichemngen  zn  erhalten.  Aber  Lantingh  hatte  über  die  Adc 
gelegenheit  bereits  gesproeben.  IMHeh  hatte  er  data  kelneo 
Auftrag  gehabt,  aber  der  Fürst  wusste  jetzt  von  der  Sache, 
mau  koDute  nicht  mehr  zurück.    Der  Rath  wollte  seinen 
einflaBBreichen  Bürgermeister  nicht  blossstellen  und  so  be- 
schloes  er,  obgleich  die  Gemeinde  bei  ihrem  Wnnache  biieb, 
dem  Antrage  Lantinghs  m  willfahren.  Wenn  er  dabei  der 
Gemeinde  entgegen  hielt,  sie  selbst  habe  den  VorschUg 
gethan,  das  Geschenk  dem  i^ürsten  za  präsentiren,  so  war 
das  nicht  ganz  richtig,  der  Antrag  war  vom  Bath  durch 
dessen  Torsitzenden  Bürgermeister  Michael  an  die  Gemeinde 
gelangt,  deren  Aeltermann  bedingt  zugestimmt  hatte*),  üm 
die  Gemeinde  zu  beruhigen,  wurde  in  einem  andern  Punkte 
nachgegeben:  über  die  Gapitulation  nnd  die  andern  Propo- 
sitionen sollte  dem  Fürsten  eine  schrifUiche  Eingabe  über* 
reicht  werden  nnd  es  nicht  Lantingh  überlassen  bleibeo, 
diese  Fragen,  wie  er  früher  vorgeschlagen,  data  occasione 
privatim  vorzubringen.    Die  Gemeinde  hielt  trotz  aiiedem 
ihren  Wunsch  in  Betreff  der  Monstranz   aofirecht,  der 


ofr.  oben  S.  357:  Praeses  deiUet€  der  ehrh.  Gemeine  an:  leie 
dai  man . . .  bedacht  tein  mü$ie,  ein  hanorable  Braeeeni  kerheiaa$ekafeK 
und , die  M  der  Kirehea  eu  8,  Nicolai  jfehSrige  Monetranee  Heree 
Mu  employem ,  .  .  AeUermann  8eheleni«9  eontenttrte,  •  .  .  jedennoch  m9 
uolte  er  dieeei  ad  referendum  angenomen  haben* 


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3Ö7 


AeitermaDU  fugte  ßicb  nur  widerwillig  dem  tiefichlusB  des 
Bathes.  Dens,  so  f^hrt  das  Protocoii  fort. 

Nach  guehehamr  Fubluatum  erinnerte  der  H.  Aeüer- 
euum,  doMZ  /als  ja  die  Praeaentatum  seinen  Fortgang  ge- 
Vinnen  soltßj  dat^z  sodann  folglich  der  Kirche  St.  Nicolai 
gibwrende  JSaiisfaction  darvor  geschehen  möchte,  juncto  petita, 
iatf,  100  es  möglich,  die  PraesentaHon  hier  in  hco  geschehen 
wMte^ 

Nachdem  hierauf  Dem,  Praests  der  ehrhafien  Gemeine 
rmomiriret,  teie  gefahrlich  und  schädlich  es  der  Stadt  sein 
isürde,  /als  die  einmal  an  dem  H,  Secretaire  gethane  Offerte 
ms^oben  oder  gar  auf  diese  Ahn  nachbleiben  würde,  ver* 
tsUte  der  B,  Aeltermannt  oh  er  mear  der  «ArA.  Gemeine 
ernstlichen  Verlangen  entdecket  hätte,  so  wolle  er  diese  Sache 
dennoch  ad  re/erendum  et  deitberandum  angenommen  haben. 

Eb  wurd  dum  nooh  in  der  Sitrang  des  Bathes  an  dem« 
Mlboi  Tage,  IMtag  2.  Mlln  1711,  folgender  Besohlnse 
gefsBSt: 

Nachdem  ein  hochw.  Rath  consensu  der  ehrhaften  Ge- 
meine  einhellig  beschlossen  hatte,  dasz  die  biehero  der  Kirche 
m  8i»  Nieoltti  gugehorige  eilbeme  Moneiranee  numnehro 
smn  Aufnehmen  und  Beeten  dieser  guten  Stadt,  —  welche 

iich  diese  Zeit  her  zierrdich  zum  L  niergang  und  gänzlichen 
Ruin  geneiget  hatte,  —  an  Se.  Hochf.  DurchL  den  H.  General" 
FeldmetreehaUn  AUmander  DameUnoitz  Menechekow  übergeben 
und  praeeentiret  werden  eolie,  als  ward  mit  dem  Berm  Raths- 
verwandten  und  Obervorsteher  derselben  Kirchen  Joachim 
Wamecke^)  sotoohl  als  dem  Vorsteher  daselbst  Thomas 
9on  Wehren  deliberiret,  wieviel  an  Geld  man  der  Kirchen 
vors  Lath  wm  der  gedachten  Monetranee  gut  thun  und  be^ 
sohlen  sollte.  Der  B*  Obemorsteher  Wameeke  vermeinte  und 
hielte  ernstlich  davor ,  dasz  in  Ansehung  der  xiniiquite  sowohl 
als  auch  sonderlich  der  kostbaren  und  raren  Arbeit  das  Loth 

1}  Waroecke,  Joacbim,  ans  Schwerin,  Rathsberr  1710  Not.  % 

t  im 


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368 


zu  2  Reichsihl.  der  Kirchen  gut  gethan  und  bezahlet  ^mrden 
müszte,  der  Vorsteher  Tkom,  v,  Wehren  vermeinte  dayegenf 
doBz  1  ReiektkL  vors  Loth  gefwg  sein  kSnnte,  —  Ei  ward 
unanimiter  heUehet:  WeÜen  dine  pahstlühi  ReUqme  miell 
allein  hei  un$  aus  der  Mode  ffekammen^  besondern  ancA 
dn  selbige  vor  einigen  Jahren  an  fremden  und  cathoiuchen 
Orten  vor  ein  Billiges  ssum  Verkauf  angeboten  und  in  e(figie 
präseniiret  worden,  denno^  kein  Käufer  hiezu  sieh  angeben 
wollen  itberdem  aiieft  dieses  Präsent  zur  Conservation  und 
Äufjiehynen  dieser  Stadt  employret  werden  sollte,  velclu: 
Avantage  und  falls  es  der  Stadt  wol  ginge^  auch  folglich  du 
Kirche  ins  künftige  sich  au  erfreuen  haben  wurde,  dasz  aUo 
das  Leih  doppeU  so  viel  als  ander  ordinäre  Süber  noA 
iisigem  Preis ^  nämlich  40  Weisze  Rundstücke*)  der  Kirchen 
gut  gethan  und  über  alles  eine  Obligation  zugMÜet 
werden  sollte. 

Damit  war  die  Frage  wegen  der  Mamrtraiu  entschiedeiL 
Laotingb  hat  sie  dem  Forsten  überbraeht,  der  sie  wahr- 
scheinlich gern  angeiiomiiien  bat  .  Und  das  Geschenk  hat  wohl 
auch  seinen  Zweck  nicht  vorfehlt.  Menschikow  kam  im  Lauf 
des  Jahres  171X  noch  wiederholt  nach  Beval*);  am  20.  Oetobsr 
konnte  der  Bürgermeister  Michael  dem  Rath  mittiieflen,  dasB 
er  diesen  Morgen  ein  Gesuch  wegen  Bestätigung  der  Capita- 


1)  Hieräber  liegen  aoB  weitere  Nachrichten  nicht  Tor,  wir  ÜBd 
sieht  im  Stande,  die  ZoTerlteigfcmt  dieaer  Mittheiiuiig  sa  pnfBB. 

Handschr.:  wret. 
^)  Meuschiltow  hatte  später  auch  Besitz  in  Reval;  nach  seinem 
Stur^  (1727)  verlieh  1729  der  Obere  Geheim?»  Rath  die  herrenlos  ge- 
wordenen Häuser  Meiischikows  dem  General  v.  Bohn  auf  deßseo 
Bitte:  ein  Steinhaus  iu  der  Stadt,  ein  Holzhaus  in  der  Yorstadt. 
IIpoTOKOJH  BepxoBHaro  TaHnaro  CoBiia.  Cr>opHHKi.  ilcrop.  Oöm.  9^. 
130.  In  Estland  erhielt  1729  der  Staatsrath  Fick  die  früher  Men- 
ßchikow  gehörigen  Güter  Poll  in  Wirland  und  Waiküll.  ibid.  263.— 
G.  T.  Brevem,  Catharina  v.  Brevem  (ISöO)  30.  Geuerai  v.  Baha 
starb  1748  in  seinem  Hanse  in  Betsl  in  der  Breitstrasse,  1lal^ 
■ehtiiiUeh  dauslb«,  das  früher  Msiuohikow  gehört  hatte,  ibid.  61- 
Hausmann,  SilB.-Bsr.  d.  gsl.  ssto.  Ges.  18S8. 


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m 

iition  dem  FQraten  überreicht  und  dieser  es  wohlwollend 
entgegengenommeii  habe.  Am  13.  Ifttre  des  folgeoden  Jahrefl 

1712  wurde  JaDu  in  Petersburp^  die  Generalcontirmation  der 
Privilegien  vom  Zaren  unterschrieben,  gleich  wie  getlachte 
Stadt  Reval  durch  zwei  d^puürte  Bürgermeuter,  du  wahUdUn 
9tid  wohUhremfeitm  Johann  Lantmgh  und  Johann  Chrittoph 
Droummer  deswegen  angehalten^). 

Die  Erinnerung  an  die  Monstranz  und  ihren  Verlust 
bat  sich  im  Gedächtniss  der  folgenden  Geschlechter  noch 
ttngere  Zeit  erhalten.  In  einem  Kirchenbuch  der  Nikolai- 
kirche^  das  1652  beginnt  nnd  Notisen  über  die  Oeschiehte 
der  Kirche  enthält,  die  bis  zum  Jahre  1773  h!ii;ibr«M(  ben, 
findet  sich  folgende,  ersi  am  Ende  des  IB.  Jahrhunderts 
gssehriebene  Bemerkung'):  1711  d,  3,  Afart,  wurde  durch 
din  Herr  Burgermeister  Joh,  Lanting  die  eiserne,  tn*  und 
tmwendig  vergulte,  nach  caOiolischer  Art  sehr  künstlich  ge- 
mnfthtc  Monstranz,  der  St.  Nicolai- Kirche  gehörig,  welche 
Ao.  1474  verfertigt  worden  und  an  Gewicht  kielt  676  Loth 
nach  Narva  an  8.  fitreti,  DurehL  Mng  Mennkoff  i^fer- 
hrecht,  in  So/nung  dadur^  was  GuÜhee  für  die  Stadt  zu 
negotiiren.  Und  weil  ein  hm  hedler  Rath  dieses  verlanget, 
auch  zu  2  Carolinen  das  Loth  Silber  taxiret  und  doch  dafür 
kein  OM  gegeben,  eo  hat  der  damalige  Kirchentforeteher  die 
itSlhige  Bewahrung  im  Rafk^ProtoeoU  Menee  Febr.  AI  17ii 
deswegen  verschreiben  lassen. 

Von  den  Angaben  dieser  späten  Eintragung  ist  die  Mit- 
theiinng,  dass  die  Monstranz  676  Loth  gewogen  hätte,  offenbar 
dem  Inventar  von  1706  entnommen*).  Die  Bemerkung,  der 

1)  WiakeliBaDn,  Gapltii]atloD«n  S8  oaeh  dem  Origiiial  im  Batha- 
«cbhr  n  BevaL 

>)  Anf  diesa  Aogaba  machte  Oberpaster  F.  Luther  aoftDerksam, 
n  8.  214,  daa  veranlaaBte  die  eroente  Untennebiing  dieaer  F^age. 

B.  S.  351.  Wir  wisseu  nicht,  wie  diese  Gewiohtaaogabe  ge- 
funden ist  Die  Monstranz;  ohne  Glas  wog  (s.  S.  175),  wie  im  Innera 
des  Fasses  eingeritzt  ist.  37>/ä  Mark  todig  4  Lot  =  604  Loth.  Beate 
wiegt  sie  mit  dem  Gkae  iOßhJK  roaa.  =  66lVs  Loth  raaa. 


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370 

Rath  habe  das  LoÜi  Silber  zu  2  Carolin  taxirt,  stimmt  tnit 
dem  Protokoll,  nach  dem  der  Rath  40  Weisse  für  das  Loth 
zahlen  wollte,  da  1  Carolin  t=90  Weisse  war').  Dagegen 
findet  sich  im  Protokoll  nicht,  der  Kirchunvorsteher  habe, 
weil  er  keine  Bezahlung  erhalten,  eine  Bewahrung  ver- 
schreiben lassen.  Die  Kirchenvorsteher  traten  überhaupt 
1711  nicht  sehr  energisch  anf;  wie  viel  mehr  hatten  ihre 
Vorgänger  im  16.  Jahrhundert  gethan,  am  das  Kleinod  fftr 
die  Kirche  zu  retten! 

Ebensowenig  wie  damals,  sollte  freilich  auch  jetzt  ein 
Banb  an  der  Kirche  geschehen,  der  Werth  der  Monstrans 
sollte  ihr  ersetst  werden.  Aber  znnftchst  wurde  das  Knnst^ 
werk  Hehr  niedrig  eingeschätzt^),  öodann,  wenn,  wie  hier  fest- 
gesetzt wurde,  eine  Schuldverschreibung  ausgestellt  worden 
ist)  dürDfce  diese  später  nicht  eingelöst  worden  sein.  Der  Balh 
scheint  überhaupt  den  verschSedenen  Verpflichtungen,  die 
er  im  Lanf  langer  Zeiten  der  Kirche  gegenüber  einge« 
ganzen  ist,  nicht  sehr  eifrip^  Mnchgekommen  zu  sein'). 

Aus  der  üand  Menschikows  ist  dann  die  Monstranz 
offenbar  an  die  zarische  Kunstkammer  übergegangen,  und 
aus  diesOT  ist  sie  in  jüngster  Zeit  an  die  K.  Brendtage  ge* 
kommt- n,  wo  ich  sie  fand.  Wann  aber  hat  sie  Mensch ikow 
fortgegeben?  Es  ist  die  Frage  aufgeworfen  worden*),  ob, 
da  dieser  für  Kunstwerke  Liebhaberei  und  Verständaitf 
besessen  hätte,  die  Monstranz  nidit  bis  zu  sdner  Ver* 
bannung  in  seinem  Besitz  geblieben  ist^  und,  wenn  bei 

Hagemeister,  Materialien  1,  32. 

^)  Die  Vorsteher  hatten  2,  mindestens  I  Reicbsthaler  für  das  Lotb 
verlangt.  Es  galt  1711  der  Reichsth.  =  64  Weisse  —  72  Kop.;  wenn  also 
für  das  Lotli  40  Weisse  versprochen  wurden,  so  war  das  nnr  —  '» g  Reichs- 
thaler. Da  nacli  dpm  Rathaprotokoll  40  Weisse  der  doppelte  Freis 
für  das  Loth  RoUsilber  war,  so  galt  1711,  wenn  32  Loth  =  I  Pfund 
waren,  1  Pfand  Rohsilber  =  640  Weisse  ~  10  Reichsthaler  —  720  Kop- 

')  Eine  ausführliche  Geschichte  der  Nikolaikirche,  sowie  eine 
Geschichte  des  revaltr  Gotteskastens  würden  hier  Licht  bringen.  Viel- 
leicht dürfen  wir  iu  nicht  zn  langer  Zelt  auf  solche  Arbeiten  hoffen. 

«)  F.  Ee.  in  8t.  P^tenbnrger  Zeitung  1898  Nr.  161. 


I 

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371 


seiner  Abreise  mit  seinem  Hab  und  Gut  in  rober  Weise 
Qfflgegangen  worden,  Dicht  damals  die  Beschädigungen  erlitten 
habe^  die  sie  jetxt  zeige. 

Was  jene  Katastrophe  betrifl,  so  verlor  am  8.  Sept. 
1727  plötzlich  der  Günstling  Macht  und  Vermugen  und 
starb  1729  in  Beresow.  Ueber  die  Coniiäcation  seines 
groesen  Besitses  sind  in  neuerer  Zeit  in  den  ProtocoUen 
des  damals  fftr  den  jugendlichen  Kaiser  Peter  II.  die  Re- 
gieninj^  führenden  Geheimen  Oberen  Rathes  ausführliche 
Mittheilungen  veröffentlicht  worden*).  Ein  Inventar  des 
enormen  Oeeammtrermögens  des  Fürsten  sollte  wohl  ange- 
stellt werden,  hat  sich  aber  nicht  erhalten,*)  war  auch 
nicht  leicht  anzufertigen,  denn  anfilnglieh  behielt  Menschikow 
einen  nicht  unbedeutenden  Theil  seines  Vermögens  noch  in 
seiner  Hand.  Vor  allem  hören  wir  von  den  ausgedehnten 
BesitsniDgen,  die  der  JBtirst  in  allen  Theüen  des  Reiches 
gehabt  halte  und  für  die  sich  nach  seinem  Sturz  Bittsteller 
zahlreich  meldeten^),  sodann  von  mancherlei  Vorräthen  an 
Korn,  Wein  u.  ä.,  von  Wagen  und  Pferden,  zahlreichen 
Dienern,  Zwergen,  Ton  grossem  Baar^ermOgen^)  u.  s.  w. 
Ansfahrlich  werden  die  Pretiosen  aufgezählt,  Orden, 
Brillanten  u.  ä.,  die  Menschikow  in  FfiUe  besass  und  die  er 
anfänglich  zum  Theil  in  die  Verbannung  mitgenommen 
hatte,  die  aber  später  eingefordert  wurden  und  vielfach  an 
die  Schwester  des  jungen  Kaisers,  die  Grossf&rstin  Natalie, 

1)  OpoTOKOJiH,  sypBaju  b  yKaau  BepxoBnaro  Tafioaro  CoBira. 
CöopHHKi  Emo.  P|cck.  HCTopa«.  o6mecTBa.  Bd.  69.  79.  84  94  101. 
CflB.  1889  ff. 

5S)  Obgleich  IT'27  Nov  f>  ari!j;eordiiet  wurde:  i  rhhsh  MeumHEOBÄ 
Bci  noaiHTKH  bi.  3Äi<üiHiixb  AOMüXT.  II  Ba  tipnjdopcKnxi.  iHopaxi.,  h  bt» 
rj^i-feniFfHxi  jiepeBHHxb,  lano  aic  'dunnju  n  ckot-b.  iiept  um  aTi.  n  aane- 
qaTaib,  a  Kb  Moc&Bt  o  tomi  se  iiocjuitl  yiuisi  ryöepuaiopy.  GOop- 
BB&-1.  69,  709. 

3J  Vom  Oeneral  Ffirit Josupow  bis  sam  Eaffeeschenk  and  Kammer- 
didoer.    C(k)pHBK%  101,  3  ff. 

*)  im  Febmr  1728  worden  in  Hoakaa  im  HanM  Bfensehikows 
73507  BbL  tingeiogeD.  COopam  79,  108^ 


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 ^372  

gelanirton.  nach  doron  friUiem  Tode  sie  1729  der  Hof- 
iDtendaDtur  zurückgegeben  wurden  V).  Die  Listen  sind  noch 
erhalten,  nach  denen  der  Hof  Intendant  Feter  Iwanowitach 
Moflchkow  am  28.  Joni  1728  diese  Pretiosen  Menscbikowa  in 
Bmpfang  nimmt  und  im  Mai  1729  nach  dem  Tode  der 
Grosslurstin  die  in  deren  Besitz  gewesenen  Werthsachen  Ter- 
zeichnet,  welche  dann  im  November  d.  J.  seiner  Obfaot 
&b«^ben  werden. 

Dagegen  fehlen  eingehende  Kachrichten  6ber  Mensdii- 
kows  Hausgeiaih,  Möbel,  Silbersachen  u.  a.,  unter  denen  am 
ehesten  die  Monstranz  vermuthet  werden  konnte.  Und  za- 
folge  Angaben,  die  später  gemacht  werden,  scheint  in  der 
Thai  nach  dem  Starz  des  F&rsten  sein  Vermdgeii  niefat 
immer  sehr  sorgfältig  behütet  worden  m  sein*). 

So  wäre  es  möglich  gewesen,  dasa,  wenn  die  Monstranz 
bis  zu  seiner  pldtzlicben  Abreise  im  Besitz  des  Fürsten  ge- 
blieben war,  sie  in  Folge  der  Katastrophe  hätte  beschädigt 
werden  können.  Aber  es  liegt  in  den  gedruckten  Akten 
kein  Hinweis  vor,  dass  sie  erst  nach  dem  Fall  Menschikows 
in  Folge  der  Konfiskation  seines  V  ermügens  an  die  Kasst- 
kammer  gekommen  sei. 

^)  1728  Jan.  werden  in  Oranieaburg  den  Verbannten  die  JaweleQ 
abgefordert  und  nach  Moskau  geschiokt.  Im  September  wird  ein 
Verzeichniss  der  Brillanten  anfgestellt,  von  denen  ein  Theil  in  den 
Palast  an  den  Kaiser  on  )  die  Grossfüretin  kommt  ein  Theil  iih  oip«- 
Hema  in.  MaciepcKy»  iiajary.  1729  Nov  «yelaneon  F.rillanten  nach 
dem  'l'ode  der  Orossfürstin  an  die  UoHiitendantar.  G6opBMn  79, 
28.  116:  84.  528;  94,  503:  101,  284. 

*)  Im  Marz  1729  wird  augeordnet,  dass  mi»  hosutkobi  MemraKOBa 
ein  Theil  an  den  Hof  nach  Moskau  eeaundt.  der  Rest  verkauft  werdeü 
soll,  damit  er  nicht  verderbe.  Dabei  heisst  es,  anfiiUgUch  sei  ange- 
ordnet gewesen,  y  odhch  6uib  .  .  o^miej^ath  M  MsuMMBOBa  CiyanCUÄt 
y  Eoro  luuüe  bi  BtAluda  ooaanxa  0bji,  h  lia«  oncamn  loasim» 
Gan  aa  nenrnra  n  nsxoft  vtMxi  o4)Hi(epcK0D  ■  HcBonow  cvfMMim 
{m  H  yuraeeo).  A  am  rto  MeHmnoBa  ciyaneieft  atenepHe  maeiA 
a  HBorie  m  C.  nerepöypra  bmtb  n  Mocuy,  .  .  a  utaatogM  mi 
siBfn  6e»  onpex^eaU,  npa  xoai  HeBmaioBi.  Cttopn.  94,  SSO.  ^ 
Aufsicht  über  die  konllBcirte  Habe  hat  offeabar  alebt  imaier  gtnfiS^ 


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373 

Dagegen  hat  sich  eine  Nachricht  erhalten,  die  beweist, 
diBB  de  Bobon  früher  an  die  ELaiBerliche  Sammlmig  gelangt  ist 

Daas  die  Kunsd^ammer  bereits  in  früher  Zeit  aii8^ 
föhrliche  handschriftliche  Kataloge  besessen  hat,  wissen 
wir*;.  Wiederholt  wird  davon  gesprochen,  sie  zu  ver- 
öffentlichen. Naeh  längeren  Vorarbeiten  begann  1741  der 
Dnick  dee  Mnseum  Imper.  Petropolitannm.  Aber  es 
danerte  mehrere  Jahre,  bis  dieses  Werk  yollendet  vorlag; 
dazu  war  es  lateinisch  abgefasst.  also  nur  gelehrter  For- 
fichung  zugänglich.  Da  tauchte,  wir  sehen  nicht,  in  welcher 
Venuüassong,  in  den  petereburger  Hof  ioreiaen  der  Wnnfloh 
anf,  fiber  die  bei  der  Akademie  anfbewabrten  Kunstsachen 

genauere  Kenntniss  zu  erhalten.  Es  erfolgte-)  am  6.  März 
1746  aus  dem  Kaiserlichen  Kabinet  die  Anfrage,  was  an 
Kleinodien,  Hetmanastäben,  Eossschweifen  u.  ä.  in  der  aka- 
demiflohen  Sammlnng  sei  und  woher  es  stamme.  In  Folge 
dessen  wurde  der  ünterbibliothekar  der  Akademie  Job. 
Taubert  beauftragt,  auT  Grund  von  Katalogen  und  Nach- 
forsohungen  hierüber  zu  berichten.  Bereits  nach  sechs 
Tagen,  am  12,  Mai,  überreichte  dieser  ein  ausführliches  Yer- 
seicbniss  der  Gold*  und  Silbersachen,  sowie  der  Edel- 
ateiiK^  Es  wird  hier  eine  kurze  Beschreibung  der  ein- 
seluen  Gegenstände  geboten  und  angeführt,  wann  und  durch 
wen  sie  in  die  Sammlung  gekommen  sind.  Taubert  hat 
diese  Arbeit  offenbar  so  rasch  nur  liefern  können,  weil 
Kataloge  Torlagen,  die  er  ausnutste.  Von  einem  grossen 
Theil  der  Gold-  und  Silbersachon  wird  bemerkt,  sie  seien 
in  dea  Jahren  1725  und  1727  von  Moschkow  übergeben 
worden.  Also  der  Hofintendant  hat  sie  in  den  Jahren 
abgeliefert,  in  denen  Peter  d.  Or.  und  Katharina  I.  starben. 
Aus  deren  ^acblass  sind  diese  Sachen  unzweifelhaft  an  die 
Kunstkammer  gekommen. 

1)  S.  178. 

Marepiaju  imh  tict.  IImu.  Amu-  UayKi.  VII  (1896),  298. 
»)  ibid.  VIT,  299  322. 


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374 


Jü  diesem  Verzeicbniss  des  Taubert  findet  aich'): 
Otb  MomKOBa  vh  725-m'b  ro^y.  UepKOBEuk  cocjäi»  h31 
cepe6pa,  nosoio^eHBiii,  crapEHHO»  ronmecBOD  apurei- 
Typo»  CAiiaBBHft,  b&  Boropcm  BUTcunnaf  n  iipoMeoam 
HocATB  iTpHqacTie.  —  Upnu^^.  ^blV^  loaHiTB  BacBüienm 
npH  kuitIm  Acpnxa  Me^Ay  upothmjüi  senibifM  h  cie  Bi  AO- 
ÖH^y  nojyqHjfi.. 

Diese  Angabe  lehrt,  dasB  nnaere  HoDStram  cittreb 
den  HofintendantoD  an  die  Konstkammer  gelangt  ist»  m* 
zweifelhaft  aus  dem  Nachlass  des  Zaren.  Demnach  ist  die 
Monstranz  nai  h  dem  Jahre  1711  aus  der  Hand  Menschi- 
kowB  in  die  Peters  übergegangen,  nicht  bis  zam  Stars  des 
Günstlings  in  dessen  Besitz  gewesen. 

Damit  darf  die  Frage  för  erledigt  gelten,  welehe 
äusseren  Geschicke  die  Monstranz  des  Han3  Ryssenberch 
erfahren  hat^  wann  sie  namentlich  in  die  Kanstkammer  ge* 
kommen  ist. 

In  dem  Verseicbniss  Taaberts  findet  sich  aber  asdi 

bereits  der  Zusatz:  der  Zar  Jüan  Wacsiljewitöch  habe  bei 
der  Eroberung  Dorpats  neben  anderen  Sachen  auch  die 
Monstranz  als  Beute  erhalten.  Gans  ebenso  heisst  es  im 
Miisenm  Lnper.  Petropolitannm^:  Nota,  Tzar  Joan  Wssil- 
jewics  Dorpato  expugnato  illam  inter  alia  spolia  abstidit 
Der  russische  imd  lateinische  Text  verhalten  sich  zu  eiß- 
ander  wie  Vorln^^e  und  Uebersetzong«  Als  Taubert  sein 
Veneichniss  1746  snsammenstellte^  war  der  lateinische  Ka- 
talog Ton  1741  bereits  gedmokt,  er  könnte  ihn  also  beoulrt 
haben.  Wahrscheinlicher  ist  aber  ein  Anderes.  Taubert 
hat  sein  umfangreiches  Verzeichnisse  das  im  Druck  über 
zwanzig  Seiten  fällt,  in  wenigen  Tagen  fertiggestellt.  Das 
erscheint  nnr  möglichi  wenn  er  sdn  Material  nicht  eist 
ZQsammensnohen  oder  übersetzen  rnnsste,  sondern  wenn  es 
im  wesentlichen  nur  abzuschreiben  war.  Hiefur  spricht  auchi 

1)  8.  315. 
<)  8.  8.  180. 


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875 


dass  iii  dem  Katalog,  den  lÖUO  ßeljajew  russisch  pablicirte, 
dor  AbeebBitt  ftber  die  MonBtraaz  ^)  sich  wörtlich  an  Tan- 
bert  aokhnt,  beide  wahrscheinlich  dieselbe  Quelle  ans« 
^cliiieben.  Man  <J;uf  annehmen,  was  Tauben  über  die 
Monstranz  sagt,  fand  er  im  älteren  Katalog  bereits  vor. 
War  das  der  Fall,  dann  wird  die  Nachricht  des  alten 
Katalogs  über  das  Objekt  anch  auf  den  sarüo^hen,  der 
dieses  der  Sammlung  zawies :  Peter  Iwanowitsch  Moschkow*). 
Dieser  war  mit  Schumacher,  dem  Verwalter  der  Kunst- 
kammer, bekannt,  wechselt  mit  ihm  Briefe^).  Wie  Moschkow 
dam  gekommen,  anzonehmen,  die  Monstranz  stamme  ans 
Dorpat,  TermOgen  wir  nicht  m  sagen.  Aber  wo,  deutlich 
erkennbar,  sich  mehrere  Zwischenglieder  einschieben  (Men- 
schikow,  Peter,  Moschkow,  Schumacher),  da  wird  es  leichter 
erklärlich,  dass  ein  Irrthum  entstand«  Schumacher,  der 
Menschikow  sicher  kannte,  mag  nicht  gewnsst  haben,  dass 
dieser  über  die  Herkunft  der  Monstranz  sichere  Mittheilung 
machen  konnte,  hat  ihn  nicht  befragt,  sondern  hat  entweder 
dem  Hinweis  auf  Dorpat  wirklich  geglaubt,  oder  er  hat 
den  Katalog,  der  in  der  Zeit  seiner  Verwaltung  gedruckt 
wurde  und  als  der  seine  gelten  durfte,  nicht  sorgfältig 
genug  revidirt.  So  entstand  eine  M  useums-Legende,  die 
äich  mit  grosser  Zähigkeit  behauptete  und  durch  den 
Druck  festgelegt  wurde.  Schumachers  Autorität  verlieh  der 
Mittheilung  ihre  Bedeutung,  es  wurde  nöthig,  die  Wahr* 
Bcbeinlichkeit  dieser  Nachricht  ober  die  Hingehörigkeit  der 
Monstranz  nach  Dorpat  zu  prüfen.  Diese  Frage  griff  die 
Untersuchung  Seite  183  ff.  auf. 


1)  1.  S.  181. 

*)  Aach  bei  anderen  Pretiosen,  dio  Moschkow  überwiesen  hat, 
finden  sich  Hinweise  über  die  Herkunft,  so  auf  derselben  Seite  315, 
wo  die  Monstranz  gcuuiüit  wird,  ist  zu  eioem  goldnen  Ring  des  Zaren 
Alex.  Mich,  zugefügt:  der  frühere  Obercommiasar  Lipmano  habe  ihn 
in  Berlin  Peter  d.  Gr.  dargebracH 

S)  Mar.  I,  204-11,  147.    Der  letzte  Brief  vom  Jahre  1732. 

25* 

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376 


Ueberseben  wir  die  Geschicke  des  einst  reichen  Sil- 
bmchataeB  der  St.  Nikolaikirche  in  Reraly  so  haben  sich 
Ton  den  bereite  in  der  katholischen  Zeit  dieBem  €k>tte§- 

hause  gehörigen  Stöcken  nur  zwei  erhalten:  der  Kelch, 
den  im  Jahre  1495  Magdalene  Wymansce  der  Kirche 
schenkte^),  der  dieser  dann  einige  Zeit  entfremdet  war, 
aber  in  der  Jditte  unseres  Jahrhunderts  wieder  Ar  die 
Kirche  zurückerworben  wurde  und  den  Änt.  Buchholtz.  Gold- 
schmiedearbeiten 49  abgebildet  und  beschrieben  iiat. 
Sodann  die  grosse  Monstranz»  die  Hans  Eyssenberch  im 
Jahre  1474  für  die  Nikolaikirche  arbeitete,  die  aber  heute 
in  der  K.  Eremitage  in  Petersburg  aufbewahrt  wird  and 
deren  Abbildung  und  Beschreibung  ich  habe  bieten  können. 
—  Der  ganze  übrige  reiche  Bestand  des  alten  Silber- 
schatzes Ton  St*  Nikolaus  in  Be^al  ist  in  den  schweren  Zeit* 
länften  untergegangen. 

D.  In  die  s.  Nicolai. 
6  Dec.  1898. 

^)  8.  S.  242.  Der  andere  ältere  Kelch,  den  die  Nikolaikirche  heote 
besitzt,  =  Buchholtz  48,  wnrdf^  ihr  erst  1567  geschenkt,  s.  S.  339.  Dm 
jüDgere,  der  Nikolaikirche  gehörige  Sübergeräth  beschreibt  Keamanot 
Geschichte  der  Stadt  Heral. 


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h&  Kopiailieb  aos  dem  XIV.  Jahrl*  im  Kurl.  ProYinzial- 
Mmm  m  Mitau  und  der  sogenannte  CInadenbhet  des 

ßiscliofs  licolaus  vou  Riga» 

Von  NieoUnts  Butch. 
mnn  aiM  UckMimkMligt. 

L 

AeuBserer  Bestand  des  Kopialbuchs.  Codex  membr. 
ßaec.  XrV.  4*'.  Mitau,  Provinzialmuseum  ^).  Einband  aus  dem 
Anfang  dieses  Jahrh.  in  brannem  Leder  mit  vergoldeter  Iieiste, 
auf  der  Mitte  des  Vorderdeckels  vergoldeter  Abdruck  eines 
runden  Stempels  mit  der  Aufschrift:  E  i  M VSEO  !  CVRON, 
auf  dem  Eücken  in  Golddruck:  Diplom.  Saec.  XIV.  Auf  der 
InneDseite  des  Deckels  eigenhändige  Dedikation:  „Dem  Kor- 
landischen  ProvinzialinnBenm  geschenkt  von  J.  Fr.  Becke", 
und  die  Bibliotheksignatur:  ,,Scbrank  C,  mitU.  Abth.,  nnten'^ 
Auf  dem  Papiervorsatzblatt  von  der  Hand  J.  Dörings  (f  1898): 
,^opialbuch  aus  dem  XIV^  Jahrh.  von  1242—1353.  Kurl. 
Mosenm.  No.  GXLIIL  d.  Urk.  Samml./'  nmstehend  von  DJs 
Hand  ein  chronologisches  Verzeichniss  der  im  Kopiale  ent- 
halienen  Urkunden.  Ain  J^chiubs  beigebundeu  2  Iii.  Tapier 
fol.  mit  einem  nicht  zu  Ende  geführten  Verzeichniss  von 
der  Hand  J.  H.  Woldenars  nnd  5  Blatt  Papier  in  4^. 

Der  Codex  enthalt  3  Lagen  zn  je  4  Pergament-Doppel- 
blätter (Quaternionen).  Die  Blätter  sind  beim  Binbinden 
etwas  beschnitten  worden,  so  dass  vereinzelt  Buchstaben  der 
Marginalen  fortgefallen  sind  Höhe  der  Blätter  223miu, 
Breite  163  mm.   Die  Schriftflache  hat,  abgesehen  von  den 

1)  H«mi  Oberlehrer  H.  Diedenche  in  Mitau  spreehe  ich  oeineo 
Dank  ffir  die  I^enodliclikeit  ans,  mit  der  er  mir  das  Kopialbaefa  aaf 
meine  Bitte  in  eingehenderer  Beaatsung  angioglioli  gemaoht  hat. 


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378 


langgezop^eneu  Schäften  einzelner  Buchstaben  auf  der  ersten 
und  letzten  Zeile,  bei  den  ersten  beiden  Quatermonen  eine 
Höhe  von  ziemlich  genau  160  mm,  bei  der  dritten  von  156mm. 
Die  Breite  der  Schriftflache  reicht  bei  den  Abveichniigen 
am  Aussenrande  von  110 — 117  mm.  Zwischen  den  beiden 
senkrechten  Abschnittslinien,  die  mit  ganz  geringen  Ab- 
weichungen auf  den  einzelnen  Blättern  112  mm  von  ein- 
ander abstehen,  sind  auf  den  beiden  ersten  Qnatemionen 
31,  auf  der  dritten  90  Linien  eingedr&ckt.  Die  erste  und 
letzte  Linie  gebt  über  das  Spatium  hinaus.  Der  Zeilen- 
abstand heträ\ii  ein  Geringes  über  ömm.  Das  Spatium 
unter  der  Scbriftfläche  ist  grösser  als  das  obere,  es  nimmt 
auf  einigen  Blättern  mehr  als  den  doppelten  oben  freige- 
lassenen Raum  eiu.  Ein  als  Umschlag  der  drei  Quater» 
nionen  benutzt  gewesenes  Pergament-Doppelblatt  ist  jetzt 
am  Ende  des  Codex  eingebunden.  Alle  drei  Lagen  sind  in 
diesen  Umschlag  mit  je  4  Stichen  eingeheftet  gewesen,  und 
zwar  sind  fBr  die  erste  und  zweite  Lage  3  mal  dieselben 
—  mehr  geweiteten  —  Oeffnungen  beim  Annahen  benutzt 
worden,  so  daas  das  Pergament  9  Oeffnungen,  4  im  oberen 
und  5  im  unteren  Theil  aufweist.  Die  drei  Lagen  sind 
Ton  einer  ziemlich  ungelenken  Hand,  die  wol  dem  XVlLi 
möglicher  Weise  noch  dem  XVI.  Jahrb.  angehört,  von 
1-24  foliirt. 

Der  Inhalt  des  Kopialbuchs  ist  folgender^): 
Quatemione  1,  BL  1»— 2*. 

[1]  1253  April  4.  Heinrich,  Bf.  v.  Kurl.,  urk.  über 
die  Theilung  Kurlands  zwischen  ihm  und  dem 
Orden.  D.«)  ÜB.  I.  Sp.  321.  Nr.  248. 

Von  Kollationen  der  im  ersten  und  zweiten  Baude  uüMrM 
UB.  gedruckten  Urkuudeu  müstjeu  wir  absehen.  Bei  dem  ZuBtind 
dieser  Bände  ist  mit  KoUatiooen  einzelner  Urkunden  nichte  gebolf<ea, 
hi^r  thnt  «Ine  Töllige  NeobearbeitoDg  der  gaosea  Binde  dringend  DOtk 
*)  D  =  deatsoh.  L  =  lateiaisoli.  Bei  den  Texten  la  detitaehtr 
Sprache  handelt  es  aich  um  UeberaetsaDgeo.  Deateohe  üriL  im  eagtn 
Sinn  eraehainen  in  lAwl  erat  im  swalten  Jahiwfant  dea  SV.  Jahik 


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379 


Bl.  2^—3*. 

[2]  1263  Jali  20.  Dera.  über  die  vollzogene  Theilung 
Kurlands  zwischen  ihm  u.  den  Ord.  2>.  UB.  I. 
Sp.  394.  Nr.  363. 
Bl.  3^-4». 

P3  1253  Apr.  4.    Ders.  über  Verleihung  verschie- 
dener Güter  in  Kurl,  von  seiner  u.  von  des  Ord. 
Seite.  Z>.  ÜB.  I.  Sp.  320.  Nr.  MJ. 
BL  4*-6-. 

[4j  I2b2  Okt.  18.    Ders.  einigt  sich  mit  Eberhard 
V,  beyne,  iStatthalter  des  Hochm.,  über  die  Kr- 
haniing  und  Dotimng  von  Kirchen.  D,  ÜB.  I. 
Sp.  302.  Nr.  m 
Bl.  5*— 6». 

[5]  1338  Sept.  8.   Johannes,  Bf.  v.  Kurl.,  n.  Ordm. 
Eberhard  von  Munheim  bestimmen  die  Grenze 
ihrer  Territorien.  D.  ÜB.  II.  Sp.  316.  Nr.  783. 
BL  6»»— 7*. 

[6]  1253  Apr.    Heinrich,  Bf.  v.  Kurl.,  einigt  sich 
mit  dem  Ord.  über  die  Mittel  zur  Vertheidigung 
des  Landes  und  snr  Bekehrong  der  Heiden.  i>. 
UB.  L  Sp.  329.  Nr.  260. 
BL  7»— 8'. 

P]  1242  Apr.  19.    Wilhelm,  päpst.  Legat,  ertheilt 
die  Erlaabniss  zur  Erbauung  einer  Burg  an  der 
Windau.  Z).  UB.  L  Sp.  224.  Nr.  171. 
BL  8*— 8*. 

£8]  i267  Aug.  Ordm.  Otto  v.  Lütterburg  bestimmt  die 
Leistungen  der  Kuren.  D,  ÜB.  L  Sp.  508.  Nr.  406. 
BL  S*"— Qnatemione  2,  BL  9^ 

[9]  1277  Mlirz  29.  Johannes^  Ebf.  t.  Riga»  &er^ 
mann,  Bf.  v.  Oesel,  Q.  Brnst,  Ordm.,  verleihen 

Dankenswerth  w&re  es,  wenn  einer  nnf  erer  Herren  Germanleteii  diese 
denteehen  Texte  anf  ihre  epiMUkhen  Bigeuthflnillfllikeiten  Ud  nnter- 
lodien  woUte. 


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383 


[23a]  1345  Febr.  1.  Wilhelm,  Legat,  tiieilt  Kurland 
zwischen  Ord.  u.  Bf.  L.  ÜB.  L  Sp.  237.  Nr.  181. 

ßl.  18*— 19^  I 
[24]  1256  JuH  29.  Alexander  IV.  bdleblt  den  Prae*  l 

laten  in  Böhmen  und  Polen  die  Minoriten  nicht 
zu  belastigen.  L, 

BL  19*. 

[25]  1251  Mz.  14.  Innocenz  IV.  beauftragt  den  Bf. 
von  Oesel,  die  Anordnungen  über  die  Rigische, 
Semgall,  n.  Kurl.  Kirche  dnrchznf&hren*  UB.L 
Sp.  282.  Nr.  223. 

Bl.  20>. 

[26]  1260  Apr.  19.   Alexander  IV.  bestätigt  dem  Ord. 

die  Theilong  Kurlands  zwischen  Ord.  iu  Bf.  L, 

ÜB.  I.  Sp.  446.  Kr.  351. 
ßl.  20*— 20»». 

[27J  1260  Jan.  25.    Ders.  bestätigt  dem  Ord.  den 

Bentz  zweier  Drittel  von  Korland.  L.  ÜB.  L 

Sp.  443.  Nr.  348. 

Bl.  20V 

[28]  1282  Mai  12.  H.  dictus  abbas  DunemundeosiB 
verträgt  sich,  nachdem  das  Kloster  das  Land 
Ütenpewe  erhalten  hat,  mit  dem  Ordm.  Wüleldn* 
L.  ÜB.  I.  Sp.  691.  Nr.  477. 

ßi.  21  \ 

[29]  1259  Sept.  20.  Heinrich,  Bf.  v.  Kurl,  stellt  dem 
Ord.  einen  Schuldbrief  ans.  L.  ÜB.  X.  Sp.  438. 
Nr.  343. 

Bl.  21*— 21V 

[301  [1^1]-  Nicolans,  Bf.  v.  Riga»  trifft  Bestiis- 
mnngen  tber  die  Erbfolge  in  Lelmgfttem.  ü«> 
ÜB.  I.  Sp.  147.  Nr.  III. 

Die  untere  Hälfte  der  Seite  21  ^ ,  mit  welcher  die  Hand  A 
aehliesst,  ist  firm  geblieben. 


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383 


Bl.  22*.   Hand  B. 

[SI3  1347  Jan.  24.    Notariatstranss.  der  folgenden 

ürk.  L.  UB.  U.  Beg.  S.  126.  Nr.  1027. 
[31a]  1268  DeE.  17.    Aleunder  lY.  gestattet  den 

Priesterbrüdern  d.  Ord.,  Brüder  und  Familiären, 
die  wegen  Thätlichkeit  gegen  Geistliche  excom- 
monicirt  ▼Orden  sind,  2a  absolTiren.  Xi.  UB.  I. 
Sp.  423.  Nr.  335. 
Bl.  22^  unbeschrieben. 

BL  23*  unbeschrieben,  nur  oben  aut  der  Seite  von  einer 
Hand,  die  wol  dem  aasgehenden  XVI.  oder  dem 
XVn.  Jahrb.  angehört: 

G.  V.  D.  V.  I.      L.  N.*) 

Bl.  23'*.  Eine  Reihe  Buchstaben  in  alphabetischer  Folge, 
XVI.  Jahrh.,  sonst  unbeschrieben. 

fil.  24*  unbeschrieben. 

BL  24\  Hand  0. 

[82]  1358  Okt.  18.  Ordm.  Goswin  v.  ilerike  tritt 
dem  Kap.  v.  Kurland  die  dem  Ord.  zustehende 
HAlfte  der  Wehr  In  der  Angherbeke  ab.  D, 
ÜB.  n.  8p.  677.  Nr.  949. 

Es  folgen  2  unfoliirte  Blätter,  die  früher  den  Umschlag 
des  Kopiale  gebildet  haben;  Uber  die  Bemerkungen  auf  der 
Innenseite  des  ersten  Blattes  siehe  weiter  nnten. 

Die  Hände  der  Schreiber.  Die  einzige  kurze  Beschrei- 
bong,  die  der  Codex  bisher  gefonden  hat,  stammt  von  J.C.Brotze 

Eine  genägende  Erklänmg  dieser  Baehttaben  habe  ich  niohl 
gefandeo.  Ich  mochte  aber  doch  eisen  Hinweis  aof  die  am  Ausgang 
des  XVI.  Jahrb.  beliebte  Wiedergabe  von  Wahlsprüchen  durch  die 
Aofangsbochstaben  der  Worte  nicht  unterlassen.  Vgl.  das  vom  Frei- 
herrn Alfxauder  von  Rahden  edirte  Stammbuch  Christophera  von 
•Sacken  auf  Dubenalken.  Jahrbuch  für  Geoealogie,  Heraldik  and 
Spbra^istik.  1893.  Mitau  1894  S.  9  ff.  Miudegfeos  auffallend  ist 
die  theiiweiee  üebereiuBtimmung  der  Buchstaben  bei  Nr.  n8  (1583); 
G.  V.  l).  V.  G  .-.  und  Nr.  92  Cl^>i^4);  G.  V.  i>.  b.  J.  A.  vgl  auch 
Nr.  &3. 


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386 


beim  d,  ziemlich  iiäufig  beim  e,  seltener  beim  t,  in  etwas 
anderer  Weise,  als  im  Bergm.  Cod.,  vereinzelt  beim  r.  Im 
Gänsen  ist  diaee  Venierongsart  im  Beigm.  Cod.  kräftiger 
entwickelt. 

Aus  der  Uiicialligatu]"  von  u  und  r  liildet  sich  eine 
besondere,  im  XIV.  Jahrb.  seibstäudig  werdende  Form  des  r. 
Diese  Form  findet  sich  im  Bergm.  Cod.  nicht  nnr  nach 
sondern  bereits  mit  wenigen  Ausnahmen  nach  hiafig 
nach  b,  d^  p,  zuweilen  nach  a  und  h,  aber  nie  nach  Buch- 
stabeii,  die  durch  ihre  nach  rechts  gewendete  Konkavität 
oder  sonst  der  Ligatur  widerstreben.  „Es  ist  also,  sagt 
in  nnserer  Handschrift  diese  angelehnte  Hüfte  eines  r  swar 
schon  aof  dem  Wege,  sich  m  mem  selbständigen  Buchstaben 
zu  emancipiren,  aber  ihre  KninncipatioTi  ist  Tioch  nicht 
vollendet  —  eine  Entwickeiung»  die  gerade  ins  XIY.  Jahr- 
hundert fiOif 

Wichtig  ist  nun,  dass  unser  Kopiale  in  den  deutschen 

Urk.  dieses  r  rotnndum  nur  nach  dem  o  keunt;  in  dieser 
Entwiclvelungsreihe  also  noch  ein  früheres  Stadium  reprä- 
sentiren  wfirde,  dem  allerdings  auch  noch  der  ün  Archiv 
der  grossen  Gilde  zu  Riga  aufbewahrte  älteste  Schrägen 
dieser  Gilde  von  1354  angehört  i). 

Das  a  der  Hand  A  im  Kopiaie  ist  das  für  das  XIV.  Jahr- 
hundert charakteristische  mit  völb'g  geschlossener  oberer 
Schleife.  Ligaturen  finden  im  Kopiale  aUerdings  geringere 
Verwendung  als  in  dem,  man  konnte  sagen  lapidarer  duroh- 
geführteü  Uergm.  Cod.  Ausser  beim  or  ßnden  sie  sich  nur 
und  zwar  regelmässig  beim  de  und  do'). 

Die  lateinischen  Urk.  kennen  in  ehiem  PaU  eine  weitere  An- 
wendong.  Die  Ligatur  o  r  mit  dem  Abkurzungsstrich  wurde  regel- 
mäesie^  für  die  Endnnf;  oruui  gebriiucht,  der  Schreiber  des  Kopiale 
bruuctit  düü  r  rötuüdeiü  bei  den  Eodungeu  tirutUr  eruiti,  uruuii  und 
zwar  aucli,  weun  er  sie  ausschreibt. 

Im  U^brigeo  auf  die  Beilage  verweisend  heben  wir  nv  woA 
das  Folgende  herror.  Der  Gebraaeh  der  Fonoeo  n  und  t  iit  «in 
gersgeHer,  und  swsr  von  der  Stellung  abhangiger.  In  den  dertitiss 


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Sehen  wir  ganz  davon  ab,  dass  die  Zusammeiiäetzuiig 
«ner  koloniaien  Bevölkeniiig  auch  paläographischi  also  in 
der  üebertragong  lokal  differenzirter  Schrift  auf  ein  Gebiet 
zum  Ausdruck  gelangt  sein  muss,  so  bilden  schon  das  Alter 
des  Schreibers,  seine  Schulung  Momente,  die,  wo  es  sich 
eben  nur  am  Dezennien  handelt,  jede  nor  auf  die  Hand- 
sohrift  geet&tste  Behaaptong,  dazs  ein  Codex  ilter  sei  ala 
der  andere,  anBSchlieeeen.  Unser  GeMmmtorAeil  dürfte 
dahin  lauten:  die  Hand  A  trägt  im  Allgemeinen  eher  einen 
etwas  älteren  Charakter,  als  die  des  Schreibers  des  Bergm. 
Codex.  Die  jfingste  von  A  kopirte  Urk.  trägt  dae  Datum 
1388  Sept.  7.  Ich  möchte  die  Anlage  des  Kopiale  nicht 
viel  später  ansetzen. 

Die  Hand  B  hat  Bl.  22 das  Notariatsinstrument, 
Marienboig  1347  Jan.  M  eingetragen  —  eine  viel  leichter 
gefthrte  Sdirift»  wie  sie  tthnlich  in  Urk.  ane  der  ersten 
Hälfte  des  Jahrh.  rorkommt;  denselben  Typus  trägt  z.  B. 
die  Schrift  der  Urk.  des  Ordm.  Goswin  v.  Herike  von  1349 
Mai  4  (Orig.  Stockholm,  Photographie  Kiga,  Arch.  d^ 
livl.  Bitterachaft).  Der  Schreiber  hat  veder  die  auf  der 
BIkckseite  des  Blattes  dentiich  wahrnehmbaren  wagerechten, 
noch  die  äussere  senkrechte  Abrichnittslinie  eingehalten. 
Zwischen  der  Ausfertigung  des  Transs.  und  der  Eintragung 
der  Kopie  wird  kanm  eine  grossere  Zeitdifferens  liegen. 

ürk.  steht  v  immer  am  Anfang  und  Endo  eines  Worte?,  n  in  der 
Mitte  eiües  Wortes,  bior  tritt  vor  oder  nach  m  uml  n.  nm  \  erwechse- 
langen  zu  vermeiden,  v  an  seine  Stelle.  Sonst  ündet  sich  v  in  der 
Blitte  eines  Worte»  nur  in  einer  Vbrgchwindeud  kleinen  Zahl  Ton 
Fällen.  In  den  lateinischen  Urk.  kommt  v  überhaupt  nur  (mit  Ans- 
nahme  der  aus  dem  Denticlien  gebildeten  Namen  Brvnnrieh  und 
OeiieiBYndeiiiie)  am  Anfang  eiaee  Wottei  tot,  wo  steh  aber  aaeb  a 
findet  Fftr  die  Aaweoduig  dei  i»HakeiiB  ist  ebenso  der  Geaiehts- 
ponkt  der  XTntenebeidang  von  den  nebenstebenden  Bacbstaben  maass- 
gebend.  Der  i-Haken  findet  sieb  beim  Doppel- i,  neben  m,  n,  a 
anaserdem  aoeb  am  baafigsten  vor  s  (namentlieb  in  der  dritten  Person 
(Hag.  Praes.  is),  efaiige  Mal  vor  t,  t»  c.  Sebr  bemerkenswertb  ist  das 

fibergesebriebeae  ▼  in  stonde,  kore»  aasserdem  in  Im  wort,  selTOs. 


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388 

Die  Hand  C  hat,  nachdem  mehrere  Blätter  uobeschrieben 
geblieben  sind,  auf  Bl.  24^  die  Urk.  von  lätö  Okt  18 
kopirt.  Die  Hand  kommt  aUerdings  A  selir  nahe.  Binen 
charakteristiBchen  Unterschied  bfldet  das  a,  in  der  Ponn, 
wie  wir  sie  heute  bei  den  Schwabacher  Lettern  au  wenden. 
Da8  d  wird  hier  mehrfach,  von  unten  aus  in  den  An3at£- 
strich  übergehend,  in  einem  Zuge  gemacht  Abweichend 
▼on  der  regelmilssigen  Form  bei  A  Ist  aach  das  s  mit 
doppelter  rechtsgewendcter  Schleife,  eine  ähnliche  Gestalt 
findet  sich  nur  ganz  vereinzelt  bei  Ä. 

Die  Hitnde  der  mittelalterlichen  Bemerkungen 
nnd  Korrekturen.  Wie  gesagt,  sind  die  beiden  Bltttory 
die  den  Umschlag  des  Codex  bildeten,  jetst  nach  Bl.  9i 
eingebunden.  Oben  auf  der  Innenseite  des  vorderen 
Blatteö,  die  abo  gegenüber  BL  I*,  mit  der  Theilung?- 
nrknnde  von  1253  Apr.  4,  zn  liegen  kam,  ist  mit  Beeng 
auf  diese  Urk.  yon  einer  Hand,  die  vielldcht  mit  G  sa 
ideiitiliziren  ist,  über  den  ürdensbesitz  bemerkt:  Notandam, 
quod  circa  hanc  terram  Grothen  sunt  situate  hec  terre  que 
omnino  ordini  pertinent  Troyst,  Tlmayen,  Ose,  Unsede^), 
Boyen,  Droghe,  Viigha,  Trecae^  Birostelei  [radirt  Waael 
Padeten,  Warthayen,  Todayten,  Dono,  Wamwe. 

Von  einer  anderen  Hand  des  XIY.  Jahrh.  ist  zn  den  auf 
der  ursprünglich  gegenüber  liegenden  Seite  genannten  Namen 
Bazge  und  dann  su  dem  dort  genannten  DuvenelUken  be- 
merkt: Razge  Vt  [=  durchstrichenes  j]  mUen  von  Padeten, 
daiin;  Du^^hinke  von  Barta  eyn  mile. 

Da  die  Korrekturen  in  dem  von  A  geschriebenen  Text 
meist  nur  wenige  Buchstaben  umfassen,  wird  ein  ürtheil  über 
die  verschiedenen  Hände^  Ton  denen  sie  gemacht  worden  sind, 
sehr  erschwert.  Vom  Schreiber  selbst,  Hand  A,  rühren  her: 
BL  4*  Z.  17=ÜB.  I.  Nr.  240,  Sp.  303,  Z.  4  über  d.  Zeile;  in, 
„13*  „25=  „  I.  Nr.  237,  „  298,  „14  „  „  „  ia, 
„  16»«  „  3=  „  n.  Nr.  746,  „  268,  „  15   „  „   „  per 

zu  ludda  hinzugef^ 

1)  Di«  letsteD  4  Nameo  auf  Rasur. 


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m 


und  vielleicht  einige  wenige  weitere  Korrekturen.   Auf  0 

scheinen  unter  Anderem  vereinzelte,  mit  einem  nach  unten 
ollenen  Ausiassungszeiciien,  über  der  Zeile  eingefügte  Worte 
zurückzugehen.  Ansserdem  könnte  eine  Korrektur  der 
Hand,  die  die  zweite  Bemerkung  auf  der  Innenseite  des 
nreprünglichen  ümschlages  gesehrieben  hat,  angehören, 
ö  Korrekturen  aul"  t>l.  13'  u.  13^  werden  einer  weiteren 
Hand  des  XIY.  Jahrh.  zusoschreiben  sein. 

Die  Marginalen  stammen  von  yerschiedenen  Händen 
des  Xyi.  Jahrh. 

Anwendung  Yon  Oold  nnd  Farben  in  der  Schrift 
Wattenbach,  Schriftwesen  S.  256  sagt,  die  kostbare  Schrift 
mit  fein  geriebenen  Golde,  welche  ausserordentlich  dauerhaft 
seiy  verschwände  im  13.  Jahrhundert^  i^die  Anwendung  von 
€k>ld86hrift  in  grösserem  Umfang  [für  ganze  Codices]  hört 
auf;  wo  man  sie  noch  findet,  ist  Blattgold  auf  eine  Unter- 
lage (Poliment)  aufgetragen.  Diese  Methode  ist  lange  nicht 
so  solide;  leidit  reibt  das  Gold  sich  ab  nnd  der  röthliche 
Untergrund  kommt  zum  Vorschein*'. 

In  unserem  Eopiale  steht  bei  den  drei  PapstbuUen  Bl.  19^ 
=  ÜB.  I.  Nr.  223,  Bl.  20*  =  UB.  I.  Nr.  351  u.  Nr.  348 
neben  dem  Initiale  vermerkt  ,,Gold".  Diese  reiche  Aufl- 
schmückung  ist  aber  nur  auf  Bl.  1*,  auf  dem  die  Urk.  von 
1253  fiber  die  Theflung  Kurlands  beginnt,  yersucht  worden. 
Das  gründliche  Missglücken  dieses  Versuches  hat  oflfenbar 
von  einer  weiteren  Anwendung  von  Gold  abgehalten.  Das 
Bindemittel  für  das  Blattgold  ist  über  den  Band  der  Buch- 
staben ausgelaufen,  die  Stellen  sind  unsauber  geworden. 
Das  Oold  ist  heute  Töllig  geschwunden,  nachgeblieben  sind 
grünlich-schwarze  Flecken.  Aufgetragen  war  Gold  ausser 
beim  Initiale  bei  zwei  auf  einander  folgenden  W  orten  im 
Text  und  iwar  vor  dem  Passus:  Vortmeyr  so  is  in  der 
broder  d^l  gerallen  etc.  Die  Terschmierte,  Terriebene 
Stelle  ist  aDerdings  schwer  leserlich,  sie  ist  beim  Abdruck 
im  Urk,-B.,  vielleicht  als  delirt'^  überhaupt  nicht  berück- 

M iUhalL    d.  UtI.  a«MhieU«.  XTIL  &  26 


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390 


sichtigt  worden;  schräg  gegen  das  Licht  gehalten,  heben 

sich  aber  die  Stellen,  auf  denen  das  Gold  oder  das  Puliment 
lag,  glänzend  ab  und  man  muss  hier  zweifellos  lesen:  pars 
^atram«  Das  £inf&gen  der  im  lateinischen  Text  nicht  vor- 
handenen Worte  pars  fratrnnii  die  gans  ansserordentUche 
Hervorhebung  dieser  Worte  durch  grosse  goldene  Bnefastaben 
ist  iür  den  Ursprung  des  Küpi;ile  sehr  beachtungswerth. 

Das  eben  erwähnte  erste  Initial  ist  dann  mit  blauem 
nnd  rothem  Bankenwerk  (Domblattmnster)  Teniert.  Alle 
nbrigen  Initiale  des  nrspronglichen  Bestandtheils  (also 
Hand  A)  weisen  in  blauer  Farbe  ausgeführte  Buchstaben 
und  rotiies  Rankeuwerk  auf,  nur  auf  J>i.  14'*  ündet  sich 
ein  rothes  Initial -E  mit  blauer  Verzierung.  Bei  d^  später 
von  B  nnd  G  eingetragenen  Kopien  sind  überhaupt  keine 
Farben  in  Anwendung  gebradit  worden. 

Auf  Bl.  1* — lÖ**  ist  eine  farbige  i'aragrapiiieniiit: 
durchgeführt,  sie  hört  bei  der  ti^anss.  päpstlichen  Urkunde 
Bl.  16^  auf,  während  sie  in  den  Eingangsworten  des  Bf. 
Heinrich  t.  Oesel  noch  angewendet  wird.  Bs  wechselii, 
abgesehen  von  ganz  vereinzelten  Ausnahmen,  die  wol  auf 
Versehen  zurückzuführen  sind,  regelmässig  rothe  und  blaue 
Paragraphzeiohen.  Der  Schreiber  hat  die  Stellen  für  die* 
selben  durch  SEwei  kleine  schräge  Striche  beseichnet  Bie 
Anwendung  von  Farben  erfolgte  bekanntlich  nicht  während, 
sondern  nach  dem  Schreiben,  so  linden  wir  auch  hier  mehr- 
fach  Abdrücke  der  rotben  Farbe  auf  der  gegenüberliegenden 
Seite  über  den  Schriftzfigen.  Wie  es  scheint)  sind  erst  alle 
blauen,  dann  alle  rothen  Zeichen  eingetragen  worden;  die 
gegenüberliegenden  Seiten  Bl.  5^  und  Bl.  6*  werden  M 
der  Behandlung  mit  Lazur  überschlag-en  worden  sein,  sie 
haben  später  dann  nur  rothe  Zeichen  erhalten  (auf  Bl.  13* 
ist  ein  rothes  zwischen  zwei  blauen  Zeichen  aufigebli^n). 

Ganz  allgemein  ist  im  Mittelalter  die  Sitte,  Anfugs- 
buchstaben  einiger  Wörter  mit  einem  rothen  Strich  zu  be* 
zeichnen.  „Natürlich  —  sagt  Wattenbach  —  sind  die  Ab- 


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391 


schnitte  mit  Roth  hervorgehoben."    Sehen  wir  zu,  was  dem 
Schreiber  als  besonders  hervorzuheben  galt   Mit  rothen 
fitriehen  sind  die  fettgedrackten  Bachstaben  an  fblgenden 
SieQeii  gehöht  ▼orden: 
BL  P— 2»  [1]  1253  A\n\4.   IIB.  T.  Nr.  248.   In  dieser 
Urkunde  über  die  Theiiung  Kurlands  werden  erst  die 
Ortaebalteii  im  Anthttl  des  Bf.,  dann  die  im  An- 
theÜ  das  Ord.  an^ofthrty  es  folgen  darauf  im  ein- 
zelnen vereinbarte  Punkte.    Die  roth  beseidmeten 
Anfans^sbiichstaljen  finden  sich  beim  Eingaiigswort: 
So,  üß,  I,Sp.  322,  Z.  2(5  von  unten,  dann  nur  bei  den 
Ortsnamen  im  Ordeosantheil  und  bei  den  folgenden 
spesieUen  Yereinbarungen,  oieht  in  der  Anftählnng 
der  Ortsnamen  im  bischöflichen  Gebiet. 
BL  2^—3»»  [2]  1253  Juli  20.    ÜB,  I.  Nr.  253  beim 
Eingangswort:  So,  ÜB.  L  Sp.  334,  Z.  16  und  am 
Sehlnss  der  ürk. 

ÜB.  I.  Sp.  836,  Z.  14  Ton  nnten:  Op  dat  dat  eyn 
ewichliche  gedechnirfse  blive. 
Z.  10     n.:  Gesobeen  sin. 
Z.  7  y.  Q.:  Dar  OTer  nnde  ghegenwordich  hebben 
gewesen« 

In  der  Zeogenreihe:  her  Nyclans  der  kirkhere  to 
Normen  und  brodere  von  deme  DudesBchenbos,  broder 
Henrich  eyn  conmendure  to  Goldinghen. 
BL  4»  [4]  1252  Okt  18.  ÜB.  I.  Nr.  240.  Sp.  302  im 
Abschnitt  tber  die  yom  Orden  n.  Bf.  zn  errichtenden 
Kirchen  im  Laud»}  Bicliavclauck. 

8p.  303,  Z.  7:  dat  mau.  Z.  14:  also  lange.  Z.  17: 
dat  in;  sonst  nur  noch  in  der  Zeogenreihe  Sp.  304, 
Z.  8  n.  BL  4^  hroder  Qoyswin,  conmendure  to 
€N>ldingen. 

BL  6*'  [5]  1338  Sept.  8.  ÜB,  U.  Nr.  783,  Sp.  318, 
Z.  7  V.  u. :  Gardemecce  (Name  einer  in  der  Theiiung 
dem  Orden  sniaUenden  Wiese). 


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I 


898 

Bl.  61»  [6]  125a  Apr.  ÜB.  I.  Nr.  250.  Sp.  329,  Z.  8 

V.  IL :  bisscop  to  Curlandeu  (nämlich  Heinrich,  der  sonst  i 
im  Kop.  als  Aussteller  von  Urk.  14  mal  genannt  vrird). 
BL  8'  [8]  im  Aug.  ÜB.  L  Nr.  405.  Sp.  606  (Bettim-  I 
miiDgeii  Ottos  y.  Lntterbnig  ftr  die  Kuren).  Der  | 

Satz  über  den  Besitz  neukultivirter  Länder  Sp.  509,  ' 

i 

Z.  4;  Voi  luieir  war  dat  he  sich  nider  settet  to  I 
woneo,  dat  sal  he  hebben  —  und  zwei  das  Strand-  ^ 
recht  betreffende  Steilen,  Sp.  509,  14;  so  sal  , 
Z.  15:  Dat  selve.  , 

ßL  8*  [9]  1277  Mz.  29.    ÜB.  I.  Nr.  453,  Sp.  568. 
Z.  25  V.  u«:  Henrich  eyu  bisscop  to  Oaole,  in  den  | 
Eingangsworten  Z.  19     u.:  Sint  wi, 

Bl.  10«  [10]  1290  Aug.  10.   ÜB.  I.  Nr.  586,  Sp.  667  : 
(Ordm.  Halt  öber  die  Einkünfte  der  Ordenshäuaer  | 
Goldingen  und  Windau).  I 
Sp.  667,  Z.  4  t.  a.:  unde  dar  to,  dat  hos  to  der  i 

Winda  sai  eynen  broder  von  Goldinghen  in 

der  kost  bilden. 

Bl.  10 Sp.  668,  Z.  13:  dat  der  conmendure  to  Goldliiugea 
allewege  in  des  meysters  stede  sal  sin  in  deme  lande 
to  Curlande.  { 

Ferner  in  der  Bestimamng»  welche  Alle,  sowohl  die 
Ton  Windau,  als  die  von  Gk)ldingen,  wenn  sie  in 
Windau  sich  aufhalten,  zu  llilielt  i-tuugen  für  die  ' 
beim  Windauer  Hafen  gefährdeten  ^dluä'e  verpflichtet.  | 
Sp.  668,  Z.  17  T.  n.:  Ock  is. 

Sp.  668|  Z.  9  T.  Q.:  Vortmeur  von  dem  wartgayt 
sal  der  conmendure  to  der  Winda  XH  oseringe  be- 
halden  —  —  —  dat  ander  gelt  des  wargudes  sal  hi 
den  conmendure  to  Goldinghen  to  male  senden. 

Bl.  10^  [11]  1253  Apr.  ÜB.  L  Nr.  246,  Sp.  819  (BL 
Heinrich  überlftsst  dem  Ord.  das  Burggebiet  Crelyn). 

Z.  23  V.  11.:  do  wi.  Z.  19  v.  u,:  unde  wi.  Z.  15 
V.  vu:  also.    Z.  11  y.  u.:  So  hebbe  wi;  ferner  in 


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393 


der  Datininc^:  Geqreven  to  der  Memelborgh  —  — 

dusent  twe  hundert  drie  und  viiftich  in  dem  Aprille. 
Bl.  11*  [12]  im    VB,  L  Nr.  317,  Sp.  406,  Z.  10: 

fieschehen  sin  diase  ding. 
Bl.  11»  [13]  1258  Aug.  (Bf.  neinricli.  das?  er  dem  Ele- 

chard  das  Land  Garstieiij  das  iiim  der  Ord.  einweineu 

BoUe,  verlieben  habe).    ÜB.  I.  Nr.  332,  Sp.  421, 

Z.  11     n.:  dat  lant  to  Garstien. 
BL  111^  Z.  4  T.  a.:  In  welike  getnehniase.    Z.  2  v.  n.: 

Gegeven. 

ßl.  11^  [14]  1264  Febr.  8.  ÜB.  I.  Nr.  245,  Sp.  314 
(Theilimg  Ton  Memelbori^*  Am  Eingang  Z.  8  t.  u.: 
Op  dat  Sp.  316,1  Z>  12 '     der  brodere  deü  is  gevallen. 

Bl.  14*  [16]  ÜB.  I.  Nr.  237,  Sp.  300,  Z.  2  v.  u.  (beim 
Datum):  dusent  twe  hundert  twe  unde  viiftich. 

Bl.  15*  [19]  1272  Juli  6.  ÜB.  I.  Nr,  430,  Sp.  544,  Z.  3 
(beim  Datum) :  dusent  twe  hiudert  twe  nnde  aeventicli. 

B).  15^^16*  [21]  1249  Spt.  12  mit  dem  Tranes,  der  BnUe 
von  1248  Okt.  5.  UB.  I.  Nr.  201.  Die  roLheu  Striche 
sind  wie  bei  den  weiter  unten  folgenden Papsturk.  über- 
haupt als  Mittel  reicherer  Ansstattnng  zu  betrachten. 

BL  16»  [22]  1331  Febr.  21.  Hochm.  Lndems  t.  Brans* 
wich  ftber  Zahlungen,  die  ihm  die  Bruder  in  Livland 
zu  leisten  haben,  und  über  Lieferungen  des  Hauses 
Memel  an  das  Haus  Goldingen.  Es  wird  namentlich 
der  zweite  Theil  durch  rothe  Striche  herroigehoben. 
ÜB.  U.  Nr.  745,  Sp.  263,  Z.  11  t.  o.:  Similiter  antem. 
Z.  10  v.  u.:  Sub  autenticacione. 

BL  16*  Z.  1  v.  u.:  (fnod  domus  Memele  [Sp.  264,  Z.  1] 
fratribus  domus  de  Goldinghen. 
Sp.  264,  Z.  6:  Qoamiibet. 

„    6:  Insuper  dabnnt 
„    8:  Item  fratres. 
„  10:  Nobis  trecentas. 
„  14:  In  cigas. 


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Sp.       Z.  17:  Actum. 

„  19:  Anno  domiui  m"  c'^c'^c^  xxx 
„  1 9  £f. :  indiccione  Xm  Nono  Kaiendas  Marcii. 
BL  il^20\    Bei  den  folgenden  Papetnrk.  sind  die 
rofthen  Stridie  aberliaapt  als  Mittel  reidiem  Aii8> 
etattimg  sn  betrachten. 
Bl.  20*  [28]  1282  Mai  12.    Vertrag  zwischen  dem  Ord. 
und  dem  Kl.  Dünamünde.   ÜB.  L  Nr.  477. 
Sp.  Ö91|  Z.  16     u.:  frater. 
„  14  „  „  Com. 
„  10  „  „  No8. 

ff    6  II  ff 
tf    3  ,>  „    Si  qnis. 
Sp.  692,  Z.  2:  In. 

„    4:  huQViB. 

„  5  ff.:  frater  R.  conmendator  de  Gol- 
dinghen,  frater  R,  de  Bremis,  frater  Jo.  de  Nona, 
Job.  advocatoB  de  Zabel,  dominiis  Jo.  plebtauB 
ibidem,  frater  Ja.  et  frater  Con.  de  Saltwele,  sacer- 
dotes  et  monachi,  frater  Bernarduö  Hase,  frater 
Wicbolduti  Dosel,  frater  Wiohmamms  (iustele  et 
alii  quam  ploree. 
BL  31»  Sp.  602,  Z.  11:  Datum  —  Anno. 

12:  AehiUel.  | 
Bl.  21  •  [29]  1259  Sept.  20  (Schuldverschreibung  des  Bf. 
V.  Kurl,  an  den  Ürd.).    ÜB.  I.  Nr.  343.  ' 
Sp.  438,  Z.  13  T.  n«:  Noverit. 
ff  12  „  „  quod. 
„  10  „  qninquaginta. 
„     5  „  „  assiguavimus. 
Sp.  439,  Z.  1:  predictis  fratribua.  ! 
„    2:  ipiOQBqne. 

ti  antem. 
„    5:  predicluä  advocatud. 
„    8:  Qtto. 


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395 


Sp.  439,  Z.  10:  In  cujus  rei. 

13:  aano  kalend. 

El  21*  [30]  [1231]  (Gnadenbrief  des  BL  Nicolana).  UB.L 
Nr«  III,  8p.  147,  nur  bei  den  folgenden,  noch  anf 
BL  21*  stehenden  Satsanfängen,  die  Fortseteong  anf 
BL  21^  hat  keine  rothen  Striche  mehr. 

Z.  25  V.  u.:  uniTersitati  Edeiium. 
„  25  „  „    Ipiod  noB  yasallis. 
„  90  „  „    sed  d  pneros. 
„  18  si  qua  vero  mulier. 

Das  Resultat,  daswir  gewinnen,  lautet:  dieStellen  mit  roth 
bezeichneten  Buchstaben  wurden  sicher  im  In  teressedes  Ordens, 
Tidleicht  im  Interesse  der  Komtnrei  Qoldingen  markirt. 

Ursprung  des  Kopiale.  Bereits  dem  oben  Gesagten 
glaubten  wir  Hinweise  auf  den  Ursprung  des  Msc.  ent« 
nehmen  zu  können«  Ziehen  wir  die  kopirten  Urkunden  für 
diese  Frage  in  Betracht.  Uns  liegt  das  Kopiale  eines 
Archivs  vor.  Die  wiederfre^ebenen  Bestände  des  Archivs 
behandeln  Verhältuiöse  in  Kurland.  Von  den  30  ürk.  der 
Hand  A  beziehen  sich  14  auf  Verhandlungen  zwischen  dem 
Bf.  y.  Kurland  und  dem  Orden:  1-^6,  11,  14—18,  20,  29. 
Tertrllge  werden  im  Mittelalter  in  der  Regel  m  zwei  Exem- 
plaren ausirefertif^:  das  Exemplar,  das  der  eine  Konirahent 
ausstellt  und  unter- icLxelt,  erhält  der  zweite,  und  umgekehrt. 
Abgesehen  Ton  den  Urk«  Nr.  5  u.  17,  in  denen  Meister  und 
Bf.  gemeinsam  als  Aussteller  genannt  werden,  sind  sttmmtliche 
ürk.  dieser  Gruppe  vom  Bischof  ausgestellt,  das  spricht  daf&r, 
dass  sie  vom  Orden  empfangen  und  in  seinem  Archiv  deponirt 
worden  sind.  Für  vier  Ton  diesen  Urkunden  lassen  sich  die 
von  Selten  des  Ordens  an^gesteliten  Qegennrknnden  noch 
nachweisen^).  Im  bischöflichen  Archiv  lagen  die  vom  Orden 

1)  Gogmnik.  *u  Nr.  1  ÜB.  I.  Reg.  S.  71,  Nr.  280,  vgl.  Mitth.  IV, 
8.  503,  Nr.  3;  -  ao  Nr.  2  ÜB.  I.  Reg.  S.  73,  Nr.  287,  vgl.  Mltth.  a. 
1.  0.  Nr.  6;  —  M  Nr.  3  ÜB.  I.  Reg.  S  60,  Nr  23,  vgl.  MitÜL  ».  ä.  0. 
8.       Mr.  2S{  -  10  Nr.  16  ÜB.  1.  Beg.  S.  66,  Nr.  266. 


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396 


aTisgesteUten  Gegenurinindeii,  das  beweisen  anoli  die  mcli  den 

Originalen  der  Gegenurkunden  von  Nr.  2  u.  3  aufgenommenen 
Kopien  in  dem  aus  dem  bischöflichen  Archiv  stammenden 
Kopiale  im  Oatsarchiv  des  tob  Behrschen  Majorats  Popen  in 
EorlaDd^).  Von  den  beiden  erhaltenen  Originalen  dieser 
Gmppe  unseres  Kopiale  dagegen  befindet  sich  Nr.  17  imStaats- 
Arch.  zu  Köiiigsbercr  und  anch  für  Nr.  29  kann  die  Pro- 
venienz aus  einem  Ordens- Arch.  nachgewiesen  werden;  von 
einigen  weiteren  Urkunden  liegen  die  Kopien  in  Königsbeig. 
Die  ürk.  Nr.  10  ond  3S  weisen  durch  ihren  Inhalt  durch- 
aus auf  ein  Ordens-Arch.  Drei  der  Bullen  sind  an  die 
Adresse  des  Ordens  gerichtet^).  Meines  Erachtens  zwingt 
das  Angefahrte  zum  Schluss,  dass  das  Kopiale  des  Mitaa- 
sehen  Provinziahnnsenma  nach  dem  Bestände  eines  Ordens- 
Archives  aufgenommen  ist. 

Unsere  Frage  lautet  nun:  welche  Ordenskomiuiei  in 
Kurland  kann  Anspruch  auf  das  Kopiale  erheben?  Nach 
denii  was  das  Kopiale  enthält»  und  nach  dem,  was  es 
an  sonst  Torhandenen  Urkunden  nicht  enthlQty  ktfnnen 
Yon  den  5  kurländischen  Komtureien  überhaupt  nur  die  S 
westlichen  in  Betracht  kommen  —  Memelburg,  Windau 
und  Goldingen^).  Memelburg  wird  sofort  auszoschlieaseiL 


1)  Vgl  um.  IV.  a  601—606,  dum  SitBOngsber.  1876,  8.  87. 
Die  Gegenurk.  ni  Nr.  1  ist  iin  Popensehen  Eopiale  nach  einem 
Tranee.  4ee  Ordm.  Goswin  y.  Herike  Biga,  1366  Jani  23—30,  T«r* 
edehnet  (Mitth.  a.  a.  O.  danach  an  erganiea  UB.  II  and  Sehmrli, 
Chronologie  8.  44).  Eine  Anefertigaag  der  Qegeanrk.  sa  Nr.  16 
könnte  durch  ihren  Aneeteller,  den  Yice^Hochm.  Eberhaid  y.  S«jb», 
naefa  Königeberg  gelangt  eein. 

t)  Die  beiden  andern  sind  un  den  Bf.  Heinrieh  v.  Oesel  ge- 
richtet, Nr.  25  ist  der  Auftrag,  die  AnordouDgcn  über  die  Eigasche, 
Semgallische  and  Karländische  Kirche  znr  Darcbfilhmng  in  briogeOt 
Nr.  21b  das  rom  ßf.  promnlgirte  Verbot  der  Waffen-  n.  Lebens- 
mitteizufahr  zu  deu  Heideo. 

5)  Vgl.  K.  V.  Löwis  of  Menar,  Zur  Baugeschichte  der  Komtureieo 
des  Deutschen  Ordens  in  Kurland.  Sitzungsber.  der  kurl  Gesellscb. 
t  Literatur  und  Kunst  1895.  Die  beiden  anderen  Komtureien  siod 


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waxk,  denn  die  Boig,  deren  Bau  1252  beBobloflsen  wurde,  ist 
1328  an  den  preuBsiBefaen  Zweig  dee  Ordens  abgetreten 
worden  —  also  mindestens  ein  Dezennium  früher,  al3  die 
Anlage  des  in  Kurland  erhaltenen  Kopiale  überhaupt  erfolgt 
sein  kann.  Gegen  Windau,  das  1290  zum  erstenmal  als 
Komtorei  erwilhnt  wird  nnd  wohl  erst  eben  damals  erbaut 
war,  sprechen  die  yfel  ttlteren  Bestände  des  ArohiTS.  er- 
langen wir  also  fast  schon  liu!"  disjunktivem  Wege  zw  Gol- 
dingen, so  entscheidet  dann  iur  diese  Komturei  eine  Beihe 
positiver  Grunde.  GK>ldingen  stand  in  der  Zeit»  um  die  es 
sich  f&r  uns  handelt,  im  Eurländischen  Orden^biet  an 
leitender  Stelle,  1290  heisst  es  in  der  Urkunde  des  Ordm. 
Halt  —  der  Passus  ist  im  Kopiale  mit  rother  Farbe  hervor- 
gehoben — f  dass  der  Komtur  von  Goldingen  „allewege  in 
des  meisters  stede  sal  sin  in  dem  lande  to  Curlande*',  dass 
der  Komtur  und  die  Br&der  von  Windau  und  den  andern 
Ordenshäusern  ihm  unter lLüd ig  sein  sollen Das  Vor- 
handensein eines  besonderen  Archivs  in  dieser  wichtigen 
Komturei  Utast  sich  beweisen,  es  hat  sich  eine  Anzahl  anderer 
aus  ihm  stammender  Archivalien  erhalten.  Sehen  wir  von 
jenem  einen  Privileg  ab,  auf  das  wir  im  Folgenden  näher 
eingehen  wollen,  so  behandelt  die  älteste  Urkunde  im  Kopiale 
eben  die  Gründung  von  Goldingen  1242,  alle  übrigen  Ur- 
kunden fallen  in  die  Zeit  nach  Vollendung  des  Konvent* 
banes,  auf  diese  Komturei  nimmt  der  Inhalt  der  Urkunde 
in  erster  Linie  Bezug       Einen  Hinweis  auf  sie  glaubten 

Mitan,  erbaut  12fl5,  und  Döhlen,  erbaut  1335  (Herrn,  de  Wartberge 
Ühron.  Liv.  herausg.  v.  E.  Ötrehlke.  S.-A.  aas  Scr.  rer.  Pruss.  II, 
S.  35.  Die  angebliche  Erbanang  durch  den  Ordm.  Hörnhusen  1257 
bis  1260  beruht  auf  ei&er  Verwecbsehiug  mit  Doben.  Strehlke  a.  a.  0. 
S.  32,  Anm.  6). 

1)  ÜB.  I.  .Sp  G66,  Nr.  80C  §  8. 

*)  Dass  sich  im  Kopiale  mehrere  Urkunden  finden,  die  speziell 
Memei  behandeln,  kann  bei  der  Rolle,  die  dem  Komtur  von  Goldingen 
bei  der  Neugestaltung  der  Yerbältniaae  im  südwestlicbea  Gebiet  zu- 
fiel, liicht  weiter  auffallen. 


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I 

■ 

398  1 

wir  bereits  in  der  Aofistattaiig  des  Codex  za  finden.  Man 
wird  mit  Sidierheit  sohlieflaen  können:  das  Kopiale  ist 
nach  den  Bestttnden  des  ArchiTS  der  Komtnrei 

Goldiugen  und  zwar,  wie  wir  früher  ausgeführt 
haben,  in  seinem  Manptbestandtheil  ca.  1340  ge- 
schrieben. 

n. 

Auffallend  ist  das  Vorhandensein  zweier  ürkanden  im 
Kopiale.  Einmal  der  Bulle  Papst  Alexanders  TV.  von  1256 
Juli  29,  in  der  den  Prälaten  in  Böhmen  und  Idolen  befohlen 
wird,  die  Minoriten  nicht  zu  belästigen.  Wie  diese  Urlnnde 
anch  immer  in  das  Arcbir  gekommen  sein  mag,  dass  sie  je 
eine  aktuelle  Bedeutung  für  den  Orden  in  Kurland  gehabt 
hat,  kann  wohl  kaum  angenommen  werden;  dann  aber  spricht 
ihr  Vorhandensein  im  Ki^iale  dafür,  dass  der  Schreiber  eben 
alle  vorliegenden  Urkunden,  abgesehen  von  ihrer  Bedentang 
nnd  Oiltigkeit,  kopirt  hat,  nnd  damit  kommen  wir  auf  die 
zweite,  von  der  Hand  A  als  letzte  eingetragene  Urkunde, 
das  Privileg  des  Bisohofs  ^icolaus  von  Biga  für  seine 
Vasalien,  in  dem  anter  anderem  die  weibliche  Erbfolge  im 
Lehn  anerkannt  wird. 

Unsere  Rechtshistoriker  haben  diesen  sogen.  (JnaJenbrief 
bona  fide  benutzt,  ohne  zu  berücksichtigen,  dass  bei  der  diplo- 
matisoh  durchaus  zu  beanstandenden  form,  in  der  die  Urkunde 
▼oiliegt,  ans  ihr  ohne  Weiteres  überhaupt  keine  Schliisse 
auf  den  faktisehen  Rechtsznstand  gezogen  werden  dürfen. 
Dr.  A.  V.  Transehe  hat  das  Verdienst,  den  Gegensatz,  der 
zwischen  den  Bestimmungen  dieses  sogen.  Gnadenbriefs  und 
der  ganzen  späteren  Entwicklung  des  Lehnrechts  bestehen 
würde,  betont  zu  haben  ^).  Dr.  t.  Transehe  weist  mit  Becht 
darauf  hin,  dass  erst  1329,  also  fast  ein  Jahrhundert  später, 
die  Harrisch-Wierische  Bitterschaft,  stets  die  erste  unter  den 

^)  Das  After-Lehen  ia  Livland.  Eine  rechtshistorisohe  Stodle, 
J«hibneh  fv  GeoMlogie,  Haraldik  nnd  Sphngittik  18S6.  Mitm  im* 


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399 

livlfadiacfaen  BittoraehafteD,  die  ein  Fivnlog  emiigt»  moan 
iimliolien,  nicht  einmal  so  weit  gehenden  Gnedenbrief  erlangt 

hat,  dass  erst  seit  dem  Ausgang  des  XI Y.  Jahrh.  eine  voll- 
ständige Erweiterung  der  Lehntolgc  durch  die  sogenannten 
Gaadenrechte  erfolgt  ist  and  zwar  für  Barrien  und  WierUnd 
durch  den  Hochmeister  Conrad  von  Jangingen  1307,  ior  die 
Stifter  Dorpat  nnd  Oesel-Wiek  zwischen  1400  und  1457  und 
ftir  das  Erzstift  Riga  durch  den  Erzbischof  Sylvester  Stode- 
weschcr  1457. 

Mir  erscheint»  sagt  der  Verfasser»  eine  so  fir&he  Ans- 
defannng  des  Brbreohts  im  höchsten  Grade  nnwahrscheintieh. 
Dr.  V.  T.  weist  unter  anderem  auch  darauf  hin,  — es  ist  dus 
für  unsere  Üntersnchang  sehr  zu  beachten,  —  dass  in  späteren 
l^mrechtlichen  Beziebangen  im  Erzstift  Biga  nie  anf  das 
wichtige  Frivil^  des  Bisdiofs  Nicolans  Besag  genommen 
wird.  Mir  sdbst  galt  das  nnr  in  einer  Abschrift  Yorliegende, 
in  seiner  Form  lailjOLrlaubigte  Schriftstück  als  unecht. 
Für  ein  weiteres  Eingeben  aof  diese  li'rage  ist  jetzt  durch 
nneere  bisherigen  Untersnchnngen  ein  fester  Aosgangspnnkt 
gewonnen  —  das  Schriftstfick,  das  man  als  Gnadenbrief  des 
Bischofs  Nicolaus  bezeichnet,  lag  ca.  1340  dem  Schreiber  des 
Kopiale  im  Archiv  der  Komturei  Goldingen  vor.  Mit  dieser 
Kopie  scbltesst  der  von  A.  geschriebene  Hauptbestandtheil 
des  Kopiale  anf  der  Mitte  von  BL  81  ^  der  untere  Theil 
der  Seite  ist  leer  geblieben.  An  den  Schlnss  hat  der  Schreiber 
ein  Häkchen  gesetzt,  wie  es  sich  am  Schluss  einzelner 
früherer  Urkunden,  aber  auch  innerhalb  der  Texte  findet 
Was  fehlt  non  mindestens»  am  die  Vorlage  f&r  diese  Kopie 
za  einem  rechtskräftigen  Dokament  za  machen?  Das  Eschato- 
koU.  Dieses  hat  möglicher  Weise  eine  Zeogenreihe,  sicher 
die  Datirnng  aufzuweisen.  Ausserdem  wäre  am  Schluss  des 
Textes  mindestens  als  sehr  wahrscheinlich  dieKorroborations* 
formel  zu  erwarten.  Es  kommen  ja  Tcreinzelte  Ausnahmen 
▼or,  in  denen  eine  ürkande  fehlerhafter  Weise  weder  eine 
Orlä-,  noch  eine  Zeitangabe  bietet;  fehlen  aber  alle  genaunten 


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400 

Stücke,  so  hört  das  Schriftstück  ebea  auf,  eine  Urkunde  zu 
sein.  Nun  gab  es  im  Mittelalter  aUerdings  einen  Akt,  bei 
dem  man  die  Plika  nüt  den  dsranhängenden  Si^g^  und  das 
Escbatokoll  Ton  der  Urkunde  abschnitt  —  die  EassatioB 

der  Urkunde.  Ich  kann  für  das  Yorkommeu  die^e?  Ge- 
braaches  in  Livland  auf  das  unter  Beatatigung  des  Erzbiäcbofs 
Johann  II.  ansfgestellte  Instrument  über  den  Güterbesits 
des  Ritters  Hermann  von  Ikescnlle,  Lemsal  1878  Juni  20, 
hinweisen,  dessen  drcn  inserirte  Urkunden  Dr.  H,  Hildebrand 
Mitth.  XII  S.  367  Nr.  1,  S.  374  Nr.  6,  S.  378  Nr.  10  edirt 
hat Hier  ist  die  Plika  mit  den  letzten  Zeilen  des  Textes 
weggeschnitten,  die  ürknnde  ist  kassirt  nnd  eben  dadurch 
wird  ihr  Vorhandensein  im  Archiv  des  Bigaschen  Dom- 
kapitels,  das  mit  der  litauischen  Metrika  nach  Moskau 
gelaugte,  erklärt.  Wie,  wenn  es  sich  bei  dem  sogen.  Gnaden- 
briefe  dee  Bisohofs  Nioolans  nm  eine  solche  kassurte  Urknnde 
handelt?  >) 

Da  erhebt  sich  nun  zunächst  die  Frage:  war  der  Orden 
in  einem  unter  Goldingen  stehenden  Gebiet  je  in  der  Lage, 
eine  derartige  Urkunde  zu  kassireu?  Nun  sehen  wir,  dass 
im  Jahre  1258  ein  Streit  in  Kurland  herrscht,  swischen  dem 
Bischof  und  Orden  einerseits,  den  Vasallen  in  Vredeonronia^ 
also  dem  Gebiet,  in  dem  die  Deutschen  überhaupt  zuerst 
festen  Fuss  gefasst  hatten,  andererseits.  Die  Vasallen 
behaupten,  ihnen  sei  ihr  Güterbesitz  rechtswidrig  entsogen 
worden.  Erzbischof  Albert  bringt  die  Streitenden  zn  folgen- 
dem Vertrag:  die  Vasallen  entsagen  allem  Anspruch  nnd 
allem  Recht,  das  sie  etwa  bal  en  konnten;  Bischof,  Meister 
und  Brüder  des  Ordens  übertragen  ihnen  dann,  obgleich  sie 


Orig.  Moskan,  Haaptarehiv  des  Mlnisteilaois  d«r  AuswartigeD 
Aagdegenbeiteii,  ygl.  Katalog  der  Aasstollang  aom  X.  arahäologiselMD 
Kongrese  ia  Riga  1896.  Riga  1896,  8.  186,  Nr.  970.  Photographie« 
Biga,  BitterhsQS,  SammL  fiSr  die  lAvl  Brief  lade.  VeneSehnet  UB.  in. 
Beg.  S.  106,  Nr.  1942. 

s)  Die  derBehieiber  bie  snmleti(e&  volMadigeD  öatakopirt  bitte. 


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401 


nicht  im  mindesten  an  ihrem  guten  Recht  zweifeln,  pictatis 
tarn  motu  ac  no^tia«^  (den  £rzb.)  exhortationiä  intuitu  den 
dritten  Tbeil  der  Üaken')  nach  ihrer  Anzahl  zur  Zeit  der 
angeblichen  fintnehongi  unter  Vorbehalt  einer  GteldabldBong. 
Hier  lie^  also  eine  Bechtsentsagung  der  Vasallen  in  Kur- 
land gegenüber  dem  Orden  und  dem  Bischof  von  Kurland 
vor.  Stützten  sich  die  Rechte  auf  Urkunden,  so  würde  der 
Bfauch  der  Zeit  die  AaBlieferong  ond  Kaaaation  derselben 
erfordert  haben,  üm  den  Znaanunenhang  dafnr  zn  gewinnen, 
was  for  Güter  ond  Becbte  hier  eigentlich  eine  Bolle  geepieli 
haben,  müssen  wir  weit  zurückirreifen. 

Vielleicht  die  wichtigste  Urkunde,  welche  die  livländische 
Geechichte  kennt»  ist  die  Oktoberbnlle  des  Jahres  1210. 
Bisehof  Albert  soll,  das  lag  in  den  Intentionen  der  Enrie, 
üui  Liv-  und  Leliiand,  von  denen  der  Orden  ein  Drittel  erhält, 
beschränkt,  in  den  übrigen  Gebieten  .sollen  neue  Bisthümer 
gegründet  werden.  Was  die  Realpolitik  Livlands  ün  Bingen 
mit  den  nnrreraaUstifiohen  Tendenzen  der  Knrie  erreichte, 
gelangt  in  der  Entsdieidung  des  Legaten  Wilhelni  ron  1326 
zum  Aufdruck').  Der  Bischof  von  Riga,  der  Orden  und  ala 
dritte  gleichberechtigte  Macht  die  Stadt  Riga  erhalten  das 
gleiche  Anrecht  aof  ein,  Drittel  aller  weiteren  Erobeningen. 
Dieses  Privileg  ist  der  Stein,  der  Balduin  von  Alna  im 
Wege  lag.  Er  hat  alle  Hebel  in  Bewegung  gesetzt,  um 
jenes  Privileg  aus  der  Welt  zu  schaffen.  Auf  diesem  Pivileg 
Fussen  die  Vertreter  der  Landeinteressen,  als  Bischof  ^icolaus 

^)  Zw«i  der  VMaUea,  Albertos  mllee  Ton  Seiten  des  Blaoliofe, 
und  Johannei,  dietiu  Reeluuie,  von  Seiten  des  Ordens,  erhalten  aus 
noeb  grösserer  Onnit  die  Hälfte  Jener  Hakemehl  Vgl  OB.  UL 
8.  35,  Nr.  179«,  1215,  anter  den  Zengen:  Albertus  milos  de  Kakenoie. 

Zum  Folgenden  mass  bemerkt  werden,  daas  die  Begriffe  miles  und 
civis  Rigeneie  einander  nicht  aneschliesseo,  siehe  z.  B.  den  unter  den 

Bürgern  genannten  Waltherns  dapifer  UB.  VI.  Nr.  3012  (W.  qnondam 
dapifer  ÜB.  I.  Nr.  21. 63.  73).  Waltherns  mile^  ÜB  J  Nr  109.  vielleicht 
anch  identisch  mit  dem  W.  m  UB.  L  Nr.  Ö9  u.  iOl.    Vgl  Dr.  A.  v. 
Traosehe  a.  a.  O.  S.  3  Amn.  3. 
s)  UB.  I.  Sp.  99,  Nr.  d3. 


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40S 


1831  Aug^i9dieStadtItigamitdemdritte]iTheilOe8el8,Eii]v 

iauds  und  Semgallena  belehnt,  der  Länder,  deren  Erwerbung 
—  wie  in  Hinsicht  auf  jenes  Privil^  hei^vorgehoben  wird  — 
nach  dem  Abgange  Wilhelms  dnrohgefahrt  war  oder  eben 
bevorstand').  Im  Jahre  wird  dann  yerdnbarty  daaa 
das  Drittel  dea  Landes  diesseita  der  Windan  den  Bigaaehen 
Bürgern  verbleibt,  die  Hälfte  des  Drittels  jenseits  der  Wiüdau 
den  an  den  Kämpfen  theilnehmenden  auswärtigen  Kaufleuten 
zofäUt^).  Obgleich  es  daaa  gelangt»  dass  die  Knrie  den 
durch  Wilhelm  Ton  Modena  geschaffenen  Bechtsznatand  ein* 
fach  durch  die  formelhafte  Wendung  non  obstantibus  literis, 
si  quae  vobis  super  divisione  terrarum  aactoritate  apostoiica 
sunt  concessae,  in  die  Luft  sprengt»  sieht  sich  Baldoin  doch 
za  einem  Zngeständniss  genötbigt.  Nachdem  den  Ansprüchen 
anf  Semgallen  entsagt  worden  ist,  belehnt  er  in  dem  yoa 
der  Stadt  beanspruchten  Gebiet  56  Rigasche  Bürger^),  die 
früher  ihr  Lehn  vom  Rath  getragen  hatten,  mit  je  25  Haken 
in  Kurland.  Bis  die  Bealeinweisung  erfolgt  ist»  sollen  sie  die 
entsprechenden  Antheile  am  Zinse  im  dritten  Theil  des  Landes 
diesseits,  im  sechsten  Theil  des  Landes  jenseits  der  Windan 
erhalten  —  quos  nncos  cum  decimis  et  omni  jure  posßidebunt 
sicut  caeteri  Yasalli  in  Curlandia  creandi,  supremo  tarnen 
judicio  nobis  remanente^).  Ueber  die  lehnrechtUche  Stdluig 

^)  TO.  I.  Sp.  144,  Nr.  109.  Abza^eisen  ist  die  mit  den  Qaelko 
in  Widefsprueh  Hehendo  Eoostniktioii,  di«  A.  t.  BokMriiicq,  Di« 
VerfaMuig  der  Stadt  Riga  im  enton  JahrlmndeTt  der  Sladt.  Lpi. 
1896,  8.  38  Torgebiacht  hat.  Naeh  flim  war  bereits  auf  Grand  der 
BestimiDDOg  Ton  1S26  eine  Theflung  der  eroberten  CMtiete  mler 
dem  Bischof,  dem  Orden  und  der  Stadt  erfolgt  Ausserdem  eihilteoeB 
Andieil,  Aber  den  Riga  unabhängig  gebot,  habe  die  Stadt  dann  1231 
vom  Bischof  NicolauB  als  Lehn  snch  das  dem  Bischof  TOn  B%i 
bei  der  Theilang  SQgelUleae  Drittel  in  Kurland.  Semgallen  und 
Oeeel  erlang. 

^  UB  I.  Sp.  160,  Nr.  125  und  Hildebraod,  Li?oniea  im  Ut- 

Arch..  S  30  Nr.  21,  [2]. 

