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Full text of "Schriften"

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Schriften 





Verein für 
Geschichte des 
Bodensees und 



des 

3mm für §ttyii&it 

öcs $obtnftt$ nnb feiner Umgebung. 



5J 




JITit einer (Tafel. 



iinfiau i. £$. 

»ommifiion«oetlofl oon 3ol). Sfjom. Stettner. 
1904. 



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t>orberid>t. 



^nbem wir tjiemit bat 88. fxft itnfrer S$erein«f Triften ben $&nben unfrer oerebrten 

üftitglieber übergeben, bitten wir um Stferjeitmng, baß n>ir feit einigen datyren 
biefelben an biefer ©teüe ju begrüßen unterlaffen fwben. <S« gefcf)a(>, weit niä)t öiel 
ju fagen aar, ma« bie flefer nidjt außerbem fdjon auf anberm SBege erfahren bitten. 

Seit beut Oabje 1900 fwt ftd) tn bera ^erfonale ber ©orftanbfäjaft einige» ge* 
änbert: an ©teile be« ben 2. Hpril 1901 öerftorbenen $errn $ofrat l'ubnug Ceiner ift 
§err SRebiginalrat Xb,. £ ad) mann in Ueberltngen jum jmeiten ©etretär, unb an 
©teile be« ben 7. ftebruar 1903 öerftorbenen $errn ®. Sreunlin beffen ©otyn $err 
Sari ©reunlin, üaufmaim in 8riebriä)«b,afen, jum ffaffier unb jugleiä) jum Jlufto« 
ber Sammlungen be« herein« gemault morben. 

©a« ben «eftanb ber übrigen SWitgtieber be« «uv>fd)uffe» anbelangt, fo ift bei 
ber (5rneuerung«n>abl be«felben burd) bie 3abre«oerfammlung am 80. SCuguft 1908 für 
ben jurürftretenben $errn ©aron Corner oon fmttenbad) $err Dr. Solfart, ©tabt* 
Pfarrer in finbau, jum ftetloertretenben SDlitglteb für ©atyern ernannt morben. 

Ueber ben Onfjalt ber bereit« ftarf angeroaä)fenen S?erein«bibtiotb,et gibt ber »on 
unferm öibliottjefar, $errn <£. ©djobinger, in feb,r praftifa^er unb überri^tUa^er 0orm 
bearbeitete unb im 3ab,re 1902 jum Drucf beförberte ffatalog allen erroünfd)ten «uf* 
fd>luß. SWödjten nun bie bereisten SWitglieber an $anb biefe« grünblid)en SBerjetdjniffe«, 
ba« ttjnen aßen feinerjeit eingebanbigt mürbe, redjt au«giebigen ©ebrauä) oon unfrer 
reichhaltigen ^Bücherfatnmlung matten! 

Slud) bie (Sammlung ber Antiquitäten unb ?(rd}it>atien au« bem Sobenfeegebiet 
nimmt in feljr erfreulicher SEöeife ju, wie man fid) bei ber ©efid>tigung berfelben im 
3abre 1903 mit Vergnügen überjeugte. Daß biefe ®egenftänbe al« fpred)enbe 3eugen 
ber SBergangenbeit in anfcbaulicber ©eife ben Wißbegierigen cor äugen geftellt »erben 
f imnen, ift bem ÜBerrin ermöglid)t burdj bie fortbauernbe ÜWunifijenj ©einer 2Wa|eftät 
be« &3nig« t>on Württemberg, beren mir aud) in biefer 9?eit)e oon Oafjren un« 
erfreuen burften, unb ber mir mit tief gefülltem $)anfe an biefer ©teile gebenten. 

©oüte e« unfre tfefer intereffieren, roie bie JJaljl ber bem SBereinc angeljörenben 
SKttglieber ftd) feit bem 3ab,re 19uo wrdnbert l>at, fo geben mir in folgenber Tabelle 
barüber Slu«!unft: mn mi lgQ2 im igw 

»oben 249 240 233 239 222 

Sägern 54 53 63 G4 57 

»Claim 1 1 l.l 1 

SmtifrS Mci$ (übri ge*) 17 IG 18 25 23 

Ueöertrag 321 310~~ 315 329 303 



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VI 













1™»' 


1Q(U 






321 


310 


315 


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803 






1 


1 


1 


1 


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Ccftcrreid) 




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62 


62 


62 


64 


Stamänien 




1 


1 


1 


1 


1 


6<$n>eij 




58 


72 


75 


85 


78 




3 


200 


200 


191 


190 


188 












1 


1 






645 


646 


~ 645~ 


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636 



SBarum ba« Oatyr 1904 einen SRücIgang oon 83 ©erfonen gegenüber bem ©or* 
jabre aufjuweifen f)at, ba* wirb wobt bauptfücf|H<b in ber oermefjrten ber STobe«* 
fälle feine Urfadje finben. Cs« foüte inbeffen ben einzelnen SWitgliebern, in«befonbere 
ben |)erren Pflegern, feine ©d)wierigfeiten bereiten, bie dürfen burd) ©erbung neuer 
ÜRitglieber auftjufüllen. 

(£ine feb,r erfreulid)e SBenbung nimmt unfer 9ted)nung«wefen, wie ou« fotgenber 
Ueberfid)t ber einnahmen unb Hu«gaben fid) ergibt: 

1899 1900 1901 1903 1903 

SM. SR f. TOI «Di f. TOI. 

©muujnttn 3686.18 3913.34 4812.03 3126.70 4494.06 

«uöflafren 8459.08 3835.08 4777.79 2698.64 8350 .96 

Sorfalafl 227.10 78.26 34.24 428.06 1143.10 

2luSfd)uf? unb Staffier Iwben fid), tote ber Stugenfdjein lebrt, gefliffentltd) SD^üt>c 
gegeben, bie Oa^redbeft^ite, wie fie früher Dorfamen, ju oermeiben. Sßad) allen ©eilen 
bin, namenttid) in £>ru<ffad)en, trottete man barnad), (Srfparniffe ju mad)en, um ein 
beffere« ftinanjwefen ju erjielen. Unb ftnb mir aud) nod) ntdjt in bie Sage oorgebrungen, 
wo mir un« nid)t meljr fo beengt füllen muffen, fo ftnb mir bod) bem erfeb,nten >$iele 
um ein 3Rerfliä)efl näber gerüett. Äu« bem Ueberfdjufj be« Dortgen 9ted)nung«iabre« 
im Setrage oon 9Wt. 1143. 10 waren mir im ftanbe, unfre fd)webenbe ©d)ulb oon 
SKI. 1429.71 auf 9)H. 286.61 ju oerrütgern. 9lod) ein fo glücflidje« 9ted)nung«jabr, 
unb mir finb frei! ©eltngt e« und bann aud), mie e« ben Slnfdjein nimmt unb wie 
wir ju ^offett einigen @runb baben, unfre ßinnaljmen ju Dermefjren, fo werben wir in 
ber ©erfaffung fein, mantbe oon ben fernem Aufgaben be« ©erein«, auf bie un« unfer 
bodwerelnle ©räfibent $err ®raf .äeppetin ^m ©tiftung«fefte ben 17. 3uli 1898 
aufmerffam mad)te (f. §eft 23, <S. 5 ff.), intenftoer ju betreiben unb beffer ju unter« 
ftüfeen, al« wir e« in biefen lefetoergangenen Oabren ju tun imftanbe waren. 3n«> 
befonbre follte e« un« möglid) werben (wir müffen biefen belitaten ©unlt einmal berühren !), 
bie Merarifd)en ©eitrige, meldje für unfer ©erein«beft beftimmt finb, beffer ai« bi«b«r 
ju honorieren. ©Mr tonnten bei unfrer tnappen ftinanjlage fojufagen immer nur 
gratififation&reeife honorieren; infolge beffen ift e« oorgetommen, bafj unferm ©erein«* 
befte tüd)tige, ja »orjüglicbe Arbeiten entjogen unb anbern Organen, wetd)e lobnenbere 
Honorare auswerfen, jugewanbt würben. <S« ift eben nid)t jebermann in ber Sage, in 
folgen Dingen für bloße lobenbe Stnerfennung ober für ein ©eringe« in generöfer ffieife 
feine 3ett unb feine Straft bem ©ereine ju opfern, ©ei allebem bürfen wir e« als ein 
erfreulich^« 3 e * ( ^ en für ba« wad)fenbe 2lnfet)en unfre« ©erein« betrauten, bog jefeo mebr 
a(« früher afabemlfd)e tfebrer fid) ^erbetCaffett, mit wiffenfdjafttid)en unb bod) populär 
gebaltenen ©orträgen unfre 3abre«oerfammlungen ju beebren. 



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VII 

(58 gereicht und fd)(iefjfidj $ur angenehmen "Pflid)!, ©einer Äöntgttdjen $ob,eü 
bem ©ro&f)erjog ftriebricfc öon «oben, 3b,ret Äöniglic&en $o^eit ber grau 
©rofjtjerjogtn 8uife oon öaben unb ©einer ftönigti$en $ol)eit bem <5rb* 
groj^erjog ftrtebridj öon 9aben für beren fjulbuotte ©eföenfe, fowie bem ©rof?* 
tjerjoglid/ babifdfen Äuttu«minifterinm für feine namhafte ©uboention ben tief 
gefügten Dant aufyuforedjen. 

Im JÄuffrage bea ©ErEinsausfdjups, 
S)et 6djrtftleiter: 
Dr. $tf«uttf* SReocr. 



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Prälat 6. Brünier 



0«d> (incm CiAidrurk im itm U<rUg 
der Tirmj C. Sarion l)J)d)l. in Kon[utiz. 



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Dr. (guftap Srugter, 

Prälat uno (Beiftl. Hat. 

(Uon Rechtsanwalt ß. Beyerle, Ronttan*.) 

Jim 13. September 1 903 ift aus unterm Derein und aus dem Ceben ein 
mann gefebjeden, der weit über das Gebiet feines irdifdjen ttlirkens hinaus 
einen klangvollen Uamen hatte: d«r «die Priefterjubilar am Ronftanjer 
münTter, Prälat Dr. Brugier. €r war feit mitte der 1870er labre bis )u 
feinem (Tode mitglied des öereins für 0etd)id)te des Bodenfees und wurde 
mehrfach, ju den vorbereitenden Styungen des erweiterten .Husfcbutfes bei- 
gejogen. Zwar bat er bei untern Uereinsverfammlungen keine Uorträge 
gebalten und in untre Refle keine biftorifeben Jluftäfte getebrieben, wobl 
aber war er für die lokale Gefliehte der alten Bifcbofsftadt am Bodenfee 
und für £rbaltung gefchicbtlicb und kunflgefcbicbtlicb bedeutfamer Denkmale 
diefer Stadt erfolgreich tätig und fchon infoferne ein verdienftvoller Jörderer 
der Zwecke unteres (lereins. Eben darum gebübrt ihm auch, naebdem er 
bingefebieden, ein öedenkblatt in unterm Uerelnsbefte. 

öuttav Brugier entflammte einer brauen bürgerlichen Jamilie von 
dauberbifebofsbeim Im badlfcben Unterlande, wo er am 18. Jluguft 1829 
geboren ift. Cr machte dort und fpäter in Ulertbeim als talentvoller Scbüler 
feine öymnafialkurfe und in Jreiburg i. Br. feine tbeologifdjen llnlverfitäts- 
ftudien. Arn 10. Jluguft 1852 In St. Peter jum Priefter gewelbt, erbielt 
er feine erfte JTnttellung an der katbolifeben St. Stepbanskircbe $u Rarls- 
rube als Raplan ; was beweift, dafj man an maßgebender kirchlicher Stelle 



X 



feine Befähigung frühzeitig ju fd>ätjen wukte. Don 1860 bis 1874 war G. Brugier 
Rlofterpfarrer in Raftatt, in weiter Stellung er nid)t nur in Religion, fondem aud) 
in £iteraturgefd)id)te und andern weltlichen lächern den Schülerinnen des Raftatter 
Jrauenklofters Unterricht ju erteilen hatte und die Gelegenheit nachhaltig benütjte, 
fleh )u einem vortrefflichen Schulmann h«ran)ubilden. Dort war es auch, wo er 
durch Herausgabe feiner fo praktlfd) und volkstümlich gefchriebenen „Gefchjchte 
der deutfdjen nationalliteratur" fid) jumal in Sd>ulkrelfen einen Hamen 
machte. Das bei ßerder in Jreiburg erfcblenene Clerk wurde vielerorts eingeführt 
und erlebte 3ahlreicbe Auflagen. JNs 1874 die Jinftalt der Raftatter Cehjrfrauen 
dem Rulturkampf )um Opfer fiel, wurde 6. Brugier von feinem Bifcbof auf die 
damals vakante fllünfterpfarrei )u Ronftanj defignlert. Die Berufung nach der in 
Jener Zeit von interkonfeffionellen Rämpfen beltngefucbten Bodenfeeftadt war nicht 
nach dem Gefctmiacke des überaus milden und friedfamen tTlannes. Dod) er 
gehorchte dem blfcböfllcben Rufe, und die Konftanjer — Ratholiken wie nicbt- 
kathoiiken — werden es ihm danken. Bat er doch während feiner langjährigen 
©irkfamkeit )u Ronftan) durch fein verföhnlicbes Olcfen, feine Urbanen Umgangs- 
formen, feine Selbftloflgkeit und Paftoralklugheit fo unendlich viel jur Beruhigung 
der Gemüter beigetragen, denn er dabei auch manche Anfechtung in Rauf nehmen 
mufjte, fo erbitterte es ihn fo wenig, als ihn der off vorgekommene fttikbrauch 
feiner faft fprid)wörtlid)en Treigebigkeit hätte bewegen können, dem nächstfolgenden 
Petenten die Band ju oerfcblieken. Seine Oiirkfamkeit in Ronftan) war nach allen 
Begebungen eine fegensreiche. £in IHann der Schule war er als Mitglied der 
ftädtifchen Schulkommifflon und als erjblfcböflicber Rommiffär des weiblichen £ebr- 
inftituts Zofingen, ein gründlicher Renner der alten und neuen Citeratur in der 
Rommiffion der flleffenbergbibliothek, ein Jreund der Jfrmen im tlerwaltungsrate 
der Ronftanjer Diftrlktsftiftungen und in der ftädtifchen Jtrmenkommiffion am rechten 
Platje und füllte feine Poften pflichthaft aus. In Betracht all deffen wurden ihm 
1899 aus ünlak feines 2 5 Jährigen Pfarrjubiläums und feines 50 Jährigen Priefter- 
Jubiläums von feiten Sr. Rönigl. Roheit dem Grokberjog ehrenvolle Jfusjeicbnungen 
juteil. Gleichzeitig wurde er von Sr. Heiligkeit Papft Ceo XIII. jum päpftlichen 
Bausprälaten ernannt. Die Trefburger Unlverfität bedachte ihn mit dem Doktortitel. 
Und dod), wie wenig hat 6. Brugier nach diefen Ehningen gegeijt ! €$ ift be- 
jeiebnend, dak er, als er allmählich feiner üuflöfung entgegen ging, einem geiftlichen 
mitbruder anlag, man möge ihm keine £eid)enrede halten, und, wenn es wegen 
des Rerkommens doch fein muffe, folle die Rede kurj fein und dürfe nur den 
Gedanken behandeln, dak er nun endlich feine Ruhe in Gott gefunden \)äbe. 
Der Ceichenredner liek es fid) aber gleichwohl nicht nehmen, dem Blngefcbiedenen 
im Hamen der verwaiften Pfarrgemeinde das Zeugnis ausstellen : 



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XI 



„Brugier war ein ideal angelegter mann, bcgciffcrt für alles €dle, Wahre, gute und 
Schöne. Oll getau|d)t, hat er das Uertrauen auf die men(d)heit nie verloren und i(t nie* 
mals hart geworden, mild und (chonend war er im Urteile. Wo in [chwierigen Oer« 
bSItniden der Uerttand oft keinen Ausweg mehr wufete, hat (olchen (ein Rerz gefunden." 

nun aber fei in Rur?* nod) hervorgehoben, was 6. Brugier für heimatliche 
öefebiebte und 0efd)id)tfd)reibung und jur Erhaltung der Denkmale 
alter Zelt getan. Zunächst führte fl>n fein literaturgefcbicbtlicbes Clerk von felbft 
daju, aud) uon den Dichtern und Citeraten )u erjäblen, die feit der Raroll ngerjelt 
bis in die jüngfte üergangenbelt am fcfaönen Bodenfee oder in deffen Umgebung 
gelungen, gedichtet und gefdjrieben haben: von dem Ronftanjer Domfebüler Otfried 
von OJeikenburg, der Cudwig dem Deuttcben die uns noch erbaltene herrliche 
ecangellenbarmonie „Rrift" gereimt und gewidmet; vom Olaltarilied, Jenem 
unterblieben, latelnifd) gefd)riebenen und dod) ed)t deutfdjen Beldengefang des 
St. öaller rßönd>s Ckkebard, das ein andrer Did)ter am Bodenfee durd) eine trefflld)e 
mefrifebe Ueberfetjung wieder aufgefrifd)t und 3ugänglid) gemacht bat; dann oon 
dem groken deutfeben Predigtmeifter des fTlittelalters, Bruder Bertbold oon 
Regensburg, der in Ronftan) um 1255 den Anfang mit feinen gewaltigen 
Rreu)-, Buk- und CTroftpredigten machte, wovon ein guter (Teil auf uns gekommen 
ift; oon den lieblich anmutenden Sinngedidjtlein derSdjweftem oon St. Ratbarina 
3u St. Gallen und Oillingen; oon dem groken ITlyftiker Heinrich Sufo (1300/65), 
der lange im Predlgerklofter )u Ronftan) gelebt, gepredigt und Jene febweren Buk- 
übungen fleh, auferlegt bat, die wir verfeinerte fTienfcben von beute ebenfo febwer 
oerfteben wie Jene tiefgedaebten muftifcb-phllofophifcben ttlerke, die der emfte 
Dominikaner in bilderreicher Spracbe verfakt bat; oom füken Minnefang, der 
unter den Rlingenbergern aud) in unfrer 6egend geblübt bat, und endlich aus 
dem legten Jahrhundert von Annette von Drofte-ßülsboff, der Dichterin in 
den Sdjlöffern £ppi$baufen und ftleersburg, und vom unvergeßlichen Öiktor von 
Scbeffel, dem Dichter des (Trompeters und des Ekkehard. 

Als rßünfterpfarrer von Ronftan? und Uoritand des fßüntterbauvereins war 
6. Brugier von früh an darauf bedacht, das altebrwürdige fßünfter in baulieben 
Ehren ju erhalten und insbefondere deffen Inneres, wo es Alters halber oder durch 
verunglückte Umgeftaltungen Schaden gelitten, würdig wieder ber)uttellen. Durd) 
Gründung eines Bauvereins und Sammlung freiwilliger Spenden erreichte er, dak 
über 100,000 fTiark ?ur Derfd)önerung des Innenbaues verwendet werden konnten. 
Die tiefte des münfterbauvereins („Alt-Ronftanj") brachten über die 0efchid)te 
und Baugefd)id)te der alten Rathedrale von Ronftan) beachtenswerte Auffalle und 
regten unbeftreitbar )um Studium der lokalen 6efcbicbt$forfd)ung an. Uermittelft 
diefer Publikationen von „Altkonftan)" ermöglichte 6. Brugier einem hochbegabten 



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XII 



Torfcber der Ronftan3er 6efchicbte, dem leider )u früh geftorbenen Profeffor 
Dr. Pbil. Ruppert, die fo überaus dankenswerte Drucklegung der Dadjerfdjen 
Chronik der Stadt Ronttanj mit einem als Jlnbang beigegebenen Jfbrik einer 
6efd)id)te der Ronftanjer Bifcböfe vom 7. bis 15. Jahrhundert. 

£in kübnes Unternebmen Brugiers war der von ihm mit untäglicben Opfern 
und rtlüben erhielte Umbau der uralten 3U einem Bräubaus mit Stallungen u. f. w. 
degradierten Cborberrnkircbe St. Jobann ?u einem Uereinsbaufe mit Bettaal. 

Schon leidend und mit verfallendem Ceibe machte fleh 1 902 6. ßrugier nod) 
an die fo überaus notwendige Renovierung der berrlicben von Tremden und Cin- 
beimifeben mit Red)t bewunderten fllarlentäule auf dem obem münfterbof, eines 
von dem CJ. Bifchof Jr. Job- von Strasburg gettifteten und 1683 von dem Ronftanjer 
ITleitter Jlllgäuer gefertigten ttleifterwerkes. Dak ibm dabei Staats- und Stadt- 
verwaltung b«lfr*i<b an die Rand gegangen, war dem dabinfterbenden Pfarrberrn 
und l)üter des Ronftanjer rtlünfters eine tröftlicbe Genugtuung. 

flun ift er blngetchieden, der b*ngute Prieftergreis, deffen ebrwürdige und 
jugleid) markante Crfcbelnung fleh jweifelsohne dem Gedächtnis aller, die lf)it auch 
nur vom Seben gekannt, eingeprägt baben muk. So manches, was noch von feinem 
verdienftvollen Ceben und (Dirken, von feinen reieben (Talenten und edeln Cbarakter- 
eigenfehaften ?u tagen gewefen wäre, mufele, weil nicht im Rabmen diefes Fiach- 
rufes liegend, übergangen werden, ttlöge es genügen, in dem, was getagt worden 
ift, das liebe Bild untres langjährigen Uereinsmitgliedes Ö. Brugier in die Coten- 
tafel untrer teuern Dabingefcbiedenen ebrend eingezeichnet ju baben. £s gefebab 
mit dem ttluntcbe, es möge 0ott dem mebr für andre als für fid) raftlos tätig 
gewefenen Dlanne die Rube, die er fid) Im Ceben nicht gegönnt, im ewigen Reiche 
verlieben haben. 



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XXXIII 



Ser ttebergang 6er 6ta6t ftonftan3 an 6a* Itau* 
(De^errei4> na4> bem ftömalfalMfäen Kriege. 



SSon 

Dr. änton Jtlaurer 

in greibutg i . S9r. 

— v 

I. 

Einfettung. 1 

*^5*|uS ber $(nnerion bei öfterreid)ifd)en Jljurgau burd) bie (Sibgenoffen im Oabje 1461 
enttoicfelte ficb, naturgemäß beren ©eftreben, audj ba« £anbgerid)t in bem ge- 
wonnenen ©ebiete ju erwerben. $ier fließen tyre Ontereffen mit benen ber 9leid)«ftabt 
ftonftanj jufammen. ©eil 1417 Ijatte biefe bo« tfanbgeridjt als Unterbfanb gegen ein 
bem Staifer ©igmunb geleitete« Marleben in ©efifc unb war nun burdjau« nidjt willen«, 
auf bie oon ben (Sibgenoffen oerlangte ftbföfung be«fe(ben einzugeben. „$)urd| ba« 
öanbgertdjt mar ftonftanj faftijd) bie $auptftabt be« Xburgau«. Qflit taufenb gäben 
war $anbe( unb SBerfeljr an ba« Xljurgau gebunben; (bewerbe unb Äletnljanbel ftanb 
unb fiel mit bem Jfnirgau; ba« ftapital ber ©tobt mar faft au«fd)lief3ltd) im Ilmrgau 
angefegt; bie reiben "JJatrijier, bie Stiftungen jogen if»rc Stnfunfte au« bem Iljurgau ; 
$unberte oon Hu«bürgern wohnten im £b,urgau unb jagten ber ©tabt ibje ©teuern. 
dagegen waren bie $e)ieb,ungen ber ©tabt ju ben benachbarten Ortfdjaften be« redeten 
9Jb,einufer« gering; ftr entnadelten fid) erft fett bem Skrlufte be« Slmrgau«, olme aber 
je einen wirflidjen (Srfafc be«fe(ben bieten ju fönnen."* <5« tarn 1488 ju einer SBerein» 
barung auf oier 3at)re, weldje einen modus vivendi fajaffte unb ben ©treit jeitweilig 
beifegte, ©leidKeitig mit bem «bfauf biefer ftrift trat ber fdjwäbifdje «unb in« $>eben, 
unb ein faiferlidje« ÜRanbat befabt audj Äonftanj ben Seitritt ju bemfelbcn. 9?un 
würbe bie ©tabt, al« ber geeignetfte $untt, oon bem au« ein Singriff gegen bie Gib* 
genoffenfdjaft erfolgen tonnte, mit einem ©djlage für biefe oon griijjter SSMdjtigtelt. 5(ber 

1 3« ®iunbc lirgcnbc Literatur: Huppert, Xit fianbflraffcfjaft Zburgau im Seftfce ber ©labt 
Äonftanj; 2)eutfd;e flaifer unb «önige in Äonfknj, im 3. £>cft ber „Äonftonjer gcfcöi^ilic^en Seiträfle", 
SBcrber, 3ffel, ©fd)er, Scnerle, $ierorbt, Dieraucr II, 3ä)nribcr. 

* Huppert, Sanbgrafidjafl, S. 108. 



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4 



2)ev Ucfcrgang b«r Ötabt Äonftanj an baö $>au8 Defterrcia). 



audj fic felbft, ber bie (Sibgenoffen bi« bidjt »or bic ÜRauern Ijeranreidjten unb über* 
bied ju ocrfleben gaben, fotoie fie feilte bem fc^n>Sbtf(^en ©unbe beitrete, fo würben fie 
morgen if>re fteinbe fein, ^atte allen ©runb, ftd) mit benfelben auf gutem ftufce ju galten. 1 

Unter foldjen Umftänben trat ber 8anbgerid)t«ftreit jurüif, unb an beffen ©teile 
ba« beibfeitige Xradjten, ben (Eintritt ber ©tabt in ben fdjwäbifd)en ©unb ju oerfjüten. 
Da« war ber ÜDtament, wo ber ©ebanfe, Äonftanj ju bauernbem 9nfa)tufj an bie ©dnoeij 
ju bringen, fid), fooiel erfia)tlid), jum erflen 2Jcale jeigte. 

(5r fjatte anfang« bie beften «u«fta)ten auf ©ermirflid)ung, aber mit bem ©djwinben 
ber ®efab,r, ba e« Äonftanj gelungen mar, bei Äaifer griebrid) bie Befreiung oon bem 
erlaffenen ©ebot ju erlangen, wud)« aud) ber Siberftanb einjelner etbgenöffif^er Orte. 
Die ©aä)e jog fid) in bie f finge unb fdjlief ein. ©te fam 1495 wieber jum Peben; 
bod) ba lagen bie Dinge fdjon weniger günftig. Sftit flßarimüian I. mar tnjwifdjen 
eine ^erfönlidjfeit an bie ©pifce be« 9feta)e« getreten, bie nid)t allein über mef)r Unter* 
neb>ung«getft unb Sattraft, fonbern aua) über bebeutenbere $au«maa)t oerfügte ol« 
fein Vorgänger, ©o gut »ie bie Sibgenoffen erfannte er bie ©ebeutung Don Äonftanj, 
unb jwar fpejiell für bie öfterreid)ifdien ©orlanbe am ©ee, unb mit ber $intertretbung 
einer l>erbinbung biefer ©tabt mit ber <5ibgenoffenfa)aft biente er ntdjt fo feb,r ben 3n* 
tereffen be« 9?eicb>« alt oielmeljr öfterretd)ifd)en Hfptrationen. 6r griff fogleia) energifdj 
ein. SBäfjrenb Äonftanj unb bie (Sibgenoffen in bem wteberaufgenommenen ?anbgerid)t«* 
Imnbel ntd)t weiter famen, gelang e« ilnn, mit Drohungen unb mit ©erfpredjungen 
bejüglia) be« t'anbgeridjt« julefct bie ©tabt am 18. Dejember 1498 jum eintritt in 
ben fdjmäbifdjen ©unb ju brftngen. 

Der balb barauf au«bred)enbe Ärieg be« ©unbe« mit ben Gribgenoffen enbetc mit 
bem ©iege ber tefctern unb bradjte iljnen unter anbern $rüd)ten in furjcin audj ba« fo 
(ange umftrittene tfanbgeridjt. ©ollauf beftfitigte er aber aua) bie (Srfenntni« oon ber 
SBidjttgfeit ber ©tabt Äonftanj für beibe Ärieg«parteien unb führte biefer felbft bie 9?ot* 
wenbigfeit einer bauernben 8lnlef>nung nad) ber einen ober ber anbern ©ehe nad)brü(fltd) 
oor Stugen. Dennod), unb obwob,! ber 9iat ba« „länger alfo ftillfi&en unb juroarten" 
at« ber ©tabt oerberblid) erfannte, tonnte er fid) oor lauter ©ebenfen weber für 9Jeidj 
unb fdjwäbifd)en ©unb, nod) für bie Gribgenoffen redjt entfd)liejjen. ©eine $auptforge 
galt oorerft bem i'anbgertdjt ; benn ein ©erluft be«felben, ben er nod) abwenben ju 
fönnen glaubte, bebeutete für Äonftanj unwieberbringlidjen ©djaben. «ber bie Hoffnung, 
mit $ilfe be« Äönig« auf ©runb feiner ©erfprecfiungen unb be« fdjwäbifdjen ©unbe« 
fid) ba«fe(be ju erhalten, erwie« fid) al« trügerifd). Oefct war nur nod) au« einer 3?er- 
binbung mit ben Grtbgenoffen etwa« ju erwarten, SBenn aud) jögemb, im $inblkf auf 
ben an Äönig unb fd)Wäbifd)en ©unb geleifteten &b, nab,m ber 9?at julefet bod) bie 
ju biefem 3»ede angebotene ©ermirtlung erft be« 9lbte« oon ©t. ©allen, unb bann be« 
©ifdjof« oon Äonftanj an. Die (Sibgenoffen, obtootjl ©ieger, jeigten fid) nad) ben 6r- 
fab.rungen be« Äriege« fe^r entgegentommenb, unb bätte man oon Äonftanjer ©eite nid)t 
ju oiet oerlangt, fo mfire ber «nfdjlug ber ©tabt an biefelben bodj nod) erfolgt, ©o aber 
jerfd)(ugen fid) bie ©erb,anb(ungen, trofebem ber SRat feine gorberungen naa)trägtia) mäßigte. 

31n ©egenarbeit blatte e« ÜKarimilian bliebet nia)t feljlen laffen, unb mieber gelang 
e« u)m, Äonftanj auf feine ©eite ju jieben. Da« Srgebni« feiner ©emütmngen mar 

■ Coli. II, !H5, iöef^ioerbcn ber Stabt Äonftanj. 



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2>cr Uebergang ber 6tabt ftonftonj on ba* £auö Defterrcttö. 



5 



ein ©djufe« unb Xrufebünbni«, burd) me(d)e« bie ©tabt unter ben ©tbufc bev öfterreidnitfien 
#au8madjt geftedt würbe, Oefterreid) järjrüc^ eine beträd)tlid)e ©umme on Äonftans ju 
jaulen unb bie auf basfelbc entfattenben 9?eid)«anfd)(äge ju übernehmen blatte. 1 Die 
Verlegung eines 9teid)6tag6 nad) ftonftanj im Oabre 1507, womit bie 33ürgerfdjaft 
fid) oon bem im Kriege erlittenen ©djaben mieber etwas erboten tonnte,* unb bie per* 
föttlid>e Anwefenbeit 9)?ajrimtlianö gaben bem (entern ©elegentjeit, fid) bie Äonftanjer 
nod) nä>r ju bringen, fo baß Konftanj nun auf bem heften Sege fdjien, in engem 
i*erb,ältitis mit Oefterreid) feinen weitern ©tfjitffalen entgegenjugeben. 

Da ftellte fid) ein neu auftretenbe« 2Woment bajwtfdjen unb oeranlafjte bie ©tabt 
wieberum, bei ben Uibgenoffen ityr $eit ju fudjen. 

ÜDKt bem 3ab,re 1508 begannen bie SBerfudje bes JBifdwfS »on Sonftanj, ,f)ugo 
üon .^obentanbenberg, bie Abtei 9?eid)enatt bem JBistum einjuoerleibcn. 8 $$on päpftlidjer 
Seite ijatte er ooüen (Srfolg. Dagegen wehrte fid) aber baö Softer unb fanb Unter* 
ftüfeung buvdj Äonftanj unb bie (Sibgenoffen ; aud) Oefterreid) mar ®egner ber bifdjöf* 
lidjen Anfprüdje. Die bro()enbe (Sinfdjttefjung burd) bifdjöfUdjeS Gebiet, ba bie SJifdjöfe 
il)te .perrfdjaftSanfprüdje auf bie ©tabt immer nod) aufregt erhielten, 4 ober bann eoentueU 
burdj öfter retdnfdje*, perfekte Jconftanj für bie (Srfwöung feiner Freiheit in ernftc 33 
forgniffe. 5 £rofc feiner ,3ufage an °' e Äonftanjer, bie 9ieid)cnau nie in ben ©efifc be$ 
Jöifdjof» gelangen ju (äffen,« bewilligte 3tfa$imilian 1510 biefem bocb, bie Abminiftration 
ber Abtei auf jelm 3abje, jmang ifm jebod) 151(5 wieber jura Serjidjt auf biefe« 
3ugeftänbni«. 

3m ftrüfjjaljr 1509 mürben bie $$erf)anb(ungen jmifdjen fionftanj unb ben Gib* 
genoffen eröffnet unb gebieten bie September 1510 fo weit, bajj ber enbgültige, beibfeitig 
uereinbarte Vertragsentwurf, nad) meiern Äonftanj als mitregierenber Ort aufgenommen 
unb ih,r ein £ett bcS Xb,urgau jugegeben werben follte, oorlag. 

©o geheim bie Angelegenheit betrieben worben, fie war bem Saifer bod) ju 
Obren gefommen. (5r fab, ein, ba§ es rafd) ju banbeln galt, wollte er ben Uebertritt 
ber ©tabt jur (Sibgenoffenfd)aft nod) berhjnbern. ©ofort mad)te er fid) auf unb jog, 
nid)t ob,ne bajj ibm erft ber (Sinlajj uerweigert worben wäre, mit einer £ruppenabteilung 
in fionftanj ein. 7 

Am 10. Oftober 1510 fdjlofj er einen Vertrag mit ber ©tabt, meiner fie in 
wettgefjenbc Abh,ängigteit oou Oefterreid) bradjte. 3eglidjeS VünbniS ob,ne fein unb 
feiner Grrben ffiiffen unb 3uftimmeu war il)r unterfagt; ibm unb feineu üftadjfommen 
fotlte fie iebeqeit, befonberS in Kriegsfällen, offen ftetjen ; bagegen jat)lt er, b. b,. Oefter* 
reid), jätjrtid) 1200 fl , übernimmt bic 9?etd)Sanfdjläge für fie, leiftet auf Anfuajen |)tlfe 
burd) Aufgebot feiner Untertanen in ben benachbarten öfterreid)ifd)en (Gebieten, üerpflidjtet 
fid), innerhalb ber näd)ften fed)« 3afjre ba« tb,urgauifd)e (Gebiet bis jur 2t)ur mit aller 

1 1502, »eijerle, S. 31. 91a$ Huppert, Sanbavaff^oft, ®. 139, würbe ein Vertrag nur »er« 
abrebc», iti$t abgcf^loffen. cf. beriefe, 2>cuti<^< Koifet unb Äönigc 1Ü7, 200. 
' 3ünbeli, R. Simler II 2, €>. 515. 

* cf. K A. III 2, ©. 440, 465 c. 

« ®#ultbai&, »iSlum^romr S. 90. 

* cf. Sift. pol. Blätter 67, 6. 327. (jHeligioufiänbening in Äonftanj.) 

* cf. Ü. 28, Nr. 182, 6. 750, 2>er Hat an £anö ^afob non ijanbau, 12. SWrj 1547. 

1 Uc&er bic »orgänge in Äonfianj biffericren bie 3)arftcllungcn oon SScrbcr, Huppert, b«ut(d>e 
Äoifer unb «önige 6. 200 unb %$cl 6. 7. 



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1) 2>cr Uebcrgaiig ber Stobt Monftaii) an baö £au3 Oeftervfia). 

Cbrigfeit ihr ju »crft^affen, ober, fo bie« ton ben Gribgenoffen nicht ju erlangen, ba« 
Panbgericbt au«julbfen unb }u übertragen, unb, wenn folc^eö micberum nic^t möglich, ben 
(Srfafe, toctcrjtr burcb, ein im Vertrag feftgefefete« ©d>ieb«gericl|t befttmmt wirb, ju Ceifteit. 

3ur 0eftigung be« SSer^ättniff«« f^rttt er be« »eitern 3U einer Verfaffung«änberung, 
inbem er am 18. Oftober eine neue Statöorbnung einführte. Die Vertretung ber ®t* 
fcblecbter, benen bie terfucbte i*o«trennung ber ©tabt com Weiche hauptfächlicb jur Vaft 
fiel, mürbe eingefthränft, unb ba« Schwergewicht auf bie 3ünfte »erlegt. SSföhrenb nach 
ben Vefttmmungen ©igmunb« im 3ab,re 1430 oon jwaujig SNitgltebern be« Keinen unb 
breißig be« großen State« ben ©eftbleaVern je bie $älfte zugefallen war, mürben ihnen 
jefct auf breißig be« Keinen unb fünfjig be« großen State« nur noch je jeh,n Vertreter 
jugeftanben. Diefe SReuorbnung mußte jebe« 3ahr öffentlich beriefen unb oon Stetten 
unb ©emeinbe befchworen werben. 

Stiebt genug an biefer Slenberung. Die 3r°cifel STCarimiltan« an ber Steicb>treue 
ber Äonftanjer überhaupt, nichj nur ber ©efchlecbter, unb bie ©eforgniffc btnftcfatlid) 
eoentuetler 2lbfichten ber «Sibgenoffen auf Äonftanj waren fo ftarf, baß er äberbie« noch 
eine Art ftontrollbebörbe unb eine tb,m terpflid)tete Partei in ber Vürgerfcbaft in« Vebcn 
rief. (58 waren im ganjen hunbertbreiunbjwanjig aMann, bie al« faiferlicbe ©efehworene 
oon ben 3unften liahrlidj neu gewählt »erben, unb oon benen brei im fleiuen unb 
;tmnjig im großen State fein mußten. Ohr &b, ber ben übrigen bürgerlichen (*ibe6* 
terpfliebtungen ooranging, legte itjncn auf, bem fiaifer unb feinen Stachfommen unb bem 
b,l. röm. iKcicfje l;olb, gefyorfam unb gewärtig ju fein, niemal« etwas wiber biefelben 
raten, noch, baju helfen, nod) babei fein ju motten, »o e« gefchehe ; hörten fie aber etwa* 
berartige», fo fotlten fie e« iogletcb ber Regierung in 3nn«brucf anzeigen. Die weitre 
Aufgabe biefer ©efchmornen war ein eingebenb beftimmter unb geregelter SBacbbienft an 
ben £oren unb 3Maueru ber ©tabt. ftür biefe 2Hehrleiftung — einen jeben traf boppelt 
fo oiel Dienft, al« er fonft al« Vürger ju tun hatte — würben fie entfrhäbigt, bie 
breiunbjwanjig mit 24 fl., bie hunbert mit 12 fl. jährlich. 1 

3n tiefen Verbältniffen blieb bie ©tabt bi« $um 3ar)re 1527. Die im Vertrage 
feftgejefcten Stiftungen Defterretcb« würben inbe« nur fchtecht ober fo gut wie gar nicht 
erfüllt. Vom tfanbgertcbt mar feine Siebe mehr; bie Vejabjting ber oerfprochenen Oelber, 
felbft berjenigen für bie ®efchmornen, gefebab mangelhaft, unb Stetcbefteuera mußte bie 
©tabt auch felbft erlegen. 3m Ouni 1526 machte fie ihre ©efebwerben hierüber unb 
ihre barau« refultierenben [Jorberungen namhaft.' Dem wußte man oon öfterreicbifdier 
©eite ebenfall« Älagen entgegenstellen. Die §auptbefcbwerbe ftönig fterbinanb« war 
bie beginnenbe Einführung ber Steformation in Stonftanj, bie er mit allen SDiitteln ju 
oerhinbern trachtete. Au« biefem ®runbe hatte er 1524 noch mit einer Zahlung an 
bie ©efebwornen Stnbruct ju machen oerfuebt. 3 frür ben Vifchof unb ba« Äapitel, bie 
infolge be« SteltgtonöftreUe«, ber erftre na<h 5Weer«burg, bat lettre naef) Ueberlingen 
unb bann nach Stabolfjell übcrftebelten, 1 nab,m er entfehieben Partei; auf feine Veran* 

• Coli. II 146«/« TT- - Sftr bie Vermutung SBcrberö S. 11, aHasimilian ^ätte föon oor biqem 
«ertrag eine bcfolbete ^artei in Konftanj gehalten, läfct fia) fein «i^altöpuntt finben. — Ungenau 
unb jutn arctl unria)ltg ift bie «nmerfung beä ScrauSgebcrö b«ä flonftanjer ©tiitmü ®. 1. 

»Coli. III S5'/tff. 

* Sögelt, $efotmation$tt)rom! ©. 97, 105 bei 3. G. Jüfeliii, Stitvägc jur Cyrläuterung brv 
Üir^cnrcformation§=©efa)ic^te bcö Stt)roeib^r(anbeö, V. Xei(, 3üria) 1753. 



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Xtt Ucbcrganfl ber 6tabt Äonftanj au baS fcaus Cefterrcid). 7 

laffung ift wol)l audj ein, aUerbing« ergebniölofer, SJcrmitttu ng«oerf u<^ be« fteidj«* 
regiment«, on beffen ©pifce er al« Statthalter be« Äaifer« ftanb, in ber Angelegenheit 
jmifdjen $ifd)of nebft Äapitel unb ber ©tobt jurüdjufüljrcn.* 

Da bie ©orftellungen unb gorberungen be« 9tatc« ^infid^tttd^ ber Stidjterfüüung 
ber ©ertrag«punfte oon 1510 feinen Erfolg Ratten, befdjlofe er ju Anfang 1527 mit 
ber ©emeinbe, ben ganjen ©ertrag fallen ju laffen. Darau« ergab fid) al« crfte 
«onfequcnj ba« Aufhören be« ©efd)Worneniuftitut«, unb c« folgte einige ÜHonate fpäter, 
gegenüber ber brol>enben Haltung fterbinanb« unb be« ©ifdjof« nebft beffen Abel»anb,ang« 
in ber SWadjbarfdjaft, ber (Sutfc^(u^ r bei ben Gibgenoffen einen iRücf^att ju fudjen.' 

Der "Plan eine« beitritt« jum fd)weijcrifd)en Simbe, welche« aUerbittg« bie befte 
©tüfee unb ber befte ©dmfc für Äonftanj gewefen wärt, Ijatte aber jefct, nadjbem bie 
Deformation neue ©endjt«punfte unb eine tiefgeljcnbe ©paltung in bie GHbgenoffenfdjaft 
gebradjt, faum irgenbweldje Au«fid)tcn mefjr, fo feb,r aud? bie eoangelifdjen Orte, 
fpejiell ,3ürid) u nb Sern, bafür eingenommen unb tätig waren. 

Da« örgebni« ber batnn jielenben Sirbett mar immerhin nod) ein (Srfotg für 
ftonftanj. Am 25. Dcjember 1527 fc^fog e« einen $urgred)t«oertrag mit 3ürid), tom 
fid) balb aueb, Sern unb in ©eitern Abftanben nadjeinanber ©t. ©allen, JBiel, ÜHülfwufen, 
©afcl unb ©djaffffaufen anfajloffen. 

©on feiten fterbinanb« oerfolgte man bie Vorgänge in flonfianj mit wadjfenber 
Aufregung. Sieben ber gewaltsamen Einführung ber neuen unb Unterbrücfung ber alten 
^Religion bafelbft nun nod) ber Abfdjlufj btefe« öurgredjt«! Da« fteigerte feine <&> 
bitterung auf« f)öc^fte. Gr bot auf, roa« in feinen Äräften ftanb, um ben brotpnben 
©erluft ber ©tobt abjumeljren. 9iad) einem erfolglofen ©erfud), ben ©ertrag oon 1510 
bod) nod) ju retten, unb nad) oergeblidjen (Sinfpradjen be« 9feid)8regiment«, be« fd)mäbifdjen 
«unbe« unb oon ib,m felbft in Äonftanj unb bei ben (Sibgenoffen, bei (entern mit bem 
ipinwei« auf ba« 3uwiberlaufen be« ©urgredjt« gegen bie öfterreidjifdKibgenöffifdje (5rb* 
cinigung, foüte oon 9teid)« roegen burdj ben fdjwäbifdjen ©unb unb bie Ad)t«oerfjängung 
gegen Sfonftanj eingefdjritten werben. Die ßretgniffe in ber (JHbgenoffenfdjaft führten 
inbe« ob,net)in eine Cmtfdjeibung im gewünfdjten (Sinne gerbet. üRadjbem fdjon 1520 
bie $eere ber beiben fdjroeijerifdjen 9feligion«parteien einanber gegenübergetreten waren, 
unterlagen bie ^roteftanten in ben treffen bei Kappel unb am ©ubel am 11. unb 
24. Oftober 1531. (Sine ftolge baoon mar bie AuflÖfung be» ©urgredjt«oerbanbe«. 

©elbft fefct nod) betrieben 3ürid) unb Sern bie AngUeberung ber ©tobt Äonftanj 
an ben eibgenöffifd>en ©unb, wäfjrenb ftcrbinanb burd) feinen Abgefanbten, ben ©ogt 
©altb,afar o. SRamfdjmag, bei ben fünf Orten in entgegengefefctem ©inne mirfte. Diefe 
fdjienen anfänglich, bem ^lane nidjt einmal ganj abgeneigt; julefet aber überwogen 
bod) ib,re fonfeffionellen ©ebenfen, unb ba« ^rofeft fiel bafnn. 

(5« taud)te 1544 nod) einmal auf, aber nur um balb wieber ju Derfdjminben. 
©on ©ebeutuna ift babei, baß aud) ba wieber Ocfterreid) baoon Äenntni« erhielt unb 
nidjt oerfeb,tte, feine ©egenarbeit bei ben Sibgenoffen ju besorgen. 1 

1 &i fpielteti ouef» anbre ©rünbe mit. cf. Warmor, Uetcrflobc 6. 278. Srfton lWMi Ijatie ber 
©ifd)of bie ^U>ftd)t, oon Äonftanj wcfljujte^cn. K. A. III 2, 6. 353 c. 
Ml. 2»ärj 1627. 6d)uU^oife, »iätumö^roni! S. 8ö. 
« Coli. III 51 ff. Sfctumidjronir 86 ff. 

4 Staat$ar$h> Safcl, Äonftanj K. 7a: Icr ©cfanbtcn oon itom'tonj Anbringen, 3. Januar J545. 



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s 



Scr Uebcrgaiin bcr Stobt Jtonftanj an baö $anö Ccftemtd). 



(Sin fjalbe« 3afjr oor bem ©d)lage, ben bie fdjioeijerifdjen ^roteftanten im Oftober 
1531 erlitten Ratten, war ftonftauj mit ben anbern brei ©täbten ber Jetrapolttaua 
bein fd)malfalbifd)en Öunbe beigetreten. Sin oerfyängniaooller ©djritt, ber bie ©tabt 
nic^t nur ooüenb« an ben SRanb be« 9futn« — ba« Reifte baju Rotten bie reaftionäre 
Verfaffung«reotfion Kaifer ©igmunb« oon 1430, ber ©d)n>abentrieg unb ber S^erfuft 
be» Öanbgertdjt« im fcfmrgau fd)on getan — , fonbern aud) jum Verluft ber 9tetd)»* 
freifjeit unb in öfterreid)ifd)e Untertänigfeit führte. 

II. 

Hm fd)matfalbifd)en Kriege bi« jiir Hnflöfung be« öimbe«fcere« im SKooember 1">4(> 
nalmt flonftanj tätigen «nteil. (5in ©d)reiben flarl« V. an ben 9tot, toeld)e« jum 
Hu«tritt au« bem fd)malfalbifd)en Sunbe aufgeforbert blatte, mar uitbeantmortet geblieben. 1 
3m (eitenben 3(u«fd)uf3 ber ober(änbifd)en $3unbe«gtieber mar neben §erjog Ulrid) oon 
Württemberg, ©traßburg, 2Iug«burg unb Ulm aud) Äonftanj vertreten. ÜWit Einbau 
jufammen [teilte e« ein ^ä()n(ein Änedjte nebft brei (Sefdjüfceu unb unterftü^te bie 
Werbungen ber ©djmalfalbeuer nad) Kräften. 8 Sine 2)iaffe eibgenöffifd)er Sölbner jog 
nad) Äonftanj unb mürbe oon ba nad) Vinbau beförbert, bi« eine ©efdjroerbe ber (Sib- 
genoffen ben 5Kat oeranlaßte, fd)u>eiserifd)en Untertanen ben Durdjjug ju oermeljren. 3 
3n ben Seftrebungen ber SBerbünbeten, bie (Sibgenoffenfdjaft, fpejiell bie eoangelifdjen 
Drte berfetben, gegen ben Kaifer aufjubringen unb für fid) ju gewinnen, biente bie ©tabt 
mefyrfad) als Vermittlerin.* 3m übrigen oermieb fie alle fteinbfeligfeiten gegen itjre 
fatl)o(ifd)e 92ad)barfd)aft, unb ifjrem Sinfluß fjatte ba« Ktofter 9teid)enau e« ju oer= 
banfen, baß e« oon einer JBranbfdjafcung burd) bie ©d)maltalbener oerfd)ont blieb. 5 

Durd) ben am 22. 9iooember 1546 erfolgten ftbjug ber bciben ©unbe«f|äupter ftrtebrid) 
oon ©adjfen unb Wlipp »on Reffen mit ituen Gruppen au« bem ?ager bei (Siengen 
unb ber infolge beffen unb au« finanziellen Orünbcn eintretenben Sfuflöfung be« Söunbe«* 
beere« befam ber Äatfer in ©übbeutfd)(anb oöllig freie $anb. ^max blatte ftonftan; im 
Verein mit $ug«burg unb anbern ©täbten oerfd)iebene 2$erfud)e gemad)t, ba« ju (Siengen 
unb Ulm jum ©d)ufee be« Oberlanbe« befd)loffene Winterlager ju ftanbe ju bringen, 
unb baju bie (Sr&ebung be« gemeinen Pfennig«* in ber ©tabt befd)loffen; aber biefe 
JBemüfjungen toaren an ber ablefjnenben Haltung Ulm«, ba« infolge feiner jentralen 
?age eine Slrt Vorortdftellung einnahm, gefdjeitert. 

Unter fo(d)en Umftänben mußten bie ©täbte nid)t« anbre« ju tun, a(« ben ©unb 
fahren ju (äffen unb fid) oereinjelt mit bem Raifer abjufinben. 

Den Anfang unter ben bebeutenbern berfetben mad)te Ulm, nadjbem e« aud) juerft 
jur Grntlaffung ber Xruppen S3efef)t gegeben blatte. ©d)on feit SDZitte 9?ooember ftanb 
e« mit einigen faifer(id)en 9?öten, rote Dr. (Stetiger unb §an« ^Baumgartner, beibe Ulmer, 
in Unterfmnblung. Sil« bie« rud)bar würbe, befam e« oon oerfd)iebenen ©eiten, nainentlid) 

• CoU. V 71 ff. 

' Sierorbt I 364, «ttm. 1. 

»3änbtli, Jl. Simler II 2, 537; Coli. V ^uli; E. A. 632 g. 
« ©eifer 169, 170; «eim 375 ; Coli. V 15"». 
» Coli. V 26. »uguff. 

• Slotsbua) 1546, 4. 



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<Dcr Uebcrgang ber Stabt Äonftenj an ba« &aus Defteneid). 



0011 ftonftonj, fdfioere Vorwürfe, wie auch fein Vorgehen in ber (Sutlaffung ber Iruppeu 
befonber« oon Äonftanj al« eigenmächtig verurteilt morben mar. 3)a« b,inberte jebod) 
nic^t, bafj bie ©tabt auf bem betretenen ©ege meiterfchritt. 

Stm 22. Dejember ergab fte ficb, burch ifjre Slbgeorbneten in $all ohne jeben SJor* 
6efja(t, nur oertrauenb auf bie oon ben oermittelnben fatferlidjen SRäten gegebenen 3Jer= 
tröftungen unb 3 u f a 8 en - 3b,re bei ben Soroerfyanbfungen barauf gerichteten iBemütjungen, 
bie übrigen 38unbe«güeber im Dberlanb miteinjubejtetjen, fanben feine $erü<ffict)rtgung. 
Auf faiferlicher «Seite jog mau natürlich bie oorteiCt>aftern ßtnselabfommen oor ; bagegen 
erhielt fie bie nacb,gefua)te Ermächtigung, bei benfelben, mit 2lu«nahme be« $erjoge Ulrich 
oon Württemberg unb ber ©tabt Hug«burg, bie »u«föb,nung anjubahnen. 

Km 28. Dejembcr erging benn auch oon Ulm mit ber 3Mbung feiner ohne 2Je* 
cinträd)tigung ber Religion orthogenen Untertoerfung an bie ©täbte 3Remmingen, 
Kempten, Vinbau, Jtonftanj, ötberacb,, 9tooen«burg unb 3«nn bie Slufforberung, itjrc 
Vertreter auf ben 2. Oanuar 1547 nad) Ulm ju fd)icfen jur ©efpredjung unb Einleitung 
eine« frieblidjen Slbfontmeu« mit bem tfaifer, unb jroar mit ganjer 2Mmad)t, batnit 
biefelben eoentuell bireft oon Ulm au« ficb, jum Äaifer oerfügen unb bie (Srgebung boll* 
$ief>en tonnten. 

Der lag würbe oon allen (Jingelabenen berieft. 2lu« Ronftanj erfaßten @ubmtg 
Äürnftaller, ÜMitglieb be« großen State«, hatte aber nur bie ffietfung, über bie SJer* 
hanblungen unb bie Sebingungen, unter melden Ulm ju ®naben gefommen, Bericht 
heimzubringen. 1 SHit ber ermähnten 5Jollmad)t waren nur bie Slbgeorbneten oon JSiberad) 
unb ÜMemmingen au«geftattet ; e« gelang iebodj ben Ulmern, auch bie übrigen, auger 
ftonftan) unb Cinbau, ju bem entfdjetbenben Schritte ju bewegen. X>ie nötigen SJoll* 
machten mürben nachgeholt, unb am 10. 3anuar ritten alle nach $eilbronn an ben 
faiferlichen $of, mo ihre ©adje bann jur Crlebigung fam. 4 Bi« SDtitte 3anuar waren 
bie Leihen ber ®unbe«g(ieber im ©üben fo weit gelichtet, bajj nur noch ©trafjburg, 
2lug«burg, ftonftanj unb i'inbau übrig blieben. 

2Wit ber ©erichterftattung 3 ftüruftaüer« oor bem 9tat am 8. 3anuar mar für 
8onftan$ bie oon Ulm oerfuchte ftrieben«aItion abgetan. $>er SRat backte nicht baran, 
e« ber ÜJiehrjaht ber ©täbte nachjutun. $>em §an« Baumgartner, meldjer jur (Srgebung 
an ben Äaifer mahnte unb feine guten Dienfte anbot, wie er e« auch für Ulm getan, 
gab er eine freunbliche, aber au«meichenbe Hntmort. 4 JBie meit er in fetner Ablehnung 
einer Unterwerfung ju beharren entfchloffen mar, jeigen bie SBornab,men jur Befeftigung 
unb ©idjerung ber ©tabt gegen einen eoentueden Angriff, ©chon oor ber (Srgebung 
Ulm« mar ba« $rojeft erörtert morben, ba« Älofter $eter«b,aufen, melche« bei einem 
?(it)d)lag auf bie ©tabt bem fteinbe al« ©tüfcpunft bienen fonnte, nieberjurelfjcn. 5 (5« 
mürbe aber fallen gelaffen unb auf einige bauliche SBeränberungen be« Jltofter« rebujiert. 
dagegen beorberte man au« ieber »Junft eine Änjahl oon ©erfleuten jum ©djanjenbau 

1 Coli. V 22, 22» «. 3ünbeli, Ä. ©imler II 2, 642. 
' Jteim 373 ff. 
■ ü. 28, 6. 73 ff. 

* U. 28, S. 2, 513; cf. K. A. S. 767, reo eö übrigen« feeifjen mu&: „Scan ffdbc Semger* 
(Söumgartner)", ftatt „herauf 1)abc 8." ; »tief Soumgortner« (9tr. 5) unb Sntroort beö Male« (9tr. 15) 
fehlen. £e»rre abfäriftlid> im ©laatSar^io 3üti(^ A 205, 2. 

» SatÄbu^, 18. 2)ej. 154C. 



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10 



Icv Ucbcrgaug bcr Stobt «cmftanj au bas £>uu3 Dtfterreia) 



in ber SJorftabt ^eter^au{cn unb oerftärfte bie Sachen bafelbft; aud) bie SJorftabt 
•ßarabie« würbe in befferu 33crtcibtgung«juftanb gefegt. 1 

Sftatürlidj ^atte ber 9iat bei feinem ^eftb,alten am fdjmalfalbifdjen öunbe ein 
Sntereffe an ber 3lufred)terb,altung feiner SBerbinbungen mit ben nod) nidjt au«geföb,nten 
fübbeutfdjen Stäbten unb an beren fernen« Verbleib beim Snnbe. ©traßburg fdjien 
fid)er, ba e« nad) allgemeiner 2lnnab,me an granfreid) genügenben föücffjalt rjatte. Da* 
gegen baute man in ffonftanj nidjt alljttfefjr auf bie SBeftänbigteit oon 2lug«burg unb 
Einbau. 2)fet)rfad) nal)m ber 9iat (Gelegenheit, bie beibeu ju getreuem 3tu«b,arren $u 
ermahnen unb habet möglidtft alte« oor$ubringen, wa« geeignet fdjien, fie bariu ju be- 
ftärfen, fo j. ®. bie ÜJMbnng oon SJüftungen be« Sönig« oon ftranfreidj. 3 Ürofcbem 
mußte flonftanj ju feinem großen SJcbaucrn nod) im l'aufe be« 3anuar bie tfo«löfuug 
ber beiben ©täbte Dorn «unbe erleben. Stugßburg gab bie gemeinfame <5adje juerft 
auf. „SEBeil mir, fdjrteb e* an ftonftanj, gar fo oerlaffen finb, finb mir aller gelegenheit 
bebaut, leibenltd)e mittel ber auÄföhmtng ju fudjen," " worauf bann am 27. 3anuar bie 
Unterwerfung erfolgte. Einbau ließ nun aud) nidjt meb,r lange auf fid) warten; *mar 
war oon bort nod) am 21. Oanuar ber Script gefommen „fn unb ire gemeinb feien 
(aber) nit be« willen« ftd) alfo $u ergeben;"* aber 2lug«burg riß fie mit, unb am 
HO. Sanuar erhielt Äonftanj oon Einbau bie 9lad)rid)t, baß 9rat unb (Semeinbe bafelbft bie 
Ergebung, weil nad) tfage ber Dinge bodj nid)t ju umgeben, befdjloffcn hätten, in ber Hoffnung, 
®ott werbe bie ©tabt bei feinem Söort wiber be« Jeufet« 9)fad)t gleidjwoljl erhalten. 5 

9lber fo wenig al« ba« Slblomtnen lllrid)« oon Württemberg 8 mit beut äaifer, 
al« bie ^Reibungen oon SDiemmingen unb 9taoen«burg über itjre int herein mit Kempten, 
iöiberad) unb 3«nt) in $eilbronn Donogene 3lu«föb,nung, 7 at« beren Ermahnungen, 
ihrem Setfpiele im eigenen Ontereffc unb im 3ntereffe ber benachbarten ©täbte, wclcfjc 
bei einem Vorgehen be« ftaifer« gegen Äonftanj unter ber @olbate«fa fchwer \a leiben 
Ratten, e« oermoajt hatten, ben 3tat in feiner ablclmenben Slblefmung )u erfdjüttern: jo 
wenig tonnten aud) biefe legten $iob«botfd)aften benfelben jum betreten be« oon ben 
anbern eingefdjlagenen 3Bege« oeranlaffen. Dem wiberfpridjt aud) bie latfadje nid)t, 
baß er am 25. Sattuar in Slnbetradjt ber jweifelljaften Stellung oon 2lug«burg unb 
Vinbau unb ber ®crüd)te, ber Surfurft oon <5ad)fen unb ber Vanbgraf oon Reffen feien 
in Unterljanblung mit bem Jlaifer, ben beiben dürften ba« $3ebeut(td)e feiner £age bar» 
legte unb um dtat unb Littel ju weiternt ?lu«harren, ober aber um bie 3uftimmung 
berfelben erfud)te, ein erträgliche« Slbfommen mit bem Jfoifer, fall« ein foldjee fid) bieten 
fotlte, einjugefjen. 8 SBa« man in Jtonftanj unter einem erträglichen Slbtommen oerftanb, 
war berart, baß e« oon faiferlidjer ©eite niental« jugegeben worben wäre. Surjnm, 
Äonftani wollte fid) in 3?erljanb(ungen mit bem Sfatjer einfad) nidjt einlaffen. 

1 »atfltiu^ 17. 3on. 1547. 

* U. 28, S. 123, 219, 22<J. 203, 243. 
■ U. 28, Mr. 03, S. 251. 

4 V. 28, S. 205. 
» II. 28, SRr. 82. 

* öcoor Ulrid) am IG. 2)ej. 154(3 auö ©luttjarl nad) bnn öotjcutroicl entroid), ^atte er bic 
Slbftc^t gehabt, in Äonftanj jtufcnt^alt ju nehmen, unb mit bem State baräber mr^anbclt. U. 28, 6. 4, 
4. 3an. 1547. 

' ü. 28, ÜHv. 64 u. 73, ©. 255, 281. 
" U. 28, 9lr. (il, Ü2, 6. 213 ff. 



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£er Uebergang bcr Stabt Äonftanj an bao £auö Oeftcrtcirt). 



11 



9lod) tmöeränbert war h,ier bie majimtliantfdje 9tot*orbnung »on 1510 in Äraft. 
Die Leitung ber $oltttt ber ©tabt lag ganj in ben #änben be« Sürgermeifter« unb 
bcr fünf geheimen 9iäte. Sil« öürgermeifter für ba« 3ab,r 1547 fungierte ber <$efd)led)ter 
Xfjoma« ©larer, ber feit 1533 blefe« 3lmt unb ba*jemge bed 9teid)«üogt« in regelmäßigem 
SBed)fel alljäf|rltd) befleibet blatte. 1 3)te ©eljeimcn Dereinigten in ibrem Sollegium bie 
bebeutenbften fföpfe ber ©tobt, toeldje fid) jugleid) aud) a(« bie «ttfcfeicbenftcn unb eifrigften 
Anhänger ber neuen Cef)re toräfentierten. <Bo außer £f)omafl JBlarer bie ©efdj(ed)ter 
$an& ^Bellenberg, Jtonrob >$m\d unb U(rid) $od)riitiner, ber allerbing« nur au«b,ilf«= 
weife jugejogen würbe, 2 bann ber 3 un ft ,n <tfter im 9?o$garten $eter Sabfjart unb ber 
©tabtf djreiber Oeorg $ögeli. Gm fleinett 3?ate fafjen XtwmaS Jölarer feit 1525, 
Bellenberg fett 1514, 3roicf unb tfabtjart feit 1526, 8 roätjrenb SBögeli fdjon feit 1513 
fein «mt innehatte. 4 Dag btefe erfahrenen unb ber neuen l>eb> mit aller Energie 
anfjfingenben SKänner ben 9tat oollftänbig beberrfdjten, unb bog fie e* bauötfädjlid) 
waren, roeldje fid) gegen bie (Ergebung an ben flaifer oor allem au« fonfeffionetlen 
©rünben auf« äufjerfte mehrten, ift nidjt ju rounbern. 5 ©djultfjaifj nennt fie bei tlnlaf? 
ttjrer Slu«roanberung am 13. Dftober 1548 „bie treffenlidjften rät, fo bid antjer alte 
fadjen geb,anbelt unb bie ieber jit ben oolg in ben räten als bie öerftänbigften gehabt." 8 
lieber btefe Umftänbe l)atte man am faiferlidjen unb tönigltdjen $ofc genaue Äenntni«, 7 
unb nidjt umfonft t)ob Äönig fterbumnb fpäter ba« Onftitut ber ©eljeimen auf unb oerbot 
«tarer, 3wicf, SJbgelt unb $odjrütiner bie 9?ücffef)r in bie ©tabt. 

Die SEenbenj be* fo geleiteten 9tate« umfd)reibt ber Stjronift Tregor SNangolt 
folgenbermafjen : „. . . ba gebaut ain ftatt (Joftanfc, fo fid) bann oud) fambt anberen 
rt)di&ftetten unb bunbtftoerwanbten roiber ben faifer, ber ft) oon irer religion unb frnfyait 
abfutriben oermatnt, in bie gegenwer ingelaffen bat, nufe unb gut fin, ettroafi oerjug in 
ber oerfünung ju madjen, unb bie fad) uffjefdjiben, fo lang man möd)te, ber Hoffnung, 
©ott ber tjerr, fo bon bt«h,ar alle fadjen bifer ftatt mit funberen gnaben je§ oil jar b>r 
roiber alle ire finb erfjalten, würbe oud) bifen banbel übernad)t alfo u«füren, baß ft) 
one ftraff bt) irer d)riften(id)en retigion unb rtydjftfrutyait btiben mödjtenb." 8 3)a«felbe berietet 
3ünbeli, 9 unb wenn ftonrab >$m'\d, bie allen Snjeidjen nad) füfjrenbe, wenigfteu« 
am tätigften erfdjeinenbe ^erfönlidjfeit, an $utlinger fd)reibt, „jum anbern wettenb wir 
bie oerfünung uffjieb,en, fo lang mir mögent, mir fud)en ju bcm alle mittel," 10 unb fein 



1 «egerlc 251. 

J Äat$bud) 1547, 18. u. 20. 3<m. 
3 »cpctlc, Äonftan^CT Mofäliften. 

* ©er Aonftattjer Sturm, S. 2. 

* Unter btefctt roiebcrum t»ar boö Irio ^mid, Ityomaö öiarer unb ber Sorfte^er ber Konftanjer 
Äirä)«, »mbroö »larer, ba3 eigentlich auöirtjlaggebcnbc unb IcUeitbc Zentrum. 2)aä läfet fid) <uü ben 
»riefen S. Slorerö erfenneu, joioic aus bem ganzen Serlauf ber Äonftatt.jcr @efd)td)te biefer 3«'*- 
3u bebauern ift nur, bafj über bie öffentliche unb befonberä bie geheime unb private Zätigteit bcr 
genannten fo roenig ober feine beftimmten 9taa)ril)ten »orliegen. 

"Coli. VI 52 \,. 
7 U. 28, e. 462. 

* ßonftaitjer Sturm, ©. 35. 
J St. Simler II 2, 556, 543. 

,u 3trd)iB 3ürid). Scriptae, f. 79, 7. gebr. 1547. *on freiet fagt «. »larer : „?Btr mären gar 
übel angerid)t »on (Sott, foUtcn mir um inn fommen." Sin S9uU. 2 II, 1647; 6. Simler 63. 



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12 



2>cr Uebcraang ber ©lobt Äcmftan* an baä $aus Ocftmfiaj. 



Detter AmbrofiuS Slarer Don it)nt fagt, „er meint, man folle gar feinen (^rieben) au 
nemmen, bann fie merbinb att muffen faul fin," 1 fo ftetjt bie ©adje auger altem Zweifel. 

Die ®rünb< beS Rates für feine uon bem Verhalten ber anbern obert&nbifcben 
©täbte fo abweichenbe Stellungnahme waren mannigfacher Ärt* (Sinmal erfa)ienen ib,m 
faft atle $ebiugungen, welche ber Äaifer bisher gebellt, befcbwerlich unb unannehmbar. 
Da« geforberte ©efenntniS, »erführt worben $u fein unb unrecht getan jn haben, wiber* 
fpratb, feiner lleberjeugung, niajt minber bie Zumutung, ben Äurfürften oon Saufen 
unb ben Öanbgrafen oon Reffen als Gebellen ju betrauten, ba fie feiner Meinung nach 
bem Äaifer in profanen Dingen ben ÜDehorfam nie »erweigert hatten. Die einfeitigc 
l'oSfagung üom fcbmatfalbifcben Quube hielt er für unehrenhaft ; fdjmere ©ebenfen machte 
ihm bei ber Armut ber ©tabt bie com Äaifer »orbehaltene ©elbftrafe, fomie ber llmftanb, 
baft in faft alle unterworfenen ©täbte Iruppen gelegt mürben. 

Den $auptgrunb aber bübeten bie Religionsfrage unb bie mit berfetben jufammen- 
h&ngenben Dinge. Die ©tänbe, welche bisher bie faiferliche ®nabe nachgefud)t, hatten 
fid) ade ohne ieben 83orbet>a[t auf münb(ta)e Abmachungen mit ben ©eoollmächtigten bes 
SaiferS bto ergeben muffen. (Sine fchriftliche < 3 u Ü c ^ eritn 9 ber Religionsfreiheit war ben 
lUmem oerfprocben, aber nie ausgestellt worben. 9 $ier oermifcte ber Rat junätbft 
genügenbe «Sicherung oor einem Eingreifen be« Reid)SoberbaupteS in bie reltgtöfen Sin* 
gelegenheiten. Die nur münblid) unb baju meift oon nidjtbeutfdjeii Räten gegebenen 
3ufagen tonnten ihn nicht beruhigen. Obwohl ben ©tobten, fo fcbjieb er an $anS 
^Baumgartner, in iöeuig auf bie Religion nichts aufgebrungen werbe, fo habe man ihnen 
boa) fotche ©ebingungen „ingebunben", bafj ber Äaifer auf ®runb berfelben nachher bod) 
Recht unb ®ewalt habe, folcheS ju tun. DeS fernem oerorbne er SJögte, Statthalter 
unb ÄriegSool! in bie ©täbte, benen ber OiotteSbtenft in ihrer Religion erlaubt werben 
müffe; ob babei bie ©täbte bei ihrer Religion unb Freiheit bleiben «nuten, bas fei 
fraglich- 4 UeberbieS hotte man in flonftanj allen ©runb, anzunehmen, bafj ein Abfommen 
mit bem Äaifer auch °te SJiebereinlaffung oon Stfchof, ®eiftlid)feit unb Orbcn in bie 
©tabt unb ben 3wang, Den alten ®otteSbtenft wenigftenS in einzelnen Käufern ober 
Strien ju geftatten, unb fich nicht nur mit ben aus bem Stiege, fonbern auch mit ben 
aus ber ReligionSänberung abgeleiteten Anfprüdjcn an bie ©tabt abjuftnben, nad) fich 
jietjen werbe. 8 Das burfte unter leinen Umftänben jugegeben werben. Sßachbem, wie 
©dmttbaiß erjählt, feit bem AuSjuge beS 3öifd)ofS unb beS ÄleruS unb ber Aufhebung 
ber Älöfter im Oat)re 1526 bie ©tabt in icber ©ejiebung in bie ^)örje gegangen war, 
fah ber Rat burd) eine Rücffehr berfelben bie errungenen ftortfd)ritte bebrofjt unb „(Slenb, 
Sammer unb @d)anbe" wieber eingehen, ganj abgefehen »on ben ferneren Nachteilen, 
welche bie Reftitution ber geiftlichen ®üter, bie fettfjer otelfad) oeräujjert unb ju ®elb 
gemacht worben, mit fich bringen mußte. 6 

2ßit einem ©ort, ber Rat lieg fich trofo ber am Himer £ag Dtrfunbeten 32euigteit, 
„ber laifer werbe eine reform beS glaubenS t)alb machen, ben bapft uSfchltefjen", unb 

' S. Simtcr 63: «. »larcr an Suttingcr, 11. SWärj 1647. 
1 U. 28, SRr. 1G5, 6. «93; cf. Äonftonjcr Sturm, 6. IG ff. 
» Äcim 6. S83, 384. 

♦ Der Stat an .feano Baumgartner, 4. 3an. 1547; «refcto ,^üric^, 6tabt «onftanj A 205, 2. 

• Coli. V, f. 41 ' ». 

»Coli. V, 41V. ff.; cf. «um. 4. 



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5>cr Uebergonfl bcr Ölabt Äonftonj an baä $au6 Ctfiemic$. 