^)  JTiklfbrand,  Livonica  im  Yat.  Arch.  ä.  41,  Alim.  1. 
*)  Uli.  L  öp.        Nr.  13Ö. 


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403 


wird  alBO  nur  gans  aligemein  geeagt»  sie  BoUe  der  aller 
kfinftigen  Vasallen  in  Enrland  gleichen. 

In  Oesel  behauptet  die  Stadt  die  anf  die  Belehnung  des 
Bischofs  Nicol&ttS  gegründeten  Anapriicho.  Sie  tritt  dann, 
als  Wilhelm  to&  Modena  hier  TOn  Neuem  ein  Bisthnm 
erriGhtety  die  Hälfte  dee  Zinses  za  Onnsten  des  Bischofs  von 
Oesel  ab  und  erhält  die  andere  Hält'tü  vom  Legaten  zugo- 
sicbert,  1235').  Die  Entwicklung  der  Frage  auf  Oesel  ist 
für  uns  bedentsam.  Die  furchtbare  Niederlage,  die  der 
Orden  im  September  1286  an  der  Saale  erlitt,  erschütterte 
die  Kolonie  in  ihren  Omndfesten.  Die  nnmitteibare  Folge 
der  Niederlage  ist  ein  vierjähriger  Aufstand  auf  Oesel*), 
die  Folgezeit  zeigt  blutige  Erhebungen  in  Kurland.  Unter 
dem  Bmck  der  Bossennoth  kommt  es  1^1  an  einem  Vertrage 
mit  den  Oeselem.  Bisohof  nnd  Meister  sollen  einmal  jfthr^ 
lieh  einen  Naturalzins  abholen  lassen,  es  gelangt  aber,  abge- 
sehen vom  dos  der  Parochialkirchen,  kein  Fussbreit  Landes 
in  den  Besitz  der  Dentschen^).  Erst  mit  der  Anwendung 
gewisser  erb*  ond  strafrechtlicher  Bechtssatpmgen  entsteht 
eine  Schranke  für  die  stete  üebertragung  der  Landst&cke 
aus  der  H;ind  eines  Nationalen  in  die  eines  anderen.  Gegen 
die  Durchführung  dieser  Sätze  wendet  sich  ein  neuer  Auf- 
stand am  Anfang  dar  60er  Jahre  Nach  seiner  Nieder- 
werfhng,  erst  im  Jahre  1264,  kommt  es  zu  einer  Territorial* 
iheilung  zwischen  dem  Bischof  nnd  Orden.  Jetzt  sehen  wir 
aber  auch  die  Stadt  Riga  mit  ihren  Ansprüchen  hervortreten. 
Nach  jahrelangem  Streit  entscheidet  die  Kurie  1260:  das 
Land  sei  duroh  pttpstiiehe  Anordnung  (1236)^)  dem  Bischof 

»)  ÜB.«  I.  Sp.  181,  Nr  142 

*)  Erwähnt  in  der  Urk.  1260  April  Entscheidung  des  päpst* 
liehen  Aaditors  GregorioB  de  Neapolfs  im  Process  der  Stadt  Riga 
gegen  den  Bi«chof  von  Oeeei  &iga,  Stadt-Arch.,  Dr.  H.  HUdebraade 
huidBchr.  SammluDg. 

8)  ÜB.  I.  Sp.  369,  Nr.  285. 

*)  ÜB.  m.  Sp.  31,  Nr.  169. 

^)  ÜB.  L  Sp.  18ö,  Nr.  Uö. 


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1 


404 

nbertrageD,  efin  GeldzioB,  den  die  Stadt  vor  dem  Aufetande 

bezogen,  werde  ül)erhaupt  nicht  mehr  geleistet,  also  sei  die 
Stadt  mit  ihren  Ansprachen  abzuweisen 

Eehien  wir  nun  an  dem  gleiciuBeitig  geföhrten  Streit 
mit  den  VaBallen  in  Kurland  snxlick.  Wir  sprachen  bereits 
von  den  Erhebungen,  die  hier  nach  dem  Schlag  von  1236 
erfolgt  waren.  Erst  1245  erfahren  wir,  dass  wieder  ein 
beträchtlicher  Theil  des  Landes  in  der  Hand  der  Deuteehen 
ist,  von  dem  hier  errichteten  Oeldingen  geht  die  weiteire 
Unterwerfung  vor  sich.  Im  Jahre  1251  wird  Heinrich 
von  LiU/ellitirg  auf  den  vakanten  kurländischen  Bischofs- 
Htuhl  erhoben,  ohne  dass  er  zunächst  seinen  bleibenden 
Aufenthalt  in  Kurland  nehmen  kann').  £rst  im  April  1353 
erfolgt  die  territoriale  AnseinandereetEung  zwiBchen  Biaehof 
und  Orden. 

Zur  Erklärung  des  Streites  mit  den  Vasallen  in  Kurland 
1258  hat  nnn  der  Verfasser  des  schätzenswerthen  Buches  übor 
Kurland  im  XIU.  Jahrh.,  Dr.  Ph.  Schwartau  angenommen*)^ 
vor  der  Landtheilnng  hätte  der  Orden  und  der  Bisdiof 
Heinrich  (diener  also  in  der  Zeit  vom  Sommer  1251  bis 
April  1253)  Belehnungen  vorgenommen.  Dr.  Schwarte  nimmt 
zweitens  a%  Orden  und  Bischof  selbst  hätten  nach  der 
Theilnng  den  Vasallen  diese  Lehen  wieder  entzogen,  und 
sucht  dann  eine  Erklärung  dieser  auffallenden  Thatsachen 
aus  dem  Umstände  abzuleiten,  dass  jene  Leben  nur  auf  Zeit 
vergeben  waren.  Alle  drei  Sätze  lassen  sich  aber  quellen* 
mäsaig  nicht  nachweisen  und  die  Vorgänge  bleiben  im 
Qrunde  riemlich  dunkel  Andererseits  bleibt  die  Frage, 
was  aus  den  Rechten  der  1234  Belehnten  geworden,  völlig 


1)  ÜB.  L  Sp.  408,  Nr.  9Zh  b«aowi«r8  die  «Dgeführte  llrkande 
in  der  Hildebrandschen  Sammlung  and  ihre  p&|iitlioiie  Koofinnatioa 
Aaagm,  1260  Apr.  30  in  deraelbea  SammlaDg. 

»)  ÜB.  I.  Sp.  276,  Nr.  219. 

Dr.  Philipp  Scbwarts,  Karlaad  im  dreizehnten  Jalirhiuideit. 
Lpz.  1875,  S.  95. 


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405 


offen  0«  Keinerlei  Schwierigkeiten  aber  machen  die  Vorgänge 
Ton  1258|  wenn  man  die  Anspräche  aaf  Lehen  in  Vrede- 
earonia  eben  nicht  auf  den  Deotschen  Orden  und  den 
Bischof  Heinrich,  die  schliesslich  üicht  uui  des  Rechtes 
willen,  sondern  pietatis  motu  Konzessionen  machen,  zurück- 
fuiu't.  Dann  aber  bleibt  doch  wohl  nur  nbrigi  an  die  Yer- 
lefanang  der  30  er  Jahre  zu  denken.  Der  Zusammenhang 
ist  in  Kurzem  folgender:  Bisehof  Nioolaus  hat  die  Bürger- 
schaft  von  Riga    in    Kurland  belehnt,   5ü  Lehnsträger 
des    Raths    erlangen  Lehen    von   Balduin;    als  nach 
der  Wiederunterwerfnng  des  Landes  die  Auseinander- 
seteungen  zwischen  dem  Deutschen  Orden  und  dem  Bischof 
erfolgen,  treten,  ganz  anal  og  den  Ansprüchen  der  8tadt  auf 
entzogene  üechte  in  Oesel,  die  Ansprüche  der  Belehnten 
auf  entzogene  Rechte  in  Kurland  hervor.  Diese  Ansprüche 
werden  1258  dahin  ausgeglichen,  dass  die  Yasallen  allen 
früheren  Rechten  entsagen  und  ein  Drittel  der  verlangten 
Haken  oder  die  betreffende  Geldentschädigung  erhalten. 
Wenn  nun  bei  dieser  Gelegenheit  der  Gnadenbrief  des 
Bischofs  Nicolaus  ausgeliefert  und  kassirt  worden  ist»  so 
mfissen  die  beanspruchten  Lehen  Lehen  mit  weiblicher  Erb- 
folge gewesen  sein.  Wir  wiesen  bereits  auf  die  eigenthüm- 
liche  Klausel  in  der  Lehnsuikunde  Balduins  hin,  di  die 
Normirung  des  lehniechtlichen  Verhältnisses  der  Zukunft 
überlässt  Gehen  wir  auf  die  Belohnung  des  Bischofs  Nicolaus 
zurück,  so  finden  wir  —  und  das  erscheint  mir  hier  Aus- 
schlag gebend  —  Bischof  Nicolaus  hat  die  Belehnung  ertheilt 
dvibus  Rigensibus  ac  eorum  haeredibus  utriusque  sexus, 
also:  und  ihren  Erben  beiderlei  Geschlechts.  Besteht  ein 
Zusammenhang  zwischen  den  Vorgängen  Ton  1258  und  den 
ßelehnungen  der  30er  Jain  e,  und  den  glaube  ich  allerdings 
annehmen  zumiissen,  so  haben  die  Vasallen  1258  mit  dem  Lehn 
auch  dem  Recht  auf  Erbfolge  in  weiblicher  Linie  entsagt^ 


1)  Darauf  bat  Dr.  Schwärt  Belbst  biogewieseu,  S.  66,  Aum.  6. 


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406 


dann  aber  ist  es  erklärlich,  wie  jene  Urkunde  in  ein  ktiriaclxes 
OrdenBarcbiv  und  damit  in  unser  Kopiale  gekommen  ist,  — 
leh  fasse  das  Resultat  meiner  Untersuchung  zusammen:  der 

Gnadenbrief  des  Jüschofs  Nicolaus  ist  echt,  er  ist  l-!.')<"5  vom 
Orden  kassirt  worden  und  lag  ca.  1340  im  Archiv  zu  Gol- 
dingen.  Erkennt  man  diese  Resultate  an,  so  sind  öaaat 
ailerdings  Momente  gewonnen,  die  in  ihren  Konsequenzen 
nach  mehr  als  einer  Richtung  hin  für  die  Livl.  Geschieht 
des  XIII.  Jahrhuudcrträ  wc^eDÜich  in  Betracht  kommen. 


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!  Seite 

i     DieMooBtranzdesHau^RyseenberchinderK.  Ermitage 

|I  zu  St.  Potersiburi:.    Von  lt.  Hausinuaa.    .    .  165—212 

Der  .Silberüclmtz  der  Öt.  Nikolaikircbe  so  Keval. 


Vou  H.  Uaasmftuu  .  . 


 213-376 


Daa  Kopialbucb  aus  dem  XIV.  Jahrb.  im  Kurl. 
I           Provinzialmuseum  En  Mitao  und  der  sogenannte 
Gnadenbrtef  des  Bischofs  Nicolaus  von  Kiga. 
Von  Niculaus  Buscli  106 


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Mittheilungen 


ans  der 


livlandisciieu  Geschiclik 


Riga,  1900. 

Nicolai  Kymmels  Bachhaudluug. 


V 


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Case 


Shdf 


HARVARD  UNIVERSITY. 


LIBRARY 


OF  THE 


PEABODY  MUSEUM  OF  AMEEICAN 
ARCHJE0L06Y  AND  ETHNOLOGY. 


r.IFT  OF 


Reccivcd 


id  Alter- 
ingk. 


Druck  TOD  W.  F.  Hicker  in  Big», 


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Ein  Verzeichniss 

der  uach  dem  Jahre  1438  dein  Lnbisehen  Domkapitel  über- 
gebeaeii  Urkimdea  des  EigisebeB  Emtifte. 

ICHiSetlidtt  Yon  ÄUxander  Sergengrün,  bearbeitet  tod  PMHpp  Schwarte, 

In  den  Sitenngsberichton  der  Oesellseliaft  für  Oescbichte 
und  Alterthomskunde  der  OstseeproTinzen  RnaslandB  AUS  den 
Jahre         8.  6  flf.  hat  Herr  Dr.  Alexander  Bergengrün 

einen  Aul^atz  veröffentlicht:  „Zur  Geschichte  des  Archivs  des 
Erzbisthoms  Biga.  Nach  Aktenstacken  des  Grossherzoglichen 
Oeheiiaen  und  Haupt-ArcMTS  zn  Schwerin*'.  Er  kommt 
darin  mm  SehlnsB,  dasB  die  anf  LiTland  bezüglichen  ürknnden, 
die  mit  den  anderen  im  könidich  polnischen  Reichsarchiv 
zu  Krakau  aufbewahrten  im  Jahre  161ii  verzeichnet  worden 
sind,  einer  Urkondensammlnaig  entstammen,  die  bald  nach 
1438  vom  Erzbiflchof  von  Eiga  nnd  vom  Rigischen  Kapitel 
dem  Lübischen  Domkapitel  zur  Aufbewaiiruug  übergeben 
wui'de.  Den  grossten  Theii  der  Sammlung,  245  Stücke, 
«gnete  rieh  der  Koa^jator  des  Rigischen  Erzstifte,  Herzog 
Christoph  Yon  Heklenbnrg,  im  Januar  1563  an  nnd  lieferte 
sie  1567  oder  1569  dem  Könige  Sigismund  August  von  Polen 
auf».  222  von  ihnen,  zusamiucu  mit  4  nicht  dazu  gehörigen, 
wurden  im  Jahre  1613  in  Krakau  verzeichnet*  23  Stücke, 
wahrscheinlich  2  mit  Goldsi^^n  Tersehene  nnd  21  Papier- 
nrknnden,  waren  der  Sammlnng  bereits  entfremdet.  Da 
Toa  den  lül3  registrirten  Urkunden  zur  Zeit  21  noch  nicht 
aufgefunden  sind,  so  fehlen  von  der  dem  polnischen  König 
ausgelieferten  Sammlung  noch  44  Stücke«  Als  wünschens- 
werth  bezeichnet  es  schliesslich  Bergengrün,  dass  über  die 
im  Januar  15G3  im  Lübischen  Kapitelsarchiv  zurückgeblie- 


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 m  

beueii  L  i  künden  in  den  Archiven  zu  Königsberg  und  Olden- 
burg Nacbtorschungen  angestellt  würden.  Nach  Oldenburg 
wandte  sich  Dr.  Bergengrün  selbst.  Anf  seine  Bitte  hat 
Herr  Archivrath  Dr.  Sello  im  Oldenbnrger  Hans-  nnd 
Centraiarchiv  die  Akten  dos  ehemaligen  Lül>ischen  Kapitels- 
archivs in  Bezug  auf  die  bei  diesem  deponirten  Urkunden 
des  £rzbi8thani8  Riga  durchforsobl  und  ein  Yeneiehnias 
dieser  Urkunden  vom  Jahre  1628  sowie  ein  auf  die  Ans* 
lieferong  der  ürlnindmi  an  Herzog  Christoph  bes&glieheB 
Schreiben  des  Herzogs  Karl  von  Meklenburg  vom  17.  August 
1563  gefunden.  Die  Aktenstücke  wurden  nach  Schwerin 
gesandt  und  im  dortigen  Geheimen  und  Hanpt-Archiy  anf 
Kosten  der  Oesellschaft  f&r  Geschichte  und  AlterChmnsknnde 
kopirt.  Da  JJorr  Bergengrim  au>T  Maugel  an  literarischen 
Hiltämittein  nicht  seibat  in  Schwerin  die  Bearbeitung  über- 
nehmen konnte,  so  sandte  er  die  Kopien  nach  Biga,  damit 
dort  die  Bearbeitnng  besorgt  wftrde.  Der  Unterceiehnete 
erkUirte  sich  daan  bereit. 

Das  Urkundenverzeichniss  wird  in  der  notaritllcu  Be- 
glaubigong  genannt:  Hegistrum  vel  catalogus  jurium,  Ute- 
ranm  et  proceammm  nomiuUonm  eeelesie  Bigemm  per 
qumäam  Johemnmn  Murer  notarkm  ad  hoc  amimptm 
conscHptum  ac  jiu.ia  numei'os  appobiios  in  onliutm  prt- 
tnismm  rtdaclum.   Beigefugt  ist  dem  Verzeidmiss : 
1)  eine  Beseheinignng  des  Notars  Johann  Murer  ?od 
iO.  November  1628,  dass  der  Kasten  mit  den  Basi- 
schen Urkunden  aus  dem  Gewahrsam  des  LQbischen 
Domkapiteln   in  die  Herberge  de«»  Rigischen  En- 
bischofs  Thomas  gebracht  und  dort  revidirt  worden 
sei  und  sein  Inhalt  dem  Yorau^henden  Venmcbniss 
entspreche; 

eine  Bescheiüiguug  desselben  Notars,  dass  derürkun- 
deukasteu  am  19.  Januar  1529  dem  Lübischen  Dom- 
kapitel zur  weiteren  Aufbewahrung  znrüd^pegeben 
worden  sei; 


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409 


3)  eine  Beglaubigung  der  Kopie  des  Aktenstückes  darcb 
den  Notar  Kaspar  Schräder. 

Da  die  Unteraehrift  und  das  Notariataaeichen  Kaspar 
Sehraders  fehlen,  so  ist  das  ganze,  8Vt  Folioblftttor  f&llende 

üud  von  einer  Hand  geschriebene  Aktenstück,  das  in  dorao 
den  Vermerk  liat:  Cislam  lUgmsem  concementiaj  nicht 
das  Original  des  Notariatsinstnunentes,  sondern  eine  gleich* 
leitige  nnbeglaubigte  Kopie  desselben.  Daraus  erklttren 
sich  auch  die  FlQchtigkeits-  und  Lesefehler  im  Text. 

Die  am  Rande  beündlichen  oder  übergeschriebenen 
Zahlen  und  Buchstaben  sind  die  Signataren,  mit  denen  die 
einseinen  Stfioke  im  ürknndenkasten  versehen  waren.  Sie 
müssen  sich  an  den  Urkunden  in  ihren  jetzigen  verschie- 
denen Aufbewahrungsorten  noch  nachweisen  lassen. 

Erschwert  wurde  die  Identifizirung  der  Stücke  des 
Teneichnisses  dadurch,  dass  nnr  eine  geringe  Anzahl  der^ 
selben  datirt  ist,  wie  durch  die  oft  sehr  flüchtige,  den  Inhalt 
der  Urkunde  keineswegs  erschöpfende  Registrirung.  Bei 
einzelnen  Kegesten  konnte  konstatirt  werden,  dass  ihre 
Fassung  ganz  oder  tiiieilwelBe  den  Dorsnalaufschriften  ihrer 
Vorlagen  entspricht,  wie  bei  den  nn.  114,  182, 192,  195.  Die 
Identifizirnng  einer  Anzahl  von  Stücken  war  nur  möglich 
durch  Einsichtnahme  iii  die  von  Hermann  Hiidebrand  für 
das  livländische  Urkundenbuch  kopirten  Urkunden,  die  in 
die  Zeit  vor  dem  Mai  1423  fallen,  womit  der  erste  von 
Hildebrand  edirte  Band  des  ürkundenbuchs  (der  7.  des 
ganzen  Werkes)  beginnt.  Oadurcli  wurde  auch  Gelegenheit 
gegeben,  eine  Reihe  von  Urkunden  ,  die  bisher  nicht  im 
Einzelnen  als  aus  dem  alten  Archiv  des  Brzstifts  wieder* 
aafgefunden  angeführt  sind,  zu  Terzeichnen. 

r>a,s  Verzeichniss  ist  in  der  Gestalt,  in  der  es  vorliegt, 
abgedruckt  worden,  mit  den  Signaturen  am  Rande  oder  aU 
Ueberschrifb  und  den  in  durchaus  unchronologischer  Reihen- 
folge auf  einander  folgenden  Regesten.  Ein  Abdruck  der 
Stficke  nach  der  Zeitfolge  hätte  dem  Manuskript  zu  grosse 

27* 

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410 

Gewalt  angethaiij  auch  würe  das  aa  mehrereu  JStellf^n,  wie 
gleich  die  nn.  1  und  2  zeigen,  ohne  ZerreisBung  dm  Zanm- 
menhanges  nicht  mitglich  gewesen.  Um  «ber  das  Auffinden 
der  einzelnen  Stücke  m  erleichtern,  ist  am  Schlags  ein 
chronologisches  VerzeichniöS  der  registrirteti  Urkunden  mit 
Angabe  ihrer  Kummern  beigegeben.  Die  in  eckige  Klammern 
eingeschlossenen  Worte  oder  Buchstaben  sind  die  Verbesse- 
mngen  des  Bearbeiters,  während  die  Yersionen  des  Textes 
iu  die  Anmei  klingen  verwiesen  sind.  J)'n-  in  l  unde  Kl;tin 
mei  n  eingeschioäsenen  Zableu  vor  jedem  Regest  bezeichnen 
die  Reihennnmmern.  Unter  den  einzelnen  St&cken  sind  die 
Aufbewahmngsorte  der  Urkunden,  soweit  das  möglich  war, 
angegeben,  ferner  die  Aufzeichnungen  über  die  Drucke, 
Registrirungen  u.  s.  w.  und  äudaim  die  Verweise  auf  die 
in  den  Jahren  1613  und  1682  in  Krakau  hergestellten  Ver- 
zeichnisse. M.  bedeutet  das  im  3.  Bande  der  ,|Mittheil. 
a.  d.  liTlttndischen  Geschichte^  S.  68  ff^  soweit  es  Livland 
beti'ifft,  abgedruckte  Verzeichniss  von  1613,  Sch.  das  von 
Schirren,  Verzeichniss  livländischer  Geschichtsquellen  a.s.w*, 
1861 — 68»  edirte  Inventar  Ton  1682,  woeelbst  ansser  wenigen 
Ausz&gen  aus  den  anderen  Theüen  voUständig  gleichfalb 
nur  der  auf  Livland  bezugliche  Theil  enthalten  ist  (S.  219  ff.). 
R.  bezieht  sich  aul  das  von  Rykaczew^ki,  inventarium  omDium 
et  singulorum  privilegiorum  u.  s.  w.,  1862  vollständig  heraus* 
g^bene  Verzeichniss  von  1682;  der  IdTland  betreffende 
Theil  findet  sich  auf     106  ff. 

Das  Verzeichniss  von  1528  enth  ilt  einige  Stücke  meiu*, 
als  das  von  1613,  nämlich  233  Nummern  gegenüber  222. 
Dennoch  lassen  sich  eine  ganze  Anzahl  von  Urkunden,  die 
in  dem  Inventar  von  1613  und  dem  weniger  reichhaltigen 
von  1682  registrirt  sind,  in  dem  uns  vorliegenden  nicht 
nachweisen.   Es  sind  folgende  : 

M.   58,  Sch.  175,  fehlt  R. 
„  115,    »     92,  B.  S.  119. 


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411 


M.  121,  fehlt  Soh.  und  B. 

124 

n    130,      „        n        n  » 

,  133,  Soh.  184,  R.  8.  121. 

.  147,   ,    179,  .   ,  122. 

„  156,   ,    123,  „    ,  123. 

„  157,    ,     124,  „    „  123. 

,  184,  fehlt  Sch.  und  R. 

.  189,  Sch.  168,  R.  S.  128  (&  ÜB.  8  n.  819). 

,  191,   «    181,  „   „  125. 

,  195,    ,     147,  ,    „  125. 

,  196,    „     146,  .   „  125. 

,  206,  fehlt  Sch.,  „   „  127. 
Als  sweifelhaft  sind-  noch  ansnschlieBeeD: 
M.   20,  fehlt  Sch.  und  B.  (s.  nn.  148  u.  188). 
„    83,    „      „      „    „  (s.  n.  120). 
»  107,  Sch.  87,  B.  S.  118  (s.  n.  47). 
„  158,   .  125,  .  „  123  (8.  n.  78). 
„  163,  fehlt  8eh.  und  B.  (s.  n.  67). 

«  164,  »  »  V  n  (s-  46); 
ferner  die  in  M.  fehlende  n.  143  bei  8ch.,  die  sich  8. 125  bei 
&.  fiadet  (8.  n.  79).  Audi  ist  anzutähren,  dass  die  in  den 
Krakauer  Inventaren  doppelt  registrirten  Urkunden  von 
1864  Okt  23  und  1434  Sept.  17  in  unserem  Verzeichnisa 
sich  nur  in  einer  Ausfertigung  nachweiben  lassen  (nn.  17 
Q&d  37).  Ferner  ist  zu  erwähnen,  dass  die  Bulle  HonoriusIII. 
Tom  Jahre  1218,  die  zuerst  vom  18.  Juni  datirt  ist,  dann 
tun  28.  Oktober  wiederholt  wird,  nur  in  einer  Auaferti^ng 
▼orhanden  ist  (u.  183).  Auch  das  Inventar  von  iG13  keunt 
nar  eine  Bulle  und  zwar  die  vom  28.  Oktober,  während 
Ton  1682  zwei  Ausfertigungen  hat,  die  Tom  18.  Juni 
wd  eine  undatirte,  unter  der  die  vom  28.  Oktober  zu 
▼WBtehen  sein  wird.  Sodann  ist  die  Urkunde  über  die 
AbtretuDg  der  iusel  Ujsmaöare  an  das  Kapitel  durch  den 
Bischof  Nikolaus  nur  in  einem  Stück  vertreten  (n.  214), 


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412 

ebenso  kesnt  das  Inyentar  tob  1613  die  Urkunde  nur  Tom 
Jahre  1239,  während  das  von  1682  neben  dieser  aach  eine 

desselben  Inhalts  vom  Jahre  1252  registrirt  *). 

Diesen  in  unserem  VerzeichniaB  fehlenden  Stücken 
stehen  aber  die  darin  befindliohen  g^enftber,  die  in  den 
Krakauer  Inrentaren  nicht  anzutreffen,  jedoch  theilweise 
anderweitig  bekaiml  und  genau  oder  unErefähr  zu  datiren 
sind.  Es  sind  die  nn.  1,  2,  3,  45,  48  (oder  47),  89,  HO, 
133,  137,  165,  162,  176,  182,  187,  194»  m  Oleichfails 
nicht  SU  identifinren  mit  den  Krakaner  Verzeichnisseii  und 
zugleich  undatirbar  waren  die  nn.  13,  80,  84,  129,  206. 
Als  in  doppelter  Ausfertigung  vorhanden  sind  nachzuwei- 
sen die  in  den  nn.  36  und  62,  127  und  189,  150  und  205^ 
163  und  180  registrirten  Urkunden,  während  die  späteren 
Tnventare  nur  eine  kennmi;  in  drei&cber  Ausfertigung  ist 
die  iü  den  nn.  39,  185  und  218  verzeichnete  Urkunde 
vorhanden,  wahrend  die  Krakauer  Verzeichnisse  nur  zwei 
anfuhren.  Ebenso  wird  n.  101  su  den  nn.  136  und  179  in 
Beziehung  zu  setzen  sein,  während  anch  hier  die  Krakauer 
Inventare  nur  zwei  Ausfertigungen  verzeichnen.  Zweifel- 
hafter erscheint  die  Identifikation  von  n.  99  mit  n.  97 
(Inventar  von  1613  nur  eine  Ausfertigung,  ebenso  bei 
Rykaoaewski,  während  Sdiirren  doppelte  Ymeidmung  hat), 
▼on  n.  165  mit  den  nn.  76  und  164  (das  YerzeiGhiüss  m 
1613  riui  zwei  Ausfertigungen),  von  n.  207  mit  n.  211 
(die  Krakauer  Inventare  nur  eine  Ausfertigung). 

Wenn  auch  durch  das  Verzeichniss  ron  1528  unsere 
Urkundenkenntniss  nur  in  geringem  Maasse  bereichert 
wird,  80  ist  es  doch  von  Interesse,  zu  den  späteren  Vet- 


1)  Die  d«>ppelte  Veneiebnung  der  BuUe  Innoeent  VI.  von  1860 

August  17  (ii.  181)  im  Inventar  von  1682  bei  Schiiren  nn.  9  ond  74 
bembt  offenbar  aaf  einem  Irrthum,  da  sie  bei  Rykaczewski  nur  einmal 
angefShrt  ist  und  die  Registrirung  in  n.  9  sowohl  im  Namen  de» 
Anp^telkrs  (Martin  Y.)  wie  in  der  Jabreesabl  (1234)  Fehler  anf- 
aoweiaea  bat. 


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413 


zeichüisrfen  ein  früheres  erhalten  zu  haben  und  dieses  mit 
den  bereits  bekannten  vergleichen  zu  können. 

In  der  am  Schluss  abgedrackten  Urkunde  (Orig., 
2  Siege!)  deB  Herzogs  Karl  von  M^Ienburg  von  156B 
August  17  versprechen  der  Herzog  und  Matthias  Gans 
(Hauptmann  zu  Schönberg)  dafür  zu  dorgen,  daös  Herzog 
Chnatoph  dem  liubischen  Domkapitel  eine  Quittung  in 
seinem  und  des  Rigisehen  Kapitels  Namen  über  die  Ans- 
lieferang  der  Urkunden  ausstelle.  Sobald  Christoph  dieser 
Verpflichtung  nachgekommen  ist,  soll  die  Urkunde  dem 
Herzog  zurückgegeben  werden.  Da  diese  im  Original  unter 
den  Akten  des  ekemaligen  L&bisohen  Kapitelsarcbivs  im 
Oldenburger  Haus-  und  Centraiarchiv  vorhanden  ist,  so 
hat  Christoph  offenbar  die  verlauglc  Quittung  dem  Lübi- 
Bchen  Domkapitel  vorenthalten. 

Ph.  Schwartz. 


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414 


Sequentia  jtura  ecclesie  Rigensis  deposita  sant  apod 

oapituium  Lubicensd« 

(1  u.  2)  [1366  Aug.  19  n.  1300  Juni  11]  Bne  bulle 

auree  in  nno  rotulo  corio  nit^ro  obducta,  una  cootirmatoiia 
litterarum  Henrici  imperatoriSi  quibus  archiepiscopoä  Ei- 
gSDsns  Creator  princeps  imperii,  conceditnr  ei  provincia 
LiTonie  com  jure  cndendi  monetam,  minere,  metalli  et  in- 
ventio  tesauri  et  admittitur  fiindatio  civitatis  Rigonsis,  al- 
tera Oaroli  quarti  confirmatoria  privil^ioruni  eodesie  Bi- 
gensis  et  ne  quk  aos  in  juribus  eonun  molestet 

Gedr.:  nach  Drncken  ans  dem  Anfange  des  16.  Jahrit  m 
StaatsA.  zu  Königsberg  livl.  ÜB.  2  nn.  965  u.  972.  Vgl.  SitznogS' 
berichte  der  Ges.  f.  GmgIl  iu  Altertbomak.  an  Big»  18d7  &.  11.  — 
FoUen  M.,  Seh.,  B. 

Deinde  seqiraxitar  capsole  litteris  alpbabeti  notate.  Gapsa 

A  continens  litteras  per  Utteras  alpiiabeti: 

a        (3)  [Vor  1310  Juni  Idj  Littera  magna  cum  blnnibo 
Glementis  pape  qninti  continens  articnlos,  super  quibus  in- 

quiriuir  contra  magidLrum  et  fratres  ordinis  suücte  Marie 
Teutonicorum  in  Livonia  pro  ecclesia  Rigensi. 
YgL  UB.  2  n.  680  Sp.  bL  -  Fehlt  M.,  Seh.,  &. 

B        (4)  [1318  Febr.  23]  Littera  Joannis  XXn.  pape  sab 

blumbo,  per  quam  citati  ouut  magister  et  fraires,  in  qua 
contineutur  nominatim  oronia  castra  ad  meusam  liigensis 
arcbiepiscopi  specia[n]tia^. 

Qrig.  iu  der  Kais.  Öffentl.  Bibliothek  za  St.  Petersbarg.  Ko- 
pirt  von  Hildebrand.  Gedr  :  nach  den  Originalrej^esten  bei  Theiner 
nnd  daoadi  UB.  6  n.  2775.  —  M.  62  a.  68^  Seh.  50.  B.  8.  111 
8.  o.  124. 

Bij        (5)  [1288  Sept.]  Prima  donatio  castri  Dalen  per  Joaa- 

nem  archiepiscopuiü  Rigenseni  capitulu  liigensi  facta. 

Orig,  in  der  litauischen  Metrikü  im  liauptarchiv  des  Ministe- 
riome  d.  aoswärt.  Angelegeuh.  iu  Moskao.  Gedr.:  danach  UB.  1 

*  )  tipectatia. 


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416 

u.  524.  Vera.:  danach  Mittheil.  a.  d.  livl.  Oe^^ch.  12  S.  98  n.  4 
0.  IlTammtRiö,  Oniicaaie  mittn»  n  asTOBt  .luiuhcmm  MCTpiiKM,  X  n.  4. 
Vgl.  Bunge,  Urkundea -  Regesten  n.  1354,  n.  Katalog  d.  Aaset, 
zum  X.  archäolog.  Kongress  iu  Riga  1896  n.  959.  —  M.  48, 
8ch.  40,  R.  S.  113. 

(6)  [1224  Jali  21  (?)]  Limites  terrarnm  intor  episcopum  Biy 
EstonieDsem  vel  LehaleoBem  et  Bigensem  sea  Li^oniensem 
discreti. 

Orig.  in  d.  Kaia.  Öff.  Eibl,  iu  Feteraburg.  Gedr.:  danach 
UB.  1  n.  63;  vgl.  Bunge,  Ürk.-Reg.  n.  211.  —  M.  10,  Sch.  10, 
&  8.  106  f. 

(7)  [13Ö7  April  24]  Revocatio  tractatuam  in  Dautsig  D 

tempore  Vromoldi  episcopi  fieusla  per  daos  oardinales. 

Oilg.  in  d.  K.  öfll  BibL  in  Fotendrarg.   £op.  Ton  HiMtfafud. 
—  II.  118,  Beb.  I78v  febU  B.  Vers.:  naeb  M.  UB.  3  Beg.  n.  1929. 

(8)  [1318  Febr.  23]  Littere  Joannis  pape  XXll.  in  Dij 
bltunbo  citatioiUB  contra  episcopum  Osüiensem  necnon  Ri< 
gensis  et  OBilienslB  ecclesiamm  capitala  ac  magistrom  et 
praeceptores  ordinis,  ut  infra  sex  menses  compareant  ad 

informanduui  papam  (ie  statu  patrie  Livonie  et  diveraiö 
articttlis  sedi  apoätoücae  alias  reiatis. 

Gedr.:  naeb  den  Originalregeefcen  bei  Tbelner  n.  d«naeb  UB. 
G  n.  S774  —  M.  6b,  Scb.  49,  B.  8.  114. 

(9)  (1434  Febr.  25  —  Jali  30]  Nonnulle  querele  Henningi  E 
archiepiscopi  Rigensis  contra  ordinem  in  concUio  Basiliensi 
proposite,  qnibns  nomine  concilü  deputatns  est  anditor 
Petras  Curserü. 

Orig.  io  d.  K.  ö.  BlbL  in  Petenbnig.  Gedr.:  danach  im  Ana- 
loge UB.  8  n.  778.  —  H.  199,  8eb.  149,  B.  &  126. 

(10)  [1436  Sept.  28]  Sinodi  Basiliensis  confirmatoria  F 
Bttper  nommllis  articolis  inter  arobiepiscopnm  fienningum 

et  magistrom  super  delatione  ordinis  sancti  Aognstini  et 

aliis  multis  articulis  in  Walcke  per  episcopum  Tarbatensem, 

Obiiieiiseiu  et  Ciironienaem  composiiis. 

Oriir  in  d.  K,  Ü.  Bibl.  in  Petersburg  u.  in  d.  Fürstl.  Czartoryg- 
kibchen  iiil^Uothek  in  Krakau.  Gedr.:  danacli  UB.  0  n.  106.  — 
M.  2ii-~2l^,  Sch.  162—164,  K.  5.  127.   B.  üd.  m  a.  186. 


416 


V  (11)  f1251  März  14]  De  Seniigallia:  comi^sio  refor- 
mationis  episcopatuum  Eigensis^  ZemigallensiSi  CuronienBid  in 
blambo  Inoooentii  pape  qnarti. 

Gedr.:  nadi  Orig.  bei  Doglet  n.  daoaeli  UB.  1  n.  SSSI;  tk^. 
Bwig«,  TXikondeii-Beg«Bt«n  n.  653.  —  M.  27,  Scb.  21,  R  S.  110  C 

Littere  lu  eadem  capsa  a  numeris  sigoate: 

1         (12)  [1231  April  26]  Bnlla  Gregorü  IX.  de  confirma- 

tione  iu.stitutionis  conventus  Rigensis  in  Premonatratensiom 
ordinem. 

Odg.  in  d.  K.  ö.  Bibl.  in  Petorabnrg.  Eopirt  von  Hildebrand. 
Gedr. :  nach  einem  Orig.-Transs.  v.  1309  bei  Doppel  o.  danach  ÜB. 
1  o.  168}  vff » Bonge,  UriL-Beg.  n.  35^     M.      Sch.  6»  a  S.  110. 

13  (13)  f?y  Distinctiones  terminorum  mier  domiaum  et 
capitulum  Kig  uBem  et  fratres  in  Livonia. 

10  (14)  1209  [finde].  Littera  Alberti  arobiepisoopi«  Bt- 
geneis  de  Gersecke  et  donatione  ejus,  quomodo  rex  Wisse* 
waldus  terrani  Gersecken  cum  attinentiis  ecclesie  Rigensi 
donavit  et  praestito  juramento  ab  ea  in  feudum  reoepift, 
de  dato  1209. 

Orlg.  in  d.  E.  ö.  Bibl.  in  Feterebnrg.  Gedr.:  danach  ÜB.  1 
n.  15;  Tgl.  Bunge,  Üric.-Beg.  n.  38.  —  M.  2,  Schi  2,  B.  8.  106. 

74  (^^)  [1355  Aug.  3j  Littera  Vromoldi  arcbiepiscopi  Ri- 
gensis saper  restitutione  et  Dova  coUatione  castri  Dalen  et 
terrae  Po[t]eleD[e]*» . 

Orig.  in  d.  lit  Metrika  im  H.-A.  etc.  in  Moekau.  Gedr.:  da« 
naeb  UB.  2  n.  958,  vgl.  6  Reg.  S.  55  o.  ad  1130.  Vera.:  daaaeh 
MIttbelL  12  8.  99  n.  11  n.  BTaam^  Xn.  11.  Vgl.  Kat  d.  AofliL 
s.  arehiol.  Kongr.  in  Biga  1396  n.  963.  ^  M:  87,  feUt  Sch.  a.  K 

21  (16)  [1343  Febr.  28]  Littera,  in  qua  declaratur,  quod 
Joannes  de  Tysenbosen  propter  proditionem  infamis,  per^ 
jnruBf  exeomnranieatus,  privatus  qnibnscnnque  fendis  ab  eo* 

clesia  ot  iubabilis  ad  ea  et  futura  usque  ad  (luai  Lam  gene- 
rationem  et  Engelbertns  qjus  filius  obtenta  venia  aolutis 


•)  wke,  ^  )  Parelea. 


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417  ^ 

(jüaclringentis  marcis  Rigensibus  obtiauitj  patrem  absolTi  et 
86  et  geuerationoin  mmm  rehabilitari. 

TransP.  d  Urk.  v.  1342  Ang.  17.  Orig.  in  d.  lit.  Metrika  im 
H.-A.  etc.  in  Mosloui.  Gedr.:  nach  einer  Kop.  d.  Orig.  ÜB.  2  n. 
811  (807).  Vera.:  nach  d.  Orig.  Mittheil.  12  S.  98  u.  8  u.  nia- 
lORUKiu,  X.  n.  8.  Vgl.  Kat.  d.  Ausst  z.  archäoL  Ko&gr.  In  Big« 
1896  n.  %3.  —  M.  78,  Sch.  64,  R  S.  116. 

(17)  [1434  Sept.  17]  BqU»  sacri  concüü  de  mera  ja-  tj* 
fltitia  concessa  ecclesie  Rigenei,  in  qua  maDdatnr  episcopo 

Taibatensi  etc.,  ut  declaret  nulhim  preecriptionem  conti*» 
ecclesiam  Bigensem  iacurriese,  interim  ordo  agerc  non  po- 
tait  propter  mutationem  et  alia,  in  litteris  blumbo  signatis. 

S  Origg.  in  4  K.  0.  BM,  in  Peterabotg.  Gedr.:  danach  ÜB. 
8  B.  86t  -  M.  908  n.       Beh.  158  n.  154»  B.  8.  196  f. 

(18)  [1437  Sept.  30]  Commissio  faet:  domiuo  Vai  miensi,  34 
Qt  causam  super  prescriptione  snbducenda  resumeret  in  eo 
statu  quo  fuerat  coram  episcopo  Tarbatensi,  qui  ad  conci* 
linm  remisit  eaudem. 

Orig.  in  d.  lit  Metrika  im  B.-A.  etc.  in  Modua.  Gedr.:  da- 
nach UB.  9  n.  939.  Vera.:  danach  Iflttfaeil.  19  8.  106  n.  47  n. 
DTaaunuitt,  X  n.  46.  —  M.  919,  fehlt  8cb.  n.  R 

(Iii)  [1390  Nov.  10]  Processus  aggravationis  contra  ^6 
magistratn  et  fratres  super  dominio  civitatis  iiigensis. 

Gedr.:  nach  Dogiel  UB.  3  n.  1275.  —  M.  ld4-~36,  Sob.  104, 
107  a.  108,  R.  8.  120.   8.  an.  21  u.  25. 

(20)  [1361  Febr.  26]  Seotentia  domini  Simonis  lata  in  52 

eausa  appellationis  interpoBite  a  pioc(!s:<ilnis  facLlö  per  do- 
minum Arelateusem  et  Selleiisem  in  cauea  Higensi. 

Gedr.:  nach  Dogiel  UB.  2  u.  984.  —  M.  d8v  fehlt  Sch.  u.  R. 

(21)  [1390  NoY.  10]  Processus  aggravationis  contra  26 

magigtmm  et  fratres  super  dominio  civitatis  Rigensis. 
S.  nn.  19  u.  25. 

(22)  [1425  Juni  19  (Okt.  24)]  Processus  continens  ab-  20 
aolutionem  civium  a  juramento  prestito  ordini  et  declarans 
eosdem  sabesse  archiepiscopo. 

»)  sie;  4f 


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418 


8  Origg.  In  d.  E.  ö.  BibL  in  Petenborg  (Jmi  19),  Orig.  in 
d.  Ffintl.  Csartorysk.  Btbl  in  Krakm  (Oki  34).  Gedr.:  daoMli 
im  Amtige  UB.  7  an,  304  n.  36&.  *  H.  179-81,  SeK  189  n.  14^ 
R.  S.  194  f.  8.  nu.  91  n.  96. 

Sine  üumero: 

(23)  [1392  Juni  27]  Citatio  contra  Hermannum  Ixcul 
ac  nagiBtmm  et  praeceptom  Lipome  eoper  alienatioae 
castri  IzcqL 

Gedr.roMliDogiel  UB.8n.13ia  -  M.  148^ Seh.  117, R a ISS. 

Sine  uumero: 

(24)  [1426  Dez.  23J  ProcesBus  inbibitionis  com  cessu' 
TiBf  ne  fratres  de  ordine  ammodo  electionem  sea  yisitationein 

cauüiiicurum  eccle^io  iiigentiis  se  intromisceant,  sed  prout 
de  novo  rcducti  sunt  ad  ordiuem  nancti  Augostini  eos  in 
60  demittaott 

2  Origg  in  d.  K.  ö.  Bihl  in  Petrr?bnr[^  Gedr  -.  danach  TO. 
7  n.  651.  —  M.  185  Q.  18a  8ch.  180^  B.  S.  125.  an.  140. 

18       (25)  [1890  Nov.  10]  Processus  aggrayatioiüs  contra 

magislrum  et  fratres  super  dominio  civitatis  Rigeoäis  est 
triplicatus. 

8.  nn.  19  0.  21. 

2  (26)  1310  Juni  19.  Bulla  Clementis  quinU,  qua  maa- 
dat  inquiri  de  quibusdam  sceleribus  contra  fratres  beate 
Marie  Teutonicorum  hic  expre.ssis  necnon  super  alüs.  in 
qaibuB  inventi  erant  publice  diSamati,  et  mandatur  hic 
castram  in  Dnnemimde  per  fratres  occnpatum  dimitti  et 
teneri  per  fideles  personas  usqoe  ad  pladtam  sedis  apo- 
stolice.  Dalum  Avinione  XILI.  kalendas  Julii  anno  etc. 
quinto. 

Orifr.  in  d.  F.  Czartorysk.  Bibl.  in  Krakau.  Gedr.:  danach  bei 
Dogi.  I  11  danach  ÜB.  2  n.  630;  vgl  <1  Heg.  S.  33  n.  ad  728.  Vera.: 
nach  Uiig.  Mittheil.  13  8.  9  n.  22.  —  M.  57,  Öch.  48.  R  S  113. 

6  (27)  [1434  Jnli  29]  SapUcatio  data  in  conciüo  Bauüeiui 
pro  arcbiepiBCopo  Heningo,  qui  laborabat  in  ecclesiam  suam 

inducere  ordiiiem  sancti  AuguoLini  ab  antiquo  iu  ea  habi* 
tum,  et  quod  sibi  nou  obesset  preäcriptio  fr atr um  ordiois 


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419 


beate  Marie  Tetttonioornm  per  bone  memorie  Bonifadum 

institutorem. 

Orig.  in  d.  K.  Ö.  Bibl.  in  Fetersbnig.  Gedr.:  danach  ÜB. 
8  n.  837.  —  M.  202,  Sch.  152,  R.  S.  126. 

(28)  [1434  März  19]  Gitotio  per  edictam  ex  consilio  19 
BasüieDsi  contra  magistnun  et  ordinem  in  Livonia  decreta, 
instantibne  reTerendissüno  domino  Henningo  archiepiscopo 

et  capitulo  Rigonsi. 

Ori*,'  in  d.  K.  U.  Bibl.  in  i'etersburg.  Gedr.:  danach  ÜB. 
ö  ij.        —  M.  20ü,  Sch.  150,  R.  ö.  126. 

Sine  namero: 

(29)  [1425  Mai  12]  Bulla  super  absolntione  ciTinm 

cancellata,  nbi  adjudicatur  civitas  Rigenaiö  archiepiscopo 
Bigensi  et  adimitur  ordini. 

2  Origg.  in  d.  F.  Czartorysk.  Bibl.  in  Krakaa.    Gedr.:  nach 

dem  Tranes,  v.  1425  Jaui  19,  vergl.  mit  den  2  Oriep- ,  UB   7  n. 

m  —  M.  177  o.  178,  äch.  137  u.  138.  R.  S.  124.  S.  ii,  61. 

Sine  nnmero: 

(30)  [1430  Mürz  15]  Srnniita  transBumptarum  bullaram 
huic  insertanim:  primo  tenor  bulle  Gregorii  noni;  item  buUa 
Clementis  qu[ar]ti^ ,  in  qua  inseritur  tnnor  priviiegii 
Alexandri  quarti ;  item  boUa  Jeannis  pape  XXII.,  et  refert 
Be  papa  Joannes  XXII.  ad  bnllas  Oregon!  IX.,  Bonifacii 
octavi  et  Clementis  quiuti. 

Orig.  in  d.  K.  ö.  Bibl.  in  Petereburg.  Vera.:  danach  ÜB.  8 
u.  169.  —  M.  193,  Sch.  144,  R.  S.  125. 

(31)  [14^  März  29  —  Jnni  30]  Instmmentum  consti-  12 
tiit[oram]^  procuratortnn  contra  dominum  episcopum  Cnro- 

niensem  super  spolio  [t]er[r]arnm  ^  ac  villarum  ad  capitu- 

lum  Rigense  pertinentium. 

Pap.-Kod.  in  d.  lit.  Metrika  im  H.-A.  etc.  in  Moskan.  Vt;rz.: 
danach  MitfJicil  1*2  R  103  f.  nn.  36  u.  37  u.  ÜTamHiyiiÄ,  X  nn. 
35  11.  'M'k  Im  Aufczugc  kiipirt  von  Hildebrand.  ~  M,  170  u.  171, 
Sch.  134  u.  135,  R.  S.  124.  Verss.:  nach  M.  u.  Sch.  ÜB.  6  Reg. 
8.  186  n.  3172  b.  S.  n.  224. 


•)  qninti.       conatitatLoiiis.  certamm. 


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420 


pr.       (82)  [1392  April  12  oder  21]  Procttratoriam  ad  novaa 

ißjurias  factas  reverendissimo  doroino  Joannl  archiepiscopo 
Rigensi  coram  capitulo  Lubicensi. 

M.  14G,  Scb.  116,  R.  S.  122.  Vere.:  uacli  M.  u.  Sch.  ÜB.  3 
BAg.  a.  1576  VL  6  Reg.  S.  76  n,  ad  1576. 

(38)  [1361  Mai  11  n.  Juni  11]  Alique  iaterrogationes 

et  reBponsiones  artienlate  et  instrumentate  in  rotulo. 

Orig.  ia  d.  K.  O.  ßibl.  in  Petersburg.  3  NotariatsiDstrumeuttt, 
2  vom  11.  Mai,  eins  vom  11.  Juui,  an  emauder  befestigt.  Kopirt 
von  HilMnnd.  ¥gl.  HUdefamod,  Ari>«itea  f.  d.  UtL  UB.  mifib 
S.  e  t  M.  99,  SeL  79,  B.  S.  117.  Ven.:  naeli  M.  «.  Seh. 
UB.  2  a.  1164-66,  6  Reg.  3.  173  n.  ad  1164-66;  ?gl.  8.  57  a. 
1166  aa. 

22  (34)  [1334  April  15]  Compositio  per  cardinales  ordi- 
Data,  licet  in  eam  archiepiscopuB  non  consenserit,  pro  eo 
quod  domi&i  de  ordine  oppognarunt  civitatem  Rigensem  et 
spoUavemBt  arcbiepiscopum  et  capitolum  certis  allodiia  et 
poBseBflionibtts  fuemnt  excommiinicati  et  aggravati  ac  pro 
compositione  condomuaii  in  ^uatuor  milibus  ut  quingentiä 

floreniä  in  opido  Bruggis  Flaadrie  persolvendid  aoüo  1332. 
Orig.  in  d.  F.  Czartorv'.'iTc.  Bibl.  in  Krakan.    Gedr.:  ?mch  einm 
Transa.  von  1334  Sppt  14  Dogiel  5  n.  41  u.  danach  UB.  2  n  7&9. 
Vera.:  nach  Orig.  MitUieü.  13  S.  10  a.  28.  -  ÄL  73,  feWt  Öch. 
D.  R. 

17  (35)  [1364  NoY.  13]  Processus  cum  multis  aggraTatto- 
nibus  contra  ordinem  ad  instantiam  archiepisoopi  et  eocle- 

sie  Rigensis,  pront  quod  occupent  ostia  et  posseesiones 
ecclesie  etc.,  Bigillatus  multis  sigillis  ad  üdem,  quod  [apiid]  * 
muUos  higusmodi  proceasus  execuius  est.  Sunt  XVI  sigüia 
appensa. 

Oilg.  in  der  E.  ö.  ^bi.  In  Petenborg;  noch  jetst  hängen  an 

der  Urk.  16  Siegel,  ursprünglich  sind  es  25  gewesen.  Kopirt  von 
Hildebrai  1.  -  M.  105  mit  d.  Dat.:  13  caL  Not.  (Oki  20),  fehlt 
Seh.  n.  B.  Vers.:  nach  M.  UB.  2  Reg.  n.  1188. 

23  (36)  [1435  Dez.  4]  Littera  domini  Henningi  arcbiepi- 

scopi  inter  eum  et  magidtrum  duper  compositione  üuauuilo- 

>)  fehlt 


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421 


rum  articolorum  differentium ,  postea  per  alias  litteras  in 
concüio  Basilieusi  coDfiriuatorum,  facta  in  Walcke. 

Orig.  in  d.  F.  Czartorysk.  Bibl.  in  Krakau.  Gedr.:  diDAch 
ÜB.  8     1019.  ~  M.  212,  Seh.  161,  R.  B.  127.  8.  n.  62. 

(37)  1354  [Okt.  L*;iJ    Processus  Magiii  e})iacopi  Arosien-  16 

äiä  snper  civitaCe  Higem»!  poueuiio  ad  maouä  pape,  anno 

1364  pape  Innocentii  anno  ejus  secando;  de  iata  sententia 

fnenint  abaolnti  ad  cantelam  et  non  de  alia. 

Oadr.:  nach  Orig.  bei  Dogiel  a.  duiacli  ÜB.  2^  n.  964.  —  M. 
84  Q.  86»  Seb.  68,  R.  S.  116. 

Sine  numero: 

(38)  [1385  Jan.  10]  InBtnimentam  compositionis  inter 

dominam  archiepiscopum  et  Hennelunum  Pitbgever  Yasallnm 

dicte  ecciesie  parte  ex  altera. 

Orig.  in  d.  lit.  Metrik»  im  H.-A.  etc.  in  Moskau  Oedr.:  nidi 
Dogiel  ÜB.  3  n.  1218  Yern.:  nach  Orig.  Mittheil.  12  S.  100  u.  *20 
Q.  HTamHOKtH.  X  n.  20.  Vgl.  Kai.  d.  AuBst.  z.  aich&ol.  Kongr. 
iu  Riga  1896  n.  971.  —  M.  122,  Sdi.  99,  H.  S.  120. 

(39)  [1485  Mttrz  27]  PriTilegium  pro  eoclesia  Rigensl,  91 

qnod  episcopue  Lubicensis  pro  tempore  exibteos  possit  trans- 
sumere  jura  ecciesie  KigeoBis  in  civitate  Lubicensi  et  au- 
(oritate  saeri  concilii  sub  blumbo  et  decretum  antoritate 
ejnsdem  interponere. 

2  Origg.  iu  d.  K.  O.  Bibl.  in  reter»burg.  Gedr.:  dauach  UB. 
8  n.  911.  ~  M.  m  Q.  209,  Seh.  157  q.  158,  a  S.  127.  8.  na. 
186  Q.  218. 

(40)  [1388  Juni  10]  Subdelegatio  conservatorii  gene- 
ralis capitnlo  Rigensi  ab  Urbane  papa  [8ez]to  *  concessi  in 
personam  episeopi  Racebnrgensis,  qui  snbdel^at  episcopum 

Revaliensem,  alibates  in  Yalkenau  et  Padis''  et  preposituui 
et  decanum  Tarbatenses. 

Orig.  in  d.  R.  Ö.  Bibl.  in  Petersburg.  Kopirt  von  HUdebrand.  — 
M.  128,  Ii  101,  R.  S  120  Vers.:  danadi  UB.  8  Reg.  n.  1491, 
6  Reg.  S.  73  u.  210  n.  ad  1491. 

»)  qaarto.    ^)  Fadrii. 


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4S2 


(41)  [1330  Das.  26,  Riga;  Des.  28  im  ScUosb  m  Donar 

münde  vorgewieaen")  Citatio  magistri  et  Iratrum  facta  per 

8abe2.ecutorcB  Faduaui  etc.,  ut  osteadant  privilegia  exemp- 

tionis  sae  et,  nisi  fecerint»  enint  subjecti  ordinarÜB. 

Orig.  In  ä,  K.  0.  BfbL  in  Petenbnrg.  Kopitt  von  Hildebnnd. 
*  M.  71,  Seh.  58,  B.  8. 115.   Vmi  nach  M.  ÜB.  3  Beg.  n.  879. 

14  (42)  [1268  April  5]  Quomodo  Albertus  arcliiepiscopus 
Rigensis  (eetatar,  quod  Nioolans  de  LettOTi[a]'  hereditatem 
Bnam,  qnam  habait  in  provineia  Nalaen,  ad  mannB  saas  re- 

signavit  et  fidem  recepit  ^  et  hereditatem  ipsam  ab  episcopo 
et  ecclesia  Rigensi  in  leudum  recepit. 

Orig.  in  d.  F.  (Jzartorysk.  Bibl.  ia  Krakau.  Gedr.:  dauach 
MittheU.  13  S.  17.    M.  41,  Sch.  34,  B.  S.  112.  Yen. :  danach  Ua 

1  Bog.  a.  463,  6  Beg.  &  156  o.  196  a.  ad  468.  Vgl.  Bonge, 
Uik..Bog.  n.  1104. 

37         (43)  [1365  Jali  25]  Littera  subdeiegaUouiä  ad  relaxa- 

tionem  interdicti  ad  tempiu. 

2  Origg.  in  d.  E.  ö.  BIbl.  in  Petenbnrg.  Kopirt  von  HIMo- 
bland.  —  H.  108  o.  109,  Seh.  88^  R  &  U8,  Yen.:  nach  M.  ÜB. 

2  Beg.  n.  1206.  8.  o.  57. 

29  (44)  [1365  Juli  26]  Sospenno  sentencie  excommanica- 
tionifl  depntatnr  amicabÜibiis  compOBitoribns  ad  conoordan- 
dnm  causam  inter  arehiepiscopom  ei  ordinem  super  domi- 

DIU  civitatis  Rigensis. 

Orig.  iii  d.  K.  ö.  Bibl.  in  Petersbnrg.  Kopirt  von  Hilde brand. 
—  M.  110,  Seil. n.  S.  118.  Vera.:  nach  M.  u.  Sch.  ÜB.  2  Beg. 
n.  1207,  6  Beg.  &  174  n.  ad  1207.| 

(45)  [1397  vor  März  12]  Eyn  vortracht  des  biscbofs 

zu  Brunsberg  zwischen  dem  ertzbiäcliuii  von  Eiga  uud  syner 

ritteracbaft  uffgericht. 

Die  Anofeitignng  von  Seitea  doo  Enbisebofo  iai  nach  dem 
Orig.  Im  Gr&flidi  Tleeonbaooeneehen  HaJorataA.  in  Postawy  in 
'  litanen  gedroekt  ÜB.  6  o.  2937.      Fehlt  !(.,  8ch.,  B. 


•)  Letto?io.    ^)  de. 


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(46)  [?1420  Not.  12]  Qaitantia  domi&i  JohinniB  ardiie- 
piflcopi  Bigensifl  super  dncentis  ducatiB  camere  apostolioe 

ratione  officioram  debitis  et  solutis. 

M.  164,  fehlt  Sch.  u.  B.    Verz.:  nach  M.  UB.  6  Beg.  S.  131 
n.  2969  a. 

(47)  1B64.    Processus  Magni  episcopi  Arosiensis  contra  30 
magistmm  et  fratree  LiTonie  factns  super  oiTitate  Bigenai, 
execati»  in  dritate  Lnbioenei,  de  anno  1S64  temporilras 

ürbani  pape  quinti;  de  istis  senteotiis  nunquam  iueruiit 
abgoiuti. 

Vielleicht  ist  hiernaf  oder  auf  n.  48  M.  107  (13GC)  Juli  24), 
iicJi.  87,  B.  S.  IIb  £u  besieheu.  Verz.;  nach  M.  UB.  2  a  1206. 

(48)  1964  finde.  Prooeesns  ÄrosienslB  episcopi  contra  43 
mi^listrum  et  fratres  LiTonie  pro  eo^  quod  tradidemnt  oa- 

puLiiHu  jiro  civitate  Ri^ensi,  de  anno  Domini  1364  pape 
Urbani  quiuti  anno  tertio;  de  istis  sententiis  nunquam 
hmoA  abaolntif  sed  adhac  snnt  istia  sententiis  innodati. 

(49)  [1211  Herbst]  Distinctio  terre  Livonie  inter  epi-  31 
scopos  et  ordinem  militum  Christi,  quibos  tertia  pars  pro- 
Tincie  assignata  est  militibns. 

Orig.  in  d.  F.  Czartorysk.  Eibl,  in  Knkaa.  Gedr.:  danach 
bei  Dogiel  und  danach  UB.  1  n.  23.  Yen.:  nach  dem  Orig.  Mit- 
theil. 13  S.  5  n.  1;  8.  l'l  I  Yerbesseranf^en  zum  Drock.  Vgl.  Bangem 
UrL-Beg.  iL  46.      M.  4,  Sch.  174  (7),  fehlt  K 

(60)  [1361  Not.  26]  Snper  proceesibns  domini  decani  42 

Lnbecensis,  quomodo  dictus  dccanus  civitatem  Bigensem 

ecclesiaHtioo  .^upposuit  interdicto. 

Gedr.:  nach  Urig.  bei  Dogiel  u.  danach  UB.  2  n.  988.  — > 
M.  100  n.  101,  Sch.  80  n.  Bl,  B.  S.  117  f.   S.  n.  54. 

(51)  [1399  Mai  12]  Traasnmptnm  littere  domini  Fri<  49 
^eriei  arcfaiepiscopi  Rigensis,  in  quo  inserit  tenorem  littere 
domini  l8[arn]i*  Rigensis  arcliiepiscopi  super  prcounctia- 
tione  concordie  inter  ordinem  et  civitatem  Bigensem. 

Orig.  in  d.  lit.  Metrika  im  II.-A.  etc.  in  Moskau.    Gedr.:  danach 
Dogiel  5  D.  71.  Yen.:  nach  Dogiel  UB.  4  Beg.  n.  1794  tu  nach 

>)  Tttemii. 

Mitthaü.  M,  d.  UtI.  Gescbiclit*.  XVII.  3.  38 


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4^i_ 

Orig.  Mittheil.  12  B.  103  a.  35  u.  nianwü,  X  o.  34.  —  M.  16Ü, 
SeL  127,  B.  S.  123. 

33        (52)  [c.  Littera  domini  Alberti  episcopi  roper 

divisione  iacLa  inter  ipsum  et  Iratres  gladiatonmi  de  terra 
Tolawe,  absque  data. 

Orig.  in  <1  F.  Czartoryek.  Bibl.  in  Krakau.  Gedr.:  danach  bei 

Dogiel  u.  danach  ÜB.  1  ii.  70.    Verz.:  nach  Oriir  M.  13  S.  5  n. 

8;  Verbesserungen  ^nm  Druck  S.  13,  II.  Vgl.  Bimge,  Urk  -Beg.  ii. 

221.  —  M.  3,  Sch.  173,  fehlt  B. 

(63)  [1312  Juli  18]  Littera  domini  Frandsci  d« 
H[ol]iano*y  in  qua  mandatnr  dooBino  aichiepiscopo  Rigenn 
et  eeteris  prelatis,  nt  exoommuniceDt  fratres,  quia  castram 
in  Dunemunde  nolueruut  seqaestrare  sive  expeditum  sibi 
übere  presentare. 

M.  60,  Scb.  51.  R.  S.  115.  Vers.:  danach  UB.  2  Bttg.  il7GS; 
6  Beg.  a  165  n.  733  b  o.  a  SOI  a.  ad  733  b. 

39        (54)  [1361  Nov.  26]  Processus  decani  Lubicensis  contra 
cives  Rigenses  super  cessatioue  divinorum, 
S.  n.  50. 

47       (55)  1S60  [Januar  13].  Quod  eapitulnm  Rigenae  dedit 

frau'ibus  160  uncos  in  Semigallia  anuo  etc.  1260. 

Orij^.  in  d.  K.  Ö.  Bibl.  in  Petersburg.    Gedr.:  danach  ÜB.  1 
n.  344.  Vgl.  ßuüge,  Ürk.-Beg.  n.  929.  —  M.  38,  Sch.  30,  R.  S,  III. 

(66)  [1322  Des.  18]  Canonici  Bigenses  BoWenint  fratri* 

buB  80  marcas,  super  quibus  qaitantur. 

Orig.  in  d.  Iii.  Metriku  im  H,-A.  etc.  in  Moskau.  Gedr.:  dt- 
nach  ÜB.  2  n.  683.  Verz.:  danach  Mittheil  12  S.  98  n.  7  s. 
IlTaiBBiuüfi,  Zu.?.  Vgl  Kit  d.  Auast  t.  arebioL  Eongr.  in 
Biga  1896  n.  Ses.  -  M.  87,  Seh.  67,  fehlt  B. 

(57)  [1365  Juli  25]  Subdelegatio  episcopi  firosiensis. 
a  n.  4& 

(58)  1395  [März  14].  Littere  Wentislay  Romanoram 
regia  super  inDovatioue  privil^orum  predecessoruu  impe- 
ratomm,  de  data  anno  1396. 

>)  Haiiaao. 


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425 

Qedr.:  nach  einem  Traas^.  vom  J.  1&19  bd  Dogiel  q.  dauach 
06.4  n.  1868;  vf^  6  Beg.  &  80  n.  ad  1667.  —  11. 168^  f«Ut  Soli. 

(59)  [1376  März  27]  Sententia  privationis  Johaanis 
arciuepiscopi  Rigensis  contra  Tilonem  [R]uffi*. 

Orip  in  d.  K.  ö.  Bibl.  in  Petoreburg.  Gedr.:  danach  MltthflU. 
&  und  dauacU  UB.  8  u.  1113.  —  U.  117,  Scb.  93^  B.  S.  119. 

(60)  [1435  Man  29]  Eshortatio  aacri  conoilii  Basilien- 
m  ad  magnmn  dnoem  Lftaanie,  cjns  nomine  non  expreeso 

propter  perpetuitatem,  pro  tuendis  ecclesie  Eigeosis  ju- 
ribus*'. 

Terz.:  nach  einer  Haiidschr.  vom  Ende  d.  16.  Jahrb.  im  StaatoA. 
so  Konigaberg  UB.  8  n.  918.  —  M.  207.  Sch.  156^  febit  & 

(61)  1425  [Mai  12].  Bulla  Martini  pape  quinti  anno 
ejüs  octavo,  per  quam  datur  certis  executoribus  in  com- 
misao,  ut  consules  et  cives  Eigeoses  a  jurameDto  iratribus 
ordinia  Teatonicomm  prestito  abaoWant  ei  qaod  ipsia  man- 
dent,  nt  eornm  vero  domino  arcbiepiscopo  Rigenai  in  spi* 
ritualibus  et  temporalibus  obediant. 

S.  n.  29. 

(63)  [1435  Dez.  4]  bigtnimentam  conoordie  inter  do-  41 
minnm  Henningnm  arcliiepisoopnm  Bigensem  et  eapitnlnm 

ez  uQa  et  magistrum  et  ordinem  super  mutatione  babitus. 
S.  n.  36. 

(63)  [1386  Sept.  27]  Littera  saper  piscatora  in  Asterwe,  15 
quod  jns  ejnsdem  spectet  ad  capitolnm  Rigenae. 

Transs.  d.  Urk.  von  e,  1259,  in  der  wieder  die  von  1250  Jnli 
transsamirt  ist.  Oricr.  in  d.  F.  Ceartorysk.  Bibl.  in  Krakau.  Gedr.: 
üanacli  Mittheil  13  Ö.  20  IT.  —  M.  75,  Sch.  61,  R.  S.  115.  Verz.: 
nach  M.  UB.  2  Reg.  n.  907;  vgl.  6  Reg.  S.  170  n.  ad  907. 

(64)  [1434  Mttrz  19]  Inbibitio,  ne  ordo  Tiolenta  mann  48 
mdeat  aliqnod  oontra  eccleaiam  attentare»  donec  per  oon- 

cUium  Basiiiense  causa  ioter  ambas  partes  ibidem  ineepta 
fuerit  terminata. 

Toffi.    ^)  Am  Rande  des  RegeaU  eine  ondentUche  Signatur. 

28* 


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426 

Orig.  in  d.  F.  Czartorysk.  Bibl.  in  Krakau.  Gedr.:  dwiacJi  ÜB. 
8     787.  —  M.  201.  Sch.  151,  R.  S.  126. 

88       (65)  [1391  Mai  10]  Prohibetur  vasaHls  eodesie  Rigen- 
siS;  ne  bona  feudalla  sine  consenBu  arcfaiepiscopi  BigensiB 

alieuent  sue  emptionis  aut  pignoris  aut  cnjnavis  alterioBBodt 
tiiulo  Bub  pena  excommunicationis  et  privationis  bonoi  um 
hujasmodi;  etiam  prohibetor  illa  emenübaa  et  in  pigauä 
lecipientibiis. 

Orig.  in  a.  lit  M«trika  in  H.-A.  «te.  m  MMfam.  G«dr.:  roA 
Orig.  bei  Do^l  a.  danach  UB.  8  n.  129B.  Vera  :  nach  Orfg. 
Mittheil'  12  S.  105J  n.  S8  n.  IlTaiinmKÖ,  X  n.  29  Vgl.  Kai  d. 
Anwt  B.  anshfioL  Eoiigr.  in  Riga  1886  n.  978.  -  M.  138»  Seh.  113, 
B.  S.  181. 

(66)  [1282  Jnli  14]  Privilegium  super  bonis  in  [T> 

Üiekau   doiiiini  ducis  Magnipolensis  Bnrewin  ecdesie  Ri- 

gensi  donatis. 

Transs.  d.  Ürk.  von  1224.  Orig.  üi  d.  lit.  Metrika  im  H.-A. 
etc.  in  Moskau.  Gedr.:  danach  UB.  1  u.  479.  Vera.:  danach 
Mittbeil.  12  S.  97  n.  3  u.  nraoiHUKUJ,  X  u.  3.  Vgl.  Bunge,  Ült- 
Beg.  n.  215  u.  1269.  —  M.  46,  Sch.  38,  R  8.  Itt. 

(67)  [?1419  Okt.  30]  Quitantia  arcliiepiscopi  Jobannis 
snper  quibusdam  florenis  ratione  aervioii  camere  apoatolioe 

Bolutie. 

M.  163.  fehlt  Sch.  u.  B.  Vera.:  naeh  II.  OB.  8  Beg.  S.  lÄ 

n.  2797  a. 

36  (68)  [1362  Juli  28]  Littere  mteudatioüiö  certorum  bo- 
nomm  qnibosdam  Jobanni  et  DeÜeTO  Aaegal  respectiTe 
factomm. 

Transa.  d,  Uitt.  TOn  1369  Janaar  l  iL  1860  Juni  24  aas 
dem  erabiBehömehen  Begirtram.  Orig.  in  d.  Ut  Metrika  im  H.  A. 
ete.  in  Mimkon.  Gedr.:  daaaeh  DB.tn  991-993.  Verx.  .  danach 
MittheiL  12  8.98  n.  14  n.  HiairaaEifi,  X  n.  13.  VgLK»t  d.  A  i««t 
«.  aidiioL  Kongr.  in  BIga  1896  n.  968.  -  M.  108,  Sch.  82.  ß. 
S.  118. 

(69)  [1420  Des.  2]  Quitantia  soper  20  floienia  per  «• 

dem  Joannem  episcopiim  camere  apostolice  ratione  nriim- 
torum  servitiorum  solutis. 


*)  Katbekao. 


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427 


M.  165,  Sch.  130 (T),  R.  S.  124(7).  Yen.:  nach  M.  u.  Sch. 
ÜB.  6  Reg.  S.  181  n.  2970  a, 

(70)  [1390  Dez.  23}  Instramentam  mtentie  in  prima 
iDBtantift  Buper  ecolesla  sanoti  Pauli  Rigensis. 

Urtheil  des  Hermami  de  Bilvelt,  enthalt  eu  in  dem  von  Thomas 
von  Wnlkiiigtua  (Walkingron),  der  die  riohi-  der  der  siegreichen 
FarUii  zu  ersetzeiideu  Kobleu  feätdetzL^  1391  Juli  5  besiegelten 
iDBtnunent  Orig.  in  d.  Ut  Metrik»  im  H.-A.  ete.  in  Uodan. 
Yen.;  danaeh  Mlttbdl.  13  8.  102  o.  80  a.  UTaanudi,  X  n.  29. 
Im  Annage  kopirt  von  midebraod.  —  M.  140,  Seh.  HO»  B,  S. 
121.  Yeis.:  uMh  M.  n.  Seh.  ÜB.  8  Bog.  n.  IfiBS  n.  6  Beg,  S. 
36  n.  ad  1662. 

(71)  [1391  April  19]  InstnimeDtum  ^cntentie  in  se- 
conda  inetantia  super  ecclesia  sancti  Pauli  Bigensis. 

Die  Höhe  der  Fon  der  uiterlegeDeii  Partei  sm  enetsendea 
Kosten  wild  1891  JnU  8  beettmmt  Orig.  in  d.  llt  Metrik»  im 
H.-A.  efte.  In  Hoekra.  Vers.:  duaeh  MitthdL  12  S.  102  n.  29  n. 
llTMwmii,  X  n.  80.  Im  Ansnage  kopirt  tod  HUdebrend.  —  M. 
187,  Seh.  109,  B.  S.  121.  Vere.:  nach  H.  n.  Seh.  ÜB.  8  Beg.  n. 
lfi60n.6Beg.8.  76n.ad  1660. 

(72)  [1391  Jani  28]  iDStnunentttm  sententie  in  tertia 
instantia  super  ecclesia  sancti  Pauli  Bigensis. 

Die  Hohe  der  der  aiegrdehen  Partei  in  ereetaenden  Kosten 
wird  1891Jnli  6  beetlmmt  Orig.  in  d.  Ut  Uetrika  im  H.-A.  ete. 
In  Moekao.  Vers.:  danaeh  MitthelL  12  S.  102  n.  81  n.  nsamofrii, 
X  n.  26.  Im  Anenge  kopirt  von  Hildebrand.  M.  189,  Seh.  114» 
B  S.  121  f.  Vers.:  nach  M.  a.  Seh.  ÜB.  8  Beg.  n.  1661  n.  6  Beg. 
S.  76  n.  ad  1661. 

(73)  [1268  Jan.  10}  Homines  ecclesie  noa  debent  quo- 
m  titolo  ab  ordine  Tendieari,  et  si  fluvins  [GJoyra*  ezore- 
flcentia  sua  aliquod  de  bonis  ecdeslae  ademerit  et  terre  or- 

dinis  conjufn]xerit^,  debet  nichilominuB  illa  terra  sie  se- 

juücta  capitul[o]«  remanere. 

Orig.  in  d.  K.  Ö.  Bibl.  in  Petersboig.  Gedr.:  danach  MittheiL 
4  u.  danach  ÜB.  1  n.  407.  Vgl  Bange,  Urfc.-Beg.  n.  1103.  — 
M.  40.  Sch.  aa,  K.  S.  112. 


•)  lioyva.   ^)  eoojnzerit   •)  eapitnlL 


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428 


1^4*  (74)  [1435  Nov.  7]  Appellatio  interpoßita  nomine  or- 
dinis  Teatoniooram  coram  episcopo  Tarbatenm  in  iaeto 
prescriptiomSr  qne  deeerta  est  dndnm. 

Orig.  in  d.  Ut  Metrik»  Im  H.-A.  ete.  in  HoMkan.  Gedr.:  da- 
naeh  im  Aossoge  UB.  8  n.  lOlOl  Vera.:  danaeh  MittiielL  19  fi. 
105  n.  4i  n.  ntammift,  X  n.  48.  —  M.  311,  Sdi.  160,  B.  8. 197. 

50  (75)  [1240  März  21]  Item  quedam  cumpooitio  facta 
inter  capituluni  et  quandam  viduam  MargaretheD  [Mergardim] 
snper  inaula  Oamasare. 

Oilg.  in  d.  K.  ö.  Bibt  In  Petorriiorg.  Gedr.:  danaeh  ÜB.  1 
n.  164.  Vgl.  Bonge,  Uik-Beg.  n.  46&  —  M.  22,  reUt  Seh.  n.  B. 

(76)  [1360  Aug.  25]  Processus  executorialis  conimissa* 
riorum  seoteotie  per  cardinalem  sancti  Marcl  iate,  qua  ad- 
jadicatnr  ciyitaa  Rigenna  Vromoldo  arehiepiacopo  Rigensi. 

Orig.  In  d.  F.  OfartoiyilL  BibL  in  ErakaiL  Gedr.:  daneeh 

bei  Dogiel  nud  danach  ÜB.  2  n.  976.  Verz.:  nach  Orig.  MittheiL 
18  8.  10  a.  88. -M. 94 n. 96,  Seh. 76, fehlt  B.  S.n.164^  aaehl6& 

(77)  [1251]  Littera,  in  qua  datur  per  Nicolaum  epi- 
scopum  Rigensem  capitulo  Bigensi  medietas  Bua  bonorum 
in  Se[mi]gallia^. 

Orig.  in  d.  K.  Ö.  Bibl.  in  Petersburg  (P),  ein  zweitee,  durch 

einen  kleinen  Znaatz  abweicbtiudes,  in  d.  F.  Czartorysk.  Bibl.  in 
Krakau  (K).   Gedr.:  nach  P  UB.  1  n.  231,  nach  K  Dosnel  n  r 
25.    Verz,:  nach  K  Mittheil    1^  S.  6  n.  7;  Verbeös.  zum  Druck 
bei  Dogiel  S.  13,  IV.   Vgl.  Bunge,  Urk.-Beg.  u.  662.  —  M.  2Ö  o. 
30,  Sch.  23,  R.  S.  III.    8.  u.  193. 

(78)  [1397  März  12]  Compromisz  etlicke  gudenmaoae 
in  her  Johanaen  erteblBBchoven  zu  Riga. 

1397,  Uira  19;  Biga,  orkonden  Kopeke,  Woldemar  vnd  Otto 
TJngerea,  Vaeallen  der  Blgbehen  Kirebe,  n.  m.  =  DB.  6  n. 

2937  (8.  n.  45).  Orig.  in  d.  K.  ö.  Bibl.  in  Petersbarg.  Kop.  von 
IlÜdt  brand.  Diese  oder  eine  m.  m.  gleichlautende,  von  anderen 
.  Vasallen  ausgestellte  Urk.,  wie  die  M.  158,  Sch.  125,  H.  i^.  ltJ3 
mit  offenbar  koinimpirten  Namen  yenelehnete,  mnee  hier  gemeint 
sein. 

(79)  [1430  Febr.  16]  Qnitantia  super  441  floreniB  du- 
catis  Goeme  de  Medids  nomine  ecdesie  Rigensis  aolatia. 

»)  eSe;  44?   i>)  SenogdUa. 


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Orig,  in  d.  K.  ö.  Bibl  in  Petersburg.    Gedr.:  danach  UB. 

8  n.  156.  —  M.  190,  fehlt  Seh.  o.  B.  Dagegen  fehlt  In  M.  Beh. 
148,  &  8.  1S5  Ton  1480  Jnll  81  (UB.  8  n.  278).  Oder  handelt  es 
rfeh  hier  um  dieeelhe  ürk.! 

(SO)  £?j  Obligatorie  Ludolphi  öwartboff  capitulo  Rigensi 
Bupttr  centnm  marcis  archiepiscopo  Joasm  debitis. 

(81)  [1350  Febr.  6]  Infeudatio  archiepiscopi  V'romoidi 

de  bonis  quondam  Ludolphi  Liven  Oerardo  et  fratribus 

de  Allempentzsch  facta. 

Orig.  in  d.  F.  CjMrtor.  BIbL  in  Snkaii.  Yen.:  danach  Hlttheil. 
18  &  10  n.  80l  —  M.  81,  Seh.  86^  B.  8. 116.  Vers.:  danach  UB. 

9  Beg.  n.  1062,  6  Beg.  S.  208  n.  ad  1062. 

(82)  [1390  Aug.  24]  Obligatio  Wolmari  de  Roseu  super 
centom  marcis  Rigensi  archiepiscopo  Joanni  debitis. 

Orig.  in  d.  K.  Ö.  Bibl  in  Peterabai^.  Gedr.:  danaeh  UB. 
8  n.  1270.  —  M.  183,  Seh.  105,  R.  S.  121. 

(83)  [1392  Okt.  28J  Teätameutum  cujusdam  Simonis 
Teaten. 

Orig.  in  d.  lit.  Metrika  im  H.-A.  etc.  in  Moskan.  Gedr.:  da- 
nach UB.  3  n.  1335.  Verz.:  danach  Mittheil  1?  S.  103  u.  33  u. 
DTamBURifi,  X  n.  32.  Vgl  K^t.  d.  Ansst.  z.  archäoL  Kongr.  in 
Biga  im  n.  978.  -  M.  14^.  Üch,  llö,  K.  S.  122. 

(84)  [?]  Oonceptam  tmioB  compromlssi  inter  arohiepi* 

scopum  Rigensem  ac  magistrum  Livonie  in  Lubeca  termi- 
nandi. 

(85)  [1378  Juni  20]  Infeudatio  nnios  militis  [Conrad!]* 

de  Ixcul  de  medietate  eastri  [Gejrsecke*'  a  doiuiüo  Alberto 
archiepiöcopo   Rigensi  facta. 

TrnüRp.  d.  Urkk  v.  12[24  Prühl.].  1257  März  o.  1348  Mai  10. 

OrifT.  in  d.  lit  Motnku  Irn  H.-A.  etc.  in  Moskan.    Gedr.  (d.  tranea. 

Urkunden):  daria(  h  Mittheii.  12  8.  367  u.  1,  374  n       378  n.  10. 

Vera.:  danach  Mittheil.  12  Ö.  iOO  n.  11)  u.  IlTaiimuKiu,  X  n.  18. 

Vgl.  Bange,  Urk.-Reg.  n.  209,  Kat.  d.  Ansöt.  z.  arcbäol.  Kunjrr, 

iü  Riga  1896  n.  970  n.  Mittheil.  17  S.  400.  —  M.  119,  Sch.  97, 

R.  S.  119.   Vers.:  aach  M.  UB.  8  Beg.  n.  1342. 


fr)  Lomodo.  ^)  Banedce.   «)  ale. 


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430 


(86)  [1360  Mai  18]  Kotula  unius  in[8truc]tioai9'  data 
procuratoribus,  quomodo  sententia  Rome  super  restitutioo« 
cmtatis  Bigensis  archiepifloopo  Vromoido  faoieuda  Uta  in 
partiboa  exeqnenda  foret 

Koniept  in  dL  E*  BlbL  in  Petonbug.  KopSrt  toh  Bildt- 
brand.  —  M.  98,  8eh.  78^  B.  E  117.  Vois.:  ueb  U.  UR  9  Bcg. 
n.  1140. 

(87)  [1356  Januar  2]  Littere  Hincke  Kuskule  super 
venditioue  ville  Kreistorff  Woldemaro  de  Eosea  com  con- 
BODsa  archiepisoopi  BigeuBiB  faota. 

Oilg.  in  d.  fit  Metarilcn  im  H.-A.  efte.  in  HoduiL  Oedr.:  Ltfk 
einer  Kop.  UB.  2  n.  962.  Yen.:  nach  Orig.  Mitlheil.  12  S.  90  n. 

12  a.  IlTaiirauRiü,  X  d.  12.  Ygl  Kai  d.  Ansst.  z.  arcbäoL  Koogr. 
in  Biga  1896  n.  967.  -  M.  88^  Sch.  70,  K  S.  117. 

(88)  [1397]  Obligatio  Henrici  Korte^  snper  XXVI  w»r- 

eis  domino  JubaDüi  archiepiscopo  RigeDäi. 

M.  159,  Sch.  126,  B.  S.  128.  Vers.:  nach  M.  UB.  4  Beg.  &. 
1727. 

(88)  [71494]  Supplicatio  papiri  ad  oondliiim  Badilieiue.  | 

Cifita  ' 

77  P  I 

(90)  1366  [April  18].   Littera  Caroli  qutirti  imperatoris. 

in  qua  decrevit  dominuui  Vromoldum  aicbiepiacopum  Bi-  | 
gensem  esse  prindpem  Romani  imperii  et  episcopnm  caco- 
nicwii  et  cieriemn  gaadere  debere  libertatibiis  sicati  ilii 
principes  et  clerici  in  Almania.  Datum  anno  Domini  1366. 

Orig.  iii  U.  iit.  Metrika  im  H.-A  otc.  in  Moskau.  Gedr.:  aiflk 
einem  Transa.  v.  1519  bei  Dogiel  n.  danach  UB.  2  n.  10S9.  Ym%»: 
nuk  Orig.  lOttheiL  13  S.  99  n.  15  n.  Hiaiiimii,  X  n.  1&  - 
U.  III,  Seb.  90^  B.  6.  119. 

O 

(91)  [1425  Juni  19  (Okt.  34)]  Littera  super  domiiiio 

civitatis  et  absolutio  civium. 
a  nn.  22  a.  96. 


»)  infamationis.    >>)  Urle  M.,  Soh.,  R. 


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431 


(92)  1[3]66  [April  S8].  littora  doralni  imperatoris 
Caroli-  in  qua  mandatur  re^bus  et  principibus,  iit  defen- 
dant  archi&piscopum  Rigensem,  ecciesiam  ot  ejus  personas. 
Confirmatio  priTÜegionim  flenrici  imperatoris  et  Garoli 
qiiarti.  Data  anno  1466  ad  instantiam  Vromoldi  arcbiepi- 
scopi. 

Orig.  iu  d.  F.  Czartorysk.  Bibl.  in  Krakan.  Gedr.:  daaach 
bei  Dogiel  aud  danach  UB.  2  n.  1030.  Vera.:  Mittheil.  13  S.  11 
n.  35.  —  H.  119»  Seh.  89,  K  S.  118  f. 

D 

(93)  [1393  Januar  30]  Littera  Weutzeslai  regia  Roma- 
norum,  qualiter  ecciesiam  Kigensem  capit  Bub  defensioue 
ana  et  imperü. 

Gedr.:  nach  eiBem  Transs.  vom  J.  1519  bei  Dogi«l  und  da- 
nach  UB.  8  n.  1388.  —  If .  150,  Seil.  119,  B.  S.  ISS. 

86 

(94)  [12S&  Des.  1]  Imperator  Henricns  dat  episoopo 

LiTonie  terrae  LiTonie,  Lettie. 

Orig.  1b  d.  K.  6.  BibL  in  Petenbing.  Gedr.:  nach  «inem 

FikiimUe  In  lOtfchelL  8  ÜB.  1  n.  67.  YgL  Bange,  Urk.-Reg.  n. 
S81.  -  H.  1,  Seb.  1,  B.  8.  108. 

« 

(95)  [14dO  März  15]  Duo  transsampta  bulle  Joannis 

pape  XXIJ.  de  anno  ejus  XIIII.  et  bull»  Benedicti  Xü.  de 
aouo  ejuR  II.,  quibus  mandatur  ordini,  ut  castra  et  bona 
arcbiepiBCOpi  et  ecclesie  restitnant. 

Orig.  in  d.  &.  ö.  Bibl.  io  PeterBbnrg.  Yen.:  danaeh  UB. 
8  IL  170.  —  U.  193,  fehlt  Seh.  n.  B. 

(96)  [1425  Okt.  24  (Jnni  19)]  Processus  continens  duas 
biiDaa  Linocentii  sexti  snper  Bontentits  latis  pro  ecclesia 
Bigensl  super  dominio  oi^itatiB  et  abflolntione  eiTium  Bigen- 

sinm  a  juramcntu  et  buUa  coüürmationis  litterarum  hujud- 
modi  Martini  «[uinti. 
S.  na.  22  u.  ÜU 


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m 

(97)  [?ld79  August  5]  CoDBervatonum  ad  rspiimen* 

daB  in  amphäsima  l'orma  coutra  lujuridioieä  ecclesie  Ri- 
geuäis. 

VgL  a,  99. 

t 

(98)  [1360  l«iov.  4]  Subdelegatio  facta  per  episcopom 
AroBieDsem  super  abaolutione  jorameDtorom  cmum. 

6«dr.:  naeh  einer  Kop.  im  StaataA.  lo  Königsbetn;  ÜB.  2  n. 
977.     M.  97,  Seh.  77,  R  8.  117. 

(99)  [1379  Aug.  5]  Consei  valuna  Urbani  [sexti]*  pro 
eccleäia  Rigensi;  conservatorea  TarbateosiSi  Batseburgensia 
et  HaTelbergensis  episcopi. 

Gedr.:  nach  Orig.  bei  Dogiel  u.  danaeh  UB.  8  Q.  1142.  —  II. 
120,  Seh.  96  a.  98»  &  &  119.   VgL  n.  97. 

(100)  [1336  April  30]  Mandatom  domini  Benedict! 
pape  [XTI]**  domino  Engelberte  episcopo  Tai  liatensi  direc- 
tum super  retititutioue  castrorum  archiepiacopi  et  ejua  ca* 
pituli  per  magiatnim  et  fratres  facienda. 

Gedr.:  nach  einem  Transs.  v.  J.  1476  ÜB.  2  n.  773,  vgL  mit 
d.  TiaasB.  v.  1336  Nov.  16  (UR  5  n.  778  nach  der  Kop.  eines 
Tranaa.  v.  1393);  vgL  6  Beg.  S.  44  n.  ad  914.  —  M.  77,  Seh. 
68,  a  S.  116. 

9 

(101)  [1B59  Des.  23]  De  dominio  oivitatia  Bigensis  et 
Bententialnm  est  pro  ecdeeia  Bigensi  et  contra  magistmm 
et  commendatores  ordinis,  quibns  perpetnnm  süentinm  im- 

poüitur. 

8.  nn.  136  u.  179. 

m 

(102)  [1435  Okt.  7]  Commiööio  cuncilii  J>a8iliensis  facta 
preposito  ecclesie  Tarbatensis  super  infeudatione  archiepi- 
scopi  et  capitoli  Rigensis  de  nonnullis  bonis  permutatia. 

Orig  in  d  K.  Ö.  Eibl,  iu  Pctersborg.  Gedr.:  danach  ÜB. 
8  n.  991.  —  M.  210^  S«h.  1^,  &  S.  127. 

qaarti.   i>)  Xlll. 


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433 


(103}  [1318  Febr.  23]  Bulla  Joaunis  pape  XXII.  super 
restitatione  ecolesie  Bigensi  oaBtrorum  et  bonorum  abla- 
tonun. 

Orig.  in  d.  K.  Ö.  fiibl.  in  Petenbnrg    Kop.  von  Httdebrsnd. 
M.  64»  Seb.  54,  Müt  B.  Yen.:  nwdi  M.  UB.  2  Beg.  n.  772. 

0 

(104)  [me  März  21]  Qnomodo  Albertus  LiYOnie  epi- 
fleopos  de  consensu  cardioalis  MutinensiB  episcopi  recepit 
resignationem  Seloniensis  eeotosie  a  Lamberto  et  ipBom  ad 

totam  Semigalliam  transtnlit. 

Gedr  :  nach  dem  im  Privatbesitz  befind!.  Orlg.  ÜB.  l  n.  81. 
Vgl.  bwjge,  ürL-Beg.  u.  240.  —  M.  12,  Sch.  12,  B.  S.  109. 

(105)  [1330  Mai  ?!  Bulla  Joaunib  pape  XXll.,  qua 
mandat  ecclesie  Eigeusi  restitui  caatra  et  bona  ablata  et 
qnod  eccleaias,  presbiteroB,  religiöses  et  seculares,  non  tur- 
beut  et  cultum  divinum  ab  eis  observati  permittant. 

Orfg.  ia  d.  F.  Csartoryak.  BibL  in  Knkan.  Gedr.:  danacb 
Dogiel  6  n.  40,  Baeb  einem  Tnnm.  J.  1476  UB.  9  n.  742;  vgL 
6  Beg.  8.  42  0.  ad  876.  Ten.:  lUMsh  Orig.  MittbeU.  18  8.9  n. 27. 
^  M.  69  n.  70,  fehlen  Sch.  u.  R.  S.  u.  131.  In  der  Urk  ist 
tranMoniirt  die  ßalle  Johanns  XXII.  von  1324  Febr.  11:  UB. 
2  n.  700  (vgl.  6  Reg.  S.  89  n.  ad  825),  Mitfth^.  13  S.  9  n.  26» 
der  dee  obige  Begeet  entnommen  ist. 

3 

(106)  [1336  Juli  2]  Compositio  domioi  Isernii  facU 

iBter  fratres  et  cives  Bigenses. 

Sehreiben  des  BBf.  FHedrieh  von  Blga  an  den  Bf.  Bngelbert 
TOn  Doipat,  daflir  *a  sorgen,  daas  der  ScbiedsBpnich  des  EBf. 
IsarnoB  Ton  1804  März  21,  der  transsamlrt  \vird,  erfüllt  werde. 
Gedr.:  nach  dem  OriKinaltranss.  von  1399  Hai  12  (n.  51)  bei  Dogiel 
u.  danach  UB.  2  n.  619;  Tgl.  6  Beg.  B.  32  n.  ad  715.  —  M.  76, 
86b.  62,  B.  8.  115. 

(107)  [1300  Mttrz  16]  Bulla  InnooeDtü»  qua  mandatur 

[archiepiscopo  Arelatensi  et  Arosiensi]*  et  Tarbatensi  epi- 


*)  <Mli«sL 


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434 


seopiSy  qaatamis  com  braehü  secnltfiB  invocatione  ciTitatem 

Rfgensem  ex  manibns  magiatri  Lirook  eripiaai  ei  arduepi* 

Bcopo  restituaiit. 

Orig.  in  d.  lit.  Metrika  im  H  -  A  etc.  m  Moskau.  Gedr.: 
nach  eiueni  Transs.  von  1425  bei  Dugitl  u.  danach  uüd  einer  Kop. 
IIB.  2  n.  970.  Vera.:  nach  Ori?.  Mittheil.  12  8.  99  n.  13  a.  IItä- 
lüHniufi,  X  u.  52.  -  M  91.  öcL  73,  E.  S.  117. 

(108)  1264  [Man  28].  Recognitio  de  obedientia  magiBtari 
donras  Teatontcoram  anno  1264« 

Q«dr. :  naeh  fäam  OaMMitn  Koptar  im  €Mi.-A.  m  Eopeiüutaiii 
Selilmii,  SI&  Uikk.  «.  dmnuk  UB.  6  n.  2746.  TgL  Bug«,  Ürk.- 
Beg.  n.  1089.  -  M.  89,  Seh.  93.  B.  8.  IIS. 

(109)  [1254  Dez.  12]  Super  ol  edientia  fratrum  cmci- 
feroram  Teatooioomm  facienda  dominis  sais,  arohiepiaoopo 
RigeDBi  et  episcopis. 

Ctodr.:  nach  Dogiel  ÜB.  1  n.  277  n.  naA  StnUk»,  TUmüm 
ord  TbentoiL,  I7B.  6  n.  8024  b.  Ygil.  Bonge,  ÜtlL*B«g.  n.  794.  ^ 
M.  89^  Beb.  98»  B.  8.  111. 

57 

(110)  [1224  Juli  (?)]  Ista  littera  concernit  in  parte  dio- 
cesiü  Lebalenaem  et  fratres  ordmis  et  cnm  hoc  eccleaiam 
BigeDsem  et  de  divisione  et  assignatioae  certarum  villamm. 

£:np  iu  d.  K.  Ö.  Bibl.  in  Petertbug.  —  Yen  :  danach  UB.  1 
B«g.  n.  7a.  —  Fehlt  M.,  Seh.,  B. 

L 

(111)  [1430  Okt.  14]  Instrumentum  protestationis  facte 
per  dominum  Tarbateusem  in  Woliuaria  de  impressione 
facta  archiepiscopo  Rigensi  ibidem. 

Orig.  in  d.  K.  0.  Bibl.  in  Petersburg.  Gedr.:  danach  UB. 
8  n.  842.  —  M.  194,  Seh.  146^  B.  a  1S5. 

(112)  [1422  April  25]  Tnstrumentum  procuratorii. 

Oritf.  in  d.  K.  Ö.  Bibl.  in  Petersbnrg.  Im  Aoflzuge  kop.  von 
Hildebrand.  —  M.  im,  Sch.  131,  R.  3.  124.  Vera.:  nach  M.  o. 
Sch.  UB.  6  Reg.  6,  133  n.  3056  a. 


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435 


Scatula  C. 

(113;  [1391  Aug.  8]  Citaüo  contra  cives  Rigenses  sa- 
per 60,  qnod  Tiolenter  aperawnnt  et  spoHaniiit  cellaria  ei 
eztonemnt  porturnm  daveB  et  c»ptiT»Tenint  Jobannem 
Btrdt  laicnm  fratrem. 

Urig.  iu  d.  K.  0.  Bibl.  in  Pcti  rsburg.  Gedr  :  danach  Mittheil. 
7  S.  434  a.  danach  UB.  3  n.  im  —  M.  142  oiier  143»  äck  III, 
B.  S.  121. 

(114)  [1391  Aog.  8]  PjroceasQB  oontra  civee  Rigenses 

super  illü,  quod  violenter  aperueruul  cellaria  et  extorsonutt 
claTes  portanim,  captivarunt  fratrem  Joannem  Bart  laicum. 

Orig.  in  d.  K.  Ö.  Bibl.  in  Petersburg.  Gedr.:  danach  Mittheil. 
7  ä.  434  (8.  Ö.  454)  u.  danach  ÜB.  3  n.  1299.  —  M.  142  oder  143, 
8cb.  III,  B.  8.  121. 

(115)  [1391  Okt.  3]  Processus  contra  cives  Rigenses 
saper  ecclesia  sancti  Pauli. 

Orif^  in  d.  K.  Ö.  Bibl  in  Petersbnrg.   Kop.  von  Hildebrand. 

—  M.  144,  Sch.  112,  B.  8.  121  Zu  unterscheiden  von  ÜB.  8  n. 
1801)  aach  die  Adressaten  sind  andere. 

(116)  [1317  Dez.  21]  Revocatio  et  annnlatio  quarundam 
confederationnm  int^r  eccleaiam  Rigensem  et  ordinem  per 
idyoniam  factarum  in  prejudicium  ecclesie  Bigensis,  ideo 
partes  absolTnntor  a  predicta  iniqna  confederatioiie  et  preata- 
tione  joramenti,  Joanni  pape  XXII. 

Gedr.:  nach  Do^el  UB.  2  n.  659;  vgl.  6  Reg.  ö.  36  n.  ad 

—  M.  61,  Sch.  52,  R  8.  114. 

(117)  [1317  Des.  23]  Revocatio  ejusdem  conspiratioiiia. 
Oiig.  In  d.  F.  Csart  mbL  in  Knkao.  Yen.:  danach  MlttfaeU. 

18  S.  0  n.  24.  Gedr.:  nach  einer  Kop.  a.  d.  Reg.  Johanns  XXII. 
in  StaatsA.  sa  Königsberg  ÜB.  3  n.  660;  vgl.  6  Beg.  &  86  n. 
ad  766.  -  H.  66.  Seh.  88,  B.  8.  114  f. 

(118)  [1391  NoY.  21]  Executoria  sententie  super  ecde* 
siam  saooti  Pauli. 

Orig.  in  d,  JL  0.  BibL  in  Petersburg.  Kop.  im  Anssnge  von 
Hildebrand.  ~  M.  146,  8«ih.  115,  B.  8.  198.  Yen.:  nach  M. 
UB.  8  n.  Ui61. 


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436 


(119)  [1389  Jnl!  11]  Bulla  Johannis  XXII.  super  villa 

et  boniö  An[c]en*  inter  ]»icpOöitum  et  capituium  eoclesie 
Rigensis  et  episcopum  CuroDiensem. 

Aus  einem  Transs.  von  März  29  AT.  in  d.  Iii.  Metrika  in 
H.-A.  etc.  in  Moakan  (Mittheil.  12  B.  103  ff.  nn.  36  n.  37)  von 
Hildehrand  kopirt.  -  M.  6d,  Scb.  56^  B.  S,  115.   Yen.:  nmBh  M. 

s 

(120)  £?1353  Ang.  12J  Aggr&?atio  super  dominio  civi- 
tatia  BigeDsis  contra  ordinem  decreta  anacimi  ezecatioae 
a  tevgo  scripta. 

Gedr.:  nach  Oogiel  ÜB.  3  n.  948;  vgL  6  Beg.  8.  54  a.  ad  1118. 

—  M.  88^  feUt  Seh.  q.  B. 

(121)  [1435  Dez.  22]  Citatio  per  edictum  ad  instantiam 
HcnniDgi  arcbiepiscopi  Bigensia  contra  magiatmm  et  pre- 
oeptorea  ordinis  Teutonicorom  ia  Livonia  in  sinodo  Basi- 
liensi  decreta. 

Orig.  in  d.  lit.  Metrika  im  H.-A.  etc.  in  Moskau.  Gedr.:  da- 
nach im  AuSÄuee  ÜB.  8  n.  1023.  Verz. :  danach  Mittheil  12  ö. 
lOö  n.  45  u.  Iii  Ulli  Mii&ii,  X  n.  44.      M.  213,  fehlt  6ch.  u.  Ii. 

(122)  [1511  Mai  11]  Bulla  Clementb  quinti  aup^  Castro 
Dunemnnde. 

Orig.  in  d.  K.  0.  Eibl,  in  Peterebotg.  Kop.  Toa  Hildebrand. 

—  M.  58,  Seh.  188,  fehlt  R.  Vera.:  nach  IL  n.  Seil.  ÜB.  8  Reg. 
S.  166  II.  788  M. 

(123)  1355  [Febr.  21].  Processus  Magni  Erosiensis  epi- 
scopi  contra  BeTalienses  de  anno  Domini  1355  temporilnis 
Innooentii  pape  sezti  anno  etc.  III.  pro  eo,  qnod  adheserant 

ordini  contra  archiepiscopum  et  capitnlnm  Rigense. 

Ori?.  in  d.  K.  ö.  Bibl.  in  Fetürssbarg.  Gedr.;  danach  Mittheil, 
b  u  dajiach  UB.  2  n.  955.  —  M.  86,  Sch.  69,  R.  8.  116. 

(124)  [1318  Febr.  23]  Littera  citationis  contra  conspi- 
ratores  proTincie  Bigensis. 

S.  n.  4. 


«)  Dantea. 


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437 


(125)  [1387  Okt.  17]  Processus  principales  et  execu- 
torii  contra  episcopuiD  Curoniensem  et  complices  super 
Castro  Dondanck,  quod  vi  nitebantur  expugnare. 

Orig.  iu  d.  lit  Metrika  im  H.-A.  etc.  iu  Moskau.  Vera  :  danach 
Mittheil.  12  S.  101  n.  23  u  UiauiHQKiu,  X  n.  23.  Kopirt  (z.  Th. 
im  Anszuge)  von  Hildebrand.  Von  den  ursprünglich  11  anhan- 
genden SieiTfln  hat  sich  das  Warendorps  allein  gut  erhalten,  von 
den  übrigen  sind  nur  geringe  Reste  vorhandeii.  Au  den  Pergament- 
pressein  hängen  noch  4  kleine  Perganientblättchen,  auf  denen  eine 
Jl^nzahl  (leistlicher  in  Greifswald.  Rostock  nnd  Wismar  bezeugen, 
dass  sie  daä  Mandat  im  Januar  13öö  ausgeführt  haben.  Die  UB. 
3  Q.  1248  nach  dem  Orig.  im  R.-A.  sa  Stockholm  gedruckte  Urk. 
WarendoipB  toh  demielben  Tage  Igt  Ton  der  hkr  rc^giitriiten 
BQ  nntflinclielden:  sie  enthält  den  ürtbeÜaspnieli,  die  in  der  IK. 
Metrika  das  Bzekotionsmandat.  —  M.        Seh.  108,  B.  a  ISO. 

(126)  [13d0  Januar  10]  Citatio  contra  magistrum  et 
ordinem  super  terris  ultra  Danam  et  de  Castro  Ixkul, 
quomodo  alienatnm  est  ab  eoclesia. 

Orig.  in  d.  lit  Metrtka  im  H.-A.  ete.  In  Hoaicaii.  Vers.:  da. 
Daeh  KittheiL  IS  S.  lOS  n.  87  u.  nTanmü,  X  d.  S5.  Tgt  Eat. 
d.  AiiMit  s.  arehiol  Kongr.  In  Big»  1896  n.  975.  Kopirt  von 
Bfldebnmd.  ~  M,  181,  Seh.  106^  S.  ISO.  Yen.:  nach  M.  UB. 
8  B«g.  n.  1610. 

(127)  [12iM  Nov.  14]  Confirmatio  in  generali  de  aBäig- 
natione  terre  diocesis  Seloüienflis. 

Gedr.:  nach  Dogiel  UB.  1  h.  G5;  vgl.  Bunge,  Urk.-Eeg.  u.  216. 
—  M.  8,  Sch.  7,  Ii.  ä.  109.   S.  n.  189. 

(1S8)  [1268  Des.]  Gompositio  inter  capitnlom  et  ciTes 
Rigenses. 

Orig.  in  d.  FfirstL  Gsartorysk.  Bibl.  sn  Krakau.  Gedr. :  danach 
Dogiel  5  n.  80,  nadi  dem  Orig.  im  Innern  BathaA.  wa  Big»  UB. 
1  n.  41S.  Yers.:  nach  d.  Orig.  in  Kraken  Mittheil.  18  S.  8  n.  18; 
TeibeM.  i.  Dniek  bei  Doglei  S.  15,  VIH.  Vgl.  Bonge,  Urk.-Beg. 
n.  1118.  —  M  4S,  Seh.  85,  B.  S.  IIS. 

(129)  [?]  ('o[)ia  pretense  bulle  contirmationis  distorte 
concordie  sub  manu  publica  per  notarium  tianssumpte. 

(130)  [1364  Januar  14]  Transumptum  super  plantatione 
ecclesie  Rigensis. 

Gedr.:  uach  Dogiel  ÜB.  2  u.  999.  —  M.  106,  Üch,  85,  H.  S.  118. 


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_488  

C  MaBdatam  [Johannis]  ■  23. 

(131)  [1330  Mai  7]  Mandatum  [Jobannis]»  22.  directom 
domioia  Paduauo,  Tarbatensi  et  Osilieofii  episcopis  de  ci- 
tandia  magiatro  et  firatriboa,  qnta  non  paroenmt  maadatiB 
apoatolicia  de  restitaendo  eivitatem  et  eertas  posaeasioM 

archiepiscopo  et  ecclesie  ablata. 
S.  n.  106. 

(132)  [1286J  De  bonia  in  [T]ateiikaii^  et  de  dominio 
ejosdem  predii,  donatio  ducis  Magnipoleosis. 

Orig.  in  d.  K   Ö.  Bibl.  in  Petersburg.    Gedr. :  danach  Uß 
1  n.  506.   Vgl.  Buiige,  Urk.-Reg.  n.  1324.  —  M.  47,  Sch,  6% 

a  8. 112. 

(IdS)  [?  1422  ff.]  Mandatam  domini  Oailienaia  in  papiro 
oommfssarii,  factom  iratribns  predicatoribas  ad  instantiam 

Ai'üoldi  canonici  Rigensis'  ad  presentandum  -ibi  Jura,  re- 
gistra  et  iüBtrumenta  sancte  Higez^  ecclesie  apad  e£o8]  ^ 
depoaita. 

78  Littera  B  non  fuit,  sequitur  littera  C  et  est  scataU 

oblonga« 

(184)  [1^  Not.  13]  ProeessoB  contra  magistram  et 

ordinera  super  visitatiune  canoiücorum,  eorum  leceptione 
•t  habituä  mutatione. 

Orig.  in  d.  K.  Ö.  Bibl.  in  Peterebarg.  G.dr  :  dawMsh  ÜB.  7  n. 
537.      M.  185  o.  186^  feMt  Sch.  o.  B.  a  u.  190. 

(135)  [1423  Januar  18]  ProcessuB  cum  brachio  seculari 
contineDvS  in  se  tenorcm  declarationis  super  suspenöione, 
visitatione  et  canonicorum  Eige  presentatione  etc.  per  do- 
minun  Martinum  papam  qnintam  eccleaie  et  capitolo  Ri* 
gensi  gratioae  conceasia. 

Orig.  la  d.  K.  Ö.  Bibi  in  Petenburg.  Aoflateller:  Fglnu  tpi» 
»copus  EUeteniit  (Akt).  Ton  HUdebnad  Im  Auszöge  kopiil  IL 
m.  tut  gleieh  X7B.  7  n.  551.  -  H.  169  mit  d.  J.  1^  fehlt  Seh.  iL  B. 


fehlt.    ^)  Katenkan.    c)  enm. 
1)  Wohl  Arnold  von  Brinke,  seit  1422  ai&  lüg.  Doxniien-  nachweisbar. 


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439 

(136)  [1359  De2.  23]  Öententia  Florentim  tempore  [In- 
aocentü]^  facU  continens  a4jii<iication6m  civitatis  Rigensia 
archiepiscopo  et  eapitulo  Bigensi,  abjndicans  eam  ordini. 

Gedr.:  nach  «ber  Kop.  im  StaataA.  xa  Königsberg  ÜB. 
8  o.  968.  —  IL  89  a.  90«  Seh.  71  a.  78,  &  S.  117.  a  nn.  101 
JL  179, 

fl 

(137)  [1316—1834]  BnUa  Johannis  ZXn.,  nbi  Livonia 

declaratur  esse  juris  et  proprietatis  beati  Petri  et  quod  ea, 
que  statuuiitur  per  arcbiepiscopos,  ab  ordine  debeant  ob- 
fieryari,  et  citautur  conspiratores  pro?incie  Bigensis,  et  do- 
cet  cujus  sit  terra  Livonie. 

(138)  [1423  Dez.  22]  Perpetuatio  suspeiiaioms  prinle- 
giomm  per  ordinem  contra  ecdesiam  Bigensem  impetra- 
tonun. 

Orig.  is  d.  E.  ö.  Bibl.  in  Peterabarg.  Qedr.:  danach  UB. 
7  D.  68.  —  IL  178«  fehlt  Beb.  n.  B. 

(139)  [1423  Januar  13]  Suspensio  privilegiorum  Boni- 
facti  IX.  facta  ordini  per  Martinom  papam  qnintnm. 

Transs.  In  der  ürk.  von  1428  Januar  18  (s.  n.  185).  Zo  nntcr- 
scheidcn  von  UB  5  n.  2609,  cbeOBO  ivic  n.  68  von  n.  68  im  ÜB.  7. 
—  M.  168.  Sch.  188,  &  &  184. 

(140)  [1426  Dez.  2ci]  Exccu loiia  super  eo,  quod  cauu- 
Qici  Kigenseä  habitum  Ixatrum  Teutonicorum  dimittere  pos- 
sant  et  babitum  canonicorum  regularinm  assnmere. 

S.  n.  24. 

68 

(141)  [1248]  Confirmatio  donationis  facta  per  Albertum 

episcopum  Livonie  de  decima  in  Ixkule  et  Holme  et  eoimm 
ecclesÜB  parochialibus. 

Orig.  iu  d.  K.  0.  Bibl.  in  Petersburg.    Gedr.:  danach  UB. 

1  n.  197.   Vgl.  Bunge.  Urk.-Keg.  n.  587.  —  M.  26,  ticii.  22, 

fehlt  R. 


•)  Olementia. 

MitUeU.  a.  4,  UtL  INwUekU.  X?ll,  S.  89 

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440 
III 

(142)  [1434  Dez.  17]  Conservatorium  perpetuum  sab 
buUa  sacri  concilii  Basilieosis  pro  eccledia  ßigensi  et  um- 
yerso  elero  ipsioB  diooesis  cum  anxilio  brachii  eecularis  et 
ezeciitoribas  depntatis,  videlicet  Ratisbargensi  episcopo  et 

prepouitis  eccuiMai  um  Tarbatensis  et  [Coll)orgeDsisJ 

Orig.  iii  (1.  F.  Czartor.  Bibl.  in  Knikau.  Gedr.:  dauftcb  ÜB. 
8  n.  886.  -   M.  198,  Seh.  148,  R.  8.  126. 

(143)  [1390  Juui  10]  Confirmatio  Bonifacii  noDi  supnr 
civitate  BigeoBi  et  Castro  Tboreidao,  KockenhaseB,  Ixkul 
ei  Lendon  et  alüs  pinribus  terris  et  etiam  snper  nsa  pallli 
et  aliomm  statatoram. 

Orig.  in  d.  F.  Czartor.  Bibl.  iu  Krakao.  Gedr.:  Uauach  Dogiel 
6  D.  61.  Vert.:  danach  Mittlieil  18  8.  11  n.  39  q.  nach  Dogid 
UB.  8  Beg.  D.  1516.  —  M.  188,  fehlt  Seh.  n.  R 

(144)  [1435  März  29]  Exhortatio  sacri  consilü  Baöi- 
iiemiia  ad  regem  Polonie,  ejus  ugjiiine  uon  expresso  prop* 
ter  perpetaitatem,  pro  toitione  ecelesle  RigenBis. 

Orig.  In  d.  F.  Czaitor.  Bibl.  in  Krakau.  Gedr.:  danach  UB. 
8  n.  913.  -  M  206.  fehlt  Seh.,  K  8.  187. 

(145)  [1254  Jan.  38]  Oonfirmatio  papalis  super  tertU 

parte  Semigallie  capitulo  Rigensi. 

Qedr.:  bei  Dogiel  und  danueh  LH.  1  n.  260.     Vgl.  Bunge, 
Urk.-Reg.  u.  725.       M.  »3  o  34,  ScL.  2G,  R.  S.  III.    .<  u.  1%. 

(146)  [1351  Sept.  17 j  Littera  domini  Magni  regis  öue 
cie,  in  qua  recipit  ecclesiam  Rigensem  sub  protectionem 
8uam  de  mandato  domini  pape  Glementis. 

Orig.  in  d.  F.  Csartor.  Bibl.  in  Krakau.  Gedr.:  daaaeh  bei 
Dogiel  n.  danach  ÜB.  8  n.  9il.  Ters.:  naeh  Orig.  MittfaelL  13 
8.  10  n.  81.  -  M.  88,  Seh.  67,  B.  8.  116. 

103 

(147)  [1394  Nov.  9]  De  postulatione  sive  electione  do» 
mini  Ottonia  Stettinensie  ducis  in  arehiepiscopum  Rigensem. 

Orig.  iu  d.  F.  Czartor.  Bibl.  in  Krakao.  Gedr.:  danach  bei 
Dogiel  Q.  danach  HB.  4  n.  1300.  Vtrz.:  nach  Orig.  Mlttheil.  13 
8.  12  n.  48.  —  M.  158,  8ch.  122,  R.  8.  128. 

»)  Yannienais. 


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441 


(148)  [1237  Mai  12]  De  unione  fratnim  donuis  Tento- 
nioorum  et  qood  fratres  de  domo  Teutonica  in  Livonia 
debent  esse  snb  jarisdictione  ordinariorom. 

Gedr. :  Dogiel  5  ii.  19;  uach  deu  Ktigesten  der  Briefe  Gregors  IX. 
ToTgenew,  Bist  Rossiae  moDim.  1  n.  54;  nach  dem  Droek  in 
88.  Ter.  LItoii.  1  (au  Baynald  o.  Tnrgenew)  UB.  1  n.  149:  Au- 
fertigang  an  die  Blsebofe  toq  Biga,  Dorpat  und  09h\,  wUmnd 
die  Abweiehoageii  der  AoaCnÜgiug  an  den  Legaten  Wilhelm  In  d. 
Anmerknogen  angegeben  ibd*  Vgl  Bnage,  Üik.-Beg.  n.  4Sfi,  Tgl. 
•ach  nn.  4S5  a.  436.  —  H,  19,  Seh.  18|  B.  &  110. 

UngeffUir  im  Jani  d.  J.  macbt  der  Legat  Wübelm  den  Wort- 
laut der  an  ihn  gerichteten  Ansfertignng  bekannt.  Orig.  in  d.  F. 
Czartor.  BibL  in  Krakau.  Gedr.:  uach  Reg.  Gregors  IX.  Torgenew 
1  n.  51.  Yerz.:  nach  Orig.  Mittheil.  IH  8  6  n  ?S;  wiederholt  Bongep 
Urk.-Beg.  n.  4a0a.  —  M.  20.  fehlt  ^Scb.  a.  iL   VgL  n.  18& 

98 

(149)  [1^8  Juni  26  oder  1350  Jan.  G]  Littera  düiuini 
Vroniüidi  archiepiscopi  RigcosiB  super  restituüone  et  nova 
coocessione  castri  in  Dalen  facta  capitulo. 

2  Origg.  in  d.  Lit.  Metrika  im  H.'A.  etc.  in  Moskau.  Gedr.: 
danaeJi  UB.  2  n.  888  (Reg.  nn.  1051  o.  1061)  n.  Dogiel  5  n.  49. 

Yen  :  danach  Mittheil.  12  Ö.  98  f.  nn.  9  o.  10  o.  IlTamiiiiKift,  X 
iin.  9  n  10  y^].  Kat.  d.  Ausst,  zum  archaol.  Kongr.  in  Riga 
1896  uo.  9<)4  0.  %5.  —  M.  79  a.  80,  Seh.  65,  B.  Ö.  116.  Vgl. 
u.  209. 

70 

(160)  [1488  Juli  86]  Saper  oaetro  Snntsel;  confirmatio 
▼anditionis  ejusdem  castri  a  domino  HenniDgo  [capitulo]  * 
facte. 

Orig.  in  d.  lit.  Metrika  im  H.-A,  etc.  in  Moskau.  Gedr.:  da- 
nach UB.  9  n.  328.  Yerz  :  danach  Mittheil.  12  8.  106  n.  50  u. 
üiamamÜM,  X  n.  49.  —  M.  222,  Sch.  167,  R.  S.  128.   S.  n.  205. 

66 

(151)  [1881]  TransamptQin  littere  domiai  Joannis  ar- 
chiepiscopi Rigensis,  in  qaa  donavit  capitalo  RigeDsi  ca* 
Strom  in  Dalen. 

M.  72,  Sch.  31  u.  59,  R,  S.  115.    Verz.:  nach  M.  a  Sch. 
UB.  2  Beg.  n.  880,  6  Reg.  ä.  153  n.  ad  429  o.  S.  169  u.  ad  880. 


*)  per  capituiuni. 

89* 

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442 

(152)  [1289  Aug.  S3]  üttera,  qua  dominiis  trohiepi-  , 

scopus  cedit  Castrum  Dalen  preposito,  qui  redemit  ipsum 

ex  maDibas  cujuödam  vidae  de  Baien  centom  marcis  ar- 

genti,  0811  ei  ad  Titam  promisso. 

Orig.  In  d.  Ut  Metrika  im  etc.  i&  Morinw.  Oedr.:  da* 

Daali  JJB,  1  n. 689.  Ywa.:  danadi  lUAIhiiL  18  S.  96  n.  5il  Dia- 

aupdfi,  X  u.  5.  Vgl.  Booge,  Urk.-Reg.  n.  1364  u.  Kat  d.  Aasst. 
ft.  arehiol.  Koogr.  in  Biga  1896  B.  9ea  —  lf.49,  Seh.  41,  B.  8. 113. 

72 

(153)  £ld95  Aprü  9]  Traasnmptiim  dgnadam  littere 
domini  Wentaeslai  regia  Romanoram,  qood  Joannem  arcbi- 

episcopum,  prelatos,  canonicos  et  ecclesiain  Bigensem  re-  ! 

cepit  sub  defensione  impeiii. 

Orie  in  d.  K.  Ü.  Bibl.  io  Petersburg.   Kopirt  im  Aaszage  von 
HÜdcbraxid.  -  M.  151,  Sch.  120,  B.  8,  122.    Vera.:  nach  Ii  , 
ÜB.  3  Reg.  n.  1611.  j 

(154)  [1309]  TraDSumptutii  bulle  Gregorii  continens  < 

primeram  inatitationem  ecelesie  RigesaiB  anb  r^la  saacti 

Augnatini  cum  deeimiB  et  pennultis  privilegüs  ecdeaie  et 

ipsius  boiiis^ 

Orig.  i«  d.  K.  Ö.  Ribl.  in  Petersburg.  Kopirt  von  Hildebrand. 
Gedr.:  nach  Orig.  Dogiel  5  u.  3Ö.  Verz. :  uacii  Dogiel  UB.  2  Reg- 
n.  724.  —  M.  56,  fehlt  Sch.  n.  B. 

(155)  [1393  Ende  —  1396  Anf.]  Due  promotone  do- 
mini Wentaealai  imperatoris  ad  capitolum  Rigense,  at  Otto- 
nem  daoem  Pomeranie  electnm  in  pontificem  ad  posaewio- 
nem  admittant. 

(156)  11666  Mai   13]  Testemeotum   va^üilli  Ottonia 
Fitkever. 

Orig.  in  d.  lit.  Metrika  im  H.-A  etc.  iu  Moflkao.  Gedr :  d»- 
iiaeh  UB.  3  n.  1265.  Verz.:  daimch  Mittbeil.  12  S.  101  u.  ^  u. 
TIianinuKÜi,  X  n.  24.  Vgl.  Kat  d.  Aasut.  z.  arehaoL  Kofigr.  iu 
Riga  18%  Ii.  974.  —  M.  127,  lefalt  Sch.  u.  R. 

(157)  [1436  Aoguat  15]  LiUera  papirea*  fienningi  ar- 
chiepiacopi  Bigensia,  ubi  fatetnr  redemptionem  laennowarde 

)  sie 
1)  8.  n.  19. 


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443 


per  capitulum  factam,  pro  qua  restitatum  est  ab  episcopo 
capitalo^  Santzel  Castrum. 

Oritr  in  d.  lit.  Metrika  im  H.-A.  etc.  in  Moskau.  Gedr.:  da- 
nach UB.  9  n.  88.  Vers.:  danach  Mittheil.  12  S.  106  n.  46  a. 
ÜTaiiHKBift,  X  n.  46.  —  M.  218,  fehlt  Sch.  o.  B. 

Scatula  *>.> 

(158)  [1408  Juni  10]  Sententia,  quod  ordo  in  bonis 
ab  ecclesia  Rigensi  alienatis  non  potuit  prescribere. 

2  Origg.  in  d.  lit.  Metrika  im  H.-A.  etc.  in  Moskau.  Gedr.: 
danach  im  Aussage  UB.  9  n.  297.  Verz.:  danach  Mittheil.  12  8. 
106  nn.  48  a.  49  u.  IlTaniBUKifi,  X  od.  47  q.  48.  —  M.  220  a.  221, 
Sch.  ]66,  &  8.  127  f.  8,  n.  159. 

a5 

(159)  [1438  JuQi  10]  Duplicata  ejusdem. 
S.  n.  1&8. 

71 

(160)  [1371  Jnni  26]  Gi'tatio  contra  ordinem  de  bonis 

Zelonie  et  Olme,  ut  restituant  ea  archiepiscopo  Rigenai. 

Ofig.  in  d.  lit.  Metrika  im  If.-A.  etc.  in  Moskau.    Kopirt  von 

Hildebr.'.nd.    Verz.:  nach  Orig.  Mittheil.  12  S.  100  ii.  17.  u.  ÜTa- 

BHH&iH,  X  u.  17.  —  M.  116,  tich.  94,  ii.  UO.  Verz.:  uuch  M. 
UB.  3  Reg.  n.  1282. 

(161)  [1213  Okt.  31]  MandatQia  Innocentii  pape  tercii 
miliUbna  Christi  in  Liyonia,  quod  prestont  anzilinm  bigolis 
Terbl  Dei  et  qood  desistant  ab  impedimentis« 

Orig.-lViiii0B.  von  1900  A^goit  SO  in  d.  E.  ö.  Bibl.  in  Peters- 
burg. Kopirt  von  Hildebfand.  Gedr.:  danach  Dogiel  5  n.  8  mit 
Weglawong  de«  Datnms;  nach  dem  Text  bei  Gniber  (ans  Epistohe 
IhnoeentU  lU.)  UB.  1  u.  86.  Vgl.  Bonge»  Ürk.-Beg.  n.  66.  —  M. 

Seh.  46,  a  8.  106  n.  lia 

8 

(162)  [1425  Febr.  12]  Littere  imperiales  äigismundi 

imperatoris  episcopo  Tarbatensi  conservatorie  pro  ecclesia 

Tarbatensi  in  personam  ducis  Stetinensis  ezpiranint. 

Gedr.:  nach  dem  Konzept  im  Geh.  Hau»*,  Hof*  and  StaataA. 
sa  Wien  HB.  7  n.  946.     Fehlt  M.,  Beh.,  R 


•)  eapitaloqae. 


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444 

(163)  [1360  Mai  9]  Primas  proceBSus  Steffani  AraU- 
tensis  arohtepiecopi  ezecntoris  sententie  donüni  Floreatim 

sapor  dominio  civitatis  Rigensis. 

Gedr.:  nach  Dogiel  UB.  2  n.  971.  —  M.  92,  fehlt  Sdu.  B. 
S.  117.    b.  n.  180. 

7 

(164)  [1360  Aug.  25]  ProceBsus  Stephan!  Arelataosis 

archicpiscopi,  executoris  sententie  dumiDi  Florentiui^  öoper 
dominio  civitatis  Rigensis  duplicata. 
S.  n.  76,  MMh  n.  166. 

28 

(165)  [?  1360  Aug.  25]  Processus  super  dominio  ciTitatis 
RigeDUB,  ne  fratres  ordinis  de  cetero  se  de  occapatione  ali- 
qna  Intromittant,  salyis  oompositionibiis  et  ooncordüs  de- 

Buper  factis. 

S.  uu.  76  u.  164. 

11 

(166)  1437  [Febr.  16  n.  25].  ProoessQB  babitoB  in  con- 

cilio  provinciali  Rigensi  anno  1437. 

Orig.  iu  d.  F.  Czartor.  Bibl.  in  Krakau.  Gedr.:  danach  ÜB. 
9  n.  130.  —  M.  217,  Scli.  165,  R.  S.  127. 

(167)  [1385  M&rz  31]  Copia  de  litterlB  de  et  saper  fan- 
datione  opidi  LembBtel  et  in  qnibuB  ejus  libertateB  conti« 
nentor. 

Kop.  in  d.  üt.  MeLrika  im  H.-A.  etc.  in  Moskau.  Vers.;  dt- 
naoh  Mittheil.  12  S.  101  n.  21  n.  nraimmKia,  X  d.  21.  Vgl  Kot  d- 
Aaasi  8.  srebiol.  Kongr.  in  Riga  1896  n.  972.  Kopirt  ra  Bit- 
debrand.  —  M.  188,  8efa.  100,  R.  S.  120.  Yen.:  nach  M.  ÜB. 
8  Reg.  n.  1486. 

(168)  [lo(X)  Aug.  20]  Trausiauptum  de  registru  Gre- 
gorii  pape  IX.,  in  quo  mandat  episcopo  Matinensi,  ui  oon 
permittat  neophitos  molestari. 

Gedr.:  Dogiel  5  n.  86.  Ten.:  daiuMsh  UB.  1  Reg.  n.  676.  — 
M.  66^  Seh.  47,  R.  S.  113. 

(169j  [1434  Nov.  4]  Carolina  sub  buila  sacri  concilü 
Basiliensis  pro  ecclesia  Rigensi  et  universo  olero  RigeoBii^ 


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dioceöis  cuiü  executoribus  deputatis  Ratsburgeutii  et  T[ajr- 
batenßi*  episcopis  et  preposito  Colb[erg]eD8i  . 

Orig.  in  d  K.  Ö.  Bibl.  in  PetLr«?)urg.    Gedr.:  4tnadi  ÜB. 
9  u.  ^7^  -  iL        Seh.  156,  R.  S.  127. 

4 

(170)  [1249  Juli  14]  Bulla  de  potestate  privandi  do- 
moB  milicie  templi,  sancti  JoaDois  et  beate  Marie  Jhera* 
salem  Teatonicorumy  fratres  Tentonieoram,  et  alios  exemptos. 

H.  dl,  Sch.  SO,  B.  S.  110.  Vm:  DMh  M.  UB.  1  Reg.  n. 
SSO.   Vgl.  Bonge,  Ur1c.-B«g.  n.  619. 

3 

(171)  [1364  Aug.  28]  Bulla  caBsationls  Urbani  qu[iD]ti« 

colhitioiinin.  i  rovi.sionuin  et  coiniiieiici.ii  um  faotariim  super 
cura  xeDodociiiurum,  baptismurum  öeu  aliorum  bospitaiiuiD, 
dummodo  de  militaribns  ordinibns  ant  aliis  religionibuB  non 
exiotanty  sed  qaod  eomndem  locorum  gabernatio  committatar 
TiriB  idoniis,  qui  ipsa  bona  et  jura  utiliter  regant,  in  nsns 
personanim  inibi  degentiimi:  quod  etiaiu  luandatur  archiepi- 

scopo  Rigeosi  et  suis  sullVaganeis  in  diocesibus  suis  exequi. 
Orip.  in  d.  K.  ö.  Bibl.  in  Peterabnrg.   Kopirt  von  riiUlebrand. 
-  -  2d.  104,  äch.  84,  R.  a  11&  Yen.:  nach  M.  UB.  2  R^.  u.  1188. 

59 

(172)  1213  [Anfang].  De  castro  K[ocanoi8] ,  [Ger]dine« . 
Bgeste,  Marezne,  Ge8[B]owe'  com  his,  qne  inira  [ea  et]* 
Bweatam  flavinm  et  Dnnam  continentor,  anno  1213. 

Orig.  in  d.  E.  0.  Bibl.  in  Petorabarg.    Qedr.:  duwoli  0B. 
1  n.  88.  Vgl.  Bonge,  Urk.-Reg.  n.  51.     M.  5,  Bob.  8,  R.  8.  108. 

38 

(173)  [1433  Mai  13]  Transumptum  litterarnm  Alberti 

epiacopi  Livoniensw  inter  ipsum  et  fratres  militie  Christi, 
ob!  caötra  communia  dividuutur;  cessit  fratribus  Castrum 
epittcopi  Autine  et  decima,   quam  episcopus  habuit  in 

»)  Torbatensl.  ^)  Oolbarieosi.  «)  quarti.  Karooana.  •)  Bdine. 
f)  Oeetowe.  f)  fehlt 


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446 


[Aeeharadj*,  et  due  Tille  Sedjere  ei  CMtmm  Al^euje^,  quod 
pritis  habebant,  episoopo  eeseit  Castrum  KokenliiiBeD,  [G]or- 
dine%  Egeste,  Ma[r]xne*,  Cessowe  cum  Iiis,  que  iater  [ea 
etj*  E["wp^^t]am  *■  et  Dunam  continentur. 

Oric^   in  d.  F.  Czartor.  Bibl.  in  Krakau.    Verz.:  danach  ÜB. 

ü  u.  m.   Vgl.  Mittheil.  13  S.  5  n.  2.  —  M.  197,  Seh.  18%  B. 

8.  126. 

(174)  [1237  Sept.  17]  OoiiBe[n]8U8 «  prepositi  ei  capi- 
tuli  Semigallensis  super  limitatione  diocesis  Rigensis  ultra 
Dunam. 

Orig.  iu  d  K.  0.  Bibi.  in  Petersburg.  Gedr.:  dauach  MiUheiLS 
a.  dauAch  UB.  1  o.  15i.  —  JSd.  18,  äch.  16»  B.  S.  110. 

(175)  [1292  März  5]  Littera  magistri  rial[t]'  super 

certis''  castris^  Mitau,  ubi  magiater  dedii  archiepiflcopo  duo 

inilia[ria]i  temmm  circa  Mitau. 

Orig.  in  d.  F.  Oiartor.  Bibl.  in  Knkan.  Gedr.:  danach  bei 
Dogiel  o.  danach  UB.  1  n.  Vers.:  nach  Orig.  MitlheiL  18  8. 
8  n.  20;  Verbeaeeningen  snm  Druck  8. 1^  IX.  Vgl.  Bonge,  Utk.* 
Reg.  n.  ia92.  —  II.  60,  Seh.  48,  B.  8.  113. 

60 

(176)  [ca.  1385]  Archiepiscopus  Bigensig  oondonavit 
dvibng  in  Lombsell  annrnun  oensimi  ad  effeetum  meltoraadi 

Be  et  opidum,  sine  tarnen  prejuditio  suorum  successorum. 

Vgl  u.  167. 

60 

(177)  [1372  April  28  (?)]  Littera  recognitionip  do 
Tysenhusen,  in  qua  se  fatetur^  recepisse  1400  marcaa  et 
pigDas  ab  archiepiscopo  traditum  dimisisse. 

Orig.  in  d.  Iii.  Metriku  im  H.-A.  etc.  in  MoBkan.  Gedr.:  nach 
einer  Kop.  UB.  3  n.  1089  mit  d.  J.  1373.  Vers.:  nach  Orig. 
Mittbeil.  12  S.  100  n.  18  u.  nTainnuKiS,  X  n.  14.  Vgl.  Kat.  d. 
Ausät.  z.  arohaoi.  Kongr.  ia  Riga  1896  n.  969.  —  iL  102,  8ch.83, 
K.  a  118. 

•  )  Ostherp.  b)  Alore.  c)  Sordino,  d)  Maxne.  •)  fehlt,  f)!^^ 
warn.       (JousessQB.   h-hj  ^iy.       Oale.   J)  müia.  k)  fatentor. 


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447  

(178)  [1395  Sept.  1]  Ultima  vohintas  öivc  lealameiiLüm 
Wolmari  de  R[ojBen''  militis,  in  Stetin. 

Ori)^.  in  d.  Ht  Metrika  im  H.-A.  etc.  in  Moskau.  Gedr.:  d»* 
nach  UB.  4  n.  1388.  Yen.:  danach  Mittheil.  12  S.  103  n.  34  u. 
nTäunii^-.iH.  X  n.  33.  Vgl.  Kat.  d.  Aasst.  z.  archioL  iü>ogr.  ia 
Elga  im  u.  979.  —  M.  154,  Seh.  121,  B.  S.  123. 

Littere  8{wf8uii  jaoentee  sine  scatula,  qaibas  depatabitor 

Bcatala 

C 

(179)  [1359  Dez.  23]  Senteotia  domioi  Francisci  car- 
dinalis  et  aaditoris  lata  Boper  donuBio  oivitatiB  Bigensia  pro 
archiepiscopo  Rigensi  oontra  ordinem. 

ä.  un.  101  u.  130. 

(180)  [1360  Mai  9]  Kxecatoria  ejusdem  äententie  su- 
per domiiiio  oi^itatis  Rigensis  pro  ecdesia  Rigeosi  tarn  in 
spiritaalibiis  quam  in  temporalibus  el  de  reedificalione  do* 
mos  aaneti  Gregorii  ^  fienda  per  [archiepiscopum] '  infra  qaa- 

tuor  annos,  qua  completa  de  demolitione  castri  Rigensiä 
per  ordinem  üenda  ipsiufi  ordinis  sumptibus  et  ezpensis. 
8.  a  168. 

% 

(181)  [1360  August  17]  Bulla  Innocentü  sexti,  in  qua 
cotiiinittitur  certis  executoribus,  ut  cives  Rigenses  a  jura- 
mento  üdeiitatis  üatribus  ordinis  Teutonicorum  prestito 
relasent  et  abaolvant,  fadentes  Bigenai  arcbiepiscopo  Bi* 
genses  nt  Yero  domino  in  spiritnalibiis  et  temporalibus 
obedire. 

Oripr-  in  P.  Czartoryak.  Bibl.  in  Krakun.  Gedr.;  danach 
bei  Dogicl  und  danach  UB.  2  n.  973;  vgl  G  H«g.  ö.  &7  a.  ad  1152. 
Verz.:  nach  Urig.  5üttheil.  13  8.  11  n.  34.  —  M,  96,  öch.  74  vgl. 
9,  R.  ö.  117. 


•)  RiMD.   ^)  ttc   0)  ordinem. 


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44» 


(182)  [1296  .Januar  10]  liiüovatio  Bonifacii  super  ter- 
riß  Selonia,  [K]st[o]iiia*.  8emigallia. 

Gedr.:  nafli  Orig-.  bei  !)noriel  ti.  dauacb  UB.  1  n.  r>^>:  vgl. 
Bonge,  Urk.-Beg.  u.  142d  u.  S.  U7  q.  240.  —  Fehlt       Öch.»  B. 

87 

(183)  [1218  Juni  18»  oder  1219  Okt.  28*]  BuUa  Ho- 
nori[i]^  tercii,  in  qua  coofimat  episcopo  LiTODiensi  tems 
SeloniOy  [£f]8t[o]Die^  et  Semigallie. 

1)  Yen.:  naeli  PotthMt  Bang«,  Urlc-B«f.  n.  88.  —  Fehlt  M., 
Seh.  4,  B.  S.  106.  3)  Gedr.:  nach  dem  TVenee.  tron  1296  Jan.  10 
bei  Dogiel  u.  danach  UB.  1  n.  45.  Vgl  Bonge,  ÜTlr.*Reg.  a.  90. 
—  M.  6,  Seh.  8^  R  &  lOd. 

(184)  [1436  Sept.  28]  Confirmatio  concilü  Basiliensia 
concordie  inter  archiepiäcopum  Kigensem  et  ordinem  in 
Walcke  inite. 

8.  an.  10  o.  186. 

19 

(185)  £1435  März  27]  Commissio  facta  episcopo  Lubi* 
ooDBi  de  tranenmendie  juribas  eceleaie  BigeoaiB. 

S.  nn.  89  Q.  S18w 

(186)  [1436  Sept.  28]  Confirmatio  concordie  inter  archi- 
episcopnm  et  ordinm  similia  proxime. 

ä.  nu.  10  Q.  184. 

94 

(187)  [?  1360  August  17]  Conarmatio  Innocentii  sesti 
super  limitibus  terrarum  Livonie. 

Gedr.:  nach  Dogiel  UB.  2  o.  974.  -  Fehlt  M.«  Seh.,  a 

61 

(188)  [?  1237  Juni  (?)3  Littera  Gregorii  pape  noni,  per 
quam  datur  potestas  episcopo  Mutinensi  uniendi  fratres 


•)  Osteoia.      Honori.  «)  Oatenie. 


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449 


militie  Christi  fratribus  et  ordini  Teutonicorum  in  Livonia, 
io  qua  narratur,  qaod  terra  Livonie  juris  et  proprietatis 
beati  Petri  esse  di^oscitar'i  et  statoitar,  nt  ipsi  fratres 
sab  diocesanoram  ant  etiam  prelatonim  sttorum  jnrisdictione 

consistant,  non  obstantibne  privilegiis  et  libertatibus  [ma- 
gistro  et  fratribusj*'  iüduitis. 
Vgl.  n.  148. 

92 

(189)  [1224  Not.  14]  Confirmatio  in  generali  de  di- 
atinotione  terminoram  diocesis  Seloniensis  facta  ad  instan- 
tiam  episcopi  Seloniensis. 

a  n.  127. 

90 

(190)  [1426  Nov.  13]  In  hac  Inilla  datur  canoniciö  Ri- 
gensibtts  sub  habitu  tratrum  Teutonicorum  existentibus  Ii- 
eentia  assnmendi  babitnm  canontcomm  regolariam  ordinis 
sancti  Aog^üni  jnxta  pristinam  et  antiquam  ipsias  ecelesie 

coüsuetudinem. 

S.  a.  134. 

95 

(191)  [1272]  Littera  primi  archiepiscopi  Rigensis  Al- 

berti  de  terra  [Ojphemele  ° ,  que  est  pars  qaedam  provincie 

Semigallie,  data  oapitnlo  Rigensi. 

Orig.  in  d.  F.  Girtoryak.  BiVL  in  Kraku.  Godr.:  danaoli 
MitthelL  18  8. 19.  —  H.  44,  Sch.  87,  fehlt  R.  Yen.:  nMh  M. 
X7B.  1  B«g.  n.  486. 

96 

(192)  [1251  Juli  27]  De  banno  in  Semigallia  preposito 
et  capitulo  Rigensi  commisso. 

Orig.  in  ä.  F.  (Jzartorysk.  Bibl.  in  Krakau.  Gedr.:  dttnach 
MittheiL  13  S.  16.  —  M.  31,  fehlt  Sch.  u.  R.  Ver«.:  nach  M.  ÜB. 
1  Beg.  n.  255. 


•)  eic.       epiBcopit«   <)  Aphemele. 


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79 

(193)  [1251]  Donatio  seu  collatio  tertie  partis  totius 
Semigallie,  quam  fecit  occlesie  Rigemi  pius  domimis  Nico- 
Iftns  archiepiBCopaB*  Rigensifl. 

8.  n.  77. 

99 

(194)  [1251  Märs  3]  Incorporatio  ecclesie  Serolgallenas 
ad  ecclesiam  Rigeniiem  6t  dilatatio  ^iscopatas  Coromensig 
ad^  totam^  Cnroniam;  litera  comimssarioram. 

Gedr.:  nach  dem  Transs.  in  lier  Beätatiguiigäbulle  von  1251 
Mlim  14  bei  Dogiel  q.  danach  UB.  1  a.  219.  Vgl.  Bonge,  Urk.- 
Beg.     648L  —  Feblt  IL,  Seh.,  B. 

97 

(195)  [1256]  De  tertia  parte  fratram  [GJersedLe«  et 

de  littore  maris  in  Curonia. 

Ori^.  in  d.  F.  CVartorysk.  Bibl.  in  Krakau.  Gedr.:  ans  Hiärns 
KoUektuiieeu  Uß.  1  n.  288.  Verz.:  nacit  ürig.  Mittbeü.  13  S.  7 
n.  11;  Verbess.  zum  Druck  S.  14,  VI.  Vgl.  Bonge,  Ürk.-R«g. 
n.  806.  —  M.  37,  Sch.  177.  R.  S.  III. 


(196)  [1254  Jan.  28]  Confirmatio  papalis  super  tertia 
parte  Semigallie  capitulo  Eigeusi. 

S.  n.  145. 

94 

(197)  [1246  Juli]  CoDfirmatio  super  limitationibus  epi- 
scopatuum. 

Gedr.:  nach  Do^el  UB.  1  n.  193.    Vgl  Bange,  Urk.«Beg. 
u.  549.  -  M.  23,  Sch.  27,  a  S.  III. 

108 

(iiJ8j  {1231  8ept.J  Limitatio  terrarum  Livoüie  facta 
per  Matinensem  episcopatus  Rigenflis,  Guroniensis  et  Se- 
migaUeusis« 

Orig.  in  d.  F.  Owrtovyik.  Bibl.  in  KnkM.   Gedr.:  danach 
bei  Dog&el  ond  danach  UB.  1  n.  168.  Vers.:  nach  (Mg.  MittbeU. 

•)  eic  ^)  qnanlam     totam.  «)  Bereecke. 


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j 


451 


18  a  6  n.  4;  Terl>«M.  mm  Bniek  S.  18^  m.  —  H.  17,  Sdk  17, 
B.  S.  110. 

102 

(199)  [1234  Febr.  28]  De  translatioDe  et  limitatioDe 
episeopatotim  Gregorii  nom. 

Gedr.:  nadi  Dogiel  ÜB.  1  n.  188.    Vgl.  Bunge,  Ürk.-Rcg. 
n.  m,  -  M.  le,  Sek  6»  R  8.  109. 

100  G 

(200)  [1271  Aug.  27]  Litte»  magistri  et  oommendato- 

mm  in  Livonla,  in  qna  continetur,  si  magister  et  fratres 
castrnm  Tf arvet]hene  *  vel  alind  iu  parte  sua  edificaveriiit 
infra  anDum,  pro  illo  Castro  archiepiscopus  potest  eis  dare 
«[liajd^  caatram  in  reoompenBam,  qaod  SemigaUiam  re* 
cognoflcant  eese  de  domiiiio  eedeaie  Bigensis* 

Qrlg.  Id  d.  K.  ö.  BIbL  In  Petenbug.  Gedr.:  danaeh  ÜB. 
1  n.  4ab,  Vgl.  Bonge,  Ürk.-Beg.  n.  1148.  —  M.  48,  Scb.  16,  a 
8.  110. 

101 

(201)  [1294  Febr.  5J  Littere  donationis  Dalen  per  Jo- 
annem  arehiepiscopnm  eapitulo  Becandarie  facte. 

Qrlg.  in  d.  E.  0.  BIbl.  in  Petenbug.  Gedr.:  daoaeb  ÜB.  1 
n.  560.  YgL  Bonge,  Üiic.-Reg.  n.  1407.  —  M.  52,  Seb.  44»  B. 
8.  113. 

62 

(202)  [1350  Januar  G  oder  1348  Juni  20]  Littera  do- 
mini  Vromoldi  arcbiepiscopi  Rigensis  saper  restitutioue  et 
nova  coneessione  castri  Daleo  facta  capitolo  RigensL 

8.  n.  149. 

69 

(203)  [1292  April  25J  Eenunctiatio  caatri  Daleu  lacU 

per  Johannem  de  Dalen. 

Orig.  In  d.  Ut  Hetrika  im  H.-A.  etc.  in  Moskao.  Gedr.:  danaeb 

ÜB.  1  n.M7.  Vera.:  danach  MittbeU.  12  S.  96  o.  6  u.  UTamHUKiS, 
X  D.  6.  Vgl.  Katal.  d.  Aasst  zum  arcbioL  Koogr.  in  Big«  1886 
n.  961.  —  M.  51,  Scb.  42,  B.  IS.  113. 

^  .  ^  « 

«)  Torreobene.  ^)  ad. 


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452 


85 

(204)  [1390  Dez.  23]  Super  possesflionibas  ex  oppo&iio 
castri  Dalen  insale  ultra  DuDam.  Instromenliim  seotentie* 

Urtheil  des  Hennann  de  Büvelt>  eutbalten  ia  dem  von  TlioiBas 

von  Walkingtoii,  der  die  Höhe  der  der  siegreichen  Partei  ma  er- 
setzenden Kasten  bestimmt,  1391  Jali  21  aasgesteUteu  Instrument 

Ori(r  lu  d.  lit  Metrika  im  H.-A.  etc.  in  Moskau  Verz.:  danach 
Mittin  il.  12  S.  103  n.  32  (der  Verweis  auf  ÜB.  Reg.  1552  nicht 
riebtigj  u.  IlTaraHUKiH.  X  u.  27.  Verl.  Kat.  d.  Aaset  z  arehäol. 
Kongr.  in  Riga  1896  n.  977.  Im  Aufzuge  kopiri  yod  Hiidebrand. 
-  M.  141,  fehlt  Sch.  a.  R. 

105 

(205)  [1438  Juli  26]  OoBfirmado  yenditioDie  et  emptio- 

nie  castri  Snntzel  facta  per  coociimm  BaöUieaöe  ex  oorta 
scieutia  cum  suppletione  defectuum. 

73 

(206)  £?]  Executio  citationis  super  novo  spolio  lu  causa 
Bigenai. 

8S 

(207)  [?  1272  Okt.  7]  De  villis  oastrorum  D[o]ben*  [et 

Sparnene]^  in  Semigallta. 
Vgl.  n.  Sil. 

82 

(208)  [1254  Aprilj  De  castris  Dnbene  et  Spamene  ia 
Semigallia. 

Orig.  in  d.  F.  OBartoryBk.  Btbl.  in  Knlom.  Gedr.:  danach 
bei  Dogiel  and  danaeli  ÜB.  1  n.  264.  Vers.:  naah  Oiig.  MittlidL 
18  8.  6  n.  9;  Yerbeae.  com  Druck  S.  14,  V.  Vgl  Bonge^  UiIl- 
Beg.  n.  787.  -  M.  85,  Sch.  29,  B.  a  IIL 

89 

(209)  [1226  April  20j  Littera  Wühelmi  Mutineusia  le- 
gati  snper  teriia  parte  caEtroram. 

Oedr.:  Dach  Oiig.  bei  Dogiel  aad  danach  UB.  1  u.  84.  — 
II.  18,  Sdi.  18.  K  8.  lOe. 

•)  Deben.  fehlt. 


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453 


65 

(210)  [1252  Aug.  31]  Super  boois  [Jekeseile]«  Kolte- 
iii[a]lei>,  L[oT]gen6*'  ab  [epiacopo]'  capitalo  donatis. 

Orig.  in  d.  tit  Metrik»  im  H.-A  eie.  ia  Mc»skaii.  Gedr.:  dar 
naeb  UB.  2  a.  988.  Yen.:  danaeh  Mittheil  12  8,  91  n,  %  n. 
HfaiuiiKifi,  X  tt.  2.  Vgl.  Bonge,  Ürk.-Beg.  jl  684,  o.  Kat  d.  Aoeet. 
2.  arcbaol.  Eoagr.  in  Riga  1896  n.  968.  —  H.  82,  Seh.  24,  B. 
8.  III. 

(211)  [1272  Okt.  7]  De  villis  castrorum  [Dobene  etj* 
Sparnfenje'  in  Semigallia. 

Orig.  iii  d.  K.  Ö.  Ribl.  in  Petersbarg.  Gedr.:  daiiacb  UB.  1 
II.  432.  Vgl.  Bonge,  Urk.-Beg.  n.  1166.  -  Bl.  45,  Sek.  36,  R.  &  112. 
Vgl  n.  207. 

(212)  [1335  Mai  26]  Gonsulahis  Bigensis  eosBentit  in 

düuationem  sex  [or]arum «  auüuarum  per  Henricum  Krants 
capitulo  Rigensi  factam. 

Orig.  in  d.  K.  Ö.  Bibl.  ia  Petersburg.  Gedr.:  danach  Mittheii. 
5  u.  danach  UB.  2  n.  764.  —  M.  74,  Sch.  60,  R.  S.  115. 

(213)  [1228  Dez.  11]  üt  lioeat  episcopo  Seloniensi  a8- 
snmere  predicatores  verbi  Dei  ex  quovis  loco. 

Orig.  in  d.  K.  Ö.  Bibl.  in  Petersburg,  üedr.:  danach  Mitlbeil.  12 
8.369.  —  M.  14,  Sch.  14,  R  S.  109.    Verz. :  nach  M.  n.  Sch.  ÜB 
]  Reg.  u.  114  u.  6  Reg.  S.  143  u.  ad  114.    Vgl.  l^uiige,  Urk.-iieg. 
n.  822: 

(214)  [1239  vor  April]  Donatio  insule  Osmasare  capi- 
tulo per  dominum  facta. 

Orig.  In  d*  Ut  Metrika  im  H.-A.  ete.  in  Moskao.  Gedr. :  danoek 

UB.  1  n.  162.  Verl.:  dnaaek  Mittkeil.  12  8. 27  n.  1  o.  ÜTanuvil, 
X  n.  1.  Ygl  Bange,  Ürk.-Beg.  nn.  464  o.  672,  a.  Kat  d.  Aaait. 

aom  arekftoL  Kongr.  In  Biga  1886  n.  967.  —  M.  21,  Seh.  19  o. 
25,  B.  8.  110  n.  III. 

75 

(215)  [1298  Juni  12]  Promiasio  aoxilii  regia  Dacie 
contra  fratres. 

•)  Izkale.  ^)  Koltemolle.  *)  Larogene.  ^)  ipio.  •)  de  Beyo. 
f)  Spamoye.  f)  marehamm. 


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I 


_  jtö4 

Orlg.  in  d«r  F.  Oktiioryak.  Bfbl.  in  Krikm.  Gedr.:  d»- 
naeh  bei  Dogiel  d.  danaeh  ÜB.  1  n.  67S.  Ten.:  nach  Qrig;  Mit- 
tiiell.  la  a  8  n.  21;  Teibees.  mm  Dnek  S.  16,  X.  TgL  Bonge, 
Urk..Beg.  n.  1469.  -  M.  68.  Beb.  45,  &  a  118. 

64 

(216)  [1225  April  22J  Oapitalam  confert  parrochiam 
civitatiB  RigensiB. 

Orig.  in  d.  K.  0.  BlbL  in  Petenbnrg.  Gedr.:  danneb  Mit- 
tbea  8  n.  danacb  ÜB.  1  n.  7a  —  M.  11,  Scb.  11»  B.  &  109. 

(217)  [1422  Mai  30]  Transnmptam  abBoIntionis  ctTiiim 
Rigenstum. 

Orig.  in  d.  K.  0.  BibL  in  Petereborg.  Begistr.  von  Hildebrand. 
M.  167«  Sdi.  188,  B.  B,  IM.  Yen.:  nacb  IL  n.  Beb.  UB.  6  Reg. 
8.  188  n.  8068  n. 

(218)  [1435  März  27]  Commissio  facta  episcopo  Lubi- 

oenai  de  traassumendifi  joribns  eodesie  Rigenais. 
8.  mi.  89  n.  185. 

(219)  [1418  Okt.  18]  Quitantia  super  300  florenis  de 
Camera  ])er  dominom  Joannem  archiepiscopuiu  camere  apo- 
Btolice  Rome  aolutis,  item  25  flor.  * 

U.  m,  Scb  B.  &  128  f.  Yen.:  nacb  M.  n.  8eb.  UB. 
e  Beg.  a  124  n.  3713  a. 

(220)  [1418  Jali  16]  Quitantia  soper  25  floreois  sori 

de  caoiera  per  eundem  Rome  solutis. 

M  IGl.  Sch.  129,  R.  3.  1Ü4.    Vor».:  nach  M.  o.  Öcb.  ÜB. 

G  Reg.  6.  124  n.  'ißl^ö  b. 

(221)  [1388  März  29]  Littare  obligatorie  Ottonia 
Pitke[ver]*  capitnlo  Rigensi  de  vüla  Tenedelrale  pro  da- 
centis  marcis  BigensibuB. 

Orig.  in  d.  lit.  Meirika  im  H.-A.  etc.  in  Moskao. '  Vera. :  da- 
nacb MittbeU.  12  8. 101  n.  24  o.  niaoB^ufi,  X  n.  23.  Vgl.  Kat 
d.  Aaset,  a.  arebSol.  Kougr.  in  Riga  1896  n.  978.  Kopirt  von  HU* 
debrand.  M.  125,  8ch.  102,  R  8.  120.  Vers.:  naeb  H.  n.  Beb. 
ÜB.  8  Beg.  n.  1480  n.  6  Beg.  8.  78  n.  ad  1480. 


»)  Pitkeden. 
a  a.  220. 


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455 


(222)  [1369  Januar  20]  P  lüceoöus  sententie  et  aggra» 

vationis  iuter  Godfridum  Warendorp  decanom  Tarbatensem 

et  fiartolomenm  de  Tysenhosen  militem  saper  quibusdani 

fhiotibns  alicigiiB  prebende* 

Orig.  in  d.  K.  6.  Bibl.  in  P^terabarg.  Gedr.:  danach  ÜB.  8  n. 
ia5&  —  M,  114,  Sch.  91,  R  a  119. 

(223)  [1396  März  28j  Promofcoria  Wentzeslai  regis  Ro- 
manonim  pro  Ottone  dace  Stettinensi  ad  ecclesiam  Rigen- 
sein  eleeto. 

Qedr.:  nach  Orig.  bei  Doglel  n.  danach  UB.  4  u.  1417.  — 
H.  156,  fehlt  Seh.  n.  R 

(224)  [1423  März  29  -  Juni  30j  ßegistrum  compul- 
sionis  eztractionam  quorandam  juriam  a  capitolo  Rigenai  co- 
ram  decano  Lubecensi  contra  ordmem*  eztractomm  et  ob* 

tentorum. 

S.  11.  31. 

s 

(225)  [1424  Mai  17  n.  19]  Coram  decano  Lubicensi  in 
Yim  compnlBorie  extracte  [decemj^  littere. 

Orig.  in  d.  Ut  Metrika  im  H.-A.  etc.  in  Moskan.  Gedr.:  da- 
nach im  Aneiage  ÜB.  7  n.  126  (P).  Vera.:  danach  MittheiL  12 
S.  101  n.  89  n.  nTammut,  X  n.  8a  —  M.  172,  174—76,  Seh.  136, 
R  S.  124. 

(226)  [1248]  Donatio  Nicolai  episcopi  facta  capitulo 
Kigensi  de  bonis  in  Curonia  et  donatio  Nicolai  archiepi. 
scopi  capitalo  raper  mnltis  bonia  in  Utters  ad  longom  no- 
minatis;  3a  donatio  capitnlo  facta  de  tertia  parte  Semigallie. 

Oiig.  in  d.  E.  Ö.  ^bL  in  Peterebvg.  Gedr.:  danach  ÜB.  1 
n.  19a  Vgl.  Bonge,  Urk.-Beg.  n.  66a  ~  H.  96,  Sch.  176,  R  S.  110. 

Eine  andere,  bisher  ungednckte,  von  HUdebnmd  kopirte  Ürk. 
des  Bt  Nikolaus  von  demselhen  J.,  Riga,  Aug.  16,  stimmt  mit 
der  hier  yerzeichneten  im  Groesen  nnd  Ganzen  wörtlich  uberein, 
enthält  aber  einige  Erweiterungen  der  frühere»  Schenkungen.  Ent- 
halten in  dem  Tranes,  von  1424  Mal  17  a.  19  (s.  n.  225).  YgL 
ÜB.  7  ü.  126. 

»)  aic;  episcopnm  Curoiiieusem!  *>)  uovem.  sie. 
UitUi«il.  au  d.  iifl.  Qvschickt«.  XVU.  9.  SO 


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466 


% 

(227)  [1427  Nov.  11  «.  12]  Transamptmn  nonnullarnm 

litterarum  ecclesie  Rigensi  per  compulsorias  ab  episcopo 

Labicensi  extractarum. 

2  Origg.  in  d.  lit.  Metrik*  im  H.-A.  et«,  in  Moskao.  Gedr.: 
danach  im  Anamge  UB.  7  n.  670.  Verz.:  danach  Mittheil.  12 
S.  104  f.  nn.  41  a.  42  n.  nTatatta&ii,  X  &q.  40  a.  41.  —  M.  187 
o.  188»  Seh.  142,  B.  S.  1^  S.  u.  229. 

(228)  [1387  April  18  —  Nov.  4]  Registrum  nonnulla- 
rum  litterarum  per  com})ulsioDem  ab  surrogato  episcopi 
Batzeburgeuäiä  extractarum. 

Orig.  ia  d.  lit.  Metrika  im  H.-A.  etc.  in  Moskau.  Verz.:  da- 
nach MittheU.  12  S.  101  n.  22  u.  nTamnuKin,  X  n.  31.  Ausz.  kopirt 
von  Hildebrand.  -  M.  126,  fehlt  Öch.  n.  R.  Terz.:  nach  M.  ÜB.  3 
Reg.  lu  1477;  vgl  i>  Heg.      73  u.  ad  1477  a.  7a 

(229)  [1427  Nov.  11  u.  12]  Registrum  nounullarum 
litterarum  ad  ucclesiam  Rigensem  spectantium  per  compul- 
sionem  episcopi  Lnbiceaais  extractarum. 

S.  n.  227. 

(230)  [1424  Mai  17  u.  19]  Regißtnim  extraciionia  dua- 
ram  litterarum  Urbaui  [sexti]*. 

Orig.  in  d.  lit.  Metrika  im  H.-A.  etc.  in  Moskan.  V«ni.:  da- 
nach MittheU.  12  8.  104  n.  dB,  UB.  7  u.  126  (P2)  n.  nrainnmii» 
X  n.  37.   S.  n.  225. 

(231)  [1424  Mai  17  u.  19]  Item  quatnor  litere  per  com- 

pulsionem  extracte  in  uno  recristro  Rigensi«?  possessionis. 
Infitrumentum  sententie  in  partes  pro  dominis  prepoaitOi 

deoaao  et  capitolo  eodeeie  Rigensis  Ute. 

Orig.  in  d.  Ht  H«trika  Im  ete.  in  Mofkas.  Vera.:  da- 
nach Mittheil.  12  S.  104  u.  40,  UB.  7  n.  126  (PI)  u.  Iliamü, 
X  0.  89.  8.  n.  225. 

(232)  [1424  Mai  17  u.  19]  Tres  litere  per  compulsio- 
uem  extracte.  In  nno  quinterno  ponitur  primo  litera  Bar- 
cbardi  prepositi  OuroniendSi  secondo  litera  Engelberti  epi- 

qaintt. 


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457 


scopi  [Dorpatensis]*  super  villa  Anaeü,  buUa  executoria  30 
Johannis  pape  22.  super  villa  Ansen. 

Orig.  in  d.  E.  ö.  BibL  in  PetersbuK.   Yen.:  danaeh  UB.  7 
n.  126  (F3).  S.  n.  m 

(233)  [ca.  1435]  Aliquot  positioiies,  responsioneSj  sup- 
plicationes  et  articuli  in  conciiio  generali  habiti. 

Anno  Domini  millesimo  quingentesimo  vicesimo  octavo, 
die  vero  Martis,  decima  menais  Novembris,  Lubece  in  con- 
clavi  prope  ecclesiam  Lnbicansem,  nbi  itar  ad  locnm  capi- 
tularem  ejnsdem  ecelesie,  venerabileB  domini  Mathias  ün- 
vorfert  et  Richardus  Smidt  nomine  reverendissimi  doinini, 
domiüi  Thome  in  archiepiscopum  Rigensem  electi,  ac  ejus- 
dem  capituli  a  venerabilibus  dominis  decano,  seniore  ac 
tbaaatirario  ad  hoc  a  capitalo  Lubioensi  depntaiis  nnam 
cistam  a  qnondam  archiepiscopis  et  capitnlo  Rigensi  ad 
fideles  manus  apud  capiLulum  Lubicense  depositani  duabus 
seris  obseratam,  in  qua  jura  sancte  Rigensis  ecclesie  con- 
tineri  dioebantuTy  aperiri  ac  jora  higusmodi  revideri  petie- 
mnt  Postqnam  vero  eadem  cista  aperta  esset  et  multa 
jura  in  ea  reperta,  qae  tarn  bren  inspici  non  potnernnti 
obLiuucrunt  prelati  domini  Matthias  et  Richardus  a  vene- 
rabili  capitulo  Lubioensi  capitulariter  decerni,  ut  eadem 
cista  mrsus  obserata  ad  hospicium  reyerendisetmi  domini 
electi^  domum  Tidelicet  domini  Johannis  Perpera  canonici 
et  tbesanrarii  ejusdem  ecclesie  Lubioensis,  deportaretnr, 
olavibus  ejusdem  domino  thesaurario  commissis,  uua  cum 
mandato,  ut  qualibet  Tice  ad  peticionem  domini  electi  in 
presentia  domini  tbesanrarii  ac  notarii  capitali  jura  hnjas- 
modi  inflpicerentnr  et  mrsns  fideliter  reclnderentnr  ac  in 
locnm  prefatnm  reportarentnr.  Postea  7ero,  quam  hnjus» 
modi  ci~t.t  in  hospitio  prefato  aperta  esset,  litere  ac  jura 
prescriptorum  summariorum  continenciam  habentes  in  variis 
scatnlis  ordine  alphabetico  signatis  deprehensa  sunt  dili- 

«)  Goronieiiris. 


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458 


genterqne  reviBa  et  recltte«.  Hb  respectlve  praeotee  fae- 

nint  dicti  dominas  decanaa,  senior,  theBaurarins,  domimts 

Johannes  Tosie  uotarius  capituli  et  Antonius  Morgenstern 
dicti  domini  electi  secretariuSy  testes  ad  premissa  vocati  et 
requisid« 

Johannes  Morer  notarins 
revidit  et  sabsoripsit 

Deinde  anno  Domini  millesimo  qnlngenteeinio  ▼ioesimo 

nono,  [die]*  Martis,  decima  nona  Januarii,  predicti  domini 
Mathias  Unvorfert  et  Kichardus  Smit  prefatam  cistam  cum 
onmibos  juribiu  inibi  oontentia  Tenerabili  domino  decano 
Lnbicensi  nomine  capituli  LabicensiB  acceptanti  dsaeam  et 
duabus  seris  obseratam  vice  electi  domini  archiepiscopi  et 
capituli  Rigensis  in  pristinam  cnstodiam  restituerunt  ac  de- 
posuerunty  presentibus  ibidem  venerabili  viro  domino  Jo- 
hanne PerperSi  qui  elayes  cigte  eidem  domino  decano  re- 
stitoity  ac  Antonio  Morgenstern,  testibns  ad  premisaa  voca- 
tis  atque  rogatis. 

Johan  Murer  notarius. 

Auäcultata  est  praesens  copia  seminovem  foliorum,  re* 
gistri  videlicet  vel  catalogi  jurinm,  literaram  et  processuum 
nonniiUonun  ecclesie  Bigensie  per  quendam  Johannem  Mu- 
rer  notarium  ad  hoc  aesnmptum  conscripti  ac  juxta  nvme- 

ros  appositoß  in  ordinem  pi  emissum  redacti^  per  me  Caspa- 
I  um  Schräder  Hildesemensis  diocesis  publicum  imperiali  au- 
toritate  notarium  a  judicio  camere  approbatum  et  concordat 
com  originali  sao  a  verbo  ad  rerbnm,  qnod  testor  hac  mann 
mea  propria. 

•)  fehlt 


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ChriHliiiiciiet  VwzMkiitt  der  reiittrirtei  UrinNMlM. 


18S. 


1209   Ende.  14. 

1211    Herbdt.  49. 

1213    Allfang.  172. 

1213    Okt.  31  (Transa.  v.  1300 

Au^'ust  20).  161. 
121ä   Joui  18  oder 
1219   Okt  28. 
1224   Juli  21  (?).  6. 
1224   JuU  (?).  110. 

1224  Nov.  14.  127  a.  189. 
c.  1225.  52. 

1225  April  22.  21$. 
12%  Des.  1.  94. 
18S6  Min  91.  101 
1296  April  9Ql  909. 

1998  D«s.  U.  918. 
1931  April  98.  19. 
1984  Febr.  98.  199. 
1987  Mai  19.  148. 
r  1987  Jani  (?).  m 
1987   Sept.  17.  174. 
1987   Sept  196. 

1999  Tor  April.  214. 
1240   März  21.  75. 
1246   JuU  14.  197. 
124ö.  141. 
1248.  226. 
1249   JqU  14. 

März 
März  14. 
Juli  27. 


1251 
1251 
1251 
1251. 
1252 
1254 
1954 


170. 
194. 
11. 
192. 
77  0,  193. 
August  31.  210. 
Januar  28.   145  K.  196. 
April  90a 


(  TruM.  cL  Uric 
66. 


1254  Dez.  12.  109. 

125G.  195. 

12G0  Januar  13.  55. 

12G4  Mär95  28.  1()8. 

12^38  Jauuar  16.  73. 

ms  April  5.  42. 

1268  Dez.  128. 

1271  August  27.  200. 

1272  Okt.  7.  211,  vgl  207. 
1272.  191. 

1282  Juli  14 
T.  J.  1224^ 

1986.  189. 

1988  September.  5. 

1989  Angatt98.  169. 
1999  Man  6.  17& 
1999  April  95.  908. 
1994  Febr.  5.  901. 
1996  Janiwr  10.  189. 
1996  Janl  19.  915. 
1800  AiigQ8t90.  168. 
1909.  154. 
Vor  1310  Juni  19. 

1310  Juni  19.  26. 

1311  Mai  11.  122. 

1312  Juü  18.  53. 
1816-1.334.  137. 

1317  Dpz.  21.  116. 
1817  Di"A.  23. 

1318  Febr.  23. 
1318  Febr.  23. 
1318  Febr.  23. 
1322  Dez.  1«. 
1329  Juli  11. 
1330 


3. 


117. 

4.  a.  124. 

8. 

103. 

56. 
119. 


Mm  7.  105  u.  181. 


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460 


1880 

Des.  26  (Des.  28).  41. 

1864. 

47. 

1881. 

161. 

1866 

Jiüi  26.  48  0.67. 

1884 

April  16.  84. 

1866 

JoU26.  41 

1886 

Mal  26.  212. 

1866 

AprÜia  90. 

1336 

April  30.  100. 

1866 

AprU  28.  93. 

1336 

Juli  2.  106. 

1367 

April  24.  7. 

1336 

Sept.  27  (Transs.  d.  ürk. 

1369 

Januar  20.  222. 

V. 

ca.  12^9,  in  der  wieder 

1371 

Juni  26.  160, 

die 

von  1259  Jaii  transeomirt 

1372 

April  28  (?).  in. 

ist). 

63, 

1376 

Mär«  27.  59. 

1343 

Febr.  26  (Transs.  d.  ürk. 

1378 

Juni  20  f  Transs.  derUrkk. 

V.  1342  Aug.  17).  16. 

V. 

1224  Frühling,  1257  Man 

1348 

Juni  26  u.  1  ...  ^ 

^         _     142  ü.  202. 

Januar   6.  ) 

u. 

1348  Mai  10).  m. 

1350 

1379 

August  ö.   99,  vgl  97. 

1360 

Febr.  6.  81. 

1385 

Januar  10.  38. 

1351 

Sept.  17.  146. 

isaö 

März  31.  167. 

T  1353  AogQst  12.  120. 

c.  1385.  176. 

IBM 

OkL28.  87. 

1387 

April  16 -Not.  4  2S8l 

1866 

Febr.  21.  128. 

1887 

OkL  17.  126. 

1866 

Aognet  8.  16. 

1888 

Min  29.  221. 

1366 

Januar  2.  87. 

1888 

Hai  18.  166. 

1866 

Angast  19.  1. 

1888 

JanilO.  40. 

1369 

Des.  28.  101,  136  o.  179. 

1890 

Januar  10.  126^ 

1860 

Min  16.  107. 

1890 

Juni  10.  148. 

1860 

Hai  9.  168  v.  180. 

1890 

Aiigast24.  83. 

1860 

SCai  18.  86. 

1890 

Not.  10.  19,  21  o.  2». 

1860 

Jon!  11.  2. 

1690 

DeB.28a891JiiU6).  70. 

1860 

Au(^Bt  17.  181. 

1390 

Dez.  23  (1391  JaU21).20t 

?  1860   Autrust  17.  187. 

1391 

April  19(1391  Juli  3).  71. 

1360  AugUäL  25. 7t>  u.  164,vgl.l65. 

1391 

Mai  10.  65. 

1360 

Nov.  4.  98. 

1391 

Jttüi  2b(1391Juli5).  72. 

1361 

Febr.  26.  20. 

1391 

August  8.    113  0.  114. 

1361 

Mai  II  n.  Jnni  11.  38. 

1891 

Okt.  8.  115. 

1361 

Nov.  26,    ö<)  n.  54. 

1391 

Nov.  21.  118. 

1362 

Juli  2b  (Traiiss.  d.  ürifk. 

1392 

April  12  oder  21.  32. 

von 

1359  Januar  1  u.  1360 

1392 

Juni  27.  23. 

Juni  24).  6ti. 

1392 

Okt.  28.  83. 

1364 

Januar  14.  130. 

1393 

Januar  30.  93, 

1364 

August  28.  171, 

1393 

April  9.  153. 

1364 

Nov.  13.  36. 

1393 

Ende- 1396  AoCiDg.  166. 

1864 

Ende.  4a 

1894 

Nov.  9.  147. 

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461 


1896  Mira  14  68. 
1B96  Sept  1.  178. 
1B96  Min  88.  338. 

1897  Tor  Mta  13.  46. 
1897  MI»  13.  7a 
1897.  88. 

1399   Mai  12.  51. 
1418   Juli  16.  220. 
1418    Okt.  18.  219. 
?  1419    Okt.  30.  67. 
?  1420   Nov.  12.  46. 
1420   Dez.  2.  «9. 
1422    April  25.  112. 

1422  Mai  30.  217. 
?  1422   ff.  133. 

1423  Jannar  13.  139. 
1423   Jannar  18.  135. 

1423  Man  29  —  Juni  80.  31 

n.  224. 
1438  Des,  83.  188. 
im  Mai  17  Q.  19.  886»  880 

bi0  283. 
1435  Febr.  13.  168. 
1486  Mal  13.  39  n.  61. 
1486  Jaul  19  Q.  Okt  34.  38, 

91  Q.  96. 
1486  Nov.  18.  184  n.  190. 
1486  Des.  88.  84  u.  140. 


1^7  Not. IIa.  13.  337a. 839. 

1480  Febr.  16.  79. 

1480  Min  16.  80. 

1480  Min  16.  96. 

1480  Okt  14  ItL 

1433  Mai  18.  178. 

1434  Febr.  25  -  Juli  30.  9. 
L13i  Marz  19.  28. 

1434  März  19.  64. 

1434  Juli  29.  27. 

1434  Sept.  17.  17. 

1434  Nov.  4.  169. 
Dez.  17.  142. 


1434 

?  1434.  89. 
1435   März  27. 
März  29. 
März  29. 
Okt.  7. 
Nov.  7. 


1435 
1435 
1435 
1435 
1486 
1486 


39,  186  o.  21& 

60. 

144. 
102. 
74. 


Des.  4.  86  o.  63. 
Des.  88.  181. 
c.  1486.  338. 

1486  Aagast  16.  167. 

1496  Sept  Sa  10,  184  a.  186. 

1487  Febr.  18  a.  36.  166. 

1487  Sept.  80.  18. 

1488  Jaul  10.  168  a.  169. 
1488  JaU  36.  160  a.  306. 


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462 

Beihge, 

Von  Gots  gnaden  wir  KaroU  hertzogk  n  Meoklenboig 
etc.  thnn  knndt  nnnd  bekennen  mit  dessem  onnserm  7er- 
sigelten  breff,  das  wir  dem  erwirdigen  tombcapittell  der 

kuiiien  zri  Lubeke  iiebennst  dem  erbarn  unserm  lieben  ge- 
tieuweü  Matthiaseu  Gänsen  bei  unnsern  fürstlichen  eiiren 
gelobt  und  Tersprocbenn  babenn,  gelobenn  nnnd  versprechen 
anch  biemit  gegenwertigen  zum  kiefftigsten  alier  rechten  sn 
beÜDffderen  nnnd  mit  wircklichen  effect  zn  beschaffen,  das 
der  hoch  würdigst,  durchlcuchtigst,  hochgeborn  fürst  nnd  her, 
her  Cristoffer  ertzbisschoff  des  stifi'ts  Riga,  administrator 
zu  Batzebnrgk  nnnd  hertzogk  zu  Mecklenbnrgk  etc.,  nnnser 
liebter  her  bmder,  das  obgemelte  tnmbcapittell  zu  Lnbecke 
nnnd  alle  ire  nachkommen  vonn  irer  liebden  für  sich  nnnd 
deraelbigen  tuui])cui)ittell  zu  Riga  unnd  alle  derselbigen  am 
ertzstifft  und  tumbkirchen  zu  lüga  nachkummea  irer  lieb- 
den schriftlichen  gethonen  erpieten  nach  vonn  dem  kästen 
nnnd  allen  versiegelten  brieffen  nnd  schriffteni  so  vermckter 
jaren  ertzbisschoffe  und  capittell  zu  Riga  bei  das  tumbca- 
pittell  zu  Lul)t'kt'  deponiert  nnnd  nun  iren  liebden  als  iu- 
regierenden  crtzbifischoffen  ufi*  ire  erfordern  gemelis  ca* 
pittels  zu  Lubeke  ansgeandtwnrdet  nnnd  gndtwillich  foUgen 
lassen  haben,  nach  irer  nottmfit  gennchaffitich  qnitem  nnod 
fnr  alle  an-  und  zuspräche  caviren  sollen  unnd  das  solebe 
quitantz  und  caiition  zum  furderlichsten  ausgebrocht  unnd 
dem  capittell  zu  Lubelre  behandigt,  dagegen  uns  diese  imo- 
sere  verschreibnnge  widder  zngestalt  soll  werden,  alles  ob&e 
geferde  etc.  Habenn  zu  mherer  nrknndt  unser  fhrstlidi  pit* 
scher  zu  ende  diesser  schriflft  neben  benants  Matthiasenn 
Gänsen  wissentliclienn  thuii  drucken.  Geschenn  den  IT.iagk 
des  monats  Augusti  anno  etc.  63. 


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Zur  Geschichte  der  ÜTlandischen  Ritter-  ond  Landschaft 

m-m, 

Briefe  und  Akteübliickc. 
H«i«ug«geb«n  von  Dr.  Fr»  Bienemaiin  Jm, 

Es  ist  eine  noch  wenig  bekannte,  bisher  stets  mit  auf- 
fallender Kürze  und  im  Grande  nur  ganz  obenhin  behandelte 
Frage  der  liTländischen  Geschichte,  wie  der  Ab&U  der 
Liylinder  tod  Polen  und  ihr  Anschlnss  an  Schweden  im 

Beginn  des  17.  Jiilirliuiidi3its  sich  vollzogen  hat.  Zu  ihrer 
Aufheilung  werden  die  nachsteheud  mitgeteilten  Schrift- 
stacke einen,  wie  idi  meine,  nicht  nnwesentüchen  Beitrag 
bilden. 

Unsere  historische  Literatur  hat  diese  Vorgänge  eigent- 

licli  immer  mit  einigen  wenigen  Sätzen  abgethan.  Nicht 
aus  dem  Grunde,  gewiss,  weil  sie  etwa  ihre  Bedeutsamkeit 
nicht  beachtete,  sondern  emiach  deshalb,  weil  sie  bei  der 
Schüdemng  dieser  Jahre  archiyalischeB  Material  nnr  in 
ganz  geringem  Haasse  Terwertet  hat,  nnsere  chronikali- 
schen Quellen  aber  über  diese  Frage  gar  keine  oder  nur 
sehr  dürftige  Mitteilungen  machen.  Wie  ungenügend  daher 
die  Resoitate  sein  mnssten,  braucht  nicht  erst  betont  za 
werden.  Zwar  liegen  Yon  scbwedischer  Seite,  abgesehen 
▼on  Werwings  Geschichte  Sigismunds  nnd  Karls  IX.,  zwei 
specielle  Arbeiten  vor,  von  Böttberg  über  den  Krieg  im 
Jahre  l&JO  und  von  Trandr  die  Fortsetzung  über  das  Jahr 
16Q1,  die  beide  anf  archiyalischer  Grundlage  beruhen;  aber 
auch  sie  geben,  ihrem  nächsten  Zweck  entsprechend,  nichts 
Genaueres  und  Ausftiirliehes  fiber  die  Haltung  der  Hylftn- 
dischen  Landsassen  in  jenen  Jahren.  So  bleibt  der  For- 
schung hier  eigentlich  noch  alles  zu  thun  übrig,  um  die 

80* 


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464 


livländiöche  GeschieiiLe  dieser  Epoche  auf  sicheren  und 
breiteren  Fundamenteu  aufzuführen. 

Einiges  neae  Material  dazu  wird  nun  hier  zum  ersten  Mal 
mitgeteilt  Es  aetst  ein  bei  den  ersten  Veroachen  Henog 
EarlB  von  Südermannland,  mit  den  Li^ländem  in  direkte 
i'üLluug  zu  treten,  zeigt  sodann,  wenn  auch  noch  nicht 
vollötandig,  so  doch  in  willkommener  Ausführlichkeit,  wie 
nach  und  nach  die  Landsassen,  in  jedem  einzelnen  Gebiete 
fnr  sich,  mit  dem  Herzog  kapitulieren  und  sich  ihren  Glanben 
und  ihre  Rechte  garantieren  lassen.  Helle  Sehlaglichter  fallen 
dabei  auch  auf  die  Wirksamkeit  einzelner  Peraunlicbkeiten 
bei  dieser  politischen  Umwälzung,  wenngleich  auch  hierbei 
noch  manches  nicht  genügend  aufgeklärt  wird,  so  namenüicb 
die  Bolle  des  früheren  Bitterschaftsfaaaptmanns  Johann 
yon  Tiesenhansen  auf  Berson,  von  dem  wir  doch  sonst 
wissen,  dass  er  eine  ITjlirende  Stelle  eingenommen  hai. 

Zu  deutlichem  Ausdruck  gelangen  die  Bemühungen 
Herzog  Karls,  Riga  durch  Verhandlungen  für  sich  zu  ge- 
winnen, was  damals  aher,  TerhängnisvoU  for  das  ganae  Laad, 
dank  dem  korzsichtigen  Kirchtnrmegoismns  und  der  engher- 
zigen üncütschlossenheit  der  damaligen  Glieder  des  Kau?, 
nicht  zu  Stande  kam.  Dann  die  Vorbereitungen  zum  Landtag 
in  Reval  und  die  Verhandlungen  auf  diesem  im  Mai  1601. 
Die  Propositionen  Herzog  Karls  an  die  HvlAndische  Ritter^ 
Schaft  waren  hisher  nur  ans  der  Antwort  derselben  vom  88.  Mai 
bekaiiiiL,  die  jedoch  ebensoweniir  durch  den  Druck  zugäng- 
lich gemacht  war,  wie  die  hier  gleichfalls  zum  ersten  Mal 
publicierte  wichtige  Resolution  Herzog  Karls  für  die  Pemau- 
sehe  und  Wendensche  Ritterschaft  Tom  12*  Juli  1602  mit 
dem  Versprechen,  ihre  Privilegien  späterhin  zu  bestätigen 
—  wozu  es  aber  niemals  gekomuien  ist  — ,  und  das  Privi- 
legium für  die  Dorpater  Ritterschaft  vom  13.  Juli  lt302, 
die  beide  in  gewissem  Sinne  die  Ghnindlage  bilden 
inr  das  spätere  staatsrechtliohe  Verhältnis  lavlands  za 
Schweden. 


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465 


Schliesslich  gewährt  unser  Material  auch  manchen  Ein' 
blick  in  die  seit  dem  Somm^  1601  unter  dem  polnischen 
I>Tack  in  Floss  kommende  rfioklfttifige  politische  Bewegung, 
durch  die  lahlreiche  LiWänder,  der  furchtbaren  ftnsseren 
Not  gehorchend,  aber  oft  auch  in  selbstsiichtigem  Oppor- 
tunismus und  politischer  Charakterlosigkeit,  wiederum  in 
Polens  Jesnitenarme  geführt  worden,  üeberail  erhalten 
wir  einen  lebendigen  Bindnick  Ton  der  Stimmnng  und  den 
M einnngen  der  Menschen,  so  dass  anch  schon  durch  das 
hier  Gebotene  unsere  Anschauung  von  dieser  wirren  Zeit 
weit  hinausgeführt  werden  kann  über  die  dürren  Aneinander- 
reihungen gleichsam  unpersönlicher  Ereignisse,  mit  denen 
wir  uns  eigientlich  seither  begütigen  mussten. 

leb  habe  darauf  Terziehtet,  eine  Darstellung  auf  Grund 
dieses  Materials  gleich  hier  als  Einleitung  vorauszuschicken, 
hauptsächlich  deshalb,  weil  dazu  der  bereits  zusammen- 
getragene Rohstoff  noch  mandier  notwendigen  Ergänzung 
bedarf.  Doch  behalte  ich  mir  vor,  eine  solche  Darstel- 
lung an  anderem  Orte  zu  bieten,  und  hoffe,  dass  ich 
nicht  allzulant^o  werde  darauf  warten  zu  lassen  brauchen. 
Indessen  erschien  es  doch  wünschenswert,  schon  jetzt  eine 
Beihe  von  wichtigeren  Schriftstücken  in  extenso  zur  Mitr 
teUung  gelangen  zu  lassen,  da  das  im  Zusammenhang  mit 
der  geplanten  Darstellung  mögllcherwmse  nicht  ausfUirbar 
sein  wird. 

« 

Die  84  meist  vollständig  zum  Abdruck  gelangenden 

Briefe  und  Aktenstücke  werden  hier  bis  auf  drei  {Nr.  47, 
77.  78)  zum  ersten  Mal  veröffentlicht:  sie  sind  zum  weitaus 
grössten  Teil,  etwa  7ö,  auch  noch  nie  verwertet  worden. 
Ausserdem  werden  mehrere  Stucke  auch  in  den  Anmer> 
knngen  ganz  oder  teilweise  wiedergegeben,  die  in  der 
obigen  Zahl  84  nicht  mit  einbegriffen  sind.  Die  meisten 
entstammen  dem  Schwedischen  Beichsarchiv  (R:ark.)  in 


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Stockholm,  die  fibrigen  dem  Arohiv  der  \M.  Bitterscltaft 

(Rittrarch.),  dem  Revaler  und  Rigaer  Stadtarchiv  (St:  arch.) 
and  der  Bibliothek  der  Gesellschaft  für  Geschichte  imd 
AltertnmBkunde  in  Riga.  Der  Fundort  ist  am  SchlnsBe 
jedes  St&okee  angegeben. 

In  der  EditioriHruethode  folge  ich  den  Principien,  wie 
sie  auf  den  Yersammlungeii  deutscher  Historiker  im  Jahre 
1894  nnd  1895  m  Anerkenniuig  gelangt  Bind 


1.  Hz.  Karl  an  Karl  Hendrlkason  Horn,  Statthalter  in 
Reval,  und  Karl  Carlsaon  Gyllenhlelm.  Gen:  Krlegsot)erst 
in  Estland.  —  Stockholm  IS.  JnU  1600. 

Übersendet  ümen  ein  an  die  livländischen  Stäikäe  genchtctei 

Unsern  ^ti.  gnifs  etc.  Wir  stellen  in  keinen  zwei  fei, 
ihr  werdet  unserm  bevhel  nuhmer  nachkommen  sein,  was 
wir  euch  den  sämptlichen  ständen  der  gemeinen  pro- 
▼intz  Liefland  zuzuschreiben  und  anzumelden  gn.  bevholen 
haben.  Weil  wir  aber  nicht  wissen  können,  wie  es  damit 
ist  bestellet  worden,  als  haben  wir  hierneben  an  ermelte 
eftmptiidtö  stende  der  proTinta  Liefland  geschrieben,  wie 
ihr  ans  beiliegender  copeien^  habt  m  yememen.  Und  ist 
unser  gn.  bevhel,  ihr  wollet  die  copei  angeregtes  unsera 
BchreibenB  die  landiethe  und  ritterschaft  des  fmtenthumbB 
EhBten  lesen  lassen,  aach  ihr  bedenken  dameber  anhören. 


V)  bemerkeu  habe  ich  dabei  onr,  dasfl  ich:  1)  dio  Konjunktion 
,da88"  stets  in  die^^er  Form  gebo,  auch  wo  in  der  Vorlage  „d»8" 
steht;  2)  den  wiiikuriichen  Gebraneii  des  h  insofern  nicht  beibehalte, 
als  ich  bei  einigen  häufig  wiederkehreudeu,  bald  inii,  bald  ohuti  h  ge- 
Bchriebenen  Worten  das  h  streiche  (z.  B.  war,  were,  in,  an  statt  wahr, 

wehre,  Ihn,  ahn);  3)  Lfieken  in  der  Yorlage  werden  dnroh   , 

AiuleBBaDgeii  dudi ....  beitiehnet;  4)  die  Eensleiphreeen:  anter- 
thaniget,  in  UnterthAnigkeit»  gnidig,  allergnidigit»  sowie  die  Titale- 
toren  dmehlaaehtigst,  hochgeboren  werden  abgekfirst:  nt,  mÜtf  giu 
■gn.,  dL,  hgb.,  nnd  moh  die  tbrlgen  Titel  in  den  iibUehen  siglen 
wiedergegeben. 

s)  Die  Kopie  beigelegt»  vgl  nr.  2. 


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467 


Und  wuL  sie  es  Ar  gut  erachten,  ihr  auch  eur  schreibeii 
an  ermelte  stende  yerschicket,  keine  andworfc  aber  darauf 
bekommen  haben  wurdet:  als  voUet  ihnen  alsdan  gedachtes 
unser  schreiben  mfertigen  und  was  für  andwort  darauf  er- 
folgen wirdf  ans  dieselbe  nnseumlich  zusenden.  Daran 
that  ihr  unsere  gn.  meinnng,  und  sind  euch  etc.  Datum 
Stockholm,  d.  15.  Jolü  ao.  600. 

Carolas  mp. 
Stockholm,  Riuk,  Idyonioa  VoL  3e.  Oiig. 


2.  Hz.  Karl  an  die  Stände  der  Provinz  Livland.  — 

Stoclüiolm  15.  JuU  1600. 

Ai^ordenmgt  neh  über  ihre  friedliche  Oetmmutg  rund  wid 

deuüich  n*  erklären, 

Tit.  Unser n  gn.  grase  zavor,  emTeste,  manhafte,  aach 
erbare  nnd  weise,  liebe  besondere.  Wir  zweifeln  nicht,  each 
werde  wol  bewust  sein,  was  die  k\r\.  M'.in  Polen,  unser  vetter, 
etliche  jähr  hero  wieder  gelueljdc  und  zusage  feindlicher 
weise  gegen  uns  imd  dieses  königreich  hat  fargenummen 
nebenst  abtretung  und  verbrechung  des  friedensverirags, 
BO  ZU  Idnköping  geschehen  ist,  als  das  bluetvergießen,  dessen 
I  kgL  M*.  wol  betten  genbrigt  sein  kdnneni  übergestanden 
wäre.  In^Ieichen  was  sdthero  mit  besetanng  der  vestunff 
Oshsar  mit  frembden  kri^svolk  sawieder  angeregter  aa^ 
gericbton  transaction  zu  Linköping,  sowol  auch  mit  Wyborcht 
als  dan  auch  mit  Überraschung  Eifsborch  und  anders  meh- 
rers, Fo  diese  zeit  hero  sich  zugetragen  hat  und  ins  werk 
ist  gerichtet  worden:  solches  alles  und  jedes  werdet  ihr 
numehr  sonder  zweifei  genugsamlich  sein  berichtet  worden, 
wie  dan  auch  werdet  unverborgen  sein,  was  wir  uns  gegen 
L  kgL  iA}.  sampt  gemeinen  Stenden  dieses  reichs  erboten 
haben^  bevorab  weil  solches  nun  fast  aller  weit  bekand, 
auch  in  offnen  dmck  in  onterschiedliche  sprachen  ist  ver^ 
fertifft  worden. 

Was  wir  dan  auch  yergangenen  finielings,  d.  19.  Martii 
itzt  laufenden  jahres  an  gemeine  stende  in  Polen  geschrieben 
und  ihrer  pfemntFraeinung  darauf  verstendigt  zu  werden  be- 
geret  haben,  wir  aber  bis  auf  dato  dieses  darauf  sind  un- 
geandwortet  plieben .  solches  wird  euch  yerhoHentUch  gleich- 
fallß  nicht  unbekaut  sein. 

Dieweil  wir  dan  von  euch  verstendigt  zu  werden  vcr- 
wsachet  pleiben,  ob  ihr  bei  vertrauliciier  nachlbarochalt 
nod  gutem  willen  sn  yerbarren  gedenket,  als  einem  nacht- 


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468 


bareD  gegen  dem  andern  za  than  sich  gebneret,  wir  auch 
nnsers  tiieils  selbBten  solches  zn  thnn  gesinnet  seind,  wie 
wir  dann  anch  berehl  gegeben  haben  an  benachbarte  grentz- 
hinser  und  dessen  bevehlhabem  nach  nnser  gemntemeinang 
alles  firiedsamen  wesens  sich  zn  erzeigen  und  vermerken  zu 
lassen*):  so  haben  wir  anch  hievor  den  edlen  und  wgb, 
Carl  TTeinricltsgon  und  Carl  Cjirlsson  als  regenten  und  be- 
Tphlhalicrn  über  das  land  und  krieir^Tolk  im  furstenthumb 
Ehsten  in  Liflfland  unser  gemuetäraeinung  euch  zu  vermel- 
den gn.  anbevohlen.  darauf  uns  aber  noch  zur  zeit  kerne 
andwort  von  eucli  ist  zu  banden  kommen.  Weil  wir  nun 
gerne  möchten  Wissenschaft  haben,  was  ihr  zu  thun  gesinnet 
seit:  als  ist  hiemit  an  ench  nnser  gn.  begeren,  ihr  wollet 
ench  mnd  nnd  ansdmcklich  gegen  den  ersten  Angosti 
Bchirsten  konftig  erkleren,  was  ihr  gesinnet  seit  und  ob 
ihr  getreue  naäitbarschaft  gedenket  oder  wollet  haben, 
damit  wir  unsers  tbeils  uns  darnach  bei  Zeiten  mugen  zn 
richten  wissen,  ümi  haben  euch  dieses  hiermit  gn.  nicht 
verhalten  wollen,  euch  Gott  dem  nllmechtigen  bevehiend. 
Dat.  ätockholm,  d.  15.  Julii  ao.  I61HJ. 

Dux  Carolus  subscripsit  mpp. 

Stockholm,  B :  aik.  LiTonica  Vol.  36.  Kopie.   Einlage  m 
nr.  I. 


3*   Michael  Golenbiewsky,  Unterstarost  auf  Pernao,  an 
Hz.  KarL  —  PemaUt  22.  Aug./1.  Sept  1600. 
Abieknung  teeiierer  ErkiSrungen. 

Meldet,  dass  er  das  jüngst  hergesandte  Schreiben  des 
Hergoge  gelesen.  Jedoch  habe  er  keinen  Befehl  m  Trak- 
taten, sondern  allein  den,  Pernan  zn  schützm.  Uabe  auch 
bieneljen  vornohmen.  dnss  wegen  der  landschaft  dieser  örter 
unlängst  so  ein  richtiger  bcöchcid  zugeschrieben  worden*), 
das9  verhoffentlich  E.  fl.  D*.  werden  daran  sich  begnügeu 
lassen.  Zudeme  hat  man  ja  alhie  von  keinen  krige  wieder 
E.  fl.  vorzunehmen  bevelch,  nur  es  ist  e.  e.  Ritt:  u. 
Ldsch.  dieser  selten  wegen  defension  nnd  schätz,  anch  was 
zum  friedlichen  wesen  dienstlich  beisahmen  .... 

Ddi.  Neuen  Fernow,  d.  1.  Sept.  -t.  n.  ao.  1600. 

Stockholm,  B :  ark.  Livonica  Vol.  9Ö  a.  Urig. 


^)  Ein  solcher  Befehl  erj^insz;  an  alles  Kriegsvolk  in  LiTlaad, 
dd.  Nykjöpiug,  7.  Juni  1600.    RrHe^istr.  Bd.  1.  f.  163. 

Dieses  Schreiben  hat  äicii  nicht  vorgefunden. 


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469 


A.    Ewald  V.  Modem  an  Hz.  Karl,  —  Salis,  12.  Oct  1600. 

Meldung  über  Aussivliten,  (^V  Lanrhassen  im  Gehiet  von  Lemtal, 
AlUndoTj  und  Per ni gel  tu  gewinnen. 

Dl.  bgb.  forste  go.  herr.  E.  fl.  sint  meine  nt.  ge- 
horsame dinste  ungespartes  vleisses  jeder  zeit  voran  bereit| 
und  wissen  E.  fl.  agn.  sich  zu  errinnern,  damit  ich  dea 
pastorn,  der  für  etziichen  tagen  gefangen  ins  lii^er  <xehT:\A\t, 
nach  Lemsal  an  die  vom  adel  und  kerspielsjunkern  der- 
selben örter  abfertigen  solte.  Warauf  ich  dan  in  aller  üt. 
mit  vleiöü  solch  schreiben  abzufertigen  gewert.  Weis  aber 
nichty  was  E.  fl.  DK  hierin  mochte  beMndert  haben,  und 
ob  woU  Fromholdt  Metzstacken  ein  schreiben  lautent  an  die 
LemsaliBche  bnrgerachaft  mit  sich  gebracht ')|  eracht  ich  fnr 
meine  geringe  person,  dass  dasselbige  schreiben  bei  ihnen 
keine  &ncht  schaffen  kam,  sintemal  die  arme  leate  kein 
rattendt  (!)  keiner  Sachen  mechtig  und  sich  auch  vor  die 
vom  adel  nichts  eussern  dorfen.  Da  aber  E.  fl.  D*.  ein 
ander  schreiben  an  die  Lemsalischen,  AUendorfschen  und 
Pernielschen ,  diese  drei  kerspielsjunkern  und  vom  adel 
mir  erstes  tages  zustellen  wolten,  innen  allen  E.  fl.  D*.  zu- 
sagen wurden,  gnade  und  schütz  zu  ertzeigen,  wolte  ich 
erstes  tages  durch  den  pastoren  ihn  Kosehickai,  will  hoffen 
sie  sich  werden  in  aller  nntertenigkeit  erzeigen,  wie  sich 
etzliche  haben  yemehmen  lassen,  us  Fabian  von  der  Pale 
und  andere  mer  .... 

Dat.  Saliss  d.  12.  October  ao.  1600. 
E.  fl.  I>K 

dinstwiellieger  diner 
Ewald  von  Mehcden. 

Auf  einliegendem  Zettel:  Auch  nberschicke  E.  fl.  DK 
hiebei  ein  schreiben,  welches  di  vom  adel  von  der  Nabe 
uf  mein  «cbreiben  wider  von  sich  geschrieben  und  zur  ant- 
wort  gegeben^). 

Stockholm,  B'.ark.  LiTonica  YoL  98  a.  Orig. 


5*  [Ewald    Medem?]  an  Hz.  Kart  —  [vor  3.  Nov.  1600.] 

Bericht  über  die  BereitwilligkeU  der  PSrMneehen  tmd  Ei^enf* 
anffemtehen  Landtaeeen,  sich  anzuschliessen. 

Dl.  hgb^  fürst,  gn.  herr  etc.  Soll  E.  fl.  DK  anf  gethanen 
ipo.  berehlich  ich  in  Ut.  nicht  bergen,  dass  alsMlde  ich 


1)  Dieses  Schreiben  hat  sich  nicht  vorgefoniien. 


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470 


nach  hause  kommen,  iü  des  obersten  la^er  gesandt,  da  ich 
dau  gewiss  beriebt  bekonmien,  dass  der  oberste  nach  Lais 
fferncKet,  in  meinung  dasselbige  haus  sn  TorraBchen,  seint 
fast  die  meiBten  Tom  adel  aldar  ans  dem  laeer  nach  haoM 
fferitten.  Der  Weiher')  ist  nnr  anderthalb  linndert  stark, 
hat  sieh  an  den  obersten  begeben  wollen.  Als  er  aber 
vernommen,  das  Vellin  von  E.  fl.  D*.  erobert,  ist  er  zumck 

§ezoffen  und  Hegt  an  der  Awe.  E.  fl.  D*.  schreiben')  an 
ie  rurckelschen  und  Eiclu  nangerschen  habe  icli  behen- 
diget, seint  willig  sich  bei  E.  n.  D*.  in  üt.  einzustellen. 
Ist  aber  an  deine,  dass  sie  wegen  der  Lembselschen  und 
des  bischofs  ubermuht,  so  sie  teglich  üben  und  Li  eibeu,  die- 
weihi  sie  ▼emommen.  dass  sie  sich  under  E.  fl.  sehnte 
ergeben,  wie  E.  fl.  ans  beigelegtem  sehreiben  ^)  pi.  so 
ersehen,  sich  von  den  ihrigen  niät  dorfen  abgeben,  wie  dan 
anch  derentw^;en  etzliche  von  ihnen  sich  in  den  büschen 
nnd  wildnussen  erhalten  nrassen.  Aisbalde  aber  £•  fl. 
nur  etwas  nehor  derselben  örter  kommen  werden,  oder  we^en 
gemelter  gefahr  mir  ein  wenig  heibringen  kOnneOi  wollen 
sie  sich  in  aller  Ut.  bei  E.  fl.  1)'.  einstellen. 