13 



fei „anbcr« gefinnt, bann cor", 1 fowie onbrer ©erfidjerungen Don feiten f>ocf>ftef|eitber 
^rfonlidjfeiten, bie Ueberjeugung nid)t nehmen, bafi be« Äaifer« Abfitbt barauf ^in^iele r 
bie neue tfehre gänjlid) ju unterbrüden, unb baß ein Ausgleich mit beinfelben für 
bie Religion wie für bie ©tobt überhaupt auf aUe $älle Don Nachteil fein werbe. „Ad) 
gort, ruft Ambro« ©larcr au«, foüt man nit Döll lieber ja taufenbmal fterben, bann 
ain folgen ^rieben annemmcn?" 8 

3u biefen ©eweggrünben traten nod) bcbeutfame anbre Momente. Noch eriftierte 
ber fd|malfatbifehe ©unb, unb ber war in ben Augen be* 9?ate« bei feftem 3ufammenhalt 
nod) ftarf genug, bem fteinb Abhrud) ju tun, unb einen ehrenhaften ^rieben ju erjtelen. 3 
Eine Entfcbeibung r>atte ber Ärieg nod) nicht gebraut, unb bie (Erfolge be« fturfürften 
liegen ©efte troffen. ©or allem fotlte erft ber Au«gang beö Kriege« abgewartet 
»erben. 4 @ing bie ©aebe fd)tef, fo jweifelte ber 9fat nid)t baran, bog bann ein ^rieben, 
wie er ben anbern ©tobten juteil geworben, immer nod) $u erlangen fei. 5 

©cbwer in« ©ewicfat fielen bie Hoffnungen, mit welken flonftanj feinen ©lief nad) 
ber jajweijerifthen Eibgenoffenfd)aft richtete. 2Bic ©trafiburg an gronfreidj eine ©tüfee 
ju haben oermeinte, fo Äonftonj an ben Eibgenoffen. >$mt hatten biefe hinfid)t(id) be« 
ffriegefl fdjon 1546 trofc aller entgegengefefeten ©emühungen ber proteftantifdjen Orte 
ftrtfte Neutralität mit Verbot be« 9iei«lauf« befchloffen. $a« fcfalofi aber ntd)t au«, 
bafi für bie Nachbarftabt bei ihrer großen SBidjtigftit für bie ©chmeij ein onbrer SKaß- 
ftab angelegt würbe, ©eftimmte Erwartungen fe$te ber Nat inbeffen auf bie oier 
eoangelifdjen ©täbte unb unter biefen befonber« auf 3" ru t>- üJiit (egterm unterhielt 
Äonftanj feit ben 3 e ' ten be« ©urgredjt« freunbf<baft(id)en ©erfehr. Ueber bie ©orgänge 
im Verlauf be« Kriege« unb feit ber Ergebung Ulm« berichtete ber Not auf« eingehenbfte 
nach 3ürid). ®leicb$eitig ftanben and) bie getftlidjen ©pujen ber beiben ©täbte, Ambro« 
©lorer, ber ©ruber be« ©ürgermeifter«, unb ^einrieb ©ullinger in lebhaftem unb Der» 
traulichem ©riefwecbfel. 

|>atte ftonftanj bie ©tobte Augsburg unb Sinbau jum Au«b,arren bei ber ©ad)e 
ber oerbünbeten $roteftanten ju ermuntern oerfudjt, fo machte e« fid) 3&tiä) jur Auf* 
gäbe, bie Äonftonjer in ihrer Haltung ju beftärfen. Do« ©orgeben Ulm« unb ber 
anbern ©täbte, bie fid) unterwarfen, uerurteilte e« al« Abfall unb lieft e« nidjt festen 
an bireften unb Derhüllten Aufforberungen, bie Au«föhnung abjulehnen. ©ejüglid) be« 
Ulmer 5Cage« 00m 2. Sanuar fam Don 3 ür »dj oer ^at, e * nt beftimntte Ertlärung bort 
ntdjt abzugeben, fonbern ©ebeni^ett ju oerlangen; inbeffen wolle e« fid) mit ben brei 
euangelifdjen Orten in« ©emehmen fefeen unb ba« Nötige vorbereiten, bamit bie Äonftanjer 
Angelegenheit auf ber nächften $agfagung behanbelt werbe. Obwohl bann ba« Anbringen 
3ürid)« im Nomen ber euangelifdjen ©täbte auf ber Üagfafeung im Sanuar 1547 nicht 
ben gewünfdjten Erfolg hatte, unb hwr fd)on oon oerfdjiebenen Orten geäußert würbe, 
man fönne Äonftanj feine §ilfe leiften, legte c« biefem, ohne be« lefctern fünfte« Er* 
wähnung ju tun, bod) nahe, fo lange al« möglidj einer Au«föbnung au«juweid)en. T)it 



» cf. ©. 9, «nm. 3. 

» ©. Simler 63; ». Slam an SitUinger, 2. gebr. 1547. 
» U. 28, 6. 124. 

« U. 28, S. 240; „biö bafj ber fjanbd be* Äurfurften von ®adn"en unb bc« Sonbarafcn von 
4*f?cn ouO) hinüber rooö." cf. SOnbcli II 2, 543. 
1 cf. 6. 9. 



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14 



$ct Ucbergana. bcv 6tabt Äonftan} an ba3 £au$ Öeft«rreid). 



geäußerten «eforgniffe wegen eine« Singriff« oon feiten be« Saifer« gegen bie ©tobt 
fudjte e« mit bem $inwet« ju jerftreuen, baß biefer laut ber Verträge mit ber (£ib* 
genoffenfdjaft ftonftanj auf fd)wctjerifd)em ©oben 1 nidjt angreifen bürfe, unb baß bie 
Cribgenoffen foldje« nidjt bulben würben. 5>aju nodj bie Reibung oon bem Serben btts 
franjöfifdjcn ©efanbten, welker auf ber legten lagfa^ung oortrug, fein fömig müffe in 
3lnbetrad)t ber Vorgänge in Deutfcblanb unb anberwärte cor fid) gebenber Stiftungen 
u. f. id. ftd) bereit Raiten, we«ljalb er ju ®uttenne 14,000 unb im ^iemont 8000 Wann 
aufgeteilt b,abe; baju wünfdje er oon ben (gibgenoffen bt« ju 15,000 Wann in ©olb 
ju nehmen . . .* Diefem ©eridjte 3ünd)* W°b f»4 °i< Jöemerfung an, ber 9tat möge 
felbft erwägen, wa« biefe« $orneb,men be« Äöntg« für Äonftanj unb ben fdjmalfalbifdjen 
*8 unb ju bebeuten Ijabe, fowie bie Slufforberung, jeberjeit, bei Sag ober tftadjt, fofort 
ju berichten, wa« etwa Dorfalle, „fo fottt ib,r un« a(« getrüwe frünbt unb gute nadwurn 
gefpüren unb finben. " Stuf bie Witteilung oon ber erfolgten Ergebung ber ©täbte 
Flemmingen, Kempten, Siberad), 9faoen«burg, 3«nn liefe fid) ber ^üref^cr 5Kat am 
28. 3anuar im gleiten ©inne oernelmten: „©o aber bie ftett je bifen abfall getfyan unb 
üd) ermant, bog ir üd) in foldje Derfünung audj inlaffen fölt, fo finb wir bod) guter 
t) offnung, ir werbint inn bebrad)tung üwerer gelegentfeit unb wa« üd) Ijieran gelegen, 
ber fad) mit gutem ratf) nad| gebenfen unb gort fm gnab unb b,tlf tnitteölen." 3 

Demnad) unb auf bie fonftigen oielen Cerfidjerungen 3ür»dj« oon feiner freunb* 
nadjbarltdjen ©efinnung gegen Äonftanj war e« faum anber« möglidj, al« baß biefem 
bie 3uT>erfid)t erwachsen mußte, e« werbe im Salle ber SRot oon eibgenöffifdjer ©ette 
nidjt im ©tidje gelaffen werben. Jatfädjlid) t)atte 3ürtd) am 17. Oftober 1546 nad) 
Äonftanj gefdjrieben, wenn SRot an ben Wann gebe, folle e« fofort bertd)teit, fei e« aber 
baju ju fpät, fo werbe im £lmrgau fdwn $ilfe ju finben fein, ber 5?anboogt fei bie«« 
bejüglid) infrruiert.* 

Die Äonftanjer wußten biefe £ufage wof)( ju fdjäfeen ; ©d)u(tl)aiß berietet baoon 
mit ben Sßorten : „3»« °« r f^ tt fa*)« 1 ftunben gefährlich, ... in bem fam bem rat 
oon benen oon 3" rw * ttmi Ürofte« ben 17. Dt tober u. f. w." 6 

@anj gewiß b,at bie« in SJerbinbung mit bem Umftanb, baß ber jürdjerifebe ?anb* 
oogt im Xtyurgau nodj bi« jum fluguft 1548 ju amten fjatte, 6 ben 9?at ju feiner $art* 
näctigteit mit oeranlaßt ; benn audj auf faiferlidjer Seite redjnete man fpäter bamit, ob 
ein fatfiotifdjer ober ein proteftantifdjer Öanboogt bort regierte. Oebenfall« aber bat 3üridj 
in Honftanj merjr Hoffnungen erweeft, al« e« nadjfjer ju erfüllen im ftanbe war. 

(Sine bebeutenbe Sode fpielten enbtid) bie Hoffnungen auf eine Stenberung in ber 
allgemeinen politifdjen Sage, auf ein (Singreifen ^ranfreidj« ober einen SJorftoß be« 
dürfen, moburd) ber Äaifer oon ben innerbeutfdjen Angelegenheiten abgejogen unb ber 
©egenpartei tfuft oerfdjafft worben wäre. Die ganje auf ben Sluffcbub einer (Sntidjeibung 
gerichtete $olittf be« 9?ate« tonnte überhaupt nur auf foleben Erwartungen fußen. SJon 

1 SSon roo auä ein« einnähme ber Slabl oicl e^er mdglid) mar, al3 oon ber Äei^öfeite aui, 
mit ber Äcmftanj nur burt^ bie SR&ctn&rüctc perhmben war; 

* E. A. 758, t. 4 ; 779 aa, 3. 

■ ü. 28, 3fr. 9, 48, 85, 6. 199, 317. 
4 ei, unten ©. 22. 
»Coli. V 15',,. 

• cf. K. A. «n^ong IV. 



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2>cr Urfaraang bcr Stabt flonftanj an baä .£>auö Ceftemid). 



15 



ben lürfen ift in ben «riefen Ambro« »larer« an ©uütnger oft genug bie Webe, unb 
wo» man in Äonftanj für Hoffnungen an bie Serbung be« franjöfifdjcn Sönig« bei ben 
©bgenoffen fnüpfte, bringt bie ©emerfung, mit meldjer ber Wat bie oon 3ürid) erhaltene 
unb fofort nad) Einbau unb 2(ug*burg weiterbeförberte Wad)rid)t begleitete, „bife« be« 
fönig« fürnemen möd)te nun, al« ju »ermuten, uß oerorbnung gotte« ben d)riftenlid)en 
ftenben ju nit weniger ringerung gelangen . . . unb ftnb mir allwegen ju gott getrofter 
Hoffnung u. f. w.", beutlid) gum Kudbrtut. 1 Sie bie Äonftanjer Wätc hierin ba« 
©alten bcr ÜJorfefjung erblicften, fo ftüfcten fie fid) überhaupt in lefcter unb bödrfter 
3nftanj auf (Sott ; man fann fagen, fie »erliegen fid) gerabeju auf ein Sinfdjreiten be* 
Jpimmel«. 51m (ebenbigften unb ^te unb ba ergreifenb tritt und biefe« ©ottoertrauen 
entgegen in ber ftorrejponbenj jwifdjen ben ($efanbten ber ©tobt in Augsburg einerfeit« 
unb ben ®eb,eimen unb bem Wate anberfeit«. ©o rid)teten erftre am 8. Ou(i 1548 
an Keinen unb großen Wat bie «ufforberung, bei ber ©efdjlu ßfaffung über 5(nnab,me 
ober 3?trtt»erfiutg ber Sriebenebebingungen be« ftaifer« „eingebenf je fnn aüer gotte« 
guttaten unb feine« gnäbigen o<itterlid)en fd)irm« oud) fo langer auffentljaltung, baft er 
biejenigen nie b,at oerlaffen nod) oerlaffen will, bie im anfjangenb unb feinen namen 
befennenb," unb fügten jum ©djluffe bei: „Gr (®ott) felbft wölle Gr. S. leiten unb 
un« allen »erleiden, ba« mir in bifer unfer fdjwfiren fad) fin ljulb bel>altinb, auff inn 
febenb unb an im unb finem göttlichen, rannen wortf) fälifltd) beharren möginb, ba« 
übrig würt er felb richten unb gnäbiflid) auSfüren," unb nod) am 4. «uguft 1548, 
jwei Sage cor ber 9led)tung ber ©tabt unb JBeftürmung berfelben burd) faifertidp 
Struppen, fd)rieben Jöürgermeifter unb @ef)eime nad) 3ürid): „Sir finb aber ju gott 
getröfter juuerfidjt unb (joffnung, er werbe in bifer fad)e ber red)t rid)ter fin unb bie ju 
fältgem enb u«füren."' 

Sar nun ber Hat fid) oöllig flar über ba« ehtjufdjlagenbe Verfahren unb ent* 
fdjloffen, ba«felbe burd»nfül)ren, fo mußte er bod) in fo wichtiger ©adie fid) auf bie 
^uftimmung oon großem SWat unb ©ürgerfdjaft berufen fönnen. ©o erfolgte benn bie 
Einberufung be* großen Wate« auf ben 29. unb ber fünfte auf ben 80. Ctanuar. 

2tn $anb be« oon ben ®ct)eimen baju »erfaßten ©djriftftüde« mürbe bem erftern 
nad) einer $>arftetlung ber (Sreigniffe feit ber Kuflöfung be« 9unbe«f)eere« norgetragen, 
baß ber Wat au« bem (Srunbe erft jefct Seridjt erftatte, weil er juoor b,abe abwarten 
unb erfahren wollen, wie bie anbern ©täbte fid) gelten; er glaube aber bamit nid)t« 
oerfaumt ju tjaben; „benn fo bie ftatt (Softanfe foldjen bridjt anjenemmen oud) wurb 
befinnet fin, fo würt man guter Hoffnung allwegen berju turnen mögen." $er große 
Wat möge bem Meinen ju folgenben fünften Auftrag geben: 

„3)aß er in bifen fad)en alle mittel fürwenben (olle, ob bie ftatt in frib unb ruw 
wie bi«t)cr pliben unb fid) erhalten mag, bi« baß gott mit un« oerfünt an finer für- 
genommenen ftraf benügen b,aben unb ben fjanbel mit gnaben ju gutem rid)ten werb. 

„Daß burd) ben rat ober burd) etlidje, bie er baju oerorbnet, beften Dlnffe« unb 
fo oil möglid) erfunbigung get)ept unb erfaren werbe, ob man aud) ju aim friben turnen 
unb bn ber taiferl. majeftät ain libenlid)en betrag erlangen mag. 

„Stoß man bie punfte unb gebingte, wa* gftalt man 31t aim oertrag turnen mag, 
aigentlid)en erlerne. 

' TT. 28, 9fv. 54, 49, 6. 219, 203. 

1 IJ. 29, 9tr. 103, e. 555; Hr. 123, S. 781. 



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16 «Der Ucbcrgang ber ötabt ftonftanj au baö £auö Ceflerreid). 



„<5o man foldjer gebtngte wiffen« überfumen b,at, bog bann bic tägttdjen rät 
baruff one öormiffen be« großen rate« nid)fc jufagcn nod) a6f(^(agen, funber wa« bem 
rat ober beffen oerorbneten in erfat)rung ber fad)en ju jiten begegnet, ba« »erben ftt 
allwegen nad) gfta(t unb gelingen« ber fadje bem großen rat fürbringen." 

Sie äufttminung be« großen SRatefl erfolgte ofme Slnftanb. 

Die ©ürgerfdjaft befam einen fummarifd)en ©eridjt über bie ?age ber Dinge mit 
ber grflärung, baß ber 9tat, wenn er aud) jur 3eit fi$ nod) ntdjt in einen ^rieben 
ober eine 8u«föf|nung eingelaffen, er fotdje« bod) aud) nie abgeflogen b,abe, baß beibe 
9?äte lieber ^rieben unb föulje a(« ba« (Gegenteil blatten, fo e« mit ®ott unb (5b,ren 
unb ob,ne Verlegung ber ©ewiffen möglid) fei, unb baß fie in biefer ©adje feinen enb* 
gültigen ©djritt tun würben oljne Stffen unb Sillen ber (Sfcmeinbe. 1 

(5« muß auffallen, boß in ben »ier ^rogrammpunften bie im uorb,ergeb,enben 
gejeidjnete lenbenj be« töate« nidjt junt «u«brurf fommt. Daß er prtnjiptelt burd) 
planmäßige« $inau«fd)ieben einer £ntfd)etbung ber Slbfinbung mit bem Äoifer auszuweisen 
entfd)loffen mar, mirb öerfdjrDtegen, unb 3War bemußt unb mit Slbfidjt.* Der ®runb 
liegt auf ber $anb. ©egen ein foldje« Programm mußte er im großen dtate ober bei 
ber Äürgcrfdjaft ober bei beiben entfdjiebenen SBiberftanb oorau«fefeeu. Darauf beutet 
fäon ber Umftanb h,in, baß er e« für nötig eradjtete, fein bi«f>erige« Rumorten ju 
redjtfertigen unb feine griebendliebe im großen 9?at unb in ben 3"nften J" befrfiftigen. 
Senn ber große diat, wie er burd) feine äbfrimmung funbgab, mit bem ©treben nad) 
einem mögltdjft günfrigen 5rieben«fdjtuffe aud) einoerftanben mar, fo fonnte oon itjm, 
unb nod) weniger oon ber SJürgerfdjaft, bod) nidjt erwartet werben, baß fte ben Sluffdjub 
in bem ÜRaße, wie er Dom 9fate geplant würbe, gutheißen unb mitmadjen würbe. 9 
Unberfeit« ift nid)t ju überfein, baß ber 9?at feine eigentlichen $täne aud) au« bem 
®mnbe nid)t offenbaren burfte, bamit biefelben nad) außen, fpejiell am faiferliajen $ofe, 
nid)t befannt mürben, jur SBermetbung etwaiger unerwünjd>ter golgen, bie borau« leid)t 
entfielen fonnten. 

<5o blieb ib,m nid)t« anbre« übrig, of« ba« Programm berart ju formulieren, 
baß er barauf fußen unb feinen $(an, oljne tt)n mit tlaren Sorten bezeichnet ju 
haben, »erfolgen tonnte. 

Der erfte $unft Ijauptfädjlid) mußte bie $anbl)abe jum Stuffdjub geben unb Don 
oorntjeretn bie ©tobt beruhigen, fall« über ba« Ausbleiben einer SJerföfjnung ©ebenlen 
entfielen fotlten. Sin eine $3ermirftid)ung be« ©ebonfen«, Äonftonj oon jeber nachteiligen 
ftolge ber Üeilnaljme am fdjtnalfalbtfchen Kriege, fomeit bie« Dorn Äaifer abtjing, oerfdjont 



> U. 28, 6. 277, 311 ; Seridjt au ben grofecn Stat «. 285 ff., an bic fünfte ©. 293. 

* 3m ©ntnmrf beö $cria)te$ an ben großen 9tat ift ber ^affuö : „item unb bafe man in foldtcm 
alle mittel gebrauchen mag, babura) bie fad) in uffjug gebradjt »erb, bnfi bafi gott ben fyanbd m> 
ringerung unb gutem biefer ftatt bringe" (U. 28, 6. 289) gcfrria)«n, unb fct)lt in ber jum Vortrag 
bemtyten Seinjdjrift. (Satöbiid) 1547, 29. 3an.) 

* 6. Shnler 63, 8t. ölarer an SBuüinflcr, 21. $an.: „So ftet) ia) leiber, roie ber gemein mann 
u. fenator gefutnt ift, n>o man tain menfd)lid) 6/inbU)abe t>at." 2G. 3an.: „QU roäre nod) eine ^anbpoü 
bapferer frommer leut b» uni, banebent oi( fd)n>ad)cr u. bic inconstantia vulgarium ingeniorum 
maa)t mid) forajtfam." «eb,nlid> S. Simler R4 u. 66, 2G. 3Hai 1647 u. l.gebr. 1548; «. 3roief an 
»uHinger, 16. 3an. 1547. Scriptae f. 78 berietet, SawnSburg b^abe gcfd)rieben, ber «aifer roerbe 
Sonftanj unb tinbau nidjt oerfd)onen; e8 madje bic 6ad)e grofl unb mab.ue jur »uafbb.nung. „I>a6 
bringt oua) bp mand)em ain fdjretfen." 



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$cr Uebergang ber Stobt Äonfianj an be* $au« Defterretd). 



17 



ju erhalten, glaubte ber »tat fetbftDerftänblich nicht. 1 S)a« war alierbing« fein 3iel; 
aber beti ©eg, auf welkem er e« ju ermaßen trottete, mußte er ber ©tabt Der« 
heimlichen unb it)r bafür bie 2Kögtia)tett eine« folgen SJerjtc&t« be« Äatfer«, ber ganj 
auSgefchloffeu war, in 8u«ficbt [teilen. 4 

Sie noch in anbrer Seife tum feiten ber ©ehetmen mit fünfttichcn Mitteln beim 
JRate (Stimmung für ben 2tuffcbub ju machen gefucht, unb bie ©tobt mit Hoffnungen 
auf eine Parteinahme ber ßibgenoffen für fie, bie fid> nie erfüllen fottten, fätfcfalich in 
(Sicherheit gewiegt würbe, wirb im folgenben noch berührt »erben, ©o fehr man ftcb 
bemühe, fötale ^uoerficht wachzurufen, fo fet)r brütete man ftcb, bie ffiahrbeit über bie 
Haftung ber (Sibgenoffen betannt werben ju (äffen, ttnb in ber ganjen £t\t, bi« jur ftata* 
ftrophe, erfuhren groger SRat unb CSJemetnbe nie etwa« baoon, bog ffonftanj oon jenen 
in Söirflichfeit nicht« ju erwarten hatte. 3 

IRunmehr fonnte ber 9?at ben Huffchub mit Berufung auf ben großen {Rat ruhig 
betreiben. Da« ging aber nur unter ber JBorau«fefeung unb fo lange, al« ein Vorgehen 
be« Äaifer« gegen Äonftanj unterblieb. (Sin folcbe« ju »erbeten war fomit feine erfte 
Aufgabe. 3u biefem „^wetfe mußte nach außen unb fpejteü am $ofe ber «nfcbein erwerft 
werben, al« bemühe ftch ber 9iat angelegentlichst um bie 9u«föb,nung. Sil« ©pradjrobv 
hieju erloren fich bie ©ebeimen ben dritter $an« Oafob oon tfanbau, öfterreichen f anb« 
oogt ju Siedenburg. 4 örr war „ein ber ftatt allwegen günftig unb wot gefinnter nachpur," 
baju ein ftreunb Sonrab 3wicf« unb Demnach wahrfcfaeinliä) nicht ohne Sympathien für 
bie neue tfehre. 5 Die auf ihn gefegten Erwartungen erfüüte er oolHommen; mit größtem 
Cifer nahm er fich ber Sache an unb freute babei weber 2flübe noch Soften. 9?ur ben 
einen fehler hatte er, baß er nämlich Meinung war, bie ihm jugebadjte Aufgabe 
fei bie Vermittlung eine« SIbfommen« jwifcben bem fiatfer unb ber ©tabt Sonftanj. 

Die erfte ijuförift be« diäte« Dom 28. Oanuar an Vanbau führt au« : SBie man 
oernehme, werbe Sfonftanj beim Äaifer oerbächtigt, al« ob e« fich befonber« ungehorfam 



'3tm 7. gebr. 1547 fd)reibt Smid an öullingcr: Cfr fänbc gut, bafj ber granjo« bie <£ib> 
gcnofirn ucranlaffen würbe, beim itaifer an$u6,alten, baft biefer ,,nod) jttr jit gegen bie ftatt Äonftanj 
ftiltfton wellte." ,,$ld) gott ia) wolt gern weg fud)cn, rote bie fad) »erjogen werben möd)t, u. bafj mine 
berren nit alte« menieblicben tiofto beraubt rouvbeitt, bann fünft iora id). roir werben! tbun wie anber. 
gott erbarm fid) unfer." Scriptae, f. 83. %. Slarer fürchtet, „in febrodrfte ber Spanier bienftbarteit 
ju fornmen", unb rounfa)t: „wo boa) nai^men gott ein gut mittet geigte, baf$ wir und nit allfo in 
liefjenb." «n SuUinger 21. u. 22. 3an. 6. ©tmler 63. 

* £a3 (?efüf)l, bafj bcr 9tat ein cerftecttcS Spiel trieb, fa)eint in ber Stabt boa) oorbanben 
geroefen ju fein. So berietet Sd)ult^ai^ Coli. V ',t, ti fei bie Sage gegangen, „efi b>benb iunberbare 
perfonen roiterd unb anbert, ben bem rat fürgebraa)t, geb^anbelt, bie roil ia) aber föla)e* teinen grunb 
bab mögen haben, fo f)ob id) aud) baoon nid)t8 fd)reiben funben." Demnach waren nid)t einmal alle 
SRttglieber be« f leinen 3tatcö, ju benen aua) Sd)ulthahj gehörte, eingeweiht. 3>afj i'c^term bie eigent> 
lid)en ^Jläne bcr leitenben @ruppe nia)t betannt waren, ergibt fid) aud) aud Coli. V 28 V», n>o er bie 
Srfranfung ber „fümehmfien ber rttte" unb ben Stob be« fatferlichen SijefanjlerS üRaort, „wcldjer fid) 
»il gut« gegen ber ftatt (Softan^ erbotten", im gebruar 1547 als Urfadjen ber Serjögerung ber ,,ufl« 
fönung" nennt. 

» «. 3rotcf an »uainger, 7. gebr. 1547. Scriptae 79 . . . „wenn tyenai) bic üweren fornrnt 
anbern ftd) cntfdjlie^en wurbent, ba^ fte unferthalben weber mittel nod) rat mtffenb, bitte um gottrt 
willen bie« geheim ju halten, baran unä »il gelegen." 

« ü. 28, S. 277, 28. San. 

• V. 28, S. 774, 019. 

XXXIII. 2 



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18 



$er Uebergang ber 6tabt Äonftanj on boä fraui Ocfterreidj. 



unb übel Raiten t)abe, woburd) berfelbe ju ungnäbigen Vornahmen gegen bie ©tobt 
wrantaßt »erben fbnnte. i'anbou möge bod>, wo er fönne, biefelbe in @dmfe nehmen 
unb bie Ungnabe be« Äaifer« unb be« Jtbnigfi oon it)r abjuwenben fudien. 9ftan b,abe 
bi»^er beut Äoifer allen fdmlbigen ©ehorfaut geletftet unb fei aud) be« fernem boju 
bereit, tote man e« ben SJorfatjren ber SWaieftäten gegenüber gehalten. Der Öanboogt 
mad)te am fatferlidjen $ofe unb beim Äönig aWittettung oon ben Darlegungen ber 
fionftanjer unb bradjte babei beren frühere» Sohtoerbalten gegen ba« föeidj unb ba« 
$au« Oefterreid) in emttfeljlenbe (Erinnerung. ©d>on am 5. ftebruar tonnte er ihnen 
eine Antwort oom Caifertidjcti $H$etan$ler SWaoe« fdintfen be« Onbalt«, ber ftaifer fei 
gegen Sonftanj nid)t ungnäbiger gefinnt al« gegen anbre; bie <5tabt werbe nad) be« 
syijefanjter« 3u»erfid)t f°^ e ®nabe finben, bafj fie bamit roor)C juf rieben fein bürfte; 
nur müffe fie fid) beim Äaifer einfinben, ba« fei fein mot)lmeinenber 9iat. 3m Anfd)luffe 
baran mahnte ?anbau felbft mit einbringlidjen SBorten, bie <5ad>e ja nid)t anfielen ju 
(äffen. Aber erft am 10. ftebruar befaßten ftd) bie ©eheimen bamit, ohne inbeffen einen 
Sefchlujj ju faffen, weil einige oon it)nen franfbeit«halber oon ber Beratung ferngeblieben 
waren, i'anbau brängte unb »erlangte $efd)eib ; er roolle am $ofe nidjt bafür angefeljen 
werben, al« ob er bie Angelegenheit oerjögere. Auf jwei (2rntfd)ulbtgung«fd)reiben »on 
(S&e&eiinen unb SÄat, in benen auf bie Abhaltung mehrerer geheimen Diäte burd) Äranf= 
hrit »ejug genommen würbe, fchlug er eine ^ufammenfunft cor, ganj in ber 9?äfc oon 
ftonftanj, wo man leid)t hingelangen fönne. Dabei wieberholte er feine 3J?ahnung ; aud) 
ber Äanjler @ranoella, ber fürjlid) in ©todad) gewefen, habe geäußert, wenn bie oon 
Äonftanj willen« feien, ihre {Boten jum Äaifer ju fdjiden, fo fei e« angebraust, bafj bie« 
batb gefdjehe. Dod) aud) biefem ©egehren erflärten bie ©eheimen unter berfelben 
Segrünbung jur 3ett nid)t entipredjen ju fönnen. 

(5« wirft ein fäiefe« £id)t auf biefe grfranfungen, ban bie ®cheünen e« für nötig 
fanben, mit einem ^rioatbricf, ben fie burd) Vubwig flürnftatler nad) bem Diftat ^wicf« 
an ben $reunb be« erftern, ben 9anbfd)retber be« £anbuogt«, richten ließen, bie ?at* 
fäd)tid)feit berfelben noch ertra ju beteuern, währenb $mid in bemfetben Moment an 
©utlinger fdjrteb: „tfanbau hat wiber um fürberung angehalten; ©ranoetla habe aud) 
geraten, baß wir nit lang udblibent; aber wir fud)en uffjüg, fo oil gort giebt." 1 

Am 19. Februar enblid), naä)bem injwifthen ber i?anbfd)reiber im Auftrage Panbau« 
mit ben Geheimen fonferiert hatte, unb biefe ein jweite« SRal einer münb(id)en 33er* 
hanblung mit l'anbau au«gewid)en waren, rüdten fie im Tanten be« 9?ate« heraus mit 
einer Aufteilung ber ®rünbe, b. h- einem Seil berfelben, warum bi«f>« leine Au«* 
föhnung gefud)t worben, nämlid) bafi fo jiemlidj alle ben anbern ©täbten auferlegten 
©ebingungen „im ©emiffen bocb befdjwerlid)" unb baher unannehmbar feien.» Daju 
[teilten fie ba« ßrfudjen an ben Vlanboogt, er möge biefe $efd)werben nad) ®utbünfen 
ganj ober teilweife an ben f)of berieten; aud) würben fie gerne fel)en, H baß er bie 
hanblung ju finen hanben jiehen weit." 3 

Die lettre ©enbung war offenbar eine Vorbereitung auf bie bemnädjftige lieber« 
rajchung für ^anbau unb hatte jugleid) ben 3wed, bie übrigen ÜWalmer, wie ben Abt 

' Scriptae. 12. ge6r. 1647. 

* 2>a3 et^rfiben «bgebrueft in Jtonftanjcr ©turnt, S. 16 ff. 

» U. 28, Wr. 76, 81, 6. 712; 9(r. 113, S. 513; 9<r. 123, 127, 128, 129, 130, 6. 682 ff.; 
Hr. 140, 141, 6. 589. 



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$er Übergang ber ©tobt flotiftanj an baö $auä Ccfttrtcitt). 



oon ©eingarten unb anbre, bic anfingen, ernftltd) jur Unterwerfung ju brängen, mit 
bem $inwei« auf Sanbau« £ätigfeit auf gute 3trt abjufd)ütteln. 

Sie jum 15. ftebruar waren nämlich au« ber ganjen 9iad)barfd)aft foldje 3luf» 
forberungen unb Ermahnungen nebft $ermitt(ung«anerbieten eingetroffen, fo Dom Sifdjof 
oon ftonftanj, oon Ueberlingen, Dom £rud)feß SLMlrjelm 3Balbburg mit bem ®rafen ftriebrid) 
oon ftürftenberg, Dom Sanbfommentur im (Slfaß, Dom ?(bt (Serroig klarer Don SBcin 
garten unb anbern. Einbringlid) mahnten fie ade jur 3lu«föt)nung, ftetlten Dor, wie 
bie ©tabt fonft ficherm iBerberben, ber 91d)t unb gemaltfamer Unterwerfung entgegengehe, 
unb betonten, bog bann auch Me 92adfbarf(^aft ju ©djaben fäme unb baburd) oeranlaßt 
mürbe, ihre freunbliche ©efinnnng gegen Äonftanj fallen ju (äffen. HHe« Dergebttdj! 

fLm fchnellften waren ber öifdjof unb bie Ueberlinger abgetan. iftad) bem erften 
Jöefdjeib, ben fie erhielten, Äonftanj habe fid) währenb be« Sriege« gegen feine SftaaV 
barn wohl Derhalten, fei bereit, bem Äaifer allen fdjulbigcn ®eb,orfam ju leiften u. f. w., 
unb hoffe baher, biefer werbe gegen bie ©tabt nid)t« fteinbfelige« oornehmen, man banfe 
für ba« freunbliche Erbieten unb wolle bie ©adje beben!en, jogen fte fid) jurücf unb 
machten feine weitem SJerfudje. 1 

fiartnädiger festen bie anbern ben ©efjeimen ju. $ßa(bburg befprach in SÄieb» 
fingen mit ©ranoella bie fionftanjer ftrage. ©ein ©eridjt war eine energifche Wohnung 
an ben 9iat, enblich Gmft ju machen. Der Äanjler habe ihm erflSrt, obwohl ber Jtatfer 
münblich unb fchriftlich informiert fei, baß ftonftanj fich in biefem flriege befonber« 
fetnbfelig gegen ihn gejeigt habe, fo wolle er e« boch baju bringen, baß bie ©tabt, wenn 
fie fid) ergebe, gut megfomme.* Der l'anbfommentur erfttnbigte fich am $ofe in Ulm 
perfönlid) über bie ©ttmmung gegen $onftan) unb eröffnete ebenfall« gute 2fii«fid)ten. 8 
Äategorifd) melbete fich ber 8bt Don Seingarten. 3n einem ©treiben an öürgermeifter 
klarer Derlaugte er, baß biefer mit anbern Vertrauensmännern ju einer JJufammenfunft 
mit ihm ber ©tabt Sonftani, „feine« geliebten Vaterlctnbc«, halb" nach §agnau fommeu 
folle. ©einem Segehren würbe nicht entfprodjen, jutefet aber bod) ein 9?at«mitglieb, 
Dnofriu« §üru«, bortl)in gefd)tdt, um bie befannten (Sinmänbe oorjubringen uub anju* 
hören, was ber Slbt wolle unb berichte. Diefer brang fer)r barauf, baß ftonftanj fid) 
unterwerfe, nad)bem nun ©traßburg e« auch getan; alle« habe fid) auf ®nabe unb 
Ungnabe ergeben müffen, unb fo bleibe auch für Äonftanj nid)t« anbre« übrig. Sa« 
bie faiferlidjen Mte bejüglid) ber {Religion unb anbrer Dinge iufid)erten, ba« werbe »om 
taifer gehalten. Die ©tabt Äonftanj fönne bod) nid)t allein ber 9Wad)t be«felben 
wiberftehen, ober ob fie Dietleidft auf bie (Sibgenoffen baue, „bie bod) bi«tjer nie feinem 
geholffen." tfaffe man ihn, ber beim fiaifer in gutem ftnfehen ftehe, hanbeln, fo werbe 
er jweifello« für Äonfwnj einen beffern ^rieben a(« alle anbern ©täbte, fid)er jebenfall« 
jwei Dinge erlangen, nämlid) baß bie ©tabt nid)t mit Gruppen belegt, unb baß e« mit 
ber ©traffumme fo gehalten werbe, baß fie fd)tießlid) nirfjt bejaht ju werben brauche. 4 

Doch ba« mad)te alle« feinen (Sinbrucf. 8m 21. Februar befdjloß ber SRat, fid) 
mit ben brei $erren nicht mehr weiter einjulaffeu, unb teilte ihnen mit, baß er in ber 
Angelegenheit mit bem Sanboogt ju Uiellenburg in SJerbinbung ftehe, baß biefer fid) 

' U. 28, S. 410. 416, 557, 658, 660. 

1 U. 28, ©. 429 ff., 437, 512, 543, 549, 561, 669 ff. 

* ü. 28, S. 277, 436, 441, 611, 669. 

* U. 28, S. 567, 677, 587, 599. 



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20 



$er Ueberoana. ber ©tabt Äonfianj an bad $auä Oefterreid). 



bereit erflärt habe, bie ©ad)e ju übernehmen unb nad) beftem Vermögen ju förbern, 
unb bajj er fid) mit ihnen iebenfall» in» Vernehmen fefcen »erbe. 1 

3efct mar nur nod) ber $anbel mit l'anbau fortzuführen. Da» Vertrauen auf 
feine 'JJerfon, metd)e» ber fanboogt in ben (Eröffnungen be« State« Dom 19. Februar 
erblidte, quittierte er mit bem Verfpredjen, im Ontereffe ber ©tabt fein Vtfte« unb 
üTlöglichfteS ju tun. Von einer ÜRitteilung ber aufgehellten Vefd)werbepunfte, fo wie 
fie oorlagen, an ben §of erwartete er mehr ©d)aben al« SRufcen; bei Sttaoe« wollte er 
bejüglid) einiger berfetben fonbieren, fein ©djreiben traf biefen aber nidjt mehr unter 
ben tfebenben. ©elbft äu«laf fangen ober Senberuugen oornehmen wollte er begreifUdjer* 
weife nidjt. ©o uerlangte er benn Vefdjetb, ob ber 9fat bie fünfte fefthalten unb bann 
felbft an ben Äaifer fenben, ober fie abönbern wolle; im (entern $aüe foUe er bejüglid) 
ber Religion nicht« erwähnen, ba ber Äatfer erflärt habe, feine 9lbfid)ten feien nidjt gegen 
t»tcfc geridjtet. 

(Sin weitre» 9u«meid)en mar nun nidjt mehr gut möglich ; man mußte rootjl ober 
übel bem Vanbnogt reinen 2£ein einfdjenfen. Der 9fat erfudjte ihn, weit ein ÜKifi* 
terftänbni» oorliege, feinen fc'anbfdjreiber ju münblidjcr ?lu«einanberfefeung nricbcr 
nach flonftanj ju fänden. Diefcr erfdjien am 8. üHärj. Von ben (geheimen oerhanbelten 
mit ihm 3»i<f, tfabbart, Vögeli unb $od)rütiner. tfanbau befdjwerte fid) burd) feinen 
Übertreter heftig über bie fortwähwuben Verzögerungen; ihm felbft »erbe nun fdjon bie 
©djulb baran jugemeffen, nadjbem man am §ofe au» ben »Jufdjriften be» 9iate« an 
einige 9?ad)barn entnommen habe, baß Äonftanj bereit fei, bie 3u«föf)nung anzunehmen.* 
Die SCnjeige ber Vefdjmerben an ben ftaifer bezeichnete er al« untunlich; bagegen folle 
ber JRat ein ©djreiben, morin bie befonbem Verljältniffe ber ©tabt, bie SWadjteile unb 
©djäben, weldje fie im Dienfite be« 9teidj« unb Oefterreid)« früher erlitten habe, bar* 
gelegt würben, an Vanbau rieten jur SBeiterbeförberung an ben $of. ifrlefct gab 
er Äenntni« Don einem ©abreiben be» Äönigfi, weither ihn belobte unb aufmunterte, bie 
Hu«fbhnting ber flonftanjer mit Saifer unb Äönig eifrig ju betreiben unb jene barauf 
fjinjuweifen, bafi fte „ingebenf fin f ollen, wie wohl e» ihnen erf (hoffen hab ober ergangen 
fug, ba fie mit bem hau« Oefterrud) in bertrag gewefen ftjen." 

Dem gegenüber ertlärten bie öter »bgeorbneten, ber 9?at h«*< bem L'anboogt feine 
Vebenfen nur geoffenbart, weil er ein befonbre« Vertrauen zu ihm hob«; er wünfdje 
Don ihm nidjt bie Vermittlung ber 3tu«föb,nung, fonbern im $inblid auf bie 
frühern treuen Dienfte ber ©tabt an ba« SReidj unb ba« f>au« Oefterreid) eine Ver« 
wenbung unb ftürbitte „baß bie fad) (Softanfe halb in ruw geftellt werbe"; be»wegen 
halte er e« nid)t für angebradjt, felbft an ben Saifer zu fdjreiben, ober ©efanbte ju ihm 
ju fdjiden. 

■U.28, 6. 618, 6H. 

1 2xr Denetianifcfje GJefanbte om Raii'ertjofe, SJocenigo, berichtet am 9. gebr. 1547 poh ftril6ronn 
aus au ben 2)oacti, eis gehe bie Webe, bie Äoußanjer ÖJcfanbten feien auf bem 3Üegc jum Haijcr, unb 
am 19. gebr. auä Ulm, fie werben balb tc-mmen, unb Se^crtlin fei in flonftan? bafür tiitift. (!) Jim 
25. gebr. heifjt eö: Ondc percht^ venghino (bie 6tra$burfler) a sua (Äaiferö) devotione, da lei, per 
quello mi h stato riferito, Ii sono stati porli partiti molto pirt larghi che non hanno havuto lc 
altre citta per cauaa massime che essi si hanno offerto easer mezeani a far venire anco la 
citta di Costanza alla devotione di Sua Mta. lurba II, S. 171, «nm. 3, ©. 178, 181. Daraus 
läfet fia) entnehmen, roie grofjci; «ßert man auf faiferlia)er 6eite auf bie Unterwerfung ber ©tabt 
Honftanj legte. 



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2kr Ucberaang ber Stab! Äonftanj an ba* fcauö Defterrei<§. 



21 



Hm 12. 3Wärj fc^rieb bann ber 9tat an tfanbau, er habe ber erhaltenen SEBetfung 
entfprechenb bie ©efcbroerbepunfte mit Seglaffung ber auf Religion unb ®eroiffen bezüglichen 
nebft einer Darlegung ber angegebenen Momente, auf ®runb welker er Dom Äaifer 
©tttlftanb gegenüber ber ©tobt erlangen möchte, ju einem ©^reiben zusammengefaßt, 
^iefed möge er befürroortenb an ben Äatfer gelangen (äffen. 1 

SWan fann ficb, bie Ueberrafchung l'anbau«, ber bt« baber ber ätteinung geroefen, 
e« gelte für Äonftanj ein 2lbfommen mit bem Äaifer ju erjielen, über biefen unerwarteten 
©eitcnfprung ber Äonftonjer benfen. Die latfache, baß ber 9iat ib,n getäufcfrt ober 
mtnbeften« Inngebalten ^atte, mußte it)n nerftimmen unb berlefeen. (5r erfüllte jroar ba« 
an tr)n gcfteUtc Verlangen unb fd)icfte ba« Schreiben be« 9?ate« mit empfetjlenben Sorten 
an ben $of, aber feine 3 u f a 0 e roar ' ur i un0 ffoftig gehalten; er oerjichtete auf roeitre 
Mahnungen unb lieg fidj nicht meb,r öernebmen, bi« ber Äat am 15. duni bie fo 
unterbrochene SBerbinbung mit ib,m roieber aufnahm. 9 

©o mar bie jefet alle« gut gelungen, eine fd>öne 3eit roar fdjoit oerftrichen, unb 
no<h hatte man fidj feinen ©djritt näher ju ber uertjaßten Ergebung brängen laffen, 
unb h«tte ber Äaifer feine Maßregeln gegen Konfianj ergriffen, roätjrenb anberfeit« bie 
mahnenben ftadjbarn — ber $Bof)lmeineul)eit unb $3erjchroiegenheit tfanbau« mar man 
pcher — auf unoerlefeenbe Seife unb berart abgefertigt roaren, baß ihnen unb bem 
$ofe bie eigentlichen Hbfichten be« 9?ate« »erborgen blieben. 

hieben biefen ®efcf)äften gingen feit Grube 3anuar lebhafte SJerhanblungen jroifchen 
ben Äonftanjer Oeheimen unb ben uier eoangelifa^en ©djroeijerftäbten 3"™k Sern, 
©chafftjaufcn unb «afel, foroie ber (entern unter fuh bezüglich euentueller fritfelefftung 
an ftonftanj. 

©eoor roir barauf eingehen, noch e <n furjer Ueberblicf über bie Stellung ber ©e- 
famteibgenoffenfchaft jum fcbmalfalbtfchen Kriege überhaupt unb ju Äonftanj im befonbern. 

©d)on oor bem 2lu«brucne be« Kriege« hatten bie QKbgenoffen ihr Verhältnis ju 
bemfelben geroiffermaßen feftgelegt. 3n Anbetracht be« brohenben Äonflitte« unb ber 
(Gefahren, bie ein folther für fte im ©efolge haben tonnte, faßten fte im Oftober 1545 
ben ©efdjluß, ihren Untertanen frembe Ärieg«bienfte ju unterfagen, foroie trappen* 
burchjüge unb durchfuhr von Kriegsmaterial burd) ihr ®ebiet nicht ju bulben. 

5Wad)bcm ber Krieg feinen Anfang genommen, gelangten auf ber Xagfafeung im 
3u(t 154(5 gleichzeitig ber Kaifer unb bie proteftantifdjen Sßerbünbeten an bie CHbgenoffen. 
Der fiaifer cerroahrte fich gegen bie oon feinen ©egnern auögeftreuten 23erbäd>tigungen, 
a(« ob er barauf au«geb,e, alle Freiheit im {Reiche ju unterbrücfen ; er roolle nur, roie 
e« feine Pflicht ihm gebiete, bie Gebellen jum ©eb,orfam bringen. ®egen bie (Sib* 
genoffenfchaft habe er burchau« feine feinblichen 8bficb,ten, fei bereit, bie (Srbeinung treu 
ju holten unb erwarte bie« auch "on ihrer ©cite. 3 

1 2)er Stricht be$ $üruö na<6 feiner Stkffebr oon Ulm über bic milben Scbingungcn, roclcbc 
ben Srrafifiurflem gefteUt roorben, liefe bie GJebeimcn für einen SWoment Hoffnung faffen, unb oeron» 

ICI91C ]ic »U DCrtt flu OUl .Hiitifr Di|tilTimUn oujuitin Uli talioiill, uKlajCO Clin IZ. x'iar) uOIli .'tau 

genebntiflt rourbe. ü. 28, ®. 760 ff. cf. unten S. 2». 

* ü. 28, S. G69 ff., 693, 713, 721, 725, 720, 742 ff., 757, 759 (3lt. 182 für ben Äaifer 
ocftimutzco öCytctocu att vciuoau), itl. 

» E. A. 640, i, 1. 



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22 



Dct Ueberganfl ber 6tabt Äoitflonj an ba« $auÄ Dfflmetd). 



2>on ben ©djmalfatbenern würbe ba« <5rfud>en oorgebro^t, baß bie (Sibgeitoffen 
bcu Durdjpaß Don Üruppen, bie für ben Slaifer befttmmt feien, nidjt geftatten, überhaupt 
biefem leinen 35orfd>ub leiften, bagegen, wenn e« bie 9lot erforbere, if>nen felbft gegen 
gebüfjrlidje ®efolbung $ilf«maitnfd)aften ftellen foQten. 

Die neun Orte en trieben im Äuguft, außer ben ®eftimmungen Dom Ottober 1545, 
für ftrifte Neutralität, ©erbot bei 9?ei«(auf« unb §eimbcorberung ber fdjon fortgejogenen 
üD?annfd|aften. 3n biefem ©inne erließen fie iftre Antwort an beibc Parteien jugleidj 
mit ber «ufforberung, bie in beren Dienften ftefjenben etbgenöffifäen ©ötbner ju ent« 
laffen. 3lucf) in Äonftanj unb Einbau mürbe biefe« ©egetjren gettenb getnadjt. 1 

ffiäf>renb bie 9Weljrf)eit ber Orte fid) bei ben wieber&olten Beteuerungen be« Äatfer« 
über feine fieunbltdje ©eftnnung gegen bie Sibgenoffcnftfjaft im allgemeinen beruhigte, 
bettelten bei ben oier euangettfd)en ©tfibten bie ©eforgniffe unb ba« Sftißtrauen bie 
Oberljanb. ®runb genug baju gab ib,nen ba« Dom päpftlicr)cn ©efanbten vorgetragene 
©reoe be« Zapfte«, ber üon feinem jur 2lu«rottung ber Sefeerei unb Sieberfyerfteüung 
ber ®lauben«einf)eit mit bem Äatfer gefdjloffeneu «unbe Mitteilung madjte unb jum 
Beitritt unb jur Befreiung be« Sonjil« aufforberte. 

<B\t fajloffen fid> bem Befdjeib ber ÜRebr^eit an bie Ärieg«parteien ntc^t an. Die 
Wücfrufung ber ©ölbner gelten fie für unnötig, unb im übrigen wollten fie erf! unter 
fiö) fdjlüffig werben. 

9tad) t>erfd)tebenen 3?erl)anb(ungen gelangten fie, trofcbem baß Sern burrfjau« für 
bie @lauben«genoffen Partei ergreifen wollte unb alle« aufbot, um bie anbern mitju* 
jtefjen, ju bemfetben (Srgebnt« wie bie neun Orte. 3b,re Antwort an ben Äaifer mtb 
bie ©erbünbeten bebeutete im ©runbe nieftt* anbre«, al« jene ber SRefyrfcit, nur baß 
fie bem fiaifer itjr «Mißtrauen ju »erftefjen gaben unb auf ber 9ltd)tb,eimberufung itjrer 
Untertanen befjarrten, wäb,renb fte ben ©djmalfalbenern ib,re ©«mpattnen unb ba« 
Bebauern au«fprad)en, bem Sunfä)e, Urnen tatfräftig beijufteffen, unter ben gegebenen 
3$erl)ältniffen nidjt Jolge leiften ju fönneu. Die (Sinfidjt, baß bie Neutralität ba« 3?or» 
teilbaftefte fei für bie (Sibgenoffenfd/aft, blatte enbltd) bod) ben 9u«fd)lag gegeben. 9 

(Soweit Äonftanj bi« ju Hnfang 1547 mit ben dibgenoffen überhaupt ober mit 
cinjelnen Orten ja tun gehabt b,atte, war e« immer nur im Dienfte unb Sntereffe be« 
ganjen fdjmalfalbtfdjen Bunbe« gefdjefjen. Den ftaü eigener Bebrängni« fjatte e« nod) 
nidjt in« ftuge gefaßt. Dagegen richteten bie e»angelif$en «Stäbte ber ©djmeij fdjon 
im ftuguft 1546 itjr Stugenmerf auf biefe (Söentualität. Suf tfyrem ©onbertag ju ^ürid) 
am 2. Sluguft würbe in Erwägung, baß bie ©tobt Äonftanj oermöge ifjrcr t'age ein 
©djlüffet jur (Sibgenoffenfdwft unb für biefe bon größter SBidjtigfeit fei, bie JÄefolution 
gefaßt, e« müffe berfelben im ftalle ber Not mit Befagung ober auf anbere Hrt $ilfe 
geleiftet werben. 8 Hm 17. Oftober tat 3ürid) ben erften Stritt in biefer Dtia^tung, 
inbem e« feinen tfanboogt im ?b,urgau inögeb,eim babiit inftruterte, er folle, wenn 
Äonftanj angegriffen werbe, bie S?eute, welche au« bem Jfjurgau ber ©tabt ju $t(fe 
eilen würben, baran nidjt tjiubern, fonbern barüber naa) 3 ur 'dj berieten, wäb,renbbeffeu 



» E. A. 632, g. 

'©eifer 169-185; 6$roei)cr, «ef^te btr f^rwijcrif^tn Neutralität, 202. 
• K. A. 652 n. 



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%n Uebergang bcr ©labt Äonfianj an ba* $<uiö Defimtia). 



2H 



ber *?u(ouf cor fid> gel>en tonne. Den fatb,oIifd>en Orten gegenüber fotle er fid) mit bem 
^interfidjfdjroben" entfdjutbigen u. f. w. 1 

Die Sonferenj ber mer ©tabte unb 3 u 9 eWfln °fe n com 20. Dftober in 3"™$ 
blieb einstweilen bei ber obigen 9fefolutton, in bem Oebonten, bog, wenn ftonftanj in 
®efob,r tommen foüte, fid) ba« Nötige fd)on finben werbe. 8 

Die folgenben Grretgniffe auf bem ftrieg«fd)auptafc, bie Huflöfung be« §eere« ber 
«Proteftauten, bie Ergebung lUm« unb anbrer ©täbte, matten bie ©adje fdjon bringlidjer. 
Nunmehr, hoffte man, werbe bte Gibgcnoffenfdjaft »ob,! etwa« tun muffen, „baß Softanfc 
nit bem faifer gar in bie Kauen" 3 fomme. 3m <5in»erftänbni« mit iBern, <3d)affl)aufen 
unb SJafel ridjtete 3 ur id) <*" "Ue Drte ein üorbereitenbe« 9?unbfd)retben über bie $on* 
ftanjer grage, bamit auf ber Xagfafcung eine @d)tufjnaf|me gleid) juftanbc tommen 
follte. 3m 3anuar 1547 würbe ber Zag eröffnet. 

Die 3ürid>er ®efanbten miefen auf bie Vorgänge im Äeidje l)in unb Iwben Ijeroor, 
weldje Oefabren für bie gibgenoffenfdjaft barau« entftetjen würben, wenn ftonftanj, wie 
lUm, fid) bem ftatfer ergeben unb auf alle öünbniffe oerjidjten müffe. Der ©djwaben« 
trieg fjabc gejeigt, wa« e« ju bebeuten fyabt, wenn ftonftanj nidjt auf etbgenöffifdjer 
Seite fte^e. JBöfe iftadjbarn werbe man bort betommen unb geplagt, geftreift unb betriegt 
werben, obwohl ber ftaifer jefet fdjöne unb freunblidje Sorte gebe ; man würbe nirgenb« 
meb,r rubjg ^irtjie^en fönnen, weit man immer oon ftonftanj b,er bebrofjt w&re, u. f. w. 

3u ber erwünfdjten #efd)(u§faffung tarn e« nid)t. Die meiften ©efanbten bitten 
nur ben Auftrag, weitern ©eridjt fyeimjubringen ; immerhin äußerten fid) einige, fit 
würben ftonftanj gerne Reifen; nadjbem man aber Neutralität bef Stoffen fyabe, würbe 
bie Gibgcnoffenfdjaft @efab,r laufen, fid) felbft einen Singriff be« ftatfer« pjujtefjen, 
wenn fie für ftonftanj Partei ergreifen wollte. 4 

lieber bieje« »efultat war 3ürid> fef>r enttäufdjt; f)atte e« bod), wie e« wenigften« 
an ftonftanj fdjrieb, erwartet, e« werbe „etwa« eb,rb,aft« oorgenommen unb gefjanbtet" werben. 5 

3u ber oon iöern einberufenen Jagfafcung »om 28. Februar würbe ber Stabt 
ftonftanj oon 3ürtd) nabe gelegt, eine ftborbnung ju fd)iden, „ob Softanfc otttlidjt oor 
gemeinen (Sibgenoffen etwa« u»jerid)ten unb jeljanblen b.abe." Der 9tat tonnte fid) 
baju nidjt oerfteljen. Durd) bie ©eb,etmen ließ er antworten: „. . . 9?un ^aben wir 
berjit oor ben (Stbgenoffen nidjt« befoubre« anjubringen unb werben bejftalb niemanb 
uf ben tag oerorbnen." 8 (Sinen beffern Ghrfotg bradjte aud> biefe Tagung mdjt, obwohl 
Sem einen ftarfen Anlauf nab,m, bie föbgenoffen oon ben böfen ?lbfid)ten be« ftaifer« 
gegen fie ju überjeugen unb ju entfpredjenben SDiagnab,men ju bewegen, 7 oielmeb,r förberte 



1 E. A. 702 d. cf. oben 6. H. 
» E. A. 699 d. 

* 3(n$h> 3üri4 A. 205, 2. 3BaS man möchte bcr ftatt 6ofian|j falben ben (Sibgenoffen fürb^altrn. 

4 E. A. 755 g. 6d fd>eini ba fa)on bei ben eoangclift^en Orten, njcla)e fia) in flonftanj nitt)t fo 
engagiert blatten roic 3üriaj, teinc rc^te £uft »or^anben geroeien ?h fein. fBaö fottte fonft bie »eu&enmg 
in bem 9eria)t bcr 3ura)cr ®efanbten ab ber £aa.fa(ung : -Die Üonftanjcr 3(nge(cgenb^it fei oon iljnen 
»orgetragen roorben, aber obwohl fie taut -Befet)! t>orfjer mit ben brei Orten gerebet, b«tten boa) fte 
ben Stnfang maa>en muffen, befagen? Seit bem legten Zage b« eoangelifa)en Crte datte fia) eben bie 
Sage ber 2)inge feb,r jum Saajteit ber 6a)malfalbencr geänbert. E. A. 763 ju g. 

» U. 28, 9tr. 48, S. 199. 

•U.28. 3ir. 146, 155. S. 623. 651. 

' cf. ®eifcr 231, 232. 



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24 



55tr Ue&crgana. ber 6tabl ftonftatt) an boä #au$ Defterreia). 



fie nad) langen Beratungen nur bie anfidjt ju läge, e« fei nid)t nötig, bog bie (5ib* 
gcrtoffenfc^aft mit Sonftanj ein Bünbni« eingebe ober tb,m §ilfe oerfpredje, fonbern e« 
genüge, menn man Don bort bie 93erfid)erung ertjaltr, baß fte (ein frembe« Äriegsoolf, 
rooburd) bie (5ibgenoffenfd)aft beläfrigt unb gefdjäbigt mürbe, aufnehmen merben. Dafür 
müffe man ber ©tabt bie 3ufage geben, eine Belagerung ober einen angriff oon fd(tt>eije« 
rifd)em ®ebiet au* gegen fie nid)t ju bulben. 1 

S(uf bem lag 3U Baben am 28. ÜWarj roollte bie 3Reb,rb,eit Sonftanj rooljt gute 
$reunbfd)aft unb 92ad)barfd)aft erroeifen, nid)t aber $ilfe teiften.* Begreiflid) ! Die fünf 
Orte trotten furj juoor in 9u;ern einftimmig betroffen, fid) ber ©täbte ftonftang unb 
Stvaßburg in (einer Sßeife anjunefjmen. 5 

3ürid) fud)te nun ben Äonftanjcrn roenigften« einen Iroft jujuroenben, nämliä) 
bie offijietle (Srflärung ber (5ibgenoffenfd)aft, baß fie ben Uebertritt oon faiferlid)en Gruppen 
auf tyr ®ebiet jum 3nK(fe einer friegerifd)en Unternehmung gegen Sonftanj nid)t ju= 
laffen werbe, inbem e« ben Stntrag ftellte, ein ©djreiben im ©iime bei* auf ber legten 
Jagfaftung befprod)enen SWeinung an flonftanj ju erlaffen. 4 Damit befunbete 3ürid), 
baß e« bie Hoffnung aufgegeben t>atte, bie <Sibgenoffenfd)aft ju einem (Singreifen für bie 
9iad)barftabt ju üeranlaffen; benn roa« e« ba oorfdjlug, mar im eigenften Ontereffe geboten. 

Die ©id)erbeit oor einem Angriff wm ber ©djroeijerfeite au« bebeutete jroar für 
Äonftanj, man (ann fagen, gerabeju bie Uneinnefjmbarfeit, 5 mürbe aber bort ganj rid)tig 
al« eine ÜWaßregel, roeldje fid) ben (Stbgenoffen uon felbft ergeben mußte, unb nid)t al« 
tfeiftung ju Ounften ber ©tabt tariert; fd)on im Oanuar, al« baoon bie 9?ebc mar, 
hatte ambro« Blarer feinem ftreunb Bullinger füt>( bemerft: „Daß ir fd)ribenb, bie 
emern merben feine belägerung auf emerm boben geftatten, glob id) gern; benn fölid)« 
erforbert eroer atgne geUgenljait unb not unb mirb barin nod) (ain d)rift(id) ober nad> 
pürlidje liebe bemt)fen. M<! 

äbcr nid)t einmal biefe 3ufid)erung ließ man Sonftanj jufommen. 3 U ©olotlmrn, 
mo im april bie Xagfafcung jufammentrat, unb roo über bie $ropofition 3ürid)« Be* 
fä)eib gebradjt merben follte, mürbe alle« meitre baburd) abgefd)nitten, baß bie fatb,olifd)e 
SWeb,r1jeit auf ihrem frühem Befd)luß, bie Neutralität (trifte, aud) Äonftanj gegenüber, 
burd)jufül)ren beirrte. 7 

3n berfelben 9rid)tung mie bie bier Orte bemühte fid) aud) ftranfreid). 8 

dm Dejember 1546 fjatten bie Cribgenoffen eine Botfdjaft an ben Äönig be* 
fd)loffen unb abgefäjicft belmf« Beranlaffung einer $rieben«oermitt(ung jroifd)en bem 
ffaifer unb ben ©djmalfalbenern burd) benfelben, ber an ber fjerftellung be« ^rieben« 
im beutfd)en 9teid)e bod) gar fein Ontereffe baben fonnte. Bei biefer angelegenbrit 
fonbierten bie fieben altgläubigen Orte, ob fie oon tytn $ilfe ju ermarten Ratten, fall« 
fte be« ©tauben« megen angegriffen mürben. Der Äönig ftellte ir)re Beforgniffe al« 
grunblo« b,in; bie eoangelifdjen Orte feien felbft frob,, roenn man fie unbehelligt laffe. 

1 E. A. 774 l. 
1 E. A 798 c. 
s E. A. 794 c. 

4 E. A. 798 c. 

5 cf. ü. 29, 6. 663, 9tr. 109. 
"6. Simler 63, 21. San. 1547. 
7 E. A. 804 b. 

• cf. (Seifer 228 ff. 



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Der Uebergang her ©tobt Äonftonj an baS $auä Defterreirt). 



25 



Die (Sibgenoffen follen bat ®lauben«jwiefpalt fahren laffen unb feft jufammenfatten 
gegen ben ftaifer, ber gegen fie auf 9tad>e ftnne wegen ber bon feinen Storfaljren burd) 
fte erlittenen iRieberlagen. 9lad)bem biefer bie ©tänbe in 3>eutfd)lanb meiftenteil« unter 
feine ©matt gebracht fyabe, mieten fte (Borge tragen, bafj er ib,nen nidjt bidjt Dor bie 
Jure fomme. $)a* gefd)äf}e am beften baburdj, baß bie (Sibgenoffenfdjaft bie ©täbte 
©traßburg unb ßonftanj in tfjren ©unb ober fonft in ©djirm aufnähme ; einer folgen 
Bereinigung würbe er, ber Äönig, bann aud) beitreten, ©oltten baburef» bie !Weu* 
gläubigen ju ftarf »erben unb bie Jlatt)oltfen bebrängen, fo fei er bereit, mit ©rief unb 
©iegel ftd) ben fieben Orten jum ©eiftanb ju oerpflid)ten. 

8uf ber gebruartagfafeung empfahl bie franjöfifd)e ($efanbrfd)aft unter erneuten 
$ilfd$ufagen ein iöünbni« mit ©traßburg unb fionftanj jur ©tärfung ber (Sibgenoffen* 
fdjaft, rotrfte bann im SWärj aud) in Sern unb greiburg unb im 3um 1547 ju $)aben 
nod) einmal in btefem ©inne; 1 aber bie franjöftföen ©orfdjläge würben, fo Diel erfid)tlid), 
nidjt tinmal in Erwägung gejogen. gür bie 2We^rb,eit ber ©bgenoffen unb bamit im 
©runbe aud) für bie proteftantifdje Üßtnberljeit mar unb blieb bie Äonftanjer grage abgetan. 



9119 am 27. 3anuar bie Äonftanjer ®eb,eimen au« Huftrag be« JRate« über bie 
ju treffenben 2Waßnafnnen berieten, Ratten fie neben Einberufung oon großem Wat unb 
fünften unb Äntaüpfung mit Cattbau aud) befdjloffen, ftd) mit 3ürid) 5Bernef)men 
ju fefecn. 9 ©djon am 5. 3anuar b,atte ©traßburg in Äonftanj angefragt, wa« wob,t 
oon ben ®lauben«genoffen in ber (Stbgenoffenfdjaft ju erhoffen märe; fefet, nadjbem oon 
3ürid) ber ®ertd)t über ben Mißerfolg feines Anbringend oor ben CKbgeiioffen ein» 
gegangen war, unb einzelne ©timmen laut mürben, biefe feien entfdjloffen, fid) Dom 
Äriege oollftänbig fern jui galten, 8 fanb man es an ber 3eit, fid) Slufflärung ju Der» 
Raffen, wa« Don ben 9iad)barn ju erwarten, unb wie Diel Äonftanj auf 3ürid), ba« 
fo Diel Hoffnungen gewedt, unb auf bie anbern eoangelifdjen ©täbte wirftid) jäfjlen 
fönne. 3 U liefern 3we<fe Derfügte ftd) ftonrab ^wid! am 27. 3anuar nad) 3ürid). Der 
Sefdjeib, ben er $urücfbrad)te, lautete wenig erfreulid). SDtan b,abe, fo mürbe ü)m bort 
geantwortet, bie ©adje bei ben (£ibgenoffen nad) beften Gräften betrieben, aber nidjt« 
erlangen tönnen, unb miffe nun felbft feinen 9?at. Äonftanj folle feine ffierbung wieber* 
Ijolen unb jwar fdjriftlid) an bie Dier Orte unb an ©t. ©allen.* 

Diefer «ufforberung famen bie ©efcimen mit folgenbem ©djreiben Dom 1. ge* 
bruar nad): 

SRadjbem alle ©tänbe unb ©täbte im Oberlanb auger ©traßburg unb Äonftanj 
ftd) bem Äaifer unterworfen, fo werbe bie ©tabt Äonftanj, an weiter jenem nid)t wenig 
gelegen, unb wetdje auf feinen öefeljl dou oerfd)iebener ©eite aufgeforbert worben, ftd) ju 
ergeben unb bie Gelegenheit nid)t ju Derfäumen, febenfall« nidjt Derfd)ont bleiben unb 
fid) fügen ober ber Sldjt unb tätlichem tingriff entgegenfeljen müffen. 2Ba« eine 
Unterwerfung für bie ©bgenoffen unb für Äonftattj felbft für golgen b^ben würbe, 

' E. A. 784 aa, 3; 833 ju d ; 793 794. 

* ü. 28, S. 310. 

»3roitf an »uBinger, 16. San. 1646; Scriptae f. 78. „®eftt)rri fumpt, bie (Sibaenoffcn E^abent 
fta) tntfdjloffcn, ba^ fie ftd) feiner ftatt annehmen rooUcn, roo bieö fo, märe roarli«^ nrt gut." 

* E. A. 764, 1. U. 28, S. 209. 



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2ti 



25er Ucbergang bct ©labt Äonftanj an baö fcaui Defterreid). 



ba« möge man fetbft ermeffen; wolle ftd) aber Äonftanj bcm Äatfer wiberfefeen, fo fei 
ebenfo flar, baß e« baburd) feinem SJerberben entgegengehe; bemt allein fei bie ©tobt 
ju fd)wad) gegenüber ber üßadjt be« Äaifer«. ©ad)fen unb Reffen hätten mit ftd) 
felbft ju tun, feien überhaupt ju tneit entfernt, unb bie 92ad)barn feien entweber ®egner 
ober mit bem Äaifer oertragen. 3ln bem guten Stilen ber eoangelifdjen Orte jweifle 
man niajt; ba man aber oernommen fjabe, befonber« burd) einen Huöfprud) be« JBifdjof«, 
baß bie 2ttef)rt)eit ber Orte fid) ber ©tabt nidjt annehmen wolle, fo »erbe e« ib,nen nid)t 
wob,! tun(id) erfdjeinen, oljnc beren 3uflimmung % f>^f* » u teifien. ®o müffe man 
wof)t ober übel fid) mit bem Äaifer in« SBerneljmen fe^en; wenn aber barau« ben @ib- 
genoffen löefdjwcrben erroadjfen foUten, fo möge man Äonftanj, ba« am (iebften gute 
9lad)barfd)aft fjielte, baran feine ©dmlc» beimeffen. Siffe man aber Üftittet, woburd) 
e« ber Unterwerfung entgegen fönne, fo möge man biefelben mitteilen ; wenn enblid) bie 
©e^eimen biefe ©ad)e an ih,ren ftat bräd)ten, fo erfudje man, nid)t oertauten ju laffen, 
baß ber Slnftoß baju Don Äonftanj auegegangen fei. 1 

(Sin merfmürbige« ©djriftftücf, ba« ju ber oor bem großen 9tate am 20. danuar 
jur ©d)au getragenen ,ßuoer)ld)t gar nid)t ftimmt. ©old>e $offnung«lofigfeit, wie fie 
ba jum 31u«brucf fommt, tonnte in Äonftanj nod) nid)t eingejogen fein, fonft wäre e« 
unerfinbtid), warum bie jatjtreidjen Skrmittlungsangebote, bie nad) biefem ©djreiben 
bort eingingen, md)t angenommen würben. 9letn, Äonftanj hatte ein 3ntereffe- baran, 
möglidjft fd)warj ju maten. s Mit ber Darlegung, baß bie Ergebung an ben Äaifer 
unoermciblid) fei, unb ber ^Betonung ber barau«, bcfonber« au« ber (Jinfegung oon 
Gruppen in bie ©tabt, refuttierenben folgen, foüte offenbar auf bie oier Orte unb 
burd) biefe auf bie ganje (Stbgenoffenfdjaft ein $)rucf ausgeübt werben. 1 

(Sine Stftion ber le&tern jur Gattung ber ©tabt in ifjrem bisherigen ©tanbe, 
ofjne eigene« 3utun oon Äonftanj felbft, fd)etnt ben ®etjcinten oorgefdjwebt ju tpbtn ; 
»enigften« liegt ba« JBcftreben oor, an etwaigen 9ttaßnaf)men ber (Sibgenoffen in biefer 
©ad)e unbeteiligt ju erfdjeinen. Die ©djlußbemerfung be« ©djreiben« fpridjt ba« 
beuttid) au«, unb nicht ofjne beftimmten <$ruub jebenfall« unterließen fie e«, in au«ge* 
fprodjener Seife um $ilfe ju werben. Dahin gehört aud) bie Jtblefjnung ber Ginlabung 
jur gebruartagfafeung unb bie batnit oerbunbene bringenbe Sitte um @eb,eimf)alrung 
biefer 3u|d)rift oom 1. Februar, „bamit, fo e« geoffenbart, nit anber« bann wir e« 
gemeint, gebütet werbe." 8 

@o(d)e« Verhalten war fdjon ein ®ebot ber Älugheit. Senn aud) oon einem 
"Änfdjluß ber ©tabt an bie (5ibgenoffenfd)aft je&t feine JWebc war, 4 fo wußte man bod) 
oon früher f)er nod), baß oon öfterreid)ifd)er ©eitc mit fd)arfem Sluge über ihre SBe* 
jietjungen ju ben Gribgenoffen gewad)t würbe, 5 unb mußte bafjer außerft oorfid)tig ju 
Serfe gehen, um ben Äaifer nid)t ju reijen unb ju befd)leunigtem SBorgetjen gegen Äonftanj 

1 ü. 28, 3h. 98, S. 411. E. A. 764, 2. 

1 cf. 3roitf an «uKingcr, 17. gebr. 1647. 6. Simler 63. 

» U. 28, 9tr. 155. 6. 651. 

4 £)ic96c)üglidjc Scrmutungcn toarcii bodj oorljanben. So j$rieb ber faiicrlidje Sot .tmg ($aug) 
(Sitgeli, e^cmolö Äonftaiyev Bürger unb Sttyroagcr be« Äonftanjerö fteltr o. S^roarja^ an Untern, 
„bafe ain reb fog, 1£ ofia»^ ioge fdirorft roorben ; fo bem allfo mtxxt licffc er im bad nit mtfifatten jc." 
ü. 28, S. 279. 

* et SBaumgarten, <&>. 49. 



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$er Ucbergang ber ©labt Äonftanj an ba$ fiouä Dcfterreio). 