Bitten  auch  Gott  den  almechtigen  teglich,  dass  E.  fl. 
D*.  nur  auf  die  nabelt  kummen,  damit  sie  von  den  papisti- 
schen ubermutigen  gesinde  dermals  eins  entlediget  werden 
mngen,  wie  dan  mir  anch  insonderheit  der  bisc^of  mit  inord 
nnd  brand  an  Terfolgen  gedrauet,  doeh  nnangesehen  tller 
solcher  gefahr,  werden  sich  derselben  etzliche  nebenst  mir 
knnftige  woche  bei  £.  fl.  DK  in  üt.  einstellen.  Seind  aacb 
noch  viel  ehrliche  vom  adel,  welche  si<^  |;aatE3  willig  E. 
fl.  D*.  ercr^ben  wollen,  aber  r\och  zur  zeit  9^^ch  nicht  eusem 
dujl'en,  l>f'rüwegen,  doch  E.  ti.  DK  hoheu  verstand  alles 
heimgesteiiet,  were  es  nicht  ungerahten,  dass  B.  fl.  D*.  sich 
desto  ehe  dieser  örter  begeben,  dieweiln  auch  diese  auf 
den  heusern  nicht  einig,  sondern  der  eine  polnisch  der  an- 
der schwedisch  ist  Solches  ich  E.  fl.  DK  in  Ut.  mit  ferner 
darstrecknng  leibes  nnd  mtes  nicht  soll  verhalten,  Oott 
der  almechtige  wolle  E.fl.i)^  gnedlLliohen  schntaen,  glack, 
heü  

Stockholm,  B:ark.  Livonica  Vol.  9b  a.  üng.  Dafl  Bndl 
des  Briefes  mit  der  Unterschrift  fehlt  ui  maig.  oben 
KeDdeirennerk:  [Pimi.]  a.  Nov.  1600. 


1)  JürgBU  Fahrenabach. 

Ludwig  Weiber,  polü.  Oberst, 
s)  In  der  R:Registr.  aidit  vorhandeo. 
«)  fehlt 


! 

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471 


6«    Ewert  von  Delwig  zu  Thoal,  estl.  Landrat,  an 
Verwandte  in  Dorpat^.  —  29.  Nov.  1600. 

Av^ordenmg      Verhandiungen  mit  e$tländi*eh4fn  AbguandUn^ 

Edle  etc.  lieber  bradeiv  ohm  und  schwager.  Kebenst 

wunschuiigetc«  Kan  demnach  dem  bruder,  ohm  und  seh  wager 
nicht  ubergeiii  dass  die  Bemptliche  räthe,  Ritt:  u.  Ldsch^ut. 
bei  I.  fl.  Gn.  aDgehalten  und  gebeten,  dass  dieselbe  ihnen 

gn.  Tergönnen  wolte,  an  die  in  Dorpt  anwesende  vom  adel  ein 
sclireiben  ergehen  zu  lassen,  welches  ihnen  dan  1.  fl.  Gn. 
zugelassen  haben,  dessen  inhalt  ihr  dan  vernehmen  werden*). 
Ist  derwegen  an  den  lieben  brudern,  ohm  und  Schwager 
mein  freundl.  bitten,  die  wollen  bei  denen  daselbsL  anwe- 
senden Tom  adel  allen  mnelichen  fleiss  verwenden,  damit 
me  nnser  wolmeinendes  nnd  ffnthertziges  schreiben  wol  in 
bedenken  nehmen  nnd  der  Ldsch.  schreiben  nach  etasliche 
ans  nnsem  mittel  namkundig  machen,  die  sich  dan  dahin 
verfugen  sollen,  es  sei  in  oder  ausserhalb  Dörpt,  damit  sie 
allerhand  gefahr,  so  darauf  stehet,  mit  ihnen  bereden  mochten 
und  dass  dir.-olbigen  auch  mit  einem  frden  pichern  cfeleit 
ab-  und  zuzuziehen  versehen  werden  möchten,  den  euch  tind 
euren  nachkommen  zum  höchsten  daran  gelegen.  Würde 
aber  unsere  guthertzige  meiuung  bei  euch  keine  stadt  fin- 
den, ihr  auch  dieselbige  nicht  annehmen  wollen  und  wir 
alsdan  wol  wisseni  was  vor  grosse  gefahr  nnd  nngele^^enheit 
euch  daranf  stehcSk»  als  wollen  wir  entschnldiget  sein  nnd 
wird  gewiss  nicht  aussenbleiben,  dass  ihr  und  enere  nach- 
kommen darnach  dasselbe  zu  beklagen  haben  werdet.  Es 
lest  dem  Bruder  Johim  Scheel  der  ammiral  und  Ditrich 
Strick  freundl.  begrüssen.  Gott  befohlen.  Dat.  Weissen- 
atein,  d.  29.  Novemb.  ao.  IbOO. 

Des  b[ruderB],  ohm  nnd  Schwagers  freundwilliger 

Ewert  von  Delvich. 

Stockholm,  R:ark.   Livonica   Vol.  08  a.     Kopie  oder  ein 
dem  Herzog  Karl  vorzulegeuder  Beinentworf. 


1)  Ein  fast  ganz  gleioldaitteBdee  Selkf^en  vom  lelben  Datem 

wttrde  vom  estländischen  Landimt  Dietrich  Strick  zu  Mönnigkorb  an 

Beinen  ^Schwairfr"  !inr]i  Dorpat  gerichtet.  [Livonicn  Vol.  98a.]  — 
Vgl.  za  dieser  korreäüondeoz  nach  Dorpat  aach  Werwiag,  Kg.  öigis- 
loands  och  Kg.  Karl  den  DL  hlBtorier  (Stoekh.  1747)  II  38. 

t)  Vgl.  nr.  8. 

MitUioil.  a.  4.  UtL  GMokieht«.  XTII,  S.  gl 


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472 


7»    Ludbert  Kaver  an  einen  Freund  in  Dorpat.  — 
Weissenstein,  1.  Dec.  1000. 

Ermahmm^,  iidk  Bertog  Karl  <m«iiidUieit«i. 

Meinen  willigen  dienst  und  alles  gutes  bevor,  edler 
ernvester  und  manbafter,  yielgunstiger  altbekandter  firetmd 
und  brnder.  Ihr  werden  zweifeis  ohne  Temonunen  haben, 
wasmaBsen  der  dl.  hgb.  farst  und  herr,  herr  Carl  der 
reiche  Schweden,  Gothen  nnd  Wenden  regierender  erbfiirst 
etc.  ans  erheblichen  Ursachen  genötigt,  sich  unlangsten  mit 
einer  kriegsmacht  anhero  in  Lieflana  zu  begeben. 

Wi<'  nun  diese  Sachen  ein  zeithrrn  abgelaufen,  als  dass 
der  allmci  htifr'^  eptreiif  Gott  jetzt  hochged.  1.  fl.  in  dero 
rechtmessigeu  uud  christlichen  furhaben  beigestanden,  auch 
sieg  und  uberwindnng  bis  anhero  verleihen,  solches  ist  euch 
genugsam  bekant  und  unverborgen,  der  gentzlichen  hoiTnuDg, 
seine  göttliche  almadit  L  fl.  I^.  zn  dero  wmtem  f&rhaboi 
^luck  nnd  segen  verleihen  nnd  geben  wirdet.  ünd  weil  es 
den  Gott  sei  gelobet  so  weit  gerathen,  dass  die  ritterschaft 
dieser  provintz  Liefland,  I.  fl.  sich  in  dero  protection 
ergeben  hat,  aber  wie  ich  glaubwirdig  berichtet,  die  vom 
adel  in  stift  Pörpt,  sich  noch  zur  zeit  wid(»rich  hiergegen 
verhalten  sollen  und  aber  hochged.  I.  fl.  D*^.  zu  ernanti  i}  rom 
adel  sich  nicht  anders  versieht,  sie  wurden  ihr  selb  bestes 
betrachten  und  sich  gleichermassen  aller  gebuer  dermasseu 
zu  bezeigen  wissen,  damit,  I.  fl.  nicht  dardorch  verur- 
sacht werden  muchte,  andere  und  bierzn  dienliche  mittel 
Yor  die  band  zn  nehmen.  Wan  aber  enre  person  mir  viel 
jhar  bekant  gewesen,  anch  von  w^en  der  alten  freand- 
nnd  knndschah  nngeme  sehen  und  erfahren  weite,  dass 
euch  nnd  den  andern  guten  lenthen  in  ernantem  stift  Dörpfe 
etwas  untreglichs  widerfahren  solte,  so  habe  ich  nicht  un- 
dorlassfn  wollen  euch  mit  diesem  meinem  schreiben  wol- 
meintiich  zu  besuchen,  wie  ich  dan  hoffe,  ihr  dieses  im 
besten  vermerken  werden,  auch  hienebeu  betrachten  wollen, 
da  sie  sich  niclit  in  zeit  ein  anders  bedenken  werden,  in 
was  grossen  schaden  uud  eussersten  verderb  sie  gesetzt 
werden  mögen:  Ala  zweifele  ich  gentslich  nicht,  ihr  werdet 
sie  dahin  guetlick  ermahnen,  rathen^  anch  dahin  bewegen, 
dass  sie  in  zeit  ihr  wolfarth  bedenken  nnd  vor  hochged. 
L  fl.  Gn.  nicht  zn  andern  mittein  nrsach  gebet,  welches  dan 
euch  und  den  eurn  hemacher  geruhen  wird,  und  habe  euch 
dieses  nicht  verhalten  wollen,  euch  Gott  bevehlend.  Datnm 
auün  schlösse  Weissenstein,  d.  1.  Decembris  ao.  1600. 

E.  dienstwilliger  lieber  ohm  und  bruder 

Lndb[ert]  Kam. 


i 

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473 


Dies  habe  ich  euch,  freundlicher  lieber  oheim  und  bru- 
<ier,  aus  bruderlicher  liebe  und  der  alten  freundschaft  nach 
nicht  verhalten  wollen,  guter  Zuversicht,  ir  werdet  diese 
meme  geringschetzige  erinnerung  im  besten  verstehen  und 
rnnfnemen,  Ton  hertsen  vfindachend,  dass  wir  mit  gesund* 
heit  und  fireude  uns  widemmb  sprechen  nnd  sehen  mögen. 

Stockholm,  B:ark.  Livooica  Vol.  98  a.   Orig.  Unterochrift 
tiiMl  Nftobwort  «igenbandig. 


8«   Die  estlimdisclie  Rittersehaft  an  die  lUtterachaft,  an 
Bürgermeister«  Rat  und  gemeine  Bürgerschaft  des  Stifts 
und  der  Stadt  Dorpat.  —  Weissenstein,  1.  Dec  1600. 

Auffctäenmg      einer  ZmaimmenkimfU       übet  ihm  Amehhui  an 

Hm,  KoH  mu  beraUchhifen. 

ünser  freundlich  dienst  mit  wnnschnng  alles  guten  der 
zeit  zaYOr,  gestrenge,  edle,  ehmveste  und  nianhHrto,  auch 
erbare,  wolweise  und  vorsichtige,  freundliche,  liebe  oheimen, 
bniodor,  vetter,  schwägere,  bekanten,  auch  be^oTidere  gute 
göniK  t  und  iit'uüdo.  Wir  mögen  euch  nicht  verhalten,  daas 
wir  dieser  tagen  alhie  8emd  angelangt  und  nebenst  andern 
angelegenen  Sachen  und  Verrichtung  derselbigeu  gleichfals 
für  hochnotig  erachtet  haben,  bei  dem  dl.  hgb.  furäten  und 
herm,  h.  Carln  der  reiche  Schweden  etc.  ut.  ansuchung 
TO  thmi  nnd  zu  vememen,  wie  auch  solches  von  nns  ge- 
schehen ist,  ob  ncmilich  1.  fl.  Gn.  sich  gn.  weiten  gefallen 
lassen,  damit  wir  wegen  der  verwandtnus,  anch  freundlichen 
gaten  Zuneigung,  so  wir  zu  euch  sampt  und  sonders,  anch 
geineine[r]  stritt  Dörpt  jederzeit  haben  getragen  und  noch 
[tragen],  mit  unserm  schreiben  euch  anlangen  und  ersuchen 
möchten,  ob  ihr  nicht  zu  behandeln  sein  köntet,  dass  ihr 
euch  in  underredung  mit  etlichen  auB  unserm  mittel  ein- 
lassen euch  gefallen  lassen  weitet,  dass  dieselbige  auf  vor- 
gebende gebuerliche  Versicherung  und  geleit  an  einem  euch 
selbst  gelegenen  ort  zosammenkommen  mögen,  in  betrach- 
tnDg  earer  selbst  eignen  wolfart»  anch  der  besorglichen  nn- 
yermeidlichen  gefahr,  so  euch  und  den  euren  sampt  und 
sonders  fbr  angen  stehet.  Nun  seind  I.  fl.  Gn.  mit  er- 
melten  unserm  gethanen  verschlag  friedlich  gewesen,  haben 
sich  auch  gn.  lassen  gefellig  sein,  dn?:?  wir  euch  mit  diesem 
unserm  schreiben  wolmeintlich  anlangen  weiten,  welcliog 
wir  dan  hirmit  zu  thun  nicht  haben  underlas^en  wollen, 
verhütfen  auch,  ihr  werdet  solches  von  uns  in  allem  guten 
aulhehmen  uud  verstehen. 

Oieweil  uns  dan  nichts  liebers  sein  könte,  als  dass 

31* 


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474 


diese  gauze  piovinu  Liciiauti  m  ein  curpiis  wiedcriimb  ge- 
bracht und  in  diesen  landen  fined,  rnhe  nnd  einigkeit  be- 
fördert werden  möge:  do  ihr  nun  leiden  köntet,  dass  etliehe 
an8  nnBenn  mittel,  einer  oder  mehr,  an  einem  ench  selbst 
wolgefelligen  ort,  entweder  in  der  statt  Dörpt»  oder  aoch 
ausserhalb  derselbigen  auf  der  grenze  oder  wo  es  euch 
Selbsten  geUebet,  sich  begeben  und  mit  eucli  sich  under- 
reden  auch  handeln  möchten:  Als  wollet  uns  eure  gemuets- 
meinuug  bei  zeigern  diesem  baureu  unseumlich  wiederuinb 
wissen  lassen,  und  wan  euch  solche  Zusammenkunft  nicht 
entgegen  ist,  uns  gnugsamlich  darneben  versichern  bei  eu- 
ren adelichen  ehren,  wahren  Worten,  treu  und  glauben,  dasä 
diejenigen,  so  dahin  reisen  werden,  sampt  ihren  beihabenden 
frei,  Tehlig  [!]  und  sidier  hin  nnd  herwieder  sein  sollen, 
welches  wir  onsers  theils  gleichsfals  timn  wollen  (:dü 
Ton  euch  begeret  wurde:)  wan  die  eure  mit  uns,  auch  den 
unsern  an  einem  gelegenen  ort  oder  auch  auf  der  grenze, 
wie  vorgpdaoht,  zusammenkommen  Sölten. 

Weil  Tiun  euch  selbsten,  auch  diesen  ganzen  landen 
hieran  mergklich  gelegen  ist,  als  werdet  ihr  unser  woluiei- 
nendes  erinnern  und  geth:iiieii  Vorschlag  verhoffentlich  nielii 
auäbchlaben,  besondern  eucii  unverzüglich  aul"  dieses  unser 
schreiben  mit  gemäßer  zuTerlessiger  antwort,  auch  one 
umbschweif  hinwiederumb  cathegorice  erkleren,  damit  wir 
uns  darnach  mögen  zu  richten  haben.  Welches  wir  enoh 
hirmit  anzumelden  nicht  underlassen  wollen  und  thun  euch 
sampt  und  sonders  hirmit  Gott  dem  allmechtigen  berhelen. 
Dat.  Weissenstein,  d.  1.  Decemb.  ao.  600. 

Reval,  Strarch.  B.  F.  41.    Kopie,  ohne  ÜDterwjhrift.  Der 
BrieOschreiber  ergiebt  sich  ao«  nr.  6  und  nr.  9. 

9*  Dettlof  Hastfar  an  seine  Schwäger  und  an  Wilhelm 
V.  Zweiffein  in  Dorpat.  —  Oberpalüen,  3.  Dec«  160D. 

Ermahmung,  auf  die  vorgetehloffene  Verhandlung  «HMii^eAe»  md  $ieh 

Herzog  Karl  zu  untergehen, 

Edle  etc.  liebe  schwägere  und  bruderliche  gute  6eund, 
negst  wunschung  von  Gott  dem  aUemächtigen  aller  gesunden 

und  erfreulichen  wolfarth,  kan  euch  beiderseits  aus  gut- 
hertzif^em  und  wolnieinendem  gemute  nicht  verhalten,  dass 
1.  fl.  Gn.  hertzügk  Carl  unser  allergnedigster  fürst  und 
herr  auf  vielfaltigs  bitten  und  anlangen  der  semptlichen 
rethe,  Rit:  u.  Ldsch.  gn.  vorgonuet  haben,  an  die  vom 
adel,  so  itzt  in  Dorpt,  ein  schreiben  ergehen  m  lassen  des 
inhalts  wie  folget:  dass  nemblich  alle  nnd  jede,  so  sieh  in 
der  Stadt  Dorpt  itzo  verhalten,  darnach  mit  allem  muglichen 


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410 


fieiss  trachten,  wie  sie  ihrem  keil  und  wolfarth  in  der  zeit 
Torkommen  mögen  und  zu  abwendnng  aller  gefahr  (:die 
dan  darauf  'stefiet»  vofern  sie  dcli  halstarrig  und  wieder- 
streblich  erzeigen  werden:)  auf  gnten  wiederfbelscheidt 

ferichtet  sein.  Demnach  so  kan  ich  aus  wolmeinendem 
ertzen  nicht  unterlassen,  euch  als  meinen  lieben  schwerem 
xmd  brnderlirhpTi  freiindp  zn  ermahnen,  dass  ihr  mit  allem 
flei?  darnach  strebet,  wie  man  1.  fl.  Gn.  mit  gutem  bojegnen 
muchte;  im  fall  das  nicht  geschieht,  hat  die  Stadt  nichts  an- 
ders zu  vorhoffen,  als  eines  solchen,  dass  es  kindes  kindheit 
oder  morgen  wird  zu  becla^en  haben.  Diesem  nun  zu  be- 
jegnen,  hat  mir  der  herr  nttmeister  Heinrich  von  Ahnen 
dir  Wilhelm  von  Zweiffell  als  meinen  bmder  und  firennt 
insonderheit  anzomelden  befholm,  dass  so  ^iel  muglich  du 
darnach  trachtest,  wie  man  etzliche  ans  nnserm  mittel  dahin 
fordern  und  begehren  mnege,  die  alda  zu  abw^dung  aller- 
hand gcfnhr  und  Unglücks,  es  sei  in  oder  ausserhalb  der 
Stadt  i)orpt,  underrodnricr  pflegen  mugen  und  dass  die«el- 
bigen  auch  mit  einen  freien  sichern  epl^ite  mochten  v(m- 
sehen  werden.  Solchs  habe  ich  euch  beiderseiis  nicht  bergen 
wollen,  iiamiL  wan  es  ubel  gereithe,  keine  clage  über  mir 
ergehen  mochte,  als  hette  ich  euch  für  euren  schaden  nicht 
gewamet,  verhoffe,  [ihr]  werdet  enr  bestes  selber  bedenken 
und  meiner  getrenen  wamnng  ranm  nnd  statt  finden  lassen. 
Womit  Gott  befohlen.  Dat  Uber-Pohlen  d.  8.  Decemb. 
so.  1600. 

£•  f.  w.  8[chwager]  nnd  b[mder] 

Deitdaff  fiastfer. 
Stockholm,  B:ark.  LiTOnica  Vol.  98  a.  Kopie. 

Margarete  Ramcl  geb.  Plater  an  ihren  Mann,  den 
poln.  Rittmeister  Heinrich  Ramel  in  Dorpat.  — 

Riga,  17.  Dec.  1600. 

Meldung  über  die  Haltung  der  Wendenschen  Landschaft. 

 Der  ent«atznTio^e  wirt  diesen  winter  nicht  ge- 
schehen, weiln  dnr  oberster  den  Wpndiscben  landtagk  helt. 
Die  landschaft  aber  wollen  keiiK'sw  oges  willigen,  aldie- 
weilen  sie  ihrer  gndtere  quitt  seinL  und  sie  auch  der  ober- 
ster*) und  der  bischof-)  für  meineidige  leute  gescholten 
haben;  nnd  wollen  auch  nicht  ehr  reiten,  es  komnt  der 
konigk  Selbsten  ins  land  oder  der  woyewode  Ton  der  Wilda, 


^)  Jürgen  Fahrensbaelu 
Otto  SehenUng,  B.Ton  Wendon. 


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476 


d«a  der  oberster  e&  also  mit  der  landschaft  machet,  dass 
es  nicht  yiele  tauget  

Stoeklioln,  RitA  LhroaUsa  Voi  98a.  Orif. 

IL   Jacob  V.  d.  Pahlen  an  Rittmeister  Johann  Aorep  *). 

—  Burtnek,  24.  Dec.  1600. 

Bericht  über  die  Laye  der  schwedtächen  Anhänger  im  /iurtnekicl*ea 

Oebiet, 

Gestrenger  etc.,  h.  Schwager,  insonders  gantz  Ueber 
freand,  neben  erfoietnn|f  meiner  dienste  auch  wnnschniig 
dler  heilsamen  wolfart  ist  nur  E.  Qstr.  sehreiben  gestrigen 
dages  woU  behendiget  worden.  Inhalts  meinung  vorstan- 
den; anlangende  unser  negest  abgei  ettmi  sadion,  in  daro- 
selben  habe  ich  nichtes  vorrichten  können  aus  diesen  fol- 
genden Ursachen:  erstlich  dass  die  Lemselscbe  «tra??*^  nicht 
sicher  ist;  zudem  so  darb  ich  auch  in  meinen  boi  nicht 
kommen,  dann  die  untzeitigen  herren  auf  Hochrosen,  als 
der  Tiesenhauneii  und  Johan  Patkull  haben  mich  sehr  ge- 
drauwet,  wie  woU  ich  nach  den  beden  nichtes  frage.  Ich 
habe  gar  gewisse  knndschafty  dass  der  Faiensbach  anch 
etzliche  Polen  anf  mich  bestellei  hat;  ich  weis  anch  gar 

gewisse,  dass  er  Yor  wenigk  da^en  geret  hat,  wan  er  mich 
onte  bekommen^  er  wolte  mich  dem  konninge  ans  Polen 
zuschicken.  Ich  halte  es  davor:  weilen  itzo  ihr  neuwes 
jar  angehet  und  der  pracber  sonsten  nichtes  hat  dem  ktm- 
ninge  zu  schicken,  als  hette  er  mich  gerne;  vor  das  ncuwe 
jar  soll  ihn  der  teufel  woll  behüten:  ich  wolte  von  Gott 
wundtschen,  dass  Farensbach  und  ich  allein  auf  einem  platze 
darumb  handelen  machten:  er  solte  mich  dem  kunninge, 
od^  ich  wolte  ihn  L  fl.  6n.  hertzogk  Karolo  zum  neuwen 
jar  bringen.  Es  were  itzo  böge  zeit,  dan  er  zn  Wenden 
landtagk  helt,  und  ist  mit  allen  Polen  aber  500  man  nidit 
stark.  Die  anderen  listen  nach  Trioden.  Von  Wollmar 
haben  sie  noch  fuUent  hinwegk  gefuret,  was  alda  nbrig  ge- 
wesen. Ich  habe  gewi-^po  kundschaft,  dass  wan  wir  am 
negeren  nur  die  nacht  und  den  anderen  dagk  weren  davor 


^)  Burtuek  war  Rnde  Nov.  eingenommen  worrfpn,  23  Personen 
betaudeu  sich  auf  dem  Hause.  Heinrich  Liveu,  der  dies  2.  Dec 
[Livoniea  Yot.  98  a.]  dem  Hensog  Kul  lotldet,  (r&rte  an,  wie  er  ea  mtt 
dem  Adel  des  Gebiets,  „welche  raehrenteil  zur  etmle  sein  sollen,  aber 
noch  zur  zeit  E.  fl  \H.  sich  nicht  nnlergeben  habea»"  halten  sAle. 
Er  erhielt  die  Antwort,  dd.  Weieseustein  4.  Dec.  [Sehw.  R :  Eegistr. 
2,  f.  331],  dass  de^feiugen,  die  einsteUen,  ihre  GAter  gelasseo, 
dea  Widerepeiistigflii  sie  aber  weggenommen  weiden  sollen. 


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477 


li^en  blieben,  wir  hetten  es  schon  Inn,  dan  in  der  nachrt], 
wie  wir  daror  waren,  haben  sich  8  heidncken  mit  stricien 
Ton  der  manren  gelassen;  es  ist  anch  nichtes  mehr  darin 

zum  besten,  und  wan  nnser  kriegesrolk  itzo  nur  nicht  seu* 
mehen,  ich  wulte  hoflTen,  wir  kragen  Farensbach  und  Dem- 
binsky  (:bede:).  Dass  aber  die  landsassen  auf  E.  Gstr. 
schreiben  sich  nun  solten  zn  Triknten  einstellen,  ist  nicht 
muglich,  weilen  Wenden,  Ronneborch  und  Wolmer  nicht 
eiogeuommen  ist.  Dan  nun  vor  3  tagen  seiiit  noch  etzliche 
kusaken  nicht  weit  vom  Neuwenhofe  auf  kundschaft  gewesen 
und  haben  etzliche  knechte  von  den  uuscren  erschlagen. 
Weilen  E.  Ctetr.  befelieh  Yon  L  fl.  Gn.  haben,  die  land- 
sassen anfromanen,  wollen  sie  anch  die  Vorsehung  tun,  dass 
wir  sichere  pesse  nnd  Strassen  haben  rnuigen,  dan  die  vom 
adel  diser  orter,  welche  sich  zn  L  fl.  Gn.  geschlagen^  seint 
keine  stunde  sicher,  und  müssen  uns  alle  yormnten,  dass 
sie  un?  die  howe  abbrennen  nnd  pinnderen.  wie  ?chon  der 
anfangk  an  der  betrübten  irauwen  der  Hanschen  gemacht, 
lind  ich  auch  nichtes  gewissers  haben  werde,  wo  das  kriges- 
vülk  nicht  balde  vortzeucht.  Bitte  E.  Gatr.  wollen  solche 
Sachen  1.  fl.  Gn.  gelangen  lassen,  womit  Got  in  eil  em- 
pfolen.   Dat.  Burtneck  oL  24.  Deoember  ao.  1600. 

E.  Gstr. 

frenndwilliger  schwager 

Jacob  Ton  der  Pähl  der  juuger. 

Stockholm,  B:ark.  litTOniea  YoL  98  a.  Orig. 

12.    Johann  Bengtsson,  Moritz  Wrangel,  Kersten  Schad 
und  Niels  Giermundsson  an  Hz.  KarL  —  Karkus, 

an.  Dec.  1600. 

Berieht  über  da»  Treffen  hei  Wenden. 

Dl.  etc.  fürst  und  herr  etc.  Können  E.  fl.  D*.  wir 
ans  wehemutigem  hertzen  nnd  gemnete,  nt.  claffende  nicht 
yerhalten,  wie  sich  dieser  nhnYermntlicher  fahlj  die  flncht 
unserer  nnderhabenden  renter  und  knecl  i« ,  lieben  und 
zugetragen.  Anfenldich  sein  die  ritterscbaft  des  Wendischen 
kreises  zn  nns  gekommen  ^)  und  uns  geraten,  dass  wir  im 
namen  der  heiugen  Dreifaltigkeit  solten  vortziehen,  den 

1)  D.  h.  natürlich  einzeloe,  vielleicht  elofluBsreicbe,  führende 
PerBönlicbketten.  Die  ÜTULiidiiehe  Bitterfahne  war  damals  noeh  voter 
Fahrensbacbs  Kommando  ▼•namiuelt;  wenigstens  zum  Teil.  Uber 
ihre  dannliirc  Raltung  gicbt  erwünschten  Aufschluas  eine  eidliche 
Zeugenaassage,  die  Georg  Wolf  am  6.  Öept.  1604  für  Johaaa 
Biogematb,  eines  kuttiidiiehsa  EddUnanii,  der  aber  anch  in  Livhmd 
beiSilioh  war  und  selneB  ISoisdidnst  aa  lebten  hatte,  vor  dem 


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478 


der  Farensbach  sowoll  der  Dembinsky  in  eigener  penan 
nicht  über  700  pferde  stark  in  Wenden  waberen,  und  wan 
dieselben  niederlfcht,  wnrde  raan  nicht  all^me  Wenden, 
besondem  den  gantznu  ort  und  kreiz  f»inbekommen,  und  aldO 
das  gantzo  krieges\v  esen  der  Polen,  so  vor  diesmahl  ver- 
handen,  trennen  und  richlafi^en.  Wie  dan  auch  die  Ton  dem 
banse  Wollmar  ihre  post  bei  uns  gehabt  uud  oich,  wan  wir 
die  andern  aus  dem  felde  betten,  zu  ergeben  ufgeboten. 
Denmaoh  wir  mid  alle  bevehlichhabere  uns  nndereinaiider 
beratsehlaget  xaiä  endlich  sembtlick  darhin  geechkesen, 
dasB  wir  in  Gk>tte8  namen  weiten  ufrucken  und  also  onaem 
wegk  vortgetzogen.  Und  wie  wir  nber  die  Ahe  gekommen» 


Btirfr^rsifen-Oericht  in  Riga  ablegte  (Riga,  St :  arch.  Pragm.  protoc.  jnd. 
burgrab.  I,  f.  458).  Ihm  wurden  folf^ode  Fragen  Torgelegt,  tUe  er 
alle  als  der  Wahrheit  entsprechend  aoerkanate: 

1.  Ob  nicht  wahr  und  zeugen  bewoat,  wie  der  h.  oberster 
Georgen  Fahreosbach ,  mi!d.  gea.,  nf^^en  (lom  h.  Wonf^ir'chen 
kreitses  verordenten  rittiueistem  Heinrichen  v.  Tieeenhauaen,  so- 
woll anderen,  im  anfange  des  betrfibteo  kriegsweseiia  hu  feldwie- 
der  den  feind  gerncket.  erstlich  ihr  leger  im  Cremomiehen  und 
Koltzischen  angeschlagen  ? 

2.  Ob  nicht  wahr,  dass  die  sembtUchen  hofleate  von  dar 
femer  nach  Heimet  nnd  tob  Helnet  naoli  Kareks  gesoffen  T 

3.  Ob  nicht  walir,  dass  nngefehr  eine  Meile  Ton  Karckhufls, 
wors-elbpt  der  h.  oberster  einen  hof,  der  Carl  Carl^sen  [Gyllenhjelnij 
im  felde  angetroffen  nnd  mit  den  seinigen  geschlagen  worden? 

4.  Ob  nicht  ynkt,  daia  die  hofleate  toh  dar,  wer  das  tretTeii 
geselieken,  nach  Walke  and  Ton  Walke  nach  Wolmar,  item  von 
Wolnmr  nach  Wenden  genickt  nnd  prodacent  [sc.  Ringemntb]  ;]uf 
allen  solchen  zogen  wegen  seines  nberdünischen  gutes  Memessdocäf 
seine  rosedienete  durch  eioea  diener,  Bndolf  genannt,  habe  leisten 
lanen? 

5.  Ob  nicht  wahr,  dass  zu  Wenden  die  fahne  ist  oiederg«- 
leget  worden  und  die  hofleute  abgezogen? 

€.  Ob  nicht  wahr,  dass  aleobalde  nach  aoldieiii  abzage  dea 
gem.  h.  obersten  sambt  seinen  bei  fioh  habendmi  der  Scnwade 

plötzlich  an  Wenden  gedrungen? 

7.  Ob  nicht  wabr,  nachdem  solches  der  h.  Fahrensbach  er- 
fahren, er  sich  wiederamb  hat  sorfiokebeseben,  alse  aber  kand- 
Schaft  balde  erfolget,  dass  der  h.  Lndewicn  Weyer  bereit  an  den 
feind  gerathen  und  denselben  niedeigeleget»  seinen  vorhabenden 
wegk  nach  Biga  follenzogen? 

8.  Ob  mcht  wahr,  alse  die  geringen  übrigen  Tim  der  tand- 
Schaft  eine  zeit  langk  bei  vielgem.  h.  obersten  zu  Riga  verhan-et 
nnd  er  von  dar  an  die  kgl.  M^.  in  Pohlen  gezogen,  sich  auch  ein 
jeglicher  an  seinen  ort  oegebeu.  das  treffen  hernach  Tor  iiürlA 
[23.  Mail  and  Rokenhaasea  [17.  Jvnl]  geschehen,  anch  keiner  tob 
der  lauclöcliaft  darbei  [sc.  auf  pol.  Seite]  gewesen?  

Aus  den  weiteren  Punkten  9  —  15  geht  hpr%'or,  dnss  Ringemuth 
seinen  Rossdienst  aach  beim  Zuge  gegen  Ronneburg  und  der  Bela- 
gerung Ton  Wolmar  geleistet  and  niemals  mit  Herzog  Karl  „practl- 
ciret'*  hat 


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479 


baben  wir  unsere  Bchlachtordnniig  bestellet  nnd  die  stocke 
in  guter  ordnimg  gehalten,  wie  wir  aber  a&  Wenden  ge- 
mclet»  in  mdnang,  die  stadt  zue  beronnen,  dass  niemand 

darvon  konitnen  gölte,  ist  der  feind  .lus^efallon  und  vier 
oder  fünf  hundert  pfrrde,  und  sein  derselben  hundert  pferde 
nf  uBsere  zwho  fhanen  zugesetzet,  dieselben  2  fhanen  nf 
die  flucht  gebracht  und  uf  unsere  knechte  getrieben,  auch 
etzliche  d(^r  knechte  zertreten.  Demnach  haben  die  knechte 
stand  griffen,  den  feind  zurug^e  gebracht;  alsbald  sein  die 
rhtmeister  nnd  andere  beyeUichbabere  zugeruket,  die  an- 
dern fhanen  ennanet,  nnd  die  renter  gebettet,  dass  sie  sich 
selten  weheren  nnd  als  redelichen  lenten  gebueret  sich  woll 
halten.  Haben  also  ein  stunde  oder  zwho  jegen  einander 

fehalten;  nachmals  aber  haben,  über  alle  hofnung,  unsere 
indersten  reuter  die  flucht  ironommen,  denen  die  andern 
alle  {Tpfolir'^t  nnd  also  darvon  ireflbopn,  und  obwoll  etzliche 
insonderheit  die  bevehlichhaber  und  die  vom  adel,  sie  zum 
hohesten  ermanet  stand  zu  greifen  und  sich  zu  wehereu, 
hat  doch  keine  ermanuDg,  oder  nichts  geholfen,  besondern 
als  in  einem  reiten  nicht  ofgehoret,  bis  sie  alhier  zu  Karks 
aogekommen  sein,  nnd  ans  andere,  anch  alle  redliche  im 
Stiche  gelassen,  und  zwho  tage  inr  nns  alhie  angelanget, 
auch  nicht  allein  so  nbel  bei  nns  gehandelt,  besondern  auch 
unseren  tross  viel  ei^er,  als  wan  es  der  feind  gedan,  ge* 
plündert,  dass  wir  nichts  übrig  behalten,  und  können  uns 
nicht  genuhsamb,  ihres  ubermuts  und  mutwillen  beclagen, 
weiten  viel  lieber  wan  E.  fl.  uns  geböete,  die  schweine 
huetcn.  ehe  mit  solchen  ehrvorgessen  lenten  uf  ein  ander 
mahl  zu  felde  ziehen.  Und  ist  unmuglich,  dass  es  ohne 
eine  besondere  Gottes  strafe  oder  grosser  verretterie  ist 
augegangen,  den  die  renter,  nachdeme  sie  die  flncht  ge- 
nommen, ihre  röhre  in  die  Inft  gehalten  nnd  da  erst  los- 
gescboesen.  Bitten  demnaoh  nt.  E.  fl.  nns  Torsten- 
digen  wollen,  irie  vir  es  ferner  mit  dem  vorrethchen  voUce 
halten  solten,  wor  E.  fl.  dieselben  wollen  hin  Teror- 
denen,  weilen  sie  in  diesen  grontzfhpnsem  m  ÜErp^en  nicht 
dienlich  sein,  den  sie  ihrer  boesen  art  nach,  mit  rappen 
und  rauben,  der  armen  underthanen  und  B.  fl.  D*.  pauren 
nicht  ufhören.  Dies  wir  E.  fl.  D*.  in  Ut.  nicht  vorhalten 
sollen,  E.  fl.  D*.  hiemit  in  gnedigen  schütz  des  Allerho- 
besten etc.   Dat.  Karkes  d.  dO,  Decemb.  ao.  1600. 

B.  fl.  D* 
nt.  nnd  pflichtschuldige  dien  er 
Johan  Bengthsta.  Moritz  WrangeU.  G^erstenn  schad. 

Nilss  Giermundsonn. 
Stoekhohn,  R:ark.  Uvonica  ToL  9Sa.  Orig. 


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480 


13*  Johan  von  Rosen  und  der  Adel  auf  Roop  an  [Ewald 
Medemj.  —  Kleiii-Roop,  90.  Dec.  KOQl 

Melden  ihre  BereitmIKgkeit,  m«A  Hm*  Karl  mt  mterff^en. 

Edler  etc.  E.  Ostr.  schreiben  haben  wier  ent&ngen^ 
daraus  verstanden,  wie  dass  die  Tom  adel,  die  wier  hie 
auf  Klein-Rop  sein,  unter  4.  fl.  DK  Hz.  Carl  sohuts  et^feben 
Sölten.  Nu  wess  wier  uns  zu  beecheidm,  dass  Klein-Rop 
nicht  solch  eine  festung  ist,  dass  man  es  Tor  fl.  macht 
erhalten  könne.  Bitten  den  lieben  schwairer  al^^e  ein  naer 
guter  freund,  E.  Gstr.  wolten  die  günstige  beforderuDe  er- 
zeigen, dasö  wier  nicht  mochten  belagert  oder  überzogen 
werdf»n.  Wan  die  umbliegende  heuser  sich  ergeben  hal>en, 
seind  wier  unbeschweret,  I.  fl.  Uz.  Carl  uns  zu  bequemen, 
weiten  auch  B.  Ostr.  santz  gerne  bei  euwren  boten  geant- 
wort  habeni  so  ist  £r  böte  ohne  bescheit  wegkgezogen 
und  bat  nicht  vorharren  wollen.  Dis  habbe  wir  E.  Gitr. 
zum  freundl.  wiedersntwort  etc.  Dat.  Bopp,  d.  90.  Decemb. 
ao.  1600. 

E.  Gstr.  freandwiUige  schweger 

Johan  von  Rosen 
und  die  semptliche  vom  adel  auf  Bopp. 

Stockholm,  R:ark.  LWomca  Vol  98  a.  Orig.    Die  A4r. 
fehlt»  doch  geht  der  Adressat  aas  nr.  14  hervor. 


14«  Ewald    Medem  an  Hz.  Karl.  —  Lemsal,  1.  Jan.  160L 

Meldet,  dass  er  vom  AdA,  der  auf  dem  Hause  Lemeat 
war,  aowie  auf  dem  Lande,  nenüieh  von  den  Lemsalschenj 
Nahbenechen  und  einigen  atw  dem  Pemigelschen  Qehiet  für 
den  Hz.  einen  Eid  abgenommen  habe  und  ihr  unter ngeltes 
Reversal  übersende^).  Heute  seien  au^h  vo7i  Roop  ge- 
kommeUf  sein  Stiefsohn  Joliann  PathU  und  Johann  r, 
Mosen  (Conrads  Sohn)^  die  ihre  Güter  in  diesem  Gebiet 
haben.  Sie  haben  auch  den  Eid  geleistet,  —  Übersendet 
ein  Schreiben  des  Adels  von  Boop^J,  d.  h.  eine  Antwort  auf 
seinen  Brief  an  sie,  daraus  zu  verstehen,  dass  sie  B.  fl. 
Gn.  feinde  nicht  sein,  sondern  zu  E.  fl.  Gn.  sich  bequemen 
werden.  Nur  bitten  sie,  da  eie  weder  Sättel,  noch  Pferde 
etc,  nichts  haben,  weil  ihnen  von  Polen  und  St^vweden 
alles  abgenommen  sei,  sie  mit  dem  Rossdienst  so  lange  tu 
versdionen,  bis  sie  sich  alles  haben  besorgen  können, 

Stoekholm,  B:  ark.  Liroaica  Yol  98  b.  Orig. 


^)  War  nicht  sa  finden.  —  ^  nr.  13. 


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481 


15.    Die  Ritterschaft  des  Stifts  Dorpat  an  Hz.  Kail.  — 

[Januar  1601]. 

Bitte  um  /{estäligung  ihrer  nherfjehcnen  Punkte. 

Dl.  etc.  E.  fl.  I)^  ^pin  nnsore  ut.  etc.  dienste  negst  wünd- 
«chung  eines  glückseligen  frolicheu  neuen  jhares  zuvor. 
Gd.  fürst  und  herr,  Daclidem  E.  fl.  wir  unsere  eidöleistung 
nnd  treu  geleistet,  dabei  wir  dan  zu  immerwehrenden  zeiten 
besteüdiglich  zu  verharren  willich,  als  haben  wir  umb  unser 
nachkommen  willen,  bei  E.  fl.  0^  nmb  bestetigun^,  so  wir 
derselben  verBcbiener  tage  etlicher  pnncten  nt  abergeben, 
hiemitln  Ut  anmhalten  nicht  umbgehn  können;  aber  nicht 
der  mebinng,  daes  wir  £.  fl.  uns  besehenen  mundlichen 
SQsageii  nicht  trauen  selten,  sondern  weiln  wir  uns  befharen, 
es  mocht  unser  villeicht  auf  diesem  zuege  zu  kurtz  worden, 
damit  dennoch  auf  solchen  vall  unsere  erben  und  nach- 
kommen etlichcrmassen  versichert  wnren.  woran  sie  sich 
kunltigk  zu  halten  betten.  Derwegeu  wir  dan  ut.  pitten, 
E.  fl.  D\  von  uns  solch  unser  notwendiges  suchen  und 
bitten  in  allen  gnaden  nfhhemen  und  vermerken  und  uns 
obgedachte  unsere  petita  unter  fl.  handEeichen  nnd  Siegel 
mitanteilen  agn.  gernhen  weite.  Fmer,  gn.  fürst  nnd  herr, 
weiln  wir  auch  nnser  bauren,  so  mehrenteUs  verlaufen,  vor 
jEL  fl.  DK  ufzueee  nicht  mechtig  sein  können,  damit  wir 
unser  nachfuhr  fortbrengen  mögen,  bitten  wir  ut.,  E.  fl. 
wolle  im«  T\:\rh  ihrem  ufzuege  zum  irerinc^ten  ein  acht  tai^e 
zeit  gonoen,  dauiit  wir  uns  mit  notturftigcr  n.'ichtuhr  ver- 
sorgen können.  Alödan  wollen  wir  eilends  folgen,  verhof- 
fen uns  auch  in  einem  tatre  mehr  fortzukummen.  als  E.  fl.  I)*. 
in  zweien  tagen  werden  ziehen  können,  und  uns  alsobald 
bei  derselben  in  üt  einzostellen.  Solche  alles  sein  wir  etc. 

E.  fl.       ut.  getreue  unterthanen 

semptliche  Ritt:  u.  Ldsch.  des  stifts  Derpt 
itzt  alhie  anwesend. 

Stockholm,  R:ark.  Ltvonic«  VoL  252:  Odat«nide  skrif- 
T  elfier.  Orig.  Uudatirt. 

16«  Bertram  Tepell  an  Hz.  Karl.  —  Wohlfahrt, 

8.  Jan.  1601. 

Meldet,  dose  der  Adel  auf  den  Häusern  Sonndmrg 
und  SmiÜen  ihn  habe  Idtten  laaien  hhunkommen;  sie  woUen 
die  Häuser  dem  Herzog  übergehen,  denn  eie  würden  von  den 
Polen  sehr  beechwert, 

Stockholm,  B:ttk.  Livonioa  VoL  98  b.  Orig. 


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482 


17.  Die  Edellente  auf  Adsel  an  Georg  Scheaking  in 
Doipat  —  Adsel,  12.  Jan.  16CM. 

Erldaren  9ieh  bereit,  ^a»  Hmu  unter  ^ettUten  Bedingungen  sit  4berff^ben. 

Edler  wgb.  herr,  nebens  wunschnng  unser  willigeu  dienst« 
haben  wir  das  schreiben,  so  E.  G.  abermahl  an  den  hern 
haubtman  Adam  Schrapffer  gelangen  lassen,  lesent  ange- 
hört und  allerseita  yermögen  nach  erwogen.  Wbraaf  wir 
sembtlich  neben  den  hern  hanbtmaa  E.  G.  sae  wiederantp 
wort  nicht  verhalten ^  dass  wir  nicht  zweifeln,  I  fi. 
herfeEOgh  Carol  der  reiche  Schweden,  Goten  nnd  Wenden 
regierende  erbfiirst  etc.  als  woel  E.  G.  und  alle  hochvpr- 
Stendige  IpiVhtlich  dis  zu  erwegen  haben,  dass  oV^woll  der 
her  haubtman  ron  E.  G.  das  haus  helt,  und  ihm  von  ihr 
G.  betraut,  so  ist  dennoch  solchs  nioht  E.  G.  eigen,  beson- 
dern der  kgl.  M*.,  welcher  wir  zum  Lheil  mit  eid  verwant 
und  uatei^vorfen,  dass  war  lieh  solchs  wir  uns  zu  bedenken 
hochwirdig  und  nötigk.  Weiln  aber  wir  sembtlich  B.  O. 
sdireiben,  zum  andern  mahl  geschehen,  [gelesen],  darin  E. 
G.  oft  geinelten  hern  hanbtman  seiner  gebnrlichen  vorncfa- 
tigkeit,  angesehen  er  nicht  zur  stelle  gewesen,  als  hart 
beschuldigen  und  dennoch  an  dieser  Übergebung  ehr  und 
eid  ix^Pirenr  Als  haben  wir  dennoch  ans  vielfältigen  umb- 
stenden  und  betrachtung  des  entsatzes  manglung  und  dieses 
geringen  bans  irelegenheit,  das  als  wol  auch  E.  G,  vielfaldig 
umbstondigeii  ermanen,  wie  dan  ich  auch  allerhand  muuLUch 
und  uüibstendigk  bericht,  [ergäme  etwa:  beschlossen],  dass 
her  Waldecken  [ergänee  etwa:  berichten  soll],  dass  wir 
▼or  I.  fl.  DK  macht  dis  bans  mit  gewalt  nicht  wissen  sa 
verhalten,  doch  also,  dass  E.  G.  yielgemeitem  hern  haupt- 
man  als  wol  uns  andern  durch  ihrer  band  und  siege!  dieser 
abtretong,  weün  dieselbige  dergestalt  durch  B.  G.  vielfal- 
tigen ermahnen  und  schreiben  geschiebt,  von  alle  künftige 
bepcbnlfiigung  aller  menschen  caviren  und  sicheren;  deni- 
nai'li  auch  I.  fl.  D*^.  uns  ihr  furstl.  geleite,  dass  der  her 
haubtman  und  etzliche  aus  unserm  mittel  sicher  zu  und  von 
I.  fl.  D*.  ziehen  mögen,  zusenden  wollen.  Was  [sonsten] 
unsere  gelegenheit,  haben  wir  E.  G.  oder  die,  so  diesen 
nnsem  bescheit  lesen,  mit  langem  schreiben  nicht  anfhalten 
wollen,  besondem  dem  hern  Waldecken  muntlich  anzu- 
bringen auferleget,  welchs  wir  hoffen  I.  fl.  D^,  E.  G.  nnd 
aÜen  liebhabenden  [?J  nicht  werde  zuwieder  sein,  besondem 
solchs  alles  der  hohen  noturft  und  allen  krigesgebreuchen 
zulegen,  davon  wir  dan  p:eTnelten  Waldecken  ein  sonderlich 
niemorial  DiiiL'^o^t'bcrj.  w  orauf  vornemblich  der  her  l  itmeister 
Otto  von  Jb'itmgkhoÜ  mit  guugsamer  volmacht  davon  mit 


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483 


uns  zu  traciiieü  hit-her  möge  geordnet  werden  und  gleich 
wir  hiraul  förderlichs  !)escheits  gewertigk,  also  wollen  wir 
hiemit  E.  G.  ia  Gotieä  goedigeu  schütz  treulich  eatpholen 
haben.  Dat.  Adzell  d.  12.  Januari  ao.  1601. 

E.  O. 

willige 

Adam  Schrapffer.  Wuhelm  Schwartzhoff. 

Johan  Thorphen.        Hindrich  von  Tisenhusen  ron  Hastfer. 

Johan  Swardthoflf,  Weilbelm  Scbaffthausen. 

Wilhelm  Straifeu.  Haas  Bockhoidt. 

Ich  hette  nimmer  gehofifet,  E.  G.  solcher  gestalt  das 
haus  Ton  mir  selten  apgeforderet  haben,  hette  ich  mich 
das  ') 

Stockholm,  R:ark.  Livouica  Vol.  b.  Orig.  Schreiber 
ist  Adam  Schrapffer.  Das  Ende  des  Nachwortes  fehlt, 
wto  tneh  dit  Adr.  D«r  Adreaaat  ergiebt  fliali  ani  dem 
8ehr«ibeii  Henog  Earla  vom  18.  Jan.,  vgl  o.  Anm.  1. 

18«    Interims  -  Konfirmation  der  Privilegien  für  die 
Ritterschaft  dea  Stifts  Dorpat  —  Dorpat,  16,  Jan,  160t. 

Von  Gottes  6n.  wier  Carolas  etc.  Thon  hiemit  kund 
and  bekennen,  nachdeme  unlangsten  durch  gnedige  sehie* 
knng  Gottes  des  almechtigen  das  stieft  Dorpt,  in  unsere 
auch  des  konigreich  Scbwedf^n  gewalt  und  besebiernumg 
igt  «li'ltracht  wordrMi.  die  lii terschaft  und  vom  adei  auch, 
w<'l<  hf  7.11  i/rmeltem  stielt  Dörpt  wonhaftig  seind,  freiwillig 
und  ^vull)odacbtes  gemuets  aller  aufricbtigkeit,  treu  und 
willigen  gehorsame  gegen  uns  und  unsere  leibeserbeu,  auch 
des  konigi  eichs  Schweden  and  desselben  ordentlichen  sac* 
oessom  nnd  kanftige  kOnige  aach  regenten,  welche  jedes- 
mala  doselbsten  sein  werden,  sich  verpflichtet  haben,  dan- 
nenhero  wier  ihnen  hinwiderumb  gn.  oewilliget  und  zuge- 
saget,  sie  sambt  and  sonders  gn.  za  erhalten  bei  ihrer 
christlichen  religion,  adelichen  alten  freiheiten  deren  ihre 
vorfahren  gleich  den  Harrischen  und  Wirischeu  vom  .tJpI 
sich  gebraucht,  auch  gericht  und  recht,  nach  art  form 
und  gestalt  der  rechte,  welche  ernante  Harrischen  und 

^)  Herzog  Karl  schrieb  dU.  Dorpt,  13.  Jan.  1601  an  die  auf 
Adiel:  Er  habe  aas  dem  ihm  fibenaudteii  Sehreibeo,  das  die  SdeU 

leute  auf  Ailsel  ao  den  Dorpatcr  Occonomen  Georg  ^^chenkiug  ge- 
schickt, ersehen,  dass  sie  willrii.>  .~!iii<],  ilirii  daa  8chlo88  zu  iil>ergeben. 
Br  sende  üalitir  Ulli  emum  Vurüciilage  euthalteudea  Memurial  als 
YollmaebtigeD  za  weiteren  Verbuidlaogen  den  Otto  Vietlnghoir 
an  sie.  Darauf  hiu  sollen  sie  dann  ihre  Abgesandten  weiter  za  trac- 
tieren  nach  Anzeu  schicken,  wohin  er  sich  ehestens  begebe.  £i>tsch. 
ß:Eegistr.  f.  36.] 


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484 


Wirischen  bishero  gehabt ,  andi  nachmals  in  nberw^^ong 
und  dnrchsehung  der  schwedischen  nhralfcen  löblichen  rechte 
nnd  gewonheiten  sich  gleichfals  gefallen  lassen,  auch  nn- 
nemen  und  dieselben  in  gebrauch  haben  werden  Ob  wier 
nun  woll  gans  geneiget  seind,  ihre  privilegia,  adeliche  frei- 
heiten  iinu  worzii  sie  von  alters  sein  befuget  gewesen,  auch 
erweisslic  h  in  kann,  gn.  zu  contirmiren,  weil  aber  jezige 
ungelegeniieiten,  auch  andere  hochnötige  Sachen  jezundcr 
uns  furtstehen,  vor  welclier  entlicher  und  richtiger  [ber[or- 
derung  angeregte  conürmation,  u  ie  Bolches  in  oflTener  form 
sich  gehöret,  nicht  gefertiget  werden  kann,  wie  die  äambl- 
liehe  gemdne  ritterschaft  nnd  von  adel  selbst«!  sAinemen, 
auch  verstendiglich  erachten  können ,  welches  wesens  sie 
dann  uns  für  dismals  gnugsamlich  werden  entschuldiget 
halten:  Als  bewillige  wier  hiemit  und  kraft  dieses,  so 
bald  jeziges  kriegswesen  ubergestanden,  auch  in  dieser  pro- 
vinz  Liefland  durch  hiilfe  und  beistände  Gottes  des  almech- 
tigen  in  ruhe,  friede  und  wollstand  befodert  worden,  wier 
auch  etlicher  raassen  uns  darzu  werden  besser  enthvliij.^ü 
können,  do  wollen  wier  angerechte  ihre  Privilegien,  immu- 
niteten,  freiheiten  und  worzu  sie  von  alters  berechtiget  sein 
mögen,  gn.  bekreftigen  und  bestetigeu,  auch  jederzeit  die- 
seloige  vielmehr  Terbessem,  als  scnwechen,  wie  sie  dann 
auch  inndttels  dessen  bei  dem  gebrauch  der  evangelische 
lehre  alsdann  auch  hemachmals  unbehindert  stetigs  erhalten 
werden  sollen,  besondem  auch  nochmals  ihrer  freiheiten 
gebrauchen  und  billichen  gewonheiten  gemessen  mögen, 
auch  einiger  eindrang  ihnen  darentgegen  nicht  zugefuget, 
sondern  sie  geruiglichen  dabei  golastfen  werden  sollen.  Zu 
Urkunde  haben  wier  dieses  mit  eignen  banden  underschrie- 
ben,  auch  unser  fürstlich  secret  etc.  Geschehen  und  ge- 
geben zu  Dürpt,  d.  16.  Januarii  1601. 

Stockholm,  K ;  ark.   Dtscb.  K :  ßegutr.  f.  öl  ff. 


1)  In  der  vorläufigen  Ziuage  Herzog  KarU  für  die  Stadt  Dor- 
pat,  die  städtischen  Privilegien  zu  coofimiuren,  dd.  Dörpt,  LC.  Jau. 
1601,  heisst  es:  „Weil  tlio-p  landschaften,  auch  gemeine  stadt  alliie 
sowohl  auch  das  fursteDthumb  Khsten  zusambt  der  Stadt  iievel  mit 
dem  Kgreich  Schweden  ein  incorporirtes  {^liedtmass  selndt,  aach  da- 
her eg  biUieh  tat,  dass  sie  allerseits  einerlei  rechtens  sieh  febnuieheii, 
weil  es  zu  merer  einigkeit  auch  Verbindung  der  gemtiter  gegen  ein- 
ander gereichen  thut:  als  wollen  wier  die  schwedische  rechte,  förder- 
lichst als  zu  geschehen,  m  die  deutsche  spräche  anssezen  lassen,  nach 
welcher  ▼leiBsiger  erwegong  Jetzt  gedachte  B».  nnd  rath  aich  nicht 
werden  entgegen  Pein  !no«en  ■solche  rechte  alsdan  gleichfalls  anzu- 
nehmen'' und  als  HilfsrecUt  zu  gebrauchuu.  Das  habe  auch  die  est- 
mndieehe  ffitt.  «ad  die  Stadt  Reval  sich  gefallen  lassen.  [Dtsch.  B: 
BegiBir.  f.  52  ff.} 


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485 


19.    Hz.  Karl  an  die  Stadt  Riga.  —  Dorpat,  16.  Jan.  1601. 
Drohung  wegen  der  Arretierung  teinet  Abgeiandten  Olthöveling, 

Tit   Unsern  gn.  gmes  und  gneigten  willen' zuvor,  er- 

bar  und  weise,  liebe  besondere.  Wier  mögen  euch  nicht 
verhalten,  wier  seind  berichtet  worden,  welchermassen 
üir  unsern  diener  Franz  Olthöueling,  welcheu  wier  hiebevor 
mit  brieten  an  euch  abgefertiget  gehabt,  nach  Poln  ge- 
schicket haben  sollet.  Weil  wier  nun  solches  noch  zur  zeit 
uicht  glauben  können,  dass  ihr  ichtwas  gestatten  und  thuu 
sollet,  welches  aller  vtflker  gebrauch  und  wolbestelten  re- 
gimentgewonheiten  entgegen  ist,  aldieweü  each  Selbsten  be- 
wnst,  dass  in  alleii  landen  gebraucUich,  dass  diejenigen, 
so  mit  sobreiben  abgefertiget  werden,  zur  Unbilligkeit  nicht 
beschweret  bleiben,  dass  wier  daher  uns  zu  euch  nicht  ver- 
sehf^n  wollen,  dass  ihr  dergleichen  hin  wegschickung  mit  er- 
meltem  unsern  diener  euch  solt  underFtJtiulen  haben,  zu 
deme  in  unserm  schreiben  nichts  anders  enthalten  iöt  ge- 
wesen, als  was  wier  zu  beföderung  euer  selbst  eignen 
Wulfart  euch  wolmeiutlich  und  in  gnade  gern  gönnen 
möchten. 

Im  fall  es  aber  nher  znyersicht  von  euch  geschehen 
ist,  znwieder  eelfibte  nnd  zusage,  auch  aller  christlichen 
▼Olker  g(ibrauch,  wie  wier  gleichwoll  derjenigen  zeitung,  so 
ans  distal  s  l^rgebracht  worden,  noch  izonder  keinen  glau- 
ben zustellen:  als  möget  ihr  dasjenige  wissen,  wo  wier  ein 
erlicher  fürst  geboren  seind,  dass  wier  auf  solchen  fall 
diesen  schimpf  und  spodt,  so  ihr  uns  dadurch  bezeiget 
habet,  mit  Gottes  hülf  dermassen  widerumb  zu  bezalen  be- 
dacht sein  werden,  dass  ihr  und  die  euern  daran  gedenken 
und  keinem  hohen  Dotentaton  mehr  solchen  schimpf  zuzu- 
fügen euch  anderstehen  sollet  Welches  wier  euch  hiermit 
nidit  haben  verhalten  wollen,  begem  auch,  ihr  wollet  uns 
eure  andwort  hierauf  wissen  lassen.  Bat  auf  dem  schloss 
DOrpt  d,  16.  Januarii  ao.  1601. 

Stookholm,  B :  uk.  Dtach.  B :  Begiatr.  f.  64. 

80«    Resolution  Hz.  Karls  fUr  die  auf  Adsel.  —  Anzen, 

21.  Jan.  1601. 

Resolutinn  iregeben  dem  Adam  Schrapfer,  FTanptman 
auf  dem  Ilaua  Azel,  Wilm  Schwarzkop  rsicl  1:  .Schwarz- 
hof]. Heinrich  Tiesenhausen,  Jacob  Bolandt  und  Haus 
Bockholt  auf  ihre  übergebene  condition. 

Nachdem  jetzt  emanter  hauptman  und  andere  bei  1. 
fl,  D\  umb  euidie  pnncta  xu  bekreftigen  nt  angehalten, 


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so  conseutireii  und  bewilligen  L  fl.  D^,  dass  sie  sambt  uud 
sonders,  so  jezt  auf  dem  Hause  Adsel  gewesen  und  noch 
seini  bei  ibrer  rellffion^  ingleichen  hei  ihren  land-  und  an- 
dern gutern  und  allem  deme,  was  ihnen  znstendig,  darzn 
sie  mit  rechte  befuget,  hinfuro  bleiben  sollen,  auch  wollen 
I.  fl.  DK  sie  sambi  und  sonders  darbei  schfttien  und  hand- 
haben. 

Item  es  bewilligen  1.  fl.  gleichsfals,  dass  denselben, 
welche  nicht  lust  und  liebe  daselbsten  zu  Adzel  zu  bleiben 
haben,  ein  freier  abzug,  wohin  es  ihnen  geliebt,  doch  nicht 
zu  1.  fl.  D*.  feind,  soll  vergönnet  und  nachgelassen  sein. 
Signatum  auf  dem  haus  Adzel  [sie!  1:  AnzenJ  d.  21.  Jan. 
ao.  1601. 

Stockholm,  B :  ark.  Dtsch.  R :  Begistr.  f.  56. 

3L  Hz.  Karl  an  den  Adel  auf  Marienburg.  —  Anzen, 

21.  Jan«  16QL 

Aufforderung,  iieh  ihm  untergeben. 

Tit  Unsern  gn.  grues  zuvor,  edle  etc.  Wier  stellen 
zu  keinem  zwcifel,  ihr  werdet  euch  sambt  und  sonders  zu 
ensinnen  wissen,  welcher  gestalt  die  kgl.  M'.  zu  Polen, 
unser  yetter,  aus  anstieftong  der  bapistischen  rott  uns  und 
dem  kOnigreich  Schweden  zu  undersdiietlichen  mahlen,  ohne 
einiffe  gegebene  Ursachen  feindlich  zugeseset  und  ob  wier 
woll  an  die  ganze  polnischen  stende  zu  yielmahlen  schrieft- 
liehen  gelangen  lassen  und  umb  ihre  erclerung,  was  wier 
uns  fernpr  zu  ihnen  zu  versehen  haben  sollen,  angehalten 
und  gebeten,  so  hat  man  uns  doch  bis  diese  stunde  keiner 
antwort  wirdig  erachtet,  deruwegen  wier  uns  anhero  in 
diese  provinz  Liefland  mit  einem  theil  des  reichs  Schweden 
kriegsvolk  begeben  haben,  zu  meinung  die  uuderthaneu  des 
ftotenthumb  fihisten  l&r  ^[ewalt  zu  schuzen,  wie  wier  uns 
dann  auch,  weil  wier  kern  antwort  nochmab  erlanget, 
jedoch  keiner  andern  meinung,  dann  dasjenige,  was  dem 
rräche  Schweden  zugehörig,  widerumb  unter  das  reiche  zu 
bringen,  an  die  polnische  grenze  begeben,  dann  nichts  an* 
ders  als  feindschaft  zu  vernmten:  Als  haben  wier  uns  au3 
erzelten  Ursachen  weit«  !-  au  die  polnische  grenze  begeben, 
inmassen  wier  von  daunen,  wie  auch  zuvor  zu  vielmahlen 
den  bestalten  obristen  dieses  Lieflandes,  als  auch  andern 
castellau  unser  schreiben  abgehen  lassen,  aber  vielweniger 
dan  zuvor  zur  antwort  bekommen,  dero wegen  wier  aus 
angezogen  orsachen  hoch  nottranglich  genOtiget,  aldieweil 
wier  nicht  anders  dan  weiter  feintuchaft  gewertig  gewesen. 


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487 


UDö  au  das  poluische  gebiete  zu  veieuchen,  und  hat  uns 
der  Almechtige  bis  anhero  also  gnedig  beigestanden,  dass 
nnmehr  diese  provinz  Liefland  sidi  unter  nnser  und 
der  eron  Schweden  protect[ion]  merentfaeila  ergeben  hat. 
Weil  wier  dann  nicht  sweifeln  wobi,  ihr  werdet  euch  gleiohs- 
fala  in  unser  und  erwenter  oron  Schweden  schuz  und  be- 
schirmnng  unweigerlich  ergeben,  als  haben  wier  nicht  unter- 
lassen wollen,  mit  diesen  unsern  ^clireibon  fMich  in  gnaden 
ersuchen  wollen,  wie  wier  dann  auch  zeiLn  r  dieses,  den 
ernvesten  und  manhaften  unsern  lieben  getreuen  Otto  von 
VietinghofF  und  Adam  Öchraffer  unser  ambtmann  auf  Adzell 
an  euch  abgefertiget.  Do  ihr  nun  ^esiunet  seit,  in  ruhe, 
fried  und  woUtande  zn  leben,  enre  diristliche  religion,  pri- 
▼ilegien,  statoten,  gericht  nnd  gerichtigkeiten  und  was  aen- 
selben  mehr  anhengig  sein  kan,  zu  geniesaen;  als  ermanen 
wier  ench,  ihr  wollet  nunmehr  alle  Sachen  in  guts  bedenken 
nemen,  auch  do  ihr  mit  [ans]  und  der  cron  Schweden,  auch 
diesem  Liefland  einig,  nnd  von  uns  auch  ihr  beschuzet  zu 
--"'in  gedenket,  welches  daaii  mit  gottliclirr  lifilfe  GrescbeliPii 
solle,  also  lang  dieselbige  raechtig  ht,  euch  durch  seinen 
veterH("!iftn  beistand  für  allen  bedranguussen  zu  entledigen, 
so  wollet  ihr  nun  bedrachten  eurs  selbst  eignen  besten, 
euch  bei  geeen  ernanten  unsern  abgesanten  hinwiderumb 
also  nnd  cawegorice  ercleren,  ungesweifelt  wie  wier  dann 
hoffen  wollen»  flir  sn  deme»  was  ench  selbsten  sn  ffuten  ge- 
reichen kann  in  erhaltung  eurer  religion,  adelidien  frei- 
heiten  und  was  deme  mehr  sein  werden  kan,  dann  ein  je- 
der befuget  ist,  genzlich  geneiget  sein  werden,  wie  wier 
dann  ernantpn  iinpf*rn  abgesanten  allen  gewalt  nnd  bevelil 
mit  euch  zu  tractiren  {resrehen  hal)en.  bei  welcheni  ilii-  auch 
und  was  sie  sonsien  mit  euch  und  den  euern  abhandein  und 
schliessen  werden,  gehanthabet  und  geschuzet  werden  sollet, 
darauf  ihr  euch  künlich  zu  verlassen  haben  niogeL 

Im  fall  aber,  welches  wier  i^leichwol  nicht  verhoflfen 
wollen,  unser  gnedige  wolmeiuuug  bei  euch  disfals  nicht 
stat  finden  solte,  als  möget  ihr  euer  eigen  gefahr  alsdann 
ausstehen,  dann  wier  iHles  wolfäriges  wesen  euch  gern 
hetten  gönnen  mögen,  wofern  es  encn  were  annemlich  ge- 
wesen, seind  auch  alsdann  bei  jedermennidich  deswegen 
woU  ent  c haidiget,  welches  wier  ench  etc.  und  thnn  ench 
Gott  befehlen.  Dat  auf  dem  hanse  Anaen,  d.  21.  Jannaiii 
ao.  1601. 

Stockholm,  R :  ark.  Dtsch.  Ii :  Kegistr.  f.  57  flf.  —  Über- 
schrift: An  die  sembtUcbe  ritterschaft  and  vom  adel 
■0  ftvf  dem  haoM  M«rie]ib[iirg]  letD. 

Mitthcil.  >.  d.  liTl.  Goschicbt«.  XVIL  3.  82 


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28«  Eldeaformular  lltr  die  auf  Marienburg.  — 

[21.  Jan.  1601.] 

Jnrament  denen  auf  Marienbnrg  zngesobicket»  welches 
sie  geleistet  haben  sollen. 

Wier  Tom  adel  und  sambtliche  bevehlhabere  und  an* 
dere,  so  jetzt  auf  dem  banse  Marienburg,  schweren  bei  Gott 
dem  almechtigen,  dass  wier  dem  dl.  hgb.  fursten  und  herrn, 

herm  Caroln  dp?  reichs  Schweden  etc.  regirender  erbfnrst 
etc.,  unserfri  guedigen  fursten  und  herrn,  seiner  f1.  ge- 
malilin  und  erben,  auch  dem  königreich  öchweden  jederzeit 
wollen  getreu,  hold  und  ge wertig  sein,  I.  fl.  D^,  dero  lei- 
btiserben  und  deo  kunigreicheo  Schweden  bestes  wissen  und 
befördern,  schaden  und  Terderb  in  zeit  warnen  nnd  für- 
kommen.  anch  nnn  nnd  in  künftigen  Zeiten  mit  dem  f&rsten* 
tbum  Ehstein  als  ein  incorporirtes  glietmasB  der  cron 
Schweden  einig  sein  und  bleioen,  uns  auch  von  I.  fl.  D^, 
dero  leibeserben  nnd  des  reiches  Schweden  successom  nnd 
nachkommen  numehr  [sie!  1:  niemehr]  absondern  wollen, 
80  wahr  uns  Gott  helfumb  Christi  willen. 

Stoekbolm,  R:ark.  JHkL  R  :  Eegfetr.  f.  59.  Ohne  Dfttam, 
•b«r  gleioliieitig  mit  nr.  21  aiug«Mtit 


23.   Bürgermeister  Nikolaus  Eke  an  Hz.  Karl«  ~ 

Riga,  24.  Jan.  1601. 

Entschuldigt  die  verspätete  Antwort  der  Stadt  auf  sein  Schreiben  uttd 
meidetf  dois  der  Stadttekretär  miindlich  gena%t«res  berichten  werde. 
WüneeH  dem  Herzog  guten  Erfolg. 

Erleuchter  wolgeborner  herr,  E.  erL  Gn.  seien  meine 
jeder  seit  willige  dienst  mit  wfincbnnff  aller  wolfart  xaTom. 
Chiediger  herr,  £L  erl.  6n.  schreiben  nab  ich  wol  empfangen 
nnd  desselben  Inhalt  Ternohmmen.  Was  nhnn  ersuich  an- 
langt» dass  e.  e.  rath  uf  jüngst  E.  erl.  Gn.  sn  sie  ergan- 
genes schreiben ')  bishero  nichts  geantwortet,  werden  E.  erL 
Gn.  die  ursach  aus  itzigem  irem  entschuldigungschreiben*), 
Tvie  dan  auch  von  gegen  wertigen  irem  secretario  mit  meh« 
rem  gn.  vernehmen,  nemlich  dass  solches  nicht  ire  «chuld, 
sondern  derjehnigen  herren.  die  ire  anlwort  und  erklurung 
B.  erl.  Gii.  mündlich  anzubringen  uf  sich  genehmen  haben, 
derwegen  sie  dan  auch  E.  erl.  Gn.  yerhoffentlich  im  bästen 
entschuldiget  halten  nnd  sie  deshslb  in  keinem  ungutem 
Terdenkhen  werden. 


Ob  mr.  19,  ote  ein  IHUi«Nt  8cbrnb«n?  *-    Hat  rieh  sieht 
vorgefonden. 


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489 


Neben  dem  Lab  ich  gantz  gerne  verstanden  und  ein- 
geDohmeii,  was  dero  diener  wegen  E.  erl.  Gn.  löblichen 
TQrhabai0  mir  mnndelieh  ero&et  und  angebracht,  spüre 
daraiiB  derselben  Bonderliche  gute  affection  tud  gewogeoJieit 
segen  diser  guten  stadi  so  wol,  als  gegen  dem  gantzen 
Suid  und  wonaobe  Ton  Gott,  da;  solches  nach  wünsch  und 
willen  derselben  glücklich  fortgehen  und  sie  also  dem 
gmeinpn  Vaterland  dardurch  viel  nutzlich  und  erppnVpslieh 
sein  mügen,  darzu  dan  E.  erl.  Gn.  e.  rath  alhio,  dan 
auch  ich  für  mein  perpon  nach  allem  vci  inügeu  zu  dienen 
jeder  zeit  erpietig  und  willig  sein,  iuiuassen  E.  erl.  Gn. 
solchen  guten  willen  obKedachter  ir  secretarius  mit  mehrem 
lüimdlich  erklären  and  oeibringen  würd. 

Den  Wolmarisehen  p&trhenm  Hermannmn  kenne  ich 
nicht,  will  aber  demselben  alhie  mit  fleis  naohforsohen 
lassen  nnd  ihn  nf  ferroere  erkundigang  von  seinem  nnzei- 
tigen  furhaben  mit  ernst  abmahnen,  welches  ich  in  anweaen 
B.  erl.  Gn.  dieners  itzunt  wol  gerne  wolte  gethan  haben, 
wan  ich  nicht  mit  po  schleuniger  diser  abfcrti^nng  unsers 
secretarii  und  auch  E.  erl.  Gn.  dienere  daran  were  verhin- 
dert worden,  dan  derselbe  faat  sehr  furLgeeilet,  soll  aber 
noch  izunt  mit  ehestem  jreschehen  und  E.  erl.  Gn.  davon 
hinwieder  alle  notturlL  zugeacinieben  werden.  Unter dedS 
thue  dieselbe  ich  in  schnta  des  Höchsten  hiemit  gaai  treu- 
lich empfhelen.  Dat.  Riga,  84.  Januaiy  ao.  1001« 

£.  erl  Gn. 

unterdienstwilliger 
Niclas  Eke. 

^Stockholm,  B:ark.  LiYonica  VoL  9B  b.  Orig. 

24*  Hz.  Karl  an  Adam  Schrapfier.  —  Lude, 

26.  Jan.  1601. 

•  •  •  Wier  haben  euer  schreiben  empfangen,  welches 
ihr  an  den  feldmarschall  Otto  Uxkull  getnan  habt,  daraus 
wier  ver>:tanden,  dass  ihr  stracks  nach  euer  aukunft  mit 
den  Schmiltenschen  zu  tractiren  angefangen,  aie  auch  zu 
Anzell  [1 :  Adzel]  bei  euch  sich  eingestellet  haben,  auch  die 
Sachen  in  guten  terminis  stehen  sollen,  ingleichen,  dass  ihr 
gestern  deu  24.  f  sie]  nach  Marienburch  euch  begeben  habt 
und  also  in  homung  stehet,  von  solchen  beiden  heusem 

uns  gute  richtigkeit  an  erlangen   Datum  Lahde, 

d.  26.  Januarli  ao.  1601. 

Stotikhobn,  B:ark.  Dtsoh.  R:Bogitfer.  t  67. 


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i 


490 


25«    Der  Adel  und  Landsassen  auf  Marienburg  i)  an 
Hz.  Karl.  —  Marienburg,  [27.]  Jao.  1601. 

ErlclÖTfin  ihrr  Unt^rmtr/ung. 

DL,  hgb.  fürst  und  herr.  E.  fi.  D^,  ihreni  gn.  lursten 
'und  herrüj,  wünschen  die  von  adel  und  andere  landr^assen, 
"welche  itzo]  auf  der  Marienburg  zusammen  sein,  vou  Gott 
den  allmechtigen  glük,  heil  und  bestendige  fürstliche  ge- 
[sundheitj  mit  allem,  was  sie  sonsten  meor  zu  E.  fl. 
ewiger  wolfifft  wfiiiBcheii  möchten,  in  steter  at  [erbie]tang 
sampüioher  und  einee  jedem  beeonders  gehoreambniclien 
dienste.  Nachdem  d*  i  allmecbtige  Gott  £.  fl.  DK  grak  und 
Bieg  gegeben,  weil  £.  fl.  DK  in  diese  provintz  anKommen, 
[dieselbe  von]  dem  bäpslQichen  greuel]  und  tirannei  zn 
erfretten],  dafür  sei  der  allm[echti*]^e  Gott]  golobt  und  ge- 
benedoi^^t.  Wir  wünschen  [mi?]  i^ehorsamen  bertzen,  dass 
da«[iLiii^rt  ]  Weichs  der  barmh^.i  tzige  Gott  durch  E.  fl.  [DK] 
augciaugeii,  [nemlich  dass?]  dan  heilige  ewangelinm  [in 
diesen  landen  lauter  und]  rein  erhalten,  viel  wiiiweu,  [waisen] 

und  [gejtröstet,  der  Polen  hoffart  und  [stolz  gedempfet 

werde,  E.  fl.  DK  aooh  muge]  zu  gl&kselipen  ende  fimren 
[und  dies  land  in  bestendigerj  und  langwiriger  forstlicher 
fgesundheit  be]8itzen  und  benerscben  und  ^wir  unter  E. 
bL  DK]  schütz  und  sohirm  ergeben  [ein  stilles  und  ruhiges 
leben J  mugen  fuhren  in  gottseeligen  —  —  —  —  —  — 

Es  ist  diese  kgl.  festung  und  [haus  Marienburgk],  darauf 
wir  mit  unserii  [frauen  und  kindern  vor]  den  Polen,  die 
da  viel  [im  lande  geraubet]  und  geplündert,  geflohen  [sind], 
zuerfst]  für  etzlicher  zeit  durch  zwei  schreiben,  nicht  mel- 
dende, dass  solches  aus  befehl  und  zulass  E.  ü.  DK  [ge- 
schehen], aufgefodert  Weil  aber  solche  auffoderung  war 

unyemutlich  an  uns  kommen,  die  —  wir 

für  nachtbarn  und  feinde  noch  umb|jgeben],  die  uns  gar 

^efehrlich  nachgestanden  ken  domals,  auch 

m  itziger  wurdeliche  [?]  dass  sie  solches  ein- 
nehmen möchten:  Bitten  wir  in  üt..  dass  wir  solchem  an- 
mahnen, dazu  [wir]  uns  nicht  beqvemet,  E.  fl.  DV  wolle 
solches  unser  emiaitiges  bedenken,  welchs  vou  ehreuiie- 


^)  Naeh  eioem  Verzeichnis  der  Arrendatoren,  Pfaodherra  aud 
Landsasaen  im  Marienburgscbeo  und  desBen,  was  sie  für  das  Haai  M. 
sn  liefern  zugesagt,  vom  Octob.  1601  waren  dort  ansässig: 

Beinhold  KosilmU;  OobwIb  Bfiattr  genant  Hnfliehleger;  G«erf 

V.  Ungern;  Hans  Ryth;  Mathias  Gielde;  Rotger  Armis  Witwe;  ChristoT 
Korff;  Geori^  Nettelhorst;  Caspar  RoBchack;  Qeorg  Lambstorf;  Michat I 
Blaghell  (?};  Heinrich  Nöttgen;  Jacob  Rohland;  Melcber  biume;  Hans 
Boy.  (Stockfa.  Bsark.  Ut.  96  b.] 


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I 


491 


benden  ge[muethe^  herkommen,  in  gnaden  sich  nicht  lassen 

missfWeny  wdl  wir  aiieh  E.  fl.      gnedigste  za  

eelbiger  zeit  im  geringsten  nicht  vermerket,  [wie  es]  itso 
geschehen. 

Nachdem  den  für  aogen  und  menni^lich  siebet,  der 
Allmechtige  mit  B.  fl.  sieget,  d[adurcn  ohne]  blutver- 
giessen  E.  D*.  vieler  «chlosser  fde«]  «rautzen  landes  mechtig 
werden,  und  rnucmehr  auch]  au  uns  gn.  beireliret.  dass  wir 
die[se  leatu^n  derselben  öülien  übergeben,  »u  wil  Gott  das 
[geschrei  derj  truhsall.  angst  und  uoL  der  elenden  verlas- 
senen £Lieflendei j  mcliL  iaager  horeO;  scliicket  E.  fl.  DK  das 

 viel  deroselben  macht  und  kriegsgewalden  

—  die  aber  uns  alles  dieses  gewnndschet,  ge[tracht6t]  und 

gantzlich  geschlossen ,  ans  aosszorotten  —  werden, 

und  wU  in  diesen  landen  wieder [umb  eine]  solche  chridt- 
liche  obrichkeit  haben  und  durch  der8<db[en]  das  land  sa 

rechte  dnrch  welche  so  viel  hundert  jähren 

 worden  — 

Wann  wir  dann  [auf  der  Marienburg]  gegen  E.  fl. 
[grosse]  kricgöiaaclit  gar  [wenig  sind]  und  8chwe[rlichJ  der- 
selben gewalt  zu  w[idersteheü]  ,  wir  auch  mei  

 gehalten,  dass  dieses  hiaus  nicht  solte  in  E.  fl. 

fewalt  Kommen:  Als  haben  wir  alsami  [jung  und]  alt  solch 
ans  und  nicht  solle  dem  unseren  —  

B.  fl.  tmd  der  cron  Sdiweden  schütz  und  schirm  anf 
etadiche  wenig  artickel,  welche  doch  [die  abgefertigte]  an- 
gen[ommen],  [gejhorsamlich  ergeben.  Der  underthenigen 
[hoffnung,  wie]  sich  E.  fl.  in  dero  gn.  schreiben  zur 
Pernaw  datirt*)  an  die  gautze  ritter-  und  landschaft  im 
PolIn[8chen]  tlieil  erkleret,  Weichs  doch  den  niehrern  theil 
der  ritterschaiL  nicht  zuhanden  worden,  und  dan  auch  [in 
dem  vuii]  E.  fl.  an  uns  [ergangen]  und  durch  dem  [ab- 
gefertigten ujbergeben  sich  gnedig  [anerbotenT  E.  fl.  D', 
[werden]  nns  zo  getreu  nnd  ge[horsamen]  nnterthanen  [an- 
nehmenjond  darior  erkennen.  Wann  aus  pflicht  angebor- 

ner  milde,  guete  und  tugend  der  welche 

wir  mit      DK  —  gnaden  annehmen 

und  Te  zn  bestetignng  unserer  [rechte 

etliche  an?]  iin?erm  mittel  an  E.  [fl.  I)^  abschicken,  an 
welchemj  ohrt  E.  fl.  D*.  anzutrefi'en  [sein  werden.  Bitti  nj 
also  E.  fl.  D^  wollen  den,^eU)en  gnedig  [geneiget]  sein  und 
mit  gn.  autwurt  zuewieder  [ablertigen].  Wfoljlen  also  als 
treu  und  gehorsam  underthaneu  [uns]  E.  fl.  D^.  und  der 


Bs.  Karl  war  vom  ö.  Sept  — -  Bode  Oct  1600  Tor  uud 
in  FenuML     >)  nr.  21. 


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croE  Schweden  nnftergeben]  and  [moht  widerjeeteeni  und 
mit  nt  ffehommb  alles  [thun],  was  uns  als  treuen  nnder^ 
thanen  gebühret  und  wir]  zu  thuen  schald%  seint.  Geben 
Marienbnigk,  [d.  27.]  Janoari  ao.  1601. 

[B.  fl.]  Dnrcbl.  

gehorsame  nnderthanen 


Adresse:  Dem  dl.  hgb.  fursten  und  herrn, 
herrn  Carolo.  der  reiche  Schweden  etc. 
unserem  gnedigsten  herrn  in  unterthenigkeit. 

Stockholm,  B :  ark.  Livonica  Vol.  98  b.  Orig.  mit  6  uicht 
mehr  gut  erkennbaren  Siegeln,  sehr  verblaaster  und  durch 
Feoehtigkeit  tenwelM  ao  «toer  Seite  gar  nicht  mehr  lee- 
barer Schrift»  die  hier  im  Druck,  auch  nur  zum  Teil,  nach 
Möglichkeit  dem  Sinne  nach  ergänzt  wurde.  Das  Datum 
ergiebt  sich  aus  nr.  27. "  In  dorso :  Die  aamptUche  vom 
adel  anf  Haiienbuigk  [Ree]  WoUmer  d.  8.  Febr. 

ao.  leoi. 


86*  Hz.  Kari  an  die,  ao  xn  Weimar.  —  Feldlager  vor 

Weimar,  29.  Jan.  IM. 

Aufforderung,  $ieh  tu  ergeben. 

Tit  Wier  lassen  eneh  wissen,  die  ihr  zu  Weimar  seid, 
dasa  nnser  trometer  nns  berichtet  hat,  dass  ihr  ihme  zur  ant- 
wort  widemmb  gegeben  habt,  dass  ihr  von  enerm  kenig 

nicht  abweichen,  sondern  bei  ihm  leben  und  sterben  wollet 
Weil  ihr  dan  bei  enem  drozigen  gemate  za  verharren  be* 
dacht  seid  und  bei  euch  unser  schreiben,  so  wier  an  euch 
gestriges  tages  gethan  haben'),- nicht  annemlichen  sein  will, 
als  möget  euer  bestes  thun,  solches  soll  gleichfals  von  uns 
geschehen  und  werdet  ihr,  ob  Gott  will,  mit  euern  schaden 
innen  werden,  dass  ihr  euch  vergeblich  understanden  habt, 
uns  also  freventlich  zu  trozen  und  soll  euch  hernacher  das- 
jenige nicht  angeboten  werden  nnd  widerlhhren,  als  albereit 
geB<mehen  ist.  Darnach  möget  ench  zn  richten  wissen. 

Dat.  in  nnsem  feltläger,  d.  29.  Jan.  ao.  1601. 

Ihr  sollt  wissen,  dass  keiner  von  euch  soll  gnade  er- 
langen oder  bekommen,  wie  gern  ihr  hernacher  bei  uns 
darumb  anhalten  oder  bitten  wolt.    Dies  mein  eigen  band. 

Stockholm,  B:ark.  B:Beg.  f.  70. 


>)  Diee  Sdireiben  fladet  ileii  ia  der  B:  Begistr.  aiehl 


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87«   Hz.  Karl  an  die  auf  Marienburg.  —  Wolmar, 

3.  Febr.  1601. 

iHmmt  Jt>  t»  uinen  Schutz  und  will  .sich  über  die  Bedmgtu^en  mit 

ihren  Abgesandten  vergleichen» 

TiL  ÜDsem  gn.  graes  ravor,  eniTeste  nnd  manhafte 
liebe  getreuen.  Euer  schreiben  Ton  dato  Harienburff  den 
27.  januari  ist  nns  den  3.  dises  monats  zuhanden  seuefert 

woraen,  daraus  wier  verstanden,  dass  ihr  euch  auesambt, 
beide?  jung  und  alt,  mit  allem  demjenigen  unt^r  unsere  auch 
der  ci'üu  Schweden  schuz  und  berichirmung  auf  etliche  wenig 
articull,  welche  unsere  abgefertigte  angenommen,  gohor- 
samb'ch  ergeben  habt.  Nun  habt  ihr  als  verstondige  leuthe 
woll  daian  getban,  dass  ihr  sambt  und  sonders  eure  eigne 
auch  diaer  ganzen  provinz  Liefland  heil,  aufnemen  und 
▼ollart  betrachtet,  und  mit  den  andern  Stedten  dise  ganze 
laadachaften  in  ein  corpus  zu  befbdern  euch  habt  einge- 
lesen  sein  lassen,  welches  dann  euch  und  den  euem  zu 
allen  guten  jederzeit  mit  göttlicher  Verleihung  gereichen 
solle,  da?s  ihr  daher  euch  gegen  um  aolt  zu  bedanken  ha- 
ben. Und  was  wier  zur  Pernau  in  unserm  ereangnen  schrei- 
ben an  die  sämbtliche  ritter-  und  lanschaft'),  so  unter  der 
cron  Poln  belegen  gewesen,  auch  durch  unsere  gesandten 
uns  gegen  euch  anerboten  haben,  daa^elbige  soll  von  uns 
fürstlich  gehalten  werden. 

Die  conditiones  aber  anlaugende,  da  wollet  etliche  ans 
eaerm  mittel  entweder  nach  Wenden  oder  wo  wier  ansu- 
treffen  sein  können,  an  uns  abfertigen  mit  denselbigen 
wollen  wier  uns  notwendig  aller  punoten  halben  yeigleichen 
und  uns  dermassen  darauf  ercleren,  dass  ihr  unsern  gn. 
willen  gegen  euch  «ämbtlich  und  insonderheit  seit  zu  spüren 
haben,  dann  solches,  wie  gerne  wier  uns  sonsten  darauf  er- 
cleren wollen,  wegen  unsers  eilendes  aufruckens  von  hinnen 
alsbalde  nicht  geschehen  kann,  werden  uns  derwegen  in 
besten  entschuldiget  nemen.  Und  haben  euch  dises  hiemit 
ZU  gn.  antwort  nicht  verhalten  wollen,  seind  euch  sambt 
und  sonders  in  gnaden  woll  geneiget,  Gk>tt  befeienden. 
Bat  auf  unserm  hause  Wollmar,  d.  3.  Febmarii  ao.  1601. 

Stockholm,  K :  ark.  Dtoch.  B :  Beg.  f.  76. 


1)  IHM  Sohnibem  ist  la  dtr  B:  Begistr.  nioht  vorhsadeii. 


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494 


28«  Hz.  Karl  an  die  Gem^e  zu  Riga  ).  —  Wenden« 

9.  Febr.  1601 

Buchwert  neh  über  iit  Behandiwß  Otth3velinff$  und  fiffderi  ik  auf, 
nch  den  übrigen  Standen  antvi^^eieen, 

Tit.  Unsern  grues^  gu.  und  geneigten  willen  mit  Gott 
dem  almechtigen  bevor,  erbare  ond  namhafte  liebe  beson- 
dere. WIer  mögen  euch  gn.  meinuDg  nicht  yerhaKen,  dass 
wier  nicht  unlängst  m  erfaning  komen  seind,  welchnlei 
gestalt  eure  obern  und  eltisten  unsern  diener  nnd  gCBtn* 
ten  Franz  Olthövelingk,  welchen  wier  in  guter  zuveriesaiger 
meinung  an  eure  stadt  mit  dergleichen  botschafl,  weldie 
euch  vielloicbt  niraermehr  zukünftig  mag  oder  kann  nncre- 
boten  \v(  i(ien,  fabgefertigt  haben],  wider  alle  volker  sitton 
und  gebreuchen  in  Poln  ins  euserste  verderben  und  elend 
abgeschicket.  Nun  hetten  wier  zwar  nicht  gemeinet,  dass 
wier  derogeötalt  von  euern  obern  und  eltisten  öolten  be- 
zalet  und  belohnet  werden  und  dass  sie  solches,  da  sie  doch 
▼iel  anders  in  ihren  leiten  schreiben,  so  sie  an  uns  mit  fp- 
dachten  Franz  Olthöveling  ergehen  lassen,  erderet,  sich, 
sollen  underwunden  haben;  ermanen  euch  derow^gen,  dass 
ihr  each  bedenken  nnd  gedachte  redelsfuhrer,  so  an  er- 
wenten  unsers  dieners  wegfnrung  schuldig  seind,  in  ge- 
biiorliche  straf  nemen  wollet  und  soveru  ihr  unsere  £rnaden, 
weiche  wier  euch  hiemit  abermal  anbieten,  aufneiuun  und 
mit  uns,  der  cron  Scliw<»den  und  dem  ganzen  Lief! an  Je  einig 
sein  wollet,  de  seind  wier  geneiget  euch  bei  all  denjenigen, 
worzu  ihr  berechtiget  und  befuget^  gn.  zu  erhalten,  hand- 
ztthaben  nnd  sn  schttzen.  Wollet  daromb  erstes  tagee  eure 
abgesanten  an  uns  mit  Yolkomner  macht  nnd  gewalt,  mit 
ans  zu  handeln,  tractiren  nnd  zu  schlieasen  abfertigen,  wor- 
auf wier  uns  der  gebuer  nach  werden  wissen  gegen  ench 
zu  ercleren.  Wo  aber  über  Zuversicht  dasselbige  nicht  ge- 
schieht, so  werdet  ihr  uns  nicht  verdenken,  dass  wier  darauf 
werden  bedacht  sein,  uns  an  euch  als  unsern  feinden  zu 
Wasser  und  lande,  wo  wier  können  und  mögen,  rechen, 
welches  wier  gleichwoll  nicht  gern  theten.  Dis  haben  wier 
euch  zur  nachrich tu ng  nicht  verhalten  wollen.  Dat.  in  unser 
Stadt  Wenden,  d.  9.  Feb.  ao.  1601. 

Stockholm,  Ii  :  ark.  Dtacb.  B :  Beg.  f.  80. 


^)  Gleichztitig  erging  ein  Schreiben  im  selben  Sinne  nn  den 
Bat  rStockh.  R  :  ark.  Livouica  Vol.  384.  Kopie],  das  dorch  Matthias 
Urader  16.  Febr.  überbracht  wurde,  der  daher  wahrscheinlich  auch 
dies  Schreibeu  an  die  Gemeine  ablieferte.  YgL  Dtuinin  Aber  d.  itam 
Krieg»l«afe.  Bigaer  StadtbU.  1895  p.  UO. 


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495 


Otto  V.  Vietinghoff  und  Fabian  v.  Tiesenhausen 
an  Hz.  Karl.  —  Marienburg,  9.  Febr.  1601. 

Haben  sein  Schreiben  wegen  Rontten  erhalten.  Wir 
feiern  auch  an  anderen  orten  nicht,  wie  E.  fl.  an?  Hin- 
gelegten schreiben,  welche  die  von  adel  des  hause?  S(iS8- 
wegen  schreiben  und  E.  fl.  D*.  zu  beglaubigung  und  warheit 
zuschicken,  werden  ersehen. 

Bitten  um  weitere  VoUman^t  und  dose  er  den  Seas^ 
wegensehen  gleiche  Bedinaungen,  wie  den  Marienhurgschen 
Mwähren  möge.  Bitten  femer,  ihnen  Aufforderungsschrei' 
oen,  an  die  von  Adel  lautend,  eu  senden,  besonders  an 
lAidsen,  Rositten  und  Berson,  damit  die  Solche  auch  dort 
Fortgang  nehme.   Dat.  Marienburg,  d.  9.  Febr.  1601, 

Stockholm»  B :  uk.  Livoniea  VoL  98  b.  Oiig. 


30*  H2.  Karl  an  dea  Adel  auf  Sesawagen.  —  Wanden, 

12.  Febr.  1601. 

Venpfickt,  $ie  M  ihren  Reektm  zu  schützen,  tmd  wiU  da»  weitere  iml 

ihren  Abguandten  beräien. 

Tit.  Ünsern  gn.  grues  zuvor,  ernveste  und  manhafte, 
liebe  besondere.  Wier  seind  berichtet  worden,  was  ihr  an 

die  auch  ernveste  und  manhafte  unsere  auch  des  könig- 
reiches  Schweden  underthanen  und  lieben  getreuen  Otto 
von  Vitinghoflf  und  Fabian  von  Tisenhausen  rittmeistern 
habt  pelanß:en  lassen^),  daraus  wier  verstanden  haben,  dass 
ihr  nicht  ungeneiget  seid,  in  dem  namen  der  heiligen  drei 
faltigkeit  euch  uns  zu  bequemen  und  unser  auch  des  kunig* 
reienes  beschüznnff  zu  nndergeben.  Nun  gereicht  uns  zu 
angenemen  gn.  grellen,  dass  ihr  alle  aachen  in  reifes  be* 
denken  genomen  habt,  und  habt  ihr  als  verstendige  leuÜie 
mmlicb  und  woll  daran  gethan,  dass  ihr  mit  einander  euer 
eignes  sowoll  auch  dieser  ganzen  provinz  Liefland,  eures 
Vaterlands,  aufnemen,  wolfart  und  bestes  zu  befödern  euch 
haVrt  anL^eleiren  sein  lassen.  Welches  dann  euch  und  den 
euern  sowoll  jezt  als  künftig  durch  hülfe  und  beistand 
Gottes  des  almechtig:en  zu  allen  guten  gereichen  solle  und 
seind  wier  nicht  alieiue  erbötig  euch  bei  euer  christlichen 
religion  zu  erhalten,  besondem  auch  einen  jeden  von  euch 
bei  seinen  wolerlaagten  adelichen  Privilegien,  fireiheiten, 
recht  und  geriditigkeiten  und  worzu  ein  jeder  befuget  ist, 
handzuhaben  und  zu  schfitzeui  auch  zu  demjenigeni  so  ihme 


1)  Vgl.  oben  nr.  29.  Du  Sehreibeo  ist  nicht  vorhanden. 


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496 


mit  billigkeit  zukombt,  beweglich  und  uabeweglich,  zu  ver- 
helfen und  dann  für  aller  gewalt  und  bedrangnas  durch 
gottUehen  bdstand  mit  des  kdnigrdGlies  Schweden  macht 
und  hfilfe  von  allen  euren  feinden  zu  entfreien.  Damit  ihr 
aber  tunb  sovid  desto  beeser,  nnsere  gn.  gernntsmeinong 
gegen  ench  Yernemen  möget,  als  wollet  etUche  ans  eaem 
mittel  an  was  hiebet  nach  Wenden,  oder  wo  wier  anzu- 
trefTen  seind,  abfertigen,  do  können  dieselbige  mit  nns  alle 
Sachen,  und  was  die  notturft  (  ifodert,  daran  euch  gelegen 
ist,  selbst  mundlich  abredeu  und  tractiren,  gegen  welche 
wier  auch  uns  dermassen  in  gnaden  ercleren  wollen,  dass 
ihr  unsern  gu.  willen  gegen  euch  sambt  und  sonders  zu 
spüren,  auch  uns  desswegen  zn  danken  haben  sollet. 
Welches  wi«  ench  hiemit  sn.  nicht  yerhalten  wollen  und 
seind  ench  etc»  Dat«  auf  dem  hanse  Wenden,  d.  12«  Fe- 
bmarii  1601. 

Stockholm,  B:ark.  Dtsch.  R:Beg.  t  IIL  —  Eine  Kopie 
ioeh  Lifonio»  VoL  96  b. 


31*  Fabian      Tteaenbaiiaen  an  Hz.  Karl.  —  Tlrseo, 

12,  Febr.  1001. 

Meldung  über  die  Emnakme  T^en*  und  die  BaUm^g  der  Landioue» 

um  Jtof  tMe»  und  iMdsen, 

Dl.  hgb.  fürst,  allerg,  herr  etc.  E.  fl.  D*.  mach  ich  in 
Ut.  nicht  vorhalten,  dass  ich  vorschienen  dienstag  [10.  Febr.] 

mit  etlichen  zwanzig  pferden  alhier  zu  Tiersen  nmb  zehen 
uhr  auf  den  abend  nin  anl^ommen,  in  E.  fl.  nahmen  den 
befestigten  hof  aufgefordert,  sie  sich  auch  im  wenigsten 
nicht  vorweigert  haben  und  alsbald  unter  E.  fl.  Gn.  ge- 
walt ergeben,  mich  auch  sampt  meinen  beihabenden  zur 
stund  die  pforten  geöfuet  und  eingelassen,  und  haben  in 
der  besatzung  zwanzig  wehrhaftker  leute  befanden.  Dieser 
besatzter  hof  gehöret  Johan  von  lisenhanseo^  meinem  bmder, 
nnd  Oasper  von  Tisenhausens  vater,  der  its  B.  fl.  D*.  ge- 
fangener ist.  Was  Sestwegen  nnd  fierson  betrefen  thnL 
will  ich  schon  in  der  Sachen  wie  ein  getreuer  diener  und 
unterthaner,  E.  fl,  D*.  mit  hülfe  des  allmechtigen  Gottes 
die  Sache  dahin  richten  nach  eusersten  meinem  fieis,  dass 
sie  sich  E.  fl.  D''.  und  der  schwedischen  macht  werden  frei- 
willifr  ergeben,  in  ut.  bitte,  E.  fl.  Gn.  ihnen  die  freiheiten 
mitllioilen  wollen,  die  uns  anderen  aus  gnaden  sind  mit- 
getheilet  worden.  Darneben  bitte  E.  11.  D'.,  oie  wollen  ein 
gnaden-  oder  anfiSurderongbrief  an  beiden  haasem  Sestwegen 
nnd  Berson  ergehen  lassen,  anoh  nmb  mehres  glanbena 


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497 


willen  mit  einer  geringen  vollmacht')  vorsehen,  darauf  sie 
sich  hetten  zu  vorlasrien.  Als  will  ich  hoffen,  dass  E.  fl. 
ihre  kriegsmachi  zukamen  behalten,  und  von  ihren  wegen 
nicht  abzuschicken  bedörfen,  nachdeme  diese  örter  aus 
dem  liegen  und  viel  bösen  berge  und  wege  baben. 
Die  BoBittischen  und  Lnddischen  baben  dero  örter  böse 
nacbbam,  derowegen  sie  zum  ut.  bitten  umb  E.  fl.  D^.  ent- 
satz,  sdiutz,  hulf  und  beistand;  weil  aber  der  herr  Otto 
von  Titingkhoff  und  ich  vor  meine  geringe  person  gar  wenig 
kripgsleute  bei  uns  haben,  können  nicht  ohne  E.  fl.  D*. 
betehlioh  und  hülfe  bei  dieser  sache  nicht  thun  oder  für- 
nehmen. 