27 



ju oerantaffen; 1 anberfett« war e« geboten im £inblicf auf eine metletdjt bod) notwenbig 
wcrbenbe Slbfinbung mit bem 9cetd)«oberh,aupt barnad) tradjten, bie ?lnflage, man b,abe 
mit ben ©bgenoffcn paftiert f jum borau* abjufd)neiben. Die @et)etmen üerfet)lten benn 
aud) nid)t, bem tfanbcogt Conbou ju öerfid)ern, „ber orte wiffe ber rot fid) wol ju 
entf(^u(tigen unb ju wrontroorten."' 

35a« Schreiben tat nid)t bie gewünfd)te ©irfung. ©o tragifd) fatjcn bie Empfänger 
bie ©ad)e nic^t an. 3 9tafd) fam öon allen fünf ©tobten, mit 2to«nat)ttte Sern«, ber» 
felbe $3efd>etb: 2Han bebaure bie tfage ber ©tabt ftonftanj oon f)cijen, fönne aber, fo 
wie bie i5ert)ältniffe lägen, trofc be« beften Sitten«, tatfäc^fir^e #ilfe ntd)t (eiften. Dem 
fügte 3ürid) no( f) b"' e ® f e * aütr darauf bebaut, SRittet ju finben, woburd) bie brofjenbe 
(Gefahr aufgehalten unb ein Abwarten auf bepre Reiten ermöglicht werben tonne. 4 

©ie 3anuartagfafeung trotte foroett fdpn aufflarenb gewirtt, bog ben eoangelifdjen 
Orten bie fcenbenj ber 3Mef)rb,eit, ftd) um Äonftanj nit^t ju tümmern unb bie ©tabt 
ihrem ©djtcffal ju übertaffen, ntd)t mehr jweifelhaft fein tonnte. 

s Jlad) ben Crrflärungen, welche Qtoid in ^ürich erhalten, tonnten bie (Reimen 
nd) faum nod) mit ber Hoffnung befaffen, bafj eine berartige Slftion ber (Sibgenoffen ju 
ftanbe tomme. Senn fie ba« ©treiben bennod) auefertigten, fo gefchab, e«, weil ,3ürid) 
baju aufgeforbert b>tte, bann aber auch, t>Öc^ft wafjrfcheinltd), weil ber baburd) 3U erwartenbe 
SJertehr eibgenöififcber S3oten unb ©efanbten in Äonftanj wegen beftimmter Sirfungen, 
bie man oon bemfelben erhoffte, al« »orteilhaft unb wünfd)en«wert erachtet würbe. 

Hm 11. Februar erfd)ien oor ben (Steinten in ftonftanj ®eorg 9Jcüller, ein 2lb* 
gefanbter ber ®et)eimen oon j&üvid) unb berichtete, man Ijabe bort beratfdjlagt, wie bie 
Grrgebung ber ©tabt Sonftanj an ben Äaifer oerhütet werben tönnte, unb mehrere SBor* 
fdjläge über bie Strt unb Seife, bie« bei ben Sibgenoffen $u betreiben, erwogen. Da 
fei bie Stfadjritbt getommen, JJonftanj fteb,e in Unterljanblung mit bem Staifer; be«wegen 
hätten bte ©eheimen, weil fie nicht bitten wiffen fönnen, ob bem SRat ju ßonftanj unter 
biefen Umftänben mit irgenb einer Sltoraaljme gebient wäre, fid) erft ertunbigen wollen, 
roaä if)m genehm fei. Senn immer bie ©tabt fid) mit bem Äaifer oertrage, fo bitte 
^ürid), bog fie teine Gruppen aufnehme; benn ba« würbe bei bem lebhaften Skrfehr 
jwifd)en ßonftanj unb ben Sibgenoffen bebenfltcfce folgen haben, ©onft fei 3ürid) ftet« 
bereit, ftonftan* in alter freunbnad)barlid)er ®efinnung SRat unb SBorfdjub ju leiften. 

Dem gegenüber liegen bie ®eheimen burd) ^wict unb eabhart ermibern, ber 9Jat 
fei jwar »on Ulm unb fonft üon Dielen ©eiten jur Sludföhnung ermahnt worben, t)<xbt 
aber immer au«weid)enb, Weber jufagenb noch ablehnenb, geantwortet, aud) noch niemanb 
an ben fiaifcr abgeorbnet unb trachte immer nod) barnad), eine Slbfinbung mit bemfelben 
fo lange a(« möglich h mau8 J u f^' CDen » um baburd) bie ©tabt unbehelligt ju erhatten. 
©d)lieg(id) bemertten fie, e« gehe nid)t an, benen oon äüxidt) ju fagen, welche oon ben 

1 3" einem ©rief ber Äonfian^er ©cfonbtcn aud ftugätotrfl an bie ©cficimcn t)ctf^t tä, man ^abe 
naa) Untergang beö «ünbniffeö feine .f^Üfe ober «eljelf in ben ferneren Sorgen an bte fyaiib genommen, 
um ben Äaifcr nia)t noa) mcbj $u Ungnaben ju reijen, fonbern f>abe fi^ „allein mit gebet ju gott 
unb feiner h«ff «nb anorbnung getröfi." ü. 29, 3ir. 81, 8. 463, ^uni 1548. 

» U. 28, 6. 582. 

3 3uri<^ an öafel, 17. gebr. 1547. „. . . ßoftatuj b^att fta) noa) jur jit in binnen frtjben in« 
gelaffen noef; begeben fonnberö fjofft furer alfo ju beleben ober in einen guten frnben unb uerjünung 
je lommen." ©taatflardji» »afel. 3eitungen 1520— 1549 L 2. 

♦ ü. 28, SKr. 107, 108, ©. 443, 147. E. A. ©. 765, 768, 5. gebr. 



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28 



2)er Ue&etflang ber ©tabt Äonftanj an baö §anö Oefterreia). 



genannten Arten be« Vorgehen« biefe einfdjlagen foltten; Gruppen werbe bie ©tobt, jo 
fange fie nic^t baju gelungen »erbe, nicht einloff en. 1 

Der ganje Vorgang, b. t}- ©efanbtfcbaft unb Vortrag ber 3 ur * ( & er ©etjeimen, war 
oon Sroid burcb, Vermittlung Sullinger» in 3 ur tä> befteUt worben. Am 7. Februar 
hatte &m'vi o" tat {entern gefdjrieben, in Anbetraft beffcn, baß ber Äaifer bie ©täbte, 
welche fich, ihm ergeben, mit ©nlegung oon Struppen befct)were, folle 3ürich eine ©et* 
fdjaft nach, Sonftanj f Riefen, um ben 9?at ju ermahnen, „bie gut frünrfdyaft nit ju ftören" ; 
baburdj werbe berfetbe oeranlaßt, „befter langfamer ober bod) gewarfamlicber ju banbeln, 
bamit fie mit frembem SJolf nit betaben würben"; „bie bürger, wenn fte bie botfdjaft 
fetjent, würben oermainen e« wäre etwa« ml beffere«, unb bie ooruffen würben befter 
minb etwa« befebwerlicb« gegen un« fürnemmen." 

SGachbem bann ber 11. gebruar bie Ausführung biefer Abmachung gebraut blatte, 
berichtete Ambro« Starer erfreut an feinen greunb in 3" r ^ : »® a B «uer gefanbter t)ie 
gewefen, tft ein gut werf unb gatjt fdjon ba« gfctjratt u« in ganzer ftabt, bie eibgenoffen 
wetlinb bife ftatt nit oertaffen."' 

Die 3Wact)e war a(fo ju bem 3*M<fc geftt)et)en f um nach außen, bei ber Surger» 
fdjaft unb beim 9?ate ben ©tauben an eine «Stellungnahme ber eibgenoffen ju ©unften 
ber ©tabt ju ermeefen, ober bejüglicb be« lefctern, wenigften« für weitern Auffcbub 
©timmung ju machen. Dcinentfprecbenb erlieft aud) ber SRat am 28. Februar Serid)t 
über bie $ert)anb(ungen uom 11. Februar mit bem Soten ber 3üricber ©etjeimen, 3 
mätjrenb bie fonftigen ©efcfjäfte mit ben (Sibgenoffen ganj unter ben ©et)eimen blieben. 

Sieben feinem Vortrag tjatte ber Abgeorbnete noch «ne anbre Sfttffton gehabt. 
3m 3anuar fd)on war oon Ambro« Slam bei Suflinger bie Jrage aufgeworfen worben, 
ob nicb,t ju erlangen wäre, baß ftranfreieb, für tfonftanj unb Cinbau bi« ju 30,000 ©ulben 
(eitjen unb 500 SWann befolben würbe. 4 Diefer ©ebanfe würbe aufgegriffen unb nach 
@innemahme mit ber franjöfifcben ©efanbtfchaft 6 ju einem Darleb,en«anerbieten an 
Äonftanj formuliert. Dem Sürgermeifter Jhoma« Starer unb Äonrab 3wicf war bann 
oon SWeifter Wülfer baoon tn«gebeim SRitteitung gemacht, unb ba« SÖJeitre bem ®ut» 
bünfen ber betben überlaffen worben. 6 

©elegentltd) ber ÜCagfa^ung (Snbe Februar« brachten bie ©efanbten 3""$* M* 
Angelegenheit bei jenen ber anbern brei ©täbte jur ©prache: <$« (äffe fich fein anbre« 
s J92ittel, bie Grrgebung ber ©tabt Äonftanj an ben fiaifer ju tjinbem, au«finbig machen, 
als baß bie uier ©täbte ben fiönig oon ftranfreieb, um ein Darlehen oon 15 — 20,000 
®ulben angingen, um biefe ©umme Äonftanj unoerjin«lich oorjuftreefen. Dagegen muffe 
fia) ftonftanj Derpflidjten, fo lange ba« ©elb nicht jurüetbejahtt fei, feine fremben Gruppen 
in ober burch bie ©tabt ju (äffen. 3m ftalle, baß biefelbe angegriffen ober belagert 
werbe, würben bie oier Orte für biefelbe 500 Wann befolbcn; ba« ®elb ba}u folte 
ebenfaü« ber Äönig erlegen, ©eil aber Äonftanj mit biefem nicht Mrfetjren bürfe, 

"U.28, 6.619 ff. K. A. 767. 

* 3mitf an »utttnacr, 7. ^cbr. 1547, ©. ©tmltr 63. ». SBlarcr an »unina.er, 16. ftebr. 1547, 
S. ©imler 63. E. A. 768. 

» U. 28, ©. 660. 

4 S Simler 63, 21. 3an. 1547. 

•cf.dariih an »afcl, 17. gebr. 1547. 6taatäarcb> »afel. Seitungen 1520—1549 L 2. 

• E. A. 768. 



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$er Uebergang bet ©tabt Äonftenj an ba$ $an« Oefterreid). 



29 



audj 9Jat unb ©emeinbe bafelbft e« nic^t jugeben mürben, muffe alle« burdj bie oier 
Orte gefdjetyen. 1 

Der Eorfd)lag fanb wenig «eifalL ©o erflärte «afel, jur (Spaltung ber ©tabt 
Äonftanj gerne bie $anb bieten ju motten, aber nur in ©emeinfdjaft ober roenigften« 
mit ßrtaubni« ber gefamten (Sibgenoffenfdjaft. Ueberb,aupt fanb e«, baß mit bem oor* 
gefd)(agenen SJcittet Äonftanj auf bie Dauer bodj nidjt ju Reifert fei, unb baß e« ba 
ft^lce^ftc^ aud) fo getjen merbe, roie bei Strasburg, auf ba« man oergeblid) fo Diel 
oertraut habe.* 

On Äonftanj fonnte man fld) für benfelben ebenfall« ntdjt ferjr begeiftcrn. Ölarer 
unb 3m\d mottten ba« SJnerbieten ben ÜRitgeljetmen erft gar mdjt mitteilen, 8 befannen 
firfj fd)ließlid) bod) eine« anbera unb legten e« benfelben am 21. SDtärj oor, unb jmar 
in ber Raffung: 3ürid) fei bereit, wenn ber ©tabt bamit ju bienen märe, bafjin ju 
mtrten, baß bte oier ©täbte gemeinfd)aft(id) unter günftigen JSebingungen lb,r einen 
©etboorfdjuß leifteten. Die Hntmort ber ®eb,eimen an 3ürtd) lautete meber ja nod) 
nein, ©egreiflidj. SMit einem bloßen Darlehen fonnte Äonftanj nidjt öiet anfangen, e« 
braudjte anbre $ilfe. 

©d)ließ(id) befam 3ünd) fetbft Sebenfen. Die (Sinmänbe Safet«, bie fpäte unb 
nidjtdfagenbe Antwort ber Äonftanjer (Reimen, ein gemiffe« Mißtrauen, baß Äonftanj 
mit bem Äaifer in $Jerl)anbluna fteb,e, bie bortigen (Seljeimen aber mit bem ©ie unb 
95)a« nitfjt b,crau«rücften ; ba« alle« füblte feinen (gifer ertjebtid) ab. *m 24. SWärj 
richtete e« nodj eine Anfrage an bie brei anbern ©täbte, ma« biefe in ber ©adje befdjtoffen 
gärten, unb bamit mar bie ganje Angelegenheit erlebigt. Die bie«bejüglidje Onftrufrion 
bc» Serner ©efanbten jur lagfafcung im Äpril bemerft, bie Darlehen«frage fofle, meil 
3ürid), Sern unb Safel feine ?uft baju bitten, jur 3<Ü faUtn getaffen roerben.* 

3njmifd)en blatte aud) bie ©tabt ©traßburg, ba« legte $unbe«gtieb in ©übbcutfd^ 
lanb außer Äonftanj, ihren SÖiberftanb gegen ben Äaifer aufgegeben. Um bie ©eftim* 
mungen ihre« Abfommen« unb be«fentgen, meldje« Äonftanj eoentuell ju ermarten hätte, 
ju erfahren, fdjidte ber 9?at ben $ieronumu« $üru« oom großen {Rate nad) Ulm unb 
nad) ©traßburg. 5 3n Ulm hielt fid> aud) £xoid eine 3ctt(ang auf, um Qhtfunbigungen 
einjujieljen. 9 9Wit Hufmerffamfeit oerfolgte man ben Verlauf be« Äriege« unb fudjte, 
fo lange biefer ntdjt ju ISnbe mar, ftd) an ben Äurfärften unb ben tfanbgrafen ju galten 
unb mit ihnen auf gutem ftuße ju bleiben. 9?ad»bem auf ba« ©djretben oom 25. Oanuar 
an biefe bi«f)er nod) leine «ntmort eingetroffen, Heß ber 9fat am 28. Februar eine jmeite 
3ufd)rift an fte abgeben. <5r erneuerte barin fein <Srfud)en, bie beiben dürften möchten 
bie Erlaubnis geben, baß Äonftanj, menn ihm ein annehmbarer Vertrag in 3u«ftd}t 
ftehe, ohne 9?ücffid)t auf bie ^flidjten gegenüber bem öunbe, mit bem Äaifer in SJerhanblung 

1 E. A. 782 1 1. 
« E. A. 782 1 2. 

* Scriptae, 3roicf on 3övg SMüUcr in 3ürid). cf. 6. ©imler ß3, 3roi<f an Sullinger, 12. ftebr. 
1547. „Wirten anjd)(ag roerben ir von Sleifter ^örg wmommen fyxbtn." $mid ((behit bem 3. 'SKülIcr 
angegeben ju ^aben, roie biefer i$m bejügti^ beö Sngebotä {(^reiben foOe. SBaS bamit bejrocttt mar, 
aufcer bafe er ba« erhaltene ©^reiben an bie (S)eb.eimen bta^te, Ififtt fid) nid)t erfetmen. cf. E. A 768, 
21. W&vi. 

* E. A. 768, 769 ; 783 8, 4. 

■ IL 28, ®. 696, 7ßO ff., 765. 

« ©. 6imler 63, 3roitf an «nttinger, 17. gebr. 1547. 



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80 



2)cr Uc6crflttnfl ber 6tobt Äonftanj on baö £auö Dcjrerrei($. 



trete, ober anbernfaü« SKittet namhaft madjen, burd) weldje bie ©tobt biefer <St>entuatität 
überhoben »erben fönne. Man f>abe bie ©ad)e bi«l)er „burd) gejiemlidje mittet unb 
mit göttlidjer Ijilfe oerjogen", obwohl nad) ber (Srgebung aller übrigen JBunbe«glteber in 
Dberbeutfdjlanb Äonftanj alle Urfadje f)ttrte, bie« audj ju tun. SBon oüen ©eiten fei 
man überbte« tneju ermahnt unb aufgeforbert worben ; ber 9?at l)abe jebodj weber jufagenben 
nodj ableljnenben JBefdjeib gegeben ; bagegen feien ©ebenfen gegen bie Unterwerfung, wooon 
er eine Stbfd)rift beilege, bem tfanbüogt $an« 3ofob oon tfanbau ju IMenburg mit* 
geteilt. Senn enblid) bie beiben dürften mit bem Äaifer ju einem SBcrrrag gelangen 
füllten, fo mödjten fie bie ©tabt Äonftanj babei nidjt oergeffen, bamit aud) fte ju 
©naben fomme. 1 

Der mit tiefen ©djriftftücfen abgefd)icfte ©ote mürbe oon Leitern be« ©rafen Suren 
abgefangen. 8 ©o gelangten bie ©efdjwerbepunfte bc« föate«, Don beren Mitteilung an 
ben §of Canbau fo feb,r abgeraten f>atte, nun bodj jur Äenntni« be« Äaifer« unb lieferten 
bemfelben mit ben ©riefen an bie jwei dürften bie befte «ufflärung über bie ©efinnung 
be« SRate«, fowie eine faßbare (Srgänjung ju beffen nad) tfanbau« Anleitung abgefaßten 
©djreiben oora 12. Märj, weld)e« furj nad) biefem Datum »om tfanboogt an ben $of 
gefdjirft würbe. 

Saum war ber ©ote au« Äonftanj weg, al« oom Äurfürften bie erwartete »ntwort 
einging. 8 ©ie erflärte, ber Äurfürft wolle bie ©tabt nidjt abmatten, ju tun, wa« il)r 
bienlid) erfdjeine, nod) it)r Hoffnungen madjen, bie fid) bann bielleidjt nid)t erfüllen 
würben ; wenn ifjm aber ®ott ben ©ieg »erleide, unb Äonftanj §ilfe braudje, fo werbe 
er e« baran nid)t fehlen laffen. 

Irofcbcm bie 3 u fti |nniun 8 Äurfürften ju einer 2lbfinbung mit bem Äaifer 
bamit gegeben war, würbe bod) ber abgefangene öerid)t am SO. SDcarj nodjmal« au«* 
gefertigt unb bie«mal glücflid) an feine Sbreffe gebradjt. 4 

5»ad) »bfdjluß ber SJerljanblungen mit Canbau befdjlofi ber 9rat „uff« furfceft" 
am 17. ÜWärj bem großen 9?ate über feine Xätigfeit feit Chibe Januar öeridjt ju erftatten. 
3n feinem fd)rift(td) fixierten Vortrag fnüöft er an bie JBefd)lüffe oom 29. Oanuar 
an. Diefen entfpredjenb l)abe ber 9tat „fo Dil er fönnen in ber fadie, wa« er geästet 
jum uffjug btenftlid) fin, gefyanblet." „®ott aber Ijat uß funberer gnab unb on jwifel 
oon ernftlidjer bitt wegen otler guttjerjiger lütc bie fadje bt« baljer uffgejogen unb erhalten, 
baß gemeine ftatt aller besroattigung überhoben pltbett ift unb on 3mifet, f° w» r 'bme 
barumb bantbar ftnb unb un« ju ime befemten, fürob,tn pliben wurt." Dann ermähnt 
er bie &ntnüpfung mit l'anbau, feine Stätigteit jur Erfahrung ber ben ©täbten auferlegten 
Sebingungen unb feine $3ebenfen in biefem fünfte, bie eingegangeneu Ermahnungen jur 
«u«föb,nung, auf weldje man in bem ©inne geantwortet b,abe, bie betreffenben Herren 
mödjten beim Äaifer bah,in wirfen, baß Äonftanj wegen be« Äriege« nidjt weiter ange= 
fod)ten werbe, unb erörtert enblid) bie 2krb,anbtungen mit bem ^anboogt. 2lu«gefd)(offen 
oon ber Mitteilung blieb alle«, wa« ba« entfdjiebene Drängen ber 3)lab,ner unb beren 



' U. 28, 9tr. 159, S. 661. 

■ 30nbeli bei ft. Simler II 2. 544. 

* U. 28, Vir. 164, ©. 685. 

* Coli. V, 32'/». 3ünbcti a. a. D. «m 17. 3uli war ber Sole mit einer »ntroort bes Äur» 
furfteti »om 22. «pril roiebev in «onftanj. IDer Äurfttrf« lobt i^re Stanb^aftigfert unb b>fft, fte roerbcn 
fit^i roeiter Ralfen imb »on ber ©nun« nic^t abionbern. Coli. V 44. 



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$<t Uefccrgang bcr 6labt ftonfiaii) an baä $au3 Ceftcrreic^. 



31 



^)tnit>eife auf bie Derberb(id)en folgen längern Huffdjub« berührte. 3um ©djtuffe folgte 
bie Srflärung : Obwohl e« beut Wate ferner geworben, in bem für ben Saifer beftimmten 
©djreiben an 2anbau feine roidjtigften Jöebenten gegen bie Slu«föb,nung ju &erfd)weigen, 
fo b>be er ftrf) am @nbe bod) baju entfließen fönnen, »eil „biefe unterfjanblung titt 
wegen ber oerfünung, fonbern nur baß man bie ftatt atlfo in friben unb unangefochten 
pliben" laffe, gefdjeb,en folle. $Ba« nun ber ?onboogt barauffun beim ffaifer au«rid)ten 
werbe, ba« müffe man eben abwarten; ber diat f)offe aber, (Sott werbe, wie e« bi^tjer 
gefdjefjen, bie ©tobt in ®naben erholten unb öor „Unrat" bewahren. 

Da« 9?efultat biefer lagung war ©eneb,migung ber S?ornab,men be« 9iate« unb 
Erneuerung be« Programm« Dom 20. 3onuar. 1 



III. 

2Bäb,renb ber flbmidtung tiefer Vorgänge feit <2rnbe 3anuar war ber Srieg fo 
weit gebieten, baß eine (Sntfdjeibung nid)t meb,r lange ausbleiben (onnte. Da« ftegreidje 
Ütreffen be« ßurfürften oon ©adjfen bei 9tod)lifc gegen ben Wartgrafen 9llbred)t non 
öranbenburg oeranlaßte ben Äaifer ftum 3 u 9 e n °d) ©ad)fen. 15m 24. Slöril fielen bie 
ffiürfel. Der flurfürft würbe bei ü)füf)lberg gefdjlagen unb gefangen. Damit war ber 
fd)malfalbifd)e «unb gefprengt unb ber ftaifer unbeftrittener $err im 9ietd>e. #ür bie 
©tabt Jtonftanj war ba« ein harter ©djlog. Sßadjbcm bie ßibgenoffenfdjaft oerfagt tjatte 
unb bie eoangelifdfen Orte berfeiben infolgebeffen eine offene ^Parteinahme für fie nid)t 
wagen tonnten, ftanb fie nun olme irgenb einen JKürftjalt ober eine fid>ere 2ln«fid)t auf 
§ilfe allein in ganj ©übbeutfdjlanb nodj im £rieg«3uftanb mit bem übermächtigen ©teger 
ba. Sa* blieb ba anbre« übrig, fo l)ätte man meinen follen, als baß ber 9tat nun 
fdjleunigft bem JBeifpiele ©traßburg« gefolgt wäre? SBeit gefehlt! Der Stuffdjub war 
nad) wie öor ba« 3iel fetner Uätigfeit. Die SBiebertjotung unb befonbre Betonung bc« 
Sorgeben«, man fud)e Dom Äaifer ben 3?erjitbt auf Waßnab.men gegen Äonftanj ju 
erlangen, nad)bem bod) bie $eri)anblungen mit Vanbau unb ben anbern Herren jeben 
©cbanfen baran Ratten nehmen müffen, unb bie bamit weitergeführte Jäufdjung be« 
großen ftate« beruhten fdjon auf biefer ^olitif, nnb jefct würbe biefe trofc ber 3nbifferenj 
ber ßibgenoffen unb trofe ber Sflieberlage be« Surfürften aud) weiterbin feftget)alten. ©ie 
wenig ber JRot burd) bie Grreigniffe ber legten jroei Monate anbrer ($efinnung geworben, 
ergibt fid) au« bem 3$orl)anbenfein oon üßad)enfd)aften, weldje im Ouli ju einer ^ufammen* 
fünft be« ffonftanjer 9teid)«oogte« ©aißberg nebft einem 9tat«mitgliebe mit bem fron» 
jöfifd)en ©efanbten ©affefontaine in SBintertbur führten, unb fid) um fran^öftfc^e $ilfe 
für Äonftan* breiten.» Der frontanu«, fdjrieb Slmbro« ©larer an «ulltnger, b,at fid) 
Dieter großer Dinge oom flönig Dernehmen laffen, „baß er b>lfen wolle mit gelb, leut 
unb in anber weg". Dabei jroeifette er allerbing« baran, ob ©ute« barau« entftetjen 
werbe, „baß ber franjo« ba« tljue, wa« i^r ober anber uß ford)t nit b,abt tb,un börfen." 3 
3u einem greifbaren JRefultat führten biefe JBerljanblungen nidjt. 

1 ü. 28, S. 770, 773—781. 

* StaatäarttKö 3ürid). A. 206, 2. Ter ftatt Goftanfc »ntrourt uff bfn franjöf. fürtraa. «i 
2ßintert$ut act&an. 3>ili 1547. 

* «. «Mar« an »ullmgcr, 18. ^uli 1547. 6. Simlcr Ol. 



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32 



2>er UeSergang ber ©tabt Äonftanj an ba« f>attS Defterreid). 



Semerfenewert ift immerhin ber ©djluß eine« Hntmortfdjretben« be« fliate« an 
ben Äönig: „So nun unfer fad^ ju fölidjer nobt . . . gcrabten gölten unb <£. ÜDJajeftät 
a(«bann irem gnäbigen erbieten nad) un« mit lu'lff unb gnaben meinen aud) fünft unfer 
gnebiger b>rr fin will, ba« wöllenb wir Don gott unb (5. SWajeftät mit fdmlbiger banf* 
barteit onnemmen ..." 1 

(gin #efd)eib auf ba« oon tfanbau an ben faifertidjen $)of gefdjidte ©djreiben bc« 
JRateö ließ immer nod) Dergebtid) auf ftdj ©arten, ^er Kommentar, ben ber aufgegriffene 
Sbnftanjer JSote mit feinen ©djriftftücfen baju geliefert bitte, bürfte ba wob,( nidft olme 
Belang gewefen fein, {für ben 5Rat lag aber alle« baran, baß ber Saifer bejüglidj eine* 
Vorgebend gegen &onfian$ fid) nod) ju (ängerm 3uwarten terantaffen lieg. 8u« biefem 
©runbe mar eine SJerbinbung mit bem |jofe burdj 2Rittel«perfonen unumgänglid>e WoU 
wenbigteit. ©o nab,m er benn mieber feine 3«Mt jum ?anboogt tfanbau. On (ängerm 
©^reiben Dom 15. 3uni banfte er ib> für feine Fürbitte, auf meld)e er e« jurücffübre, 
baß ber ftaifer bi« jefct gegen bie ©tabt nidjt« unternommen Imbe, 1 unb fefete ibm 
au«rinanber, roie bie ©tabt fid) an bem Kriege beteiligt Ijabe, nur um itjre religiöfe 
^reibeit ju oertetbigen, nidjt um fid) gegen ben Äaifer ju erbeben ober ib,m ben fdmlbigen 
®eb>rfam, ben fte jefct wie oorbem ju leiften bereit fei, $u Derweigern. Deshalb fei eine 
3(u«föbnung, fo Dtel bie ©tabt belange, „gltd)Wol oon unnöten". £rofcbem babe ber 
9iat bi«ber nur be«wegen gejögcrt, »eil er beforgt gewefen fei, bei ben unruhigen 
3eiten nidjt genügenb ($et)br ju erlangen ober foldjen ©ebingungen geflenübergeftetlt ju 
werben, bie il)m ©ewiffen« unb (S^re balb befdjwerltd) ober fonft ber ©tabt Derberb(id) 
mären, woraus bann im ftalle einer $lblebnung nur nodj mein - Ungnabe gegen ßonftan) 
enrftanben märe. 92un fei er aber bereit, um »eitern $(nfdju(bigungen Dorjubeugen, eine 
erträgliche ^erfbbnung, wenn foId>e ju erlangen fei, mit Dant anjunebmen. Panbau möge 
bie ©tabt be« bisherigen 3ögern« wegen bei Saifer unb fiönig entfdjulbigen unb jum 
&bfd|luß einer folgen 91u«föt)nung betulflidj fein. 8 

$er i'anboogt ging aud) jefct wieber bereitwillig^ auf ba« @efud) be« State« ein. 
9(1« fein Vertrauensmann am fwfe erfd>eiut ber bort weilenbe fömglidje 9fat Dr. ©eorg 
©ienger, ein Ulmer, ber ber ©tabt große« $öof)twoflen entgegenbrachte, unb ber aud) 
bei ber Unterwerfung Ulm« al« Vermittler gebient (»arte. 4 

Söa« biefe 3ufd>nft an tfanbau al« näd)fte Jolge ergab, läßt ftd) ntdjt ermitteln; 
fo Diel ift fidjer, baß biefer ba« ©djreiben be« 9tate« abfäriftlicfi, an ©ienger fanbte, 

' cf. @. 31, »nm. 2. 

' lern 3 u nxiF^n beö Aatfcrä mit einem &infdjrcitcn gegen ftonftanj lagen {ebenfalls biefeften 

Crwägungcn ju ßmnbe, roie fw 6ejüglid) ber fäd)fifd)en €5täbte maftgebenb roaren. , sadite 

Majest6 incline k prendre uon chemin contre Ulm d^laissant les villes aaxoniques pour ce 
qu'elles sont fortps et povres et fauldroit trop grant temps pour les conquörir l'une apres 
l'antre et que les conquerant pour ladite povretß il n'y auroit aueun moyen d'estre par elles 
secourues j>our soulager les frais de la guerrc, et aussi ronsidere &a Mt<^. que la prompte 
rendition d'icelles ne soit pour maintenant si neecssaire puisque leur rebellion ne peut empescher 
la c^lebracion de la diette et sy aura bien moyen de les chastier les privant de leurg Privi- 
leges si elles no retournent tost et par le ban imperial lequel plusieurs princes yoisins desirent 
que Sa M. declaire allcncontre d'elles lesqueU en seront hons ex^cuteurs et s&ns les frais de 
sa Majestd pour la haine qu'ils leurs portent ... et avec le desir qu'ils ont de s'cn faire 
possesseurs etc." Ärraö an Äönigin Karie. Druffel I, ®. 61. 

» Coli. V, 43 ff. 

♦Äfim 37C. 



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2>er Ueoeraan« ber 6tabt ftonftanj an baö $au« Defterreicfj. 



unb ber lefetre e« mieberum an ben Sanier ©ranoeüo gelangen lieg. 1 ©ogleid) hatte man 
aber in ftonftanj mieber ein neue« SJerjögerungömittel jur $anb. On Änbetradjt ber 
Ororberungen, meldje ber Äönig an bie fdjmalfatbifdjen 33imbe*güeber ftellte,* oerfiel ber 
Wat auf ben ©ebanfen, fid) mit biefem unb bem Äaifer jugteitf) abjufinben. Daraue 
ergab fid) uon felbft, baß erft eine $3erftänbigung mit bem Äönig t>erfud)t mürbe. Der 
^(an tarn aber balb in SBegfall. S?on ^rag au« erflärte fterbinanb am 4. Auguft, 
er tönne bem Äaifer nid)t »orgreifen; fei aber bie ©tobt mit bemfelben »ertragen, fo 
»erbe fie aud) mit ihm übereinjutotnmen wtffen. 3 Am 22. Auguft wanbte fid) ber töat 
in ber {frage ber gemeinfamen Au«föt)nung mit Äaifer unb Äönig an Sanbau unb er* 
hielt Don biefem unb ®ienger ben 9?at, um einen ©eteiWbrief für an ben Äaifer 
abjuorbnenbe Vertreter ber ©tabt etnjufommen; baburd) werbe bie ©ad)e anhängig 
gemalt unb fönnc fo beffer Ijtnauggejogen »erben bi« jur Anhinft bc« König« in 
Aug*burg. 4 3n Äonftanj wollte man baoon ntdjt« wtffen. ©efdjicft wie« ber töat in 
fetner Antwort Dom 23. ©entember barauf hin, bog man, »eim ein ®elett erbeten unb 
gemährt »erbe, bie ©efanbten bodj fofort abfanden müßte ; jur (Srlebigung be« $anbe(8 
tnbt« fei genügenb 9eDottmäd)tigung berfelben notoenbig; biefe SBottmadjt fönne aber 
nur mit @emeinbebefd)(uß auGgeftetlt »erben, unb ba« mieberum fefce eben eine 93er* 
[janblung mit Äaifer unb Äbnig oorau«. SDlit anbern ©orten, er »otlte erft genaue 
Äemttni« ber Cebingungen b,aben, um je nad) öefunb über biefelben bann erft red)t 
beraten unb b^in* unb ^erb^anbein ju fdimen. ©eine Sitte an ©ienger unb Sanbau 
ging batjin, bie beiben möchten alle« fo oorbereiten, baß er bie ©efanbten mit ber er« 
forberlidjen 33oIlmad)t, ohne ein §interftd)bringen Dörfern ju müffen, abfertigen tönne. 
(Gegenüber ber ÜReinung, e« fei vorteilhaft, »enn er burd) Bewerbung um einen ®elett«* 
brief bartue, baß er nun <£rnft ju machen gebenfe, b,atte er bie fdjrtftüdje Mitteilung 
feine« (Srbietenß an ben Äanjler ®ranoeHa für tioöftänbig genügenb. ©irflid) »urbe 
folgenben Sag« bem Äanjler eine foldje ertlärung jugefebieft. Darin figurierten außer 
ber fdjon befannten Darlegung be« 9tat« über feine Oefinnung gegen Äaifer unb Äönig 
bie Angabe ber ©rünbe be« bisherigen Sßerjug« nebft anberm, wie e« an Öanbau be* 
richtet worben, unb jum ©d)luß bie Sitte, bafür tätig ju fein, baß Äonftanj, wenn 
mögltd), jug(eiä) mit Äaifer unb Äönig ju einem Abtommen gelange. 6 

31m 27. Oftober enblid) fonnte ?anbau eine Antwort ©ienger« auf bie legten jwei 
©abreiben, nebft einem ©riefe be«felben in ber Angelegenheit an ilm felbft, bem Wate 
übermitteln. Darnach hatte ©ienger, obwohl er bem öanbüogt gegenüber fid) fdjarf über 
bie Unftidjijalttgfeit ber oorgebradjten (5ntfd)ulbigung«grünbe unb über ba« „lang unb 
übermäßig temporifieren" be« 9fate« au«ließ, bie Äonftanjer unb ibre ©adje bem Äanjler 
in mbgttcrjft günftigem richte bargeftellt, fo baß biefer al«ba(b ben Äaifer brieflich er* 
fudjte, öorerft, bi« ju beffen (Eintreffen in Augsburg, oon SRaßregeln gegen Äonftanj 



1 U. 28; 2. «bteilung, »r. 12, 6. 65. <8ienaer an Saitbau, 21. Oft. 1547. 
1 cf. «Druffel I, Kr. 80, 6. 38. 

' Coli. V. f. 45. »m 18. 3uni fürtet ber 9tat an üanbau, baö ©d)reiben vom 15. $uni foue 
ni$t flleid) an ben flatfer gefd)idft, fonbem eä foEe erft beim Äönig »erfud)t werben, „ob ber fönig 
roele ben banbei mad)en." SJatsibud) 1547, 802, 2. 

* 3Bo§m auf 1. Sept. ber 9)eiä)dtag audgefd)rieben mar. 

5 «n $. 3. »on 2anbau, 23. Sept. 1647. Kn ©ranoeHa, 24. eept. Staat«ara)ro 3üri(h, A. 205, 2. 
ColL V, 46 1 /». 

XXXIII. 3 



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84 fcer Uebergang ber ©lobt flonftonj an bad £au$ Deftcrreiaj. 

abjufeljen, unb fich überhaupt bereit erflärte, jum öeften ber ©tabt bei Äaifer unb 
Äbnig ju wirfen ; all bo« aber, fo betonte ©ienger, unter ber S5orau*fefcung, baß Äonftanj 
nicht länger saubre, fonbern fid) balbigfit bemütige, wie e« bte anbern ©t&bte auch getan. 
Dem $3ürgermeifter $erbrot tum Augsburg b,obe ©ranoeUa auf ba« (Srbieten, in ber 
ßonftanjer Angelegenheit ju »ermitteln, geantwortet, e« brause feiner anbern SJermitt* 
hing, al« baß er ben Äonftanjern raten folle, fid) jum elften unb ot)ne SJorbehalt ju 
ergeben. Weben feinen eigenen üßafmungen an ben 9?at forberte ©ienger auch ben Canb» 
oogt auf, ihnen jujufpredjeu, „baß fie mit ber faöfert. SWaieftät länger nit fdjerjen, 
fonbern ihrem erbieten einmal mirflid> nadtfefeen unb atfo fid) felb« unb un« nit serucfh 
ftellen wellen; bann man fid) waf)r(id) ju f)of uff bie münj »erfteet unb bte fachen t>U 
anber« beuttet unb aufleget, bann ti von Muten gemeint werben möd)t." 1 

Onjwifchen mar biefen Warnungen eine anbre, meit nathbrucfdttollere Boraus- 
gegangen. ®anj unerwartet erließ ber Äatfer ju Anfang Oftober« ein SWanbat, welche« 
ben ber ©tabt benachbarten $errfd)aften bie ©efd)(agnahme aller in ihren Oebieren 
(iegenben ®üter unb öinfünjte ber Äonflanjer befahl unb jeben Cerfetjr mit benfelben 
al* mit SRebellen bei faiferlicher Ungnabe unb ©träfe oerbot* Äenntnt« baoon erhielt 
ber 9tat erftmal« burd) bte Anjeige tfanbau« am 16. Dftober, e« fei tb,m oon ber fönig- 
fidlen Regierung ju Onnebrucf ber #efel)l jugefommen, bie ®üter ber fdjmatfalbifd)en 
$3unbe«»ermanbten ju arreftieren; er fjabe jebod) bie fefet ber Anorbnung nid)t golge 
gegeben, weif er täglich bie AuSfötmung ber ©tabt erwartet fjabe; nunmehr fönne er 
nid>t länger meljr jögern, werbe aber barauf achten, baß bie ©üter nicht beränbert 
würben bt« 311m enblidjen Auetrag ber Angelegenheit.» Die (Sjefution be* ßrlaffe« würbe 
uott Anfang an nur t»om ©ifdjof ftrenge burchgefürjrt unb jwar ohne üortjerige Anjeige 
an Äonftanj. 4 Die übrigen SWadjbarn machten bem 9tate menigften« Mitteilung unb 
erflärten, baß fie, fo leib ei ifjnen tue, eben bod) ©efjorfam (eiften müßten, »erführen 
in 3Birflid)feit aber fo fdwncub al« möglich- 3n furjer 3eit war in ber nädjften Um» 
gebung aller «efife ber Äonftanjer belegt. 5 

Da« SKanbat brachte ben 9?at in niajt geringe Aufregung. 2?on ber ©nwtrfung 
be«fe(ben auf bie Jöürgerfdmft war ba« ©djlimmfte ju befürchten, jerftörte e« boch mit 
einem ©chlage alle bie fdjönen Hoffnungen, welche ber 9?at ihr oorgefpiegelt hatte. Dem 
mußte entgegengearbeitet werben. 



1 GJienger an ben Hat 25. Dft., an Sanbau 21. DM. 1547. U. 28, Hr. 14, 12, S. 09, 66. 

* D6 baä oben ©. 33 erwähnte ©efuo) @ranoedaö an ben tfaifer ju fpät (am, ober ni$t bcruct< 
fübjigt tuurbe, ober überhaupt ni$t gefdjaf), bleibt bafjingefteUt. — SNanbat an ben (trafen griebric^ 
von Jürftcnberg bei 3ünbeli, «. 6hnler II 2, 6. 546 ff. — »ierorbt I 369 f$emt baS Wanbat nic^t 
gefannt ju fjabeii, ba er fc^reibt, bie (Gegner ber Stabt Ratten beren 9lao^barn baju gebraut, bafj fie 
allen SSerteb.r mit i^r abbrachen. ^Äberlin I 458 füf|rt ben ©rlafj auf ßtnflüffe biefer ©egner beim 
Äaifer jurüd, unb ber 9tat felbft f^rieb in biefem Sinne an ben tatfer(ia)eii Hat $ug (Sngelin, erhielt 
aber dou bemfelbeu bie beftimmtefte <$ rttärung, baä IRanbat fei nicf|t buro) bie ^einbe ber ©tabt erroirft, 
fonbern eine Jolge ei^bb.ter taiierli^cr Ungnabe gegen ben Sat wegen be« langen ^>inau6fa)ieben« ber 
Unterwerfung u. f. w. U. 28, ©. 111; ?lr. 23; Hr. 40, S. 185. — 25er »enetianifa> ©cfanbte berietet, 
ber Äaifer b^abe ber Haa)barf<t>aft non Äonftanj £ebenSmittet)ufut)r unb .^anbel borten unterfagt unb 
feinbli<$e »eläfrigungen in Sooten geftattet. lurba II, S. 374, »nm. 1. 

1 Coli. V, 46' * 

* U. 28, Nr. 5, 24. Ctt. 1017; S. 5, 12-S; Hr. 24, S. 95. 

» U. 28, 6. 5 ; Hr. 6, S. 31 ; ©. 78, 217, 227, 253. cf. 3ffcl, S. 149. 



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t)er Uefcerflcmg b«r 6tabt flonftaitj an baS &aui Defterreidj. 86 

(Sofort würbe ber große 9tat einberufen 1 unb ib>t über bie lätigfeit be« Keinen 
Wate« feit bem 17. üttärj «eridjt erftottet. SBon einer Erneuerung be« Programm« 
nom 29. Oanuar war jefct felbftoerftänblid) feine Webe mebr; Dielmefjr brfingte man im 
großen 9?ate barauf, bog ein 5rieben«fd)luß mit bem flaifer, ber mit ©ort unb gutem 
©ewiffen oereinbar fei, unoerjüglid) angebahnt unb ju mögttdjft balbigem %bjd)(uß ge* 
bradjt »erbe; überhaupt trat oon nun ab ber große 9?at, nadjbem er feit bem 17. Üßärj 
md)t meljr jugejogen worben, Diel meb,r in Slftion. Einftweilen gelang e«, aud) bie 
©ürgerfdjaft ju beruhigen. (5« fei bei ber ganjen ©emeinbe guter ©ille befunben worben, 
beridjtet ©djulHjaiß.» Hm 22. Dftober ließ ber Wat berfctben in ben 3ünften Vortrag 
galten, wie er fid) bei ©ranDella ju einer Äbfinbung mit Äotfer unb fföntg, bie mit 
@ott unb gutem ©cmiffen ju oerantworten unb aud) fonft für bie ©tabt nid)t Derberblid) 
fei, erboten fyabc. (Sin ©efdjeib barauf ftefye nodj au« ; aber beibe SRäte hätten fidj nun 
etttfdjloffen, bie ©ad)e md)t meb,r anflehen ju (äffen, fonbern eine enblidje Erlebigung 
berfelben b,erbeijufüb,ren. 3"»" ©ewei« bafür, wie ernft e« bem 9?ate bamit fei, jebe 
unnötige SJerjögerung ju Dermeiben, unb $ur SJereinfadjung be« $anbel«, würbe Derlangt, 
bie ©emeinbe möge ifjre ^Bewilligung baju geben, baß ein 3lu«trag ber Angelegenheit 
in bem genannten ©inne ofme weitere Befragung ber 9ürgerfd)aft oolljogen werben bürfe, 
unb baß jene nur gefd)et>en folle, wenn bie 9?äte in irgenb einem fünfte 3 n >eifel bitten. 
Öejüglid) be« SDianbat« würbe bie Erflärung abgegeben, man nelune an, baß bie 9fad)barn, 
mit Au«naf)tne be« ©ifd)of«, nid)t« tun würben, waö ber ©tabt unb ifjren bürgern 
jum ©d>aben gereid)en fönnte. fflad) ber ©enefjmigung ber Vorlage banfte ber Bürger« 
meifter ber ©emeinbe bafür „mit metbung, e« werbe fie mit gnabe ©otte« beffen nit 
gerüwen." 8 Damit war vorläufig ber ©türm befd)wid)tigt. 

Stad) mehrtägigen Beratungen fegte ber 9fat am 27. Oftober, am felben Jage 
a(« bie Antwort ©ienger« auf fein ©d)reiben Dom 28. unb 24. ©eptember anlangte, 
im großen Wate einen Entwurf oor, „wie ber ufifönung Ijalb fid) gu begeben wäre." 

Cr oerwetft barin auf fein fdjon gefd)ef>ene« Erbieten, eine 9u«föb,nung, bie er 
mit gutem ©ewiffen verantworten fönne unb bie aud) fonft ber ©tabt nid)t jum SBerberben 
gereid)e, anjueljmen, um hierauf baqulegen, baß er Äaifer unb Äönig a(« bie Don ©Ott 
Derorbnete we(ttid)e Dbrigfeit anerfenne unb fid) be«fjalb in bereu „geljorfam unb gnab 
ftelfen unb oerrruwen" wolle.* Er fei bereit, ben ftußfall ju tun, um 25erjeib,ung unb 
©nabe ju bitten, „ber ÜHajeftäten unb be« rid)« orbnungen, gerid)t unb red)t alle 
fd)ulblge geb,orfame ju erjeigen", fowie jur ©efräfrigung biefer SJerfid)erungen fid) ju 
bem allem eiblid) »erpflid)ten. Obwohl ber SRot bejügltd) ber Religion unb anbrer 
Dinge ©ebenfen Ijabe, fo wolle er biefetben nidjt namhaft mad)en in s }lnbetrad)t beffen, 
baß b,od)fteb^nbe faiferltd)e 9iäte bie SJerftdjeruug abgegeben, ber Äaifer fyabe nid)t bie 
Abfid)t, jemanb gewaltfam oon feiner Religion abjubrüngen, unb baß ber 9fat tnnfid)t(id) 
ber übrigen fünfte aud) „nit übel oertr&ftet worben" fei. ffienn bann oon Äaifer 
unb fiönig ber ©tabt etwa« auferlegt werben fotite, wa« ben ©ewiffen ober in anbrer 
©ejieljung befdjwerlid) fei, fo wolle ber 9?at bie« ben SWajeftäten untertänigft berid)tcn 
mit ber ©itte unb Hoffnung, fie werben eingeben! ber frühem getreuen Dienfte unb 

1 Äat$6uö) 1547, 390, 2. 

* Coli. V, 47. 
» Coli. V, 47. 

* 3m (Sntwurf bc« ©d)rci6«iö fuib bic Söovlc „o«e fürgebmß" burd)9fftvid)<n. 



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36 



Ü5cr Ucbergang b«t €$tabt Äonftanj an baö £au« Defterreid). 



Veiftungen ber ©tabt für bafi SRctdj unb ba« $au« Cefterreid), moburd) fle in Hrmut 
geraten fei, ein gnäbige« ©nfefjen fjaben. 1 

Der große ftat mar mit biefer Grttärung einoerftanben, fügte jebod) bie au«* 
brücCCi<^e ©efttmmung hjnju, baß gleid)}ritig um fixere« (Seleite für eine ©ejanbt* 
fdjaft an ben Äaifer nadjgefudjt, ober fonft für rafd)e ftörberung ber ©ad>e geforgt 
werben folle.* (Sr wollte offenbar jeber femern Verzögerung oon oornljerein ben ©oben 
entjieb,en. 8ejetcf>nenb für ben ©tanbpuntt be« SWate« ift ber Umftanb, baß er oor 
ber Bbfenbung biefe« ©djreiben« erft ba« ®utad)ten ber ^räbifanten barüber einforberte, 
ob nicfjt etwa« barin, ,,ba« eine* guten gewiffen« nit mengte angenommen werben.*" 

Sftebft einer für ©ranoella beftimmten Uebertragung in« Öateinifdje würbe e« jur 
SBeiterbeförberung an Dr. ©ienger bem tfanboogt tfanbau übermittelt. (Sine befonbre 
©egenäußerung auf ben eingelaufenen SScirf>eib ©ienger« erfdjien baneben a(« überflüfftg. 
Die im großen 9?ate aufgehellte ^orberung bejüglid) be« ©eleit« fanb itjre 2fa«füb,rung 
in ber «emerfung an tfanbau, ber 9fat fei e« aufrieben, wenn biefer Stotlmadjt unb 
«efef)I ermatte, für bie Vertreter ber ©tobt ©id>ert)eit ju oerforedjen. 4 

Senn ftinbau ber Meinung war, biefe (Eröffnungen be« Sonftan^er 9tate« bebeuteten 
ben (Sntfc^tug be«felben, fid) mit Äaifer unb Stbnig „one conbition au«jufönen", unb 
würben am $ofe befriebigen, fowie bie 9ta*ftellung be« ®eleit«briefe« ofjne weitere« 
nad) fid) jieljen, fo täufdjte er fid). 6 9lad) faft oier ffiod)en erlieft er oon ©ienger 
ü&mdft, c« fei biefein erftärt morben: 9tad)bem bie oon Äonftanj bie faiferttd)e 2Waieftat 
b,Öd)ltd) beleibigt unb bie 9lu»fötmung bi« julefct oerjogen unb jef^t ib,r Anerbieten mit 
allerlei „unbienftlidjen anjetgen" vermengt hätten, wolle fid) nid)t gebühren, fötale Urtifel 
bem ftaifer oorjubringen, nod) biefem ®elegent)ett fein, bie oon fömftanj barauf t)in 
auSjufötmen. Der ftatfer »erlange oon Äonftanj, wie e« ben anbern ©täbten gegenüber 
aud) gehalten worben fei, bebingung«lofe Unterwerfung. 9tur wenn biefe gefdjelje, »erbe 
für bie ©efanbten ©idjerfpit gegeben, unb werbe ®ranoeUa feinem Verfpred)en gemftß 
ju ®unften ber ©tabt fid) bemühen. 6 

Darauf ließ ber Stfat burd) Sanbau erwiebern, er b,abe feine JBebingungen 
madjen wollen, unb bie« aud) au«brü<flid) erflärt ; feine ©djtußbemerfung fönne man 
ib,m bod) nid)t oerargen, ba e« ia fonft iebem erlaubt fei, eine SBitte anzubringen. 
Öefctre« war aber offenbar nid)t ber ©tein be« Slnftoße«, fonbern ber Umftanb, baß er 
wohlüberlegt oon «nerfennung be« Äaifer« unb be« Äönig« al» weltlid)er Dbrigfeit 
unb oon ?eiftung be« fdjutbtgen ©eborfam« fprad). 7 Darin lag ber Vorbehalt; bie 
fdjulbigen ?eiftungen figurierten aud) in biefer (Entgegnung wieber, obwohl er eingangs 
berfelben oerfldjerte, e» fei feine 9J?einung gewefen, fid) in „ber fatjf. SWajefiät gefjorfam 
unb gnab frn unb one oorgebing ju ftellen." 8 

' ü. 28, 6. 41 ; 9lr. 8, 6. 45 ff. 
1 ü. 28, ©. 41. 

» »ol«6ut^ 1547, 27. Dft., f. 397. 
«U. 28, 0.41, 43; 9tr. 9, S. 53. 

» «. Slarer fefjreibt an SJuUtnger am 2. 3?oo.: „. . . ba| roir aHöbann — roenn rtroaS Unjiem« 
lia)cä nriber ®ott nnb ßJnotfjtn Je. verlangt roerbc — beftänbig blibrnt unb barob in trümmem 
ganginb, roie bann noa)ma(ä ber mer teol, gott fepe (ob, gefinnet ift." 6. Simltr 64. 

* äanbau an ben 9tat, 21. 3to». ; Oienget an äanbau, lö. 92ot>. 1547. U. 28, 9)r. 37, S. 176; 
SRr. 38, 6. 179. 

7 cf. @. 35, »nm. 4. 

8 ü. 28, S. 182. «u fianbau, 25. »oc. 1547; 9lr. 41, S. 193. 



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3)cr Uebcrgang bcr ©tabt Äortftanj an bad $auö Ocftf rreicf>. 87 

SRadj »ter SBodjen jeigte ®ienger an, er habe ben Äöntg unb Oranwlla nid)t 
abgeneigt gefunben, bie ©adje beim Äoifer ju förbern; bie« fei aud) wirfttdj gefdjef>en, 
ein ©efdjeib ober nod) nidjt erfangt worben. 1 3118 er bann am 17. Oanuar trofc eifrigen 
Unfällen« bei ben beiben noch, um feinen ©d>ritt weiter gefommen war, erneuerte ber 
5Rat auf Anregung Sanbau« fein Grbieten burd) eine 3ufd)rift an Äönig ^erbinanb unb 
ben ftanjter mit ber 9itte, wenn bie (Srlebigung ber Angelegenheit anbenoeitiger 
(JJefdjäfte wegen iefct nod> nid)t möglich, fei, boch bahin ju »ermitteln, baß inbeffen ba« 
ÜKanbat außer ffraft gefefet werbe.* Oenau einen SWonat fpäter, am 24. ftebruar, melbete 
®ienger, baß flaifer unb Äanjler franf geworben, aud) bie 0aftnad»t bajwifdjen gefommen, 
unb be«ha(b nod) ntd)t« ju madjen gewefeu fei. 8 

©Uber nach einem SDtanat, am 28. SßSrj, langte enblid) ber faiferlidje ©eleir«brief 
an in Begleitung ber wenig erfreulichen Sftadjricht, wie ber ftaifer gegen bie Stabt 
erbittert fei, weit fie met)r al» anbre ©täbte unb ©tänbe fid) ungebüfjrlid) gehalten, 
mit ftranfreidj, ben ©bgenoffen unb etlidjen ©täbten burd) Weben, ©djreiben unb #anb* 
(ungen „fidj wrtiefft, aud) bie au«fÖnung mit fonberer geo&rb oerjogen unb alfo bamit 
bie fattferltd)e SRajeft&t beleibigt unb ju b,Öd)fter ungnab" gereijt b,&tte. Gegenüber Sanbau 
bemerfte (Sienger : „Sttun werben fö inen felb« tjeffen unb ein übrig« tt)un mieffen ; benn 
bca faifer« jorn unb ungnab fdjwerer alö jemanb oermatnt auf fn gefallen." 4 

©olle fünf SWonate hatte e« alfo gebraust, biefen ®etett«brief ju Sage ju förbern. 
$atte ber 9Jat bieder felbft Auffd)ub unb Steigerungen gefudjt, fo befam er jefct 
Gelegenheit, über bie Uebung berfelben $rari« auf feiten be« $ofe« &lage ju führen. 6 
<S« ift wohl anzunehmen, baß man bort, nad)bem Aonftanj fo lange auf fid) ^atte 
warten laffen, nid)t notwenbig fanb, fetjr ju eilen; trojjbem bleibt bie offenbare ©er* 
jögerung — erft Ablehnung befl Anerbietend unb bann bod), ohne baß eine wefentlirf) 
anbre (Srffärung oon Sonftanj erfolgt wäre, nad> fünf ÜRonaten bie Aufteilung be« 
©eleit« — auffällig unb bürfte mehr al« nur Säjfigfeit ober Ueberlabung mit ©efdjäften, 
nämlidj abfidjtlidje Einhaltung ber Äonftanjer, Dorau«fe§en. 

Onbeffen fam ba« SKanbat in immer weiterm Umfrei« um bie ©tabt jur $ublifation 
unb Durchführung. Äonftanj würbe baburd) oon allem SBerfeljr mit 9ietd)«gebiet abge- 
fdjnitten unb wirtfdjaftlid) nidjt uuerheblid) gefchäbigt. 6 $art mitgenommen würbe befonber« 

1 Sanbau an ben Hat, 28. 2>ej. 1547. ü. 28, Str. 60, ©. 289. 

* ü. 28, 6. 349. Sanbau an ben Mai, 17. 3an. 1548, 9tr. 72, 6. 887; ®iengcr an Sanbau, 
3lr. 73, 6. 341 ; £er Sat an ben Äönig, 9ir. 75, ©. 351, an (Sratwcaa, 3?r. 76, S. 862. 

* U. 28, ©. 416. ©ienger an Sanbau, Mr. 93. 

* ü. 28, S. 479; ü. 29, flr. 1, 2, 3, 4, 6. 5, 9, 18, 15. — ®. SRangolt, Äonftanjer ©türm 37 
läfit irrtümlia) ben ®eleit36rief ber ©tabt o^ne i^r 3utun bura) ben @rafen ftricbrid) oon ^Orftenberg 
jufommcn. Die* veranlagt ben Herausgeber beä Äonftanjer ©turnt, um feine Äufftcflung, bafs 
ber 6tabtfa)rciber Sögeli ber Serfaffer fei, biefem jujumuten, er fyabc fta) bei Slbfaffung feiner 
Crjäb^Iung beä richtigen ©aa>erb;aIW niä)t meb^r erinnert. (Sine ftarle dumutung für Sögeli, ber fta) 
burO) fünf Wonate mit ber bie«b«jüglitt>en Äorrefponbenj blatte ptagen müffen. Suä bemfelben ®runbc 
mufj SSögelt noa) einen jroeiten grrrum auf f«§ nehmen; cf. Äonftanjer Sturm 82 (17). 

* So bei 3ürid) ü. 29, 3lr. 8, @. 26. (grnft mar baa jebenfaUfi nitt)t gemeint; bie Scrjögerung 
entfpratt) ja ber ^olittf bei »ate«, unb beim Sanboogt Sanbau befd)»erte er fta), fo otel erftö)tlitf), niebt. 

* ü. 28, 3tr. 82, 84, 88, 100, @. 373, 879, 895, 454. »at>enä6«rg, ©angen, SBürttemberg, 
Sölteln, Bar. „Sie manbate werben immer je ftrenger gehalten, oon Sinbau fommt unä gar nid)tö 
j«, ti barf un« niemanb ba b>r fo)rtben", berietet «.«Iarer an »uumger, lajebr. 1648. S. Simler 66. 
- «uf bie anfrage bei Ueberlingen, ob e« geftatie, baf» bie Äonftanjer ben bortigen 3ab,rmartt befua)en. 



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38 



2>er Uebergang ber ©labt Äonftanj an bas $>aua Defterreid). 



ba« grofje ©pital mit feinem bebeutenben au«wärttgen ©efifc. Die «emüt)ungen be« 
State« um Huffyebung ber Sefdjlagnabme toenigften« btefer, ber ffiofjltätigfeit bienenben 
®üter blieben erfolglo«. 1 Die folgen bei fatfertid^ett Srlaffe« motten begrcifttdjeriocife 
bei ber JBürgerfd)aft böfe« ©lut; oielfadj mürbe bafyer ba« dfcrüdyt berumgeboten, ber 
9tat »olle feine Äu«föb,nung, fo baf? btefer fidj oeranlagt fab,, jmeimat bie ©emeinbe iu 
ben fünften eine« Seffern ju belefjren unb mit SMafjregelung ber Uebettäter ju brob,en." 
Xatffityia) mu§ e« bo<b fo geroefen fein, SBenn er auch, febetnbar bereit mar, ficb 
bebtngung«lo« ju unterwerfen, fo f)telt er boch, aüerbtng« im ©noerftänbni« mit bem 
großen State, baran feft, nur ein folcfoe* Slbforamen einjugeben, welche« er mit ©Ott 
unb gutem ®ewtffen oerantworten tönne, unb weldje« „fünft nit oerberplieft" märe. Da« 
war aber nicht bie geforberte oorbeb,altlofe Ergebung, ot)ne welche eine frtebliche 3Jer* 
einbarung mit bem Äaifer eben au«gefehloffen blieb. 8 $« entspricht biefer Senbenj be« 
9?ate«, baß fein (Sinnen unb Erachten immer noch barauf gerietet mar, Wittel unb 
3Bege auflfinbig ju machen, um ficb biefer SRotwenbtgfett entjieb,en ju tonnen. 

Obwohl bie ßtbgenoffenfchaft offiziell eine Parteinahme für Äonftanj abgelehnt 
hatte, unb ben eoangelifrhen Orten babura) bie $änbe gebunben waren, hatte man in 
Äonftanj bie Hoffnung auf bie ÜRachbarn boeh nicht ganj aufgegeben. 4 Darum weljrte 
ficb auch ber SRat bei benfelben unter Betonung feiner fveunblicben Oefinnung mit 
fchriftlicber unb münblieher 9?icfatigftellung gegen bie „gemeine fag, bie oon ßoftanfc foen 
gut fanfertfth unb bö« cibgenöffifch", unb anbre Derartige ©erüchte. 5 

Da« Wanbat unb bie (Einquartierung faiferlicber Xruppen in unb um ftaoen«* 
burg rücften bie Oüefa^r eine« Singriff« mit bewaffneter Warbt gegen bie ©tabt in 
allernächste 9ßähe. a Witte 9cooember f cbtcften bie ®eb,eimen ben Äonrab £w\<l nach 
3ün<&, mit bem man immer noch in beften ©ejtehungen ftanb, unb wohin fo jiemlieb 
alle«, ma« in Äonftanj oorging, berichtet mürbe, um bort anzufragen, ob Äonftanj im 
ftalle ber 9lot oon ber (Sibgenoffenfcbaft ober oon einjelnen Orten bi« ju 400 Wann 
auf eigene Äoften erhalten fönnte. Da«felbe ©efudj richtete $ocfarütiner in ihrem »uftrag 

erfolgte ein abfebjägiger Sefdjeib. 5. Sej. 1847. ü. 28, »r. 47, ©. 225, 220. cf. U. 28, ©. 123 ; 
K A. 899 e ; 3ffel 151, unb ber Ueberfau* unb bie Beraubung eine« Äonftanjerä in ber 9tälje von JiabolfjeU 
infolge ber Stanbatc mufjte ben bürgern eine fräftige SBornung fein, fid) möglid)ft toenig auf 3teicb> 
gebiet ju roagen. ü. 28, ©. 247; 9lr. 51, 6. 249; 9ir. 64, S. 257. 

1 Xa »ii'd)of oon Äonftanj erflärte (Sienger, ber in btefer Angelegenheit bei i&m mar, ber 
Äaifcr babe ibm mehrmals ungenügenbe £urd)fiu)rung be« Stanbatä oormerfen laffen unb ibm anbc> 
fohlen, bemfelben „geftracte" nadjjulommen. U. 29, 9hr. 24, ©. 95. lieber ben Spitalbeftb: cf. Mupperi, 
bie oereinigten Stiftungen ber ©tobt Äonftanj. @efa)t<$tlid)e Seiträge, ^eft 3. 

* U. 28, 5lr. 29, ©. 143, ©. 236; Hr. 50, S. 239 ff. — „. . . ®ott geb grofj unb onl gnab, 
bantit bie länge ntt ju unbult unb anberm unrat^ gerate, bie vulgaris ingenia senatorum et plebis 
fütb »unberbarlicb, in ber not." «. Slarer an »uüinger. Cal. Febr. 1548. @. ©itnler 66. 

* cf. oben ©. 36, «nm. 6. 

* eine «nregung, bie oon Ä. »Jroicf alä oon 3üria) au«geb,enb ben ©ebeimen am 28. DM. 1547 
vorgelegt mürbe unb ftdj um eine Sotjcbaft ber eibgenoffen an ben Äaifer jnxcfö Vermittlung für 
Äonftanj b^anbelte, (ernten bie ©e^eimen, nieil barauö meb^r ©c^aben aW JJu^en entfteben würbe, ab; 
bagegen b,ättot fte gerne gebabt, bafj bie <£ibgenoffenjd)aft ober *™ tarnen berfelben bem Sole 
„etwa« tröftlic^er fc&rift" jufd)irften, offenbar um bamit ein iBeruljigungsmirtcl für bie ängftlid)en unb 
oppositionellen demente in ber ©tabt ju geroinnen. U. 28, S. 73'74, Dftober. 

8 U. 28, S. 152, 248, 261, 256, 267, 451; Hr. 103, 6. 471. cf. E. A. 938, 4, 1; 901 
»u q ; 899 d. 

»«nfangö flooember 1617. Coli. V, 49; U. 28, ©. 103. 



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Üitr Uebcraan« ber Siob» Äonftanj an bas $>auä DefUrreicfc. 



»9 



prioatim an bcn ©ürgermeifter 9ufc #eini Don (5^ur. ©ie im ftrühiahr brangen Tie 
auch, jefet fehr barauf, in <St)ur unb 3ürid>, baß bie Angelegenheit bort als au* eigener 
Gtritiatioe beroorgegangen behanbett »erbe, unb bafj bie (Sibgenoffen, nenn fie für Konftanj 
nichts tun würben, bie« menigftenS nicht in bie Oeffentlidjfeit gelangen (äffen möchten. 1 
Der Saurer Jöürgermeifter antwortete, er werbe bas Anfud)en auf bem nächften IBunbeStag 
oorbringen,* unb bie ©ehetmen in 3" r ^ Wetten eS für oorteühafter, ba& nicht Rurich, 
fonbern bie franjöfifche «otidjaft bei ben (Sibgenoffen barüber oorfteütg werbe. Daraufhin 
rourbe Konrab 3wtcf beauftragt, burd) ben SReuburger Dtentraeifter ©abriet Arnolt* in 
©afel ben Dolmetfd) $an8 SBunberltdj ber franjöfifchen ©otfehaft ju inftruieren, wie 
biefer ben ©efanbten oeranlaffen folle, bie Angelegenheit ben (Sibgenoffen anzuempfehlen.* 
Am 1. Dejember erhielt 3roi<f ein ©abreiben Dom franjöfifchen ©cfanbten Dangeraut 
mit ber Sttetbung, biefer werbe bem König über bie fc&limme Sage unb Slot ber ©tabt 
Konftanj fofort «ericht Riefen unb benfelben um unoerjügliche Antwort unb ,$anb« 
retd)ung M bitten. 5 (Sin weitrer Sefcheib blieb aber aus; bagegen berührte im 3anuar 1548 
auf ber Üagfa^ung ju Söaben ber anbre fran^öfifd^e ©efanbte, Saoau, bie Konftanjer 
ftrage unb mahnte einbringlia), bie ©tabt nicht im ©tiaje ju (äffen, währenb fein Kollege 
Dangerant im September 1547 ju ©olotfwrn au« Auftrag beS Königs baju geraten 
hatte, bie (Sibgenoffen fotlten Konftanj in ihren ©unb aufnehmen, woju bie ©tobt ja 
gerne bereit fei „unb Dil lieber, bann in beS KaiferS geb,orfame 3U Döllen", unb bann 
im Ottober bei ^""d) für Konftanj eingetreten war. 6 3m gebruar 1548 Welt tfaoau, 
als er wegen Erneuerung ber Verträge jmifdjen ben Sibgenoffen unb bem König bei ben 
einzelnen Orten Ijerumreifte, in 3üria), öafel, Sern unb tfujern Vortrag über bie au« 
einer Ueberwättigung ber ©tobt Konftanj burd) ben Kaifer für bie (Sibgenoffenfchaft ju 
befürchtenben nachteiligen golgen unb braugte, bajj man ihr $tlfe letfte, bamit fie fid) 
beS KaiferS erwehren fönne. 3m gleichen ©inne rebete ber König felbft ben jur geier 
ber laufe feiner Üocbter am $ofe erschienenen SJertretem ber (Sibgenoffen ju. 7 Alle 
biefe ^Bemühungen fonnten nichts fruchten; bie (Sibgenoffen beb,arrten auf ihren 
früheren JBefchlüffen. Dem ©efanbten S?aoau foll oon ben fünf Orten, wie ©djertlin 
Don ihm Dernafjm unb nach Konftanj berichtete, bie Antwort gegeben worben fein: 
©ie werben fich ber Konftanjer nicht annehmen; benn biefe „feien lutterifd) unb nit allein, 
fonbern auch jwinglifay, bagegen einen Angriff auf bie ©tabt Don eibgenöffifchem »oben 
au« nicht bulben. 8 

3hr unerbittliches gehalten an ber befdjloffenen Neutralität hatte bie Mehrheit 
erft im Dejember 1547 noch an ben Xag gelegt. Auf bie Sfeflamation beS ©efanbten 
beS KaiferS bei ber Xagfa^ung ju $3aben, man fyabt Dernommen, baß eibgenöfftfehe 
Untertanen mit ©eweljr unb $arntfch in bie ©tabt Konftanj gebogen feien, fefce aber 
öoraus, es fei ohne Siffen unb SÖillen ber JBehörben geschehen, unb erwarte Aufrecht» 



• U. 28, S. 123; Mr. 31, 33, 34, 6. 157 ff.; Mr. 36, S. 169. E. A. 881, 901 ju q. 
» ü. 18, 9lr. 43, ©. 205. 

» ©päter in «Dienften be« Äurfürftat Utorifc oon Saufen. Druffel 3, Segiper. 

*E. A. 884, 1. 

8 ü. 28, 9tr. 45, S. 215. 

• E. A. 915 I, 894, 893 311 x. 
7 E. A. 921, 938, 4 (1,4). 
•ü. 28, Mr. 91, ©.411. 



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40 



2>er Uebergang ber ©tabl Ronfianj an ba* £au« Oefterreitb,. 



erljaltung ber Sfeutralttät, lieg ffe fofort ben «efel)l an ben tfanboogt im Eljurgau 
abgeben, folgen 3u(auf fünfttg ju oerlpnbern. 1 3m üftat 1548 würbe ber ©tobt Äonftanj 
fogar jugemutet, bie au« iljren 33ogteien (Sggen, tlltnau unb Bug im Ifjurgau wäfjrenb 
be« Kriege« ben ©gmaltalbenern, a(fo iljren eigenen Bunbeögcnoffcn, jugejogenen 3Rann» 
fgaften nag bem Beispiele ber (Sibgenoffen mit Bugen ju belegen, wibrigenfall« ber 
tfanboogt e« tun »erbe. 9 

©eitere ©gritte unterliegen Don nun ab bie fraitäöftfgeu ©efanbten, unb bie 
oier Orte tonnten aug nigt meb,r al« gute Sorte geben nebft ber Berfigerung, bag fie 
nag üttögligfeit, ma« Äonftanj jum SHagteil gereigen fönnte, abjuwenben fugen würben. 3 

franb Äonftanj bei ben Sibgenoffen, wo e« Unterftüfcung fugte unb erwartete, 
fein (Sntgegenfommen, fo falj e« fic^ anberfeit« in bie £age oerfefct, jwei $ilf«anerbieten 
ablehnen ju muffen. 

93on Burglen im £b,urgau au« erbot fig ein Unbetaimter, ber fig ftreifyerr oon 
©gwarjenberg nannte unb al« Setter be« $reib>rm oon ©ag« ju Bürgten ausgegeben 
würbe, ber ©tobt ein bebeutenbe« Iruööenfonringent unb ©elbmittet ju liefern. Gr« 
würbe normal« b,in unb b,er gefgrieben unb oerljanbelt; fglieglig oerjtgtete ber 
9iat, obwohl er oermutete, bie ©age tomine oom Äönig oon ftrantreig, auf weitere«, 
ba ib,m ber Unbefannte trofe angeftellter Sßagforfgungen ju unbefannt blieb, erfugte 
jebog benfetben für ben ftall, bog ein annehmbare« Hbfommen mit bem Äaifer nigt 
erlangt werben fottte, fein Anerbieten für fpfiter aufregt ju erhalten. 4 

2htg ©gertlin oon Burtenbag magte ftg anfyeifgtg, Äonftanj $ilfe ju oerfgaffen. 
9lag bem Clägttcfyen Au«gang be« Sinterfelbjug* 1546 b,atte bie ©tabt ib,m unb feiner 
Familie Aufenthalt gewährt. «1« er oernab>, bag barau« bem Mate ein Vorwurf 
gemalt würbe, ertlärte er freiwillig bie ©tabt oerlaffen ju wollen unb jog nag Bafel. 5 
Bon bort au« fgrieb er am 25. gebruar 1548 nag Äonftanj an bie ©efjeimen, man 
folle ben Bürgermeister* Blarer ober ben Äonrab 3\o'\d insgetjeim ju ifjm nag Cieftal 
fgiefen ; e« b,anbte fig um wigtige Dinge. AI« bann klarer bei if)m erfgien, erjäfylte 
er, bag er oom ÄÖnig oon granfreig eingelaben worben fei, an beffen $of ju fommen; 
bei biefer @e(egenf>eit fönne er bort Äonftanj oon 92u^en fein; benn ber Äönig fei ber 
©tabt feb,r geneigt. Senn alfo ber 9iat oon biefem etwa« ju erlangen wünfge, folle 
man üjm Auftrag b,ieju geben nebft Seifung, wa« er al« ©egentetftung jufagen bürfe; 
er wolle be«b,alb feine Abreife nog einige läge oerfgieben. Diefer Borfgtag ©gertlin« 
einer bireften Serbung beim Äönig fanb Blarer« Billigung nigt, unb feinen Bebenfen 



1 E. A 898 d. 

1 Coli. V, fliai 1648. 

* U. 28, Sit. 103, @. 471 ; 9lr 104, 6. 475. K. A. 938, 4, 5. — ^uriaj unb Sern fugten 
aueb jefct noeb, unter jpittroeiä auf bie franjöftfc^cn »emüljungen Äonftanj ju toeiterm SBibcrftanb gegen 
bie Äbfinbung mit bem «aifer aufaumuntem. K. A. 938 (1) 5. 

* U. 28, S. 106; 9lr. 21, 6. 107; Kr. 22, S. 110, S. 197 ; 9Jr. 42, S. 199; «r. 14, S. 209, 
6.294; «r. 62, 68, 64, 65, 67, 68, 69, 6.295-315. 10. «oo. 1547 bt$ 9. gan. 1548. Cin 
fpdtrcs Angebot be3 Xoggenbucgcrs ftlcmenä von (Eppenberg, 1000 3Rann gegen geringen 6o(b ju 
liefern, tourbe auf biefelbc JBetfe abgelehnt. 16. 3uli 1548. U. 29, 6. «70, 671; Sir. 110, ©. 673; 
et 3ffel 162. 

8 ü. 28, 9tr. 1. 22. Oft. 1647. cf. Sicrorbt I, 868. 

* Zt). »larer n>ar 1648 Keic^Soogt, ni^t «ürgermetfter. 



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3>er Uebergang ber 6»abt Jtonftanj an baef $auä Oefterreidj. 



41 



fdjtoffen fttb, bie ©crimen an; wenigften« wirb bic «ffoire in ber ftolge nicht mehr 
erroälmt. 1 

Daß beibe Anträge al« unannehmbar befunben würben, mar in erftcr öinie ein 
Slu«fluß be« fä)on erwähnten $eftreben&, Vornahmen ju fünften ber ©tabt wof)l ju 
berantaffen, nicht aber baran mitjuroirfen. Daneben mußte ber SRat auch eingefebjen 
t|aben, baß, wenn ber erwartete Umfchwung in ber allgemeinen politifchen £age nicht 
balb eintrat, bie Rettung ber ©tobt t>or ber SWaajt be« Äaifer« mit foldjen «Kitteln 
nicb,t ju erreichen mar. »Jroar hatte Äonrab 3»icf ben ®et)eimen am 1. ftebruar anzeigen 
taffen, bog ber Äurfürft Biebrich oon ber ^falj bem Oabriel Slrnolb aufgetragen habe, 
ihnen mitzuteilen, fie foflten mit ber 2hi«föfwung nicht eilen; in üierjetjn £agen ober 
in furjer £tit werbe etwa* gefcb,ehen, ba| t>er Saifer ju fchaffen unb ftonflanj baburch 
?uft befomme, aber ba* ßreigni* gefchat) nicht, 8 unb wie wenig auf ftranfreicb, gebaut 
werben tonnte, baoon hatte man an ©traßburg ein farechenbe« «eiföieC 



IV. 

9?a<hbem einmal ber <8e(eit«brief eingetroffen war, mußte er auch in Gebrauch 
genommen werben. Die Slborbnung einer ®efanbtfd)aft nach HugSburg war unoermeiblich. 
©o einbringtich aber bie jugleicb, mit bem ©eleit an ben töat gerichtete ÜWafmung Oienger« 
(outete, bie ©efanbten fofort unb mit genügenber SJoUmacht abjufertigen, bamit ber ßaifer 
nicht noch mehr gereijt werbe, ber SRat eilte fresroegen nicht SBeil ber ®eteit*brief ben 
©efanbten bezüglich ihrer Äücffefyr nach Sonftanj nicht ooüe Sicherheit ju bieten ftfjien, 
würbe, obwohl man im Oftober 1547 bie ®e(eit*frage al« jiemlich nebenfäd)ti<h behanbelt 
hatte, 3 erft barüber oerhanbelt, ber große 9tat barauf aufmerffam gemacht, an Panbau 
gefchrieben, fogar eine «bfcbjift be« ©traßburger ©eleit* jutn ©ergteich eingeholt* unb 
bann enblich am 12. Hpril im ^ate besoffen, „baß man fcf)icfen fötte", fowie bie 
Onftruttion für bie ©efanbten aufgeteilt. Slm 14. SCprtI fanben biefe $efd)lüffe im 
großen 9iate ihre ©uttjeißung. 2lt* ©efanbte würben „oerorbnet" Xfyomai ©tarer, 
berjeit 9teid}«Dogt, $eter tfabhart, 3 un ft m # w » uno C>ieron«mu» §üru* com großen 
Wate, üRänner, bie, wie 3ünbeli fagt, „alle breö in ber lutherifchen unb jwingltfchcn 
Religion ganj t)W waren, unb „ju benen fich ein Ttyil ©urger gleich anber« 
nicht* oerfahe, bann, baß fie bie ©ach ju toiner 3lu«fÖhnung beförbem werben." 6 ©ie 
erflttrten benn auch oor ben oerfammelten 9?äten, baß man ihre« (Erachtend auf nicht* 
eingehen foUe, wa« wiber ©Ott unb ©ewiffen unb ber öiirgerfchaft oerberblicb, fei, wenn 
auch fie felbft in Augsburg barob „beftrieft" ober oergewattigt werben follten. 6 



' ü. 28, Hr. 97, 6. 443 ; Hr. 98, S. 447. Sie «ntroort ber ©e^ehnen auf ben »eric^t »larer* 
unb bie fBieberenlgegnung ©djertlinß fehlen. 

* U. 28. 1. gebr. 1648, 6. 861. Sie Sermutung, ba|j 3roi<M SWiüeiliing »icllei<$t nuc fingiert 
\mv, um ircitcut iui^t^ur 511 iH'vaiuatic 11 - "at)e, nartjoem er oi'niritgc jt unitc auep }a)on ptaitijicri yattc. 

* cf. oben S. 36. 

* »atöbu$ 1548, 4. StpriL U. 29, ©. 48; SRr. 18, ®. 57 ; 3tr. 19, S. 63, S. 117; Str. 31, 32. 
» 3ui*el« M «. 6imler II 2, 6. 552. 

*U. 29, 6. 61, 75, 83 ; 9lr. 21, 6.79 ff. „2>ie gefanbten werben nia)t« befdjiperlidjS on 
^inberria)brnigen beroißigen." ». »larer an »uttinger, «pril 1548. ©. 6imler 66. 



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42 



Der Uebergana ber Stobt Äonftanj an ba« $autt Dcfterrfid). 



Die 3nftruition l t)ält fid} im ganjen tniter^atb ber ©renjen, welche ba« Erbieten 
Dom 27. Dtlober an ©ranoeUa gejogen tjatte; über btefe fyinau« foöten bie ©efanbten 
nid)t« bewilligen, oljne juoor bem Kate Reibung getan unb beffen Sefdpib erhalten 
ju fjaben. Daneben räumt bie Dom 9fate au«gefteüte $3oUmad)t iljnen nur bie 33efugui« 
ein, be« Kriege« wegen Äaifer unb ftönig um ©nab unb §u(b untertänigft ju bitten 
unb fid) in ib,rer üßaieftäten fdmCbigen ©etjorfara unb ©nab ju ergeben.* 

Stuf biefer ©afi« ber 3nftruftion, welche in refigiöfer JBejie^ung jebe« unb fonft 
jebe« nennenswerte ^ugeftänbi« ablehnte, unb ber 2Mmad)t, weldje bie grage ber 
SßMeberaufnaJjme be« ©ifdwf«, ber ®eift(id)feit unb ber Drben«gemeinfd)aften unb bie 
Kbftnbung mit beren GntfdjSbigungäaniprütyn ganj au&^toß, tonnte für eine frieblidje 
93erftänbigung mit bem Äaifer faum eine 2lu«fid)t oortjanben fein. Da« wußte ber 9?at r 
war ib,m bod) oft genug unb non fompetenten ^erfönlidjfeiten bie (Jrftärung abgegeben 
worben, ba& er wob,! ober übel fid) auf ©nabe unb Ungnabe ergeben muffe. Um jo 
wertnotler war ber burd) bie eröffneten Ver^anblungen geftdjerte Zeitgewinn unb bie 
©idjerfcit cor weitem ÜRaßregetn be« Äaifer« gegen Äonftanj wäbjenb ber Dauer berfefben. 

Km 19. «prtl, brei ©onjen nad) empfang be« ®eleit«briefe«, ritten bie ©efanbten 
weg unb langten am 22. ÄprU in 3tug«burg an. 3wei Sage barauf begannen bie 
©efdjäfte. ©ie würben, ba ber Äanjter ©ranoeüa franf war, burd> feinen ©otm, ben 
©ifd>of oon Ärra«, nebft ben SRäten Dr. ©elb unb Dr. 9Jfet)er geführt, ©ienger berfudjte 
im Ontereffe ber Äonftanjer aud) ben Äönig fnneinju$tef)en ; bod) biefer ließ fid) nid)t 
barauf ein, wie früher fdjon, unter ber Jöegrünbung, e« gebühre ttyn ntd)t, bem Üah'er 
oorjugreifen. 3n ben jwei erften Äonferenjen tjtett ber ötfdjof ben ©efanbten ba« ©ünben* 
regifter ber Sonftanjer cor, ba« lange Verharren in ber Rebellion, baf? ber 9fat Kug«* 
bürg unb anbre baritt bcftärft unb in feinem ©abreiben an ben Hurfürften Don Saufen 
nur baoon gerebet b,abe, wenn ber Äurfürft, nidjt aud) Äonftanj felbft, mit bem Saifer 
oertragen werbe, bafj er fid) Dor biefer Empörung gerne ben (ribgenoffen angefd)(offeu 
blatte, wenn e« nur gegangen märe u. f. w. Um fo Diel mebj werbe bie ©tabt, um 
©nabe ju erlangen, fid) entgegentommenb jeigen unb aud) ben ©ifdjof wieber einfefeen 
müffen. ©djtiefjlidj oertangte er, baß itjm Angebote eingereiht würben, wa« ber 9fat 
auf fid) ju nehmen bereit fei. Dem enlfpradjen bie ©efanbten mit einer (Eingabe 
am 5. 2Wai. Diefelbe würbe aber al« ungenügenb jurürfgemiefen, tjauptfädrtid) au« 
bem ©runbe, weil fie bie ©ieberaufnafjme Don 8ifd>of unb Äferu« in bie ©tabt gar 
nid)t erwähnte. (Sine jweite Eingabe oom 15. 2Hai machte meb,r 3ugeftänbniffe ; 
bejügtid) be« $ifa>f« bagegen führten bie ©efanbten au«, man möge bod) bie 9u«föfmung 
ber ©tabt nid)t oon biefer Jrage abhängig madjen, bie ja feine (Site b,abe unb nadjtjer 
immer nod) erlebigt werben (önne. ©erabe barauf legte man aber auf faiferlidjer 
©eite ©ert; ba« b,atte ber Slbt oon Steingarten im 5«bruar 1547 bem SRate fdjon ju 
oerfteljen gegeben, unb jefet riet außer if>m unb ©ienger aud) ©ranDella in einer 
Slubienj, bie er auf Vermittlung ©ienger« trofe feine« Unmotjtfein« ben brei Äonftanjern 
gewährte, baju, fia) möglidjft batb mit bem öifdjof Don Äonftanj in SBerbinbung ju 
fefcen, weit eine gütliche ober red)ttid)e 5lu«einanberfe^ung mit bemfetben bodj einmal 



' U. 29, 20, S. 69 ff. cf. Warmov, Ucfcraa&c 290 ff. 

1 Slormor a. a. D , 0. 298. Coli. V, 11«',«. Slannor fptic^t irrtümli^enoctfe oon „unbe« 
f^räultcr" «oUinottjt. 6ä ift nur von Utibcf^räiiftb,cit innerhalb ber «ejoaenen ©renjen bie «ebe. 



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2)er Ue&craang. ber Stabt ÄonfJanj an baö $au« Ccftcrrei^. 



43 



gefa^en müffe. Slllein bie ©cfanbten befjarrten inftruftion«gemä§ auf ibrem ©tanb* 
punft unb oerlegten fid) auf« bitten, ©ranoella möge bab,tn mirfen, ba§ btefc iReftttution 
be« ©ifd)of« unb be« Äleru« nid^t mit ber Ängelegeurjeit oerqutdt werbe, unb bog ber 
Äaifer auf bie rieten Opfer ber ©tobt für ba« $au« Oefterreid) etwa« »üdfidit 
nehmen »olle. 

9hru oerftrid) lag auf Zag, ofjne bafj etwa« gefdjeben wäre. 211« fte Enbe ÜJlai 
üernafjmen, ber Äönig reife mit (Sienger am 10. 3uni oon Hug«burg ab, bo fonben fie 
e« an ber Stit, fid) on juftänbiger ©teile in Erinnerung ju bringen. Sluf GMenger« 
SRat erfudjten fte ben Dr. ©elb um feine Vermittlung, baß ifmen ein S9efd)eib gegeben 
»erbe. SÜm S. 3uni tonnte biefer ilmen ba« @emünfd)te fdjriftlid) überreifen. E« 
waren unter ber Ueberfd)rift „Slrtifel, barauf bie oon Eoftanfe wiberumb in ber geb,orfam 
folten aufgenommen werben" bie ftorberungen be« Äaifer« in elf Hrtifeln. 1 

1) Ergebung auf @nabc unb Ungnabe unb Stiftung be« ftufjfalte«. 

2) Aufgabe aller Öünbniffe wiber Äaifer unb Äöntg unb Verbot foldjer für bie 
3ufunft, außer mit beren Bewilligung. 

8) Sieberaufnab,me »on Bifdjof, ©tift unb Sleru«, fowie OTüderftattung tyre« 
Eigentum« an biefelben unb alle, bie gefdjäbigt worben. Rommen Verträge 
nid)t ju ftanbe, fo entleibet ber ßaifer. 

4) Snerfennung be« 9ieid)«fammergerid)t« unb Zeilnatjme an ben Unterhaltung«» 
foftcn beöfelben. 

5) Slbfinbung unb 9lu«einanberfefcung mit ben Slnfprüdjen ber in Slrtifel brei 
benannten. 

6) fteinben be« Äaifer« unb ftönig« ober Gebellen unb beren 3lnt)ängerc ober 
Verbünbeten foll bie ©tobt feinen Aufenthalt gewähren, unb foldje, bie fid) 
bort öorftnben, befonber« ben gewefenen SHentmeifter Gabriel Slrnolt oon Sleu* 
bürg, abliefern. 

7) Bürgern unb Untertanen foll ber Eintritt in ben Dienft oon fteinben be« Äaifer« 
unb be« Äönig« famt beren Erblanben unter ©träfe oerboten werben. 

8) Etnfefeung eine« ©tabtl)auprmann«, ber mit 400 ©ulben ju befolben, „ber bei 
ber waf)( ire« burgermeifter« unb rot« auf anbern iren obliegenben gefcfjciftcn 
fein, aud) ire« ttjun« unb wefen« gut auffedjen boben foll, bamit ir nufc gefurbert 
unb baneben oerfjuttet werbe, bajj fie f«$ tjiefüro mit me^r, wie jefeunb befa^en, 
überbenlben." 

0) Erlegung einer ©umme ©elbe» al« ©d)abenerfafc für bie £rieg«foften, nebft 
Lieferung einer Änjal)t ®efd)üfce famt 9u«rüftung. 

10) Die 9m!)änger be« Äaifer« unb be« Äönig« in ber ©tabt foüen auf feinerlei 
Hrt bebrängt werben. 

11) ®ef)orfam unb «nerfennung für alle« ba«, wo« ber Äaifer ju ©ofjlfabrt, 9rub,e 
unb Einigfeit ber beutfdjen Nation oerorbnen werbe. 

Die ©efanbten fd)icften biefe Bebingungcn, meld)e weit binou«gingen über ba«, 
wa« ben anbern ©täbten auferlegt worben war, fofort nad) Äonftanj an bie ©efjeimen 
in Begleitung ifjrer Bebenfen, fpejiell gegen bie Sirtitel 8, 8 unb 11. Sluf 9lacb>f; 



> Sfleri^le ber ©efanbtett. ü. 29, Kr. 39, 6. 143; Kr. 40, ©. 151; Kr. 41, 6. 155; Kr. 46, 
6. 183; Sit. 55; Kr. 67, 6. 395; Kr. 68, 6. 399; Kr. 69, 6. 403 («rtiW). 



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44 2)cr Uebcrgang ber Stobt Äonftanj an boä £au« Defterreid). 

ober üttilberung einzelner fünfte glaubten fie ntd)t rennen ju bürfen. 9lad) iljrer 
SRetnung fyanbelte cd fid) fefot nur nod) barum, burd) 4ötttgefud)e eine Grntfdjeibung auf 
unoerbädjtige SiSeife f)tnau«jufd)ieben. ! $ie ($eljetmen wagten e4 oorerft gar ntd)t, bie 
Slrtifel an ben 9?at ju bringen, meinten aud), eine SWilberung müffe bod) wobj ju 
erlangen fein, unb beauftragten bie ©efanbten, beim $ifd)of oon ärra«, bei ©ranoeüa 
unb anbern, wo e« erfpriefjlid) fd)eine, barum anhalten. $)ementfpred)enb überreizten 
biefe am 13. Ouni bem 93ifd)of eine ©ittfd)rift, in meld)er fte ifjre ©teflung ju ben 
einjelnen fünften barfegten unb mit Hehlern 3uö t ftänbntffen fogar weitergingen, als 
bie oon ben ®eb,etmen baju aufgehellte Onftrutrion e$ ifjnen ertaubte. Hber fdjon am 
folgenben Sage (ieß ber ©ifdjof ifmen bie ©d)rfft wieber eint)änbigen unb anzeigen, 
biefetbe fei fo gehalten, bafj man fie bem tfatfer nidjt oortragen fönnte, ot)ne beffen 
Unwillen baburd) nod) tneljr ju fteigern.* 

9lun mürbe fte in einigen fünften abgeänbert unb am 15. 3uni Wieberum eingereiht. 
Darnad) follte Sirtitel 1, Ergebung auf ®nabe, unb nidjt auf ®nabe unb Ungnabe 
feftfe^ou, gegen 2, 4, 7, 10 Ratten fie nid)t$ einjnwenben, 5 unb 6 würben in 
befd)räntter Raffung bewilligt, bagegen 3, 8 unb 11, lefetrer, weil bie Religion babei 
in 33etrad)t tomine, wegen mangelnber $Mmaa)t abgelehnt unb bejüglieh, be« Hrtifel« 0 
bie ftirierung ber ju liefernben ©elbfumme unb ©efdjüfejatyl »erlangt. 3)aju erflärten 
fie bem »ifd)of, ^re Onftruftion unb 5Bollmad)t meljr ^ugeftänbniffe nidjt geftarte; 
benn fie bitten, ba fie ber fwffnung gewefen, burd) feine unb be« Äanjter« ftürfpradje 
einige SDiilberung ber fo fdjweren Sebingungen ju erlangen, biefelben nod) nidjt nad) 
ßonfianj beridjtet." 

2lm 23. Ouni, nadjbem er, wie er fagte, bie Stttfdjrift bem Scaifer oorgebradjt, 
forberte ber Sifdjof, auf biefe Srflärung jurücfgretfenb, bie ©efanbten auf, bie Ärtifel 
an ben 9?at ju fdjicfen unb in längftenö neun lagen befinitioen Sefdjeib über «mtafjme 
ober Verwerfung berfelben abjugeben. Damit fdjien ben Vertretern ber ©tobt weitre« 
©itten au«gefd)loffen unb bie (Sntfdjeibung unoermeibltd). 9Btt bem bringenben ©eutd) 
an ben 9?at, ftd) ju ber »erlangten Haren Antwort im <£inoerneljmen mit bem großen 
State unb ber ©emeinbe ju entfäjliefjen, befdjloffen fte ifyre Reibung. 4 3efct mußten 
bie @eljeimen eben bod) bie Slrtifel, fo wie fte waren, bem State jur Äenntni« bringen. 
Diefer war fd)wer betroffen, über fold) unerhörte Zumutungen. 3n einem ©abreiben 
an Sanbau bellagte er fid) bitter wegen ber au«neljmenben $>örte be« Äaifer«, bie fo 
gar im ©iberfprudje fteh,e mit ben erljaltenen Vertröftungen unb mit bem ben anbern 
©tftbten gegenüber eingehaltenen Verfahren. 8 

3u einer SCtmaljme ber iSebingungen tonnte er unb mit üjm ber grofje 9?at ftd) 
ntdjt oerfteljen. 8 ÜWan war allgemein ber 3nfid)t, bafj ju einem enbgültigen 23ejd)lu& 
in ber ©ad)e laut Stbmadjung oom 22. Dftober 1547 bie JSürgerfdjaft beigejogen werben 



' ffiic „wir bie fat$cn in aiiargroömfcfcn »erjug pringenb". ü. 29, S. 418. 
» U. 29, e. 393; 9ir. 73, 6. 113; 5ir. 74, S.417 ; »r. 75, ©. 421; Mr. 77, (3. 435; »r. 78, 
6. 438; Hr. 79, 6. 447; Hr. 80, 6. 457. 

■ U. 29, »r. 86, ©. 477 ; S. 458 m Hr. 80. 
4 U. 29, Hr. 85, S. 473. 23. 3uni. 
» U. 29, ©. 449 ff.; Hr. 88, 89, 6. 483. 

* Skript an b«n grojjcn Hat com 30. 3uni. U. 29, Hr. 91, ©. 495. 



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2)er Uebergang ber Stobt ftonftanj an ba« $au« Defterreid). 



45 



inäffe. Da« aber wollte man einftweilen ,,au« guten wot gegrünbeten urfadjen" oermetben 1 . 
Segreiflicherwetfe mußte e« beut SRate fajwer fallen, naä)bem ber ©emeinbe immer gute 
Hoffnung gemadjt worben mar, berfetben nun ben wahren ©aehoerhalt einjugefteb^en, 
umfomefjr, al« fo rote fo fchon llngufriebenbett unb SDHßtrauen genug oorhanben roar, 
fe(bft unter einem Ztii ber 9täte, unb bie ©ehetmen infotgebeffen bie 3uorbnung roeitrer 
SWitglieber gu ihnen beantragt Ratten, um ben umgeljenben Vermutungen, fte unb bie 
©efanbten gögen bie 2(nge(egenf>ett in bie Pänge, ben «oben ju nehmen. 3 Der eigentliche 
©runb aber, wie alle Hnjeidjen barauf Anbeuten, roar ber, baß man eine Himafjme 
ber Ärtüel burd) bie ©emeinbe, in netter ber {Ruf naa) ^rieben mehr unb mehr (aut 
rourbe, befürchtete." ©o entfd)(oß fich benn ber 9cat, e« noch einmal mit Sitten gu 
oerfudjen. (Sin gu biefem 3wecfe für bie ©efanbten beftimmteä Schreiben fanb im großen 
9?ate „einhellige" 3«ftnnmung. (5« beauftragte btefelben, bei ©ranoella, Strra« unb 
anbem alle« gu oerfudjen, baß ber ©tobt bie beanftanbeten »uftagen erlaffen würben; 
wenn aber ihre Sitten frudjtfo« blieben, fo follten fte um Verlängerung ber grift bitten, 
bamtt ber $anbel mit ber ©emeinbe grünblich beraten werben fönne. 4 Se&tre* tyatttn 
bie (Mefanbten bei Dr. <5elb fä)on oon fich au« getan unb erneuerten nun ba« ©efuch 
aua) beim Sifdjof oon &rra« ; bagegen unterließen fie nochmalige« Sitten um 2)iilberung, 
ba fie fich burchau« feinen Qhrfofg babon oerfpradjen; „bann unfere« fuppligteren« ift 
man mübe" f trieben fte nach ffonftang unb wtefen gubem barauf hin, baß nun ba« 
Onterim al« ©efefc in ben 9ieiä)«abfchteb aufgenommen unb bamit beffen Durchführung 
allen ©tänben geboten, e« alfo feinen 3we<f fyabt, ba nochmal« mit Sitten gu fommen. 6 
Mm 7. Ouli bewilligte ber Sifä)of im Auftrag be« ftaifer« eine jweite grift bi« 
jum 16. Outi. Diefer Sefdjeib gelangte am 10. 3uti nach Äonftang, gugleidj mit ber 
Slufforberung ber ©efanbten an bie 9?äte, w f«h fampt ber gemeinb im namen unfer« 
geltepten unb trewen gotte« einer richtigen unb guttfjen antwort ju enbtf fließen." 8 
«Hein ber töat begeidmete auch jefet wieber bie gewährte ftrift al« gu furg gu einer 
Verhanbfung mit ber ©emeinbe, b. f>- er wollte immer noch eine Hbfttmmung in ben 
3ünften über bie faiferliehen. ©ebingungen nicht gulaffeu, weil er e« gur 3eit überhaupt 
für unangebracht hielt, bie $rieben«artifel beffnitio gu oerwerfen, noch Diel weniger aber 
biefetben anjuneljmen. 7 

1 U. 29, 9lr. 92, 6. 499. 

» 3üiibcli, ». ©imler n 2, 658. ©rft fürsfieb ^atte man in SReerdburg bie 3nfaffen eine« 
Äonftanjer 6a)iffe« feftgenommen, unb balb barauf erfuhr ein »Arger ba«fetbe e^ieffot in ©totfaa). 
©ola)e Sorfommniffe nru&ten natürliä) bic Unjufriebenljeit hnmer me&r fteigern. Coli. V, 66, 557t. 

1 einige* i'ia)t auf bie tnnern SerbSltniffe ber ©tabt wirft ein 8eria)t aber bie ginoernaljme 
eine« »ürger«, Ulria) Söatter, bura) ben 9fat wegen aufreijenber Sieben. SBadfer erll&rte, er wolle 
^rieben baben unb rebe nia)t« anbre« al« alle jene, weta)e naa) bemfelben oerlangen. SJom Kate 
rourbe bemerft, berfelbe fei „beffen aua) begierig" . . . „aber ba« roär lain frib, fo man ba« tbSte in 
mafjen wie e« begeret werbe, ba« bab man an »ugdburg unb Ulm gefeben . . 8uf ben Sorbalt, 
„baft er ba« feine bab btnroeg flöa)nen wollen", erwieberte ber SRann, „bie rat«bcrren bStten niajt jum 
minbp e« aua) get^an, aber ibm (ei« eerbotten ben anbern ntd)t", u. f. w. KatSbua) 1648, 19. 3uli. 
— 5Cem grofjen Sat rourbe noa) befonber« eingefajärft, oon ben »ebingungen be« «atfer« niemanb • 
gegenüber etwa« oerlauten ju laffen. ü. 29, 5Rr. 91, 6. 496. Sa)luf3 be« Sericbt« an ben grofjen Kat. 

• ftebe Stnm. 1. 

• ,,e« rourbe bann unfer beftänbigteit an gort entlia) gefpärt unb erfahren." U. 29, 9Jr. 93, 
6. 609; »r. 96, S. 623; »r. 97, 6. 529; »r. 1Ö3, @. 586. 

• U. 29, Hr. 103, 6. 555. 
7 ü. 29, 6. 551, 639. 



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46 



$er Uebergang ber Stabt Äonftanj an ba« $xm* Defterreia). 



Diefe SWeinung fanb beim großen töate, bem am 11. 3ult über ben ©tanb ber 
Dinge, fpejieU aud) über ba« 3nterim, referiert »urbe, ©etfatl, ebenfo ber oorgefdjtagene 
9lu«»eg, eine ©ittfdjrift im tarnen ber $3ürgerfd)aft, be« fteinen unb großen State« 
bireft an ben Äaifer ju rieten. 3n feinem ©erid)t an bie Cürgerfdjaft gab ber 9tat 
jefct aud) bie 5rieben«bebingungen befannt unb ermahnte bie ©emeinbe nad) erfolgter 
(Genehmigung ber Sbreffe an ben Äaifer, fie möge redjt eifrig ju ©ort beten, „bog er 
be« fatferd herj wenbe unb un« einen guten djriftentidjen friben nerlhh«. . . , fo mogent 
wir unjtettfenltdje Hoffnung haben, gort »erbe un« nad) finer jufagung unb großen 
barmfjerjigfeit in ftnem gnäbigen fd)ufc unb fdjtrm erhalten unb burd) tob unb (eben 
unfer gn&biger gort unb geträmer oatter btiben unb un« nümer mer (äffen je fdjanben 
werben." 1 9lm 18. 3uli »urbe bie ©tttfdjrift nad) 8ug«burg gefdjitft. 3n ben öegfeit« 
niorten baju fprad) ber 9fat bie Hoffnung au«, wenn ber Äaifer biefe(be (efe, »erbe er bie 
befd)»er(id)en Hrtifet wob,( faden (äffen; anbernfaü« foUten bie ©efanbten nodjmal« eine 
0riftnerIängerung für bie bann unumgßng(td)« ©eratung mit ber Sürgerfdjaft er»irfen 
unb baju felbfi nad) Äonftanj tommen, »ei( ohne iljr Seifein „nit »o( »urt inög(id) 
ftn ftattlid) unb mit nufc bifen b,anbe( je beraten." 4 

Saum mar biefe "Petition ber gangen ©tabt in ©jene gefegt, a(« bie ©eljetnten, 
fall« jefct »ieber nidjt« erreid)t »erbe, fdjon eine jweite t>orfab,en unb bereitfteüten, um 
bie (Sntfdjeibung immer nod) »eiter tfinau«jufd)ieben. s 6« tarn aber nidjt mehr baju. 
Der Äaifer bereitete ber Äomöbie juöor ein unerwartete« (Snbe. 

Die «efanbten überreizten ba« «itigefud) am 10. 3u(i bem «ifdjof oon Hrra«. 
Diefer »eigene fid), ba«fe(be bem Äaifer jujuftellen, »ei( feine aWojeftfit nid)t »iüen« 
fei, Schreiben öon 9tebe(len entgegenjunetjmen, unb foldje« fid) überhaupt nid)t fdntfe; 
bagegen ließ er fid) eine 9lufd)rift baoon eintjünbigen. 4 

92un oerftridjen brei Sodjen, ohne baß bie ®efanbten etaa« ju Ijören befommen 
hätten. Slm 5. ttuguft enblid) Heß ber $tfd)of fie rufen, um itmen, nadjbem er fie 
nod) an biefem £age ftunbenlang hatte »arten (äffen, ju eröffnen, ber Äaifer fjabe au« 
bem ©djreiben ber ©tobt erfetjen, baß fie fid) jur 2lu»föhnung nid)t fdjtcfen »olle, unb 
betrad)te bttyaib bie 93erb,anblungen a(« abgebrod)en. Sag« barauf »ar fdjon in aller 
grub/ bie 3(d)t«erflärung gegen Äonftanj am 9tatt)aufe ju Hug«burg angefdjlagen, 5 unb 
faiferlidje Gruppen »erfudjten bie ©tabt ju überrumpeln. 

©o »ar ba« SRejultat biefer (angen, fid) über ein Vierteljahr hinau« hinjieljenben 
SBerhanblungen ein burdjau« negatioe« ; e« »ar ja anber« aud) nid)t ju erwarten ge»efen, 



1 U. 29, S. 553, 552. »eridjt an ben grojjen 9tat, 9tr. 105, 6. 639, 11. 3uli; an bie ©emeinbe, 
«Rr. 106, 6. 643, 12. 3uli 1648. 8ittfa)rift an ben Äaifer, flr. 107 ; abgebrutft bei ^ünbcli, Ä. Simler 112, 
S. 557 ff.; bei SRarmor, ltebergabe ber etabt Äonftanj gefügt, S. 304 ff.; cf. 3ffel 168. Unridjtij 
fogt Öierorbt I 371, bie !Bttrgerfa)aft Ijabe bie öebiiiflungen bee Jtaifcrä oertoorfciu Sie nmrben i^r 
gar nid)t jur Slbftimmung oorgelegt. ebenfo irrig ift ed, roenn er aJd Urfaa)e ber taifcr(ia)en ^ärte 
bie «ble&nung bei Interims fettend ber Honftanjer angibt, ba Äonftanj, roeit mit bem Äaifer nod) nia)t 
»ertragen, um »nna^me beöfelben überhaupt nidjt angegangen würbe. 9(uö bemfelben (Srunbe blatten 
bie Vertreter ber Stobt feinen 3utritt jum Meid}$tag. cf. U. 29, S. 386. 

*U. 29, »r. 108, S. 659 ; 9tr. 115, S. 697; 9h\ 119, S. 709. 

■ U. 29, 683, 23. 3uli; *r. 113, S. 685; Sir. 118, S. 707. 

«U. 29, «r. 117, S. 703. 

Ȁonftanjer Sturm, S. 74 (9); Sffel 159. 



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2>cr Uebergang ber 0iabt Aonftait) an baö £>auä Defterrctäy 



47 



ba oon oomberein beibe Parteien auf tyrem ©tanbpunfte b«t>arrten. $er Äaifer mar 
al« «Sieger unb $aupt be« 9ieicbe« formell im föedjte; bagegen berief fia) ber 9fat 3U 
flonftanj auf feine <&miffen«oflia)t, bic ib,m »erbot, in religiöfen fingen ftonjeffionen 
ju mocben. 

Dirne >J»eifel ragte er burdj feinen befonbern ®lauben»eifer Ijeroor. ©elbft in 
fdjltmmfter ?age tonnte er ben Sßunfcf) nidjt unau«gefprod)en laffen, ©ort möge fein SSBort 
Denjenigen, bie e« nod) nia)t angenommen, aud) mitteilen. 1 $)aber bitten aud) bie 
^rdbifanten in Äonftanj eine gemidjtige ©timme, unb nidjt umfonft marf ber ©ifdjof 
oon Slrra« bem £f>oma« ©law oor, bafj er unb beffen ©ruber «mbrofiu« ©tarer bie 
©tobt fo meit gebracht bitten.* Den ^räbifanten rourbe ba« Interim jur ©egutadjtung 
oorgetegt, unb fie propt>«jeiten ©orte« 3 orn unb Ungnabe, wenn biefe« unb bie faiferlid)en 
Krtifel angenommen mürben. 8 3m felben ©inne arbeiteten bie ©«fanbten 0011 flugäburg 
au«. Saft in jebem ©eridjte mußten fie oon ben „großen befd)toerben, bie ben u«ge* 
fönten ftetten tägltd) uffmadjfenb" ju erjähfcn unb an bie ^flicbfen gegen ©Ott, ber 
bie ©einen nidjt oerlaffen »erbe, ju erinnern.* 9Kit bem Sluffdjub fdwffte ffonftanj 
bem flaifer gerabeju in bie §änbe. 3lm f>of e trotte man oon Anfang an atten ©runb, 
ein Aufgeben geroiffer $$orbeb,atte unb fomit eine unbebingte Unterwerfung oon ftonftanj 
nie ju erwarten; bie bloße Xatfadje, bafj bie ©tabt fidj fo lange nid)t baju oerftanben 
ljatte, an bie (Jrage ber ftuöföfmung überhaupt nur bfranjurrettn, unb bie Raffung ib,re4 
Crrbieten« com 27. Dftober 1547 bitten allein fdjon, obne bie flenntni« ü)re« ©eridjte« 
an ben ßurfürften oon ©adjfen oom 28. gebruar 1547 unb ihjer ©erfudje, bei ben 
(Sibgenoffen unb bei ftranfreid) 9?ücCr)a(t ju meiterm SBtberftanb ju finben, genügt, biefe 
<£infid)t ju erzeugen, SBenn tro^bem ber ©elett«brief erfd)ien, bie iBerb.anblungen in 
9ug«burg eröffnet unb fo lange Ijingejogen rourben, obroot)l fdjon bie erften ^ufammen* 
fünfte bo'ten Marlegen müffen, baß bie Äonftanjer ibre ©eftnnung nidjt geänbert, fo 
tann bie« nur gefdjeben fein, um bie gorm ju magren unb einem geroaltfamen (Sin* 
fdjreiten gegen biefelben al« gegen offenfunbige unb oerftodte SKebellen ben ©djein ber 
SLMUfür ju benehmen. Ü>ie 3lnnab,me aber, bafj bie ©er()anbtungen mit ftonftanj oon 
faifer(td)cr ©eite fdjon feit Dftober 1547 grunbfätyltd) in bie Pänge gejogen mürben, 
brängt fidj jmingenb auf. ©idjer gefdjab bie« in 3lug«burg feit ber 5tnn>efent)eit ber 
fionftanjer ©efanbten bafelbft. Hbgefeben oon ben langen Raufen ift befonber« auffällig 
unb wirb oon ©djulthaijj be«halb oermertt, ber Umftanb, baß ganj abroeidjenb oon bem 
©erfahren mit ben anbern ©täbten oon Äonftanj Angebote oerlangt mürben, ftatt, mie 
e« bod) ba« drinfadjfte unb 92atürlia)fte gemefen märe, bie ©ebingungen fofort ju biftieren.* 
Damit Ijielt man bie ©efanbten fed)« SBodjen lang bin um bann, nadjbem bie ©renjen 
be« dntgegentommen« ber Äonftanjer befannt toaren, foldje gorberungen ju fteHen, bie 
biefe ©renjen weit überfd)ritten, unb gegen melä)e ©efanbte unb 9tot oon Äonftanj fid) 



• U. 29, SRr. 79, 0. 447. 

• U. 29, <Rr. 80, S. 457 f. „(Es fpeii über 8 ober 4 ntt ju GofJan^, börte ber Stabtföreifcr 
»on Sinba« am fiofe reben, bte aHer bifer binge urfo^ f^rn, wnb fo man bicfelbigm über bie rtnprutf 
abroerff, fo wär bann ber faa)e balb geholfen." 6. 462. 

• U. 29, 0. 289; Kr. 61, S. 295. 3ünbcli, «. ©tmler II 2, 556. 

*U. 29, 0. 889; Kr. 88, 41, 40, 68, 80, 81, 93, 97. ©. 137, 155, 151, '.Mi, 457, 463, 
509, 529, 789. 

»Coli. V, 126' i; Marmor, Uf beigäbe 298. 



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48 



$er Uebergang ber Stobt flonftattj an bat |>auö Oefterreid). 



empören unb auf« äußerfte mebren mußten. Gut anbrer ©runb für biefe* Skrfabjen 
als ber genannte läßt fidj nidjt mot>f benfen. 

Unb rooju biefe <ßolittf? SWan mußte, baß ber SHat ju flonflanj ficf» in bie 
®ebingungen, meldte man ib,m ju fteöen gebaute, nidjt fügen »erbe. Der $rud) inbe« 
mußte aufgefpart werben btd ju einem genriffen 3 e ^P un ^- Dtefer 3 e ^l ,un ^ mieberum 
(ann fein anbrer geroefen fein, ali ber Moment, mo ba« Ämt be* CanböogtS im 
£hurgau »on feinem bt*b,erigen 3nb,aber, bem ,3ürtd)er $oIjbalb, auf beffen Don t'ujern 
ju ernennenben fatfjotifdjen SRadjfotger überging. Da fotlte bie ©tabt mit bewaffneter 
SDiadjt überrafdjt unb genommen »erben. SBon einem fatljolifdjen tfanboogt mar 
eine Unterftüfcung berfelben nidjt ju beforgen, mie oon bem 3ürid)er unb ^roteftanten 
§otjf)a(b. Die fatfjottfdje 2Hef)rhrit ber (Sibgenoffen fjatte \a ihren Siflen, bie SWeutralitfit 
ftrengften« burdjjufübren, beutlidj unb oft genug tunbgegeben. 1 Äm faiferlicben fwfe 
artete man fetjr barauf, baß ßonftanj leinen $tff*jujug au« ber ©djmeij erhalte, unb 
bie SHeflamation be« tfaifer« auf ber Sagfafcung ju Saben im Dejember 1547 ift 
bejetdjnenb nid|t atlein in biefer iBejictjurtg, fonbern audj bafür, baß fdjon ju jenem 
3eitpunfte ber (Sebanfe an eine gemattfame Unterwerfung ber ©tobt oorbanben mar. 2 
Daoon fpracb man anfangs 1548 fogar am franjöfiföen $ofe, unb am 8. SWärj fdjrieb 
ber bortige florentintfdje ®efanbte an feinen $errn, e« merbe ai« fidjer berietet, baß 
»onftanj in ber ©eroalt ber «Spanier fei. ©enn ferner fdwn am 14. 3uni ein öornebmer 
©panier in Äonftanj erfdjien, unter bem SJorroanb, er roofle einen Canbdmann »on ihm, 
ber, mie er erfahren b,abe, b,erfommen merbe, megen einer ©djulb ju SRedjt forbern, 
ftc^ mehrere Sage bort auffielt unb erft allein, bann mit bem anbern ftd) möglidjft 
über bie $efeftigunge- unb 3tarteibigung&an(agen, bie Saty D *r (Sinrooljner u. f. m. 
ju orientieren fudjte, furjum fpionierte unb aii ©pion erfannt rourbe, fo fann e* feinem 
3»eifel ineb,r unterliegen, baß ber Unfdjlag auf Äonftanj längft befdjloffene ©adje mar, 



' 9lad) SRangolt, Ronftanjer Sturm 43, mar ber Angriff fa)oti auf ben 30. 3ult oorbercitet, 
aber »erf d)oben roorben, bis bie Iburgaucr bem neuen Sanboogt am 5. Stuguft geftbirornt Ratten. 
2>crfelbe berietet ©. 40, 41 : „Xrieroil aber Goftant? »on natur unb gelegcnljait ain roolberoarte ftatt «ft 
unb ntt lia)l über Sbin mag erobert werben, fo batt ber tapfer offtmalei bu ben Slibgenoffen geroorben, 
ba« fo tme oergunnen reellen, bie ftatt ab irem boben S^irgö» j eftraffen, als er aber föttidjö bo inen 
ntt erlangen modjt, ba begert er bodj an fie, bafl fo ftiu* fifjen unb fid) ber ßoftanfcer nidjt« beloben 
fo erö ftraffen mürbe . . ." 3>aäfetbe, unb baß alle ff an tone ber Sajroeij baä Stnfmnen ablehnten, 
fagt ^cftalojai, ©ullinger S. 290, aber oQne »ngabe beö 3ettpun!tcä unb ber Duette. $n ben K. A. 
ift nttt)tö baoon ju entbetfen. ^ntereffant ift, roaö bietub« ber f!orentinija)e Wcfanbte am franjöftföen 
^ofe au feinen 4jerrn fa)rcibt : „Li Svizzeri avendoli Cesarc tentati so fowero per soecorrere 
Genera e Costanza in caso che Sua Maesta fare tale impresa, avevano rispoato che di Geoeva 
non 8*impaccieria niiino delli altri cantoni, eccetto quello di Berna; che per essere confederato 
gia tempo con quella terra, non posseva ne volcva mancarle e voleva correr 8eco 
fortuna ; e quanto a Costanza promiscro tutti non impedire Sua Maesta, dummodo facesse tale 
impresa seoza violare la capitulazione che tiene con loro, di non paasare annata per i pae si loro : 
che tu un onesto modo di negare, non potendo sua Mta condurei l'esercito a Costanza senza 
contravenire alla suddetta convenzione." Sttcafoli an ßoftmo I, 7.5ebruar 1548. Sedjarbinfi, S. 225. 

*91icafoli an Goftmo, 8. SRärj 1548. B Non ho oggi inteso altro di nuovo salvo che per 
cosa certa si dice l'lmperatore avero Costanza in suo potere ed avervi Ii Spagnuoli, liqnali 
pare che escano alcune volte a scaramucciare con Svizzeri circonricini." 23. 3an. 1548. „. ..e 
ancore uscito voce che l'lmperatore verebbe a Constanzia como laogo molto opportuno e per 
ridnrla a gno modo." I>e«jarbin«, ©. 230, 221. 



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5>er Übergang ber ©labt ßonftanj an bad $au$ Defterreiö). 



4P 



bie fofort nach bcm ©»treten be« erwarteten Hugenbticf« jur Hu«füt)rung gebraut 
werben foltte. 1 

Sie fet)r fich ade« auf ben genannten ^eirpunft jufpifcte, jetgt ein blojjer SBlid auf 
bie Xatfadjen. 8m 5. Sluguft SBereibung ber £t)urgauer gegenüber bem neuen ?anbüogt 
SWifolau« Äloß oon tfujern, am gleiten Jage, nadj brelwödjiger $aufe, Abbruch ber 
Cerbanblungen in 3lug«burg unb am folgenben Slnfdjlag ber langatmigen Stcf|t«erftärung 
bafelbft, foroie Angriff auf bie ©tabt ffonftanj.» £)ort backte natürlich, niemanb an fötale 
$interlift. ÜRan glaubte ftcber ju fein, fo lange bie «Bertjanblungen fortgeführt würben 
unb bie ©efanbten nidjt jurücf waren. 8 

©o gefcf>ah e« benn, bafj Äonftanj meudjting« überfallen mürbe; benn e« fonnte 
am 6. Huguft noch niä)t wtffen, wa« in &ug«burg am 5. oor fich gegangen mar. 
©anj unDorbereitet trafen inbe« bie faiferlidjcn Sruppen bie ©tabt bodj nicht. On 
testet ©tunbe noch blatte ^einrieb $agf, ein Äonftanjer Bürger, ber ®efd)äfte halb 
in «oben bei 3iiricb gewefen, oon bort bie Tarnungen ber oier Orte an ben Hat 
gebraut; auch au« ber SRaajbarfcbaft war ba« «nrücfen oon Gruppen fignaltftert worben, 
fo baß in ber SWachJ oom 5. auf ben 6. Stuguft bie noch möglich«! ©erteibigung«* 
magregeln getroffen werben tonnten. 4 



V. 

Sin ber ©pifee oon mehreren taufenb Wann erfaßten SWontag« ben 6. Huguft mit 
Sagefianbrud) ber faiferliche Obcrft Sllfonfo be 33toe« nebft einem fatferltch«n Sommtffär 
cor Äonftanj. Der Angriff foUte gleichzeitig ju tfanbe unb oom ©ee au«, woju bie 
Ueberlinger bie ©äjiffe blatten Vergeben muffen, 5 eröffnet werben; ein wibriger ffitnb 
oereitelte inbe« ba« lettre, unb bie Xruppen mußten wieber au«gefcbtfft werben. $eter«= 
Raufen würbe rafch genommen; bie 3abl ber SSerteibiger war bort oiei ju gering. 3luf 
ber SHhrinbrücfe aber fliegen bie ©panier auf oerjweifelten Söiberftanb. (Sin Xeil ber 
au« ^eter«t)aufen jurücfweidjenben Bürger, mit benen fie faft gleichzeitig bie ©rüde 
erreichten, tjatte feinen ©nlajj mehr finben tönnen unb oerfaufte nun fein Sehen fo 
teuer al« möglich,. Com örücfentor, oon ber üRauer, oom ,3iegelturm, ber etwa« 
rheinabwärt« lag, unb oon ber ^rebigerinfel au«, richteten bie Äonftanjer, nachbem fie 
bie «ebadmng ber «rüde, welche bem jeinbe fcecfung geboten, jertrümmert hatten, 
ein mörberifche« gener auf benfelben. 81« bann gar oon innen bura) ba« £or cjinburä) 
mit fchwerem @efd)ülj auf bie ©panier gesoffen würbe, ba tonnten biefe nicht mehr 
ftanbhalten. ffiar auch Hpe Uebcrmad)t grofi, fie nüfctc ttjnen nicht«, ba fie nur 
oon ber JBrücfe au« bie 3Rög(id)feit hatten, in bie ©tabt einzubringen, ^ter aber ihre 

' ftonfianaer ©türm 42 ; 3ünbcli, Ä. ©imler II 3, 707 ff.; Coli. V, 64'/*. cf. 3ffel 157. 
« »t^töerFlärung bei ^unbeli a. a. D. 612 ff. 

• ü. 29, 9tr. 123, © 781 ; an 3ürta), 4. «ug. E. A. 974 i. 

* ü. 29, 6. Sug. 1548. 2)er Äaifer motte trierjeljn« ober funfjcljiü}unbert ©panier um Äonftanj 
legen unb verfugen, „mit (jilf ettli# 5urger bie mit ifnn foen bie ftatt ticimlidj injenentmen." cf. Äonftanjtr 
©türm, ©. 50, 48 ; 3unbeli, Ä. ©imler II 3, ©. 720 ff., 734. E. A. 984, 1. — 3ffel 161. 

1 Ueberltngen mar fö)on am 4. «ug. burd) fü)riftlia)en S3cfeb,I beä ftaiferß jur 5B«il)ilfe auf« 
geforbert werben. Coli. VI, 81 '/i. 

XXXIII. 4 



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50 



Der Uebergang ber Stabt Äonftanj an ba« §au8 Cefterretcfj. 



fträfte ntdjt entfalten tonnten, ©eim Hbjuge ftecften fie bie Sriicfe in Sranb, plünberten 
unb Rauften unmenfdjtid) in $eter«t)auf*n, um e« fdjließttd) ebenfalls nieberjubrennen. 1 
Die Ueberrumpelung ber ©tobt n>ar a(fo mtßglücft, obrootjl bie (Erwartungen auf 
ben neuen Öanboogt ftd) oollftänbig erfüllt Ratten. Der benannte mar an biefem ÜWorgen 
in Äreujttngen jugegen unb ließ burd) feine ©üttel bie £ljuraauer, weldje fionftanj ju 
$ilfe eilen wollten, mit ©ewatt unb unter ftnbrofyung fd)roerer ©trafen baoon abmatten. 8 
Auf bie wabjenb be« Stampfe« burd) §od)rütiner an tfm gebraute öttte be« »tote«, 
bie 8eute bod) jietjen *u (äffen, erwiberte er, er b,abe tjieju feinen Huftrag, wolle febod) 
in ber ©ad)e an bie Sibgenoffen berieten.' ©ie feb,r aber Äonftanj trofc aller entgegen* 
fteh,enber 9efd)lüffe berfetben auf Seiftanb oon biefer ©eite, jum minbeften au« bem 
unmittelbar benachbarten £t)urgau geredmet t)atte, fpiegelt ftd) beutlid) wieber in ber 
(Snttäufdmng unb ©itterfeit über ba« Ausbleiben ber erwarteten $ilfe, welcher bie brei 
Äonftanjer <5b,romften, ©d)ulthatß, SWangolt unb 3ünbelt, äu«bru<f wrletben. 9Han 
blatte e« gar nid)t für möglich, gehalten, bog bie ©tabt oon ben 9iad)bam, mit benen 
fte in fo engem ^erfetjr ftanb, berart im ©ttd)< gelaffen werben fonnte. 4 

Ott bem Äampfe, ber ungefähr fünf ©tunben bauerte, t)ie(t ftd) bie große 2Ret)rt)eit 
ber Bürger außerft tapfer. (Sin ©lief auf bie ftfte ber Gefallenen jeigt, bog biefe 
fleh, jiemtich gleichmäßig auf alle 3ünfte unb bie ©Schlechter oerteilt. 2Jon ben 120 
Üoten waren jwet Dom (leinen unb jeb,n oom großen SHate. Die ©erlufte be« Jeinbe« 
bezifferten ftd) bebeutenb t)öb,er. 2Moe« felbft fiel gleid) ju beginn be« Angriff«. 

On ber ©tabt herrfdjte auch nad) bem ftbjug ber ©panier gewaltiger ©djrecfen 
unb Cammer. Alle« lebte in ber 5urd)t, ber Abjug fei nur jum ©d)ein gefd)et)en r 
unb bie ^einbfeligfeiten würben in furjem mit oerftärfter $efttgfeit erneuert werben. 
SHod) lange geriet bie ©ürgerfd)aft bei jebem Anzeichen, ba« barauf binjubeuten fdjien, 
jeweil« in bie größte ©eftürjung. SBeiber unb Äinber, aud) SWänner, retteten fid) auf 
eibgenöjfifd)en ©oben unb nahmen mit, wa« mitjunetjmen war an $ab unb Gut. Der 
3«rd)er (Sefanbte im Jlmrgau fd)loß au« biefem Umftanb, baß bte Äonftanjer bie 
9bfid)t gehabt bitten, im fd)limmften Salle bie ©tabt in ©ranb ju fteefen. 5 ©t« jum 
9. 2luguft, al« man erfunbet hatte, baß ber Jeinb wirflid) au« ber ®egenb fort war, 
blieb ber {Rat Sag unb 92ad)t in ooller SBetjr beifammen in ber tforenjfird)e f ebenfo 
auf oerfd)iebene $1% oerteilt bie 516 Äöpfe jähtenbe, wehrfähige ©ürgerfdjaft. «n 
ben 3urüftungen jur Sierteibigung würbe fieberhaft gearbeitet, unb bie 2Ref)rt)eit ber 
Bürger war entfd)loffen, Peib unb Ceben für bie ©aterftabt einjufefcen. 

1 3ünbcli in Ä.Simler II, 3. 729—745. Äonftanjer Sturm, 6. 41—55. cf. Sierorbt I, 374 ff.; 
3ffel ltX) ff. 

* Dafj ber £anboogt ju btefetn 3»e*e ®<ft> erhalten $abe, behauptet Hangolt, Äonftanjer 
etuvm, S. 53, 54. Su4 ber fonft fo jurütf^altenbe 6(bultb>ifj ift geneigt, biefl onjuneb;men. Coli. VI, 18; 
Äonftanjer Sturm, ®. 73 (6). cf. 3ünbeli a. a D. 6. 739. 3ffel 160. 

* Sine jnxitc %otfd)aft, dfjv. ©djultfiaifj unb 3unftineifter oon SQangen, am Slbenb besfelbcn 
Jaaeö an ben Sanboogt ^atte feinen beffern erfolg. „2lber ber SJanbtoogt^ blaib uff fincr alten ant< 
nurt unb erholet bie roieberumb mit ctroaß fpifcmortcn." Äonft. Sturm 86. 

4 9on ber Serftimmung gegen bie Sibgenoffen gibt 3t. ©larer Äunbe, inbem er an Sullinger 
fd)reibt : „^eftunb ift e« leiber bainn fommen, ba« io) b^ör, e$ börfte in ber ftabt fd)ier feiner fein gut 
roort oon ben eibgenoffen reben"; klarer on SuUinger, 16. Sept. S. Simler 68. 

* E. A. 991, 3; 996, 15. 



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Ttv Uebergang ber Stobt Äonftanj an ba« $au3 Defterreic$. 



51 



2luf bie iJunbc com Ueberf.aH ber Stabt tiefen nun boä) trofc ber Verbote au$ 
Dielen ©egenben ber ©d)meij SRannfdjaften gerbet. (Sine jiemltdje Anjaf>( berfeiben 
mürbe in ©olb genommen, borunter ober feine S^urgouer. Am 8. Auguft war nämiid) 
ber ganboogt ffloß ouf ®runb eine« ©efetf« ber (Sibgenoffen nad) Äonftanj gefommen 
unb fptte oom {Rate bie ©eroflliaung ju fofortiger Abberufung feiner Untertanen gefordert. 
Da« mar bann aud) gefdjetjen; fein Auftreten aber blatte unter ber ®ürgerfd)aft fo(d)en 
Umoitten erregt, baß e« bem Rat nur mit 3Hüf>e gelungen mar, tijn Dor SRtßb,anblung 
ju fdntyen. Der Vertreter 3"rio)* Äreujlingen fpria)t oon 400 SRann. 91(0 Anführer 
berfeiben fungierte ein 3unfer Oofepb, ©tuber au« ©t. (Satten. Daju tarnen 200 
©ölbner unter bem ©efetf be« Hauptmann« $an« ©djufj oon Reutlingen, ben ber 
Rat auf fein Verlangen in Dienft genommen b,arte, fo baß bie ©tabt nun menigften« 
einigermaßen über tyniänglidje ©treitfrafte oerfügte. 

Am 8. Auguft gegen Abenb langten bie brei ©efanbten nad) breitägiger Reife 
oon Augsburg b,er in Äonftanj an. Sofort erftatteten fie bem Rate in ©t. Corenj 
Veridjt unb mieber&olten benfelben lag« barauf oor ber auf offenen W&$en jufammen* 
getretenen «ürgerfajaft. ©ar fa)on ber Rat über bie $tob«botfd)aft, baß bie Ad)t über 
bie ©tabt oerljängt roorben fei, fä)mer erfdjrocfen, fo trat bie« bei ber ©emeinbc in 
nod) t)bt)erem üRaße ein. ©efbft ber Üeit ber Bürger, ber bi«ljer gerreu jum 5Ratc 
gehalten t)atte, fing nun an jagtjaft ju merbcn. SWan fab, ein, baß oon Anfang an 
eine anbere $o(itit tjätte etngefdjlagen merben foüen, unb baß bann aua) att biefer 
3ammer oermieben morben märe. Run blatte man ba« ©efpenft ber broljenben Äa)t«* 
erefurion mit iljren ©djrecfen unau«gefefet oor Augen; (ein SBunber, baß unter foldjen 
Umft&nben bie $ortfd)affung oon SEBeib unb Äinb unb ®ut allgemein oor fid) ging. 1 
Die oppofuionetten unb unjufriebenen (Slemente, tfauptfädjltd) oertreten burd) bie 0ifd)er 
unb $eter«r)aufer, roelü)e gleid) nad) ber ffataftroplje ein aufrütperifdje« treiben begonnen 
batten, bejid)tigten jefct offen bie ©efanbten, baß fie bie Au«fÖb,nung oerb,inbert tjätten 
unb fdmlb feien an bem Ijeretngebrodjenen (Stenb. Den ^rieben mottten fie enblid) 
b/jben um jeben *^rei«. Srogbem bie ©emeinbe oon nun an öfter« einberufen unb über 
atte Vornahmen be« Rate« unterrichtet mürbe, natjm bie Aufregung unb Unruhe immer 
metjr ju. Der Rat, fagt 3ünbeli, „{parte größere ftordjt oon ben ©urgent, bann oon 
ben fteinben." 

Aber felbft im Anbticf ber fo überau« traurigen ^uftänbe in ber ©tabt fonnte 
ber Rat fid) nod) nid)t entfd){ießen, bie faiferlidjen $ebingungen anjuneffinen. An feiner 
Spiöe ftartb jefet roieber Xfpma« klarer, ber at« Reid)«oogt orbnunasgemäß fofort 
nad) feiner Rücffefyr an ©teile be« erfranften unb nad) ©t. (Satten oerbrad)ten ®ai§berg 
bas Vürgermeifteramt übernommen ^atte.* Am 9. Auguft mürbe befdjloffen, e« nod) 
einmal ju oerfua)en, burd) 2ffittet«perfoneu beim Äaifer Onabe ju erlangen. Reben 
ben früfjern Vermittlern, bem Abt oon Weingarten, bem ®rafen griebria) oon dürften* 
berg, bem ftomtur auf ber SKainau ©igmunb oon ^ornftein unb bem Panboogt tfanbau, 
fottten nun aud) bie fd)meijerifd)en Rad)barn für bie ©tabt tnteroenieren jur ^erflettung 
be« ^rieben«, ©ufpenfton ber Adjt unb Unteriaffung meiterer Anfdjtäge bi« jum Abfdjtuß 

• $a$ Streben, ben S9cft^ ntößlidtft aud Äonftanj ju retten, fcfyeint fc^on jionli^e 3<<t »or 
bem @hirm ftd) bemertbar gemalt )u halben, cf. Sögelt an ben 9tat, ttov. 1548. Äonftanjer Sturm, 
Seite 29 30. 

* CoU. VI, 26. 



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52 



X>er Uebergang ber ©tabt Äonflanj an ba« .frui« Defterreid}. 



be« erftern. $>a« ©efuche an biefelben übermittelte man bera 9?ate in 3ürid), oon wo 
c« ollen Orten ber (Sibgenoffenfchaft jur ÄcnnrniS gebraut würbe. 1 

Seit bem 80. Chili tagten bie Sibgenoffen in «aben. Dort Ratten bie Vertreter 
ber eoangetifdjen Orte wie es fd^eint burct) bie franjöfifdje ©otfdwft oon bem geplanten 
Unternehmen gegen ftonftan) fBinb gefommen unb bie» bem $einrid) $>agt mitgeteilt. 9m 
borgen be6 6. &uguft langten oon Sd>affhaufen bie erften Nachrichten 00m 3lufbrud) ber 
taiferCic^en Truppen aus bem SBürttembergiföen jum 3"Ö e na d) Äonftanj in Söabeu 
an, unb nad>t« jetjn Ut)r (am oon 3ürid), wot)in ber Äonftanjer 9tat fofort nad) bem 
©türm einen ©oten getieft b,atte, ber ©eridjt über ba« ©efdjehene. Da* braute bie 
Xagfafeung in nicht geringe Kufregung, unb obwohl am 7. Kuguft ber taiferltche ©efanbte 
Ootjann ^anijonu« im 92amen be* Äaifer« bie (Srflärnng abgab, baß beffen Maßnahmen 
burdjau« nic^t gegen bie (Sibgenoffenfdjaft gerichtet feien, obwohl im gleiten Sinne ber 
9tat $eggen$er be« ftönigd ^erbinanb Vortrag fjtelt, fo blieb bod) ein gewiffe* ÜJIiß» 
trauen beftetjen unb erlieft in ben ÜJMbungen be« Sanboogt* im Iljurgau noch »eitere 
SRafjrung. 3Bie in ßonftauj, fo hatte man auch b,ier bie öeforgni«, baß größere 
Truppentörper toieber oor ber ©tabt erfdjeinen unb bann aud) im ?f)urgau 5uß ;u 
faffen fudjen würben. ©leid) nad) erhaltener $unbe oom Ueberfaü mar an ben tfanboogt 
ber ©efetjl abgegangen, ben Untertanen bei <5t)re unb (5ib, l'eib unb @ut ju oerbieten, 
baß fu Dtnen oon Äonftanj ju^ögen, unb iefct würbe ib,m biefer ©efetjl normal* ein« 
gefdjärft mit ber fernem ©eifung, wenn foldje« bod) oorgefotmnen fei, bie tfeute jurüd* 
jubeorbern, überhaupt ade« ju oermeiben, wa« ju ^etnbfeligfeiten mit ben faiferlidjen 
Truppen Hnlaß geben tonnte, fotoie forgfam Sache ju hatten am See unb am fft)""- 1 

Außer biefen Maßregeln befdjloß bie Xagfafeung, baß jeber Ort, aud) bie brei 
©ünbe unb ba« SBalli« mürben baju aufgeforbert, für alle ftälle mit Aufhellung oon 
3Rannfd)aften fid) bereit halten foQe, unb baß oon 3ürid>, ®laru« unb Sctjatflxiufen, 
al« ben nädjften Nachbarn oon Äonftanj, je ein erfahrner üßann a(« ©eirat jum 
Panboogt nach ftrauenfelb gefdnrft werbe. 8 Auf einem Sonbertage ju i'njern am 1<>. Auguft 
beorberten bie fünf Orte baraufhin ebenfalls je einen Vertreter nad) bem Xhurgau, bie über 
getreue Beobachtung ber bezüglich ber Stabt Sonftanj gefaßten ©efchlüffe, fomie barüber 
ju wachen hotten, baß ben fünf Orten an ihren fechten im Ttnirflaw Wn Abbruch gefchelje. 4 
Da«felbe taten bann noch ©ern, Solothurn unb ftreiburg, fo baß bi« $um 16. Auguft 
ftd) bie Abgeorbneten aller Orte, mit Au«nat)me oon ©afel unb Appenjell, in grauenfelb 
refpeftioe Äreujlingen einfanben. 6 ©ei ben gegenfäfetichen Tenbenjen ber beiben Parteien 
in ber Äonftanjer Angelegenheit mußten fich auf biefer Art Nebentagfafeung balb Differenjen 
entmideln. Die Jöoten oon 3""4 ^ Schaffhaufen waren juerft an Ort unb Stelle. 
$*n ^anboogt ließen fte oorerft linf« liegen unb ritten fogleich nach fionftanj, um bie 
3uftänbe bafelbft in Hugenichein ju nehmen. 6 Daß fi« bann nebft bem Schultheißen 



1 Coli. VI, 1 biä 2 IV»; «onftanjer Sturm, ®. 65, 56; ^Cinbcli, Ä. Simler II, 3, S. 745—773; 
ü. 29, 6. 799; E. A. 1003 ju c 4; 1001, 11. 

* $aä war bie Drbvt, n>cld>e ben «anboogt )u bem crto&Qntcn Sorgcfien oom 8. Sluguft »eran» 
lofete (3. 51). 

* K. A. 977 w. 

« E. A. 988, 989 ju i, 103« ja e. 

* E. A. 988 & 3. 

* E. A. 990, 1. 



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3)«r Ucberaana ber Slabt Äonftanj an ba« $auö Oefterreia). 



58 



geberli ton ftraucnfelb mit einem franjöfifchen Agenten, ftranj 3Haiüarb, ftat titelten, 1 
unb fid) herauf jum Zeil wieber nad) Äonftonj, jum Xeit nach, ©tein oerfügten, braute 
ben tfanboogt auf bie Vermutung, bie eoangelifchen Orte führten im ©djilbe, Äonftonj 
felbft einjunehmen,* ober hätten fonft einen ^tan, aud bem ben fat^oUfc^ert Orten Nachteil 
erwachten tönnte. (Sbenfo erregte ein ©djreiben Rurich« an feinen ®efanbten, worin 
biefe« al« notwenbig erachtete, bog eine eibgenöjfijdjc öefafcung in bie Äonftanjer SBorftabt 
^arabie«, bie auf fchwetjerifchem ®ebiete liege, gelegt »erbe, fein 9Wifjfatlen. Cr befürchtete, 
baburd) »erbe man ben Äaifer oor ben Äopf ftoßen, ba er fötale« at« offene $itfeleiftung 
an Äonftonj anfehen müßte. 811 ba« berichtete er befdjwerbeführenb om 11. 2luguft an 
feine Obern nad) Cujern. 9 

Sil« bie Vertreter ber fünf Orte anlangten, befcbloffen fte mit bem ®larner al«batb, 
bie eibgenöffifc^en Untertanen, bie in Äonftonj bienten, b^eiinjubeorbern. Dem wollten 
aber bie oon 3üridi unb ©chaffbaufen nidjt beifttmmen, weil fie baju feinen Auftrag 
Ratten unb erft *Befd)eib einloten müßten. Die Antwort auf ihre Anfrage in Rurich 
unb ©djaffhaufen lautete oon beiben Orten au«weid)enb, b. h- abletmenb. Denfelben 
©tanbpunft oertrat ber injwifcb>n angefommene ©erner ©efanbte. Der 39efd)lujj würbe 
jebod) oon ben fedj« erftern gleidjwofjl aufgeführt. 4 

Unter foldjen Umftänben mußten bie tatholifdjen Vertreter gegen bie $t&ne ihrer 
proteftantijdjen Äollegen Mißtrauen faffen. Um ben 2Had)enfd)aften berfelben entgegen« 
juwirfen, beantragte ber tfujerner |>einrich ^lecfenftein, ein Setter bc« Canboogt«, bie 
^eimfetjr ber ©oten, ba fie im Ü£hurgau nicht« mehr ju tun hätten, brang aber bamit nicht 
burd). 3n Äonftanj ließ er burch 33ertrauen*perfonen nachforfchen, ob bie Stabt oon 
eibgenöfftfchen Orten trgenbwettbe 3 u f°9 en erhatten habe. Obwohl nicht« herauszubringen 
war, blieb er boch bei feiner Behauptung, e« müffe ein CHnoerftänbni« ber brei Orte 
mit Äonftanj oorauSgefefet werben. Da« bewie« ihm ba« ganje Verhalten ber brei 
®efanbten, ba fie, wie er nach tfujern fdjrieb, fich mehr in Äonftanj aufhielten als im 
Shurgau, unb jwor nach *h«n eigenen Au«fagen auf ©efetjl ihrer Obern. 6 S3on einer 
feften Abmachung berfelben mit Äonftanj ift inbe« feine ©pur ju finben. $Bob,l ^atte 
ber Vertreter 3üri<h* Auftrag feiner ©ehörben burch oen Schultheißen geberti mit 
einem Äonftanjer Vertrauensmann, bem ^unftnteifter Bär, SRüdfprache nehmen faffen, 
wie mau ber ©tabt etwa ^etfen tonnte, unb barauf bie Antwort erhalten, e« werbe 
eine Unterftüfeung mit ®elb gewünfcht; ba« war aber auch alle«, unb babei blieb e«. 6 
211« einige 3eit fpäter ber 9fat toon Äonftanj barauf jurücffam unb ein Anleihen bei 
ben oier Orten aufnehmen wollte, flopfte er oergeblich an. 



> cf. E. A. 985, 8. 

5 Ecr ©eboiifc fcbeint boa) rool>l flcfpuft ju (jafon. cf. E. A. 1042 „91adj Siffcr 2 u. f. id." 
S. ©loter an SuUinger, 23. 6ept. @. ©tmler: ,,S(a) warum b*»enb ntt fo mer anbot lüt (Softaufj in 
traft ber aa)t ingenommen! fflic übel fumpt man fWj boa) aUcnU)au>!" 

3 E. A. 992, 5. 

4 E. A. 995, 13, 14. 

s E. A. 997, 16 ; 996 in 14. ftlctfenftein irat feljr fa)roff unb fieftia auf; fein Serballen tarn 
auf ber Scytem&ertaafafcung jur ©praaje (E. A. 10.H1 e, 1038 ju e), roäljrcnb bie Stellungnahme ber 
proteftontifä)en Vertreter oorljer fa)on, ju 3)aben im Stuguft, ju Huöeinanberfefcungen geführt halte. 
E. A. 1000, 7. 

• E. A. 993, 7, 8. 9. 



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54 



2)er tUberflnnfl bcc 6tabt Jtonftanj an ba« $au8 Defterrei<$. 