Nachdeme  nu,  dl.  b^b.  fürst,  agn.  herr,  der  befestigte 
hof  Tirsen  meines  bruderen  und  seines  sohues  Gaspers, 
auch  mein  und  der  meinigen  altes  stam-  und  erbgut  ist, 
j^leiebiate  von  nnser  lieben  voreltem  bei  bondert  nnd  mehr 
jabren,  auch  von  uns  selber  bis  zu  itz  E.  fi.  eröbenuig 
recbtmeesig  besessen,  als  bitte  E.  fl.  I>K  derowegen  iob  aller 
Ut,  die  Verwaltung  und  den  vorstand,  auch  auszubitten 
andere  und  frembde,  agn.  bis  die  erbon  selber  bei  B.  fl.  D*. 
sich  vordient  machen  oder  ihren  gebührenden  eid  E.  fl.  D'. 
als  ihren  landesfursten  gebührlich  ablegen,  agn.  in  bedenken 
ziehen.  Meittler  weile  will  ich  den  rosadienst  zu  leisten 
E,  fl.  D*.  vorflichtet  sein.  Nachdeme  auch.  agn.  fürst  und 
herr,  Adam  Schraffer  ein  theil  der  Tirsenschen  guter  mit 

nahmen  Serbegal  nach  an  sieh  gesBogen:  als  bitte 

E.  fl.  D\  ich  in  Ut.  ihne  durch  ein  fürstlich  mandat  za 
gebieten  wiederomb  abxntreten,  damit  die  gnter  in  dn  E. 
1.  zu  gat,  von  deme  dan  E.  fl.  Gn.  die  Verwaltung  ge- 
bieten werden,  mögen  vorgestanden  werden.  E.  fl.  D\  als 
meinem  agn.  fursten  und  herren,  deme  ich  mit  leib  und 
leben,  hant  und  blut,  mit  ut.  gehorsam  zu  dit^ncn  mich 
schuldig  erkenne,  zur  ut.  nachrichtung  nicht  verhalten  sollen, 
die  ich  in  den  schütz  und  schirm  des  allerhohsten  Gottes 
etc.    Dat.  Tirrien,  d.  12.  Februarii  ao.  1601. 

E.  fl,  DK  ut.  getreue  diener  und  unterthan 

Fabian  von  Tisenbansen  zur  Adlehn. 

Stoekholm,  B:ark.  Llvonioa  Toi  98  b.  Oiig. 


VnlMivUci,  vi«U«klit  AdMl  o«tv  ShIUhu 

1)  fihie  loleh«  YoUmaoht  erhielt  «r,  nebeo  Otto  von  Yietinghoff 

und  Adam  f^chrapffcr,  um  mit  deu  anderen  Hrinsern  dippseits  der 
Döna,  die  noch  nicht  eingenommen  waren,  zu  verhaadeUl, dd.  Doipat, 
19.  Febr.  [Otsch.  ß :  Kegiütr.  f.  lÜä.J 


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496 


32«    Fabian  v.  Tieseahausen  an  Hz.  Karl.  —  Sesswegea, 

U.  Febr.  180L 

Meldet,  dass  er  hetite  mit  Leutnant  Wilhelm  V.  Höffei 
[HuvelnJ  angelangt  ist,^^  sogleich  mit  denen  vom  Adel  auf 
dem  Hause  wegen  der  Übergabe  verhandelt  und  den  Erfolq 
gelabt  hat,  wie  beifolgendes  Schreiben^)  ausweist  Obgleicn 
er  nieht,  wie  er  gebeten,  ein  AufforaerungssdireibeH  vom 
Hersog  erhalten,  so  habe  er  doch  so  tractirt,  dass  sie  Sess- 
weaen  unter  Brief  und  Siegel  übergeben  haben.  Da  Wil- 
helm Friedrich  Taube,  dem  das  Haus  gehört,  nicht  da  ist^ 
sondern  von  einem  Teil  der  Landschaft  auf  den  Beichstag, 
zu  schützen  oder  den  pid  zu  erlasseti,  al>gt'frrfii/f  norden 
80  ist  Sesswegen  inewischen  vom  UnterJiaaptmann  Ätitun 
Klot  verwaltet  Warden.  Der  Adel  hitte,  das  Haus  thnen 
auch  ferner  zu  lassen,  bis  Taube  zurück  sei^j.  Datum 
Seaswegen,  d.  14.  Pebrosrii  1601. 

Stockholm,  B:ark.  LivoDica  V^ol.  98  b.  Orig. 

33.  Niclas  Ficke  an  Hz.  KarL  —  Wenden, 

18.  Febr.  1601. 

Meldet,  dass  Simzel,  Cremon  und  Rodenpois^)  durch 
gutivälige  Erqebung  in  schwedische  GeuHilt  gekommen  seien. 
Er  hoffe,  dass  auch  Segewold  von  Heinrich  Liven  tinge- 
nommen  sei.  Die  Bersonischen  und  andere  kommen  auch 
aUgemaoh;  wab  Treiden  in  unser  hand,  so  ist  nichts  aJs 
Biga,  80  uns  hindert 

StoddioliD,  B:ark.  LiTonioa  ToL  96  b.  Orig. 

34*   Kapitulation  des  Hauses  Erla.  —  Dorpat, 

19.  Febr.  1601. 

Conditiones  uf  welche  wier  von  Gottes  gnaden  Carol 
des  reichs  Schweden  regirender  erbfurst  etc.  das  hauä 
Erla  unter  nnsem  schnz  und  schinn  aDgeaommen^). 

^)  Dies  SchrpibPTi  bat  sich  nicht  trnfnndoti.    Vgl.  nr.  31.  35. 
Die  Verw&ituug  dea  Haiues  beääwegen  üt^rtrog  Bz.  Karl 
Fabian  r.  TiMenbaaMn,  dft  der  Besitser,  Tanbe,  nieht  d»  sei  und  mu 
noch  nicLt  wisse«  wie  er  gegeu  Schweden  geainnt  eei.  dd.  Dornat 
1».  Febr.  [Dtfch  R  •  Registr.  f.  108.] 

^)  Bodeopois  wurde  16.  Febr.  vom  Besitzer  Wolter  ?.  Tieseo- 
hsQsen  und  seinem  Sohne  (f)  Kenten  dbermben.  [Jnoob  Bill  an  Bi. 
Karl,  Bodenpeos  18.  Febr.  Lironica  98  \y\ 

*)  H?  Karl  schreibt  dd.  Dorpat  19.  Febr.  an  die  auf  Erla:  er 
habe  durch  Adam  Sohrapffer  erfahrea,  auf  welche  Bedingungen  hin 
iie  sieh  ergeben.  Br  gehe  dunnf  ein  ud  AbevMde  ihnen  die  naler- 
seiehnelen  Conditionea.  [Oteoh.  BiBe«.  f.  110.] 


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Erstlich  die  religion  anlangeod,  wollen  wier  gemelt 
hans  bei  der  wahren  evangelischen  religion  der  Au^sbur- 
giachen  coDfessioo  semesB  bleiben  lassen  und  venrnttelBt 
gOtäioher  gnaden  dabei  erhalten  nnd  besohflien. 

Znm  andern  wollen  wier  sie  bei  Ihren  beweglichen 
und  unbeweglichen  gutem  sambt  nnd  sonders  nicht  alleine 
bleiben  lassen  nnd  erhalten,  sondern  auch  was  beweisalich 
iBt^  dass  ihnen  sonsten  Ton  rechts  wegen  snkombt,  sollen  sie 
widenimben  restitoiret  werden. 

Znm  dritten  was  die  frembden  praesidien  anlangt^ 

wann  sie  sich  selbst  alleine  bescbuzen  Können,  so  begern 
wier  keine  praesidirn  dnhinzulegen,  es  soll  auch  der  Schlüssel 
von  ihnen  nicht  abgefodert  oder  genommen  werden,  weil  es 
aber  nicht  einen  solchen  zustand  hat  und  sie  selbst  bekeuueu, 
dass  sie  an  einer  scharfen  ecken  wonen  und  die  Kocken- 
heuser  ihnen  an  der  grenz  sein  und  sie  sich  alle  tage  eines 
nberfals  besorgen  mnssen,  so  wird  die  hohe  nottom  erfo- 
dem,  dass  eine  besasnng  dahin  verordnet  werdoi  sonsten 
wollen  wier  die  Eoekenheuser  nnter  nnsem  gewalt  an 
bringen  an  nns  nichts  erwinden  lassen. 

Zum  Vierden  den  rossdieust  betreffimdi  ihnen  den- 
selben zu  lassen,-  weil  aber  jeso  die  höchste  not  verbanden, 

den  feind  zu  verfolgen,  so  versehen  wier  uns,  wann  sie 
selbst  niVht  angefochten  werden,  dahin  wier  dann  mit  Gottes 
huU'  «xedenken  wollen,  so  werden  sie  ons  den  gewönlicheu 
rossdienst  nicht  versagen,  sondern  deuseiben  gleich  andern 
leisten,  wier  wollen  sie  durch  Gottes  gnedige  hulf  woll 
entsezen. 

Zum  fünften  ob  einer  oder  mehr  nicht  lust  hetle  zu 
bleiben,  den  oder  dieselbigen  soll  ein  freier  abzug,  wohin 
eines  jeden  Gelegenheit  ist,  mit  allen  seinen  gegönt  nnd 
zDg^assen  sein. 

üf  diese  furgeschlasne  conditionee  wollen  sich  die  nf 
den  vorgemelten  Sause  ehist  an  uns  verftlsen  und  uns  ihren 
eid  und  huldigung  thun  und  leisten.  Signatnm  Dorpte, 
d.  19.  Februam  ao.  1601. 

StocklM>liD,  B:ark.  Dtich.  BtBeg.  t  110. 


35.  Hz.  Karl  an  die  vom  Adel  auf  Sesawagen.  — 

Dorpat,  19.  P^.  IIXN. 

Hat  vernommenf  dass  sie  sidi  nach  Verhandlungen 
mit  Otto  V,  Vieünghoff,  Fabian  v,  TimiiihBmm  ufid 
WiXhtüm  Eöffel  [momj  untar  m«en  iScftutr 


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500 


und  ihre  Verpflichtung  unter  ihrer  Hand  und  Siegel  er* 
halten^).  Sichert  ihnen  alles  zu:  die  augsburgische  Kon- 
fession, Privileaien  und  wohlhergebrachte  adelige  Sitten, 


berechtigt  sind.   Datum  Dörpte,  d  19.  Februarii  1601. 
Stoddiolm,  &:«rk.  Dtooh.  &:£eg.  L  III. 

86«  Nicias  Ficke  an  Hz.  Karl  —  Wenden, 

19.  Febr.  1601* 

Bericht  vber  die  SHmmung  in  Riga, 

Sähe  au8  Biffa  Schreiben  bekommen,  die  er  ühenendeL 
Man  ersehe  daraus,  dass  man  den  Bigischen  aüerlei  einMde, 
welclies  TOD  keinem  als  Gerdt  Denhof  und  der  stadt  baupt- 
mao  Otto  Denhof  geschieht.  Hc^e  gestern  wieder  jemand 
nach  Biga  gesandt.  Dat.  in  eil  Wenden,  d.  19.  Febr.  1601. 

Mntojfe:  Zeitung  ans  Riga:  Mjn  frundt  begeret  tho 
weten,  wat  alhie  vor  tydinge  sindt.  Nichts  egeDtlicben, 
den  dat  Gerdt  Denhof  ut  Fafen  gekamen*)  nnd  yermeldet, 
dat  Hilken  de  Stadt  in  Palen  ser  hpft  an^i-egeven,  dat 
gudt  schwedisch  whercn.  Do  is  Frans  Olthovelingk  dar 
angekamen;  do  heft  de  koningk  gehört  dat  et  gelagen  was. 
Se  Seggen,  dat  den  Olthovelingk  ken  ledt  wedderfliarea 
Wardt.  Ick  hebbe  ock  van  denen  gehordt,  de  de  Stadt  gö- 
legenheit  weten,  dat  se  menen^  wen  se  so  lange  tidi  hedden, 
als  wen  dat  grass  hervor  kompt,  so  fragen  se  ntoht  na  dsa 
Schweden,  den  so  werden  se  entsatt  kriegen.  Den  dar  was 
ein  kopman  nt  Januschen,  de  heft  gesecht^  dat  dar  ein 
gebott  18  ntbg^an,  dat  alle  dat  volk  in  Littanwen,  kn^^cbte 
und  herm  sick  Scholen  upmaken,  wan  dat  grass  he^vo^ 
kompt.  Dat  gy  my  schriven,  dat  gy  an  de  irf^mon  crf'schreven, 
ist  umsonst,  den  dat  kone  gy  erachten,  wen  se  sick  »ö  gut- 
willig geven,  so  wurden  se  vor  menedig  geholden.  Dereat- 
wegen  wardt  et  nicht  syn;  den  wen  de  loflike  forst  de  macht 
hedde  und  itzundt  de  Stadt  beengstigede.  so  konde  dat  woll 
syn,  dat  he  dat  krege.  Den  dat  secnt  mannieh  ehrlich 
manni  wo  der  herr  ken  hulpe  heft  van  dem  Masco  viter  und 
deit  it  nt  Schwedenrick  allene,  so  khan  he  dat  landt  nicht 
erholden.  Darinnen  werde  gy  weten,  wat  gy  birinnen  don. 
So  viell  von  neowen  aeitnngen.    Nikolaus  Fides  W 


1)  Dies  Sobriftitidc  liat  aieh  aidit  gefbadeik 

Gerhard  Dönhoff  langte  am  12.  Febr.  m  Kga  as,  IKi^ 
rinm  Aber  dto  itaig«  krtogilenfi»,  Big.  StadtblL  189^  p.  109. 


Freiheiten  und  v:o?n  ^^ie  samt 


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hier  noch  hinsu:  Woraus  zu  ersehen,  wie  ihrer  etzliche  den 
bfirgein  einen  blauwen  dnnat  machen.  Aber  sobald  von  Tia 
ürader  besohwd  kompt,  will  ich  abennhal  an  die  gemeine 
schreiben  und  ihnen  dieeen  vhan  ancb  benhemeso. 

BtookholiDt  B :  aik.  Umtaa  VoL  98  b.  Orig. 


37»    Otto  V.  Vietinghoff  und  Fabian  v.  Tiesenhausen  an 
Hz.  Karl.  —  Rositten,  1.  März  1601. 

Berichten,  dass  der  Adel  in  Rositten  sich  willig 
Schweden  ergehen  und  den  Mtd  geleistet  habe.  Den  Sta- 
rosten  /MaHhiasJ  KarkowM  habm  die  Leute  aus  Hass 
—  denn  die  Polen  smd  dort  „erbärmUeh*'  mit  den  Bauern 
umgegangen  ~~  mit  Weib  und  Kind  erschlagen,  Über^ 
smden  ein  Verzeichnis  des  Adels  im  Bositteneehen  Gibiei^)» 
Datam  Bositten,  1.  Martii  ao.  1601. 

Slooldiofaiiy  B:aik.  LlTOniea  VoL  98  b.  Orig. 


88»  Hz,  Karl  an  Gerhard  DOnhoft  —  Anzen, 

8.  Marz  1601. 

Erma^unfft  neh  wie  die  übrigen  Stande  Schweden  tu  vnterffeben, 

Tit.  Uüserii  gn.  grues  und  geneigten  willen  zuvor 
emTceter  manhafter  Iim>er  besonder.  Wie  viel  nbels  und 


1)  Einlage:  Derer  Tom  idel 
RosiUm.  umen: 

Werner  t.  der  Bargk. 
Simon  v.  d.  Burgk. 
Dkriidk  T.  Heringk. 
Caaper  v.  Heringk. 
Joban  y.  Forsehen. 
Johan  Heringk. 
Btttlfais  V.  Everiagker. 
Sünson  V.  der  Horst 
Hartwich  v.  Sassen. 
Frommelt  Engelhardt 
Johan  Bebbinaer. 
Statins  Schmidt. 
Johan  Kehbinder  der  junger* 
Wilhelm  Anrepe. 
HonTicb  Grenoeysi. 
Simon  v.  Talen. 
Sergen  v.  Tulen. 
Herman  Klot 
Welnboldt  Pflmdt 


und  eiagemitonen  dei  kiraptoli 

Erich  Ostman. 
Herman  Telgerman. 
Gasper  Fdloker. 
Hans  Wetigk. 
Delof  Seile. 
Claus  Seile. 
Goorgen  BraBchnkli. 
Shnon  Freibergk. 
Merten  BespelT. 
Peter  Lemberg. 
Ghriatoff  Sebibbe. 
Henrich  v.  d.  Horst. 

Hierza  gehören  noch  mehr  ans 
dem  Lud^hen  gebiete. 

Die  nahmen  dereri  lo  eich  ihren 
eid  bewahret  haben: 
Henrich  Korb. 
Gergen  Glasenab. 
Jochim  Biman. 


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Unheils  die  nneiniffkeit  je  und  sUeveg  mit  sich  geibraefat  and 
gebehret)  solches  habt  ihr,  hindangeeest  aller  ander  ex^pel, 
an  dieser  provinx  Liefland  enrem  eignen  vaterland  gnqg- 
samb  Tor  dieser  zeit  nicht  mit  geringen  schaden  oacT  Ver- 
derb aller  euer  wolfart  erlebet,  als  anch  dass  viel  der 
euern  ermordet,  ennr  wei}>  m\d  kinder  weggefuret,  vor 
euern  äugen  geschendet  und  getodi  t  worden,  ja  einer  den 
andern  verfolget  und  ausrotten  wollen.  Dan  besehet  das 
polnische  regimend,  darundor  ihr  ein  zeit  lang  gelebet,  so 
werdet  ihr  befinden,  dass  ihr  derniassen  an  euren  Privile- 
gien und  freiheiten,  wollen  geschweigen  der  wahren  religion 
seschwechet,  dass  ihr  derselben  nicht  allein  gahmicht  ge> 
branchen  können,  besondem  einen  solchen  überlast,  mat> 
willen  und  freventlichen  angrief  ertragen  müssen,  darüber 
fast  das  ganze  land,  wann  sich  Oott  desselben  nicht  aos 
sonderlichen  gnaden  erbarmet.  711  drümer  und  boden  gehea 
müssen,  wie  wier  uns  dan  ganz  woll  zu  cntdinnen  wissen, 
daös  gegen  uns  ihr  selbst  zum  öftermahl  euch  über  das 
polnische  wesen  und  regierung  gahr  hart  l»*^scliweret  und 
dasselbigc  geacholten  und  getadelt.  Derhalben  wier  um 
jeziger  zeit  soviel  mehr  nicht  gnugsamb  verwnndem  kOnneiif 
dass  ihr  hindan  gesezt  solches  alles  euch  von  dieser  ganien 
erbaren,  üblichen  Ritt:n.  Ldsch.  absondert,  mit  der  Polen 
nnd  Jesnitischen  rotte  wider  enre  eigne  landleute,  freunde 
und  verwanten  practiciret,  und  was  noch  in  der  zeit  sich 
des  königreiches  Schweden  achuz  und  schirm  undergeben 
weite,  mit  selzamen  wunderlichen  reden  und  vorbrineen 
abhaltet.  Zwar  wier  können  anders  hieraus  nicht  schliessen 
und  abnemen,  dann  dass  ihr  in  den  gedanken  lebet,  als 
wann  ihr  euch  so  gröblich  an  uns  verbrechen  und  verscliul- 
digct,  dass  gahr  keine  gnade  mehr  bei  uns  zu  erwarten 
were;  aber  wann  ihrs  reät  bei  euch  bedrachtet,  so  werdet 
ihr  solche  veigebiiche  gedanken  leichlichen  in  den  innd 
schlagen.  Dann  ihr  wisset  selbst  nnd  erfahrets  auch  teglich, 
dass  wier  bis  dahero  nnsem  privataffecten  nicht  nachge- 
hangen, auch  diselben,  so  wider  uns  gröblich  gehandelt, 
nicht  nach  verdin^'t  zu  strafe  gezo'^'en,  be«nndern  ihnen 
alles  vergeben,  verheissen,  zu  pnaden  auf  und  angenommen 
and  mehr  dann  sie  verdinet  gegeben  und  gegonnet. 

Derowegen  wollet  genzlich  es  dafür  achten,  dass  wier 
euch  ebenmessig  dasselbige,  so  ihr  möcliiet  wider  uub 
than  haben,  nicht  allein  nachlassen,  besondern  wie  wier 
ench  dabevor  zn  ehren  nnd  wirden  erhoben  nnd  verbolfes 
(:  welches  ench  nicht  nnwissend:),  also  anch  jeio  wider 
umb  zu  gnaden  anf  nnd  annemen  nnd  zn  hohem  ehrea 


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und  digaiteten,  ala  dabevor  gescheheo,  erheben  und  sezen 
können. 

Wann  dan  tiuicU  sonderliche  ausersehung  Gottes  des 
almechtiffen  diese  lange  geblagte,  bedruckte  und  zertrennete 
proTinz  Liefland  nanmenr  in  ein  corpus  anf  Riga  nach  ge- 
bracht nnd  Tereiniget,  dafbr  billich  ihr  sembtlich  dem  lieben 
Gott  ins  heupt  nicht  gnugsamb  allein  zn  danken,  besondera 
anch  darnach  zu  trachten  habt,  wie  es  in  solcher  vereiDi- 
gung  hinwidemmb  mörbtf^  7.n  ruhe  und  freidestande  gesezet 
und  wider  alle  anlautende  feinde  geacbuzet  werden,  und 
aber  noch  ezliche  weenigo  aus  der  rittersebaft  alda  zu 
Riga  verbanden,  welche  ihre  gutere,  ja  auch  ibre  weiber 
und  kinder  alhio  im  stich  gelassen;  Als  wollen  wier  euch, 
euern  bruder  und  sie  sembtlichen  gn.  erinnert  haben,  ihr 
woUeti  in  bedrachtnng,  dass  die  gnadenthnr  vor  ench  nnd 
ihnen  sembtlichen  bei  uns  noch  offen,  nnd  dan  auch,  dass 
Qoü  lob  das  ganze  land  nicht  allein  einig  und  sich  wider 
die  Poln  nnd  allen  ihren  feinden  einhelilglich  yerbunden, 
besondern  auch,  dass  das  königreich  Schweden  und  wier 
DrhpD'^'t  dpTi  mnrenteil  diese?  liinflando;^  und  andern  nnsern 
vci  eini*j:ten  freunden,  nacbbarn  und  bundesverwanten  Gott 
lob  an  golde  und  volke  00  mechtig,  dass  wir  gahr  leicht 
einem  grösaern  und  mechtigern  königreich  als  Poln  wider- 
stand thun  können,  wie  auch  woU  bewust,  dass  vor  wenig 
iahren  solches  sich  wider  drd  pot^taten  zugleich  gahr 
loblich  nnd  rühmlich  geschnzet  hat^  bei  ench  diese  mntation 
nnd  concordiam  woU  beherzigen,  vor  eine  sonderliche  gäbe 
Gottes  achten  und  es  gewis  davor  halten,  dass  hiedurch 
euch  sembtlich  nicht  allein  friede  und  ruhe,  besondern  auch 
grosser  nuz  und  froTnen  knn  zu  wege  gebraclit  werden,  wie 
die  alten  solcbes  gabr  fein  baben  wissen  zu  sagen:  concordia 
ri  -  jiarvae  crescunt,  discordia  maximae  dilabuntur,  und  euch 
derwegen  erstes  tages  zu  euern  weibern,  kindern  und  gutem 
einstellen  und  eucii  mit  den  andern  vereinigen,  auch  die, 
80  sich  noch  des  schuz  des  königreiches  Schweden  nicht 
nntergeben  frenndlich  darsn  ermahnen  nnd  halten. 

Dagegen  rersprechen  wier  ench  bei  nnsern  fürstlichen 
wahren  worten,  ench  nicht  allein  zn  gnaden  auf  und  anzn- 
nemen,  besondem  anch  ench  aller  Privilegien,  Freiheiten  und 
gutem,  derer  sowoll,  so  ihr  bishero  besessen,  als  welche 
ihr  cntberen  müssen,  zu  ergezen  nnd  mit  moren  aus  fürst- 
lichen gnaden  zu  begaben.  Welches  wier  euch  vors  lezte 
zur  gn.  erinnerung  nicht  verhalten  wollen,  nich  zweifelnd 
ihr  werdet  solche  unsere  gnade,  welche  euch  noch  über- 
flüssig angeboten  wird,  nicht  verachten,  besondern  zu  euer 
ond  aller  der  enrigen  nnz  nn  frommen  gebrancbeu,  damit 

muktll.    4.  UfL  OtMUekto.  XVILa  00 


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wier  euch  göttlichen  echuz  befehlen.  Dat  Ansen,  d.  3, 
Marüj  uo.  1601. 

Stockholm,  K:ark.  Dtsch.  RiHeg.  f.  129.  —  Der  Brief  ist 
dnreh  ebieii  Dieiitr  dea  Hau  mr  Hont  mi  Dönboff  nm6k 

Riga  überbracht  worden.  Doch  f  Gerd  Dönhoff  beroita  am 
10.  März  1601.  Ygl.  Diariom  aber  die  Kiiegsleafe. 
Hig.  ÖtadtbU.  im  p.  116. 


Sc)*    Hans  zur  Horst  an  Rat  und  Bürgerschaft  von 
Riga').  —  RanUen,  7.  März  1601. 

Ermahnung^  ne&  wm  Polen  loiMutagen, 

Edele  erenveste  etc.  Nagest  erbietung  meiner  willigen 
dienste  füge  ich  hiemit  e.  e.  hochw.  rade  freondlicher  wol- 
meinuDg  zu  wissen,  wio  dass  ich  unvorseehns  von  T.  fl.  DK 
Hz.  Carln  kriegesvolk  in  meinem  hove  mit  60  pl erden  d. 
18.  Februar]  bin  vorraschet  worden,  die  mir  dau  wegkge- 
föret  und  ins  lager  gebracht.  Wie  ich  dan  vor  ihn  ge- 
komeu  und  zwar  seltzamc  gedanken  mir  geuiaolii  Labe 
auf  derselben  etzliohe  zu  Kiga  wesenden  raumredender 
warte  böses  geschwes  und  ansprengen,  als  habe  ichs  Gkitt 
lop  gar  viel  anders  nicht  allein  geseehn,  sondern  aoch  be- 
funden. Den  wie  gntich,  gar  ^eneget  nnd  freundlich  I.  fl. 
Gn.  mir  empfangen,  kan  ich  nicht  anssaf^  viel  weiniger 
von  mir  schreiben,  wie  er  sich  auch  kegen  jederman  betzöget 
mit  wiedergebung  einem  etzlicben  das  seine,  auch  denen, 
die  das  irhe  bekant  bei  40  jaren  haben  müssen  von  ausen 
anseehn.  mir  auch  selber  meine  guter,  so  andre  bereitz 
ßchüü  ausgebeten  gehabt,  mir  wiederumb  einreumen  ladoen 
und  noch  mehr  dazu  gegeben. 

ünter  allem,  wie  er  sich  agn*  kegen  meine  persohn 
erkleret  gehabt,  als  hat  er  am  ende  Qott  weiss  ohne 
einigen  zom  gedacht  ,den  unerhörten  schimpf,  so  ihr  herren 
,Ton  Riga  mit  wegksendung  seines  gesantens  als  den 
,011dthöverlinck  ihm  bewisen.  Worauf  ich  geantwort  und 
,e.  e.  rade  und  der  guten  Stadt  so  viel  entschuldiget,  wie 
mir  mügelichen  gewesen,  sagend:  Gnediger  fürst  und 
her,  ich  bitte  I.  n.  Gn.,  die  wolden  desfals  kein  zorn  aui 
sie  lassen,  dan  sie  fast  beim  koLfnghove  von  ihren  m)>6- 
gönneren  ausgesprenget  sein;  insonderheit  voa  iki  em.  egeiieu 

^)  In  gleichem  Sinne  sohrfeb  er  am  selben  Tmd»  fiooh  5  aadara 
Sohreiben :  an  Bärgerm.  NieolanB  Eke,  an  Btirfferro.  Gasgar  vom  Hofe» 

an  den  Hyiidicua  Jakob  Oodemann,  an  den  Ohersiokretar  Laurcntins 
Eiche  nnd  au  den  Ältermann  gr.  Gilde  Haus  Binsbtirg,  alle  fünf  gleich- 
lantaad.  (a.  a.  O.) 


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gewesenen  vorlaufeiK^n  sindicum  David  Hilchen.  als  were 
die  Stadt  giit  Carla,  wie  dan  auch  der  econiinus')  selber 
auch  an  seine  hausfrau  geschriben,  sie  öollte  seehn,  dass 
sie  sich  nach  Polen  mit  alle  seiner  wollfart  machte,  den 
die  8twH  wm  gat  Carls:  ab  weret  ihr  irolieltt  rar  besohei- 
Aong  enr  nnaduild  zu  dem  yomrsacht  worden.  Ihr  hettet 
es  auch  velicht  so  besehe  nicht  gement  Waranf  er  sich 
Ar  gn.  erkleret  sacende,  dem  ungefehr:  Ob  sie  woll  wie- 
der aller  fölker  recht,  auch  wieder  meine  persohn  in  dem 
«fpliandelt,  so  will  ich?  men  dooli,  poferne  9]e  sich  in  zeit 
bedenken  werden,  gerne  -i-henken  und  nachgeben,  bei  meinen 
furstllichen  warehn  Worten*), 

N:uhdeme  dan,  vi elunin stiege  liebe  heren,  ich  diese  mu- 
tatziuu  und  vorenderuBg  dermasseu  ansie,  da^s  der  liebe 
Oedt  nns  noch  sonderlichen  in  der  ^uten  stadt  und  im  lande 
genedieh  erscheinet  nnd  nns  einmahl  ron  der  langen Jookh 
mid  plage,  worein  wir  bei  den  losen  verlogenen  Folen 
gesteck  bis  an  die  orhen  zu  durch  diese  mittel  I.  fi.  Gn. 
erloaet  nnd  diso  provintse  Liffland  sich  ei^ben,  anf  Kaken- 
bausen nnd  ench.  nach:  als  wollet  ihr  euch  nun  woll  be- 
denken, damit  ihr  euch  selber  sowoU  auch  die  iriitr»  stadt 
und  liiiigerschaft  in  keinem  eusersten  verderben  setzen, 
wileu  euch  die  tühr  der  genaden  noch  often  stet.  In  be- 
trachten dieses,  dass  euch  jo  wissend  ist,  wie  viel  legationes 
e.  e.  rat  oder  die  gute  stadt  nach  Polen  abgefertigot,  so 
fiel  lange  jähr  hero  nor  nmb  ein  gntes  privileginm  nnd 
freiheit  ra  erhalten,  wohin  man  nicht  allein  eine»  besondren 
Tiel  tonne  goldes  hingesandt  nnd  gewandt,  aber  leider 
nichtes  besonders  damit  ausgericht,  sondern  sein  allein 
.mit  grosser  vorzemng  auf  das  pferd  Jutko  von  einem 
^reichstagk  zum  andern  gepet/et  worden  und  by  solchem 
,grossen  pjelde  ihrer  voriogeneu  arL  nach,  womit  ich  I.  kgl. 
M'.  kciiu'sweges  will  gemenet  haben,  dennoch  nichtes  vor- 
richten kouen,  sondern  die  gute  Stadt  damit  vielmehr  ver- 
lieren als  gewonnen. 

,Als  Yons  erste  hat  man  nns  durch  betrnk  unsere  pri- 
iVÜegium,  die  wier  mit  grossem  gelde  gekauft  nnd  bezalt» 
igedent  nnd  ausgeleget  nach  ihrem  willen  nnd  das  kloster 
iSowoU  auch  die  S.  Jakubskirchen  genomen.  Zum  anderen 
»vor  3  schelmische  Jesuiter  oder  misspfaffen  über  80  ein- 


J)  Oeconom  von  Dorpat  Georg  Schenking. 

Im  SehreSben  »n  Borgena.  fike  and  die  aaderan  dor  Pmsiis: 

I>aVegen  aber,  eo  sie  mir  werden  zur  belageninp  vnrnrsachen,  so 
üoUea  gie  das  dor(  Ii  Gottes  beistand  seehn  und  erluhreu,  daaa  ich 
SUi  Eiga  ein  dorf  machen  will,  äo  ich  ein  redelicher  fürst  bin. 

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,Keiitccken  und  eingeflickt.  Zum  dritten,  wie  sie  uns  mii, 
Jugen  £ast  das  gantae  jähr  nber  mit  entsetzen  gespeiset, 
,8eet  ihr  Tor  ognn.  Zum  vierten,  wie  sie  allen  lidelidieii 
Renten  ihr  ToiBchreibung,  ja  hand  und  sigel  alhie  im  lande 

,pehaltenf  das  wisset  ihr  auch.    In  summa  wie  der  vor- 

Joffeiien  Schelmen  ihr  abesched  aus  diesen  muem  armen 
^vaterlande  mit  brand,  unzucbt,  ebruch.  «]>olgironp;  der  ar- 
,men  leute  >jowo11  auch  der  red eli eben  vom  adel  abegegan- 
.tren,  wird  euch  nicht  unwissend  sein.  Von  diesem  allem 
jliaL  uns  der  liebe  Godt  nuraehr  durch  wunderliche  auser- 
,^^eung  und  vorsouug  durch  diesen  meiueui  gn.  fursten  und 
,heren  Godt  lop  erlediget,  welchs  ich  meinem  lieben  vater- 
,8tadt  auch  gerne  wonschen  weite,  wan  ihr  meinen  geringen 
,rat  hie  ein  nicht  wollet  anaachlaen.  Wen  ihr  geleich  euch 
,umb  vorgeBchriben  orsachen  meinem  gn.  forsten  und  herren 
,mcht  untergeben  wollet,  so  Bült  ihrs  doch  billicb  umb 
,der  grossen  gift  und  pestilens  der  schelmischen  Jesuiter, 
ja  auch  wegen  der  guten  stadt  alte  freiheit  und  Privilegien 
jthnn.  die  euch  jotf-'undcr  in  dieser  prenadenzeit  auLTohofen, 
,neben3t  lande  und  ieute  konun  gegeben  werden  nach  eurem 
,wiUen,  Welches  ich  euch,  gunstifre  liebe  herren,  zur  freund- 
licher nachrichtuug,  auch  meinem  lieben  Vaterstadt,  dem  ick 
alles  ^uten  gunnehe,  und  ihre  wolfart  gerne  von  hertzeu 
sege,  niemit  au  erkennen  gebe. 

Dise  meine  treuhartsige  wamung  wollet  ihr  lieben  herm 
,Ton  mir  in  allem  guten  und  in  keinen  scbartz  aufnemen. 
,Den  I.  fl.  Gn.  alles  woU  anfrichtich  und  gutes  odt  der  gnteu 
jStadt  vorhaben  und  menen.  Wierd  ihrs  aber  in  den  wind 
,schlaen  und  I.  Gn.  zur  belagerung  verursachen,  so  wierd 
,es  mit  euch  Godt  weiss  gar  ibel  abelaufen.  Den  wan  ihr 
solt  sehen  seine  macht,  wie  ein  herlich  stoltz  kriegesvoik 
I.  Gn.  zu  ross  und  zu  fosse,  sowoU  auch  an  groben  go- 
schutzen  er  bei  sich  hat,  ohne  was  I.  fl.  Gn.  an  allerlei 
krigeamnnitzion  nach  Kakenhauaen  und  Treidea  geeandt^ 
ihr  sollet  euch  segenen  und  verwunderen.  Zudem  so  sein 
vor  etilichen  dagen  zur  Narve  und  zu  Dorpte  bei  6000  man 
noch  frisch  faessTolk  an  Engeischen,  Schotten,  Fynnen  und 
Schweden  gekomen^).  Was  mit  dem  offenen  wasser  gescheen 


1)  Im  cit.  Schreiben  an  Ekc  folgt  hier:  Steth  ane  das  mit  kur- 
and  furßten,  mit  dem  kp^.  rou  Denneniarcken  nnd  dem  Maschewiter  in 
▼orbintoisä  uod  guther  vorstendtnisa ,  welcher  gesanteD  alse  heat  d. 
4.  Hart^  angekommen,  auch  mit  der  Kgin  von  Bagirtuid  lud  gnw 
Moritz  im  guthen  vorstände.  Dem  aber  allem  ungeacht,  uachdem 
Gott  der  ailemechtige  I.  fl,  Gn.  etc.  sich  schon  die  cantze  proviuz 
Liefland  in  aeiuem  ächuU  untergebeu,  so  sehe  ich  nicht,  mit  was 
frommen  ihr  enoli  lange  sperren  nnd  lialten  wottet»  ei  were  den,  den 


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wierd,  konet  ihr  selbr  abenemen;  es  bcm  pillen  und  pur- 
jgatoiones  Torhanden,  die  ihr  abel  in  dieser  Torjarscben  lauft 
Tordauehen  wierd. 

Dies  alles  habe  ich  euch,  liebe  heren,  aach  bei  dem 
eide,  womit  ich  der  krön  Polehen  bowoU  auch  e.  e.  rade  und 
meinem  lieben  Vaterstadt  vor  dieser  zeit  vorwandt  und  noch| 
nicht  vorhalten  wollen.  Welchen  eid  ich  nnmchr  der  krön 
Polen,  e.  p.  rade  a!«  Tnoiiip  ppwesene  herren,  sowoU  auch 
meinem  lieben  vaterstaat  hiemit  will  gensHchen  aufgesaget 
haben.  Jedoch  halte  ich  mich  meine  adeliche  und  bürger- 
liche freiheit  vor,  welches  ich  mich  hieunt  kenesweges  will 
begeben  haben.  Befeie  mich  auch  in  eure  gunst;  was  icli 
soneten  meinem  lieben  vaterstatt  zum  besten  in  allen,  was 
muegelich  ist^  an  diesem  ort  bei  I.  fl.  wieder  tbnn 
könen,  sollet  ihr  alle  an  mir  nicht  Ku  zwivelen  haben,  wo- 
mit ich  euch  den  schütz  Christi  empfhelen.  Dat.  in  meinem 
bove  zu  Bantzen  d*  7.  Martg  ao.  1601. 

E.  A.  W«  williger  allzeit 

Hans  znr  Horst  mppria. 

Adresse:  Den  edelen  etc.  burgermeistern, 
raimanen,  elterleuten,  eltesten  und  den  sempt- 
lichen  der  lobl.  Stadt  Kiga  einwohneren  und 
bnrgem,  meinen  günstigen  berren  nnd  guten 
freunden  anznhendigen. 

Biga  ät:areh.  ioM.  Aroh.  Sehr.  II,  10.  AotaHorstianoniin. 
Oiig.  mit  nngewdhDlicli  willkürlicher  Orthographie.  Das 

Gesperrte  in  der  Yorlag:c  unterstrichen;  einige  Stellen 
io  marg.  mit  ,  bezeichnet,  was  auch  im  Druck  wiedarge- 
goben  Würde.  —  Iliid.  ansh  eine  latehi.  ubereetEung. 


ihr  oder  die  gute  Stadt  gcutzlich  za  verderben  geneget  weret  so  bleiben. 
Welcheg  ich  nuinebr  (l.  uimmer)  geloben  will,  den  der  herr  gefatter, 
ak  ein  vorstendiger  denke  ihm  selber  nach,  wau  ihr  gelmch  bei  bo- 
Mm  Tornehmen  bleiben  wolt,  so  kout  ihr  euch  doch  aue  die  laud- 
eehflft  niebt  eebntsen,  viel  weniger  halten.  Dan  I.  Gn.  euch  nur  schlicht 
dem  pass  m  waeser  und  tn  lande  vorleiret,  so  dorf  er  schon  kein  scbiiss 
darror  thun.  Will  derwegen  hoflfen  und  euch  hiemit  umme  Gottes 
willen  gebeten  nnd  Tormanet  haben,  ihr  wollet  so  lange  nicht  harren 

«.  B.  w   Da  der  her  gefatter  diee  meine  ermanong  nnd  war- 

üTingsscbreiben  nicbt  geloben  wollen,  60  habe  ich  zeöger  unsem  alten 
diener  dammb  willens  mit  disem  schriben  abgefertiget,  damit  er  euch 
die  warbeK  bei  seinem  eede  nnd  Seligkeit,  was  er  fielselbest  gesehen 
and  aus  1.  fl.  Gn.  eigen  mnnd  geboret  hat»  mnese  beriehten  .  .  . . 
(TgL  nr.  41.) 


S06 


4tQ*    Hz.  Karl  an  die  Ritterschaft,  so  jetzt  zu  Riga.  — 

Anzen,  8.  März  1601. 

Auffardemng,  tieh  ihm  su  mUnoerfen, 

Tit  ÜDsern  gn.  ^ues  und  genei^n  wülea  zuvor, 
emveste  und  manhute  hebe  besondere.  Wir  zweiföbi  nicht, 
euch  ist  gDuffsamb  kond  und  oflEianbabr,  was  nrsadien  wir 
uns  in  diese  lande  begeben  haben,  habt  auch  solches  aus- 
fbrlich  aoB  unserm  schreiben,  so  wler  zu  nnderschiedLichen 
mahlen  an  die  Ritt:  u.  Ldsch.  ergehen  lassen,  gnngsamb  ver- 
nommen, wie  wir  euch  auch  ermanot  von  dem  Polnischen 
joch  euch  zu  erretten.  Weil  aber  ihr  solches  noch  zur  z^ii 
nicht  zu  herzen  genomen  habt,  huüderü  euch  noch  erötiich 
wider  Gott  sein  heiliges  wort,  auch  uns,  die  cron  von 
Schweden  und  die  vereinigten  liefiendischen  stende  aul- 
lehnet und  eacb  ein  teil  an  Biega,  ein  teil  an  ander  orten  mit 
geferlichen  practiken  wider  uns  und  die  cron  Yon  Schweden 
und  diese  vereinigte  Lieflande,  remehmen  lasset:  als  haben 
wir  zum  uberfloss  dis  schreiben  an  euch  er^hen  lassen, 
mit  nochmals  treuherziger  vermannng,  ihr  wollet  Tcm  allen 
gefehrlichen  practiken  und  furnemen  gegen  uns,  die  cron 
von  Schweden  und  euer  eigen  Vaterland  Liefland  abstehen 
und  euch  gutwillig  zu  unsem  gehorsamb  erstes  t^es  he- 
geben, wie  ihr  auch  die  Stadt  Riega  darzu  vermanen  wullei, 
dass  sie  sich  gleicher  gestalt  bedenken,  was  sie  gegen  uns 
furnemen.  Wo  solches  geschieht,  solt  ihr  mit  der  that  und 
warbeit  befinden,  dass  wir  nnsem  werten  und  ansage  nadi 
euch  wie  andere  dises  landes  löbliche  ritterschaft  bei  ihren 
Privilegien  und  Gerechtigkeiten  erhalten  und  dabei  friedlich 
bleiben  und  genissen  lassen  wollen  und  in  gnaden  erhalten 
wollen;  wo  aber  über  Zuversicht  diese  ermanung  keine  stadt 
finden  solt,  solt  ihr  nicht  gedenken  hinförder  etwa?  in  gnaden 
bei  uns  zu  erlangen,  welches  wir  euch  der  notturft  nach 
und  zur  nachrichtung  haben  wollen  wissen  lassen,  euch 
hiermit  Gott  befehlend.  Dat.  Anzen,  d.  8.  Marty  ao.  1601. 

Stockholm,  R :  ark.  Dtech.  RtRr  f:  f.  140.  —  Wenn  dor- 
pclhe  Brief  ist,  der  am  T.  Mar/  in  llii^a  anlangte,  vgl. 
I>ianam  über  d.  ilzige  kriegiileui't:!.  Uig.  Stadtbll.  1895 
p.  115,  dann  Ut  dM  Datom  8.  März  wohl  nicht  tls  Tag 
der  Auarertigung  anzusehen,  sondern  bezieht  sich,  vielleicht 
in  Folge  Versehens,  bloss  auf  die  Eiiitra^^ung  in  die  Regi- 
struiur.  Wahrscheinlich  ist  er  vom  3.  Marz,  wo  Iis.  £ari 
aach  an  Ctod  Dönhoff  aohfieb. 


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41.  Q«richtllche  Aussage  des  von  Hans  zur  Horst  ab- 
gesandten Tennis  Wenfhingi).  —  Riga,  12.  Märs  1601. 

Über  die  Erfolge  Hz,  KarU  und  die  Haltung  der  livländischen 

Landtekaft, 

D.  12.  Martii  ao.  1601  ist  TOnniee  Wenthing  gerichtlich 
befragt  worden,  von  wannen  er  jetsimd  kommen,  was  seine 
gewerbe  hie  sein  nnd  ob  er  brief  oder  sonsten  was  mitge- 
bracht habe. 

Wornnf  Tönnies  geantwortet:  er  sei  den  strich  durch 
Antzen  und  von  Wendoii  für  tunf  tagen  auagezogen.  Alhie 
sei  er  durch  die  Kütterpforten  und  von  der  wacht  bis  an 
der  trau  Horstschen  haus  lel(Mt(jl  worden;  er  hab  .scia  weib 
und  kiiider  alhie,  dieselbe  wolle  er  besuchen  und  voü  hinnen 
seiner  gelegenhcit  nach  wegführen.  Von  Hz.  Carolo  habe 
er  einen  pass,  aber  sonsten  keine  werbnng,  allein  nur  ein 
schreiben  an  Gerdt  Dönhoff.  Er  bette  aber  Temonunen« 
dass  ein  fürstlicher  gesandter  bald  werde  herkommeni  etwa 
in  4  oder  6  tagen,  dan  Garolns  wolte  nicht  mehr  briefe 
schicken  .... 

Er  habe  Carolo  nicht  geschwohren:  bette  von  Hans 
zur  Horst  etzlicbe  schreiben  an  besondere  personen, 
ubergab  sie  damit  dem  h.  vogt  ....  Carolus  habe 
Volks  genung  und  sei  stark,  wiewol  er  das  kriegsvolk  nicht 
mustern  gesehen.  Und  wie  Dembinski  gefangen  worden,  sei 
oin  gross*  volk  bei  einander  gewesen  und  habe  Carolus  in 
einem  ti^  nenn  henser  eingenommen,  als  nemblich  Gross- 
and Klein-Rop,  Mojan,  Hocnrosen,  Bosenbeck,  Segewaldt, 
Cremen,  Nitaw,  Jürgenbnrg,  Bonnenburg  und  diese  zeitnng 
sei  in  einem  tag  ankommen.  Diese  heuser  aber  betten 
sich  willig  und  gern  auf  schlechte  auforderung  ergeben. 
Zn  Wenden  sei  kein  landtag  gehalten  worden.  Die  vom 
adel  betten  freiwillig  und  mit  grossem  lust  geschwohren, 
leisteten  auch  den  rossdienst  von  15  haken  ein  pferd;  auf 
den  fall  aber,  wan  Polen  das  land  zu  entsetzen  ankemen, 
wolten  sie  doppelten  rossdieuat  leisten.  Seien  durchaus 
nicht  gat  polnisch,  wolten  alles  daransetzen,  was  sie  anf 
der  wät  betten  .  .  .  •  Hz.  Oarol  habe  des  Hilchens  auch 
gedacht,  dass  derselbe  an  ihn  geschrieben  und  seinen  schntz 
uegeret,  solches  bette  er  Picken  gesagt  nnd  den  brief  ge- 
zeiget  Darauf  bette  Fick  nnd  andere  geantwortet,  sie 
hofften  nicht,  dass  I.  fl.  Gn.  einen  solchen  meinciditren 
Schelmen  an  ihrem  hof  Iqiden  würden,  dan  er  würde  den 
gantzen  hof  vergiften,  dass  sie  niciit  wissen  sollen  wie  sie 

%  darchsMobmi:  Arolooken  ffe«fla«n. 

.  ^)  VgL  0.  nr.  89«  8.  W  in  dor  Aam. 


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510 


seiner,  des  Hilohens,  wiedenimb  quit  wftrdea*  Hz.  Carol 
aber  habe  geantwortet:  Ihr  wisset  nichts  worzu  mir  der  kerl 

nutz  wurde;  mir  ists  nmh  Hilrhfn  n]rhi  y.u  thim,  sondern 
durch  ihn  wolte  ich  des  Fareusbachs  loechtig  ^^ erden:  oder 
wan  dis  nicht  anginge,  wolte  ich  ihn  den  Kigischen  za- 
schicken,  damit  sie  mir  die  stadt  desto  leichter  aufgeben. 
Dis  hat  zeuge  vom  cantzler  und  Ficken  gehörei,  dass  ea 
oilentlich  in  des  furaten  Cammer  geredet  worden  .... 

Die  vom  adel,  welche  Carole  geschwobren,  k<(ime  er 
nicht  alle  nennen.  Christoff  Dönhoff  und  Brackel  aeind 
nach  Beväl  veriuhret,  haben  bedenkseit  bis  anf  Pfingsten, 
ihre  gfttere  seind  nach  Antzen  und  Karcks  geleg^  Henridi 
Dönhoffs,  Torneien  und  Scbmöllings  hausfrauen  seien  in  ihren 
güteren  unrl  ümn  rossdienste,  imgleichen  auch  Delwigs  ross- 
dienste  werden  geleistet^).  Conrad  Taube ^)  sei  nach  Reval 
geführt,  Kamel  alier  in  schwer  gefengnuss  gesetzt  worden 
mit  befclch,  mit  brut  und  bering  ihn  zu  speisen,  darumb  dass 
er  brief  von  sich  geschrieben.   Der  oeconomus  Schenckiog 

sei  sdnes  wiss^s  noch  auf  Bfarienbtirg  Die  lie^ 

lendische  landschaft  sei  der  Stadt  viel  feinder, 
dan  der  Garolns  selbst,  also  dass  ihnen  der  ffirst 
selbst  gewehret  bette,  sonsten  were  es  lengst  nmb 
Riga  klar  und  alles  verdorben.  Claus  Fick  soll  ein 
secretarius  und  bei  Carole  wol  dran  sein.  Desgleichen  Caspar 
Tisenbausen  ritttnpister,  des  h.  obersten  tochterman,  sei  ia 

grossen  gnaden  bei  ihm  und  fast  teglich  in  der  kammer  

Carohis  habe  grosse  kundschaft  hin  und  wieder  

Wan  man  vom  entsatz  aud  Polen  sage,  du»  Ii  alte  Carolas 
für  ein  goläch  und  sei  ein  wunderlidber  fürst,  der  dnrch* 
ans  sich  nichts  befftrchte.  Under  seinem  kriegsvolk  halte 
er  gnt  nnd  scharpf  regiment  ..... 

Riga,  tiUarcb.  Äuss.  Areh.  Sehr.  II,  10,  Acta  HorstiaQorum. 
Anfseiehnang  TOD  der  Hand  dea  Big.  Sekratareo  Jok 
Maier.  Das  Oeaperrte  io  der  Vorlage  anteratiieben.  Bei^ 
liegend  Konzept  einer  latein.  Übersetzung.  —  Die  im 
Text  aasgelafiaanen  Stellen  beaiehen  sich  am  allgemeinere 
poIlÜMli«  und  tosatlga  Naolifl^teii  ohne  heBonderen  Wert 


^)  Über  die  genannten  Personen  vgl.  Sitz:ber.  d.  Gea.  f.  Gesch. 
1894  p.  lOS,  Index  amphibiorain. 

Beeaaa  Kionna  und  Fblek. 


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611 


42.  La  Daetorn,  Rittmeister,  an  Hz,  Karl.  — 
Kirchholm,  19.  Märs  1601. 

Berichtet,  dass  er  ain  IG.  März  in  Neiiermühlefi  ayi- 
gelangt  und  von  da  tiach  Kirchholm  gerückt  sei.  über- 
sendet eine  Liste  der  Juyiker,  die  unter  ihm  mit  ihrem 
Itossdiefist  reiten^).  Diese  bitten  dwar,  sie  einstweilen  zu 
mtVoMfßn,  damii  m  «tcft  he^er  rüsten  und  mit  ihrem  vollen 
Bo8$dien9t  dmtdlen  könnten.  Das  gehe  aber  wegen  der 
Nähe  des  Feindes  nicht 

Stockholm,  R:ark.  Livonie»  Vol.  98  b.  Orig. 


43.  Werner  v.  der  Borch,  zu  Prewen  Erbgeeessen, 
an  Hz,  Karl.  —  20.  März  1601 

Bittet  im  Namen  sämüi^ier  alhier  (d.  h,  im  DUna* 

hurgschen)  gesessenen  deutsehen  Landschaft,  weil  die  Polen 
mit  ihnen  furchtbar  umsprinaen,  sie  in  seinr,  /  >  Herzogs, 
Protektion  und  Schute  eu  nehmen.  Dat.  d.  20.  Marüi  1601. 

8t4>ekbolai,  B»rk.  Livoniea  98  b.  Orig.  In  dono:  [Beo.] 
Im  lager  fBr  KokenbeuBea  d.  33.  Martti  1601. 


*)  Einlage: 

YeneidinfiB  wei  vor  edel  bei  mir  und  wie  viel  pferde  sie 
bei  mir  haben: 

Pferde. 

Jorgen  Noteke  fNotkenthoA  K$p.  Serben]  ia  bei  mir 

selber  mit  seinem  ▼oUenkomlichen  rossdUNDSt  .  •  S 
Jobann  von  Meugden  reiff>f  mit  Z  pferden  ans  gnten 

willen,  das  ist  sein  rossdienst  ........  4 

Stephan  Glohtt  [JürgenshurgJ  seinMi  TOlloiikoraliehen 

rossdieost   5 

Thonoies  Kantclborgk  ff<^i>.  SmiUenJ  ist  selber  bei 

mir,  reitet  aua  guten  willen   3 

Johaa  Witte  [Ktp.  LembttrgJ  ist  sein  rossdienst  .  .  1 

Beinhold  von  Dreven  [Ksp.  LemburgJ   3 

Thomas  Bock  [Smldenhach,  Kup.  Lemburg]  ....  2 
Adrian  Ackerstaff  / Kiingenberg,  Ksp.  Lemburg]  ist  bei 

mir,  reit  mit  2  pferden  wegen  seinea  rOBsdienstes  [2] 

Engelbrecht  Mecke  [Sumel]   5 

Fromholdt  v.  Mpncrnen  fAltenwnrja,  Ksp.  SissegalJ   .  2 
Jorgen  Nodiogk  /  haiteabrunnt,  Ksp.  Lemburg]  ist  sein 

TOiidienet   1  

[Im  Gänsen:  31  pferde] 


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512 


44»  Hz*  Karl  an  die  Stadt  Riga*  —  Kokenhuaeo, 

ai.  Man  um 

Emeuie  Auffwdtmmg,  tith  dm  tikrigm  Ständen  du  Lande» 

arnuieldieMm. 

Tit.  Unsorn  gii.  grues  bevor,  erbare  vorsichtige  und 
wolweise  liebe  besondere.  Ob  wir  woll  für  diser  zeit  zum 
ofteraahl  gaiis  gnedig  an  euch  ^escliriben  und  euch  dem 
königreieh  Schweden  sn  nndergeben  nnd  mit  den  sembt- 
lichon  Lieflendiachen  Stenden  zn  vereinigen  ermahnet^  nnd 
dahero  bevorab,  weiln  ihr  unsers  vorigen  schreiben  nicht 
empfangen  wollen,  woll  ursach  betten,  an  euch  ferner  nicht 
zu  schreiben,  beBondern  nn?pr  vorhaben  wieder  euch  ins  werk 
zu  richten.  Dennoch,  damit  wir  künftig  für  Gott  und  der 
weit  an  eucrm  underi^ang  und  verderb  wegen  entschuldigt 
sein,  ihr  auch  als  '^vaim  wir  euch  nicht  gnugsamb  vor 
schaden  gewarnei,  uiclii  zu  beclagen  habi;  als  haben  wii* 
abermals  K>ei  nns  beschlossen,  an  each  nnd  zwar  zum  lezten 
mahl  nnsern  lieben  getreuen  Thomas  König  abzuschicken 
nnd  ench  gn.  zur  bekemng  zu  ermahnen,  wie  wir  dium  ench 
gn.  wollen  ermanet  haben,  ihr  wollet  in  bedrachtung,  dass 
nnmehr  das  ganze  land  Gott  lob  nader  den  sohoz  des  köoig* 
reichs  Schweden,  auf  euch  alleine  nach  einig,  euch  eines 
bessern  bedenken  und  ia  der  zeit  euch  mit  der  erbarn 
Ritt :  u.  Ldsch.  vereinigen,  damit  nicht  dasjenige,  w^as  Gott 
über  euch  aus  sonderlichem  rath  verbeugt,  von  uns  zu  eaerm 
ewigen  verderb  müge  ins  werk  gerichtet  werden. 

Und  weiln  wir  erachten  können,  dass  ihr  in  dem  wahn 
lebet,  als  wan  ihr  ench  so  gröblich  Ton  wegen  wegksendnaff 
nnsers  gesanten,  welchen  wir  nut  andern  woll  widemmb 
einlösen  wollen,  an  uns  verbrochen,  dass  keine  ^nade  eoch 
darumb  von  uns  widerfahren  könte,  als  wollen  wir  nns  hie- 
mit  nicht  allein  ercleret,  besondern  auch  bei  nnsern  fürst- 
lichen wahren  worten  euch  hicnnt  zngpsagct  imd  versprochen 
haben,  dass  ob  woll  wir  gnugsamb  fug  und  ursach  betten, 
solche  eure  mioohaudlung  an  euch  zu  rechnen,  dennoch  so 
ihr  euch  jezo  bedenket  und  zu  uns  kommet,  solches  alles 
nicht  zu  gedenken,  beaondern  vergeben  und  vergessen  und 
euch  sembtlich  zn  gnaden  auf-  nnd  annemen  und  dermassen 
mit  euch  Terfahren  wollen,  dass  ihr  die  tage  eoers  lebens 
nns  nicht  gnugsamb  dafür  zn  danken  haben  sollet^  und  da- 
mit solches  und  anders  mehr,  daran  euch  und  euer  Stadt 
mechtig  viel  gelegen,  aufs  ehest  und  beste  möge  ins  werk 
gerichtet  und  ferner  unglück  verhütet  ^Tcrdcn.  aeind  wir 
nicht  uugesunnen,  unsere  ansehenliche  gesanten  gej^CD  ent- 
pfangung  etliche  aus  euerm  mittel  an  euch  mit  solcher  bot- 


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513 


schaff  irelche  eadi  in  ewigen  zeiten  nicht  ▼iederfaltren 
kan,  abzufertigen. 

Begem  &row€gen  an  euch  ganz  gn.,  ihr  wollet  each 
bei  disem  nnserm  abgefertigten,  gegen  welchen  ihr  each 
der  ^eboer  nach  werdet  wissen  zu  verhalten,  ercleren  und 
uns  viirr  gemutes  TneinTuiiz:  aufs  schieunigst  eröfnen,  damit 
wir  uns  darnach  richten  küimen,  welches  wir  euch  gn.  mei- 
nnng  nicht  verhalten  wollen.  Und  beveblen  euch  hiemit 
den  allmechtiortui  Gott.  Kockenhausen,  d.  31.  Martii  ao  IGOl. 

Stockholm,  B:ark.  Dtach.  E:Beg.  f.  168.  —  Der  Brief 
wurde  d.  3.  April  doroh  Thomas  E5iii^  naeh  Riga  über> 
bracht,  aber  nicht  accentiert,  vgl.  Dianom  fiber  d.  isige 
biegAlenfe.  Big.  Stad(bU.  im  p.  126. 


4&*   FAbian  v.  Tiesenhausen  an  Hz.  Karl.  — 
Marienburg,  U.  Aprü  IGOL 

FofidUop  eine$  9ek»edischen  Ständeaimckuuei  tum  Uoont«kmde» 

Landtag  in  Reval. 

.  .  .  Obwol,  agn.  fürst  und  Herr,  ich  meiner  treue  und 
ei(if*f3pflioht  nach  viel  notwendige  Sachen  mit  E.  fl.  D*.  in  Ut. 
zu  K.okenhau8en  abreden  wollen,  so  haben  E.  fl.  D*.  hoch- 
wichtige geschäfte,  damit  E.  fl.  zu  dero  zeit  übei  heufet 
gewesen,  hierannen  behindert,  unter  welchen  das  fürnemste 
gewesen  und  E.  11.  zu  gemüth  iuhren  wollen:  Nachdeme 
unsere  feinde,  die  PoleUi  sich  zum  höchsten  besorgen,  wie 
sie  auch  ron  diesmn  etzliche  rede  fornehmen  lassen,  auch 
gerne  sehen  und  wünschen  weiten,  dass  die  f&rbundnfiss 
nnd  einverleibung  zwischen  der  krön  Schweden  eine  Zeit- 
lang möchte  yerbleiben  oder  aufgehalten  werden;  da  es  nun 
E.  n.  D*.  also  gefellig,  die  stände  der  krönen  Schweden,  beide 

f geistlich  und  weltlich,  gar  1  nicht  einen  ausschoss  auf  unseren 
andtag  anhero  betageu  können,  damit  in  E.  fl.  D*.  gegen- 
wart  Lyflandt  mit  der  iobi.  kröne  Schweden  nach  laut 
unserem  eid  ein  corpus  zu  sein  furbinden  könten,  welches 
gute  nnd  heilsames  werk  bei  unseren  feinden,  den  Polen,  ein 
gross  auÜBehen  geben  wird,  auch  sonsten  alle  ihre  hoffnuns 
nnd  practiken  werden  yerbleiben  müssen.  Mit  ut  bitten^  E.  fl. 

J}K  aiese  meine  elnfalt  von  mir  in  Gn.  zu  verstehen  >  

Bittet  femer  um  ein  Mandat  für  die  Marienburgschen 
vom  Adel,  dass  sie  ihren  Eossdienst  nach  alteni  deutschem 
Ophraurh  unter  die  erzstiftische  Fahne  einstellen  nnd  sich 
nach  der  polnischen  Verordnung  nidit  richten  sollen  •  •  •  • 

Dat.  Marienburg)  d»  14.  Aprilis  ao.  1601« 
Stoekholtii,  B»rk.  Livvniiea  Toi  98  b.  Orig. 


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514 


46«    Ausschreiben  des  Landtags  nach  Reval^).  — 

Reval«  16.  AprU  1601. 

Ton  Gottes  ^aden  wir  Carolus  etc.  Entbieten  allen 
und  jeden,  den  ernvesten  und  manhaften  denen  vom  adel 
und  ritterscbaft,  sowoll  aueli  den  hoch  und  wolgelarten 
und  andechtigeu  der  cleresei  und  pristerschafi,  auch  den 
erbarn  und  weisen  burgemeistern  und  rathmannen  zu  Stedten, 
ßembtlichen  einwoneru  der  Litiiiaude,  unsern  und  der  crou 
Schweden  lieben  getreuen,  nnaern  gn.  gruee  und  geneigten 
willen  zuvor.  Und  f&gen  ihnen  hiemit  sn  wissen,  nachdem 
jedenmenniglich  kund  und  offenbahr,  mit  was  geferlichen 

Eracti[k]en  die  Polen  wider  dise  prOTinz  Liefland  umbge- 
en,  dißelbe  widerumb  under  ihr  joch  zu  bringen,  wie  sie 
Bich  dann  auf  ihren  negst  gehaltenen  reichstage  vereinigt, 
mit  blutigen  krionro  nicht  alleine  dic?en  Lieflandcn,  nondern 
auch  der  canzen  cruii  von  Schweden  zum  heitignlen  zuzii- 
ßczen:  So  haben  wir  derhalben  für  rathsaml)  erachtet, 
die  aigemciue  stende  dieser  proviuz  LiefiaDd  sasamenkomen 
und  sich  mit  uns  nicht  alleine  von  wegen  gedachtes  polnischen 
krieges,  sondern  anch  anderer  nnzbaren  nnd  beilsamen  Sachen 
halben  diser  lande  beratschlagen  machten. 

Begem  derhalben  gn.,  wie  wir  dann  auch  hiemit  ernstlich 
bevehlen,  dass  ihr  euch  den  1.  Juni  negst  künftig  anhero 
nach  Reval  begeben  wollet,  mit  vollenkomenen  gewalt  von  * 
einem  jfden  kreis,  darinnen  ihr  gesessen,  zu  tractiren, 
handeln  und  schliessen .  was  zu  Gottes  ehren  und  diser 
lande  wolfart  gereicheu  kann.  Es  soll  auch  ein  jeglicher, 
wer  etwas  zu  lodern  hat  oder  sonsten  in  rcchtfertigung  mit 
andern  stehet,  seiner  sachen  schein  und  beweis  mitbringen, 
als  soll  einem  jeden  nach  landee  gebrauch  nnd  sltlen  das- 
jenige widerfahren,  was  recht  ist  Darnach  sidi  ein  jeder 
zu  richten.  Zu  urkund  haben  wir  disen  brief  mit  unserm 


^]  Der  T^ofehl,  dies  offene  Mandul  bekaont  zu  machen,  erging  an 
üii)  oiiiZtilueu  Kreise  und  zwar:  au  Wilhelm  v.  Töd wen,  Hauptcnaon 
saf  Heimet,  för  den  PerDanschen  Kr.;  an  Ewert  v.  Delwig  nnd 
Ellert  V.  Tiegeohauscn  für  den  Harriecheo,  WieriseheD,  Dörptisoliea 
Jerwischen  nnd  Wiokischen  Kr.;  an  Johann  V.  Ties enhanseo 
aul  Büison  für  den  Wendeubcheu  K.r.;  an  Hermann  v.  Falkeuberg, 
Hauptmann  auf  Kimimpä,  undO  tto  v.  V  ie ti  ns ho f  f  für  den  Dörptiaohen 
Kr.  [Dtsch.  R :  Regigtr.  f.  178].  Das  Anaadkmoen  ao  den  Wendenechen 
Kreis  scheint  nuterwcg;-'  verloren  gegangen  zn  sein;  wenif^rfton"  «cbreibt 
Uz.  Karl  das  dem  Btattbaiter  in  Femau,  Unter-Admiral  Jacob  Gott- 
berg, am  1.  Hai  mit  dem  Befehl*  daa  Mandat  schleunigst  an  Johann 
und  Fabian  v.  Ties»  nh  iusen  sn  abenenden,  damit  eie  es  sofort  be- 
kaont maoheo  [ib.  f. 


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515 


fürstlichen  secret  versigeln  lassen  und  mit  eigen  banden 
underschriben.  Geschehen  und  gegeben  in  unser  stodfc 
Eeyal,  d.  16.  Apriiis  ao.  1601. 

btockUoim,  R :  ark.  Ütsciu  R :  Reg.  £.  175. 


47«    Rede  Johann  v.  Tiesenhausens  an  die  Stadt  Riga. 

Lea.  April/Mai»)  1601.] 

Oration  und  anwerben  auf  des  durchlauchtigen, 
grossuicchtii^pn  fnrsteii  uad  herrn,  herrn  Caroli,  dnr 
reiciie  Soliweden  etc.  unaers  gn.  fTirsten  und  herrn  gn. 
zulaöo  uad  nachp^eben.  so  in  nabmeu  und  von  weg^en  e. 
wgb.  und  gestr.  Hut :  u.  Ldsch.  den  herren  biaggraven, 
bftx^rmeistern,  ratsrerwandten,  eisten  und  gantzer  ge- 
meine der  kgl.  etat  Riga,  durch  die  wffb.,  geetr,  nnd 
ehienYeete  herren  N.  N.  alse  ihre  Tolmechtige,  an  ihnen 
abffefertigte  geeanten  zne  proponiren  und  anzutragen 

anoevolen  worden.   Anno  Domini  1601  den  

Mit  vorhergehendem  gebührlichem  gross. 

Ist  einmal  zeit  und  stände  vom  Tetemo  nnd  schlaf  der 
Sünden  sich  aufzuemünteren»  gunstige  herren  nnd  nach- 
barliche gute  freunde,  ist  es  wahrlichen  diese  zeit,  zu  welcher 
uns  der  barmherzige  Godt  in  gnaden  vntnrlichen  heimsuchet; 
ist  aberinalen  sage  ich  eine  zeit,  darinnen  man  Godt,  dem 
geber  alles  guten,  um!)  weissheit,  vorstand,  Vorsichtigkeit 
und  guten  rath  mit  busfertigem  herzen  im  glauben  demütigst 
anzut'allen  und  zu  bitten  Ursache  hat;  ist  abermaleu,  merket 
meine  wort,  [eine  zeit],  Qodt  den  petreaen  vater  nmb  den 
band  der  liebe,  guten  Terstendnisa  nnd  einigkeit  anzn- 
raffen!  Yorwar  ist  es  die  zeit  (:erneure  ich  es  noch  eins:), 
in  welcher  nns  Gott  ans  lanter  guete  heimsuchen  thut.  Wie- 
viel unser  vorfahren  haben  dieselbe  zu  erleben  sehnlichen 
gewfinschet,  aber  die  bestimbte  zeit  von  Gott  ihre  tni^o  nicht 
erreichen  mügen.  Wiovip]  mehre  haben  wir  dan  Gott  dem 
getreuen  vater  zu  danken,  der  uns  solches  zu  erleben  gne- 
digst  geguimet,  welclies  wir  zum  eingange  unserer  propo- 
sition  euren  gunsten,  nicht  dass  sie  solches  vorhin  mcUl 
wusseten,  sondern  dass  dieselben  in  der  furchte  Gottes 
nnd  liebe  des  algemeinen  Vaterlandes  reiflichen  bei  sich 

Die  uugefähre  Datiernnf^  ergiebt  sich  ans  dem  Inhalt,  nament- 
lich der  Stehe  gegeu  Eude  der  Rede,  S.  528,  Pkt.  10.  Darnach  hat  ohne 
Zweifel  der  Landtag  in  Reval  (Mai/Jaai  1601)  wohl  noch  nicht  stattoe* 
fanden,  wird  aber  doch  offenbar  als  bevorstehend  angedeutet.  Daa 
flihrt  etwa  anf  den  April  NTni.  Damit  würde  aach  das  wenige  stimmen, 
was  Meolos,  üist.  Prodromas  p.  49  über  diese  Rede  sagt.  VgL  nr.  46. 


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516 


zu  erwegen  Ursache  hetten,  erinnern  und  zu  gemüte  fulnen 
wollen. 

Weilen  dan  nnn  in  allen  hochwichtigen  saeheii  Tor- 
nemblichen  dieseB  zu  beheragen:  an  alt  honeetom  an  utile 
an  facile,  nnd  wol  zu  betrachten  ganz  nötigk,  was  einem 

jederen  zu  thun  und  zu  lassen  furfelt,  und  uns  die  Zeit, 
welche  dann  ,dat  adimitque  dolores',  solches  durch  Gottes 
gnedige  Vorsehung  izo  auch  wohl  zue  beherzigen  selber 
zeiget  und  anweiset:  «ilso  lasset  uns  in  bmderlichen  ver- 
trauen und  Zuversicht  einer  gegen  den  anderen,  also  glieder 
eines  körpers,  die  vorige  mit  dieser  izo  gegenwertM;en  zeit, 
im^leidien  dm  nnprungk,  an&ngky  mittel  und  ende  dieeee 
knegeewesen  mit  emander  tratina  equitatie  ponderiran  md 
yleissigen  erwegen,  worauf  dan  kein  sweivel,  wir  werden 
Gottes  lenget  geBChlossenen  raht  cnm  suo  effectu  und  wir* 
kungk  zue  unser  seihest  und  unseres  lieben  Vaterlandes  be- 
SOndern  gedei  und  wolvart  anmerken  und  verstehen  lernen. 

Lasset  uns  weniir  zuerügge  sehen  in  die  vorige  ver- 
laufene zeit,  welch*'  unser  noch,  Gotlob,  ezliche  in  guter 
anzal  erlebet  haben,  wie  das  distichon  an  uns,  Grott  besser 
es,  wahr  ist  geworden: 

Mutant  se  variis  vicibus  humana  snbinde 

Vita  fovet  constans  haec  qnotacunqne  nihil. 

Dann  die  annales  nnd  jahrb&cher,  [die]  £.  Gto.  anch 

zue  sonderen  kleinod  vor  die  nachkommen  in  dieser  stat 
treulichen  hinterlop'Pt  haben,  werden  uns  berichten,  wie  vor 
nicht  so  undenklichen  jähren,  da  diese  gute  provintz  Lief- 
land unter  dem  heiligen  römischen  reiche  noch  gehörig 
gewesen  und  von  den  Reussen  und  andern  benachbarten 
feinden  mit  krieg  oehr  bedrengot  worden,  dass  wegen  der 
weiten  abgelegeäieit  halben  and  weilen  die  ksL  II*,  sowol 
das  heilige  iSmische  reich  mit  dem  torksehen  kriege  in 
Üngcrland  sehr  interessiret  war  und  der  Ursachen  halben 
auf  vielvaltiges  anhalten  unserer  herren  im  lande  den  ge* 
burlichen  schuz  nicht  leisten  können,  dass  wir  zur  selbigen 
zeit  von  l.  ksl.  und  dem  heiligen  römischen  reich  .m 
die  durchlauchtigsten  könige  in  Schweden,  Dennemarcken 
und  Polen  als  unsere  vorlangst  darzue  deputirte  schutz- 
herren  uns  zuc  halten  und  hülfe  von  ihnen  zue  suchen  an- 
gewiesen worden.  Auf  solchen  angewiesenen  schuz,  wann 
nnsere  zne  dero  zeiten  gewesene  Obrigkeiten  nnd  atende 
der  lande  in  der  forcht  Gottes  mit  dem  bände  der  liebe, 
gutem  vertrauen  und  einigkeit  unter  einander  ihre  rat- 
Bchlege  gerichtet  betten  und  sich  einhelligen  onter  den 
schuz  eines  Ton  des  [1]  dnrchlanchtigBten  kOnigen  ergeben, 


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517 


welcher  vielleichte  dem  grossen  Unglücke,  i^o  dies  arme  land 
diese  jähre  hero  ertraj^en  müssen,  Yorzubaiien  trewesen,  aber 
die  grösse  und  menge  der  öünden,  so  in  diei  land  von 
den  obmieii  an  zu  rechnen  bis  an  den  geringsten  ganz 
überhand  genommen,  ^haf"  geonacbet,  dass  Gk>tt  der  ge- 
f^rechte  sie  mit  blintheit  der  Uneinigkeit  bestrafet,  dass  sie 
i^in  dreien  häufen  sich  zueteilet,  dieHarruK3iennndWiri8cbe& 
„und  ein  teils  der  fiesten  sich  an  die  crone  Schweden,  die 
„Ocseler  und  Wickschen  sambt  dem  stifte  Curland  an  die 
„crone  zue  Dennemarcken,  die  meisten  aber  und  übrigen 
^Örter  der  lande  sich  an  die  crone  von  Polen  geschlagen; 
die  Stadt  Riga  aber  eben  ans  und  nirgens  an,  sondern  eine 
keiaeriiclie  freie  sLat  werden  wollen.  Was  für  eine  frucht 
nim  die  acbenüiebe  mntter  der  Uneinigkeit  gebieret  bat» 
bezeuget  das  alte  spridnrort  ,Gonoordia  res  parrae  ereecont, 
disGoraia  mazimae  dilabnntur'  dermassen,  dass  solches  wir 
neboi  nnseren  vorCibren  und  daranfgefolgeten  kindeskindem 
genugsamb  zue  berauen  und  zue  beclagen  haben.  Wollen 
aber  geliebter  kürze  halben  übergehen,  was  solche  Uneinigkeit 
den  herrschafteil  und  lendern,  so  sich  an  die  crone  Schweden 
und  Denneraarcken  geschlagen,  allerlei  gevahr,  unglück  und 
kummer  gebieret  hat,  weilen  wir,  so  uns  unter  dem  schuz 
der  crone  Polen  und  grossfiirötenthumb  Lyttauen  vertrauet, 
mit  unserem  eigenen  nnglfick  und  dranckseligkeit,  daieinen 
im  uns  in  die  Tierzig  Jahre  bero  knmmerlicoen  schmiegen 
uid  tuckeu  müssen,  dasselbige  zue  beherzigen  genügsamen 
zue  schaffen  haben. 

Dann  die  ersten  tractaten  der  societet  und  bnulrrschaft 
mit  dem  gros?fnrstenthumb  Lyttauen ,  so  L^nr  })ald  und  in 
wenig  jähren  auf  die  subjection  erfolget,  hetten  zwar  wol 
einen  zimlicheu  schein,  zueforderst  weiln  durch  aufhebung 
aller  vorigen  stiftischen  und  ordenschen  Stenden  dis  land 
mit  einem  gleichen  erbrecht  (:jedoch  vorbehalten  der  im- 
muniteten  und  praerogativen  der  gesamenden  band,  damit 
ediche  geschlecnter  im  lande  tob  den  yorigen  Obrigkeiten 
dieser  lande  bewidmet  und  solches  hernacher  ihnen  von 
römischen  kaiseren  und  kOnigen  confirmiret  und  bestetiget 
worden:)  voreiniget  und  vom  könige  in  Polen  Sigismundo 
Ai!^u«to,  hochlöhl.  gedechtnn?,  also  zuo  dero  zeit  erbfürsten 
im  grossfürstenthumb  Lyttauen  und  Lief  land  zue  einem  über- 
düenii^chen  herzogthumb  mit  darüber  gegeben  insignis  und 
waflfeii  conürmiret  und  bestetiget  worden.  Zu  welchen  pacten 
und  vertregen  auch  sonderlichen  caviret  und  mit  teuren  eiden 
beschworen  worden,  dass  in  ganz  Liefland  nur  die  wahre 


ft  Di*  felgtud«»  Zfiln  M  In  d«rT«r1*t»  In  mug.      .  1i««ldkMt. 


518 


lehre  der  Augspurgischeo  confession  statkaben  und  geübet 
werden  solte,  aach  die  administration  und  alle  andere  dig- 
nitoten  des  landes  von  den  eingeeeesenen  vom  adel  oder 
indigenis  sdleine  solten  yerwaitet  werden,  cum  anneods  etc: 
zue  welcher  zeit  wan  dieae  gnte  stat  Riega  (:  licet  ezempla 
sint  odiosa,  tarnen  ad  praesentem  statum  sunt  maxime  ne- 
cessaria:)  mit  einer  gstr.  und  wgb.  Ritt :  u.  Ldsch.  weren 
einier  prewesen,  vieleichte  der  würtel  ander?  rrptmi^fn  hette, 
zue  des  ganzen  landea,  auch  der  stat  gutem  gewin  und  anf- 
nehmen,  davon  umbstendigen  zu  gedenken  die  zeit  nicht 
leiden  will. 

Wie  nun  die  crone  Polen  Tormerkety  dasa  die  societel 
des  grosaförstenthamba  Lyttanen  mit  Liefland  aneforderat, 
weilen  es  Kff.  Sigismundi  Augnsti  hochlöbl.  gedechtniaa 
erblender  und  ihre  kgl.       von  Got  mit  keinem  mänlichen 

leibes  färben  ])egabet  waren,  durch  verfallen  und  absterben 
I.  kgl.  Mb  ihnen  eine  beschwerliche  angplejjenheit  Treben 
könnte  und  sich  besonrotfri  endlichen  ihnen  ihre  nach- 
baren zue  heubten  wachsen  wiirden  oder  müchten,  erdenken 
sie  diesen  raht  bei  sieht  ubi  non  valet  pellis  leonina,  ibi  est 
inducnda  cutis  vulpinal  Und  mit  grossen  bergen  und  vielen 
zuesagen,  weiss  auch  nicht  wie,  wird  der  iöbl.  Es.  Sigis- 
mnndna  AngaBtns  von  ihnen  yerleitet  dasa  er  aich  dnrch 
die  verfluchte  nnion  zue  Lubelin  ao.  dorn.  1569  seiner  erb- 
gerechtigkeit,  so  1.  kgl.  an  dem  grossfurstentiinmb  Lyt- 
tanen und  Liefland  hatten,  begiebet  und  diese  mächtige 
fBrstenthume  und  herr?chaften  der  cron  Polen  mit  uniirct 
und  einverleibet.  Hinc  dolor  hinc  lachrimae;  sed  valeat 
quantum  de  jure:  animadvertent  üli  quorum  intereat,  nam 
sapienti  sat  dictum. 

Aber  wie  diese  uniuu  geraten,  in  was  gross  Jammer, 
trübsal  nnd  elend  dieae  arme  proTinz  gekomen,  daron  auch 
daa  Sprichwort  ,atiqnid  mali  propter  vidnimi  malnmS  das 
^ossraratenthnrnb  Lyttanen  anch  treffen  müssen,  bezeugen 
die  jämmerlichen  tragedien,  so  von  ao.  69  bis  ao*  77,  wie 
dis  arme  land  mit  hindenansezunge  aller  zuesagen  und  mit 
tenren  erden  beschwornen  pacten  und  vertreii^en  alles  schuzes 
verlassen,  dem  Mo^^cowiter  zum  raube  übergeben,  deromassen, 
dass  man  es  nicht  genugsamb  mit  blutigen  treuen  beweinen 
kann,  aber  dennoch:  ,tempus  et  aerumnae  docuerunt  patien« 
tiam,  inque  silentio  et  spe  erat  lurlituda  [[Ij  nostra'. 

Wie  nun  Gott  der  almechtige  dis  arme  hoohbedrengtes 
nnd  wolgeplagtes  Liefland  mit  den  äugen  seiner  barmner- 
aigkeit  wiedemmb  ansehen  nnd  ihnen  nach  langer  ansge- 
standener  mühe  und  arbeit  etwas  luft  zum  herzen  machen 
wollen,  erwecket  er  den  hochiobl*  koning  in  Polen  Stephan 


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619 


Batori,  welcher  deromassen  den  zue  dero  zeit  regierenden 
grossfiirötea  in  der  Mobcow  Iwan  Wasilowitz  ziiesezet  und 
zue  core  triebe,  dass  er  volens  nolens  Livuniam  cedere 
coactuä  est  und  sich  Lieflaudes  ganz  vorzeihen  und  be- 
geben müssen,  welches  dan  die  sache  nicht  wenig  befbr- 
deren  theto,  dass  E^.  Johann  in  Schweden,  hoch&bl.  ge* 
dechtnisB,  nachdem  L  M^.  dnreh  langwirige  krige  hiebevo- 
rea  schon  den  Moscowiter  sehr  geschwechet  und  mürbe 
gemachet»  auch  noch  zur  selbigen  zeit  mit  seiner  krigesmacht 
vor  Iwangrodt.  Kapnm  und  in  andern  des  Moscowilers  lan- 
den und  festuDgen  ihme  die  hende  deromassen  znebinden 
ibete,  das8  dem  grossfüraten  der  wiederstand  dem  könige  in 
Feien  hecbstgedacht  zue  leisten  nicht  wol  miiglicb  war. 

Wie  nun  durch  Gottes  gnedige  schikung  Kg.  Stepliau, 
lobl.  gedechtnüsse,  diese  lande  des  polnischen  kreises  wider 
mechtig  worden,  hat  er  sich  sehre  angelegen  sein  lassen 
dasselbe  wiedemmb  in  gfute]  Ordnung  zue  bringen  und  alle 
digniteten  nnd  empter  alleine  durch  eingeborene  Lieflender 
zue  bestellen,  wie  solche  seine  ao.  1582  darüber  gemachte 
eoDStitution  und  gegebene  rescripta  bezeugen  und  <l.irthun; 
dem  auch  zuefolge  e.  gstr.  Ritt :  u.  Ldsch.  bei  zeiien  der 
gubernation  des  dl.  fürsteü  nnd  herru,  herrn  Georgen  Rad- 
«will  ao.  15bo  auf  dem  allgemeinen  lantage  zu  Riega  auf 
gn.  begeren  1.  k^l.  die  praesidonten,  bauuirherreu,  laud- 
oemmerer,  landnchter  nnd  andm  ambtstragenden  personen 
SOS  ihrem  mittel  Torgeschlagen  nnd  benennet^  auch  die  Yer- 
leiichniss  derer  nahmen  I.  j^l.  zaegesandt  worden,  und 
man  nun  in  gater  hofnnng  gestanden,  das  land  wurde  wie- 
der in  guter  ruhe  und  Ordnung  ersezet  werden:  Hat  solches 
das  neidief^lip  unL^ück  nicht  verstatten  wollen,  sondern  durch 
unsere  missgüustigen  soviel  zuewege  gebracht,  dnss  dor  \\<^. 
»Stephanus  in  vielen  Sachen  seinen  vorigen  guten  vorsaz  und 
meiüung  geeudert  und  uns  eiudraugk  in  unser  religionssachen, 
die  Jacobskircheu  und  das  jungfrauenkloster  ersPtllichou 
in  Riega  taliter  qualiter,  Oot  alfeine  weiss  wie  solches  ge- 
Beliehen,  einnehmende,  also  den  mten  eingang  genuichet, 
zuegleich  auch  durch  inssweivelziehung  ezlicher  priTilegiou 
(tvorstehe  so  post  reformatam  religionem  gegeben  worden:) 
'lern  antichrist  zue  Rohm  dardurch  zue  hnfirf»n,  viel  redlicher 
erlichpr  leute  guetrr  zne  caducen  machen  und  das  land  dar- 
durch mit  wehclagen  erfüllen  wollen,  worüber  dan  eine  wgb. 
und  gstr.  Rit :  u.  Ldsch.  zum  höchsten  bestürzet  worden,  bei 
der  Sachen  nichtes  anders  thuu  können,  dan  darein  nicht 
▼erwüligen,  sondern  mit  protestiren  sich  auf  ihre  beschworne 
pacten  und  Tertrege  zne  referiren  und  das  t^brige  Oot  dem 
gerechten  richter  zu  beyelen. 

XHIhall.  s.  4.  UvL  GMbU«kto.  ITH,!  oa 


520 


Was  auch  die  enderimg  der  religion  und  amifibiiiüag 
des  Denen  almaaaelu,  worümen  einer  wgb.  nnd  gstr.  Biti: 
n.  Ldach.  raht  nnd  bedenken  nicht  begeret,  von  edicboi 
placentinern  nnd  röhmlingen  verursachet,  vor  lärmen  und 
tumult  in  dieser  guten  stat  angerichtet,  hat  der  umbgedre- 
hete  hals  dos  hanen  auf  der  Snnct  Pptorspizen,  und  wie 
derselbige,  nachdem  er  wieder  ziiLTuchit'  L*'bracbt  \md  auf- 
gerichtetj  zum  andern  njal  witMitTunib  gar  heruniar  geworfen 
worden*),  also  ein  maluin  chikmi  nicht  alleine  angedeutet, 
tiondcru  bat  e»  auch  die  gute  &taL  mit  ihrem  grohcen  ricuadcii 
ervaren  müssen,  davon  des  einen  teils,  nembUchen  des  nnü>- 
gedreiheten  halBes  des  banen  propbeceiang  leider  snviei  war 
worden  —  Got  wolle  ans  gnaden  verbneten,  daas  er^  weilen 
er  wieder  angerichtet,  nicht  siim  andern  mal  gar  beronter 
geworfen  werde  — ,  genugsamb  bezeuget  und  verwarnet, 
welches  auch  als  eine  ponderliche  fnicht  der  uneinigkeil 
mit  dfv  wgrb.  und  gstr.  Kitt :  u.  Ldsch.  wo)  zue  merken, 

W  ie  tj^e vehrlichen  auch  Kg.  Stephanu»  dieser  urüacheD 
halben  der  guten  stat  zuesezen  Wullen,  wissen  E.  Gstr.  und 
lieben  freunde  besser,  also  wir  euch  solches  zue  gemute 
flUiren  mfigen,  Gott  der  herr  alleinot  dorne  dnrvor  lob  uaA 
dank  gebünst,  bat  dnrch  absterben  Eg'a  Stephani  dem  grossen 
nnglfiok,  so  fiber  schloss  und  stat  beschlossen  gewesen,  «lleine 
gewehrel  nnd  es  gehindert 

Wie  man  nun  nach  tödtlichem  abgange  Kg's  Stephani, 
löbl.  gedechtnisa,  zue  ^valdo  rines  neuen  könige?  ^cbreiien 
wollen.  h?it  sich  bald<'  durch  die  niudter  alles  Unglückes,  die 
Uneinigkeit,  so  unttr  andern  furgefallenen  Sachen  auch 
wegen  teilung  der  provintz  Liefland  /wischen  der  crone 
Polen  und  grossfürstenthumb  Lyttauen  entstanden,  ein  neuer 
nnraht  über  nns  sich  erhoben,  weldie  sich  bis  an  die  krOnong 
ist  regierender  kgl.  in  Polen,  Sigismnndi  tertii,  nnd  foIgeuB 
anf  den  ersten  erfolgeten  reicbsti^,  ao.  1589  zur  Warsauw 
gehalten,  erstrecket,  worselbest  dan  nicht  alleine  wieder  alle 
vorige  mit  teuren  eiden  beschwome  pacten  und  vertrege, 
sondern  auch  in  ihrer  selbest  ao.  1596  (1.  1569]  auffrerich- 
teter  Constitution  enthaltener  dürrer  und  benäntU*  lier  wort, 
dass  ohne  vurwissen  der  lieflendischen  Ilitt:u.  Ldsch.,  also 
nunmehr  ihre»  korpers  miteiuvorleibten  gUedes,  vorwissen 
consent  und  volbort  in  lieflendischen  hendeln  und  sacheo 
nichtes  f&]^[wiommen,  tractbret  oder  beschlossen  werden  solle, 
sondern  dessen  allen  nngeachtet  sie  ohne  vorwissnng  nna 
zneziehung  nnserer,  der  Lief  lender,  volmechtigen  abgesanten, 
die  daselbst  anf  dem  reiohstage  mit  znsgegen  waren^  eine 


^)  Das  geaehah  b«idM  1677. 


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621 


eanze  nnbilliobe  und  tyraaniache  constitation  &ber  tms  Lief- 
lender  geschmiedet,  auch  wieder  aller  Völker  rechte,  so  den 
Jaden  nnd  Türcken  freistehet^  ihre  daraber  gethane  prote- 
Btationes  nicht  angeDommen  and  in  aUen  canzeleien  anzue- 
nehmen  verboten,  damit  vormeinet  uns  nmb  unsere  christliche 
r^'li'jion,  nnil»  alle  digniteten,  uhralte  adliche  freihoiten  und 
immuuiteten  ers[t]lichen,  hernacher  nmb  unsere  zeitliche  wol- 
vahrt  und  ^eter  zue  bringen  und  deroselben  quasi  harpüä 
manibuä  genzlicken  zue  berauben,  wie  solcbcä  die  vielen 
aber  ans  eine  erger  alae  die  andere  gemachte  constitutiones, 
darauf  gefolgete  reyiBiones  scratinia,  alse  Ton  dem  magistro 
nequitiae  MayaneUo,  ehrliobe  lente,  so  einem  sich  vertraaet» 
dardurch  aus  einem  lande  zu  verbannen,  bewerte  meister* 
and  bubenstücke,  zneforderst  die  lezte  angestelte  commissio 
generalis,  darmit  man  vormeinet  gehaltt,  das  garaas  mit 
uns  zue  spielen,  genugsam)»  darthun  und  ausweisen. 

Aber  ,quod  homo  proponit  JJeus  disponit,  et  quando 
du[tli(:antur  lateres  tunc  venit  Moises.'  Derowegen  auch 
GvL  der  almechtige,  da  er  beiue  veterliche  giiiu  über  uiici 
Ton  aller  weit  yerlassenen  wider  hat  walten  lassen  wollen, 
in  das  spiel  greifen,  ihren  ratschlag  einen  krebsgangk  ge- 
winnen und  sie  alse  eidesvergessene  nach  seinem  gerechten 
gerichte  in  der  graben,  so  de  ans  zugerichtet,  selber  fallen 
bissen,  dass  sie  unser  liebes  Vaterland,  welches  wir  neben 
ans  mit  beschwornen  pacten  und  vertregcn  ihnen  vertrauet 
nnd  in  demselben  [siej  uns  keine  stelle  gunnon  wollen,  sie 
durch  Gottes  gerechte  räche  wiederumb  auaspiegen  thete 
und  alse  miimehr  unwürdige  volentes  nolentes  verlassen 
and  reumen  müssen: 

Soli  Deo  gloria. 

Wann  wir  nun  zum  anderm  die  Ursachen,  anfang,  mittel 
und  ende  dieses  izigen  krigeswesens,  hindansezendc  alle  af- 
fecten,  wol  bei  uns  erwegen,  alse  wird  die  sache  sich  heller  an 
ihme  selber  alse  der  mittag  erzeigen:  quod  bellum  istud  minus 
neccssarium  neque  honestatem  ueijue  utilitatem  neque  faci- 
litatem  aliquam  sapiat.  Welches  mit  seinen  färben  zue  elu- 
niinii'en  zwai*  hochnötig,  aber  solches  nach  noturft  zu  vor- 
richten iziger  gelegenhcit  nach  nicht  wol  geiuglichen  ge- 
schehen kML  Dan  es  ist  ja  weltkiindig  und  onanbar,  was 
f&r  grosse  blatvorgissen,  Unglücke  and  heraeleit  die  babi- 
lonische  hure  und  das  kind  des  Verderbens  zae  Rohme,  so 
sich  über  Godt  und  alles  was  Gottes  ist  gesezet  hat,  dorch 
die  hispanische  inquisition  und  sancta  lyga  in  ITispanicn, 
Franckreich,  den  Niederlauden  uud  andern  benachbarten 
Provinzen  und  königreichon  vor  und  vor  angerichtet,  und 

34« 


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522 


wie  er  mit  seinem  giftdranke  aoch  das  gröste  teil  der 

crone  Polen  purzelen  und  tammeleii  gemachet. 

Dann  ich  bitte,  es  wolte  mich  doch  einer  berichten, 
w:iH  <lf»n  hi  r>\i!;if'rf»ndf^n  krtninir  in  Polen  Sigismundum  ter- 
tium  geursachet,  oluni  bewiiiigung  und  vor  wissen  der  sembt- 
liehen  steude,  darvuii  auch  die  ITirnembsten  I.  kgl.  M'.  zum 
heftigsten  widerraten,  in  ihr  erbkönigreich  Schweden  mit 
solcher  krigesmachl  cum  magno  comitatu  jesuitariiui  aicli 
zne  begeben,  bebetUehe  anticristiscbe  religion  wieder  ihm 
gethanen  eid  mit  gewalt  einsnfthren?  Was  hat  L  kgl.  IP. 
geursachet,  in  dero  hinzöge  im  köninglichen  teile  Frenfisea 
alle  kirchen  der  Angspurgischen  confession  yerwandt  mit 
gewalt  einzuenehmen  und  den  baalspfaffen  und  Maosüm- 
dienern.  wie  der  prophet  Daniel  sie  nennet,  herwieder  zu 
übergeben?  hat  es  nicht  der  baV)«t  zue  Rohm  mit  seinem 
beschornen  häufen  gethan.  Zwar  uicbt  wunder,  weilen  er 
sich  den  engelen  im  himel  und  den  tcufelen  iu  der  hellen 
zu  gebieten  unterstehet,  dass  er  auch  die  irdischen  konige 
besanberen  kann,  welches  dan  die  causa  impnlslTa  und  an- 
fangk  des  kriges  unleugbar  ist. 

Das  mittel  anlangende,  darvon  können  dieaelben,  die 
das  rediein  mittreiben  helfen  (:wann  sie  nur  weiten:^  wie 
es  vor  Lyneköpingen ,  Wyborch  und  Calmaren  mit  wenig 
r^iliTti  und  vorteil  «b'r  kt?].  zuegangen,  ijesser  berichten, 
aibe  wir  es  izo  zu  gedenken  vonnöten  eraciiten. 

Dn-i  ende  betreffende,  erfolget  unwiedersprechlicbeD, 
dass  aul  einen  boesen  aufaugk,  uogebürliches  midiel,  nicht 
es  anders,  als  ein  trauriges  unKlückseliges  ende  erfolgen 
kann,  wie  solches  hohe  und  niedrige  persohnen  mit  ihran 
grossen  schimpf  und  schaden  izo  vueichte  in  ihrem  herzen 
viel  zue  spete  bereuen  mfissen,  wie  dan  allen  denjenigen,  so 
sich  wider  den  Herren  nnd  seinen  gesalbeten  auflehnen, 
al!e  wege  nichtes  ander?  wiVdervaren,  wie  solches  alle 
kirchen-  und  welthistorieii  genugsami)  bezeugen. 

AIbo  ist  nun  zum  teile,  wiewol  nicht  nach  noturft,  deme 
ezlicher  massen  folge  geschehen,  dessen  wir  in  unser  pro- 
Position  zu  gedenken  augedeutet,  was  deme  noch  mehr 
anheugi^  E.  Gst.  nnd  lieben  frennden  ferner  nachzuedenken 
heimsäiebendl 

Es  mächte  unn  femer  einer  gerne  berichtet  sein,  wie  dan 
Liefland  in  dis  unnötige  krigeswesen  geraten,  weilen  der- 
selbe von  allen  Stenden  der  crone  Polen  und  grossfnrsten- 
tnmb  Lyttauen  auf  dem  reichstage  nicht  be^^cldossen  worden? 
In  promptu  causa  est,  were  leicht  zu  antworten,  denn  für- 
wi/  Luaciaet  juogfraueu  teuer  und  eigennuz  und  vorborgen 
haäs  Rohm  und  Troia  verstöret  hat.    Wir  thun  nur  die 


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523 


eassen  zeigen,  die  heuser  wird  ein  Jeder  wol  finden.  So 
bat  auch  Got  der  gerechte  [bewirket!  damit  sie  desto  kent- 
licher  bei  jederman  wurden,  fdass]  das  nnglück,  so  sie  über 
sich  selber  und  manchen  erlichen  man  im  Tande  mntwiUigen 
gearsachet»  [sie  selbst]  anch  am  meisten  getroffen :  welches 
noch  das  geringste  is't.  wann  nur  das  schwarze  hündelein, 
80  ihnen  unter  der  linken  zizeii  aizet  (:das  boese  gewissen 
vorstehe:),  über  soviel  unschuldiges  vorgossenes  blut  und 
vorheruDge  der  lande,  leute  und  stete,  nur  darzue  stille 
schweigen  weite.  Summe  ab  eventu  zue  reden:  es  bat  so 
sein  müssen.  Jedoch  hat  Got  der  almechtige  solch  übel 
und  malam  poenae  über  nns  zum  andern  ende,  wie  es  wol 
der  tenfel  nnd  seine  gehnlfen  vormeinet.  vorhenget,  dass 
wir  nun  mit  dem  königlichen  propheten  David  im  glauben 
mit  busfertigem  herzen  wol  sagen  Können:  ,Ca8tigans  casti- 
gavit  me  Dominns,  sed  tarnen  morti  non  tradidit  me.'  Dann 
dieses  ganze  krigeswesen  darthut  und  Ijezputj'et.  dass  unsere 
hässer  und  bedreuger  ihnen  selbcst  das  unglück  aufloesen 
und  den  krig  vorursachen  und  demnach,  quod  malum  con- 
silium  consultori  pessimum  bit,  mit  schimpf  und  schaden 
bossen  nnd  erraren  müssen. 