S&tyrenb biefer Vorgänge an ber Dftgrenje be« tfanbe« tagten feit bem 16. «uguft 
bte eibgenöffifdjen Stättbe mteber in Vaben. $aupttraftanbum war bic ftonftanjer &rage 
SDie Center, we(a)e auf bte ftunbe Dom Angriff gegen bie ©tabt fofort 7000 Wann, 
wooon ein 3Tci( jur Dedung ber ©renje, ber anbre als Vefafcung für ftonftanj beftimmt 
war, aufgeboten unb fefjr ju eutfdjlebenem (Eingreifen gebrängt Ratten, oerfudjten ju 
biefent 3wetfe l)ter nodratal« ade Ueberrebung«tünfte. 1 ©elbft ber päpftlidje ®efanbte 
riet unter ber $anb bei ben fieben Orten baju, ftonftanj nidjt in be« Rotier« ®ematt 
fommen ju (äffen, erftörte fogar ben Vertretern 3" r ^ g - mnn e * t* 0 öicr Orten re °V 
fei, motte er ben <Papft oeranf äffen, fidj ber ©tabt tatfräftig anjuneb,men; benn biefer 
wtffe Wölfl ju würbigen, nie bie (Jrtbgcnoffen, nenn ftonftanj in ben $änbtn bei ßaiferft 
fei, unmögttd) metjr itmt ober anbem jujiefjen fönnten, unb adjte jur £eit weniger auf 
bie 9leligion«frage a(« barauf, bafj ber ftaifer nid)t aüju mächtig »erbe.* $)a« tonnte 
aber aQe» nidjt« nüfeen. 2)ie lD2eb.rb.eit lieg fid) oon ib,rem ©tanbpunft nid>t abbringen; fie 
ftanb Diel ju feljr im Sanne ber fturdjt oor ber Uebermadjt be« ftaifer«, ber jubem 
nod) feiner Vcrfidprung, baf? er nid)t« gegen bie (Stbgenoffen oorfjabe, unb ber Erwartung, 
bafj fie ber rebe(lifd)en ©tabt feinerfei $ilfe (eiften werben, erneuten 9u«brud Derltef). 
Um ja fein SRifjfallen bei iljm ju er werfen, würbe ben brei Vünben auf ifjre tinfrage, 
ob fie bie fcurdjfutyr einer ©enbung Don ftrieg«material, bie für ben ftaifer beftimmt 
fei, unb ben $>urdjjug »on Struppen be«felben burd) ib,r ®ebiet geftatten ober Dermef>ren 
füllten, trofc ber frühem gegenteiligen Vefd|lüffe ber 9Jat erteilt, bie (Srlaubni« ntd)t ju 
nerweigern, weil ein Verbot geeignet wäre, ben Unwillen be* ftaifer« ju erregen. 3 

Huf ba« ®efud) be« ftonftanjer State« einigte man fid) ju folgenber Antwort: 
(5ine Hu«fid)t, beim ftaifer etwa» (Jrfpriefjlidje« ju erregen, fei nur unter ber Vorauf 
fefcung mögtid», baß ftonftanj ba« 3nterim, fomie ötfdwf unb ®etftlid)feit anneljme 
unb bie eibgenöffifdjen ftncdrte entlaffe. Senn bie« gefdjeb,e, fo fei man bereit, bem 
9nfud)en ju entfpred>en unb weber 2Rüb,e nod) Soften ju freuen, um ju erlangen, baß 
bie ©tabt in ifjrett ftreibeiten unangetaftet bleibe unb nid)t mit Struppen belegt werbe. 
Damit waren bie oier proteftantifdjen Orte nid)t einDerftanben ; fie wollten eine 23er» 
wenbung ber (Jibgenoffenfdjaft für ftonftanj oljne bie geftellten Vebingungen. On gleicher 
ffietje Derbheiten fid) bie proteftantifdjen Vertreter im Xb,urgau, al« bie Hntwort bort 
eintraf unb an ftonftanj weiterbeforgt würbe. 4 

3n ftonftanj felbft war tnbeffen Don ben angerufenen Vermittlern in ber 9fad)bar<= 
fdjaft ber Vefdjetb eingegangen, bafi nid)t« ju madjen fei, fo lange bie Vebingungen be« 
ftaifer« nidjt Dorbeljaltlo« angenommen würben; bie ©tabt folle bie« tun, bann werbe 
man fd)on einige ÜRilberung erbitten fimnen. 6 (Segen biefe Vebingungen mehrte ftd) 
aber ber {Rat immer nod) wie gegen baö fixere Verberben. (S« gelang ibm, bie 

1 ©«ifer, S. 237. ffiaä €k$ineij«r, ®efd)id)te ber f^tocUerii^ot KeutralilÄl, ©. 205, faat, 
Söcms «ntrafl, Äonftanj 7000 9Rann onjwtiete«, fei auf ber lagfa|jung vom Suauft gefallen, wirb 
roo^l hierauf ju rebujieren fein. On ben 9bf$teben fte^t bacon nid)W; aud) tonnte feine CueQc in 
ben arten ftonftanj be« 3urtd)er 6taatflartf)t©6 nitfjt finben. 

* E. A. 1005, 4. 
» E. A. 999 b 2. 

* E. A. 999 c, 1004 ju e 2. 2)iefe SSebingungen einer Sermittlunj ber Gibaenoffen bitten bte 
©e^ehnen hn guli fa)on »oraudflefe^en unb befl^alb eine folebe nia>t oeranlaffen tooOen. U. 29, 
6. 669, 16. 3uli. 

* Ü.29, 6. 800; Äonftanjer Sturm, 6. 56, 88 (19). 



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£er Uebergang b<r ©tobt flonftanj an bai $auä Defterretcb. 



55 



3ufttmmung be« großen State« unb ber ©emeinbe jur $erfa>iebung einer Antwort auf 
biefefl 9lnfinnen ju gewinnen, bi« bie föbgenoffen fuf| geäußert Ratten. 1 Slm 13. Sluguft 
erhielt er bie fo fef)n(ic^ erwartete ©otfdjaft. 8 Die lautete bon) fdwn etwa« günftiger. 
3n ber ©tepf}an«Krd)e würbe am fofgenben Sage ber Oemeinbe oon ben 3uföriften 
an bie benachbarten Herren unb bie Cibgenoffen unb oon ber Antwort ber erftern berietet, 
bann ber ©efdjeib ber (Jibgenoffen befannt gegeben unb baju ba« Interim au«jug«meife 
norgetefen. 3n ber barauf folgenben SCbftimmung entfd>to§ fidj bie ©ürgerfdjaft mit 
einem 3Keb,r oon 163 bei 567 abgegebenen ©rimmen, 8 ba« 3nterim, trofjbem basfelbe, 
wie ©d)ultt)at$ oermerft, „nidjt* anber« in fidj enthaltet, bann ba« bapfttum", fowie 
©tfd)of unb (.^eiftlidjfeit anjunetymen, ,,u« urfa$en, baß alle anbern fürften, ftänb unb 
ftett ber gewefenen fd)malfatbifd}en bünbnu« fötale« fjieoor aud) gtidjer gftaft bemilget 
unb angenommen betten." 4 Die getreuen unb ftanbb,aften Anfänger be« Goangelittut« waren 
fomtt nafyeju auf ein Drittel ber ©ürgerfd>aft jufammengefdjmoljen. Son ber Sntlaffttng ber 
eibgenöfftfdjen SBfannfdjaften wollte man öorerft no$ abfegen, fo lange feine ©idjerljeit 
oortjanben, baß ein weitrer Angriff gegen bie ©tabt nidjt mefyr erfolge. Daneben fptelte 
beim State aud) ber @runb mit, bafj er für ben Sali eine« Äufruln"« 5 in ber ©tobt 
bie notige SWadH" jur $anb b,aben wollte, um bie Drbnung aufregt erhalten ju fönnen. 

Die ©efdjtüffe ber ©emeinbe würben bem «bt oon ©eingarten, bem ®rafen prfteu* 
berg, bem Äommentur auf ber Hainau unb bem @anboogt Sanbau, fowie ben (5ib* 
gcnoffen in Sreiijlingen unb ber Xagfafeung ju ©aben, (egtrer jugleid) mit einem ©er* 
jeidwi« ber ÜRadflajjpuntte, meldje fte oom Jtoifer ju erlangen fudjen foüte, mitgeteilt." 
Dort beljarrte man auf ber $orberung, baß bie fdra>ei}ert)djen Dtenftteute unoerjflgltd) 
Jtonftanj ju oerlaffen hätten. Die Oefanbten in Äreujlingen fotlten bie« bem «at mit 
freunbtidjen Sorten anzeigen unb ifnn berieten, 7 baß man an ben Raffer getrieben 
b,abe, bie (Sibgenoffenfdjaft beabftdjttge jwecf« „©egnabigung unb ©ef riebung " ber ©tabt 
ftonftaii) eine 9iat«botfd)aft an tljn ju Riefen, unb bitte um gnäbige« ®ebör für bie« 
felbe, fowie um balbige Antwort, ob er fte annehmen wolle. Stußer btefer Hnjeige enthielt 
ba« ©abreiben an ben Äaifer, weldje« am 21. «uguft auagefertigt würbe, bie ©ttte, bi« 
jum Hu«trog ber ©adje nidft« gegen Äonfitanj oorjunebmen unb bie Hd)t ju fu«pcnbieren. 8 
Da«felbe ®efudj richteten bie Vertreter in ftreujlingen au« Auftrag ber Xagfafcung auä) 
an ben ©ifdwf oon Äonftanj unb bie übrigen Sladjbarn ber ©tabt. 9 Daraufhin 

' U. 29, ©. 801 ; 9tr. 138, 821 ; Wr. 134, ©. 823. E. A. 1004, 2; Coli. VI, 21. 
1 E. A. 1005 JU c 8 u. 9, 1. U. 29, S. 827 ; 9tr. 137, ©. 837. 

3 $ci einer flbftimmuug am 9. unb 10. September mürben 667 ©trennen abgegeben ; man barf 
fomit biefelbe ®efamtja$l roo&l annehmen; cf. ©. 58. SRangolt, in fionftanjer ©türm, ©. 57, beziffert 
baö 2Rebr auf nur 50 Stimmen; natürlich tft bie Stngabe ©a)ultbaifi, ber otel glaubroürbtger ift unb 
eS aud) beffer miffen tonnte, alä bie richtige »orjujie^en. 3ffel, ©. 171, übernimmt bie »n$w&c bco 
^feubooögeli mit gelperrtcm 5)rutf. 

• Coli. VI, 25. 

» E. A. 1000, 8 ; U. 29, 9lr. 144, S. 861. 

• U. 29, ©. 827 ff.; Nr. 138, S. 841 ; ttr. 139, S. 815; 5Jr. 140, ©. 847; 9ir. 141, ©. 849; 
»r. 142, ©. 861. — Coli. VI, 23, 23>y«. E. A. 1001, 11. 

' unb bann Ijeimfefjrcn. E. A. 1000, 9. 

• »ei SuOinger fud)te «. 3roi<! bab;in ju rotrfen, 3ürid) unb ©ern mäd)ten baju t>er$elfen, baf» 
ein Srtifel beigefügt nierbe, „unb roeldje baö interim nit annemen funbten, bafj biefelbe« oermög be5 
fojen 3ugä unoer^inbert ^injieb^en möchten." 17. Sug. Scriptae f. 85. 

• ü. 29, S. 855; 9ir. 144, ©. 861 ; E. A. 1000, 8, 9, 10. 



56 



Der Uebergang ber 6tabt Äonfkanj an ba$ #au$ Cefterreia). 



befätoß bie Cürgerfdfaft entgegen bem ©illen ber 9täte bie (Sntlaffung ber ©djweijer, 
unb nodj am felben 5£age würbe beren Verabfdjiebung burdjgefüfyrt. 

3n ber gleiten Verfammtung ber 3 un f te oer &w <Srfa^tDa^len für bie 
am 6. Huguft gefallenen unb fonft In Abgang gefomuienen SKitgtieber beiber 9iäte oor« 
nehmen. Hußerbem fab, er fub oeranlaßt, bie Sah,l eine« «ürgermeifter« an ©teile be« 
initt>ifd>en in ©t. ©allen oerftorbenen ©ebaftian töatßberg ju beantragen. 1 

Diefer Umftanb bebeutet nicht« anbre«, at« bog ber bisherige ftetfoertretenbe 3nb,aber 
be« Amte«, Xb.onta« ©larer, oor bem Sftißrraueu ber GJemeinbe weisen mußte. Obwohl 
feit bem 6. Suguft bie oorbem fübrenben ^erfönUdjfeiten mehr unb mehr jurüctgetreten 
waren, unb, wie fdjon erwähnt, bie SRätc nid)t« meb,r taten ohne 3u}ieb,ung ber ©ürger* 
fd>aft, fo würben fie bod) mit argwöhnifdjen Slugen beobachtet, unb Unruhe unb Erbitterung 
nahmen erfdjrecfenb ju. Die 3ünfte fdjetnen entfdjloffen gewefen ju fein, fall« bie <5ib« 
genoffen eine Vermittlung abgelehnt hätten, über ben dtat hinweg eine Slborbnung beftehenb 
au« je einem ÜRaim oon jeber 3 u nft an ben Äaifer ju iducfen unb itim bie Ergebung 
auf ®nabe unb Ungnabe anzutragen. Der 3wiefpalt war berart, baß ber JRat in fteter 
fturdjt oor einem Hufftanb lebte unb be«n,a(b audj bie eibgenöffifdjen fiued)te ntdjt ent* 
laffen wollte, unb baß ber 9cat oon ©djaffhaufen fogar eine Vermittlung oon eibgenöffifther 
©eite in Äonftanj für notwenbig eradjtete unb bei 3ürid> in 5Borfd)lag braute. 8 Unter 
foldjen Umftänben, ba „bie gemeinb fo unrüwig wa« unb oermeinten bie gefanbten fetten 
fdjulb, baß wir nit u«gefönt weren Worten," founte klarer nidjt an ber ©pifce ber 
©tabt bleiben. Der 9tat mußte ilm opfern „um bie gemeinb ju befribigen unb im 
gehorfam ju erhalten." Um 24. Äuguft würbe oon ben föäten ba« bisherige SKitglieb 
be» Keinen State« Ütteldjior 3ünbeli au« ber «ärferjunft, „ain finer befdjatbener man 
unb ber gemeinb lieb" jum JBürgermeifter gewählt, flttit biefer preisgäbe ®larer« war 
bie Stühe in ber ©tabt erfauft, aber nur für turje 3 e * t - s 

S&tthrenb nun alle« mit größter ©pannung ber Stellungnahme be« ftaifer« ju 
bem an Mm gerichteten ©egehren ber Gibgenoffen entgegenfah, tonnte $>üx\d) batb wenigften« 
einige Antworten oon 9lad)barn ber ©tabt bejüglid) be« ton ben ©efanbten in Ähreujlingen 
an biefelben erlaffencn (SJefudje« mitteilen, nämlich oon Scabolfjell unb Ueberlingen.* 
©oweit c« ihnen möglich fei, erHärten biefe fid) bereit, alle ©djonung in ber Vollftretfung 
ber faiferUchen ©efehle walten ju (äffen. Da« befagte nid)t oiel ; atlerbing« war ja auch 
nicht ju erwarten, baß bie s Jiad)barn Äonftanj ju lieb fia) mit bem Sfrtifer oerfeinbeten. 
©djroerer wog bie (5nrtäufd)ung, welche ber 9tat oon feiten ber eoangelifdjen ©djweijer* 
ftäbte erfahren mußte. Durd) ihre Teilnahme am fdjmalfalbifdjen ©unb unb Rriege 
war bie ©tabt finanjieü fd>on fdmxr mitgenommen worben. ffienn $. «aumgarten 5 
als f>auptgrunb be« Hu«einanberf allen« be« fchmalfalbifdjen $eere« im ißooember 1546 
ben SWangel an @elb jur ©ejab,lung be«fe(ben bejeidjnet, unb bann oon ben fübbeutfdjen 

1 U. 29, 6. 855; Sit. 145, S. 865 ; 9?r. 146, 6. 869 ; Salööuc^ 1548, 23. »uguft. Coli. VI, 
25 ','», 26. T>er fleine Stat cre)telt jwei neue SWitgliebcr, bisherige Witgltcbcr be3 großen 9iated, biefer 
fünfjebjt. »eperle, ©. 238, 239. 

• 3ünbeli, Ä. Simler II 8, ®. 771, 772; E. A. 996 in 9Jr. 14, 1008, ju k 1. - Staatäarctfo 
3üri(^, A. 205 2, 18. Äug. ©$affl>aufen on 3üri<$. 

1 „2>ie genictnb warb bureb, fÖI<^«ä tüiQ Zag geftiUet." Coli. VI, 26. «atsbuü) 1548, 24. »ug. 
« U. 29, S. 880, 9lr. 154, 156, 166. 

* 3«r ®efa)ia)te bcö fajmalfalbifc&cn Äriege«, f)ifn>r. 3citfa)rift oon e»6cl, öanb 36, Ö. 76, 
naa) Saufe, 3)tfa). Öefdj). im ^eilalier ber «efoitn. IV, 338. 



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3Nn: Uebergang ber Stabt Äonftonj an baS fcau« DePerreio}. 



57 



©tübten fagt: „311« einige SWonate föäter ber Jfaifer ben ©täbten bie ferneren «onfri* 
butionen auflegte, ba fomen bie $unberttaufenbe jum Sorfdjein, meldje, al« e« fic^ um 
bie Weitung tjanbelte, nidjt ba gewefen waren", fo fann ba« auf Äonftanj nic^t im 
entfernteften jutreffen; benn mein* al« feinen Äräften angemeffen, meb,r al« jebe anbre 
©tobt, oerl)ältni«mäf}ig, blatte btefe« für ben Sunb Opfer gebradjt. (tefct warb ber 
®elbmangel immer brücfenber. Die ©djäbigungen burdj ba« taifertidje 3Ranbat, bie 
«d)t, ber Ueberfaü, bann bie ©eja^ung ber ©ölbner unb Untergattung ber bienfttuenben 
«arger, ba« alle« Ijatte bie «Kittel ber ©tobt grünblidj erfe^Öpft. 1 

3n feiner SWot Ijoffte ber 9tat oon ben ®lauben«genoffen in ber ©dnoeij ein Dar* 
lefyen erlangen ju tönnen unb fr^rieb ju biefem ^mtdt am 27. Huguft an bie @ef)eimen 
oon 3ürid>, Sern unb ©djaffb,aufen. Siertaufenb ®ulben mar fein Segelten. ®emifj 
feine unbefdjeibene Zumutung an biejenigen, bie fo oft i(|re ftreunbfdjaft für Äonftanj 
beteuert Ratten. 9Wd)t«befton>eniger »urbe fie oon allen brei Orten abgelehnt unter bem 
#inwei«, baß fte bei ben gefäb,rlidjen 3eiten, »o fie feibft in ®efat)r ftänben, tr)r ©elb 
ju eigenem ©ebraud) jur §anb behalten müßten. Die ^üric^er bemerften überbie«, e« 
fei für fte nid>t tunlid), in folgern ü)?a&e für Äonftanj Partei ju ergreifen, bafj fie jefct, 
nadjbem fie fdwn für Selaffung ber etbgenöffifdjen Änedjte in ber ©tabt fid) bemüht 
bätten, biefelbe nod) mit ©elb untersten. Da* »aren jebod) nur SJorwänbe. Der 
cigentlidje Orunb birfer auffallenben unb plöfclidjen Äüb,ib,eit gegen flonftanj tommt in 
ber Serner Antwort jum SBorfdjein unb befteljt barin, baß man bie ©tabt at« fo nie 
fo bodj oerloren unb bem ftaifer oerfaden betrachtete.' 

Der $erid)t oom faiferltdjen $>ofe ließ lange auf fid) matten. Die Unruhe in 
ber ©tabt unb bie öeforgni« oor neuen geinbfeligfetten mürbe baburd) mieber frifd) 
in« i'eben gerufen. Um ber ©emeinbe nur etwa« berieten ju tönnen unb nadjjumeifen, 
baß an ib,m feine ©djulb liege, fragte ber 9?at bei 3üridj an, nie e« mit ber ©adje 
fteb,e, unb ließ in ben fünften bie erhaltene Antwort, ber Sote fei nod) ntdjt jurüd, 
betannt machen, (Sbenfo erfunbigte er ftdj beim Vanboogt ganbau, ba bie Dier Herren 
auf bie ,3ufd)rift oom 20. ftuguft an fte aud) nidjt« metn* frören liegen. SBa« er oon 
benen erfuhr, war im ©runbe ba«fe(be, wa« fte feiner erften Sitte um Vermittlung 



1 9(lä im Oftober bie öperreitbjföen Struppen eingeben mann, fanben pdf in bet ftabtifcfyen 
Äaffe nod) ganje 1800 p. oor, (o bafj bem Äommanbanten ber Kuflruf entfuhr: „Da« ftnb frfioel 
lütt), bic nit mer gelt fjabenb unb fid) miber bie faufcrl. «tajeftät fcfcenb." S^ultljaifj, ber als Steuer» 
$err ben bepen ©nblicf in bie pnanjietten SSertjältniffe ber Stabt fyxtie, fagt: „»in palt Soßant ift 
in biefem roif audj im erften 9tnid)lag uil ju Ijod) gegen anbern ftänben ju rennen angelegt motten, 
in bebaut, ba$ mir nütyÄ oor ber patt Qaben, roeber (anb no<^ lüt unb bie patt allein ufj ber jerli$en 
pur, ungelt unb ben jöO, meiere gegen anbem jöllen aua) fteinfüg, erb>Uen mufj merben ; bab,er gefolget, 
bafe atn patt C. buro^ btfen leibigen Ärieg gar verarmet, ben jur bejalung ber ufferlegten 12 Goppel» 
monate mir ob 23,000 $funb Pfennig bejaht Qabenbt, »eld)e fummc ber merteil untb jcrlio^en jinä ufge> 
nommen ift." Coli. V, 17, 18. - 3uni 1546 lieb, «onpanj »on »ugäburg 6000, pon Strasburg unb 
»afel je 4000 unb ^uli 1648 oon einem aRafler in Ulm 4000 p. U. 29, 6. 696, *Kr. 119; v Jtr. 152, 
6. 889. — ftür ba* ^a^r 1547 oerreo>net S^ultyaifj 5230 ^Jfnnb ffinnab,men unb 12,352 »u«gaben. 
foll. VI, 

" F. 29, Wr. 153, 27. »nguft; 9}r. 160, ©. 905 ; Vir. 161, C. 907; 5Hr. 169, S. 945. 9lad) 
Ä. ^eftalojji, ©. 291, b,ätte 3urio5 ber Stabt ÄonPani eine UnterP»lf}ung«iumme oon 26,000 p. 
gegeben. 2)te CueUe ip nio^l »ermertt. Cö ip bie« offenbar eine Uebertragung bei »ngebotä »om 
gebruar 1547 in biefe 3eit; cbenfo mar Jtonpanj nid)t, roic er an felbcr SteUe fo)reibt, reia) an 
$ilffimitteln. 



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58 



2>er Uebevgang bcr Stobt Äonftanj an bas $au» Cefterreia). 



»om 10. Sluguft entgegnet Ratten: ©ie feien bereit, i^r möglicbfte« ju tun, Rotten auch 
an ben Saifer getrieben; aber bie Annahme fämttic^er Strtifel be«fe(ben fei unerläßliche 
33orbebingung.' Ginen beftnitioen $3efcb(uß Sterin ju üeranlaffen, beoor ben (Sibgeuoffen 
bie Antwort be« Staifer« jugegangen, ^ielt man aber in Äonftanj nicht für angebracht, 
»eil ein fold>e« Vorgeben jene üerlefeen würbe. @o berichtete ber 9fat an bie Bürger* 
febaft. daneben liegt auf ber $anb, baß er e« al« bie größte Eorbeit anfeben mußte, 
bie Artifel in«gefamt ju bewilligen, fo lange bie Annahme ber eibgenöffifeben Vermittlung, 
welche bodj eine SRilberung berfelbett bejwecfie, noch, erhofft werben tonnte. Durch ben 
Abt mm Sreujlingen ließ er feine «ebenfen bem Komtur auf ber Hainau ju f>anben 
ber Unterljänbler mitteilen mit ber Sitte, ben Auffdjub ju entfdjulbigen, aber gleichwohl 
babin ju arbeiten, baß bie ©tabt nidjt weiter überjogen werbe, unb fie bie $erbfterträgniffe 
auf ben arreftierten Oütern einbeimfen bürfe; auch bem ©ifdwf »on Äonftanj foüte ber 
Abt biefe «Ute unterbreiten. 9 

?(m 9. unb 10. September legte ber 9?at ben fünften bie grage mit (Smpfeblung 
be« 3 utoarten ^ üor < unD b\t\t erflärten fieb mit großer SDiebrljeit für ba« Abwarten 
bi« jur JRücffet)r be« eibgenöffifeben JBoten oom faiferltcben $ofe. 3 Diefelbe «ürgerfebaft, 
wel^e einige Soeben juoor bem fiaifer bie Ergebung auf @nabe unb Ungnabe anjutragen 
gebaut unb Interim unb öifcbof angenommen hatte, bie überhaupt nicht febnefl genug jum 
grieben fommen fonnte, ftimmte fetjt für ben Auffdmb. Darau* läßt fich ermeffen, wie 
groß bie Hoffnungen waren, welche man auf bie Onteruentton ber ©bgenoffenfa^aft fefete. 

(Sine 3Iu*nahtne machte allerbing« bie fttfeberjunft, inbem fie gefchloffen ben Vor* 
fcblag be« 9?ate« »erwarf. ©te bofomentierte bamit auf« neue ihre Unjufriebentjeit unb 
ihre gorberung eine« fchleunigen, unter jeber «ebingung einjuget)enben ^rieben«. Um 
bie« eoenrueü felbft burcbjufübreu, war in berfelben ber $lan oerabrebet worben, am 
10. ©eptember ben 9fat, roetdjer feit bem 9. Auguft im §aufe eine« 3atob« ©chulthaiß 
am Dbermarft tagte, weil ba« Dratbau« ju wenig jentrat gelegen war, ju überrumpeln 
unb alle ®emalt an fi«h ju reißen, An bem Anfcblag follen auch 9tat«mitglieber 
beteiligt gewefen fein; er würbe aber noch redjtjeitig entbeeft unb vereitelt. 1 3m äufammen* 
hang mit bem Äomplott fteht febenfall« ber Umftanb, baß gerabe am 10. ©eptember 
ba« ©erficht in ber ©tabt herumgeboten würbe, ber Wat oerb,anble mit ©chärtlin, um 
bie Au«föb,nung ju hinbern, unb baß tum ben ^ifchern eigenmächtig bie £ore nach ber 
©ebroetjerfeite, welche für ben Sali eine« erneuten Singriff« gegen bie ©tabt offen gelaffen 
werben follten, gefchloffen worben waren. 6 Sil« Urfache biefe« „Unwillen« ettlicher bürger" 
führt ©chulthaiß an, baß fie ber 3Weinung gewefen, mit Annahme be« Interim« u. f. w. 



> TL 29, 9lr. 164, S. 923 ; 3»r. 165, S. 925 ; S. 927 ff. Sünbeli, Ä. ©tmler II 3, ©. 778, 779. 

* ü. 29, ©. 927 ff., 935; Coli. VI, 31' .; Satäbii($, 10. ©ept. Ken bei biefev @elegen[>cit »om 
Hbtc gegebenen Hat, bic ©ibgeiioffen ju erfu$en, wenn man aud) bie Stüdfebr i^red »oten oom £ofe 
nid)t abwarten fönnen fönte, unb vorder fa)on vor ber ©emrinbc eventuell bie öebingungen bes Äaiferö 
angenommen würben, itjre Vermittlung gleia)roobi fortgufübren, befolgte ber 3lat buro) SCbfenbung jweier 
feiner 3Ritglieb«r nad) 3üria). SBon bort rourbc baä »nbrtngen ben übrigen Drten mitgeteilt (E. A. 1024, 
6. ©ept. ü. 29, Sir. 166, 167, 168, @. 940 ff.), unb ber Mat aufgeforbert, nodf einige läge juju» 
»arten. U. 29, ©. 935. Hatäbua) 1548, 8. Sept. 

* U. 29, 9lr. 164, S. 933 ff. Coli. VI, 31V«, 32. Stil 418 gegen 149 Stimmen. 
« Coli. VI, 32. 

»SatSbucb 1548, 11. Sept. «eria)t an ben grofjen Sat — ». »larer an »uUinger, 16. ©ept. 
©. ©imter 68. E. A. 990, 2. 



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2>cr llebergang ber ©tabt Äonftanj an baö .£>au$ Defterreid). 



59 



fei alle« erlebigt, uub a(« bie« nidjt jutraf, ben 9?at befdmtbigten, er „oerjiehe ihnen 
hinterrucf« unb arbeite bahm, batnit bie ftatt bi irer retigion unb poltjei möe^t bliben, 
f öfdje« aber ihnen jum böihften juioiber wa«, bann fie unb ibre«gtt(hen jeberjit umb 
bie Übertretungen ber judjtorbnung geftrafft wurbent, welker fie erhofften binfüro ent* 
lebigt ju fein, fo ber bifdjof mit ber geiftlidjfeit berin lumme unb ber alt got«bienft 
mtber uffgritht würbe," u. f. w. 1 

<S« gingen allerbing« um biefe £t\t im $nfch(u{3 an $tlf«anerbieten oon bem 
fdjon erwähnten fogenannten ftreiberrn oou ©cbroarjenberg, oon ©ä)Srt(in unb oon 
feiten 3ö«4« einige SJerbanblungen bor fld^ ; aber fte führten ju feinem &itlt. &ut 
25. Suguft erneuerte ©djwarjenberg feine Anträge oom SRooember 1547, wie ihn ja 
ber 9?at bamal« erfuä)t hatte, biefelben für fpatcre 3eit aufregt ju erhalten. 3efct 
erhielt er aber nur ben Jöeftbeib, man werbe, wenn man ti für angebracht halte, bie 
Sache in (Srmägung jieben. Xtotj feine« drängend wie« ihn ber 9lat julefct ent* 
fcbieben ab, weil er ihm nitht traute unb in Erfahrung gebracht hatte, bafj er gar nicht 
berjenige war, für welken er ficb au«gab.* 

bliebt oiel beffer erging e« ©djärtltn. SJlach ber 3ufammenfunft mit Iboma» 
JBlartr in tfieftal war er am 29. gebruar jum Äönig oon ftranfreich abgereift unb 
oon biefem auf ben 1. Oftober in ben Dienft genommen worben. Da wirb e« ihm 
gehingen fein, ben Äönig, ber burcb ÜKariüac, feinen <9efanbten bei Äart V, oon bem 
Eingriff auf flonftanj benachrichtigt worben war, ju einer Stiftung für bie ©tabt ju 
gewinnen. 8m 6. ©eptember gelangte ein ©abreiben oon ihm an bie (Geheimen, worin 
er franjöfifche $itfe anbot. Dtefe unterrichteten Hm über bie nunmehrige Sage ber 
Dinge in flonftanj unb erflfirten ihm, bafj fie oon ficb au« nicht« entf Reiben fönnten; 
ba er fo fehr auf ®ebeimha(tung bringe, möge er ihnen erft ju wiffen tun, ob unb 
nie fie bem Wate Mitteilung machen bürften. 8 

Dem Angebot ©cbärtlin« auf bem ftuße folgte oon 3üriä) ber bie (Sintabung, 
insgeheim jwei Vertreter ju einer iöefprechung in widriger ©ache nach ©tein ju ftbicfen. 
Dort würbe ben Äonftanjer äbgefanbten eröffnet, baß §ilfe ju haben fei, nämlicb 
2000 ÜRann, welche oon granfreid) befolbet „in unfere ©tobt al« ein 3ufafe föUten 
aufgenommen werben, bamit wir in aüweg befto fixerer wären, be« ftaifer« ®nab ju 
verachten, ober aber beffen $hi«fö(mung mit weniger ftorcbt ju erwarten"; 4 weiterer 
Bericht werbe erfolgen, wenn ftonftan; auf ben SBorfchlag eingebe. Sluf ihre Anfrage, 

1 Coli. VI, 32, 32»/* 

* U. 29, 6. 875; 9ir. 148, 149, ©. 877 ; 9lr. 150, ©. 885; «Rr. 158, 159, ©. 899, 901, 930. 
£$ war ein getoiffer griebria; ©»ät ober ©pett. SRan oergleiaje aber bewfelben Druffel, »anb 4, 
.Mr. 359, 383, 627. E. A, 4, 1, e, ©. 37 1. — Dn Herausgeber bti „Äonftanjer ©türm", © 91, 
bringt biefe ötlf&maebote in 3ufammen^ang mit ber SCßab^l 3&»be(i< jum ©ürgcrmeiftcr, inbem er fie 
al« Jolfle ber Intern barfteßt. 3r 9 cnb ein «eleg ober »nbaltSpunft biefür löftt f t a) nia)t auöftnbia 
macben. ©ein Sfrgument tft offenbar: post hoc, ergo propter hoc. 2)a$felbe gilt für 3ffel 172. 

1 U. 29, ©. 930; 9Jr. 172; «r. 173, ©. 951. ©d)ertlinö ©d)reiben febjt. & mürbe mit noa) 
jrocien »on ifim, 00m 28. Jebr. unb 13. ©ept. 1548 (2>atum ber «nlunft in «onftanj) naa) ber Ueber- 
gabc ber ©tabt oon bem ftommanbanten ber Jruppen an Äönig gerbinanb gefa)iät ; cf. Druffel a. a. 0-, 
»anb 1, 9lr. 232. 2b>mmen, ©ebapian ©tbiärtlin in »afet. «aöler 3abrbua) 1897. 3»att) einem 
»riefe 6a)crtlinS an ben 8ürid)er Semljarb oon G^am blatte er fa)on am 14. 9tug. naa) Äonftanj wegen 
franj6f«ia>er ^ilfe gefa)ricben unb fogar feinen ©ob^n bortbin gefajirft. ©d)ertlin an ©ernb,arb »on 
C&am, »afel, 16. «ug. S. ©imler 67. 

« 3ünbelt, St. ©imler II 3, ©. 779, 780. 



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tiO %n Ucbcrgang ber Stabt Äonftan) an baö £auö Cefterreid). 

ob ber SRat bei Sfonabnte ben 5rieben«fd)luß mit bem Saifer ablehnen folle, ob bic 
Soften wieber erfefet werben müßten, unb wa« ber ftranjofe al« ©egenletftung »erlange, 
tonnten bie ^üri^er teine 9u«funft geben, ©o jog e« ber SRat oor, fid) nid^t eingulaffen 
unb „befd)loß in bifer fadje ganj unb gar fttlljefton". 92ac^ 3firi£b, fäneb er an«* 
weiajenb, nid)t birett ableljnenb, inbem er bemerfte, au« oerfdnebenen ®rünben fönne 
er in ber Angelegenheit jurjeit leinen <£ntfd|luß faffen, »erbe aber, fobalb e« möglich 
fei, Antwort geben. 1 

Diefe beiben Angebote finb naturgemäß jufammengeljorig unb muffen auf biefelbe 
Quelle jurücfgefjen. SBab,rfd)einlid) hatte ©chärrlin, al« er nadj ßonftanj fa)rieb, gleia> 
jeitig auä) ben 9?at ju ^ürid) eingeweiht unb oeranlaßt, im felben ©inne, wie er, in 
fionftanj oorftelltg ju werben.* Alle biefe Anträge, bie frühem unb bie (ewigen, waren 
begreifticfcrweife für ben 9iat nicht wot)l annehmbar, weit fie entweber inhaltlich ober 
ihrer ^Jrooenienj nach unbeftimmt waren unb infolgebeffen unjuwrläffig erfd)ienen. 
O^nebie« freute er fidj, eine SBefafeung, weläje ber ©tabt eine fernere tfaft aufbürben 
mußte unb i^r felbft gefährlich werben fonnte, aufzunehmen, gan} abgefehen baoon, baß 
ba« in ber ©ürgerfdjaft öorherrfdjenbc 5rteben«bebürfni« jebem weitern Siberftanb 
gegen ben Äaiftr ficb, fetnbltch gegenüberftellte. 3 

Die @erüd>te, ber {Rat ftetje in Unterhanblung mit ©djärtltn, biefer jieb,e mit 
5000 ÜRann b,eran, man wolle bie ©tabt ben (Sibgenoffen übergeben, bie am 10. ©ep* 
tember auftauchten unb große Aufregung berüorriefen, »eranlaßten ben 9fat jum (Snt* 
fdjluffe, ber ©emeinbe bie Scbingungen be« Äatfer« jur (Sntfdjeibung oorjulegen, ohne 
föücfficht barauf, baß bie ISibgenoffen oon biefem noch leinen öefdjeib Ratten. Außerbem 
würbe ein reitenber ©ote in ber Dichtung nach ©djafffjaufen jur <5rfunbigung unb mit 
ber SBeifung au«gefanbt, wenn er ben ©dfärtlin mit ben ffnechten treffe, ihm ju erflären, 
man wolle feine $i(fe nicht. 4 Der ©chärrlin war jwar nirgenb« ju entbetfen, bafür 
aber wieberlwlte er am 13. ©eptember feine Anträge an bie ©eheimen, nunmehr mit 
ber ^Bewilligung, ben 9tat barüber in« SBernehmen ju jtcb,en. Am felben Sage aber 
fiel bie (5ntfa)eibuug über bie gorberungen be« Äaifer«, unb mit bem $inn>et« auf 
biefen Vorgang würbe fein Anerbieten befinitio abgelehnt. 5 

Onbeffen war enblich, bie Antwort be« Äaifer« eingetroffen unb gelangte am 
12. ©eptember jur fiennrnt« be« State«. Den Gribgenoffen mürbe barin bebeutet, fie 
follten fid) nicht unnötig um bie Sonftanjer bemühen, weil biefelbeu foldjer Fürbitte 
tttc^t würbig feien, „bann fid) bie oon Softanfe bermaßen gehalten, baß man mit b,öd)ftev 
emftlidjer ftraf gegen inen ju b,anblen unb ju oolfaren wolbefugt ift" u. f. w. 8 ftür 



1 U. 29, S. 955; Coli. VI, 29'/*; 3ünbeli a. a. D., Konftanjer Sturm, S. 92,93; E. A. 1023. 
Hr. 461. — 2>ie ©ebenfen beö ^Bearbeiter« ber E. A., 0. 1023, bejttalid) be* Saturn« 3. Sept. für 
bic Knfunft beä 3«"$« 8d)rribcnd in flonfianj löfen ftä) einfaet) baöurd), ba| nid)t 3, fonbern 8 ju 
lefen ift, worauf fd)on bie Jlctyenfotgc, in b«r bic «uf jeit^nung ftcfjt, führen möfete (U. 29, S. 955) ; 
übrißenö ftcb,t aueb Coli. VI, 29>>, ber 8. ©q>t. 

• 6d)crÜra8 »ngebot fei gehalten gcreefen „faft uff bie mafe wie beren oon 31«*) anjeigen ju 
Stein gewefen waä." Coli. VI, 35. cf. Stern, 3ürid) unb Sd)crtlin oon «urtenbad), in Turicemia 46, 
1891, S. 118. 

» U. 29, 5lr. 173, S. 951 ; 3ünbeli, Ä. Simter II 3, S. 780. 
« MatsSbH$ 1548, 11. Sept. 3ünbeti «. a. D. 781, 782. 

• Coli. VI, 35; «onftanjer Sturm, S. 95 (27). 

• E. A. 1087 ju d. 



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Der UeBergang ber ©tabt Äonftanj an ba« $au« Defierrrid). 



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bie fd)on fd)toer genug b>imgefud)te ©tabt fütjrroaljr eine trübe 3lu«fid)t an ©teile ber 
oon ber eibgenöffifd)en Sittton erhofften tfofunfl ber ©djroierigfeiten. Hm 18. September 
unterbreitete ber 9?at ben fünften bie ftrage, ob bie fämtlidjen «rrifel be« Äaifer« 
anjunef)men feien, ober ob man megen berfelben nod) weiterhin mit ben föbgenoffen 
unb anbem „Ijanblung pflegen" folle. S« ergab ficfi bie bebeutenbe 2fteb,rf)eit oon 213, 
alfo 890 gegen 177 Stimmen, 1 für bie Bewilligung ber taiferlidjen gorberungen. 

Der 3lbt oon Streuungen übernahm bie üfliffion, btefe« föefultat ben oier al« 
Vermittler angerufenen $erren mitjuteilen unb fie im Sflamen be« {Rate« ju bitten, 
bafj fie nunmehr ben 2lbfd)lujj be« ^rieben« unb bie @nabe be« Äaifer« für Äonflanj balbigft 
ju erlangen trauten möd)ten. Seil ber $erbft oor ber Üüre ftanb, fjanbelte e« fid) aud) 
barum, bafj bie (Srlaubni« jur @inf>etmfung ber örtrfigmffe au« ben arreftterten ©ütern 
erwirft mürbe. 3n einer ^ufammenfunft ber Untert)änbter ju Ueberlingen am 20. <3ep= 
tember, rooju aud) bie Ueberlinger, „ba fie ein grofje« 2lnfeb,en beim Äaifer" b,ätten," 
beigejogen mürben, einigte man fid) bab,in, ben Bürgern oon Äonftanj ba« $erbften in 
tfyren ®erid)ten ju geftatten. Die Bewilligung erftrexfte fid) nur auf prioate« Bürger« 
eigentum; au«gefd)(offen war alle« anbre, befonber« ma« ef>emal« geifttid)e« ®ut gemefen. 3 

(5in ©ute« t>otte fomtt bie Slnnatjme ber Ärtifel immerhin gebrad)t; in ber 
$auptfad)e aber fam man bamit um feinen ©d)ritt »eiter. 3»ar lieg ber Hbt oon 
SBeingarten oerneljmen, er b>be bem Äaifer unb bem Bifdwf oon «rra« beridjtet unb 
fjoffe, e« roerbe balb Befdjetb fommen; aber am §ofe mad)te man nid)t bie geringste 
Slnftalt ju entfpred)enben ^lafjnafymen, unb ber in Slu«fid)t geftellte Befd)eib blieb über« 
baupt au«, gerabe a(« ob ber Befdjluß ber Äonftanjer com 13. September gar nid)t 
gefdjefjen märe. 4 

VI. 

©äljrenb in Äonftanj 9?at unb Bürgerfdwft im ®lauben lebten, nad) Hnnah>e 
ber Slrtifel be« Äaifer« fei ber ^rieben fid)er unb nur eine $rage fürjefter 3ett, war 
e« bei Äaifer unb Äönig befdjloffene ©ad)e, bie ©tabt bem 58efi|e Oefterreid)« ein* 
juoerleiben. ©eitbem infolge ber <&innab,me be« Xb,urgau« burd) bie Gibgenoffen Äonftanj 
jur (Srenjftabt j»i)*d)en biefen unb ben bfterreid)ifd)en iBorlanben am ©ee geworben 
mar, Ijatte Oefterreid) naturgemäß ein Ontereffe baran, einen 3lnfd)luß ber ©tabt an 
ben eibgenöffifd)en Bunb ju oerljinbern unb fie in feine Slbfjängigfeit ju bringen. Hu« 
biefem Sntereffe entfprangen bie Nötigung ber ©tabt jum CKntritt in ben fd)mäbifd)en 
©unb, bie Verträge SMarimiltan« mit inj oon 1502 unb 1510, bie Stnftrenguugen 
fterbinanb« gegen ba« Burgredjt jroifd)en Äonftanj, 3ürid) unb Sern, unb fein (Sin» 
fd)reiten beim legten «nnäb,erung«oerfud) ber ©tabt an bie <Stbgenoffenfd)aft oom 
3ab,re 1544. <£« fliege bie ganje öfterreid)ifd)e $au«politit oerfennen, wollte man ib,r 

1 3mmer bei Snnab,mc einer ®efatntjiinmwnjal}l oon 567. 

• Coli. VI, 37. 

* Coli. VI, 33—41. 2lua) Ijier naljm ber Sanboogt im Ifjurgau gegen Äonflanj eine uufreuub« 
lidje ßaltung ein. ©r oerbot feinen Untertanen, ben Äonftanjern ald «rbeitcr beim #erbften ju bienen, 
unb lieft fi<$ erft bur<$ Vermittlung be« 3U>« oon flreujlingen, ben ber »at anrief, baju bewegen, baft 
er bad »erbot aufbob, aber nur „für Junge unb roiber", f. 38«/». 

4 Coli. VI, 37; 19. 6ept.; 88«/*. 



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Der UcBergang ber ©tabt Äonftanj on ba« $au* Defterreid). 



nad> biefen Äntejebentten jutrauen, baß fie nictjt barauf auagegangen wäre, Äonftanj 
bei frftrr (Gelegenheit on fid) ju jiehen. 1 Dtefe (Gelegenheit font in Sid>t mit bem 
SWomentc, ba Äonftanj bie günftigc 3eft ju einer Äbflnbung mit bem Äaifer, beoor 
biefer al« Sieger oon SOTühlbcrg unb $err ber Situation au« bem Kampfe mit bem 
fdnnalfalbifchen öunbe ^eroorgegangen war, unbenüfet hatte rxrftTcidjen (äffen unb 
ifoltert baftanb. 

Schon bie Don Äönig Jerbinanb im Februar 1547 burd) ben tfanboogt tfanbau 
an Äonftanj gerichtete Erinnerung, wie wot)l e« ilmcn ergangen fei, al« fie noa) mit 
Defterreid) in Vertrag gewefen, ift fhmptomatifd). Da« fd/on hervorgehobene $inau«* 
jiehen ber $ert)anblungen mit Äonftanj von feiten be« faiferlichen $ofe« feit Dftober 
1547, bie bereitgeholtene fleht unb ber lang oorgefehene Ueberfaü jwingen jur Annahme, 
baß ein Scheitern ber ftriebendoertjanblungen nicht nur Dorau«gefef>en, fonbent auch 
erroünfdjt unb gewollt war. Da« beftätigt ber Umftonb, baß man ftd) W mit ber 
freiwilligen Unterwerfung ber Äonftanjer unter bie geftellten ©ebtngungen, welche boch 
gegen eine 33erbinbung ber ©tabt mit ben Eibgenoffen unb für Unterteilung txrfelben 
unter öfterreidjifchen Einfluß genägenbe Sicherheit geboten hätten, nicht mehr begnügte unb 
biefelbe einfach ignorierte. Eine Kchtöejrefution war eben ber einzige Seg, auf bem 
Äonftanj in öfterreidjifdjen «efifc gebracht werben fonnte, unb baruut würbe er gefudrt 
unb eingefthtagen.' 

Sofort nach ben Ereigniffen be« 5. unb 6. Äuguflt trat ber tytxattf gerichtete 
Apparat in Tätigteit. 9m 16. Auguft berichtete Äarl V. feinem ©ruber fterbinanb 
oon bem Mißlingen ber Unternehmung gegen Äonftanj unb wie« ihn an, bie (Gelegenheit 
jur Anfügung biefer Stabt an ba« §au« Defterreid) nicht ju oerfäumen unb bie 
geheime $raftif «ollweiler« in Anwenbung ju bringen. fterbinanb bebauerte in feiner 
Antwort ben 2Hißcrfolg ber faiferlichen Truppen unb t*rfid)erte, baß oon feiner Seite 
nicht« unterlagen werben foüe, wa« jur Unterwerfung ber Stabt unter feine $errfdjaft 
führen fönne. Dagegen jweifelte er an ber iWöglidjfeit ber Durchführung be« oom 
Äaifer oorgefrfjtagenen $3ottweiterfd)en $lane«. s SWfolau« Freiherr üon ©ollweiler war 
Gruppenführer in fimiglidfen Dienften, föniglicher 9tat unb nachheriger erfter Stabt» 
hauptmann in Äonftanj. ©ie au« feiner Stellung in biefer Angelegenheit hervorgeht, 
ftanb er bei Äaifer unb Äömg in Anjehen unb befaß beren Vertrauen in h°hent SWoße. 
Seine < ?ßraftif wirb nicht näher umfchrieben, unb e« muß offen gelaffen werben, ob fie 
fid) bectt mit bem $(an, ben bie uacbjolgenben Tatfachen oorau«fcfeen, unb ber barauf 
abhielte, mit bem $inwei« auf bie $i(f(oftgteit ber Stabt unb auf bie jur ?ld)t*e^efution 
bereit gehaltene Wacht Äonftanj auf gütlichem SBege jur Aufnahme föniglicher Truppen 
unb jur freiwiüigen Ergebung an ben Äönig ju bewegen. 4 

1 „JJefc aber t^ut ftd) uff bic falfd) oerbctft ^ratit, bie »il gor unb tag gangen, baä bie frn 
?ii)^ftaH Softant} bem %fö entjogen unb bem $uft Oefterrctjd) ingelibt nurbe." Äonft. Sturm 60. 

' Sierorbt I, 372. ©d)on im gebruar 1548 fprad) ©cbertlin oon ber ©efatir, bafj Äonftanj 
öfterreidjifd) roerbe. ©djertlin an SuUinger, 22. frebr. 0. ©imlcr 66. 

* Druffel I, 3fr. 196, 197, 199. 3n 9fr. 196 unb 199 erfdjeint Äarl beutlid) al3 baS treibenbe 
(Element in biefer ©actic. 

4 Coli. VI, 49','»; cf. SRantfeft fterbinanbi an Äonftanj. ««tage I ju Äonftanjer 6turm, 0. 135. 
— öottweüer fdjeint 1549 aud) einen »nfdjlag auf ©trafjburg bei Äönig unb Äaifer proponfert ju 
baben. Druffel I, »r.315, 0. 247, 3ult 1549. Xatjäa^lid) mar er um biefe 3eit oon Äonftanj 
abmefenb. E. A. 4, 1, e, 0. 108 p. 



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$er Uebergang ber Stobt Äonftonj an tw« ftau« Cefterreid). 



68 



3U8 3$ertrauen«mann JBoUweiter» unb al« Unterl>änbler mit bem Wate in Äonftonj 
erfdjetnt ein $anft (Sglt, ber «Sofa eine« Äonftanjer ©ürger«. 3m fdjmattalbifdjen 
Äriege hatte er al« Hauptmann im SMenfte be« $erjog« Ulricb, oon Württemberg geftonben 
unb nad) Suflöfung be« $eere« ber $3erbünbeten in ffonftanj Aufenthalt genommen, 
bt« er nad) Wabolfgell, wo er anfäffig mar, roteber jurüdtehren burfte. 1 Ueber bie Ser» 
hältntffe in ber ©tobt tonnte er bemnad) wob,l unterrichtet fein; überbte« fdjeint Con- 
weiler felbft, um fidj bejüglid) berfelben ju informieren, ftdj bafelbft hcimltd) aufgesotten 
ju haben.« 

«m 17. ©eptember ließ <5gli oon fireujtingen au« ben ^atrijier §an* SDluntprat 
oom Meinen Wate ju fitt) rufen unb fünbete ib,m an, „er fnge ba al« ein bort oon 
faiferttdjer unb föniglidjer HJajeftät unb babe gute mer, bie in bog fröwinb, ben nie 
fein bing, fo oerr man je wolle." 9iaä)bem bann feinem Verlangen entfpredjenb eine 
Hborbmtng oon fedj« Wat«mitgtiebern, benen er bad 9läb,ere mitteilen ju motten erftärt 
f)atte, bei ihm gewefen unb itjm ©id)erheit oerbürgt hatte, (am er in bie ©tobt unb 
fonferierte weiter mit ben (benannten im ®aftb,au« jum $edjt. 8 <5r berichtete, e« fei it)m 
al« gebürtigem Äonftanjer oon einem faiferlidjen unb föniglichen fiommiffär, mit bem er 
oiet über Äonftanj gerebet t)abe, ber Auftrag erteilt worben, bem Wate ju eröffnen, bag 
ber ©tobt geholfen werben lönne, wenn fie einer 2lnjat)t beutfcher Gruppen be« Äönig« 
©njug gewähre unter bem ©djein, al« ob fie mit ®ewolt eingenommen worben wäre. 

SDie Wat*oerorbneten machten bagegen oerfdjiebene ©ebenfen geltenb, unb ber Wat 
felbft liefe <§gti am folgenben Sage burd) JBürgermeifter ^ünbeti unb $an« ÜWuntprat, 



1 Coli. VI, 42; Druffel I, Hr. 674. 

* Druffel I, 9tr. 199. ®. iHangolt, Äonftanjer Sturm 60, ermahnt abrocia)enb oon 6d;ultb>n3 
unb 3&nbeli SBollrociler erft, al« berfelbe an ber Spifce ber öfterreid)ifa)en Zruppen in Jtonftanj etnjog, 
unb fc^t al« bireften Hintermann ßgli« an feine Stelle ben 316t oon Steingarten, ^rgenbroie *ine 
Solle in ber Saa)c mufj ber Äbt gefpielt fjaben, rote f olgenbe Stelle auäroetft : »Hoc ipsum (bie 3urüd« 
fü&rung ber Stabt »um ®eb>iam) antem semper de tu* sedulitate et in rebua gerendia dex- 
teritate gperabam; sed tarnen utcumque res se habeat, cum incertus ait eventus corum, quae 
Marte geruntur, no periret occasio recuperandae Constantiae, tractabam cum Wingartensi de 
ratione redneendi illos ad debitam obedientiam, tractatione tarnen absque ulla vi simulque 
admonitug erat Romanorum Rex, ut tibi aignificaret, tri parata ad rem nondum essent omnia, 
parumper subuisteres, dum cognosceremus quid tractationo, quae instituebatur, possit assequi." 
»ifdjof oon «rra« an «oOroeilcr, 28. Dtt. 1548. Äonftanjer Sturm, «etlagc III, S. 140. 6« ift 
nn^licf;, bafi ber Hbt bie Senvenbung 6gliö peranla^te; biefer aber nutfs boa) oon Anfang an bireft 
SBoUroeiler unterftanben unb naa) beffen Sefe^len gebanbelt baben, betin am 27. Sept., jeb> Xage naa)« 
bem ©gli in Äonftanj fia) gemelbet b>tte, fdjretbt fterbtnanb »on SBien au«, »oDroeiler fu$c bic 
Äonftanjer ^ralttt bura)jufeljen (Druffel I, 9tr. 216). X'w Zätigfcit be« «itä erging fta) roa&rfajeinlid) 
in ber Aufgabe, einjelne ^Jerfönlid)feiten in Äonftanj für Cefterreid) su geroinnen. 3>a« würbe aud) 
erreia)t unb roar offenbar fdjon gefdjcQen, al« Ggli beim Mate einfette (cf. SSierorbt I, 879). lieber 
bie yerfönlicbreil be« «bt« cf. prftenroertb, S. 59, «nm. 2. 

* 2)er ^craudgeber be« Äonftanjer Sturm, S. 96, unb nad) ibm 3ffel 174 behaupten, Sgli 
b^abe bie fed;« Ääte namentlid) bejeiebnet Saoon fagen Sdjult^aife, SRangolt unb 3ttnbeli nitbt«, 
ebenfo X. SBlarer (an »ullinger, 23. Sept. S. Simler G8), ber c« flauer nidjt unterlaffen ^ättc, barauf 
b^injuroeifen, roeun tt)m etwa« berartige« betannt geroefen roäre — unterriajtet ift er ja fonft fe&r gut — , 
unb fajliefjlicb, erroeift aud) ein Slid in ba« ftatsbua), roo bie Xborbnung ber fea)« Säte unterm 
17. Sept. oermertt roirb, biefe »ebauptung al« unbelegbar. Vermuten fann man e* ja; bann »Ären 
biefe fca>« Ääte aua) biejenigen geroefen, ober gehörten ju benen, roeldje fta) für Defterreid) Ratten 
geroinnen laffen. 



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64 



$>er Uebergang ber Slabt ftonftanj an baS $au8 Defterreiö). 



welche Don ba an allein bie SBerhanblungen mit bemfelben führten, bejügltcb folgenber 
fünfte, über bie er eoentuell bei bem Äommtffär nähere Erläuterung einholen jolle, um 
?tu«funft erfuchen: wie lange bie Xruppen in ber ©tabt bleiben würben unb roer fi* 
befolbete, »ad bann weiter $ejd)efien, ob ftonftanj eine 9ieicb,«ftabt bleiben, unb ber 
JBürgerfchaft Sicherheit an £eib unb ©ut garantiert werbe; ob enblia) nach, Annahme 
ber Iruppen bie Ungnabe ber üHajeftäten unb bie Siebt fallen, fonrie bie befehlagnabmten 
©üter wieber freigegeben würben. 

Cgli jeigte fich biefem ©efcheib gegenüber fetjr ungehalten. Cr hielt ben «bgeorbneten 
bie Notlage unb abfolute §ilf«lofigfeit ber ©tabt cor, baß fie fich, mit ber Annahme 
ber taiferlichen Artifel fo wie fo auf ©nahe unb Ungnabe ergeben babe, unb wenn ber 
9cat auf feinen $orfcbtag niebt eingeben wolle, fo werbe er muffen, in welchem Salle 
aber ©ä)(immere« 'folgen werbe als ba« jetot Verlangte. 1 ©onft gab er hinfidjtlicb einiger 
fünfte berubigenbe (Srflärungen ab* unb bewilligte auf ben ©nmanb, ber 9iat fönne 
in ber ©adje nicht« befd)lteßen ohne großen 9iat unb ©emeinbe, baß ber große 9?at 
jugejogen werbe, niebt aber bie JBürgerfebaft, ober bann, baß man ba« ©eitere oerfebiebe, 
bi« er mit feinem $errn SRücfipracbe gehalten habe unb mit beffen ©eftheib wieber jurücf fei. 8 

Der Verlauf biefe« erften Slfte«* fonnte für Crgli nur jufrlebenfteflenb fein. Die 
Sache war angebahnt, unb ber 9rat immerhin barauf eingegangen, wenn er auch einft* 
weiten noeb ©ebenten b,atte. Die «eftätigung beffen erlieft er fogar noch fchriftlieb. 
Saum war er nämlich; fort, al* wieber einmal ba« ©chrectgefpenft eine« erneuten Singriff« 
in ber ©tobt auftauchte. w <5« wa« Dil unrub in ber bürgerfefjafft; jubem fament bem 
rat für unb für Warnungen, man weite un« wiber überfallen unb gar u«maeben, unb 
baß bouptmann Qrgli beffen wiffen« fftlle baben; berbalben bem bürgermeifter unb Sttunt* 
praten beuotben warb, bem (Sglt at« für fid) felb« baroon je febriben unb in je pitten, 
baß er bie fachen bahta fürbern wette, baß wir ju ruw unb friben fumen unb oor 
wntherem Überfall unb oerberben befjüt werben mögen, oudj baß oorgeübte b,anblung nit 
uff gebebt, fonber barin fürgefchritten werben mög." 5 (Sgli antwortete, er werbe am 
28. ©eptember wieber in ftonftan; fein „unb aller fach tjalb antwurt geben". Gr tarn 
bann am 30. ©eptember; ben Derfprodjenen ©eriebt feboeb erflärte er noch nicht geben 
ju fbnnen, weil fein $err noch auf einer Weife abwefenb fei, brang aber gleichwohl auf 
eine beftimmte Antwort, wie man fi«h ä" feiner ©erbung fteüe. Die 9cat«oertreter 
wieberholten bie fchon namhaft gemachten öebenfen unb betonten befonber«, baß ohne 



1 ©in erneuter Singriff gegen Äoitftanj unter JyOljrung SJodroctlcr« mar roirtlia) oorbereitet. 
8ifcb>f oon «rra« an SoKweiler, fkfte oben 6. 6H, «nin. 2. — flarl au Jerbinanb, 22. Ott. 1548: 
35er Stngriff auf Äonftanj ift einjuftcltra, btö man fiet)t, ob e€ fid) unterroirft. Druffel I, 51r. 230. 

* Sejüglia) ber Jyrage, ob Äonftanj 9lei$äftabt bleiben werbe, erwiberte er, rt)rliet> gefproa)cn 
„fönne er nit fagen, ob ja ober nein"; aua) auf bie tc^tc gab er feinen befthnmten Befajeib, fonbern 
nur bie Serrröfrung, wenn man bem Äaifer entgegenfomme unb „fein uffjug" mct>r fua>e, fo werbe 
bie Stobt wobt (Snabc finben unb ber 3tajt enUebigt werben. Coli. VI, 46»/t. 

» Coli. VI, 45-47\'i. 

4 9Hangolt, .«oiiftanjer Sturm, S. 60, fagt: „Wittlerjit b^anblet er (@gli) eil mit etlichen ber 
ftäüjen fyaimbliajer wtjfj." Silrnn Sdniltfyaif) fiö) barttber and) nta)t ocrneb,men läfst, fo ift eS boa) nid)t 
unwa^rfd)ctnlid) ; aber bafj ber Herausgeber beä Aonftanjer Sturm baraufbin furjerQanb behauptet : 
„2>iefe Äatbje waren 3ttnbeli unb SRuntprat", ift reine SöiUfür unb nid)t )u belegen. Saöfelbe ift auf 
3ffel, S. 176, anjuroenben. 

* Coli. VI, 47'/.. 



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2>er Ucfergang kr 6tabt Äonftanj an hai $au« Defterteid). 



3ujieb,ung ber Bürgerfchaft ein Befajluß in ber Angelegenheit nid)t gefagt »erben fönne. 
Darauf fonnte ober mollte aber (Sgli md)t« anbre« oorbringen, al« loa* er föon gejagt 
^atte; nur fügte er bei, baß Don ber Vermittlung ber anbern Unterhänbler iebenfall« 
nidjt« ju erwarten fei, unb baß oom Äaifer (ein 33efcf)etb fommen werbe; überhaupt 
toürben nach ber Ergebung auf ©nabe unb Ungnabe an benfetben oerfchtebcne Bürger 
an Ceib unb ®ut, einzelne fogar am ßeben geftraft werben ; ber Äönig bagegen gewahre 
ooüe Sicherheit in biefer Bejielwng, aüerbing« nicht für alle ohne Ausnahme; »er 
aber Befürchtungen habe, ber fönne ja fliehen, «Schließlich fonftatierte er mit (Genugtuung, 
er entnehme au« bem an ihn gerichteten «Schreiben ber jwei Herren, „baß ftn Werbung 
jum theit angenommen fnge unb bafj er ftnem gnäbigen fftvtn möge anzeigen, baß er 
willig tut funben hob". 1 

®enau wie nach feiner erften Anwefenbrit entftanb auch ie^t r fobatb er ber «Stabt 
ben SRücfen gelehrt hatte, wieber ba« ©erüctjt, welche« biefelbe immer unb immer üngftigte 
unb nie jur JRuhe fommen lieg. AI« bann gar am 9. Ottober oon Cinbau berichtet 
würbe, baß in Bregen) oiel ftrieg«Do(f liege mit einem 9?egiinent«herren nebft jahlreithen, 
wob,(au«gerüfteten «Schiffen unb jum Angriff auf Äonftanj bereit fei, ba geriet ber 9rat 
in größte Beftürjung. ©o wie bie Dinge lagen, fonnte er aber nicht« anbre« bagegen 
unternehmen, al« an ben Abt oon Seingarten, ben (Grafen griebrith ftürftenberg, ben tfanb» 
oogt Canbau unb an (Sgli ju fchreiben, bamit biefe (Schritte tun foüten jur Abmenbuug 
be« brotjenben Unheil«. Doch beoor biefe Briefe abgefertigt würben, ließ (Sgli am 
10. Oftober oon ® ottlieben au« an 3ünbeli unb SKuntprat melben, baß fein $err nun 
jurücf fei unb ihm Befehl erteilt \fabt, bie Berhanblung mit bem 5Rat weiterjuführen. 
Senn biefer baju geneigt fei, folle man e« ihm ju wiffen tun. ÜRit beiben $änben 
griff ber Äat ju, unb fchon nach einer ©tunbe war (Sgli in äonftanj. 

3cfet, ba ber Boben fo jicmliä) geebnet war, fonnte er auch mit bem fcauptöunft 
feiner Aufgabe h«rau«rücfen. (Sr erflärte, baß fein $err, ber Freiherr 9cito(au« oon 
Bollweiler, ber bei Äaifer unb &önig in r)o^em Anfehen flehe, auf ba« «Schreiben ber 
jwei Berorbneten be« 9tat« oom 25. (September fid) entfcfjloffen habe, feine Orbre 
befannt ju geben: SRachbem oom Äaifer bie Bollftrecfung ber Acht bem Äbntg übertragen 
roorben fei, habe biefer e« oorgejogen, burch Bollmeiler bie (Stabt auf gütlichem ©ege 
ju feinen $anben unb in feinen «Schuft unb «Schirm etnjunehmen. Daju legte (Sgli 
ein Beg(aubigung«fchreiben be« Äönig« für Bollroeiler oor unb führte weiterhin au«, 
bie Gruppen, etwa 800 ÜRann, würben unter bem Schein, bie ©tobt mit (Gewalt ein» 
genommen ju haben, einjiehen unb bann, wenn biefe bem Äönig aehulbigt fiabe, bi« 
auf 300 ÜRann wieber abrücfen. Auf biefe Seife werbe Äonfianj oiet beffer baoon 
fommen, al« \t ju erwarten gemefen märe; einen anbern Seg jur {Rettung ber «Stabt 
oor gewaltsamer Unterwerfung gebe e« nicht, unb menn man ben nicht betreten wolle, 
fo fei 9Raä)t genug oorhanben, e« ju erjmingen. 

Der 9iat fah bie 9tichtigfeit be« lefttern Argument« wohl ein, machte auch feine 
£inmenbungen mehr, fonbem beftanb nur barauf, bie «Sache an bie 3ünfte ju bringen. 
(Sgli aber erflärte, biefelbe erforbere h<^4fte Geheimhaltung, roe«halb er baju feine 
Bewilligung nicht geben fönne; er wolle übrigen« bei Bollmeiler über biefen $untt 
fogleid) anfragen unb bi« abenb« mieber jurücf fein; juoor jeboch müffe ihm nun oon 



' Coli. VI, 47\'i-48' » 

XXXIII. 6 



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66 SDer Uebergang ber Stobt flonftan$ an ba3 $au« Cefterreid). 

ben Späten eine befinirioe 3ufage ob« «bfage erteilt werben, ©ofort würbe ber große 
9tat oerfammelt unb mit biefem bie Sinnahme ber Anträge ßgti« unter Vorbehalt ber 
Genehmigung burd) bie Ciirgerfdjaft befdjloffen. 1 SRatürtid^ mar ba« für (Sgli eine 
große Genugtuung, hatte er bodj nun bie größte ©djmterigfeit äbermunben. Die Gemeinbe 
mannte ihm feine SJeforgniffe ; er mußte ganj genau, baß biefe bem Gntfdjluß ber JRäte 
ohne meitre« beitreten werbe.» Db er bann jum Bbfdjtuß biefe« entfa>ibenben läge« 
wirtlich Sotlweiler nod> auffuchte unb wieber nach fionftanj jurücffehrte, läßt fid> nid>t 
erfennen; bod) mag e« gefctjehen fein ober nicht, am fotgenben Xage tarn bie Angelegenheit 
in ben 3 un f ten 3 ur SSerljanblung. föntjellig, mit 3lu«nahme oon etwa „ad>t mannen 
befdjtoß man ba, ftd) an ben Äönig unb ba« $au« Defterreid) )u ergeben „in unter* 
ttjänigfter juoerfidjt, e« werbe ber tönig in anfefmng bifer einhelligen nnb freiwilligen 
ergebung urfad) nemmen ein ftatt Softan^ nit minber mit gnaben ju bebenfen unb 3U 
aller wotfart ju fürbern geneigt fein, bann irer aJcajeftät ahnherr faifer SWarimilian 
löblichfter gebäd)tnu« folöje« atiergnäbigift jeber jit oudj je tfmn gefinnet gewefen ifl" 8 
Huf ben erften ftnbficf mag tS erftaunlid) erfctjeinen, baß Heiner unb großer 9fat 
ber ©tabt Äonftanj ftd) fo baju bewegen ließen, ihr reid)«unmUte(bare« Gemeiniuejen 
ber öfterreichifchen §errfd)aft ausliefern. Da« Sluffatlenbc ber Xatfadje fdjwinbet aber, 
wenn man bebenfi, baß einjelne maßgebenbe ^erfönliajfeiten für Oefterreid) gewonnen 
waren, 4 unb baß ot)nebie« nicht« anbre« übrig geblieben wäre, wenn nid>t nod) ©flimmere« 
über bie ©tabt heraufbef(hworen werben wollte, ©elbft wenn ber 9fat mit bem großen 
9?ate unb ber Gemeinbe gar nid)t hätte rechnen müffen, fo hatte w fid) fd)wer(id) bem 
betroffenen ©dritte entjiet)en tönnen. Ohne 21u«ftcht auf irgenbwelche §ilfe mit ber 
fdjwer taftenben Sicht fid) weiterjufchleppen unb babet ftet« in Ängft oor blutiger Stoll« 
ftreefung berfelben ju leben, ein fola>« föififo wäre auch ohne 3">eifel fdjwer 
gefallen, $ätte er e« aber wagen wollen, fo hätte er täglich unb ftünblich ber offenen 
(5rh*bung ber Sörgerfchaft gegen ihn entgegenfehen müffen. Diefe wollte nun einmal 
um jeben ^Jrei« ^rieben haben, um enblich ber 9lot unb ber 33efd)werben, welche bie 
©tabt nun fchon feit einem Oatjre fo hart bebrüeften, enthoben ju werben. Da« SDtif,* 
trauen gegen ben 9?at hatte feinen höchften Grab erreicht. (Sinjelne befonber« mißliebige 
HKitglieber be«felben, wie £h°ma« «larer, 3wtcf, II. $od>rüitner, waren bireften «In» 
feinbungen au«gefefct, unb als letjtrer be«wegen bie ©tabt »erließ, fonnte nidjt üerbjnbert 



' Coli. VI, 48 l J i— 51. Sö nmrbe mit (fgli nod) ber Zag vereinbart, an »eld)em bie Zruppen 
eingeben foUten, nffmlict) Samstag ben 13. Cttobrr. Der <£in)ug erfolgte aber erft am ©onntag. 
SRangolt, «onftanjer ©turra, 6. 63, berichtet aud) bo unriebtig, inbem er benfelben auf ben ©amStag 
oerlegt, roäljrenb ©d)utt^aift unb 3 un bcli, bie babei jugegen roaren, ubcreinfttmmenb ben ©onntag 
angeben, nenn aud) ber eine tbm ba* 2)atum beö 14. unb ber anbre bce 15. Clt. gibt. 

» ©d)on bei feinem erften »uflreten in Konftanj batte er offen ati«gefproa)en, e« feien fo oiele 
auä ber »ürgerfebaft bei i(>m geruefen, bafj er über bie h«rrfd)enbe Stimmung n»o^t »efdjeib miffe. 
CoU. VI, 17. 

* Coli. VI, 51'/«. cf. über bie ganje Sertjanblung mit «Sgti 3ttnbeli, Ä. ©hnler n 3, S. 786 
bifl 793, unb ben oon ©cbultb^atf) unb 3ünbeli abweiajenben 39erid)t in jtonftanjer ©türm 60, 61, auf 
bem 3ffel 175 allein fufjt. — Watt) 3ünbeli 790/91 rooUte ber Sat bie Ergebung an gewiffe »e* 
bingungen fntlpfcn, lonntc aber bei ber ßemeinbe bamtt nia)t burd)bringen. 

4 gerbinanb an Äarl V., 10. £ej. 1548 : B . . . de t&nt plus m'y a faln user de toutes dex- 
terit«8 pour gaigner les prinrnvaulx de ladite citti estans mesmes pratiqufe de leure voisins 
Suy89es, Pranvoiü, Schertl et autres." ». Druffel 1, Dir. 244. 



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SDer Uebergattg bn 6tobt Äonftanj an bafi .&au« D«fterrei<&. 



67 



roerben, baß ber Pöbel beffen ©efifetum bemolierte. 1 Ueberljaupt mar oon ber Hnnab,me 
ber com Äaifer m »ug«burg gefteßten ©cbingungen, mefdpe fdjon eine fd>mere (Sinbuße 
an $rett)eit im ®efolge gelobt hätten, bi« jur (Srgebung an Oefterreid) fein weiter 
Sprung meb,r. Die ÜDfcljrfyeit ber ^Bürger begrüßte e« fogar al« eine ©obstat unb 
frente fid), baß nun „ain fürft oon Oefterreid) ir ^err füllte fin, unb baß fie Ijinfüro ntt 
meb,r unter ber jud)tJ)erren tut ber judjtorbnung ftroff, roie 6idr)er gefcbefjen, fin fÖUten." * 

Dlefe Süßere unb innere 3roangä(age ber ©tobt trug ben $auptantei( jum Belingen 
be« öfterreidjifchen Plane« bei. „Se« bie dürften oon Oefterreid) bieder oergeben« fid) 
unterftanbeu, nemlid), baß fie unfre ©tobt ihnen untenoürflid) motten, ba« fjaben fie 
burd) unfre innerliche 3wet)tradjt imb URißoertrauen (eidjtlid) jumegen gebracht; e« blatte 
und aud) ber gute ftürft ^erbinanbu« (eidjtlid) unter feinen ®eroalt bringen fönnen, 
bien>ei( wir aller menfdjlidKn $Uf beraubet unb be« Äaifer« ®nab in feinen Seg 
uirtegen bringen mochten." 8 Daneben blieb immerbin für Oefterreid) bod) nodj manche« 
ju tun unb ju beadjten. SJor allem mußte ba« ®efd>fift fo geheim al« mSglidj betrieben 
»erben. Darauf brang ber Äaifer bei fterbinanb, unb biefer toieberum madjte ängftlid) 
barüber, baß ja nidjt mein - Perfonen, al« unbebingt nötig mar, in« Vertrauen 
gebogen mürben. ?eid)t bitten ja oon reid)8ftänbifd>er ©eite ©chmierigtetten entfielen 
unb ba« Serf oerettcln lönnen.* Da«felbe galt aud) besüglidj ber (gibgenoffen. Da 
btefe ein 3ntereffe baran hatten, baß ftonftanj 9ieid)«ftabt bleibe, mar eine ©egenaftion 
oon bortb,er trofc aller SHeutralitfit«befd)lüffe nidjt au«gefd)loffen. Sären foldjc «eforgniffe 
nidjt oorlranben gemefen, fo b,ätte Sari bei jenen nid)t fo oft 33orftellungen gegen eine 
Parteinahme für ftonftan) erhoben. 6 Qhtbticb, ptte eine Jhmbgebung oon irgenb einer 
©eite gegen ba« Unternehmen in ßonftanj felbft ju neuen Hoffnungen unb neuem 
Stberftanb, moburd) ba« (Belingen mieberum in (frage geftellt morben märe, Slnlaß 
geben fönnen. 