Dass  also  der  dl.,  grossm.,  bgb.  först  nnd  herri  herr 
Carolns,  der  reiche  Schweden,  Ootten  und  Wenden  regie- 
render erbfurst  etc.,  unser  gn.  fftrst  nnd  herr,  zue  diesem 
krige  wie  mit  den  baren  darzue  gezogen  worden.  Wie  nach- 
kssigen  der  schuz  geleistet,  ist  offenbar,  dass  es  schir  ein 
ansehen  gehabt,  sie  weiten  uns,  wie  hiebevorn  dem  Mosco- 
witer  geschelien,  zum  andern  mal  den  feinden  zuui  raube 
übergeben;  wie  scheiitlichen  die  königlichen  festungen  von 
den  polnischen  haubtleuten  zuiü  teile  vorlaufen,  zum  teile 
fibergeben,  ist  offenbar  am  tage;  wie  die  Übrigen,  so  snTor, 
da  kein  wiederstand  wäre,  zne  rauben  nnd  me  [lente]  zu 
Torderben  oonsnltissimi  weren.  hemegest,  da  hecnstged.  fl. 
D^  ihnen  was  neher  grenzede,  mit  dem  hasenbanier  das 
land  schuzeten  und  das  ferssengelt  über  die  Duena  geben, 
ist  sebentlichen  zu  gedenken  und  ist  dieses  distichon  an 
ihnen  war  worden: 

Frangit  et  attoUit  vires  in  milite  causa, 

Quae  nisi  jnsta  subest,  excutit  arma  pudor. 

Ja,  das  noch  mehr  ist  und  h(lchlichen  zu  bedagen,  dass 
die  anwesenden  polnisen  praesidien  nicht  alleine  in  nöchster 
gevar  uns  arme  Lieflencler  verlassen,  sondern  auch  noch 
darbeneben  f:quod  nefas  dictn  et  morte  piandum:)  erger 
alse  ein  ieind  thun  können,  mit  unzucht,  raub,  mord  und 
brandt  die  unseren  überweltiget  und  dem  leidigen  teufel, 


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524 


der  mit  Ginew  stänke  ziie  scheiden  pfleget,  diese  kuust  ab- 
gelernet,  wie  das  exempel  der  kgl.  starostien  sowol  der 
guteu  stat  Wenden  auch  andere  örter  mehro  mit  herzlichem 
fleofiten  siie  Gott  dem  almeohtigen  lunb  radie  «b  gaDugsamb 
erweiflen  nnd  besengen;  also  demnaoh  aoldies  alles  dem 
heiligen  römischen  reich,  der  kaL  M^,  aXLm  criatgksnblgeii 
königen,  chur-  und  furston,  stete  und  stende  desBelben  gar 
in  kurzer  frlst  durch  einen  öffentlichen  drack  zu  erkennen 
gegeben  werden  soll. 

Zuedeme  so  seind  auch  schuz  und  cid  correllativa  und 
60  hart  mit  einander  vorhunden,  dasä  eins  ohne  das  andere 
durchaus  nicht  bestehen  kan. 

Aus  obengezogenen  gewissen  gr&nden  und  Ursachen 
nun,  wolte  ich  gerne  mich  TOricbten  lasaen,  welcher  mmtBche 
mit  gründe  der  warheit  nns  Lieflendem  einich  lasier  oder 
Stigma  der  nntrene  oder  leichtfertigkeit  beimessen  könte. 
Das  contrarium  kenten  wir  wol  ausführliclien  darthun,  aber 
wollen  solches  Golt  dem  perechten  richter  heimstellen,  der 
da  spricht:  ,Be\x4e  mir  die  rachn,  wh  hin  der  Herr,  ich 
will  vergelten',  und  mit  David  dpreciiende:  ,misericordia 
Domini  quod  non  consumpti  sunius',  dem  Uerren  Herren 
davor  allezeit  danken  und  loben. 

Wer  wolte  nun  so  dhnmb[kjünigen  erfnnd^  werden, 
der  dieses  nicht  vorstehen  oder  merken  ktfnte,  dass  Godt 
der  barmherzij^  hochstged.  fl.  Carolnm,  nnsem  gn.  f&rsften 
und  herren,  m  seinem  beschlossenen  ndit  wie  ein  danne 
anserweltes  rüstzeugk  ansersehen  nnd  erkoren,  dardorch  er 
nach  seiner  gütigkeit  zne  von  ihm  bestimbter  rechten  zeit 
wieder  aller  mentschen  nachsinnen  und  vomintors  nach  langer, 
jedoch  wolvordinter  drangkseligkeit  uns  armen  Lieflendern 
wiederumb  luft  zum  herzen  machen,  diesen  Josua  senden 
und  von  der  hand  aller  unser  hässer  und  bodrenger  uns 
deromaleins  gnedigst  erretten  wolte.  Dann  sage  mir  einer, 
wer  bette  doch  den  stolsmutigen  Polacken,  die  die  nationen 
nebens  sich  voracbten,  dies  wol  rorhin  sagen  dorfen,  dass 
ein  loblicher  forst  aus  königlichem  stamb  von  Norden  ihnen 


^)  Li  der  Antwort,  welche  Rat,  Älterleate  und  Älteste  von  Riga 
dem  Jürgen  Fabr»BBlNU}h  auf  seim'  Croposition,  die  Stadt  mit  300 
Hfifhikf^n  711  bpsttzen,  am  11  Febr.  IGOl  gegeben,  hiep^»  es:  „Zum 
füüftiiu,  so  bewegten  und  erschreckten  sie  uiclit  uubilUch  die  irreuiicbe 
aoerhörte  cewaltthaten,  so  nealioher  tagen  doroh  die  pniesidien  der 
flUult  Wenoen  boi^angen,  da  sie  es  mit  ranbea»  plündern«  frauen-  und 
JungfranenschHiulen  viel  prger  und  gre'ilirlier  gemacht,  ah  ki'in  feind 
immer  hett  than  können,  die  auch  I.  Gu.  der  Ii.  MatUuas  Üembinsid. 
Penowieeher  woiwod*  TerhoffentUdi  s«  idaer  seit  Uemoib  noch  vd 
finden  nnd  eie  sn  gebOrfieher  stnf  hringen  wurde.  Sckwed.  Afdu] 


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das  aberdfieniaclie  berzogtlmmb  Liefland  so  einen  niedliehen 
Irissen,  dar&ber  sie  viele  lange  jähre  hero  geaderkanet  und 
nicht  Yorschlingen  muegen)  ans  dem  Schlund  und  rächen 
wie  in  einem  nuve  reissen  wurde  ^  ausserhalbe  der  werden 

muttpr  Ootto^!,  der  hocbgelobten  keii8cb<^n  jimgfrauen  Maria, 
welche  in  ihrem  Magnificat  gesunut  ii  und  aus  ihro  nachzue- 
sc^^v^tzern  gelernet:  ^epoauit  potentes  de  sede  et  exaltavit 

Dan  ist  es  nicht  war,  dass  hochstged.  fl.  D^,  unser  gn. 
berr,  das  überdnenische  herzogthnmb  LieHand,  welches  mit 
statliehen  porten  und  feetnngen  volTorseben  and  bebauet, 
darüber  sich  so  viel  fnmehmer  potentaten  in  die  virzig  jähre 
bero  mit  schwerem  uncosten  zue  bezwingen  vast  bemnehety 
dasselbige  so  mehro,  als  in  eines  halben  jahres  frist,  ausser- 
halb nach  dieser  Stadt  Riga,  welch o  von  alters  wol  gewonet 
ist  contra  ütimulum  calcifrare.  (I(!ier  latali-s  periodus  nicht 
weit  sein  wird,  licet  veritas  odium  pariat,  so  mue^s  f*s  den- 
noch gesaget  sein,  eingenomen  und  unter  sich  m;bracht, 
dass  l.  fl.  des  grossen  monarchen  Alexandri  Magui  Sprich- 
wort yveni,  vidi,  vici'  sich  mit  Oedt  und  ehren  billicben  zu 
gebraaehen  hat,  welches  L  fl.  anch  wol  fehlen  können, 
wenn  Gott  der  herr  selber  nicht  oberster  feltherr  gewesen 
and  I.  fl.  DK  darzue  den  sieg  nndVictoriam  vorliehen,  dar- 
vor  I.  fl.  D*.  sowol  wir  andern  sembtlichen  dem  getreuen 
Gott  demütigst  lob  und  dank  sagen,  worvon  dan  auf  dis* 
mal  g;enug. 

x^un  wolhni  wir  ferner  in  bruderUciiem  vertrauen  ueide 
den  schaden  und  frommen,  den  nuz  und  wolvahrt,  also  auch 
die  darauf  stehende  ^vahr,  vorderb  und  untergangk  dieser 
guten  Stadt,  welches  Got  ßuedigen  verhüten  wolle,  mit  ein- 
ander ex  anthitesi  behemgen  und  wolerwegen. 

Dan  basis  und  fundamentum  dieser  sacben  hierauf  be- 
ruhet, dass  land  und  Stadt  miteinander  einich  sein  und  friede 
ünd  gutes  vortrauen  einander  auf  der  gassen  sich  freundlich 
kfissen  miigen;  wo  so  zugehet,  dar  spielet  Gott  mit,  wo 
e^s  aber  anders  zugehet  da  regieret  der  h3idige  luegen-  und 
mordgeist,  der  teufel.  Nun  urteilet  sell>er.  welches  besser 
sei,  Gott  dem  herren,  oder  dem  leidigen  teufel  zue  gevallen 
sein.  Wann  dies  fundament  durch  die  gnade  Gottes  beve- 
stiget,  kan  grossem  unheil,  so  Gott  fiber  nichtannehmung 
der  zeit  seiner  gnadenheimsnchungen,  6ber  diese  gute  Stadt 
Verheugen  muchte,  leichte  vorgekommen  werden. 

Erstlichen  und  welches  das  furnembste  ist,  darumb  sich 
alle  rechte  [Gotjte^kinder,  so  unter  dem  banier  des  herren 
Cristi  ge^chworcMi,  zum  höchsten  hnmfihen  sollen,  wurde  dis 
land  von  den  jesuitischen  ungeziever  und  des  babstes  gott- 


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m 


Ittstenmg  gefreiet  Dadurch  wan  diese  gate  Stadt  von  der 

SiDzen  üDQ  nunmehr  voreinigtea  Ritt :  u.  Ldsch.  des  Uber- 
aenischen  herzogthumbs  (:  welches  Gott  vorbuete:)  ab- 

pentiren  und  ^mrbstged.  fl.  auf  «gewisse  conditiones  sich 
nicht  vorwandt  und  unt^'rtlicnig  machen  wolte,  ein  gT0«*<f*r 
häufen  in  der  atadt  übrig  bleiben  und  viel  jungen  aushecken 
würden,  dass  zue  besorgen,  dass  land  und  sLadt  künftigen 


vorgiftet  werden ,  wer  wolte  aMaan  allen  gedanken,  die 
zoUirei  sein,  wenreD»  dass  nicht  viel  in  dieser  etat  sein 
mnohten,  die  von  ihrer  gtft  besanhert,  heimliche  Baals-  und 
Maosim  diener  weren,  welchen  boesen  argwöhn  und  nach- 
rede bei  allen  christlichen  herren  in  der  weit  ihr  auf  euch 
nnd  enron  kindnrn  ja  nicht  werdet  lipfü-en  lassen  wollen, 
wir  es  uk  h  vor  unsere  persoen  nicht  gerne  dieser  Stadt 
gunnen  woUen. 

Zum  andern  können  E.  Gst.  und  liebe  mit  guten  con- 
ditionibus  bei  euren  uhralten  wolhergebrachten  privil^en, 
immuniteten  und  freiheitmi  erhalten  werden,  dieselben  auch 
nicht  verringert,  sondern  vomieret  bekomen,  welches  her- 
wieder,  wan  ihr  ench  gegen  hoehstged.  fl.  auflehnen 
weitet,  und  hemacher  nach  Gottes  vorhenknns  L  fl.  DK  der 
Stadt  mit  gewalt  mechtig  wurde,  nicht  alleine  weit  feien 
thete,  besondem  ihr  wurdet  es  für  eine  grosse  gnade  nach- 
achten, wan  ihr  auf  einem  ofienem  reinen,  mit  der  Stadt 
und  allerfürnembsten  Siegel  und  handeszeichen  bevestigtem 
kalbesfelle,  woi  iiineu  I.  fl.  D*.,  was  deroselben  gelüsten 
würde,  schreiben  müchte,  wie  solches  eure  annales,  das 
ebenmessigen  vorhin  gleichsfals  geschehen,  ench  wol  be- 
zeugen können,  auf  gnade  nnd  nngnade  euch  ergeben  müssen» 

Vors  dritte,  wer  wolte  antwort  geben  vor  das  nn^ 
schuldige  blut,  so  wegen  eslicher  halstarrigkeit  wnrde  ver- 
gossen werden?  wer  wolle  den  schaden  ergezen ,  «o  euch 
auf  solchem  fall  mit  abbrennim?  eurer  lustheuser,  voKtete 
und  Spicker,  daran  mancher  eriiche  mann  seine  wolvart  ge- 
strecket hat,  begegnen  könte?  wer  wolle  vor  des  ganzen 
landes  und  dieser  etat  unwiederbringlichen  verderb  und  für- 
treflichen  schaden  bnssen,  wann  euch  die  have  vor^nket, 
alle  namng  zne  wasser  nnd  lande  benommai  wMe,  dass 
hemacher  grass  auf  dem  markte  wüchse,  wie  wol  andern 
vorne!  im  (Ml  steten  auch  geschehen?  Worgegen,  wan  gegen 
I.  fl.  DK  ihr  euch  bequemen,  diese  nuzbarkett  erwachen 
würde,  da«s  ihr  ench  der  sehefart  der  Dnena  und  anderer 
ptroeme  frei*'  zue  eurer  narung  und  aufwachs  gebrauchen 
konteu,  will  geschweigen  der  kaufhantirung  in  der  crone 
Schweden  und  allen  des  grossfursten  in  der  Moscow  land^ 


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5S7 


die  ihr  durch  den  ewigen  beschwonien  frieden  mit  der 
löblichen  orooe  Schweden  alRe  einem  gliede  desselben  za 
gebrauchen  auch  alsdan  allerfreiest  betten.    Könten  auch 

viel  mehr  motiven  ex  anthitesi  niizes  und  s'chadnn?  oin- 
gefuhret  werden,  wan  es  geliebter  kiuzQ  halben  zücht  unter- 
lassen würde. 

Möchte  vieleicht  darn  ieder  einer  oder  mehr  der  crone 
Polen  nebeüö  dem  grorfsliu^Leuthimib  Lyttauen,  ihre  grosse 
macht  uns  objiciren,  dass  sie  ezliche  tausend  man  ins  l'elt 
bringen  könton  und  den  schimpf  nichi  leiden  weiten,  denen 
weh^  zue  antvrorten  nnd  anch  nachzueseben,  dass  an  ihm 
selber  war  vere.  dass  die  orone  Polen  nnd  grossf&rstenthnmb 
Lyttauen  ins  feit  mechtig  sein  könten,  wan  sie  selber  unter 
eich  einig  weren  nnd  mit  einem  feinde  zu  thnn  hetten« 
Aber  sie  wissen  nicht,  wie  sie  mit  dem  erzherzogen 
Maximiliane  stehen,  der  eine  grosse  faction  r»och  in  Polen 
hat;  mit  dem  Moldauer  stehen  sie  in  olTfiitlicher  vhcide, 
welcher  ihnen  diese  jähre  hero  genugsanib  zue  schaffen  ge- 
geben hat;  mit  dem  Moscowiter  ist  gegen  künftigen  Johanni 
der  frieden  aus,  worauf  Bio  in  anuehmung  und  eingehen 
ihnen  gar  beschirerlichen  eonditionen  den  meden  erlangen 
könten»  sonsten  des  kriges  sich  gar  gewisse  besorgen  m&ssen. 

2]  Und  wan  sie  gleich  aus  vorblendetem  ubermuth  solches 
alles  nicht  achten,  sondern  alle  ihren  feinden  mit  krig  und 
Waffen  zuegleich  zuesezen  weiten,  were  solches  einer  tiber- 
mntip-en  thumbkünigkeit  mehr,  alse  einer  tapferkeit  beizue- 
mesäen,  dann  ,neque  Hercules  contra  duos'. 

3]  So  würde  auch  das  grossförstenthumb  Lyttauen  ohne 
zweivel  betrachten  müssen,  was  zue  ihrem  friede  dienet, 
dan  die  krigesmotiones  der  Polen  in  Reussen  und  Liefland 
durch  Lyttauen  ihnen  geiiiigeu  frommen  gebracht  hal)en. 

4.  Wan  dan  solches  alles  nicht  gelten  solte,  ist 
dagegen  die  crone  von  Schweden  gnungsamb  qualiliciret 
^egen  sie,  dan  sie  erstlichen  zae  wasser  nnd  lande  mechtig 
ist;  was  das  fl&r  eine  praerogatira  nnd  Torteil  ist^  vorstehen 
die  wol,  welchen  krigeswesen  bekant 

6.  So  ist  auch  B.  Ost  wie  uns  andern  gar  wol  wis- 
send t  wie  Kg.  Erich  in  Schweden,  hochldbL  gedechtnnSi 
zugleich  auf  einmal  mit  dreien  mechtigen  potentaten  zue- 
gleich krige  gefuret,  welche  der  crone  Schweden  dennoch 

nichtes  anhaben  können,  bis  endlich  [derselbe]  mit  ihnen 
sembtlich  zum  frieden  froraten.  Wollen  der  alten  historien 
geschweigen,  dass  die  Gutioii  iiüd  Yandali  wol  eher  die 
ßtat  Rom  bekriget  und  eroberl  haben. 

6.   Seind  die  dl.  und  grossm.  könige  in  Engellandi 


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528 


Schotland  und  Deimemarkea  nebens  den  dl.  chnrtftnten,  der 

pfalzgrave  am  Rein,  Sachsen  und  Brandenburg  sowol  auch 
der  al.  fürst  in  den  Niederlanden  graf  Mnriz.  Rambt  m^^hr 
andern  fursten  und  hern  und  die  mechtigen  seesteto  im 
heiligen  römischen  reich  in  diesem  kriege  wieder  die  un- 
cr istliche  saiicta  liga  der  bebbtlichen  mit  einander  voreinigte 
bundesgenossen. 

7.  So  bat  aaeb  die  orone  Scbweden  eineB  beacbworaea 
ewigen  frieden  mit  dem  HoBCOwiter,  worunter  aucb  izo,  Gk>t 
lob|  das  Überdneniacbe  beraogtbnmb  in  Liefland  geboret 

8.  Item  es  bat  nnser  gn.  först  nnd  berr  sambt  der 
löbl.  crone  Scbweden  die  rarnembsten  porten,  pesse  und 
festnngen  in  Liefland  eine,  welche  die  Polaken  und  Lyt- 
taner  mit  ibren  rennestacken  nicbt  dnrobbrecben  und  umb- 
Stessen  werden. 

9.  Ferner  materiam  reniTn  gerendarurn.  «über,  kupiV'i 
und  blei  allezeit  und  das  neue  erfunden  saipeter  umi 
8c]nvevelbrunnen,  damit  ist  dis  konigreich  Schweden  von 
naiui  en  begäbet;  andere  konigreiche,  insonderheit  die  crone 
zue  Polen,  mns  es  von  ihnen  und  aas  andern  örtem  mit 
schwerem  unoosten  zaewege  bringen. 


Bitt :  u.  Ldscb.  mit  der  löbL  crone  Schweden  dnrch  die  gnade 
Gottes  sich  zne  steteswerenden  zeiten  f&r  einen  man  zne 
stehen  sieb  miteinander  vorbinden,  und  anstat  der  vorigen 

vielen  regenten,  ein  beÄtrinliires  haubt  und  herren  bei  sich 
im  lande  haben,  welches  glückes  noch  kein  mal  von  erster 

bevestignng  der  lande  hero  Liefland  e-icli  nihmen  können, 
dass  m  nun,  Gott  lob,  als  imti  )>o>en  dichte  zur  hnufeu  ver- 
bunden, nicht  leichte  voneinander  gerissen  werden  kann. 

In  summa,  wan  eben  angezogene  machen  alle,  eins  gegen 
das  ander  würden  auf  die  wage  geltet,  als  würde  sich 
anch  der  ausschlag  balde  ünden. 

11.  Schlisslichen,  wen  gleich  (:daK  (iodt  verhüten  wird:) 
die  Polen  der  lande  wieder  mechtig  werden  solteni  wurde 
erstUchmi  der  geistliche  nnd  wdtliche  Jammer  in  den  steten 
nnd  zne  lande  angeben.  Des  babstes  mensedreck  nnd  grenel 
wfirde  allenthalben  mit  gewalt  anznenebmen  aufgedrungen 
werden;  eure  gesenkte  Imven  nnd  entwante  freiheiten  wür- 
den sie  schwerlich  aufreumen  und  euch  darein  ersezen;  das 
grosso  jammer  und  elend,  so  mit  raord  und  brand  viel 
unschuldige  entgelten  mösten,  winde  dardnrch  gar  wenigen 
gestillet,  ich  geschweige  wiederumb  eingebracht  oder  er- 
stattet werden,  zueforderst  von  ihnen  als  denjenigen,  so 
beide,  land  und  steten,  da  sie  unter  ihrem  schuz  noch  waren, 


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6S9 


ihre  fireiheiten  missgimiieteii  und  dieselben  zu  nnterdrScken 
ta^  and  naclit  mm  hOcheten  darnach  trachteten,  —  ich  meine 
haoen  sie  ex  jore  protectionis  et  sabjectionis  eid  und  ge- 

lübde  vorgessende  jus  belli  erzwingen  wollen,  f&rwar  würden 
sie  das  jus  hf^Wi  nhf^  dan  mit  unsoror  sämtlichen  Untergang 
und  Torderbe  rechte  wol  zuc  practiciren  wissen,  dass  des 
deutscheu  nabmena  gedechtnüsse  (:wari  es  an  ihi'em  willen, 
gelegen:)  aus  Liefland  gar  vortilget  würde. 

Günstige  herrcn  uud  lieben  ireunde,  were  demnach  wol 
denen  zne  helfen,  denen  noch  zne  raten  were.  Diese  sache 
betriff  enre  cristliche  religion,  eure  privilegia^  immnniteten 
nnd  freiheiten,  eure  zeitliche  namng,  enre  weiber,  kinder 
nnd  untertbanen,  heil  und  volvart  eurer  ganzen  atadt,  ent- 
weder Verderb  und  untergangk,  oder  bestendiges  gedei  und 
wolvart,  dero wegen  E.  (ät.  nnd  liebe  solches  wol  bei  sich 
erwegen  wolten. 

Wir  meinens  \  ii  herzen  gut  mit  euch,  dessen  wir  Gott, 
den  aluiechtigen  alse  einen  herzenkündigcr  zue  zeugen  rufen, 
dan  solche  sachen  in  der  weit  nicht  neue  sein  und  Gott 
der  herr  ,non  sinit  illos,  insontes  qni  nomen  Domini  in 
vannm  assnmpsenint  et  propter  injustitiam  transfert  resna 
de  gente  in  geiitem',  welcher  casus  hir  auch  an  ihnen  den 
Polen  izo  billichen  anzuemerken  ist. 

Wan  dan  nun  (:wie  wir  hoffen  und  wünschen:)  unsere 
treuherzige  wolnieinung  bei  JE.  Göt.  und  L.  ^tnt  Linden  wird, 
ahe  kann  man  durch  die  gnade  Gottes  zue  den  niittehi 
schreiten,  so  zue  dieser  guten  Stadt  mid  des  ganzen  landes 
wolvart  und  gedei  gei'öichen  werden,  urbieLeu  uns  auch 
darbeneben  gegen  E.  Gst.  nnd  L.,  alse  unsere  liebe  mit* 
brüder  nnd  gliedgenossen  nnsres  algemeinen  lieben  Vater- 
landes, mit  recht  nn  [bei]  hochstged.  fi.  DK  unsers 

gn.  herren  nnd  wo  es  Bon8te[n  der]  Sachen  notvrft  erforderen 
whrde,  nach  unserm  vormügen  zne  dienen  nnd  zne  wilvaren. 
Von  Godt  dem  almecbtigen  von  herzen  wunzschendc.  er 
wolle  E.  Gst.  lind  L.  heryen  das  beste  zu  erwelen  regieren, 
damit  durch  seine  gnade  unser  angewanter  vleis  und  gute 
affection  zue  dieser  Stadt  nicht  vorgeblichen  sei,  sondern 
gute  frucht  briuge  und  dasselbe  obangezogcue  ,honeötum 
utile  et  facile'  zue  seines  götlichen  nahmens  ehre  nnd  eurer 
aller  zeitlichen  und  ewigen  wolvart  Sachen  recht  zne  practi- 
ciren nnd  zn  erwelen  wol  qnalificiret  nnd  vorstendig  werden. 
Sapientibus  sat  dictum. 

« 

Ad  1  ;iLilicationera  und  hochreichsinniges  bedenken?  fl. 
DK  Caroli  etc.,  meines  gn.  i'iirsten  und  hern,  aus  liebe  und 


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530 


gater  affection  g^en  dem  algemeinem  Taterlande  in  nt» 
trene  aaf  das  pappir  gebracht  von  mir  unten  benantem, 

L  fl.  On. 

nnterthenigen  dinstwilligen  vasallo 

Johann  von  Tiseahausen 
tzur  BersBon  und  Lawdhon  tnp. 

Stockholm^  R :  ark.  HauclliDgar  aogaeode  PoUka  khgdt 
ICOO— 1611.  Orig.  mit  Joa.  TicMobaotens  eigoaliiii^r 
Unterschrift.  —  Im  Ansznjre  gedrackk  wiMergcg^bn 
Bali.  MoDaUachr.  Bd.  46  p.  163—144. 


48«   Die  Ritterschaft  des  Wendenschen  Kreises  an 
Hz.  Karl.  —  Erla,  12.  Mai  leOI. 

Antwort  auf  die  Einladung  Hz.  Karls  zur  Gevatter' 
schaff  der  Taufe  seines  Sohnes  Karl  Philipp'^).  Hnh^n 
mit  Freude  vernommen^  dass  der  allerhöchste  Gott  E.  fl. 
Gd.  uns  armen  vorlasseneii  Lieflenderen  (:  die  wir  rast  lange 
zeit  hero  unter  den  Papisten  nnd  Polen  alse  in  der  ))a1>i- 
Ionischen  gefangnus  gesessen:)  zu  einem  rechten  Josua  ge- 
sandt, der  uns  aus  solchem  unserem  betrugk  und  finstemiss 
erretten  thut,  worlfir  wir  der  heliren  almechtigkeit  Oottee 
nnBterblichen  lob  und  dank  sagen.  Nehmen  die  Einladung 
fmi  gronmn  Dank  an  %tni  bevollmächtigen  dazu  Johann 
V»  Üesenhausen  zu  Berson  und  Laudon  und  Georg  wm 
Rosen  von  üxkull,  Rittmeister.  Bitten,  diesen  auch  in 
allem,  so  sie  wecfen  dieser  hochbedrenj^ten  lande  .  .  .  aü- 
und  vorbringen  werden,  Glaubm  zu  sdttnken.  htiten 
au^h  um  den  Bestich  des  Herzogs,  um  sie  vollends  toü  aller 
dinstbarkeit  und  Zorn  der  papisten  und  polen  zu  erretten. 

Dat.  im  iager  vor  Erla,  d.  12.  Mau  IGCH. 

Yor  sich  und  alle  nn-  und  abwesende  vom  adel 
des  Wendischen  kreizes: 

Fabian  von  TieeenbaiiBen  zur  Frombholtb  von  Tysenbanseii 

Adlen.  der  elter. 

Fromholt  von  l'iesenhausen  Frombholt  von  Tysenhaosen 

von  der  Festen.  zur  Marssen. 

Johan  von  .Mengden.  Magnus  Plettenberg. 

Jacob  Huils.  Thonnies  Kantelberch. 

Gabriel  Wulff.  Einrieb  von  Ungern. 

Stockholm,  R :  ark.  Livonica  Vol.  98  b.  Orig. 

Die  Einladunp:  znr  Oevattorsoliaft  bei  der  Tanf»'  de^i  Prinzen 
Kirl  Philipp,  die  am  17.  Mai  in  Keval  stattfiodeu  sollte,  erging  am 


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531 


Die  Ritterschaft  des  Pernauschen  Kreises  aa 
Hz.  Karl.  —  Wolmar,  12.  Mai  1601. 

Antwort  auf  die  Einladung  zur  Gevatterschaft,  Haben 
im  Nat)ien  aller  den  Johann  von  Tiesenhausen  auf  Berson 
und  Laudon  und  Oeorg  Aderkas  mit  genügender  Vollmacht 
ah  ihre  Vertreter  abgefertiat;  bitten,  diesen  auch  in  allem, 
ivas  9ie  wegen  dieses  hockoedrängten  Umdee  varhringen, 
Glauben  zu  schenken.  Auch  bitten  wir,  E.  fl.  uns  be- 
trübte lent  mit  ibrer  fl.  gegenwart  zu  besuchen  gn.  geruhen 
und  YoUend  von  der  Baalisten  und  beschorenen  liaiifens 
nntreglichen  I.ist  und  dinstbarkeit  erretten  wollen. 

Dat.  za  Wolmar  d.  12.  Maii  ao.  dorn.  1601. 

Sembtliche  TOm  adel  PemawiBchen  kreifles  vor  sich  nnd 
ihm  namen  aller  an-  nnd  abwesenden  nnser  lieben  mitbrüdere. 

Reinholt  Grotthnss.  Jorgen  Krfldener  zn  Bosen* 

Jacob  Ton  der  Fahl  der  beck. 

jnnger  mp.  Fromholt  Patknll  zn  Kegel. 

Stockhobn,  B:trk.  LiYoniea  Vol.  98  b.  Orig. 


50.    Proposition  Hz.  Karls  an  die  Stände  in 
Livland.  —  Reval,  20.  Mai  1601. 

Thesse  efttprschrifne  puncter  skole  propoueres  och 
föreatelles  adlieleii  och  ständerne  her  i  Liflandh,  när 
the  framdeles  uthi  KäÜ'le  tiii  sammen  komme.  A£l  Räffle 
then  20.  Maj  &hr  1601. 

1]  Till  thetb  förste,  adt  effter  Gudh  alzmechtigh  äff 
synnerligh  iithlur23ehende  sronom  dhen  högborne  furste  och 
herre  her  Carl,  Överigis  rikis  regereude  arflurste  hertigh 
tili  Sudermannelandh ,  Nerike  och  Wermelandh  etc.,  och 
STerigis  rikis  krigzmacht  och  omkostnadt  haffve  fogadt  sa- 
kerne  her  1  Liflandh  sa  vidt,  att  theth  nu  ähr  kommit  uthi 
idt  corpus  igen,  som  theth  fordom  varidt  haffver,  odi 
nthi  m&nge  hundredbe  ähr  haffver  varit  ättbskildt  samme 
landzändbe  tili  hög^tp  förtryck  och  niiflergATigh:  om  icke 
fbrthenskuldh  rAdeligit  vore,  adt  dhe  lit'lenske  sigh  medh 
dhe  sveüske  Ständer  föreena  och  förbindhe,  nÄget  aldrigh 
vele  skillias  ifrA  hvarannen,  uthan  säsom  ledemoth  i  een 
krop  hvarautieu  bietaudighe  vare,  hvar  ü4gen  uödh  eller 


25.  April  an  die  Ritterseliaft  der  4  Kreise  io  LiTland,  Ghisten, 
PerDaa,  Dörpt  und  WeDdieehen,  item  an  die  4  Stidte**.  [Dtsch.  R: 
Begietr.  L  193.] 


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532 


förfolgielse  oph  kommery  odi  samptligen  stitä  alle  fbr  een 
ocb  een  för  alle,  när  fA  om  tritalger  och  behöffves  vill. 

2]  Till  thet  andre,  om  denne  landzände  icke  mhtie  vare 
skyldigh,  tili  adt  uthgöre  hie1p  -.^  viill  när  dhetli  bebölfves 
tili  landzens  försvar  denne  sidhe,  soui  när  theth  tili 
Sverisris  beste  behöffves  kan  \)X  tben  andre  sidhe,  althea- 
ötuLniii  Svarigc  mäste  och  göre  thetsamme,  när  tbeth  üanger 
denne  landzände  tili  försvar. 

S'\  Till  theth  tridie  p&  theth  s&daime  fbrbtuidh  och 
fbreeniDgh  m&dte  stadigh  fast  och  obrottzUgen  p&  b&dhe 
sidor  hollen  bliffve  och  medh  begge  landzens  undersAther 
ßamtyckie  stadfesth  och  bekreflFtiget  varde,  om  fbrdenskuldh 
tili  nAgre  äff  bvart  st;\ndh  her  i  laud/änden  mrltte  begiffve 
sigh  pä  een  belägligh  tidh  uthöffTer  tili  S verirre,  ocb  sädant 
medh  the  andre  pä  thenne  sidhen  fulkommeligeu  beöluthe. 

4]  Till  tbet  fierde,  om  icke  adelen  j-ä  väil  som  andre 
her  i  lanzänden  bör  tili  hielpe  och  oprette  kyrkior,  aca- 
demier,  skoler  och  hospitaler  och  att  theroppä  een  visz 
ordningh  göres  mMte. 

5]  Till  thet  femthe,  om  icke  adelens  bönder  s&  väll 
som  andre  i  landet  mJitte  vara  fridt,  adt  sättie  dere.-^  bam 
tili  skoler  tili  adt  läre  boklige  konster,  sä  och  tili  andre 
embetber  att  läre  som  landet  njttige  ähre,  när  the  haffre 
flere  söner,  ähn  som  behöffves  tili  att  besättie  och  brnke 
hemmanen  medh,  hvilke  sedan  mktto  tillalitet  varde,  adt 
lathe  sigh  liriike  bvardt  dem  syues,  dy  att  holle  dem  sksom 
ölaver  och  köpte  trälur,  dedt  bör  i  chrioteübcthen,  och  der 

Sodh  ordningh  oppeholleB  skall,  icke  tül  stadth  Tarda,  Ek&m 
en  rettigheet  och  lagh  längesedan  ähr  Christi  folck  aflagdh 
och  förbuden  blefven. 

61  Till  thet  siette,  effter  intheth  landh  rllnr  regementhe 
kan  utnan  godh  lagh  och  christeligh  ordningh  väll  l)estA,ndande 
bliffvf,  derförc  medhan  thenne  landzände  Liflanrih  nu  ähr 
genom  Gudz  nddighe  försyu  iithi  edt  corpus  kommedt  och 
linder  Sverigis  crone  forplichtet,  synes  och  tillbörligen,  att 
alle  dee  som  uuder  een  herre  och  regent  leffva  mige ,  och 
under  like  lagh  och  reti  legäraude  varde,  hvarföre  medan 
her  uthi  landzänden  ingen  yista  lagh  eller  rett  her  tül  vaiit 
hafiVer,  hvarken  hoB  högre  eller  fiigre  Ständer,  b&  beg&rer 
H.  fl.  N.  ridderskapes  och  adelens  betänkiendhe,  om  icke 
Sverigis  lagh  mätte  B&  yäll  her  aom  i  andre  landzänder, 
som  under  Sverigis  crono  lydhe,  vedertagen  och  bruckadt 
bleffve,  eller  ju  tili  theth  ringeste  s;'i  mycket  som  e fiter 
denne  laudz  lägenheet  srnes  tiäneligit  och  undersätherae 
nydtigt  och  gagnelijrit  vare,  och  att  vitze  perzeler  och  mm 
m^itte  blifiVa  forurduadhe,  sa  och  vitze  tidher  om  Ährot 


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533 


beskedde,  ther  Bftdaime  dorn  och  rättgiingU  holled  kau  aft 
the  personer  som  der  tili  forordnadhe  varde. 

7]  Till  theth  siTendhe,  althenstimdli  b&dhe  öffror-och 
undeTHdomare  hoUes  m&ste,  som  skepe  hvariom  och  ennm 
them  högre  s&  väll  Bom  them  lägre,  hvadh  lagh  och  rätt 
Tist  vare  kan,  att  fördenskuldh  adelens  bä  väll  som  andre 
bönder.  matte  vare  förplichtadhe,  adt  giffve  sadarme  domere 
naget  tili  rettiglieet  lör  deres  omack  och  tieust,  aütlicii  effter 
then  ordnin^rli  i  Sverige  skt;er  eller  och  som  effter  denue 
lanuzlageüiiüet  Uckt  och  best  bjnes. 

8]  Till  theth  otzende,  att  adelen  Tele  och  hvar  i  sin 
stadh  gifPre  rethvistdiffeo  tiUkenney  hnrii  stoor  roetienesth 
hyar  och  een  effter  sidt  arffir^odz  holle  bör. 

9]  Tü  theth  nionde,  att  adelen  b&  yäU  a£f  theres  land- 
böndher,  som  städerne  och  andre  Ständer  her  i  landzänden 
Tele  samtyckie  tili  een  hielp  tili  brudhskatt,  nar  nA<:^on 
fröken  ocn  konnungcdnttpr  äff  Sverige  gifft  och  uthgittven 
varder,  och  utbtryckieligen  fönnäle,  huru  myckit  som  visth 
aü  iivart  hakelandh  skail  giffvidt  varde,  och  äff  hvar  stadh 
effter  dens  lagenheet  ecu  visz  summe. 

10]  Till  thett  tiondhe,  effter  her  uthi  landzänden  theth 
ffemene  almene  vttger  fthre  emellaii  städerne,  hnfl  ocli  be- 
&stninger^  icke  hü  n&gre  tavemer  och  gestegiff^rere,  ther 
Tägfarendhe,  som  äff  och  tili  rese  ^enom  landet,  fbr  een 
skäligh  betalningh  kunne  bekomme,  hvadh  nödtorffter  som 
dhe  behöffve,  hvarföre  hvar  odi  een  sä  väll  köpmän  som 
adell  och  andre  medh  voldh  ir;ingie  sigh  in  pa  i  ionones 
bönder,  som  näst  uth  medh  vagen  bocndhes  ähre,  medh 
gestningh  och  annen  besvaringh,  derieenom  dhe  varde  i 

frundh  förderÜVadhe;  ej  heller  älir  och  lutgeu  visz  ordningh, 
nra  the  poeter  och  bräfdragere  kunne  Iriunfordrede  blifiVe, 
aom  ntlii  n§|gre  hastige  Tärff  och  fthrender  anthen  äff  oai 
eller  befalningzmännerne  fbrskichedbe  Tardhe:  Derfbre  p4 
theth  att  then  eene  icke  meere  flu  andre  mätte  betungadoe 
och  besväradhe  vardhe,  uthan  een  godh  ordningh  s&  väll  i 
dhen  «om  andre  mMto  her  i  landzänden  oprettet,  och 
synneriigen  the  saker  som  nödige  ähre,  tili  att  bestelles 
landet  tili  beste,  matte  icke  niderlagde,  uthan  medh  flitt 
och  uthan  försnmelse  knnne  bestelte  bliffve:  sä  begärer  H. 
fi.  2s.,  alt  tho  samuLiige  uthskichedhe  vele  giffve  theres 
r&dsamme  betenkiandhe,  hvadh  ordningh  som  b&dhe  med 
tayemer  for  vä^farende,  slk  yäll  som  the  nthi  een  hasth 
uthschendhe  yarde,  knnne  y&U  egenom  landet  fbrfordradhe 
bliffve. 

11]  Till  thet  elloffbe,  effter  och  esomofftest  hender  och 
bliffyer  klagetalt  om  then  oförrätt,  som  böndeme  bliffve 


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684 


tillfogat,  ooh  H.  fl.  N.  Icke  haffrer  ibnuanmit  Imnilediieg 
B&danne  saker  här  tili  plage  slittne  och  Mtsküdbe  Tftrdhe, 
vill  och  ändeligen,  stt  them  hereflfter  skall  8&  Täll  rett 
blififve  pläget  8om  andre  t  landet,  och  ju  s&danne  lagh 
vederfares  som  rättvis  vare  kan:  sä.  ähr  och  H.  fl.  N. 
begären,  att  derom  mhito  pen  vigtz  ordningh  bliffve  giordh. 
p&  hvadt  «ätt  Sc\danth  lagligeii  skee  künde,  anthen  •  tVicr 
Sverigiä  beskriÜne  lagh,  eller  Ha.som  elliest  kan  rettvidtk  vare. 

Stockholm,  E:ark.  B:Beg.  IßOl  f.  88  ff. 


hh  ProposlÜon  Hz.  Karls  an  die  Stände  lÄvlanös,  — 

Reval,  [Ende  Mai  1601]. 

Articul,  welche  den  lieflendischen  Stenden  zugestellet, 
worauf  sie  aoch  ihre  erdenmg  L  fl.      wldernmb  ober- 

S»beD,  wie  bei  den  secretario  Petro  Nicola  zu  finden, 
en  1.  Junii  ao.  1601. 

1]  Anfengklich  dieweÜ  nach  Gk>ttes  des  almechtigen 
sonderlicher  versehnng  durch  den  dl.  hgb.  forsten  nnd  herm, 
herm  Carln,  der  reiche  Schweden  etc.  and  des  reichs 
Schweden  kriegsmaoht  nnd  costen,  die  Sachen  alhie  im  lande 

so  weit  gebracht  worden,  dass  dieses  land  numehr  in  ein 
corpus,  wie  dasselbige  vor  Zeiten  gewesen,  irf'bracht  wordp-n, 
welches  aber  etliche  hundert  jähr  von  ein  and<^r  <re^^("h<'ideii 
gewesen  dem  ganzen  lande  zu  höchsten  bedruck  auch  unter- 
ang,  dasä  dcrowegen  die  eingesessene  dieses  landes  sich  mit 
en  schwedischen  stefnjden  vereinigen  und  verbinden  mugen, 
sich  hinforo  nfnuner  mehr  Ton  einander  zn  scheiden,  und 
gleich  als  ein  gliedmas  des  leibes  eins  dem  andern  beistendig 
ZQ  sein,  da  vertan  etwan  noth  und  bodrangnus  entstehen 
und  erfolgen  möchte,  dass  sie  sämbtlich  alle  für  ein  und 
ein  für  alle,  da  es  die  noth  erfordert,  stehen  wollen  *anser' 
halb  einiger  falschheit,  list  oder  ausflucht*. 

2]  Zum  andern,  dass  dieses  land  verpÜichtet  sein  muge, 
auf  alle  unversehene  znnötiguug.  wan  es  dasselbige  bedürftig, 
eine  contribuLiun  zu  thuu,  oo  vvull  wan  dieselbige  von  nöten 
zu  verthedigung  des  landes  auf  dieser  Seiten,  als  auch  wen 
es  das  reich  Schweden  bedürftig  were  auf  der  andern  sel- 
ten, aldieweil  das  reich  Schweden  gleichermassen  daasdbige 
thun  müsse,  da  es  die  defension  nottorft  dieser  lande  er- 
forderte. 

3]  Zum  dritten,  auf  dass  solche  einhellige  Vereinigung 
hint'uro  beiderseits  volnkömlich  volnzngen  und  diiroli  die 
steude  und  einwoner  beider  lender  mit  dero  einheUigen 


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585 


consens  confirmirt  und  bekreftigt  werden  möge,  dass  dero- 
wegen  etliche  von  jederm  stände  aus  dif^om  lande  sich  auf 
eine  kleine  zeit  hinüber  nach  S^chweden  begeben  mngen, 
damit  solches  mit  denen  auf  derselbigen  Seiten  beratschlaget 
auch  bestetiget  werden  muge. 

43  Zum  Vierden,  dass  die  vom  adel,  dessgleichen  auch 
andere  eingesesaene  dieses  landee  yerhelien  wollen,  dass  die 
kircheiii  academieiii  sclmleii  und  hospitalen  *nach  der  ord- 
DüDg,  wie  S.  fl.       dieselbigen  steUen  lassen,  mugen  an- 

fericntet  werden,  und  also  dass  gewisse  anfknnften  [1 :  ein- 
unften]  zu  Unterhaltung  derselben  mugen  angeordnet  blei- 
ben, sowoll  von  den  pauern,  so  denen  vom  adel  verlehnety 
auch  einhaben  und  besizen,  als  auch  andern*. 

5]  Zum  fünften,  dass  auch  der  vom  adel  pauern  sowol 
als  andere  alhie  im  laude  mugen  frei  sein,  ihre  kinder  zur 
schulen  zu  senden,  auch  handwerke  zu  lernen,  welche  diesem 
lande  mtre^^lich  nnd  nnze  seini  da  die  panem  mehr  söhne, 
ab  damit  sie  ihre  gater  beseaen  mögen,  habeni  und  dass 
deneellngen  ungehindert  nach  gelassen  sei,  sich  dam  ge- 
brauchen zu  lassen,  worzu  es  ihnen  beliebet,  dan  die  *kin- 
dem*  wie  schlaven  zu  halten,  ist  in  der  Christenheit  nicht 
gebreuchlich,  auch  in  der  Christenheit  für  vielen  jähren  ab- 
geschaifet  worden. 

6]  Zum  sechsten,  nachdem  kein  land  und  regimend 
auaserhalb  guter  Ordnung  bestendig  sein  kan,  und  weil  dan 
dieses  land  durch  Gottes  auaversehun^  in  ein  corpus  wi- 
deramb  gekmmnen,  aneh  unter  die  schwedische  mn  vor- 
pflichtet  ist,  als  sehen  L  fl.  DK  for  gut  an,  dass  alle  die,  so 
unter  einem  herm  und  regenten  leben,  auch  mit  gleichen 
rechten  r^giment  regieret  werden  mugen.  Aldieweil  alhie 
im  lande  an  keinem  orte  kein  gewiss  recht  ge- 
wesen*, beide  unter  hohen  als  auch  nidriges  Standes  per- 
sonen,  so  begeren  hochged.  I.  fl.  D'.,  dass  des  reiches 
liwfden  beschreibne  rechte,  sowoll  in  diesem  lande,  als 
in  andern  landen,  welche  unter  des  reichs  Scliweden  ge- 
legen, mugen  angenomen  und  gebraucht  werden,  oder  auch 
mm  wenigsten  soviel,  als  diesem  lande  dienlich  und  den 
unterthanen  nuze  und  zutreglich  ist,  und  dass  auch  gewisse 
stelle  und  stette,  auch  die  seit  des  jahrs  darzu  verordnet,  da 
alsdan  die  strittigen  sachen  unter  den  partheien  durch  die  per-- 
sonen,  so  darzulbestellet,  verhöret  und  entscheiden  werden. 

7]  Znm  siebenden,  dieweil  auch  beide,  ober-  \md  under- 
richter  gehalten  werden  müssen,  welche  einen  jeden,  sowol 
hohe  und  nidriges  Standes  personen,  was  billich  und  recht 


a)  Du  Oesporrte  hier  wie  aucki  in  Pkt.  8  in  d«r  YorUgo  unUrstriebeiu 
MitUisiL  a.  d.  lirU  QoschicbU.  XYIL  3.  35 


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ist,  erkeiiaeu  uad  bprecheü,  dasö  derowegen  der  vom  adel 
sowol  die  andern  dieses  knaes  anterthanen  Terpfilchtet  sein 
mugeu,  ernanten  riehtern  fnr  ihre  habende  mnae  und  onj^e- 

mach  etwas  zu  erstatten,  nach  der  Ordnung  wie  im  reich 
Schweden  gebreachlich  ist,  oder  auch  was  diesem  Unde  za- 
treglich  und  nuze  sein  kan. 

8]  Zumachten,  dass  (li>  von  der  ritterschaft  und lehen- 

und  ein  ipder  insouderlu  it  boi  seinem  eide  zu  erkennen 
geben  wolle,  wieviel  i*ossdienbU;  ^ie  wegen  ihren  erblichen 
und  andern  gutern  zu  halten  schuldig  sein. 

9J  Zum  ueuuden,  duss  gleichlalü  die  vom  adel  uud 
*aniresende  abgesanten*  der  stttdte  alhie  sich  beretschla^en, 
auch  einhelliglioh  yergleichen  weiten,  wegen  der  jungen  fren- 
lein  und  königstöchter  zu  Schweden,  wen  dieselbigen  künftig 
vermählet  werden  sollen,  was  aladan  ausdrucklich  von  jedem 
hacken  landes  gegeben  werden  solle,  ingleichen  die  st^te 
nach  ihrer  vermugenheit  *uiul*  eine  gewisse  ßumma. 

10]  Zum  zelioiulon.  nri<  iideme  hier  im  lande,  da  die 
gemeine  und  ncliiu  iand-l  i  zwibcheu  den  Stedten,  heu- 
aern  uüd  belestungen,  keine  üü'ene  kruge  oder  gaat^eber- 
höfe  sein,  da  der  reisende  man,  der  ab  und  zu  dui'ch  das 
land  reiset  seine  nottnrft  was  er  bedarf  für  einen  billigen 
pfennig  bekommen  möchte,  darumb  ein  jeglicher  sowol  kanf- 
leuthe,  als  die  Tom  adel  nnd  andere  siäi  mit  gewald  bei 
des  konigs  pauem,  die  negst  an  der  Strassen  wohnen,  ein* 
drengen  und  ihnen  allerlei  beschwerung  zufügen,  dadurch 
sie  im  gründe  verderben;  so  seind  liier  auch  keine  fj-ewis?e 
Ordnung,  wo  die  posten  und  briefträgers  fortkommen  I^onnen, 
die  in  schneller  eil  mit  gescheften  entweder  von  uns  oder 
unsern  hauptleuthen  oder  ambtleuthen  verschicket  werden: 
Darumb  auf  dass  der  eine  nicht  mehr  als  der  ander  wirde 
beschwer ed,  sondern  eine  gnte  Ordnung  sowoll  in  diesem 
als  andern  Sachen  hier  im  lande  möchte  au  fgt  richtet,  und 
sonderlich  in  die  Sachen,  die  zu  yerrichten  dem  lande  nnn 
besten  nötig  sein,  dass  sie  nicht  werden  nidergelegt,  son- 
dern  mit  vleis,  ohne  einige  seumnisse  verrichtet :  so  begern 
I.  fl.  D^,  dass  die  ausgesrhiekten  wollen  sämbtlich  und  ein- 
hellig ihren  guten  rath  darein  geben,  was  Ordnung  beide 
mit  den  tabernen  oder  krugen  für  den  reisenden  man,  so- 
woll als  denen  die  in  der  eil  ausgeschickt  werden,  durch 
das  land  wol  befordert  werden  könte. 

11]  Zum  eilften,  diewefl  gahr  oft  gedaget  wird  über 
unrecht  *nnd  gewald*,  der  den  panem  ngefnget  wird,  nnd 
S.  fl.  nicht  yemommen,  wie  solche  Sachen  bis  anhero 
seind  geschlichtet  und  dirimiret  worden,  will  derhalben 
S.  fl.  D%  entlieh,  dass  ihnen  hemachnuds  sowoll  recht  wider- 


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I 


öo7 


fahren  soll  als  andern  hie  im  lande:  so  begert  I.  fl.  D^, 
dass  eine  gewiäge  ordnuDg  daraui  gemacht  werden  äolte^ 
entweder  nach  den  schwedischen  beschreibnen  rechten,  oder 
wie  es  sonst  recht  and  billig  sein  könne. 

*121  Znm  zwölften^  dass  die  Tom  adel  und  andere 
stende  allne  in  lande,  die  ihren  eid  noch  nicht  gethan 
haben,  denselben  jesiger  zeit  leisten  nnd  nnTerbruchlicb 
nachkommen*. 

*13]  Zum  dreizehenden  wird  ^rf  rragct,  dieweil  ein  anf- 
zug  mit  den  ersten  wird  furgenommeu,  ob  auch  die  vom 
adel  alhie  im  lande  wulU-n  wie  redliche  leutlie  mit  ihren 
pferden,  wall'en  und  weren,  so  auch  alle  andere  uotturlten 
auf  das  beste  staffiret  sich  anf  den  12.  Juni  an  Wenden 
zur  stetle  finden  lassen  und  des  reiches  Schweden  und  ihres 
Taterlandes  schaden  und  Yerderb  abwenden  und  dasselbige 
yerthedigen  helfen'),  item  mit  was  strafe  die  ausbleibenden, 
oder  die  ihre  rossdienste  nicht  leisten  oder  auch  dermassen 
nicht  staffiert  und  gorust  seind,  wie  sichs  gebuert,  zu  be- 
llen und  zu  strafen  seind''^. 

Stockholm,  R  :  ark.  Dtsch.  R:  Reg.  f.  283  ff.  Meist  wörtliche 
t^beraetzung  des  schwedücheo  Textes  vou  ur.  50,  mit 
HiosQfäguDg  einiger  Worte  nnd  Weodaogeii,  Rowi«  awei 
neuer  Punkte  12.  uud  13.,  was  alles  im  Druck  durch* — * 
koiintlich  gemnclit  wurde.  —  Ih'id  Livonica  Vol.  347  wohl 
das  Konzept  der  deutschen  ÜberBetzuug:  beim  Datum: 
,,D.  ersten  Jnnii  ao.  1601"  hatte  der  Schreiber  raierst 
Retzien"  geschrieben,  dies  wieder  ausgestrichen  uud  durch 
j.cfpteii"  er.ietzt.  Er  hatte  wohl  ..letzten  Mai"  sajroii  wollen. 
Auch  dieser  (Jmstaud  deutet  darauf  hiii,  da&ü  das  i>atum 
1.  Juni  sieh  wohl  nur  auf  die  Eintragung  der  ...Artieal" 
in  dif  Rt'tristratur  bezieht  oder  aber  iiiif  ili.-  (  borreicliung 
der  schon  vom  2H.  Mai  datirteu  Antwort  der  livL  Stände 
auf  diese  Troposition. 


52«    Antwort  der  livländischen  Ritterschaft  auf  die 
PropoaitioDen  Hz.  Karls,      Reval,  28.  Mai  1601. 

Ad  111"^  regnomm  Sveoiae  prlDcipls       Caroli  etc. 

pOBtulata  responslo  universae  nODiUtatis  Livonicae. 
Ao.  MDOI  die  XXUX.  Mali. 

Karte  bedenken  and  aotwort,  so  auf  des  dl.  ^rossm. 
farsten  und  herrD,  heim  Garoli  der  reiche  Scoweden 

etc.  nbergebenn  puncten  nnd  propositiones  von  unten- 
benandUni  I.  H.  I)^  getreuwen  unterthanen,  so  gar  in 
geringer  anzahl  zugegen  gewesen,  auf  fernere  be willigung 

1)  Ein  Mandat  dieses  Inhalts  wnrde  ant  29.  Mü  den  Statthaltern 
der  4  Kreis«  snr  Pabllkation  flbersandt  [0tsGh.  B:BegiBtr.  f.  269]. 

85» 


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688 


und  Tfttifioation  einer  sämbUiclMii  imcl  numeihr  verÜBi^tea 

Ritt :  u.  Ldscih  des  Überdüniechen  hertzogthnmbB  in  Lieff- 
laad  sie  in  ut.  ^ebohr  iriederamb  za  abeigeben  kernen 

mnbgang  haben  können. 

1"]  Nachdem  durch  Gottes  des  allmächtigen  barm  her t  zig-e 
und  väterliche  vor^f^luiiiu:,  der  wie  ehi  hertzenkündiger  ohne 
zweifei  vieler  seufzeu  uud  gebeth  gnädigst  erhöret,  über  alier 
ment^cheii  nachsiunennüd  bedenken  dies  hochbedrängtes  Liefi- 
laüd  gleichst  den  Kindern  Israel  erstmahlen  von  Pharao  nis 
bedrängnus,  hernacher  «ob  der  Babyloniadiaii  sehwmn  ge- 
fengnia  und  dienBthaose  durch  httchefased.  fl,  D^  Hz.  Ctrolnm 
mit  Gideons  heldemnuht  und  der  hooUöbL  ciohne  Schweden 
kriegsmacht  errettet  und  in  lange  gew^nsebete  Mbeity  OoU 
lob  und  dank,  nunmehro  ersetzet  und  in  ein  corpus  wieder- 
gebracht worden,  sein  weltkündig  und  offenbahr:  Wer  wolte 
es  doch  nicht  vor  hochnötig  und  für  rathsam  zu  sein  er- 
achten, dass  dies  nunmehr  vereinigte  Uberdünische  herzog- 
thumb  in  Liefland  mit  der  hochlöbl.  crohne  zu  Schweden 
ständen  sich  hiniuhro  nimmer  von  einander  zu  scheideu, 
sondern  wie  gliedmassen  eines  leibes  wa  stets  wehrenden 
selten  einer  dem  andern  in  dem  bände  der  liebe,  gutes  ver- 
trauen  und  Terständnüsae  hfilflicbe  hand  zu  leisten  and  bei- 
zustehen, da  vieleicht,  wann  etwa  noht  und  bedrängnüs 
(:  welches  Gott  gnädigst  verhüten  wolle:)  einfiele,  sich  yiele 
vereinigen  und  verbinden  thäten. 

2]  Was  vors  ander  die  contribution,  welchs  auf  alle 
unversehene  zunötiguug,  so  diesem  lande  vorfallen  oder  sie 
desselbigen  zum  schütz  und  vertheidigung  bedürftig  sein 
müchte,  äowol  auf  dieser  selten,  als  wol  auch,  wann  es 
das  reich  Schweden  bed&rftig  wllre  auf  der  andern  selten, 
alldieweil  das  reich  Schweden  gleichermassen  thun  muss, 
anlanget:  Darauf  wird  eine  sämptliche  Ritt :  u.  Ldsch.  dem 
exempel  ihrer  lieben  mitbrüder,  der  Harrischen  und  Wjrrischen 
folgende,  zweifelsohne  sich  dermassen  höchstged.  fl.  D*.  ant 
allgemeinem  landtage  in  l't.  zu  erklähren  wissen,  dass  1.  fl. 
D*.  darüber  ein  gn.  gefallen  haben  werden.  Die  stadte 
desfals  betrefl'ende  werden  sich  unsers  verhoffens  auf  1.  ti. 

gn.  begehren  allerseits  in  gebühr  auch  zu  Terbalten, 
und  in  Ut.  selber  zu  erklehren  wissen. 

3]  Den  dritten  punct  betreffend,  damit  solche  vereim' 
^ung  .  .  .  .  etCi  wie  «n  nr.  SO  und  öl:  Hierauf  w&re  unser 
itzo,  jedoch  in  geringer  anzahl  anwesenden  etnfeltige  meinung 
und  bedenken,  dass  solches  allenthalben  wegen  weiter  ab* 
gelegcnheit,  sowohl  aller  andern  gefehrlichkeiten  halben,  so 
über  vcril offen  vorfallen  müchten,  zuforderst  aber,  weilen 
höchstged.  Ü.  D^  unser  aller  herr  und  h&ubt  alhier  im  lande 


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559 


selber  ist,  zam  zuträgligsten  und  fiigli^öLtn  alliie  zu  Reval 
wohl  gesobehen  kOnte;  jedocb  L  fl.  D\  hochreif lichea  be- 
deoken,  also  vol  einer  sftmDtliohen  Ritt :  n.  Ldsch.  einhellige 
memmighierinnen  Torbehalten. 

4]  Den  Tieften  pnnct  anlangend:  ob  die  Tom  adel,  des- 
gleiclien  anch  andere  eingesessene  dieses  landes  zu  verhelfen 
nicht  gebühret,  dass  kirchen,  academiae,  schulen  und  hospi- 
talien  mügen  angerichtet  werden,  und  dass  darauf  oine  ge- 
wisse Ordnung  gemacht  werden  müge:  Hierauf  erinnern  sich 
die  anwerfenden  von  der  Ritt:  u.  Ldsch.,  weilen  timor  domini 
initium  sapientiae  ist  und  dabenehen,  quod  pietas  ad  omnia 
Qtüis  est,  quia  promisdoneB  in  B»  eontinet  praesentia  et 
ibtorae  vitaei  nna  dass  anch  dadurch  beide,  das  christiiche 
und  weltliche  regiement,  in  allen  königreidien,  herrscJiafltenf 
landen  nnd  Städten  fhrtreff lieh  befordert  nnd  erhalten  werden, 
dass  demnach  solches  alles  maxime  necessariam.  Weiln  aber 
von  ihren  vorfahren  stracks  in  erster  bekreftigung  der  lande 
mit  christlichem  cifer  grosse  unkostungen  und  fleis«  ange- 
wendet worden,  dass  in  allen  grossen  und  kh  im  ii  -tadien, 
als  wohl  anderen  diichtigen  örtern,  männer-  und  juugfrau  'n- 
klöstere,  vornehme  stifte  und  derogleichen,  wie  zu  Riga, 
Dörpt,  Beval,  Pemaw,  Kockenhansen,  YeUien.  Lemsal,  Vid* 
kenanw,  Pad;rss,  Habsal  anch  andern  Ortem  mehr,  an  ehren 
des  aUmftebtigen  (Rottes  nnd  ansbreitung  wahrer  christlichen 
religion  erbanet  nnd  conseoriret  worden;  dazu  auch  stat- 
liehe  gütere  und  provisiones  von  denen  vom  adel  mildtreichen 
donii*et  und  gegeben  worden,  und  nunmehr  höchstged.  fl. 
derselben  örter  fast  alle  nicht  allein  durch  die  gnade  Gottes 
mechtitrk.  sondern  auch  von  des  pabsts  greuwlen  gereiniget 
und  (juad  semel  Deo  [de]dicatum  est,  ad  prophanos  usus 
transferri  non  debeat:  Also  können  gelegenneiten  nicht 
mangeln,  dass  znr  notnrft  dieses  Überdtbusohen  fürsten- 
thnmbs  academien,  schnlen  nnd  hospitalen  mit  darzn  ver- 
ordneten  nohtwendigen  proyisionibns  gants  wohl  kifennen 
verordnet  und  bestellet  werden.  Der  Kirchen  belangend, 
weiln  noch  viele  derselben  wegen  des  kriegswesens  hin  und 
wieder  im  lande  gar  verwüstet  stehen,  werden  die  vom  adpl 
und  ritterschaft,  so  auf  ihren  gründen  und  boden  stehende 
und  darüber  sie  das  jus  patronatus  immediate  allein  haben, 
den  fussstapfen  ihrer  Voreltern  folgende  und  zu  anzeigung 
schuldiger  dankbarkeit  gegen  Gott  dem  allmechtigen  für  itzi^e 
errettnng  ans  der  Seelen-,  ehren*  nnd  g^tes-drankseligkeit» 
dieselben  wieder  zn  restaariren  nnd  mit  tächtigen  seekorgem 
wohl  zn  versehen,  billiff  sich  znm  hl^sten  angelegen  sein 
lassen:  vne  sie  auch  nichts  weniger  in  ut.  hofi'nung  stehen, 
welche  anf  httgstged.  &•  D^  gmnde  nnd  boden  stehen  nnd  dazn 


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viele  vom  adel  als  kircfaroielB  yerwandten  miteeliito^n,  werden 
auch  wieder  gebaut  mia  ergentcet  werden,  dermasseii,  daas 
denen  vom  aael,  welche  wo.  denselben  von  alters  gehören, 
an  ihren  darzu  habenden  praerogatiTen  nnd  freiheiten  nichts 

abgehen  werde. 

Ö]  Den  fimften  puiict  belangend:  ob  auch  nicht  paurea 
....  etc.  tüte  in  nr.  50'^:  Hirrauf  kan  man  böclistged. 
fl.  D*.  in  üt.  nicht  Torentbalten  la^ricü,  wie  da-s  aii  -  vorgeben 
nicliL  neu,  sondern  anfänglich  bei  Kg.  Stephani  zeiien,  hoch- 
löbl.  gedächtnüss,  bald  erstes  anfangs,  wie  er  die  lande  vom 
Mosohewiter  eroberti  darnach  anch  vor  zwmen  jähren,  wie 
nngefehrlich  die  commiasio  generalis  zu  Riga  angestellet  war, 
einer  wgb.  Kit.  u.  Ldsch.  ebenmessig  angemnthet  worden; 
aber  eine  algemeine  Ritt :  n.  Ldsch.  mit  gnugsamen  gründen, 
so  in  den  alten  historien  enthalten  \ina  sich  auf  ihre  uhr- 
aite  Privilegien  und  freiheiten  gründend  und  berufend,  dieses 
dermassen  beantwortet,  dass  höchstged.  kgl.  und  hernach 
die  heren  generalcommissarien  daran  ein  gn.  begnügen  ge- 
habt. Denn  dass  die  paui'en  zu  ihrer  alten  gerechtigkeit 
mehr  als  sonsten  einigerlei  freiheit  qualificiret  und  von 
natnren  geneiget  sein,  beseoffet  dieses  in  der  thal^  dass  sie 
gegen  Kg.  Stephanum  hoemöbl.  gedächtnüss,  wie  er  sie 
vermeinet,  nur  von  einer  ui^eleffenheit  [sc.  zu  befreien], 
dass  sie  auf  ihre  Yerbrechuuff  nicht  an  der  hanfc,  sondern 
mit  gelde  gegen  ibre  herrschaften,  welche  solches  auch  leicht 
vorwilligen  betten  können,  büssen  und  abfinden  mügen,  darin 
sich  beschwehrt  sPin  erachteten  und  darümb  durch  eine  snp- 
plication  bei  höchstged.  kgl.  M'.  in  der  Stadt  Riga  uactz 
inständiglich  und  demühtigst  anhielten  und  babteu^:  mau 
wolte  sie  mit  solcher  neüen  gerechtigkeit  nicht  beschwehren, 
sondern  bei  ihrer  alten  gewohnheit  gleiche  ihren  eitern  und 
vorfahren  erhalten.  Worauf  der  lObl.  könig  geantwortet: 
PhrjgeB  plagis  emendantur;  lasset  sie  nach  dem  alten  holtt 
häuwere  und  Wasserträger  bleiben,  dass  anch  auf  solche  ihre 
Petition  und  erfnirrrtp  antwort  ein  chronikenschroibor  mit 
Verwunderung  in  truck  gehen  lassen:  die  lieli iandische 
pauren  haben  besser  auf  ihre  Servitut,  als  die  stadt  Riga 
über  die  religiun  und  ihre  freiheiten  gehalten.  Wie  auch  her- 
hernaciier  Kg.ätephanus  milder  gedächtuüäa  berichtet  wordeu, 
was  TOr  lermen  und  tumult  die  pauren  in  der  Wyke,  Oesel, 
Harris  und  Wierland  angerichtet,  ihre  hemooaften  und 
junkere  in  den  höfen  überfallen  und  ermorderti  anch  allen 
&bermuht  deromassen  im  lande  eeübet,  dass  alle  die  herren 
im  lande  sampt  denen  Yom  adä  au&ein  und  sie  mit  fear 

a)  N«r  «Utt  »dena  sIt  vtoSItevw  inUlten"  (in  nr.M)  htor:  dit  UoU 

«i«  nUtma  m  kM»Um\  Tf L  4H«tM  w.  51.  >  b)  Mn.  %«kl«u 


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und  Schwertern  wiederumb  zum  gehorsam  zwingen  musseu: 
hat  I.  k'j-l.  flero  meinnng  nicht  allein  geendert,  sondern 
anch  durch  ein«'  '>H«'nt.liche  Constitution  vorsehen:  quod 
m?tici  arma  nou  lerani,  künftigem  unheil  hoch  verständig 
vorgebauet,  dal  bei  anhänsrend,  dass  man  narren  und  kiudern 
keine  stecken  in  die  haud  geben  solle.  Würde  aber  einer 
oder  mehr  guter  nataren  erfunden  werden,  der  oder  die- 
selbigen  kOnten  durch  einen  priyatzalasB  von  ihrer  hemchaft 
frei  gegeben  und  zn  ehrlienen  nnd  dem  lande  dienliehen 
Sachen  admittiret  werden;  und  würde  also  hiedurch  den 
richtigen  personen  geholfen  und  den  adelichen  immuniteten 
lind  freiheiten  nichts  bpnommen,  welchs  dennoch  alles  auf 
fern»  !'  bedenken  einer  sainptlicheii  Ritt :  n,  Ldsch.  auf  allge- 
meinen iandtage  beruhen  muss. 

6]  Den  6*""  punct  betreffend:  nachdem  kein  land  und 
regiment  ....  ek.  wie  in  nr.  ol:  kann  man  ebenniessig 
fi.  0*.  in  TJt  nicht  vorenthalten,  dass  dieses  mit  gleich- 
meesigen  nmbetenden  bei  der  polnischen  regierung  zu  vielen 
mahlen  anf  allen  land-  nnd  reichstagen  von  weg^n  ihrer 
Statuten  annehmung  einer  wgb.  Ritt :  u.  Ldsch.  angenuithet 
worden,  aber  sie  haben  sich  je  und  allewege  auf  ihr  uhr- 
alte adelichs  ritterrecht,  immuniteten  und  freiheiten,  znsambt 
und  mit  welchen  znofleicb  sie  sich  auf  theneren  beschwornen 
pacten  und  vertragen  rler  chron  Pohlen  und  grossfürsten- 
thumb  Littanen  verwandt  gemachet,  berufen  und  damit  ge- 
Bchützetj  denn  als  solten  diese  lande  mit  keinen  gewiääen 
rechten  versehen  oewesen  sein,  mügen  vielleicht  hoohst^ed. 
L  fi.  berichtet  nahen,  die  dessen  kleinen  oder  gar  kernen 
gmnd  haben.  Solchs  ausfuhrlicher  darznthun  und  zu  er- 
weisen, kan  anf  allgemeinem  Iandtage  in  sämbtlicher  land- 
scbaft  gegenwart  füglicher  geschehen,  worselbst  diese  hoch- 
wichtipre  snehe  hin  verschoben  werden  mili^e,  L  fl.  DK  wir 
in  geringer  anzahl  anwesende  in  Ut.  bitte  n. 

7]  Der  siebende  punct:  vom  unterhalt  der  ambtstra- 
genden  persohnen  im  gerichte.  bitten  gleichfals  höchstged. 
Ii.  wir  gantz  uu,  dass  es  aul  allgemeinem  Iandtage  ver- 
khnet  m&ge  werden. 

8]  Dra  8^"  punct  wegen  des  rossdienstes,  wie  nnd  was- 
serlei  gestalt  derselbe  rechtmessig  könne  gehalten  werden, 
anlangend:  Hierauf  fngen  höchstged.  fl.  wir  in  üt. 
wissen,  dass  hierinnen  allerlei  unterscheid  im  lande,  von 
we^^en  der  vielen  herren  zur  selbigen  zeit  f!;eweF!en:  dann 
et^.ljclie  ihren  rossdienst  von  zwantzipr  besctztcu  paurcn  ein 
pferd,  andere  von  gewiasen  haken,  deren  doch  ein  grosser 
unterscheid  gewesen,  dass  et/.liche  grosse  haken,  deren 
wol  drei  oder  vier  aul"  einen  gumeiueu  haken  gerechueL 


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werden  kuiinen,  ein  pferd  p^ebalten:  deroweßren  eine  richtigkeit 
und  eiuliellige  venviiligüiig  und[er .' j  der  öümbLliclieii  Ritt: 
u.  Ldsch.  zum  förderlichsten  dessfals  hoohii<^tig  zxl  macbeiu 
Unsen  eracbtens  aber  wurde  solcbea  nleht  f&glieber  ab 
▼OD  haken  landes  geschehen  können,  darinnen  die  biüigkeit 
zwischen  grossen  und  kleinen  haken  wol  getroffen  den 
kan ;  dann  das  directum  dominium  nur  die  hohe  obrigkeit^ 
das  utile  aber  nur  den  vasallnm  hierein  betreffen  thnet. 

9]  Den  neundten  punct  betreffend,  dass  gleicbsfals  die 
vom  adel  ....  etc.  wie  in  nr.  50:  Hierauf  wird  ßich  eine 
sämbtliche  wgb.  Rit:u.  Ldsch.  in  anmerkung  dessen,  was 
höchstged.  ß.  mit  nicht  veröchonuBg  ihres  füratl.  leibes 
und  lebens  und  zusetzung  derselben  schätze  zu  errettnng 
unser  und  unsers  allgemeinen  lieben  Vaterlandes  von  der 
band  unser  bedränger  und  hasser  mit  hohem  mhm  und  un* 
sterblichem  nahmen  angewendet,  auch  dermassen  mit  Tor- 
hergehendem  rathe  der  sämbtlioben  Ritt :  u.  Ldsch.  dieses 
Üiicrdüuischen  furstenthumbg  in  Lieffland  in  ut.  gebühr 
auf  einem  allgemeinem  landtage  dermassen  erklahrpii,  dass 
höchstged.  ü.  DK  ein  gn.  genügen  und  geialien  degsfals 
haben  werden. 

10]  Zum  zehenden,  was  die  gasthäuser  und  krüge  wegen 
des  reisendes  Mannes  bessere  bequemigkeit  zu  ^fordern 
und  der  pauren  daraus  erfolgender  beschwere  abzusi^iaSeii 
in  den  stäten  und  auf  den  landstrassen  zu  hxam  und  zu 
verordnen  a^angend:  Ist  auch  unsers  erachten s  eine  billige 
und  nötige  sache,  weiln  darauf  mehr  vortheils  als  schaden 
derjenigen,  auf  welcher  grnnd  und  l)oden  dieselbiire  ange- 
richtet werden,  erwachsen  wird,  derowegen  ancli  v.  wgb. 
Kitt :  u.  Ldsch.  hierinnen  nach  vermögen  auf  derselben  grund 
und  boden  welche  anzurichten  sich  angelegen  sein  lassen 
wild.  Was  aber  die  poste,  so  in  hohen  furstl.  Sachen  oder 
landwichtigen  handien  abffefertiget  werden,  ihre  schleunige 
bef^rderunjg  anlangend,  daucht  uns  für  rathsam  zu  sein, 
weiln  dureh  derer  vom  adel  pauwreui  da  derselben  in  hohen 
wichtigen  Sachen  zur  post  gebrauchet  wurden,  dies  aus  der- 
selben nachlassigkeit,  weim  die  vom  adel  in  aUen  ihren 
gütem  selber  zugleich  nicht  zur  stelle  sein  können,  gro??e 
verseümnüs  und  daraus  erfolgender  Fclmde  entstehen  müchte, 
wenn  dargegen  dieselben  nach  dem  allen  von  den  furstl. 
ambtsleüten  durch  die  schiltern,  freipauren  und  %vai  thmannen 
fortgestellet  werden,  weniger  verseümnüs  und  unrath  daraus 
erfolgen  könte,  sonsten  die  ambtleüte  darzu  antw<Hrten  müssen. 

11]  Zum  eiLBteU)  wegen  der  pauren,  als  solts  mit  ihnen 
durch  keinen  rechtmessigen  proces  des  rechtens  verfahren 
werden:  Wird  solches  L  fl.  D\  von  denen,  die  es  nic^t  Yet- 


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Bt^en  oder  wissen  wollen,  angetragen  sein  worden.  Thun 
demnach  L  fl.      auf  derselbigen  gn.  begehren  in  Ut.  nicht 

vorenthalten,  dass  folgender  gestalt  dieser  proces  mit  ihnen 
gehalten  wird.  Wann  ein  ymiir  etwas  verbricht  gegen  seine 
herrschaft  oder  sonsten  emcin  andern,  wird  er  realiter  für- 
gefordert  und  ihme  eine  zeit  zu  seiner  beantwortung  und 
der  zeugen  au  die  hand  bringung  eingesetzet,  auf  welche  zeit 
die  dteeten  paaren,  die  recht£ider  genant,  drei  oder  vier 
mit  bemfen  werden;  ist  die  sache  b&gerlieh,  bringen  die- 
selben anf  Torhergehende  klage  und  antwort,  auch  der  zeugen 
▼erhörung  das  nrtheil  ein;  wird  ee  recht  befunden,  rnnss 
der  beklagter  nach  gel^^enheit  der  sachen  demselben  folge 
leisten,  oder  Tfiit  seinem  gegentheile,  nach  laut  des  urtheils 
sich  aliÜTid*  n:  wäre  es  aher  eine  peinliche  sache,  werden 
zu  obbeuauten  rechttindern  drei  der  hohen  obrigkeit  ge- 
scbworne  eingesessene  vom  adel  darzu  mitverschrieben  und 
auf  ihr  gewissen  mit  niedergesetzet,  welche  die  sache  mit 
anhören;  bringen  alsdann  die  rechtfinder  das  urtheü  recht 
ein,  bleibet  es  bei  demselbigen.  Im  faU  aber  solches  nicht  ge- 
schieht, moderiren  oder  schilrfen  die  anwesenden  gesohwome 
dasselbige  urtheil  nach  beschaffenheit  der  Sachen,  dass  kein 
theil  mit  billigkeit  zu  klagen  Ursache  habe. 

12]  Zum  zwölften,  dass  die  vom  adel  und  stände  alltie 
im  lande,  die  ihren  eid  noch  nicht  irethan,  denselbigen 
itziger  zeit  ablegen  und  ihn  unverV>riichiich  halten:  hierauf 
erachten  wir,  welcher  seine  giUei  und  freiheiten  zu  geniessen 
begehret,  derselbe  sich  nicht  hierinnen  verweigern  werde, 
alldieweil  der  eid  nur  ein  lehenseid  ist,  welcher  nach  allen 
beschriebenen  nnd  fiblichen  rechten,  so  lanff  einer  selber 
oder  seine  erben  and  nachkommen  unter  ctom  oberherm 
der  lande  und  derselben  ordentlichen  sucoessoren  dieselben 
besitze  und  halten  und  darbet  geeohutKet  nnd  handhabet 
werden,  verstanden  wird. 

13]  Zum  dreizehenden,  weiln  p"nfrnp:t  wird:  weiln  ein 
auiziick  ....  etc.  une  in  nr.  51:  worauf  höchst^^H.  fl.  D'. 
für  unsere  eintzele  persohnen  in  abwesen  der  sambüichen 
wgb.  Ritt:u.  Ldsch.  in  Ut.  wir  zu  gemüthe  führen,  dass 
durchaus  hieran  nicht  zu  zweifeln  sei,  die  sämbtlichen  vom 
adel  dieser  lande  aus  schuldiger  pflicht  und  tre&we  gegen 
I.  fl.  und  angebohmer  liebe  des  allgemeinen  raterUndes 
nicht  unterlassen  werden,  nach  eusserstem  Termügen  sich 
nach  dem  alten  mit  ihren  schuldigen  rossdiensten  bei  I.  fl. 
D*.  nt.  7.VL  erkennen  geben.  Ob  fiolchs  auch  auf  den  12.  Junii 
zu  Wenden  immer  müglicli  von  allen  aus  folgenden  Ur- 
sachen geschehen  kan :  Zum  ersten  seind  die  meisten  vom  adel 
aus  allen  kreisen  iu  eigener  persohne  zusambt  ihrem  ross- 


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dienste  I.  fl.  D*.  ernstlichem  befehl  nach  im  veldlager  vor 
Kockenhausen,  die  hiervon  in  solcher  eil  nicht  wohl  berichtet 
werden  können.  Wenn  solchs  gleich  sein  könte,  wi??f*n  wir 
nicht,  wie  zugleich  dieselben  im  lager  vor  ihren  feinden  und 
auch  z«  Wenden  auf  angedeutete  Zeit  sein  können. 

Darnach  haben  etzliche  vom  adel  auf  L  fl.  erst  er- 
gangenen  befehl  und  bahren  sich  alhie  eingestellet  and 
yieUeioht  sich  noch  mem'  einstellen  m(k»hten,  welche  ihr 
Abfertigung  noch  nicht  erlaoget. 

Zum  dritten,  hat  man  den  ^antzen  sommer,  herbst  imd 
winter  im  felde  gelegen  und  einen  schweren  zngk  ausge- 
standen, in  wclcneren  vielen  vorn  ndel  ihre  diener  ab- 
gestorben, vielen  ihre  volkcre  abgc-oblagen,  pferde  und 
rüf^t\]iiL'"en  durch  das  kriegswesen  abheüdig  worden,  dass 
also,  wann  einer  gleich  das  beste  gerne  thun  wolte,  wegen 
mangelung  der  diener,  pferde  und  rüstungen  nicht  wohl  man 
wird  darzn  kommen  können;  denn  die  stedt  Bieg»  ist  noch 
zur  seit  unser  feinde,  zu  Beral,  Dörpte  and  Pemaw  ist  aas 
mangelung  der  schiffe  nichts  zu  bekommen,  dass  also  contra 
impossibile  nemo  est  obligatas  and  dahero  unser  einfalt  nach 
nicht  wol  verstehen  können,  wie  dieseTi  sachen  zu  mittelen 
und  zn  helfen  sei;  es  wäre  dann,  dass  L  tl.  D'.  rechtschaffene 
wolstiiiherte  Soldaten  ins  land  verschreiben,  also  wurde 
mannicher  vom  adel  soviel  ihme  an  seinem  vollenkomme- 
nem  rossdienste  mangelt,  gar  gerne  von  denselben  annehmen 
auf  die  besoldung  1.  fl.  DK  bestallnng  gemäss,  damit  je  der 
mangel  an  ihnen  nicht  befanden  worde^  Uber  das  so  konte 
auch  der  rossdioist  viel  sterkerer  werden,  wan  die  f&brige 
vom  adel  gleichst  den  andern  I.  fl.  zum  oftermahlen  re* 
sage  safolge  zum  besits  ihrer  ahralten  and  wohlbeflkgten 
g&tem  gerahten  werden. 

Welches  alles  wir  dann  I.  f].  hochrotflichen  gn. 
bedenken  in  Ut.  wollen  heimgeschoben  haben,  mit  auge- 
hengter  ut.  bitte  diese  unsere  gethane  eialaltige,  jedoch  aus 
treuen  ut.  hertzen  geflossene  Wiederantwort  aus  fürstlicher 
aneebohrner  güte  und  tugend  in  allen  gnaden  anmerken 
wollen.  Seind  solchs  mit  oitte  zn  Gott  dem  allmlehtigen 
vor  1.  fl.  etc.  zu  yerdieaen,  jedesmal  willig  and  gefliessen. 
Actam  Beval  ao.  et  die  ut  sapra. 

E.  fl.      getreue  und  dienstwillige 
unterthanen,  jetxo  aude  anwesende, 

Johann  von  Tiesenhausen  Georg  Stackelber^ 

zur  Bersohne  und  Laudohn.  Georg  Boye.  Beioholt  Taube. 

Biga,  Livl.  RUt:arcb.    Corpas  privilegiorum  vom  J.  1690. 

Vidim.  Kopie  ans  6em  Corpup  privil  vom  J.  1627.  — 
Das  Orig.  acheijit  nicht  mehr  vurhaadeo  m  sein. 


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53«    Hz.  Karl  au  die  Ritterschaft  im  Pernauschen  und 
mut.  mut.  im  Dörptschen  Kreise.  —  Reval, 

8.  Juni  1001. 

Über  die  BeHätigung  ihrer  Privilegien, 

Tit.  ünsem  gn.  grues  zuevor,  ernveste  und  manhafte 
liehe  getreuen.  Wir  haben  euer  schreiben von  dem  auch 
eruvesten  etc.  Johau  von  Tiesenhausen  auf  Barsen  etc.  und 
Georg  Aderskaa  zu  unsern  banden  empfanden,  daraus  wir 
yentanden,  dass  ihr  sie  darzo  deputiert  and  geschickt,  dass 
sie  bei  der  heiligen  taufe  das  christliche  werk  der  gevatter* 
schalt,  darzu  wir  eoch  neben  andern  von  der  Ritt :  u.  Ldsch. 
und  Stedten  gn.  erkom,  verrichten  solten.  Ob  sie  aber  woli 
zn  langsamb  ankommen,  so  haben  wir  doch  enern  nt.  guten 
willen  bei  derselben  abfortigung  vermerkt,  derhalben  es  uns 
von  euch  zu  gn.  gefallen  gereicht,  uud  seind  es  hinwiderumb 
in  2-naden  gegen  euch  und  die  eurigen  zu  erkennen  geneigt. 
Ob  dan  auch  woU  obberurte  Juhau  von  Tiesenhausen  uüd 
Georg  Aderkass  umb  euer  privilegia  vleissig  angehalten, 
die  wir  anch  gn.  und  gerne  mittbeilen  wollen,  so  seind  wir 
aber  auf  dismals  mit  dermassen  vielen  geschieften  beladen 
gewesen,  uns  auch  vorgenomen,  unser  ganr  hoch  angelegne 
Sachen  halber  zn  unserm  kriegsvolk  nach  Kockenbausen 
unseumlich  zu  yerfugen,  dass  wir  auf  dismal  dieselben  nicht 
haben  können  fertigen  lassen.  Ist  derohalben  hiemit  an 
euch  unser  irn.  )>Pirern,  ihr  wollet  euch  eine  ir^ringe  zeit 
gedulden,  bis  wir  widerumb  etwas  zu  ruhe  kommen,  so 
wollen  wir  euch  in  mittheilung  der  privilegia  gn.  wilfabren. 
Mitlerzeit  sollet  ihr  eure  vorige  Privilegien  zu  geniessen  und 
zu  gebrauchen  haben,  und  weil  dann  der  Pemausche  kreis 
mit  diesen  und  andern  provincien  dieser  Lieflande  unter 
eine  herschaft  durch  Gottes  Schickung  gekommen  ist,  als 
seind  wir  zufrieden,  wie  wier  euch  zuvor  versprochen 
haben,  dass  ihr  bei  einerlei  und  gleirhen  Privile- 
gien bleiben  sollet,  wie  die  ritterschaft  zu  Wirrien 
von  alters  genossen  und  gebraucht  haben,  und  was 
noch  mehr  gutes  kan  geordnet  und  statu iret  werden.  Welches 
wir  euch  hiemit  gn.  nicht  verhalten  wollen,  euch  Gott  be- 
velend.   Dat.  Reval  d.  8.  Junii  ao.  1601. 

Stockhoim,  Ii :  urk.  Ütscb.  H :  Beg.  f.  302  ff.  —  Das  Gesperrte 
in  der  Yorlage  oatenttleheii« 


1)  VgL  or.  48  oud  49. 


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546 


54.    Hz.  Karl  an  Otto  v.  Vietinghoff.  —  Rmd, 

24.  Juni  1601. 

Über  den  Verlmt  KokenluueHB, 

Tit.  Unsern  i^n.  grues  und  geneigten  willen  zuvor, 
ernveste  und  manliafto  liebe  getreue.  Wir  mögen  euch  gn. 
nicht  verhalten,  wie  euch  sonst  vorhin  leider  woll  bewuat 
iB%  welcher  massen  die  vestung  Kockenhaiiaeii  dareh  nach* 
leoBigkeit  des  Lief  leadischen  adele  mit  ihren  spaten  anfing, 
and  dass  sie  mit  proyiaad  nicht  seind  versorget  worden, 
wie  Tor  Kockenbauaen  ans  tob  den  Wendischen  kreis  ist 
zugesagt  worden,  so  dass  sie  von  ihnen  wenig  oder  gahr 
nichts  zu  ihrer  notturft  bekonmaec  habf^nM,  dadurch  mit 
dem  hause  und  den  erlichon  loutlicn  em  jeniinerliLh  aus- 
gehen gewonnen  hat:  so  ist  es  zu  beclagen,  dass  die  ver- 
blenten  Ljel  iander  lieber  ibr  getreidich  und  viehe  dem  feind 
als  den  redlichen  leuthen,  so  zu  Kockenhausen  gewesen, 
gegonnet  haben,  als  sie  es  zu  ihrer  leibes  notturft  betten 

fsniessen  können,  m  beschntzung  des  gantsen  Taterlandes, 
a  ihrfer]  noch  keiner  nicht  sich  in  gedachter  vhestehan^ 
hat  wollen  finden  lassen,  unangesehen  ihr  höchste  wolfard 
daran  gelegen.  Wie  ramlich  solches  bei  allen  völkera,  das- 


1)  Hb.  Karl  hfttte  dd.  Eok«nhiuNii,  3.  April  1601  an  Joh.  ▼.'IImmi* 

hausen  voll  Berson  geschrieben,  er  möge  es  sich  zum  höclisten  ange- 
legen aeiu  Ias8«'n,  beim  Adel  des  Wenoenschen  Kreise?)  die  allgemein 
bewilligte  Hilfe  au  Proviant  furderlichst  zusammeDzabriugeii  und  lüu- 
SQSohaffen.   [Dtsoh.  B:Beg.  f.  174.1 

.Toll.  V.  Tiesenhaneen  an  Hz.  Karl  dd.  Berson  14.  April:  Da  die 
Polen  auf  Kokeuhusen  heranrücken,  habe  er  hochdringlich  die  Ritter- 
achaft  init  ihrem  ßoasdieust  ausgeschriebeu,  auch  vom  Adel  und  au- 
deren  Ämtern  ein«  riemHehe  Anisahl  Banern,  „vom  vierton  Bauern 
den  fünften  Mann."  gute  Schützen  mit  langen  Röhren  nnd  anderem 
Gewehr  znsam mengebracht,  und  ho£fe  in  acht  Tagen  damit  zur  Stelle 
zu  sein.    [Livonica  98  b.] 

Hz.  Karl  an  Joh.  v.  TieaeDhaiiflen  dd.  Reral  4.  Hai:  Er  werde 
sich  erinnern,  was  er  mit  üim  vor  seinem  Abzu^re  ;vu3  Kokenhn^ei 
wegen  des  Proviants,  den  der  Adel  im  WendeoBchen  Kreise  au  liefern 
sich  verpflichtet  und  auch  schriftlich  an  ihn  habe  gelangen  lassen.  Da 
derselbe  aber  noch  nicht  vollständig  eingeliefert  sei,  so  solle  er  doch 
dafür  sorgen,  dass  das  bald  geschähe.  Der  Adel  werde  sich  hierin 
ja  gatwilßg  erzeigen,  „weil  all  ihr  und  des  ganzen  landes  wolfart 
daran  gelegen  ist*'.  [Dtsch.  R :  Reg.  f.  212J 

Fabian  Tiesenbansen  an  Hz.  Karl  da.  Brla  6.  Mai:  Er  habe 
die  Eingesessenen  des  Wendenschen  Kreises  schon  drei  Mal  ermahnt, 
sich  SU  raijcb  und  stark  als  nur  möglich  nach  Kokenhusen  aaÜKumachen. 
Die  Landaehaft  ▼eraammelt  sich  auch,  aber  „«tBliefaennaaeen  gar 
langaam".  Denn  den  Bauern  sind  fast  alle  Pferde  vom  Eriegsvolk 
genommen,  so  müssen  die  vom  Adel  ihren  Tross  mit  ihren  Reitpferden 
fortschaffen ;  auch  ist  grosser  Futtermangel  vorhanden.  [Livonica  96  b.J 


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547 


selbige  stellen  wir  an  seinen  ortli,  wan  auch  die  Polen  über 
eucli  Lieiieuderii  kuimiien  Sölten  durch  eure  naclilääsigkeit, 
wie  erprisdich  imd  laü-eglich  es  eodi  aem  würde,  solches 
wird  die  seit  offenbahren,  und  wer  nicht  wunder,  wnn  Oott 
euch  nmb  eure  nachlässigkeit  willen  strafen  wttrde. 

Dieweil  dan  [I]  daw  wir  dieses  angluck  nicht  mehr 
müssen  gedenken,  sondern  Gott  heimbgestellet  haben,  als 
haben  wir  wideniml)  müssen  fornemen  nnd  dnmit,  \ne  Bolches 
mit  Gottes  Verleihung  und  gnaden  könta  wideromb  bezalet 
werden,  ms  werk  zu  richten. 

Dieweil  dan  der  Dörptische  ort  ihren  rittmeister  ver- 
lohren')  und  bei  ilime  geiialten  die  wenig,  die  da  gewesen 
sein,  darander  merenteil  knechte  and  jungen  nnd  wenig 
Yom  adel,  ala  der  haase  bei  sdnen  jungen:  als  geeinnen 
wir  gn.  an  each,  dass  ihr  wollet  ener  eid  und  pfliät  nach 
mit  sambt  den  edlen  and  emvesten  nnsern  lieben  getreuen 
Oluir  Strale  die  ritterschaft  und  vom  adel  darzu  vermanen, 
dass  sie  sich  widenimb  satnbtliehen  bei  im«erm  veldobristen, 
zu  Wenden,  Weimar  oder  Trfudon,  davon  ihr  werdet  beschnid 
erlangen,  mit  den  allerförderlichsten  einstellen  und  hellen 
mit  uns  und  andern  erlichen  leuthen.  so  wir  an  uns  haben 
und  noch  geweiLig  sein,  ihres  valerlandea  liuheil  abwendeü. 

Daran  geschieht  die  billigkeit  nnd  was  ench  m  nnts  nnd 
fronunen  gereidien  kan»  in  ffOttlichen  sehnte  hiendt  bere* 
lend.  Bat.  Beval^  d.  24.  Jnm  ao.  1601. 

St<MSkholin.  R:ark.  Dtsch.  B:Beg.  f.  329.  Als  Adreuat  ist 
nur  VietingliofT  aQgeg«beii,  obgleidi  der  Brief  an  meh- 
rere gerichtet  iat. 

6&«  Hac  Karl  an  Rat  und  Aiterlente  ▼on  Riga. 

Pemau,  2S.  Juni  1601. 

Ha^tmaUge  Auf/ordenmg,  «dl  mii  den  übrigen  Stäitdm  dei  Landet 

Tit  Ihr  sollet  wissen,  burggral^  bürgenneister  nnd  rath 
sambt  elterlenthen  nnd  eltesten  beider  giltstnben  sn  Riega, 
dass  wir  von  dem  ernvesten  und  mannhaften  nnserm  be- 

stelten  knecht-obristen  und  lieben  getreuen  Jacob  Hillen 
verstanden,  weleher  gestald  ihr  an  ihm  geschriebenf  dass 
ihr  uns  nicht  die  ireringate  nr?acli  zur  feindschaft  gegeben 
bettet,  daran  ihr  doch  unrecht  und  euern  willen  saget,  dan 
euch  euer  eigen  gewissen  eines  andern  überzeuget,  indeme 
dass  ihr  unseren  gesanten  gefangen  nach  Polen  geschicket, 


1)  HenttMiii  WfMigel,  der  im  Troffen  rot  Eokttnlittieti  ge- 
fimgea  wurde. 


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548 


auch  iiiiBeni  feinden  den  P^^en,  die  einen  annötigen  kri^ 
wider  uns  nnd  die  cron  Schweden  angefangen,  hau  heistand 
andvorsdliab  thut.  Wan  solches  von  euch  nicht  geschehen, 
80  weren  diese  Lit  fland  zu  fried  nnd  ruhe  mit  einander 

einig  und  des  polnischen  Jochs  entlediget,  wie  euch  dan 
wol  bewust,  was  diese  Lieflande  unter  dem  polnischen  bösen 
regimend  haben  austehen  müssen,  beides  in  religions-  und 
weltlichen  Sachen.  Und  ob  ihr  dan  tractiren  wollet,  00 
lasöcn  wir  solches  woll  geschehen,  dass  nach  gregebner  zu 
beiden  theilen  caution  und  Versicherung  gehandelt  werde, 
jedoch  mtoet  ihr  an  gemelten  anseni  knecht-obrieten,  keine 
untren  beweisen,  dafür  er  sich  doch  yerhoffentlich  wol  baten 
wird:  nnd  soll  die  handlang  diese  sein,  dass  ihr  euch  an- 
aeamlich  mit  den  andern  provinzien  in  Liefland  in  ein  eor^ 
pus  vereinigen  sollet  und  wider  uns  und  die  unserigen  femer 
keine  f«^i!ul^<'h;ift  üben.  Wan  das  geschieht,  «o  wollen  wir 
ench  und  die  eurigen  zu  gnaden  auf  und  annemen,  euch  bei 
euern  Privilegien,  recliten  und  gerechtigkeiten,  freiheiten, 
auch  alten  löblichen  gewonheiten  erhalten,  auch  schutzeu 
und  handhaben;  im  fall  aber  ihr  euch  noch  wider  uns  setzen 
würdet»  so  wollen  wir  eaer  Stadt  dodi  woU  mit  Qottes  hülf 
wissen  mechtig  za  werden,  nnd  solte  es  ans  auch  was  teores 
und  dasselbige  costen,  was  wir  unter  dem  wammes  tragen. 
Damach  ihr  euch  zu  richten.  Dat.  in  anaer  Stadt  Peman, 
d.  25.  Jnnii  ao.  1601. 

Stockbolm,  B:ark.  Dtsch.  R:Begistr.  f.  3dl. 


56.   Heinrich  v.  Ungern  an  Adam  Scbrapffer  und  die 
Besatzung  auf  Adsel^).  —  Feldlager  vor  Wenden, 

10.  JuU  1601. 

Auffordertutg,  $ieh  wuder  der  polauchtn  Regiermg  zu  eryehtn. 

Meldet,  dum  der  polnische  FeWierr  mit  grosser  Macht 
Livland  wiedererobem  soll;  sdian  hat  er  fast  den  gansen 
Wendenschen  Kreis  emgenammen  und  im  Fernatischen 
Treiden,  Lemsal,  Cremon,  Boop  und  Mcjan.  Fordert  im 

1)  Dieser  I'rikT  wurde  von  Schrapffor  am  14.  .Tnli  nn  Hz.  Karl 
übersandt.  Er  bemerkte  dazu,  dass  von  den  drei  dario  geoauiiteo 
Edelleateu  noch  keiner  dagewesen  Bfi.  „Es  lässt  sieh  ans  allen  amb> 
Btendeti  aDsehen,  daM  ihnen  alM  gefangenen  levten  diese  schreiben 
vorgcEclirieben  worden,  denen  «i?^  folgen  müspen  "  -  Heinrich  v. 
Ungern  war  im  Juni  bei  Kokenhuäen  in  polnische  Gelangenscbaft  ge- 
raten,  befreite  eich  aber  bald  wieder  und  f  1603  sn  Berel  {Biieewurni, 
üagem  I,  168).  Derneeb  kdnnte  das  Scbieiben  in  der  Tut  von  ihm 
erswnngen  worden  sein. 


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549 


Namen  des  polnischen  Feldherrn  die  auf  Adsel  anf^),  da^ 
Uaus  zu  üOeraeben  und  mit  den  bevollmäcldiyten  Edelleuten 
Otto  Wiegandt,  Lorenz  Offenberg  und  Thomas  ÄUerstaff 

(2,  AckerstaffJ,  zu  verhanaeln;  aues,  wa$  diese  in  des  Feld' 
erm  Namen  eusagen,  werde  auch  gehalten  werden. 

Lieben  freunde  und  yerwandten,  ich  bitte  euch,  ihr 
wollet  euch  nicht  in  not  foresa  und  bedeugken  wollen,  was 
euch  semi)tlichen  an  cur  armen  weih  und  kind  und  an  ir 
■Wi^lfart,  er  und  guten  uamen  ist  gelegou,  derweg(ni  «nich 
wollet  vorsehen  imd  in  der  zeit  gnade  bei  l.  kgl.  und 
I.  fl.  Gn.  suchen  wullon.  Den  I.  fl.  Gn.  gewis  zunagen,  dass 
86  einem  jedem  by  dem  aeinem  erhalten  wollen.  Werden 
deselben  solche  christliche  ermanunge  und  gnade  nicht  an- 
nemen,  so  werden  se  sich  in  grosser  not  leibes  und  lebens 
bringen.  I.  fl.  Gn.  der  herr  feldherr  haben  solche  Sachen 
by  sich,  dass  daB  land  I.  kgl.  M*.  nicht  entstehen  km  .  •  •  • 
JJaher  solle^i  sie  hei  Zeiten  solche  Gnade  sucheny  \me  an- 
dere  gute  Leute  allhier  gethan  haben,  als  Fabian  v.  Bosen, 
Jürgen  r.  Rosen  von  Mai-^kum,  Hermann  Wrangel,  Thomas 
Bockf  Acker sta ff f  Jürgen  Krädener,  er  selbst  und  andere 
mehr;  die  Imhtn  sich  in  der  zeit  gefunden  und  sind  alle 
hl  Gnaden  angenommen  und  bei  ihren  Giltern  erhallen 
geblieben. 

Dat.  im  feltlager  vor  Wenden,  d.  10.  Julii  1601. 

Unter z:  Heinrich  von  Ungern  zur  Yistele. 

Adresse:  Dem  etc.  Adam  Schraffer,  haupt- 
man  auf  Adsel,  und  andere  eingesessene  vom 
adel  des  gebedcs  oder  kerspel  Adsel  und  an- 
dere, so  aul'  Adsel  gewichen,  meinen  vielgün- 
stigen  guten  freunden. 

Ötockboim,  B, :  ark.  Li?omca  Vol.  98  b.  Orig. 


57«    Die  Marieaburgsche  Besatzung  an  Hz.  Karl.  — 

17.  Juli  im. 

Heute  habe  in  CJiotketvicz's  Auftrag  Lorenz  Offenberg 
das  Haus  in  grossem  Ernst  aufgefordert^  sich  zu  ergeben. 
Nun  können  wir  nicht  nmbgehen,  E.  fl.  DK  gehors.  211  erinnern, 
dass  im  uns  an  E.  fl.       ergeben  ans  denen  Ursachen, 


^)  Anf  Adsel  befanden  eich  „von  adel  und  fremden  gaton  Qe< 
Bellen'*  16  Mann,  darunter:  Wilhelm  SchwartzhoflF,  Johan  Trappen, 
Job.  Tou  JBedenfeld,  Wolmar  v.  der  Qaden,  Jacob  Rolandt,  Hans 
BaohholtBi  Baos  Enithaiiflflii,  Hmnrioli  Keiffer,  Hana  IHoke,  Bemt 
Gronfilt  [Schrapfl'er  an  Hz.  Karl  24.  JoU.  B:«rk.  Liv.  96b.J 


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550 


dasB  sie  uns  scliulz  uud  schirm,  für  allen  feioden  zu  vor- 
tretoi  und  m  beschntKon  zugesagt.  Den  eid,  welchen  wir 
B.  fl.  setiiaii.  sollen  sich  in  nns  Tenehen,  vollen  wir 
treulich  hfiten,  damgen  wir  dann  der  nt*  savenichl^  E.  fl. 

als  unger  gn.  fürst  und  herr,  werden  nns,  deiselben 
treue  unterthanen  auch  nicht  verlassen.  Bitten  um  sehr 
schleimige  Hülfe  und  Entsat?.  Wollen  wat  aher  von  E. 
fl.  verlassen  und  mit  dem  ontsatz  au%ehalten  werden, 
Weichs  wir  nicht  hoflhen,  haben  wir  uns  des  zum  höchsten 
für  Gott  und  der  ganzen  weit  zu  beklagen  .  .  •  •  Geben 
iu  grosser  eil  Marienburgk,  d.  17.  Julii  1601. 

Stookholo,  B:ark.  Livonica  YoL  98  b.  Orig* 


6&  Otto     VietinghofT  an  Hz.  KarL  —  Neuliaiiseii, 

18.  JtiU  1601. 

Meldet,  dass  Offenberg  und  Meinrich  v.  Ungern  ihn 
aufgefordert  haben,  Neuhatisen  den  Polen  eu  ubergehen. 
Aus  des  Offenberffers  und  Heinrichen  von  Ungern  schreiben 
stehet  zu  ersehende,  wie  aufrichtig  sie  ihre  eido  und  pflichten 
in  acht  gehabt.  Gott  bewahre  mich  und  ändert^  ehrliche 
leute  für  solcher  eid  Vergessenheit.   Viel  besser  leih-  und 

crutlos,  als  eid-  und  ehrlos  Dat.  Neuhausen, 

d.  18.  Julii  1601. 

Stockholm,  B:ark.  Uvoiiiea  VoL  98  b.  Orfg. 


69.    Hz.  Karl  an  die  Stadt  Riga.  —  Salis, 

28.  JnU  1601. 

StOH  ihr  da»  UHmat^an. 

TiL  Wir  lassen  euch  wissen  burggraf,  bürgermeister 
nnd  rabt  TOn  Ryga,  elterleute  und  eltisten  in  allen  ^Iden 
sampt  gemeiner  bürgerschaft,  dass  wir  haben  abgeiertigt 

den  ehrnvp«ten  etc.  Joachim  Schelen,  unsern  imd  der  chron 
Ton  Schweden  generaladmiral,  mit  etlichen  unsern  orlogs- 
schiffen  und  kriegsvolk  nach  euer  stadt,  wollen  auch  mit 
göttlicher  hülfe  in  wenig  tagen  personlich  da  auch  erscheinen. 
Auf  dass  ihr  nun  wissen  mocht  zum  überüues,  dass  wir  euer 
Terderben  nicht  begeren,  als  ersuchen  wir  euch,  wie  wir 
nns  dan  noch  aller  gnaden  erbieten,  wofern  ihr  die  an* 
nehmen  wollen»  wo  aber  nicht,  so  haben  wir  den  Sachen 
(:wie  WUT  uns  versehen:)  gnug  gethan,  und  seind  bei  der 
gantien  Christenheit  entschoidigt»  welche  mit  dem  beschoren 


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651 

papstliclien  rotte  sich  Dicht  vereinigt,  wie  ihr^ethan.  Dieses 
xar  nacbrichtimgh.  Bat*  in  nnsenn  lager  bei  Salis,  d.  28.  Julii 
ao.  1601. 

Stockholm,  B :  ark.  Livonica  V  ul.  384.  Kopie.  —  Da«  Schreibeu 
wurde  5.  Aug.  durch  mnen  Trompeter  Abwbimdit,  Tgl. 
IHarimn  aber  d.  Itrige  kriegalenfe.  Big.  Stedtbll.  I8l& 
II.  150. 


6ü.  Hz«  Karl  an  die  Stadt  Riga.  —  Feldlager 
vor  Riga,  31.  Aug.  1601. 

ErmahHimff,  $ieh  einei  betteren  gu  bedenken, 

Tit  Ibr  wisset,  welcherlei  gestalt  wir  oftmals  mit 
botBchaften  and  briefen  an  eneb  geschicket  und  euch  yer- 
manet,  dass  ihr  wegen  enrer  Stadt  diese  proviutz  Lief  Und, 
so  nnmebr  in  ein  corpus  gebracht  ist,  nicht  in  weiterer 
unrnho,  darein  leider  viel  jähr  durch  ihre  eigene  Unei- 
nigkeit ist  geset/f  t  worden,  bringen  weiten;  wir  liaben  euch 
auch  austurlich  und  gnugsamb  zu  wissen  geth-in,  dass  wir 
dieses  kri»;gr-  kein  nrj^achcr  sein,  sondern  üV^d  schier  bei 
den  hären  darzu  gezogen  und  geiiuttrenget  wurden,  wie 
solches  gnugsamb  der  gantzen  weit  numehr  bekant  ist, 
was  wir  ans  kegen  dem  könig  von  Polen  anserm  yettern 
erboten  haben,  und  obwoU  er  sich  ftt  seine  person  bette 
können  dieses  krieges  enthalten  und  nicht  angefangen,  so 
hat  er  doch  solches  thnn  müssen  von  wegen  des  piäwts 
anstieftung,  in  welcher  falschen  religion  er  leider  ist  erzogen 
worden,  daraus  dieses  blutl)ad  ist  entstanden  und  sich  ver- 
ursachet, auch  durch  anhetzung  seiner  schelmischen  schwe- 
dischen räthe,  die  sich  haben  durch  gift  und  gaben  und 
grosse  zusagung  des  pabsts  darzu  gebrauchen  lassen.  Und 
ob  wir  niemals  im  willen  gehabt,  etwas  feindlichs  gegen 
eure  Stadt  fikmmemen,  so  lubt  ihr  uns  doch  mehr  dan  zu* 
viel  ursach  daran  gegeben  und  alle  trenhertzige  vermanung 
in  den  wind  gescUagen,  dadurch  ihr  etlicher  massen  ver- 
noven,  was  für  vorteil  ihr  davon  gehabt,  dass  ihr  euch 
von  der  vereinigten  provintz  Lief  land  abgesondert,  und  kan 
woll  geschehen,  da«s  durch  solche  euere  hartnackicheit 
kOnte  sich  verursachen,  dass  ihr  möcht  sehelich  werden, 
do  doch  die  fehlen  in  grosser  gefalir  «tf4ien,  weil  ihr  die 
baalsplalfen  und  Jesuiten  hauset  und  hcrberget,  dadurch 
eure  jugend  teglich  verlürcd  wird  und  mit  falscher  lehr 
betrogen.  Aber  von  diesem  kriegswesen  und  dass  ihr  dem 
pabst  an^ehenget  und  seine  falsche  lehre  helft  befördern, 
hoffen  wir  mit  Gottes  hfilfe,  solt  ihr  nicht  reich  werden, 


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562 


wie  ihr  gestriges  tagos  seid  gewahr  worden,  und  ein  awfa»g 
gemacht,  welches  ihr  für  diemal  also  für  lieb,  weil  ihr  es 
nicht  anders  habt  haben  wollen,  muget  aufnemen.  Wir 

wollen  in  kurtzen  tagen,  wils  Gott,  wo  ihr  euch  nicht  besser 
bedenket,  besser  einschenken,  wan  wir  unsere  Sachen  ein 
wenig  eingericht  haben;  und  mocht  ihr  wissen,  sofern  ihr 
unser  gn.  aiibiten,  welches  wir  vorhin  gethan  haben,  wollet 
anoemen,  seind  wir  nicht  ungeueigt;  uosern  wolbefügten  zorn 
nicht  ins  werk  zu  richten,  sondern  euch  za  gnaden  anf-  nnd 
anznnemen,  von  wegen  der  Röm.  ksl.  M^,  nns  nnd  des  hei* 
ligen  Römischen  reichs,  welchen  wir  nach  dem  Stettinischen 
vertrage  diese  provintz  Liefland  anf  gewisse  masse  nnd 
conditiones  haben  aufgetragen,  dem  auch  diese  provintz  toq 
alters  zustendi«?  i^ewosen.  Hierauf  möget  ihr  ^nrh  bedprtkPTi 
und  so  euch  etwa-  hierein  tunlich,  mit  liehiiuer  antwort 
uns  begegnen.  l>at.  in  unsem  veldUaiger  £vor  BigaJ, 
d.  letzten  Augusti  ao.  1601. 

Stockholm,  R :  ark.  Dtscli.  R  :  Rej2:istr.  f.  400.  —  Das  ScLrc^iben 
wurde  1.  Sept.  durch  eiuen  Bauern  des  Bürgermeisters 
Kaspar  zum  Berge  überbracht,  vgl.  Diariam  aber  die  itzige 
kriegsleufe.  JÜg.  StedtblL  189&  p. 


61*  Hz.  Karl  an  die  Bürgerschaft  von  Riga.  — 
Feldlager  vor  Riga,  5.  Sept  1601. 

Nochmalige  Aufforderung,  tieh  mit  den  übrigen  Ständen  det  Lande» 

jot  vereinigen. 

TU,  Wir  lassen  euch  wissen,  gemeine  burgerschaft, 
sambtlich  und  sonderlich,  dass  wir  für  etlichen  tagen  euch 
haben  nnser  gemnetemeinnng  Ternemen  lasseni  heften  wall 
verhoflfet>  daee  znm  venigsten  ein  antworte  b<to  oder  ffn^ 
solte  darnach  erfolget  sein;  weils  aber  nicht  gesehenen, 
lassen  wirs  in  seinen  virden  beruhen.  Wir  können  nicht 
anders  gedenken,  dass  eure  bijrgermeister  und  rath  solches 
unser  schreiben  haben  unterge^^cb lagen  und  euch  nicht  wissen 
lassen,  oder  feischlich  ausgedeutet,  wie  wir  dan  verstehen, 
dass  gedachte  euere  bürgermeister  nebenst  andern  losen 
leuthen,  so  sich  in  euer  Stadt  verhalten,  teglich  ansprengen 
ihre  lügen  und  gift  gegen  uns,  wie  sie  unter  andern  auch 
sollen  den  gemeinen  man  za  obren  gebracht  haben,  wie 
unbillig  wir  mit  der  Stadt  Reval,  D^Jrpt,  Pemaw  nnd  andeie 
unsere  underthanen  umbgegangen,  welches  keiner  verand* 
wortung  bedarf,  dan  die  Sachen  werden  sich  anders  in  der 
warheit  befinden.  Und  wollen  euch  derhalben  nochmalen 
ma  nberflus  ennanet  haben,  dass  ihr  euch  bedeadket  and 


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553 


die  ^ebuerlicLo  mittel  filr  die  hand  nemet,  dadurch  diese 
provintz  Liefland  in()cbte  zu  ruhe  und  einigkeit  gebracht 
werden,  dan  ihr  uiöcht  euch  so  lange  sperren  und  unruhe 
machen,  als  ihr  wollet,  solt  ihr  mit  Gottes  hülf  gleich- 
woll  zu  gehorsamb  gebracht  werden.  Und  erbieten  "wir 
uns  noch,  wie  allewege  zu  vorn,  euch  bei  allen  gerechtig- 
keiten  und  immuniteten  zu  erhalten  und  wolleu  euch,  wie 
zuvor  euch  ist  zu  verstehen  gegeben,  von  wegen  der  Rom. 
ksL  nnser  nnd  des  heiligen  Böm.  reichs  zugeordneten, 
anf-  nnd  anznnemen,  nnd  also  dann  gehörige  incorporirte 
gliedmassen  vor  jeder  mennij;lidi  schützen  und  handlial)en. 
Dis  zur  nachrichtung.  Dat.  in  nnserm  Teidlager  [vor  Riga], 
d.  5.  Septemb.  ao.  1601. 

Stockholm,  R  :  ark.  Dtöch.  R  :  Registr.  f.  404.  Üliereclirift : 
An  gemeine  burgerscbafc  saiobt  und  sonders  der  stadt 
Riga.  —  Das  Schreiben  wurde  6.  Sept  durch  einige  ge- 
fangene QDd  wieder  freigegebeoe  rigische  Yorst&dter  iiber- 
Vru  ht,  vgl.  Diarium  nber  die  iUäge  kri^leafe.  Big. 
iStadtbU.  1890  p.  159. 


62.    Edelleute  des  Wendenschen  Kreises  an  Graf 
Johann  v.  Nassau.  —  Dorpat,  20.  Oct.  1601. 

Senden  als  Bevollmächtigten  DeÜof  v.  TSeeeftihaasen 
8U  Erla  an  ihn,  um  ihre  Not  vor^u<f<  ilen  und  um  Inter- 
cession  bei  Hz.  Karl  zu  bitten:  Avis  ihren  Oütem  sind  sie 
durch  die  Polen  entsetzt,  haben  nichts  davon  und  bitten 
daher,  ihnen  f^r  deji  Winter  mit  Oeld  und  Kleidern 
zu  helfen.   Actum  Dörpt,  d.  ^0.  Octobr.  ao.  1601. 

Semptliohe  anwesende  vom  adel  Wendischen 

kreiseg,  , 

Jürgen  Nöttkcn.  Glawes  Bnxhowden  mp. 

der  Wendische  leatenant. 

Stockholm,  R :  ark.  Livonica  Vol.  98  c.    Orig.  mit  beidw 
Uoteneiclmeteo  Siegel  aaf  der  Büdueite. 


6$.    Ritter-  und  Landschaft  des  Dörptschen  Kreises 
an  Hz.  Johann  Adolf  von  HolsteiB.  —  FelUn, 

10.  Dec.  m 

Melden,  daes  einige  aus  dem  Dörptschen  Kreise  sich 
ungehorsam  mit  ^irem  Rossdienst  nicht  eingestellt,  wodurch 

der  Fahne  ein  grosser  Abbruch  geschieht.  Ändere  schicken 
ihre  Leute  und  reiten  ni<JU  selbst    Übersenden  die  ZAste 

36* 


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554 


dieser^)  und  sind  der  Meinung,  dass  sie  mit  dem  Verlust 
ihrer  Güter  bestraft  werden  müssten.  Gehe  es  ihnen  gut 
aus,  80  wollten  sie  selbst  auch  zu  Hause  bleiben  tvie  jene. 
Dat.  Fehlin,  d.  10.  Decemb.  ao.  1601. 

Christoph  Stackelberg  Rittmeister. 

l)ieterich  v.  Tiesenhausen  von  Kongtai  Fendrich. 

Caspar  v.  Tieseuhusen  zu  Neoss  Rittmeister. 

Magnus  Brinck. 

Rubelt  Scholmau. 

Wolmar  Dompjann  Rittmeister. 

ibigelbrecht  t.  ThisseDliiiBBeii  RittmdBter. 

Oerhard  tod  dem  Levenvolde. 

Stockholm,  K:ark.  Liyooica  98  c.  Orig. 


^)  Die  Einlage  liegt  bei: 
Vertzeichnus  derer  so  nit  in  der  mimstemiig  geveeeo. 


Alt  Jobnnn  \Vrnri;[rel  von 

Wrangclsüot  mau^elu  2  pferde 

TönnigB  Wrangeis  Witwe  0 

DetUof  Moller  ....  0 

ITxktTig  witwf  niaiigelii.  3  pferde 

Berudt  Kiesebiter    .   .  0 

Hans  Ndtiksn  ....  0 

Dettloff  T.  TiesenhausoD  0 

Wilhelm  Pchwartzhoflf  .  0 

Friedrich  ToUtwen   .  .  0 

Godtiiard  Frege  ...  0 

Bans  Pöpler    ....  0 

Jacob  Rolandt ....  0 

Adam  Scbaffer.  ...  0 
Der  Sdiwarlilioffiaolieii 

erben   0 

Clemendt  Valcke  ...  0 

Hans  Lange    ....  0 

Adrian  AmartdoHF  .  .  0 
Beradt  Bterbegk. 


Di-'  Mollersche.    .   .    .  0  pf«»ide 
Marten  Ooldtaohmidt   .  0 
Bemdt  Njeman  soll  3 
pferde  halten,  hat  nur 
eins  Tind  IhI  selber 
aosgeblieben. 
Hans     der  Horst  .  .  § 
OttoWidtkop  ....  0 

Ran«  Pastor  ....  0 
Magnus  Beck  ....  0 
Willielm  Sebaplniseii  .  0 
Gasper  v.  Garlebea  .  ,  0 
Tönniges  Giebell  ...  0 
Marten  Wüschen  ...  0 
Hluldi  Sekwartahoir   .  0 


Hiurich  IJartman  . 
Hinrich  Engulstadt 
Obristoff  Knessner 

Die  Ubetpoliseben  und  Leiaiseben:  l^^jf ^^"'l?^ 
Bemdt    Zweifel]  . 


Die  Dorptacbea: 

.  0 
.  0 
,  0 


Hans  Levcbpck  ,  .  . 
Wollnier  v.  ünger  .  . 
Bartell  ileiurichsen  .  . 
Daniell  Boekdan  femiob 

Hans  Buck  

Wilhelm  Tödtwen  der  alte  0 
Mickel  V.  ßlebritz  aus- 

gethau  0 

Jnrpea  Uxknll  .  .  .  .  0 
Tomas  Mavkei.  .  .  .  0 
Frants  Holthdrelingk  .  0 


0 
0 
0 


Meyer    .  , 
0  pferde  ^^^^^^  ßarieier  P] 

Die  selbst  nit  reiten  nnd 
haben  ihre  Diener  geackickt: 

Fritz  Duckers  erben. 
Hiurich  Kawer. 
Willem  V.  Zweiffell. 
Georgen  KaesekelL 
Georgen  Pol  mann. 
Berndt  Nyemaa. 
Diedrich  Hake. 


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555 


64«  Dia  Dorpaier  Ritter*  und  Landschaft  an  Hz.  KarL  ^ 
Feldlager  bei  Weiesenstein,  1.  Jan.  1€02. 

Verriekenmg  ihrer  Ergebenheit  und  BiUe  in»  Üiife* 

Dl.  hgb.  forst,  gn.  herr  etc.  Haben  hiemit  den  30.  dieses 
monats  Deoembris  E.  fl.  ViK  an  uns  ergangenes  eehreiben') 
in  aller  Ut.  und  gebuerender  reverente  entfangen,  woraus 
E.  fl.  D^  glückliebe  ankunft  mit  gnter  leibee  gesnntbeit  im 
reiche  wir  mit  grosser  freuden  Tornommcn,  und  wünschen 
von  dem  lio^fm  Gotte  E.  fl.  ein  lange?  lohen  und  gluck- 
liche regierung  etc.  Wie  d.in  E.  fl.  gn.  begeren  und 
ansinnen  in  Ut.  wir  vornommen,  wan  dan  E.  fl.  Gn.  den 
ligb.  fursten  und  herren  Johan  Adolfen  erben  zu  Nor- 
wegen, huizogen  zu  Schleswig  und  Holstein,  im  gleichen 
aucQ  den  wgb.  und  erl.  herren  Johan  graven  zu  Nassaw- 
Katzenellenbogen,  Vianden  nnd  Pietz,  herren  zu  Bielstein, 
sowoll  aneb  grave  Moritssen  zu  Rasstbnrgk,  sambt  fl. 
verordneten  lantreten,  in  deroselben  abweseni  das  regiement 
anbetrauet  und  befholen:  als  haben  wir  nnsere  gebnerende 
eidespflicht,  damit  E.  fl.  D*.  wir  vorwandt,  jedesmahlea 
in  aller  Ut.  ihnen  orrlpistet  und  was  auferleget  und  b(;f holen 
worflrn,  anvorzneglich  ins  werk  ^estellet.  Wie  wir  dan 
voriiülien  und  nicht  zweifeien  I.  C  als  ein  gubernator 
dieser  lande,  sowoll  I.  Gn.  der  veltberr  sich  unser  nit 
werden  zu  beschweren  haben,  wie  dan  kegen  fl.  wir 
uns  noch  in  aller  üt.  erbieten  (:  unangeseben  wir  mehren 
tefles  unserer  hab  nnd  gneter  gar  enfietset,  nnd  zn  tage 
aus  denselben  nichtes  zu  geniessen  wegen  grosser  miss- 
wachs  des  ^etriedes,  auch  anderer  grossen  und  schweren 
nngelegenheit,  in  dem  das  volk  sehr  krenklich  und  von  tage 
zu  tage  vast  hin?tirbpt,  die  pferde  auch  gantz  unterkommen, 
dan^i  nit  woll  mueglich  sicn  im  velde  lange  zu  erhalten:), 
dass  wir  so  viel  uns  mueglich  bei  unserem  lieben  vater- 
lande mit  darstreckung  unsers  leben s  \\  ollen  aufsetzen. 
Welche  aber  solche  ihre  eidespflicht  und  treue  mit  vorthe- 
digung  ihres  yaterlandes  nit  werden  in  acht  genommen  ha- 
ben, solehee  stellen  B.  fl.  On.  wir  in  Ut«  heun.  Es  ennne- 

Die  übrige  pferde  haben:  Engelbreeht ?. Tiesenliaoaeo  I  pf. 
Chrijto^^Stacke^^      ridt-  ^  Beckhaaeen    .  .   .  l  pf. 

Woldemer  Dompian   lent-  Manglen  über  100  pferde. 

nampt  1  pf.  Bleibet  also  die  fahne  itzo  nhor 

Diedricb  von  Tieseuhauuen  200  und  etzliche  pferde  stark. 

rendrioh  1  pf. 

t)  Das  Sdureiben  Hz.  Karls  an  die  Bttt :  n.  Ldseh.  dss  Wen- 
(leuBcheD,  Pernaiiflchen  und  Dorpatsohoa  Krsisss  war  datiert:  Kkeaas, 
23.  Nov.  1601. 


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556 


ren  £.  fl.  Gn«  uas  UDSeres  eides,  daas  wir  bestendig  d^bai 

bleiben  und  es  mehr  den  der  Pholen  scbrecken  sollen  in 
acht  nehmen,  welches  wir  in  üt.  erkennen,  und  sollen  E. 
fl.  D'.  an  uns  desfalles  nit  zweifeln,  wie  wir  daE  hoffen,  K. 
fl.  D'.  dieselbe,  öo  ihr  leib  und  leben  nit  gesparet,  in  gna- 
den werden  erfreuen  und  sie  ihrer  ungelegenneifc  ergetzen. 

Und  danken  in  aller  Ut.  ii.  D\  hiemit,  wie  wir  uns 
dessen  cum  hogsten  erfirene&i  dass  E.  fl.  Gn.  sieh  gn.  un* 
seres  elendes  wollen  lassen  angelegen  sein,  und  den  vor- 
stehenden künftigen  frueling,  worza  die  hogste  l^j^  GrotteB 
£.  fl.  gluck  und  heil  Torliehen  wolle,  uns  wieder  er^ 
freuen,  wie  wir  noch  in  üt.  bitten,  dass  wir  in  der  vorigen 
dinstbarkeit  und  der  veinde  tirannei  nit  geraten,  sondern 
bei  der  lo(*i)lichen  cron  Schweden,  so  lange  die  weit  stehet 
miif'u''"n  nlialten  werden,  wie  zu  E.  fl.  DK  wir  in  aller  Ut. 
ijüiciiei?  vuiliüHen.  Welches  dau  wie  getreue  uiiterihanen 
umb  E.  fl.  DK  wir  in  aller  Ut.  euserstem  unserm  vormuegen 
nach,  wie  solches  unser  eid  erfordert,  zu  verdienen  nnvor- 
drossen  sein.  E.  fl.  Dt  fuegen  wir  in  üt  hiemit  m  wissen, 
wie  dass  Adam  Sehraffer  haabtman  auf  Adsel  in  dato  dieses 
briefes  ankommen,  welcher  einen  vornehmen  polnischen  vom 
adel  gefangen,  derselbe  vor  gewiss  bekant  aass  sie.  diesen 
vorstehenden  fnielirig  mit  aller  macht  sowoll  aus  Hoech- 
pohlen  und  Littawen  sich  ins  land  begeben  wollen  und 
daaselbige  in  grünt  zu  vorderben  und  gantz  umbzukehren 
gesinuen  sein.  Weiln  wir  solches  erfahren,  als  haben  wir 
E.  fl.  D'.  solches  nit  vorschweigen  wollen,  uud  bitten  noch 
in  Ut|  fl.  DK  als  unser  gn.  landesfurst  wolle  gn.  solchem 
nbd  vorkommen,  woran  wir  dan  gar  keinen  zweifei  tracen. 
E.  fl.  i)K  msambt  dero  hertslieben  gemahl,  junge  herschail 
und  freuelein  dem  neogebornen  kindlein  Jhesn  in  langwe* 
render  leibesfristung  und  glucklicher  regierung  sambt  un- 
serem christlichen  gebethe  treulifst  empfhelend.  Dat.  im 
veltlager  bei  Weissenstein  am  heiligen  neiyarstagei  ist  der 
1.  Januarius  ao.  1602. 

E.  fl.  DK  ut.  und  gehorsame,  des  Dorptisohen  kreises 
ritt  er  und  lantsassen 
ChristoÖ'er  Stackelberg  Wolmar  Dumpyan 

rittmeister.  leutenant. 
Di  Li  ich  von  Tisenhausen  Fabian  Wrangell. 

fenrich. 

Casper  von  Tiesenhausen  zu  Neuss.  Gerhart  von  Vittingk- 
hoff^.  Hans  Nyrott.  Claws  Kursell.  Magnus  Brinck.  Ger- 
hardt Luggenhansen.  Hans  Lnggenhnsen.  Jacob  SchwartK. 

Stockholm,  B:  ark.  Livonica  Vol  9ö  d.  Orig. 


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567 


65.    Die  Pernausche  Ritter-  und  Landschaft  an  Hz. 
Karl.  —  Feldlager  vor  Weissenstein,  6.  Jan.  1602. 

Versicheruny  ihrer  Ergebenheit  und  Bitte  um  Hilfe. 

Haben  sein  Schreiben  vom  23.  Nov.  in  ihrem  Feld- 
lager  hei  Oberpahlen  am  .97.  Dez.  erhalten.  Antworten 
darauf  in  demselben  Sinne  wie  die  Dörptsche  Ritter f^rhaft. 
(nr.  64).  Dass  auch  E.  fl.  D^  uns  uiiaors  eides  erinnern 
thun,  hoffen  wir  ja  nicht,  dass  E.  fl.  in  solchem  untreu 
an  uns  befunden  haben,  so  aber  einer  oder  mehr  derselben 
weren,  die  brachfellioh  betroffen,  werden  E.  fl.  dieselben 
wiessen  nach  yerdienst  zn  strafen ,  da  wir  dan  anch  nicht 
fnr  bitten  wollen»  nnd  derowegen  von  E.  fl.  ein  unter- 
scheid ffemacht  werde.  Mit  angehofifter  nt  und  demutiger 
bitte,  S.  fl.  wollen  auch  I.  fl.  zusage  (: daran  wir 
dan  keinen  zweifol  trnir^^n:  )  an  uns  arme  verlassene,  elende, 
nnd  betruhto  imterthancn  alhie  in  Ließ'land  gedenken,  nf 
dass  wir  durch  E.  fl.  D'.,  als  durch  Gottes  gegebenes  mittel, 
mugen  von  unsem  feinden  erettet  und  befreihet  werden. 
Und  weilen  wir  dan  auch  wegen  des  feindes,  so  itzo  in 
Liefland  grassieret,  aus  allen  unsern  gutern  entsetzet  und 
dennassen  ansgemattet,  dass  wir  arme  lente  weder  for 
ans  kleidnng,  essen  oder  trinken,  ja  auch  kein  fntter  fnr 
unsere  pferde  haben  können,  nnd  unser  beschwer  derhalben 
so  gross,  dass  es  anch  unmuglich  ist  uns  lenger  im  velde 
zu  erhalten,  wie  dan  solches  dem  wgb.  grafen  hern  Johan 
von  Nassow  etc.  unserm  gn.  veltheru  und  demnach  jeder- 
menniglichen  woll  bewust:  Darumb  wir  auch  E.  fl. 
ut.  und  zum  hochgsten  wollen  gebeten  )]aben,  dass  so  je- 
mand aus  unserm  mittel  seinen  vollenkommen  und  gebühr- 
lichen rossdinst  nicht  leisten  kunte solches  nicht  der  un- 
gehorsamkeit,  besondem  dm  gjroBsen  unTennugen,  weldier 
bei  uns  gahr  zu  gross  ist^  beigemessen  werde.  Was  uns 
armen  unterthanen  sonsten  eidespflicht  nach  in  enssersten 


1)  Am  2.  JftD.  1602  wurde  auf  6f.  JoL  v.  Naasau  Befehl 
die  Pernaasohen  Landaaasen  gemustert  durch  den  Peldmarflehall 

Reinh.  Aorep  nnd  den  Quartiermeister  Hans  Nykirch  [Lt^onlCB 
Vol.  98 d.]  nnd  befnnden  der  Bestand: 

Behaltene  Pferde  1G9  pferde 

Auf  deu  Yeltliern  waiteo  14  „ 

An  kranken   6  „ 

Drei  sein  todt 

Derer  die  gahr  kein  roflsdieost  gehalteo  .   153  ,» 

ÜnterseidiDet:  BeiDholt  Anrepp.  Hans  Niekifeli. 

Beiokolt  Gtothuis  Ritmeltter. 


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568 


Termugen  za  tag  und  naoht  gebühren  wül,  soll  solches  ge- 
horsamlii  Ii  E.  fl.  von  ods  geleistet  werden.  Und  wolfon 
hiemit  E,  fl«  DK  etc.  D»t  im  veltlager  für  WeisseDStein, 
d.  6.  Jannari  ao«  1602. 

E.  fl,  DK  ut.  uud  gehorsame  semptlicbe  ritter-  imd 
landschaft  des  Pernowischen  kreises. 

Stookhalm»  B :  ark.  LiTOnica  VoL  98d.  Ofig. 


66»   Hz.  Karl  an  die  Weadansclie  Ritterschaft.  — 

ltK>,  20,  Jan.  1602. 

Aufforderung,  itmdhtrft  m  bUihm  und  tick  tu  rvaten, 

Tit.  Unsern  gn.  grues  uad  geneigten  willen  zuvor, 
emveste  «iid  manlutfte  liebe  ^treuen.  Nachdem  wir  izi 
widdemmb  botbscbaft  nach  Lief  land  geschickt,  so  habea 
wir  nicht  unterlassen  wollen,  dis  unser  schreiben  an  eacb 
nochmals  mitzugeben  und  ist  demnach  hiemit  an  euch  anser 
gn.  begehren,  wie  wir  euch  auch  Yorhin  geschrieben^),  ihr 
wollet  euch  euer  e^ethnnen  znfr^irf»  und  gelubds  erinnern 
und  euch  in  unserm  abwc-i  u  iiKinlich  und  aufrichtig ,  wie 
ehrliebenden  vom  adel  zu  st  eh  et,  wieder  den  feind  gebrauchen 
lassen,  wie  wir  euch  das  vvol  zugetrauen.  So  wollet  ihr  ench 
auch  darnach  wiedorumb  gegen  das  künftige  vorjaiir  äia- 
fieren  und  rüsten,  zu  welcher  zeit  wir  auch  wiedenunb  dahin 
kommen  wollen  mit  einer  ansehnlichen  kriegsmaoht  von  ein* 
helmbechen  und  anslendischen  kriegslenthen,  wofern  wir  mit- 
1er  zeit  nicht  können  zum  frier!*'  kommen,  darnach  wir  doch 
gleichwol  trachten  wollen.  Welches  wir  euch  hiemit  gn. 
nicht  verhalten  wollen,  euch  Gotli  bevehlend.  Dat.  auf 
unsena  hause  Abo,  d.  20.  Januarii  ao.  1602. 

Carolus  mp. 

Adref'se:  Den  ernvesten  und  nianhaftcu, 
uiisern  und  des  reichs  Schwedeu  heben  ge- 
treuen, der  ritterschaft  des  Wendischen  kreises. 

Biga,  LivL  Kitt :  arch.  Orig.  mit  Spar  dea  briefschi.  Siegels. 


67«   Goaik  von  Allefeldt  an  Hz.  KarL  —  Dorpat« 

23.  Jan.  1602. 

Meldet  über  den  Statthalter  auf  JNeuhatisen  und 
MarienUnMrg,  Otto  v,  Vietinghoff,  wie  er  mit  den  Polen 


^)  VgL  DT.  64  Aüm. 


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559 


practiciret  uüti  aeitzame  conopiraLiuneo  gomacht  und  ge- 
trieben, welches  ich  meine  ta^e  dem  nuume  nicht  ziige- 
tranet  hette,  ja  anoh  wol  ehe  himmelsfall  vermoten  gewest, 
als  eine  solche  leichtfertigkeit,  dass  er  seine  geiseler  in  der 
Polen  lager  abgesandt  und  die  Polen  wiederumb  wie  geiseler 
anfin  Kewenhause,  dass  auch  schon  so  weit  kommen  war, 
dass  er  das  haus  und  alle  beiliegende  heuser  den  Polen 
übergeben  weite.  Doch  habe  man  da  aus  Dorpat  dm 
schottischen  Hauptmann  Matthias  Hebron  hingesandt,  der 
nun  auch  die  Besatzung  geivonnm,  die  polnischen  Geissein 
aber  und  Otto  von  Vittmyho/j'  gefangen  gesetzt  Jiabe, 

Btockhulm,  B:ark.  Livonica  Vol.  98 d.  Orig. 


68.   Polnischer  Aufruf  an  die  Livländer.  — 
[ca.  Februar  1602J. 

Ursachen,  welche  die  Lifflandcre,  die  sich  zu  hertzogh 
CaroU  geschlagen  billich  abwenden  solten  etc. 

1)  Erstlich  hat  hertoogh  Garoll  kein  einig  recht  zu 
Liffland. 

2)  So  hat  die  cron  Polen  mit  Schweden  geschworen 
.  friedespacta. 

8)  Hat  keine  entsagung  vorher  gehen  lassen,  sondern 
das  land  ubereüet,  eben  da  die  cron  In  der  Holdanw  mit 
dem  Michael  zn  schaffen  gehabt» 

4)  Hat  die  heuser  and  das  land  zn  entsatsen  zugesagt: 
die  henser  seind  bloss,  selbst  ist  er  davon  getzogen  und  sie 
im  stich  gelassen. 

5)  Da  kein  entsatz  im  lande  gewesen,  hat  er  leicht  zu 
kreigen  gehabt,  wammb  stehet  er  itzo  nicht. 

6)  Er  vorlest  die  Lifflandere  und  schilt  gleichwoU 
auf  sie  ehrenmrig. 

7)  Hat  böse  Sachen,  dabei  kein  gluck  zu  vermuthen. 

8)  Werden  mit  doppelten  rossdiensten  geplagt,  ange- 
geben nnd  in  vordacht  gesetzt. 

Dakegen  hat  man  bei  der  cron  Polen: 

1)  Erstlich  kegewertigen  schütz  mit  solcher  munition, 
der  [s]ich  keiner  wiedersetzen  wird. 

2)  Sicherheit,  dass  ein  jeder  das  seine  widerbekombt 
nnd  mher  datza« 

3)  Alles  wird  vergeben  und  vei^gessen. 


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560 


4)  Die  beschwer  des  landes  abgeschaffet  und  gute 
ordnmig  gemacht. 

5)  Die  gutigkeit  des  feldhcrren  ist  offenbar  an  den 
Wollmarischen,  Ermeschen  und  Hellmet^sjchen,  Neahaasi- 
sehen  und  Marienbnrgischen. 

6)  Da  ist  I.  kgl.  Versicherung. 

7)  Und  weilen  sie  wegen  manglung  des  Schutzes  abge- 
fallen, so  Sölten  sie  nan,  weil  die  zokegen,  sich  wieder 
wenden. 

8)  Der  eid,  dcu  sie  Carolo  gcichworen,  ist  nicht  bun- 
dig, dau  er  kam  recbtmcssiger  feiend,  sondren  ein  tirannc 
ist,  und  mau  ist  keimem  gewaltthater  eiüige  gelubde  zu 
halten  schuldigh,  viel  weniger  einem  tirannen.  äo  hat  aach 
Carolns  satber  deeretirti  &8B  ein  imterthaii  den  eid  nickt 
weiter  zu  halten  achnldig,  ab  er  von  seinem  herren  geecbutst 
wird;  zudem  ist  der  erste  eid,  so  L  freiwillig  geleistet^ 
dem  andern  geiwangen  eide  weit  vorsnzieben. 

Darumb  selten  die  Lifflandere  zu  irer  ordentlichen 
Obrigkeit  ohn  verzugh  sich  wenden,  insonderheit  nu,  da  sie 
solchen  gütigen  patronum  an  der  cron  veldherm  haben. 

Geschieh ts,  so  haben  sie  der  Sicherheit  und  freibeit 
zu  geniessen;  wo  nicht,  so  hat  man  solche  mittel  an  voik 
und  geschutze,  dass  sie  werden  müssen. 

1)  Da  wird  alsdan  keine  gnade  sein. 

2)  Sie  kommen  mit  weih  und  kind  jammerlich  nmb. 

3)  Leib»  ehre  und  guter  bleiben  im  stich. 

4)  Das  gewissen  wird  schwerlich  vorletzt. 

5)  Machen  ihnen  und  iren  kindren  cineu  boesen  namen, 
davon  alle  cronica  fbll  sein  wirt. 

6)  Die  übrigen  stürtzen  sich  in  ewiger  dienstbarkeit. 

7)  Habens  auf  beiden  selten  boes. 

8)  In  summa:  elend,  jammer,  noth  und  allerlei  nnglack 
werden  sie  pla^iren. 

Dessen  allen  kan  man  erhoben  sein,  woferne  man  gut- 
willigh  sich  der  cron  Polen  wiederumb  ergibt. 

Was  fremlde  anlanget,  es  sein  TeuLsche,  Schweden, 
Vinnen  oder  andere  nation,  denselben  wird  ein  freier  und 
sicher  abzugh  vergönt;  die  aber  zu  bleiben  Inst  hetteo, 
moegen  bleiben,  jedoch  dass  sie  I,  nnd  der  cron  schweren, 
ein  ieder  soll  anoh  mit  gepnerenden  unterhalt  vorsehen 
werden  etc^ 


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561 


IHee  hat  alles  UylkenO  Neuhaos,  Kirrenpey,  Adsel 
und  soDsten  allenthalbeii  an  die  pforten  und  ecmagkbeiime 
stecken  lassen. 

Stockholm,  R  :  ark.  Livonica  Vol.  99.  j  ie  Der  letzte 
Abschuitt,  dies  —  iassen,  von  Adam  Schrapüors  Hand.  — 
In  dorao,  gleichfalls  von  Schrapfiers  Hand:  Lieflendischer 
überzugk.  Also  hat  er  6u-  iNerscbrift  gesetzet.  —  Es 
ist  wohl  die  deutsche  Auafertit^uiie^  der  lCü2  in  Vilna  ge- 
druckten Schrift:  CeDsara  Livonica,  In  qua  coiitiueutur 
cavsae,  ob  qvas  Livones  Carolvm  Srdermanniae  Dncem 
merilo  relinqnere  debent.  Et  commoda  atque  iiicommoda 
qnae  in  ilios  rcdniidabnnt.  2  Bll.  40.  Dies  S(  hriftstück 
bildete  auch  einen  Bestandteil  der  von  Dr.  A.  Bur^^eDgrün 
beraasgeg.  „Warhaftigen  u.  grundtl.  beschriebunt;  des 
Itsigen  betriebten  Lieffl.  kriegs'*,  vgl.  Mitth.  a.  d.  livl. 
Gesch.  XVII,  159  Anm.  o  —  Zo  datieren  Ut  An^  F^chrift- 
stttck  etwa  aua  dem  Februar  1602;  denn  am  2.  Februar 
ergab  «iob  Neahanfeii,  bald  dannf  Marienburi;  den  Polen; 
Wolniw,fiinDei»Helm6i  ww«neobon?ordem  eingenonnen. 


69*  Jürgen  Falirensbach  an  Johann  Zamolski. 
Nenhauaen,  2.  Febr.  1602. 

Bericht  ül^et  die  Einnahme  Neuhamen». 

Heri  desperaveram  de  re  Iota,  ita  adversari  nobib  uuinia 
videbantui*.  Sed  legati  commendantes  tantam  ill.  D°'<'  V** 
buDamtateniy  tantam liberalHatem,  fregemnt  primam  glaciem. 
Summa  luce  ablegavi  hominem  Storbek  diotom,  qaem  cum 
Schoto')  chanim  esse  andivissem,  promiesione  10  colonomm 
in  Novogrodensi  diBtriotu  aasignanaorum  conduxi,  \\i  cxtrema 
tentaret.  Anniiit,  ingressus  literas  cum  affectu  a  Notario'*) 
scriptas  ad  Vitingum  recte  reddidit.  Eoque  jam  res  perducta 
faerat^  ut  nisi  Scotus  se  dedisset,  illi  de  capite  dimicindiira 
foisset.  Sed  ille,  animadveröa  Livonum  couöpiratioiie  in 
suam  perniciem  facta,  consensit  iu  deditionem.  qiiae  jam  re 
ipsa  facta  est.  lugressas  sum  cum  Lesniowiu  eL  uotario 
V  endensi  aroem,  daves  mlbi  Yitmgas  cum  summa  alacritate 
tradidit,  quas  mandaiam  ill.  D*'  V**  seqnnttifl  credidi  Wohnaro 
MeD|deDo  Ticario  Corbii^).  Armis  depositls  denno  jurarnnt 
Saeci  Fmnonesqae,  aurum  datum  est  singuHs. 

Cum  nimor  irrepserit  de  subsidiario  milite  huc  appro- 
pinquaute,  per  Ancon  eos  deduci  jussi,  ut  ill.  D"*''"  V^*"* 
videaut  et  videantur  ab  ea.  snrviie  S.  R.  M**' 

velint,  sunt  et  qai  noUnt.  lietineudoö  eoö  poüuä  quam 


^)  Nämlich  im  Attfkrage  Johann  Zamoiakl'B.  ^  *)  Matthias  Hebtoo. 
—  >)  David  Hilohen.  —    Nicolans  Korif»  Starost  Ton  Kreosborg. 


j 

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562 


durntteados  putarem;  sed  nihfl  bic  coactum  esae  oppoftet. 
Eqnifl  sois  aevehi  res  Finnonum  dn.  Liesnowius  carat,  st 

perrexerint,  providendum  erit  de  recentioribus.  Scoticus 
capitaneus  deducetur  ad  ill.  D"*''"  V**^,  vir  est,  sed  Carolo 
addictißsimus.  Vitam  et  rem  ejus  galvam  fore  spo|)ondi. 
Pedites  IJogaros  hic  dn.  Liesnovius  relioquit  20,  (^aibus 
praefecit  dn.  Goreski,  ne  metae  excedant. 

Laudanda  esset  pluribus  bic  Livonum  praesentium  mira 
perpensio  et  alacritas.  Laudanda  esset  militnm  qaoque 
polonomm  tolerantia  et  animositaa.  Laadandns  qaoque  esset 
CrlodiiiaOob  fidem  singulariter  praestitam.  Sed  coram  reetins 
iata  ezponentur.  Sine  erimine  omitti  non  potest  laus,  quae 
certe  Vitingo  debetur  prae  ceteris.  Is  cum  sanguinis  effosioni 

EeperciBflet,  nutare  animumque  mutare  videbatur.  Sed  isto 
omine  nihil  constantiiis*).  vix  se  contiuet,  quin  ad  ill. 
j)nem  y am  pfQperet,  sed  aeger  adhuc  est.  Äderit  tarnen  brevL 
Interim  Re  suosqne  ill.  D°'  V*«  venerabunde  commendat. 

Restät  jam  ut  Marienburgum  teutetur.  Cisl^  go  nota- 
rius  Yendeosis  ibit»  quem  Tanatio  Novogroden^  Talde  per- 
tarbarerat  Spero  eom  recte  omnia  et  feliciter  effectnrom. 
Adferontiir  ilh  Riga  tristia,  qnod  Bigenses  non  deeinunt 
furere  in  rem  ejus  familiärem  et  domesticos.  nie  tanien 
alacriter  pergit  in  suo  cursu  Reipublicae  serviendi.  Rogo 
ill.  Cels.  ut  praesen!^  illi  remedium  adferat.  Facile  id 
erit  ill.  T)"' V»«,  si  vultum  ipsis  iratum  ostenderit.  Sed  haec 
benevoleutiae  ill.  D'^V**  committo.  Unum  adhuc  rogo  ill. 
D"*"V'",  ut  hujus  viri,  qui  basce  reddet  (rPinno  est,  exul 
nobilis,  regi  fidus,  Magnus  Iwerson:),  rationem  praesentem 
habeat  ob  fidem  regi  seryatam,  omniom  fortanarum  suarum 
jaetaram  passoSy  non  habet  nnde  ampUas  vivat.  Dat  ex 
arce  Novogrodendt  ^*  Febroarii  ao.  1G02. 

Riga,  BibL  d.  Oes.  t  Geseb.  Mse.  iir.  189:  Bpistohe  Davfdis 

Hilcben.  Lib.  IV  (enthält  im  Aaftrafice  Fahrensbachs  von 
Hilchen  geschriebene  Briefe)  nr.  15.  p.  362.  —  Diese 
BnefsammloDg  besteht  aas  KoDien  Ton  der  Hand  des 
livL  Bitt:  Bekretifi,  später  Lanmts  Caspar  t.  Osameni 

(t  im 

70.  Der  Adel  des  PeUlnschen  Gebiets  an  Hz.  Karl.  — 

Pellin,  2.  Febr.  1602. 

Versicherung  ihrer  Treue  und  Bitte  um  Hilfe. 

Dl.  und  hgb.,  asn.  fürst  and  berr  etc.  Es  ist  uns  der* 
selben  forstliches  schreiben,  welches  anr  Abo  den  28.  De- 


1)  Stephan  Clodt?  —      Vfl^  nr.  83. 


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66S 


cembris  datiret ,  alhier  zu  Felliü  d.  29.  Jainiari  woll  zu 
banden  kommen,  welches  wir  nicht  allein  mit  gebuerender 
reverentz,  sondern  auch  mit  freudigem  gemut  und  hertzen 
entfangen  und  angenommen.  Wie  hochlich  auch  E.  fl.  DK 
liebreiches  freundliches  und  veterliches  schreiben  viel  be- 
trabte  hertzeoi  ja  wittfraaeo  and  wetBeOf  die  aus  den  irigen 
endsetzet  nnd  in  grossen  betragk  und  elende  lebeni  erfirenet 
haben,  das  können  E.  fl.      wir  nicht  gnngsam  schreiben. 

Was  demnaeh,  gn.  fürst  und  herr,  unser  bestendigkeift, 
gelobte  und  zusage,  dessen  wir  in  gn.  erinnert  und  vor- 
tnanet  werden,  anlanget,  kennen  E.  fl.  D*.  wier  als  eid- 

§eno8ßene  in  üt.  solches  zu  beandworten  nicht  unterlassen, 
ass  zwar  E.  fl.  an  uns  und  unser  zusage  und  besten- 
diger  treu,  wider  den  feind  gebrauchen  zu  lassen,  durchaus 
keiiieu  zweiiel  iragen  sollen,  und  wie  wier  uns  ihr  und  alle- 
wege ehrUdi  nnd  w<dTorhalten|  also  seind  wir  hinfemer,  so 
lange  wier  das  leben  fueUen,  als  ehrliebende,  redliche  lente 
Tom  adel  xu  thun  schuldig  und  willigk.  Die  wir  dan  noch 
zudeme  one  unsere  rossdienste,  so  viel  unser  in  der  festunge 
FeUin  gewesen,  nach  unserm  Tormugen  one  rühm  zu  melden, 
wie  noch  von  keiner  umbliegenden  Tip^hinfre  geschehen,  dem 
feinde  aV)bn]ch  g;ethan,  welches  uns  der  herr  stadhalter  und 
rittmeiöter,  mit  denen  wir  zugleich  ausgeritten,  so  woll  der 
herr  oberster  Helie  [?]  Bendsonn  zeugknuss  geben  werden: 
derhalben  wir  noch  uuäer  haut,  gut  und  blut  daran  setzen 
wollen,  dessen  und  kein  anders  sollen  sich  E,  fi.  BK  zu  uns 
als  »streue  liebe  unterthane  gewisslich  zu  Torsehen  haben. 

und  wie  uns  nu  das  E.  fi.  one  zweifei  zutrauen 
werden,  also  hoffen  wir  mit  weib  und  kind  durch  Gottes 
gnade,  E.  fl.  werden  uns  auch  ihrem  fürstlichen  und 
veterliclien  erbieten  in  keiner  not  sitzen,  «ondern  mit 
freudiger  krigamacht,  wen  je  der  liebe  fride,  diuunili  wir 
E.  fl.  am  allermeisten  bitten  thun,  entstehen  sollte, 
mit  ihrer  fürstlichen  kegenwart  von  unsern  uud  der  cron 
Schweden  feinden  retten  und  helfen  lassen,  zu  welchem  vor- 
nehmen wir  semptlich  den  almechti^en  Cfott  bieten,  dass 
E.  fl.  aufimgK  gegen  das  kunflkige  vorlhar  mit  glugk 
und  aller  wolfart  dem  feinde  zum  schreck  geschehen  möge. 
Befehlen  hiermit  etc.   Dat  Fellin,  d.  2.  Febmari  ao.  1602. 

E,  fl.       ut.  und  gehorsame  untertbauen  semptliche 
die  vom  lidcl  des  Fellinischen  krcisos  anwesende 

Frantz  Blankleltt  der  elter.    Berteith  Krudener. 

Weihelm  Todeven.   Thoms  Stuert. 
Christoff'er  Blanckfeldt.  Daniel  Döker  leutenampt 
Stockholm,  R:ark.  Livonica  Vol.  98 d.  Orig. 


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664 


ll«     Otto  V.  Vietinghoff  an  Maxtin  Krakow,  Hauptmann 
auf  Ronneburg*).  —  Feldlager,  11.  Febr.  1602. 

A^fffordernng,  sich  chni  FoUrn  zu  erffehfu.  Er  ha  he  ja 
vor/iin  (jcsaQt,  wenn  er  Hin,  O.  v,  Viettri'/hofff  persunlicJi 
gesehen,  wolle  er  das  Hans  übergeben.  Und  nun  Ihne  er 
das  nicht  und  narre  ihn.  Er  habe  sidi  zu  dieser  Mission 
bereit  finden  lassen  nmb  der  semptiicheD  erlichen  lente  und 
der  deutzschen  znngen  willen,  dasB  ich  es  eern  gut  noit  euch 
gesehen  hette  und  weilen  euch  und  aller  der  erlichen  red- 
Uchen  leute  wolfart  in  leih  und  lebeD  daran  gelegen.  Sie 
mögen  sich  eines  bessern  bedenken  und  sich  nicht  in  Fer- 
d erben  bringen.  Es  soll  ihnen  kein  Haar  gekrümmt  werden 
vjiff  ^/'^  ihre  Güter  wieder  Jiaben,  wit^  rr  bei  seiner  Seelen 
Seligkeit  ztisagt,  da  er  genügende  Vollmacht  dazu  habe. 
Entsetzt  werden  sie  doch  nicht  werden,  da  ja  auch  die  be- 
deutenderen Häuser  Kokenhusen,  Marienbury  und  NeH" 
Imtsen  nickt  enisetet  worden  sind,  Proviant  haben  sie 
aioßh  nicht,  das  wisse  er  ja  genau. 

Im  hi^er  bei  dem  H.  Tobynsky,  d.  11.  Febr.  ao.  1602. 
ätockiiohn,  B:ark.  Li?ooioa  VoL  d8d.  Orig. 

72.   Hz.  Karl  an  die  Ritterschaft  des  Wendenschan 
KrelMS.  —  Hernösand,  13,  Marz  1602. 

Fordert  -ne  auf,  zum  Mni  Ah(j€«andte  nach  Stockholm  tri  »ekiekm. 

Tit.  Unsern  gn.  «^nies  etc.  Wir  fliegen  euch  hiemit 
gu.  zu  wiesen,  das  wir  von  wegen  etlichen  hochwichtigen 
Bachen,  daran  dem  reieh  Schweden  als  auch  euch  aelbsten 
gelegen,  die  stende  des  reiche  am  8.  des  künftigen  monats 
Maii  dieses  jetztlaufenden  jahrs  zu  Stockholm  zu  erscheinen 
vorschrieben  haben.  Und  weil  ihr  dan  dem  reich  Schweden 
mit  incorporiret  seiet:  als  begeren  wir  hiemit  gn.,  ihr  wollet 
gegen  jetzternanten  tagli  ein  oder  zwei  euers  mittels  mit 
gnugsamer  voimacht  versehen  nach  Stockholm  abferügeUi 


1)  Am  selben  Tage  io  gleicUem  äiunc  schwedisch  an  die  Kriegs* 
leute  auf  llonnebarg. 

Arn  12.  und  13.  Febr.  wiederholt  Vietiogfaoff  seine  AafrorderaDg, 
worauf  Krakow  antwortet,  dri^is  »r  j-^niMitaf^  nachniittHG:  {14.  Febr.) 
Sprache  halten  will  (Bern,  in  doifio  z.  iSchr.  vom  i3.j  —  Am  9.  Märs 
schreibt  Joachim  Scheele  ans  Roiks  anf  Dagoe  an  Bs.  Karl,  dast 
Krakow  ihm  berichten  werde,  wie  er  ans  Bnoger  genötigt  gewesen, 
Ronnebtir^-  am  21.  Febr.  zu  übergaben,  nachdem  er  sich  drei  M<vriate 
gehalten  f  „auch  was  noch  im  schwang  alhir  Vax  vereterei;  habe  die 
seit  meiiiM  Mmm  fiwi  nicit  mohr  yon  ?  entsni  g«lunat»  wie  sa 
dietor  Mit"  (Uvon.  YoL  96  d.) 


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565 

welche  abdaa,  vat  daseUmten  tracUret  tmd  gehandelt  werden 
magb,  mitanhören  and  verabflcheiden  mogeB.  Und  ireil  eacb 
dan  von  den  Polen  in  eaern  guetem  eintrag  geschehen,  äüa 
▼erhoffen  wir  Termittclst  göttlicher  gnaden  euch  wiederamb 
darein  zu  setzen.  Wollet  euch  derw^en  von  den  Polen 
nicht  8chrpckfȟ  lassen.  Welches  wir  euch  gn.  yerrrielden 
wollen  lind  wir  seind  euch  sarapt  und  sonders  miL  allen 
gnaden  und  gueten  geneigt,  euch  Gott  den  almechtigen 
hiemit  bevehlend.   Dat.  Hernösanndt,  d.  13.  Martii  ao.  1G02. 

Carolns  mp. 

Adresse:  Den  edlen  emveBten  etc» 

wie  in  nr.  66. 

Big*  Livl,  Bitt:arch.  Orig.  mit  Spnrm  des  bricfsclil.  F^'l^tcIs. 
—  In  dorso:  den  10.  Maii  Dacbmittag  ninb  b  uhre  in 
Reyel  eotfangen. 


73.  Hz.  Karl  an  die  Ritterschaft  des  Wendensclieii 
Kreises.  —  Westtvygard,  31.  Mftra  1602. 

Fordert  «i'e  oitf,  iiek  zum  F^dtuge  tu  riUten,  tmd  tieberi  dafür 

eine  Oeldeniemädigmg  tu. 

Tit  ünaem  gn.  gmes  etc.  Wir  mögen  euch  hiemit 
gnediger  meinung  nicht  yerhalten:  Nachdem  wir  woU  ver- 
stehen, dass  die  Polett  ans  Lieffland  ^etwillig  nicht  ziehen 

werden,  weil  sie  diesen  winter  darmTi  zu  pnantzen  guete 
e^elep^i'nheit  gehabt  haben,  durch  hülf  und  beistand  etlicher 
leichtfertigen  leute,  die  an  Gott  dem  almechtiiren  und  sein 
heilig»  wort,  uns  und  der  chron  von  Schweden  und  ihr  eigen 
Taterland  seiud  ineineidig  worden,  welchs  wir  alles  müssen 
an  seinen  ort  stellen:  Hoffen  doch  durch  Gottes  hülfe,  es 
solle  ihnen  vergolten  werden  und  wollen  Gott  zn  h&lf  neh- 
men nnd  mit  der  chron  Ton  Schweden  ihrer  macht  sie  wie- 
derumb  doselbst  ausreomen,  was  sie  mit  betrag  haben  ein- 
bekommen. Weil  dan  euch  anch,  ao  viel  eaerer  euer  Vater- 
land treulich  meinen  und  die  gerne  sehen,  dass  es  darein  well 
stunde  und  zuginge,  dass  solches  ins  wergk  mag  angerichtet 
werden,  zum  hogsten  gelegen,  dan  zweifachtige  herrschaft 
in  einem  lande,  da  wird  euch  wenig  mit  gedienet  sein,  son- 
dern wird  nach  dem  Sprichwort  gehen:  je  mehr  kuche,  je 
weniger  im  kessel:  Dieweil  dan  wir  an  euerer  treue  garnicht 
zweifeien,  aber  ans  ist  gleichwoU  daneben  ener  unyermit* 
genheit  wegen  des  langwierigen  kri^  etlichermassen  be* 
kant;  anf  dass  nun  euerm  Taterlande  mag  geholfen  werden 
und  der  spott,  so  die  chron  von  Schweden  diesen  winter 
darch  Terraterei  wiederfahren  ist,  mag  durch  göttliche  ver- 


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566 


leibuDg  wiedemmb  Tergolten  werden:  Als  macheD  wir  uns 
keinen  sweifel,  ihr  werdet  nebenst  andern  getreuen  under- 
thanen  der  cbron  von  Schweden  euch  lassen  anselegen  Bein, 

solches  ins  wergk  zu  richten  und  unsere  und  der  cbron 
von  Schweden,  euere  und  euers  yaterlandes  bestes  iielfen 

zu  befurdern. 

Und  weil  wir  mit  dem  allerersten  bedacht  sein,  eine 
stattliche  anzall  krieg3volck  hier  aus  Schweden  sowoll  auch 
aus  i'  iüland,  wie  gleicherweise  aus  frembden  örtern  eine 
srosse  aniall  im  anznge  verlumden  habeui  welche  wir  flta> 
derligst  mit  scluffen  an  gelegenen  örtem  wollen  abfertigoi 
nnd  Selbsten  in  eigener  person,  so  uns  Gk>tt  gesund  iesl^ 
nachfolgen :  Als  gesinnen  wir  gn..  ihr  wollet  euch  za  solchem 
anzuge  auch  fertig  machen  und  helfen  befurdern,  was  zu 
gedeien  nnd  r\iifnehmen  kan  der  cliron  von  Schweden  und 
euer  eigen  \  atcrland  und  zu  verhueteu,  was  demselben  konte 
zu  verderbe  gereichen. 

Begeren  derenthalben  gn.,  ihr  wollet  zwei  vom  adel 
aus  euerm  kraihe  au  uns  verscUickeu  'j  uack  Stockholm,  da 
wollen  wir  encb  mit  geld  nnd  gueten  beseheide  wiederomb 
begegnen,  dass  ihr  soft  uns  zu  danken  haben.  Dieselbi^en 
müssen  uns  richtigen  bescheid  bringen,  wo  stark  dass  ihr 
aus  euerm  kraise  zu  ross  kommen  könnet,  darauf  wollen 
wir  auch  alsdan  die  gelde  lieferiren  lassen.  Dies  thun  wir 
nn?  conderlichen  geneigten  willen,  so  wir  gegen  euch  nnd 
dem  lande  tragen,  da  ihr  doch  sonsten  schuldig  soi^t  euere 
gu(  Irr  7,u  vorrossdiensten.  Damit  wollen  wir  euch  von  wegen 
der  uiigrlec^enheit,  darein  ihr  itzunder  schwebet  gn.  ver- 
schouei  haijen.  Begeren,  ihr  wollet  fürderlichsL  uns  ge- 
wissen bescheid  wie  stark  ihr  kennet  zu  Telde  kommen 
durch  gewisse  bodscfaaft  uns  solches  dnreh  tag  and  nachti 
auf  dass  wir  mugen  wissen  unsere  sacken  darnach  zu  rich- 
ten, wissen  lassen,  ünd  wir  seind  euch  mit  allen  gnaden 
und  gueten  wolgeneigt,  euch  Gott  den  almechtigen  hiemit 
bevehlend.  Dat.  Westbiegard  aufm  Sahlberge,  d.  Sl.  Martti 
ao,  1602. 

Adresse:  Wie  in  nr.  72.  "»P' 
Cito  cito  citius  citissime. 

Bigft  Livl.  Ritt:arch.  Orig  init  Spnr  des  briofschl  Siegels. 
~  In  dorso;  den  10.  Maü  uachmittagk  umb  ö  ohre  in 

iievali  entrangen. 


^)  In  oinom  EmpfehluiitTPSchreiben,  dd.  Pernau  5.  Mai,  meldet 
HeiDhch  Liven  dein  Hz.  Karl,  dass  Georg  Krüdener,  der  bei  Koken- 
hnaen  gefangen  worden,  aber  vor  kurzem  sich  raimoniert  habe,  mxL 
Schreiben  von  der  Ritt:  o.  Ldsch.  des  Pernauschen  Kreiaei 
Stockholm  abgefertigt  worden  sei.   [Livoiiioa  Vol.  9S  d.] 


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667 


74*   Die  Dörptsche  Ritter-  und  Landschaft  an 
H2.  Karl.  —  Dorpat»  22.  AprU  1602. 

Kredüh  fwt  ihn  Dtkgierten  nach  StoMolm  G,  StoMhtrg 

und  R,  Taube, 

Dl.  etc.  fiinl  und  herr  etc.  K  fl.  aoUen  wir  nt 
nicht  Terhalten,  welcher  geetalt  wir  wegen  erhaLtan||,  aneh 

confirmation  nnd  bestetignng  uDser  adelichen  freiheit^  wie 
fi.  uns  dieselbe  beid,  schriftlich  und  mundlich  gn.  n- 
gesagt,  imgleicben  umb  entsatz  an  proviant  nnd  kriegsvolk, 
Weichs  diesem  armen  land  nnd  sonderlich  der  vestnn^ir  Dörbt 
zum  högsten  von  noten,  an  E.  fl.  0^  abzufertigen,  tür  eine 
hohe  notturft  eracht<»t,  inmassen  wir  dau  an  dieselhe  hiemit 
die  edle  etc.  Georgen  Stackelbergcn  und  Keiniiuidi  Tauben 
abgesandt  imd  bitten  ut.,  E.  fl.  DK  woUe  ihnen  in  ihrem 
anbringen  nicht  allein  glauben  etdlen,  sondern  anch 
sie  mit  gn.  gutem  bescheid  nnd  frolicher  expedition  wieder- 
ninb  sorngke  schicken,  in  gn.  betrachtung,  es  fast  gefherlich 
dieser  örter  zusteht  nnd  £e  Sachen,  darumb  wir  JB.  fl. 
nt.  zu  belangen,  keine  verseumbnüss  erdulden  können.  Solchs 
wie  es  E.  fl.  D'.  selbst  und  dero  armen  unterthanen,  nemblich 
uns,  die  wir  itzl  [rantz  tro??tlos  und  verlassen,  zum  pesten, 
trost,  heil  und  woiiart  gereicht:  so  sein  wirs  umb  E.  fl.  D\ 
mit  allen  ut.  treuen  Ii  in  wieder  zu  verdienen  jeder  zeit  ge- 
fliessen  etc.    Dat.  Dürpt,  d.  22.  April  ao.  1G02. 

E.  fl.  D*.  ut.  treuen  unterthaoen 
semptliche  Ritt :  u.  Ldsch.  des  Dörbtischen  kreises. 

Stockholm,  B:aik.  livomm  Vol.  98d.  Orig.  mU  5  Si«falr 
tpureii. 


76«   Oluf  Sträle,  Kommandant  von  Dorpat,  an 
Hz.  Karl.  —  Dorpat,  1.  Mai  1602. 

Ztvgmt  iiUr  dat  Verhalten  der  Dorpater  RittereehafL 

.  .  •  Nachdan  die  von  der  Dörptschen  Bitt:n.  L^h. 
al^esandten  als  die  edlen  etc.  Jürgen  Stackelbergh  nnd 
Beinhold  Tanbe  anf  E.  fl.  gn.  begeren  sich  auf  dem  all* 
gemeinen  ausgeschriebenen  I^ichstagk  zue  E.  fl.  DK  in 
Schweden  begeben  wollen  und  mich  als  E.  fl.  alhic  ver- 
ordneten diener,  dass  ich  ihnen  wegen  der  gantzen  Ritt: 
u.  Ldsch.  sowol  in  dieser  vestnnpr.  als  auch  wider  den  feind 
zue  Velde,  imgleicben  auch  anderer  ihrer  willfarunge  und 
contributioD  in  auslebenden  kriegsnoethen  redelichen  und 
treulichen  verlialttios  meines  gewiboeiiä  kundcchafi  uiitüieiiän 

MitUeil.  a.  <L  UrL  QeiclliehU.  XYII.  3.  «7 


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und  K,  fl.  D'.  in  Ut.  notificiiM'n  wolle:  Als  habe  ich  ihnen 
solches  der  biUigheit  gemess  nicht  ziie  wegeren  gewissen. 
Kan  derowegen  E.  fl.  D*.  in  aller  Ut.  nicht  unvormeldet 
lassen,  dass  die  löbL  Dörptsche  Ritt :  u.  Ldsch.  sich  mehren- 
teils  bei  dieser  E.  fl.       und  der  löbL  chronen  Schweden 
veetunge  die  ganse  zeit  der  weraoden  und  noch  adiireben- 
den  besatmiige  nicht  alleine  wider  den  feind  sne  velde  and 
auf  knndschaft  nngesparet  leibes  tind  gutes  ritterlich  und 
wol  verhalten  und  gebrauchen  lassen  und  dem  feinde  grossen 
abbruch  gethan;  besondern  auch  alle  dasjenige,  was  ich 
ihnen  im  nanipn  und  von  wegen  E.  fl.  D*^.,  550  dieser  vestung 
euserste  notturft  erfordert,   aus  tragendem  ambte  je  und 
allewege  angemuetet  an  kom  und  viehe  mehrenteils  guet- 
willig  und  gerne  vorgestreckt  und  gegeben  haben,  wie  sie 
dan  noch  diesen  tagk  zue  ausspeisung  des  knechtsvolks  in 
Ihrer  groeeesten  beschwer  nnd  nnvormi^enheit  hundert 
thonnen  spanmael  znesanunengebracht  und  mir  snestellen 
wollen  nna  sich  in  allem»  wie  adelichen,  ehrliebenden  und 
getarenen  nntmthanen  gebueret,  gegen  E.  fl.  DK  und  diese 
vestung  als  ihr  Vaterland  verhalten,  wie  es  dan  die  öffent- 
liche thfted  an  sich  «elber  genug8amb  ausweiset  nnd  dar- 
thuet,  und  ich  auch  hiebevor  in  einem  an  E.  fl.  D*.  ltlmd- 
genen  particul arschreiben  ut.  gewenet  und  angezogen  habe. 
Zweifele  derowegen  nicht,  wie  auch  ut.  bittende,  E.  fl.  D*^. 
alä  ihr  und  mein  gn.  landsfurbt  und  heir     weilen  aie  uuu 
das  enserste  ihres  Tormfigens  bei  dieser  vestnng  als  redeUche, 
ehrliebende  nnd  bestendke  lente  aufgesetst  nnd  fast  alle 
das  ihrige  vorzeret:)  werden  ihnen  dasselbe  in  allen  gnaden 
wiedemmb  gemessen  lassen.    Sie  auch  als  getrene  unter- 
thanen  werden  sich  hinfuro  gegen  E.  fl.  D'.  als  ihren  gn« 
fnrsten  und  herren  deromassen  verhalten,  dass  E.  fl.  ein 

gl.  gefallen  daran  halten  werden.  E.  fl.  DK  hiemit  etc. 
at.  Dörpt,  d.  1.  M&ü  ao.  1602. 

E.  fl.  DK  etc. 

Oloff  StrMe  zu  Ekoa. 

StookhohB,  E:«rk.  Livonioa  Vol.  98  d.  Orig. 

76.  Antwort  der  Depnttrten  der  DOrptsdian  Ritter* 
schalt  auf  die  ümea  flbergebenen  Punkte  Hs.  Kauria. 
[Stockholnit  ca.  Juni  1602.] 

Der  Dörplibchen  Einbriiigeu, 

Theten  .sich  Tiirs  erste  i^^'gen  I.  fl.  ut.  bedanken, 
dass  ihnen  gn.  audientz  zugelassen  würden,  Wullen  auch 
solches  g^en  I.  ü.  Gn.  mit  daistreckung  guths,  liefä  und 


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blaets  zu  verdienen  wissen.  Hoven  darne<;h8t  an  zn  erzehlen 
und  rufen  Gott  zu  zenge,  in  was  groBseu  beschwer  und 
hertzleid  sie  ihre  hinterlassene  mithbmeder,  weib  und  kind 
gelmen.  ünd  nachdem  sie  rieh  unter  I.  fl.  echote  und 
schirm  begeben,  welches  rie  nicht  ans  leichtfertigkeit  gethan, 
sondern  aldieweü  rie  so  schentiich  TOn  ihrer  vorigen  obrig- 
keit  wehren  verlassen  worden,  soll  auch  an  ihrer  standhaf- 
tigkeit  nicht  <^ezweifRlt  werden,  wie  sie  (ian  diesen  winter 
in  der  thath  beweiset,  nnd  sich  au  ihren  höchsten  vleisa 
nichteH  erwiudeu  lassen  woUeu,  was  zu  aller  ut.  gehorsamb- 

keit  geboret. 

BedankteD  I.  11.  D^.  gaiitz  uL.  vor  die  grosse  furstl.  treue 
und  dass  I.  fl.  Gn.  an  sie  geschrieben,  dass  sie  das  arm 
laod  nieht  verlassen  wollen,  sondern  rieh  erbothen,  das 
land  SU  entsetsen,  womach  ihre  arme  hinterffelassne  gros 
yerlangen  tragen  werden;  bebten  sante  dienstlich,  sie  und 
das  arme  land  m  entsetzen,  die  hem  ilure  befurdere  mit 
dem  ersten  es  möglich  sein  wolle. 

1]  Den  ersten  punkt  anlangende,  dass  l.  fl.  be- 
gerten  sn  wissen,  wie  viele  reuther.  man  da  [von]  den  land- 

sassen  im  lande  für  hesoldung  anfbringen  konthe!  darauf 
wüsten  sie  gar  keine  gewisse  iiachrichtung  von  zu  thuende. 
Dan  obwol  die  Dorptische  fahne  aowol  die  andere  kreise 
alle  zimlich  stark  gewesen,  so  wehr  doch  die  Dorptische 
fahne,  da  sie  all  ihren  höchsteu  vermugen  anwendeten,  nicht 
baven  150  stark  und  weil  die  kreise  dermassen  sertrennet^ 
dass  mit  nichten  wissen  konthe^wie  Tide  in  einem  iglichen 
aufgebracht  werden  konten.  wurde  aber  geld,  guete  be- 
staUung  und  was  darzu  gehörig  hinüber  geschicket,  wurden 
rieh  ohne  zweifel  gnethe  geseUen  finden,  und  meinten  ihres 
erachtens,  dar  wol  1500  oder  1600,  fa^t  bei  2000  pferde 
zu  wege  zu  bringen  wehren  auf  geld  nnd  i?«pthe  bestallung, 
die  auch  wegen  ihres  vaterlantö  tapfer  iür  andere  daran 
setzen  wurden.  Klagten  darnechst  das  irrosse  elende  des 
landes,  hethen  auch  nun  durchaus  keine  zuilucht  mehr  ala 
zu  Gott  und  I.  fl.  D*. 

2]  Zum  andern,  was  da  mochte  zum  höchsten  von  nöten 
sein:  sagten  darauf,  dass  für  allem  die  besatzungen  mii 
proviant  und  aller  nothurft  möchten  ungeseumet  entsetzet 
werden,  wurden  auch  sunst  wol  viele  im  lande  pferde,  ro* 
Bting,  gewand  und  sonsten  von  nöten  haben;  und  dass 


fame  kriegsleuthe  der  grosscantzler  diesen  winter  da  bei 
rieh  gehabt  hette,  die  ihnen  meist  wol  behaut,  ja  sie  wehren 


L  fl.  sich 
3  monaten  a 


37* 


570 


die  reohte  kerne  der  chion  Pelen  und  moekte  mm  mit  dem 
entm  mit  enut  daran  geeetst  werden,  daae  diese  ans  dem 
felde  eeschlagen  werden  mnohten,  so  bette  es  mit  den  aa- 
dem  leine  fahr^  wurden  auch  den  in  Lithowen  ein  gros 
schrecken  und  den  in  Liefland  ein  bertz  macben.  Dankten 
auch  T.  fl.  D^  für  die  zug;e?<a^ten  7  thal  ;  ob  sie  wol  fnr 
ihre  person  nicht  darauf  reiten  konten,  wehren  sie  doch 
wegen  ihres  Vaterlands  gerne  damit  zufrieden. 

.^1  Zum  3.  wor  das  proviant  und  kriegsvolk  am  besten 
wehre  anzusetzen:  deuchte  inen  zu  Reval  am  besten  zu  sein, 
sowol  was  dem  Pernowsken  und  Wendischen  kreise  an- 
langt. Das  aber  nach  Durpt  auf  die  Narva  und  so  ferner 
in  waaaer  yordan.  Beklagten  sieh  sehr,  dass,  ob  sie  wol 
I^egesaek,  der  ibnen  mit  proviant  anfm  wasser  begegnet, 
gebebten,  ehr  mochte  damit  nach  der  Narra  nahen,  den  es 
YOn  Keval  wegen  der  fahr  nicht  nach  Dorpt  kommen  könne, 
80  erfahren  sie  doch,  dass  er  zu  Reyal  angelangt  wehre^ 
wordurcb  es  itzund  ubel  in  Dorpt  zustehen  wurde. 

4]  Dass  I.  fl.  Gn.  sich  gn.  erkleren  weiten,  so  fern 

Dörpt  weg;  wehre,  welches  sie  sich  m  Gott  noch  nicht  vea> 
hofi'en  wollen,  worbin  sie  ihre  Zuflucht  nehmen  selten. 

5]  Weil  der  gubernator  von  dar  und  der  feldther,  wie 
sie  erfahren,  sich  auch  bald  aufm  wege  begeben  wurde, 
dass  I.  fl.  D*.  jleich  ein  schreiben  desfals  hinüber  schicken 
wollen,  sonst  wurde  grosse  Uneinigkeit  bald  unters  kriege« 
Volk  kommen. 

61  L  e  z  1 1  i  c  h ,  dass  ihrer  ubergebenen  punkten  *)  mochte 

gedacht  werden. 

Danksagung. 

Stockholm,  B:ark.  Liyonica  Vol.  99.  Kopie,  ohne  Dstum, 
bloB8  mit  dem  Kaualeivennerk :  1602.  —  In  dorso :  Lief- 
lendak«  saker. 

77.    Aus  der  Antwort  Hz.  Karls  auf  die  Eingabe 
der  Reichsstände.  —  Actum  Stockholm,  d.  11.  Junü  1602. 

Fht  4:  Till  thet  fierde.  Om  the  som  utbi  Rijkzens 
Rädb  skole  brukes,  bvilke  stenderne  be^äre  att  the  motte 

vare  svenske  män  som  med  tbem  nthi  religionen  enige  äre, 
8k  veet  H.  f.  N*^**.  icke  nagre  tlier  tili  vare  tienligerc  an 
som  desse  personer,  sasom  äre  nempligen:  grefve  Aiauritz 
rLeionhufvudl  grefve  Magnus  Brahe,  Svante  Bjelke,  bvilke 
H.  f.  N*^«.  vill  bruke  för  cautzeiär,  Aiel  ßyaing,  Rijkzens 

1)  Vgl  nr.  81,  Reflation  Tom  U.  Juli  1601 


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amiral ,  Joran  Krichboü,  Anders  Linderson  Rijkzens  feit- 
marökalk,  Lubert  Cawer,  Joraa  Ciaebäuü,  Erick  Kibbing, 
JöraB  Bo^Qf  Matz  Larsson,  Godick  Fincke.  Item  af  tke 
üf lendskei  effter  the  med  Sveriges  erono  äre  incorporerade, 
Didrick  Strijck,  Evert  Delwijck,  Jörgen  Stakelberg,  Conrad 
Taube,  Jörgen  t.  der  Pale,  Jorgen  Kryddenär.  Hvad  theres 
reli^on  tillkommer,  sä,  förseer  H.  f.  N^<^.  sigb,  att  the  othi 
relip:ionen  skole  vare  reene  ovh  med  the  andre  stender  eene. 
Men  hvar  tlu  r  om  är  nÄgot  tvilVelßmM,  dä  mäge  Rijkzens 
stender  tage  them  tili  förhör  och  ransackniiig.  Och  ekall 
theres  embethe  vare,  att  the  skole  rAdhe  konungen  ther  tili 
thet  som  the  vetie  ibr  Gud,  honom  och  Eijkens  hane  gag&e- 
ligit  och  njttigt  Tire,  ooh  thet  ej  lathe  för  yeld  sknld, 
firendaimie,  m&gsftmie  eller  Tenskap  .... 

Stockholm,  B:ark.  II :  Heg.  1602  f.  155.  —  Gedruckt; 
Stiernman,  Alls  riksda^rftrs  och  mötens  beslnth  (Stock- 
holm 1728)  I  526.  ~  Vgl.  dazu  Berg,  BikidtfiB  i  BMk- 
koim  im.  (Slockhoim  1889)  p.  27. 

78«    Aus  dem  Reichstagsbeschiuss  von  Stockholm, 

d.  17.  Juni  1602. 

Pkt.  8:  Till  thet  tridie.  Effter  inthet  regemente  kan 
▼are  nthaii  rAdb  oeh  H.  f.  N'*.  ieke  mögeligit  ir  allene  om 
aUe  Baker  b&  beetäUe,  som  ihet  sigh  bör;  Bk  ändooh  H.  L  N^. 

ännu  icke  nä^en  fulkommelig  konnnge  titel  hafver  vedertajnt, 
ooh  fOrthenanild  af  obs  begäret,  att  T^j  Tille  DampngirFO 

the  personer,  som  H.  f.  N"^",  med  theres  trogne  r&dh  sKuUe 
Tare  hiHtändige.  Doch  lickväl  sä  hafver  H.  f.  N*^«*.  opä  v&r 
ödmiuke  böön  uthvaldt  sigh  the  personer,  som  H,  f.  N^*. 
achter  för  r^h  att  brukf %  och  thertill  förmener  okikeli^est 
vare,  och  them  för  ose  nam|mgifvit,  sä  aom  grefve  Mauritz 
Leionehnfyudt  drotzet  grefve  Magnus  Brahe,  Svaute  Bielke, 

hTilken  H.  f.  N«*.  Till  bmke  für  cantzeler  <) 

Jören  EridunoD,  Lubert  Cawer,  Eriek  Bybbinff,  Ji^ren  Boye^ 
Matz  LarsBon,  Gödiek  Fincke.  Och  af  the  lif  lendake  akole 
och  framdeles  nAgre  tagee  i  B^kaens  rAdh,  sk  m&nge  som 
bebof  göres  kunne  och  man  kan  pröfre  ooh  befiane  thertill 
vare  trogne,  tienelige  ooh  nyttige  

Stockhohn,  B:ark.  R:Reg.  1609  f.  168.  —  Oedrackt: 

Stiernman,  Alla  riksdagars  och  möttens  ^icslnth  fStock- 
hoim  1728)  1  536.  —  Werwmg.  K..  äigiamunds  och  K.  (Jarl 
des  IX:de8  Hiitoriar  (Stockhohn  1747)  U.  BUagor,  8.  243. 


1)  Vgl  BtKgt  BflndAgvn  i  Stockholm  16(0.  p.  28  Aam.  3. 


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79.    Die  Pernausche  Ritter-  und  LandschaXt 
an  Hz.  Karl.  —  Pemau,  22.  Juni  1602. 

Bitte  um  iiilje  gegen  lUn  Feind, 

DI.  hgb.  fürst  gn.  herr.  Nach  unser  ut.  etc.  dienst- 
erbietimcr  Tnaclien  wir  arme  itz  hochbetrubtp  nnrl  vprtn'pbene 
leute  uns  keinen  z-^eifrl,  E.  fl.  sich  gn.  zu  erinnern 
wissen,  welcher  gestait  wir  uns  unter  E.  fl.  D*.  und  der 
Irtbl.  chron  zu  Schweden  schütz  und  protection  enreben, 
E.  Ü.  DK  una  auch  duiualen  gn.  versprochen  und  zugesaget, 
unser  gn.  ftre^  und  her  zu  sein  und  vor  unsem  feindon  mid 
wiedefSMlMni  wa  bemhutmi,  worftr  wir  eambt  und  be- 
sondm  in  aller  Ut.  zum  hoohsten  dankbar  sein.  Wan  wir 
dan,  gn.  ftrst  und  berr.  nunmehr  (:Oot  in  himmel  geclagt:) 
von  unsem  ^etern  und  armntb  Teriagt  uns  eine  geraume 
zeit  hf»ro  mit  weib  und  kind  in  grossem  elend  erhalten, 
auch  erbermlich  herumb  terminiren  müssen,  wie  der  augeu- 
gchein  betzeuget,  dadurch  alle  das  unserige  und  ledtste, 
was  wir  bei  der  Seelen  gehabt,  vortzeret,  dass  wir  itzo  iho 
der  mehrerteil  nicht  ein  kleid  auf  dem  leibe  haben:  nichts 
desto  weniger  aber  unsern  gebürlichen  rossdienst  ihe  und 
alwege  wie  auch  noch  diese  itnge  stunde  zu  felde  gehapt, 
aneh  noch  ferner,  so  lang  athem  in  uns  ist,  sn  thimde  nns 
schuldig  erachten,  leib  und  leben  vor  unser  vatterland  nnd 
die  idbLdiron  zu  Schweden  wie  hiebevohr  gesehen  m  wagen: 
So  weis  es  aber  Gott  der  almechtige,  dass  die  posse  armnt>i 
und  unvormfigenheit  itzo  so  gros?  ist,  da?«  wir?  vor  unser 
persohn  nicht  langer  ausstellen  können,  wie  dan  solches 
die  hern  ammiral  Hans  Clausen,  captein  Cletton  und  Jons 
Nilson  gesehen  und  erfahren,  E.  n.  auch  mundlichen 
ferner  in  Ut.  berichten  werden,  worumb  wir  sie  dan  öampt 
und  sonders  gar  fleissiglichen  efsncht  nnd  gebeten;  zu  deme 
nahet  sich  die  liebe  emdte  mit  der  seit  anch  heran,  der 
feind  aber,  wie  alle  gefangne  und  kundschafter  betwagen, 
sich  kegen  die  seit  Sterken  und  derselbigen  su  ^enisson 
sich  zum  höchsten  erfreun  soll:  Derhalben  sein  wir  arme 
veriagte  und  vertriebene  lente  nns  hoclitringender  not  ver- 
ursacliet,  E.  fl.  als  unserm  gn.  fürsten  und  hern  ?olches 
in  aller  üt.  zu  gemüth  zu  fneren,  ut.,  ja  umb  Gottes  willen 
pittende,  E.  fl.  uns  Duunn  hr  in  allen  Gn.  geruhen  wolle, 
uns  vor  der  zeit  ehe  der  ieind  sich  Sterken  und  die  liebe 
frncht  geniessen  muege,  zu  half  kommen  und  dem  feind 
sein  vorhaben  dnrch  beistand  des  aller  höchsten  stenres 
nnd  wehren,  uns  auch  mit  etwas  gelde,  proviant  oder  se- 
wand,  was  E.  fl.  D^.  Selbsten  gefellig,  damit  wir  uns  nnd  die 
nnserigen  kleiden  nnd  erhalten  können,  sn  entsalz  kommen 


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573 


woUeo.  Solches  seind  wir  umb  E.  fl.  und  die  löbliche 
chron  zti  Schweden  mit  leib  und  blnt  nnpresparts  fleises 
hernacher  wie  zuvor  geschehen  (:weilü  wir  Gott  erbarm  es 
itzo  in  dieser  betrübten  weit  nicht  mehr  haben:)  zu  ver- 
dienen so  woll  willig  alb  sühuldig.  Dieselbige  wir  dan  hie- 
mit  Gott  dem  aimechtigen  etc.  Dat.  Feruow,  d.  22,  Juni 
ao.  1602. 

E.  fl.  D*.  ut.  gehorsame  undertahnen  und  dierKU* 
semptliche  ritter-  und  landäciiaft  des  rerno- 
wischen  kreise. 

Stockholm,  K:ark.  Livuuica  VoL  Ü6d.   Orig.  mit  4  Siegel- 
spnreD. 


80.  Hz.  Karls  Resolution  für  die  Ritterschaft  des 
Wendeiiaclie&  und  Pernauschen  Krelats.  —  Stockholm. 

12.  JiiU  1602. 

Resolution  des  dl.  hgb.  fursten  und  hem,  hern  Gariu 
der  reiche  Schweden  etc.,  auf  des  edlen,  ernvesten  und 
manhaften  Georg  Kruedeners  zu  Rosenbecke,  der  Ritt :  u. 
Ldsch.  des  Wendischen  und  Pernowschen  Kreises  anhero 
abgefertigten,  ubergebene  ptinota. 

L  Anfenklich  was  bei  L  fl.  emanier  abgeschickter 
im  namen  and  von  wegea  der  Bitt:o.  Ldseb.  des  Wendi* 
sehen  uad  Pemowischen  kreises  von  wegen  des  feindes  und 

des  itzigen  zustandes  in  LieffUnd  Yermeldet  and  amb  ent- 
satz  ut.  bei  1.  fl.  DK  angebalten  und  gebehten,  darauf  ist 
1.  fl.  gn.  erklerung:  ObwoU  1.  fl.  vor  ankn^ft  des 
abgesanthen  alle  vestungf^n  in  Lieffland  mit  entsatz,  beide 
mit  kriegsvolk,  proviant  und  gelde  versehen  und  aus  diesem 
reiche  nach  Lieifland  verschicket,  so  seint  1.  fl.  D*.  demnach 
teglich  damit  in  werk,  dass  mehr  Volkes  und  was  sonsten 
deren  ents  von  nöten,  damit  der  feind  wiederumb  aus  dem 
laade  gebracht,  itirderligst  aas  diesem  reich  hinnberkommen 
muge,  inmassen  dan  I.  fl.  gentzlich  geneigt  Termithelat 
gouUcher  gnaden  in  der  person  wiederumb  nach  Lieffland 
zu  TerreiBen  und  daselbsten  alsdann  ins  werk  zu  richten  und 
anzuordnen,  was  des  landes  nothurft  erfordern  wirdet. 

II.   Dass  auch  ernanther  abgeschickter  von  I.  fl.  D^ 

begehret,  dass  die  Ritt :  u.  Ldsch.  des  Perno wischen  imd 
Wendischen  kreises  vortan  bei  ihrer  religion  der  Augspur- 

f 'sehen  confession  erhalten  werde  muge:  Als  erkieren  sich 
fl.  D*.  dahin,  dass  izternanthe  die  Ritt  :q.  Ldsch.  bei  der- 
selben hiuiuro  pleiben  solle,  wie  I.  fl,  D^  die  Harrischen 


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574 


und  Wirriscbon  vorhin  und  itzo  die  landschaft  des  stifls 
Dörpt  privilegiert  haben,  als  auch  dasselbe  auf  diesem  iezt 

fehaltenen  reichstago  unter  den  algemeinen  Stenden  dieses 
oningreichs  also  vorabscheidet  und  beschlossen  worden. 

III.  Was  obernanter  abgeordenter  in  etlichen  ander- 
schetlichen  punkten  von  I.  fl.  ut,  begehret  und  gebehten, 
dass  1.  fl.  D'.  darein  disponiren  und  andere  Verordnung  er- 
gehen laasen  woUeii:  Ob  nun  woll  hocbged.  L  fl.  gentElich 
gememet^  aif  solokas  ihr  nt.  emchen  anderer  ge^t  Ord- 
nung sn  machen  und  da^enige  nach  nolhorft  der  aaohea 
zu  verordnen,  welches  der  Ritt :  u.  Ldsch.  zutreglich  sdn 
mochte,  weil  aber  der  feind  noch  zur  zeit  im  fimde  und 
TOraus  darhin  getrachtet  sein  mus,  damit  er  aus  dem  lande 

febracht  werden  muge,  als  haben  I.  fl.       jetzund  im  eil 
eine  vollenkommene  Ordnung  ergehen  lassen  können^  welches 
gleichwoll  furderligst  geschehen  soll. 

Es  lassen  aber  I.  fl.  D^.  die  Ritt :  u.  Ldsch.  des  Wen- 
dischen und  PernowBchen  kreises  bei  ihren  uhralten  ver- 
briefken  und  Tornegelten  Privilegien  nnd  inmnniteten,  item 
bei  allen  ihren  idten  vertragen  nnd  beliebnngeo,  reefaten, 
gerichteui  gereohtigkeiten,  receaaen,  Statuten,  christlichen 
lantsgewonbeiten  und  gebrauchen ,  welche  ihre  vor&hren 
und  ihnen  von  keisern  zu  keisem,  koningen  zue  kouingen, 
hochmeistern  zu  hochmeistern,  meistern  zue  meistern,  hem  zu 
hern  verlehnet,  bewilligt  und  gegeben,  geruhiglich  pleiben. 
Und  wan  das  land  zu  ruhe  und  in  bessern  zustand  kommen 
wirdet,  alsdan  wollen  I.  fl.  D*.  dieselbigen  ubersehen  und 
verbesseren I  auch  ernante  Ritt :  u.  Ldsch.  mit  den  landen 


in  allen  ihren  dananln,  artickeln  nnd  punkten  von  worthen 
zu  worthen  lanihen  und  der  Ritt :  u.  Lasch,  des  Stifts  Dörpt 
itao  g^ben  worden,  gn.  pnvilegieren,  begnadigen  und  ver- 
sehen, auch  ferner  aasjenige,  was  berurther  landschaft  und 
kreisen  zutreglich  sein  wirdet,  anstellen  und  verordnen. 

IV.  Wie  dan  auch  I.  fl.  gleichennassen  die  nen- 
belehenten  bei  ihren  posses  vortan  bleiben  lassen  und  sich 
daneben  gn.  erkleret  haben,  wen  das  land  wie  oberwent  zu 
ruhe  kommen  wird,  alsdan  I.  fl.  D^  den  wollverdienten 
ihrem  Verdienste  nach  bei  solchen  innehabenden  guethern 
erhalten  und  dieselben  ihnen  entweder  erblich  oder  auch 
zu  ihren  lebtagen  confinniren  wollen.  Da  aber  guelher  von 
denen  etlichen  andern  wiederomb  gegeben  oder  verldmel 
woden  selten,  als  soll  derselbige;  weteher  sich  solche  gnether 
geben  lesi^  der  erschlagenen  oder  verstorbenen  verwanten 
oder  erben  die  geleistete  dienste  nnd  angewanthe  unkost,  als 
auch  den  nachgelassenen  creditoren  die  schulde  bezahlen. 


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576 


V.  Und  weil  sich  daa  auch  obernaniher  abgeschickter 
beklaget,  dass  etliche  unter  der  Bitt :  u.  Ldsch.  sein,  welche 
▼OD  wegen  üms  mmrmngenB  den  gebnerlieiioD  roBdienet 
nieht  hüten  können,  00  tnnn  ndi  hochj^ed.  I.  fl.  DK  gn. 
erbietlien,  wie  sie  dan  auch  hiebevor  schnfdioh  gn.  erkleret 
nnd  anerbothen  haben,  daw  I.  fl.  DK  ihre  commissarien  mit 
gelde  aufs  fnrderb'gste  binf^in  scbicken  tind  diejeniji^en,  welche 
nothorlti<r  sein  und  keinen  rosdieost  zu  leisten  Yermaege% 
aM)natlicii  besolden  lassen  wollen. 

VI.  Imgleichen  die  gpfan<]^ene  zu  entledigen*)  betref- 
fen [de],  welche  noch  auf  der  polnschen  seithen  in  Verstrickung 
endtialten  werden,  als  wollen  vorcred.  T.  fl.  sich  ange- 
legen sein  und  die  gn.  verseliuug  furderligst  thuu  lassen, 
wie  auch  dasselbige  vorhin  geschehen,  damit  dieselbigen, 
so  Tiel  deren  noch  behn  feinde  verbanden  sefn  mngen, 
Ökehiiaad  [not  L  niemaadl  avabeaeheidea:)  ibrer  verbafitang 
mitabiaiider  durch  gebuerucbe  rantznnung  oder  ausbeutniig 
anderer  erledigt  und  also  anf  freien  faeaaen  forderligat  ge- 
Stellei  werden  sollen, 

yn.  Letsliob  da  wank  nber  alle  zuversiobt,  welöhes  der 

almecbtige  Gott  verbneten  wirdet,  Pämow  wiedernmb  in 
des  feindes  band  ^erahteu  solte,  als  erbieten  sich  vorhoch- 
ged.  T.  fl.  D*.,  dass  auf  einen  solchen  unverhofften  fall  sie 
entweder  aihie  im  reiche  oder  auch  in  Finland  mit  Unter- 
haltung wiederum b  gn.  versehen  und  bedacht  werden  uud 
I.  fl.       also  zu  dauKen  haben  sollen. 

Sign,  anfin  aobloa  Stoekbob&i  d.  12.  Jnlü  ao.  elntanaeiid 
aeobsbimderi  und  swei. 

(1.  8.)  Oarolus  mp. 

Biga,  Livl  Bitt:arch.  Orig.  mit  SleeeL  —  Gedruckt,  doch 
aw  bn  Aoflsng:  Oolleetanea  ttvomca  snr  GrandL  dediietloii 

der  Unschuld  H.  I.  R.  von  Patknl.  (Lpz.  1701)  nr.  23.  — 
Bagge,  Samml.  t.  d.  wahren  Natnr  . . .  der  Güter  in  EhBt- 
o.  LivL  Beval  (1762),  p.  17fi.  Vgl.  die  Note  zu  ur.  82.  — 
(Mfiller),  D.  li?L  Lan  desprivilegien  (Lpz.  1841),  p.  56i 


81«   Hz.  Karls  Resolution  für  die  Ritterschaft  des 
Dörptachen  Krelaea.  —  Stockholm,  12.  Juli  1602. 

Resolution  des  dL  bgb.  forsten  und  berrn,  berrn  Caroli 

der  reit  Ii  Schweden  etc.,  anf  der  edlen  etc.,  Georg  Stackel- 
bergs, Reinhold  Tauben  und  Adam  Schrawffers,  der  Ritt:u. 
Ldsch.  des  Dorptiscbenkreisesanbero  abgefertigteOi  aber- 
gebener punkten. 

a)  1b  Oiig.:nfl«diffMii*. 