Die »efdjleunigung be« Vorgang«, beoor berartige $inberniffe fid) einteilten, 
mar fomit feb,r geboten. Grglt oerftanb e« oorjüglid), mit fdjönen SBertröftungen auf bie 
9ßilbe unb ®üte be« Äönig«, baneben aud) mit Drohungen ben 9tat bi« ju einem gereiften 
®rabe mürbe ju mad)en; ma« bann nod) fehlte, ba« mußten unter ber $anb bie Hnjeigen 
unb Sarnungen an benfelben unb an einzelne Perfönlidjfeiten über beoorfteb,enbe (Srneue* 
rung ber Beinbfeligfeiten gegen bie ©tobt oollenb« ju ftanbe bringen. Daß nämlid) 
btefe Sarnungen nur eine SKadje jur ©eunrubigung ber ©emeinbe unb ©nfdjüd)tcrung 
be« 9fate« maren, muß al« fid)er angenommen merben. ©d)on ber Umftanb, baß fie 
gerabe jur 3fü Dt * SJerhanblungen mit (5gli unb jeioeil« nad) beffen Entfernung au<* 
Äonftanj befonber« lebhaft jirfulierten, beutet barauf hin ; e« berichtet aber aud) 3ünbeU 
bacon, inbem er erjählt: „2U«balb famen oor einen 9?atb erbid)tete ©riefe (mie man 
hernad) geglaubt hotte), al« ob fie oon guten ftrennben h»n unb mieber einanbern 
jugefdjrieben, »ie baß fiönig gerbinanb einen ftrieg suridjte, ©djiff jurüfte unb finecht 



1 3ttnbeli, Ä. Simler II 3, @. 787, 788. Coli. VI, 35'/» unb 26. 

' Coli. VT, 53V». cf. ©rite 73. 

s 3ünb«li tt. a. D. 786. 

4 Druffel I, Wr. 199, 216, 316. 

• cf. Coli. VI, 47',.. «onftanjer ©türm 60; Druffel I, Sir. 232, 245. ».Slam beriefitet am 
23. Sept. au SuQinger, ©fllt fyabt von SSenpa^rung ber Zore gerebet ; bamit fei obne 3 rot 'f e ' 
Äreujlingertor gemeint, bamit bie Zburgauer „ntt mit gmalt fcjnju fattenb". ©. Simler 68. 



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68 



J)er ttebergang ber 6t«bl ßonfhma an ba« £auö Defterreidj. 



annehme, und fdjärfer bamit unter ba« 3orf) ju bringen, fo wir un« nidjt wiütglidi 
feinem ©dm* unb üRiltigfeit ergeben " 1 Eon öfterreidjifd>er <Srbl>errfd)aft war »or ber 
Uebergabe ber ©tabt niemal« bie töebe. Da« würbe gefltffentltd) oermieben; (Srgebung 
in be« Äönig« ©dnife. unb ©d)irm n>ar bie ftet« gebrauste Senbung. §lud) ein üJZanifeft 
be« ftönig« an bie fionftanjer, ba« feit bem 30. ©eptember bereit tag, aber erfi am 
15. Oftober oon Bollweiler ber jur $ulbtgung wrfammeften Sinwotmerfdwft vorgetragen 
mürbe, fagt baoon feinen Ton.» Unverblümt unb ba« Ätnb beim rcdjten Warnen nennenb 
warb bie ©brache erft im SCreueib, ben bie ©tobt ebenfall« am 15. Oftober ju fc^tobten 
fjatte. Die £enbenj, Äonftan; im unflaren ju (äffen, wa« nad) bem ßinjug ber Struppen 
weiter gefdjeben »erbe, ober minbeften« bie ©ad)e möglidrft b,armlo« barjuftellen, fpringt 
in bie Mußen. 8 Irofebem ift unbenfbar, baß biefe Bemäntelung fpnreidjenb gewefen 
märe, ba« eigentliche £iti be« ftönig« ben Äonftanjern gänglid) ju oerbetfen. Da« 
altbergebradjte 5trad)ten Oefterreid)«, Sonftanj in feine Äbb,ängigfeÜ ju bringen, mar 
befannt genug. Oeber ©nötige mußte fid> fomit fagen, baß jene« bie fo günftige ®e* 
legentyeit fid)er ju benüjjen fudjen, unb baß bie ©tabt, roenn fte fldj einmal in bie 
©eroalt be« Röntg« begeben, fdjroerlidj mebr barau« Io«fommen werbe. Sbnbro« Blarer 
fanb e« benn aud) oon Anfang an feltfam, baß eine fötale $3erb,anb(ung überhaupt 
eröffnet würbe trofc ber Annahme ber faiferlidjen Bebingungen unb ber barauf fußenben 
Bermittlertärtgfeit ber Dter fdjroöbifdjen $erren. @r fat) fofort barin bie $rattif unb 
bie »bftdjt be« ffönig«, „bie ftabt in traft ber adjt injenemmen, bamit Gofttmj b,ernad) 
nit met>r ridj«ftatt, fonbern ftabt be« tjaufe« Oefterrtjd) fetye." 4 

Der ^3efcr)(ug ber Uebergabe würbe im großen State gefaßt, nadjbem biefem a((e 
Berbanblungen mit <5gli, a(fo aud) ber Umftanb, baß Untrer bie Jfrage bezüglich, ber 
9teid)flfreib,eit meber mit ja nod) mit nein beantwortet fjatte, jur Äenntni« gebracht 
worben waren. 5 ©ofort nad; ber Abfttmmung erb,ob Storno« klarer feterlid) ^roteft 
unb erfärte, at« 9ieid)«oogt fönne er nidjt barein willigen, nod| babei mittun, baß 
ftonftan;, bie 9?eid}«ftabt, fid) an ba« $au« Oefterreid) ergebe unb bamit bem 9?eid) 
entjogen werbe. SBon ber 3ett unmittelbar nad) bem entfdjeibenben ©prudj ber Burger» 
fd)aft unb oor bem (Sinrürfen ber Gruppen berietet ©d)ultf>aiß: B 6« wa« ein feltfam 
wefen in ber ganjen ftatt; ettlid) fdjlug bie fdjroer Dienftbarteit, barin bie fteden, fo 
unber einer b,errfd)aft ftfcenb, beßgtidjen, baß fte Ijtnfüro ber prebigt be« ebangelium« 
in mangel fton fotlten, unb bie bitten biüidj wot ju flogen. ®ott ber b,err wenbe alle« 

' 3unbeli, St. Simler II 3, ©. 790. 
*Äenftanjer Sturm, Beilage 1. 

* „SMfo ift 3oljann (fgglin in bie ©tabt fommen, ber mit fonberbarem gletfj unb verblümten 
Worten Die großen !öeic?mirroen oer ^itnuMrrcit pcrDcfft uiu> Damit Die IteolK^e wcoaajtimp Der 
^rei^eit au8 oieler §erjen genommen". 3u><bdi, Ä. €im(er II S, 791. — Suf bie am 10. Oft. i^m 
rcieber entgegengehaltene Jrage bqfiglia) ber Hebt ermiberte (Sgli, „fo oil bie adjt betreffe, fpge ain 
ftner »eg oor^anben," ba| Äonfianj baoon abfoloicrt werbe. Samit war iebenfatt« ber Serbleib ber 
Stabt unter öfterreic$ifa)er ^errfd^aft gemeint, n>ad er aber nia)t auäfprecben roollle ober burfte. 
Ueber^aupt gab er auf bie meiften fragen nur unbeftimmte antworten unb lief! bamit für J&offnungen 
unb Sefüra^tungen Waum genug; einjig für bie Sia)erb,eit ber Bürger unb einroo^ner an fieib unb 
@ut erhielt ber 9tat eine fefte 3**f a Ö c - 

4 „fonft, fa^rt er fort, nwrb man mit bem laifcr oertragen unb bie adjt fafflert, börfte ber 
tönig benen oon ßoftan^ niefttä ju muten, ba« bei ria)ä ^erfommen ju roiber n«re.*' »n BuUinger, 
■n, Sept. 5. Simler 68. 

» Coli. VI, 50V*. 



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- 



fcer llebergaug ber 6lobt Jtonftann an ba« $auö Defierreia). 69 

jum beften u. f. m. Die anbern, beren ber meb,rtetl wa«, bie freuten ftd), baß ein fürft 
mm Defterrnd» itjr b,err föttte fin." 1 Da« fpridjt beutüdj genug, fturj, e« Ijaben 9?at 
unb «ürgerfdjaft ber ©tobt Sfonftanj am 10. unb 11. Öftober at« einigen Su«weg 
au« ber Dfort bie ©rgebung an ben Sönig befdjfoffen, obwofjl fie fid) bewußt waren, baß 
fie bamit if)rc 9iettf)öfrtif)eit preisgaben.' 

Die nädjfte ftoige biefer (Sntfdjeibung tt>ar ber 8u«$ug einer Stnjab,! oon töat«* 
mttgtiebern unb anbrer «ürger au« ber ©tabt. Die $räbifanten Ratten fid) fdjon feit 
ber Hnnabjne bc« Interim* atlmäblid) entfernt. 8 „<£« ma«, flogt ©djutttjaiß, ein Häg« 
Ud)er tjanbel: bie treffen(id)ften rät, fo bt« anf)er alle fachen geb,anbe(t, unb bie jeher jit 
ben m>tg in ben räten a(« bie uerftönbtgften gehabt, bie Sebent ftd) in unfern fjödjften 
nötben ber ftatt fachen entfdjtagen unb barnad) getrachtet, nie fie mit bem iren mit 
minbftem nadjtetl Don ber ftatt möchten fumen." 4 $ab unb Out fjatten fie juoor fdjon 
nad) 2Höglid)feit auf fdjweijerifdje« Oebiet gerettet, u>o ja feit bem Ueberfaü großentetl« 
aud) ib,re grauen unb Äinber »eilten. 5 Dag bie beiben ©larer, &m\d, «ögeK, $od> 
rütiner, ?abb,art unb «är ftd) in ©idjerfjett brauten, ift begreiflidj. <5ie waren bie 
fübjenben SRSnner gewefen, welche burd) ifjre ob,ne 3 lM 'f e ^ wohlgemeinte ^Jotitil bie 
rechtzeitige Slbfutbung mit bem ftaifer wrhinbert unb bamit ade fd)(immen Oftigen biefer 
SJerfäumnt« auf ib,r Äonto getabett Ratten. Darum mußten fie ben ©Inf <5gli», »er 
«efürdjtungen für feine ^erfon höbe, ber möge fliegen, auf fid) bejieben; 6 ben «rübern 
«tarer hatte ber «ifdjof mm Hrra« in $(ug«burg fdjon ju mrfteben gegeben, baß man 
fidj in erfter Cinie an fte haften werbe. 

Durd) biefen 3Ju«jug oerlor ber 9?at feine fäbigften 8eute unb fdjrumpfte auf 
fedwfjn ftöpfe jufammen, unter »eldjen, wie <5d>uitb,aiß annehmen ju müffen glaubt, 
nod) foldje waren, „bie ber ftatt unb bürgerfdjaft notturft nit jum treulidrften gefudjt 
tjabinb." Diefen Umftänben fdjreibt er e« ju, baß ju bem Skrluft ber 9}et 4öfret fjett 
aud) eine fonft nod) unerfreulich« Oeftattung ber ©eri)ättniffe in Äonftanj eintrat. Damit 

• Coli. VI, 63, 63 V.; cf. 3ünbeli II 3, 790, 791 ; «onftanscr Stenn 61, 97 (32). 

* lenbenjiös unb oberflAdjlid) lüfjt fid) ber $erau$geber bei jtonftanjer ©türm, S. 97, an« 
Inttpfenb an ben äuäfprud) ßgliS, bejüglid) ber 2d)t fei ein „ftner weg" oor^anben, folgenbermafjen 
auö : „J)iffer feine SBeg, worüber (Sßli ftd) nod) nid)t näljer ju erflären wagte, mar bereite in einem 
am legten September erlaffenen, aber erft am läge ber $u(bigung, 16. Cft., ber uberrafa)tcn 
(Bemeinbe oerfttnbigten Slantfeft bejeid)net." Damit tonn er nur ba£ ju verfielen geben motten, Sat 
unb $ürgerfd)aft gärten fid) täufd)en laffen unb feien burd) biefe Zftufd)ung unter öfterretd)ifd)e ^errfd)aft 
gcbrad)t morben. ^n bem Stamfeft nun fteb,t im mefentlid)en gar niä)tfl anberd, ald roaä bem Sat 
ntd)t fa)on oon Sgli gefagt worben unb hn 8efo)luft ber ©emeinbe »om 11. Cftober entbalten märe. 
SBenn ber $erattftgeber menigften« ben ®ib, n>eld)en bie Stabt am 16. Cft. fd)mören mufjte, angezogen 
flätte, fo b,ätte feine «nbeutnng nod) einen Sinn gebebt; aber aud) ba ift oon einer Ueberrafd)ung 
mit ber öfterreid)ifd)en |>errfd)aft feine SRebe. 

' (Siner ber erften »ar 9. Slarer, ber Sorfte^er ber ilonftanjcr Ätrd)e. „Ab oplimis amicis 
admonitus Griessenbergam me contnli conscio aenatu noetro. 3d) ad)t, bafj id) morn ober mitt» 
nod) mia) mieber nad) Jtonftan) tfcun werbe." (Sl. klarer au Outtinger, 27. Stug. S. Simler 68.) 
(Sr fam aber nid)t mebr. Coli. VI. 36'/i. «nfangS Dftober »ogen wieber einige fort, „biemil oit 
bürger ber prebtg brt ewmgelium« nit mer b.od)geaa)tet baben." Coli. VI 42, unb am 13. Ott. bie 
lefcten. Coli. VI 63 ; cf. Äonftanjer Sturm 68, äunbeti 113, 776. 6d)ultbaifj gibt Coli. VI, 106, 
eine »uffteHung Uber bie Scfolbungdoer^ältntffe ber ^rebiger, beren td bamaW neun in Äonftanj f>atte. 

« Coli. VI, 62'/,. 

* Itonftanjcr Sturm, S. 166, 167, in Seilagen VI unb VII. 

• cf. SBögeli an ben Sat, 2. »o». 1548; Äonftanjer Sturm 30. 



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70 



$er Ucbergang ber ©tabt Äonftan* an baS $au$ Defierrcidj. 



fließt er jebcrtfoü« über« 3iel fjinau«; benn aud) ein beffer befteflter »tot ^firte, nadjbem 
Äonftanj emmai in Defierreid)« $änben war, nidjt meljr oieC au«ridjten fönnen. 1 

Der Solljug ber Uebergabe ber ©tobt an Äöntg Jerbtnonb ging nun rafdj oon 
ftatten. 91m Freitag ben 12. Oftober nachmittag« tarn (Sglt in Begleitung oon etwa 
jroanjig $erfonen oon 9fabo(f}eü ber getroffenen Hbmadmng gemäß nad) Äonftanj. <Sr 
nab,m im @aftb,au« jum §edjt, feinem gewohnten Hbftetgquartier, (Stnfeljr. Sofort 
oerfügten fid) ber öürgermeifter unb ÜHuntprat bortb,in, um ib,m anzeigen, baß man 
fidj mit ber ©emeinbe entfdjloffen fjabe, bie ©tabt an ben Äönig unb ba« $au« Defter* 
reid) ju übergeben. €gli mar über biefe Jhinbe Ijod) erfreut unb »erfidjerte oon neuem, 
wie feb,r biefer <5ntfd)luß ber ©tobt ju 92u^ unb frommen bienen werbe. Stuf feine 
SSeraniaffung mußte fogleid) mit ber 3nftanbfefcung ber JRIjcinbrütfe für ben (Sinjug ber 
Gruppen begonnen »erben. Die feit oierjeljn Üagen Dom 9?at jur JBewadjung ber ©tabt 
in ©olb genommenen 200 ©ürger famen jur (Sntfoffung, ebenfo bie fremben SWann- 
fc^aftcn, rocldje überbie« bie ©tabt unoerjüglid} oerlaffen mußten. (Sine £>auptforge <5glt« 
mar bie Serroafjrung ber Üore, bamit nidjt nodj in fester ©tunbe ein §anbftreid) au« 
bem anftoßenben eibgenöffifdjen ®ebiete ba« fo gut gelungene SBerf »teber oereitelte. 
2ffit 3ünbeli unb 2ttuntprat ritt er abenb« an allen Soren J>erum unb übermalte beren 
©d)ließung.» ©am«tag« Heß er fid) bie ©djlüffel überhaupt in ®en>ab,rfam geben unb 
fdjfoß eigenljänbig bie lore, um fte nidjt metyr ju öffnen bi« 2Rontag ben 15. Dftober, 
nadjbem JöoUroeiler bie ©tabt in JBefifc genommen blatte. 3 utn er f ten 3^ ate fcü t>era 
6. Äuguft tonnte fid) ber 9?at an biefem Sage in ®efamtb,eit nad) $aufe unb jur 
Wufje begeben. 8 

3n aller $rüb> be« benfroürbigen ©onntag« ber Uebergabe, um jmei Ub,r morgen«, 
traten bie 9täte jum legten 2Me al« bie Vertreter ber 9?eid)*ftabt jufammen. 3öie ein 
lefcte« Äuffladem be« Sidjte« cor bem (5r(öfd)en, fo fdjeinen fte fid) nod) einmal gegen 
ba« öfterreidjifdje 3od) aufgebäumt ju fyaben. On langer ©ifcung „toarb allerlei unb 
oil oon ber fadjen gerebet"; „bie tägüdjen räte b,aben getfjan, fo Ott inen müg(id) roa«; 
fie fmb benfelben gangen tag beieinanber gefeffen, bitten gern alle« gut gemacht; e« roas 
aber oerfumpt." Der Drutf ber 93erf>ältntffe mar ju ftarf ; e« gab feinen 2lu«»cg meb,r. 
,,'Jlad) langem aber warb bem täglichen rate oom großen rate befohlen, baß er im namen 
gottc« fölle in bem angefangenen $anbel mit <5gti fürfdjriten unb bie fad) ooüenb ju 
enb bringen." 4 

1 „Saburd) efl bal)in fumen tft, bafi nii allein bie alt fren unb beö 1)1. riajö ftatt Goftan| ju 
einer Qcrrenftatt werben, funber ba)} bafjelbig alfo gcljanbell, bafj ber bttrgcridjaft unb iren naebfumen 
bafelbft nid;tä überblieben ift, ba| fie fid) tunftiglidj fröften ober erfreuen mögen ober fönnen." Coli. VI, 
52V». Stetürlid) »in Ö<^ultb>i6 bem State bamit nic^t ben Skrluft ber Keid^dfreib^eit jur Saft legen, 
ba er an anbrer 6teüe benfelben bcwtlid) ald enwirtete ftolgc beö ©efdjluffe« com 11. Oft. barfteHt. 
2)er 9lad^bn«f liegt auf bem jwtiten golgefafte; c« banbelt ftd) um ben @rab ber „SMenftbarfeit", nid)t 
um biefe felbft. So äufjert ftd; oud; 3ünbe(i II 3, 790. 

' ©gli „battc biefettige 9laa)t faft atte ftifdjer unb ^}eteröb>ufer ju ©oft". Sünbeh' II 3, 6. 798. 
lieber bie Haltung ber gifa)er}unft gibt folgenbe 6teHc »udfunft : „JBic mol mir aü)tfn, baä bie 3ünfft 
nit oil gutä mßrtfen, bebenfen bodj, ba* jc^f in ^nnemung ber ftatt Coftan^ bie Sifdjer Suiifft oil gut« 
getb^an b^abe". ©ulad^ten b«r Regierung ju ^nnäbrucf über bie Snftntftion ber nad) Äonftanj abge» 
orbneten löniglid)en itommtffAre, 10. 3lot>. 1648, in Äonftanjer ©türm, Seilage V, 6. 151. 

» Coli. VI, 35. 

* SÄoü) im le|ten SRoment fdjeint bannaa) ber ©ef amtrat gejögcrl ju b^aben, bie ©tabt roirflia) 
ben Iönigliajen Iruppen ju Öffnen ; aud biefem @runbe battc er roo^l aua) bie oon Sgli am 12. Oft. 



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Der Itebergang ber ©tobt ftonftanj an boi #au« Ocfterrcid). 



71 



®egen uier Uljr nadjmittag« langte Kottweiler mit ben föniglidjen Sruppen oon 
©regenj b>r ju ©djiffe bor Äonflanj an. ©ie Riegen an« £anb, formierten fid) rote 
$um Eingriff unb jogen mit fliegenben ftafmen unb unter ©eroefjrfcucr über $eter«b,aufen 
burä) ba« SRfjeintor in bie ©tabt. (5gli roor Kottweiler entgegengeritten unb fjatte ilnn 
jugerufen: „®ott b,ab lob, bie fad) ftat rool; jieb,enb bapffer tjerin, eroer gnab fott 
fain forg b,oben!" 1 Die Gruppen waren, roie oerfprodjen, alle« Deutfdje au« ber ©egenb 
oon »regenj unb ftelbfird), jagten aber jirfa 1800 3Rann, alfo roeit meljr, al« <5gli 
angegeben b,atte. 

ÜRadjbem ber Oberft unter Xrommelfdjlag ben (Sinroofjnern ©idjerfpit geboten, 
ging bifl tief in bie 92ad)t hinein bie Einquartierung ber s J)?annfd)aften oor fid). (5r 
fetbft ftieg im $edjt ab unb lief? fofort ben SWat ju fid) befdjeiben. Umgeben oon feinen 
Offijieren empfing er ben Kürgermeifter mit ben fed)jeb,n 9iäten, inbem er jebem bie 
$anb fdjüttelte, unb nun »Welte fid) bie eigentliche Uebergabe ab. On einer Änrebe, 
weldje oon <5gli juoor bem föate jugeftettt roorben roar, erttärtc ber Kürgermeifter : $ux 
33erf)ütung »eitern Klutoergiefjen« unb be« SJerberben« ber ©tabt übergebe er biefelbe 
tjlemit in ben ©djufe unb ©djirm be« ftönig«. Diefer möge fie bafür ber 2ld)t ent* 
lebigen unb aud) fonft fo für ba» Sßob,l berfelben bebadjt fein, baf? bie Kürger unb 
ib,re Sßadjtommen fid) barüber ju freuen bitten unb anbern ein (Stempel fein mödjten, 
„fid) in ber römifd) fönigliäjen 2Wajeftät fdjufc unb fdjirm befter lieber ju unbergeben."* 
üRadjbem ber Oberft al« äußre« 3eid)en ber (Srgebung bie ©djlüffel ber ©tobt in Grmpfang 
genommen b,atte, erroiberte er in folgenbem ©inne: (5r übernehme auf ba« gefdjefyette 
Anerbieten f)in im tarnen be« König« al« eine« dürften oon Oefterreid) bie ©tabt in 
beffen ©djufe unb ©djirm; ausgenommen feien jebodj beftimmte ^erfonen, weldje Äaifer 
unb Jtonig „fonberlia) beleibigt" bitten. (£r fei ber feften 3uoerfid)t, bog burd> biefe 
Uebergabe bie Hd)t fallen roerbe; baju unb jum fonftigen Sßob,le ber ©tabt wolle er fein - 
Kefte« tun. 

Damit war ber Slft ju (Snbe. 8 <S« fjatte nun nodj bie Grtbe«(eiftung an ben Äönig 
ju gefdjeljen. 9ßad) ftnorbnung Kottweiler«, bie nod) am felben Sbenb erfolgte unb burdj 
bie 9tot«fned)te auf ben ^unftfluben oerfünbet würbe, oerfammelten ftd) am folgenben 
SMorgen um adjt Ut)r bie {Räte nebft ber gefamten Kürgerfdjaft, alle« angetan mit „ge= 
bürlidjer fdjmarjer Reibung" unb rotem Bbjeidjen, auf bem oon ben I nippen befefcten 
2)?ünfterl)ofe. 3n ber SWitte be« $lafce« »ar ein $obium aufgeftettt »orben. Darauf 
nab,m ber Oberft mit einigem ©efolge ^Jlafc, nad)bem er juoor in ©t. ©tepljan ber 
SDteffe, ber erften, „fo in oil jaren i)ie gehalten wa« worben," beigewohnt blatte; um 
ba«felbe tjerum gruppierten fid) bie SRäte unb fjinter ifmen bie Kürger. (5rft lief? er 
ba« fd)on erwähnte SKantfeft be« Äönig« an bie ©tabt ftonftanj unb bann bie fcibe«* 
forme! beriefen: „3b,r ber ©ürgermeifter, grog unb Main 9?ätb, fampt gemeiner Sürger* 
fdjaft ber ©tabt Softan^, nadjbem ifjr eud) famt euerem i'tib, f)aab unb @ut bem 



fttr ben ©injug berfelben aeforberte gnftanbfefcunfl ber St^eiiibrüde, bie infolge ber fturtbj oor einem 
neuen »ngrifj nod) nto>t roieber^ergeftellt worben war, a&3ule$nen oerfudjt. Coli. VI, 52. 

• Coli. VI, 66 1 1. 

* 3um 6a)luffe fügte er noo> bei, bie öeid>toerben unb Anliegen ba Stabt werbe man foäter 
anbrinaen, „wir bitten aber mit &öd)f!em Jteifj bienfUid), (hier Önoben wolle unÄ afleroeaen gnäbiglid) 
»erhören unb unfer gnäbiger JJÜrberer femt." 3ünbcli II 3, 796. 

•Coli. VI, ÖS'/i-öe'/i. 



72 



25er Uebergang ber Stobt Äonftanj an ba* £auö Deflerreic$. 



atlerburd)läuchtigften gnäbigften dürften unb $erren frerbinanbo, töömifd)en 311 $uugaru 
unb Böheimb ftönig iL f. m. al« euerem {)infüro natürlidjen $«rrn unb ÖanbcSfürftcn 
an ba« löbliche $au« Defterreid) für eigen Sentit ergeben Ijabt ; bagegen aud) bie ^eilige 
gebaute 9iömifd) ftönigtidje SKajeftäi 6ud) al« gewefene 3tebellen unb offene berufte, 
erlaubte unb erflärte Siebter ju ihrer ftönigl. SWaieftät ©nab, <5d)tife unb <5tt)irm an* 
genommen Ijat unb b,iemit angenommen hoben miß. Demnad) werbet ib,r für eud), 
eure Crben unb Sttadjfouimenben bem wohlgeborenen Gerrit Sftiflau« 0reöb,errn Don 
'Pollweiler, ^eiliger SRöm. ftönigl. SWaieftät Math), in ftraft feiner ®naben ©emalt« unb 
Befehl«, ben er ton ber ftönigl. 3Ra(eftät b,ot, b,temtt einen leiblichen <5ib ju ©Ott unb 
ben ^eiligen mit aufgelebten Ringern unb geteerten ©orten fdjweeren, 9iöm. ftönigl. 
SWafeftät al» regierenben ftürfien unb |>errn be* löblichen §aufc« Defterreid)«, feiner 
ftönigl. üttajeftät geliebften <5öhnen unb allen berfelben <5rben unb Wadjfommenben, 
dürften oon Defterreid), jefet unb bjnfüro in ewige £eit getreu, gehorfam, gewärtig unb 
bienftlid) feton; bte 9?öm. ftönigl. SWaieftät, berfelben <2öfm unb (Srben für euere redete 
natürliche firrben unb Sanbeäfürftcn galten unb erfennen, unb eud) iefet, noch in fünftiger 
3cit oon benfelben feüutweg« abwerfen nod) ju wibern; wiber ftönigl. Sftajeftät unb 
berfelben Söt)ne unb Srben mit niemanöeä, rote ber einen Sßamen hoben möchte, weiter 
in fein ©erbünbnuß nod> Serftanb einlaffen, aufridjten nod) machen; eud) jeberjeit ber 
5Röm. ftönigl. SWaieftät, berfelben @ölme unb Wadjtommenben, dürften bon Oefterreid), 
unb berfelben nad) gefegten Dbrigteit unb Gewalthaber SDranbaten, ©ebotten unb Ber* 
botten unb in aü anber SBeg untertfyänigft ©etjorfam erdigen unb beweifen unb bar* 
wiber mit ©orten ober Späten nicht« honbeln ober fürnehmen; wa« aud) bie 9tom. 
ftönigl. üßaieftät, berfelben berorbnete ©ewatt* unb Befet)l«hober jur (Sr^aitung ber 
wahren, alten, d)riftlid)eu Religion unb anberen guten ^oliceuen 1 fürneb,men werben, 
benfelben werbet ihr unb euere 92ad)tommenben jefct unb fünfttg, ewige 3eit, getreulich 
geleben unb nadjfommen unb barwiber nicht tjanbeln nod) fürnehmen ; ja foüt unb werbet 
eud) aud) jeberjeit neben anbern ber 9?öm. ftönigl. SKajeftät unb be* tobltdjen $aufe« 
Defterreid)« Untertanen, Zugehörigen unb Berwanbten in ftrieg« unb anbern ©ad)en, 
worju bie 9Wm. Äön. ÜRafeftät, berfelben geliebte ©ölme, ihre (Jrben unb Stadjfommenben 
euer nottjbürftig feon werben, wiber männiglid) (nieinanb auegenommen) auf ber 9?öm. 
ftönigl. SWajeftät ober it)rer SDiajeftät Befet)(«hober <5rf orbern unb Begehren unterttjänigltd) 
gebrauten (äffen unb euch be«felben teine«weg« oerwibern, unb aud) in bem unb anberm 
jeberjeit al« bie frommen, gerreuen unb gehorfamen Untertanen ber ftönigl. Sftajeftät 
bti tobl. ^aufe« Defterreid) holten unb erdigen, wie ftd> bann bie SRöm. ftönigl. Wafeftät 
bewegen ju eud) in altweg gnäbiglid) getröften unb öerfehen wirb: inmaffen ihr bann, 
jufamt bem (gib, foldje« afle» wahr, ftet unb oeft ju holten, in ewige 3eit gegen 9?öm. 
ftönigL üWajeftät für euere ßrben unb 9?ad)fommen genugfam oerfdireiben foüen: wie 
tua) bann beffen oon hochgenannter ftönigl. SWaieftät eine j^orm ber S3erfd)retbung ju* 
geftellt wirb. Unb fo nun ihr bem alfo nad)fomtnen wollt, fo heben auf gemeiniglich 
jwei ginger unb fpredjen: 311« mir oorgelefen ift, ba« alle« id) wol oerftanben hob, 
bemfelben will ich getreulid) geleben unb nad)fommen, al« mir ®ott helfe unb aUe ^eilige." » 



1 Xn Cfib, mit er fionftanjtr 6tnmi f Beilage II, aus 6d)ult^ai| otgebrueft ift, fügt ^ier ein : 
„l^JoOicaj) für Segtment, orbnungen unb Gärungen in ber Statt Goftan^ uffric^tett unb". 
" Sünbeli, Ä. «itnlcr II 3, 6. 798 ff. 



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2>er llebcrgang ber Stabt Jtonfian§ an bas £au$ Defterreia). 



78 



2118 ber ©djwur auf biefe« ^fttdjtenprogramm geleiftet war, beglü<fwün)d)te ber 
Oberft bie 9täte baju, unb eine (Stimme au« beffen Umgebung rief: „$ie Oefterrend) 
grunb unb 6oben! M ; aber ber 9iuf fanb (ein <Sdw, trofebem fiel) Dörfer ber ©ro&teit ber 
SSürgerfc^aft auf bie öfterreidjifdje £errfd)aft gefreut ^atte ; „bann ber eib, ben wir ge* 
fdjmoren, wad oil anberft, bann wir un« öerfet)en unb oudj oertröft waren worbrn." 1 
SBon ber öiel oerfprodjenen SDrilbe unb ©üte be$ Söniflfl rcar barin allerbingd wenig 
genug ju oernehmen, bagegen umfomeb,r oon allerlei 2Ra$nab>en unb ganj unumwunben 
aud) oon folgen jur SBiebereinführung be« ftatholijitmuft. 

Die 3?erfrimmung b.iett fcbodj bei ber großen SRenge nidjt lange an. Die ftreube 
über ben nun ftd>ern ffiegfall ber oertjafjten >}w&torbnung gewann, wie ©djulthaiß unb 
JJünbeli berieten, raj<6 bie Dbertjanb unb gab fidj in audgetaffenem treiben funb. Dirne 
Zweifel war biefe Sittenpolizei für ben gemeinen üftann ein tjöc^ft wibertüärtigeS 3nftitut; 
aber ber natürliche unb erfte ©runb feiner nunmehrigen «efriebiguug (ann bod) nur in 
bem enbtid) erlangten ^rieben, für ben it)m ja fein $ret« ju teuer gewefen, gewurzelt 
haben. 2 S^odb) am felben Sage richtete Kottweiler im ÜRamen be« ÄörtigÄ an bie be«ad)= 
barten $errfd)aften bie Hufforberung, bie ©tabt ftonftanj unb it)re 3 u 9 e ^ ör *9"* *>hne 
flrücffidjt auf bie fldjt fortan unbefjeUtgt ju laffen unb benfelben in ihren ©ebieten freien 
§anbet unb ©anbei ju geftotten. «uf öfterreidjifdjem Territorium oerfügte bie* ein 
föniglidjer £efet)l.* Dem JBegehren würbe allenthalben entfprodjen, unb am 23. Ottober 
tonnten bie Äonftanjer jum erften 2Ral feit einem 3ahr wieber au«wftrt* ju SWarfte 
gehen* ein «iftoriafdiiefjen mit ffimtttdjen ©efdjüfcen ber ©tabt befdjtojj ben lag ber 
fmlbigung.* 

vn. 

©o war benn ftotrftanj nun glüctlid) in ber (Meroalt Oefterreid)9. Den neuen ©efifc 
bauernb ju ftdfern gatt eft iefct nod), „bto gemainer ftatt ain beftänbig regiment fürju» 
nemen."* Die SBorbereitungen ju biefer SReuorbnung erftreeften fid) über ein ganje* 
2Mertel|ahr. SBie biefelbe au«fallen werbe, tonnte ber 9?at fdwn in biefer Uebergang«jeit 
oorau0fel)en unb erlernten, hatte er bod) jefct fdjon nid)t Diel mehr ju bebeuten, atd eine 
bie Cefetjle it)re« §errn au«füb,renbe Slörperfdjaft ; nid)t einmal bie ©efefeung einiger 
Remter, bie burd) lob ober Stuftwanberung ihrer 3nt)aber erlebigt waren, burfte er oor* 
nehmen. 7 ©oUiceiter fdjaltete erft allein unb bann in SJerbinbung mit ben töniglidjen 



1 Coli. VI, 61. «Die offene »niünbigung ber ffiieberetnfüjntng be* ÄalE)oli}iSmu«, alfo nia)t 
einmal (Seftattung ber SRcligionflübimg auf ©runb beö 3ntertmä, mar bie $auptenttAufd)ung für 
6a)ull&aifj. 3n einer Darlegung ber Sage ber Stabt, Oft. 1555, an gerbmanb beifrt ei : „Unb namblia) 
fo bat gemaine 8ürgerf<6afft im anfang, a!8 fo fia) frei» gutwillig an <S. «. SR. ergeben, ftd) tainS 
anberen uerfeljen, bann bafi (5. Ä. 9t. fn ber Religion falber tote anbere fteft hn SReoä) gefralten" 
(Äonft. Sturm, Beilage XII, ©. 171). Daju wirb ben »ürgern rooljl eingefatten fein, baf» ti it\t in 
«onftanj, nrie in Ulm unb «ugöburg, ben 3&nftcn ans geben gelten roerbe, 

* Ueber bie Sitten orbnung et Sierorbt I, 298; 3ffel 100 ff. 
»Äojtft. Sturm, »eilage T\, S. 144. 

« Coli. VI, 65. 

» Coli. VI, 58'/t-62. äü»*>eli II 3, 793 - 802. 

• Äonft. Sturm, »eilage IV, S. 144. 
T Coli VI, 66»/.. 



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74 



Der Ucberflong ber ©labt Äonftanj an baä f>auft Cefterreio). 



Rommiffären, bte mit ber Sluöarbeitung ber neuen SJerfaffung betraut waren unb ju 
biefem £mtdt in Ronftanj eintrafen, al« unumfdjränfter ®ebieter in allen fingen, ©eine 
erfte Xat nad) ber SJereibigurtfl ber ©tabt unb beoor bie lore wieber geöffnet waren, 
war bie Orbre an ben Söürgermeifter, bie $räbifanten feftjuneljmen. üftatürlid) würbe 
feiner berfelben oorgefunben. 1 2>afür gab er SBefel)!, bereu (Mter, iowie jene be« Skonto« 
«tarer, ijwid, fwdjrütiner, ber 3unftmeifter Sabf>art unb »är unb be« ©tabtfdjreiber« 
Sögeli ju befdjlagnarjinen unb ju Uwentarifieren, „bamit nidjt« bawm oeraberwanblet 
werbe." 8 Sht bie ftu«gewanbetten burften feine 3«nfen unb ©utyaben auebejat)lt werben; 
wer ftorberungen ober ©djulben an fte f>atte, mußte ein $er$eid)ni« barüber an ben 
9?at einreiben.'' 1 <£r oerlangte genauen JBeridjt über ba« ^Beamten» unb ©teuerwefen, 
über (Sinnatymen unb Hutfgaben ber ©tabt unb ber etnjelnen öffentlidjen Snftitute, nat)tn 
ßinfidjt in bie oorfjanbcnen ©elbbeftänbe, ließ fid) bie ^rioitegien ber ©tabt unb bie 
«ften ber Ranjlei eröffnen, ©djertltn* «riefe unb „praftifa ftbert ber Empörung * fjatte 
er fd)on am erften Jage an fid) genommen unb bem Röntg jugefdjicft, Don wo fie an 
ben Raifer gingen. 4 (5« folgte bann bie Xnorbnung, baß ber 9?at alle feine ffatt«* 
fjanblungen, ebenfo ber Bogt feine rtdjterlidje lätigfeit ftet« im 9iamen be« Rönig« au«* 
juüben hatten, fowie ba» Herbot an ben erftern, ofjne «ollweiler« SJorwiffen ®elb 
aufjuneljmen ober bejügltd) ber ©djulben ber ©tabt Hbmadjungen einjugeb,en 5 Stud) an 
polijeilidjen Verfügungen fehlte e« nidjt; fo burften feine ftremben, aud) nidjt in $rioat* 
(Rufern, beherbergt werben, olute baß bem Oberft baoon Sinnige gefdjaf). etwaigen 
Umtrieben ber 3lu«gewanberten, bie jum Üeil tb,re ftamilien nod) in Ronftanj tjatten, 
follte bamit vorgebeugt werben. 6 

«ejüglidj ber Truppen famen bie 3 u f fl fl cn ®g^* fdjledjt jur 2Ut»füb,rung. SBon 
ben yrfa 1800 Wann jogen am 17. Oftober nur bie §älfte wieber ab, unb e« blieben 
alfo ftarf boppett fo biel jurücf, al« uorb,er angegeben worbeu. 7 ©er Oberft erflärte, 
baß er biefe behalten müffe, um bie ©tabt gegen einen eventuellen UeberfaU fidjcr ju 
ftetten. Daut mußte ber 9?at für bte Sefolbungen auftommen, 8 obwot)! Sgti, wenn aud) 
nidjt oerfprodjen, fo bod) al« jicm(td) fid)er in 9u«fid)t geftellt blatte, bog bie ©tabt biefe 
tfaft nidjt ju tragen tjaben werbe. Mm 27. Oftober würben §an« SWuntprat unb Utrid) 
Runbigmann in biefer Angelegenheit an ben König gefanbt; aud) Öollweiter unb bie 
Romntfffäre wiefen bei bemfelben barauf fjtrt, baß bie ©tabt o()ne großen ©djaben jju 
leiben bie nötigen ©ummen nidjt anzubringen im ftanbe fei. 9 trofebem unb trog nod)« 
matiger ©upplit be« Wate« an bie Rommiffäre würbe fo Diel al« möglid) aud berfelben 
herausgepreßt — wenn aud) anfang* Dejember ein weitere« ftüljnlein oerabfdjiebet warb — , 
fo baß tf)r ftdril an ben Roften ber ©efafeung, uneingeredjnet bie äu«gaben für bie 



• Coli. VI, 61 »/i. 
' Coli. VI, 62. 

» Coli. VT, 64, 67 

• Coli. VI, 62, 62",, 63. Druffel I, 6. 172. 
•Coli. VI, 67 Vi, 65' >• 

• Coli. VI, 67\», 83 ; cf. »eilage VI unb VII in Äonftanjcr Sturm, 6. 155, 157. 

' Coli. VI, 55V,, 62, 64'/.. Statt) Sünbtti, Ä. ©tmler II 3, 6. 801, würben 600 Wann 
jurütfbeljalten. 

"Coli. VI, 64',, 67V», 69, 70"/», 71V», 74'/,, 77',, 80',, 82. 

» Coli. VI, 65'/., 73. «onftanjer 6turtn, Beilage VI, S. 154. Die flotmnipre an ben Äönia. 



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Xtr Ueberflaiig ber Siobt Äoitftanj an ba* $aus Oejierreia). 



75 



3et)rung ber fämtlid)en Gruppen am 15. unb lß. Oftober, fid) auf runb 10,000 fl. 
belief, roähjenb ber Jcönig, fo öiel erfid)t(id), nur einen ÜRonat«fo(b bejahte. 1 

3)?it ber föeftitution ber geiftlidjen ®üter würbe fofort Grrnft gemalt. Hm 20. Oftober 
famen brei Domherren al« Vertreter be« ®ifdjof« unb be« Kapitels nad) ftonftanj; „bie 
hat ber rat burdj feine oerorbnete mit gewonlidjer ehrembtetung (äffen empfahen, barumb 
fie faft gebantet unb fid) Dil gut« gegen ainer ftatt Softanfc erbotten unb gebeten, bog 
man beffen, ba« t)tn foe, nit mer wöüe gebenfen, funber wa« b^in foe, ba« fne hin; 
balb fternad) finb fie ainer anberen mainung worben." Syrern JÖegefyren entfpred)enb 
wie« Swllweiter ben 9?at an, benfelben alle« frühere Eigentum be« fiapitel« wieber ju« 
aufteilen, unb am 28. Oftober lieg er oerfünben, bafj alle«, wa« an Käufern, ®runb* 
ftürfen ober fonftigem ehemaligen geifttid)cn ®ute bei ben ftirdjenpflegern gelauft worben, 
nebft Slngabe ber geleifteten >Jahfan9«i wieber ab3utreten fei. Dabei fonnte ber 9?at 
bie JRüderftattung ber ledern an bie einzelnen Ääufer nid)t einmal fidjer in flu«fid)t 
fteüen. Da« ^rebigerflofter, we(d>e« jum ©pital umgewanbelt worben war, mußte geräumt 
werben, mäljrenb für} juoor fdjon bie jBarfüüentiöndje erfdjieneu waren unb t^r JMofter 
wieber belogen hatten. SDiirte ÜRooember rücfte a(« erfter au« bem ftapitel ju bleibenbem 
Aufenthalte ber Domherr Albredjt oon i'anbcnberg in flonftonj ein, unb Crnbe Dezember 
folgten ihm feine Sollegen ÜRe(d)ior tun JBubenhofen unb Äa«par (Spät. 

Den erflen Stritt auf bem SEBege jur ©ieberetnführung be« Äatb,oli$i«mu« tat 
«oümeüer mit ber (Sinföärfung ber Abftincnjgebote ; auch gremben burfte an ben oor» 
getriebenen lagen fein gleifd) oorgefe&t unb an Freitagen foldje« überhaupt nicht feil* 
geboten werben. Da feine proteftantifdjen ^rebiger mehr in ber ©tabt waren, wonberte 
ein groger Seil ber ftonftanjer an Sonntagen regelmäßig fnnau« in bie benachbarten 
Orte be« Xfmrgau«, um bort bem ®otte«btenft beizuwohnen. Da« würbe nun bei «Strafe 
unb mit ber ©emerfung nnterfagt, e« fei früher auch oerboten gewefen, jur STOeffe ju 
gehen. Diefe« Verbot hinberte aber bie Seute nidjt, ihr 3iet auf anberm ©ege ju erreithen. 
©tatt bura) bie wohl bewachten Xore ging e« an geeigneten fünften über bie ©tabt* 
mauer, bi« ber Oberft unb bie ftommiffäre aud) biefer ©epflogenheit auf bie ©pur famen 
unb fie mit harten 8ußen belegten.* 

Sonig Jerbinanb wäre nicht abgeneigt gewefen, ben Äonftanjem ihrer 8itte ent« 
fprechenb wenigften« eine ßirdje für ben ®ottc«bienft auf Saft« be« Interim« ju (offen; 
aber ber Jcaifcr wollte nicht« baoon wiffen, inbem er u. a. bagegen geltenb machte, bie 
übrigen Untertanen be« ftönig« fönnten bann fo(che« auch berlangen, unb bie fatfjolifd) 
gebliebenen ftonftanjer würben fid) barüber aufhalten. Da« gefchah in ziemlich ungnäbigem 
Stone, fo baß fterbinanb fid) beeilte, bem ©ruber ju oerfidjern, er habe nur beffen SRetnung 
oernehmen wollen unb fei burdjau« nicht gefirntt, ber ungefdjmälerten ffiieberherftetlung 
ber alten »eligion in Äonftanj ©chmierigfeiten in ben ffieg ju legen." 

(Sin $inberni« fteüte ftcb inbe« oon fe(bft ein, ber «Mangel an fattjolifchen $rieftern. 
Dem ®efud) ber fönigltdjen flommiffäre an ben öifd)of um SJerorbnung foldjer würbe 
nid)t entfprodjen, weil biefer, wie er jur Antwort gab, trofc aller ^Bemühungen feinen 
auftreiben fonnte, unb nod) im Dezember war „fain taugflidjer nod) b(eiblid)er pfarrer 



1 Coli. VI, 76, 71'/«, 62. Äonft. 6tunn, Beilage VII, 6. 156. $et «önifl an bie «otnmiffÄce. 
* Coli. VI, 64, 64'/., 67V*, 72, 73, 75, 71 Vi, 77. 
■ Coli. VI, 67, 73. {Druffel I, 9lr. 235, 244, 246. 



76 



Der Ucbevgang ber Stab! Jtonftanj an baä |>aus Defterreiaj. 



ober preblger" in Äonftanj. 1 lieber ben »ifd)of, bog er nidjt für ^riefter forge, baß 
er ber Slufforberung, jum feierlichen ©orteftbienft an ©eifjnaajten in bie ßatljebrale ju 
fommen, nidjt ftolge geleiftet unb nidjt einmal bie nötigen Ornate gefd)ictt babe, führte 
^erbinanb bei Äarl heftige $3efd)werbe: „Dont se peut assez comprendre leur (Sötfdjof 
unb Kapitel) intention, et qu'ils demonstrent peu d'affection et zele pour räduyre 
les dits de Constance ä notre ancienne religion . . .*■ $)er $auptgrunb feiner 
Differenjen mit bem «ifdjof, bie nod) lange anbauerten, lag jebodj, wie wir nodj fernen 
werben, in einer ganj anbern 9fidjtung. 

©ollwettcr erflärte bem SJürgermeifter einmal: „3ßan werbe niemant in bie ftrdjen 
jwingen, man werbe aber umb ainen gelerten prebiger feljen, ber werbe ber bürgerfd)afft 
anjaigen; wie fty Ijieoor geirrt Ijabenb, unb fu uff bie redeten ftrafj füren. Diefer 
gelehrte SWann würbe fd)lief?lid) au«finbig gemalt in ber ^erfon be« Dr. Valentin 
&abri, «Profeffor* ber Geologie au« ftreiburg, unb tarn im 3amiar 1549 nad) Äonftanj; 
aber mit ber ®cfeb,rung ber Äonftanjer wollte e« bod) nidjt redjt aorwfirt« ge^en. 3 

Äm 16. 9looember 1848 trafen al* föniglidje Sommiffare in Sonftanj ein §an« 
SDiarquart greifyerr oon ftönigfleef, i'anboogt im Cberelfafj, §an* 3afob oon ?anbau, 
Vanboogt ju fRetlenburg, $an« 9JMd)ior $eggenjer unb Dr. Hcatttya« Silber, fönigl. 
{Räte. 4 ©ie Ratten bie Hufgabe, jufammen mit ©oüweiler ju „beratfdjfagen, wie unb 
netter maßen unfer alt waar, tyatlig djriftlid) retigion bö ber ftabt (5oftan|j wieber 
uffjeridjten unb in wefen je bringen fin möge, unb oolgenb« fid> mit allem fli& erfunbigen 
aller gelegenb,ait ber ftatt (Eoftanfc, oudj irer bi«f)ar geübter regierung, frnljaiten, ftatuten 
unb orbnungen berglidjen oud) ber empter unb perfonen, fo alba in amptft unb ftatt* 
fadjen geprüft werben, unb nad) grünbtlidjer erlernung befe alle« ferner mit allem flifj 
unb ernft aigentlidj erwegen unb beratfdjlagen, wie fö aalten, baß nun b,infüro bie 
regierung ber ftatt <£oftan& mit beftenbiger orbnung fürjunemen unb juoerorbnen . . . feto." 
Ü)ie ©runblinien b>J» S°9 »fan» tat Äönig bor, inbem er im fpejiellen über <2Hn« 
fefcung eine« ©tabtljauptmanne«, Hbfdjaffung ber fünfte, maö ber ©tobt oon tyren 
$rioi(egien ju belaffen, ju änbern ober abjutun fei, unb über anbre« meljr if)r @ut* 
adjten einforberte. 5 3f)re 3nftruftion gebot ifjnen aud), ber fiürgerfd/aft ju uerfünben, 
wie ber ftönig bie „ergebung unb oerpflidjtung" ber ©tobt in ©naben angenommen 
b,abe, wie er barauf bebadjt fei, bie 3tufh,ebung ber 8d)t beim flaifer balbigft ju erwirfen 



•Äonft. ©türm, Beilage VIII, ©. 158; cf. E. A. 4, 1, e, 6. 108, q, 1. 

* Druffel I, Mr. 268. 

* Coli. VI, 71'/», 76'/». Konft. Sturm, Seilage VIII, S. 159, 160. 

* Coli. VI, 68\>. 

* Sei ben Unterfua)ungen bet Äommiffärc ergab fia) auä ben Sea)nungSbtria)ten be« ©tabt* 
bau3b>ltö, bafj feit 1525 eine ftarfe Suna^me ber »coöHerung unb be« SBobJftanbefl eingetreten, unb 
bafj tro^bem nun bie finanzielle i'age ber Stabt eine faft ^offnungölofc toar. Die Äommiffärc berat» 
fe^lagten jufammen mit bem Slat über SKittel unb Söcge jur »efferung ber ftittanjen. & tiefe fie^ aber 
naa) ber Meinung brt le^tem nia^t« anbreö au«finbig machen, aW „bafj ain fi>Uicb.e poHiccu unb regiment 
angcria)t mürbe, bafj ml rencb,cr lüt urfaa; fetten, fta) gen Goftanfc ju fe^en unb bura) fp ain groerb 
in bie ftatt moa;te gebraajt werben". (Coli. VI, 70V*). Sorerft fa)eint bie 6teuerfa)raube nad) 9Hög« 
lia)feit angezogen worben ju fein; »enigften* berichtet »utttnger an SRotoniuö: (Konstantia est ter 
misera; bie erfte ©teuer fei 12 vom 100. (1. 9lon. 1548, 6. Simler 68). ^ule^t fam tS nod) p 
einer 3°Q (r ^b.ung, gegen roelcbe aber mehrere ©ajweijerftäbtc 8efa)roerbc erhoben. (E. A. 4, 1, e, 
6. 108 p, 182 ju d). cf. ©otljem, 9Birtfa;aftdgefd)ia)te bed ©a>aiarjnHXlbö I, 359. 



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$er Uebcrgano, ber ©tobt Äonftanj an baS $au« Defterreid). 77 

unb überhaupt ade« üorjuneb,men, wo* „geraainer ftatt nüfclid), fürtrSgtt^ unb erfpriefjlidj 
fin müge." 1 Da« gefdjab, am 17. Sfowember. einige Sage barauf hielt ber »tat bie 
$erren mit ihrem ^erfonat unb anbern im ®efellfd|aft«hau« ber ©efdjledjter ju®afte; 
babei „hat ain rat!} allerlaö, öerfudjt, ob ber ftatt unb bürgerfc^afft fadjen uff gute weg 
möchten gebraut werben ; e« b,at aber wenig erhoffen, wie ba«fetbig bie ootgenb orbination 
mit fid) gebraut; gott ber ij/txx erbarme fid) unfer!" 2 

Die 9leuorbnung ber Dinge in Äonftanj tonnte natürlich nid)t unabhängig Dom 
Staifer gefdjehen. ©ejügltd) ber 9teltgton«frage würbe beffen (gingreifen fdjon ermähnt. 
9lod) in anbern fünften fdjeinen Äart unb fterbinanb nicht ohne weitre« einig gewefen 
ju fein, fo baß bie Skrfwnbtungen ber betben in biefer @adje (fingere 3eit f)™ U " D 
her gingen. 9^od) am 15. Februar 1549 erfudjte gerbinanb, nad)bem er bie neue SJer* 
faffung im wefent(id)en fd)on eingeführt hatte, um bie .^uftimmung be« Äatfer« jur 
(Srlebigung ber Jhmftanjer «ngelegenheit.* Äarl brang barauf, baf? in Jtonftanj mbglidtft 
wenig Henberungen üorgenommen würben, unb befonber« baß bie bi«r)erige Organifation 
ber SRechtfpredmng unangetaftet blieb. Stud) bie Sefefttgung unb Verrichtung be« ^rebtger* 
flofter« 3U einer 3<tabefle, welche gerbinanb geplant hatte, bejeitfjnete er als unjuläfftg, 
weil baburdj bie 9teid)«ftabte unb bie tattjolifdjen SJünbe ailarmiert würben. 4 Ueberfjaupt 
(egte er ©ert barauf, obwohl er bie ©efifeergreifung ber ©tabt ju $anben Defterreid)« 
fo gut wie gerbinanb im Huge tjatte unb alle« ju wrmeiben nerfpradj, wa« bem Unter* 
nehmen b,inberiidj fein fönnte, an ber ganjen Slffaire unbeteiligt ju erfcheinen, unb tonnte 
fomit ju Vornahmen fterblnanb«, welche bie faiferlidje ©eneb,migung öorau«fefcen unb 
ben 9ieidj«ftfinben offenbar madjen mußten, nid)t ot)ne weitre« feine .ßuftimmung geben, 
fterbinanb mußte nad) äugen bie Stnneyion oon Äonftanj, b. t). bie Vertretung berfelben, 
ganj auf fid) nehmen. Darum mahnte tt)tt Äarl, baß er burd) feine {Ritte bie Än* 
gelegenheit grünblich ftubieren taffe, bomtt biefe fein Vorgehen nötigenfall« ben 9teid)«- 
ftänben gegenüber ju rechtfertigen im ftanbe feien. 6 On biefem Sinne tann auch nur 
bie ftiftion einer gewaltfamen <5innab,me ber ©tabt burd) bie Öfterreichtfchen Üruppen 
am 14. Oftober, atfo einer Srdution ber Bdjt, berechnet gewefen fein. 

Sttadjbem Äonftanj einmal in ben öcfifc be« Äönig« gelangt war, erforberte e« 
beffen eigene^ Ontereffe, bie ©tabt oor weiterer ©djäbigung möglidjft ju bewahren. 3n 
feinen Gebieten hatte er fofort nad) ber Uebergabe üDfonbat unb 9djt fiftiert unb ben 
Äonftanjern freien SÖanbel unb öejug ber (Srträgniffe au« ihren bort liegenben Oütcrn 
bewilligt. Die yo«fpredjung berfelben oon ber 2ld)t betrieb er beim Äatfer mit allem (Sifer; 6 



1 3nfhru«ion ber ffommiffäre unb ®utaa)tcn bft Regierung ju ^nnöbruef über biefrlbc. Sei« 
tagen IV unb V ju flonftanjer ©turnt. 

* Coli. VI, 70«/*. 

» Druffel I, Kr. 264, 273. 

* Druffel I, 9tr. 294. 246. 

* Druffel I, 5tr. 315, Rorli 3nfrruflton für Chantonnay, feinen ©efanbten an gtrbtnonb, 
12. 3uli 1649. „. . . et que enfin il peut estre certain que nnlluy desirc plus le bien et grandeur 
de notre maison que nous, mais qu'il empörte que nous ne nous mettions en chose qui arriv6e 
scandalise l'empire, et que pourtant il est bien ques nous ne montrions d'approuver ce qu'il 
prötend de la (ftonftait)) ranger nuement et sans condition sous notre maison d'Auatriche, et 
que aus« regarderons nous d'öviter tout co que pourroit estre contraire a son desseln" u. f. ». 

« Druffel I, «r. 232, 27. OH. 1548. Äonft. Cturnt, Beilage IV, 6. 144. 



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78 



$ev UeBergan« ber ©tabt Äonftanj an bad |>au« Defterreitt). 



tatfädjtid) erfolgte bie Hu«fteüung ber Hbfolution 1 fdwn im Slotoember 1548 unb gelangte 
im Dejember nad) Äonftanj an bie flommiffäre unb jur Äeimtni« be« State«. JBon 
ber 'JJublifation berfelben würbe aber nod) Slbftanb genommen. Sil« ®runb bafür bejeidj* 
neten bie ßonnniffäre ben Umftanb, bog ber Äaifer einen gemiffen SJorbeljalt an bie* 
felbe gehiüpft fyabe ; biefer müffe im Ontereffe ber ©tabt erft befcitigt »erben ; be«wegen 
fjabc aud) ber Sönig eine öotfdjaft an ben Äaifer gefanbt.* 3m £erl ber Sbfolution 
ift jmar außer bem ftußfall feine «ebingung gefteöt, roof»! aber beftanb Äart fonft lange 
auf ber Äonftefarton ber befdjtagnafjmten ®üter. Da« war eben ber 33orbet)alt, unb 
gegen biefen bot Qferbtnanb allen Crinfluß auf, ben er bei feinem ©ruber befaß. SBieber* 
l>olt fdulberte er bem Staifer bie Sirmut unb bie geringen Grintünfte ber ©tabt unb 
bettagte fid) fdjwer, wie fet)r eine folcrje Wagregel itm in feiner (Sfjre unb feinem Sin» 
feljen fdfäbigen müffe, nadjbem er bod), um bie Äonftanjer jur freien Uebergabe ju 
bewegen, itjnen ©itfjerljett für tfeib unb ®ut b,abe »erfpredjen müffen.» Denrantjaltenben 
Drängen unb Sitten be« ©ruber« gab Jcarl enbtid) nad) unb oerjid)tete auf feine 
gorberung gegen (Sntridjtung einer ©umme uon 22,000 ©ulben jur Detfung ber if>m 
au« ber ftonftanjev 3lffatre erwachsenen Unfoften.* 

Db,ne bie enbgülrige SJerftfinbigung mit bem ftaifer abjuwarten, fdjritt tjerbinanb 
inbeffen im Oanuar 1549 jur (Sinfübjung ber wefenttidjen fünfte ber neuen Serfaffung 
in Äonftanj. Die $Jerf)ältniffe bafetbft modjten einer Regelung nidjt (äuger falben ent- 
behren fönnen, ba öerfdjiebene Remter feit langem erlebigt waren, aber im $inbli<f auf 
bie lommenben Henberungen nid)t »ergeben werben burften, unb aud) bie fonft im Dejember 
jeben Gab«« üblidje 9teuwab,t Don ©ürgermeifter, 9teid)«»ogt, fleinem unb großem State 
an« bemfelben ®runbe nidjt ftattgefunben tjatte. Da« bebingte allerlei Stotbefyelfe unb 
mußte ju mißlichen Umftänben führen.' 

Km 23. Oanuar forberten bie Äommiffäre oom State bie im $ulbigung«eib oor« 
geftt)ene 33erfd)retbung ber ©tabt Äonftanj an Oefterrcid), 6 bamit „bie tünigl. SWajeftät 
be* wiffen Ijabe, jefet unb tjienadj, wa« fn fid) ju ber ftatt ßoftanfc oerfegen fötle," in 
oorgefdjriebenem ©ortlaut unb befiegelt „mit bem großen ber ftatt infigel*. Der (Sib 
com 15. Dftober war nidjt genug ber ©idjerung, er mußte nod) fdjriftlid), al« woh> 
jubewafjrenber ©d>ulbfd)ein au«gef1ellt werben. Den (Sinwanb, baß ber Stat mit bem 
großen ©tabtfteget nur unter 3uftimmung be« großen State« ober ber ganjen ®emeinbe 
flegeln bürfe, wiberlegten fte mit bem SJortjalt, biefe 5Jerfd)reibung fei nidjt« anbre«, a(« 
„bie er(üterung u ber Don ber ©tabt am 15. Oftober befdjmorenen „Grrbfd)ulbigung" 
unb erforbere be«r)alb feine weitre Beratung. Der Stat fonnte nidjt« anbre« tun, a(« 
fid) fügen. Darauf oerfünbeten fie am 26. Januar »or ben Stag« jutor baju berufenen 

1 Notariell beglaubigte »bfdjrfft betfetten in Sol. 80 bcr Urtunben, «bteilg. Defterr. SRafjregeln 
jur fflicberetnfuf>rung bc$ Äatb>ttji«mu« in Äonftanj. 

» CoU. 73, 77 V». «m 20. »oo. 1548 bnid)M «. »larer an »ullinacr, bie «^t fei allcntb^tten 
nticber aufgehoben. 6. 6ttntrr ß8. 

* Druffel I, 3ir. 244, 10. 3kj. 1548. Sangeä ©^reiben aber bie Jtonftanjer «ngelegen^eit mit 
folgenbem »on gerbmanb eigenb,ftnbig angefügtem @<$luf»: „Msr., je vous supplie, puis voyeB ce 
que cesy importe k ma r^putation et foy, et que tout est povretö, que vons plaise aecorder ce 
que je demande, ce que deserriray vera v. M. de tout mon pouvoir." — 9tr. 235, 232. 

«IDruffrt I, »r. 315. Coli. VI, 83. 
»Coli. VI, 65V«, 74',.. 

• Äopic in Skr^nblungen Defterreia)ö mit Konftanj 1610—1642. «rd)io Äonftanj W. VI, 18, 22. 



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$er tteberganfl ber Stabt Äonftanj an bo« $auö Ccfterreid). 



79 



$erföntitf>teiten, baß üWe(d)tor 3ünbelt jum «ürgermeifter, $an« SWuntprat jutn ©tabt* 
oogt, unb bie anbern Hnwefenben auf «efeb,l be« Sbnig» ju 3Hitg(iebem be« Kernen unb 
m großen Wate« ernannt feien; benn „bie gemelten Ijerrn foent irer SKajeftät at« bie 
geb,orfamen unb willigen gerümpt morben." Da« würbe aud) oor ber gefauiten mit ben 
{Räten in ©t. Stephan nerfammelten ©tabtgemeinbe befannt gegeben, babei bie genannte, 
Dom SRate au«gefertfgte SSerfdjretbung »orgelefen unb ber 8ürgerfd)aft ein entfpredjenber 
Cftb abgenommen. 3m «nfd>hiß t)ieran erfolgte bie ^ubltfation ber neuen Drbnung. 1 
Datiert tom 18. SWai 1549, fam bie Urfunbe erft ßnbe be«felben ÜHonat« in bie $änbe 
be« 9iate«. 3t)re $auptbeftimmungen finb folgenbe: 

1) Unetngefdjränfte ffiiebereinfüb,rung be« ftatt)olij)i«mu« „mit lefen unb fingen ber 
meffen unb anberer göttlicher embter mit raidmng ber heiligen fatrament unb 
allen anbern löblichen orbnungen, fafeungen unb ceremonien" unb Verbot ieber 
anbern JRetigionSübung unb *2eb,re. 

2) Sinfefcung eine« ©tabttjauptmann* al« {Repräsentanten unb Skrtreter ber Ontereffen 
be» £anbe«fürften nebft einem ©tellöertreter. Derfelbe f>at über genaue Durcfp 
füfjrung ber ©eftimmungen ber SJerfaffung unb aller anbern SBerorbnungen be« 
ftönig« ju wachen. 9lur in feinem ©eifern bürfen {Rat«fifeungen gehalten werben; 
bagegen (ann er bie SRäte, wenn er e« für geboten eradjtet, oon firfj au« ein* 
berufen unb bie ju befjanbelnben fünfte fefbft oortragen; ebenfo ftet)t ibm ju, 
in Dingen, bie in ba« Äompetenjgebiet ber nun abgefä>fften ©et)eimen gehörten, 
mit beliebigen ^erfonen au« ber ©ürgerfdjaft {Rat ju Ijalten unb ba« Nötige 
anjuorbnen, jebod) nur in bringenben frällen, wo ein ©efdjeib be« fiönig« nia)t 
erft eingeholt »erben fann. 2lUe {Redmungdablagen ber ©tabt muffen in feiner 
Gegenwart gefdjefyen ; jebe 9u«gabe über 10 ®ulben bebarf ju ihrer SBottjtelmng 
ber Unterfämft oon §(wptinann, ©firgermeifter unb ©tabtfdjreiber ; ofjne be« 
Hauptmann«, eoentuett ber fdnigtidjen Regierung ju 3nn«brucf Stffen unb 
SBiüen barf bie ©tabt nicfjt« oerfaufen, fein Hnleitjen aufnehmen, noo) öauten 
üorneJjmen u. f. ro. 

3) Hbminiftration unb {Reä)t«pflege werben wie bi«t)er burd) ©ürgermetfter, Stogt, 
tteinen unb großen {Rat oerwaltet. Der ©ürgermeifter beruft bie regelmäßigen 
{Rat«»erfammtungen unb bringt bie ju erlebigenben ®efääfte oor. Der Heine 
{Rat fefct fitt) neben ©ürgermeifter, SJogt unb Hmmann au« 20, ber große {Rat 
au« 40 ^erfonen jufammen, wefdje „r>on ben gefriedeten unb ber gemainb [t$ 
unb fünfftifliä) one unberfdjib ber anjall baju fürgenomen unb oerorbnet werben 
foüen." Die iähjliäje 9?euwat)l oon ©ürgermeifter, ©tabroogt, fleinem unb großem 
Äat gefd>ief)t unter SWitwirfung be« Hauptmann« burd) ben abtretenben ©ürger* 
meifter, ©tabtoogt unb «einen {Rat. ©or «ntritt ihrer «emter fdjwören ©ürger» 
meifter, ©tabtöogt unb betbe 9?äte bem Hauptmann an ©teile be« flönig« einen 
Üreueib. Der Keine 9fat wäl)lt bc« fernem, immer im <5inoerneb,men mit bem 
Hauptmann, bic ^ötjern Beamten, a(« ©tabtfd}reiber, Einnehmer, ©teuerfa^reiber, 
©edelmeiftcr, ©aumeifter, ©pitalpfleger u. f. w. Die ©erid)t«öert>ü(tniffe bleiben 
unöeränbert. Da« ©tabtgeri^t beftetjt au« einem «ia^ter unb jmölf ©eifi^ern 



»Coli. VI, 77'/«— 79' »• »bfä)rifJ ber neuen Orbnung, Coli. VI, 132—148; aud) «opial&u^, 
Ära)ic ftonftana W. VI, 18, 22. 



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80 



2>er Uebergang ber Stobt Äonftanj an bai £au« Defterreid). 



ober 9Jtitrid)tern. 3)fefe finb Pom deinen 9?at mit ®utad)ten be« Hauptmann« 
ju mähten au« bett 9lat«perfonen ober ber fonftigen Jöürgerfdjaft. äppeüation«« 
inftanj ift ber Keine 9?at. Da« ftrimmalgertdft bilben ©tabroogt unb fteiner 
9?at r wetzen ber Äönig mit biefem Crrlaß bo« 9fcdjt in feinem tarnen über 
bae IBlut ju rieten überträgt. 
4) «bfdjaffung ber 3ünfte unb ber ®efd)lect)tergefellfchoft jur Äafee. 3)er 8efi* 
berfelben ift oom »täte ju übernehmen unb äum gemeinen Stoßen ju oermenben. 

Wad) eingeh,enben ©eftimmungen über fcag* unb SWadjtmadjen auf ben fcürmen 
unb an ben Stören ber ©tobt l'cbüefjt ftd) enbtidj an al« nur jeitroeilige SRaßregel ba« 
Verbot ber luäroanberung mit SRüdtidjt auf bie »on oerfd)iebenen (Seiten ju erroartenben 
Hnfprüdp unb ftorberungen an bie @tabt al« ehemalige« SRitgtieb be« fdnnalfalbifdjen 
»unbe«, fotoie aud) binfidjtlid) ber 9ieligion«änberung unb fo lange, bi« biefe jur Gr* 
tebigung gelangt, bamit nidjt einjelne Bürger jum 9lodjteile ber 3urüdbleibenben burdj 
SBegjug »on Äonftanj ftdj ihrer $aftbar!elt entgehen tonnten. 1 

3Wit biefen (Sinridjtungen, ber ©efamtrat auf bie £>älfte beö bisherigen JBeftanbe« 
rebujiert, feine ©ab,! ber JBürgerfdjaft entzogen, unb er felbft ganj unter SJortnunb* 
fdjaft be« Hauptmann«, mar fo jiemlicb bafür geforgt, baß Äonftanj fidj ber ftfterreidjtfdjcn 
$errf(f>aft nid)t mehr entwinben tonnte. ffiäb,renb bie SBerfaffung»änberungen in Ulm 
unb HugGburg fid) h,auptfädjüd| gegen bie 3 un fte ndjteten,* trafen fie b,ier, wie 1510, 
meb,r bie ®efd)led)ter, benen außer ihrem hinneigen ju ben ßtbgenoffen jefet aud) nodj 
ihre au«gefprod>ene Stellung in religiöser ©ejieljung jur Caft fiel. 3n ber ©efefeung 
be« 9fate« tyxtlm fie oor ber übrigen JBürgerfdjaft fein SBorredjt mehr ; benn eine beftimmte 
Vertretung in bemfelben geftanb ihnen bie neue Orbnung nid)t ju. SRatürlidj mar biefer 
SJerluft um fo Diel geringer anjufdjlagen, al« ber 5Kat fetbft an ©elbftänbigfeit unb 
öebeutung eingebüßt hatte. 8 3Bie fehr man unter ber ©ürgerfdjaft bie ®efdjledjter al« 
jurüdgefefct betrachtete, ergibt ftd) barau«, baß Qoltoeiler nod) 1551 $erantaffung nahm, 
öffentlich ju erflären, baß ber Äönig biefetben ber ®emeinbe nicht gleld) gemacht habe. 

92od) am 26. 3anuar mürbe bann bie Jöejefeung ber Äemter erlebigt, inbem bie 
Äommiffäre bie Pom Seat aufgefteüte i'ifte unöeränbert genehmigten. $>ie Uebergabe be« 
SBermogen« ber 3 ö "f t < un0 °« ®efd)ted)tergefellfd)aft gefdjab, nad) adjt lagen, ftür 
gefellfd>aftlid>e ^ufammenfünfte überließ man ber «ürgerfdjaft oier ber bi«herigen 3unft* 
häufer al« „Erinfftuben" ; * ben ®efdjled)tern nebft «bei unb ®eiftli<hteit blieb „bie Safte". 



1 3>te Drbinotioii fprid)l aud) von ben ^rröilegien ber 6tabt. 2)ic Äommiffäre Ratten biefe 
fiugefjcnb uuterfudjt, unb Ü)r ©utact)tcti an ^erbinanb ging ba^iu, biefeUxn moglictjft bcftcfjfn ju laffcn, 
ntd)t wie ber ^erauiflcber bei jtonftanjer Sturm, 6- CO Slnm. fagt, auftupfen. £te Konfirmation, 
batierl $rafl 7. «pril 1647, m ÄopiaUmd) „»riefe unb Verträge" f. 84 ft\ «f«)» Äonftanj W. VI, 
io, 1^. ÄuBcr oer Antncnnunci on oc]tit)tni>in wincpisoiryaiiiiiiic rotroen Dann rrncucn oao y<aio : 
prfotleg nad) fflaftgafee ber neuen Orbnung, baS 9tüiijred)t nad) ber neuen 9ieid)ämun)orbnung, bod 
9ied)t auf 3oHer^ebung auf unb unter ber 9tyeinbrüde, auf Sr^ebung beJ Umgclbö, auf bie hinter« 
Iaffenfd)aft unefjetid) in Äonftanj (Geborener, auf Slbbaltung einer ^a^rmeffe, auf »eftegelung mit rotem 
Sßad)ö u. a. 8erid)t ber Äommiffäre an ben Äönig, Coli. VI, 118';» ff. 