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576 


11  Anfenklichen  was  bei  S.  11.  D\  emaateu  al^eschickten 
im  Damnen  nnd  Yon  wegen  der  Biti:  n.  Ldsch.  des  Dorptischen 
fareieeB  wegen  des  feindeB  nnd  des  itdpeo  snstands  in  Lief- 
land  vonneidet  und  timb  entsatz  ut.  bei  I.  fl.  angehalten 
und  gebeten:  ob  nun  wol  I.  fl.  DK  vor  anknnft  der  abge- 
santen  die  Stadt  Derpt  und  andere  festnngen  in  Idefluid 
mit  pnt'^atz,  beide  mit  kriegsvolk  proviant  und  gelde  ver- 
schen und  aus  diesen  reiche  nach  Liefland  vorschicket,  so 
seind  I.  fl.  D*.  dennoch  teglich  damit  in  werke,  dass  mehr 
Volkes  und  was  sonsten  derer  ortes  von  noten  furderlichat 
aus  diesen  reiche  hierüber  komen  muege,  inmassen  dan 
I.  fl.  gentzlich  geneigt  vermittelst  göttlichen  gnaden  in 
der  penon  wiedenunb  nach  Idefland  sn  vorreisen  nnd  da- 
selbst alsdan  danenise  ins  werk  sn  yoniehten  nnd  ansn* 
ordnen,  was  des  landes  nottorft  erfordern  wurd« 

2]  Was  obemanten  abe^eordnete  in  anderen  punkten 
von  I.  fl.  [gebeten],  darin  disponieren  und  vorordnung 
ergehen  lassen  wollen,  drauf  ist  L  fl.  D^  gn.  erUernnffh, 
dass  boobged.  1.  fl.  DK  gemeinet,  wan  das  land  zn  rune 
und  in  besseren  stand  kommen  wurde,  auf  solches  ihr  ut. 
ersuchen  dasjelmin^e,  was  der  Ritt:u.  Ldsch.  zotregiicb  sein 
machte,  nach  nottorf  der  Sachen  anzuordnen. 

3]  Demnach  auch  die  abeschickten  der  Ritt :  u.  Ldsch. 
des  Derptischen  kroi^c^  ferners  eingebracht  und  gebeten, 
dass  die  neubelehnten  gleichst  den  altbelehnten  in  gleiche 
freiheit  und  erbgerechtigkeit  mithegriffen  sein  muchten,  als 
thun  I.  fl.  sich  hierauf  gn.  erkleren,  wan  das  land  zu 
ruhe  wiederumb  komen  wurde,  dass  sie  alsdan  den  wol- 
verdienten  ihren  vordieoste  naeh  bei  solchen  einhabenden 
guteren  erhalten  und  dieselben  ihnen  entweder  erblichen 
oder  auch  zu  ihren  lebtagen  zn  confirmieren  erbüetigh  sein. 
Da  aber  etsliche  guter  von  denselbigen  andern  wiäerumb 
gegeben  oder  vorlehnet  werden  sollen:  als  sol  derselbigo, 
welch  pich  polche  gntpr  gpbon  lest,  de?  er«chlagenen  oder 
vorstorbenen  vorwanten  odei  erben  die  geleistete  dien?te 
oder  anirewante  Unkosten,  als  auch  den  nachgelassenen  cre- 
ditorii  die  öchulde  bezalen. 

41  Und  weiln  sich  :uicb  obernanten  abgeschickte  be- 
klagen, dass  etziiche  unter  der  Ritt :  u.  Ldsch.  sein,  weiche 
von  wegen  ihres  unvoiumeircns  den  geburlichen  roßsdienst 
nicht  halten  können,  so  ihua  sich  auch  hged.  1.  fl.  DK  gn. 
erbieten,  wie  sich  dan  dieselbe  dessen  vorhin  ^n.  erkleret 
und  anerboten  haben,  dass  I.  fl.  ihre  commissarien  mit 
gelde  aufs  aller  forderlicheste  abefertigen  und  dieselben 
monatlichen  wollen  besolden  lassen* 


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577 


5]  Imgleichen  die  c^efangencn  zu  entledigen  betreffend, 
welche  noch  auf  der  polnischen  Seiten  in  vorstrieckung  ent- 
halten werden:  als  wollen  vorhged.  Ihr  i.  Ii.  DK  sich  an- 
gelegen sein  und  die  gn.  yorsehnng  farderligst  thon  lassen^ 
wie  anch  dsBselbige  Torhhi  gesehen,  damii  dieselbigen,  so 
viel  dennoch  beim  feinde  Toniand«!  sein  mn^en,  niemand 
aussen  bescbeden,  ihrer  Torhaftnng  mit  efnanaer  dnrcb  ^e- 
barUche  randzionimng  oder  aasbeutnngh  anderer  erledigt 
und  also  auf  freien  fuessen  forderligst  gestellet  werden  sollen. 

6]  Uber  dies  weiln  auch  viele  der  landscbaft  ihre  bar- 
gehaft in  der  Stadt  Riga  ins  gewar?ahm  gehabt  und  aber 
den  Pollen  preis  gegeben  sein  soll:  als  haben  I.  fl.  D*.  die 
gn.  vorsehüung  zu  thun  gn.  zugesagt,  dass  bernrte  landscbaft 
auf  den  fall,  wan  Ihr  1.  fl.  D\  die  Stadt  Riga  mit  Gottes 
hülfe  wird  mechtig  werden,  von  den  Rigischeu  wiederumb 
billiche  und  genunksame  erstatung  geschehen  soll. 

7]  Letzlich  da  auch  über  alle  Zuversicht,  welches  der 
almecntige  Gott  gnedigst  vorhüten  wird,  Derpt  wiederomb 
in  des  feindes  gewalt  geraten  sollte:  als  erbieten  sieh  vor- 
bged.  I.  fl.  D^,  dasB  af  einen  solchen  nnvorhofften  fall  sie 

entweder  alhie  im  reiche  oder  anch  in  Finland  mit  unter« 
haltuDg  wiederumb  gn.  yorsehen  und  bedacht  werden  und 

I.  fl.       also  zu  danken  haben  sollen.    Sign,  aufm  schloss 

Stockholm,  d.  12.  Julii  ao.  ein  tausend  sechshundert  und 

zwei  jähr.  ^  . 

Garolus. 

Stockholm.  R :  ark.  OzenstiemBka  Mml,  Lag<>kipDingeQ  i  Est- 
oeh  Lifltnd.  Kopie. 


82«  Pfivüegililii  Hs.  Karls  für  die  Ritterschaft  des 
StÜtee  Dorpat  —  Stockholm,  13.  JuU  1602. 

Von  Gottes  gnaden  Wir  Carolus  der  reiche  Schweden, 
Ooiben  and  Wenden  regierender  erbftrst,  Hs.  sn  8neder^ 
manland,  Nericke  nnd  ^f^rmeland  etc.  thon  hiemit  knnd  Tor 
ODS,  unsere  erben  ond  nachkommen,  anch  künftige  regie- 
rende konige,  regenten  und  herren  des  reichs  Schweden 
ond  dessen  angehorigen  furstenthumben  nnd  landschaften: 

Nachdem  wir  rw^  hochwichtigen  und  wolgeg-rnndten  Ur- 
sachen, welche  numehr  der  gantzen  wdt  Ijekand  seind,  ge- 
nötiget und  bewagen  worden,  daas  wir  unser  vielgeliebtes 
Vaterland  die  chron  Schweden  nnd  dero  angehorigen  pro- 
vincien  vom  bapstlichen  joch  zu  entfreien  den  krieg  in  Liff- 
land  transferiren  und  fortsetzen  mnssen;  nnd  demoaeh  nn* 
längsten  dnrch  gnädige  ansTersefanng  nnd  schieknog  Cbttes 


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57a 


des  allineehtigen  «neh  das  stift  und  die  etadt  Dorpt  m  im- 
sorar  and  ermelts  reicbfl  Schweden  gewalt  gebracht  worden 
aad  dann  die  edle,  ehmTeste  «nd  mannhafte  RitI :  s.  Ldaeh. 

anch  allgemeine  stände  in  emantem  stift,  weilon  sie  unser 
kriegsmacht  nicht  widerstehen  können,  sich  unserer  protec- 
tion und  schüt  z  ut.  ergeben,  auch  darauf  uns  einen  corper- 
lichen  eid  geschworen  und  ab^eleget,  das  sie  vorthaD  s:imbt- 
lich  und  ein  jeder  insonderheit  uns,  unsern  erben  und  uach- 
konmien  und  folgenden  konigen »  regenten  und  herm  dea 
reiohs  Sehwaden  g^rett,  hold  und  j^ewertig  sein,  auch  m 
jeder  zeit  des  konigreicM  Schweden  incorporierte  glidmassen 
bestendiglich  bleiben,  auch  bei  uns,  unsern  erben  und  nach- 
kommen und  allen  denjenigen,  welche  zuefolge  des  Lino9- 
pischen  abscheid s  bei  der  regierung  des  konigreichs  Schwe- 
den und  despen  einverleibten  furstenthumben  und  landschaften 
jedesmahl  komen  werden,  für  ihrer  gebüerender  obrigkeit  er- 
Kennen,  auch  ihr  leib  und  leben  und  alles  vermögen  aul- 
setzen und  sich  in  allem  deromassen,  wie  solchs  ehrliebenden 
adelichen  persunen  wol  anstehet,  verhalten  wollen: 

Als  haben  sie  nns  nt.  gebeten,  das  wir  als  dn  beste- 
tigter  regierender  erbfhrst  des  konigreichs  Schweden  nnd 
dessen  angehörigen  landschaften  zueforderst  bei  der  h. 
evangeÜBchen  religion,  auch  die  darauf  gegmndte  Augspnr' 
gischen  confession  und  dann  bei  ihren  alten  adelichen  frei- 
neiten,  privileg^^'n,  rechten,  gerichten,  gerechti^rkeiten,  re- 
cesseii,  Statuten,  loblichen  landsgewohnheiten  und  was  deme 
anhengi^  in  gnaden  sie  darent^egen  handhabeui  erhalten  und 
ihnen  dieselbe  gn.  confirmiren  wölten. 

Wann  nun  dann  ernante  KiU ;  u.  Ldsch.  und  sembiliche 
Stände  des  Stifts  Dörpt  in  Lifland  sich  dohin  wie  ol^edacht 
erderet  haben«  das  sie  hinfemer  in  allen  deigenieen,  so  m 
erhaltnng  und  ansbreitung  der  ehre  Gottes,  anch  znr  Ver- 
mehrung des  konigreichs  Schweden  nnd  dessen  angehörigen 
provincien,  insonderheit  dies^  ihres  geliebten  Vaterlands 
des  Stifts  Dorpt  nnz  und  frommen  gereichen  kann,  imgleichen 
30  von  uns  und  den  sembtiichen  Stenden  mit  reifen  rath 
und  bedenken,  auch  notdurftiger  erwegung  zue  unterschied- 
lichen mahlen  beschlossen  und  verabscheidet  ist  worden,  mit 
uns  und  den  allgemeinen  reichsständen  eiuig  und  verbunden 
sein  und  bleiben  wöUen;  wie  sie  dann  auch  eich  dohin  noch- 
maln  bestendiglich  anerboten,  das  sie  ndt  nichten  gemeiBt 
sein,  sich  von  der  chron  Schweden  absntrennen,  besondem 
zue  immerwerenden  zeitlichen  tageo,  solang  als  die  weit 
stehet,  deroselben  incorporiert  zue  bleiben,  auch  als  inime* 
diat^  angehorige  und  incorporirte  gliedmassen  bei  uns, 
unsern  erben  und  nachkomen  und  allen  deiyenigeot  welche 


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579 


in  kfinftigen  Seiten  bei  der  regterv]i|^  des  reiehs  Schweden 
und  dessen  angehorigen  provincien  im  leben,  «aoh  meohtig 
aein  werden,  vor  aller  gewalt  nnd  bedrangnus  sie  zue  schnzen 

und  handzuhaben,  ihr  leib  und  blut,  auch  alle  wolfart  und 
vermögen  auf  zutragenden  fall  hinwidenimb  aufzusetzen,  wie 
dann  auch  diejenigen,  welche,  nach  lodtlichem  abgang  ent- 
weder einer  von  der  Ritt:  u.  Ldsch.  oder  auch  der  gemeinen 
Stande,  hernacbero  seiner  erbschaft  sich  anmassen  und  be- 
sizer  derselbeu  gueter  sein  werden,  verpflichtet  sein  sollen 
iimerlialb  jibr  nnd  tag  ilurea  eid  absnlegen  und  mnsa^en, 
das  ne  diese  jeztgedachte  ala  fokende  artienl  und  alles 
andrei  so  ihre  vorfaren  nnd  alao  diejenigen,  welche  iznnd 
im  leben  aein,  bewilliget  und  zugesagt  haben,  festi^lich  ine 
halten  nnd  demselben  allem  und  jedem  insonderheit  unver- 
Itniohlicb  nachzuekommen;  ^-nnn  aV)er  jemands  nnmiindig 
oder  aiis?erhalb  landoä  were,  do  sollen  die  vorraunder  auch 
nechste  verwandten  die  leben  in  mith^r  zeit  bewahren  bis 
er  mundig  wirdet  oder  selbst  zur  stelte  kombt;  wann  Boichs 
nicht  geschieht,  sollen  dieeelbige,  welchen  der  verstorbenen 
erbsohaft  ist  angefallen,  aller  inrer  gerechtigkeit  verlnstig 
bleiben*  Zndeme  haben  oftermeUeBatt  :n.IidMh.aaeh  sembt- 
liche  alftnde  des  stilts  Ddrpt  sich  dohin  Tereiniget  auch 
znegesaget»  wann  künftig  eine  verheixatiing  mit  dem  könig- 
lichen irenlein  sich  begeben  wurde,  das  sie  als  des  reicns 
untersassen  zur  ausstenr  contribuiren  und  von  ieden  fünf- 
zehen  besezten  gesinden  zubiegen  wollon  zwanzig  reichs- 
thaler,  wie  dann  für  eiu  beseztes  gesinde  geachtet  werden 
soll,  do  man  den  jungkern  die  wochen  über  mit  ein  par 


welche  mit  einem  pferd  oder  einem  ochisen  die  wochen  ober 
in  dienste  sein,  fnr  ein  halb  gesmd  gerechnet  werden:  nber 
die  weilen  aneh  die  Ritt :  u.  Ldsch.  nnd  gweine  stünde  des 
Stifts  Ddrpt  bishero  sich  aller  ut.  treu  nnd  aufrichtigkeit 
beffissen  und  wider  den  feind  wie  ehrliebenden  rittermessigen 
von  adel  gebueret  anjezo  (rehra neben  lassen  und  sich  ferner 
allzeit  jegen  uns,  unsern  leibserben  und  der  chron  Schweden 
als  getreue  und  gehorsame  underthanen  bestendiglich  zu 
verhalten  verheissen  und  zuegesaget:  Als  haben  wir  dem- 
nach ihren  ut.  ersuchen  und  bitten  disfals  in  gnaden  geru- 
het und  stat  gegeben,  privilegieren,  vergönnen  und  besteti- 
een  derohalben  hiemit  nnd  craft  dieses  brie&  in  bester  nnd 
bestendiger  form  fnr  nntk  unsere  erben  nnd  nachkommen, 
auch  alle  diejenigen;  so  bei  der  kgl.  rcgiem^g  des  reiche 
Schweden  hemaimmals  sein  werden: 

1]  Anfenglich  und  znm  ersten,  dass  oftermelte  Ritt :  u. 
Ldseh.  andi  sUmbtUohe  stinde  des  stilts  Ddrpt  bei  den 


ochsen  oder  ein  par  pferde  dienen 


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580 


biblischen  und  evangelischen  Schriften  der  h.  propheten  und 


fession,  &h  solchs  auf  diesen  alnie  jezt  wie  auch  hievor  s^e- 


dabei  geschuzet,  gehaiidhabet  und  erhalten  werden  sollen. 
Domit  auch  umb  so  viel  desto  fruchtsamer  jeder  menniglich 
in  Qottes  wort  unterwiesen  werden  möge,  als  soll  derjenige, 
welcher  säe  einen  Tisitatoni|  biaohof  oder  eaperintendeiiten 
doBelbüt  im  lande  von  uns  rerordnet  wirdet»  Terbonden  sein, 
nicht  allein  selbeten  obgedachte  biblische  und  erangellBohe 
lehre  zne  bekennen,  beM>ndem  auch  dergleichen  gedickte 
und  tüchtige  personen,  welche  in  der  prophetischen  und 
apostolpchen  lehre  und  bekantnus,  «owol  in  der  Augspur- 
gischen  confep^ion  wol  ffejrnindet  peiii.  in  allen  pfarren  nnd 
kirchspielen  in  einer  jeden  Visitation  doselbät  im  land(^  an- 
zuordnen. Wo  dann  auch  befunden  wirdet,  das  die  kirch- 
s^ielkirckeu  mit  rechten  getreuen  lelirern  und  predigern 
nicht  wie  akhs  gebaret  versorget  eeind,  als  soll  der  aaper- 
intendens  oder  biBchof  yermöge  trag^des  ambts  8<Mie  vn* 
dnchtige  personen  abemeechaffen  und  tüchtigere  an  denK 
selben  stotte  an  verordnen  macht  haben.  Do  es  sich  aus- 
begeben wurde,  das  sich  irgends  zwischen  den  kirchspiels- 
jnngkern  und  den  pastorn  nnwinen ,  hader  oder  zank, 
welcherlei  gestalt  dasselbige  geschnhen  und  LTg-ermi?  da- 
durch in  der  christlichen  versamblung  und  gemeinde  ent- 
stehen konte,  erhalten  und  erheben  möchte,  als  soll  ge- 
dachter biächol'  oder  »uDeriuiendens  neben  dem  Verwaltern 
des  Schlosses  Dörpt  solcoe  sachen  in  verhör  ziehen  und  nach 
befindung,  dass  der  prediger  in  setner  lehr  nnd  leben  nicht 
tachtig,  sondorn  sträflich  und  firgerlich  ist|  ihn  abschaffen; 
ist  aber  der  pastor  an  lehr  und  leben  nnstraflioh,  so  soll 
der  superintendens  nebenst  gedachtem  verwaltem  die  Sachen 
chriPtlich  und  guetlich  beizuelegcn  sioh  heflei?si^en.  Tm  fall 
aber  die  partheien  über  alle  angewandte  mittel  und  vleiss 
nicht  können  verglichen  bleiben,  alsdann  soll  der  pastor  von 
dannen  abgeschaöet  und  wo  nmglich  mit  einer  andern  ge- 
legenheit  widerumb  versorget  werden. 

2]  Weilen  auch  furnemblich  dohin  zu  trachten,  das?  die 
jugend  in  der  furcht  Gottes  wol  erzogen  und  dadurch  das 
geistlich  und  welüich  regiment  loblich  bestalt  nnd  befordert 
werden  möge:  als  haben  wir  ane  ansbrettnng  nnd  erhaltang 
der  ehre  Gottes,  anch  sne  sonderlichen  nuz  und  besten  der 
ganzen  provincien  Liffland  hiemit  und  kraft  dieses  brieÜB 
gn.  verordnet^  privilegiret  und  bestetiget,  das  das  alte  nonnen- 
closter,  in  der  Stadt  Dorpt  gel^n,  widenunb  erbauet  und 


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661 


ein  ooUegiun»  oder  hohe  schole  darein  fnndiret  nnd  ange- 
richlet  nnd  von  nun  an  bis  zae  immerwerenden  zeitlichen 
tagen  dazue  gebrauchet  werden  eolL   Inmassen  wir  dann 

auch  dieselbe  lande  und  leiite,  gueter  und  einkunften,  so 
von  alters  darunter  gehörig  g;ewe8en,  zue  Unterhaltung  der 
proi'essürn  und  amer  stndiosen  hiemit  widerumb  zugeleget 
und  verordnet  haben  wollen.  Und  wann  nun  ernantd  uon- 
nenclübter  derumaüaen  erbauet,  alädaun  wollen  wir  dasselbe 


nach  versehen  lassen. 

3]  Hieneben  coulirmiren  und  bestetigen  auch  wir  hie- 
mit und  craft  dieses  briefs  in  bester  and  bestendiger  form 
für  um,  unsere  erben  und  nachkommen,  auch  alle  dieienigen, 
so  künftig  bei  der  kgl.  regierung  des  reichs  Schweden  sein 

werden,  der  Ritt :  u.  Ldsch.  auch  sambtlichen  ständen  des 
Stifts  Dorpt  alle  ihre  uralte  verbriefte  und  versiegelte  piivi* 
legien,  freiheiten  und  immuniteten,  wie  dieselbe  nhamen 
haben  mögen,  sowol  auch  ibrn  alte  Verträge  und  beliebungnn, 
rechte,  gerichte,  gerechtigktnttm,  reces8e,  Btatuten,  christliche 
landsgewonheiten  und  gebrauche  und  was  denselbigen  mehr 


lauten  und  Innehalten  und  ihren  i^rfiidireu,  auch  ihnen 
Selbsten  von  bisohofen  sue  bischofen,  von  hemneisteirn*) 
me  meistern,  von  hei  ru  zue  herrn  verlehnet,  bewilliget  und 

gegeben,  auch  confirmiret  und  becreftiget  worden  und  sie 
bis  anhero  sembtlich  und  insonderheit  dabei  gehandhabet 

seind,  ^^leich  als  wann  dieselbe  hierein  austrucklich  ver- 
meldet und  einverleibet  weren.  Inmassen  wir  dann  auch 
wollen,  dass  ihnen  und  ihren  erben  und  nachkouimen  keini- 
gerlei  beschwernus  und  neuerung,  in  was  schein  solchs  her- 
nachmals  zue  einiger  zeit  geschehen  oder  erdacht  werden 
konte,  hierentjegen  znegefu^t  werden  soD. 

4]  Imgleichen  bewilligen  wir  auch  gn.,  dass  die  sf^[iil)t- 
liche  Kitt,  und  undcrthanen  des  Stifts  Dorpt  wegen  ihier 
TfttarlidieD  erbe,  desgleichen  auch  gekauften  und  anderer 
gestalt  wolgewonnenen  guetem,  nebenst  aufgericfaten  siegln 
und  briefen  und  allen  denjenigen,  dasue  sie  berechtiget  seind^ 
vor  sich,  ihre  erben  und  nachkommen  in  dergleichen  ge- 
rechtigkeit  und  freiheit  gelassen,  auch  hinfarters  dabei  ge- 
schu^^et  und  gehandhabet  werden,  nhn  sie  von  nlters  bero 
gfdi;il)et  und  ti:enoRsen,  ohn  jeinaads  eintrag  und  hiiidenmiz;, 
Dajegen  aollf'n  sie  verpflichtet  sein  nechst  voUenzibung  der 
obgedachten  von  ihnen  bewilligten  conditionen  gleichsfals 

«)  litrr  im  Or.  dr&berg««chri«bm. 


mit  loblichen 


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662 


des  rossdiensts  halben,  dasjenige  was  geborlich  ist  zue  tinm 

Tind  zTie  leisten,  die  Ritt  r  n.  Ldsch.  auch  solchs  jegen  uns 
bewilliget  hal)eu,  als  nemblich  wie  vorgemelt  von  fonfKehen 
geaiudcD  besetzt  ein  pferd. 

5"]  ppTTinacTi  auch  das  stift  Dörpt  wie  oberwent  an? 
sonderlicher  vpi  sehunL^  Gottes  in  unser  trewalt  o^ebraclit  und 
gleich  dem  fürstenthumb  Ehsten  der  chroii  Swedea  einver- 
leibt worden  nnd  dahero  die  Ritt  :u.  Ldscli.  auch  sen^litlicbe 
stende  desselben  stilld  aick  alö  iuuüediat^  angeborige  und 
inmpcNMe  gliedmassen  des  raidm  Soliwedeii  scliiildig  er- 
kennen nnd  achten,  anch  nünmennehr  dsron  rieh  iSsne- 
«mdern  gemeint  seind,  sondern  leib,  blnt  nnd  gnet  dabei 
anfznsezen  bestendiglich  za^;e8a|rt,  inmassen  de  daim  aitcJi 
bis  anhero  sich  wider  des  reichs  feinde  getrenlich  ge- 
brauchen ln!^scn  und  aller  tapfer-  und  bestendig-keit  beflissen: 
Als  woll(?ii  wir,  (lass  die  Rittiu.  Ldsch.  auch  seuiV^tliche  stende 
des  tiül'tä  Dorpi  mit  der  Harrischen  und  Wirischen  Ldsch. 
in  ein  corpus  einverleibet  sein  und  bleiben,  anch  sich  der 
Harriöckeü  und  Wirischen  rechten  von  dato  zue  ieder  zeit 
zu  erfreuen  haben  sollen.  Privilegieren  nnd  be&eien  sie 
demnach  hiemit  nnd  craft  dieses  hrie&  vor  nns,  «nseire 
erben  nnd  nadhkommen,  anoh  künftige  regicawnde  kaniee, 
regenten  und  herm  des  reichs  Schweden,  dass  ofteHneite 
Ritt :  u.  Ldioh.  aaeh  sembtUche  stende  sowol  auch  ihre  erben 
und  nachkommen  toti  nun  an  und  zue  immerwehrenden  zeit- 
lichen tagen,  80  lange  die  weit  stehet,  die  freiheiten  und 
rechten  der  land  Elarrien  und  Wirland,  wie  sie  vor  alten 
jähren  von  herrnmeistern  zue  meistern  gegeben  und  von 
ksl.  M*.  und  kgl.  M^  zue  Schweden,  auch  zuelezt  von  uns 
confirmiret  und  bestetiget  worden,  in  allen  ihren  und  jeden 
articnhi,  dansidn  und  pnnoten  enthalten  nnd  begnüfen  sela^ 
allemasBen  als  wenn  dieselbe  hierein  von  wort  me  wort 
einTerleibt  nnd  gesezt  weren,  unvermckty  frei  nnd  friedaand» 
me  gemessen  nnd  xne  gebrauchen  habeai  sollen. 

6]  Weilen  anch  kdn  reich  oder  landsohaft  ohn  geriohle 
nicht  sein  kann,  sondern  vor  aUen  dingen  dasselbe  an2a- 
ordenen  notig  ist,  damit  recht  und  gerechtigkeil  administriret 
und  gehandhabet,  auch  guete  policei  erhalten  werden  kann: 

Als  haben  wir  die  Ritt-u.  Ldsch.  des  Stifts  Dörpt  mit  dem 
geriehte  der  hmde  Harrien  und  Wirland  gn.  becrnadet  und 

Srivilegiret  und  wollen  demnach  hiemit  und  craft  dieses,  dass 
ieselbe  sich  vorthan  derselbigen  zue  immerwerenden  zeit- 
lichen tagen  zu  erfreuen  haben  und  nach  art,  iorm  und  weise, 
anch  Sitten  nnd  gebrauchen  der  Harrischen  nnd  Wirischen 
rechten  erkant,  gesprochen  nnd  geurtheiit  werden  soll. 


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Ö83 


Und  flomit  nun  ernante  gerichte  im  stift  Df^rpt  dero- 
gestalt  üblich  gemachet  und  gehalten  werden  mögen,  so 
haben  wir  die  edle,  ehmveste  und  mannhafte  unsere  liebe 
getreue  Georg  Stackelborg,  Reinhold  Taube,  Fabiau  Wrao- 
gel,  Herman  Wrangel,  Gnristoflfer  Stackelberg  rittmeister 
und  Dieterich  t.  Tiesenhausen  zue  eltisten  landrathe  oder  ge- 
ricbtpersonen  erstesmahlB  depntlret,  erwehlet  und  Terordenet 
und  wollen,  das  dieselbe  oder  nach  ihrem  tödlichen  abgang 
an  ihrer  stelle  und  sne  jederzeit  andere  ehrliebende,  gotts- 
farchtige  und  dazu  gequalificirte  personen  sein  und  in  bei- 
sein  unsres  befhelighabers,  welchen  wir  dosell)st  zue  Dörpt 
zue  jeder  zeit  gesazt  haben,  recht  und  gerechtigkeit  hand- 
haben und  nach  sitten  und  gebrauchen  der  Harrischen  und 
Wirischen  rechten  wie  oberwent  erkennen,  sprechen  und 
urtheilen  sollen. 

Zu  diesem  sollen  sie  ihre  geriebte  an  hals^  nnd  band- 
gerichte  gleichergestalt  nach  den  Harrischen  und  Wirischen 
rechten  sue  gebrauchen  macht  haben,  jeder  in  seinen  eige- 
nen, soweit  sich  eines  jeden  grenae  zne  wasser  und  lande 
erstrecket,  jedoch  daas  in  denen  Sachen,  so  leib  und  leben 
angehen  und  ihre  eigene  panren  sein  und  betreffen,  sechs 
Ton  adel  und  die  verwaltere  des  hauses  Dörpt,  welche  wir 
doselbat  zue  jeder  zeit  verordenen  werden,  darbei  sein  und 
also  rechtmesaig  geurtheilet  und  erkaiiL  werdcm  möge. 

Weilen  dann  auch  die  Hairiächen  und  Wii  ischen  rechte 
irermogen,  dass  niemands,  welcher  sesshafitig  ist,  nnerkan* 
iens  rechtens  nnd  vorergangene  genögsame  verhöre  verge- 
walAiget,  noch  mit  gefangnus  beschweret  werden  soll,  und 
aber  nun  jemands  Ton  adel  im  stift  Dörpt  sein  wurden, 
welcher  zuentjegen  seiner  eid  und  pflicht  wider  uns,  unsere 
erben  nnd  nachkommen,  imgleichen  das  konigreicli  Schweden, 
auch  (U'üjeuigen,  welcher  in  künftigen  Zeiten  der  regierung 
desselben  vor  sein  wirdet,  arglistiger  gefhar lieber  weise 
durch  sich  oder  andere  ichtswas  vorgehabet  oder  gehande- 
let haben  soll,  welchs  gleichwol  die  eltiötcn  Uadrathe  und 
Ritt.,  wo  sie  solchs  innewerden  und  erfahren,  bei  aeiten  abe- 
mwehren  und  zue  warnen,  auch  uns  und  unsere  erben  für 
allerhand  gefherlichen  Tornhemen  zue  handhaben  und  sue 
beschnzen  ^flissen  sein  werden  und  sollen;  oder  auch  son- 
sten  jegen  jemands  geclaget  wurde,  dass  er  sich  der  gebuer 
nicht  verhalten  bette-  Als  soll  der  oder  die^elbiVpri.  do  er 
oder  sie  liesizliche  lelH'iisIente  weren,  erstlich  citiret,  die 
nnbesizlicbc  ;üier,  welche  gleichwol  schildbar  sein,  in  burgen- 
handen  gcnuuimen  und  dann  hernachero  tur  unsern  ober- 
richtern  oder  verwaUei  n,  welcher  jederzeit  zu  Dorpt  sein 
wirdet,  sowol  auch  für  den  landrathen  desselben  stihs  für- 

MiUheiL  a.  d.  UvL  OesclUchU».  XVU,  3.  gg 


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584 


gestellt  werden,  die  sacheu,  dai  umb  er  oder  sie  beschuldiget 
und  auge^eben  werden,  genögsam  und  nach  notdurft  erkun- 
diget und  in  verhOr  gezogen  und  nach  befioduig  derselben 
gnmdliohen  gelegenheit  nach  der  lande  Harrien  and  Wirland 
gebrauchen  und  Bitten  geurtheilet,  aach  aladann  mit  gebn- 
render  straf  emstlioh  jegen  den  verbreeher  obn  eile  goad 
verfahren  werden;  wie  dann  auch  der  ancläger  alsdann,  do 
er  solche  chge  und  beschuldigung  mit  crrund  imd  warheit 
nicht  beibringen  und  erweisen  kann,  ebenmäsaiger  strafen 
soll  untergeben  und  gewärtig  sein. 

7]  über  dies  so  vergömieü,  bewilligen  und  privilegieren 
wir  auch,  dass  die  Ritttn.  LdBch.  des  stifts  Dörpt  am  thumb 
zue  Dörpt  gleicher  lieiheit  uud  gerechtigkeit,  allermaasen 
die  landsassen  in  Harrien  und  Wirland  am  thnmb  zoe  Berel 
haben,  yon  nan  an  geniessen  and  gebrancben  soUen:  wie  wir 
auch  dann  denen  von  adel,  so  sich  omb  ans  and  der  diron 
Schweden  wol  verdient  machen  and  daramb  anhalten  wer- 
dmif  pläze  und  rJtaune  darauf  zae  bauen  und  einwohner  da« 
rein  zae  sezen  gn.  eingeben  iasaen  w^^llen. 

8]  Was  aber  die  oeconomia  oder  wwaltang  des  schloe- 

sef  Dorbt  anlanget,  wollen  wir  darauf  rathen  einen  f^cl^we- 
disnhen  mann  oder  einen  eingebornen  Litl  leuder,  so  beider- 
seits dazu  tüchtig  sein  werden,  zue  b»  flirlhabem.  welche 
über  die  nnderthanen  des  stifts  Dorpt  von  uuBerntwegeü  der 

§ebuer  nach  regieren  und  gebieten  sollen,  zue  jeder  zeit 
araof  yerordnen  und  sezen  und  domit  alles  ordentlich, 
reohtmeesigy  wol  and  löblich  möge  zogehen,  so  soll  der  b<^ 
f  helighaber  des  Schlosses  die  verordente  landrathe  allzeit  zn 
rieh  zifaen,  auch  mit  dero  einhelligen  rath,  wissen  und  be- 
denken die  ambtleate  nach  gelegenheit  auf-  und  abzaeeezen 
macht  haben  und  uns  und  der  chron  Schweden  von  allen 
einkauften  des  stifts  richtige  rechnung  jährlich  zoe  thun  und 
abzuelegen  pflichtig  sein. 

93  Ks  sollen  aber  die  befhelighabere  aufn  schloss  Dörbt 
aber  die  Ritt :  u.  Ldsch.  dopelbst  nicht  mehr  oder  weiter 
zue  gebieten  macht  haben,  als  was  billig  und  der  Ldsch. 
freiheiten  und  recliteu  nicht  zuewidern  ist. 

10]  Imglcichen  verordnen  und  sezen  wir,  dass  die  re- 
vision  unserer  und  der  chron  Schweden  gueter.  sowol  auch 
derer  von  adel  briefe  und  sigel  durch  Schweden  and  Liff- 
Undische  von  add  knnftag  nnd  zae  jederzeit  bestillt  and 
Terrichiet  werden  soll. 

11]  Sobliesslicb  was  wir  auch  jezo  oder  kanfttff  er* 
achten  konneo,  dass  der  Ritt :  u.  Ldsch*  anch  sambtucheD 
Stenden  nnsers  and  des  reichs  Schweden  stifts  DOrpt  zae 


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685 


gedei  and  aufuehmen  gereichen  könne,  auch  sie  gelbsten 
zuer  Verbesserung:  Vermehrung  ihrer  Privilegien,  auch 
rechten  und  gerechtigkeiten  bei  uns  ansuchaug  thun  werden: 
80  wollen  wir  uns  auf  iedesmahl  gegen  oftermelter  Ritt:u. 
Ldscb.,  anch  ihren  orben  nnd  nacl&ommen  deromassen  in 


den  ihrigen  zue  spueren,  aneh  sambt  und  sonders  nns  jeder- 
leit  dafür  zu  danken  haben  sollen;  wie  wir  dann  ancn  hie- 
mit  und  craft  dieses  für  uns.  unsere  erben  und  nachkommen, 
auch  künftige  konige,  regenten  und  herrn  des  konigreichs 
Schweden  gn.  zuesagen,  dass  wir  vor  aller  vergewaiticrung 
und  zuespruch  mit  der  ehren  Schweden  uud  dero  under- 
thanen  eusersten  vermögen  nach  sie  jederzeit  durch  half 
und  beistand  des  allmechcigen  Gottes  schuzen  und  handhaben 
wollen;  darentjegen  werden  sie  znefolge  Torgedachter  ihrer 
znesage  jegen  nns,  nnsere  erben  und  nachkommen,  auch 
das  königreich  Schweden  und  diejenigen,  welche  bei  der 
regiemng  desselben  zne  jeder  zeit  sein  werden,  sich  hin- 
widerumb  deromassen  zue  verhalten  sich  befleissigen,  als 
sie  solchs  oberzeltermassen  versprochen  und  zugesagt  haben, 
solchs  auch  getreuen  und  gehorsamen  undersassen  wol  an- 
stehet und  billig  ist. 

Zu  mehrer  becreftigung  und  urkund  dieses  alles  haben 
wir  uns  mit  eigenen  hauden  unterschrieben  und  unser  fürst- 
lidi  secrei  hiemnten  anhangen  lassen,  Oeschehen  und  ge- 
geb^  anlh  schloss  Stockholm  am  tag  Margaretae,  war  der 
13.  monatstagk  Julii  nach  Christi  nnsers  herrn  und  hei- 
lands  gnadenreichen  geburt  im  eintausent  sechshundert  und 
andern  jähr. 

(L  s*  pend.)  Carolus  mp. 

Riga,  Li?l.  liitt :  arch.  Orig.  auf  Perg.,  Siegel  an  blangelber 
gefloohte&«r  Sefdeniehnor  in  illbenMr  KapMl,  auf  denn 
iunerorn  Rande  eingTftTievt  ist:  Oeorg  Stakwbeig,  B«inholt 


Taub  abgeBauten.  — 

Gedruckt,  doch  nur  Pkt.  3:  (Müller),  Li  vi.  Luadeti- 
privilegieu  (Lpz.  1841)  p.  57.  —  Bagge,  Samml.  v.  d. 
wahren  Natur  .  .  .  der  Guter  in  Ehst-  n.  Livl.  etc.  Reval 
fl7R2)  p.  176  unter  der  Überschrift  .Hz's,  nachmalen  Kg'ö 
(Juri  dof  IX.  Verdicheruüg  der  üitLerticiiaft  gegeben,  als 
Euvor  An.  1601  den  28.  Mai  in  Beval  der  Subjections- 
hande!  geschloseen  war",  zusnmTnon  mit  Pkt.  3  der  Re- 
solution vom  12.  Juli  für  die  Wendcnacbe  uod  Peru&uäche 
Kitt.  (nr.  80)  von  „Ea  lassen  aber  I.  fl.  DV  etc.  an,  and  zwar 
aaffaUender  Weise  diesem  so  anmitteUMursDgeschlossen,  als 
ob  es  gar  nicht  zwei  gesonderte,  ans  zwei  Schriftstücken 
von  gänzlich  verächiedeuem  Charakter  und  reohtlich  ver- 
■ohiedener  Tragweite  stammende  Punkte  w&reo. 


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586 


88,   Otto  V.  Vietinghoff  an  [Gf.  Johann  v.  Nassau*].  — 

Nienburg,  8.  Oct.  1602. 

Bericld  über  sein  Verhalten  bei  der  Übergebe  ^euhoMens 

an  die  Polen. 

Dl.  bgb.  fur3t,  gn.  herr  etc.  Demnach  gn.  fürst  und 
iierr,  habe  ich  nicht  umbgehen  mugeii  E.  fl.  D*.  wie  mei- 
nen gn.  herren  mit  meinem  schreiben  in  Ut.  ku  besncheiL 
nachdemmhaU  mir  diese  gelegene  botacbaft  Tori^fallen  and 
ich  erfharen,  dass  E.  fl.  D^  sich  wiederamb  m  ihres  ge* 
liebtes  vaterland  begeben').  Habe  zwar  vorlengst  gelegen- 
heit  and  mittel  gesnchti  an  K  fl*  zu  schreiben  mit  ver- 
ineldiiii^^ ,  wie  es  mir  sowoll  meinem  lieben  vaterlande  und 
allen  ehrlichen  redlichen  leuten,  Gott  bcs.^or-,  dim  h  diese 
unglückselige  verenderung  und  kriegeswesen  ergangen,  aber 
alao  keine  i^ewisse  botscbaft  l>ishero  nicht  haben,  viel  wei- 
uiger  eri'iiaieü  oder  wissen  mugen,  wo  E.  fl.  D".  anzutreffen 
sem  machten,  bis  ich  dessen  nun  von  z^ern  bericbtet  und 
Yerstendiget  vorden:  ds  habe  ich  E.  fl.  DK  in  Ut  omb- 
Btendiglica  vermelden  wollen,  ans  was  Ursachen  ich  dazu 
gekommeUi  dass  ich  mich  der  cron  Polen  wiederumb  habe 
ergeben  müssen.  Weilen  ich  nicht  aweifele,  dass  yiel  leicht- 
fertiger leiite.  denen  der  sacben  umbstende  nnbewust  oder 
mir  sonsten  nicht  gut  sein,  mit  uhnwarbeit  viel  lugen  und 
smeworth  wieder  mich  aussprengen,  ich  aber  allezeit  an 
E.  fl.  D*.  gespuret  und  befunden,  dass  sie  mich  in  allen 
gnaden  sein  gewogen  gewesen,  da  ich  dan  E.  fl.  D*.  nt. 
dank  vor  sage:  so  habe  ich  mein  zustand,  wie  es  mir  in 
der  warheit  ergangen,  E.  fl.  DK  in  Ut.  vennelden  woUeiL 
der  saverslcht,  E.  fl.  DK  wie  mein  gn.  herr  werden  vm 
mher  der  warheit  glanben  geben,  als  andern  lagenmaalen, 
die  nichts  mher  können  als  smehen  und  lestem. 

E.  fl.  DK  wird  ohn  zweifei  bewust  sein,  dass  mir  J.  fl. 
DK  Hz.  Carolus  auf  die  festung  Neihans  vor  ein  Rtadtlialter 
verordnet  8),  und  wie  I.  fl.  D*.  vor  Riga  wiedei  ninL  nach  der 
Pernow  abgezogen,  haben  I.  fl.  D*.  Hz.  Carl  auf  dieselbe 
vestung  zwe  fenlein  teutscher  Soldaten  zur  besatzung  auf 
mein  anhalten  verordnet,  weilen  solches  ein  gi'entzbaus  und 
ihn  demselben  in  acbt  zn  idiemen  nicht  weinig  gelten. 
Welche  Soldaten  dan  nach  I.  fl.  DK  abznae  nur  6  oder  1 
Wochen  alda  gewesen,  ich  ihnen  anch  in  boffiiang,  daas  sie 

Der  Adressat  ist  zweifellos  Gf.  Johauu.  Dazu  atiuimL  auch 
die  Stellong,  die  die  Livl&nder  überhttopt  ihm  gegenüber  einnahineii. 
Vgl.  den  Bericht  bei  Johann  Textor  in  Mittheil.  VIT,  UT 

Gf.  Johann  verliess  am  20.  Jani  Beval,  am  23.  Aug.  Stock- 
holm, am  3.  Oct.  Lübeck. 

s)  38.  April  and  wiederholt  9.  Juni  1601.  Bs  Beg.  f.  199; 


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887 


bei  mir  bleiben  worden  mit  gel  de,  kern  nnd  proviant  ans 
meinem  bentel  bei  zwe  mcmat  aoldnng  gereichet*).  Nadidem- 
mhal  aneh  die  redlicben  lente  Ton  1.  fl.  "DK  &,  Carl  das 
irige  also  Bchiunigk  nicht  erlangen  können,  weilen  aber  der 

veUher  mit  den  Polen  im  felde  zu  treffen  in  willen  gewesen, 
bat  er  die  teiitschen  Soldaten  durch  sein  schreiben,  welches 
ich  noch  zu  erweisen  habe,  schleunigk  wiederumb  nach  Vellin, 
da  dan  der  veltherr  mit  dem  andern  schwedischen  und  liff- 
leudiBchen  kriegesvolk  gelegen,  abgefurdert,  dagegen  mir 
geschrieben,  es  wurden  die  stadhalter  von  Dorbt  mir  ander 


Weilen  ich  mich  aber  des  lobl.  Teltherm  befferen  nicht  wieder- 
setien  können,  habe  ich  die  tentschen  soTdaten  wiewoll  mit 
grossen  beschwer  ungern  müssen  abshin  lassen.  Kachdem* 
mhaln  auch  der  veind  mit  gewalt  angedrungen,  sich  vor 

Weimar  gelagert  und  mich  «clion  bis  ins  Atzeische  gestriflfet 
und  ich  mich  in  ^dcichr-n  \  ei  uiuten  müssen,  dass  das  Neihaus 
auch  nicht  wurde  unangefochten  bleiben,  so  habe  ich  stark 
an  die  regenten  und  stadthalter  von  Dorpt  geschrieben,  zu 
etzlicheu  mhalen  sie  aufs  höchste  vermanet  und  gebeten, 
dass  sie  mir  nnsemnlich  gate  knechte  wiedmmb  an&  haus 
schicken  weiten;  ich  habe  aber  von  ihnen  aUeaeit  zweifei* 
bafte  Wiederantwort  bekommen,  hernach  aber  habe  ich  meinen 
diener  zwe  mhal  hingeschicket  umb  folk,  aber  nichtes  er- 
langet. Da  habe  ich  mich  selber  aofgemachet  und  wie  woU 
ich  etzliche  M-ochen  schwerlich  kraiX  gelegen,  und  ubel 
reiben  können,  habe  ich  dennoch,  da  es  nur  etwan  besser 
mit  mir  worden,  mich  nach  Dorpt  begeben  und  aufs  fleisigste 
nmb  gute  knechte  augehalten,  üa  haben  abermal  die  stadt- 
halter von  Dorpt  mir  gewiss  und  eigentlich  zugeoaget  aufm 
den  fosB  die  knechte  nachzuschicken;  wie  ich  aber  ihren 
werten  getranet  nnd  auch  nicht  lange  vom  hause  bleiben 
können,  in  hoflhnng,  dass  mir  die  knecht  strack  folgen  Söl- 
ten, da  sein  aber  etzliche  ta^e  nur  viertsigk  kaier  kerls,  das 
meiste  teil  jungen  nnd  bengef  hingekommen,  da  nicht  fünf  an* 
ter  gewesen,  die  ein  ror  recht  laden  oder  abschissen  können. 

>)  Am  9.  Oct.  1601  protestiert  der  Kastellan  von  Dorpat  HatUiiM 

Leuifk  vor  dem  Burggrafengoricht  in  Ritra  [St:arch.  Fracrm  protoo. 
jud.  burnrah.  !  f.  H26]  gegen  Otto  v.  VietinghofT,  Ileiuricli  Fuikenberg 
ood  8taui8luus  Noiiharl,  weil  äie  uiclil  nur  die  zu  Neuhüuaeü  geliorigen 
Höfe  Boeen,  Hsenn*  nnd  Bea^a  (=  Roeenhof,  Sennen  udcI  Banfe), 
Bnnrlcrn  rmch  <len  ganzen  Distrikt  von  Neuhauaen  verwüstet  und  aus- 
geraubt, dann  die  Burg  Nenhaasen  belagert  and  eingeDomtneu,  während 
der  Bülagerang  aber  von  allen  nmliegenden  Höfen  sowohl  das  Vieh, 
Pferde  lud  OeMdo,  als  anoh  wu  der  Borg  andere  HobiUen,  Silber- 
Sachen,  wegjjenommen  liätten ,  welchen  Schaden  er  im  Ganzen  auf 
20000  fl.  schätze,  and  bittet  diese  Protestation  den  Akten  des  Bnrg- 
grafengerichts  eiosnverleibeD. 


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588 


Nftehdon  ieh  aber  geMlieni  daas  leh  mit  den  lentiieii 
nbel  ein  festung  halten  wurde»  habe  ieh  Adam  Sdirapfer, 
den  hauptman  von  Atzel,  wiedemmb  nach  Dorpt  abge- 
BchicV'  t.  weil  ich  selbs  zum  andern  mhal  schwerlich  krank 
befallen,  dass  er  bei  den  stadthaltem  noch  umb  mher  volk 
anhalten  ?oUe.  Derselbe  aber,  wie  er  zu  Dorpt  kommen, 
ißt  PT  aliLi  L^eblieben  und  sich  auf  Atzol  nicht  leriirfr  tretipn 
wolt  n,  mir  aber  geschrieben,  es  wurde  mehr  volk  geschickei 
werden.  Darauf  ich  immer  gewartet,  sie  sein  aber  ausge- 
blieben und  durch  der  stadthalter  von  Dorpt  veräeumnos 
und  nachlessigkeit  nicht  geschioket  worden. 

Inmittelst  aber  die  Polen  neher  heran  gedrungen,  wege 
nnd  Strassen  yorleget  und  besetz,  dass  niemand  hin  und  her 
kommen  mnge;  ich  habe  woU  zo  dreimhalen  tentsche  nnd 
baoren  mit  schreiben  nach  Dorpt  abgeschicket,  sie  haben 
aber  nicht  durchkommen  mugen,  sondern  sein  anch  etzlicbe 
schreiben  von  den  Polen  aufgefangen  worden,  daraus  ?ie 
dan  erfharen,  dass  ich  kein  volk  aufm  hause  gehabt  und 
derhalben  etwas  nehr  sich  an  das  haus  gelagert,  die  Stras- 
sen verleget,  ja  bat  der  oberste  Fareusbach  und  der  ^afe 
von  Ostwrogk  einen  schwedischen  trommeter  nebenst  ein«n 
schwedischen  rittmeister,  Moonas  |1:  Magnus]  iTcrson  genant, 
in  der  nacht  heimlich  an  die  wacht  abgefertiget,  mit  ihnen 
spräche  m  halten  nnd  sie  zq  ermanen,  dass  sie  sidi  dem 
konige  ans  Polen  als  ihren  rechten  herren,  dem  de  geschwo- 
ren betten,  m  [!]  ergeben,  man  wnrde  ihnen  solches  in  allen 
ffnaden  vergelten.  Dai  auf  den  aiuii  die  wacht,  denen  ohn 
das  nicht  umbs  hertze  gewesen  sich  zu  wheren.  denselben 
boten  ein  gut  beschedt  gegeben,  sieh  gutwilligk  erboten,  sie 
soUeu  nur  getrost  heranüi  ingen,  sie  wolten  keinen  schuss 
auf  sie  thun,  man  solte  sie  dessen  versichern,  dass  sie  mit 
dem  leben  davon  passiren  selten;  wofeme  idi  das  haus  in 
der  gnte  nicht  anrgeben  weite,  so  wolten  sie  mir  mit  dem 
bette,  da  ich  damals  krank  gelten,  Tor  die  pforte  hinunter 
tragen  nnd  in  ihre  hende  übergeben  und  also  das  hans  nber- 
ffeben.  Solche  ihre  anschlege  aber  oder  dass  sie  mit  dem 
feinde  spräche  gehalten,  i-t  mir  zwar  unwissend  gewesen, 
bis  hernach  meine  eigene  diener  darüber  zu  masse  gekom- 
men, dass  sie  von  der  wacht  mit  den  Sch\*eilru  von  der 
polnischen  Seiten  unter  der  pforten  spräche  gehalten.  Wie 
ich  aber  solches  orf hären,  bin  ich  von  hertzen  ubei  daran 
gewesen,  dass  ich  damals  schwerlichen  krank,  zudem  anch 
mit  solchem  Tolke  beladen  gewesen,  die  ihre  wacht  also 
hielten,  dass  sie  mit  dem  feinde  t^lidi  spräche  von  der 
manren  hielten;  was  sie  aber  for  anscnlege  zu  beiden  theilen 
gehabt,  ist  mir  verborgen  gewesen. 


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589 


Henuftdi  aber  die  Dorptaohen  erfharen,  daBs  die  Polen 
das  bans  mit  erast  gedachten  aasafechten  und  auch  bedacht, 
dasa  das  haus  schwach  yon  Tolke  besetzet  were,  da  haben 
sie  an  einen  teutschen  fenrich  mit  nhameii  Folix  Mantenfel| 
welcher  mit  etzlichen  teutschen  knechten  auf  Kirimpe  ge- 
legen, geschrieben,  dasa  er  mit  seinen  knechten  da=^  Neybaus 
besetzen  solte.  ihm  atich  einem  scbottschen  capetein  mit 
nhainen  Matias  Hebron  von  Dorpt  zugeschicket,  derselbe 
solte  mit  den  knechten  von  Kirimpe  nach  Neuhaus  kommen 
und  das  haus  einnhemen  und  besetzen.  Und  weilen  die  re- 
genten  von  Dorpt  weil  apnhemen  können,  dass  dnreh  ibre 
naohlesngkeit  das  bans  blosB  gelassen  nnd  derhalben  kunf- 
tigk  von  1.  fl.  Hz.  Carl  muchten  zu  rede  geaetz  werden, 
haben  sie  dem  capetein  befholen,  so  balde  er  aa&  bans 
kommen  wurde,  solte  er  mich  mit  weib  und  kind  ermorden 
und  umbriTi<?pn,  da«  raeinige  wan  ich  bette  unter  sich  teilen, 
den  herren  stadthaltern  aber  auch  ihr  teill  davon  zukommen 
lassen.  Die  tentsclien  kneclitc  alx-r  von  Kirimpe  haben  nicht 
nach  den  NeycnhauHc  kumiai'n  wollen,  sondern  weil  ein 
zimiiciier  vurrai  alda.  au  provianc  geweseo,  haben  sie  dick 
Yormeinet  Sbrimpe  za  erhalten  oder  solches  mit  sich  nach 
Dorpt  za  Inren.  Der  capetein  aber  ist  allein  anf  Neihans 
ankommen,  hat  stracks  die  schwedischen  knechten  in  der 
nacht  zusammen  gefordert,  sein  befhelich  nnd  TOmemen 
ihnen  vermeldet,  auch  einen  eid  von  ihnen  genommen,  dass 
sie  ihm  in  diepem  seinem  vorhaben  getreulich  hülfe  leisten 
wolten.  Sie  aber,  die  obn  das  bist  m  rauben  und  schelm- 
stack  anzurichten,  haben  ihm  getreuen  beistand  zugesaget, 
ihren  rhat  beschlossen,  dass  sie  vuu  dem  an  gelegenheit 
suchen  wolten,  mu-  mit  allen  teutschen,  der  au  wehrhaften 
leaten  nur  14  personen  gewesen,  sambt  weih  nnd  kind  nn- 
▼ersehens  zn  nberiallen  nnd  nmbznbringen« 


bis  der  höchste  Qott  noch  einem  erwecket  ans  ihrem  mittel, 
der  an  solchen  mortlichen  bubenstuck  keinen  gefallen  ge- 
hat,  der  mir  solches  offenbaret,  was  so  über  mich  beschlossen. 
Da  ich  aber  ^o?ehe)i.  dass  ich  mit  solchem  volke  sei  bela- 
dengewesen, die  mher  )>pdacht,  wie  sie  mich  ermorden  und 
umbringen,  als  die  ve«ätiiij*:k  iurm  feinde  verthedigen  muchten, 
bin  ich  von  iierlzen  clrubttr  besturizet  worden,  nicht  desto 
weiniger  mit  meinen  guten  gesellen  unser  Sachen  anch  etwas 
in  acht  genommen,  tilg  nnd  nacht  nns  mher  ftur  denen,  so 
bei  nns  anf  dem  banse,  als  fnr  dem  feinde^  der  ausser  der 
manren  gewesen,  hüten  nnd  vorsehen  mossen,  dass  ihnen 
also  ihr  m<Mrtlich  und  schlennigk  vomemen  nicht  gelingen 
kdnnen,    Unterdess  aber  ist  mir  ein  schreiben  zu  banden 


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Ö90 


koromrn,  welchem  der  eine  atadthalter  tod  Dorpt  Aloff  Stralea 
an  Gredachten  schottischen  capetein  cr^^^'^'h rieben,  denselben 
ermauet,  er  solu^  demselbem  treulich  uachkomraen.  w.i-  ihm 
von  ihnen  befholen  worden  und  mir  ja  sampt  den  meinigen 
kein  gnade  er7.eigen,  sondern  ums  leben  brincren.  Welche» 
schreiben  ich  noch  wolverwaret  jedermenuiglich  zeigen  kan, 
wie  ich  von  den  ehrvergessenen  hüben  sei  gemeinet  worden, 
d«8B  sie  mir  also  den  tetzeii  Ion  davor  geben  wollen,  da» 
ieh  die  vestongk  sambt  den  kriegealenten  10  monat  auf 
mein  eisen  uncosten  j9ie.  Carl  erhalten,  da  mir  dan  von 
I.  fl.  Hz.  Carolen  kein  einig  pfenig  weder  za  der  knechte 
besoldungk  oder  zu  der  vestungk  unterhalt  ist  zugeben 
worden,  sondern  habe  auch  die  heuser  Ronnenburgk  und 
Marieiiburgk  von  dem  meinijen  proviandiret  und  erhalten 
und  also  alle  das  meinige  und  mein  euserstes  vermugen  hinan 
gestrecket,  was  ich  noch  auf  dieser  seile  ubrich  gehat,  in 
hoffnung  andere  belonung  von  I.  ü.  Hz.  Carlen  davor 
zn  gewarten  als  dasselbe,  dass  mich  die  Dorptschen  stadt- 
halter  ohn  schnlt  nnd  rechtmessige  orsaoh  also  schlenmg 
haben  wollen  zur  danksagun^  ermorden  lassen,  damit  rie 
auf  mir  alle  schult  von  sich  wenden  muchten,  ich  auch 
I.  fl.  D*.  Hz.  Carl  oder  jedermenniglichen  nicht  vermelden 
kunte,  dass  durch  ihr  nachle^f^ii^keit  sie  ur«ach  i^^efreben 
betten,  dass  die  festun^r  ^^Iso  hat  müssen  ul>(TLi:ebt  u  werden, 
Sie  süken  ihres  cunktuens  und  ihres  geitzes  so  üeisig  nicht 
gewartet  haben,  sondern  viel  mher  I.  fl.  D'.  Sachen  in  acht 
genommen  uiui  aui  diu  heuser  gute  volker  und  was  dazu 
were  notigk  gewesen,  verordnet,  solches  hette  ihn^  mher 
rhnm  bei  L  fl.  D^  und  allen  redlichen  lenten  eegeben  nnd 
die  henser  hetten  sich  auch  besser  halten  nncT  zur  gegen* 
wher  schicken  können,  als  hernach  geschehen. 

Weilen  zwar  die  kriegealente  also  bei  mir  stehen  wollen 
und  ich  mich  solch  einer  bezalung  von  denselben,  so  billich 
leib  und  leben  bei  mir  aufsetzen  solteu,  hal  K^  zu  vermuten 
ehabt,  und  auch  daneben  keinen  entsatz  gewust  zu  be- 
ommen,  ist  mir  auch  unmuglich  gewesen  mit  14  personen 
teutschen  eine  vestung  vor  einer  solchen  gewalt  zu  verthe- 
di^en,  etzliche  auch  von  denselben  Finnen  und  Schweden 
bei  drei  nnd  vieren  über  die  manren  alle  nacht  zn  dm  Polen 
gefallen,  etzliche  sich^  auch  zu  dem  Mosoowiter  begeben* 
Derhalben  zwar  ans  diesen  uberzeleten  Ursachen,  ans  noher 
not  gedrungen  und  ans  keiner  leichtfertigkeit,  habe  ich  die 
festungk  mit  condition,  weilen  ich  kein  ander  mittel  oder 
erettun^'' vor  äugen  gesehen,  dercron  Polen  aufgeben  müssen. 
Welte  Gott,  dass  ich  gute  leute  bei  mir  gehabt  hette,  ich 
wolte  viel  lieber  ehrlich  vor  meinem  veinde  gestorben  sein. 


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691 


als  mich  mit  gute  ergeben  haben  ^  weil  ich  aber  also  wie  ob- 
gedacfat  von  meinen  beihabenden  knechten  sei  gemeinet  wor- 
aen,  habe  ich  auch  bedenken  gehabt  bei  denen  mein  leben  zn 
wagen,  die  mich  selbs  also  mortlich  und  seheimiseb  gemeinet, 
nnd  danke  also  I.  g.  Gn.  dem  lobl.  feltherren  der  cron  Polen, 
der  mich  als  ein  lobl.  herr  ff  ehalten,  was  sie  mir  sogeeaffet. 

Ich  hette  well  ebe  genoffet,  dasr^  der  himmeT  fnnen 
wurde,  als  dass  wir  arme  betrübte  Liefi  lender  also  in  unser 
pu^ersten  DOt  von  I.  fl.  D*.  Hz.  Carl  so  selten  sein  verlassen 
worden.    I.  fl.  D*.  haben  uns  ziigesapret  und  geschworen, 
bie  wolten  uns  also  bcliutzeü  uüd  verthedigeu,  daas  wir  und 
unsere  nachkommen  ihm  ewig  selten  danken:  wie  aber 
solohee  geecheheni  sein  wir,  Gott  sei  es  geklaget,  mit  nnserm 
groesen  nnd  merklichen  scnaden  zn  fnnde  kommen,  dass  in 
nnserm  vaterland  solch  ein  ^oss  jammer  und  klegÜeher  zu- 
stand itziger  zeit  ist,  also  in  keiner  historien  Ton  anfangk 
der  weit  jemals  erboret  oder  gelesen  wird,  dass  ein  land 
also  kleglich  und  jemmerlicli  verheret  und  verwüstet  worden, 
wie  itziger  zeit  dis  arme  IjiefTland.    Es  ist  das  ungluck  und 
jammer  dieses  landes  mit  menschenzungen  nicht  auszu- 
sprengen, da  alles  ohn  unterscheid  erschlagen,  verbreuuet 
nnd  umbgebracht  wird,  dass  man  auf  so  viel  meil  weges 
keinen  lebendigen  mensehen  zn  sehen  bekommet  nnd  man 
an  etsliehen  ortom  nicht  weis,  ob  lente  jemals  alda  gelebet 
oder  gewonet  haben,  ja  die  nicht  sein  umbgebraohi  worden, 
dieselben  sein  durch  bnngersnot  also  jcmmerlichen  umb- 
kommen,  dass  unter  den  armen  baursleuten  die  eitern  ihre 
kinder,  die  kinder  ihre  eitern,  man  und  weib  einander  ge- 
fressen, ja  auch  die  diebe  ans  den  galgen,  die  misstheter 
von  redern,  ja  die  todten  au»  den  grebern  an  vielen  orten 
von  deu  armen  leuten  aus  gi'osser  noth  sein  gefressen  worden, 
dass  von  ewigkeit  nicht  ist  in  der  gantzen  weit  gehöret 
worden.  Wir  haben  so  lange  anf  L  fl.  D^.  Hz.  Carls  entsatz 
gewartet,  dass  teglich  meine  arme  landslente  dmber  nach* 
einander  an^eriemm  werden,  dass  ein  bans  wird  nach  dem 
andern  eingenommen,  die  leute  an  banren  nnd  Teutschen 
werden  umbgebracht,  die  nicht  erpcldagen  werden,  tödtet 
der  himger.    Wir  hetten  woU  gehoffet  der  entsatr  solte  so 
lange  nicht  ausgeblieben  j-eiu;  es  hat  schon  über  ein  jhar 
gewheret,  ist  auch  noch  nicht  kommen;  was  es  verhindert, 
mag  der  liebe  Gott  wissen.    Uns  ist  viel  anders  zueesaget 
worden :  es  ist  dazu  kommen  durch  diese  unvermutli(S)e  ver* 
endemng,  dass  wir  nicht  allein  nicht  errettet,  sondern  gantz 
nnterdmoket  nnd  Tertilget  werden. 

Es  lieget  itz  d^s  polnische  kriegesvolk  mit  grosser 
macht  zn  äkle,  gedenken  nicht  ehe  ans  Lief  land  zn  zhin, 


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m 


sie  haben  dan  gaotz  Liflaüd  in  ein  corpus  wieder  erobert 
und  zusainiiieiibracLt,  aoch  das  eingeDommeD,  was  zavor 
nidit  |>o]ni8ch  gewesen.  Ich  kan  S.  fl.  D*.  den  iemmeriiclieii 

zustand  dieses  armen  landes  nicht  gnugsam  sdbreiben,  Gfott 
im  hohen  himmel  mag  sich  ein  Bihw  der  übrigen  erbarmen, 
Grott  weis,  wer  noch  das  ende  unsers  nnglucks  ist.  Wolte 

Gott,  dass  1.  fl.  n*.  Hz.  Carl  sich  1>e«?er  bedacht  ht^tten 
und  den  unglückseligen  krieg  kein  mhal  hettcn  angefangen, 
wen  wir  nicht  mher  frommen  davon  hetteo  haben  sollen, 
als  dass  wir  in  solch  unwiderbringlichen  Verderb  und  nn- 
^luck  durch  denselben  sein  gesturtzet  wordcu:  ob  solches 
in  der  gantzen  weit  I.  fl.  Hz.  Carlnm  p]  rhom  geben 
wird,  setoe  ich  an  seinen  ort,  dass  wir  so  jemmertich  sein 
verlassen  worden. 

Weilen  mir  auch  weitleuftigk  beikommen,  als  dass  L 
fl.  D^.  Hz.  Carl  auf  mir  schmenen  nnd  mich  an  meinm 
guten  Tihamen  G^reifen  sollen  wegen  dessen,  da^s  ich  mich 
den  Polen  wiederumb  ergeben,  so  bitte  ich  E.  Ö.  wie 
meinen  gn.  herren,  den  ich  mir  in  gnaden  gewogen  allezeit 
gespuret,  E.  fl.  wolten  deshalben  an  Hz.  Carolum  schrei- 
ben, ihn  auch  freundlich  ermanen,  dass  1.  fl.  D*.  mir  unver- 
horter  Sachen  nicht  schmehen  oder  an  ehr  oder  gelimpf 
greifen  wolten.  Ich  erbiete  mich  dahin,  dass  idi  mien, 
wen  es  L  fl.  Hs.  Carl  begeren,  ohn  scheu  mit  warfaeit 
erlichen  verantwortend  will,  und  bin  der  hoffnnng,  wen 
I.  fl.  J}K  Hz.  Carl  mein  gegenberieht  und  entschuldigong  hören 
werden.  T.  fl.  D*.  werden  mit  mir  znfirieden  ?pin  und  viel- 
mher  die  schult,  dass  die  veatung  aufgeben  worden,  den 
stadth altem  von  Dorpt,  welche  das  haus  mit  guter  besatzung 
entblüset  und  versenmet,  beimessen  als  mir,  auch  zudem 
wie  ein  veratendiger  herr  das  auch  nicht  rhumen,  dass  mir 
also  schelmisch  und  mortlichen  ohn  Ursachen  nach  dem  le- 
ben getrachtet  worden.  Ich  schaue  kein  recht  odergebhnr- 
lidie  reohtmessige  yerantwortung,  ich  weis  mich  Ckvtt  lob 
gnugsamlichen  su  rerantworten  und  mit  ihren  eigenen  schrei- 
ben gnugsam  zu  beweisen,  wesB  die  schnlt  sei,  dass  das 
haus  nicht  ist  gehalten  worden.  Ich  habe  mich  nicht  grosser 
gnade  oder  gunsten  bei  den  Polen  zu  vermuten  gehabf^t, 
dass  ich  mich  ihnen  G^utwillig  a«?  leirhtfertigkeit  hette  er- 
geben mugen,  sondern  ich  habe  das  gewust,  dass  sie  mir 
also  feind  gewesen,  betten  sie  mich  ohn  condition  und  unter- 
haudelung  des  iu  Gott  rhuhenden  seligen  herreu  obersteu 
FarensbMhi  meines  lieben  sohwagern,  bekommen,  sie  hotten 
mich  woU  mit  tausent  sangen  lerrissen,  dass  ich  swar  da- 
mals weinig  lust  gehabt  mich  den  Polen  wieder  zu  ergeben. 
Wenn  ich  nicht  die  grosse  untren  an  den  schwedischen 


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I 


kuechtea  und  deü  Dorptschen  stadthaltern  gespuret  nnd  er- 
fharen  hette,  ich  wolte  mich  lieber  aufm  dem  hause  in 
stnoken  habon  sendsen  lassen,  als  daas  ich  mich  auf  ebeii- 
tear  den  Polen  wieder  geben  nette. 

Nachdemmhall  ich  aber  solche  untreu  vermerket  und 
befunden,  wie  ioh  sei  gemeinet  worden,  wird  mir  auch  kein 
ehrlicher  mensch  verdenken,  dass  ich  mich  wieder  zu  den 
Polen  geschlagen  habe.  Da  es  aber  nber  hoffniiTipr  ^fe^Ichehen 
wurde,  dass  mich  I.  fl.  D'.  hinder  mcinein  nicken  au  meiiiüiu 
guten  nhamen  schmehen  wurden,  so  wurde  ich  verursachet 
werden,  meine  uiischuli  liiuwieder  schriftlich  jedermenniplich 
durch  die  gantze  well  kunt  zu  thun,  wie  ich  dazu  gekommen, 
und  was  ich  dan  auch  darin  setzen  wurde,  kante  vieUeicht 
I.  fl.  Hs.  Carlen  aoch  nicht  allerseits  wolgefallen.  Ich 
kaa  es  noch  nicht  eigentlich  wissen,  wolte  alMr  auch  woll 
selbst  an  I.  fl.  Hz.  Carlen  geschrieben  haben,  und  meine 
Unschuld  umbstendiglichen  vermelden,  darf  aber  solches  ohn 
erlanbnuss  und  vorwissen  I.  kgl.  M*.  und  des  lobl.  polni- 
schen vpltheren  nicht  ins  werk  ricliten  diirffen  [!].  Der- 
haiben  habe  ich  an  E.  fl.  D*.  wie  meinen  gn.  herren  schrei- 
ben wollen,  mit  gantz  dienstl.  bitte,  E.  fl.  D*.  wolte  meinet- 
halben au  1.  Ü.  I}\  Hz.  Carlen  öchreiben  und  dieoeu  meiuem 
warhaftigen  gegenbericht  und  entschuldigung  vermelden 
und  schrifUichen  zu  wissen  thnn.  So  balde  iä  erlanbnnss 
Yon  meiner  hohen  obrigkeit  bekommen  kan,  will  tob  selbst 
an  I.  fl.       Hz.  Carlen  zu  schreiben  nicht  unterlassen. 

Schlisslich  vermelde  ich  £.  fl.  DK,  dass  diese  stunde 
warhaftic:o  zeitung  mir  zukommen,  das?  Weipsenstein  auch 
von  den  Schweden  sei  aufgeben  worden.  Die  rernaw-^chen, 
Dorpschen  und  die  auch,  so  auf  Lais  sein,  tractiren  auch 
schon  mit  den  polnischen  veltheren,  erbieten  sich  zu  er- 

geben,  woieru  inen  die  condition,  so  sie  vorgeschlagen,  zu 
alten  zugesaget  werden,  weilen  sie  nach  dem  entsatz  lanK 
ffewarteti  noch  nicht  wissen,  wen  er  derselbe  kommen  wird. 
Was  sich  nun  I.  fl.  D*.  Hz.  Carl  vor  frommen  mit  einemung 
dieses  armen  Lieflandes  gethan,  wird  S.  fl.  nnd  das  rei<£ 
Schweden  am  besten  wissen;  wir  arme  einwoner  muchten 
es  wünschen,  dass  wir  unser  leben  langk  I.  fl.  nhamen 
hir  in  Jffland  nicht  betten  nennen  hören,  also  dergestalt, 
dass  wir  nicht  bessern  frommen  davon  hetten  haben  sollen, 
als  wir  nu  befinden.  Die  Polen  nemen  sich  des  krieges- 
wesen  also  an,  dass  warhaftig  über  dreisigk  tausent  man 
schon  im  felde  sein  und  noch  teglich  mher  folk  dazu  kommet; 
sein  gentzlich  geschlosseni  die  Narre  nnd  Bevel  anch  an» 
mfechten  nnd  nnter  die  cron  Polen  wbl  bringen,  dass  also 
das  nnglnck  ons  nicht  allein  treisn  wird,  sondern  es  werden 


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594 


woll  mher  orter  dieses  unnötigen  krieges  entgelden  müssen. 
Wir  arme  Liflender  sein  durch  diesen  unnötigen  und  an- 
vermutlichen  kriegk  in  solch  gross  ungeluck  gesturtz^  dass 
mit  menschenzungen  kaum  auszusprechen  ist,  und  sieht  dar- 
nach aus,  weil  die  Polen  so  viel  umb  Lief  landes  willen  thnn, 
dass  schwerlich  ein  redlicher  Lieflander,  wofern  noch  Irgent 
einer  beim  leben  uberbleibet,  das  seine  besitzen  wird,  Gott 
sei  es  im  himmel  geklaget,  wir  kommen  unschuldigk  zu 
dieser  unglückseligen  verenderung;  betten  woll  errettung 
gehoffet,  nu  hat  es  sich  ins  euserste  verderbung  verkeret. 
Dieses  habe  ich  E.  fl.  D*.  als  meinem  gn.  herren  aus  be- 
trübten hertzen  in  Ut.  nicht  bergen  wollen,  mit  gantz  dinstl. 
bitte,  E.  fl.  DK  wolten  hiraus  meine  warhaftige  Unschuld  gn. 
vermerken  und  mein  im  besten  bei  L  fl.  DK  Hz.  Carl  und 
allen  redlichen  leuten  hohes  und  niedriges  Standes  gedenken, 
dazu  auch  mein  gn.  herr  allezeit  bleiben,  sich  meine  person 
sampt  den  meinigen  in  allen  ferner  lassen  befholen  sein,  die 
ich  dan  hiemit  etc.  Dat.  Nienburgh,  d.  8.  October  ao.  1602. 

E.  fl.  D*.  untertheniger  diener  allezeit 

Otto  von  Vitinkhoff. 

Stockholm,  B:ark.  Livonica,  Vol.  QiL  Orig. 

H4>   Verzeichniss  derer  vom  adel,  witwen,  waisen 
und  einwohnern  aus  dem  Überdüniscben  fürstenthumb, 
so  auf  dieser  selten  unter  der  crone  Schweden  vor- 
handen*),  [ca.  Frühjahr  1602.] 

Wendischer  kreis.      2.  *Fromholtv.üngeren erben. 

L  *  Fabian  v.  Tiesenhausen   2.  *Otto6rothau8en  von  der 
erben.  Meselau. 


1)  Die  Anzahl  vou  IM  Namen  wird  auf  2B  reduciert,  wenn  man 
berücksichtigt,  das  nr.  8  mit  or.  13  mit  59^  nr.  Ii  mit  41^  nr.  IS 
mit  84^  nr.  34^  mit  6L  nr-  äfi  mit  fi2  identisch  zu  sein  scheinen. 

Vgl.  dasn  den  polnischen  Index  schwediBcher  Anhänger  in  Liv- 
land  vom  J.  1602  (8itE:Ber.  1894  p.  ä3  ff).  Die  in  beiden  Ver- 
seichnissen genannten,  oder  im  Index  indirekt  bezeichneten  Personen 
sind  in  dem  hier  mitgeteilten  durch  *  kenntlich  gemacht. 

Znr  Datierung  dieses  Verzeichnisses  ist  zu  bemerken:  Frombold 
V.  üngern  (nr.  2),  hier  als  verstorben  aug'egeben.  wird  Anfang  Febr.  1602 
erschlagen  (vglTBasswurm,  Ungern  II  552);  Reinhold  Bonmg  (nr.  36). 
nach  dem  Vera,  noch  am  Leben,  füllt  zwischen  Nov.  1601  und  März 
(incl)  1602  (Hiaerne,  Mon.  Liv.  I  392).  Der  Schreiber  mag  seinen 
Tod  noch  nicht  erfahren  haben,  als  er  das  Verz.  zusammonstollte. 
Dies  dürfte  darnach  aber  um  diese  Zeit,  im  Frühjahr  1602,  geschehen 
sein.  Dazu  stimmt  auch  die  Naroeureihe  in  dem  zwischen  Ende 
Februar  und  Anfang  «Juni  ICÜ2  abgofassten  polnischen  Index. 


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596 


4.  Antonis  Klotb. 

5-  Berteidt  Sesswegeu  erben. 

*Johanii  V.  Tiesenhausen 

erben 

L  Froraholt  v.  der  ßorcb, 

Ewoldt  von  Mehden. 
SL  Hiiirich  v.  Ungeren  von 

Assoten. 
1£L  Fabian  v.  Ungeren. 
LL  Haus  Rebinder  erben  und 
witwe. 

12-  *Detlof  V.  Tiesenhausen. 

13-  Wolter  v.  Tiesenhausen. 

14.  *  Engbrecht   v.  Tiesen- 
hausen. 

15.  Rotcbert  v.  Tiesenhausen. 

16.  *Fromholt   v.  Tiesen- 
hausen von  der  Sanssen. 

Ü  *GerdtDenhofl' witwe  und 

erben. 
liL  Hinrich  Rehbinder. 
Id.  Joban  Klingspom. 


2(1  *Toma8  Bock. 
2L  *Nödingk  erben. 
22-  *  Engelbrecht  Meck. 
2^  Jost  Kloth. 

24.  *  Philip  ührader. 

25.  Bartelat  v.  Wissen. 

26.  *  üeinrich  v.  Ungern  von 
Fistehl. 

2L  *Fromholt   v.  Mengden 
erben. 

2E.  Johan  Platters  witwe  und 

erben. 
29,  *Jorgen  Nöttken. 
3(1  Hans  Nöttken. 
äl-  *Tepel8  erben. 
32.  *  Walter  Szacke. 
33»  *Claueö  Paikel. 
34.  Berendt  Nieman. 

35-  Hans  Tues  (?)  erben. 

36-  Reinholt  ßöning. 

3L  *Johan  Witten  erben. 
38-  Wilhelm  Polman. 


*)  Über  den  Tod  dieses  Mannes,  des  früheren  Ritterschafts- 
hauptmauQS,  deu  die  Foleu  selbst  als  deu  „omoiam  aoteBiguauua" 
des  ganzen  Abfalls  ansahen  (vgl.  Index  L  o.  p.  93),  verdient  hier 
folgendes  bemerkt  zu  werden.  Bisher  wissen  wir  nur,  dass  er  An- 
fang 1602  bereits  verstorben  war  (vgl.  des  Bannerherro  iL  v.  Tieaeo- 
hausen  Schriften,  Aum.  159).  Aber  er  wird  auch  schon  21.  Oct.  1601 
als  der  „sei.  Job.  v.  1.  zar  Berson"  vor  dem  Bnrggrafcngenoht  in 
Riga  bezeichnet  (St:arcb.  Fragm.  protoc.  jud.  bnrgrab.  1  f.  331). 
Es  scheiut  mir  nun  sehr  wahrscheinlich,  dass  er  in  dem  Treffen  bei 
Kokeuhusen,  I!L  Juni  1601,  gefallen  iat.  Eine  zeitgenuasische  Kelatiou, 
die  „Warhaft.  a.  gmndtl.  beschriebang  des  itziiten  betriebt,  kriegs" 
(Mittheil.  XVII  142),  führt  unter  den  Gefallenen  resp.  Gefangenen 
(„von  denen  gar  weiuigk  gefangen'')  auch  einen  Tiesenhausen  an 
und  zwar  ohne  Vonmmeu,  mit  dem  Zusatz:  ,,und  dergleichen  gross 
heuser".  Es  ist  fiir  den  Verf.  der  Relation  „der  Tiesenhausen", 
unter  den  vielen  diese«?  Namens  eine  bekannte,  hervorragendere  Per- 
sönlichkeit; er  kann  damit  kaum  einen  anderen  meinen  als  Johann 
V.  T.,  dessen  er  vordem  auch  mehrfach  erwähnt  bat.  Ausser  ihm 
nennt  er  nur  noch  zwei  Tiesenhausen,  Fabian,  der  am  22i  Mai  bei 
Brla  fiel,  und  Gotthard  Johann  r  dieser  aber  stand  auf  polnischer  Seite, 
Mödlich  wäre  nun  freilich  auch,  dass  Johauit  v.  T.  in  Gefangenschaft 
genet  und  dann  bald  darnach  starb.  Die  Relation  dräckt  sich  hier 
nicht  ganz  klar  aus,  sie  nennt  Gefallene  und  Gefangene  durchein- 
ander. So  sind  die  a.  a.  O.  genannten  Georg  Krüdener  und  Hermann 
Wränget,  wie  wir  wissen,  gefangen  wurden«  Franz  v.  der  Warda  da- 
gegen gefallen.  Von  Jobann  v.  T.  ist  aber  nach  dem  Juni  auch  iu 
der  gleichzeitigen  Korrespondenz  niemals  mehr  die  Rede. 


596 


Der  Döptische  kreis. 

39.  Gteorge  Stackelberg  der 
alte. 

40.  Adam  Schrapffer. 

4L  Engelbrecht   v.  Tiesen- 
hausen. 

42-  Berendt  v.  Scharenberg. 

43.  HermanWrangel  der  alte. 

44.  Johan  Wrangeis  erben. 
45»  Reinholt  Engels  erben. 
46.  Goswin  Anrepp. 

41.  Jost  Tauben  erben. 

48.  Jörgen  Stackclberg  der 

jünffer. 
49»  Wolter  Kurseis  erben. 
5(L  Koberdt  v.  Woldeck. 
5L  Magnus  Brumer. 

52.  Claus  Knrsell. 

53.  Mangnus  v.  der  Lude. 

54.  Fabian  Wrangel. 

55.  Merten  Bormans  erben. 
56u  Lubberdt  Kamby. 

5L  *  Engelbrecht  Kawer. 

58.  Dierich  Kawers  erben. 

59.  Wolter  v.  Tiesenhausen. 

60.  'Johan  üxkuls  erben. 
6L  Berend  Nimandt. 

62.  Reinhold  Böningk. 

Der  Pernawsche  kreis. 

63.  *  Johann  v.  Bosen  erben. 
64»  Ewaldt  v.  Mehden. 

65.  *  Jörgen  Krüdner. 

66.  Hinrich  Krüdner. 
62.  Otto  V.  üngeren  von 

Orell. 

68.  Hinrich  v.  Rosen. 

69.  Kerstan  v.  Rosen, 
lü.  Mangnus  v.  der  Pähl. 
11.  *  Jörgen  Aderkass. 


12.  *  Hinrich  Kosskels  erben. 

13.  *Johan  Pattkull  von 
Posen. 

14.  Hans  Buddenbrock. 

15.  Heinrich  v.  Falkenberch. 
76.  *  Hinrich  Buddenbrook 

erben. 
TL  Otto  Buddenbrock. 
IK  Jürgen  Wrangel. 
19.  *ReinholtAnrep  vonSzor. 
BÜ.  Reinheit  Anrep  von  B.0- 

penhof. 
SL  Jürgen  Pattkull. 

82.  *Johan  Pattkull  von 
Kegel. 

83.  *Froinholt  PattkuU. 

84.  *  Hinrich  Rehbinder. 

85.  *Godert  Strieck  erben. 

86.  Mangnus  Strieck. 

87.  Casper  Ermes  erben. 

88.  Berendt  Helfrecht. 

89.  Andres  Kosskull. 

90.  Jorgen  Kosskull. 

9L  *  Jorgen  v.  üngeren  zu 
Pirckels  erben. 

92.  Wolmar  v.  Ungern. 

93.  *  Jorgen  v.  üngeren  von 
Eckenangeren. 

94.  Schierstetens  erben. 

95.  Huhenpoth  (?)  erben. 

96.  Casper  Tiesenhausen  von 
Szasen. 

97.  Helmych  Anrep. 

98.  Bwalt  V.  Fietinghoff. 

99.  *Everlacks  erben. 
100.  Farenholt  erben. 

lOL  *  Walter  V.  Düren  erben. 
102.  Philip  Sass. 
lOB.  Reinholt  Sass, 
104.  Wühelm  Sass. 


Stockholm ,  B  :  ark.  Oxensüernska  saml.  Handlin^r  oin  Lifl. 
1561 — 1623.  Kopie,  uudut.  —  Id  dorso:  .Verzeichoia 
der  Ritt,  des  Überdüoischeu  fürstenthambs.  Oopia.' 


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j 


Personenregister. 

Anmerkung:  Nicht  berückßichtigt  wurden  die  Namen  der  Ver- 
seidmisse  in  den  Anm.  auf  S.  iSÜ.  51L  &5i  und  von  nr.  M  auf 
S.  fi94  f.;  ebenso  der  puaaim  genannte  Herzog  Karl  von  Sudermannland. 
—  Die  Zahlen  bezeieluien  die  Seiten,  ein  n  dahinter  die  Anmerkungen. 


Ackerstat!',  Thomas,  &^ 
Aderkas,  Georg  v.,  bMh 
Ahnen,  Heinrich  v.,  achwed.Rittm., 
43h. 

Alefeldt,  Gosik  v.,  55& 
Anrep,  Johann  v.,  achwed.  Rittm., 
476. 

—  ReJnhold  v.,  schwed.  Feld- 
marsehall, 5f)7  IL 

Bedenfeld,  Johann  v.,  5i9  n. 
Bendson,  Helie,  563. 
Bengtsson,  Johann,  schwed.  Rittm., 
477.  m 

Bielke,  Svaiite,  Reichsrat,  &2(L  IL 
Blankfeldt,  Frams,  d.  Ä.,  Mä. 

—  Christoph,  5f;8. 
Bock,  Thoina«,  dIü. 
Bockholdt,  liauä,  m  85.  (Buch- 
holz) 54a  IL 

Borch,  Werner  v.  d.,  511. 
Boye,  Georp,  544.  ZL 
Brahe,  Maguuä,  Gf.,  Reichsrat,  &2Ü. 
IL 

Brakel,  — ,  51£L 
Brink,  Ma^nn^,  554.  56. 
Buxböwden,  Klaua,  55^. 

Cawer,  s.  Rawer. 
Classon,  Hans,  schwed.  Admiral, 
&I2. 

Cliieason,  Jöran,  571. 

Clettuw,  .schwed.  Kapitain,  572. 

Clodt,  Stephan  (?),  562. 

Delwig,  Ewert  v.,  zu  Thoal,  estl. 
Landrat,  ilL  514.  IL 

—  Frau  V.,  510. 

Dembin.^iki,  Matthias,  4TL  7K  509. 

M  IL 

Dönhoff,  Gerhard  v.,  SÜCL  501  f. 
6Ö4.  8.  9. 

—  Otto  V.,  öoa 

—  Christoph  v.,  510» 

—  Frau  des  Heinrich  v.,  51Q. 


Dücker,  Daniel, schwed.  Leutn., 56^ 
Dumpian,  Wolmar,  554.  56. 

Eiche,  Laurentius,  Rig.  Obersekret., 
504  n. 

Eke,  Nieolaus,  Rig.  Bürgerm.  488. 

604  n.       IL  5öfi  u. 
Erich  XIV.,  Kg.  von  Schweden, 
52L 

Eriksson,  Jöran,  570.  71. 

Fahrensbach,  Jürgen  v.,  470.  75.  liL 

ILZ8.51Q.24iLßlf.88. 
Falkenberpr,  Hermann  v.,  614  il 

—  Ileinrich  v.,  5>il  il 
Fegesack,  s.  Vegesack. 
Ficke,  Niclas,  m  5ÖÖ.  9.  ID. 

-  Hans,  549  n* 
Finke,  Godik,  571. 

Gaden,  Wolmar  v.  d.,  549  n. 
Gierraundsson,  Nils,  schwed.  Rittm., 
477.  19- 

Godemann,  Jacob,  Rig.  Syndicus, 
504  ü. 

Golenbiewski,  Michael,  poln.  ünter- 

starost  auf  Pernau,  4äS. 
Goreski,  — ,  poln.  Offizier,  562. 
Gottberg,  Jacob,  schwed.  Unter- 

admiral,  514  n. 
Gronfeld,  Bemt,  549  u. 
Grotthnss.  Reiuhold  v.,  schwed. 

Hittm.,  53L  5L 
Gyllenhielm,  Karl  Karlsson,  466« 

68.  m 

Hahn,  Frau  v.  (Hansche),  4IL 
Hastfer,  Detlef,  414.  15. 
Hebron,  Matthias,  schwed.  Hptm., 

559.  OL 

Hermann,  Pfarrherr  in  Wolmar, 
4fi9. 

Uilchen,  David,  5üa  5. 9.  ML  6L  62. 
Hill,  Jacob,  schwed.  Rittm.,  498  u. 
541. 


598 


Höveln,  Wilhelm  v.,  schwed.  Leatn., 
m  99. 

vom  Hofe,  Kaspar,  Rig.  Bilrgerm., 

fiOi  IL 

Holstein,  s.  Johann  Adolf. 
Horn,  Karl  Hendriksaon,  Statthalter 

in  Reval,  im.  OK 
zur  Horst,  Hans,  n<>4.  L  9* 
Hnils,  Jacob  (HüLsen?),  5:30. 

Johann  Adolf,  Hz.  von  Holstein, 

Johann,  Gf.  von  Nussau-Katzen- 
ellenbopen,  nf^H.  51.  5L  06  f. 

Iwerson,  Muguui»,  tbinläud.  Edel- 
mann, 562.  SS. 

Kantelber^,  Tonnies,  530. 

Karkowski,  Matthia«,  501. 

Karl  Philipp,  Uz.,  ä^il 

Kawer,  Ludbert,  471.  571. 

Keifer,  Heinrich,  5^  u. 

Klot,  Anton,  49ä. 

Korff,  Nikolaüs  v.,  Starost  von 

Kreutzburg,  5iiL 
Krakow,  Martin,  schwed.  Hptm. 

auf  Ronneburg,  5<>4. 
Krüdener,  Georg  v.,  531.  ÜL  (Jür- 

gjn)  fiß  IL  IL  HL 
erthold  v.,  5B3. 
Knithausen,  Hans, 
Kursel,  Klaus,  55B. 

La  Daetorn,  schwed.  Rittm., 

LarsHon,  Mais,  571. 

Lejonhufvud,  Moritz,  Gf.  von  Rase- 
borg, 55L  m  IL 

Leniek,  Matthias,  poln.  Castellan 
von  Dorpat,  5öl  ii. 

Liesnowski,  poln.  Offizier,  5fil  f. 

Lindersson,  Anders,  Reichs-Feld- 
marschall,  571. 

Liveu,  Heinrich,  schwed.  Rittm., 
42fi  ü.  98.  5ßfi  ü. 

Loewenwolde,  Gerhard  v.,  554. 

Luggenhusen,  Gerhard,  55S. 

—  Hans,  55(). 

Maier,  Johannes,  Rig.  Sekretär,  5111 
MantenSel,  Felix,  schwed.  Fähn- 
rich, 589- 
Maximilian,  Erzhz.  von  Oesterreich, 
52L 

Medem,  Ewald  v.,  ^ 
Mengden,  Johann  v.,  520. 

—  Wolniar  v.,  56L 
Metztacken,  Fromhold  v.,  4fi9. 
Moritz,  Prinz  von  Oranien,  506 ü. 528, 


Nielsson,  Jons,  schwed.  Offizier,  5Z2> 
Nötken,  Jürgen,  Leutn.,  fiSiä. 
Nonhart,  Stanislaus,  5^ 
Nykirch,  Hans,  schwed.  Qaartier- 

mstr.,  ^2  Q. 
Nyrot,  Hans,  556. 

Ofi*enberg,  Lorenz,  5iä.  50. 
Oldhöveling,  Franz,  485. 94.  ^ 

Fahlen,  Fabian  v.  d.,  469. 

—  Jacob  v.  d.,  d.  Jüng.,  476.  IL 
5aL 

—  Jürgen  v.  d.,  57L 
Patkul,  Fromhold,  5IiL 

—  Johann,  47f>.  80. 
Plettenberg,  Magnus  v.,  530. 

Radziwill,  Georg,  Fürst,  519. 
Ramel,  Heinrich,  poln.  Rittm.,  4Z5. 

am 

—  Margaretha,  geb.  Plater,4I5. 
Ribbing,  Erik,  571. 
Ringemuth,  Johann,  kurl.  Edel- 
mann, 4ZL  28. 

Riuaberg,  Hans,  Älterm.  d.  gr. 

Gilde  in  Riga,  [>Qi 
Rolandt,  Jacob,  4^  549  n. 
Rosen,  Johann  v.,  480. 

—  Georg  (Jürgen),  549. 

—  Geoi^,  zu  ü.xküll,  530. 
Ryning,  Axel,  Reich.sadniiral,  570. 

Schad,  Kersteu,  schwed.  Rittm., 
477  29. 

Schaffhausen,  Wilhelm,  4^ 
Scheel,  Joachim,  schwed.  General- 
admiral, 471.  554).  11^ 
Schenking,  Otto  v.,  B.  von  Wenden. 
425. 

—  Georg    V.,   Oeconom  von 
Dorpat,  482.  öa.  505. 

Schniülling,  Frau,  510. 
Schrapfier,  Adam,  Hptm.  auf  Adsel, 

483.  85.  SL  89.  9L  98  tt. 

548  f  .  56.  6L  15.  ffl. 
Schulmann,  Robert  v.,  xtL 
Schwartz,  Jacob.  556. 
Schwartzhoff,  Johann,  48.^. 

—  Wilhelm,  483.  85.  54ä  iL 
Sigismund  August,  Kg.  von  Polen, 

517.  18. 

Sigismund  IH.,  Kg.  v.  Polen,  520. 
22. 

Stackelberg,  Georg,  v.,  544.  GL  IL 
15.  bä.  ^ 

—  Christoph,  Rittm.,  ^56.^ 
Starbeck,     ,  Ö6L 


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599 


Btepb&n  Batory,  Kg.  von  Polen, 

Straffen,  Wilhelm,  m 

Strale,  Oluf,  »chwed.  Oberst,  5iL 

OL  m 
Stuert,  Thomas,  562. 
Stryck,  Dietrich,  zn  Mönnierkorb, 

eatl.  Landrat,  41L  n71. 

Taube.  Konrad,  51Ö.  IL 

—  Ueinhold,  5M.  ÜL  öiL 

—  Wilhelm  Friedrich,  128. 
Tepel,  Bertram,  achwed.  Oftiaier, 

481. 

Tiesenhansen,  — ,  476. 

—  Detlüf  V.,  zu  Erla,  553. 

—  Dietrich  v.,  zu  Kongtal,  554. 

—  Ellert  V.,  514 
Kii*,'elbrecht  ▼.,  Rittm.,  554. 

—  Fabian  v.,  zu  Adlehn,  4iJ5. 
%.  äL  äH.  im.  51L  14.  IL 

aa  4fi  IL  iJ5  ü. 

—  Froinhold  v.,  d.  Alt,  53Q. 

—  Fromhold  v.,  zu  Fenten,  53il 

—  Fromhold  v.,  zu  Märzen,  53CL 

—  Heinrich  v.,  poln.  Rittm., 478. 

—  Heinrich  v.,  483.  ^ 

—  Johann  v.,  früher  Ritt:hptm. 
514ii.l5f.  aü.aL44.45. 
4fi  m  ä5  D. 

—  Johann  v.,  zu  Tiraen,  4Sß. 


Tiesenbausen,  Kaspar  v.,  496.  SL 
51Ü. 

—  Kaspar  v.,  zu  Neusa,  Rittm., 
554.  56. 

—  Keraten  v.,  4ÖÖ 

—  Wolter  V.,  4a&  n. 

Tod  wen,  Wilhelm  v.,  514  il  63. 
Tornei,  Frau,  510. 
Truppen,  Johann,  483  (Torphen). 
549  ü. 

Uexküll,  Otto  V.,  Feldmar8chaU.489. 
Ungern,  Heinrich  v.,  zn  Fisteolen, 

53a  4a  f.  5Ü. 
Urader,  Matthias,  494  n.  5QL 

Vegesack,  — ,  52D. 
Vietinghoff,  Gerhard  v.,  K6. 

—  Otto  V.,  402.  Ö3.  ML  95.  96» 
9L  99.  514  n.  4tL  5Ö.  59. 
61  f .  d4.  öü  f. 

Weiher,  Ludwig,  poln.  Oberat,  4ZQ. 
28. 

Wenthiiig,  Tonnies,  609. 
Wiegan^  Otto,  549. 
Woldeck,  — ,  482. 
Wolf,  Georg,  kurl.  Edelmann,  ITL 
Wrangel,  Äloritz,  Rittm.,  4ZL  29. 

—  Fabian,  556.  83. 

—  Hermann,  542  n.  49.  83. 
Wulf,  Gabriel,  53a 

Zamoiaki,  Johann,  poln.  Feldherr, 

56L 

Zwttifieln,  WiUielm  v.,  424.  25. 


Ortsregister. 


Adlehn  49L 

Adael  482.  83  Q.  b5  f.'SL  89.  92  ü. 

549.  56.  6L  SL  8S. 
Allendorf,  469. 
Anzen  486.  8L  ^  4.  9.  6L 

Berson  496.  96.  546  n. 
Burtnek  416  u. 

Calmar  462. 

Cremon  428.  m  5Q9.  48. 

Dorpat  41L  13.  14.  25.  8L  83  f . 
m5ÖÖ.39.52.6Lmi2f. 
82  f. 


Eichenangem  469. 
Eifaborg  46L 
Erla  428  n.  98.  530.  46  ü. 
Ermes  56Ü. 

Falkenau  539. 

FelUn  AIH  539.  54.  63.  82. 

Uapsal  539. 
Helniet  428  n.  56a 
Hochroaen  476.  509. 

Jürgensbnrg  509. 

KarkuB  428  n. 

Kirchhoim  51L 


I 


600 


Kiimnipä  5fili  SQa 
Kokenhuseu  428  il       IB.  09. 

Koken  47»  m 
LaiB  4m  593. 

Lemnal  4Ü1L  ^  ZiL  fi(L  gSä.  4& 
Linkopiii^  4^7. 
Lude  mL 
Ludseii  495.  9L 
Lublin  bliL 

Mtrlenbarir  4bÜ.  öL  öö.  ÖlL  911  f. 

9^  9£l  51L  541  Bö.  filL  Ü2. 64. 
Mojan  &Ü9.  4tL 

Nabben  4fi9.  80. 
Narvu  5m  9a. 
Neuermuhlen  511. 
NenhaoBeu  55Ü.  5^1  59.  fiQ.  £1. 64. 
86  r. 

Neawenhof  477. 
Nienburg  (?)  594. 
Nitan  5^ 

Oberpahlen  425.  55L 

PadiB  529. 

Pernaa  4ÜÖ.  9L  93.  539.  43.  52. 

23.  15. 
Pernig«!  469.  SO. 
Purkeln  469. 

Ranzen  507. 
Raage  5ä2  il. 


Re?al  484ii.51Q.14.I5ux3L34. 
39.44.45.46iL4L52.m. 

84.  93. 

Riga  41ö  11.  iö.  ÖÖ.  94.  aÜO.  3.  4. 

mi5f.  39.5L  52.62.il. 
Rodenpois  498. 

Ronneburg  412.  28  n.  JiL  5Ü9.  64. 
Roüp,  (jross-,  509.  4Ö. 
Roop,  Klein-,  ^  ^ 
Rosenbeek  5()9. 
Rj-senhüf  5M7  n. 
Roaitten  495.  91.  üOL 

Salis  55L 
Segewold  49ä.  509. 
Sennen  502  u. 
Serbigal  49L 

Seäfiwegeu  495.  96.  90.  99. 
Smilten  4äL  92  il 

Snnzel  49Ö. 

Stoekbolm  564.  66  u.  ä5. 

Tirsen  496.  9L 
Treiden  506.  47.  48. 
IVikaten  42L 

Walk  42H  ii. 

WeisaeuHtein  42L 12. 74.r>ft6.58.9:V 
Wenden  425.  26.  2L  2Ö.  93. 94.  95. 

98.  50Ü.  9.  42.  49. 
Wolmar  47b.  77.  78.  89.  92.  93. 

531.  4L  6Ö.  8L 
Wjborg  46L 


Berichtignugen. 

S.  302  Z.  4.  V.  u.  lies:  dem  Rath  wahrscheinlich  bereit«  den  3.  Sep- 

tember  J[Sits!.-Ber.  d.  rig,  Ges.  1886,  lOG]. 
S.  522  lies:  Olettow,  statt  Cletton. 


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iRkalt 


belle 

Ein  Verzeichniss  der  nach  dem  Jahre  1438  dem 
Lubischeo  DomkApitel  übergebeaen  Urkunden  des 
Rigischen  Erzstifta.  Mitgetheilt  vou  Alexander 
Berge ngriiü  und  bearbeitet  von  Philipp 
Schwartz  401—462 

Zur  Geficbiehta  der  livUndischen  Ritter-  and  Land- 
schaft 1600—1602/  Briefe  ood  Aktenstncke. 
Von  Dr.  Fr.  Bienemann  jnn   463 — 600 


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