* cf. gürftenmertb, 6. 13, 19, 23 ff. 

» MatSlifte, Coli. VI, 78«/.. Bon ben ®ef<$le$tern tarnen oier in ben tletnen, fedj« in ben 
grofjen Stat; »erfe^t mürben aud bem rinnen Sa« in ben grofjen jeb> iRann, barunter brei von ben 
C9e;d)(ed)tern ; umgefeljrt fteben, roooon ein ®ef<$led)ter. 

4 nebft einer für bie (tinfaffen. 



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3)er Ucbergang her Stabt ftonfianj an ba« fcauö Defterreia). 



81 



3u Befanntmacbungen be« SRate« an bie ©emeiube würbe bie ©tobt in öier Bejirte 
eingeteilt mit je einer her nunmehrigen öier „Xrinfftuben" al« SWittelpunft, wo alle 
Bürger be« betreffenben Quartier* fieb, jeweils einjufinben hatten, pr bie ®eföled)ter 
galt biefe Einteilung nicht; fie oerfammelten fich, ot)ne töücfficht barauf, in welchem Bejirfe 
ber einzelne wohnte, in ihrem ©efelifcbaft«haufe. Benüfcung unb betrieb bieder 
Cuartierhäufer würben t>on Hauptmann unb SRat unter beftimmte Orbnung geftellt. 
(Sine weitre golge ber Aufhebung ber 3ünfte roar °i e ^otwenbigfeit einer £>anbwerf£* 
orbnung, welche bie bidf>er t>on benfelben gebanbljabte Regelung ber hanbwerftichen Ber» 
^ältniffe erfefeen Rollte. $iefe Orbnung fam gleichseitig mit bem Erlaß über bie Quartier» 
hilufer jur Einführung. 1 

Am 25. 9Kär$ erfolgte bie Ernennung Kottweilers jum ©tabthauptmann unb be9 
©tabtoogtä §and SDcuntprat ju beffen ©tettoertreter ; gleichzeitig würbe tili jmeite 
AppellationSinftanj in jtoilgertditltcben Angelegenheiten bie fönigliche Regierung in Orot«* 
bruef feftgefefet. 8 Bejüglicb ber Acht erflärten bie Äommipre cor beiben 9Wten, baß 
bie Abfolution erft nach Erlegung ber Dom Kaifer geforberten ©traffumme öon 22,000 fl. 
in Kraft • treten fönne, baß aber ber König in Anbetracht ber Armut ber ©tabt bie 
Bejahung biefer ©umme auf Rcb, nehmen wolle. £afür liegen bie ffiäte burch ben 
Bürgermeifter nebft fünf ihrer SDtitgtieber ben Koinmiffären ben Dant ber ©tabt an ben 
König au6fprerf)en. s 

2Ritte SWärj würbe bie Bejahung bl« auf 40 2ßann unter bem Befehle Egii» 
Derabfchiebet, unb Enbe 9Härj oerließen bie fbniglichen SRüte bie ©tabt.* 

3n religiöfer Ziehung gefchah balb barauf ein entfehiebener Borftoß. Am lS.Hpril 
erfchien ber Hauptmann in Begleitung bcS Dr. ftabri im 9iate unb oerlangte im Tanten 
be» Könige unb unter Berufung auf ben Eib, ben bie ©tabt bemfelben gefebworen, baß 
ber gefamte {Rat am ®rünbonner«tag bie Kommunion nach lotholifchem Brauch unter 
einer Oeftalt unb nach ooraufl gegangener Beicht empfangen folle. ©er bagegen eine 
Befchwerbe habe, möge ihm biefelbe fd)riftlich aufteilen jur ffieiterbeförberung an ben 

* Coli. VI, 80, 80».,, 81, 89'/». 

* <&i blieb aber nid)t babei. 3n ber Serfaffungäurfunbe (19. Wat) ift biefe flefthnmung roieber 
untcrbrüdl $iel(eia)t bringt bieö mit folgenbem jufammen : „Au regard de« appellations qui se mettent 
aux justices des gaigieres qu'il tient de l'empirc, qu'il vouldroit faire resortir en la chambre 
d'lspruch, pour les juger sans appel confonne aux Privileges que tient la maison d'Auatriche 
sur les pays qu'elle possede, vous luy direz, que jä aura il veu par l'ecrit que luy a <5te enroye les 
difficultes que le conseil de l'empire y tienne, et qu'il nous scmble, 1c raieulx de la rotnectre jusques 
soyons ensemblc, que lors Ton pourra examiuer le tout pour y faire tout ce que sera possible pour 
le böntäcc de notre dicte maison". (Druffel I, 91r. 316, Äarl« 3«ftrurtion für ßljanionnao an fterbinanb, 
12. 3uli 1549), unb rooHte Äarl bcmnaäj bie offene Öeljanblung ber ©labi Äonftanj ale einer öfterr. 
$eft$ung roegen bei 3lcid)öregimcnt6 nod) ntdjt jugeben. cf. Äonft. Sturm 118, 3l6f(uj 4. Coli. VI, 76. 

* 35er Herausgeber beä Äonftanjer Sturm, S. 117, 3mn. 2, bemerft, tro^bem er fclbft jugibt, 
berfj Sd;uUbaifi barüber hn 3meifel laffe, „bic SBcibrijjung, bafj ber Äönig bie ©elbftrafe von 22,000 fl. 
auf fid) genommen ^a6c, mar eine 7äufd)ung u. f. ro." .&ä!t man bagegen, bafs Sa)ultbaift fagt, ber 
König !>abe bie Summe bejaht, locil ber SBert ber ©üter 22,000 fl. nidjt betragen §obc, baft er be» 
ria)tct, auf bie Äufforbcrung oon Hauptmann unb 91at am 20. Sept. 1549 bitten bie 9fad)barn mit 
2(uöna$me beö «ifdjofä bic arreftierten ©üter oerabfolgt, menn fiä) ferner 1652 ber Sat bei ^erbinanb 
befdm>crt, bureb bie in ber 92<U)c ber Stabt liegenben Xruppcn roerbc ben SBürgcrn atleö oermüftet „fo 
inen m iren gutern ennet bem Sbin gen>aa)fen", fo bleibt obiger Behauptung nidjt mehr oiel ©oben. 
(Coli. VI, 84'/», Äonftanjcr Sturm 171 in »eilage XI); cf. unten 6. 82, Änrn. 5. 

* Coli. VI, 83, 84, 84' ,, 8C. 

XXXIII. 6 



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82 



$er Ucfcergaitfl ber Stobt Äonftanj an bae §au« Defterreid). 



Äönig, ba er Don ft<^ au« in biefer ©ache ntc^t gerne etwa« oorneljme. SJon ben 20 SRäten 
fügten fich 18 ot)ne weitre«, ebenfo ofme 3»eifel ber Jöürgermeifter unb ber ©tabtoogt. 
Die beiben, welche einen SBiberftanb oerfudjten, e» waren <St)riftopt) ©dmlthaif?, ber 
(Sfjnmift, nnb fein ©dmwger Ringer, würben fchltegtid) unter 3uhtlfnab,me Don Drohungen 
aud) jum (Gehorfam gebraut. 1 

Den ©djtufjftein ber jmang«weifen Erneuerung be« alten ©tauben« in Äonftanj 
bilbete ein Erlaß, welchen Boßweiler am ^almfonntag 1551 über ben Wat hinweg int 
Sflamen be» Äönig« Öffentlich jur SBertünbung brachte. Ällen ©ürgern unb Einwohnern 
„niemanbt au«genomen, fambt Iren meib unb ftnbern unb ehalten" würbe bei ©träfe 
bie Beobachtung ber geiertage, ber Stbftincnjgebote unb ber öfterlidjen ^Jfltäjt be« 
(Smpfang« ber ©atramente befohlen unb baneben bie %u«übung be« proteftantifdjen 33c= 
fenntniffe« mit ferneren ©trafen, in einjelnen fünften fogar mit bem Sobe, bebrot)t.* 

Wachbem bie Umgeftattung«arbeiten in Äonftanj mit ber Slbreife ber Äommiffäre 
einen gewiffen Äbfd)lufj gefunben, fam enbtid) aud) bie Angelegenheit ber Slu«gewanbcrtett 
in $Iu§. Der Äönig hatte im Februar burd) feinen (Rat $eggenjer oon ben fiibgenoffen 
bie SluSweifung berfelben forbern taffen. 8 flßenn ba« auä) nicht gefchat), fo mochten 
ihnen bod) allerlei Unannehmlichkeiten ermadtfen fein ; überbie« brohte ihnen ber Serluft 
ihre« SJefifce« in Äonftanj unb auf Stadtgebiet, wenn fie fich. mit bem Äönig nicht 
oertrugen unb bamit ber Sicht entlebigt werben tonnten, ©d)on am 27. Ottober 1548 
hatte baher £h<»na* ©larer, al« er oon ber Abfenbung ÜJhtntprat« jum Äönig Der« 
nomnten, ben 9?at brieflich crfud)t, bei biefer (Gelegenheit auch für ihn unb bie übrigen 
(Geflüchteten beim Äönig anzuhalten, ebenfo war Dom ©tabtfd)reiber SBögelt am 2. 92ooember 
ein ©abreiben eingegangen, aber ber SRat wollte ftdj bamal« mit ber ©ad)e nid)t befaffen. 
Erft Enbe 3Jfai 1549 würbe fie aufgenommen, inbem ber Hauptmann bie Petenten 
jweef« ßinoernahme nach Äonftanj berief. (Sin jwetter Dermin im (Mi brachte bann 
bie Entfärbung. Durd) töniglid)en Erlag Dom 26. Sunt würben fie, im ganjen jwölf 
^ßerfonen, gegen Erlegung ober SBerbürgung ber einem jeben auferlegten ©traffumme 
begnabigt. Shoma« klarer, 3wid unb ÜRatthftu« ftlar hotten je 1000 f(. ju bejahen, 
bie anbern tarnen mit 600, 400, 300 fl., einjelne ganj ungerupft weg. Den 3unft* 
meiftern ?abt)art unb ©ilr würbe SRadjtaß ber ©träfe jugefagt für ben ftall, bafj fte 
nad) Äonftanj jurüetteffrten, bagegen blieben bie oier $auptfd)u(bigen, $h°ma« klarer, 
3wicf, $od)rütiner unb Sögelt, fowie bte ^rttbifanten ber ©tabt oerwiefen. 4 

Äurj nach biefen Vorgängen lieferte ber Hauptmann bem taiferlichen ^femrigmeifter 
in Ulm bie Dom Äaifer audbebungenen 22,000 fl. ab unb erhielt bagegen ba« Original 
ber «bfolution unb SReftitution ber ©tabt Äonftanj. 5 Um 11. Sluguft gab er bte« Dor 
bem 9tate betannt unb lieg fogleich Dom ©tabtfajreiber eine Slnjahl 3lbfd)riften fertigen 
unb oom Abt ju Äreujtingen beglaubigen, um fte fofort nach bem ftufjfaü bereit ju 
l)aben jum ?lnfd)tag unb jur 33erfd)i<fung nad) au«wärt«. 311« Slbgefanbte be« Äönig« 
nahmen am 19. ©eptember ber @raf ftriebrid) oon frürftenberg unb Erudjfeß SBiltjelm 



» Coli. VI, 87-89' i ; Äonftanjer Sturm 65 66. 
»Äonftanjer Sturm, »etlaae XI; cf. 3ffcl 182. 

* E. A. 4, 1, e, S. 34, 35 b, 1. cf. ttonftanjer Sturm, «rilaflt VII, S. 157. 

* Matäbutt) 1548, 27. DR.; Kouftanjer Sturm, ?oae[i an ben Bat, 6. 29 ff.; S. 123, 124. 

* &af| bie Summe roirflid; oom König erlegt würbe, läfjt fid) auä 6d)ult^a$ 90113 ftdjer niä)t 
entnehmen, wpljl aber bie ffial)rfa)cin(id)!cit, ba| eö fo acfajü^ ; cf. oben S. 81, 9tnm. 3. 



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^cr Uebcrgang ber ©tobt itonftanj an baä .£>auö Dcfterretd). 



83 



con Satbburg, ber Oüngere, im ftauftauS bte fniefäüige Sitte oon ©ürgermeifter unb 
SRat an bie faiferlicfje iü^ajeftät um 33er$eibung entgegen, worauf bte Slbfolutton feierlid) 
Beriefen unb bem JBürgermeifter eingeb,änbtgt mürbe. 

(Sin fjefteffen in ber Satje, ju bem auger ben jmei ftommiffären ber ©tabttyauptmann, 
bie Siebte Don *$eter«ljaufen unb Sfreujlingen, bie brei Domherren unb anbre geloben 
marcn, ein 3lrmbruftfd)teßen unb enblid} ein $feubenfd)ießen au« fteben ber größten 
©efdjüfce befdjloffen ben «ft ber £o«fpreä)ung ber «Stobt oon ber Hdjt unb Dberadjt. 1 

VIII. 

Dtefer 9lf)fcf)Cug bebeutete für ftonftanj inbe« nod> nic^t ba« <5nbe ber ©d)mierig« 
feiten. ©djon bie ©iebererlangung ber arreftierten ®üter erfolgte nidjt fo glatt, wie 
man erwartet fyatte. Diefelben waren burcb, faiferltdjen ©efefyl unter bie Kontrolle be« 
Hbt« oon Seingarten geftellt raorben. 3m ÜRai 1540 erhielt biefer bie Seifung, fobatb 
er Dom fatferlidjen ^Jfennigmeifter in Ulm Seridjt Ijabe, baß bie 22,000 fl. ©trafgelb 
bejaht feien, bie ®üter an Sollroeiler ju übergeben. 3e$t marb ba« @e)"d)e{)ene bem 
»bte mitgeteilt unb um bie $erau«gabe erfud)t. Um biefe ju bemerfftelligen, mußte 
ber äbt ftcb, erft mit ben Dbrigfeiten, in beren ©ercidj bte «efifcungen lagen, unb benen 
er bie SBermaltung berfelben übertragen b,atte, in« Vernehmen feigen.' Da« t>erurfad)te 
Biete ©Treibereien unb lange SBerjögerungen, obwohl mit %u«nab,me be« ®tfd)of« 8 oon 
leiner ©eite ©ajroierigfeiten gemalt mürben, ganj abgei'eb^n baoon, baß ein großer Seil 
ber iftufeungen ben ftonftanjern txrloren ging. 

©eiterb,in ftanben bie ©d)abcnerfa&anfprüd}e ber burd) ben ftrieg gefd/äbtgten ©tanbe 
an bie fd)malfatbifd)en ©unbe«gtteber nod) at« trübe ?lu«fid)t oor Äugen ber ©tabt. 
©d)on mar ber $3ifd)of oon 9tug«burg, ber eine Sorberung oon 600,000 fl. an bie 
©djmalfalbener aufteilte, an ben 9fat herangetreten mit bem Änftnneu, fid) mit ifmt 
abjufinben.* 

Die Verträge mit ben fllöftern ber ©tabt jmect« Siebereinfü^rung berfelben in 
ib,ren früheren ©efife — mit bem Hbt Don <ßeter«fcaufen unb ben ftranjisfauern tjatte 
ftd) ber 9?at fd)on geeinigt 5 — roaren eine fernere, ntd)t gerabe leiste Aufgabe. Sie 
bie fdjmerfte unb (angmierigfte aber ermie« ftd) bie 8lu«etnanberfefcitng mit SJtfd)of unb 
Domfapitcl. Der ©ifdjof (Sbriftopb, Segler, ber am 29. Sunt 1548 al« 5Had)folger 
SBeja« au« ber Saljl Ijeroorgegangen mar, nafym gegen Sonftanj eine äußerft feinbfetige 
Haltung ein. £rofc ber Aufhebung ber 9Id)t oermeigerte er bie Verausgabe ber befdjlag* 
normten fonfian$ifd)en ®üter, unb bie Slu«gleiT«Derb,anblungen mit ib,m fdjeiterten an 
feinen übertriebenen ftorberungen. Die Sätigfeit ber föntgltd)en Stommtffäre in biefer 
©ad)e im 3anuar 1549 Ratten ju feinem £iete geführt; nid)t meb,r ßrfolg mar einem 
jmeimaligen Verfud) faiferlidjer Vermittler belieben. (Snblid) machte ber fiaifer im 
Oanuar 1551 burd) eigenen Sdjicbtffprud) bem {»anbei ein <$nbe. 



1 Äonftanjer ©tum, 126—131. 

I Äarl V. an «6t ©erroig, 24. SRoi. 9lrd)iö Äonftanj, gaSj. »bfolution wnt> Stftitutton fcdanaeiib. 
» 3*uffel I, 9ir. 338. 

* Coli. VI, 90. 

II Coli. VI, 90, 191 ; 85—86. 



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84 



25er Uebergang ber ©tobt Äonftanj an ba« $au8 CefterreiO). 



©i« ju biefem 3eitpunft Ratten «ifchof unb 2)omfapitel entgegen oietfacher Huf» 
forberung bon feiten fterbinanb« fleh nid^t herbeigelaffen, in Äonftanj Aufenthalt ju 
nehmen — bie brei Domherren, welche nach Äonftanj übergefiebelt waren, betanien bafür 
bie 6tfd)i3flid)e Ungnobe ju füllen — unb bort für bie $aftoration ju forgen, fo bafi 
biefer fich beim Äaifer auf« tjcftigfte über fie befdjroerte unb ein ganje« ©ünbenregifter 
berfelben aufhellte, ©eine (Srbitterung ging fo weit, ba§ er in Rom btc öeftätigung 
be« JBifdwf« ju Untertreiben fudjte 1 unb in Äonftanj »erbieten tiefe, benfelben at« $errn 
ber Reichenau ju titulieren, öefetre« beutet auf ben eigentlichen ®runb be« ,3wiefpalt«, 
ber barin beftanb, bog ©ifa>f unb Äapitel bie oon fterbinanb beanfprud>te SSogtet über 
bie Abteien Reichenau unb Dettingen beharrlich ablehnten.* 

Äm 11. SWat 1551 enblid) jog ber ©ifdjof mit neun ^Domherren in Äonftanj ein, 
na^bem im April juoor bie $ofgeiftltcf>feit fchon eingetroffen war unb ber Dfftyial am 
27. April ba« erfte ®eridjt gehalten hatte. AI« er bann bie <5infefcung eine« bifchoflichen 
Ammann« betrieb, unb ber ©tabthauptmann ©chwierigfetten machte, inbem er barauf 
beftanb, bie Angelegenheit erft bem Äönig ju unterbreiten, entftanben neue 3erwürfmffe, 
infolge beren ber ©tfdjof nach furjem bie ©tabt oertiefe unb feine Refibenj wieber in 
9Meer«burg auffd>lug. 8 

Äonftanj blieb fortan unbeftrittener ©efifc be« $aufe« Oefterreich- «Bie fef>r 
gerbinanb ben neuen (Srtoerb al« gefidjert betrachtete, erweift ber Umflanb, ba£ er fdjon 
ein halbe« 3af>r nach ber SBefefcung ber ©tabt feine Gruppen au« berfelben entfernt 
hatte. ©enn bann auch Rei<h«ftanbe unb bie fchroäbifchen Ärei«ftänbe bie Rehabilitierung 
berfelben al« Reiä)«ftabt öfter« oerlangten, fo ünberte ba« an ber einmal btftcfyenben 
latfache nicht«,* umforoentger al« ba« Reich«oberhatipt an berfelben intereffiert unb fo 
rote fo jur preisgäbe roiberfpenftiger Reich«ftäbte an dürften geneigt mar, wShrenb 
anberfeit« oon ben Äonftanjern felbft fein eroftltcher Eerfud) jur SMebererlangung ber 
Freiheit gemacht roorben ju fein fcheint. 5 

2)afj bie ©tabt Äonftanj einem fotehen ©thtcffal oerfiel, ba« oerbanft fie in erfter 
tfinie nicht ber ^Jolitif Oefterreich«, fonbern ihren eigenen Führern, welche bem ftet« auf 
ber tfauer liegenben Nachbarn bie oerlocfenbfte (Gelegenheit jum 3ugreifen felbft bereiteten, 
inbem fie erft bie Abfmbung mit bem Äaifer überhaupt ablehnten, baburd) bie für eine 
folche noch günftige &t\t, trofebem alle übrigen fübbeutfehen ®unbe«gtteber biefetbe benüfcten, 
nerloren gehen ließen unb bann, ungeachtet aller Ungunft ber 3?erhälrniffe unb be« S3ei- 
fpiel« ber anbern ©täbte, fich nicht ju ber geforberten bebingungelofen Ergebung, welche 
ber ©tabt both fic^cr ihre Redefreiheit gerettet hätte," herbeilaffen wollten. SWag auch 
ber große Rat im lefctern mit ihnen einoerftanben gemefen fein, bie führenben $erfönllch* 
leiten wären bei ihrem Anfehen unb ihrem ginflufj feine« ©eifali« auch für bie ent* 
gegengefefcte ^olitif minbeften« ebenfo ftcher gewefen, wenn fie biefelbe oertreten unb bie 

1 Druffel I, 338; cf. E. A. 4, 1, e 6. 106 q. 

1 3totöbu<$ 1549, 14. «ptil; Druffel I, Nr. 268; cf. E. A. 4, 1, e, ©. 128; 6<$neiber, »er« 
orbt \ 356. 

* «UlumÄcbroiii! 90 ff. £ift. pol. SMätter, 661—670. 

* SJierorbt I, 384, 

5 SBiellei<$t bat bie bei Druffel II, Str. 885, S. 15, erwähnte geheime ^ufammenfunft ftfibttf^er 
Sfcgefanbter m SBenebig ju Anfang 1552, roo aud) Kouftanj ocrlrelen loar unb unter anberm 9tb« 
{Raffung ber dürften beföloffett würbe, in biefer $inficbi etwa* ju bebeuten. 

* cf. 8. 68, Slnm. 4. 



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Der Ucbergang bcr Stabt Aonfianj an ba« #au« Defterrcia). 



85 



®efäb,rltd>feit ber ?age bcr ©tabt, über welche fie felbft ft$ leinen Häufungen bin* 
geben tonnten, gebüfjrenb betont hätten, ©ie wollten, obwofjl in ben Weisen ber Unter» 
legenen ftefcnb, nidjt« oerliereu, unb oerloren alle«. $abet wirb tynen freilief) bie 
Grrfenntnis nidjt ausgeblieben fein, bafj ttjre immer unb immer wieber ausgesprochene 
Hoffnung auf $i(fe oon oben fie nidjt Ijätte abgalten bürfen, nüdjtern mit ben gegebenen 
SJevfyältniffen ju redjnen unb barnadj tb,re (Schritte ju beftimmen. 



Atdjiunlirdjc unö ge&rudtte (Quellen unö UU*ratur. 

Stabtattbio ftonftanj, 

a. Urtunben jur @efcbi$te bet ftirebenreformation in ftonftanj, 93ol. 28 unb 29; gittert 
U. 28, U. 29. Ueber ba« SQerljaltniS bcr Stabt jum ftbmalfalbtfcben ftriege unb bie 
bamit unb mit beffen folgen jufammenbängenben ©efdjafte mürbe ein befonbre« ^rototoll 
geführt, roelcbe« in einzelne tBücber jerfiel. 9Son ben 33ü<bern über bie 3a(|re 1547 
unb 1548 fehlen ba« fiebente für bie 3eit oom 17. Etarj bi« 22. Ottober 1547, 
foroie bie Sortierung oom 10. September 1548 ab, roelcbe, roie eine flotij im 9tat«bu<b 
1548 oom 10. Ottober ergibt, oorbanben mar. 6« bleiben fomit SBud) 6, 8, 9, roelcbe 
bie genannten Solumina mit jirta 2200 Seiten auSmacben. 

b. Die Satfbücber. 

o. 33anb V unb VI ber Colloctanea be« (Sfcriftopb Scbultbaif», foroie beffen 93i«tum«. 
ebronit. Scbultbaifi berietet Selbfterlebte*. St mar ÜJtitglieb be« ((einen SRate« unb 
(angjabriger Steuerten. Das Orinanjroefcn mar offenbar ba« eigentliche Selb feiner 
$ätigteit ; fonft tritt er niebt beroor. Seine Darfteilung beruht auf eigenen 9(uf jetdjmingen 
unb auf Htten unb ift p^tlid) auf DbjeftioitÄt gerietet, Hu&er ben Äodehaneen be« 
Scbultbaifi liegen noeb bie SBericbte jroeier anbern jeitgenöijticben ftonftanjer Gbroniften vor, 
biejenigen be« SRel<bior 3ünbeli unb be* ©regor SRangolt. Der erftre ift gebruett bei 
3. 3. Simler. 3""beli fafj ebenfall« im (leinen State unb mürbe SMirgermeifter, (urj 
beoor bie Serbanblungen begannen, roelcbe jur Uebergabe ber Stabt an Oefterreidj führten. 
Seine (Sqablung ftbliefet ab mit bem 16. Ottober 1548 unb Ififit febon mefcr ben Partei, 
mann ertennen, ber im ©cgenfab jur 2>nbenj be8 State« ein red>i}eitigc« SIbtommen mit 
bem ftaifer gerounfebt bfttte. fa^t baber audj b> utib ba meijr al« Scbultbaifi, 
ofcne aber mit biejem ober mit ben Grgebniffen au« bem Wtenmaterial in SBiberfprucb 
ju geraten. 1 

Die SBefcbreibung be* Äonftanjer Sturm«, roelcbe al« oom Stabtfcfcreiber SBogeli 
berrübrenb publijiert rourbe, ift niebt oon biefem, fonbem oon ©regor SKangolt.' SJtangolt 
oeitritt me^r ben Stanbpuntt, ber im State mafigebenb mar, gehörte felbjt aber ircbcr 



1 Stfmltfjaifj unb 3unbcli mürben bcjüglia) tÖrer ßlaubroürbigtcit angejroeifclt, ber erftre oom 
Serfaffer be« Stuf j<MK« „Die Seiigionflänberung in ftonftanj", b. b- eine« Husjug« au« ben Äotteftaneen, 
ber nta)t einmal, fpejieU bejüglia) be« ^a^rca 1547, juoerläffig ift, reo ber Cbroitift eine Sbamälcon«* 
natur in religiöser S3ejiebung genannt mirb, wäbrcnb 3ünbcli oom ^erau«gcbcr be« Äonftanjer Sturm, 
6. VI, Stnm. 2, fernen Zeil megbefommt. 3Da« man 3ünbeli jur fiaft legen tonnte, ift bcr Umftanb, 
baf} er mebr Srj&bter al« ^iftorifer ift, bafj er bic Serbaublungcn bejQglid) bcr Uebergabe bcr Stabl 
an Ccfterreia) fummarifa) abtut, bic oon ibm unb anbern babei gcfoiclte Wolle gar nia)t berührt uub 
feinen Beriajt mit ber Uebergabe überbaust abfa)liefit. Scibc Äritifcr jcia)ncn fub, übrigen« felbft in 
b,&tt)ftem @rabe bura) ibre tatbolifa^c refpeftioe protcftantifä)e lenbenj au«. 

* »uppert, $eft 6, 1899, 6. 69; 3. 3. Simler II 2, S. 613, «um. 



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86 



35er Uebergang bcr ©tabt Sottflartj an baö fwutö Oefterrei$. 



}itm Weinen nod) jum grofcen 9tate. ©om 13. Oftober 1548 ift er nicfct mcb,r in 
ftonftanj. Sein nur furjer ©eridjt meidet von ben beiben erftgenannten in einigen fünften 
ab unb ift nidjt frei non Srrtumern. 1 
Staat«ard)ioe 3""$, 9Ht<n ftonftanj, fpejiell A. 205, 2 unb Scriptae Constantiensiura 

quorundam E. II, 364, unb SBafcl. 
Die Simlerfdje Hbfdjriftenfammlung in ber Stabtbib(iot&et ju 3üri4, ©be. 65 — 68, 
mit ©riefen ämbro« ©larer« unb anbrer. ^ititxt: S. Simter. 
©aumgarten, 3ur ©efdjicbte be« fdjmalfolbifdjen ftriege«. $»tflor. 3eitfd>rift von Snbet, 
©anb 36. 1376. 
ft. ©eoerle, Die ftonftanjer 3cat«Hften bei Mittelalters. 1898. 
Desjardins, Nogociations diplom. de la France avec la Toscane. 93b. 3. 
Dierauer, ©ejrfndjte ber fd)tt>eijerifd)en @ibgenoffenfd)aft II. 

».Druffel, ©eitrdge jur 9teltgion«gefdno> 1546 — 1551 in ©riefe unb fltten jur ©ejdndjte 
be« 16. 3atr^nttbert4. 

efdjer, Die ©lauben«parteien in ber ©bgenoffenfdjaft unb i&re ©ejie&ungen jum Hu»lanb 

1527-1531. 1882. 
<5ibgenoffifd)e «bfdjiebe IV 1, d. 3itiert E. A. 

3ürftenmert$, Die ©erfaffung«änberungen in ben oberbeutfdjen 9ieid)«ftabten jur Seit ftarl« V. 
©ött. Diff. 1893. 

©eifer, lieber bie Haltung ber Sdjroeij roä^renb be« fdjmaUatbijdjen ftriege*. 3a$rbudj für 

Sdjroeijer. ©efcbidjte XXII. 1897. 
fciberlin, fleuefle teutfefce SReid)«gefd)id)te, ©b. 1. 
Öffef, Die {Reformation in ftonftanj. 1898. 
Reim, Die Sieformation ber ffieicfcsftabt Ulm. 1851. 

Der ftonftanjer Sturm im 3afcre 1548 wm ©eorg ©6ge(i u. f. to. ©edeoue bei ftonftanj 1846. 
SDtarmor, Die Uebergabe ber Stabt ftonftanj. IDiener Stab, ber SBiffenjdjaft, pt>il. b.ift. ftlaijc, 
öb. 47. 1864. 

— @efd)id)ttid)e Topographie ber Stabt ftonftanj. ftonftanj 1860. 
Oeo)*li, Die ©ejie&ungen ber jd)roeijeriid)en 6ibgenoffenfd>aft jum 3letd)e bt« jum Sdjroabentriege. 

fciltu* 3a^rbud) ber fdmKijerifd>en ©bgenoffenfdjaft V. 1890. 
6. ^eftalojji, fceinridj ©uflinger. 2eben unb ausgerollte Sdjriflen ber ©äter unb ©egrünber 

ber reformierten ftird>e V. 
Die SReligionSänberung in ftonftanj. $ift- vol. ©Idtter, ©b. 67, 1871, 1. 
fRuppert, ftonftanjer gefd)idjtltd)e Seiträge. 

Sd)neiber, 3 UI ©noerleibung ber SReidjenau in ba« Stift ftonftanj. 3<«tfö"ft f"f ©efdndjte 

be« Cberr&ein« 91. 5- 14. 1899. 
Sdjult&atfe Gljr., ftonftanjer ©istumjdjronif. ftreiburger Diojefanardjio 8. 1874. 
Surba, ©enetianifd)e Depefdjen oom ftaifer&ofe 1546—1551, ©b. 2. ©Jien 1892. 
©terorbt, ©efdjidjte ber JReformation im ©rofe&erjogtum ©oben. ftarlSrufce 1847. 
3änbeli, Der ftonftanjer Sturm ober roa&rljafter ©eridjt roie bie Stabt 6oftanfc in fteofer (Saroli 

be« fünften Ungnab fommen u. f. ro. Sammlung alter unb neuer Urtunben jur ©eleudjtung 

ber ftird)engefa)id)te Bornefcmlicb be« Sd)n)ijer>äanbe« non 3. 3. Simler. 3 U "<$ 1760. 

«ab 2, 2. unb 3. Seil, giriert : 3ünbe!i, ft. Simler II 2, II 3. 
Berber, ftonftanj unb bie ©bgenoffenfdjaft. Programm ber ©a«Ier »ealfdjule 1885. 



1 9Jäl)ere* über SRangolt unb ©ttjultbaifj bei Kuppert, fteft 5, fionftaujer Biographien ; cf. ftrei« 
burger Siöjcfanardu'o Vin, S. 26 ff., 2:1). fiubrotg, flonftanjer ®cf<$i$t«fa)rribung 1894 (über 3ünbeli 
Seite 67-68). 

>— <5>— c 



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Uebev TterMntmngen 3n>ifäen (Dberf fytoaben nnb Mn 

im J5. Ja^unöert. 



JJfamr Dr. 3. JIrobfl 

tu »tbcradj. 
Kit einer CafcL 



GmTU ber Sntbetfung ber SBerfe be« $an« 2Jtoltfd)cr burd) ftifcbnaler, fowie burd) 
VI i bie arbeiten oon g. o. 9?eber unb 9H. grieblänber ift bie Äunftgefd)idjte ©üb» 
beutfdjlanb« in ein neue« ©tabium eingetreten. Aber nidjt bloß nad) ©üboft Inn lyit 
fid) im 15. 3ab>f)unbert ber fübweftbcutfdje Einfluß au«gebelmt, fonbern audj nörblidj, 
rbeinabwärt«, nad) Äötn. 3>a« ftetjt fefet fdjon, bonf ben erfolgreichen Unterfudjungen 
oon SWerlo, feft. >$wei Tanten finb e«, bie oon ib,m au« ben Äölner Dofumenten erhoben 
würben: SWeifter Stephan tfodjner oon 3Reer«burg unb £>an« oon ÜKcmmtngen; 
beibe waren in Äöln tätig, ber eine in ber erften, ber anbre in ber jweiten $ä(fte be* 
15. Oatjrljunbert«. ©o banfen«wert biefe 9?efultate finb, (o barf man fid) bodj mit ben 
Tanten allein ntc^t begnügen; e* muß ein weitrer flu»bau befonber« aua> über bie 
SBerle biefer SWeifier in Angriff genommen «erben, woran ftd) felbftoerftänblid) aud) 
ber $eimatgau ber beiben 9Beifter beteiligen muß, wähjenb bi«t>er alle« ben ÄÖtner 
gorfdjern überlaffen worben mar. 

ftretlid), wa« ben jüngern SReifter, $an« oon Weinmingen 1 anbelangt, fo 
wirb oon feite ber fyimatlidjen Oegenb faum ein weitrer äuffdjluß gegeben »erben fönnen; 
benn berfelbe bradjte ben weitaus größten Seil feine« tfeben« in Äöln ju; er taudjt bort 
auf al« tätiger ÜWeifter 1453 unb läßt fid) verfolgen bi« jtrfa 14dl, fomit oier 3ab,r« 
jeljnte lang. ©enn man bie ©pur feiner {Berte auffinben unb oerfolgen will, fo fann 
ba« mit fwffnung auf Srfolg nur in Äöln gefdjefyen. 6« gewinnt aud) ben Slnfdjein, 
baß bafelbft wirfltd) fdjon eine Säb,rte aufgefunben fei, bie weiter ju oerfolgen fein bürfte. 
3n bem Hnljang ju ber neuen 5Äu«gabe be« SBerfe« oon ütterlo burd) 6. girmenrieb,« 
{Ridjarfc (1895) wirb nämlidj bei ber ©efpredjung ber Serfe be« prootforifd) benannten 
„SWeifter« be« 33artt)o(omäu«a(ter6" (©palte 1183) fonftatiert, baß biefer ÜWeifter fein 
geborener ftölner gewefen fein tönne, weil bei ifmt ftarte GHnwirfungen ber ftupferftidje 
be« SRartin ©djongauer, bie fonft bei feinem nieberrfyeinifdjen SWeifter oorfommen, 

1 ©eine 9lrtn>cffnf>eit in Äöln mürbe von Werlo fonftatiert unb vom Berfaffer int 9ro>tv für 
ttjrtültctje ftunft von Jtevplcr 1896, 6. 79, im Äuöjug mitgettilt. 



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88 



lieber Scrbtiibungcn jroifcben Cb<rfcb,roab«n unb floln im 15. 3<*fyr()inibert. 



jmeifeUo« oortjanben feien; er oermutet be«b,a(b eine ^uwanberuug bleiben Dom Ober* 
rb,ein t)er. Sir müßten aber eher glauben, baß ein $inwet« auf ben SDZeifter $an« 
öon Wemmingen gerate in bem djar arter iftifcheti Umftanb ber Jöeeinfluffung bureb, bie 
Äupferftiche be« Wartin Sdjongauer ju ftnben fei. Senn auch Weifter $an« nicht au« 
bem ©ebiete be« Oberrhein« im engern Sinne be« Sorte« ftammte, fo waren erwiefener* 
maßen bie Äupferftiche Schongauer« im ganjen fübweftlichen Schwaben nid>t bloß befannt, 
fonbern oie(fad) al« Vortagen ju (äetnälbe bafetbft beträfet morben, wie bie Sammlungen 
oon Sigmaringen 1 :c. teuren. Wan müßte für biefen ftall nur bie gewiß nit^t unju* 
täjfige Armahme machen, baß $an« auch wäbjenb feine« Aufenthalt« in $töln bie 3$er* 
binbungen mit fetner $eimat nicht ooüftänbig abgebrochen b,abe unb baß ihm bureb, 
Uebermitttung oon ba au« bie ©efanntfajaft mit Sdwngauer« Serien ermöglicht morben fei. 

Anber« unb günftiger liegt ber Sadwerhalt bei bem Weifter (Stephan i'oehner 
au« Weer«burg. (Sinerfett« tft fein Aufenthalt in ÄÖln nur für ein 3abrjeb,nt 
(1442 — 1451) oerbürgt; anberfeit» ift anerfannt, baß l'odmer in ÄÖln befrudjtenb ein- 
wirtte unb al« ein energifche« Ferment auftrat gegenüber ber eigentlichen ältern ÄÖlner 
Walerei, bereu $aupt unb ©rünber ber Weifter Silijelm war, bie aber fdjon anfing, 
in Wanier ju oerfaüen. (Sr mußte fomit fein eigengut au« feiner $eimat 
fdjon nach, Äöln mitgebracht haben. Werlo freilich möchte ihn ganj, oon Ougenb 
an, für Äöln in Anfprucb, nehmen, wa« aber nicht jugeftanben werben fann. Senn man 
auch jugeben mag, baß feine Sirffamfeit in Solu oielleicht noch etwa« länger gebauert 
haben tönnte, al« au« ben Angaben ber Scftrein«bücher jc. bireft nachgewiefen werben 
fann, fo geht be«ha(b bie £>eimatgegenb boch noch l eer au * ) & Mibt für no $ 
eine anfehnliche Spanne 3eit übrig, AUerbing« märe e« möglich, fl &er e* ift nicht not« 
wenbig, baß im Kaufe ber fetten fämtlic&e Arbeiten be«felben au« feinen jüngern fahren 
in ber $eimat felbft oerloren gegangen wären. Auch ift nicht unmöglich, baß er 
feine Walweife mätjrenb feine« Aufenthalt« in Stöbt fo merttidj geänbert haben tönnte, 
baß Serte au« feiner Ougenb, wenn auch i° Der §eimat noch oorhattben, boch unerfenn* 
bar unb unau«fcheibbar geworben fein würben. Aber fchon ein einziger glücflicber gunb 
müßte biefe peffimiftifchen ®ebanten jerftreuen. Ob e« je gelingen werbe, ein Sert 
biefe« Weifter« mit unoerbächtiger Onfdjrift aufyuftnben, ift freilich in bohetn ®rabe 
unficher, aber auch nicht abfolut norroenbig ; benn feine« feiner in fiöln befittblichen Serie 
trägt feine Signatur, ohne baß be«halb bie Echtheit berfelben beanftanbet würbe. Weifter 
Stephan hat aber in feinen Serfen, befonber« in bem Dombtlb, eine <Keit)e oon 
charatteriftifchen Ztfpen bargeftellt, bie auch fcfjon in feinen 3ugenbmerfen fich leichtltcb 
oerftaben fönnten. Dabei wäre nicht gerabe nur fein Wabonnentnpu« in ba« Auge ju 
faffen, ber oielleicht am ehefttn au«fchließlich feitter Äölner 3eit angehören bürfte, fonbern 
auch weniger tjeroorragenbe, aber beffenungeachtet nicht ju überfetjenbe, anbermeitige Typen 
oon mehr untergeorbneten ^Jerfönlichteiten, wie beifpiel«weife : bie jugenblicben bitter unb 
bie 3ungfrauen im (befolge be« heiligen (Gereon unb ber heiligen Urfula, bie Gngel«» 
ftguren :c. 

2Jon folchen Erwägungen geleitet, wanbte fich bie Aufmerffamfeit be« 2?erfaffer« 
auf« neue wieberum einem Jafelbilb be« b- Wartinu« ju, ba« au« ber abgebrochenen 



1 Spejiett mürben M Sotloncn beninjt : bfr lob SRariä, bic SOibctuna brr Ükifcn, bie grofie 
Äreujf<$leppung, baö «caräbnU ^cf« (S^rtfti unb anbre (cf. Mitteilungen be$ Uliner Hcrcins 1893, S. 10. ) 



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lieber Serbinbunaen jroiföen £berfd)roab<n unb Höht im 15. 3<tf)rl|imbfrt. 89 

Capelle be« ehemaligen ©atntan«roeilifd)en Uflegamt« in ©djemmerberg, DH. ©iberad), 
ftammt. 2>a«fetbe befinbet ftd^ fthon fett einem falben 3ab,rhunbert in meinem JBefife 
(jefct in ©iberad), ftäbtifd^c ©ammtung) ; id) begnügte mid) aber, ba«fe(be at« ein fdjäteen«* 
roerte« ©emätbe ber Ulmer ©d)u(e au« ber jrceitcn ftölfte be« 15. 3ab,rhunbert« ju 
betrauten, ba« jeboc^ mit einem Äupferftid) be« SWartin ©djongauer (©. 57) auffaltenbe 
Hefjnltajfeit t>at, unb befprad) ba«felbe in einer Hbfjanblung be« Utmer herein« 1808. 

Damat« freilief» mar ber gefamte funfthiftorifd)e ©tanbpunft nod) ein gatij anbrer 
a(« heutzutage. 3$on $an« 3Ruttfd)er mar in lUm nidjt« betannt at« ber Warne, ebenfo 
Don $an« ©trieget in Flemmingen, unb aud) ber flWeifter ©tepljan Sodjner uon SWeer«* 
bürg mar in ber $eitnat fo fefyr fremb geroorben unb fo au^fd}üeBÜc^ a(« mit ftötn 
t>ermad)fen betrachtet, baß man oon ihm oollftanbig abfah, aud) nod) ju einer 3 e '*> 
nadjbem oon flbln au« (burd) bie wrbienftöollen Arbeiten be« unermüdlichen 2Herlo) 
fein »oller Warne unb ®eburt«ort jc. fdjon befannt gemacht morben roaren. 

Unter fotdjen Umftänben mar bamat« (ein anbrer ffieg gangbar at« ber, baß bei 
ber Unterfudjung über ein Derein^elte«, offenbar oberfcfjroälüidjc« ©emälbe ber 3 e ^aum 
ber erften $ä(fte be« 15. 3ab,rhunbert« ganj außer {Betraft ju (äffen fei unb nur 
ber ftupferftid) üHartin ©djongauer« a(« einjige« 5Bergleid)«objeft ju berürffidjtigen fei. 
©eit einem 3ab,rjeb,nt, feit ber ^ubtifatlon ber (Sntbecfung meine« wret)rten ftreunbe« 
ftifchnater über ba« ©terjinger Httarmert au« ber 58erfft8tte SDtutrfdjer« in Ulm, ber 
fid) fobann bie Arbeiten oon ft. o. SKeber unb Dr. ^riebtänber anfd)(offen, tjat fid) ber 
gefamte ©tanbpunft ber fübbeutfdjen ßunftgefd)id)te ganj mefentlid) erweitert. Wunmehr 
ift aber auch ber 3*»tpunft gefommen, ba bie bisherige SJerfrembung be« SWeifter« ©tephan 
gegenüber feinem $eimatgau gehoben merbeu muß, otjne bamit bie großen &<erbienfte 
ber Jtölner ftorfdjer ju fd)inälern. ÜJiultfdjer, tfodjner unb ©trieget finb t'anbe«= 
gen offen au« bem f üblichen ©djmaben unb jugteid) Sttt er «genoffen au« ber erften 
§älfte be« 15. 3ahrtninbert«, bie aber für un« jefet nid)t mehr ein unbefdjriebene« Statt 
in ber Äunftgefdjidjte ift. Der Dollen Einbürgerung be« 9Weifter« ©tephan in unfrer 
©egenb ftefjt immer nod) ber Umftanb h'nbernb im 38ege, baß Don ihm nod) fein SBert 
in feiner eigenen $etntatgegenb aufgefunben rourbe. «ber ein Stferfud) in biefer 9ltd)tung 
fann nid>t mehr at« unberechtigt unb uoreitig jurüdgeroiefen werben. 

35on fotdjen ®efid>t«punften au«gehenb unteraog id) ba« STafetbilb be« h- 9)?ar* 
tinu« in Siberad) einer erneuten unb eintäß(id)en SBergteichung, aber jefct nidjt mehr 
auei'djtießtid) mit bem ftupferftid} ©djongauer«, fonbern oorjügtid) aud) mit bem&om- 
bitb be« SRetfrer« ©tephan. 3dj fagte mir: biefer junge ÜRartinu« mar nad) ©tanb, 
Sitter unb ©eruf ein ebenbürtiger ®enoffe jener jungen unb jüngften ÖJitter, bie in bem 
ftölner Ifcombilb in ftatttidjer anjab,( bargeftettt ftnb, unb, roenn irgenbmo, fo Wnnten 
fid) hier gemeinfame 3üge finben (äffen, bie auf einen gemeinfamen Urfprung 
fjinroeifen fönnten, rooburd) bann aud) im günftigen Satt einige« C'idft auf bie jugenbtithe 
©d)affen«periobe be« 3}?eifter« ©tept)an falten fönnte. 

ÜKein S3erfab,ren mar junädjft einfad) barauf geridjtet, baß id) mit bem lafelbilb 
be« 3Kartinu« SJergteidjungen anpeilte unb jmar mit ben in meinem «efife befinbtidjen 
Stbbitbungen be« 3>ombi(be« in ber neuen Ku8gai>e be« SEBerfe« oon üWerto burd) ^irmenrid)« 
9?td)arj 1895 (Photographie nad) ©dnnifc); fobann bie Hbbitbung bei Oanitfchef nad) 
bem ©tid) oon ÜDtaffau unb bie Stbbttbung bei (5. $örfter. Ueberbie« mar aud) ba« 2Jer= 
hättni« jwifdjen bem ftupferftid) ©chongauer« unb bem 7afelbi(b in Ciberad) einer 



90 



lieber Serbinbimgen aroifc^en Dberfcb>abett unb Äöln im 15. 3a$r$unbcrl. 



eingeljenben 9?et>ifton ju unterjieljen. Deshalb jog ich ju fortlaufenben SJergletchungen 
gerbet nicht bloß ben betreffenben jtupferftich (©artfd) 57), fonbern jefct auch, bie ®efamt- 
heit beS Shipferftichmerle« oon Sdjongauer nach bem pbotographifdjen SBerte, heraus» 
gegeben oon 2lmanb*Duranb in $ariS 1881. 

©eitere ^ergleidmngen über ftolorit unb ^infelführung bei ben ©emälben waren 
mir nicht möglich ; fle bleiben ben Fachmännern »orbehalten ; e« fott ja nur ein Anfang 
gemacht »erben, unt ben ©egenftanb ju befpredjen. 

3u biefem >$rotdt muß man fich bei ber ©ruppe ber iungen unb jüngften Stifter 
be« Dombilbe« umfehen, bie ungefähr ein halbe« Dufcenb Figuren umfaßt, welche teils 
auf ben Flügeln, teils im 2Wittelbttb angebracht futb. SBeim man r)ier irgenbwo bie 
Figur be« Eafelbtlbe« be« h- SRartinu« hineinoerfefcen würbe, fo mürbe bteburch 
bie nur um einen meitem Vertreter biefer (Gruppe oermehrt merben, aber ganj 
harmonifch, ohne jegtidic Diffonanj. Unb auch umgefehrt; wenn man au* ber ©nippe 
be« Dombilbe« einen Vertreter herausgreifen mürbe, fo hätte man an bemjelben 
außer bem Sflcotio, ba« bureb, bie $anblung ber 2Wanteltetlung felbft geforbert wirb, 
faum etwa« ju änbern; man mürbe nur ben Nimbus um ba« $aupt beSfelben ju 
fdjtingcn hoben, unb ber h- 3Rartinu« märe fo biet mie fertig. SRur ift bie $b,nr»°flnontie 
be« h- SRartin im £afelgemälbe, wie mir fdjeint, bod) um eine üftüance weicher. Der 
jugenb(id)e, anmutige unb anfpredjenbe £npu« ift aber auch, ungeachtet aller Variationen, 
in ben ©efidjtÄbilbungen be« Dombilbe« tonfequent burchgeführt. SWeljr fann unb barf 
man nicht erwarten, indbefonbre nicht, baß bie ©efidjtsbtlbung be« b. ÜWartin genau, 
3ug um 3ug, fich bei irgenb einem ber jungen 9?itter be« Dombilbe« wieber »orfinben 
müßte. Da« wäre Entlehnung unb würbe hieburdj bie Eigenföaft einer Äopie at«batb 
ju Jage treten. Da« trifft aber nicht ju, fonbern e« wirb nur eine freie 9fepro* 
buftion be« 2t)pu« gegeben, bie ein unbestrittene« 9ied)t jebe« Jttinftler« ift. 

®anj anber« wäre e«, wenn man oerfuchen würbe, bie Fiflur be« Supfer ft ich« 
unter ber ©efeltfchaft ber jungen Stüter be« Dombilbe« unterjubringen; ba« tonnte 
nicht gefdjeh«n, ohne fdwrfe Diffonanjen hertwrjurufen. Der SDiartinu« be« Jafelbilbe» 
unb be« Äupferftich« finb ja, wa« bie gefamte (Situation, auch ©emanbung unb 
Stellung anbelangt, öffentlich übereinftimmenb ; aber trofe biefer Uebereinftimmung 
in ber gefamten Situation ift ber @f)arafterau«bru<f , ber fich in oer $ht)ü°9nomie 
ber $auptperfon (SWarrinu«) ju erfennen gibt, ganj unuerfennbar »erfdjteben, unb biefe 
Verfchiebenhcit ift teine«weg« eine jufällige, fonbern liefert unfre« Erachten« ben Sdjlüffel 
jum richtigen Verftänbni« be« Üafclgcmälbe« unb bamtt auch feine« Urfprung«. Unfre 
Aufgabe wirb fein, ba« Verhältnis be« StafelbtlbeS be« h- SNartinuS fowoljl ju bem 
Äupferftich al» auch in ber ©efeüfchaft ber jungen töitter im Dombilb einläßlich ju 
Dergleichen unb bie Folgerungen barau« barjutegen. 

Der 9)?artinu« be« ÜnfelbilbeS hat gefchettetteS, forgfättig geträufelte«, burch eine 
$erlenfdmur äufammengehaltene« Haupthaar; baju fanfte Äugen, feingebilbeten 3Jhmb 
unb SRafe; üHerfmate, bie bei Engeln unb heiligen Oungfrauen fetjr häufig oorfommen, 
aber bei männlichen 0iguren nur ganj aufinahrasweife. ©chongauer in«befonbre hat 
eine au«gefprochene Neigung, feine männlichen Figuren mit gewaltigem unb jugleid) 
ungebänbigtem $)aarwuchfe am Vorberhaupt au«juftatten, ber über bie ©tirne emporragt 
unb an ben Schläfen fich ausbreitet. SSeifpiele bafür finb bie apoftel beim lob SKariä 
(«artfeh 33) unb bie einjelnen Hpoftelfiguren («artfeh 34 bis 45) unb oiele anbre. 



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Ueber Serbinbungen jroifc^en Dberfc^tooben unb ftöln im 15. gaJjrfymbert. 91 

&ud) bei feinem Rupferftid) be« t)- Wartin bringt ©djongautr biefett £>aarbnid)$ an, 
txrbunben mit auffällig großen Äugen unb ferneren Hugenlibern, ftarfer 92afe unb 
fräftigem Wunbe ; Wertmale, bie biefer Jftgur einen gerabeju herben £r)arafter t>erteir>en, 
ber offenbar nid)t jufälltg ift, fonbern ber 33cf)anblungemcifc be« W. ©djongauer grunb* 
fäfclid) entfprtdjt. Vergleicht man aber bie ^^toftognontien ber {ungern Diitter be« Dom» 
bilbe«, beren eine größere Slnjabl abgebilbet finb, fo t)Qben biefe iämtlid) ntd)t bloß bie 
gleite forgfältig betjanbelte $aartrad)t nebft ©tirnbanb, mie ba« Safelbilb be« Wartinu«, 
fonbern aud) bie jugenblid) anmutigen ®efid)t«jüge. 'Daß Variationen oorfommen, ift 
fetbfrDerftänblid) ; aber ber jugenblid)e SEqpu« tommt bei allen jur ©eltung, unb bamit 
aud) bie tt)ptfd)e Uebereinftimmung be« lafelbilbe« be« Wartinu« mit ben Mttent beß 
Dombilbe«. 

Der b,. Wartin ift fobann auf bem Eafelbilb ohne ftopfbebeefung, barhäuptig 
gemalt, ©et ben Figuren ber $atriard)en, ^ropbeten unb Äpoftel ift biefe« SD2erfma( 
feljr ^äufig, aber nicht bei jungen ffriegern im Dtenfte. Die Wantelteilung gejd)ab, aber 
bei Veranlaffung eine« militärifd) bienftlidjen Auftrage«. 3n bem Rupferftidjwerf ©d)on* 
gauer« fommt nur ein ©latt (Jöartfd) 52) ©or, ba« ben b- ®<org barhäuptig in ben 
Äampf mit bem Drachen reiten lägt, «ber biefe« »latt ift nid)t autbentifd), e« fetjlt 
ihm ba« «Monogramm ©ebongauer«; im fcejt bemertt be»holb aud) ber §erau«geber, 
baß jmar ©artfd) ba«felbe aufgenommen habe, baß aber "ißaffaöant unb SBurjbad) bie 
<Sd)tb,cit be«felben entfd)ieben beftreiten. Wan fann ftd) unter fold)en Umft&nben jebenfaü« 
nid)t barauf berufen, baß bie JBarhäuptigfett eine Gepflogenheit ©djongauer« gemefen 
fei. On ber Tat hoben aud) bie betben ed)ten Äbbtlbungen befl b- ®eorg (Sartfd) 50, 51) 
unb bie fämtlid)en ©treiter in ber »eiterfd)tad)t (löartfd) 58) ihre Häupter mit Reimen 
gefdjii&t. 3m ©egenfafc b>J« haben aber bie jugenblid)en SReiter be« Dombilbe«, un« 
gefähr ein f)a(bed Dufeenb an ber 3«bl> fämttid) entblößte« fjaupt. Die Sinnahme Hegt 
fomit nahe, baß, ba bie jungen {Ritter in ber erften $älfte be« 15. 3af)rhunbert« Dielfad) 
ber Wobe, roenn aud) nur ^arabemobe, ^uCbigten, ber Ropfbebedung fid) ju entäußern, 
bemgemäß bie Waler aud) ihrerfett« biefe ©itte jur Darfteüung brachten. Die (Smporb,ebung 
in bie ©pbären ber ^eiligen (Warttnue) mürbe burd) ben SRimbu« au«gebrütft. Da« 
genügte; benn bie beffern unter ben mittelalterlichen Weiftern oerftanben e« gut, einen 
ibeaten ©ehalt mit bem 9teali«mu« ber <£rfd)einung honnontfd) ju oerbinben. Wan 
fönnte nun allerbing« bie Söebeutung ber oben angeführten s D?erfma(e baburd) abfd)roäd)en, 
baß man biefelben einfad) al« Attribute be« jugenbltd)en Älter« unter ber 9ritterfd)aft 
jener &\t erflärte, benen ftd) fomohl ber Waler be« Wartinu« al« aud) ber Waler be« 
Dombilbe« anfdjmiegten. «Hein bie fid)tlid)e unb unleugbare Abweichung oon bem Jfupfer* 
ftid) ©d)ongauer« in ber ^hüfiognomie unb fomit in bem ganjen (Sharatter ber ftigur 
mußte bod) ftutjig machen unb bie Sluffaffung erfd)üttem, baß biefer ftupferftid) gerabeju 
al« Vorlage für ben Waler be« h- Wartin gebient fyabm muffe. ®et genauer JBe* 
trachtung unb Vergteid)ung treten aber auch noch anbre fünfte heroor, bie geeignet ftnb, 
ein red)t nahe« Verhältnis jroifdjen bem Dombilb unb bem Waler be« h- Wartin ertennen 
ju laffen. Richer gehört bie «etjanblung be« $intergrunbe«. 

«ei bem lafelbilb be« h- Wartinu« mar ber gemufterte Oolbgrunb fehr ftarf 
befd)äbigt unb mußte genau nad) bem alten Wufter erneuert roerben. Diefer ©olbgrunb 
ift aber nad) unten rjiit, etroa« tiefer al« bie ftnieböt)e ber $igur, mit ftranfen abge* 
fd)lo[fen, ift fomit al« Xeppid) gebaut unb behanbelt. Die Xeppicbform be« ^intergrunbe« 



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92 Ueber Sertinbungen jroifdjen Dbcrfcbjoaben ttnb flöln im 15. 3af>rl>imbert. 

fommt aber bei ganj uubeanftanbeten ©tmätben be« 2Heifter* Stephan regelmäßig oor, 
j. 8. an ber Hußenfeite ber $(ügel be« Dombilbe«, bei bem englifdjen ®ruß, fowob,! 
bei bem (Sngel al« bei 3ttaria; fobann aud) am SJttttelbilb bei ber ttjronenben 3ßabonna; 
ferner bei ber Sftabonna mit bem ©eUdjen im erjbifdjöflidjen SDhifeum unb aud) bei ber 
SDiabonna in ber Wofenlaube in bem SaUrafaWtdjarjfdjen üDhifeum in Äöln. Daß bei 
einem ©etnälbe be« l). 3ttartin bie fdjwebenben ober ftngenben unb utufijierenben (Sngel, 
bie bei ben SWabonnenbilbern oorfommen, in JBegfall fommen, fann nid)t befremben. 
©ei Sdjongauer aber finbet man einen in Eeppidjform betjanbelten §intergrunb ntrgenb«, 
aua) ntd)t bei bem Äupferfrici) be« SDtartfnu«; Sdjongauer bringt entweber eine mein* 
ober weniger forgfältig ausgeführte $anbfd)aft al« $intergrunb an, ober er lägt ben* 
felben, befonber« wenn (Sin^elfiguren bargeftellt werben, ganj roeg. Daß auf biefe« 
9Werfma( fdjon 2Boltmann*2öörmann einen Söert legten, geb,t au« ber Heußerung über 
ba« Dombilb (II S. 88) l>en>or f wonad) ftt^ bie Äölner Srfwle oon ber ftlanbrifdjen 
am meiften baburd) untertreibet, baß fte auf bie 2lu«bilbung be« räumlichen $inter* 
grunbe« öerjtdjtet. äber aud) bie fdjwäbifdjen SJieifter, fdjon oon $an« SKu!tfd>er an, 
räumen ber S?anbfd>aft einen angemeffenen $!afc in it)ren ©emälben ein, wenn fie aud) 
für bie t'uft ben ©olbgrunb in Slnwenbung bringen. 

Serner ift beraerfen«wert, baß ber b,. 3ttartmu« *u $uß bargeftellt ift. Sd)on» 
gauer b,at ^ferbe in ben mannigfaltigen Stellungen gejetd)net, j. 33. in ber Weiter* 
fc^tadyt (Sartfd) 53) unb anberwärt«, fo baß oon itjm »ob,! aua) eine ^ei^nung be« 
I). üftarttn ju $ferb, im CHnflang mit ber l'egenbe, ju erwarten gewefen wäre, dagegen 
im Dombilb »ermißt man jebe Spur eine« 'JJferbe«. Die Witter, alt unb jung, finb 
»ob,! mit Sporen, ffiaffen unb 9Beb,r au«gerüftet, aber fämtlid) ju $uß; felbft bie 
öannerträger finb unberitten. Da« ift allerbtng« nur ein negatioe« 2Rerfmal, aber e« 
ift frappant. 

(Sin pofttioe« SDlerfmal ift fobann bie ©eljanblung be« Sdjwertgrtffe*. Der 
©riff be« Schwerte«, mit bem 3)lartinu« ben SRantel teilt, ift jweiljänbig. 3n bem 
8id)tbrucf liegt ber ©riff einigermaßen im Statten unb ift be«t)alb ntdjt gut fid)tbar; 
aüein berfelbe bietet in feiner ?önge, wie ba« ©emälbe beutlich jeigt, Waum bar für 
jwei $änbe. Da« ift ber ©riff be« Wichtfehwert« unb tommt al« Sämbol be« 2ttartt)rium« 
burd) Enthauptung oor, aud) bei Sdjongauer, bei bem üpofte! "JSaulu« (Sartfch 45), 
bei Scatb,arina (SJartfdj 65). Hnberwärt« aber finbet man biefe frorm al« eigentliche ffiaffe 
in bem ffierfe Sdjongauer« nur nodj einmal unb jwar bei bem tj- ©eorg (öartfdj 52), 
ber gegen ben Dramen fämpft. Hllem ba« ift gerabe wieber jene« ölatt, beffen (Sdjtheit, 
wie fdjon oben angeführt, ftar! beftritten ift. ÜHan wirb batjer aud) biefe 3lrt be« 
Sdiroertgriff« bei ber ritterlichen Bewaffnung nid)t a!« eine ©epflogenhett Sdjongauer« 
betrauten bürfen. 

(Sin ©lief auf ba« Dombilb aber läßt ntt^t weniger al« fünfmal bie gewaltig 
langen ©dpertgriffe in ben $änben ber jungen Witter erfennen. ^)ier, beim Dombilb, 
ift nur ein einjiger So^wertgriff fit^tbar oon gewöhnlicher fänge; er beftnbet fieb, aber 
an einem frummen Schwert, beffen Präger jugleict) einen Surban befi^t, wo« auf feine 
außereuropäifdje |>erfunft b,inweift. 

Sa« fobann noa) bie $efleibung anbelangt, fo finb t)ier befonber« Variationen 
ücrfctjiebener S!rt felbftoerftänblid) ; aber im allgemeinen ift e« bie eng antiegenbc £rad)t 
be« 15. Oat)rt)unbert«. Wur ein $unft bebarf einer nät)em Erläuterung. 3m Dombilb 



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Ueber SJerbinbunaen jroifdjen D&erfäroaben unb ftöln im 15. Salj^unbert. 98 

tft al« föeifeobergewanb ber fogenannte Sappert faft au«fd)Itcßlid) oertreten; bei bem 
Safelbilb unb ©rtd) be« b- 2Hartinu« finbet man an beffen ©teile al« 9ttantet ein un* 
gefäbr uieredige« ©tüd £ud). Diefe gorm be« ÜJiantel« ift nun gerabe infofern beachten*« 
wert unb auffaüenb, weit biefelbe bei feinem ber bitter be« Qombtlbe« üorfommt, 
bagegen fon>or>( bem ÜTafelbilb al« bem jfripferfitid) bed b- URartinu« gemeinfam ift. 9Kan 
fömrte geneigt fein, au« biefem Umftanb eine nähere ©ejieljung berfelben unter fi$r t» 
®egenfafc ju bem Dombilb, ju folgern. 8lüein man barf nicfjt oergeffen, baß ber 
fiünftler, ber einen manteltetlenben SDtartinu« barftetten wollte, fei berfelbe nun »er 
er motte, notwenbig barauf 9?ütfftd)t nehmen mußte, ben ÜWantet fo ju geftaften, baß 
er aud) nad> ber erfolgten Seilung iebem ber beiben Empfänger nod) bie entfpredjenben 
Dienfte (eiften tonnte, ©ei ber ftorm eine« läppert« ging ba« nid)t an; mobl aber 
bei ber ftorm eine« oieredigen ©tüde« lud). £>iefer Orunb bürfte ooüftänbig genügen; 
»eitre ©d)Iüffe (äffen fi<b barau« nid)t ableiten. 

äufammenfaffenb laffen fid) bie Stefultate ber bisherigen SJergletdjungen in nad)* 
ftebenben fünften au«brüden: 

1) ©tid) unb Xafelbtlb be« b- SWartin finb jwar offenfid)tlid) oon einanber abb&ngig 
unb mit einanber oerbunben, jebod) nur, wa« bie gefamte Situation unb Slftion 
anbelangt, nid)t aber, loa« ben 3lu«brucf be« ßb,aralter« ber Hauptfigur betrifft. 

2) 3ene fünfte, in benen ber ©tid) unb ba« £afelgemälbe oon einanber abmeidpn, 
geben fid) al« foldje ju erfennen, weldje ber SDianier be« 2JI. ©djongauer ent* 
fpredjen unb fomit aud) in bem Äupferftidj auf feine töedjnung ju fdjreiben finb. 

3) Unoerfennbare Uebereinftimmungen beftefjen aber aud) mit bem Dombilbe be« 
2Heifter« ©tepban, befonber« mit ber @ruppe ber iugcnblidjen bitter. Diefelben 
belieben fid) auf ben jugenblid) anmutigen (Sbaratter, ber fid) im Safelbilb be« 
b. flJJartinu« wie bei ben iugenblidjen Wittern be« Dombilbe« offenbart ; bann 
aber aud) nod) in einer Slnjab,! oon anbern SWerfmalen, bie ganj unabhängig 
oon bem Hu«brwf ber Ougenblidjfeit finb. 

4) $ieburd) wirb ba« Üafelgemalbe be« % SWartin unoerfennbar, unfre« (Sradjten«, 
in ben Srei« ber SRalereien be« ÜHeifter« ©tepban bineingejogen ; nid)t in ber 
Seife, al» ob ba«felbc in fiöln gemalt roorben rofire, e« ftammt eben fo fidjer 
au« Dberfdjwaben, wie ba« ©ombilb au« Jlöln; aud) nidjt in ber Seife, al« 
ob birefte Grntlebnungen ftattgefunben bitten, fonbern fo, baß ba«felbe ein 
3ugenbwerf be« SWeifter« ©tepban fein wirb au« ber ^eit, ba berfelbe nod) in 
feiner $eimatgegenb weilte unb arbeitete. $arau« bürfte man aber bann ju 
ber »eitern Folgerung gefübrt »erben, baß 

5) ©tepban i'odjner erft in reifern Oabren, al« er fd)on ein gut au«gebilbeter SJJaler 
»ar, fid) nad) ftöln ge»anbt b«be unb baß er aud) bort nod) bie Xtypen, bie er 
fdjon in feiner Ougenb unb $eimat al« fein Cigengut erworben fyattt, 
feine«»eg« über «orb geworfen babe, fonbern biefelben aud) nod) in feinem 
Dombilb reprobujiert bobe. 

2Wan fann jugeben, baß feiner ber im Äontext angegebenen einjelnen ©rünbe 
ftreng beweifenb fei, aber ba« @efamtgewid)t berfelben ift wobl bod) bebeutenb genug, 
um bie Slufmerffamfeit auf bie SBerfe be« ÜKeifter« ©tepban, bie aud) in unfrer ©egenb 
nid)t gänjlid) festen werben, binjuknten. 



94 



lieber Serbinbuiiflen jroiföen Cbevfätöaben unb Äö(n im 15. 3al}rl)unbert. 



$aß mein Hugenmert gerabe auf ben £öpu« ber jugenbltdjett Wttter int Dombilbe 
einerfett« unb auf ben b,. SWartinu« anberfett« al« SSergleidjunggobfelte fid) lenfte unb 
fd)ließlid) feftflammerte, ift fetne«meg« wtlltürlid). ©ei ber Betrachtung unb ©ewunberung 
be« $>ombilbe« wirb ber ©lief oorjüglid) tum ber URabonna, oon ben brei Seifen unb 
oon ben ftiguren be« b- ©ereon unb ber b- Urfula, bie int Oemälbe felbft beutlid) al« 
bie §auptfad)e betont finb, gefeffelt; bie iugenbttdjen SRitter unb 3nngfraiien be« ©efolge« 
treten jurüd. «6er bie Annahme wirb »fod)ologifd) Wtbat fein, baß ber ÜKeifter be« 
Dombtlbe« gerabe in ber ÜHabonna unb ben anbern oon ib,m in etwa« größerm SDJaö- 
ftab bargeftellten Figuren bie <Srrungenfd)aften feiner erft in r ei fern Oabren gewonnenen 
üWeifterfdjaft oorfübren wollte, w&brenb er in ben Nebenfiguren (iugenb(id)en {Rittern) 
ben Stanbpunft feiner Jüngern Oaljre ant getreuften bewabrte, fo baß gerabe bie lefctern 
bie ©rüde bilben »erben jwifd)en ben Serien feiner oollen Hu«bilbung unb feinen Sugenb* 
werfen. Db aud) in ber ted)nifd)en «ebanbtung, in ber SWatweife ic. entfpredjenbe 
ffiabrnebmungen fid) raaäjen taffen fönnten, barüber ftetrt - un« fein Urteil ju ; bie ftdjtfid) 
forgfälrige, feineömeg« bonbwert«maßige ober fdjüterbafte 9er>onMung be« ÜÄarttnu« 
mad)t jebod) ben (Sinbrud, baß man aud) in biefem Serl fd)on bie Arbeit eine« red)t 
fd)äfeen«werten mittetaUerltdjen SWeifter« oor fid) ba&«, nid)t ein Ougenbwerf im 
fdjlimmen Sinne. 

3m Saufe ber Ärbeit brftngte fid) bem SBerfaffer aud) bie HnfWjt oorübergetjenb 
auf, ob man ben üflartinu« nid)t ebenfo gut, oielleid)t beffer, auf bie Urbeberfd)aft be« 
$an« ÜRuttfd)er, be« 3 e * t 0 eno fT en un & ?«nb«mann« be« SDfetfter« Stephan jurüdfübren 
lönnte. SWan würbe bamit in eine Bahn einlenfen, bie oorau«fid)tlid) Diel weniger Siber* 
fprud) hervorrufen würbe; benn ber Warne be« genannten Ulmer ÜKeifter« bat in ganj 
furjer 3eit eine fd)on bebeutenbe 3ugfraft erworben. $iebei würben bie nur febr flüd)tig 
ausgeführten Arbeiten be«felben oon 1487 (©erlin) ganj außer ©etradjt bleiben müffen 
unb nur bie oon 1458 (Sterling) 3ur S$ergleid)ung beigejogen werben fönnen. Slöein 
in bem fdjönen pbotograpbifdjen Serf oon 1898 finbet man feine fttgur oor, bie mit 
einem jugenbltd)en mittelalterlichen Witter etwa« gemein ^ätte; bie brei Seifen bafelbft 
finb obne ©efolge, unb ber jüngfte berfetben jeigt in feiner ®cftd)t«bilbung einen ganj 
frembartigen »u«brud, wenn aud) bie ©ewanbung auf ba« 15. Oabrbunbert binweift. 
3>er (Sngel bei ber JBerfünbigung bat fclbfroerftänblid) jwar eine jugenblidjc ©eftalt ; aber 
ba« ift bod) nid)t jureid)enb ju einer etnläßlidjen ©ergteidmng mit einem jungen Witter. 
SBon anbern Malereien in ber Stuttgarter unb Äarl«rut)tr (Sammlung (oon heilig« 
frcujtbal unb Hlmenbingen ftammenb) muß b" r »orerft abgefeben werben, ba biefetben 
feinerlei öeglaubigung burd) $>ofumeute unb 3nfd)riften hoben, burd) weld)e bie Sterjtnger 
unb Berliner Serie fo wertootl für bie Äunftgefdjidjte gemadjt werben. 

Hm meiften Hu«fid)t auf pofitioen (Erfolg bei ber weitern Umfdjau nad) ®emä(ben 
be« Stephan Vod)ner in unfrer ©egenb bürften unfre« <Srad)ten« neben bem SWartinu« 
nod) jwei weitre ©em&tbe in ber %(tertum«fammlung in Stuttgart (9*lr- 29, 80) b^ben. 
Diefelben fieüen einen b,. 2Widjael bar, auf beffen Mdfeite (iefet getrennt) bie b- Dorothea 
fid) befinbet. Sie gelangten au« ber f>anb be« 3eidjnung«tebrer« o. $errid) in Waoen«« 
bürg an <ßrofeffor f)aßler unb mit feiner Sammlung nad) Stuttgart; fie f ollen au« 
einer abgebrannten oberfd)wäbifd)en ßapeüe ftammen. SBon bem b- 2Wid)ael beftebt eben* 
fall« ein ftupferftid) öon 3Harrin Sd)ongauer (©artfd) 58), bie offenbar in flbtjäniiiflfeit 
oon einanber fteben, banptfäd)lid) wa« bie gefamte Situation betrifft, wä'brenb ber 



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Ue&er Skrimbungcn jmifcfcn Cberfctynabfn unb ßöln im 15. gatjrljuttbert. 95 

®efidjt«au«brud be« % ÜWidjael aud) bei bem ßupferftidj oiel ernfter unb energifdjer 
ift al« bei bem Safelgemälbe ; fomit ganj ähnliche Serljältniffe wie bei bem f>- aRartinu». 
Da audj SWeifter Stephan in feinen SKaiereten in Äöln Dielfad) (Snget bargeftellt b>t 
(bei bem englifdjen ®rufj an ber Slufjenfeite ber ^tügel be« Dombilbe«, bei ber flRaboima 
mit bem 33eild>en unb ber ÜRabonna in ber 9?ofenfaube), fo ift eine birette $ergteidutng 
nidjt unmögltd), obwohl ber ftbftanb jwifdjen ben inufijierenben unb fmgenben GEngetn 
be« SWetfter« Stephen unb bem in Dollem Äampfe fidj befinbenben ©rjengel beträdjtlidj 
ift. SBtr mödjten aber ntdjt norgretfen. SJon ber Dorotfjea befielt fein Äupferftid); 
ba« (Semätbe verleibt iffr einen 3ug oon weiblidjer $ot)«it ; aber audj r>ier ift eine 93er* 
gleidmng mit ben Oungfrauen be« Dombilbe« eintabenb. Ueberbie« ift bei biefem ®e* 
mälbe ein leppid) al« $intergrunb angebracht, ber naa) unten, etwa« über ber ftniefyöf)« 
ber gigur, mit granfen abfd)Iiefit, meldje ben Uebergang jum ftufiboben »ermitteln, ganj 
n»te beim Jafelgemälbe be« b,. 3Rartinu«. ffiir mieten aber aud) Ijter nfdjt oorgreifen. 



Die (Sinmänbe gegen unfre Huffaffung be« 9Wartinu«bilbe« f ollen nidjt um« 
gangen »erben. 

Der erfte Einwurf fönnte ftdj barauf rieten, bafi e« fdjwer benfbar fei, wie ein 
©emälbe be« 2J?eifter« ©tepfjan fid) in eine oberfdjmäblfdje ftapeüe fotlte berirrt baben. 
Dtefer Qrinwanb erlebigt fid> aber, wenn man bebenft, bat ba« fel)c begüterte Slofter 
©a(mann«roetter aud} in ber 92dbe oon Siberad) anfefmlidje ©efifeungen blatte, bie bon 
feinem ^flegamt in ©djemmerberg (bem ftunbort be« 3)iartinu«bt(be«) »ermattet mürben. 
Da« $flegamt«gebäube bafelbft, ba« feine eigene ftapeüe b,atle, würbe in ben breifjiger 
3at)ren be« oorigen 3al)rfMnbert« abgebrochen unb ba« 3nwntar, audj ba« ber Äapeüe, 
öerfauft, wobei ba« ü)iarttmi«bilb in ben Senfe eine« ©djreiner« in mtfjeim, OM. ©iberadj, 
überging, wo idj ba«fetbe entberfte unb erwarb. Da nun aber ba« ftlofter Satmann«« 
weiter unb 3Reer«burg, bie @eburt«ftaM bcö üDieifter« ©teptjan, nur jwei SBegftunben 
oon einanber entfernt finb, fo läßt fid) eine Ueberftebelung oon bort au« nadj (Stemmer* 
berg bei irgenb einer SBeranlaffung ofme ©djwiertgfett erflären. 

Die grage fobann, in weldjem 3Jerb,ältniffe ber Äupferftid) ©djongauer« unb 
bae Xafelgemfitbe be« f). SWartinu« ju einanber ftefpn, fjat an ©ebeutung nerloren unb 
ift bei bem gegenwärtigen ©tanb ber Unterfudnwg nidjt meb,r in erfter, fonbern nur 
in jweiter Vtnie ju erläutern. Um aber $Bieberf)o(ungen ju oermeiben, tonnen wir auf 
unfre Slbljanblung im 9rd)to für djrtftlidje ftunft 1895, ©. 76 unb 94, wrmeifen. 
$ienacb, tjat ein glaubwürbiger unb gut unterrichteter Cfjronift oon Öiberad) au« bem 
Zeitalter ber Deformation an jwei ©teilen feiner (Stjronit bie Angabe gemadjt, bap ber 
Gibraltar ber ©tabtpfarrfirdje bafelbft (ber jebod) 1531 bei bem «ilberfturm jerftört 
würbe) oon bem „guoten üßaifter ^üpfdj SWartin, bem beften aßaler" k. erftellt 
worben fei. (5« lann feinem emfteu 3 B)e *f e ' unterliegen, baß ber (itjronift mit bem 
populären, in ganj Deutfdjlanb befannten tarnen ,,.f)üpfd) ÜWartin" feinen anbern a(« 
üJiartin ©djongauer bejeidinen woüte. (Sine perfbnlidje «etanntfdjaft be«felben mit ber 
®egenb oon SHberad) unb fpejietl aud) mit bem nur 11 »ilometer baoon entfernten 
Ort Sdjeminerberg wirb burd) biefe Angabe immerhin ganj natje gelegt. 

©d)lieg(id) möchte roiebertjolt betont werben, baß bie »orliegenben 31u«füf)rungen 
nid)t eine in fid) abgefd)loffene Arbeit fein wollen unb fönnen, fonbern ben 3nxtf »erfolgen, 



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96 



lieber Ser&mbuiiftcn jt»iftt>n Dbcrf<$n>a6en tmb Ädln im 16. 3<u)rljunbert. 



in »eitern Greifen bie «uftncrffamfcit auf bie ©er!e ber 2Heifter ber Ulmer (ober* 
fdjwäbi^en) Sdwle ju lenfen, befonber« auf jene ber erften $älfte be« 15. 3al>rf)unbert«. 
©er ©ilberfturm 1531 b,at burd) feine 3 er f törun 9 en unzweifelhaft bebeutenbe i'ücfen 
geriffen, aber bod) nur in einer 9(njaf)l ton ©labten; ba« nid)t weniger bebeutenbe 
Material befonber« in ben jatjlretdjen ftlofterfirdjen ber ©egenb unb anberwärt« würbe 
erft im 18. 3af)rb,unbert nid)t gerabeju jerftört, aber Dielfad) oerfd)(eubert unb jerftreut, 
fo baf? bie §offnung nid)t au«gefd)loffen ift, einen Xeif befifelben in ber Näfje ober gerne 
nodj ooquftnben. 3n biefer ©ejief)ung haben bie Sammler be« oerfloffenen Oab,rb,unbert« 
banfen«werte Hrbeit geliefert, unb ift unfre ©egenb hinter feiner in 5>eutfd)lanb jurücf« 
geblieben, ffiir nennen bjer : btn ®rafen Jrudjfcfc oon ©atbburg, IDtaud), §irfd)er, Durfd), 
Vatiberg, Hbel, j£)a6ler. Damit ift jebod) bie funftl)iftorifd)e Hrbeit nod) nid)t abge* 
fdjloffen. ©a« aber bie umfaffenbe Sidjtung be« ÜWaterial« betrifft unb bie <5in» 
fügung be«felben in ben funftljiftorifdjen {Ratjmen, fo fmb Äöln unb Dürnberg otjne grage 
oorangeeilt, ungeachtet für fie bie Aufgabe teine«megS leid)ter mar. $ier, foroofyt in 
Äöln al« in Dürnberg, fet)rt ber JRefrain: ©erfe ot)ne Hainen, Manien ofme ©erfe, 
unauffyörltd) wieber, fo bajj Sdjeibler in ber Sage war, für bie Malereien ju ftöln au« 
ber jweiten $älfte be« 15. Oaljrfjunbert« eine ganje 9teib,e oon prooiforifdjen 23 e 
nennungen, allerbing« mit @lücf unb allgemeinem Beifall, aufstellen, unb äb,nlid) 
2l)obe für bie Nürnberger 2Mereien ber erften $älfte be« 15. 3ab,rb,unbert«. J^ür 
unfre (Segenb liegen bie Serrjältniffe entfdjieben günftiger. Hu« ber jweiten $älfte be« 
15. 3a()rfuinbert« finb bei un« bie tarnen ber befannten Ulmer SDieifter mit ihren SBerfen 
gut geudjert, unb aud) für bie erfte $älftc Tonnen bei bem jefeigen Stanbpunft wenigften« brei 
Namen mit ©erfen: aWultfdjer, §an« (unb 3oo) Striegel unb Stephen Podjner 
angeführt »erben, ganj abgefehen oon tfufa« 90?ofer in ©eilerftabt unb tfonrab ©ife oon Nott* 
»eil. Da« ift ein foliber funfthiftorifdjer ßern, »ie er fonft in Deutfd)lanb »of)l nid)t oor* 
fommt. $3on prooiforifdjen Benennungen »urbe be«halb bei un« bi«t)er aud) nur ein fetjr 
m&fjiger ©ebraud) gemacht. Hl« foldje finb nur ju nennen: ber „SReifter ber Sammlung 
in Stgmaringen", jlrfa 1500, unb ber „SWeifter oon ÜRejjfirdf (©ilbenfteiner SWeifter) 
im 16. 3ab,rh,unbert. Der „SWeifter ber Sammlung $irfd)er" tonnte fd)on nad) furjer 
3eit burd) ben wirfitdjen Namen (Jßernharb Striegel) erfefet »erben. Die Umftänbe 
liegen fomit für unfre ©egenb günftig. 3?om SBobenfee bi« in bie ©egenb oon Ulm unb 
ÜWemmingcn ergibt fid) aber nunmehr bie roeitre, aber aud) bantbare Hufgabe, ba« fdjon 
oorhanbene ober nod) aufjupnbenbe Material ju ftd)ten. Ob badfelbe in«gefamt an bie 
^iftorifd) fdjon feftfteb,cnben Namen angelehnt werben fönne, ober ob prooifori]d)c JBe^ 
nennungen aud) fjier in Hnroenbung ju bringen feien, barüber fönnen aüerbing« bie 
Hnfid)ten audeinanber geb,en; aber am meiften rätlid) bürfte e» fein, beibe ©ege offen 
ju galten. 

ßinen Hnfang t)ieju tjat ba« neue 33erjeicf)ni§ ber ©emälbefammlung in Srutt* 
gart (1008) infofem gemad)t, ba§ eine Hn^ab,( oon ©emälben au« ber erften jpätftc be« 
15. Oab,rb,unbert« (bie Nummern 13—17, 104, 105) bem $an« SDtulrfdjer teil« mit 
öeftimmtieit juteilt, teil» al« itjm nab,eftet)enb bejeid)net »erben. 9?or einigen 3aljr- 
jelmten »urbe fobann oon mir eine Sreutfdjfcüpuncj in einem «auernb,aufe in Dietingen, 
OH. Vaup^eint, entbetft unb erworben (iefet in ber H(tertuin«fammlung in ©iberad)), 
bie laut ^ufdjrift oom 10. Februar 1908 burd) $crm ©aleriebireftor 5. d. SReber in 
SDiün^en, in Uebereinftimmung mit §errn fionferoator ^rof. ^aufer unb bem $crrn 



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lieber Serbinbmtflen jroif^en Cberföroaben unb Äöln im 15. 3a$r$unbert. 



97 



Direftor be« Äupferfttc&fabinett« Dr. ©djmtbt bafelbft, al« ein ©erf be« $. SKultfajer 
erftärt mürbe. Äiif bcr anbern ©eite biefer £afel befmbet ftdj eine $oljfänifcewi in 
ftelief, bte (Geburt be« $eilanbc« barftelfenb, mit gemaltem funtergrunb. 

<5in S3erfud), ben <Snttt»icf(ung«gang be« üßeifter« Stephan einigermaßen ju 
befeuchten, oerbient t)icr aucb, nod) craäfwt ju »erben. Setgel gibt in feinem ©ud) über 
ftiefole ber Seruuttung 8u«bru(f f bafj e« Corner Dert>ältni«mäfHg leidjt gemefen fei, Don 
feiner $eimat am «obenfee au«, fid) mit ftünfHern unb Äunftmerfen in Statten in 
nähere SBerbinbung ju fegen, fpejiell mit gicfole. SDMfjlid) ift bei bicfer Vermutung, baß 
er bte ©puren einer nähern 33erbinbung gerabe in einem SBerte ©tept)an« ftnben will, 
beffen Stutb,entijität Don Dielen unb geirit^tigen (Seiten beftritten ift. 1 92ät)er bärfte n>ot)( 
eine Serbinbung ober Söerüfjrmtg Sodmer« mit ber „Schule Don ©alem" liegen. Stuf 
ben «eftanb unb bie «ebeutung btefer ®d)uU hat $aulu« in feinem «utfa über bte 
3ifterjienferabtei ©ebenb,aufen juerft htageroiefen. <S« ift nicht jn bejtoetfeln, ba§ ©alem 
fchon feit ber 3)?itte be« 14. Oabrhunbert« ber Sföittelpunft einer erfpriefjlidjen fünftlerifcben 
Xättgfeit (Qebenbaufen, ©tarn«) n>ar, rooran aud) bte anbern oberfthroäbifchen Jrünfller 
in ber erften $älfte be« 15. 3ab,rfmnbert« fid) auf irgenb eine Seife beteiligt Reiben 
tonnten. Ob aber unb mie toeit ©a(em auch SBerbinbungen mit Italien gehabt b>ben 
fömtte, barüber fet)(en jurjeit noch alle genauem ?lnf)aU«punfte. 



1 «Darüber ift bie neue «u«gabe oon Uierlo« ffiert (©palte 850) ju wrfllei^cn. »eifjel nimmt 
befonbere JtütffH$t auf bad „iüngfte ©erkty*', bai in Äöln fta) befmbet. 



XXXIII. 



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Dringende Sitte 



um auftetymmg ba jrlur* un& Sotalnamen be* Sobetifeegebietö. 

- — ~r 

a« 3ntereffe für bie ^anbedgef^ic^te ift bereit« fo lebenbtg unb allgemein geworben, 
bafi bev herein für @efd)id)te be« «obenfee« unb feiner Umgebung baffen barf, 
bei feinen s Jiad)forfd)ungen tätige Unterftüfeung ju finben, felbft bann, wenn er nad) 
üDingen fragt unb forfcr)t, weldjc nad) ber gewöhnlichen 8hifid)t feinen gefd)id)tlid)en üöert 
b,aben fönncn. $terju gehören inobefonbere nid)t allein bte 9iamen ber $äufer, $of* 
ftfitten unb $öfe, aud) ntr^t bloß ber fulttoierten ®runbftücfc, al« Werfer unb Siefen, 
föebengelänbe unb anbrer ^flanjungen, ffiälber unb ftorften, fonbern aud) ber SÖeiben, 
Slllmenben unb Reiben, Deben ober SBüftungen, SKoore ober ftiebe, SBeiljer, Xcidje, 
Dümpel, £ä$e, ©een, ©d)lud)ten, .$alben, $öljen, §ügel unb Serge: für}, alle Heile 
Don l'anb unb ©affer, bie einen befonbem, einen eigenen Tanten tragen. 

3n Hbftt^t auf ben 3wetf einer Sammlung ber ftlur* unb tfolalnamen würbe 
man inbe« im Orrtum fidj befinben, wenn man annähme, nur foldje Flamen feien ber 
Slufjeiöjnung wert, welche s Jieugterbe erweden, fei e« burd) ifjre ©onberbarfeit, fei e« 
wegen ib,rer Slnfpielung auf t>orjeitüd)e Gegebenheiten, ,3uftänbe unb ©inridjtungen, wie : 
Bürstel (©urgftall), Chalchtari (tfalfofen), Galgawls (©iefe, auf melier ber ®algen 
ftanb), Heiligbolz, Junkarbolz (®«r)ölj, ba« einer ftbtei, einem Ounfer gehörte), Mefimars- 
breiti (ber Sfateil be« ©afriftan« an bem oormal« r)errf(^aft(idt)eu ©reitgelänbe), Mcerdar- 
wls (eine SEBiefe, auf ber eine üßorbtat gef£beb,en), Pestgäßli (ein ©äjjdjen, in meinem 
man bie mähjenb ber ^eftjeit ©efitorbenen forttrug), Wldam (SHrcbengut). grünere 
©ammler mögen meiften« auf fötale tarnen Oagb gemacht unb bie übrigen oerfdjmäljt 
tjaben. Slllein bcutjutage, wo man aud) ben Urjprung unb Fortgang ber Vanbwirtfdjaft 
grünblicber al« bisher erforfdjen will, roo man au« Langel an fdjriftlidjen Duellen 
namentlich, ben altern 3 u f* anocn berfelben nidjt gut anber«wie beifommen fann: ba 
leiften feb,r oft unb oielfad) biefe lofalen tarnen borjüglidje Dienfte; ba finb begreiflidjer* 
weife ©enennungen wie: im Birch ($8irfent)ol}), im Brüal (herrfdjaftlidje SBiefe), im 
Buach (Söudjenwalb), ufdar Egarta (Änlturlanb, ba« ju feiner (Srbotung mehrere 
3abje brad) liegen gelaffen wirb), in Erla (<§rlengef)bl§), in Fora (Stieferngeljölj), uf 
G6ra (breiediger ftomplej i'anb), im Lßmackar (lehmiger Siefer), im Neusatz (in neu 
eingelegten SReben), idar Schwendi (burd) Abbrennen be« ®eb,ölje« gewonnene» ftufrur* 
lanb) unb bergl. nidjt gleidjgiltig. SGBenn e« watjr ift, wa« 3acob Orimm einmal ge- 
äußert bat, bafj ©efcbid)te übrraü bmrcidjt, bann Ijaben allerbing« biefe tarnen ben 



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fcringenbc »itte um äufjria)mnifl ber ftlur» iwb fiotaüwmcu be* »obettfecaebietiS. 



99 



Sert oon ©elegen unb 3 cu fl n Hf cn teits für bie Grinbrütfe, welche unfre 33orfaf)ren oon 
ber ©efd)affenb,eit be« tfanbe« empfingen, teil« für bie Aufmerffamfeit, mit weiter fie 
biefetbe beobachteten, t»aben unbeftreitbar bie Straft oon b,iftorijd)en Cuetten, bie wert 
finb, baß man fie enblicb, faffe. SJereinjelt erfd>einen biefe Kamen freilich wie bürftige 
Safferabern, mit benen fein ©runnen ju fpeifen märe; gefammeU hingegen biCben fie 
ein JHeferooir, eine ©runnftube, wo bie Siffenfdjaft au« bem tollen fd)öpfen lann. 

Senn Ijeute ber Au«fdjuß be« ©obenfeeoerein« an feine SDMtgtieber ober an anbre 
Ontereffenten mit ber ©ittc gefangt, biefelben möchten ib,n burdj «Sammlung ber tfofal* 
namen erfreuen, inbem fte baburd) ber ®efd)id)t«forfd)ung einen fefjr bantbaren Dienft 
(eiften würben, fo ift er ftd) bewußt, fnerin nidjt nadjjuhinfen, n»o anbre bereit« weit 
oorau«gegangen finb; er fyat |a bie Aufmerffamfeit fdjon wieberbolentltd) auf biefen 
®egenftanb ju lenfen gefudjt. Ueberbie« ^at ein oeretjrte« SRitgtieb unfre« herein«, 
$err Sanbgeridjt«rat ?unglmaör in Aug«bmg Qefct £)berlanbgertdjt«rat in 3roeibrürfen, 
9tb.cinpfalj), mehrmal« in unfern «ereinfifd)riften (§eft 19, ©. 114; $eft 21, ©.49, 
unb §eft 27, <S. 39) über bie ©ebeutung ber frlurnamen für bie @efd)ia)te gehanbelt. 
Keuerbtng« ift nun aud) Don bem ©efautroerein ber beutfd)en ®efd)i(bt«* unb Altertum«» 
oeretne eine Aufforberung wie an anbre fo aud) an un« ergangen, bie oon Oaljr ju 
Oatjr mehr oerfdjwinbenben Biturnamen mög(id)ft ungefäumt ju fammeln. 

3nbem ber Au«fd)uß be« ©obenfeeoerein« feine geehrten üftitglieber nun bringenb 
barum angeben möd>te, biefe <3ad)c, oon ber fdjon fo lange bie SRebe gentefen, einmal 
ernfthaft an bie $anb ju nehmen, Witt er benfe(ben a(« ®efd)idjt«freunben hoffentlich 
nid)t« Ungebührliche«, aber aud) nidjt« Unmögliche« jumuten. Sir ftnb nämlid) ber 
Anficht, baß bie (Sammlung aller Flurnamen im ®emeinbebann eine« Dorfe« oon einem 
fleißigen SRanne in benKebenftunben einer Sodje ftd) fertigstellen läßt; freilich 
ifit babei oorau«gefefet, baß er mit ber gefainten glur ber Ort«gemeinbe, beren Kamen 
er fammeln will, befannt fei, baß er alfo in bem Orte wot)ne ober längere 3eit gewohnt 
habe. Gr« ift ferner ju biefer Arbeit burdjau« feine weitere ®elehrfamfeit Donnöten, 
fonbern nur ®enauigfeit im ©eobadjten unb Kieberfdjrciben ; ein jeber, ber bie ÜDhtnbart 
ber tfanbleute öerftetjt, unb bie l'otalnameu, wie fie oom Söolfe au«gefprod)en werben, 
richtig aufjufaffen unb ihre Anjal)t oollftänbig auf jufdjreiben weiß, fann ba« 93erjeid)ni«, 
wie wir e» wünfdjen, anfertigen. 

Damit nun aber planmäßig unb einheitlich gefammelt werbe, möchten wir folgenbe 
Anleitungen, auf bie wir großen Sert legen, jur 9rid)tfd)nur geben. 

1) Sülle Kamen innerhalb eines ®emeinbebanne«, nid)t nur bie, welche bem 
©aminler tntereffant erfdjeinen, follen aufgejeichnet werben, alfo bie Kamen für einzelne 
gelber unb ®ewanne, Siefen, Seinberge, ©üfdje unb Salbparjellen ober ©djläge, 
©runnen, ©ädje, glüffe, Seen, Seiher, äßoore, {Hiebe, falben, Anhöhen, §üge(, ©erge :c. 

2) Die Kamen follen fo aufgefdjrieben werben, wie fie bie Drt»einwot)ner au«= 
fprechen, alfo in ber SRunbart, nidjt hod)beutfch ober holbhod)beutfd) ; benn leicht 
fönnte e« gefchehen, baß man burd) bie bod)beutfd>e ftorm bem Kamen eine Deutung 
gäbe, bie nidjt barin läge, alfo falfdj wäre. Senn man j. ©. bem tfofalnamen Bftrstal 
bie gorm „©urgftall" oerliehe, fo fönnte biefe leidjt ju ber Annahme oerleiten, e« fei 
unter biefem Kamen ein SWehftall, ber ju ber ©urg gehöre, $u oerftehen, währenb 
bamit (ebiglid) ber ©auplafe, bie $offtatt ber ©urg bezeichnet wirb. Die munbarttiche 
Schreibung fott auch fo gehalten fein, baß mir unb alle, bie fich bafür intereifieren, 



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100 Sringenbc Sitte um «ufjeic$nuiifl ber ftlur» unb fiotatnotnen be« »obenfeefltbietfl. 

bie Flamen gerabe wieber fo lefen fönnen, tote fie auSgefprocfcen toerben muffen, atfo 
nicht Huttenried, fonben Buttariad; nidjt Zielhag, fonbern Zllhäg; nicht Leitere, 
fonbern Leitara, Dielleid)t auch Lätara ober Lötara. 9iur au« ber genauen munb* 
artlichen ftorm ber dornen finb mir im ftonbe, fiebere Deutungen ju machen. Söir 
erlauben un« hier zugleich, folgen be ©chreibregeln beizufügen: 

a. bte tarnen finb in loteinifdjer ©d)rift ju geben, weil biefe beutlicher ift al« bie 
beutfdje ©ebreibfehrift, folglich weniger aJJtfjoerfiänbntffe oerurfacht; 

b. gebebnte SJotale finb nicht mit bem Dehnung«*!) ober Dehnung«»e (ie) ju be* 
Zeichnen, fonbern mit bem ©iebel (^irfumfler), alfo: ä ö 1 ö ü; 

c. ben halb frummen SBotal in tonlofcn Silben ober in Diphthongen bezeichne man 
burch ein umgefehrte« e, atfo a, j. JB. Graba ®raben, Haida $albc, Triangal 
Dreiangel, Flua ftlub; 

d. bumpfe«, wie im franjbfifcben le corps, je dors, alors, tönenbe« o fdjreiben mir, 
inbem wir unten an bem o einen £>afen (ßebille) anbringen, j. Bgmgärta 
©aumgarten, Brgchwls ©radjtoiefe, RQtlauba 9?atlaube. 

8) »i«weilen Jucht ba» 93olf fetbft, fid) einen fonberbaren tarnen zurecht ju legen ; 
foldje Crflärungen bitten wir beizufügen, j. 83. Vogalsand foll ber $lafe beigen, »eil 
bort bie Sögel fid) im ©anb baben. (»ber e» gibt bort feinen ©anb; in frühern 3eiten 
bieg nad) alten Schriften ber üftame richtig Vogalsang.) 

4) Manchmal fnüpfen ftch ©agen ober ©efpenftergefchichten an eine Totalität an; 
auch biefe bitten wir anzuheulen; j. JB. auf bem Hßrawßg bei ber großen ©che foü e* 
fpufen; man entgehe, b,t\$l e«, jeber ©efaljr, Wenn man bafelbft bie @d)uhe wedjfte 
(wo« freilich bei unferm heutigen, nad) bem ftufje gefchnittenen ©djubwerf nid)t mehr 
(eicht möglich wäre). 

9111er Stnfang fommt bem Ungeübten fchwierig cor ; auch her freunbliche ?efer, ber 
bereit ift, feine« Ort* ba« ©ewünfdjte ju leiften, befonber« weil e« nicht lange bauernbe 
Arbeit erforbert, wirb fragen: wie fott man benn bei ber ©ammlung ber ftlurnamen 
twrgeben? wo anfangen unb wo fortfahren? <5« ift begreiflich, baß bie erfte Aufnahme 
nur ein (Entwurf, nur ein flonjept fein fann, bei bem noch bte« unb ba* im ©erlaufe 
ber Arbeit auejubeffern, beizufügen, ju ergfinjen fein wirb. Da e« fich bei folch einer 
©ammlung um SBollftänblgfett hanbelt, fo wirb e« fich empfehlen, ba« Rapier in 
ber SKitte ju brechen unb junäcbft nur bie eine ©palte ber ©eite für bie Aufzeichnung 
ju benufcen unb auch Mefe nur mit gehörigen 3mifd)enräuuten anzufüllen, bie anbre 
©palte aber vorläufig leer zu (äffen : beibe« natürlich nidjt, um Rapier zu oerfchwenbeu, 
fonbern um ba unb bort 9toum zu tyiben, bamit oergeffenc tarnen ober SRotizen nad)» 
getragen werben fönnen. 

SBo man anfangen foüe, tarnt nicht wohl für alle Mitarbeiter in gleicher Seife 
oorau« beftimmt werben. 3n bem einen Dorfe mag e« zroeefmäßig Hn, am 9tanbe be« 
(Memeiitbebanne» bei einer oorgefthobenen ober fonft charafteriftifchen tjefe zu beginnen; 
in einem anbern wirb man e« oorziel>en, oon ber SRitte be« JBanne« auezugehen; in 
einem britten wirb fid) al« Au«gang«pun!t am heften ba« Dorf felbft empfehlen, beffen 
Seichbtlb ohnehin auch einige Warnen liefern wirb. Der ßntfdjetb über ben Au«gangs- 
punft be» ©ammler« rjat nur ffiert für bie ftrage: bei welchem Au«gang«punft unb 
weiterm Vorgehen bin ich am ftdjerften, alle Flamen be« ®emeinbebann« in bie geber 
Zu befommen? 



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Eritißfnbe Sitte um »Mfjei^nung her ftlur* unb £ofaliwmeii be« öobeuieegebielä. 101 

$at man auf btefe Seife alle Flamen be« ganzen ©emeinbebann« aufgejeirijnet, 
fo gilt e« nun audj nodj, fie in eine gewtffe Drbnung ju bringen. Sluö) b>r braudjt 
man nic^t ade« über einen t'eiftcn ju fragen unb baburd» bie wofjltuenbe 9fnfd)auung 
Don ber nod) uorftanbenen SRannigfaftigteit be« Sirtfd|aft«feben« um eines ©tyftetn« willen 
ju jerflören. 9lur ein« ift jur (5rleid)terung be« &u[fud)en« unb Huffinbenö unum* 
gänglid) ; wie man aud) fonft bie Flurnamen in ©ruppen einteilen unb forcieren möge : 
immer folften fte in jeber ©ruppe alp^abetifdj georbnet fein. 

SWan mag ba« lultioierte ?anb eine« ©emeinbebanne« in ein eigene« Alphabet 
jufammenfteüen. On Dörfern, wo oon bcn <Sinroof)nern beim SWerbau nod) bie uralte 
(Einteilung alle« Hderlanbe« in bie brei 3 e to en (§fd)e (Oefdje) feftgefjalten wirb, 
ba ift e« un« fcl)r erwünfd)t, bie einzelnen Flurnamen in ben $3ereid) biefer brei feigen 
eingefügt ju finben. 3n $infid)t auf iljren alltäb,rlid)en Slnbau tragen fie jiemlid) überall 
bie gleiä>n »enennungen. Die erfte tjeigt: ttoggenjelge, Äornjelge ober Sinterjelge; 
bie jwette $aberjelge ober ©ommeqelge ; bie britte: ©radjjelge. Da jiebod) ber Slnbau 
ber brei 3^fl*" innerhalb be« breijdljrtgen Umlauf« in ftetiger Seife wed)felte unb jroar 
berart, bajj bie 3elge, weldje b,euer mit Sinterfrud)t angefät mar, ba« nadjfte 3ab,r 
©ommerfrudjt trug unb im britten Oatjre brad) tag: fo taugen biefe mirtfct)afttid)en 
Benennungen wegen iljre« Sedjfel« nid)t für eine Sammlung oon Flurnamen, weldje 
e« auf b,aftenbe tarnen abgefefyen f>at. Die brei 3elgen ober (Efdje Ratten jebod) meiften« 
aud) iljre feftfteb^nben topograpb,lfd)en «ejeidjmingen, bie wir h,ier fet)r gut braud)en 
tönnen; bie erfte t)ieß üietleidjt Dberjelge, bie jweite üHiiteljelge, bie britte lluterjelge; 
ober bie erfte Strd>jelge, bie jmeite ©djlofijelge, bie britte Sfcutanb u. f. m. Slufjer bem 
Slderfelb bleiben bann an Äutturtänbereien nod> bie Siefen, Seinberge unb, ba ba« 
®er)ölj h,eutjutage aud) ntdjt meb,r wilbem Sad)«tum übertaffen wirb, ber Salb. — 
$at man fo bie Partien be« fultimerten Vanbe« alpb,abetifd) wrjeidjnet, fo wirb man 
weiter orbnen: 2. #elbe, Seibe, Safen, Main, Bnger; «u, Serb, SWoo«, fflol)r, JKieb, 
Cadje, Sümpel, Seiner, leid), Quellen, JBrunnen, ©ad), Had), gtufj, ©ee, ©eewabel; 
ffiain, $albe, $öl)e, $ügel, ©erg; ©raben, lobet, £al, Glinge, ©djludjt. 3. Seg, 
'JJfab, ©trage, ©äffe; gurt, ©teg, «rüde; ©atter, Sor; £urm, Surg, ©djlojj; $auö, 
$of, fcofftatt, Sorfel, trotte, 2Hül)le, ©d)uppen, ©djopf; Äapeße, Äirdje, 3elle, (Ein* 
ftebetei, Älofter, OrHebr>of, Sibem, Äreuj, «ilbftod, «ilbb,au«d)en, ©nabenort, 9Hd)t< 
ftätte u. f. w. 

Sil! man aber feinen Unterfd)ieb ber Sfrt feftfefcen, fo bringt man in ber 9iein= 
fdjrift alle tarnen in ein einzige« Sllp^abet oon 3t bi« 3 ; babet tann man bann burd) 
abfürjungen bie ftutturart angeben: SC. — Stoerfetb, Si. — Siefe, 9J. — «eben, 
Sa. = Salbung. 

Die SQftungen, auf benen oormal« nad) gefd;id|t(id)er ober fagenb,after Ueber« 
tieferung ein einzelne« ^>au«, eine ÜRütjte, Rapeüe, Jcird)c, ein Slofter, eine $3urg, ein 
Seifer, ein ganje« Dorf geftanben, bebürfen in bem 5Berjeid)niffe befonbrer Slufmerf* 
famfeit in 8ejug auf ?age, {Ruinen, Ausgrabungen, @ntbedungen. 

(Sin wefentfid)e« SWoment bei ridjtiger unb brau^barer Äufjeidjnung oon frtumamen 
ift bie Cage ber bamit bejeidjneten Totalitäten ; benn ber t'efcr foU ba« Dbjeft, wenn 
nötig, an Ort unb ©teffe fefbft in 3fugenfd)ein nehmen ober wenigften« auf einer topo* 
grapljifdjen ©pejiaffarte am rtdjtigen i3tate nad)weifen fömten. Dabei wirb man immer 
bie Ijorijontafe Page gegen anbre Öofalitäten nad) ben ^>immef«gegenben angeben muffen, j.J8.: 



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102 Eringenbe »ittc um «ufjeidjmmg ber ftlur« unb Sofolnamen bc« öobfnfttgebid«. 

Bocksriat, ein SWoorgrunb, meftlfd) an bie ©djahnenljalbe ftoftenb; e« gehörte 
»or fündig 3ab,ren einein Söauer Konten« ©od. 3n ber 9cät>e wollen alte geute 
fürigi manno (3rrtid)ter) greifen b,aben. 

im LC', H., öftliä) oom ©octdriet jwtfdjen ben dfappenwtefen unb ben Gridjärfern. 
9Kon b,at bjer oor fedj« 3al)ren $eibengräber aufgebet, beren Cmljaft im SRufeum ju 
9?. 91. aufbewahrt wirb. 

idar Sch&lmahalda, 95M., an ber norböfilidjen Jöanngrenje gegen bie ©emarfung 
be« Dorfes 5«. 9t. 

im Trackahard, Sa., füblid) oom JBo<f«rieb, foU Dormo!« einen oie( gröfjcrn 
Umfang a(S jefet gehabt baten; ber ©age nad) Raufte barin ein gefährlicher $rad)e. 
Dtcfe Salbung befteljt au« (auter i'aubfwlj. Äeftifdjer @rabb,ügel, nod) unoerfeljrt. 

* * 
* 

Sir finb jufrieben, wenn bie ftlur» unb tfofalnnmen iebe« Dorfe« in tyrer Änjab,! 
öollftänbig unb in ber Seife, wie mir e« au«einanbergefe|jt hoben, aufgefdjrieben unb 
un« eingeliefert »erben. Sil! jemanb aber ein Uebrige« tun unb etwa bie Äatafter* 
büdjer ober gar bie alten Urbarien unb 3in«büd)er ober fonftige Urfunben ju weiterer 
Sluffl&rung nad)fd)lagen unb ausbeuten, fo wirb un« bie« boppclt erfreuen. Sinftweilen 
finb wir feb,r banfbar, wenn e« un« mög(id) gemacht wirb, bie 5lur* unb Pofalnainen 
bei ©obenfeegebiets (bi« auf fünf €>tunben oom <2>eeufer weg ringsum) in ooüftänbiger 
«Sammlung ju befifcen; bie wtffenfd)aftlidje äu«beute barau« in $inftd)t auf @prad) s 
forfdmng, ftultur* unb namentlich Sirtfdjaft«gefd)id)te bilbet bann ben ©egenftanb einer 
anbern Aufgabe. 

Ufr M&W 

Des gereins für ©efdiiiljte Des JoDenfees unD ("einer ilmQelrattg. 



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Perfonal &e* Veveiw. 

— — 

$räfibrnt: Dr. ßbertjarb ©raf ^tpptliii'dbetibttQ, tg(. mflrtt. ftammerfierr, Äonftanj. 
i<tjfpräfttairt trab erfter Sefrttar: £>einriäj Sd>üfcinger, red)t«f. 93ürgermeifter, Cinbau. 
^weiter Sfftftar: Dr. med. 11). tfadjmann, grofefc. 2Rebijinalrat, Ueberlingen. 
Sdjriftleiter : Dr. ^oljjanneS SKener, ^rofeffor, in ftrauenfelb. 
5BiMiotb>fat Uttb Urdjibar: i'e&rer (Sugen 6a>binger, Srrirbrit^d^afcn. 
itaffier unb ituftoi: ffarl SBreunliu, ftaufmann, in ftriebrid)*ljaien. 

&bttnmii%titbet b*s Vereins: 

Dr. fj. 1t- ftorel, ocbentl. Sßrof. emer. für 9taturgcjrf)i(bJe an bei Unioerfitdt Saufanue, in DiorgeS. 
Dr. ©erolb «Wewer pon ftnonau, otbenll. ^tofefior für ©efdjidjte an ber Unioerfttdt 3ürid). 
Dr. $robft, penj. Pfarrer in Ribera 6). 

Dr. 2Ubr. $enf, 1.1. 4)ofrat unb orbentl. ^Srofefior für ©eograpb> an ber Unioerfttfit SBien. 

Aus(<$u6-^ita,ftcber : 

ftür 8tatat: Dr. P&rift. 9tobcr, SReftor in Ueberlingen. 

» Samern: Dr. Söolfart, Stabtpfarrer in ßtnbau. 

Ctftrrreicf); Dr. med. !t). 6d>mibt, f. t. SanildtSrat unb Hltbürgetmeiftu-, ©regenj. 

bie Sdjmeij: Dr. 3ob>nne« «Wewer, ^ßrofefior an ber ftantonäfäule, ftrauenfelb. 

SSörtttmberg : Dr. Äraufe, ftabrifant, StaoenSburg. 

^(Tefler 6t» geteilt*: 

Srbon: 99ftr, 3., ^Jrioatier. 

»rtgen|: Stnfel, töürgerfdjulle&rer. 

J>ricbritt)fef»afen: fl. SBreunlin, Raufmann. 

3&nq: flarl tpfeilftider, Kaufmann. 

ilonftanj: Otto Seiner, Stabtrat unb Hpotfcefer. 

L'iuban: Äarl Stettner, SBudj&änbler. 

Ettersburg : 3. Sätttenmüller, groft. Sfccalle^rer. 

9Ke|jfM|: Dr. mod. ©agg. 

»ab«lfj«B: 93ofdj, 2Jlori*, «pot&efer. 

MaDHiäbitrg: Otto Waier, »udföanbler. 

9torf4a$: $ager, «Ib., Smt*fd)reiber. 

Singen: Siftfer, Bbotf, «auf mann. 

€t ©altoi: Dr. fcenne am 3t &on, Otto, Staat8ard)ioar. 

gtnttgtrt: 2b>mann, 9t., Siireltor. 

lutilütgtn: Sdiab, Hb., Sabrilant. 

Dr. Sadjmann, S&., grofrb,. ÜJiebijinotrat. 



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Siebenter fla<t>trag 311m Ittttgüe6erper3ei<frm$ 



I. "?leu«ngctrefene ^iftjfteber. 



3n «oben: 

#err SBauer, 2Bity., gtojjfc. Dberförfler, lieber« | fterr 6d)ne&er, ©uftao, Hotelier, Äonftanj. 

tingen. - 93auer, JBenebift, Pfarrer, in 2Bolmo> 

' fcemoll, ^rofefjor, in Äonftanj. tingen. 
• Wamier, Stabtpfarrer ju St. Stepljan, 

Äonftanj. 

3n Magern: 

fterr ©qmnafiaUe$rer ggg in 3ioeibrüden, <Pfalj. 



$err Dr. 3. @. SBrtn, prafl. Hrjt, Dorn 

bim. 

. fyiai, ©uft., ^Jrioatier, $regenj. 



3n Defterreidj: 

fcerr ©rof 2eoin ©ottb,arb, Scbaffgotfd), 

(. f. Statt&alterei.iRat, 93regenj. 
• ©eife, Änton, Spebiteur, in iöregenj. 



3n SBürttemberfl: 

$«r ÜJ2att||. ©eifinger, Pfarrer, in Skifcenau. | $err (törtin, ©utSbeftfeer, in Menroiuben bei 
^Pufaf)l, Sdjitlt&eifc, in fftfdjbad». JRaoenSburg. 



• Sdmtiti, 3of)8., «Pfarrer, in Gtltnfirrf). 

• Dr. Sowban, Igt. Staatsanwalt, in 

9taoen6burg. 

. Steinbadjer, ^rtoatier, Igt. banr. fieul» 
nant a. jriebricfa&afen. 



ßödmer, ßatl, «Prioatier, in Bübingen. 
Äleiner, Äameraloerroalter, ffiangen im 

«tlgdu. 



(Siegen Xobcofall, Sßcftjug«, $ot>en «IlcrS u. j. n>.) 



3« »flbtn: 

#err oon (Jfdjborn, gel). SRegierungSrat, Reibet- 

berg. 

Dr. med. ©g. Siidjer, §ofrat, Äonftanj. 
©üntfcr, Otwrfflrfter, Mbüren. 
$aljn, Siil., ^ritwtier, Äonftanj. 
$>alm, Slpotfcfer, Ueberlingen. 
Dr. med. 9. Äaufmann, ffarUru^e. 



£>err Zeiget, (5ug., »ilb&auer, Ueberlingen. 

• Osburg, «bolf, $>ofmöbeIfabrtfant, 

Äonftanj. 

• *-ßroegler, ^riuatier, Jtridjenau. 

• iVtei&ert Shilling oon Gannftatt, Äarl«. 

rufa. 

• SBHelanb, Dr. med., pratt.Hrjt, Singen. 



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107 



3n SJaijern: 



$err ^rioatier Ulrtdj Sunbt, Sinbau. 
• CberfHeutnant Öeoering, 3Jlünd)en. 
. o. tjkimb«, 9teid)4ürd)iijrat, 5Wünd)en. 



Sperr @<f>[ac6ter, §etnrtd), ßeb>r, in ßinbau. 
■ 6d)mib, Osfar, Hotelier, ©njiSniciler. 



3n CeHerreii^: 

$err ©raf ftarl oon Selrupt, f. t. tfämmerer, $err Dr.ftetnpter, 2^om. ( Bboolat, 'Eornbitn. 

Sregenj. • ftraSnigg, ©pmnofiolU^rer, Stegen). 

. Dr. Spuber, 3., pratt. Slrjt, ©regenj. • Dr. ßubroig, @i«tmaftaUeb>er, Sregett). 

3n ber ©^weij: 



$err fcaberlin, $Poftt>em>alter, in ÄTeujlingen. 

• Stander, ßonrab, ftotar, Ärbon. 

• Stoff el, Oberft, in Hrbon. 



§etr Sßürtenberger, gobtifant, in Gmmi3b>fen. 
■ 3üOig, 0g., ^rioatier, «rbon. 



3n SÖürttfmberfl : 



6e. $urd)laud)t 5ürfl 6beil>arb non Salbburg. 

3eil'2öurjad), Sdjtoft flifelegg. 
fterr äflgaier, Dr. med., ÜBolfegg. 
. «mrnon, $ofgarteniuip*ttor, ftriebrid)«. 

b>fcn. 



$err ^icobft, Cberforftrat, Stuttgart. 

- Steiger, harter, ®rod)enj<Il. 

- föe&er, Pfarrer, in Hünningen. 



Gnbe 3uli 1904. 



5öaben 
Sägern 
Belgien 
5>eutjd)e* Seid) (übrige«) 
Stolien 
Oeperreid) . 
Rumänien . 
Scbroetj 

SBürttemberg 
Hmerita U. 8t. 



222 SRitglieber 
57 
1 

23 

1 
64 

1 

78 
188 
1 



Sufammen 636 «DHtglteber. 



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Dar)Mun# 

be* 

Xe4mung$*<£rgebniffe* für 6a$ &4mimg*iafyf 

1903. 



I. ftwia^mai. 

T toi. n 

A. SUmb Her ßaffe am 31. fcejember 1902 428. 06 

B. SaafettfeeS: 

1. 5flt Hufna$megebfibrcn 211.90 

2. • SOerfauf oon Alteren Sereinafdjriften 6. 50 

8. « SBerlauf au« bem Rommiffton«r*rlag 164. 10 

4. etW« aus 5Berein«jei($en 11. — 

5. 3nfaffo be* 3a$re8t*ttrage« pro 1903 gegen grpebition be« 32. herein«. 

&efte« 2619.50 

C. ftiftermrbet^lidieä. 

1. S3on Sr. TOajeftot bera ftonig JBilfcelm II. oon SBürttemberg für Sotalmiete 378. — 

2. « Sr. tgl. .^>ot)eit betn QJtofj&trjog ftriebrieb. oon 99aben 100. — 

8. • 3brer tgl. fcoljett ber tfrau ®ro&berjogin ßuife oon S9aben ... 25. — 

4. . Sr. tgl. §ofceit bem (Srbgrofrberjog Öfriebriä) oon Stoben .... 50. — 

5. ©abe be« ©rofrb>rjogl. bab. ffultu«minifte:ium» in Starl«rube .... J>0 0. — 

Summa ber ßinnab.men 4494. 06 

IL jUttgaBeit. 

1. Hoffen ber 3ar,re*otrfammlung in 5riebria»b>fen 66. 60 

2. «Umlagen für Unterhaltung ber Sammlung unb ber SBibliotyet .... 94. 90 

3. Sotalmiete für bie Sammlung unb SHbliot&et 500. — 

4. fcrudtoften be« 82. Skretnftbefte« 1148.05 

5. Sutorentjonorare für baS 32. 93eretn«$eft 184. 15 

6. «Porti im Sa)riftenau«taufaj ber SJJflegföjaften, be* Äaffier« unb SBibliot&etar* 104. 80 

7. erpebition be« 32. 9Serein«b>fte* 188. 25 

8. SRemuneration be« Aaffter« unb ©ibliotbctarS 200. — 

9. 3««gemein: $rucftoften, 33erfiä>nmg unb Heine «uSgaben 158.95 

10. »eitrige an Vereine 25. — 

11. Ballungen bura) 3Racaire & 6o., flonftanj, SReft für Äoften 81. »erein*. 

rjeft ic 735. 26 

Summa ber HuSgaben 3350. 96 



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109 



Sil. »f. 

einnehmen 4494. 06 

flu«gab«n 3350. 96 

SRed)nung«folI am 31. Sejember 1903 1143. 10 

3)iejem betrag fleljt tnbe8 eine ftapitalforberung bet Srirma 3Racaire &. Co., ftonftanj, 
per 31. Skjember 1903 oon W. 1429. 71 (Sorjafcr 9». 1340. 20) Gegenüber, jo bap fi<& 
in bet (£nbre<bjtuna, ein $aifto.3temaitet oon 9JM. 286. 61 per 31. Sfcjember 1903 ergibt. 



5riebri<$«b>fen, im 3uli 1903. 



^arf ^tettnfttt, Saffter unb Äufto«. 



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&4>fiften-2lu6tattf<t>. 



SWit naö)ftebeitben SJcfjörbcn nnb Vereinen :c. ftc^t uufer Serein im @a)riftcnanotaiifdj. 6eit 
erfdjeinen beo Ickten 3Scrciuöt)cfte9 finb bic aufgeführten ^iiblifationrtt uiiä jugetotmnen. ftür bie 
gcf. Ucoerjenbung berfelben ftalten roir Gicinit unfern »erbiuMiajftcn $anf ab imb fügen bie Sitte bei, 
ben 6a)riftenroca)jel aud) fünftig fodjufefcen. 3uglcia) erjua)en roir, naajftebenbeö 8crjeia)ni« atö 
ßmpfaiigäDcfajcinigung anfefjcn ju wollen. 

3ufcnbungen für bic öiblio^ef motten nur birtfi bnnft Me SJJoft, frattfo gegen franto, an ben 
„herein fär e^cfdjicfile brs mUnfttt u. f. 3L in 3friebri4sft«fru" 
gerietet werben. 



?lact)ctt. $(a$cner @ei<bid)idoerein. 25. Sanb ber 3*itMrift. 
Sarau, ftiftorijcbe ©efellfdwft beS ftantonS Aargau. Argovia 30. Sanb. 
Augsburg, ^»iftoeifd^er herein für Schnaken unb Auburg. 
Samberg. $iftori[ä>r Seretn für Oberfranlen. 

Safel. fciftoriftbe urtb antiquart)cb< ©efeflftbafl. S«ifa>ift, 3. Sanb, 4><ft 1 unb 2. SaSler 

6bronii, 6. Sanb. 
Sapreutb. ftiftorifeber Serein für Dberfraitfen. 

Serlin. 5)er „fterolb", Seretn für .freralbif unb ©encalogie. $er beulte £>erolb, 34. 3abrg. 

25er Sierteljabrdfcbrift 81. ^abfgang. 
Serlin. ©efamtoerein ber beutfeben ©ejcbitbt«« unb 9lltertum3oereine. Äorrejponbenjblatt 3abr- 

gang 1903, 9lr. 9, 10, 11, 12. 3abrflang 1904, ftr. 1, 2, 3, 4, 5, 6. 
Sem. ($ibgenöfftfcbe4 Sau»Sureau. 
Sern. ©bgenöffifebe 3enrral«Sibliotbef. 

Sern. §iftortf<ber Seretn be« ÄantonS SBem. «ra^iu 16. Sanb, $eft 2, 3; 17. Sanb, §eft 1. 
Sonn. Serein oon HltertumSfreunben im 9r^cinlanb>c 
Sregenj. Sorarlberger SRufeumäoerein. 41. 3abre*berid)t. 

SreSlau. Stblefifcbe ©efellfcbaft für oaterlänbif<be flultur. 81. 3abre8b*riä)t. 5>ie Scbleftjc&c 
(SejeCicbaft für oaterlanbijcbe flultur: 1. bie £uttbertjabrfeier, 2. ©efü)icbte ber ®f 
feOfcbaft. 

S res lau. Serein für ba§ SMufeum fcblefi$<ber Altertümer. 

SreMau. SBerein für ©efa)i(bte unb Altertum Sajleften*. 3ettf*rtft, 37. Sanb. 

Srünn. ^iftortfcb«ftatiftifd>e Seition ber f. f. mabrif<b«j(blcfiicben ©efeHfcbaft jur Seförberung be# 

Äderbau*, ber 9iatur- unb 2anbe«funbe. 3«'Wrtft, 8. Sabrgang. 
6b«r- ^iftoriftb-antiquarifebe ©efellfcbaft oon ©raubfinben. 32. unb 33. 3abre*bericbt. 
SJarmftabt. ftiftorifeper herein für ba* ©rofiberjogtum &efjen. 
Millingen. £iftorif(b« SBerein. 15. unb ld. 3abreSbertcbt. 
Donauejcbingen. 3fürftlid) oon frürftenbergifebe« £auplarcbiü. 

Xonauefa)ingen. Serein für ©eiebiebte unb Siaturgefäjidjte ber Saar unb angrettyenber i'anbe«teüc. 
Sorpat. ©elcbrte (fftnijaje ©ejeUfcbaft ju 2>orpat. ©tfrung*beri<bt 1903. Serbanblungen, 
21. Sanb, ^>eft 1. 

Bresben. Äomgl. fätbfifcber AltcrtumSoerein. 9icue* SCnbio, 24. Sanb unb ^a^rrdberic^t 1902/03. 

glberfelb. Sergifcber ®ejä)i<b»»erein. 3eitfcbrift, 36. Sanb. 

Arfurt. Serein für ©efajidjte unb SUtertumSfunbe. SWifteilungen, 24. #eft. 



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111 

3relbtitd). ^eteiniflto StautSmittelicbulen bc$ (. f. 5R*aI- unb Obtr-Sumnafittm*. 49. 3aljre$bericbt. 
ftranffurt a. M. Verein füc ©efdndjte unb 9llterrum8lunbe. Dr. ©rotefenb, ber Äönig8leutnant 

©raf Zorane in üfranlfurt a. 5DI. ^fltenftüde über bi« Vefefcung b<r @tabt buref) bie 

iftanjojen 1759 — 1762. 
tyruueufelb. $iftorifa)er Verein be$ Kanton« Iburgau. 43. $<\i bei Veiträge. 
ftreiberg i. Sadrfen. ^rreiberßer ÄlterrumSoerein. 39. 4>eft. 

ftreiburg t. Vr. Allemannia, 3eitf<f>rift für ©efd>id)te, Kultur, 2iteraiurgefd>id>te unb @prad>» 

funbe für afleinanniicM<bn)abifc&e fiaube oon Dr.Sf. Vfaff- 31.3abrg. (neueftolgc, Vanb4). 
ftreiburg i. SBr. Vrei«gau.Verein „Sd)au in« Öanb". 30. 3ab>e8lauf. 
Sreiburg t. Vr. ©efeuidjaft für Veförberung ber ©cfdjtdjl*., Hltettum«. unb VolfShmbe oon 

fjreiburg t. Vr. unb ben angrenjenben &anbfd)aften. 3<iH4rift, 19. Vanb (Allemannia). 
ftieiburg i. 53c. Kirdjiidj.&iftorifcber herein für ©efd>tcf»te, 9lltcr1um8hinbe unb cbrif»lia> Kunft 

ber (Srjbiöjeje ftreiburg «• Vr. Ärdno, 31. Stanb. 
ftreiburg i. Ue. $eutf<b>r geid)id>t$forjd)enber herein beS Kanton« greiburg. 10. Jahrgang 

ber ©efd)id)t8blätter. 
©enf. Institut national Genevois, 
©enf. 8ociete d'Hiatorie et d'Archeologic de Qeneve. 
©latus, ftiftorifdjer Verein be« Kantons ©laruä. 3afcrbud), 34. .£*ft. 
©raj. $iftorifd)er herein für ©teiermarf. 

©reif«n>alb. SRügijdj-pommericber ©efdndjtSwreiii. Vommerfd* 3at>rbürfjer, 5. Vanb. 
$all. $>iftortfa>r herein für ba« roürttetnbergifdje Srranfen. 
Hamburg. Verein für $amburgifcfc ©efdjidjte. 

fcannooer. $iftoriföVr Verein für Weberfacbjen. 3«lfärift, 3a$rgang 1903, $«ft 1, 3 unb 4. 
Jpeibelberg. $>iflorijrf)'Pfjiloj. Verein. 3a§rbücber, 3af>rgang 12, $eft 2. 
$>elfingfor«. herein für finuifaje flltertumSfunbe. Suomen Musoo, Safctgang 10. 
•fterrmannftabt. Verein für fiebeHbürgijdje &anbe*hmbe. Slrdn», 32. Vanb, $>eft 1 unb 2. 
3« na. Verein für tr)äringifdbe 0efd)id)te unb 9Utertum«funbe. 3eitfrfjrift, 14. Vanb, $>eft 1. 
3nn«brucf. Ferdinandcum für 2irol unb Vorarlberg. 3euidjrift, * 7 - ©«ft- 
Karlsruhe. Vabijdje $iftorifd>e ftommtffion. 3^itfd)rift für ©efdjidjte be« Obergern«, SBanb 18, 

£efl 4; Vanb 19, §eft 1, 2, 3. Ü3abifcrje 9leuiafcr«blätter 1904. 
Karlsruhe. S*" 1 ™!»"*«« 1 ' für Meteorologie unb §obrograp&ie. 3ab,re8beria)t 1903. Weber. 

fd)(ag«&errad)tungen, $ab>gang 1903. 
Kaffel. Sßeretn für Wftf4< ©eftt)i*te unb Sanbeäfunbe. 3«tfd)rift, 27. Vanb. Mitteilungen 1902. 
Staffel, Verein für Waturfunbe. 43. Veridjt 1902/03. 
Kempten. SWgfiuer 3tltertum«oerein. 15. Saljrgang. 

Stiel, ©efeu*fd>aft für 6djle«n>ig.£olflein.i!auenburgij($e ®«fd)id)te. $(rd)it>, 33. Vanb. Stegtfter 
ju Vanb 21 — 30. 

Kopenhagen. Kongel igo danske Videnskabernos Selskabg. 0 versigt Saljrg. 1903, 1904, 
!Kr. 1, 2, 3. 

Kopenhagen. Kongel ige Nordiske Oldskrift Solskap. Aarboger for Nordisk old- 
kyndighed, Vanb 18. Nordiske. Fortids minder odgione af det kgl. Nordiske 
Oldskrift Selskab. 

flaibadj. TOufealoerein für Kratn. Izuestja, Letnik XIII. Mitteilungen, 16. 3a$rgang. 

Sanb8^ut. ^»iftorifeber Verein für 9liebcrbaoem, Verb^anblungen, 39. öanb. 

Reiben. MaUchappij der Nederlandscne Letterkunde. Handelingon en Mededeelingen 

1902/1903. Lovensborichten 1902/1903. 
Sin). Museum Francisco-Carolinum. 

fiübed. Verein für ^übe<fifd>e ©efefaidite unb ?lltertum8funbe. Mitteilungen, 11. fceft. 
üüttid). Institut archeologique Liegeois. Bulletin tome 33 (1 et 2) 1903. 
fiujern. $iftorifcb>i Verein ber fünf Orte iJujern, Uri, Sdnonj, Unterraalben unb 3«fl- 

58. Vanb be« ©efd)id)t8freunb8. 
Magbeburg. Verein für ©efdndjte unb «ItertumSfunbe be« JttrjogtumS unb 6rjftift8 Magbeburg. 

©efdjtd)t8bldtter, 88. 3abjrgang, §eft 2; 39. Jahrgang, $eft 1. 
Mainj. Verein jur (Jrforfcbung ber rbctrttfd^en ©ef(bid)te unb Altertümer. 



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112 



JJiatmbeim. SJfüiutljctmer SUtertum«o«rein. ©efd)id)t$blätter, 4. 3«brgt>"g 9it. 8, 0, 10, 11, 12, 
5.3afcrg. 9tx. 1 —9. Dr. Ä. $>auf, flarl fiubroig, fturfürft oon bet $falj, 1617— 1680. 

SWüncben. Sfcutfdbe ©efellfcbaft für Anthropologie, (Stenographie unb Urgejdjidjte. fforrefponbenj. 
blatt, 34. 3afcrgang, 35. 3abrgang flr. 2, 8, 4, 5, 6. 

2Ründ)en. Ueutfdjer unb öfterreidHföer SUpenoerein. 

HRündjen. fciftorijcber 33erein für Cberbaijem. 3lltbaoeriid>e SWonatSfdjrift, 4. 3ab,rgang, $eft 
1, 2, 3 unb 4. Allbaqerijdje ftorföungen: II unb III, Dr. fc. $la*er, ©ejdjidjte 
ber lanblicben ArbtitSucrljüttHttfa in $anern. 

3Rün<ben. 9Jlünö)ener SKttrtumJoerein. 3<'<l4iift, 14. unb 15. 3ab,rgang. 

Üteuburg a. £iftorifä>:r Sitial-Serein. flolIettaneen.SBlatt, 65. Jahrgang. 

«Nürnberg, ©ermonijcb^ä 2Rufeum. Hnjeiger, Jahrgang 1903. Dr. 6. 28. Srebt, tfatalog 
ber mittelalterlidjen ÜRiniaturen be« ©ermaniidjen TOufeum* 1903. 

Dürnberg. 33erein für ©efcbjcfcte ber ©tobt Dürnberg. 

$rag. herein für ©efcbidjte ber $eutfä)en in $öbmen. 

SRauenäburg. S)üjefan*9lrd)iD für Sdjroaben, 21. 3ab,rgang. 

SRegenSburg. £>ifiorij<ber herein für Oberpfolj unb SRegenSburg. 

SRiga. ®efeHf<baft für ©ef(bicbte unb Hltertumäfunbe ber Ofrfeeprooinjen SRufelanb«. Sifcung«. 
beriebt 1902. 

Saljburg. @cfellfd)aft für Saljburger &anb«3hmbe. Mitteilungen über ba3 43. SieretnSjabr. 
St. (Sollen. #iftorii<&er SJerein be« ÄantonS St. ©ollen. 
Scbaff&aufen. ftiftorifa>antiq. Herein. 

SAroerin. Serein für mecf(enburgif<be ©ejd)id)te unb WtertumSlunbe. SRegifter über bie 5atjr • 

gange 41 — 50 ber 3abrbfi<bet unb 3abre«berid)te. 
Sigmaringen. SBerein für ©efdndjte unb SlltertumSlunbe in §ob,enjou*etn. Mitteilungen, 

36. 3ob,rgang. 
Speier. #iftorü(ber Herein ber Hfalj. 

Stettin. ©efeOfrtaft für HommerfAe ©efebiebte unb StltertutnSfunbe. Sfcltiftbc Stubien, neue 

gfolge, Sanb 7, 1903. 
Stodbolm. Kongl. Vitterhots Historie och Antiqvitete Akademien*. 
Strafiburg. $ijtorifäy2iterarijd)er 3w*igoerein beS Hogel'en.ftlub«. 19. 3ab>gang. 
Stuttgart. Stönigl. ©e&eimeS Staat*, unb $au«arcbio. 

Stuttgart. Äönigl. SBürtt. Statift. 2anbe*amt. HetAwibung be« Oberamt« fteilbronn, 2. Seil. 
Stuttgart. SBürttembergifAer 9lltertum«oerein. SBflittemb. 9?iertelja&r«(jefte, 12. 3abjrgaug, 

§eft 3 unb 4; 13. 3<Argang, $eft 1 unb 2. 
Stuttgart. 2Bürttembergifäer Herein für oaterldnbifAe Uiaturlunbe. 
Ulm. herein für flunft unb Altertum. 
Utred)t. Historisch Gonootschap. 

Habuj. £>iftorifä)er Herein für ba« ftürftentum fiieAtenftein. 3<»jrbuA, 3. Hanb, 1903. 

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Century, Washington 1901. Ewart S. Grogan, Through Africa From tho 
Cope to Cairo, Washington 1901. Makaroff, The Yorraak Joe Breaker, 
Washington 1901. W. IL Hobbs, Emigrant Diamonds in America, Washing- 
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tho Lifo of the Nations, Washington 1902. F. II. Newell, Irrigation, Washing- 
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Washington 1902. 8. P. Langley, The Fire Walk Ceremony in Tahiti, 
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Washington 1902. 



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113 



SBetnigerobe. $>orjoetein für ©efdjicfcte unb Kltertumgfuttbe. Megiftet ju bcn 3a&rgongen 
25-30 ber 3«tf4rift. 

Sien. Ä. I. fteratbiffte (ScfeOfdbaft «bler. 3a$rbud), U.Sanb. Wonattblatt «r. 271 -288. 

SBten. Seretn ber ©eograpjjen an ber Unioerfttät SBien. Script übet ba« 27. u. 28. 5Berein«ia$r. 

©ien. Sentit für Saitbegfunbe oon 9tteberö[ierreic$. 

iBieSbabtn. Serein für naffauiiä)e $Utettutn8funbe unb 0ticbid)t*forid)ung. 

3Bormä. SBormjer ftltertumdoerein. Seflfdjrift }ur 34. allgemeinen SBerfammlung ber beutföen 

antfyropol. <8efeIIfc^aft, bargeboten com SSormfer Sltertum&xrein. „Som Statin", 

9Ronat*fd)rifr, l. 3abtgang 1902, 2. 3a$tgang 1903. 
SBürjburg. fttflorifdjer Setein für Unterfranfen unb Sljdjaffenburg. Änb>, 45. 3ab>gang. 
3ürtd). «Dgemetne geföid)t8|orfd>nbe ©efellföVtft bet ©ajroeij. Hrtbio, 28. unb 29. 99anb. 
Sflttc^. Hntiquarifdje ©e?ell(d)aft. $a* $ominifanerinnenflofler 2ifj, 1. Seil, ®efc&id)te. 
3üttd). Sd)n>eijert?d)e8 8anbe*mujeum. Slnjeiger, IBanb 5. 11. unb 12. 3a$re8beriä)t. 
3 ürid). 6<b>ei}ctij(fc meteototogi{d)e Sentralanftatt bet natutfotjcbViiben ®efeQfd)aft. Hnnaten, 

38. Sa^rgang. 



gfriebriajS^afen, ben 10. flugufl 1904. 

l'etjrer $($oBUtger, SBibliotfyefar. 



XXXIII. 



8 



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g4>euftmgett an bic VmxmVMioibct 

©on §(trn <5rnfl %d ermann, @rof$p>rjogl. §ofbucppanblung in flonftanj: 
3- 6. 4>eer, Qfreiluft, SBtlber Dom ©obenfee. flonftanj 1904. 16". 

SBon $>errn Dr. jr. Dinner, &U*©raftbrnt bc8 fjiftorifcpen Vereins in ©laru«: 

(5. o. ©reibenbad), Erinnerungen au* alter unb neuer Qt'it. SReifeffijjen vom ©obenfee, 
©orarlberg, SRontaoon unb Unterfee. ©erlin 1898. 10°. 

SBon $errn SM. (Srjberger, Stebafteur in Stuttgart: 

9R. (Srjberger, Sie Sütolarifatton in SBürttemberg oon 1802-1810. Stuttgart 1902. 
8°. (Ötejenfton8«(Sremplar.) 

33on Jperrn ßonrab Steller in 3uricf><0berQlatt : 

Aourab AeOer, Die tttmofpljäre im eIefrro*pneumarii(ben SRotor. SüriaVOberglatt 1903. 
1 £eft. 8°. 

©on $ernt ©rofeffor Dr. fllunjinger in Stuttgart: 

©rof. Dr. ftlunjinger, Entgegnung auf SJüfslin« Ausführungen in ber ©angfiSA-SBIau« 
feltpenfrage com September 1903. Separatabbrud aus 3abje*b>fte be« herein* für 
natertonbiiaV Katurfunbe in SBttrttemberg. Stuttgart 1904. 1 $eft. 8°. 

33on ber 'ötabtc\citteinbe ftonftanj: 

Die ©appenrolle ber ©efdjlecptergefenfdjaft jur „üta^e" in flonftanj 1547. 3reftgabe 
ber Stabt flonftanj jur 35. 3a&reSt>erfammlung be* herein* für ©efdpidjte be« ©oben, 
fee* unb feiner Umgebung am 31. 3uli unb 1. Auguft 1904. 

©on frerrn ©rofeffor Dr. Sopanne« TOeper in 5*0"<"f«l*>: 

Dr. Sopanne» 2Reper, ©efdjicpte be« Sdjloffe« »aftell. Separatabbrud au« ben 2$urg. 
©eitrigen, §eft 43. ffrauenfelb 1903. 8°. 

5Bon $erm ©rofeffor Dr.©. «Pfeiffer in Stuttgart: 

1) ©rof. Dr. ©. ©feiffer, Die Sßalerei ber Wacpienaifiance in Oberfd)uiaben. Separat' 
abbrurf aus ben ©Jürttembergijcpen ©ierteliaprtb/ften für &>nbe«gef<pi<pte. Stuttgart 
1903. 8°. 

2) ©rof. Dr. ©ertolb ©feiffer, Die ©orarlberger ©aufcbule auf fcproabifcp-attemannifcbem 
©einet. Separatabbrud au« ben SSürttembergifoVn SßierteljaprÄpeften für 2anbe«gefcpi(pte. 
Stuttgart 1904. 8°. 

©on &errn Dr. med. 3. Sc&mib in ©regen j: 

Dr. fl. Sd>mib, flarl oon ©aper f 1 Ü02. Gin Wacpruf. Separatabbrud au« bem 
41. 3apre«beri<pt be« ©orarlberger 3Rufeum«Derein«. 1 &eft. 8°. 

ftür ad biefe Spenben fei piemit oon $>erjen gebanlt ! 3Jlöge unfere ©ereindbüdjerei aucp 
fernerhin fidp ber ©unfl ber SMitglieber erfreuen! 



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Sxiv bk 25ibliotkf angefauftc XOevte. 



1) Die Jhinft* unb SUtertunrtbenfmale im flönigreiä) SBürttemberg. ©rgftnjungS.SUla«. 
ßieferung 8-12. 42.-46. fiieferung b«S ©efamtroert«. Stuttgart. 1 $eft &olio. 
(Wbbilbungen.) 

2) Sie ffunft' unb 9Utertum«bentmale im ftömgrei^b, SBürttemberg. 3tooentar. 29. unb 
30. ßieferung: 3artfret3. Stuttgart 1904. 8°. (Sert.) 

3) Silber, fcbtoäbifdje« 2Börterbu<$. %uf ®runb btr oon 8. o. IMcr begonnenen Samm« 
lungen unb mit Unterftflfcung be« ffiürttembergifdjen Staate* bearbeitet, fiieferung 1 — 8. 
8 §efte golio. 

4) 9t ug. fcettler, 3ab>budj ber beulen &iftorif<$en ftommifftonen. 3ttftUute unb Skreine 
be* beutfeben Meid*. 1. 3ab>gang. 1908. $alle 1904. 16°. 



(5ef*enfe an öie t>eran$fammlimg. 



Sur ba« Slrdno: 

9$on £>errn 58erein8pfleger Direftor 3t.£b>mann in Stuttgart unb #errn ^einrieb. Sdjinbler, 
ebenbajelbft : 

Sine gröfiere HnjabJ Stolumente, aii öteifepäffe, SBriefe, mititdrifdje ©tlaffe tc, roelcbc 
oon einem Offijier ber Refugi6s>?(rmee be« tBrinjen Louis Joseph de Bourbon in 
Ueberlingen jurüdgelaffen roorben ftnb. 1798. 

ftur bieje intereffanten (Baben roirb ftemit oerbtnbltdjfl gebantt. 



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X)cr3ci4>me bcv Derfammlungett 



Derein* für ßefdu^te 5e$ 25obenfee$ un& feiner Umgebung. 



1. 


33ttfamralung in 2Mebrieb*b>fen .... am 


19. Oftober 


1868. 


2. 




13. September 


1869. 




ßm 3a$re 1870 fanb wegen beS bcutfd>franjöftfa)en 


Äricgeö feint Strfammlung ftatt.) 


8. 




8. 


unb 4. Stptember 


1871. 


4. 


. St. ©allen 


29. 


. 30. 


1872. 


5. 


» • SBrtgenj 


14. 


• 15. 


1878. 


6. 


• SRaoenSburg 


20. 


. 21. 


1874. 


7. 








1875. 


8. 








1876. 


9. 








1877. 


10. 








1878. 


11. 








1879. 


12. 








1880. 


13. 








1881. 


14. 








1882. 


15. 


» <&tein am jiQctn ... 


23. 


. 24. 


1883. 





(3m 3aJ|re 1884 rourbe bit naa) 8re 


gen) geplante Serfammlung infolgt ber 






(Erdffnimgßfeicrlidjletten b 


er Srlbergbatm »crfa)o6en.) 








1885. 


17. 


. Äonftanj .... 


. . • 12. • 13. 


1886. 


18. 






1887. 


19. 






1888. 


20. 


' ftonftan)«9)ei$enau 


. . . 1. • 2. 


1889. 


21. 


- 93obman.Utbetlingen . 


. . • 81. Huguft unb 1. September 


1890. 


22. 


• * 2inbou 


. . • 16. unb 17. «uguft 


1891. 


28. 






1892. 


24. 


• 3Mtbric&«$afen . . 


. 15. • 16. 3uli 


1893. 




(geicr bei 26. 


©ttftungdfeftefl.) 




25. 


• Singen«#o$entn>te( 


. . am 5. unb 6. Äuguft 


1894. 


26. 






1895. 


27. 


• ©regenj .... 


6. unb 7. September 


1896. 


28. 




. 18. • 19. 3uli 


1897. 


29. 


• 9laotn$burg 


. . • 31. 3uli unb 1. ttuguft 


1898. 


80. 


> Ueberlingen . . . 


... 6. unb 7. Huguft 


1899. 


81. 






1900. 


82. 






1901. 


83. 






1902. 


34. 


. Sriebridtfbafen . . 


. . . 80. unb 81. Sluguft 


1903. 


35. 






1904. 



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STANFORD UNIVERSITY LIB 
Stanford, (California